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GEEMANIA.
VIERTELJAHRSSCHMFT
fOb
DEUTSCHE ALTERTHUMSKUNDE.
BEGRÜNDET VON FRANZ PFEIFFER.
HERAUSGEGEBEN
VOM
KARL BARTSCH.
SIEBENUNDZWAMZIGSTER JÄHROANQ.
NEUE REIHE FÜNFZEHNTER JAHRaANQ.
WIEN.
VERLAG VON CARL GEROLDS SOHN.
1882.
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INHALT.
Seite
Iron und ApoUonius. (Thidrekssaga Cap. 246 — 275.) Von Friedrich Neu mann 1
Kritische Untersuchungen über den Einfluß des Lateinischen auf die gotische
Bibelübersetzung. Von Carl Marold. (Fortsetzung.) 23
Kopenhagener Bruchstücke von Rudolfs Weltchronik. Von A. Edzardi und
E. Mogk 60
Dongen. Von Fedor Bech 101
Du Waßer des Lebens. Von Th. Vernaleken 108
Die Legende vom Judenknaben. Von B. Sprenger 129
1. Airer und Verfaßer des JUdel 136
2. Quelle der Erzählung im Passional 139
Bnichstöck einer Handschrift von Reiiibots Georg. Von F. Pf äff 144
Heutige Oeschlechtsnamen aus Thiitda, Diet. Von K. 6. Andresen 149
Zum Wortschätze des Chemnitzer Urkundenbuches. Von F. Bech 159
Vom Eichhorn als Wildpret. Von Demselben 189
Tinne. Von Demselben 190
Die Entwickelung der Ortnitdichtung und der Ortuitsage. Von Friedrich Neu-
mann 191
RUine Mittheilungen Von Ferdinand Vetter 219
I. Eine neue Handschrift von Boner*s Edelstein 219
II Konrad von Ammenhausen 220
Hl. Zur Schachspiel-Litteratur und zu Schillers „Bürgschaft** 221
IV. Kothwelsch 223
V. Johannes Pauli 224
Volkslieder des XV. Jahrhunderts. Von K. Bartsch 226
Zur neuisländischen Grammatik. Von Björn Magnussen Olsen 267
Alber von Kegenaburg und die Eneide. Von K. Sprenger 287
Wigamur. Münchener Bruchstücke. Von F. Kein z 289
Fensalir und Vegtamskvida 12, 5 flF. Von A. Edzardi 330
Psalterien mit deutschen Randbemerkungen. Von C. M. Blaas, K. Bartsch und
F. Keinz 339
7.n Hartmanns Iwein V. 3473. 74. Von K. N erger 350
Bruchstücke von Konrads Trojanerkriege. Von K. Bartsch 366
Kritische Glossen zu einem unkritischen Texte. Von Demselben 369
Volkssagen. Von Th. Vernaleken 367
Za Konrads von Fußesbruimen Kindheit Jesu. Von B. Sprenger 370
Za Hartmanns Erec. Von Demselben 374
Zn Hartmaims 2. Büchlein. Von Demselben. 376
Za den Pariser Tagezeiten. Von Fedor Bech 386
JCimiM Bmoril^A nur finadsiehte rmd Erkiärtmif i*^ E^iiatiwffnr. ITm A. Eixari: 3f9
I.S. 5aefatrifüeiMS nxr Gnoünpö. .... . :SS9
Jti«Usr BmAfaflCSek jnt B«rdioUia T.m Holle EkmanTin V.ia E. ^tstf-saii«;-»^ li>S
Klmn^ Mittheiinn^fm. Van FeHinjiid Tsctcr. 414
Die Tier Teatp^ramenre. Voa C. 7. Hsrienber;. .... . 413
Znm Heluuul. 7oa O. Beiiaj^ael 412
ICIeiii« B«itri^. Von R. 3p realer . . 4:^1
LITTERATUK.
Alwin äehnlts. Das k4ibeke Leben mr Zeh der iiwwi*«'iig»i Ton BeiBÄoi.d
Beehftein l*>ä
Am^lie 3«>hr. Hemrieii Rftekert in leiaeai Leben oad Wifkitn. Von K. ^ekrOer 112
Eva Wifpitrfim^ FoLkdigtain^. Von Feliz Lieb recke 113
PanI ftebillot. Lee Lttteratorca popalairca de toates lei aatione. Von Felix Lieb-
r^^.ht 2ld
Hermann Putii, Zar Nibelnn^enfrage. Von Hermann Fiieker S33
fiofbie Kolland, Fanne popnlaire de ia Franee. Von F. Lieb recke ST6
BIBUOGRAPUIE.
BiMk»t|prapbMche Cbenicht (i^.r Enekemnn^en anx' dem Gebiete der gennanijek«n
Pkil/Joipe in Jakre 1881. Von K. Bartsek 421
MISCELLEX.
£nt((egnnng. Von Dr. CHutay Milebtaek 12Z
Bmefaetliek von Konrads Trojanerkrie^. Von K. Bartsek. 121
Hmtihgüiek einer Haod«ebrift des Pasnonala. Von Demaelben 131
Pewmalnotixen 138. 356. S84
Beriebtifping 13fi
I>ie ßnui keyofUTu im Nibelungenliede. Von K. Bartsek 256
Volkulied anf OimUt Adolft Tod. Von F. Pf äff 255
7jnm Haebsemipieffd. Von A. LAbbea 379
PreiMiaff^aben 384
Ae^ifiter %ntn fflnfnndswanaigtten bii fiebennndawansigaten Jabrgaag 505
IRON UND APOLLONIUS.
(Thidrekssaga Cap. 245—275.)
In der folgenden Untersuchung über die Capitel 245 — 275 der
Thidrekssaga soll versucht werden:
I. die durch willkürliche Contamination verbundenen Sagen von
Iron und Apollonius zu sondern und ihrem Inhalt nach in möglichst
reiner Gestalt wiederherzustellen;
IL die Beziehungen der ApoUoniussage zur Kudrunsage zu ver-
folgen;
m. die Entstehung des jetzigen Textes zu erklären.
L
Daß Iron und Apollonius nicht von jeher in ein und demselben
Texte brüderlich vereint gewesen sind, kann man schon aus ihren
\ venchiedenen Neigungen vermuthen. Was hat die Wisentjagd Irons
mit der Liebe des Apollonius zur Herburg zu schaffen? Den bestimm-
teiten Beweis ftlr die Contamination liefert Cap. 256. Wenn Iron hier
leinen Gast fragt: Er Salumon konungr mikill hofdingi. huat hefir
kann optazt til skemtanar. eda huat er hans idn, so muß man an-
nehmen, daß er früher nie von Salomo gehört hat. Als Interpolation
sind diese Fragen nicht zu begreifen in einem Texte, wo Iron seinem
Bruder (Cap. 246) erklärt hatte, huersu rikr Salomon konungr er.
00 »cki fa ]>eir hans dottur med her. sua er hann rikr oc feolmennr,
wo Iron Apollonius in Salomos Land begleitet hatte (Cap. 247) , wo
Iron nur auf den Wink seines Bruders harrte, um mit ihm in Salomos
Land einzufallen (Cap. 249). Wohl aber ist es einem ungeschickten
Contaminator zuzutrauen, daß er das Zwiegespräch Irons mit dem
gardsvein beibehielt, obwohl er vorher Iron schon in Beziehung zu
Silomo gesetzt hatte.
Andrerseits, wenn es am Schluß von Cap. 256 heißt: ferr gard-
iveinnenn brot of morginenn. En jarl ihugar })etta meoc, so können
wir als Resultat seiner Überlegung nur erwarten, daß er in Salomos
OKRMASIA. HtM Seike. X?. (XXYII.) Jahrg. 1
2 FRIEDRICH NEUMANN
Walde den Wisent aufsuchen wird, von dem sein Gast ihm erzäl
hat. Das ganze Cap. 256 wird völlig bedeutungslos, wenn im Folge
den Salomo durch einen gänzlich unmotivirten Einfall in den plötzU
sehr unerwartet vor uns auftauchenden Wald des Apollonius dess
Bruder Iron Veranlassung gibt zu einem Gegenbesuche, wo Iron ni
nicht mehr muthwillig nach fremdem, seltenem Wilde jagt, sende
ganz zufiülig die Fährte des Wisent findet. Auf Cap. 256 folgte t
Bj^rünglich der Einfall Irons in den Valslangawald , wie ihn Cap. 2i
erzählt, und sehr bezeichnend ist es, wenn hier mitgetheilt wird, d;
Apollonius krank wurde und nicht mitreiten konnte.
Daß die seltsame Episode vom Ritter Wandilmar Cap. 263 d
ältesten Sage nicht angehört, ist selbstredend. Nachdem die übrig
Hunde im Kampf mit dem Wisent den Tod gefunden haben, werd<
Paron und Bonikt auf denselben gehetzt Paron und Bonikt bringen il
noch jetzt zum Stehen, nicht der wunderliche Reiter.
Wenn Irons Gemahlin Cap. 264 träumt, at mikit illt mun
standa ])ui mikla dyri er Iron hefir veitt, so sollte dieser Traum gew
nicht hindeuten auf eine Gefangennahme, Auslösung und Versöhnu]
Irons mit Salomo. Ebensowenig werden wir glauben, daß der d
Sage als Jäger bekannte Iron schließlich seinen Tod als Ehebrech
fand. Gefangen und ausgelöst wurde Iron, als er sein Abenteuer n
Bolfriana bestehen sollte; ursprünglich starb er als Jäger. Salomo fä
in seinen Wald ein, um Rache zu nehmen für den Tod des Wisei
da begegnet ihm Iron. En jarl er sua mikill reystimadr. at helldr v
hann fa bana en flyia (Cap. 265), und er findet den Tod. Wenn d
Dichter des Weinschwelg sagt:
der herzöge Iran
der was gar äne wisheit,
daz er einen wisent nächreit,
er unt sin jeger Nordiän.
si solden den win gejaget hän,
sd wsem si wise als ich bin;
mir ist vU samfter, denne in,
so weist er mit den letzten Worten zweifellos auf einen unsanften Tc
hin, der durch die unweise Wisentjagd veranlaßt war.
Cap. 274 findet Nordian das Grabmal seines Herrn, rida ])e
)>ar til. oc kenna )>ar sinn herra Iron jarll daudan med sin en sto]
aar. kenna? (A verbessert finna) med sin en storu sar? im Grabe
Es ist klar, daß erst der Interpolator, der Dietrich Cap. 273 einführt
IRON UND AP0LL0NIÜ8. 3
ihm die Bestattung Irons übertrug, daß in der Vorlage dieses Inter-
polators Nordian seinen Herrn unbeerdigt fand.
So wäre der Gang der alten Ironsage etwa folgender gewesen.
Iron der Jäger hört von dem fernen Valslangwald eines fremden
Eönigs und von einem seltenen Wisent , der in diesem Walde haust
(256). Er beschließt dorthin zu ziehen und verheißt nicht eher heim-
zukehreu; als bis er den Wisent erlegt habe. (s. 263 Schluß : ok hefir
na e&t sina heitstrenging vel ok prydiliga.) Mit seinem Jäger Nordian
UDd seinen Hunden zieht er aus. Er trifft den Wisent ^ der einen
schweren Kampf mit den Hunden zu bestehen hat, wie ihn Cap. 263
schildert. Der Wisent fällt, Iron kehrt heim. Als er einst wieder zur
Jagd reiten will; fleht ihn seine Gemahlin an, daheim zu bleiben; ein
Traum habe ihr Unheil verkündet, das von dem Wisent kommen solle.
Iron gelobt, nur in seinem eigenen Walde zu jagen und reitet fort.
Inzwischen hat der Herr des VaMangwaldes vernommen, daß Iron
seinen Wisent getödtet hat; er bricht ein in Irons Wald (Cap. 265).
Eines Tages sieht er einen Mann auf sich zureiten, firir honum renna.
ii. hondar. a vinstri sinni hendi hevir hann haue, bann hsevir fagran
oc firidan skiolld oc markadr a haucr af gulli oc hundr. Daran er-
kannte er, daß es Iron war. Sie rannten zusammen; Iron wehrte sich
ritterlich, oc adr en letti. skilsk hann vid sinn best oc Isetr sigaz til
jardarennar med morgum storum sarum (Cap. 272). Da Iron nicht
Eorückkehrt, macht sich Nordian auf, ihn zu suchen. Das Heulen der
Hunde, wohl auch das ELrächzen der Habichte (Cap. 273) weist ihm
und seinen Begleitern die Spur, oc er ])eir koma at fram* sea ])eir
|>ar oc. i. best med riddara sodli. sea hestr bitr oc berr til ])eirra oc
vill «igi lata hoendla sie septir sinn herra. |)ar eru oc. ii. hundar. oc
noUra ])eir oc grenia. |)eir vilia oc »igi a lata takä sinum herra. ])ar
ero oc haucar. ii. i trenu uppi oc gialla hatt (273). oc kenna |)ar sinn
herra Iron jarll daudan med sin en storu sar (274). Ob nicht aus
dieser Inhaltsangabe der Traum der Isolt zu entfernen ist, ob die
älteste Sage überhaupt eine Gemahlin Irons kannte, muß zweifelhaft
bleiben. Wohl möglich ist es auch, daß ursprünglich Nordian mit Iron
M. Noch jetzt will er sich Cap. 265 nicht von ihm trennen, (bans
godi vinr Nordian vill eigi flyia fra honum.) Dann hätten die Thiere
die Leichen Beider gegen Fremde vertheidigt, wie jetzt gegen Dietrich.
(Vgl die Stelle des Weinschwelg.)
Wenn ApoUonius und Herburg bei ihrer Trennung die Stelle ver*
abredet haben, wo er sie, von ihr gerufen, erwarten soll (Cap. 260
Schluß), wenn er, von ihr gerufen, dort erschienen ist, so braucht er
4 FBIEDRICH NEUMANN
doch nur zu warten, bis sie sieh einfindet. Wozu also die Recognos-
cirung Cap. 251? Wenn er noch wenigstens die Jungfrau gleich mit
sich nähme; denn Widerstand ist nicht zu fürchten. Doch außer einem
großen Hemd und einem Kopftuch, mit denen er nachher die Dienerin
der Herburg ablohnt, bringt er nichts zurück als einen Brief, den er
gerade wie Cap. 249 in einem Apfel findet Dies Geschenk läßt ihn
schließen, daß Herburg ihn erkannt hat; aber wenn er Cap. 251 auf
die schlüpfrige Frage der Herburg seine zehn Finger emporgehalten
hat, so hat er doch hier schon vorausgesetzt, daß sie ihn kennt. Und
was steht in dem Brief? at fruan kemr til hans |)a nott i |)ann stad
sem msellt var millum |)eirra. So leitet der Interpolator wieder über
zu der Stelle, von der er ausgegangen war; Cap. 250: i ])eim stad
er fruan kuad a. at ))au skylldi hittaz. Hinaus mit dem Weibe ^ das
einzig zu dem Zwecke auftritt, ihre obscönen Zweideutigkeiten anzu-
bringen.
Daß der Zauberring der Isolt erst der Bekanntschaft mit der
Sage von Tristan und Isolde seine Existenz verdankt, ist eine nahe
liegende Vermuthung. Daß er unserer Sage ursprünglich fremd war,
beweist die Darstellung. Als ApoUonius der Geliebten den Ring an
den Finger gesteckt hat — wir dürfen erwarten, daß sie ihm um den
Hals fallen wird — ist die Wirkung, daß sie ihm glückliche Reise
wünscht, freilich nachdem er selbst, ohne die Wirkung des Zaubers
abzuwarten, ihr Lebewohl gesagt hat. Keine Liebeserklärung von Seiten
der Herburg! Kein Fluchtplan! bidr bann hana vera heila. Hon bidr
hann vel fara. In der That will der Jarl Cap. 249 davonreiten, ohne
die Geliebte noch einmal gesehen zu haben. Inzwischen hat bei dieser
der Ring gewirkt. Jedenfalls hat sie sich genau erkundigt, wann
ApolloniuB abzureisen gedenkt ; denn gerade da er von der Burg hin-
unterreitet, kommt sie ihm — merkwürdiger Weise in Begleitung ihrer
Mutter — entgegen, um nun nachzuholen, was sie bei der Unterredung
versäumt hat. Ihre Liebe gibt sie ihm zunächst zu erkennen, indem
sie ihn ungenirt auf offener Straße küßt. Um ihr das Küssen bequemer
zu machen, stieg der Ritter vermuthlich vom Pferde. Die Anwesenheit
der Mutter, die doch in das Geheimniss der Liebenden nicht einge-
weiht wird — auch sie erhält einen Kuß — stört sie im Küssen nicht;
aber dem Geliebten die wenigen Worte zuzuflüstern: sobald ich dir
schreibe, komm mit wenigen Begleitern und entfUhre mich, das wagt
sie nicht. So muß sie ihm schon ihren Willen schwarz auf weiß kund-
gaben. Aber wozu dann der Apfel? Ist es leichter, ihm einen Apfel
rautt sem blöd mikit oc fagrt heimlich zuzustecken, als ihm das Blatt*
IRON UND APOLLONTOS. 5
chen in die Hand zu drücken, das der Apfel birgt? oder reicht sie
ihm den Apfel offen? Was soll die Mutter davon denken, wenn das
Mftdchen dem abgewiesenen Freier beim Abschied einen Apfel tiber-
reicht? doch wohl dasselbe, wie wenn sie ihm den Brief offen gäbe.
So löst eine Ungereimtheit die andere ab. Der Apfel ist durch
den Ring verdrängt worden ; nur die Einmischung der Ringscene kann
die jetzige heillose VerwirruDg angerichtet haben. Der ursprtlngliche
Zusammenhang wird folgender gewesen sein.
Apollonius var allra manna fridastr. oc stercr madr at afli oc
enn baezti riddari oc manna raustastr til vigs (245). Er hört von der
Schönheit der Herburg, der Tochter Salomos. Salomo ist zu mächtig,
als daß er ihm die Tochter mit Gewalt abgewinnen könnte (246), aber
im Vertrauen auf seine persönlichen Vorzüge wagt er es, um ihre Hand
anzuhalten. Salomo weist ihn ab, weil er nur Jarl, und nicht König
ist (247). Aber Herburg hat den schönen Apollonius gesehen, und er
gefiel ihr forkunnar vel. Sie war darauf bedacht, wie sie ihn gewinnen
könnte (247). So stellt sie ihm den Apfel mit dem Briefe zu. Wenn
Cap. 252 Herburg allen Mädchen und zuletzt auch der Heppa einen
Apfel gibt, so gab sie vielleicht in dem alten Texte allen Rittern des
Apollonius Apfel und zuletzt ihm den für ihn bestimmten. In dem
Briefe stand: ef sua fser hann til hagat. at koma lodynilega |)a er hon
sendir honum ord. at hann vill koma a moti henni (daß er zu ihr
kommen möge) firir uttan uilia sins fodur* (Wenn die jüngeren Hand-
schriften statt des letzten hann und henni hon und honum lesen, das
Unger in den Text aufgenommen hat, so sehe ich darin nur eine ge-
schickte Verbesserung der echten Überlieferung.) So tritt er, von ihr
erwartet, in ihr Gemach. Er spricht: Sua ma vera at fadir ))inn vili
seigi gipta ))ic mer. en ))u ert vist kurteis meer oc mikit ann ec ])er.
Sie antwortet, at ef Apollonius ann henni. at hon mun unna honum
halfu meira. Zweifellos folgten Rede (247) und Gegenrede (249) ein-
mal so unmittelbar aufeinander. Darauf bat sie ihn, sie zu entfUhren,
wenn sie ihn rufen lasse. Auch die Stelle, wo sie sich treffen wollten,
wurde, wie das Folgende zeigt, vereinbart. Wenn Apollonius nach
dieser Unterredung auch wohl daran that, daß er leetr firir oUum
monnum. sem hann unni illa vid sinna ferd, so war er im Herzen doch
voll und ganz glücklich, und äußerst thöricht sind auch in dem jetzigen
Zusammenhang die Worte : Jarll |)ickir nu nockoru betr en adr (249).
Er kehrt heim. Bald schickt ihm Herburg . die Nachricht, daß ihr
Vater ül veizlu geritten sei. Er kommt mit wenigen Begleitern i hia
borg )>ar til er vorn nauckor hrisskiorr. i ])eim stad er fman knad a
6 FRIEDRICH NEUMANN
(250). Um Mittemacht hört er Herburgs Stimme: Ertu her firir mitt
id leofasta lif. — Oc |)a spratt jarll upp oc gec i moti henni. oc lagdi
hond sina yfir hals henni oc kysti hana. Dann schwang er sie zu sich
auf sein Ross und fort ging es durch die finstere Nacht Was wohl
die alte Mutter Herburg sagen wtlrde, wenn sie ihre Tochter vermißte,
daran dachten sie so wenig wie der älteste Dichten Erst ein geftlhl-
voller Interpolator ließ sie vor ihrem Aufbruch zur Beruhigung ftbr
die Mutter eine Verlobungsanzeige aufsetzen.
Sollte in diesen Text der Zauberring aufgenommen werden, so
ergab sich für den Bearbeiter von selbst, daß Herburg dem Jarl gleich-
gtütig gegentibertreten mußte, daß sie ihn also nicht durch den Apfel
heimlich zu sich bescheiden durfte. So findet denn Apollonius in seinem
Texte ohne alle Schwierigkeiten Einlaß bei Herburg, erklärt ihr seine
Liebe, erhält eine sehr kühle Antwort, steckt ihr den Ring an und —
wird freundlich entlassen. Freilich, das ergab sich wieder von selbst,
daß, wenn jetzt Herburg in Liebe entbrannte, der Apfel rettungslos
verloren war. So ergab sich dem Bearbeiter durch Aufnahme des
Ringes in den Text die jetzige Darstellung ganz von selbst.
H.
Apollonius wird von Salomo abgewiesen firir ])vi at hann er jarll
en «igi konungr. Auch in der Eudrun gönnt Hagen Str. 201 seine
Tochter keinem Freier, 'der swacher danne er w»re\ Kudron ver-
schmähte Herwig ursprünglich 'durch sin lihtez künne* (Str. 656)
s. Wilmanns Die Ent Wickelung der Kudrundichtung p. 221 ff. Hart-
muot endlich wird noch jetzt aus demselben Grunde abgewiesen.
Str. 610:
D6 sprach vrou Hilde 'wie Isege si ime bi?
ez ISch min vater Hagene hundert unde dri
sinem vater bürge da ze Garadine.
diu IShen nsemen übele von Ludewiges haut die m&ge min6^
Apollonius entführt Herburg, als ihr Vater zu einem Gastgebot
geritten ist, Hartmuot Eudrun, als Hetel auf einem Eriegszuge be-
griffen ist. In der Snorra Edda var Högni konungr farinn i konunga
stefhu.
Nach der Entführung sucht Herburg eine Aussöhnung mit ihrem
Vater, ehe sie sich mit Apollonius vermählt (Cap. 253). In der Snorra
Edda sucht Hilde ihren Vater auf und bietet ihm ein Halsband zum
Vergleich. In der Ballade von den Shetlandsinseln (Martin, Eudrun
p. XXXIX) überredet Hildina den Jarl, ihrem Vater entgegenzugehen
IRON UND APOLLONIUS. 7
und um Gnade zu bitten, Aach die Hilde der Kudrundichtung ver-
söhnte sich einmal mit ihrem Vater (Str. 534 ff.). Aber ihr Wmisch,
die Verzeihung Hetels zu erlangen^ tritt in dem jetzigen Texte gegen
den anderen zurtlck, die Wunden des Vaters zu heilen (s. Wilmanns
a. a. O. p. 85).
Schon diese wenigen übereinstimmenden Züge geben, wie mir
scheint, der Apolloniussage ein größeres Anrecht als verwandt neben
die Eudrun zu treten, als manchen anderen Sagen, die man zur Ver-
gleichung mit der Eudrun herangezogen hat, so der Sage von Walther
von Waskenland (Martin, Eudrun XXXIX). Erhöhte Bedeutung ge-
winnt die Apolloniussage, wenn wir den Theil der Eudrun genauer
prüfen, der die Entführung der Eudrun schildert.
Schon Str. 594 hat Hartmuot sehr energisch erklärt:
*ob ich ein michel her
nach ir vüeren solte erde unde mer,
daz tsete ich willicltche. ich bin in dem sinne:
ich erwinde nimmer, unz ich der schoenen Hilden tohter gwinne*.
Dem entsprechend rüstet er, als ihm seine Boten Hetels abschlägigen
Bescheid überbringen, 20.000 Mann zu einer Heerfahrt (Str. 739. 758).
JSr will Eudrun mit Gewalt rauben. Doch wozu dann die Späher?
^Str. 730 ff.)* Will er die Nachricht abwarten, daß Hetel mit seinen
Siannen seine Burg verlassen hat, um die Entführung zu wagen, wozu
dann die 20.000 Manh? Str. 748, 4 heißt es:
er begunde künic Hetelen mit urliuge groezliche l&gen.
.Aber wie vertragen sich mit dieser Behauptung die gleich (751, 2 — 4)
folgenden Worte:
d6 bat ers alle sant
daz si nider g&hten so si beldiste künden,
ez was dft b! sd nfthen: si vorhten, dazz die Hegelinge er-
vunden.
Str. 753 sendet Hartmuot Botschaft an Eudrun. Eben noch so klein-
müibig, läßt er Str. 757 sagen:
ich kume nimmer widere üf den breiten s§,
ich welle mich läzen & ze stücken houwen,
mir envolge hinnen von Hegelingelant diu juncvrouwe.
lind Str. 758, 3. 4 gar:
zweinzic tüsent beide wil ich beliben läzen
vor Hegelinge bürge veige beidenthalben der str&ze.
Wie sollen die 20.000 nur fallen? Hetel ist ja mit seinem Heere fort-
gezogen. Wie kann Hartmuot unter diesen Umständen überhaupt mit
g FRIEDRICH NEUMANN
einem Kampfe drohen? Und was erwidert Rudrun auf die Drohung?
'des erlachte diu vil wol getane' (771, 4). Dieses Lachen ist berechtigt,
wenn sie den starken Vater sich zur Seite weiß, auf dessen Macht sie
vertraut, sinnlos ist es, wenn sie wehrlos ist. Eudrun wehrlos? Sie
stampft namenlose Helden aus der Erde: woher sie kommen, wissen
wir nicht, genug, sie sind da und kämpfen mit bewunderungswürdigem
Muthe gegen Hartmuots 20.000 Mann.
Wilmanns hat bereits gesehen, daß Hartmuot und Ludwig erst
durch Contamination verschiedener Texte zu Vater und Sohn geworden
sind. So lange sie selbständig handelten, handelten sie consequent;
seitdem jeder von ihnen mitmachen muß, was früher der andere allein
that, macht die Dichtung die tollsten Sprünge. Der eine von ihnen
war ein mächtiger Fürst, der durch seine Gesandten um die Hand
einer Königstochter anhielt und ursprünglich wohl aus demselben
Grunde zurückgewiesen wurde, aus dem auch Salomo Cap. 245 alle
konunga synir eda hertuga abweist, weil er nämlich sua mikit ann henni.
at oengimi vill hann hana gipta. £r erschien mit starker Heeresmacht
und erzwang sich den Besitz der Königstochter, indem er den Vater
besiegte, sowie jetzt in der Kudrun Herwig Kudrun gewinnt Der
andere war zu offenem Kampfe zu schwach; darum sandte er seine
Späher, um die günstige Gelegenheit zu erkunden, wo er die Geliebte
entführen könne. Er kam heimlich, als der Vater auf einem Kriegszug
abwesend war; er hatte das größte Interesse (Str. 751), daß sein Er-
scheinen vor der Burg dem Könige nicht bekannt wurde. Dieser
schwache, wegen seiner geringen Abkunft verschmähte Freier hat es
nun gewiß nicht gewagt, gleich dem mächtigen Könige durch Gesandte
um die Hand der schönen Königstochter anzuhalten. * Wie Apollonius
muß er persönlich erschienen sein, wie ApoUonius muß er gehofft
haben, daß seine Schönheit und Ritterlichkeit alle Vorurtheile besiegen,
würden. Daß der eine der beiden Entßihrer der Kudrun nicht nur am
Hofe Hetels erschienen ist, sondern auch die Liebe der Kudrun er-
warb, beweist die elfte Aventiure, die man bisher einfach als Inter-
polation aus dem Text auszustoßen beliebte, ohne zu bedenken, daß
im Epos solche mit der Grundanschauung der ganzen Dichtung im
directesten Widerspruch stehende Partien als Literpolation nimmer-
mehr zu begreifen sind, sondern nur auf dem Wege mechanischer Con-
tamination in den Text gekommen sein können.
ApoUonius var allra manna iridastr, das ist das erste, was wir
von ihm hören. Wenn auch Kudrun jetzt inconsequent genug Str. 623
und 626, 4 den schönen Hartmuot von sich weist, während sie gleich-
IRON UND APOLLONIÜS. 9
zeitig durch die Augen ihre Liebe verräth (Str. 624, 2), so beweisen
doch diese 'ougen blicke' zur Genüge, daß der Held der 11. Aventiure
einmal die Liebe der Kudrun besessen hat, daß die 11. Aventiure,
als sie an ihrem Platze stand, demselben Zwecke diente, wie die Unter-
redung des ApoUonius und der Herburg.
Auf welche Weise der Entführer der 11. Aventiure in dem Texte,
dem die Aventiure entlehnt ist, bei der Geliebten Zutritt erhielt, dar-
über schweigt der Kudrun- Text. Eine Abweichung ist es jedenfalls,
wenn Hartmuot durch Späher Kunde erhält von Hetels Abzug, wäh-
rend Herburg dem Geliebten die Abreise des Vaters durch ihre Boten
mittheilt, Abweichungen würden sich vielleicht in Menge finden, wenn
der in der Kudrun benutzte Text uns vollständig vorläge. Als über-
einstimmende Züge bleiben, daß der vom Vater des Mädchens wegen
seiner geringen Abkunft abgewiesene Freier in einer heimlichen Zu-
sammenkunft mit der Geliebten, deren Herz er durch seine Schönheit
gewonnen hat, die Entführung verabredet, daß die Entftlhrung ins
Werk gesetzt wird, während der Vater abwesend ist. Diese Überein-
stimmung aber wird für den, der nicht auf den Müllcnhoffschen Kudrun-
Text schwört, genügen, um in der Apolloniussage ein wichtiges Zeugniss
f&r die Kudrun zu sehen.
Bei unserem Versuch, die Sage von ApoUonius in ihrer ältesten
Gestalt herzustellen, haben wir zwei Stellen stillschweigend übergangen,
die den Zusammenhang störend unterbrechen. Cap. 247 hat ApoUonius
seinen Ring der Herburg zugestellt, sie hat ihm darauf glückliche
Reise gewünscht. Damach ist es verständlich, wenn die Jarle sich
Cap. 248 wirklich zur Heimfahrt rüsten, verständlich auch, wenn es
heißt: una illa sinni ferd. ApoUonius glaubt eben nicht an den Zauber.
Aber nun hält ApoUonius eine gar seltsame Rede: Salomon konungr
hftvir gort vara ferd at oUu osoemilega oc helldr suivirdlega. er honum
)>ickir skom at gipta sina dottur oss. Oc nu msstti sua til bera. at ek
fenga hans dottur med suivirding. oc senn msetti sua vera. at hans
riki stceäi litla rid i fridi. So spricht der ohnmächtige Jarl dem starken
König gegenüber? Hat er denn ganz vergessen, was Iron ihm Cap. 246
f^esagt hat, daß er Herburg mit Gewalt nicht gewinnen könne ? Salomo
that recht, er hört gar nicht auf den Bramarbas, hirdir allitt um.
l>o at jarll hoeti honum soekum eda hemadi.
Skiliaz at sua bunu. fara iarllar heim. Was soll das wieder?
Erst im folgenden Capitel reitet ApoUonius von Salomos Burg hin-
unter, um mit Herburg zusammenzutreffen.
10 FRIEDBICH NEUMANN
Die zweite Stelle ist der Schluß von Cap. 249: Iren iarl er i sinni
borg. 00 uill buinn vera at heria. ef bans brodir uill ])at. Apollonius
iarl segir. at ])eir skulu bida seit misseri oc buaz vid. oo sua gerir
))eir. So soll es also doch Ernst werden mit der Heerfahrt? Selbst der
verständige Iren hat vergessen, was er Cap. 246 gesagt hat? Und
solche Pläne werden gefaßt , nachdem eben Herburg den Apollonius
gebeten hat, heimlich zu ihr zu kommen, wenn sie ihm Botschaft sende ,
nachdem sie ihn ausdrücklich gebeten hat, daß seigi skal bann gera
skada a riki Salomonis konungs?
Da haben wir denselben Widerspruch wie in der Kudrun. Der
Jarl, der auf den Zauberring vertraut und früher durch den Apfel
zum Ziele kam, steht dem, der mit Gewalt droht, so fremd gegenüber,
wie der Hartmuot, der die Späher aussendet, dem, der die 20.000 Mann
ins Feld führt. Der Bruder des Apollonius, der jetzt Iren heißt, muß
auf dieselbe Weise sein Bruder geworden sein, wie Hartmuot der Sohn
Ludwigs. Als freie Erfindung eines Interpolators sind die beiden an-
gefahrten Stellen der Apolloniussage so wenig zu begreifen, wie etwa
die elfte Aventiure der Kudrun.
Der Contaminator der Iren- und Apolloniussage fand die letztere
bereits in erweiterter Gestalt vor. Der Hartmuot, der persönlich an
Hetels Hof erscheint und wegen seiner geringen Abkunft weichen muß,
ist nicht derselbe, wie der stolze Hartmuot, der seine Abgesandten
schickt Der Apollonius, der Cap. 246 seine Boten schickt, ist nicht
derselbe, der nachher persönlich vor Salomo tritt. Apollonius Boten
werden seinlega empfangen; mehr erfahren wir nicht. Die Antwort,
die sie brachten, gibt der Schluß von Cap. 245: at oengum vil hann
hana gipta. Aber wie der mächtige Hartmuot Erde und Meer in Be-
wegung setzt, um Kudrun zu gewinnen, so erklärt auch der mächtige
Apollonius (Cap. 246) at a oengum lut er honum |)vilikr hugr sem at
fa ))essa mey. oc vill hellzt fa ser her oc fa sua konuna. Und er
rüstet ein Heer; nach einem halben Jahr liegt er vor Salomos Burg.
So haben wir in der erweiterten Apolloniussage ein interessantes
Gegenstück zur Kudrun. Während der Verfasser unseres Kudrun-Textes
den Entführer in den Vordergrund drängt, der Gewalt braucht, wäh-
rend er daher einen Kampf vor Hetels Bui^ stattfinden läßt, obwohl
Hetel abwesend ist, tritt umgekehrt in der erweiterten Apolloniussage
der Entführer in den Vordergrund, der die Geliebte heimlich entfilhrt
Hat der Contaminator die Kämpfe, die seine beiden Vorlagen boten,
sämmtlich benutzt, so haben sie sich an die Entftlhrung des Cap. 252
angeschlossen.
IKON UND APOLLONIUS. H
Daß in der Apolloniussage kein Name aus der Kudrun wieder-
kehrty kann gegen die Verwandtschaft der Sagen nicht geltend gemacht
werden. Denn Apollonius von Tyrus verräth sich schon durch seinen
Namen als späten Eindringling; Iren der Jäger wurde erst bei der
Contamination der Iron- und Apolloniussage zum Bruder des Apollonius;
der Name Salomo ist sonst der deutschen Heldensage völlig unbekannt.
Herburg hat wenigstens einen guten deutschen Klang. Über eine
hunnische Königin Herborg s. W. Grimm^ Deutsche Heldensage p. 351.
Ist der Name hier alt? Die Geliebte des Apollonius wird consequent
Herborg genannt. Einmal aber, in der einzigen Stelle des Cap. 251,
wo ihr Name erwähnt wird (zum letzten Male vorher wurde jungfru
Herborg im Anfang von Cap. 250 genannt) bietet die älteste Hand-
schrift statt Herburg hilldi. (Hinter feck til hennar ist das Subject
aasgefallen.) Wie kommt der Name Hilde hier hinein? Cap. 233 ff.
wird erzählt, wie Herburt am Hofe des König Artus erscheint und die
Liebe seiner Tochter Hilde gewinnt. In Erinnerung an diese HUde
könnte der Schreiber des Cap. 250 der Membran unwillktlrlich hier
den Namen Hilde fälschlich eingeführt haben. Andrerseits ist es wohl
möglich, daß derjenige, der die Apolloniussage an ihrer jetzigen Stelle
in die Thidrekssaga au&ahm, ftlr die Geliebte des Apollonius noch
den Namen EQlde vorfand, daß er um der Artustochter Hilde willen
an dem Namen Hilde hier Anstoß nahm und willkürlich Herburg ein-
führte. Während er den neuen Namen gewissenhaft durchführte, hätte
er an der einen Stelle Cap. 251 den Namen seiner Vorlage gedankenlos
beibehalten. Ob wir ihm die willkürliche Änderung zutrauen dürfen,
muß die weitere Untersuchung lehren.
m.
Auf Cap. 256, sahen wir, folgte ursprünglich Cap. 263. Wollte
ein Interpolator vor Cap. 263 noch einige Jagdzüge seiner eigenen
Erfindung zugeben, so konnte er auf den Schluß von Cap. 256 ver-
stilndiger Weise nur den Einfall Irons in den Valslangwald Cap. 258,
und zwar als muthwilligen Einfall folgen lassen. Fiel darauf Salomo
Cap. 260 f., um Rache zu nehmen, in Irons Wald ein, so war Iren
Anlaß gegeben zu seinem zweiten Zuge Cap. 263. Sollte auch Apol-
lonius noch eine Rolle spielen, so konnte ihn ja Iren zur Theiluahme
an seinen Unternehmungen einladen. Wenn statt dessen der Interpolator,
als wäre Cap. 256 gar nicht vorhanden, Salomo den Anfang machen
läßt mit den Feindseligkeiten, wenn er gar Salomo in einen uns unbe-
kannten Wald des Apollonius einfallen läßt, den wir als Jäger gar
12 FRIEDRICH NEÜMANN
nicht kenneD, und Iron aus seinem Walde in den des Apollonius eilen
läßt, so liegt die Vermuthang nahe, daß dem Interpolator zu einer
so wunderlichen Erfindung nicht die eigene Phantasie verholfen hat,
sondern daß die Wunderlichkeiten durch ganz bestimmte äußere Gründe
veranlaßt worden sind.
In dem Texte, in dem Apollonius sich zur Heerfahrt rüstet, folgte
nach Ablauf des halben Jahres in der That ein Eriegszug, der mit
der Besiegung des feindlichen Königs und der gewaltsamen Entführung
der Königstochter endete. Wie in der Kudrun wird sich in diesem
Texte an die Gefangennahme der Jungfrau ein Zug zu ihrer Befreiung
angeschlossen haben. Andrerseits folgte zweifellos in dem Texte, in dem
die Tochter in der Abwesenheit des Vaters entführt wurde, auf die
Entführung ein Rachezug des Vaters. Die Tochter suchte ihn zu ver-
söhnen, aber: likar honum storilla (253). Der Geliebte muß mit dem
Vater kämpfen. Zweifellos aber hat auch der Contaminator, der die
Rüstung des Apollonius Cap. 249 meldet, Apollonius in den Kampf
ziehen lassen, zweifellos sind die in unserer Apolloniussage verarbei-
teten Texte nur zu dem Zwecke verbunden worden, um die drei Heer-
fahrten, die sich auf diese beiden Texte vertheilten, in einem Texte
zu vereinen. Auf die Entführung der Herburg ließ der Contaminator,
derselben Vorlage folgend, den Rachezug des Vaters folgen. Dann
ging er zu dem zweiten Texte über; aus dem Raubzuge des Jarls
machte er einen Rachezug fdr den in seinem Lande angerichteten
Schaden (oder war dem Vater die Befreiung der Tochter gelungen?),
aus dem Befreiungszug machte er einen Rachezug gegen den Rachezug.
So var alla stund sidan illa a millum |)eirra.
Daß die Contamination in dieser Weise vollzogen wurde, be-
weisen die Cap. 257 — 262 unserer Saga ; denn die drei Jagdzüge dieser
Capitel decken sich mit den drei Heereszügen der erweiterten Apol-
loniussage. Salomo fällt jetzt Cap. 257 in den Wald des Apollonius
ein, weil er in der Vorlage des Contaminators der Iron- und Apollonius-
sage nach der Entführung der Herburg in dessen Land einfiel. Wollto
dieser Contaminator, nachdem die Entftlhrung der Herburg geglückt
war, zur Wisentjagd Irons übergehen, und doch die drei Züge ver-
werthen, so konnte er dies nur so bewerkstelligen, wie es in unserem
Texte geschehen ist Zunächst ließ er Herburg sterben, um den Be-
freiungszug Salomos gegenstandslos zu machen (Cap. 253), um aus
den Heereszügen Jagdzüge machen und statt der Menschen Hirsche
und Bären fallen lassen zu können. Wenn Apollonius, nachdem Salomo
fortgezogen ist, Iron zur Theilnahme an seinem Rachezuge auffordert.
IRON UND APOLLONIÜS. 13
80 folgt der Contaminator hier der Vorlage, in welcher Iron vil buinn
Vera at heria, ef hans brodir uill ])at. Wenn er darauf Nordian mit
den Hunden antreten läßt, deren Namen er aus Cap. 263 ausschreibt,
wenn er Isolde einen vergeblichen Versuch machen läßt Iron zurück-
zuhalten wie Cap. 264, wenn er Cap. 258 dem Wisent Junge gibt,
um eine Wisentjagd improvisiren zu können, so zeigt der Contaminator
durch diese elenden Entlehnungen, welche Mtihe es ihm macht, seine
Schablone auszuftülen.
Interessant ist Cap. 259 die Unterredung der beiden Brüder.
Einen Monat haben sie im Valslangwald gehaust; lange genug, um
großen Schaden anzurichten. Sie können getrost heimkehren und mit
ihrem Werke zufrieden sein. Da wird nun die Heimkehr besonders
motivirt und zwar mit den Worten : ver hofum secki liä vid Salomon
konongi. ef hann spyrr ferd vara. Aber auf eine Begegnung mit Salomo
hätten sie doch schon am ersten Tage gefaßt sein sollen, wo sie seinen
Wald betraten. Und sie waren darauf gefaßt. Denn Iron hat seine
Sitter sich gut rüsten lassen ; 60 Mann hat er mitgenommen. Wie stark
soU denn sein Gefolge bei dem nächsten Zuge sein? Will er sich rüsten
tudner Schlacht unter den Bäumen des Waldes? Besonders auffallend
sind die Worte: ver hofum her dualz lengi i riki Salomons konungs.
iriki? den Wald haben sie abgestreift.
Nach der Schlacht auf dem Wülpensand machen sich die Nor-
manDen heimlich davon ^ weil Hartmuot und Ludwig ihr Leben noch
brauchen fElr den letzten Kampf Str. 899 rücken die Hegelinge 'ze
rosse und euch ze vuoze' gogen die Entflohenen aus, 'mit den si weiten
trlten*, aber schon Str. 904 räth Fruote von einer Verfolgung ab:
Ouch mugen wir der liute die State niht gehän.
Nordisch: ver hofum secki lid vid Salomon konungi. Denselben
Vorwand wie die Kudrun brauchte die Vorlage unseres ContaminatorSi
^ dem Verlust kostbarer Menschenleben vorzubeugen. Wenn wir noch
jetzt an drei Stellen (s. u.) das Wort Viki' finden, wo einzig der Wald
^ Platze ist, so erhalten wir damit eine unzweideutige Bestätigung
f^ unsere Annahme, daß der Wald hier jungen Ursprungs ist, so er-
kennen wir die Ungeschicklichkeit des Contaminators , der nicht im
Stande ist^ an der von ihm geschaffenen Anschauung seiner Vorlage
gegenüber festzuhalten.
Ob auch der Unterredung Rolfs mit Salomo etwas älteres zu
(^nuide liegt, ist zweifelhaft. Indem der Contaminator Cap. 262 die
Tochter Irons ihre Bitten mit denen der Mutter vereinen läßt; über-
bietet er seine eigene Interpolation Cap. 257.
14 FRIEDBICH NEUMANN
Cap. 266 läßt Iron seiner Gemahlin entbieten, at hon skal koma
oc samna hinum mestum gersimum |)eiin er eru i hans landL ok bioda
til utlansnar iarli. Isolde verspricht, seine Auslösung unverzüglich ins
Werk setzen zu wollen; so sendet sie denn Boten in dem ganzen
Reich umher y legt Jedermann Schätzung auf, und bringt es so weit,
at hon hsuir ladit »inn uagn af gulli oc siliri oc godum gersimum.
Hon ferr nn — wohin soll sie mit ihrem Wagen anders fahren als zu
König Salomo? Hon ferr nu a fnnd Attila konungs, um dessen Bei-
stand zur Auslösung Irons in Anspruch zu nehmen. Attila gibt ihr
einen Brief an Salomo mit; sie gibt den Brief an Salomo ab. Doch
ohne seine Antwort abzuwarten, fällt sie ihm zu Füßen und fleht ihn
an, ftlr ihre reichen Schätze Iron freizugeben. Attilas erwähnt sie mit
keinem Worte. Doch ihre Bitten sind so wirkungslos wie Attilas Brief.
Erst als Salomos Gemahlin ihre Bitten mit denen der Isolde vereinigt,
läßt er sich erweichen. In dem ganzen Capitel 267 erinnern nur die
Worte: synir honum bref Attila konungs und die Schlußworte der
Gemahlin Salomos: med ordsending vars ens kersta vinar Attila konungs
an die Existenz dieses Retters in der Noth. Die Darstellung Cap. 266 f.
stellt es außer Zweifel, daß derjenige, der das Abenteuer mit Bolfriana
in die Ironsage au&ahm und in Folge dessen Iron in Gefangenschaft
gerathen ließ, von Attila noch nichts wußte, daß ihm noch die Schätze
der Isolde genügten, um Salomos Herz zu erweichen. Auch sonst ist
Attila völlig bedeutungslos; Iron wird in ein Abhängigkeitsverhältniss
zu ihm gesetzt, lediglich damit Attila genannt werden kann. Wenn
Cap. 268 Iron die Verzeihung Attilas nachsuchen muß, so vergißt der
Erfinder dieser Episode ganz, daß in unserem Texte Salomo den Streit
angefangen hat, daß Iron sich nur an den berechtigten Rachezügen
seines Bruders beiheiligt hat. Oder trat etwa Attila schon so zwecklos
in der Ironsage auf, ehe sie mit der Apolloniussage vereinigt wurde?
Man darf wohl als sicher ansehen, daß erst derjenige, der die con-
taminirte Iron- und Apolloniussage in die Thidrekssaga aufnahm,
da er das Bedtlrfniss fühlte, Iron und Apollonius zu den Helden der
Saga in Verbindung zu setzen, Attila und mit ihm zugleich Dietrich
von Bern und auch Ake hier einführte. Unter den Stellen, die diese
Verbindung herzustellen suchen, verdient der Anfang des Cap. 245
besondere Beachtung. Derjenige, der die Cap. 245—275 in die Thidreks-
saga einfügte, war mit der Saga sehr vertraut, wie gleich die Erwäh-
nung Isungs und unter anderem der Schluß von Cap. 269 beweist
So wußte er also auch, daß Artus dem Leser ein alter Bekannter war,
Und deshalb ist es ihm nicht zuzutrauen, daß er ihn hier neu einge-
mON UND APOLLONIÜS. 15
fährt hätte. Die Worte: I landi ))vi er heitir BertaDgaland var. i.
konangr er heitir Artus, hann er mikill madr firir ser geben gewiß
den Anfang der ApoUoniusdichtung; die ApoUonius zum Sohne des
Artus gemacht hatte. Wenn ein König gamaU wird, so ist das immer
das Zeichen, daß er zum Sterben kommt, en septir hans dauda kemr
til rikis — sein Sohn, der nun daran denken muß, sich zu vermählen.
Hier benutzte nun gleich unser Sagencompilator die Gelegenheit, die
ihm der Name Bertangaland, das Reich des Artus und Isung gab,
zu der Erfindung, nach Artus Tode habe Isung dessen Söhne ver-
trieben. So gewinnt er zugleich ein Mittel, Attila als Schutzherm des
Iron und ApoUonius einzuführen. Daß er sich dabei in einen Wider-
spruch verwickelt hat, sah W. Grinmi, Deutsche Heldensage p. 180.
^Sintram flieht zu dem Herzoge Iron von Brandenburg (Cap. 231).
Späterhin wird Herbort, Sintrams Bruder, an den Hof des Königs
Artus gesendet (Cap. 233) und gleichwohl bald darauf (Cap. 245) er-
liklt, daß Iron erst nach dem Tode des Artus, seines Vaters, von
liong aus seinem väterlichen Reiche vertrieben, durch Attilas Wohl-
w(dlen Brandenburg erhalten habe.^
Fand nun der Verfasser der Cap. 245 — 275 der Thidrekssaga
die Iron- und Apolloniussage bereits contaminirt vor, so kann er aus
seiner Vorlage — nach dem von ihm geschaffenen Texte zu schließen —
aar den Eindruck gewonnen haben, daß Salomo und ApoUonius sich
gegenseitig ihre Thiere getödtet haben, daß Salomo schließlich einen
Waldbrand angerichtet hat (Cap. 261). Dieser Eindruck konnte nicht
abgeschwächt werden, selbst wenn er schon die Worte vorfand (Cap. 259) :
ver hofimi her dualz lengi i riki Salomons konungs, selbst wenn in
Beiner Vorlage schon Salomo klagte (Cap. 267): Iron jarll hsevir sua
mart illt gort i minu riki; denn sonst ist eben immer nur von den
beiderseitigen Wäldern die Rede. Ist nun die Annahme richtig, daß
ent der Verfasser der Cap. 245 — 275 unserer Saga Attila in Bezie-
hung setzte zu Iron und ApoUonius, so rührt auch der Schluß des
Cap. 266 von ihm her. Hier aber finden wir nicht nur das Wort *riki'
wieder, nein, es heißt: heriadi Salomon konungr i riki Irons iarlls eda
ApoUonius hans brodur. In unserem Texte tödtete Salomo ApoUonius
Wild, und nimmermehr kann es dafUr heißen, er beerte in seinem
Eeiche; in der Apolloniussage, sahen wir^ heriadi Salomon konungr
i riki ApoUonius jarlls ; da paßt der Ausdruck vortrefflich. Wir werden
zu der Annahme gedrängt, daß der Contaminator der Iron- und Apol*
loniussage kein anderer ist als der Verfasser der Cap. 245 — 275 der
Thidrekssaga, daß eben dieser an den drei bezeichneten Stellen das
16 FRIEDRICH NEUMANN
Wort Viki' aus der ApoUoniussage gedankenlos beibehalten hat
In der That ist die Verbindung der ApoUoniussage mit der Ironsage
so wunderlich, fehlt es zwischen den beiden Sagen so ganz an jeder
Beziehung, daß man nicht begreift, wie der deutsche Volksgesang darauf
verfallen wäre, diese beiden Sagen zu verbinden. Dagegen ist es ver-
ständlich, daß Jemand, der die Sagen-Contamination im Großen betrieb,
der, was ihm nur an deutschen Liedern unter die Hände kam, zu
einem Texte zu vereinen suchte, aus irgend eibem äußerlichen Grunde
zu dieser seltsamen Contamination bewogen wurde.
Einen Beweis ftlr das willkürliche Verfahren des Verfassers unseres
Textes gibt Cap. 254. Daß Isolde ihren Gemahl von einem Zusammen-
treffen mit Salomo fernzuhalten sucht, obwohl Iren den Namen Salomo
im folgenden Capitel zum ersten Mal hört, wäre freilich noch kein
Beweis daflir, daß das ganze Cap. 254 interpolirt ist, da die Erwäh-
nung Salomos durch spätere Interpolation erklärt werden könnte.
Freilich wtlrde Isolde dann den Entschluß, sich der schwersten Erkäl-
tung auszusetzen, nicht mehr fassen, um den Gatten vor Lebensgefahr
zu schützen, sondern nur um ihn zu hindern seiner Lieblingsneigong
nachzugehen. Aber konnte sie diesen Zweck durch ihr Mittel überhaupt
erreichen? Hätte sie ihm nun klar gemacht, daß sie ein edleres Wild
sei als draußen die Hirsche und Bären — was weiter? er hätte das
edlere Wild gejagt und wäre spätestens am nächsten Morgen doch
auf 12 Tage fortgeritten. Und nun das Mittel selbst! Um ihren Mann
an sich zu fesseln, legt sich die Frau nackt in den Schnee, und zeigt
ihm nachher die Stelle, wo sie gelegen hat. Der Einfall ist zu toll!
Warum zeigt sie ihm nicht einfach im warmen Zimmer das liebe-
wunde Wild, so wie es Gott geschaffen hat? Der Einfall ist so toll,
daß man ihn weder dem ersten Dichter noch einem Interpolator zu-
trauen kann. Wo die Sage derartige unsinnige Erfindungen bietet,
da kann man stets sicher sein, daß nur der ursprüngliche Zusammen-
hang verdunkelt, daß die Scene aus dem natürlichen Zusammenhang
gerissen ist. Als Iron vor dem Bilde im Schnee steht, sagt Isolde:
villtu ffiigi veida ))at, \>sl veidir ])at annarr madr. Wie? Isolde, die
zärtliche Gattin, die einzig darauf bedacht ist, daß Iron keinen
Schaden nimmt, die ihm — jedesmal müssen wir es mit ansehen —
jedesmal um den Hals fällt, und ihn zurückzuhalten sucht, wenn er
fortreiten will, Isolde droht mit Ehebruch? Die Drohung kann Iron
nicht schrecken. Ja, wenn noch Bolfriana so redete!
IBON UND APOLLONIUS. 17
Cap. 273 erkl&rt Ake: bann (Iron) villdi veida i morkunni tvi-
htt ijTj deshalb hat er ihn getödtet. Ich denke , der ursprüngliche
Zusammenhang y in dem Cap. 254 stand , ist gefunden. Als Ake die
Untreue seiner Frau erkannt hatte , trieb er sie nackt hinaus in den
Schnee zu dem Jäger, der ihrer harrte. Die Bestätigung fdr unsere An*
nähme gibt Cap. 271. Wenn hier Ake sein Weib trunken macht, wenn
die sinnlos Betrunkene in ihr Bett getragen werden muß, um dort in
den Kleidern ihren Rausch auszuschlafen , so ist diese plumpe, rohe
Erfindung gewiß erst veranlaßt durch das Trinkgelage Cap. 269.
In der alten Sage hatte Iron ein anständigeres Mittel, um Bolfriana
zu überfilhren. Jetzt nimmt Ake den Brief aus der Tasche der Schla-
fenden, liest den verhängniß vollen Inhalt und — geht zu Bett und
sehläft den Schlaf der Gerechten. Aber nun am nächsten Morgen!
Da er ausgeschlafen hat, gengr |)angat sem Bolfriana sefr. vecr hana
upp — Wehe, arme Bolfriana! er enn katasti vid hana! Wenn
er weiter nichts will, warum läßt er sie nicht schlafen? Sie ist des
Schlafe so bedürftig. Sein freundlicher Morgengruß ist zu widersinnig,
alt daß er durch Interpolation hier hineingekommen sein könnte.
In der alten Dichtung war Ake besonders liebenswtlrdig gegen seine
Frau, als sie den Brief erhalten hatte, um ihr jeden Verdacht zu
nehmen, daß er Argwohn geschöpft habe. Durch seine harmlose Lie*
benawürdigkeit erreichte er seinen Zweck, daß sie Abends, als sie zur
Ruhe ging, keine Sorge trug, den Brief sicher zu verwahren; als er
aber den Brief gelesen hatte, da war es aus mit der Liebenswürdigkeit
da jagte er sie hinaus in die Nacht und in den Frost mit dem Be-
deuten, sie solle den nicht länger warten lassen, der draußen im Walde
ihrer harre. Den Jäger aber, der ausgegangen war, das zweifUßige
Wild zu jagen, tödtete er vielleicht an der Stelle, wo das Wild unter
dem Lindenbaum (Cap. 255) in den Schnee gesunken war.
Wenn nun die Rolle der Bolfriana mit den nöthigen Änderungen
auf Isolde übertragen wurde, so kann der Grund ftir diese Übertragung
nur der gewesen sein, daß Bolfriana zu einem bestimmten Zwecke am
Leben bleiben sollte. Dieser Zweck ist ihre Vermählung mit Witege.
Die Verbindung zwischen Bolfriana und Witege ist aber fUr das
Folgende ohne jede Bedeutung; nie wieder wird Bolfriana genannt«
Keinem Bearbeiter aber konnte es in den Sinn kommen, um solch
einer müßigen Erfindung willen eine tiefgreifende Änderung seiner
Vorlage vorzunehmen. Mit einer müßigen Erfindung können wir es hier
nicht zu thun haben; vielmehr hat der Bearbeiter eine Notiz anbringen
wollen, die nicht verloren gehen sollte. Daß er einer bestinmiten Quelle
OKBMABU. Nm« Beik« XY. (XXYU.) Jalug. 2
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IRON UND APOLLONIÜS. 19
Drekanfil hörte, daß der Contaminator der Drusian- und Ecken-Dich-
tung Witege dafür y daß er seine Bolle an Dietrich abtreten mußte^
dadurch zu entschädigen suchte, daß er ihn einzig in das Geheimniss
einweihte, wobei er sich denn in den groben Widerspruch verwickelte.
So wäre ursprtLnglich Witege vor der Burg der Herrin von Drekanfil
— Bolfiriana? — erschienen.
Ist uns der Schluß der erweiterten Ironsage unter der Bearbeitung
des letzten Contaminators verloren gegangen , so ist auch sonst der
Abschnitt, der von Bol£riana handelt, durch Zusätze stark verunstaltet
worden.
Wenn es Cap. 269 heißt, Attila sei mit Iron til veizlu til Boma-
borgar ge&hren til ^rminriks konungs, mit denselben Worten, mit
denen Cap. 250 Herburg dem ApoUonius den Aufbruch ihres Vaters
mittheilt, so zeigt sich hier wie dort deutlich die Thätigkeit unseres
letzten Bearbeiters. Ake, der Bruder Ermanrichs, ist ebenso verdächtig
wie Attila und Dietrich. In der Vorlage unseres Contaminators war
Iron mit anderen Edlen zu Gaste geladen bei einem Fürsten, der
eine bildschöne Frau hatte (allra kuenna fridaz), die den Gästen bei
fröhlichem Gelage den Wein schänkte. Da sah sie unter den Gästen
»inn mann mikinn. sa hsevir bar sua micit oc fagrt. sem barit gull.
bleict skegg oc biart andlit oc at ollu fagrt. faugr augu haefir bann
oc liyita hond. oc »igi er bans iafningi i ))essu samssdti at fsegrd.
Diese Beschreibung der Schönheit des Gastes ist echt sagenhaft. Von
dem Ehebrecher der in der Ironsage aufgenommenen Sage hatte schon
in der Vorlage unseres Contaminators Iron die Schönheit übernommen,
von der er als Wisentjäger keinen Gebrauch machen konnte; nament-
lich die weißen Hände stehen dem wilden Jäger nicht sonderlich an
Sagenhaft ist es, daß die schöne Frau dem schönen Gaste verstohlen
freundliche Blicke zuwirft, daß auch er ihre Schönheit bemerkt und
über ihrem Anblick das Trinken vergißt. Ob schon in der ältesten
Dichtung die Gäste schließlich mit dem Wirth trunken unter den Tisch
sanken, ist zweifelhaft; sicherlich gelang es den Liebenden schließlich
sich auszusprechen, ohne Verdacht zu erregen. })a talaz )>au vid sin
a milli huat huaru ))eirra byr i skapi vid annat. Jedenfalls ist es eine
müßige Erfindung unseres Contaminators, wenn er Iron der Bolfriana
den Zauberring der Isolde anstecken läßt, der bei Herburg so gute
Wirkung gethan hat; denn hier ist die Wirkung vor dem Zauber vor-
banden. Nachdem Iron sich mit der Geliebten verständigt hat, dürfen
wir erwarten I daß wenn Iron das nächste Mal erscheint, ins Werk
o*
20 FRIEDRICH NEÜMANN
gesetzt werden wird, was hier verabredet wurde. Sehr überflüssig ist
die Erfindung, daß Iren, aus Rom heimkehrend, noch einmal bei Ake
vorspricht, um sich noch einmal bewirthen zu lassen. Ganz seltsam
aber ist es, wenn Cap. 270 gesagt wird: En at })essi ueizlu gilldrar
til Iron jarll at tala vid Bolfriana. Das klingt doch so, als hätten sie
noch nicht mit einander geredet. Und was haben sie sich noch mitzu-
theilen, nachdem sie ihre Herzen das erste Mal schon so gründlich
ausgeschüttet hatten? at skilnadi ))eirra tals biuda ))an sin a milli
med iarteinum. Cap. 271 hat Ermanrich wieder einmal ein Gastgebot
ergehen lassen; diesmal aber sind nicht Attila und Iron die Geladenen,
sondern Dietrich und Ake, der das vorige Mal zu Hause bleiben mußte,
sind an der Reihe. Ist Ake fortgeritten, so steht einem ungestörten
Verkehr der Liebenden nichts mehr im Wege. Statt nun auf Akes
Abreise zu warten, schickt der waghalsige Iron der Bolfriana unbe-
greiflicher Weise noch während der Anwesenheit des Gemahls einen
Brief ins Haus. Ake hat gerade seine Freunde noch einmal vor dem
Abschied um sich versammelt, und so trifft Irons Bote Bolfriana bei
dem dryckia micil mit dem Einschänken beschäftigt, gerade wie wir
sie kennen lernten. Ursprünglich muß dieser Bote angewiesen gewesen
sein, seinen Brief heimlich abzugeben. Denn wenn Ake überhaupt Nei-
gung zur Eifersucht hat, so findet diese Nahrung, wenn seine Frau
einen Brief annimmt, und es ist dabei ganz gleichgültig, ob der Über-
bringer ein Ritter oder ein Spielmann ist. In unserem Texte erscheint
nicht nur Irons ritterlicher Bote als Spielmann an Akes Hofe, sondern
dieser Spielmann tritt sogar ganz offen vor Akes Augen vor Bolfriana
und verhandelt ganz offen mit ihr, obwohl er sich schließlich skyn-
dilega entfernt, wie einer, der nicht bemerkt werden will. Aber was
hat er überhaupt mit Bolfriana zu reden, wenn er einen Brief mit-
bringt, der alle Worte überflüssig macht? Soll er ihr die Cap. 270 ver-
abredeten iartegnir sagen, wozu dann noch der Brief? fser henni brefit
i hond oc ssegir henni iartegnir! Aber freilich, den Brief liest Bolfriana
gar nicht. Iron schreibt: Wenn Ake fortgeritten ist, so komm am Abend
zu mir hinaus in den Wald — ein unsinniges Ansinnen, da er doch
wahrlich bequemer zu der Verlassenen in die Burg kommen kann,
als daß sie ihn im Walde aufsucht — , sie steckt den Brief einfach
in die Tasche und sagt dem Boten, wenn Ake fortgeritten sei, so solle
Iron rida i sttegina, wie die älteste Handschrift bietet
In der Vorlage unseres Contaminators werden sich die Liebenden
geeinigt haben, wie jetzt Cap. 269. Dann hieß es weiter: Nookoru
sidarr er })at, da schickte Iron heimlich durch einen Ritter einen Brief
IKON UND APOLLONIÜS. 21
an die Geliebte, in dem er bat, sie möchte an einem in dem Briefe
näher bezeichneten Orte im Walde mit ihm zusammentreffen. Er wird
sie in dasselbe mysteriöse Haus geladen haben, wo jetzt Ake, nach-
dem er Iron getödtet hat, die Nachtruhe hält. Er schickte ihr den
Brief, er beschied sie zu sich in den Wald, weil Ake noch nicht Erman-
richs Bekanntschaft gemacht hatte, weil Ake noch nicht daran dachte,
seine Bnrg zu verlassen. Dies Abenteuer Irons nun wird unseren Con-
taminator an ein Spielmannslied erinnert haben, wo gleichfalls ein
Ritter die Liebe einer verheirateten Frau gewann. Hier verabredeten
die Liebenden iartegnir, an denen sie sich erkennen wollten; als Spiel-
mann fand der Ritter Einlaß in die Burg, durch die iartegnir gab er
sich der Geliebten zu erkennen. Schwerlich warteten sie ab, bis der
Gatte nach Rom reiste, um traulich beisammen zu sein.
Um dieses Lied zu verwerthen, ließ unser Contaminater, nach-
dem er Cap. 270 eingeschoben hatte, Ake den so beliebten Ritt nach
Rom unternehmen, ließ er den Ritter zum Spielmann werden und neben
dem Brief die iartegnir zu ihrem Rechte kommen, ließ er endlich Iron
Bolfriana in den Wald, Bolfriana Iron in die Burg einladen. Blieb die
Ehebrecherin des Spielmannsliedes ungestraft, so konnte der Con-
taminator um so eher auf den Einfall kommen, statt der Bolfiiana
holde in den Schnee hinauszuschicken.
Zu dem der Chronik von Ostreich entnommenen Zeugniss macht
W. Grimm (Deutsche Heldensage p. 160) die Bemerkung: 'Von dem
herzöge Iran, dessen Jäger Nordian hier nur fehlt, ein abermaliges
zeugni8\ Zunächst scheint es mir nicht über jeden Zweifel erhaben,
daß Enenkel an den beiden von Grimm angefahrten Stellen wirklich
Iran schrieb. Denn in der Chronik von Ostreich ist Van\ in der Welt-
chronik von einer Handschrift Iwan überliefert*). Ferner aber wäre der
Iran, der wegen der Tapferkeit, die er *üf dem velde* bewährt, eben-
bürtig neben Dietrich von Bern tritt, schwerlich mit Iron dem Jäger
za identificiren. Wer das Schwert so meisterlich ftlhrt, hat wichtigeres
zu thun als Thiere zu jagen, der gehört ein- fdr allemal auf das Schlacht-
feld, nicht in den Wald. Jedenfalls wäre es ein seiner durchaus unwür-
diges Ende, wenn er schließlich ohne langen Kampf von einem Könige
erschlagen würde, dessen Wisent er erlegt hat. Der Iran des Enenkel
*) Nach freundlicher Mittheilong von Dr. Strauch lesen in der Stelle der Welt-
chronik alle Hss. Iran (cgm. 250 teran); die Leipziger hat cyran. Im Fürstenbnche
babeo die besten Hss. ebenfalls iran, yrcm; die Wiener Hss. 2778. 2782 loan (nicht
itoon). K. B.
22 FRIEDRICH NEUMANN, IRON UND APOLLONIUS.
wird daher mit anserem Iron so wenig gemein gehabt haben, wie etwa
der Hagen der Eudrun mit dem Hagen der Nibelungen. Kannte aber
die Sage neben Iron dem Jäger einen kriegerischen Iron, so wäre es
möglich, daß dieser in der contaminirten Apollo niussage neben Apol-
lonius stand, wie in der Eudrun Hartmuot neben Ludwig. Dann wäre
die wundersame Contamination der Iron- und ApoUoniussage auf die-
selbe Weise zu Stande gekommen, wie die Verbindung der Bolfriana,
der Gemahlin Akes, mit der Bolfriana von Drekanfil: die zufällige
Übereinstimmung der Namen hätte den Anknüpfungspunkt gegeben.
Doch mit solchen unsicheren Vermuthungen ist uns nicht ge-
holfen. Beschränken wir uns darauf, die Resultate kurz zusammen-
zufassen, zu denen wir auf Grund der Ungereimtheiten und Wider-
sprüche unseres Textes gelangten.
Der Verfasser der Cap. 245 — 275 der Thidrekssaga fand die
Sage, deren Held jetzt Apollonius ist, ebenso wie die Ironsage noch
vollständig vor. Die ihm bekannte Apollonius-Dichtung war durch
Contamination zweier Texte entstanden ; in dem einen wurde die Königs-
tochter heimlich, in dem andern mit Gewalt entführt Der natürliche
Zusammenhang in der ersteren war dadurch gestört worden, daß der
Zauberring der Isolde den Apfel der Herburg seiner ursprünglichen
Bedeutung beraubt hatte. In der Ironsage fand unser Verfasser das
Abenteuer mit Bolfriana bereits als Interpolation vor. Er selbst vollzog
die Contamination der Iron- und ApoUoniussage in der Weise, daß
er Iron den Jäger zum Bruder des Apollonius machte, daß er die
Kriegszüge, die auf die Entfahrung der Herburg folgten, in Jagdzüge
verwandelte, an die er die sagenhafte Wisentjagd Irons anschloß.
Mit dem Abenteuer der Bolfriana verschmolz er ein Spielmannslied
ähnlichen Inhalts. Um Witoges Vermählung mit einer Bolfriana an-
bringen zu können, ließ er — vielleicht dem Spielmannsliede folgend —
Akes Gemahlin am Leben, die in seiner Vorlage noch von dem Gatten
in den Schnee hinausgejagt wurde. Ihre Rolle übertrug er mit den
nöthigen Änderungen auf die Gemahlin Irons, die er, wenn auch nicht
mit dem Namen Isolde, vorfand. Um schließlich Iron und Apollonius
in Verbindung zu setzen mit den Helden der Thidrekssaga, fUhrte
er Ermanrich, Attila, Dietrich u. s. w. willkürlich ein. Auch Ake
wird er als den Bruder Ermanrichs an die Stelle des früheren Ge-
mahls der Bolfriana gesetzt haben.
BERLIN. FRIEDRICH NEUMANN.
C. MAKOLD, LATEIN. EIMFIiUSS AUF DIE (iOT. BIBELÜBEBSETZUNO. 23
KRITISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN EIN-
FLÜSS DES LATEINISCHEN AUF DIE GOTISCHE
BIBELÜBERSETZUNG.
(Fortsetsimg.)
Mt. VI, 24 habe ich bereits in den wißenschaftlichen Monats-
blittem Vlly S. 91 zusammen mit den Parallelstellen behandelt, daher
icli nicht alles wiederholen will ; nur einige Zusätze mögen hier folgen.
Mt VI, 24 steht patietur auch in c, bei Aug., und hat auch Juyencus
vorgelegen; femer ist unter den dort aufgeftlhrten Texten g^ statt g*
zu setzen. Lc XVI, 13 steht in d noch adprehendit, bei Hieron.
aadiet, sonst aber in allen , außer in abg', adherebit Tit I, 9 wäre
noch Hil. und Hier, (nur an einigen Stellen) mit obtinentem zu
erwähnen. Außerdem über die letztere Stelle noch einige Worte.
Andanemeigs gehört zum Substantiv andanem (PhiL IV, 15 = Ai^^i^,
Annahme) und bezeichnet denmach die bleibende Eigenschaft des An-
nehmens. Das latein. tenax, das wir beim Ambrosiaster lesen, hat
ebenfallB die Bedeutung einer anhaftenden Neigung, etwas festzuhalten.
Es ist daher, besonders wegen der Wahl eines Adjectiviims, wahr-
scheinlich, daß Ulfilas in seinem latein. Texte tenax las, wozu noch
kommt, daß die Übereinstimmung mit dem Texte des Ambrst sich
bis auf die Construction mit dem Genetiv erstreckt Andererseits ist
freilich die Erscheinung, daß gotisches Adjectivum Air griechisches,
reip. lateinisches Participium steht, nicht vereinzelt, wie die Zusam-
menstellung bei GL. §. 190, 3 lehrt, wo allerdings eine ganze Anzahl
von Beispielen fortfällt, da schon lateinische Texte Adjectiva bieten
(imsere Stelle habe ich übrigens vermisst). Es käme also nur darauf an,
zu zeigen, daß die Bedeutung von andanemeigs zu der von amplectens
stimmt. Amplecti hat zunächst die sinnliche Bedeutung „umfassen^,
dann aber auch die tropische „schätzen^, „lieben^, „sich zu Herzen
nehmen*^; es könnte demnach sehr wohl als Vorbild für das gotische
andanemeigs an dieser Stelle gedient haben, imd es muß unentschieden
bleiben, welches lateinische Wort dem Übersetzer vorgelegen, zumal
im Allgemeinen in den Episteln zwar auffallende Übereinstimmungen
mit Ambrst., aber auch wieder evidente Angleichung an einen latei-
nischen Text, wie er in de vorliegt, sich zeigen. Daß aber das Latei-
nische an den hier in Frage kommenden Stellen überhaupt benutzt
24 C. liABOLD
iBt, zeigt die Ausführung in den wißenschaftlichen Monatsblättern wohl
deutlich genug.
In demselben Verse Mt. VI, 24 ist noch die Übereinstimmung
von mamntonin = fLUfAmva mit cfflPg^hqvg. mammonae (nicht nur f,
wie Bernhardt angibt) zu beachten. Die gotischen Fremdwörter er-
fordern aber eine eigene Behandlung, die hier nicht am Platze wäre.
Mt. VI^ 26 niu jus mais yul))rizans siju)> ))aim? = ovx viistq
(läXXov diafpdgsTS avrav; Für das griechische iiatpigBiv in der
übertragenen Bedeutung „einen Unterschied ausmachen^, ^ausgezeichnet
sein vor Jemand*^ hat der Gote verschiedene Ausdrücke. Gal. ü, 6
ist der griechische unpersönliche Ausdruck ovdiv iiol diatpigai dnrcb
ni vaiht mis yul))ris ist übersetzt (vgl. über das Wort Bernhardt
in Zachers Zeitschrift IE, S. 297 und Schade^ Altdeutsches Wörterbuch'
S. 1210). Alsdann ist unsere Stelle mit dem Comparativ vom Adjectiv
vul}>rs. Femer Mt. X, 31 nokkäv ötgov^iav diafpigsts v[iBli
= managaim sparvam batizans siju)) jus. Endlich Gal. IV, 1 ist
das griechische ovdiv diatpigBi dovkov xvgiog („so lange der £rbe
noch ein Knäblein ist, unterscheidet sich ein Herr über alles in nichts
von einem Sclaven*^) übersetzt durch ni und vaiht iusiza ist skalka
frauja. Wir finden also jedesmal ein anderes Wort und jedesmal eine
Umschreibung iFür diag)SQSiv. Wiederum ist es aber das Lateinischej
welches eine Parallele zu diesen Ausdrücken enthält und somit ftU
seine Berücksichtigung durch Ulfilas spricht. Gal. II, 6 steht in d e
rAmbrst. Aug. nihil mea interest, g nihil mea interest 1: difiert
Mt. Vly 26 haben aff^vg. nonne vos magis pluris estis Ulis, bfg^
aur. nur plures ftlr pluris, g^ nonne magis vos pluris estis illis, h wie
vorher, nur plus ftlr pluris, c nonne vos pluris estis illis. Mt. X, 31
it. vg. meliores estis, die Texte variiren nur in der Stellung und
bcg^h haben multo statt multis (auf passeribus bezogen). Gal. IV, 1
degAmbrst Victor, vg. nihil differt. Die Abhängigkeit des Gotischen
vom Lateinischen ist bei einer solchen Übereinstimmung wohl nicht
zu leugnen*) und für mais vul|)rizans haben wir somit das vollständig
zutreffende Vorbild in magis pluris; ein bloßer Pleonasmus „wie im
Griechischen und Lateinischen^ (so Bernhardt) ist es aber doch wohl
nicht, außerdem darf die Übereinstimmung des Comparativs im Goti-
schen und Lateinischen durchaus nicht unbeachtet bleiben. Bernhardt
*) Verglichen mit dem lat. differt scheint die Etymologie des got. insiza, wie
sie Grimm in der Vorrede zu Schulzens Glossar S. V, der es zur Präposition ns stellt,
angibt, mehr Berechtigung sn haben als die von L. Meyer, Gothische Spr. S. 176.
186. 364. 483 vermuthete, der das Wort mit griech. €v zusammenstellt.
DER EIKFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 25
ehirt ftlr den yermeintlichen Pleonasmus noch Mc. V, 26 nnd 2 Cor.
Vm. 22. Auch diese Stellen sind wichtig (br die Berücksichtigung
des Lateinischen. Mc. V, 26 heißt es von der Frau^ die den Blutfluß
hatte und noch durch nichts hatte geheilt werden können: [gfiilv
i^Blfi^stöa aXXä fiäXXov slg to xitgov iX^ovea^ wofür ülfilas
sagt jah ni vaihtai botida, ak mais vairs habaida (daß vairs ein
Comparativ ist, siehe Gr. Ghramm. HE, S. 589 f.). Die letzten Worte
sind in den lateinischen Handschriften aber folgendermaßen gegeben:
dfaur.yg. sed magis deterius habebat; asedplus deterius habebat,
bcff* sed peius habebat, i sed deterius habebat. Die ungewöhnliche
griechische Wendung gab Ulfilas also in dem Streben nach Klarheit
anf und übersetzte das Lateinische als das Verständlichere (vgl. ubil
haban und ubilaba haban). Daher stammt auch das Verbum finitum
botida und habaida, denn das vorhergehende dtpsXrif^Btea ist auch
durch profecerat (d proficiebat) wiedergegeben. Beide lateinischen
Verba schließen sich aber an ein vorangehendes Relativum an, welches
das danavi^öaöa auflöst, während Ulfilas sie als einen selbständigen
parenthetischen Hauptsatz fasste. 2 Cor. VIU, 22 gibt A a])])an nu
saifilu usdaudozan trauainai managai in izvis, B aber a})|)an nu
sai filaus mais usdaudozan u. s. w. für vwl dh JtoXv 6novdav-
ixBQOv xsnoi^ösi xoXX'g rg slg vfiäg. Von den lateinischen Hand-
schriften gewähren de diese Lesart: nunc vero multo sollicitiorem
confidentia multa in nobis, g nunc autem multo sollicitiorem confidentia,
quae in vobis (FG und g lassen noll'Q fort) und beim Ambrst. lesen
wir nunc vero multo sollicitiorem multa fiducia vestri. Es ftlllt diese
Stelle, wie auf den ersten Blick einleuchtet, nicht in die Kategorie
der beiden Stellen aus Mt. und Mc. (Bernhardt hätte der Vollständig-
keit halber eher Phil. I, 23 und filu mais batizo = xoXXp iiLaXXov
*QBt66ov citiren können). Bernhardt fügt nun in den kritischen Bemer-
kungen zu der Lesart von A (2 Cor. VHI, 22) hinzu: „eine nach-
trägliche Verbesserung^. Wenn wir zu dieser Bemerkung seinen kri-
tischen Grundsatz für die Behandlung des gotischen Textes der Episteln,
den er in der Einleitung S. LXITI ausgesprochen, halten, so muß es
UQ8 um so mehr wundem, als die lakonische Kürze jener Bemerkung
über die Grttnde im Dunkeln läßt, die ihn zu der Behauptung veran-
laßten. In der Einleitung heißt es an der citirten Stelle: ;, Somit glaube
ich nicht fehlgegangen zu sein, wenn ich A, als zuverläßigere Quelle
der Überlieferung, im Allgemeinen bevorzugt und da, wo der grie-
chische Text, die lateinische Version und der Sprachgebrauch nicht
entscheiden, die Lesart von A in den Text gesetzt habe.*^ Ich meiner-
26 C. MAROLD
seits glaube, daß der griechische Text, die lateinische Version und
der Sprachgebrauch hier durchaus zu Gunsten der Lesart von A
sprechen, und daß Bernhardt nicht nöthig gehabt hätte, von seinem
durchaus richtigen Princip abzugehen. Welchen Sinn hat nun ($äXJiü¥
^ magis = mais an den beiden Stellen Mt VI, 26 und Mo. V, 26?
Der Comparativbegriff liegt bereits in dLaq>iQSiv und slg to XBi^ov
iXd'ttv und (läXXov ist keineswegs pleonastisch , nur den Comparatiy
dieser Ausdrücke verstärkend, hinzugesetzt*), sondern es steht selb-
ständig in der Bedeutung von „vielmehr*'**), und die beiden Stellen
haben demnach folgenden Sinn : Mt VI, 26 „Seid ihr denn nicht viel-
mehr von höherem Werthe als sie^ und Mc. V, 26 „Sondern sie be-
fand sich vielmehr noch schlimmer daran^. Ebenso muß wohl der
Pleonasmus aus Phil. I. 23 (und filu mais batizo ist = xoXX^ (läXXov
xQBt06ov) erklärt werden: „und was diesem den Vorzug gibt, es ist
beßer^. Denn daß Ulfilas solch ein rein pleonastisch hinzugefitgtes
liäXXov zu übersetzen vermied, zeigt Mc. VII, 36 hvan filu is im ana-
bau)), mais ))amma eis meridedun = o6ov äi avtog avtotg '&£-
öziXXsroy avtol fiäXj^ov %bql666%bqov ixiJQv66ov und 2 Cor.
VII, 13 filaus mais faginodedum ana fahedai Teitaus = xegiö-
öotSQ&g fiäXXov ixdgrifisv inl ty xagj: Tirov***). Ftlr die Ände-
rung Mc. VII, 36 geben uns aber wieder die lateinischen Handschriften
einen Anhalt; f tanto magis illi plus praedicabant, a tanto magis
clamabant, cg'aur.vg. (illi) tanto magis plus praedicabant (c illi
vero etc.), bdfiF'ilq at (bdi ad) illi magis tantum praed. Der latei-
nische Text, der Ulfilas vorgelegen, muß also wohl eine Vermischung
der Lesart von a mit der von f enthalten haben (daß f erst im 6. Jahrb.
geschrieben zu sein scheint, darf man nicht als Hinderniss fdr diese
Vermuthung ansehen); vielleicht ist auch das plus in f erst durch
den Abschreiber hinzugekonmien, während seine Vorlage tanto magis
illi enthielt, ähnlich muß aber auch die Vorlage von a gelautet haben,
so daß wir auch hier wieder auf eine enge Zusammengehörigkeit von
a und f geführt werden. Weniger sicher, aber auch wahrscheinlich ist
der Einfluß des Lateinischen 2 Cor. VII, 13, wo deg vg. haben abun-
dantius magis gavisi sumus, r plus magis und Ambrst. magis magis-
que, so daß es scheint, als ob Ulfilas den verstärkten Begriff des
magis magisque (was ja eigentlich kein Pleonasmus mehr ist) durch
*) Vgl Winer, Orammatik^ 8. 286.
**) Olber diese Bedeutong tod pLakXov vgl. Krüger, Griech. Sprachlehre
8. 49, 7, ö. Mach dem Ohigen Ut auch zu herichtigen, waa OL. Gramm. 8. 178 über
daa verstärkende mais gesagt haben.
***) Häufiger scheint dieser Pleonasmus im n. Test, nicht Tonnkommen.
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 27
filaoB mais wiedergeben wollte*). Alles dieses nun wohlerwogen , ist
es doch unmöglich auch 2 Cor. Vlli, 22 filaus mais selbständig zu
abersetzen, es würde einfach den Begriff von usdaudozan in allge-
meinerer Form wiederholen, und diesen Pleonasmus vermeidet eben
Utfilas. Demnach ist auch hier die Lesart von A die ursprüngliche
und filaus mais mag in B in Folge einer Glosse der Vorlage aus
Reminiscenz an Vll, 13 hineingerathen sein.
Mt. Vll, 16 ibai lisanda af ))aumum veinabasja ai))))au af
vigadeinom smakkans? = iiijti övXXiyovöiv ax6 axavh-av (in
keiner Handschr. steht ttSv axav%äv^ wie Bernhardt in den Text
setzt) 6xa^vXi^ (so mit MBityg.; die übrigen Texte 6xafpvkr^^
C* 6xafpvkfiva^) iq ano tQißoXav övxa ; Es ist eine nicht eben selten
«oftretende Erscheinung, daß filr griechisches Activum gotisches Pas-
siYum und umgekehrt von Ulfilas gesetzt ist; bei GL in der Ghram-
matik §. 177 wird diese Thatsache auch ausführlich erwähnt und mit
Beispielen erhärtet. Auch diese Abweichung soll im Folgenden mit
Rücksicht auf das Lateinische ins Auge gefasst werden. Selbstver-
stlndlich wird^ falls Übereinstimmungen der Art sich finden sollten,
auch nach einem inneren Ghnnde gesucht werden müssen, der ülfilas
veranlassen konnte, dem Lateinischen den Vorzug zu geben. An der
obigen Stelle nun haben alle lateinischen Texte übereinstimmend mit
dem Ghriechischen num(quid) colligunt de spinis uvas etc.; der ftir
onsere Frage wichtige Codex e ist hier leider nicht vorhanden.
In der Parallelstelle Lc. VI, 44 heiUt es aber ni auk us ))aumum
lisanda smakkans, nih })an us aihvatundjai trudanda veinabasja
^ ov yag i^ a%av%mv övXXiyovöLV övxa oväh ix ßätov xqv-
yiöiv 0xag>vXijv (m dieser Stellung mit AERKIASUY FJAIIy
L, der andere Stellung hat, setzt zwar öxatpvXäg^ doch ist wohl als
sicher anzunehmen, daß ülfilas im Griechischen hier nicht den Pluralis
vor sich hatte). Hier lauten die Worte nun in e: de spinis enim ficus
non leguntur neque de rubo vendemiantur**) ubae, in den an-
*) Außerdem ist, mit AoBnabme Ton 2 Cor. VIII, 22 in B, dieses die einzige
Stelle in der gotischen Bibel, wo filans beim Comparativ steht, während es in der
Skehreins Smil vorkommt, lud, Vc, VIIo. Andererseits steht filn mais nur einmal in
der Skeireins, .VUd, aber 2mal in der Bibel, Mc. X, 48 und 1 Cor. Xu, 22 (wosn
dam f Cor. VIII, 22 die Lesart von A als Beispiel fOr filn mit Comparativ kftme). —
Über Mt Y, 20, wo nXiiov den Comparativbegriff von ntQiooevnv m verstärken
scheint, s. m Mt. X, 42.
**) Das gotische tradan weicht hier in der Bedentang vom griechischen nnd
lateiiiisehen Verbnm ab. £s fehlte dem Gk>ten ein terminns technicns für die Wein-
ernte ond so nahm Ulfilas ein Wort dafür, das, weil es dem griechischen natiiv
28 C. MAROLD
deren Texten: legunt (cf colligunt) de spinis (fg^'*vg. in anderer
Stellung de spinis legunt oder colligunt) ficus (b uvas), neque de rubo
vindemiant uvam (c mit Cop. Syr. auch uvas). Es ist demnach höchst
wahrscheinlich, daß in e auch die Matthäusstelle passivisch übersetzt
war und daß Ulfilas diese Übersetzung vor sich hatte; dadurch wurde
er auf die Stelle aufmerksam und gab dem Passivum ans dem Ghrunde
(der sich an den übrigen Stellen auch bestätigt) den Vorzug, um ein
bestimmtes Subject im Satze zu haben, denn die unbestimmte dritte
Person im Pluralis schien ihm nicht verständlich genug, wenn sie als
die unbestimmte Person = man gelten sollte. Das Lateinische werden
wir, wenigstens in den bekannten Texten, nicht durchweg so con-
sequent finden, Ulfilas jedoch führt das einmal Begonnene durch und
nimmt keinen Anstoß, nachdem ihm das Lateinische einmal den Weg
gezeigt, die Umänderung auch einmal abweichend von beiden Texten
vorzunehmen. Auch Mt. XI, 8 ist hieherzüziehen, obwohl das gotische
im Passivum stehende Verbum nur ein Syuonymum des griechischen ist;
es heißt daselbst: sai ])aiei hnasqjaim vasidai sind, in gardim
))iudane sind =? iSov ol za {lakaxa (poQOvvxsg iv rotg otxois xmv
ßaöiXioiv sleCv. In den lateinischen Texten steht nur in d ecce qni
mollibus utuntur, sonst in allen ecce, qui mollibus vestiuntur,
in domibus regum sunt. Ulfilas fürchtete wohl, wenn er den Ausdruck
wörtlich und demnach q>OQBtv mit bairan übersetzte, nicht hinreichend
deutlich zu sein, zumal ihn die Rücksicht auf den vorangehenden
Fragesatz schon auf eine womöglich gleiche Wendung hinwies. Das
Lateinische gab ihm den deutlicheren Ausdruck an die Hand und
ging ihm auch in der Wahl der Relativconstruction voran; nur ver-
änderte er das lateinische Praesens Passivi (in medialem Sinne) in das
Perfectum, um das dauernde Bekleidetsein auszudrücken. Das grie-
chische q>OQBtv steht noch dreimal, wo wir auch zur Vergleichung den
gotischen Text besitzen, Jh. XIX, 5. Rom. XIII, 4. 1 Cor. XV, 49.
An der ersten Stelle ist es von Jesus gesagt, der die Dornenkrone
und deu Purpurmantel trägt (bairands), an der zweiten von Gott, der
(Lc. X| 19) und dem lateinischen calcare entspricht , bedeuten muß „koltera**. —
Den Pluralis veinabasja wird der Übersetzer wohl auch nach dem lateinischen uvae
gewählt haben, die Stellung aber behielt er nach dem Griechischen bei. — Übrigens
ist auffallend, daß D'' auch ov yoig i%Xiyovxcii hat, was also hier auf irgend einen
Zusammenbang mit e hindeutet; doch ist das für das Gotische von keinem Belang,
es gehört diese Lesart m den Angleichungen an lateinische Lesarten, deren sich
mehrere in D finden. Ulfilas kSnnte dieselbe unmöglich vorgelegen haben, da der
selbe inXiyia^ai mit gavaljaii flbersetst
DEB EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 29
du Schwert der Bache nicht umsonst trägt (bairi))), und an der dritten
Ton uns Menschen y die wir das Bild des himmlischen Menschen an
ans tragen (svasve herum •— bairaima). Die lateinischen Texte setzen
an der ersten Stelle habens, sonst portare. Der Vergleich mit diesen
Stellen zeigt besonders deutlich, daß Ulfilas an der Matthäusstelle das
Lateinische vor sich hatte. Wiederum allein mit e in Übereinstinmiung
steht Lc VT, 38 mitads goda jah ufarfulla jah gavigana jah ufargutana
gibada in barm izvarana = fbitgov xaXov xsxuöiiivov xal 066aXsv~
jjdvw xal vM€QSxxvv{v)6iL€vov 8m6ov6iv sig rot^ xoXxov VfLdvj
e mensura bona commota superfundens dabitur in sinos vestros
Jedoch ist nur das Passivum im Einklang mit dem Gotischen ; zunächst
fehlt der dem griechischen xsaiBöiLivov entsprechende Ausdruck in e
ganz, der in d lautet impletam, acfg' cumulatam (a in anderer Stellung),
die abrigen confersam, confertam, confestam; alsdann fehlt die Ver-
bindoBg der attributiven Participia durch et (zwischen den ersten
beiden Attributen steht es nur in Vvg."^* und in einigen Codices der-
selben und in Syr."^); schließlich ist der Pluralis in sinos vestros niu:
in e, wohl eine Änderung des klügelnden Abschreibers. Daß also
eine dem Codex e ganz nahestehende Handschrift Ulfilas vorgelegen,
ist schwerlich anzunehmen, aber immerhin sind sehr wichtige Lesarten,
wie sich wiederholt gezeigt hat und noch mehr zeigen wird, in e
vorhanden, die aus dem lateinischen Text des Ulfilas gefloßen sein
niüBsen. Alsdann ist hieher zu ziehen Jh. XV, 6 niba saei visi)> in
mis, usvairpada ut sve veinatains jah ga[>aur8ni[> jah galisada jah
in fon galagjand jah inbrannjada = iav fiij tig fieivg iv i^iolj ißXfj^
(OL ixßX^^) i^m dg to xA^/ia xal iii^gävdni xal övväyovöiv
«VTo (so in kDLXzüT; die tlbrigen avtä^ dieses stimmt nicht zum
Singolaris galisada) xal eig to xvq ßdXXovöiv xal xatnai. Hier
schließt sich nun e an das Crriechische mit coUigunt an, wie die an-
deren lateinischen Texte mit colligent (a congregabunt). Es ist aber
aaffallend, daß Ulfilas nur das eine activische Verbum ins Passivum
umgewandelt hat, nicht auch ßaXXovöiv^ zumal ihm hier das Latei-
nische nicht die Veranlassung gegeben zu haben scheint*). Der Grund
mag ein formaler gewesen sein, um die Eintönigkeit der gleichen
Ptssivendungen zu unterbrechen; die gotische Übersetzung des vor-
liegenden Verses ist auf diese Weise symmetrisch angeordnet, womit
die Interpunction des Cod. arg. übereinstimmt: von niba bis veinatains
*) Ober nilia saei = iav f&if xiq und die laieiiiisehen Texte ao dieser Stelle
1 Genn. XYI, 168.
30 C. MABOLD
erstes Glied, gewissermaßen das Thema des Gedankens , der durcb
zwei Doppelbegriffe amplificirt wird, die mit activischer und passi-
vischer Endung abwechseki. Es folgt sodann Jh. XVI, 21 qino }>aD
bairi)) saurga habaid, unte qam hveila izos; i)) bi))e gabauran ist
barn, ni })ana8ei[>s gaman ))izos aglons faura fahedai, unte gabaurans
var)) manna in fairhvau = ^ yvvtj otav tixtij Xvjci^v ixBi, on ijX^sv
fl äga avt^g' otav di ysvviiöji ro naidlov ov%ixi fLinniovsvei t^g
^kiil^img dia tijv %aQav^ ort iyevvij&fi av^QOXog slg Tot' xoöfkov.
Dazu ist aber zu vergleichen f : mulier cum parit tristitiam habet, quia
venit hora eins, cum autem natus fuerit infans, ultra non meminit
tribulationis prae gaudio, quia natus est homo in mundo; auch in e
lautet die Stelle ähnlich: cum autem natus fuerit infans; abweichend
ist jedoch dies (noch in aboff" Syr.*''^, und danach in D) fbr hora,
femer iam non habet in mentem praessuram propter gaudium, und
zum Schluß in saeculü (in Übereinstimmung mit dem Griechischen).
Die Umwandlung der activischen in die passivische Construction ist
ohne Frage aus dem Lateinischen entlehnt und zwar im Ganzen in
der Form, ¥rie sie in f vorliegt. Daftlr spricht außerdem nämlich auch
faura fahedai = dta ttjv %aQav = prae gaudio (prae hier nur in f,
sonst propter). Dieses faura in prohibitiver Bedeutung kommt ftlr iw
cum accus, noch an folgenden Stellen vor. Mc. 11, 4 jah ni magan-
dans nehva qiman imma faura manageim = xal {lt^ dwäiiavoi Mgog-
syyiöai. aitp dvic tov o%Xov, it.'^'^vg. prae turba (e -bam), b prae
multitudine, a propter turbam. Auch hier ist faura nach dem latei-
nischen prae gewählt, denn dem griechischen dia cum accus., lat.
propter, entspricht sonst got. in cum genetivo. Freilich bleibt noch
der Pluralis manageim unerklärt, den jedoch Ulfilas immerhin auch
aus dem Lateinischen haben kann, wenn er auch an dieser Stelle in
keinem bekannten Texte steht; so steht aber z. B. Lc. VIII, 19 und
XIX, 3 in e per turbas, während alle übrigen Texte den Singularis
aufweisen. Auch Lc. VIII, 19 ist faura managein = 8ia tov o%kov
nach bfvg. prae turba (a propter turbam, e per turbas). Dazu noch
Lc. XIX, 3, wo es von Zacchäus heißt jah ni mahta faura mana-
gein = Koi ovH ridvvttxo axo tov ojAoi;, was auch nach dem lateini-
schen prae turba gemacht ist (so in abfvg., e per turbas). Schließlich
bleibt dabei noch erwähnenswerth Jh. XII, 42 faura Fareisaium ni
andhaihaitun = 8i.d tovg OaQi6alovg ov% miioXoyovv. Hier nun
haben die bekannten lateinischen Texte zwar propter Pharisaeos non
confitebantur, womit also Ulfilas nicht flbereinstimmt. Wenn er jedoch
darauf aufmerksam gemacht war, wird er es auch hier nicht
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 31
verfehlt haben ; zumal e» wohl unzweifelhaft sicher ist, daß er das
Johannes-Evangelium nach den andern übersetzte, um nun den unter-
brochenen Faden wieder aufzunehmen, so ist ein weiteres Beispiel fbr
die Änderung im genus verbi Rom. IX, 19 qi))is mis nu: a})))an hva
nauh faianda? = igstg (loi ovv rC ovv In (liiifpstai; (so mit
BDEFG). Es ist an der Stelle von den Quadenwerken Gottes die
Rede, daß die Erwählung oder Nichterwählung nicht durch unser
Verdienst geschieht, sondern nach Gottes Willen, und so bedeuten die
citirten Worte im Gotischen: Warum werden wir also noch getadelt?
während das Griechische heißt: Warum tadelt er uns also noch?
Wenn wir nun in de Ambrst. lesen quid (igitur nur in d zugesetzt)
adhac quaeritur, so liegt die Vermuthung nahe, daß dieses auch
die lateinische Lesart des ülfilas gewesen (in den anderen Texten
steht qneritur). Die durch das Passivum quaeritur (denn als solches
hat er es alsdann angesehen, nicht als verschiedene Schreibung fUr
queritur) gegebene Anregung verwendete er freier und legte dadurch
den Satzton auf die Menschen (als Subject zu faianda), vielleicht um
dadurch den wenn auch nur scheinbaren Vorwurf gegen Gott zu
mildem. 1 Cor. XV, 64 })anuh })an ))ata divano gavasjada undivanein
=: Stav di to ^Vfizov todto iv8v6fixai a^ava0tav (so mit M*C*
IM). Es ist dieses eine von den Stellen, die man als Belege fär das
gotische Medium anfiihrte, man fragt sich aber vergebens, welchen
Zweck hier daa Medium haben sollte, da doch Ulfilas so oft das grie-
chische iv8vB6%ai zu übersetzen hatte und nirgends sonst daftlr
mediale Formen setzte; sondern er setzt dafür entweder activische
Formen von gahamon und auch von gavasjan (vasjan) oder passi-
vische Formen dieser Verba (Epb. VI, 14 noch gapaido})s ftU* iv-
ivöäiisvog), und zwar ist der Sinn an den Stellen, wo das Activum
steht, ein reflexiver, also das entsprechende Pronomen ausgelassen
(vgl. über die Auslassung des Reflexivpronomens auch bei anderen
Verben GL. Gr. §. 176 Anm. und §. 178 Anm. 3), an den andern
Stellen sind die Formen rein passivisch, d. h. der Übersetzer will aus-
drücken, daß die Bekleidung von einer andern Person bewirkt wird.
So konnte auch an der Corintherstelle nur das Passivum gesetzt wer-
den, denn Ulfilas ist in solchen scharfen Unterscheidungen ungemein
consequent Kurz vorher hat Paulus ausdrücklich gesagt (v. 50), daß
Fleisch und Blut nicht das Reich Gottes ererben können; daß femer
jede Erhöhung des Menschen von der Gnadenwahl Gottes abhängt,
ist ein häufig ausgesprochener Gedanke bei Paulus, wie sollte also
hier Ulfilas ivdvöaö^iu mit gavasjan (sik) oder gar mit einem Medium
32 C. MABOLD
übersetzen, selbst als sicher vorausgesetzt, daß ihm eines zu Gtebote
gestanden? Der in v. 53 stehende Infinitiv gahamon hat demnach eben-
falls passivischen Sinn, was wegen des regierenden skuld ist regel-
mäßig bleibt (vgl. GL. Gr. §. 177 Anm. 4). Undivanein ist in ▼• 54
natürlich Dativ. Die lateinischen Texte haben induerit; Ulfilas hat also
selbständig die Constraction geändert (f g lassen übrigens mit F G den
ganzen Passus fort, in Dd ist er noch von der ersten Hand nach-
getragen und der gotische Codex B läßt ihn ebenfalls fort; daß A das
Ursprüngliche enthält, zeigt wohl das Passivum gavasjada). Noch zwei
Stellen gehören hieher, die ebenfalls mit Unrecht als Belege für das
Medium angesehen wurden. Zunächst 2 Cor. IV, 17 unte }>ata and-
vair])o hveilahvairb jah leiht aglons unsaraizos bi ufarassau aiveinis
vul^aus kaurei vaurkjada unsis = to yäg nagavtlxa xqockcuqov
xal (diese beiden Worte nur in D^EFG) ikatpQov vijg ^Xiifsmg ^(läv
xad^ vnsQßokriv (dieses ohne Zusatz nur in H*Q*1^, die vorige Les-
art neben dieser auch in der Armeniaca vereint) aldviov ßdgog do^t^s
xarsQyä^srai fn/Ltv. Daß vaurkjada Passivum ist, zeigt der Nomi-
nativ kaurei, und so lange keine unbedingt zwingenden Gründe für
Annahme eines Schreibfehlers in B statt kaurein beigebracht werden,
darf daran nicht gerüttelt werden. Es würde aber, auch wenn wir die
Möglichkeit annähmen, die Schärfe der Übersetzung verloren gehen
bei der Annahme, daß vaurkjada eine Medialform sein könnte. Auch
hier liegt in den gotischen Worten das innige Abhängigkeitsgefühl von
Gott, wie wir es in der ulfilanischen Übersetzung überall antreffen.
Wenn die Vergänglichkeit und Leichtigkeit der irdischen Trübsal uns
zum Übermaß an ewigem Ruhme gedeiht, so ist nach Ulfilas' Auffas-
sung eben immer Gott der Geber; daß die Vergänglichkeit u. s. w.
selbst dieses bewirkt, daran sollen seine Goten auch nicht im entfern-
testen denken, darum nahm er die kleine Änderung vor und stellte
diesen Gedanken auch dadurch in einen genaueren Parallelismus zum
Gedanken von v. 16. Hiefür bot ihm nun die lateinische Übersetzung
nicht die Handhabe, daß er sie hier aber einsah, zeigt eine andere
minder wichtige Änderung, indem er das Adjectivum aiveins nach
vul])aus und nicht mit dem Griechischen nach kaurei construirte.
In d e lauten nämlich die Worte : nam quod in praesenti est momen-
taneum et leve tribulationis nostrae secundum excellentiam in sub-
limitate aeternae gloriae pondus operatur in nobis, in den übrigen
Texten nach dem Griechischen aetemum etc. (die andern Worte wei.
chen nur in unwesentlichen Punkten ab). Ähnlich steht es nun auch
mit der andern Stelle 2 Cor. VII, 10 unte so bi ga)> saurga idreiga
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBEBSETZUNG. 33
daganistai gatulgida (Cod. B gatulgidai) astiahada = 19 yuQ xuva
9tiv XvMf^ fkstavoiav slg ömtriglav ifistafisliitov naxBQya^axaL
go(K'FOKLy die übrigen Igya^Btai). Auch hier trägt das Passivum
zur Deutlichkeit wesentlich bei und zeugt von derselben Gesinnung
des Übersetzers. Die Traurigkeit im Hinblick auf Gott ist schon der
Än&Dg der Reue und erregt die Barmherzigkeit Gottes, der die Reue
zam bleibenden Segen gedeihen läßt, sie erreicht also ihre Voll-
endung in der bleibenden SinnesänderoDg. Auch hier weist ein
anderes Wort wieder auf die Benutzung des Lateinischen hin. Denn
da I&uten die Worte: nam secundum deum tristitia (Ambrst Aug. vg.
qnae enim secundum deum est tristitia, vg. tristitia est) paenitentiam
in (Ambrst. ad) salutem stabilem (Aug. inpaenitendam) operatur.
Das gotische gatulgida ftlr äfistafiiXtitov ist wohl unzweifelhaft nach
dem lateinischen stabilem gewählt. — In zweiter Linie gehören hieher
diejenigen Fälle, wo ein griechisches Intransitivum durch das Passi-
Tom eines transitiven Verbums im Gotischen wiedergegeben wird.
So Mc IV, 29 }>anuh bi]>e atgibada akran, suns insandei]> gil))a
= ovav dl xagad^ (so K^'ACLO^ilunc^.) 0 xagxog^ ev^iios i^o^
9xilX£i> To dgixuvov. Ulfilas nahm das griechische Activum (Ghimm,
Lezicon Ghraeco-Latinum in libros Ni. Ti. S. 334 b übersetzt es an
dieser Stelle: quando fructus permiserit, i. e. quando per fructus
mAtoritatem licuerit) als ein Intransitivum („wann die Frucht zu-
genommen hat^) und übersetzte es synonym mit dem Passivum von
atgiban*). Für diese Bedeutung hat ihm aber wiederum das Latei-
nische den Weg gewiesen; so lesen wir in ff^g^aur.vg. cum se pro-
dnxerit fructus, vg.""'* ohne se, dfgMl cum produxerit fructum, c cum
mntaverit fructum, a cum fructum fecerit, b cum fructum ediderit (ich
gebe die Varianten in dieser Ausführlichkeit, weil Bernhardts Angaben
ganz ungenau sind). Somit ist auch diese Stelle charakteristisch ftlr
die Methode des Ulfilas: er entnahm die Bedeutung aus dem Latei-
luschen, die Construction behandelt er selbständig. In demselben Verse
iat außerdem atist = nuQicx^xBv auch nach dem lateinischen adest
(nur g* adstat nach dem Griechischen) gewählt. Femer Mc. VII, 10
saei ubil qi))ai attin seinamma ai])]>au ai])ein seinai dau]>au afdau}>-
jaidau = 6 xanokoyäv natiga { fitirdga d'aväzp rslsvvära.
Ulfilas scheute sich hier etwa gadau]>nan zu setzen, um bestimmt das
gewaltsame Befördern vom Leben zum Tode auszudrücken ; im Latei-
*) Stephaans im Thesaonui erklXrt unter nttQudiiovai diese Stelle ebenfaUi
intransitiT = emeraerit
OIBIUNIA. Neve Beflie XY. (XXVn.) Jabrr. 3
34 C. MAROLD
nischen steht überall, in Übereinstimmung mit dem Griechischen, morte
moriatur (d morietur). Afdau))jan ist sonst = f^avatovvj während teXiv-
xuv Mc. IX; 48 von dem Warm des Gewissens, der nie stirbt, mit gadau])-
nan (lat. auch mori) übersetzt wird. Mc. IX, 42 go]) ist imma mais
ei galagjaidau asiluqaimos ana halsaggan is = %uX6v iötiv avrp
fkäXXoVj sl Ttsginaitai fivXog ovixog (kBCDLz/) Ttsgl (D iTvl) tov
XQaxfiXov avrov^ it. vg. bonum est illi (cdk lassen est fort, aar. vg.
ei) magis (fehlt in a), si* (fehlt in b) circumdaretar (k nt sns-
pensa esset) mola asinaria (1 mola asinaricia, d nur mola, q lapis mola-
ris) circa Collum (adfilvg. nur collo, g* in collo) eins. Schon die
Umänderung der ganzen Construction weist auf eine Abhängigkeit des
Gotischen vom Lateinischen hin; denn das Griechische fasst den Ge-
danken als bestimmte Thatsache: es ist ihm beßer, wenn ihm ein
Mühlstein um den Hals liegt u. s. w., während das Lateinische und
nach ihm das Gotische den Wunsch betont, das letztere noch genauer,
indem es ei fbr si setzt (oder sollte Ulfilas die Lesart von k vor-
gelegen haben?). Aus dem Lateinischen hat Ulfilas demnach auch die
Wahl des Passivum entnommen, was übrigens durch die erwähnte
Änderung des Sinnes bedingt war. Für die Übersetzung des griechi-
schen xBl6^ai und seiner Composita wendet außerdem Ulfilas noch
7mal Passiva an, ebenfalls an 8 Stellen aber das genau entsprechende
ligan. Vorzugsweise ist das Passivum von gaiagjan gesetzt, so noch
Lc. n, 12. Lc. XIX, 20. 2 Tim. IV, 8 (lat. repositum esse, Lc. 11, 12
positum esse); sodann von ufarlagjan für ininstö^ai Jh. XI, 38, wo
die Lesart von f maßgebend gewesen ist : superpositus erat supra (ähn-
lich noch vg., wo ei für supra steht); femer von satjan 1 Th. DI, 3
und 1 Tim. I, 9 und von gasatjan Phil. I, 16 (im Lateinischen nur
positum esse). Die Unterscheidung zwischen gaiagjan und gasatjan
liegt natürlich in dem synonymischen Unterschiede der beiden goti-
schen Verba begründet. Wo Ulfilas ligan setzt, steht im Lateinischen
allerdings 4mal auch positum esse : Lc. U, 16. 34. III, 9. 2 Cor. lU, 15,
4mal aber iacere: Mc. I, 30 (e adcumbere, aur. vg. discumbere). 11,4
(a decumbere). V, 40 (in cdfff'gaur. vg., in den übrigen fehlt es).
Lc. V, 25. Eine andere Stelle legt ebenfalls zwar nicht für die Be-
nutzung des Lateinischen Zeugniss ab, zeigt aber das eminente Ge-
schick des Übersetzers: Lc. VI, 21 audagai jus gretandans nu, nnte
ufhlohjanda = fiaxdgioi oC xXaiovtsg vvv^ ort yiXaösta^ it. vg.
quoniam (f quia) ridebitis. Es fragt sich, aus welchem Ghrunde Ulfilas
das Passivum eines transitiven Verbums wählte, das bedeuten muß
i^ium Lachen bringen^, während es doch v. 25 heißt: vai isvia jus
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 35
ilahjandans nu = oval vfitv ol yEkävxsg vvv. Hiebei kommt
). Ohrloffy Die Bruchstücke vom alten Testameot der gotischen Bibel-
ibersetzung (Halle 1876) S. 33 f. zu dem Resultat; ufhlohjan gehöre
dnem Abschreiber an. Wunderbar sind aber seine Schlußfolgerungen^
lie ihn dazu fuhren. Er nimmt Anstoß daran , daß hlahjan, das er,
trotz der von ihm citirten Stellen, an denen das Praeteritum bi-hlohun
iteht (Mt. IX, 24. Mc. V, 40. Lc. VIII, 53), fllr ein schwaches Verbum
,mit bewahrtem kurzen Stammes-a^ hält, neben dem vom Präterital-
stamme gebildeten Compositum uf-hlohjan erscheint, und zwar in dem
kurzen Zwischenräume von wenigen Versen. Darauf heißt es: „Nun
st es aber wenig wahrscheinlich, daß ein so genauer und consequenter
[Jbersetzer wie Vulfila flir ein und daselbe Verbum yeXav zuerst —
if-hloh-jan und vier Verse weiter in ganz demselben Sinne — hlahjan
>ebrauchte^ ; daraus schließt Ohrloff, daß das erstere wohl von einem
Abschreiber stamme. Schon daß ufhlohjan im Passivum steht, hlahjan
%ber im Activum, hätte ihn doch auf das Richtige hinführen müssen*).
Dnd nun, wenn wir die beiden Worte in ihrer richtigen Bedeutung
mit einander an ihren Stellen vergleichen, zeigt sich der „genaue und
consequente Übersetzer^ erst recht und in ganz anderem Lichte als
in dem mechanischen Sinne, wie Ohrloff nach den citirten Worten
meint. Den jetzt Weinenden sagt Jesus nach des Ulfilas Auffassung,
daß sie würden „zum Lachen gebracht werden^ und dann den jetzt
wirklich Lachenden, sie würden „zu klagen und weinen beginnen^,
wodurch auch die Umschreibung der Futura TtBv&ijastB und xkavasts
mit gaunon jah gretan duginnid geeignetes Licht erhält (vgl. übri-
gens Wißensch. Monatsblätter III, S. 171). Einige Schwierigkeiten
bieten die Übersetzungen des medialen anoQftö^at^ die ich hier an-
schließe. Ich gehe von 2 Cor. IV, 8 aus: in allamma }>raihanai akei
ni gaagvidai, andbitanai akei ni afslau])idai = iv navtl ^lißa-
(uvoi alX ov 6xBVO%(OQovfisvoi^ äxoQovfisvoi all* ovx i^anogov-
fkevoi. Die beiden letzten Ausdrücke sind im Lateinischen folgender-
maßen übersetzt: in devg. aporiamur sed non destituimur, von Tert.
indigeamus sed non perindigeamus, in r nur aporiamur sed non ex-
aporiamur, beim Ambrst. inopiam passi sed non destituti, endlich in g
aporiamur t contringimur sed non destituimur t destituti und
dazu noch am Rande aporia t angor constricti t ancti t destituti.
•) Hiermit fHUt zwar die Beweiakrafk der Analogie für die spätere Bildung
Ton ogjan (Neh. VI, 19) gegenüber in-a^-jan, us-ag-jan, af-ag-jan, welche BUdongen
die Übersetznng des n. Test aufweist, jedoch kann dabei diese Thatsache immer
bett^MO bleiben.
3*
36 C. ICABOLD
Das gotische andbitanai ist Particip von andbeitan, das sonst = i«i-
tifMv und htixXijttösiv ist, also „schelten'', ^tadeln^ bedeutet; af-
slaQ])jan heißt „gleiten machen^, „aus dem Geleise bringen^ (Schade,
Altd. Wörterbuch' S. 825). Demnach entspricht afslau^idai dem Sinne
nach dem lateinischen destituti, von destituere, dessen eigentliche Be-
deutung ist ,,wegstellen^ d. i. von der eigentlich zukommenden Stelle
entfernen, woraus dann die Bedeutungen „täuschen^, „verlassen^, „unter-
lassen^ u. s. w. sich entwickeln. Für andbitanai aber könnte nur con-
stricti (contringimur wohl nur verschrieben ftlr constr.) als Vorlage
gedient haben, wobei die BedeutuDg von constringere = „einschranken '^^
z. B. legibus, religione, necessitate, einen Anhalt gewähren dtlrfte ; oder*
sollte Ulfilas es in der Bedeutung von perstringere = „verletzen*'^
„tadeln '^ genommen haben? Wir sind also hier genöthigt uns an di^
Lesarten von g zu halten, wovon die betreffenden Worte aus der auf-
fallenden Fülle von Varianten des Ulfilas lateinischem Texte zuzu-
weisen sind. Noch GaL IV, 20 heißt es unte afslau])i^s im in iz^
= ort aTtoQov^ai iv Vfitv^ it. vg. quoniam (quia) confandor in vobis.
Das Lateinische scheint auch hier von Einfluß gewesen zu sein, jedo<
ist auf diese Stelle wenig Gewicht zu legen, zumal Ulfilas ja schoi
an der vorher besprochenen Stelle das Wort gebraucht Dazu komml
alsdann noch 2 Cor. I, 8, wo es in A heißt: kauridai vesum ufar mahl
svasve afsvaggvidai veseima jal liban, in B aber skamaidedeii
uns und diese Variante ist am Rande von A ebenfalls notirt (nur ohni
uns). Das Griechische lautet ißagijdTiiisv vxig dvvafgtv, Söts i^a-
xoQijd'ijvaL ^(läg ual tov tv^j degrvg. gravati sumus supra (d
super) virtutem (r vires), ita ut taederet nos et vivere, Hier. Ambrat.^—
ita ut desperaremus, Tert haesitaremus. Cod. A wird hier, wie mei-
stens, das Ursprüngliche enthalten; Ulfilas fand in seinem lateinisch«
Texte wahrscheinlich ita ut taederet nos, und da ihm beide Ausdrttcki
Schwierigkeiten verursachten, wählte er den ungewöhnlichen, nur ein^ —
mal hier vorkommenden Ausdruck (af-svaggvjan wird von G L« richtig'
übersetzt mit „abschwenken^, „ungewiß machen^, zweifelhaft machen''^-»
Was aber den Ausdruck aus B betrifft, so entspricht skainan sik sona^
aiöxvviö^cuj lat confundi, welches letztere im EÜrchenlatein sehr
gewöhnlich die Bedeutung „sich schämen*' hat, allerdings neben der
Bedeutung „in Verwirrung gerathen^, die es oben Gal. IV, 20 hatte.
Und so scheint dieses lateinische Wort die Variante in B veranlasst
zu haben; vieUeicht in der Weise, daß Ulfilas selbst, nachdem er
Gal. rV, 20 übersetzt hatte, in sein Exemplar an der Corintherstelle
die Variante beischrieb, so daß dann in eine Reihe der Abschriften
DEB EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBEBSETZUNG. 37
die eine^ in eine andere die zweite Lesart gelangte. Oder sollte es ein
Versuch gewesen sein, taedet zu übersetzen? Einen synonymen Aus-
drack gebraucht Ulfilas sodann 1 Tim. I, 6 afairzidai fUr a6to%ii-
6avx£g. Der Bedeutung nach entnahm er das Wort hier aus dem
Lateinischen, wo in vg. Ambrst. Ambr. aberrantes, in g errantes
1 declinantes steht, in den übrigen excidentes (1 Tim. VI, 10 ist af-
airzidai vaur])un = axsnXavtj^tiöav = erraverunt^ sonst überhaupt
ist airzjan und afairzjan = JcXavav oder anoxlavävy errare), die Con-
straction machte er aber selbständig. 'A6to%stv ist 2 Tim. II, 18 mit
usviss usmitan übersetzt, d. i. ,,ungebunden wandeln^, auch hier steht
beim Ambrst. deerraverunt, bei Aug. aberraverunt, sonst aber durch-
weg exciderunt, und dieses letztere scheint hier maßgebend für die
Wahl des gotischen Wortes gewesen zu sein. — Schließlich sei noch
eine Stelle erwähnt, wo Ulfilas ein mediales Verbum mit einem Pas-
siyum übersetzte. Eph. I, 11 in ^ammei (seil, in Xristau) hlauts ga-
satidai vesum = iv ^ ixkrigoi^riiiBv (mit mBKLP). Wenn es
nun Ambrst. '"^ Ambr. heißt: in quo (et) nos sorte constituti sumus,
80 ist ohne Zweifel diese Lesart das Vorbild fUr das Gotische ge-
wesen, nur daß Ulfilas den doppelten Nominativ setzte (vgl. oben zu
2 Cor. IV, 17 und VII, 10). Die übrigen lat. Texte haben folgende
Lesarten: fvg Hier« Or. sorte vocati sumus, Ambrst. ^*'' sortiti sumus,
Aag. Victorin. sortem consecuti sumus, deg vocati sumus nach inkr^"
^flfisv der andern Texte. Zu gasatidai vesum = constituti sumus
vgl. 20 gasatida = constituit. Daß Ulfilas statt des lateinischen sumus
das Praeteritum von visan setzte, liegt in der Eigenthümlichkeit des
Gotischen, das in Rücksicht auf Unvollendetheit oder Vollendung bei
der Umschreibung des passivischen Aorists genauer ist als die Itala
(vgl. GL. Gr. §. 181, 4). 2 Tim. II, 26 jah usskavjaindau us un-
hu]|>in8 vruggon = xal avav7f[il;a}6LV ix f^g tov diaßoXov xayidosj
it vg. et resipiscant (g respiciant) a diaboli laqueo (laqueis). Im Codex
Ambr. A ist hier die Variante usskarjaindau und im griech. Codex
Claromontanus (D) die Variante avaXi^fixpcjöLV. Die Stelle ist aus-
itlhrlich von Schade, Wörterbuch^ S. 1066 behandelt, doch scheint
mir fraglich, daß die Lesart von Ambr. A mit der Variante von D
in Zusammenhang gebracht werden könnte, da die sinnliche Bedeutung
von ivakayißavHv in medialem Sinne durch kein Beispiel belegt ist
(vgl. Stephanus, Thesaurus sub. v.), wohl aber kommt avaiafißdvHv
auch ohne iavrov^ besonders bei medicinischen Schriftstellern, in der
Bedeutung „sich erholen^ vor (Stephanus a. a. O. U, p. 432), so daß
auch zu avaliifiipfoöiv nur usskavjaindau paßen würde. Es mag us-
38 C. MAROLD
skarjaindau nur eine von einem Leser an den Rand der Vorlage von A
geschriebene Glosse gewesen sein. Um Gott als den Urheber der Be-
freiung aus dem Netze des Teufels zu bezeichnen, übersetzte Ulfilas
das neutrale Verbum passivisch; vielleicht hat ihm im Lateinischen
die Lesart von g vorgelegen ; wenigstens würde die Bedeutung der
wachsamen Vorsicht darauf fhhren, wie 1 Cor. XV^ 34 usskavji]) izvia
= ixvijifavs auf die Lesart der Vulgata hinzuweisen scheint: evigilate,
oder des Ambrst. : vigilate (die anderen: sobrii estote).
Für das gotische Activum ftlr griechisches Passivum sind nun
zunächst folgende Fälle in Erwägung zu ziehen. Mc. 11; 22 ak vein
juggata in balgins niujans giutand = diia olvov viov slg a(fxovg
xaivovg ßlfitiov (mit «•ACLF-.^iZ unc.9). In e flauten die Worte:
sed vinum novum in utres novos mittunt« Bernhardt bemerkt zu der
SteUe: y,Nur ef cop. aeth. mittunt; aber ef mit dem weiteren Zusatz
^et ambo conservantur'; demgemäß ist giutand fiir ßktftiov schwerlich
eine Änderung nach f, da sonst auch der weitere Zusatz eingedrungen
wäre, sondern eine Reminiscenz aus Mt. und Lc.^. Zunächst nun ist
es sehr fraglich , ob Ulfilas Lc. V, 38 in seinem griechischen Texte
ßaXlovöLVy was Bernhardt aufiummt^ vor sich gehabt habe und nicht
vielmehr auch ßktftiov (Mt. IX, 17 steht nur ßaXkovöiv). Jenes steht
nämlich in K^'^D, dieses aber in K'ABCRXF^^i7 unc.^ (außer in
kBL steht noch der Zusatz, den Ulfilas übersetzt, in allen übrigen
Texten). Die Itala hat hier in allen Texten mittunt (die Vulgata da-
gegen mittendum est) und auch den Zusatz. Fast dieselben Texte
haben nun aber auch an der Marcusstelle ßkr^xiov und ohne den
Zusatz. Wie hätte Ulfilas das Verbaladjectiv; dem im Lateinischen
die Gerundiveons truction entspricht, übersetzen sollen? mit skulan
oder skulds visan? Man sieht leicht ein, daß der Begriff dadurch schief
geworden wäre. Darum nahm Ulfilas wieder Zuflucht zum Lateinischen,
wie auch wohl Lc. V, 38 und sein lateinischer Codex enthielt wie e f
mittunt, das er wiedergab, ohne den Zusatz, den sein griechischer
Codex ja nicht hatte, mit zu übersetzen. Die Annahme einer Reminis-
cenz an die Parallelstellen im Mt. und Lc. erklärt die Änderung durch-
aus nicht leichter, denn auch dort folgte der Zusatz und wurde, weil
ihn das Griechische ebenfalls hätte, von Ulfilas übersetzt. Mc. V, 4
unte is — gabundans vas jah galausida af sis ])os naudibandjos
jah }>o ana fotum eisama gabrak = dia t6 avxov dediö^ai, %ul d&B-
öxdö^at vn avxov xaq akvöBig %al xäq nedjag 6vvxBXQtq>9ai.
Das Gotische ist augenscheinlich nach dem Lateinischen gemacht^
wie es in b vorliegt: quia — alligatus — disruperat a se catenas
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 39
et compedes confregit; ferner hat e eo quod — alligatus fuerat — -
et disaipasset catenas et compedes comminuerit, f quoniam — alligatus
dismpisset catenas et compedes comminuisset, die übrigen quoniam —
qoibus ligatus erat (q fuisset) disrupisset etc. (leider fehlt a fUr diesen
Passus). Ulfilas gab der lateinischen Wendung den Vorzugs weil sie
den Wechsel des Subjects vermied; daß die lateinische Lesart von b
mit dem Gotischen übereinstimmt, ist hinlänglich klar. Lc III; 21
var]> ])an bi}>e daupida alla managein == i^aVero dh iv tp ßuxxi,-
ö9'^vai axavxa xov kaov^ it. vg. factum est autem cum baptizatus
esset omnis populus. Hier lag die Nothwendigkeit der Änderung in
dem Mangel der gotischen Sprache, daß das Passivum kein Praeteri-
tum hatte. Die Umschreibung mit dem Participium Praet. und dem
Praeteritum von visan, die sonst angewebdet wird (GL. Gr. §. 181, 1 b),
würde hier nicht am Platze sein, weil dadurch das durch das grie-
chisclie iv ausgedrückte Verhältniss der Gleichzeitigkeit verwischt
würde. Das Lateinische konnte ihm hier keinen Anhalt geben ^ wäh-
rend es ihm in der Satzconstruction ein Vorbild war, was jedoch nicht
in dieses Capitel gehört. Lc. IV, 43 vailamerjan ik skal bi }>iudan-
gardja gu])8, unte du})e mik insandida = svayysXiöaö^ai fi6 ist
xij(p ßaciksCav xov d'sov^ oxi, slg avxo xovto dniöxakyia^ (das Perf.
in AQRF^^i7unc.9, sonst der Aor.), itvg. oportet me evangelizare
(e bene nuntiare) regnum dei, quia ob hoc (f ad hoc, bvg. ideo)
missus snm (e in hoc enim sum missus). Die bescheidene Fügung in
den Willen Gottes sucht Ulfilas in den Worten Jesu auch sonst noch
mehr als sie schon ursprünglich darin lag, in den Vordergrund zu
stellen. Aus diesem Grunde wählt er auch bi c. accus, statt des Objects-
accosativs (nicht das ganze Reich Gottes verkündigt er, sondern nur
,,über^ dasselbe), aus demselben Grunde aber ist auch die Umwandlung
in das Activum zu erklären, indem Gott als Subject des Sendens da-
durch schärfer betont wird. Wegen des Mangels eines Praet. Pass.
scheint auch Lc. IX, 7 geändert zu sein: unte qe]>un sumai = diu
x6 XiyBö^aL vno xivmv^ it* vg. eo quod diceretur a quibusdam.
Jh. X, 14 wird von GL. auch hieher gezogen, muß aber fortfallen,
denn schon kBDL haben das Activum yvyvdöxofiBv xa ifid. Rom.
X, 10 weicht Ulfilas wiederum von allen Texten ab: hairto auk ga-
1 anbei}) du garaihti])ai = xagdCa yag niöxsvBxaL eig dixaioövvtiv^
it. vg. corde enim creditur ad iustitiam. Galaubjan kommt 2mal im
Passivum vor, 2 Th. I, 10 und 1 Tim. III, 16 (Umschreibung mit
Partie. Praet.), jedoch mit dem wesentlichen Unterschiede, daß ein
bestimmtes Subject dabei steht (einmal veitvodei und dann saei mit
40 C. MAROLD
Bezug auf Jesus). Ulfilas wollte also an der Römerstelle nicht den
impersonellen Gebrauch im Passivum wagen , zumal hier durch eine
Zurückbeziehung auf Jesus und den Glauben an seine Auferstehung
(im vorangehenden Verse) Unklarheit entstanden wäre. Dieselbe Ab-
neigung gegen eine unpersönliche passivische Wendung erklärt uns
auch Mc. II, 1 jah gafrehun ]>atei in garda ist =: xal ^xovöd'ii
otv ilg olxov iöxiv^ it vg. (et) auditum est (a cognitum est) , quia in
domo (e dornig g* in domum) est. Die Rücksicht auf eine scharfe und
klare Ausdrucksweise*) zeigt sich hier im Verein mit treuem An-
schluß an das überlieferte Gotteswort, jedoch so, daß die Deutlichkeit
den Vorzug erhielt, selbst wenn kein Text dieselbe Umänderung bereits
hatte. Weit verbreiteter und in das Gebiet der speciell gotischen
Semasiologie weit hineinragend ist der Gebrauch synonymer Intran-
sitiva und Reflexiva von verwandter BedeutuDg. Er ist so häufig, daiS
eine eigene Untersuchung erforderlich wäre, die zu der von mir hier
gewählten Anordnung in ein Missverhältniß treten würde, wenn ich sie
hier gleich anfügte. Nur einige Einzelheiten hebe ich darum hervor.
Lc. XX, 6 triggvaba galaubjand auk allai = xsxsiöfidvo^
yaQ iöxLv (sciL nag 6 kaog aus den vorangehenden Worten desselben
Verses). Daß diese Änderung eine Berücksichtigung des Lateinischen
verräth, zeigt ein Blick auf die lateinischen Lesarten: cfilqaur. vg.
certi sunt enim, e persuasum est enim illis, a sciunt enim (fP certum
est enim, b fehlt). Welche dieser Lesarten Ulfilas vor sich gehabt,
wird sich allerdings nicht sicher bestimmen lassen, vielleicht die von e
oder auch von a, er entnahm aber die Anregung zur Änderung ans
einer derselben und übersetzte dann selbständig. Dadurch wird es
auch unnöthig, mit Bernhardt fUr den griechischen Text die entschieden
latinisirte Wendung aus D xsnsiöfiivoi yag elötv aufzunehmen. 1 Cor.
XI, 6 bricht die Handschrift mit gahuljai ab, im Griechischen steht uata
Tcalimtiö^m. Vielleicht folgte noch sik, vielleicht haubi^ sein, was GL
hinzuftlgen; aber der Punkt dahinter, den Uppström als in der Hand-
schrift stehend angibt, scheint anzudeuten, daß kein Object ursprünglich
dabei gestanden hat und also aus dem vorhergehenden huljai sik das
letztere zu ergänzen war. Nun steht it. vg. zuerst überall si enim
(Ambrst autem) non velatur, ftir Hataxakvxtiö^a aber velet caput suum
*) Zugleich ist bei allexi den obigen Vertauschiingeii von Activom und Pii-
siTiim in Anschlag za bringen, daß das Passivom eine schärfere Betonung der Au'
gemeinheit und Nothwendigkeit enthfilt, während im Activum nar eine bedingte All-
gemeinheit liegt. Es gilt dieses besonders von den Fällen, wo wir heutzutage das
Indefinitum »man** setsen wflrden.
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE QOT. BIBELOBERSETZUNG. 41
(Ambrst. g ohne suuniy g ftigt hinzu } velet se), so daß auch hier ein
Einfloß des Lateinischen wird angenommen werden müssen ^ zumal
auch das mediale xsigäö^m in demselben Verse nach lat. tondeatur mit
skabaidau übersetzt wird (auf das lateinische Lehnwort kapillon weise
ich hier nur vorübergehend hin). Hieher gehören nun auch Ausdrücke,
wie bota sis taujan und }>aurft gataujan sis = mtpBkstöd'av^ die zu-
sammen mit den übrigen Umschreibungen mit taujan und yaurkjan zu
behandeln sind (zu Mt. VIU, 32); oder ])arbos ])ulan =: vötsgetö^ai
und aglons oder agli))os vinnan = ^klßsö^ai^ vraka vinnan = dim-
%9tt^aiy das mit ähnlichen Umschreibungen im Zusammenhang vor-
geftlhrt werden muß.
Mt VIII, 6 ]>iumagus meins ligi}> in garda = 6 nat^ (lov
ßißXflta^ iv TQ oixiif^ it. vg- puer meus jacet in domo. Dieser Fall
gehört somit eigentlich noch zum Vorhergehenden, doch will ich hier
mehr die Wortbedeutung ins Auge fassen. Auch im 14. Verse des-
selben Capitels heißt es gasahv svaihron is ligandein = ddsv xiiv
jU¥^£Qav uvtov ßsßXfifidvriv^ it. vg. yidit socnim eins jacentem.
Mt IX, 2 atberun — usli))an ana ligra ligandan = Ttgoöifpsgov —
xagaXvtixov ixl xXivfig ßsßXtifiivov^ itvg. obtulerunt (ff^ offere-
bant) — paralyticum jacentem in lecto. Mc. VII, 30 bigat — ^o
daahtar ligandein ana ligra = bvqbv — xr^v ^vyatiga ßaßXri-
fiivtiv ixl x^g xXivrig^ die Handschriften der Itala und Vulgata
▼ariiren an dieser Stelle, stimmen aber überein in den Worten jacentem
snpra lectum (nur a recumbentem in lecto). Als Gegenprobe ftlr die
Übereinstimmung mit dem Lateinischen diene Lc. XVI, 20, wo es von
Lazarus heißt atvaurpans vas du daura = ißißXf^xo ngog xov
xvXmva^ e projectus erat ad januam, d missus erat, die übrigen
jacebat. Die Itala ist im Verhältniss zum Gotischen arm an Ausdrücken
ftUr ßaXXsiv und seine Composita, meistens steht ihr nur ein mittere
oder ein Compositum davon zu Gebote. So wird ixißäXXsiv in der
Parabel von dem neuen Lappen, der auf ein altes Kleid geheftet wird,
Mt IX, 16 und Lc V, 36 dort mit inmittere und committere, hier mit
inmittere (nur e hat addere, a assuere) übersetzt. Ulfilas nun ver-
wendet an allen Stellen, wo nicht ein gewaltsames Werfen im Sinne
liegt, lagjan und seine Composita, verfährt also selbständig, dem Geiste
seiner Sprache angemessen. Aber auch in der Wahl der Composita
geht er seinen eigenen Weg und benutzt nur dann das Lateinische,
wo es andere Worte als mittere wählt So hat Ulfilas an den letzt-
erwähnten beiden Stellen lagjan, das gewöhnlich dem Simplex ßdX-
kiiv in der eben erwähnten Bedeutung entspricht. Doch übersetzt er
42 C. HAROLD
auch wieder das Simplex ßäXXsiv mit ga-lagjan^ und zwar an solchen
StelleD, wo (entsprechend der Bedeutung des ga- in ga-driusan') der
Zweck des ga-lagjan eine Vernichtung ist. So steht es Mt Y, 25 und
Jh. m, 24 in Verbindung mit in karkara(i) ♦), Mt. VI, 30. Lc, UI, 9.
Jh. XV, 6 mit in fon. In letzterem Falle wählt Ulfilas wiederum Mt
Vn, 19 atlagjan für ßdXXeiVj d. i. „heranlegen^, weil ein ganzer Baum
nur an das Feuer herangelegt werden kann. Galagjan übersetzt aber
auch das griechische in^ßäklHv Mc. XI, 7, allerdings mit hinzu-
gefdgtem ana, wo von dem Bedecken des EselfUllens mit EJeidern
(die es völlig einhfülen) die Rede ist; von den lateinischen Texten
haben bff^(g^)ilvg. imponunt (aur. imponentes), af straverunt, cei
imposuerunt. Für inißaklnv ist noch ein Compositum zu erwähnen,
uslagjan, wo man eine Rücksichtnahme auf das Lateinische vermuthen
darf. Die betreffenden Stellen sind Mc. XIV, 46. Lc. EX, 62. XX, 19.
Jh. Vn, 30. 40. überall ist es verwendet in der Verbindung „Hand
an Jemanden legen^. Die lateinischen Texte haben nun hier zum
größten Theil inicere zur Seite, daneben mittere, nur Lc. IX, 62 steht
in a extendens, e superponens, in dem übrigen Text auch mittere.
Nun ist bekanntlich die Überlieferung der Itala für die letzten
Capitel des Marcus-Evangeliums sehr lückenhaft, es ist daher wohl
denkbar, daß Ulfilas in seinem lateinischen Texte auch hier schon
extendere gelesen hat, wie es höchst wahrscheinlich bei ihm Lc
IX, 62 stand (nach a), und daß er die einmal erhaltene Anregung
auch ftlr die anderen Stellen verwendete (daß er die Evangelien in
der uns bekannten Reihenfolge übertrug, ist bereits angedeutet). Die
Andeutung des „Ausstreckens'' der Hände durch us- ist jedesfalls
sehr sinngemäß, das Griechische betont nur das An- oder Auf-
legen der Hände. Dem entsprechend übersetzte er auch Lc. XV, 5
ixniJ^ivuL mit uslagjan; es ist von dem Hirten die Rede, der sein
gefundenes Schaf sich auf die Schultern legt, und uslagjan hat auch
hier wieder die Nebenbedeutung des Ausstreckens : um das Schaf sich
auf die Schultern zu legen, muß er es ausstrecken, damit es seinem
Nacken sich anfügt. Die lateinischen Texte haben hier imponere.
Für das griechische ix /Ja AA«ii/ (heraustreiben, aussenden) hat Ulfilas
eine bunte Reihe verschiedener Verba. Das häufigste Wort daAir ist
usdreiban. In den lateinischen Texten steht dafür gewöhnlich das
ebenso unbestimmte eicere, nur Lc. IX, 49 hat e exp eilen t em (v. 40
♦) Vgl. Tert contra Msrc. IV c. S4 p. 827 conjectus in carcerem (freies
Citat TOD Lc. m, 20).
DBB EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE QOT. BIBELÜBERSETZUNG. 43
setzt e liberare, das dem usdreiban = ixßaXleiv entspricht), Mo.
VI, 13 b expellebant, IX, 18 a expellerent (hier stimmt auch
die Stellung des folgenden ina mit den meisten Italatexten und der
Vulgata). Daß usdreiban dem lateinischen expellere entspricht, zeigt
Mc V, 10, wo es das griechische axoötikXHv übersetzt, wo aber in
der Itala und Vulgata expellere steht. Noch deutlicher aber wird es
dai^ethan durch Jh. XVI, 2, wo wir ftlr die griechischen Worte axo-
6vvaymyovg xoiijöovöiv Vfiäg bei Ulfilas lesen: us gaqum}>im
dreiband izyis; dieses aber ist eine Übersetzung nach dem Latei-
nischen, wie es in ef vorliegt: e expulerunt vos a synagogas (sie!),
f de synagoga vos expellent (also Umschreibung nach dem Latei-
nischen und Stellung nach dem Griechischen) ; außerdem hat d ähnlich
wie f, nur eicient ftlr exp., die tlbrigen Texte folgen dem Griechischen.
Über die letztere Stelle s. noch weiter unten. Sodann ist an zwei Stellen
iußdXlsw mit ussandjan übersetzt, Mt. IX, 38 und Mc. I, 43, in den
lateinischen Texten lesen wir dort: ut mittat (d eiciat), hier in adf
ff^g* dimisit (die übrigen haben eiecit). An zwei andern Stellen
wiederum ist es mit ustiuhan übersetzt, Mo. I, 12 und Jh. X, 4,
und auch hier ist wieder das Lateinische von Wichtigkeit, denn dort
lesen wir in f eduxit, a duxit (b aur. expulit, vg. expellit, ff' tulit),
hier wieder in f (und Mm.) eduxerit, cff' produxerit (ae eiecerit,
b aur. vg. emiserit); es ist also wörtliche Übersetzung der Lesart von f.
Sodann bleiben noch zwei gotische Verba übrig, die ftlr ixßdXXavv
stehen; Lc. X, 2 bidji]> nu fraujan asanais, ei ussatjai yaurstvjans
in ]>o asan seina = deijdijtB ovv tov xvgiov tov d'SQ^fiov^ oxmg
ixßdXji ifyätas ^^S ^ov ^BQiöyLov avxov und Lc. FV, 29 jah usstan-
dandans uskusun imma ut us baurg = xal dvaötdvtsg i^ißakov
uvtav l^m tfjg noXetog, Die erste Stelle ist die Parallele zu der oben
besprochenen Stelle Mt. IX, 38, wo in derselben Verbindung ussandjai
steht; die lateinischen Texte haben an beiden Stellen ut mittat. Us-
sa^an, das auch die Bedeutung „erwecken*, „hervorbringen^ hat, gibt
zwar hier einen verständlichen Sinn, aber es ist immerhin au£Fallend
ein Verbum hier anzutreffen, dessen eigentliche Bedeutung ist „aus
etwas heraus einsetzen oder einpflanzen'' ; vielleicht liegt hier eine
Interpolation vor, indem das an den Rand geschriebene Synonymum
vssatjai das ursprüngliche ussandjai verdrängte. Die lateinischen Texte
haben ut mittat operarios. Noch auffallender ist die Abweichung an
der anderen Stelle, wo die lateinischen Texte eiecerunt und eiciebant
(e expulerunt) haben. Uskiusan ist sonst = aTtodoxt^naisiv oder a^«-
titvj lat reprobare (dieses steht auch 1 Cor. I, 19, wo allein i^sxstv
44 C. MABOLD
durch uskiasan übersetzt wird); heißt also „verwerfen ''i „oicht an-
erkennen*^. Die Stelle, wo es fhr dox^iiätsiv steht, 1 Th. V, 21, kl&t
sich dadurch auf, daß d exanimate (Verschreibung flir examinate)
hat und Ambrst. zwar den Text von g vg. (probate) citirt, aber im
Commentar dafbr examinare setzt. Der Lucasstelle nun geht voran
die Erzählung, wie Jesus in der Synagoge die Jesaiasstelle erklbt
und sie als eine Weissagung auf sich bezieht, worüber alle sich ver-
wundernd die Köpfe schütteln; wie er darüber unmuthig wird und
durch das Beispiel von der Heilung des syrischen Feldhauptmanm
Naiman ihnen ihren Unglauben und dessen Folgen vorhält Die Schrift-
gelehrten werden darüber zornig, treiben ihn aus Nazareth herau
und wollen ihn von einem Abhänge herabstürzen, ihm den Mund fllr
immer zu stopfen. Man sieht deutlich, das blasse uskusun imma „oe
verwarfen ihn'' paßt in den angeregten Ton der Erzählung nickt»
und UlfilaS; der stets bestrebt war, deutlich und dem Sinne angemesien
seine Worte zu wählen, wird schwerlich dies Versehen begangen haben.
Aber ein Glossator mag sich als Urtheil über das Verhalten der Juden
gegen Jesus an den Rand geschrieben haben: uskusun imma („sie
wollten von ihm nichts wißen^) und der Abschreiber verstand die
Sache unrecht und setzte es an Stelle des ursprünglichen Wwtes
(etwa usdribun Ina) in den Text. Ein anderes Compositum, iMißdXXaVj
wurde oben bereits bei Gelegenheit des gotischen lagjan erwähnt,
es bleiben noch zwei Verba übrig, die dafür vorkommen. Mc. IV, 37
jah vegos valtidedun in skip = xal ta xvyLaxa ixißaXop ik
to xXotoVj fascendebant, e immittebantur, g^ mittebantur, a nnr
at, die übrigen mittebat (fluctus im Sing, ist Subject, nnr
aur. mittebant). Das Simplex valtjan, d. i. „wälzen^, „sich wälzen''
steht nur an dieser Stelle; Ulfilas scheint die Lesart von f vor sieh
gehabt zu haben, die er nur insofern umänderte, als er den Sinn des
gewaltsamen Eindringens vom griechischen Worte beibehielt. Lc XV, 12
gif mis sei undrinnai mik dail aiginis = dog {loi to ixißäXXof
(D fügt hinzu lioi) fiigog tijg ovölag^ it. vg. setzen dafür aber qoae
me contingit (e quae me tangit). Undrinnan kommt nur an dieser
Lucasstelle vor; aber Eph. V, 4 lesen wir ^oei du ^aurftai ni fair
rinnand = a ovn av^xBv (oder xa ovx avijxovta)^ defvg. Ambnt*
Lren. Victor. Cypr. Hier, quae ad rem non pertinent, g quae ad
rem non pertinent l ad rem non pertinentia; 2 Cor. X, 13 mita}> fair
rinnandein und jah izvis = fiitgov iq>ix6ö^at*) axQi xal v^f^
*) So hat UlfiUs gelesen, nicht aqpixeff^ai, wie GL. im Qiossiur angeben.
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 45
Ambrst. Aug« vg. mensuram pertingendi*) usque ad vos, g mensura
l ablativus pertiiigendi usque ad vos, de mensuram contingendi
usque ad vos; 2 Cor. X, 14 syasve ni fairrinnandans und izvis
=: mg (ifi iq>^xvov(isPoi Big iffiäg^ deg Ambrst. vg. quasi non per-
tingentes usque ad vos. Diese Zusammenstellung zeigt wiederum
deutlich die Rücksichtnahme des Ulfilas auf das Lateinische, er setzte
also undrinnan = contingore, fairrinnan = pertingere oder pertinere.
Dabei ist Eph. V, 4 der Zusatz von du ])aurftai bemerkenswerth , er
entspricht dem lateinischen ad rem, ist aber ausdrucksvoller gewählt.
Auch hier ist es interessant die betreffende Stelle aus dem Commentar
des Ambrosiaster zu vergleichen**): Ad rem salutarem non per-
tinent haeo. Quare haec agenda et loquenda monet, quae ad utili-
tatem proficiant nostram. KataßdXlsiv = gadrausjan 2 Cor. IV, 9
(deieimur) bedarf keiner weiteren Erörterung. Jedoch auf nagißakksw
ist es noch nöthig einen Blick zu werfen. Es wird mit den gotischen
Worten vasjan^ gavasjan, bivaibjan und bigraban wiedergegeben, die
alle ausdrucksvoller als das griechische xsQiß. sind. Mt. VI, 31 hve
vasjaima=: t£ xsQLßalcifie^ay aber cg^h Cypr. quid vestiemur,
aur. quo vestiemur, die übrigen quo operiemur. Mt. XXV, 38 jah
vasidedum = xal nagiaßakofiBv^ acCypr. et vestivimus,
ff' et teximuSy die übrigen et cooperuimus (h aur. et op.). Mt. XXV, 43
Jan ni vasidedu]) = %al ov xsQisßdXexs^ ff^Cypr. et non ves-
tistis, abg^aur. vg."^**' et non operuistis; fhvg.*"^* et non cooperuistis.
Sodann lesen wir Mt. VI, 29gaya8ida sik = icsQisßaksxo ^ bfff'
coopertus est, a vestiebatur, h vestitus est. Jh. XIX, 2 gavasi-
dedun ina = nagiißakov avroV, beaur. circumdederunt, af in-
duerunt cum. Ferner ist Mc. XTV, 51 bivaibi}>s leina = sepe-
ß^ßkrifiivog öivdova^ it. vg. amictus lino (oder sindone). Mc. XV, 5
bivaibidana vastjai hveitai = XBQvßsßktifiivov 6tok^v ksvxiivy
cg^vg. coopertum veste alba (oder stola Candida), d indutum, die
übrigen amictum (aur. nur in stola Candida). GL. citiren für dieselbe
Bedeutung bivindan = xsgißäkkuv^ das ist ein Irrthum; die Stellen,
die sie als Belege daftlr anführen, sind dieselben, wie unter bivaibjan
=: MgQißdkksiv. Endlich ist Lc. XIX, 43 jah bigraband fijands ])ei-
nai grabai ])uk = xal xegißakovöiv (so ABC^RrjAIl, kC*L
zaQSfißakovöiv^ G ixißakovöiVj D ßakov6iv inC) ot i%^Qol 6ov %i,-
*) Pertingere ist in der lateinischen Schriftsprache ein seltenes Wort. In üancl-
sehriften steht es jedoch öfters für pertinere, s. B. Cic. de nat. d. II 9. Caesar B. 0.
m, 68. LiT. XXV, 84 ete.
**) Vgl. Oerm. XXYI, S. 164 su 2 Cor. UI, 6. 6 und 2 Tim. U, 2.
46 C. MAROLD
gaxä 60^ j e circumfo dient — fossani; a inicient — saepem, s ein-
gent — vallo; die übrigen circumdabunt — vallo (d mittent saper
te etc.); die Berücksichtigung einer lateinischen Übersetzung wie der
in e ist demnach außer allem Zweifel. Auch bei diesem Verse ist bei
OL. derselbe Irrthum; unter bivaibjan ist als griechische Bedeutung
XiQiMxmXovv angegeben mit unserer Stelle, während unter bistandan,
wo es eigentlich hingehört, dasselbe Wort angegeben ist, bivaibjan
ist hier Übersetzung von 6vV'i%Bvv. Noch ein Compositum bleibt übrige
övfißdkXsiv. Lc. XIV, 31 heißt es in dem Beispiel von dem Könige
gaggands stigqan vi}>ra an}>arana ))iudan du vigana (oder vigna?
wie Bernhardt vorschlägt) = iropft;ofieyo$ öviißaXstv itigp ßaöiUt
eis noXsfiov. Das vi))ra deutet auf die Benutzung des Lateinischen
denn in bcfff^ilq aur. vg. lesen wir committere bellum adversas
alium regem, a committere cum alio rege bellum, e committere ali
regi ad bellum, d alio regi committere in pugnam. Das Gotische ist
somit wieder eine Verschmelzung des Griechischen mit dem Lateini-
schen; daß jedoch Ulfilas erst durch das lateinische committere anf
seine Übersetzung von 6v(ißdXXBiv geführt sei, darf nicht behauptet
werden. Ebensowenig scheint ihm Lc. II, 19, wo er övyißakKovöa mit
}>agkjandei übersetzte, das Lateinische einen Anhalt gegeben zu haben,
da hier conferens oder committens steht. — Zum Schluß Aige ich noch
die Stellen hinzu, wo vairpan und Composita davon andere Verba als
ßuXkBiv mit seinen Compositis wiedergeben. Lc. V, 5 i|) afar vaurda
]>einamma vairpam natja = i%l 81 xä ^rifuttl 6ov %aXd6oyLBv xo
dixxvov*). Die lateinischen Texte haben folgende Lesarten: e super
verbo autem tuo non intermittimus und ähnlich d in tuo autem verbo
non praeteribo, a sed in verbo tuo expandam retiam, die übriges
*) Welche griechische Lesart hier Ulfilas Torgelegen, ist eine schwierige Eni*
scheidang. K hat xaldöopLsv, aber to 9i%%vov^ TI xctldumykiv und ebenso ro ^(«rosr,
MBL xuXetoto tot dixxvuy ACXFdA xf>ikaüa to dmtvov. Nor 1. und einige aa*
dere lünoskelhandschriften haben x^^dütofusv ta dixrva. Die lünnskeltexte habw
nnr selten eine alte Einzellesart aufbewahrt, und wir müssen sonächst bei des
Lesarten der Uncialhandschriften Umschau halten. Die Lesart, die Bernhardt auf-
nimmt , ist nicht su rechtfertigen , denn die Verbindung x^^daoiisv tä dmtva stallt
in keiner griechischen E[andschrift; die Anmerkungen bei ihm geben keine Auf-
klärung darflber. YLFdATl sind nun (daneben A) diejenigen Codices, denen der giis-
chische Text des Ulfilas am nächsten gestanden haben muß. Es ist also wohl mGglieli)
daß Ulfilas nur x^^dom xo dmxvov gelesen hat, wenn aber die erste Person Plv.,
dann nur mit dem Singularis to di%zvov, K und TI scheinen fibrigens hier dieselbe
Lesart zu haben, denn die Vertauschung von o und a> wäre durchaus kein Gma^
dagegen.
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 47
sed in verbo tuo (vg. in v. autem tuo) laxabo retia (c aar. Ambr.)
)der rete (fg^*'vg.) oder retiam (bff^). e (ährt dann v. 6 statt et cum
IOC fecissent = ual tovto noiii^avtsg fort mit den Worten et con-
dnuG miserunt retia et — und d et confestim mittentes retias.
Beide Handschriften , e und d, gehören zu den stark interpolirten
[d noch mehr als e) Texten der Itala, doch scheinen namentlich in e
lie Interpolationen schon sehr alt zu sein, und es hindert nichts für
[Jlfilas solch einen lateinischen Text anzunehmen. Es würde sich als-
lann vairpam mit Beibehaltung der griechischen Construction im
äinne an miserunt aus e anschließen. Vielleicht aber stand auch im
Archetypus von e imd in des Ulfilas lateinischem Texte mittemus
reÜA, wozu dann erst ein Glossator, indem er das griechische 6(yu ftLr
M9 laSy an den Rand schrieb : non intermittimus et continuo miserunt.
4uB solch einem verderbten lateinischen Texte ist alsdann die Lesart
^on D ov fiij xaQaxov6oii€Ci (D' nccganovöoiisv) xccl sv^g xaXaöccv"
tsg %a ÖMtfia und daraus wieder der Text von d non praeteribo et
confestim mittentes retias entstanden. Mc. IX, 18 heißt es von dem
bösen Geiste: gavairpi}> ina = fiJ66st avtov^ it. vg. aUidit, allidet,
adlidit oder elidit; k aber collidit. Dasselbe griechische Verbum ist
in der Parallelstelle Lc. IX, 42 mit gabrikan übersetzt, und da heißt
38 in e (für die Marcusstelle fehlt e) conlisit. Das active ^iJ66$tv
Ist sonst mit distairan übersetzt, so an den beiden Stellen von den
Uten Schläuchen, in die neuer Wein gegossen wird. Mc. n, 22 und
Lc Vy 37; hier haben Itala und Vulgata dirumpere, Mc. XTT, 10 stains,
|>ammei usvaurpun }>ai timijans = kC^ovy ov axsdoxifikaöav ol
otnadoiMvvteg j it. vg. lapidem, quem reprobaverunt aedificantes (die-
selben Worte stehen an der Parallelstelle Mt. XXI, 42). Diese Stelle
bildet somit einen gewißen Gegensatz zu der oben besprochenen Stelle
Le. IV, 29* Ob hier auch eine in den Text gedrungene Glosse vor-
liegt, oder ob hier in einer lateinischen Handschrift eicere gestanden
bat^ welches ebenfalls die Bedeutung „gänzlich verwerfen^ hat (z. B.
CSc. de or. I, 146. II, 102)? Vgl. jedoch Lc. VI, 22, wo auch ix-
ßalXiiv = usvairpan in derselben Bedeutung steht
Mt. Vlll, 10 amen qi])a izvis, ni in Israela svalauda galaubein
higAt = ili^ kiym viktv^ ovdl ivt^*l6Q(x^k toöavtfiv nC6tiv bvqov*
Die wörtliche Übertragung von oväi sowohl in der Bedeutung ^und
nicht*', ,yaaeh nicht^, als in der Bedeutung „nicht einmal*' ist nih,
das in Form und Bedeutung dem lateinischen neque, nee entspricht
(Grimm Gr. m, 23. 69. 719. 746). So gebraucht es auch Ulfilas mei-
itens ; die St^en aber, wo einfaches ni ftlr ovdi steht^ sind auch eben
48 C. ICAROLD
nicht selten. An der obigen Stelle steht nun in bcflPg*hl aar. vg. non
inveni tantam fidem in Israhel, g* non inveni in nullo etc., akq in
nollo tan tarn fidem inveni in Istrahel (der Name ist so in a geschrieben,
desgl. in b), f dagegen nee in Israhel tantam fidem inveni. Daß hier
das Lateinische von Einfluß gewesen, liegt wohl auf der Hand. Dasa
kommt die übereinstimmende Parallelstelle La VU, 9, wo in e steht
non inveni talem fidem in Isdrahel, abcff'gUpaar. in nollo tantam
fidem inveni in Is. , die ttbrigen nee (auch Tert)^ Mt. XXV, 45 jah
]>anei ni tavidedu]» ainamma ]>ize leitilane, mis ni tavideda)> = kjf
otfov ovjc »oiijtfaTC ivi rovrov xmv ika%i6xmv^ ovdh ii^cl iMOi^mti.
Über den Positiv leitilane ßXr ila%t9xov s. an Mt X, 42. Die latei-
nischen Texte haben hier alle nee mihi fecistis; es ist aber sa be-
achten, daß SU Anfang des Satzes iif ocov mit jah )>anei übersetzt,
also jah sngefUgt ist, so daß eigentlich jah — ni dem griecliischen
ovti entspricht'^). V. 40 in der Ansprache an die Rechten ist freilich
ebenfalls jah zugettlgt, obwohl daselbst der Ausdruck positiv and im
Oriechisohen uud Lateinischen nur Hp otfoy, quamdia den Sats be-
ginnen. Mt. XXVIL 14 jah ni andhof imma vi]>ra ni ainkan vanrde
= aai ot's cvfxpi^ avxfo apo; ovii fy p^fia, iL et non reapondit
ei ullum .d unum) verbum, h vg. ad ullum verbum. Der vereinfaehte
lateinische Ausdruck wird auch hier das Vorbild gewesen sein, nur
daß rinlas die Negation wiederholte, denn im Gotischen keboi sw«
Xe^ratiouen in einem Saue sich nicht auf: vgl. GL. Gr. §. 213^ 4.
Mc. V. 3 Jah n i naudibandjom eisameinaim macna mahia ina nbindan
= rai orr« >^ mit Ai7unc.\ ovii iu kBCDLX äivM«ir (BC*L
haben den Sis^pilaris ordfi; ^ohne onwn mit AC77uiic^) iivwmxo
cTTot di^mu it. vg. es L.eqae — (jam quisquam etc, Wef^ea de« be-
cit:ne:;Jen ;ah mag hier Clzia» selbst die einfache Negation gesetzt
haU^n. M.-. XIL äl jah ni sa bila:^ traiva = ma\ crii arro; ^TT"^
n^paa so mi: ADXT-i/I ::li:c.^L bofdPg^k et non ^ nee, cg»
t\U:w :p« Liria» n^l:^:l:t k n^mi*::. c obiit non r^Ücto «w> semen, die
Äbrj:« e: cec ecc. Mc. XIV. ^5? ;ah ni sva samaleika v« veitvodiba
iie — a«i c»/ w*rT»? ;«x ^r ^ M^r^M «irr^r« off«Iq aar. vg. et
M Ausist i« 3L3LI t: td^ I^iari^irt U. i. 4?*. r i i^« s;c*::f ciirt;
,M A. S«nL :* »Ä «■ «« ^^ «wi Alf. a ,.,i, e^^^ »«^ lU. IL i «11
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 49
Don erat conveniens testimonium illorum (c aeqaale, ff' erant con-
veoientia testimonia illorum). Lc. VII, 7 du])ei ni mik silban ya]r])ana
rabnida = dto oväh ifikccvtov '^^iaöa^ ff'**g^''aur. vg. propter quod
et me ipsum non sum dignam arbitratus, f nee, die übrigen lassen den
Satz fort. Während also die Umschreibung von rn^iio^a wörtlich nach
dem Lateinischen übertragen ist, weicht ni ab. Lc. XX, 8 ni ik izvis
qi)>a ^= ov8l iym Xiy(o vfitv (nur U v^lZv Xdya), it. vg. nee (neque)
ego dico vobiS; Tert. et ego non dico vobis. Hier ist die Abweichung
Tom Oriechischen und Lateinischen um so auffallender, als an der
Parallelstelle Mc. XI, 34 steht nih ik izvis qi})a; zum Schluß komme
ich noch einmal auf diese Stelle zurück. Jh. VII, 5 ni auk ])ai bro])r-
jas is galaubidedun imma = ovdl yuQ ol adslq>ol avtov i%i6tBvov
(lg avtov (der Minuskeltext 69 hat ov), it vg. neque enim fratres eius
credebant (q crediderunt) in cum (oder illum, außerdem fügen aoff^q
tooc nach enim, efl foss. nach eius, bd nach credebant hinzu), Tert.
Carn. c. 7 fratres domini non crediderant (crediderunt) in illum.
Rom. XI, 21 ibai aufto ni ])uk freidjai := ^if^rog (DFGL) ovih öov
9i(6iTaiy it. vg. ne forte nee tibi parcat. 1 Cor. V, 11 i]) nu gamelida
izvi8 ni blandan, — ])amma svaleikamma ni mi])matjan = vvv il
iyQoptt Vfitv fifi öwavapifyvvö^ai^ — tä TOiovrQ (inidh ( A hat jedoch
Dor fii^, und es liegt kein Hindemiß vor anzunehmen, Ulfilas habe
auch 80 gelesen) öwbc^Ulv^ it. vg. nunc autem scripsi vobis non com-
misceri (Ambrst ne commisceamini , g fbgt vos zu und I non com-
misceamini) — cum eiusmodi nee (g non 1 nee) cibum (Ambrst. Tert.
ne cibum quidem) sumere (g comedere). Gesetzt auch, Ulfilas hätte
J^ifii vor sich gehabt, so braucht man doch nicht mit Bernhardt hier
J^yfii in der Bedeutung „nicht einmal^ zu nehmen , es kann ebenso
anch mit „auch nicht^ übersetzt werden und setzt dann nur das erste
W^ fort, so daß dann ulfilas fii; — ikv^di mit ni — ni übersetzt hätte.
1 Cor. XIV, 21 Jan ni sva andhausjand mis = xal ov^ ovtcag ai^-
oxovtfot^at fiov^ deg et nondum exaudient me (d hat in der Aus-
gabe dieses Codex von Tischendorf p. 164, 18 diese Lesart, während
derselbe Herausgeber in seiner 8. Ausgabe des n. Test, d mit f vg.
zusammenstellt^ wo es heißt: et nee sie etc etc.; g exaudiet). Oal. U, 5
UBd 2 Th. III, 10 werden von GL. auch angeführt, doch steht an beiden
Stellen im Cod. Ambros. A nih und in B ni, so daß Bernhardt durch-
*^ Recht daran gethan hat, nih in den Text aufzunehmen. Diese
^iden Stellen zeigen aber, daß die gotischen Handschriften in Rück-
sicht auf das auslautende h nicht immer zuverläßig sind und geben
^er Vermuthung Raum, daß Ulfilas auch an manchen der citirten
GEIIUANIA. N«ue Reih«» XY. (XXYII.) J»]ir{;. 4
60 C. BIAROLD
Stellen nih geschrieben , obwohl wir jetzt ni lesen. So ist jedesfalk
Le. XXy 8 nih orsprOnglich, wenn wir die Parallelstelle dazuhalten.
Wo der Satz eine andere coordinirende Conjonctioni besonders jah,
haty wird dagegen wohl schon Ulfilas bloßes ni geschrieben haben.
Wie schwankend die gotischen Schreiber in Betreff der WaU von ni
und nihy oder auch von )>a]>ro and )>a}>roh, inu und inuh waren, zeigen
die Codices Ambrosiani an zahlreichen Stellen , und zwar ist es mei-
stens A, wo nih steht, in B ni, ebenso |>a|>roh in A, |>a)>ro in B, dt-
gegen inu in A, inuh in B. Daß bei ni and nih A in den meisten
Fftllen das Richtige hat, zeigt z. B. 2 Cor. I, 19« Xu, 3 and 1 Tim. m, 3,
wo das durchaas richtige ni in A, das anrichtige nih in B steht Dem-
gemäß darf man auch Gal. VI, 15 A folgen, das ni — nih ftlr ovr« —
ovts gibt, während B nih ni setzt; es ist nicht nöthig, beides za Te^
einen, wie Bernhardt that, and nih — nih za schreiben. Nih -— ni
wäre sehr fraglich für ovts — ovv«, am häafigsten ist ni — nih, dem-
nächst nih — nih. Nih — ni steht nar noch Lc. XIV, 35 im Cod. aig.
and da werden wir aach üppstrdm beistimmen kOnnen, der nih fllr ni
annimmt. 1 Tim. III, 8 freilich, wo nar A vorhanden ist, wird 3mal
nih za setzen sein. Die Handschriften selbst sind übrigens an ein-
zelnen Stellen schon dahin verbeßert; so ist Mt VI, 20 im Cod. ug.
über ni ein h nachgetragen and desgleichen 2 Cor. IV, 1 im Cod. A
(hier aber gegen alle griechischen imd lateinischen Texte).
Mt. Vm, 18 haihait galei]>an siponjans hindar marein = Isil-
iv6€v axaXd'stv stg to xigav^ itvg. jassit, ire discipalos snoi
(h praecepit discipalis sais, at irent, ff^kvg. nar jassit ire) trani
fretam. Zunächst steht der Zasatz im Einklang mit der Itala, nur
daß das Possessivpronomen fehlt, das Ulfilas leicht als selbstverständlich
weglassen konnte, das aber aach wegen der gleichen Endang mit
siponjans vom Abschreiber übergangen sein mag. Es ist aach hier du
Streben nach deatlicher Aasdracksweise, das Ulfilas veranlaß te den
Zasatz aafzanehmen, da das Sabject za dneMstv nicht so leicht e^
sichtlich ist und erst aas v. 23 sich ergibt Dann ist es aber die
Übersetzung von slg to nigavj die mich veranlaßt hier über die Stelk
zu sprechen. Auch darin zeigt sich ÜbereinstinmiUDg mit dem Latei*
nischen, denn fretum ist „Meer' und im Bibellatein speciell das gtli-
läische Meer (vgl Hagen, Sprachliche Erörterungen zur Vulgata S. 87).
Derselbe Fall ist v. 28 qimandin imma hindar marein =: il^ant
avt^ (so EKLMSUVX^/7) slg to xigav^ itvg. et cum venisiei
trans fretum. Mc V, 21 jah uslei|>andin Jesua in skipa aftra hin-
dar marein = xal dmnsQaöavtog tov ^Ivfiov iv t^ ulotfi nii^
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 51
an dieser Stelle alle außer xD) sig ro nigav, g^aur. vg. et cum
ranaisset (g^ aacendisset et venisset; vg. transcendisset) Jesus in navi
orsus trans fretum (g^ trans fretum iterum; die übrigen Texte,
oweit sie es nicht ganz fortlassen, haben contra oder in contra,
ultra). Dazu ist noch Mc. V, 1 heranzuziehen: jah qemun hin dar
larein = naX ^Jldov (mit xABDTZunc'O ^Ig to nigav r^g ^a-
icöfjg^ befli^*"'^'aur. et venerunt (aur. et veniunt) trans fretum
3 tranB mare)*). Mc. VIII, 13 uslai}> hindar mar ein -= Mf^Msv
lg to nigav, afg^'^aur. vg. abiit trans fretum. Dazu kommt
chließlich Lc. Vin, 22 galei])am hindar }>ana marisaiv; jah
ali]>un = didX^afiksv slg ro xigav t^g klikvrig' xal avr^jfifi^av^
bf£f*g^''aur.vg. transfretemus trans stagnum (a läßt trans fort);
t ascenderunt (bff* levaverunt, a sustulerunt). Die Abhängigkeit
Jeser Übertragung von slg z6 nigav vom Lateinischen wird noch
videnter, wenn wir Mc. IV, 35 dazuhalten. Daselbst heißt es: us-
3i)>am jainis stadis = diiMmiksv slg x6 nigav und in allen
iteinischen Texten transeamus (e transfretemus) contra (d ultra).
7o die Übereinstimmung so gesetzmäßig vorliegt, ist Zufall gewiß
oigeschlossen y d. h. wir können unmöglich annehmen, ülfilas selbst
ftbe zufälligerweise diese übereinstimmende Übertragung unabhängig
om Lateinischen gewählt. Aber ebenso unmöglich ist es anzunehmen,
otische Textkritiker, d. h. Literpolatoren hätten diese Übereinstim-
long hineincorrigirt Ln letzteren Falle müßte man eine so umfassende
pätere Redaction annehmen, daß von der Übersetzung des Ulfilas kein
kein auf dem andern geblieben wäre. Dafür fehlt jedoch jeder sichere
usgangspunkt.
Mt VJLU, 32 jah sai run gavaurhtedun sis alla so hairda
: xal Idov mQiifjöBv naöa ^ ayiXij, Das intransitive in reflexivem
nne gebrauchte mgiifiöev ist also durch die Worte run gav. sis um-
ihrieben. Von den lateinischen Texten haben d f impetum fecit (nicht,
ie Bernhardt citirt: ,impetum fecerunt'), abc£Pg^''h vg. impetu(m)
mt (dazu aur. magno impetu abiit). Impetus ist „Anstrengung'',
lingriff'', aber auch „heftige Bewegung''. Ulfilas lehnte sich also an
;e lateinische Übersetzung an, ftigte aber noch sis hinzu, weil ga-
lurkjan noch eine selbständigere Bedeutung hat als das lateinische
cere, das in solchen umschreibenden Ausdrücken völlig in dem all-
meinen Begriff seine ursprüngliche Bedeutung verliert [n den
urallelstellen Mc. V, 13 und Lc. VUI, 33 setzt ülfilas das einfache
*) Jb. VI, 22 nnd 26 ist hindar marein = nigav r^g ^a^atftfj^g, trans mare-
4«
52 C. M AROLD
rann. Wenn hier die lateinischen Übersetzungen auch nur ein geringes
Licht auf die Wahl des Ausdrucks werfen, so will ich sie doch der
Vollständigkeit wegen anfahren. Mc. V, 13 haben it^^vg. magno im*
petu — praecipitatus est, b et fecerunt impetu ire graegem per prae-
ceps et ceciderunt, e ierunt cum impetu in gregem et per praeripiom
caeciderunt. Lc. YIH, 33 haben bf aur. vg. impetu abiit grex per prae-
ceps; a impetum fecit. Es scheint also, als ob impetu (ab)ire an diesen
Stellen auf Ulfilas von Einfluß gewesen wäre, doch kann er, wenn er
einmal im Matthäus-Evangelium die Umschreibung mit dem Substantiv
gewählt hatte, ebensowohl selbständig an den Parallelstellen das ein-
fache Verbum desselben Stammes gewählt haben, in ähnlicher Weise,
wie er das Simplex eines Wortes zu setzen pflegte im Sinne des knrs
vorher gebrauchten Compositums; vgl. GL. zu 1 Tim. VI, 6 und Lc
XV, 24. — Da wir bei Ulfilas häufiger derartige Umschreibungen, und
zwar mehr mit dem synonymen taujan und gataujan antreffen, so eignet
sich dieser Ort dazu, alle im Zusammenhange zu behandeln. Ich unte^
scheide nun bei diesen Umschreibungen mit taujan, gataujan und ga-
vaurkjan zunächst die in der Art des oben behandelten Beispiels, wo
also durch dieselben neutrale oder mediale Verbalbegriffe wiede^
gegeben werden. Zweitens wird dadurch, wenn im Ootischen der ent-
sprechende Verbalbegriff nur in intransitiver Form vorhanden ist, ^e
causative Bedeutung bewirkt. Femer dienen diese Umschreibungen
zur Wiedergabe complicirterer Verbalbegriffe, wo die gelenkige grie-
chische Sprache nur ein Wort nöthig hatte. Endlich werden dadurch
meistens diejenigen Verba, welche im Griechischen Composita aofi
einem Nominalbegriff mit noutv sind, in ihre Bestandtheile zerlegt
Zur ersten Art gehören außer dem obigen Beispiel noch Lc. IX, 25
und 1 Cor. XIII, 3. Lc. IX, 25 hvo allis ])aurfte gatauji|> sii
manna gageigands ])o manased alla =- xC yaQ fOfpsXBttai av^Q0Mog
xegSi^öag rot/ xoöiiov oXov, Unter den lateinischen Texten bieten fP
g*' * aur. vg. Cypr. quid enim proficit homo, abcdefl quid enim prode
est (cf prodest) homini. Daß hier das lateinische proficit homo von
Einfluß gewesen ist, geht schon aus der persönlichen Construction
hervor, aber auch das gataujan ist mit Rücksicht auf den zweiten
Theil des proficit gewählt Außerdem ist das Citat aus des Ambro-
siaster Conmientar zu Eph. V, 4 (oben S. 45) zu vergleichen. Aber noch
Mc. Vn, 11 lesen wir dtpakstö^ou^ in der Stelle xoQßdv — o iav $
ifiov foq>€Xi^^yg^ wo Ulfilas übersetzt: kaurban — ])ishvah ]>atei üb
mis gabatnis. Gabatnan erscheint nur an dieser Stelle, kann aber
nur als ein Verbum auf -nan bedeuten „in gutem** oder „in beßonn
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBEK8ETZUNG. 53
dastände sich befinden'', „Nutzen haben^. Warum Ulfilas hier nicht
|)aarft gataujan sis setzen konnte, ist leicht ersichtlich, da die Eltern
a hier von ihrem Kinde Nutzen empfangen. Da heißt es in a: donum
— quo a me melior factus fueris, in den übrigen Texten: Cor-
)an — quodcunque ex me tibi proderit. Zu dem Verhältniß des goti-
schen gabatnan zu meliorem factum esse vgl. Mt. X, 31. Die Um-
ichreibung mit taujan lesen wir aber wieder 1 Cor. XIJI, 3 ni vaiht
)0t08 mis taujau =r ovihv mq>sXoviiai^ wo also wieder eine Selbst-
hätigkeit in <iq>£Xovn(u liegt. Ambrst. g bieten hier nihil mihi prodest,
1 e nihil prodest mihi , geben also keinen Anhalt für die Erklärung
des Gotischen, und wenn nicht in einem lateinischen Exemplar nihil
proficio noch aufgefunden wird, müssen wir annehmen, daß Ulfilas
nach dem Vorgange von Lc. IX, 25 frei verfuhr. I^aurfts bedeutet das
nras für die eigenen Ansprüche von Vortheil ist, daher es auch sonst
IQsta und ivdyxri übersetzt*), während bota den Nutzen im Allge-
meinen als eine Aufbeßerung eines vorangegangenen Zustandes be-
zeichnet. Darum ist Lc. IX, 25 das erstere und 1 Cor. XIII, 3 das
zweite Wort gewählt. — Die Beispiele für die Wahl einer der be-
treffenden Umschreibungen in causativem Sinne sind Lc. IX, 14. 15.
2 Cor. IX, 10. 1 Th. III, 12. Von großer Wichtigkeit sind die beiden
Lucasstellen. V. 14 sagt Jesus zu seinen Jüngern: gavaurkei]) im
tnakumbjan kubituns, ana hvarjanoh fimf tiguns = xaza-
tklvaxB avxov^ xXiöCag avd nBvx^xovta^ bcffiF^g^'^aur. vg. fa-
site illos discumbere per convivia quinquagenos (c discumbere
illos p. c. q.), a ebenso außer recumbere, e facite eos recumbere
convivia quasi quinquagenos und d reclinate eos discubitiones sicut
quinquagenos. Nicht allein die Umschreibung mit gavaurkjan ist hier dem
lateinischen facere nachgebildet, sondern auch die Stellung des im vor
anakumbjan entsprechend dem illos vor discumbere*'*'). Aber auch
hier wiederum ist eine freiere Benutzung des Lateinischen zu con-
statiren. Ulfilas zog per convivia zu quinquagenos, übersetzte aber
*) Wenn daher 2 Tim. ni. 16 nfpiX^ikoq mit )>aiirft8 übenetst ist, so ist das
eine durchaus richtige Auffassung und verräth wieder die Strenge in der Gesinnung
des Übersetsers. Nicht nur nUÜtziich" ist die heilige Schrift, sondern „noth wendig",
am die darauf erwähnten Zwecke bu erreichen.
**) Es ist also gavaurkjan mit dem Dativ eine Parallele su var)> mit dem
Dativ. Auch dieses ist eine Bestfttigung mehr für die Ansicht Apelts (Über den Accu-
ntima c. Inf. im Oothischen; Germania 1874, S. 288), daß diese Construotion nicht,
wieMiklosieh behauptet, ein Dativus o. inf. ist, sondern daß der Dativ lum regieren-
den Verbum gehört.
54 C;. ICABOLD
kubituns dem xXiötag entsprechend und diückt das per e. nebst der
OistributivzaU durch ana hvarjanoh fimf tigans aus. Außerdem wihlie
er hier ein entsprechendes lateinisches Fremdwort, da conviviom sich
nicht recht in den Sinn ftlgte (cabitas = Lager, Lagerstatt s. z. B.
Plin. N. H. XXIV, 9. 38; weitere Beispiele siehe bei Rönsch, Italt
and Vulgata). Dabei ist aber auffallend, daß statt des lateinischen
Acc. c. inf. ein Dativus und der Infinitiv eingetreten ist O. Apelt in
seiner Abhandlung y^Über den Accusativus c. infin. im Gothiscken'
(Germania 1874, S. 280 ff.), wo er auch ausftlhrlich über den Dativna
c. inf. spricht (S. 287 f.) erwähnt diese Stelle nicht. Kurz vorher
S. 286, citirt er als ohne Bedeutung, nur der Vollständigkeit wegen
Lc. IX, 15. Jh. V, 21. VI, 63. 2 Cor. IX, 10. 1 Th. EI, 12. Mc. m, 14
und meint dabei, es verlohne sich nicht, die lateinischen Übersetzungen
anzuftihren. Freilich dann verlohnt es sich nicht, wenn man der An-
sicht ist (S. 284), „der spätere Einfluß des Lateinischen ist evident
erwiesen durch die Anmerkungen von Gabelentz und Loebe und durdi
die eingehenden und gründlichen Untersuchungen von Bernhardt".
Ich bin der Ansicht, Lc. IX, 14 ist wieder eine Stelle zum Beweise,
daß Ulfilas die Construction des Accusativus c. inf. als etwas Fremd-
artiges ansah, zumal gavaurkjan stets die selbständige Bedeutung be-
wahrt: „etwas hervorbringen durch eine energische oder umsichtige
Thätigkeit" (so ist auch Mc. HI, 14 gavaurhta tvalif d u visau gesetit
statt visan). Noch evidenter wird aber die Benutzung des Lateinischen,
wenn wir die anderen Stellen hinzunehmen. So gleich v. 15: jah
gatavidedun anakumbjan allans = xal avdxXivav anavtag^
e et recumbere fecerunt omnes, faur. vg. et discumbere fecerunt
omnes (die übrigen ganz abweichend); gatavidedun ist vorangestellt,
vielleicht wegen v. 14 oder um die dadurch veränderte Stmctor
sogleich zu zeigen. 2 Cor. IX, 10 jah vahsjan gataujai akrani
usvaurhtais izvaraizos = xal av^iiösi ta y£vij(iara tijg dixaiocvviig
viimv^ Ambrst. et amplificabit fructum justitiae vestrae, der et
augebit (r augevit nascentes (ruges) nascentia justitiae vestrae, g et
augebit } ampliabit opera } nascentia justitiae vestrae, Aug. aug. cre-
scentes fruges, vg. Cypr. aug. incrementa frugum. Wo avidvsiv sonst
vorkommt^ ist es intransitiv und mit vahsjan übersetzt (2 Cor. X, 15
und Mc. IV, 8 steht im Griechischen das Medium avl^dvBö^^ai)^ wäh-
rend in den lateinischen Texten crescere steht (an den beiden Stellen
mit Medium im Griechischen ist daneben in einigen Texten increscere
gebraucht). An unserer Stelle g^hen zwar die lateinischen Texte mit
der Umschreibung voran; es scheint aber Ulfilas die Leeart des
DEB EIMFLU88 DES LAT£IN. AUF DIE QOT. BIBELOBEESETZUNO. 55
AmbrosiaBter rorgelegen zu haben, wofhr die Wahl von akran für
Ysr^iputtK nach dem lateinischen fructam spricht. Minder sicher ist es
aDzundimen, die Umschreibung mit gataujan sei nach ampli-ficare
gewfthlty aber nicht unwahrscheinlich (im Commentar des Ambrosiaster
lesen wir die Worte omnia dei sunt et semina et nascentia dei nutu
i crescunt). 1 Th. 111, 12 a])}>an izvis frauja mana^ai jah ganohnan
{ gatanj ai fria]>va in izvis misso jah allans = vfikSg äi 6 xvgiog xXsovdöa^
wu MSQi66€v6ai rg ayäxji sig aXXiiXovg xal elg navxag^ it. vg. tos
latem dominus (deg fbgen hinzu Jesus) multiplicet et abundare
faeiat caritatem (so fgvg.*), Ambrst caritate, deAmbr. Aug. in
cttitate) in (g Iftßt dieses in fort) invicem (Ambrst.^*^ folgt noch in
Yos) et in omnes. Die griechischen Worte haben folgenden Sinn:
„Aber der Herr mehre euch und lasse euch überströmen in Liebe
gegen einander und gegen AUe^ ; im Gotischen heißt es dagegen wört-
lich: 9 Aber der Herr mehre euch und bewirke, daß die Liebe gegen
einander und gegen Alle reichlich (vorhanden) sei^. Ulfilas erreichte
den transitiven Sinn von MBQi,96evs^v also durch gataujan (befrirken)
mit Accusativ c. inf. Dieselbe Umschreibung mit facere liegt in den
lateim'schen Texten vor und zwar in derselben Construction in fgvg«,
vielleicht auch in dem Texte des Ambrosiaster, denn das m des Accu-
sativ fiült im Spätlatein sehr häufig weg (zum größten Theil mag es
nur ein graphischer Fehler sein), eine in der Itala nicht zu seltene
Erscheinung (von Rönsch, Itala und Vulgata S. 462 vielleicht allzu
vorsichtig behandelt). Daß Ulfilas diese Umschreibung nach dem
Lateinischen wählte , geht daraus deutlich hervor, daß nur an dieser
Stelle %§Q%60iVHv in transitiver Bedeutung von den Lateinern mit
abundare facere wiedergegeben wird (2 Cor. IX; 8 hat der Text des
Ambrosiaster das erste Mal auch abundare facere, an zweiter Stelle
aber nur abundare) , während sonst abundare ausreichte, und einmal
£pb. I| 8, superabundare gesetzt wurde; und Ulfilas seinerseits setzt
an den übrigen Stellen ein einziges transitives Verbum, gaaukan, ufar-
assjan, ufarfulljan und Eph. I, 8 afarassau ganohjan, also auch wieder
einen Pleonasmus mit Rücksicht auf das Lateinische. Zum weiteren
Beweise, wie Ulfilas auch hier unausgesetzt auf das Lateinische sein
Augenmerk richtete, diene 2 Cor. IV, 15 ei ansts managnandei ]>airh
managizans aviliud ufarassjai du vul}>au gu]>a = Iva i^ idQ^g nXso-
vu0a6a 8m täv MXsiopmv t^v BvxaQi^tCav X€Qi66€v6jj slg t^v doj^av
xov iktov. Es ist nämlich zweifelhaft, ob t^v 9v%aQi6tCav als Object
*) Nieht nur vg., wie Bernhardt sn der Stelle oitiri
56 C. ICAROLD
ZU nBOi^ösvöji oder abhängig von dia und xsQiMsvöfi mtranntiT
gefaßt werden soll. Ulfilas faßte es, wie Bernhardt richtig erwShnt,
transitiv, aber darin ging ihm wieder das Lateinische voran; in devg.
lesen wir (dieses führt Bernhardt nicht an) ut gratia abondans per
multos gratianun actionem abundet in gloriam dei, Ulfilas über-
nahm die Constmction ; behielt aber für multos den Comparativ
managizans nach dem Griechischen bei. — Von besonderer Wichtig-
keit sind alsdann, und zwar vorzugsweise in den Episteln, die Um-
schreibungen complicirter griechischer Verbalbegriffe durch mehrere
Worte, wo ebenfalls taujan und gataujan eine Rolle spielen. Derartige
Stellen sind 1 Cor. I, 20. XVI, 13. 2 Cor. IV, 2. XI, 5. XIII, 11.
Qal. II, 8. Eph. IV, 15. 1 Tim. V, 12. 1 Cor. I, 20 lesen wir ni
dvala gatavida gup handugein ])is fairhvaus? = ovxl iiidgaviv
0 ^sog ziqv 6otplav tov xoöyLov rovTot;; it. vg. nonne stultam
(d stulta) fecit deus sapientiam huius mundi (Tert. Cypn infatuavit)?
Deutlicher kann die Übereinstimmung nicht sein, zumal auch die
Stellung genau dem Lateinischen nachgebildet ist. 1 Cor. XVI, 13
vairaleiko taujai]) =^ avögi^Bß^s^ it. Yg. aber bieten viriliter
agite; taujan ist also auch Übersetzung des lateinischen agere, wozu
noch eine andere Stelle 2 Cor. XIII, 10 zu ziehen ist: ei — harduba
ni taujau = Iva — fii} anotoiKog XP^^^f^^^? it.vg. ne — durios
agam. 2 Cor. IV, 2 nih galiug taujandans vaurd gu]>8 = fik^dl
Solovvtsg tov Xoyov tov ^aov Die lateinischen Handschriften geben
mit neque adulterantes verbum dei keinen Anhalt, doch vergleiche
man zur Bedeutung von adulterare, was der Ambrosiaster zu dieser
Stelle sagt: Adulterare est autem verum sensum per falsum volle
excludere. 2 Cor. XI, 5 man auk ni vaihtai mik minnizo gatau-
jan = Xoyl^oiiai yag iiriihv v0]t6QrixsvaL, Daß die Übersetzung
hier nach dem Lateinischen gemacht ist, ist ohne Frage und wird
selbst von Apelt a. a. O. S. 286 zugegeben. Doch schreibt er mit
GL. und Bernhardt solche Übereinstimmungen mit den lateinischen
Texten natürlich einem spätem Einfluße derselben zu, während doch
eigentlich nichts einen Anhaltspunkt für eine wenn auch nur theilweise
spätere Überarbeitung des ursprünglichen gotischen Textes durch die
vielgeschmähten Abschreiber in der Art gewährt, daß sie Constructionen
und Satzfügungen verändert haben sollten (zumal wir diese Änderungen
auch nicht einmal einzelne Worte betreffend annähernd in dem Grade
annehmen dürfen, wie es von den erwähnten Gelehrten geschieht).
Die lateinischen Texte enthalten nun folgende Lesarten : d e r existimo
enim me nihil minus fecisse, f vg. existimo enim rihil me minus
fecisse, Ambrst existimo enim me in nullo inferiorem fuisse, g exist.
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 57
me enim in nallo inferiorem esse. Daß Ulfilas die Übersetzung von
v6x{Qitv und v6tBQit69ai Schwierigkeiten verursacht habe, zeigt die
MaDüigfaltigkeit der gotischen entsprechenden Ausdrtlcke. So steht
2 Cor. Xn, 11 unte ni vaihtai mins habaida = ovSbv yag vötd-
Qfl6a, und deAmbrst. gewähren nihil enim minus feci, g non enim
minus feci, vg. nihil enim minus fui. Hier haben die lateinischen Über-
setzungen zwar ein anderes Zeitwort, daß aber habere in ähnlichen
Verbindungen auch gebräuchlich war, zeigt v. 13, wo o i^rvifdi^rß
(k*BD* iJtftfa>di}Vf) überall durch quod minus habuistis tibersetzt ist,
von Ulfilas aber in engerem Anschluß an das Griechische mit ])izei
Tanai vesei}) tibersetzt ist. Vielleicht, daß auch v. 11 habere von
Ulfilas vorgefunden wurde; doch wahrscheinlicher ist es, daß er das
iiun dargebotene Material freier und selbständig verwendete. Außer-
dem tibersetzte Ulfilas Mc. X, 21 vötsgstv auch mit van visan, wie
wir 2 Cor. XII, 11 in der Vulgata minus fui lesen, jedoch steht in
allen mir zugänglichen lateinischen Texten deesse; desgleichen Lc.
XVni; 22 Xi£nHv mit van visan, wo im Lateinischen auch nur de-
eese zu stehen scheint, und Tit. I, 5 tu iBinovta mit vanata, wo beim
Ambrst. quae desunt, in d quae deerant, g quae deerant } minus sunt
ateht. Femer haben wir für vötegsiö^cct Phil. IV, 12 ])arbos ])ulan,
and wiederum geben uns die lateinischen Texte darüber Aufschluß:
Ambrst. vg. Aug. penuriam paii, g penuriam pati } egere, de egere;
nur daß Ulfilas zur Amplificirung des Begriffs den Pluralis }>arbos
wählte. Lc. XV, 14 ist v6t£Q£t6^ai mit ala])arba vair])an übersetzt,
aber die lateinischen Texte bieten nur egere, außer b, wo wir egere
victum lesen, also eine selbständige freie Wiedergabe, dem Sinne aber
vortrefflich sich anpaßend. Koch bleibt übrig 2 Cor. XI, 8 ushaists,
ein dunkles Wort, womit Ulfilas vötsgr^^stg übersetzt; de bietet
egens, g Ambrst. egerem. Wir kehren nun noch zu 2 Cor. XI, 5 zurück.
Der Accusativus c. inf. und die Stellung von mik, das ganz und gar
nach dem Lateinischen zugefügt ist, sprechen für die Benutzung des
Lateinischen, und hält man die anderen Stellen hinzu, so ist kein
Zweifel, daß diese Veränderung des Wortlauts von dem Übersetzer
und nicht von einem Abschreiber herrührt. 2 Cor. XIII, 11 gavair])i
taujandans sijai}> = algfipsvete^ deg pacifici estote, Ambrst
in pace agite. Ulfilas löste das lateinische paci-fici in seine Bestand-
theile auf und übersetzte wörtlich gavair])i taujandans, d. i. pacem
facientes*). Mc. IX, ÖO hatte Ulfilas ein Adjectivum, dessen Bedeu-
*) Col. I, 20 ist gavair]>i taajands =: slgrivonoijfaccsy elgrivonoiBiv ist aber
wohl einer von den vielen Latinismen im neutestamentlichen Griechisch, dem lateini-
58 C. MABOLD
taog dem pacificas entspricht , gaYair]>eig8y und er übersetste dort
slffifPBViXS mit gavairbeigai sijai])^. Es seigt aber frieder von d«r
tiefen Überlegung des Übersetzers, wenn er in der Corintherstelle den
Paulus auf die eigene Wirksamkeit und Selbstthätigkeit fär den Frie-
den und die Eintracht hinweisen l&ßt; während es im Munde Jesu vor
seinen Jüngern angemessen ist, zu sagen: Seid firiedlioh unter einander.
Die lateinischen Texte haben an der Marcusstelle pacem habete. Dieses
übersetzte ülfilas hier nicht, weil er genau die Bedeutung dea gotischen
haban beachtete, denn dieses hat noch keinen auxiliaren Sinn, sondern
bedeutet noch „besitzen*^. Darum aber folgt er auch an zwei anderen
Stellen hierin der lateinischen Übersetzung, ROm. XTT, 18 und 1 TL
V, 13. Dort ist gavair]>i habandans =: slQtivivovtis ^uid hier gavaii]>i
habai]) = sigtivsvete. An beiden Stellen haben die lateinischen Texte
pacem habere (Rom. XTT, 18 itvg. pacem habentes, 1 Th. V, 13
gAmbrst. vg. pacem habete, de pacem habentes). Für die Bedeutung
von pacem habere ist übrigens wichtig, was der Ambrosiaster 2 CSor.
XIIT, 11 zur Erklärung der Worte in pace agite hinzuftigt: Si con-
cordes (uerunt, habebunt pacem. Des ähnlichen Ausdrucks wegen folge
hier gleich Eph. IV, 15 i)> sunja taujandans in frija]>vai vahsjaima
= aXfi^evovtsg di iv ayänji av^ijötoiiLSv ^ alle Handschriften der
Itala und Vulgata und die Patres bieten aber veritatem autem
facientes (nur Hieronymus citirt einmal veritatem autem loquentes)
crescamus (Ambrst. augeamur) in caritate. Nach dieser lateinischen
Umschreibung sind auch FG, die reich sind an solchen Änderungen
nach lateinischen Texten, geändert, denn hier lesen wir: alij^kunf
di MOiovvtss. Wunderbar genug nehmen sich aber diese Worte in
dem griechischen Texte bei Bernhardt aus, der doch möglichst die
Oestalt repräsentiren soll, in der ihn Ulfilas vor sich gehabt Daß hier
Ulfilas in seiner griechischen Vorlage aXtjd'svovrss las und die Um-
schreibung aus seinem lateinischen Texte entnahm, ergibt ein Vergleich
mit Oal. IV, 16, welche Stelle zwar Bernhardt auch citirt, aber ohne
auf ihre Bedeutung aufmerksam zu machen. Da ist nämlich ilii4^Bvmf
mit sunja gateihands übersetzt und g Victor. Aug. und Sedul. (außer-
dem noch ein Italafragment aus der Abtei Oöttweih, herausgeg. von
H. Rönsch in Hilgenfelds Zeitschrift XXII, S. 224—238) gewähren
sehen paeifiesre necbgebildet Die Uteiniseheii HsndBchriften haben natfirlieh an diee«
Stelle anch paeificans.
*) Bernhardt seist doroh ein Versehen den Indicativ ajup statt des erforder-
lichen imperativen ConjanctiTS, den UppstrOms Abdruck des Codex argentens riehtig
bietet Über ein gleiches Versehen s. €krm. XXVI, S. 141.
D£B EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELOBEBSETZUNG. 59
fast wOrtlich: verum praedicans, wähi*end in deAmbr8t.C7pr.yg. die
Worte heißen verum dicens (Hier, citirt veritatem dicens). Beidemale
stimmt die gotiBche Übersetzung mit der lateinischen überein, wodurch
dieEyidenz der Benutzung der letzteren um so größer wird. Qal. 11, 8
ante saei vaurstveig gatavida Paitrau du apaustaulein bimaitis,
viorstveig gatavida jah mis in ])iudo8 = 0 yaQ ivsQy^fiag
lUtQf iis anoötoXi^v x^s nsgitofik^g^ ivdgyi^ösv xdfikol sig ta i^tj.
^EnqytXv und iviifysMtai übersetzt Ulfilas sonst mit vaurlgan und
gayaorkjan, nur einmal (Col. I, 29) mit inna vaurkjan*). Die lateini-
Bchen Übersetzungen geben hier keinen Anhalt, sie übersetzen wie
sonst operari, d. i. „wirken''. Ulfilas wandte sich, ?ne es scheint, von
allen Autoritäten ab, und mit Recht. Die Bedeutung von ivsQyBtv ist
hier wieder eine causative, während an allen sonstigen Stellen ein
Object dabei stand oder leicht zu ergänzen war (also ivsQystv bedeutet
„wirken^, „bewirken*^, „wirksam sein*^). Es heißt hier, wie GL. richtig
angeben „Wirksamkeit geben'', und die Construction ist zu vergleichen
mit den oben behandelten Ausdrücken ]>aurft gataujan sis, bota sis
tanjan oder auch run gavaurkjan sis. Vaurstveigs übersetzt sonst
hfY^g (1 Cor. XVI, 9) und ivsgyovf^ivog (2 Cor. I, 6. Gal. V, 6),
dort haben Itala und Vulgata evidens (d. i. ivaQyi}g), nur Ambrst
operosum und Hier, citirt efficax; hier an beiden Stellen operatur.
Es heißt also „wirksam*', „thätig" (operosus); vaurstveig ist substan-
tivirtes Neutrum =: „Wirksames", d. i. „Wirksamkeit", also vaurstveig
gataujan wörtlich zu übersetzen mit „Wirksamkeit verschaffen*'. C. Hof-
mann in einem Aufsatz „Gotische Conjecturen und Worterklärungen^
(Germania VIÜ, S. 1 ff.) hält vaurstveig für verschrieben Air vaurst-
vein (n dem folgenden g von einem Abschreiber assimilirt). Vaurstvei
(Ibersetzt £ph. IV, 19 igyaöia „Bewirkung", „Ausübung'' ; daß dieses
Wort hier durchaus nicht den Sinn treffen würde, ist leicht ersichtlich.
Vaurstvein gatavida würde nur eine figura etymologica mit syno-
nymem Zeitwort sein, während vaurstveig ein selbständiges Object ist
£8 bleibt nun noch übrig 1 Tim. V, 12, eine arg zugerichtete Stelle;
wo die Worte noch lesbar sind, heißt es: galaubein vana gatavide-
dun (vana ist sehr undeutlich zu lesen) = niöuv 'q^it'qöav. Wir
saheD, daß 1 Cor. I, 19 atixstv durch uskiusan übersetzt und dieses
nach reprobare gewählt ist, das in allen lateinischen Texten steht
Auch an unserer Stelle ist das Lateinische zu Rathe gezogen; de
*) VgL daiu das Uieinisohe inoperari bei Tertullian und Hieronymiu; Bönsoh,
Itala mid YnlgaU S. 194.
60 A. EDZARDI
bieten fidem inritam fecerunt (AmbrBt. f irritam und so auch v^.),
g irrilaverunt l reprobaverunt (repr. auch bei Cyprian), Tert. reseide-
runt; also vans ist fttr irritus gesetzt. Leider ist Oal. III, 15 und 17
nicht im Gotischen vorhanden, dort ist a^statv und hier dxvQOvv in
denselben Handschriften tibersetzt wie an der Timotheusstelle. — Zum
Schluß füge ich nun noch die Fälle hinzu, wo Ulfilas mit taujan einen
mit noutv zusammengesetzten Verbalbegriff in seine Bestandtheile auf-
löst. Ein einfaches Citat genagt hier, da hier der Einfluß des Latei*
nischen schwer wahrzunehmen ist, weil das Griechische bereits die Auf-
lösung an die Hand gab. Mc. III, 4 ist ])iu}> taujan Übersetzung von
aya%07toulv^ von lateinischen Handschriften gewährt e bonum aliquid
facere, b aliquid bene facere, die tlbrigen benefacere. Dasselbe Wort
steht Lc. VI, 9. 33. 35, wo die lateinischen Texte nur benefacere geben
(Rom. Xni, 3 haben wir bereits im Griechischen die Auflösung to
aya^ov noutv und im Gotischen nattlrlioh ])iu]) taujan). Mo. HI, 4
und Lc. VI, 9 lesen wir auch das Gegentheil un])iu]) taujan ftbr xano-
noutv j male facere (e malum facere). Dazu ist zu ziehen Z'T^. HI, 13
vaila taujan für xakonoutv^ wo im Lateinischen auch bene ÜLcere
(g bene 1: um facientes). Col. I, 20 gavair])i taujan fOr slgf/vonoutv ist
bereits erwähnt und es bleibt nur noch Jh. VI, 63 liban taujan und
V, 21 liban gataujan übrig als Übersetzung von ^monoutv (im Latei-
nischen vivificare). In den Episteln hat Ulfilas übrigens ein eigenes
Wort dafür, gaqiujan (gaquiunan = äva^^v schon im Lucas-Evangelium),
welches denn auch in der Skeireins Vb einmal vorkommt; ein neuer
Beweis, wie Ulfilas bei der Übersetzung der Episteln bereits sich freier
im Gebrauch seiner Muttersprache bewegte, während er andrerseits
auch in den Episteln aus Rücksicht auf die Deutlichkeit mehr das
Lateinische beachtete.
(Fortsetzung folgt)
KOPENHAGENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS
WELTCHRONIK.
Auf der großen königlichen Bibliothek in Kopenhagen befinden
sich 11 Fragmente von zwölf Blättern, die zu einer und derselben
Bilderhandschrift einer der verschiedenen Recensionen *) der Weltchronik
*) leb habe nar cod. pal. 321 (Vilmar , Die swei Recc. p. 61 ff.) yergleichen
können, der (270V, = r«d. fgd. Abdr.; 270« = 1'»; 270* = r «; 27r « r«)
KOPENHAGENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 61
Rudolfs voo Ems gehören. Dieselben sind als „11 Stycker afenversi*
ficeret Bibelhistorie paa Höitydsk^ dog i afvigende Dialect, indehol-
dende Bmdstykker af III & IV üb. Regum, lib. Machabseorum & lib.
Judith'' bezeichnet und haben die Signatur: 17*" Fol. (Ny kgl. Saml.).
Diese Blätter sind; wie mir Hr. Weeke, Assistent an der kgl. Bibliothek,
freundlichst mittheilte, durch ihn 1862 von Deckeln zu einer juristi-
schen Bibliothek gehöriger Btlcher abgelöst. £s fanden sich dabei noch
manche andere Pergamentblätter, meist lateinisch, deutsch nur diese.
Indem ich einige schon vor Jahren gemachte, jüngst nachgeprüfte
Notizen über diese Blätter endlich veröffentliche, überlasse ich Weiteres
meinem jtlngeren Freunde, Hrn. Dr. Mogk, der seine sorgfältige
Abschrift dieser Fragmente nachfolgend veröffentlicht, sowie Anderen,
deren Studien ier diDgenstand näher liegt.
Die Zählung der Fragmente ist ohne Rücksicht auf den Inhalt
geschehen. Es ist daher anders zu ordnen, auch in Betreff der Vorder-
und Rückseiten der einzelnen Blätter. Wenn ich die Blätter nach ihrer
jetzigen Reihenfolge mit 1, 2 u. s. w. bezeichne, die Blattzahl aber,
welche ich ihnen zuweise, in [] gebe, so ergeben sich folgende Ent-
sprechungen: 1 = [12], 2 = [1^^'J, 3 = [3], 4 = [4], 5 = [6], 6 = [2],
7 = [9 und 10, zusammenhängend], 8 = [8], 9 = [7], 10 = [5],
11 = [11].
Es ist also nach der gegenwärtigen Paginirung so zu ordnen:
V^: 3. Könige. — 6: Daniel. - 3. 4. 10^\ 5: Judith. — 9. 8. 7. (Doppel-
blatt). IP*. 1: 1. Machabäer. Bei Petrus Comestor*) ist nämlich die
Reihenfolge der Stücke diese: Reges 1—4, Thobias, Jeremias, Eze-
chiel, Daniel, Judith, Hester''^), Machabäer 1 und 2. — Blatt 3,
4, 5 (nach meiner Zählung) müssen unmittelbar aufeinander gefolgt
sein, desgl. auch Bl. 8, 9, 10.
Die Hs. scheint etwa um 1300 geschrieben zu sein, schwerlich
viel später (wie auch sachverständigere Beurtheiler als ich meinen).
Sie ist auf Pergament sauber geschrieben, in zwei Spalten, mit breitem
Rande, und hat mehrere, nicht über die Spalte hinausstehende, saubere
Bilder; sie ist liniirt und hat 51 Zeilen in jeder Spalte. Die Seiten-
überschriften sowie die Überschriften kleiner Abschnitte sind mit rother
Tinte, meist rechts neben den Text, seltener in denselben hinein ge-
schrieben. Die Verse sind abgesetzt, ohne Schlußpunkt; ihre ersten
dem Koph. Texte, bei Abweichungen in einzelnen Lesarten, im Allgemeinen genau
entapricht.
*) Scholastica historia (Straßburger Druck von 1486), die auch hier neben der
Volgata benutat ist (s. Vilmar a. a. O. p. 13).
^) YgL K« Schröder, Oerman. Studien I, 247— 816; U, 169-197.
62 E. MOGK
Buchstaben sind ausgerückt und roth durchstrichen« Die Bilder haben
mit rother Tinte geschriebene Überschriften. A. EDZARDI.
Obigen Bemerkungen des Herrn Dr. Edzardi lasse ich einen
genauen Abdruck der besprochenen Fragmente , welche ich wtthrend
eines längeren Aufenthaltes in Kopenhagen abgeschrieben habe, folgen.
In der Anordnung derselben habe ich mich Hm. Dr. Edzardi
angeschlossen; die Nummer, welche die einzelnen Blätter in der Hs.
haben, habe ich in () beigefügt
Der Abdruck hält sich genau an die Schreibweise der Hand-
schrift; nur die Doppelschreibung des M und J|, r und r, z und {, 8 und (
wird stets durch ersteren Buchstaben wiedergegeben. Die Abkürzungen
sind beibehalten. Die roth geschriebenen Überschrifteqi werden cursi?
wiedergegeben; ich bezeichne dieselben in den Überschriften zum unter-
schied von dem Texte (Vs.) mit Z. E. MOOK.
!'• (Hl. 2^).
Terdui liber regum ....
Dit enbot vil minnencliche
Salomooe der konig Tram
Als er die botshaft da vemam Der kordg
Er was fr won herzen fro was der rede s.
5 Z6 haut his er gewinnen do fro, Deut ts kanü
Der siner drizeg dasint man uxu alao
Vnde von den hiz er senden dan
Zehen dasin man da hin
Vnde gerejtshaft auch mit in
10 Nach falledicher wise
Er shihte in dar ir spise
Drizeg dasint chore wejsen dar
Dar z& hiz er der selben shar
Oleyes zehen dnsint chore geben
15 Der spise snlden se do leben
Daz iar b(z yf des iares zil
Ynde gab in ieglioh alsa yil Da 9ehen duHnt
^T6 hatte daz mit wishejrt darmen gingen
^^ Konig salomon ▼£ gelejt Ander »ehen du
20 Sa die zehen dnsint man »int it wieder ane
Die sich des hanwenes namen an fingen
Bieben eynen manet da
1' * Die Spalte ist zum Theil Terblasst, doch noch lesbar. T in der Überschrift
blau. 4 s. = salomoD, gehört zor vorhergehenden Zeile : Der konig s. 6 drizeg]
eg undeutlich; so (vgl. 18) oder ig (vgl. 86). 18 der selben] das zweite e fast an-
lesbar. 16 da a nndeatlioh, so oder o, der obere Theil des Baohstabens entspricht
mehr dem o, der antere mehr dem a. 18 N roth.
KOPENHAGENER fiBUCHSTÜCKB VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 63
Sa f6ren sie ron danne sa
Ynde f&r dan also manicher dar
25 Fon der driszig dnaent manne shar Wie vber
TTber die werclnde er gewan dat werg der
^^ Eynen wergmejster hiz yran k&nig gewan
Der ir plach spate vnde fro egn meyeter w<u
r* (Ht. 2^*).
Terciue Über regum . • . •
T^ie list wehten die mejster wfs
^^D kanst hatten desen pris Die kunst
Die waren biblij genant no mähten die meyet^
Wan s s was genant das lant toi>. Die fon
5 Fon deme sie als ich han ynomen huneUn hat
Z& saiomone waren komen den den prie*
Den fvgete der wise degen
Fmf dnsfnt die ir solden plegen
Ynde Ifz mit groser richeyt kraft
10 Berihten ir gerejtshaft
Der sie bedorfen wolden
Sa sie wirken snlden
Als noch eyn mejster dot [Sie nam]en egnes tüurmee
Sie namen eynes warmes blot Mot Dar so
15 Der hiz thamnr als ich iz las egn cnU wae d
Ejn kmt anch sns gehejzen was dar »S got
Des saf mishzeten sie dar in
Ynde bestrichen her vnde hin
Die steyne besneden sie s6 hant
20 Dar nach ir liste was erkant
Wie se se machen wolden
Als sie se machen snlden
Nach der glest^ mde nach dem siede Wie ealamon
sie die marmel niede godia diente
25 man. Den tempel buwe no hegan, Vf eyner
hofeetat alda. Die toos beheyzen mon» maria,
24 alse] s ziemlich verwischt. 26 U blau. 28 spate Hs. te oder de.
1' * nicht so sehr verwaschen wie die vorige« D roth« wohten =5 worhteu.
\ am Anfang nur O erkennbar, dss flbrige ist dorehlöohert 4 Wan]; a oder e, un-
lentUeh. Vom zweiten Worte ist nur der erste und letzte Buchstabe erkennbar.
) liz ziemlich verwischt. 18 nach] a oder 0. Z. 13 Sie nam in der Hs. nnlesbar«
t der] r Aber der Linie, glest^] der untere Theil dieses Wortes ist durchlöchert
4 das erste Wort ist unlesbar. Nach Z. 26 folgte ursprünglich ein Bild; dasselbe
it jedoch abgeschnitten und nur der Anfang der Oberschrift: Salamd ist noch er-
lalten.
64 E. MOOK
r» (He. 2").
Terdui Über reffum ....
Vude CD wa« nit fnllecliche wit
E711 stechel halde z6 ejner sit
Die hie mit festen sachen
' SalomoD der koDig vermachen
5 Eyne moren starg die wart begraben
Mit erden alsa vnder haben
Mit starken buwe veste vn rieh
Dax die hofstat wart da glich
Vnde in rehter maze brejt
10 Da wart die gmut festen geleyt
Vf den aller besten grünt Wie naek drin iare
Der in wart in der erden kant konig [Sal&mon], Vf lede
Q^alomon der koneg riebe desen tempel thon
^^Begunde gar wfsliche
15 Den tempel buwen daz ist war
Da er hatte dru lar
Die chrone bi denselben dagen
In sineme lande shone gedragen
Vnde fvllebrahte iz nach der zit
20 An dem eylfteme fare sft
Daz er konfg was genant
N6 dut vns dfe shrift erkant
Daz der wfse reyne man
In der geshepede began Wie mit »a grozer
25 Den tempel mit wislicher kraft toisheyt
Daz aller der wende geshach Dirre tempel
Mit bezeychen warheyt wart vf gelegt
Bezeychenlich was dran g —
1^* (Hs. 2'*).
Tereiue liber regum ....
In der lere godes gebodes
Sa werde der rede gar z6 yil
Da aon ich des geswigen wil
Vnde da von daz lange seder
5 Der tempal wart gebrochen neder
Vnde z6 störet vf fon gründe
Da von ich nfht me konde
l''* gut erhalten, der nntere Tbeil abg^chnitten. T der Überschrift ist do^
blaue Majuskel. 4 r in ,der' fiber der Linie. 6 ,alsa vnder haben' auf radiiti*
Gründe. Z. 12 SaUym&n fehlt in der Hs. (ohne Lücke). 13 S roth. 16 dr&iar Hs.
24 e in began scheint ausgebeßert. 28 der unterste Theil der Zeile ist abgesehnittsiL
1^3 Die Spalte ist von oben nach unten gut erhalten.
KOPENHAOENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 65
Wan ich wil slnnerfcheD laden
Z6 dutshe wol bednden
10 Wie hohe die gröce richejt wag
Die an deme goges tempel lag
Ynde die bezeychenüge gros
Die 8in geshepede besloz No wart der tempel
gewQiet. Oesenit vfl gefriet, zo dinate deme hosten
15 [gode]. Nach konig Molomonü gebode.
*
27 T^ft der tempel was bereyt
■*^Mit der groaten richejt
2'* (Hs. 6';).
Quartui liber regum ....
^ber din folg gekarzet ist
Tnde vber ienualem die stat
Die für got gesnndet hat
Ir wottekeTt wirt ir abe genomen
^ Z6 rOwe Balt ir wieder komen
Ir snnde nimit ejn ende dar
Irr bosheyt wirt ferdiligit gar
Lr wirt gegeben gerehtekeTt
Eweclich ane Yndersheyt
lO Fon der werden ppheten gesiht
Ir dogencliche wirt geshiht
Ynde wird erhorit an deme • . . .
Aller hejlegen heylekejt da der enget dit geepr
TNaniel du salt wizzen daz ach. Der enget aber
^^ "^^Ynde ker berzO din sine baz to eme iach
Daz nach dosen werten seder
Aber wirt gemachet wieder
Jerasalem die werde stat
Dar in der tempel ist gesät
20 "^ber sebenzig wachen zal
^nde zwa tu sessig vber al
9 d&tshe] t Aber i!er Linie. 10 wag] g in der Hs. etwas ondeatlich, doch
^^& der Strich am Kopfe g', daß wir g, nicht s sn lesen haben. 11 goges
"^ godes. 15 gode fehlt 16 — 26 ein Bild, die Weihong des Tempels cUr-
'Eilend, mit der Oberschrift: Salomon rex. 27 D roth. Nach Y. 28 ist die Hs.
^^geschnitten.
2** von oben nach unten gut erhalten. Das ursprünglich blaue Q der Über-
schrift ist fkst YolIstSndig verwischt 3 gesundet] ud Eiemlieh verwischt 4 wirt]
^ Ober der Linie. Das ganze Wort ist etwas verwischt. 6 wieder] das i verdeckt
^a weißer Fleck. 10 der] r undeutlich. So oder n. ppheten ohne Abkfirsung.
12 deme] undeutlich. Das folgende Wort vollständige verwischt 14 D schön ver^
^i«rte rothe Initiale. 16 baz undeutlich. 19 gesät] von t ist der Querstrich nicht
iftshr erkflonbar. 21 sessig] so die Hs. (Weinhold mittelhd. Gramm. §. 820.)
OKSMAnA. Km« lUihs. X?. (XXVII.) Jahrg. 5
66 £• MOGK
Sa wden ir gazzcn wieder berejt
Ir muren mit groze arbeyt
Vnde ir gazzen sa man qait
25 Ir maren in engeslicher sit da dese rede biz dar
Vnde darnach nach denselbin dagen geshaeh, d[er]
Alse die wisen alle sagen engel oft^ furhaz iach
Sa wirdit cristOB dar
Vmme aller dirre wemde n[ot]
2" (He. 6'*).
Quartiu Über regum ....
Das danfeie was aber kom
Vnde yffenbiret fon gode
Ejn wort nach godes gebode
Das wort das was eyn wares wort
5 In grozer ster yf allez ort
Daniel ferstont das wort
In siner bekentnisse biz an daz ort
Iz ist natze fn der geshist
Z6 aller zit wan se geshiht. hie lent man wie
10 In der zit ich daniel daniel. FaHeie drier wcbi
Wejnete drier wachen zil zil
Br6t loch kejner bände maz
Mit begfrde auch ich da nit enaz.
Flejsh vfi wfn ich nie genam
15 In mfnen munt auch nie enqnam
Biz drf wachen mit yngedalt
Mit grozen noden wart erfalt
Vf den zwimit zweifle dag
Des ersten mandes da der gelag
20 Ich was bi deme wazer z6 hant
Daz da tygris ist genant No daniel du toort ge
Ich hob min aagen vf ich sach 9prach. daniel and"^
Eyne gesiht die mir geshach werbe sach
Eyn man der stant for mir z6 hant
25 Linen doch was sin gewant
Ich sach ymme sine lenden lin
Eyn gartel was fon galde fin
Sin lib als eyn ehr
Sin antlitze was geshaffen sos
83 groze Hs. (Weinb. S. 492.) 26 der] er fehlt in der Hs. 29 not] ot ift
abgeschnitten.
2' * ist gut von oben nach unten erhalten. 6 ster] zwischen e und r findet
sich Aber der Linie ein ' . 8 geshist] so = geshiht Z. 10 wehe] ohne Abklb^
song. 18 zwölfte] es scheint Aber dem zweiten e ein * gestanden zu haben.
22 sach] siemlich verwischt. 28 Der Schluß des Verses ist durch den Kniff serstSft
KOPENHAGENER BBUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 67
2^^ (Hb. 6^»).
Quarhu liber regum ....
Das ist vi m» gefallen dar
Der floch Tnde alle Tngnade gar
Als iz in deme b6che stat
Daz tnoyses beshreben hat
5 Der godis kneht ist Bunder wan
Waz wir gejn gode geBundet han
Vnde wir des wenig han yemomen
Da iBt dit vbel yf yns komen
Hie sprtchet daniel sin gebet, ÄUe er zo gode die
f\ Werder got fon hemelrich ke det
10 ^^ Durch din antlitse minDenclich
Ker mB tod ynser miBBedat
Die hie der lib begangen hat
Vnde du herre z6 deme zil
F. . . .e daz falg toq israhel
15 Mit kreften tz egypten lant
Mit diner geweldeclichen hant
Des Bis dii her n& gemant
Daz din zom ferge z6 hant
Fon ieruBalem der stat
20 Die dich Bere erznmit hat
Vnde Bjon dem berge din
Laz dine gnade in werden shin
Daz ge ynfler srnde yf alliz zil
Vnde dincB folkcB fon israhel
25 S in lidene ane Tnderbüit
F. . . .en den die ym vnB sint Wie daniel epn
[D]arch din godelich gebot
Des din kneht nh biedet dich
chet furhoM me
y^ (Hb. 6^*).
Quariue liber regum ....
ich dich Urin dit ferstan
• • •
2*> Ton oben nach nnten erhalten. Die zweiten nnd dritten Bnchstaben der
ITerBe sind mehr oder weniger durch den von oben nach unten gehenden Kniff ver-
lichtet Das Q der Überschrift ist blau. . 8 Da] so oder Do Hs. 10 O roth.
16 Die auf F folgenden Buchstaben sind yollstSndig unlesbar. Fürte? 20 dich]
ih durch ein Loch ziemlich vernichtet. 26—86 sind die nach den ersten Buch-
taben folgenden unlesbar. 27 durch einen Kniff yon links nach rechts unlesbar.
8 D abgeschnitten.
2^* Die Spalte, yon oben nach unten erhalten, ist fast yollständig yerwaschen.
fach der noch lesbaren Z. 1 folgt in der Hs. ein 10 Zeilen umfaDendes Bild mit der
tbeneluift: dmM «n gabriel.
5*
68 £• MOGK
^^\ dese wort
^^ gar .... fort
y lande yeriach
Vnde die fon deme fiilke geshach
5 D fon israhel
V da fil
Z gebet
AIb ich det
G quam
10 Der er nam
leder fon
Den 8ten
Er gar frolich
M er mich
15 Da z6 der vesper zit
S gelit
Hores du dac daniel
Quartus Itber regum ....
Alt lang groz vn anch der cleyne
Wie olophemus ßtr hm geyn iudee, vTi bescuen me
^^lon dannen fiir er gejn iude dam tm gäbe
^ Vnde besazten medam vn gäbe
5 Er ferwöste gar ir lant
Daz wart beraubet vn vbrant
Er stalde iamer vn not
Als der konig eme gebot
Drizeg dage er da gelach
10 Siner rowe er da plag
Biz er daz her zo häuf gelas
Daz mit eme vz komen was wie irV dese rede fer
N6 isrhel dit wort vemam nam. Chroze fohle die
Daz in der man sa nahe qnam se vmder qxiam
15 In iudea iu daz lant
Vnde auch femamen sa z6 haut
Vaz er det der heydenshaft
Holofemus mit siner kraft
Ejn furste vber alle ritter shar
20 Die sin herre sante dar
1 Die hiane Initiale D ist noch ziemlich gut erhalten. 17 durch den Kni^
von links nach rechts Yollst&ndig yemichtet.
3' * Die Spalte ist gut von ohen nach unten erhalten. Das Q der Cber-
Schrift ist hlau. 3 F roth. 6 Hs. fer woste. 13 isrhel = israhel. Hs. ver nsm«
19 ritter shar] die ersten 4 Buchstaben ziemlich verwischt; ich wage nicht zu ^^^'
scheiden, ob die Hs. tt oder dd hat
KOPENHAOENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 69
Der konig nabachodouosor
Den wir han geneDDit for
"Ejn konig in assyrien lant
Se ershraken sa zö hant fon deser bosin mere.
25 Se forten sich gar sere Sa wart in alzo swere
IVan se horten mere
IVaz er der den heyden hatte gedan
Olophemns der grimme man
Saz er ir gode ferkerte
• • • •
Quarttu Über regum
^as gewihet vn berejt
Ton aller riner wostekeyt Wie se no santen
^6 santen se in alle die lant in aUe die lant
Die godes fblke waren benant Ir briefe da
^ In Btede yn in kastella miede se wrden gemant
In g ynde in proaincia
In moce vnde in boatha
In abelmoym vnde in bechoron
In iericho vnde in achebon
^^ IN belon vnde in allonia
IN salem vn in athalia
Shrejb ioachim der prister dar
Das se des nemen gode war
Dax se die wege ferlehten
^^ Vnde se gar enge mehten
Die da gent hin gejn iernsalem
Wanne dar olophemos quem
Das die wege weren sa enge
Dax zwene betten gedrenge
^0 Die die wege snlden gan
Das wart allis wol gedan Wie in ioachim gebot
Das in ioehim gebot Daz se got beden für dese
Der werde pster in der not not
His das folg fon israhel
25 Die da waren so deme sil
28 assjrien lant] das sweite a ziemlich undeutlich. 26 forten =s forhten.
Sonst l&ßt der Schreiber regelmäßig r vor der Consonantengmppe ht weg. 28 grfnmie]
^>. grünnne, ohne daß ein Strich unterpunctirt ist. 29 Daz] D ziemlich abge-
««Imitten.
8' * ist von oben nach unten gut erhalten. Einige Schnitte im Pergament schS-
^^en die Worte nicht 6 nach g ein Loch; durch dasselbe ist auch ein großer
l^eil des v in vnde vernichtet 11 salem] so oder selem. 13 gode] so gode?
1^ Wege] g aus d verbeßert 18 wege steht doppelt, das erste ist ziemlich ver-
mischt. 19 zwene] n verwischt und ganz undeutlich. 22 ioehim] so die Hs. fQr
ioachim.
70 £• MOOK
In iemsalem der werden [stad]
Mit ganzem flue er se bad
Die alden vnde der langer ihar
Dax sie mit eyn ander gar
30 Biefen z6 gode mit fitedekeyt.
Quartua liber regum ....
GU)de8 alter wart gedeht Wie godis alter he
In dan se sieb betten gelebt raubet wart, Fon aüer
Mit beren docben unwerde tierde vf der fari.
Die bingen yf die erde
5 Se badin israbelis got
Darob sin godelicb gebot
Daz er ir wib an aaeb ir
Was mensben in der etat ....
Id gebe gefimge in dar . . .
10 Den din name ist vmbekant Wie «e tick gabin
Se halt vns berre in diner in godis hant
Daz dese stat id werde y. . . D<u »e fon gode
Daz dines tempels beylekejt so wurden gewant
Id werde ferstoret an der ....
15 Fon deseme falke böse
Din kraft yns berre erlose elyaehtm • . . • • ein ge
n^er wde prister elyacbim bei vn ieder man eo
^^In der stat ierasalem gode det
Ging alymme in der stat
20 Alle die lade er da bat
Daz se bieben an wane
Daz ieder man zo gode dede
Mit fasten yn mit fenie
Got erloset yf fon der menie
26 anf radirtem Grande. Das Reimwort feblt
8^« Diese Spalte, yon oben nach unten erhalten, war aufgeklebt; die Bad*'
Stäben sind daher rnjua Theil yerwischt Auch finden sich auf derselben Sparen do^
Buchstaben des Werkes, auf welchem das Blatt aufgeklebt war. Das ursprflngliel»
blane Q der Oberschrift ist yoUstXndig verwischt 1 gedeht] ebt ziemlich yer^
wischt. 2 In] n voUst&idig verwischt. 8 Mit] it ziemlich verwischt, onwtrdej
de yerwischt 5 badin] oder en ziemlich verwischt. 7 wih] so hat die Hz-
deutlich. 7—8 Die Reimworte sind vollständig unlesbar. 8 Hs. nnenshen. 9 ReiV'
wort unlesbar. 11 Se = Sa. 11—12 Die Reimworte unlesbar, hant — vbrant?
13 beylekeyt] t verwischt 14 Das Reimwort unlesbar. Z. 16 Das zweite Woii
der Oberschrift unlesbar, tprach? 17 Die ursprOngUch blaue Initiale ist voUstinfig'
verwischt Der] r Aber der Linie. 21 Daz] az undeutlich. Das Reimwoit tsr-
wischt: stede? 23 fenie] das zweite e ziemlich verwischt Ebenso Vs. 24 in menie.
24 vf Hs. SS vs = vns ?
KOPENHAOENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 71
25 De9 bösen holofemes
Des aalt ir alle sin gewis Wie die prieter
Die besten die da waren deyi . •
Gewesit for manigen iaren sieh geleyt
Ynde die prieter snnder wan
30 Hatten • ane gedan
Quartue Über regum . • . .
X>..8« mäht nit darch mit diner shar
Ynde do die wieder kere
Behalt geyn in din ere
Olofemua eante nach moab. Der eme ßl dicke
^ nprolophemas somig wart Ure gab
^^In some sante er vffe der fart
Nach den forsten fon moab
Irr rat im dicke lere gab
Ynde nach den herzogen auch ammon
^^ Die mit eme reden shon
Er sante nach aller mejstershaft
Die wishoyt hatten mft aller kraft
Dax mir der keyner abe ge
Fon deme riebe ma, . . .e Da no d^ rat for in
^^ Ir kint gebom von kanaan geshach, Olofemu»
Sprach er z6 in no saget an tS einen ep
Wie ist daz folg geheyzcn da
Daz da besazsit montana
Wie sint ir stede
^O Daz vns der name werde erkant
Wie fil krefte mogent se han
An weme mag ir gewalt n6 stan Olofemua
Wer ist ^ber se gestalt frade cP mere. wer ir ge
Wer hat vber se gewalt weidig were
25 Sie sint nit gejn mfr gegangen
Se hant mich nit enpangen
Alse alle die gegene die da sint
No olophemua dii gesprach, Ächior der furete
^ 86 bolofemes] es ziemlich verwischt. Z. 26—27 Die ponktirten Stellen der
, ^erschrift onlesbar. 28 iaren] fast ganz yerwiscbt. 80 Das zweite Wort ziem-
^b yerwiscbt, kann ich mir als cilicia lesen.
8* * von oben nach onten leidlich erhalten. 1 Yom Anfang sind nor D ond s
^^ch ziemlich lesbar. 6 Die orsprünglich blaoe Initiale H ist fast vollstindig ver-
^^^acbt 8 Irr sie Hs. 14 Die Buchstaben oben zwischen a nnd e sind unlesbar.
?^ «p*] so die Hs. sp^ch ^ sprach. 18 besazzet] a etwas undeutlich. 19 sint
^^ stede undeutlich, der Schluß des Yerses unleserlich. 20 Daz] az und der ziem-
^^h Yerwiscbt. 22 An] n ziemlich verwischt. 24 weidig doppelt. 28 durch
^Uien Bruch yollst&idig vernichtet
7S S. MOGK
irt
QßuartitM Über repmn ....
Se qoamen in mesopotamea
Ynde woneten etwas zide da Er aade tm aber
N& sprach aber ir got z6 in fon irme gode
Das se daunen inlden gen vn fon siner wden
5 Hin in canaan das lant e gebode
Das in fon gode was benant
Ynde weren da b(s an die sit
Alse moyses fon in da qnit
Wie cLchior der wde man. Äbir reden me began
10 ^^ft se shieden no fon dan
^^Bejde franwen vn man
Se hatten galt vnde silbers gnOg
Das da das folg mit eme drog
Si drehen fehes alsa fil
15 Yher mase vnde ane zil Wie ee in egypten qua
Se qnamen in egyptenland mi. Graz arbeyi $e
Das ein gar wenig was erkant da namen.
Wan gros hnnger ging da an
In deme lande canaan
20 Dar rmme dit folg was komen dar
Das se nemen ir libnar vn da iz in egypten q
Das folg da w&s da also hant Aho eere iz zo
Das man ir da m't zal en fant da. nam
Das folg in al egypten lant
25 Drohte ser das folg so hant
Se beswereten se sere mit arbeyt
Se dadin in qoale ynde manig leyt
[W]as mistes an deme wege was
Quartus Über regwn ....
Da se. • • • . . durch den rodan
Als wir • . gelesin han
Se hesazten se gar das land
Das mo genant Wie se f erwoben ca
5 Se ferwoben .... neum naneum, vn oucA die
Ynde anch phereseom gegen phereeeum
4' * gut Yon oben nach unten erhalten. Das ursprünglich blaue Q der Über-
schrift ist fast Yollstlndig verwischt. 10 Die urRpr&nglich blaue Initiale D gsn*
verwischt 28 Waz] W ist vollständig, vom a ein Theil abg^eschnitten.
4'* von oben nach unten erhalten, war aufgeklebt und ist daher sum Tkaü
schlecht erhalten. Von einem großen Theile der Buchstaben ist nur noch der &^
druck der Feder erhalten, die Farbe ist verwischt 1 Das dritte Wort unlesbsr«
qnamen? 2 Als wir es gelesen? 4 Vom Namen des Landes ist nur mo noch iv
lesen. 6 8. f. cananenm?
KOPENHAGENER BRUCHSTOCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 73
Sickern Tfi gebosinm
Ynde darzo . , . » senm
Se woneten in deme lande
[ O Ane .... v5 ane shande
For godes aogen alle zit
Als TD8 die Bhrift yrknnde git Wie goi ut mü
Qtoi ist mit in vn sin lere in aUewegt. oft
Ir god hazzet die sande sere «e 8{nt in tmer ple
^ Wen se draden fon godfs wege ge
Sa waren se nit (n siner plege
In striden wart ir fil erslagen
Ir frende se begonden lagen
Se wnrde gefangen sa z6 hant
3 Vnde geforet in eyn ander lant
leren tempel man dar neder brach
Der stat geshach groz vngemach
Fon ereo wedersachen
Die daz künde gimachen Wie ae her wieder qua
^ N6 sint se her weder komen men. jr lant $e an
Als wir fon in han remomen sich namen
N6 rofent se ane eren got
Ynde sin godelich gebot
Daz er se erlosen
Quarhis über regum ....
Daz se blibent ane krot
Sa mozen wir in den shande
Wa wir des landes heue g
Da achiar am wort geaprach Olofemaa dar
5 T^a achior no dese wort wieder iach
•^^Por eme geredet hatte tort
Daz folg gar sere erznmet [ ]
Olofemos vf der fart
Sprach zo deme forsten acb[ior]
10 Do hast hie gesaget for
Fon eyneme gode z6 dirre fri[st]
Der da abene in deme hemel . . . Wie olofemus
Sa wil ich dir sagen for daz geaprach, olo
Daz konig nabnchodonosor femua a&^ tach
10 Ane sunde? 21 loren] so die Hs. 26 weder] der erste Buchstabe ganz
Uideatlich, w oder ni. 29 Der untere Theil der Zeile ist abgeschnitten.
^^ von oben nach unten erhalten; die rechte Seite ist zum Theil ganz unles-
^. Überschrift: das ursprünglich blaue Q ist YollstSndig verwischt 1 krot] über
^ findet sich ein Häkelchen o. 3 Das Reimwort ist vollständig unlesbar. 5 D roth.
^^1 a fast vollständig verwischt. 7 Das Reimwort nnlesbar: wart? 9 achior]
■
lor onlesbar. 11 frist] st unlesbar. 12 Das Reim wort unlesbar: ist.
74 ^ MOGK
15 Eyu forste in al aMerien l&nt
Ist got vber alle got erk[aiit] No sprachen alle
No sprachen alle fvrsten gar fur$ten twcr
Die da waren in olofemna 8h[ar] No mbz sterbin
Wir wnllen dodin achior achior
20 Der dit hat geredet for
Vnser fohte ist nit gar fil
Qejn dem fiilke fon israhel
Wan daz folg hat kejne ge. . . .
Keyn kraft die ist an se gest. . .
25 In Btriden groz des danket . . .
Wa man die ... nu Da die rede fon
... geskach
Daz wir werden da gewar Olofemus aber sprah.
r\
Qucurtus Über regum ....
Vmmerme gehflfen dan
Se werdent alle gar erslan
Sa werden wir gerochen
Do wfrdest mit fn erstochen
5 Fon minen knehten vn minen man
Wirdesta erslagen dan
No wart gefangen achior, Fon deme ich han
TTolofemus in der not geredit for
■ "Sinen knehten no gebot
10 Daz sie no fingen achior
Fon deme ich han gesaget for
Se forten in betuliam
Vn gebe den yil werdin man
Den kinde da fon iil'
15 Daz dadin se yf deme zil
£ dan die stede wurden berant
Vnde gar z6storft vnde ferbrant Wie achior ge-
Die knehte begriffen achior fangen wart. Fon
Fon deme vns ist gesaget for den knehten vf
20 Se forten in gejn betuliam der fari
No er z6 der stede quam
Da forten se in yf daz feit
Vmme siner worte gelt
15 »Eyn* und ,lant^ verwischt und undeutlich. 16 erkant] ant unlesbar.
18 shar] ar unlesbar. 23 — 24 sind die Keime unlesbar: gewalt — gestalt?
Desgleichen 25 mich? 26 ist zum Theil durch den V. 27 Yertilgenden Bruch ver-
nichtet 27 eme geshach? Vor geshach ist ein Wort unlesbar. 28 «proA] nur sp
ist noch deutlich zu lesen.
4^* von oben nach unten gut erhalten. 8 H roth. 12 in geyn betuhamt
VgL 20. 20 geyn be— ziemlich verwischt.
KOPENHAGENEB BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 75
Se wolden dodin achior
> De se ennmit hatte for
Se fohten sich nit alzo fil
For deme fiüke ron israhel
Wan dai in got erwerete
6'^ (Hb. 10^0-
Ynde Bteyne daz folg zoBamen |
Se moBten sin ir knehte
Z6 allem £nne rehte Wie ir rofen 90 gode
N6 rif daz fiilg z& gode hin geshach. Wie got
Daz er ir liden wnlde versten ir grozen arbeyt
Got plagete Bere egyptfn lant each.
Die em vil wenig wart erkant
Die (n fn karten ztnnden
Nit ferhejlen kanden
^ N6 dit geBhacb fn egyptenlant
Se ferdrebin bo z6 hant
Lr got gezkif in yf der £art
Daz daz mer gedejlet wart
Er forte bo durch daz rode mer
Gar ane aller hande wer
Er forte ee z6 derzelben Btunt
Durch wÖBte wol gesont <ichior der $at hie me
Er forte bc in cadeB bame Wie se quame in cade$
AIb man hat gCBaget anch me harne
^ Se ferdreben waB se fanden da
Wonende in heremo
Se ferw&Bteten allez daz
Daz fn amorreorom waz
5'* (Hb. JO^*).
Fon allen Bachen boBen
Daz Be id werden z6 ztraawet gar
AIb bc z6 Btraawet waren bfz dar Wie ee eint ko-
N6 flfn Be aber in der Btat men in die etat
5 Dar fn der tempil ist aoch gesät dar in der tem
Daz mft irB godiB heylekeyt pU ist gesät
Nach godcB willen iBt vf geiejt
Se wonfnt n6 hfe in montana
Die fore warent zo Btraawet aUa
25 enomit etwaB verwischt
5'i von mit«n nach oben gat erhalteD. 1 Nach Eosameo abgeschnitten.
> IT (Tor gronen) doppelt 13 daz doppelt, doch das zweitemal nnterpnnktirt
7 me] e anlesbar.
6' * gut von nnten nach oben erhalten. Von 1 sind die Spitzen der größeren
bstaben abgeschnitten. 2 id] d scheint aus n verbeßert
E. M OGK
10 Hant se do kejne fergessenheTt
Geyn gode gedsn dai iit in leyt
Dont 86 aber wieder got
Dax fe brechent sin gebot
Des dorfen se sich nit franweD
15 Sa sullen wfr se beshanweo
De^ mocen se ymmer shande han
Das se hant wieder got gedaD IH keyn mdsedai
Sa sullen wir sie riden an an in, Sa mögen
Strides möge wir se bestan wir ne nä betten
20 Ist aber keyne sonde an in
Sa möge wir se nit besten
Fil Übte hilfet in ir got
6^' (Hs. 10'').
Was daz folg fermoge
Obe vnser kraft id doge
D;
Mit aller Tnser rittersbar
Olofemui no spriehel for, Wiett den furttm ocA
|0 dese rede was Ter iar
Olofemos sprach zb
Do müst ir geselle w
Mit dem folke sa.
leb meynin das
10 bade werte
Got solde se bewaren
Daz nieman knnde
Mit kejneme
Got sbfrmete se mer Holofemus $pri
15 Ich wil dir sagen acbi[or] chit zwar. Ich wil dir
Der konig nabncb sagen achior
Der ist got des donkit ....
Vn konig vber alles . . .
Der bat der
20 Das aller
Vn stören alles
in got heim
5'* (Hb. 10'*).
. .n achior emerete Wie achior der furste zart
Da olofemes kneble qoamen fon irV entsho
dit wart
15 shande] s durchlöchert.
y ^ Die Spalte , von unten nach oben erhalten , ist ziemlich verwisc
durch einen Kniff YoUständig zerstört. 5 Die ursprünglich blaue Init'
ständig verwischt Do] der zweite Buchstabe unleserlich. Das Folgend
unlesbar.
6^ * Die Spalte , von unten nach oben erhalten , ist lesbarer als
1 Der erste oder die ersten Buchstaben sind abgeschnitten. 3 Durch den K
LOPENHAQENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. ^^
.... liffen im en geyne
Se namen groze stoTne
Vnde enshutten achiom
Den werden forsten vz erkom
Se liffen mit steynen vf den berg
Daz se gewercten da ir werg
Vnde die wehter ane wang
Wereten da den yfgang
Se würfen se me mit steynen
Mit grozen vnde mit cleynen
Daz se musten fliehen
Vnde ferre fon dannen ziehen
Gar ferre vnder dort
Erfalten se irs herren wort Wie achior ge
Achior gebunden wart bunden wart. Fon den
An ejnem balkin mit seylen hart Icnehien al
Se lizen in da ligen far dot sa hart
Alse olofernufl in gebot
Se quamen z6 deme herren wieder
Fon der stede quamen seder
6'» (Hs. 6").
Qaartus liber regum • • . •
Der din herze gar fil drejt
Wan hfe ist weyz got nfeman me
Der dfnen worten wiederste
Din wishejt fon hude nit enist
Daz sprechen ich z6 dirre frist
Din wisheyt die ist vffenba[r]
Gewesin alle dine iar
Wan alliz fdlg fon israhel
ErkeDit diner wisheyt fil Da o&yas daz gesprach
Wan alliz daz wirt gOt gemäht osycu der wde no
Daz din herze hat bedraht aber iach
An dinen reden d6 z6 stunt
Ist wandeis nit ioch beser fnnt
No gang hene yn biede für mich
Do bist heylig sicherlich Osyaa no sprichet a
Do fohtes got vn sin gebot her me. Fon irre de
Des danket mich ane allen spot gent ab' (üs e
16 Das Wort zwischen ynder and dort anlesbar. 19 sejlen hart fast voll-
verblaßt.
S'* von oben Dach anten links sehr gut erhalten; die Reimworte dagegen sind
bell sehr verblaßt. Das arsprünglich blaue Q der Übersehrift ist fast voll-
verwischt. 6 vffenbar] r durch ein Loch zerstOrt. 16 Die rothe Über-
ist zwar etwas verwischt, doch l&ßt sich noch deutlich de lesen {degent
mt?)
78 £. MOGK
Daz falg daz lidet darstes not
Ic liget in den gaszen dot
20 Se rieden yds nü alle die wort
Die du foD vns hast gehört
Daz wir daz namen yf den [e]7t
Daz in daz sulde sin gerejt
N6 bede got des biede wir dich
25 Daz vns got helfe gpiediclich
Daz vns got sinen regen sende
Vnde mache dirre not eyn ende
Daz ynser cistemin werden erfdlt
Sa stillet dese groz vngedolt
30 No dese rede /oti
6'* (Hs. 6'*X
(iuartua Über regum • • . .
Die min sin bedrahtet hat
Iz wirt vch nimmer me gekant
Fon mir hin biz an die stnnt
Daz iz wirdet fdllebraht
5 Des ich z6 d6nne han gedaht
Da die frauwe dit gesprach, Osyas cT frister ab*
'6 sprach der prister ozjas iaeh
Vnde die anderen forsten was ir was
Nö gang in frede des bieden wir
10 Got Ynser herre si mit dir
Daz wir werden gerochen gar
An aller ynser fiende shar
Ozyas Tfi dei ander shar
Shieden fon ir alle gar
15 Se gingen wieder an ir waht
Die iedem manne was gemäht Wie no doM fulg
No se quamen fon dannen fon darnnen quam
Die forsten mit allin den mannen . Vn ieder
Nach den iudith hatte gesant man da vrlaub
20 lodith die fraowe ging z6 hant nam
Wieder hin an ir gebet
Eyn herin clejt se ane det
Se lede aoch des gelaobit
Eshen 6f ir haobit
25 Se fil yf ir antlitze
Alse eyn menshe ane alle witze
20 wort] fast ganz verwischt. 22 eyt] e dorch ein Loch serstSrt; t ÜM^
ganz yerwischt. 24 dich] ic ziemlich onlesbar. 26 gnedeclich] ich fast ga^
verwischt 26^27 de am Ende fast ganz verwischt 80 Nach fon ist das Bla^
abgeschnitten.
6'* von oben nach onten got erhalten. 7 N got erhaltene blane Initiale,
prister] das zweite r mehr z als r.
N;
DPENHAGENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 79
Se rif mit luder stimme ho
Z6 gode hin se sprach also Wie dese frauw[e]
0 werder got ich bieden dich no aber
6^» (Hs. 5^0-
Quarhu liber regum . • • •
Z6 male den assyrien geben
Judith die werde frauwe g6t
Se fiag des e7nen goden mot
Se sante ir maget abram
Z6 dem pster oziam
Vnde z6 den besten allin gar
Das se z6 ir quemen dar
No se die rede vemamen
Mit ejn die besten quamen
Für dese frauwen iudith
Als in die frauwe for beshit Da se die herrin
ane sack, Judiht die iode frauwe iach. Ja daz waz
nit eyn wise u>orU daz ir hat geredit dort
N
« *
6 sie die herren ane sach
Iudith die rejne frauwe iach
. ir herren ober all
• . herren fon der fursten shar.
6^' (Hs. 5^').
Q^artu8 liber regum ,
• •
zom
ferlom Die frauwe gab
— ist in goden rat. Der
— ist milden h^un wole
— cheyt stat
28y9iatttoe] a abgeschnitten.
6^> von oben oach unten gut erhalten. Das blaue Q der Überschrift etwas
:ht 6 pster] er In Folge eines weißen Fleckes ziemlich unlesbar. Des-
n 6 besten] es. 12 Judiht so hier die Hs. für das gewöhnliche Judith. -
18 folgt ein 12 Zeilen umfaßendes Bild, welches Judith und die Ältesten dar-
26 N roth. 28 Anfang und 29 ist durch einen Kniff vollständig Ter-
; 80 Das erste Wort abgeschnitten« Ir?
8* * war aufgeklebt und ist fast yollständig yerwaschen , nur die rothen Über-
» und zum Theil die Reimworte noch erkennbar.
80 S. MÖGE
10 — — — — — — — gnade
— — keyt
eyt
15
— — — — — — — — — gewesin
— — — — — — — nesen
dot
— — — — — — — not Die wde frcsmot no
20 — — — — — — — — alf sprach. In ganzen
— — — — — — — — driwen v9l iach
— — — — vnde hin gesant
— — — — — — — ende hant
got
25
30
— — — — — — — No gab ee aber goden
— — — — — — — — — rat des tr herte m*
Waz vns leydis hie gesh . • . • ehil hat
V (Hb. 9'*).
Liber machaheorum ....
Vm den zo risze gar zo hant
Vnde in deme füre darnach ferbrant
Der konig hie ferbudit die e. Die se hatten
A ntiochas gebot z6 hant fon moyse.
5 ^^Bi Werne man die bocher fant
Da inne stant die godes e
Vnde der se farbaz bilde me
Der were «icherliche
Des dodes eygentliche
10 Die wiber die da waren
Vnde ir kint gebaren
Vnde besneden hatten ir kint
Die stürben ane allez Tnderbint
Se dadin in fil groze not
15 AntiochuB aber gebot
Man salde die kint yf heynkfn
Doden vnde erdrenken
29 Der untere Theil der Zeile ist durch den Kniff Tertilgt. Der Schlau des
Verses onlesbar: geshiht?
7* > von oben nach unten vollständig erhalten. Die mittleren Verse sind mss
Theil Tollstlndig verwischt Das orsprtinglieh blane L der Oberschrift fast ganz ver*
waschen. 4 Die blaue Initiale ist noch ziemlich gut erhalten. 14 aber] etwas
rerwischt 16 erdrenken] er verwischt.
KOPENHAOENER BRUCH8T0CK£ TON RUDOLFS WELTCHROMIK. 81
Wa 86 die wib geberen
Wa 86 z6 hu8e weren
0 Vnde die betten besneden
in den 8elben seden
Solde se verderbin
Vnde grimmen dodis sterbin
Des folkes de fon israbel
5 bilden der was fil
• •
0
. . . . se fergingen godes
man se sezen
Vnde dronken wol vn esen
Der koneclicben spise
i5 Nach beydenesher wise
Daz was deme konige harte lorn Hie Uni man
Dar vmme wart ir fil ferlom fon mathatyoi
was werdet mannee daz er wob, Vnde fon einer
tone lebin. Die da waren eme gegeben,
7'* (Hs. 9'*).
Liber maehaheorum ....
^6 der lit vnde i6 den dagen
^^Alse wir die b&cher horin sagen
Er stont aach mathatias
Der iohannes son auch was
5 Der son was sjmeonis
Eyn werder prister sa gewis
Fon deme gesiebte ioarim
In der stat iemsalem
Der wonete yf deme gebirge modim
10 Der batte sone fiinffe bi im
Der ejne der biz ionatban
Der was eyn lerlicber man
Sin zo name was genant gaddis
Der ander sjmeon n6 biz
1& Des z6 name was genant tasi
Deme waren wise sinne bi
tl Der Anfang des Verses ist ToUstindig nnlesbar. 86 Anfang sowie 86—30
1 Anfang Ton 81 — 83 Terwasohen« Naob Z. 89 folgt ein 18 Zeilen nmfaßendes
sh gat erbaltenes Bild. Dasselbe stellt Mathatyas nnd seine fünf SOhne dar.
T* von oben naeb nnten Tollstftndig erhalten. Die mittelsten Verse sind Ter-
whea. 1 Z roth. 8 iemsalem] so oder lim ; der vorletste Baehstebe un-
tOish.
ouunA. UMS bsOm xt. (xxyn.) Jaiuf . 6
^2 ^ UOQIL
Der dritte son der his ludas
Der godis werder kempe was
Der wart gehejzen machabeus
20 Der ferde hiz eleazarus
Des z6 namen waren genant alsus
Abaron vnde magnus
Er was der bant eyn werder man
Wa zo febten er began
25 Der fünfte son biz
• •
Wi mafhcUycu der werde man, No eprichet nne
Tl!T kin^ hie an
30 ^^ Daz israbel deme fulke gesbaft
Fon der bösen beydenshaft
Die se brabten unter kraft
Da spracb ber matbatias
Der dirre sone fater was
35 We daz icb ie geborin wart
Daz icb nO sehen z6 dirre fart
Daz werde fulg fon israbel
In grozeme lidene nO sa fil
Vnde ierusalem die bejlege stat
40 In groz liden ist gesät
Vnde eren fienden bin gegebin
Z6 eyn ander lebin
Der tempel stet z6 dirre fri&t
Als eyn ding des gar fergezzen ist
45 Waz borte z6 godes eren dar
Des ist er beraubit gar
Ir kint die lident groze not
Se ligent in den gazzen dot
Ir iagelinge in den dagen
50 Mit swerten sint erslagen
7"* (Hs. 9^').
Liber nuichabeorum ....
Alle ir babe vil ir gewin
Alle ir fiende drOgen hin
23 = zer bant (rgl. ein helt xer bant, ein helt zen banden). 25 Dei
Ton diesem Vers sowie die vier folgenden verwischt. 29 Die nrsprflogUc
Initiale ist fast vollsten die: verwaschen. 42 Das auf Zo folgende ist £
unlesbar. Icb lese : durfte in (?)
V > von oben nach unten vollständig und ziemlich gut erhalten. Das u
lieh blaue L der Oberschrift fast vollst&ndig verwischt. 1 gewin] der swe
des Wortes durch mehreie Schnitte ziemlich vernichtet
ItOPKNHAGENER äBÜCHSTÜCKl! VON RUDOLFS WELtCHBONIK. 83
Die fri waren in der etat
Die sint z6 dfnste n6 gesät
5 Waz man fon vnser heylekeyt
Ynde fon vnser shone seyt
Vnde fon vnser wi^nne dar
Daz ist ver wOstet alles gar
Das hat no alliz besmizsen
10 Die heyden vnferwizzen
Er sprach vniiner we
Waz sal vns nO gelebet me
Hie zo rtssen te ir de^t. Vmme ir grozeti herze
^^iTathatias sa z6 hant leyt
15 ^^^•Rcyz fon eme sin gewant
Ynde sine sone Ile
Sich zb rizzen alle
Se dadfn heren clejder an
Mathatias der werde man
20 Ynde sine sone gliche
W^neten birmecliche
N& quamen bodin in daz lant
Die z6 iu warin dar gesant
Fon deme konige anthiocho
25 Daz se se alle betwingen do
Die da waren komin hin
In die stat hin zb modin
Daz se salden ir opper gebin
Irin godin me ir leben
30 Ynde brehten dar wirauoh
Ynde lizzen fon frme glaubin auch
No redeten die badin gar senfte wart» DU warin
T^6 was ir fil fon israhel faU vf alliz art
^^ Die zb in bilden vf daz zil
35 Dan der werde mathatias
Der alle zit sa stede was
Ynde dar zb alle sine kint
Die feste an godis namen sint
Die boden spräche sa zb hant
40 Die dar waren zb eme gesant
Fon deme konige antiocho
Mit sa senften reden also
Mathatia dir si gesät
O grozer farste in dirre stat
10 beiden] so oder heidin Us. 11 Das anf sprach folgende unleabar.
19 Was oder Wa. Nach a ist radirt 14 Die rothe Initiale M ist gat erhalten.
16 Das zweite Wort ist mehr sime als sine. Das folgende anlesbar. 29 ziemlich
verwfsebl Ebenso 80—81 glaubin] so oder glauben. i!3 Die ursprünglich blaue
Initiale ist lut vollstlndig verwischt.
6*
• • •
84 E. MÖGE
45 Do bist gesieret mit kinden gar
In aller diner frnnde sbar
Dar Tmme gang forhin siuider spot
Erfülle des koniges gebot
Alse iene dadin fon der sbar
Die fon iada qnamen dar
50 Die da waren in iemsalem
7^* (Hs. 9^*).
Liher mackahtorum
Das dir des selben aaeb gezem
Sa wirdis do mde dine kint
Die fon dir geborin sint
Front des koniges antiochas
5 Do wirdist aaeb erbobit gros
Mit Silber vnde mit gnlde fil
Mit maniger gäbe sander sil
Da der bode dit gespracb
Mathatias der werde iaeb
10 Obe se alle gingen also
Z6 deme konige andocbo
Vnde bilden sin geborsam gar
Vnde se alle an eyner sbar
Ferlissen der alden feder gebot
15 Das in bat gebodin got
leb vnde alle mine kint
Vnde die br6der min die mit mir sint
Wir balden mser feder gebot
Dax in bat gebodin got
20 Got si Tns gnedig z6 aller frist
Wan iz aaeb keyn nntze en ist
Z6 bege sine almebtekejt
Vnde alle sine gerebtekejt
Vnde baldin ms so
25 Des koniges antiocb
nit
Was Yns aucb gesbit
Do matbatias dit gespracb
Mit sinen angen er da sacb
30 Das ejner sander laugen
For ir aller äugen
Wnlde opper bringen deme abgode
Nacb des koniges gebode
48 iene] Hs, bene.
7"" * Yollstlndig und nemlich gut erhalten. 21—22 etwas Terwiscbt.
gleichen sind Ton den folgenden einzelne Theile ganz unlesbar. 22 almehtai
Hs. almehteyt 28 D^ sehr undeutlich. Ich wage nicht zu entscheiden, ob
erste Buchstabe D oder N ist 30 sunder] r zerfreßen.
OPENHAOENER BRUCHSTÜCKE VON KUD0LF8 WELTCHRONIK. 85
In modin der werder stat
Da was ejn abgot in gesät
Da mathatias daz gesach
Fil lidens {m dar vme geshach
Sin lendin erbebeten her vnde dar
Fon fome wart er erfallit gar
Nach deme rehte des gebodis
Vnde anch gehejs des werden godis
Lif er do besragen hin
Vnde yf den alter stiz er in
Der man der dar e was gesant
Fon konig antioches lant
Der die lüde des betwang
Daz se opperten sonder daD[g]
Konig antiocbus gode
Vnde standen aacb nach sime gebode
Den er sl&g er lo der zit
Vnde brach im auch den tempel sit.
8'".
... et* maehabearum ....
o geshit hie fon Judoi gtridmt
Z6 deme geshlehte aroon nam sich an
degen er da fant biz da» er doch
den Hg gewan
forsten starg
grimme Tnde arg
herzöge was
Inda an sich las
Er na des mit in an
Bis daz er doch den seg gewan
For a der bosin heydenshaft
Daz ge e godis kraft
Er nam .... sich die stat z6 hant
Die da ist genant
Vnde was
Por eme da genas Wie ihymoUus
2 besragen] a undeotlicb. 47 Als letztes Wort des Verses steht nur dan.
kein Bnchstabe in der Hs. yemicbtet. Der Lantstand der Hs. verlangt dang;
finden wir in Shnlichen Worten conseqnent im Aoslaat {Mg^ staii^), k stets
dt (fulkes, starkes).
" Ton oben nach unten Tollstindig erhalten; die Sehrift dagegen ist fost
I Terwiseht Die linken (obere und untere) Ecken sind abgeschnitten. Daher
TOB dem ersten Worte der Oberschrift -er erhalten. Die Mitte der Spalte ist
leil dorebl9chert.
86
E. MOGK
lOTo gesach
20 ^^ gemach
ünde
Thym
Da
25
Die er
Wieder daz. .
30 Die da
35
Der brife
Die hejden
Mit grozer
Die in
40 Wieder
Se ferd fil
Vnde alliz israhel
ladas
8ü hant
45 Da wir
quam al dar
.Mit eyner fiefd
liehen ^ar
Liber machabeorum
Erlose ▼ns no fon einer hant
Wan Tnier fil ferfallen ist
Der Tnser br6der zb • . • • frist
10
£al
Da due meir
19 Die rothe Initiale N ist gat erhalten. Von 46 an sind die Versanflii
abgerißen.
8' * ebenfalls Tollstlndig erhalten, ist mit Ausnahme der ersten drei Verse fii
lieh yerwaschen Nar hier and da sind die Eindrfieke des Griffels erkennbar, nirgei
aber lißt sich ans denselben ein Wort reconstrairen. 3 ist dnrcb den Kniff lienil
yemiehtet. Z. 11 meir so die Hs.
3PENHA0ENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONCK. 87
D
forden ferkui
ludaz so der
eelben atunt
Liber machabeorum • . •
Das die böse heydenshaft
Den tempel storete mit ir kraft
Das er da wart gewihet wieder
Fon den hejiegen pristern seder
Se quamen alle an ejner shar
Vnde brahten ir reynez opper dar
Zo lobe deme werden gode
Vnde dadin nach der e gebode
Se zirten den tempel shone
Hit ejner gnlden crone
Se hildin dar nach ahte dage
Die kirwihe nach der warhejt sage
Mit singen vnde mit freyden fil
Mit zjmbeln vn mit seTten spil
N6 sie dit allez gedadin
Den werdin got se baden
Se lagen yf ir antlitze
Fil gar in goder witze
Daz got dnrch sine gOde
Mit sine kraft beh&de
Israhel sin fil zarte dit
Die er tz egjpten shit
Daz se id worde me gesant
Zo qnelene . • . der
Die heylege
Tpon dirre wise sprichet man so ahrift die sprtc
^ In deme ewangelio het aUo, In deme
Facta est encinia ierosolimis ewangelio
Daz ist gesprochen in der wis
9 Die nrsprfinglich blane Initiale ist vollstlhidig yerwaschen.
r > Tollstlndig und siemlieh gnt erhalten. Das ursprünglich blane L der Ober-
sowie die ganze Überschrift fast vollstlndig rerwiseht. 24 znm Theil,
TollstSndig nnlesbar. 31 F roth. wise sprichet] ziemlich nndentlich. eh durch-
S3 endnia] mehr encima; Tgl. grieeh. iynairia.
88 ^ MOGK
85 In iernsalem ejn kinrihe was
In dem winter ab ich iz las
Se xiereten den tempel shone
Mit ejner golden crone
Vnde daz folg fon israliel
40 Hatte freydin aUa fil
Se mähten wieder z6 der zit
Als die shrift der warhe3rt quit
Ejn fon herzen feste werg
Fon muren Tmme syon den berg
45 Die muren ^alsa höh ^ waren
Daz se sich in die lofte soch
Mit tnmen die waren feste
Ynde ob in qaemen geste
Fon der bosln hejdenshaft
50 Daz sie in nit mit irre kraft
Mohten se nit gewinnen
Über maehabeoru. • •
loch ihtes mit in beginnen
Als se da fore daden
Da se se vber draden
Er sazte dar vf eyn mehteg her
5 Die in da bilden in gewer
Vnde bilden in eren betsoram
Den werden got sa lobesam
Daz das folg da hede
Gkur goden frede stede
10 For der ferbannen heydenshaft
Das se got feile mit siner kraft Die heydinshaft
iyr& iz in die wise quam gar lomig wart
^^ Daz iz die heydenshaft femam vmme eren
Die Tmme se da waren frede to der fort
15 Gksezin in den iaren
Daz der alter was gemäht
Vnde sin beylekeyt yfgeraht
Daz der alter stant als e
Vnde israhel was gestirket me
20 Die heydinshaft gar zornig wart
Se gedahten vf der fart
46 So die Hs., d. L Die mnren waren alsa hob.
8^ * ToUstindig und liemlioh gut erhalten. Die Ecken sind rec
unten abgesehnitten. Die rothe Obersehrift ist etwas Terwischt, das m
abgeschnitten. 18 Die nnprfin|^ich blane Initiale N ist fiut ToUstindii
KOPEHHAOENER BRUCHST0CK£ TON RUDOLFS WELTCHBONIK. 89
Z6 diligene rmme der werode ....
Das geshlehte fon
N;
Die israhfel] vrome sazen
Mit sa boBin gelacen
Vnde die in dadfn leydis fil
35 ^ber maze rn ane zil Se gedahUn tich
^6 dit iadas wart gesejt rechen, vn den fre
Fil faste er dar wieder streyt de gar zo brechen
Er gedahte an ir bosheyt
Vnde an daz grimmecliche leyt
40 Daz die heydin fon bekan
Sineme falke hatten gedan
Z6 shaden vnde z& shanden fil
Vber maze vnde ane zil
Se lageten in in den wegen
45 An brocken vnde an Stegen
In ir tnme se se lizzen
Vnde bart dar in beslizzen
Er quam zb in fr lant
Se worden fer haowen vnde geshant
^O Ir festen torne worden ferbrant
AI fr wonüge wart ferwant
9" (Hb. 7').
Hondert dosent vber a. .
Die zb füzze gingen dar vn 7itd
Se wolden fm zb helfe stan ehar
Vnde dar nach drizfg dosint man
^ Die eme gereden q*men
Se qoamen per jdomeom
Se foren hin gey
Da streden se gar lange zil
Se mähten werkes alsa fil
22 — 23 am Schloß onlesbar. Die folgenden Verse (24^81) ganz verwischt, das
PergimeDt som Theil dorchlöchert 32 israhel] nach h ein Loch im Pergament.
^ Mit] der erste Bachstabe ziemlich uolesbar. 36 N gut erhalten, roth. 46 lizzen]
^^ erste Bachstabe sehr ondeotlich.
fK> Von diesem Blatt, welches mit dem folgenden zusammenhängt, ist nor die
^Tsle and vierte Spalte erhalten. Die Spalte ist unten ziemlich schlecht erhalten,
eiiv großer Theil der Wörter ist verwischt Der obere Theii ist abgeschnitten.
i Der Schloß des Verses abgeschnitten. Ebenso der größere Theil der rothen Ober-
icbrih Z. 2-8. 2 dar] fast vollständig unleserlich. 6 — 10 sind volUandig ver-
irasehea. Aach von den folgenden Wörtern ist von manchen nor noch der Eindruck des
Qriffsls so erkennen«
• •
• • • • •
90 E. MOOK
15 Foo desin vs der etat zohant
Was ix mft fare gar ferbrant
der degent riebe
Werete sich kreftecliche
Dar fon den
20 Sine fmnt er an sicli nam
f Vnde bewegete allii daz
Dai in sfner was
Fnr die ttat am
Mit beres kraft .... qnam
25 Gefarn mit linen
Wfeder des koniges festen
Z6 er
Als is sin ... . halte
Er bewegete gar -
30 Daz se sich steden
Vnde sich alle leden . .
Vnder dfo festen
Da fndith dese wort gesprach
Das fnig man kreftecliche sach
35 Sich in ir wapen
Vnde sich so stride
sich zb gar
.... inden mde der heyden shar
8e ir her. • . •
40 Die zb stride waren rz erkom
Ir belfant wnrden darsä gestalt
Daz se z6 stride worden balt
Se deylten in zwa vnde drizig shar
Die belfant die se brahten dar
45 eyn dir
shir
-^ 9^* (Hs. 7").
• .rara
• .nnen allez das
bethsora was
spfse mit
5 daz fnIg fon dannen shit
mohden neren
hungers sie erweren
[D]az was vf ejnen sabbat
Da daz fiilg z6 genne plag
10 N6 der konig daz femam
Daz daz folg fon dannen qnam
30 steden] das d ist gans ondentlich.
9^ * Ton nnten nach oben erhalten. Die linke Ecke oben ist abgesehnitlsa.
4 spise] p{ ziemlieh Terwischt. 8 Das] D abgeschnitten.
OPENHAGENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 91
Er besas die stat zb bethstiram
Mit deme falke das mit im quam
Er besazte se mit h&de gar
Das 86 fr nemen g6de war
Darcb das er se behilde
Vnde fr mft stede wflde
Er ferkarte gar fr hejlekeyt
Die gode 2& dfnste was berejt
Manfgen dag vnde manfge sft
Als dfe shrift yrkatide git
Er det dar in Hl manfg armbrost
Mit anderme geshutse manige kost
Förbnssen vnde blfden gros
Da mfede er manfg gestejue shos
Vnde mohte geshissen s6 aller stnnt
Vnde anders maniger hande funt
Was er no des erdrahte
Vnde sfn sfn ▼£ geiahte
Dar wfeder se anch funden
Z6 den selben standen
Sa manfger hande gewerde groz
Da mfede se faste wfeder shoch
Vnde sich fil faste wereten
Bis das se sich emereten
Mit groseme krege fil manfgen dag
Des se mft deme konfge plag Wie in d^ spi$e no ge
1^6 was keyn spise fn der stat bra§t, Fan d' heyden
^^ Das se mohten werden sat vhtr laßt
Wan fz was wol sehen iar
Als Tns sat die shrift fnrwar
Dax die da bieben in iiida
Fon der hejdenshefte da
Die ferzereten alliz das V ^)
Daz ergen in deme lande was
N& blebin fil wenfg Inde alsa
10" (Hs. 7°).
.... feder man fon sfner shar Wie phHippuM
*ff^6 dese rede eyn ende nam ist herweder ko
^^Vnde phjlippns her weder qaam men, fon
Deme der konig anthyochns deme wir rede
seh sfn kint antiochus han fil femame
)S shoch] so die Hs. S8 N roth. 40 wol] sehr Torwischt 4 t ftarwar]
it Hai ToIlstXndig Terwasoben.
10* * von unten nach oben leidlieh erhalten. 1 ist siemlieh pnm abgeschnitten,
blaue Initiale ist fast yollstündig verwischt. 4 anthyochus] a durchlöchert,
^fang des Verses ist das Pergament durchlöchert und daher das erste Wort
P!
92 E. MOGK
Da er noch was an lebene
Daz er fn zöge gar ebene
Deme riche in anthiochian(i)
Daz er Ton deme konige nam
10 Daz zeptmm tu die crone
Daz wart im alliz sbone
Daz er daz bilde sbone
Antiocho sineme sone
Biz daz er dar z& dobte
15 Daz er regieren mobte Wie phüippu§
Ibylippus dit alliz an sieb nam der degen'quä
Mit den sinen er da quam hm in anthy
Hin in antbyocbiam ochiam
Des rieb es er sieb ane nam
20 Mit zepter ynde mit crone
Daz eme da gap sa sbone
Der werde konig anthioebus
Daz er ir snlde bebalden alsus
In wirdekeyde sbone
25 Antiocho sineme sone No lynas da war
^[^0 lysias dit ding femam t gtMA er quam
^^Mit sinen fmnden er da quam gtaogit m dt
In anthyochiam die stat Hai
Als vns die ebednre sat
30 Er fant pbylippnm den frecben man
Strafen sere er in began
Vmme sine g^oze missedat
Die er no begangen hat
Geyn deme konige antiochns
35 Daz er in walde fersrechen alsus
Sa gar an deme riche
Er strafete in bitterliche
Vmme des konig^cb
Die deme riebe g Wi lysicu her
40 1^0 lysias her wieder quam wieder qwun mit
^^ Sine frunt er mit eme nam deme here daz
vernichtet, antiochns] so habe ich geschrieben, die Hs. scheint regelmÜSig amiodt'*''
oder annochas (vgl. 10** Z. 7 anoohns) zu haben. Den Querstrich des t kann i^^
nirgends erkennen ; über dem vierten Strich ist dagegen zweimal das Zeiebta des i (^/
ziemlich deutlich sichtbar. 8 Hs. antyochian.
13 Hs. Amiocho (so auch V. 26. 34). 16 regieren] n durch Loch vernichtet
Von 16 an ist die rechte Seite der Spalte ziemlich verblaßt. 16 P roth. 16 Di«
blaue Initiale D ist ziemlich verwischt. 33 begangen] beide n sind oben doreb-
löchert 36 fersrechen] der Buchstabe zwischen r und eh undeutlich; es kann ebee-
falls a oder i sein. Der Schluß von 88-39 ist vollstSndig unlesbar. 40 N ro^
KOPENHAOENER BRÜCHSTÜCKE VON RtfDOLFS WELTCHRONIK. 93
FoD deme lande psie er da nam
Vnde auch fon deme mede
Mit deme her daz er da nam
45 Mit deme er in daz lant hin quam
Vmme der psaram riche
Z6 merene wirdecliche
10'* (Hs. 7").
De konig hatte nit spise
Da sprach lysiaa der wise
Dai fnlg yns alles abe get
Daz wenig ieman bi tus bestet
5 Die stat die wir beaezzen han
Die ist sa fredelich gedan
Daz wir mit vnsen sinnen
Ir können nit gewinnen
Wir mozen se n& lazen stan
10 Vnde m&zen wir fon hinnen gan
Wan ich wil raden vf min leben
Daz wir deseme fnlke geben
In frede ynser rehten hant
Daz ganzer firede werde erkant
15 Mit allem deseme falke uL
Vn alliz daz in horit z6
Daz se dan fredeliche
Gen in irme riche
Als se da fore daden
20 la da se frede haden
Vnde lebeten nach erme gesetze gar
In der israhebhen shar
Daz wir an in Ter smehet han
Des lazen wir se in frede stan Wie d* konig
25 T^ie rede dem konige wol gefil giü) fredes fil
■'^Daz er deme fnlke von israbel allem deme
Frede gab tR allen drost fidke von irV
Da se fon sorgen worden erlost
Vnde aller siner forsten shar
30 Santen eren firede dar
Der konig sw&r in sicherheyt
Ynde alle forsten eynen ejt
Se hed3 frede vf alliz zil
Vnde alliz folg fon irl*
42 psie] am SofalnlSe des Verses ist im Pergament ein Loch ; es lilßt sich nicht ent-
■^^sidsD, ob e oder a dagestanden hat.
10^ * Ton unten nach oben sehr got erhalten. 8 Ir] die Hs. hat zwei angel-
iit^biisehe r, der ontere Sehwong des zweiten ist dnrchstrichen. S6 Der erste Strich
^ blauen Initiale ist verwischt.
94 tL UOQK
95 Er redete in grozei hejl da mede
Se gingen tz der stede frede
j% leder man nach sineme sede
In alle dorf in alle stede
Vnde enfobten •ich niht hie fon
40 Da ging er vf den berg syon
Er sach der stede festekeyt
Der konig brach da sinen eyt
Den er gesworen bade
Der konig gebot sa drade
45 Daz man die muren s6 lehte
Vnde ir nit wieder mebte.
Der konig dannen for so hant
10'* (Hs. 7°).
Alse de sbrift fon eme sat
Antiochus der konig no began
Sich kiiges gejn eme nemen an
Er besas die wden stat z6 hant
5 Biz daz f*r in vber want. In deseme eapitü le
tit mä no. Fon deme konige demetrio. Wie er zo
konige wiMirt gemäht. Da anoehu» wart ge
Tz was funfzeg tu hundert iar iaht
^Alse vns sat die shrift furwar
Da ging vs demetrius
Der was seleuci filius
10 Vz der stat fon rome er quam
Ejn clejnez her er an sich nan
Er quam hin in maritimam
Die werden stat er an sieh nam
Da inne regnerete er shone
15 Mit des landes kröne
No quam is daz demetrias
Quam mit den sinen gebaren alsns
In daz bns des fulkes hin
Da eder waren for im
46 so doppelt, das erstemal durchstrichen. 46 Am Schluß ein Punkt, du
einsige Interpunctionsseichen in den Versen.
10** von oben nach unten, sum Theil recht verwaschen, erhalten. S Auck
hier kann ich in der Hs. nur Amiochus lesen (vgl. su lO' * V. 6). 4 s3 sweimal, dock
acheint ed das erstemal vom Schreiber selbst durchstrichen su sein. Naoh 7 folgt
ein Uild, 11 Zeilen Raum einnehmend. Dasselbe ist, wie die noch folgendeB Vsni,
aiemlich verwaschen. 6 I roth. 9 seleuci] in der Hs. scheint selenti su slebca
11 nan] so fOr nam. 19 Das auf Da folgende i8t vollständig verwischt; ebenso die
Mitte von 20.
KÖP£imAG£:i^£R ÖRÜCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 95
20 Sin her ge den werdin man
Vnde alle die in hören an
Anthiochom vii lynam
Sin her se alle ane sich nam
Se f orten se fnr den konig z6 hant
25 Iz was im alliz vmbekant
Der sprach nO nit enwisit se mich
Ir wesü ist mir gar ynglich
Se forten se fon dannen
Antiochom mit sinen mannen
30 der allez sin her
. . . z& der stnnt ane alle wer Man Uait aber no
|6 dese rede fnr . cdto. Fon deme ko
Demetrios der nigt demetri
An sich zO mal da o
Di
10'* (Hs. 7°).
Er wnlde gerne oberster prister sin
Se dadin for deme konige shin
Grozer clage der was fil
Vber daz fiilg fon israhel
5 Fon in da wart gesprochen
I
kie ledt man mer
fon iudcu. Der
10 "^ godii wde kern
pe wiu
Wie der wi$€
'T\ man, '^me den
^^ difig er sich
25 fer san.
11" (Hb. ir»)-
Liber maehabeorum ....
28 ans] an €Mt voUstlndig verwischt. 27 wesn] so kann ich dies nor losen,
doch ist das anf s folgende sehr verwischt (wesin?) 29 Hs. Annochiam oder
Amioch. 80 ff. ziemlich verwaschen. 82 Die arsprfluglich blane Initiale ist fast
gXuzlich verwischt, o das o gttnslich nnlesbar.
10* * von anten nach oben erhalten , ist vom Kniff an (V. 6) vollständig ver-
waschen. Die rechte Seite der Spalte ist außerdem ziemlich serfreßen. Z. 8 mer]
durch Löcher siemlieh vernichtet 9 Rothe Initiale. 22 fehlt offenbar nach Wer
der Marne« 28 Die blane Initiale D ist vollständig vernichtet 24 Nach sich
folgt in der Hs. ein f, aber vom Schreiber unterponktirt.
11' * vollständig erhalten , war aufgeklebt nnd ist daher fast ganz verwaseheo.
Das nn^rOngUch blaue L der Überschrift verwischt
96 K. MOGK
PUlomtiu d^ fi
^\ d€ sprach . wo aUx
5 ^^ oimT va iaeh
Des d& hast begeret
Phtolemeus ynde sine man
30
Die shone was
Alezander der werde quam
Da man zalte hundert iar
16 Wit dUxand^
quam gendin.
ÄUe eme
no wat da for
he^edM,
D
Wie komg a
lexander . • .
umaU de
fememe
z6 siner bosheyt qneme me fureten ket
Jonathas die rede femam
• . • • shone mit aller mäht er quam
Zwenne konige gejm eme gingen
40 Die in mit lobe enpingen
gab er .... sa werden salt
Beyde selber ynde gnlt
Das er gesament hade
51 Das se snnder allen nit
ir* (Hs. ir*).
Liber maehabeor, • .
Des
5 Abe he
Er det in bi sich setsen
In koneclichen witsen
4 0 roth. Ebenso D 28. 28 Auch ein Theil der rothen Cbenchrift T«^
wischt Z. 46—48 ist nur noch su lesen 46: Witi die; 47: »en,fm irl; 48 ^fllk
It'* war aufgeklebt und ist ebenfalls fast vollständig verwischt. Die recbiM
Ecken sind oben und unten abgeschnitten. Ebenso ist von der ganxen reekteo Seits
ein Stfick abgeschnitten.
KOPENHAOENEB BRÜCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 97
Er sprach zo siner ftirsten shar
No getar mit eme gar
0 Dort mitten in die
Ir herren daz su
Sa rehte Hb als
Daz nieman fehte wieder ....
Fon keyner bände sache
5 Die eme vnfrede maebe
15
E::::::;:::;;:::;::::
n groz
)5 Was er ynde allen sin
Da man zalte
Hondert vnde fünf iar
Da quam eyn
Des son was konig . •
10 Fon deme lande
No wcu es so
herzogen
gen de die v
gelogen
>1 Daz se der nemin mit. .
0
iv (Hs. ir*).
chabeorum . .
• iom der kon{g ecuUe appol
berzogend&m lontwn. In eyn
ferie rieh herzogen doü
g^ozer eren nie
appollonias
gebot demetrins
semente mit eyn ber
qneme ir gewer
bin geyn iamnam
an ionatban
oberste prister ist
get kurzer frist
alleyne wieder Tns sfn
wirkest yns gar manige pin
fersmebet iemerlicb
86 ff. rechts von der rothen Überschrift das Pergament abgeschnitten.
• roth. 86 Das erste Wort sehr nndentlich.
IV* Die rechte Seite der Spalte ist vollständig erhalten; die linke ist ab-
bHlML 8 ir] so oder in.
miAHU. N«a« lUShB XT. (XXYU.) Jmkrg. 7
98 £. MOOK
en luden danket mich
hast wUe die gewalt
z& erregene wan du salt
20 nu glaabist diner mäht
lieh ist an
her 10 Tns vf . . . .
ieder
25 ejn den wider
er den andern
den willen
ynde lerne we
mit helfe Nö appolUmiu» du ge
30 aget rades fil tpraeh, AppoUam
ist auch das gesaget ... u$ oöer iaeh
er fv£ mag nit besten
aach wa gen
sint se geflohen
35 eter ynde ge zogen
t dir stred
e siege led
seges waldem
eren pris behalden
40 strides glicheTt
as dir si gesejt
z& felde ziehen
an kan gefliehen
berge loch kejn steyn
45 gefliehen vnser kejm Hie luit man
athas die rede vemam fan ianatoi Wie
also .... quam er der rede bewe
en appolonio get wae
beweget ho
50 dosint man
stan
at
ir* (Hs. 1\\^).
Ldber machabearum . • •
Alse appollonios in bat Smon ein broder mit
lymon sin bröder gejm eme zoch eineme
Fon ejneme gebirge daz was hoch her. Qua
17 wäle] so die Hs. ! 18 erregene] mehr ri als re. 19 mäht] ht
nndeatlich. SO C ist das erhaltene zum großen Theil recht Terwiseht 8
oder foB die Hs. — Von der Spalte ist ebenfalls die untere und obere linke Eck
gesehnitten.
11*.* Die Spalte, TolLBt&ndig erhalten, ist in der Mitte voUstindig yerwasdi
Die blaue Initiale ist fast vollstlndig Terwischt
^
KOPENHAGENEB BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK.
99
10
Ejn micbel shar fon luden st&rg
5 Ynde eren fienden waren se arg
Se slogen ir herberge in ioppe
Se dadfn eren fienden we
Se drehen se alle tz der etat
Die sich dar inne hatten gesät
Wan in ioppe was sin enthalt
Mit sineme here manigfalt
Se wurden alle ferstorit gar
Fon ionathe ynde ainer shar
Die in der stede waren
15 Gewesit for manigen iaren
Die dadin im vf die porten
Gar wide an alHn orten
Se lizen in in ynde alles sin her
stat ane alle wer
'KT femam
20
ioncUhe mÜ
grozer wer
Wie appolloni[u9]
des wart gewar
er flock fon
danne mit einer
ehar
den der lüde fil
SO Ynde zb fax fil manigen man
Als wir die mere horten san
Jonathas dem was sa gach
Er fulgete eme alliz hinden nach
Biz an azotnm die stat
35 Da wart der strit auch vf gesät
A ppollonius der fiz
^^Uinder eme in der herberge Hz
Wol dosint man gar heymelich
Die zb desten weren sulden sich
40 Daz wart ionathe bekant
Daz im läge wart geeant
Jonathas ynde sine man
Namen sich zb werfen an
Se gingen ymme ynde ymme
45 Die siebte ynde aach die crumme
Se warfen drin mit steynen
Mit grozen ynde mit cleynen
In daz
Daz da hinden lag zb
50 Des morgens biz an yesper zit
Da flohen wieder strit
Wie der fwrst
e appoUoniue
hiU eyn after
läge aleua
19 ff. yerwischt appolloni] so die Hs. ns fshlt 20 N roth. 36 A (blau)
tet yoUstindig yerwasehen. f(z? 89 zo desten so die Hs.
7*
100 £. MOGK, KOPENHAGENEB BRUCHSTOGKE V. R. W.
12'» (Hb. 1).
Da alexander die rede femam
Daz fonathas mit ereo quam
Er began in aber eren
Sfn werdes lob ermeren
5 Er sante im fibulam anream
AUe sineo eren wol gezam
Vnde als ejn gewonhejt ist
Durch ere z6 gebene z6 aller fr ist
Ejns konfgea frunde durch ere
10 Z6 gebene vmmer mere
Er gab im dar zb ackaran
Daz er die festen sulde han
Z6 besitzene ewecliche
Die stont in sfneme rich[e] Der konig von egyp
15 n[^o besamenete sich z6 hant tin lant. Der he
^^Der konig vz eg^ptenlant samente sich
Mit eyneme engeslichen her zo hant
12' * ist gat von unten nach oben erhalten. Der obere Theil des Bltttes ist
abgeschnitten; ebenso die linke Spalte. Von letzterer ist noch ein Theil einer rothen
Überschrift zu lesen: iontUa»
te. Dag er
<ie . . er
Die Rückseite des Blattes war aufgeklebt und ist vollständig unlesbar. 14 Hs.
rieh. 15 Die ursprünglich blaue Initiale ist fast vollstfindig verwischt. 17 »slichen*
in der Hs. ziemlich undeutlich«
Daß die abgedruckten Fragmente unmöglich alle auf das Werk
Rudolfs von Ems zurückgehen können, liegt auf der Hand, da dieses
bekanntlich mit dem Tode Salomos schließt. (Vgl. Yilmar, die zwei
Recensionen S. 10 — 11.) Das hier abgedruckte Blatt 1 ist das einzige,
welches seinem Inhalt nach auf Rudolfs Werk zurückgehet! kann and
wohl sicher auf dasselbe zurückgeht, da die Christherre-RecensioD
diesen Abschnitt nicht enthält. Auch Stücke aus den ältesten Fort-
setzungen (Vilmar S. 11) enthalten unsere Fragmente nicht Blatt 2
bis 6 behandeln die Geschichte Nebucadnezars und hauptsächlich
Olofernes Auftreten unter den Kindern Israel (nach dem Buche Judith).
— Bl. 7 — 12 endlich enthalten Theile der Geschichte der Juden unter
den Machabäem (nach I. Machab. und Petrus Comestor). — Leider
konnte ich andere Hss. dieser unter Rudolfs Namen gehenden literari-
schen Erscheinungen nicht heranziehen, aber nach Vilmar S. 36 za
schließen, scheint keine der bis jetzt bekannten Hss. den letzten Theil
zu enthalten. Wir hätten es also hier mit einer neuen Phase der im
Mittelalter so beliebt gewesenen Weltchronik zu tliun. BL 1 , welches
FEDOR BECH, DOUGEN. 101
Herr Dr. Edzardi mit Cod. Pal. 321 verglichen hat, stimmt mit diesem
Cod. im Ganzen überein (s. oben S. 60) und hat, wie nach Vilmar
S. 13 das ganze Werk Rudolfs, neben der Vulgata die Scholastica
historia des Petrus Comestor*) benutzt. Ob auch Bl. 2 — 6 sich einer
bekannten Hs. zur Seite stellen lassen, bedarf noch der Untersuchung.
Auf jeden Fall sind unsere Fragmente für die Geschichte von Rudolfs
Werk und seinen Fortsetzungen insofern von Wichtigkeit, als sie den
Schriftzügen nach, die noch ganz die des 13. Jahrh. sind, unmöglich
viel nach 1300 geschrieben sein können.
LEIPZIG, im October 1879. E. MOGK.
DOUGEN.
In mehreren mitteld. Quellen begegnet man einem Zeitworte
dougen (dotgen) tougen, das offenbar nicht verschieden ist von dem bei
Schiller-Lübben I, 532 verzeichneten mittelniederd. Worte ddgen swv.
= pati, perferre, sustinere**). Die Stellen, in welchen sich dasselbe
findet, sind in Lexers Handwörterbuche theils nicht aufgenommen,
theils nach der frühem Auffaßung W. Grimms und Franz Pfeiffers
an ungehörigem Orte untergebracht.
Am fiilhesten und am häufigsten tritt das Wort auf in Schriften,
deren Verfaßer dem westlichen Mitteldeutschland angehören; so in den
von W. Grimm herausgegebenen Marienlegenden (== Haupts Zeit-
schrift 10) 25, 6 mtnes herzen smerzen — — den ich arme dougen
(: cugen)] 25, 7 ich dougen des echarpfen ewerdes slach] 29, 6 owS wat wir
dougen (: ougen) ; 104, 30 den vreisltchen ddt aach si ei douchen (: ouchen
= ougen)] 113, 32 he müz die groze sehemede dogen (: ogen). In der
Anmerkung zu 25, 6 sagte W. Grimm : ,f dougen verborgen tragen, ver-
heimlichen''; daher wurde es von Lexer unter tougenen, tougen, swv.
verheimlichen, untergebracht, mit dem es in der That nichts zu thun hat.
Femer in dem mnrh. Osterspiel, das J. Zacher herausgab in Haupts
Ztschr. 2, 343, V. 1272 gedouget Üg, laist beeiden ! V. 1443 den doit
den muz du doigen nü zestunt] V. 1494 gedouge unr uns nü zu siede.
Bei Gotfrid Hagen in der Kölnischen Reimchronik 5241 got untrüwe
•) 1'* Bibl^, Tamir, Mona Maria nach Petr. Com. 8. Reg. 8. [A. E.]
**) Man vergleiche noch das aus dem 13. Jahrb. stammende mnd. Bruchstttok
^otn Antichrist in t. d. Hagens Germania 10, 139, Z. 16
al de an got gdoutoen,
de moten de nuwtirie dougen;
^^U Bedentiner Spiel bei Mone II, 94, 1686 ik wü dy nicht lengher ddgJien (: Sghen).
102 FEDOR BECH, DOUGEN.
neit eniüik dougen (: Otiten). Auch aus der Rede vom Qlaaben 685 ge-
hört wohl hierher: di di taufen*) tougent \ unde an den gotes nm geloubint
Dem hessischen oder dem wetterauischen Sprachgebiete gehört
der mystische Tractat Scdomdnis hüs an in Adrians Mitth. 417 folg.
Dort heißt es S. 429: du soU dtn offinbäre finde tDedersäzin nitfin^n-
dicke tougin'y S. 430: daz dritte sprichit aber SalomOn : usque ad temput
BuetineJnt paciens, daz quid : der geduldige menahe sal sich zu einen stun-
den sich (so!) dougin.
Endlich ist das Wort auch im Osten von Mitteldeutschland sn
finden und zwar bei Nie. von Jeroschin 4985 daz «^ daz aneveektin —
nicht lengir mochtin dougin (: bougin)^ wofür die Handschriften iTund H
doygin : boygin haben; 20800 von der di brüdre ubirlast hattin genüc
gedoigit (: geurloigit). Pfeiffer identificirte hier dougen in seinem Glossar
zu Nie. V. Jeroschin 138 mit douwen, verdauen, obwohl er es richtig
mit „vertragen^ übersetzte; ihm folgte wieder Lexer, indem er dougen
als Nebenform von döuwen I, 455 aufführte, sowie Weinhold Ghramm.
§. 206. Das Wort findet man auch noch in den Trebnitzer Psalmen
ed. Pietsch 24, 5 austinui te, ich toyte (= toigete, tdgete) dich; und
meiner Vermuthung nach gehört hierher auch Ps. 68, 21 et sustinui,
qui simul contristarentur, und ich bongite (?) wer mit mir unvrouu}ete
sich, wo ich tougite für bongite lesen möchte.
FEDOR BECH.
*) Bei Lexer II, 1480 ist to^ft nur als st. Fem. Terzeichnet. Indessen im Wart-
burgkriege 116, 6 ed. Simrock heißt es: mit der toufen : verhtn^fen, entsprechend dem
Niederdentschen: in der dSpen im Trierer Theophilus ed. Hoffmann y. Fallerslebea
692 ; auch im Pars. 43, 6 steht 9tarb er dne Umfen ^, woraas bei Lexer in den Naeh-
trftgen 875 ^tatrfm stn.'^ angesetzt ist. Auch ist es wohl fraglich , ob man nicht vielmehr
einen Nominativ toufene, tcirfen als Nebenform von Unrfe anzunehmen habe. In der
St. Galler Psalmenübersetsung bei Qraff, Deutsche Interlinearversionen der Ps. Sl, tt
(S. 81) steht als Nominativ haptitmum, touffin ; dazu citirt Oraff in seinem Sprachschats
6, 887 aus Isidor als Genit. Sing. da%^n\ dieselbe Form erscheint in den Eintrigea
hinter dem von Meyer herausgegebenen Stadtbuche von Augsburg S. 269: item m
auUen sm dheiner Uuiuffin mkr gaun — — dann 8 man und 12 fratoen; iiem es «sl
meman niehtM mer vergüten tu Aner tauffn weder mannen noch frawen tn dheinen weg.
So findet sich bekanntlich neben hurde bürde f. die Form hurdine (Meehtild 166)
bordene (Germania 26, 209 und Ztschr. f. deutsche Philol. 10, 489), neben habe die
Form habene mnd« havene, neben heffe — hoffene (cfr. Reißenbergers Dissertation über
Hartmanns Rede vom Glauben S. 82) mnd. hopene, kltbe -> kl^ene (? anmmeiaHo
Mariae), lüge — lügene mnd. logene loggene, miste — mittene, müle — müline, ti^ -^
tiefene (= md. t/^fe — üfifent di^fene und daufme, cfr. Trierer Psalmen 67, 26; 68, S
u. 8 und 18 u. 19; 106, 24; 129, 1; Zeitser Ps. mnscr. 68, 18 und fol. 168*); trüge --
trügene mnd. drogene, eede — veetene, volU — voUene, vreoele — vreveUne, %Me —
uihene, «Am » ^ieene {e^ppUeiiim) , tptofe — tpüeHene mnd« wddine} vergL Grimm
Gramm. 2, 171 und Weinhold Gramm. 266.
TH. TEBNALEKEN, DAS WASSEB DES LEBENS. 103
DAS WASSER DES LEBENS.
Wir meinen nicht das Waßer des Lebens^ von dem Jesus sprichtt
i Evangel. Joh. 4 in sinnbildlicher Rede. Wir haben es hier mit
ndnischer, mythologischer Volkspoesie zu thun, die, wie es sich zeigen
ird, im deutschen Märchen bis auf unsere Zeit reicht.
Die wunderbare Wirkung eines Lebenswaßers hängt mit der
ee einer Unterwelt zusammen, aus der eine Erfrischung der Lebens-
ister kommt. Da diese Vorstellung mit Zauberei in Verbindung stand,
war sie bei den Juden verpönt, denn als Saul, von den Philistern
kriegt, Rath bei einer Wahrsagerin sucht, ftlrchtet sie gesteinigt zu
irden (1 Samuel 28; 3 Mos. 20, 27). Sie ruft aber den Samuel aus
r Unterwelt ULd der gibt dem Saul einen Rath, der ihm Schrecken
iflöfit. Das unter den Juden verbreitete Zauberwesen steht in West-
en nicht vereinzelt da; wir erfahren Ähnliches z. B. aus Schraders
[öllenfahrt der Istar. Ein altbabylonisches Epos" (Gießen 1874).
e babylonische Istar repräsentirt vorzugsweise den Morgenstern als
ittin der Fruchtbarkeit. Nach dem babylonischen Mythus unternimmt
ar eine Wanderung in das Todtenreich. Daflir muß sie aber btlßen,
) Befruchtung hört auf, bis die obern Götter dagegen einschreiten.
D Diener erhält den Aufitrag, den Genius der Erde heraufzuftlhren
d Istar mit dem Waßer des Lebens zu besprengen, damit sie
die Oberwelt zurückkehren könne. Das erinnert doch lebhaft nicht
)ß an die Sprengungen (Lavationen) im hebräischen Alterthum''^),
ndem auch an die Mythe von Persephone (Proserpina), die im Hades
rweilt hat und Unfruchtbarkeit im Gefolge hatte. Hier sind auch die
iUhrungen mit dem hebräischen Todtenreiche Scheol. Die prächtige
bilderung (Jesaias 14, 9 ff.), wie der König von Babel in den Hades
lie Hölle") kommt, fügt sich ganz in diesen Rahmen. Die Unterwelt
gt Waßer der Verjüngung; damit besprengt, kann man auf die Ober-
It zurückkehren. Die Göttin der Fruchtbarkeit muß in die Tiefen
labsteigen, woher die Keime des vegetativen und animalischen Lebens
tsprießen. Auch aus deutschen Sagen ist es bekannt, daß Neugeborne
s Brunnen oder Bächen hervorgeholt werden (vgl. die Mythen von
r Holda).
Damit treten wir auf das germanische Gebiet über.
*) Sollte das in den rOm.-kftthoL Kirchen übliche Besprengen mit WeihwaOer
^t daher seinen Ursprang genommen haben?
104 TH. VERNALEKEN, DAS WA8SEB DES LEBENa
Unter einer Wurzel der Weltesche, das Bild der Vergänglichkeit,
ist der Nomen- oder Urdsbrunnen, welcher verjüngende Kraft hat
Darum schöpfen die Nornen täglich aus diesem Brunnen und besprengen
die Esche, und „immergrtln steht Yggdrasil über Urds Brunnen'
(Wöluspa). In deutschen Märchen, wo dieser Brunnen häufig vor
kommt, soll das Waßer des Lebens aus ihm geholt werden, von dem
Baume aber goldene Apfel, welche ebenfalls verjüngende oder heilende
Kraft haben (vgl. Sjmrock Mythol.' S. 38 fg.; 462). Bekannt ist Ghnmmi
Märchen Nr. 97 „das Waßer des Lebens^. Einzelne Züge finden wir
auch in andern Märchen, z. B. Zingerle K. u. HM. aus Süddeutschland
S. 165 ff. Bei Grimm sind es drei Brüder, die auf den Rath eines
Zwerges ausgingen, das Waßer des Lebens für ihren Vater, den
kranken König, zu holen ; die altem betrogen aber den jüngsten, ohne
daß es ihnen etwas genützt hätte. Zu diesem Märchen theilen wir
ein bisher unbekanntes Seitenstück mit und zwar aus Schrattenthtl
(Retzer Kreis in Niederösterreich). Für unsern Zweck nur die wesent-
. liebsten Züge.
Ein König, der am Siech thum damiederliegt, hört, daß er nur
dann gesunde, wenn ihm einer seiner flinf Söhne das Waßer des Lebens
hole. Einer nach dem andern zieht aus, jedoch keiner kehrt zurück.
Zuletzt geht der jüngste, der einem großen Bären begegnet. Diesem
sagt er den Zweck seiner Wanderung. Der Bär eröffnet dem Königs-
sohne, daß seine Brüder in eine tiefe Schlucht verbannt seien, weil
sie ihm grob begegnet, und er ladet ihn ein sich auf seinen Rücken
zu setzen. Der Bär bringt ihn in ein Schloß, wo der Königssohn als
Vogelhüter Aufnahme findet. Auf des Bären Rath solle er nach einiger
Zeit einen Vogel entfahren, aber ja nicht in einem goldenen Käfig,
und weil der Königssohn dennoch dies that, so rief der Vogel: He, he,
er stiehlt mich. Die Wachen eilen herbei und der Dieb wird eingesperrt
Der Bär gibt dem Unfolgsamen nun den Rath, er solle dem Könige
versprechen, daß er ihm die Schönste unter der Sonne geben wolle.
Darauf ward er freigelaßen. Auf dem Rücken des Bären kam er la
einem Königsschloße, wo er als Kammerdiener der schönen Prinzessin
blieb. Diese solle er entführen, aber nur in ihren einfachen Kleidern.
Er folgte dem Rathe aber nicht und ward wieder eingekerkert. Nach
dem Rathe seines Beschützers versprach er dem Könige das schnellste
Pferd auf Erden. Der Bär führte ihn zu einem Rappen mit hölsemem
Sattel, den solle er ja nicht mit einem goldenen vertausohen. Der
Königssohn, als ungehorsamer Stalljunge, ward beim Diebstahl wieder
ergriffen. Dem Könige mußte er dann den größten Diamanten ver-
LITTERATUB: ALWIN SCHULTZ, DAS HÖFISCHE LEBEN etc. 105
sprechen. Diesen fand er in einem gläsernen Berge. Daftar erbat er
sieh die Erlaubnis; noch einmal das schnelle Pferd besteigen zu dtlrfen.
Hit diesem gelang es ihm auch, die schöne Königstochter zu entführen,
und ebenso den Wundervogel. Da sagte ihm der Bär: Jetzt fehlt dir
noch das Waßer des Lebens. Das wirst du mit Hülfe des Vogels
bekommen; hüte dich aber vor deinen Brüdern und gedenke meiner
bei der Hochzeit. Im Besitze des Waßers, schlief er an einem großen
See ein, die Brüder nahmen ihm Alles und eilten nach Hause. Aber
der Stein glich einem gewöhnlichen Straßensteine , die Jungfrau war
tnarig, der Vogel schwieg, das Ross war ungeberdig und das Waßer
war in Eas verwandelt. Da kam plötzlich auch der jüngste nach Hause,
die Jungfrau fiel ihm um den Hals, das Pferd sprang vor Freude, der
Stein funkelte und das Eis schmolz. Dann reichte er das Waßer dem
Tater und dieser ward gesund. Die Brüder wurden des Landes ver-
wiesen und der jüngste hielt Hochzeit. Zu dieser kam auch der Bär
und bat den Bräutigam, er möge ihm den Kopf abhauen. Lange zögernd
that dies der EOnigssohn, und so war der Zauber von dem Bären
gewichen. Er war ebenfalls ein Eönigssohn, und beide regierten von
nun an das Reich gemeinschaftlich.
GRAZ. TH. VERNALEKEN.
LITTERATÜR.
Alwin Sohults, Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger. Erster Band.
Mit 111 Holsschnitten. Leipzig, Hirzel^ 1879. gr. 8.*).
Viel später als es orsprunglich meine Absiebt war, gelange ich dazu,
^ Torliegende Werk anzuzeigen. Es ist schon so vielfach besprochen , daß
ieh mir ersparen kann, allgemeine Bedenken gegen die nicht durchaus philo-
logische Haltung des Buches, gegen die Benutzung veralteter Ausgaben und
Texte, gegen die nicht ausreichende Verwerthung der bisherigen einschlagenden
Arbeiten zu äullem. Ebenso kann ich absehen von einer Darlegung seines
Inhalts. Ansdrficklich aber will ich meine Freude bezeugen über diese ebenso
Mirreiche wie anregende wißenschaftliche Gabe, obwohl ich nicht leugnen kann,
^ ich Angesichts des behandelten Stoffes, der so voll und ganz dem Gebiete
<ler deutschen Philologie angehört, einen gelinden Ingrimm nicht unterdrücken
^aon, daO uns ein Kunsthistoriker zuvorgekommen ist. Halte ich freilich eine
Ui&sehau unter den Faebgenossen und bedenke ich, daß Wackemagel dahin
gegangren ist und daß Weinhold, statt seinem wirklichen Berufe zu folgen.
^ Anm. Die vorliegende Reeension erscheint spfiter als mir lieb ist, lediglieh
Wegen Raummangels. Sie möge daher nicht als Anzeige einer literarischen Neuigkeit.
Xmdem als Beitrag lu den Privatalterthümem des Mittelalters angesehen werden.
K. B.
106 LIETERATUR: ALWIN SCHULTZ, DA8 HÖFISCHE LBBEN «tc
die Alterthumilninde and CaltargeftehiGhte m pflegen, es fort md fort Yonieliti
grammatiBche Werke xn schaffen, die andere ebenso gut, wenn sieht beßar
liefern konnten, während er auf seinem eigentlichen Gebiete imbettiittener
Meister ist and anTergleichlich wirkte, so finde ich keinen, aber aaeh keinen
einzigen anter den Vertretern des Faches, der aach nar annlhemd im Stande
wäre, ein Bach wie das Torliegende sa leisten. Das ist doch eine bedeiikliehe
Erscheinang inmitten einer Wifienschaft, die so viel Erfrenliches and com Tbeil
selbst Bedeatendes schafft and fordert. So kann es aber nicht bleiben. Wir
maßen den Realien fortan einen größeren Einflaß etnräomen. Die Realien
maßen nnsere kritischen and hermenentischen , selbst unsere grmnimaiiaehea
Stadien darchdringen and befrachten, sonst bleiben wir im leblosen Krame
stecken. Und dazn wird das Bach Ton Schnlts sein Theil beitragen. Dma habe
ich schon in der Einleitang za meinem hofischen Epos principieU amgeaprochea ;
aach habe ich das Bach praktisch schon in den Anmerkungen benntst nnd
angezogen. Nicht alles genagt mir, nicht alles gefällt mir, aber ich hab' es
doch lieb gewonnen, and Ton Herzen wünsche ich, daß es eine belebende Wir-
knng ansübe.
An ans ist es, das Werk nach Kräften za fordern and an auner Ver-
ToUkommnnng beizutragen. Daß es bei der ersten Auflage sein Bewenden nieht
haben wird, das dürfen wir aas der uogewohnlich fireundliehen Avfnahme
•chließen, die das Buch auch in weiteren Kreisen gefonden hat. Das Buch ist
in einer Menge Ton popalären Organen angezeigt und besprochen worden, frei-
lieh auch too Leateo, die Ton diesen Dingen nichts Terstehen, ja es bat selbst
nicht an Besprechungen gefehlt, die unglaublich albernes Zeug rorbmehten.
Auch gelehrte und fachgemäße Beurtheilungen sind erschienen« die Beße-
rungen und Nachträge darboten. Gar manches, was ich in ihnen fond, hatte ich
mir auch notirt; Einzelnem stimme ich nicht bei. Keineswegs ist durch diese
Besprechungen die Aufgabe erledigt, das Bach tou Schultz zu Terbeßenu
Als eine Forderung, nicht ab eine Kritik der Leistung, wünsche ich die nach-
folgenden Bemerkungen angesehen. Es Tcrsteht sich, daß Schultz nicht alles,
was ihm so von verschiedenen Seiten dargeboten wird, ToUständig benntsea
und hinschreiben kann; er wird auswählen, sich öfters mit ganz knrser Notiz
begnügen mfißen. Aber er wird finden, daß die fleißigsten und dankbarsten
Benutzer seines Buches, daß seine bereitwilligsten Mitarbeiter an der an hoffen»
den zweiten Ausgabe nicht die eigentlichen Alterthümler , auch nicht seine
speciellen Fachgenossen, die Kunsthistoriker, sondern die deutschen Philo*
logen sind.
L S. 37. Zum Namen .Bnrgverließ'' ist zu bemerken, daß er gans
modernen Ursprungs ist J. Grimm weist im D. Wb. 2, 544 nur zwei Stellen
aus Jean Paul und Schiller nach, ebenso Sanders II, 1, 140, und Weigand
bemerkt 2\ 998 .Veriieß" sei scbriftdcatsch erst nach 1750. Dnreh die
Romantik ist uns das Wort ganz geläufig geworden und man ist geneigt, ei
für uralt zu halten. — S. 37. 38. Ein solches, oben mit einer Öffnung Ter-
sehenes Thormgewolbe befindet sich wohlbehalten auch auf der Ruine Henns-
berg, dem SUmmscUoß des bekannten Grafenhauses, bei Heiningen. — 8. 42,
Anm. 3. Die Stelle aus dem Erec, gegen die schon Weinhold sein Bedenkea
geäußert hat, kann beßer als Beweis für die Umhegung eines Jagdbeairks ge-
braucht werden. Die Mauern, die Uartmann erwähnt, brauchen wir nns nicht
UTTESATUR: ALWIN SCHULTZ, DAS HÖFISCHE LEBEN etc. 107
lehr hoch la denken, sie waren wobl nur das Fundament für den darauf ge-
Nteten Wildiaon. Das Scbloß Penefrec fand dadurcb seinen besten Scbutz,
diA M mitten im See lag. Schade, daß Chrestien hier nicht Auskunft gibt,
flartmsnn bewegt sich in dieser Schilderung durchaus frei (vgl. Bartsch, Germ.
7, 171). übrigens ist in V. 7182 der Text verdorben in Haupts Ausgabe,
wdeher Seh. folgte. Die Beßerung Bechs, die freilich einen rOhrenden Reim
lehflfft, mSge Seh. wenigstens in Klammem hinzufügen. — S. 45. 46. Der
Soit ist gewiß zum Kochen bestimmt, aber weshalb sollte er nicht auch zum
Briteo kleinerer FleischsiOcke und der Würste gedient haben? Das Wort rdst
ktt rerschiedene Bedeutungen; als Küchengeräth entspricht es entweder unserm
,Rost* oder einer Pfanne. Ausdrücklich wird manchmal das Verbum brdim
mit ihm verbunden, und das Verbum rotsten ist früher schon wie heute eine
bestimmte Form des Bratens. — S. 59. Die Winterzeit wird von Seh. wohl
etvis zu ungünstig geschildert. Wir dürfen doch nicht vergessen , daß unsere
Vorführen nicht solche Stnbenmenschen wie wir gewesen sind, daß sie sich
durch den Aufenthalt in frischer Luft viel mehr abhärteten, worauf ja Seh.
aaeh S. 187 zu sprechen kommt. Auch pflegten sie sich wärmer als wir zu
trtgen, aber warme Kleider, wenn es nicht Pelzmäntel sind, brauchen nicht
ili unbequem zu gelten. — S. 61. Die genauere Schilderung der Bildnisse,
die Tristan durch den Riesen Beliagog anfertigen läßt, jetzt in dem von Kol-
bmg edirten nordischen Prosaroman, den ja Seh. später öfters heranzieht. —
Hier hätten auch die Fresken des Schloßes Rnnkelstein Erwähnung verdient,
wenn sie auch einer jüngeren Periode angehören. — S. 63. Zu den Stellen aus
der Literatur über Darstellungen gestickter Teppiche kann auch gerechnet
Verden die Schilderung von Parzivals Traum im 5. Buch, 635 flg., in welcher
die Traumbilder als Kämpfe und Waffenembleme erscheinen. — Es wäre er-
wünscht, wenn hier auch der bekannten uns erhaltenen Teppiche gedacht würde,
die freilich nicht mehr dem 18. Jahrh. angehören. Aber die Darstellungen
weiten sie doch in diese ältere Zeit. Ich denke hier zunächst an die beiden
Triittn- und Isolde-Teppiche in Wienhausen und in Erfurt (der letztere wohl
ein Tafeltnch) und an den mit Liebesscenen in Medaillons geschmückten Teppich
in Bathhanse zu Regensburg, der, so viel mir bekannt, noch nicht publicirt
Bod in allen seinen Theilen gedeutet ist (vgl. Jacob in der Germ. 18, 276).
Solehe Teppiche gibt es noch mehrere in den Sammlungen, aber sie sind noch
Bieht für die Philologie verwerthet. — S. 80, Anm. 5. Zu der Stelle aus Hein-
riehi Tristan könnte auf meine Anmerkung hingewiesen werden, weil hier die
Sitte des Zusammenschlafens genauer in Erwägung gezogen wird. — (S. 98
die erste Zeile gehört auf S. 100.)
II. S. 117. Lichtenstein bemerkt in seiner Recension (Anzeiger 7, 103),
^vermöge im Augenblick nicht festzustellen, ob aus Schusters Buch „Das
Spiel, seine Entwicklung und Bedeutung im deutschen Recht*, Wien 1878,
^twu f&r Schnitz zu gewinnen gewesen wäre. Ich erlaube mir ergänzend hinzu-
nlQgen, daß dies allerdings der Fall ist. Schultz wird gut thnn, diese mannig-
^h interessante Monographie, soweit sie eben culturhistorisches Material liefert,
SU henotsen, namentlich den zweiten und dritten Abschnitt. — S. 119 fg.
^f Gottfrieds Tristan ist in diesem Capitel über die höfische Erziehung zwar
angewiesen, aber doch nicht recht ausgiebig genug. Die Sitte, die jungen
Adeligen oder Prinzen an die Fürstenhöfe in den Dienst zu geben, hätte etwas
108 LITTERATUB: ALWIN SCHULTZ, DAS HÖFISCHE LEBf» etc.
genauer getchildert werden sollen. £« bieten •ich dm rei^e SteUenbeweiie.
Vor Allem wäre hier auch der Hof EtzeU zu erwähnen gewesen. Die jongen
Nibelongendichtnng hätte diese erzieherischen Verhältnisse nnerv^hnt gelasseo
oder kurzer berührt, wenn nicht auch in jüngerer Zeit die großen Höfe sli
die hohe Schale für die Coartoisie betrachtet worden wären. — S. 128, Anm. 4.
Hier wäre auch die bekannte Affaire aas Ulrichs Fraaendienst nnaobringsi
gewesen. — S. 126. In dem Citate aas Walthers Xiemam kam bdkertem schreibt
Scb. dem ist iin wort alt ein elae. Warum cYa? Der metrische Accent nibt
allerdings aaf an, aber nicht der logische: teort and elac sind die Gegensälse;
Tgl. meine Anmerkung zur Schalaasgabe 85. 4. — S. 128. Zar Etymologie
des franz. escrime würde ein Hinweis auf Dies* Wörterbach sich empfehlen. —
S. 131. Es ist möglich, daß das Messerwerfen an der angezogenen Stelle dei
Tristan auf die Graukelkunst geht (s. meine Anm. zu 4712). Die Stelle würde
alsdann S. 443 zu verwerthen sein. — S. 142. Bei Betrachtang der Sehwett*
leite verdient auch Gottfrieds Tristan Erwähnung. — S. 149. «Als Ritter wtr
er (der Jüngling nach erlangter Ritterweihe) dem Fürsten ebenbürtig^ mit Ver-
weis auf Partonop. 19992. Ebenbürtig nicht, wenigstens ist ebeabürtig eu
zweideutiger Ansdrack ; der Ritter ist aber dem Fürsten gegenüber antisfactioos-
fahig, wie wir das jetzt ausdrücken würden; aber dabei ist doch noch die Be-
dingung, daß er von freier Geburt, kein Dienstmann ist. So steht ea a«i-
drücklich an jener Stelle und geht auch aus dem Vorhergehenden herror. —
S. 154 ffg. Für das Capitel über die Anstandsiehren für Damen ist aaaientlich
der 15. Abschnitt in Gottfrieds Tristan ganz besonders lehrreich; er ist aneh
das Vorbild für Schilderungen jüngerer Dichter, namentlich Konrada Ton Wfin-
bürg; der Terminus für den maßvollen Gang neben litt treten ist eUdkem, der
zwar in den angezogenen Stellen öfters erscheint, aber auch für sich eririUut
und im Einzelnen Taus den Wörterbüchern) belegt zu werden Terdient. -^
S. 158 fg. Lichlenstein weist mit Recht auf die Heilkunst der jungen Isolde
in Eilharts Tristan hin. In der Tradition Gotfrieds sind beide Isolden amei-
kundig, vorzugsweise aber die Mutter. — Triakel (Theriak) [übrigens gewühnlicb
driakel] braucht auch die alte Isolt als Schwitzmittel für Tristan. — Aaeb
gegen Geistesstörung haben die Arztinnen Salben bereitet, wie die bekaants
Erzählung im Iwein beweist. — S. 160. Der Truchseß ist allerdings Über dsi
Küchendepartement gesetzt Allein das Amt wird schon im 13. Jahrfaandeii
ausgedehnter. Truchseß ist nicht nur ein Hofbeamter, sondern auch landa&ßiger
Verwaltnngsbeamter. (Das hat sich noch in „Drost^ erhalten.) Ich habe da^
auf im Wörterbuch zu Heinrichs Tristan aufmerksam gemacht. Vgl. aaeb
Müller im mhd. Wb. II, 2, 341 und J. Grimm im D. Wb. 2, 1437. (Die
Etymologie von Truchseß ist immer noch nicht endgültig festgestellt) —
S. 163 fg. Die Stelle aus dem Erec (6517) ist an sich ganz gut, doch mifi
sie etwas anders gedeutet werden. Der Graf, der Enite schlägt, ist bereits ibr
Gatte, er beruft sich ausdrücklich auf sein Recht zu diesem Thun (6689 bis
B548; und will dadurch die Vorwürfe, die ihm von Seite seiner Gäste gemaebt
wurden, zurückweisen. Das formelle Recht werden ihm diese gewiß im Stülea
zugestonden haben, aber sie todelten ihn doch wegen seiner Unzucht, und
das eben ist das Bezeichnende und zugleich für uns Erfreuliche dieser
Stelle. — S. 165. Seh. besieht sieh hier auf seine HabiliUtionsschrift »quid
de perfecU corporis humani palchritadine Germani saeculi Xll et XUI saa-
UTTESATUB: ALWIN SCHULTZ, DAS HÖFISCHE LEBEN etc. 109
•erint" und will daher auf eine nochmalige Vorfahrung der Belege yerzichten.
Solebe Enthaltoamkeit ist unter Umständen lobenswerth und auch praktisch,
iber bei der Unzugänglichkeit der Dissertationen würde wenigstens ein Auszug
der bedeutendsten Belegstellen doch recht willkommen sein. — S. 167. Seh.
kaSpft an die Schilderung des „Schönheitsideals" auch eine kurzgefaßte des
yMetls der Häßlichkeit". Auch hier wären einige Belege erwünscht. Hier
fiie namentlich CondrSe Im Panival nicht zu vergeßen. Zu der Bemerkung,
iiß man den Rothköpfen Falschheit und Bosheit zutraute, mag hinzugefugt
rerden, daß das Wort rot deshalb geradezu die Bedeutung „falsch, bösartig,
iitig'' gewinnt.
m. S. 168 fg. Daß man sich nackt zu Bette legte, zeigen auch außer
ftlereien geschnitzte Bildwerke, wie das englische von Michel abgebildete
yfeabeinkästchen mit Darstellungen aus der Tristansage. Zu den Stellen aus
ler Literatur könnte nachgetragen werden Parzival, 5. Buch, 604. — S. 175. Zu
LaCng der Betrachtung über die Spiegel ist auf mhd. Wb. I, 545 (»piegelglas)
«wiesen; noch reicher ist der Artikel II', 494 (spiegd). Auch Wackernagels
ܻhtndlung (Kl. Sehr. 1, 128 ffg.), obwohl von geringem Umfang, verdient
Itsanat zu werden. — S. 178. In den Sammlungen werden sich solche Elfen-
«nkastchen mit Beliefdarstellnngen noch viel mehr vorfinden. — S. 184. Ja,
IM bedeutet wippeü in Bertholds Crane? Bartsch gibt keine Erklärung, und
iszer stellt es wie vorher Müller fragend zu zipfel. Daß es eine Art Kopfputz
loeichnen soll, ist gar nicht in Zweifel zu ziehen. Aber das Wort ist doch
» seltsam, sonst nirgends aufiEtttreiben. Sollte eine Verderbniß vorliegen?
\ nt c ^= k^ i aus s? also vieUeicht keppd'i Aber diese Diminntivbildnog ist
licht nieder- und mitteldeutbch. Auch erlangt erst spätter Kappe die Bedeutung
ler Kopfbedeckung. Hoffentlich gelingt es noch, das Wort zu enträthseln *). —
). 194. Zum Belege des französischen Kleiderschnittes würde auch die Stelle
B 15. Abschnitte des Gottfriedischen Tristan recht dienlich sein (V. 10905 fg.).
— 8. 203, Anm. 1. die (die Stioker und Stickerinnen) umrden gemacht reich kann
lieht heißen: Alle wurden bei den Arbeiten „reich^, sondern nur: sie wurden
tiehlich belohnt. — S. 214 ffg. Die Zopftracht der Männer ist durch eine
ibbildung, durch die Statue Chlotar's I. aus dem 12. Jahrb. zur Anschauung
$ebneht, aber die Figur ist beinahe typisch gehalten. Könnte nicht auch ein
iengniß aus dem 13. Jahrb. gegeben werden? etwa ein Mitglied der Zopf-
i;esellschaft mit dem Zopfbehälter nach der Abbildung im Anzeiger f. K. d. d. V. ?
— S. 217. Seh. fragt nach Besprechung der Kurzhose {hruoeh); „Was ist aber
ler Brachseckel ?^ und vermuthet, es sei vielleicht „Senkel^ zu lesen. Der
^nsent in der Zeitschr. f. d. Philol. gibt kurz und bündig die Antwort:
»▼ergleiche Lexer I, 361 Saccus hemiosus^. Sich Raths zu erholen in bereit-
legenden Hilfsmitteln, das ist schön und wohlgethan, und diesen Rath auch
^ solche, welche der Hilfsmittel entbehrten oder sie verschmähten, zu ver-
wenden, zeugt von großer Menschenfreundlichkeit. Nur muß man mit der Ver-
abreichung von geborgten Gaben vorsichtig zu Werke gehen, auf daß man
■ieh nicht vergreife und einen Stein statt Brotes biete. Was hat sich wohl der
^^eensent unter taccus hemioeue gedacht, welches bei Lexer neben bruochseckel
*) Es ist = aehappel. echapeü auch im Ritterspiegel, ts = s im Anlaut; s. Lexer
'» 859. K. B.
110 * LITTEBATUR: ALWIN SCHULTZ, DA8 HÖFISCHE LEBEN ele.
steht? H&tte er ali cUssischer Philolog (die Germamstik treibt er ja do^
in seinen Mnßestonden lam Privatrergnügen) nicht sofort meriLen nBllen, da^
Lexer hier irrthümlich bruoeh$eekel statt bruch§eckel schrieb und demgeniA i^
unrichtiger Stelle im Alphabet einreihte, oder daß Lexer, wenn er wiiUidi
bruodueckel haben wollte, eine falsche Erklärung gab? Was bat denn
mit bruoeh, mit der Hose, zu thnn, während es auf kendaf den BroA (i
chirurgischen), den Leibesschaden geht? Diese Erklärung soeeut hermomu
aas dem deutschen Wb., wo sie xu dem Worte ^ Bruchsack" gesetst ist okw
Stellenangabe y und dieses also zu den bekannten Wortbildungen J. Onaas
gehört. Somit ist es mit der Erklärung taccus hemioMus nichts. In der eiaagsa
Stelle aus dem Wolfdietrich, welche bis jetzt hruchseckel bietet, kann das Wnt
nur = bmochnckel (nicht bruchs. oder brüehs.) sein, weil im Folgenden na
der bruoch und dem bruoehgUrtel die Bede ist. Hosentasche wflbrde das Nickt
liegende sein, wenn nur die Hosen damals Taschen hätten anfoehmen kSaaei
Sie waren ja viel zu eng. Deshalb vermuthe ich: bntochtedDel ist das, was vir
jetzt Hosenlatz nennen (und noch nennen, obgleich die Mode in diesen Jik^
hundert aus dem Latz schon fast durchgängig den Hosenschlitz gemacht hat).
Für diese Erklärung könnte yielleicht geltend gemacht werden, daß das Weit
in einem volksthümlichen Gedicht erscheint , während es in Er^Udongea d«
höfischen Stils nicht gefunden wird, bmoehitckel würde nach meiner Deitng
an der gewöhnlichen EJeidung sein, was an der jüngeren EisenrOetong dis
brayetUf die manchmal die Gestalt eines kleinen Helmes hat*). — 8. 9S9. Dil
Einführung der Schnabelschuhe hängt wahrscheinlich mit der Anderang dv
Stils, die den Spitzbogen und Spitzwinkel als Kunstprincip einführte, rasaaBSS,
wenigstens sicherte der Stil der Kleidermode eine längere Dauer. Es ist dsek
auch auffallend, daß mit der Renaissance der spitze Schuh Terscbwindet oi
der runde breite, das Kuhmaul oder der Entenschnabel, die Herrschaft erUttt
Ich gebe diesen Gedanken nur als eine beiläufige Anregung, aber ich
doch, daß man ihn in Erwägung ziehe. — S. 223. Die Ähnlichkeit der
tracht und der Frauentracht ist besonders aufßsllend bei den MIateln. Si
Anm. 2 wäre darum die Stelle aus Parziyal 5. Buch 129 — 136 nachsstiegti^
wo der junge Ankömmling den Mantel der Repanse de Schoje geliehen eihlH
— Auch in dem Schmucke mit Kleinodien thun es die Herren den
gleich. Die von Seh. S. 229 beigebrachten Stellen aus der Literatur sind
dürftig. Hier sei es mir gestattet auf etwas aufmerksam zu machen, was lav
unmöglich in einem Werke wie das vorliegende erschöpft und ausführlich d&^
gestellt werden kann^ was aber doch wenigstens einigermaßen behandelt st
werden verdient: das ist die Symbolik der Edelsteine. Ich bin übeneogt, dil
i n den meisten Gedichtstellen aus der guten Zeit die Edelsteine nieht bloß iSß
materielle Bedeutung des Schmuckes haben, sondern zugleich die Sitoatioa n
symbolisiren bestimmt sind. Denn wohin wir im Mittelalter blicken mSgc^
eilfiberall tritt uns das Symbol, die Mystik, die Allegorie entg^egen. Seh. kotfit
auch auf die Cameon zu sprechen (S. 230 fg.) und bemerkt, man habe m
sebr geschätzt, „zumal man sowohl den Edelsteinen als auch den eingravirt»
*) Nachträglich: Aach G. Bötticher citirt Neue Jahrb. t Phil. u. Päd. 1^1*
S. 848 Lexem taeeu» hemiatuM und fibersetzt nHosenboden**. Wie reimt sieh dsf war
ssmmen?
LITTERATUB: ALWIN SCHULTZ, DAS HÖFISCHE LEBEN etc. Hl
FigareD, die man längst nicht mehr zu deuten wußte, geheimnisvolle Wir-
iaogen zuschrieb^. Diese kurze Hindeutung genügt mir nicht. Hier wäre viel-
leiebt die geeignete Stelle, sich über die Symbolik und die Magie der Edel-
iteine and der Gemmen im Anschluß an die naturhistorische Literatur und an die
poetischen Steinbücher und mit Hinweis auf unzweifelhafte Stellen der Gedichte
to Terbreiten. Ich habe in meinem höfischen Epos auf solche Stellen im Par-
lifftl 6, 224 und im Tristan 10974. 11139 die Aufmerksamkeit hinzulenken
genicht. Es wäre gewiß eine lohnende Aufgabe, diese Beobachtung weiter auszu-
dehnen. Daß es in jüngerer Zeit völlig einerlei ist, ob ein Ritter oder eine
Dirne diese oder jene Edelsteine trägt, wenn sie nur recht groß, prächtig und
koitbar sind, glaube ich gerne von vornherein. — S. 232. Bei Erwähnung des
Gltsschmucket könnte auf Walthers gUHn vingerltn hingewiesen werden. Im
Helmbrecht trägt der Held Kristallknöpfe in verschiedenen Farben. Sollte das
echter Bergkristall sein? Dann wäre es doch bei Gelegenheit zu erwähnen.
Oder sind es Glasknöpfe? Dann könnte hier beim Glasschmuck darauf Rück-
lieht genommen werden. — S. 234. „Handschuhe tragen vornehme Leute
ioffler." Immer? Doch nur bei Gelegenheit, bei Festen, beim Ausritt, auf der
Jigd« — S. 236 wird nach der Stelle im Demantin erwähnt, daß die Ritter
Beitkleider aus geringerem blauen Stoffe erhielten. Also der geringere Stoff
ist blau. Es ist mir aufgefallen, daß ich auf Bildern älterer Zeit niemals aus-
lehließlich blaue Gewandung fand. Wo blau erscheint, ist es mit einer andern
Ptrbe zusammengestellt 9 oder der blaue Stoff ist mit Gold oder Silber durch-
wirkt. Nur die Jungfrau Maria trägt den blauen Mantel. Das aber ist offenbar
•jrmbolisch , es deutet die Farbe des Himmels an, Maria ist die Königin des
ffimmels. Aber die Bauern tragen blau, wahrscheinlich dunkelblau, vergl.
Hehnbrecht 169 (von Seh. S. 242 auch erwähnt): das ist die Farbe für
dis Sonntagskleid der Bauern; erst später kommt auch blau in der Tracht
der Vornehmen vor, wie nicht allein Bilder, sondern auch Literaturstellen
beweisen« Ist das Zufall oder täusche ich mich? Sollte blau^ weil es die Farbe
der Treue und Demuth war, von der vornehmen Welt für das Festkleid ver-
lehmäht worden sein? Im Feudalstaat verstand sich die Treue von selbst.
Bei den Bauern mochte die Farbe das Zeichen der Unterwürfigkeit sein. Wenn
•onüt die Farbe bauemmäßig war, so wird es sich erklären, wenn zu gewöhn -
liehen Beitkleidem blau genommen wurde, während die Hofkleider von braunem
Sefaarlach sein sollten. — Da ich hier auf die Farben geführt werde, so erlaube
ieh mir noch die Bemerkung, daß es doch recht lehrreich wäre, wenn der
Vnt. auch über die symbolische Farbenwahl etwas beibringen wollte. Jacob
Pkike leugnet (1, 159) für die eigentlich höfische Zeit die symbolische Be-
ieatUDg der Farben, während er sie für die jüngere Periode in Anspruch nimmt.
Iierin stimme ich nicht bei. In älterer Zeit sind die Beziehungen nur feiner,
i^en nicht so auf der Oberfläche. Hier gilt es nach meiner Meinung mit
knschluß an Wackemagels Aufsatz (Kl. Sehr. 1, 143) weiter zu forschen und
iie Überlieferung mit der Poesie in Einklang zu setzen. Sollte es denn z. B.
;aii£ gleichgiltig sein, daß der Gral auf einem grünen Kissen gebracht wird?
V'arum denn gerade auf einer Farbe, welche die Freude bedeutet? Ist hier
;eine Symbolik? (s. meine Bemerkung zu Parsival 5, 350, femer zu 266). —
1. 241. Auf Helmbrecht bezieht sich Seh. in dem Abschnitt über die Kleider
ler Bauern öfters. Hier ist Vorsicht nöthig, denn der junge Geck ist nicht
112 LITTERATUR: ALWIN SCHULTZ, DAS HÖFISCHE LEBEN 0te.
Repräsentant seines Standes, sondern eine Ausnahme , wenn aneh keine Ter*
einzelte. Er äfft den Rittern nach. — > S. 259. Seh. erwähnt schwan niid
grünen Dimit. In Gotfir. Tr. erscheint V. 11125 auch brauner (Tioletter). —
S. 271. Zu nazzät in Heinrichs Tristan vgl. meine Anmerkung su 1982.
Auch für die folgenden Abschnitte IV — VII hätte ich noch gar mancbe
Remerkungen und Nachträge bereit, doch würde ich mit ihnen allen das MtA
einer Anzeige ungebührlich überschreiten. Ich begnüge mich daher» indem vSk
mir ein weiteres Eingehen auf das wichtige und schöne Buch in einaelnen Aa^
Sätzen vorbehalte, nur noch einige wenige Wünsche zu äußern, welche die Yer
beßerung des Werkes nach der bibliographischen wie philologischen Seite hin
bezwecken.
IV. S. 307. Zu 9in6pd ist zu bemerken, daß Paul (Beiträge 2, 78)
sich für sirdpel entscheidet (vgl. auch meine Anmerkung zu Pars. 6. Buch,
451); dies wird künftig nicht unerwähnt bleiben dürfen.
y. S. 344. Die unsaubere Geschichte mit dem Veilchen ist Neidhart
nur untergeschoben und stammt aus viel jüngerer Zeit. Ist also aa atreichen.
— S. 368 fg. In Betreff der Erklärung der Falkennamen Terweiae ich auf
die Anmerkungen zu der Neubearbeitung des Gotfriedischen Tristan Ton ¥^1-
helm Hertz, S. 550 ffg., die Seh. ja benutzen möge. — Auch wird die Schrift
von Mynsinger von den Falken, Pferden und Hunden (71. Public des literv.
Vereins 1863), wenn sie auch aus jüngerer Zeit stammt, gute Dienste thos.
VI. S. 888. Die Erklärung von „Übergurt oder Sursengel* befriedigt
mich nicht, ich weiß aber allerdings vorderhand keine beßere. Die Stelle is
Hartmanns Gregor 1482, die Schultzens Erklärung direct zurückweist « gibt
vielleicht noch die Lösung des Wortes suraengel, welches die Herausgeber und
Lexicographen hinreichend erklärt zu haben meinen, wenn sie ea mit OlM^
oder Übergurt übersetzen. Damit sind wir aber so klug wie suvor. — S. 416.
Auf Wackemagels Abhandlung über das Schachspiel ist Seh. schon von anderer
Seite hingewiesen worden. Die Literatur der Schachgedichte ist in letater Zeit
mannigfach vermehrt worden. Auf diese möge Seh. sein Augenmerk riefatsa*
Wichtig sind für ihn auch die verschiedenen Werke von A. v. Lind e, nameat-
lieh das letzte: Quellenstudien zur Geschichte des Schachspiels. Berlin, SpringiTi
1881. — S. 424 ffg. Für die Betrachtung des Tanzes, in welcher mit Beehft
vielfach auf Neidhart verwiesen wird, empfiehlt sich eine Durcharbeitung anfik
des Aufisatzes von R. v. Liliencron in der Zeitschr. 6, 69 ffg. — Im Einsdnfli
will ich noch nachtragen, daß auch unter den Runkelsteiner Fresken ein höfisch«
Tanz, in welchem Herren und Damen eine Chaine bilden, dargestellt ut. Dti
Bild ist auch für die Costümgeschichto nicht uninteressant. — S. 429. 8^
hat sich bei der Schilderung der Instrumente vorzugsweise an franaösisdic
Werke angeschloßen. Hier weise ich nochmals auf die Anmerkungen tob
W. Hertz zu Tristan hin, die viel Lehrreiches bieten. Neuerdings nnd n«B
auch zwei illustrirte Musikgeschichten erschienen^ eine von Naumann, die andere
von Reißmann. Die erstere kenne ich noch nicht, die von Beißmann läßt swtr
viel zu wünschen übrig, kann aber doch benutzt werden und ist besonders dar
instructiven Bilder wegen werthvoU.
VII. S. 474 werden auch die Wächterlieder erwähnt, aber auch aar
erwähnt. Hier sollte der Verf. doch etwas länger verweilen und darthnn, i»
wieweit in dieser typisch gewordenen Gattung sich das wirkliche Laben ab-
UTTEHATUB: k. SOHR, H. RÜCKERT IN SEINEM LEBEN UND WIRKEN. 113
tfkgüt Mit beaehtenswerth i«t hier aach der Aufsats von Bartsch im Album
dbi literarischen Vereins in Nürnberg 1865. — S. 486 fg. handelt Seh. von
der TraaoBg. Hier könnte mit ein paar Worten anf das Wort „tränen'' hin-
gevieien werden, wie es bei Heinrich von Freiberg im Tristan 1074 (vgl.
■ene Anmerkong) erscheint. Auch dieses Wort beweist, daß die Trauung
mprfinglich nicht kirchlich war, sondern vom Vater ausgehend auf einem
Beehtsgeschäfite beruhte, also nur die Ausführung der Verlobung bedeutete. —
8. 496. Daß Gottfried im Tristan die Sitte des Weinbringens in der Hoch-
nitnacht nicht fingirt hat, wie Seh. vermuthet, das seigt uns jetst die ent-
ipreehende Stelle im 46. Cap. des nordischen Prosaromans ed. Kolbing. Aber
hier reicht Brangaene den Wein, nicht Tristan. — S. 519. »Der Frau reicht
der Meßner die Paz sum küßen." Die n^sjL** ist nicht richtig, es muß heißen:
die (gewöhnlicher ist das Neutrum) Pas (pacej paect aus pacem). Eine kurse
Mlirung dieses gewiß vielen Lesern unverständlichen Wortes wfirde sich
M^üehlen.
ROSTOCK, AprU 1881. REINHOLD BECHSTEIN.
■narieh Eüekert in leinem Leben und Wirken, dargestellt von Am^lie
Sohr. Weimar, Hermann Böhlau 1880. 8. 318 S.
Dieses gehaltvolle Buch befaßt sich grundlich mit einem uns Allen
tlraoren Manne, der auch auf germanistischem Gebiete so fruchtbar gewirkt,
di6 ihm eine Besprechung an dieser Stelle nicht vorenthalten werden darf.
Heinrich Rfickert kann nicht von seinem Vater getrennt betrachtet
werden, wie dies die Verfasserin richtig erkannt hat. Der große sprachgewaltige
Lyriker und Sprachforscher, der in seiner Jugend schon darauf ausging einen
Wettkampf unserer Sprache mit allen Sprachen der Welt einzugehn, um für
öe den Rang einer wahren Weltsprache zu erringen, war in der allseitig auf-
ibminenden Begeisterung der Befreiungskriege aus seinen Dichtertränmen er-
steht und hatte sich der Schar der vaterlilndischen Sänger jener Zeit an-
geeehloßen, und damit begann in ihm erst jene ernst patriotische Tendenz, die
dam auch die Studien seines erstgebomen Sohnes Heinrich Rückert
Merrsehen sollte, der sein Leben ganz der Forschung auf dem Gebiete der
deitsehen Sprache und der deutschen Geschichte widmete.
Das innige Verhältniß zwischen Vater und Sohn hatte etwas Weihevolles.
Dv Vater hatte seine sichtbare Freude daran, wie der Sohn ihn gewissermaßen
fortNtste und ergänzte, und der Sohn blickte mit Stolz und Begeisterung lebens-
ttngUeh la seinem Vater hinan*).
*) Höchst beseiehnend für beide schrieb er an den Referenten einmal 22./n*
1B€4: ,|Wa8 meinen Vater betrifft, so habe ich ihn bei meinem Besuche im vorigen
Jebe noch ebenso körperlich fnseh und geistig unglaublich thätig wie sonst gefunden.
*~ Sprachwissenschaft, Literatur und Politik können ihn noch immer wie den Jüngsten
^ fortreißen und namentlich auf dem ersten Gebiete ist er rüstig inmitten der weit-
icUdttlgsten Arbeiten und Untersuchungen. Zuletzt war er mit der Neuconstmction
^ koptischen Grammatik beschäftigt, wovon er sich für die methodische Sprach-
^Isiehung die grösten Resultate versprach. — A n c h nnsern Sprachkreis betritt
*r se legentlieh, obwohl er niemals längere Zeit ausschließlich sich auf ihn
^^iwäakt hat, was sehr zu bedauern ist, denn wo er hintritt, da sprießen
^«hrhaftig überall Qeistesblumen auf.**
euCAHU. Veit Bdkt. X?. (XIYU.) Jtkrff. 8
114 LITTERATÜB: A. SOHB, B. RÜCKERT IN SEINElf LBBBN ÜHP ^
Eine am so hoher, edler Quelle stammende Lebenstendens Terrie
Urspmng auch fortwährend durch eine Haltung, die hoch stand übe
Parteigetriebe, bei dessen Anblick man immer bekannter Worte g
möchte :
du bist kurzer^ ich bin langer:
als6 strttents üf dem anger —
bluomen nnde kl6!
Ganz der Sache des Vaterlandes, der Sache der Wahrheit hingegeben,
Heinrich Rockert alles Persönliche weg. Er stand wohl über den Pai
politischen, religiösen und wißenschaftlichen Fragen.
Es ist in diesen Blättern schon seines Lebens und vielseitigen
im Zusammenhange gedacht. Hier sei denn nur auch noch Ton dem v
den biographischen Denkmal die Rede. Es ist zugleich ein Zeugnifl
Treue und opferwilliger Thatkraft einer Frau, die seit Jahren mit der
sehen Familie in freundschaftlicher Beziehung stand. Ihr war durch w
mentarische Verfügung Heinrichs die Aufgabe gewoiden zur Herausgal
kleinen Schriften , die sie mit größter Sorgfalt unter Beihilfe Prof. Reiflfl
ausgeführt hat. Sie wurde dann auch noch von der Familie auf|
zu vorliegender Biographie. „Bis zu meinem sechzigsten Lebensjahn
sie von sich selbst im Vorwort, „hatte ich nie die Feder im Dienste
Stellerischer Production geführt", und damit ist ihr Werk schon als e
bezeichnet, das nur die That der reinsten Treue ist. Es verdient nun ]
Anerkennung, daß die Verfaßerin die erforderliche Befähigung dazu ii
Maße besitzt. Sie hat mit sicherm Takt den reichen Stoff umsichtig |
und wahr und anschaulich zur Darstellung gebracht, so daß ein Vi
großem culturgeschichtlichen Werthe entstanden ist, das jeder Gebil
Erhebung lesen wird.
Mit äußerst sorgfältiger Benutzung von Briefen und Familien
gibt die Darstellung ein Bild von Großeltern und Eltern, von der
und den Studienjahren Heinrichs, und so gewinnen wir auch von
weiterem Leben und Wirken als Lehrer und Schriftsteller, aus seine
hnngen zu vielen bedeutenden Personen der Zeit immer durch Mitth
aus Briefen reichlich belebte Schilderungen, die uns ebenso anziehet
blicke in das Leben als aach in alle großen Ereignisse des Tages, d
ratur und Wißenschaft gewähren, so daß wir uns fort und fort auf dai
digste angeregt fühlen. Ich hebe nur hervor die Abschnitte: Bestii
Einfluß von A.Böckh, J.Grimm und G. Homeyer in Berlin auf
und Berufswahl H. Kückerts; H. Rückerts Zuhörer im Althochdeutscfc
Partei Beckerath, Dahlmann, Gervinus, Welcker, Bassermt
Gagern; die Herausgabe des welschen Gastes, Brief von J. (
J. Grimms Bericht über H. Rückert an das Ministerium; Erschei
Lohengrin; Rückerts Schüler in seinem Privatissimum ; H. Rück
Karl von Holtei; Entstehung der Geschichte der neuhochdea
Schriftsprache; Herausgabe des Rother und Heiland; Briofwec
Bartsch u. s. w.
Die vaterländische Wärme H. Rückerts, die wir aus seinen i
kennen, kommt besonders erquickend und erhebend zum Ausdruck
LITTEBATÜB: EVA WIGSTBÖM, FOLKDIOTNING. US
Briefen, die darefa das gaiue Werk zerstreut mitgetheilt Bind, wenn auch die
Ideale, deren Verwirklichnng Rückert hoffte, Ideale geblieben sind*).
Durch das ganze Werk zieht sich freilich ein Zug schmerzlicher Theil-
ttlime an Ruckert selbst, der bei einem kräftigen hochstrebenden Blick, bei
aner außerordentlichen Arbeitskraft doch mit einem von Kindheit auf höchst
»edenklichen Oesnndheitszustande zu kämpfen hat. Der Abschluß seines Lebens —
er rasche Tod seiner Frau und sein eigenes Zusammenbrechen hat etwas
Inchuttemdes , wie der plötzliche Stillstand einer großen Thätigkeit, deren
ofhören wir gar nicht begreifen können. Gesteigert wird jene Theilnahme
»ch, wenn wir sehen, wie Rückert fortwährend mit der Noth des Lebens zu
Dgen hat, ein trauriges und wenig ehrenvolles Zeichen für die damaligen
Hstände in Preußen.
Besonders hervorzuheben sind auch noch die Beilagen, insbesondere Dr.
. Hermanns Aufsatz über Heinrich Rückerts Culturgcschichte des deutschen
olkes S. 281—87 und Dr. P. Cauers: Heinrich Rückerts kritische Thätigkeit,
larakterisirende Oesammtübersicht.
Mit Interesse liest man auch die Mittheilungen über den wißenschaftlichen
ichlaß Friedrich Rückerts S. 298 — 308 sowie über den Ankauf des
iguistischen , zum Theil handschriftlichen Nachlaßes desselben für die könig-
ehe Bibliothek in Berlin S. 808—318.
So ist denn das ganze Buch eine höchst erwünschte Ergänzung zu den
leinen Schriften Heinr. Rückerts, auch für die Geschichte der ger-
mischen Philologie wichtig. Die Ausstattung ist schön und des edlen Gebalts
>llkommen würdig.
WIEN, Juni 1881. K. J. 8CHBÖE&
olkdigtning, visor, sägner, sagor, gätor, ordsprik , ringdansar, lekar och
bamvisor, samlad och upptecknad i Sklne af Eva Wigström (Ave).
Köbenhavn. Karl Schönbergs bokhandel. 1880. 314 S. 8.
Die vorliegende Sammlung ist, abgesehen von der Einleitung der Frau
Wigström, die als Schriftstellerin unter dem Namen Ave bekannt ist, auch noch
m Prof. Svend Grundtvig und P. Chr. Asbjömsen mit einem empfehlenden
orwort begleitet und daher der Werth und das Interesse derselben auf ge-
igende Weise verbürgt, so daß ein etwas näheres Eingehen auf den Inhalt
ieht unwillkommen sein wird.
Wir erhalten hier also zuvörderst 79 Volkslieder, zwar meist nur Varianten
m Stoffen, die schon in andern Sammlangen z. B. Grundtvigs Danmarks Gamle
olkeviser, Geijer und Afzelius u. s. w. erscheinen, doch sind die Abweichungen
» bedeutend oder interessant oder die ganze Behandlungs weise des Stoffes so
irsehieden, daß die Mittheilung dieser Lieder jedenfalls sehr willkommen ist,
hon, wie Grundtvig bemerkt, als Verbindungsglied zwischen schwedischer und
^) Eine Stelle aus einem Briefe vom 20. Juni 1848 S. 114 will ich als Beispiel
führen. Er spricht von Frankfurt a. M.: nAch, es ist doch ein allsu herrliches Nest
isere neue Hauptstadt; und keine andere verdient es zu sein und darf sie sein.
id was für ein derber lustiger Schlag von Menschen — M&unlein und Fräulein —
fc klaren Augen und gesunden Herzen, mitunter — geldprotzig; aber doch Kem-
toren, wie sie sich — nirgends in Deutschland finden!''
8*
116 LITTESATUR: EVA WIGSTRÖM. FOLKDIOTVINO.
dänitch er Volksdichtung: man vergleiche z. B. gleich das enle Lied aAgaeti
ooh kftfsmanncn^ mit Grandtvigs Nr. 38 .Agnete og Harmanden^. —
Von den übrigen Liedern, namentlich Ton denen, die meinef Wifiens tontt nicht
Torkommen. höbe ich herror Nr. 35 «B alt et", weleha ich seines «uder-
liehen Inhalts wegen hier ganz mittheile:
1. Det rar en eöndagamorgon. jag sknlle tili kjrkan rida,
fi 10 jT jag p^k mig haltet mit ty jag skulle ut i Teriden vida.
— Hej. ro i land! hej! ropade han. der känna de oüg och de oÜDa.^
:S. Nar jag kom til kvrkan fram. sk band jag min hisl vid es itiUti.
Sa m.^ukga som i kvrkan vor. de Wüe pa hatt oeh hatta.
0. När ia^: kom i kvrkan in. der var bade gamla od mg^;
f^i mar.ca som mitt bälte säg. de glomie b4ie lasa od sjiuigt.
4. lYästen atod for altaret och skulle pa knä aed£aUa:
Lär han nck mitt bälte se. han glomde bide Gnd och alla.
^. l>ä$t4r-n b^öd mid cxar to:f och alla voro de hvita.
-a^ skte'.e itir. ta for balrei n-ti. men iac trckte det »ar for Ito,
t». Kcr.Ä:cn Hoi mig doitem sin. ocb balfra knngariket,
•A£ *.ki;"'.o d«ac ta fcr hiiiet min. roea iac tvckte det var för litte.
1. I^ct ^ihT cn n^^ndaf^morcon. ia^ biet sÄ calen i taakar.
^ ^ « ^ ^
P* V^tif -*i: Von bx't*! s:in mot tri camla rantar.
>. IVx i-ar :rkc sk rvycVn zro.i 't>ä:Ki min- sooi maagea maa vil tinUe;
,^ot ray r.nTar.t a^' >i'.)x!;:i'.i och iir.ga vjäielänkar.
Hr-'. n^ i iand ! hei ' is^^rva^if har^ cc*r kanna de mig <ieh miaa. -^
'^Ti.:: «^o* ,^nTi^!.n^> « rc ,Tr4nji:!::.r. v.r.". s-Tin di* Gcztek deren tnmderbii«
XI .'i If t ^l.t:^,^; vfV n^r.r. l^^K-^ »"ur Vo-fcs-kcuit'' S. 217 £. •JeannaraUi
A ,M^ sn.lovil V'.i>:-o;)'0'tor. hrbr ?rV roic^jj-ii h-error. In dem Ldede Nr. •
. \ fc ). 4 t H 1» * h b *M »: s n-: .*. r. r r !■.•• UuToT ri'f I > . >tropbe : yBei^gamaBBea ^
i.T.m. .'«»:.-»n NivNiK. Ac'cra bor s:^ ö-^-;- rr-e.Tf*!; bord «vanc.^ HinBchtW
«}'4'>os Si';:"roi>»' i-.K'i %ur. Vt^i.) N nvror ,Ax:7iy.ii Lbrr die Zinneriaciie Chroi*
>i .'«•: '. «»if«, Inrt '.• ' r..\.ts^)'i Kiirr-cink-'b'/j;/. Npnr Folge. 1S72. S. S58 1
uri. i-Jni»»!, ' Svoi',' <*vir,>i% ics l^'nn.Nvkf i-ij.mii FfilKfviser 4, «54, wo irf
• •. M «•>>f*':s'- St, '«' ,»i.»i?. >* -..v:! j:r,^ r~:^»i~«ri» Hl. von
C'-Mi 'M is^ *■ »'Km N,. \\\ . n :>m \X rnr. c* ia dem Ldede Nr. I*
. K I I ». ^^ s II ,' T. St ;* >, ^. .Krti«. \^«.:ninr bar. giorde aina aiw v
>rs"k \i. •l•^ ,'r 0' i»v«mn«i Kn.^ ^^ HiiPrtf nams **. so wird mit dk>
*oi: f«<:-) \ 4'"^«- '.%] i^-4* w.> : ^-4' 'S ■o'r4-'r4 \ ««^Nit otv NamennsDneiis, welckd
^ <»■ 1*«"*; »ii'f»«: »*.* '%•,»! i iM'.ji. i-.«.'» s'». f r?-*^i'«4»' i.i;j«»*T**i»tT . ono woraber aadut*
nr»*«^v 1*1 Svoi*,. *N.iM'i%t» ;\ J ;-;;s :^i . T^ioT. £arhr HisMMy *
\K*'k'i<i. *' o. f j •' , '»'T .».M'Ni."i rn^v^-^hangen über die fr
fc"4'»,')i',')«fr .*.». M,M.v,.i.] ,. . ; ««ii» j, \>t'-i \ .""f. 15*« ; m^ard Andufc
Kj|»»«.»> : ^p^^», ^. 1*" • .' ^ i« .'.«,•»'. S*i-;^-^. : .>->. >. 17J» fi. — Dw
l.«is. \i. i »■ .s%. » N X .. » . \ I . I... . ■, Ks"'*'*»^'.i'.^i iitier welche Gattwif
^ , MM»»ii s,>.r.'>,'» ** ;s' 1- i^M. ; ..X \ •> .7- ff br-risalda* gefcW
<■« .'on \ '«».'o In«.*" iK" ". * . M. ^ .*'■v'V«M^■• S C?i? ff. beikaiidelt. Ai*
<i \ii n'«k^ iM f*<) «>«•■! \ ••■■>'««•! f^,^»«ri«<b«^» K4«k<»iit)«, dw Bf? fiflVT Holtte Ktt
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(
J
UTTERATUR: EVA WIG8TRÖM, FOLKDIGTNING. II7
.IVodf den mindre foldstaBndige og i alle fald noget aste (schwankend) form,
i hrilken digtet meddeltes , synes det mig dog i mere retninger interessant ;
imt forekonuner forholdet til det FsBroeiske kvsade, specielt den pl flere steder
flrdlige overenstemmelse mellem begge traditioner, mig merkvierdtg." — Anderes
übergebe ich.
Auf die Lieder folgen Sägner (Sagen) in mehreren Abtheilangen, deren
ente aberschrieben ist „Tufre Jönsson i Dufvestubbe^. Frau Wigström
bemerkt hiersu, es sei dnrchaas nicht zu verwundem, daß unter den auf eigener
Habe ansäßigen Banemgeschlechtem in Schonen sich Geschiechtsagen finden,
die ziemlich weit zurückreichen und sich gewöhnlich an den Stammvater knüpfen.
Sie fahrt davon diejenigen an , die sich auf den genannten Stammvater eines
Geschlechtes beziehen, welches mehrere angesehene Reichstagsmänner geliefert
bat, und die auch det halb mitgetheilt zu werden verdienen, weil sich iu ihnen
der Schonische Volkscharakter treu abspiegelt. Tnfve Jönsson war 1684 ge-
boren und starb 1747, hatte also unter den Regenten Karl XL, Karl Xll.,
Ulrike Eleonore und Friedrich I. gelebt und besaß das Freigut Dufvestubbe im
liQggude Härad. Von den Tufve Jönsson betreflPenden Sagen theile ich folgende
■tt, die zu spaßhaft ist, als daß ich sie den Lesern der Germania vorenthalten
BoDte. Es dürfte die älteste derselben sein und wird in die Jugendzeit Karls XL
ferlegt. Vorher muß ich jedoch bemerken, daß es unter den Bauern in Schonen
dreierlei Weisen gibt ein Butterbrot (gas) zu schmieren, entweder nämlich mit
dem Messer (knifvagis) oder mit dem Daumen (tummagis)*). Es wird also
erzählt, daß, als der genannte König eines Tages in den damals vorhandenen
Wildern zwischen Helsingborg und Allerum jagte, er bei Dufvestubbe Rast
■tchte und in Begleitung einiger Hofleute in das Bauernhaus eintrat, wo
er die Hansmutter um einige Butterbrote für sich und seine Begleiter bat.
Diese deckte alsbald den Tisch und hieß den König niedersitzen, worauf sie
fon dem großen Roggenbrot gewaltige Scheiben abschnitt und aus der an-
ttofienden Kammer den Buttertopf holte. Da sie sah, daß der König und seine
Leute 10 der Stube ihre dicken Handschuhe anbehielten, so schloß sie daraus,
diAfie wohl erstarrte Hände haben müßten und erbot sich daher dienstfertig,
ibneD die Brotschnitte selbst zu schmieren, was auch der König alsbald an-
Mbn, denn er sowie alle seine Begleiter hatten großen Hunger und auch große
Sile. — „Messerbämme oder Daumenbämme?'' fragte die Bäuerin. — „Daumen-
bimme!'* antwortete der König, der da wahrgenommen hatte, daß die Wirthin
ni denen gehörte, die sich nicht bloß an jedem Sonnabend zu waschen pflegen.
I^etitere aber dachte in ihrem Sinne, daß dies für einen so jungen König eine
*) Letztere Art das Brot zu schmieren scheint ehedem auch anderwärts ge-
hriacblieh gewesen zu sein. So heißt es in einer satirischen Ballade auf den Ritter
8t. Qeorg (den Prätendenten) vom J. 1717, betitelt 'The Hero in Blue. A New Song
foftbe Tories':
,)! sing the hold man that sleeps in bis Boots ,
That lies npon straw, and that feeds upon Roots,
And at random he prays, makes Invasions and Shoots,
Believe me His all of it true:
His Religion consists in Trumpets and Drums,
In stonning of Castles, and heaving of Bombs,
And spreads all his Butter on Bread with his Thumbs,
Unlike a Brave Hero in Blus.**
118 UTTEUATUB: EVA WIG8TBÖM, FOLKDIGTMING.
gans klage Wahl war, denn sie seigte ja, er wiße reeht gut, daß die Batttr
dreimal im Jahre narrisch (galet) ist; denn im Sommer ist do sa weich, im
Winter ist sie zu hart nnd im Frühling fehlt sie überhaupt im Hanse« Die
Wirthin befeuchtete also ihren Daumen mit der Zangens]iitie ond schmierte
dem Konige rasch eine Bamme, ohne f&r den Fürsten, der die gale Banen-
sitte nicht rerachtete, die Butter zu sparen. — »Nun f&r die Herren da, liebe
Mutter!^ sagte der Konig. — i, Messerbimme, Mutter! Jedenfalls Messerbimaie!'
riefen die Hofleute. — ^Wenn die Kinder ihren Willen bekommen, dann weiaen
sie nicht ^, sprach die Wirthin und ergriff das Messer. Aber die Botter war
kurz und bröcklich, denn es war mitten im kalten Winter, wo kein Temfinf-
tiger Mensch erwartet, daß die Butter sich schmieren lassen wird, ehe lie
weich gemacht ist; so aber lag sie lose da auf den BrotMheiben, mid eil
Bröckchen rief dem andern zu: ^Hier bin ich, wo bist dn?" — Zu Pfodf
meine Herren!'' rief nun der Konig, als Alle mit den Biomien in der Hand
dastanden; wir essen unterwegs!* — «Dann holt der Knkok der Herren Butter!^
sagte die Bäuerin ihnen Toraus, während sie im rollen Oallop Ton dem Hefe
fortritten. Als sie dann die Pferde in langsamem Grang brachten, om ihre
Bämmen zu essen, hatte blos der Konig Butter auf seinem Brote; adnen Be-
gleitern aber war auch das kleinste Krümelchen herabgeflogen.
Die nun folgenden Bondkvinnans berättelser (S. 92 ff.) berichtet
meist Aberglauben; so z. B. muß jedes neugeborene Kind, beeonders TOr der
Taufe, sorgfaltig gehütet und das Licht hei Nacht niemals ausgelöscht werdet
(S. 98); 8. hierüber ^Zur Volkskunde- (S. 31). — Wenn bei einem BegrilbniB
der Sarg den Hof verläßt, muß man demselben das Waßer, worin die Ldehi
gewaschen worden, nachgießen, dann bleiben meist die Todten da, wo man sit
hingelegt bat (S. 106); s. „Zur Volkskunde"^ S. 350 f. Doch sieht man oft aaf
den Armen der Kinder und altern Leute blaue Flecken, wie von fünf Fingen,
die von den Gestorbenen herrühren sollen, welche auf unsichtbare Weise die ihaei
theurcn Zurückgebliebenen besuchen und sie durch jene Zeichen vor iigad
einer Sünde oder drohenden Gefahr warnen (S. 107\ Auf dänisch , wie ieh
hinzufüge, nennt man diese Flecken dedningkneb*. — Auch in Schonen ist ei
mit den Elstern eine eigene Sache ; denn auch sie begeben sich nach Bit
kulla und zwar fliegen sie dorthin am Montag der Osterwoehe und konuMS
am Gründonnerstag wieder, wo man ilann bemerkt, daß alle ihre Naekenfeden
ausgerupft sind (S. 114); vgl. über den diese Vogel betreffenden Aberglanhet
Genn. XXVI, 125. — Wenn sich des Abends am brennenden Licht ein 'Spai j
bildet, so bedeutet dies eine Leiche i.S. 118). .Ein Span am Lichte (sorück- j
fließendes Talg) bedeutet einen Sarg im Hause.'* Wuttke, der deutaehe Volks-
aberglaube^ §. 296. Ebenso in \ordengland und Schottland, in welchem errteff
daher der Span winding-sheet heißt, auf Schottisch a dead spale . HendeitODi
Notes on the Folk-Lore of the Northern Counties of England and the Borden.
London 1866 p. 33 (11*^ ed. 1879 p. 48). Statt 'a dead spale' sollte wohl
geschrieben werden a deiid's pile (pale = pall d. h. winding-sheet)«
Hierauf folgen Vedhuggarens berättelser ^S. 1^9 ff.) meist Sagen
von Eiben, Hexen, Wicdergängem u« s. w., so z. B. die vom 'Grönjctte' (S. 131t
vgl. 238), über welche s. Gervasius von Tilburjr S. 204; die von deo»
geraubten Trollbecher (S. 132), die auch sonst noch mchrfisch wiederkehrt;
8. Gervas. 8. 129: F. L. W. SchwaHs, Ursprung der Mythol. 8. 909 t i
UTTERATUR : EVA WIGSTRÖM. FOLKDIOTNING. 1 19
W. Mensel 9 Odin S. 244 ff. u. A. — Von den Wiedergängern (jordafolk,
gf^aogare) heiAt es (S. 151), daß sie meist bei Nacht vierzehn Tage vor
Weihnachten, wann die Dunkelheit aof der Erde am größten ist, umsogehen
ud dann aof das kläglichste zu jammern pflegen, sobald sie Licht sehen oder
iber ein fließendes Waßer hinweg sollen. Hinsichtlich letzterer beiden Um-
itinde s. Zur Yolksknnde S. 31. 316 ff. — Aus diesem Abschnitte erfahren
wir aach (S. 140), daß des Teufels Mutter 'Madam Eliu heißt.
Torparens berättelser (S. 151 ff.) enthalten Sagen von Hexen,
Eiben, Biesen, Schätzen und anderes der Art, woraus wir z. B. ersehen, daß
bei einem Gewitter die Weiber ehedem nie, wie jetzt wohl geschieht, den
obenten Rock über den Kopf zu schlagen pflegten, denn dann konnte sich
leiebt ein Troll darin verbergen, so daß die Frau der Gefahr ausgesetzt war,
fondem für den letztem bestimmten Donnerstein getroffen zu werden (S. 152).
— Weiterhin (S. 165) wird von einem Gaukler erzählt, der die Leute durch
Oedchtstäuschung irreführte und einst nach einem Dorfe kam, wo ein Pampen-
robr aof der Gasse lag, durch welches er mehrere Mal angesichts der ver-
lABmelten Dorfbevölkerung von einem Ende bis zum andern ganz hindurch-
kroch. Endlich aber kam ein junges Mädchen herbei, das vorher auf dem
Felde gewesen war, und fragte die Leute, warum sie denn da stünden und
•0 Terwnndert auf den Mann sähen, der oben auf dem Pumpenrohr um-
berkrieche. Als so der Gunkjer hörte, daß das Mädchen klar sehen konnte,
10 kaafte er ihr die Kräuter ab, die sie auf dem Felde gesammelt und in ihrer
Scbone trug; denn sie könnte ja andere pflücken. Kaum aber hatte sie das
Geld in der Hand, so fing sie an ihre Röcke in die Höhe zu ziehen, bis sie
endlich die Knie erreichten, wobei sie den andern Leuten zurief, ob sie denn
oieht merkten, daß sie im Waßer stiinden; denn jetzt, wo sie das unter den
Krautern befindliche vierblätterige Kleeblatt verkauft hatte, konnte der
Gaokler an ihr noch größere Gesichtstäuschung üben als an den andern Leuten.
Vgl hierzu Zur Volkskunde S. 115 und Germ. XXV, 294. — Aus einer
andern Stelle (S. 171) erfahren wir, daß das nächtliche Getöse in der Luft,
welches an einigen Orten Odensjagt' heißt und anderwärts von den unglück-
lichen Geistern herkommen soll, die bei der Nacht von dem kirkogrim aus
ihren Gräbern hervorgejagt werden und als Nachtraben über die Erde fliegen,
in der Gegend von Skanör König Rolfs Wagen genannt wird, der durch die
Straflen der Stadt einherrolle, gewöhnlich zwar des Abends, zuweilen aber
Meh am hellen lichten Tage, wobei zwei rothe Hunde vor dem Wagen einher*
springen. Hinsichtlich des 'kirkogrim' s. Grimm D. M.^ 461 , vergl. 1095 ;
Afzelins^ Swenska Folkets Sago-Häfder 3^ 111 f.; Hylt^n-Cavallius , Wärend
0^ Wirdame 1, 341 ff.
Die Erzählungen der Frau Grundström (Grundströmskans berät-
telier S. 179 ff.) handeln besonders von Spuk und Zauberei; so finden wir
darin z. B. die Geschichte von dem Geistergottesdienst, die auch anderwärts
vielfach wiederkehrt, so bei Asbjörnsen, Norske Huldre Eventjr og Folkesagn^,
79 (deutsch in: Auswahl Norweg. Volksmärchen und Waldgeister-Sagen von
P-Chr. Asbj. Leipzig 1881, S. 11 ff.h Hylt^n-Cavallius, Wärend och Wir-
^«me 1, 490 ff.; Arnason, Juienzkar Pjödsögur og iBfintyri 1, 223; Luzel,
^eisioa Breis-Izel Chants pop. de la Bretagne 1, 61 f.; andere Nachweise
<^chtlich Deutschlands bei W. Menzel, die vorchristliche Unsterblichkeitslehre
120 LITTERATUB: EVA WIGSTRÖM, FOLKDIGTNINO.
1, 151 f.; füge hinzu Roobholtzi Drei Oangöttinnen S. 178; Seh5ppner, Deut-
sches Sagenbuch Nr. 1147; Wattke, Der deutsche VolksabergL* §• 751. —
Weiterhin (S. 186) wird erzählt, wie einst ein Maler auf ein Mädchen, die
sich gegen ihn zu unwirsch erwiesen hatte, böse wurde, und daher iolkrte,
er werde sie dazu bringen, daß sie in der nächsten Naoht im blo0en Hemde
vor sein Bett komme. Das Mädchen jedoch zog in der geflUirlichea Stande
bloß ihr Hemde aus und zog es fiber eine Stuhllehne} worauf sie sich wieder
niederlegte und ruhig bis zum nächsten Morgen schlief; der Stuhl aber war
fort, denn er war von selbst zu dem Maier gegangen und stand da mit dem
Hemde vor seinem Bette, so daß jener sich aber seine mißglückte Zaoberknoit
schämte und kurz darauf den Ort verließ. Bald nachher (S. 188) erzählt Fru
Grundström, daß sie einen Mann gekannt, der einen Frosch in einer Schachtd,
worin er viele Löcher gemacht, in einen Ameisenhaufen setzte, nnd als die
Thierchen nun alles Fleisch des Frosches verzehrt, nahm er die Gebeine her-
aus, da sich unter ihnen ein Bein befindet, womit man, wen man will an sieh
ziehen kann. Ich füge hinzu, daß nach dänischem Volksglauben der *gillekrog
(Freierhaken, Liebeshaken) ein krummes Beinchen im Frosehe ist, das dem,
der es bei sich trägt, die Liebe des andern Geschlechts Terschaffen soll. In
Betreff des Herbeizaubems von Personen s. Zur Volkskunde S. 205 f,
. Die Landtbrukarens bcrättelser (S. 203 ff.) enthalten beeonden
Vogelaberglauben, Sagen von Quellen, Lindwürmern, schwängern Frauen u. s. w.
Wir erfahren hier (S. 205), daß nach einem unter altern Leuten Terbreiteten
Glauben die Störche jeden Herbst, ehe sie fortziehen, eine Versammlung halten,
wo die ehebrecherischen Störchinnen zum Tode verurtheilt und alsbald Ton des
Störchen mit ihren Schnäbeln todtgehackt werden. Über diese sich auch sonst
vorfindende Sage s. zu Gervas. S. 15G f.; Rochholtz, Schweizersag^ aas dem
Aargau 2, 41; Aelian H. A. 3, 44 cf. 8, 20. — Aus einer andern Stelle
(S. 223 f.) ersehen wir, daß auch in Schonen der Siebsauber zur BntdeekoDg
von Dieben üblich ist. Über diesen Zauber s. Zur Volkskunde S« 844. —
Schon früher (S. 207) wird angeführt, daß fast jeder Herrensitz in Sebonso
seinen eingemauerten Menschen besitzt, dessen Geist in vielen Sagen eine her-
vorragende Rolle spielt, und da weithin über Europa von derartigem Einmaaen,
als Strafe in Klöstern, die Rede ist, so fühle ich mich veranlaßt, aus der
'Academy vom 11. December 1880 p. 422 folgende Stelle mitsutheilen, ent-
halten in einer Besprechung des Werkes 'The Camp of Refuge: a Tale of the
Conquest of the Isle of Ely. £dited with Notes and an Appendiz, bj Samuel
fl. Miller (Wisbech. Leach and Son). Es ist darin unter anderm gesagt: ^Thii
cdition is illustrated by two good maps and many very apt notes. We are
Borry, however, to find that one of them gives additional currency to the
horrible fable that it was a monastic practice for the authorities to cause evil
monks and nuns to be walled up in niches. The splendid deseription in Ma^
m i o u of such a scene renders it well-nigh impossible to convince people thtt
such things were not ; but it is necessary to do what one can to remove such
an undeserved stigma from the memories of men and women who would have
shrunk from such refinement of cruelty with as much horror as ouneWes-
We must beg of Mr. Miller , before he issues a new edition, which we hope
and believe will soon be called for, to read what the Ute Arebedeaeoo
Churton has said on this painfnl sul^'eet in the Reports of the Assoeia-
LITTERATUR: EVA WIG8TBÖM, FOLKDIGTNING. 121
ted Architectural Societies vol. II p. 311 — 15. No man of hia day
was more capable of investigating such a story as Scott teils, with judicial
impartiality; and of it he sajs, without hesitation, that as a part of monastic
discipliDe ^there nerer was a time when it could have been true^^. Es würde
sich wohl lohnen diese Sache genauer zu untersuchen, denn was oben von
den 'tender mercies' der Mönche und Nonnen gesagt ist, dünkt mir durchaus
nieht stichhaltig; die Geschichte, selbst die der Gegenwart , spricht dagegen.
Demnächst bietet uns Frau Wigström acht S a g o r (Mä'-chen) , deren
Überschriften ich folgen lasse, zugleich bei einigen auf die Kreise hindeutend,
denen sie angehören. 1. Prinz Lindorm (Grimm KHM. Nr. 108 Hans mein
Igef and 31 ^Das Mädchen ohne Hände, zweiter Theil) ; — 2. Kung Voller-
mansson (KHM. Nr. 88 'Das Löweneckerchen ) ; — 3. Vogel Grip (ebend.
Nr. 165 'Der Vogel Greif*); — 4. Svarta fröken (ebend. Nr. 3 'Marien-
kind'); — 5. Den närsjnta Die einfältige Tochter und die kluge Stief-
tochter);— 6. Den dumme pojken (KHM. Nr. 32 'Der gescheid te Hans');
^7. Räfyens motgingar; — 8. Vandringen til himmelriket ( rasches
Verfließen großer Zeiträume) ; s. Zur Volkskunde S. 28 f.
Hierauf folgen G&tor och Skämtfrlgor (73 Nummern), woraus ich
herrorhebe Nr. 34: „Welches ist das schwerste Holz in der Welt?*' (Der
Bettelstab). — Nr. 68 „Heimliche Liebesbotschaft eines Ritters an eine Jung-
fran.*^ Der Bote sagt: „Es ist draußen trübe, aber innen hell, — mein Herr
will haben die Antwort schnell.*' Die Jungfrau erwidert: „Ja, wann der Lein
nacht und das Grüne vertrocknet sowie auch das Hörn sein schmales Ende
spaltet, dann werden wir den knotenlosen Gürtel mit zehn Enden spannen."
(Auflösung: Wann das Licht erlischt und der Docht raucht, das Gras ver-
trocknet und der Hahn kräht, werden wir einander in die Arme und Hände
Bchmcn).**
Von den demnäcbstigen Ordspr&k och Ordstäf (120 Nummern) er-
wähne ich beispielsweise Nr. 72: La Jerusalem bränna, de e ente vir sta
(Laß Jemsalem brennen; es ist nicht unsere Stadt)*); — Nr. 89: NIr höns
vella göra g^^ägg, spricker r — n [rumpan]; Nr, 92: Hun er visst blöjer! När
hon glr te dans, gar hun allti a satter si i cn krog midt pa gulled (Sie ist
gewiß schüchtern. Wenn sie zu Tanz geht, setzt sie sich stets in einen Winkel
mitten in die Stube [eigentlich mitten auf den Fußboden]); — Nr. 93: Dar
e falskhed i allt udan i tjärnemiltj, forr did e hallten vann (Da ist Falschheit
überall außer in d<^r Buttermilch, ehe man Waßer hineingießt); — Nr. 101:
Min päg ska bö prest, forr han fär allii nock (Mein Junge soll Geistlicher
werden, denn er bekommt nie genug); — Nr. 112: „Fän I se mär an Gud ha
skaft?^ sa pijan, nir hun gickj nygjen („Bekommt ihr mehr zu sehen als Gott
geschaffen hat?** sagte das Mädchen, als sie nackt ging).
Hierauf folgen 10 Ringdansar und 10 Lekar, von welchen letztem
eins ein Pfänderspiel ist. Dabei kommt es zuweilen vor, daß, wer ein Pfand
zu lösen hat, die Aufgabe erhält, sich auf den Kopf zu stellen und Petersilie
zo pflücken. Dies wird so ausgeführt, daß er sieh auf den Kopf eines Nagels
im Fußboden stellt und thut als ob er auf demselben Petersilie pflücke, wenn
er nämlich das in der Aufgabe enthaltene Wortspiel versteht oder es schon
*) Ähnlieh das span. „Ajrda Bayona!**
122 LITTER ATUR: EVA WIG8TRÖM, FOLKDIQTMINQ.
kennt. Andernfalls vermehrt er die allgemeine Heiterkeit dadareh, daß er sieb
auf seinen eigenen Kopf stellt. — Überhaupt werden bei der Pfandereinlösang
häufig Wortspiele in Anwendung gebracht. So lautet eine andere Aufgabe:
„Tag bort en bokstaf ur (ordet) konungen , sS han (det) blir tili kalf!*^
„Ko — ungen.*
Den Schluß des Buches bilden 15 Barnvisor (Kinderlieder und Wiegen-
lieder).
Die hier gegebene Übersicht des Buches der Frau Wigstrom wird ge-
nügen, um die Empfehlung desselben durch Svend Grundtvig und AsbjÖmteo
als wohlbegründet erscheinen zu lassen, ebenso wie unsern Wunsch, die genannte
Dame bald wieder ihre literarische Thätigkeit dem ihr so heimischen Gebiete
der Volkskunde zuwenden zu sehen*).
LÜTTICH. FELIX LIEBBECHT.
*) Von den frühem Publicationen der Frau Wigstrom erwähne ich folgende:
För fyrtio är sedan, taflor ur sk&nska folklifvet. Lund 1870. Eine
in Novellenform gehaltene treue Schilderung des Landvolkes in Schonen.
Brott och Straff, eller lifvet i ett svensk straffängelse. Stockholm
1872. Schilderung des Lebens in einem schwedischen GefKngniß vor sehn Jahren.
Das Buch ist halb in Novellenform (der Gatte der Frau Wigstrom war sehn Jahre
lang bei einem Staatsgefa'ng^iß angestellt).
För ro skull. Hclsingborg 1873. Gleichfalls ein Bild des Volkslebens io
Schonen.
För hemmet. Kristiansstad 1878. Gleichen Inhalts, ebenso wie das folgende.
Ph vers och prosa. örebro 1878.
Kloka Nanna. Stockholm 1880. Eine romantisirte Schilderung eines jungen
Mädchens, welches in den Jahren 1837—38 durch Auflegung der Hände wirklich
Kranke heilte, wie Frau Wigstrom anführt. Die eigentliche Geschichte des Mädcheni
bat letztere in einem kleinen Heft bekannt gomncht, betitelt:
Tvänne kloka fr an Skänc. Örebro 1878. Zu diesen zwei PuhlicationeB
bemerkt mir die Verfaßerin: ^Die betreffende Person ist mir persönlich bekannt. Im
Alter von etwa ö'/a Jahren sah ich sie in meinem elterlichen Hause durch HXnde-
aufleguug Kranke heilen, und zwar nicht blos meine noch lebende weit ältere Schwester;
auch viele hundert Personen bezeugten dies. Sie wurde von dem dänischen Hofe
nach Kopenhagen berufen, wurde daselbst von Ärzten ins Verhör genommen, nnd
über dieses Phänomen soll von einem dänischen Professor eine kleine Schrift er*
schienen sein , die es mir aber nicht geglückt ist, auf der Kopenhagener Bibliothek
zu finden. Die Erscheinung ist um so merkwürdiger, als das Mädchen sich ihrer Heil-
kraft nur ungern bediente und dieselbe mit religiöser Schwärmerei auch nicht den
geringsten Zusammenhang hatte, obschon der Aus^i^angspunkt darauf hinzudeuten scheint
Ich selbst halte mich ganz und gar von allem Spiritismus fem, weil ich nicht glanbei
daß man auf diesem Wege irgend einer Wahrheit nahe kommt; und doch hat ein
Spiritist in Stockholm in diesem meinem Buche (Kloka Nanna) eine Bestätigung de^
spiritistischen Theorien sehen wollen. Dasselbe habe ich übrigens schon vor mehrerei*
Jahren nieder^zeschrieben, wenn es auch später gedruckt worden.**
Skunska visor, sagor och säg n er. Herausgegeben von der Skanska land-
skapens historiska och arkeologiska förening i Lund. 1880.
Außerdem hat Frau W. noch zahlreiche Beiträge in schwedischen, dänische«
und norwegischen Zeitschriften erscheinen lassen, die sich meist auf das schoniscb^
Volksleben beziehen. Von den oben angeführten Publicationen sind alle, mit Ausnahm^
der letztgenannten nnd der vorliegenden, unter dem Pseudonymen Ave ans LidM^
iretreten.
MISCBLLEN. 123
MISCELLEN.
Entgegnung^.
Herr Professor Anton Schönbach in Graz hat im Anzeiger für deutsches
Alterthum 7 (1881), S. 402 — 404 eine Besprechung meiner Ausgabe des
Heidelberger Passionsspiels (Bibliothek des literarischen Vereins no. 150)
veröffentlicht, die ich mit Stillschweigen nicht übergehen darf. Ich bedauere
dies auf das lebhafteste. Allein, so wenig die an meiner Arbeit gemachten,
nur die nebensächlichsten Dinge verfolgenden Ausstellungen einer Berichtigung
werth sind, zumal sie bis auf eine vielmehr sämmtlich auf Irrthümer des
Hrn. Schönbach hinauslaufen, die animose Form dieser Anzeige fordert eine
Erwiederung geradezu heraus.
Die von Hrn. Schönbach gemachten Ausstellungen sind folgende.
Er billigt zunächst das Unternehmen, die noch ungedruckten Passions-
«piele zu publicieren, und fährt dann fort „nicht ebenso vermag ich dem
nzostimmen, was der Herausgeber an dem Stücke gethan hat. Zwar die An-
merkungen, welche die Parallelen anderer Spiele notieren, sind ebenfalls sehr
erwünscht, nur hätte Hr. liL, da er doch auch die übrigen Passionen edieren
will, warten sollen, bis er sie erlangt hätte, um dann die Vergleichung
>nch auf diese zu erstrecken. So erhalten wir nur Stückwerk*^.
Ich constatiere zuerst, daß ich die Abschriften der beiden Dramen, die
ich nach dem Heidelberger Passionsspiele noch zu edieren beabsichtigte,
IftogBt besitse, die des Künzelsauer seit dem Frühjahr 1877, die des Egerer
seit dem Herbst 1878; zweitens, daß die Nachweise zum einzelnen Spiele
inuner nur Stückwerk sind und sein müssen, weil ja natürlicherweise bei dem
einen nicht die Beziehungen aller Spiele untereinander vorkommen können.
Etwas Neues ist es aber, von Jemandem zu verlangen, daß er Handschriften
eitlere. Und von welchem besonderen Nutzen es gewesen wäre, die ver-
hftltnißmäßig geringeren Berührungen mit dem Egerer und Künzelsauer schon
dort lu besitzen, vermag ich nicht abzusehen. Die Zahl der noch ungedruckten
Spiele ist mit diesen beiden keineswegs schon erschöpft und das vollständige
Material kann überhaupt nicht durch Anmerkungen» sondern erst durch ge«
eignete Zusammenstellungen gewonnen werden, die der Fortsetzung meiner
Untersuchungen vorbehalten sind.
nSonst hat sich Hr. M. die Arbeit recht leicht gemacht. Er druckt die
Hl. mit Haut und Haar ab und fügt nur eine nachlässige Interpunction hinzu,
v^u die Unmasse der Consonantendoppelungen und der ganze graphische
Schmatz irgend Jemandem nutzen soll, ist mir nicht erfindlich; das Lesen
^cd schwerer und unangenehm, dem Dialectforscher hätte eine Zusammen -
Btellang im Nachworte genügt. Damit meine ich nicht, daß etwas noch so
Creringes für die Sprache des Stückes Charakteristisches hätte getilgt werden
lollen; aus dem Wust, wie er da steht, lernt Niemand.^
In Bezug auf die Beibehaltung der handschriftlichen Orthographie habe
^ nur meinen von denyenigen des Hm. Seh. verschiedenen Grundsatz noch-
124 MISCELLEN.
mala zu präcisicren. Ich lebe allerdings der Ansicht, daß die älteren Denk-
mäler unserer Literatur, sofern es sich um diplomatische Abdrücke handelt,
in dem Gewände vor uns zu erscheinen ein Recht haben, in welchem sie
einet gelesen wurden. Wie sehr auch die jeweilige Orthographie ein
charakteristisches Zeichen ihrer Zeit ist, empfindet heute jeder Literator.
Eine nach modernen oder nach selbstgemachten Regeln unternommene Aenderung
derselben ist nicht viel anders als eine Fälschung des Bildes ^ welches
man aus dem Denkmal gewinnen soll, und die Grenze, bis zu welcher die
Verdoppelungen der Consonanten grammatischen Werth haben, vermmg doch
bei der gegenwärtig noch in ihren Auffingen stehenden Dialectforscbuog so
genau noch Niemand zu ziehen. Daß man selbst bei einer kritischen Ausgabe
das orthographische Gewand wahren könne, hat Lachmann in seinem Wolfram
von Eschenbach gezeigt. Wenn Hr. Seh. solche Texte nicht wohl lesen kann,
so ist das doch gewiss kein Grund, von dem als richtig erkannten Princip
abzugehen. Übrigens stehe ich mit dieser Anschauung keineswegs isoliert;
fast alle in neuester Zeit von wissenschaftlicher Seite veranstalteten Repro-
ductionen älterer Schriftwerke befolgen genau dieselben Grundsätze , so die
Neudrucke Braune's, Seu£Pert*s, die der elsässischcn Literaturdenkmäler von
Martin und Schmidt u. s. w. Ja es hat sogar Scherer kürzlich eine Auswahl
deutscher Drucke älterer Zeit in photholitographischer Nachbildung zu edieren
unternommen. Man muß sich wundern, daß diese Sammlungen Jemandem, der
über deutsche Literatur zu lesen berufen ist, so wenig bekannt sind.
Recht unbesonnen ist die Äußerung des Hrn. Seh., ich habe mir meine
Arbeit auf diese Weise erleichtert. Denn wie ist es nur möglich zu be-
haupten, die Abschrift, Collation und Corrcctur eines mit so ungleichmäßiger
Schreibung ausgestatteten Denkmals sei weniger mühsam, als eines solchen
mit regelrichtiger. Hr. Seh. hat in diesem Punkte offenbar nur geringe
Erfahrung.
Meine Interpunktion sei nachlässig. Hr. Seh. hat schon einmal eine
solche Behauptung in die Welt geschleudert, ohne daß er (was gewiß kein
ehrliebender Mann unterlassen haben würde) auch nur die Spur eines Beweises
hinzugefügt hätte. In der Recensiou über meine Oster- und Passionsspiele
sagt Hr. Seh. „er hat in seinem ganzen Buch bis in technische Details den
Mechanismus meiner Schrift über die Marienklagen nachgebildet** . Ich erkläre
auf das bestimmteste, daß auch diese, zu seiner eigenen Glorificicrung erfundene
Behauptung vollständig unwahr ist.
„Mancherlei Wunderlichkeiten sind noch zu bemerken. Hr. M. setzt
häufig in die Lesart [sie!] ein Wort mit Abkürzung, im Texte [sie!] ohne
dieselbe, z. B. S. 10 Lesart: oplacuj, Text complacuj. Das hat nur Sinn,
wenn der Herausgeber seiner Kenntniß der Abbreviaturen nicht traut. ^
Hr. Seh. weiß also thatsächÜch nicht, daß die Abbreviatur o auch in
con aufgelöst werden kann , und daß in der Orthographie des Mittelalters
couplacui neben complacui außerordentlich häufig ist.
^Ganz unrecht scheint er darin allerdings nicht zu haben, s. 161 n. a.
wird nazarß^ in Nazareus aufgelöst."
Das Wort steht in dem Gespräch Simsons mit Delila. Auf die Frage
der Letzteren, worin seine große Stärke ihren Grund habe, antwortet Simson
(die Stelle ist in meinem Bache yollstftndig ausgedrackt) : Ferrum numqnam
MISCELLEN. 125
ascendit super capntt memn quia Nazareus, id est consecratas
deo sam de utero matris meae. Der erklärende Satz id est etc. hätte
Hrn. Seh. darauf aufmerksam machen sollen, daß Nazarenus (:= ein Nazarener)
hier keinen Sinn haben könne. Hr. Seh. hat keine Ahnung davon, was
Nazaneos bedeutet, ich will es ihm sagen. Ein Nasir, Xasiräer oder Nazaräer
ist ein „Auserlesener, Abgesonderter oder Verlobter , derjenige, welcher sich
dnrch ein Gelübde entweder auf Zeit seines Lebens oder nur auf gewisse
Zeit (Apostelgesch. 18, 8) von Andern absondert (Klagel. 4, 7 ; Amos2, 11, 12).
Ihr Gesetz steht 4. Mos. 6, 2 ff.**. Ein solcher Verlobter war Simson (Rieht.
13, 5), Samuel (1. Sam. 1, 10. 11. 24), Johannes der Täufer (Luc 1, 15).
Die handschriftliche Lesart nazare^ war also falsch und musste in die Varianten,
in den Text aber Nazareus gesetzt werden, wie es in meinem Buche ge-
schehen ist,
„Stellenweise erwecken die Varianten Zweifel, ob Hr. M. richtig gelesen
habe. Daß der Schreiber, welcher Latein verstand, durch das ganze Stück
hin sollte contumädo geschrieben haben fGlr continuädo, glaube ich nicht.
Anch sonst, denke ich, wird Hr. M. öfters n fär u und umgekehrt angesehen
haben. Z. B. S. 84. 112. 121. v. 1602. 1605 u. s. w. y liest Hr. M., wo die Hs.
wahrscheinlich das im XV. Jh. geläufige ij hat s. 112. 127. 135. — S. 101
scheint mir ez ne nur die falsch gelesene Abkürzung des etiam ne, welches
Hr. M. in den Text setzt. Es wird doch in Wolfenbüttel ein Exemplar von
Chassant geben, wenn schon keine giößeren Werke über Abkürzungen.^
Hinsichtlich dieser ins Vage gehenden Tadelsucht des Hrn. Seh. hätte
ich einfach auf die Bichtigkeit meines Textes verweisen können, an dessen
Genauigkeit zu zweifeln für mich nicht die mindeste Veranlassung vorlag.
Da ich aber doch einmal Most in alte Schläuche zu fassen gezwungen war,
^ mochte auch hier noch ein Ueberflüssiges geschehen. Herr Dr. Adolf Koch
in Heidelberg hat die außerordentliche Gefälligkeit gehabt, die Hs. nochmals
^ vergleichen. Sein Urtheil lautet kurz und bündig: „Im Auftrage des Herrn
^f. Zangemeister habe ich die betrefienden Stellen genau geprüft und freue
niich, Ihnen die Bichtigkeit Ihrer Lesung durchweg bestätigen zu können.^
Herr Prof. Zangemeister schreibt mir noch besonders, daß Hr. Dr. Koch
gi'oße Übung im Lesen solcher Handschriften habe und das Besultat seiner
^rfifting daher als zuverlässig gelten dürfe. Das contumädo habe er selbst
^^ mehreren Stellen verglichen, meine Lesung sei über jeden Zweifel erhaben.
Auch mit dem Übrigen, was Hr. Seh. noch urgiert, steht es um nichts
oesaeT, als mit dem schon Besprochenen. Mit vielem Behagen bedrängt sein
Peinlicher Geist das Kleinste, unvermögend sich auf den freieren Standpunkt
^^B qualificierten Beurtheilers zu erheben. Einiges sei daraus noch hervor-
geboben.
V. 1737 ff. lauten in meinem Text
Helizeus, bore mein stym offenbar:
Ich weys, das glawbich [glawlich Hs.] für war,
das kein ander gott vff erdenn jst. . •
&• Seh. hält das Komma nach wejs und meine Besserung des Schreibfehlers,
die einfachste und passendste, für unnöthig; er selbst conjiciert für das hand-
schriftl. glawlich, glawblich; da hätte doch wohl noch ein ist hinzugefügt
126 MI8CELLBN.
werden müssen. Wenn Hr. Seh. so etwas dnieken Iftsst, was wird er ent
seinen Zuhörern bieten?
Den kleinen geographischen Lapsns gönne ieh seiner seliadenfirohen
Seele von Herzen. Mit Ciyidale verhält es sich aber doch etwas anders, ab
Hr. Seh. denkt und wenn er bei etwas weniger Eitelkeit etwas mehr Gt*
wissenhaftigkeit besäße, so würde er hier nicht seine Becension, sondern die
des literar. Centralblatts angezogen haben, wo dieses Versehen vor ihm l»-
richtigt war.
Daß das M. G. H. der Schiassschrift „Magister Gymoasii Heidel-
bergensis** bedeaten solle, ist mir nicht eingefallen zu behaupten; ich htbe
nur die Richtung andeuten wollen, in welcher die Lösung, wie ich glaube,
gesucht werden müsse. Daß es „einfieu^h^ „Mit Gottes Hfilf" heißen werde,
ist doch so ganz einfach noch nicht , und es zu beweisen, dürfte Hnu Sek.
genau ebenso schwer fallen, als mir, wenn ich es behauptet hätte, jenes.
Meinen Stil wird mir Hr. Seh. nun schon lassen müssen. Ich htbe
allerdings bis jetzt noch nicht daran gedacht , mir damit seinen Dank so
erwerben, und getröste mich gerne, daß der größere Werth meiner Arbeites
in ihren Resultaten liege, was man von den seinigen ja nicht sagen kins.
Sehr erstaunt aber hat es mich, zu bemerken, daß Hr. Seh. das von mir
S. 295 gebrauchte und so bekannte Dictum Shakespeares nicht kennt Doch
es ist auch belehrend: das englische Citat, mit welchem Hr. Seh. an einen
andern Orte zu glänzen versucht hat, war nur ein Blender.
So die Recension des Hrn. Seh. Nimmt man hinzu, daß er die in meiner
Arbeit niedergelegten, nicht ganz unbedeutenden Studien und die redlidie
Bemühung, eine nach allen Seiten correcte und vollständige Aasgabe fo
liefern, kaum berührt, verkleinert oder verschweigt, ja daß er es sogar Ter-
meidet seinen Lesern ein ordentliches Referat über den Inhalt des Baches so
geben, so liegt seine Absicht, es in ein möglichst schlechtes Licht zu setsen,
am Tage. Die Ursache seines Zornes ist denen , die seine und meine Arbeiten
kennen, nicht verborgen; seine Untersuchungen haben sich als durchaus vb*
solide und sehr oberflächliche Fabricate erwiesen und das hat seine Eitelkeit
um 80 weniger ertragen können, als sich seine wissenschaftlichen Arbeiten
bislang, abgesehen von Textabdrücken, fast einzig auf diese Leistungen
beschränken.
Wegen der im Hochmuth der Unwissenheit gemachten Bemängelungen
mag man Hm. Seh. bemitleiden; die mit knabenhafter Bosheit beabsichtigte
Verunglimpfung aber verdient eine Bezeichnung, die ich meinen Lesern sv
finden lieber überlasse. Ich halte mich für entschuldigt, wenn ich die Unta-
suchungen des Hm. Seh. fürder nicht mehr citiere; die Wissenschaft bat
davon keinen Schaden und ich bin des unerfreulichen Widerlegens so ober
flächlicher Elaborate enthoben.
WOLFENBCTTEL, den 13. November 1881.
Dr. GUSTAV MILCHSACK,
Secretär an der herzoglichen Bibliothek.
BflSCELLEH.
127
Brnohitttok von Konrads Trojanerkriege.
Ein unbemerkt gebliebenes Bruchstack aus Konrads Trojanerkriege ist
bereits im Jahre 1818 gedruckt worden. £s stammt aus dem Cistercieuser-
kloster Camens in Schlesien und wurde in Gräters Idunna und Hermode 1818,
8. 22 f. yeröffentlieht 'Auf einem alten kleinen Pergamentstreifchen befinden
sieb nachstehende altdeutsche Verse, von denen man, da der Zusammenhang
zu oft unterbrochen ist, nicht weiß, wohin sie gehören.' Ich wiederhole sie
hier mit Angabe der Versseilen der Ausgabe.
22855 frmt ir endurfent wid' mich 22436 zu stiezen algeliche
nicht and*s sprechen hie zestvnt vft si da kerten an dz lant
mir ist dai alles worden kvnt
daz ir wollent sin gewert
wez an mich ivw^ herze gert
daz weiz ich vn erkenne wol
22362 dar vmbe endarf ich noh ensol
ich(l.och) hiez er kvnden in zehant
vii bat in allen werden schin
dz ir segel solte sin
wiz vS swartz geferwet wol
22442 er solte halber als ein kol
22396 tH er in ynmaht nid' viel 22476 dz si geswinde keme (kerne?) dar
als im geswunden were geschiffet als ich han geseit
dar nach d^trgende kere(l.bere) do wart dv ritterschaft bereit
wart mir (1. mit) iamervfgenvmen dar vf mit willen v5 darzy
wan dz gesinde wz do kvmen dz si kam dez morgens frv
dz in flirte an sin gemach geruschet vA gerueret
32402 vii al zehant do dz geschnch 22482 ein segel wart gefueret
Es war also eine Pergamenthandschrift, welche 40 Zeilen auf der Spalte,
160 auf dem Blatte enthielt. Gleiches Format haben die Ponickauschen Bruch-
stücke, doch sind einige Verschiedenheiten der Schreibung vorhanden, die nicht
ohne weiteres gestatten, die Bruchstücke derselben Hs. zuzuweisen; namentlich
fehlen in dem Camenzer Bruchstück die mitteldeutschen t in Endungen und
Vorsilben. Alles übrige würde stimmen, zwischen dem Schluß des Camenzer
Bruchstücks und dem ersten Ponickauschen lägen dann sieben Blätter. Doch
sind Handschriften mit Spalten zu 40 Zeilen zu häufig, um daraus etwas
schließen zu können. K. BARTSCH.
Bmchitttck einer
Ein Pergamentstreifen einer
Besitz enthält eine Anzahl Verse
C) Hahn 12, 4:
hter einvalt
leglich nemen ein rvte.
Vnde so wil got der gute.
Vch wisen was im wil gezemen.
Di ruten sal man alle neme
Vn bi den alter legen nidcr.
Als man si vf hebet wider
Swes rrte sich ergrret hat.
Ynd ir bletere schowen lat
HandBchrift des Passionais.
Handschrift des 14. Jahrhunderts in meinem
aus dem ersten Buche des Passionais.
C) 12, 46:
Daz si im wurde
Hi von begvnde er slichen.
Vnde vii heimelichen
Sin rvten von den andern stein.
Lichte wolde er sich euch heln
Durch ein ander swindekoit.
Hete er sich von der kintheit
Heimlich in di kvsche ergeben
Daz wolde er halden alle sin leben
(*) 1 Ton ekwaU nnr die untern Reste der Buchstaben erhalten. C) 1 von Da» «t
Qttd trete nnr die untern Reste.
128
BflSCELLEN.
C) 12,88:
rt
Zv hant vure er von ierasalem
In sin huz zv bcthleem
Vf daz er ez berichte gar.
E er di ivncvrowcn dar.
Brechte in sine hüte.
Maria di uil gute
Siben ivncvrowen mit ir nam.
Mit den si zv der mvter quam
(*) 13, 84:
Vn groz mit im g
Daz niman dorfte argen wan
Vf die guten vrowen han.
Vnd iren namen swaehen.
Durch alsulche sachen
Maria zv der e quam.
Als gote an ir wol gezam.
Hl sprichet daz buch wi vnj^ AVs wiH
gthotBchafttt vnser vrowen, (roth.)
(*) 1 von OffenUeh g untere Reste erhalten. (') 1 Vh gnnt 9tU untere Bette.
2 en wan untere Reste. K. BARTSCH.
Notizen.
Dr. Konrath, Professor an der Commnnal-Oberrealschole in der innen
Stadt Wien, ist als außerordentlicher Professor der englischen Philologie nftch
Oreifswald berufen.
Der außerordentliche Professor der deutschen Literatur E. Schmidt io
Wien ist zum Ordinarius ernannt worden.
An der Universität Upsala ist eine Professur für schwedische Sprache
errichtet und dieselbe dem Dr. L. F. Leffler übertragen worden.
Professor K. Wein hold in Breslau wurde aus Anlaß der Feier foo
Eichhorns hundertjährigem Geburtstage von der juristischen Faeultät in Gdt>
tingen zum Dr. juris hon. c. ernannt.
Am 9. August 1881 f Dr. Friedrich Compart in Güstrow.
Am 4. September 1881 f der Prof. der deutschen Sprache und Lite-
ratur am Borromaeum in Salzburg, Joseph Fasching.
Berichtigung.
S. 507 Z. 1 V. u. 1. Bübelein.
*»
«.
DIE LEGENDE VOM JUDENKNABEN.
Die Legende von dem JudenknabeD^ der mit seinen ohristlichen
spielen zum Abendmahl geht| von seinem Vater zur Strafe dafür
die Flammen geworfen, aber von der heiligen Jungfrau daraus er-
et wird, hat sich im Mittelalter einer großen Beliebtheit zu erfreuen
abt. Es gibt davon die weite Verbreitung des Stoffes Zeugniß, denn
besitzen nicht weniger als fünf griechische, vierzehn lateinische
'. acht französische Texte, die neuerdings von Eugen Wolter [Biblio-
!a normannica ed. H. Suchier Bd. II. Halle 1879] zusammen ver-
Dtlicht sind. Außerdem sind noch Bearbeitungen in spanischer,
bischer und äthiopischer Sprache erhalten, und schließlich zwei
tsche: 1. das Jüdel, gedruckt in Hahns Gedichten des 12« und
Jahrhunderts, Quedlinburg 1840, S. 129—134, und in Müllenhoffs
leutschen Sprachproben 3. Aufl. 1878, S. 107—112, und 2. der
enknabe in Franz Pfeiffers 'Marienlegenden* Stuttgart 1846 und
m 1863, S. 237 — 260; beide deutsche Bearbeitungen zeichnen sich
den in den übrigen Sprachen dadurch aus, daß sie eine von allen
igen Texten abweichende freie Behandlung unserer Fabel enthalten
(Volter S. 24), die anmuthig und in gewählter Sprache vorgetragen
I. Vor Allem scheint mir *das JüdeF als das ältere und Ursprung-
3, das auch der anderen Bearbeitung, wie ich zeigen werde, zur
läge gedient hat, einer eingehenderen Behandlung werth. Dasselbe
bis jetzt nur in rohem Textabdruck (der von MüUenhoff soU spe-
I dem Zweck seminaristischer Übungen dienen) veröffentlicht. Ich
de deshalb zuerst nach den vorhandenen Hilfsmitteln eine kritische
rbeitung zu liefern, sodann Alter und Verfaßer des Gedichtes zu
immen versuchen, und schließlich über die Quelle des Gedichtes,
ie über sein Verhältniß zu dem jüngeren *Judenknaben* handeln.
a SPRENOEB.
Das Jüdel.
Das Oedicht ist nur in einer vollständigen Hs. erhalten, nämlich
er Wiener Hs. 2696 (rec. 3176) S. 69*— 75*. Die Handschrift ist
;1. Folio, hat 312 bezeichnete Seiten, ist zweispaltig und zählt auf
r Seite 38 Zeilen. [Vgl. Hoffinann v. Fallersieben, Verzeichniß der
BBMANU. Neu« Reibe XY. (XXYII.) Jahrg. 9
/
^
130
R. SPRENGER
altdeutschen Handschriften der k. k. Hofbibliothek zu Wien. Leipzig
1841]. Wir bezeichnen dieselbe mit A. Dazu kommen noch Bruchstflcke
einer Hs., die Franz Schmidt in der gräflich Ortenburg^schen Bibliothek
zu Tambach in Oberfranken gefunden und in Naumanns Serapeum IQ,
Nr. 22 (30. November 1842), aber ohne daß er erkannte, wohin die
Bruchsttlcke gehöreui vollständig mitgetheilt hat Es sind im Oanzen
89 Verse, die sich auf zwei Seiten vertheilen, nämlich V. 178 — 189
(Hahn S. 131, 28—39); 203-234 (Hahn S. 131, 53—132, 4); 241 bis
276 (Hahn S. 132, 11—46); 296—316 (Hahn 132, 11-188, 6). Wir
bezeichnen dieselben mit B.
Wir haben manegen lieben tt^tt
▼on ir genftden Teroomen,
was der von sorgen ist erlöst
dem si ze helfe ruobte kernen, '
5 maoter onde maget ftne meil:
gen&den toI daz drste heil
der werlde si wider brfthte,
dö got werden gedfthte
bddia ir sno und ir trüt,
10 si gotes mnoter ont stn brüt.
stem des wüetendes mers,
geleite des wtseldsen hers,
das hl der wüeste irre vert
ont sich niht wm ir gn&deo nert.
15 na gedinge ich helfe an sie
omb eine rede der ich hie
yil unwirdic beginne
ont mit krankem sinne.
m!n herze ri küme bestftt:
20 wan daz ich weiz daz si hftt
datze himel bete ont gebot,
si gebiatet ir son unt bitet got
das bddia helfen mir dar zuo
daz ich der werlte knnt getuo
35 ein genäde die si begie
an einem menschen der sie nie
ambe dehein helfe gebet,
ditz geschach in einer grdzen stat
dft riebe jaden s&zen.
30 der eine Mi geläzen
se der kristen scbuole sinen saoo,
die wisheite. bwde
liep onde leide
35 geschach im ^ da von gwiooe.
daz kint gaoten willen tmoe
dar zao das im berolhen was:
ez tihte schreib nnde las.
Der meister sich dar nmbe ? len
40 durch gaotes manigwi gebeis
den im des kindes vater gehies,
und onch ftne gäbe niht enlies
sine schaolgenÄse«
kleine ande grdze
45 williget er mit dem gaote
das si im geseUeger haote
deste bereiter wnren
and ez leides Terbttren.
ambe 86 getanen solt
50 wären si dem kinde holt,
alle die schaolere:
and ob ez ein kristen wsre,
sine möhten im niht holder we»e0-
decÜnen singen ande lesen
55 Irrten siz wider strit.
nü was ze der selben sit
da nähen bi der sträse
ein kapeile in der mäse:
s! giengen ze schuole oder derTO0#
60 als si wären gewon,
ir wec gienc rehte dar für.
ander der loaben vor der tfir
staont ein bilde wol getio,
daz sacb man in der schdse hin
and bat in geldret taon
Überachrift in A: Daz b&ch heisset daz Jfidel. 4 den. 8 dv. 11
16 sei. 88 ont 89 dar nmbe sich. 40 guten. 44 chlein ont gr. 47 dsisttr.
se ceit. 68 Inder. 61 recht. 64 schozze.
DIE LE0EN1>£ VOM JUDENKNABEN.
131
5 ein kindelin fil hdre.
in onser froawen 6re
was bddia bilde onde stat.
yil dieke weinande bat
manic tombea kindeKn
0 nnser fnmwen, das d niohte sin
des tage« in der sehnole phlegen
und ei behaote vor den siegen,
ditz ktnt was einest dft mite
nnt fragte nieb der kinde site
75 was st dft tslen
nnt wen A s6 tiiire baten,
dd sagten tA im vamtej
das es nnser fronwe w»re,
des almehtigen gotes mnoter.
80 ff sprftehen: 'nieman ist sd guoter
der leit ad sanfte büese.
nnt w«r ir gnftde nibt s6 sOeze,
•6 würde wir yi\ dicke geslagen.
ir gfiete nieman kan yolsagen.
^5 Nn gelonbet es an die wftrbeit
imt lernet nAeh ir gwonheit
biten nnde ntgen dar.
eines tages wart es gewar,
d6 es sines gebetes phlac,
^ das stonb üf dem bilde lac.
ein spinnen wepp6 es dA vant.
dd names stu scbcsnea gewant
nnt wisehet es harte Itse
nnt spraeh warm« wnrstd wlse,
du rihiest dtki were anderswft.
es enknmt dir nibt se n^en dft.
nnt west ich w6 ich dich fände,
da mfiesest an dirre stnnde,
amen disis missetftt. •
dnne wdst wies nmb die fronwen
stftt.'
Din rede dA mite dn ende nam.
das kint wider se scbnole qnam
nnt lernet ie bas imde bas.
unser fronwe an im nibt vergas
105 der kintlichen Aren.
sieh begnnde an im mdren
ir lop mit der gotes krafl.
den kinden gebiet ir mebtenchaft
an einem antlAsmorgen frno
110 das si sieh bereiten dar sno
nnt se kirchen giengen,
wirdeeltche enphiengen
▼rdn eorpns domint.
das kint was alles dft bt.
115 diu ougen es nie dar abe Terlie
dft man das ambet begie
uns im üf dem altasre ersehein
der aller sehoenist kinde ein
das dehein enge ie fibersaeh.
120 der briester Tleisch dar abe brach
unt gab es den Unten in den munt.
dd dilht es in wol tüsent stunt
schoener nnde sterker danne 6
und entet nibt als im were w6.
125 und ob es inder waore wont,
es erschein ie gans nnt wol gesnnt.
Dd des kindes engen
die grdsen gotes tongen
sd offenltche gesfthen,
130 dd gert oudh es enphfthen
ein teil der selben spSke.
es begnnde harte Ifse
sltchen under der menige dar.
die liute nftmen sin nibt war
135 noch der henre der das ambet
tete
n&ch stner d an der stete.
den kristen gemeine er es bdt.
do enphienc das lebendige brdt
euch ditse kint nnt wart tu Trd.
1 40 se herbergen huob es sich dd,
als es der vater ane sach,
ein teil er somecltche sprach
%uny wft wflBre dfi ie stt?
es ist über imbtsstt
67 nnt «• diehe. 78 behüte. 78 einest fihÜ. 74 fragt 77 hi.
fiha, tt übt wart 84 ir gut ehan dir n. ▼. s. 86 gewonheit 92 nam
^«honea g. 100 d. w. niekt w. es um. 108 nnt. 108 er. 110 si /Mi.
^ do. 116, 16 umfftaiM, 117 aher. 122 do doTcht es ie. 128 und starc
^ offenlichen. 187 der eh. g. er im b. 188 don pbien. 189 das ehindelin.
^2 sorachlicb. 144 imbeseit
132
R. SPRiaiOER
145 wir sin enbiuen unt da Tastest noch •
daz kint sprach nein ich doch.
ich bin enbissen. er sprach: wft?
dd veijach im daz kint sft
unt yersweig im niht nmb ein grÜ2.
150 vor leide brach er dd üs
sin h&r unt sarte sin gewant.
sin kint er weinnnde bant,
das es im niht entrünne.
er sande nach sim künne
155 nnt nftch sinen mAgen.
er begnndes rfttes vrftgen
nnt sagte in besonder
dia manicyalten wunder,
der im das kindelin verjach.
160 ein Jude dd wtfelichen sprach
ich sag in rehte minen mnot
was mich dar umbe dunket guot.
wir schulen an dirre stunde
von sin selbes munde
165 yememen wes es dar umbe vergibt.
unt enlougent ez der rede niht,
dar zuo hoeret denne rftt.
wie ob ez nü gerouwen hat
sin tumplicher muot
170 nnt nü sinnelichen tuot?
daz Iftt in wol gevallen.
der rftt geliebt in allen.
man hiez daz kint dar für gftn
dft erz hdte in getftn.
175 baltlichen ez dar ffir gie«
ir ges&het von eim kinde nie
sd gar unverzagten muot«
si sprächen du tobest, nein ich
bin fruot
[sprach ez] unt sit ir gar ftne sin.
180 [si sprächen] ^swic unt tno die rede
hin.
du bist ze edele dar zuo.
wil got, lebe unde tuo
als din vater habe getin.
der hat als ein getrinwer man
1 85 unser 6 behalten«
wir tuen dich nock gewahen
vil werltltcher ärea«
wil du dinen muot käfen
se menlichem amait,
1 90 sd wirdestn des «ol ume
daz ez dir ze staten knmt
hie bi uns unt wider got gefraatat
dune wellest aber dich mftien
und uns vil gar eriäsen
195 diner unnatsea tombliefti
s6 mües wir unser keimen kit
an dir tuon unde sehen»'
'sol mir dar nmbe das rdit gc-
ediehen?
dar umb verltr ich niht «b kftr.'
200 [si sprächen] 'ad ist dodi din rede
der diu vater M dieh gibt?*
ja entriuwen! gloub«t ir im niht?"
Ich sage in rebte wie es ergie:
dd elliu ir drd niht verrie
205 unt si vU gebäten,
dd giengen si sich beraten.
ir muot was in betrSebet:
sich hdt an in gefibel
mit leide gemisehter aom.
210 [si sprächen] 'uns ist wmrISehgeborD
das kint zuo grdsem edre,
unt snl wir unser dre
niemdr vor im gefristen»
gevreischent ez die kristen:
215 si gestdnt im vliseelieken bL
nd sehet wäz uns besiear si,
ob wir ez heizen tceten,
denne ez uns ze seihen nesten
werde lebendic gespart.
220 sin vater solde ez haben bewarft
164 sinem. 166 begmide sin. 160 dv. 172 der rat von in allen. 178
lobt do er in hete getan. 174 man biez daz ehint dar fiir gan. 178 sea ^
Mt fihU. 179 f [fr&t] spr. B. . 180 sen B. 181 derzu B. 182 wU] weU AB.
185 e wehalten B. 187 werltleichen B. 189 mensohleichem B. 198 dar] das.
202 entriwen] in triwen. 904 dro vndeuüieh B. 210 werlich B. 211 ehiads.
212 schul B. 818 immer. 214 es A; sein B. 216 vlsaizchlichen«
217 ob /Ml B.
DIE LEOENDE VOM JUDENKNABEN.
133
Sit er des niht bAt getfta,
a6 läse wir in daz reht begftn.
Bin hende des wol wert eint
das er uns riebet über das kint
5 alsd das unser alte d
nngestcBret Ton im bestd,
nnt wir d& baben anser dr
ont binnen für immer mdr
dbeinen andern des dürfe gelangen.
0 nü was der rftt ergangen
nnt wart dem yater knnt getan,
na gesacb man nie debeinen man
als anmsBsiclicben klagen:
er bit sieb selben nftch erslagen.
5 sin yleiseb er ab den wangen bracb :
se im selben er jsmerlicben spraeb
owd, icb yi\ arme!
wie Ifitzel icb erbarme
den almebtigen got.
0 sol ieb behalten dits gebot,
das müeze ich nimmer geleben,
er bat im ein wftfen geben,
ein swert oder ein mezser.
er sprach mir ist besser
> das ich mir selbe tao den tdt
denne icb dise nngewonUcb ndt
an minem kinde beg^.
d icb das taon, icb wil d
mich selbe se tdde stechen :
^ sd müeze denne ein ander reeben
an mtnem kinde dise gescbibt.
weiz got, icb entaon stn nibt.'
Der ungefüege swere last
überwant den jaden, daz im gebrast
> an den witsen and an der mabt.
er bekande den tac noch die naht,
er yiel bin das er niht sprach :
er engehdrte noch gesacb
nnt wart tU tcsdelicb gevar:
^ b6 traogen sfi ein waszer dar
dft mite man in labte,
daz er sich baz behabte.
nü ribt er sich üf nnde gesaz.
die Juden yerwizzen ime daz;
265 er tadt unmenliebe.
[si sprächen] wir solden billicbe
dats iu suocben und Tinden rät.
nü sehe wir wol das sich verkdret
b&t
iuwer menlfcb maotzewtbtn siten.'
270 er sprach Ver solde den andern
biten
umb stnes lieben kindes tdt?
das ich sdre klage des gdt mir ndt,
wan es ist harte onbeteltob/
dd sprächen die jaden alle gelich
275 es ist niht bete, ez ist gebot.'
nü erlftt mich stn durch got.
ich hän yil starke knehte:
den gebietet bf dem rehte
allez das iwer wille st.
280 nü stuont ein baeboTcn da bt.
dar hiezen si wite bereiten
und den sd vaste eiten
daz daz fiwer vaste her üz sluoc.
das kint man schiere dar tmoc
285 gebunden unt warf ez dar in.
dö yluben die Juden alle hin
daz st iht sahen die ndt,
wie es den bitteren tdt,
erlite, der im bereitet was.
290 nü half im got deiz wol genas.
Nu wil ich iu sagen wie es quam
unde was dem fiwer benam
stne meisterldse kraft^
das das kint unschadehaft
295 muose beltben.
diu gesegente ob allen wtben
lie sich dft scbtnbsBrltcben sehen
und lie dem kinde niht geschehen
224 daz er richte. 2S5*miser . .e B; ako fehU ein Wort, 229 debsine A.
UBUDAticblich A. 284 nah A« 246 selben A. 246 mir dise ongewonHcbe B ;
. 249. 249 se tot erstechen B. 260 danne B. 261 aser B. 868 swer A;
mw B. 266 der fahU A. 266 er wecbande B. 268 er enbort B. 269 tod-
L B. 260 do trügen seu B. 268 riecht B. 266 wir fehlt A. 268 sehe B.
L liebes B. 273 unbentlieh B. 274 d¥ A. 276 mlcbsen A. 282 hssisen.
> deis] das es. 291 ich] incb. Ob i*a s ieb iu? 296 gesegent B.
134
R. 8PREN0EB
daz im leit wäre.
300 81 sprach wie Ane twcre :
dir ist min helfe ie bereit«
du dientest mir in dSner kintheit.
ich gedenke wol das dd es bist
der den stoap und den mist
305 fnrbte Ton des bildes wftt
das vor miner kapelle stftt
nü schinet tU wol an dir:
der minem snn oder mir
ie deheinen dienest erbdt,
310 daz des ze deheiner nl^t
unser helfe vergas,
dir wirt noeh geldnet bas
toufe dich unt wirt gotes kint
sam die ander stont geboren sint
315 Ton wasser nnt Ton dem beilegen
geisie
und wisse das ich dir leiste
maeterliche triuwe.
sorge niht deis dich geriawCf
swie vient dir din Tater ist,
320 8Ö du bi uns dats himel bist.'
Das kint wart der rede vrd.
Tliseclichen lobt es dö
se leisten swas si im gebdt
ei ddht ein j&r in der ndt
325 korser danne der gestric tac
die wtle der yater alles dft lac
nnmShtic als er war erslagen,
hende winden nnde klagen
nnt weinen was dft wider strtt
380 unz nfthen se compldte sit
das man dft tavelte in der stat.
dö wart er mähtic unde bat
die joden das si sehen dar
nnt ambe das kint naamen war
335 ob es verbrannen w»re
nnt im «iner swfire
ein teil benemen dft mite
nnt es bestaten nftch ir site
als von r^te ir genda.
340 er sprach *min sebade ist daanoeb
grdL
onoh hftt es nmb dise missetftt,
die sin lip begangen hftt
ein bitter ende genomen«
in des was ein jode koaien;
345 der seit im das es labte noeh.
* wergoty sprach er, toot es doch?*
'ja ez.' 'wer hftt in a5 geseit?'
'ich selbe sach die wirheit»
das fiwer im dheiiien schaden toot
350 dd vriwet sich des joden moot
er stoont üf ont lief dft hin,
nnt wsdr vil gerne sim dar iB,
hftten im die andern niht geweii
er sprach 'son* wer hftt dich genot
355 vor dem grimmegen finref
[ez sprach]^dio reine oot dio gehiue
mooter des obristen gotes.
ir genftden onde ir gebotes
genös ich das ich bia genesen.
360 ez enmohte anders stn gewoNn.
[er sprach] *wer ist dio od wft ist ne?*
'der engd küniginne ist hie.
'wft nü? Ift mich sie sehen/
'nü toofe dich, ad mages geschehen.
365 'nü wie kamt, das dft sie sihst
ont dft noch ongetoofet bistl^
'dft hftn ich es geheiien ir.
*nü ginc her fSr. ich wil mit dir
die selben toofe enphftn.
370 'jft sd woldestft midi aber vfto
nnt niwer marter an legen« ,
hie entwich ich wol dtnen akgeH'
dft for swoor er manegen eit»
sd taont mir aber die andern lei^
375 die dft üsen bi dir sint.'
wisliche sprach dd das IdnL
'wil dft das ich hin fta gft,
sd mnostü der kristen ft
301 helfe .... werait B. 305 w»te A; w&te : stftte B. 306 chapenen B.
306 meinen A. 313 teafe B; vrierde B. 316 heiligem B. 318 das es. SiS UmiiAr
liehen. 328 wimumde ont 330 nahen ont ze complet 838 nnt 841 es fiUL
849 dehminen. 360 vreint. 861 tif fihlL 862 wer. 864 er ap. snn herre w\
866 rainin. 360 ez mocht anders nicht 861 si. 366 sihest 868 fnr baa iflh.
369 enphahen : vahen; vgl, gelftn : venrftn HimmeUf, 726.
DIE LEGENDE VOM JUDENKNABEN.
136
Der bUchof wolde niht lenger
beiten.
er hies dats moniter bereiten
botigen nnde waiser drin,
selbe gie er dk hin:
425 der liate ?o]geten im genuoc.
dai kink er an dem arme traoc :
minneclteh er es an saeh,
den gelonben er im Tor sprach ;
des sagt er nnserm herren danc:
430 er gie den aller vrcsltchsten ganc
den ie dhein sin gendz gegie.
der kdr in wirdecliche enphie
nnt mit im diu jüdischin diet
wisltch er sie dd beriet,
485 ez ensolde niemen fristen :
die gerne worden kristen
and des mit trinwen wolden gem|
die solde man sin gerne gewem.
der rftt in sinem hersen was.
440 ob der toofe er selbe las
den Til heiligen segen.
die ander herren bat er phlegen
der die dA wAren bekdret,
das si worden geldret
445 den gelonben onde gotes d.
briester nnde linte m6
sungen alle das gotes wort,
das was den jaden ein lieberr hört
danne golt od edel gesteine.
450 es smaht in algemeine
sam das honic üf der snngen.
tU Taste st dö drangen
dA in din tonfe was bereit
nnt liesen alle ir tnmpheit
455 nnt enphiengen das dwige lieht,
nü sdmt lach an ir dienest nieht.
din eines sd kleinen niht Torgas,
entlthet ir, weis got» si gilt in bas.
Amen.
chel teil her bringen.
wü ich gedingen
mich erstieten gote.
bant d6 lief ein böte
1 tnome üf den yrönhof
ien bischof
len kapelUnen vant.
ete in sft zehant
arken geschiht.
ite sich der bischof niht
t im diu pfafheit:
[en als in was geseit.
kint man in dem fiwer sach,
I bisohofe ez dö sprach
ich wil hin üz zia gdn.
)t mtnen yater hinder st^n
ider mine mftge.
t ich s^re ir läge :
mt mir hie verstanden.
▼on inwero banden
istentuom enph&hen.
engen wunder s&hen :
I das getorste sagen,
be wolden si mich h&n erslagen.'
der bischof minneclichen
len eine wile entwichen.
be das t&ten,
1er in tiwer b&ten
sie liese dft bestän,
inen willen beg&n
idrsamen sime geböte,
chof dancte dö gote
)lichem sänge.
t manic wange
inenden engen nas.
en weinden onch, das
^ lange beten gespart
lange wider den gart
(hen beten gestrebet
ih dem tinvel gelebet
e si wol bescheinten.
iten Trendenweinten.
IS si mich dir nem un erstete g. 882 sazehan . . bot 888 sedem
hove. 884 bischofe« 886 sA fahU. 387 dUe] die. 891 fiw«.
lindan s. Parz. 670, 14. 897 mir] mich. 404 »ne. 407 stin.
409 sime] seinem, gebot : got 411 gesange. 4S0 d. di. alle Tor
nnt w. dar in. 480 allen. 4SI dshsin. 4811 eh8r. 484 sieh.
M6 nnt 446 md /ehU ; vgl. Hmm^. 264. 448 lieb^ 460 allen g.
466 dienst
136 R- SPRENGER
AnmerkungeD.
11 Maria = maris 9teüa; Konrad v. Wfinbnrg, goldene Schmiede 139 ff.:
Maria muoter unde maget, diu tarn der morgmtteme taget dem vAeelSeen arwien Kerdm
(tfdem iDÜden lebertner der gruntlSsen toerlde noebet, W. Grimm S. XIX. Wanrang 1164.
92 Marl. 244, 138 ez nam An aller bette HeU.
109 antläzmorgen bisher anbelegt
138 daz lebendige brSt, * Christas Leib, die Hostie.' Aach Christiu selbst wird
so genannt, nach Joh. 6, 36 ego mm panis vitae, K. y. Faßesbronnen 1086, H. t. Kro*
lewiz 664; gold. Schmiede 661 lebende eemele.
160 Ähnliche Leidesfioßenmg Kindh. Jesa 92, 36 an ir selber A eiek raeh ab
ein lebende vAp A brach daz hdr dz der noarte vor leide A aeraarie die Heider «on
dwn IXbe. Vgl. aach Er. 6760 fg.
198 9ol mir dar umbe daz reht geschehen *8oll ich darum den Tod erleiden?^
V. 222 daz reht begdn etwa *da8 Todesartheil yollstrecken.' Ähnlich Urst. 114, 34 si
tat ungehup^h der toärheit niender ge^h daz iemir mennieche ereli dar an« der tU
An reht begi Hmf. 44; 602.
224 Die Verbeßerang nach Marl. 260, 312 td reche un» dün aelbee haaU über dm
vervluchte kint. Vgl. noch: daz er got über in raxhe Genes. D. 98, 3. Das hsl, riekU
könnte an and für sich ebensowohl in rihle als riebet geändert werden.
266 flf. Vgl. Er. 8826 ff.; Iw. 1327 ff.; Wig. 127, 36 ff
27.3 ist za lesen: untoendelich *nicht za ändern ?
279 b% dem rehte 'nach dem Gesetz*.
313 ff. vgl Urst 108, 30 ff.
331 taMUn sw. ▼. wird im mhd. Wb. nar darch ansere Stelle belegt und durch
Tafel halten, 'speisen erklärt Bei Lexer II, 1410 finden sich andere Belege itlr die
Bedeutung „durch Anschlagen an eine hölzerne Tafel ein Zeichen geben (statt das
Läutens)'*. Vgl. bair. tävem Schm. Fr. I, 687. Diese Bedeutung ist auch hier aaso-
nehmen. Noch heute darf in katholischen Ländern am Charfreitag keine Glocke g«'
läutet werden, und es wird das Zeichen zum Beginn des Gottesdienstes durch Schlage«*
an eine hölzerne Tafel gegeben. Tafeln = speisen ist daher erst nhd* und Weigaii^
II ^ 871 demgemäß zu berichtigen.
397 M Tiabent mir hie verstanden 'sie haben mir hier den Weg su euch Tertretea'*
408 Man erwartet den conj. imperf., nicht prae s. Es ist wohl su schreiben: wiüe0^
weiden 6,
416 wider den gart streben act 9, 6 durum est tibi contra stimulnm calcitrare'
Belege aus mhd. Schriftstellern bei C. Schulze, die bibl. Sprichwörter der deutsehef
Sprache (Göttingen 1860) S. 169.
420 vrvudenweinen 'das Weinen vor Freude' Passional K. 649, 37; ähnlich wetM^
klagm Evang. 323^.
422 daiz = da ze.
Abb daz ^wige lieht hier: 'der christliche Glaube', auch Christus selbst wird so
genannt s. B. Kindh. Jesu 76, 66 nach Joh. 8, 12; 9, 6 ego sum lux mundi.
1. Alter und Verfaßer des Jüdel.
Der VerfaOer des Jttdel hat sich nicht genannt , tritt auch mit
seiner Persönlichkeit nicht hervor, außer daß er in einer bei den Bear-
beitern geistlicher Stoffe fast stehend gewordenen Weise (s. Weinhold
> DIE LEGENDE VOM JUDENKNABEN. 137
Z. f. d. Ph. 8, 2Ö4) über sein Ungeschick zum Dichten klagt und daran
eine Bitte zur heiligen Jungfrau um ihren Beistand (der antiken An-
I rafong der Muse entsprechend, wie Weinhold a. a. O. bemerkt) schließt.
Weniger zweifelhaft können wir über die Zeit der Abfaßung des
Gedichtes sein: es fällt nach Metrik und Reim in die beste Zeit der
mhd. Dichtkunst, wie es denn auch Wackemagel (2. A.) S. 205 A. 52
an den Schluß des 12. Jahrhunderts verlegt.
In Folgendem will ich den Beweis liefern, daß einem schon be-
kannten Dichter, nämlich Konrad v. Heimesfurt, dem Verfaßer von
Urstende und einer Himmelfahrt Mariae auch unser Gedicht
zozaschreiben ist Schon der Umstand, daß es in der Wiener Hs.
niitten zwischen größeren Gedichten unmittelbar hinter der Urstende
überliefert ist^ möchte auf ein näheres Verhältniß zu jenem größeren
erdichte sehließen lassen. Doch will ich hierauf ebensowenig Gewicht
legen, als darauf, daß in der Einleitung aller drei Gedichte derselbe
Grundgedanke y wenn auch in etwas veränderter Form wiederkehrt.
Derselbe ist eben, wie oben gezeigt, Gemeingut. Wichtiger ist dagegen
die Übereinstimmung im Reim*). In allen drei Gedichten finden sich
häufig rührende Reime, toärheit : gewanlieit 85; arme : erbarme 237;
^hän : vän 369; in allen dreien reimt: suon : tuon 31; lieht : nicht 455;
Himmelf. 633; Urst. 106, 22; 110, 22; 127, 30; daneben aber auch
gesehiht : niht 887; Hmf. 507; 1009; gesiht: lieht 655; Urst. 119, 78;
fitnde (Conj.) : sHmde 97; funden : gebunden U. 105, 30; tele : etete 135;
:bete Hmf. 875; aber täten : bäten Hmf. 877; : raten U. 106, 10; : Pylä-
^ Urst 108, 84. Von 'stehn* und *gehn' werden in allen drei Ge-
wehten mit Ausnahme des Conj. Praes. nur die Formen mit ä ge-
l'i^ucht: wät : $tm 305; gdn : getan 173; lät : stät Hmf. 453; hätigd
7% ; gdst : hdet Urst 105, 6; Idn: 9tdn 105, 74. Auch dieselben Fälle
u^r Apokope des e wird man in allen drei Gedichten finden. Femer
™den wir dieselben bildlichen Verstärkungen der Negation: niht ein
*^»- 198: Urst 109, 55; 114, 4; 120, 65; 126, 4. unib ein grik 149;
^i^t. tl5, 26, wo ebenfalls zu lesen ist: als umb ein grüz. Den sicher-
ste^ Beweis aber liefert die verhältniß mäßig häufige Übereinstimmung
in ganzen Versen, einzelnen Ausdrücken und Reimwörtern, von der
icK in Folgendem eine Übersicht gebe:
^'^^^r ir gndde niht s8 eüeze 82. Hmf. 1040 ir gnade toas sd eüeze.
^>it kumt dir niht ze mdzen 96. Urst. 119, 5 cds ez in kom ze mdzen.
o**>i«fi diee missetät 99. Urst 123, 40 amen den haz,
*) VgL Kam Folgenden Pfeiffer H. Z. 8, 16S ff. ; Gombert, de trihua carminibiui
ÜkeotiieU Halle, Diff. 1861.
138
R. SPRENGER
meiaterschaß, die Priester 108.
Jttdel 156 er begundea rdtes vrdgen,
162 wazmichdarumbedunket
guot . .
191 ze staten kumt : gefrumt
daz reht 'der Tod* 198: daz rekt
begän 'das Todesurtheil voll-
strecken' 222.
nu sehet wd 216
243 ein8wertodereinfnezter{:bezzer).
276 nü erlät mich An durch gat.
280 nu etuont ein bachoven da bi
dar hiezens wite bereiteti
und den sS vaete eiten
313 tovfe dich und vnrde gotes kint
sam die ander etunt gebom sint
von wazzer und dem heilegen geist
326 der vater allez da lae.
Maria heißt: diu reine und diu ge-
hiure 356.
und der engel küniginne 362
ein michel teil 379
382 säzehant lief ein böte,
383 hof : bischof
387 dise starken geechiht,
428 den gelovben er im vor sprach.
446 briester unde Hute me.
434 wtsUch er sie dd benet.
447 daz gotes wort
daz waz den Juden ein lieber
hart • . .
kort noch Hmf. 31.
ürst. 121, 28.
U. 104, 34 er begundes rätes wägen,
ioaz si dar umbe doukte guä
U. 104,51 gefrumt lunt uns ze besten
siatenhmt
122, 19 daz er in ze staien käme.
vgl. Hmf. 44; 502; Unt 114, 34.
= Hmf. 984.
Urst. 101, 15 mit pumiz oder mit
meezer (: beaer)*
Hmf. 385 IT suü mich sUn durch gä
Urst. 123, 22 sine schergen bat er mi
wite (Hb. wizze) bereiten:
ir chot>en glitten und eiten.
Urst. 108, 30 des (Qottesreiohes)
niemant teiUeunJUg wiH
wan erden ander etunt gMri
wazzer und der heüege geitL
Hmf. 684 stuontderhischofalUzkis.
diu gehiure Hmf. 512.
= Hmf. 404, 1063.
= Urst. 106, 16; ein michel mtHmf.
972.
Urst. 120, 66 sich huop am haU si-
Urst. 105, 72.
Urst. 120, 74 starkiu meere. 106,82
starke' rüsgs,
Hmf. 754 er sprach in den gehmbez
uor.
Hmf. 264 dannoch guoter liute «&
Hmf. 976 als er die armen dd beriäL
Hmf. 99 den iemer wemden kort
der eile spise, dez gotes woft
DIE LEGENDE VOM JUDENKNABEN. 139
'ragt sich somit nur noch, welche Stelle seiner Entstehungszeit nach
BB Gedicht unter den drei nunmehr nachweislich dem Dichter ge-
örigen einninunty so möchte ich es für nach der Himmelfahrt,
la des Dichters Kunst in ihm schon entwickelter ist, aber vor der
Frstende entstanden halten. Letzteres schließe ich unter anderem
laranSy daß sich die allerdings sonst nicht ungewöhnliche Bindung
:ä {getan i man Jüd« 183) in der Urstende nicht mehr findet. Die
Intstehungszeit des Jttdel ist also das erste Jahrzehent des 13. Jahr-
onderts. Übergangen habe ich oben dein nur aus dem Jtldel zu
elegenden Reim siht : bist 365. Ein Seitenstttck findet derselbe bei
Wad V. Fußesbrunnen y Kindh. Jesu 75, 6 istigihst Da, wie viel-
kche Entlehnungen in Urstende, Himmelf. und Jtldel, die ich einmal
)lter zusammenstellen werde, beweisen^ Eonrad ▼. Heimesfurt ein Nach-
bner des Fußesbrunnen ist, so ist dieser Umstand leicht zu erklären.
*oeh möchte ich auch noch der Erwägung anheimgeben, ob der Reim
'übistcUUrst 119, 16, wo ebenfalls Ausfall des h anzunehmen ist,
irklich, wie Bartsch will, als verderbt anzusehen ist
2. Quelle der Erzählung im Passional.
Über die Quelle der in dem Passional enthaltenen 'Marienlegenden'
ad die Meinungen getheilt. Pfeiffer hält daftlr des Botho Prunvenin-
Hiais Über de miraculis sanctae Mariae virginis, aus dem er im An-
Okge zu seiner Ausgabe einige Legenden mitgetheilt hat; nach Josef
aapt (Aber das mitteldeutsche Buch der Väter, Sitzungsberichte der
iilo8.-histor. dasse der Wiener Akademie d. Wißenschaften Bd. 69,
71 — 146) soll die Legenda aurea (verfaßt vor 1293) wie fUr die
[arienlegenden' überiiaupt, so auch fttr den 'Judenknaben' die Quelle
Wesen sein. Bei genauerer Vergleichung kann kein Zweifel sein, daß
r uns fttr Pfeiffers Ansicht zu entscheiden haben, da bei Botho oft
ibenumstände erwähnt werden, die wir in der Legenda aurea nicht,
»hl aber in den ^Marienlegenden' erwähnt finden. So wird, um gleich
i imserer Legende zu bleiben, bei Botho und von dem Verfaßer des
ssionals ab Zeit der Begebenheit Ostern genannt, während bei
oobus a Voragine eine Zeitangabe überhaupt fehlt, ferner wird bei
lern zwar ein Bild der Maria über dem Altar, nicht aber die wunder-
re Erscheinung des Christkindes bei der Communion erwfümt, die
h bei Botho und in den Marienlegenden findet Während aber bei
I übrigen Legenden die Sache so liegt, daß Botho ftlr dieselben
alleinige Quelle gewesen zu sein scheint, ist dies fbr den 'Juden-
iben"* nickt möglich. Derselbe stimmt vielmehr in einer Menge Einzel-
140 R SPBENGER
heiten nur mit dem deutschen ^Jttdel' Uberein. So findet sich z. B. die
Angabe, wodurch besonders der Knabe die Gunst der Maria erworben
habe, nämlich dadurch, daß er ihr Bild von einem Spinngewebe rei-
nigte, in keiner anderen bekannten Recension« Es wäre nun das natür-
lichste anzunehmen, daß eine andere verlorene Behandlung des Stoffes
beiden zugleich als Quelle gedient habe. Da aber eine Ansahl von
Versen des 'Jüdel' im ^Judenknaben", wenn auch vielfach verändert
und erweitert erscheint, so ist wohl anzunehmen, daß das ältere deutsche
Gedicht selbst vom Verfaßer des Passionais gekannt und benutst ist
Bekanntlich benutzte derselbe eine große Anzahl von Bttehern zu seinem
großen Werke, darunter auch deutsche. So hat Air den Abschnitt, der
die sagengeschmückte Kindheit Jesu behandelt, das Gedicht des Konrad
V. Fußesbrunnen als Vorlage gedient, wie Bartsch (Germania 5, 482 ff)
bewiesen hat. Die Art der Benutzung hat ftlr dieses Gedicht Bartsch
a. a. O. durch Gegenüberstellung der entsprechenden Verse beider
Gedichte gezeigt. Ein gleiches Verfahren wird zur ErkenntoiO dei
Verhältnißes beider auch Air unser Gedicht ersprießlich sein.
So entsprechen zuerst die Verse Jüd. 94 — 100 bis ins Eänzeloe
Marl. 145—155. Beide Stellen enthalten eine Anrede an die verborgene
Spinne (beide Male tourm genannt).
Jüd. Marl.
94 unt sprach Vurm wserstü wiso 154 und soldest (vorher: herumm)
du rihtest d!n werc anderswä üwer wero üf slln
wol anderswft danne hie.
97 und toest ich wä ich dichfunde 14g ich wold üch als6 stillen
du müesest an dirre stunde {west ich dt wd ir wiret)
amen diso misset&t. daz ir md wol verbdret
diz bilde m!ner frouwen.
Auch die Verse Jüd. 101—107 sind inhaltlich genau = Mari. 1&8
bis 169. Ferner:
Jüd. Marl.
115 die ougen ez nie dar abe verlie 182 hin üf den alter ez sach
da man daz ambet begie unt wart gewar waz d& lao,
unz im üf dem altSBre erschein des es vor vreuden erschrac**
der aH&r sehcmiH kinde ein daz aller schönste kindetin
daz dehein ouge ie ilbersaeh, sach ez al dar üffe stn,
der briester vleisch dar abe daz ie ouge mS beeach,
brach der brister von dem kinde bra^l'
unt gab ez den liuten in den swaz er den lüten hine gab.
munt unt swie vil er gebrach her t^
DIE LEGENDE VOM JUDENKNABEN.
141
doch düht ez in ie wol tüsent so lac daz kint ie vullenkumen.
Btunt unt wart im nibtes niht benumen
BcboBner onde sterker danne e der scbdne noch der Sterke sin.
und entet niht als im wsere w8.
and ob ez inder w»re wunt,
es enehein ie ganz unt wol
gesont
Jad. Marl.
32 ez begnnde harte Itse 198 sus quam ez heimlichen
Blieben under der menige dar. in dem gemeinen volc aldar.
die liute nfimen stn niht war stn wart nieman gewar.
ffter wendet der Verfaßer des Passionais mit Absicht andere Bezeich-
ongen an. So wird J. 138 die Hostie dcua lebendige brdt genannt, welche
1 den Marl. 210 aus derselben Anschauung, aber mit anderem Aus-
nick: die Swige Itpnar genannt wird. Manchmal finden sich in beiden
dtene Wendungen, die sonst nicht weiter zu belegen sind, z. B. ze
erhergeti Tcomen, sich z. h. heben 'nach Hause gehen' Jüd. 140,
hrl. 217, von Lexer II, 1252 nur mit letzterer Stelle belegt. Vergl.
Jraer:
Jttd. mit Marl.
50 vor leide brach er dö üz 263 mit betrubnisse hart
stn hfir unt zarte sin gewant. beide hfir unde hart
roufte er unde brach enzwei.
*ie Verse Jtldel 210 — 215 finden sich zweimal paraphrasirt in den
[arl. wieder: ▼. 331 — 333 und v. 304 ff. Die Übereinstimmung erstreckt
ch hier theilweise bis auf die Gleichheit der Reimworte. Vgl.
JtLd. mit MarL
2 Bul wir unser 6re 331 ob wir das kint vrigten
immer vor im gefristen. unz ez vememen die kristen
gevreischent es die kristen : wir werden über ein geschant.
sie gestSnt im Tltzeclichen bt.
leiche Motivirung auch Jttdel 220 ff. und Marl. 310 ff.
Femer ist zu vergleichen:
Jüd. und MarL
K) nft stuont ein bachoven d& bt. 340 nu stunt dd, nach gewonheit,
dar hiezen si wite bereiten
und den so vaste eiten (Hs.
heizen)
daz daz fiwer vaste her üz sluoc
ein bachoven gröz genuc,
da man dürre holz tn truc
und heizte in einen halben tac.
142
S. SPRENGER
Nicht nur den Vater, selbst die übrigen Juden ergreift^ im Gegensats
zu den übrigen Bearbeitungen , in denen sie durchauB als hartherzig
erscheinen, Mitleid:
Jüd. Marl.
284 daz kint man schiere dar truoc 387 sthe vront, die valsehe diet,
gebunden unt warf ez dar in.
dd vluhen die Juden aUe hin
daz 8t iht acehen die ndt
wie ez den bitteren tot
erlite der im bereitet was.
betrübet wftren ouch ein teil
um daz groze unheil,
daz im d& soIde zu treten:
dö si ez drtn geworfen beten
und ez die vlamme bezdch,
iegifch von dem wage vlöcb,
wan er nibt mohte an gesehen
welich jftmer solde an im ge-
schehen
in des fdres ungemacb.
Femer findet sich in beiden die Wendung, daß der alte Jude vor Ver-
langen nach seinem Sohn in den Ofen hinein will, wovon ibn seine
Freunde nur mit Mühe abhalten:
Jüd.
351 er stuont üf unt lief d& hin
unt wser vil gerne zim dar in,
h^ten im die andern niht gewert.
Jüd.
354 er sprach 'sun, wer h&t dich
genert'
Jüd.
377 wil du daz ich hin üz g§,
sd muostü der kristen 3
ein michel teil her bringen,
an die wil ich gedingen
daz st mich erstnten gote.
sft zehant dö lief ein böte
ze dem tuome üf den vrönhof,
Marl,
er stunt üf bald unde lief
für den oven vil dräte,
also betoubet in hftte
die vroude und daz ungemach
daz sich in im in Wechsel bncbf
daz er von dem gesinde
hin zu einem kinde
wold in den oven äta gestigen,
idoch sd wart er uberkrigen
und d& vor gebalden«
Marl.
431 dd sprach er 'liebes kint sag AD*
sag an, wer h&t dich emert?
Marl.
454 du Salt mir 6 der kristen
für den oven Iftsen kumen
also vil üf miüen framen»
den ich wol mac getrüwm:
und wil ouch üf sie büwen
verre baa danne üf dieh
und üf die vrunt gemeinlioL
DIE LEGENDE TOM JÜDENKNABEN.
143
di er den bisohof 478 er sande balde stnen boten
mit sinen kapellftnen vant. b6 hin üf der pfaffen hof.
er sagete in sä zehant onoh wart besant der bisohof
dise starken gesehiht üf diz grdze wunder.
iFir sehen in dieser Stelle recht deutlich, wie der Verfaßer des Pas-
ionals die Erzählung ausspinnt. Hier hat derselbe 17 Verse einge-
Men, die ganz sein Eigenthum sind.
Auch die Worte , die der Judenknabe an den Bischof richtet^
immen, dem Inhalte und auch theilweise der Form nach, in beiden
fedichten überein:
Jüd. Marl*
93 ^berre, ich wil hin üz ziu g&n. 509 herre, ich wil ü gerne kumen.
nftbitetmfnen Täter hinderst@n idooh sult ir baz underdrumen
und ander mine m&ge. mtn angest zu den frunden.
ja fUrht ich sSre ir Ifige/ ir sult dem vater künden
und d& bt mtnen mftgen
daz si mir niht enl&gen • .
Jüd.
12 do wart manic wange
von weinunden ougen naz
Marl.
540 des wart euch manic wange naz
von der vrouden ubervlut
Jüd. Marl.
20 die kriflten alle vor Triuden 502 sin tugentlich gemuote
weinten. vor yrenden weinte.
Zum Schluß sei erwähnt:
Jüd. 426 daz kint er (der Bischof) an dem arme truoc.
Der Verfaßer dea Passionals hat daraus fiinf Verse gemacht:
MarL 526 mit vrolichen armen
druckt ez der bischof an die brüst,
nach stnes willen gelust
truoo er es selber schöne
an der processione.
4e obigen Zusammenstellungen werden genügend die Abhängigkeit
^ 'Judenknaben' vom ^Jüdel' beweisen. Doch finden sich in dem
nteren auch Momente» die darauf hinweisen, daß der Verfaßer noch
ine andere Vorlage benutzte. Zwar wenn die Verehrung, die der
adenknabe der Maria erweist, Marl. 241, 56 zuerst nur durch die
144
P. PFAFP
Furcht vor den Schlägen des Schohneisters erzwungen eraehrint*),
80 kann diese Angabe auf Mißverständniß von Jüd« 82, 83:
w»r niht ir gn&de süeze
sd würde wir vil dicke geslagen
beroheni anders ist es aber, wenn es 248 ff. heißt:
die muter euch alsam erschrac
von irm liben kinde.
allez daz gesinde
was betrübet unde unvrö.
Entsprechende Verse, die zwischen 153, 154 stehen müßten, fehlen im
Jüdel, wo die Mutter des Knaben überhaupt nirgends erwfthnt wird.
Dagegen heißt es bei Botho (Wolter, der Judenknabe 44^ 21): mater
vero pueri nimio dolore constricta ejulando clamare coepit, multosqne
tarn Christianorum quam Judaeorum ad lacrymas commovit Es ixt
somit mindestens höchst wahrscheinlich, daß, wie er ihm ftlr die übrigen
Legenden die einzige Quelle war, so auch bei dieser, Botho dem
Dichter des Passionals, vorlag. Hat ja der Dichter auch in der be-
treffenden Partie (s. oben) neben Konrads v. Fußesbrunnen Gedichte
das lateinische Evangelium infantiae benutzt, wie O. Schade, über de
infantia p. S"" bewiesen hat.
BRUCHSTÜCK EINER HANDSCHRIFT VON
REINBOTS GEORG.
S. 1, Sp. a.
4680 da in kan ime nieman ge wegen
her hiez in nil gahis segin
sa zu vier stackin
her sprach die sal man drucken
in einen fulin pul
4685 her hat mir ninen knnig stul
lestirlich gesetzit
des ist her hie geletzit
daz her ime noch iesnm
nnmmir mir wirdet frnm
4690 vnd auch die konigio hat nitvir
Tme daz sebindehalb iar
diz gebot her Tnde geschach
zu vier stucken man in brach
mit einer starken kom tegin
4695 die stncke hetins in ir plegin
Tnz man sie fär den keiser dmg
her sprach her bat sin gnvg
na werfit in in die patse
her ist ime vnd mir vnnvtie
*) daz jadelin ez neic ouch dar
nnd nam dar an md nihtes war
wan das in die äugest twanc.
BHÜCH8TÜCK EINER HANDSCHRIFT VON REINBOTS GEORG. 145
OO da mit Taren wir inbiszin sa
vnd lige her in dem pale da
dis gesehach als her gebot
viflsche fleisch win vnd brot
da mit der disch gerichtit wart
D5 na inlies ab ime nicht sin vart
cherabin mde michahel
die brachtin die reine sele
Widder za dem lichamen
ynd sprach da macht dich wol
schämen
10 weder geori xa palastin
was Ton dir die keiserin
sprach das sal nicht werden war
wol of edel rittir dar
bi gote vnd aach durch vns zwene
15 als da were za millene
in diner bestin daginde
in den cleiden in der iaginde
als sie gesprochen Tollen daz wort
. . stant der margraae dort
720(6) als her ein meien were
ane nalde sander schere
worden jme die deider bereit
die plagin solichir richeit
daz deme konige vnd dem heiser
were
725 za geltin alzu swere.
wan iz waz engelische wat
weder gewebin noch genat
licht Tar waz sin har
Ton gesteine drof ein schappel dar
730 gesetzit in solichin schin
daz her deste menlicher moste sin
so den brosten wit da mitten crang
ein gortil in so samen twang
der waz riebe mde dore
735 genur nach dem fare
von edeln robinen
die sach man da oz schinen
abir wie was her hie gestalt
das ist ¥on mir yngezalt
789 a Tode hete salomonis sin
^896 yedoeh wil ich profin in
^^0 da her sidi selbir ane sach
her behagit ime wole vnd sprach
geerit sista herre got
geerit sy din hohir bot
der engil forste michahel
4746 der mir brachte weder die sei
no hat die keisirine war
die Seite mir sander bar
man mochte mich nit oerdirben
mit dekeiner not irsterben
4750 ej got sage so dir g^t
von dorn liebir Reimbot
sal alliz ding daz ie wart
glichin rechte siner art
80 mos die liechte rose sin
4755 matir des von palastin
die sonne der Tatir aoch dar zo
wanne sie an deme morgen £rvL
(e) Sonder alliz wolkin stat
ynde also biminde of gat
4760 so briohit ir dar rechter schin
in der rosin kemmerlin
da bloete der same inne
von ir zweier minne
de same ist baisam lelien blot
4765 dar oz wart der degin got
der oz irkom marckis
deme sin zwei lobiz ris
also hoch gestoszin
daz ich kan nicht genoszin
4770 vff der breitin erden
so ist her in solichim werde
in deme darin hinnel obin
dez moszin in mit gesange laben
die zehin chore obir al
4775 vnd waz in des hiemels sal
wie ist daz rosin kint gezogen
hat iz wibiz brost gesagin
nein daz mag nit sin
mascat blöde vnde negelin
4780 daz waz die spise die her az
sin drinckin was der vid waz
obe man in nicht an brosten söge
vnd bette her danne zwene flöge
ich wolde in for einen engil han
4785 nein ir solt iz sos oirstan
da her in deme dorne lag
vnd got den boom ab ime wag
4719 dm tkmt iL Die noch vorhandene Spur l&Dt auch in F noch ein «a er-
•mtilll Bms Bliks. XT. (XXVIL) Jahrg. 10
146
F. PFAFF
vnde ime io siner crefte irachein
eint wart die creatare die keine
4790 die ie von menschen frachtig wart
dese schone ynde so zart
were nach wnnsehe in allen wis
als geori was der marckis
dai solt ir wissin snnder wan
4795 nu sal der minnendiche gan
alhin da der keiser saz
da her uil hoch sich nermaz
(2^) nu der marckis were dot
so walte her fagin grosze not
4800 sinen bradem beiden
her walte sie gahis scheiden
▼on ir lant za palastin
da muste her sonder werlich sin
diz hiez her künden abir al
4805 vnder des ging her in den sal
der markis vnd horte daz
her ging hin da der konig saz
▼me in wart also getraag
daz were za saginne za lang
4810 allir wander wander
praftin die besnnder
die sinen dot sahin
za hant sie do iahin
her waz geartet lit
4815 der in da hat gehelt
daz ist der waltigere,
von deme die starkin mere
die wissagin hant gesagit
den drog uz galilea die magit
4820 wir gleiben an den keinen mere
keisir. konig. vatir here
hilf vns uf dirre erden
daz wir getaufit werden
hie begoz sie der heilige geist
4825 vnd wart ir bete volleist
zwölf dosint der beiden waren
die hiez der keisir var vahen
mit wunderlichin notin
hiez her sie alle dotin
4830 her sprach zu deine magrauen sa
eia alexandrina
din rede mag wole wesen war
iz muz ie sebindehalb iar
nach irre zalc hine komen
4835 e uch der lip wurde benomen
wolt ir bi mir bliben rai
vncz djccleeianna
(6) komit vnd sin geselle mtxiiDaii
ich bin ir beider vnder ttn
4840 vntz sie kamen in das liat
ich halte och schone finder bot
diz labit of rittiriiehen eit
da bj sy och doch geseit
als sich die lone wandelt
4845 also wert ir gehandelt
mit nower martil sonder wan
des getat ich nicht nirlaa
Da sprach der margraoe tu hait
sint och got ist oit bekaat
4850 vnd wolt nit sine wonder spelm
die ir an mir hant gesehen
die urteil moz ober och irgu
ir mugit sin nicht abe gestio
no dez nicht rat wesin mag
4855 so wil ich loben of den dag
als vns beschiet die konigiD
da sie die engil fbrtin hin
des bot her sine siehirheit
vff sinen rittirlichin eit
4860 ane daz eine las ich vor
daz mir affin si din dor
obe ir wult zo palastin
da wil ich die broder min
behüten daz ich vmmer mag
4865 ich kan noch den altin slsg
den ich do for han geslagea
kont ir mir doch nicht beiagcs
so irzeige ich doch den willei tk
ich maz aoch abir in palastiB
4870 da kan ich noch den alten diick
da ich mit harte manigen stich
von minen brodem han geselii>
als mag iz noch geschehen
ich inkome von uch nicht swtr
4875 in sebinthalbem iar
gebit mir schilt vnd sper
daz ist minis hertsin ger
(c) vnd min swert licht genal
daz heisch ich hie sonder twtl
4880 daz namit vnrittirlichen ir
herre mit gewalt mir
no sit gewis herre min
e och minen bnlin os paliitiB
BRÜCHSTÜCK EINER HANDSCHRIFT VON REINBOTS GEORO. 147
der banere sasin als gros
daz iz wole dut weder stoz
deme doner von deme lüfte
4905 ich rede iz nicht von gufte
min bulin werent so irbalch
daz man mochte einen kalch
von trunzunen brennen
der sich kan irkennen
4910 der git mir der warheit
von in der luft dreit noch di cleit
mit galine vnd von fare
daz man git zu auentare
ir werdent uon ir zweier bant
4915 die ponider also nach zirtrant
daz sich die rute werrent
vnd rus von stiche kerrint
werde geseheiden
)5 iz getmwit e manigen beiden
geseheiden von deme Übe
e man sie oirtribe
e man die bilde vmme da
iz mnste e sorgen han dar zn
90 berge vnde hirte flinse
vnd keinen noch den linsen
oder cleinre danne mel
BUS kunen sie die helde snel
nach valkin dackc stechin
95 mit harte die schare brechen
e man in die girde airbabe
geleibet daz dar abe
vil manigiz amien
vil lote woffin schrien
00 vnd kamen wir dri noch zu samen
da wirt in iesns namen
Zu den bisher bekannten vollständigen Hss. und Fragmenten des
iligen Georg Reinbots vom Turn tritt nun noch das vorstehende
0 Verse umfaßende Bruchstück , das sich auf dem Stadtarchive zu
ankfurt a. M. befindet. Es ist auf einem Pergamentblatte in Folio
erliefert, dessen Seiten in je drei Spalten zu 40 Zeilen zerfallen.
)m Charakter der Schrift nach dürfte die Hs. aus dem Ende des
y. Jh. stammen. Das Blatt ist in der Mitte zusammengebrochen
d hatte als Aktenrücken gedient. Das linke Untereck fehlt, doch ist
durch nur ein Wort der Spalte a (S. 1) unleserlich geworden. Das
att gehörte einer großen Sammelhs. an, die offenbar auf dem Frank-
•ter Archive ihren Untergang fand. Zwei weitere Bruchstücke der-
ben Hs., ein vollständiges und ein halbes Blatt, enthalten den An-
)g des Freidank und den des deutschen Cato. Daß diese drei Frag-
iDte derselben Hs. angehörten, beweist neben der Gleichheit des
»nnats bei gleicher Zeilenzahl jeder Seite die völlige Gleichheit der
hrift, die besonders in der Übereinstimmung der fratzenhaften Ver-
srung der Initialen (so des S in Sunder 4758) hervortritt. Die Frei-
nk- und Catofragmente sind übrigens zweispaltig geschrieben. Von
iden, die mir — wie das hier abgedruckte und das im vorletzten Jahr-
ng der Germania veröffentlichte Bruchstück von Gottfrieds Tristan^ —
irr Stadtarchivar Dr. Grotefend in Frankfurt a. M. in der dankens-
irthesten Weise zur Verfügung stellte, habe ich gleichfalls Abschrift
Qommen.
Mone (Anz. 1835, 186 ff.) hat bereits hervorgehoben, daß die
I^Bersche Hs. lückenhaft sei; dies bestätigt auch das Frankfurter
148 F. PFAPP, BRUCHSTÜCK EINER HANDSCHRIFT VON REINBOTS OEORG.
Bruchstück, indem es zwischen den Versen 4739 und 4740 ein Verspür
mehr bietet, dessen Echtheit wohl nicht anzuzweifeln ist. Eine abschlie-
ßende Ansicht über den Werth oder Unwerth des Frankfurter Bruch-
stückes ließe sich erst nach Vergleichung der Wiener [und Zürcher] Hi.
aufstellen ; daß es einer wesentlich beßern Hs. als die Mösersche angehörte,
leuchtet nach Betrachtung einiger abweichenden Lesarten ein. So ist 4681
balde M(ösersche Hs.) sicher Glossem für gahü F(rankfurter Br.). Vgl
4801. Die Lesart 4689 gefi-um M belegt Lexer 1^ 967 nur aus M, ebenso
die immerhin zweifelhafte hornsegen M 4694. 4700 essen M ist Glossem flir
inbiazin F. Mit meien 4720 F weiß ich wenig anzufangen. Sollte viel-
leicht matdtn zu lesen sein? oder wäre an eine Personification des «mm
zu denken? engel M erscheint Glossem. 4727 gewebin F dlirfle sich
gegenüber gesiiytten M, das durch die vorhergegangene Nemiang der
schere (4721) eingeführt sein könnte, empfehlen. 4730, 1 ziehe ich die
Lesarten von F vor. 4732 erweist F das in M durchstrichene und
durch stoang glossirte crang als richtig. 4748 sunder bar F im Sinne
von ^unaufhörlich'' empfiehlt sich gegenüber sunder vor M, denn wann
die heiser inne war hat (4746), braucht nicht noch hinzugesetzt sa werden
sie habe sunder var geredet. 4781 der viol waz F ist richtig; M htt
d. V. raz. Ebenso 4792 wünsche F gegenüber wuchst M, 4850 sm
wunder F gegenüber sunder wunder M. 4883 bulin F im Sinne von „Ve^
wandte'' ist wohl ursprünglicher als bruder M. Vgl. 4906. 4894 duckt F
beßer als dusse M. 4908 sU^untzen M ist in der Bedeutung „Lanzen-
splitter^ nur aus dieser Stelle bei Lexer 2; 1254 belegt; trunzunBH F
ist aber vorzuziehen. 4910 git F beßer als sprichst M. Das EVankforter
Bruchstück ist md.
FRANKFÜRT a. M. F. PFAFP.
Ich füge ein Verzeichniß der uns erhaltenen Handschriften oni
Handschriftenbruchstücke von Reinbots Georg bei.
1. Wiener Hs. 2724 (bist. eccl. 149) Perg. 1376. 122 Bl. 4. Hoff-
mann S. 115.
2. Zürich, Waßerkirchbibliothek collect. Simmleriana Np. 430-
Pap. 14. Jh. 4. Bl. 23*-147\
3. Berlin, die ehemalige Mösersche Handschrift. Pap. 1446.
IQ^ Bl. fol.
4. Wiener Hs. 13567. Pap. 15. Jahrh. Bl. 183—215. Unvollständig.
Tabulae VH, 234.
5. München, cgm. 5249, Nr. 15. Perg. 6 Bl. 14. Jahrh. entfalM
V. 6631—5882. Vgl. den Katalog der deutschon Hss. S. 589; Keins in
den SitÄungsberiohten 1869, H, 321,
K.G. ANDRE8EN, HEUTIGE GESCHLECHTSNAMEN AUS THIÜDA, DIET. 149
6. Mone's Brachstück. Perg. 2 Bl. 14. Jahrh. enthält V. 630—844.
Oednickt in Mone's Anzeiger 4; 186 — 191.
7. Roths Brachstück. Perg. 14. Jahrh. Doppelblatt. Kl. 4. V. 3005
bis 3110 u. 3537—3642. Gedruckt in E. Roths Dichtungen des deut-
lehen Mittelalters (1845), S. 126—134.
8. Frankfurter Bruchstück. Perg. 14. Jahrh« 1 Blatt ^ enthält
V. 4680—4917. K. BARTSCH.
HEUTIGE GESCHLECHTSNAMEN AUS THIÜDA,
DIET.
Je mehr seit geraumer Zeit die Erkenntniß zugenommen hat,
daß unter den deutschen Geschlechts- oder Familiennamen ^ deren
' bunte Mannigfaltigkeit kaum übersehbar zu sein scheint, den ältesten
; heimischen Personennamen der erste Rang gebührt, desto klarer und
i erfreulicher treten die Bemühungen der Forscher hervor , aus der
(Menge der bisher entweder anders oder gar nicht gedeuteten Formen
immer mehr neue jenen Namen einzuordnen.
Daß die verschiedenen Stämme, welche im deutschen Alterthume
tur Namengebung verwendet worden sind; große Unterschiede der
, Fruchtbarkeit aufweisen, begreift sich leicht, kann auch aus der
heute vorliegenden Vertheilung der als Familiennamen dienenden
Formen nach den Stämmen, denen sie angehören, wenn nicht be-
wiesen so doch geschloßen werden, obschon es feststeht, daß eine
große Zahl von Namen im Laufe der Zeiten verloren gegangen sind.
Zur Veranschaulichung der Vermehrungskraft, welche einem ein-
ngen Stanmie nicht bloß in der Theorie, die sich im allgemeinen
siemlich gleich bleibt, sondern in der Praxis innewohnt, dürfte kein
anderer sich mit dem Stamme meßen können, den das Gotische durch
Thiuda (Volk), das Mittelhochdeutsche durch Diet bezeichnet, obgleich
derselbe als zweites Glied einer Zusammensetzung fast gar keine Ver-
wendung gefunden zu haben scheint, in heutigen Geschlechtsnamen
aber an dieser Stelle unerhört ist.
Neben Thiuda und Diet sind als Hauptformen der verschie-
denen Sprachzweige zu berücksichtigen: im Althochdeutschen Diot,
Deot, im Niedersächsischen Th^d, Det, im Friesischen Thiada. Zu
den ftinf hier vorliegenden Diphthongen treten noch ei, eu, au und ou
hinzu, während ie sich oft in i kürzt. Nun aber ereignet sich der
160 K. G. ANDRESEN
außerordentliche Fall; daß, da das i der Diphthongea ia, io, in {
wohnlich unterdrückt wird und e and t für sich allein stehen, in i
That sämmtliche einfache Vocale auf anlautendes D oder T oder ^
welche anscheinend willkürlich, theils dialektisch, theils graphisch, i
einander wechseln, folgen können. Zunächst also gehören alle Nan
hierher, welche mit einer Formel beginnen, deren Vocal oder Diphtho
Umlaute natürlich mitbegriffen, von zwei Dentalen eingeschloßen wi
Ist die zweite Dentalis abgefallen, was sehr oft geschieht, so köni
sich einige Zweifel erheben; Rücksicht erfordert insbesondere, w<
der Vocal der Formel a ist, der Stamm Dag*).
Der alphabetischen Ordnung des Altdeutschen gemäß darf n
mehr zur Aufstellung der unter Thiuda, Diet einzureihenden FamiU
namen geschritten werden. Die Belege der einzelnen Formen grün<
sich auf vieljährige Sammlungen; ist das Local der Beispiele, wiei
denken läßt, gleichwohl ein beschränktes, so wäre es doch auffalle
wenn besonders lehrreiche Namen, Vollnamen oder Kosenamen, ns
gewiesen werden könnten, die in dem Verzeichnisse unvertreten
blieben sind. Damit der Raum nicht allzu sehr und unnöthig in .
Spruch genommen werde, muß in Betreff der oft überaus zahlreiol
Formen desselben Namens, da die verschiedenen Wechsel und \
änderungen der Buchstaben theils im aligemeinen bereits angegel
theils sonst bekannt sind, eine Beschränkung auf diejenigen stattfind
welche im Verhältniß zu entsprechenden heutigen Geschlechtsnan
einen erforderlichen oder wünschenswerthen Beweis zu liefern i
mögen.
Zuerst sind zusammengesetzte Namen aufzuführen, deren zwei
Theil mit b oder p anlautet.
Aus Theudobald, Tietpold, Z) o< 6a W gehen hervor: Theok
Theopold, Thiehold, Thiepold, Diehold, Piepold, Typold, Tiebdt, DiM
Dippoldt, Tippelt, Dehald, Debold, Dephold, Dobold, TöpoÜ, Demb
Deyhaldt, Tohald, Toholdt, TanhoU, Taubaldt, Dübelt; Tiehel, Diebel \
latinisirt Dibelius, Dibell, Tippel, Dippel, Deibel, Teipel, Teupel, Ten
Deubel**) und lat. Deubelius, Debel, Tepel***), Döbel, Doepd, Tö
*) Vgl. Dabbert, Tappert, die zu Dagobert passen, aber aach bu Tiadb
**) Daß diese Form und die Form Dübel niederdeutsch gleich Ttet/af sc
der allerdings in unsem Familiennamen mehrfach vertreten ist, darf im Hinblick
den vorhergehenden Namen Teubel bezweifelt werden; auf jeden Fall sind b«
Formen hier aufzutreten berechtigt.
***) Tepel ist auch der Name eines alten böhmischen Stifts; aber onbedenk
darf Tepelmann wie Depelmann verstanden werden.
HEUTIGE GESCHLECHTSNAMEN AUS THIUDA, BIET, 161
Tifd, Dobbely Doppel, Dobel, Topel, Dübel, Düppel Aus dem patrony-
nuschen Verhältniß und dem der Deminution ergeben sich folgende
Erweiterungen: Tiebds, Diebels, Debels; Thebeling, Debeling, D'öbeUng,
Dobbeling; Depelmann, Tepelmann, Tebelmann, Töbelmann, Töpelmdnn
TöppetmanriyDubelmann, Dubbeltnann; Debbelin,Döb'elin,Döbbelin; Teipeüce
Zu Teutbert, Dietpreht, Dotbert, Tiadbert gehören: Dib
hert, Debert, Deppert, Döppert, Dobbert, Dobbert, Dobert, Tobert, Daubert
Tciubert, Tauberth, Taubereeht, Täubert, Teubert, Deubert, Dvhbert, Düoert
Ddtibert? Tappert? Dieber, Depper, Döbber, Töpper, Dober, Deuher, Dauber
r«*Jer, Dubber^ Düpper, Tilpper, Dapper? Dazu treten die patronymi
sehen und deminutiven Formen Dobers, Dubbers, DUhbers^ Tebeding*),
Tjaherings] Tiebermann, Tiepermann, Tepermann, Teppermann, Deppermann,
Dobbei'mann'^ Deberien? Dubberhj Dobberke, Dubberke\ Doberitz? Dobe-
rauf Toberenz?
Zusammensetzung mit -brand enthalten nicht allein Dittebrand
und Dittebrandty sondern auch die durch Metathesis und Abfall des d
gebildeten friesischen Namen Dettbam, Dibbem, Dubbem.
Aus Dietboldj Dietprecht^ Dietbrand entstehen nun weiter
eine große Menge zweistämmiger Kosenamen, in denen die zweite
Dentalis des Hauptstammes regelmäßig ausgefallen oder assimilirt^ ihre
Stelle mithin äußerlich von der Labialis eingenommen ist. Die meisten
dieser verktirzten Namen finden sich auf niederdeutschem, vorzüglich
friesischem Gebiete; Urkundeo weisen unter andern folgende Formen
auf: TiebbOj Tabo, Tetipo, Tiabco, Tepezo. Die nächsten heu-
tigen Koseformen sind : Tiebe^ Tibbe uud lat. Thibus, Dippe^ Tippe, Tipp,
Debo, Debe und lat. Debus**), Depe, Tepe, Debbe, Deppe^ Tebbe, Teppe,
Toeppe, Topp, Döpp, Dopp, Topp, Toppe, Toobe, Tabe? Tappe? Tapp?
Taube? Daube? Tavpp, Daub? Dub, Dube, Dubbe^ Duve? Tuve, 7\thbe.
Durch die verkleinernden Silben -ilo und -iko werden diese Namen
Äußerlich vermehrt: Diebl, Dibl, Deuble***); Tiepke, Tiebeck, Tipke,
Typke, Dipke, Depke, Debke, Dobke, Töbke^ Döpke, Töpke., Többicke,
Üöbbecke, Döbich, Doppich, Tabcke? Dupke^ Dubbecke, Dubigk, Tiibeke,
*) Tebeding verhält sich zu Deotbert wio VoUbeding zu Volehert. Über -het
aus -hert vgl. Stark, Die Kosenamen der Germanen S. 164.
**) In der Schweiz aas Matlhaetu gekürzt (Becker, Progr. Basel 1864 S. 19).
^t sieh aber der Name auch ganz anderswo findet, z. B. in Elberfeld und Wetzlar,
uubesondere da Hiibut nebenher geht, so ist es erlaubt zu erklären, wie geschehen ist.
***) Außer diesen drei Formen, die vor dem l keinen Vocal haben, können im
tllgemeinen die vorher unter -bald und -pold gestellten Kamen auf -bei und -pel
tis Deminutiva erklärt werden ; hierüber vgl. Andresen , Die altdeutschen Personen-
Dtmen S. 12.
\ifl K. 6. kSlXSSES
TMi^h'.. kni byixikoristiflches z (-izo) scheint kein Name dieser Art
anjizn^^benf ^ s^i denn, daß num DaufniZj TaMiz hieilier and nicht
znun Mtamme /y/iti rechnen oder TobUch berückrichtigen wolle. Patith
nyfni«cfaen Oenetir zeigen: Thiebe», ThUveMj TiettSj 7%tre^ ^^y ZMet*},
//vZ/jT, //tt/>«; Ti^henj Dieben j Düpen, Tjahen, Tjatbat, Tappemj T^ppen^
T4Aßm, iMppm, D^Anmj Hieben^ Dehbenj Tflppen^ Tcbem^ AtMAeii? Z>fliai,
TMßtn, »Starker nnd schwacher Genetiv vereint finden sich in TjfaUoii,
TMmiM^ iJeveM^ Tf/fßbens. Den mit k gebildeten Koseformen fllgt sieh
der Omietiv an in den friesischen Namen T/ebkeSj Tjebhen, Dtpkai,
Tajfhm^ Tahkerif Jopken. Zusammensetzung mit 'mann nnd der nnw-
wf'AUivUsn Kosfsform offenbaren Tipmann , Dopmann, Doppmann\ patro-
nymisches -ing enthalten Dipping^ Deppmgj Tabing, Doepping^ DSpekmg,
Tapking, Die Form Dobbinga gehört ausschließlich der friesisches
Mundart an; desgleichen Tubbesing und Tübbesingf wo sich ein Patroh
nymicum an das andere schließt (vgl. Tubbe und Dult).
Der Zusammensetzung mit -frid sind zu Überweisen: D^eiii
thfnri, Tmfeiij Tuffert, Duffert, Düfert, Diefer, Teffer nebst den Koie-
l'orinon Tijfn, Doff, Tiefd, Teyffel, Teufel? Deufel, Dopffel, Düffel, Dufke,
Tf^fkf..
Der altdoutscho Name Dietger ist nicht blos in Düger jxmdiDittget
orhalt(*n, Hondcrn steckt auch in Theger, Theeger und dem Patrony-
inicuni Tegurn^ in Töitcher und Toger, vielleicht in Düeker, Deucher ond
Divihard ergibt Diefcr^ Ditterij Didert, DethaH, Detmi, Dekarii
/hnid(*rf\ Tjarte, Tiaii»t Tjardee, Tjaards^ Tjaare^ Ijardeen^ Deihariuij,
Ihivrdhitj^ /hdrrding; IHrtinga. Da die auslautende Dentalis eines alt-
(louisohou Vollnamcns sehr häufig abfallt**), so können insbesonden
Nanion, dio man zunllohst geneigt sein dttrfte aus Zusammensetsiug
mit Jirr r.u iliMitcMi, os nicht selten zweifelhaft erscheinen lassen, ob
der Kwoito Tlioil nicht vielmehr -hart sei'*'**). In dieser Riehtung siod
dio folgondou houtigon Namon zu beurtheilen: Dietter, Däierj DMenj
lhfdfi\ /Vr^rf), I fetter, 7W/«t, TAäAt, Thäter, Uuäer, TaUer, DM»^
\\\Uv, lotrr, TinUer^ Ih'kifn, Dt^Ur, Denier, Dauier, Demder^ IWlter,
*) Auoh /V^fJr wiril von IWokor a. a. O. uli schweiieriMlw Kflmmf auf JM-
/\^mut Ai\ft<^|Z«^)«<'it. AUoin joncr ()o»chlccht«name, der gleiekfUb in ElbarMi vU
WVtnUv an^lrotfou winl. TcrliKll »ioh buchntXblich ?Ke SAet (aas Sifihmidf 4ir<i
*M V|r1. VtMW, IV^r, Uiiffr mu Si^^ihcU, üedmlheri, Huf/rid.
**•^ Val. AV;«r. Hf/;«r AI» Af%}kmrd^ J7i7lia«r^ (Sivk. FiiiiiM" ***
i
HEUTIOE 0E8CHLECHTSNAMEN AUS THIÜBA, BIET. 153
Dier? ITiier?*). Dazu deren Deminutiva und Patronymica DieterU,
Dderleej Doederlein^ TViierlein? Diercke? Dierieke? Dieters^ Dieders**)^
Diers? Thiers? Diersch? Thiet^sch? Deters, Detders, Deiters ^ Dauere^
Dieren? Dietermann j Tietermann^ Diedermann ^ Thiermann? Diermann
und Diersmann? Determann^ Detering, Dering^ Dieterling^ Deterling,
Teierling, Thierltng? Dieringa, Dirringa,
In der Zusammensetzung mit -mann werden eine große Menge
mehr oder minder unterschiedener Formen offenbar, welche hier neben
and nacheinander aufzuführen angemessen erscheint, ohne daß damit
ausgesprochen sein soll, daß sie alle ins deutsche Alterthum zurück-
reichen, da die Form mehrerer und wohl der meisten unter ihnen viel-
mehr auf viel spätere Verbindungen mit den einstämmigen Kosehamen
hindeutet. Die Namen der beiden an und für sich gründlich zu unter-
scheidenden, aber augenscheinlich vielfach in einander gemischten
SJassen sind: Dietmann, Tiedmannf Dittmann^ TUtmanrij Tiedemann,
Thidemann^ Tidemann, Tidemandy Diedemann, Tiemann und lat. Timanus^
Thiemann^ Thimann, Timmann, Diemann^ Diemand?***) Detmann, Dett-
mann, Dedtmann^ Tettmann, Tedtmann^ Dehmann, Deimanny Theimann^
Dodemann^ Todemann^ Todtmann^ Thomann'i Todtmann, Tutmann^ Thu-
mann.
Aus Dietmar haben sich gestaltet: Dittmar, Dittmerf)^ Dithmer,
DiemoTf Diemer, TTiiemer, Tiemer, Detmar, Dethmar, Detimar, Tetmar,
Detmer^ Dettmer^ 27*emarff), Themer , Teimer^ TöM^marftt)* Theum^r^
Dammer? Domer? Döhmer? Daumet", dazu die Patronymica DÄ^rwcr«, Tied-
mers, Tyedmers, Detmers, Demmers? Dettmaring, Detmering, DMmering,
Ob der Name Diemund, der sich z. B. in Köln findet, hierher
gehöre, oder zu dem weit seltenern Stamme Thiu, Dio, yfoYiet Demnth
entsprungen ist, läßt sich mit Sicherheit nicht entscheiden.
Aus den Vollnamen, deren zweiter Theil mit m beginnt, vorzugs-
weise aus den Namen auf -mar, haben sich folgende Koseformen ent-
wickelt: Thieme, Thiem, Diem, Diehm, Dihm, Thimmo^ Thimme^ Timme,,
*) So heißt auch ein Ort in der Bheinprovins.
**) Und DUderit, welcher Name sich mindestens äußerlich sa Bieder, Biedert
bnehstXblich TerfaUt, wie Sieheite zn Siehel, SieheU?
***) Jedoch Tgl. mittelhochd. diemant und die diesem Worte entsprechenden
jetsigen Oeschleehtsnamen Biamofid nnd Bemant.
t) Daraus Tielleicht umgedeutet Bithi\eier,
tt) Es gibt auch einen Ort dieses Namens bei Meiningen,
ttt) Ist es erlaubt mit diesem Namen dadurch, daß das ^ als Terkleinemd
betra chtet wird, den Namen BeiUmorg in Verbindung su bringen (vgl. Teiptüee^ Bobherhe) ?
• .^
^ A. O. A5IißE>E>"
7/'<m>(, 7<3n«, 7(M icd U:. Thi^r^vj, Tinkm, Tkymimj Tewtme, Timm,
/j^^»mA^ 7>/A>.m'?*y Oiimm'f IHK&mm'f TkitMl, Däml, Dehmel? Dtimidl
lfomff*^^-f Thi^fffi:A^ ThM^mk^,. Dümkk^, ThiKmich^ Thiemg, Thimieg^ Timko,
'lifftl'A^ h'öhfftkA'f llkUfwt*, Tlty^tM. TUms. TimmeR. Tawtmem, Thymen,
7 €^!n(^y*jf, 7'fmf>rnf Timmk^t, Thimming. Trrmmii^g, Tkimmling, Dimmling^
Timmn^^n^ TatM^t, 7'UifiMrmann.
In ttfiUfzff df:n SamfiHA iJenant erhebt sich wieder die Frage, ob
*!r mit Jjiof. oder JJio compODirt sei; in Förstemmniis Nameobaeh
nif.hfiu vier Alte B';iHpiele jener Zusammensetzung verzeichnet, während
t'.n von die»^.r kein einziges bietet.
OhrH; 7jWh\{4i\ entspricht der im Fürstenthum Lflbeck vorhandene
OesehN'.^htsname Thedran**} der nachweisbaren alten Form Thetram,
t\. i. /Hei mm [-hraban).
\h\T Namf; Dietrich ist in dieser buchstäblich erhaltenen Form
als Vor- lind Zuname allgemein bekannt und weit verbreitet; daneben
f(ibt (IS eine groüfs Mannigfaltigkeit von Formen innerhalb der Familien-
iianifuiy nllmlich: Dietei'ich, IHeihrich^ Diettrichj Dietreichy Diederick^
Dindrivhf DiUnrich^ /Hthnch, 7ittrich, Düirick, Thierig, Dirk^ Dettrick,
fffdrich, /)t'flin*ir./if 77f«r/y/, Dnreichy Deifrich, DetUrich', femer die Patro-
tiyniica IHfifrichH^ DiaderichH^ Diderichs, lat. Dieterici und Diederic^
Di'dorichM, /fv.dtrij\ DlerivJw, IJierkeHy Dierks, Dirkes, Dirks ^ Dürki^
/ff'rkßf PtrirltM, /h'rltjs^ Ihr Ix, TJerks, TJarks, Tiarka, Tiaarka^ Thyarh,
IhWkfH, nivkvn^ iJnrkfti, lliurichena, Dierking, Dierckinck^ Dirkinjj
Ih't'dn'rhHnhfif Pifflrirhsvn^ Dierkaen^ Dirkaen, Dirxaen, DerkaeUf DörkaeMt
liit'VHni'i l>irraafu*i IHrkmann^ frics. Tjarkeana\ endlich das allein
Htf'lMMiilo l>iMninutiv /h'rifjl.
A\in Pif'told (Miinpringon Piefhold ^ Diettcald, DiedeÜ, Ditwalij
Ihitwti/d, DmraUJ, Ihtrald, 77*f'MviW, Thetcalty Thadewald, Dowaldy
\\\o HfTwofh hIh llt^rwarf zu vorstehen ist***), scheint Dewat^
i\\o'\\A\ Ihf'tv'in'i, yVfii'firf zu soin.
IVr N.-uno tK^ri» «Inrf unbodouklich auf DeottctHy welches io
\ iolon noinpiolon boi Fi^rstoiUMun iuifgcfülirt stcht^ zurflckgefbhrt werden ;
o\\\ rtllo» IK'i'h'iu, Ihoirhi rtndot sich nicht.
lh\tf>}f\\t{\ nw\\ bnoliHtablloh orhalion. dasselbe bedeuten Diedolphf
ihiUfu /)»w;,/. I^iedloß: n.tW, TxiJof. Dcthlof,DtMhff,DMofyTete'
lfi^ }\.Uy)K lhf!*i\ />'V. />.w;i/. Dotlot: TeiitJöf, Deutlof, DeMoff,
••N Knon. PiNNjtr. K«im IfW. S n.
HEUTIGE GESCHLECHTSNAMIEN AUS THWDA, BIET. 155
Tmdloff, Tülf, Tiüff*) ; patronymische Erweiterungen sind Dethhffs,
Ddhlefsy TjadeleffjSj Delfsy Detheleven; DiÜefsen^ Detlef sen, Dethlevsen,
Tdkfsen] Delfmann,
Vermöge der zu Anfang hervorgehobenen Reichhaltigkeit und
MaDDigfaltigkeit des Vocalismus innerhalb der beiden Dentalen sowie
des mehrfachen Wechsels dieser Consonanten selbst ist es erklärlich,
daß die im allgemeinen für sämmtliche Vollnamen geeigneten ein-
stftmmigen Koseformen einen sehr großen Umfang einnehmen. Kaum
IsQt sich eine Form denken , die gar nicht vertreten wäre; Zweifel
sind in einigen Fällen an sich zwar berechtigt; können aber durch
Analogie leicht beseitigt werden. Kosenamen , in denen der reine
Stamm und nichts weiter entgegentritt ^ sind folgende: Biete ^ Tiete,
Diähe, Diede, Tiede, Thiede, Dieth, Tiedt**), Thiedt, Didde, Diu, Tüho,
Tido, Ttdow? Tidau***)? Tyd, Tydt, Thie, Thye, Thete, Thede, Dedef),
Dette, Deey Deiie, Theye, Thei, Thäte, Thate, Täte, Tade, Thai, Dato, Date,
Dathe, Daht, Thode, Tode, Tohte, Todt, Tod, Tott, Dode, Doodt, Doht,
Doh, Tödt, Deute, Deut, Teuth, Taute, Tavi, Tauth, DauU, Daude, Dauth,
Daut, Dans? Dau? Dada, Dute, Dude, Dudde, Due, Dutt, Thude, Tude,
Tutt^ Düde,Düeff). Die nächsten einfachen Deminutiva von Namen dieser
Art sind noch weit zahlreicher, und zwar 1. reinvocalisch : Dudy\
2. iioit h Dietel, Dietl, Dietle, Diedel, Dittel, Diehle, Dihle, Diel, Diehl,
Dille, Dill Thielo, Thilo, Tliiele, Thiel, Tiele, Tille, Till, Thill, Thile, Tilo,
Ttle, Tittel, Title, Titel, Dedel, Theele, Thele, Theel, Theidel, Teidel, Deitel,
iJeile, Deyhle^ Theile, Deyhl, Dheil, Theil, Deul, Taüdel, Dautel, Dodel,
Dodell, Dodl, DoUl, Dohle, Dolle? Doli? Tolle? Toll? Döttl, Dohle, Doehl,
Thöle, Thoel, Toel, Doli, Dölle, TölU, ThuU, Thul, Tutel, Thüle, Düll\
3. mit k\ Thtedecke, Tiedeke, Diedike, Tietig, Tiedtke, Tiedke, Tietge,
Tietje, Tiedge, Tiedje, Thiecke, Tiege, Tieck, Diko, Diekow? Dickow?
Ticke, Tedicke, Dedicke, Dedich, Dettke, Detje, Deecke, Tegge, Teitge,
Theige, Taddach, Thatge, Tafge, Tat je, Daake, Tagge, lacke, Tack, Tage?
Töche, Töck, Doege, Dauch? Thoke, Dockefff), Dogge? Doch, Toek,
♦) Vgl. ÄhljB^, Rolf AUS Adolf, Rodolf; Lulfa, Rahlfa aus Ludoff, Radolf.
**) Mit dem Namen üntiedt, der in niederdeutschen Gegenden angetroffen wird
and schon Jahrhunderte alt ist, wird Niemand beweisen wollen, daß der Name Tiedt
'Zeit' bedeute.
♦♦*) Pott, Personennamen 167; Hertens, Progr. Hannover 1876, 8. 31.
t) Mit diesem Namen scheint Dedekind zusammengesetzt, also anstatt *Sohn*
(vgl. spftter Thedsen) ausnahmsweise *Kind* eingetreten zu sein.
tt) lo alten Urkunden finden sich eine Anzahl solcher hypokoristischen Namen,
wie Tido, Diddo, Tete, Thyo, Theudo, Tado, Bodo, Todo, Boto, Budo-
ttt) CreceUuB, Zeitschr. f. d. Phllol. 4, 344.
156 K. G. ANDRESEN
TuHehe, Dvdik, Duttke, Duttge, Ducke, Tücke, Duck, Tueh, T&tg
Tücke; 4. mit z: Dieze, Diez, Dietze, Dietz, Tietze, Tietz, Thi^, TSefodI
Tietzsch, Tietsch, Thietsch, Dietzsch, DieUch, Dtesch, Diese? Diees? Die^
Dieet? Titze, Thitz, Titsch, Difz, Düch, Dies, Deeiz% Teetz, Detzeh, Teeck
Tesch? Taetsch, Deitz, Deisz? Deiss? TTieiss? Theise? Taatz, Teueh
Taaeh? DetUz? Deutsch?**) Teutsch? Deusch, Teusch, Theuss, Dem
Deus, Datsch? Tutzsch, Dutz, Tusch, Dusch, Duss, Dautz, Taufe, Tause
Thausch, Thauss, D&ze, Dötsch, Dotz, Totz, TatsiA, Tosch, Daseh, Dos
Thoßj Dosse, Dom***); 5. mit l und n: DteÜein] 6. mit I; und n, welel
Form sich im allgemeinen mit derjenigen mischt^ die sich aas der Ye
bindung des verkleinernden k mit dem schwachen Genetiv der AI
stammung ergibt, weshalb wir uns hier auf Dittehen, Deuiehen mi
Deutgen beschränken. — Zwei Verkleinerungen nacheinander treten an
a) l und k: Thielicke, Thielcke, Tieleke, TiWce, TilUeh, ThieOee, TiA
TiUce, Tilge, Dilje, Txlch, Deilicke, Theilig, Theilich, ThegUch, TaUig
Tohleke, Talke, ThöUce, Dölke^ Tolg? Thulke, ThiÜecke, TiOecke; 6) £ und
Tickel, Tiegel? Digl, Deigl, Dogl, Dökd; c) z und l: Diezd, Diztu
Dießel, Diessl, Diesel, DiesUl? Ditzel, Ditzell, Tietzd, Tieizschel, Tetst
Teiizd, Teutzel, Deutschel, Deutschte, Deuschle, Dötzel, Doetzschd, Dösm
Duschet, Dussel, Tüfzel; d) z und A:: Titzk, Ditschke, Teschke? Taüi
Totzke, Toczek, Toszek, Tauschke, Tausig? DtUschke, Tutschek, Tuat
Tuschke, Diitschke, wozu etwa auch die patronymischen Formen Deush
und Doskens gefügt werden dürfen f). Ein seltenes Beispiel dreifadi(
Deminution ist Dietzeüce. Während l und k, wie die Namen gesei(
haben; jede Stelle in der zweifachen Verkleinerung einnehmen könn«
scheint z auf die erste beschränkt zu sein ; daher gehören Namen w:
Diltz, Tielsch, Dölz, die man hierher zu ziehen sich versucht gefUi
hat; vermuthlich anderswohin. — Der starke Genetiv der Abstammai]
hinter dem reinen Stamme wird nur sparsam vertreten sein: Diei
Tiets, Deets, Dyef, der schwache findet sich häufig und ist besondei
im Niederdeutschen und Friesischen zu Hause: Tieten, Tieden, TiUe
*) Latinisirt Deeitu?
**) Jedoch Tgl. die Namen ündeuUch^ UndüUch,
***) In Betreff der hier aufgeführten Namen mit »ch^ 9$, « anstatt s muß a
analoge Beispiele, welche sich urkundlich beglaubigt finden, erinnert werden, wi
Ooache, Ooich aus dem Stamme Ood, Brüte aus Burehard, Hem»e, Henae nebe
HeirUze, Herne,
t) Urkundlich beglaubigte alte Formen der Deminutiva dieser yerscbiedeor
Klassen sind: Deotilo, Dodilo, Tilo, Tiediko, Thieko, Dyko, Tetieo, DeU
Tadako, Tiaeco, Dedeko, Deko, Dodiko, Doco, Duttik, Dieao, TVi«
Teto, Tiato, Teuto, Thietiko,
HEUTIGE OESCHLECHTSNABiEN AUS TBIÜDA^ DIET. 157
Didien, Thim^ Thym^ Tedden^ Teten, Tehen, Teyen, Tjaden, Tiaden^
Thaden, Thadden, Thaten, Thoden^ Doden^ Doeden, Tuhten, Duden, Dou-
den, Dudden^ Düdden, woran sich Patronymica auf -a reihen: Thydsna,
Thadena, Tadena, Auf dieselben Mundarten weist die Verbindung beider
Genetive mit dem Stamme: Tiedens, Tutende, Diddene, Tetten», TetenSf
Thedens, Thene, Tödtene. Während die Namen Diele, Tiels, Teile aua-
naliiDsweise den auf eine Koseform mit l folgenden starken Genetiv
offenbaren, kommt der schwache an dieser Stelle öfter vor: Dielen,
Tkiden imd lat. Thäeniue, Dillen und lat. DiUeniue, Thelen, Theüen,
Thalen, Tholen, Dolen, DöJden, Thölen. In DiUgee ließe sich die Ver-
mehrong eines doppelt verkleinerten Namens durch das genetivische e
erkennen. Den durch k gebildeten Deminutivformen folgen beide Gene-
tive, jedoch wohl häufiger der schwache als der starke: Ditgee, Diegee,
Tigge^^ Tiege, Tix? Taddtke, Taddige, Taatfes, Taake, Doekee, Dookee,
Doogs, Döckee, Doecke; Tiedken^ Tiedgen, Dieken, Dicken? Detken,
Jieeigen, Deetjen, De^en, Deeken, Decken, Tecken, Taddiken, Taken,
Docken, Duken, Tütken, Tütgen, nebst den Bildungen auf -a: Diekena,
D^kena, Dadcena. Die Namen auf -ken können es aber^ wie bereits
bemerkt worden ist, zuweilen zweifelhaft lassen, ob das n patronymisdi
^®i oder zu der verkleinernden Silbe -kin gehöre*). Diesen Namen
^%t sich auch der starke Genetiv an: Tiedgene, Tietjene, Ditgene, Die-
ckens, Detgene, Takene, Tütgens ', selten findet dasselbe nach dem ver-
U^inemden l statt, wie in Tolens und ToUene. Auf die doppelte Demi-
nntion mittelst l und k folgt der schwache Genetiv: Tielken, Dielken^
^^iken, Tölken, Thölken. Dem hypokoristischen z schließt sich einige
Haie patronymisches n an: Tietzen, Titzen, Duzen.
Ableitendes -ing zeigen nach verschiedenen Stufen der Weiterbil-
uuixg die Namen Döding nebst dem friesischen Thedinga, Diding^ Tiling,
^tt^Tig^ Detiling, Tettling, Dehling, Theiling^ Deuling, TjcUling^ Döttling,
^^^-ing, Döhling, Thöling, TöUing, Doling-, Tücking\ Thüeing, Tüssing,
^^^<^'9mng ; Tieücing^ Tilking, — Zusammensetzung mit -sen enthalten Tedteen^
^ 'Krisen und Teeeen, Todsen, ThieUen, Tücksen und Tüxen^ Deuseen;
^^B^mmensetzung mit -mann, außer den früher genannten die sich ent-
^^^er mit dem reinen Stamm verbinden oder auf einen zweistämmigen
Naxiaen gestützt sind, diejenigen, welche als Erweiterungen einer Ver-
kleijierungsform erscheinen, wie Thielemann, Thiehnann, Tilmann, Till-
^^^^nn {Tilmanns, TiUmanns, Tiümans, Thilmany)^ Dillmann, Thelemann,
*) Ygt Stark, Kosenamen 61. 62, wo dieselbe Rücksicht fQr die Form -lin in
^^'^spraeh genommen wird.
158 K 0. ANDRESEN, HEUTIOE GESCHLECHTS NAMEN AUS TBIUDA, DIET
Tfl^manHy DeUmann? Telmann? Theilmanny Deilmann^ TknlmuMnnj Tiegi-
mann^ Ih'ekmann? Tackmann , Diezmann^ DieUmann^ Ditmann'i Teetz-
mann^ LMßmann^ Deufschmann? D&tsehmannj TfiBckmannf DiUMami?
Tieckflmann^ Tichelmannj Dossebnann? — Den Kamen auf -mami gleichen
diejenigen auf -meiVr oder -meyer in gewisser, besonders in formeller
Hinsicht, s. B. Tibelmeifr. Tetme^r^ Tntemeier, Tüiewuejfer^ Deidmeier,
Thfil^metffrj DrMmeiVr, Disselme^^). — Auch der Endung -er, welche
in südlichen Landschaften, besonders Kirnten, patronjmische Geltoog
hat^'^V ist hier su gedenken; Geschlechtsnamen, denen diese Form an-
gehängt sein kann« sind: Di'fteer, Z>iVf«cAer, Teixer, TSixer, Tüiseher,
TiUzid^er, Didnfr? Toiüer? iPoltr? Dosseleri TopUr? Topperzer?
Nachdem früher angenommen worden war, daß kdn altdentsdier
Name aus mehr als awei Süimmen bestehe, ond Weinhold ^**) ab
Gmndsau aufgestellt halte. dal> hrpokoristische Fonnen nicht all
erster Theil einer wirklichen Composition verwandt werden künneo,
hat man sich in neuem Zeiten einer Menge sonst schwer xa deutender
Kamen gogx^nübor geneigt orklirt einiurftnmen. daA in jflDgeni Periodsi
der i^euischon Kamong>cbung einieJne Stimme, solehe insbesondere,
deren Redeninng mehr oder minder abgeschKffen seL wie imri und dt,
eine Veriiindung mit Kosoiiamon eingegangen seien. Diesem Urtheile
g>^m\i» lüki»! «.ich der heutige Oo^chlechtsname DiezM^ wondien asek
/•s/ra"»Äi und 7 'fV?iÄ?*i"»ro vorkommen, bequem rerslelieo. und TcUert
kam au« T^-^iiC' ;;nd ft.irr fu:i^Ammenresc:it »ein. Darf man derVer
muihuni: Kav«!» feSer., da«: der Xanßc A-^fi T»r^ da- ac^ s. B. in Köl»
f.r..iel. *i:c Virbuidur*: des VoUnaniia? DtT,:i, Dutriei^ wut koH eoi-
hal:e, ;:v.«: e.a^u liooii h\ }\oki>r:s44$obes : «•der ancb gCBedvisdiei *.
oa5 **;ei oA ;r. : vcruaüat^*, ^srnex i^'i*
'^'^^^^ IL G. ANMBESEX.
F.BECH, ZUM WOBTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 159
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER
URKÜNDENBUCHES.
Auf den hohen Werth, welchen das von Hubert Ermisch heraus-
gegebene Urkundenbuch von Chemnitz (= Codex diplomaticus
Sftxoniae, zweiter Haupttheil, VI. Band) für die deutsche Sprache
des MittelalterSi zumal Air den obersächsischen Dialekt hat; ist schon
wiederholt hingewiesen. Sein Wortschatz aber, obwohl so reich an
neuen und seltenen Ausdrücken, ist im Ganzen noch ungehoben ge-
blieben. Auch enthält das Glossar, welches demselben beigegeben ist,
eine ungenügende Auswahl daraus und bringt für manche Worte eine
ODzureichende oder verfehlte Erklärung. Darum schien es der Mühe
werth, das in den sorgfältig redigirten Urkunden gebotene Material,
soweit es in sprachlicher oder culturhistorischer Hinsicht von Interesse
ist, unter Heranziehung verwandter Erscheinungen, wie sie sich auf
Nachbargebieten finden, einer eingehenderen Besprechung zu unter-
ziehen.
abbruchlich f adj. noeivus, nachtheilig, 393, 17 (a. 1393), vgl.
Schiller-Lübben I, 20 s. v. afbroklich.
abekouf, m. 120, 27 (a. 1449) beczalunge u. abekauff.
dlehorth, f. 408, 34 (a. 1508) eine alehoi'th, die in seinem molgraben
9^^nden\ gemeint ist septvm, captura, clausura anguillarum ^ älhort
•>ei Schiller-Lübben I, 53^
algereiten an, adv. 117, 2 (a. 1449) wenne wir vamemen, das
Gliche algereiten an ir gespotte dorüß haben. Hier hat algereiten an den-
selben Sinn wie das mhd. allez an, alzan. Über dieses an, welches ver-
schiedenen adverbialen Ausdrücken nachgesetzt zunächst den Beginn,
^*Un den Fortschritt oder die Dauer bezeichnet, vgl. D. Wb. I, 285,
°**xxentlich 1498—99 über bereit an, ferner Schiller-Lübben I, 78%
'' folg., Benecke-Müller I, 38; dazu Laßberg LS. IV, 408, 358 si
^^^9en (aßen) da by filr sieh an (in einem fort), bisz in der gürtel recht
^^ 5 för an (fortan) bei Lexer III, 589; nü ßiran Nürnberg. Poliz. 111,
y' X2; fürahn (zuvor) Weist. II, 60, Z. 37 und in diesem Sinne voran
^^ Dyocletian 8016; voran heim var. zu Erec 2879; zuvoran Diefenb.
^lo88. s. V. ante; Nürnb. Poliz. 235 u. 241 ; DRAkten I, 301, 37; 236, 15;
^^>orenan Cod. dipl. Silesiae 8, 102, Z. 2 (a. 1396); vortan (hinfort)
^*^8t von Eirchberg 703 u. 704; vordan Scriptores rer. Pruss. III,
^^, 629 u. 630; Schiller-Lübben V, 471*/ umgestellt an fort im Als-
160 FfiDOK BECH
feld. Passionsp. 6926; — mit dem erstin an (ab initio) Job. Botlie Bitten
506; zu dem Srstin an 2390; — van stad an (iUico) Espe, Leips. Berich
vom J. 1845, S. 11 (a. 1358); czustundan S. 29 (a. 1399).
aüpulser, m. 42, 19 (a. 1379), scheinbar verderbt ftlr alipabt
aUbüzer; doch vgl. Diefenbach Gloss. 492*" s. v. renovator, wo gleici
fallB ein altpuUer ans einem alten Glossar verzeichnet ist
anbrengen, stn. die Meldung, 161, 25 (a. 1467).
anieidingen, swv. gerichtlich angreifen, belangen, 40, 29 (a. 1375]
54, 23 (a. 1395) ; Urknndenb. von Mttblhansen i. D. ed. Herqvet no. 91
(a. 1346) sie anzuthedingene u. ze besckuldigene umb einen Juden; NoiJ
häuser Weisthümer in Förstern. NM. I^ 3, 23 (14. Jahrb.) werde iä
güd edir der eins angetidinget; 35: her habe eyme an einen eid geteydisjA
Schiller-Lttbben I, 80 s. v. andegedingen\ daher slos u. stad in amÜäÜM
(Ansprach) nemen bei Dreyhaupt, Beschreibung des Saalkreyaes I, S. 19
(a. 1463).
bedacht, f. Überlegung, Bedenkzeit, 235, 37; 336, 2 (a. 1478).
begencnisse, n. Lebensunterhalt, 53, 34 (a. 1395) tr 6. tmd fionnyi
dieselbe Bedeutung hat das Wort im Cod. dipL Siles. 8, S. 30^ (a. 1349):
37 (a. 1352); 40, 46, 57, 91; Altprager Stadtr. ed. Bößler S. 70.
bekundigen, swv. accusarcj belangen: einen vor fisrsUn naektm
keinen richtem k, 64, 29 (a. 1402).
beleser^ m. 133, 21 (a. 1453) ein b. und vanoeser des aüaris\ eiMi
der den Altar beUst, vgl. 105, 22 und Benecke-MtÜler I, 1009^, Schilkr
Löbben I, 223*.
belestunge^ f. Beschwerung, 229, 16 (a. 1477).
belistigen ^ swv. überlisten, täuschen 167, 3 (a. 1470); Schilbr
Lübben I, 225%
benümunge, f. Benennung, namentliche Anführung, 25, 9 (a. 1368)
berufen, swv. appelliren, sich berufen, 91, 21 (a. 1421) dy iiifji
— — beruften an unser gnedigen hirren dy herzogen; sonst nur Ü
berufen üblich.
bescheidunge, f. assignatioy legatio. Vermachung, letztwillige Vtf
fügung, 57, 8 (a. 1399); Haltaus, Qloss. 142; Rechtsb. nach DistuDd
m, 8, 1; Zeitz. Copialb. (15. Jahrb.) fol. 230* die besdmdunge istf
schehen yn syner kranckheit, yn der nacht do Nickel starp^ da selbisi i^
von sttml myn hüsfrowe sulche bescheidunge widersprach und sproA
Neyne, ich besehe der bescheidunge nicht.
bevam, stv. 63, 32 (a. 1402) er sal daz bevam als$ andermcifi
vnsem gutem; 64, 11; Urk. von Weißenfels (a. 1354) bei FörsM
N. M. III, 2, 85 daz statchin Ranstete zal he unde aüe zyme arfrm iHir m
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 161
kwuryn unde bessizcin äne alUrleie anspräche ^ Urkundenb. von Meißen
n, DO. 766 (a. 1402) mit bevarin unde umbevarin eckem; no. 972
(a. 1406); cfr. Schiller-Lübben I, 306 und Nachtr. I, 63*).
hevr^unge, f. 141, 22 (a. 1457) befryhunge\ Lexer, Nachtr. 79.
blbleiche, f. Nebenbleiche (neben der Hauptbleichanstalt) 129, 34
(a. 1451); beybleyche 139, 15; biebUiche 198, 13.
bUegunge, f. Beihilfe, Beistand 130, 6 (a. 1451); vgl. btliginge
bei Schiller-Lübben I, 335* ; legen und legende = ligen und Inende findet
sich öfter, z. B. 187, 37 (a. 1470) und 222, 4 (a. 1474).
Wöußig, adv. obüer, circüer; 115, 4 beyleufftig dryhundert (a. 1449) ;
Mffsßigk achtzigk jdr Weist. III, 597 (a. 1450).
bleichgewei'ke, swm., Arbeiter an der Bleiche 76, 18 (1420).
bleichhüSf n. Haus zur Bleichanstalt gehörig, 122, 26 (a. 1449).
bleichrickter, m. der über die Bleiche gesetzte Richter, 76, 15
(a. 1420) ; 198, 10 (a. 1471).
bleiehtoirdig, adj. 114, 36 (a. 1449) etliche linwante nicht bl. ge-
mxht werden.
breit, stn. = mhd. bret 106, 2 (bald nach 1442) in einem Zoll-
rodel: item von holcztoercke, feigen ^ breit ^ schindily lattin 3 heller \ nach
Ireit hat hier der Herausgeber kein Komma gesetzt. Vgl. 111, 12
hmtmidertn {. = bret8ntderin; geiben = geben 104, 29; 106, 9 (a. 1442);
Hernien = nemen 105, 31; leider = ledery corium^ 105, 33 (a. 1442);
Weinhold Mhd. Gr. 105.
briczej f. 68, 22 (a. 1411) gebende y priczen^ vingerlm und desglich'^
im QloBsar 522 erklärt: Einfaßung an Kleidungsstücken; aber das
vftre 6ri9e, euparus^ was schwerlich gemeint ist. Die Nebenstellung
▼on tingertin deutet vielmehr darauf hin, daß braze darunter zu ver-
Btehen ist, franz. broehe^ lat. bracca, fibula, von dem sich niederd. die
Formen breee^ brese^ bresse^ bretze finden, vgl. Schiller-Lübben I, 411
^d Alte Statuten von Halle in Förstemanns N. M. I, 2, 80 breczen, finget*-
Wn (15. Jahrh.) = Dreyhaupt 1. 1. II, 317; broedsche in den deutschen
Cbon. 12, 350, 4. Bratze oder bretze findet man auch sonst noch öfter
loit iringerNn zusammen erwähnt.
brOtunge, £ Brotnahrung, 222, 3 (a. 1474) eine brotunge irbatoen;
Thomas v. Buttelstedt in NM. des thür. sächs. Vereins XH, 441 ye
*) Auch heodrtn, metuere, besorgen, findet sich ziemlich früh, and zwar in Job.
^QS Cbrom 8. 666 nch de» nicht b^ahren; Weist II, 46 einen brfahren;\xmd 52
«üMvi. Die Form htfehren, gefährden, bei Marc. Spittendorff, Gloss. 521; bei der
B«iM Ton Engelthal 12, 16 nu bevir, nu beo^ = nun sieh dich vor und paße aufl
^ D. Wb. I, 1S48, wo dieselbe Form auch ans B. Waldis nachgewiesen ist.
OBMiHLL HtM Reite IV. (XXYU.) Jahrg. 11
162 FEDOK BECH
des jares 5 malder koms zcu brotunge und 4 maldir gerstin zeu getrmJu
und 12 maldir zcu fvUer\ vgl. D. Wb. II, 406.
hnieling, m. 413, 22 (a. 1522) drey ochssenn, tswey speckschweynn
auß der molenn, vier bruelinge; das Wort schon um das J. 1334 bei
Würdtwein Dipl. Magunt II, S. 575 porcoa qui dicuntur prulinge] in
den Weist. I, 798 (14. Jahrb.); II, 208, vgl. D. Wb. 11, 426; ürknndenb.
der Stadt Leipzig II, S. 433 (a. 1541) 5 speckschweyn, 6 bruUng ; Sta-
tuten der Stadt Stolpe bei Schott I, 241 för ein speckschwein 2 fio,
für ein breyltng 1 gl; Müller und Weitz Aachener Mund. 35 bröiUng;
Frommanns Mund. VT, 13 hruling (aus der Eifler Mundart). Für ge-
wöhnlich erklärt man es mit: ein einjähriges Schwein; nach Orimm
D. Wb. 1. 1. „porcua anniculus^ Frischling, wie es in den Brühl ge-
trieben wird^; Sanders I, 228 denkt an eine Ableitung von hmA
(Sumpf) , wie frischling von frische (sumpfige Gegend). Die Gegen-
überstellung von bechen sunn aber oder von speckswin führt auf eine
andere Ableitung oder zeigt wenigstens, daß man sich unter einem
brüling etwas anderes 'gedacht habe. Nämlich bechen suün — nicht
richtig beckensvnn gedruckt bei Lexor Nachtr. 46 und mit Bäcke^
Schwein übersetzt — ist das zu dem backen, d. i. Speck oder Schinken
bestimmte Schwein, vom Adj. bechm, peminus (vgl. bechin fleisch in
Weist. V, 70), dasselbe was bachenstmn genannt wird in dem Zeit«.
Mscr. LXXXV (26) fol. 1 u. 2, bachenswein fol. 3 u. 4, oder baeh$i^
bei Lexer 1.1. 37. Im Gegensatz hierzu wird brüling wohl ein Schwein
sein, das nicht zum Räuchern (seiner Schinken und Speckseiten), son-
dern zum „Brühen^ bestimmt ist, ein Koch- oder Wurstschwein. -E**
sumi brüejen hieß zunächst allerdings nur es mit heißer Flüßigkei^
begießen, um es leichter von seinen Borsten zu reinigen, so beim KöDilS
vom Odenwald IX, 11; in dem Buche von guter Speise no. 8 nim es^
verkeRn und hiie daz küele (d. h. nicht zu heiß); im Augsb. Städte
ed. Meyer S. 200 verher bi'ün; ebenso ein huon br. beim König v. O
n, 200; ein krüt br, beim Mönch von Heilsbronn S. 36 = Alemannia
III, 213, 27. Brüejen hieß aber auch : in heiße Brühe thun, darin siedeO
wie das niederd. hrojen, broien bei Schiller-Lübben I, 427**, so wohl auel
bei den seioprüern oder schweinprüem in Nürnberg, von denen in do^
dortigen Polizeiordnungen ed. Baader S. 233 und 234 die Rede ist
letztere sotten das Schweinefleisch vorzugsweise, um daraus Wurst tt}
machen, wie man aus S. 235 ersieht. Denselben Sinn hat Itrüejen iP
einer Urkunde von Glaz im Cod. dipl. Siles. VIII, S. 53 (a. 1354)
gebruet Schweinen seilen (gekochte Schweineschinken) — varkaufen^ im
Alemannischen Büchlein von guter Speise ed. Birlinger 198 (Ö4) g^
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHR8. 163
yaite küchUn; bei Schmeller-Frommana I, 337 prueseiUen under den
fmken schroeten (a. 1364) ; 344 porcfis qui dicitur pruepauch . . . priiech"
yauch (14. Jahrb.) = ein buch oder buoCf der zam Kocben bestimmt
oder bereits gekocht ist Fttr brüeling sagte man endlich noch brüe-
mn, vgl. Schmeller-Frommann I; 337 prueswein (a. 1364); Thomas
y. Battelstedt 1. 1. XU, 468 item 8 bachewyn und 7 hruBwyn (a. 1443)
und die in der Anm. dazu citirten Stellen aus Düringer UriLunden*
Im sächsischen Osterlande existirt noch der Name Brühschwein, auch
hört man um Weida die Redensart: er ut betrunken wie ein brÜh-
tchwein,
bdhaßigk, adj. 141, 23 (a. 1457) buwhafiigk holden die etat] TgL
buwachtich bei Schiller-Lttbben I, 466.
bürät, baurät, m. 106, 8 u. 11 (a. 1442), Baumaterial; dasselbe
Wort vermuthlich bei Tzschoppe und Stenzel^ Urkundenb. S. 329 cum
utenriUbue et subpellectili domus suae quod bowart (?) dicitur (a. 1263) ;
Tgl. Schiller-Lübben I, 468.
darlegunge, f. Kostenaufwand 221, 36 (a. 1474) grdß haben ober
feine d.] 222^ 3 cleyn haben ober seine d; 237, 10 u. 13 (a. 1479);
D. Wb. n, 779.
derjenige, pron., erscheint hier schon früh und zwar in ftarstlichen
Urkunden: 181, 25 (a. 1470) was sich dieihenigen^ die die ding ange-
zogen haben, besorgen \ 206, 10 (a. 1472) dieihenigen die solchs noch
Behuldig seint\ 206, 14 gein denihenigen {Ulis) daran sein\ 207, 16
(a. 1472) so wullen wir dich seibist und dyihenigen ungestraft nicht
lassen-^ 207, 27 wy du dich kein denihenigen holden salt\ 244, 20 (a. 1480)
mit denihenigen:. Weist 4, 679(9) niederdeutsch: de jenie. Grimm und
Weigand haben das Wort erst aus dem 16. Jahrh. nachgewiesen.
drelichy m. „mit drei Fäden gewebtes Leinenzeug*^, 49, 23 (a. 1390);
116, 3 u. 35 an halben linwotten adir an drelichen (a. 1449); 194, 5
zu groben dreyUchen und grober leymat] 235, 13 (a. 1478) lynwat und
treUeh\ vgl. Germania 25, 349.
durchüiZj adv. durchweg, im ganzen 170, 26 (a. 1470) daz tüch
uf dem slage ein besser pfunt hat danne das tüch an im selber durchüß
ist] Weist. 4, 521 (a. 1434) das der hüf durch üsz mit eyme ysen ge-
brennt sy] 1, 361 do ward uff gesetzt uff yedes lehen HI ß. ^ durchusa,
J. Grimm im D. Wb. I, 1583 vermuthete, die Zusammensetzung wäre
erst im 16. Jahrhundert aufgekommen.
eintreten, stv. sertreten, durch Treten zerstören, 192, 37 (a. 1471)
eye lassen auch (durch die eselpferde) dye gießgraben eintreten und ver-
unreinen] cfr. intredden bei Schiller-Lttbben 11, 382*.
!!♦
164 FEDOR BECH
eniöffenm, entöffen, swv. eröffiien, 221, 9 (a. 1474) eniößen mul
irkennen zu gAen\ Der Minne Regel 3918 enioffin sy mir^ de$ bidüA
dich] mnd. entopenen^ entcpen bei Sehiller-Lübben I, 683.
erbeweCf m. 52, 22 (a. 1395) ein e. durch unser grübe in ire grÜa
haben.
erbreichunge, f. tue eanfereTidi bona hereditaria, 87, 6 — 7 (a. 1428)
der Wien und e, von dem apte begem^ beten u. muten] — der Uhen nnii
e. nicht vorsagen; cfr. Haltaas 381.
erkunden, swv., in der Bedeutung von Urkunden, urkundlich dar
thun: 242, 32 es mit dem brive erkunden (a. 1480) und 243, 9 sie werdm
billich in beiderseit gerechtigkeit zu erkunden zugelassen ; Germania 14, 462
(12. Jahrb.) du ganc, irchunde daz riche goiis = Lucas 9, 10 tu vaik
et annunda regnum dei; ebenda lä mich ze dem ersten gin, daz ich a
irchunde den die da heime sint = Lucas 9, 61 permitte mihi primm
renunciare his qui domi sunt. Wahrscheinlich ist auch toär erkunde n
lesen auf S. 245, 5 (a. 1480) des wir in wärer kande (?) qudmen vm
den dy dobey gewest waren] sonst steht zweimal ewrkunde ßXr urkunä
34, 5 (a. 1368) und 43, 5 (a. 1381).
em {em) und hem, als Nominativ in der Titulatur = her {here)\
J. Grimm sagt im D. Wb. lU, 52: es ist Unverstand, schon dem
Nominativ ein obliques ehm^ ehren beizusetzen, wie Bürger 48^ Üai
Gleichwohl geschieht dies schon in einer Originalurkunde des Rathei
zu Chemnitz aus dem J. 1423: so 82, 29 so mag der vorgenante en
Hegnrich die czinse ußgewynnen in iuden addr cristen] 82, 38 oueh hd
uns der megnante em Heynrich Pegaw suLche fruntschaft unde gunst geU»\
83, 5 ouch ist gered , daz der vorgnante em Heynrich Pegaw untsi
aüariste dy 2 schogk groschin czins bestellen wil; femer in
einer Aufzeichnung von 1430 auf S. 90, 32 anno domini ist da
irwirdige herre hem Johannes apt zcu Kempnicz in czweytrackt gewett
90, 37 dorumbe — — hat uns der unoirdige herre hem Johannes ap
sulche rede unde gelobde tan; ebenso 91, 3 und 5. An den vier letztei
Stellen hat der Herausgeber sich gemüßigt gesehen her Air hem ii
den Text zu setzen. Übrigens ist dieser Nominativ vor Namen bereit
von Ahrens in Hannoverschen Urkunden seit dem J. 1435 nach
gewiesen worden, vgl. dessen Abhandlung im Progr. des Lyceoms voi
Hannover a. 1869, S. 26, femer Sanders I, 344", sowie über verwandt
Erscheinungen Hildebrand in der Zeitsohr.U. d. Philol. I, 442 folg.
emächy adv. = hemäch ; 70, 3 (a. 1414) ; Schwabensp. ed. Wackei
nagel 22, 2; 50, 12; 57, 30 u. s. w. Konrad Stolle Chron. foL 176
und 268%
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 165
eroberigen, swv. erübrigen, gewiDnen, 384, 11 (a. 1483) nicfits da
itSt zcu derobergen; 384, 19 ichtü erhobergin; Zeitzer Copialb. fol. 310*
her wolde ierlichen 100 gülden am Schloß Tarand haven dirobirigit.
erst^gunge, f. Steigerung, Erhöhung in der Steuer 27, 27 (a. 1367)
äne aUerley e. unde niderunge.
esdpfert, n. burdo, 192, 35 (a. 1471); gewöhnlicher pfertesel, vgl.
Lexer II, 242 und Diefenb. NGl. 62.
falden, felden, stv., technischer Ausdruck der Tuchmacher. Auf
S. 166; 36 (a. 1470) beschweren sich dieselben über das hantwergk
der meider, dy do gewarU sneiden unde mancherleie fremde tüch keuffen
vnde bie sich brengen, auch under yn gewand pressen, by sich schicken
unde fremde tüch zcu Zeiten uff unsem slagk felden unde einsetzen unde
aUdanne vor Kempnitzer tüch vorkauffi werden ; 168, 16 (a. 1470) ist die
Rede von der gedrengniss der tüchmecher, daß tüch uff iren schlag von
wndem hantwerk und undir yn selbe, die tüch schneiden, gefcUden geferbet
unde vorkaufft werden \ 170, 1 e« sal nymande fremde tüch ansläen, be-
reyten*) oder uff der tüchmecher slagk czu Kempnitz felden '^ 178, 2 auch
haben sy fremde tüch uff unseren slagk gefalden und für Kempnitzer tüch
verkouß; vgl. Schiller-Lübben V, 192', 2 und 297»», 18 folg. u. 44 folg.
Über die Art des Faltens handelt auch das Stadtbuch von Augsburg
315 (a. 1324)' die rätgeben sint ze rate worden daz sie wellent daz
man zwilich und einlich eines gewantstabes breit**) sol machen zunflachez
und daz man baidiu ende gelich legen sol swan man ez valde.
verdutzen, swv. 176, 21 (a. 1470) die schneyder werden verdutzt ?
vgl. Lexer III, 279 s. v. verUizzen.
verenzeln, swv. 167, 16 (a. 1470) ir gewant müssen die tüchmechir
AUS Noth versniden und vorenczeln; dasselbe Wort im Sinne von ver-
*) Hier ist bereiten offenbar wieder Kunstausdrack der Tuchmacher und be-
^^tet, wie Adelung s. y. tuehbereUer bemerkt hat, dem gewebten and gewalkten Tuche
aorch Rauhen, Scheren und Pressen ein gutes Aussehen geben; ausitlhrlicher noch
bandelt darflber Rüdiger bei Schiller-Lübben, Nachtr. 60-61 s. y. beriden. Das
^- Wb. I, 1499 hat unter bereiten nichts darüber, auch Lexer erwähnt nichts daYon.
'Sl- die Stellen, welche Yon mir aus mittelalterlichen Quellen zusammengetragen sind
^ dieser Zeitschrift 22, 46; was Laurent über bereiden in seiner Einleitung zu den
Aachener Zuständen S. 42 sagt, ist demnach nicht stichhaltig.
**) OewanUtap — gebildet wie mdaatap, ellenBtap (cfir. Konr. you Ammenhausen
"*ch der Zofinger Hs, 184' und Lexer I, 640) — bezeichnet das für Schnittwaaren
Sebrtachliche Maß, Ygl. Schmeller-Fromm. I, 716; ähnlich wie gewantalabea breit so
"•Rte man auch toeppe breit (Ygl. Lexer II, 766) = acht Viertel breit — nach der
Bairenther Tazordnung vom J. 1644 bei Schmeller-Fromm. II, 830;. Ygl. auch unten
*■ ▼• kamp: geXUh eine* gewurhJte»,
♦) Zamotn, swr. = tomoen, Meiere, texere bei Comel. Kil ed. Hastelt 680;
Böhmer, Urk. v. Frank«. 636 (*. ISTift) wtr cyme ein diLeh wybU adir wamoei mU
687 '" ' * "'^" " '"
Lttbben
166 FEDOR BECH
theilen, an Einzelne austheilen^ bei Herrn, von FVitslar 180, 27: m
voüekumenheit gotticher natüre vorenziU iibemcMIrliehkeä vomunfiigek
krSatüren.
verkoren, swv., 93, 8 (a. 1433) sich mit einem verMvei wid ver-
hyrt haben; vgl. SchillerLübben V, 38P, Lexer III, 151, Zeita. Progr.
vom Jahre 1879^ S. 19; dem Sinne nach gleich ist eich vorwiBekom
mit einem bei Lexer III, 308.
vei'lächenj vorldchen, swv., mit lach- oder IScheteinen abgrenzen,
397, 4 (a. 1493) die eträszen nicht vorldcht euler voreteynet sind.
vermackeln, swv., durch makel verderben, 147, 11 (a. 1458) der
brif ist vormackdi czurissen ader vorloren worden] 192, 35 u. 38 (a. 1471)
die esellpfert gen mit iren eisen auf dem gut unde vermaekeln dcu grewiiek
unde das gut (die Leinwand) dodurch verunreinet wirt; sye lassen asA
dye gyßgraben eintreten und verunreinen] ad man lauter reynß wauer
auf das gut gyssen sal, so ist es unrein und der leute gut wirt vermackA]
vgl. Bruder Erhart Groß, Earthäusermönch zu Nürnberg, nach einer
MittheiluDg Hoffmanns v. F. aus einer Breslauer Handschr. im Anzeiger
von Aufseß II, 13 (a. 1436) : wer diße püchlein list ader abschreibt, der
mache nicht kreutze ader hende ze vermaekeln das exemplar, wan es iä
gestrofty und es darf nicht das er das bescheisse noch seim willen^ Schiller-
Lübben V, 401.
verpetschiren, swv., versiegeln, 152, 2 (a. 1459) mit unserm pet^ar
vorpetschirt\ vgl. Lexer Nachtr. 194; Förstemann NM. VII, 2, 102 o.
103 den wein verpitzschiren u, verungelden] Urkundenb. der St. Leipzig I,
S. 312 vorpitczirn (a. 1464); Ofner Stadtr. ed. Michnay u. Lichoer
S. 122 den wein verpeczin und zaichen,
ferste, adv. = verreste^ maxime 95, 18 (a. 1436) so ich ferste fem,
vgl. Flore 7370 so sie verrest künden] Pass. K. 204, tö so ich aller
verrest kan; Zarncke-MüUer III, 300'.
verwetüch, stm., 170, 6 (a. 1470) nymand sal einen ferbeHtche tmder
40 gengen schem noch einen ferhetüche korzer danne 40 eilen schem\
vgl. Fahne, Forsch. I, 2, 59 (a. 1344) eyn vardüch van Deist; Tzschoppe
u. Stenzel, ürkundens. S. 573 (Innungsreeht der Wollenweber zu Rei-
chenbach aus dem J. 1356) von einem verwetüche (Hs. werbe t.) sAinsetn
phennynge, von eyme blo gekemmitin zwencik pf; 574 wer smelir seheri
zcu eime verwetüche wenne vyr und virzcik genge, der bessirs; zco zcoiiwia*)
mer, Urk. v. J? raiiKi. ow v»- ^««»"^ «^^ «y^ «^" »««/» wyou adir 9omoet mU iUMi;
aiuch eal ftifmicm ihw Sj/me iWcA« «8 gMn don w>üf ichiüiinge m mmwen ; Bohflltf-
ben IV, 696*, 14 wwen unde twtwen, dtU jf9 de lakem to heradmdmi «llfwieisir
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBÜCHE8. 167
von eyme verbetüche sechzcen pfenninge ; — von eyme geverbetim, das mcen
noDir scJiirt, fumf pfenninge ; — auch sal kein man brüne wolle mengin
zcu verbetüchin. Ouch sal kein man mit lorwaczer*) verbin y he inwalde
denne is im selbe zu gewande und zu kleidim; vgl. Lexer III^ 27 s. v.
ferwetuoeh.
festerei, f. (?) 468, 35 in einer Inventarisation des Klosters heißt es:
in der festerei uffm schloffhau^e, in der oberf esterei : VI bloßbeige zu der
orgelj 1 alt eiser m gegitter u. s. w. £twa = vestiarium, gerwekammer?
an pßstert, pistrina zu denken verbietet die Lage.
vihezehende, m. 63, 32 (a. 1402) der sal uns geben unsem vye-
czenden.
vyrflicken, swv. = vorflicken, Flecke annähen vorn an das Schuh-
werky 92, 8 (a. 1432) die nuwe schüstir sullen nicht aide schue kouffin^
tykouffin sy denne wedir dy altrussin, unde suUen nicht v^rflicken unde
nicht nüwe solen undir alt obirledir setzin; cfr. vorbas,
vorbas, m. 92, 2 folg. (a. 1432) es ist dirkant, das dy alirussin
fuUen nüwe solen seczczin an alt gemechte**) unde dy solen sullen ge-
czeichint sten mit schildichin. Unde was en lüthe ynwenig der stad unde
ufiwenig nüwe vorbas unde solen (so!), dy des-ledir selhir brengen, das
fnogin sy wol anseczczin und ungeczeichent unde dovon czu nemen als sich
das geboret. Was hier vorbas unde solen genannt werden, sind vorbussen
u, solen im Urkundenb. von Leipzig I, 176 (a. 1444 — 46): wir scheiden
die nüwen schüster unde altrüsen, daz die aUrüsen mogin schü solen unde
nicht nüwe vorbussen machen mit leschen, mit stemen unde mit helsen***)
c= inatruere, mbomare, anstellen, in den Chroniken der D. St. 18, 58| 29. Davon ge-
zoutoe, n. Webstuhl, bei Böhmer 1. 1. S. 636; Urknndenb. von Leipzig I, 382 u. 388
gezawe (a. 1470); Tzschoppe u. Stenzel 1. 1. S. 673; Cod. dipl. Siles. 8, 17 geczew
(a. 1336); S. 114 gexwce] Chemnitzer Urk. 227, 13 (a. 1477) alewwenoirkea uff langen
geezew treiben; 228, 24 sleuioer uf Umgen geczaw mit gelinde u. Urdymen arbeiten;
247y 9 (a. 1481) die leymat von dem geezew nemen\ 412, 11 leinwebergeczage; 412, 23
(a. 162*2) gegaie; Freiberger Stadtr. bei Schott S. 297 lange gezaw der Leinweber;
Daniels u. Graben, Das sächs. Weichb. 291, 29 gezau; Weinhold, Beitr. s. schles.
Wb. 107\
*) Über Wncazzer = loutDenoazster ^ Garbrühe, Gerberlaache (?) , vgL Schröer,
Vocab. 1830 natUea Unoasaser vel stoercze. Bei Böhmer 1. 1. 636 heißt es: tod man ein
düeh ffindet, dat genoercxit iit mit twenen, der hat daa düch virlom,
*♦) Gemechte^ n. = Fabrikat (Werk, Arbeit); ebenso im Freiberger Stedtr. 8. 289
iMM nUe?u gemechls addir getmeidea ndeh erkentteniß der meister 9U geringe wire, nUlen
die meUter zusläen; Conr. v. Weinsberg 62, Z. 7; Nicl. v. Wjle Translat. 326, 19 alle
tooUin gemechte ; Schmeller- Fromm. 1, 1Ö68: „angemachten Siiefe], sie vorschuhen lassen.**
***) Vgl. Urk. des histor. Ver. für Nieders. VIU, no. 248* (a. 1302): neen dUboter
en 9chal neye zoelen zetten under olt overledder unde ok neen ngge ledder uppe olde toelenf
Jgg FEDOB BECH
tH>r den vorderen seheßen abegeenytten, eundem mü afirmee^ adür edA-
gtorbigen ledim mögen sie vorbüseen, unde die ealen ecUen mit rSien ßeek^m
vorne undir deme füsae unde hinden undir den fersen gecseyekeni «m.
Hier bezeichnet vorbüssey vorbaa den Lederansatz über der Sohle, der
bis zum Knöchel reicht^ die Kappe, bei Adelong s. v. echuhblaU das
vorblatt genannt; vorbüssen (vorbüzen) swv. eine solche Eiippe ansetzeoy
wie noch bei Stieler 262 vorbüßen, praeeuere^ pmeapiare**). Dand^en
sagte man aber schon früh auch fiirvuoZf vorvüzj cfr. Lexer III, 617;
Weigand im D. Wb. IV, 728—29; mnd. vorvQt, plur. varfQie bd
Schiller-Lübben IV, 728—29. Dazu halte man, was in der Schwdd-
nitz^r Handfeste von 1328 steht, in der Urkundensanunlang von
Tzschoppe u. Stenzel S. 526: innewendic der mile in den darferen lum
hontwerchtman wonen sal, an die vorvüsen und seien ansetzen; S. 540
in der Handfeste von Frankenstein heißt es dafUr propedia et soleai\
im Cod. dipl. Siles. VIU, S. 24, ebenfalls in einer Schweidnitser
Urkunde (von 1347): davon sal man gebin zu wandü — — von com
parn solin einin heller vnn von czuen parn vorvusin einin heller. Im
Volksmunde hat das Wort seither etwas abweichende Formen ange*
nommen: ferbs bei Adelung s. v. Schuhblatt \ forbes, wörbes in Sieben-
bürgen, förbas in der Zips nach D. Wb. IV, 720; förbes bei Vilmir,
Id. 112; ferps, fences, ferms, färms im sächsischen Osterlande, wo mM
aber auch den Spann oder Rist des Fußes darunter begreift. Ähnlicher
ntnder se motten rcol olde »choe läppen unde btUen mü Hemen unde mid weren (?) «ai
eyner rmdes hued; dazu SchUIer-Lübben III, 225 und die dort citirte Stelle ans dem
Lib. arbitr. civ. Rost f. 16**: de oUbutere mögen kopen heUe, euere unde eieme wdi
mögen dar de olden acho mede beleren nä crem tchoneaten; — ok 90 wu>gen de oUbmttrt
kopen unde vorarbegden vormmede rugge . . Unde de oUbutere echolen nenerlege wüt kdt
ealen setten under de olden ach6, noch van vorsumeden rftggen edder heleen, eueren edder
Hemen,
*) Derselbe Ausdruck erscheint zweimal in den Varianten ans der Brflsseler
HandBchrift zu Berthold I, 256, 36 u. 257, 3 an Stelle des im Text stehenden äwdud,
über welches man sehe Lexer Nachtr. 36. Für Rp in verächtlichem Sinne gebraoebt
hat es der Dichter des Reinfrid 19105: todea het er aich betoegen und wäget da» afraeti
(: tt&ermoeze); in gleicher Weise wird da för Itp gesagt, vgl. Benecke-MüUer I, 64 ond
Erec 4296.
**) Auch in der Livlfindischen Reimchronik glaube ich das Wort m finden
und zwar in dem erweiterten Sinne von damnum reaarcire, V. 8234 folg.
ne (die Belagerer) würfen abe der blanken vil
al umme die bure her unde dar.
die brikdere ndmen dea ujar
unde buixten wüte mire,
daz man die bure icht verlure.
ZUM WORTSCHÄTZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 169
Laatwandlung unterliegen hier die Wörter harf&fi und dreifüfi^ fttr
welche die Mundart barbes u. drSbes spricht. Stieler bringt noch S. 262
aus Düringen ferbsen^ fürbsen^ tibialia prcieaptare ^ und führt dies auf
virbüfien zurtlck, sowie ferbesung auf vorbüfiungj sutela. Dieses Zeitwort
mbdtzm sowie die oben genannten Plurale vorbiUaen und vorvüsen lassen
es fast zweifelhaft erscheinen, ob förbes^ ferbes aus vorvuoz und nicht
vielmehr aus vorbuoz oder vorbuoze sich entwickelt habe. Büezen, md.
hikeUf ausbeßem, war bei den Alten bekanntlich technischer Ausdruck
des betreffenden Handwerkes, zu dem sich der schtwhbüezer (ahd. scuo-
huoBo) und der aUbüezer bekannten, vgl. Altd. Gespr. von W. Grimm 79
and Anm. sowie D. Wb. II, 572. Der Ausdruck varbüze bringt auch
das alte Ackermaß schuopoze^ bei Gaupp D. Stadtr. des Mittelalters
I, 73 achuchbuze (im Stadtr. von Straßburg), wieder in Erinnerung mit
der Deutung, welche ihm einst J. Grimm in Haupts Ztschr. 8, 396 gab :
Schuhfleck, Schuhlappe; dazu vergleiche man auch btiossflec^ assumen-
tunit in einer Preßburger Schusterordnung vom J. 1376, in den Anm.
zum Ofiier Stadtrecht citirt von Michnay und Lichner S. 87*.
vSrding, n. 79, 14 (a. 1423) vordinge[n] und gerichte] 161, 32
(a. 1467) zu den fordingen und gerichten in der Stadt. Gewöhnlicher ist
täriing, ein tageding, bei dem es sich um väre handelt, vgl. Freiberger
Stadtr. 251 in den värdingen [Var. vordinge] so hat der richter sine büze
dran; und 259 diz der drier värdinge einiz ist; das Cönnernsche Stadt-
bach (a. 1434) in Förstemanns N. M. I, 4, 119 in dem totnachten-vär-
dinge; 120 (a. 1436) nä dem värdinge nä tvynachten; in Mersebürger
Urkunden ebenda II, 407 (a. 1362) alle jär zu den vier fdrdingen]
417 (a. 1435) sweren zum färdinge in geinwerdikeit unsirs gnedigen herren
«nek siner nächkomen, amptlUten unde thümherren; Haltaus Gloss. 438.
vorjohen, verjdhen, swv. zugestehen, 70, 4 (a. 1412) daz ist mit
^äte und willen des N. geeynt und vorjohit; 75, 1 (a. 1416) sich des vor-
^iHm und vorjohen; 75, 13 ez ist vorjohit u. vorwiüet. Vgl. das mnd.
Partie, vorghud und das Präteritum vorghude bei Schiller-Lübben
V, SöS** und in der Germania 23, 1 — 2; verjäht = verjach erwähnt
Strauch in der Einleitung zu den Offenb. der A. Langmann S. XXXIX.
voTTnhen, stv. = mhd. verziehen; 217, 9 notdüiftigliche vorschrtbung
darüber vorzihen; 218, 27 der begrif (Entwurf) des brtfes werde also
^^zogen unde vorsigeü von itcA; 218, 30 die hriefe foi*dem u. vorzihen*^
^ so ir die brffe gemacht vorzogen u. vorsigilt habit; 219, 4 der brifj
d^ üch mein herre hat vorzogen (a. 1474). Die Bedeutung, welche hier
^^^iehen hat, ist selten und sehr wenig belegt; es ist so viel wie vol-
^^, eonsummare. Am frühesten erscheint das nd. vorten in diesem
170 FEDOR BECH
Sinne, bei Schiller-Lübben V, 472^ 12 nur mit Einern Beispiele be-
zeugt; aber auch unvortogen gehört hierher ebenda 92% 36 in der Stelle:
dctt schölle Uggende bUven unherürt und unvortogen ; dasu bringt Sanden
ein Beispiel aus den Denkwürdigkeiten des schlesischen Ritters Hau
von Schweinichen : verziehung = volziehung. In ähnlicher Weise findet
sich vervüeren im Sinne von vol-vU^eren bei Lexer III, 290.
fürbrengung, f. Erwähnung, Auslassung 142, 10 (a. 1457) «^ wi-
liche schrifftlivhe /. des raths.
gangyjn. Kunstausdruck in der Weberei: eine bestimmte AnzaU
Fäden in der Kette oder zum Aufzug, nach Frisch I, 316^, D. Wb.
IV, 1, 1235; in dem Chemnitzer Urkundenb. 116, 3 (a- 1449) üem dat
die linwaty die golczschen und die dreliche zcu smal sindj sal man du
kemme domach mache^ das ieglich linwat, golczsch und drelieh von gengen
gemacht als für alder gescheen ist] 127, 20 (a. 1451) die linweber soUm
die kemme von sd vil gengen machen^ das ein iczlich linwat^ golczsch tind
drelieh sine Ireite habe; 130, 6 die linweber sollen die kemme von so tfä
gengen machen also das für alder ist gehalden worden] 170, 6 (a. 1470)
es sal nymand einen ferbetüche*) under virtzig gengen schem unde einen
gräwen under 34 gengen und einen ferbetüehe kortzer dann 40 elUn,
Innungsrecht der Wollenweber zu Reichenbach aus dem J. 1356 bei
Tzschoppe u. Stenzel S. 573: wer smelir schert wenne 38 genge, der
gebe 6 grose zu wirkin^ von dem smalin von 38 gengen dryzeen pfennyng^f
von 40 gengin 15 pfenninge; 574 wer smelir scherit zcu eime verbestödi
ivenne vyr und virzcik genge, der bessirs; Rechte der Schweidnitzer Leis-
Weber vom J. 1387 im Cod. dipl. Siles. 8, S. 81: auch sullen sie den eete«-
lieh machin czweer elen breit y an deme rdre**) czu nerlichste (zum wenigste)
sechs u. virczig genge] Rechte der Liegnitzer Tuchweber S. 126: 2^
man toi yn dem halben gange eynen vadem lyen***) by der buse noA
*) 7\ioch, md. tdch, aIs xnRScal. gebraucht, findet sich sonst nur noch auf mederd«
Sprachgebiete, vgl. -Schiller-Ltibben I, 634.
**) Vgl. Müller, Die Sprachdenkm. ans Siebenbürgen S. 111 der oder die so iKiMr
irer czech to^en und aolieh hlaw geezogen arbeit Ixu aehmal maefUen, der oder d^udbm
suUen von yedem rar, ao vil es tzu smal ist, eyn pfimd wachs gestrafft toerden («. 1487);
dasselbe wiederholt S. 166 (a. 1608). Unter r6r verstehe ich hier das Rohrblatt der
Weber, sonst auch riet, md. rU genannt; vgl. Schminke, Monim. Haas. IT, 706 wcik-
Webern unde Hnenwtbem suld man tzu im kommen , ryden unde andern gelaügo «eto
das sie das meehien als vor aldirs sich geboret; Diefenb. Glos«. 682^ texiale, Mtkm,
ridekampt textoris; dasu Vilmar Id. 326 und was aus Karmarsch III, 699 citirt iit b«
Sanders II, 763*" s. v. Ried, sowie Adelung s. v. Biethkamm, wo noch andere Namen
dafBr angeführt werden.
***) Was fyen hier bedeute, ist schwer su sagen. Kann es den Sinn haben vob
msUuo sumere, anders woher nehmen, von einem fremden Stoffe entlehnen? Oder iUkk
ZUM WORTSCHÄTZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 171
s
nSden; — Rechtsbuch nach Distinotioneii V, 8, 15 toaz man falsches
f deme hanttoerke findet an tüchey an wollen ^ an czu wincz'gen gengen^
dl sal man alles offenbar bumen.
gamkouf, m. 115, 31 (a. 1449) und 127, 24.
garnkou/er, m. 127, 25; 130, 29 (a. 1452),
gartenpfenning^ m. eine Abgabe an die Kirche, wohl (wie garten-
m) vom zehenden der Oartenfrüchte, 63, 38 (a. 1402); 86, 3 (a. 1428);
3, 9.
gellicht, adj. adv. 170, 27 (a. 1470) tüch, das do streiffig, zu donne,
fvxirffadir weffil geworehty geUicht gekart advr nicht einen guten grund
\i\ ähnlich heißt es in den Statuten von Schleiz bei Walch, Beitr.
III, 118 (a. 1625): tüchy das toarfsträfig*) oder glatt gekorttet oder
nst zu dünne oder von pflocken viel oder wenig gemacht ist. Hier scheint
itt verderbte Schreibung zu sein. Ein gellicht gekart tüch faße ich
8 ein solches, das vom Karden gallen d. h. naevos erhalten hat; vgl.
30 König vom Odenwalde in Pfeiffers Übungsbuch 157, 76, wo der Esel
igt: ich bin gellecht gerifen, habe vom Reiten oder Säcketragen Gallen
ikommen; dazu Hildebrand im D. Wb. IV, 1196.
g^y V. an., 177, 11 (a. 1470) der sneyder schätzt das gewant vü
% tütver und weist im ander gewant das do gegangen und gesehom ist
d achtet es nehery so ist das noch ungegangen und ungeschorny so das
gor unscheynbar ist, domit sy uns dy koufflute zcu schaden entzcyhen.
imeint ist wohl das tn gen des Tuches, das Einlaufen, vgl. Konrad
Ammenhausen in deti Beitr. von Kurz u. Weißenbach I, 210 und
fftr li-jen = liegen? Obwohl palatale Aussprache des g von Bückert 1. 1. 172 dem
lesischen Dialekte abgesprochen wird, so steht es doch noch dahin, ob nicht der
salisimng des g in Wörtern wie toayn, getlayn und andern (S. 85 ebenda) eine pala-
Aussprache voraufging, wie sie in andern niitteld. Dialekten fortlebte; in letzterer
iehung vergleiche man die Beispiele, welche Hildebrand anführt im D. Wb. 4, 1, 1107
Zen, besieleiif Oriene* u. s. w); dazu Weinhold, Gramm. §. 207, der auch lyen, noyen
ligen, au^en erwähnt Einen widem liegen wfirde dann heißen: einen Faden er-
in, einen F. mehr angeben als in Wirklichkeit vorhanden ist ; vgl. Nürnberg. Poliz.
swer ein tüch nicht macht noch seinem rechten an der praite, alsvüe» »einer federn
venige hat , als oft mim er geben ßir ieden fadem einen heller, Beispiele von dem
aitiv gebrauchten liegen mit dem Acc. hat Lezer verzeichnet I, 1905; es gehOrt
r noch hierher Wigal. J49, 37 die rede tr mich niht liegen lät, vgl. dazu Benecke
164; femer J. Tit. 2775 herwgen nttme die hol er alle beiwungen, D6 huop eich ein
\me, wie daz geschehen mohte von dem jungen^ und jähen, dax er riter liegen künde,
llich die Beispiele aus nhd. Schriftstellern bei Sanders II, 178^, 2, b.
♦) = toarfstrifeht, toarfstfife bei Lexer III, 689-90; vmrfitreifig t., pannus
um diversHate maetdatus, bei Frisch II, 460; watrpstsipet und toeveUtripieh bei
iUer-Lflbben V, 607.
172 FEDOR BECH
•
Hildebrand im D. Wb. IV, 2, 2400 u. 2427; dasa des Teofek Nets
9185: daz tuoeh üt vom netten ingangen^ eoeeiei gehangen an der eitmgeä;
im übertragenen Sinne bei Heinrich v. Krolewitz 3105 da (= an dm
kriuze) unser alte schulde ingienchy so daz wir dlle umrden irldgt,
gemdich, adj. = mhd. geniezlieh, fructuosus^ tueroeue, mit Nieß*
gebrauch verbunden, einti*äglich, 221, 35 (a. 1474) g. aeker; 222,6
gen. gut; 283, 24 (a. 1483) genüthlich; vgl. Haltaus, Gloss. 658; Po^
goldts Rechtsb. III, 55 genxslich pfant\ Zeitzer Copialb. 207* (15. JahrL)
wir haben sulch gut gehai yn unfiem genissenliehen geweren.
gerlichen, adv. 17, 11 (a. 1352) alsd daz sie uns fwfbaz mer hxadai
und fimfzen schock gerlichen zcu rechter lärbete geben mUen. Ge-
meint ist järlichenj jtrlichen; vgl. Rückert, Schles. Mundart 156, wo
gerlich ^ quotannis aus alter Zeit nachgewiesen ist; Weinhold, Qramii.
§. 204 ; femer die Mitteldeutschen Predigtbruchstücke in der Gtermaiui
19, 309, Z. 6 u. 8 aller gergelich und gergeUches^ sowie 11, 321, wo
gar für jdr aus dem Meißner Dialekt vermerkt ist (um 1626) ; ferner
Gomsdorf=Joi'denstoffm dem Chemnitzer Urkundenb. 73, 27 (a. 1415):
Mone, Altdeutsche Schausp. 103, 63 begagen = bejagen; Micheka,
Rechtsdenkm. 273 lergunge = lerjunge. Zwischen Zeitz und Altenborg
werden die aufgeführten Worte heute noch mit g ftir j gesprocheo;
vgl. auch E. Albrecht, Die Leipziger Mundart S. 13 §. 76.
gemeUche, adv. gern, willig, 173, 30 (a. 1470) deßde gemeUekiti
um so lieber.
gesneücy n. 61, 20 (a. 1402); näheres darüber sieh unten unter
rampanien,
geuxintsnitj m. der Handel mit Schnittwaaren, 172, 27 (a. 1470);
vgl. Germania 18, 377 gewandi^nyd (a. 1363); Zeitz. Copialb. fol. 39?
u. 393* her heldet mir vor die register obir den gewantsnyt] ^H4^ geuHOiir
sneyd haben.
gezoc y n. 53, 36 (a. 1395) ab in denselben unsem hüeem iekt fr
czoges, ufloufte adir tdtslege enstunden. Das betreffende Wort erscheint
in mitteld. Urkunden ziemlich häufig, hat aber in diesem Zusanunen-
hange niemals die Bedeutung von „Raub, Diebstahl^, wie durch das
mhd. Wörterbuch geleitet der Herausgeber glaubt, sondern ist dem
hier dabei stehenden uflouft synonym, das Raufen, die Balgerei, dss
Gedränge, Handgemenge, der Zank, der Streit =: werre^ gereize, y
zeri'e. Je nachdem es auf zogen ^ mnd. tochen, oder auf zocken (zuekenjj
mnd. tocken zurückgeht, hat mau wohl zwischen gezoc, -ckeSf und gesx
-ges zu unterscheiden. Über das letztere vgl. Förstemann NM. HI, 1, 58
(106) swelich burger gierige in eine thauerne uf ein gezok^ ^g^ he siA
ZUM WORTSCHÄTZE DES CHEMNITZER URKUNDEN BUCHES. 173
iarinnßy der vorlust etc.; 61 (128) ein g. mit deme andern habend zu dem
jaoge komen mit were] 62 (132) werre oder g,\ 64 (155) sweleh burger
treit ein armbrust oder einen bogin zu eime gezoge = j^qui arcum vel bali-
xtam portcU propter offendere*^; 2, 21 (102) hübe sich ein gezoc edir ein
foerre in deme wipHde; Walch, Beitr. I, 20 (23) und 119 (42); VI, 16;
Michels., Rechtsdenkm. 195 u 211; Purgoldts Rechtsb. 9, 121; Eber-
nand 2378; Mich. Beheim 347, 22 ein ungefügez gezak, unfrid und
hadereie. Gleichen Sinn hat sich zogen y vgl. die Stellen in der Germ.
V, 247.
gezügfilrery m. einer, der Zeugen oder Zeugnisse als Beweismittel
beibringt, 282, 7 (a. 1483) der apt mit den zweyen mannen y domit er
mejfrd zcu volkommen, — — nicht voUcommen mag^ stmdem er muß sdr
fiid mit seiner eygin person und mit seyns selbis hant alzo eyn getzugfurer
dozü thün alzo recht ist. Über iüch vüren^ gezUge ßlren, testes afferre cfr.
dw Zeitzer Progr. von 1879, II, 33.
gezuMigen, swv. willfahren, 449, 12 (a. 1489); vgl. Lexer I, 1008
and s. V. gelwSdigen 952; Glossar zu M. Spittendorf 531 s. v. gezweigen.
gießgrabe f m. Graben, in dem der Bleichanstalt das Waßer zur
Begießung der Leinwand zugeführt wird, 192, 36 (a. 1471) ; vgl. oben
unter eintreten.
giezwazzeTf n. 194, 4 (a. 1471).
golzseh, st. sw. m. 21, 6 (a. 1357) rohen gohsch ülz unsem
Wen füren ; 44, 14 (a. 1383) den flec der wisen oder die bleiche mit
golzschen belegen; 49, 13 g.^ lynwat u, drelich; 50, 8 smale lynwat u.
fohen gohsch ausführen ist verboten; 116, 3 die golzschen u. dreliche.
Vgl. Lexer I, 1665, s. v. kölsch^ kölnisches Zeug, Barchent; in einem
Preßburger Zolltarif vom J. 1436, mitgetheilt im Ofner Stadtrecht von
Michnay u. Lichner S. 275* =: pannus Colonicalis; ebenda 282*^ aus
einem Vocabularius von 1420bissu^ golcz pheüyn; dort auch aus einem
Preßburger Protokoll (a. 1350—90) die Form iolcz und 275^ jölsch]
8« 212 Auspergü golcz (i. e. von Ursberg in Schwaben), Watueller golcz
(»Von Wattenweil ; Vatteville?"), Reinischer golcz plab und roth leinbat]
Cod. dipl. Siles. 81, 6 (a. 1387) den goüsch.
hertinphrunde, f. Abgabe zur Unterhaltung des Hirten, 63, 28
(*. 1402) dy burger sollen — von uns und unserm goczhuße geschoßes
frjc sin, hertinphrunde ledig sin] vgl. hirtenlehen bei Lexer.
hinderbunt, m. Geheimbund, 253, 29 (a. 1484) die becker sollen
{ffentoerliche noch heymliche hinderpunde nicht machen.
küsbrechen, atn., das Abbrechen, Einreißen des Hauses 16, 10
:». 1352).
174 FEDOR BECH
inkomeline^ m. 68, 37 (a. 1411); dasselbe Wort bei Ad. v. Keller,
Altd. Oed. 2, 35; Schiller-Lübben n, 365^ inkymdig bei Wiggert.
Scherfl. I, 11, 9 = advena^ inkomen man^ vgL Hildebrand, GIoss. l
Sachsenspiegel.
kamp^ kam, m. Weberkamm; vgl* die Stellen oben anter gunf
und Hildebrand im D. Wb. V, 103; Lexer I, 1505; Freibei^er Stidlr.
292 ein iezUch uchortüch sal dryer eilen hreyt 6ne eyn viriegl behaUm
vor dem kambe] nach einer Verordnung von 1324, abgedruckt hintar
dem Stadtbuche von Augsburg ed. Mejer S. 315, sollen die Weber-
meister darauf achten, daz die chamben geUch An eines gewwrekU» im,
mitten als vom und hinten'^ ebenda S. 216 in swes gewaü man eke
valsche chamben vindet oder in swes tunechen^ der ist sckuUUe u. s. w.
kegel, m. filius spurius, 171, 10 (a. 1470) kein meufier sal eism
knappen setzen, so er tceifi u. offenbar ist^ das er ein kegd ist oder em
offenbar buffe adir sust ein wandel an im habe; vgl. Hildebrand ns
D. Wb. V, 389; Alemannia 7, 167; ein Beynhardus Kegel im ürkon-
denbuch von Mahlhausen ed. Herquet no. 815 (a. 1327).
kirchenschriber, m. (?) 156, 25 (a. 1463) Wir Friderieh be-
kennen — nachdem die ersamen unser liben — der rate zcu Kernfsit
Erharden Müseler unserm ktrchenschriber — den altar des heiligen Utk'
nams — — gelegen u. s. w. Das Wort ist wohl verlesen für kSdut-
Schreiber, cfr. Hildebrand im D. Wb. V, 2509; küchensckribere am Hofe
des Markgrafen Friedrich von Brandenburg im J. 1438 erwähnt bei
Janssen, Frankf. Reichscorresp. I, 423.
comentus? 468, 33 (16. Jahrh.) werden unter verschiedenen loven-
tarienstücken des Klosters genannt: 27 comentus, 50 remptorsehüsseldnn]
ich denke an commentchen, Nebenformen von kamaneken^ kümpehen ba
Hildebrand, D. Wb. V, 2612 und bei Adelung s. v. kumpf; Schilkr
Lübben II, 522 s. v. komp und commentel. Man verstand eine Alt
Napf oder Schüssel darunter. Die Form commenichen fand ich mocb ii
einem Handelbuche des Zeitzer Weichbildgerichts a. 1667 foL 509,
sowie eine commentchenform ebenda in einem Rathshandelbuche vm
1674 — 76; vgl. auch franz. compotier.
korblenlegen, n. das Legen von Fischkörben oder Reusen, 402, 37
(a. 1502) mit korblenlegen fischen; vgl. Hildebrand, D. Wb. V, 1806
s. V. körblein ; Alemannia V, 153 mit korfelen ze legen und gArkkm
zeug zu fischen; Weist. II, 791 «y solen gayn myt yren pulsen imd wn/t
wyden'kurvelen ind myt stechamen,
kauft, m. = mhd. kouf; 82, 26 (a. 1423) dy wyls ds&ir hmfi
stehit, wo der Herausgeber ohne Noth kauft in kouf geftndeit hil
ZUM WORTSCHÄTZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 175
rfthrend tüeht (= tüch, pannus) 175, 2ä (a. 1470) stehen geblieben ist.
^iese Form schon in einem Weisthum von Sarbrücken bei Grimm,
N. II, 4 (a. 1321) zu aUerleye kaufft und krame] 8 (1557) was zu feilen
kaufft uff den mark gehörig] Purgoldts Rechtsb. 3^ 35 so ist der kouffi
heiietiget] in einer Originalurkunde des Zeitzer Domcapitels vom J. 1505
al die toeyle dieser kaujß wert] Urkundenb. der St. Leipzig I, 156
(a. 1440) uff einen reckten widdirkouffi unde äbelosunge. Ebenso findet
man knouft neben knouf lauft neben lauf. Im sächsischen Osterlande
ist die Form kdft (kift) heute noch im Volke die mundrechtere.
kaußrief, m. 76, 22 (a. 1420) ; Urkundenb. von Meißen II, no. 894
(a. 1416); Schreiber, ürk. v. Freiburg II, 388 (a. 1434); bei Lexer
I, 1693 nur Citate aus Jüngern Quellen.
koußüirdig, adj. 16, 194 (a. 1471).
kuohär, Mhäry n. nach 169, 34 (a. 1470) darf hCihdr nicht unter
Tuchwolle gemengt werden, vgl. unten s. y. snitzeling] dasselbe ist
Hntmachem im Urkundenb. von Leipzig I^ no. 169 (a. 1429) und
Sattlern in des Teufels Netz 11194 untersagt. Konrad von Ammen-
IiaaseD fol. 163^ tadelt am wuüenweberej daß er dar under vermischet
hat rinders und gelesen här.
lantgefluchtey n. das Fliehen der Landbewohner vor dem Feinde
10, 32 (a. 1331).
lenge, adj. 174, 35 (a. 1470) moget ir — dtf gebrechen in dy lenge
'Htoe legen. Vgl. Servatius 382 lenge (: strenge) ; Kindheit 68, 90 (: ane-
genge)] St. Trutberter HLied 63, 14; J. Tit. 3964, 1; 4149, 4; 4490, 3
0 strenge) und so bei Zamcke, Der Priester Johannes I. Abth. 976, 24 ;
977, 34; Bartsch, Wörterb. z. d. Nibel. 194; unlenge (: gedrenge) J. Tit.
8309, 1; 3609, 4, vgl. Bartsch in der Germ. 13, 236. Wie die hier
^d im Mhd. Wb. gesammelten Beispiele zeigen, kömmt die Form in
Kitteldeutschlaud sonst nicht weiter vor. Ahnliche Formen sind scherpfe
neben scharpfj wehse oder wesse neben wahs oder was>
Kbeslehenserbe, m. 67, 26 (a. 1410) die rechtin ItbeslShinserbin]
Zeiteer Copialb. fol. 203^ (15. Jahrb.).
Idß, n. 170, 24 (a. 1470) ez sal nymand under den tüchmachem zu
^^Men stehen unde in das I6ße under sie treten] 176, 13 die schneyder
^n mit den tüchmachem auf den merckten, do sie zu büden stSn, lofi in
^^Stn] 177, 31 nymand sal an der tüchmecher louß stehen. Gemeint ist
der durchs Loß gezogene, dem Händler zugewiesene Theil des Markt-
platzes oder Standort. Im sächsischen Osterlande heißen die Antheile
vorn Gemeindelande hie und da noch die loße oder lißer] vgl. luß bei
SehmelleF-Fromm. I, 1519.
176 PEDOR BECH
ItntgenkÜSf n. 192, 17 (a. 1471) latogenheuser auf der bUeke
198, 17.
mandel, f. = vnangeL
fnandehy swv. = mangeln.
mandelmöle, f. Mühle in der gemandeU i. e. gemangelt wird, 201,29.
mangels f. Walze zum Glätten der Gewirke, namentlich der
Wäsche: Rolle; 194, 8 folg. (a. 1471) umbe dye mangd — so berichtet
der Bleichrichter an seinen Landesherm — wirt ewer gnäde venUhm,
Wenne do ist auch eyn groß radt, dorinne lawffenn drey oder tner^ df
treybenn das radt umbe. TJnde neben dem rade ist eyn tyseh, om^ iok
tysch eyn langer koste vol steyne als lang der tyseh. Nu ireybei da» nä,
do dye letcte inne Ictwffenn^ den kastenn mit den steynen ofrf dem tfA
hyn und her wider. Auff den tysch leyt ma^m das weysse güt^ iBt/maif
dreylicli. Und dorzd sindt keulecht holczer siecht unnd en wenig^ knger
wenne der tysch unde käste breyt ist. Unde wenne dye kneeht iund^mm
oder frawenn lawffenn in dem rade , so treybt das rat den kastenn af
den kewlecktenn holczernn über das weisse gut auff dem tysch; dennis wet-
denn dye Uymai, dreylich siecht frysch unnd wol weyfi gestalt unde km^
wirdigk. Vgl. Weigand s. v. mange. Daneben die Form mandeli f. 199, IS
(a. 1471); 247, 12 u. 13 mid 32 die mandeln (a. 1481) doruffmaniii
gebleichten leymaten pfleget zu mandeln", 248, 22; dazu das unter rA
and walkemangel unten vermerkte.
mangeln, swv. mit der mangel glätten, rollen, 127, 22 (a. 1451)
alle rohe linwat, gohzsche u. dreliche sollen ungemangelt btSben} 116,9
(a. 1449) keine rohe lintcat, golczsche ader drelich sal gemandeU toAtbi;
vgl. Schiller-Lübben III, 34. Die Formen mit -nd- statt mit -i^^i
lassen sich als einen frühen, verfehlten Versuch ansehen, das diald^'
tisch scheinende Wort zu verhochdeutschen.
miteseUbschuldigery m. 144, 33 (a. 1457); plur. die mitselbsehMldifi
145, 24; vgl. mitselhgelde in den N. M. des thür.-sächs. Vereins 12, 3&
mulgrabCf m. 64, 19 (a. 1402) möelgrabe; malgrabe bei Espe, Leipi*
Ber. von 1848, S. 30 (a. 1333) ; Cod. dipl. Siles. 8, 77 u. 78 (a. 13Ö)J
Weist m, 599.
nestmälsy adv. proocimey neulich, vor kurzem, 93, 36 (a. 1434) ob^
1 19, 31 (a. 1449) = naehest, nähest j nechstenSy am nechsten^ über wefa^
Ausdrücke man sehe das Zeitzer Progr. vom Jahre 1875 , S. ^'*
*) Über den umgekehrten Fall, den in den Dialekten so hSnfigen Oberganf ^^
•nd- in -ng- vgl. Frommann , Mund. VI, 614 nnd Weigand im D. Wb. IV, W6*^-
ßirwengen.
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 177
Müller-Zarncke II, 286**, 11; Bartsch, OIoss. zu den Liederdichtem
391'; Eilhart von Oberge 3686; alUmest ebenda 1301 u. 7524; nagst
Germ. 9, 52.
nüfjoe-schüfter ^ m., im Gegensatz zum alb^sen 91, 32 (a. 1432);
92, 7; Urkundenb. der St. Leipzig I, 176; vgl. neumeUter in der Ale-
manDia I, 164 und reusz oder aUenachümacher, aas einem Vocab. citirt
im zweiten Bande der D. Chron. S. 564^; Schiller-Lübben III, 225
8. V. oüboter,
Oberleder, n., 92, 2 (a. 1432) nüwe solen undir aJt o, setzen ist den
nüwe-8chüstern verboten ; Urkunden des histor. Ver. fiir Nieders. VIII,
no. 248' (a. 1302) averledder,
opfertac, m., 40, 19 (a. 1375) czu den ersten an den syben apfirtagen
tind dazu die Anmerkung; Lexer, Nachtr. 335.
orbar, orber, f. = mhd. urbor, urbar; 79, 16 (a. 1423) zol, den
man nennet die orber; 79, 33 gericM, zol und orbar,
pressen f swv. „texturam prelo complanare et nitidam facere^, 166, 35
J«cawd pressen', 172, 28 tuoch pressen und valden (a. 1470); Weist.
2, 12 aüe jdr dem schohhessen zu Sarbrucken eynen pressten rocke geben ;
vgl. Stieler 2346; Frisch II, 71'.
pute, swf., 394,5 (a. 1491 — 93) hunner, genße und pvJten hält der
Abt von Chemnitz. Bei Nemnich III, 539 heißt so meleagris gaüo^pavo.
Hier muß es ein anderes Thier bedeuten, wenn die Zeitangabe der
Urkunde richtig ist, da nach Nemnich der betreffende Vogel aus
Amerika stammt und erst im Anfange des 16. Jahrhunderts Europa
«Tigefiihrt worden ist.
rampanien, plur., 61, 20 (a. 1402) die fleischawer sollen rampanien
fider gesneyte nicht meher zu marckte bringen^ vgl. Lexer II, 340 und
Stieler 1521 rampanien — notant Omentum, interanea, intestina^ pantices,
^ias kuttelflecke, quae tarnen sunt zerschnittene rampanien, intestina mtnu-
^m consecta, alias heckerling; in den Zeitzer Eämmereirechnungen
▼on 1560 wird ein Fleischer bestraft, weil er rampanien vorkauft.
Zu gestielte, n., vgl. außer Lexer I, 920 noch Nyerup, Symb. 275 seea-
^na, ingesnide (cod. ingesinde) und Diefenb. Gloss. 523*, N. Gloss.
333' 8. V. secamen^ ein gesnaidt, gesnede, geschnSthe und Frisch 11, 214*;
D. Wb. in, 189 s. V. eingeschneide; Walch, Beitr. 8, 122 (= Statuten
^on Schleiz , a. 1625) die fleischauer sollen niemand kein eingeschneid
andringen, es woUe sie dann iemand aus guten wiüen nehmen,
restaur, st n. u. f., 40, 9 (a. 1375) zcu eyme wydirstad der pfarre
^ir restaur; 40, 24 durch des restauris wiUen; 29 daz restaur; Oster-
^ndische Mittheilungen I, 4, 69: 20 gl, ehorcUibus restauer; die restaur
OERMANU. N««e Seihe XY. (XXVn.) Jahrg. 12
178 FEDOR BECH
VI, 96; Urkundenb. von Leipzig 11 , 321, 351, 364; Diefenb. 8.
restaurum^ = Ersatz, Entschädigung.
roemerzcd^ f., 243, 20 (a. 1480) romerzaly indictio genant; We«
I, 549 u. 558 (a. 1453); vgl. Lexer III, 1130 s. v. zintzal.
rolle, Lj = mange^ mangel, mandel 234, 4 (a. 1477) die leymiA \
die rolle bringen. In anderer Bedeutung erscheint das Wort 8ch(
früher als von Weigand und Lexer vermerkt ist, so bei Laore
Aachen. Zust. 342, 27 item 10 3f., die wir men (d. fa. min, wenige
gerechent hadden in den vurleedenen moynde, dat man in der rollen w
(a. 1386); hier ist es = Verzeichniß, Liste, Album; ebenda Öfter roll
z. B. 148, 39; 207, 26; 211, 25; 223, 15—19; 224, 4; 246, 15 u. «.i
Janssen, Frankf, Reichscorresp. U, 308 (a. 1474) nach lüde der rdk
ebenso 311: — eine Localität bezeichnete ruUe in Magdeburg luu
der Schöppenchronik ed. Janicke 378, 3, vgl. die Anm. dazu und di
Glossar; ein raUenhaue bei Birlinger, Rotw. Stadtr. S. 61.
roUmeister^ m., der, welcher über die Rolle in der Bleiche gesetzt ii
234, 4 (a. 1477).
romkopf, m., als Zuname: Niclas Romkopf 100, 16 (a. 14$
= ramkopf, Widderkopf, vgl. Adelung unter diesem Worte und Nen
nich 5. Lief. S. 454; Zeitzer Unterhaltungsblatt vom J. 1814, no. 3
S. 308: ein einjaehriger Rothfuclis, mit einem Bamekcpfe, an der Stin
ein Blnhmchen und der Hinterfuß weiß bis über die Fessel; = wp
arcuatum, cheval ä tete de belier. Im sächsischen Osterlande wird es noc
oft als Scheltwort gehört.
rorbuchse^ f., Lauf (oder Einfassung) einer Brunnenröhre? 104,5
(a. 1441) an roeren oder rorbuchsen. Etwas anderes war rorbotte in de
ältesten Statuten von Görlitz 398, 29: item das man das wasser i
den Rorbotten zcu keinerlei anderm gebrückte denn zcu kachin tuid*
notdurjß der kochin ; letzteres war ein Ge&ß oder Behälter für Böhra
waßer, cfr. büte bei Lexer I, 401 und böte bei Schiller-Lübben 1, 40(
schade f m., unorganisch im Plural: die scheden 198, 33 (a. 147
und 216, 36 (a. 1474) ; aber auch sonst noch und zwar schon i
14. Jahrh. vorkommend^ so im Cod. dipl. Siles. 8, S. 104 (a. 139!
grosse scheden, vgl. Rückert, Schles. Mundart 230; Urkundenb. vt
Seitenstetten ed. Raab S. 255 (a. 1370) die schaeden; 259 (a. 137!
an alle schaeden-, 326 (a. 1385) ; 335 (a. 1386) ; scheden 262 (a. 1373;
333 (a. 1386); Gesta Roman. 157.
schildichinj n., 92, 3 (a. 1432) die solen (welche die aitrüssen as
nähen) sullen gezeichent sien mit schildichin.
schneidegast, m., Kunde des Gewandschneiders, 256, 25: «f'^
ZUM WORTSCHATZE DES CHEBINITZER URKUNDENBUCHES. 179
auch keiner dem andern die schneidegeste entphremden; vgl. Hildebrand
im D. Wb. IV, 1461—62 und Glossar zu M. Spittendorf s. v. salzgast
schocklintoät, f., 113, 37 (a. 1449) das beste garn macht man zeu
uchenstucken und schogleybatin, und das loste wirt geerbit uff dy bleiche ;
116, 16 das die weher nicht gut uf die bleiche machen, sundern sie machen
schoglinwat unde zcichenstugke, dorczü sie das beste garn nemen, unde das
ergeste arbeiten sie uff die bleiche; ebenso 122, 20 schogklymmet. Vgl. die
Zusammensetzungen schockgroschen bei Frisch II, 218^ und schockholz
im Gloss. zu M. Spittendorf 539; letzteres ist Brennholz in Bündeln
in Schocken, vgl. Handelbuch vom Kloster Bosau (a. 1536) fol. 34^
acht schock gebundt ader schockhoUz,
sehüfsj Bwf., 15, 29 (a. 1352) im Glossar von Ermisch als ,,SchaufeP
iQ%efaßt, vielmehr haustrum, Schöpfgefäß, hier eine Art Feuereimer,
unter den Löschapparaten bei den Alten öfter genannt, vgl. Kirchhoff
in der Anm. zu dem Erfurter Bibrabüchlein 43, 35: schuffen darmete
mn lesche (a. 1429); Urkundenbuch von Leipzig I, 174 (a. 1444),
ebenfalls in einer Feuerordnung: eß sal ein itzlicher behüseter habin in
tjIMm hüfie zcwü lange leäem, eyne schuffen ; Rcchtsb. nach Distinctionen
V, 17, 3 der brüwer und sin gesinde — sullen alleczid gereite sWy wen
egn för uskempt, das sy gereite sint dorczü zu komen — mit
schiffen u. oren weren; Geraische Statuten bei Walch 1. 1. II, 120 ob
fetter — auskehm^ — darzu soll ein iglichei* bilrgei* — mit schiefen, leitem,
haken, stuntzen — laufen\ nach dem hallischen Thalrecht von 1360 in
den N. Mitth. XI ed. Opel, S. 441 sal der bomemeister zcfigen (be-
schaffen) eyn schogk schuppen (gleich darauf schupen und schufen he-
otnnt) und acht füerhaken u. sechczehn leythern, ab ein füei* ufgueme\
Nflrnberger Polizeiordn. 297 iiem so hat der feicermeister ir jeder drey
ki»ein schuffen an stylen zu rettung des fewers dynent, und ebenso heißt
^ in Endres Tüchers Baumcisterb. 140. Vgl. Lexer II, 821 s. v. schuofe^
Weigand s. v. schoppen, Schiller-Lübben IV, 117 s. v. schope; dazu
fiedentiner Spiel bei Mone, Schausp. II, 87, 1497, wo Lucifer den
^ffoger (tabemator) seinen Knechten mit folgenden Worten einhändigt:
9^ttä ene bt de heten küpen uut ghevet em dri/nken mit der schüpen!
*Bi Meißnischen wie im sächs. Osterlande heißt das Gefäß heute noch
hie and da sehuffe, ist dort vorzugsweise als Instrument der Brauer
bekannt, hat einen langen Stiel wie die zuvor erwähnten ledernen
^ufen in Nürnberg, vgl. besonders Adelung s. v. schuffe,
sehihcssmeister y m., 100, 16 (a. 1438) der, welcher Armbrüste zu
^^ertigen, zu repariren versteht; sonst der, welcher des Bogenschießens
bmdig ist, der sckuteemeiBter bei Lexer II, 835, Alemannia III, 238^;
12*
180 FEDOR BECH
schytzmeisUr bei Schaefer, Sachsenchron. I, 44; seküisenmeuter im
Urkundenb. von Klosterneuburg S. 54 (a. 1296), im Urkondenb. vom
Schottenkloster ed. Hauswirth S. 240 (a. 1342).
seigtrhutte, segirhutte, f., HQtte, in der Silber- und Kupfererz yod
einander geschieden (geseigert) werden, 196, 26 u. 32 (a. 1471); 197,2
u. 6; 239, 30 (a. 1479); Frisch II, 260. Vgl. den Namen Silbemgtr
(= silberseiger) im Altprager Stadtr. S. 31, 37, 39, 44, 176.
sinlich, adj., 119, 28 (a. 1449) uns wart synlieh (= wir kamen Mf
den Gedanken) anders doruf zu sprechen; 200, 6 (a. 1471) igt im dss
sinlichy ist er des Willens. In dieser Bedeutung finde ich das Wort
nur bei Schiller-Lübben IV, 213'.
sipmdz, n., qtiarta pars modiij ein im Meißnischen wie im Alten-
burgischen ehemals sehr übliches Oetreidemaß, hie und da heute noch
unter dem Namen sippens gekannt, 352, 33 (a. 1401) sechczene schrie
u. eyn sipmas gersten; Osterländische Mitth. I, 185; Frisch 11, 281;
Germania 17, 369 — 70. Der erste Theil des Wortes wahrscheinlich di»
slavische zip, ziphyrn^ ehemals eine Leistung Zinspflichtiger zwischen
Elbe und Saale, nach den Mitth. des Freiberger Alterthumsyeren»
a. 1866, S. 487 folg.; annona quae zip vulgarüer appellatur (a. 1377)^
pro iustitia quae zip vocatur (a. 1154); Septem modios tritiei et totidu^
avenae de dp (a. 1277); ires modios iritid et avenae quae vocatur üf-
cam (a. 1282) ; zipzins in einem Kataster des Klosters Pegau = Ab-
gabe eines Bauern von ^4 Maß Weizen. j^Sip-lju slav. = ich Bchlltte
= oberl. wendisch syp-u] syp = Schüttung, Körne)*8chüttuug im Gegen-
Satz zu Garbenzehend." Kronbiegel, Über die Sitten, Kleidertrachtea.
und Gebräuche der altenburg. Bauern, sagt S. 29: „ein ganzes Sippen-
maas Getreide hatte Raum in den Hosen des altenburgischen Bauern-^
Neben dieser Bezeichnung stand seit dem 15. Jahrh. bis noch vor
kurzem in der Gegend zwischen Zeitz und Altenburg das Wort rürA-
maz, viermaß y meist mit quartcde übersetzt in den alten Zeitzer Obe-
dienzrechnungen ; ebenda (15. Jahrh.) steht z. B. : LIII virtel her-
macht der virde theil XIII virtel 1 viermaß; darnach sind 4 vierßäß
== 1 viertel] im Volksmunde hieß es firmß oder fermeß,
slaghy m. , die der Tuchmacherinnung eigene Art das Tuch n
falten, ihr Faltenschlag, vgl. die unter valden vermerkten Beispide;
Cod. dipl. Siles. 8, 107 (a. 1399) der weher zal uff das tOeh, das kr
macht j syn zeichen legin uff das irste ende an deme slage. Auch sonst
slagk =z forma y Art und Weise (cfr. slahte) z. B. bei Leo von Roi*
mital 170: die frauen — sein ser kostlich gekleidet auf den heidnischi^
oder türkischen schlag] cfr. Schiller-Lübben IV, 220.
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER URKÜNDENBUCHE8. 181
snüzerling, m., Abfälle von Wolle beim Scheeren ; 169, 34 (a. 1470)
ist verboten falsch (tüch) machen von kamproolle, schnytzerling y pflockeny
hcehär noch von andern häm] 177, 20 tiich von snytzerlingen ^ dy man
v<m der wulle dbesneydt] 181, 33; vgl. Kornelias Kil ed. Hasselt 605*
und 603^ snidterlinghf snipperingh^ snipperlingh ^ segmenta] Stieler 1903
tdaäding et aehnipperling. In den Nürnberger Polizeiordnungen 162 wird
ftr strafbar erklärt geswertz wereh, gnippinc (?) oder hdr under wollen
gemischet. Ist etwa hier snippering, oder enipperling gemeint? Lexer
If 1042 fUhrt aus dem Rotenb. R. noch gurppinc an. Noch ein anderer
Ausdruck dafür findet sich im Cod. dipl. Siles. 8, 66 (a. 1369): wer
gam machit und dor undir menget flocken adir asschirwoUe d€U
sal he beseim. Höchst wahrscheinlich soll es aber ursprünglich ä-scher-
woUe heißen; vgl. scherwölley tomentum bei Frisch II, 168% nach Ade-
lung b. V. die Wolle, welche die Tuchscherer von den gewebten
Tüchern scheren, auch acherflocken genannt. Über das Einmengen von
]^flocken und Haaren vgl. Germania 19, 48 — 49.
stanteigen^ n., 149, 24 (a. 1458) legende gründe und stanteigen; vgl.
Zeitzer Copialb. fol. 302' ires mutterlichen erbte stand eigen] 302** in
tßarheit so ist yn unser mutter gewere keyn stanteigen unde legender gründe
ader ander varende habe czu erbe gehörende vorstorben\ Haltaus 1729
stant-erb-eigen, bonum allodiale immobile.
sirdbrtU, f., „Braut, die nicht mehr Jungfer ist" ; 56, 32 (a. 1399)
haben die strobrüte ere lichte uf die aüir gestackt bie des pharers vorvarn
unde haben die Hecht »yne vorvarn in eren nocz nicht gewant, so sal der
pharer die och nicht nemen\ in der Eämmereirechnung von 1582 zu
Zeitz steht : 1 gl. vor ein haubenn einer ströbrautt ; dazu vergleiche man
das, was im Zeitzer Handelbuche aus den Jahren 1576 — 78 steht:
A"^ und N.y die mit einander unzucht getrieben ^ werden in der Tdoster-
kirche getraut, dann durch die knechte aufs rathaus gebracht, ihnen ir
hurisch leben verwiesen, der magd durch der knechte weiber eine haube
aufgesetzt, und beide ins gefängniß gesetzt \ Alemannia H, 125; Adelung
8. V. Strohkranz und strohvntwe. Bei Schmeller- Fromm. II, 80 heißt sie
ftrdjungfer.
uberlistigen, swv., 128, 8 (a. 1451) die üzsaczunge u., die Verordnung
listig umgehen; Purgoldts Rechtsb. VIII, 12 es wer dan das der richter
" uberlistiget wer.
iiberlouf, m., Überschuß, 60, 19 (a. 1401) alzo vil, alz obirlouff
ynak wei^den ober das geschos^ öbirlaufft, Überschuß, 199, 8 u. 26 (a. 1471)
m Gegensatz zu zübüß^ Zuschuß. Dieselbe Bedeutung bei Schiller-
182 FEDOR BKCH
Lübben HI, 269* belegt s. v. overldp und in einer Kobarger Urkunde
vom Jahre 1439 bei Förstemann N. M. HI, 1, 77.
überslechtig y obersleehtig , adj., 64, 18 (a. 1402) obirslechtig möd:
Weist. VI, 15 die uherschlechtigen mulen (a. 1465); = Mühlen, bei
denen das Aufschlage waß er in die oberen Schaufeln des WaOerrades
fällt. Sonst versteht man im Volksmunde zwischen Zeitz und Alten-
burg unter einem Uherschlechtigen järe ein Schaltjahr, ebenso wie in
zwei alten Glossarien bei Diefenbach Gloss. 199^ s. v. emboUamui^ ej/n
uberslechtig jare.
unahnemelich, adv., unabtragbar, unerlaßbar, unabänderlich, 250, 19
(a. 1481) die strafe an einer person unahnemelich ersehtnen lassen.
unbehahety partic.^ 88^ 23 (a. 1421) einen unhekabii u. unvarteidingt
läzen; Urkundenb. von Leipzig I, no. 136 (a. 1423) einen unbekabi
(verschont) und unverdacht lassen.
unberadt^ partiC; nicht mit rdde oder gerade (Aussteuer) bedacht^
259, 24 (15. Jalirh.) eine unbei^adt u. unüßbestadt tochter.
underschiezeny stv., 16, 17 (a. 1352) gibel find wende mit schindi
oder brete undei*schiezen ; hier in der Bedeutung von ersckiezen, coassare,
contabularey vgl. was ich darüber in der Germania 17, 171 — 72 bei-
gebracht habe.
unretterinne, unreteinrme, f., in einer Verordnung des Rathes gegen
den Aufwand bei festlichen Gelegenheiten aus dem Jahre 1401, S. 59, 23 :
euch sal die unretteHnne nicht umbe gehen. Im Glossar übersetzt der
Herausgeber das Wort mit „Hebamme", obwohl schon Lexer s. v.
unrät und unraeter ihn eines Beßern hätte belehren können. Man lese
Purgoldts Rechtsbuch II, 24 nach: nUen sacke sint ddvon eyn ßrawe er
Itpgedinge vorluset — — — die nuhende (neunte) ist, ab sie äne des
mannes willen lotternde woi'de, also eyn lirem^ coclenern (?), unrethern*^
wind desglichin ; ferner Diefenb. Gloss. 377' nebulatrix^ unrtteryn. Es ist,
wie auch aus Schiller-Lübben V, 70 zu ersehen ist, de kdkenbeckersche
de den unraed heckt oder vielmehr, wie es weiter dort hei St, das unrats-
'*') Nach der Hambarger Haudschrift lautet diese Stelle : iyrerin^ eocksnmn, wtr'
tthem. Die Fonn coclenern, welche bei Ortloff im Texte steht, ist offenbar verderbt
An kSkelem, Gauklerin (vgl. das masc. hökeUre in der Düringischen Fortsetiong dei*
WeltcbroDik 294, 84 und im Anzeiger III, 804) = mhd. gougtlaernms (bei Lexer
I, 1069) kann man hier kaum denken wegen des dabei stehenden iinrltem, ehe'
mit der Hambarger Bandschr. an kökenem, daringisch kdchenem, = et^tcÜMr»^
paMtülariay torteüa^ die Kuchenbäckorin , Knchenverkäuferin , bei Mathesios Bar. lO*
küchelbeckerin, vgl. Diefenb. GIom. 589* 8. v. lorUUui, kokentre; Hildebrand im D.Wb. Vt
8. T. kUehler,
ZUM WORTSCHATZE DES CHElfNITZER URKUNDENBUCHES. 183
«ij (in Oberdeutschland etwa die holhiplerin) y die unrät herumträgt
and feil bietet^ die wohl auch als ioculatrix, als mima aufbrat, anderer
Geschäfte nicht zu gedenken. Unrät aber ist zunächst wohl so viel
wie res pi'odiga, unnützer Aufwand (vgl. Schiller- Lübben V, 69^ 20),
Leckerei, Naschwerk, dann vorzugsweise das zum Naschen dienende
Backwerk. Doch scheint nicht immer und nicht überall ein bestimmtes
Gebäck darunter verstanden worden zu sein, so wenig wie nebula
immer dasselbe Gebäck meint, das als panis tenuis^ p, suhtilissimuSj
vapar*) in den Glossaren bei Diefenbach erklärt und durch unrat,
kippe mandatenbrot (Oblaten), vcelen vel woffelen, gebrant brot (vgl. prante
cMchel im Urkundenb. von Rlosterneuburg, Einl. XLIV und Germania
9, 201 u. 204) erläutert wird, lauter Backwaaren, die dem Stoffe, der
Bereitung wie der Form nach unter sich wieder verschieden waren.
Nach den Görlitzer Statuten S. 388 (vgl. Lexer 1. 1.) war unrat so
etwas wie pletze] in der Anro. dazu heißt es: „unrat nennt man in der
Lausitz dünne Kuchen, welche in Milch oder andere Getränke ein-
getaucht und gegessen werden. Mit Zimmt vermischt heißen sie zimmt-
platze. In der Kamenzer Willkür: Es sal hinfurdir keyne sechsioocheryn
ßaden^ pletze^ werge (?) unrad nach keinerleye bagken.^ Aber platz ist
auch wieder nicht überall dasselbe Gebäck. In dem Urkundenb. von
Mühlhausen i./D. ed. Herquet no. 324 u. 328 (a. 1285) bezeichnet es
unam tortam quae platz vulgariter norninatur valentem unum solidum,
eine Leistung Zinspflichtiger um Weihnachten an das Nonnenkloster.
Eine der letzteren ähnliche Abgabe war wohl in Straliburg platzerat,
neben krapel und andern Speisen im 14. Jahrhundert zu bestimmten
Festtagen den dortigen Capitelsherreu gereicht, vgl. die Chroniken
der D. Städte 9, 1065—66. Wieder etwas anderes endlich ist platz in
den Stellen bei Weinhold, Beitr. zum Schles. Wb. TT; Weist. II, 160
u. 167, 646 u. 654.
Bei der Bildung des Wortes unrät kann auch der Ausdruck räte^
honic-räte bei Lexer, Nachtr. 236**), mnd. honnichrdte bei Schiller-
Lübben II, 295, honicräz, honicrässe bei Diefenbach N. Gl. 169 s. v.
fovus mitgewirkt haben. Ebenso geht auch waffel wohl auf wabe = räz,
rate zurück, vgl. Weigand unter Waffel,
unstathaßig, adj. unbemittelt, 127, 17 (a. 1451); vgl. statehafticj
*) Hinter dem latein. Worte vapor Bcheint sich ein deutscher Ausdruck wie dunat
<u Verbergen; oder darf man gar an rumnenfurty nunnafitndi denken, wovon bei Schiller*
^^hben III, 208 die Rede ist? In Düriugen und in Obersachsen (z. B. Eisleben und
Leipyig^ sind die Nonnenförzchen noch bekannt; man versteht darunter Pfeffemüße.
**) Aus Versehen ist dort Jtonec-krcUe statt Jumec-rdte angesetzt
184 FEDOK BECH
82, 39 (a. 1423); Weist. 4, 185 (a. 1339) = vermögend, wohlhabend;
stadhaßig bei Joh. von Posilge in Script, rer. Prags, m, 340; unstate-
haß, inops^ in Graffs Interlinearvers, der Ps. 10, 5; 3d, 1; 139, 13.
unubergrifflichy adv., ohne etwas zu übertreten oder asu umgehen,
234, 2 (a. 1477) das die begnäduttgen dem hatUwercke unobirgriffUeh ge-
hdlden werden] Urkundenb. der St. Leipzig I, 380 (a. 1470) da» Ha
(artickel) hinßirder von aUen vesttglich unde unobergreiffenlieh scUm ge-
hauen werden; vgl. Michelsen, Rechtsdenkm. 408: welcher aber dawm
ubergrifflich oder bmcldichen erfunden wurde.
unverschimpßf part., 140, 22 (a. 1456) tmverhdnet und unverschimpfi.
unvarmcUetj part, 118, 17; vamicUet 118, 11 (a. 1449); vgl. L&Let
in, 173 v(yrmdlen, durch mälsteine oder -böume abgrenzen.
unvorminnert, non imminutus 109, 17.
urburery m., Zinseinnehmer, 20, 2 (a. 1355) Nyekel HanheuH
urburer zcu Fi%erg'^ Schweidnitzer Handfeste vom Jahre 1328 bei
Tzschoppe u. Stenzel S. 525; vgl. urbarer bei Lexer 11, 201.
urkundic, orkundigj adj., urkundlich, 121, 11 (a. 1449) zcu oritM-
digem u, wärem bekenteniss,
urloup, orloupf m. (?), 171, 26 (a. 1470) in einer Handwerksord*
nung der Tuchmacher: hebet eyner eynen orlaup in eynem gemeinem tir&t
so sal er das bire beczalen oder das faß fallen ; in einer Ordnung des
Schneiderhandwerkes 256, 9 (15. Jahrh.) ap dy meyster bey eneunder
w^m zcu eynem gemeynen byr an eyner zceche unde ab sye weiden eyne^
tirlop haben, es wer spil adder ander unfuge, das suüefi sy von keynem
nicht dulden. Der sonderbare Ausdruck findet sich aber auch ander-
wärts. So in den Statuten von Orlamünde in Walchs Beitr. 11, 76:
item welch burgir adir lantman eyn hadir ader urlaup hebit in dem0
rätishüse^ wann man darinne schencket] ebenda: welch burger eyn hadir
adei' Urlaub macht in deme rdtishüse zcu deme voitsdinge, welchis jdrs
das were, der sal das faß widder füllen; auch wohl in St. Mai^arethea
Marter (German. 4, 451) 396 si sprach: urloup der helle, briuwel aller
sündenl Außerdem beruft sich Walch 1. I. auf Haltaus GIosb. und die
Freibergischen Statuten; aber bei Haltaus 2004 und in dem Freiberger
Stadtrecht 185, 217, 235, 263 findet sich nur urJiap an den verwandten
Stellen, und dies scheint auch in den zuvor angeführten Beispielen
das ursprüngliche und echte gewesen zu sein, das vom Schreiber ver-
lesen wurde, = Aufstand, Aufruhr, Streit, Zank, vgl. Lexer Nachtr. 388.
ÜZ' dienen, swv., als knecht oder lerknecht seine Zeit zu Ende dienen,
172, 2 (a. 1470) worde der lerknecht seine zcwey järe nicht ausdynen;
Cod. dipl. Siles. 8, 59 (a. 1365) der selbe knecht sal ouch by em blyhs»
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER URKÜNDENBUCHES. 185
wie synen tag U8 dynen\ Böhmer, Urk. von Frankf. 753 (a. 1377) awcA
ensa2 niemand dem andern sinen knechte abe spannen y e dan der Unecht
m zyt tiszgedienet^ Urkundenb. von Leipzig I, 243 (a. 1453) item so
tuüen dy gesellin keyn Inr kouffen wenne sy haben ußgedtnt ; Görlitzer
Statuten 387, 20.
waldenbergen , swv., Gewaltthätigkeit verüben, 181, 11 (a. 1470)
sich hüfen (zu Haufen ansammeln) und wcddenhergen; das sächs. Weich-
bildrecht ed. Daniels u. Graben 226, 28 dy pfaffheü werit dem volg,
daz sy uff deme kirchhove nicht louffin noch waldenbergefi; Zeitz. Copialb.
168* her gibt em schuUy daß her yn seym huße eigethum unde kuchene
uff der borgk zu Herleke sulde gewaldenhorgit haben u. sulle em syn knechte
haben angegriffen; fol. 454^ her sulde haben yn seyme lande u. gerichte
grdbtlichen gewaldinborgit\ Script rer. Pruss. IV, 401 (a. 1416) sie Irffen
vor daz rathhutos und hyben daz vff und haben doruff gewaldenbergit ;
vgl. Schiller-Lübben V, 761 s. v. woldebergen. Dazu das Subst. walden-
bergk oder woldenbergk in Script, rer. Pruss. 1. 1. 127 (a. 1454) er hatte
friester und ander gottes dienner gefangen u. ge^chlagtm u. verdrencket
tt. ander woldenbergk (Gewaltthat) an geistlichen personen begangen. In
den Chroniken der D. Städte XIII, 118 wird erzählt, daß 1418 in
Deutz ein bolwerk errichtet ward an sent Waiden dage^ darumb wart
dat k genant Waldenberch, In Michelsens Rechtsdenkm. 213 der walden-
bergeTj d. h. der gewalt oder schaden itU = ty^^annus in Schroers Voc.
2964; ebenda tyrannis^ waldenbergunge. Man vgl. woldan^ m., bei Lexer
ni, 965.
walkemangel, f., die Mango oder Rolle in der Walkmühle, 190, 35 ;
191, 38; 192, 14 u. 33 (a. 1471).
warstaJty f., 91, 24 (a. 1431) den tddin weder uf die w. fO/ren^ d. h.
dahin, wo man seiner zuerst gewahr worden ist.
wermutUner, n., 468, 25 (16. Jahrb.) ; bei Schiller-Lübben V, 770*, 6,
Stieler I, 146, Frisch I, 94*" und bei Adelung: cerevisia absinthio infusay
(^iinthites. Etwas anderes scheint aber darunter verstanden worden zu
sein in den chronikalischen Aufzeichnungen zur Geschichte der Stadt
Halle vom Jahre 1464 — 1512, welche Wächter in den N. Mitth. des
4ür. Bachs. Vereins ed. Opel XV, 131 veröffentlicht hat : Jorge Drackstet,
^ schenckte guten freunden deszmals zur collation hausziwermui bier. Hier
scheint wermut verändert zu sein aus wermet, wermede, Wärme, vgl. Schiller-
Lübben V, 606*; hüswermet aber ist dasselbe, was hauswärme im zweiten
Tkeile des vierten Bandes des D. Wörterbuchs 696, eine im östlichen
Kitteldeutschland übliche Benennung des Einzugs- oder Richtschmauses ;
^gl hüswermunge bei J. Rothe in der Germania 18, 379; Frommanns
186 FEDOR BECH
Mund. IV; 171; Zeitzer Kämmereirechnungen des 17. Jahiii.: Ifi, 3 g
vor vier kannen wein^ welche dem convivto mtmco, so bei henm Dr Halm
körn gehalten, und zugleich die haufiwarme außgericht, darzu bwgermeitte
Zader n. Joh, Krimmer invitiret. Dasselbe hieß auch bloß wermunge in
Cod. dipl. Siles. 8, 125: keyn man sol seczen noch wermnnge haben «J
unser vrauwen tag noch uff d-es heiligen lycknams tag'^ femer den hm
wärmen bei Reinwald H, 59 und in Frommanns Mund. VU, 298; end
lieh hebeschmauSf hebemahl bei Adelung und im D. Wb. IV, 2, 720 n
732*). Darnach wäre das hüswermetbier dasselbe , was richtebier be
Adelung s. v. richtesseny ein Ausdruck, der im Sachs. Osterlande nod
unter dem Volke gebräuchlich ist.
widerstaty m,, Ersatz, Entschädigung, 40, 9 (a. 1375); siehe obei
s. y. restauT] Magdeb. Schöppenchron. 164, 3 to wedderstade] als Femi
ninum bei Ludewig, Reliqu. Mscr. I, 216 einem dise w. iuon (14. Jahrii
in einer Urk. von Doberlug).
widencäg, m. und widerwage , f., die Gegenströmung, 386,31
(a. 1497) von dem wedderwag des wassere an dem teich^ 397, 31 wi
der widerwage des wassers.
wusch y m. = wisch, fasciculus straminis, 114, 31 (a. 1449) /iffli
haben die von der Milteweide furbracht, das sy by yn einen fryen margl
haben, das mit yn kewffi wer da wil, das werde yn zeu Rochelicz et(
geweitet (untersagt), die tcyle der wusschs stecket] ebenda 115, 6 denvo
Mitteweide zu gunnen under dem wussche aüeine gam — — zu kewfo
So lange der Wisch aufgesteckt war, durften Gäste, sowie Höker uni
andere Wiederverkäufer nicht auf dem Markte kaufen, vgl. Urkunden!
von Leipzig I, 315 (a. 1464): kein burger noch gast kein getreide kovjfe
solle uff vorkauff uff zu schütten^ dei weile der wusch sticket ; erst tc«w
der wusch nedder gelegit ist, so mag ydtrmann keuffen. Ebenso in de
Statuten von Zeitz bei Schott I, 273: under dem wüsche kauffen ist nict
jedem gestattet, wohl aber nach gefallenem wüsche oder nach dem wusch
wie es gleichfalls hier heißt nach dem Originale. Nach den Statute
von Gera ebenda S. 180—81 hatte der Marktmeister alle Harkttig
einen strohxcisch auf den Röhrkasten zu stecken; auch hier hieß es
die weil der wisch stecket; im andern Falle: bis der wisch fället, odc
80 balden der wisch vom roerkasten geworffen ist^ wie bei SchmeDer
Frommann II, 1041. Nach einem Citate bei Haltaus, Gloss. 2056
dy schragener und dy markthokin ensullen uf den markttag nicht kon^
*) Dieselbe Festlichkeit hieß auf niederd. Sprachgebiete die ^Mtioflrvo^, ^
Beliehen des neaen Hauses, vgl. Schiller-Lübben 11, 343**.
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 187
wm spiaekoufe dy teile wicptlde ezeichen vf Heckit In Zeitz und Um-
gegend herrscht daher die Redensart: under (Dialekt: onger) dem wische
ftr: verstohlener Weise, heimlich.
mlgpinneUj zalepille^ f., die Zaspel, der Strang, eine bestimmte
Anzahl Linnenfäden, erscheint als Zuname 92, 16 (a. 1432) Claiiß
CtaUpil; ebenso Claus Czanspil 83, 20 (a. 1423) und 105, 2 (a. 1441) ;
Tgl. Urkundenb. von Göttingen ed. Schmidt I, no. 306, 41 Bertolt
TaUpille (a. 1383); Vilmar, Id. 465 s. v. zaspel und meine Beiträge
diza S. 23.
zechorte f -en, f., ein Gelage in oder von Seiten der Zeche, und
swar gegen Einlage oder der Reihe nach von den einzelnen Genossen
veranstaltet; in einem Schreiben des Abtes an den Rath (a. 1502)
i 402, 16: so konnten wir wol erleiden, das eß (sc. das Bier) den ewem
fdchi allein bei einer hohen pen zu holen unde tzechortten ernstlich vor*
hotten u. 8. w. Über orte (orten) vgl. Diefenb. , Gloss. 534^ s. v. sym-
hokm und Lexer 11, 2014 s. v. ilrte. Letzteres war seit dem 14. Jahr-
handert ein in der Gegend zwischen Elbe und Säle sehr häufig auf*
tretendes Wort und ist im Altenburgischen wie um Zeitz heute noch
unter dem Namen erte, trte, trtenschmaus sehr gewöhnlich. Ähnliche
Znsammensetzungen waren früher: a) bierorte ^ so bei Schott, Samml.
1} 268 (in den Statuten von Zeitz) es mag ein ieglicher hurger seinen
^^(iMgenossen um seinen versessenen hauszins pfänden^ desgleichen um seinen
^nbfzaUen toein oder bieroerthen ohne laub des richters; in der Zeitzer
Chronik von Tham II, 300^ mit den bierörtten und zechenn soll es wie
folgt gehalten werden: das bier soll mit den gesaizten kenndelein auff-
getragen und ahngesehrieben, auch die o^^then (der bei der gemeinsamen
Zeche auf den Einzelnen fallende Beitrag) darnach ahgenohmen und
hezdhlet werden; Walch, Beitr. II, 200 (Statuten von Geithayn a. 1553):
Mmand soll an feiertagen vor und ehr die frühe- und nachpredigt in der
ffwkirchen gentzlieh geendet offenperliche bierorten halten noch pfligenn ;
Auch: ein Trinkgeld, so viel als die Zeche f(ir eine Kanne Bier be-
trtlgt, in den Kämmereirecbnungen von Zeitz a. 1576: 5 gl. Andreas
Düfinge vor zwo bierorten ins gedinge die stemme zuführen (d. h. fahren)
*9indt gegeben] nach Eronbiegel 1. 1. S. 13 ward den Dienstboten in
Altenburg als Miethgeld eine bierthrte gereicht. — b) früeortSj f., vgl.
Lexer in, 545; Urkundenb. von Leipzig I, 296 ; Schott, Samml. 1, 185. —
^) nieiiterwrte , f., in Böhmers Urkundenb. von Frankf. 636 (a. 1255):
^"^ Ha unsir meffstir urien unbezalt get, der sal unsern meystern eynen
^''^img zu hüzse gebin; 638 auch wer in unser meyster urten eynre den
^^em heizset lygen mit ernste milde, der sal ein halp virteil wynes gebin. -^
188 FEDOR BECH
(/^ kUinerte nennt man heute um Zeitz eine Machfeier Ton einem erten-
schmause.
zuchenstHck^y n., 113, 37 (a. 1449); 116, 16; TgL das Citat unter
ttchocklinwat: Augaburger Stadtr. ed. Mever S. 365 üem am sieehMtuA
1 du.
rifis^^zalungf. l. 354, 4 (a. 1401).
rinsgetrnd^, n., 354, 30 (a. 1401).
rinsr^'chnngf. l. 125, 36 (a. 1452): 146, 34 (a. 1458).
riftfn<7^ t\ Zeitlage, Zeit. 222. 9 <> 1474 ; Crknnde des BmÜm
Ton Cöln aus dem Jahre 1327 ^in dem sogen. Ersten Köln^ £idbache
fol. 40) bei Fahne, Forsch. II . 2. 77 : d^^ nrnrorde die gehve m u
Kald^Hi fHndfr alr^iamJe ary^lutt d^n rMryfnamUm jmdem die zUimge de
#V ran mns haini «'.i formfH crr^ brtr^ alt iV da mr aenerfuim ätä;
C^bier Jahrbflcher des 14. u. 15. Jahrhunderts in den Clironiken der
D. St. 13, 179. 6: ro Aick^ dn^iVA maa ouek dai käge Motumemt
'^\>i^ zo cnm — — om Wji zidiei vW^. iW omeA cm «ni dmirt sä, iai
'?m$ ^ di afmmtm wkoisti iW lyrv^^Ji oa« fimi ^Mi stJomgi (n Glossar
dasu S. 1C07 nicht richii^ übersetxt •. — Im Sinne Ton Kmde, Kac^
hdi:. B-.'t^han steh: es in Bruder Hansens Marienlieden 1321: Art
hracfx: i/ vunirh;^ nik.w .: r^r^tTnrajr^ , ebenso 2673 ndtmy (z wr*
,\^J«;'^ Scrip:. rvr. pnis^ IV, 12^ ^^ 1454 am f<a^ J^^^Rni tarn war-
u/if^ni> rvfwt^ 'X» yt-Art^ni^mr*: r.^ Sfm o?« Piam^m: HI. 352 (= JoL
Tv^ PvMdige ec. Voi^ 14o' i^iK^ii «.-^.y*^» rtJ m\l mamehtritf bm^e aal
zicH t^.v, '.iMf zm ipv KvTf jJ^ v*»sfc.».'rf :.rr» Äririi''»:- : P. B.-Actem VLL 188, 11
,;!. ^4fc. «ü:fc>f rKtY5hjjv. ZasL ii-eu n^-ec cie cjer cimsen BeispieK
wxri: i^iier als d:-? Xaciw^jj» b^et Wesaraz«! «sd Laxer.
ri.i:sx«.-^>i-<^W', air. ^7, %f a. 1$^ = z-^Mfmictiwtic ki Lezcr
IIL IvHI u.::i rri'iai^CLK wr: Fr^ftbc-^ ei Scärctb<r h 111 dd «dnfli
rT«'«-,^^M^'»<4V. r\ /a-.«eft.^'A 7\^^ II a. 142? nk'xa r. aaur fcsjgiwy
:= rrijLuc5W>. vv*a Leiv^« l. S SS j. UiT^ : Gra«. IiuerL P^ S. 41I
r«V4ci«^i'AU A-vt-Ä^n*'»: il,va'*:..o. ^>fi«i>, I, Jf^ >« ^ it#j
i
VOM EICHHORN ALS WmDPRET. 189
VOM EICHHORN ALS WILDPRET
Alwin Schulz in seinem interessanten Buche, das höfische Leben
Zeit der Minnesinger, da wo er von den verschiedenen Arten dos
dprets spricht, die ehemals auf die fürstliche oder ritterliche Tafel
len, S. 285 folg. nichts zu berichten gewusst. Und doch war es
bst wahrscheinlich schon von alter Zeit her in den Namen wiUpraet
inbegriffen, wenn man aus mehreren sichern Aufzeichnungen des
und 15. Jahrhunderts auf die frühere Zeit zurückschließen darf.
sind bis jetzt folgende Stellen zur Hand, in denen Eichhomfleisch
Speise erwähnt ist.
Laut der Aufzeichnung des Oberschreibers Thomas von Buttel-
t aus dem Jahre 1442 — zu lesen in den Neuen Mittheilungen des
p.-Sächs. Vereins, herausgeg. von Opel B. XII, S. 441 folg. — hatte
voit von Suxirzenwalde an den Hof seines Herrn, des Landgrafen
Düringen, unter andern zu liefern: clein wiltpretj also haailhüner^
\üner, siiepphen, clein vogil, eichorner etc. — jedenfalls eine Leistung,
schon aus alter Zeit datirte.
In der Einleitung zum Urkundenbuche des Stiftes Klostemeuburg
t Hartmann Zeibig auf S. XLV eine Reihe Gerichte auf, mit wel-
nach den alten Küchen amtsrechnungen die Tafel der Kloster-
•arger Chorherren im 14. Jahrhundert besetzt zu werden pflegte.
tr verschiedenen LeckerbiÜen fehlen hier auch die asperioliy d. h.
Eichhörnchen nicht*).
In den Scriptores rer. Pruss. IV, ,354 ist beim Jahre 1424 eine
iche Aufzeichnung aus Danzig mitgetheilt mit der Aufschrift con-
lio camium ferinat'um: darin wird neben reeßeisch, hinden- und
leiachj hase auch das eichhorn aufgeführt.
In den Nürnberger Polizeiordnungen aus dem 13. — 15. Jahrh.
it S. 193 eine Verordnung des Rathes: man hat auch gesetzet und
len gar vesticlich daz man sol geben ain hasenflaisch mit ßir-
**) mit allem umb XVI haüer und nicht hohery ayn aychornflaisch
*) Vgl. Diefenb. Glosa. 54" 8. t. atprioku; sonst auch speHoliUf spirioUu,
rl 38, 6; 48, 36; auch icureolus 63, 62 gehört hierher, wo eiehumo stott einhurrw
sen ist; vi/arrua Altd. Bi. I, 349.
**) Über ßlr?iei9y ßirhe*, förhäs, den vorderen Theil des Hasen, der zum Hasen-
r oder Hasenschwarz verwendet wurde, vgl. vor allen andern Birlinger, Aleman-
58 Büchlein von guter Speise 8. 182—88, Weigand im D. Wb. IV, 744; Diefenb.
. B. V. ju9 laridarum; = gthätt bei Frisch I, 420".
If^O FEDOR BECH, TIKKK
tfin^ V kaUerj ain rephtme oder ain haselhvne oier aimem amtffogel nmh
ri haller n. s. w. and S. 312: t» 9ol hmfSr kam wOdmar dwA
fich oder tren gewalt eynich h^nehebu^ rekereim oder sweimeim wildpretk
noch rtfikuner^ hasdkmnery aidhom, hasem oder g^iMfgA — -^ doM tu
wider rerkaußan voUm^ hie furkauffon,
Kach dem Mflnchener Stadtrechte, hennsg^neboiTon Aiier, Art. 428
9ol man haten und aidkom newr aimem tag mnZ iabem mmder dem pgflty
tmd fSrbaz toi mam tie gestraift (d. h. mbgeiogen) cotl habem ; ebendi
in Artikel 442: äff käuffel tuUem kaeem mmi aieiorm geeMmÜ
(= gtshreißy gethröufi) hie tail habem mmd micki mmder dem fälgmL,
Das Ofener Stadtrecht, herausgegeben vcm Mirhnay und lidmer,
bestimmt in §. lOS: tta* von urütprei nmd icHdem waU^ mmd fetMSgdat
isiy aU hirtchem, hindern (Hs. hindert, rtehem^ p^*^^ mUmdueemf hatm,
aiehharen. fathrnmer^ hateikmmer — — atwoi mß (= die vtZ^ifvfar} feil
hohem.
Wenn es daher in der mnd. Tleio PhHibewii OMranagegeben tob
W. Seebnann im Kd. Jahrb. V, 21 folg.) V. 179, da wo die Seele im
Lieichnam spricht« heilet:
dn hadJ^ gnde koti gkdsom:
jfiare ia* unde de edelem rorw«
de ftotem mnde ^axrm:
so wird man wohl an «^roni, welches die Lesart dar Berliner Hs. iit
keinen Anstoß mehr nehmen. In der Xtmberger Bearbeitmg desselbes
Stoffes bei Bartsch hinter der Erldsong S. 314 heißt emz wo tut jleuA
Hhd iiHcÄ triVpnftf« tc^yfl grots mnd clein^^ munmeliier wttd amder gerti £>
gutem tt€trkem kvuk.'
TINNE
hatte ich in dieser Zeitschrift 24, 146 in lesen rorgeaeUagen ftr da#
mir nnverst&ndliche t^me in den ron Fr. Pfeidfer hersmg^gtihciifi^
Anneibüchern IL 4\ $pr«»n|i:er rertheidi^ dagegea in dem Bettifgea
inr Kunde ig. Spr IV« 159 r«^m<f und versteht hier darunter den onteT
dem Daumen betxndiiohen Muskeiballen« der bei sehr alten und kranken
Personen elntalle. Gc^p^n tnm^ spricht aber schon die Beikenfelge der
Symptome« in der es mit ^lut^j^It i^t. and mit Recht bemeikte befeit>
Pfeiffer in dem Glossar su vier ^^nanntcn Schrtt'^. an ^aUae, dämme,
Daumen sei hier neben den SchUuten und lippett nkkc am deaken-
Auch der in nHNÜctniscbett Dü^fM nicht mcfäibraM BerthoU toi
YBIEDR NEÜMANN, DIE ENTWICKELUNG DER ORTNITDICHTÜNG etc. 191
Begensbarg weiß nichts vom Einfallen des Daumenballen, da, wo er
ansftllirlich die verschiedenen Todeszeichen am menschlichen Körper
bespricht, I, 509, 31—510, 18; 514, 1—517, 11. So weit ich mich er-
kundigt habe, rechnen selbst neuere Arzte das Einfallen des Daumen-
maskeis nicht unter die sogenannten Collapserscheinungen, d. h. die
Vorzeichen des unmittelbar bevorstehenden Todes. Überdies wird meine
Vermathung jetzt bestätigt durch das Komeuburger Fragment, welches
BJaas in dieser Zeitschrift 26, 380 folg. mitgetheilt hat. Der Text ist
hier in mehrfacher Beziehung beßer gehalten als in der Tegernseer
Handschrift, welche Pfeiffers Ausgabe zu Grunde liegt; hier heißt es
nüinlich S. 341^: 80 er die [nase] vceete spitzet unde so im diu ougen
iol^nt unde swindent, unde so im diu tunevmnge unde die tinnen enpfallent,
odeir cUe lefse nider vaUent^ unde so im diu oren ehalt sint unde si sich
ver^u^erfeni iwedemhcdbe^ an swelhem siechen du diu zeichen sichest, ztoäre
der ist veige. Nur für ein Mißverständniß kann ich es danach ansehen,
weiMi spätere Schreiber oder Überarbeiter bei Wiedergabe derselben
Stelle dümen setzen ftir tinnen^ wie in dem mnd. Arzneibuche geschieht,
aas welchem von Schiller- Lübben V, 220 s. v. vege die betreffende
Stelle citirt ist, oder in der oberdeutschen Bearbeitung bei J. Haupt,
Über das md. Arzneibuch des Meisters Bartholomäus S. 50: So er dew
ncLsen vcutt spiezet und ym auch vxxychet und ym die guemen wanchel (?)
und die dawmen enphallent und die aren ehalt sindty der ist vayge.
ZEITZ, Aagast 1881. FEDOB BECH.
DIE ENTWICKELÜNG DER ORTNITDICHTÜNG
UND DER ORTNITSAGE.
Zu Ortnit Str. 73 bemerkt Amelung: „der Inhalt dieser Strophe
ist ungentLgend, man erfährt nicht, was Ortnit denn im Traume bekannt
geworden ist; und Vers 3. 4 scheinen fast aus 70, 1. 2 entlehnt —
Überhaupt ist die ganze Darstellung von Str. 70—77 sehr confus:
nachdem die Mutter Ortnit vor der Reise, von der noch gar nicht die
Kede war, gewumt (70), dieser den Ermahnungen entschieden wider-
sprochen (71), darauf die Mutter ihm beigestimmt hat (72), folgt
IC A (73) zuerst ohne rechten Zusammenhang Do sprach der Lam-
P^te u. s. w. Nun versucht es die Mutter noch einmal ihn zurückzu-
halteii und darauf spinnt sich die ganze Unterhandlung, die doch schon
zTUn Zweck geführt hatte, noch einmal ganz in derselben Weise ab«
192 FRIEDRICH NEUMANN
Dann steht wieder Str. 77 ganz unvermittelt da. — Die richtige Stro-
phenfolge mit einiger Wahrscheinlichkeit herzustellen, ist nicht mehr
möglich. — 73—75. 70. 71. 76. 72. 77 gäbe einen leidlichen Zusammen-
hang, wäre aber allzu künstlich.^ HinzuzuAlgen ist, daß Str. 76 in
ihrer jetzigen Gestalt keinen Sinn gibt Ist Ortnit deshalb seiner
Mutter 'liebez kint', weil ihre Verwandten an ihn und Yljas ^gedigen'
sind? Hinter 76, 1 ist ein Punkt zu setzen; 76, 2 — 4 sind ' der Vorde^
satz zu dem verlorenen Nachsatz : so wende dich an den, 'der dir ie
getriuwe was^ und handle nicht *äne rät' (70, 4) deiner Freunde.
Läßt sich nun selbst durch eine künstliche Strophenumstellong
kein guter Zusammenhang erzielen, so ist auch die Annahme nicht
berechtigt, daß die confuse Darstellung durch Strophenverwiming
entstanden sei. Auch an Interpolation ist nicht zu denken. Denn in-
haltlich sind Str. 77, 1 = 73, 2, 77, 2 = 75, 1, 77, 3. 4 = 74, 70, 1. 2
= 73, 3. 4, 70, 3. 4 =r 76 und dem dahinter verlorenen Nachsatz, 71
= 75, 2 — 4, d. h. wenn etwa 77, 70—72 die alte Grundlage wiren,
so enthielten die übrigen Strophen nichts als eine Umdichtung ihres
Inhalts; wer aber eine Anzahl Strophen des Textes umdichtete, kann
doch nur die Absicht gehabt haben, die neuen Strophen an Stelle des
Überlieferten zu setzen, nicht aber sie störend, zum Theil zusammen-
hangslos in seine Vorlage aufzunehmen. Nehmen wir dagegen an, dtß
die entsprechenden Strophen aus zwei selbständigen Texten von einest
Contaminator zusammengeworfen sind, so begreift sich die Verwirrung.
Eine unumstößliche Thatsache ist es freilich, daß unsere Omitdichtong
durchweg ^inem Dichter ihre jetzige Gestalt verdankt. Daraus folgt
aber noch nicht, daß dieser Dichter den ganzen Text freigestaltet hii,
daß er nicht verschiedene Vorlagen benutzt haben kann.
Str. 13 ist Machorel *geborn von Muntabüre'.
Str. 14 heißt es:
Suders in Surfe daz ist sin houbetstat.
Aber nachher ist Muntabüre seine Hauptstadt Dorthin bringt
Alberich die Kriegserklärung, als Ortnit vor Suders gelandet ist. b
Suders läßt sich Machorel nicht einmal sehen, als es besttlrmt wird*
Ein seltsamer Widerspruch bei einem frei erfindenden Dichter!
Str. 260, 3. 4 sagt Ortnit:
nü rät an unde l^re, vil lieber Alberich,
wie wir die stat gewinnen,
aber ohne auf Alberichs Antwort zu warten, macht er selbst den no"
maßgeblichen Vorschlag Str. 261:
Diu porte diu st^t offen, ich wsen uns iemen wer,
swenn alle liute entsläfen, wir dringen in mit her.
5IE ENTWICKELÜNG DER OETNITDICHTÜNG U. DER 0RTNIT8AGE. 193
yberich weist diese Üst' ritterlich zurück , er will dem Feinde offen
ridersagen, und so begibt er sich denn — nicht etwa nach Suders,
im dessen Einnahme es sich zunächst einzig handeln muß, sondern
lach Muntabüre. Er kehrt mit dem Bescheid zurück, daß Machorel
«ine Tochter nicht gutwillig herausgebe, und wieder fragt Ortnit 289, 2
/Uberich um Rath, wie nun — Suders genommen werden kann. Er
bemerkt dazu : 'gewinne wir die veste' — daß er Suders meint , zeigt
Alberichs Antwort — 's5 habe wir al daz laut', also doch auch Mun-
tabüre. Um Muntabüre dreht sich indessen nachher der GUiuptkampf.
Und welchen Rath ertheilt jetzt Alberich? Str. 290:
Diu naht ist iezuo vinster, den mänen niemen siht
so hüetent üf der müre die wahtssre niht.
wir suln in barken fiiezen verholne zuo den staden.
si Alrhtent üf dem wäge deheines vindes schaden.
Im Schutze der Dunkelheit landen sie. Str. 295:
Nu rät an, Albertch,
daz wir die stat zestoeren ze leide dem künege rieh.
ir seht wol, sprach der kleine, daz diu porte offen stät.
ich kan zuo iuwerm strite geben deheinen r&t.
Aber da handelt und räth ja Alberich genau so, wie Ortnit Str. 261
landein will. Wozu also die sittliche Entrüstung Str. 262? Wird der
^angemeldete Besuch in Suders dadurch gerechtfertigt, daß Alberich
Machorel einen Angriff auf Muntabüre offen angekündigt hat? Die
'^hrerlosen Leute in Suders über&llt man nächtlicherweile^ und dem
^ohlgerüsteten Herrscher auf Muntabüre schickt man die Kriegs-
^''klärung? Suders wird genommen, die Heiden geben Ortnit *üf ge-
^^de ir Itp und euch die stat.' Aber gar nichts ist damit gewonnen.
^ozvL also der Kampf um Suders? Wenn noch der nächste Weg nach
l^'Ja mens Tabor über Tyrus ginge! Tyrus indessen liegt weitab nörd-
*^h von der geraden Straße. Sollten historische Ereignisse der Dar-
^lung zu Grunde liegen? Die ELreuzfahrer, die im Jahre 1217 den
'^):is Tabor bestürmten, waren, wie dies einzig vernünftig war, in
'^Icers gelandet. Suders könnte aus irgend welchen zweifelhaften
^^^nden willkürlich für Ackers gesetzt sein, aber die wirre Darstel-
^^g, die sich nicht einmal darüber klar ist, welche von den beiden
^dten Machorels Hauptstadt ist, ist so wenig auf Grund hbtorisoher
^>*gänge entstanden, wie sie dem Kopf eines frei erfindenden Dichters
^taprungen sein kann. Wenn jetzt Tljas Str. 305 des Königs Fahne
'^^tten auf den wie es scheint unbewohnten ^palas' in Suders stößt,
^ können wir versichert sein, daß Machorel diesen *palas' bewohnt
QBBMAIUA. N«M Bdh« XY. (XXVn.) Jahrg. 13
194 FRIEDRICH NEUMANN
hat; ehe ihn unser Dichter nach Muntabüre übersiedeln ließ; w
können versichert sein^ daß die Sendung Alberichs nach Montabür
die die Str. 260; 3. 4 und 295; 3; deren ursprangliche Verbindui
unverkennbar ist, so widersinnig auseinander reißt, einmal einem i
deren Texte angehört hat als eben diese Strophen. VgL 260, 3. 4 n
295; 1. 2; 261, 1. 2 mit 295, 3. 4.
Unser Dichter rechnet bekanntlich sehr genau. Seine Rechnu:
ist bereits revidirt, aber eine Superrevision ist nöthig. Wenn auch c
72 Dienstmannen Ortnit nicht über das Meer begleiten, so müssen i
uns doch über ihre Stellung zu der sonstigen Umgebung des Koni
Ellarheit zu verschaffen suchen. Wenn Str. 7 die 'sine' Ortnit rath
ein Weib zu nehmen, so sind wir geneigt, die Rathgeber zu den
zu rechnen, in Helmndt (10) und Tljas (11) die Vertreter seiner
Dienstmannen (Str. 5, 4) zu sehen. Nun heißt es Str. 60:
urloup si d5 n&men. von Garte si d6 riten.
mit minneclichem muote er in allen urloup gap.
Alle scheiden unz an den einen man' den Heiden von Fülle a
'den künec von Riuzen' Str. 61, aber auch diese beiden nehmen Str.
Abschied. Darum sitzt nun aber Ortnit nicht mutterseelenallein i
seiner Burg. Als er von seinem Abenteuer mit Alberich zurückkel
treten ihm Str. 204 seine 72 Dienstmannen entgegen. Die Vermuthoi
daß es einmal einen Text gab; wo eben nur die 72 Ortnit zur S<
standen, wird durch die Betrachtung der Str. 28—40 zur Gewißl
erhoben. Yljas hat sich energisch bemüht, den König von sein
Unternehmen zurückzuhalten, Ortnit beharrt bei seinem Beschluß i
so erklärt denn Yljas 28:
von rehte sol ich wägen b! dir lip unt leben.
ich wil dir fünf tüsent ritter und euch mich selben geben.
Str. 36 verspricht auch Helmnot 5000, Str. 39 G^rwart 5000 Ma
Die Zusammengehörigkeit dieser Strophen kann keinem Zweifel unl
liegen. Da macht nun Str. 30 mitten in diesem Zusammenhang
Burggraf £ngelwän, der sonst nur noch Str. 205 ff. an der Spitze
72 erscheint; einen Versuch Ortnit mit Berufung auf eben diese
zurückzuhalten. Sein Bruder Helmnot tritt ihm entgegen; Ortnit erkl
noch einmal zu dem Zuge entschlossen zu sein, und so verspricht d<
schließlich der alte Hiuteger — nur an dieser einen Stelle genannt -
da dein Wille nicht zu beugen ist, so geben dir deine 72 Dienstmam
jeder 100 Ritter. Ortnit ist offenbar über das Anerbieten hoch erfrBi
daz ist ein iriundes rät.
DIE ENT WICKELUNG DER ORTNITDICHTÜNG U. DER ORTNITSAGE. 195
Bit disiu bare ze Garte 8Ö manegen ritter h&t
(vor aller miner hilfe w&ms ie min Erster strit) —
wir erwarten: so sollen sie mir auch diesmal ^^rste' zum Siege ver-
helfen — *si suln der marke htLeten/ Sie, die ihm stets treu zur Seite
gestanden haben^ sein ^^rster strit^^ sollen diesmal daheim bleiben^ die
Mannen aber, die ihm ^äne Garte^ (35) zu Gebote stehen, sollen die
Gefahr mit ihm theilen* Um so auffallender ist die ZurtLcksetzung der
72 Getreuen, als nachher Str. 37 f. Ortnit *liute imdo lant^ in Helmnöts
Schatz stellt:
Garte und al mtn gre sol dir bevolhen sin,
und auch GSrwart Str. 40 Helmnöt beigegeben wird:
du solt hie heime selbe des hergebirges pflegen.
Was bleibt denn da für die 72 zu thun? Str. 30—34, 3 enthalten einen
Best älterer Überlieferung. Hiuteg^r und seine Söhne Engelwän und
Eelmnot (vielleicht ist hier der ursprflngliche Name verloren) sind
durch YljaSy Helmndt und Gferwart verdrängt worden; die Pietät hat
den ausgedienten Recken ein bescheidenes Plätzchen angewiesen , wo
sie sich leider störend bemerklich machen.
Unmöglich kann nun derselbe Dichter, der die 72 von dem Schau-
platz abtreten ließ, Helmn5t und G^rwart einzig zu dem Zwecke ein-
geführt haben, um sie gleichfalls aus der Feme müßig dem Kampfe
ZQBchauen zu lassen.
Lesen wir Str. 46 — 49. Wenn Ortnit Str. 45 verlangt, daß alle,
die ihm folgen, wohl gerüstet sind, so ist es ganz in der Ordnung,
^enn er eine Zusage auf seine Forderung erhält; doch eine Strophe
^^rde dafür genügen. Befremdlich klingt es, wenn Tljas Str. 46 noch
einmal anhebt:
ich füer dir über s^ fünf tüsent snoUer beide,
Str. 47 Helnmöt fortfSÜirt:
fünf tüsent sneller beide daz ist min Erster gruoz,
Str. 48 GSrwart schließt:
Nutschtr und Bönavente daz ist mir undertän:
dar äz wil ich dir senden euch fünf tüsent man,
^^^nn dann gar Ortnit Str. 49 addirt : so bekomme ich also im Ganzen
*ö-000 Mann. Das wußte er ja schon Str. 40 so gut wie wir.
Ich nehme an, daß der Verfasser der älteren Vorlage a unseres
Richters die Erinnerung an Hiuteg^r und Engelwän noch gewahrt hat,
^^ß der Verfasser der jüngeren Vorlage b, weil er Helmnöt und G6r-
^'trt so wenig mehr brauchte, wie a Hiuteg^r und Engelwän, die ihm
^^llig gleichgiltigen Helden Hiuteg^r und Engelwän der Vergessenheit
13*
196 FRIEDRICH NEUMANN
anheimgab und an ihrer Stelle Helmn6t und G^rwart in Garte sorlLck'
ließ. Die Episode Str. 30— 34, 3 wie das doppelte Angebot der 15.000
Mann wird verständlich, wenn wir die Annahme der Contaminatiovm
zu Hilfe nehmen. Str. 30 — 35. 45—49 stammen aus a, Str. 28 t
40 aus b. Daß aber der Contaminator nicht mechanisch die Stroph
der verschiedenen Texte verband, daß er auch reimen kann, lehr&
Str. 44. Wie kommt denn Ortnit auf den Einfall, wenn seine Held^m
nur 15.000 Mann stellen können, gerade das Doppelte zu verlangen?
Es ist klar, daß unser Contaminator die 30.000 verlangt, damit Ortnit
zum zweiten Mal 15.000 Mann nach der zweiten Vorlage angeboteca
werden können. Gegen Suders zogen 15.000 Mann, gegen Muntabür^
15.000 Mann; in a und b blieben schließlich 1000 Mann am Leben ^
So kann unser Dichter vor Muntabüre Aber 16.000 Mann gebietecx.
(Str. 352), von denen nur tausend die Heimat wiedersehen. (Str. 479, 4^
Amelung identificirt die 15.000 Mann Str. 49 mit den firdher aoT—
gebrachten und nimmt an, daß die Zahl 30.000 'durch hinzukommende
Söldner (50, 3. 51) vollständig' wird. Aber wo ist es sonst erhört^
daß ein stattliches Heer durch hinzugelaufene 'Ritter* (53, 3) ver —
doppelt wird, die sich zum großen Theil 'durch gäbe und oueh durck».
guot' herandrängen? Die 30.000 'Ritter* (53, 3) hat erst unser Coa—
taminator auf ihre jetzige Stärke gebracht. Gleich freigebig war d
Dichter b gegen 15.000 Ritter. Daß diesen 'ros unde ringe* 51, 3
abreicht werden, verträgt sich freilich nicht mit Ortnits Forderan^^
Str. 45, aber Str. 45 gehört auch dem Texte a an.
Wenn Str. 23, 4 Yljas erklärt hat:
iedoch wil ich dir helfen sd ich aller beste mac,
so ist damit die Verhandlung zu Ende, er braucht eben nur noch die
Zahl seiner Streiter anzugeben. Statt dessen macht Ortnit Str. 24 C
noch einmal den Versuch seine Mannen fUr das Unternehmen zu ge-
winnen, und das Mittel, das er dazu anwendet, das Versprechen von
Silber und Gold
'lant unde bürge dar zuo liute unt guot'
ist um so weniger angebracht, als er es schon Str. 18 gebraucht hit
Str. 23 hat der Verfasser unseres Textes hier angefUgt, weil sie sick
äußerlich ebenso passend an Str. 22, 4 wie an die energische ElrkÜüniDg
Str. 18, 4 anschließt, auf die sie ursprünglich folgte. Wenn in a (Str. 18)
so gut wie in b (Str. 24) Ortnit seinen Helden Silber und Gold v«^
spricht, und wenn er in a (Str. 45) trotzdem verlangt, daß alle 15.000
Ritter wohlgerüstet kommen, so geschieht dies nicht, weil er sein^
Schatz schonen und sich der Ausrüstung entziehen will, sondern weil
DIE ENTWICKELUNG DER ORTNITDICHTÜNQ ü. DER ORTNITSAGE. 197
er keinen mitftihren will, *er s! ouch ein edel ritter oder ritters gendz'
(45; 3) und weil er sich einen Ritter ohne Sturmgewand, einen Ritter,
dem auch nur 'ein vinger blöz', nicht vorstellen kann. Der Dichter b
dagegen sah in dem Ausrüsten der Mannschaften ein den Führern
zngemuthetes Opfer, von dem er sie befreite. In seinem Texte hören
wir nichts von Ortnits Forderung; das bloße Versprechen der 15.000
Mann macht ihn überglücklich. In die Ausrüstung muß sich mit ihm
der reiche Zacharis theilen, hinter dessen Freigebigkeit der König nicht
zurflckstehen will. Hat er schon Str. 24 außer Silber und Gold
'lant unde bürge dar zuo liute unt guot'
versprochen, hat er Str. 29 Yljas sein Königreich zu mehren verheißen,
80 überbietet er ZachartS; der 20.000 Mann auszustatten sich anheischig
gemacht hat, indem er Str. 50 selbst 100.000 den Sold zahlen will«
Steht ihm doch der gewiß uralte goldgefüllte Thurm zur Verfilgang,
zu dem sich schon in dem ältesten Text die Theilnehmer an der Fahrt
herangedrängt haben werden 'durch gäbe und ouch durch guot.' Bei
dem Dichter y der die Helden nach der Verhandlung fortreiten ließ,
obwohl er sie nicht hatte rufen lassen, ist auch die Unklarheit nicht
befremdlich^ daß er Str. 50 ff., wo er nur die 'ros unde ringe' Schilde
und ntters dach' neu einführte; so gut wie seine Vorgänger an eine
-Ausstattung der versprochenen Helden dachte, ohne zu überlegen, daß
^ese ja noch sorglos in Riuzen, Tuscän und Troyen weilen. Die Worte
Str. 51, 1. 2:
Si wären alle willic dem riehen künege hgr.
des gesach ir sumelfcher Lamparten nimmer mSr,
hätten ebenso in dem ältesten Texte stehen können, wo noch die 72
^it ihren Mannen den König umgaben.
Sehen wir zu, wie weit sich die contaminirende Thätigkeit unseres
I^ichters im Einzelnen nachweisen läßt Der Dichter, der Str. 14 schloß :
waz wil du mSr ze fragen? si wirt nimmer din,
^ußte vernünftiger Weise mit diesen Worten auch Yljas seine Rede
Schließen lassen. Denn widersinnig ist es zu erklären: ^si wirt nimmer
din' und in demselben Athem die Schönheit der Unerreichbaren in
grellen Farben zu schildern und das Verlangen nach ihr bei dem
Hlönige zu erregen. Der Preis ihrer Schönheit gehört vor 14, 4 und
^ürde sich passend an Str. 11, 3 anschließen; dort folgt die Bemer-
kung : der gebat nie man, er biete daz houbet sfn verlorn, die wieder
Str. 14 vorgreift. Auf Sti\ 18 folgt statt der Erklärung, zur Fahrt
bereit zu sein, die auf Ortnits energische Worte einzig folgen kann,
198 FRIEDRICH NEmiAKN
die Wiederholimg der schon Str. 14 gegebenen Mittli^angi daß die
LiebeBboten bei Machorel ihr Leben einzubüßen pflegen« Audi die
Worte 19, 4:
Maz ich ir ie ged^hlie, daz wil ich gote klagen*
Bind nur eine Wiederholung von 17^ 1« 2:
'nu si ez gote gekleit,
daz ich dir disiu m»re hiute h&n geseit/
Text a: [Ich weiß eine schöne Maid]. Str. 15. 12, 3. 4. [Ihr Vater
heißt Machorel]. 14. 16—18. 23. 30-35. 45—49. Text b: 11, 3-12,2-
13. 19—22. 24—29. 36-43. 50—53. (Str. 53 15.000.)
Daß erst der Dichter b den Heiden Zacharts einflihrte, beweist
der Schluß der ersten Aventiure, der zugleich lehrt, daß erst der
Dichter b auf den Einfall kam, die Helden nach der Berathung ham-
reiten zu lassen. Wäre der Schluß die freie Erfindung iiaes Dichters,
so wäre die Existenz der Str. 59, 3. 4 unbegreiflich. Es ist beschlossen
worden das Frühjahr abzuwarten. Ortnit läßt sich noch von seinen
Helden geloben, daß sie ihn nicht im Stich lassen werden Str. 59^ 1. 2:
Diu triuwe wart geleistet, si lobten im alsd
daz siz yil gerne tseten. des wart der kttnic fr6.
So ist denn Alles geregelt.
dem ktlnege wart der winder und die kurzen tage lanc
da von daz in diu minne und der meide schcsne twanc
Eine deutliche Schlußstrophe 1 Daß sie dem Dichter b als Schlußstrophe
vorlag^ beweisen V. 2. 3 seiner Schluß Strophe 69. Wir erwarten: D»
nun der Mai erschienen war ... und lesen statt dessen:
Si wären fro der vl§ge swes er si wolde biten.
urloup si dd nämen, von Garte si dö riten.
Man sieht, an Str. 54 — 59 aus a sind von unserem contaminirenden
Dichter die Schlußstrophen von b rein äußerlich angefUgt, ohne daO
er es sich diesmal irgend hätte angelegen sein lassen zwischen beideo^
Texten zu vermitteln. Wenn Ortnit hier gar nicht von Zacharts laaseoi.
kann (61, 2), wenn er ihm überschwenglich fftr seine Hilfe dankt uni
sich des genaueren erkundigt, wo er die verheißenen Schiffe findei»
wird, so erkennen wir hier das Streben des Dichters b, seinem Lieb*
ling, der ihm erst sein Dasein verdankt, auch die gehörige GeltoD^
zu geben.
Wenn Str. 88, 4 schließt: 'des ritens in verdröz', so machen wir
uns darauf gefaßt, daß Ortnit absteigen wird. Doch erst Str. 91, 3
lesen wir: Mo erbeizte er von dem rosse'. Übergehen wir Str. 89 bis
91, 2, so ergibt sich ein tadelloser Zusammenhang. Der AnweiBung
DIE ENTWICKELÜNG DER ORTNITDICHTUNG ü. DER ORTNITSAGE. 199
seiner Mutter gemäß reitet Ortnit *ze tal die steinwant^; den Ring
gegen die Sonne haltend, er kommt auf eine Auo; auf der Blumen
and Klee sprießen. Stlßer Vogelsang schallt ihm entgegen. Da er müde
ist, steigt er hier ab und zieht sein Pferd nach sich.
Dö freute sich sin herze^ d& er die linden vant.
In unserem Texte reitet Ortnit getrost trotz seiner Müdigkeit in
den neuen Tag hinein. Denn reitend müssen wir ihn uns Str. 89, 2
so gut wie 87, 3 denken : er sieht den Ring Vil dicke* an, um den Weg
nicht zu verlieren. Er folgt einem von kleinen Füßen getretenen Fuß-
pfad und findet schon 90, 2 — die Linde. (Vgl. 91, 4). Er ist am
Ziel; aber die Linde interessirt ihn nicht. *er sach die grüenen heide* —
aber er reitet ja schon geraume Zeit darauf umher (s. 88, 2), er hört
aufs neue die Vöglein singen Vil lüte wider strit' (vgl. 88, 3). 'ich
W£n ich rite rehte.' Aber was ist hier noch zu wähnen und zu reiten?
Er hält ja unter der Linde. Er zieht es denn auch vor abzusteigen
und nun freudig staunend den Baum zu betrachten. Str. 89—91, 2
können so wenig von dem ersten frei erfindenden, wie von einem inter-
polirenden Dichter in dieser Weise hier eingeschaltet sein. Hätte ein
Interpolator noch den Fußpfad und den Brunnen in den Text bringen
sollen, so hätte er nur Str. 89, 3—90, 2 — natürlich ohne die Linde —
zwischen Str. 88, 2 und 88, 3 einzuschieben brauchen. Daß er nach
^; 2 a angesichts der Verse 91, 3. 4 Ortnit hätte auf die Linde stoßen
'*«8eii, um dann noch vier Verse mit Ungereimtheiten zu füllen, ist
ifldenkbar. Str. 87. 88. 91, 3. 4 müssen wir einem der älteren Texte
^^^isen, die dazwischen stehenden Verse ordneten sich in dem an-
srem folgendermaßen:
I
X
Diu sunne gegen dem morgen durch diu wölken schein.
do beschouwete er vil dicke daz golt und den stein, (s. 87, 3.)
er sach die grüenen beide . . .
(statt Mer linden ast' natürlich 'bluomen unde den kl§' wie 88, 2)
» X. die vögele ... sungen vil lüte wider strit (s. 88, 3)
2. *ich wsen ich rite rehte* sprach der künec Ortnit.
^ 3. dö vant er über anger daz grüene gras geweten:
4. er sach mit kleinen füezen ein smalez phat getreten.
0> 1. Dem selben phade er volgte under die steinwant,
4. da er den küelen brunnen und euch die linden vant.
Die Angabe 'die naht het er gewachet* wird unser contaminiren-
der Dichter Str. 88,4 mit Rücksicht auf 89, 1 gemacht haben; keinem
Beiner Vorgänger kann es in den Sinn gekommen sein, Ortnit bei
200 FRIEDRICH NEUMANN
Nacht reiten zu lassen, da der Ring ihn ja grade mit Hilfe des Soime&-
liehts leitete.
Str. 93 ff. handek 93, 3. 4. 94, 1. 95, 1. 97, 1. 98, 3 Yon der
schönen Kleidung des Kindes, das ist des Guten denn doch zu vieL
Die Frage 'ouw% wä ist din muoter?' Str. 94, 3 wiederholt sich wOrtbek
96, 4. Zweimal sagt Ortnit, daß er sich nicht getraut das Kind tma-
rtlhren (95, 2. 3 getar — tar). Zweimal gibt er denselben Ghrnnd dafllr
an (94, 4. 96, 3). Zwischen 95, 2 und 95, 3 sehe ich die Fuge, wo
die beiden älteren Texte zusammenstoßen. Dem einen folgte der Cos-
taminator Str. 93 — 95, 2, dann fligte er sehr bequem das Ende der
zweiten Parallelstelle an das Ende der ersten, worauf er sich dnreb
Umstellung der Zeilen bis zum Anfang der zweiten hindurcharbeitete:
Ez kom von einem steine (97, 4) daz er ez ligende vant (98, 2)
in einem vingerline, daz fuorte er an der hant. (98, 1)
er stuont in manegem muote (98, 2), da er in ligen sach (97, 4)
in dühte harte schoene daz kint und euch stn dach. (97,3)
Dö stuont er unde schouwet den lip und euch daz h&r (97,2)
von golde und euch von siden was sin gew»te gar. (97, 1)
*ouwe w& ist din muoter, vil liebez kindelin? (96, 4)
ich biet sin Itltzel ere, sit niemen hüetet din, (96, 3)
Ob ich dich mit mir fuorte. waz hulf mich der gewalt? (96^ S)
du bist in kindes mäze, des vierden järes alt (96, 1)
daz wolte got von himele, und wserest du min suon! (95,4)
durch din kindes schoene tar ich dir niht getuon. (95, 3).
Die zweite Erwägung, die sich Ortnit *in manegem imuote', in
seinem schwankenden Sinn, aufdrängt Str. 98, 3, schließt sich passend
an 95, 2 wie an 95^ 3 an. Möglicherweise sind vor 98, 3 einige Zeflen
ausgefallen, in denen sich Ortnit zum Fortgehen anschickte, da sie der
Contaminator nach 98, 2 nicht mehr verwenden konnte.
Daß Ortnit über Alberichs Faustschlag den Verstand verloren
hat, müßten wir aus Str. 102 schließen, wenn nicht durch zwei kleine
Änderungen Sinn in die Strophe zu bringen wäre. 102, 1 ist zu lesen
'kleine* statt Xamparte^ 102, 4 'friunde' statt Vunden'. V. 2 stellt sidi
Alberich Ortnit als Freund vor, V. 4 empfiehlt er ihm den kleinen
Freund. Alberichs Worte verhallen ungehört. Ortnits Worte Str. 103
sind durch den Faustschlag Str. 101 veranlaßt. Darum ist aber Str. VS
nicht interpolirt oder aus anderem Zusammenhang hierher gerathen.
Ich sehe in der Rauferei 103 ff. und dem, was sich an dieselbe schliefit,
eine jüngere Zuthat, die natürlich schon der Dichter a vorgefiuiden
haben kann. Auf einer älteren Stufe der Dichtung leitete wohl Str. VS
5 ENTWICKELÜNG DER OBTNITDICHTUNG ü. DER ORTNITSAGE. 201
Oosprilch ein, das Ortnit jeden Grund nahm Alberich nach dem
ben zu trachten.
Str. 109 ist die breitere AusAlhrung des 108, 1. 2 Gesagten,
r. 110, 1. 2 entspricht 108, 3. 4. Zweimal sagt Ortnit: ich kann dich
:ht gefangen nehmen, und auch tödten kann ich dich nicht, ursprtlng-
h natürlich in zwei verschiedenen Texten. Auch der Fußfall Albe-
li8 and der neue Beginn seiner Rede kommt Str. 111 sehr unerwartet,
chdem er schon Str. 110, 4 in ganz anderer Tonart zu sprechen
gönnen hat. Str. 110, 4 und 111 sind der Anfang von Alberichs
widerung in den älteren Texten.
„111 — 117^, sagt Amelung, „sind schwerlich in der richtigen
ihenfolge überliefert: es ist erst von der Brünne die Rede, dann
n Schwert, dann von der Brünne, dann wieder vom Schwert. Daß
) Folge der Strophen verwirrt sei, wird um so wahrscheinlicher, als
und K jede wieder eine andere Reihe geben^. In diesen Abwei-
ingen sehe ich nur den Beweis daflir, daß die Schreiber von d und K
Verwirrung bemerkten, die herauszufinden geringe Aufmerksamkeit
liig war, und abzuhelfen suchten. Daß der Versuch mißglückte,
nicht zu verwundem; denn auch Amelungs Vorschlag 111. 113.
L 112. 116. 115. 117 zu ordnen, hat sein Bedenkliches, da doch
. 115 eher gedichtet zi^sein scheint, um auf 113 f. als um auf
3 zu folgen. Vgl. H^^^ inid 115, 1. Auch hier heißt es: die ver-
schlagene Ordnung ^gäbe einen leidlichen Zusammenhang, wäre aber
EU künstlich'. Zwischen Str. 112 und 116 wird unser Contaminator
*. 113 — 115 aus dem anderen Texte eingeschaltet haben.
Das unausstehliche Hin- und Hergerede Str. 124 ff. ist wieder
rch Contamination zu erklären. Das ist ein beständiges Uä mich*
!6, 4) *1& mich* (127, 3) ^ä mich* (128, 1) 'Nu 1& mich' (130, 1) mit
1 entsprechenden Antworten Ortnits. Ich verbinde: Str. 127, 3. 4.
) als zu a, Str. 125, 3—127, 2. 128. 129 als zu b gehörig. (Vgl.
5, 1. 2 und 127, 4.) Str. 127, 3 a und 130, la sind vielleicht absicht-
b vertauscht
Die Frage: Vas mac diu bete sin?' muß Ortnit 133, 1 wieder-
len. Denn auf das *mit zühten sprach der kleine' 132, 4 a (= 133, 2 a)
St eine nichtssagende Antwort. Str. 133 wird in b Str. 132, 3. 4 in a
isprochen haben. 132, 4 b hat der Contaminator eingesetzt fClr das
>prtlngliche : 'gip mir dfn vingerlin* = 133, 4 b. Bittet Alberich zwei-
1 am den Bing, so antwortet Ortnit dreimal (134, 2. 4. 136, 4) mit
aselben Worten: ^ich gsebe dirz vil gerne.' Was a Str. 134, 1. 2 kurz
^, führte b 134, 3 — 137, 2 breit aus. Springt die Contamination
202 FRIEDRICH NEUMANN
Str. 132 — 137 auch nicht bo in die Augen wie an anderen SteUen,
würde man in einem anderen Texte die Strophen sogar ohne Bedenken
hinnehmen, so scheint mir doch in unserem an Contaminationen so
reichen Text auch an derartigen Stellen die Erklärung der Uneben-
heiten durch Contamination die nattlrlichste.
Den albernen Einwurf des Zwerges Str. 138, 1. 2 hat Ortnit im
folgenden würdig zurückgewiesen. Wie ist es möglich , daß ein frei
erfindender Dichter denselben Einwurf 139, 3. 4 noch einmal tot-
gebracht hätte, ohne eine Erwiderung folgen zu lassen? In a folgte
auf 134, 1. 2 unmittelbar 139; 3. 4. 1. 2. Die Worte: *Dtn muoter slfiege
dich' griff der Dichter b auf, um (137, 3 — 138, 4) mit Gerten dazwischeo
zu fahren. Vgl. 139, 4 und 137, 2. Auch hier hat der Contaminator
an den Schluß in b (138, 3. 4) den Schluß in a (139, 1. 2) angeftgt,
um den Anfang aus a (139, 3. 4) nachzutragen, der nun natürlich in
der Luft schwebt.
Str. 155,4 verlangt Alberich:
gip mir des dfn triuwe, daz du mir iht entuoat.
156 antwortet ihm Ortnit:
ich wil dirs min triuwe geben,
daz ich dich niht erzürne al die wtl wir leben.
157 aber hebt Alberich noch einmal an:
ez muoz nu gelobet stn.
ich warte üf dine triuwe.
Dazu vergleiche man die Worte: 'du mäht reden alsd lange daz icbi
niht hiBren wil' 156, 4 mit den freilich weniger höflichen, aber dock
dasselbe besagenden Worten 157, 4 'ich enruoch waz du geklaffest'
Str. 162, 3 scheint Amelung auf Alberich zu beziehen. Aber wer
halb soll Alberich erröthen? Daß ihm die bleiche Furcht fem ist, be-
weist 163, 1. Ist dem Kleinen nach 162, 1 Angst gewordwi, so gibt
ihm Ortnits Verhalten 162, 3. 4 wieder Muth. Amelungs Conjector:
'in sage niht m^re' scheint mir 163, 1 gegenüber unmöglich.
Str. 165 f. sind höchst wunderlich. 165, 1 weist Ortnit Alberich»
Enthüllung als Lüge zurück, darauf fährt er ihn 'üz zomes munde' in:
*und bin ab ichz din suon?' Alberich wiederholt seine Aussage: i^
bist min kindelin*, (s. 164, 4) und Ortnit will seine Mütter verbrennöi
Wodurch ist es motivirt, daß er ihm jetzt plötzlich glaubt? Dtm
kommt, daß 165, 2. 3 ohne Verbindung sind. Ich vermuthe, daß Ortnit,
während er in b zum Schwerte griff (162, 1), sich in a nach Albericb
Erklärung: ^si het zwene man' damit begnügte, ihn 'üz zomes mimde
165, 4 anzufahren :
iIE £NTWICK£LUNG DER OBTNITDICHTÜNG ü. DER 0RTNIT8AGE. 203
da h&st iezuo gelogen.
brsBche ich niht min triuwe und wser niht ungezogen^
) tödtete ich dich.
min herze ist ungefliege und tar doch niht getuon.
Js sich dann Alberich selbst als seinen Vater bezeichnete, glaubte er
in in beiden Texten und wollte seine Matter verbrennen. So wäre
if 162 — 164 in b sofort die Drohung gefolgt: ich werde meine Matter
srbrennen. Zwischen 165, 1 — 3 und 166 in a wäre eine Lücke anzu-
ihmen, in der wohl Ortnit fragte, wer denn sein Vater sei, eine Frage,
e der Contaminator nach 164, 4 nicht beibehalten wollte. Er half
!h, indem er die nach 165, 2 vermißte Zeile opferte und dafür mit
n eigenen Worten 165, 4 kurz entschlossen zu 166 überleitete.
Str. 190 reitet Ortnit auf Abenteuer Vor im in den walt' auf
mselben Wege, auf dem er gekommen war. Betrübt, daß er *niht
striten' findet, tröstet er sich:
mit mir enstritet niemen, ez muoz vor der bürge geschehen.
&tt aber vor die Burg zu reiten, zu der ihn der eingeschlagene Weg
irt, irrt er noch einmal bis an den dritten Tag im Walde umher,
isich schließlich 192, 4 wieder wie 191, 2 zu betrüben, daß er 'niht
vehten hat' Str. 191 ist wohl aus a, 192 aus b.
Str. 201, 3 fragt der Burggraf Ortnit: *h8r, wer müget ir sin?
irauf antwortet Ortnit 202 mit verstellter Stimme und 'ungefliegem
z , doch was er sagt, erfahren wir nicht. 202, 3 muß der Burggraf
ine Frage wiederholen, und jetzt gibt sich Ortnit ohne weiteres zu
kennen. Warum hat er erst seine Stimme verstellt?
Str. 202, 3 — 203 werden aus a sein. Der Dichter b gab dem
3iden die *gr6ze', die ungefüge grobe Rede. An 201, 3 — 202, 2 wird
'h in b gleich eine 203, 4 entsprechende Aussage angeknüpft haben.
Str. 208 f. klagt Ortnit schmerzlich den Burggrafen verwundet
haben. 209, 4 fragt er nach seiner Mutter, 210 wird er zu ihr ge-
iirt, aber während sie vor Freude weint, geht er, ohne ein Wort mit
* gewechselt zu haben, wieder *über den wunden' und jammert mit
DBelben Worten wie 208 f. :
1,2: ouwS daz ich dir hiute gesluoc deheinen slac!
daz müeze got erbarmen.
8,4: nu müeze ez got erbarmen, daz ich in hiute sluoc.
1,3: du solt mirz vergeben.
9,2: nu vergebt mir diso untugende.
wm fragt plötzlich die Mutter wieder — wie kommt der Burggraf, der
»rhonwen' vor Ortnit liegt, in das Frauengemach, wohin Ortnit sich
204 FRIEDRICH NEUMANN
hat ftihren lassen? — ohne Bücksicht auf Ortnits Klage: ^Nu sage mir,
wer gap dir daz gewant?*
Str. 208, 3 — 209, 2 und 211 entsprechen sich in a und b. Dt»-
selbe gilt von Str. 212 und 213. Wenn Ortnit einmal die Frage be-
antwortet hat, woher er sein Gewand hat (212), so braudit die Mutter
nicht mehr zu fragen: V& nseme du daz dach?
Das eine Mal antwortet er:
ich reit als du mich hieze neben der ateinwant.
da han ich din genozzen, daz ich dir vil wsege bin.
Das andere Mal heißt es:
dö sagte er ir von Srste allez daz im dort g^eschadi«
Zwischen den entsprechenden Stellen lesen wir, als wollte um der
Contaminator das Mechanische seines Verfahrens recht deutlich vor
Augen ftihren, die Worte 212,4: Ortnides ftventiure ist aber einiahin.
Str. 217, 2 hat Ortnit die Meerfahrt hinter sich:
an dem zwelften morgen dö kom er tlber mer.
Dem entsprechend ruft der Marner 218: ich sehe Suders; wir sind
dem Ziele nahe. Da erklärt nun Str. 219 der Marner 'der der scheile
phlac':
der wint sieht uns ze verre: sd kom wir nimmer wider.
Hat der erste gesagt: man sol also fliezen daz man &n angest A^ so
sagt der zweite: wsbu ich iu niht guotes nu geraten mac. Zwisehen
den widersprechenden Äußerungen Str. 218 und 219 muß man sidi
also geraume Zeit verstrichen denken, in der ein Sturm die Schiffe ib
das offene Meer zurückgeschleudert hat Der Dichter hätte hier oneft
kühnen Sprung gemacht, wie wir ihn bei ihm nicht gewohnt sind.
Um so auffallender ist der Sprung, als er zwecklos ist Denn Bcbon
221 heißt es wieder:
Nu si wir rehte geflozzen ze Suders gdn der habe.
Der Dichter macht 219, 4 einen zweiten Sprung. Er überläßt es des
Leser sich auszumalen, wie man energisch gegen den Sturm und ii^
Strömung arbeitet Daß der Wind, der in Str. 219 weht, mindestem
verdächtig ist, wird man zugeben. Str. 221 räth der Marner von dff
Landung ab, da er ^manic roupgalin in dem feindlichen Hafen be
merkt. Da erklärt Ortnit Str. 222: mir ist niht künde woL
swie gerne ich fürbaz füere, ich weiz niht war ich soL
Glücklich an dem ersehnten Ziele angelangt, sagt er ^ich solte wider
k^ren. waz hilfet mich min vart?* Ortnit hat 12 Schiffe (Str. 42) nn*
30.000 Streiter, und er verzagt bei der Wahrnehmung, daß der Fdad
auch Schiffe hat? Darauf mußte er doch gefaßt sein. Kann er «aber
die Landung nicht wagen, so ist doch nicht zweifelhaft| wohin er
DB ENTWICKELÜNO DER ORTNITDICHTÜNG ü. DER ORTNITSAGE. 205
ihren muß. Er braucht nur an der Küste entlang zu fahren , bis er
inen günstigeren Landungsplatz findet.
Die Worte *Du mäht dich selbe troesten' 223, 4 klingen so ab-
[erissen, wie wir sie lesen , recht befremdlich. Der ursprüngliche Zu-
ammenhang ist klar:
}tr. 234^ 3: der mir da helfen solde von den sorgen mtn,
der ist mir ze verre,
iarauf Tljas:
Du mäht dich selbe troesten. du hast doch alle die,
die dir da helfen solden, die h&st ouch bi dir hie.
Dieser Zusammenhang wird durch eine Strophe zerrissen, die in V. 3. 4
noch einmal sagt, was mit andern Worten 222; 3. 4 gesagt war.
Wie man Str. 231 in der jetzigen Verbindung verstehen will,
weiß ich nicht Yljas hört Ortnit mit Alberich sprechen und fragt:
mit wem hästu gerünet?
Du mäht da von Verliesen lihte dinen lip.
Aber wovon denn nur? von dem 'rünen ?
wftfen st gerüefet über daz selbe wip!
Woher denn plötzlich diese Verzweiflung? Wie vertragen sich diese
kleinmüthigen Worte mit der stolzen Rede desselben Yljas 225? Was
soll hier überhaupt *daz selbe wfp'?
Text a ließ Ortnit ohne Schwierigkeiten sein Ziel erreichen. Erst
IÜ8 die 40 feindlichen Schi£Ee heransegelten, wünschte sich Ortnit
Alberichs Hilfe. Der jüngere Dichter b ließ, wie in dem Abschnitt
Str. 363 ff., wo der Riuze wie 222 Ortnit erklärt:
ich weiz niht war ich sol.
in walhischen rtchen biet ich die künde wol,
daz ich die liute fuorte die rehten sträze hin.
si riten nach mir irre: ich enweiz selb wä ich bin,
^d wo Alberich die Ftlhrung übernimmt, an dieser Stelle ebenfalls
^e Irrfahrt eintreten, bei der Alberich die Führung hatte. Was dem
fincheinen Alberichs in beiden Texten voranging, hat unser Dichter
coQtaminirt : glückliche Meerfahrt und Irrfahrt.
Die Drohung Str. 220: 'und seist du mir niht rehte, ez g^t dir
^ daz leben', läßt auf eine Situation schließen, wo Ortnit eine un-
S^tige Antwort erwartete. Ich vermuthe daher, in b ging Str. 220
Str. 219 voran. „Ist dir bekannt, ob wir auf dem rechten Wege sind?
Bei deinem Leben sage die Wahrheit!^ „Ich kann keinen guten Be-
^^httd geben; der Wind ^sleht uns ze verre'. Es folgten Str. 222 bis
206 FRIEDRICH NEÜMAMN
223, 3. 223, 4 etwa: 'Ouwe uns diser verte, sprach von Binsen fljiB,
nnd dann gleich weiter:
Du mäht da von Verliesen lihte dtnen lip n. s. w. 231, 1—3.
Alberich erscheint. Er wird die Beruhigung gegeben haben, der feind-
lichen Hauptstadt 'der sf wir nähen bi, daz man sol alsd fliesen, du
man &n angest s! (218), dann wird der Mamer oder Alberich *dei
beiden houbetstat' (217, 4) gesehen und gerufen haben Str. 221, 1. 2:
Nu si wir reht geflozzen.
ich wil dir widerraten daz du iht sitzest abe.
In a wird der Mamer verkündet haben:
ich h&n ze Sürie daz wite lant gesehen. (218, 2)
euch wsene wir ze n&hen der stat geflossen iSjii
ze Suders in der veste ist manic roupgalin. (221, 3. 4)
(euch = doch , dennoch, s. Amelung zu Str. 69, 3. Nach 221, 2 iii
dieses 'ouch* sinnlos, da man eine Begründung des vorhergehend«
Satzes erwartet) Darauf werden die Schifle der Feinde herangesegdt
sein (s. Str. 235 f. 250) und nun jammerte Ortnit Str. 224, 2—4: %
müeze es got erbarmen' u. s. w. (Vgl. 222, 3. 4), wormof
mit zomeclichem muote sprach von Riusen Yljas:
du mäht dich selbe trcesten (223, 4) du h&st doch alle die,
die dir d& helfen solden, die hast euch bi dir hie.
Str. 225. Aber Ortnit jammert weiter Str. 226, da erblickt er Alberich.
Da der Contaminator in dem eben besprochenen Abschnitt be-
sonders rücksichtslos mit den Strophen seiner Vorlagen omgesprongen
ist, so bereitet die Vertheilung der Strophen auf die verachiedenen
Texte hier ganz besondere Schwierigkeiten. Uns kann es genügeOf
wenn die Contamination auch hier erwiesen ist. Auch in den folgenden
Strophen ist die Verwirrung groö. Die Worte 231, 4 *ich wil dir guothi
m»re sagen', greifen 232 ungeschickt vor, wo Alberich Ortnit erst ver
anlaßt Yljas in das Geheimnis su ziehen. So heißt es denn auch
Str. 233, 2 von neuem : Vil du mirs immer danken, ich sage dir guotia
mser.' Auf die Aufforderung heranzutreten 233, 3. 4 geht Yljas cifl
234, 4 ein, um vorher noch einmal unnütz seine Frage za wiederholoi''
wer ist mit dir d&?* 234, 1. Auf Str. 230 kann unmittelbar 232 f.
gefolgt sein. Str. 234, 1. 2 entsprach 230, 4 in dem sweiten Text Mit
den Schlußworten der Antwort Ortnits : 'ich wil dir gaotin m«re sagen*
füllte der Contaminator die aus ihrem Zusammenhang gerissene Str. 231-
An diese Worte oder an Str. 233 schloß sich 234, 3. 4. Die uhvir
ständlichen Worte: nu gebt iu selben r&tl 235, 1 seigen, daO an*
Str. 235—236, 2 aus ihrem Zusammenhang gerissen sind. Die Strophe
ENTWICKELÜNG DER OBTNIT DICHTUNG ü. DER ORTNITSAGE. 207
ören einem anderen Texte an, als 249 f., wo zum zweiten Mal das
len der feindlichen Schiffe gemeldet wird. Die Frage 2ö0, 4 ent-
icht wieder Str. 252, 1. 2, die Antwort 251, 1. 2 der Antwort 253, 3 ff.
liß der barkensere schon, daß er mit Kaufleuten za thun hat, so ist
Frage 252, 1. 2 thöricht.
Der Dichter b war seinem Vorgänger bis zu dem Aufbruch aus
-te im Wesentlichen gefolgt, schon die Seefahrt und die Landung
ilderte er völlig selbständig, ebenso die folgenden Kämpfe. Hier
hen die Darstellungen so vollständig von einander ab, daß es
erem Contaminator beim besten Willen unmöglich war entsprechende
llen durcheinanderzuwerfen. So begegnen wir im Folgenden keinen
Iren der bisher beobachteten Contamination, daflir hält sich unser
hier schadlos, indem er beide Darstellungen, wie schon gezeigt,
1er Weise vereinte, daß er erst Suders, dann Muntabüre erobern
. Erst am Schluß der ganzen Dichtung war es ihm noch einmal
gönnt seine elende Mosaikarbeit fortzusetzen. In der 6. Aventiure
e ich nur eine verdächtige Stelle. Die Worte 'wil du mirz immer
ken' 487, 4 wiederholen sich 488, 3 und 489, 1 ist nach 488, 4
destens ttberflüssig. Str. 488 könnte aus dem zweiten Text zwischen
and 489 eingeschoben sein, während auf 487, 4 folgte :
DävoD dem Lamparte der lip wirt benomen.
Anders steht die Sache in der 7* Aventiure. Str. 524, 3. 4. 525, 1
jt Ortnit:
ob mir nu misselinget, verliuse ich minen lip,
ow^ wem läze ich danne daz eilende wip,
diu vater imde muoter durch mich hat verkom?
n vergleiche die Klage der Königin 529:
künic unde hdrre, wem wilt du mich nu län?
nu hftn ich gel&zen
vater unde muoter durch den willen din
und alle mine mäge.
'mäge^ wurden freilich Str. 525 nicht erwähnt, dafdr lesen wir
530, 3. 4:
alle mine mäge liez ich h^r durch dich.
richer künic edele, wem wil du läzen mich?
t er Str. 525, 2 :
ich weiz wol, stirbe ich eine, so si wir beide vlom,
dagt sie Str. 530, 2 :
vlius ich dich alters einen, so h&n ich niemen mSr.
Str. 527, 1. 2 mit gleichen Endreimen wie 524, 1. 2 folgt die An-
e, daß 'durchbrast ir herze', daß sie mit Thränenströmen. i&^üxft
208 FRIEDRICH NBUICANN
Brust begoß, ihn ans Herz drückte und tausendmal kflßte. 541, 2 h5rt
er ihr Herz krachen, ^dazz in ir Übe brach/ Str. 543 umarmt sie ihn
aufs neue und beide weinen so bitterlich, daß Mas wazser über ii
brüste flöz'. Sagt er Str. 533, 1
Von dines vater listen kom der wurm in ditse lant,
so wiederholt er sich Str. 537, 1:
Daz sint die edeln steine die mir din vater h&t gesant
Beginnt er Str. 532, 4 seine Rede mit den Worten: Mch wil den wann
bestän^ so schließt er Str. 537 ^ich muoz die würme sehen.' (Vgl aucl
Str. 534, 2. 3 mit 537, 2. 3.) Hat die Königin schon 535, 4. 536, 1. 2
gesagt:
ja fürhte ich sSre, du habest den lip verlorn,
stt daz der wurm so übele und sd unsslic ist,
daz von siner erge niemen nu genist,
so braucht sie nicht 541, 4 zu wiederholen : Mir kumt diu reise übde\
542, 2: 'du wilt ze sSre nach dinem töde streben/ Der Gedanke der
Str. 541, 1 Nu müeze ez got erbarmen daz ich dich ie geaach, wieder-
holt sich in weiterer AusftLhrung 528, 4:
wäfen über diu ougen, da mit ich dich hfin geseben!
und wäfen über die arme, d& mit ich nmvangen hin
dich künec unde hSrre.
So sollte sich derselbe Dichter wiederholt haben? Der Conttmi-
nator verräth sich auch hier. Was sollen Str. 535, 1 die Worte: *d0
solt dich selbe troesten'? Er will doch nicht gar sagen: bei Qott branchst
du keinen Trost zu suchen? (534, 4). So gut wie die Worte 'du mäht
dich selbe troesten' 223, 4 haben auch diese Worte einmal in guten
Zusammenhang gestanden. Sie folgten auf 542, 1 :
Nu soldest du mich troesten, so verweisenst mir mtn leben,
die jetzt gesprochen werden, nachdem sich die Königin bereits in das
Unvermeidliche gefügt hat:
du wilt des niht erwinden, du wellest hSrre dar. (539, 1),
ich muoz mich din verwegen. (539^ 3.)
Mit Str. 539, 1—3 schloß einmal unzweifelhaft die Scene. WSre
es aber einem Interpolator, der das Folgende frei erfunden hfttte, t^
zutrauen, daß er diese Worte, die er eben nur am Schloß braaehen
konnte, hier mitten im Zusammenhang hätte stehen lassen, um dano
an seinem Schluß ihren Inhalt mit seinen eigenen Worten (544) s*
wiederholen?
Verschiedene Gh*uppirungen der Strophen sind möglich. Folgende
Anordnung scheint mir die beste:
E ENTWICKELUNO DER OBTNITDICHTUNG U. DER ORTNTTSAGE. 309
a: 527, 1. 527, 3—530, 2. 542, 1. (2). 535—537. 544.
b: 524,1.2. 525,3—526,3. 542,a-^543,4. 539,4—541,4. 524,3-
5, 2. 530, 3—534, 4. 538—539, 3.
Natttrlich muß für Str. 524, 3—525, 2 als urspiüngliche Form
tgenommen werden:
ob dir nu misselinget, verliusest du den lip,
ow§, wem wil du 14zen din ellendez wip,
diu vater unde muoter durch dich hat verkom.
ich weiz wol, stirbst du eine, so et wir beide vlom.
dt der natürlichen Fortsetzung
alle mtne m&ge liez ich, h^r, durch dich u. s. w.
Nach 546, 4 erwarten wir, daß angegeben wird, was der Über-
ringer des Ringes 'mSre' bringt. Dies folgt erst Str. 549. Str. 549 ist
üt 548 unvereinbar:
swer dir die Rosen bringe und die liebten brttnne min,
der bringet ouch vil lihte den heim und ouch daz swert.
iber das ist ja die Rose! 547, 1. 2 sind verstümmelt
Swer des wurmes houbet bringet, hat niht den wurm erslagen,
od aber zehowen die zungen — wofern er nicht die Zunge
orlegen kann. Str. 546. 549 einerseits, 547 f. andererseits gehören
isammen. Der Ortnit der Dichtung a dachte noch nicht daran, daß
unand das zungenlose Drachenhaupt aufweisen könnte, ihm genfigten
ing, Helm und Schwert als Beweis.
Str. 566, 1 steigt Ortnit ab, um ein wenig zu ruhen. (566,2:
^ het er ouch vil gerne eine wlle dft gelegen.), Str. 567 wird er
>Q neuem müde, legt er sich *ein wtle' *durch sine ruowe nieder.
'>T,4 schläft er bereits fest Aber noch einmal wird er 568 müde.
68 Wachens in verdrdz.^ 568, 1 wird an 566, 2 anzuschließen und
>6, 3 — 567, 4 werden in den anderen Text zu verweisen sein.
Alberich spielt in dem Kampfe vor Suders, in der Dichtung a,
De klägliche Rolle. Als ihn Str. 295 Ortnit um Rath fragt, wie die
Mt gewonnen werden könne, sagt er kühl abweisend:
ir seht wol daz diu porte offen stät.
ich kan zuo iuwerm strite geben deheinen rät.
^enn er, nachdem Yljas die Fahne Ortnits bereits auf dem Palast des
öoigs aufgepflanzt hat (305), während die Heiden in wilder Flucht
«• Ortnit herstürzen (307, 1. 2), Str. 308 f. ruft:
da wellent dir die beiden entrinnen, künic rieh.
si brennent dir die kiele und nement swaz dar üf Itt,
eiBMAllIA. Noti« Keihe. XV. (XXYII.) Jakrg. 14
210 FRIEDBICH NEUMANN
80 zeigt er, daß er die Situation nicht übersieht. Str. 312 roft e
Ortnit Yljas zu Hilfe , 325 zeigt er Yljas 1000 Heiden, die sich ver
steckt haben y 332 klagt er Yljas bei Ortnit an, weil er die Franei
nicht schont, 336 hilft er Ortnit beim Taufen, 338 beschwert er sid
wieder über Yljas' Grausamkeit, 343 werden auf seinen Rath Todt
und Verwundete geschieden, 344 stellt er die Zahl der Todten fest
Der Dichter bemüht sich so den im Kampf überflüssigen Alberich nicb
in Vergessenheit gerathen zu lassen.
In der Dichtung b ist Alberich die Seele des Untemehmeni
Der Dichter erfindet eine Fülle launiger Scenen, indem er sich Albe
richs Fähigkeit, unsichtbar au&utreten, zu Nutze macht, ünsichtbi
überbringt er dem Heiden auf Muntabüre die Kriegserklftnmg (264 ff]
gibt er dem König, der etwas Schriftliches wünscht, den lautschallen
den 'mülslac', der den Heiden zum Rasen bringt (285), nnsichtha
reitet er als Engel Qottes, die Fahne in der Hand, dem Heere Ortnit
voran (354 ff.), wirft er die feindlichen Geschütze in den Bnrggrabei
(368), verhandelt er mit der Königin und ihrer Tochter (389 ff.), wii^
er die Götzenbilder zum Fenster hinaus (407), veranlaßt er die Königi
tochter, die Burg zu verlassen, trägt er ein Götzenbild in die Sttd
hinein und redet er im Namen des Götzen zu dem versammelte
Kriegsvolk. (440 ff.)
Sehen wir uns jetzt den Landungsbericht an. Die Schiffe sin
Suders nähen bi', da kommen feindliche Schiffe heran. Auf Alberidi
Rath gibt sich Ortnit als Kaufmann aus. Der Constabel gewährt ibnei
^fride bi dem halse und bi der wide^ der Stadtrichter fährt ihnen onts
Posaunenschall entgegen. Feierlich werden sie in den Hafen geleite
(259, 3). Die Aufforderung:
swenne ir wellet, so vart in barken abe
klingt befremdlich; sie sind ja im Hafen; wir würden erwarten: •
steigt aus. Die Gäste denken nicht daran der freundlichen Einladonj
Folge zu leisten, 'den tac unz an die naht' rührt sich die verdächtig
Gesellschaft nicht. Den ganzen folgenden Tag verharren sie in df
gleichen unthätigen fiuhe auf ihren Schiffen. Denn erst am nächst!
Abend kehrt Alberich (288) von Muntabüre zurück. Aber nun dl
Merkwürdigste! Als der Kampf beschlossen ist, muß Alberich erst i
der Dunkelheit thatsächlich Barken stehlen, damit sie landen kdnn«
und dabei liegen sie 'in der habe\
In a wurden die Feinde, nachdem sie sich als Kanflente an
gegeben hatten, von den nichtsahnenden Bürgern in den Hafen gefiüu
Als sie erst darin sind, kann Alberich 'deheinen r&t* mehr gebe
DIE ENT WICKELUNG DER OBTNITDICHTUNG ü. DER ORTNITSAGE. 211
£8 folgt der Kampf. In b handelte Alberich auch bei dieser Gelegen-
heit unsichtbar. Muntabüre liegt landeinwärts; um vor die Stadt zu
kommen, muß von der Küste aus im Folgenden ein längerer Marsch
zuiückgelegt werden. Von einem Geleit in den Hafen kann hier nicht
mehr die Rede sein.
Dft w&rens üf dem wäge den tac unz an die naht 260, 1.
Draußen auf der hohen See (vgl. 290, 4t) liegen sie bis zur Nacht.
Dann aber bereitet Alberich den Schiffern ^ die ihre Barken am Ufer
liegen haben, das wundersame Schauspiel, daß die Ketten ihrer Schiff-
lein sich wie von selbst lösen, daß die Schifflein, wie vom Winde ge-
trieben, auf die hohe See hinausfahren, um die Feinde von ihren
Kriegsschiffen an das flache Ufer zu bringen.
So wäre also in a auf Str. 259, 3 260, 3. 4 gefolgt, resp. 295, 1. 2,
auf sie der Rath Alberichs 295, 3. 4 = 261. Der Contaminator gab
259,4 zu, schob dahinter 260, 1. 2 aus b ein, legte darauf die Worte
261 Ortnit in den Mund, um zu der Sendung Alberichs nach Munta-
bftre aus b überzuleiten, die dort erst auf die Landung folgte. Folgte
in b auf Str. 294 eben jene Sendung Alberichs, so folgt jetzt 295 die
einfache Wiederholung der Worte 260, 2 — 261, wodurch sich der Con-
taminator den Übergang bahnt, um den Kampf in Suders und die
B^ahme aus a hertlberzunehmen (296 — 347) und dann den Kampf
AQs b in der 5. Aventiure folgen zu lassen.
MttUenhoff hat gezeigt, daß die Schilderung des Kampfes vor
Uontabüre durch den historischen Kampf vor dem mens Tabor im
Mre 1217 beeinflußt ist. Wir gewinnen so das sichere &gebniß,
daß der Text b nicht lange nach 1217 entstanden ist. DafOr, daß
Suders *des beiden houbetstat' heißt, obwohl Tyrus 'schon 1124 er-
obert, erst 1291 von den Christen verlassen und inzwischen nie von
den Heiden eingenommen wurde^, kann uns MüUenhoff bei seiner Auf-
fissong von der Entstehung des Gedichtes keine genügende Erklärung
geben. Uns gibt hier die Geschichte die Bestätigung für das durch die
kritische Betrachtung des Gedichts gewonnene Resultat. Gerade so wie
der Dichter b durch die Kämpfe des Jahres 1217 veranlaßt wurde
Ortnit nach Muntabüre ziehen zu lassen, hatten hundert Jahre früher
die Kämpfe um Tyrus (1124) einen Sänger bewogen Tyrus zum Ziel
hr Ortnits Brautfahrt zu machen. Hundert Jahre lang — noch bei
lem jungen Dichter a — ist Ortnit nach Suders gefahren, bis unser
Mchter b frei gestaltend seinen neuen Text schuf; ob aus Anlaß der
iTermfthlung des Kaisers mit Isabella von Jerusalem am 9. November
14»
212 FRIEDRICH NEUMAKN
1225, wie Müllenhoff meint, erscheint mir sehr zweifelhaft. D
schiffong der Isabella in Tyros können wir kein Oewicht b
Denn wenn in unserem Text Ortnit von Suders abfährt (480)
dies die Folge der Contamination. Der Contaminator lieÜ Orti
Suders zurückkehren, weil er von Suders gekommen war, weil
die Schiffe zurückgelassen hatte, während b Suders nicht er
Wenn wir einen Versuch machen wollen die Ortnitaage
zurückzu verfolgen, so ergibt sich aus den bisher gewonnenen
taten, daß filr diesen Zweck Text b werthlos ist, daß wir um
an a zu halten haben. Daß die zweite Aventiure mit der Sa
in der ersten beginnt und sich in der dritten fortsetzt, nichts
hat, unterliegt keinem Zweifel. Der einzige Versuch, der gemac
die zweite Aventiure mit ihrer Umgebung in Beziehung zu
(Str. 120 ff.), rührt, wenn nicht von dem Verfasser unseres
von dem Dichter b her. Der Anfang der Aventiure ist noch jet
jede Beziehung zu dem Vorhergehenden. Str. 59 (Schluß dei
Aventiure in a) denkt Ortnit in den kurzen, ihm so langen
tagen sehnsüchtig der fernen Geliebten, Str. 70 will er hin:
Abenteuer, weiß er von keiner Geliebten. Die zweite Aventiu
demnach aus anderem Zusanmienhang herübergenommen ui
mechanisch eingefügt sein.
Sehr merkwürdig sind die Worte Str. 72, 2:
vater unde herre; man unde kindelin.
Will die Mutter sagen: Als mein Kind bist du mir Gehorsam s
als Mann hast du deinen eigenen Willen? Was soll die Ge^
Stellung? Nun aber gar Vater unde herre\ Die Mutter nennt d«
Vater. Nun redet Ortnit Str. 227 Alberich an Vater unde h^ri
auf Alberich passen auch allein die Worte 'man unde kindeli
kommt nun diese Anrede in die Str. 72? Ich sehe nur eine Erl
Die Anrede an seinen Vater: Vater unde b^rre, man unde 1
war Ortnit einmal so geläufig, daß es einem gedankenlosen B<
begegnen konnte, daß er sie auch der Mutter einmal dem Sohn<
über in den Mund legte. Durch Zufall ist die Anrede bis auf
Spur 227 aus dem Texte verschwunden und einzig an der ui
Stelle vollständig erbalten geblieben. Dieser gewiß allmählic
gang wie gleich darauf die jetzt dunkle Berufung auf einen
(Str. 73) lassen auf eine längere Entwickelung der zweiten A
schließen.
DIE ENTWICKELUNG DER ORTNITDICHTUNG U. DER ORTNITSAGE 213
Amelung sagt p. XXI : 'Alberich mag schon in der Überlieferung
zu irgend einem Könige oder Helden in einem ähnlichen Verhältniß
gestanden haben wie hier zu Ortnit\ Ich sehe nicht ein, warum er
nicht von jeher der Vater des Ortnit gewesen sein soll, der in der
7. Aventiure zum Drachenkampf auszieht , sich vorher bei Alberich
Rath holt und ihm seinen Ring zurückgibt. Die Zusammengehörigkeit
der 2., 7. und 8. Aventiure ist unverkennbar. Hat also die 2. Aven-
tiure mit Ortnits Brautfahrt nichts zu schaffen, so folgt dasselbe für
die 7. und 8. Aventiure. Es sind hier zwei verschiedene Sagen durch
Contamination zu einem Ganzen verbunden worden. Die Annahme
wird durch die Thidrekssaga bestätigt. Dort sendet Cap. 32 Osantrix
Hertnit, den Sohn des Ilias von Griechenland, auf Brautwerbung nach
Heunenland; Cap. 417 kämpft Hertnit, König von Bergara, mit dem
Drachen, Dietrich erschlägt den Drachen, gewinnt Hertnits glänzende
Rüstung und heiratet Hertnits Gemahlin Isolde. So finden wir hier
die beiden Ortnit getrennt, die in unserem Texte zu trennen die Com-
Position der Dichtung zwingt. Die Übereinstimmung der Namen wird
die Contamination in der hochdeutschen Dichtung veranlaßt haben.
Alberich wird also nicht willkürlich zum Vater des Ortnit gemacht,
er hat gleiches Anrecht wie Yljas. Einer muß weichen und so wird
Yljas zum Oheim, der indessen Vaterstelle einnimmt (Str. 55). Ortnit
der Lamparte kämpft mit dem Drachen , Ortnit der Riuze geht auf
die Brautwerbung.
Aber dürfen wir auf die Übereinstimmung der Namen Ortnit und
Yljas mit Hertnit und Ilias hin schließen, daß der Ortnit, der mit
Machorel kämpft, mit Hertnit, dem Gesandten des Osantrix, der im
Kerker schmachten muß, identisch ist? Sie spielen doch eine sehr
Terschiedene Rolle.
Wir sagten schon früher, daß Helmnöt und G^rwart nicht zu
dem Zwecke in unsere Dichtung eingeführt sein können , um daheim
zu bleiben. Diese beiden Helden, sahen wir, haben Hiutegdr mit zwei
Söhnen, die Repräsentanten der 72 Dienstmannen, verdrängt. Auf der
ältesten Stufe, bis zu der wir unsere Dichtung verfolgen können, zog
Ortnit, der Sohn des Yljas, mit seinem alten Vater und seinen 72 Dienst-
mannen, an ihrer Spitze HiutegSr und seine Söhne, über Meer. Jetzt
steht neben Ortnit einzig Yljas und Alberich, der erst in Folge der
Contamination der beiden Ortnitsagen an den Kämpfen theilnahm.
Mit Alberichs Eintreten werden die anderen Helden mehr in den
Hintergrund getreten sein, wenn sie auch in a noch wacker mitge-
stritten haben mögen. Wenn G^rwart und Helmnöt jetzt aus dem
214 FRIEDRICH NEUMANN
Kampf vor Suders geschwunden sind, so hat dies seinen Grund darin,
daß unser Contaminator sie, b folgend, in Oarte zurückließ. Die jetit
so thörichten, in die Situation gar nicht passenden Worte 309, 4 lusen
schließen, daß, als sich Ortnit und Tljas noch nicht allein in die
Kriegsarbeit theilten, der Kampf vor Suders ganz anders aussah, daß
gleichzeitig an verschiedenen Stellen — natürlich unter berühmten
Führern — heftig gekämpft wurde, daß die Heiden wirklich bis zu
den Schiffen gedrungen waren und Ortnit zum Entsatz dorthin eilen
mußte. Str. 312 ruft ihn Alberich zurück:
du hast den künec von Riuzen und sine beide verlorn«
Wir nehmen an: Yljas ist todt. Str. 313 jammert denn auch Ortnit:
oeheim Yljas,
ich muoz nach dinem töde immer trftric wesen.
Doch dann hilft er ihm — genesen. Diese Auferstehung verdankt der
Todte — ursprünglich wohl nicht Yljas — natürlich einzig dem Um-
stand, daß ihn der Dichter im Folgenden nicht entbehren kann. Hit
den Helden mag mancher sagenhafte Zug geschwunden sein. Weiter
sahen wir, daß bald nach 1124, nach der Einnahme von l^rus, ein
Bearbeiter Suders in die Dichtung einführte. So gut wie in dem Texte b
die historischen Kämpfe um Muntabüre berücksichtigt wurden, mag
auch er die geschichtlichen Kämpfe um Tyrus im Auge gehabt haben
Da kann wieder mancher sagenhafte Zug geschwunden sein. So konnte
jener Dichter z. B. die 72 Dienstmannen nicht mehr brauchen; er ftlhrte
angemessenere Zahlen ein. Nehmen wir nun an, daß sich seine Dichtung
100 Jahre lang im Wesentlichen unverändert gehalten hat, daß sich
der Dichter a darauf beschränkte, ihr eine neue, zeitgemäße Form za
geben, so hat sie jedenfalls unter der Hand unseres contaminireaden
Dichters schwer gelitten. Nicht nur wichtige Führer beseitigte er, wie
schon hervorgehoben, selbst Machorel mußte weichen, so daß jetzt der
Constabel seinen Palast vertheidigen muß. Der Schlachtbericht ist
farblos, unklar, arg verstümmelt, und doch springt uns noch jetzt trotz
der Verunstaltung ein alter, hochwichtiger Sagenzug in die Augen.
Als Yljas glücklich von den Todten erstanden ist, wird er so
rasend, daß er^ als kein Feind mehr zu sehen ist, verzweifelt firagt:
mit wem sol ich nu vehten? Str. 324. Alberich zeigt ihm 1000 Heiden
in einem Verstecke. Mit den Füßen stößt er Thür und Riegel auf,
nimmt die Feinde einzeln beim Haar und schlägt ihnen die Köpfe ab.
Er stürmt weiter und kommt zu einem Gewölbe voller Frauen.
*ir sit mir alle geliche, wtp unde man\
er nam si bi ir häre und tet in ouch alsam. (331.)
DIE ENTWICKELÜNG DER ORTNITDICHTÜNG U. DER ORTNITSAGE. 215
und weiter stürmt er: wo ein Verwundeter sich aufrichtet^ stößt er ihn
nieder.
den kristen zuo den heiden den trat er in den munt.
Schließlich kommt er zu der Heiden Bethaus. Er trägt die 'sarke' der
Götzen hinaus und schlägt sie am die Wand. Wenn er nicht Ortnits
Vater wäre, man hätte diesen 'tiever (338, 2) gewiß mit Ketten ge-
bunden wie — Widolf mit der Stange in unserm Abschnitt der Thidreks-
saga. Cap. 36: ])a brytr hann i sundr alla iarnrecendr ])a er hann var
bundinn med. oc |)rifr sina iarnstong oc loBypr um borgina innan oc
drepr bsedi karlla oc konur oc bom oc fenad oc allt ])at er firir
honum vard kvikt. oc kallar hatt Huar erttu nu herra Hertnit iarll.
Der 'mülslac' des Textes b (285) wird aus a mit Machorel verschwunden
sein. Denn aach Aspilian gibt dem Könige einen Backenstreich , sua
at hann feil })8egar i svima. Die Sage von Osantrix geht bekanntlich
auf eine dem Abschnitt der Thidreksaga und dem König Rother gemein-
same Quelle zurück. Man darf annehmen, daß der Rother unserem
hochdeutschen Gedichte näher steht als die Thidrekssaga.
Da lesen wir nun gleich V. 7 ff.:
zwSne unde sibinzieh kuninge
biderve unde vrumige
die wären ime al undertän.
Daß die Freunde rathen Ortn. 7
daz er im neeme ein wip^ diu im ze habene zssme
= R. 27 f.: daz er ein wip n^me
de ime zu vrouwen gez^me,
daß er Sorge trägt, daß er 'der schäme beUbe fri' wie R. 35—37 sind
keine besonderen Züge. Sehr bemerkenswerth scheint mir die Über-
einstimmung R. 64 ff.
ich weiz — einis riken kuninges tochter
riu lücktit üz dem gedigene,
so daz gesteme van deme himele.
siu lücktit vor anderen wiben,
s6 daz goU von der stden.
und Ortnit 11, 3: ich toeiz eine frouwen
15: Si liuht üz allen frouwen, als daz schoene goU
tuet neben krankem blie: daz du gelouben solt.
n Uuht üz allen wiben reht als diu rose tuet.
Hier haben wir auch die in unserm Texte vermißte Disposition: erst
der Preis der Schönheit, dann die Mittheilung V. 81 ff.:
216 FRIEDRICH NEUMANN
mnbe dft st&t iz möweliche,
wände ir ne bat nie nechein man,
er mdste den Itf virloren h&n.
= Ortnit 14 in a:
swer in botscheften der frouwen ie gebat,
der maoste den lip Verliesen durch die künigtn.
Vgl. ferner Ortnit 18, 1. 2:
Swer mir daz widerrsetet, dem wirde ich nimmer holt
ich h&n geheien lange silber unde golt:
den bort wil ich nu bieten
mit R. 146 ff.: sie wären dem kaninge alle holt|
daz machete silber unde golt|
daz er in kunincliche gaf.
O. 51, 3. 52, l und R. 150—160, O. 250:
die roupgaltne fluzzen vaste üf dem sS.
ir segel lüte duzzen, wiz als der sne
mit dem im Ortnit seltenen Cttsurreim und
R. 182 f. eiä, wie die segele duzzen,
do sie inouwe vluzzen.
In Witolt tritt uns hier der zweite Teufel entgegen, der sich Tlju
würdig an die Seite stellt.
R. 4253: Witolt nicht insprach,
bis ime die stange zebrach.
dö zeuch der grimmige man
ein wäfen daz was vreissam.
Witolt ist ein fronmier Christ und flttrchtet trotz seiner Hürltchen bül-
slege' (4318) den Heiland (4423); aber sein christlicher Sinn wehrt
ihm nicht, Yljas' tückisch tes und teuflischtes Beginnen nachzuahmen.
R. 4280: die siechen lägen in den xoal,
svä sigein w^ rief,
Widolt in ane lief
unde trat eme in den murd,
der newart nimSr gesunt.
Vgl. O. 337:
Mit zome gie der Riuze von im in daz toal.
swelch wunter sich üf rihte, den stiez er wider ze tal.
den kristen zuo den beiden den trat er in den munii
die wol genesen wseren, machte er ungesunt.
Derselbe Gedanke, dieselben Reimworte.
Z ENTWICKELUNG DEB OBTNITDICHTUNG ü. DER 0BTNIT8AGE. 217
Wie in der Thidrekssaga Dietrich den Tod HertoitB von Bergara
sbt und seine Qattin heiratet; so haben auch die 2., 7. und 8. Aven-
re eine Fortsetzung gehabt mit einem dem Abschnitt der Thidreks-
ga entsprechenden Inhalt Mttllenhoff hat den zu Grunde liegenden
^thus auf seine einfachste Gestalt zurückgeführt
Als Ortnit die Rüstung erhalten hat, kann er (178) Vor lichtem
aste der ringe niht gesehen\ Str. 195:
'als der morgensteme durch vinster wölken brach,
dem Sterne schein geltche sin schilt und euch stn dach'.
0 er kommt, da wird es lichter Tag. (196, 4.)
Von fuoze unz an daz houbet ist er gezündet an\ (199, 2.)
seinem Helme strahlt aus 'iegeltchem orte' ein Karfunkelstein (180, 4).
ir Held mit der strahlenden Rüstung ist der Sommer. Der Sonne
gend (87) gewinnt er sein blitzendes Strahlenkleid. Wo er erscheint,
sprießen ^bluomen unde kid', da schallt ihm süßer Vogelsang ent-
;en (Str. 88). Der unnatürliche Kampf Ortnits mit seinem treuen
irggrafen, der jetzt wenigstens mit dem Leben davon kommt, er-
Irt sich durch die Umbildung der ursprünglichen Darstellung, in der
tnit, wie Müllenhoff gezeigt hat, gegen das Viesige, winterliche Ge-
blecht' der Isunge kämpfte. Der Sommer befreit die Erde von den
Dterlichen Gewalten, die sie gefangen hielten. Aber neuer Kampf
ht ihm bevor. Er muß hinausziehen gegen den Drachen, der die
Qder des Sommers verschlingt und rings das Land verwüstet Ehe
von der Gattin scheidet, weist er auf einen neuen Sommer hin, der
ch ihm kommt; auf ihn soll sie warten, wenn er im Kampfe erliegt,
würde nicht erliegen, da seine Waffen unwiderstehlich sind; aber
schläft ein, nachdem er sich des Ringes entäußert hat, der ihn der
nne nachgehen hieß. (0. 561). So verschlingt ihn der Drache Winter,
ar kommt der Drache mit großem Sturm (Th. s. 417), zwar bricht
'durch loubes dicke* und drückt er die Bäume nieder (O. 569, 1)
ich den Herbststürmen, doch der Sommer schläft. Die jungen Dra-
:n nagen ihm das Fleisch von dem Gebein (Th. s. 417), sie 'sugen
durch daz werc' (O. 574, 4) ; die Nachtfröste nagen das Laub von
1 Asten, saugen den Lebenssaft aus den Bäumen, dem starren Ge-
Q des Sommers, das den Winter überdauert Es folgt eine Zeit
werer Bedrängniß für die Erde, sehnsüchtig harrt sie der Wieder-
ir des Sommers Tag ein, Tag aus. Endlich naht der Erlöser. Von
titem schon hört er lautes Gebrüll, gewaltige Schläge und großes
kchen. Er findet wie in den Wolfdietrichen auch in der Thidreks-
a den Drachen im Kampf mit einem Löwen. 'Das war der Sturm,
218 FBIEDB. NEUMANN, DIE ENT WICKELUNG DER OBTMITDICHTaNO ele.
den er gehört hatte'. Stürme gehen dem Erwachen des FrOhjahn
vorher. Er kämpft mit dem Drachen; aber sein Schwert schneidet
nicht, zerbricht, entfiült seiner Hand. Erst als er Ortnits RtUtong ge-
funden hat, als der neue Sommer in der vollen Herrlichkeit des alten
dasteht, erliegt ihm der Drache. Noch immer harrt die Erde des Gbtteo.
Eines Tages, erzählt die Thidrekssaga C. 420, stand die Königin luf
ihrem höchsten Thurm ok ser at af skoginum ridr einn madr. ok hani
hemeskia er oll at sia sem guU. ok hans hialmr gloar sem fim stiomor.
ok er guUit gloar a hans vapnum. er til at sia sem logandi elldr'.
Wie im Ortnit das Nahen des ersten, wird in der Thidreksaga du
Nahen des zweiten Gatten geschildert Aber diesmal herrscht Freade
in der Burg, die Thore erschließen sich dem vermeintlichen Hem^
jubelnd will ihn die Gattin begrüßen. Er nimmt den Hehn ab xal
zeigt ihr ein fremdes Gesicht Der Gatte ist todt, der alte Sommtf wä
seiner Lust kehrt nimmer wieder, aber in demselben sonnigen Qlai»
steht ein neuer Sommer der Erde gegenüber, und die Erde leggr ofp
badar hendr um hans hals ok kyssir bann« ok bidr bann kommn ilb
konunga heilastan. Und so thront der neue Gatte auf dem Hoduiti
des alten.
Als der Mythus in die Heldensage übertrat, wird man bald daitrf
verfallen sein, das Erscheinen des zweiten Helden vor Ortnits Bog
zu motiviren : er war von seinen Brüdern seines Reiches beraubt wordtt»
An diesen vielleicht auch sonst erweiterten Kern wurde vom die Bm^
fahrt Ortnits, des Sohnes der Yljas, angesetzt, der so wenig wie Bäte
eine blendende Rüstung trug, so wenig wie Ruther mit Drachesii
Berührung gekommen war. Gleichzeitig traten hinten die elf Dient'
mannen ein. Man hat längst erkannt, wie nahe sich vielfach Säte
und Wolfdietrich berühren. Über die Verwandtschaft Rüthers mit Ortnit
dem Riuzen haben wir oben gesprochen. Ortnit der Riuse hat so wenig
wie die elf Dienstmannen mit Ortnit dem Lamparten su thun, desitt
Tod die Brücke bildet zwischen der Ortnit- und Wolfdietrichdichtiu|i
So kommen wir zu dem Schluß, daß Ortnit der Riuze and die eV
Dienstmannen ursprünglich zusammengehörten so gut wie Rüther nsi
seine Getreuen, daß derselbe Erweiterer, der vom die Braut£shrt hiost-
fügte, die Befreiung der Dienstmannen für den zweiten Theil der Did-
tung aufsparte. Es gab eine dem Ruther nahe verwandte Dichtm^
in der Ortnit von Riuzen, der Sohn des Yljas, über Meer fuhr, um
in Gefangenschaft schmachtenden Boten befreite und mit dem Schwtft
die Hand der Königstochter errang, wie die Thidrekssaga beiengt
Denn dort hat Osantrix erst Hertnit aus seiner ursprünglichen Stelhng
FEBD. VETTER, KLEINE MITTHEILUNGEN. 219
yerdrängt Ein Contaminator vereinte in einem Texte, was von Ortnit
gesangen und gesagt warde, gleichgiltig, ob Ortnit Riuze oder Lam-
parte war.
Fassen wir unsere Resultate kurz zusammen.
1. Die Ortnit -Wolfdietrich'Dichtung ist durch Verbindung zweier
lelbständiger Dichtungen entstanden. Ortnit der Lamparte, der Dra-
chenkämpfer, ist ein anderer, als Ortnit der Riuze, der über Meer fuhr.
2. Bald nach der Einnahme von Tyrus im Jahre 1124 entstand
eine Bearbeitung, in der Suders zur Hauptstadt des feindlichen Königs
wurde.
3. Veranlaßt durch die Kämpfe um den mons Tabor 1217 setzte
ein späterer Dichter Muntabüre für Suders ein. Derselbe hat Alberich,
der bis dahin auf der Meerfahrt und im Kampfe eine sehr unter-
geordnete Rolle spielte, in den Mittelpunkt gestellt, durch die ganze
Dichtang zu dem fast allein handelnden gemacht.
4. Der Dichter unseres Textes hat zwei Vorlagen contaminirt:
in der älteren war Suders, in der jüngeren Muntabüre das Ziel der
Fahrt. Der Dichter hat sich bemüht, einen einheitlichen Text zu
sehaffen. Aber er glaubte dies Ziel zu erreichen, indem er in Elleinig-
keiten und Äußerlichkeiten Widersprüche mied. Für die Widersprüche
in der ganzen Anlage seines Textes hatte er kein Auge. Indem er sich
(Ssmer nicht nur im Wortlaut oft sklavisch an seine Vorlagen hielt,
Bondern auch die Vorlagen in größerer Vollständigkeit benutzen wollte,
«li mit einer widerspruchslosen Dichtung vereinbar war, hat er eine
Menge von Ungereimtheiten zu Stande gebracht, von deren richtiger
Beortheilung die richtige Entscheidung über die Beschaffenheit seiner
Vorlagen im Einzelnen abhängt.
BEBLIN. FBIEDBICH NEUMANN.
KLEINE MITTHEILÜNGEN.
L Eine neue Handschrift von Boner's Edelstein hat sich
or einigen Jahren in der Bibliothek der Familie von Erlach zu Spiez
m Thunersee gefunden, und ist von da durch die Vermittelung des
Im. F. Bürki in die Stadtbibliothek zu Bern gelangt, wo sie die Be-
eichnung Mss. Eist. Helv. X. 49 trägt. Diese einzige Boner-Hs.,
reiche Bern besitzt, ist nicht vollständig; es fehlen zunächst Fab. 1
it 22 (Pfeiffer) ; die folgenden erscheinen in nachstehender Ordnung :
220 FERDINAND VETTER
23—27 (Schluß und ganz 28 fehlt). 29—49 (Schluß und ganz
50 fehlt). 51—53 (54 fehlt). 55 (56 fehlt). 67-60 (Schluß fehlt).
62 (63 fehlt). 64-71. 83. 90—97. 72.73.61. 74— 82 (Schluß von
79 fehlt). 84-88 (89 fehlt). 98-100. Nachrede.
Die am Anfaug verstümmelte Ha. gehört gleichwohl noch in
Pfeiffers erste Classe (AB CD); mit der zweiten und dritten theilt sie
das Fehlen von Fab. 54 und 56.
Schrift- und Wortformen weisen die Hs. ins 15. Jahrhundert and
ins alemnnnische Gebiet. Sie gehörte dem „wysen vnd fromen hemen
egli vogt zA erlach von gottes gnaden^, später einem Jacob von Bol-
lingen und einer Kath. Müller zu Bern. Sie zeigt viele Fehler, Yen*
auslaßungen u. dgl.
Im Anschluß an Boner sei noch darauf hingewiesen, daß sein
Geschlechtsname im 14. Jahrh. auch zu Stein a. Rh. und Diessenhofen
vorkommt; Pupikofer, Gesch. des Thurgau's I, Beilage S. 68: 1360
Joh. Boner de Stain. Ebd. S. 67 ein Fridank.
II. Eonrad von Ammenhausen, der Ende Homung 1337 im
Klostor zu Stein a. Rh. sein Schachzabelbuch abschloss, ist durch ein«
im XXXII. Bande des „ Geschieht sfroundes^ (Mittheilungen des histor.
Vereins der fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unterwaiden und Zug
1877) S. 192—194 bekannt gemachte Urkunde zum ersten Mal aas
Acten nachgewiesen*). Dieselbe betrifft einen im Jahre 1328 vor dem
Abt von Stein und dem Pfarrer von Andelfingen zum Austrag ge-
brachten ZehntAtreit zwischen dem Pfarrer von Gailingen und dem
Kaplan von Randegg; der erste Zeuge scheint unser Konrad zu sein,
dessen Name hier freilich eine von der uns akrostichisch verbürgten
Form Ammenhusen etwas abweichende Gestalt zeigt: Facta saot
hec presentibus testibus infra scriptis ad hoc vocatis et rogatis: fralrt
diclo de Amelhusen, fratre dicto de Ballingen, convetitualittis in Stain.
Die Urkunde, deren Original im Staatsarchiv zu Schaffbausen sich
befindet, ist ausgestellt zu „Diessenhouen in curia Dapiferorum'* unter
dem 13. Weinmonat 1328; wenn also nicht ziemlich gleichzeitig zwei
Mönche gleichen oder ähnlichen Namens im Kloster zu Stein gelebt
haben, so ist dieser Amelshusen mit unserm Ammenhusen — bei
Gallus Oehm scheint daneben Amelhusen zu stehen (Pupikofer, Gesch.
des Thurgau's I, Beilage II, 29) — dieselbe Person.
ieh Herrn
♦) Die Verweisung auf diese Urkunde sowie auf die su V angefahrte Terdaoks
wm StaatsarehiTar Th. von Liebenau in Luaem.
KLEINE MITTHEILUNGEN. 221
Ein Heinrich von Ammenhusen erscheint 1290 als Zeuge in
ler Urkunde von Feibach bei Stein; Bächtold möchte ihm die Ab-
iuDg der Eingangsverse des Briefes zuschreiben (Bächtold, der Lan-
let des ülr. v. Zatzikhoven S. 11).
III. Zur Schach spie 1-Littera tu r und zu Schillers „Bürg-
haft^. Zu den Darstellungen der „Bürgschaft", welche — vor-
bmlich aus der von J. de Cessolis ausgehenden Schachspielliteratur —
meinen „Neuen Mittheilungen aus Eonrads von Ammenhausen Schach-
beibuch"; Aarau 1877 zusammengestellt sind*), erhielt ich seinerzeit
Q Herrn v. Heydebrand, damals deutschem Gesandten in Kopenhagen,
ch zwei Beiträge aus einem englischen und einem schwedischen Schach-
dichte des spätem Mittelalters. Das erstere, „the Büke of ye Chess^
Q Alexander Boswell, ist in „Frondes caduc»^ 1818, das letztere
ter dem Titel „De ludo scacchorum . . . poema suecanum vetustum^
D Ernst Rietz, Lund 1849 — 1859 nach einer Kopenhagener Hs. (Frag-
mt in Stockholm) herausgegeben. Da beide Ausgaben in Deutsch-
id selten sein dürften, so seien die betreffenden Abschnitte, zur
larakteristik dieser zwei Gedichte, sowie zu etwelcher Vervollstän-
ping der oben erwähnten Übersicht, hier mitgetheilt
The Büke of ye Cheas (Hs. vom Anfang des 16. Jahrb.), BL 19 b.
De Amicicia.
And of twa kDychts ferther reid we yas,
That callit was Damone and PhysioH,
So lelely yai luffit v^ weile,
Tbat quhen Denj^e, je gret king of Cecile,
Determyte was yat Damone suld be slane,
This Damone aakit no remeid agane,
Bot yat be sold go tili his hoase y nicht
For to dispone his gada and his micht,
And to his deid yan suld he cü agane ;
And his fallow baid yndemeth ye pane
Or Damone passit. Yis of knycht he thocht
Suld Damone de, langer Ijf wald be nocht.
Rl. 20. And chargit him he suld cü nocht agane,
Aiid he sald byd w^ all ye charge & pane.
*) Geffta Bomanorum Cap. 108; Heinrich von Berngen 87* ff.; Pfarrer zum
hte, Z. f. d. A. XVII, 227 ff.; Meister Stephan XXXb ff.; Vintler 849 ff.; Der
le Trost II, 9; Deutscher Cessolis 1477. Vgl. Ztschr. f. dentsehe Philol. II, 186;
dortige Bemerkung, daß Vintler^s Erz&hlnng „die ftiteste deutsche Bearbeitung
Stoffes der „Bürgschaft'* sein dtlrfte, corrigiert sich aus den obigen AnfUhrungen.
222 FERDINAND VETTEB
SoDO come ye hoor yat Damone suld compeir,
And in his steid cum farth his fallow deir,
As he had hecht, to woderlye je pane;
Aüd in yat tyme yis Damone thocht agane,
How 8old he leif and his trew fallow deid,
Off his awne lyf refüsit ye remeid,
And come agane to kepe yis knycht mslane,
And zit yai straif about ye dedlye pane.
The king woundrit how sie ane Inf suld be
In tuo knychtsi and of y gret lawte,
Remittit all ye querell & ye scaith,
So yai wald him tak broy to yaf baith.
As thrid fallow tuke yai him & broy^
And trewar was y neuer vnto vy.
Off Julius Cesar, y worthy king,
We reid, yat frendschip, our all other thing,
He admittit w^ most difficulte,
And most constantlye y thing kepit he.
De ludo scacchorum ed. Rietz 1358 ff.
Aliud exemplum Valerius libro IV® capitulo VII® de istis duobus.
1358 Wi läsom äff ädela riddara twa
at hwar wille for annan j dödhen gaa
1360 then eene het phiseas ok annan damon
om theras kärlek war stoor mon
om een tidh thz hende saa
at een war gripin äff the twa
then konung honom gripa leeth
1365 han war j sinne wrede heet
han wille ey böther äff honom fanga
wtan hans liff thz skulle forganga
bans stalbrodher gik for honom j pant
ok hiölt for honom troo ok sant
1870 thy konungen gaff honom loff
at fara til sit eghit hoff
ok skikka sina äghor epther sin wilia
ffor en han skulle sik fran warlden skilia
thimen förleed ok war ey seen
1375 at han skulle koma j geen
tha böriade konungen til hans kompa mella
ma ske thz faar thit liff at gella
at thin stalbrodher swiker tik
ok haller ey thz han sagde mik
1380 som the stodo ok talade ther om
swa braat hiin ginom dorren kom
ok talade til konongenom saa
j lathen min pant «* *^«<vi gaa
KLEINE MITTHEILUNGEN. 223
ok men jak är nw komen häre
1385 tha gören äff mik hwad j begäre
konoDgen böriade tenkia här aa
tha han thera troskap aaa
mädhan the hafwa til sik godwilia
ekke skal jak tom at skilia
1390 the takkade konungen for hans nadhä
ok liffdo sidan leDge baadhe
han lot honom sit liff behalda
thz mwnde thera troskap walla
här ma man merkia kerlex makt
1395 ho han haffwer j godha ackt
hans första makt hon är saa
at en troen wen for annon wil gaa
j dÖdhen ok ej sit liff at spara
ffor en hans wen skulle illa fara
1400 then annan at konnongsens grymoghet
wendhis om j blyglighet
then tridhia at han awnd wendher
til wenskap thz opta hendhär
fierde at een gor androm hoot
1405 kerlek gor ther got j mot
wi läsom äff Julius then keysar god etc.
den späteren Bearbeitungen der ^Bürgschaft^ speciell vgl. noch
bke, Grdr. 1; 333 (ein Schauspiel des 16. Jahrh.)-
IV. Rothwelsch. Die Edlibach'sche Hs. des Ammenhausen,
he mir in einer Abschrift von Herrn Bibliothekar Pupikofer in
enfeld vorliegt ^ enthält außer einem Melibeus noch eine astro-
che Abhandlung, welcher ein Verzeichniß rothwelscher Wörter
egeben ist.
hie stat Fikabel der rotwelschen.
3n: kind, man, irow. stabull: krüppel.
; dirn. stabuUer: bettelstab.
3ff: hör. brawt: bettlet,
lerin: Efrow. barlet: gret.
mesierer (Erklärung fehlt). täffret: geschwetz.
it: Student. sippen: gutzlet.
Dtz: pfaff. ferwen: wortuerkert.
aer: spiller. drautten: glichnet.
er: bettler. ditzen: gfordret
l: fiyhait. bappelybrechen: glogen.
der: lügner. hutz: pur.
(?): blind. hützzin: pürrin.
224
FERD. VETTER, KLEINE MITTHEILUNOEN.
zwirlinff )
klärlini } °^°'
dierret: gesächen.
hochsentz: ain grosser herr.
sientz: herr.
wittich: tor oder nar.
fätzer: wirt.
glidrnfötzer : frowenwirt.
buBs: hu88.
sunnenbuss : frowenhnss.
uerlunschtz : uerstanden.
gfralcht: hinweg.
gschwentz : hingeschlichen.
alcha: gan.
fladen: bad.
dist: kilchen.
klemens: statt.
brise: tum.
glathar: tisch.
Bchrantz: staben.
lechem: brott.
jochem: win.
wendroh: kitss.
boshart: fleisch.
rägenwurm: warst
spraockhart: saltz.
schmenk: anken.
bätling: eier.
gdtzlin: bettlerstilckly.
mftss: gelt
spftltling: haUer.
toll: angster.
bl&ch: blaphart
richtigen häller \ , ,
X ^- ? golden,
stettinger J ^
funckhart: liecht
floshart: waser.
flossing: fisch.
y. Bruder Johannes Pauli war, ehe er nach Schlettstadt uo'
Thann kam, Guardian im Franziskanerkloster (jetzt üniversittti'
gebäude) zu Bern. 1504 (Donnerstag vor Kaiser Heinrichs Tag)
stellten Schultheiß und Rath von Bern an den Provinzial des Fransis-
kanerordens das Ansuchen: weil „sich Brfider Johanns Pauli vo^
mals in sölichem gotshus erberlich und wol gehalltenn hatt • . . denselben
wider zu einem Gardian solichs Irs gottshuss zu verordnen*^. TeaUch
Missivenbuch von Bern L, fol. 28b; Liebenau im Anzeiger £ schweix.
Gesch. 1879, S. 217.
Der frühere Guardian war wegen eines Vergehens bestraft und
entlassen worden. (T. Miss. B. L, 12 a); ob Pauli wirklich sein Nach-
folger ward, läßt sich aus den spätem Missiven nicht ersehen« Es ist
nicht wahrscheinlich; denn 1506 (Mittw. nach Fronfasten) ersuchen
Schultheiß und Rath das zu Schaffhausen versammelte Ordenscapitel
und den Provinzial um Abberufung des gewesenen „Gardian Bruder
Johansen Haßler". (T. Miss. B.)
In der Schweiz (Luzern, Zürich, Freiburg) spielen mehrere von
Pauli's Erzählungen.
FERDINAND VETTER.
K. BARTSCH, VOLKSUEDES DES XV. JAHRHUNDEBTS. 226
OLKSLIEDER DES XV. JAHRHUNDERTS.
ie nachfolgenden Lieder stehen im Cod. palat lat. 381; vgl.
Archiv 12, 335. Ich verdanke ihre Mittheilung Herrn Ober-
Bkiar Zangemeister, fUr den ein Freund in Rom sie copirte.
I.
B^) Daz unß der arge winter
so leyde hat getan,
deß wel er unß ergettzen
den österlichen tag.
ö settz an den mant, trenck lang!
mjn lih treyt hochen müt:
god ere deß rehenholtzichen
daz unß daz winchen trug.
Du sprach der selbe jangellnck
10 er werd, wegt her den wjn,
dar czu dj claren semelen
dj nß der maßen syn:
dy hören sich dar czu
nnd machen unß decke fro.
15 God ere etc.
Da sprach der werd geringe
du machst eyn czerer syn ;
wer daz lant dyn eygen
Yon Ungern biß an den Ryn,
20 du soldest eß wol vortzeren
myt dyner geringen band,
hastn dan deß geldes nit,
so geh tn mer eyn pffand.
Vß wart eme getzogen
25 alle 83m gewant
biß uff eyn lylgen tzwigelin,
fürt he in syner hant.
na seyt, er liben lade,
dyt ist myn lylgen zwig,
30 den had deß wertes franwelin
genattzet manche zyd.
I. 1 wint. 4 ost'lich. 7 boltzicbn] boltzekyn wm zweiter Hand. 8 wincbn.
^] w (durehatrichen) vegz. 18 dy. 21 dyr, darüber wm zweiter Hand eyn.
swisehenffeechri^en. 26 vor lylgen, durehetrieJieny lyge. 28 vor er, durch-
n, ere. 30 Werts. 81 gennttzt mace (dvrehetriehen) mancbe.
UUNIA. Nene Heilte XY. (XIVO.) Jahig. \^
226 KABL BARTSCfH
Da iprach der wert geringe
du machst eya swettser syn;
wer der y keyn güd geschaen
85 Ton meyden adder Ton wiben,
da Boldest eß y nit geseyn;
da soldett eß hemelichen
in dyme hertsen treyn.
Da iprach der gast g^nge
40 'deß thü ich werlich nicht.
da list mer eynen faden
an myme libe nicht:
myn hemedichen woldetta han,
dar sa myn nedderwayd,
45 das ich so schemiclichen
Tor allen fraawichen stan/
Da sprach des wertes fraawdin
^gesell, blib hy by mer:
alles das ich eygenß han,
50 das wel ich teylen myd der;
ich wel der ane snyden
en engelUsß gewant;
hasta dan deß geldes nyt,
ich wel der lyen eyn pffimt.
55 Da sprach der gast geringe
ich tha syn werlich nicht;
da seyst in dosßeme tyche
solicher fische nicht.
ich wel bawen fremmede lant;
60 han ich dan deß geldes nyt,
so bärge ich äff eyn pant.
IL
(264) Ach gode wy gar eyn edel par,
wo sich iwei myt trawen meynen!
deß wel ich mich firauwen lu dussem nawen jar
y lenger y baß myt er Toreynen.
5 Keyn klepper sul sy leyden mer,
sy ist dy fracht dy mich eroerd;
keyn ontruwe sparte ich ny an er,
der libe god hat sy mer bescherd«
36 L Ton wibe adder meydelin« 3<> ge von wweiter Band wtig^ß^ 3
liehen. 88 dy. 39 gering. 46 schemclieh. 47 werts. 66 gerinf.
OL S me^. 8 iai*. franwen wohl su Hreiehen, 4 Tor eyn.
VOLKSLIEDER DES XY. JAHRmJNDEBTB. 227
Wer du had eyn suberlich frauwiohen fyn
10 gentzlich In synes hertzen synnen
ynd 8ul vnd muß nit alle zyt bj eme sjo,
wi roechte der omber rüwe adder raste gewinnen?
Libe ober feld, du machst mich griß,
mer thet keyn scheyden nach ny so we;
15 wer han unß Hb in rechter wiß:
god gebe daz unß zu gude aß gee.
IIL
64) Si macht mer decke ragen
all myn har zu berge;
Yorbaß wil ich jagen,
Yorlangt mich nach er.
5 Mut hertz vnd alle synne
Yorsynaet sich nach er:
ach god, wer ich er dynne
in hertzen also sy mer.
Wolde sy mer dan nit tzüoken,
10 dy mynnidiche zart,
uff gnade so wolde ich räcken
by sy zQ aller fard.
IV.
66) Ach du leyde fasthnacht,
daz dyn y ward gedacht!
ich han npp dich gebonwen,
daz muß mich nmmer rauwen,
5 tzQ troren hast mich bracht.
Ich heyt myr eyn bnlen
irkora, dy waß hubß vnd fyn;
den han ich vorlaren:
ach god, wo snl ich gebaren,
10 ich armeß dirnelyn.
franwioh. 10 syn. 11 nnd sal iH 9u tireiehm. 12 rflwe adder %H tu
gewin. 16 wiße.
I. 1. 2 I. Si machet decke ragen al myn har zu berge mer. 6 ^yn.
slieh. 11 ich JOdL
^ 8 gebofibet 6. 7 /. loh hete mir irkoren ein bulen, was hübsch und fin.
1*
15*
228 LITTERATÜR: PAUL SiSbILLOT, LE8 LITTÄBATÜRES POPüLiORES ete.
Myn vater ynd myii firande
dy gaben myr eynen man;
vnde maß ich by eme alten,
da muß syn als anglack walten:
15 ez kost daz bertze myn.
Mer. . • • . myr als von tniren,
myn traren daz ist groß,
heytte ich der fasthnacht ny erbeyd
vnd bäte mich an syn arm geleyd
20 in myme beymdcben bloß! K. BARTSCH.
11 ynd frande. 12 eyn. 14 Da, . als wohl zu Hreiehm, 16 Doi Wtri
nach mer undeuüieh, etwa wie juglit? Vielleieht tu heßem Man jonget nicht foi
tniren? 20 heymchn.
LITTERATÜR.
Les Littiratures populaires de tontes les nations. Traditions, Mgendes, Conteir
Chansons, Proverbes, Devinettes, Superstitions. Tome I. Litt^ratare ortle
de la Haute Bretagne par Panl S^billot. Paris, MaisonneoTe & (V-
25, Quai Voltaire. 1881. XII, 400 Seiten kl. Octav.
Was wir von dieser Sammlung zu erwarten haben, erhellt aus dem obigci
Titel zur Genüge, obwohl es auch nicht gerade Oberflüssig gewesen wire, wem
ein übersichtliches Vorwort sich darüber des näheren ausgesprochen und s. 6.
mitgetheilt hätte, ob auch außereuropäische Volksliteraturen in derselben mit
inbegri£Pen sein sollen. Indeß, wie dem auch sei, der vorliegende Band Itft
von dem Unternehmen nur Befriedigendes erwarten, wie wir gleich sehen werden«
nachdem wir vorher bemerkt, daß der Verfaßer oder vielmehr Sammler steh
besonders mit der nur französisch sprechenden Ober- Bretagne, wo er heimiiek
ist, befaßt und bereits vorher auf dieselbe bezügliche Arbeiten der Offentlieh-
keit übergeben hat, von denen die 'Traditions, L^endes et Superstitions de i*
Haute Bretagne und die 'Contcs populaires de la Haute Bretagne' nächsteni
in zweiter Auflage erscheinen werden. Als Gelegenheiten, wo die litt^ratnre onl*
am ehesten anzutreffen und zu vernehmen ist, nennt Söbillot vorsngsweise die
langen V^interabende^ wo man auf dem Lande zusammenkommt, am in Gesellsebift
zu arbeiten und zu schwatzen, Geschichten zu erzählen u. s. w., wie dies ja i»
allen Ländern geschieht ; dergleichen Abendversammlungen heißen in der Ober
Bretagne Filouas , wo man, wie bei den deutschen Spinnstuben', zusanunenkomat}
„pour filouasser, c'est ä dire filer k la quenouille ou au rouet; les gar^ons qo
' ont de 'bonnes amies y viennent pour accompagner les Alles et lenr aider ■
toumer leur ronet^ ; an verschiedenen Orten heißen diese Zosammenkfinft*
Filanderies ; war der Zweck derselben besonders Spielen und Tanzen, so hielks
sie Veillouas' (veill^es), wobei, wie überall, Geschichten, Räthsel, Lieder gidcb*
fialb nicht fehlten; bei den 'Ernsseries* half das junge Volk einander die Flache*
agen heranssnohen; bei den Cuiseries de pommö' kam man sosammen, ^pev
füre nne sorte de confitare avec des pommes cuites dans de granda bttHifli
et anroste de cidre dooz*; die 'Lessives de noit' erklären sich s^bst Wü
UTTEKATUR: PAUL Sl^BILLOT, LE8 UTTilBATüBBS POPÜLAIRES etc. 229
deo Reichthnm, die erstauneDswerthe Fälle des von Söbillot Gesammelten betrifft,
lOMgt er: »Dans les qnatre mois qae j'ai passds k Ercö prös Liffr^ de 1878
k 1880, j'ai rönni plus de cent contes ; k Saint-Cast, j'en ai recaeilli soizante-dix
lauo^e passöe, cent qoarante cette ann^e et je ne crois pas ces denz pajs
^paieds/ Hinsichtlich der vorliegenden Sammlung heißt es: »J'ai divise ce livre
eo denz parties : la premiöre contient seulement des specimens des divers genres
de coDte« les plus repandus; en tSte de chaque groupe j'ai plac4 une sorte
d'introduction oh j'ai essay^ de d^terminer la caractdristique de chacun d'euz
....Les contes sont suivis de r^f^rences g^ndralement courtes: sans m'interdire
absolument les ezcursions hors de France, j'ai surtout vis^ les recueiis fran^ais
....Dans la seconde partie du volnme, j'ai fait entrer un choiz de chansons,
de devioettes, de formulettes et de provcrbes, et, pour donner une idöe de Tesprit
des pajsans gallots*), j'ai termin6 le volume par une s^rie de petits contes ou de
facdties qn'on pourrait appeler lesNouvelles k la main de la campagne.'' Der Verf.
hat iodeß bei weitem nicht alles gegeben, was er vorräthig hatte, deno, bemerkt er:
«depais que ce volume est sous presse, j'ai recueilli plusieurs centaines de pro-
verbes, de devinettes on de formulettes qui n'auraient pu 7 prendre place, sans boule-
▼erser tont le plan primitif et Ini donner une grosseur ezager^e". — Den ersten
Abechnitt der ersten Abtheilung (Märchen und andere Erzählungen) bilden
fLes F^^ries et les Aventures merveilleuses^. Hieraus hebe ich
benror 'La Goule-^s-F^es' (die Feenhöhle). Eine Hebamme wird bei Nacht
voo einer unbekannten Frau geholt, um einer fernewohnenden Kreißerin bei-
nitehen; dieß ist aber eine Fee und die bretonischen Feen entsprechen oft
uuem Unterirdischen. Die reich belohnte Hebamme kehrt dann nach Verrich-
tnng ihres Amtes nach Hause zurück ; da sie aber bei den Feen etwas Zauber-
<tlbe, vermöge deren man alle Dinge in ihrer eigentlichen Beschaffenheit sehen
Qod erkennen konnte, unwillkürlich auf ihr Auge gestrichen hat und dieß bei
gewißer Gelegenheit unbedachtsamerweise verräth, wird ihr das Auge von einer
Fee ansgerißen und sie bleibt stets einäugig. Über ähnliche Sagen s. meine
Anmerkung zu Gervas. v. Tilbury S. 135 f., ferner Arnason, rjödsögur og
Mßntfri I, 14—22, Faye, Norske Foikesagn, Christ. 1844 p. 32 f., Enn u. s. w.
ton K. K(illinger). Stuttg. u. Tüb. 1847 3, 243—250; Kuhn, Westfäl. Sagen
Ho. 881; Rabton, The Songs of the Russian People, pag. 150, sagt: „When
a Water Sprite's wife is about to bear a child he assumes the appearance of
an ordinary mortal and fetches a midwife from some neighbouring village to
attend her.'' Was die obenerwähnte Zanbersalbe betrifft, s. zu Gervas. S. 122 f.
sowie die daselbst angefahrten Sagen. — Den zweiten Abschnitt der ersten Ab-
theilQog bilden Les Faceties et les bons Tours. Hier finden wir z. B.
Lee Boutons d'or, wo eine Frau ihrem einfaltigen Manne, der einen Beutel mit
Goldstücken gefunden und letztere für Knöpfe hält, weiß macht, er sei krank,
ihn zu Bette gehen heißt und ihm^ nachdem er eingeschlafen, zwei Eier ins
Bett legt, welche er dann am Morgen selbst producirt zu haben glaubt. Als er
demnächst sich auf die Arbeit begibt und er dem ihm begegnenden Verlierer
jenes Bentels aof deßen Befragen sich als Finder desselben zu erkennen gibt,
die FVan aber, sn welcher sie zurückkehren, dieß in Abrede stellt, bekräftigt
*) ^aOoi nur franzOsisoh sprechend (in der Bretagne, im Gegensatz su breton-
nant» nur bretoniseh sprechend); gaUot hat im fem. gdUaue,
230 LITTER ATUR: PAUL SiffilLLOT, LES LITT^RATURES P0PULAISE8 ete.
jener seine Aussage dadarch, daß er den Beotel an dem Tage geftinden n
haben behauptet, wo er Ewei Eier gelegt und es Battermiich ger^net habe
(seine Frau hatte nämlich damals dergleichen auf den Hof gegoßen). Als er
dieß hört, hält der Verlierer ihn für nicht recht bei Sinnen und geht seinei
Weges. — S^billot verweist hierzu auf die Anmerkungen eu Miss Maire Stokei,
Indiau Fairy Tales 'Poolish Sachdli', wo unter andern Reinh. Köhler zu Laon
Gonzenbachs Sicilianische Märchen Nr. 37 Giufä' angeführt ist. — Ferner er-
wähne ich das Märchen 'C'est nous aatres, Messieurs', ähnlich der Nr. 120
bei Grimm HKM. Die drei Handwerksburschen ; sowie das folgende Le iii
Voleur ähnlich der Nr. 139 ebend. Dat Mäken von Brakel'; Jedoch nur io
der Einleitung (in letsterem Märchen heißt es: ^^^^ Mäken awerst meinde dit
Marien Kinneken, dat bie de Mudder Anne steiht, hedde Om dat to ropen, di
wor et beuse un reip: pepperlepepp, dumme Blae, halt de Schnuten, an ht
de Möhme küren ; in dem bretonischen: „Tais-toi, petit babillard! s'^ria li
bonne femme, qui crut que l'enfant J^sus lui röpondait, tais-toi et laisse ti
möre dire)." Auch in einem sicilischen Märchen (bei Pitrö, Fiabe etc. Palerno
1875. III, 828 'Lu viddanu santocchiu ) antwortet der hinter dem Crucifiz ver-
steckte Küster, so daß der Frager über die ungünstige Antwort ganz erboit
wird und ausruft: „Und auch du hängst hier am Kreuze, wegen der bSieD
Zunge, die du hast.^ — Der erste Theil von Le Pr^tre qui n'a pas de ehance
entspricht Grimmas Nr. 77 'Das kluge Gretel'; s. dazu Oesterley zu Panli'i
Schimpf und Einst c. 364; füge hinzu Pitrö*s Fiabe no. 175 'La Burgisi e fi
Pridicaturi.' — Der dritte Abschnitt enthält Les Diableries, Sorcelleriei
et Histoires de Revenants, darunter p. 197 ff. 'Les deuz Fiancds', woii
S^billot auf Bürger's Lenore verweist; s. auch mein 'Zur Volkskunde' S.196f*
— Der vierte Abschnitt umfaßt Contes divers', worunter 'St. Antoine
portier du Paradis , weil dieser Heilige nämlich wegen eines Versehens des gs-
wöhnlichen Himmelspförtners diesen eine Zeitlang ersetzt, jedoch darüber sebr
mürrisch ist, weil ihn das wohlbekannte kleine Schwein nicht begleiten dar(
so daß er einen alten Pfarrer sowie eine barmherzige Schwester nicht in dii
Paradis eintreten läßt Einen ungebärdigen, zu Roß ankommenden Artilleristli
jedoch hält er nicht auf, da er Furcht vor ihm hat. Da kommt der Priester
auf die Idee, die Nonne auf alle Viere niederknieen zu laßen und dieselbe si
besteigen, worauf er mit heftigem Pochen Einlaß begehrt, was er auch erlangt,
nachdem er dem öfinenden Heih'gen auf dessen Frage, wer er seit geantwortet:
lyEin Artillerist, tausend Bomben und Granaten!^ Der Heilige aber schloß dana
wieder die Pforte und brummte in den Bart: ^^^rd denn heute eine gau«
Schwadron hierherkommen?'' Der Verf. hat diesen Schwank ganz vortreillieh
erzählt. — Der fünfte Abschnitt Contes des Marins et Pdcheors* ent-
hält nur zwei Erzählungen, von denen eine überschrieben ist: 'Les Jagnans i
l*auberge , wozu bemerkt ist: „Les Jaguens sont les habitants de Saint Jaeat
de la Mer, arrondissement de Dinan: ils sont presque tous marins, et aar toot
le littoralf les contes oü les Jaguens jouent un röle sont nombrenz et tr^
populaires. Mais il ne faudrait pas condure des divers aventures dont ils soat
les h^ros qu'ils soient les Böotiens de la Haute-Bretagne etc." Aach in de«
vorliegenden Schwank spielen zwei Jaguens die Rolle unserer Schildbürger odtf
sieben Schwaben, sehen ein blühendes Flachsfeld für das offene Meer an nai
springen hinein, um sich in baden, (s. mein Buch 'Zur Volkskunde 8. 116);
n
LITTERATÜR: PAUL S^BILLOT, LES LITTäRATUBES POPÜLAIRBS eto. 231
kdmn dann in einem Wirthahans ein, wo man ihnen, ohne daß aie es merken,
den Abtritt ab Nachtlager anweist und sie ihre KleidungsstScke über Nacht
in dem Koffer aufbewahren, dessen Deckel aus einem runden Brett besteht.
Am Morgen sind dieselben so tief hinuntergesunken, daß einer der beiden
Jtg^nens sich hinunterlaßen muß, um sie ineder heraufzuholen, wobei er sich
10 die Hände spuckt, um sich fester su halten, dafür aber ganz in die Tiefe
^ ftüt (s. meine Rem* German. 14^ 390), so daß er erst mit Hilfe seines Kame-
^ laden ganz schmutzig und übelriechend wieder herauskommt. Schließlich ver-
l^ mögen sie nicht sich zu zählen, und dieß gelingt ihnen erst, nachdem die Magd
^ Omen zugerufen: ^Qu'est-ce que tous ßtites \k tous les deux (cf. German.
1^ S6, 118 f. no. 83, wo statt 'Sieben Schwaben zu lesen ist 'Laienbach). -~
3^ Wir kommen nun zur zweiten Abtheilung der Torliegenden Arbeit (Lieder,
\* fiiUiiel n. s. w.) und deren ersten Abschnitt Les Chansons , in Betreff
^ deren Söbillot bemerkt: „Si Ton juge par ce qui a lieu dans le pays gallot,
SIei chansons populaires d'autrefois sont en train de disparaitre, et il est grand
teops de recneillir Celles qui restent encore^ u. s, w. Dergleichen Aufforde*
rangen, zn sammeln^ so lange noch Zeit ist, erschallen von allen Seiten, und
«ir zwar in Bezug auf alle Arten von Volksüberlieferungen, Lieder, Märchen u. s. w.,
binsichtlich welcher letzteren der Verf. früher schon gesagt hat: 'N^ en 1848,
e j*ai d^'k constat^ que des contes couramment racont^ dans mon enfance, e-
^se toates les femmes savaient, ne se retrouvent plus aujourd'hui, et Je n'at
po, malgr^ des recherches obstin^es, m*en procurer que des versions ä demis
e&ete: souvent des personnes ftgöes m*ont cite des fragments de contes qu*ellei
if&nnaient avoir entendu eonter jadis et qu'alors tout le monde savait d*un beut
k i'atttre.* Was die Volkslieder betrifft und in welchem Maße sie trotz ihrer
oft erttannliehen Langlebigkeit dennoch häufig verloren gehen, erhellt z. B. aus
Srend Gnindtrigs Angabe, wonach in Dänemark in ungefähr dreihundert Jahren
(die älteste dänische Liederhandschrift ist nämlich vom J. 1550) fönfundachtzig
Lieder aus dem Volksmunde verschwunden sind, und daß, seitdem er für den
Zweck seines großen Werkes (Danmarks gamle Folkeviser) einen öffentlichen
Aufruf aar Sammlung alter, mündlich überlieferter Volkslieder erließ, er in Folge
dessen im Lanfe von siebenundzwanzig Jahren von 170 Personen etwa nur 180
solcher Lieder zugesandt erhielt. Doch darf man nicht ermüden und der Zufall
tiint oft viel; denn so geschah es, daß durch die Bemühungen eines einzigen
Maimes, eines Schallehrers, innerhalb dreier Jahre (1868 — 1870) in einem
kleinen Umkreis und vorzugsweise in einem einzigen Kirchspiel Jütlands nicht
weniger als 150 alte Lieder aus dem Volksmunde aufgezeichnet worden sind,
darunter 75, die sonst nicht mehr in der dänischen Tradition der Gegenwart
vorhanden sind, und 14, die verschiedene, bisher in Dänemark ganz unbekannte
Stoffe behandeln, und alles dieß im Ganzen genommen, in reinerer und echterer
Uberliefemng, als sie an irgend welchen anderen Stellen des Landes anzutreffen
ist. Diese Umstände sind wohl dazu angethan, den Eifer der Sammler lebendig lu
erbalten nnd sie anzutreiben, auch in den entlegensten Winkeln nachzuforschen.
Zu der vorliegenden Sammlung zurückkehrend, erwähne ich von den Liedern
La Servaate dn Mennier, wo es unter anderm heißt: „11. Si ton coeur empörte
le nüen — Nous concherons ensemble — 12. Dans un beau lit earr^ — Ghurni
de roses blanehes; — 18. Et aux quat* coins dn lit — Quatre belies pommes
d'oraoge; -** 14. Et au milieu du lit — Le rossignol j chante.*^ Hier be-
232 LFTTERATUB: PAUL S^BILLOT, LES LITT^BAtÜBES POPULUBES etc.
gegnen wir also der Nachtigall wieder, die wir schon aas ▼. d. Hageu Gt-
sammtabenteuer Nr. 58 Das Rildlein V. 459 ff. kennen, wo es heiAt: ,D6
sprach aber diu guote: — mir was in minem maote» -^ Die wile ich den
▼r5aden lebte, — wie ich in den lüften swebte. — An des spiles ende —
dö greif sie zuo der wende — Unde erwischte zwd nahtigal — die b&ten slio
lüten schal, — Als ez^ wser in dem meijen.'' Vgl. aoch noch Nr. 25 Die
Nachtigall . Noch erwähne ich unter den Chansons satiriques et gonaillevies
ein Lfigenlied (Chanson de mensonges), über welche Liedergattung ich obes
(Bd. XXVI S. 119 f.) gesprochen. — Der zweite Abschnitt enthalt 'La
Devinettes', der dritte 'Les Formnlettes', tou welchen letzteren ich eine oder
zwei anführe. „On prend la maiu de Tenfant en lui touchant chaqae doigt Tii
apr^ l'autre, et en disant: Poucette — Beurrette — Maitre doigt — Capitsise
— Et petit doigt'.'' Vgl. Rochhols Alemann. Kinderlied. S. 108 ff. 544. Fiedler.
Dessauer Volksreime S. 5. 24 f. Die oben angeführte Benennung des Zeigefingen
beurrette erklärt sich durch seinen in Bremen und Holstein gobriaehlicbet
Spitznamen Botterlicker ( Butterlecker ^ Warum aber der Goldfinger eapitsise
heißt, weiß ich nicht zu sagen. Von den Lerchen heißt es : ^Les aloaettes diiest
quand elles volent bien haut: Ouvrez moi la porte du paradis. — Je ne p^heni
plu8(ter). Quand elles sont descendues, elles disent: Mille diables, qoe jetu
haut! Var. Quand elles sont en haut: Je ne jurerai p*n8.(ter). — Je jnieni
cor. (t e r) disent elles quand elles sont revenues sur terre.'' VgL oben Ger«.
XXVI, 125 (zu Rolland p. 209). — Der vierte Abschnitt enth< ^Les Pro-
▼erbes et Dictons. Unter den Redensarten wird angeführt: nConper comme lei
genouz d'une nonne^, was man von einem schlechten Messer sagt. Wo ist hier
das tertium comparationis ? Ferner: «V^lä le diable qui bat sa femme. — Il&it
du soleil et de la pluie.^ Gleiche Redensarten finden sich bei nns, in der SefaweiL
in England u. s. w.; s. Zur Volkskunde S. 494. — Der fünfte und kute
Abschnitt handelt von L'Esprit k la Campagne in dreierlei Besiehiing: L P^opoi
sur les prStres et Propos de cat^chisme; II. Propos metiques; III. Les mentiries.
Hier eine Probe aus Nr. I: „Un h^ritier ^tait all^ au presbjtöre ponr savMr
combien lui coüteraient les messes qu'il voulait faire dire ponr le defnat. —
'Combieu les messest demanda-t-il. — Trente soos. — Et les vdpresl^ —
'Les vSpres sont ponr rien. — *Alors dites les T^pres. " — Aas Nr. 0:
„Jean M6nar monta sur son &ne et il tenait ä la main an fiagot. -— L*iie
se trouvait charg^ et se plaignait k sa fa^on. — 'Comment!* lui dit son nMÜre,
'tu geins, bougresse, et c'est moi qui porte tout! * Über Nr. III bemerkt der
Verfaßer: ,,Les mentiries ou jeux de mensonges sont une sorte d'amaienMali
qoi consiste k racohter des histoires sans queue ni töte, on des aventom ia-
rraisemblables . . • . C'est, comme le disait un de mes conteurs': *k qoi menftiia k
plus .^ Diese 'mentiries und die Lügenlieder gehören also gewiiaermaßon n*
sammen. Hier eine Probe: „Une fiUe disait: J*ai vu un chien enraig^ Ü-bsi
qui mordait dans la terre et regardait en haut ; il avait la qaoTe [qaeae] an»
longue que mon bras et Tavait ^court^e au ras du cu.'*
Aus dem Mitgetheilten wird man zur Genüge erkennen, dafi der vor-
liegende erste Band der Litt^ratures populaires* des Anziehenden und fb die
Volkskunde Wichtigen gar viel enthält und daß man der Fortaetsong dei
Unternehmens mit großem Verlangen entgegensehen muß.
LÜTTICH. FELIX
LITTERATUK: HERM. PAUL, ZUR NIBELUNGENFRAQE. 233
Zur Hibelongenfrage, von Her mann Paul. Halle a/S. Max Niemejer. 1877.
8^ 118 S. (SoDderabdruck ans Paul ond Braune*! Beiträgen, Bd. HI.)
Im 34. Bande dieser Zeitschrift habe ich den Versuch gemacht, die geist-
reichste, scharfsinnigste und tiefgreifendste Hypothese zu widerlegen, welche seit
Lachmann (und vielleicht ihn mitgerechnet) vom atomistischen Standpunkt aus
über die Nibelungen aufgestellt worden ist. Dießmal habe ich über keine neue
Theorie zu referiren, wohl aber über eine vortreffliche Kritik einer der wich-
tigsten Nibelungenhypothesen. Das vorliegende Werk will nichts anderes sein,
als eine kritische Prüfung der Theorie von Bartsch, und es ist in der That die
erste grundliche Kritik, beziehungsweise Modification, welche dieser Theorie
widerfährt.
Bartsch*s „ Untersuchungen^ haben, soweit nicht eine total gegnerische
Auffassung des Sachverhalts ein rein ablehnendes Verhalten gegen sie eingab,
im Princip sehr vielen Beifall gefunden, zugleich jedoch bei Vielen — so werde
ich wohl sagen dürfen — hinsichtlich einzelner Punkte, insbesondere hinsicht-
lich der Consequenzen, bis zu welchen gewisse Resultate verfolgt waren, Zweifel
erregt; Niemand aber hatte bisher diese Zweifel in eingehender Ausführung
begründet. Paul hat das nunmehr gethan. Er hat die wichtigsten Punkte aus
Bartsch's Theorie herausgegriffen und einer genauen Untersuchung unterworfen.
£• sind ungefUhr die nämlichen Punkte, welche auch schon von anderer Seite
Widerspruch oder doch Zweifel gefunden hatten; und wenn ich auch in Be-
zifthong auf einen dieser Punkte — die Stellung der Handschriftengruppe J*
— gar nicht, in anderen wenigstens nicht in der vollsten Conseqnenz mit PauFs
Resultaten einverstanden sein kann, so glaube ich andererseits mit der Be-
ha'&ptung nicht zu weit zu gehen : Paul hat das Verdienst, denjenigen Theil
▼on Bartsch's Resultaten, welcher sicher steht und stehen wird, durch eigene
Betrachtungen befestigt zu haben, während er das Unhaltbare in Bartsch's
Theorie, welches auch den principiellen Gegnern derselben am meisten Angriffs-
punkte geboten bat, von dem Feststehenden getrennt und — was besonders
wichtig — gezeigt hat, daß das eine nicht unabweisliche Consequenz des andern
ist. Wenn er dabei im Einzelnen wieder zu weit gegangen sein mag, so kann
das dem Gksammtwerthe seiner Arbeit als einer ebenso gründlichen und scharf-
■innigen, wie unbefangenen und vorurtheilsfreien Untersuchung keinen Ein-
trag thun.
Ich werde den Gedankengang Paul's kurz darlegen und, ohne mich bei
allen Einzelheiten aufzuhalten, da und dort bekräftigende oder bestreitende
Anmerkungen einwerfen.
Ganz unbedingt schließt sich Paul an Bartsch an in seinem ersten Ab-
aehnitt, in welchem er Bartsch's Beweise für die Inferiorität der HandschriftA
dareh die Widerlegung der Versuche zu stützen bemüht ist, welche seit Bartsch's
Untersuchungen zur Rettung von A gemacht worden sind. Daß er dabei zuerst
auf Scher er' s bestechende Ausführung in den „ Deutschen Studien ** zu reden
kommty ist naturgemäß gegeben durch Zeit und Wichtigkeit derselben, sowie
durch die autoritative Geltung, die sie (wie kaum anders zu erwarten) bei den
Anhängern der Liedertheorie gewonnen hat. Scherer's Hypothese ist von Paul
mit so unwiderleglicher Schärfe und Klarheit zurückgewiesen worden, daß ich
mich der Aufgabe enthoben achten kann, allen Einzelheiten seiner Ejritik nach-
sugehen«
234 UTTERATÜR: HEBM. PAVL, ZUR NIBELUNOEHFRAQE.
Paul wendet «ich in erster Linie gegen die Sehereriiohe Theorie Jfm der
Urhandschrift von 7 Quatemionen und 51 Langieilen auf der Seite; und dieser
Theorie zuliebe ist überhaupt die ganze Ausfdhrang Scherer*« gemaeht worden^.
Der wichtigste und entscheidendste Einwurf, den Paul gegen dieselbe geiaadi^
hat, ist der, daß eine Handschrift, die ganz oben auf der ersten Seite angefsagen
und ganz unten auf der letzten geschloßen hätte^ deren Schreiber also weder
etwas ausgelaßeu noch auch einmal zu einer Strophe mehr Ranm ab in der
anderen gebraucht haben dürfte, nach unseren Kenntnissen von Handsehriftna
unerhört und undenkbar ist. Man konnte in der That Tersueht sein binsiisiiietsca «
hier liegt eine ähnliche Verwechslung mit modernen Druck en tot, wo man —
wenn man will — so etwas machen kann, wie sie in der höheren Kritik der
Liedertheoretiker mit modernen Dichterwerken zu Tage tritt Paal hat aber
nicht versäumt, die reine Zufälligkeit jener Zahl, aus der Seherer amae sieben
Quatemionen gemacht hat, herrorzubeben. Es können (und mfißen fiMt bai
einer großen Anzahl von Werken der Wahrscheinlichkeit naeh) eolehe ZaUeo
oft genug durch einfachen Zufall herauskommen. Paul hat die NibehngeB-
recension B* (ohne die Plusstrophen von J*) angeführt, in welcher mbelangea
und Klage zusammen 11696 Langseilen haben; also eine Urhandschrift tob
17 Quatemionen, die Seite zu 43 Langieilen. Man braucht nicht adir langt
zu suchen, um ähnliches zu finden. Die Klage hat nach A 3160 LangieikB;
darin hat schon Lachmann 144 X ^^ Kurzzeilen, Scherer aber (D. Stodiei,
L Wiener Sitz.-Ber. , phil.-hist Classe, 64, S. 808) 4y, Quatemionwi ivs-
spaltiger oder 9 einspaltiger Seiten gefunden; schade^ daß die 30 nm eiaml
canonisch sind, man könnte sonst ebensowohl 16 X ^^5 Laagseilwi darin fiadoi,
d. h. 8 Quatemionen mit zweispaltig geschriebenen Kurz- oder einapaltigfB
Langzeilen, die Seite zu 45 Zeilen; eine von beiden Erkl&nmgen nnft ab«
doch jedenfalls als zufällig auch falsch sein I Gottfried*s Tristan bat mit Weg>
laßung der zwei letzten Verse (ich alte in wunderlicher kktge mlkdu jär md
mtne tage), welche nicht in allen Handschriften fiberliefert und schon dadoidk
verdächtig sind, 19552 Kurzzeilen, also 18 Quatemionen, die zweispaltige SeHs
zu 47 Zeilen ; und hier wird der Zufall doch unbezweifelbar sein, wiewohl iek
dem kritischen Scharfsinn hjpothesenlustiger Entdecker damit nicht TorgegriisB
haben will. — Paul macht überhaupt geltend, daß eine solche Yertheiliuig der
Zeilen eines Werkes auf Quatemionen „vielleicht nicht selten mSglieh* saL
„Es ist dazu nöthig, daß die betreffende Zahl durch 82 theilbar iat «nd diA
der durch die Theilung entstehende Quotient sich in ein Prodnet aas iwtt
Zahlen zerlegen läßt, deren eine weder zu groß noch zu klein ist, nm ab
Zeilenzahl einer Spalte gelten zu können.** Bedenkt man, daß dio ZeilemiU
einer Seite sehr großen Spielraum hat, daß dieselbe vielleicht zwiaehen M waä
80 schwanken msg und daß auch die häufiger vorkommenden Zahlen aick iitr
noch von 30 bis 60 erstrecken, so wird ein solches zufälliges Eintieffini nidft
gerade gar zu selten zu erwarten sein.
^
*) Auf Henning's Kritik im Anseiger f. d. A. lY, 46 iL und auf 8cherer% Ast-
fsll ebendort S. 106 hat Paul Beiträge V, 428 ff. in einem vortrefflichen, dem vor
liegenden Werke zur Ergänzung dienenden Aufsatz „Nibelnngenfrage und phUologiiskf
Methode" geantwortet, welcher nur hier kurz erwähnt sein mag, obwohl er aoeh aadsn
Partien unseres Werkes vortheilhaft ergänzt.
LFTTERATUB: HERM. PAUL, ZUR NIBELUNOENFRAGE. 235
Konser aU bei Scberer's Versuch, die UrsprÜDglichkeit Ton A zu erweisen,
bat sich Paul bei denen von Conrad Hof mann und Henning aufgehalten,
and ich kann es mir ersparen, auf diese nebensächlichen Partien seines Werkes
Oberhaupt einzugehen.
Mit der Eliminirung von A als einer irgendirie maßgebenden Handschrift
hat Bartsch den wesentlichsten Einwurf weggeschafft, der im Voraus gegen seine
Theorie erhoben werden konnte. So geht nun auch Paul zu dem positiven In-
halte derselben über.
Mit Tollem Recht trennt Paul das allgemeinste Resultat in Bartsch's Uuter-
rachnngen^ daß die Recensionen B'*' und C* unabhängig von einander aus einer
gttneinsamen Quelle stammen, zunächst von der speciellen Ausführung. Jenes
Seanltat erscheint ihm durchaus als erwiesen, diese Aasführung nöthigt ihm
tun Theil, wenigstens in ihren weitesten Consequenzen, Widerspruch ab; daß
aber jenes Resultat auch ohne diese Consequenzen stehen bleibt, daß zur Siehe-
ning desselben eben in Bartsch*s Untersuchungen vollständig genügende Funda-
mente vorhanden sind, ist, wie ich zu Anfang berührte, das wichtigste Ergebnis
▼<m PauFs Kritik. Er weist Scherer's kurz hingeworfene Einwände gegen jenes
fiesnltat zurück. In der That würde der eine jener Einwände, Zs. f. d. A. 17,
566, zumal so kurz und so allgemein, wie Scherer ihn ausgesprochen hat, jede
GoDJectaralkritik, auch wenn sie mit den besten Mitteln arbeitet, von vornherein
absehneiden. Der andere Einwand Scherer's aber, a. a. 0. S. 562, daß von der
iUteren Gestalt des N. L. sich doch irgend etwas hätte erhalten müßen, ist
?on Paul aufs treffendste durch die Bemerkung zurückgewiesen worden, daß
sich dasselbe von den Schererischen Liederbüchern mindestens ebenso richtig
tagen ließe. Richtig ist auch die folgende Bemerkung Paul's, daß Scherer's
Kritik auf Bartsch's um 1140 — 1150 angesetzte erste Gestalt des Liedes
immerbin beßer Anwendung finden dürfte, als auf eine, wie Paul annimmt,
weit später entstandene Originalfaß ung des Gedichtes. Und das führt mich
weiter zu einem Punkte, wo ich Paul's These ebenso entgegentreten muß, wie
ieh andererseits der Bartsch'schen Datirung 1140 — 1150 schon früher entgegen-
g^reten bin (Forsch, ü. d. N. L. Seite 86 f. und 255 ff.).
Paul führt gegen die letztere Datirung verschiedene Gründe ins Feld.
Die Verwandtschaft mit dem höfischen Epos, die psychologische Detailmalerei,
die deutliche Ausprägung des höfischen Frauendienstes, die französischen Wörter
sollen dieselbe unmöglich machen, und weiterhin soll das Verhältniß von ge-
naoen und ungenauen Reimen, welches Bartsch für das Original annimmt,
undenkbar sein. Den letzten Punkt werden wir unten wiederkehren sehen.
Was die übrigen betrifft, so gebe ich sofort zu, daß dieselben starke Wahr-
■elieinlichkeitsgründe gegen Bartsch's Datirung bilden. Ich selbst habe an das
Original von 1140 — 1150 nie geglaubt, weil mir in den ungenauen Reimen
des N. L. kein Grund für dasselbe zu liegen schien; in diesem Punkte gebe
ich also Paul vollkonmien Recht. Anders, wenn er nun auch die Zeit von
1170—1180 für die zweite von Bartsch angenommene Gestalt des N. L. (für
mieh natürlich die erste) verwirft und vielmehr deren Entstehung im letzten
Jahrzehnt des 12. Jh. zu erweisen sucht. Er meint, »daß die beiden Gedichte
(Nib. und Klage) kura naoh ihrer Entstehung , noch ehe sie in vielen Haa,
236 UTTERATUB: HEKM. PAUL, ZUR NIBELUNQENFBAOE.
▼erbreitet waren, omgearbeitet warden**. Ob mit Paul'« DatiiVBg ni^t lehoi
das Alter mehrerer Hss., die bis an den Anfang des 13. Jh. rariekreieka,
schwer vereinbar sei, muß solchen, welche die betr. Hss. gesehen haben, ar
Beurtbeilung überlaßen werden, wiewohl ich sehr gnt weiß| daß eise n
genaue Bestimmung des Alters einer Hs., wie zu solchem Zwecke notUf
wäre, ein höchst misliches Ding ist; immerhin ist der Zeitraam aneh foi
1190 an für die nothweudigen Zwischenglieder zwischen den Origiaal foi
B* und C* und einzelneu Hss., die von manchen noch ins 12. Jh., obschn
ohne sichern Anhalt, hinaufgeruckt worden sind, etwas gar knra. Die nä
Bartsch hergestellten ungenauen Reime kann ich gegen die Zeit -1190*— 1209
hier nicht ins Feld fuhren, da Paul nachher eben in beweifen saeh^ difi
deren Zahl und der Grad ihrer Ungenanigkeit ganger geweaen sei, ik
Bartsch annimmt. Hier kann ich nur ausfuhren, daß die TOn Paul angeiogttai
Gründe gegen die Zeit von 1170—1180 durchaus nicht spreehen. Von iei
psychologischen und cultnrhistorischen Momenten der DarsteUang muß das Fui
angesichts der von ihm selbst citirten Eneit wohl sofort einrftaineo. Daß die
französischen Wörter vor der Eneit und dem Grafen Rudolf nicht Torkommeni kl
für mich gleichgiltig ; denn jene Gedichte fallen ja eben in den tob mir n^
fochtenen Zeitraum. Ich halte mich bei diesem Punkt etwas auf. Die Nibelngtt
enthalten nach der Zusammenstellung 0. Steiner's (Germanist Stodieo II, 289*)
18 französische Wörter; dagegen der Arme Heinrich 2, Klage 3, Giegor €,
Graf Rudolf 10, Iwein 19, Eneit 23, Gudrun 26, Erec 41, Gottfried'« Triitii
134, Willehalm 173, Parcival 184. Anders (und Tielleicht som TheQ richtiger)
zählen wir, wenn wir rechnen, auf wieviel Verse je ein frmiiBSeiaehes Wort
kommt, wobei ich die Nibelungenstrophe etwa gleich 7, die Ghidranstropki
gleich 8 Kurzzeilen rechne: in der Klage auf 1578, Arm. Heinrieh 7S5,
Gregor 425, Nibelungen 350—400, Gudrun etwa 800, Endt 287, Iwein 2IS,
Gr. Rudolf (+) 100, Erec 91 ; von Wolfram und Gottfried sehe ieh hier ab,
da sie außer jedem Vergleich mit diesen silmmtlich noch großen VerhÜtniS-
zahlen stehen. Was sagen diese beiden Zahlenreihen? Einmal daß wir von
Hartmanns Werken nach dem Erec absehen mfißen; denn abgea^en davon,
daß im A. Heinr. gar nicht , im Gregor nur gans Torübergehend vob ritter-
lichen Festen die Rede ist, somit in beiden der hauptsächlichste Anlaß ler
Anbringung französischer Wörter wegfällt, abgesehen daTon seigt sieh in dieeei
Werken ein absichtlicher Purismus, eine bewußte Umkehr Ton der Spiaek-
mengung des Erec^. Auffallend ist die besonders g^nge Zahl der
*) Diese Zusammenstellung habe ich dem Folgenden su Grunde gelegt, dt
eii^enes Nachrechnen in so vielen Gedichten sich für meinen Fall kaum gelohnt hUe.
Wiewohl ich St*8 AafEählungen nicht für unbedingt sicher halte — ich finde n d«
Nib. 22 französische Wörter — , so wird wohl anzunehmen sein, daß er sieh bei te
verschiedenen Gedichten in gleichem Maße geirrt habe, so daß ich seine 2Udilea imBV-
hin werde verwenden können; z. B. im G afen Rudolf finde ich auch ein IVemdwert
mehr als Steiner n. s. f.
**) Instructiv ist die verschiedene Stellung des Iwein in beiden Zahlenreibea
Er hat weniger Fremdwörter, aber die wenigen verh<nißmißig häufiger. Ee ist, eh
ob Hartmann im Erec in der ersten Freude des Schaffens, fest ans Eitelkeit eeSckti
man sagen , eine große Anzahl französischer Wörter hingeworfen hätte , Tiele bot m
geschwind einmal , wie um seine Bekanntschaft mit ihnen zu zeigen. Im Iwein iit sr
weiser geworden -. er verwendet weniger Fremdwörter, diese aber, da eride mit gnteei
Bedacht ausgewählt hat, auch ohne Scheu, wo sie gerade paeeeo.
UTTERATUB: HEBM. PAUL, ZUR NIBELUNGENFRAGR 237
worter in der Klage; aber der ganze Inhalt derBelben läßt jene erklärlich
finden, und die verhältnismäßige Kürze des Gedichtes gibt auch dem Zafall
etwas mehr Spielraum. Sehen wir also von diesen vier Gedichten ab, so finden
wir die Nibelungen im Gebrauch der Fremdwörter sparsamer als die Eneit und,
was noch wichtiger, sogar sparsamer als den Grafen Rudolf, wenn wir dessen
geringe Verszahl bedenken. Ihre Versetzung zwischen 1170 und 1180 dürfte
also jedenfalls keinem Widerspruch von dieser Seite her begegnen. Gleich der
Erec zeigt schon eine unverhältnismäßig größere Menge französischer Wörter.
Daß deßhalb die Nibelungen beträchtliche Zeit vor demselben gedichtet sein
mfißen, folgt daraus zwar noch nicht; vielmehr ließe sich gegen diesen Schluß
Panls Bemerkung anwenden, daß französische Wörter in Werken, die aus dem
Französischen übersetzt sind, früher zu erwarten seien als in andern ; immerhin
aber ist die mit Anlehnung an den Stil des N. L. und ohne französische Vor-
lage verfaßte Gudrun schon ziemlich reicher daran. Jedenfalls aber läßt sich
aas der Zusammenstellung von Nibelungen und Erec der Schluß ziehen, daß
jene ziemlich lange Zeit vor diesem verfaßt sein können. Wenn aber die
Nibelungen nicht mehr Fremdwörter haben als die Eneit und der Graf Rudolf,
BO läßt sich die Möglichkeit, daß jene Fremdwörter etwa jüngeren Ursprungs
wiren, mit gar nichts erweisen, da die Entscheidung dieser Frage wesentlich
eben aus diesen drei Gedichten selbst zu holen wäre. Haben die Nibelungen
10 Fremdwörter, welche in den beiden andern fehlen, so hat Graf Rudolf
8, Eneit aber 20, welche den Nibelungen mangeln. Ich wollte mit dieser Ans-
fSihmng bloß gegen Paul beweisen, daß von dieser Seite her für keines der
drei Gedichte eine zeitliche Priorität zu erweisen ^ somit die Entstehung der
Ifibelnngen um 1170 — 1180, zumal da das Original von B* und C* noch
Binselner, nur in je «iner Bearbeitung erscheinender Wörter entbehrt haben
nag, durchaas nicht unwahrscheinlich zu machen ist; — es fragt sich aber,
>b man überhaupt diesem Beweismittel große positive Beweiskraft für eine
MBtimmte Abfaßungszeit zutrauen darf. Der Gebranch von Fremdwörtern ist
lenn doch neben der Mode der Zeit auch dem Geschmack des Einzelnen unter-
rorfen; und z. B« die jedenfalls nach dem N. L. fallende ELlage hat ja weniger
Vanzösische Wörter als dieses.
Paul tritt nun den Gründen, mit welchen Bartsch seine frühe Datirnng
1er Nibelungen zu erhärten gedachte, näher. Wie bekannt, liegen dieselben
vesentlich theils in den alterthümlichen Reimen, theils in der Sjnkopirung der
tokungen.
Zuerst die Reime, denen böi Bartsch die entscheidendste Rolle für die
jlenealogie der beiden Recensionen zugefallen ist. Bartsch ist von vornherein
^eigt, bei Abweichung im Reim ursprüngliche Reimfreiheit anzunehmen.
Dagegen fragt Paul, ob denn nicht ähnliche Abweichungen der Reime, wie
lie in den Nibelungen erscheinen, auch da vorkommen, wo an ursprüngliche
mgenane Reime gar nicht zu denken ist. Und solche Beispiele findet er in
ier Tbat. Im jüngeren Titurel, wo Reimfreiheiten, die leichtesten abgerechnet,
inetatthaft sind, weicht in 270 beiden Recensionen gemeinsamen Strophen das
mte Beimwort 2, das zweite 17, beide ISmal ab; zusammen 38 Fälle. Aber
inch im Nibelungenliede selbst weichen innerhalb der einzelnen Recensionen,
wo ein genauer Reim mit Sicherheit als ursprünglich angenommen werden kann,
naselne Handschriften in derselben Weise von einander im Reim ab, wie die
238 UTTERATUB: HERM. PAUL, ZUR NIBELUN<IENFB40&
ganzen Recensionen, nur telteoer; ebenso in der Klage. Im NQieliingailied iit
das erste Reimwort in 46, das zweite in 105, beide in 39, in der Kkge du
erste in 2, das zweite in 18, beide in 3 Fällen geändert; nnd aneh die Pnbe
hat Paul an mehreren Stellen gemacht, daß sich nach der Analogie von BartKhi
Versuchen öfters ursprüngliche Assonanzen herstellen laßen. Und doeh sind die
allermeisten dieser Abweichungen nicht durch formale, sondern doreh stchlifhf
Grunde entstanden. A priori also wäre dieselbe Erklärung aneli anfdasYer-
hältniß von *B und *C anwendbar; es handelt sich nur darum, la «ntanadfli,
ob hier nicht die speciellen Verhältnisse solche siud, welche auf die vr^riii-
liehe Existenz ungenauer Reime hinweisen; und hiebei kommt Fud wicd«
Bartsch*s Ansichten weit naher.
Es ist Tielleicht überflußig, darauf hinzuweisen, daß Paml'e einieUigigt
Ausführung ziemlich akademisch ist, daß Bartsch die Mög^ehkeü aadenr fr-
klärung in andern Fällen gewiß nicht leugnen wollte, und daß allea aif &
Individualität des Falles ankommt Paul kann erwidern, daß er ja aelbat soIhI
im wesentlichen auf Bartsch *s Resultate hinziele, daß er die genannten ParalMa
eben nur zu dem Zweck gezogen habe, um gegen Bartsch's allsogrofle Neigo^
Reimabweichungen durch alte Reimfreiheiten zu erklären, die VaÜimeaiä^jkA
einer IndiYidnalisirung der Fälle darzuthun. Nicht Tersagen aber kann ich mr
die Bemerkung: Paul hätte nicht allein, wie er im Folgenden dtvt, darkga
sollen, daß uod inwiefern die Reimabweichungen in den Nibelimgen- die Ai-
nahme alter Reimfreiheiten fordern ; sondern er hätte bonerken mfißen, daß &
angefahrten Vergleiche aus Gründen hinken, welche ohne die Unterenehng der
speciellen Verhältniße, wie er sie nachher anstellt, zu erkennen sind. Daß dv
bei dem jungem Titurel der Fall ist, brauche ich nicht lange aoseinaad»-
zusetzen ; an ursprüngliche Assonanzen ist ja hier nieht zu denken. Anden ait
den verschiedenen Nibelungenhandschriften. Paul hat hier einen Fehler begangeni
indem er die Abweichungen verschiedener Hss. Ton ihren Becansioaw
zusammengezählt hat, statt nur je die einer einzelnen Ton ihrer B6eaMii%
bzw. die zwischen zwei einzelnen Hss. zu berechnen. Die Zahlen wären in
letzten Fall so niedrig geworden, daß er selbst wohl nicht damit hüte operim
mögen.
Auf die Sache selbst hat dieser Einwand wenig Einfluß. Paal nntenaebt
sofort, ob nicht speciell im Nibelungenlied ein besonderer Grund Ar die As-
nahme ursprünglicher Assonanzen vorhanden sei. Das Mittel, dessen er aieh fir
diese Untersuchung bedient, ist, wenngleich seine Anwendung Tiel Voniekt «d
weiten Spielraum erfordert, jedenfalls als eines der sichersten und meüiodisehsfei
anzusehen : die Herbeiziebung der Zahlenstatistik und deren Verwerthung dvch
Wahrscheinlichkeitsrechnung. Ist die Divergenz der Reime eben ans dem Be-
streben, die Reime zu ändern, hervorgegangen, so läßt sich keinerlei Wakr
scheinlichkeit für absolute nnd relative Häufigkeit der Fälle finden, da die ZaU
der ursprünglichen Assonanzen selbst irrationell und zufällig ist. Ist dagcgei
jene Divergenz der Reime aus irgend welchen andern, nicht im Reim gelegeaes
Gründen zu erklären, so werden sich durch Wahrscheinlichkeitsrechniing ZaUes
für das Zusammentreffen der ungenauen Reime und der Reimdivergemen ümäm
lassen.
Paul geht auf diese Weise vor. Die beiden Recensionen der Mibein^
haben gewisse Ungenanigkeiten oder doch Freiheiten im Reim,
UTTEHATUB: HESH PAUL, ZUR NIBELUNGBNFRAQE. 239
inrchaus gemein luid daher als reine Reime anzusehen sind. Dahin gehören die
iuch in andern Gedichten anstandslosen Bindungen an : du, tun : tuon, fruo : d6
= duo), ick : ich, %n : in, GUelher : wer*); außerdem die dem N. L. eigen-
hümliche Bindung Hcigene : degene.
Außer diesen als rein su betrachtenden Reimen haben beide Bearbeitungen
n einer Anzahl Ton Stellen zweifellos ungenaue Reime, größtentheib beide die-
elben, nur nicht eben an den nämlichen Stellen.**)
Wie vertheilen sich nun diese ungenauen Reime auf das ganze Gedicht?
Vena sie zufällig, d. h. von den Bearbeitern bald hineingebracht, bald zufällig
reggelaßen sind, so müßen sie sich auf die 4170 Reimpaare, die in B* und
^ gleich sind, auf die 206 — 212, die mit einem, die 168, die mit beiden
Leimworten abweichen^ auf die 76 in den Plusstrophen von B* und die 200
a den Ton C* Jd* nach dem Verhältniß dieser Zahlen Tertheilen, also auf
soe 4170 etwa ^^^ auf die andern 650 etwa Vt derselben fallen; ein ziem-
iehes Schwanken in den Zahlen wäre dabei wohl denkbar. Allein dem ist nicht
o. Vielmehr finden sich die ungenauen Reime nur da, wo die Recensionen im
teiin abweichen, und zwar mit einer Ausnahme nur da, wo bloß ein Reim-
rort abweicht***); abo auf 374 — 380 Reimpaare, Vj, aller, Tertheilt.
Durch diese Thatsache ist der Zufall ausgeschloßen ; die ungenauen Reime
B&ISen Ton den Bearbeitern entweder (natfirlioh zufällig) hineingebracht oder
dann mit Absicht) beseitigt worden sein. Das letztere ist das wahrscheinlichere
ind gibt die einzige Erklärung, welche ein Motiv fiir die Abweichungen ent-
hält. Die Klage, welche im wesentlichen dieselben Verhältnisse zeigt, bestätigt
tieses Resultat« Wir sehen also Paul hier wieder ganz auf dem Boden von
lartsch*s Theorie.
Ist die hier reproducirte Beweisführung richtig? Ich glaube, sie ist un-
anfechtbar, sobald die Zahlen für die Vertheilnng der ungenauen Reime richtig
and; und diese Frage hängt von der weitem ab, ob die* als unanstößig aus-
l^esehiedenen Reimfreiheiten {an : an u. s. f.) nicht doch unter dem gleichen
9eaichtspunkt zu betrachten sind, wie die andern. Henning hat diesen Einwand
erhoben (Anz. f. d. A. IV 58 f.) und Paul darauf geantwortet (Beitr. V 436).
Henning ist der Ansicht, daß mehrere nach Paul reine Reime ebenso g^t als
unrein anzusehen seien wie die andern, daß zwischen fruo : d6 und Cfim6t : tuot,
iwizchen t» : slfi und naht : beddht, sun : tuon und stm : ßrum kein Unterschied
in der Ung^auigkeit sei; daß brdht : mäht und kort : gehört in Plusstrophen
ron CS* Torkommen* Was die stärkste unter diesen Reimfreiheiten betri£Ft, so
bat Paul entgegnet, daß duo für dö eine althergebrachte Form sei, die häufig
im Reime gebraucht werde; im Übrigen hat er mit der Entgegnung, daß Reime
mit consonantischer Ungenauigkeit in den gemeinsamen Stellen nicht Torkommen,
*) Letzteres Beispiel gehOrt nicht hieher; denn — her ist kun und wird nur
anorganisch yerllngert, wie aUtrit a. ä. in der CSsnr etc.
**) Es ist überflflssig, P/s Aufzählung hier su controliren; ob ein paar Stellen
wegfallen oder hinzukommen, macht fElr das Ganze nichts aus.
***) Das möchte ich noch mehr premiren, als Paul that Würden bei Abwei-
chnng beider Reimpaare nngenaue Bindungen häufiger yorkommen, so könnte gegen
den Schluß auf Ursprflnglichkeit der Assonanzen eingewendet werden: warum wurde
denn sur Beseitigung der angeblichen Assonanz nicht blos ein Reimwort beseitigt? —
sin Einwand, der gegenüber der Torhandenen Mehrzahl der Fälle ^ wo nur eines be-
seitigt ist, nicht gemadit werden kann.
240 UTTEEUTUB: HEBH. PAUL, ZUR NIBELUNQEMFSAOB.
a : dj t : 2, 0:6, tun : tuan auch lonst nichts nngewShnliches seien, Hemung^i
Einwarf die Spitse abgebrochen. Es kann aber gefragt werden, ob dieser Em-
warf, auch wenn er richtig wäre, so sehr viel bedeutet. Nehmen wir PaoTs Re*
soltat vorauf, so ist es, falls die Bearbeiter unreine Reime inconsequent beseitigt
haben, gar nicht unmöglich, daß sie sehr leichte Reimfreiheiten auch dans
und wann beide beibehalten hätten, wie dieß in der Klage sweimal mit etwsf
schwereren geschehen ist (Paul S. 414). Unter allen Umständen ist die
Zahl der in den 374 — 380 Reimpaaren, wo der Reim abweioht, rorkommendeo
Reimfreiheiten gegenüber den in allen übrigen erscheinenden so nnTerhältait-
mäßig groß, daß schon dieses Zahlenverhältnis den Schluß mehr mb nahe
legen muß, den Paul daraus gezogen hat.
Haben aber die Bearbeiter wirklich ungenaue Reime des Originab be-
seitigt, so ist d e r Zufall nicht denkbar, daß jeder von ihnen bloß die beseitigt
hätte, die der andere stehen ließ. Vielmehr, schließt Paul mit ToUem BecbtCf
„daraus, daß im Liede keiner von den anstößigen Reimen sieb in allen beides
Bearbeitungen erhalten hat, haben wir das Recht, zu vermuthen, daß die größere
Menge derselben in der einen wie in der andern weggeschafft ist*. Ein be-
stimmtes Zahlenverhältnis dafür anzugeben ist nicht möglich; aber wir werdeo,
da gar kein Fall im N. L., in der Klage nur zwei vorhanden sind, wo B^
und C* die Assonanz beide erhalten haben, gegen 10 — 20 Fälle einseitiger
Änderung im N. h», mehr als 10 in der Klage, wohl annehmen dürfen, dsft
die bei weitem größere Anzahl der Assonanzen von B* und C* gemdasiB
beseitigt worden ist (s. u.).
Der Ermittlung von Wahrscheinlichkeitszahlen sucht Paul näher m rnekes.
Er findet, daß von den verschiedenen Möglichkeiten der Reimändemng nur dne
hinterdrein sicher erkannt werden kann: diejenige, daß der eine Bearbeiter dii
eine, der andere das andere Reimwort geändert hat, insofern nämlich in diesem
Falle sich aus den überlieferten Reimworten eine Assonanz herstellen
läßt: aus B* nam : gezam und C* dan : began z. B. läßt sich für das Originsl
nam : began oder dan : gezam herstellen. Die Fälle nun , in welchen dmtk
Kreuzung der Reimwörter von B* und C* sich ein ungenauer Reim hersteUes
läßt, benutzt Paul zu einer neuen Wahrscheinlichkeitsrechnung. Er sählt bei-
spielshalber die Reime auf am und die auf an\ aus der Zahl ihres Vorkommen
muß sich eine Probabilität ergeben, wie oft bei reinem Zufall das ZosammeB-
treffen des Reimklangs am : am in der einen Recension mit dem Beimklaig
an : an in der andern zu erwarten wäre. Man kann diese Berechniing ver-
scheiden anstellen; nach der einen Rechnung findet Paul 1, 28 Fälle, nach der
andern nur 0,39 für dieses Zusammentreffen. Da dasselbe aber siebenmal vor-
kommt, so kann hier nicht reiner Zufall angenommen werden, sondern es mrf
wenigstens die Mehrzahl dieser Fälle auf ursprüngliche Assonana am : m
oder an : am zurückgehen.
Es ließe sich gegen Paul's Berechnung dieses und jenes einwenden.
Nicht zwar in dem Sinne, wie Henning dagegen opponirt hat (Anseiger IV,
54 f.) ; aber man könnte einmal sich noch verschiedene andere Arten des An-
satzes denken, die zu verschiedenen Resultaten führen wurden, wie auch die
verschiedenen Berechnungen Paufs sehr verschiedene Zahlen ergeben haben«
Man könnte z. B. sagen: wird Hagene : menege u. ä. gereimt, so kann das
Original auch Reime wie an l ant, an : anc, ant : onc, am : dn enthalten
UTTERATUB: HEBM. PAUL, ZUR NIBELUNQENFRAQE. 241
ie Beime anf ant lind nun im N. L. sehr häufig; ich fand aof demBelben
iliebig gewählten Räume 88 auf ant^ 32 auf an^ 5 auf am^ 17 auf an und
1 fon an auf an. Es findet sich an den 16 Stellen, wo Kreuzung möglich
t, fon diesen verschiedenen Reimklängen nur der auf dn 1285, 3. 4 und
20, 3. 4, wo beide Male sich der Reim am : dn leicht und ohne Änderung her-
iellen ließe. Der letzten Formel, welche Paul gebraucht, ließe sich für diese
teimbindung folgende gegenüberstellen. Ist unter 167 Reimen der auf am
,22iiial in jeder Recension zu erwarten, so wird es der auf dn, wenn man nur
17 X 1 22
»ne Bindung annimmt, = 4,15, wenn man dagegen die mit an
5
(17 -I- —) V 1 22
■gleich zuläßt, ^^ ' ^^ ^ ' = 9,15mal sein*). Diese Zahlen ergeben
5
ir das Zusammentreffen mit einem Reim auf am folgende Brüche:
(4 X 4,15) + (^ X 4,16) ^
167 '
dsr
(4 X 9.15) + (4 X 9,16) _ n . o
167 °'*^-
Also allerdings Zahlen, die ebenfalls unter den wirklichen sind. Nicht
ber wäre das der Fall, wenn wir das wahrscheinliche Zusammentreffen z. B.
m an und ant berechnen wollten. Ein Reim auf ant wäre auf 167 Reimpaare
8X1,22
— r = 21,45mal zu erwarten, also das Zusammentreffen mit einem auf an
(27 X 21,45) + (26 X 2M5) _
167 ",«ui»t,
Mselbe kommt aber gar nicht vor. Hier steht also die durch Wahrschein-
^hkeit errechnete Zahl über der wirklichen. Allerdings kann Paul sagen
nd ich wäre gar nicht abgeneigt, ihm darin beizustimmen): der Umstand,
^ der sonst so häufige Reim auf ant in den 16 Fällen gar nicht, häufig
>er die sonst weit selteneren auf am und an vorkommen, beweist eben für
e ürsprfinglichkeit dieser Assonanz ; der Dichter hat eben keine Reime an : ant
rwendet« Allein diese Beweisführung läuft der von ihm gebrauchten Wahr-
heinlichkeitsrechnung direct entgegen, und es zeigt sich, wie vorsichtig man
it dieser sein muß.
Noch eine andere Frage könnte aufgeworfen werden: ob denn wirklich
eh das Material genügend sei? Bei so kleinen Zahlen wie 1,28 oder 0,39
gen 7 kann man nicht so frischweg wie bei größeren mit dem relativen
ößen^erhältnis rechnen, sondern muß auch das absolute berücksichtigen und
denken, daß ein mehr oder weniger von ein oder iwei zufalligen Vorkomm-
•en das relative Verhältnis total ändert.
*) Die Zahl 41 mußte mit 2 dividirt werden, weil, wenn eine Recension an : dn,
andere am : am hat, blos in der einen Hälfte der Fälle die Kreuzung su am : Ab,
der andern die zu am : an geschehen kann. Nimmt man dazu , daß der Versschluß
' an häufiger ist als der anf dn, so hätte statt mit 2 auch mit einer entsprechend
ßeren Zahl dividirt werden kOnnen; das Resultat bitte sich aber nur ^ein% %«tei\sa\«
eiBMAHU. Hm# Rmhe TV. (UVIL) Jtkrg. V&
242 LITTERATÜR: HERM. PAUL, ZUB NIBELUV0EHFBA6EL
Wenn ieh aber Paars matbematUcher Beweigfnbmng minderai
beimeße, so stimme ieb binsicbtiicb der Annahme nrsprünglidier
wo sie durch Elrenmng bersnstellen sind, dennoch mit ihm überein« Mick be-
wegt dazu nicht allein die besonders bei selteneren Beimklingen wie «oci wrf, ft
doch nnverhältnismäßige Häufigkeit dieser Möglichkeit; der Zofidl wire luei
immerhin nicht ansgeschlossen. Wichtiger scheint mir, daß die ELieem^ ii
allen 16 Fällen möglich ist ohne irgend eine Änderung des Textes; höchsfeesi
ist es dann nnd wann erforderlich, statt einer anderthalb Zeflen «na einer Be-
arbeitung zu nehmen, woran nichts hiodem kann^. Das ist doch bei eiier
Menge von 16 Fällen für die Annahme des Zufalls xu viel; dieser oder jcmt
Fall mag ja zufallig seio, aber beweisen wird sich das nicht laasen.
Die Bemerkungen, welche Paul über das Yer£üiren Bartaeli'a bei im
Beconstruction des durch Kreuzung herstellbaren Originals macht| aieloi danif
hin, die Ton Bartsch dabei angebrachten Änderungen ab fiberflüssig si er
weisen (s. die letzte Note). Ich kann sie hier fibergehen.
Paul geht über zu den weit häufigeren Fällen, wo ein Beimwort ht ff
und C* gleich, das andere verschieden ist. Er findet, indem er der 23Um
Bartsch's noch etliche Stellen beifügt, 142 Stellen, wo das sweite, 55, wo ^m
erste Beimwort abweicht. Fast für alle diese Stellen hatte Bartsch die Beseitigvg
einer ursprünglichen Beimfreibeit angenommen. Darin tritt ihm non Paal CBt^
schieden gegenüber. Seine Calculation ist folgende : Wenn zw« Bearbeiter eise
Assonanz durch Änderung eines Beimwortes beseitigen, und angenommen «iid,
daß beide gleich oft das erste Beimwort ändern wie das zweite, so folgt dv-
aus mit ebensoviel Wahrscheinlichkeit, daß beide dasselbe, wie daß beide fcr
schiedene Beimwörter ändern. Haben sie also in 197 Fällen das ^debc
Beimwort geändert, so werden sie auch in 197 Fällen der eine daa eine, der
andere das andere geändert haben, es wird also 197mal Krenanng mS^A
sein. Da diese aber bloß 19mal^) möglich ist, so wird auch in den 197 FiOei
nur etwa 19mal die Beseitiguug einer alten Assonanz anzunehmen sein; ake
ist bei weitem der kleinste Theil der Abweichungen auf nrsprfingliche Am-
nanz zurückzuführen,
Diesen Schluß halte ich für einen gründlichen Fehlschluß. Ea ist uM
richtig, daß nach dem Gesetze der Wahrscheinlichkeit die Änderong des
liehen uod die verschiedener Beimwörter gleich oft zu erwarten aei. Yiil-
mehr wird weit häufiger dasselbe Beimwort geändert werden. Denn 1. wi
in vielen, ja den meisten Fällen das eine Beimwort leichter an ändern sm
als das andere, und das aus verschiedenen Gründen; ee werden also dw
Bearbeiter sehr oft fast nothwendig in der Wahl des BeizubehaiteDden
des zu Verändernden zusammentreffen*^). 2. wird die Änderung d«
*) Bartsch, Unters. 13-16 hat allerdings verschiedene Ändemngen
deren einige Paul im Folgenden als überflüssig zurückgewiesen hat. MothwmijgK
gar keine; verwerfllich mehrere deshalb, weil sie mit parteilicher Voriiebe lit tj^
kopirte achte Halbzeilen gemacht sind; auch alterthflmliehe Wortformen hat BiHMk
mmOthigerweise in den Text gesetzt.
*•) Paul hat zu den 16 Fällen noch 1424, 1. 2; 1618, 3. 4; S040» S. 4
gefügt, wo zur Herstellung der Assonanz erst ein Beimwort in seiner F<
werden muß.
**•) Nur ein ganz zuf&Uig gewähltes Beispiel: 526, 7. 8. Falle,
untersuchen will , Bartseh*s Beconstruction ball : vant richtig ist, ao konato das IM
LIETEBATUB: HESM. PAUL, ZUR NIBELUNGENFRAGE. 243
Reimworts häufiger stattfinden als die des ersten, wofür nicht allein das Gesetz
der Trägheit, psychologisch gefaßt, spricht, sondern auch die Betrachtung, daß
der Schreiher oft die erste Zeile wohl schon geschrieben hatte, als ihm die Ande-
mng der zweiten beifiel. Das Zahlenverhältnis 142 zu 55 gibt dieser Betrach-
tODg Recht, man mag nun willkürliche Änderung in einer Bearbeitung oder
Entfernung einer Assonanz in beiden annehmen.
Dieses Zahlen Verhältnis hat denn Paul auch berücksichtigt und so in
einer weiteren Berechnung herausgebracht, daß neben den 142 und 55 Fällen
176, 75 Fälle der Kreuzung, also neben den 19 Fällen der Kreuzung nur
15, 26 statt 142 und 5, 91 statt 55 zu erwarten seien, also zusammen 21, 17.
Damit hat er zwar den unter 2. vorgebrachten Einwand beseitigt, der unter
1. aber bleibt bestehen.
Für die Fälle, wo beide Reimwörter abweichen, ohne daß Kreuzung
Beglich wäre, läßt sich keinerlei Berechnung anstellen. Recht wird Paul mit
der Bemerkung haben, daß in diesen Fällen ursprungliche Assonanz im Ver-
hältnis zu ihrer Anzahl nicht häufiger anzunehmen sein werde, als bei Gemein-
samkeit eines Reimwortes. Paul kommt also zu dem Schluße, daß sich ^für
das Original des N. L. günstigsten Falls immer nur ein geringer Procentsatz
von ungenauen Reimen ergebe, viel zu wenig für ein Gedicht aus dem fünften
Decennium des 12. Jahrhunderts, auch wenn man die ganz willkürlich angenom-
mene Bearbeitung um 1170 zugeben wollte".
Ehe ich weiter gehe, ein paar Worte. Ich muß zugestehen, daß ich in
der Annahme alter Assonanzen auch durchaus nicht so weit gehen will, wie
Bartsch, daß ich manche seiner Reconstructionen für unberechtigt halte und
et für seltsam, ja unerhört erachten müßte, wenn der Zufall gar nie sein Spiel
getrieben haben sollte. Allein daß der alten Assonanzen doch mehr gewesen
sein werden als Paul annimmt, geht nicht nur aus meiner vorigen Ausführung
hervor: Paul hat sich mit seiner früheren Aufstellung, daß die größere Menge
der Assonanzen entfernt worden sein müße (Seite 417), hierin einigen Wider-
spruch verwickelt. Die durch Kreuzung hergestellten Assonanzen sind 19; daraus
berechnet er für die Fälle, wo ein Reimwort abweicht, 21, und für die 151,
wo -beide abweichen ohne Möglichkeit der Kreuzung, würden sich demnach
hScbatens 16 ergeben, zusammen 56, was aber nach Paul zu viel sein wird,
dm auch unter den 19 zufällige sein können. Wörtlich genommen sind aller-
dings auch 50 mehr als die 10 — 20 erhaltenen Assonanzen; allein die obige
Beweisführung Paufs schien, wie ich oben angedeutet habe, auf weit größere
Verhältnisse zu deuten.
Weiterhin wendet sich Paul gegen den Grad der von Bartsch angenom-
menen Assonanzen , und hierin kann ich ihm fast durchaus beistimmen. Er
BtLgt : »nur solche Reimarten sind für das Original gesichert, die noch in einer
Yon beiden Recensionen erhalten sind , einigermaßen auch die , welche sich
durch Kreusung herstellen lassen.* Man wird zwar die Annahme kaum wider-
legen können, daß die Bearbeiter, wenn sie die Mehrzahl der Assonanzen be-
seitigten, wohl gerade die stärksten beide beseitigt haben dürften; allein dar-
auf gestützt nun irgend eine unbezeugte Assonanz wirklich einzusetzen, dazu
hmU Tiel eher geändert werden, wie B* und C* gethan haben, als das andere
worty weil die Reime auf 9ani viel häufiger sind als die auf balL
244 LTTTERATUB: HERM. PAUL, ZUR NIBELUNOENFRAGE.
hat man kein Recht, weil keine Nothignng ; nnd chronologische Sehiüße d&rftoi
aoB solchen reconstruirten Assonanzen vollends keine gesogen werden*).
Paul findet alle sicheren Assonansen des N. L. aach in den aaden
Yolksepeni sam Theil anch bei Wolfram und dem Stricker , ja bei Walther.
Anch die alterthumlichen Formen im Reim findet Paal noch in spiterer Zeh;
wenn er Superlative auf -Stt im Alemannischen noch im 14. Jahrh. findet, m
konnte ich ihm solche noch in einer Hs. des 16. Jahrh. nachweisen.
Sehr dankbar muß man für die Kritik sein, die Paul an Bartsch*s frda
Binnenreimen geübt hat. Ich hebe die Hauptpunkte heraus. Erstlich findei
sich eben solche im Ortnit, also einem zweifellos ins 13. Jahrhundert £ülcndcs
Gedichte. Zweitens maßten solche schon durch bloßen Zufall in Vis ^^ ^"^
aller Zeilenpaare entstehen, da es nur 15 Yocale und Diphthongen gibt, dercs
Vorkommen sehr ungleich häu6g ist. Drittens (und hierin sehe ich einen be-
sonders starken Beweis) finden sich solche auch swischen der sweiten vsi
dritten, sowie zwischen der vierten und ersten Langseile, und swar jedea&Di
eben so viele als Bartsch gefunden hat Somit ist die Zuf&lligkeit dieser Asw-
nanzen kaum zweifelhaft zu nennen.
Eine kurze Ausführung Paul's über den rührenden Reim fibei^he icL
Paul glaubt mit seinen Ausführungen nicht nur jeden Beweb lÜr die
Entstehung des N. L. um 1150 oder 1170 widerlegt, sondern diese Daüfai^
unmöglich gemacht zu haben. In den Assonanzen und deren Beseitigang findet
er überhaupt nicht älteres und neueres Datum, sondern popnlire Kunstubosg
und den Versuch, diese der strengeren höfischen ansunihem. Zur Analogie
führt er mehrere Stellen Wolfram's an, wo die Schreiber gleichfalls Assonaaies
beseitigt haben sollen. Ich denke, daß ich mir eine Discussion darfiber erspares
kann. Von der Jahreszahl 1150 will ich anch nichts: daß die Datimng ■■
1170 — 1180 unmöglich sei, hat Paul nicht bewiesen. Daß das Original we-
nigstens etwas früher fallen dürfte als Paul glaubt, habe ich oben wakrseheis-
lich zu machen gesucht. Und welches die Motive sind, denen die nrspriug*
lichen Assonanzen zum Opfer fielen, das ist dann noch eine weitere, von n-
serer Untersuchung zunächst unabhängige Frage. Paul's Datirung nach 1190
kann ich nicht annehmen; auf jede genauere werden wir versichten mSfies.
so lange sich nicht neue Quellen öffiien, nnd das wird schwerlieh in e^n^
ten sein.
e e
Im dritten Abschnitt seiner Schrift untersucht Paul die ▲uisteDngei
Bartsch 's über die Ausfüllung der Senkung. Der Weg, den er dabei niBSt,
ist so ziemlich derselbe wie bisher.
Bartsch*s Grundanschauung ist die, daß bei Abweichung der Beaihei-
tungeu theils diejenige Lesart die ursprüngliche sei, welche eine Synkope zeigt,
theils auch aus den vorhandenen, nicht sjnkopirten Lesarten auf eine von des
Bearbeitern beseitigte Synkope im Original rückznschließen sei. Besonden ssi-
geführt und besonders wichtig ist dieses Gesetz bei Bartsch in seiner Anwes-
*) Ich versäume nicht zu bemerken, daß das Bartsch auch nicht gethsB htL
wenigstens nicht ans dem Grade der von ihm reconstmirtDU Reimfreilieitett, aUatd
858 in.; aus der Zahl derselben, für die wir keinerlei Beweis haben, hat er es ilb^
dings c^than.
UTTERATÜB: H£BM. PAUL, ZUB NIBELUNGENFRAGE. 245
diiDg auf die achte Halbzeile. Paul zeigt nun wieder zunächst, daß das kein allge-
mein giltiger Gmndsats sein könne. Er fuhrt die Hb. A an, in der nach Bartsch
lahlreiche kleine Wörter aasgelassen and dadurch Synkopen herbeigeführt sind ;
zofäUige Entstehung von Synkopen darch anderweitig veranlaßte Änderungen
kommt auch vor. Auch durch Combination der Lesarten verschiedener einzelner
Hss. könnte man, wie Paul zeigt, oft genog vermeintliche ursprüngliche Syn-
kopen herstellen. Es fragt sich, ob dieser auf zehn Seiten mit viel Muhe ge-
führte Beweis der Muhe werth war. Es steht hier doch anders als bei den
Assonanzen; eine chronologische Bestimmung kann aus dieser Untersuchung
nicht herforgehen. Noch erhebliche Zeit nach 1200 haben sich wenigstens
unsere Epiker die Auslassung der Senkung in einem Maße erlaubt, hinter dem
■ie bei den Dichtem des 12. Jahrhunderts manchmal zurückbleibt, so daß
manches Gedicht des 12. Jahrhunderts, wenn man die Synkopirung absolut
als ältere Kunstübung ansehen wollte, für jünger gehalten werden müßte als
dieses oder jenes aus dem dreizehnten. Das hat auch Bartsch sehr wohl ge-
wußt und nicht bezweifelt, wie nicht allein seine Beurtheilung der Auslaßungen
in A, sondern auch seine Äußerung Unters. 866 fin. und 867 in. zeigt. Die
ganze Untersuchung ist somit etwas gegenstandslos.
Vielmehr sind wir hier durchaus genöthigt , die Frage dahin zu präci-
siren: Sind nicht da, wo B* und C* übereinstimmen , die Synkopen so yiel
häufiger als wo sie auseinander gehen, daß wir doch eine Neigung eines oder
beider Bearbeiter zur Ausfüllung annehmen müßen?
In einer gewissen Richtung und bis zu einem gewißen Grade gibt das
Paal zu. Nämlich in Bezug auf die achte Halbzeile, hinsichtlich deren er auch
in einer gehaltrollen Anmerkong Bartsch's metrische Theorie gegen Scherer mit
Glück vertheidigt. Die Zahl der Stellen, wo C* ausgefüllt hat, ist gegenüber
denen im gemeinsamen Text so groß, daß nothwendig eine Tendenz des Be-
arbeiters C* zur Ausfüllung angenommen, also die Divergenzen der Bearbei-
taogen durch Beseitigong der Synkope in C* erklärt werden müßen. Dieselbe
Neigung zur Ausfüllung, nur schwächer, findet Paul auch in B*.
Das stimmt ja mit Bartsch^s Ergebnißen vortrefflich überein. Vielleicht
hätte Paul sich dabei beruhigen können. Die Neigung zur Ausfüllung wird
sich wohl nicht auf die achte Halbzeile beschränkt haben; wenigstens will
unser modernes Gefühl die Synkope an dieser Stelle weit schöner und anstands-
loser finden als an anderen Orten der Strophe. Damit läßt sich nun freilich
nicht an allen Stellen blindlings durchfahren. Es ist gar nicht unmöglich, daß
beide Bearbeiter, C* natürlich weit seltener, auch dann und wann Synkopen
durch anderweitige Änderung hereingebracht haben. Die Assonanzen kamen
außer Gebrauch und wir kennen mehrere sichere Beispiele von absichtlicher
Beseitigung derselben durch spätere Bearbeiter; einem solchen werden wir
kaum zutrauen wollen, daß er solche auch hereingebracht habe, höchstens ließ
er etliche stehen. Aber die Nichtausfüllung der Senkung dauert in der höfischen
Epik wie im Volksgesang noch später fort, als das N. L. entstanden sein kann ;
es war also kein Hindernis, sie auch da noch ans abringen. Somit bliebe nichts
anderes übrig, als in jedem einzelnen Falle eine Entscheidung zu suchen, die
fireilich auch durch Berücksichtigung aller Instanzen nicht immer zu gewinnen
sein wird«
Paul verharrt übrigens bei der achten Halbzeile und sucht aaeb hier
246 UTTERATUR: HERM. PAUL, ZUR NIBELÜNOENFRAGE.
dnrch WahrBcheinlicbkeitsrechnang weiter zu gelangen. Er sieht dabä toq dei
Fälleiii wo die Bear bei tuogen stärker abweichen, ab. Bartsch hat angenonuMn,
daß da, wo B* and C* abweichen und beide ausfüllen, ursprüngliche Synkope
in beiden beseitigt sei. Paul untersucht, in wie Tielen dieser Fälle (es sind 86]
die sonst feststehenden Zahlen ein Zusammentreffen beider Bearbeiter sur Au-
fullnng erwarten lassen, und findet statt 86 nur 6,68 Fälle; eine Aniahl, die
nach seiner Ansicht durch anderweitige Erwägungen nur unerheblich Tergrofiot
werden kann. Seine Berechnung iat nicht gerade sehr einfach; sie fährt n
Gleichungen des zweiten Grades und ergibt daher zweierlei Retaltate, toi
denen aber nur das eben mitgetheilte zu brauchen ist. Ich will ihm nidit
nachrechnen; denn ich habe gegen seine Berechnung im voraus denselben Eis-
wand zu machen. Es ist durchaus nicht bloß Zufall, daß die Bearbeiter di
und dort zusammentreffen; Paul selbst sagt, es werden wohl gewisse Steflei
leichter zu ändern gewesen sein als andere und daß sich dieses Moment ,inr
in sehr untergeordnetem Maße^ habe geltend machen können, ist eine Behtop-
tung ohne Beweis. Jedenfalls schließt diese Erwägung die Möglichkeit ein«
Wahrscheinlichkeitsrechnung aus. Nicht alle die 86 Fälle, das gebe ich gene
zu, werden nothwen-Hg auf ursprüngliche Sjnkope hinweisen; aber wie Tide,
dafür gibt es kein Mittel der Berechnung. Im einzelnen Falle wird dann nd
wann eine synkopirte Originallesart mit vieler Wahrscheinlichkeit herzusteDea
aber vielleicht in den meisten Fällen keine Sicherheit zu finden sein.
Diejenigen Stellen, wo B* und C* stärker, namentlich aach im Bdiif
abweichen y hat Paul nicht betrachtet. Sie bieten noch weniger Anhalt sad
sind auch für Bartsch minder günstig, weil hier alterthümliche Reime oder den
Inhalte nach anstößige Worte den Anlaß zur Änderung gegeben haben konnei.
Paul zieht den definitiven Schluß, ^daß bei weitem in den meisten Filles,
wo B* und C* die Senkungen verschieden ausfüllen, kein formales Motiv für
die Abweichung vorliegt, und überhaupt für die Erklärung derartiger Ab-
weichungen hier so wenig wie anderwärts erforderlich ist. — Wir haben wohl
weniger eine deutlich bewußte Tendenz zur Ausfüllung anzunehmen, als Öse
mehr unbewußt wirkende Vorliebe, die der auch sonst sich geltend maehendei
Neigung zu allerhand kleinen Änderungen eine bestimmte Richtung gab'.
Etwas verwunderlich ist dabei nur, daß doch diese Bearbeiter die Senknig
in der letzten Halbzeile nie am unrechten Platz ausgelassen haben. Dti
wäre, wenn sie wirklich so ganz ohne Plan und Bewußtsein arbeiteten, fait
zu erwarten gewesen; denn daß sie nie eine Synkope hereingebracht hättes,
kann ich mir selbst nicht denken. Es dürften also diese Bearbeiter leicht mit
mehr Bewußtsein gehandelt haben, als Paul annimmt. Freilich wäre erst noch
zu untersuchen , ob denn wirklich weder in B* noch in C* eine Synkope je
an falschem Ort angebracht worden sei.
Konnte ich in diesem Abschnitte im ganzen mehr auf Paul*s Seite tretflo
als zuvor, so wird das hinsichtlich des letzten um so weniger der Fall sein-
Paul untersucht hier «die Stellung der Gruppe Jd''. Ich will aif
seine Ausführungen mehr im Einzelnen eingehen als bisher, weil ich hier ii
ganz andern Resultaten komme und weil hier nur die Einzeluntersachong etwii
ausrichten kann.
UTTERATUB: HERM. PAUL, ZUB NIBELUNQENFRAOE. 247
lanerkalb der Ghrandanschaaangen BartsoVs sind über die SteUang der
ppe Jd* zwei Ansichten möglich : 1. dieselbe hat da, wo sie mit C* geht,
Echte gegenüber von B*; 2. die Lesarten nnd Strophen, welche Jd* mit
gemein hat, sind durch Mitbenatsung einer Us. von C* neben der im All-
einen zu Grunde liegenden der Vulgata hereingekommen. Letzteres ist be-
itlich Bartsch*s Ansicht, Paul neigt sich der ersten Erklärung zu. Er hat
ih einen Grund allgemeiner Art beigebracht, der gegen Bartsch's Erklä-
^ spreche. Es ist denkbar, sagt er, und nachweislich , daß in einer Hand-
ift die eine Hälfte aus diesem, die andere aus jenem Codex abgeschrieben
auch daß „mit einer Art von Kritik bald die Lesart dieser, bald die jener
^wählt wäre'', ließe sich denken. Dagegen ist es höchst unwahrscheinlich,
ein Schreiber in allem Wesentlichen einer Hs. folge und nur eine Reihe
alicb unbedeutender Varianten aus der andern aufnehme ; und das wäre nach
tsch der Fall. — Daß hier an sich eine Schwierigkeit vorliegt , wird wohl
igeben sein; die Specialuntersuchnng muß aber erst zeigen, ob nicht
ere Gründe zu der Annahme derselben zwingen.
Die Sache ist noch weiter complicirt. Die Gruppe Jd'*' zerfällt in zwei
ippen, welche zwar hinsichtlich der mit C* gemeinsamen Strophen überein-
imen, aber hinsichtlich der Lesarten auseinandergehen: HOd und JKQl,
ser mit Paul als d*** und J*** zu bezeichnen. Die ganze Gruppe Jd'*' hat eine
;ahl von Lesarten mit C* gemein, J*** allein eine weit größere. Daraus müßte
i, wie Paul meint^ für Bartsch eines der beiden folgenden Diagramme her-
gehen: B* C B* C*
Jd<^ i oder !^ 1^
"j*^ Jd*
s allerdings beides auf ziemlich stark verwickelte Verhältnisse führen würde.
ist aber diesen beiden Genealogien gegenüber eine doppelte Frage aufzu-
fen. Erstens: können nicht die Übereinstimmungen zwischen C* und der
Diagramm zu unterst stehenden Gruppe, also je nachdem J* oder Jd'*', auf
fall beruhen? Eine bei Betrachtung der einzelnen Stellen zu entscheidende
ge. Zweitens: läßt sich diesen Genealogien eine andere gegenüberstellen,
che keine derartigen Schwierigkeiten bietet? Paul versucht das. Da Jd*
B* nur an den Stellen erheblicher von einander abweichen, wo Jd* mit
geht , 80 glaubt er J* und d* trennen zu dürfen und gelangt zu dieser
rstellung : x*
J» y*
«■ ^
J^ B*
Über die Möglichkeit dieser Genealogie muß die Betrachtung der in Jd*
C* vorhandenen Plusstrophen entscheiden. Sind diese als ursprünglich an-
dhen, so hat PauVs Darstellung keine Schwierigkeit; sind sie aber un-
3rünglich, d. h. aus C* entlehnt, so käme folgendes Diagramm heraus, das
h unwahrscheinlicher ist als die zwei ersten:
248 LFTTERATCB: HERM. PAUL, ZÜB NIBELUNGENFRA0E.
Denn wie sollte d* dasa gekommen sein, gans dieselben Strophen aas C* m-
znwählen wie J*?
Betrachten wir mit Paul die einzelnen Lesarten; sanicbst die, weMM
die ganze Gruppe Jd* mit C* gemein hat Es wird sich dab« swäerici
fragen: sind diese Übereinstimmungen aofällig oder nicht? irad Terdient B^
oder Jd* C* den Vorzug? In den meisten Fällen ist eine EntBcheidoeg geges
die Möglichkeit des Zufalls und für eine der beiden Lesarten a priori onnög-
lieh. Denn es sind Fälle von höchst unbedeutender und indiffsrenter Venekie-
denheit darunter. Wir finden bloße Buchstabenverwechslnngen , die snm Tkcil
kaum zu den Lesarten gehören, wie 532, 8 »ehernen = tchonef 1081, 1 iiemumm
leide = itentuwen leiden, 1284, 4 den = der, 1680, 4 wasiltekB = weerädk
n. ä. Das eine Mal sind beide Lesarten denkbar , das andere Mal nur eine;
aber von irgend welcher Beweiskraft ist keiner dieser Fälle. Daneben finden
sich Stellen , wo jedenfalls eigenmächtige Änderung in B* oder Jd* C^ ver-
liegen mu0, wo aber theils beide richtig sein können, theils inftlligea Zasaa-
mentreffen möglich ist: riehen für guoten u. ä. Eine Gegenprobe wfirde aeigei,
daß solch zufalliges Zusammentreffen gar nicht selten bei gänzlich onTerwandtca
Hss. vorkommt, wie Paul selbst zugibt. Besondere Bedeutsamkeit will Panl ia
solchen Stellen finden, wo die Lesart von Jd*** ein Mittelglied zwischen C* od
B* darstellt, wie 1280, 4. Ich mache aber darauf aufmerksam, daß dteaei
Argument nur von den Anhängern von C* gebraucht werden kann; b« As-
nähme der Paurschen Handschriften-Genealogie kann dasselbe doch eigeatlick
keinen Sinn haben'*'). Es kommt auch vor, daß C* und Jd* swar nicht illM^
einstimmen, daß aber nach Paul die Lesart von Jd* auf nrspr&nglicbe Über-
einstimmung mit C* deutet: 1726, 4; wo aber die unter sich abweicheadea
JKd mit C* kaum ein Jota mehr Ähnlichkeit haben als mit B*, vielmehr aadi
aus B* abzuleiten wären. Auch findet es sich, daß Jd* nicht mit C*. wie PMl
meint, sondern mit B* mehr Ähnlichkeit hat. Oder ist 971, 2 die Lesart do
varhte ei s6 harte nicht der von A B D b do vorhte ei [vil D b] karte (Aoris feUt
B) näher verwandt als der von C* dS vorhte ei eo eire, mit der sie nw du
leicht wegzulassende oder zuzusetzende e6 gemein hat?**)
An einer Anzahl von Stellen will Paul die richtigere Lesart gans dcher
auf der Seite von C*Jd* finden. Es ist dies an mehreren Stellen unbedBagt
der Fall, aber die Abweichung so gering oder die Emendation so nahe Eegead,
daß leicht zufälliges Zusammentreffen statuirt werden kann ; so 246, 2 ; 282, 2;
823, 1. 2 (hier liegen im und nu einander auch graphisch sehr nahe); 417,
8; 1262, 4 (hier wird PauPs Erklärung annehmbar sein, aber die AnafSOng
Ettelen lag nahe genug); 1288, 2; 1823, 3. Besonders zu betrachten siad
die Stellen, wo ich sei's die wirkliche Übereinstimmung von Jd* und C*, seTi
die Vorzüglichkeit ihrer Lesart nicht zugeben kann. 472, 4 (Panl schreibe
fälschlich 427, 4) nimmt Paul an der Lesart von B Anstoß. Auch die foa
*) Wohl aber ist eine solche Zwischenstellnng von Jd* erklärlich«
die Entstehung dieser Gruppe durch eine stellenweise Combination von B* und C*
erklärt.
**) Merkwürdig ist Paul's Bemerkung zu dieser und etlichen andern Stelte:
„an mehreren Stellen ist auch gegen beide Lesarten nichts einzuwenden, aber C* J* d*
haben die in B* fehlende Senkung ausgeHillt**. Nach Paulis früheren AnsfUmaf«
soll ja das weder pro noch contra zu verwerthen sün.
UTTEBATUB: HEßM. PAUL, ZUB NIBELUNGENFBAGE. 149
JC* nod d* ist nicht ganz glatt: die Nibelnngen wißen ja ooek gar nicht,
daß sie Siegfried so einer Aasfahrt berafen will, welche Grand aar Besorgnis
geben kann; immerhin aber ist die Lesart nicht anmöglich. — 719, 4 könnte
die Priorität der Lesart von C* Jd* bezweifelt werden; des sdgete in G4Mir
dS dane mit dem verklemmten do ist eben nicht schön ond könnte aach wohl
cin Ton C* nnd Jd* unabhängig unternommener oder von letzterer aas ersterer
enüehnter Emendationsversuch sein« — 1035, 1 ist C* Jd* beßer, B* nicht
uuDOglieh. — Za 1048, 1 — 3 ist Paal^s Bemerkung sehr verständig; da
jedoch Jd* blos in Bezug auf das Wort uns mit C* geht, sonst aber in dieser
Strophe dem sehr abweichenden Texte von B* folgt, so ist die Annahme, daß
dieses una aus dem alten echten Text stamme , sehr zweifelhaft. Vielmehr
scheint mir die Annahme weit wahrscheinlicher: Jd* hat entweder Ton sich
ans UM gesetzt, was sehr nahe lag, oder das Wort ans C* entlehnt. — 1140,
S waren n und $6 graphisch leicht zu verwechseln; Paul gibt selbst zu, daß
mach nach seiner auf C* Jd* begründeten Erklärung die Stelle nicht ganz eben
ist. — In 1233, 3 ist das Handschriftenverhältnis unklar, da H von Jd* ab-
weicht und der Lesart von A näher steht; auch hier hat Paul wieder mit der
Zwischenstellnng der Gruppe zwischen C* und B* operirt (nur steht hier d
zwischen C*J und B), wogegen ich mich bereits erklärt habe. — 1234, 2
hat Paul entschieden Recht: C* Jd* verdient dmi Vorzug vor B*. — 1258, 2
iit von wenig Beweiskraft; C* Jd* immerhin vorzuziehen. — 1303, 4 wird
Paul Recht haben. — 1304, 4 ist zweifelhaft. — 1313, 4 ist CJd* weit
beßer. — 1701, 3 (nicht 1703, 3, wie Paul schreibt) könnte, wenn Paul's
Vermuthung der ursprünglichen Corruptel heU ir nmot richtig ist (sie ist sehr
ansprechend), die Übereinstimmung von C* und Jd* zufiLllig sein. — 1713, 3
(nicht 1775, 3; denn Paul citirt sonst nicht nach Bartsch) sind C* Jd* deut-
Ccher, könnten aber deshalb leicht eines Em endirungs Versuches verdächtigt
werden; brauchbar ist auch B*.
Paul führt selbst noch ein paar Stellen an, wo B* gegen C'* Jd* im Vor-
thml sei. Dieselben sind unbedeutend und jedenfalls von keiner besonderen
Beweiskraft — 1184, 4 möchte ich sogar gegen Paul für C* Jd* sprechen:
käme B* ist aufEsllend, da das Wort sonst im N. L. nie erscheint, während
doch von Gemahlinnen fürstlicher Personen oft genug die Rede ist. Daß das
Wort in dem Original von B* und C* häufiger gewesen sei, ist denkbar, aber
■ieht zu beweisen; freilich ist auch schwer anzunehmen, daß ein Bearbeiter
das gewöhnlichere lEilii«^^iiiiie in kone geändert habe. Für unsere Frage beweist
die Stelle nichts, da das Wort küneginne nahe genug lag. — Zu 1226, 1
■Mint Paul, es könnte die Assonanz dan : geaam, welche sich in B* gegen
C^Jd* findet, auch erst von B* hereingebracht worden sein. Allein zu dieser
Annahme ist keinerlei Anlaß vorhanden; wozu also, da sie doch zu Paul's
•mistiger Anschanung von den Assonanzen wo nicht im Widerspruch, so doch
in Gegensatze steht? — 1569, 2 ist die Wahl zwiBchen gelegen und gepflegen
wckt leicht, origineller mag das erstere erscheinen.
Die Fälle, wo außer Jd* noch eine weitere Hs. zu C* stimmt, können
vir hier wie weiter unten außer Betracht lassen; eine befriedigende Erklärung
für solche wohl meist zufällige Übereinstimmungen läßt sich aus keiner von
beiden mÖglichcB HTpothesen gewinnen.
Panl hat, wie er die gegen seine Aufstellungen möglichen Einwände
250 UTTERATÜB: HERM. PAUL, ZUR NIBELUNGBMFBA0B.
nie zur&ckgehalten hat, aach hier darauf aufmerkiam gemacht, daft die nieisfa
Übereiostimmungen iirischen C* und Jd* in die 8tr« 1000 — 1400 fallen; ein
Moment, welches nicht durch seine^ wohl aber durch Barteeh*t Hjpothete er-
kürt wird.
Bis jetit sind wir so weit:
Von den Übereinstimmungen zwischen C* and Jd* ist ein TM3i vdU
auf Rechnung des Zufalls xn tetien; bei einem andern Thcil ist dies vdt
wohl möglich. Würde die vorsSglichere Lesart in allen oder nahem allen FiDn
auf der Seite von 0* Jd* sein, so wäre das ein schwerwiegendes Moment fk
die Priorität dieser Lesarten. Aber das ist nicht der Fall; an den msiitm
Stellen muß die Wahl zwischen beiden Lesarten schwanken. Wenn non dt
und dort das Beüere auf Seiten von C*Jd* ist, so ist das kein Beweis gagm
Bartsch. Solche Herubemahme guter Lesarten konnte rein snftllig erlb]gei^
wenn wir, bei so manchem IndiflPerenten, was Jd* mit C* gemeinsam haly ksias
bcutußte Aaswahl annehmen wollen. Einen Fall fanden wir, wo die AnnahBi
des Zufalls oder aber der Entlehnung aus C* wahrseheinlieher ist als die dsr
Ursprünglichkeit der Ijesart Die eig^nthnmliche Yertheilang der
Lcfarten ist ein weiteres Moment für Bartsch's Au£Busang.
Eine größere Anzahl Ton Lesarten hat nur J*, nicht d*, nut C^
In der engeren Gruppe J* ist J die einzige vollständig^ Handsehrift; die Fitf-
mcnfc KQI umfassen miteinander nur gegen 350 Strophen. In diesen ttO
Strophen nun finden sich, fslls ich recht g^ählt habe, ÜbermnstImmMgea wä
C* in K 4, in Q 1, in 1 12, zusammen 17. Da in K and Q doreh Wsr
sehneiden Manches Terloren gegangen ist, so dürfen wir vielldeht diese bU
etwas erhöhen, etwa auf 20. Diesen 20 gegenüber müßen nnn in des 1179
20 . 2370
Strophen der Vulgata — -— , d. h. rund 140, eher aber weniger n «r
850
warten sein, da in J einige Strophen fehlen. Paul zählt aber swiseken C* wd
J* nicht weniger als 280 Übereinstimmungen. Es wäre also davon eine
Hälfte auf Rechnung der Handschrift J za setzen. Da wir aber enf
Fall annehmen werden, es habe erst das Original Ton J*, dann der Sehnte
der Handschrift J je eine Anzahl Lesarten aus C* herftbergenommeBt m
muß das Plus in J g^enüber der Gruppe J* auf Bechnang des Zolalls
der, wie Paul selbst bemerkt, unter den vielen eigenmäehtigen Ändi
der Hs. J gewiß auch viele Übereinstimmungen mit C* hervorrofen mallii
wie er denn auch (nach Paui's späterer Aufsählung) eine ganie
ÜbereinstimmuDgen zwischen C* J* und einer weiteren Handsehrift
von B* bewirkt hat. Diese Betrachtung wird verstärkt dadareh, daß die b l
welche sich viele eigene Änderungen erlaubt, einerseits mit B^ manehe Lü-
arten gegen C* J* gemein hat , andererseits aber auch weit hinfiger ■■ Cf
stimmt (auf etwa IdO Strophen^ 12mal)y als K nnd Q (zasammen aaf stM
165 Strophen 6mal) ; eigene Änderung ist also häufig dureh Zofidl srit dv
Lesart irgend einer andern Handschrift oder Handschriftengruppe aassHSis*
getroffen.
Ein starkes Moment fSr die Annahme des ZnfitUs ist aber leiiisr, id
Paul hier weit weniger Stellen gefunden hat, wo er sich entsehieden für (ff
erklären konnte, als oben bei den Lesarten von C* J^d*. leh wiD miek Uv
im übrigen auf die einzelnen Stdlen gar nieht weiter einlassen;
LITTERATUR: fiERM. PAUL, ZUR NIBELUNGENPRAGE. 251
ich dieselben Kategorien wie oben; die Stellen , wo Paal die echte Lesart
ntsehieden auf Seiten von C*J* sacht, gehe ich karz darch. — 87, 1 ist
an in ABd ausgefallen, kann aber in J leicht selbständig ergänzt worden
lio. — 177^ 1 ist C*J* ansprechender, hüeten c. aoe. aber darchaos nicht
imöglich; jedenfalls konnte eins fSr das andere leicht dnrch Znfall oder eigen-
(chtige Correctar snbstitnirt werden, — 216, 4 föllt ziemlich unter denselben
sichtspunkt. — 1452, 2 wird Paul Recht haben. — Die wichtigste aller
ther gehörigen Stellen ist aber Str. 1849. Hier bildet J wieder ein Zwischen-
sd zwischen B* und C*, indem sie statt dö wart in dm tal getragen setzt
xemhiU hieg in den sal tragen: der Wortlaut stimmt mehr zu C*, der Inhalt
B*. Eine zufällige Übereinstimmung mit C* ist hier nicht denkbar. Re-
«entirt aber C* das echte , wie kam dann J dazu , die Tielsagende Ande-
g anzubringen? Doch nur aus Kenntnis der Darstellung Ton B*. Woher
»r diese Kenntnis? Hiebe! kommt es schließlich darauf an, wie über das
diältnis der Thidrekssage zum N. L. geurtheilt wird. War die Darstellung,
nach Kriemhild ihren Sohn holen ließ, um durch seinen Mord den Kampf
beizufuhren, vor dem N. L. vorhanden*), so könnte J aus sonstiger Kenntniß
le Änderung angebracht haben; war sie es nicht (wer will das aber be-
aen?)y so muß die Änderung aus C* stammen. Diese Frage aber kann hier
bt ausgemacht werden. Paul selbst entscheidet sich an dieser Stelle dafür,
^ J eine Mischung von B* und C* enthalte; möglich ist aber auch die Prio-
X von C* (doch habe ich G-ermania XXIV, 229 f. B* zu rechtfertigen ge-
ht) und die zufällige Entstehung der Lesart von J durch selbständige Än-
ong. Diese Frage wird kaum zu entscheiden sein; wichtig ist hier, daß
il die Übereinstimmung von J und B*, nicht aber die von J und C* Sache
Zufalls sein kann.
Wir haben gesehen, daß in J* Jedenfalls weit mehr zufällige Congruenzen
C* anzunehmen sind als in Jd*; allein die letzterwähnte Stelle schließt
. Zufiill aus und auch manche andere stimmen so wörtlich, daß er bei einer
großen Zahl yon Stellen schwer annehmbar erscheint. Es erhebt sich nun
» die Schwierigkeit: kann eine Benutzung yon C* in Jd* und eine aber-
ige in J* angenommen werden? Gegenüber dieser Schwierigkeit steht aber
weit grössere: sind J* und d* so trennbar, wie sie es sein mQßen, wenn
ifa Theorie richtig sein soll? Dagegen spricht, wie Paul selbst erinnert, daß
7 — 12 und 16 — 17 in J und d fehlen. Vor allem aber wird die Beant-
tang dieser Frage abhängen von dem Resultate der Untersuchung der 20
tastrophen, welche sowohl J* als d^ mit C* gemein bat.
Paul versucht zunächst Bartsch's Beweis zu widerlegen, daß der metri-
i Gebrauch dieser Strophen nöthige, sie für das Eigenthum von C* zu
«D. Ich muß dagegen constatiren, daß jedenfalls auch kein Hindernis
»bt, sie dafür zu halten. Das Fehlen dto Cäsurreims kann bei einer ver-
nismäßig so geringen Anzahl von Strophen wohl auf Rechnung des Zufalls
stst werden; zumal da man nicht mit Paul sagen darf, derselbe komme in
80 nur in C* stehenden Strophen 19mal vor. FCkr unsere Betrachtung
*) Sie hat ihre Analogie in der nor&ehen Säge, wo Gudrun dem Atli seine
le zum lifihl vorsetzt; daß aber diese Yerslon nicht QveDe von J gewesen sein
if liegt auf der Hand.
252 UTTEBATUB: HEKlf. PAUL, ZUR NIBELUNOENFBAOE.
dürfen die StropheD, welche iwei Cäsarreime haben, nnr einmal gereehnet
werden, nnd so kommen nur 15 heraus; sind also die 20 Strophen Eigentbam
▼on C*, so ist in ihnen der Cäsurreim --— = Smal xa erwarten; eis
100
Minns von 8 aber gibt noch keinen Beweis ab. Und zudem stehen die SO
Strophen sonst in metrischer Beziehung den 80 Ton C* wenigstens sehr nabe.
Dagegen scheint mir der Ton Zamcke för die Entlehnung aus C* sage-
fdhrte Grund, daß die Strophen in Jd* zum Theil an anderer Stellen stehen ab
in C*, von Paul nicht Tollig gewürdigt zu sein, obwohl er ihn i^vielleieht du
stärkste Argument für die Annahme der Mischung" nennt Er meint: die Es-
stenz einer Handschrift anzunehmen, wo ein Nachtrag bis za 8 Strophn la
Rande möglich gewesen wäre, sei „nicht unbedenklich*. Nun, die drei Strophes,
1523 a — c*), stehen am Ende einer Aventüre, wo leicht mehr Plats fSr sdlehi
Zusätze sein konnte; ebenso 939 a; und für eine Strophe wird doch woU k
jeder einigermaßen splendid geschriebenen Handschrift Baum gewesen seia
Paul führt weiter an, daß diese verschieden eingefügten Strophen stets an badet
Orten passen. Das aber kann nicht gegen Zamcke's Yermuthung spreehm;
der Schreiber, der die Strophen vom Rand in den Context setste. kann skl
auch besonnen haben, wohin sie passen ; und abgesehen davon lassen sich ba
der Abgeschlossenheit der Diction in den einzelnen Strophen solelie Vflr
Setzungen häufig bewerkstelligen, ohne daß der Sinn und Zosammenbaag dl^
unter leidet; wie schon die wenigen sonst zwischen einzelnen Handsehrifta
vorkommenden Differenzen dieser Art beweisen. Es fragt sich aber, ob dn
Thatsache richtig ist. 939 a (= 943 a, nicht = 984 a» wie Pavl sehrnbl)
passt da beßer, wo sie in C* steht, am Schluß der Aventüre (die AveotSna-
eintheilung aber war schon vor B* und C* da); abgesehen davon, daß C*
Plusstrophen am Ende einer Aventüre einzuschieben liebt — was ieh jetst aoii
nicht vorbringen kann, da ich die Autorschaft von C* noeh nicht erwieMB
habe — passen solche geographische Notizen am besten am Schloß eines Ab-
schnitU. — 1511 a (nicht 1571 a, was Bartsch's Zählung ist) passt so ote
so; daß das Pronomen er 1514, 1 nach Jd* unmittelbare Beriehnng aaf du
vorhergehende TVoneffcere hat, könnte für Jd* sprechen, wäre aber ein sebr
unbedeutendes Moment Die Strophe selbst gibt keinen Ausschlag. ZeQe 9 hii
4 passen beßer nach 1512, 1. 2; dagegen passt Zeile S naeh der Lernt
von Hd (ßLnf hundert unde mire es wol ze mdU truoe) besser vor 1513, 1;
wogegen die Lesart von C* indifferent ist. Eine Entscheidung ist also w(M
möglich. — 1528 a — c (nicht 1584 a — c, was wiederum Bartseh*s SUUsbc
ist) ist überhaupt eine ungeschickte Interpolation, zumal neben der IbnMl-
haften, auf den Schluß des Abschnitts deutenden Str. 1524; diese Interpo-
lation passt vor oder nach 1524 gleich gut oder schlecht. Doeh ist hier du
Verhältnis nicht so ganz einfach: 1525 fehlt in C*, steht in Jd^, dagegen hst
C* die zwei in Jd'* fehlenden Str. 1528 d e. Ich glaube, die ganze IbIv*
polation hatte zum Zweck die Anbringung des Fluches in 1528 d; es leUt
also in Jd* etwas Wesentliches. Spricht dieser Umstand dafür, daß die ä»
*) Nicht ,,1624 a-c«*, wie Bartsch, Unters. 815, und Paul sehretbon; siUt
überhaupt nach Lachmann, so muß man doch auch diese Plusstropken so
wie er.
LTTTERATUR: HERlf. PAUL, ZUR NIBELUNGENFRAGE. 253
Strophen von Jd* aus C* entlehnt sind, so kann ich anch den Umstand, daß
•ie in C* am Schloß der Aventüre stehen, in Jd* nicht^ hier zu Gunsten der
Beihenfolge in C* anfuhren. — Vergeßen hat Paul die Str. 910 a (Bartsch's
Unters. 315 ist sie angeführt), welche in C*, nach 905, weit beßer passt als
in Jd*; denn Zeile 2/3 besieht sieh unmittelbar und yortrefflich auf 905, 3. 4.
War also von den vier Stellen eine der Entlehnung aus C* inhaltlich
Terdächtig, so sahen wir, daß jedenfalls zwei andere in C* an passenderem
Platse stehen, und das macht die Entlehnung dieser vier aus C* sehr wahr-
aeheinlich, ob man nun Zamcke's Hypothese, daß sie im Original von Jd^ am
Bande gestanden seien, adoptiren will oder nicht (sie bietet übrigens schließ-
lich doch die plausibelste Erklärung). Was aber f&r diese yier Stellen folgt,
muß auch für die andern folgen.
Paul hat noch ein Moment , das doch gegen die Entlehnung sprechen
•oll, beigebracht. Zwischen Jd* und C* finden sich in den 20 Strophen ziemlich
ebenso yiele Abweichungen wie sonst zwischen D* und C*. Man muß aber in
Betracht ziehen, daß das, worin eine einzelne Uandschrift, zumal J, die sonst
•o Tiel ändert , von C* abweicht , nicht auf Rechnung der Gruppe Jd* zu
kommen braucht; und alsdann finde ich, von bloßen Schreibfehlem und ähn-
lichem abgesehen, im Ganzen nicht 20 Abweichungen zwischen Jd* und C*:
wogegen ich in Bartsch 's Text (nicht in den Lesarten, die wohl noch mehr
ergeben haben würden) in dreimal 20 beliebig gewählten Strophen deren 29,
86 und 42 gefunden habe, worunter stets mehrere Abweichungen halber und
gmnser Zeilen, auch des Reimes. Eine solche stärkere Discrepanz zwischen Jd*
nnd C* findet sich nur 1511 a (s. o.), wo die Entscheidung für oder g^en
eine beider Lesarten aus dem Sinne der Strophe nicht möglich ist. Stand die
Strophe im Original von Jd* am Rand, so mag leicht etwas unleserlich ge-
wesen sein. Warum aber soll Jd* sich an entlehntem Gute nicht ebensowohl
eine Änderung erlaubt haben als an solchem, das der Bearbeitung B* von
Hans aus angehörte? Alle sonstigen Abweichungen sind minutiös und Sache
des Zufalls oder gedankenloser Willkür; und wenn es lohnte, wäre erst noch
die Untersuchung anzustellen, ob nicht in solchen Kleinigkeiten Jd* von B*
gerade so oft abweiche.
Das Moment , das in der verschiedenen Stellung der Plusstrophen für
Bartseh*B Auffassung Hegt, scheint mir, weil es subjectiTO Anschauungen aus-
eehließt, bei weitem wichtiger zu sein als alles, was aus dem Inhalt der
Strophen dafür oder dagegen abgeleitet werden kann. Ich gehe jedoch auf
diese letzten Ausführungen Paul's ein. Zu?or aber noch eine Bemerkung über
eine äußerliche Erscheinung an diesen Strophen, welche ich oben kurz ge-
streift habe.
Bs sind ihrer, wenn man die Strophen g r u p p e n je einfach zählt, 14.
Von diesen stehen nicht weniger als yier am Schluß von Aventüren, 756 ab.
858 a. 939 a. 1528 a—c. Bekanntlich hat C* sehr oft am Ende einer Aventüre
Plnsstrophen zugesetzt: außer den genannten vier Stellen noch elfmal, zu Ende
von Av. 2, 12, 17, 19, 20, 27, 29, 31, 82, 34, 39. Es liegt also nahe, an-
zunehmen, daß jene Strophen aus demselben Motive von demselben Beobachter
eingefügt seien, also von C* herstammen; eine Betrachtung, die dadurch noch
verstärkt wird, daß jene vier Strophen denselben hinlänglich bekannten Cha-
rakter des erklärenden, pragmatisirenden Zusatzes haben, wie die Plusstrophen
von C*, aumal jene elf*
254 UTTERATUB: HERM. PAUL, ZUR NIBELUNGENFRAOE.
Eine weitere Ähnlichkeit des Inhalts zwischen den Pliustrophen ron Jd'
und der Bearbeitung C* hat Paul selbst erwähnt: 1201 a weist auf die Klage
hin (wogegen 1837 a b fraglich ist).
Für unentbehrlich hält Paul nur 766 a b und 1052 ab. Seine Grunde
für die erste Strophe sind ungenügend. Geht aus dem Wortlaut ^00 B* niebt
schon genügend hervor, wann der Zwist der Königinnen stattfand? Daß 757
nicht mit do an die Zeitbestimmung in 756, 4 anknüpft (wie 756 a tfaot),
ist zu Anfang einer neuen Aventüre erklärlich genug. Übrigens tragen die
beiden Strophen ganz den Charakter der Pinsstrophen von C*; sie knüpfen is
übertriebener Ängstlichkeit, der Leser müchte das Folgende nicht ganz fcr*
stehen, an 667 an. — 1052 a b misse ich auch ungeme; sie sind jedeofidb
sehr schon , zumal die zweite und achte Zeile. Unentbehrlich sind sie sbcr
nicht. 1052, 6. 7. paßt nicht ganz zu 1051, 1^ obwohl die Leidenschaft der
Rede diesen Widerspruch gering erscheinen läßt; und es stimmt besser s. B.
zu 1675, 3, wenn Giselher, als wenn Gemot seine Schwester zur YerBÖhmif
bringt. Wären übrigens die Strophen echt, so konnte, wie. Paul erinnert, ikr
Ausfall leicht graphisch veranlaßt sein. Die nicht in J, sondern nur in C*dk
(die letzte nur in dk) enthaltenen Strophen 829 a — c sind zwar wünschenswert^,
aber nicht unentbehrlich; jedenfalls macht das hier ganz sonderbare Hiod-
Schriftenverhältnis eine Entscheidung unmöglich.
Mein Resultat ist also: die 20 Plusstrophen sind nicht ein Originalgit
des Gedichtes, das nur in der engeren Gruppe B* ausgefallen wäre; Tielmehr
sind sie ?on Jd* aus C* entlehnt. Somit bilden Jd* eine eigene Gruppe fv
sich, und Paul's Handschriftengenealogie ist unmöglich. Es bleibt nur die
Bartsch *8, für welche ich mehrere Gründe gefunden zu" haben glaube; und
wenn ihr die Schwierigkeit gegenüber steht, die Verschiedenheit der in Jd* C*
und der nur in J* C* gemeinsamen Lesarten zu erklären, so finde ich in Psoli
Ansicht eine Unmöglichkeit, die weit bedeutender ist: daß zwei Schreiber, be
ziebungs weise Bearbeiter, aus einer andern Bearbeitung unabhängig tod eis-
ander gerade die nämlichen Strophen ausgewählt haben müßten.
Paul's ungemein fieißige und gewissenhafte Schrift ist ein äoBerst du*
kenswertber Beitrag zur Elrklärung der Handschriftenfrage; wenn dieBasoltste
meiner Nachprüfung seine wenig positiven Ergebnisse nicht positiver gemsdt
haben, so ist eben das Verhältniß der beiden Bearbeitungen des N. L., wdcbe
wir beide mit Bartsch annehmen, zu ihrem gemeinsamen Original ein sdeboi
das an der äußersten Grenze aller möglichen Kritik steht und zu dessen Auf-
hellung wenig — viel ist.
STUTTGART. HERMANN FISCHER.
mSCGUiEN.
255
MI8CELLEN.
Die Sbtai Xsyöfuva im Nibelungenliede
bat B. Symons in der Anseige meines Nibelungen - Wörterbuches im Literatar-
blatt 1882, Nr. 1 zusammenznstellen versucht. Bech macht mich aufmerksam,
dalS eine Anzahl der dort aufgeführten Worte nicht zu den nur im NL. vor-
kommendou gehören, angeaten intrans. auch im Tmdberter HLiede 127, 26.
Martina 82, 3. K. Stolle fol. 802\ Vgl. mir angstet Scbönbach, Mitth. II,
806^ 27; Kolm. Lied. 118, 9. — hdmklanc auch J. Tit. 4714, 3. — miaat-
dienm: Chr. d« d. Städte XIII, 468, 15. — aabmiwiM vgl. saberüCter uftu
J* Tit. 3212. — AulSer im NL. nnd im Biterolf kommen noch vor: gewahsy
im Trudb. HLied 60, 15. — hu^fly Kehrein, Samml. 14\ Z. f. d. Philol.
XIU, 81. Kirchhoff, Weist, von Erfurt S. 47 u. Anm. Ordensb. v. SchÖnhuth
S. 22. — eriteniuwm^ Graff, Windberger Ps. 88, 3. 50, 11. 103, 34. —
ickiUgetpenge, v. d. Hagen, Heldenbnch I, 160 (307). — uMordiehy Zamoke,
Priester Johann S. 149, 10; 150, 15; J. Tit. 3619, 2.
K. BARTSCH.
Volkslied anf Onitay AdoUGi Tod.
1.
3.
Gustav sich zu uns begab
mit wenig volk besonder,
imd hat manchen feind trieben ab,
Dicht ohne große wunder,
hat In einem Jahr,
ist gewißlich wahr,
dnreb hülf von Gott bekommen,
Hundert und neun
ond achtsig Stadt,
in Teutschland eingenommen.
2.
Wann seine feind Er thät greifen an
wie die Zeitong bekennet,
stellt Er sich allzeit vornen dran,
wollt kein König seyn genennet:
wie dann mit Klag,
den sechsten tag
Novembris thnt man schreiben,
derselbe wie
eb feste maner,
vor seinem Feind thät bleiben.
Bei Lüzen, in der großen Schlacht,
voran Er selbst thät streiten,
für gottes-wort, bei tag und nachti
der Feind auf allen Seiten
wehrt sich auch hart,
kein Fleiß nicht spart,
die Kugeln hört man brummen,
der König werth
ist aufs dritt* Pferd
in dieser Schlacht gekommen.
4.
Er war gar sehr mit Blut besprengt,
dennoch ganz unverdroßen,
mit seinem Volk auf den Feind zudringt,
in dem wurd Er geschoßen,
durch einen arm,
das gott erbarm!
doch wollt Er nicht nach laßen,
stritt' weiter fort,
f&r gottes wort,
einen Helden-Muth thät faßen.
256
lOSCELLEN.
6.
Drauf hat er sich lom feind g^w endt|
der sich wollt wiedersexen,
Er ihn ganz von einander trennt,
und thät ihm eins verseien;
bat aber bald,
vom hinterhalt,
meuchlerisch zween Schuß bekommen,
sank von dem Pferd,
nieder zur Erd,
redt doch noch diese Summen:
6.
O Jesu, Jesu! Gottes-Sohn,
was du mir hast befohlen,
das hab ich ausgerichtet nun,
drum komm und thn mich hohlen,
es ist vollbracht,
die große Schlacht,
der feind der ist bezwungen,
jezund muß seyn
der letste Streit,
und mit dem Tod gerungen.
7.
Das lezte wort thät dieses sejn,
das trostlich Er th&t sagen:
Jest sehe ich die Engellein,
die mich in Himmel tragen;
O Jesu mein!
den diener dein,
laß fahren hin mit fireoden:
also der Held,
aus dieser weit,
thät in den Himmel teheidea.
Nun du verfolgte ChristoilMit,
Um diesen Held betranren;
und die ihr evaogeliach teyd,
bleibt standhaft wie die Mauren.
So wird euch Gott,
weiter aus Noth,
helfen und cur mh bfingea,
wofür wir ihm,
mit heller stimm,
stets Lob und Dank wollen singen.
Dieses Lied, das wohl noch der Zeit des dreißigjährigen Krieges is-
gehören durfte und das meines Wissens noch nirgends abgedruckt ist, iud
ich als Eintrag auf der Ruckseite eines su Seite 27 des Anhangs cum anden
Theile des Liventarium Sneciae von Joh. Ludwig Gottfried (Frankfurt am Mtyi,
bey Wolffgang Hofmann 1633) gehörigen Kupfers von der Hand des Bene&l
Furckel, der das Buch 1764 erwarb, mit der Überschrift: Über den tod dei
Helden aus Mitternacht, wurde damabls folgendes Lied gemacht. Das Bick
befindet sich noch jetzt im Besitze eines Nachkommen Fnrckels, des Hem
Kajsser zu Frankfurt a. M.
FRANKFURT a. M. P, PFAFF.
Penonalnotiien.
Die Privatdocenten an der Universität Heidelberg, Dr. O. Behagbel
und Dr. Fr. Neumann sind zu außerordentlichen Professoren ernannt woida*
Am 4. Januar 1882 f in Gorbersdorf (Schlesien) Dr. Friedrieh Apfel-
8 1 e d t in noch nicht vollendetem 23, Lebensjahre.
V
.-»^
ZUR NEUISLÄNDISCHEN GRAMMATIK.
Id den letzten Jabrzebnten bat das Studium der altisländischen*)
'ache und Literatur in Deutschland große Fortsobritte gemacht.
Lbrend früher nur einzelne tttchtige Forscher sich demselben wid-
men, gibt es deren jetzt gar manche, und von allen Seiten wird
16 Bedeutung fbr den Sprachforscher und Germanisten anerkannt.
* das richtige Verständniß der altislttndiöchen Sprache und Schrift-
kmäler ist aber die neuislttndische Volkssprache von der größten
lentung. In der That ruht die jetzige altislttndische Lexikographie
iptsächlicb auf den Arbeiten eingeborener Isländer^ die für die
itige Erklärung der alten Sprache eine unmittelbare lebendige An-
anung der Volkssprache mitbrachten. Die Mundarten Norwegens^
iwedens und Dänemarks sind von hervorragenden Gelehrten er-
lebt und in einer zugänglichen Form aufgezeichnet worden, wäh-
d der ilberaus reiche neuisländische Wortschatz noch auf seinen
dkographen harrt. Diese scheinbare Vernachläßigung der neuen
ache hat in der Entwickelung unserer Wißenschaft einen natflr-
en Grund. Früher hatte man für den Unterschied zwischen dem
isländischen und dem Neuisländischen keinen scharfen Blick; die
Sprache wurde mit der gegenwärtigen Volkssprache beinahe iden-
irt. Erst in unserem Jahrhundert fing man allmählich an zwischen
len zu scheiden, und es war natürlich, daß man dabei haupt-
ilich seine Augen auf die alte Sprache heftete und die neuislän-
ihen Wörter und Wortformen aus Wörterbuch und Grammatik aus-
cheiden suchte, während nur wenige Gelehrte sich gleichzeitig der
en Sprache als solcher zuwendeten. Durch die Bestrebungen meh-
iT ausgezeichneter Forscher ist es jetzt gelungen, den Wörterschatz
alten Sprache ziemlich vollständig aufzuzeichnen und ihre Gesetze
Formen im Wesentlichen festzustellen. Dagegen gibt es für das
dium der neuen Sprache nur wenige und nicht zureichende Hilfs*
tel. Und doch läßt die alte Sprache sich nicht ohne Weiteres von
*) Aus naheliegenden Gründen gebrauche ich in dieser Abhandltmg „altigläodiBch*
des gewöhnlichen „altnordisch**, welche Beseichunng meines Erachtens im
end ist.
fKBMANU. Neu« Reih« XY. (XJIVJL) Jfthfg. VI
258 BJÖRN IfAGNUSSON OLSEN
der neuen losreißen. Jedes altisländische Lauts jstem, das den Eni'
wickelungsgang der Sprache von den ältesten bis zu den neuesten
Zeiten außer Acht läßt, ist einseitig und unvollständig, ja sogar filsdu
Freilich kann man die neueren Sprachformen nur ans den älteren
erklären; die neuisländische Volkssprache wirft aber hinwiederum uf
die alten Formen ein helles Licht zurück. Nie wird man z. B. ik
vielbestrittene und ftir die Geschichte der germanischen Sprache so
wichtige Frage nach der altisländischen Aussprache vollständig iGsen
können, ehe man einen das Allgemeine sowie das Einzelne iim£aßenden
Überblick ilber die ganze Entwickelungsgeschichte der isländischen
Sprache bis zur Gegenwart erworben hat. Die alte Aussprache kann
nur mit Zuhilfenahme der neuen verstanden und riehiig festgestellt
werden, und jede Theorie, die zwischen beiden nicht zu vermitteh
weiß, muß verworfen werden. Folglich ist das Studium der neuisUn-
dischen Sprache fUr die Sprach wißenschaft von einer nicht geringen
Wichtigkeit.
Es kann also fUr die Wißenschaft nicht gleichgiltig sein, wenn
sich auf diesem bis jetzt nur wenig bearbeiteten Felde irrthümliehe
und fehlerhafte Ansichten ohne Widerspruch verbreiten. Solche können
nur dem sicheren Fortschritte derselben hinderlich sein und zu nenen
Fehlschluß en verleiten. Gegenwärtige Abhandlung bezweckt in einem
neuerdings erschienenen Werke mehrere solche Irrthümer und Fehler
zu berichtigen. Dieses Buch führt den Titel: „Grundriß der nen-
isländischen Grammatik von William H. Carpenter. Leipsig
1881".
Neben der eben angedeuteten allgemeinen habe ich auch eine
besondere persönliche Aufforderung, gegen dieses Werk Einspruch m
erheben. Man wird meinen Namen im Vorworte erwähnt finden, und
ilberhaupt stehe ich zur Abfaßung des Buches in einer solchen Bexie-
hung, daß es mir nothwendig scheint, ehe ich zu einer möglichst steh-
liehen Beurtheilung des Buches übergehe, einige persönliche Bemer
kungen vorauszuschicken.
Im Herbste des Jahres 1879, als der Verf., Herr William H. Cv-
penter, hier in Reykjavik sich aufhielt, wurden wir darüber einig, daß
wir gemeinschaftlich einen Grundriß der neuisländischen Flexionslehre
nebst kurzen Regeln über die neuisländische Aussprache in deutscher
Sprache schreiben und später unter unser beider Namen veröffentlichen
wollten. Von der lebendigen Volkssprache ausgehend, sollte dieac
Flexionslehre sich nur in der Orthographie an die jetzige Schriftsprache
anschließen, sonst aber sollte diese nur beiläufig und ausnahmsweifle
' I
1
ZUR NEUI8L&NDISGHEN GBA.MIf ATIK. 259
berücksichtigt werden. Wimmer's treffliche altnordische Grammatik
wurde zu Grunde gelegt, und nachdem ich mit Herrn Carpenter dieses
Werk durchgegangen und darin die Abweichungen der neuen Sprache
notirt hatte, blieb ihm nachher wesentlich nur die Redaction und
deutsche Faßung des Ganzen. Als nun Herr Carpenter (Februar 1880)
Island verließ, war das Manuscript im Ganzen fertig, leider aber noch
nicht von mir revidirt. Wir kamen überein, daß er mir die Druck-
bogen zuschicken sollte, und ich hoffte, daß eine solche Revision hin-
reichend sein würde. Im Verlaufe dos Sommers empfing ich von Herrn
Carpenter einen Brief, in welchem er mir anzeigte, daß er in Folge
mehrerer an unserer Arbeit vorgenommenen Änderungen und Vermeh-
rungen die Verfaßerschaft für sich allein in Anspruch zu nehmen denke.
Ich erwiderte, daß ich ihm, unter der Voraussetzung, daß unsere
gemeinschaftliche Arbeit im Wesentlichen verändert und erweitert sei,
nicht nur die Autorschaft gönne, sondern auch nicht einmal zulassen
könne, meinen Namen auf dem Titelblatte mitanzuführen, wenn ich
nicht vor dem Drucke eine Gelegenheit zu einer Revision des Werkes
bekomme, daß ich aber wünsche, daß er in der Vorrede erwähnen
möge, welchen Antheil ich an dem Buche gehabt habe, und namentlich,
daß die Behandlung der Verba — wie er in seinem Briefe zuge-
standen hatte — wesentlich von mir herrühre. Später hat Herr
Carpenter, ohne mir die gewünschte Gelegenheit zu einer Revision zu
geben und auch ohne meine Bedingungen im Übrigen zu erfüllen, die
Arbeit, an der ich einen so wesentlichen Antheil gehabt hatte, unter
deinem Namen herausgegeben. Beim Empfange des Buches sah ich
Sl^ich, daß die Grundzüge der ganzen Flexionslehre von mir her-
I^Qlirten ; doch hat der Verf. die ihm von mir gemachten Mittheilungen
^^ sehr vielen Fällen mißverstanden oder gar nicht verstanden, in
^^deren wohl auch absichtlich verändert und entstellt oder durch
^tigeschickte Zusätze interpolirt; doch sind in diesem Abschnitte des
■^uches, wie sich später ergeben wird, die meisten Fehler der Art,
^«ß es leicht gewesen wäre, sie durch einen Federstrich zu entfernen.
-Hätte der Verf. mir Gelegenheit zur Revision des Werkes geboten,
^Orde ich mich fllr diese Fehler als mitverantwortlich ftlhlen; da er
^8 aber unterlassen hat, so hat er auch allein die Verantwortung über-
kommen. Auch die kurzen Regeln über die Aussprache sind in einer
fthnlicben Weise entstellt. An allen übrigen Theilen des Buches habe
ich dagegen keinen unmittelbaren Antheil gehabt; diese sind spätere
firweiterungeo, die unserem ursprünglichen Plane fremd waren. Der
260 BJÖRN MAGNUSSON OLSEN
wißenschaftliche Werth dieser Absebnitte wird auB dem Folgenden
erhellen.
Das Buch ist durch ein Vorwort eingeleiteti in welchem, der Verf.
sich ganz im Allgemeinen über die Geschichte der Sprache aosspridit;
doch sind es mehr einzelne aus ihrem Znsammenhange losgeriCene
Literatumotizen als sprachgeschichtliche Erörterungen, die der Ver£
in dieser Vorrede gibt, und hauptsächlich dem „loelandic Reader'
von Gudbrandur Vigfiisson und dem Aufsatze von MObios „Über die
altnordische Sprache" entlehnt , bieten sie nichts neues. Nach Ond-
brandur Vigfiisson hat der Verf. den Gang der neuislSndischen lite-
ratur nach der fieformation in aller Kttrze geschildert, bricht aber im
Anfange dieses Jahrhunderts plötzlich ab, und wir bekommen somit
über dasjenige, was dem Zwecke des Werkes am nächsten liegt, nämlidi
über die Literatur der Gegenwart, keine Aufklärung.
Nach dem Vorworte (S. XIII) bezweckt die Grammatik „nidit
eine historische Darstellung der Entwickelung der verschiedenen neu-
isländischen Formen aus den alten zu geben'', auch gibt sie nicht die
Sprache 7,^^® ^^^ ^^ ^^^^ ^^^ ^^^ theoretisch sein sollte^", aonden
„wie sie heutzutage auf Island gesprochen und geschrieben wi^d^
mit anderen Worten: neben der Volkssprache soll auch die Schiift-
spräche in der Grammatik berücksichtigt werden. Diese principieDe
Erweiterung unseres ursprünglichen Planes, der nur die Volkssprache
umfaßte, ist meines Erachtens sehr mißlich, da die heutig^ Schrift-
sprache je nach der veracbiedenen Individualität der Schriftsteller
zwischen Altem und Neuem im höchsten Grade schwankt. Es gibt
kaum eine einzige alte Form, die man nicht aus der modernen Schrift-
sprache zu belegen im Stande wäre. Namentlich wird daa alte Ein-
läutende r in der Schriftsprache vielleicht ebenso häufig als das nea-
isländische -ur gebraucht, und von unwißenden Leuten sogar oft in
Fällen, wo die alte Sprache -ur hat, wie im Plur. der schwachen
Feminina; anch werden z. B. die masculinen Stämme auf -ja in der
Schrift gewöhnlich wie in der alten Sprache declinirt; femer ist vjer
als Pluralis — und zuweilen auch als Dualis — gebräuchlich anstatt
des modernen vid, und er ist als Fron, relat. und Conjunction dtf
Schriftsprache geläufig statt des sem und pegar der Umgangssprache;
von einigen Schriftstellern werden noch die alten Conjnnctivformen
des Prät. Plur. (auf -im, -id, -t) und des Präs. 1. Pers. Plur. (auf -tn)
gebraucht, und wo ein starkes Verbum im Präteritum in die schvrache
Conjugation übergegangen ist, sind in der Literatur die alten Formen
insgemein ebenso häufig als die neuen. Diese archaisirende Bewegung
ZUR NEUISLÄNDISCHEN GRAMMATIK. 361
acht es nach meiner Ansicht beinahe unmöglich, 2u gleicher Zeit
neGramroatik der neuen Volkssprache und der neuen Schrift-
brache zu schreiben. Man müßte dann in den meisten Fällen, wo
as neuisländische Idiom vom altisländischen abweicht, hinzufügen,
aß die alte Form sich noch in der Schriftsprache finde, welches Ver-
khren zur größten Verwirrung Anlaß geben würde. Eine wirkliche
Buisländische Grammatik kann in der That nur geschrieben werden,
enn man, von der heutigen Volkssprache ausgehend, streng zwischen
Item und Neuem scheidet Wirklich ist es auch die Volkssprache,
ie sie auf Island im Munde des Volkes lebt, und nicht unsere nationale
nristisch- archaistische Sprachbewegung, die die Sprach wißenschaft
iteressirt Kein Wunder also, daß es dem Verf. nicht gelungen ist,
ie einander widerstrebenden Formen der Schriftsprache und der
olkssprache zu einem einheitlichen Ganzen zu verschmelzen! Mei-
:eii8 ist glücklicherweise nur die Volkssprache berücksichtigt, und der
'^erf. hat nur in einzelnen Fällen bemerkt, daß abweichende Formen
u der Schriftsprache sich finden. Diese tritt dadurch in den Hinter*
^rund und der Verf. erreicht nur unvollständig seinen Zweck, zugleich
ein Bild der Schriftsprache zu geben. Namentlich gilt dies von der
Flexionslehre, da die Grundzüge derselben nach unserem ursprüng-
lichen Plane verfaßt sind. Hier wird man also am wenigsten die nach-
tbeiligen Folgen der Erweiterung des ursprünglichen Planes empfinden.
Daß solche aber nicht ausgeblieben sind, werde ich durch einige Bei-
spiele erläutern.
Wenn man, wie in der neuisländischen Schriftsprache, eine alt-
herkömmliche auf einem theilweise verschollenen Lautsjsteme be-
*ahende Orthographie vor Augen hat, wird man geneigt sein, die
teueren lautlichen Abweichungen nur als abweichende „Aussprache^
1er alten versteinerten Schriftzeichen zu betrachten, während sie doch
n der Regel als wirkliche Lautübergänge und, wenn dieVerände-
uiig auf dem ganzen Sprachgebiete hervortritt, sogar als auf Laut-
gesetzen beruhend aufgefaßt werden müssen. So ist es ein Laut-
resetz, daß der im Altisländischen ursprünglich lange Vocal e in der
leueren Sprache in je übergegangen ist. Dieser Laütübergang tritt
ichon im Altisländischen hervor und ist in der jetzigen Sprache ganz
lurchgedrungen. Man erwartet also dieses ftir die isländische Sprach-
geschichte so wichtige Gesetz unter anderen Lautübergängen als
solchen besprochen zu finden. Dies hat aber der Verf. nicht gethan,
londern es nur als eine Aussprache des „^^ erwähnt (§4 2, 2). Übrigens
wird nie — wie der Verf. (ebenda die Anm.) anzunehmen scheint —
262 BJÖRN MA0NUS80N OLSEN
zwischen einem (neuisländischen) e und einem (altisländiBchen) i ge-
schieden^ und es war nie die Meinung Rask's, i als ein spedell neu*
isländisches Schriftzeichen einzuführen, vielmehr sollte das i als gemein-
schaftliche Bezeichnung sowohl ftar die alte als fQr die neue Sprache
dienen; daher findet man dieses Zeichen in allen altisländiacben Texten,
die mit der Raskischen Orthographie herausgegeben sind. Offenbar hit
der Verf. seine Quelle — Wimmer, Fornnordisk formlära. Lund 1874,
§.2, 1. Anm.'*') — mißverstanden. In den Ausgaben der altisllndischen
Sprachdenkmäler ist jetzt das Raskische handschriftlich nicht bezeugte
e durchgehend von e abgelöst worden, während einige Herausgeber,
an das handschriftliche ie und die heutige Aussprache sich an-
schließend, den Laut nicht als e, sondern sl\b je wiedergeben. In der
neuen Schriftsprache hat sich das d zum Theil erhalten, zum Theil iit
es entweder durch e oder durch je ersetzt; aber die meisten Schrift-
steller sind sich nicht bewußt , daß der Laut frOber ein anderer ge-
wesen, und Herr Carpenter ist der erste, der das i als ein spedeD
neuisländisches Schriftzeichen angewandt hat. Meines Erachtens wirkt
aber eine solche Unterscheidung zwischen e und i nur verwirrend,
und beide Bezeichnungen müssen in einer neuisländischen Ghrammatik
dem je weichen, das auch vielleicht ebenso häufig als i oder ^ in der
heutigen Schrift vorkommt, und die jetzige Aussprache (ja) ganz folge-
richtig wiedergibt. Wenigstens darf man verlangen, daß der Verf. in
der Anwendung seines e consequent sei. Dies ist er aber gar nicht
So werden z. B. die Pronomina personalia mit je geschrieben (§. 81),
welches mit einer Orthographie, die sonst i gebraucht, im entschiedensten
Widerspruche steht, denn es ist durchaus falsch, wenn der Verf.
(§. 2, 2) bemerkt, daß diese Pronomina besonders häufig — er ssgt
sogar y,gewöhnlich" — mit ^'e geschrieben werden. Auch bat der Verf.
das je nicht auf die Pronomina personalia beschränkt. So sehreibt er:
hjerad (§. 33 und im Register S. 126) ; fjelagi (§. 56 — sonst aber fi
§. 45) ; «/«, sjerd, sjedur (§. 94 a und 98, 3) ; sje, sjert^ ä/«, sfeunty sjeuti
yeu (§. 98, \)\ jeta, jet, jetinn (§. 98, 3)**); Ijezt, Ijetumst, Ijetusti»
u. 8. w. (§. 115).
*) Im Folgenden wird dies Werk durch W. bezeichnet
**) In Bezug auf jeta wird (§. 22 Anm.) bemerkt , daß das j «nur graphiseb''
sei; dies ist aber unrichtig, denn das Wort wird stets mit anlautendem j geiproelicO'
Gerade das Gegentheil ist der Fall, denn das Verbnra wird häufig mit e ohne Äeeeii
oder anlautendem j geschrieben : eine solche Schreibart ist aber nur graphiseh. Obri-
gens erscheint das Wort schon in der alten Sprache mit einer langen Wnneinlbe i*
Präs., obgleich es gewöhnlich als kurz betrachtet wird. Das PrSteritam Sing, wird tod
ZUR NEÜISLiNDISCHEN GRAMMATIK. 263
Ein anderes neuisländisohes Lautgesetz ist, daü altisländ. y und y
esp. in t und t übergegangen sind. Dieser Übergang ist ziemlich jung,
m neuen Testament des Oddur Gottskdiksson (1540 gedruckt) werden
liese Vocale noch nie verwechselt, und in der Gudbrandsbiflia (1584
erausgegeben) scheint dasselbe der Fall zu sein, wie mein verehrter
'"reund, Dr. J6n I^orkelsson mir mitgetheilt hat*). Erst am Anfange
[es 17. Jahrhunderts beginnen die beiden y zu schwanken; um die
litte des vorigen Jahrhunderts wurde y und t noch in einigen Gegenden
;e8ondert gehalten; jetzt aber ist die Bewegung auf dem ganzen Sprach-
:ebiete vollständig durchgedrungen, mit wenigen Ausnahmen, die jedoch
ur das y^ nicht aber das ^ betreffen, indem y in einigen Fällen wie u
usgesprochen wird**). Ich benütze diese Gelegenheit, um die spora-
lisch noch vorhandenen Überreste dieser Aussprache, soweit sie mir
gekannt sind, vollständig vorzuführen. So wird das Adj. kyr (ruhig)
ehr häufig wie kjur ausgesprochen, auch drykkur stets wie drukkur
D der Bedeutung: saure Molken — in der Bedeutung: Trank sagt man
lagegen stets drikkur — ferner wird gesprochen stumra, vom alten
tyrma durch Metathesis gebildet, forusta statt des alten fof^ysta {for-
ista)***)f lurgwr statt des alten lyrgr^). Zuweilen — und im Norden
1er Insel sogar gewöhnlich — wird auch ykkur (euch) wie ukkwr und
fkkar (eu[r]er) wie ukkar gesprochen; auch ist die Aussprache üfrumy
\fr€id, ufrd statt des alten yfir um, yfir at, yfir d in einigen Gegenden
läufig. Sehr häufig spricht man auch u statt y (t) im ganzen Präsens
1er Verba spyrja und smyrjaj und bei einigen anderen Vcrba, die wie
pyrja und smyrja flectiren (W. §. 146 B.), ist dieselbe Aussprache in
Lllen als lang anerkannt Dies IXßt schon auf einen langen Vocal im Pris. schließen,
nd wirklich findet man in der Handscbr. AM 677, 4*, die nach Qfslason der ersten
Ullfte des 13. Jahrhunderts angehört, die Form „Äti*" (Präs. Conj. 8. Pers. 8g.) und
,en Imperat. niet*. („Leifar fomra kristinna frceda (slenzkra", heraosgeg. von {>orvaldr
tjamarsoo, Khöfh 1S78, 8. 129^' und 149") und in dem bis jetzt nicht vollst&ndig
leransgegebenen „Bestiarius", der sich in der Hs. AM 673 A, 4* findet, kommt die
'orm Präs. Ind. 3. Pers. Sg. ie^ vor (s. die Hs. 8. 16); diese Hs. ist ans dem Anfange
les 13. Jahrhunderts (vgl. Möbios, Analecta Norroena, 8. XV). Die Belegstellen sind
dir von Dr. J6n {>orkelsson mitgetheilt.
*) Vgl. auch GuAbrandr Vigfi&sson, Icelandio-English Dictionary. Oxford 1874.
Im folgenden JED bezeichnet] unter dem Buchstaben Y.
**) Vgl. Konr. Gfslason, Oldn. formltere. Forste hefte. Kjöbenhavn 1858 [im
olgenden KG bezeichnet], §. 23.
***) Jedoch scheint dieses Wort schon früh sein y in v oder o verändert zu
laben. Vgl. JED unter dem W. und Grig. Kb. udg. og overs. af Vilbjilmur Finsen«
Chavn 1862. H, 8. 193,'«.
+) Vgl. JED unter dem W.
264 BJÖRN MAONUSBON OLSEN
verschiedenen Gegenden häufig , wenn das j der Worael nicht weg-
geworfen wird, und außerdem besonders im Imperat 2. Pen. Sg., wenn
das Pronomen der 2. Person angehängt wird. So spricht man im Westen
flutja statt fly^a, im Norden krufja statt kn/fja (Präs. Inf. und Piii.
Ind. 3. Pers. Plur.); hrufdu statt kryfdu (Imperat.); hruäja (Pris. Inf.
und Ind. 3. Pers. Plur.); hrudjum (Präs. Ind. und Conj. und Imperat
1. Pers. Plur.)y brudjid (ebendasselbe 2. Pers. Plur.)i brudiu (Imperat)
statt hrydjay hrydjum^ hrydjid^ bryddu etc. — studJQj shtdjum^ 9tudjii,
siuddu statt stydJGj stydjum^ stydjid, styddu etc. Dagegen sagt man
nicht brud statt bryd, stud statt styd u. s. w. (Präs. Ind. 1. Pers. Sg.)
oder brudur statt brydur^ studur statt stydur u. s. w. (Präs. Ind. 2. und
3. Pers. Sg.). In den Äustfirdir hört man auch hfussa statt des alten
kyssa. Das Verbum fussa und die Interjection fuasum fei — welche
augenscheinlich von der Interjection f^ gebildet sind — könnte man
vielleicht als einen vereinzelten Oberrest des alten ^ betrachten; doch
ist in diesem Falle wohl eher anzunehmen, daß eine Vocalverktirsoog
(im alten Sinne) vor der Doppelconsonanz eingetreten, wodurch das
heutige u der Nachklang eines y wird. Wenn man von diesen ver
einzelten Ausnahmen absieht, ist der Übergang y — i und y — t im
Neuisländischen überall vollendet, und auch der Diphthong ey ist jetst
mit ei identisch. Dieses Lautgesetz hat indessen der Verf. nur als eine
Aussprache des alten y und y erwähnt und die Volkssprache tritt
damit in den Hintergrund. Wie bedenklich es ist, die heutige Ortho-
graphie — wie der Verf. es gethan — als das Normale, und die lebendige
Volkssprache als eine Abweichung davon gelten zu lassen, hat sich
am deutlichsten in diesem Falle gezeigt. §. 16, 1 bemerkt der Verf:
^y und % wechseln noch in einigen Wörtern, z. B. Pykja und pUcfttf
glauben, Präs. Pyki und piki (aber stets fyrir^ vor; yfir über)." Diese
Regel ist W. §. 19, 4 cutlehnt, wo sie bezüglich der alten Sprache
ganz an ihrem Platze ist. Im Neuisländischen kann man aber nicht
von einem wirklichen Wechsel des y und { sprechen, da beide jetzt
in der Volkssprache identisch sind, und y in den wenigen Fällen, wo
es nicht in i übergegangen ist, mit u zusammenfällt. In Bezug auf
die Volkssprache ist demnach die Regel des Verf. durchaus absurd.
Wenn man ihr aber eine bloÜ orthggraphische Bedeutung unterlegen
will, so ist es zwar richtig, daß Leute, die in der alten Sprache nicht
bewandert sind, in der Orthographie mehrfach y und i verwechseln;
eine solche Verwirrung kann aber auf dem ganzen Gebiete der Sprache
eintreten, und ist nicht besonders häufig {q pykja, das jetzt stets mit
y geschrieben wird.
ZUR NEUISLÄNDISCHEN GRAMMATIK 265
Noch ein Beispiel derselben Art! In §. 17, 5a Anm. bemerkt der
f.: „e und ö werden flberbaupt in der Aussprache oft ver-
ihselt.^ Eine solche Verwechselung findet aber nie statt; das islän-
Jie Sprachorgan und Ohr ist fOr die Verschiedenheit dieser beiden
i&le sehr empfindlich. Wohl aber geht « in ö und umgekehrt d' in e
irfach über; dieser Übergang wird durch gewisse benachbarte Laute
irkt, und kann nur verstanden und erklärt werden, wenn man diese
in Betracht nimmt. Die hieher gehörigen Fälle wird man in folgen-
Ordnung am leichtesten überblicken*).
l. Der Übergang e — ö wird bewirkt: a) durch ti-Umlaut
)r Analogie oder beides), b) von einem vorhergehenden v, dem ein
sonant vorausgeht, durch eine gewisse progressive Assimilation.
a) In §. 2, 2 Anm. bemerkt der Verf.: „In den Wörtern mit a
ler Stammsilbe (also ö im Nominativ) lautet e oft wie ö, so z. B.
[om. plur. hendur^ tennur von hönd, Hand, tonn, Zahn." Diese Regel
idet doch eine bedeutende Beschränkung, denn 1. sind wohl nur
Substantiva gemeint; 2. von diesen gilt die Regel nur für die so-
siunten „consonantischen^ Stämme (nicht z. B. vöttur, jörd etc.);
on den „consonan tischen^ Stämmen kann die Regel nur für die
linina gelten; 4. von den consonantischen Femininstämmen gilt sie
für einige wenige, namentlich: hönd, tonn, nögl**), die im Plur.
* häufig mit ö gesprochen werden {höndwr, tännur, nöglur) — nicht
r 9pängt stöng^ tön^, merk, die im Plur. nie spöngwr (spaungur),
pbT (staungur) etc. haben. Bei hönd, tonn, nögl sind die Formen
e {liendur^ tmnur, neglur) auch sehr häufig in der Volkssprache.
nbar haben wir in den Formen mit ö einen geregelten Lautüber-
g, indem das (eingeschobene) u der Endung wie im Dat. Plur.
\dum) einen Umlaut veranlasst hat, wozu auch die Analogie der
men ö im Singularis beigetragen haben mag. Durch Analogie ist
tDfalls der Dativ Sg. hönd^ den man neben hmdi zuweilen hört,
erklären. Ein ähnlicher ti-Umlaut tritt zuweilen auch hervor im
s. Ind. 2. n. 3. Pers. Sg. der starken Verba, deren Wurzel auf -v
;eht (W. §. 109 a) und die a in der Wurzelsilbe haben. Neben den
emeinen neuisländ. Formen mit e — altisländ. ö (a) — wie sekkury
itr, stekkur etc., sind auch in einigen Gegenden Formen mit ö
*) Ich sehe hier von dem nicht speciell neuisländ. Wechsel zwischen e und ö
der von Konrad Glslason (Frumpartar fslenskrar tnngu, Kanpmannahöfn 1846
29 ig. und K. G. §. 66) and Wimmer (W. §. 13) besprochen ist.
**) nögl wird jetzt stets als Femininnm gebraucht und flectirt wie mörk Qmndr.
lO), nicht aber wie ond (Grondr. §. 40), wie der Verf. (§. 49 Anm.) angibt
266 BJÖRN MAGNUBSON OLSEN
{sökktir^ höggur, stökkur) gebräucblicb. Auch hier hat wohl das (fast
geschobene) u der Endung einen Umlaut bewirkt, obwohl die Analope
der übrigen Formen im Präs. zugleich thätig gewesen smn mag. Diese
Formen sind demnach späteren Ursprungs und aus den Formen mit e,
die wir später besprechen werden, entwickelt. Möglich ist es auch,
in diesen Verbalformen einen Nachklang der alten Formen mit d (e)
zu suchen ; in diesem Falle hat doch jedenfalls das u der Endong dai o
geschützt.
Mit dem iiicr besprochenen Lautübergange verwandt ist auch der
Übergang e — Je — jö im altisländ. pely das jetzt pjöl lautet, und in
Zahlwort altisländ. setti, welches jetzt in fjötti übergegangen ist 1b
ersten Falle hat wohl die Analogie der Feminina, die ein durch Epen-
thesis (Brechung) gebildetes jö im Nom. Sg. haben (wie jörd, fjA €^\
den Übergang bewirkt; bei setti hat dagegen ohne Zweifel eine Ani-
milation an das nächstfolgende Zahlwort, neuisländ. tföimdi^ statt-
gefunden.
b) Nach V mit vorhergehendem Consonanten geht e häufig in
ö, u oder o über. Beispiele sind die Substantiva Jcväld (altisländ. bJi)
und kvöm (altisländ. kvern), das Verbum tvöfalda (altisländ. tvefdk
aus tvifal(la)j das Pronomen hvur (altisländ. hver) mit seinen CoB-
posita und Derivata, wie eifihvitr, sjerhmir — nokkur hat schon fiHk
denselben Weg eingeschlagen — hvumig^ hvfirt u. s. w., ferner du
Adv. hvurgi (altisländ. hvevgi)j hvu statt hve (altisländ. At^ und kman
(altisländ. hversu) ; endlich das Verbum hvolfa (altisländ. kvdfa) und
hvolpur (altisläud. hvelpr). Aus diesen Beispielen erhellt, daß das enacb
hv in u, und in zwei Fällen — wo l labial oder labiodental folgt —
in 0 übergegangen ist. Sonst geht es in ö über. Indessen hat d aach den
Übergang e — w, o vermittelt. Der Übergang bricht ungefl&hr am An-
fange des 17. Jahrhunderts durch, äußert sich aber sporadisch nodi
früher*). Ein ähnlicher Übergang des t ist im neuisländ. hvundaiir
*) Schon in der Flateyjarb6k, Christ. 186S, III, S. 266'* findet rieh ^bM"^
aber in einem späteren Zusatxe, den die Herausgeber in die zweite Hälfte des 15. Jik^
hunderls setzen. Der den Xominat. hvöm voraussetzende Genit. kvarmar kommt ia
neuen Testamente des Oddur Gottskalksson von 1640 (Luc. XVII, 2; Apok. XVIIL SD
und in der Gndbrandshifiia von 1584 (Me. IX, 42; Apok. XYIIf, 21) vor. Dock findet
man bei Oddur (Mc. IX. 4*2; und bei Gudbrandnr (Luc. XVII, 2) noch den Gent
kvemar. In der ^orIÄksl>iflia von 1G44 wird man dagegen an allen diesen Stellen des
Genit. kvaiiar tindeii. Im Compositum hvetiihts ist dage^n das e nicht nur bei Oddir
und Gudbrandur, sondern auch ^orlÄkur bewahrt (Mt. XXIV, 41). Oddar und Gid-
brandur sehreiben noch durchgehends kceld (nkuelld") und tc^falda and in der Cw-
vinnspostilla (Rostock 1546^ habe ich nur kveld gefunden (vgl. m. B. 8. 63t ff^)'
ZUR NEUISLÄNDISCHEN GRAMMATIK. 267
JtiBlftnd. hvimleidr aus hveim leidr) und hvumsa (altisländ. hvimsa)
achweisbar. Der Übergang e — u und e — o ist vom Verf. (§. 2, 2)
- aber nur als „Aussprache^ — erwähnt; den Übergang i — u finde
:h dagegen nicht besprochen. Offenbar hat das t; eine Assimilation
les folgenden e- oder t-Lautes bewirkt und die Erscheinung ist dem-
lach dem Übergänge vd — vö — vo vollständig analog. Ein ganz ent-
iprechender Übergang findet sich auch in der alten Sprache, indem
M zu u (o) übergeht; hier hat selbstverständlich auch vti den Über-
gaug vermittelt; das v fällt aber in der alten Sprache vor u forf").
2. Der Übergang ö — e wird bewirkt: a) durch t-Umlaut;
b) durch Analogie ; c) von einem vorhergehenden j, dem ein Consonant
vorausgeht, durch eine gewisse progressive Assimilation.
a) Der speciell neuisländische t-Umlaut ö — e tritt hervor im
Präs. Ind. 1., 2. und 3. Pers. Sg. der starken Verba, deren Wurzel auf
•V ausgeht und die a in der Wurzelsilbe haben *'^). So lautet das Präs.
Ind. von stokkva und sökkva jetzt immer 1. Pers. stekk, sekk] 2. und
3. Pers. insgemein stekkur^ aekkur^ während die früher besprochenen
Formen stökkur^ sökkur nur in einigen Gegenden gebräuchlich sind.
Offenbar hat der Umlaut hier nicht auf den ursprünglichen Wurzel-
vocal a, sondern auf das daraus durch t;- Umlaut entstandene ö gewirkt,
und die Erscheinung ist demnach richtig als /-Umlaut von ö zu e be-
seichnet. Die Formen Präs. Ind. aekk, stekk verhalten sich augenscheinlich
fwUkur aber schreibt ebenao consequent kvöld, UoöfaJIda (man vgl. die Stellen: Mt.
VDI,16. XXVI, 20. Mc I, 32. XI, 11 u. 19. Jac. V, 7. Cor. I, 11, 26. Apok. XVIII, 6).
(Mdur und GuAbrandar schreiben noch immer hner. Auch die Corvinuäpo8tilla hat
itets Acer. hxioT (nicht Avur), findet man aber überall schon in dem Buche: „Um 6-
dandleik stiarinnar. H61um 1601" und in späteren Schriften. Dies scheint dafür zu
■prvehen, daß das e snerst in '6 fibergegangen sei. Daß man aber früher auch hvölfa
S^Bigt, wird aus folgendem Beime des Jon f^orlAksson (f 1819) wahrscheinlich:
Tveir voru' ad hvölfa
elfum ölva
i idra si;
ekki ftflvar yfir )>ä;
spila, bölva,
bij6ta og mOlva
byrstir allt hvad sji
mter pok&ld,
<^ön I>or1iksson, Lj^dmsele, Hrappsey 1783, S. 94. Lj6dab6k, Khöfn 1842, I, S. 339.
*) K. Q. §. 118, 14. Man vergleiche auch den Übergang oi, ve — y, und ve — ö
(K. O. §. 118, 16). In allen diesen FHIIen ist in der alten Sprache das v vor dem
«•Uinlichen Vocal weggeworfen.
••> W. |. 109 a.
268 BJÖRN IfAGNUBSON OUEM
zum Infinit. sökkDa^ gtökkva wie Präs. Ind. «ef, trei^ kern siun lofimt
sofoy troday kon a. Dies hat aber der Verf. flbenehen und die Endn-
nung als vereinzelt im §. 17, 6 a erwähnt. Derselbe Umlaut tritt bv-
vor in einigen Neubildungen, wie dekkja aus altisländ. deikkva^ Wdäq^
in der Verbindung kleklga d einhvurfum (vgl. JED u. d. W.), das woU
aus altisländ. khkkva entstanden ist, femer in slengja aus altisliDd.
slongva^ prengja aus altisländ. prerngva vgl. W. §. 143, C. 1.
b) In den altisländ. Substantiven svöppr und mSlr ist das ö jetit
überall in e übergegangen ; dies hat offenbar die Analogie der Formen,
die e enthielten (Dat. Sg. weppi, meli; N. Plur. sveppir, meUr und spiter
auch Acc. Plur. sveppij meli) bewirkt Auch lautet das Wort hönd im N.
und Acc. Sg., wenn der Artikel angefügt wird, nicht selten resp. hmia
statt höndin und hendina statt höndina, welche Formen aus dem DatiT
durch Analogie eingedrungen sind.
c) Nach j mit vorhergehendem Consonanten geht d nicht sehet
in e über. Beispiele sind: neuisländ. rnjel (altisländ. mjöl)^ neuislind.
smjer (altisländ. smjör\ das Nomen proprium neuisländ. Vidiker (= Fi-
dikßr aus altisländ. Ft^tX^/orr entstanden), femer die dialektischen Formeo
fjegur und fjeritiu statt der allgemeinen neuisländ. ßägur undJ^anfHM,
ket (= kjetj altisländ. kj&). Indessen wird in den Austfirdir wgdly IgSL^
amjör gesprochen. Dagegen ist es zweifelhaft, ob das neuislind. jen
hieher gehört, denn in diesem Falle sind die Formen mit e ursprflng-
lieber als diejenigen mit ö, und wahrscheinlich ist der o-Umlaat io
diesem Worte nie vollständig durchgedrungen; in der alten Sprtcbe
finden sich die Formen mit e in den ältesten und besten Handschriftea
neben denjenigen mit ö (vgl. W. §. 143, C. 2); jetzt spricht man sImt
nur in den Anstfirdir ^öra. Offenbar ist dieser Übergang des d sa e
nach j dem früher besprochenen Übergänge e — ö nach v ganz analog,
nur veranlasst hier der t-ähnliche Halbvocal j eine Annäherung d«
folgenden Lautes an die i-Reihe der Vocale. Hieher gehört viellei^
auch das Subst. stjelj Vogelschwanz, welches in der neuen Spradie
stets Neutrum ist; in der alten Sprache findet sich aber nur j(^f
Masc. (ein w-Stamm), vgl. JED und Sveinbjörn Bgilsson, Lexicon
pocticum u. d.w.; wahrscheinlich ist jedoch in diesem Falle dieAni-
logie des gleichbedeutenden vjel mitwirkend gewesen.
Außerdem sind mir drei Fälle bekannt, in welchen der Übergang
ö — e sich nicht nach den angeführten Regeln erklären läßt Die«
sind : Der Eigenname Gvendur aus älterem jetzt wenig gebräuchlichem
Gvöndur — eine Verkürzung des Eigennamens Crudmundur — ferner
stelpa, kleines Mädchen, welches aus staulpa durch die Zwisehenstofe
ZUR NBUISLiNDISCHBN GRAMMATIK. 269
^tölpa entwickelt zu sein scheint*), und endlich tetur (Neutr.), welches
)ft etwa in der Bedeutung ,,armer TeufeP, oder am häufigsten in der
Verb, ^tetrid mitt*^ (deutsch ,,mein Liebchen^), als Diminutiv- oder
Kosewort gebraucht wird; sonst wird das Wort auch sehr häufig im
Plaral in eigentlicher und alter Bedeutung gebraucht, und lautet
iann stets tötrar (Masc); zuweilen — aber selten — wird das Neutrum
uich mit ö {Wtur) ausgesprochen. Es kann wohl kaum ein Zufall sein^
isfl alle diese Wörter, die sich nicht den gegebenen Regeln fügen,
FOD Liebkosenden in zärtlicher Rede gebraucht werden, und dadurch
muß man wohl hier den Übergang erklären.
In der Geschichte der isländischen Sprache gibt es wohl kaum
ein Ereignis, das für die Entwickelung der Sprache verhängnißvoUer
gewesen ist, als die Verrückung der alten Qesetze der Quantität.
Das Gesetz der neuisläudischen Quantität ist von Wimmer (W. §. 6)
im Ganzen richtig festgestellt, und der Verf. hat die Regel Wimmers
aofgenommen (§. 4). Nach diesem Gesetze kann jeder Vocal sowohl
kurz als lang sein, und zwar sind die Vocale vor Doppelconsonanten
und Consonantenverbindungen in der Regel kurz, in andern Fällen
lang. Es gibt demnach sowohl ein ä als ein ä, sowohl ein d als ein ä^
Q. 8. w. Um Mißverständnissen vorzubeugen, hat deshalb Wimmer —
selbst in seiner Grammatik der alten Sprache — es für nöthig ge-
Ulten zu bemerken, daß er die Bezeichnung „lang" im alten Sinne
gebrauche. Der Verf. gebraucht aber in einer neuisländ. Grammatik
iilme Weiteres die Bezeichnungen „lang" und „kurz" von den Vocalen
Sanz in der altherkömmlichen Weise, als ob die Quantität sich nicht
Verändert hätte, ohne sie etwa durch die Zusetzung eines „firtther"
^der „ursprünglich" genauer zu präcisiren. So spricht er auch von
Vocalverkürzung" und „Vocal Verlängerung" ganz im alten Sinne**).
^enbar hat auch hier die jetzige altherkömmliche Orthographie den
^erf. irregeführt, denn die alte Bezeichnung der Länge wird noch in
er Schrift beibehalten, obwohl man damit nicht mehr die Quantität,
Dndern nur die Qualität der Vocale bezeichnet.
^) In der alten Sprache kenne ich nnr zwei Stellen, beide aas der Sturlunga
iga, wo das Wort vorkommt. Vgl. JED nnd Fritzner, „Ordbog over det gamle norske
»rog n. d. W. mtyttaulpa; StnrL 8. ed. by Gndbrand Vigfdsson, Oxford 1878, I, B,
146 '* nnd 282 '*. Gndbr. Vigfi&Bsou schreibt an beiden Stellen Haulpa, welches wohl
ich die Anssprache MÜSlpa wiedergeben könnte. Indessen hat die älteste Handschr.
vr Storl. 8. Heipa, nnd es ist demnach nicht g^anz sicher, welche von den beiden
urmen die Sltere ist.
**) Vgl §. 13, §. 14; §. 16b Anm.; §. 20A, b; §. 2Sd Anm.; §. 81; §. 38b,
106, §. 107, (, 108 n. ■. w.
270 BJÖRN IfAGNUSSON OLSEN
Diese Beispiele , die sich noch beträchtlich vermehren Uuen, |^
genügen, um zu zeigen, wie bedenklich es ist, die jetzige Schrift-
sprache einer neuisländiscben Grammatik zu Grande zu legen.
Die Lautlehre.
Auch in einer anderen Hinsicht hat der Verf. unseren msprtiig-
iichen Plan geändert; er hat eine Lautlehre hinsugeftigt. Ich war mir
selbst bewusst, daß es mir, um eine nur ziemlich yoÜBtändige nei-
isländische Lautlehre zu schreiben, noch an den nOthig^n Vorarbeitai
fehlte, und da ich mich nicht der Aufgabe gewachsen flihlte, wollte
ich dieselbe nicht unternehmen. Der Verf. hat keine solchen Bedenkoi
gehegt; obwohl er bei seiner Ankunft in Island kaum die erstea
Anfangsgründe der isländischen Sprache kannte, hat er nach eiiuM
sechsmonatlichen Aufenthalte auf unserer Insel geglaubt, yon im
Erscheinungen der Sprache genug y^beobachtef zu haben, um eine
vollständige Lautlehre zu verfaßen. Mit zugebundenen Augen hat er
sich an die Aufgabe gemacht, und — fUlt selbstverständlich in dem
Brunnen. Wichtige Gesetze sind in seiner Lautlehre entweder über-
gangen , oder doch — wie schon hervorgehoben — nur beiläufig als
„Aussprache^ erwähnt. Von Neuem bietet sie wenig und von Fehkra
sehr viele. In der Regel hat der Verf. Gislason und Wimmer geraden
abgeschrieben, in vielen Fällen hat er sie aber mißverstanden oder
auch ohne Weiteres die Gesetze der alten Sprache fälschlich aof die
neue übertragen. Die im Vorhergehenden besprochenen Fehler vrf
Ungenauigkeiten gehen sämmtlich die Lautlehre an. Im Folgendes
werde ich die nicht eben erfreuliche Arbeit unternehmen, an dersdbeD
Correctur zu lesen.
Was zunächst den Abschnitt: „Die Buchstaben und ihre Äu-
sprache^ betrifft, so ist er hauptsächlich Wimroer entnommen*). Die
Definition der Aussprache des U und des nn nach Diphthongen oder
nach aecentuirten Vocalen und des r/s-Lautes, wodurch diese Ltnte,
wie ich hoffe, genauer als zuvor bestimmt worden sind, ist von mir
dem Verf mitgetheilt. Sonst bietet der Abschnitt nichts Neues. Da-
gegen finden sich zahlreiche Fehler, von welchen die folgenden die
bedeutendsten sind.
Der Buchstabe r wird nicht „^^, sondern „err^, der Buchstabe t
nicht „es''; sondern ^ess*' genannt. In §. 2. 3 heißt es von den VocileD
i und y, daß sie in der Verbindung „ig"^*) + Vocal" wie „ij y^ lanteo.
*) Man Ygl. W. §. 3 und §. 6—7 mit den §§. 2~ß des GrandriOM.
**) Warum nicht auch y^?
ZUR NEUISLiNDISCHEN GBAHMATIK. 271
^iese Regel ist durchaus falsch. Man spricht zum Beispiel — um ein
9n dem Verf. angeführtes Beispiel zu wählen — nie sviga (Acc, Dat.
ad Gen. Sg. und Acc. und Gen. Plur.), sondern sviga und überall
Qterscheidet man z. B. die Verba siga^ hetzen, und siga, sinken. Das
on dem Verf. angeführte Beispiel tiguU wird jetzt nie in der Bedeu-
mg „Ziegel" gebraucht und das Beispiel hi/giU kommt nie im neu-
iländ. vor. Die Quelle des Verf. ist W. §.5, 1, wo die Regel richtig
rt §. 2y 5 hat der Verf. die „Aussprache" des ö wie au vor ng und
k nicht erwähnt; obgleich er die ganz analoge „Aussprache" des a, e^
y u vor denselben Consonanten erwähnt hat. In §. 3, a ist die Regel
iber die Aussprache der Consonanten k und g „vor e, ei, ey, i, i, y, y, ce^
rerwirrend; statt „palatales k und g und j" sollte es „palatales k und g
plus/' heißen. Auch sind A; und <7 palatal vor^iß und überhaupt vor ;',
was der Verf. übergangen hat Die Quelle des Verf. — W. §. 5, 1 —
iit klar und deutlich, und gibt die Regel ganz richtig und vollständig an.
Die Regel über die Ausstoßung des k in der Aussprache zwischen s
und t ist W. §. 6, 12 entlehnt, ist aber nicht ganz richtig, indem ein
lem 8 vorausgehendes n in einem solchen Falle sehr häufig guttural
ftosgesprochen wird, und gerade in den von dem Verf. angeführten
Beispielen hört man gewöhnlich das gutturale n (in scenskty islenzkt).
Die in §. 3, 6 gegebene Regel über die Ausstoßung des d und t am
Ende einer Silbe vor s ist in Bezug auf das d giltig; dieser Consonant
Sndet sich aber im Inlaut nur nach einem anderen Consonanten, und
& Ausstoßung desselben kann demnach nur zwischen zwei Consonanten
Ktattfinden, wobei bemerkenswerth ist, daß dds gewöhnlich mit ver-
äppeltem d ausgesprochen oder zu 88 assimilirt wird. In Bezug auf
<ltB t beschränkt die Ausstoßung sich dagegen auf die Fälle, wo ein
uiderer Consonant als t dem t vorausgeht, findet aber nach einem
^eeal und bei Verdoppelung des t nicht statt; in diesen Fällen wird
UI8 t oder tt entweder in der Aussprache beibehalten, oder es wird
lern folgenden s assimilirt (ts oder tts wird dann wie ss ausge-
sprochen). So wird /Ijöts in der Regel fljÖ88f zuweilen aber auch ßjotsy
iät8{Qemi. Sg., Masc. und Ntr. von rjettur Adj.^=- altisländ. rettr) sowohl
i^Bi als rjetts ausgesprochen. Die Aussprache ßjös, die der Verf. an-
ihrt, ist beispiellos. — Die Verbindung pt, die der Verf. in §. 3, c
espricht, ist in den meisten Fällen sowohl etymologisch als phonetisch
'ftf und wird auch häufig ft geschrieben, wie z. B. von Jon rorkels-
m überall, wo die Etymologie nicht ein wirkliches pt ergibt; das j>f
t demnach in den meisten Fällen nur graphisch. In dlft {dipt) hört
an häufig ein — gewöhnlich bilabiales — /vor oder nachdem/,
272 BJÖRN MAGNUSSON OLSEN
und die von dem Verf. angeführte Aussprache „dU^ ist demnach nicht
unbedingt richtig. Auch in der Verb, rß hört man häafig ein schwachei
(in der Regel bilabiales) /*). Die Consonantenyerbindungen fnS
und md finden sich nicht im neuisländ. (§. 3, c). Das n in nänd wird
nie wie m ausgesprochen (§. 3 f.). Wie schon bemerkt, ist die in §. 3,g
enthaltene Definition der Laute //, m und nn nach Diphthongen oder
accentuirten Vocalen dem Verf. von mir mitgetheilt worden. Dagegen
hat er selbst die ebenda angeführten Beispiele: |,mt2U* und ^aüHS^
erfunden, denn sie existiren nicht in der Sprache. — Etymolopsch iit
freilich — wie §. 3, i bemerkt wird — das x := ka oder gs, phonetisch
aber nicht ; vor t und 8 wird nämlich g und k — nicht wie g oder k —
sondern ungefähr wie deutsches ch in machte ausgesprochen (oet-
Laut**). In diesen Fällen werden beide Laute — sowohl j^ als fc —
tonlos ausgesprochen. Dagegen ist g sonst nach einem Vocal, wenn
g, Ij d nicht folgt oder das g nicht wegfUlt, tönend. Es wird dem-
nach nicht einmal ,,ungefohr*' wie deutsches ch in machen ausge-
sprochen (§. 3, a).
Daß die Regeln über die Aussprache nicht vollständig sind, kann
bei der ganzen Anlage des Qrundrißes nicht verwundem. Von h ?or
n, l, r^ j und t; bemerkt der Verf., daß es „ausgesprochen wird"
(§. 3, d), von der Beschaffenheit dieser Laute wird femer nicht!
bemerkt, obwohl es für die Qeschichte nicht nur der isländischen,
sondern auch sämmtlicher germanischer Sprachen von der grOOtes
Wichtigkeit sein muß, diese Aussprache, wo sie sich erhalten hat»
genau zu kennen. Bei der Aussprache des hl wird die Zunge in der
gewöhnlichen ^SteIlung gehalten und das h wird nun dadurch hervor
gebracht, daß ein starker Exspirationsstrora an den beiden Seiten-
wänden der Zunge durch den Mund getrieben wird; dann folgt un-
mittelbar das l, welches nach meiner Ansicht tönend ist. In Wirklieh-
keit wird auch dieser Laut von allen Eingeborenen als Doppellaiit
gehört und betrachtet. Ganz entsprechend ist die Aussprache des Im]
die Zunge wird in der n-Stellung gehalten und ein starker Exspiri-
tionshauch durch die Nase getrieben, an welchen sich das tönende •
unmittelbar schließt. Auch in diesem Falle ist der Laut ein wirklicher
♦) Vgl. K. G. §. 114, 2,h.
**) Vgl. Sievers, Grund»(lge der Laatphysiologie , Leipsig 1876, 8, 78. DI«
war auch wahr«cheiDlicli die alte AuBspracho , denn vor # nnd i wenlen k und $ 1»
den alten Ubs, oft verwechselt, welches darauf hindeutet, daß weder da* eine noch
das andere den Laut genau beieichnet habe. Vgl. K. Qfslaaon , Fmmpartar 8. 84
(Ath. 1).
ZUR NEUISLÄNDISCHEN GRAMMATIK. 273
Doppellaut. Beim hr wird die Zunge in der r-Stdilung gehalten und
die Zungenspitze durch eine kräftige Exspiration in eine starke Vibra-
üoo gesetzt; es folgt dann das r^ welches tönend hervorgebracht wird.
Äueh bei der Aussprache des hj ist der Vorgang ganz analog ; zunächst
wild ein starker Hauch durch den Mund getrieben, indem die Zunge
m der j-Stellung bleibt; dann tritt mit dem J der Stimmton ein. In-
dessen wird oft, besonders bei heftigem Sprechen, der Stimmton aus-
gelassen, and man geht dann von dem tonlosen Hauche unmittelbar
wm folgenden Vocal über, ohne das zwischen tretende tönende 2, n^
;i|^j auszusprechen; man könnte dies vielleicht die reducirte Aussprache
jks &2, huj JiTj hj nennen. In Bezug auf hv ist die Aussprache ganz
j^enchieden. Hier ist das h ein gutturaler ,,achLaut^ und wird von
lern folgenden t; durch die an zwei verschiedenen Stellen nach einander
stattfindende Engenbildung deutlich getrennt; in der Regel wird dann
das 17 bilabial ausgesprocheui selten labiodental wie das gewöhnliche v,
snd nähert sich mehr als dieses dem Vocal u. Diese Aussprache herrscht
im ganzen Süden und Osten der Insel, im Nordlande und in deo Vest-
firdir lautet hv dagegen ganz wie kv, die Grenze liegt im Osten un-
gefthr an der Ostgrenze der I'ingeyjarsysla und im Westen in der
Soffifellsnessysla. — Die besondere Aussprache des / vor t ist nicht er-
wähnt, obwohl Wimmer sie bemerkt hat; doch wird das k nicht wie
^ -{• t ausgesprochen, wie es Wimmer angibt, sondern wie das oben
besprochene reducirte JU*). — Auch ist es anstößig, daß der Verl
iidit die gutturale Aussprache des n vor g und k erwähnt hat (W.
§. 4 und §. 5, 11).
Im folgenden Abschnitte behandelt der Verf. die Lautübergänge.
Der §. 7 ist Wimmer (W. §. 9) entlehnt. Die in §. 7, a— c erwähnten
Vorgänge gelten nicht für die neue und nicht einmal ftir die altislän-
discbe Sprache, sondern ftir ein noch älteres Stadium in der Ent-
wickelung der Sprache; dennoch erwähnt der Verf. nicht mit einem
Worte, daß er hier die Grenzen des neuisländischen überschreitet, und
wendet ohne Weiteres Bezeichnungen wie a, t an, die im neuisländi-
schen Alphabete nicht gebräuchlich sind. Auch sind diese Vorgänge
so kurz behandelt, daß man die Meinung des Verfaßers ohne Zuhilfe-
Qabme anderer Schriften nicht verstehen kann. Das Ganze ist dem
Zwecke des Grundrißes fremd und durfte wegbleiben. In den folgen-
den Paragraphen (8 — 11) wird der Umlaut nach W. §§. 10 — 14 be-
lumdelt. Ich vermisse hier eine allgemeine Bemerkung über die größere
^ W. §. 5, 10 Anm. JED unter dem Bochstaben L.
OSBMAmA. Nmie Reih« XT. (XXYU.) Jalug. 18
274 BJÖRN MAGNUSSON OLSEN
Festigkeit des Umlautes in der neuen Sprache*). Von der in §. %t
Anm. 2, gegebenen Regel, daß das eingeschobene u keinen Umlaut be-
wirkt, habe ich schon vermuthete Ausnahmen hervorgehoben« In §. 9, b
bemerkt der Verf.: „Qehört das a nicht der Wurzelsilbe, sondern einer
Flexions- oder Ableitungsendung an, so wird es nicht in ö, sondern
in u verwandelt.^ Diese Regel ist indessen nur auf die Flexion der
Verba zu beschränken, in der Nominalflexion dagegen geht das a in
solchen Fällen sehr häufig nicht in Uj sondern in ö über; dies ist schon
von Eonrad Qislason (K. Q. §. 46) hervorgehoben; so lautet das von
dem Verf. angeführte Beispiel hjernd stets im Plural. N. nnd Acc. IgernS^
Dat. hjerödum^ nicht aber hjei*ud, hjeruitum] auch sagt man stets vM
(bisweilen vescel) im N. Sg. Fem. und N. und Acc. Plur. Neutr., niclit
aber vesuL (Vgl. Grundriß §. 67 A Anm. 2); auf dieses Wort werde
ich später zurückkommen. In §. 9, b Anm. heißt es: „Der u-Umlant
von d zu ö ist jetzt ganz aufgegeben ... dieser alte Umlaut ist
aber bewahrt in nött Nacht, sjdrj See, snjdrj Schnee u. s. w." Eine »eU-
same Logik!
In §. 10 geht der Verf. zum t-Umlaute über; hier fibergeht er
den Umlaut ö — ?/ (neuisländ. {), obgleich seine Quelle (W. §. 12)
denselben erwähnt hat, und er auch für die neue Sprache gilt. Aach
ist der speciell neuisländische Umlaut ö — e, wie schon bemerkt, Qbe^
gangen. Den Umlaut a — ce (altisländ. ce oder cp [e]) hat der Verf.
nicht gekannt; als Beispiele fUhre ich an: Vatnsdasltngar , VU-
dcnlingar etc. aus Vatn8daltvi\ ViäidcUur (altisländ. Vatnsdoelir, VId-
doßlir) gebildet, femer hcefur habilis (altisländ. hafr) und örtefi (alt-
isländ. örcefi, älter ärhopß) , welche mit dem Verbum hafa (vgl. kofr)
verwandt sind.
In den §§. 13 — 14 behandelt der Verf. die „Vocalverlängerang*^
und die „Vocalverkürzung^^ Daß diese Bezeichnungen von dem Qt-
Sichtspunkte der neuen Sprache aus unpassend sind, habe ich bereits
hervorgehoben. Ich kann nicht umhin, zu bedauern, daß der Verf die
Bemerkung Wimmers (W. §. 17) über die speciell neuisländische Vocal-
verkürznng nicht aufgenommen hat. Die hieher gehörigen Fragen sind
von Konrad Qislason in seiner trefflichen Abhandlung: ^Forandringer
af ^quantitet' i oldnordisk-islandsk"^ in den „Aarb. for nord. oldkyndig-
hcd og bist. 1866*^ ausftihrlich behandelt worden. Diese Abhandlung
scheint der Verf. nicht gekannt zu haben. Das Präs. help (G-rundril
§. 13, c) ist altisländisch und kommt in der jetzigen Sprache nieht
mehr vor. Von der größten Unklarheit auf dem Gebiete der islindi-
•) Vgl. K. G. §. 46.
ZUR NEÜI8L1NDISCHEK GRAMMATIK. 2T5
sehen Sprachgesehichte zeugen die Bemerkungen, daß die ^Verlängerung
Ton a, iy Uy y und e nur der jüngsten Sprache angehörig ist^ (§. 13, d),
und daß ^das i der Possessivpronomina viinrij pinn, sinn vor nn und tt
nBNeuisländisohen zu t verkürzt wird^ (§. 14). Die Verlängerung
for ng tritt wenigstens in Bezug auf den Übergang e — ei schon im
14. Jahrhundert hervor*), und die Verkürzung des ( in minriy pinn,
tbm ist bereits altisländisch**). Auch die Form gött findet sich schon
in- der alten Sprache verkürzt***).
In §. 15 behandelt der Verf. die Vocalausstoßung nach W. §. 18.
Die unter a) besprochene Vocalausstoßung ist in der neuen Sprache
weniger umfaßend als in der alten Sprache, namentlich in Bezug auf
die Adjectiva; so werden z. B. die Adj. auf -tigur nicht contrahirt,
md das von dem Verf. angeführte Beispiel audgan^ Acc. Sg. Masc. von
aidugur ist altisländisch statt des neuisländ. atidugan; auch t^^aß und
die meisten Adjectiva auf -ull werden nicht contrahirt Im neuisländ.
hgdm hat nicht eine Ausstoßung eines u nach d stattgefunden, und
es steht nicht für hnjäum, welche Form gar nicht isländisch ist; da-
gegen ist diese Form aus altisländ. kniom, knj&n, knjdtn entwickelt^).
Auch wird das a im Genit. Plur. der Substantiva im Neuisländischen
nie ausgestoßen, außer wenn der Artikel angefügt wird (Grundriß
§• 15^ b). Die in der Anmerkung zu demselben Panagraph gegebene
Hegel ist auch nicht ohne Ausnahme ; man sagt z. B. sehr häufig fdm
statt fdum. Die in dieser Anmerkung ftir altisländisch ausgegebenen
Formen Acc. Sg. Maso. irün (!) und Acc. Sg. Fem. trü (!) sind falsch
^ altisländ. trüatif trua, denn nur das ti, nicht aber das a der Endung
t^ird in diesem Worte nach li weggeworfen (W. §. 81).
In §. 17 behandelt der Verf. verschiedene speciell neuisländische
^ocalveränderungen, und zunächst den Übergang vd — vö — vo. Die
faaptregel : „^ mit vorhergehendem v ist in vö übergegangen, welches
eis Verkürzung des Vocals erleidet und überall als vo erscheint^ ist
1 Allgemeinen richtig. Doch gibt es von derselben verschiedene Aus-
ibmen ; z. B. sagt man in verschiedenen Gegenden vörum, vörudf vorn
alt der von dem Verf. angeführten Formen vorum, vorudy varu, auch
;nfig vö statt vo] dies ist auch von Konrad Gislason ausdrücklich
♦) Vgl. z. B. FlateyjarhSk, Christiania 1860—68, Fortale 8. XXI.
**) Konrad Ofslaaon, Forandringer af ^qoaiititet** in den Aarb. f. nord. Oldk.
66, S. 68 62.
♦•*) Konrad Qfslason, angef. St. S. 67.
+) Vgl. J6n l^orkelsson, Athngasemdir nm fslenzkar miilmyndir, Beykjavfk 1874,
6; W. 8. 38, Anm. 2»
18»
276 BJÖRN MAQNU880N OLSEN
herYorgehoben*). Auch bleibt das a in kvddum, BPdJuw^ welckoB Qiihr
Bon auch erwähnt, und außerdem im Verbum kvd (rgh JED), ul
im dichterischen und alterthümlichen Adjectiv svät; in tMidwtt MX
vddmdl ist das d nur „verkürzt"**). Gegen die n&ehstfolgende Bepl
— „wo t; im Anlaut (und bisweilen im Inlaut) fortgefaUen ist vor ^
wird 6 beibehalten^ — sprechen z. B. 90 aus 9vo, S9Ö, 9v£, kowmm wu
hämum^ kcömvmy ibodmum, und kotra aus altisllnd. kmiin enMaacka.
Die von dem Verf. ftir ursprünglich ausgegebenen Formen ^jmr^
svorum^ haben nie in der Sprache existirt ; auch vogmm ist fklaeh statt
vögum. Nach §. 17, 2 soll man jetzt überall eimkipia aagen, die go-
wohnliche Form ist aber einskepta. Nach §. 17, 3, « ist gamaä Um
alleinige Ausnahme von der Regel, daß a in den alten Ad^eetiven
-all in u übergeht; eine zweite Ausnahme bildet indessen «ssofli
es nicht — durch eine falsche volksthümliche Ableitnng — in
übergeht; die Form vesaü scheint der Verf. nicht gekannt sn
(Vgl. Qrundr. §. 67, A, Anm. 2). In §. 17, 3, a vermisse ich anch di»
Erwähnung des Überganges a — u in den femininen Verbalsnbstsntitw
auf (altisländ.) -ati, die von den Verben der vierten CSasse (W. $. Itt^
gebildet sind. Von den in §. 17, 3, b angefthrten Beispielen ist Jber-
ugur nicht gebräuchlich, sondern nur das aus kvdrigr entstandene Amt
ugur (hvontfntr), und wird ausschließlich in der Bedeutung ibemr m
beiden gebraucht***). In §. 17, 6, a wird der Obergang a •*- t is
Indicat. Präterit. 1. Pers. Sg. der schwachen Verbs nicht erwfihn^ aB>
neuisländ. dcemd*\ taldi, vakti, kalladi für altisländ. diBrnda^ iaUOf ssbi^
kallada] übrigens hört man auch bisweilen in einigen Gegenden £e
alten Formen, namentlich im Präteritum des Verbum segjOf wean dsi
Pron. der 1. Person nachgesetzt wird {sagda jeg). Auch ist es nick
ganz genau, wenn es §• 17, 6, c heißt: |,Der Flur. Conj. wird iiaek
dem Plur. Prät. gebildet mit Übergang des t der Endung zn n*, deos
nicht nur der Plural, sondern auch der Sing. Conj. Prlt wird den
Plur. Ind. Prät. nachgebildet; es genügte |zu sagen: ,im Plur. Coq.
Prät. geht das i der Endung in u über^. Hier sollte der Ver£ saek
die besondere Stellung der starken Verba, deren Wurzel auf k oder f
kv oder gv ausgeht, erwähnt haben; diese Verba schieben im Flor.
Prät. Conj. ein j vor der Endung ein, mit anderen Worten: das k oderj
*) K. Q. §. 118. 13, Hier ist die Regel ganx richtig imd genas.
**) Konrad Gislason, Forandringer af „qyantitet** ; in den Asrb. f. nord. oUk
1866, S. .31.
♦*♦) hvdrigr hat nie — wie der Verf. es angibt — „wer anch imoMr Toa ba-
den**, ?werigr nie «wer anch immer** bedeotet; dies bedesten di«se Wörter aar ii
Verbindung mit dem Pron. relat.; allein ftlr sich bedenten sie aber
ZUR NEUIBLlNDISGHEN GRAMMATIK. 277
t die Palatale Aussprache, auch nachdem das folgende i nach
G^esetzen der neuen Sprache in u übergegangen ist Dies scheint
der Verf. nicht „beobachtet^ zu haben, denn §. 94 f. wird die
lie Form t€ßkum statt tcßh/vm aufgeführt, und die Einschiebung
' soll nur denjenigen Verben gelten, deren Stamm auf k oder g
ikt und die zugleich ein v nach k oder g im Infinitiv haben,
rtSkkoa^). Auch durfte der Verf. die Thatsache nicht übergehen,
die 3. Person Plur. Prät. Conj. nicht ganz das alte i eingebüßt hat,
n man hier zuweilen die alten Formen (byndi, vceri, fteri etc.) in
VTolkssprache hört.
Die Regel von dem eingeschobenen u (§. 18) ist nicht vollständig,
ein verdoppeltes r wird entweder vereinfacht (vgl. Grundr. §. 22, C)
es wird in ^nigen F&llen, wo beide r zum Stanmie gehören, ohne
ihiebung eines u beibehalten; in einigen Fällen gelten ganz ver-
dene Regeln, wie z. B. bezüglich der meisten Femininstämme auf
reiche das altisländ. r im Nom. durch t ersetzt haben, z. B. neu-
i. heiäi (altisländ. hmäfr). Hier sind offenbar die Formen des Acc.
Dat. Sg. in den Nominativ eingedrungen. Auch umfaßt die Regel
die Fälle, wo das eingeschobene u sich vor einem r im Inlaut
;, wie z, B. die Substantiva fegwrd^ megtirdy Genitive wie tüdurSj
(altisländ. fegrdf megrä^ cddrSf ahrs) u. s. w. In der Anm. 1 zu
finden sich Fehler, die von einer ganz unglaublichen Unwißen-
leugen; fagur soll sein u „durch die ganze Flexion" behalten (!),
daß dies nicht etwa ein zufälliger, aus augenblieklicher Unachi-
ßit entsproßener Fehler ist, ersieht man aus §. 65, wo eine un-
te Declination des bezüglichen Adjectivs aufgestellt wird. Das
wird ganz regelmäßig wie gamaÜ vor den vocalisch anlautenden
Dgen contrahirt; um der größeren Klarheit willen filhre ich hier
iohtige DecHnation auf:
Masc.
Fem.
Neatr.
Sing.
Nom.
fagm
fögur
fagurt
Gen.
fagma
fagurrar
fagurs
Dat.
fögnm
fagurri
fögru
Aoc.
fagran
fagra
fagurt
Plur.
Nom.
Gen.
fagrir
fagrar
fögur.
fagurra
Dat.
fögrum
Acc.
fagra
fagrar
fögur.
*) Der Verf. scheint das v im Infin. dieser Yerba als eiQgesiüiioben tmd nicht
unel s(igeh()rig m betrachten. Dagegen vgL W. §• 109, a.
278 BJÖRN MAGMU8SON OLSEN
In derselben Anmerkung heißt es femer: ,,80ii8t (das isi| wena
man von fagur und dem Subst. fegurd absieht) kommt es (du ein-
gescbobene u) in der Flexion nicht vor, außer in den HeubilduDgen
fingursy fodursy brödurs*"*). Was meint der Verf. mit „Flexion?* Er
kann doch wohl nicht z. B. den Nominativ Sg. der starken Mascolin-
stämmc oder die 2. und 3. Pers. Sing^ Präs. Ind. der starken Vefhi»
welche Formen er selbst um einige Zeilen früher als Beispiele des
eingeschobenen u angeführt hatte, außerhalb der Flexion stellen; er
brauchte nur an diese Beispiele sich zu erinnern , um sich davon n
überzeugen, daß das eingeschobene u in der Flexion besonden hiafig
vorkommt. Aber nicht nur im Nominativ, sondern auch sonst überall
vor consonantisch anlautenden Flexions- imd Äbleitungsendungen wird
das eingeschobene u beibehalten, z. B. die Genitive galdurs (altislini
galdrs), akurs (altisländ. cJcrs) etc.; Genit. Sg. Masc. und Neutr. tsibm
(altisländ. vitrs). Gen. Sg. Femin. vUuirar (altisländ. vürar aus vär-rar),
Dat. Sg. Femin. viturri (altisländ. vitri aus vitr-ri)^ Genit. Flur, v^mtü
(altisländ. mtra aus vitrra)'^ die früher angefbhrten Subistantiva ^^igp^i
megurd. Die Regel von dem eingeschobenen u im Neuisländ. muß ako
etwa in folgender Weise ausgedrückt werden: Vor jedem aoslautendenr,
dem ein anderer Consonant als r vorausgeht^ wird ein u eingesckobea
Dieses u wird vor consonantisch anlautenden Flexions- und Ableitiugi-
endungen beibehalten, und bewirkt in der Regel keinen Umlaut Wo
ein Vocal dem r vorausgeht, kann kein u eingeschoben werden. Ein
auslautendes rr wird in der Regel vereinfacht, bleibt indessen in einiges
Fällen, wo auch das letztere r zum Stamme gehört Besondere Aia-
nahmen, wie heidi^ sind in dieser Regel nicht berücksichtigt.
Die Consonantenübergänge werden in §§. 19 — 24 behandeil
Die Regeln über die Veränderungen des d (§. 19, a) sind fast wörtlich
aus der Flexionslehre (Grundr. §. 105) übertragen, und ich habe ne
dem Verf mitgetheilt. Indessen sind in diesen Paragraphen folgende
Fehler eingedrungen: In §. 19, 3 (S. 15*^) muß man statt rd : r lesen.
In §. 105 hätte ich lieber die Fälle, wo nur -i im Prät. angefügt wird
und das d also wegfällt, ausgesondert (vgl. W. §. 134, e). Unrichtig ist
es aber, wenn der Verf. nach nd die Endung -di folgen läßt (§. 105, b):
hier folgt nur -i (vgl. W. §. 24, B; Grundr. §. 22, B) oder auch -H
mit Ausstoßung des d des Stammes. Auch ist es ganz absurd, wenn
es heißt, daß das „^, J, t des Stammes^^ nach t mit vorhergehendem
Consonanten wegfällt (§. 105, c). Wie kann das (f, d des Stamme!
*) Übrigens ist das u in f64ur»^ brö^ur« nicht eingeschoben.
ZUB N£UISLÄNDISCH£N GRAMMATIK. 279
reg&llen, wenn der Stamm kein dy d enthält? Der Verf. hat wohl das
d der Endung" gemeint. — In Bezug auf die Conjunction hvat^ki
hvurki) ist zu bemerken, daß sie nicht aus hvärgi (Qrundr. §. 19, b),
ondern aus hvdrtki entstanden ist; hvdrgi hat überhaupt als Con-
imction nie in der Sprache existirt. Die Regel in §. 19, c über den
Jbergang nnr — dr ist — wie sie da steht — nur für die alte Sprache
pltig; will man sie aber der neuen Sprache anpassen, muß sie lauten:
Jrsprüngliches nnr wird bisweilen zu dr oder — wenn ein Vocal nicht
blgt und im Auslaute — zu dur. In §. 20 behandelt der Verf. nach
W. §. 22 die Consonanten-Assimilation. Hier habe ich folgende Fehler
gefunden. Die Form *dragtur (§. 20, A, b) hat wohl nie in der Sprache
eiistirt. Die Formen *minty *pinty *8int (§. 20, A, c) sind unmöglich.
Der Übergang rs — m tritt nicht nur „in vereinzelten Fällen", sondern
überall ein, wo das e nicht zu einer Flexionsendung gehört. Beispiele
sind: neuisländ. veaa (altisländ. vers), pvssi aus altisländ. jiwrs durch
Erweiterung des Stammes gebildet, Bessi (altisländ. Bersi). Die in
§. 20, B, b, 1 besprochene Vereinfachung des aus nr entstandenen nn
ist keine progressive Assimilation, sondern eine Consonantenausstoßung,
gehört also nicht zum §« 20, B, sondern zu §.22; eine Ausnahme von
der ebenda (unter 2) gegebenen Regel bildet z. B. Audunn, das jetzt
immer nicht nur im Nominativ, sondern auch im ganzen Singular mit
▼erdoppeltem n ausgesprochen wird; das von dem Verf. erwählte Bei-
spiel afian ist der Volkssprache nur im Compositum midaftan ge-
läufig. Auch ist die Anmerkung 2 zu demselben Paragraph nicht klar;
^ sollte heißen: Adjectivstämme auf -la und -na assimiliren das an-
Iftotende r der Endung im Dat. und Genit. Sg. Femin. und Gen. Plur.,
^d schieben außerdem häufig nach der so entstandenen Consonanten-
▼erbindung {II oder nn) noch ein r ein; dasselbe geschieht auch zu-
teilen im Comparativ derselben Adjectiva, wo -ri (nicht -ari) ange-
Aigt wird. Nach dem Wortlaute des §. 20, B, 2 sollte man glauben,
daß das auslautende sa im Neuisländischen stets vereinfacht werde;
dies ist aber nur der Fall mit dem aus ar entstandenen ss. Die von
dem Verf. in den Berichtigungen (S. XVI) nachgetragene Ausnahme
^^o$$ gehört nicht hieher, denn in diesem Worte sind beide s thema-
isch, und das r muß (nach Grundr. §. 22, C, a) wegfallen. In §. 21
lat der Verf. mehrere der wichtigsten neuisländischen Consonanten-
^erdoppelungen nicht erwähnt, z. B. die von Konr. Gislason (K. G.
(. 92, 2) besprochene Verdoppelung des n, ferner die des auslautenden m
%. Q. §. 94).
Die Consonantenausstoßung wird in §. 22 nach W. §. 24 behandelt.
280 BJÖRN MAONUSSON 0L8EN
Von der in §. 22, C, a, 3 gegebenen Regel bildet wenigstens die Fonn
neglur oder nöglu/r (Nom. Plur. von n'ögl^ Femin. •=: altisländ. na^ Hssc)
eine Ausnahme, die durch Analogie leicht zu erklftren ist. Die Anm. 1
zu §. 22, C, a ist geradezu absurd, denn das r in aarmar gehOrt be-
kanntlich dem Stamme zu, und durfte nach den Gesetzen der Sprache
nicht ausgestoßen werden. Auch ist die häufig stattfindende! Aosstofiang
desselben Consonanten in tnn und namentlich in 0<m*) nicht besprochen,
obgleich Wimmer sie erwähnt hat (W. §. 24, C, a, Anm.). IMe in
§. 22, C, 0, 2 besprochene Ausstoßung des v im Anlaot vor o, tf, u, y
ist in der Volkssprache keineswegs durchgehend, man hört z. B. nicht
selten vöd statt 6& (Prät. Ind. von tnida) und im Prät Conj. ist «cntt
die allgemeine Form (altisländ. €ßda). Auch nach h wird das v vor «, o
ausgestoßen, z. B. hurfum (neben hvurßifn)^ Prät Ind. 1. Fers. Flor,
von hverfüj horfinn (neben hvorfinn)^ Prät. Partie. Die Form kvoium^\
die §. 98 wieder vorkommt, ist falsch ; — man sagt, wie schon bemerit,
stets kvddum (vgl. oben die Bemerkung zu §. 17, 1). Die Regd: »bd
den Verben fällt v vor den oben genannten Vocalen fort, wenn die-
selben die Flexion beginnen (!)^ ist mir unbegreiflich; aach sehe
ich nicht, in welcher Weise ein Beispiel wie Hyldd ftlr altisländ. 9tykkoa
die Regel über die Ausstoßung des v vor Oy 6j u, ff angehen kum.
Für die Verba gilt ganz einfach die Regel: „das v wird im gaikien
Präteritum ausgestoßen , im Präsens aber — außer in den jetzt oder
in der alten Sprache einsilbigen Formen — überall (auch vor «) bei-
behalten^. Die Adjectivstäknme auf -va werfen nicht durchgän^ das e
fort, wie ebenda bemerkt wird. Man sagt z. B. sehr häufig rdiJbi>,
röskvar^ röskva etc., pröngvir, pröngvar^ pröngva etc. und das v wird
häufig selbst vor u beibehalten (röshmnij pröngwiMf rdskvu, /H-dnjrwi)***).
In einer Anmerkung zu §. 22, die ich schon theilweise besprochen
habe, bemerkt der Verf., daß das y in gjöra „nur graphisch** sei; ^
ist aber falsch ; das j ist hier wegen der palatalen Aussprache des g
nothwendig.
In §. 23 behandelt der Verf. zunächst die Erweichung des aas-
lautenden k und ^ zu ^ und d nach K. G. §. 118, 1 und 5. In Bezug
auf die Präposition altisländ. o^, neuisländ. ad hat Eonr. GKslason be-
merkt, daß sie in einigen Composita sich unverändert erhalten hat;
dies hat aber der Verf. übergangen. Wenn es hier (§. 22, a, 2) heißt:
*) Z. B. stets, wenn dieses Subst dem Eigennamen des Vaters (im Geait)
angehängt wird.
**) Der Verf. schreibt „kvodum'*\ hier ist das d wohl nur ein Dmekfehler.
*♦*) Vgl. W. §. 82.
ZUR ]!rätUI8t4lkbl8CH£N GRABIMATIK. ^1
wird KU * .... in der 2. Pera. Hur. -itf, -ud bei Verben**, und die
nlen öindttj butidtU*) seien älter als bindid^ lunduä, so ist dies nur
itiv richtig, denn in der That sind bindid^ bündig älter als die
'men mit -t; das Neuisländische hat sich in diesem Falle an den
Ten Sprachgebrauch angeschloßen. Die in§. 23, b Anm. aufgestellten
men hnidroy hnidrun**) sind nur in wenigen Gegenden gebräuchlich;
ra^ ntcErtm sind die gewöhnlichen Formen.
In §. 24 wird die Zusammenziehung erörtert; hier ist zu bemerken,
i die Wörter pannig^ ehmig, hvemig nie panninn^ einninn,, hveminn
gesprochen werden; diese Formen sind vielmehr als selbständige
>enformen zu betrachten. In der Volkssprache kommt pdtt jetzt nur
en vor; man dagt am häufigsten pö auch in der Bedeutung quam-
(171.
Die UnVollständigkeit der Carpenter'schen Lautlehre im Ganzen
r und deutlich au den Tag zu legen ist nur dadurch möglich, daß
a ihr eine vollständige gegenüberstellt; dazu fehlen mir aber noch
nöthigen Vorarbeiten; um dieses Ziel zu erreichen, muß ganz
md durchreist und durchforscht werden, wozu ich weder Zeit noch
legenheit gehabt habe; auch liegt dies ganz außerhalb der Ghrenzen
ser Abhandlung. Indessen habe ich doch im Vorhergehenden mit
vielen Beispielen die ünvollständigkeit der Lautlehre nachgewiesen
1 auch so viele und grobe Fehler und Verstöße beinahe in jeder
le notirt, daß man das harte ürtheil gerechtfertigt finden wird,
S der Versuch des Verf. gänzlich verfehlt und seine Lautlehre ganz
»rauchbar ist. Ich gehe nun zum zweiten Hauptabschnitte des
andrißes, der Flexionslehre über.
Die Flexionslehre.
Da die Grundzflge der ganzen Flexionslehre — wie schon bo-
rkt — von mir herrfthren, und ich folglieh mit der ganzen Anlage
selben einverstanden bin, kann ich mich darauf beschränken, die
zelnen Fehler und Verstösse, die der Verf. begangen, an jeder
lle zu notiren.
a) Die Substantiva.
Die Regel in §. 35 über die Stämme auf -va muß etwa in folgen-
* Weise ausgedrückt werden: Die Masoulina und Feminina, deren
jnm auf -va ausgeht, werfen das v des Stammes stets im Auslaut
•) Der Verf. schreibt irrthamlich hindudy bMut statt hundud, bundui.
♦*) Der Verf. schreibt y^kniärtm''.
282 BJÖRN MAGNUS80N OLSEN
des Worten und sonst vor den in der alten Sprache coiiBOiuuiitisch in-
lautenden Endungen y zuweilen auch vor u fort. Das Paradigma der
neutralen -t;a-Stämmc war überflüssig, denn sie werden jetst immer
wie ord flectirt (Grundr. §. 26).
In §. 37 findet sich ein Fehler, der von der größten Unklarheit
auf dem Gebiete isländischer Flexion zeugt: |,Nomina ageatis'', sagt
der Verf. y ^haben die Neigung, im Pluralis auch schwach sa gehen;
so findet sich von Iceknir im Flur, neben den regelmäßigen Formen
auch Nom. Plur. keknirar, G^n. keknira, Dat. Iceknirum, Aca kebum^.
Aber die von dem Verf. angeführten Formen sind eben gerade die
regelmäßigen und starken. Die Wahrheit ist, daß die Nomina ageatii
auf 'ir sehr häufig ihren Pluralis auf -arar bilden, als ob der Stamm
nicht ein starker auf -ja, sondern ein schwacher auf -arcm wäre; die
unregelmäßigen Formen sind demnach: Plar. Nom. IcehuMrar^ Genit
Iceknara, Dat. Ur.knurum, Acc. Iceknara (vgl. Grundr. §• 55. W. §. 63).
Der Pluralis des Wortes ceäur ist nie asdvr (Grundr. §• 38a),
sondern cedur und flectirt wie tungury außer im Genit, der csSa heift
(Grundr. §. 55) ; sonst kommt der Plur. dieses Wortes nur selten vor.
Im Sing, ist das Wort stets indeclinabile, außer im Genitiv, der eoki-
weder cedur oder auch ~ besonders in Zusammensetaungen — cdtar
heißt. Der Genit. des Wortes önd ist nie öndar (§. 40), sondern stets
andar. Der Dat. von söl mit suflSgirtem Artikel ist sowohl 9Ölinm als
sölunni (§. 44). Der Genitiv von fötur ist sowohl fdtar als — weniger
häufig — föts. alin hat im Gen. Plur. nicht alnoj sondern aJbka (§. 44
Anm.). Der Gen. von mörk ist häufiger merkur als markar, 9gr kommt
in der jetzigen Volkssprache nicht vor. Der Gen. Plur. von <8r ist nieu,
sondern da. fjandi bedeutet in der Volkssprache nicht „Feind" über
haupt (Grundr. §. 53), sondern „Teufel**, und wird gewöhnlich schwach
flectirt (wie hogi, Grundr. §. 55). Genit. und Dat. Plur. von honidi ist
nie bönda, böndum (§. 53), sondern bcendoy bcendum.
b) Die Adjectiva.
Der Nom. Plur. Fem. von spakur ist nicht spakrar^ sondern fpakor
(Grundr. §. 63). Doppelconsonanten vor -t im Neutrum der Adjectivi
werden ebenso häufig zweifach als einfach (Grundr. §. 64, 4) ge-
schrieben. Wörter auf s bekommen ein neues s im Gen. Sg., wenn
kein anderer Consonant dem s vorausgeht (z. B. Ijoss, hdss Q^nit von
Jqös^ hds] gehen sie aber auf 8 mit vorhergehendem Consonanten ans,
kann kein neues 8 im Genit. zugefUgt werden (§. 65). Wie gamaU so
haben auch pSmmtliohe zweisilbige Adjectiva auf -H die unter gaimall
ZUH NBU18LÄNDI8CHEN GRAMMATIK. 283
QU Oen. und Dat Sg. Fem. und im Gen. Flur, angeführten Doppel-
^rmen (z. B. litiUar und lüiUraVy lüiUi und lüiUri u. s. w.); gamaU
ildet folglich keine Ausnahme (§. 67, A, Anm. 1). Die Formen ymsir,
msar^ yms, ymsrüf ymsay ymsum (§. 67, B^ vgl. §. 86^ d^ 2, Anm. 2)
rerden gewöhnlich mit y geschrieben und ausgesprochen. Ich kenne
ein einziges Beispiel der Regel; daß Adjectiva auf -igr in -egr über-
egangen sind (Grundr« §• 67, B, Anm.); dagegen ist i in den Adj.
uf -Zijfr in 6 übergegangen; diese darf man aber nicht mit denjenigen
uf 'igr vermischen. Die Formen hrd und ha im Nom. Sg. Fem. und
feutr. in der bestimmten Form von hrdr, hdr sind falsch statt hrda^
da (Grundr. §. 71). In §. 72 sind die Beispiele ümdli^ üviH altisländisch.
wginn und borgnari (§. 76, b Anm.) kommen nur im Neutrum borgid
nd borgnara vor. Neben den Formen glöggvari^ glögvoatutj örvari\
rvastitr sind auch Formen mit weggeworfenem t; gebräuchlich, ja die
^ormen ört^art, örvastur sind kaum neuisländisch. Zu §. 76| d ist ferner
u bemerken ; daß sämmtliche Adjectiva , deren Stamm in der alten
Sprache auf -kja, -gja ausginge das j in der neuen Sprache eingebüßt
aben; auch ist nyjanrri falsch für nyjari. Neben dem Superlativ sid-
atwt (spätest) ist auch aiziur in der Bedeutung y^schlechtest^ gebräuch-
ch, und neben synngtuTj welches jetzt nur seUen oder gar nicht vor-
:ommt (das gewöhnliche) sydstur (§. 78).
c) Die Pronomina.
In §. 82 rechnet der Verf. die Formen okkar^ ykk(n\ ydar zu den
Vonomina possessiva, und bemerkt, daß „sie (die Pronom. possess.)
rie die unbestimmte Form der Adjectiva flectiren^ ; dies ist aber nicht
rahr; die Formen okkar, ykkar, ydar sind eigentlich Genitive der ent-
prechenden Pronomina personalia {okkar^ ykkar Dualis von jeg, püy
dar Plur. von pü) und sind folglich Indeclinabilia*). Das Neutrum
es Pron. demonstrat. hinn ist stets hittj nie aber hid (Grundr. §. 83, b),
reiche Form nur für den bestimmten Artikel statthaft ist. Übrigens
'ird hinn als bestimmter Artikel vor Adjectiven in der Volkssprache
icht gebraucht; der neuisländische bestimmte Artikel ist in diesem
*alle das Pron. demonstr. sd. In Bezug auf den suffigirten Artikel ist
u bemerken, daß das auslautende n im Nom. Sg. Fem. und Nom. und
lcc. Plur. Neutr. stets verdoppelt ausgesprochen wird; auch sagt man
n Dativ Plur. in der Volkssprache am häufigsten -omum statt -unum
E. B. laugonurrij ordonum u. s. w.). §. 83, b, Anm. 1 ist W. § 96, b,
*) Der Verf. sagt selbst etwas unklar: f,okkar, ykkary ydar werden nur als Per-
»nalia yerwendet**.
284 BJÖRN MAeNUSeON OLSEN
Anm. 1 endehnty ist aber nur zom Theil auf dai Neuklftudiaehe an-
wendbar. Man sagt z. B. jetzt am häufigsten trje^ (Nom. uad Acc 8g.)
und trje-n, auch stets knj&-d (das Knie), hnj&-n^ fj^^ nicht iJrar h^
iä, hnje-in, fjerü. Das Beispiel &rttn-tfi, Plur. hryr^nar ist kaum Ter-
stftndlich, denn der Verf. hat nicht bemerkt^ daß hr4n jetzt im Phir.
hr^' hat (altisländ. bffnn statt *br^r). Die Form brj^ ist wahrseiieinliek
eben durch eine verkehrte 2ierlegung der alten Form brfmiar, Mom.
und Acc. Plur. mit sufGgirtem Artikel, zu erklftren^ nachdem die An-
sprache des nn nach (ursprünglich) langen Vooalen mit der dps n
identisch geworden war, hat man wohl die alte Form (brjfmmur) ab
bryrnar aufgefasst und geschrieben, diese aber irrthtimlieh in brjfr-mt
zerlegt, nnd daraus ist dann der Flur, br^ entstanden, wobei sach
eine Vermischung mit dem gleichfalls femin. Subst. bni, deasen Pluralii
jetzt stets br^ lautet (altisländ. brüar) diätig gewesen sein mag. b
§. 85 unterscheidet der Verf. hvar und hver; die Volkssprache keiut
in den meisten Gegenden diesen Unterschied nicht; nur in derAnet-
sysla und vielleicht auch in der Rangirvallasysla (Bilden) soll man
diese Pronomina noch sondern; sonst sagt man jetzt immer hmr, so-
wohl in der Bedeutung uter als in der Bedeutung quü* Da der Verf.
aber hver und kwn* sondert, so mußte er consequent kwfrugmr und
hwrtveggja schreiben. Übrigens ist die volksthttmliche DeoiinaüoB dei
Pron. hvortveggja {hvurtveggja) zweifelhaft, denn das Wort ist außer
im Neutrum wenig gebräuchlich. Das Neutrum Plur. bcedi von hddir
ist ebenso häufig als die übrigen Formen dieses Wortes, welches der
Volkssprache sehr geläufig ist (§. 86, c, 4, Anm.). Im Gen. Sg. Fem.
hat einginn aungravy nicht aber anngvar (§. 86, d, 1).
d) Die Zahlwörter.
EUer ist Folgendes zu beachten: Statt jJjordSf^ soll es jjMXj statt
jjjdrutiu^ — das dreimal vorkommt — Jjorutbif statt ItundraäagH og
tvttugasti: hundradogtuttugasti heißen. Auch sind die dialektiscben
Formen fjeritiu und fjegur (vgl. oben) nicht erwähnt Neben dem
Dat. iveimuT (§• 88) war auch die Form tveim zu erwähnen. Die Be-
zeichnung stört hundrad für 120 (§. 89) ist neuisländisch; die alt-
isländ, Bezeichnung ist hundrad tölfroett oder nur hundrad. pütuniti»
neutrales Substantiv wird nicht nur in Verbindung mit dem GeniL,
sondern auch in anderen Verbindungen gebraucht (§. 89). Das A^ectiv
eUefurcedur ist mir weder aus der Schrift noch aus der Volksspradie
bekannt, ist aber richtig gebildet (§• 91, a, 1). Statt tvifaUwr nnd
prifaldur (§. 91, a, 2) spricht und schreibt man tvö/aUur, prrfMtr-
SUR NSUISIJLNDISGHRN QRikMMATIK. 286
Das SubBt fimt (§. 91, b) iat in der jeUugen Sprache verBchoUen.
Von den Zahlsubstantiven auf -ing (ebenda) sind nur eining und premung^
von den auf "üngur neben den von dem Verf. angeführten nur tölfi-
ungur gebräuchlich.
e) Die Verba.
In diesem Abschnitte hat der Verf. unsere ursprüngliche Arbeit
vielleicht am wenigsten entstellt. Poch sind verschiedene Fehler ein-
gedrunget^y von denen ich einige schon besprochen habq. Außerdem
finde ich aber Folgendes zu berichtigen : In §« 94, b bemerkt der Verf.
von der Endung -um im Präs. Conj. 1. Pers. Plur., daß sie „umlautfkhig ist**
st|itt „Umlaut bewirkt^. §« 97, A, 1 ist hrind im Präs. Indi des Verbum
hrinda eine altisländ. Form; jetzt wird stets die schwache Form hrindi
gebraucht; im Prät. hat dasselbe Verbum neben den von dem Verf. an-
geführten starken Formen auch die schwachen hrinti, hrint. In §. 97, A, 2
waren die volksthümlichen Formen hvurfum (Prät. Ind. Plur.) und
hvorfinn (Part. Prät) neben hurßim, Tiorfinn zu erwähnen; ferner be-
deutet das starke Verbum sleppa nicht „gleiten lassen'' (transitiv),
sondern: entschlüpfen, entrinnen; das transitive Verbum wird schwach
flectirt; auch bedeutet verpa in der Volkssprache nicht „werfen^ son-
dern (Eier) legen. In §. 98, 3 ist die Form ,^oßim als Prät. Ind. Plurl
von 8ofa falsch fllr sodfum. Der Conj. Prät. von vaxa ist nicht yxa
(§. 99, 1), sondern yxi. Zu §. 100 kann noch das Verbum difa gefügt
werden ; in der alten Sprache ist es stets schwach (dyfay dyfdd) ; jetzt
sind aber neben den schwachen Formen (namentlich im Präteritum)
auch die stark^o^ (^Z? dißnn) gebräuchlich; das Verbum ist also in
derselben Bewegung begriffen, die altisländ. klgpa vollendet hat In
§. 102, Ay 1 ist falinn in faUinn zu ändern. Auch waren hier (§• 102,6,2)
die volksthümlicheoQ Formen apü, apAa neben sp^ im Infinit, zu erwähnen.
In den Paradigmata der starken Verba (§. 103) ist stekktu falsch für
9tökktu (Imperat. von stökkva). Auch ist der Imperat. von falla nie
falliUf sondern ^— wenn dieser übrigens seltene Imperativ vorkommt —
Btet9 getrennt fidl pd. Das Part. Prät. von hlyija (§. 107, D) ist nicht
UMm, sondern hlüdy nur im Neutrum gebräuchlich, luma (§. 108)
bedeutet in der jetzigen Sprache nie „loslassen^; anch ist das Part.
EVftt skoftaä (§. 108) als nicht gebräuchlich zu streichen. Sehr häufig
ist der Imperat pegi in Verbindung mit dem Pron. der 2. Pers. pü,
\^ pü oder geschwächt pegidu (§. 108, S. 82, n. 1).
In der allgemeinen E^leitnng zu den Verba präterito-präsentia
[§. 113) bemerkt der Verf. ganz einfach, daß diese Verba „ihr Präsens
286 BJÖRN MAQNITSSOK Of^BN, ZUR MEUIdLXNDlSCHEN ORAMICATIK.
wie das Präteritara der starken Verba bilden"; hier sind aber die fol-
genden Eigenthttmlichkeiten su beachten:
Die 2. Pers. Sing, des Präs. Indic. wird nicht darch die An-
fügung eines -st (Qrundr. §. 94, d), sondern, wie in der alten Sprache,
durch die Anfügung eines -t gebildet; von dieser Regel gibt es eigentlich
nur eine Ausnahme: maust von mima^ sich erinnern (der Verf. hit
irrthümlich mant)^ denn veizt (von väa) ist aach nach den Gesetzen
der alten Sprache regelrecht gebildet.
2. Im Pluralis dieser Verba werden jetzt die gewöhnlichen prl-
sentischen Endungen: -ti/n^ -id^ -a statt -um, -ui^ -« angefügt, in mKini,
werden, und skulu sind jedoch die alten Endungen erhalten*). Das
Prät. Indic. von unna, welches in der Volkssprache nur selten in der
Bedeutung „lieben^ vorkommt, ist sowohl iinnt als unnti^ nnd das
Prät. Conj. folglich sowohl ynni als ynnti'j bei dem Verf. erscheint die
Form anni S. 86^^ als die normale, im Paradigma ist aber nur vnnH
angeführt. Im Partie. Prät. kommt auch unnad neben untU vor. Der
Imperat. kunndu hat nie existirt; man sagt stets getrennt kunn pü.
Das Part. Präs. skulandi von shdu kommt jetzt nicht vor. In §. 114, b
sind die Formen „oü^ und „yll^ (!) falsch statt oUij ylli. In §. 115
möchte ich bei der Besprechung des Medium (Reflexivum) hervor-
heben, daß keine Reflexivform in der neuen Sprache für das Part.
Präs. vorhanden ist.
/) Die Adverbia.
saldnar (§. 118) ist wohl nur ein Druckfehler statt sjatdnar;
dagegen ist die falsche Form sjaldar etwas viel Schlimmeres als ein
Druckfehler. Außerdem ist die Form litt altisländisch und sid, sidla
der Volkssprache nicht geläufig. Statt tiU sagt man jetzt lüidf und
statt sidy sidla wird gewöhnlich das gleichbedeutende seifd gebraucht.
Statt des seltenen fjarri sagt man gewöhnlich fjcsfri.
Die dem Buche beigefügten Lesestücke sollen nach dem Vor
Worte (S. XIV) für ^Beispiele der besten Sprache und Orthographie
der Jetztzeit^ gelten. Dies sind sie aber keineswegs. Die Orthographie
an und für sich ist ganz und gar nicht consequent, und steht in sehr
vielen Fällen mit den im Grundriß gegebenen Kegeln im eutschiedeDstea
Widerspruche. Es wäre leicht, dies im Einzelnen nachaaweiseni idi
halte es aber nicht für nothwendig, da diese Fehler iUr die WißenscbAft
kaum verhängnißvoll sein können. Das überaus schlechte Qloatar iQ
•
*) Auch das Verbnm vera flectirt im Präs. er wie ein Präteritum («i; mmi, •«)•
fL SPRENGIS, ALBBR VON REGE NSBURG UND DIE EN£IDE. 237
diesen Lesestttoken, welches von eioer ganz unerhörten Unwißenheit
zeugt, würde ich dagegen — um einer Verbreitung der darin begegnen-
den Fehler vorzubeugen — genötfaigt sein näher zu besprechen^ hätte
nicht schon Finnur Jönsson in einer Anzeige des Buches im Literatur-
blatt fbr german. und roman. Philologie 1881 , Nr. 2, dieses Glossar
einer berechtigten Kritik unterzogen*).
Vielleicht habe ich im Vorhergehenden einige wesentliche Fehler
nicht bemerkt; mehrere Ungenauigkeiten habe ich absichtlich als un-
wesentlich übergangen und offenbare Druckfehler in der Regel nicht
notirt. Von solchen hat Finnur Jönsson „die hübsche Anzahl von 50*^
gesammelt.
Sehr zu bedauern ist, daß der erste Versuch, eine wirkliche neu-
isländische Grammatik zu schreiben, so ärmlich ausgefallen ist. Möge
der nächste beßer gelingen!
BJÖRN MAONÜSSON OLSEN.
ALBER VON REGENSBURG UND DIE ENEIDE*'^).
Folgende Momente scheinen mir zu beweisen, daß der Verfaßer
des Ttindalus die Beschreibung der Hölle inVeldecke's Eneit (2881 —
3552) kannte.
1. E. 2941 gelangen Eneas und Sibille zu einem brennenden
Waßer, an dem sich eine Menge armer Seelen hin- und herbewegi
Dieselben werden von Ungeheuern verfolgt:
2965 die lintworme
die soechten s! met storme.
*) Diesen Artikel habe ich eben empfangen und ich kann mich im Ganzen
damit einventauden erkl&ren. Doch wiU ich hervorheben, daß mir — wie schon be-
merkt — besüglich der neutralen -«a-Stämme (Gmndr. §. 36) kein Beispiel eines bei-
behaltenen V bekannt ist. Auch habe ich selbst häufig in der Volkssprache die Formen
9f6» uod «lyJt neben 8J6ar und tnjdar gehört — sjAvar ist nur in einigen Composita
Qblich und «9|jioar istjetit veraltet. Die Formen hellirs, heU(%}rar, heüfijrum, hell(i)ra
sind anch die wahren nenislSndischen Formen, und die Genitive hj'örU und bjöms
sind der Volkssprache gelaufig, obwohl sie selten, außer als Nomina propria, vor-
kommen, da beide Thiere auf Island nicht einheimisch sind. Diese Aasstellungeu kann
ich also von dem Gesichtspunkte der neuen Sprache aus nicht motivirt finden ; da aber
der Verf. nach dem Vorworte seine Grammatik auch für eine Grammatik der jetsigen
Schriftsprache gelten lassen will, und sämmtliche getadelten Formen in der Schrift
kaum statthaft sind, so sind die Ausstellungen insofern berechtigt.
**) £nt naeh Dmcklegang dieses AafuUaes erschien: Visio Tnugdali, Latei-
nisch und Altdeutsch, heransgeg. von Albrecht Wagner. Erlangen 188S.
288 H. 8PRENQGR, ALBER VON REGfiNSBUBG UND DIB BfIfflOE.
Ganz ähnlich lauten die Verse 49, 66 bei Beschreibimg des gewitter
schwangeren Sees:
die menige der wunoe
die faoren üz einem Btorme
wider einander in dem sd:
81 toten den armen sdlen w6.
Die Visio Tnugdali (ed. Schade) 8, 3 hat an entsprechender Stolle
nur den Satz: Inerat etiam ibi multitudo bestiamm terribfliamy qoe
mugientes nil aliud poscebant nisi ut animas devorarent.
2. Mehr als zufällige Ähnlichkeit scheint mir auch stattzufiodea
bei den Versen:
Tund. 54, 13. Em 8215.
si (die Seele) begunde harte switzen wie starc end wie heit he was?
ond n&cb dem sweise brinnen, dat Sibille end Endas
vil schiere zerinnen van der hitlen tidi brodden.
alsd das iser denne tuet die tande hem gloeden
ad iz g&t darch die gloot als dat Iser in den fAre
3 Die ironische Wendung: ein übel näehgebüre *ein Held, in dewoi
Nähe zu kommen sehr geftihrlich ist' (Martin z. Ghidn 650^ 4) Auft
wohl, wo sie erscheint, auf En. 3238 zuHickgefährt werden, wo Heinrich
vom Cerberus sagt: he toas ein avele nägAür^ jedenfalls aber beniht
es auf Nachahmung dieser Stelle, wenn Älber 55, 70 die Teafel U<fa
nachgebüren der Seele nennt, wofdr sich in der Vorlage (S. 14 uaten)
kein Anhalt fand. Die weitere Verwendung von nächgebüt 61, 60.
64, 1 scheint aus dieser Stelle abgeleitet'*').
4. Tund. 56, 1 heißt es von der Hölle: hie ist wnster äne Uekt^
schon V. 39 S. wird aber ein großes Feuer erwähnt, welches von iea
Teufeln mit Blasbälgen angefacht wird. Sollte deshalb nicht zu lesen
sein: hie ist viwer äne lieht? Das entspräche dann genau En. 3409
here für es äne Ueht. Die Vorlage 14, 33: 'Veni et vide! hoc tarnen
scito, qtwd lumen hijs, qui hie deputantur, minime lucet^ scheint mir
eher für als gegen diese Vermuthung zu sprechen. Wollte der Autor
angeben, daß hier überhaupt nichts Brennendes vorhanden sei, m
würde er sich doch wohl deutlicher (quod bis lumen minime ed oder
dergl.) ausgedrückt haben.
Schließlich ist zu bemerken die Übereinstimmung einiger Fonsels
des Überganges: Tund. 47, 51 nu vememet van = En. 7983; Tuad.ßLÄ^
nu sult ir verneinen mere = 1, 2216 (s. Behaghels Einleitonff &
KOBTHEIM. B.
*) I>ie8 xor BerichtigTing des in meinet Dte
Bemerkten. _
F. KEIKZ, WIO&UUR.
WIGAMüR.
MUncheiwr Braclutfloke,
Das oltdentBche Gedicht 'Wigamnr' Bchien bis in die neueste Zeit
- !a der einzigen Wolfenbilttler Handsohrift (W), Papier, aas dem
de des XV- Jahrhunderts, erhalten zu sein, nach welcher es von
scbing in den 'Deutschen Gedichten des llittelalters' (D) abgedruckt
rden ist. Vor einiger Zeit aber wurden in Salzburg Pergament-
ichstackfl deBBfllben entdeckt (S) und von R. H. Werner in der Zeit-
irift für deutsches Alterthum, XXIII, 100 ff. veröffentlicht. Hiezn
mmen nun die MUnchener BnichstOcke (M), welche im Nachstehenden
wandelt werden BoUen. Ihr Abdruck, ans verachiedenen Ghünden
her aufgeschobeo, darf jetzt, naehdem sich die Forschung mit er-
ster Theilnahme diesem Werke zuznwenden scheint, nicht weiter
i^Ogert werden, um so weniger, als dasselbe in der Gestalt, wie es
S. und M. Bruchstücke geben, mindestens in sprachlicher Be-
^^^g> gegeaflber der verwahrlosten*) Handschrift W und dem Druck
beutend an Werth gewinnt
Bei meinen Studien zur mittelalterlichen Geographie Baiems kam
r vor einigen Jahren eine Handschrift des hiesigen k. allg. Reichs-
shivs — ein Diplomatarium des Klosters Kaisheim — zu Händen,
F deren Deckel an der innem Seite Pergamentblatter aufgeklebt
ren, die sieb als dem Wigamur angeborig erkennen lieQen. Die Er-
ibniss zum Ablösen wurde von der k. Archivdirection in dankens-
rthester Weise bereitwillig ertbeilL Zu meiner Überraschung zeigte
■h, als die zu Tage liegenden Blätter weggenommen waren, eine
■itere Lage aufgeleimt. Da hiedurch und durch früher in Ktüaheimer
uidschriften der kOn. Bibliothek gemachte Funde meine Neugierde
!ion gereizt war, hob ich auch an der Außenseite des Holzdeckels
•) Ehi p>ar BsUpiele mSgen geatattet Min:
Druck.
n prfT,=.^n gtfrtli
jrel Eydeja
; beLiell
I erboiRte
nahet leli
VA
290 F- KEINZ
den SchweiDslederüberzug in die Höhe, und wirklich war auch diese
mit eben solchen Blättern bedeckt Auf diese Art erhielt ich im Oanzcn
sechs wenig oder gar nicht beschädigte Doppelblätter, drei größere
Bruchsttlcke eines solchen und von zwei Doppelblättem je die größere
Hälfte. Bei dem mittlerweile zwischen den erwähnten beiden Anstalten
eingeleiteten Handschriftenaustausche sind diese Brachstflcke in das
Eigenthum der k. Bibliothek übergegangen. Sie tragen jetzt die Be-
zeichnung Cgm 6249 Nr. 28.
Das Ergebniss der später folgenden Berechnung des nrsprfing-
liehen Umfanges der Handschrift, der diese Blätter entstammen, hier
zum Zwecke der allgemeinen Beschreibung im Voraus benützend, be-
merke ich , daß diese Bruchstücke drei verschiedenen Xiagen von je
vier Doppelblättern angehörten, und zwar der 2., 4. und 8. Lage, die
ich aber hier zunächst als 1., 2. und 3. Lage bezeichne. Das Pergir
ment, durchgängig sehr stark, hatte eine Blattbreite von etwas über
12, eine Höhe von etwas mehr als 17 Centimeter. Es war früher scboi
ftlr einen anderen, und zwar lateinischen Text verwendet gewesen, ist
aber so sorgfältig gereinigt, daß im Räume der jetzigen Schrift tob
der alten nur die Spuren einiger rothen Initialen, ausserdem aber nur
an einzelnen Stellen an den Rändern Spuren der alten Textschrift e^
kennbar sind.
Die Verse sind nicht abgesetzt, aber hinter dem Reimworte durch
einen Punkt, auf ein paar Seiten der zweiten Lage auch häufig durch
zwei Punkte über einander, oder hie und da durch ein verticslei
Strichlein markirt; ausserdem ist auch der erste Buchstabe — in der
1. Lage meist, in den. beiden andern hie und da Majuskel — in der
1. Lage immer, in der 2. L. bis zur 6. (14.) Seite (V. 2210) r^d-
mäßig, in der 3. Lage auf der 1. Seite roth durchstrichen; die übrigen
Seiten der 2. und 3. Lage haben diese Auszeichnung des Versanfangs
nicht. Die größeren Absätze, theils mit D übereinstimmend, theils ab-
weichend , sind dadurch hervorgehoben , daß ihr erster Buchstabe
meist in der Höhe sich über zwei Zeilen erstreckend, ganz in Ifenig
ausgeführt und fast immer an den Anfang einer neuen Schriftzeile
gestellt wurde, wobei dann der leer gebliebene Raum der Vordendle
in der 1. Lage durch rothe Striche ausgefüllt ist Im Innern der
Schriftzeilen stehen solche rothe Majuskeln, diese dann nur in der
zwischen zwei Zeilen gestatteten Höhe, bei V. 1655, 1702, 2211,2314
sämmtlich in der 2. Lage. Zu V. 2211 ist indeß die Anm^inmg m
beachten. Die Zahl der Zeilen einer Seite ist in der 1. Lage 2^
sämmtlich liniirt, die 2. Lage hat auf der ersten und letzten Seite 29
WIOAMUB. 291
iniirte Zeilen, auf der 2. — 5. 26 Linien und darunter noch drei Zeilen
Schrift ; auf der 6. ubd 7. 27 Linien und drei Zeilen Schrift, die 3. L.
hat 30 Linien und unter Freilassung der ersten davon 29 Schriftzeilen ;
Verticallinien, um den Anfang und das Ende der Zeilen zu markiren,
finden sich in allen drei Lagen.
Die Berechnung des Umfanges der Handschrift , welcher unsere
Bruchstücke einst angehörten, ist zwar dadurch etwas erschwert^ daß
auch W nicht vollständig ist ; doch lassen sich wenigstens die Lagen
und noch einiges darüber mit genügender Sicherheit bestimmen, wie
die unten stehende Übersicht zeigt. Dieser sind indeß einige Bemer-
kimgen vorauszuschicken. Büsching gibt ftlr W ftlnf Lücken an:
1. nach V. 280 fehlt 1 Blatt ; 2. nach V. 657 fehlt zwar kein Blatt,
aber ein größeres Stück Text; 3. nach V. 1099 fehlt 1 Blatt; 4. nach
V. 6040 fehlt 1 Blatt; 5. nach V. 6094 fehlen 4 Blätter. £s fehlen
demnach bei 1. und 4. je 48 Verse, bei 5., vorausgesetzt, daß sich
kein Bild auf diesen Blättern fand, 192 Verse; daß bei 2. nichts fehlt,
bt schon Docen nachgewiesen und den Zusammenhang des Sinnes
darch die Änderung von 'sprach' in sprancte in jenem Verse herge-
stellt Bei 3. giengen, wenn Büsching's Angabe richtig ist, die Hand-
ichriften bedeutend auseinander. Für W würde sich nämlich dadurch
Qor ein Defect von 48 Versen ergeben, M aber bringt zur Ergänzung
desselben schon 94 Verse bei und füllt damit die Lücke , wie das
Fehlen des Zusammenhangs und die untenstehende Lagenberechnung
ergibt, nicht vollständig aus. Dieser Widerspruch dürfte sich aber
üemlich einfach damit aufklären, daß in W nicht bloß 1 Blatt, son-
dern die ganze nächste Lage fehlt. Ob mit dem in W ebenfalls feh-
lenden ersten Blatte Text verloren gegangen ist, läßt sich nicht be-
lumpten.
Ein dem obigen entgegengesetzter Fall ist, daß sich in W ein
iinechtes Einschiebsel von 48 Versen (4905— 52) * findet, wie durch M
Qnd S erwiesen ist. (Vgl. die Bemerkung zu V. 4905).
Unter Einrechnung der angegebenen Thatsachen ergibt also eine
Vergleichnng des Textes von W und M für den einstigen Bestand der
letsteren Handschrift folgende annähernd sichere Angaben.
ä) Verloren : b) Theilweise erhalten :
1. Lage = V. 1—584, dazu 48 fllr
das in W fehlende 10. Blatt und
vielleicht auch eine geringere
Zahl ftlr das 1. El.
19*
292
F. KEINZ
a) Verloren : h) Theilweise erhalten :
2. Lage = V. 685—1099, dazu 94
V. zur Ausfbllang der darauf-
folgenden LUeke.
3. L, weitere Ausfüllung der Lücke
und V. 1100—1566.
5. L. = V. 2362-3192.
6. L. = V, 3193-4023.
7. L. = V. 4024—4853.
4. L. = V. 1567—2361.
8. L. = V. 4854—5684.
9. L. = V, 5685-6106, dazu fllr 1
in W fehlendes Bl. 48 und für
weitere vier Blätter 192 Verse.
Zur 3. Lage ist noch zu bemerken, daß ihr Inhalt, beziehaop-
weise die Anzahl der zur Ausfüllung der Lücke fehlenden Verse ver
schieden anzunehmen ist, je nachdem sie von dem Schreiber der 2.
oder der 4. Lage (oder von beiden theilweise) geschrieben war, di
ersteror etwa 660, letzterer aber gegen 800 Verse in einer Lage unter
brachte.
Der wirkliche Bestand des Erhaltenen ist indeß, da keine der
drei Lagen vollständig gerettet ist, geringer als man nach obiger Dtr-
legung erwarten sollte. Es sind nämlich vorhanden : von der 2. Lage
das 1. und 3. Doppelblatt ganz; vom 2. ist aber der Schriftraum des
1. Blattes ganz weggeschnitten; vom 4. Doppelblatt ist das 2. Blitt
nur auf die Breite der ersten 5 — 6 Buchstaben der einen Seite er
halten, d. h. es fehlt von der Lage das 2. Bl. ganz, das 6. größteo*
theils; von der 4. Lage ist das 1. und 2. Doppelblatt mit geringen
Verstümmelungen vorhanden; von der 8. Lage findet sich das 1. und
2. Doppelblatt mit geringen Schädigungen vollständig; vom 3. sind
zwei größere Bruchstücke gerettet. Das Nähere über die Defecte er
gibt sich aus dem später folgenden Texte und den denselben beglei-
tenden Bemerkungen. Im Qanzen liefern uns diese Bruchstttcke, kleine
Schädigungen abgerechnet, in runder Zahl 1400 Verse (von welchen
ungefähr 430 Verse auch in S vorkommen) oder reichlich ein Fünftel
des ganzen Gedichtes. Dieser beträchtliche Bruchtheil wird nicht bloß
hinreichen, um ein von dem bisherigen ziemlich verschiedenes Urtheil
über das Werk, namentlich dessen Sprache, zu ermöglichen, sondern
er wird auch die Herstellung eines dem ursprünglichen nfther treten-
den Textes erleichtern ; denn wenn auch unsere Abschrift Ychon hie
WIGAMUB. 293
und da einzelne Spuren von Verderbniß zeigt, so steht sie doch schon
durch ihr Alter «^ sie ist fast zwei Jahrhunderte vor W niederge-
schrieben — der von Sarrazin auf die Jahre 1210 — 1250 bestimmten
Abfaßung des Gedichtes nahe, und läßt in der Sprache und selbst in
der Orthographie auf eine sehr gute Vorlage schließen.
Daß sämmtliche drei Lagen einst einer einzigen Handschrift
angehörten, darf man wohl als sicher annehmen. Allerdings finden sich,
wie schon erwähnt, Verschiedenheiten in der Liniirung, der Bezeich-
nung der VersanfUnge; aber abgesehen davon, daß dies auch in ein
and derselben Lage vorkommt, dürften schon das gleiche Format,
sowie die gleichmäßige Verwendung von früher ftlr andere Zwecke
benutztem Pergament fUr die Einheit sprechen, und sicher wäre sehr
schwer anzunehmen, daß die Eaisheimer Mönche zu gleicher Zeit
zwei Handschriften eines offenbar nicht sehr verbreiteten Gedichtes
zum Vernichten zur Verfügung gehabt hätten. Dagegen steht außer
Zweifel, daß die Handschrift von zwei verschiedenen Schreibern ge-
fertigt wurde, von deren einem die 2. Lage herrührt, während die
4. und 8. Lage von einem andern geschrieben ist. Die Verschiedenheit
^igt sich schon in der Schrift, dann aber auch in der gewissenhafteren
Arbeit des ersten, welcher sich weniger Auslassungen von Wörtern und
teilen zu Schulden kommen läßt, auch die Sprache und Schreibweise
deiner Vorlage, deren baierischer Charakter nicht zu bezweifeln ist,
treuer beibehält
Von Besonderheiten zeigt der erste Schreiber unter andern: ein
paarmal, aber nur ausnahmsweise, die 2. Flur, auf -ent: 999 beitent,
1026 merkent (Weinhold, Mhd. Gramm. §. 379) ; häufig, nicht immer,
u fUr iti, aber nie i ftlr ie; Einzelheiten 628/29 heubt : bereubt, da-
gegen 754 beroubt etc.; 982 twoc, 1001 daes (wohl nur Correctur); der
Inf. henke in 760 dürfte Schreibfehler oder der Strich tlber e vergilbt
sein (bedenklicher ist der Reim gevangen : lange in V. 26/27 der Lücken-
aasftülung nach V. 1099) ; der zweite Schreiber wechselt ebenfalls mit
u and iuy hat häufig i ftir ie, besonders in enphinc und vil, sonst aber
ganz regellos z. B. 2349 dienen, 2351 dinen; sehr geläufig ist ihm i
für kurzes e in den Vorsilben er und ver und in den Endungen en,
er, ers; Einzelheiten 1689 ummer, 5408 untweich, 5555 urlap etc. etc.
Wie man sieht, ist Grund vorhanden, bei dem zweiten Schreiber
an mitteldeutschen Einfluß zu denken ; doch gibt gerade seine Unsicher-
heit nur fbr ihn, keineswegs aber für seine Vorlage Zeugniß. Immerhin
dürfte der Gegenstand einer besondem Behandlung werth sein, die
ihm von den tüchtigen Forschem, welche die Untersuchung über den
294 ^' KBINZ
Wigaraur bereits in Händen haben oder sich noch weiter finden, woU
zu Theil werden wird. Sie dürfte um so mehr Interesse bieten, da das
Qedicht seit seinem Bekanntwerden von einem nordischen Schatten
begleitet wird, vgl. BUsching in der Einleitung zur Ausgabe p. VII,
Sarrazin, Wigamur p. 21.
Bezüglich der Zeit dürften beide Schreiber ihre Arbeit um die
Scheide des XIII. und XIV. Jahrhunderts vollendet haben.
Für die Frage der Herkunft der Handschrift gibt außer der
Mundart nur ihr letzter Standort Auskunft^ welcher aber zur erstereo
stimmt. Das ehemalige Kloster Kaisheim ^ jetzt auch Kiusersheim ge-
nannt, bei Donauwörth, darf noch ins Grenzgebiet der schwäbisehei
und bairischen Mundart gerechnet werden. Hiezu ist von Interesse zu
bemerken, daß auch die Wolfenbüttler Handschrift aus dieser Gegend
zu stammen scheint. Sie zeigt nämlich auf dem Deckel den Namen
Jerg Wallaser, wohl ihres einstigen Besitzers, eingetragen; und von
diesem gibt Docen, allerdings mit dem Beisatz Venu ich nicht sehr
irre' und ohne Beleg an, daß er um 1550 Buchhändler in Dillinges
gewesen sei. Auch ich habe keinen Beleg dafür finden können; weda
in Weiß' Geschichte von Dillingen, noch in zahllosen Büchertiteln
dieser Zeit, die ich zu dem Zwecke durchgesehen habe. — Die etwaige
Vermuthung, daß W eine Abschrift von M sein könnte, dürfte sicli
kaum haltbar erweisen, da auch der lüderlichste Abschreiber bei der
sehr deutlichen Schrift von M seine Vorlage nicht so verhunzt wieder
geben würde, wie viele Stellen in W sind.
Der Abdruck schließt sich thunlichst genau an die Handschrift an:
die Abweichungen sind die auch sonst gebräuchlichen. Die Verszeilen
wurden — mit Ausnahme eines Blattes (VUI, 3) — abgesetzt, die in
der Handschrift ftlr diesen Zweck verwendeten Majuskdn nicht bei-
beibehalten, außer wo sie zugleich einen neuen Abschnitt bezeichnen'
und dann, wie oben erwähnt, in Farben ausgeführt sind.
Von den Abkürzungen wurden au^elöst: die gewöhnlichen ftr
n und er, die für ur in dem Worte Wigamur, die für ra^ ri in den
Worten sprach und pris (einmal auch für ru in truwen 778), die ftr
az (cf); sie wurden indeß auch beibehalten, wo irgend ein Zweifd
möglich war oder sonst ein Grund dafür sprach.
Ergänzungen wurden nur, wo sie ganz zweifellos waren, für ein-
zelne Buchstaben oder Wörter eingesetzt, und zwar, wo vorhandene
Buchstabenreste zum bekannten Texte stimmten, stillschweigend, wftb-
rend ganz fehlende Buchstaben oder Wörter durch Cursivschrift oder
durch Einschließung in Klammern angedeutet sind.
WIGAMUR. 295
Lage II y Blatt 1 ist unverletzt An der Vorderseite die Buch-
ten zum Theil etwas vergilbt oder abgerieben , aber noch er-
nbar.
Vorderseite.
585 wan er begonde gaben
TD sieb ze were bereiten
die ros vil kume erbeiten
daz sie die Yngelicben man
Yor deme walde also vram
590 ZV einander brabten
die beidsamt gabten
ere vn pris gewinnen
Yn doch mit yngelicben sinnen
der eine ritterlichen streit
595 der ander kintlicben reit
der ritterlichen stach
sin sper mit kreften daz ez zerbrucb
yf deme ivngelinge
wan die herten ringe
600 des balsbges den er vurtc
do er vf in rvrte
er were da gelegen tot
avch was daz ein michel not
do sie zesamne liezen
605 die ros einander stiezen
daz sie beide vielen nider
gabens sprvngen sie wider
610 die swert sie gevi engen
ZV ein ander sie giengen
die zwene Yngelicben
vahten stritdichen
allen einen langen tac
615 der ritter mangen grozen slac
slvc vf den ivngen
mit snellicben sprvngen
wigamur ime ofte entran
vü lief in ofte wider an
620 mit siegen er in vmbe treip
daz ime des scbiltes niht beleip
wan da die bukle was dar an
nach prise striten die zwene man
A Ise der ritter do gesach
625 "^^daz sich der iangelinc also räch
600 in haUhgea ist der zn ergSnzende Haken f[ir er nicbt erkennbar. 607 nach
im Verse hat D zwei weitere, die hieher gehören werden: vf von der erden
mene sie gerden (D: zusamen was jr gerden).
I
296 !*"• KEINZ
do enbnm sin gemüte
▼on des somes glvte
er slüc in vf das heabt
er wolt in han bereabt
n, 1 Bflckseite.
630 des libes an der wile
mit sornlichcr ile
der ivnge sich erholte
er tet alse er weite
in mit deme swerte gestochen han
635 den stach er loac er ime an
vS slvc in doreb den beln gvt
das ime begonde das blvt
gegen der erden nider gan
vn das er nit langer mohte gestan
640 das swert ime ys der fvr
dar nach lief Wigamnr
er wolt ime den üb han benomen
do er Tber in was komen
do sprach der ritter an der zit
645 neina helt gvt na bit
la mibe herre leben
in dine gnade wil ich mich geben
vn wil werden din man
vii wil dir nimmer abe gegan
tri wen mit stetekeit
vn wil dir swem einen eid
650 das ich dir diene swie do wil
der rede bot er ime so vil
vnse ime der kindische man
alsus entwrten began
T^itter gvt nn sage mir
655 '^^was schnlde het ich hin sv dir
do ich dir hivte wider reit
vf dirre beide so breit
do bestvnde du mit some
des bist du der uerlome
660 du hast mir vil we getan
des antwrte ime der wnde man
do ich dich hivte balde
sach riten vor deme walde
633 dieser Vers steht zweimal nacheinander. 636 fehlt in W, Tielleicht wegen
Unverständlichkeit; es wird wohl su lesen sein: den stich erlonc er etc., d. h. der Stick
war eine Finte, es folgte ein EUeb. 640 hende fehlt. 649 statt dieses Yctses vos
W hat M drei.
WIGAMÜB. 297
do rite du werlichen
665 gar ▼nbeicheideDlichen
daz ich des verwände mich
daz ich schiere hete dich
▼OD diner habe entsezt
n, Bl. 2. Von diesem ist der ganze Schriftraum weggeschnitten,
lor der vordere Theil einer besonders verzierten rothen Initiale
, die dem Platze nach ungefähr auf V. 677 fallen müßte. Der
lene Theil scheint einem M anzugehören.
. U, BL 3 ist vollständig erhalten.
Vorderseite.
oder m^se sin leben
ze pfände da lazen
den walt vh die strazen
beroabt also mangen tage
755 vnze deme kmge qua die elage
Yon deme mort grimmen man
daz er in die ahte wart getan
svs lebter wol zehen iar
nu wil der kvnic daz wizze für war
760 in morgen henke alse einen diep
daz ist den laten allen lieb
nv mvgen sie ir sache
wol werben mit gemache
beide wider vn für
765 do sprach aber wigamur
ob ich dich nn laze
riten dine straze
so kumt ez Jihte dar zv
daz ich dich han betwngen nv
770 daz da daz an mir riebest
vn daz glubde brichest
Tii vergizzest diner truwen
80 mak mich wol ruwen
ob ich daz leben laze dir
775 do sprach glacotesflorir
ob du mich las genesen
so solt du des gewis wesen
daz ich dich mit truwen han
alse einen herren sol sin man
i^ ich de» MT- unsicher, weil bei der chemischen Behandlung eine zweite
m Tage trat. 754 von beraubt sind nur die Buchstaben eroub sicher; fttr
her kein Baum zwischen diesem und dem folgenden Wort. 765 auf diesen
gt in der Hs. der Vers *8wer hie gienc oder reit', er scheint aber roth über-
(getilgt) SU sein. 760 über dem letzten e von ?unke scheint kein Strich
a in haben. 778 ^toen, Über dem t ein v für ru.
298 ^- KEINZ
780 die wile daz mir der Hb wert
na habe mir herre das swert
ich wil dir iwem einen eid
das ich dir nimmer dekein leid
Yon mir geschihet hinnan irr
785 do sprach aber wigamar
ich wil dich lasen ritter gvt
durch dinen ritterlichen m^
diner manseheft ich nit enwil
wan des were mir xe tU
790 gesellen wurden sie do
L. n, 3 Bflckseite.
des wart der ritter harte Tro
die ras Tiengen sie sa
mit minnen schieden sie sa
T^o wigamnr wider Tf daz ros gesas
795 ^^do konde er niht vil bas riten bai
denne er anch da nor reit
doch was sin herse des gemeit
daz ime so richiv aventTre
an deme ritter also ture
800 wider yS was da so stunde
daz ros san begonde
wider keren of die sla
gegen der bärge ilte es sa
die dort stvnt verbraut
805 wan ez da ofte Tant
warmen stal vn spise hört
die wile daz Inpindrafort
mit gesYndeme libe da lebte
Tn der bürge pflegte
810 die straze ez wol erkante
do ez nieman wante
do fvr ez Taste Tber die graben
ez bete den wol gebor knben
an die erden gcTellet nahe
815 wan daz ime daz heil geschach
daz ez den berc Tf spranc
Tn ez durch die husche dranc
daz ein ast den zotu gcTie
TD daz ros behabte hie
820 daz ez stille stvnt
wigamar sprach do zestunt
du hast mich geleret wol
des selben ich dir Tolgen sol
784 blnS. 813 statt ez scheint en sa stehen, wohl in Correctur eines Sd
ehlers. 822 nach mich ist tool getilgt; das 1 in ffderet ist nach unten so tsiO
dafi es einem s ihnelt.
WIGAMÜR. 299
den zoun er mit der bant gevie
825 er zoch deme rosse daz ez gie
an deme wege vnde rehte reise
der sinnen gar ein weise
ze gvter maze
11^ BI. 4 ganz erhalten.
Vorderseite.
828 reit
daz vngeverte er do uermeit
830 T^ie bare was gar in fivre
^^die knappen waren tivre
die ime solte engegen gan
oder den steigreif enpfahen
er 7ant die bvrc lere
835 wan die bYrgere
waren alle gelegen tot
der wec was von bluote rot
nzserhalb vor deme tor
waz gemacbet enbor
840 ein weniges kemerlin
da inne mohte wol sin
des wehters wip gewesen
daz was vor viare genesen
sin ros er dar vnder bant
845 der herberge er sich vnderwant
er wolte selber wirt gesin
er vant da stende einen schrin
dar inne was v&ters genüc
fvr daz pfert er ez truc
850 zwei schon! v brot er do sach
daz gesinde bete gvt gemach
die naht wolte er beliben da
er west niht war anderswa
T^er wil rore reine
855 ^^was da alterseine
vmbe die bure gienc er schowen
eine clare ivncvrowen
vant er eine da sitzen
wigamnr mit deinen wizen
860 ZV der iuncvrowen gienc
mit grozen vorhten sie in enpfienc
!6 das a ist stark mit Menig getupft und auch größer als gewöhnlich.
Worte 'er do' scheint der Schreiber beim Seitenwechsel vergeben zu haben,
das D von Die ist nur der Platz da; der Miniator hat es übersehen. 854 die
inz unlesbare Zeile zeigte nach chemischer Behandlung deutlich die obigen
adlichen Worte.
300 F- KEINZ
81 was mwe var getan
▼OD roteme Bcharlachen bete lie an
rok vn karsit
865 wol gesniten lanc tu wit
ein lieht yeder was dar vode
mit rosen rot§
L. n, 4 Rfickseite.
mnnde
was sie schone krsch vn dar
der tübe qaam geg^gen dar
870 wer sit ir sprach er ynyerzagt
sie antwrte sos idi bin ein maget
DT saget mir oTch wie heiszet ir
Pioles geloube mir
was tvt ir hie sos eine
875 da sitze ich vn weine
vrowe was ist ▼ geschehen
gros leit des wil ich iehen
yrowe wolt ir das leit ie manne sagen
herre ia ich mao wol elagen
880 vn immer me wol weinen
wan mir trost dekeinen
bringen mohte man noch wip
owe das ich minen lib
ZV dirre weite ie gewan
885 daz ich ersterben nit enkan
gar Ycrgeszen hat min got
ane trost ist min not
der tot mTze sie enden
mit ir wizen henden
890 ZV den brrsten sie sich slvc
jainers bete sie genvc
XTTie mohte mir herre me gesin
^^ min mvter was von gimasmalin
min vater was kynic ze toriswarlanz
895 ir beider ere was tu ganz
si beten kindes nit wan min
harzir der kvnic Ton norendin
des hant bciagte mangen pris
der solte gewesen sin min amis
900 vz mins vater hos er mich nam
alse er in disen walt do qua
ein ritter sagete ime mere
wie ein tamei were
vor der burc zv beldroger
905 er hiez mich sin biten al her
WIQAMÜR. 301
I, BI. 5. Von diesem Blatte ist nar ein 2 Ctm. breiter , mit
•latte zusammenhängender Hochstreifen erhalten, der auf der
ite die ersten 4 — 5 Buchstaben, auf der Bttckseite die letzten
(hstaben der Schriftzeilen erhalten hat Da diese Reste hie
brauchbare Fingerzeige geben und auch sonst zur Sicher-
ies Textes von W dienen, so sollen sie vollständig — soweit
mitgetheilt sein. Die letzten Zeilen der Vorderseite sind sehr
in. Zur Erleichterung der Vergleiohung habe ich die Worte in
(Zeilen eingewiesen.
derseite: 906 der 907 sine b. 908 (?) hivte 909 sehen
1 913 von 914 selber 915 gen- 917 svlt 919 hvre
1 921 von z 922 griba 923 ligro 925 owe 926 niht
i 928 de bi 930 daz 931 der si 932 gehab 933 ovgen
935 mvt? 937 siner w? 938 vf 940 wir? 941 vn?
kseite: Die erste Schriftzeile fehlt. 946 wolt 947 mich
ar 948 (?) was 950 man 952 ö niht vch ich ? der
) d'e mvt 958 ch in? 959 gemach 961 dert 962 anne
doch ? en • ob 966 • der 967 swie 969 e were 970 durch
Eium und rothe Striche angedeuteter Absatz 971 ebenen
was 973 stvnden 975 amur 976 zoch 977 am 978 asch
) 8 der.
II, Bl. 6.
Vorderseite.
iuncliche knabe
980 von dem isen rame yar
ein wazser brahte diu maget dar
den ram twoe sie ime mit flise dan
do was er rosen glich getan
sie sach wol daz er was Ton hoher art
985 die svzze maget Ton ime do wart
ergetzet ir leides ein teil
an aller slahte schänden meil
beliben sie die naht dd
des andern morgens tu yr\r
990 wigamur wolte riten dan
die iancvrowe begnnde aben (so) san
jemerlich gehaben sich.
sie sprach herre wolt ir mich
erslahen mit Twerme swerte
995 daz ich sus niht eu werte
lebende in disme walde
des antwrte ir balde
der knabe ane sinne
vrowe na beitent hinno
309 F. KEINZ
D:
1000 ich kyme her wider oder mich irret not
sine tmwe er ir daes bot
jcr tore also minneclich
was Ton krefteu also rieb
so er ZV deme rosse gie
1005 er dmcte es nider an die knie
er babte ez bi deme beinc
▼nze die maget reine
den Konm dar an gelegete
das sich niender regete
1010 sin hamasch gevienc er nv
die maget half ime aach dar iv
das er sich gewapende darin
Lage II, Bl. 6, Rfickseite.
er lie sie hie ?n reit er hin
mit tmrigeme mvte
1015 saz din maget gvte
ZV eime vensterlin sie sach ime nach
er reit hin ime was gach
sie bat ime heiles da er reit
sin herze onch daz niht vermeit
1020 ez gedehte an daz megetin
wie er ir firvme mohtc gesin .
er bete sorge dekeine
wan vmbe die maget eine
wie er vbte die getat
1025 da non ir wrde sorgen rat.
*n merkent al geliche
wie rehte wnderliche
got bervchet sine hant getat
die er in einer hvte hat
1030 manigen richert er mit der kvnst
daz ist alles sin gvnst
daz prvvet alles sin kraft
manigen eret er mit ritterschaft
manigen mit deme pflvge
1035 mit andern dingen gnvgen
also bervht er disiv kint
die beidia krancker wize sint
die inncvro were da tot
wan daz ir der knape half von der not
1040 bete in euch der megde trost
von viiwiczen nit erlost
1002 Nene Zeile nnd rother Anfangsbachstabe. 1012 neh undeutlich,
wie snch; er unter der Zeile nachgetragen.
N:
WIGAliUB. 303
were er niht erstorben
er were doch verdorben
aas let got nieman vnderiregen
1045 des sine gnade rächet pflegen
svs gab ietwedeme des andern getat
helfe Tu seiden rat.
D:
II, Bl. 7 wohl erhalten.
Vorderseite.
|en langen tac reit Wigamnr
daz ime geiegdes niht wider wr
1050 des trnrte er sere
doch so mvt in mere
vmbe die inncfrowen reine
die sin dort beitet eine
hyngeric vn gnade bloz
1055 einen rasant er do schoz
an den satel er in do bant
er reit wider da er vant
die ivncvrowen die in enpfienc
mit ile sie gegen ime gienc
1060 alse sie in zv riten sach
sie enpfienc daz ros vii sprach
wilkomen herre
wie were da so verre
in den walt von mir geriten
1065 ich han din hivte vii käme erbiten
daz ros zoch sie in den stal
entwapent wart er vber al
den vasant beronfte er mit vlize
sie briet in mit ir henden wize
1070 der hvnger was ir beider koch
wa sie bei diu vastent noch
sie beten noch ein ganzes brot
sie vergazen bei diu ir not
sie tranken wazzer fnr den win
1075 sie taten ein ander trvwe schin
mit liebe sie die naht vertriben
ungemehelt sie beliben.
'orgens do aber schein der tac
'wigamnr sich des bewac
1080 er svhte aber glakes rat
beide ros ande wat
bereite ime aber din maget gvt
5 das e in gnade oben am d und daneben. 1046 -tai verwischt.
M:
304 WIGAMUa
L. Ily Bl. 7. Nach V. 1099 beginnt die theilweise AusflÜlnng der
Lücke von W.
Rückseite,
weinen vn mwigen mvt
benam ir der inneherre gar
1085 do er ir ge heiz far war
das er sie nit lieze da
sas reit er hin ime was gach
in den wall er verre reit
die breite strazen er yermeit
1090 eime stige er yolgen began
einen bere wolgetan
vant er hoch vn breit
einen stic er dar vf reit
der was smal yn yergraset
1095 ein alt gemyre yn verwaset
yant er an deme berge
eime kleinen getwerge
gewartet er in das bärge tor
1099 daz getwerc wart oach sin da yor
na yil schiere gewar
ez ilte wider zv ime dar
gegen ime ez her yz gienc
gytlich ez in enpfienc
5 ez sprach herre saget mir
wes botscbaft werbet ir
ich bin niemans böte sprach wigamar
ich bin wider vh für
geriten allen diseo tac
10 daz ich beiagen nit en mac
einer iuncvrowen spise
na bin ich nit so wise
daz wisse war ich mvge dar nach
daz getwerc do vil gvtlichen sprach
15 Q!it daz ir herre spise gert
^^ist ez dia iancyrowe wert
ich wil ir senden bi iv
einen kappen yn and^e hynr dria
einen kese vn zwei wizzia brot
20 herre da mite behvt ivch got
daz iy iht wideryar kein leit
1099 die hier folgenden, die Lfiekc theilweise aasflillenden Verse habe ich ^
sonders gezahlt, um einer Umnnmerirnng bei einer neaen Aasgabe des Gedichtet niekt
vorsugreifen.
wieAMUR. 305
i. II, Bl. 8 ganz erhalten , aber die letzten Zeilen der Vorder-
ind die ersten der Bttckseite stark abgerieben und theilweise
nehr lesbar.
Vorderseite.
tes grimmekeit
der ist tivuels yalant
25 sin name heizet lespurant
er hat mich gevangen
behalten nv yil lange
mine vrowen ligroniten
vn die schonen flogrisiten
30 des herzogen iohiotes tohterlin
des disiv barg solte sin
mit vntruwen er in erslvc
also toten er in tr^c
yf eine breite beide
35 sinen ze leide (so)
daz in die tier da gazzen
also hat der rerwazen
noch gevangen siniv kint
die hie vf dirre bürge sint
40 ime dienent Inte vn lant
daz bt allen den bekant
die in disme lande sint gesezen
daz nieman ist so vermezen
der in geturre bestan
45 er ist des tivvels man
'r hortet ie sagen wol
'swaz ZV nezelen werden sol
daz sol vruo brennen
hie bi schult ir erkennen
50 daz disses iungelinges hant
erstritet noch hoch prises pfant
wan ime sin herze gab den rat
daz er vil maulicher tat
in siner kintheite began
55 zu deme getwerge sprach er san
der iuncTrowen leit mvz ich clagen
dime herren solt du sagen
daz er sich niht sume
der iuncvrowen
Es steht simniv. 69 fast ganz abgerieben; ob rume dastand, ist nicht
erkennen.
t
LHIA. Nah« Beihe XV. (IXVII.) Jahrg. 20
306 F. KEINZ
L. II, 8 Rflckseite.
60 ir bvrc tri ir lant vn ir walt
▼fi swaz ir zv erbe iat gezalt.
yinde ich in morgen vrv.
hie • • • • gern wip du, • .nv
der inncyrowen kein leit erbot
65 manic hvn rfi brot
brinc mir her mit ile
• • ch blaget der wile
die schonen maget reine
sie beitet min alleine
70 daz getwerc braht ime die spise san
die enpfiene er und reit dan.
T^az getwerc zv deme wirte quam
^^ez Seite ime also ez remam
die rede enpfiene er mit zome
75 er were der verlorne
het ich in vor der bnrc ersehen
er ist wol hin des mak er iehen
sprach der vngehvre
ich bringe ime noch ze svre
80 siniv betrogenlichen wort
wigamur der quam doch dort
da er die iuncvrowen rant
ros vn sin gewant
enpfiene sie nach ir gewonheit
85 ir ietweders deme andern was bereit
mit zvhten bieten ere
ietweders sorget mere
vmbe daz ander dane vmbe sich
die aventvre sus berihtet mich
90 sie waren aber die naht da
des andern morgens ilte sa
der knappe von deme bette sin
diu maget sprach wa wilt du hin
94 da svln wir sprach der ivngelinc
60 das zweite yn ist roth getupft und davor ein Punkt. Die ginie Stelk
y. 61 — 66 war fast vollständig abgerieben und nur nach mehrfacher Behandlong nu^
Reagens wurde das oben Gegebene erkennbar, auch dieses in den V. 62 — 65 f. md^
sicher und die Ergänzungen nur mit Wahrscheinlichkeit vermuthet 67 vielleicbt
ouch. 1. blanget = belanget
WIOAMUR. 307
IV, Bl. 1 gut erhalten,' nur von der ersten Zeile ist die obere
und von 3 Zeilen in der Mitte durch einen Randausschnitt
uehstaben weggeschnitten.
Vorderseite.
daz nieman dich einem wibe mite
redete wan daz sie dachte g^t
der ritter alsus wol gemüt
1570 eophinc sie schone an sprach
do er die iancorowen sach
willekumen si min vrawe mir
a wan geruchet ir
ze sagenne mir daz mere
1575 war awer wille were
oder wannan kümet ir geriten so
die maget sprach des bin ich oro
daz ich dir ritter chlagen sol
mine swere die ich dol
1580 wan ich lido groze mve
na such ich helfe dar zu
in dem lande swa ich mach
wan ez ist ail manic tac
daz mich bestunt min arebeit
1585 yn daz mir ail manic leid
min mume hat getan
an minem erbe daz ich han
braht an dise stünde
vn sie mit ir münde
1590 miner airiach (so!)
da ez manic man horte yn sach
daz sie lant Yh bärge
liudc vii erbe
mit einandir geteilet beten
1595 vii mit gansicn retcn
vf oina. . • . taten verzigen
daz mac mich nü gehelfen niht
ir rede div ist manic yalt
vii wil mir nemen mit gewalt
1600 eine linden schone
die ze aller zit ist granc
•67 die Zeile ist fast ganz weggeschnitten , nur ' daz und * mite* deutlich ror-
doch stimmen die untersten Spitzen der Zahl und Form nach genau zu den
)ten obigen Worten. 1682 *swa' steht auf Rasur, davor ist ein d stehen
L 1584 vor mich ist ich radirt. 1588 die and ttber dem t ein t.
in D umgestellt. 1592 in bürge stehen der zweite Strich des b und der
a fibereinander und darüber ein Punkt 1596 nach taten ein Paukt.
20*
308 F. KEINZ
samer un winter zit
also aerre so siv schaten git
do neuellet niemer rife noch sne
1605 dar übe stent blumen yfi cle
die newerdent zii keiner lit val
da habent die uogele zvsen schal
yn singent da wol von prise
mit aroiicher wise
1610 bi der linden daz ist war
enspringe ein brüne vii dar
gnt Yfi reine
L. IV, 1 Bückseite.
1616 swer in trinket dristant
der bt iemer mer gesant
die wil yn er hat den lip
ez sie man oder wip^
1620 yfi ist iemmer wi&nnechlich
Stare yn tngentlich
aiser schinet an der orist
so er drizic iar alt ist
der selbe brunne hat den site
1625 da ist er gezieret mite
er smeket iegelicbem man
alse sin müt ist getan
er dem win der wines gert
swer aber wil mete der ist gewert
1630 dem abir stet sin gedanc
dem ist er moraz yn lattranc
also wandelt er sich zu allen stünden
in iegeliches mündes
als ich dir han geseit
1635 den brünnen yh die linden breit
han ich behabet zehen iar
daz ich nie nmbe ein har
dar ane nieman wider saz
nn hat min mume grozen haz
J 640 her zu mir gewnnen
vü wil mir den selben brünnen
nemen mit ir gewalt
nu ist min sorge manicualt
wan ez so gelobet ist
1645 dcui ich zu einer kurzen yrist
1611 ItOer fehlt in M. 1616 die obere Hälfte der ersten Zeile ift w«r
geschnitten; darnach scheinen also die Verse 1615—16 in M zu fehlen, weos b**
nicht annehmen will, daß eine weitere ganze Zeile abgetrennt sei, was bei dsr Uf
regelmißigkeit der Liniinmg denkbar ist.
WIGAMÜR. 309
mit eime Xr^mphen kumen sol
vfife den hof zu karidol
von hivte an dem nivnden tage
da sol enden sich die klage
1650 da sol ich vn die mume min
mit kemphen bereit sin
beide in eime ringe
wederre da gelinge
HMTu bin ich leider niht so wis
1655 ^^ sprach aber die maget eudis
daz ich wesse war ich keren müge
nach eime kemphen der mir tage
der durch sine gute
vn durch sin ritterlich gemute
1660 vur mich wolte yecheten
vn mir nach dem rechten
lY, Bl. 2. Das Blatt ist ungefähr beim sechsten Buchstaben
e von oben nach unten durchschnitten und hat an diesem
2 — 3 Buchstaben verloren, die bei voller Zweifellosigkeit
zeigend eingesetzt sind; außerdem sind zum Durchziehen des
^ier Löcher ausgeschnitten.
Vorderseite.
hülfe durch sin ere
der solde iemer mere
von vrawen ^epriset sin
1665 vn solde in dem lande min
gerieten mit gewalte
vbir iunc vii ubir al^e
do sprach der ritter wigamur
mit dem der [adeljar vur
1670 vwer mwe vn swere
vrowe [die] ist klagebere
nu bin ich leider ein man
der geraten niht enkan
wan mir [Hute unde] laut
1675 g nt
ez new — — r ger — —
— — ich uwer kemphe sin
vn wolde durch uwer hulde
rechen uu^er schulde
1680 oder den tot kiesen
vii den lip Verliesen
sprach der ritter mit dem am
herre nu mui vch bewarn
i9 *sich' an den Rand geschrieben. 1670 es stand vwere] y ist radirt nnd
) steht ein s.
D:
310 F. KEINZ
got durch sine mt^echeit
1685 sprach die iuocurawe gemein
sit uwer h'p ist so gut
daz ir durch uwem reinen mut
mir zu helfe wollet stan
des sult ir ümer Ion han
1690 von gote vn der weite pris
san erbeizte die maget eudis
yS vil dem ritter au den vüa
sprach nn muz dir herre werden b&a
1695 aller diner sorgen
nn sule wir beide morgen
gegen britanie iteren
dar bringe ich dich mit eren
1700 da min l:^ge sol nemen ende
von der helfe diner heruie
|0 der riter wol gemut
gesach das [die] nrawe gut
sich ime zu vuzen bieten wolte
1705 [tu nn]gerner daz nerdolte
gahens er dorzu gte
— innc — — — e
— e kome z — —
er spr — — — —
1710 mir vil gar ze grozltcA
ich bin v nngenozlich
an eren yii an gute
L. IV, 2, Rückseite.
ich sol V mit dem mute
dienen [yn] mit getat
1715 aycli ist daz urawc min rat
daz [wir] niht langer beitten
wir suln uns bereiten
doAin da ich uechten sol
daz geuiel in beiden wol
1720 wider üf die ros sie sozen
die urawe trotte niht gelazen
vor liebe sie weinen began
der ritter tröste sie sa
so er beste mohte
1725 yn sin zuht tochte
^te
zu — — — — Ute
1694 W scheint hier ein Verspaar iuterpolirt zu haben. Ist es falsch, •
auch das Citat Weinholds in §. 129 der mhd. Grammatik und Sarrazins p.
1705 bei dieser Zeile steht am Bande s ut (?). 1717 ntln am Rande.
WIOAMUR. 311
da wom
. . e iun was des wol bedacht
1730 ir kemphen sie «c/^one phlegen hies
der adelar doch nibt enlies
er newere sime herren mite
er gienge oder ntte
beide spate yn vro
1735 wigamar der wart a. • .nn
von dem arn wol bekant
yn andir» niht genät
swa er hin qam gevarn
wan der ritter mit [dem] adilam
1740 TpQdis die gemeite
^^mit ylixe sie sich breite
alse sie zu hone molde varn
sie nemoht ez langer niht geapctm
mit spise vü mit getregede
1745 ynnfzt^ schöner megede
die kleidete sie prisliche
vn reit yil honeliche
yon brün Scharia. . gut
yn samit rot als ein blut
da . . . was in kleit gesniten
die zeldenden p/ert die sie ritten
1750 die warn brun blan. . rot
mit yliz gesatelot
behangen mit schellen
man manigen ualken scnellen
yurten «ie durch houisch . • •
1755 — emet (einet?) — gemeit
ge — — — — en wol
wes ein ritter habin sol
des beten ste alles genuoc
IV, Bl. 3 — 6 fehlen. Bl. 7 ist ganz erhalten, nur an einer Stelle findet
Randausschnitt, der von vier Zeilen je 4 —5 Buchstaben wegnimmt.
Vorderseite.
2161 lieber tat
der sol dise crone
von mir haben ze lone
vii daz kunincgriche
2165 nu sprechet algeliche
wem ir der eren wollet ien
ich han hiyte gesehen
36 yon dem hier durch den Schnitt yerlomen Worte ist nur a und der Rest
m Buchstaben erhalten, der aber kein r andeutet 1738 in qami das a (offen)
tirieben, ohne u. 1741 in breite das r übergesobrieben. 1742 am Bande
te, also für wolde. 1746 die zwei folgenden Verse fehlen in D. 1763 wart
Versehen am Ende und Anfange der Zeilen. 2163 haibm fibergeschrieben.
312 F. KEINZ
manic kleinot wol getan
vil ritterliche uirtan.
2170 T^ie swigen algeliche
^^kawan der tagende riebe
sprach annirborgen
der ritter der gester morgen
in dem [rinjge da streit
2175 dem hete div kuneginn ge[meit]
eudis vor die er vacht
bereit an dirre [nacht]
einen wapenroch von richer kost
dal bat er manige iost
2180 biute geriten wol
ich sage als ich ez sweren sol
daz er der beste was
der biate uf diebein ors gesaz
do sprach pliopeerim
2185 wan ich sin geuangene bin
so wil ich der warbeite ieben
sone dorfte nie nichein man gesehen
ritter also tugenthaft
er bete manlicbe craft
2190 do sprach der ritter unarc
ich wolte geben tasent marc
daz mir hie zu karidol
were gelangen also wol
des mac er wol sin gemeit
2195 do sprach samurte breit
ich wil gehen er bat den pris
same sprach der ritter portenis
erec yn lanzevlet
riuranz uii gamuretj
2200 gagavn (?) vn pagofrical
dar noch die ritter vbir al
sprachen mit einer stimme
daz wigamur ein gimme
wäre siner manheit
2205 gnugen was daz leit
daz sin lop so groz was
wanne was niht nit vi! has
doch bleib im der pris gare
der kuninc hiez ime gewinnen dare
2210 yn enphinc
2168 keinot mit übergeschriebenem 1. 2179 hinter 7uU sind am Rande
die nntem Spitzen yon zwei Bacbstaben (ma?) sichtbar. 2182 der übergeaehiieb*
2186 wü am Bande. 2192 hie am Rande. 2210 enphme geht Aber die
hhuuu.
D:
WIOABfUR. 313
L. IV, Bl. 7, Rflckseite.
2210 in harte schone
|er hiez im dar tragen die crone
die er verdinet hete da
dem ritter bot er sie sa
TTer nemt wie der kuninc sprach
2215 ^ de er ritter an sach
herre ir rouget gerne leben
daz V die selde hat gegeben
also groze werdekeit
wan uwer lob ist so breit
2220 worden albie zu karidol
wan ir hebertet habit wol
daz ir . . . .s wert sit
ir sult habin ane strit
beide [cronje yn lant
2225 ez wart durch uch her gesant
[wes?] beitet ir nu
get grifet zu
vn richtet zu rechte
dem herren yii dem knehte
2230 armen vn riehen
do sprach gezogenlichen
der ritter mit dem am
herre ir sult baz eruam
an den ritteren wer er sie
2235 min ist hie gespotet bi
min lob ist leider hie ze cranc
der kuninc trat uf einen banc
daz er si alle ubir sach
gutlich er abir sprach
2240 nn iehet edele ritter halt
die zu der tauelrunden sin gezalt
wem ir die crone vn lant
erteilen weit do sprach czu haut
neauton non moncazin
2245 ich nemez an die triwe min
daz ich hie niht han gesehen
nicheinen ritter dem ich wolle iehen
die rotbe Majuskel D ist hier jedenfalls fehlerhaft gesetzt; er steht weit
md gerade über D ist von der Hand des Schreibers das Wort »chone als
eile gehörend nachgetragen. 2216 nach er Verweisnngszeichen, aber
tragene Wort (den) am Rande, wie es scheint, weggeschnitten. 2218 ffraxe
ursprünglich von gleichseitiger, dann darflber von jüngerer Hand und daher
r lesbar. 2220 hier hat W zwei Verse interpolirt; dagegen bei 2226
3 durch gefälschten Reim eliminirt. 8282 etwa 8 oder 4 Buchstaben
weggeschnitten. 2247—66 hier hat W bedeutend geMndert
314 F- KEINZ
das er so prisliche rite
Yh so ritterliche strite
2250 also dir ritter hiote tet
die anderen sprachen da ze stet
herre daz ist die warheit
er ist in der werdekeit
daz er sal tragen die crone
des antworte abir schone
der ritter gut wigamnr
mit dem der adelare vür
*erre wer ich als ir gemchet iehen
10 wer mir harte wol geschehen
H:
L. IVy BI. 8. Auch dieses Blatt ist, wie IV, 2, von oben
unten durchschnitten und mit vier Löchern fUr den Bast vers
Auch ist die Vorderseite an mehreren Stellen sehr abgerieben.
Vorderseite.
an ... un an frumecheit
daz des niht [ist daz?] Ut mir \eit
gerne ich uirdienen sol
daz ir mir sprechet also wol
2260 wie mehtich landes wert sin
wan ich ne tretz niht wer ich bin
neme ich daz ibunichriche nu
lihte kemez d^ zv
80 die herren in dem lande
2265 mine gebart niht erkand..
si betten mich smclichen
vü begonden min ricAe
beide rawben Yii hern
vn ich mich danne «ölte wem
2270 so nehet ich mage noch kunne
so heüch schaden vn schände
zu crone vn zv lande
hau ich Yriunt noch giit
2275 von div sol ich minen müt
zu den dingen leiten
daz ich muge irbetten
daz ich baz werde bckant
kunincrich ufl lant
2280 were mir zu grozlich
2260 in hioU ist das i anf den letzten Strich des h gerathen, aber erkemi
2254 er am Bande. 2866 Ponkt vor sUtt nach wigamnr. *2871 dieser Yei
y. 2281 fehlen in M.
A:
WIGAMUR. 315
daz ich mit dienste si gerieht
er si ritter oder kneht
swer ez an mich dort ruchet
2285 vn ez mit züchten suchet
rtus der kuninc lobesam
'sprach oZse sime — —
zu dem ritter — — —
her — — — — — —
2290 der mich duuket wanderlich
daz ir der iuncurawen rieh
weigert zu wibe
die an gut vn an libe
einer Anineginne geliehen mac
2295 vn habet allen di«en tac
eines kunichriches uch gewert
▼ ist .z erbescert
ob ir des woldit yolgen
ich w[en?] v ist irbolgen
2300 uwer eigen gemute
do sprach abir mit gute
der ritter mit dem arn
han ic^ dsir an misseoarn
oder wider uwern hulden ich< getan
2305 daz sult ir herre uam lan
vn der rede hegen gare
ich sol an uwere schare
schinen . . mer mere
swa ich hin kere
2310 kuninc
L. IV, Bl. 8, Rückseite.
2310 riebe vii lant
were niht zu mir gewann
mit dienste sol ich bereit sin
swer so gemchet min
T^er kuninc so gutliche tete
2315 ^^er hiez im ze stete
ein ors bringet daz tros gut
su^enne er durch sinen hohen mut
weite r. «en stechen
daz er mohte brechen
2320 anderen ritern daz zil
der riter stnnt da harte vil
do man d(iz ors nve zoch
daz was starc Yß hoch
lA itD0r nicht sicher; von dort nur rt sicher. S28« am Rande aHu$\ in der
it nur das rotbe A, 2306 am Rande ron etwas späterer Hand: begeheti.
316 F. KEINZ
daz die rittere iahen
2325 daz sie nie geaaben
kein ros al«o zierlich
do sprach der kAnc gütlich
edeler ritter ri\ gut
durch uweren ritter mut
2330 diz or« ^erachet riten
daz ist an beiden siten
zu den s. .en wol gewachsen
bcformos uon engelach • . .
2335 daz selbe ors er mir sante
vbir mere non sime lande
daz ist starc vR laufet wol
auch sult ir hie zu karidol
beliben etteliche wile arist
2340 8wez uwer müt gerende ist
daz sult ir uinden an mir
— — — — — ruch
— sult hab — — —
[wa]n ir m[ich des] danket wert
2345 A rtus nach disen — — sweic
^•wigamur mit züchten n«c
deme kunige yii sprach also
herre er mac tool wesen vro
der V icht gedienen mac
2350 gerne lebt ich den tac
daz ich uirdinen mochte
mit dienste daz v tochte
die ere also manic [val]t
die iunc yh alt
2355 in uwerme houe ir[bo]ten hat
daz hat uwer kanincliche hant .
Sillez ubirguldit wol
daz gesinde hie zu kBxidoX
hat der eren also vil
2360 daz ich des wol iehen [wil]
daz ich
2333 enget und ach stehen so bei einander, daß ein langes f dazwischen PUtz
hätte; engelsachsen bat übrigens schon Büsching vermnthet statt des in W stehenden
Engelanndt; die Schlußsilhe ist durch den Schnitt ausgefallen. 2339 wile noch io
der Zeile, am Rande aber urist, 2346 nach disen ist leerer Eaum, auf welchen
* Worten' gut Platz hätte; es steht aber nichts, dagegen steht etoeie am Rande noch
einmal.
WIGAMUB. 317
VIII, Bl. 1 beschädigt durch vier Bastlöeher; auf der Rück-
; durch Abreibung an einer Kante ein Streifen von 2 — 3 Buch-
schwer lesbar geworden.
Vorderseite.
der kuDinc ^enthaft
4855 wol gezimieret reit dort her
er fuxU von golde gemalet ein sper
an den kerde lahilain
des moser lidin ualles pin
von spaniot kanig rieZ
4860 reit mit einer tropel
ritterliche offe den rinc
die schellen s
8wa die ritter hin
z rt hin
4865 uffe hohen orse ....
von gargalet iTpondrigmnt
des Cjrmir was ein crone
auch was gesniten schone
sin wapenrok lank vSi wit
4870 ein cyclat in ein samit
der samit rot der cyclat gel
er was starc vn snel
sie riten beidenthalben in
sie Yoren her yn hin
4875 die uon der taaelmnden
taten da michel wunder
auch wurden sie da schadehaft
gamuret vur mit craft
uf eime rauit daz was swarz
4880 der iunge riter uon graarz
was wol gezimieret
do wart geturnieret
'u verme algeliche
von der kuniginne riche
4885 die den turuei hete dar geleit
wie houischliche sie reit
an deme ringe schavwen
mit mofzic iuncurawen
die waren alle irwelt
4890 dise auentivre uns zeit
66 das u von lypondfigrunt ist nicht sicher, das dazu gehörige Beimwort des
(rses scheint nach den vorhandenen untern Spitzen der Buchstaben hrtm zu
4870 über dem ersten ein Strich. 4866 von riel ist nur das e zweifei -
er durch den Reim gesichert; im Erec ist Riel ein Land: V. 2074 kfinec
ju Riel. 4875 das 8chluß<n von -runden hat nicht ganz die gewöhnliche
I könnte wohl aus r corrigirt sein. 4883 hinter nenne ist freier Baum fcir
r Buchstaben.
N;
818 P* KEINZ
sie waren alle ▼unten kint
da wart manic avge blint
dai doch Hechte e geaach
manic riter des mriach
4895 das gotes wunsc gelege an in
dinifrogar die knnigin
▼f eine blanken mnle reit
▼bir den satel was gebreit
ein bmn phell
4900 alneche
hie nor — lech — —
— — llen vorchten
. . • hemede dein sidin wiz
dar anlac specheit vn tUs
4904 da was sie gepriset in
ein
L. Yin, 1, Rfickseite.
roch dribalt phellin
(4953) vurte sie obir hemede
ein speher gortel nremede
4955 von golde mi^ gesteine
den vurte die magit reine
sie vurte ein vorspan tivro
daz was in fivre
gelutert mit vlise
4960 vmbe ir [arme wize]
vnrte daz me^etin
zwene bav — — —
— — — ma — — n
vf ir houbet schein
4965 von rotem gol one
dar inne schein nil schone
vz andern steinen ein rabin
sns reit daz schone megetin
beidenthalben des ringes
4970 allir slahte dinges
virgaz da manic helt gut
in stunt aller der mut
4900 vor a scheint noch der obere Rest eines s zu stehen, und über dem
e ein i. 4901 das h von hier ist nicht sicher, es ist als erstes Wort des
roth getupft 4902 die ersten drei Buchstaben von allen nicht ganz sicher
sehr wahrscheinlich. 4905 die Verse 4905—4952 fehlen in M. Sarrazin hat
seiner Abhandlung über Wigamur als aus Suchenwirt entlehnt uachgewiesen unc
die Vermuthung ausgesprochen, daß sie der Schreiber von W eigenmächtig an
Stelle einschaltete. Die Richtigkeit dieser Anschauung ist nun durch M und di
wo sie ebenfalls fehlen, bestätigt. 4957 nach ein steht, am Schluß der Zei
d. h. der Schreiber wollte scone schreiben.
V:
WIGAMUR. 319
wie sie den pris beiageten
da Qon «ie behabeten
4975 die kuniginne gemeit
die alsus boaiscliche reit
'on dirre gaten ritterachaft
wart zebrochen manic schaft
vn manic cleinot nerton
4980 nach eren nf prises wan
manic iott wart geriten
die gar were uermiten
wan die knnigin dynifirogar
ze inngest nü der pris gar
4985 alse sie alle iahen
die den tnmei [sahen]
yf drie ritter lobelich
daz eine was der kaninc rieh
von naleise gamoret
4990 lypondrigan uon gnr^olet
was der ander genant
der dritte was bekant
daz was der knninc wigamur
mit dem der adilar fnr
4995 daz waren knnige alle dri
do gebot die kunigin hie bie
daz sie liezen den schal
san wart ein stille ubir al
sie — — — w, .
5000 — sprach die kunigin —
[rit?] habe ende
uwer arme vn awere hende
magen wol mnde sin
ez ist hivte worden schin
daz ich hör
VIII, Bl. 2 beschädigt durch vier Bastlöcher; ferner durch
t durch das ganze Blatt von oben nach unten gehenden Schnitt,
3lchen die meisten Zeilen 1 — 2 Buchstaben verloren haben.
Vorderseite.
5005 ' te sagen ie
daz bezzer riter wurde nie
dan ich hivte sihe
hin zu y allen ich des lebe
ich ne sihe nndir v ehetnen zagen
5010 ir muget wol siges cronen tragen
L uü scheint sicher zu sein, fGlr niel reicht der Plata nicht. 5008 über v
en und vor y ein gerades Strichlein, also hier doch wohl kk
320 P- KEINZ
r
ich maz v allen prises gehen
vn hftD dai wol inehen
dai gnoge hie sin gevangen
das ist abir abo irgangen
5015 das ir lob da von nicht wirdet cranc
sie habent wol verdienet danc
▼on allen schonen Tranwen
ich sihe hie oirhoawen
manigen schilt yn heim dar m
5020 die gans waren hivte vr&
jo sprach abir die magit dar
ich han gelobt das . • . •
sw hiyte hie esal»
D;
5025 der sal knninc yii herre lin
mines landes Ti& min
ob ich ime geoalle
nn sprecht riter alle
wem die ere si wid^nram
5030 einer heiset mit dem am
der ist hie groses lobis wert
ime hat sin sper tä sin swert
beiaget hie grose ere
dan noch ist ir mere
5035 lypondrigun aon gorgralet
vn der knninc gamoret
der ist mioer basen snn
nu sult ir also wol tvn
yn sult uns bescheiden
5040 Tndir ienen beulen
wederm ir des wellet gönnen
daz er habe gewunnen
yor dem andim den pris
wan ich bin leider nicht so wis
5045 daz ich kunne irctenken
daz ir wederen krenken
sie tragend beide hohen müt
nu yimemet edelen nter gut
wie ich hie zu kuin si
5050 nu merket hie bi
[daz] ich durch . . . ne unkuscheit
zu dise tumei nie gereit
un daz mich dar zu twiget not
ein beiden heizet granigrinot
5055 des lant
5011 in gehen über dem ersten e ein Pmikt. 5016 vor eie eiü 2mA
ein 2 mit langem nntera Strieh.
d:
WIGAHUR 321
L. Vm, Bl. 2, Sfickseite.
5055 merket au daz min
nu wil er so gewaldic sin
daz er min lant wil twingen
vil wil mich dar zu bringen
daz ich sin kebes muze sin
5060 c woldich den Hb min
eime garzune geben
odir uirliesen min leben
e er gewönne den mm
daz er minen magetom
5065 mir nach lästere an irstrite
micbel gemer ich daz lite
daz ich den • . . nach erS Tirliire
nu wil ich haben dise knre
daz zeit s& zu (sie!) keiner tinkuscheit
5070 durch vwer allir hooischeit
|ie herren al gemeine
sprachen daz
— — — so stet
. • .we so ist daz
5075 r tvg
mit einer iost uirsnchen sich
wederm die selde wolle gönnen
daz er habe gewonnen
▼wem magetom on uwer lant
5080 den hat ^t wol irkät
▼n zu dirre werlte geeret
no worden san gekeret
die ors of einen poneiz
tn wart gemmet der creiz
5085 do sie zosamene solden vam
do sprach der riter mit dem am
wir mögen wol den strit lan
wir haben ein ondir niht getan.
wan daz ich verdienen sol
5090 [ich] gan y der eren wol
ob och min orawe beladen wil
hie ist riter harte ril
die [an] werdicheite ob mir sint
ich bin herre nicht so kint
5095 ich ne wizze wol waz ich gefromen möge
redet ich andir« ich löge
5 das n von an wahrscheinlich; ein b war es nach dem vorhandenen Reste
S067 nach den stand ein Wort von 2 — 8 Buehstaben (lip?), nach den Besten
lieber, p möglich. 6084 von wi nor das n vorhanden, doch, wie es mir
eher; W hat nn.
tu. Hne Bmh» XY. (XXYIL) Jakig. 21
322 F. KEINZ
min urawe sol min diratt han
ich lol mich nicht zib . . . . n
da von mir widervare spot
5100 daz 8ol mich irlazen gat
ich bin
L. VIII; Bl. 3. Daa dritte Doppelblatt der Lage, die Blätter 3
und 6 gebend, ist nur versttlmmelt erhalten, und zwar in einem schmä-
leren obern (in zwei Stücken) und einem breiteren untern Qaartstreifen,
von denen jener 10, dieser 16 Zeilen (von 29) ganz oder theilweise
gerettet hat. Außerdem finden sich in BL 3 auch zwei Bastlöcher und
zwei Verticalschnitte, welch* letztere auch einige Buchstaben weg-
nehmen. Um ein getreues Bild sowohl dieser Sciiftden, als — bei dieser
Oelegenheit auch — des sonstigen Zustandes der Handschrift, der
Zeilenabtheilung, der Abkürzungen zu geben, wird dieses dritte Bl&tt
in allen Einzelheiten möglichst genau wiedergegeben.
Vorderseite (V. 6101—6119 und 6121—6146).
cht kum her. d ich
D mir gebüt den p*ü. D* erkenne ich wo!
billich 8. d ch vwer sucht ir d tut. de 8pch
'erre pae anic man. (di knniginne gut.
'D^n 1 baz nnen kan. an eime riter
riters ta wer tag des geholfen hat. Dan ich
tumbez getin. ere .n tuget ist an v schin. Do
sp'ch d^ c gamnret. vö ald^ riterschefke bet. s&
d^ knni also, niftel ich bin des harte vro. Daz
lieber tat., got hie gesendet hat: einen
I
nennen, vfi sine ge
nnet. den solt du haben zu einem man.
Do ch die ku igin san. ich weiz wol d er ist
ei kunlc. ede che vn frnmfc. Tn treit die
crone alsam ich. ein schade der irret mich.
D er sine den vater n.ane man weit ich
iemer sin. e dan ich wurde sin wip. mineme
▼ater n m er den lib. an den trwwen un er in
gruzte ol. er were min uil rechter schol. ob
ich bete annes lib. Leider nu bin ich ein wib.
ich Dem dar widir nicht getun. do spch der
V ho t alle die hie (konic lypondrigun
sin. n urauwe hie die kunigin. uehet
mich um e ir uater tot Dar zu twanc mich
groz not er tet mir alle tage leit. mit
in min lant reit* mine 1
6101 die erste Zeile stark beschnitten; doch scheinen anoh in der swstt^
Hftlfte derselben die Bnehstabenreste zum Text von W: *der eren ieht ger* m
H;
N:
wiGAiniR. 323
L. VIII, 3, Rückseite (V. 6146 (?)— 6160 und 6162-6189).
deD livten. D ich uii rech
was. do spch d^ kunic atroglas. ich wil sage
d*. wie grison d^ kunic wnrt ir en. t mir
gar gewizen. eines tages was piz in einem
walde da er hirsen reit, vn me m c helt
gemeit. Dar kom lypondr n gerite n enphi
enc grason mit houischlich n siten . er ime scheue
en guten win. er bat in vbir nach da Do lobet
d^ kunic uö gurgalet. einen brachen n en sie
zu stet. Sie suchten wilde tier eine
an sine wart liezen sie
d* illte nach. Nach dem hyrze was ga
kunige beide, die riten an d^ h de. sie sw e
un niemau mer. Ijpondrigr yürde ein per
Den kunic er durch den 1 stach. D^ groze mort
also geschach. tö dem s e lac er tot. awe daz
irbarme got. Riefen sie algemeine, nv irschein
te sich uö dem meine. lypondrigrun un spch. swer
des hivte uiriach. D* ich truweiose s • er si ku
nie vurst odir yri. der ist ungetr wer dan
ich si . getar er bestan mich . ich scha e d* er mich
des irlat. die wile d* die weit stat.
T\o spch d^ helt wigam. dise red sal gen yut
^^herre uö grugralet. ich wil u h wem hie
zu stet, der kunigin yfi ir min e. ob ir sie
mit ritersch
L. VIII , Bl. 4 und 5 fehlen. BL 6 ist wie Bl. 3 (s, oben) zum
ieren Theile in zwei Querstreifen ohne weitere Verletzung erhalten,
in V. 5456 sind ein paar Worte durch einen Fettfleck unleserlich
ordeuy ebenso ein paar Silben in 5459 und 5461.
Vorderseite,
gen
er were gern bi ir gelegen
zu — — — sie haben genumen
5400 do kond er sie nicht ubir kumen
daz ez ir wiUe were
ir was die wile swere
swie gros ere man ir bot
ir äugen wurden offte rot
5405 wan sie weinte zu allen stunden
die rote an ir munde
6146 zwischen diesem und dem folgenden Verse scheinen ein paar Verse in W
i&llen SU sein. fr6172 härme, aber Über dem ersten r der schrlge i-Strieh.
60 seheint durch Schreibfehler Riesen su stehen.
F. KEINZ
wart miBsermr xtR bleich
alle ir schone ir nntweich
n^Tr ist gerangen dalciflor
5410 "^^ atroglas vS wigamnr
s . . . . noch SU nonsigralt
▼ii mit in ma
(5413—6417 and 6419 fehlen.)
(5418) waren —
5420 — — — des tages selten
do was die maget riTwevar
die e was schone v& dar
sie tet in leide mer knnt
nn wart yil riTwic an der stnnt
5425 atroglas non rerat
er sachte helfe ^ rat
SU den ritren vbir al
nn wart michel der schal
sie ilten alle nach vam
5430 der junge kuninc mit dem am
siner wunden er virgas
uf ein rauit er gesas
er ilte se uorderst an die vart
des tumeies gar uirgeuen wart
5435 sie heten gerne die magit benumen
wer in ir vater an kumen
odir der kuninc uon lendri
swie uncreftic er sie
er hete die magit genumen wider
5440 dar umbe muser liden sider
beide
die ritere gemeit
L. Vm, 6, Bückseite.
[wan?] die swene kunige halt
5450 riten eine in den walt
gegen gurgralet sie kerten
sie lieten (1. heten) nicht mer geuerten
wan des am der vlauc mit in
sie komen zu alanslivrin
5455 dai was ein stat lac bi dem mere
die hete uon turr
die was des kuniges uon zahlet
▼fi was der uon gurgralet
mit der megede geriten für
5460 do sprach der riter wigamur
6482 Aber e ein in seiner Form nicht recht erkennbares Zeich
kommen sonst nicht vor. 5449 toan ziemlich sicher. Das Schluß
fing mit g an; auf Atroclas reimte es aber nicht, eher, wie es sehe
H:
WIGAMUR. 325
YUB 8ol mcht betragen
wir suln der
(6463—6468 fehlen.)
gerc
5470 Trageten sie der mere
von dem lande un aon der stat
de seit in der wirt swes man in bat
er nragete auch sine geste
ob ir weder dar ombe it weste
5475 daz sie ime gerächten sagen
ez kom da her uor oier tagen
ein riter ilte da her in
der värte ein schonez megetin
die wan mit phelle wol gekielt
5480 sie gebarte als ez ir were leit
das sie mit ime solte vam
do sprach der riter mit dem am
~'erre daz wil v knnt ton
'ez was der konic uon l3rpondrigrun
5485 der reit da her non nunsigralt
da wart ime der beste pris gezalt
des uolgete ime das megetin
dynifrogar die konigin
die sol ör haben zu wibe
5490 ZV
Lage VIII, BL 7 ganz erhalten bis auf einen kleinen Randaus
t, der von 3 Zeilen je 5 — 6 Buchstaben wegnimmt. Die Vorder -
theilweise; besonders zu Anfang^ sehr abgerieben.
Vorderseite.
5495 vn ich ach nicht besweren wil
da non soltich ▼ sagen vil
▼on der magit die er vurte
aiser sie i . . . en nirte
ane maze sie do weinte
5500 da mite sie bescheinte
daz sie ongeme mit im yur
sie was geheizen dulcifl&r
von rerat atroglas
der selben megede vater was
5505 avch bete daz selbe megetin
an der hant ein guldin vingerlin
M61 nach sol hätte du Platz , ist aber nicht zu erkennen. 6469 tragetm
Ulfalls das erste Wort in der Zeile; für das vorhergehende gtrt vermuthe ich
6489 von «o{ an nur die obersten Spitzen, diese aber zweifellos erkennbar.
N:
326 F* KEINZ
als ofte sie das ane sach
daz wort sie darnach sprach
eia kuninc wigamar
5510 8ol ich iemer hioDen vur
dineD lip beschanwen
so begond ir sa drouwen
der riter mit dem scharphen worten
als sie das geborte
5515 00 wart ir weinen gralich
daz er irb. . • .te mich
sie want ir wisen hende
sie sluc a. ... wende
ir wol geschaffen banbit
5520 vraweden was sie berawbit
gros was ir nngemach
SOS vertriben sie die nacht
in disem hns daz ich in sach
ich muz der nrawen ungemach
5525 clagen uns an sinen tot
ach ach sie leit so grose not
V der wirt begmde sagen
vii der megede knmmer clagen
ia ubir liefen taugen
5580 ^®°^ vater sine aygen
er sprach zu dem wirte sa
kunnet ir uns gesagen wa
ist sin lant hine gelegen
wie lange ist er undir wegen
5535 6 er mugen heim kümen
do sprach der wirt ich han vernumen
er muz vam lange wege
breite mos smale stege
hohe berge tife tal
5540 in dem walde stige smal
durch den walt zu deloyr
in daz lant ze effloyr
vbir den se zu munsigret
in daz lant zu gurgralet
5545 da sal er tragen die crone
eia duiciflur die scone
wie tivre ich dich ame muz
5512 von dru\uwen das r nicht deutlich. 5515 90 unsicher. 5516 Ton dem
b in tr5 nur der erste Strich vorhanden, dann 4 — 5 Buchstaben weggeschnitten.
5617 es scheint wieten zu stehen. 5531. 32 W bat hier den Beim so : wo, nnd ist
darnach citirt in Weinholds Mhd. Gramm. §. 76. 5540 an oder m unsicher, letsteres
wahneheinlich.
WIGAMUR. 327
L. Vm, Bl 7, Bflekseite.
ich getan dir noch sorgen bui
8wie uremede «wischen uns si
5550 sprach der kunino von lendri
der rede wart geswigen hie mite
nach YÜ houischlichen siten
des nachtes ir der wirt phalc (so)
als in do kom der andir tac
5555 vrlap namen sie zehant
sie riten walt tB lant
si riten manige mile
ez kom yil manige wile
daz sie e gerne weren tot
5560 wan si liden groze not
V ist hie nor wol gesagit
rie Ijpondrigron die magit
dnlciflur die schone» vienc
nu uimemet wie ez ergiene
5565 do er sie heim brachte
eines dinges er .m(?) g^achte
daz in ir vater snchte mit her
da gegen schnf er sine wer
er dachte in sinem mute
5570 wie er die magit gnte
mit listen nbir keme
daz sie in gerne neme
swie er do sime dinge tet
ez were dro odir bet
5575 die waren ir beide gelich
▼ndir des komen die kanige rieh
zu dem se ze mnnsigret
der schiet das lant zo g^rgralet
vn daz lant zn deloyr
5580 an einer beide zn efloyr
ein riter in da widir reit
daz was der ionge knninc gemeit
harzir von norendin
die zwene kanige gmzeten in
5585 mit houisclicheme graze
des danchter in saze
sie arageten in der mere
do clageter sine swere
iamerliche gehöre het er dar za
5590 er clagete arbeit all mh
er sprach ich anseliger man
wände ich
328 ^« KEIMZ
L. VIII, BL 8 nur zwei Defecte: ein kleiner Randansschnitt,
durch den auf der Vorderseite von 4 Zeilen je 4 — 6, auf der Rück-
seite durch Abreibung an den Umgebungen desselben von 6 Zeilen
e 4 — 7 Buchstaben fehlen; und ein kleines Loch im Pergament
Yordeneite.
selde nie gewan
vn niemer me gewinnen mac
des ist nv uil manic tac
5595 daz mir widir tut diz leit
eines tages do ich reit
Yse dem walde sü deloyr
ein iuncurawe bete geoolget mir
von doriswarlana die konigin
5600 ir muter was oou (sie) , . masmalin
pioles ir name was
owe daz ich ie . . . as
daz ich mit ir nicht leit den tot
o rme got
5605 vffe eine burc ich sie bra. • • .
Yil wenic ich gedachte
ich ne solde sie da . . . vinden
dem wirte uü sinen kinden
bcT . • ch ich sie zu triwen
5610 daz sol mich iemer rivwen
daz ich den tomei nich uirmeit
da ich UDselich man hin reit
als ich do qua dar widir
do lac die burc danid^
5615 nirbrant yn zerbrochen
do hete der kuninc gerochen
an dem wirte gerochen sinen zorn
des hete manic man yirlom
iemerliche sinen Hb
5620 da bronnen urauwe un wip
vn allez daz da was
daz da nieman genas
da airlos ich die iunourawea min
daz muze gote geclaget sin
5625 XTTigamur der riter halt
^^ sach da neben sich in den walt
er clagete wa er were
er nirstunt sich an de mere
daz iz die iuncurawe was
5630 der er da half daz sie genas
6609 von ch ich nur die untersten Spitzen vorhanden. 6617 dieses gtnch»
mit Punkt (als Verstheiler) dahinter: Schreibfehler. 5626 neben scheint dentlicb
SU stehen. 6628 de mit Yerweisungszeichen am Rande, wie es scheint, ron anderer
Hand.
WIGAMÜR. 329
die er bi der bürge vant
die in dem walde was uirbrant
do er erste üz dem mer schiet
vii er sinne bete niet
5635 er dachte her an hin
wa die burc mochte sin
da er die uraawen bete virlan
vbir lanc er sich uirsan
daz ez was daz selbe lant
L. Vm, Bl. 8, Bückseite.
5640 nu begonde er trachten zehant
er sach al umbe uerre
zu jungest irsach der herre
eine burc uf eine berge
da er dem getwerge
5645 beuolhen bete die magit dar
des were wol achte iar
der rede er niemene zuge. . • .
er sprach wir haben geriten genunc
llen bliben hie
5650 die herren spräche. . . .
wan wir nicht haben spise
d uch wise
sprach der kunic uö lendri
urc stet hie nahe bi
5655 dar wil ich ei. . riten
ir sult min hie biten
ich bringe uns spise ob ich mac
wir han geriten disen tac
die ors sint müde auch wir
5660 do sprach der kuninc harzir
herre ir habet gesprochen wol
ob ez also wesen sol
daz ich uwer gunst des haben sol
vji mir Des tagen t des gan
5665 daz ich alhie blibe
yji die nacht uertribe
mit gesellicher tat
nv sprach der kuninc uon rerat
herre daz ist unsir bete
5670 iv si geheizen hie zu stete
dienst un geselleschaft
die dri riter tugenthaft
S664 hinter Des freier Kaum für zwei Bachstaben, ohne Spur vom einstigen
^derselben.
330 A. EDZARDI
lobeten dai mit eideo
daz sie niht gescheiden
5675 wurden durch keine not
ezne were gevancnisfte odir tot
die geselleschaft solte sten ein isr
also liezen sie ei war
Wigamur der tagende riebe
t/u»v reit aroliche
er reit uf an den berc
nv vant er abir dai getwerch
vor der bärge sitzen
*da kom uon gate
mOnchen. f. KEINZ.
FENSALIR UND VEGTAMSKVIDA 12, 5 ff
In seinea Studier over de nordiske Oude-og Heltesagna Oprind-
eise I, 252 — 6 (vgl. 205 f.) hat Bagge*) sich der von Jessen (Z. (
d. Ph. III, 75 f.) aufgestellten, von mir (Oenn. 2^ 57) vertheidigteD
Ansicht angeschloßen, daß die Strophen der Vegtkv. 7 ff. eine, spi-
terem Geschmack entsprechende Paraphrase von Vsp. 32 — 34 (Hildbr)
sind (S. 213), und daß die R&thselfrage Vegtkv. 12^ 5—8:
hveijar 'ru |)«r meyjar,
er at muni grata,
ok i himin verpa
hAlsa skavtum?
eine Nachahmung der Frage in Vaf|). 54 sei:
hvat mslti Odinny
ädr & hil stigi,
själfr i eyra syni?
an welcher Odin gerade so erkannt wird wie hier. Auch nimmt Bagg«
an, daß letztere Frage auf die Wiederkunft Baldrs deute; aber er
ignorirt merkwürdiger Weise die aus beiden Auffaßungen consequoit
sich ergebende Erklärung, daß nämlich die meyjar Friggs Augen seien
(wie schon Jessen deutete), und stellt vielmehr eine sehr viel geswiio-
genere Erklärung auf, indem er die Antwort auf die Bäthselfrage im
*; Da dieser kleine Aufsatz zur Ergänzung meiner Anzeige des sweiteo Heft«
von Bugge's Studien (im Aprilhefte des Literaturblattes £. german. tu roman. PliiL lÜ)
bestimmt ist und daher möglichst bald gedruckt werden sollte, habe ich, wm äi
nicht zu uuifSnglich werden zu lassen, wiederholt das Resultat anderer Uiileim^BBK«ai
die ich hoffe bald gedruckt vorlegen zu können, vorwegnehmen mSsseii. Die Dagil*
dang werden jene Untersuchungen bringen.
FENSALIR UND VEGTAMSKVIDA 12, 6 ff. 331
erischen xovgai aXioio ydgovtog findet; d. h. die meyjar sollen die
rmaide sein, welche Achills Tod beklagen; denn Baldr ist ihm ja
[lies. Und auch an der entsprechenden Stelle in Vsp. 34, 5 ff.:
en Frigg um gr^t
{ Fens9lum
yä Valhallar
Frigg's Wohnung i Fensolum sie als Meergöttin kennzeichnen, und
Vorbild soll hier die Meergöttin Thetis, Achills Mutter, sein.
Ich meine, daß man an beiden Stellen eine viel einfachere und
iedigendere Erklärung aus der germanischen Mythologie heraus
en kann, und möchte an diesem Beispiel eingehender, als ich es
em Ortes*) an andern konnte, zeigen, wie wenig gerechtfertigt es
und meiner Ansicht nach überhaupt ist, zur Erklärung nordischer
iien auf die dassischen Mythen und Sagen zurückzugreifen. Und
ir werde ich erst die Unwahrscheinlichkeit der AufFaßung Bugge's
suthun suchen und dann meine eigene Erklärung vorbringen.
Bugge erkennt auch den Zusammenhang von Vsp. 34, 5 ff. mit
kv. 12, 5 ff. an, aber er meint, Fensalir bedeute 'Meersäle*, und
lalb soll hier Frigg an Stelle der Meergöttin Thetis der Achilles-
3 getreten sein. Aber abgesehen davon, daß diese Erklärung von
jg i Fensplum die Herstammung der Baldrsage von der Achilles-
g — wogegen ich mich a. a. O. entschieden ausgesprochen habe —
aussetzt^ erscheint sie mir auch aus andern Oründen nicht hältbar.
Einmal ist die Deutung von Fensalir = 'Meersäle' wenig wahr-
Hnlich« Wenn auch fen ^Sumpf, Teich* (got fani, ags. /en, ahd.
u, fennt) wie jedes andere Gewäßer gelegentlich in skaldischen
jchreibungen = 'Meer, Fluth^ etc. vorkommt und Einmal vom Skalden
mak im Stabreim geradezu =*Meer' gebraucht wird, so beweist
doch nicht, daß außer im skaldischen Stil fen = 'Meer' gebrauch-
gewesen wäre, und auch Bugge behauptet das nicht. Jedenfalls
Sumpf (oder etwa 'Teich') wie in den andern germanischen Spra-
i so auch im Nordischen (gegen Z. f. d. A. 7, 17^) die ursprüng-
$ und gewöhnliche Bedeutung. Daß unter solchen Umständen Fen-
' statt Hafsalir oder, wenn es sich um einen Stabreim zu Frigg
leite**), statt Flödsalir in der Bedeutung *Meersäle' gebildet sein
ite, ist an sich höchst unwahrscheinlich.
*) In meinen Besprechungen der Bagge'schen Schrift (Literatorhlatt f. german.
man. Fhil. III, 2 ff. 126 ff.), auf die ich überhaupt verweise.
**) Bngge macht S. 206^ geltend, daß meist die Namen mythischer Wesen mit
1 ihrer Wohnungen alliteriren — übrigens doch auch häufig nicht.
332 A. EDZARDI
Sodann ergibt sich {&r Fensalir eine durchaus natfirliche und
naheliegende*) Erklärung aus der deutschen Mythologie, nftmlich ans
den Brunnen, Teichen oder Sümpfen , welche den Eingang zu Fraa
Holda's Reich bilden , beziehungsweise in demselben sich befinden
(Mannhardty GM. 255 ff.) und, wie ich andern Ortes ausfahren werde,
mit dem Nornenbrunnen**) und Jungbrunnen in engstem Zosammen-
hange stehen. Wie in den Seen und Teichen , an deren Grande man
die grünen Auen der Holda zu erblicken glaubt, die Nixen, so treibeo
bekanntlich nach allgemeinem Volksglauben auch in den Sümpfen
Geister ihr Wesen und suchen Menschen in den Tod zu locken***).
Auch daraus erhellt der Zusammenhang der Sümpfe mit dem Seelen-
reich der Holda (vgl. Schwartz, Urspr. d. Mythol. 265). Daß die ganie
Vorstellung alt ist, daß die Brunnen und Gewftßer oder Berge, in
denen Fria-Holda haust, die auf die Erde, bezw. unter die Erde ▼e^
setzten Wolkenbrunnen und Wolkenberge sind, hat man ja lingit
erkannt.
Noch von einer andern Seite, meine ich, läßt sich die VorsteUang
daß Sümpfe und Teiche (Seen) den Eingang zum Todtenreiehe der
Fria-Holda-Hel bildeten, als altgermanisch wahrscheinlich machen.
Bei verschiedenen deutschen und skandinavischen Völkern ist nimliek
eine zweifache Todesart der Geopferten bezeugt: sie werden theiis
erhängt, theiis in Sümpfe oder Gewäßer gestürzt Ich vermuthe
nun, wie ich in anderm Zusammenhange weiter ausfahren werde, dail
die Wahl der letzteren Todesart mit dem fraglichen Glauben in Zu-
sammenhang stand. Aus den verschiedenen Berichten scheint sich nimlich
zu ergeben, daß die kampffähigen Männer (Kriegsge&ngene etc.) er
hängt, die unkriegerischen (imbeües, seneseentes, ignavt) in Sümpfe oder
Gewäßer gestürzt wurden : während das Erhängen charakteristisch ist
fürs Wodanopfer, gingen die andern ins unterirdische Reich der Todes-
göttin ein. Sollte ich hierin Recht haben, so darf damit vielleicht die
Nachricht des Tacitus (Germ. 12) zusammengestellt werden : distiMdio
pcenartim ex delicto: proditwes et tramfugas (also Krieger, die sich Ter
*) Sie ist schon von Maimbardt, «GM. 295^ anfj^estellt.
**) Ein den Nomen gleichendes Wesen (halb Nom, hau» YalkTije) ist IW*
jm Grottasongr ; wie sie stammen die Nomen aas Riesenheim, genauer ans dem imtff-
weltlichen Seelenlande, dessen unfreundlichen Theil, Niflheim, die Riesen bewokncB.
das Reich der nordischen Hei (eigentlich Niflhel), aus dem Fm-rir (Bmder der Web*
schlänge) stammt (Z. f. d. A. 7, 17), wie Grendel und seine Matter in yhi (Smp^
Sumpfmeer) bansen.
**•) Vgl auch Manuhardt, GM. 383 f.
FENSALIR UND VEGTAMSKVIDA 12, 6 ff. 333
^gen) arborihus suspendunt, ignavos et imbelles et corpore infames
'€Bno €ic paludey injecta insv/per crate, mergunt. Denn es wird erlaubt
lein, hier, wie sonst mehrfach , Tacitus' Erklärung der berichteten
rhatsachen als seine subjectiv^e Deutung aufzufaßen. Zusammenhang
nit Opfern haben schon andere dabei vermuthet*). Die der Nerthus
geopferten Sclaven werden in ihren heiligen See gestürzt. Nerthus
lelbst kommt im Frühling erst in ihr Heiligthum {adesse penetrali
leam inteUegit\ doch wohl eben aus diesem See, in dem sie eigentlich
rach wohl wieder verschwindet^ nicht gebadet wird, wie Tacitus [viel-
eicht das Bad der Terra mater' auf Nerthus übertragend (?), s. Mann«
lardty Baumk. 573] angibt.
Daß man mit Fensalir auch im Norden ursprünglich die Vor-
itellung von der durch Teiche und Sümpfe zugänglichen Wohnung der
Brdmutter (Vegetationsgöttin^ Wolkenfrau) verband; dafür spricht, wie
mir scheint, auch folgende Erwägung. Fensalir erscheint außer in Vsp.
bekanntlich noch Sn. E. I, 172. Da Bugge diese Stelle in einer An-
merkung (205^ anfahrt, obgleich er im Text sagt, Fensalir als Woh-
nung Friggs konmie nur in der Vsp. vor, so muß er wohl meinen, die
G^lfaginning habe hier aus Vsp. geschöpft. Und doch liegt hier sicht-
lich ein verlorenes Lied zu Grunde, wie schon Jessen (Z. f. d. Ph.
rn, 64) sah und auch Bugge S. 48 anerkennt. Loke kommt zu Frigg
nach Fensalir und entlockt ihr das Geheimniß, daß Baldr durch den
nistüteinn verwundbar ist. Bei Saxo (113) gibt allerdings Gevarus
Ml, auf welche Weise Baldr verwundet werden könne, aber unmittel-
bar nach der ersten Begegnung mit den Waldnymphen.
Da nun später (123) eben diese**) drei nymph» — Nomen undVal-
kyrjen zugleich, Vervielfältigungen der Erdmutter, die Lebens- und
Todesgöttin zugleich ist***) — wider Willen ihm gegen Baldr helfen
und ihm (122) verrathen wie Baldr besiegt werden könne (durch Vor-
wegnähme der wunderbar stärkenden Speise), so waren ursprünglich
HTohl sie es auch, die ihm zur Erwerbung des Schwertes (= mi^il-
leirm) riethen. Darauf deutet geradezu, daß Hotherus ihnen wegen
ier Erfolglosigkeit Vorwürfe macht {fde earum cUimncUa 122), während
sie ihm doch bei der ersten Begegnung gar nichts gerathen haben.
*) S. Wh. Müller, Gesell, n. Syst. d. altd. Rel. 78'; Baumstark, Germania etc.
**) Daß in allen drei Fällen dieselben nympbe gemeint sein müssen — wenn
rach nicht von Saxo, so doch von der ursprünglichen Sage — habe ich schon im
Literatnrblatt a. a. O. 127 angedeutet
***) Ich werde diese Auffaßnng demnächst in einer eigenen kleinen Schrift
begründen. Vgl. auch unten S. 884**«
334 A. EDZARDI
Auch Bugge (S. 96) hat das erkannt, die Beobachtung aber in semem
Sinne verwerthet Daß sie bei der ersten Begegnung Hother mit dem
unverletzlichen Gewände (insecahilis vestis) beschenkt hfttten, wie Bngge
meint, scheint allerdings aus Saxo's Worten hervorzugehen. Doch liegt
hier offenbar eine Ungenauigkeit oder ein Miß verstau dniß Saxo's vor.
Denn von solcher Beschenkung Hothers war nichts erwähnt und wir
finden bei ihm keine Spur von Unverletzlichkeit (vgl. Saxo 131 f.).
Dagegen hatte Gevarus — nach obiger Äusfbhmng wohl eigentlieh
die nymphse — auf die 8<Mcra corporis ßrmüas Baldrs hingewiesen, die
ihn durch Eisen unverletzlich mache, außer durch iin Schwert (113),
gerade wie Sigfrids Körper unverletzlich ist, außer durch 6in Schwert
(bezw. Sper), nämlich sein eigenes. Dies, und daß Sigfrids Udyct
letzlichkeit später theils durch die Hornhaut, theils durch einen qü-
verletzlichen Panzer*) motivirt wurde, fbhre ich in einer eigaien
Untersuchung über Sigfrids Unverletzlichkeit weiter ans. Gerade bo
nun wie hier [Gevarus, eigentlich aber wohl] die nymph», weist auch
Frigg, als sie das Geheimniß von der Mistelruthe sich entlocken Üb%
auf Baldrs Unverletzlichkeit hin^ die sie ihm verliehen; und ebenso
erwähnen die nymphse (122) der wunderbaren Speise^ mit der sie selbst
(s. oben S. 333"^) Baldr stärken. Dies alles spricht entschieden dafilr.
daß sie das unverletzliche Gewand in Wahrheit Baldr, nicht Hother
verliehen hatten.
Hother erhielt also ursprünglich sowohl die Belehmng fihet das
Schwert als auch die über die wunderbar stärkende Speise — die ich
im Literaturbl. a. a. O. mit dem Jungbrunnen**) und den Lebens
äpfeln verglichen habe — von den nymphse. Offenbar liegt hier eine
Spaltung vor, wodurch sich die von Bugge S. 100 f. vollbrachten
Bedenken erledigen. Ursprünglich verriethen ihm wohl die nymphc
wider Willen, weil sie ihn nämlich nicht erkannten, nur die Mög-
lichkeit der Verwundung durch das Schwert, wie Frigg***) in Fen-
salir die Möglichkeit der Verwundung durch die Mistelruthe^). Fri^
•) Vgl. Ortnit's Panzer und Wolfdictrich's unverletzliches Hemd, welches
er von seiner Mutter oder Sigeminne erhält.
**) Darauf deuten geradezu die roteida (thauigen) oettt^fOy welche die nympl«,
die jene geheimnißvoll stärkende Speise tragen, hinterlassen; vgl. u. 8. 337**, 337***.
***) Daß hier Frigg den drei nymphse entspricht, kann hei meioer oben
(R. 333 ***) angedeuteten Auffaßung nicht befremden und wird auch von Bn^^ nicht
beanstandet werden, da er ja auch (S. 96) eine Begegnung mit Frejja der BegegiBSf
mit den drei nymphse entsprechen läßt.
t) Die Verbindung zwischen beiden stellt das Schwert MiHilieinm (Bugge
B. 47') her; vgl. auch unten die Anmerkung 335^ über Ueoateinn.
FENSALIR UND VEGTAMSKVIDA 12, 6 ff. 335
[>wohl wie die nymph» lassen sich das Geheimniß entlocken ^ weil
loke sowohl wie Hother verkleidet zu ihnen kommen, Loke als Frau,
[other als Spielmann (eitharcedus 123). Hierin hat die dritte Begegnung
ffenbar die ursprünglichere Auffaßung bewahrt, während bei den ersten
Begegnungen die nymphse als Hother begünstigend erscheinen —
ine Entstellung, die bei Saxo's überhaupt hervortretender Tendenz, ftlr
[other*) und gegen Baldr Partei zu nehmen (vgl. Bugge S. 88 f.), sehr
rklftrlich ist Daß die nymphse in der Waldhöhle als Nomen in der
(nterwelt (am Nornenbrunnen = Jungbrunnen) gedacht wurden, ist
lar (vgL Literaturbl. a. a. O. Sp. 127^^, und dazu Mannhardt, GM.
68 f.)- Da nun, wie ich hoffe nachgewiesen zu haben, Frigg in Fen-
slir diesen Nomen in der Unterwelt entspricht, so wird man ur*
prÜDglich in diesem Mythus auch Fensalir als die unterweltliche
l/'ohnung Frigg-Idun-HeFs angesehen haben, wenn auch in unsern
ddischen Quellen diese Auffaßung nicht mehr hervortritt
Die Gylfag., die hier dem verlorenen Liede offenbar wörtlich
dlgtj l&ßt den mistiüeinnjyrir vertan**) VaÜioü wachsen, dachte ihn also
rohl nicht mehr^ wie das nach der Erzählung doch eigentlich zu er-
rarten wäre, in oder bei Fensalir, d. h. in der Unterwelt Wohl aber
ie Saxo's Bericht zu Grunde liegende dänische Sage. Auch Bugge
101 *) hat erkannt, daß Mimingua, Mvarum satyrus***) ein Zwerg [d. h.
in Wesen der unterirdischen Todten weit] ist, und ganz richtig ver-
:leicht er Hother*s Weg dahin mit Svipdags^) Wege^), der bekanntlich
1 die außerirdische Riesen- und Todtenwelt führt — er hätte auch
[ermod's Ritt zu Hei, den Weg des Hadingus (Saxo 51), des Thor-
illus zu Geruthus (Saxo 421 ff.) und U[t]garthilocus (ebd. 429), Bryn-
*) Den er mit einein dänischen Sagenhelden (Öttarr, Otter = Ohthere?) sosammen-
eworfen tn haben seheint (vgl. Literatorbl. a. a. O. Sp. 126').
**) So WU; dem gegenüber ist autUm r schwerlich zn halten; Tgl. auch Mogk,
«itr. VI, 496.
*^*} = Mfmir, Mimi, M(mr, dessen Qaelle (orsprOnglich = dem Nornenbrunnen)
I der Unterwelt liegt. Über die Besiehang der Wälder zar Unterwelt handle ich an
oderm Orte.
^) iSne Baldr und Frey verwandte Hypostase Wodan*s, Sigfrid^s Prototyp (s. meine
r. d. Hagens] Heldensagen HI, S* LXXII f.).
tt) Aach den UjBvtiiemn (*UnheiIsnithe'), mit dem allein der goldene Hahn (anch
in Bild der Sonne) getfidtet werden kann — der also dem müiiUemn im Baldr-
lythos entspricht — vergleieht er richtig mit dem Schwerte, durch das allein Baldr
etOdtet werden kann. Dieser Uenaieinn, der also wieder (vgl. oben S. 384^) eine Ver*
indong zwischen jenem Schwerte und dem mutiUekm herstellt — liegt fyr ndgrindr
tdtm (Fi9lsy. 26) in der Hut einer Riesin, fest verschloiSen (ok halda njar^üdior fUu)
erade wie das Schwert in Mimin g's Hut (aretütimif ohaertUum elauHri»),
336 A. £DZABDI
hild's Todtenfahrt etc. vergleichen können, wo überall dieselben Züge
begegnen. Man kann es also wohl nur aus einer gewissen Einseitigkeit
der Auffaß ung, die sich bei Bugge's Anschauungsweise natüriieh ein-
stellen muß, erklären, wenn er nicht erkannt hat, daß Hothern s dts
Sehwert aus der unterirdischen Todtenwelt holt. Der wumHI-
teinn, die Unglücksruthe {laRvateinn)^ die bestimmt ist zum Wurfgesclioß
(s. Bugge S. 199*. 201 \ vgl. auch 47*), dem der Lichtgott eiiief^
soll, stammt natürlich aus dem Lande des Todes. Da die Todtenwelt
aber winterlich, eisstarrend gedacht ward (vgl. hier geUt rigenÜa ßytijf
so ist es begreiflich, daß Saxo's und anderer euhemeristische Auf-
faßung der Mythen daftlr die winterlichen Gegenden des hohen Nor
dens*) setzte, wie Saxo auch seinen Mimingns offenbar im hohen
Norden dachte (s. P. £. Müllers Anmerkung). Dort aber hausen die
Finnen, und deshalb — nicht aber (oder doch nur in sweiter Unie)
wegen ihrer Fertigkeit in Zauber und Weißagung, wie Bugge (139)
mit P. £. Müller meint — sind die Wesen der Riesen- und Todten-
welt bei Saxo (z. B. Bastiaphus Phinnicus 126), aber auch sonst (s. E
in der Prosa von Volkv.) zu Finnen geworden. Wie Vplond und seine
Brüder, übt Uli, das winterliche Gegenbild Odin^s, die ^finnisehe* Kirnst
(Saxo 487) des ^Schnee8chuhlaufs^ ebenso die winterliche Skade.
Aus dieser Betrachtung ergibt sich, denke ich, daß sowohl Fen*
salir, wo der Gegner Baldrs das Geheimniß von der Mistelmthe tf-
forscht, als auch der Ort, wo diese wächst, ursprünglich in der Untn^
weit gedacht wurde. Und wenn ich das Resultat alles bisher Gesagten
dahin zusammenfaß e , daß wir keinen Grund haben, Fensalir
anders denn als ^Sumpfsäle' oder ^eichsäle* zu deuten, lo
wird diese Behauptung hoffeDtlich als nicht unbegrtlndet gelten dürfen.
Wenden wir uns nun zu der entsprechenden Stelle der Vegtsmfl*
kvida! Bugge meint hdUa skautum auf die Ecken der Segel und die
dieselben haltenden Taue beziehen zu sollen. Diese Deutung ist an
sich gewiß nicht unmöglich, aber ebenso gewiß sehr ktlnstlich, und
setzt außerdem den Mythos von Baldrs Bestattung auf dem Schift
Hringhome voraus, von dem die Vsp. an der entsprechenden Stelle
nichts erwähnt, während sonst Vers ftlr Vers die Umschreibung der
Vsp. in Vgtkv. sich nachweisen läßt (Germ. 24, 57). Dies und die
auch von Bugge angenommene Nachahmung der Vaf})r. 54 an unserer
Stelle weisen auf die von Jessen aufgestellte Erklärung, daß mit den
*) Wo, wohl deshalb, auch sonst mehrfach, statt im Osten, das
gedacht wird.
FENSALIR UND VEOTAMSKVmA 12, 6 ff. 337
meyjar Frigg's Augen gemeint sind. Das Weinen Frigg^s gehörte durch-
aus zum Baldrmythos, als derselbe noch Tagesmythos vom Sonnengott
war. Als solcher ist Baldr Hypostase Wodan's, Wod's (Od's). Wie
Freyja um den geschiedenen Geliebten Od, weinte auch Frigg ur-
sprflnglieh um den ihr entrißenen Gatten Wodan-Baldr. Erst als Baldr
ab Hypostase Wodan's zu dessen Sohne ward, ward Frigg des Sonnen-
gottes Mutter (s. Literaturbl. HI, 7. 126). Frigg und Freyja sind durch
Spaltung aus der einen Fria-Holda entstanden*). Wenn also Freyja's
Thränen zu Gold werden , so wird von Frigg's Thränen ursprünglich
dasselbe gegolten haben — und ganz natürlich, wenn anders ich Freyja's
(und Frigg's) Thränen mit Simrock richtig als die Thautropfen**)
gedeutet habe, welche die Vegetationsgöttin nächtlich um den gestor-
benen (oder ihr entflohenen) Sonnengott weint. Kommt der Ersehnte
wieder^ dann schimmern die Thautropfen in der Morgensonne goldig;
dann werden Freyja-Frigg^s Thränen zu Gold. Man darf mit Sicherheit
annehmen y daß ursprünglich eben die Thränen der Verlassenen den
dahingeschiedenen Sonnengott wieder zurückführten **'^)y wie das all-
gemeine Weinen um Baldr zeigt, das ihn wieder aus dem Todtenlande
surückfilhren sollte, ja fast zurückgeftlhrt hätte, und — dürfen wir
hinzusetzen — ursprünglich gewiß wirklich zurückführte, wenn anders
der Mythos dem täglichen Schwinden und Wiederkehren der Sonne
galt Über die Macht der Thränen^), geliebte Todte wieder ins Leben
zurückzurufen (Helg. Hund. H, 44) vergleiche man Bugge S. 239 f.
Auch sonst dachte man Baldr noch selbst (nicht in seinem Bruder
Vale) wiederkehrend (Eiriksmil 2), während meistens freilich — weil
der Mythos aufs große Weltjahr übertragen war, s. Literaturbl. a. a. O.
126 — seine Wiederkunft nach dem Weltuntergange gedacht wird.
*) So lehon Geijer und Mnnoh; später Weinhold, Simrock n. A.; 8. Rndolf,
Di« GSttergastalt der Frigg S. 18 ff.
^ Die stabreimende Verbindoog *yor Tbaa und Tage' zeigt beide Begriffe eng
irerbonden (rgL H. Hund. I, 4S, 7). Der Sonnenhirscb (die aufgehende Sonne) heißt
^ifSgu skmgkm H. Hund. II, 37, 6. D^glingr, Dags Vater, deutet Mogk (Beitr. VI,
IktS) ssz dfggUngr ab den *dem Morgenthau entsproßenen Gott*. S. auch d. folg. Anm«
***) ^K^ ^1® rotcida vutiffia der njftnphee areana dapU gendcs bei Saxo (s. oben
S. 884**) und dasu die vorige und folgende Anmerkung.
^) ÄhnHch wird auch dem Thau (der Johannisnacht etc.) heilende, verschönende,
TerfHiigende Krafl augeschrieben (Mannhardt, GM. 29 ff., Simrock, D. Myth.^ 688)
lad er itaht darin dem Lebenawaßer (Jungbrunnen) sehr nahe; vgl. Vaf]>r. 46 (wo
•I TOB den wiedergeborenen Mensehen der neuen Welt heißt moryindoggwir pau »4r at
Ml Kb^) und Vip. 28 (und dazu Sn. E. I, 76: der Thau, mit dem die Weltescbe
bsgpfeogt wird und der von da auf die Erde trieft, kommt aus dem Jungbrunnen).
Y^ aneh die yorigen Anmerkongeo.
»BOUaU. IfM £dbt. X?. (XXVII.) Jahrg. 22
338 A. EDZABDI, FEN8ALLB UND VEOTAMfiKVIBA 12, 6 C
Ist meine Auffaßung richtig, daß im orsprUnglioheii'NatanBydiM
Frigg als Oattin um den flntschwundenen Thränen weinte, die xii OoU
wurden *) und die Baldr ursprünglich zurttckitlhrten, bo hätten wir is
den dunklen Worten
ok & himinn verpa
hälsa skavtum
eine Beziehung auf die goldenen Thränen zu suchen. Denn wieOdd
als grdtr Freyju bezeichnet ward, und wie man sagte Fregja graut gtS^
so konnte man auch sagen j^rif^g weint Gold''; und wenn Hdom
(Sohmnckstflck) und Gersemi (Kleinod) sogar ^Frejrja's [und Od'iJ
Töchter*' genannt werden konnten (YngL s. Cap. 13: So. E. I, 114
348), so konnte auch wohl für Frigg's Thrftnen „HalBschnmek^ od«
der gl. stehen.
Wie nun in Vaf ))r. die verhängniß volle Frage auf Baldr's Wieder
kunft sich bezieht, so würde die, jene nachahmende Frage in Vegtk?^
die auch Odin's Erkennung herbeiflihrt, gleichfalls auf Baldrs Wieder
kunft dunkel hingedeutet haben, indem sie auf die goldenen Thrloen
Frigg's hinweist, die Baldr zurückführen sollten. Es hätte sich also
ein Rest der älteren naturmythischen Auffaßong, die sonst in der
eddischen Mythologie fast ganz verdrängt ist, hier erhalten, natärlich
ohne daß dem Dichter der natürliche Hintergrund des Mythos noch
klar gewesen wäre. (Übrigens ist es fUr meine Deutung im Ganseo
nicht von wesentlicher Bedeutung, ob dem Dichter hier noch ^t
Zusammenhang von Friggs Thränen mit Baldrs Wiederkunft vor-
schwebte oder nicht.)
Es fragt sich nun, wie man den nach meiner Auffaßung voraui-
zusetzenden Sinn aus den Worten herausdeuten kann, verfa hdkn
skavtum d himinn kann wie verpa vaJbni d einn u. dgL verstanden wer j
den: ^^^^ Himmel mit hdlsa skavtum bewerfen (be<]^eßen, bestreuen)'.
Könnte man nun hdlsa skavt als 'Gold, Goldschmuck* deuten, so wfir
den die Worte gut auf den goldenen Thränenregen Friggs gebeo
können. Da der Dichter sich Fensalir wohl als himmlischeB
Wohnsitz dachte, den natürlichen Hintergrund des Mythos aber nicbt
mehr kannte, so darf es nicht befremden, daß er die goldenen Thrinen
nicht auf die Erde, sondern auf den Himmel niederregnen läßt
Kann aber hdUa skavtum [die Hs. hat nach Bugge skivtm]
*Gold' bedeuten? Jessen schreibt ffSkatUum ($köiwnj ^Isöttttm?)*^, sebeiot
also an skwtum statt skottum von skeUtr zu denken, und 9katir in der
*) Oder SU Perlen = Thanperlen, vgl. unten S. 389**.
CM. BLAAS, PSALTERIEN MIT DEUTSCHEN RANDBEMERKUNGEN. 339
Bedeutung ^Schatfly Hort^ ist ja in der ülterD Sprache genügend belegt*).
'Hak-Sehätze' wäre Gold, weil man am Halse goldene Ringe trug
(Weinhold, Ältn. Leb. 185). Oder wären überhaupt nur Perlen (nicht
Goldperlen) gemeint, die in älterer Zeit als Halsschmuck getragen
wurden**), so daß die Thautropfen einfach mit Perlen verglichen
würden? Auch könnte skauf {skdvt) richtig sein: skaut = 'Haube,
Kopiputz' (C.-V. 540*) könnte allgemein = *^Schmuck; Putz* gebraucht
tein, also auch hdUa skaut = ^Halscbmuck^ = 'Gold' oder speciell
= ^Hals-Scbmuckstücke', d. h. Perlen.
Es bieten sich also mehrere Erklärungen , die ich zwar keines*
w^ als ganz ungezwungen oder als zweifellos hinstellen möchte,
deren jede mir aber immer noch viel natürlicher erscheinen will, als
Bofige's Erklärung.
LEIPZIG, im Februar 1882. A. EDZARDI.
PSALTERIEN MIT DEUTSCHEN RANDBEMER-
KUNGEN.
I.
Im vorletzten Winter habe ich im Stadtarchiv von Korneuburg
das Psalterium eines mittelalterlichen Breviers aufgestöbert^ in welchem
lieh viele deutsche Bandbemerkungen vorfinden. Die betreffende Hand-
schrift besteht aus 146 zweispaltig beschriebenen Pergamentblättern
in4°y und ist in Leder mit Holzdeckel gebunden. Es fehlen jedoch ungefähr
25 Blätter, zumeist vom Anfang und Ende, und die Zählung derselben
ist unvollständig und zudem unrichtig, indem zwei mit 122 bezeichnete
Blätter vorkommen. Von diesen Randbemerkungen, welche immer
gleich am Anfang des betreffenden Psalmes oder Canticums stehen,
sind indeß mehrere theilweise verwischt, bei andern wurden wieder,
*) Sollte etwa Skafalwidr (Helr. 9) auch für skaUalundr ('Scbatzwald*, vgl.
hveralundr Z. f. d. Ph. III, 37) stehen = Scbildbnrg, die aus goldenen und silbernen
(rothen und weißen) Schilden gebaut ist, wie schon Wislicenus (Symbol, von Sonno
and Tag, S. 68) vermuthete: also lauk härm mik skjqldum i skaUalimdi, raudutn ok
hsUum? Nach FAfn. 42 ist diese Scbildburg erbaut (^ ödökkum 6gnar lj(hiiaf d.,h. aus
lencbtenden (^ goldenen und silbernen) Schilden, s. Oerm. 23, 165 (Sigdr. Prosa-Einl.).
**) ^B}' ^°« E* ^» ^34: fyrir pvi er kona ketmd tu girntteina eda glerateina, at
Pat vmr ijamsdiifu kvmma b^madr, er kaUat vor stehuuorvi, er pcer hofttu d ?uiUi a6r.
Vgl aneb GuAr, I, 18.
340
C. M. BLAAS
beim spätem Beschneiden des Baches, meist dnzelne Badutaben weg-
geschnitten, und bei einigen sind Stückchen weggerißen. Das Pul-
teriam sowie die Randnoten stammen, nach einer gütigen Mittheilang
des Herrn Dr. Gustav Winter in Wien, ans der sweiten Hälfte dei
Xin. Jahrhunderts, und die letztem sind alle von ^iner, aber andern
Hand als das Psalterium, deutlich und zierlich geschrieben, wobei
jedoch die Buchstaben v v und w graphisch nicht unterschieden mL
Bei der hier folgenden Wiedergabe habe ich, mit Aoanalime Ton «f,
die wenigen Abkürzungen aufgelöst, das in der Hs. durehstricheoe
mit eckigen Klammem versehen, das fehlende und unleserliche dord
Punkte mit rundlichen E[lammem, und das von mir efginste ämA
Cursivschrift angedeutet Die Reste von filnf solchen Bandnoten habe
ich, weil ihre wenigen leserlichen Wörter keinen Sinn geben, nidt
aufgenommen, und bei den in der Hs. nirgends mit Zahlen bezeicb-
neten Psalmen die Zählung der ^ulgata* angewendet Von dieses
Randbemerkungen sind flbrigens mehrere gereimt, und schon die
durchstrichenen Stellen weisen auf eine ältere Vorlage hin, wobei ieb
hier noch bemerke, daß damit — aus späterer Zeit — ein dentschei
Psalterium aus der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts des PMUnon-
stratenser-Stiftes Geras, Pap.-Hs. bez. mit C. h. 14 sowie das Registor
der in Hain's Repertorium unter Nr. 13.510 verzeichneten lat^-deütschen
Psalter-Incunabel zu vergleichen ist*).
STOCKERAU in NiederOsterreich. C. II. BLAA&
1 (1 6*") Ps. 2. Den sprich vrre nBvber.
er ist gvt vfre alier slaht not
2 (16') Ps. 4. so dv den niwen manen
an sehest.
3 (17*) Ps. 5. sprich den seien, vn
ob vnrecht. lewt varen di( . . . )e .
eren so sprich den salm mit wein-
den ^) avgen.
4 (17') Ps. 6. sprich den seien.
5 (18'j Ps. 7. sprich ob dv habest
einen werltlichen frivnt. daz in got
▼on den. svnden bechere.
6 (18*') Ps. 8. sprich den salm. Tnsers
heren antlvze. daz er allez sin ant*
*) Hm. weiden. ') fihU got
Ivse. IT dir chere. v& dich m\
<riweo. v9 minen an «sehe.
7 (18^) Pb. 9. sprich das dir*J helfe
vn gebe gnaidichlich vitail svene
din sele von dem übe tbeide.
8 (20*) Ps. 10. sprich das gel £
sele ner. v& dich des heUewittti
wberhefe.
9 (20^ Ps. 12. lis vnseis hsms
martir vmbe dio ende.
10 (21*) Ps. 13. sprich den sala ob
din frivnt in vrioTge wele vtrei
daz im got sig vfi hsll gebe tS
chom wider heim gesvnt
*) Das in der k. k. Hofbibliothek in Wien befindliehe Exemplar triKct £e
Jahressahl 1494 and ist mit 6. H. 16. beseichnet.
P8ALTEEIEN IflT DEUTSCHEN RANDBEBfESKUNGEN.
341
Pf. 14. DiBen solt dv sprehen
[y sihest. ein chirchwihen. dy
iD ETch sprehen dem heiUgen
BO ist fSBlig dein le^en.
Pf. 15. lif den fo dy gotef
imen nemest tu lif in den
tigeren, dar nach allen gotef
Pf. 16. Lif den allen gotef
irsBrin an dem ftent fiben
le ezaYdi. dv folt def gewif
ymbe fwelh not dT in lifOft
ir.daz dieh got erhdret dar
!▼ mäht in aych lefen vmbe
rn wip vü vmbe feie vn Tmbe
Kp.
Pf. 18. lif inere der iwelf-
• das fi dir genaden helfen.
vnferen herren.
Pf. 19. lif dem e wart der die
finget f o er f ich ymbe cherei
rieh, orate. prome. bo wirdef tT
neffc UAlhaft,
Pf. 20. Den lif dem chlnige
IT daz riebe recht bericht lif
ih an dem fvntage fant ( )
din ere.
Pf. 21. Mit dem falm lobe
and er in fprach. do er an dem
B erftarbe.
Pf. 24. den folt dj oft lefen
lin ff nde. lif in ayeh vnferf
n feie vnder der ftille moffe.
Tm an dir chnie se dem Terfe
ilicta innentntif mee daz ift
▼er aller flacht not.
Pf. 25. Im fo dy yfr den
in die chirhen geft.
Pf. 27. Den lis daz def tie-
ille an dir nicht eryyollet werde.
Pf. 28. daz ift grt. selcfen
heiligen geifte. lif in arch
le ez ze yil regen, daz got
r weter gebe.
Pf. 29. den lif daz. daz dich
• . •
]] niemer. yer dampne m finem
EXfff NoU ßndel iieh in der Ei.
'abia mea aperie»*^ u, #. to.
23 (37*) Pf. 30. den lif daz dich got
bewar. yor hayppt haften fyenden
yn yor werltlichen fchanden. Hb in
aych in fände nicolayf er. er ift yon
ynferf heren marter.
24 (38*) Pf. 31. den lif daz dir got.
yergebe dine fynden. daz er dirz
icht yer wizze. alf er laeder mane-
ger feie hat getan.
25 (38^) Pf. 32. Sprich difen falm
allen gotef heiligen zelobe vnd ze
erin daz fi dir nerin lip ynd feie.
26 (39*0 Pb. 83 Hb den zwelf poten.
27 (40^) Pb. 34. des Ugee so dv TaBten
l\§ den Balm.
28 (41"") Pb. 35. Z>er liyt ynd wihe
habe ze bewaren der Icb disen «alm
alle tage.
29 (42*) Pb. 36. Den üb den Uyten.
die zeder yrtaile zvlen. [gen.] richten.
30 (43^) Pb. 37. So dy zepeiht cho-
mcBt t vn dy yergezzett der pysze
$0 gewinne hyld^ mit dizem talm,
31 (49*) Pb. 38. den lif bo dy ynzerf
herren lichnamen nemft. lif in aych
dinem engel').
32 (59') Pf. 52. Den falm lif fo din
friynt sei g^ange.
33 (60"^) Pb. 54. Den salm Hb das dich
got erl^BC von ewichlichhen panden.
Hb in at>ch yneerf herren marter.
ynd #mer zezwen. ymbe fwen dir
( . . . . )e ift. daz er dir den behyte.
34 (61^) Pf. 55. Swaz dir an dem
libe wer fo lif den falm gerne, lif
in aych f wenne dy grozze not ynd
angeft yon diner metsterBchaft ha-
bcBt. er ist der Biben exaydi einer.
35 (61') Pb. 56. Daz ist der yirde
Balm den dayid Bprache ynze in
got an sinem syn. räch.
36 (62*") Pb. 57. Disen salm sprich
zaybersBrinne. spottsBrinne. lygniB-
rinne das si got becher das si
nerin lip. yfi sele.
37 (62^) Pb. 58. Den sahn seit dy
sprechen der hersen frimt habe.
auch woriUch m^ Bl 48^ mm Vetik^Um:
342
C. K. BLAAB
Tfi sprich dem ewangelio über
generationis.
38 (es"") Ps. 59. I>eii salin solt dy
sprechen, der decfaein trybesal habe.
39 (64^) Ps. 60. der ist der dritte
domine exavdi.
40 (64^) Ps. 61. Den salm sprich des
morgen« fir an dem pette.
41 (64**) Ps. 62. Den sprich alle [mae]
morgen frv. so get dir nvn heil zr.
42 (65*) Ps. 63. das ist der yierde
domine exavdi.
43 (65°) Ps. 64. Den salm sprich den
seien.
44 (66^) Ps. 65. Den salm sprich an
dem perhtetage.
45 (660 ^«* 66. Den salm sprich von
chrvcen. vnz hinz svnwenten.
46 (67^ Ps. 67. Den salm sprich sand
lavrentinv. vfi allen gutes marte-
raerin.
47 (70**) Ps. 68. Sprich den salm dinem
frivnde so er yber mer var lis in
Ynserem herren vn siner martirasren
▼mbe rechtes weder.
48 (72^) Ps. 69. Den salm sprich so
dv zedienem werche griffest, sprich
in avch dem heiligen geist.
49 (72*^) Ps. 70. ZKsen salm sprich
yn habe in trvt. er ist gvt ge-
svnden lyten. er t«^ der fvmffc den
dauid sprach.
50 (73'') Ps. 71. Den salm sprich ze-
perhtnahten mit dem solt dv manen.
vnsern herren siner martir vn siner
barmvnge. vnd des gericbtes der
flizzet in siner magenchreft, an der
iyngensten wile.
51 (74'') Ps. 72. Den lis hvraeren daz
daz si got becher von so getanem
gewerte.
52 (750 P»- 73- ^en lis inere allen
gotes marterasren.
53 (76^) Ps. 74. Den lis einer scie
div dir wol getrvwe.
54 (76^) Ps. 75. Den lis allen gc-
lavbigen sein.
^ U schulde.
55 (77^) Ps. 76. Den lis den Iftn
die yber mer wellen yaroi.
56 (78^ Ps. 77. I>ett ir ipiie tiver
sie die srln lesen disea salm in
wizae so din lieber frimt vnder
wegen sei so lis disen safai td-
serem herreo tS. einer maitcr.
57 (80°) Ps. 78. Den lis den chindelio
daz 81 vns helfen, das wir das ewife
rieh besissen.
58 (81'') Ps. 79. Den lis dem heiliga
gebt rmbe cherge.
59 (84**) Fb. 80. Den lU den hta
die hervori wellen ymren. dax a
got bewar.
60 (84^ Ps. 81. Den lis den dieba
vn den sehacharen * so si wtg»\\
syln gen dyrdi einen diebe vi ein
dinch lis in lant [osarien} Katerinen
laben stmt. zf legMiehem vem
eine yenige. welleatv das. alle dn
sehyde^ yerholn eein. so ipriek
disen salm. vor einem chrvce siben
stvnt. yn habesty defaeinen nvtio
sprich in nivn stvnt. vor dem eknce.
61 (85^ Ps. 82. den Us den wider
waertigen.
62 (85^0 Ps. 83. den lis zediircMei.
63 (86^ Ps. 84. Den lis ymbe dio
ertvühir. lis in avefa der genadige.
sant marien« das si dich beskine
vor hercenleide an dinem iMudir
eren viL an dinem fmnt.
64 (860 P«- fö- I>en lis ynbe din
ende.
65 (87**) Ps. 86. Den Us den heiVgei
maidea lis in aych mserem hems
got.
66 (87'') Ps. 87. JDI0II lia ynwn faenfD
dode VH sinen fVmfa wnden« m wii<
dir virliehen. das dv se dem lebtes
werdest h^fundea*
67 (88"*) Ps. 88. Den lis das siek got
erbarme wber die amen«
68 (90*) Ps. 89. Den lis das dick g«(
gevrist vns dv gerihtest.
69 (900 Ps* 90. Dm lis ynsers kerrcB
P8ALTERIEN MIT DBUTSCfHEN RANDBEBiERKUNQEN.
34d
Qge. daz er dir inr^che. das
mTzzest mtnnen. mz an din
Ps. 91. Den lis msera herren
nge.
Ps. 92. JDen lia vnsen herren
80 dT Tliesest daz dv ez
t.
P8. 93. Den lis den altherren.
Ps. 94. 2>en Mim Bolt. min-
' ist. ein angonge alier gvien
I.
Ps. 97. Mit dem solt dT vn-
lerren. loben als in die drei
^e lobten.
Ps. 98. Den lis vnsers herren
ivnge.
Ps. 99. Mit dem lobe Tnsern
berren daz er dich genffidech-
enphahe. zeder porten. da
sei svndert mit chvrzen Worten.
Ps. 100. Mit Den lis ynsers
i tavfe. swer sei vber mftich
lis diesen salm. daz im got
dvlticheit yn diem^t.
Ps. 102. Den lis inere aller
Ps. 108. lis dem heiligem
▼mb din svnde so wirdvstr
lesehanden.
) Ps. 104. lis die fivmf con-
ai Tnder den yit passiones vA
iz leirt da mit ynsers herren.
szer egjpto wart gevyret. lis
3h ynsers herren genaden so
t dy in aberhams boysem.
) Ps. 105. Den lis der chymft.
herren. daz er [siner chymft
iser yrchvnde siner chymft sei.
) Ps. 106« Swer mit [go] groz-
lerzen leide bevangen sei. der
sen salm der ist trostsam.
) Ps. 107. Den lia ynsers
I zeswen.
) Ps. 108. Der ist der fiymft-
salm da ist. der tiyel mit
cht. ynd sin genozze. [Den
ses ers herren zeswen.1
85 (107^) Ps. 109. Den lis ynsers
herren ansh^we.
86 (107*^) Ps. 110. Disen salm solt
dy lesen ymb rebtes. gerihte an
diuem erbteil.
87 (108*) Ps. 111. Dem ynser herre
siner gotheit ers sb iget daz ist sand
iohannes ewangeliste.
88 (108*) Ps. 112. Ze der hohsit des
palmtages lis disem salm. swenne
dir icht zelibe geshehe ^so lob sin
ynsem herren mit disim salm.
89 (108^) Ps. 113. Den lis ynsers her-
ren tayfe.
90 (110') Ps. 114. Den Us allen sein
zetrost ynd zehilfe.
91 (111*) Ps. 1 15. [Den lis allen seien
zetrost. yfi zehilfe] lob ynsem her-
ren mit disen salm daz ynser herre
hie enerde gie mit sinen lyngem.
92 (1110 Ps. 117. Z>en lis daz dich
got yalles t7nd ylyches yber hebe.
93 (113*) Ps. 118. die Den einlif salm
lis inere des heiligen geist. lis si
aych allen sein, lis si iner ynser
yrowen sand marien. yn swelher
heiligen tnlt sei. die mäht dy der
mit eren. lis si allen seien, daz si
dir helfen daz dy werdest erehant.
das got alle sei erchennet. legyt
yn zegenaden.
94 (121^) Ps. 119. Daz wizze wol
zeware daz dv mit disen fiymf-
zehen salm. mäht ewHben michel
frvde. vnd genade.
95 (122^*) Ps. 120. lis den dinem
lieben friynde.
96 (122**) Ps. 129. Den lis tygen.
ynsers herren bilde.* - ymb diniy
oygen. yß dem heroen ynsers
herren. als er sin herce. zy sinem
zwelf iyngem ehert daz er also
min herce. zy im eher, mit triwen
yn mit stflBtem fride.
97 (122***) Ps. 123. Den lis diche.
das dich der ÜyeL mit sinem list
iht bestriche.
98 (122*") Ps. 124. Swer siner mei-
344
K. BARTSCH
ster shefke ennmnen sei. der les.
disen salin daz in got richte le-
siner meistenheft.
99 (122^) Ps. 125. Den lU inere
aller engel.
100 (1230 Ps. 126. Das wip soL lesen
disen salm als si sich yerseche
das si swanger werde.
101 (123^ Ps. 127* Mit disin salm
solt dv sei segen so si genesen sei.
102 (124^ Ps. 128. So sich ein mensch,
bechert vn sich got an im. selben,
eret so lis den salm.
103 (124^ Ps- 129- I>en lis den seki.
104 (125**) Ps. 131. Den lis da ein
lichnam werde bestattet«
105 (125') Ps. 182. Den lis von den
dy brvderscbaft habest enphangen.
106 (126^ Ps. 133. Den lis so dy
slaffen gest. das dich got erlaue[n]
b^ser gedanche.
107 (126^ Ps. 134. Den lis das dich
got bewar. vnd din fivmf sinne
yns an din ende.
108 (126'') Ps. 135. Den Us das dir
got geh die spise der dv dvrftich
sist. zesel vfi zeleibe.
109 (127^ Ps. 136. Den lis daz dir
got gebe, sin genade yn den Ivten.
die sich haben besYndert. ymb
ir missetat.
110 (128^) Ps. 137. Den lis in ere
aller engel.
111 (128'') Ps. 138. Den lis dem yasten
ynsers herren dv macht dar mit
helfen allen seien.
112 (129"*) Ps. 139. Den lis inere
aller engel yfi aller heiligen, lis
in ( )").
113 (129**) Ps. 140. Den lis dem ze
erin der dich Ton der helle erlost.
114 (130^) Ps. 141. Den lis vnsers
herren antlvtse. yn allen ainen
namen.
115 (131*) Ps. 142. Den fis fmbe
din ere. er ist dar sibeat doaine
exandi. so dy dehein diaeh trii
dar ymbe dy weratest. das dr m
sered werdest, so lis diseoi nla.
116 (181') Ps. 143. Den lis dieBscB
fiivnden so die yeinde mit in Tehtin.
117 (134*) Ps. 147. Den lis ism
Sanct peter das er dir gcnadiek-
leichen yrtsaile.
118 (136*) Ps. 148 (149 «. 150). Der
salm. ist. behalten se Yrdifsde.
dem gotes gewalte.
119 (136') Cant Isaiae, 12. Da la
ynd erpitte. ynsem herren das
er sieh dyr^ siner maitjr.oe.
vnde dych einer myter. ere. iisei
zomes enthabe.
120 (137*) Cant Eiechiae, 3a, 10.
Den lis den seien.
121 (137'') Cant. Anaae, 1. Et%, 2.
Z>em got yon armyt serihfra helfe.
der les disen salm.
122 (188*^) Caat. HoTsi, Ezod. 15.
Den lis den lytcn das got dm ikt
welle, das ir sei immer drinae. ii
dem bech icht walle.
123 (139*) Cant. Habaenc, 8. Ick web
wol daz. adam dbiy wort spnek
do er gotes gebot sebrach. des loh
dy sprechen, daa got. den selbei
zom. an dir iht rehhe.
124 (1400 Cant. Hojsi, Deat. 88. der
Der salm ist yon dem yrtsk g^
shriben. ny syln wir piten ysien.
herren das wir reine werden bnekt
yf r. in sin wir shyldieh so wiit
ynser. sedeheinem ^ei^ gfte ge-
daht
125 (144*) SjmboL 8. AthanasiL Des
salm solt dy mlnnen er ist gft le-
manigen dingen.
•)
folgen in der J7#. noch swei unU96tUehe ZtUen,
PSALTERIEN IIIT DEUTSCHEN RANDBEMERKUNGEN.
945
IL
Die vorstehend abgedruckten Randbemerkungen veranlassen mich
von zwei andern ähnlichen Handschriften Mittheilung zu machen. Die
3ine ist der cgm. 23111 (vgl. Catalogus t. II, p. IV, p. 55) aus dem
12./13. Jahrhundert, die Randbemerkungen wohl erst aus dem 13. Jh.,
lie andere die Erlanger Hs. 570, nach Irmischer aus dem 12., sicher
»US dem 13. Jahrh. Die GeftÜligkeit der Bibliotheksverwaltungen in
klflnehen und Erlangen hat mir die Benutzung auf der hiesigen Uni-
versitätsbibliothek möglich gemacht. In beiden Handschriften ist durch
beschneiden der Ränder ein Theil der Bemerkungen verloren gegangen;
eh habe die Ergänzungen durch Cursivdruck bezeichnet. In der
jirlanger Hs. ist außerdem die Schrift stellenweise sehr verblaßt;
nittelst Anwendung von Schwefelammonium, die von Seiten der Ver-
valtung in liberaler Weise gestattet wurde, war es möglich fast alles
»n lesen. K. BARTSCH.
1 (2*^) Ps. 2. Disen salm sprich vber
diebe vnde ^er rober. (= Korn. 1,
Erl. 2)
2 (3^) Ps. 3. Den sprich vber die die dir
din gvt nemen mit gewalte. (= E 3)
3 (3^) Ps. 4. Den sprich so da den
niwen manen sehest (= K 2, E 4)
4 (4^) Ps« 6. Den sprich den siechen.
(= E 6 ; Tgl. K 4)
5 (5*) Ps. 7. Op dn einen werltlichen
Triynt hast dem sprich den salm.
(= K 6)
6 (6*) Ps. 8. Mit disem salme wüsche
dine manne heiles.
7 (6^) Ps. 9. Den sprich das dir got
helfe an din§ ende. (Vgl. R 7. 9)
8 (9*) Ps. 11. So dv weist daz dich
iemen nide so sprich den salm.
9 (9^) Ps. 12. Den sprich uür den
gseAen ende. (== K 9.)
0 (10*) Ps. 13. So din yrivnt in
oriiTge si so sprich disen salm.
(= K 10)
1 (10*^) Ps. 14. Den sprich so du in
die chirchen gest. (= R 11)
2 (1 1*) Ps. 15. Den sprich so du gotes
lichnamen wil nemen. (= K 12)
13 (11^) Ps. 16. Ez Stent siben ez-
audi ^) an dem «alter vmbe nraz da
si «prichest daz geschiht. (= R 13)
14 (12*") Ps. 17. Z>en sprich got dem
gvten. so Ailffet dir drate.
15 (15*) Ps. 18. Den sprich den zwelf
boten. (= R 14)
16 (15^) Ps. 19. 2>en sprich so sich
der briester vmbe ibere md er
spreche orate. (= R 15)
17 (16*) Ps. 20. Den sprich dem
ch^nige daz er daz riebe rehte
vure. (= R 16)
18 (17*) Ps. 21. Den sprich Vnsem*)
herren. wan er in sprach do er an
dem chrüce erstarp. (= R 17)
19 (18^) Ps. 22. Den sprich den die
gegangen sin daz n got erlöse.
(Vgl. R 32)
20 (19*) Ps. 23. Den sprach got do
er die helle brach.
21 (19^) Ps. 24. Den sprich ofte vmbe
dine s^nde. (= R 18)
22 (20^) Ps. 25. Den sprich so (fich
din men«chait an ein »fnde verleftte.
23 (21*) Ps. 26. Den sprich so dich
b6ser dinge gelüste vnd dich der
^ X nur hM vorhanden. *} Von n die leiMe EätfU abgesekniUen tne m bb
Ur ein m seheint kein Baum wu sein.
S4&
K. BARTSCH
tuuel dem engel ^enem VDde den
Dffibsten danach.
24 (22*") Ps. 28. Den sprich so es
zevil geregene. (= K 21)
25 (23') Ps. 29. Den sprich so du
sUt in sorgen, das dieft got erlose
▼on nme zome. (= K 22)
26 (23^) Ps. 30. Z>en sprich das ciich
got vber ^ue grozer «vnden. (=
K 23)
27 (25*) Ps. 31. Den sprich das dir
got vergebe din gprose missetat.
(= K 24)
28 (26*) Ps. 32. Den sprich das sich
got ober dich erbarme. (Vgl. K 25)
29 (26^) Ps. 33. Den sprich allen Aei-
ligen zeren. (Vgl. K 26)
30 (27**) Ps. 34. 2>es toges so du*)
aastest so «prich den. (= K 27)
31 (29*) Ps. 35. Das dir got din vibe
bewar sprich den salm. (= K 28)
32 f29*') Ps. 36. Die vf vrteile sulen
ze gerihte gen den sprich den sal-
men. (= K 29)
33 (31^) Ps. 37. Den sprich so da
dine bihte wil tvn, (= K 30)
34 (32^) Ps. 38. Den sprich dine engel
zeren. (= K 31)
35 (33^) Ps. 39. Den sprich so d\x
angest habest.
36 (34^) Ps. 40. 2>az dich got ze
rehtem Zeben sterke.
37 (35*) Ps. 41. Swa ein mensch an
dem tode lige so sprich den,
38 (36*) Ps. 42. Den sprich so so da
aor dem alter stest«
39 (36*) Ps. 43. Disen salm tproeft
danit ths iit got an sinen Tienden
räch. (= K 35)
40 (37*") Ps. 44. Den sprich tn ere
sancte Jiarien.
41 (38^) Ps. 45. Den sprich aUa
gotes ^Mgenden seren.
42 (39*) Ps. 46. Den sprich zer»
▼nsers herren vf yerte.
43 (39*) Ps. 47. Den sprich in ere
der .... die^) die engel heten do
si got se himel enpfiengen.
44 (39*^) Ps. 48. 2>en sprich das (Tieh
got beker diner s^den.
45 (40*^) Ps. 49. Den sprich se lob
ynsers herren s^ehvnfte.
46 (42*) Ps. 50. Dirr« salm ist gät
mannen vnde wiben.
47 (42^) Ps. 51. Den sprich das dir
got riwen verRhe an diiiem ende.
48 (43*) Ps. 52. Den sprich dss da
iht Terswtaelst an got(.)
49 (43*") Ps. 58. Z>en sprich rmb er-
löse diner atigest.
50 (44*) Ps. 54. Den sprich so da
gewalt daltest von iemen.
51 (45*) Ps. 55. Den sprich so did
din nächster verdrachen welle. (Vgl.
K 34)
52 (46^) Ps. 87. Den sprich Tnsern^)
53 (49**) Ps. 62. Den sprich *)
54 (91^) Ps. 105. Den salm spricA aix
da an dem dot ligst^.
m. Erlanger Handschrift.
1 (3*) Ps. 1. disen salffi Its den hei- 2 (3^) Ps. 2. Lüi den^) salm fir
ligen gotes, du solt wisse» dcu in ro&are') vii für diebe. das sie^
dauid rihte do er das gotes riche bechere. (= K 1, M 1)
berihte. 3 (4^) Ps. 3. Li» den salin ob dir iem
') Von VL die eine Hälfte weggetchniUen, *) Von Den hia die durehdnchi^i
das Wort nach der uxtr wohl vrevde. ^) Diese Randichrifi, nicht weiter gehmd, id
wm jüngerer Hand (14. Jh.). ^) Autgekratzt; von derselben Hand wie die vorige.
') Von einer andern Hand,
') Von u die Hälfte erhalten, ') Von r' noch ein Meet, b erlaecktn.
P8ALTERIEN MIT DEUTSOHBN ItANDBEBiERKUNGEN.
S4T
din git mit gewalte welle nemen').
li« in OYeh wuers Aerren martyr.
▼n angwt . . . .^) ere do si ir ehirU
saeh crvcigen. er hUfet /vr alle not.
(=M 2)
4 (5*) Ps. 4. Lis den salm so da den
fitwen Dianen sehest dat dich got
minne. durcA siner muter vnder
din^«*). (t=K 2, M 3)
5 (5**) Ps. 5. Den scUfR lis den sele %
die nn in noten. das in got helfe
durch sine gOte. (= K 3)
6 (6^) Ps. 6. Den salin ^ lis den sie-
chen. d<ui in got helfe. (=> M 4,
▼gl. K 4)
7 (7*) Ps. 7. Habestu decheinen werli-
liehen vrmnt. lis im den salm daz
in got bewar. (= K 5, M 5)
8 (8*) Ps. 8. Lis den salffl. unser«
herren antlutte. daz er al^ der
antlutte ze minnen weUe keren die
dich sehen. (=? K 6)
9 (8^) Ps. 9. Dm salm lis daz dir
goi helfe gnedeclicAe ze heile, so din
seU von dime Übe scheide, {= K 7,
▼gl. M 7)
0 (11*) Ps. 10. Den salm lis das dir
got die sele gener. t/i dich der helle
wtze vher heue. (=== K 8)
1 (11^) Ps. 11. Z^ den salm ob dich
iemen mit nngenaden vdte, daz in
got bekere. (= M 8)
2 (12*) Ps. 12. Den salfTi lis umbe
dffi ende unsers herren marfyr daz
er dir in gnedidich hinnen sende.
(= K 9)
3 (12^) Ps. 13. Den salm lis so din
frinnt in ein Trliuge rite daz im
got gebe heil* ▼& in ^esunt seude
wider heim. (= K 10, M 10)
4 (13*) Ps. 14. Den salm solta lesen.
so toirt saelic din lebeu. (= KU,
M 11)
15 (13^) Ps. 15. Den salm lis so du
gotes ^'cAnam nemest. daz du in
so enphahest. da* er dir chemo ze
gnaden. (= K 12, M 12)
16 (14*) Ps. 16. An dem salt^ stat
siben ezaudi. des soltu gewis sin.
vmbe s weihe not du si lisest ein
iar allee an daz du dar ane wirdesf
begnadet, vn maA/^ in oeh lesen
Tmbe sele vn lip dar®) dir got si
emer. (= K 13, M 13)
17 (15*) Ps. 17. Den salffi lis das dtr
got helfe daz du enphahest}^ sineii
lichenam an dime ende, swenne du von
disme libe wendest. (Vgl. M 14) ")
20 (19**) Ps. 20. Den salm lis alle
«tre tage vmbe die ere sce Erasme
daz er dir in disme li^ <;rebe daz
du in mtk^st geloben.
21 (20^) Ps. 21. An dem salin lobe
got wan er in do sprach do er an
der martjr starp. (= K 17, M 18)
22 (22**) Ps. 22. Lis den salm den
die »Dcarrinen gen d<u in got helfe
müze. d€Ui si ir suode geboten.
(=: M 19)
23 (23*) Ps. 23. Lis den salm unserme
herren wan er in do sprach do
er die helle brach (= M 20)
24 (23^) Ps. 24. Lis den salm unsere
Aerren sele. ynder der stille misse,
vn von Aerzen, vn kvm an div
knie, da ze dem verse delicta iuue-
tutis dAz ist gut nmhe alle not.
(=K 18, M 21)
25 (24^) Ps. 25. Den salin lis so du
in die kirchen gest vfi tmr den
alter gestest daz dir got ^enadic si.
vn die heiligen die da vor im sin.
(= K 19)
*) Fon n noeA die Wäfie da. ^) VielleicJU stand unser frouwen. ^) under-
nge ist nach den Beim auf minne wahrscheinlicher als underdigene; vgl. Lit. 621,
exer 2, 1788. ') l. seien. '') Nut der Best von m erhalten. ") V<m h noch
r Anfang. ") dai tu heßemf ^*) Von b' noch der Anfang. ^') Die Über-
hriften tu Ps. 18 und 19 sind ttusradirt und UUeinisehes von jüngerer Sand darüber
schrieben. Von der zu Ps, 18 ist noch erkennbar z, wohl von zweifboten.
348
K. BARTSCH
26 (25^) Ps. 26. Im den talnl msen
herrea maityr er \obet 4n vor den
allen »nderen^*), da tolt in auch
sprechen so dir der dinge geseme.
90 dick der tierel d8 engde beneme.
(= M 28)
27 (26'') Ps. 27. Den Mlffi Us du des
tieoeli wille. an dir nikt en werde
ermitfe^. (= K 20)
28 (27^) Ps. 28. Li» dea salü! so ez
Me uU geregene. dai fot besser
weUr gebe. (= K 21, M 24)
29 (28*) Ps. 29. Lis den salffi das
dich got niemer verderbe in sineme
lonM. (= K 22, M 25)
30 (28^) Ps. 30. Lie den saliS scö
iohaMd se eren er epra^ in nnserme
herren selbe do er un das cnice
gienc mie an das wori In manns
toas dne dabo. (= ygl. K 28, M 26)
31 (30*) Ps. 31. Lis den salffi ^mbe
dine missetat. das dich der tinel
iht yerwize aiser mani^eit getan hat.
(= K 24, M 27)
32 (31*) Ps. 32. Den salffi lis tS se
ftenedicä. allen heiligen se lobe, das
si dir dine sele neren. (= K 25,
Tgl. M 28)
33 (32*) Ps. 38. Den salffi lis den
swelf poten dos sie dir helfen,
das da sine ho^ werbest, e d«
ersterbest ^, (= K 26, Tgl. M 29)
34 (33*) Ps. 34. De salffi lis des tagee
so du Tastes. das dir got helfe, das
du wol i^rol geicerdest ^^) (= K 27,
M 30)
35 (34^) Ps. 35. Der /tute Tn Tihe
se 5et0ame habe der Uee den salffi
aUe itige, (= K 28, M 31)
36 (35**) Ps. 36. Den ealffi lis luten
die te Trteile schaln gan, das in
got helfe d<ui n frolichen da mfisen
stan. (= K 29, M 32)
") Vcn n noch ein BeH, **) Die Bede de» utOetharen Worte»
Oot^eetur ersterbest '*) gwol iH m »ireiehen.. '«) Die Bmdichr^ M Ps. S8 (ST)
iH ameradiri tmd eine jüngere UUeiniteke darüber ge»ehHeben,
37 (37'')Ps. 37. So «In se biht» komert
diner schTlde. tu da «ciyeRcst der
buze eo kum mit dieme salmS w
hnlde. (= K 30, M SS) ^)
39 (40*) Ps. 39. Den salffi Ik so ds
^rose angest habest dae dir got kdfe
dae du si Tber komast. (= M 35)
40 (41'') Ps. 40. Den salffi Us den
. . . . en das in got • • • • «a helfe.
(Vgl. M 36)
41 (42*) Ps. 41. So ein mennisiek
lige an d8 tode tÜ mii rekie» ge-
l&ben habe, so Ue dem salffi pM
se eren da» er rehten gl&be» gwinm,
{= M 87)
42 (43*) Ps. 42. Sprich den säte »
da för den alt^ geei oK din hübet
neigest da» da da m&sest also ge-
wesen, das dm goi oiftse phlsges.
(= M 38)
43 (48^ Ps. 43. JDis Ml der smlcr
»alme den danid ^raeh do ^ ia
an sime sTne rmek. (= M 89)
44 (45*) Ps. 44. disen salffi lis fwer
frowa se eren da» sie dir helfe u
dem libe Tfi an der tele. (= M 40)
45 (46*) Ps. 45. So din friont »hfr
mer welle Tarn so Ik disen nlfi
dos tn got bewar. (:= K 47)
46 (46'') Ps. 46. Im den salffi Tsien
Aerren Tretende da» er dir iibcb
heiligen geist sende. (= M 4S)
47 (47*) Ps. 47. Dan salffi lis so ds
düie bihte getost, tu lü m ofck
dem heiligen ^ste. das er dick
^e»che.
48 (47'') Ps. 48. Li» den salffi ob d?
iem in tnrerltlichen eunden Tindert
das in got welle Ton den enMndes.
49 (49*) Ps. 49. Den salffi lis m o^
uentn dni. das dir got geaadie n.
(= M 45)
50 (50*) Ps. 50. Ob da weUes« dei
PSALTERDBN MIT DEUTSCHEN RANDBEBiERKUNQEN.
349
dich got bekere von dinen sunden.
■o'^ li§ df an miterere m* wei-
hen ^'') du weUeit (= M 44)
51 (52*) Ps. 51. Den salm lis das dir
got nerlihe dinS riwen dai du im
mit triwe wider gebest (UU knnst
die er dir ^p do er dir die tele ^^
hevKleh. (= M 47)
52 (52'') Ps. 52. 8o din ^*) fnant werde
gevange. so lis im diten salSI das
in got welle mit f^enaden*^ bringevL
dannen. (= K 82, vgl. M 48)
53 (58*) Ps« 53. Lis den salfiS tmsers
herren seiwen yfi vmb swen dir ande
si dai in go^ 6eschirme. (= K 83)
54 (58'0 P»« 54. Den ealm lis so du
gro*e not y& angebt habest, deiet
de*') siben soscnidi einer vft swas
dir an deme liebe werre dar rmbe
sprich den salffi gerne« (= K 84) '^
55 (55*) Ps. 55. Lis disen salm so
dich dine nahisten m<ige^) wellen
draken vnde ovch den pha^ daz
in got helfe dds ei mit ir lere die
Mstenheit becheren. (*=: M 51)
56 (55^) Ps. 56. Dig ist der vierde
Bolme den danid sproch do er an
«tiieme son räch (^ K 85)
57 (56^ Ps. 57. Den «olffi lis vber
ro5ere ^) ^ber diebe ^ber spottere
^ber lugenere dai sie goi 6echere.
(= K 86)
58 (57*) Ps. 58. Den salm sol din
ftmder herse ftiwU sage daz in got
bewor sMie tage. (= K 37)
59 (58*) Ps. 59. Lis den salm so da
^rcKse trrbesal habest dos dir got
helfe genBdeelieh der von (= K 38)
60 (59*) Ps. 60. Dis ist der siben
exaiidi einer die soltu ^eme minnen
dos dich got Ton grosen sorgen en-
binde. (= K 89) »*)
**) Seti de» B, ^^ HlUfle de» w erhalten. **) Van e vor 1 noch em Ee»L
*^V&nn die Ba^fte da. *•) unleeerUeh. «') de = der. **) Unten am Rande de»
Blatte» van jüngerer Hand: Der ander exandi. ") van m y, er?uUtm, **) oder
sabbere? ") Collen am Bande: der dirte exandL ") d, h. ertwaoeher; die
Sehreibnng heweiet, daß die»e jungem Bemerkungen au» einer älteren Vorlage atammen.
YgL Ktlh.
Von 59^ an sind die Randschriften
Ton jüngerer Hand (14. Jahrh.)*
61 (59^) Ps. 61. Der ^tich si vn im-
rehten gewtn ^inne dem eol man
disen salm lesen.
62 (60*) Ps. 62. Disen salmen lis des
morgen« frv so get dir heil zv.
(= K 40)
63 (61*) Ps. 63. so dich iemen nide
80 du stn dinc ir meiiden yWU
64 (61^) Ps. 64. • .den seien. (= K 43)
65 (62^) Ps. 65. . • .Ynre ...m siec
. . .ime.
66 (63**) Ps. 66. iimme den ertuoher **).
67 (64*) Ps. 67. den mer^ereren (=
K 46)
68 (74*) Ps. 74. den heiigen zwelf
boten.
69 (75*) Ps. 75. einer sele du dir
vige. (Vgl. K 54)
70 (76*") Ps. 11. den \t spise ^edrist.
(= K 56)
71 (82**) Ps. 80. . . .e herfart . . . mine
got vor. (= K 59)
72 (88^) Ps. 81. Der ze gerite well
der lese dieen salmen eant Araterinen
• . .fer anne . . .1 (= K 60)
73 (84*) Ps. 82. daz dir got dine
figende se gute bekere. (Vgl. K 61)
74 (84^) Ps. 83. . . sa der . . kiruihe
• . den enllen. (= K 62)
75 (85*") Ps. 84. timme den ert vher.
(= 66. K 63)
76 (86*) Ps. 85. ymme din einde daz
dir got sinen bo^en sende. (= K 64)
77 (87^) Ps. 87. Den heiigen meit daz
in goi heil vnd selde ^ebe. (= R 65)
78 (101"*) Ps. 102. Den eingelen dati
si got ze dim% einde sende. (= K 7 8)
79 (102**) Ps. 103. . . der donr . . deden
350 K* NERGER
IV.
Ähnliche Bemerkangen finden sich auf Bmchstücken zweier latei-
nischen Psalmenhandschriften, die in hiesiger Bibliothek verwahrt sind.
Es sind ein Doppelblatt und vier einzelne Blätter, in welchen za den
lateinischen Psalmen am obem oder Seitenrande die folgenden Bemer-
kangen gegeben sind:
Zu Ps. 99. Mit disem salm lob vDseren herren das er dich gnadeehlicben
enphahe da ze der porte. da er die sele sondeHVt mit lueleD
Worten (= K 76)
Za Ps. 94. Dirre salm ist ein' angenge aller guten dinge (= K 73)
Za Ps. 100. Swer ynmut si dem 8p*ch den sahn das im got geh dah yndt
diemüt (= K 77)»).
Diese von ^iner Hand. Eine andere Hand eines besonders kundigen
Exegeten bemerkt zu
Ps. 50: dirre salme ist nozxe wibS ü mannen an der sde ü an dem Übe
(= M 46)
Beide Hände dürften der Grenzscheide des Xn./Xni. Jahrhuiderts
angehören. Die Bruchstücke sind noch nicht eingereiht
MÜNCHEN. F. KESSZ.
ZU HARTMANNS IWEIN V. 3473. 74.
Das Verspaar 3473/74 des Hartmann'schen Iwein hat das selt-
same Schicksal gehabt, mit „leichtem Gewissen^ hingegeben, ab ver
dächtig bezeichnet oder wenigstens fbr beßerungsbedürftig erklirt za
werden, obwohl es von den ^alten Handschriften mit benrorragender
Einmüthigkeit überliefert worden ist Dies harte Verfahren hat man
mit drei Gründen zu rechtfertigen gesucht: erstens mit dem Gesetie
der Verszählung, wonach Hartmanns Iwein aus 272 X ^ Versen so
bestehen habe, zweitens mit der Bedenklichkeit des Reimwortes jiMtek,
insofern es hier für sonst übliches sweic stehe, endlich mit dem Vor
würfe mangelhaften Inhalts. Der erste Grund zur Verweiiiing wird
nicht mehr als rechtsbeständig angesehen; dem zweiten Bedenken
gegenüber ist durch Weinholds alemannische Grammatik (S. 190 f ^
und durch Pauls Untersuchungen (Beitr. I) so viel ausgemacht, dti>
sicher bei Hartmanns Landsleuten, vielleicht bei ihm selber der Wandel
eines wurzelhaften g zu ch im Auslaute nicht unerhört sei. Aber —
*) Hier ein weiterer Beleg für das einfache duU im Mittelhochdeutschen, wofBr
das Wörterbuch nur einen , diesen aber in der gleichen alliterireiiden ZasaBmen-
stellnng hat
zu HARTBUNKS IWEjUff V. 3478. 74. 351
auch diese Möglichkeit zugegeben — Boll dennoch um des dritten Vor-
wurfs willen das Verspäar nicht zu vollem Rechte zugelassen werden,
vielmehr wird der zweite Vers seinem Inhalte nach theils flir arm-
selig, theils Air mflßig, theils für ^Randglosse eines wohlmeinenden
Lesers'' erklärt Trotz der gewichtigen Autoritäten, von denen solche
Verurtheilungen herrtlhren, dürfte das Verspaar in der handschriftlich
gesicherten Oestalt
nnz H in aUenthahen (Var. : allen, gar be-^atreieh
dokrzuo $i vil stille aweieh
als Hartmannisch auch ohne Coujectur gerettet werden können.
Was mich bestimmt, diesen Versuch zu machen, ist vornehmlich
das Gewicht der handschriftlichen Überlieferung, welches mir jeden
Versuch der Tilgung oder Änderung schlechthin zu verbieten scheint,
vielmehr die Forderung nahelegt, einen befriedigenden Inhalt durch
Änderung der JSxegese, nicht des Textes, zu erzielen. Die Textüber-
liefemngist nämlich ftUr unser Verspaar und speciell den problematischen
Vers 8474 eine so vorzüglich einhellige, daß selbst der ihn verwerfende
Liachmann nicht umhin konnte, das Verspaar „in allen Handschriften
überliefert** zu nennen. Denn nicht genug, daß die wichtigsten Hand-
schriften in der Form des Verses 3474 darzuo $i vil diiUe noeieh überein-
atimmen, — es geben auch die beiden nach Lachmanns Apparat allein
abweichenden Handschriften (a, b) durch den offensichtlichen Irrthum,
in welchen sie^verfallen, indem sie, jede in ihrer Weise, ändern, daftir
Zeogniß, daß ihre Abweichungen nichts als unberechtigte Conjecturen
seien.
Die Dresdener Handschrift (a) nämlich, ihrerseits so radikal ver-
fahrend, daß von der gemeinen Lesart nur die Buchstaben w.ieh an
ihrer Stelle bleiben , bringt den geänderten Vers in der Form bis im
die suche entwich. Sie sagt also, die Jungfer habe den Irren so lange
gesalbt, bis er genesen sei. Diese Behauptung steht aber mit dem
CSontext in entschiedenem, so zu sagen doppeltem Widerspruch; denn
nach der weiteren Erzählung setzt die Jungfer erstlich ihre Salbung
ungeachtet des ausdrücklichen Befehls ihrer Herrin, nur den kranken
Körpertheil zu bestreichen, was zur Heilung genügte, so lange fort^
bis die Salbe gänzlich verbraucht ist, und zieht sich dann in ein Ver-
steck zurück, um dort die Wirkung des Heilmittels abzuwarten, die
denn auch allmählich eintritt
Deutlicher noch läßt sich die Lesart der zweiten Heidelberger
Handschrift (6) : vil stille sie dan'tzu sldch als eine Correctur erkennen,
einzig zu dem Zwecke vorgenommen, um das irgendwie anstößige
352 K- NERGiS
Beimwort sioeieh za entfernen. Denn so treu der Wordaat im übrigen
dem gemein überlieferten Texte bleibt, so wird doch durch das dne
l statt w eine derartig täppische Wiederholnng dessen, was erst drei
Verse vorher gesagt war, herbeigeführt, wie sie dem Dichter des Iwan
nimmermehr zuzutrauen wäre.
Auch die im letzten Jahrgang der Qermania (XXV!, S. 388 ff.) von
meinem verehrten Freunde Bechstein vertretene und in seine Schal-
ausgäbe aufgenommene Änderung: darzuo n im vil stille gesweiek, so
leicht und gefällig sie erscheint| indem sie die überlieferte Textgestalt,
geringfügigst erweiternd, fast nur umdeutet, ffeihrt zu einem Idsei
Fehler der Anordnung. FaOen wir nämlich gesumeh im als Verließ ihn
auf, so wird schon V. 3474 berichtet, was der Dichter doch eigendieh
erst vierzehn Verse weiter erzählen will. Bechstmi ist diesem Ein-
wurf schon zuvorgekommen, indem er darauf aufmerksam macht, daß
V. 3488 nicht von dem geräuschlosen Entschlüpfen, sondern nur von
dem schnellen Enteilen geredet werde. Aber Jeder, der einmal eiiiai
Schlafenden in der Rahe störte, indem er ihm etwa eine fireudige Ober
raschung vorbereitete, wird erfahrungsgemäß zugeben, daß ihm sdber
in solchem Falle stets mehr darum zu thun war, sich schnell, ab
sich leise zu entfernen, wenn er unentdeckt zu bleiben wünschte^
und er wird es also auch dem Dichter zugute halten, wenn er die
freundliche Retterin Iweins nur dräte^ nicht stiUe sich hätte entfernen
lassen. Doch zugegeben, V. 3474 sei in der Übersetzung: ^dasu (d. h.
und ebenso) He ihn ganz stille verliess inhaltlich von V« 3488 genugsam
verschieden, oder zugegeben, daß die kurze Vorausnahme keinen
Anstoß erregen dürfe, zugegeben auch, daß trotz des oben über die
Handschrift a Bemerkten aus dieser das Object im zur Verbeßemng
der gemeinen Lesart herangezogen werden könne: — so bleibt doeh
das eine gewichtige Bedenken übrig, ob das conjicirte im . .. gesweiek
durch verließ ihn übersetzt werden dürfe. Dem Etymon suAehenj weldies
wie in den andern germanischen Sprachen so auch im Mhd. nur die
Bedeutung betragen aufweist, angemessen trägt das Verbum geswieke»
in der Construction mit dem Dativ den Begriff der untreue und
Schädigung in sich. Danach ist es begreiflich, daß in der groDen
Anzahl von Belegen, welche unsere vorzüglichen lexikalischen Hilft-
mittel flir gesunchen c. Dativ darbieten, zwar die nhd. Phrasen ab-
trünnig werden, im Stiche lassen^ den Dienst oder die BUfe versagen znr
Übersetzung dienen können, unser verlassen aber nur im Sinne der
„böslichen Verlassung^, z. B. er xoolde tougenRchen der vrotuoes
gesunchen. Dagegen fehlt ein zwingender Beleg für die allgemeine
zu HARTMANN8 IWEIN V. 3473. 74. 353
Bedeutang verlassen, da ja auch die von Bechstein aus dem 2. Büchlein
567 citirte Stelle zu übersetzen ist: 'die Freude ward mir untreu und
ging Ton mir'.
Versuchen wir es darum einmal mit der ungeänderten Textgestalt
der gemeinen Lesart darzuo sie vil stille sweich und faßen dies sweich
im Sinne ^schwieg'! Wir übersetzen V. 3467—3474: „Da sie ihn noch
wie vorher liegen sah, band sie unverweilt die beiden Pferde an einem
Aste fest und schlich so leise herzu, daß er ihrer nicht gewahr wurde,
bis sie ihn ganz und gar bestrichen hatte, wobei sie völlig stille schwieg" —
and fragCQ nun, was des Dichters Meinung sei. Die von Paul, als
Vertheidiger der Echtheit unseres Verspaares in der gemein über-
lieferten Textgestalt y vor neun Jahren (Beitr. I, S. 375) angedeutete
Erklärung y welche in diesem Schweigen das Correlat zu dem leisen
Herzuschleichen findet, vermag allerdings nicht zu befriedigen, und
gern stimme ich der Bemerkung Bechsteins zu, daß die Jungfrau weder
zu einem Gespräch mit dem Schlafenden, noch zu einem lauten Monolog
in ihrer Situation sonderliche Veranlassung habe, daß also dahin be-
zogen unser sweich müßig sei. In der That würde sich der Dichter
einer unpoetischen Breite, wie sie ihm wohl im Erec, aber nicht im
Iwein zuzutrauen ist, schuldig machen, wenn es ihm nicht genügt
hätte, zu erzählen, daß die Jungfer leise herzugeschlichen sei, um den
Schläfer nicht zu wecken; denn wer in solcher Absicht verständiger
Weise leise herangeschlichen ist, von dem braucht doch wahrlich nicht
noch ausdrücklich versichert zu werden, daß er in unmittelbarer
Nähe des Schlafenden, ja über ihn gebeugt, sich stille verhalten habe.
Das Schweigen, welches Hartmann V. 3474 specieller Erwähnung werth
hält, kann nicht denselben Zweck mit dem Schleichen in V. 3471
verfolgen, sondern muß seinen Grund in dem Acte des Bestrei-
ch ens in V. 3473 haben. Schon Benecke hat diese Beziehung richtig
erkannt, aber sie Hartmann abgesprochen und einem „wohlmeinenden
Leser" zugewiesen, der „sich gedrungen fühlte, am Rande einzuschärfen,
daß so etwas ja stillschweigend geschehen müsse*^.
Lassen wir vor der Hand unerörtert, ob der Dichter oder ein
Leser den Satz geschrieben, und fragen nur, ob der Schreiber jener
Zeile vielleicht einen vom Dichter gebotenen Anlaß zu seiner Bemer-
kung hatte! Freilich, wenn die Dame dem hirnsiechen Ritter nur eine
medicinische Einreibung mit grauer Salbe verordnet hätte, so gäbe
daa der Jungfer kein besonderes Motiv, bei ihrer ärztlichen Hilfe-
leistung stille zu schweigen; wohl aber hat sie genügenden Grund,
peinliches Stillschweigen zu beobachten bei Vollziehung einer sym-
OBBMANIA. Na«« Reihe XY. (TLYU.) Jahrg. 23
354 K. NERGER
pathetischen Kur mittels einer Wundersalbe ^ welche die Fee Morgin
oder Zauberin Feimurgan höchsteigenhändig (V. 3425) verfertigt htt
Bei Krankenheilung durch Sympathie oder ttbernatürliche Mittel sind
nämlich, wie Volksglaube, Theologie und Jurisprudenz einstimmig
lehrten, zwei Arten, die weiße und die schwarze Zauberei wohl zn
unterscheiden. Jene wendet Gebete an, versieht den Kranken mit dem
Zeichen des Kreuzes, spricht dazu den Namen des G^kreazigten, des
Dreieinigen oder der Heiligen und schließt ihre Formeln mit Amen.
Diese, sich wohl bewußt, nicht christlichen, sondern dämomsdien
Ursprungs zu sein, macht geheimnisvolle Zeichen, sehreibt Foimeb
nur auf, statt sie zu sprechen, und kennt, um nicht den finiten
Mächten zu verfallen, deren Dienst sie ja in Anspruch ninount, kern
dringlicheres Gebot als des {vil stille sungen) absoluten Stillschweigens.
Zu welcher Art Zauberei gehört nun der Act, welcher hier so
Iwein vollzogen wird? Darauf gibt uns der Dichter selber die Ant-
wort, wenn auch nicht an unserer Stelle, so doch im Erec Die dort
V. 5155 ff. geschehende Erwähnung der Fee und einer mit ihrer Salbe
zu vollziehenden Wunderheilung gibt dem Dichter, seiner ganzen Weise
im Erec entsprechend, zu einem breiten, von Chrestien unabhängigen
Excurs über diese Zauberin (Er. 5158 — 5241) Veranlassung. Wir et-
fahren dort, daß seit Erikto, die selbst die Todten wieder lebendig
gemacht habe, keine Zauberin gelebt, der so alle Kräfte und Creatoren
der Erde und alle Teufel der Hölle unterthan gewesen seien, wie der
Feimurgan. Und damit Niemand zweifle, wo das hinziele und welcher
Art ihre Zaubermittel gewesen, so sagt Hartmann es mit dürren Worten,
daß sie vciste wider gote lebte, daß der tiuvel ir geselle war und daß
sie so kräftige Zaubermittel wider Criste zur Anwendung braehte.
Was Hartmann im Erec so ausftlhrlich und unzweideutig ausge-
sprochen, das konnte allerdings ein aufmerksamer Leser seiner Dich-
tungen wissen und hier in analoger Situation des Helden zu einer
Randglosse verwerthen, der wenigstens nicht abgestritten werden kann,
daß sie ihrem Inhalte nach zu den sonstigen Aussagen des Dicht««
stimme. Ja der vermeintliche wohlmeinende Leser könnte zum Sehntae
seiner Randglosse auch darauf hinweisen, daß sie ganz in des Didit^s
Weise geschrieben sei, der gern auf den Volksbrauch Rücksicht obcI
Beziehung nehme, wie er, und zwar gleichfalls von Chrestien unab-
hängig, im Erec z. B. St Gertruden Minne erwähne und über Vor
zeichen und Angang sich verbreite (Er. 4018 — 20 und 8122 — 39), daß
es also auch wohl der Dichter sein könne, der hier leise anzudeuten
sich begnüge, was er in seiner frühem, minder vollkommentti Didi-
zu HARTMANNS IWEIN V. 3473. 74. 355
tong des Breiteren auseinandergesetzt habe. Wenn aber die angebliehe
Randglosse in allen alten, notorisch von einander unabhängigen Hand-
schriften sich findet, so muß sie jedenfalls in einem der ersten Exem-
plare der Dichtung oder gar im Handexemplar des Dichters selbst
gestanden haben. Und wenn endlich durch Paul (Beitr. I, S. 375) zur
Genüge constatirt ist, daß die Zeile 3473 einer Zeile bei Chrestien
entspreche, so bleibt doch am Ende nichts weiter tlbrig, als den wohl-
meinenden Leser von dem Verdachte der Unterschiebung freizusprechen
and dem deutschen Interpreten Chrestiens, dem Dichter Hartmann
von Aue, das ganze Verspaar zuzuschreiben, oder anders ausgedrtlckt,
mit der Authentie des Verspaars Iw. 3473. 74 auch die Integrität des
Verses 3474 zuzugeben, ohne länger an der Form des Reimwortes
gweich Anstoß zu nehmen.
Werfen wir nach gewonnenem Resultate noch einen Blick auf die
Handschriften, so tritt zunächst die älteste Heidelberger Handschrift (A)
mit dem ihr eigenthümlichen streich statt bestreich (V. 3473) gewisser-
maßen als alter classischer Zeuge fttr die im Vorstehenden ver-
tretene Auslegung des Verses 3474 ein; denn wenn auch das Verb
strichen allgemein auf die Salbung kann bezogen werden, so gehört
doch zu den Kunstaasdrücken, mit denen die Manipulationen der sym-
pathetischen Kur bezeichnet werden, bis zum heutigen Tage das Zeit-
wort streichen. Aber mag man auf dies Argument auch kein Oewicht
legen, so enthalten doch sämmtliche Handschriften der gemeinen,
oder, wie ich nun wohl sagen darf, der genuinen Lesart des V. 3474
wenigstens nichts gegen unsere Auffassung; und vollends die Con-
jecturen der beiden abweichenden Handschriften aus dem 15. Jahr-
hundert erhalten von unserer AuffaßuDg des in ihnen geänderten
Verses eine neue Beleuchtung.
Mit Recht erklärt Bechstein, es sei nicht anzunehmen, daß man
in der Herstellungszeit dieser Handschriften an der Form des Reim-
wortes sweich Anstoß genommen. Wie aber steht es mit einem Anstoß
am Inhalt? Welches Motiv der Schreiber der Dresdner Handschrift a
zu seiner Änderung hatte, liegt klar vor. Tilgte der Jude, der nach
Henrici's Nachweis (Ztschr. f. d. A. 25, 123 ff.) diese Handschrift um
1390 anfertigte, Christum, den h. Geist und alle guten Heiligen aus
Hartmanns Werke, so handelte er als orthodoxer Jude nur con-
sequent, wenn er auch jede Beziehung auf Zauberei beseitigte, laut
der Worte des Gesetzes (Deut. 18, 9 — 11): „Du sollst nicht lernen
gleich den Greueln dieser Völker thun, daß nicht unter dir gefunden
werde, wer .• verdeckte Künste •. und Zauberei treibt^ 9
28*
356 K. BARTSCH
kundiger und Todtenbeschwörer; denn ein Gbeuel des Ewigen ist,
wer solches thut." Und er hatte einen Qrund mehr, aus der Wande^
kur eine ärztliche Hilfeleistung zu machen , wenn er die Handschrift,
wie zu vermuthen steht, im Auftrage jenes Glaubensgenossen an-
fertigte, der sie 1433 noch besaß oder seinem Erben hinterlassen
hatte. Weniger ersichtlich ist das Anderungsmotiy ftlr den Schreiber
der Handschrift b^ nur daß es ihm darauf ankam, um jeden Preis dis
Wort sweich zu entfernen. Sollte nicht etwa auch ein christlicher
Schreiber des 15. Jahrhunderts eine Anspielung auf schwarze Zauberei
bedenklich gefunden haben, die dem Dichter selbst noch unverfiüiglieb
schien, als er sie geraume Zeit vor jenem vierten Lateranconcil nieder
schrieb, welches 1215 die erste Anordnung der Inquisition traf? Eben
im 15. Jahrh. discutirte man ernstlich die Hexerei. Es gab noch frei-
sinnige Leute, welche wie jener Ulrich Molitor in Konstanz auf Grand
des Decr. Qrat. 26, 5, 12 die Möglichkeit der Hexerei bestritten, aber
die gegentheilige Meinung, welche mit der Bulle Sununis desiderantes
(1484) den endlichen Sieg davontrug, war die stärkere. Sehr wohl
konnte in solcher Zeit ein Vohl meinender' Schreiber es für ein gotes
Werk erachten, wenn er durch eine geringe Veränderung der Wort-
folge und ein l statt w den edlen Löwenritter dem Verdachte entiog,
durch schwarze Zauberei von seinem Wahnsinne geheilt zu sein.
BOSTOCK. K. NEBQER.
BRUCHSTÜCKE VON KONRADS TROJANER-
KRIEGE.
1.
Zwei Pergamentblätter einer Pergamenthandschrift vom Ende des
13. Jahrhunderts im Besitae des Freiherrn von Hardenberg in Posen.
Sie wurden, zerschnitten, zu einem Bttchereinband verwendet Zwischen
beiden fehlen vier Blätter; sie waren also wahrscheinlich 2. und 7. BUtt
einer Lage von acht Blättern. Jede Seite enthält zwei Spalten m
40 Zeilen. Doch ist von der zweiten und dritten Spalte jedes Blattes
nur ein kleiner Rest erhalten, das übrige weggeschnitten. Ich gebe ik
Probe ein kleines Stück des Textes und vom übrigen die Lesarten.
(1') ein teil desto el de.. (10405)
wie kan mir vf . . . erd. . .
wirde vn lop zen . . ze kvmen
sit minem vater ist benvmen
BRUCHSTÜCKE VON KONRADS TROJANERKRIEQE. 357
fr6ide vn hochgemvte.
ist de im Vwer gvete.
die st^re vnd die gnade birt.
de er von iv geivnget wirt.
80 wil ieh iemer selic wip.
vch minnen wr min selbes lip.
)418 gewesen] gesen. 19 evget. 21 dvrh. 24 sid. 25 em-
sime. 26 er ist. 29 habe. 30 dvrh. 31 ich zweimaL
i. 36 sid. 37 spate vü frv. 38 derzv. 40 kvneginne.
ege. 45 beginnt Sp, 6, von der ciber nur ein paar Buchstaben
nie (van 10455—57, 10467—70, 14479—83 gar nichti) erhalten
62 dvrh, . . 71 dvrh. Mit 84 beginnt Sp. c, von der nur ein
er Zeilenachlüße erhalten ist. 10517 ..oltz. Mit 10525 beginnt
iie fast vollständig erhalten ist. 27 ist unten am Ende der iSpcdte
*agen von ^ gemvniet (= Acd). gemünjet ist zu schreiben.
göttinne eckaten genant 32 gervht. 33 gnade. 34 volen-
i6 frefelliche. 38 wald. 39 begonde: vgl. zu Parton. 328. 41 da
b. 42 stovb. 44 loub vn — vn. 45 begonden. 47 . . .g an
50 zeime. 52 figvren. 55 wunderlicher: die richtige Lesart^
Ine Anm. S. 109. bovchstaben. 56 mvste = bcdf.
)557 getreib. 58 geschreib. 60 es.
(2') leite vf ein ander wip zehant. 11205
Geevsa d^ wo genant (= ae).
vn luhte schöne vnd vzerkorn.
von Theban waz si genant.
vn hete mit ir frvntschaft.
Jasones hertze also behaft.
de er dvrh si wart t^vwelos.
vn er sin elich wip verk...
[215 manichfalt. 20 deine. 22 waz. 29 dv, wie es heißen
wanken (=Ebcd). 32 manigen. 35 vvrwitz. 36 dvrh gantze
38 sin (= cd); vgl. Anm. 39 dvrh. 41 Peb. 42 erfrischet
i. 44 gvtem frevde. 45 beginnt Sp. b, fast ganz toeggeschnitteny
(11250—53, 63—65, 75—77 ganz). 62 ditz. 72 nvn. 73 ge-
78 emp. . . 83 emp. . . Mit 86 beginnt 2*, wovon nur einige
hlilße erhalten. Mit 11325 beginnt die fast vollständig erhaltene
2*. 32 do = aicde, richtig. vorbran. 36 bitterclicher.
dvrh. 47 gezvket. 48 da clagich dvr. 53 wvrde. 55 hie
r = 6. 57 dvrh. malis, 59 kvndene. 60 de mir toc ize
.. Mü 11364 schliefit 2^.
368 K. BARTSCH
Ich habe fast nur orthographische Variaoten zu verzeichnen ge-
habt, habe sie aber verzeichnet, um erkennen zu laßen, welche reme
Formen dieses Bruchstück hat, dem an Qüte kaum ein anderes gleich-
kommt.
2.
'Zwei zusammenhängende Blätter einer Papierhandschrift des
15. Jahrhunderts in Folio ; das erste trägt die Zahl OXLVI, das zweite
die Zahl CLIII*; auf der Pariser Nationalbibliothek , bezeichnet Ib.
allem. 18, i. Die Blätter stammen aus Oberlins NachlaOe. Friedrich
Apfelstedt hat mir eine Abschrift derselben mitgetheilt; bei der ge-
ringen Güte der Handschrift beschränke ich mich auf Mittheilong der
Lesarten und gebe auch hier als Probe den Anfang des ersten Blattes.
(1') In witze vnd in bescheideheyt 17967
Die selde wz vf in geleyt
Dz er fvr vflF der ere spor
Geheissen wz antheür
Der selbe ritter vs genvme
Vnd WZ ein here wolkvme
An Übe vn an gesiebte
Er bette vö lantrehte
Geleret ä d* geschrift gnvg
Sin zunge ei edel sprach trvg
Vn wz vnmassen redehaft.
17979 was] vor. 80 vserwelt. 83 priamus. 84 gvt. 85 fehli,
86 rieh vö wiser. 87 Absatz. liin zü de. 97 verryehten.
18001 Ivytte. 10 da ein wnder. 11 ritterschaft. 14 want.
18017 by der stunde. 18 samhaft. 21 Ir iegelychem do.
22 digelyche. 24 Als er — rede. 36 gewalle. 39 zytte. 42 mit]
nie. 54 verstoeret. 62 ir] der = Aace, richtig. 75 vant = bde.
81 stant. 88 wider sendent, damit schließt Bl, 1.
Blatt 2 umfaßt V. 18811—18933. 18813 Dz die mynne hvnde
nan. 14 deine. 16 myn. 18 gewilde. 25 kament. 30 pfliht]
pflege. 32 vn erbeissen. ich fehlt := bcd. 33 vf dz gryen. 34 wol
myt liebte blvme. 35 Gemysset. gestrüret = de. 38 krest. 44 Mit —
mit = 6c(d). 47 venis. 55 helena. 56 wangen. vnderleyte.
60 venis. 61 betrwe. 63 wnneklyche = d, 67 wirde = ac\ vgl.
Anm. Ä 188. 68 best. 70 die meht = c. 72 wane nvn; vgl, c
74 Absatz. 77 stoltz. 90 knvgete. 97 sy mir = Abde richtig,
98 da. 18903 ger. 10 nach diu. 12 helena wurt.
18927 Dyse. 33 dannan. der. K. BARTSCR
KiQTISCHE GLOSSEN ZU £1N£M UNKKITISCHEM TEXTE. 358
KRITISCHE GLOSSEN ZU EINEM UNKRITISCHEN
TEXTE.
Herr Dr. Lichtenstein hat lange Zeit gebraucht, ehe er auf meine
or vier Jahren geschriebene Kritik seiner Eilhartausgabe geantwortet,
an, vielleicht trifft das Sprichwort von dem, was lange währt, hier zu.
Er nimmty Z. f. d. A. 26, 1 ff., Anlaß einige Punkte Von prin-
pieller Bedeutung' zu berühren/ deren Nichtbeachtung 'den Verderb
obsten Einfluß' auf meine beabsichtigte 'Edition des Eilhart' |'zu
)hmen drohe'. Ich bin Dr. L. für die sichtlich sehr wohlgemeinte
bsicht und Warnung dankbar; aber leider muß ich meine Verstockt*
lit bekennen: seine Ausführungen haben mich an keinem Punkte von
einen 'groben Irrthflmern' überzeugt. Seine Ansicht von dem, was
^ht-philologische' Art der Textbehandlung ist, geht von der meinigen
lerdings recht weit ab. Ich schreibe das folgende auch nicht , um
n zu überzeugen, — denn daran liegt mir nichts, — auch nicht um
eine Art zu rechtfertigen — dessen bedarf sie nicht, schon deswegen,
eil sie nicht eine von mir erfundene ist — sondern nur, um zu zeigen,
eiche kritischen Grundsätze in einer gewissen Schule gelehrt werden.
Es ist ein allgemeiner Grundsatz der Kritik, daß da, wo eine
extstelle aus sachlichen oder sprachlichen, stilistischen oder metri-
;hen Gründen Anstoß oder Anlaß zum Verdacht bietet, das Recht
3r Besserung eintritt. Wo die vorhandenen Quellen und Hilfsmittel
cht ausreichen, sondern einen mangelhaften Text bieten, ist es Pflicht
^8 Herausgebers ihn zu bessern. Die Auslassung und Entstellung von
Porten durch die Schreiber nöthigt einer großen Zahl unserer alten
exte gegenüber zu Conjecturen. Je nach der Art des Falles wird
as Richtige leichter oder schwerer zu finden sein. Die Thatsache,
äß in Conjecturen (ich erinnere z. B. an Walthers Lieder, an den
ext der Kudrun) die Herausgeber und Kritiker sehr von einander
>weichen, zeigt, wie schwer es oft ist, objectiv überzeugende und
dingende Resultate zu gewinnen. Dadurch soll und darf sich aber
e Kritik nicht abschrecken lassen ; sie muß überall, wo sie etwas als
itstellt erkannt hat, Hand anlegen. Das Mangelhafte kann sich aber
ich auf ganze Satztheile, halbe und ganze Verse erstrecken. Da wird
r. L. freilich, wenn er nicht andere Quellen zur Seite hat, wie bei
rgänzung der Bruchstücke des alten Gedichtes, vom Standpunkte
iner 'conservativen Textbehandlung' es vorziehen, lieber Lücken zu
360 ^' BARTSCH
lassen als die Leser mit Versen eigenen Fabrikates' zu beglücken,
leb denke darüber anders; ich habe seinerzeit im Texte der Mil*
Städter Handschrift viele Zeilen durch 'eigenes Fabrikat' ergänzt:
Rödiger hat das meiste davon einfach acceptirt. Im Trierer Aegidius
waren eine Unmasse von Ergänztpigen des mangelhaft erhaltenen Textes
zu machen, von denen nur einen Theil, meist die leichteren, mein
Vorgänger gemacht; auch hier also wird Hr. L. vieles von 'meinen
Fabrikat' finden. Ich rühme mich dessen, und glaube, daß nicht jeder
Philologe — und Hr. L. am allerletzten — solch einen Text herzu-
stellen vermocht hätte. Im Partonopier habe ich eine beträ<^tliche An-
zahl vom Schreiber ausgelassener Verse ergänzt, und ich denke, bei
den meisten werde ich das richtige getroffen haben. EiS ist nun in
der Sache gar kein Unterschied, ob etwas in einem Texte abgeschnitten,
ausgelassen, oder durch Änderungen des Schreibers entstellt worden.
Daß etwas weggeschnitten, sieht auch das blödeste Auge ; Auslassungen
erkennt schon nicht jeder; und ob ein Text entstellt und corrumpirt
ist, noch weniger. In allen Fällen ist das Echte verloren; es zu finden.
Aufgabe der Kritik.
Daß im Albrecht von Halberstadt nicht das Ziel erreicht werden
konnte, den Wortlaut des in einer Überarbeitung des 16. Jahrhs. er-
haltenen Gedichtes zu gewinnen , ist selbstverständlich. Es hätte ein
Wunder sein müssen, wenn die Auffindung eines neuen Fragmentes
meinen Text bestätigt hätte. Wenn L. die Vorrede meines Buches
gelesen, so würde er sich seine Bemerkung gespart haben. Aacli
J. Grimm, der einige Stellen zu restituiren versuchte, hat ebenso wie
ich nur den Stil des alten Gedichtes dabei im Auge gehabt. Ob nach
dieser Seite hin mein Versuch so ^kläglich verfehlt* zu nennen ist
darüber zu urtheilen ist Hr. L. wohl nicht der Mann. Ein Gelehrter
von hohem Range, der in den Geist imserer alten Dichtung so ein-
gelebt war, daß er mit 'Versen eigenen Fabrikates' selbst einen Kenner
wie Lachmann täuschen konnte, Wilhelm Wackemagel, schrieb mir
über mein Buch (7. Juni 1861): *Jetzt Ihr Albrecht setzt mich gani
eigentlich in Verwunderung durch die Kühnheit des Unternehmens
und durch das schöne Gelingen, das Ihre Kühnheit gekrönt hat Ich
habe freilich Wickram und Sie noch nicht durchweg vergleichen können.
aber doch hie und da an vielen einzelnen Stellen, und bin jedesmal
bis zum Jauchzen erstaunt gewesen, wie gut Sie es getroffen, gut wie
es keiner getroffen, der bloß Grammatik oder bloß Belesenheit oder
bloß dichterischen Sinn besessen hätte. Zwar wäre manchmal noch eine
andere Besserung denkbar, ich hüte mich aber wohl, Ihnen jetzt schon,
KBITISCHB GLOSSEN ZU EINEM UNKRITISCHEN TEXTE.
361
ch das Oanze noch nicht habe durcharbeiten können, mit Bemer-
ken der Art zu kommen und freue mich rein des Qesammtein-
kes/
Daß der Versuch, aus einem überarbeiteten Texte späterer Zeit
1 älteren herzustellen, wie ich ihn wiederholt gemacht^ nicht etwas
mir erfundenes ist, weiß jeder, der mit der Geschichte der Kritik
germanistischem Gebiete bekannt ist. In den Liederdichtem des
Tahrhs. haben die Herausgeber des MF. wiederholt Assonanzen
nüber den reinen Reimen der Überlieferung hergestellt; und mit
m Rechte. Ob sie tlberall das Richtige getroffen, ist eine andere
;e. Ein sehr auffallendes Beispiel bietet die Herstellung des Textes
* Margaretenlegende durch Haupt im 1. Bande seiner Zeitschrift
51 ff. Ich will ein paar Stellen des ilberlieferten Textes dem von
pt restituirten gegenilberstellen , da es hier sich um den gleichen
wie bei Eilhart handelt: ein Gedicht des 12. Jhs. ist in Über-
itung des 15. erhalten,
f. In Antyochiam jnn das laut
got sein prieff sand
f. Dy poten chamen dar gerant
Vnd sahen dj magt zehant.
f. Do entgegen sprach der unrayn
der wüetreich vor aller gemain
ff. du magst sein nit gewissen
du wärst dan ain cristen
der ewychlichen mynnen
wan du dich lyest rainigen
vnd von deynem glauben pringcn
f. vnd des gleichen nymant chimd ge-
sehen
der schönen sand margareten
ff. vnd gib auch valseheu rat
lüg vnd auch manaid
zw dem übel pin ich altzeyt berait
fluchen vnd auch schelten
mit neyd vnd mit haß
fäll ich gar vil manigs vaß
In Antiochie
got sante sine brieve.
Die boten dar kämen
die maget si sähen*).
da engegen sprach der wuo-
terich
vor aller manne geltch.
dune mäht niht gewinnen
der ewidichen minne ;
wan liezestu dich toufen
von dinem gelouben.
daz ieman gesehen mohte,
sante Margareten.
unde gibe euch valschen eit :
fluochen unde schelten
daz läze ich selten:
mit nide und mit hazze
fülle ich vil manec herze.
*) Vgl. damit meine Bemerkang zu Eilh. 2724 (Germ. 28, 360) und Lichtensteiu
O. 8. 12.
362 K. BARTSCH
551 f. do bysB der wüetreich mit giymmen dd hies der grimme wuotendi
dy magt für in pringen. die maget pringen fftr rich^
684 f. das du in gebst ein erben daz du in gebest ein erben
säligen gueten vnd auch reycben säligen unde guoten
vnd pey dir wanond ewikleichen unde wol gemuoten.
do Cham dj gottes stym dar Dd kam din gotes Btimme
zw der magt ein engelscbar ze dem magetÜchen kinde.
699 f. do nw dj magt vil rain Dd diu maget guote
jr gepet tet allain ir gebet getftn hftte.
739 f. nw pit wir got all gemain nii bite wir gemeine got,
wann er ist gnädig vnd rayn wan er ist genaedic unde
gaot
Da haben wir ja eine ganz beträchtliche Zahl Verse 'eigenen Fabri-
kates' von Haupt, die natürlich L. ebenso verwerfen muß. Haupt spricht
sich über seinen Herstellungsversuch so aus (S. 152): *In der Marter
der heiligen Margaretha lag trotz der argen Entstellung ein Gedicht des
12. Jh. vor Augen, das den Versuch verdiente es zu seiner Ursprung
liehen Gestalt zurückzufahren, obwohl ich fbrchten muste die echtm
Worte oft nicht zu treffen. Zuweilen mögen meine Vermatongen nicht
kühn genug sein , öfter zu kühn.* Daß in diese Lage jeder kommen
wird und muß, liegt in der Natur der Sache , kann aber die Berech-
tigung solcher Versuche nicht in Frage stellen. Freilich wird nicht
jeder dazu befähigt sein, und solche Leute thun allerdings gut, die
'echt philologische, mehr conservative Art' einzuhalten , die Hr. L
empfiehlt.
Dasselbe, was Haupt von seinem Versuch sagte, wird man aach
von meinen Restitutionsversuchen des überlieferten Nibelungentextes
sagen können; man darf die Richtigkeit des Wortlautes bezweifeh,
und ich selbst habe nie behauptet, daß ich die alten Worte überall
getroffen; aber im Princip ist der Versuch berechtigt , so lange nicht
die Ansicht widerlegt ist, daß unsere Nibelungentexte auf eine ältere
gemeinsame Vorlage zurückgehen. Jedenfalls ist sicher, daß wenn eine
Spur der alten Vorlage zu Tage käme, dieselbe meinen Herstellungs^
versuchen ähnlicher aussehen würde als die Volkslieder des 12. Jhs.
über die Nibelungen den *z wan zig Liedern' Lachmanns, der sich ver
maß, den Wortlaut derselben wieder gewonnen zu haben.
Derselbe M. Haupt hat bekanntlich einen lateinisch Überlieferten
*) Hier kann man mit Recht fragen , ob diese Fassung iQ der Ändenmg te
Hs. Anlaß gegeben h&tte?
KRITISCHE OLOSSEN ZU EINEM UNKRITISCHEN TEXTE. 363
piebnannsYers ins Althochdeutsche zurückübertragen, und die Heraus-
eher der 'Denkmäler' haben kein Bedenken gehabt, seinen Restitutions-
3rsuch als ein wirklich vorhandenes ahd. Denkmal in ihre Sammlung
ifzanehmen. Der Monachus Sangall. überliefert: 'Nunc habet Uodal-
ms honores perditos in Oriente et occidente, defiincta sua sorore.
anach Haupt:
Nu hab^t Uodalrih firloran gr6no gilfh,
dstar enti uuestar, sid irstarp sfn suester.
len solchen Text aufnehmen^ heißt vielleicht etwas weit gehen;
nerhin ist derartiges viel mehr als eine ^unwissenschaftliche Spie-
8i/ Dergleichen frivole Äußerungen, die, wie man sieht, die Häupter
* Schule treffen, könnten Hrn. L. leicht eine scharfe Rüge eintragen,
ch nein, ihm wird vergeben, denn er gehört zur Zahl derer, von
len geschrieben steht: *sie wissen nicht was sie thun.^
J. Grimm hat an ein paai* kleinen Proben den Versuch gemacht,
tperts Leich auf den h. Gallus in seine ahd. Urform zurückzuüber-
gen. Gesetzt, es hätte sich ein Philologe so in unsere ahd. Sprache
1 deren dichterischen Stil hineingelebt, daß er im Stande wäre,
;er Zugrundelegung des lat. Textes das Ahd. frei zu reproduciren —
würde das nicht eine unwissenschaftliche Spielerei, ich würde es
kleines philologisches Kunstwerk nennen.
Aber um dergleichen weitgehende Aufgaben handelt es sich in
lerem Falle gar nicht, sondern nur darum, die gemeinsame Vorlage
Eilharttexte HDB zu gewinnen. Daß diese nicht den ursprüng-
len Eilhart darstellte, das zu finden war nicht schwer; die Verglei-
tng mit den Bruchstücken von A ftlhrt ja jeden darauf. Was ich
ih jetzt noch behaupte, ist, daß die Fragmente von A, wie sie uns
alten sind, ebenfalls nicht unüberarbeitet sind. Sie stellen also eben-
8 nicht den ursprünglichen Eilhart dar; nur das Maß der Über-
•eitung ist ein etwas verschiedenes. Daß die Texte D H in manchen
ikten gegenüber den Bruchstücken das echte bewahrt haben, deutet
on Lachmann zur Klage S. 288 an.
Auf dem Wege, den L. eingeschlagen, war die Vorlage von D H B
ht zu gewinnen; hier mußte daher eine kühnere Kritik eintreten,
welche die von L. vemachläßigte Benutzung der Prosa aller-
gs sehr wesentlich ist. Was L's Ausgabe uns bietet, ist ein Misch-
sch aus zwei bis drei jungen Texten, aber nichts weniger als der
et von X. L's eigenes Verfahren gegenüber X, an den Stellen, wo
Fragmente von A zur Seite stehen, widerstreitet seiner Behandlung
364 ^ BARTSCH
des übrigen Textes, während es meinem Princip durchaus bot Statse
gereicht V. 1664 überliefert
D do gesegete der heU 9an H da gssigt der kün «um;
Licbtenstein nimmt aus A als gemeinsame Vorlage auf der hek ia
den sige genam. Wäre hier A nicht erhalten , und ein Kritiker bitte
aus der Abweichung von D H auf eine yerlome Assonanz geschlossen,
so würde das Verfahren dieses Assonanzensuchers ohne IVage von
Hm. L. als leichtsinnig etc. bezeichnet worden sein.
1766 vomemet, mü welchir wUheit
D frauwe Isolde fx>mä in cluge H Die frow erfwr geflig;
A und X bei L. frauwe lacUde dS ervüre.
2892 S. R do clagt sy offenbar
der getruwen brangenen
gd>üt ysald valsch geiän (D fehlen die Verse)
Licht, nimmt aus A auf:
daz clagite vil sere
BrangSne die getrüwe.
dS sprach die falsche frawe.
2953 ff. do sie bie dem koninge ZaoA DH
do wart es mir zcu nichte gemacht D,
dar zu kam ein sölich schaden schlag H,
das es was ze mal zerfUrt H (fehlt D).
L. setzt mit A
dS sie lach bi dem koningCy
dd wart ez mir dbde
in irem dienste zevSrt.
Hier kann man doch sehr zweifeln, ob X noch den alten Reim bei-
behielt Jedenfalls würde das Verfahren desjenigen, der hier auf Grand
der Prosa den abweichenden Text von DH umgestaltet hätte, tos
Hm. L. arg getadelt worden sein.
3048 ff. (in H fehlend) in D:
auch suchte Brangene sän
gnade als sie zcu rechte solde
vnd bat daz sie ir vorgebin wolde,
wofür L. mit A setzt
onch suchte Brangene sän
der koninginne genäde,
daz sie ir vorgäbe;
was wiederum sehr leichtsinnig ist, denn woher weiß L., daß X bier
die alte Assonanz beibehielt? Ist es aber nicht leichtsinnig, dann ist
KBITIBCHE GLOSSEN ZU EINEM UNKRITISCHEN TEXTE. 365
asselbe Verfahren auch an Stellen gerechtfertigt, wo A nicht zur
*eite steht.
3059 f (nur in H):
Bald sie do uf stunden
sie ketten baid gnad funden.
L. mit A : daz sie dd üf stunden
und den nit vorsünden,
me die Hilfe von A hätte L. unzweifelhaft den Text von H bei-
balten and denjenigen, der auf Grund yon P (do standen sy auff vnd
saneten iren neyd, von H abgewichen und den Reim stunden : versQnden
ijicirt hätte, einen Vertrauensseligen' Elritiker oder ähnlich genannt.
Die häufige Aufaahme von Versen aus A, da wo D und H aus-
andergehen, oder nur im Text sich erhalten hat, entspricht durch-
I dem von mir aufgestellten und geforderten Princip, nicht bei der
erlieferung von D und H sich zu beruhigen, sondern wo namentlich
Hinzuziehung der Prosa darauf flElhrt, eine Überarbeitung anzu-
imen. Die Schwierigkeit, die Verderbniß des Textes zu heben,
m die Richtigkeit des Princips nicht gefährden. Ich forderte also
1 dem Herausgeber, daß er dasselbe Verfahren, das er an den
Jlen, wo A erhalten ist, gegenüber DH einschlug, auch in den
ngen Partien einschlage. Diese Aufgabe hat, abgesehen von den
rigen Mängeln seines Buches, der Herausgeber nicht erftillt.
Jetzt noch einige vereinzelte Bemerkungen. S. 2 sagt L., ich
:te Germ. 25, 376 nach Veröffentlichung seiner CoUation noch einige
ine Versehen berichtigt Nun, so klein ist die Zahl denn doch nicht ;
^h wenn ich die in den Nachträgen berichtigten Fehler ausnehme,
liben auf den Raum von 250 Versen immerhin noch 24 Fehler übrig,
0 durchschnittlich auf zehn Verse einer. Das reicht wohl hin, um die
lige UnZuverlässigkeit des kritischen Apparates darzuthun. Meinen
del seiner Lesartenangabe nennt L. 'in mehreren Punkten ganz
^erechtfertigt\ So meine Bemerkung zu 8180; seine Verweisung auf
s Komma zwischen den Lesarten von H und B zeigt aber, daß er
1 der Bedeutung des Kommas zwischen Lesarten keine Ahnung hat.
1 würde ihm das Studium der Lachmann'schen Apparate empfehlen,
nn ich nicht fürchtete, er wird es auch dann nicht verstehen. —
3 Lesart zu 8307 nennt L. jedermann deutlich, nur nicht Hm. B.'
9 Textzeile lautet Wen he schob sich da mit obir den vliz; dazu als
sart von B: wcmn do mit ßJr. Und wo bleibt das er, das die Hs.
ih für setzt? Mußte ein weniger leichtfertiger Herausgeber das nicht
hehmen?
366 K. BARTSCH, KBTTISCBnB GLOSSEN ZU EINEM UNKBITIBCHKH TETTE.
Anderseits macht L. mehrere Ausstellungen an meinen Lesarteo,
die ich zu dem aus B ausgehobenen Stücke (Germ. 25, 367 iL) mit-
getheilt. Er vermißt die Angabe V. 11. 12 meines Textes, daß Bmiio
habe. Freilich steht in seinem Apparate so : doy aber die Hs. hat $a : ia^
wie mein Text; mithin ist diese Gegenbemerkung nur ein neues 2ieagiiil>
ftlr die lüderlichen Lesungen L's. '44 ist wirklich auch mit dem besten
Willen nicht zu errathen, welches und in der Hs. fehlt.* Wirklich?
Der Vers heißt und Tristrant und daz wip nn; dazu meine Lesarten-
angäbe und fehlt. Tristun. Daß hier nur das erste und gemeint sein
kann, ist 'fiir jeden , der so viel von der Anordnung eines kritüdieD
Apparates weiß, daß die Lesarten zu einer Stelle der Reihenfolge der
Worte sich anschließen, 'deutlich, nur nicht Hrn. — LichteBstein'.
47 lese ich allerdings haroesj und so hat die Hs., wie ich in meinem
Exemplar, L's Lesuog karces corrigirend, ausdrücklich notirt habe.
Gegen das Alter der Vorlage vod B, die ich ins 13. Jahrh. 'eher
in den Anfang als an den Schluß desselben' gesetzt, macht L. S. 5
Anm. einige Einwendungen, 'wan ekt* 7264 ist falsches Citat'; aber
15 Zeilen vorher konnte er die richtige Zahl 7624 finden: man siebt
wie aufmerksam er gelesen. Fflr zutz führt L. als Beleg spätem Vor-
konmiens die Wiener Hss. von Ottokars Reimchronik an; aber beweist
Abschrift eines älteren Werkes das Vorkommen in jüngerer Zeit? Und
daß am Ende des 13. Jhs. schon jenes zuoze unüblich war, zeigen
z. B. die Nibel. Hss. AD, welche nur selten es noch aus ihrer Vor-
lage beibehalten haben. Bei brieven meinte ich natürlich nidit die
Bedeutung, sondern die Form, die jungem Belege ftir prüfen waren
daher zu sparen. Das Vorkommen von gemelieh in Glossaren deB
15. Jhs. kann gar nichts beweisen, da Glossare oft aus älteren Quellen
nur abgeschrieben sind.
Zu jeder der Bemerkungen, welche L. gegen meine Kritik seines
Textes macht, könnte ich eine Gegenbemerkung machen; aber ick will
meine Leser nicht länger behelligen. Daher nur noch weniges. S. 7 f.
(zu VUI, 62 f.) : selbstverständlich konnte, da bei mir (Germ. 23, 349'
nur von der Beseitigung von Assonanzen die Rede ist, unter der zu-
fälligen Übereinstimmung zwischen D und H nur die im Reime ver-
standen sein. — 648 f. wählt L. als ein ^classisches Beispiel' f&r 'die
Sicherheit solcher Herstellungen* (nämlich wie der meinigen), indem
er meinem Beßerungs versuche den von Xanthippus (Sandvoß) gegen-
überstellt Den des letzteren nennt er ^entschieden geiatreicher und
nicht so in den Tag hinein'. Sandvoß schrieb
du sah dorch den willen mtn
dxges kamphea intänin.
TH. VERNALEKEN, V0LK8SAGEN. 367
reilich auf diese Besserung wäre ich nicht gekommen. Aber das
edenken, daß hier intänin auf zagin reimen soll und daß entänen hier
A stehen müßte — scheint Hm. L. nicht genirt zu haben. Es stimmt
1 seiner übrigen sprachlichen nod metrischen Sicherheit. Übrigens
attbe ich jetzt, daß in näherem Anschluß an die Überlieferung zu
ihreiben ist: desin kamph letzen varen (} zagen). — 802 f. ist wieder
0 prächtiger Beweis methodischen Denkens. Ich hatte gesagt, nicht
1 H, sondern an D habe der Text sich anzuschließen, um so mehr,
B P in der Construction des Satzes mit D stimmt. Pazu L. ^802 f.
sagt die Lesart von D völlig dasselbe wie H, nur hat H die etwas
klare und schwerfällige Ausdrucksweise verinfacht. Wie sollte um-
kehrt D von dem durchsichtigen Texte von H aus zu seiner Lesung
mmen?' Nun daraus folgt doch wohl, daß H die ändernde Hs. war
d D zu folgen ist. Das war ja was ich sagte. Also: wozu der Lärm?
Daß ich den sprachlichen Abschnitt nicht in allen Einzelheiten
esen, dafür sollte Hr. L. mir dankbar sein; sonst hätte ich auch
fmerksam gemacht' auf solche colossale grammatische Schnitzer,
\ S. LXXXI, wo xoorde an zwei Stellen (4167. 5332) als ^nach Ana-
je des Plur. gebildeter Sing, prät.' (3. ps.) bezeichnet wird; also
nhd. iitmrdeX Einem Studenten, der im ersten Semester Deutsch
dirt, wtlrde ich einen solchen Bock nicht verzeihen.
Meine Ausgabe des Eilhart, deren Erscheinen Hr. L., wie er sagt,
>e abwarten wollen, bevor er antwortete, wird ihm Gelegenheit
>en, seine Kritik an mir zu üben. Vielleicht hat er bis dahin, da
ih noch einige Jahre vergehen, etwas in Grammatik, Metrik und
tischer Methode gelernt. Ist es nicht ein Hohn, daß die Schule,
\ welcher solche Früchte hervorgehen, sich nach dem Manne zu
inen wagt, der der Pfadfinder der kritischen Methode war — nach
chmann?
HEIDELBERG, 1. Mai 1882. K. BAKTSCH.
VOLKSSAGEN.
Ich halte es in Anbetracht so zahlreicher deutscher Sagensamm-
igen nicht mehr für nothwendig, alle Varianten ausführlich zu geben,
»genommen wenn besondere Züge für den weitern Aufbau unserer
fthologie zu belegen sind oder die örtliche Verbreitung zu con-
tiren ist. Darum theile ich von meinen Sagenforschungen in öster-
ch nur kurze Berichte mit, bevor die slavische und magyarische
368 '^^ VERNALEKEN
Fluth das österreichische Deutschthom überschwemmt Wessen ich bis-
her habhaft werden konnte, ist niedergelegt in mein»! „Alpenssgen*
(Wien, Seidel 1858), ^Mythen und Branche des Volkes in Österreich^
(Wien, Braumüller 1859) und in den „Osterr. Kinder- und Hsnt-
märchen^ (Wien , Braomüller 1864). Eine Nachlese soll hier folgen
1. Ein Eber erlöst"^). Barbara, die Tochter eines Maliers,
mußte ihrer Stiefinutter wegen das Haus verlassen, und kam in einen
Wald. Dort sah sie von fem eine Gestalt auf einem wilden Eber
heranreiten. Einige Schritte vor ihr blieb das reitende Wesen stehen
und kam als altes Mütterchen zu B. und warnte sie vor der gefllreh-
teten Stelle. Die Alte nahm das Mädchen mit sich und bewirthete es.
B. befand sich nach Aussage der Alten in einer Hütte, die früher m
verwünschtes Schloß gewesen war. Nur ein unschuldiges M&dchen
könne den Schloßherm erlösen, wenn es drei Tage und drei N&chte
bei dem Eber verweile. B. that dies, und der Eber, der die Alte ge-
tragen hatte, war erlöst und kam als Schloßherr zum Vorsdi^.
Die Heirat versteht sich von selbst
2. Der ewige Jäger**). In Mähren erzidilt man von einm
grausamen Ritter, der in jeder Freitagnacht, von einem Wildschwein
gehetzt, im Walde laufen muß.
Bei Warnsdorf (im nördlichen Böhmen) erhebt sich ein einzelner
Fels, Siebers Halde genannt. Das Volk erzählt von einem Gh^fen,
der auf seinem Schlosse ein wüstes Leben ftlhrte und einst am Palm-
sonntag den Gottesdienst durch sein wildes Jagdgefolge störte. Im
Walde hetzte er dann einen Hirschen. Ein Einsiedler trat dem wilden
Grafen entgegen, ein Kreuz hoch emporhaltend. Der Graf schlug du
Kreuz entzwei und alsbald erdröhnte ein Donnerschlag und alles ver
schwand an der Stelle, wo jener Fels sich erhebt Und zur Strafe
ward der Graf zum ewigen Jagen verdammt
3. Der Schimmelreiter. Ein gewisser Straubinger ging am
Vorabend der „Zwölften'^ nach Kautzen (V. O. Manh. Berge in Nieder
Österreich) um Einkäufe zu machen. Da er bis kurz vor Mitternacht
in der Schenke geblieben war und dann fort wollte, so warnte man um,
er könne leicht in die Gewalt des Schimmelreiters fallen. Trotzdem
machte er sich auf den Heimweg. Hier suchte ihn eine schöne weiße
Gans von dem Fußwege abzulenken, der an dem Homteich vorbei
*) Erzählt von einem Slowaken ans Hrosinkaa in Bifihren. V^ Simrock,
Mythol.' S. 220. Kahn, Sagen ans Westfalen I, S. 359.
**) Zu den vielen Varianten gehören u. a. die von Banadielrich (in mainai
Mythen, S. 41), die vom Hackelherg (Kahn, nordd. Sagen S. 250).
VOLKSSAOEN. 369
nach Dachsen fuhrt. Er verscheuchte die Gans und als er aus dem
Walde traty hörte er hinter sich das Schnauben eines Pferdes. Dieses
schlug ihm mit einem Vorderfuße die Laterne aus der Hand und der
Reiter stieß ein höhnisches Lachen aus. P^rzürnt wollte sich Strau-
binger wehren, aber vergebens. Keuchend zottelte er weiter. Schon
war er fast beim Teiche vorüber, da hörte er Raben krächzen, die
vor ihm herflogen*). Einige Sehritte von dem Kreuzwege, der ihn
gerettet haben würde, stürzte das Pferd mit dem Reiter auf ihn und
er erlag unter solcher Last. Roß und Reiter und die zwölf Raben vor
ibnen her verschwanden mit rasender Schnelle aus der Gegend. Ein
Kreuz bezeichnet noch heute die Stelle, wo der Unglückliche starb.
Auch ich, fflgte der Erzähler hinzu, ging einmal vor Mitternacht
zur Mette (in der h. Christnacht) , als ich hinter mir den Schimmel-
reiter hörte, aber ich sah mich weder um, noch redete ich ein Wörtchen.
AU ich beim Kreuze ankam, erhob sich der Schimmelreiter mit großem
Lärm in die Luft; vor ihm her die Raben und so verschwand er mir
bald aus dem Gesichte. Da habe ich auch gesehen, so schloß der
Erzähler, daß das Pferd nur drei Füße hatte**).
GRAZ. TH. VERNALEKEN.
*) Über den Rftbeugott Wuotan s. Simrock, Mythol., S. 192. Nach dem Erzähler
^aren es xwölf Raben. TodverkUndeiide Raben: vgl. Kuhn, westfal Sagen II, S. 60.
**) Die Dreizahl der Füße steht nicht vereinz» lt. Der sog. KUblerbauer Georg
l>ei Reichenball erzfthlte mir, daß Kaiser Karl, wenn er die Schlacht auf dem Walser-
felde wird gewonnen haben, auf einem dreiHißigen Schimmel mit der Siegesfahne
diToD reiten und seinen Schild auf den Baum hängen wird. Vgl. Simrock, Mythol. *,
S. 213 fg. Ober das dreibeinige Pferd s. meine Mythen, B. 24. 35. 36. Schließlich
^ hier noch folgendes bemerkt. In meinen bisherigen mythologischen Forschungen
in öffterreich ist Wuotan reichlich vertreten. Während mir auf Donar Bezügliches in
diesem Lande noch nirgend vorgekommen ist, 6nden wir in dem verwandten Süd-
baiem sogar den nordischen Namen Thor, z. B. in den „Sittenbildern von Clem.
Steyrer, durch Irren zur Einsichf, S. 300 : Beim dumpfen Rollen des Donners „Mutter^
lörst du den Thor?" Auf S. 301: „Sei nur nöd so viel lapped, Dirndl, der Thor thut
lir ja nix not zu leid." S. 303: „Jetzt hat der Thor eingeschlagen." Die Erinnerungen
n Donar scheinen sich mehr in die Märchen vom „starken Hans" gerettet zu haben,
leren wir in Österreich viele finden.
GERMANIA. N«ne BaUie XV. (XX VII.) J%hrg. ^b^
370
R SPBENOEB
ZU KÖNRADS VON FUSSESBRUNNEN KINDHEIT
JESU.
L
Eonrad und seine Vorgängen
Es ist bekannt y daß Eonrad von Fußesbrunnen die Dicbtaogen
Hartmanns von Aue gekannt und viele Stellen denselben nacbgebildet
und entlehnt hat. Daß die Zahl dieser Entlehnungen mit den jetzt in
Eochendörffers Ausgabe zusammengestellten durchaus nicht erschöpft
ist, werde ich später zeigen, wo ich dieselben als Hilfsmittel zur Text-
kritik herbeiziehen werde, hier dagegen soll der Nachweis geliefert
werden I daß Eonrad auch drei anderen seiner Vorgänger: Heinrich
von Vel decke, Ulrich von Zazikhofen und Gotfried von Straßbuiig
manches verdankt.
1. Eonrad und die Eneide.
Während die Beschreibung des Gartens 1821 ff. Erec 8715 l
nachgebildet ist, so hat bei der Beschreibung des Gastmahls in dem-
selben offenbar En. 13136 — 80 eingewirkt. Man vergleiche
mit En. 13149.
eten unde drinken
des lernen konde erdenken
und des sin herte gerde
wie wale man bVb gewerde.
Vgl. auch En. 894 - 97 ; Erec 7601 ff.
Kindh. 2458—60
8waz in walde od in gevilde
in laft oder in ünde
ieman erdenken künde,
des was alles d& diu kraft.
En. 18179.
hadde euch dat goet
dar toe den willigen moet').
Ferner :
Kindh. 2462 f. und
ouch zierten die Wirtschaft
der Wille mit der ricbeit;
huut guot unde hedashUkeit
die zugen s6 e
Überhaupt finden sich gerade in dieser von Eonrad freier gestalteten
Partie (der Räuberepisode) viele Entlehnungen:
Kindh. 1765.
daz ich dir immer Idne
lege dich an und bint dir schöne
Kindh. 1877.
Nu was zergangen diu naht
En. 9959.
skdne,
dat ich dir's iemer Idne
En. 10451.
Doe tegangen was der dach
*) Nachgeahmt auch von Hartmann Iwein 867 9um gap um «ptss, i*> *^
guoi, dartuo (den BD cd) willigen mmeL
zu KONRADS VON FUSS£SBRUNN£N KINDHEIT JESU«
371
En. 1412.
die naht tegienc
En. 477.
Doe gn&den si der firoawen
der minnen end der troawen
der 8t an her yonden;
En. 4029.
dat si ie dare qu&men.
orlof si d6 n&men.
En.
he hielt her spftde ende fr6
dat für an die wende,
si wart in körten stonden
vel misseÜke gevare
En. 7837.
manlike er op spranc.
En. 724.
si endorhten niwet fragen,
welich der hdre wftre;
Kindh. 1880.
wirt si gnäde Seiten
ouch der wirtiniie
unde minne
si in erzeiget h&te
Kindh. 1919.
si wol ze wege k&men.
ip si dd n&men.
Kindh. 2213.
reich mit gnoter andftht
man in die wunden,
vart er in kurzen standen
und äne mäsen heil
Kindh. 2219.
ich er üf spranc.
Kindh. 2446.
dorfto nieman fr&gen,
1er sptssBre
der schenke wsere
folgen nun die übrigen Entlehnungen nach der Reihenfolge der
ie in Eonrads Gedicht:
Kindh. 139.
iz als6 was kernen'*')
r dicke habet vemomen
Kindh. 386.
I daz ich ze dirre werlde ie wart
üf solhe hoende gebom!
ich h&n alle min 6re verlorn
Kindh. 739.
En. 1857.
Doe et also was komen,
alse ir wale h&t vemomen
En. 11396.
ich moet wale onfrd sin,
dat ich ie wart gebom,
sint dat ich min 6re hän verlorn.
En. 2630.
doe he dat wort volle sprac
T diz wort Yol sprach
Ih. 967. Nu habet ir wol vemomen = En. 1.
ib. 1219 guot = En. 8195 goet.
und kam in vaste in den muot. et quam mir wale an minen moet.
Kindh. 1312
ach der y&lant sinen zorn.
Kindh. 1414
iwunnens michel arbeit
Kindh. 1449
I min (aller AD) meiste n6t.
En. 2345.
si rac onsahte heren toren;
En. 10030.
des gewan si mekel arbeit.
En. 7704.
dat is die alre meiste ndt.
♦) Doch gehören diese Verse vielleicht nur dem Schreiber ^^^ ß«
24
372
R. SPRENOER
Rindh. 1465
die under dem bourne sftzen
die klübten unde &zen
swie ^) vil 86 si ^ wolden
Kindh. 2077
der gemeine tdt bat si genomen
Kindh. 2538
HSrödis san Arch^laus
b^te gewalteclicbe
eines vater rtebe
Kindb. 2846
vor fröuden st sprangen;
Kindb. 2892
war umbe er b^te enw&ge
als6 gesetzet stn leben
En. 11009.
die d& ?or bem säten
st dronken ende &ten
als vele so sis wolden;
En. 2084.
ben nam der gemeine ddfe.
En. 13307.
Sint badde der koninc Enlas
al italiske rfke
barde geweldelike.
En. 7281.
van^ frouden st sprongen
En. 6466.
of er an die wAge
stn leven welle lAten.
Vgl. auch Erec 5479.
Schließlich habe ich noch auf eine Bemerkang O. Bebaghels zu
verweisen (Einleitung seiner Ausg. S. CLXXIX). Dieser weist nftmlich
nach, daß die eigen thümliche Art der Höllenstrafe , die Heinrich mit
den Versen 8416 f.:
st Valien t' allen ttden neder
in dat afgronde
schildert, außerdem nur noch bei Heinrich v. Melk sich finde, dem
sie Veldecke entlehnt habe. Da sich nun bei Konrad keine Spur der
Bekanntschaft mit H. von Melk zeigt, so muß der Vera 1974
und vallen(t) iemer m§re
ebenfalls auf Veldecke zurückgeftihrt werden.
2. Konrad und der Lanzelet
Der Einfluß Ulrichs zeigt sich ebenfalls am deutlichsten in der
Räuberepisode. Vergleiche
Lanzel. 823 ff.
dö was das ezzen bereit,
swaz man von wirtschefte seit
und von manegen trahten,
daz enkunde niemen geahten
mit Kindh. 2413 f.
Nn was daz ezzen bereit
und wart dem wirte geseit
und 2449:
Ich enbin nibt s6 wise^
daz ich iu die manegen iptse
und die frömden trabte
mit debeiner ganzer ahte
bescbeidenlicbe genennen mfige.
Daneben haben offenbar auch die Verse Erec 7600 ff.; 387 ff. ein-
gewirkt. Ferner hat die Situation Lansel. 831 ff. eine solche Äbnlicb'
«; aU ADC.
») »i* D.
*)fir BMw.
zu KONBADS VON FUSSESBRÜNNEN KINDHEIT JESU. 373
t mit Kindh. 2469 ff., daß dieselbe kaum zufällig sein kann. Dazu
nmt die wörtliche Übereinstimmung von
Lanzel. 831. Kindh. 2469.
wart in gebettet wol, Nu wart (in C) gebettet «rol
man lieben gesten sol. b6 man friunde in friandes hüse sol*
' stimmt hier wörtlich, und dies scheint mir die allein richtige Les-
, während die von B wohl durch Erinnerung an Erec 179 ent-
nden ist, wie diese Reminiscenz vielleicht auch auf die Gestaltung
' Lanzeletstelle in Hb. P (friunden) eingewirkt hat. Ich will noch
ra auf Kindh. 1901 = Lanzel. 843; Kindh. 2473 f. = Lanzel. 854
fmerksam machen. Ich vergleiche ferner
Lanzel. 1006. Kindh. 781.
gedien ez iemer umbe dich. daz diente er iemer umbe si.
nzel. 1214. komen = Kindb. 2843. willekomen
ich schaffe gerne einen fromen unde schaffet iuwern fromen
Inhaltlich ähnlich sind auch die Verse
Lanzel. 6696. Kindh. 2491 ff.
ch sin selbes dre Alsas enbizzen si dft
r der wirt mit in dan und karten üf ir strftze 8&;
t kondewiert die fremden man u.s.w. der wirt fuer selbe mit in
einen verren wec aldort hin u. s. w.
Lanzel. 8323. Kindh. 2348.
1 dazs an alle rede ir lip gebietet über minen lip
zuo kint unde wip dar zuo leint unde wip
wurten swar er woide. die suln iu wesen undert&n.
Lanzel. 8648. Kindb. 1280.
leten sich des wol bedäht (: br&ht) si beten sich wol bedftht (: br&ht)
der wörtlichen Übereinstimmung der letzten Verse kommt noch der
istand, daß sie beide in demselben Zusammenhange, nach der £r-
bnung von Geschenken, sich finden.
3. Gotfried von Straßburg.
Daß Eonrad diesen Dichter gekannt habe, hat Gombert (S. 29
ler Dissertation) direct geleugnet, und allerdings läßt sich auch
) Einwirkung des Gotfriedischen Stiles nirgends im Gedichte nach-
sen. Gleichwohl läßt sich beweisen, daß unser Dichter den Tristan
isen hat In der Episode 'das glühende Eisen' schildert Gotfried
Eindruck; den die Begebenheit auf die zuschauende Menge macht,
folgenden Versen 15697 ff.:
sus gie daz kriegen under in
umbe ir eit her unde hin:
der was ir übel und dirre gitotf
aU man ze solhen dingen tuet
374 R* SPRENGER, ZU HARTMANNS EREC.
Diese Verse nun hat Konrad nachgeahmt, wo er den Eindroek
schildern will, den der Umstand, daß Maria aus dem Gottesgericht
gerechtfertigt hervorgeht, auf die Gemüther der Juden macht:
687 na teilte sieb der jaden sin
und wart grdz murmer ander in,
ir iegltch redet besonder,
als man se solhen dingen «oZ,
der eine übel, der ander wol
In der Quelle C. 12 heißt es: Coefperunt inter ae varia popnii laquacäde
turbari, alii dicebant aanctam et imnuMculatam ^ alii vero maJam et em-
taminatam. Noch bemerken will ich, daß C 691 und 692 umstellt,
wodurch die Stelle der Gotfi-iedischen noch mehr angeglichen wird.
Ähnlichkeiten zeigen auch die Stellen
Trist 504. Kindh. 2343.
er sprach got and mir willekomen! nu sit ir gote willekomen
lip und gaot and swaz ich b&n onde schaffet iawem ft>omen
daz sol ze iawerm geböte st&n gewalteclScben über mfn habe.
des engdt in, weis got, nibt abe—
wie dem Dichter bei dem ersten Kirchgange Marias 1153 ff. vielleicht
auch Trist. 1593 ff. mit vorgeschwebt hat Von den Versen Trist 770 ff.,
Eindh. 559 ff. wird anderwärts die Rede sein.
zu HARTMANNS EREC.
7174 and swes maot begande gern
ze jagen swin oder bern,
der vant ze dem genieze
yil dicke breite spieze.
und wolde er den basen jagen,
als ir 6 bdrtet sagen,
der mobte vinden
den wanscb von basenwinden.
hasenwinden ist bisher abgeleitet von dem sonst nicht weiter be-
legten Compositum hasenwint ^Windhund zum Jagen der Hasen\ Dieser
Erklärung widerspricht aber, daß schon 7155 ff. ausftlhrlich von den
Jagdhunden geredet ist. Auch ist zu beachten, daß toitU = Windhand
bei Hartmann sonst nicht vorkommt*). Der Zusammenbang erfordert
*) B I, 1554 erkläre icb toint mit ScbmoU, Progr. 1881 der Latina za HaUe
= ventos.
R. SPRENOER, ZU HARTMANNS 2. BÜCHLEIN. 375
elmebr winden als 'Waffen, Instrumente zur Hasenjagd' zu erklären.
iese Erklärung wird bestätigt durch Gerhard von Minden ed. Seel-
lann fab. 47, 62 ff., wo die Taube zum Fuchs spricht:
.ök komet jegere al her getreket
mit winden, panden und mit bunden,
ik sach, dat se twene hasen vunden,
de en entlopen nicht ne künden.
lier schließt die besondere Erwähnung der Hunde die Erklärung von
umt = Windhund gänzlich aus, vielmehr sind winden oder winde (der
(om. Sing, ist aus beiden Stellen nicht zu erschließen) hier deutlich
nstrumente zur Hasenjagd. Welcher Art sie gewesen, weiß vielleicht
nn Kundigerer anzugeben. Nicht versäumen will ich, als möglicher-
weise zur Erklärung dienlich, den Hinweis auf Mnd. Wb. 5, 724 winde,
ro angeführt wird : windasboeghe, windboghe^ arcus, qui trochlea tenditur.
zu HARTMANNS 2. BÜCHLEIN.
Auch aus dem 2. Büchlein sind, was bisher unbemerkt geblieben,
e Verse 670. 71
zvk&re st wellent mir den sin
und das herze brechen
^cbgeahmt von Eonrad von Fußesbrunnen, Kindheit Jesu 1642
I. 86. 40. 41) :
daz mohte jenem den sin
und daz herze brechen
h möchte daraus einen indirecten Schluß fbr die Verfasserschaft
artmanns ziehen. Die Annahme, daß das Werkchen von einem späteren
ichahmer Hartmanns verfaßt sei, wird durch die Zeit, in welche wir
e Entstehung der Kindheit Jesu setzen müssen, jedenfalls hinfällig.
1681 ist ffewant nicht mit Lachmann in gelant zu ändern, da auch
3808 dem Sinne genügt und die Aufeinanderfolge grammatisch zu-
mmengehöriger Worte im Reime hier beabsichtigt ist.
NORTHEIM. K. SPRENGER.
I
376 LITTERATUR: E. ROLLAND, FAUNE POPULAIRE DE LA FRANCE
LITTERATÜR.
Engine Rolland, Fanne popnlaire de la France. Tome IIL Les ReptOei,
les PoissoDs, les Mollusques, les Crostac^es et les Insectes. Koms tuI-
gaires, Dictons, Proverbes, Legendes, Gentes et Superetitions. Paris -
Maisonneave & Cie. 1881. XV und 365 Seiten Großoctav.
In dem vorigen Jahrgang der Germania habe ich die beiden ersten Bind^
dieses trefflichen Werkes besprochen, welches in dem Torliegenden Bande gtciz
in der nämlichen Weise und mit der nämlichen fast crschopfenrJen Gründlichkeit
fortgeführt ist Da der Titel den Inhalt desselben hinlänglich bezeichnet, s-o
kann ich mich darauf beschränken, einige Bemerkungen mitzutheilen, die lietx
mir hin uud wieder dargeboten und vielleicht zur Erläuterung des Textes diene'Ki
kÖnnrn. So heißt es (p. 29): „La morsure de la vipftre se gu6rit par lappli -
cation de la t^te coup^e de la coupable*^ und der Verf. f> hinzu: „La croyance
k ce rem6de est tr^s r^pandue en Europe et en Orient.** Dies ist ganz ricbti^
und mehrfache Beispiele findet man in meinem Buche «Zur Volkskunde*
S. 353 f.; füge hinzu Henderson, Notes on the Folk-Lore of the Northern
Counties of England and the Borders. A new Edition etc. London : PnbliibeJ
for the Folk-Lore Society 1879, p. 160 ff., wo unter anderm auch der Volkf-
glaube angeführt wird : „ If any one is bitten hy a viper , the viper is to be
killed and the fat applied to the wound , as an infallible remedj." — p. 34
heißt es: „Les aspics naissent de crins de cheval plong^s dans Teau dorminte,
au lever du soleil, k certaines 6poques de l'ann^e"; und weiterhin: „Dans oo
sortil^ge employ^ pour ee procurer de Tor on se sert d'un crin de jumeot
qu*on met dans un pot de terre neuf rempli d*eau pendant neuf jour. Ce erio
se cbange alors en serpent" etc. Dieser Aberglaube findet sich auch andenwo.
Nares, Glossary s. v. Hair of a Horse bemerkt: „It was a current notion for
merly that a horse-hair dropped into corrupted water would soon become an
animal. ,,„A horse-hair laid in a pale füll of the like water, will in a short
time stirre and become a living creature.^^ Holinshed, Descr. of England p. 224.
„„Much is breeding
Which, like a courser^s hair, has yet but lifci
And not a serpent's poison.*^" Anton, et Cleop. I, 2;
und ein sicilianischer Aberglaube ist: „I crini medesimi degli animali eqoini
uon sono privi di loro virtii; gittati c lasciati alcuni giomi nell' acqua acqu*
stano la vita e diventano taute piccole serpi.* Casteliii Credenze ed usi p<^
siciliani p. 13 (aus den Nuove Effem. Sicil. vol. IX). — Zu dem von GrinuD
RA. 355 f. besprochenen Frohndienst: „die Frösche stillen* (1e silence dei
grenouilles) finden wir bei Rolland p. 72 noch einige weitere Beispiele; to fol-
gendes: „Vers 1688, au jour de la Vigile de saint Jean-Baptiste , les pro-
pri^taires de deux maisons sises , etc. • . . 6taient obligds de battre Tean d an
ruisseau (pr^s de la rösidence seigneuriale) en disant par trois fois ces parolei
^ „Renouesselles, taisez vous (3 fois)
Monsieur dort, laissez dormir Monsieur.
« «
LTTTERATÜR: E. ROLLAND, FAUNE POPULAIRE DE LA FRANCE. 377
lU ^taient tenus ensuite de se transporter au manoir et d*y declarer
qu'ils avaient fait leur devoir, que les grenouilles ne disaient
plo8 rien et qu'elles ne faisaient plus de bruit.
«Cette servitude s'appelait le d6prj des grenouilles*'. Habasque,
Notiona bist, sur le littoral des Cdtes du Nord II, 46. Hier also bandelt es
sieb Ton einem Lehndienst, einem Froscblebn; ein anderes von Rolland an-
gefahrtes Be spiel bezieht sich auf einen eigentlichen Frohndienst. Vgl. auch
German. XIV, 389. — p. 73: phe jeu de saute -mouton ou de cou pe-
tzte est appel^ dans le pays de Vaud jeu de la grenouille." Ähnlich
heißt ea auf Englisch leap-frog oder skip-frog; deutsch heißt es 'Bock,
steh fest; s. Sanders WB. s. v. Bock 12; vgl. Rochhoiz, Alemann. Kinderlied
a. 8. w. S. 454, Nr. 77. — p. 196 ff. finden sich eine große Zahl Scbueckeu-
liedchcn, d. h. solche, wodurch die Kinder die Schnecken zum Zeigen ihrer
Homer bringen wollen, mci^tt französische, aber auch andere; füge hinzu
meine Übersetzung von Basile's Pentamerone 1, 406; Fiedler, Volksreime und
Volkslieder in Anhalt-Dessau S. 96 f. ; Pitr^, Canti pop. sicil. 2, 31 u. a. —
Ober die p. 322 angeführte Bernikelgans (Anatifa laevis. Lamarck) s. Aus-
führliches in Max Müllers Lectures on the Science of Language. Sixth Edition.
Lond. 1871, 2. 582 ff.; s. auch De Gubernatis, Mythol. des Plantes 1, 65;
Benfeys Orient und Occident 3, 189. — p. t^56 heißt es: „Dans un conte
portngais (Coelho, Contos popul. Lisboa 1879, p. 92) un pou arrive a unc
croissance extraordinaire sur la t€te du roi, qui le fait öcorcher, fait faire avec
ta peau un tambour et promet la main de sa fille & celui qui devinera de
|uel animal provient cette peau**; und „Dans un conte gascon (C^nac-Moncaut,
Litt. pop. de la Gase, p. 85), la fille du roi 4\hye une punaise qui devicnt
Enorme. Elle se sert de la peau pour en recouvrir un coffret, et eile doit
Sponser celui qui devinera quel animal Ta fournie." Die zwei hier angeführten
Märchen gehören in den Kreis derer von der großgefütterten Laus, wofür auch
sin Floh u. s. w. eintritt und worüber nachzusehen Reinhold Köhler zu Gonzen-
Mch, Sicilian. Märchen; Svend Grundtvig, Danske Folke SBventyr, Nr. 16
,Ulv Kongcsian''; Jean Pio JVeoellijvixu nafittf^v&ia Contes populaires grecs etc.
[^openhague 1879 p. 104 ff. (Dieses Märchen stammt aus Astjpalaea, einer
kleinen türkischen Insel des Archipels, und befindet sich nicht in Hahn*s Samm-
lung.) — p. 267 : „Quand le maftre est mort, il est d'usage dans toute la France
1' annoncer ce döc^s aux abeilles et de couvrir les ruches d'nn cr§pe noir. Sans
sette pr^caution, les abeilles pdriraient. '^ Ein auch in Deutschland, England,
Litthauen und wahrscheinlich auch sonst noch sich wiederfindender Gebrauch;
1. Wnttke, Der deutsche Volksglaube §. 671 (2. A.); A. Kuhn, Westfäl. Sag.n
2y 47 ff.; Bochholz, Glaube und Brauch u. s. w. 1, 147; Bartscli, Meklenb. Sagen
2, 90; Choice Notes from 'Notes and Queries' Lonl. 1859, p. 208 ff. (211 Lit-
thauen). — Unter dem Artikel Staphjlinus, franz. d i a b I e (ainsi appel^ parcc
qu'il est tout noir) [deutsch Bärenräuber] theilt der Veif. aus den Transact.
of the Phil. Soc. 1859, p. 94) folgendes irische Märchen mit (p. 326): „Apres
le massacre des innocents la Sainte Familie rencontre en Kgypte des semetird
k qoi eile demande des sccours. Ces secours sont accord($8. En recompvnte le h\6
semä devient siibitement mür. Arrivent les ^missaires d'Hdrode; ils questionncnt
immödiatement les semeurs qui sont maintenant des moissonneurs ; ceux-ci
repondent poar ne pas mentir que depuis qu'ils ont sem^ le bl^ ils n*ont vu
378 LITTERATUR: E. ROLLAND, FAUNE POPULAIRE DE LA FRANCE.
penonne. Les ^missaires sont aar le point de repaiür, lonqve le mMint
insecte, qui cach^ soos one pierre, aTait tout m, toot entenda, «ort de ii
retraite et lenr raconte tout II ötait juaqae Ik d'un beaa rooge cnmow;
par la Tolont^ du Ciel il deyient d'un noir satanique; il est Yoa^ k Vtikn-
tion universelle , et il est decid6 que ceux qui Tto'aseront arec le po«ee de
la main droite, seront consid^rds comme des bienfaiteurs de I hnniaiiit^ et qie
les sept pöchds capitaux leur seront remis.'' Diese Legende, wie ich bnuafige,
findet sich mit geringer Abweiehung aueh anderwärts wieder; so in CaialoueB.
Als nämlich die heilige Familie vor dem bethlehemitischen Kindermord flok,
kam sie zu einem Säemann, den die Jungen Maria seine Sense holen hieS,
um das Getreide abzumähen, und er, toU Glauben, ging hin and fimd bei der
Rückkehr das Getreide reif, so daß die heilige Familie sich hinter der erttes
Garbe, die er band, vor den Verfolgern verstecken konnte. Za letzteren, sie
sie anlangten und ihn befragten, sagte der Schnitter, die Fl&ehtlinge wirea
TorSbergekommen, als er das Getreidefeld säete, worauf jene ganz bestürzt an-
kehrten und nicht horten, wie ein Strauch Minze, und ein Darrrogel (eigeotliek
Heber gcdix^ garrulus glandarius) ausriefen: „Hinter der Garbe, hinter der
Grarbe!* so daß Gott beide verfluchte und zu der Pflanze sprach: »Da biit
die Minze und wirst es aufs Lugen mfinzen ; du wirst blflhen und keine Köner
tragen!* (Tu ets menta j mentirAs — FlorirAs 7 no granarAs). Zu dem Vogel
aber sprach er: «Dürr bist du und dürr wirst du bleiben; so viel du tack
frißest, wirt du doch nimmer fett werden!* (Gkutz ets y gutz serAs — Per
tant que menjis, no engraixarAs.) Daher tragt die Minze niemals Komer, and
wenn sich auch der Dürrvogel (Heber) auf ein Buchweizenfeld stfint und sieht
aufhört zu freßen, so wird er doch ninmier fett. (Lo RondallAjre. Quentoi
populäre catalons, coUectionats per Francisco Maspons y Labros. Segona Serie.
Barcelona 1871 p. 28: La Menta y*l Gaitz.) Auch in der Lausitz und Kleis-
rußland ist diese Legende bekannt, doch fehlt dabei das auf den Dnrrrsgel
Bezügliche. „There is a tradition among the Lusatian Wends tliat the Yirgia
Mary and the infant Christ once passed by a field in whieh a peasant wti
sowing barley, and she said to bim: „God be with thee, good man! As eoos
as thou hast sown, take thy sickle and begin to reap.* In a little time eime
a crowd of Jews in pursuit of her and asked the peasant if he had lees
a mother and child go by. »She passed not long ago, he replied, just wkes
I was sowing this barley." — „Idiot! why, that must be twelve weeks a^!'
ezclaimed the Jews, seeing that the barley was now ripci and tfae pessut
was reaping it, and they tumed back. The same story is told in a I^tÜe-
Russian Kolyadka (Weihnachtslied), only the Virgin carries on her band a htwk
instead of leading the infant Christ^ (W. R. S. Ralston , The Songs of the
Russian People. Second Edition. London 1872, p. 194). H5chst wahrseheialiek
ist die in Rede stehende Legende aus einem orientalischen Märchen entstanden;
wenigstens berichtet Azz Eddin Elmocadessi (f 1280) in seinen Allegorien
(übersetzt von Garcin de Tassy, LesOiseaux et les Flenrs etc. Psrit
1822, auch in dessen All^gories, Recits po^tiques etc. Paris 1876t,
daß sich unter den Blumen auch eine Angeberin befinde: „il exbte vn d^-
lateur (la menthe) parmi les ßtres de mon esp^ce*, sagt nämlich eine BfaoM,
und es ist wahrscheinlich, daß Elmocadessi die betreffende Pflaniensage, ^
er ü brigens übergeht, nur zu seinem Zweck umgedeutet hat Wie sie ursprfingfiek
MISCELLEN. 379
tet haben mag, ist mir nicht bekannt; eine Andeutung hierüber gibt jedoch
bige catalonische Legende , die vielleicht mit den Arabern nach Spanien
— Aus Rolland's Arbeit erwähne ich nur noch zum Schluß den Mai-
r (melolontha vulgaris), von dem er hundert und ein französische
unnqgen anfuhrt, außer 32 andern für dessen Larve. Auch findet man
große Zahl auf diesen Käfer bezügliche Kinderliedchen nebst mehreren
lie^ derselben n. s. w. Gelegentlich der erstem wäre auch auf Mannhardts
aniiche Mythen S. 243 ff. 868 ff. zu verweisen gewesen, welches Werk
laupt mancherlei Zusätze zu den sämmtlichen Bänden des Rolland'schen
feit hätte. Doch gewährt letzteres auch ohne dieses einen bewundems-
len Beichthum, und wir erwarten mit großem Verlangen die noch übrigen
ts in Druck befindlichen vier Bände, von denen zwei Les Mammifferes
ütiqaes', die andern beiden Les Oiseaux domestiques et la Fauconnerie
Iten werden. (Les Mammif^res. Premiere Partie sind bereits erschienen.)
LOTTICU. FELIX LIEBRECHT.
MISCELLEN.
Zum SachsenspiegeL
nDer Text des Oldenburger Codex ist die niederdeutsche Rückübersetzung
hochdeutschen Textes", behauptet Richard Schröder in Nr. 9 des Literatur-
I für germanische und romanische Philologen (1880) S. 327. Die Gewiß-
»rgebe sich aus Ssp. I, 56, §.2, wo die Hs. „de ^an dar ton richte^
,de gaen dat (gäbe That) to richtene'', und I, 62, §. 3, wo sie „bl5t
ite^ statt „blot geruchte* habe. Zur näheren Begründung werden wir
omeyer S. 16 und 209 Anm. verwiesen.
Ich erlaube mir im Folgenden dies in nähere Betrachtung zu ziehen.
Hätten alle niederdeutsche Handschriften de gaen dat to richtene und
berdentsche de gaen dar to richtene oder tom (ton) richte, so wäre die
entschieden. Aber so liegt sie nicht. Nicht alle niederdeutschen Händ-
en lesen so, sondern Homeyer sagt (S. 209): „de gan (ghan, gayn) dat
ederd. Anx Er Csofi De Ena;/''. Übersetzen wir das aus der Zeichen -
e, so heißt das, wie der Schlüßel (S. 117) ausweist:
n = der Nürnberger Nr. 521 (14. Jh.).
X = „ Celler „ 120 (14. Jh.).
r = „ Rostocker „ 590 (14./15. Jh.).
s = „ Handschrift von Seibertz Nr. 616 (S. 118 steht 617) (14. Jh.).
» = „ Wolfenbüttler Nr. 698 (1367).
fi = „ Münstersche „ 496 (1405).
c = „ Beriiner „ 34, 35 (1382).
« = „ „ „24 (1869).
a = „ Magdeburger „ 432 (1390).
y ist S. 119 nicht weiter angegeben.
(
380 MISCELLEN.
Das sind zehn Handschriften; sind das aber alle? bei weitem nicht. Nieder-
deutsch sind noch 1. Ah (die Haager Nr. 8); 2. Ao (die Bremer Nr. 79);
3. A£ (die GieGener Nr. 214); 4. A^ die Berliner Nr. 374); 5. Ad die
Roukenssche Nr. 593); 6. Ba (die Leidener Nr. 376). Doch woia alle aaf-
zählen? Wenn ich richtig gerechnet habe, führt Homeyer noch 35 nieder-
deutsche Handschriften an, die fragliche nicht mitgerechnet, pa nun Homeyer
sagt, daß die obengenannten zehn Handschriften de ghaen dat lesen, so mafi
man doch annehmen, daß er damit sagen will, die anderen niederdeutschen
Handschriften lesen nicht so, sondern anders, d. h. in diesem Falle: de gaen
dar. Hätte Homejer gesagt, so lesen die niederd. alle, oder der Mehrzahl nach,
oder die ältesten oder die jünfsstvn, oder hätte er sie irgendwie allgemeioer
bestimmt, so könnte man den obigen Schluß überhaupt nicht, oder doch nicht
zwingend ziehen ; da er aber gana bestimmt die Lesart dat nur den zehn Hand-
schriften beilegt, so ist man zu dem Schluß berechtigt, die anderen 35 letea
dar. Ich weiß wenigstens nicht, was sonst diese Angabe, diese Bcschränkang
auf zehn, bedeuten soll. Es ist doch selbstverständlich, daß, wenn die Hand-
schriften nur zwischen zwei Lesarten schwanken — wie hier, denn es handelt
sich hier doch nur um dat oder dar — und man angegeben findet, eine be-
stimmte Anzahl von Handschriften habe die eine Lesart, die andfren Hand-
schriften doch die andere Lesart haben müssen.
Ist diese Auseinandersetzung richtig, so glaube ich, daß mit dem Hinweii
auf Ifomejcr die Behauptung nicht begründet ist, daß der oldcnbuigische Codex
eine Abschrift eines oberdeutschen Urtextes sei. Denji er kann ebensowohl die
Abschrift eines niederdeutschen Urtextes sein, der den andern 35 Vorgeleges
hat. Daß übrigens Homojer selbst nicht den Schluß macht, daß, wer de gaea
dar schreibe, einen oberdeutschen Text vor sich gehabt haben müsse, geht
evident aus seiner Bemerkung über den Quedlinburger Codex hervor (S. 16).
Denn, obwohl dieser gaen dar liest, sagt er doch von diesem, daß er eia
niederdeutsches Vorbild gehabt zu haben scheine. Ja sogar nrtheilt er so über
ihn: .»Cr theiit nicht nur in seiner Lesart gaen dar jenes allgemeinere Mii-
vorständniß, sondern fügt auch ihm eig^nthümliche hinzu*, woraus man allen-
falls schließen könnte, weil er gaen dar lese, sei er niederdeutscher Vorlage
entsproßen; aber so scharf wollen wir den Ausdruck nicht nehmen« genogi
Homeyer selbst sieht in der Lesart gaen dar keinen Grund, einem Texte die
niederdeutsche Grundlage abzusprechen.
Ein Einwurf könnte hier noch gemacht werden Wie, wenn die Aufzäh-
lung bei Homeyer nicht vollständig, sondern mangelhaft w&re? Und dieser
Einwurf ist nicht ganz ohne Grund. Homeyer selbst sagt S. 96 , daß er vob
den Handschriften voll 52. beschränkt 49 und gar nicht 69 Terglichen habe.
Unter den nicht verglichenen werden doch auch mehrere niederdeutsch ge-
wcscMi sein; wie losen die? lesen die alle dat? Ich habe, weil es mir aai
nächsten lag, in Bremen nachgefragt, wie die dort befindlichen Handschriften
losen. Herr Bibliothekar Bulthaupt hat die Güte gehabt für mich nachsoseheo
und gefunden, daß beide Handschrit*ten, die von 1342 <Ao, Nr. 79) und die
von 1417 (von Homeyer nur mit Nr. 80 bezeichnet) gaen (gan) dat habei*
Diese beiden gehen aUo zu den von Homeyer erwähnten 10 noch hian; ^
der Meng«* der Handschriften will ich aber gern noch ein Dntiend eoncadicrci
mit der Lesart dat; es werden doch sicherlich noch niederdeateehe gCBVg tor
MISCELLEN. 381
banden sein, die dar bieten. Und, wenn wir das Grebiet der Möglichkeiten
betreten, wie steht es mit den verschollenen Handschriften ? Von zwölfen wissen
wir, daß dieses Schicksal sie betroffen hat; and unter ihnen sind gerade zwei
Bilderhandschriften, die mit höchster Wahrscheinlichkeit in niederdeutscher
Sprache geschrieben waren, die Dortmunder (Nr. 150) und die Qoslarer (Nr. 277).
Wie, wenn der Rasteder Mönch Gloystein eine von diesen als Vorlage benutzt
hätte, da ja seine Arbeit den Bilderschmuck hat? Doch es ist mislich mit
Möglichkeiten ins Feld zu ziehen; eine Möglichkeit schlägt die andere^ und
Sieg oder Niederlage bleibt ungewiß.
Die mittel- oder oberdeutschen Handschriften bieten auch zum Theil das
richtige dat; es wäre also ein eigenthümliches Misgeschick, daß gerade eine
verderbte mitteldeutsche Handschrift dem Rasteder Abschreiber unter die Hände
kommen mußte; doch möglich wäre es allerdings. Wie steht es indeß mit dem
AHer der mitteldeutschen Handschriften? So viel ich sehe, geht keine der
Oldenbnrger an AJter vor, mit Ausnahme der Quedlinburger, die Homeyer in
das 13. Jahrhundert setzt. Von dieser aber, die gaen dar hat, sagt Homeyer,
wie bereits oben angegeben ist — und seiner Autorität darf man ja wohl in
dieser Hinsicht folgen, da ihm eine solche Fülle von Handschriften des Sachsen-
spiegels zur Vergleichung vorgelegen hat, wie keinem sonst — daß sie eine
niederdeutsche Vorlage gehabt zu haben scheine. Also auch angenommen, daß
der Oldenburger Abschreiber, der doch eine ältere Handschrift als vom Jahre
1336, wo er die seinige schrieb, vor sich gehabt haben muß, diese Quedlin-
Borger Handschrift (oder eine aus ihr geflossene, oder überhaupt eine dieser
PamUie angehörige) benutzt hätte, was nicht so ganz unwahrscheinlich ist, da
IQ beiden Handschriften der §. 3 des ersten Artikels des Lehnrechts fehlt, so
wire doch noch immer nicht damit erwiesen, was bewiesen werden soll, daß
^In Text nur die Rückübersetzung eines hochdeutschen Textes sei. Denn seine
(mnthmaßliche oder angenommene) Vorlage war ja, so scheint es, im Qrunde
niederdeutsch. Hat er aber nicht die Quedlinburger Handschrift zurückübersetzt,
Nmdem eine andere oberdeutsche, so muß sie doch vor 1336 fallen; eine
N>lche kennen wir aber nicht. Voraussetzen und vermutben mag man sie aller-
lings; aber damit gerathen wir wieder in das Gebiet des Scheines, wo die
feinungen hin und her schwanken. Von einer Gewissheit, die ja aus der fal-
chen Lesart hervorgehen soll, daß nämlich der Oldenburger Text eine Rück-
bersetzung eines hochdeutschen Textes sei, kann meines Erachtens nicht die
tede sein; die Möglichkeit bestreite ich nicht und kann keiner bestreiten; ich
«streite nur die angebliche Gewissheit. Die Wahrscheinlichkeit aber, wenn man
ieit und Ort der Abschrift in Betracht zieht, spricht indeß eher für das Gegen-
teil. Doch will ich hier nicht näher darauf eingehen, da es mir hier nur
arum zu thuu ist, eine nach meiner Ansicht falsche Gewissheit zu bekämpfen,
icht eine Möglichkeit zu erweisen, die ich für die richtige halte.
Um meine persönliche Ansicht über diese anstößige Stelle auszusprechen,
0 halte ich dafür, daß ein niederdeutscher Abschreiber zuerst einen Schreib-
shler gemacht hat, indem er hier dar statt des richtigen dat schrieb, ein
«hreibfehler, der mir auch sonst wohl begegnet ist (wie war statt wat und
mgekehrt) , namentlich gerade bei diesen Wörtern dar und dat. Der folgende
ibechreiber, so wie jeder, der dieses dar für keinen Schreibfehler, sondern
Ir die richtige Lesart hielt, mußte, um Sinn in den Sati lu bringen, gaen
382 MI8CELLEN.
für gehen (ennt, ▼adnnt) nehmen, und, wenn er es fSr nöthig hielt^ bekimdete
er auch «eine Anffaseung dnreh Änderung des Textes. Der Einwandy der lief
möglicherweise gemacht werden könnte, daß man nämlich nicht gewußt habe«
was gaen dat eigen tlieh bedeute und deßhalb eine Andening gemacht sei, is^
nicht haltbar, denn nur zwei Zeilen weiter wird ja „gaen dat*' in der imiwdfid-
haften Bedeutung yon yjäber That^ gesetzt; nor einige wenige haben es biec*
nicht verstanden, indem sie statt dat sinnloserweise stat, tage oder tft setsen^
die erdrückende Mehrheit der Handschriften sowohl der nieder- als der ober—
dentschen faßen es ganz richtig. Der ganze Wirrwarr, den diese Stelle erregt
hat, maß aber aus dem Schreibfehler eines niederdeutschen Abschreibers eat—
Sprüngen sein, da dat und dar miteinander yerwechselt sind, nicht etwa tafe
und dar, was auf einen oberdeutschen Schreiber führen würde. Aber diesem
Abschreiber, oder Tielmehr seine Abschrift, in der zuerst dieser Fehler for—
kommt, ausfindig zu machen, ist uns bis jetzt nicht ▼ergönnt, da ja bereits di^
Quedlinburger Handschrift diesen Fehler hat, und eine Handschrift, die orknadfiela
weiter zurückliegt als diese, die nach Homeyers Urtheil ins 13. Jahrhuder^
gehört, kennen wir bis jetzt nicht.
Noch eins gelegentlich. Homeyer sagt, daß die Handschrift Ea, d. h. di^
mitteldeutsche Gothaer Tom Jahre 1381 lese: „das, nach dem spiteren to richte^ •
Ganz richtig; wer to richte las, mußte gaen als Verbum faßen und dat al«
das, falls er ein Oberdeutscher war; einem Niederdeutschen hätte das achweriiefc
begegnen können. Aber warum sagt Homeyer „nach dem späteren'' ? Findet em
sich doch bereits in der ältesten datierten nd. Handschrift, d. h. der OUea'
burger, welche ton richte hat Es ist dies also ein Fehler, der swar ^iter
häufiger gemacht sein mag, aber doch schon sehr früh auftritt. Es mag dss
eine Mahnung zur Vorsicht sein, wenn man Schlüsse ans so allgeneiaes
Zeitbestimmungen ziehen will.
Der andere Grund für die «Gewissheif, daß der oldenburgische Codex
nur eine Rückübersetzung aus dem hochdeutschen sei, soll der sein, daß er sn
der Stelle I, 62, §. 3 bl't geruchte statt blot geruchte habe. Dieser Gnsd
spricht weder für noch gegen, sondern entscheidet hier nichts. Denn die Sehrei-
bung blut bezeichnet nicht etwa den Diphthong uo noch den Diphthong o%
also weder bluot noch bleut, sondern ist einfach ein üblicher Schriftausdraek
für die Länge, ebenso wie in dem häufig vorkommenden got (gut), das aiekt
guot ist, auch nicht gout, sondern = got. Man könnte sonst auch ja diei
göt und andere mit 6 bezeichnete Wörter als Beweis für eine hoehdeaticke
Vorlage verwenden, nicht etwa bloß für den Sachsenspiegel, sondern aaeh iör
viele andere Schriften, in denen dieselbe Schreibweise herrscht; es ist aber
noch keinem eingefallen, eine Urkunde, die in Lübeck oder Riga md fb
Lübeck oder Riga geschrieben ist, deß^egen für eine Ubersetzong aus den
Hochdeutschen zu halten, weil sie nach üblicher Weise g^t, dön, honet sehreibt
Wir wollen aber annehmen, der Rasteder Mönch habe einen oberdentscbes
Sachsenspiegel vor sich gehabt, der „bloß" und „Blut*' aus Unkenntniß dei
Niederdeutschen verwechselt habe. Homejer sagt (S. 1 6), daß „sehr viele mittel-
deutsche Handschriften Blut statt bloß haben "^^ Gut; Gloystein hatte also eine
von diesen Handschriften vor sich und stieß in derselben auf das Wort: blnot
geruchte. Wollte er das Wort nicht umschreiben, sondern einfach niederdeatMli
wiedergeben, so blieb ihm keine andere Wahl als blot geruchte au setien. Nack
)
MISCELLEN. 383
Belieben konnte er entweder die Länge unbezeichnet lassen, wie er auch sonst
es onterlieB die Vocale mit einem Längezeicben zu versehen und mit ihm viele
es unterlassen haben, da hierüber unter den Schreibern durchaus keine be-
stimmte Regel herrscht, sondern der £ine mehr, der Andere weniger, ein Dritter
sieh gar nicht der Längezeichen bediente und es dem Leser überließ, sich selber
siireeht zu finden ; oder er konnte sie bezeichnen. Nun hatte er aber als Länge-
seiefaen des o das 5 benützt, wie bei got; folglich wandte er es auch hier an;
er hätte auch bloot oder bl6t setzen können, dies war aber seiner Schreib-
weise nicht gemäß. Daß er aber das oberdeutsche bluot nicht mit blut wieder-
gab, das ja auch niederdeutsch vorkommt (wie z. B. im Lübecker Recht II, CX
ed. Hacb, im Register steht blawe unde blut, während der Text selber in der
Überschrift und im Inhalt des Paragraphen bla unde blot hat), sondern durch
blot, bl5t, dazu nöthigte ihn sein Dialect, der stets uo zu 6 verdichtet. Schrieb
er doch auch I, 68, §. 2 blotrinnich, nicht blutrunnich, wie der Berliner von
Homejer bevorzugte Codex bat, der ja überhaupt eine starke Vorliebe für n
zeigt und Formen wie müder, mut, vul, snken u. a. bietet, die im Oldenburger
Sachsenspiegel sich gar nicht finden, und nur da sich häufiger einstellen , wo
der niederdeutsche Dialect vom mittel- oder oberdeutschen angehaucht ist.
Nehmen wir nun den andern Fall, daß dem Rasteder Mönch eine hoch-
deatsche Handschrift in die Hände gerieth, die 'bloß geruchte hatte. Denn die
Möglichkeit kann man nicht abweisen, da ja nicht alle hochdeutschen Hand-
•cbriften bluot haben, sondern nur „sehr viele **. Zwar gibt Homeyer an der
betreffenden Stelle nur drei Handschriften an, die bloß lesen, und das sind
neuere, die älteste ist die Görlitzer, Nr. 250, vom Jahre 1387, aber der Fehler
konnte ja schon alt sein, wie oben bei dar statt dat. Darauf indeß kommt es
fSr den Beweis, den ich hier antreten will, auch gar nicht an, ebensowenig
darauf, ob juristisch „Blut^ oder „bloß^ das richtige ist. G^nng, es war möglich,
laß dem Übersetzer bloß' vorlag. Wie sollte er das übersetzen? Er konnte nur
>lot oder nach seiner Weise der Längenbezeichnung bl5t setzen, also gerade
0, als wenn er bluot zu übersetzen gehabt hätte. Der Schluß ist demnach so :
'SL mittel- oder oberdeutsches bluot nach dem Dialecte des Rasteder Mönches
lit blot, blöt wiedergegeben werden mußte, ebenso aber auch das mittel- oder
ochdeutsche bloß, mithin für beide Wörter nur eine und dieselbe Form zur
erfugung stand^ so folgt nicht daraus, daß er eine Handschrift vor sich haben
oßte, die bluot las, aber auch nicht, daß es eine sein mußte, die bloß hatte,
»ndem es folgt nur, daß beides möglich war, aber keines gewiß. Und dies
ir wollte ich hier bewiesen haben. Denn das Concludente der Argumentation,
iß wegen dar und blot der Oldenburger Codex nur eine Rückübersetzung
*m müsse, will mir nicht einleuchten. Wenn nun aber die ^Gewissheit" dieser
ehauptung mangelt, so bleibt der Oldcuburger Codex als eines der ältesten
enkmäler der niederdeutschen Sprache und des Sachsenspiegels, denn das ist
' ja nach seiner Datierung unbestreitbar, in der ihm gebührenden Ehre be-
ehen, die man ja allerdings, je nachdem man den Standpunkt der Betrach-
ing wählt, höher oder niedriger anschlagen mag.
Daß der Ausgabe nicht mehr Bilder beigegeben sind, bedauert gewiß
emand lebhafter als die Herausgeber selbst. Hätten wir eine Akademie oder
•nat ein wissenschaftliches Institut hinter uns gehabt, das uns mit den nöthigen
384 MI8CELLEN.
Mitteln versehen hätte, so hätten wir gern alle Bilder veröffentlicht. Nach L&fe
der Verhältnisse mußten wir uns nur mit einer Probe begnügen. Daß die
Schriftprobe auch schon bei Spangenberg steht, den wir allerdings kennen.
wird uns doch wohl niemand verübeln , da man ja gerne die erste und letzte
Seite einer Handschrift facsimiliert, zumal wenn sie von g^ßer Bedeutung sind,
wie in diesem Falle. Zudem ist es schon über fünfzig Jahre her, daß Spangen-
bergs Werk erschien; und auch die Mittheilung des charakteristischen Bildes,
das wir mit Spangenberg gemeinschaftlich den Augen der Leser vorfahren,
mag darin seine Rechtfertigung finden. Werden wir aber auf irgend eine Weise
in Stand gesetzt den gesammten Bilderschmuck geben zu können , so soU n
an unserer Bereitwilligkeit, nach Maß unserer Kräfte dabei thätig zu teio,
nicht fehlen.
OLDENBURG, November 1880. ^ A. LOBBEN.
Pertonalnotisen.
/ Der Privatdocent an der Universität Wien, Dr. J. Minor, hat eines
Ruf als Professor der deutschen Literatur an die .Universität Mailand erhiiteo
und angenommen.
Professor Dr. Richard Schröder m Würsburg ist einem Rufe an die
Universität Straßburg gefolgt; sein Nachfolger in Wfinborg ist Prof. Dr. Hugo
Bö hl au, bisher in Rostock.
Der außerordentliche Professor Dr. A« Schultz in Breslau ist als ordent-
licher Professor der Kunstgeschichte an die Universität Prag berufen worden.
Dr. J. E. Wackernell hat sich als Privatdocent für germanische Philo-
logie an der Universität Innsbruck habilitirt.
Dr. E. Wilken in Gröttiiigen hat seine Stellung als Privatdocent an der
dortigen Universität aufgegben; dagegen wird Y^x. A. Wagner, Privatdocent
in Erlangen, nach Göttingen übersiedeln.
Am 11. November 1881 f Professor C. Engelhardt in Kopenhagen,
der verdiente Alterthumsforscher und langjährige Secretär der königl. Geteli-
Schaft für nordische Alterthnmskunde. An seiner Stelle hat Y^z. Sophus Iffilicr
das Secretariat übernommen.
Am 28. März 1882 f in Christiansand Bischof J. E. Moe, der bekannte
Sagenforscher, im 69. Lebensjahre.
Preisan^ben.
1. Der Universität Rostock 1882—83: Die Figur des Teufels in der
deutschen Dichtung des Mittelalters.
2. Der Jablonowski*8chen GesJlschaft in Leipzig (für 1884): Darstellaag
der geschichtlichen Entwickelung und des gegenwärtigen Bestandes der Greoxe
zwischen dem hochdeutschen und dem nii derdeutschen Sprachgebiete ostüdi
der Elbe.
zu DEN PARISER TAGEZEITEN.*)
Daß der Verfasser der Pariser Tagezeiten Frauenlobs Gedichte
ante, hat zwar der Herausgeber in der Einleitung zu seiner Text-
sgabe S. VIII sowie in seiner Dissertation S. 44 — 48 erwähnt^ aber
bei unterlassen, auf alle die Stellen hinzuweisen , aus denen man
mlich deutlich ersieht, daß der Dichter ein Nachahmer Frauenlobs
r. Ich weise zu diesem Behufe folgende Übereinstimmungen nach :
PTagez. 45 abe er der pm
dich ohirhaben mochte.
= Frauenl. Spr. 20, 5 tievels reise
der überhabe uns**).
PTagez. 94 daz ich mit freuden unt (Hs. mit) gewall***)
möge stein da zu der zU,
sd din erbermede nider Ut.
= Frauenl. Lied. 8, 3, 12 daz ich behalde mit
gewalde under unlen mtnen müt
PTagez. 108 IVaz wazzer unde erde dreit (: unsheit),
für, loft, cetitrum und daz frit,
waz fiügit, ßdzit odir get u. s. w.
— 1635 Für, centrum und die speren,
der sonnen, manen leeren^
daz firmamentum und daz fret,
wie asten, norden, westen stet u. s. w.
*) [Vgl. meine ReceDsion in Gott Gel. Adz. 1881, S. 874—885, die Becb noch
it kennen konnte. Wir treffen zusammen in den Bemerkungen zu 65. 59. 245. 253
. 1323. 2681. 3390. K. B.]
**) Die gewöhnliche Form des PrftsenB lautet bekanntlich überheben. Von über'
m kennt Lexer II, 1623 vier Beispiele; vgl. noch Jänicke zum Ritter von Staufen-
^ 777 ; Des Bühelers Königstochter 3899 : überhabe mich der noete,
***) Die Bemerkung des Heransgebers hierzu ist wie das Citat aus Erec ver-
t. Mit gewaüe heißt hier: iinverrfickt, fest, getrost. So gebraucht findet man den
druck noch bei Gotfrid von Nifen 12, 17 ir spiegeUiehien ougen Iddr, told ich diu
ffewalie an sehen, so sioüere ich tool, das mir gewüehae niemer grävoez hdr; 28, 33
m liepHich siht in ougen mit gewalde und dd M taugen, dem ist al An trdren tdt;
tina 89, 28 diu ougen der marteraere »int - — gedruckt in den spiegel der drivaU,
mwen gel mit gewaU.
»EBMANU. Ntiie Beike XY. (XIVJL) Jaluf. 25
386 FEDOR BECH
= Frauenl. Minneleich 32, 1 flg. ich swere^ ob mir die volge en^l,
lufty vüwer, centrum noch daz vret*)
nicht hohei' dinc besliezen.
PTagez. 180 Unser seiden ummefach**),
— 213 O aller kusche ein ummefach,
Marioy an dtn ungemach
man ich dich u. b. w.
= Frauenl. Lied. 9, 14 Hilf, Minne, hilf mir uf der /leU
umherüch.
PTagez. 226 in jämers glüt (: armüt).
= Frauenl. Spr. 94, 5 in der schänden glüte] 125, 16 vor schon-
den glüt; 301, 19 in gieres glitt] 7, 18 der siinden qW\
448, 2 in siinden gl(Ue\ 409, 16 in tumbes sinnes glitte.
PTagez. 588 mit feiler hur (? Hs. nit folkur).
:= Frauenl. Kreuzl. 15, 18 in voller kur.
PTagez. 1509 Ich mane dich, daz die eine hant
mit grimme an des crilces wani***)
genegelt — tixirt,
— Frauenl. Kreuzl. 20, 18 wir klimmen, kriuz, an diner icant
hin tüider an unser erbesiut.
PTagez. 1863 Ich hit dich, hoher prisbejac,
Maria, daz u. s. w.
— 2783 diseti hohen prisbefac,
== Frauenl. Spr. 438, 8 tine dinen danc im tn'i't onch prhht'yu
(: slacY).
Frauenl. in Kolmar. Lied. I, 36 durch dtnen pr7sbtjac.
PTagez. 735 O touimecVicher freuden mast (: last)^).
— 2240 Ere und lop der wirdekeit
yi dir geseif, du freudenmast.
*) Die Wiener Hs. hat hier xriet und darüber aqua, die Weimarer dea erfrag
VIH, das im Texte steht, ist eine Vermnthung EttmflIIers, die mit Hinblick aaf die
angeführten Stellen der Tagezeiten nnn schwerlich jemand noch halten wird; aneh die
Bemerkung in dieser Zeitschrift 26, 276 wird dadurch Kum Theil hinfällig. Ich schlie&e
mich jetzt Schönbach an, der im Anzeiger VII, 232 unter frei das lat. fretum yerrtciit
*♦) Vgl. die Beispiele bei Lexer II, 1744, wo die Unterscheidang von umJbe^
und umhevAch nicht nöthig scheint. Hinzuzufügen ist noch eine Stelle in einem onediteo
dem Manier beigelegten Liede MSH. II, 247* (3) aller kuuehe ein umbevaeh (: er jac^^-
***) Vg^' Kolmar. Lied. 75, 137 uf htiohen »ie des eriuee» tron/; Pass. H. 70,58
er wart geliaben und getragen hin an des crüces wende (: hende)?
+) Vgl. MSH. 3, 293»» (5) und Lexer II, 297.
*^) Die Bedeutung von mast ist in den Wörterbüchern bei dem Worte A<W-
zu DEN PARISER TAGEZEITEN. 387
=r Franenl. Ereuzl. 21, 10 merket, welch ein lebender masty
mit dem unsere geietes last
sigelet von dem immer kumber tragenden mer.
= Spr. 286, 8 von Jericho du himelmast.
PTagez. 2262 ich bite dichy in hiemeldouwe
ein rose, magit, der engü frouwe,
— 2397 ich man dichf edel frouwe^
rdse in hiemeldouwe.
= Frauenl. Spr. 17, 6 u. 18 du rdse in süezem touwe —
: höher engel frouwe.
= Frauenleich 3, 1 vrouwe : von dem grdzen himeUouwe,
= Spr. 148, 12 u. 18 si rose in süezem touwe
: der reinekeit ein vrouwe*).
PTagez. 2590 flg. Ö meienblüt in luste,
der dich vor ertgeruste
in der gotheide firme^
dich eme mit richer dirme
in einer höher majestät
geschaffen und gedirmet hat.
= Frnl. Frauenleich 17, 22 wie gestecket in die firme
sint die steme, daz ich tirme**),
= Minneleich 5, 4 u. 8 mit der firme : zu der tirme.
PTagez. 2827 3 tempel der drefaldekeit {= Maria) und
— 2587 0 tempel, sarc des hiemels wirt,
= Frnl. Minneleich 22, 1 meit, vnp unt frouwe^
ganzer vröuden tempel
gezirkelt hat sich uf die dri genende*'**).
kommen bei beiden Dichtern einige Lieblings Wörter, die sehr
iederkehren, weil sie sich im Reime leicht verwenden lassen,
»sonders folgende:
cht richtig angegeben. Nach Ettmüllers Vorgang soll dies „himelMl, Himmel-
bedenten. Der Zusammenhang jedoch, in welchem sich in den oben vermerkten
len das Wort masl findet, lehrt, daß kimelnuui vielmehr synonym ist den
cken himelvan, leilvan, Aber welche man nachsehe W. Grimm, Einleitiiirg z.
iede XLV, 3-6 (= Zamcke, Der Graltempel 8. 508, 13; MSH. H, 247^ 6).
e Bedeutung hat das Wort bei Heinrich von Müglin , ed. Müller S. 24 u. 25
0 ich an mint herzen ast (üru trdaie» mast,
♦) Vgl. GSchmiede 1907 und S. XXXIV, 30.
*•) z=: dd ich •' tk-me?
»♦♦) Vgl. MSH. III, 88*' (II, 1) Maria - du gotes »edel, tempel der dr^aldikeü.
25*
388 FEDOR BECH
hart in den PTagez. 405, 1317, 1343, 1972, 2131, 2186, 24li,
2745, 2947, 2979, 3612 = Frnl. Frauenleich 8, 2, Kreuzleich 2,4;
13, 7; Sprüche 24, 8; 51, 8; 79, 5; 85, 14; 147, 1 ; 236, 18; 257.2.
296, 18; 320, 5; 323, 5; 388, 11.
fin in PTagez. 11, 317 (u. 3154), 586, 1260*), 1374, 1812 (ebenso
1865, 1960, 2066, 2071, 2167, 2387, 3365, 3843, 4026), 2015, 2513.
3464, 3839, 3897, 3968, 4012 = Frln. Frauenleich 14, 14; Minneleicli
18, ll;Spr. 2.16; 25,5; 76,1; 133,1; 151, 17; 159,1; 179,4; 270,4
291, 8; 357, 12; 369, 8; 377, 15; 382, 11; 409, 19; 410, 20; 441,2.
funt in PTagez. 118, 291, 352, 640, 1255, 2688, 2868. 3144
= Frnl. Frauenleich 6, 14; Spr. 73, 11; 78, 17; 93, 17; 110, 10; 144,7;
166, 6; 186, 1; 287, 20; 312, 10; 403, 9; 437, 11.
zart in PTagez. 602, 609 (u. 1098, 2162, 2823, 2832), 870, 1206,
1313, 4009 = Frnl. Spr. 25, 8; 36, 17; 43, 15; 57, 5; 90, 14; 111,8;
126, 14; 161, 15; 358, 10; 369, 15; 386, 16; 393, 3.
Endlich der häufige Gebrauch der Anaphora in den Tagezeiten
den bereits Wätzold in seiner Dissertation S. 45 vermerkt hat, wo nur
noch das Beispiel miifirserit 1709 — 1723 hinznzufCIgen ist. Von Franen-
lob notire ich dieselbe Figur an folgenden Stellen : wiederholt wird
wetz 8ol in Spr. 303; waz Spr. 372; war kam 281; wädureh 256; u:ä
257 und Minneleich 34-38; wer 24-28; Kreuzleich 7; Spr. 350:
wie 258; sun 288; noch Minneleich 15—19; ich binz Frauenleich 9—16:
tctp Spr. 310 und Lied 5; gegriiezet Spr. 398; moer 402; pris 287.
Aus diesen Übereinstimmungen darf man schließen, daß der Ver
fasser der Tagezeiten wahrscheinlich ein Schüler Frauenlobs war: und
dafür spricht auch noch besonders der Umstand, daß er gleich wie
sein Meister öfter solche Wendungen und Bilder verwerthet, wie man
sie bei Konrad v. Würzburg, zumal in dessen Goldener Schmiede antrifft
Noch wichtiger aber ist eine andere, dem Herausgeber der Tage-
zeiten und seinen Recensenten entgangene Wahrnehmung, das ist die
große Übereinstimmung, welche sich zwischen dem in Rede stehendeo
Gedichte und einem durch v. d. Hagen in seiner Germania 6, 251 folg
mitgetheilten mnrh. Gedichte auf den Tod des Grafen Wilhelm von
Holland findet.
PTagez. 735 u. 2240 du fretiJen mast,
•= WvHolIand 201 c?ei' center**) auerbomit halt
unser hoer vroudeu mast,
♦) = mit laier-finen werten ; vgl. die ZusaminensetzuDgen MUerbrd», lutff^'
iiUergrüene (im J. Tit. 3316, 2), lütersnel (J. Tit. 1173), KUervar.
♦♦) Verschrieben für eomber = mhd. kumber7
zu DEN PARISER TAGEZEITEN. 389
PTagez. 2038 frauwe gerümet ho,
— 2564 ein herre rieh, gerümet hd.
— 3697 unt gekundü und geromit ho,
= WvH. 245 der ich was ho geromit (: geblomit).
PTagez. 2506—7 zodiacus der sonnen reif^
sin zwefcUdic ummesweif,
= WvH. 365 — 66 zodiacus der aunnen reif,
sint (?) zwiualdieh ummesweif.
PTagez. 2518—19 das laufen der planeten,
plattster*) und cometen,
= WvH. 363—64 dat luffen der planeten,
planster unde comüen,
PTagez. 2528 Die warte[n] d^r orizünten
sa gar an aüen punten
wären betriibit und in ndt
umme sterben iris scheppers ddt
=: WvH. 367 — 68 Dey wartin der artsmünten**)
vinde ich in geynen punten,
PTagez. 2532—37 die wonne (?) an dem gestirre
was aüe lauf es irre
do in dem firmamente
do zwischen Oriente
biz hein gein der sunnen fal
was ßrirret oberaL
^ WvH. 357 — 62 daz vinde ich an deme gestirre,
dat si Idfent irre
in deme firmamente,
dicke tuschen Oriente
bis hin iegen der sunnen val
is verirret overal.
PTagez. 2538 — 39 und ouch in kranker wonne
die hiemel und ir kojine***),
*) Plauater hat wohl mit *plau$trum, waa major, wie Wätsoldt S. 44 meint,
. EU thoD, sondern ist eher aus planster verderbt, nicht umgekehrt. Etwas anderes
zuMtem bei Franenl. Spr. 364, 6 bedeuten, vielleicht Nebenstern, wie zuoswme
reliot bei Konr. v. Megenberg 97, 2, 12.
**) = arelui mündig = polus arctietu und p, anttvetictu^
***) Der Ausdruck und ir könne scheint sagen su sollen: und das was bu ihnen
t, hier eher die Gestirne als die himmlischen Ueerschaaren; bei Walther y. Bheinaa
l heilet der Gottessohn dee himele künne.
390 FEDOB BECH
=: WvH. 383 —84 des aint in kranker vmnne
dey hemele und ir könne.
PTagez. 2540 — 41 des hiemels center*) der leit tioi
wnme strenge stnis scheppere dot
T=i WvH. 375 — 76 des hemels eenter Udent noyty
mich dunckt id meyne eyns heren doit
PTagez. 2575—76 sunnSj mdne^ sin geschaft^
sin alle worden meehtelos.
= WvH. 377 durg dat sint si mechtelois.
PTagez. 2587 des hiemels wirt.
= WvH. 411 des hemels toirt.
PTagez. 2591 — 95 der dich vor ertgeruste
in der gotheide firme
dich eme mit richer dirme
geschaffen und gedirmet hat.
= WvH. 399—401 prüve den ich dir dirme,
der düdet mir üs deme firme
eyn umnderlich geschigte.
PTagez. 2602—4 alsa waz gar ferdorbin,
ferleschen und erstorbin
in dir din reinis herze.
= WvH. 102 verleschen is der carbunkel
— 290 verleischin**) is min lichter schiti.
Wie nun aber mit den Tagezeiten, so stimmt das zweite der
eben verglichenen Gedichte auch wieder mit Frauenlob rücksiel
einzelner Ausdrücke überein. So
WvH. 16 reyner Spruche vach.
= Frnl. Frauenleich 16, 24 wdrer spruche vach.
WvH. 24 nu dar! so Wille ichz Idsin sin.
— 56 nu dar! of ich muys steru>en.
= Frnl. Lied, nu dar! nu wie sol ich gebären!
=-. Spr. 377, 1.
WvH. 74 ey gelich sin sujideincisel
in vroudenricheni done sanc.
= Frnl. Spr. 396, 8 Jaz ist ein sunderwtse.
*) Von Wätzoldt verb. für das in der Hs. stehende canter oder
**) Die Form des Partie, verleschen scheint ripuarisch gewesen sa sein
in der Trierer Hs. des Muscatblut steht 28, 25 groaz honger wart geleseken (: gedr
Vgl. über drucken (wovon das ^aitic. gedroschen in den Altd« Predd. Wackc
44| 63) und ähnliche Verba, dieän eine andere Conjugation übertreten, W
Gr. 331 n. 832. Sonst findet sich in den PTagez. 2295 hat geleeeü.
zu DEN PARISER TAGEZEITEN. 391
WvH. 92 ich karme.
= Frnl. Spr. 357 min langez härmen*),
WvH. 164 — 67 ich quam ho in den walt
vp eyn grünes zesper
zu mtnea liues vesper.
= Frnl. Spr. 286, 15 (Anrede an Maria):
der siben heilikeit ein speregesper,**)
uf gotes wise ein violmer zesper y ***)
hilf, swenn unser vesper
des, endes kam u. b. w.
*) Zu karmefi vgl. Lexer I, 1620; Morolf II, 348 got inhdret nil An karmen
{'.armen)] Haapt Ztschr. II, 306, 118 die up dig $crien ende karmen {: in/armen);
Eberhard Zersne 1725 dy lieben armen ?idn leitlich tdtlieh karmen; Gotfrid Hageu
£CbroD. 1104 n. 4020; Deut. Ghron. XIII, 179, 1; Birlinger und Crecelius Altd. Neuj.
8. 126.
**) Bei dieser Stelle sind die Erklärer rathlos. EttmUller in seiner Anmerkung
dasu schöpft zum Theil aus Sprachgebieten, die dem des Dichters zu fern liegen.
Ich denke mir geaper zusammenhängend mit dem mnl. gfietpe = ßbula, cor\fihula}
orhicfihu, anea, flandrisch gtupe bei Cornelius Kil ed. Hasselt 187% und gJuspen,
/SrtUare, inJUmlare; bei Diefenb. GIoss. 233* Jibula, gaspen, geaperr; 335*" logium, brutt-
getpir, brustgetperr\ 366*^ monite, gepsir, hruatgeapir; 622*' sctUtUa, geapir von gold oder
MÜber gemacht] 646*^ tpvnter, geapir, achouderghetpe (= ßbula, humeraHa bei Kornel.
Kil), eyn tzonge van eyn ghespe off eyn henxel; 329'' ligula, gaape, iaapia; dazu Hilde-
brand im DW. Vn, 1484 s. v. gaspe. Mit geap6rre hat aber giaper eigentlich nichts
gemein ; man müsste denn annehmen , daß hier eine Vermischung oder Vertauschung
von geipSrre und giapir stattgefunden habe; das t in geepir ließe sich allenfalls so
deuten, als hätte der Ton auf der ersten Silbe gelegen; allein dem scheint doch die
althochd. Form getpirre entgegenzustehen. Daher glaube ich eher, daß gaape^ gtape^
geaper zurückzuführen ist auf den Edelstein ianpia^ aus dem solche Spangen oder
Agraffen ursprünglich gefertigt wurden. Man sagte dafür auch iaape, iaap , so beim
Megenberger 448, 31; 449, 13; bei Heinr. v. d. Türlin 15688 im Plural von iaapen;
Tgl. auch das englische jaaper, diaper^ franz. diaapre, diaper, ital. diaapro. Bei Muscat-
blut 8, 367 heißt es : daz rechte jaapia hia du genant , du roae von Jerachia, Leichter
läßt sich der erste Theil der Zusammensetzung apere-geaper erklären. Er scheint hier
denselben Sinn su haben wie in den bekannten zusammengesetzten Wörtern aper-
fachen, aperlaken, apervenater , apertoagen (vcrgl. zumal Schiller-Lübben über diese
Formen), apargohe; in diesen drückt aper- (apar-) die Sperr- oder Verschließbarkeit
aus. Daß Maria die Spange der sieben Heiligkeiten gennnnt wird, erinnert übrigens
an eine Stelle im Frauenleich 6, 10 folg., welche in dieser Zeitschrift 26, 257—68
besprochen worden ist.
***) Zeaper halte ich für dasselbe Wort wie diaaper, das in der Krone und bei
Eilhart 2080 vorkömmt als Name für ein feines, buntes Gewebe, vgl. Lexer I, 422;
gerade so ist acta aus diaeta, zdbulua aus diaboUa entstanden. Ein viol\ner zeaper wäre
dann etwa ein Veilchenteppich, ein ähnlicher Ausdruck wie ^ImU, das mehrfach von
der Maria gebraucht ist, vgl. Mhd. Wb. III, 296^, oder wurzbette, areola aromatum,
HoffiDJUin im Glossar zu Williram und Trudberter HLied 80, 26; 81, 2; 91, 11; 92, 17.
392 FEDOR BECH
WvH. 201 hder vrauden mast,
= Frnl. Spr. 286, 8 himelmast.
= Kreuzleich 11, 10.
WvH. 256 flg. in noch ney beviüe
durch mich sicheynts schatzesy
mangea toedersafzes
erwerte he sich mit geuenden* hont.
= Frnl. Spr. 83, 8 folg. Tnan sol ie geben
und gehen ie zu trcUze
gen dem widersatze^
ez komt ein gäbe iilsenivaü wider zu rechtem schätzt
WvH. 411 des hemeh wirt,
= Frnl. Spr. 404, 2 des himelrtches wirt»
Nach den hier gegebenen Gegenilberstellangen wird man zugeben
müssen, daß der VerfaUer der Tagezeiten wie der des Klageliedes auf
den Grafen von Holland die Gedichte Frauenlobs kannte, ja gewisse
Ausdrücke und Wendungen daraus nachahmte; vgl. dazu noch die
Bemerkung über V. 2935 folg. S. 397. Noch engere Verwandtschaft
findet unstreitig zwischen den Nachahmern Frauenlobs selber sUtl
Hier ist an mehreren Stellen eine wörtliche Entlehnung nachgewiesen
worden. Dazu kommt, daß beide auch dem Dialekte nach nahe ver-
wandt sind. Man könnte daher auf den ersten Blick sich versucht
fiihlen, für beide Gedichte äinen Verfasser anzunehmen, wenn nicht
hinsichtlich des Stiles beide wieder von einander so verschieden
wären; ich erinnere nur an die auffallende Wortstellung, die in den
Tagezeiten so oft begegnet (vgl. Schönbach 1. 1. S. 230 und 232) und
schwerlich überall dem Abschreiber zur Last fällt*). Nach meinem
Dafürhalten ist es hienach gerathener anzunehmen, entweder daß von
den beiden Verfassern der eine den andern ausgeschrieben — und es
entstünde dann die nicht leicht zu entscheidende Frage, welcher von
beiden der Ausschreiber des andern gewesen — oder daß beide einen
dritten Autor benutzt hätten. Das letztere ist für mich das Wahr
scheinlichere. Und zwar, wenn man bedenkt, daß seit dem Ende des
13. Jahrhunderts das Wohlgefallen an gelehrtem Zierath und an leerem
Wortgepränge besonders durch Frauenlob und seine Schale genährt
und gefördert wurde, so ließe sich die Vermuthung wohl wagen, daß
*) Am auffallendsten ist die Stellung, welche hier dem Adjecttyain Öfter ge^eb«
wird, so daß es scheint, als habe der Verf. nach einer lateinischen Vorlage gearbeitet.
Derartige Versetzungen begegnen sonst nur in Interlineanrersionen and IhnUebei
Übersetzungen.
zu DEN PARISER TAGEZEITEN. 393
Frauenlob auch derjenige gewesen, von dem die Verfasser der Tage-
zeiten und des Gedichtes auf den Gr. v. Holland ihre gelehrte Staffage
entlehnten. Die Quelle, aus der der erstere seine gelehrt klingenden
Verse : /t2r lofi centrum und daz frSt und daz firmamentum und daz frei
schöpfte^ ist uns erhalten und war gewiß Frauenlob; die andern ge-
lehrten Beiwerke, in denen er wörtlich tlbereinstimmt mit dem Ver-
fasser des Gedichtes auf den Gr. v. Holland, könnte er recht wohl
eben daher sich geholt haben. Da unter den vorhandenen Gedichten
Frauenlobs eine solche Quelle sich nicht mehr vorfindet, so müßte
man denn annehmen, daß das betreffende Gedicht, dem diese Entleh-
nungen entstammten, uns verloren gegangen wäre. Unter die uns bis
jetzt abhanden gekommenen Lieder des Dichters gehört nun auch das
Klagelied auf König Wenzel U. , in Bezug auf welches Ottokar in
seiner Chronik c. 755 folgendes berichtet:
die er (Wenzel) ket gerichet ie
unt von armüete schiety
die suitgen manic klageliet
mit grdzer zaheimilsse
svm lob ze gehilgenüsae
klagtbcLere unt lobelick,
Vrouwenlop meitter Heinrich,
der üf die kunst ist kluoc,
und ander singer genuoc.
diz ergiey do man spürte
nach Kriates gebürte
driuzehen hundert jär, so man jachj
und in dem vunßen dar näcL
Wie in den Tagezeiten der Tod des Weltheilandes, in dem andern
Gedichte der Tod des Grafen als ein Ereigniß dargestellt wird, das
den Himmel und die Gestirne in Mitleidenschaft zog, ebenso, denke
ich mir, könnte auch die vom Dichter geschaffene Situation in dem
Klagelieds auf König Wenzel gewesen sein. Frauenlob hätte hier
Gelegenheit gehabt, seine astrologischen Kenntnisse zu zeigen. Und
daß er damit zu prunken wußte, ersehen wir heute noch aus einigen
erhaltenen Gedichten, wie z. B. aus dem Frauenleich 17, 20 folg.,
aus Spr. 364, Lied XI, 2 u. 3.
Doch — ich sehe wohl, meine Vermuthungen tlbersteigen bereits
das Maß and werden sich eher ein Lächeln als eine Zustimmung sei-
tens der Fachgenossen erwerben. Warum könnte es nicht auch ein
anderer gewesen sein, der von zweien zugleich ausgeplündert wordeii
394 FEDOR BECH
wäre? War es denn Frauenlob allein, der als Meister mit seinem Stil
und Geschmack fUr das 14. Jahrhundert den Ton angab? Hören wir
z. B. Bruder Hans, wie er sich über die in seiner Gegend und seiner
Zeit bewunderten und mustergiltigen Dichter äußert: an der einen
Stelle, 4095, nennt er Frauenlob und Poppe, an einer andern, 5037,
einen Hans von Lothringen*). Von Letzterem wissen wir sonst weiter
nichts. Jedenfalls aber ist die Art und Weise, wie hier sein Name
genannt wird, dazu angethan, daß wir in ihm einen geistlichen Dichter
vermuthen dürfen, nach dem sich damals viele andere richteten, und
wir uns leicht irren könnten, wenn wir Frauenlob als den einzigeo
gefeierten Sänger hinstellen wollten, den die Zeitgenossen nachzuahmen
beflissen waren.
Zum Schluß noch einige Bemerkungen zu einzelnen Stellen der
Tagezeiten.
V. 55 muß es heißen: durch uns den bitterUchen sweiz rette (Hs.
nerte) du u. s. w., vgl. V. 104; eine Umstellung uns durch wird damit
erspart.
V. 59 ich manen dich diner sioere, der dtn reines herze leit] der
in die zu ändern ist kein nöthigender Grund, da der Dichter derartige
Attractionen liebt, z. B. V. 37, 680, 869, 1234, 1348, 1519, 2327,
2414, 3603. Auch V. 1323 hieß wohl ursprünglich: und alles güdes de$
du hast mir geddn, wo eher des als daz nach güdes ausgefallen ist Vgl.
J. Grimm, Kl. Sehr. 3, 318.
V. 220 Dln kint icas int alleine Umme unsir schult gefangen: fär
int alleine stand wohl in der Vorlage nit toan eine] vgl. andere Bei-
spiele im Mhd. Wb. I, 421', 2 folg.
V. 245 ist mit Tilgung von die zu lesen: ist daz er genäden geri]
vgl. Bartsch zu Strick. Karl 5208; Gotfrid Hagen 4926.
V. 253 dan üz lose, herre^ mich ; an dan üz war nichts zu ändern ;
ebenso heißt es bei Frauenlob Spr. 407, 9 ; Vom Glauben 741 u. U06,
Bartsch in der Germ. 7, 16.
V. 307 mit bemde herzen minne] ich verstehe und ändere bemder
= beizender, brennender; vgl. MSH. IIl, 422* (XXII, 1) ein benit
ger tuot kumberheftig selben sich; Pass. K. 35, 14 in der bemendtn
flammen rot; Kolm. Lied. 115, 60; Süßkint v. Trimberg in MSR
•) Bruder Hans Marienl. 4095 Und war ich dichteru alt vundich ÄUo her wu
der Vrouwmlop 0/ meiater Pop ; 5035 Hed ich nu cunat von allen dingen, Dts ick
tfUentvcUt baz ctmd singen Wen der Bona deyt wm Lotrinffhen.
zu DEN PARISER TAGEZEITEN. 395
II , 259* (III) du bemeat himel mit den stern] E. v. Kirchberg S. 799
gebemen.
V. 522 der dac gefriget, an welchem des menschen son hat
gefrtget eine hantgetät, vgl. mit Walther 36, 31 an dem frttage wurd
wir vor der helle gefnget.
V. 533 der ummer wäre freude gxt Waz der da grösser freude plac;
im zweiten Verse ist leide flir freude zu lesen; vgl. V. 580.
V. 563 mit daz si zu den stunden Vil falscher ortel funden: auf-
fallend ist der Ausdruck mit daz; gewöhnlicher war im Mittelhochd.
biz daz, vgL Mhd. Wb. I, 19^, 42, oder bz daz, bedaz, ebenda 113^ 48
und Lexer I, 139 = während; es läßt sich vermuthen, daß der
Schreiber bit daz in seiner Vorlage hatte ; bit = biz verzeichnet Lexer
als md. Form aus Morolf; aber ein mit = bit = biz findet sich noch
einigemale in einem Frauensteiner Weisthum bei J. Grimm IV^ 569
und 570. Sonst erscheint bit = mit in den Tagezeiten 1531 u. 1802.
V. 596 Wil ich in g[e]näden dagen Bin ich in eine mensclich lebin;
der Herausgeber will das zweite ich getilgt wissen ; besser ist es, wenn
man meine schreibt statt iri eine; vgl. V. 156.
V. 725 folg. [Christus] wolde liden unde leit
Schade, sdiande und smachheit,
Siege, stose und böse wort,
Verspien, pine obir ort,
Laclien, spotten, bösen schal,
730 Ruf eil flochen, obir obir al.
Da mede uns spot des düfels wart
Benummen, und fast die helle verspart,
Und ein ewie lebin
Mit einer jÄn uns wart gegebvn.
Für obir ort vermuthe ich obirhort, vgl. V. 2947 ganzer tiHwen oberhort ;
auch V. 3612 könnte man freuden oberhort lesen statt freude freaden-
hört. In V. 730 hat der Herausgeber das eine obir in obir obir al
getilgt. Obwohl aber obiral sonst häufig zur Ausfüllung im Reime
verwandt wird, vermuthe ich doch, daß wie so oft so auch hier ein
selteneres Wort vom Schreiber unterdrückt ist, ich meine obirbral, m.,
übermäßiges Lärmen, gebildet wie Uberbrast, overbrost (Magdeb. Fragen
S. 272), iiberdon, uberdvz, überklaf, iiberschal; vgl. Elisab. ed. Rieger
4719 daz mere mochte iezü erbiben von des ruf es bralle (: aUe) und Schiller -
Lübben III, 369 s. v. praL Außerdem ist die helle aus V. 732 in den
Anfang des folgenden Verses zu rücken.
396 FEDOR BECH
V. 900 folg. Von der grdzen schänden damede ich bin b^leckU ver-
etunchen und versteckit: eine Änderung in versunken halte ich für
unnöthig, denn vgl. Legende vom Heil. Andreas in dieser Zeitschrift
12, 78, 20 80 muz min eile irtrinchin, in der heüe iretinchin mit eamä
dem licJiamen] Leysers Predd. 16; 23 daz vihe ist in sin selbes mi$u
ervulel : daz vihe bediutet den sunder der in einen sunden er^unken ist.
V. 952 lies ein ordne (Hs. trone) aUer megede, wie V. 1580.
V. 1225 — — e mich begriffe der ddt sunder nfe: hier heßere
ich begrTfe und der sunden statt sunder •^ der Dichter ahmt offenbar
Eonrad nach in der GSchmiede 863 du schcene mandelboumes biud,
die sunden rife nie getraf und 1872 (bereits von Schönbach angemerkt)
Jde, den Sünden rtfe noch ir sne gederren nie getorsie.
V. 1528 flg. daz dir die glieder dannen musten alle iniuAehen ir
Slot besunderlichen: dieselbe Construction hat entwichen bei Frauenl.
Spr. 398; 6 und ob daz mittel im der güete entunchet,
V. 1747 das des blüdis beclie grdz, frauwe magit^ uf dich floz:
hier steht gr$z substantivisch im Sinne von viL
V. 1885—86 lese ich graben in dem herzen min swachen (Hs. suchen)
einen fullemunt: vgl. V. 1875 und 1877; im Gedicht kehrt diese auf-
fallende Wortstellung öfter wieder.
V. 1856 helfe rät ist Wolfram nachgesprochen^ der im Parz. 715, 11
sagt: din minne gtt mir helfe rät.
V. 2182 schlage ich vor, nach Tilgung von trüren, das aus V. 218Ü
wiederholt und durchaus wider den Sinn ist, zu lesen : vor alme miste-
wende, vor ßenden gar behende.
V. 2302 din senßekeü dtn fülle müt: fbr das letztere ist etwa
woletnüt zu lesen.
V. 2555 daz crüce heilic ßl gar ztibrast: der Schreiber scheint hier
heilic für vron gesetzt zu haben ; vrone hat er auch wohl im Folgenden^
V. 2563, ausgelassen; dasselbe Wort scheint er da, wo san*) auf don
in allzu moderner Weise gereimt ist, in V. 1995 und 2372, durch einen
ihm geläufigeren Ausdruck ersetzt zu haben; nur V. 4033 und 4038
ist vion unangetastet geblieben.
V. 2581 0 gimme vor dem zigel (: spigel) ist Nachahmung von
Konrad in der GSchmiede 244 den gotes briulen allen treit (jRn sdicene
voi* den spiegel'^ alsam daz goU den ziegel überglestet u. s. w. und 861
du gimme ob allen steinen guoL
*) ^f^^' weiter unten su V. 2936 folg. , wo der Schreiber ebenfalb ton gMetit
hat statt eines ihm ungeläufigen Ausdruckes.
Zu DEN PART8ER TAOEZEITEN. 397
V. 2695 folg. ein ritter sich da fägete
zu dime dodin tibe stis,
genennit was Longintis,
AaslasBUDg des Pronomens im letzten Verse anzunehmen , wie der
Herausgeber thut, ist gar nicht nöthig; der Dichter scheint, seinem
Dialekte entsprechend, auch sonst das Pronomen öfter gespart zu haben,
so in V. 2017, 2560; vgl. Gott. Gel. Anz. vom J. 1863, S. 1304; dazu
Tobler in dieser Zeitschr. 17, 257 folg. und Jänicke zu Wolfdietrich
D. V. 123.
V. 2782 lies uf den lesten dac statt besten d.
V. 2926 lies dd gelöst statt daz gelüste.
y. 2935 folg. ich mane dich der clage groz,
der du sprechcy reine frucht,
dd dm eingebom aon
doth in dime schöse lac.
Der Herausgeber hat hier zucht vermuthet für son. Das würde der
Schreiber wohl unbertlhrt gelassen haben. Eher nahm er Anstoß an
dem seltenen truchty das bei Frauenlob mehrmals erscheint, und zwar
im Sinne von onus, zumal onus gravidi veniris, partus, Leibesbürde,
Leibesfrucht, Creatur, so in Spr. 63, 13 und in den Varianten zu
Spr. 157, 11, wo nach meiner Auffassung das Wort vrouwe spielend
gedeutet wird mit : vrd wS-bernder trachte (: wuchte : züchte) ; in Spr.
315, 15 ö süeze trucht, was wieder nachgeahmt ist von Wizlav in
MSH. III, 78^: Maria y du süze vruchty emphtnge ein höhe drucht von
Gabrieles bodeschaft\ die Handschr. hat hier din für du\ Ettmüllers
Erklärung in der Ausgabe der Sprüche und Lieder Wizlav's S. 69 ist
äußerst gezwungen. Auch in Frauenlob's Spr. 262, 2 ist lebendige trucht
nur poetische Umschreibung für Creatur, menschlich Wesen; an „Schaar*'
oder gar an „Gesindel^, wie Ettmüller wollte, wird man heute nicht
mehr denken.
V. 2960 — 61 die zu beschnben etat wa nienian folles sinnes liat:
für wa nieman möchte ich wdn oder wen ieman = schwerlich jemand
lesen; vgl. V. 3602 ich v)ene ieman gesagen kan; auch stdt ist aber ver-
dächtig; vielleicht sind die Worte so zu stellen : die wen zu heschinben
sat ieman volles sinnes häL
V. 2974 folg. läßt der Dichter den Johannes zum Herrn sprechen :
wie ist duz herze din ferwonty
daz mir tiechtent det drüwe kunt
getrüwer spisen; wer sal mich
mi spiseny sage, trüwelich u« s. w.
398 FEDOR BECH, ZU DEN PARISER TAQEZEITEN.
Ich setze nach kunt ein ÄUBrafiingszeichen and fahre fort: getrutu
(oder getrüwer) sptser, teer scd mich u. 8. "w. ; über spiser vgl. St Ulrichs
Leben 131.
Y, 3041 daz zu bedOdm nicht inlil (: zit) = daß es (Schönbach
vermuthet daz 'z) nicht zu sagen, zu beschreiben ist; ebenso zn fassen
ist V. 1459 daz uwer beider ungemach niet zu bedüden (so nach Schön-
bach fUr bdUden) ganz inlU. Hier ist ligen ganz entsprechend dem
Verb, stän verwendet, vgl. z. B. ez stBt zu bedütin, zu echnben^ zu merkene
in den Beispielen, welche in Germ. 6, 64 und Mhd. Wb. II*, 573*,
1 — 8 verzeichnet stehen.
V. 3063 Su8 clagete er da lange Mit grager jämer Strange; hier
könnte groger = kroger = kri stehen und zwar im Sinne von vod-
feratio, ejulatio, vgl. in dieser Zeitschrift 22, 43 sowie über die Schrei-
bung grt = krt ebenda 26, 270; ftlr jämer müßte dann jdmers ge-
schrieben werden ; ähnlich bei Clara Hätzlerin 1, 1, 49 in des jdmen
krey und in den Beispielen bei Hildebrand D. Wb. V, 2136 — 37. Dis
Adjectiv stränge könunt noch in V. 2117 vor, wo es wohl ebenso
unantastbar ist wie bei Lachmann, Über drei Bruchstücke mnrh. Gedd.
13, 147: zioene risen stränge stunden in grozem gettoange.
V. 3221 der in getrüweRcher dat
dich for Simon gesprochen hat]
den zweiten Vers ändere ich in: dich gein Simon vorsprochen hat, vgl.
V. 3844-45.
V. 3317 — 18 er want dich in ein siden düch \ mit riehen warten,
sit daz buch. Daß sin aus fegen contrahirt werde, wie der Herausgeber
zu sit bemerkt, ist ein Irrthum, der auf einem Misverständniß dessen
beruht, das Rieger zur Elisab. 2174 vermerkt hat. Wenn man nicht
seit schreiben will, so läßt sich eher vermuthen, daß der Schreiber
hier wieder einen ihm zu altfränkisch oder zu unverständlich lauten-
den Ausdruck vor sich gehabt hat, nämlich qutt oder kU^ vgl. Lexer
s. V. queden und Hildebrand im D. Wb. V, s. v. keden. Das Verbum
hat sich bekanntlich nur im Präsens und zwar in formelhaften Aas-
drücken erhalten. Unter dem buch ist die Heilige Schrift oder eine
Evangelienharmonie gemeint; Evang. Job. 19, 40 heißt es: accepemnt
antem corpits Jet^u et h'gaveiiuit iltnd Unieis cum aromatibus\ darnach wire
Worten in w(yi*cen oder worzen zu ändern gewesen, nicht aber in borten.
V. 3331 irzeuge kindis trüge mir; daß hier ti^ge für trüwe gesetzt
sei, ist mir trotz der Verweisung auf Weinhold, Gramm. §. 202 nicht
wahrscheinlich; eher möchteich annehmen, in der Vorlage des Schreibers
habe gestanden: trü gein mir; vgl. Parz. 715, 8 tut din herze gein
triwen pfligt.
A. EDZARDI, KLEINE BEITRÄGE ZU DEN EDDALIEDERN. 399
V. 3390 80 daz mm fient nedir aegit (: wol gesegit) ist unmöglich
richtig; aegit kann nicht für afigit stehen; es ist vielmehr legit dafür
SU schreiben, das sich hier zuweilen neben den Formen leit und lit
gebraucht findet; vgl. V. 3030 anegesegit : feraerit Ugit,
V. 3613 ftlr gürt ist gürc oder giric zu lesen.
V. 3848 dciz mir bealoaaen ai der dal den er brach (Hs. erbrach).
Unter dal ist der heiletal gemeint (Erlös. 1025); zu brechen halte man
Stellen wie Ältd. Predd. aus St. Paul 76, 17 ai gäben urchunde dem
heiligen Christ, wie gewaüichlichen er die helle breche; 109, 11 dd er die
helle brahy do wären ai in einem dienet.
V. 3985 gelobet st der h^e dac, den nieman follenfören mac ; passen-
den Sinn gewährt hier nur follenfiren.
ZEITZ, August 1881. FEDOR BECH.
KLEINE BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND
ERKLÄRUNG DER EDDALIEDER.
15. Nachträgliches zur Qripisspd.
Über die Qripisspä. habe ich in dieser Zeitschrift 23, 325 ff.
gehandelt, über ihren Werth als Ersatz für den in der Lücke des
cod. reg. der Lieder-Edda ausgefallenen Theil der 'Sigurdssaga' außer-
dem noch 24, 359. Inzwischen hat fortgesetzte Beschäftigung mit
diesem Liede mich zu der Überzeugung gebracht , daß die Überliefe-
rang desselben an einer Stelle unvollständig und verwirrter ist, als
man (auch ich) bisher annahm. Ich meine die Strophen 33 — 44 (Hild).
Daß hier nicht alles in Ordnung sein kann, ergibt sich aus folgenden
Beobachtungen.
Im zweiten Theil*) enthalten die von Sigurd gesprochenen Stro-
phen sachlich nie etwas neues, sondern recapituliren die vorhergehende
Prophezeiung und knüpfen daran die zum Folgenden hinübcrleitende
Frage, wie denn das geschehen könne, oder wie es denn weiter er-
gehen werde. Eine Ausnahme macht Str. 50, woraus man, wie ich
*) Dabin sind meine Bemerkungen Qerm. 23, 327 and 330 zu berichtigen.
Im ersten Theil bringen allerdings auch die von Sigurd gesprochenen Strophen neuo
ZOge (so 14, 6 f. [? vgl. Germ. 23, 323 ff.]. 16, 2 ff.) oder weisen doch bestimmter,
als das mehrfach auch im zweiten Theil geschieht, auf die folgende Prophezeiung hin ,
ninlich 10, 6 ff. 12, 1 f. 16, 6 ff. 18, 8 ff.
400 A. EDZARDI
Bd. 23, 327 f. ausführte, auf den Verlast mindestens äines Strophenpaarei
schließen muß. Genau so verhält es sich aber mit Str. 34, wo Sigard
spricht:
mun ek vid pk Gnnnar gorva bleyti
ok GudrÜDU ganga at eiga.
görva hleyti kann hier schwerlich, wie sonst ja mehrfach, bedeuten
'Schwägerscbaft schließen', also ganz dasselbe unbestimmt ausdrücken,
was die beiden folgenden Verse noch einmal bestimmt aussprechen.
Vielmehr muß das görva hleyti mit Qunnar [und HogneJ hier auf das
Eingehen jener besonderen engen Verbindung gehen, welche die Sage
in allen ihren andern Darstellungen*) in Verbindung mit Signrds Ver-
lobung, beziehungsweise Vermählung mit Gudrun kennt, nämlich auf
die Blutsbruderschaft**). In Str. 33 war aber von dieser Blutsbröder-
Schaft gar nicht die Rede, von seiner Vermählung mit Gudrun —
worauf doch Sigurds Recapitulation {eigcL) sich zu beziehen scheint —
eigentlich auch nicht, sondern es war nur gesagt, daß Grimkild sie
ihm anbieten werde. Es wird also vor Str. 34 ein Strophenpaar fdilen.
Wenn nun nach Str. 33 eine Strophe (*33*) fehlt, in der Sigurd
etwa fragte, Vie kommt es denn, daß ich Grimhilds Anerbieten an-
nehme?' so muß darauf Gripi in einer zweiten fehlenden Strophe
(*33^) 1. dies motivirt haben, vermuthlich durch den Vergessenheits-
trank***); 2. der mit Gunnar und Hogne geschlossenen Blutsbrfider-
schaft erwähnt haben. Dieser letztere Theil der Strophe ist nun nicht
verloren, sondern in Str. 37, 1 — 4 erhalten, wohin er irrthflmlich gc-
rathen sein muß. Denn die Blutsbruderschaft wird nicht erst auf dem
Ritte zu Brynhild (oder doch gelegentlich dieses Rittes) geschlossen,
sondern nach dem übereinstimmenden Zeugnisse der flbrigen Über-
lieferungen, welche ebenfalls die auf den verlorenen Blättern des cod.
reg. ausgefallenen Lieder benutzten^), in unmittelbarem Zusammen*
*) Sig. sk. 1-2; 8n. E. I, 360, Vols. s. (Bugge) 148, 3 f. 20-24. [Vgl inch
Brot 18.]
**) hleyti bezeichnet zunächst jedes enge, meist verwandtschaftliche Verhiltai^
das geschlossen wird. Das wird meist von Schwägerschaft gelten, kann aber an
sich ebensogut von der Blatsbrüderschaft (femer vom Adoptiv • Verh<nUS etc.) getagt
werden.
***) Dieser Trank darf dem franzen Zusammenhange nach gar nicht fekko
(vgl. 31, 5—8). Auch kennt ihn die hier ans gleicher Quelle schöpfende Vnla. 14S, 1
bis 6 an dieser Stelle, wovon unten. (Vgl. Vyls. 149, 10 flF. 168, 19 ffl) Auch drtfr
hon v^l at ffram 33, 8 scheint auf eine folgende Erwähnung des Zaubertrankes hinit-
deuten.
^) Sig. sk. 1 — 2: tök md trygdum tveggja brcsdra, »eldutk difa eljunfirtbur, MiB§
huOu hdfnum . . . Qudr&tm ungu Qjüka cUklur, drukku ok doemdu etc. . . . «m >dr Brft-
uEINE BEITRiGE ZUR GESCHICHTE ü. ERKLÄRUNG D. EDDALIEDER. 401
lüge mit der Vermählung, bezw. Verlobung Sigurds mit Gudrun, wie
Äuch fttr Grfp. aus Str. 34, 1 —4 bei meiner Auffassung der Verse
ese Verbindung erwiesen wird. In Sig. sk. gehen die Brudereide
^ar der Verlobung und Vermählung mit Gudrun vorher, der Ver-
ihlung wenigstens auch in Vols. (wenn hier zwei Paralleldarstellungen
rbunden sind — wie ich glaube — anscheinend in beiden benutzten
Erstellungen).
So hätten wir in Str. 31 — 34 folgenden Zusammenhang: Gripi
) : „Du wirst Brynhild und deine Eide, die du ihr geschworen, ver-
ien (= Vols. 143, ö; 149, 11), sobald du eine Nacht Gjuke's Gast
vesen bist." — Sigurd (32): „Wie sollte ich zu diesem Treubruch
mmen gegenüber einer Maid, die ich von ganzem Herzen liebe ?*^
5I. V9IS. 142, 20). — Gripi (33): „Andere werden mit Trug und
it dich dahin bringen: Grimhild wird mit listigem Sinne dir ihre
chter anbieten" (vgl. V9I8. 142, 21 ff.; 143, 10—13 [143, 19 f.
Sig. sk.]). [Sigurd (*33'): „Werde ich denn aber dieser Lockung
ht widerstehen?** — Gripi (*33**): „Gunnar und Hogne werden die
udereide schwören (= 37, 1 — 4 = Vols. 143, 4) und Grimhild wird
rch einen Vergessenheitstrank (= Vols. 143, 5) deine Vermählung mit
idrun bewirken.**] — Sigurd (34) : „Also werden Gunnar und Hogne
rioe Blutsbrüder, Gudrun meine Gattin werden: das wäre eine
ffliche Ehe, wenn nicht Gewissensbisse mich quälten.** — Gripi (35) :
rimhild wird dich sogar so weit bethören, daß du selber ftlr
mnar um Brynhild werben wirst.** Und so schließt sich hier wie in
a andern Quellen die Werbung um Brynhild Str. 35 ff. an. Hier ist
o 37, 1—4 zu entfernen. Vielleicht stand dafür, daß sie alle drei
utmar okHogni, enpü, gramr, pridi*), vgl. Sn. E. Sigurdr ok Gjuka-
lir) auf die Werbung ritten. Fast sollte man vermuthen, daß hier
ch mehr ausgefallen sei, namentlich das Ziel des Rittes (= V9I8.
lar hidja foru etc. — Sn. E. I, 360 pcar cUxUdUt Sigurdr longa hrid, pd fßkk kann
Jrünar OjukadSUur , en Gurmarr ok Hqgni tontst i brcedralag wd Sigurd, pvi naat
i peir Sigur(tr ok Gjukasynir at hidja Gutmari konu, Hl Atla BudUuonar, Bryn-
lar y iy$tur hana : hon sat d Hindajjalli etc. — Vpls. 143, 3 £f. hrocdr pinir [skulu
»] Cfunnarr ok Hpgni; ok allir 6r eida wnnid [so zu lesen, vgl. Grfp. 37: 4r
lud aUir eida virma] . . . Sigurdr . . . dwUdiat par um hrid ... 19 ff.: wljum vSr tu
rus . . . hoidi riki ok v&ra ay$tur med hodi . . . peir maerjati n& i bra^dralag . . , n&
ler dgcetlig veizla, ok ttöd marga daga; drekkr Sigurdr n& brüdhlaup tu Chidrunar
Sig. sk. 2, 1—4; 1, 0—8; 2, 6—8]. Dann folgt 143, 31 ff. [== Sig. sk. 3, 1 ff.]
Werbung um Brynhild; sie reiten zu Bndle (nicht Atle; vgl. aber Qerm. 28, 188).
^ Wenn so die Verse 37, 3 f. und *33^, B f. gleich lauteten, so wäre die Ver-
:hslang der Halbstrophen leicht erklärlich.
aBBMANIA. Nene B«ilie. XV. (XXVII.) Jahrg. 26
402 A. £DZABDI
und Sn. E.) und doch auob wohl eine Hinweisung auf die Waberlohe.
Freilich sind über die Form der Sage von der Werbung*), die Grip.
voraussetzt, höchstens Vermuthungen möglich.
Im Folgenden muß aber auch noch Unordnung herrschen. Die
Strophen 42 und 43 (Hildbr.) stehen in der Hs. in umgekehrter Reihen-
folge: a = Str. 40 (Hbr.), b = Str. 41, c = Str. 43, d = Str. 42.
Daß b/c (= 41/43) ursprünglich aufeinanderfolgten, ist unmöglich^ weil
beide Strophen Gripi spricht, während nachher Sigurd zwei Strophen
(42/44) hinter einander spricht. Daß hier eine Umstellung nöthig ist,
wird wohl Niemand bestreiten; nur darf man nicht wie Bugge, Gbundtvig
und Hildebrand o hinter d rücken, sondern b (41) hinter cd (43/42),
wie ich im Folgenden zeigen werde.
Femer widerspricht der Inhalt von 43, 1 — 4, daß Sigurds mid
Gunnars Hochzeit zusammen gefeiert werden sollen (wie im Nibe-
lungenliede!) den sonstigen Angaben der nordischen Sagenquellen
(Vols.; Sn. E. ; Sig. sk.), ja der Grip. selbst, in der ja schon 34, 3 £
Sigurd recapitulirend bemerkt: mun ek . . . Gudrünu ganga at eiga?
fullkvcßni pd fylkir vceri etc. Offenbar ist hier schon Sigurds Ver
mählung mit Gudrun gemeint, gerade wie in dem entsprechenden
Abschnitte der V9IS. und in den andern Quellen. Außerdem passen die
Verse 43, 1—4 weder nach Str. 42 noch nach Str. 40 in den Zusammen-
hang der Strophe, da der Inhalt von 43, 5 — 8 dem von 43, 1—4 doch
vorhergegangen sein müsste; und überhaupt passen beide Strophen-
hälften schlecht zusammen.
Ferner spricht Sigurd von drei Nächten, die er bei BrjmhHd
geweilt (= Vols. 146, 8) , während Gripi dieser drei Nächte im über
lieferten Text vorher gar nicht erwähnt hat Da nun, wie gesagt, in
zweiten Theil der Grip. die von Sigurd gesprochenen Strophen sonst
stets nur das Gesagte recapituliren und niemals neue oder speciellere
Züge hinzufügen, so ist zu vermuthen, daß Gripi vorher in verlorenen
Versen (entsprechend der hier wohl aus gleicher Quelle schöpfenden
Vols. 8.) der drei Nächte erwähnt hatte.
Endlich ist Sigurds Frage in Str. 42, wie denn Gunnar eine Maid,
die schon bei ihm (Sigurd) drei Nächte geschlafen, werde zur Frtu
nehmen mögen, nach Str. 41 geradezu sinnlos. Denn die darauf sn
erwartende Antwort kann doch nur die gewesen sein: „du wirst sie
in den drei Nächten nicht berühren" — und das sagt eben Gripi in
*) Über die Terschiedenen Fassongen, welche die nordiscba Sag« in diesem
Punkte aufweist, hoffe ich bald an anderm Orte handeln an können.
KLEINE BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE U. ERKLÄRUNG D. EDDALIEDER. 408
Str. 41. Also Str. 42 muß vor Str. 41 gestanden haben, so daß
letztere die Antwort auf erstere enthält.
Aus dem allen ergibt sich, wie ich meine, unzweifelhaft, daß die
unleugbar vorhandene Unordnung der Strophen nicht dadurch ent-
stand, daß c (43) vor d (42) gestellt ward, sondern daß b (41) vor
e/d (43/42) gerieth. Es ist also nach Hildebrands Strophenzählung so
zu ordnen: 40. 43. 42. 41.
Ferner ergibt sich, daß die Halbstrophe 43, 1 — 4
Saman nlunu bruUaup bsadi drukkin,
Sigurdar ok Gunnars, f solum Gjüka*)
hier nicht echt sein kann, sondern die echte Halbstrophe verdrängt
haben muß. Aus der Vergleichung der Vols. 146, 8 (Par dvelst kann
Prjdr ncetr, ok büa eina rekkju) und Sigurds, offenbar auf die verlorene
Halbstrophe Bezug nehmender Erwähnung der prjdr rustr (42, 5) er-
gibt sich, daß der Inhalt dieser Halbstrophe war: „du wirst drei
^ Nächte der Maid Lager theilen.^ Alsdann begreift sich auch, wie statt
^ dieser Halbstrophe die inhaltlich verwandte Halbstrophe 41, 1 ff, dem
Schreiber in die Feder kommen konnte, so daß auf diese Weise
Str. 41 vor 43/42 gerieth.
^ Zu erklären bliebe nur noch, wie die jetzigen Verse 43, 1 — 4
^ mit ihrer, der nordischen Sage fremdartigen Auffassung**) die zu er-
^ schließenden echten verdrängen konnten. Das wäre am ehesten er*
^ klärlich, wenn die verdrängten Verse ähnlich gelautet oder doch ähnlich
begonnen hätten, etwa:
^ Saman munud ^r bnidr i ssßiDg einni
^ t)rj4r nsBtr sofa i 89luin Heimis (?)
^ Eher sollte man freilich etwa eine Fassung wie die folgende erwarten :
^ Munud ^r brüdr bsedi sofa
^ pT^kr nsetr saman***) i sseing einni*).
L Und in diesem) Falle böte sich für das Hineingerathen der jetzigen
A ^61*86 43, 1 — 4 vielleicht noch eine andere Erklärung. Man könnte
JrJiämlich zwischen Str. 43, 8 und 42, 1 ein Strophenpaar ausgefallen
^ denken, welches angedeutet hätte, daß Sigurd Brynhild dem Gunnar
ii 4s Gattin tiberlassen oder zuführen werde, und Gunnars Hochzeit
^ erwähnt hätte (vgl. Sig. sk. 4, 10). Fast könnte darauf 42, 1 f. deuten:
^ *) Man vergleiche übrigens dazu Fas. II, 64 Sigurd konung i t^lum Gjüka
^ (^eitr. 8, 361).
**) Gehörten sie einem verlorenen Liede an, welches der jilngem (dentschen)
^«igenfassnng folgte?
♦**) Vgl. RiggJ)ula 20, 1 u. ö. prjdr ncetr saman.
t) Vgl. Helr. 12: svdfii vU ok undum i scHng einni.
9A*
404 A. EDZARDI
Mun göda kvdn Qunnarr eiga. Aber beweisend fbr den Aus-
fall eines Strophenpaarcs sind diese Worte nicht
Schließlich lasse ich za bequemerer Übersicht die fragliche Partie
des Liedes in der Anordnung folgen, die ich als die ursprüngliche zq
erweisen suchte, indem ich im Übrigen Hildebrands Text unverändert
wiedergebe:
33. rü verdr, sikliogr, fyr svikum anoan (H. 33)
mundn Grimhildar gialda r4da;
mun biöda pdr biarthaddat man,
döttnr sfna, dregr b6n y^l at gram.
34 (*33*)
; *)
35. Er mnnnd allir eida yinna (H. 37, 1 — 4)
Gannarr ok Hpgni, en ))ü, gramr, pridi
^33")
**\
36. Mun ek vid })4 Gunnar gonra hleyti, (H. 34)
ok Gudrünn ganga at eiga;
fnllkTaBui ))4 fylkir YSBri,
ef meintregar mit angradit.
37. Pik mun Grfmhildr görva v^la, (H. 35)
mun hön Brynhildar bidja fysa
Gunnari til handa, Gotna dr6ttni;
heitr })u fli6tliga fpr fylkis modur.
38. Mein eru fyr hondum, m4 ek lita pat, (H. 36)
ratar görliga tk^ Sigurdar,
ef ek skal mserrar meyjar bidja
pdrum til handa, |)eirar er ek unna vel.
39. [Er munud allir tU Atla riäa (??)
Gurmarr ok Hogni en pü, gramr, pridi^]
pk it litum vixlid, er 4 leid erud, (H. 37, 5—8)
Gunnarr ok pu, Gripir lygr eigi.
40. Hvi gegnir ))at? hyi skulum skipta [H. 38]
litum ok 14tum, er 4 leid erum?
pSLT muD flarasdi fylgjä annat
atalt med ^Ilu; enn segdu, Gripir!
*) Inhalt etwa: ^werde ich denn aber dieser Lockung nicht widerstehec
Und was für List wird Grimhild anwenden ?**
**) Inhalt etwa: ,, Grimhild wird durch einen Vergeßenheitstrank diese Ve^
bindung mit Gudrun herbeiführen."
NE BKITRiGE ZUR GESCHICHTE U. ERKLÄRUNG D. EDDALIEDER 405
41. Lit hefir pil Gnnnara ok l»ti hans, (H. 39)
mflßUku pioA ok meginhjggjnr ;
munda faatna |)^r framlandada
föstra HeimiB, sör yaetr fyr pri.
42. Verst hyggjum J>7i, viodr munk heitinn (H. 40)
Sigurdr med soggjnm at soguru;
vilda ek eigi v6Ium beita
ipfra bnidi, er ck oezta veitk.
43. [Saman munud 6r hrudr % 8cnng einni
Prjdr ncetr sofa i solum //etmw?]*)
pk h9mam Wxlid er it heim komid, (H. 43, 5 — 8)
helir hverr fjrr J)vi byggja sina**).
44. Man g6da kvin Gannarr eiga (H. 42)
mffirr med mpnnam — m^r segda, Gripir! —
})6at hafi prjkr nsßtr |)ego8 brddr bj4 m^
snarlynd sofit? sliks erut dffimi!
45. rü mant hvila, hers oddviti (H. 41)
mserr, bj& meyja, sem pin m6dir b4.
p\i muD uppi, modan old lifir,
I)j6dar ))engilly pitt nafo vera***).
46. Hve mun at yndi eptir verda (H. 44)
m£ßgd med •mponum? etc.
LEIPZIG, im Bfai 1888. A. EDZABDL
*) Dafür überliefert: Saman munu bruüaup bcBdi drukkin
Sigwdar ok Chtrmart i tohan OjAka,
**) Hier ist vielleicht ein Strophenpaar ausgefallen; s. die Schlußbemerkung
•j Abhandlung.
***) Sollte die zweite Halbstrophe, die 23, 6—8 jedenfalls passender steht, hier
icht unrichtig wiederholt sein statt einer verlorenen, die des swischengelegten
ertes erwähnt hätte? Alle Paralleldarstellnngen erwähnen desselben an dieser
t übereinstimmend, ja theils wörtlich übereinstimmend, nämlich: Big. sk. 4: lagdi
nökkvit . .. d medal peira; ni hatm konu kyt^a gmrdi etc. -^ Sn. £. I, 362
u kvomu i scBvng, pd dro kann sverdü Qram 6r »lidntm ok lagdi i miUi peirra, —
146, 8 ff. dveltt kann prjdr naotr, ok hua evna rekkfu. Harni lekr tverdU Qram
ggr i medal peira hert — Vgl. Brot 20 henvqnd of Ut ... d medal okkar, —
k. 68 liggi okkctr erm i miUi . . . egghvatt idm 9vd endr lagü; pd et vU hüBdi bed
ttigum, ok hitum pd hidna tM|/m.
406 ^' STEFFENHA6BN
KIELER BRUCHSTÜCK AUS BERTHOLDS VON
HOLLE DEMANTIN.
Das nachstehend mitgetheilte Brachstück (K. B. 48"), über dessen
Zugehörigkeit zu Bertholds von Holle ^ Demantin" Herr Privatdocent
Dr. Pietsch mich freundlichst aufgeklärt hat, wurde von den beiden
Deckehi eines Quartbandes im Besitze der königl. Universitäts-Bibliothek
zu Kiel abgelöst. Der Band enthält ^In postremos tres prophetas, nempe
Haggaeum^ Zachariam, & Malachiam, Commentarius loan. Oecolam-
padij^ (Basileae 1527) und „loannis Oecolampadii in libmm lob exeg^
mata^ (ibid. 1532). Über die Provenienz oder einen frflheren Besitia
des Bandes war leider nichts zu ermitteln.
Die beiden Pergamentblätter in Quart, welche den Innenseiten
der Deckel eingeklebt waren, setzen sich zu einem in der Mitte quer
durchgeschnittenen Folioblatte zusammen. Dasselbe ist doppelspaltig
geschrieben, die Spalte zu 38 Zeilen, und nahezu vollständig erhalten.
Nur oben ist ein Stück fortgeschnitten , so daß von Spalte 1 und 4
die erste Zeile, von Spalte 2 und 3 die vier ersten Zeilen verstümmelt
sind. Außerdem sind in der unteren Hälfte der Spalte 3 die Anfangs-
buchstaben der Zeilen theilweise weggeschnitten.
Die Schriftzüge weisen auf das vierzehnte Jahrhundert. Die erste
Zeile jedes Reimpaares beginnt mit einem großen Anfangsbuchstaben.
Roth gemalt sind die Anfangsbuchstaben der Abschnitte. Der Inhalt
des Bruchstücks entspricht den Versen 1287—1438 (S. 40 — 45) der
vollständigen Ausgabe von Karl Bartsch "*"). Unser Bruchstück gehört
nicht zu derjenigen Handschrift, aus welcher die Magdeburger (jetxt
Heidelberger) und die Rostocker Fragmente herstammen**), es bildet
also neben diesen Fragmenten und der Dessatier Handschrift den Rest
einer dritten Handschrift.
Ich lasse den ganzen Wortlaut des Eaeler Bruckstücks mit bei-
gefügter Interpunction folgen und setze die ergänzten Worte und Buch-
staben in Parenthese. Die Abkürzungen sind aufgelöst. Die Verszahlen
beziehen sich auf die Ausgabe von Bartsch. In den Noten gebe ich
•) In der Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart. CXXIII. Tfibinfcs
1875. Vgl. noch Berthold von Holle, herausgegeben von K. Bartsch. Nürnberg 1858. S*.
und Steinmejer in der Allgemeinen dentschen Biographie XII, 756 nebst der doii
angeführten Literatur.
*♦) Bartsch, Demantin S. 361 ff.
KIELER BRUCHSTÜCK AUS BERTHOLDS VON HOLLE DEMANTIN. 407
r Vergleichung die abweichende Lesang der Desaauer Handschrift
') nach Bartsch. Es zeigt sich, daß das Kieler Bruchstück bessere
isarten hat*).
K[£L, im März 1882. E. STEFFENHAGEN.
(a) Dorch (daz herze min geslossen.)
ich wolde ^) ynyordrozzen
Legen tod vor uwir hant
1290 dan mir sterbin si bekant
Di langen iare zcii den tagen
mit sufzcen vnd mit') herzceclagen."
Du sprach der werde demantyn:
„ich han ouch an dem herzcon min
1295 Irkom zcu yrowen eine maget,
di hat ir yater mir yorsaget.
Ich sage ach yorwar daz minen lib
getröstet nummir ander wib,
Ob ich si nicht irwerbin kan.
1300 ich sag ach, hochgelobeter man,
Uch mag noch gut von ir^ gesehen.
ich wil ach werliche ihen,
Di yrowen habin solchin mat
daz si al**) vnbetwangen tat
1305 Dorch libe me dan dorch gebot.
hat si ach geschaffin got,
Sa kan si nnmmir des intgan
(si maze)^) ach zcu herren han.
Ilerre, ich maz bekennen mich.
1310 wi gerne ich wolde, io inkan ich
Nicht gestriten awir hant.
der sig der ist ach®) bekant.^
Demantyn di yrowen bat
vnd di ritter af der stat
1315 Und den koning zcu im nidir^) gan
du der strit was getan,
Vnd beamvnde daz ist war,
vnd mannige iangvrowin dar.
Her bat den vorsten alzcuhant
1320 daz her in tede bekant
Ob si von im ledig were.
du sprach der vorste here:
*) -D ßigt hinzu e. *) vnd mit] D mide. *) von ir] D und ere. *) al
It D. ') Diese beiden Worte sind abgetcheuert. ^) der — uch] D herre, uch
ü sege. "^ D damider.
*) [Es bestätigt meine Besserungen zu 1290. 1306. 1313. 1829. 1368. 1862. 1367.
7. 1391. 1394. 1426. K. B.]
408 £. ST£FF£KHA6EN
„Das mochte wol irbanneD got|
das gewalt YDde gebot
1825 (6) (JongYrowe an manne mag begen.
ich wil sagen onde ihen,)
W(er ich weidig obir alle lant)
vnd mir das (riche bekant,)
Das liz ich al, ob sis geböte,
1330 weren des soldanes gote
Bi mir, di wold ich na an beten
▼nd dorch si uz dem geloubin treten.
Owe das Ymmir magt noch®) wib
sa ubil tut dorch mannes lib !
1335 Want ir di warheit ist bekant
das ich lib vnd lant
Han an ir walt gegebin,
sold ich^ bis^^ an ende lebin.
Nu mos ich von ir ledig sin,
1340 dar zca yon al der yroude^^) min.
Jongyrowe, ich han Ton ach gelan.
hat ir wol an mir getan,
Das mag ach an der sele vromen.
ich bin an awirme dinste komen,
1345 Dar ^^) man mir mit swerte ^ galt
man machte stechin einen walt
Uon aperen di af den brüsten min
dorch nwim pris ^*) vorstochin sin.
Daz maz na al ein ende han.
1350 wi hat ir sos an mir getan?
Sal ichz alliz han vorlorn,
sa wer ich bezzer ^*) vngeborn.** **)
Du sprach der von engelant:
„sint uch der sig ist bekant,
1355 Sa tun ich uch mit warheit ^^) knnt,
hir stet min oheim '®) beamvnt.
Ir hat yor si hi gestriten
ynd uz uwirme lande geritcn '').
Mit strite ir si irworbin hat,
1360 in uwir gewalt si hir stat,
Beide ir lute **) vnd ir gut,
lib'^) vnd lant: waz ir tut
") D und. ^) ich Ut mU kleinerer Schrift über die Zeile gc$chH
") D ewig. ") D den vroudin. ") D daz. "') D swerten. "*) Z) w
**) D baz al. ««) D ni gebora. *^ D worten. ") D mume. «') D her
»•) D lib. Vgl die folgende NoU. ") D lute. Vgl. die vorige Note.
KIELER BRUCHSTÜCK AUS BERTHOLDS VON HOLLE DEMANTIN. 409
(c) (Dar mete, daz maz allez sin.**
du sprach der werde demantyn:
„JuDgvrowe, is daz also her saget?*
1365 du sprach di mionecliche) maget:
„Waz min ohim spricht, daz ist war.^
du trat der hocbgelobete dar;
Her sprach: „her koning von engelant,
1370 ich tun uch werlich bekant,
Ir hat gegebin mir gewalt
ubir di iungvrowen wol gestalt,
Daz si stet'^) zcu mime geböte.
herre, ich sag iz uch bi gote,
1375 Hir stet der werde fyrganant.
si ist an dem vorsten baz bewant
Dan ich y ritter habe gesehn.
min hant di muz im prises ihen
Uor al den di ich y bestreit.
1380 ich wil UQh sagen di warheit,
Ich wil si dem yorsten gebin:
her kan noch wibe lone strebin. ^
Du sprach der koning riebe:
„ir hat erliche
1385 An disim vorsten getan.
(i)z ist nach wonsche hi irgan.
Min oheim sal des willig sin.^
(d)u begunde vragen demantyn,
Ob iz ir wille were.
1390 (d)i iungvrowe here
(S)prach: „herre, daz wil ich uch sagen.
(i)z sal mir alliz wol behagen
Daz ir biten wollit mich.
mit rechter Übe sa wil ich
1395 Dem vorsten wesin vndirtan.
(d)az ich in versprochen han,
Daz wirt mit truwcn widerleget.
(8)wes vrowen üben mannes'^) pfleget,
Daz sal im werden algetan
1400 mit steten truwen svnder wan.''
{d) D(cr werde koning von engelant)
der gebot alzcuhant
Den vorsten die dar waren komen
vnd mannigem stolzcen ritter vromen,
1405 Si selten alle blibin dar.
her sprach: „ich sage uch, daz ist^) war,
Di hochzcit sal vos hüte intstan
vnd bi vier wochin nicht vorgan.^ '^)
") D ste. ^') Z> lib an lieben mannen. **) daz ist] D vor. '*) D ir^an«
410 FERDINAND VETTER
Waz mannig schone vrowe dar
1410 quam zcu grozen Trouden^) dar^
Di mit fyrganaDde waien komen!
man sach dar mannigen stolzcen vromeo
An Yrolichen mute,
du'^) demantyn der gute
1415 Fyrganande tede bekant
beide ir Hb vnde ir lant.
Der schonen beamnnde.
daz was ein salig stunde
Daz si dem werden wart gegebin,
1420 want her nach eren künde strebin.
Waz man dar yrowen^) mochte sehn
vnd manniger vrowen schone ihen.
Du di hochzcit intstunt!
man sach dar mannigen roten munt,
1425 Du di minnenclicheu wib
hatten gezcjmmert^) iren üb
Mit sa grozer richeit«
fyrganant der helt gemeit
AI einer sorge uf ein ende quam.
1430 der koning von engelant in nam.
Her hiz in sitzcen, daz ist war,
bi di schonen beamunde dar«
Demantyn begunde
setzcen, so her künde,
1435 Di vorsten, swi her wolte.
swer in dinen solte,
Di sazte her alle, daz ist war«
iz wart sa wol geschaffin dar,
=«*) D groter froude. ") du fehlt D, ^ D frouden. *•) D gcziret.
KLEINE MITTHEILUNGEN.
VI. Einen kleinen Beitrag zur Geschichte der deutschen
Mystik liefert die Vorbemerkung zu einer Einsiedler Eckhart-
handschrift (Cod. 278, Perg., 14. Jahrb., von Pfeiffer benutzt: vgl
Deutsche Mystiker II, S. VIII, Nr. 7) :
Den swesteren in alleg jr sönt wissen dz das buch dz vch ward
von jungfrov greten zem guldin Ring dz kttuginit (k&ngunt?) har
antawttrte des sftnt ir wol wämSmen jr swesteren I albeg as so das
KLEINE MITTHEILUNOEN. 411
nen sol in die iiij hüser im wald jr sönt wissen dz jra nüt vsser
w^ald nüt sönt leo) vnd sol ie ein manat in eim huse sin vnd
ans ie wider antwirten jn albeg
Voji mir her heirich von Romershein ze sant peter ze basel der ir
r was bittent euch für mich. .
(Andere Schrift):
Dis buch h5ret in die vier hüser in dem walde.
[Spätere Hand):
Dem gots huß S. Peter vff dem bach jn schwitz gehörig,
^n den hier erwähnten Lesezirkel der Waldschwestern von
iedeln ward auch durch Heinrich von Nördlingen das
ihm für Marg. Ebner in's Hochdeutsche übersetzte) „Fließende
der Gottheit" Mechthildens von Magdeburg überschickt (Preger,
ichte d. deutschen Mystik I, 70). Hier nun erscheinen diese
istern auch in Verbindung mit der Mystikerfamilie zum Goldenen
an der Spiegelgasse zu Basel; die als Geberin des Buches ge-
3 ^Grete" ist ohne Zweifel identisch mit der Freundin Heinrichs
fördlingen (bei Heumann, Opuscula 393 und Schmidt , Nicolaus
lasel 71); von dem also vielleicht auch diese Sendung (Pre-
und Sprüche Meister Eckharts) ausging. Vgl. y,Ein Mystiker-
des 14. Jahrh." (in „ÖfiFentliche Vorträge, gehalten in der Schweiz
), S. 55 [und jetzt Strauch, Margaretha Ebner S. 371].
V^n. Die deutsche Einsiedler Hs. 745 („Ars moriendi Script. 1400")
t einen Spruch auf das römische Jubiläum, — nach Vs. 4
em Datum am Schluß des ganzen Bandes (s. u.) wohl eher auf
•erühmte große Jubeljahr von 1450 als auf dasjenige von 1400.
wir hant gesundet ver (== toaere) es vervom (1. verhorn)
wen es nit rüwet der ist verlorn
daz haut vns got die gnade gesant
dz fünfzogosten jar in römischem land
Das sollet wir elli suchen swar
wir sumend vns dz gantz jar
nü sollet wir vnser wesen lob
ze roin s (3 11 et wir in gon
So werdet wir vnser sündS quit
sant peter Sant Paul f&r vns bitt
si well§t vnser ftlrsprech sin
vnd lösen yö der hell! pin
Die bilgrj band ain friges gelait
das ewig leben ist in berait
▼er {so) nun kumpt mit rüwen dar
die 86C8 man an der engelltehar
412 FERD. VETTER, KLEINE MITTHEILUNQEN.
Wnser frow gaat mit de bilgrin in
vh wil och VDser fürsprech sin
vn wil vns helfen Tß sünden not
vil 168sen yö dem ewigen tott
Wer nit mag kumen vff die fkrt (1. ban'i)
der rüff gott einer gnaden ain («o)
vii sin liebe müter süs
die kain sünder nit geließ
Grosser sünder nie verczag
got vergit vnß alle tag
rüff an sin liebe muter sart
Die al sünder wol bewart
Da sol nieman zwifflen ain
für pin vn schuld git er 'Vns liun
vn wil 'vns füren mit siner müter zart
in die ewigen gloria amen.
Am Schluß der Hs. steht:
Hoc (!) über (!) schribsig (!) Harlan Keller de schafhusen anno
dni milesifno quadragentesemo M* cccc"" IJ jar.
VIII. Die bisher nur als alter Druck bekannte Prosaauflösung
des Wilhelm von Osterreich von Johann von Wttrzbarg (über das
Gedicht : Goedeke, Grdr. 74, D. D. im MA. 865 ; Wackemagel, Littg.
I, 240; Auszug in Z. f. d. A. I, 214 ff., vgl. Z. f. d. Ph. VII, 168 ff.
[Röhricht-Regel]; — über den Prosadruck [Augsb., Sorg 1481], Goe-
deke, Grdr. 116; Wackemagel, Littg. 454. 448; Panzer, I, 121, Dra-
matisirung bei Hans Sachs) findet sich handschriftlich auf der Zürcher
Stadtbibliothek. Sie steht in einem kleinen Sammelband, der einst im
Besitze eines Sohnes des Chronisten Gerold Edlibach war, und neben
Familienaufzeichnungen des Besitzers, einer kleinen Spruch Sammlung,
und der Übersetzung eines Briefes von Aeneas Sylvius von des Vaters
Hand, zwei weitere Stücke eines andern Schreibers enthält: 1. die
von Pfeiffer im „Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit* 1854, S. 76
angeführte spätere Umarbeitung und Verkürzung des Wilhelm von
Orleans (hier Arlentz) von Rudolf von Ems, datirt 1477; 2. den be-
sagten, wohl gleichzeitig geschriebenen Prosaroman. Derselbe ist stark
beschädigt und geplündert: von ursprunglich 104 Blättern sind zu
Anfang 5 ausgerissen und weiterhin 35 — wie es scheint alle mit Bildern
versehenen, wovon nur eines, ein sehr schlechtes, erhalten ist. (Mitthei-
lungen des verstorbenen Herrn Bibliothekars Prof. Dr. S. Vögelin in
Zürich.)
Den Anfang macht auf Bl. 6 a die Erzählung, wie der Marschalk
den Herzog Wilhelm zum König Agrand von Zissia («o) su bringeo
a ▼« HAKDENBEBG, DIE VIEB TEMPERAMENTE. 413
verheißt. Von Capitelüberschriften finden sich im Verlauf des Romans
noch 17; in der letzten ist Agieyens Tod erwähnt. Wir notiren daraus
die vom Gedicht abweichenden Namensformen: Wegrach (= Wigerich),
Jaraffin (Joraphim), Melchnor (Melchinor), Merlin (Moriin), Sollia (Solia),
Grygollet (Gaigalet), Pelgalgon (Belgalgan), und begnügen uns im
Übrigen, den oder die Bearbeiter des Gedichtes lediglich auf die Exi-
stenz dieser frühesten Prosabearbeitung aufmerksam gemacht zu haben.
BERN. FERDINAND VETTER.
DIE VIER TEMPERAMENTE.
Eine Papierhandschrift des XV. Jahrhunderts von acht Quart-
seiten enthält das nachstehende Gedicht und vier Federzeichnungen,
auf denen die vier Temperamente als verschieden costümirte Reiter
abgebildet sind, von welchen je einer in Wolken, in Flammen, im
Wasser und auf der Landstrasse einherreitet. Das Manuscript befand
sich früher zu Nürnberg im Privatbesitz und nachher in dem anti-
quarischen Bücherlager des Herrn Völker in Frankfurt a. M.^ von
dem ich dasselbe erworben habe.
Sangwineüs Luft
Ir secht den sangwineaB an
So gar ein wuniklichen man
Sein prawnes bar gar schon gewedelt
All sejm gelyder sind geedelt
Mit seinem roten antlutz 8ch6n
Manhafft ist er vnd dartzu k6n
Von seyner natur feucht vnd warm
Was frawenpild kumpt an sein arm
Vnd die enpfacht da auff der vart
Das kumbt von seiner edlen art
Auch aller frumkait ist er holt
Die lobt er für das rotte golt
Den schalck hast er gar grymmigkleids
Er Bej iunck alt arm oder reich
Auch alle vngerechtikait
Vnd die ist jm von hertzen laidt
Vom lufft hat er sein edels plnet
Des hat er albeg trewen muet
Sein puls ist geng sein harin weinfar
So sagen vns die maister dar
414 0. ▼. HABDENBERG, DIE VIEH TEHPERAMENTEL
ColericvB Fewr
Colericns mit grjmmen fewr
Den siecht man tragen spyeß vnd wer
Er sieht auch gern ein grosses her
Vnd ist fressig vnd toet vast ser
Mit kransem oder praittem bar
Er ist auch gech zornig für war
Aach hat er gar ain rauhe prust
Des sieht man yn mit reichem lust
Er ist gar einer gähen räch
Vnd hat ain schnelle scharffe sprach
Dartsu ist er auch hoher list
Damit er weil tsn prejsen ist
Er ist darstig ynd raues leibs
Dartzu begert er manches weibs
Vnd mag nit vil gelb ist sein pild
Gibt mer durch rüme den durch mild
Er nitt tüI spart als ich jn waiß
Des fewres art tmcken vnd hayß
Bayd com ynd guet ym nahent leist
Pald frolieh gmüt vnd behent verbalst *).
Flegmations Wasser
Flegmaticns den well wir schawen
Der schertzet gern mit frawen
Dartzu hat er ain faisten leib
Ein weyßes antlntz als ein weib
Natürlich ist er feucht vnd kalt
Vom schlaff ein tusemlich gestalt
Langksam ist er vnd dartzu treg
Vnd vast ynsauber alle weg
Des Wassers art sagt sein gestalt
. .**) wie recht kaum so wirt er alt
Er renspert vnd wirt leicht süchtig
In der gepurd ist er vntuchtig
Er mag vill gert wenig weibs
Faul fressig vngeschicktes leibs
Sein feintten sigt selten er an
In tzomes nott ist er kain man
Doch ist sein aller pester list
Das er gar barmhertzig ist
Vnd pettet gern vnd ist frum
Des hilft im got auch woll aufkum
*) [In diesem und den drei vorhergehenden Zeilen ist sicherlich inoei
beabsichtigt K. B.]
**) Dnreh Feuchtigkeit ist ein Wort verwischt.
O. BEHAOHEL, ZUM HELIAND. 415
Melancolicas £rd
Da bey kent melancolicas
Vnd der hat kainen last alsus
Vor aeytlich sorg zu kainer fread
Mit seinem gaet mag er nit geud
Klainat von silber vnd das golt
Vnd schon getiebt das hat er holt
Dartzu ist neydig vnd kargk
Vnd geitcikait er nye yerbargk
Doch ist er dechtig vnd auch wejß
Wie er sein sach ieht fart an preyß
Der erdn art sagt sein natur
Vnd plod ist er ein plaich figur
Groß lieb hat er zu schätz vnd kunst
Wem er das gibt des hat er gunst
Trncken md kalt ist sein natanr
Er ist gern allain in sainer maur
Vnd ist sorgfeltig seines gaetz
Darumb ist er eins schwären muetz
Sein harin der ist rott gefar
Sagen die maister vns für war
POSEN. C. V. HARDENBERG.
ZUM HELIAND.
Meine Ausgabe dea Heliand gibt mir Anlaß zn einer Reihe von
Bemerkungen und Fragen.
Erstens ein grammatisches Bedenken: Ist hcibda oder häbda an-
zusetzen? In den Versen 2000 — 2500 ist in C die inlautende Labial-
Spirans, abgesehen von Praeteriten von hebbian, 65mal mit ij 26mal
mit h bezeichnet. Qagegen erscheint im gleichen Abschnitt das Prae-
teritum von hebbian 20mal mit bdj einmal mit td geschrieben. Eine
Form habda ist somit unzweifelhaft. Aber auch hc^da begegnet mehr-
fach; 5058 schreibt M sogar haflun. Es müssen also offenbar Doppel -
formen angenommen werden.
Was den Text betrifft, so sei zunächst auf eine eigenthtlmliche
Art von Fehlem aufmerksam gemacht. 1187 steht in C: was tm is
htddi hdpono iharf\ wir haben hier ein zweifelloses Beispiel daftir,
daß der Schreiber zuerst ein falsches Wort niederschrieb, dann seinen
Irrthnm bemerkend, das richtige Worte folgen ließ, ohne das fehler-
hafte zu tilgen« Ebenso erkl&rt sich C 544: an dar langan weg^
C 1049 wno drohtines helandan Crist^ C 1484 uulüi uuili, M 5107
4t6 O- BEHAGHEL
iho ihes fUr thes (der Schreiber war auf ihoh 5108 abgeirrt). Hierher
gehört nun wohl auch C 299, wo der Schreiber auf ni uunda ab-
geirrt war; ferner V. 681: Rödiger will im lesen, abhängig von ffücgde,
indem er ganz richtig gidrog als Substantiv fasst Allein diese Lesung
ergibt eine unzulässige Wortstellung; im {in) muß vielmehr ganz
getilgt werden. Die Vorlage von M und C hatte aber wohl zuerst
in statt an geschrieben. Ebenso fasse ich 3892: ich streiche das
unerklärte geth^ indem ich annehme, daß der Schreiber der Vorlage
ursprünglich ein anderes Wort im Sinne hatte; vielleicht wollte er
gideriu schreiben und schrieb fälschlich ein th. In 3894 ist so woU
bloß ein misslungener Anfang des Wortes sundig. 5662 wollte der
Schreiber nach antkennian zuerst einen abhängigen Behanptungsssti
beginnen, kehrte dann aber zu dem Texte der Vorlage zurück, &
freilich hier wohl lückenhaft war: ich ergänze gifuoliem.
Zu einzelnen Stellen bemerke ich Folgendes.
45. Die naheliegende, durch Rödiger vorgeschlagene Änderung
von liwar in htcan scheint mir unnöthig, da auch thctr im Heliand mehr
mals temporale (conditionale) Bedeutung besitzt (s. Heyne, Glossar).
47. thhiy das Rödiger tilgen will, bietet keinen Anstoß. Denn
die Vorstellung von den sechs Weltaltem war verbreitet genug, um
vom Dichter als bekannt vorausgesetzt zu werden.
137. Rückert und Rödiger wollen sie in git ändern: gänzlich
sinnlos. Die Überlieferung ist correct und besagt, daß sie beide,
Christus und Johannes, in Bälde als Boten Gottes erscheinen würden;
cf. V. 895.
682. Nach weide einen Punkt zu setzen, wie Rödiger will, ist
unzulässig, denn es steht bei thunkian vor abhängigem Satze kein
Pronomen, um den Inhalt der Vorstellung anzudeuten.
851. Sievers hat den Artikel aus C aufgenommen. Um die Fn^
zu beantworten, ob dies mit Recht geschehen sei, habe ich aus v. 1 bis
2000 die Fälle gesammelt, in welchen an ein anticipirendes Pronemen
sich ein Substantiv anschließt. Es ergibt sich Folgendes. Hat dai
Substantiv eine nähere Bestimmung durch Adjectiv, Pronomen posse-
sivum, oder Genitiv, so fehlt der Artikel. Die Beispiele sind zahl-
reich. Einzige Ausnahme v. 1996: he te enum gomun ward gd>edm
that harn godes. Ebenso stehen waldand und drohtin als Bezeichnungai
Gottes stets ohne Artikel: 39, 1253, 1281, 1684. Einfaches SubsUnti?
im obliquen Casus hat den Artikel: 21, 454, 576, 605, 1863. Für den
Nominativ muß die Unterscheidung gemacht werden, ob zwischen Pro-
nomen und Nomen das Verbum finitimi steht oder nicht. Im letsteroi
ZUM HELIAND. 417
'alle fehlt der Artikel: 683, 795, 861, 1365. Im ersteren Falle —
ierher gehört unser Vers — kann der Artikel stehen oder fehlen.
Ir steht: 393, 1311 (Plurale); 407, 741, 785, 1083 (Singulare); er fehlt:
222, 1309, 1359, 1276, 1777 (Plurale); 1761 (Singular). Gegen M ist
Iso nichts einzuwenden.
911. endi fragodun wird gegen Rödigers Atethese gesichert durch
i interrogarent des Originals und durch den Umstand, daß der Be-
riff des Ausforschen» im Alterthum dem Verbum sokian gänzlich
remd ist.
1004. quat erscheint niemals in dieser Weise eingeschaltet; es ist
lit P thcU quat that zu lesen; cf 912 — 13.
1067. Zum Wechsel von negativem Fragesatz und positivem
mperativ vgl. Rol. 1355: wan ne läzestu thie Karlinge Handelen ire
ache Unde leve thu mit gemache.
1191. jungoron, was beide Handschriften überliefern, war offenbar
rsprünglich die Glosse zu ßfion 1190 und hat, gänzlich unpassend,
ie ursprüngliche Bezeichnung ftlr Mattheus verdrängt: 1. thegan.
1212. Mit Recht schreibt Rückert torlitUcOy denn bei Verbindung
on manag •\- Substantiv -f Adjectiv steht niemals das Adjectiv an erster
(teile. 1724: sulic sint hir folc manag gewährt nur eine scheinbare
Wallele, denn hier ist sulic praedicativ.
1221. Die Lesung von M wird gesichert durch die Vergleichung
on 3900 ff.
1273. Factisch hat Sievers in seinem Tadel gegen Rückert doch
seht, denn nach hie kann sich eben nur ein Particip, kein Substantiv
nachließen.
1325. welono wunsamost C ist parallel mit gestlic Ixf 1323. Es ist
^cht begreiflich, wie M aus C entstehen konnte, aber nicht umgekehrt
; aus M herzuleiten.
1354. Gegen Sievers Erklärung: „wenn ihr Sinn sie antreibt"
atte ich (Jenaer Literaturzeitung 1878, S. 338) geltend gemacht, daß
ei ihr an betont sein müsste. Das ist nicht noth wendig; vgl. 1291
ndi sah sie an lange,
1364. Rödigers Vermuthung beddian (zu gibada) ist schwerlich
iiireffend, denn 1. erscheint das Verbum baten nicht in der älteren
iprache — undarbaddn wird von Holtzmann zu badu gestellt; 2. be-
egnet nirgends eine Bildung des Verbs nach der -jan-Classe.
1468. Wenn wid, nicht widar im Original stand, so erklärt sich
m leichtesten der Ausfall der Praeposition in C, indem dem Schreiber
iine Dittographie vorzuliegen schien.
eBRMANlA. Nene R«Uie XV. (XXYU.) Jahrg. 27
418 O, BEHAGHEL
1492. Die gänzlich unlogisch gebaute Stelle wird durch den Ver-
gleich von 2442 — 47 gerechtfertigt, wo eine ähnliche Constm<^oiu-
mischung vorliegt.
1699. Danach darf nicht, wie Rödiger will, starke InterpunctioD
stehen, denn 1700 führt nicht einen neuen Gedanken ein, sondern
cutntt tegegnes ist genaue Wiedergabe und Variation von m&iean 1698.
1699*» steht ano xoivov (wie 2496*»- 98'), cf. meine „Modi** S. 15 und
Eneide, Einl. S. CVm.
1738. Bei der Interpunction der bisherigen Herausgeber — Strich-
punkt oder Punkt nach httgi — bleibt sulicom 1737 unverständlich,
das einen Folgesatz nach sich verlangt; dieser ist, freilich in anako-
luthischer Weise, in 1739 enthalten.
1883. Ich habe dddiun ergänzt, dessen Ausfall wegen des folget*
den Verses sich am leichtesten erklärt.
1971. liudibamo ist von Rödiger mit Unrecht angefochten; es ve^
hält sich zu liudi genau wie eldibarn zu eldi. Vergleiche außerdem die
Sachsen Liudeg^r und Liudegast.
2505. Mit der Beanstandung der Überlieferung ist Rödiger im
Recht, aber das von ihm vorgeschlagene gihugdi ist falsch, es kass
nur gihtigda heißen; cf. meine Modi §. 14.
2688. Ich nehme nach 2688** eine Lücke an, denn das Erkennen
Christi hängt doch nicht vom guten oder bösen Willen der Leute ab.
Diese Lücke war schon in der Vorlage von M und C vorhanden , und
das Fehlen von 2688** und 2689 in C steht damit nicht im Zusammenhang:
die hier fehlenden Worte sind übersprungen, weil 2688** und 2690 gleiches
Anfang haben, schwerlich, wie Rödiger will, weil C Kritik flbte.
2730. Daß statt des durch den Zusammenhang erforderten iko
die Vorlage von MC huo las (etwa mit verblaßtem t), weist darauf
hin, daß im Archetypus dieser Vorlage sich einzelne uo = got. 6 fanden.
Ich wage aber daraus keine allgemeinere Folgerung zu ziehen.
2786. Es ist leichter zu denken, daß ein Abschreiber den stili-
stischen Wechsel verwischt, als daß er ihn erst eingefllhrt Daher nebe
ich die Lesung von C vor.
2991. Das Fehlen des Pronomens wäre an sich durch die von
Behrmann, die Pronomina personalia und ihr Gebrauch im Heliand
S. 20 verzeichneten Fälle gerechtfertigt, allein der ParaHelismus des
folgenden Verses spricht filr die Lesart von C.
3072. Sievers verwirft himilriceas C; dieses wird aber durch den
Text der Vulgata als das Ursprüngliche erwiesen : olaves regni cadoniB.
ZUM HEUAND. 419
307d. Die Ton Rödiger gebilligte Interponction Rückerts ist falsch,
denn der mit huene eingeleitete Satz kann nar Frage-, nicht Kelativsats
sein. VgL za der Stelle meine ^Modi^ S. 49. Aach eine Andemng von
huene in so hnane ist unzulässig, weil danach der Indicativ stehen müsste.
3166. Meine Ergänzung von her nach 3637.
3227. Behrmann will ü ergänzen nach ef (S. 20): ohne Grund.
In dem einen „Explicativsatze^ (s. meine „Modi** S. 23) Qberge-
ordneten Satze steht häufig kein Pronomen beim Verbum; cf. 3729
vxm them Judinn barm an mode^ thai uxirkfun z= 4868. 1122 im tfto
Uobora ward^ that cüdien wolda. 5867 tho toarth san afler thiu ihem
toSbon an wiUifmj ihat na gibdräuny 4422 m was tu toerd eowiht^ that
ffi nun gihugdtn. Dadurch rechtfertigt sich denn auch das Fehlen des
Pronomens in 1560: so ts ^summ drohtime tcerd,
3234. Heyne gibt den Wortlaut der Überlieferung so wieder:
yWenn er hört, dafi viele Männer darauf Acht haben*' (s. v. ahton)^
und eine andere Übersetxung ist in der That nicht möglich. Das passt
aber durchaus nicht in den Zusammenhang. Zudem ist ein Acc. cum
Infin. nach horian dem fleliand fremd. Ich habe daher he gestrichen;
dessen Eindringen hat die Änderung des ursprünglichen aktid in ahtoti
nadi sich gezogen.
3216. allaro C, ist aberflOssig; cf. 2732, 3874, 4377.
3372. „wo sie als Wahrzeichen hat schlimme QuaP (Rödiger)
ist so wenig mOgUch als meine Erklärung von marida v. 4, die Sievers
mit Recht bekämpft.
3577. Der Anlaut sc neben s ist nicht fehlerhaft, vgl. seinandta
sunnia. 3438: sodUe sagde* than was sunnon skiu. 4908: svide onsaetcn
seife forstddon, Oenes. 769. taeUm onsundran tidan seif es gesceapu
Oenes. 842.
3904. Meine Ergänzung von le beruht darauf daß C rthte liest,
während es auslautendes a nicht zu e schwächt. Für eine LUcke in
der Vorlage von MC kann auch in Ansehlag gebracht werden, daß C
ruomuod statt romodun bietet
4086. huat, sagde ik ist unzulässig, denn nach htrai tritt keine
Inversion ein, sondern das Pronomen folgt unmittelbar auf den Ausruf.
4282. Sievers Erklärung trifft das Richtige; ich verweise noch
auf V. 4608.
4344. wüin gi C ^ scitote.
4347. werds lässt sich zur Noth rechtfertigen , wenn man m mot
Ufaran versteht: soll nicht vergehen, und es stünde dann Conjunctiv
im Nebenaats des Heischesatzes (Modi §. 19).
27*
420 R- SPRENGER, KLEINE BEITRiOE.
4645. Sievers liest mit C /or thero menigi: ohne Grande vgl. 305,
1572.
4862. sie kann hier nicht fehlen; die Stellen, wo sonst das Pro-
nopien im Nebensatze ausgelassen ist, sind anders geartet: 893, 16ö6,
2713, 2991, 3122, 3785, 4173.
4898. Die Entstellung von eß in cft begegnet auch 5192 C.
5054. cf. 5119.
5508. craftigna ist natttrlich in craftiga zu ändern. Wie haben
sich die Herausgeber, die alle crefiigna beliessen, die Beziehang von
sia 5508^ und 10* wohl gedacht?
5524. Eine merkwürdige Contradictio : glücklich die Mütter, die
unfruchtbar geblieben sind !
5617. aniheizan heißt nie und nimmer gebieten; ich lese hiet und
nehme zur Erklärung der Entstellung Abirren auf antfeng v. 5619 an.
5690. thui'u thena helagan dag mit Heyne und Sievers zu streichen
ist unzulässig, denn es entspricht dem lateinischen: quoniam para-
scheve erat. Möglicherweise ist ein Halbvers verloren gegangen.
5728. Sievers fragt, ob hte zu ergänzen ist. Nein! s. Behrmann,
die Pronomina personalia und ihr Gebrauch im Heliand S. 19.
Schließlich einige Fragen: was bedeutet seU 1407? im Original
steht candelabrum. — Was heißt an themu dage 2407? — Was ist middi
dag 5395? 1. metododag?
HEIDELBERG, den 6. Juni 1882. O. BEHAQHEL.
KLEINE BEITRAGE.
Erec 2265 lese ich:
swaz aber im des gebrast
(daz meinde daz er was dft gast:
stn lant was im verre),
Artus der herre
gap im swaz er vor sprach.
meinen hat hier die Bedeutung ^bewirken, verursachen*. So gebraucht
es auch K. v. Heimesfurt, Urstende 113, 41. daz er des ^sten genai
(mit dem Tode fürs erste verschont blieb) daz meinde deiz was spdU.
R. SPRENGEN.
BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT
DEB
ERSCHEINUNGEN AUF DEM GEBIETE DER GERMANISCHEN
PHILOLOGIE IM JAHRE 1881.
VOH
KARL BARTSCH*).
I. Begriff nnd Geschichte der germanischen Philologie.
1. Germanische Philologie.
In: Lexicon der Gegenwart (Leipzig, Bibliograph. Institut) II, 66 — 71. Übersicht
der Entwickelung in den letzten 10 Jahren.
2. Körting, G., Gedanken und Bemerkungen über das Studium der neueren
Sprachen auf den deutschen Hochschulen. 8. (83 8.) Heilbronn 1882. Hen-
ninger. M. 1,40.
Vgl. Literatnrblatt 1882, 4 (SallwOrk); AngUa V, 2 (Trautmann); Herrigs Archiv
67, 2 (BUtz).
3. Schmitz, Bernhard, Encyclopädie des philologischen Studiums der neueren
Sprachen, hauptsächlich * der französischen und englischen. 3. Suppl. 2. Aufl.
Nebst einer Abhandlung über englische Philologie insbesondere, herausgeg.
▼on A. Kesseler. 8. (X, 138 S.) Leipzig 1881. Koch. M. 2.80.
4. Bartsch, Karl, Romantiker und germanistische Studien in Heidelberg 1804
bis 1808. (46 S.) 4. Heidelberg 1881.
Prorektoratsrede am 22. November 1881. Vgl. Literaturblatt 1882, 4 (Minor).
5. Theodor Benfey.
lllustrirte Zeitung Nr. 1987 (1881).
6. Tb. Benfey.
Academy 1881, 9. Juli. Reprodnetion eines Artikels aus „Times".
7. Th. Benfey.
Athenaeum Nr. 2802.
8. Bormans. — Willems, P. , Notice sur Jean-Henri Bormans, professeur
h l'universit^ de Louvain. 8. (61 S.) Bruzelles 1881.
Eztrait de TAnnuaire de TAcad^mie royale de Belgique. Mit dem Bildniss Bor-
mans* (geb. 1801, f 1878). Von besonderem Interesse für ans ist der Abschnitt
über B.*s Verdienste auf dem Gebiete der niederländ. Literatur (S. 28 ff.), der
auch der umfangreichste ist Ein Veraeichniss von B.'s Schriften ist beigefügt.
9. Cosgn. — Beer, T. H. de, A. J. Cosijn.
De Portefeuille 1881, 9. Juli
10» Crecelins. — Festgabe für Wilhelm Crecelins zur Feier seiner fünf-
undawanzigjährigen Lehrthätigkeit in Elberfeld. 8. (297 S.) Elberfeld 1881.
Gedruckt bei S. Lucas.
Die einzelnen Beiträge sind an den betreffenden Stellen verseichnet.
*) Büt Beitrügen von J. H. Gall^e in Utrecht, K. Gislason in Kopenhagen und
K. F. Söderrall in Land.
422 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
11. Gerßy Hermann Friedrich.
Nekrolog in der Zeitschrift des Bergischen GeschichtsTereins 16 (1881), 8. ^43
bis 246. Geb. 1836, f 1880. Mehreres gerraauistische in der Zeitschrift t deatsch«
Phüologie, Bd. IX -XL
12. Orimm. — Briefwechsel zwischen Jacob and Wilhelm Grimm ans der
Jagendzeit. Heraasgegeben von Herrn. Grimm und G. I£nrichs. 8. (VUL
542 S.) Weimar 1881. Böhlaa. 10 M.
Vgl. D. Liter. Zeitang 1881, 17 (Rödiger); Anz. f. d. Altertham 7, SOI -304
(Steinmejer); Im nenen Reich 1880, 51 (Hildebrand); Nene Freie Presse, Nr 5S29
(Scherer).
13. Schmidt, Julian, die Brüder Grimm.
Deutsche Randscbaa 1881, Januar, 8. 112 - 129. Anknflpfend an den BriefirediMl.
14. Beiger, Ch., von den Brüdern Grimm.
AUgem. Ztg. 1881, Beilage 139. Ebenfalls über den BriefwechseL
15. Braun, Karl, die Gehrüder Grimm und der Minister Haasenpflug.
Die Gartenlaube 1881, Nr. 1. 2.
16. Ein Brief J. Grimms an F. H. van der Hagen. Von G. Hinrichs.
Anzeiger f. d. Alterthum 7 (1881), 457—467.
17. Ein Brief J. Grimms an Julias Ludwig Klee.
Germania 26, 127.
18. Ein Brief J.Grimms an J6n Amason. Mitgetheilt ron Herrn W. S. Cv-
penter in Leipzig.
Zeitschrift f. d Philologie 12 (1881), 353. Vom 15. März 1852.
19. Hinrichs, G, Jacob Grimms Antrittsrede De desiderio patriae.
Anzeiger f. d. Alterthum 7, 319—326.
20. Holtsmann. — Scherer, W., A. Holtzmann.
Allgemeine deutsche Biographie 13 (1881), S. 16—18.
21. Holtzmann, Adolf.
In: Fritzlari Hermann Sente Elseb^tje. Kolozsvar o. J. S. 14 — 16.
22. Homeyer. — Frensdorff, F., G- Homeyer.
Allgem. deutsche Biographie 13 (1881), S. 44—53.
23. Humboldt. — Dove, A., Wilhelm von Humboldt.
Allgem. deutsche Biographie 13 (1881), S. 338—358.
24. Jacobi. — Scherer, W., Theodor Jacobi.
Allgem. deutsche Bibliographie 64. 65. Lief. (1881).
25. Jänicke. — Gombert, O. Jäiiicke.
Ebenda.
26. Junilis. — Slee und Lilicucron, Franciscus Juniua.
Allgem. deutsche Biographie 69. 70. Lief. (1881), S 734—736.
27. Kulm. — Schmidt, Job., Adalbert Kuhn.
Beilage zur Zeitschrift f. vergleichende Sprachforschung, N. F. VI, 1 (1881 •-
28. Pro hie, U., Adalbert Kuhn und die märkischen Volksgebräuche.
Vossische Ztg. 1881, Sonntagsbeilage Nr. 24.
29. Kurs. — Schumann, A., Schweizerische Schriftsteller. 8. Heinriefa Kor^
Neuer Anzeiger f. Bibliographie 1881, 12. Heft; 1882, 1. Heft.
30. Leo. — Rudioff, Erinnerungen an H. Leo. Zum zweijährig«a Todestai«
Leos den 24. April.
Die Grenzboten 1881, Nr. 19.
31. Lindemann, Wilhelm. Nekrolog.
Literarischer Hand weiser, Nr. 255.
32. ManDhardt. — Pröhle, H., Zur Erinnerung an Wilhelm Manohardt
Vossische Ztg. 1881, Sonntagsheilage Nr. 6.
33. Wilhelm Mannhardt.
Altpreussische Monatsschrift, N. F. 18. Bd. 3. 4. Heft (1881).
n. HANDSCHRIFTENKUNDE UND BIBLIOGRAPHIE. 423
34. Dr. Johann Wilhelm Emanuel Mannhardt.
Danziger Ztg. 1881, 6. Januar. Von R. S. Vgl. auch Siebenbürg. Korrespondens-
blaU IV, 48.
35. Mannhardt, Wilh. , Gedichte. Mit einer Lebensskizze des Dichters. 8.
(XXVII, 152 S.) Danzig 1881. Scheinert. 2 M.
Herausgegeben von L. und G. Mannhardt.
36. Michelten. — v. Giesebrecht, Nekrolog auf Andreas Ludwig Jacob
Miohelsen.
Sitsungsberichte der k. bajer. Akademie 1881, II, 107 — IIS.
37. Malier. — Kölbing, E., Eduard Müller.
Englische Studien 6 (1881), 268.
38. Deutschbein, C, Eduard Müller.
Anglia 4, 421—426.
39. Nicol. — Sweet, H., Henry Nicol.
Academy 12. Febr. 1881, S. 118 f. f 30. Jan. in Algier; geb. Oct. 1845 in London.
40. Bückert. — Reifferscheid, über H. Rückerfs Bedeutung als Germanist.
Verhandlungen der 35. Pbilologenversammlung S. 212 — 214.
41. Marold, C.y Bericht über die Verhandlungen der deutsch-romanischen Section
auf der 35. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Stettin.
Germania 26. 260—256.
42« Henrici, Emil^ Bericht über die Verhandlungen der deutsch-romanischen
Abtheilung der XXXV. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner
SU Stettin vom 27. — 30. Sept. 1880.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 12 (1881), 861—364.
43. Seelmann, W. , dit> Jahresversammlung des Vereins für niederdeutsche
Sprachforschung in Hildesheim am 17. — 20. Mai 1880.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 12 (1881), 863—360.
44. Centervall, Julius, Det andra nordiska filolog-mötet in Kristiania den
10—13 Augusti 1881.
In: Nordisk Tidskrift fbr vetenskap 1881, 7. Heft, S. 558-668.
II. Handschriftenkuode und Bibliographie.
45. Keller, A. v., altdeutsche Handschriften. 6. Tübingen 1881. Druck von
Laopp. 8. 2 Bl.
Enthält die Beschreibung der Karlsruher Hs. cod. pg. germ. 30 (Walthers
T. Rheinau Marienleben).
46. Schmidt, Gustav, die Handschriften der Gymnasial- Bibliothek. IL Halber-
stadt 1881. 4. 32 S.
Programm des Dom- Gymnasiums 1881 (Nr. 197). Darin 8. 25 f. 26 ff. 31 f.
Abdruck von interessanten altdeutschen Fragmenten.
47« Schmid, B., Catalogus codicum manuscriptorum in bibliotheca monasterii
Cremifanensis asservatorum. T. I. fasc. 3. 8. (9. 129 — 192.) Lentii 1881.
Bbenhöch. M. 1.60.
48. Handschriften, geschichtliche, der fürstlich Ottingen - Wallersteinischen
Bibliothek in Maihingen, verzeichnet yon Ph. JaffSS, mitgetheilt von W. Wat-
tenbach.
Neues Archiv der Gesellschaft für filtere deutsche Geschichte VH (1881) , 171
bis 186. Enthält u. a. ein histor. Gedicht (= Liliencron, Volkslieder I, 497 ff.)
und ein anderes (= H, 45 — 58). — S. 174 wird aus einer Chronik die Stelle
mitgetheilt: Post cujus Athile mortem in Eczelburk fuit bellum Kriemheldinum,
lomnium preteritorum bellomm maximum. — 8. 176 Schwabenspiegel; bairisches
Bechtsbnch. — 8. 179 althochd. Windnamen; Notkers Bibel, 1 Blatt etc.
424 BIBUOGRAPHIE VON 1881.
49. Halm, C, et G. Meyer, Catalogus codicam latinomm biblioihecae regiu
Monacensis. T. II, p. 4. Codices Nam. 21406—27268 complectens. 8. (2 BU
300 S.) Manchen 1881. Palm. 6 M.
Vgl. Laterar. Centralblatt 1882, Nr. 16.
50. Waitz, G.^ Pariser Handschriften.
Neues Archiv der Gesellschaft fOr ältere deutsche Geschichte 6 (1881), 8. 4T3
bis 495. Darin Nr. 9666 11. Jh. Rnnenalphabet; 10758 Lex Salica. Noqt. acqoii.
241 Propere mit deutschen Glossen. Außerdem viele Handschriften mit Utei-
nischen Gedichten.
51. Gillert, K., lateinische Handschriften in St. Petersburg.
Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichte VI, 497—611.
Fortsetzung von Bibliographie 1880, Nr 45. Enthält nichts Deutsches, aber
manche lateinische Dichtungen.
52. ZukalyJ., aus der Troppaaer Museurosbibliothek. Jahresbericht derObcF
realschule in Troppau (1881). 8. 36 S.
Darin ein Vocabularius latino-germanicus von 1418.
53. Lubbcn, A. , die niederdeutschen, noch nicht weiter bekannten Hui*
Schriften der Bibliothek zu Wolfenbüttel.
Jahresbericht d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, 68 — 73.
54. Bech, F., Verzeichniss der alten Handschriften und Drucke in der Dos-
herreu bibliothek zu Zeitz. Lex. 8. (58 S.) Berlin 1881. Weidmann. 5 M.
Enthält nur wenig Deutsches, das meist von Bech in Zeitschriften berciii
publicirt ist. Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 23.
55. Ewald, P., Reise nach Spanien im Winter von 1878 auf 1879.
Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichte VI (1881), 217— 3N.
Ich mache aufmerksam auf folgendes: Escorial. S. 228 f. werden westgotiKk
Namen mitgetheilt — S. 259 Sammlung lateinischer Gedichte in O. HI. 2, KL $
bis 103; Bl. 198 ein Minnelied in nd. (V^ Sprache (14. Jh.) Genaden zoallerstAiit'
derreichte minen pant (wohl md.); ein latein. Räthsel S. 280; ein VaganteoM
Veris dulcis in tempore (=^ Carmina Burana p. 195K — Sevilla. S. 374, Nr. i
3. 18 (16. Jh.; enthält einige nd. Stücke. — Granada S. 384. 1. 1. 13 (14. Jk
Albertus magous historia naturalis, neben dem lat Text auf den erst^i Seita
eine nd. Übersetzung: Etlike manschen de syn in dat osten mjdelmatescb m
persone etc.
56. Verzeichniss des antiquarischen Bucherlager von A. Bielefeldes Bd-
buchhandlung in Karlsruhe. 1881. Nr. 90.
Enthält die 2. Abtheilung der Bibliothek von F. J. Mone. Am Schlosse Hn''
Schriften und Fragmente. Verschiedene Prosaschriften. Mystisches. Fragan^
aus Parzival, Rudolfs Weltchronik etc.
57. Völcker, Georg, Register zu Wendelin v, Maltzahn's deutschem Bücher
schätz des 16., 17. u. 18. bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts. 8. Freok-
furt a. M. 1881. Völcker. M. 2.40.
58. CXXXVI. Katalog des Antiquarischen Bucherlagers von Albert Cobo ■
Berlin. Berlin J881. 8.
Enthält viele Seltenheiten und manche Unica zur Literatur des 16. JahrhimdcfV-
Ich erwähne die clagredt (Nr. 2796), von 1556, S. 12; die zwei Drucke *•!
Curtisan, S. 13; Sachen von Fischart, S. 14; Bechstein's Liederbuch, 6Mi^
dem der Cl. Hätzlerin stimmt, S. 24 ; die hochdeutsche Bearbeitung von Vi*
straat, S. 26 f.; Nr. 3076, S. 30; Nr. 3164, S. 36; Nr. 3173, S. 37; Hi. *»
deutschen Belial. S. 41 u. a.
59. Bücherverzeichuiss von Karl J. Trübner. XXXL Germanische Sprtc^
8. Straßburg 1882.
Enthält seltene Ausgaben von S. Braut, Fischart, Geiler von Kaisersberg, OMg**
bach, N. Manuel, Mumer.
III. SPKACHWISSENSCHiFT USD SPRACHVERGLEICHUNG,
425
60. Bartsch, K., Bibliograph icclie Übersiclit der ErBcheinungcn auf dem Qe.
biete der germauitcheii Philologie im Jahre 18S0.
Oennuiia 26, i23-60ä.
til. Ja,hresbericbt über die ErBeheiDungi-'o auf dem Gebiete der germaiiiscben
Philologie fiir das Jabr 1880. Uerauageg. tod der Oeaellecbaft für duqtBche
Philologie in Berlin. 2. Jahrgniig 1880. 8. (IV, 307 S.) Uoriiii 1881. Cal-
vary u. Co. 8 M,
Vgl. KorrcBpuiidonibl»« d. Vereins f. »iubenbiirg. Laudcakuude 1881, Nr, 9;
Bulletin crilique d'bUtoire 11, 18.
62. Litern tnrblatt für germanischo und romanische Philologie. Unter Uit-
wirkong von K. Bartsch hL-raUBgeg. von O. Behaghel und P. Neiimano.
2. Jnhrg. 1881. 4. U<^ilbronn 1881. Hunninger.
ti3. Bibliutheca philolugica, oder (ceurdnete 0be nicht aller iiuf dem Gebiete
ÜVT claeaischeu AUertburoBwiMcnHcliaft wie der älteren bnd neueren Sprach-
wiaseoachafl in Deutschland und dem Ausland nea erachieaencn Bücher, herans-
gegeben von E. Ehrenfeachter. 33. Jahrg. (1880). 8. 444 S. Qiittingcn 1881.
Vandenhoek u. Ruprecht. 4 M.
64. Duorniuck, J. J. van, Vcrmomde en naamlooze achryvcra opgespoord up
bei gebied der Nederlandnche eu Vlaamsclie lettereu. Leiden I8S1. Brill. f. 10.
fiS. TrHQtinann, M., Übersicht der in den Jahren 187T, 1878 u. 1879 auf
dem Gebii'Iu dur engtiäclit-'D Philologie ersohieneDen BUoher und Aufsätie.
8. (67 S.)
Boitagf zu Anglia IV, 3.
68. Skyrslur og reiktiingar hins Iilenaka bökmeuuKlags 1879—80. H.
fXLVm, 31 S.) Kuupmaniiahöfn.
Nicht im Buchhaudel. Entliält u. ■. Bibliographiichra , i. B. ULvr 'Ulcuxki
bakur, og um Island og islenakar b6kmentir
67, Stjfi rnstrü m , GuHt., Literaturhistorisk faibliograS. 1 Itibliografi och liteni-
tarhiatoria. 'i. Bvenska sptäket. 14 S.
8amUren 1880, H. 1.
111.
chaft und Sprachvetgle
68. Uüller, Friedrich, GrondrlQ der Sprachwissenschaft. 1. Abth. 3. Hülfte-
8. (X, 177-439 S.) Wi^o 1889. Holder. M. 5.60.
I. Steinthal, H., Abriß der Sprachwiaacnschaft. 1. Tbeil. 2. Abth. 8. (XXV,
n. ä. 401-496). Berlin 1881. DUmmler. M. 1.50.
Tgl. Acndoiu; 1881, '20. Äogust, .s. Hb. U. Lllur. Ztg. 36.
70. Steinthal, H., Einleitung in die Psjchologie und Spracbv^iaBcuschaft,
ZuBätJMi lur 1. Anfinge. 8. (9 S.) Ebd. 50 Pf.
II. B(ergstcdt). C. F., Rvad är spräkvoEeoikap?
Nordisk Tidskrift Ki veteiuksp. kuusl .joh iudiuUi, H. 3, S. 243 — 281.
'S. Madvig, J. N- Uvad er Sprogvidenakabf Foredrag boldt ved det bindet
nordiakt? müde uf filologer Oksli akulemiend i Krisliauia. den 10. Augost 1861.
Norditk Tidskrift ßfr veteuskap. konat och indusiri 1881, D. 6, &. 481-4U3.
73, Ldvy.Bing, L., ia linguiatique d^voil^e. 8. {240 S.) P^iri» 1881. Vicweg.
74. Adam, Lucicn, Ia linguislique ost-ulle nnc acienuo naturelle ou nne acience
hlatoriquo? (deuiiiune articie}'
Revue do liitguiotique, T. 10' Qct. 1881.
'6. Adam, L., lea cinssificatton« de Ia Mtiguistiquo.
Bavoe de bnguittiqiie XIV, 3 (18S1).
426 BIBUOOKAPHIE VON 1881.
76. Bahnsen, Jalius, AphorUmen über Spraohphilosophie. Progr. (Nr. l(M/
1881. 8. 35 S. Lauenburg in Pommeru. Leipzig 1881. Ghrieben. 1 M.
77. Rosenthal, L. A., die nene Sprachwissenschaft and die PhiloMphie in
ihrem Verhältniß zn einander.
Literarischer Merkur 1881, Nr. 24.
78. Delbrnck, B. , Introduzione allo studio deila seieosa del liagiaggio-.
contribnto alla storia cd alla metodica della glottologia eomparaÜTa. Tiadu.
da P. Merlo. 8. (XI, 158 S.) Torino 1881. Loescher. 8 I. 50 c
79. Ceci, Bertoldo Delbrück e la scienza del lingoaggio indogermaaieo.
Giomale Napoletano 1881, Not.
80. D*Ovidio, d*un recente libro di Delbrück e della tradusione del Ifcrit
e di due nnove dissertazioni del Whitney.
RivisU di ülologia X, 5—7 (1881).
81. Whitney, W. D., langnage and its study: seven lectaree. Eidited, ^
introdaction, notes etc. by B. Morris. 3nd. edition. 8. (332 S.) London 18IL
Trübner. 5 sh.
82. Whitney, W.D., Taal en taalstndie. Voorlesingen over de grondca te
wetenschappelijke taalbeoefening. Volgens der derde uitgave Toor Neder-
landers bewerkt door J. Beckering Vincken. 2* aerie. 8. (4 und 476 8.)
Haarlem 1881. Bohn. 5 f. 10 c.
83. Müller, Max, Sprache und Sprachen.
Deutsche Rundschau 1881, August, 8. 306—8.
84. Müller, Max, Seleeted essays on langnage, mytfaology and religion. Loadn
1881. Longmans and Co.
Vgl. Athenaeum 1881, 20. Augast, S. 237.
85. Abel, C, über den Ursprung der Sprache. 2. Ausgabe. 8. (23 8.) Beria
1881. Liepmannssohn. M. 1.50.
Erweiterte Bearbeitung eines in *Nord und Süd' erschienenen AufuUaes.
86. Geiger, L., der Ursprung der Sprache. 2. Auflage. 8. (XXIV, 190 S.;
Stuttgart 1881 (1878). Cotta. 6 M.
87. Tesch,?., Ursprung und Entwickelung der Sprache. Vortrag. 8. (39 S-)
Neuwied 1881. Heuser. 60 Pf.
88. Gelmetti, L. , la dottrina manzoniana rall' uniti della lingaa ne stoi
difensori Morandi e d*Ovidio: nuovi studti critici sullo stato definitiro delli
questione. 8. (312 S.) Milano 1881. 5 Lire.
89. Wäschke,H., über die Entstehung der Sprache and der Einselsprackei.
4. (23 S.) Dessau 1881.
Programm.
90. Drival, E. van, de Torigine et de la Constitution intime dv langtge.
8. (153 S.) Paris 1881. Maisonneuye. 6 M.
91. Krause, die Ursprache in ihrer ersten Entwickelung. lU. Tbeil.
Programm' des Gymnasiums zu Gleiwits 1881 (Nr. 154). 4. 26 S.
92. Sweet, H., on recent inyestigations on the Aryan Ursprache.
Transactions of the Philological Society 1880—81. Part L
93. Hart, J. M., Keltic and Germanic.
American Journal of Philology I, 4.
94. Place of Celtic in the Indo-European Family of Languages; Tesu of
Etymological affinity ; Grimms law; Ilustrations of the application of Ghiums U'-
The Scottish Celtic Beview 1 (1881).
m. SPRACHWISSENSCHAFT UND SPRACHVERGLEICHUNG. 427
95. Sieyers, Ed., Gmndzüge der Phonetik zur Einfuhrang in das Studium
der Lautlehre der indogenDantadhefi 0)[irä6hen. Zweite weseutlich umgearbeitete
und vermehrte Auflage der Grundzüge zur Lautpbysiologie . 8. (XV, 224 S.)
Leipaig 1881. Breitkopf u. Härtel. 6 M.
Bibliothek indogermanischer Grammatiken. 1. Bd. Vgl. Literar. Centralblatt
1881, Nr. 41 (Braune); Gott. Gel. Anzeigen S. 885—896 (J. Storm); D. Liter.
Ztg. 1882. Nr. 22 (Collitz); Anglia IV, 2. H. (Trautmann).
96. TuloT, M., über die Elementarlaute der menschlichen Stimme und über
das Alphabet. 8. (112 S.) Kiew 1881.
In russischer Sprache.
97. Michaelis, G., über die Anordnung der Vokale.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen 66 (1881), 403—460, und Nachtrag 66,
77 — 96. Die Abhandlung selbst ist s^MU-at erschienen. 8. (79 S.) Berlin 1881.
Barthol u. Co. M. 1.60. Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 16 (HoffoTj).
98. Kruszewski, N., Prtvatdocent, über Lautabweehslung. 8. (41 S.) Mit
2 iTabellen. Kasan 1881. Uniy.- Buchhandlung. 1 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, 12 (Brugman).
99. Osthoff, H., die Trefstufe im indogermanischen Vocalismus.
Morphologische Studien IV (1881), S. 1—406.
100. Kirste, H., die constitutionellen Verschiedenheiten der Verschlußlaute im
Indogermanischen. 8. (84 S.) Graz 1880. Leuschner u. Lubensky. M. 2.60.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, 17 (Vemer) ; Literar. Centralblatt 22 (Sievers).
101. Osthoff, H., Zum grammatischen Wechsel der velaren A'-Reihe.
Paul n. Braune, Beiträge 8, 266—287.
102. Müller, Gerh. Heinr. , ober den Accusativ und sein Verhältniss zu den
fibrigen Casus. Ein Beitrag zur indogermanischen Casuslehre.
Zeitschrift nir Volkerpsychologie 13 (1881), S. 1—81.
lOd. Osthoff, H.) über Aoristpraesens und Imperfectpraesens.
Paul u. Braune, BeitrKge 8, 287—311.
104. Weise, O. , W<n*tentlehnang und Wortschöpfung. Sprachgeschichtliche
Studie.
Zeitschrift fBr VOlkerpsjehologie XIH, 8 (1881).
105. Weise, C, Verschmelzong des Artikeb mit dem Wortstamme.
Zeitsobrtft für Völkerps/ohologie XIII, 8 (1881).
106. Danielsson, O. A. , Grammatiska anmärkningar. I. Om de indoeuro-
peiska femininstammame pä -t och nigra dermed beslägtade bildningar i
grekiska och latinska sprikön. 8. (68 S.) Upsala 1881. Akademiska Bok-
handeln. 1 kr. 50 ore.
üpsala üniTersitets Ärsskrift 1881.
107. Gow, J., Note on gender^ especially in Indo-Europ^en langnages.
The Journal of Philology Vol. X, Nr. 19 (1881).
108. Moltzer, H. E., De volksyerbeelding in het rijk der taal. Redevoeripg
by de overdracht van het Rectoraat der Universiteit te Groningen. 8. (30 S.)
Groningen 1881. Wolters, f. 0.60.
109. Bezzenberger, A. und A. Fick, Nachträge zum indogermanischen
Wörterbuch.
Bezzenberger, Beiträge VI, 4 (1881), S. 236—240.
428 BIBLlOQRAPHrE VON 1881.
IV. Grammatik«
110. Meyer ^L., über die gothische Sprache.
Sitsangsberichte der k. gelehrten estnischen Gesellschaft sa Dorpat 1880—81.
111. Kossinna, Gastay, über die ältesten hochfränkischen Sprachdenkmiler.
Ein Beitrag zur Grammatik des Althochdeutschen. 8. (XIII, 99 8.) StnE-
burg 1881. Trubner.
Quellen und Forschungen, XL VI. Heft.
112. Paul^ Hermann, mittelhochdeutsche Grammatik. (Sammlon^ kunerGruh
matiken germanischer Diah^kte. 11.) 8. (VIII, 69 S.) Halle 1881. NiemeTcr.
M. 1.20.
Vgl. Literaturblatt 1881, 115 (Behaghel); Zeitschrift f. d. PhUologie 18, 48SC
(Bahder); Anzeiger f. deutsches Alterthum 7, 806 ff. (Franek); D. I^tar. 1^
1881, 44 (Rödiger); American Jonmal of Philologj 1881, Nr. 6.
113. Weinhold, Karl, Kleine mittelhochdeutsche Grammatik. 8. (VIII, 106 S.)
Wien 1881. Braumüller.
Vgl. Zeitschrift f. d. Philologie 12, 483 ff. (Bahder); D. Liter. Ztg. 1881, Nr.«
(Rödiger); American Jonmal of Philology, Nr. 6.
114. Bernhardt, £., Abriß der mittelhochdeutschen Laut- und Fleziooilekic
zum Schulgebrauche. Mit einem Anhang über mhd. Versbau. 2. ▼erbutrt»
Auflage. 8. (VI, 33 S.) Halle 1881. Waisenhaus.
Vgl. Literaturblatt 2881, Sp. 114; Anseiger f. deutaehes Alterthum 7, SOli
(Frauck); Zeitschrift f. d. Gymnasial wesen 1881, S. 359 f. (Bödiger).
115. Blatz, Friedrich, Neuhochdeutsche Grammatik mit BeracksichtigiiDg ^
historischeu Entwickelung der deutschen Sprache. Zweite theilweiae Yerbttite
und vermehrte Auflage. 8. (XXVIII, 884 S.) Tauberbischofsheim 1881. Lsiy
Mit einer sprachgeschichtlichen Einleitung und Belegen aus allen Periote
unserer Sprachgeschichte und Literatur.
116. Frauer, Ludwig, neuhochdeutsche Grammatik, mit besonderer Rficktfck
auf den Unterricht an höheren Schulen und zugleich als Leitfaden für tka
demische Vorträge. 8. (XX, 332 S.) Heidelberg 1881. Winter.
Vgl. Zeitschrift f. d. Gjmnas. 1882, S. 368 ff. (Wilmanns).
117. Valentin I c k e 1 s a m e r s Teutsche G^ammatica. Herausgeg. von Dr. KoUer.
2. u. 3. Auflage des Neudrucks. 8. (XII, 48 S.) Freiburg i. B. 1881. Mehr.
1 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 39 (Braune); D. Liter Ztg. Nr. 46 (Miehaslii).
118. Geistbeck, Michael, historische Wandlungen in unserer Muttenpracbe.
Ein Beitrag zur Förderung des grammatischen Studiums und Unterrichti.
8. (62 S.) München 1881. Ackermann. M. 1.20.
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 7, 331; D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 41.
119. Ledercr, Einführung in die Geschichte der deutschen Sprache. Prograna
des Gymnasiums zu Arnstadt 1881 (Nr. 619). 4. 37 8.
120. L innig, Franz, Bilder zur Geschichte der deutschen Sprache. 8. (500 S.
Paderborn 1881. Schöningh. 6 M.
121. Ottenthal, £. y., die deutsch- romanische Sprachgrenze im Vinstgao ti
Ende des 14. Jahrhunderts.
Mittheilungen des Instituts für österr. Geschichtsforschung 11, 112—114. Vgl
Jahresbericht 1881, S. 36.
122. Bcch,F., Merkwürdiges Zeugniss von der in Halle a./S. um 1477 herr
sehenden Sprache.
Germania 26, 351 f.
rv. GRAMMATIK,
429
123. LübbcD, A., mittelniederdeutaolic Grammatili nebat Chrcatomatbie und
Gl0B.ftr. 8. (Vm, 831 S.) Leipzig 1882. T. 0. Weigel. 6 M.
Vgl. Liter. Centralbtatt 1BS2, IT (Branne); LileraturblHtt ISS?, ö (Tiimpel).
194. Kocfa, C. F., hiatoriac-hc Gruminatik der Engliscbcn Sprache. I. KunJ.
Ltiut. und Fleiionslehrc. Zweite unveränderte Auflage. 8. (X. 498 S.) Kiiaael
1882. Wigand. 10 H.
125. Storni, Johann, Engliacbe PliilologiB. Anleitung Kuto wissenacliuft liehen
Stadtutn der englischen Sprache. Vom Verfaeser ffir dad deutsehe Piibliknoi
bearbcilet. 1. Die lebende »[.räche. 6. (XVt, 466 S.) Heilbronn 1881. lleuninger.
Vgl. U. LiUr. Ztg. ISHl, U (Napier); Tsalbludie II, 6; Literar. Ceutralblatt
18S1, 36 IR. Walckers); Hcrri^a Archiv 65, 321 ff. (Asher); Taalatiidie III, 1;
Englische Studien 6. 266 ff. (Thuni)i Anglia IV, 4 (Trantmaun); Engl. Studien
6, 398 ff. (Regel); Literatnrblatt 1883, 7 (BieverB).
136. Cosijn, P. J., kiirzgeraaate altweataäcbaiBche Ornmuiatik. 1. Theil. Die
Vocale der Stammailben. 8. (IV, 5G S.). Leiden 1881. Brlll. M. l.üO.
Vgl. LitetalurbUtt ISäl, Sp. Ti f. (Neumann); Nord en 'laii IV, G.
127. Feyer«bciid, W,, in whiit mannet did the Frtnch influence the for-
Biation of the Euglish language?
Programm der kgl. GeweibeachulB lu Elborfald 1881 (Nr. i'M). 4. U S.
136. Cummins, a granrniar of tbe old fricaic language. 8. (64 S.) Lomloii
1881. Triibncr. 3 B. 6 d,
Vgl. D. Lit. Ztg. 188S, 1 (Foit); AtheuBeam, 30. Juli 1S81, S. U2.
129. NÜBBon, L. G., ForniBlündik Grammatik. Ändra Haftet. 8. (S. 89 bis
ISO.) Stookbölm 1881. 1 kr.
130. Äftsen, J., norak Grammatik, Omarbeidet Udgave af Det norske Folkeaproga
Irammatlk.' N; Sul.siiription. 2. Heft. 8. Cbristianla 1881. Mailing, i. 1 kr.
131. Schwarti, Eug6i>e, och Adolf Noreen, Sveuak spilklära für hÖgrc
DnderTiBning och tili själfBludiam. Första haftet. 8. (6, 64, LH S.) Stock-
holm 1881. NoTBtedt & Söner. 1 kr. 60 öre.
132. Vogel, Hilarine, das phonetiech-etTinologiacbe Element in der dcutai^beu
Sprache. Ein Beitrag zur Geneais der Sprache. 8. (33 S.)
Jahresbericbl über dio k. k. Stantd-Oberrealschnle im III. Bexirk. Wien ISSI.
133. DevantioT, Franz, über die Lautveracbiebung und das Verhüllniss dea
Hoohdeulachen zum NiederdeuUchen. 8. (44 S. mit 1 llolzsehn.)
Sammlung gemeiuvotafttndlicher wissen schaftlich er Vurlrfigo 376. Berlin 1881.
Habel. 1 M
134. Steiner, W., zur Opgchicbto der Ablanlfrage in der deutschen Gram-
matik. 8. (81 S.)
Programm der Ob erreal schule in Ciemowitz |P81. Vgl. Jahresbericht S, 30.
135. Beisenberger, A., GvnmmutiBche Bemorkungou.
Beitrüge v
Bednplicali
Folge a»ei
Panl.H.,
I ~BeEzeQb arger T (1881); S. 7ö f. Ober aubitant. BilduugcD
i; 8. 77 f. Ober aurfror etc.-, 8. 76 Ober die AhneiijnnK gegen
ige znr Geschichte der Laute» tvicklung und FormonassocU-
»n. 9. Noch einmal golisch au vor Vocalen. I U- Tonende VurBchluasfortis.
Paiü u. Braune, beitrüge 8, 210—221.
137. Kluge, F., znr allferinaniacben Sprachgeschichtp.
Zeitaabrift f. vergleichende Sprachforschung SO (1881), 68—111». I. Verbnipar-
tikeln in der Zusammensctiung. 2. Lautrerachiebung in xua.-immcngesFlzten
Worten. 3. Hochd. beben. 4. Etjmologica, G. Die indogerm. Tenuca adapiratae
im Gsrman. 0. Accontwechael in der NomlualSexiou.
430 BTBLIOGiRAPHIE YOI? 1881.
138. Kluge, F., Gramm atiBches« II.
Panl u. Braune, Beitrige 8, 384 — 843. 1. ladogerra. d=r: gemii. o. S. Nochmtb
das verb subst. ae. beon. 3. Drei Verba des Zittema.
139. Schmidt, Johannes, die germanischen Präpositiooen und das AuslautsgeseU.
Zeitschrift f. vergleichende Sprachforschung 26 (1881), S. 20 — i(i»
140. Puls, A. , Untersuchung über die Lautlehre der Lieder ICascatblatV
8. (XVII, 53 S.) Kiel 1881. Lipsius u. Tischer in Comm. 2 M.
Kieler Dissertation. Vgl. Literaturblatt 1882, 3 (Behaghel).
141. Beckering Vinckers and Gall^e, Dutch Phonology.
Encyclopnedia Brittannica s. v. Holland.
142. Van Uelten, Vondurs Taal. I vormleer, II Sjntazia. Rotterdam 1881.
Otto Petri. f. 3.50.
Vgl. Literaturblatt 1882, 7 (Bebagel).
143. Helten, W. L. van, Verscheidenbeden.
Tijdskrift voor nederl. taal- en letterkunde 1 (1881), 159 — 164.
144. Kluge, F., Anglosaxonica.
Aaglia 4, 105-106.
145. Lohmann, 0., Nachträge zu Anglia III, 1 ff.
Anglia 4. 418 f.
146. Stratmann, F. H., Notizen zur mittelenglischen Lautlehre.
Englische Studien 4 (1881), 99—100.
147. Columbus, Samuel ^ En svensk ordeskÖtsel angäende bokatäfver, ord
och ordesätt. Med inledning, anmärkningar och register utgifVen af Qiut
Stjernström och Adolf Norcen. 8. (XXV, 77 S.) Upsala 1881. Aki-
demiska Bocktryckeriet. 2 kr.
In : Skrifter utgifna af Svenska Literatiursallskapet. Vgl. Nj Syenak Tidakrifl 1882, t
148. Brekke, K., Bidrag til dansk-norskens lydlaere. 8. (66 S.)
Abdruck aus Aars og Vosü's skoles indbydelsesskrift 1881. Kristiania. Nicht im
Buchhandel.
149. Schmidt, Johannes, die Vertreter von ursprünglich äv, oy ni den ger-
manischen Sprachen.
Zeitschrift f. vergleichende Sprachforschung 26 (1881), S. 1 — 19«
150. Franck , Johannes, der Klang der beiden kurzen f im MittelhochdeutscheD.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 218-225.
151. Franck, Johannes, die Behandlung des e bei Maerlant.
Zeitschrift, f. deutsches Alterthum 25 (1881), 30-50.
152. Stratmann, F. H., zur mittelenglischen Grammatik.
Englische Studien 4 (1881), 289. Neutrale a-StJUnme, die im MittelengUsckei
ein paragogisches e erhalten.
153. Kock, Axel, ein consonantisches Auslantsgesctz des Gotischen aas dem
Accent erklärt.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 226 232.
154. Kunkel, G., der Consonant G in Declumation und Gesang. Ein Beitrag
zur Polemik in dieser Frage. 8. (42 S.) Frankfurt a. M. 1881. Mahlau b.
Waldschraidt. 1 M.
155. Leach, A. , The letter U, past prcsent and futui*e: a treatise. Witk
rules for the silent H based on modern usage. 12. (84 8.) London 1881.
Griffith and Farran. 1 sh.
156. Stratmann, F. H., das paragogische n.
Anglia 4, 107—108.
157. Sievers, Ed., kleine Beiträge zur deutschen Grammatik. X. Der angel-
sächsische Instrumental.
Paul u. Braune, Beiträge 8, 324-338.
IV. GRABOiATIK. 431
158. Primer, S., on the consonant declension in oldnorae.
The American Journal of philology Nr. 6 (1881), S. 30—49; Nr. 6, S. 181-203.
159. Schmidt, Johannes, die germanische Flexion des verbam sabstantivum
und das hiatnsfüllende r im Hochdeutschen.
Zeitschrift f. vergleichende Sprachforschung 25 (1881), 592—600. Gelangt zn
dem Resultat, *daß das hiatusfüllende r im Wortinnem aus der Grammatik
verschwinden muß*.
160. Bragmann, R. , die gotische Imperativform hiri und die Denominativa
von consonantischen Stammen.
MorphologUche Studien 4, (1881), 414—417.
161. Wall ström, artikeln i engelska sprSket. Ett bihang tili grammatikor.
8. (45 S.) Stockholm 1881. kr. 0.75.
162. Schrnder, Aagust, das altenglische Relativpronomen mit besonderer
Berücksichtigung der Sprache Chaacer*8. 8. (X, 43 S.)
Kieler Dissertation 1881.
163. Kluge, F., Verbalpartikeln in der Zusammensetsung.
Zeitschrift f. vergleichende Sprachforschung 26, 328 (1881). Ergänzung zu 26, 70 ff.
über die betonten Formen mit gd (ge),
164. Gall^e, J. H., nog eenige ten opzichte van Genus of Flectie onzekere
Gotische woorden.
Tijdschrift vooi Nederlandsche Taal- en Letterkunde 3. Aflev. (1881), S. 220 231.
166. Bernhardt, £., zur gotischen Casuslebre. II.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13, 1-20.
166. Pratje, H., Zum Gebrauch des Accnsativ im Heliand.
In: Festgabe für W. Crecelius. Elberfeld 1881, S. 112—117.
167» Pratje, H., Dativ und Instrumentalis im Heliand, unter Berücksichtigung
der Ergebnisse der vergleichenden Sprachforschung syntaktisch dargestellt.
8. (75 S.) Göttingen 1881. Deuerlich. M. 1.20.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 21 ; D. Liter. Ztg. 45 (Ries).
168. Wilhelmj, Em., die Einleitungen der Relativsätze im Heliand. 8. (44 S.
Leipziger Dissertation (1881).
169. Marold, C, über die gotischen Konjunktionen, welche ovv und yag ver-
treten. Programm des königl. Friedrichs-Collegiums zu Königsberg i. Fr.
Ostern 1881. (Progr. Nr. 3.) 4. (30 S.)
170. Frommann, K., Zur Luther-Grammatik.
Germania 86, 409 -> 416.
171. Weingartner, die von L. Bock aufgestellten Kategorien des Conjunctivs
im Mittelhochdeutschen, untersucht an Hartmann von Aue. 8. Programm des
Staatagymnasiums in Troppau 1881.
Vgl. Literaturblatt 1881, Nr. 12 (Tomanetz) ; Zeitschrift f. d. österr. Gymn. 33, 158.
172. Herford, Eugen, über den Accusativ mit dem Infinitiv im Deutschen.
Programm (Nr. 32) des Gymnasiums zu Thorn 1881. 4. (18 S.)
178. Sattler^ W., Beiträge zur Präpositionslehre.
Anglia 4, 168—179. 292-306 (1881).
174. Kynast, R. , die temporalen Adverbialsätze bei Hartmann von Aue. 8.
(70 S.) Breslau 1880. Kern. M. 1.
Breslauer Dissertation. Vgl. D.Liter. Ztg. 1881, Nr. 43; Zeitschrift f d. Philo-
logie 18, 128 (Erdmann).
175. Sattler, W., zur englischen Grammatik. IV.
Englische Studien 4, 68 - 93 (1881). Ober no more — not more.
176. Pettersson, £. W., Gm Inversion i tyska spräket.
Pedagogisk Tidskrift 1881, H. 4, S. 163—161.
432 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
177. Andresen, K.6., Sprachgebraach und Sprachrichtigkfiit im Doitidin.
Zweite verm. Auflage. 8. (304 S.) Heilbronn 1881. HonniDger. 5 M.
Vgl. Literaturblatt 1881, Sp. 373 (Behag^bel); Blätter f. literar. Unterk \isil
37 (Sanders); Athenaenin beige 1881, 15. Nor; Revue critiqne 1882, 22; G5t%.
Gel. Ans. Nr. 28 (Sauer).
V. Lexikographie.
178. Grimm, J. , und W. Grimm, deutscbea Wörterbuch. Fortgesetzt T(»e
M. Heyne, R. Hildebrand, M. Leser und K. Weigand. VI. Bd. 7. u. 8. Liirf.
ßearb. von M. Heyne. 8. (Sp. 1153— 1536.) — IV. Bd. 1. Abth. 2. Hilftf.
3. Lief. Bearb. von R. Hildebrand. (Sp. 2537—2728.) — VII. Bd. l.lkL
Bearb. von M. Lexer. (Sp. 1 — 192.) Leipzig 1881. Hirzel.
Vgl. Anseiger f. deutsches Alterthum 8, 172—178 (Gomhert).
179. Lexer, M., mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch mit grammatiackr
Einleitung. 2. Auflage. Mit Nachtragen. 8. (XXIII, 320 S.) Leipzig im.
Hirzel. 4 M.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 22.
180. Kalcher, die Witteisbacher Fürsten - Urkunden des Stadt - ArtUni
Landshut.
Verhandlungen des historischen Vereines f&r Niederbajem. 21. Bd. 1. m> 2. Heft.
Die älteste deutsche Urkunde ist von 1316. Geht bis 1487. AngehSngt eia alli
Glossar.
181. Fahre d*£nvieu, J. , le dictionnaire allemand enseign^ par Tanalpe
^tjmoiogique des noms propres individuels, familiaux, etfaniqaes et geogn-
phiques et par i*explication de quelques noms franco-tudeaqaes. Onomatolt^
de l'histoire, de la mythologie, de Tethnographie et de la g^grapbie ds
contr^es occup^es par les AUemands. Paris 1881. 8, (XX, 346 8.)
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 8, 8 ff. (Feit); Literar. Centralblatt 1882, Nr.«
182. Schiller, K., und A. Lübben, mittelniederdeutsches Worterbocb. SO.
31. (Schluß-) Heft und Nachtrage. (S. 141 — 319.) Bremen 1881. Rfihtmaiii.
183. Holstein, H., ein lateinisch-deutsches Vokabelbucb von 1542.
Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6, 123 — 129.
184. Woordenboek der Nederlandsche taal 11* deel afl. 1. Bewerkt door
M. de Vries (Akant— Alleens). Haag 1881. Nyhoff. f. 0.87.
185. Sprachproben^ altenglische. Herausgegeben von E. Mätsner. Wörter
buch. 7. Lief. (S. 129—240.) Berlin 1880. Weidmann. M. 8.60.
186. Catholicon-Anglicum, an English latin Wordbook, dated 1483,
edited from the Ms. No. 168 in the Library of Lord Morsen, collated vift
the add. Ms. 15.562 Brit. Mus. with introduction and notos by S. J. H.
Herrtage, with a preface by H. B. Wheatley. 8. (LH, 432 S.) London 18S1.
Trübner. 20 sh.
Early English Text Society 75. Vgl. Anglia V, 2 (Smith).
187. Skeat, W. W., an etymological dictionary of the English languigc-
P. II: Dor— Lit. P. III: Lit— Red. Oxford 1880. Clarendon Press.
Vgl. Anglia IV, 2 (Trautmann).
188. Standard Etymological Dictionary of the English language. Wird.
Lock & Co. 1881. (530 S.)
Vgl. Atbenaeum 17. Sept. 1881, 8. 367.
189. Transactions of the Philological Society 1880 — 81. S. 121—139.
Enthält einen Bericht Über das von der Gesellschaft vorbereitete große EifL
Wörterbuch.
V. LEXIKOGRAPHIE. 433
190. Jamieson, John, an etymological dictionary of the Scotish langnage.
Vol. I— III.
Vgl. Aeademy 80. Angust 1881, 8. 137.
191. PorkelBson, Jon, Supplement til islaiHsko ordbeger. Anden Sumling.
8. (S. 129 — 208: fullßfengithroeddr).
Bchulprogramm von Reykjavik 1880 — 81.
192. Aasen, J., Norsk Ordbog med dansk Forklaring. Omarbeidet og for<^get
Udgave af en aeldre Ordbog over det norske Folkesprog. Ny Subskription.
2. Heft. 8. Christiauia 1881. Mailing.
193. Kaikar, 0., Ordbog til det aeldre danske sprog (1300— 1700). 1. 2. Heft.
(Abbot — Balges.) 8. (S. 1—208.) Kebenhavn 1881. Reitzel in Cumm. 3 kr.
194. Fick, A., Etymologien.
Bezzenberger, Heiträge 6, 1 (1880). Ahd. cbröuan ss altbulg. graja; ags. gecanc
-= skr. ganja.
195. Fick, A., Etymologien.
Hezzenberger, Beiträge VII, 1. U. a. plegan.
196. Ehlers, Geschichtliche Entwickelung der französischen Sprache. (Fort-
setsang.)
Linguae franco-gallicae glossarium germanicam: satjan-HUiija. Progr. der Real-
schule II. Ord. zu Hanau 1881. 4. (16 8.)
197. Weise, 0., Zur Charakteristik der Volksetymologie.
Zeitschrift f. Völkerpsychologie 12 (1S80), 203-223.
198« Pröhle, H., Volksetymologien. 1. 2.
Vossische Ztg. 1881, Sonntagsbeilage 18. 20.
199. Wer sh Oven, F. J., englische Volksetymologie.
Herrigs Archiv 63, 476.
SOG. Blandinger udgivne af Universitets-Jubilaeets danske Samfund ved
Samfdndets Sekretacr. 1. Heft. 8. (70, IX S.) ILe^benhavn 1881. Reitzel
in Comm. kr. 2.50.
Darin: Si^by, Eksempler pä uorganiske lydformer i Dansk (über dänische Volks-
etymologie etc.).
201* Kleinpaul, R., Degradation der Wörter.
Das Ausland 1881, Nr. 16.
202. Einige germanische, besonders niederdeutsche Wörter im Litauischen.
Mittheilungen der litauischen literarischen Qesellschaft. 4. Heft (1881).
203. Bech, F., Nachträge.
Germania 26, 422. Lexicalisches.
204. Sprenger, R., Zum mlid. Wortschatz. IV.
Bezzenberger , Beiträge VI, S. 164—160. Behandelt: her, bickelieren, güUe,
güttel, hamenwurst, hüsweninge, jagen, kerz, keskar, kiurisch, niuwen, r&t,
räzköpfe, taveln, tor, tugeut, betwinc, tuome, wile, zadel, ziunen, zoche.
205. Birlinger, A., Lexikalisches.
Alemannia 9 (1881), 91 — 100. Meist ans einer Angsb. Inkunabel entnommen.
206. Birlinger, A., Lexikalisches.
Alemannia 9 (1881), 220—224. Aus Quellen des 16.— 17. Jhs.
207. Moses, Hermann, die deafschcn Pflanzennamen in ihrer Bedeutung für
die Geschichte und Alterthumskunde.
Die Natur, N. F. 7. Jahrg. (1881), Nr. 4.
208. Kaiser. W., die deutschen Pflanzennamen. 1. 2.
Die Natur, N. F. 7. Jahrg. (1881), Nr. 6. 8.
OBBMANIA. N«ae Reihe XV. (XXVU.) Jakrg. 28
434 BIBUOQRAPHIE VON 1881.
209. Mejer, Lndwig, über die Deotnng der Pflapiennamcn.
Die Natur, N. F. VH, 62 (1881).
210. Lübben, A., Zar deutschen Lexikographie. L WeidmänmieelM Aaidroeke.
II. Aus den Schiffahrten des Leyinos Halsios.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13, 367—381. (Schlaß folgt.)
211. Woeste, F., Beiträge aus dem Niederdentschen.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 12, 302^304. Behandelt dwng, dOidhai, U-
loten, horded. Fortsetsung 12, 479. 18, 308—4.
212. Rorrespondenzblatt des Vereins fBr od. Sprachfbrschiing^ VI (1881t.
Enthält viele lexikalische Beiträge, a. B. Fische S. 8 f.; epeÜem S. 9 — 11;
Abraham 8. 11 f. tu s. w.
213. Imperativische Thier- und PflanBenoameD«
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforsehnng VI, 18.
214. Birlinger, A., Fluche, Verwünschungen.
Korrespondensblatt d. Vereins f. nd. Sprachforsehnng VI, 90 f.
215. Verdam, J., dietsche verscheid enheden.
Tijdschrift voor nederl. Taal- en Letterkunde 1 (1881), 124-148. LexikaliidM.
216. Verdam, J., dietsche verscheidenheden. 35. Binaleca. 36. Amete.
Tijdschrift voor nederl. Taal- en Letterkunde 1, 297-308 (1881).
217. Verdam, J., Mots d'origine germaniqae reprir dana la iangne holUuidMH
soos v^tement fran^ais. I.
Taalstudie n. 1. 2. (1881).
218. L in gen, T. v., Woordfamilien. III. Binden.
Noord en Zuid IV, 2 (1881). Ebenda: L. Dölj, foeteren; J. EL ter Qam,
wispeltnrig; ongedurig u. a.
219. Cosijn, Langzaam, lang en lengen; Gering; Waden; Belyden; Loili*
sams; unmanarig.
Noord en Zuid 213, 216, 218, 220, 298, 218.
220. Edgren, the kindred germanic words of german and englishf eEhibitei
with reference to their consonantrelations. (Extract from the TramaetioDs 4
the American Philological Association for 1880, vol. XL) 8. 43 8. liimd. 1 b.
221. Baumann, H. , a comparativc study of Sazon-English. London 1880.
(30 S.) Programm der deutsch-engl. Knabenschale au Brixton.
Vgl. Herrigs ^Archiv 66, 470. Ober die deutschen Elemente des Engliseheo.
222. Davies, a comparison of Celtic words found in old engliah literatorf
and english dialects with modern forms.
Archaeologia Cambrensis 1881, Nr. 47—49.
223. Fritzner, J., Sproglige og kulturhistoriske Studier over gamle nonks
Ord og Udtrjk. L— III. 8. (22 S.) Christiania. Dybwad in Comm. kr. 0,40.
Christiania Videnskabsselskabs Forhandlinger 1880, Nr. 16. Über samna it
höndum; }>ekja, baug}>ak, yfirgjöf, vingjöf etc.; über den Namen der Insel 8dja
224. Keck, Axel, Tydning af gamla Svenska ord. 8. (36 S.) Lnnd 1881.
Gleerup. 75 öre.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 43 (K. V(emer) ; Laterar. Centralblatt Nr. 50 (Edsai^
225. Tamm,Fredr., Svenska ord belysta genom slaviska och baltiaka sprakca.
8. (86 S.) Upsala 1881. Akademiska Bokhandelu. 1 kr.
Upsala Universitets Arsskrift 1881.
226. Tegn^r, Esaias, Hemmets ord. Aftryck ur Tidskrift for bemmet 8.
(77 S.) Stockholm 1881. Norstedt & Söner. 1 kr. 25 öre.
227. Larsen, A., Af en Afskrivers optegnelser. Nogle aeldre Betydninger tf
nuvaerende danske Ord, navnlig fra 17 Aarhandrede. 8. Köbenhavn 1881.
Gyldendal»
V. LBXIKOeRAPHIE. 436
228. Zupitift, J., ihe nManing of aettel.
The Academy 1881, S. 396; vgl. S. 416.
229. Kern, H., Bidden. Genezen.
Tljdskrift yoor nederl. Taal- en Letterknnde 1, 32—40.
S30. Sprenge r, B., Bockshorn.
Jlihrfoach d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6, 134. Name einer Pflanze.
231. Boonstra, B., Brageo^ bregen^ brein.
Noord en Zuid IV, 6 (1881).
232. Skeat, W. W., on the etymology of Weh'.
Anglia 4, 412—414.
283. Schröer, A., zur Etymologie von catch.
AncUa 4, 414—416.
234. Vries, M. de, Edwijt.
Tijdschrift voor nederl. Taal- en Letterknnde 1, 303 — 305. = itewiz.
835. Weise, 0., etymologische Beiträge.
Bezzenherger, ReitrSge VI, 233—235. ahd. fam, Farnkraut.
236. Hand-Browne, W., an cid name for March.
The Academy 1881, 23. Jnli, S. 72. Ober ags. hljfdtL
237* Pietsch, P., zum „Judenspiess''.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13, 230.
238. V er dam, J., en onde kennis uit het gotisch terugge vonden.
T^dschriffc Toor nederl. Taal- en Letterkunde 1, 30 — 32. Herleitung des hoU. kU
ans got. küpei,
239* Earle, John, The history of the word 'llind*.
Mind 1881, Nr. 23, S. 301—320. Vgl. Jahresbericht 1881, S. 186 f.
240. Yriea, M. de, Poot, Potig.
Tijdschrift voor nederl. Taal- en Letterknnde 1, 42-46.
241« Oathoff, H., got. «at, ahd. mhd. «e.
Panl n. Braune, Beiträge 8, 311—312. sai = art m und dem. id (= skr. »6d
sa 9a id).
242. Liebrecht, F., Tpru, Port.
Germania 26, 608.
243« Oesterley, H., historisch • geographisches Wörterbuch des deutschen
Mittefalten. 1. — 5. Lief. 8. (S. 1—400.) Gotha 1881. Perthes. A M. 2,40.
Vgl. Correspondenzblatt des Gesammtvereins 1881, S. 46 f.; Petermanns Mit-
theilungen 27, 5; Literar. Centralblatt 1881, 32.
244. Lohmeyer, Theodor, Beiträge zur Etymologie deutscher Flu6namen.
8. J(VI, 126 S.) Göttingen 1881. Vandenhoeck n. Ruprecht. 2 M.
Eine erweiternde Bearbeitung der Abhandlung im 63. Bande vt)n Herrigs Archiv.
Vgl. Literaturblatt 1882, 5 (JelKngbaus) . D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 51 (Müllenhoff);
Herrigs Archiv 67, 2. Durchaus unwissenschaftlich.
246« Buek, Bichard, unsere Flußnamen.
Alemannia 8 (1880), 145—186.
246. Flur- und Ortsnamen.
Litaiar. Beilage der Gemeindeseituug für Elsaß und Lothringen 1881, Nr. 31.
247. Back, R., Oberdeutsches Flurnamenbuch. Ein alphabetisch geordneter
Handweiser für Freunde deutscher Sprach- und Kulturgeschichte, namentlich
auch für gebildete Forst- und Landwirthc. 8. (XXIV, 316 S.) Stuttgart 1880.
Kohlbammer. M. 4,50.
VgL Lüemtufblatt 1880, Sp. 313; Korrespondenablatt d. Vereins f. sieben bürg.
LMideekunde 1881, 1.
2&*
436 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
248. Birlinger, A., zur OberamtabesehreibuniE^ von Mergentheini.
Württemberg. Vierteljahrshefte 4 (1881),. 8. 295—297. Namentlich war DtnXa^
von Ortsnamen.
249. Seh äff 1er, A., und J. E. B ran dl, Orts- and Personenverseiduu» tarn
ältesten Lehenbnchc des Hochstiftes Warzborg.
Archiv des histor. Vereines von Unterfranken and Aschaffenborg 24, 153— ttS
(1880).
250. Reitzenstein, H. Freib. y., Beiträge cor Erklärong orkondlielier Oiti-
namcn.
Archiv für Geschichte von Oberfranken XV, 1 (1881).
251. Steub, L. , die romanischen Ortsnamen im Lande Salzburg. Mit Erkli-
rangen.
Mittheilongen d. Gesellschaft f. Salsharger Landesknnde XXI (1881), S. 98-ltt.
252. Luschin v. Ebengreath, Über Orts- and Personennameo in Km
Mittheilnnfren der Anthropolog. Gesellschaft in Wien, X. Bd. (1880).
253. Wulff, J., Deatsche Ortsnamen in Siebenborgen. (Fortaetznng.)
l'rogramm des evangel. Untergjmnasioms in Mflhibach (Siebenbürgen) 1880^
Hermannstadt 1881. 4. (30 8.) Umfaast die Namen Bependorf-Zekesehdorl ifJL
Herrigs Archiv 65, 335; Anzeiger f. deotsches Altertham 8, 88.
254. Fu88, Rheinidche Verwandte der sieben bürguch-deotschen Ortanamei.
Siebenbürg. Korrespondenzblatt 1881, S. 52--54. 115 117.
255. Über deatsche Ortsnamen mit besonderer Beziehung anf Thörinfei.
Jahrbach der k. Akademie gemeinnfltzig^r Wissenschaften za Erfnit X, 14S Ui
188. Vgl. Jahresbericht 1881, S. 10.
256. Falk, Dr.^ Zu dem Aofsatz: drei Mainzer Neerologien von C. WHl.
Correspondenzblatt des Gesammtvereins der dentschen Gesehicbt»- tmä Alttf-
thumsvereine 1881, Nr. 7, 8. 49 — 51. Mit einem alphabetisehen Verseiehnits 4«
darin enthaltenen Ortsnamen.
257. Mar Jan, Keltische Ortsnamen in der Rheinprovinz. 4. (16 S.) 188L
Programm der Realschule L Ord. zu Aachen. 2. Abtheilung.
258. Evelt, Julius, über einige, jetzt nicht mehr gebräuchliche Ortsbeseieb-
nangen in and bei dem Dome zu Paderborn.
Zeitschrift für vaterländische Geschichte (1881), S. 74—104.
259. Kühnel, P, die slayischen Ortsnamen in Mekienborg.
Jahrbücher d. Vereins f meklenburg. Geschichte 46, 3—168.
260. Kühnel, P., die slavischen Ortsnamen in Meklenburg-Strelits. L Thcfl.
4. (31 S.)
Programm des Gymnasiums zu Neubrandenburg 1881 (Nr. 572).
261. Lemcke, H., die älteren Stettiner Straßennamen gesammelt and erklärt.
8. (IV, 50 S.) Stettin 1881. Saunier. 2 M.
262. Hoppe, F., Orts- und Personennamen der Provinzen Ost- und Weft*
preussen. Vli. 8. (26 S.) Gambinnen 1881. Sterzel. 1 M.
Aus: 'Altpreussische Monatsschrift' abgedruckt.
263. Bernaerts, Etudes dtjmologiques et lingoistiqoes aor les noma de Ueax
Normans et Bas-AUemands de la Belgique.
Annales de TAcad^mie royale de la Belgique Vll, 2 (1881).
264. Coxy J. C, Place and Field Names of Derbysbire, which indieate feg«-
table productions.
In: Journal of the Derbyshire Archaeolog. Soc. Vol. III.
265. Gomme, G. L., Field- Names.
The Antiquarv III, 262 ff.
266. Browne, distribution of Place-Names in the Scottiah Low-laods.
Transactions of the Philological Society (1880—81).
y. LEXIKOGRAPHIE. 437
267. Olsen, Björn Magnnssön, et islandsk Rtedsnayn«
Aarb^ger for nordisk Oldkyndighed 1881, S. 38-45. Undirfell = Undomfell.
268. Djnrkloo, G., om sTenska ortnamn, stälda i samband med historiska
och kamerala forskniogar. Föredrag.
In : Lnndeil'8 Njare bidrag tili Kannedom om de Srenska landamalen 1879 —
1880 (1881), 8. 546-665.
269. Varming, L., Bemaerkninger til A« Hansens Afhandling Gamle sjae-
landske Stedsnavne, i Aarb^ergerne for 1879.
Aarbager for Nordisk Oldkyndighed 1881, 8. 46—49.
270. Eckmayer, Darlegung einer rom reratorbenen Pfarrer Hirsch auter dem
Titel Etymologisch-historische Untersochnng über den Namen und Ursprang
der Stadt Bayreuth und der Altenstadt verfassten Abhandlung.
Arehir fEbr Geschichte von Oberfranken XV, 1 (1881).
271« fisser, Q., Zur Etymologie der Ortsnamen Sourbrodt und Bosfange.
Picks Monatsschrift VH (1881), 8. 69—72.
272. Thcle, Theodor, der Name des Berges HohenzoUer. Ein Beitrag zur Mytho-
logie und ältesten Geschichte des Landes und Geschlechtes Hohenzollern.
Programm der höheren Burgerschule zu Hechingen 1881 (Nr. 420). 8. (36 S.)
273. Hohenbühel, Ludwig Freih. v. , Untersuchungen über den tirolischen
Ortsnamen Igels.
Zeitschrift des Ferdinandeum, S.Folge. 25. Heft. 1881. Aach separat erschienen :
Innsbruck 1881. Wagner. 8. (16 8.) 30 Pf
374. Esser, Q., Was bedeutet der Lokalname 'Kahrel'?
Picks Monatsschrift 1881, VII, 296—298.
275. Bück, Zum Namen Ulm.
Württembergische Vierteljahrshefte 4 (1881), 8. 45.
276. Günthuer, A., Auch eine Erklärung des Namens Weinsberg.
Württembergische Vierteljahrshefte 4 (1881), S. 286 f.
277. Birlinger, A., Liber rirentium et defnnctorum von Pfäffers.
Alemannia 9 (1881), 57 — 71. Mit einer großen Zahl ahd. Namen.
278. Bück, M. R., Zu den welschen Namen des Liber viventium et defunc-
torum Yon Pfä£fers.
Alemannia 9 (1881), 175-186.
279« Löhn er, Rudolf, althochdeutsche Eigennamen.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 214—217. Aus Cod. pal. 494 der Vati-
cana. 11. Jh.
280. Zahn, v., über steiermärkische Taufnamen.
Mittheilungen d. histor. Vereins f. 8teiermark 29. Heft (1881), 8. 3 56.
281. Wer nicke, E., Vor- und Zunamen aus mittelalterlichen Dichtungen in
seh lesischen Urkunden.
Anseiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881 , Sp. 78 — 80. U. a. Vogelweide,
Fridjmk, Nebelung, Laurin, Klinsor, Parzival, Gawin, Isalde etc.
282« Prittwitz und Gaffron, deutsche Personennamen. Vortrag. 8. (31 S.)
Berlin 1881. Mitscher u. Rösteil. M. 0,50.
Abdruck aas der Vierteljahrschrift für Heraldik 1880, Heft 4.
283. Stephens, G. , en Torkshire-liste over dansk-engeUke mandsnayne fra
det 11. Irh.
In: Blandinger udgiyne af Universitets- Jubilaeets danske Samfund. K^benh. 1881.
284. H e i n t z e , Albert, die deutschen Familiennamen geschichtlich, geographisch,
sprachlich. 8.' (VIII, 227 S.) Halle a.S. 1882. Waisenhausbuchhandlung. M. 4,50.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, Nr. 8; D. Liter. Ztg. Nr. 28 (8chr0der).
438 BIBUOGRAPHIE VON 1881.
285. Bucky M. R., oberdentscbe FamilienDameti auf -1er, -«ler.
Alemannia 9 (1881)» 26—29.
286. Bück, M. R., Sammlcuig oberdeutscher personifizirter LakaloaoMB aaf -kr.
Ebenda 9, 29—30.
287. Lübben, A., etwas über niederdeatsche Familiennainen.
Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6, 146 — 161.
288. Winkler, Job., Een en ander over Friesche etgeaiiaiiicn.
Do vrije Vries (1881).
289. RoBsberg, Konrad, Deatsehe Lehnwörter in alpabetiteher Anordninf.
Zusammengestellt und auf ihren Ursprung zurückgeföhrt. 8. (IX, 120 S.]
Hagen 1881. Risel u. Co. 3 M.
Vgl. Uteraturblatt 1882, Nr. 2 (Pietsoh); D. Liter. Ztg. 1882, 2 (Khig^.
290. Neumann, W. , ober die Betonung der Frecndwdrter im DeutsdMa
4. (13 S.)
Programm des Gymnasiums sn Groß-Strelits 1881. (Nr. 177). Kiel, Lipsiusal
Tiseher in Comm. 80 Ff. Vgl. Anseiger f. dentsehes Alterthnm 7, 882.
291. Knudsen, K., Unorsk og norsk eller fremmedords aTlersning. 8. (XXIY,
994 S.) Christiania 1881. Cammermeyer. 5 kr.
VI. Mundarten.
292. Pf äff, F., Dialekt und Schriftsprache und die Forarabdrtragang u iet
Orthographie. 1. 2.
Zeitschrift für Orthographie I, 6. 6 (1881).
293. Lundell, J. A., Om dialektstudier med särskild hSnsyn tili de nordiib
spraken. Föredrag vid andra nordiska filologmötet i Kristiania. (31 S.)
Nyare bidrag tili kännedom om de sTenska landsmÜen (1881). VgL D. litK
Ztg. 1881, Nr. 50 (Hoffory); Zeitschrift f. deutsche Philologie 14, 100 ffl (Gerior.
29 4. Wenker, 6., Sprach-AUas von Nord- und Mitteldeutschland. Auf Gnni
You systematisch mit Hilfe der Volksschullehrer gesammeltem Material ui
circa 30.000 Orten bearbeitet, entworfen und geaeiehnet* 1. Lief. foL SlnS-
burg 1881. Trübner.
Vgl. Literaturblatt 1881, Nr. 12 (Behaghel); D. Liter. Ztg. 1882, 7 (RBdiger);
Anzeiger f. deutsches Alterthum 8, 283 f.
295. Humpcrdinck, G., die Vocale und die phonetischen Erscheinungen ihrtf
Wandels in Sprachen und Mundarten. Eine physiologisch-sprachwissenschift*
liehe Untersuchung. 8. (45 S.) Bonn 1881. Behrendt in Comm. 60 Pf.
Schon Siegburg 1874 erschienen, jetzt erst mit neuer Firma in den Haadd
gekommen. Vgl. Bibliographie 1875, Nr. 155.
296. Jellinghaus, H., Grenzen westfälischer Mundarten.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, 74 f.
297. Ottiker, A., ein schweizerischer Dichter.
Bibliographie der Schweiz 1881, Nr. 2. 3. Mit Bemerkungen über die alerasm.
Mundart und die Dialektdichtnngen der Sehweis. Vgl. Ja^esberiefat 1881, 8. 39
298. Czörnig, C. Freih. v., die deutsche Sprachinsel Sauris in FriavL Vortn^.
Mihichen 1881. Lindauer. M. 0,80.
299. Kirchmayr, Besuch einer deutschen Sprachinsel in Mähren. 8. BriBO
1881. M. 0,60.
300. Wolff, Epithetisches t.
Rorrespondenzblatt d. Vereins f. siebenbürg. Landeskunde 1881, 8.4—6. IS— 1&
37—40.
VI. MUHDiRTEW.
43g
301. Albrecbt, K., die Leipzigur MnDdftrt. Qrammatik and Wörterbuch der
Leipziger VotkMprache. Zugleich siu Beitrag lur Sohilüerong dur Volka-
■prache im AUgemeineD. Mit eiaem Vonrort von K. Hildebrand. S. (XVIII,
343 S.) Leipzig 1881. Arnold. 4 M.
Vgl. D. Liter. Ztg, IShl, 36.
302. Velde, A. ». d., zu Fritz Eeuter. Praktiache Anleituug tum Verslundnisa
des PlattdeutBchen au der Hund des eraten Kapitels des Fritz Keulerachen
R«inHDei: Ut mia<i Stromlid. 8. (63 S.) Leipiig 1881. Kosh. M. 0,60.
303. BarteU. Geachichte der holJäDdischen Sprache in Ostfriesliind.
Jahrbuch der Oeaeltachafc für bildende Kuiut und vaterlindiscbe Altertbilmer
in Emden i, i. 8 1- 19 (1881).
304. Mieick. W. H,, de quantiteit in de Noord-Brabantache Volkataal.
In: Onze Volkslaal Nr, 1.
305. Nyare Bidrag tili kännedom om de Svenska Laiidamälen oek Syenakt
Folklif. Tidskrift utgiTcn pä uppdrag ar Landümllfüreningariie i ['ppsnla,
Ueliingfors eck Lund genom J. A. Lundell. 1879 ock 1681. 6. Slock-
Ijolm (1881). SamaoD & Wh Hin.
Eotb< Bogen 19 41 (Bibltographis 18T9, !1S). Mit folgendem Inhalt: L. F.
i-cffler, ordet <M beljsl af de «venska laadmnileu S. 2TI -SS!. A Noreen,
FäremfiletB IjadliLra S. üSS - 369. J. Nordlnadei-, Nvrrlüiidska huadjurananin
S. 371-432 O. Bd.. Folkmoludier 8. 143—446. LandsmUsroteuingarnes fest
i Uppsals. T Not. 1879 B. 446—636. Darin: Landeli, öfvenikt af de senaite
IrtiondauaB TJlrksauibet fBr kännedom um folkmiJ ock folUif i Svorigo ock
»ndra länder S. 469—544. Vgl. D. Liter, Zig, 1881, 50 (Hoffory),
S06. Kock, Atel, SiJrbjgdinälel. Antnülan oik tHgttageher.
Nyare Kidrag tili kSunedom om de Sveaiiks Undflm&lnn 1. S, 679 — 689.
907. Nnreen, Ad., Iidedning tili dalmÜlet, med knri^i.
Njrare llidrag tili kKnnedum om de avenska landsmftlen 1881. Docombsr.
SOS. Vendeli, H., Laut- und Formt ehre der scbwediBcben Mundarten in den
Kircbapieleii Ormiö und Nukkö iu Esthland. 4. (222 ä.) U.lsiugfori 1881.
Akademische Abbandlung.
309. Oeet«, R., Nägra iaktlugeUer med antedning af den uynorska apräk-
rörelson, betraktad fr&n aveuak aynpunkt.
Ny S^enak TidakriFt 1881, H, 3, S. 162— 176; H. 4, 3. 199— äl5.
310. Varoiing, L., Otd og Taieformer af del jyake Potkeaprog.
Sanlinger til jyak bistorio og [opugrafi VIll, 3.
111. Schweiieriachea Idiotikon. Wörterbach der achweizor-deutachen Sprache.
Gesammelt anf VeranlaaauDg der Antiqua riachen Gesellschaft in Ziirieh unter
Beihilfe aua allen Kreiaen des Schweizervolkea. Herausgegeben mit Unter-
slfittuiig dee Bundes und der Kantone. 1. u. ä. Heft. Bearbeitet von F. Staub
nnü L. Tobler. 4. Franonfeld 1881. Huber.
Tel. Im neuen Reich 1881, SO; Allgem Ziff. 1881, 16. Mai (U. B'ocb); ReTUe
critique 1881, Nr. 34; D. Liter. Ztg. Nr. 30 (lUdiger); Ltloralurblatt Nr 11 (Wein-
hold); Magazin (. d. Literatm- d. Aualandaa I8S3, Nr. äS; Anzeiger f. denUulies
Alteitbnm 8, 183 ff (Liebtenalein),
!12. Bücher, J., die Orthogriiphie des Scbwelxer Idiotikona.
Zeitschrift f. Orlho^aphie 1881, lU.
113. Tachumperl, M., Veranch einUH bündne riachen Idiotikon, zugleich ein
Beitrag lur Darstellung Jor mittelhochdeutschen Sprache und dtr KuICur-
I Oraubünden. 1. Lief. 8. {IB4 S) Cbm 1881. 3 H.
440 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
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CoUectaneen-Blatt für die G^ohichte Bayerns, 45. Jahr^. (1881).
316. IVolff, J., Beiträge zum siebenburgischen Wörterbochc.
Siebenbürg. Korrespondenzblatt 1881, S. 90—94.
316. Wolff, J., Haus, Hof und Heim. I.
Siebenbürg. Korrespondensblatt 1881, S. 137—180.
817. Bergbaus, Heinrieb, Spracbscbatz der Sassen. Wörterbaeh der platt-
deutseben Sprache in den bauptsäch liebsten ihrer Mundarten. 13. — 15. Heft.
(2. Bd. S. 177^416.) Brandenburg 1881. Müller.
Vgl. Korrespondenvblatt f. siebenbfirg. Landeskunde 1883, Nr. 4.
318. Doornkaat -Koolmann, J. ten, Wörterbuch der ostfriesischfen Spracke.
12. 13. Heft. (2. Bd. bis S. 528.) Norden 1881.
319. Schemionek, A., Ausdrücke und Redensarten der Elbing'schen Mnndait
mit einem Anhang von Anekdoten, dem Volke nacherzählt. Gesammelt wd
erklärt. 8. (VI, 53 S.) Dansig 1881. Bertling. 75 Pf.
320. Salomon, Carl, Wörterbuch der deutschen Pflanaennamen , besondcn
der im Volksmunde gebräuchlichen Benennungen wichtiger heimiacher wit
fremder Gewächse. Mit Beifügung der botanischen Nameo. 12. (IV» 183 S.)
Stuttgart 1881. Ulmer. geb. M. 1,50.
821. Ulrich, Ursprung und Bedeutung der Pflanzennainen.
Europa 1881, Nr. 19. 20. Vgl. auch Nr. 207—209.
322. T r e i c h e I , A., Volksthümliches aus der Pflanzenwelt, besonders für Weit-
preusscu. I. 8. (6 S.) Danzig 1881. Bertling. M. 0,40.
Aus: 'Schriften der natorforschenden Gesellschaft zu Dansig*.
323. Treichel, A., polnisch- westpreussische Vulgärnamen ron Pflansea. %.
(14 S.) Ebenda. 60 Pf.
324. Goemans, J. , lijst van woorden, die gebruikt worden op het eiltitf
Schon wen, in den omtrek van het dorp Serooskerke.
Onze Volkstaal Nr. 1.
325. Evans, A.B. , and S., Leicestershire words, phrases and proverki^
10 sb. 6 d.
Publication der English Dialect Society.
326. Fiye Original Glossaries, riz: Isle of Wight words; hy H. Smith ti4
C. R. Smith; Oxfordshire words hj Mrs. Parker; Cumberland wordi bj
W. Dickinson ; North Lincolnsbirc words by E. Sutfon ; Radnorshire «onb
by W. E. T. Morgan. London. Trübner.
Publication der English Dialect Society.
327. Jackson, G. F., Shropshire Word Hook: a glossary of Archaic tsd
Provincial words etc. uscd in the couuty- 8. (614 S.) London 1881. TrSbser.
31 8. 6 d.
328. Turner, W., the names of herbes a. d. 1548. Edited, with an btro-
duction, index of english names, and identification of the plants eunmerated
by Turner, by J. Britten. London, Trübner.
Publication der English Dialect Society.
329. Axon, W. £. A., George Eliot's use of dialect. London, Trübner. 6 d.
Publication der English Dialect Society.
330. Ericsson, G., Ordlista öfver akers och Oster-Rekarne härads folksprü.
Bidrag tili Södermanlands aeldre kultnrhistoria II (1881), S. 81—91.
331. Magnussen, J., Tillägg tili Adolf Noreens ordbok ofver FryksdalsBtl^
In: Lnndell, Nyare bidrag tili kännedom om de srenska landsmilen 188L
aSS. Ur VäntmaulandB-Dala liLndsinalBrürcningB eiunliDgur tili en ordbok
V«r kndemälut i VästmanlaDd ouh Dulanie. III. 8. (31 8.) UpmU IBSl.
Ab Ht. gedruckt, oieht im Handel.
)S3. OfBl, A., Müllerruudi's Pnriaerfabrt lur Weltansatellung Tom Jahro 1878,
nen Kameraden im Dorfwirthsbaus enählt. In AHrgauer MuDdart. 8,
» (VII. 132 S.l Aarau 1881. Saaerländer. H. 1,40.
pA4. Scliild, F. J.. d'r Gioßätti nß' em Leberberg. 2. Bd. Gedichte ui>d
SageD in Solothurner Mundart. 2. Teno. u. verb. Anflsge. 8. (219 S.) Borg-
dorf 1881. LangloiB. M. 2,40.
P36. Wipfli, J., der poetische Kinderfreuad. DcklamiLtioiiSBtücka für Scbiil-
kioder im Urnerdialekt. 16. (192 S.) Einsiedelu 1881. Eberle. Kälin u. Co.
. 1,15.
(86. Hirt e, Daniel, Fufci^ Fawir frei noocb'm Lafontaine. Als Anhang dVzue:
'Unari Dienstbotte, Sittegemäld in zw<-i Akten un in Vers, mit nocli etliche-n-
* »uderi Gndiuhl, Alles in Stroßburrjor Mundart 8. (140 S.) Straßburg 188(J.
■ SehultE. M. 1,60.
W7. Ladwig, Hermnon, Ein StraCburger BürgergcaprJich über die dculsclic
Sprache.
Magazin Tür die Literatur den In- und Anslandes 1881, Nr. 44. Ann Heni .Inlire
M90: in Strnßburger Mundart
|88. Heininger, E, . U'lteis uf Ziri vi> der ät.-Cucile vo Milliiisk an di.'U
FötiTsal. Discours en vcr« et un dialecic Mnlliousien. 8. (15 S.) MtilhuiiBeu
E. 1881. Detloff in Comm. SO PL
tS9. Trenkul, J. B., die aleuianniuche Oicbtuug seit J. P. Hebel. Ein Beitrag
BOT Geschichte der deudtchen mundartliEhen Dichtung. Mit einer Auslese
lUemanniicher Gedichte. 8. (XII, 325 S.) Taub er bisch oft heim 1881. Lang,
H. 3.
K Vgl. Literar. Beilage der Karlaraber Ztg. ISSl, 16.
140. Längiti, G., aus uugedruckteu Papieroa J. P. Hebels.
Alemannia 9 (1881), 311-^19.
. Egler, L., Aus'tn Zoilerländle. Gedichte und Tolksthümlichea In sihwü-
biacher Mundart. 12. (XIV, 222 S.) Sigmaringen 1881. Tappen. 2 M.
MS. Hasner, F., D'r Hebel in Ulm. Hebd'a lyriache Gedichte aua der iile-
manniechen in die Ulmor Mundart übertragen. 8. (V. 60 S.) Ulm 1881.
-' Nübling. U. 0,40.
l43. Keller, F., Duranand. Eine Sammlung von Gedichten in acbnräbiacbei
^Mtindart. 12. (183 8.) Kompten 1881. Köaei. M. 1,20.
Keller, F,, Elle Hagabutza'. Eiuc Sammlung von Gedichten in acbwü-
biaelier Mundart. 3. Auflage. 12. (166 S.) Kemptun 1881. KobcI. 1 M.
\4&. Wäukerlo, H., NügelaatrauQ. Neue Gedichte in Bchwäbiaehcr Mundart.
.. (2a2 S.) Augsburg 1881. Lampart n. Co. H. 1,20.
Grübel'a Gedichte In Nürnberger Mundart. In einer Auswalil berauageg.
uFr. Hartmann. Mit Wörterbuch. 8. (XI, 181 S.) Müncben 1881. Bibliogr.-
' Brtlit. Institut. 2 M.
il. Enlmooser, J. G-, AlmrÖserl. Gedichte und ScbnaderhüpR'n in ober-
bi/oriai-hur [Chiemgauer] und Bertiner Mundart. 3. varb. u, vtrm. Auflage der
„Gemathlichen Standen". 8. (IV, 140 S.) Trsunsteiu 1881. Fleacbliat. 2 H.
442 BIBLIOGRAPHIE YON 188t.
348. 8tieler, K., Habt's a Schneid? Nene Gedichte in oberbairieoiMr Mudtit
3. Auflage. 8. (VIII, 117 S.) Stuttgart 1881. Bot» u. Co. S M.
349. Puchner, C, Hötschnpitschn. Gedichte in ob der enuiaehen Mvndart
2. Auflage. 8. (VUI, 191 S.) Gmunden 1881. Mänhardt 2 M.
350. Laiidsteiner, Karl, über niederÖsterreichiscbe Dialektüteratnr mit be-
sonderer Berflcksicbtiging der EHchtungen Misaont and Strobls. 8. 43 8.
Programm des Gymoasiornft mn Wien (VllL Beairk) 1880.
351. Klesheim, Anton t., 's Schwariblattl aas*n Weaaer Wald. GMibbte ii
österreichischer Volksmondart 2. Bd. Vierte vermehrte Auflai^e. 19. (IV,
163 S.) Wien 1881. Gerold. M. 8,20.
352. Lamberg, H. Graf, Bcrgkraoteln. 2. Folge. Gedichte in oaterreiehii^-
dentocber Gebirgsmundart. 12. (V, 189 8.) SaUbnrg 1881. Dieter. IL 1,M.
353. Rosegger, P. K., Tannenharz and Fiehtennadeh. Ein Ge»chichteilmfc
in steirischer Mundart. 2. Auflage. Mit einem Anhang ron &kUbrfittgen wi
Wörterverseichniss. 8. (VI, 320 S.) Grai 1881. Leykam-Joaefiitlial. 11« 4^
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 43 (Werner).
354. Ueinzel, Max, a Scbläsches PuketteU Gereimtes und Ungeieyrta.
2. vermehrte Auflage. 8. (IV, 124 S.) Breslau 1881. Max n. Co. IL 1,60.
355. Heiuzel,Maz, Ock ni irobetimpelig. Schläache Venählael. 1. — S. AüfligiL
12. (112 S.) Breslau 1881. Max u. Co. 1 M.
356. Maschke, Hans, Aus Österreichisch- Schlerieo. Gedichte in ecblenider
Mundart. 8. (IV, 104 S.) Teschen 1881. Procbaska. M. 1,^0.
357. Kößler, R., Wie der Schnoabel gewaxen. Neue tchlemclie Gedichte.
8. (VIII, 182 S.) Berlin 1881. Janke. M. 1,60.
358. Wcigel, £., ollerhütid neckisches Geramsel. Erzählungen in schlerischer
Mundart. 8. (ÜI, 144 S.) Berlin 1881. Thiele. M. 2,50.
359. Zeh, F.. Blumen ans den schlesischen Bergen. Gedichte und Enählong«
in sohlesischer und hochdeutscher Mundart. 12. (XIV, 288 S.) Wfiategiert-
dorf 1881. Jacob. M. 1,50.
360. S aal bor n und Jul. Schmidt, Sprachprobeu in der altbaaerisebn
Mundart aus dem ELreise Sorau in der Nieder-Lausitz. Abdruck aaa N. Laositx.
Magazin. Nebst: Resultate der prähifitorischen Forschangen im Kreise Soao.
Mit 4 eiugedr. Holzschn. 8. (57 S.) Sorau 1881. Zeidler. 1 11.
361. Saalborn, Dr., Sprachproben aus der Landschaft um Soraa.
Neues Laositzisches Magazin 57 (1882), 8. 184-227.
362. Allerice aus dar Äberlausitz. Heiteres und Ernstes in Oberlaosilier
Mundart. 1. Bdchn. 4. Auflage. (IV, 157 S.) Bautzen 1881. RfihL IL 1,50.
363. Seydcl, F., da Glocke, ä Gedicht in ebcrarzgebärgscher Sprache. £i-
fälle un Varschmooß uoach Schiller. 8. (15 S.) Potschappel 1881. Engel-
mann. M. 0,50.
364. Bormann, E , mei Leibzig low' ich mir! Boedische Dagebuchhladder
ennes alten Leibzigers, 1. u. 2. Uflage. 8. (56 S.) Leipzig 1881. Liebeskind.
1 M.
365. Sommer, A. , Bilder und Klänge aus Rudolstadt in Volkamnndart.
Gesammt-Ausgabe. 2 Bde. 11. Auflage. 12. (VIU, 436 u. 410 S.) Rndol-
Stadt 1881. Uofbuchdruckerei. geb. M« 7,50.
366. Nadler, K. G., Fröhlich Palz, Gott erhalt's! Gedichte in PHilzer Mondtft.
Uerausgeg. von L. Eichrodt. 2. Auflage. Mit Holzschn. 8. (^VIII, 275 S.)
Lahr 1881. Schauenburg. M. 2,25.
VI. HUHDABTEN. 443
867. Nftdler, K. G., Fröhlich Palx, G^ott erhaltet. Gedichte in PfäUer Mondart.
8. Original Amgabe. 12. (VIII, 288 8.) Frankfurt a. M. 1882. Winter, geb. 8 M.
368. Woil, K. A., Pfalziffche Gedichte. 3. Auflage. 8. (X, 156 8.) Heidelberg
1881. Groos. M. 1,50.
369. Will, C, Die Yertheidignng der Stadt Bingen in Kriegsseiten. Satzung
Tom Jahre 1410.
Qoaitalblfttter d. hijitor. Vereins i, d. OroGherzogthum Hessen. 1880, S. 30— S6.
(Darmstadt 1881.)
370. Keller, L. , Ocher Dütsch. Prosa und Gedichte in Aachener Mundart
nebet einer kurzen grammatikalischen Abhandlung und einem Wörter -Verzeich-
oioee. 2. verb. Auflage. 12. (78 S.) Aachen 1881. Jacobi in Comm. 25 Pf.
371. Werners, H. J., Dürener Volksthum. Eine Sammlung von Redensarten,
Sprichwörtern, Bäthseln, Spielen u. s. w- nebst einem Wörterbuche der merk-
wfirdigsten in der Dürener Volkssprache vorkonunenden Ausdrücke. 8. Aachen
1881. Jacobi in Comm. 2 M.
37 2. Leopold, J. A., und Leopold, L., Van de Scheide tot de Weichsel.
Nederdnitsche Dialecten in dicht en ondicht 17. — 21. aflev. 1881.
Vgl. Litteraturblatt 1882, 3 (We^irener).
878. Gaedertz, K. Th., Gabriel Rollenhagen, sein Leben und seine Werke.
Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur, des deutschen Dramas und
d«r niederdeutschen Dialektdichtung. 8. (3 Bl. 130 S.) Leipzig 1881. Hirzel.
Der Sohn von Georg Bollenhagen. Vgl. Nord und Süd 1882, Februar; Götting.
Gel. Ans. 1882, Nr. 2 (Minor); Magdeb. Ztg. 1881, Beilage Nr. 47; Archiv für
LSteraturgesehichte XI, 2 (E. Schmidt); Blätter f. Hterar. Unterhaltung 1882, 16
(Boxberger); D. Liter. Ztg. 1882, 13 (Schröder); Literar. Centralblatt 1881, 52;
KSln. Ztg. 1882, 849; Rostoeker Ztg. 18 (Krause); D. Literaturblatt 21: Hamb.
Correspondent, Sonntagsbeilage 367; Nat Ztg. 27 (Gen^e) ; Zeifaichrift f. deutsche
Philologie 14, 122 — 128 (Seelmanu); Literaturblatt 1882, Nr. 6 (Becbstein);
Petaholds Anzeiger Nr. 6; Revue critique Nr. 26.
374. Derboeck, C. V., Spledder un Spöhn. IL Ut de Bläüthentid. Snakschc
Verielling. 12. (VIU, 512 S.) Berlin 1880. Drewitz. 3 M.
875. Kindermann, 0«, Feldblomenstruß. Humoristisch • plattdeutsche Ge-
dichte. 8. (VUI, 134 S.) Lübeck 1881. Schmersahl in Comm. M. 2,50.
876. Rehder, Franz, Se wuU'n ehr'n Nächtwächter nich begraben. Lebens-
bild in een Optog. 8. (37 S.) Garding 1881. Luhr u. Dircks. 75 Pf.
377. Kocco, W., Scheermann & Co. En plattdütsche Geschichte. 8, (VIII,
250 S.) Bremen 1881. Schünemann. 3 M.
378. Sackmann's, Jobst (1643— 1718), Plattdeutsche Predigten nebst Bericht
über sein Leben und seine Zeit. Mit einer Zugabe von andern merkwürdigen
Predigten, gehalten zu Anfang des vorigen Jahrhs. 2. Auflage. 8. (III, 112 S.)
Celle 1881. Schulze.
Tgl. Theol. Liter. Ztg. 1881, 8.
379. Schröder, Helmuth, as't de Garw g^wt. Plattdütsche Dichtes vor Lütt
un Grof. 8. (224 S.) Güstrow 1880. Opitz in Comm. 2 M.
380. Ut mine Jungenstid. Von A. D. 8. (45 S.) Oldenburg 1881. Hintzen. 50 Pf.
381. Prümer, K., de westfölsche Ulenspiegel. Lustige Historien for Unlustige.
i. Aufl. 1. Bdchn. 8. (120 S.) Barmen 1881. Prümer. 1 M.
382. Kempen, Joseph, der ßonenjät^er, eine Forschung auf dem Gebiete der
Mfinster'schen Mundart. 8. (52 S.) 1881. Aschendorff. 1 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, Nr. 30 (Edzardi). Sucht den Odincultus im
Ansohlnfi an die Überlieferung vom wilden JHger bei Holtwick u. Gerleve nach-
snweisen.
444 BIBUOGRAPHIE TON 1881.
383. Landois, H., Frans EMawk^ üen Liiwen an Driewen is oli MoMtenk
Kind. 1* Theil. Bi Liäwtiden. 4« im M&nstenchen Dialekte geeekriebeDc,
gänzlich umgearbeitete Auflage. 8. (XVI, 167 &) Monster 1881. Brm.
M. 1,20.
384. Grimme, F. W., Glrain Tuig. Schinlnke und Gediebte in Baaerfiadiicker
Mundart. 4. Auflage. 8. (100 S.) Mfioster 1881. Nasse. 1 M.
385. Gerardi Oidebroehs, Pastoris zu Bunda in Reiderland, kleine oit-
friesische Chronike, betreffend die Jahre 1558 — 1605. Mitgeteilt von Dr.
H. Deiter.
Jahrbuch der Oesellsehaft zu Emden IV, 8 75 - 96 (1881).
386. Börsmann, M., mehr Gldck as Verstand. En letje drollige Oesekichte.
2. Auflage. 8. (10 8.) Hannover 1881. Kniep. M. 0,40.
387. Busing, P., wie Harm Ahlers upper Melkstraten seÜde. Ed plattdikek
Vertellsel ran Gerd Tenjers. 16. Bremen 1880. Haake. 1 M.
388. Piening, Th., de Reis naa'o Hamborger Dom. 3 Dede. 8. 1. 10. 0|h|.
(97 S.) 2. 3. 3. Opiag. (136 u. 170 S.) Hamburg 1882. Richter, k 1 E
389. De Hamborger Uutroop, singwyse rörgestellet. 8. (8 S.) Hasitaii
o. J. (1881).
390. Grabe, F., van de Elwkant ut Hadehsland. Plattdfitsche Unnerhoflnga
iu Rimels. 8. (FV, 174 S.) Celle 1880. Schulze. M. 1,50.
391. Carstens, H., Dei Haulm. Ditmarscher Mnndart. Gkgend von Dehe.
Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6, 119 f.
392. Derselbe, Datt Broudbakk*n. Ditmarscher Mundart. Gegend Ton Luades.
Ebenda S. 121 - 122.
393. Kloth, Heinrich, de Landrathsdochder. En Geschieh nt* Östlich Hokteea
2. Bd. 8. (293 S.) Kiel 1880. Lipsius u. Tischer. M. 2,70.
394. Geiß 1er, R . Hinnerk Brodersen. 12. (XVI, 132 S.) Wismar 18»
Hinstorff. geb. 3 M.
395. Gildemeister, Karl, plattdütsche Gedichte. 8. (VIII, 198 S.) Winur
1881. Hinstorff in Comm. 3 M.
396. Malm, Job. Jac, Die Oberpaalsche Freundschaft. Geschichte in Deatfcii-
esthnischer Mundart (aus dem J. 1818) mit einer linguistiBch-literar. Eis*
leitung zum ersten Mal herausgeg. von P. Ph« Falck. 8. (96 S.) Leipzig 1881.
Friedrich. 2 M.
397. Hylkema, S. H., Jonker Frans. Toanielspil mei sang. Yn ien bidrio«-
8. (36 S.) Ljouwert 1881. Wester. 35 c.
398. Iljlkema, S. H., it silreren horloasje, toanielspil mei sang, yn ia
bidriaw. 8. (45 S.) Ljouwert 1881. Kuipers. 35 c
399. Velstra, T., it gouden kroantsje, toanielstik yn Qouwer bidrinwen, der
er de Earepris, utlove troch *t Selskip for Fryske Tael en SkriftenkenDi««
yn 1879. 8. (8 u. 111 8.) Ljouwer^ 90 e.
400. Capern, Edward, a Devonshire dialect poem. In Memoriam Hearj
Baird.'
The Academy 1881, 28. Mai, 8. 392.
401. Pres ton, Ben, Dialect and other poems. With a glossary of the locil
words. London 1881. Simpkin, Marshall a. Co.
Vgl. Academy, 19. Nov. 1881. Dialekt des westlichen Yorkshire.
402. Slow, E., Wiitshire Rhymes: a series of poems in the Wiltshin* disleet
12. (140 S.) Salisbury 1881. Blake (London, Simpkin). 1 sh.
VU. lirPHOLOGIE
445
403. One handred Scotcli Uyuiiia iLDd foens. Cbiellj iu the Scotch DiiUect.
IS. {192 S.) Edinburgh 1881. Taylor. 1 b. G d.
404. Peil berg, H. P.. SrnSprcrrür af fornkellige jyske landskabamSt med lyd-
skrift. 8. (12 S.) Kiibenhiivn 1881.
Feiilaohrift für die nurd. Philologen vorsununhiti)! in Clirietiania.
VII. MytbologH
, nordiak Mythologie efter Kildcrnc.
40K. ArentzeD,K., Dg L.ThorBt
4. oplag. 8. (128 8.) IBRl.
406. Kayaer-LnngerbannÜ, A., Odin. Noritisch-gL'rm.tniBche OÖttPrsii(;e.
Mit 13 Ilbialrationen. 4. (III, ITl B.) Miincheu 1881. Bruckmann in Comm.
^b. 46 H.
407. Nover,.!., oordiscli-gormaiiiachc Götter- uad Hidduus-igcn für Schiiiii und
Volk. Unter Mitwirkung von W. Wägener herausgegeben. 8. (VIII, 214 S.)
Leipzig ISftl. SpaintT. M. 1,60.
408. 8i^balk, Gustav, Nordisch- germanische Götter- and Heldensagen. Für
Jang und Alt. 8. (198 S.) Oldenburg 1881. StalÜDg. M 1,50.
Vg\ Lilersr. Ceutralblatt 1S8I, 3S (t'^diardi). UmraGt S. 1 -106 die oddischu
Mythologie, 8. 107-157 die eddiscban HHldenaagm; am SchlidL (S. Ifl9— 198)
eine ciemlich unnnthige Wiedergabe des Inhalts vun Tega^r'a FrithjorsMge.
409. Wügner, W., Unsere Vorxe it. (1. Bd.) Nordisch -germanische 6ütt«r und
BeldtrD. In Schildemngen fiir Jugend und Volk. Hcrauegeg. in 3. Turb. ÄuH,
unter Mitwirkung von J. Novpt. 2 Ahth. iu 1 Bde. ([. liöttersagen. II. Nör-
dliche Mi.-lden«agen ) 8. (XVI, 326 u. 156 S.) Leipzig 188S. Spamer. M. 7,50.
Eine populSre Darstellung der germanischen Mythologie.
410. Engelmaun, E., Volksmärchen uad Göttersagen auv gertDaniacher Vor-
icit. Epische Dicbtnngen, 2. (Titel-) Auflage. 8. (XV, 206 S,) Stuttgart
(1880) 1P82. Boni u. Co. M. 2,40.
Vgl. Litcrar. Merkur IS82, Nr. 12; Tfigl. Rundschau '21. Dec, tSSl.
41t. Durmayer, J., Einruhrung in ilie deutsche Götter- und Heldensage,
insbesonders zum VerotUndniase des Nibelungenliedes. Für höhere Lehranstalten
und mm Selbststudium. 8. (öS S.) Nürnberg 1881. Korn. 80 Pf.
412. Kruss, Joseph, Enuhiriilion für das Stadium der griechischen und rÖmi-
ecben Geschichte. Mit Anhaug: I. Aus der germanischen Mythologiu. 8. (17,
215 S.) Wien 1881. Gräser. 2 M.
413. Bngge, Sophua, Über den Ursprung der nordischen Götter- und Helden-
sage- Vortrag.
Das AuaUnd, 63. Jahi^. <1880), Nr. S.
414. Bagge, Soplius, Studier over de nordiske Gudo- Og Uelteaayns OprJndetse.
I. Raekke. 1. Heft. 8. (80 S.) Christiunia 1881. Feilberg og Lnudmurk.
Vgl. Literar. Centralblan 1B8I, IG (Maurer), 'Das I. Heft gibt H. I-.Ht allge-
meine Andeutungen aber die GrancUiilxB, nnd behandelt sndanti apecielt die
Baldur-Saee; Alhenaeum belgs 1881, Nr. 13; D. Liter. Zig. (ISSI), Nr. 3t
(UUllenbolT; durchaus üblehnend); Literaturblatt tsäi. Nr. I. 4 (Edsarili);
Theolog. Literaturblatt Nr. 14 (Stianß u. Tborney); Angli» IV. 4 (Wulelcer).
415. Rugge, Sopbus, Stuitien über die fintttebung der nordischen Göttci-
und Heldensage». 1. Reihe. Vom Verf. antorisirte und durchgesehene Über-
BGtzung von O. Brenner. 1. Hi^ft. 8. (96 S.) Hüneben 1881. Kaiser. 2 M.
VgL Uerbsls Literatnrblalt 1861, 16. Nov. (Keck); Magaziu f. d Litorabir des
AnsUnden 1883, ,<t (Bender).
446 BIBLIOCatAPHOfE VOM 1881.
416. Brenner, O., über den Urifirang der neidischen Gotter« wid Heldea-
sagen.
AUgem. Ztg. 1881 , Beilage Nr. 112;. Anknflpfend «n die Schrifteo roo Bogys
nnd Schierenberg.
417. Rasmns B. A n d e r t o ■ , die Zerttoriuig der germaniseken Mythologie dereh
Bang nnd Bogge.
Daheim, 17. Jahrg. (1881), Nr. 16.
418. BeauTois, Bulletin critique de la Mythologie scandinave.
ReTue de Phistoire et des religiona II, 4 (1881).
419. Hahn, W., die neuen Ideen Sophos Bugge't.
Allgem. Ztg. 1881, Beilage 1S7 -128. Gegen Bugge gerichtet.
420. The origin of Norse mythology.
The Academy 1881, 28. May, S. 393—394. Bericht über die Vortrige ronProt
Stephens in Kopenhagen cur Widerlegung von Bugge*s Ansichten.
421. Ursprung nnd Alter der nordischen Göttersagen.
Das Ausland 1881, Nr. 6. Berieht über Worsaae's Deutung einiger Goldnfi
mit mythischen Darstellungen, durch deren Alter W. die Ansiebten Baggers ■
widerlegen glaubt.
422. Keary, C. F., the genuine and the spnrious in £ddaic Mythology.
The Academy 1881, 2. July, 8. 16.
423. Lehmann, £., die Götterdänunerung in der nordiachen Mythelope.
8. (28 S.) Königsberg 1881. Bon*8 Bnehbandlung. 80 Pf.
424. Rieß, Minna ^ über vier Eddaeagen. Die Ragnarok-, Hetmdall-, Wiwm-
nnd Hebage. 8. (127 S.) Gardeiegen 1881. Selbatverlag der Verfsaim.
(Leipsig, M. Schäfer in Oomm.)
Vgl D. Literaturblatt 1881, 15. Not. (Keck).
425. Wiesel er, Karl, Germanieche Götter in griechischer Umg^bang.
Fleckeiseos Jahrb. 123, 823—24 (1881). Glaubt in mehreren griech. AlterthfliiMa
in Berlin germanische Göttemamen gefunden zu haben.
426. Norer, J., über Steinskulpturen von angeblich heidnisch-ajmbolisdia
Bedeutung.
Das Ausland 1881, Nr. 44, S. 871^873. Über die Senlpturen der Eztervteiü.
427. Rudolf, Adalbert, Agilo, Alirpna und Amwentil, Gottheiten und Heilige
im Rhein-Mosel-Gaue.
ArchiT f. d. Studium d. neueren Sprachen 66 (1881), S. 117—121.
428. Bazing, Belsenberg eine Balderskultstätte.
Württembergische Vierteljahrdiefte 4 (1881), 283—286.
429. Frey tag, L., Die Göttin Bercht-Holda nnd ihr Gefolge. Beitrige nr
Erklärung ihres Cultus nnd der darauf bezüglichen VoIksbrSnohe.
Zeitschrift des deutschen und österr. Alpenvereins 1881, 178 — 216i. S86 — SSI.
430. Broudsted, K. G., en kirkclig aliegori og en nordisk mythe.
Historisk Tidskrift N. R. III, 1 (1881). Vgl. Literaturblatt 1881, 8p. SOS t
(Dahlerup). Ijäßt den nordischen Mythus von Thorr und der Midgardsschlaaye
ans der altchristlichen Überlieferung von Christus und dem Leviathaa enfertalieD-
431. Zehetmayr, Nerthus, Isis, Nehalennia.
Blätter f. d. bayer. Gymnasialschal wesen 1881, S. 170—172. Vgl. Bibliographie
1881, Nr. 386.
432. Handelmann, H., übc'r Denkmäler und Ortlichkeiten , an weldie lidi
die Sage vom Nerthusdienst anknüpft.
Archiv für Anthropologie XIII, 1. 2.
483. Lewin, Wodan, der wilde Jäger nnd der wandernde Ahasver.
Das jüdische Literaturblatt 10. Jahrg. (1881), S. 81 f. Vgl. Bibliogivpfais 1S80.
Nr. 386.
VU. MTTHOLOQIB. 447
484. Blind, R«, germaniflche Wftssergottheiten.
Yossiflohe Ztg. 1881, Sonntagsbeilage Nr. 8— IS.
485. Blind, Karl, Scottiah Shetlandic and Qermanic Water Tales.
The Contemporary Review 1881. Aug. — Od
436. Maurer, K., die Riesin Hitt.
Oermania 26, 505 f. Vgl. Bibliographie 1880, Nr. 400.
487. Schwarte, F. L. W., Wolken und Wind, Blitz und Donner.
Correspondenzblatt der deutsehen Gesellschaft für Anthropologie 1881, S. 41^44.
438. Kemper, Joseph, Der Bonenjftger; s. oben Nr. 382.
439. Dar Hond im Mjthua.
Europa 1881, Nr. 2.
440. Bfihler, C, der Frühlings- oder Osterkreis.
Ostfriesisches Monatsblatt 1881, S. 145—154.
441. Laistner, Ludwig, Nobishaus und Verwandtes.
Oermania 26, 65—95. 176—199.
44S. Henne-am-Rhyn, O«, das Jenseits. Kulturgeschichtliche Darstellung
der Ansichten über Schöpfung und Weltuntergang, die andere Welt und das
Gkiaterreich. 8. (VIII, 802 S.) Leipzig 1881. 0. Wigand. 4 M.
448. Das Todtenreich im germanischen Volksglauben.
Vossisehe Ztg. 1881, Sonntagsbeilage Nr. 49. 50.
444. Henrici, Emil, Schiltebürger als Name des Todes. Zu Iwein 7162.
Seitschrift f. deutsches Alterthum 25, 127.
445« Blaas, C. M., Volksthümliches aus Niederösterreich. III. Besegnungen.
Germania 26, 229—242.
44G. Vidskepelse, besväijelse och läsning vid sjukdomar.
Bidrag tili SOdermanlands Sldre kulturhistoria. II. S. 102—113.
447« Henke, Oskar, der Gespensterglaube der Gegenwart. Eine Darstellung
«ad Widerlegung des Spiritismus. Programm der Realschule I. Ord. zu Mül-
heim a. d. R. 1881. (Nr. 414.) 8. 30 S.
ISnthilt auch Mittheilungen ans Hexenpro cessen.
448. Orotefend, Hexen in Frankfurt.
Mitteilungen an die Mitglieder d. Vereins f. Frankfurter Geschichte VI (1881), S. 70.
449« Mitbaeh-Harff, Wilhelm Graf y.. Die Hezenprocesse im Ländchen
Draebenfels [bei Bonn] 1680—1645.
FonchungiiQ aar deutseben Geschichte 21, 615^621.
460. BeauTois, E., les sorciöres de Macbeth et lenn congönöres chez les
ScandinaTes.
Beme eritique 1881, Nr. 51, S. 492 f. Im Anschluß an H. Gaiaos* Artikel *une
tradition eeltique dans Blacbeth' Nr. 46, 8. 376 f.
451. Beiträge zur friesischen Mythologie. III.
Ostlrieaische MonatsblStter 1881, S. 456—464. Aus der Volksüberlieferang ; ein
CSiorreigen, der mythisch gedeutet wird.
452. Nordlander, Johan, Minnen af bedentro och knlt i norrländska ort-
narnn. 4. (d6 S.) Hemösand 1881.
468. Caapari, 0. P., eine Homilia de Sacrilegiis.
2MtBeMft f. deutsches Alterthum 25« 313-316. Aus Einsiedeln. 8. Jh. Wichtig
ffir den Aberglauben und die Mythologie.
4M* M&ller^ M., Essays. 2. Band. Beiträge cur vergleichenden Mythologie
■nd Ethnologie. 2. Auflage besorgt von 0. Francke. 8. (V, 666 S.) Leipzig
1881. JEngelmaim. 10 M.
Vgl. Nfia ottd Sttd 1882, Februar.
448 BIBUOQRAPHIE VON 1881.
455. Lang, Max, Maller's Philotophj of Mylhology.
Fraser's Magazine 1881, August.
456. Cox, G. W. , an introdnction to the Science of compAratire Mjtkolo^
and folklore. London 1881. Kegan Paul & Co.
VgL Athenaeum 14. Mai 1881.
457. Cox, G. W.y Mytbology of the Aiyan nations. New edition. 8. 8 fols.
London 1881. Kegan Paul. 28 sh.
458. Krummel, L., die Religion der Arier nach den indischen Vedas. 8.
(51 8.) Heidelberg 1881. Winter. 1 M.
Sammlaog: von Vorträgen heraosgeg. ron W. Frommel and F. Pfaft, 6 Bd.
6. Q. 6. Heft. Vgl. Theolog. Liter. Ztg. 1882, 12 (Hertfaeau).
459. Troyon, Fr^., Cours de ni3rthologie oo les religions paiennea aa poiil
de vue de r^v^lation, k l'osage des ^coles et des familles. Seconde ^itios.
12. Lausanne 1881. Bridel.
460. Schwartz, Zur indogermanischen Mythologie.
Zeitschrift f. Ethnologie XIII, 3 (1881).
461. Lippert, J., die Religionen der europäischen Colturyolker, der Litascr.
Slaven, Germanen, Griechen und Römer in ihrem geschichtlichen Urspnuife.
8. (XVI, 496 8.) Berlin 1881. Th. Hofinann. 8 M.
462. Engel, Jacob, Der Tod im Glauben indogermanischer Völker.
Programm der Realschule I. Ordnung in Stralsund 1881 (Nr. 121). 4. 81 S.
463. Schildgen, Theodor, St. Vitus und der slavische Swantowit in ikti
Beziehung zu einander.
Programm der Reabchule L Ordnung su MOnster 1881 (Nr. 321). 4. 18 &
VIII. Märchen und Sagen.
464. Grimm, Brüder, Kinder- und Hausmärchen. Große Ausgabe. IT.Aofli^
8. (XX, 704 S.) Berlin 1881. Hertz. 6 M.
465. Grimm, J. u. W., Kinder- u. Hausmärcben. Kleine Ausgabe. 29. Aoflage.
16. (IV, 311 S.) Berlin 1881. Dümmler. M. 1,50.
466. Bechstein, L., Neues deutsches Märchenbuch. 40. Auflage. Pracht*
ausgäbe. (VI, 271 S.) Wien 1882.
467. Bechstein, L., Neues deutsches Märchenbuch. Volkaaiisgabe. 43. Slereotjp-
Auflage. (VI, 271 S.) Wien 1882.
468. Mus Aus, J. K. A., Volksmärchen der Deutschen. Für die Jagend betr-
beitet von W. Werther. 16. (320 S.)
Ulliversalbibliothek für die Jugend Nr. 77->80. Stuttgart 1881. Kioner. U. 1,».
469. Hoff mann, Franz, Volksmärchen der Deutschen nach Masaas. For die
reifere Jugend bearbeitet. 3. verb. Auflage. 8. (V, 309 S.) Stuttgart 1881.
Schmidt u. Spring, geb. 6 M.
470. Lau8ch, £., das Buch der schönsten Kinder- und Volksmärchen, Sagfo
und Schwanke. 13. Auflage. 8. (VIII, 262 S.) Leipzig 1882. Spamer. SM.
471. Otto, F., Unter Kobolden und Unholden. Sagen und Märchen aus de«
Keiche der Riesen und Zwerge, Gnomen, Wichte, Kobolde, Elfen u. Nixes.
Dem deutschen Volk«; und der Jugend erzählt. Mit einer Einführung vos
Viilamaria. Mit Illustrationen. 8. (X, 228 S.) Leipzig 1882. Spamer. M. 2,60.
472. Der Wunderborn. Eine Sammlung der schönsten Märchen nnd Sages
aus deutschen Gauen, herausgcg. von Karl Seifart. Illustrift von E, Jf, Nes-
reuther. gr. 4. 1. Lief. (16 S.) Stuttgart 1881. Kroner. 50 Pf.
Vollständig in 12 Lieferungen.
ym. BllRCHEN UND SAGEN. 449
473. Villamaria, Elfenreigen. DeutBcbe und nordische Märchen eob dem
Reiche der Riesen and Zwerge, der Elfen, Nixen nnd Kobolde. 4« Auflage.
8. (IX, 414 S.) Leipzig 1882. Spamer. M. 5,50.
474. Bilder fQr Schule nnd Haus. 15. Heft. Deatache Sagen und Härchen,
fol. Leipzig 1881. Expedition der Ulustr. Zeitung. 50 Pf.
475. Bo witsch, L., Vom Donaustrande. Märlein und Sagen. 3. Auflage. 12.
(63 S.) Wien 1881. Pichler.
JeBsen*s Volks- und Jagendbibliothek. 8. Bändchen. 70 Pf.
476. Haltrich, Josef, die Welt unserer Märchen und unserer Kinder. 8« (15 S.)
Aas dem Siebenbürg. D. Tageblatt Nr. 2402 ff. Vgl. Korrespondensblatt des
Vereins für siebenbürg. Landeskunde 1882, 8. 24.
477. Bowitsch, L., Rübezahl. Märlein für Groß nnd Klein. 3. Auflage. 12.
(70 S.) Wien 1881. Pichler.
Jessen*s Volks- and Jagendbibliothek. 6. Bändchen. 70 PL
478. Reuper, J., schlesische Sagen und Märchen. 12. (57 S.) Wien 1881.
Pichler. 70 Pf.
Jessen*s Volks- und Jagendbibliothek Nr. 45.
479. Stephens, 6., Two english folk-tales.
The Folk-Lore Becord vol. HI.
480. Corte, H. C, Catskin, the english and irish Peau d'äne.
The Folk-Lore Becord vol. IIL
481. Carpenter, W. H«, the Icelandic story of Cinderella.
The Folk-Lore Becord toI UI.
482. Asbjörnsen, P. Chr., Auswahl norwegischer Volkamärchen und Wald*
geister* Sagen. Ans dem Norwegischen übersetzt von H. Denhardt. Mit 106
Bfaiatrationen. 8. (VIII, 289 S.) Leipsig 1880. Refelshöfer. 6 M.
Vgl. D. Berue 1881, April (über die Original-Aasgabe) ; Blätter L literar. Unter-
haltung 1881, Nr. 60; Arohiyio delle tradixioni populari I, 1.
483. Asbjörnsen, P. Chr., Bound the Yule Log: Norwegian Folk and Faiiy
Tales. Translated by H. L» Braekstade with an introduction hy £. W. Gosse.
London 1881« Sampson, Low and Co.
Vgl Aoademy 1881, 24. Dec, p. 469 f.; Atbenaeum 7. Januar 1882.
484. Turley, B., schwedische Volksmärchen. Ausgewählt und bearbeitet. Mit
Illustrationen. 8. (VIII, 316 S.) Leipzig 1881. Abel. M. 2,50.
485. Orundtyig, S., Danske Folke^aeyentyr, efter trykte og utrykte kilder.
Anden udgave. 8. (240 S.) Kopenhagen 1881. BeitzeL kr. 1,50.
486. Mnlley, Danish populär täles.
The Folk-Lore Becord toL III.
487. Kristensen, £. T., Eventyr fra Jylland, samlede i Folkemunde. 8.
(400 S.) Ejabenhavn 1881. Schönberg. 4 kr.
Aneh n. d. Titel: Jydske Folkeminder, isaer ^a Hammemm Herred. Femte
Sämling. Enthält am Schluß ein jütländiscbes Glossar.
488. Pfeily H., Deutsche Sagen. Der deutschen Jugend und unserem Volke
wieder erzählt. 2. Auflage. Mit Illustrationen. 8. (VllI, 326 S.) Leipzig
1882. Spamer. M. 3,50.
. Vgl TägUche Bundsohau 1881, 4. Dec, Beilage.
489. Hagenbuch, F., Staufberger Sitten und Saften.
ArgoTia. Jahresberieht der histor. Gesellschaft des Cantons Aargan. 12. Band
(1881).
aKUUMU. KsM Btikt X?. (XXVIL) Jakif . 29
450 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
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Alemannia 9 (1881), 80 — 10. Sagen, Dreikönigslied, Haasinschrillen, S.S31-34S
Sagen, Lieder mid Reime, Hausinschriften.
491. Eine elsässische Volkssage.
Gemeinde-ZeitüDg für Elsaß-Lothringen, Literar. Beilage 1881, Nr. 12.
492. Weißenberger, A., Schwarzwaldsagen und GeschichteD. 8. (Vli, 160S.)
Baden. Baden 1881. Wild. 2 M.
493. Schau-in*8-Land. Blätter für Geschichte, Sage, Kunst und Nttar-
schönheiten des Breisgaus. 8. Jahrg. 1881. 12 Nrn. 4. Freibarg L Br. 1881.
6 M.
494. Birlinger,A., Volksthümliches. Spuksagen, Aberglauben, Geschicbtlicbe
Sagen, Legenden.
Alemannia 9 (1881), 249—258.
495. Birlinger, A., Schwahenneckereien.
Alemannia 9 (1881), 102—121.
496. Waizer, Rudolf, Reiskofl- Sagen.
Die Heimat von J. Emmer, 6. Jahrg. (1881), Nr« 51.
497. Branky, F., Fünf Sagen vom Hochseh wab.
Zeitschrift für deutsche Philologie 12 (1881), 842—^48.
498. Sieben bürgische Sagen. Von J. Wolff und G-. Fischer.
Siebenbürg. Korrespondensblatt 1881, S. 68 f.
499. Schwebe 1, 0., der Sagenkreis des Breuschthales.
Norddeutsche AUgem. Ztg. 1881, 31. Juli, Sonntagsbeilage.
500. Klose, M., die Kynastsage in verschiedener Darstellung. GesaMadte
Gedichte. 8. (24 S.) Hirschberg i. Schi. 1881. Heilig. 15 Pf.
501. Richter, Ed. J., Südbohmische Sagen und Geschichten« Komeabnt
1881. Kühkopf.
Vgl. Büttheilungen d. Vereins f. Geschichte d. Deutschen in Böhmen XXII, Nr.i
502. Urban, Michael, Aus dem Sagenbnche der ehemaligen Herrschaft Könip-
wart.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen 19 (1881 ;
S. 324 — 325. 10. Der Planen'sche Familiensehmnck. 20, 102: 11. Der Zwttft
Strafe.
503. Richter, J. W. 0., kleines deutsches Kyffhäuserbuch. Natur, Geschichte
und Sage des Kyffhäusergebirges. 16. (Vm, 59 S.) Eisleben 1881. Mahneri
M. 0,50.
504. Warn atz, Mathias, die Wartburg und Eisenach in Sage und Geachidite.
8. (Vn, 143 S.) Wien 1881. Braumüller. 2 M.
505. Roth, F.W. E,y Nassau's Kunden und Sagen aus dem Munde des Volkeip
der Chronik und deutscher Dichter. Gesammelt und kritisch beleuchtet.
2. Auflage. 3 Bde. 8. (Vm, 239; IV, 176; IV, 224 S.) Wiesbaden 1881.
Limbarth. 6 M.
506. Bücking, G. , Geschichten und Sagen von Heidelberg und der Tib-
gegend. 8. (24 S.) Heidelberg 1880. Winter 's Sortiment 1 M.
507. Christ, Karl, das alte Schloß Hundheim am Neckar und das Hündleio
Ton ■ Bretten.
Literar. Beilage d. Karlsruher Ztg. 1881, Nr. 34.
508. Kurs, A. , des Rheinlandes Sagen und Legenden. 8. (XIV, 290 S.)
Köln 1881. Ahn. geb. 5 M.
609. Lehmann, 0., die schönsten Sagen dea Rheins. V. VL 12. (63tt.64S.)
Kleine Volkserzählungen Nr. 772. 773. Mülheim a. d. Ruhr 1881. BageL iioH
Vm. MÄRCEEN LfND SAGEN.
4Ö1
610. HelmkeD, F.Tb., liie cathedrul of CoiogDe, iU legendi, history, archi-
tecture, pliutic decorations und art treiuures. Traoalated by J. W. Watkint,
8. (88 S.) Eöla 1881. Boisaetäe. 3 U.
511. NiederrheiDiBcher Ge seh ic ht »freund 1881. Eathält: S. 13
J. Storm, die Gräfin von CleTe (eur Sehwanensage). S. 19 Fiachbacb, die
Kircbenstühle (Sage). S. 2B Bmets, der Ärmelranb (Sage). S. 63 Smete, die
Hose der Waroung (Kloitereagc). S. 101 ff. Schmitz, Märchen aus der Qegend
Ton Bheinberg. J. Cremer, Abergläubisches. S. 8. IG. 24. 33. 47. 56. 73.
96. 104. Koppen, zum Kapitel Abcrglaubiecbes S. 34.
613. Leibnizens Urtheil über die Sage von dem Auszüge der HainmelnacheD
Kinder. Mitgetbeilt von E. Bodemann.
ZeiUcbrift d. bialor. Vereioa f. NiEdersacbsen, Jahrg. 1881.
613. Uandelmann, H., anliquariache Miacellen. 1. Nachtrftge Kur Sammlung
dei Sagen und Sitten.
Zeitschrift der GeselUcbaft tOr Scbleawig-HuUtein-LaueDburg. Geacbiuhte XI
(1881), S. ES9— 948.
514. Diion, J. K. , Chroniciea and Staries of the Craven Dalea. With an
inti-odnction by R. CoHyer. 8. (XIII, 479 S) London 1881.
Vgl. Jahreabericbt 18»1. 8. 184.
515. Futnivall, F. J., an carlier Englisb original of Mr. Browning's 'Pied
Pip«.
Academy 19. Nov. 1881. S. äSG (.
_ bin. Lacb-Scyiu&. W. ä., Folk-Lorc Traditiona of faifitorjcal erenta.
The Tülk-Lore Eecord vol. III
517. Nordland fahrten. Malerische Wanderungen durch Norwegen und
Schweden, Irlaud, Schotttand, England und Walea. Mit besonderer Berück-
iichtigung von Sage and Geschichte, Literatur und Kimat. 1. — 15. Lief. 4.
Leiptig 1881. Hirt u. Sohn. ^ 2 M.
5ie. Lindatröm, G. E., Nyländska folksilgneT. Albnm utgifret af Nylän-
dingar. VIII- Uelsingfors 1881. S. ]ä5 — 161.
519. Vi ga tiÖni, EvH, Folkdiktning. visor, folktro, sägncr ocb eo svartkonat-
bok, samlnd och upptecknad i Skaiie. Andra samlingen. 8. (VI, 416 8.)
Göteborg 1881. Torsten Iledlund. 3 kr.
über die erato vgl. Li^brecht in Germnnia 27, 116—123,
SSO. Polkesagn, aamledc i Lister og Mandula Amt af J. T. Storacker og
O. Fuglestoedt. JJilg. ved O. Puglestoedt. 1. Del. Med Tillaeg: Sagu fra
LUtcrlandet, meddelte af J. M. Oamundsen. 8. (124 u. 2\ S.) Plekkefjord
1881.
läl. Norake Bygdcsagn, aamlede af L. Daae. 1. Sajnliug. Ändeu udgave.
8. (Vm, S43 S.) Kjobenhavn 1881. Cappelen. 2 kr. 75 öre.
fiS3. Sägner.
Bidng tili SDdermanlands Sldre hulturbislana. II. S. 1U-I16.
638. Saguets bistoriske Vaerd.
Bistorisk Tidabrift N. B. n, 3 (1S81).
,624. Oaster, M., Beiträge nur vergleichenden Sagen-
QrS«, Monatsschrift fUr Oeschichta des Judenlfannis t
md Märchenkunde.
bib. Gnater. M.,
T Sagen und Märchen. VIU— XIV.
452 BIBLIOOBAPHIE VON 1881.
526. Rasemann, A., Wodan «ad die ^balange«
Gennania S6, 27»-316. Mit Nachtrag 8. 876-379.
527. Finger, F. A., die Sage von den Nibelungen fnr die Jagend ersahh.
4. Aufl. 8. (XVI, 180 S.) Frankfurt a. M. 1881. Winter. 2 M.
528. Soldan, Friedrich, Deuttche Heldensagen auf dem Boden der alteo
Stodt Worms. 8. (164 SO Gfitersloh 1881. Bertelsmann. 2 M.
EnthSlt: Walther mnd Hildegand. Der hömene Sigfried. Der Wormser Ros«-
garten. Die Kibelongea.
5^9. Reck, K. H., Iduna. Deutsche Heldensagen. 4. Teil. Dietrich tou Bern
und seine Gesellen. Nach der echten Überlieferung erxihlt. 8. (318 S.)
Leipzig 1881. Teubner. M. 2,70.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, 16.
530. Wagner, W., Deutsche Heldensagen f&r Schule und Volk. Neu bear-
'beiteter Auszug des 2. Bandes seines großem Werkes: ' Nordisch -germanisck
Vorzeit. Sagenkreis der Amelungen. Sagenkreis der Nibehingeii« Gudi«.
Beowulf. Karolingischer Sagenkreis. König Artus und der heiK GraL 8. (?!,
268 S.) Leipzig 1881. Spamer. M. 1,60.
531. Der alte Hildebrand. Von R. Kohler und B. Sprenger.
Korrespondenzblatt f. nd. Sprachforschung VI, 46 t
532. Nyrop, K., Sagnet om Odjsseus og Polyphem.
Nordisk Tidskrift for filologi N. R. V, 216 — 265. Auch separat erschieaca:
Kopenbagren 1881. 44 S. 8. Vgl. Archivio delle traditioni populari I, 1 (1882);
Literaturblatt 1882, 1 (Liebrecht).
533. Con Stabs, L., la legende d'Oedfpe ^tndi^ dans l'antiquitd, an mojei*
äge et dans les temps modernes en particulier dans le Boman de TbibeL
8. (X, 390, XCI S.) Paris 1881. Maisonneuve et Co. 10 fr.
Vgl. Literatorblatt 1881, ^p. 75 (Neomann); Giomale di filologia romansa 3, 110:
Academy 20. August 1881 ; Literar. Centralblatt 1882, Nr. 4 (FQrsier).
534. L^vi, J., La legende d'Alexandre dans le Talmud«
Revue des 6tudes juives 1881, p. 293—800.
535. Eberhard, Alfred, In Julium Valerium Oonjeetanea.
In: Festgabe für W. CreceUus (Elberfeld 1881), 8. 22-26.
536. Meyer, Wilhelm, die Geschichte des Kreuzholzes vor Christoa. 4. (66 S.)
München 1881. Franz in Comm.
Aus den Abhandlungen der k. bayer. Akademie I. Cl. XVL Bd. II. Abth.
537. Meyer, G., die Sage vom Kreuzholz Christi.
Sitzungsberichte der k. bayer. Akademie der Wissenschalten 1881.
538. Conway, M.D., the wandring Jew. London 1881. Chatte & Windus. 77t<^
Vgl. Magazin f. d. Literatur d. Auslandes 1881, Nr. 37 (Engel); The Acadsaj
1881, 20. Augast (Mahafiy).
539. Barine, A., Le Juif-Errant.
Reyne politique et litt^raire 1881, Nr. 14, 2. Oct In Anschluß an Conway*s Bseb.
540. d'Ancona, A., le juif errant en Italic au XHI* si^le.
Romania 1881, 8. 212—216.
541. Schwartz, W., zur Herodiassage.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 170—173 (1881).
542. La istner, Ludwig, zu Zs. 25, 170 ff.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 244—46. Nachweisungen zur Herodisss^c•
543. Joret, C^harles, la Inende de Saint Alexis en Allemagne. 8. (30 S.l
Paris 1881. Vieweg.
Extrait des Annales de la Facult^ des lettres de Bordeaux. Vgl. Rerue eriti^
' 1881, Nr. K), 8. 199. Vergleichung der eilf deutschen Bearb^ongen unter eis-
ander und mit den latein. Fassungen.
Vin. BllBCHEN UND 8AQEN. 453
544. Hertz, Wilhelm, die Sage von Parzival und vom Gral.
Nord und Süd, Juli 1881, 8. 84^-116.
545. Die Sage von Parsival.
Allgemeine deutsche Mnsikzeitong 1882, Nr. 1—8. Mit Rücksicht auf B. Wagners
Tondichtung.
546. Cassel, Paulus, der Grftl und sein Name. 2« Ausgabe. 8. (28 8.) Berlin
1880 (1878). Wohlgemuth. 75 Pf.
547. Der Prosaroman von Joseph von Arimathia. M^t einer £inleiton|p über
die handschriftliche Überlieferung herausgeg. von G. Weidner. 8. (LXV,
148 S.) Oppeln 1881. Franck in Coinm.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 16; D. Liter. Ztg. 188S, 19 (Tobler). Ich führe
dies Buch wegen des Quellenstudiums hier mit an.
548. Rydberg, Victor, Astrologien och Merlin. (Om källoma tili stjämeskil-
dringen i Galfrids Historia regum BrittanisB.)
Nordisk Tidskrift fiSr retenskap , konst och induatri 1881. H. 5 , 8. 377—409,
H. 6, 8. 447—480.
549. Lambel^ H., zur Geschichte der Sage von Tristan und Isolde.
Magazin t d. Literatur d. In- und Auslandes 1881, Nr. 31.
550. Leith, £. P., on the legend of Tristan. London, Trnbner. lY, sh.
551« Treutier, H., die Otinelsage im Mittelalter.
Kölbing, Englische Studien V (1881), 8. 97—149. Ober die französischen, nor-
dischen, englischen Bearbeitungen.
558. Sybel, H. t., Sagen und Gedichte über die Kreuzzüge,
In SybePs kleinen histor. Schriften. 3. Bd. Stuttgart 1880. CotU.
55d. Zimmermann, P., Heinrich der Löwe in deutscher Sage und Dichtung.
Braunschweigische Ajizeigen 1881, 2.-8. April.
554. Albertus Magnus in Geschichte und Sage. Festschrift zur sechsten
Säcularfeier seines Todestages am 15. November 1880. 8. (172 S.) Köln 1880.
Bachem. M. 1,50.
555. Meyer von Knonau, G., die Sage von der Befreiung der Waidstätte.
In: Aus Geschichte, Litteratur und Kunst. Populäre Vortritge von G. Kinkel etc.
Basel 1881. Schweighauser.
556. Neu mann, Friedrich, Teil — Dellingr — Heimdali.
Germania 26, 343-348.
557. Schur 1er, M. y., zur Winkelriedfrage.
Anzeiger f. schweizerische Alterthnmskunde N. F. 12. Jahr^., Nr. 2 (1881).
558. Sur la legende de Winkelried.
Bibliographie und literarisehe Chronik der Schweiz XI, 9.
559. Cassel, Paulus, Iron und Isolde, ein altdeutsches Sagenbild, und der Bär
Ton Berlin. Zwei Abhandlungen, kl. 8. (4 Bl., 86 S.) Berlin 1881. Wohlgemuth.
Die erste umfasst 8. 1—60, die zweite 8. 61—86. Des Verf.*s auagebreitete
Sagenkenntniss und Belesenheit gibt sich hier wieder kund; freilich fehlt es
auch nicht an bedenklichen Aufstellung^, wie wenn Iron = Qrum gesetzt wird.
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 7, 330 f. (Martin); Literar. Merkur 1881»
16. 17; Literar. Centralblatt 1881, Nr. 44 (fidzardi).
560. Knauth, P., die Faustsage in ihrer Entstehung^ Verwickelung und Ent-
wickelang. Bede. 8. (15 S.) Freiberg 1881. Engelhardt. 50 Pf.
561. Rudolf, Adalbert, Theophilus-Faust und Mephistopheles.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen 66 (1881), 8. 241—272.
562. Hauff, Gustav, Vorstudien zu Goethe*s Faust
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen 66 (1881), 8. 295—308.
563« Birlinger, A., die Thiersage und der Beichtstuhl.
Arehiv Sr Literaturgeschichte X, 2.
454 BEBUOGRAPHIE VON 1881.
564. Cassel, Paulas, der Phönix and seine Aera. Ein Beitrag rar äheren
Kanst-STmboIik und Chronologie. Berlin 1880. A. Hofmann. M. 1,50.
565. Die Sage vom Einhorn.
Pablication des Mflnsterban -Vereins sn Constans (1881).
566. Sandelin, Hans, die Bienen in Sage and Caltorgeschiehte.
Das Ausland 1881, Nr. 20.
567. Haberland, Biene and Honig im Volksglaaben,
Globns 39. Band, Nr. 16—17.
IX. Volks- nnd Kinder] i oder. Sprichworter, Sitten and Oebräache.
568. Volkslieder, alte hoch- and niederdeatsche, mit Abhandlang and Aa-
merkangen, heraasgeg. yon L. Uhland. 2. anveränderte Anfiage. 1. Band.
Liedersammlung in fünf Bflehem. 8. (VI, 843 S.) Stattg«rt 1881. Cotta
10 M.
569. Birlinger, A., and W. Crecelius, zu des Knaben Wonderhom VL
Alemannia 9 (1881) , 47—54, 151—174. Zu dem auf 8. 162 gedraekten Liede
ist XU vergleichen Oennania 84, 899.
570. Atzler, FeUx, Nachträge and Bemerkaagen za «1^^ Knaben Wander-
hom*.
In: Festgabe för W. Crecelius (Elberfeld 1881), 8. 124—182.
571. Walther, C, Anftnge yon alten Liedern.
Korrespondensblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, 8. 4 — 5.
572. Volkslieder, die historisch-politischen des dreißigjährigen Krieges, km
fliegenden Blättern, sonstigen Druckwerken und handschriftlichen Qaellei
gesammelt und nebst den Singweisen zusammengestellt von Frans Wilh. Frei*
herm ▼. Ditfurth. Herausgeg. von K. Bartsch. 8. (XVI, 355 S.) Heidel-
berg 1882« Winter.
Vgl Magazin f. d. Literatur des In- und Auslandes 1882, Nr. 19 (Frejtsf):
Augem. Ztgf., Beilage 27; llittheilungen d. Vereins f. Geschichte d. Deutsches
in Böhmen XX, 4 (Lambel); Die Presse (Wien) Nr. 107, literar. Beilage.
573. Baumert, L., deutsche Volkslieder. 3. Auflage. 8. (m, 84 S.) Langen-
salza 1881. Beyer u. Söhne. M. 0,40.
574. Urbach, K., 100 der schönsten deutschen Volkslieder. Eine Sammliug
zweistimmiger Lieder. 8. Leipzig 1881. Hesse. 30 Pf.
575. Zimmer, F., Stadien aber das deutsche Volkslied im Ansehlasse tn
L. Brck's deutschen Liederhort. 8. (VIU, 89 S.) Quedlinburg 1881. Vieweg.
2 M.
Vg^. Literar. CentrslbaU 1882, 22 (Riemann).
576. Cassel, P., das Bohnenlied.
Vossische Ztg. 1881, Sonntagsbeilage Nr. 8.
577. Rudel, R., geistliche Volkslieder. 8. (16 S.) Kropp 1881. M. 0,40.
578. Bartsch, K., zwei geistliche Volkslieder.
Germania 26, 101-104.
579. Zur Kenntniss der Martinslieder. Von W. Crecelius, H. Prien, H. Köhler,
£. Lohmejer, W. H. Mielck.
Korrespondenzblatt f. nd. Sprachforschung VI, 81 — 89.
580. Jeitteles, Ad., das Volkslied von Faust.
Germania 26, 352—356.
581. Tbimme, Ad., die Blumen und Bäume im Volkslied.
Daheim, 17. Jahrg., Nr. 43 (1881).
IX. VOLKS- UND KINDERLIEDEß, , SPRICHWÖRTER etc. 4^
582. Winkler, J., u. Wolff, 'Der Schlüesel der den Tag aufschlieqst.
Siebenbürg. Korrespondensblatt 1881, S. 65 f.
583. Hörmann, L. v., Schnaderhüpfln aa« den Alpen. 16. (XXIV, 376 S.)
Innsbruck 1881. Wagner. 2 M.
VgL D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 44 (Schönbach).
584. Spann, Ritter von, österreichische Volksweisen in eindr Aaswahl von
Liedern, Alpenmetodien und Tänzen. 3. Aufl. 4. Mit lUustrationea. (lll S.)
Wien 1882. Manz. 8 M.
585. Mayer, Tannhäuser-Lieder in Tirol.
Allgem. deutsche Musikzeituog 1881, Nr. 29.
586. Schlossar^ Anton, Deutsche Volkslieder aus Steiermark. Zugleich Bei-
träge zur Kenntniss der Mundart und der Volkspoesie auf bairisch-Österr.
Sprachgebiete mit Einleitung, Anmerkungen und ausgewählten Melodien her-
ausgegeben. Innsbruck 1881. Wagner. 8. (XXXII, 482 S.) 10 M.
VgL Literaturblatt 1881, Nr. 12 (Weinhold); Magazin f. d. Literatur d. Aus-
landes 1881, 46 (Freytag).
587. Schröder, K«, Zwei Volkslieder aus der Geschichte der Stadt Rhein-
felden. 8. (13 S.) Rheinfelden 1881.
Vgl. Jahresbericht 1881, S. 99.
588. Schollen, M., Volksthümliches aus Aachen. Volks* und Kinderlieder,
tVetter, Gesundbeits- und Rechtsregeln, Sprichwörter etc. 16. (VU, 78 S.)
Aachen 1881. Jacobi u. Co. M. 0,40.
589. Mielck, W. H. , das Kinderlied vom filius Jesus. Ein Nachbleibsei aus
dem christlichen Mittelalter.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, 26—29. Vgl. $. 47—49.
590. Wink 1er, Job., und Sundermann, Ein Matrpsengesang.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6*, 8. 2—4,
591. Sohnrey, H., Volkslied aus dem Göttingischen.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, 29.
592. Altfriesische Volkspoesie? von y. J.
Ostfriesisches Monatsblatt 1881, S. 48—45. Ein Volkslied, das auch in andern
Gegenden gesungen wird 'Es ging ein Bauer ins Hole .
593. Zwei alte Maireigen.
Ostfriesisches Monatsblatt 1881, S. 388-391.
594. Percy Anecdotes: a verbatim reprint of the original editios. Witb a pre-
face by J. Timbs. New ed. 4 yoIs. 8. London 1881.
595. Hunt, R., populär Romances of the West of England. 3rd ed., revised
and eolarged. 8. (472 S.) London 1881. Chatton and Windus. 7 eh. '6 d.
596. Smith, G. B., Hlnsträted British ballads, old and new. 2 yoIs. 8. London
1881. Cassell. 21 sh.
597. Vaj^nes, J. H. L. de, The Kentish Garland. Witb additional notesby
J. W. Ebsworth. Vol. L 8. (XX, 455 S.) Hertford 1880. Austin and Sons.
VgL Jahresbericht 1881, S. 184.
598. Die Lieder von der Otterburner Schlacht.
Vossische Ztg. 1881, Sonntagsbeilage Nr. 30 f. ;
599. Grundtvig, a wonderfull ballad of the seafaring man.
liie Fölk-Lore Record vol. III.
600. Smith, G.^ B.', the ballad of the 'Scottish King*.
Athenaeum 1881, 30. April, S. 592 f.
601 . Smith, G. B., the oldest english printed ballad. ' • ' ^
Athenaeum 1881, 16. April. Vom J. 1Ö03. r'^ "•
456 BIBUOGRAPHIE VON 1881.
602. Dickson, R, a gest of Robyn Hode.
The Athenaeom 11. Juni 1881, 8. 788 f.
603. Old Raral Songs and Cnstomt.
The Antiquary vol. 11, p. 244.
604. Bidrag tili Södeimanlands äldre ktütarhiBtoria ntg. af H. AmiBaan. E
Stockholm 1881.
Enthält 8. 16 — 80 Folkvisor med melodier, opptecknade inom Sftderainlal
af E. Oberg. (Fortsetanng von I.)
605. Folkmusik frln 5fre Sverige npptecknad af G. B(ladi)n. 8. (13 &.]
Stockholm 1880.
Nyare Bidrag tili kSnnedom om de srenska landsm&len ok srenakt folkfif. L 10.
606. Grundtvig, Svend, EWeskud, dansk, tveusk, nonk, faeresk, islandik,
skotsk, yendisk« bamisk, tysk, frantk, italiensk, katalonsk, apanak, bretoaik
folkTise, i overblik. kl. 8. (96 S.) Kerbenbayn 1881. Thielea Bogtrjkken.
Abdnick ans Danmarks gamle Folkeyiser. 4'* Del.
607. Meltzl, Hago von, Edward, der schottischen Volksballade Archetjpoo
nnter den Sz^klem, nebst Varianten yerschiedener Nationen. Vergleiekeid
literarhistorische Untersuchung. (29 S.) 8. Kolozsvir 1881.
Nor in 100 Exemplaren itedmckt. Vgl. Korrespondensblatt d« Vereina f. siebenbflrf.
Landeskunde 1880, 126 (WolfF).
608. Thorsteinsson, St., Thula.
Acta eompar. literar. nnivers., Jahrg. 1881. Der abgetrampfte Freier in migTi-
risch-isländisch-germanischer Tradition.
609. MotherGoose or the old nnrsery rhymea told by Kate Greenawaj. 12*.
1881. 3 s. 6 d.
610. Carrington, E., singing Games.
The Folk-Lore Becord yoI. XU.
611. Additions to 'Yorkshire Local Rhymes and Sayings.
The Folk-Lore Record toI. III. Ergänzungen zu yoL I.
612. Mätz, J., Siebenbürgische Räthsel.
Siebenbilrg. Korrespondenzblatt 1881, 8. 57.
613. Hai trieb, Jos., Sächsischer Volkswitz and Volkshnmor. Ein Vortrag*
o. 0. u. J. (1881).
Vgl. Korrespondensblatt d. Vereins f. siebenbürg. Landeskunde 1881 , 8. 31
Siebenbürg. Neck- und 8i>ottnamen, Rfithsel, Lfigenlie^chen ete.
614. Gitor frln iken och Öster Rekame härad.
Bidrag tili Södermanlands äldre kulturhistoria II (1881), S. 92—101.
615. Simrock, K., die deutschen Sprichwörter. 4. Auflage. 8. (V, 677 S.)
Frankfurt a. M. 1881. Winter. 5 M.
616. Herzog, H., Deutsche Sprichwörter gesammelt für Jung und AH. 8.
(IV, 171 S.) Aarau 1882. Sauerländer. M. 1,60.
617. Wunderlich, G., deutsche Sprichwörter, yolksthfimlich erklärt wai
gruppirt. 8. 1. Bdchn. 4. Aufl. (VIII, 72 S.) 2. Bdchn. 3. Aufl. (Vm, 80S.1
3. Bdchn. 2. Aufl. 8. (VIII, 104 S.) Langensalza 1881. Schalbachhandlof.
k 75 Pf.
618. Herzog, H., Beispielssprichwörter. 8. (IV, 70 8.) Aamo 1882. SaM^
länder. 70 Pf.
DL VOLKS- UND KINDERLIEDER, SPRICHWÖRTER etc. 457
619. Birlinger, A., Sprichwörter.
Alemannia 9 (1881), 101.
620. Seiler, F., zu Zs. 22, 422 f.
ZeÜMbrift f. dentaebes Altertlinm 26, 188. Latein. Spriebw^iter.
621. Carti, F., Lebenaweisheit in deutschen Sprichwörtern, Spröoben und
Sentensen. 8. AnO. 8. (VIII, 477 S.) Zfhrich 1881. Schmidt. 5 M.
69S. Ripberger, G., der gemüthliche Sachse in yolksthümliehen Redens-
arten und Witawörtern. 1. Lief, enthaltend 500 im sftchsischen Yolksmunde
gebrftnchliche, witxige Redensarten, mit einem Anhang von Kinderspiel- und
Abaihlreraen und einigen Lieblingsaosdrficken des sächsbchen Volkes. 8.
(89 S.) Dresden 1881. Höckner in Comm. 50 Pf.
623. Fischbach, P. J., und J. van der Giese, DQrener Volksthum. Eine
Sunmlung von Redensarten, Sprichwörtern, Rathseln, Spielen etc. nebst einem
Worterbnche der merkwürdigsten in der Dürener Volkssprache yorkommenden
Ausdrücke. Herausgegeben von H. J. Werners. 8« (204 S.) Düren 1880.
(Aachen, Jacobi.) 2 M.
624. Sprichwörtliches von F. Latendorf und K. Koppmann.
Korrespondensblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, 8. 5— 6. Anderes über
Sprichwörter 8. 6. 7. 17 f. 20 f. 24. 84 f. 36. 36 fL 49.
625. Prümer, K., westfilische Volksweisheit Plattdeutsche Sprichwörter,
Redensarten, Volkslieder und Reime. 8. (VIII, 91 S.) Barmen 1881. MöUen-
hoff. 1 M.
626. Eichwald, K. , niederdeutsche Sprichwörter und Redensarten, oder wie
das Volk spricht, gesammelt und mit einem Glossar versehen. 5. Auflage.
8. (92 S.) Bremen 1881. Haake. M. 1,50.
627. Geete, Robert, 'Morgenstunde hat Gold im Munde'.
Germania 26, 348—860.
62S. Deutsche Redensarten.
ninstrirte Ztg. 1881, durch eine ganse Reihe yon Nummern.
629. Weisheit und Wits in altdeutschen Reimen und Sprüchen. Gesammelt
Tom Herausgeber von 'Altdeutscher Wits und Verstand*. 1. n. 2. Auflage.
8. (182 S.) Berlin 1881. Enslin. M. 2,50.
Vgl. Dentsehe Reme 1881, Juni; Blätter für literar. Unterhaltung 1882, Nr. 13
(Schröder).
630. Köhler, C. S., das Tierleben im Sprichwort der Griechen und Römer.
Nach Quellen und Stellen in Parallele mit dem deutschen Sprichwort. 8.
(221 8.) Leipzig 1880. Femau in Cknam. M. 4,50.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 29.
631. MitsBchke, Paul, Naumburger Inschriften, gesammelt iirfd erläutert.
6. (SchlulSO Lief. 16. (S. 401—488.) Naumburg 1881. Domri^h. k 50 Pf.
632. Cheales, A. B., Proverbtal Folk-Lore. 2nd ed. revised and enlsiged.
8. (174 S.) London 1881. Simpkin. 1 sh.
688. Long, J., Proverbs in English and Keltic, with their Eastem relations.
The Folk-Lore Reeord vol. m.
634. B ritten, J., Proverbs and Folk-Lore from' William Ellis's 'Modern hns-
bandman (1750).
The Folk-Lore Recolrd vol. III.
635. £mpson,C. W., weather proverbs and sajings not oontained in Inwards'
or Swainson's books.
Folk-Lore Sodetj. Publiealion VUl.
458 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
636. Volksbücher, die deutschen, für Alt und Jaog wiedererzählt von
6. Schwab u. G. Klee. Neue Folge. 8. (VIII^ 520 S.) Gütersloh a. Leipsig
1881. Bertelsmann.
Enthält 20 Volksbücher in sehr geschickter und ansprechender Bearbeitung toh
Klee.
637. Die deutschen Volksbücher, für Jung und Alt wiedererzählt Ton
G. Schwab. 2.-8. Heft.
Reclam's Universal-Bibliothek Nr. 1447. 1464. 1484. 1498. 1508. 1515. 1526.
638. Schwab, G., Volksbücher. Für die Jugend herausgeg. von R. Berg.
2 Bde. 12. (322 u. 368 S.) & M. 1,20.
Universal-Bibliothek fQr die Jagend Nr. 101—108. Stuttgart 1881. KrDner.
639. Volksbücher, die schönsten deutschen, herausgeg. von Rudolf Muldener.
8. (VII, 312 S.) Halle 1881. Schwetschke. 4 M.
640. Osterwald, K. W., alte deutsche Volksbücher in neuer Bearbeituog.
VI. Oberon. Die geduldige Helen^. Kaiser Octavianns. 8. (295 8.) Hslle
1881. Waisenhaus. M. 2,70.
641. Birlinger, A., die Volksbücher in Reformationsstreitschriften.
Archiv fttr Literaturgeschichte X, 2.
642. Grimm, Herman, die Entstehung des Volksbuches Yom Dr. Faust.
Preußische Jahrbücher 47 (1881), S. 445-465.
643. Fausts Leben von G. R. Widmann. Herausgeg. yod A. t. Keller.
146. Publication des litterar. Vereins. Tübingen 1880.
Vgl. Literatnrblatt 1881, 9 (Sprenger); Kevne critiqne 1882, Nr. S7.
644. Hystorya o Grjzeldze i margrabi Walterze, z ksiaiek dla ludu pfw
Marbacha wydanych. 8. Wadowice.
Übersetzung von Marbacb's Griseldis und Walter ins Polnische.
645. Die sieben weisen Meister. Ein Volksbuch. 16. (126 8«)
Haus-Bibliothek 11. Bdchn. Leipzig. 1881. Goldhansen. 20 Pf.
646. Obentraut's Jugend- Bibliothek , Nr. 59. Aus der deaUohen Thiersage
(Reineke Fuchs). 12. Wien 1881. Manz. 80 Pf.
647. Nutt, A., Monsieur Sebillot*s scheme for the collection and Classification
of Folk-Lore.
The Folk-Lore Record vol. HI.
648. Buss^ Ernst, der Volkaaberglaube. Vortrag gehalten im BemottUiaoain
in Basel. 8. (36 S.) Basel 1881. Schweighauser. 80 Pf.
649. Zur Charakteristik • des Geisterglaubens unteres Volkes.
Europa 1881, Nr. 38.
660. Hartfelder, K., Sitten und Unsitten aus dem Benchtale.
Alemannia 9 (1881), 40—47.
651. Hörmann, L. v. , Aus dem Tiroler Dorfleben. 2. Die Hausordnung-
3. Die Stör. 4. Die Kirchfahrt.
Die Heimat VI, 20. 27. 32.
652. Blaas, C. M., Volksthümliches aus Niederösterreich.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vprzeit 1881, Sp. 330—334.
653. W(olff), Feldwirtschafltlicher Glaube und Brauch unter den Sachsen.
Siebenbürg. D. Tageblatt 1881, Nr. 2313. 2316—24.
654. Heinrich, 6., Agrarischer Brauch und Aberglauben«
Siebenbürg. Korrespondensblatt 1881, S. 28 — 80.
655. Sitten und Bräuche im Grabfeld. .
Europa 1881, N^ 47.
> *
IX. VOLKS- UND KINDEBLIEDER, SPRICHWÖRTER etc. 45g
656. Birlinger, A., SittengesohichtliehiBa und Sprachluihas aus Hessen. 8.
(27 8.) Darmstadt 1881.
I. Zar Symbolik und mm Aberglauben der Pflansen, welteranisch; ans C Boss-
baeh*s ParadeilSgirtlein. 1588; FUebsbereitnng , wetteraoiech » ebendaher; zum
Wörterbache, ebendaher. IL Aus R. Hadamarius (1637), lexicalisehes. III. Wild-
diebstrafe. Lob der tapfem Hessen.
657. Wegener^ Ph., Aberglauben des Magdeburger Landes aus dem Volks-
mnnde gesammelt.
G^ehiohtsblltter d. Vereins f. Geschichte von Magdeburg XVl, 8 (1881).
658. Latendorf, F., Gebräuche und Aberglaube in Mecklenburg.
Meeklenborgisohe Anseigen 1881, Beilage rom 16. Juni.
659. H. K., Gebrftucbe und Aberglaube in Mecklenburg.
Mecklenburgische Anzeigen 1881, Nr. 116« 187. 188. Nachträge zu meinem Buch.
660. Beele, S. van den, het volksgeloof van bet bo?en natuurlijke in het
rijk der Planeten. II.
Gids 1881, Juni.
661. The Folk-Lore Record. Vol. IIL pärt I, IL London 1880 — 81.
Folk-Lore Society. Vgl. Liebrechts Referat in KSlblngs Eng). Studien 5 (1881),
S. 167—167.
663. Gregor, Notes on the folk-lore of the northeaat of Scotland.
Folk-Lore Society (1880). Vgl. Academy 1881, 8. Sept.
663. Thiselton-Dyer, F. F., Domestic folk-lore. 8. (188 S.)
Ebenda.
664. The Antiquary vol. IIL IV.
Enthält u. a. Old english-costoms still survi^og on the European continent III,
S. 846 iL Folk-Lore and church custom III, S. 198 f. Gomme, archaic land
customs in Scotland IV, 99 ff.
665. Gomme, G. L., some traditions and superstitions connected with buildings.
The Antiquary HI, 8—18.
666. The Boke named the Gouemor, deuised by Sir Th. Elyot, ed. by H. H.
St. Croft. 2 vols. 4. (1190 S.) London 1881. Kegan Paul. 50 s.
Kulturgeschichtlich interessant, über Sagen, Sitten, Spiele etc. Vgl. Jahresbericht
8. 188.
667. Jonsson, M., Folktro, seder och bmk i MÖre ander nittonde ärhundradet.
8. (95 8.) Stockholm 1881.
Nyare Bidrag tili kännedom om de svenska l&ndsmalen ock svenskt folklif. U. 6.
668. M o 1 1 er , P. V., strödda utkast rörande svenska jordbrukets historia. 1 . 2. Heft.
8. (S. 1—176.) Stockholm 1881. Norsted'ti 2 kr. 25 örc.
Enthält: Einleitung. Ortsnamen. Hausthiere.
669. Fastnachtsbräu'cbe in Urwegen. Von M. Seh'.
Siebenbürg. Korrespobdenzblatt 1881, S. 117 f.
670. Esser, Q., Verbrennen der Strohpuppe am Aschermittwoch.
Picks Monatsschrift 7 (1881)^ 80—88.
671. Crecelius, der Name Luther für die beim Frühlingsspiel verbrannte
Strohpuppe.
Pfcks Monatsschrift 7 (1881), 86-^86.
67 d. Hörmann, L. ▼•, Ostereier und Ostereier?erse (in Tirol).
Baierische Literaturblätter 1881, Nr. 16.
878. Hartmann, H., Maifest au Wehdem, Kreis Lübbecke, Prov. Westfalen.
Picks Monatsschrift 1881, VII, 184.
674. Nagele, Anton, der Johannisabend.
Europa 1881, Nr. 26. 26.
460 BIBLIOGBAPHUS VON 1881.
675. Solger, die Kräuter in den Jobannisküohlein.
Anseiger f. Kunde d. deutschen Vorseit 1881, 8p. 904 — 6.
676. Bühl er, C, Weihnaohtsbräuehe, eine archäologieche Skisie.
OstfHesiBcbes MonatsbUtt 1880, 8. 866-266.
677. Weihnachtsbräucbe.
Sonntagsblau yon Elcho 1881, Nr. 3.
678. Sternbald, Frans, der Weihnachtsbaum und seine Bedeutnng.
Vom Fels aum Meer 1. Bd. 4. Heft (1881), 8. 408-411.
679. Swasba, Albert, Weihnachten yn deutscher Dichtung. 8. Leipzig 18SI
Hinrichs.
Vgl. Deutsche Rerue 1881, Februar. Der erste Abschnitt behandelt 'das JiM
und die Weihnachtsfeier In Gesohiehte und Sage', dann die Auswahl asi iv
Dichtung, beginnend mit dem Heliand.
680. Udal, J. S«, Christmas Hummers in Dorsetshire.
The Folk-Lore Record vol. HI.
681. Lohn-Siegel, Anna, alte Hochzeitsgebräuche im Grodnerthal.
Wissenschaftliche Betlage der Leipziger ^tg. 1881, Nr. 1.
682. Der Rosmarin im Volksleben und Volksglauben.
Europa 1881, Nr. 9.
683. Blaas, C. M., die Kräuterweihe.
Wiener Abendpost 1880, Nr. 66 (Beilage).
684. Blaas, C. M., der Thau in der Volksmedicin und Koemetik.
Wiener Abendpost 1880, Nr. 818 (Beilage).
685. Hartmann, H., Westfälischer Aberglaube in Beziehung auf die rnff-
nannten Donnerkeile.
Picks Monatsschrift VH (1881), 167-169.
686. Schulen bürg, W, ▼., die Steine im Volksglauben des Spreewalde^
Zeitschrift der Gesellschaft für Anthropologie su Berlin XII, 4.
687. Hörmann, L. ▼., das Erdbeben im Volksglauben.
Literar. Beilage zur (Wiener) Montagsrerue 1881, Nr. 10.
688. Schlossar, Anton, Bauemspiele und Volkskomödien in den Alpenttuden.
Die Heimst von J. Emmer VU, 8.
689. Pailler, Wilh., Weihnachtslieder und Krippenspiele ans Oberoslen«ick
und Tirol. Gesammelt und herausgegeben. 1. Bd. Weihnachtalieder ans Ober-
österreich. Mit 138 Singweisen. 8. (XL, 424 S.) Innsbruck 1881. Waga»
M. 7,60.
690. Fell Ocker, S., Kripplgs&ngl und Kripplspiel in der oberoaterreiefaiseki
Volksmundart. 3. Bdchn. 8. (VUI, 124 S.) Linz 1881. Haslinger. M. 0,8a
691. Uuyssen, 6., Christi Leiden im deutsehen Volkssohauspiel, nameatM
im Oberammergauer Passionspiel. 8. (VII, 255 S.) Barmen 1881. Kki^
M. 2,80.
692. Engel, K. , das Volksschauspiel Doctor Johann Faust. Heraosg^gtik«
mit geschichtlichen Nachrichten über den Trilger der Faustsage und mit sistr
Bfihnengeschichte des Faust. 2. umgearbeitete Auflage. 8. (IV, 250 8.) OMflr
burg 1882. Schulze. 4M.
Vgl. Uterar. Centralblatt 1882, Nr. 3 (Creisenach) ; D. Rundschau 188S, M
X. ALTERTHOMER und KULTURGESCHICHTE. 461
X. Alterthümer and Kaltargaschichte.
€93. Götsinger, Ernst, Reallezikon der deutschen AlterthSmer. Ein Hand*
und Nachschlagebach für Studirende and Laien, Lief. 1— -5. Leipzig 1881.
Urban. (S. 1—204.) compl. in 20 Lief. It 1 BL
Vgl. Korrespondenxblatt d. Vereins f. siebenbürg. Landeskunde 1881, Nr. 9;
D. Liter. Ztg. 188S, Nr. 7 (A. Sebnlte); Anseiger L deutsehes Alterthum 8, 178 t;
Beilage sur Allgem. Zeitung 1882, Nr. 197 (SeUossar); Revue critique Nr. 26;
Nordu. Sfid 1881, Nov.; Tägliche Rundschau 1881, 19. Nov.; Orensboten 1881.
Nr. 60; Beilage sur Allgem. Ztg. 1882, Nr. 197 (Schlosser); Revue critique Nr. 26;
Mittbeflungen a. d. histor. Ldtemtur X, 8.
894. F an 1 mann, Karl, Illnstrirte Caltorgeaebiobte. Für Leser aller Stande.
9.— 20. (ScUoß-) Lief. 8. (VIU S. a. S. 257—656.) Wien 1881. HarUeben.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 44 (Gothein).
695. Arnold, Wilb., Deatsebe Urzeit. 3. Auflage vermehrt jdarch ein Register.
8. (462 8.) Gotha 1881. Perthes. M. 8,40.
VgL Historische Zeitschrift 48, 1.
696. Dahn, Felix, Urgeschiohte der germanischen and romanischen Völker.
1. Bd. 8. 321—603, 2. Bd. 8. 1—336. Bfit eingedruckten Holsschnitten.
Berlin 1881. Grote.
AUgemone Geschichte in Einieldarstellungen. Vgl. Im neuen Reich 1881, Nr. 48
D. Liter. Ztg. 1881, 46 (Holder-Bgger) ; Literar. Centralblatt Nr. 42; Corre-
spondensblatt d. Gesanuntvereins f. deutsche Geschichte 1882, Nr. 1; Histor.
Zeitschrift 47, 805 ff.; Literar. Centralblatt 1882, 15 und 82; Revista hispano-
«mericana VI, 24w
691. Dahn, F., über neue Darstellangen der dentsehen Uigesehiehte.
Im neuen Reich 1881, 4. Kritik der Werke von Lindenschmit, Arnold, Inama-
Stemegg u. a.
698. Kinkelin, Friedrich, die Urbewohner Deatscblands. 8. (53 S.) Lindau
a. Leipsig 1882. W. Ludwig. M. 1,20.
699. Dahn, F., Bausteine. Gesammelte kleine Schriften. 3. Reihe. 8. (VII,
443 S.) Berlin 1882. Janke. 7 M.
Vgl Hislor. Zeitschrift 46, 299 l
700. Böhm, David« Beitrftgey welche C. J. Caesar in seineo Commentarien
«de hello galHco'* lur Ethnologie der Germanen liefert. (34 84)
Programm des Gymnasiums von Sldisisch- Regen (8ld)enbllrgeB) 1881. Vgl.
Koirespondensblatt 1881, 8. 99.
701. Taciti, C, de origine et sita Germanorom liber ed. A. Holder. 8. (33 S.)
Freiborg i. Br. 1881. Mohr. 40 Pf.
Vgl. Revue critique 1882, Nr. 21; Philolog. Wochenschrift 1881, Oelober; Literar
CentralbUtt 1882, 29 (Arndt).
702. Taciti, C. C, life of Agricola and Germany ed. by W. F. Allen. Boston
1881. 12.
708. Tacitus, C. C, die Germania. Öbenetst von A. Bacmeister. 2. Aufl.
8. (74 S.) Stattgart 1881. Neff. M. 1,20.
704. Scblfiteri Joseph, Übersetsang des allgemeinen Theils der Germania
des Tacitas.
Programm des Gymnasiums su Andernach 1880 (Nr. 358). 12 8. 4.
705. Heraeus, C, Über einige unbeachtet gebliebene Fehler nnd controverse
Stellen im Texte der Gkrmania des Tacitas. S. 1 — 14. Prqgt, d. Gymn. an
Hamm 1880.
Die Emendationen sind in den Jahrbüchern für Philol u. Pftdag. 124, 627 an-
gegeben.
462 fitBUDORAPHBe: VON 1681.
706. Hochstetter, zu Taeitas Gennanki Kap. II.
Correspondenzblatt f. d. Gelehrten- und Realschalen Würtembergs XXYIII, &. i
(1881).
707. Kran 88, zu Tacita8 Germania.
CorrespoDdenzblatt f. d. Gelehrten- tind Bealaehnlen Wfirtembergs XXYIII, 1 4
(1881).
708. Böttger, Heinr., Geechichte der Bmnoaen -Weifen rom Urbeginme der-
selben lu Hochaeien, der Wiege des MenBchengeschlecbts, bia Heraog Heiaikk
dem Löwen, mit einer colorirten Völkerkarte, das Gebiet der Grermaiiia da
Taeitas, unser großes Vaterland in drei Fünftel Deatsehlanda nmfsfai
8. (XXIX, 278 SL imit 4 genealog. TafeLa.) Hannover 1880. Schalb«^
handlang. 6 M.
709. Diefenbach, Lorenz, Völkerkunde Osteoropas, insbesondere der Haesoi-
halbinsel and der nnteren Donaagebiete. 2. (Sehlaß-) Band. 8. (VIII, 4 US.)
Darmstadt 1880. Brill. ö M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1880, 62; Götting. Gei Anieigen 1881, S4 (GerUid).
710. Büdinger, M., Zeit and Raam bei dem indogermaniseben Volke. Sie
auiversalhistorlsehe Stadie. 8. (22 8.) Wien 1881. Gerold in Oomm. M. 0,40.
Ans den 'Sitzangsberichten der Akademie*.
711. Arnold, W., Ansiedelangen and Wanderangen deatseher Stimme« zoaciit
nach hessischen Ortsnamen. 2. anveränderte (Titel-) Aasgabe. 8« n. S. (SchliS-)
Abth. 8. (XIV, S. 241—694). Marbarg (1875) 1881. Elwezt. A 5 M.
712. Wieseler, K. , Untersachangen zar Geschichte und .Religion der süa
Germanen in Asien and Eoropa. 8. (VII, 178 8.) Leipaig 1881. maxidk
M. 5,50.
Vgl. Saturday-Review Nr. 1856.
713. Back, Richard, Noch einmal die Alemannen.
Alemannia 8 (1880), 216-219.
714. Rieger, M., über die Ansiedelangen der Chatten.
Archiv für hessische Geschichte 16 (1880), 1— SIS.
715. Pfister, H. ▼., Chattische Stammeskande. Volksthumliche, sprachb'ebc
ond geschichtliche Arbeit. Mit Karte. 8. (195 S.) KasseL 1880.
Vgl. Qoartalbiätter d. histor. Vereins f. d. Großheraogthmn Heasen 1880 (Dam-
stadt 1881), S. 60 f.; D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 62 (Hejne).
716. Iddekinge, Hooft van, Friesland en de Friezen in de Middelceawes.
Bijdragen tot de geschiedenis , rechtskennis , mnntkande en geografie der
Friesche gewesten, inzonderheid gedurende de elfde eeaw. 8. Leiden 1881.
Brill. 9 M.
717. Tomaschek, Wilh., Die Goten in Taurien. (Ethnologische Forschaagei
über Ost-Europa und Nord-Asien I.) 8. (78 S.) Wien 1881. Holder. 2 U
Dies 1. Heft einer Reihe von ethnologischen, cultorgeschichtlichen nnd lingiiiA-
schen Abbandlungen stellt sorgfältig alle Nschriohten fiber die Goten safi*
tanrischen Halbinsel (Krim) zusammen; S. 68—67 werdea die von Busbceb
mitgetheilten got. Worte eingebend erörtert. Vgl. Zeitschrift f. d. 5steiT. Gja*
nasien 1881, 12.
718. Jordanis Romana et Getica, recensoit Tb. Mommsen. Berol. 1882. 4.
(200 S.) (Monumenta Germaniae historica, anctores antiqoissimi. T. V, p. 1*.'
Mit vielen Bemerkungen Müllenbofis über Personen- oder Ortsnamen.
719. Mehlis, Dr. C, Hermanduren und Thüringer.
Das Ausland 1881, Nr. 28 ff.
720. Howorth, H. H., the Ethnology of Germany. V.The Jates and FoiaoriMi
Journal of the anthropol. Institute of Great Britain X, 2 (1881).
X. ALTEBTHÜBfER UND KULTÜR0E8CHICHTE. 468
721. Loserth, J., die Herrschaft der Longobarden in Böhmen, Mähren and
Rugiland. Ein Beitrag zur Frage über den Zeitpunkt der Einwanderung der
Baiem.
Mittheilnngen des Instituts für österr. Oesohichtsforscbung 11, 3 (1881).
722. Schneider, L., Böhmens Einnahme zur Zeit des Tacitus.
Zeitschrift der Gesellschaft für Anthropologie zu Berlin XII, %
723. Schober^ Karl, die Deutsehen in Nieder- und Ober-Osterreich, Salzburg,
Steiermark, Kärnthen und Krain. 1. Bd. 8. (396 S.) Wien 1881. Prochaska.
A. u. d. T. Die Volker Österreich-Ungams. Ethnographische u. culturbistorische
Scbildemngen.
724. Kraus, F. X., Kunst und Alterthum in Elsaß-Lothringen. Beschreibende
Statistik. 2. Bd. l.Abth. Mit 47 Holzschnitten. 8. (224 S.) Strassburg 1881.
Schmidt. 5 M.
Der erste Band erschien 1877 (16 M.). ^
725. Blaasy C. M., Das sogenannte Götzen- oder Heidenmännchen der Stadt
Drosendorf (in Niederösterreich).
Mittheilungen der k. k. Centralcommisslon zur Erforschung und Erhältqng'der
■ Kunst- und historischen Denkmale YL CLVin—CLIX.
726. Kolbe, W., heidnische Altertümer in Oberhessen. 1. Biarbnrgs Rosen-
garten und die Frühlingsfeier. H. Der lange Stein und das Wuotansbiid an
der Kirche zu Langenstein. Zwei Vorträge; gehalten in den Versammlungen
des hessischen Geschichtsyereins zu Marburg. 8. (50 S. mit 1 Steintafel.)
Marburg 1881. Elwert.
VgL Correspondensblatt d. Qesammtvereins d. deutschen Geschichts- und Alter-
thumsy ereine 1881, S. 64; ^ttheilnngen aus der histor. Literatur X^ 1; Histor.
Zeitschrift 48, 1.
727. Christ, Kar), die Lippegegenden und Aliso.
Picks Monatsschrift (1881), VH, 186—216.
728. Kasiskiy F. W., Beschreibung der vaterländischeii Altisrthüm6r im Neu-
stettiner und Schlochauer Kreise. Mit 6 Täfeln Abbildungen und 1 Karte.
8. (VII, 106 S.) Danzig 1881. Bertling. M. 2,40.
729. Handelmann, H., .Funde auf Sylt.
Correspondenzblatt d. iSesammtvereins d. deutschen Geschichts- und Alterthums-
vereine 1881, S. 43. Besonders bemerkenswerth die Fmgmente einer thönemen
Gußform für ein Bronzeschwert.
730. Der Goldschmuck von Hiddensoe. Im Provinzial- Museum zu Stralsund.
3 Blätter Lichtdruck. Berlin 1881. Bette. 5 M.
731. Mehlis, C. , Studien zur ältesten Geschichte der Rheinlande. 5. Ab^h.
8. (III, 71 S.) Leipzig 1881. Duncker u. Humblot. iL 2^40.
VgL Literar. CentralblaU 1882, Nr, 28.
732. Schneider, J„ neue Beiträge cur alten Geschichte und Geographie der
Rheinlande. 13. Folge. 8. (30 S.) Düsseldorf 1880. Schaub, ,1 M.*;
Inhalt: Über die alten Grenz wehren und Heerstraften in Deutschland. Zum
Theil aus der * Monatsschrift f. d« Geschichte Westdeutschlimds*.
733. Nordhoff, J. B.y die alten Wallungen, Landstraßen, Dammstraßen und
anderweitige Alterthümer.
Zeitschrift für vaterländische Geschichte. Münster 1881>.S. 136—152.
734. Pleyte, nederlandsche oudheden van de vro^gstei^ tijden tot op Karel
den Groote. Afd. Drente, afl. 8. (S. 33—40, PI. XXXII— XLllL) roy. 4.
Leyden 1881. 10 fl.
735. Briscoe, John Potter, Old Nottingham^hire. 8. (XVI, 151 S.) Hamilton
1881. Adams and Co.
464 BiaLIOOBAPHIE VON 1881.
736. Smith, Wmiam, Old Yorksbire. 8. (XV, 302 S.) London 1881.
737. Rje, Walter, Tbe Norfolk Antiquarian Miscellany. Vol. II, part I. S.
(330 S.) Norwich 1880.
738. Foreningen til Nortke FortidsmindeBmerkerfl Bevaring. Aanberctebg
for 1880. Kristiania 1881. 8. EntbiUt: K. Bjgb, UnderMgelser af Gm-
hanger i Sparbnea og paa Inderfireii. — K. LoMioi og A. Laiaea, Indboü-
■inger ob Udgrarninger paa Tborgaard. — - Bendixen, B. E., Jagttagelar
paa en Stipendienreise i Sandmare 1880; Antikvariska Jagttegdacr i Haii
^^^^^9 V'os og Sogn. — Tb. Wintber, andertagelaer i Nedenaes Anat i 1880;
Arkaeologiflke Undersegelser i Bratsberg Amt 1879 og 1880. — • N. Niet-
lajsen, Udgravoinger paa yestre Engelang i Leiten 1880.
739. Rreüger, J., det aryska elementet i den fornsTendut fmmil}eiif och
sligtens Organisation. 8. (120 S.) Lond 1881.
Als Manoseript gedruckt
740. Mo nt eil US, 0., Den förbistoriska fomforskningen i Sverigo mider Im
1880 ocb 1881.
Svenska fomminnesfttreningens mdskrift V, 1—62.
741« Monte lins, 0., Sveriges arkeologiska litteratnr Iren 1880 ocb 1881.
Svenska fommimiesföreningeiis Tidskrift V, 102—108.
742. Worsaae, J. J. Am Nordens Fombistorie efter samtidige Mindeamaeikfr.
8. (IV, 198 8.) Kobenbavn 1881. Gyldendal. kr. 2,25.
Vgl. Mittheilangen sor bistor. Literatur Vm, 4.
743. Worsaae, J. L. A., des ftges de pierre et de bronse dana rmaeiea il
le nonvean monde. ComparaisonB arcb^ologico-etbnograpbiqQea. Tradnit fv
E. BeauYois.
M^moires de la soci^t^ royales des antiquaires da Nord N. 8, 1880. Copenksfst
8. 244 S. o. 1 Tafel.
744. Undsety Jemalderens begyndelse i Nord- Europa. En stndie i saaKS-
lignende forbistorisk Arkaeologi. Med 209 BilL og 32 Planeber. 8. (464 S.)
Cbristiana 1881. Cammermeyer. 15 kr.
Vgl. Correspondenzblatt fttr Anthropologie 1882, Nr. 8.
745. Petersen, Henry, Om Stenalderens GraTformer i Danmark og dem
indbyrdes Tidsforbold.
AarbOger for nordisk Oldkyndighed 1881, 8. 299—368.
746. Engelhardt, C, Jemalderens Gravskikke i JytUind.
▲arbOger for Nordisk Oldkyndighed 1881, 8. 79-184. Mit einer Tafd nnd vieks
Abbildmigen im Text
747. Feddersen, Arthur, To Mosefhnd.
Aarböger for nordisk Oldkyndighed 1881, & 369—889.
748. Rygb, Fund fraBroncealdereni det NordenQeldskeNorge. Med 9 PI. 8. (15 &)
Ans: Christiama Videnskabsselskabs Forbandl. 1880, Nr. 7.
749. Dessen, tbe discoyery of a Viking*s Sbip.
Journal of tbe British ArchaeoKogieal Association XXXVU, 4 (1881).
750. Müller, Sopbus, die Thier-Ornamentik im Norden. Ursprung;^ EntwiekhiB|
und Verbftltniss derselben zu gleichzeitigen Stilartea. ArchAologisehe üotsr
suebung. Aus dem Dänischen übersetzt von J. Meetorf. 8. (VllI, 191 S.)
Hamburg 1881. Meißner. 5 M.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, 18 (Undset).
751. Hildebrand, H., Bidrag tili vir medeltids kSnnedom frln ären 1880
ocb 1881.
Svenska fomminnesfSreningeDS Tidskrift V, 71 — 87.
X. ALTERTHÜMER UND KULTUBGESCHICHTE. 465
752. BealeDcyclopädie der christlichen Alterthümer. Herausgeg. ^n F. X.
Kraus. 4. u. 5. Lief. 8. (S. 289—4800 Freiburg i. Br. 1881. Herder.
k M. 1^80.
Vgl. Literar. CentralblaU 1881, 27.
753. Bichter, A., Bilder aus der deutschen Kulturgeschichte. 1. Bd. 1. Lief.
8. (S. 1—96 mit eingedruckten Holzschnitten.) Leipzig 1881. Brandstetter.
1 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, Nr. 27.
754. Freytag, G., Bilder aus der deutschen Vergangenheit. 1. Bd. Bilder
aus dem Mittelalter. 13. Auflage. 8. (VI, 555 S.) Leipzig 1881. Hirzel.
M. 6,75.
755. Seiler, F., Calturhistorisches aus dem Buodlieb. 4. (19 S.) Trarbach 1881.
Programm. Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 7, 333.
756. Wessely, J. E. , Cnltargeschichtliches aus deutscher Vorzeit. 1. Fest-
belustigUDgen und Schauspiele. 2. Zur letzten Ruhestätte.
Vossische Ztg. 1881, Sonntagsbeilage 1. 2.
757. Rosenberg, C. , Nordboemes Ändsliv fra Oldtiden til vore Dage. II, 8.
Kjöbenhayn 1881. 3 kr.
Vgl. Histor. Zeitschrift 46, 365 f.
758. Hildebrand, Hans, Sveriges Medeltid. Kulturhistorisk skildring. Första
delen. m. (S. 225 — 400.) Stockholm 1881. Norstedt. kr. 3,50.
VgL Nordisk Tidskrift for Filologi 1881, 7. Heft (Noreen).
759. Strindberg, Aug., Svenska folket i helg och söken, i krig och fred,
hemma och ute, eller ett tusen ar af svenska bildningens och sedemas historia.
H. 1 — 5. 8. (272 S.) Stockholm 1881. Fritze. 5 kr.
760. Haussen, Georg, Agrarhistorische Abhandlungen. 8. (IV, 568 S.) Leipzig
1880. Hirzel.
VgL Jahresbericht 1881, S. 80.
761. Jahns, Max, die Entwicklung der Feudalität und das deutsche Kriegs-
wesen im frühen Mittelalter.
Die Grenzboten 1881, Nr. 29 ff.
762« Kriegführung im Mittelalter. 1. 2.
Die Grenzboten 1881, 2. 3. Anknüpfend an SchulU, 2. Bd. (Bibliographie 1880,
Nr. 718.)
763. Lindt, Karl, Beiträge zur Geschichte des deutschen Kriegswesens in der
stauflschen Zeit im Anschluss an die Kämpfe zwischen Philipp von Schwaben
und Otto IV. 8. (71 S.) Freiburg i. Br. 1881.Mohr. M. 1,50.
Tübinger Dissertation.
764. Niedner, F., das deutsche Turnier im 12. und 13. Jahrhundert. 8.
(90 S.) Berlin 1881. Weidmann. 2 M.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, 47 (A. Schultz); Anzeiger f. deutsches Alterthum 8, 14 ff.
(Lichtenstein); Beyne critique 1881, Nr. 62.
765. Freydal, des Kaiser Maximilians I Turniere und Mummereien. Herausgeg.
Yon Q. ▼. Leitner. Wien 1880.
Vgl. Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 57 f.
766. Essenwein, A., Beiträge aus dem germanischen Museum zur Geschichte
der Bewaffiiung im Mittelalter. VI— XIU.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Nr. 1 — 12.
767. Varnhagen, H., Über Schellen an Beitpferden.
Anglia 4, 417.
QBBMAIIU. Hrae B«ihe. X?. (XXYII.) Jahrg. ^
466 BmUOGRAPHIE VON 1881.
768. Kafscr Maximilians I geheimes Jagdbuch und von den Zeichen des
Hirsches, eine Abhandlung des 14. Jahrhunderts. Beides zum ersten Male
herausgeg. von Th. G. v. Karajan. 1859. 2. Aufl. 8. (XV, 79 S.) Wien
1881. Gerold u. Co. 3 M.
769. Weinholdy Karl, die deutschen Frauen in dem Mittelalter. 2. Anflaff.
2 Bde. 8. (VIII, 413, 374 S.) Wien 1882. Gerold. M. 13,20.
770. Dahn, F., das Weib im altgermanischen Recht und Leben. Prag o. i.
(1882). 8. (17 S.)
Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse.
771. Buschmann^ Aug., deutsche Frauen der Vorzeit. 4. (22 S.)
Programm des Gymnasiums in Warendorf 1880. Über die Stellung der Frau«
im Mittelalter.
772. Die siebenbürgisch-sächsische Frau im Mittelalter.
Im neuen Reich 1881, Nr. 33.
773. König, Robert, Deutsches Frauenleben im deutschen Liede. 8. (VII.
461 S.) Oldenburg 1882. Stalling. 6 M.
1. Deutsches Frauenleben in Mythologie und Sage. 2. Deutsches FrauenlebeB
in der Dichtung des Mittelalters.
774. Die Ehe in ihren ursprünglichen Gestalten. I.
Das Ausland 1881, Nr. 43, S. 851—65.
775. Kalckmann, Ludolf^ zur Geschichte der hamburgischen Testament'.
Zeitschrift des Vereins für hamburgische Geschichte. N. F. IV, 193 — 202 (1881-
776. Koppmann, Karl, Aus hamburgischen Testamenten.
Ebenda S. 203—222.
777. Ploss, H., das Kind in Brauch und Sitte der Völker. Amthropologiscfa^
Studien. 2. bedeutend verm. Auflage. 1. u. 2. Halbband 8. (1 Bd. IV, 394 S.
Berlin 1882. Auerbach. 3 M.
778. Buchwald, G. v. , holsteinische Lohnverhältnisse im 15. Jahrhundert.
Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig -Holstein -Lauenburg. Geschichte XI
(1881), 165—206.
779. Falke, Jacob v., Costümgcschichte der CultnrTÖlker. 5. — 16. ^Schlut-
Lief. 1881.
Vgl Nord und Süd 1881, Nov.
780. Hefner-Alteneck, J. II. v., Trachten, Kunstwerke und GeräthschaiUo
vom frühen Mittelalter bis Ende des 18. Jahrb. nach gleichzeitigen Originalen.
2. Aufl. 12.— 24. Lief. Frankfurt a. M. 1881. Keller, k Lief. 10 M.
Vgl. Nord und Süd 1881, Nov.
781. Hottenroth, Fr., Trachten. Haus , Feld- u.Kriegsgeräthschaften der Völker
alter und neuer Zeit. Gezeichnet und beschrieben. 6. Lief. (S. 81 — 96 in»t
eingedr. Holzschn. u. 12 Steintafeln). Stuttgart 1881. Weise, k M. 3.50.
782. Kretschmer, A., u. C. Rohrbach, die Trachten der Völker vom Beginn
der Geschichte bis zum 19. Jahrh. 2. Aufl. 2. — 21. Lief. Leipzig 1881.
Bach, h 4 M.
783. Weiß, H., Kostümkunde. Geschichte der Tracht und der Geräthe d^r
Völker des Altcrthums. 2. Aufl. 1. Bd. 8. (XLI, 603 S.) Stattgart 18.^1.
Ebner u. Seubcrt. 16 M.
784. Kunst og Haandverk fra Norgens Fortid udgivet af Foreningen til Norskf
Fortidsmindesmerkers Bevaring ved N. Nicolaysen. 1. Hefte. (PI. I — VI--
Kristiania 1881. fol.
X. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 467
785. Blaas; C. M. , Kleinode, Silbergeschmeid , „Franenzier* n. a. eines
Stockerauer Bürgerhauses im 16. Jahrh.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 199—204.
786. Gradl, H., aus dem Egerer Archive.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 173—176. 1. Eine Schul-
ordnung von c. 1350. 2. Zum Kleiderluxus Alt-Egers. 3. Gauner-Zeichen.
787. Baudrillart, histoire du luxe priv^ et public, depuis Tantiquit^ jnsqu*
k nos jours. Paris 1880. 4 vols. (IX, 552; 518; 704, 740 S.)
Vgl. Journal des Savants 1881, August.
788. Wörner, E., u. M. Heck mann, über mittelalterliche Ortsbefestigungen,
Landwebren, Warten und Passsperren mit besonderer Rücksiebt auf die hessi-
schen und angrenzenden Territorien. (Fortsetzung.)
Correspondenzblatt d. Gesammtvereins d. deutschen Geschichte- u. Alterthums-
vereine 1881, Nr. 1 ff.
789. Cohausen, v., die Webrbauten zwischen Rhein, Main and Lahn von
den Troglodyten bis zur Renaissance. Höhlen Wohnungen. Mittelalterliche
Bargen. Entwickelung der Befestigungen gegen Fenergeschötz.
Zeitschrift für Baukunde. München 1880. foL
790. Hartmaun, W., über Reste altgermanischer Wohnstätten in Bayern mit
Rücksicht auf die Tricbtergruben und Mardellen.
Zeitschrift für Ethnologie XIII, 6 (1881).
791. Lamprecht, K., die ältesten Nachrichten über das Hof- und Dorfsjstem,
speciell am Niederrhein.
Zeitschrift des Bergischen Geschichts -Vereins 1881, S. 192—200.
792. Henning, über das germanische Haus.
Verhandlxmgen der 35. Philologenversammlung. Leipzig 1881. S. 204 — 6.
793. Franck, Wilhelm, der deutsche Burgenbau mit besonderer Rücksicht auf
die Burgen des Großherzogthums Hessen und der benachbarten Rheingegenden.
Picks Monatsschrift 1881, VII, 108-128. 226—267.
794. Haushalter, B., über die Anlage mittelalterlicher Burgen. Nachgewiesen
an der Burgruine Greifenstein. 12. (23 S.) Rudolstadt 1880. Hofbuchdruckerci.
M. 0,50.
Abdruck aus der 'Schwarzburg-Rudolstädter Landeszeitung'.
795. Zösmair, Jos., über die Burgen Alt- und Neu-Montfort in Vorarlberg.
(Mit Abbild.)
Schriften d. Vereins f. Geschichte d. Bodensee' s. 10. Heft (1880).
796. Kaufmann, Alexander, über Gartenbau im Mittelalter und während der
Periode der Renaissance.
Picks Monatsschrift VH (1881), 129—156.
797. Falke, J. v., die Kunst im Hause. Geschichtliche u. kritisch-ästhetische
Studien über die Decoration und Ausstattung der Wohnung. 4. verm. Aufl.
4. (VU, 508 S ) Wien 1881. Gerold.
798. Heyne, M., Kunst im Hause. 84 Tafeln Abbildungen von Gegenständen
aus der Mittelalterlichen Sammlcmg zu Basel. Herausgegeben und mit einer
Einleitung versehen. Gezeichnet von W. Bubeck. 4. (IV, 15 S. u. 34 Tafeln)
Basel 1881. Bahnmaier. 10 M.
Vgl. Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, 27 f. (Essenwein); Liter.
Centralblatt 1881, 12; D. Liter. Ztg. 36.
799. Haberland, Karl, der Spiegel im Glauben und Brauch der Völker.
Zeitschrift für Völkerpsychologie XUI, 3 (1881).
470 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
XI. Kunst«
833. Springeri Anton, die Kunst des Alterthums, des Mittelalters und der
neueren Zeit. Textbuch zu Seemannes kunsthistorischen Bilderbogen. 2. vera.
u. verbesserte Auflage. 8. (VIII, 407 S.) Leipzig 1881. Seemann. 3 M.
834. Seibt, 6. K. W. , Studien zur Kunst- und Kulturgeschichte. L Haif
Sebald Beham und seine Zeit. II. Deutsche Trinkgläser des 16. u. 17. Jahtk
8. (64 S.) Frankfurt a. M. 1882. Keller. 1 M.
835. Svenska konstminnen fran medeltiden och renässancen antecknade
och beskrifna pl föranstaltande af Svenska fomminnesföreningen. Andn
haftet. Dalhem, Lje. fol. (4 PI., 1 Bl. Text.) Stockholm 1881. Sreoska
fornminnesföreningens fÖrlag. 4 kr.
836. Kunst- und Geschichts-Denkmäler der Provinz Westfalen. Her-
ausgegeben vom westfäl. Provinzial -Verein für Wissenschaft a. Kunst. Stück L
gr. 4. (VII, 146 S. mit eingedr. Holzschn., 5 Holzschnitttafelii u. 9 Lichtdr.
Münster 1881. 12 M.
Inhalt: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Kreises Hamm heraiufe^
von J. B. Nordhoff.
837. Memminger, die Kunstdenkmäler des Kxeises Soest, kurz beschriebes.
4. (30 S.) Essen 1881. Soest, Reitter. M. 1,35.
838. Redtenbacher, Rudolf, Leitfaden zum Studium der mittelalterlicbea
Baukunst. Formenlehre der deutschen und französischen Baukunst des romss.
und goth. Stjles auf Grundlage ihrer histor. Entwickeluug. (Mit 544 Figura
und 4 Tafeln Abbild.) 8. (XX, 274 S.) Leipzig 1881. T. O. WeigeL SIL
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, 6.
839. Hans Schmuttermajer's Fialenbüchlein.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, März, Sp. 65 78. Zur Baukotf
des 15. Jahrb. Deutscher Text nach einem alten Druck.
840. Stadlbaur, K. , Grabmal und Name des Baumeisters der St. Maitii»-
kirche zu Landshut.
Verhandlungen des histor. Vereins in Niederbajern 20, 205 — 218.
841. Preuß, Otto, die baulichen Alterthümer des Lippischen Landes. 2. Ani
8. (IV, 172 S.) Detmold 1881. Meyer. 2 M.
842. Posselt, F., die kirchliche Kunst in Schleswig-Holstein.
Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburg.. Geschichte U
(1881), 8. 251—840.
843. Rogge, W., die St. Marienkirche zu Rostock. Ein Beitrag zur Geschichte
des mittelalterlichen Backsteinbaues in Norddeutschland. 4. (10 S.) Berlin
1881. Prüfer. M. 1,50.
844. Brock; E. P. L., Saxon Art and Architecture.
The Antiquary HI, 103 ff.
845. Bidrag tili Södermanlands äldre kulturhistoria utg. af H. Amioson. IL
Stockholm 1881. 8. II, 116 S. 2 Fl. 2 kr.
Darin: Om Härads kjrka; Relikskrin frln Härads kyrka.
846. Werner, Hilder, Wamhems kloster och kyrka. 4. I. (51 S., 10 PI.)
Lidköping 1878. U. (64 S. 4 PI.) Lidköping 1881. L 4 kr., IL 3 kr.
847. Kornerup, J. , Om Esrom Klosters Porbindelser med Venden og ^^
architektoniske Spor deraf.
Aarböger for nordisk Oldkyndighed 1881, S. 1—37.
848. Löffler, J. B., Tamdrup Kirke.
Aarböger for nordisk Oldkyndighed 1881, S. 69—78.
XI. KUNST. 471
849. Södermanlands forumiDucsföreDiDgs kyrkomuaeum: korklpor och mess-
hakar.
Bidrag tili Södermaulands äldre kultarhistoria. IE. S. 5^15.
850. Lübke, W., Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis zur Gegen-
wart. 3. Aufl. 10.— 11. (Schluß) Lief. Lex. 8. Leipzig 1880. Seemann, i 2 M.
851. Petersen, Henry, Gm Dronning Margrete Spraughaests Gravmonument
i Doberan.
Aarböger for nordisk Gidkyndighed 1881, S. 60— ö6.
852. Korn er up, J., Gm den tidlige Middelalders Stenhuggerkunst i Danmark.
Aarböger for nordisk Gldkyndighed 1881, S. 256—280.
853. Bernau, R., die Goldschmiede Krug.
Die Wartburg 1881, S. 76—78. Von den beiden H. Krug ist wohl der Zeit nach
der ältere (c. 1455 bis gegen 1619) identisch mit dem Spruchdichter (German.
25, 107).
854. Schäfer, Carl, die Glasmalerei des Mittelalters und der Kenaissance.
Im Abriß dargestellt. 8. (IV, 47 S. mit 21 eingedr. Holzschn.) Berlin 1881.
Ernst u. Korn. M. 2,50.
855. Atz, C., Einige interessante Beiwerke an älteren Marienbildern.
Der Kirchen-Schmuck. 12. Jahrg. 1881, Nr. 12.
856. St. Thomas in der mittelalterlichen Malerei.
Historisch-politische Blätter 88. Bd. 12. Heft.
857. Bäum k er, W., der Todtentanz. Studie. 31 S. mit 1 Holzschnitttaf. 8.
Frankfurter zeitgemässe Broschüren 2. Bd. Nr. 6. Frankfurt a. M. 1881. Foesser.
60 Pf.
858. Rahn, J. R., zur Geschichte des Todtentanzes.
Der Geschichtsfreund 36. Bd. Einsiedeln 1881.
859 Holbein, Jean, le triomphe de la mort, gravö d'aprös les dessins origi-
naux par Ch. de Mechel, graveur k Basle. 1780. 8. (47 Kupfertaf.) Stutt-
gart 1881. Wittwer. 12 M.
860. Klemm, mittelalterliche Wandgemälde.
Württembergißche Vierteljahrshefte 4 (1881), S. 118—119. In Würtcmberg.
861. Blume, £., Farbige Handzeichuungen aus dem 15. Jahrhundert.
Mittheilungen des Verems für Anhaltische Geschichte III (1881), S. 238—246.
Kulturgeschichtlich sehr interessant, namentlich ftir die Geschichte der Tracht
und des Privatlebens.
862. Meissner, A. L. , die bildlichen Darstellungen des Reineke Fuchs im
Mittelalter.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen 65 (1881), S. 199-232.
863. Dahlke, G., Altdeutsche Bilder aus der v. Vintlerschen Galerie in Bruneck.
Mittheilungen der k. k. Central- Com mission. 7. Bd. Wien 1881.
864. Ilg, A., zur Erforschung der Schwazer Kreuzgang-Gemälde.
Mittheilungcu der k. k. Central-Commission. 7. Bd. Wien 1881.
865. Donner, v. , Untersuchungen über mittelalterliche Wandmalereien in
Frankfurter Kirchen und Klöstern.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte zu Frankfurt a. M. VI, 2 (1881).
866. Die Romfahrt Kaiser Heinrichs VII. im Bildercyclus des Codex Balduini
Trcvirensis, herausgeg. von der Direktion der k. preuß. Staatsarchive. Erläutern-
dt;r Text bearbeitet (unter Benutzung des literar. Nachlasses von L. v. El-
tester) von G. Irmer. 4. (XII, 120 S. mit 37 Chromolith. u. 2 Lichtdr.
nebst Initialen in Buntdruck.) Berlin 1881. Weidmann. 45 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, 9; Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins
lY, 215 ff.
472 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
867. Lampreoht, der Bildenchmack des Cod. Egbeiü und des Cod. Epter
Dacensis. (Mit 8 Tafeln.)
Jahrbücher des Vereins von Alterthnmsfreonden in Rheinland 70 (1881), S. W
bis 112. Mit vielen latein. Versen and kulturgeschichtlich interessanten D»*
stellangen.
868« Hällristningar frän Boboslän (Sverige) tecknade och otgifba if
L. Baltier. Med forord af Viktor Rydberg. fol. 1. Heft. Göteborg 1S8L
15 8. u. 3 Taf. mit Abbildangen.
869. Ambros, A. W., Gkscbichte der Mosik. 13. — 30. (Schluß-) Lief. S.
Leipzig 1881. Lenckart. k 1 M.
870. Bäumker, Wilh., zur Geschichte der Tonkunst in Deutschland von da
ersten Anfängen bis zur Reformation. 8. (VIH, 188 S.) Freiburg L Br. 1881.
Herder. M. 1,60.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, 26.
871. BrambachyW., das Tonsystem und die Tonarten des christlichen Abeod-
landes im Mittelalter, ihre Beziehungen zur griechisch-römischen Musik nsd
ihre Entwicklung bis auf die Schale Guido*s von Arezzo. Mit einer Wieder-
herstellung der Musiktheorie Bemo*8 von der Beichenau nach einer Kiris-
ruher Hs. 8. (IV, 53 S.) Leipzig 1881. Teubner. M. 1,60.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 7 (Bellermann); Literar. Centralblatt Nr. 30 (!G^
mann).
872. Riemann, H., die Entwickelang unserer Notenschrift.
Sammlung musikalischer Vorträge 3. Reihe, Nr. 28. 8. (22 8.) Leipzig 188L
Breitkopf n. H&rtel. 1 M.
XII« Rechtsgeschichte und Rechtsalterthümer.
873. Schulte, J. F. v., Lehrbuch der deutschen Reichs- u. Rechtsgeschichte.
5. verb. Aufl. 8. (XIV, 646 S.) Stuttgart 1881. Nitzschke« 12 M.
874. Osenbrüggen, E., Studien zur deutschen und schweizerischen Rechts-
geschichte. Wohlfeile (Titel-) Ausgabe. 8. (Xn, 440 S.) Basel (1868) 1881.
Schwabe. M. 3,20.
875. Grimm, Jacob, Deutsche Rechtsalterthümer. 3* Ausgabe. 8. (XXYI,
971 S.) Göttingen 1881. Dietrich. 12 M.
876. Schröder, R., die Franken und ihr Recht.
Zeitschrift der Savignj-Süftung für Rechtsgeschichte II, 2 (S. 1-— 82). Weimir
1881 (Böhlau). Auch separat. (82 S.) M. 1,60. Vgl. Mittheiluugen aus der histor.
Literatur X, 3.
877. Blaas, C. M., Ein Revers über das „ Reihenrecht ** aus dem Jahre 1388.
Anseiger f. Kunde d. deutschen Vorseit 1881, 140 f.
878. Blaas, C. M., der „PrangerhansP der Stadt Drosendorf.
Berichte und Mittheilnngen des Alterthumsvereins in Wien 1881.
879. Borch, Freih. L. v., Beiträge zur Rechtsgeschichte des Mittelalters mit
besonderer Rucksicht auf die Ritter und Dienstmannen fürstlicher und gräf-
licher Herkunft. 4. (84 S.) Innsbruck 1881. Rauch. 4 M.
880. Buchwald, G., zum Verfahren bei Gottesurtheilen.
Mittheilnngen des Instituts für österr. Geschichtsforschung II, 287 — 294
881. Erdmann, der Tod im Recht Ein Vortrag. 8. (20 S.) Dorpat 1881.
Karow. M. 0,60.
XII. RECHTSGESCHICHTE UND RECHTSALTERTHÜMER. 473
882. Frauenstädt, Paul, Blutrache und Todtschlagtsühne im deutschen Mittel-
alter. Studien zur deutschen Kultur- und Rechtsgeschichte. 8. (XIII) 250 S.)
Leipzig 1881. Duncker u. Humblot. 5 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, 24; Zeitschrift für das Privat- und öffentliche
Recht IX, 3.
883. Hermann, E. , Entwicklung des altdeutschen Schöffengerichts. 8. (VII,
264 S.)
Untersuchungen zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte herausgeg. von
O. Gierke. Breslau 1881. Köbner. 6 M.
884. Kaufmann, A., über das Freibitten Verurtheilter durch Jungfrauen.
Picks Monatsschrift VII, 257—270. Populäre Vorträge etc. IV.
885. Mejer, Georg, die Gerichtsbarkeit über Unfreie und Hintersassen nach
ältestem Recht.
Zeitschrift der Savignj-Stiftong fttr Rechtsgeschichte I, S. 8S-1U.
886.^ M eye r, Georg, die Verleihung des Königsbannes und das Dingen bei
markgräflicher Huld. 8. (V, 46 S.) Jena 1881. Fischer. 2 M.
Vgl. Literar. CentralblaU 1882, 20; Kritische Vierteljahrsschrift N. F. IV, 4;
D. Liter. Ztg. 1882, 24 (Gierke).
887. Schmidt, Karl, Jus primae noctis. Eine geschichtliche Untersuchung.
8. (XLIII, 397 S.) Freiburg i. Br. 1881. Herder.
Auf Grand eines reichhaltigen Urkundenmaterials wird erwiesen, daß das ge-
nannte Recht in der hent üblichen Auffassung im Mittelalter nicht bestanden
habe. Vgl. Im neuen Reich 1881, Nr. 61 ; Literar. Centralblatt 1882, Nr. C; D. Liter.
Ztg. Nr. 21 (E.Fischer); Qötting Gel. Anz. S. 496—608 (Liebrecht); Academy
1882, 26. März; Revue critique 1882, 6. (VioUet; einige Schmidt unbekannte
Texte werden hinzugefügt, die für das 16. Jh., wenigstens für Frankreich, das
Recht doch bezeugen) ; Historisch-politische Blätter 89, 11; Zeitschrift des Ber-
gischen Geschichtsvereins 17, 218 — 220.
888. Sello, Die Geschichtsverfassung und das Schö£Fenrecht Berlins bis zur
Mitte des XV. Jahrhunderts.
Märkische Forschungen 16. Band.
889. Storck, Arthur, die Freilassung im Zeitalter der Volksrechte. 8. (47 S.)
Halle'sche DisserUtion (1881).
890« Sjbel, H. v., Entstehung des deutschen Königthums. 2. nmgearb. Aufl.
8. (V, 497 S.) Frankfurt a. M. 1881. Literar. Anstalt. 10 M.
891. Vogel, Beiträge zur Geschichte des deutschen Reichshofgerichtes.
Zeitschrift der Savignj-Stiftung für Rechtsgeschichte II, 2, S. 161—197.
892. Zacke, Sachsenrecht und Schöffenstuhl.
Geschichtsblätter des Vereins für Geschichte Magdeburgs 1881* 1.
893. Pynacker Hordyk, C, de Taak von den beoefenaar der Nederl. rechts-
geschiedenis. Redevooring. Utrecht. Beyers, f. 0,75.
894. B ige low, M. M. , Historj of procedure in England from the Norman
Conquest. The Norman Peri od 1066 — 1204. London 1881. Sampson and Co.
Vgl. Academy 1881, 26. Man.
895. Maurer, über die norwegisch-isländische Gagnföstur.
Sitzungsberichte d. k. bayer. Akademie d. Wissenschaften 1881, II, 3, S. 225 — 268.
896. Liljenstrand, Axel, De nordiska Bygningabalkarne. Deras rättsordning
i organisk utveckling. 8. (IV, 372 S.) Helsingfors 1881. Författarens förlag.
Stockholm. Norstedt & Söner. 4 kr. 75 öre.
474 BIBUOGRAPHIE VON 1881.
897. Loersch, U., und R. Schröder, Urkanden zur Geschichte des deiitscKei
Rechtes. Für den Gebrauch bei Vorlesungeo und Übungen hirausgegebt».
I. Privatrecht. 2. verm. u. verb. Auflage. 8. (Xu, 274 S.) Bonn 1881.
Marcus. 5 M.
898. Palaeographical Society, enthält p1. 184 die erste Seite der Lex
Salica, St. Gallen. Hs. 731.
899. Thonisseui J. J., Torganisation judiciaire, 1e droit p^nal et la procedo.'»
pönale de la loi Salique. Bruxelles 1881. 4. (398 S.)
900. Capitularia regum Francorum. Denuo ed. A. Boretius T. I, p. 1
4. (Vin, 259 S.) Hannover 1881. Hahn. 7 M.
MoDumenta Germaniae historica. Leguin sectio 11.
901. Steffenhagen, Emil, die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsen-
spiegels. I. Eine interpolierte Glossenhandschrift. 8. (39 S.) Wien l^^I.
Gerold in Comm.
Aus Band 98 der Sitzungsberichte der Wiener Akademie. Vgl. D. Liter, liz.
1881, 50 (Laband).
902. Steffenhagen, E., Plan zu einer kritischen Bearbeitung der SachsiA-
spiegeUGlosse, Land- und Lehnrecht.
Zeitschrift der Savigny^Stiftung für Rechtsgeschichte H, 2, S. 232^236.
903. Wasserschlebcn, Mittheilungen über ein in dem Cod. Nr. 2667 du
großherzogl. Hofbibliothek zu Darmstadt enthaltenes, für die Recht«- mi
Kunstgeschichte interessantes Werk.
Zeitschrift der SavignjStiftuDg fOr Reuhtsgeschichte H, 2, S. 131 — 150. Ta^
vain des kristen geianfe und leuen* genannt (an anderer Stelle: Tabula fide
vitae christianae) , darin auch ein Auszug aus dem Sachsenspiegel, die gereiiB&
Vorrede zum TheiL
904. Hasse, P., neue Fragmente des Lübschen Rechts.
Zeitschrift der Gesellschaft iur Schleswig-Holsteiu-Lauenburg. Geschiebte £
(1881), 125—150. Aus einer Handschrift der Univorsitätäbibliothek in Kiel.
905. Frensdorff, F., Dritter Bericht über die zur Herausgabe der ält<?n
deutschen Stadtrechte unternommenen Vorarbeiten.
Neues Archiv d. Gesellschaft f. ältere deutsche Geschichte 7 (1881)^ S. 9— IT.
906. Lehr, Ernest, la Handfeste de Fribourg dans l'Uechtlaud de Van MCCXLIl
Textes latin, fran^ais et allemand, traduotion, coinmentaire, glossaire, etnir
comparative sur le droit des trois villes Kybourgeoises de Fribourg, Thoime
et Berthoud au XUI* si^cle. 8. Lausanne 1881. Benda. M. r>,40.
907. Schell, die Rechtsquellen des Oantons Freiburg.
Zeitschrift für schweizer. Recht XXII, 1 (1881).
908. Der Burgfriede von Aschhausen aus dem Jahre 1393. Mitgetheilt roo
Alberti.
Württembergische Vierteljahrshefte 4 (1881), S 233 f.
909. Rhull, Ferdinand, die Stadtgesetze von Eger aus den Jahren 135?—
1460. 8. Separatabdruck aus dem 12. Jahresberichte des 2. STaats^ymnasiira»
in Graz. Graz 1881. (44 S.)
Abdruck* mit sprachlichen und lexicalischen Bemerkungen. Vpl. Zeitschrift i. <:
österr. Gymnasien 1882, S. 159; Anzeiger f. deutsches Alterthuni 8. 18'>; Mit
theilungen d. Vereins t". Geschichte d. Deutschen in Böhmen 1881, 2. Hti'.
vgl. Khulls Entgegnung ebd. 1882, S. 35.
910. Korth, Dr., über ein Eilenburgcr Stadtbuch.
Neues Archiv t'fir sächsische (.ieschichte I. Band. 1880.
911. Augsburger Judeneid. Von A. Jeitteles.
Germania 26, 376.
Xm. LITTERATURGESCHICHTE UND SPRACHDENKMÄLER. 475
912. Baamann, F. L., Weietum des Kellhofes Hörn am Untersec.
Alemannia 9 (1881), 5 — 16. Abschrift des 16. Jhs. in Donaueschingen,
913. Hartfelder, Weistham des üsenbergischen Dinghofes zu Bischoffingen.
1279.
Zeitschrift f. d. Geschichte d. Oberrheins 34. Bd., S. 234-239.
914. Weisthümer, österreichische. 6. Bd. Steirische und kärnthischc Taidingc.
Herausgeg. von F. BischofF u. A. Schönbach. 8. (XII, 735 S.) Wien 1881.
Braumüller. 19 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 26.
915. Ney, E., Weistum der Otterbergcr Waldgemark von 1567.
Mittheilungen des histor. Verein» der Pfalz IX (Speier 1880. 8), S. 235-240.
916. Weistum von Weiler bei Monzingen (Kreis Kreuznach).
Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 16. Band (1881), S. 223—234.
917. Disselbeck, zur Geschichte Rhein bachs.
Programm des Progymnasiums zu Kheinbach 1881. 4. (23 S.) Enthält u. a, den
Wiederabdruck eines bei Lacomblet gedruckten Weisthums.
918. Janicke, K., Weisthümer aus dem Hildesheimischen.
Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen 1881, S. 181 — 204.
919. Wetzel, August, Drei Kieler Bursprakcn aus dem Anfang des 15. Jahr-
hunderts.
Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig- Holstein-Lauenburgische Landeskunde
10 (1881), 171=198.
920. Müller^ S., Costumen van Nienburg en van Bunschoten. Keminck.
921. Rechtsbronnen der Stad Zutphen van het begin der 14. tot de tweedc
helft der 1 6. eeuw. Uitgegeven door C. Pijnacker Hordijk. 8. (XXVIII, 1 64 S.)
Haag 1881. Nijhoff. 7 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 32.
922. lets over de keuren der westfriesche steden.
Verslagen en Mededeelingen 1 (1880).
923. Dareste, R., les anciennes lois de l'Islande.
Journal des Savants 1881, August. Auch separat erschienen. 11 S. 4. Paris,
imprim. nationale.
924. OstgÖtalagen. Aftryck efter 1830 ars upplaga ombesörjdt af L. F.
LeflFIer. 8. (153 S.) üpsala 1880. 4 kr.
925. Schlyter, C. J., om en föregifven ännu i behall varande äldre redaktion
af Södermannlagen. 4. (5 S.)
In: Lunds universitets Irrskrift T. XVU, 1880—81.
926. Storm, Magnus Erlingssens Lov om Kongevalg og Lefte om Kronens
Ofring. 8. (16 S.)
Aus: Christiania Videnskabsselskabs Forhandlinger 1881, Nr. 14. 25 öre.
927. Lind, E. H., om rim och verslemningar i de svenska landskapslagarne.
8. (91 S.) Upsala 1881. 1 kr. 75 öre.
Upsala Universitets ärsskrift 1881. Vgl. Literaturblatt 1882, 3 (Kock).
XIII. Litteraturgeschichte und Sprachdenkmäler.
928. Scherr, Johannes, allgemeine Geschichte der Literatur. Ein Handbuch
in 2 Bänden^ umfassend die nationalliterarische Entwickelung sämmtlicher
Völker des Erdkreises. 6. Auflage. (In 12 Lief.) 8. Stuttgart 1881.
929. Scherr, Jdnos, a vilagirodalom tört^nete. 8. Budapest«
Magyarische Übersetzung von J. Scherrs Allgem. Geschichte der Literatur.
476 filBUOGRAPHIE VON 1881.
930. Seh er r, Jan, Histoiya literatoiy powszechn^j. 8. Warschau.
Polnische Übersetzung.
981. Norrenberg, Peter , Allgemeine Literaturgeschichte. 1. Band. 3. Lief.
8. (S. 129 — 192.) Münster 1881. Russell. 60 Pf.
932. Gödeke, K., Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. 3. Bi
7. Heft. Dresden 1881. Ehiermann.
Vgl. Blätter fElr literar. Unterhaltung 1882, 8.
933. Scherer, W., Geschichte der deutschen Literatur. 4. Lief. (S. 225—304.
Berlin 1881. Weidmann. 1 M.
Vgl. Zeitschrift f. d. Gsterr. Gymnasien 3*2, 11 (Seemüller); Neue evangeL Kirdiai-
zeitung 1882, 7; Neue Jahrbücher f. Philol. u. Pädag. 188.\ Bd. 126, S. 47-M
(Gerlach); Zeitschrift f. d. Gjmnasialwesen 1882, April (Wilmanns); Hernes
ArchiT 67, 2 (Bilts).
934. Althof, G., Literaturheft zur deutschen Sprachschule. 8. (94 S.) Hir-
borg 1881. Elkan. 40 Pf.
935. Brugier, G. , Geschichte der deutseben Nationallitteratur. Nebst kon-
gefasster Poetik. Für Schule und Selbstbelehrung mit vielen Proben und
einem Glossar. 6. verb. u. verm. Aufl. 8. (LXXX, 749 S.) Freiburg i, Br.
1880. Herder. 6 M.
936. Egelhaaf, G., Grundzuge der deutschen Literaturgeschiehte. Ein Hilfs-
buch für Schulen und zum Privatgebrauch. 8. (60 S.) Heilbronn 1881.
Henninger. 2 M.
Vgl. Literaturblatt 1881, 9 (Wendt).
937. Hahn, W., Deutsche Litteraturgesehichte in Tabellen. 8. rerb. Aoflsgc.
8. (57 S.) Berlin 1881. Besser. 1 M.
938. König, R., deutsche Literaturgeschichte. 10. u. 11. verb. u. verm. Aul
8. Bielefeld 1881. Velhagen u. Riasing. 8 M.
939. Leixner, 0. v., illustrirte Literaturgeschichte in volksthümltcher Dar-
stellung. 31. — 41. Lief. Leipzig 1881. Spamer. k 50 Pf.
Vgl. Blätter für literar. Unterhaltung 1881, Nr. 42.
940. Mai er, Elisa, Leitfaden zur Geschichte der deutschen Litteratur, betr-
beitet für höhere Töchterschulen, weibliche Erziehungsanstalten und sua
Selbstunterrichte. 6. verm. Aufl. 8. (VI, 186 S.) Dresden 1881. EhlermiDD.
1 M.
941. Philippi, J., histoire de la littärature allemande d'apr^s le Doctcur
Kluge. Avec une pr^face de L. Crousl6. 18. (344 S.) Paris 1881. Bonhoor«
et Co.
942. Pütz, W., Übersicht der Geschichte der deutschen Litteratur für höhere
Lehranstalten. 8. Auflage von W. F. Conrads. 8. (IV, 112 S.) Leipzig 1881.
Bädcker. 80 Pf.
943. Schräm, W. C, deutsche Literaturgeschichte, nebst einer mnemotech-
nischen Anleitung zur leichteren Aneignung literarhistorischer Zahlen. 8. (VIL
134 S.) Brunn 1881. Epstein. M. 1,60.
944. Sehrwald, Fr., Deutsche Dichter und Denker. Geschichte der deutschen
Literatur mit Probensammlung. 2. Aufl. 2. Lief. 1. Abth. 8. (8.241—480.)
Altenburg 1881. Bonde. 2 M.
945. Vymazal, Fr., Dfejiny n^meck^ n4rodni literatury. Podle Kluge, Knrce
a jinych (Geschichte der deutschen Literatur nach Klage, Kars n. a.). 3.
(114 S.) V Bmfe 1879. M. 1,80.
XHL LITTERAT URGESCHICHTE UND SPRACHDENKMÄLER. ' 477
946. Doorenbos, W., HaDdleiding tot de Gescbiedenis der letterknnde, vooral
▼an den nienweren iyd. Arnhem, Bleeker en Ybes. f« 9.
947. Taine, H., histoire de la littörature anglaise. T. 1. b' ^d. 18. (L, 416 S.)
Paris 1881. Hachette. fr. 3,50.
948. Hart, J. M., a sjUabus of aDglosazon literatnre : adapted from B. ten Brink's
Gescbichte der englischen Literatur. 8. (Ü, 69 S.) CIncinnati 1881. 5 sb.
Vgl. The American Journal of Philology Nr. 6, 8. 107 f.
949. Rudolf, U. J., an abridgment of the bistorj of english literature, for the
nse of the upper classes. 8. (VI, 35 S.) Solothnrn 1881. Jent u. Gaßmann.
M. 0,80.
Vgl. Academj 1881, 2. April, S. 242.
950. Wilkins, John, Repetitorium der Englischen Sprach- und Literatur-
geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Altenglischen (Angelsächsi-
schen) und Mittelenglischen Periode nebst bibliographischen Notizen, Inhalts-
angaben und grammaticalischen Fragen zur Beantwortung für Candidaten
and Studirende der modernen Philologie. 8. (28 S.) Berlin 1881. Kühl. 1 M.
951. Hörn, F. W., den danske Literaturs Historie fra dens Begyndelse til
vore Dage. 5. — 10. Heft. 8. Kopenhagen 1881. Gyldendal. k 1 kr.
952. Str^m, T., dansk Literatur historie. 3. udgave. 8. (380 S.) 1881.
953. Grimm, Wilhelm, kleinere Schriften. Herausgegeben von G. Hinrichs.
1. Bd. 8. (IX, 587 S.) Berlin 1881. Weidmann.
Der 1. Band der in jedem Betracht willkommenen Sammlung von kleineren
Schriften W. Qrimms umfasst folgende Abschnitte, in welche der Heransgeber
den Stoff geordnet: Biographisches; Wissenschaftliche Anfänge; Naturposie;
Kanstpoesie; Zu den Märchen; Reden; Kosmos; Zeitgeschichtliches; Erzählungen.
Zum ersten Mal hier gedruckt erscheinen: Gleichnisse im Ossian und Parzival
(S. 48-57), und drei Reden (S. 493—607). Der Umsicht und Sorgfalt des Heraus-
gebers gebührt alle Anerkennung. Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, 46 (Rödiger).
954. Kejser, R. , Samlede Afhandlinger udgivne af 0. Rygh. 1. — 3. Heft.
8. (VI, 480 S.) Christiania 1881. Mailing. 1 kr.
955. Kejser, R., Efterladte Skrifter udgiyet af 0. Rygh. L Bd. 3. u. 4. Heft.
Ebd. (S. 321—588 S.) ä 1 kr.
956. Pfalz, Fr., litteraturgeschichtliche Lebensbilder. Leipzig 1882. Siegis-
mund u. Volkening. 8. (IV, 117 S.) M. 1,20.
Vgl. Fleckeisen 126, 218 f. (Zimmermann). Enthalt 1. Sigurd und Siegfried.
2. Hans Sachs und seine Zeit.
957. Seelmann, Ferdinand, vom deutschen Geiste in deutscher Dichtung.
Ein Vortrag. Dessau 1881. 8. (40 S.) 50 Pf.
Sammlung gemeinverständlicher Vorträge Nr. 2.
958. Jacoby, L. , über die Nachahmung von Naturstimmen in der Poesie.
8. (31 S.) Heidelberg 1880.
Vgl. Literar. Centralblatt 1880, Nr. 30.
959. Keinz, F., alte Passauer in der deutschen Literaturgeschichte. Bei Ge-
legenheit des Passauer Studiengenossenfestes seinen Freunden gewidmet.
8. (15 S.) München 1881.
I. Bischof Piligrim (Nibelungenlied). IL Bischof Wolfger (Walther von der
Vogelweide). III. Der Minnesänger Albrecht von Jahenstorf.
960. Groß, H., Deutschlands Dichterinnen und Schriftstellerinnen. Eine literar-
historische Skizze. L II. (71, 94 S.) Triest 1880—81.
Programm des Gymnasiums in Triest Vgl. Jahresbericht 1881, S. 44.
478 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
961. S c h o p f, Alois, Nationalepos und BalladendichtuDg. Eine etbnograpbisclie
Studie. 8. (IV, 36 S.) Wien 1881. Gerold in Comm. 80 Pf.
962. Lorenz, über das lehrhafte Element in den deutseben Kunstepen der
Übergangsperiode und der ersten Blütbezeit. 8. (52 S.)
Rostocker Dissertation 1881. .
963. Paris, Gaston, Etudes sur les romans de la Table ronde. Lancelot da Iol
I. Le Lanzelet d^Ulricb de Zatzikboven.
Romania 1881, p. 465—496.
964. Boeling, Alexander, Goethe*s Reinecke Fuchs nach dem ersten Dnirk
vom J. 1794, mit Proben der älteren Tierepen berausgeg. und erläotfit
8. (224 S.) Berlin 1882. Weidmann. 4 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, 26.
965. Dimter, A. , die lyrisch- epische Dichtung in der deutseben Ldtentir.
8. (15 S.)
Programm der Oberrealschule in Teschen. Vgl. Jahresbericht 1881, S. 91 t
966. Müller-Fraureuth, Carl, die deutschen Lügendichtungen bis auf Müoeb*
hausen dargestellt. 8. (III, 142 S.) Halle 1881. Niemeyer. 3 M.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, 28 (Lichtenstein).
967. Bach mann, Johannes, Geschichte des evangelischen Kircbengesanges n
Mecklenburg, insbesondere der Mecklenburgischen Gesangbücher. Ein hymao-
logischer Beitrag. RectoratsProgramm für 1879/80. 8. (XII, 340 S) Rostock
1881. Stillerscbe Hof- und Universitäts-Buchhandlung.
968. Haßler, ältestes protestantisches Gesangbüchlein von Ulm.
Württembergische Vierteljabrshefte 4 (1881), S. 26-88.
969. Pro Iß, Robert, Geschichte des neuem Dramas. 1. Bd. 1. Hälfte. Röft-
bÜck auf die Entwickelung des mittelalterlieben Dramas. Das neuere Drani
der Spanier. 8. (VIII, 412 S.) Leipzig 1880. Schlicke. 10 M.
Die Übersicht über das mittelalterliche Drama entbehrt einer übersichtlich»
GrappiniDg des Stoffes und leidet im EinzelDeo an Ungenaoigkeiten, Unrichtig-
keiten. Vgl. BläUer für literar. Unterhaltung 1880, Nr. 1 : Literar. Centralbliit
Nr. 29 (Creizenach) ; Literatarblatt 1881 , 1 (Lemcke); Anzeiger f. deutsche«
Alterthum 7, 471.
970. Pfleiderer, 0., das religiöse Drama.
Protestantische Kirchenzeitung 1881, Nr. 19 fg.
971. Lange, die lateinischen Osterfeiern. I.
Programm der Realschule I. Ord. in Halberstadt 1881 (Nr. 2^3). 4. (35 S.)
972. Kummer, K. F., eine lateinische Osterfeier.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 251 f. Aus einem BreTiarinm der lülener
Bibliothek (Venetiis 1472).
973. Jundt, A., die dramatischen Auffuhrungen im Gymnasium zu Stras-
burg. Ein Beitrag zur Geschichte des Schuldramas im 16. u. 17. Jahrh. 4.
(69 S.) Straßburg 1881. Schmidt M. 2.40.
Vgl. Re\'ne critique 1881, Nr. 45 (S. 358-59); D. Liter. Ztg. 1882, 17 (E. Schmidt :
Literar. Centralblatt 1881, Nr. 51.
974. Kinkel, Theaterspiele in Dortmund aus der letzten Zeit des Mittelalters
und im Jahrhundert der Reformation.
Picks Monatsschrift 1881, VII, 8.
97f). Wehr manu, C, Fastnachtspiele der Patrizier in Lübeck.
976. Walt her, C, über die Lübecker Fastnachtspiele.
Jahrbuch d. Vereins f. niederd. Sprachforschung VI, 1 — 31.
Xm. LITTERATURGESCHICHTE UND SPRACHDENKMÄLER. 479
977. Preger, W., Geschichte der deutschen Mystik im Mittelalter. Nach den
Quellen untersucht und dargestellt. 2. Theil. Altere und neuere Mystik in
der I.Hälfte des XIV. Jahrh. Heinrich Suso. 8. (VI, 468 S.) Leipzig 1881.
Dörffling u. Franke. 9 M.
Vgl. Theolog. Literaturblatt 1882, Nr. 16; D. Liter. Ztg. Nr. 6 (Denifle); Revue
critique 1882, 8 (Schmidt).
978. Penon,GM bijdragen tot de geschiedenis der nederlandsche letterkunde.
1. deel. 8. (III, 188 S.) Groningen 1881. Wolters.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 1 (Sijmons); Noord en Zuid IV, 1. Enthält u. a,
einen Abdruck des niederl. Volksbuches von Apollonius, nebst einer literar.
Abhandlung.
979. Gummere, Fr. B., The Anglo-Saxon Metapher. 8. (63 S.) Halle 1881.
Freiburger Dissertation.
Vgl. The American Journal of Philology Nr. 5, S. 108 f.; Academy 14. Mai
1881. Gerichtet gegen Heiuzels Schrift vom Stil in der altgermanischen Poesie.
980. Jusserand, le th^ätre en Angleterre depuis la conquöte jnsqa'aux pr^-
ddcessenrs imm^diats de Shakespeare. 2 Edition. 8. (VI, 350 S.) Paris 1881.
Lerouz.
981. Page, Emil, über zwei prosaische Darstellaogen der Nibelungensagc in
der nordischen Literatur. 4. (23 S.) Programm der Realschale I. Ord. in
Chemnitz. 1881. (Nr. 478.)
982. Heinzel, R., Beschreibung der isländischen Saga. 8. (204 S.) Wien
1880. Gerold in Comm. 8. 3,40.
Aus dem Jahrg. 1880 der Sitzungsberichte S. 106 — 308. Vgl. Literar. Central-
blatt 1881, 6 (K. Maurer), wo die ganz falsche Auffassung des Begriffs der
isländ. Saga hervorgehoben wird.
983. Arbok hins islenzka fornleifaf^lags 1880 og 1881.
Enthält Sig. Vigfiisson, Rannsökn k hinum foma a1)>{ngissta<I Islendin^a og
fleira; Bruarfundrinn ; Hannsökn a blöthiisinu ad )>yrli og fleira i Hvalsfirdi og
um Kjalarnes; um hof og blotsidu i fomöld. — Bj. Magn. Olsen, Borgarwirki. —
A. Thorstenson, GodboU.
984. Heyne, M., Übungsstücke zur Laut- und Flexionslehre der alten ger
manischen Dialekte, Gothisch, Althochdeutsch, Altsächsisch, Angelsächsisch,-
Altfriesisch , Altnordisch. 8. (2 Bl. 94 S) Paderborn 1881. Schöningh.
M. 1,35.
Eine beschränkte aber zweckmäßige Auswahl von Texten mit erklärenden An-
merkungen, unter VerweiH auf Heyne's Laut- und Flexionslehre. Bei Ulfila und
den ahd. Übersetzern sind griech. und latein. Originale beigefügt. Vgl. Anzeiger
f. deutsches Alterthum 7, 3ü7 (Franck); Literaturblatt 1881, Juni (Kluge): Engl.
Studien 4,514 (Kölbiug); Götting. Gel. Anz. 1881, 36 (Wilken); Zeitschrift
f. deutsche Philologie 14, 240—245 (Sievers).
985. Braune, Wilhelm, Althochdeutsches Lesebuch. Zusammengestellt und
mit Glossar versehen. 2. Auflage. 8. (VIII, 228 S.) Halle 1881. Niemeyer.
3 M.
Vgl. Literaturblatt 1881, 7 (Behaghel).
986. Das höfische Epos. Auswahl aus den Erzählungen Hartmann's von
Aue, Wolfram's von Eschenbach und Gottfried's von Straßburg. Schulausgabe.
Mit Einleitung, Anmerkungen und Wörterbuch von R. Bech stein, kl. 8.
(XXIV, 132 S.) Stuttgart 1881. Cotta.
Vgl. Blätter f. literar. Unterhaltung 1882, Nr. 13 (Schröder); N. Jahrb. f. Philo-
logie 1882, 310 f. (Kluge); Zeitschrift f. d. Gjmnasialwesen 471 f. (Löschhom).
480 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
987. Jauker,J., und K. Noe^ mittelhochdeutsches Lesebuch für OberreaU
schulen. 2. verb. u. verm. Aufl. 8. (IV, 144 S.) Wien 1881. Grr&eser. gdi.
M. 1,84.
988. Lüben, Aug., Auswahl charakteristischer Dichtungen und Protastide
sur Einführung in die deutsche Litteratur. Ein Lehr- und Lesebuch (t
höhere Schulanstalten und zum Selbstunterricht. 1. Theil. 5. Aufl. Aus da
Quellen vermehrt und verbessert von H, Huth. 8. (VIII, 302 S.) Leipii|
1880. Brandstetter.
I — VI. Zeitraum von der Urzeit bis Lessing.
989. Reich el, Karl, mittelhochdeutsches Lesebuch mit Glossar für Gymnasten.
4. Auflage besorgt von Rudolf Reichel. 8. (275 S.) Wien 1881. GeroU.
3 M.
990. Sommer, W., Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten nebst einea
Abriß der Poetik und Litteraturgeschichte. 3. Aufl. 8. (XX , 920 S.) Coli
1881. Du Mont-Schauberg. 7 M.
991. Zupitza, Julius, alt- und mittelenglisches Übungsbuch zum GebraudK
bei Universitäts Vorlesungen mit einem Wörterbuche. 2. verm. u. verb« AdL
8. (Vm, 192 S.) Wien 1882. Braumüller.
Vgl. Anglia IV, 2, 14 ff. (Klage).
992. CasselTs Library of English Literature, selected^ edited and arranged
by H. Morley. 5 vols. London 1876 — 81.
Vgl. Jahresbericht 1881, S. 206 f.
993« Flor, C, Haandbog i den danske Literatur, samt nogle Pr^ver af norske
og svenske Forfattere. 18. udg. 8. (814 S.) Kjebenhavn 1881. GyldendsL
994. Sanders, Daniel, Abriß der deutschen Silbenmessung und VerskaaL
8. (IV, 138, Xni S.) Berlin 1881. Langenscheidt. M. 2,50.
Vgl. Literaturblatt 1881, 10 (Kräuter).
995. Siegfried, zur Metrik der kleineren gereimten althocbdentschen G^
dichte. 8. (20 S.)
In: Festschrift zu der 2. Säcnlarfeier des Friedrich -Werderschen GymnasiniBs
SU Berlin. Berlin 1881. Weidmann.
996. Güth, über den Begriff des Leichs.
Programm 1881, Nr. 366.
997. Müller, Richard, der Auftakt in den Liedern Wolframs von EscheBbaeh.
Zeitschrift f. deutsches Alterthnm 25 (1881), 50—57. Ein müßiger Versuch, eis
System des Auftakts hineinzubringen, wobei fast ebensoviel Ausnahmen ab
Regeln.
998. Riffert, Julius, der dramatische Vers der Deutschen.
Allgem. literar. Correspondenz 8. Bd., Nr. 90 (1881).
999. Mählj, Jacob, deutsche Hexameterbehandlung sonst und jetzt. 1781 a.
1881.
Allgem. literar. Correspondenz 8. Bd. (1881), Nr. 86.
1000« Heremans, J. F., Beknopte Nederlandsche Metriek. Gent. Hoste, f. 0,60.
1001. Schipper, J., EngHsche Metrik in historischer und systematischer Ent-
wicklung dargestellt. 1. Theil: Altenglische Metrik. 8. (XXVII, 565 S.>
Bonn. 1882. Strauß.
Vgl. Literaturblatt 1882, Nr. 4 (Wissmann); Anglia V, 2 (Einenkel).
1002. Zeuner, M. , die Alliteration bei altenglischen Dichtem. 8. (60 S.'
Halle 1881. Dissertation.
XIII. A. GOTISCH. B. ALTHOCHDEUTSCH. 481
1003. Schröer, A., über die Anfaloge des Blankverses in England.
ADdia 4, 1—72.
1004. Wagner, the english dramatic blanc-verse before Marlovre. I. (14 S.)
Programm der höheren Bürgerschale zu Osterode 1881 (Nr. 15).
1005. Waddington, Su, the origin of the sonnet.
Academy 1881, 22. Januar.
1006. Edzardi, A., zur Eddametrik.
Paul u. Braune, Beiträge 8, 343—349.
1007. Recke, £. v. d., Principerne for den daiieke Verskuust efter dens histo-
riske og systcmatiskc Udvikling. To Dele. 8. (232 u. 276 S.) Samt 1 Tavle.
Kopenhagen 1881. Gyldendal. 7 kr.
Dissertation.
A. Gotisch.
1008. Ulfilas, Evangelium Marci grammatisch erläutert von R. Müller und
U. Hoeppe. 8. (72 S.) Berlin 1881. Grieben. M. 1,50.
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 7, 332; Literaturblait 1881, Nr. 10 (Behaghel) ;
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13, 252 ff. (Gering); Academy 1881, 25. Juni.
1009. Ulfilas. Aivaggeljo thairh Maththaiu. K. V — VII. Herausgegeben von
August Schäfer, großherzogl. bad. Landgerichtsdirektor in Waldshut. gr. 8.
(54 S.) Waldshut 1881. Zimmermann.
Eine gutgemeinte Begrüßungsschrift eines Dilettanten zum 20. September 1881.
1010. Marold, über die Vorlagen der gotischen Bibelübersetzung.
Verhandlungen der 35. Philologenversammlung S. 209—210.
1011. Marold, C, kritische Untersuchungen über den Einfluß des Lateini-
schen auf die gotische Bibelübersetzung.
Germania 26 (1881), S. 129—172.
1012. Marold, C. , kritische Untersuchungen über den Einfluß des Lateini-
schen auf die gotische Bibelübersetzung. 1. Thcil. Königsberger Dissertation.
Wien 1881. 44 S. 8.
Unter den Thesen: Die Evangelien hat Ulf. in der fast allen griech. Texten
gemeinsamen Folge: Mattbaeus, Marcus, Lucas, Johannes übersetzt. Got. unte
leitet weder einen Inhaltssatz noch eine directe Hede ein, sondern ist überall
Causalconjugation.
B. Althochdeutsch.
1013. Piper, P., Aus St. Gallcr Handschriften. IIL
Zeitochrift f. deutsehe Philologie 13, 305—337.
1014. Ueinemann, Karl, das Verhältniss des hrabanischen zum keronischon
Glossar. 8. (48 S.) Leipzig 1881. Dissertation.
Ist der erste Tbeil von: Heinemann, Karl, über das hrabanische Glossar.
8. (2 Bl. 92 8.) Hallo 1881. Niemeyer. M. 2,40. Vgl. Literaturblatt 1881, Nr. 8
(Behaghel); D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 22 (Steinmeyer).
1015. Madan, F., Cid german glosses from a Bodleian Manuscript.
The Journal of Philology Vol. X, Nr. 19.
1016. Pflanzennamen, altdeutsche. Von P. Piper.
Germania 26, 401^409.
1017. Hortzschansky, A., Aus dem Summarium Heinrici.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 12 (1881), 305—322. 2 Pergamentblfitter aus
Erfurt. 12 Jahrh.
1018. Hu bad, Fr., slavische Parallelen zum Hildebrandlied.
Das Ausland 1881, Nr. 46.
GBKMANIA. Nene Beih« ZV. (ZXVII.) J»]irg. 31
482 BIBUOGRAPHIE VOM 1881.
1019. Seiler, F., Zum Memento mori V. 115—122.
Zeitschrift f. deutsches Altertham 25, 118.
1020. Otfrids EyaDgelienbnch herausgegeben und erklärt von Oskar Erdmsn.
8. (LXXVII, 493 S.) Halle a. S. 1882. Waisenhaasbuchhandlang. 10 IL
Germanistische Handbibliothek von J. Zacher. V. VgL Läterar. CentnIblsB
1882, Nr. 20; D. Liter. Ztg. Nr. 27 (Kelle).
1021. Kelle, Job., Glossar zu Otfrids Evangelienbuch. 4. — 6. (Schluß-) Hdt
8. (S. 273—372.) Regensburg 1881. Manz. k 2,80.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 27 (Seemüller).
1022. Piper, P., Zu Otfrid.
Paul u. Braune, Beiträge 8, 225—255. 1. Otfrids Accente. 2. Zu O/s Lebet.
3. Noch einmal die Handschriften.
1023. Schulze, Karl, die Parabeln Jesu im Krbt und Heliand zugleich eis
Beitrag zur ästhetischen und theologischen Würdigung beider Dicbtangai.
1. Teil.
Programm der Realschule I. Ord. zu Lippstadt 1881 (Nr. 820). 4. 26 S
0. Mittelhochdeutsch.
1024. Schönbach, A., Mittheilnngen aus altdeutschen Handschriften. 3. ond
4. Stück. 8. (12 und 70 S.) Wien 1881. Gerold in Comm. tf. 1,30.
Aus den * Sitzungsberichten der Wiener Akademie'. 3. Neue FrmgmeBte da
Gedichtes über die Zerstörang von Accon. 4. Benedictinerregeln.
1025. Aelschker, Edmund, In Kärnten aufgefundene Brachstucke aus ib*
deutschen Dichterwerken.
Carinthia 71. Jahrg. 1881.
1026. Wem icke, E., Findlinge.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 80. Enthält die wohl aus dem
Gedächtnisse aufgezeichneten Anfänge dreier Lieder: 'O du liebstes mindlevn
rodt.' *Zart liebste fraw, nu lass erbarmen dich.' 'Ich horte ein jungis frauwelio
klayn.' Aus Freiberg in Sachsen. Das zweite ist aus einem Liede O. v. Wolkeo-
stein: vgl. Anzeiger Sp. 144.
1027. Schwarzer, Jos., Visionslegende. Zehn Gebote. Beichtgebet.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13, 338 - 354. Die Verse von den 10 Gebotes
finden sich in mehreren andern Hss. : nach einer Leipziger und Wiener siod
sie bei Ph. Wackemagel 2, 50 gedruckt Das abd. Beichtgebet ist Martene,
de antiquis ecclesiae ritibus (1705) entnommen und war bisher übersehen, daher
der Wiederabdruck sehr dankenswerth ist.
1028. AegidiOB. — Der Trierer Aegidius. Herausgegeben von K. Bartsch.
Germania 26, 1—57.
1029. Anegenge. — Schröder, Eduard, Das Anegenge. Eine litterarhisto-
rische Untersuchung. 8. (VIII, 96 S.) Straßburg 1881. Trübner. 2 M.
Quellen und Forschungen XLIV. Heft. Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 28 (Schon-
bach) ; Anzeiger für deutsches Alterthum 7 , 333 ; Literaturblatt 1882 , Nr. 4
(Bartsch).
1030. Das Annolied. Aus dem Ripuarischen übersetzt von A. Stern. (48 S.
Beclams Universal-Bibliothek Nr. 1416 (1881). 20 Pf.
1031. Arzneibnoh. — Blaas, C. M., Bruchstücke aus einem mitteldeutsches
Arzneibüchlein.
Germania 26, 338—342.
1032. Angastinns. — Benedict, Anton, über eine mhd. Übersetzung (ier
Meditationes des heil. Augustinus. 8. (15 S.)
Programm der Realschule zu Prag 1881.
Xra. C. MITTELHOCHDEUTSCH. 483
1033. Beichtbnoh. — Mfinzenberger, E. F. A., das Frankfurter and Magde-
burger Beichtbüchlein und das Buch „Tom sterbenden Menschen^. Ein Bei-
trag zur Kenntniss der religiösen mittelalterlichen Volksliteratur. 8. (72 S.)
Mainz 1881. Kirchheim. 1 M.
Vgl. Bibliographie 1880, Nr. 996.
1034. Berthold. — - Birlinger, A., zu Berthold von Kegcnsburg.
Germania 26, 381 f.
1035. Resch, zur Sjntax des Berthold von Regensbnrg.
Programm der Oberrealscbule in Leitmeritz 1880.
1036. Rehorn, K., die Chronistenberichte über Bruder Bertholds Leben.
Germania 26, 316—338.
1037. Bibel. — Der Codex Tcplensis, enthaltend „Die Schrift des newen
Gezeuges . Alteste deutsche Handschrift, welche den im XV. Jahrb. ge-
druckten deutschen Bibeln zu Grunde gelegen. I. Tbeil. Die vier heiligen
Evangelien. 4. (157 S.) Augsburg 1881. Litcrar. Institut. 6 M.
Vgl. Theolog. Liter. Ztg. 1881, 26 (Bertheau); D. Liter. Ztg. 35 (£. Schröder);
Theolog. Quartalschrift 63, 3 (Schanz); Literaturblatt 1881, Nr. 11 (Pietsch);
Literar. Hand weiser 1882, Nr. 6; Mittheilungen des Vereins för Geschichte der
Deutschen in Böhmen XX, 4; Zeitschrift f. deutsche Philologie 14, 112 ff. (Pieiscb).
1038. Boner. — Schoch, Rudolf, über Boners Sprache. 8. (55 S.) Frauen-
feld 1881. Huberts Buchdruck erei.
Züricher Doctor-Dissertation. Vgl. Literaturblatt 1881, Nr. 11 (Vetter); Anzeiger
f. deutsches Alterthnm 8, 182 f. (SchSnbach).
1039. Bnoh der Märtyrer. — Meyer, J., Bruchstücke eines Passionais.
Alemannia 9 (1881), 1 — 6. In Frauenfeld (Schweiz).
1040. Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert.
Herausgegeben durch die hbtor. Commission bei der kön. Akad. d. Wissen-
schaften. 17. Bd. Die Cbroniken der mittelrheinischen Städte. Mainz. 1. Bd.
8. (XXV, 414 S.) Leipzig 1881. Hirzel. 10 M.
Vgl. Bech im Literar. Centralblatt 1882, Nr. 6, der Clas Reise als Verf. der hier
veröffentlichten Chronik wahrscheinlich macht. Der sprachliche Theil, nament«
lieh das Glossar (von A. Wagner) ist sehr mangelhaft. Über Band liS. 16 vgl.
histor. Jahrbuch 11, 4 (Schulte).
1041. Christian Kuchimeisters NSwe Casus Monasterii sancti G-alli.
In: Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte 18. Heft. Herausgegeben von
G. Meyer v. Knonau. Vgl. Literar. Centralblatt 1882, Nr. 28.
1042. Basler Chroniken, herausgeg. von der historischen und antiquarischen
Gesellscbaft in Basel. 2. Bd. Herausgegeben durch W. Vischer u. H. Boos.
8. (Xm, 515 S.) Leipzig 1880. Hirzel. 10 M.
1043. Cardanns, H., eine deutsche Kölner Kaiserchronik.
Historisches Jahrbuch 11, 3, 416-445 (1881).
1044. Hartmann, 0«, Wo hat der Verfasser der oberrheinischen Chronik
von Grieshaber geschrieben?
Anzeiger fKr Schweizer. Geschichte 1881, S. 382—85.
1045. Chronik des Stiftes Marienberg, verfasst von P. Goswin, herausgeg.
von B. Schwitzer. 8. (XLIV, 275 8.) Innsbruck 1880. Wagner.
Tirolische Geschichtsquellen Bd. U.
1046. Denkwürdigkeiten des Hallischen Rathsmeisters Spittendorff, hezmns-
gegeben von J. Opel. 8. (XL VIII, 581 S.) Halle 1880. Hendel.
Geschichtsquellen der Provinz Sachsen XL Bd. Vgl. Jahresbericht 1881, S. 172 f.
1047. Dangkrotzheim, Conrad, das heilige Namenbuch. 8. (22 S. mit Illustr.)
Augsburg 1881. Hottler. M. 1,50«
31»
484 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
1048. Edolanz. — Schönbach) A., Neue Bruchstücke des Edolaox.
Zeitocbrift für deutsches Alterthum 25, 271—287. Aus Strasburg in Kintea
stammend. 1 Doppelblatt Perg. 14. Jahrh.
1049. Eilhart. — Spreu dritte Hampfel ausgeworfen von Xanthippns. Zir
Texteskritik Eilharts von Oberge. 8. (63 S.) Rom 1881. Löscher u. Co.
Vgl. Literaturblatt 1881, Sp. 34 (Pfaff).
1050. Episteln. — Stejskal, H., altdeutsches Epistel- und EvangelienbuckH
Zeitschrift f. deutsche Philologie 12 (1881), 323-333.
1051. Erzählnngen. — Apfelstedt, Friedrich, Bruchstücke eines nnbekaoita
epischen Gedichtes.
Germania 26, 95—99. Vgl. Bibliographie 1880, Nr. 1015.
1052. Sprenger, R., zu von der Hagens Gesammtabenteuer.
Germania 26, 104.
1053. Floyris. — Bartsch, Karl, zum Floyris.
Germania 26, 64—65.
1054. Franenlob. — Börckel, Alfred, Frauenlob, sein Leben und Diekfeei
dargestellt. 2. mit einem Anhang: die Gründung der ersten Meistersingsclale
vermehrte Auflage. 8. (XIII, 123 S.) Mainz 1881. Zabern. M. 2,25.
1055. Grenser, A., Frauenlob's Geschlecht und Wappen.
MonaCsblatt des heraldisch-geuealog. Vereins * Adler' iu Wien 1881, Nr. 2.
1056. Der Minnesinger Heinrich zur Meise.
Picks Monatsschrift VII (1881), 76. Darnach wäre nicht Heinrich von Ifeite.
sondern zur Meise (ad parum) der echte Name.
1057. Bech, F., zu Heinrich Frauenlob.
Germania 26, 257—278. Mit Nachtrag S. 379 f.
1058. Friedrich von Sonnenbnrg von G. Dahlkc.
Im neuen Reich 1881, Nr. 31, 8. 183—192.
1059. Geilers von Kaisersberg ausgewählte Schriften nebst einer Abhandln:
über Geilers Leben und echte Schriften von Philipp de Lorenzi. 1. u. 2. Ei.
8. (XI, 447 u. X, 430 S.) Trier 1881. Groppe. 5 u. 4 M.
Vgl. Literar. Rundschau 1881, Nr. 22; Der Katholik, 1881, Juni; Literar. Uaai
weiser 1882, Nr. 4; D. Liter. Ztg. 1882, 22 (£. Schmidt); Zeitschrift f. deuuck
Philologie 14, 120 ff. (Bötticher).
lOGO. Geistfiche Gedichte. — Tragi, Alex., Zwei Bruchstücke geistlicber
Dichtung.
Vgl. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 245—248. Aus Prag, 2 Perf . Bl.
(das Alter wird nicht angegeben).
1061. Gottfried von Straübnrg. — Lüth, Karl, der Ausdruck dichterischer
Individualität in Gottfrieds Tristan. 4. (33 S.)
Programm des Gymnasiums zu Parchim 1881 (Nr. 561).
1062. Hartmann von Ane, der arme Heinrich und die Büchlein. Herausge:-
von M. Haupt. 2. Auflage der Lieder und Büchlein und des armen Heinridi'
besorgt von E. Martin. 8. (XX, 148 S.) Leipzig 1881. Hirael. 4 M.
Der Herausgeber hat, was man billigen wird, ein durchaus conservatives Ver-
fahren eingeschlagen. Daß Haupt aber gegenüber so einleuchtenden BessenmgeE.
wie 2. Büchl. 660 daz tau müre noch want auf der Lachmannschen Lesart Ik-
harrte, verdient bemerkt zu werden. Vgl. Literaturblatt 1881, Nr. 12 (Behagbel :
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien 1881, Nr. 12 (Sauer).
1063. Hartmann von Aue, der arme Heinrich. II povero Enrico. Versioof
in prosa di A. Baragiola. 8. (IV, 45 S.) Straßburg 1881. Trübner. M. 1,20.
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 8, 169 f.
1064. Heurici, über die Hss. des Iwein.
Verhandlungen der 36. Philologen -Versammlung S. 208—209.
XIIL C. MITTELHOCHDEUTSCH. 485
1065. BirliDger, A., Bracbstücke auB HartmaniiB Iwein.
Germania 26, 99—101.
1066. Henrici, Emil, die Dresdner Iweinhandschrift.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 123—127.
1067. Bechstein, R., Drei Conjecturen zu Hartmanns Iwein.
Germania 26, 385—393.
1068. Henrici, Emil, Schiltebürger als Name des Todes. Zu Iwein 7162.
Zeitschrift f. deutsches Altertham 25, 127.
1069. Schmuhly Carl, Beiträge zur Würdigung des Stiles Hartmanns von
Aue. 4. (32 S.)
Beüage zum Programm der latein. Hauptschule zu Halle. Michaelis 1881.
(Nr. 198.)
1070. Hartmann von Aue s. Kynast (Nr. 174.)
1071. Hartmann von Aue s. Weingartner (Nr. 171).
1072. Hayden. — Seh au b ach, Ernst, Gregor Hayden s Salomon und Morolf.
8. (58 S.) Leipziger Dissertation (1881).
1073. Heinricll von Breslau. — Wernicke, Ewald, Zur Geschichte der
Minnelieder Heinrichs von Breslau.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 352. Die hier mitgetheilte
Notiz ist von mir berichtigt Anz. 1882, Sp. 48.
1074. Heinrich von Freiberg. — Fietz, A., Gedicht vom heil. Kreuz von
Heinrich von Preiberg. 8. (18 S.)
Programm des Staatsgymnasiums in Cilli 1881.
1075. Heinrich von Momngen. — Mülverstedt, G. A. v., des Minne-
sängers Heinrich von Momngen Heimat und Geschlecht.
Zeitschrift des Harzvereins für Gescbiehte und Alterthumsknnde XHI. Jahrg.
Schlußheft (1881).
1076. Hermann von Fritzlar. — Fritzlar! Hermann Sente Elsebötje. Beve-
zetes. Kfn. Megigazitott Szöveg. Krifikai jegyzetek. Koloz8v4r (1881). 8.
Snmptibns cditornm actorum comp. litt. univ.
1077. Hug^ von Montfort mit Abhandlungen zur Geschichte der deutschen
Literatur, Sprache und Metrik im XIV. u. XV. Jahrhundert. Herausgegeben
von J. E. Wackernell. 8. (CCLX, 282 S.) Innsbruck 1881. Wagner.
Ältere tirolische Dichter 3. Band. Vgl. Gott. Gel. Anz. 1882, Nr. 16 (Bartsch);
Literaturblatt Nr. 8 (Brandl); Literar. Centralblatt 1882, 14 (Q. R.); Zeitschrift
f. deutsche Philologie 13, 492 — 495 (Kinzel); Anzeiger f. dontsches Alterthum
8, 231 ff. (Emil Henrici).
1078. Judith. — Pir ig, Joseph, Untersuchungen über die sogenannte Jüngere
Judith, mittelhochdeutsches Gedieht der Übcrgangsperiodo. Inaugural-Disser-
tation. 8. (76 S.) Bonn 1881.
Die angehängten Thesen enthalten außer einigen Emendationen zur Judith solche
zum Alex. 2307 W. («in für din) und Annolied B. 23 ff., wo zwei Verse ge-
strichen werden und vorgeschlagen wird: da wir inne birin, daz ander ist
geistiu. Vgl. Anzeiger f. deutocbes Alterthum 7, 332 f.; D. Liter. Ztg. 1881, 41
(Rödiger); Literatnrblatt 1882, 5 (Vogt).
1079. Konrad von Fnßesbrannen, die Kindheit Jesu. Herausgeg. von Karl
Kochendörffer 8. (VIII, 186 8.) Straßburg 1881. Trubner.
Quellen u. Forschungen XLIII. Heft Vgl. D. Liter. Ztg. 188?, Nr. 17 (Scbönbach);
Anzeiger f. dentsches Alterthum 8, 217 ff. (Strauch).
1080. Kochendörffer, Handschriften -Verhältniss und Quelle der Kindheit
Jesu von Konrad von Fnßesbrunnen. 8.
StraOburger Dissertation 1881 ; enthält die Einleitung snr Ausgabe.
486 BIBLIOGRAPHIE TON 1881.
1081. Konrad von Würzbnrg. — Petelenz, K. J., Konrads too Wonbarg
Leben und Bedeutung. 8. (33 S.)
Jahresbericht des Oyinnasiams su S. Hyacinth in Krakaa 1881. Vgl. Zeitsckiift
f. d. österr. Gymnasien 1882, 159.
1082. Look, Heinrich yan, der Partonopier Konrads ▼. Warzbnrg and kr
Partonopeus de Blois. Goch 1881. 8. (43 S.)
Straßburger DisserUtion. Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, 47 (£. Schröder); Aniap
f. deutsches Alterthum 8, 181.
1083. Konrad von Zabern. — Falk, Pfarrer, Zu Konrad von Zabem.
Germania 26, 382.
1084. Kndnm. Nach Müllenhoff und Martin verkürzte Ausgabe mit grammi-
tischer und metrischer Einleitung und Wörterbuch für Schulen and zu
Selbstunterricht, von A. £. Zwitzers. 8. (VIII, 94 S.) HannoTer 1881.
Hahn. 1 M.
1085. Gibb, John, Gudrun, and other stories from the Epics of the Ifiddk
Ages. 1881. (Marshalli Jupp and Son.)
Vgl. Academy Tom 22. Oct. 1881, 8. 308.
1086. Kny, Hans, der Gebrauch der Negation im Kudrnnliede. 8. (18 Sj
Programm der Oberrealschale in Bielitz 1800. Vgl. Jahresbericht 1881, 8. IST.
1087. Kudrun s. auch Nibelungen (Reinhardt Nr. 1112).
1088. Lamprecht, Pfaffe. — Die Basler Bearbeitung von Lambrecbts Ak-
xander herausgeg. von R. M. Werner. 8. (230 S.) Tubingen 1881.
154. Publication des litterarischen Vereins. Vgl. Zeitschrift f. deatsche Ph3i>
logie 14, 379—384 (Kinzel).
1089. Legenden. — Birliuger, A. , Leben heiliger alemannischer Fru«
des XIV. XV. Jahrhunderts. I. Dit erst Büchljn ist von der seligen Klo-
seneryn von Rnthy, die genant waz Elizabeth.
Alemannia 9 (1881), 275—292. Nach einer Straßbnrger Hs. gedruckt. Die hu?
bmeker Hs., die S. 292 erwähnt wird, ist nicht verloren ; vgl. Qermania 26, 490.
Nr. 887.
1090. Lieder. — P all mann, zehn Lieder aus dem Frankfurter Stadtarchir.
Mittbeilangen des Vereins für Frankfurter Geschichte VI (1881), S. 123.
1091. Liederdichter. — Apfelstedt, F., zur Pariser Liederhandschrift.
Germania 26, 213—229.
1092. Die Minnesänger. Ausgewählt und übersetzt mit Einleitung und An-
merkungen von K. Pannier« 1. u. 2. Auflage. 12. (358 S.) Görlitz 18SI.
Förster.
Vgl. Magaein f. d. Literatur d. Auslandes 1881, 43 (Freytag); Literaturblatt ISSÜ
(Schroeter).
1093. Pannier, Karl, die Minnesänger.
Europa 1881, Nr. 26.
1094. Schwebel, Oskar, Deutsche Minnesänger. 1. 2.
Vossische Ztg. 1881, Sonntagsbeilage 44. 46. (2. Reinmar von Brennenbergr.^.
1095. Latwins Adam und Eva. Zum ersten Male herausgegeben von KoDri*i
Hofmann und Wilhelm Meyer. 8. (132 S.)
153. Publication des litterarischen Vereins. Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthao
8, 222 ff. (Steinmeyer); Literaturblatt 1882, 7 (Sprenger).
1096. Margareta. — Hasenjäger, R. , Bruchstück einer mitteldeutsches
Margaretenlegende.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 12 (1881), 468-479. 7 Bl. einer 8. Hs. Ptp-
15. Jh. in Stettin. Das Bruchstück gehört zu der Bearbeitung, welche Stej^kil
(Wien 1880) herausgegeben; schließt sich am nächsten an den alten Dmck (b) ao.
Xra. C. MITTELHOCHDEUTSCH. 487
1097. Hariendichtnilg^. — Schröder, Eduard, Zur Marieolyrik. I. Bruder
Haos. n. Die Mariengrüße.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 127—130.
1098. MoBOatblnt. — Puls, Alfred, UntersuchuDg über die Lautlere der
Lieder Muscatbluts. 8. (54 S.) Hirschberg 1. Schi. 1881. (Kiel, Lipsius u.
Tischer.) Kieler Dissertation.
Vgl. Literatorblatt 1882, Nr. 3 (Behaghel).
1099. Mystiker. — Denifle, die Dichtungen R. Merswlns. 5. Epilog.
Zeitschrift f. deutches Alterthum 25, 101—122.
1100. Jundt; das Büchlein des Frankfurter Deutschherre und Qottesfreundes :
£jn deutsch Theologie new untersucht.
Programm 1881, Nr. 441.
1101. Strauch, Philipp, Margaretha Ebner und Heinrich von Nördlingen. Ein
Beitrag zur Geschichte der deutschen Mystik. 8. (CVm, 416 S.) Freiberg
n. Tübingen 1882. Mohr (Siebeck).
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, Nr. 6 (Bech); Anzeiger f. Kunde d. deutschen
Vorzeit Nr. 1; Deutsche Bundschau 1882, MSrz.
1102. Neidliart s. Nr. 811.
1103. Der Nibelunge Noth und die Klage. Nach der ältesten Überlieferung
herausgeg. von K. Lachmann. Kleine Ausgabe. 10. Abdruck des Textes.
8. (297 S.) Berlin 1881. Reimer. M. 1,50.
1104. Das Nibelungenlied herausgeg. von Fr. Zarnuke. Ausgabe für Schulen
mit Einleitung und Glossar. 4. Auflage (9. Abdruck des Textes). Leipzig
1881. Wigand. M. 1,80.
1105. Khull, F., Nibelongenhandschrift U.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 77—79. Perg.-Blatt des 13. Jahrh. in kl. 4.
Im Besitz von Herrn Ploner in Innsbruck. Umfasst 1272, 3 — 1286, 2 meiner
Ausgabe. Das Fragment gehört zur Bearbeitung C* (II); doch stimmt 1272, 4^
mehr mit I überein. 1276, 4 cJiemenaten = BD ab. 1277, 2 er fQr man. Vgl.
noch 1280, 1. 2. Beachtenswerth ist auch 1288, 4, wo die von mir vermuthete
Assonanz degen : geltben thatsächlich steht
1106. Pie^n o Nibelungach w przekladzie A. J. Szabra^skiego« 8. Warschau.
Übersetzung des Nibelungenliedes ins Polnische. Erscheint bogenweise in „Biblio-
teka najeclni^jszjch utwor6w".
1107. Germ an, L., Niedola Nibelungöw, przeklad z jezjka oredniowiecznego
görno-niemickiego (wedlug wjdania K. Bartsch a). 8. (37 S.) Krakau 1881.
Programm der Oberrealschule. Übersetzung von Str. 1—264 meiner Ausgabe
ins Polnische.
1108. Bech, F., Nibel. 698, 2—3 ed. Bartsch.
Germania 26, 350—351.
1109. Ein Brief Wilhelm Grimms über das Nibelungenlied.^ Mitgetheilt
von G. Hinrichs.
Anzeiger f. deutsches Alterthum 7, 327. Vom 10. Juni 1841.
1110. Hallberg, £., Les Nibelungen.
Annales de la Facalt^ des lettres de Bordeaux 1881, Nr. 3. Über den gegen-
wärtigen Stand der Nibelungenfrage und die neuesten Arbeiten.
1111. Schuhmann, L, Nibelungen.
Oiomale Napoletano N. S. Fase. 15 (1881).
1112. Reinhardt, F., zur Charakteristik des Nibelungenliedes: Vergleich des
epischen Stiles der Nibelungen und der Kudrun. 4. (12 S) Aschersleben
1881. Huch. In Comm. 80 Pf.
Programm der Realschule I. Ordnung 1881 (Nr. 221).
488 BIBLIOQRAPHIE VON 1881.
1113. Das Nibelangeniied. Ein Helden-Epos. Umgedichtet yon Clir. Stecher.
In : Deatsche Dichtung für die christliche Familie and Schale von Chr, Stecher.
9.-11. Heft. (396 S.) Graz 1881. Styria. k 60 Pf.
1114. Das Nibelangeniied in seiner ursprünglichen Form. Nach einer alta
Ranenhandschrift ins Neuhochdeutsche übertragen und mit einem gelehrtei
Vorwort versehen von L. Hözelin. 12. (32 S.) Leipzig 1881. Ehrlich. 50 K
Ein Scherz.
1115. Esser, Die Formen der Periode im Nibelungenliede. (8 S.)
Programm des Gyomasiams za Weissenharg 1880.
1116. Nibelungenlied s. auch Durmajer (Nr. 411).
1117. Nibelangen s. Nr. 523.
1118. NicolaUB von Jeroscllill. — Ni gg, Hans, Jeroschinfragmente.
Zeitschrift f. deutsches Altertum 26 (1881), 80. Im Kreisarchiv xu Amherf,
5 halbe Perg. Blätter.
1119. Oswald von Wolkenstein. — Nachtrag zu Prof« Schmid's Lebensabria
des Oswald von Wolkenstein.
Mittheilangen des Vereins fQr Geschichte in Hohenzollem 14. Jahrg. (1880—81!^
Vgl. Bibliographie 1880, Nr. 1106.
1120. Bosch, Hans, Oswald von Wolkenstein und Aldriget von Castelbarco.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, 99 f. Eine Urkunde Oswalds ▼on
1427 und ein Revers des auf seine Fürbitte freigelassenen Aldriget.
1121. Bosch, Hans, Ordnung und Gewalt des Minnesängers Oswald von Wol-
kenstein zur Vornahme der Inventar des Nachlasses seines Vetters Veit vos
Wolkenstein (f 1442).
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 296 — 299.
1122. Lieder, gedichtet und componirt von Oswald von Wolkenstein, den
letzten deutschen Minnesänger (nach seinem Onginal-Mannscript 1432 zom
ersten Mal aufgeführt). Donnerstag 7. und 21. April (1881) in Meran, in
dem Harfenconcert von Adolf Sjöd^n. 7 Lieder, deren Texte auf dem Zettel ab-
gedruckt sind, am 7. April aufgeführt, zum Th^il wiederholt und mit 3 andern
vermehrt am 21. April.
1122*. Ottacker. — Dürnwirth, R. , zwei Bruchstücke aus altdeutschen
Dichtwerken. A. Aus dem jungem Titurel. B. Aus Ottackers Reimchronik
8. (39 S.) Programm der Oberrealschule in Riagenfurt 1881. Klagenfort
1881. Heyn in Comm. M. 1,20.
1123. Ein Steiermärkisches Dichterblatt aus dem 14. Jahrhunderte.
Steiermärkische Geschichtsblätter 1880, 284.
1124. Bussen, A. , der Krieg von 1278 und die Schlacht bei Dfimkrot
8. (145 S.) Wien 1880. Gerold.
Behandelt auch Ottackers Quellen. Vgl. Jahresbericht 1881, S. 140.
1125. Fleier. — Walz, Michael, G&rel von dem blüenden tal. 8. (56 S.
Separatabdruck aus dem Jahresbericht des akadem. Gymnasiums in Wien.
Wien 1881. Selbstverlag.
Als Vorläufer einer kritischen Ausgabe des Gedichtes. Nach dieser Probe dsrf
man eine sorgfältige Arbeit erwarten. Vgl. Literaturblatt 1882, Nr. 1 (Bech<:
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien 33, 158.
1126. Predigt. — Birlinger, A. , Altdeutsche Predigt von Kristi Gebort
Xn. — XIll. Jahrhundert.
Alemannia 9 (1881), 259-260. Aus einer Perg. Hs. des 13. Jh«.
1127. Schönbach, A., Prcdigtbruchstiicke. V.
Zeitschrift f. deutsches Altertum 25, 288—290.
Xm. a BOTTELHOCHDEUTSCH. 480
1128. Jeitteles, Adalbert, die St. Paoler Predigten and Herr Anton SciiSn-
bach. Abwehr einer Recension. Zugleich ein Beitrag zur literarischen Kritik
unserer Tage. 8. (XII, 149 S.) Innsbruck 1881. Wagner.
Aach als Beilage zu Germania Bd. XXVI. Vgl. Schönbach in Anaeiger f. deutsches
Altertbum 7, 327—329.
1129. Sprenger, R., Zu den Predigten aus St. PauL
Germania 26, 105.
1130. Psalmen. — Schlesische Denkmäler des deutschen Schrifttums im
Mittelalter herausgeg. von P. Pietsch. I. Trebnitser Psalmen herausgeg. von
P. Pietsch. 8. (CXII, 126 S.) Breslau 1881. Köbner. M. 6,40.
Vgl. LUeraturblatt 1881, 9 (Bech); Anzeiger f. deutsches Alterthnm 8, 234 ff.
(Koehendörffer).
1131. Eeimpredigt. Von A. Schönbach.
Zeitschrift f. dentsches Alterthum 25, 213 f. Über das Vorkommen von Reim-
predigteu.
1132. Eeinfried. — Laistner, L., zum Reinfried und Archipoeta.
Germania 26, 420—422.
1133. Beisen. — Henri ci, Ernst, Beschreibung einer Seereise von Venedig
nach Beirut im Jahre 1434.
Zeitschrift f. deutsches Altertum 25 (1881), 69—70. Aus der Hs. Arundel 6,
Plat. CLXIII D des British Museum.
1134. Krause, K. E.H., Bemerkungen zu der Reise Yon Venedig nach Beirut.
Zeitschrift f. deutsches Altertum 25, 182—188.
1135. Pilgerreisen der Basler Hans und Peter Rwt 1440 u. 1453. Heraus-
gegeben Yon A. Bemoulli. 8. (96 S.) Basel 1881. Georg.
Separatdruck aus den Beiträgen zur vaterliKndischen Geschichte Bd. I (N. F.)
1136. Rosenblnt. — Milchsack, G., Zu Rosenblut.
Archiv fKr Literatargescbichte XI, 1.
1137. Rosengarten. — Edzardi, A., Rosengarten und Nibelungensage.
Germania 26 (1881), 172—176.
1138. Titz, K. W., Fragmente eines öechischen Rosengartens.
Zeitschrift f. deutsches Altertum 25, 253 --87 1.
1139. Bodolf von Ems. — Koch, John, Fragmente von Rudolfs von Ems
Barlaam und Josaphat in einer Handschrift des britischen Museums in London.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13 (1881), 78—89.
1140. Pietsch, P. , Fragment einer Handschrift von Barlaam und Josaphat.
Zeitschrift f. deutsche Philologie LS, 163—164. Aus Breslau.
1141. Balke, G., und Fuhlhage, Fragmente von Rudolfs Weltchronik.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 302 — 312. Aus Straüburg und Minden.
Die 308 — 312 gedruckten Fragmente gehören vielmehr sur Christherrechronik.
1142. Lob Straßburgs aus der Weltchronik Rudolfs von Ems.
Literar. Beilage der Gemeindeseitung für Elsaß-Lothringen 1881, 15.
1143. Doberentz, 0., die Erd- und Völkerkunde in der Weltchronik des
Rudolf von Ems.
Zeitschrift f deutsche Philologie 112 (1881), 257—301. 387—464. 13, 29—67.
165—223. Behandelt hauptsächlich den Nachweis der Zugehörigkeit dieses
Abschnittes zu Rudolfs Werke sowie die Quelle (Honorius Image mundi).
1144. Salman nnd Morolt. — Vogt, Fr., zur Salman-Morolfssage.
Paul u. Braune, Beiträge 8, 313-323.
1145. Schaiupiel — Fronleichnamsspiel, Egerer, herausgegeben von
G. Milchsack. 8. (364 S.) Tübingen 1881.
166. Pnblication des litterar. Vereins in Stuttgart. Vgl. Anzeiger f. deutsches
Alterthum 8, 169 (Schönhaob).
490 BIBUOQBAPHIE VON 1881.
1146. Silvester. — Bartsch, K., zum Trierer SilTester«
GennailiJL 26, 67 — 63.
1147. Sprfiche. — Henrici, Ernst ^ Sprach vom Römischen Reich ans dem
Jahre 1422.
Zeitschrift f. deutsches Alterthnm 25, 71 — 77. Ans der Hs. Anindel 6 des Briäik
Mosenm. Anfang: 'Geystliehe ertzondnng warer m/nnenn.*
1148. Trautmann, F., das TegemseeV KIoster-Einschreibeboch ond Sprodke
aus Stammbüchern.
Die Wartbnrg 1881, Nr. 8, S. 28—29. Enthält n. a. die bekamitai lat-denlMlci
Hexameter 'Iß ganz Martini'.
1149. Steinbowel. — Ehrle, Dr. Heinrich Stainhowers regimen sanitatis.
Deutsches Archiv für Geschichte der Medizin 4. Bd. 2.-4. Heft. Vgl Biblio-
graphie 1880, Nr. 1128.
1150. Stricker. Kummer, K. F., Strickers Frauenlob.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 290—301. Varianten aus einem in 4cr
Ambraser Hs. erhaltenen Stficke. Das auf S. 294 ffl mitgetheilte maen tob
Ackermann steht in BC als selbständiges Stück.
1151. Titnrel, jüngerer s. Ottacker (Nr. 1122').
1152. Tristan. — Lambel^ H., Fragment einer Tristandichtong.
Germania 26, 356—364.
1153. Titz, K. W., Fragment eines niederdeutschen Tristant.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 248 — 251. Gleichzeitig mit dem Lambel-
scheu Abdruck erschienen. Man wird sich leicht überzeugen, um wie Tiel soif-
faltiger die LambePsche Bearbeitung ist.
1154. Franck, Johannes, Ein vermißter Roman.
Ober die eben erwähnten Fragmente eines niederdeutschen Tristan. SpecüUor
(1881), Nr. 34.
1155. Tristrant und Isalde. Prosaroman des 15. Jahrhunderts herausgeg.
von Friedrich Pfaff. 8. (287 S.)
152. Publication des litterarischen Vereins.
1156. Truchsess von S. Gallen. — Meyer von Knonan, die St. Gtller
Ministerialen, Trucbsesse von Singenberg.
Anzeiger für Schweizer. Geschichte 1880, S. 288 f. Weist den Minnesänger 1?>.^
bis 1228 nach.
1157. Ulrich von Eschenbach. — Toi8cher,W., über die Alexandreis Ulrichs
von Eschenbach. 8. (100 S.) Wien 1881. Gerold in Comm. M. 1,50.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, 16; Anzeiger f. deutsches Alterthum 7, 334; Iiiteratnr-
blatt 1881, Nr. 8 (Strauch).
1158. Martin Hattala a Adolf Patera: Zbytky rymovanych Alexandreid
starodesk^ch. Dil I. Texty a transkripce. V Praze 1881.
Text und Transscription der Überbleibsel der gereimten alt^echischen Alexjui-
derlieder. Der Herausgeber nimmt als Quelle nur die latein. Dichtung von
Gualterus de Castellione an; aber der Einfluß Ulrichs ist unleugbar. Vgl. Hit-
theilungen d. Vereins f. Geschichte d. Deutschen in Böhmen 19, 3, 33 ff. (Tits .
1159. Titz, K. W. , Ulrich von Eschenbach und der Alexander boemicalis.
8. (12 S.) Prag 1881. Selbstverlag.
Vgl. Literatnrblatt 1881, Sp. 263 (Behaghel).
1160. Ulrich von Türheim. — Kohl, 0., Zu dem Willehalm Ulrichs ron
Türheim.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13, 129—163. 277—303.
1161. Urbarien, älteste, des Klosters Rathhausen. Mitgetheilt von J. L. Brand-
stetter.
Der Geschichtsfreund 36. Band. Einsiedeln 1881.
Xm, O, MITTEI-HOCHDEUraCH.
491
1162. Drkanden. ^ Stalin, P., Urkunden zur Geicbichto der Bitter bündoiase
2fl 14. JalirLundcrta.
Wörtteraliergiache VierteljshrBliefte für Lwidesgeachiohto 4 (1881), 8. 1—7.
3 deataclie Urkonden von 13B1. leli beabaiulitige kajneaivegs sIIm Urkandcu-
iDAterial xa veneicbnen, sondern gelte nur einige«, namentlich was iu Zeit-
sohriften verstreut leiclit der AufmeikBamkoit entgeht.
1163. Grimu, Julias, Zu dem Streite der Gesclilecbter und der Zünfte von Hftinz.
QaarUlblÜtter d. hUtor. Tereiiu I. i. OtoQliercogthmu Hessen , J. laSO, S. 43
bis 46. DnrmsUdt 1881. Urkunde von 1335.
1164. DottmuuderUrkuüdenbQch. Bearbeitet von K.Bübel. Bd. 1. 1. Hälfte.
(Nr. 1—547.) 899—1340. 8. (VII, 370 S.) Dortmund 1881. Koppen. 9 M.
Vgl. LLterar. Ceotralblatl 1881, 24.
llGö. Urkundtin der Sudt Göttingen aua dem XVI. Jahrhundert. UettrÜge
zur Geschichte von Brannscliweig-Liineburg 1500 — 1633 von A. Hasaelblatt
und G. Kastner. 8. {IX, 471 S.) GÖttingcn 18S1. Vandenhoeck u. Rupiecht.
Vgl. Literar- CeuIrBlbUH 1881, 24.
1166. Zu Walther nnd Hildegnnde. Von A. Schönbach.
ZeilBchrill f. rleulschea AttErthum SS. 181 f. Ergänzungen und Berichtigungen
ra Wainholds Leäuii^. Moiiie Verroüthung (Garm. 12, 89) lu S. I, 8p. 1, 7.. ö
bealätigE sich.
Ilfi7. Waltier von der Vogelweide. — Die Gedichte Waltiiarü von der
Vogeincide, Heriiusgegeben von Hermann Pflul. (Aitdcutache Textblbliothek
herauagcp, von H. Foul. Nr. 1.) 8. (IV, 199 3.) Halle 1882. Niemeyer. M. 1,80.
Vgl. Liternr. Csnlmlhlatt 1889, l'}; Zeitschrift f. deutsche Philologie 14, 846 ff.
(Wnckemell).
116B. Paul, Hem&nn, uu Walther von der Vogelweide.
Paul u. Urämie, Bwtrfigo 8, 161— 'iüB, 1. Zur Chronologie der Sprüche W's.
S. W. II. Reinmar. 3. Kürzung und Mehrsillngkeit der Senkungen. 4. Hyncupe
der Senkung. 6. Zweisilbiger Anfiakt. G. Zu eiuEeluen Stellen.
I6d. Samhaber, E., Walther von der Vogclweide. 8. (VII, 128 3.) Laibach
1882. V. Kleinmajr u. Bamberg. M. 2,60.
Freie Nachdichtung der Lieder, die in romanhafter Weise iui den Faden des
Lehens angereiht nerden; im Ganzen recht gelungen. Vgl. D. Liter. 7Ag. 1882, 34
(Werner).
1170. Lasscr, H., über die religiöse Lebenaanachauung Wultbers von der
Vogeiweide.
In: FBDtauhiift zur S. Säcularfeier dea Friedrich -Weideiacfacn Oymoaaiuma.
Berlin 1881. (S. 317—223.)
1171. Ziagerle, J. V., Vogelsang.
Zeitschrift f. deutsche Pliitologie 13 (1881), 38. Zu Vogelweide; vgl. Biblio-
graphie 1880. Nr. 827.
1112. Wimt von Oravenbei^. Eine literarhiatoritcho Untcrauchung. Von
Richard Bethge. 8. (80 S.) Berlin 1881. Weidmann. 2 M.
Vgl. D. Liier. Ztg. 1883, Nr, M (atrobi); LitefalurbUtt Nr. 8 (Sprenger); Annelger
f. deutbches Alierlhum 8, 170 (Martin); Zeitschrift f. deutache Pliilotogio 14,
117 ff. (BOtücher).
1173. Schönbach, Anton, au Wignloia 111.
Zeitschrift (. deutsches Altertiium SS, 307—213. Abdmck der Fieiburger Frag-
mente, licxüglioh der Bemerkungen auf 8. Sit ff. erwidsrc ich, daß mein
Hinweis auf zwei Stellen, an denen der PfeiSeraehe Abdruck beaaer iat, die
BehiDptung von Schönhach, 'besser von MUllonhoS' aU nicht so uhue weiteres
richtig erweisen sollte. Wenn Seh. bei aeiuem 'besser' jene beiden Stellen iguu-
rirtn I ao hatte ich keine Verpflichtung, diejenigen Stellen hervoriu heben, an
dmen Btorra richtiger gelesen. Was endlich den Schluß der Bemerkung (3, 213)
angeht . so wolle 3ch. gefälligst meine Bearbeitung Koberstetns S. VII des
I. Bandes naeblesen.
492 BIBUOGRAPIIIE VON 1881.
1174. Wolfram von Bschenbaoh. — Stosch, Johannes, Wolframs Titsrel-
lieder.
Zeitschrift f. deotsches Alterthmn 26, 189—207.
1175. Lucae, K., zam Parzival 463, 15.
Zeitschrift f. deotsche Philologie 12 (1881), 383—388. L. nimmt, wie schoi
Sprenger in Bezsenbergers Beiträgen 3, 176, tehdr im Sinne yon 'Fleisch* (fnv.
ehar),
1176. Seeber, die leitenden Ideen im Parsival. L II.
Historisches Jahrbuch der Görres-Oesellsehaft II (1881), 1. 2.
1177. Suehier, Hermann, Handschriften and Brnchstucko von Woifrtiis
Willehalm.
Zeitschrift f. deutsche Philologie XIH, 257—276.
1178. Wolfram ▼. Eschenbach s. Nr. 997.
1179. Holstein, H., Ackermann and Agricola.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 12 (1881), 456—467.
1180. Aventin. — Johann Tormair'g genannt Aventinas sämmtliche Werke.
2. Bd. 1 . Hälfte. Annales dacam Boiariae, bearbeitet von Archivrath S. Riezler.
Buch I— III. 8. (418 S.) München 1881. Kaiser. M. 7,50.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, 26; Revne critiqae 1882, Nr. 2 (A. SteraV
Blätter f. literar. Unterhaltung 1882. Nr. 13.
1181. Chronik, Zimmersche, herausgegeben von K« A. Barack. 2. verbessert«
Auflage. I. 8. (VIII, 631 S) Freiburg i. Br. u. Tübingen 1881. Mohr.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, 1 (Rödiger); Literatiirblatt 1881, Nr. 11 (Liebrecht.
1182. FiBchart. — Emoaf, lettre relative au „Bienenkorb" de Fischart.
BuUeün du bibliophile 1881. Dec.
1183. Gedicht. — Kawerau, eine maccaronischc Dichtung vom J. 1548.
Archiv für Literaturgeschichte X, 4 (1881).
1184. Qeschichte, Ein wunderbarlich, Wje dye merckisehen Juden das hocb-
wirdig sacrament gekaufft und zu martern sich unterstanden Anno domiDi
1510. Facsimile-Abdruck. 4. (6 S.) Berlin 1881. Friedländer. 50 Pf.
1184*. Herzog Heiliricil Jnlins und die Anfange des deutschen Theaters.
Vortrag von 0. v. Heinemann.
In: Heinemann, Aus der Vergangenheit des Weifischen Hauses. Wolfenbattd
1881. 8. (VI, 245 S.) Zwißler. 3 M.
1185. Peter Himmelreioh's und Michael Friedwald's, des I^wentödters, Eibin
gisch-preußieche Geschichten. Herausgegeben von M. Toppen. 8. (435 S ■
Leipzig 1881. Duncker u. Humblot. 10 M.
Publication des Vereins für die Geschichte von Ost- und WestpreuGen.
1186. Hnober, K., der hohenlobische Reformator, als Dichter and Komponist.
Von G. Bessert.
Wtirttembergische Vierteljahrshcfte 4 (1881), 63—65. Ein akrostichisches Lie<l
nebst der Melodie.
1187. Hatten. — Bauch, Gustav, ein bisher unbekannt gebliebenes Jagend-
gedicht Ulrich's von Hütten.
Archiv für Literaturgeschichte X, 4 (1881).
1188. Hütten, U. v., von L. Geiger.
Allgemeine deutsche Biographie 13. Bd. S. 464 — 480.
1189. Liederbuch aus dem 16. Jahrhundert. 2. Auflage. 8. (XXVI, 399 S.^
Leipzig 1881. Brockhaus. M. 3,50.
Deutsche Dichter des 16. Jahrhs. 1. Band. Vgl. Blätter fQr literar. Unterbiltaog
1882, Nr. 22 (Boxberger).
XIU. C. MITTELHOCHDEUTSCH. 493
1189*. Lnther, der ungefälschte, Dach den Urdrucken der königl. öflFentlichen
Bibliothek in Stuttgart hergestellt von K. Haas. 6. — 15. Bdchn. 12. Stuttgart
1881. Metzler. k M. 0,40.
Vgl. Theolog. Liter. Ztg. 1881, Nr. 19 (Lemme).
1190. K n a a k e , J. K. F.y Luther's Lied ^£in feste Burg' im Jahre 1527 gedichtet.
Zeitschrift für kircbl. Wissenschaft und kirchl. Theologie 1881, 1, 8. 39—48.
1191. Fünf Briefe aus den Tagen des Todes Luthers. Mitgetheilt von G. Kawerau.
Theologische Studien und Kritiken 1881, 8. 160—174. CTher Luthers letzte Tage
und seinen Tod.
1192. Luther s. Nr. J70.
1193. Murner. -^ Deutsche Drucke älterer Zeit, in photolithographischer Nach-
bildung, ausgewählt von W. Schercr. I. Bd.
Thomas Murners Schelmenzunft 1512. Nach dem Exemplar der königlichen
Bibliothek zu Berlin. Mit einem Vorwort von W. Scherer. Berlin 1881. 4 M.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, 1 (E. Schmidt).
1194. Nachtigall. — Li er, H. A., Ottmar Nachtigalls Joci ac sales mire
fcstivi . Ein Beitrag zur Kenntniss der Sehwankliteratur im 16. Jahrb.
Archiv für Literaturgeschichte XI, 1.
1195. Heander. — Meister, F., Michael Ncandcr. Vortrag.
N. Jahrbücher f. Philologie u. Pädagogik 124. Bd. Heft 4 fg. (1881).
1196. Koth, Nicolaus, Cunntz von Kauffungen. Komödie in 5 Acten, gedichtet
im J. 1585. Zum erstenmal herausgegeben von Bruno Stübel.
Mittheilungen der Deutschen GeMellschaft in Leipzig 7. Bd. (1881), S. 29—112.
Eine unbekannte und zwar die älteste dramatische Bearbeitung aus einer Hb.
im Besitz der Gesellschaft.
1197. Sachs^ Hans. — Goetze, E., Neue Mittheilungen über die Schicksale
der von Hans Sachs eigenhäudig geschriebenen Sammlung seiner Werke.
Archiv fdr Literaturgeschichte XI, 1.
1198. Gen de, Rudolf, Hans Sachs.
Westermanns illustrirte Monatshefte 1881, Mai, S. 187-204. Mit 2 Porträts,
einem Facsimile, der Abbildung seines ehemaligen Wohnhauses etc.
1199. Bechstein, R., Nachtrag zu Germ. 24, 407. (Warum betrübst du
dich, mein Herz).
Germania 26, 380 f
1200. Salat's, Hans, Drama vom verlornen Sohne. Herausgeg. von J. Baech-
told. 8. (90 S.) Einsiedeln 1881. Benziger.
Abdruck aus dem Geschicht^freuud Bd. 36. Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 40;
D. Liter. Ztg. 1882, 5 (E. Scbmidt).
1201. SchmelzL — Crecelius, W., Wolfgang Schmeltzle.
Monatshefte für Musikforschung XIII, Nr. 7. 8 (1881).
1202. Saliger, W., einiges L über Wolfgang Schmelzl, IL über Hieronymus
Arconatus.
Programm des Obergymnasiums zu Olmütz 1880. 8. (15 S.)
1203. StammbncliverBe des 16. Jahrb.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 47 f.
1204. Deiter, H., Hochdeutsche Stammbuch verse aus dem Ende des 16. Jahr-
hunderts.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881« 8p. 237—240.
1205. Vögeli. — Birlinger, A., Jörg Vögeli. Zur Litteraturgeschichte des
XVI. Jarhnnderts.
Alemannia 9 (1881), 225—230. Theilt eine poetische Bearbeitung der Sprüche
Salomonis, ein schon bei Wackemagel (Kirchenlied 4, 146) g^raoktes Lied
und ein gereimtef Vatenmfer mit.
494 BIBUOGRAPHIE VON 1881.
1206. Waldis, Barkard, der verlorene Sohn, ein Fastnachtspiel. (1527.)
Neudnicke deutscher Litteraturwerke des 16. o. 17. Jhs. , Nr. 30. Halle 1881.
Nienieyer. 60 Pf. Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 40; Anzeiger f. deuUches Alter-
thum 7, 416 (Schröder).
1207. Milchsack, G., Burkard Waldis. Nebst einem Anhang : Ein Lobsprncb
dbr alten Deutschen.
Neudnicke deutscher Litteraturwerke des 16. u. 17. Jhs. Ergänxungsheft (a
Nr. 30). Halle 1881. Niemeyer. 60 Pf. Vgl. Anseiger f. deutsches Altertbu
7, 416 (Schröder); Histor. Zeitschrift 48, 1.
1208. Mi loh sack, G., zu Burkard Waldis.
Archiv für Literaturgeschichte XI, 1.
1209. Well er, Emil, Nachlese zu 'die ersten deutschen Zeitungen'.
Germania 26, 106—114.
D. Altaächsisch.
1210. Lambel, Hana, ein neaentdecktes Blatt einer Heliandhaudschrift. (Mit
1 Tafel.) 8. (14 S.) Wien 1881. Gerold in Comm.
Aus den Sitsungsberichten 1880, 97. Bd. 2. H. S. 613 ff. abgedruckt. Gefiuid«
auf der Prager UniYersit&tsbibliothek, umfasst das Bruchstfick (1 BL) Vers 958
bis 1006.
1211. Lambel, H., Zum Prager Bruchstück des Heliand.
Germania 26, 266. Berichtigungen«
1212. Gallde, J. H, Hdleand 984.
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde 3. Aflev. (1881), S. 868—260.
Schlägt OMtop f. qfjUöp vor.
1213. Cosijn, P. J., Holland 2477.
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde 1, 41. Schlägt statt giknmd to:
lAfffund,
1214. Wagner, A., die Heliandvorreden.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 173—181.
1215. K eiber, L. , der Heliand in theologischer und ästhetischer Beziehaog.
Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben 1881, S. 79^95.
154-167.
1216. Heliand s. Nr. 1023.
1217. Heliand s. Pratje (Nr. 166 und 167).
1218. Heliand s. Wilhelmy (Nr. 168).
£. Mittelniederdeutsch.
1219. Walther, C, Brannschweigische Fündlinge. 6. KalenderorakeL 7. Frag-
ment eines Dramas von Simsen.
Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6, 135- 144.
1220. Deiter, H., aus niederdeutschen Handschriften.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI , 89 f. Aus Emden.
15. Jh. Prosa.
1211. Deiter, H., theologische Weisheit.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI (1881), 15 f. Aus einer
Emdener Hs. des 15. Jhs.
1222. Jellinghaus, H., zu den niederdeutschen Bauern komödien.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, S. 7—8.
1223. Seelmann, Wilhelm, Amt BuBchmans Mirakel.
Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, 32-^7.
Xra. D. ALTSÄCHSISCH. E. MITTELNIEDERD. F. MITTELNIEDERLÄND. 495
1224. Lübben, A., zu Gerhard von Minden (3, 102. 17, 13).
In: Festgabe für W. Crccelius (Eiberfeld 1881), S. 108-111.
1225. Jellinghaus, H., Mittelniederdeutscher Katechismus.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13 (1881), 20—28.
1226. Walther, C, der Koker.
Korrespondenzblatt f. nd. Sprachforschung VI, 67 -70.
1227. Zacher, J., zu Maccr Floridus.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 12 (1881), 319—352. Mittheilungen aus dem
nd. Herbarius ^Lübeck 1483).
1228. Bartsch, Karl, Marien Rosenkranz. Niederdeutsch.
Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6, 100 -llS.
1229. Ein historisches Kirchenlied Abraham Meyer's vom Jahre 1559. Von
C. Walther.
Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6, 114 — 119.
1230. Deiter, Heinrich, Tractaet inholdende velo kostelycke remedien off
medecynen weder alle krancheyt der Peerden.
Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6, 74—99.
1231. Kcinz, F., Mitteldeutsche Psalmenparaphrasen.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13 (1881), 70-78.
1232. Krause^ K. E. H., zur Ditmarschenschlacht von 1500.
Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein- Lauenburgische Geschichte
XI (1881), 1 — 24. Niederdeutsche Reimchronik, aus einem latein. Gedichte
(in Distichen) übersetzt.
1233. Haag, G., eine pommersche Reimchronik.
Baltische Studien XXXI (1881).
1234. Sprenger, R., Zu Reineke Vos.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, 31. Zu *Meib6m td
Aken.
1235. Grotefend, zu Goethe's Reinecke Fuchs.
Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für frankfurtische Geschichte VI
(1881), S. 238. Über: deu Maibaum zu Aachen.
1236. Zur mnd. Seelenklage. Von W. Seelmann und F. Sandvoß.
Korrespondenzblatt f. nd. Sprachforschung VI, 76 f.
1237. Deiter, H., Niederdeutsche Stammbuchverse aus dem Jahre 1600.
Germania 26, 506.
1238. Sprenger, R., Zur mnd. Visio Philiberti.
Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6, 130 — 133.
1239. Hasse, P., Aktenstücke zur Geschichte der Jahre 1440 und 1443.
Mitgetheilt.
Zeitschrift der Gesellschaft für Sohleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte
XI (1881), 151—164. Niederdeutoche Urkunden.
1240. Denkelbok der St. Nikolai-Kirche zu Kiel von 1487—1601.
Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte
XI (1881), 215—236. Niederdeutsch. Herausgeg. von P. Hasse.
F. Mittelniederländisch.
1241. Esopet. Opnieuw naer het handschrift uitgegeven en van een inleiding
en woordenlijst voorzieen door te Winkel. 8. (4 u. 109 S.) Groningen 1881.
fl. 1,50.
Bibliotheek van mnl. Letterkunde. Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 20.
1242. Bibliotheek van Middelnederlandsche Letterkunde. 30. Lief. Fergnut,
nitgeg. door £. Verwijs.
496 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
1243. Bibliotheek van MiddelnederUndsehe Letterkande. 27 en 28. J. Tan
Maerlant's Alexander door Dr. Franck.
1244. Jacob van Macrlant's Merlijn, uitgegeven door J. van Violen. Aflev.
3. u. 4. Leiden. Brill. k fl. 1,25.
1245. Winkel, J. te^ de Borron's Joseph d'Arimathie on Merlin in MaerUnfs
vertaling.
Tijdschrift voor nederl. Taal- en LeUerkande 1, 305 — 363.
1246. van de Sande Bakhujzen, W. H., aanteekeningen op der Nataren
Blocme (Vervolg).
Tijdschrift voor nederlandsche Taal- en Letterkunde I, 191—219. 261-280.
1247. Vries, M. de, een nieuw boofdstak der Tweede partie van den Spiegel
Hifitoriacl.
Tijdskrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde 1 (1881), 115-124.
1248. GalUc, J. H., Over Maerlant.
Gids 1881, 8, 324 f.
1249. Maerlant e. Nr. 151 (Franck).
1250. Regel, K., BruchBtück einer Handschrift des Leken-Spieghel.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 16, 224—229 (1881).
1251. Verdam, J., de dietsche Lucidarius.
Tijdschrift voor Nederlandsche Taal- en Letterkunde 3. ABev. (1881), S. 23:*
bis 257. Bemerkungen zu einzelnen Stellen.
1252. Verdam, J., Reinaerdiana.
Tijdschrift voor Nederlandsche Taal- eu Letterkunde I, 1 — 29.
1253. Verdam, J., Velthem*8 episoden uit Hildegardis.
Tijdschrift voor Ncderljindsche Taal- en Letterkunde 1, 281—297.
1254. Refereinen en andere gedichten uit de XVI" eeuw verzameld en af-
geschrevcn door Jan de Bruync, uitgeg. door K. Ruclens. 2 delen. 8.
(XXV, 206, 237 S.) Antwerpen 1880. 10 fl.
1255. Berijmd Verhaal van het beleg van IJsselstein door Gelder eu Utrecht
in 1511, uitgegeven door J. H. Gall^e en S. Muller.
Bijdragen en Mededeelingcn van het historisch Genootschap te Utrecht IV Deel
(1881).
1256. Garrer, A. H., £cn hollandschc klucht in latjusch gewaad.
Latynsche navolging, onder den titel Vitulns, der klucht: van den boer int half«-
vel, door Cornelis Schouaeus rector te Haarlem van 1676—1600. In: Spectator
uo. 30 en 31.
G. Altenglisch.
1257. Bibliothek der angelsächsischen Poesie. Begründet von Ch. W. M.
Grein. Neu bearbeitet u. berausgeg. von R. P. Wfilcker. 1. Bd. 1. Hälfte.
8. (VI, 148 S.) Kassel 1881. Wigaud. 4 M.
Vfrl. Litcraturblatt 1881, Nr. 10 (Brenner); Engl. Studien 5, 239 ff. (Kölbing);
Anglia IV, 4 (Wtilcker).
1258. Cosijn, P. J., Anglosaxonica.
Tijdskrift voor nederi Taal- en Letterkunde 1 (1881), 143—168. Kritisches zu
Kiene, den Versus Gnomici, Judith, Crist, Disticha Catonis.
1259. Einenkel, Eugen, über die Verfasser einiger neuangelsächsischcr
Schriften. 8. (132 S.) Leipzig 1881. Fock in Comm. M. 3,60.
Vgl. Literaturblatt 1881, Nr. 12 (Wissmann).
1260. Kölbing, £., Kleine Beiträge zur Erklärung und Textkritik engÜMiher
Dichter. III.
Englische Stadien 6 (1881), 150 ff. U. a. Piers the Plowman PaMoa V. Y. 387
Skeat
Xni. G. ALTENGLIBCH.
497
1261. StratmanD, F. H., VerbeBserungen zu alten gliachen SchriftotellerD.
Eaglische Studien 4 (1881), 93—99. Zu S. Morbarete, S. JuU&na, Hali miiideD-
had, Olli engliah liomilieB, Lajamon, Geneais aad Eiodiut, Old English Miacel'
lany, William of Palenie.
1263. Varabagen, U., Zu mittel englischen Gedichten. Xi. Zu den Sprich-
wörtern Hending'a (Cambridge- und Oiford-Teit)- XII. Zu William de Scbor-
bftin. A'm. Zu dem Streitgedichte sniacheD Drossel nod Naehtigsll.
Aoglia 4, 180— 3IU.
tS63. Arbei'e Neudrucke alter eagliacher Werke.
Vgl. MagiKin r. d. Literatur d. Anal Budes 1S31, .11, wo uamenllich der Wieder-
abdruck von Caxtuu's Übersotxung iles Kelneke Vos (uacL dem hoU&udiscben)
vom J. I4B1 erwJtbiit nird.
1364. Aelfric's Live« of SaiutB. beiiig ih Set of serinonB oa Sainta' Daya
formi-rly observed by the EugÜBh Church. Edited by W. Vf. Skeat. Part I.
8. (VII, 25G S.) Loudoo 1881. Triibuer. 10 eh.
Eaily EugliBh Teit Society 76. Aus der Cottouiau. Hb. Julius E. Vn., mit den
Leaarten der Ubrigea Hss. Becbts eiiglische Obsraetzung.
1365. BaBkervill, W. M., the auglo-saiOD Version uf the epistoU Aleiandri
ad AriBtoteleui. 8. (31 S.) Leipziger Diasertation.
Aus Anglia 4, 139—167 (1881),
266. Napler, A., Zu AudreciB v. 1182.
Anglia 4, 411 (1881).
1267. Barbour's des Bchottiscben NationaldichtersLegendeuBammlDog nebst den
FrBgmt-nten seines Trojanerkriege. Zum ersten Mal herausgegeben und kritiack
bearbeitet von C. Horstmann. 8. (KU, 248 S.) Heilbroi.n 1881. Henninger. 8H.
Tgl. AtilBQBeum belgo 1881, 15. Nov.; D. Liter. Ztg. 1883, 13 (Zupitia); Literar.
Centrslblatt 1882, 3! (WÖlckar).
1268. Beowulf herausgegeben von Alfred Holder. I. Abdruck der Handschrift
im British Mueeuin, Cotton, Vitellius A. XV. Freiburg u. Tübingen (1881),
8. (70 S.j M. l.fiO.
.GermiuiiBeher Blielierschata". Vgl. Liturar. Centralblatt 1888, 31 (Wülekar) j
D. Liter. Ztg. 25 (ZupiUa).
1269. ZiuBEer, G., der Kampf Beoviiifa mit Grendel als Probe einer tnetri'
■eben Übersntiung des angeUächsiachen Epos Beownlf*.
Programni der Bealat^buls ku Purbach (Nr. 448) 1881. 4. (IS 8.) Die Über-
SBtnuig ist in reimlosen afainbeii (fUnffüQ.) uud mit Anmerkungen begleiteL
1270. Beowulf. Translated into modern rhyme» by H. W. Lumaden. Leipzig
I88L Brockhuus Sortiment. (London. Kegan Paul.)
Vgl. AugliH IV, i (WQIcker); Atbeuaeum 30. April 1881,
1271. Bärweif, die älteste deutsche Heldensage. Ersäblt von F. L. Kobänyi.
2. Auflage. Wien 1881. Pichler.
Jessen'a Volks- und Jugeudbibliolhek. 5. fidcbn. 13. (61 8.) 70 Ff.
1272. Leonard, H. C, a tranatutiou of the auglo-saxon veraion of St. Mark'a
gospeh with prefat'e and notBB. 16. (94 S.) London 1881. Clarke. 1 e.
1273. Wiilcker, B. F., Caedmon und Milton.
Anglia 4, 401—405,
1274. The Engliah Charlemagne Romances. P.IV. The Lyf of tbe Noble
and Cryaten Prynct, Charles the Grete, translated from the Prench by Will.
Caxton, and printed by bim 1485. Edited now for the first time from the unique
copy iu the British Museum. With introduction, notes and gloBsary by S. J. H.
HerrUge. Part. U. fXII S. n. 8. 193 — 288,) London 1881. Tröbner, 15 ah.
Early Eugliaoh Teit Sociotj, Eitra Sori«B XXXVD. Vgl. Romania XI. 1-
onUUNU. ««IM Stibt IV. (XIVIL) JklirE. 32
1.
498 BIBUOGRAPHm VON 1881.
1275. Chaaeer Society.
Die nenesten Pablioationen enthalten den 2. Theil der *Sapplement pArdlel
Texte of Ch.*8 Minor Poems*; den 2. Theil der *Odd Texte* der Minor Po«b
und den 3. Theil des *One-Text Print' der Minor Poems.
1276. Cbaucer, G., the prologae to the Canterbary Talee. The Text colktd
with the 7 oldest Mes. aod a life of the author, introductory Doticet, granuK
critical and explanatorj ootes and index to obsolete and diffieuk wink
By E. F. Willoughby. 12. (112 S.) London 1881. Blackie.
1277. Hawei8,H. R., Chaucer for Schools. 8. (206 8.) London 1881. Chitt»
and WindoB. 2 sh. 6 d.
1278. FarniTall, F. J., Ohancer's Prioress's Nan-Chaplain.
Anglia 4, 238- 240.
1279. Farnirall, F. J., the hymn of Chancer's Oxford Clerk.
Academj 1881, 12. Nov. 8. 866, mit dem latein. Original. Vgl. 8. 472 t
1280. Haies, John W., Chaacer^s Parliament of Foolt.
Academj 29. Not. 81, & 384 t
1281. Brngari, G., Jeffirey Obancer e la letteratnra inglese de! secolo XIY.
8. (45 S.) Genova.
Ans: Giomale della Societi di Lettere e conTers. soient.
1282. Rye, Walter, a tabular statement of what has hitberto been fooi
out as to the family of Chaucer of London. 1881.
Nicht im Handel.
1283* Furnivall, F. J., Cbancer's Grandfatfaer.
Athenaenm 1881, 8. 21 f.
1284. Rye, W., Cbaucer's GrandjBather.
Athenaenm 29. Not. 1881, 8. 166 t
1285. Fleay, F. G., Chaucerian System of English Spelling.
Zeitschrift für Orthographie I, 6 (1881).
X286. Schrader, Ang., das altenglische Relatirpronomen mit besonderer
BerQcksichtigong der Sprache C haue er s. 8. (X, 43 S.) Kiel 1881. Lipsiv
n. Tischer.
Kieler Dissertation.
1287. Monumenta Germaniae historica. Scriptomm t. XIIL fol. (XI, 832 S.)
Hannover 1881. Hahn. 40 M.
Enthält S. 103—120 Ex annalibus anglosaxonids (in ags. Sprache mit lilcii.
Obersetzung).
1288. Hickey, £. H., the wanderer, from the english of Cynewulf.
Academy 1881, 14. Mai, S. 355. Metrische ObersetEong ins Nenengl. (SeiBel
1289. B ran dl, A., be domes daege.
Anglia 4, 97—104.
1290. The Erl ofToIous and the Emperes of Almayn. Eine englisck
Romanze aus dem Anfange des 15. Jhs. nebst literar. Untersncbnng Hbff
ihre Quelle, die ihr verwandten Darstellungen und ihre geschichtliche Gnn^
läge herausgeg. von G. Lüdtke. 8. (XII, 291 S.) Berlin 1881. W&dmuM-
6 M.
Sammlung englischer Denkmäler in kritischen Ausgaben. 3. Bd. Vgl. D. Uttf-
Ztg. 1882, 18 (Vamhagen); Academj 1881, 26. Nov., S. 407; lAten^bajhhM
1882, 5 (Wissmann); Anglia V, 2 (Dönne).
1291. Nicholson, E. B., Mispunctuation in Gower and Konsard.
The Academy 1881, 8. Sept. S. 162.
!. Haies, John W., the 'Confessio amantis.
Athenaenm 1881, 24. Sept, S. 861—63.
Xm. G. ALTENGLISOH. 499
1293. The Blickling Homilies of the tenth Century ed. with a translation
and index of words hy R. Morris. London, Trübner.
Ausgabe in Qaart Vgl. Athenaenm 1881, 12. Nov.
1294. Das Lied von King Hörn. Mit Einleitung, Anmerkungen und Glossar
berausgeg. von Theodor Wissmann. 8. (XXII, 155 S.) Strasburg 1881. Trübner.
Quellen u. ForschuDgen XLV. Heft. Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, 31 (Hausknecht) ;
Englische Studien 5, 407 f. (Stratmann).
1295. Wissmann, Th., Studien zu Ring Hom.
Anglia 4, 342-400.
1296. Legenden, altengliscbe. Neue Folge. Mit Einleitung und Anmerkungen
herausgeg. von C. Horstmann. 8. (CXXXVIII, 536 S.) Heilbronn 1881.
Henninger. 21 M.
Vgl. Literaturblatt 1881, Nr. 11 (Brandl); Literar. CentralblaU Nr. 45 (Wülcker);
Anzeiger f. deutsches Alterthum 8, 98-125 (Schröder); D. Liter. Ztg. 1881,
Nr. 19 (Zupitza); Academj 14. Mai; Anglia V, 2 (Trautmann).
1297. HorstmanUy C, Prosalegenden. S. Antonius.
AngUa 4, 109-138.
1298. Lyndsay, SirD«, poetical works. Edited by D. Laing. London, Simpkin.
3 Tols. 8. 68 sh.
1299. Gierth, F., über die älteste mittelenglische Version der Assnmptio
Mariae. 8. (37 S) Breslau 1881. Köhler in Comm. 1 M.
Aus 'Englische Studien .
1300. Furnivall, F. J., An earlj English poem to the Virgin (15^ Cen-
tury) and a Welshman's phonetic copy of it.
Transactions of the Philological Society 1880—81. Part L
1301. Warren, F. E., anglo-sazon missals.
Academy 17. Dec. 1881, p. 456—457.
1302. Sachse, Riebard, das unorganische £ im Orrmulum, zugleich eine Unter-
suchung über die Flezionsweise Orms. 8. (74 S.) Halle 1881. Dissertation.
1303. Lewin, H., das mittelenglische Poema morale. Im kritischen Text nach
den 6 vorhandenen Hse. zum ersten Male herausgeg. 8. (78 8.) Halle 1881.
Niemeyer. 2 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 43 (Wülcker); D. Liter. Ztg. 1882, 13 (Vam-
hi^^en); Anglia IV, 4 (Einenkel;; Englische Studien 5, 408 (Stratmann).
1304. Zupitza, J,, Zum poema morale«
Anglia 4, 406—410.
1305. Schleich, Gustav, Beiträge zum Mittelenglischen Roland.
Anglia 4, 307—341 (1881).
1306. Haies, John W., the Bomaunt of the Rose.
Athenaenm 1881, 12. Nov., S. 630.
1307. Brae, A. E., the romaunt of the Rose.
The Antiquarian 1881, Februar, S. 71 f.
1308. Hauff e, E., Zu den 'Reden der Seele in der Worcester-Hs.'
Anglia 4, 237 (1881).
1309. The Romaunce of the Sowdone of Babylone and of Ferumbras
bis Sone who conquerede Rome. Re*edited from the unique Ms. of the
late Sir Thomas Philipps, with introduction, notes and glossary by E. Haus-
knecht. 8. (LXVII, 174 S.) London 1881. Trübner. 15 sh.
Early English Text Society Extra Series XXXVIII.
1310. Thomas of Erceldoune. Herausgegeben von A. Brandl.
Sammlung englischer Denkmäler in kritischen Ausgaben. 2. Bd. 8. (XH, 147 S.)
Berlin 1881. Weidmann. 5 M. Vgl. AngUa V, 2 (Mushaeke).
32*
500 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
1811. Rölbing, E., Die Walderefragmente.
Englische Stadien 5 (1881), 292 f. Zu S. 240.
1312. Kaluia, M. , über das Yerhältniss des mitteleoglischen alliteriresdci
Gedichtes William of Paleme zu seiner französischen Vorlage.
Englische Stadien 4 (1881), 196—287. Der 1. Theil (36 S.) als Breslaner Di»
tation« (Köhler in Conim. 1 li.)
H. Altnordisch.
1313. Edda. £n islandisk Sämling folkliga fomtidsdikter om Nordens gv^
och hjältar. Pa svenska af P. A. Gödecke. Ajadra npplagan. 8. (lUUV,
396 S.) Stockholm 1881. Norstedt og Söner. 5 kr.
1314. Bergmann, F. Y., aj allitteratiöi theori4j4nak jelentöa^e es alkilai-
z&sa kulönösen az Eddabeli Atlamdlsa. Kolozsvdr (1881). 8. (24 S.)
Abdruck aas Acta compar. litt oniy. 1881, 99 — 114.
1315. Edzardi, A., über die Heimat der Eddalieder.
Paal n. Braune, Beiträge 8, 349-370.
1316. Schierenberg, G. A. B., die Götterdämmerong und die Goldtifds
des Idafeldes oder die Teutoburger Schlacht in den Liedern der Eddi.
Eine Streitschrift über die Heimat und die Bedeutung der £dda-Deder.
8. fXXXir, 156 S.) Detmold 1881. Schenk in Comm. M. 1,25.
Soll eine Widerlegung der Ton Bugge und Bang aufgestellten Ansichten seil.
Vgl. O. Brenner in der Allgem. Ztg. 1881, Beilage 112; Academy 1. April 1882,
8. 228.
1317. Rydberg, Viktor, SibjUema och YöluspS IL
Nordisk Tidskrift fÖrVetenskap 1881, S. 113^162. Gegen Bang gerichtet Vgl.
Literaturblatt 1881, Sp. 222 (Edzardi).
1318. Bugge, S., Nogle bemaerkninger om Sibyllinerne og VöluspA.
Nordisk Tidskrift för Vetenskap 1881, S. 163—172. Vgl. LiteratnrblaU 1881,
Sp. 222 (Edzardi).
1319. Bieß, M., über vier Eddasagen. Die Ragnorok-, HeimdalU, Mimir- isd
Heisage. 8. Gardelegen (Leipzig, Schäfer) 1881. BiL 2,50.
1320. Cuppers, J., Helge und Sigrun. 12. (64 S.) Düsseldorf 1881. Schwaon.
1 M.
1321. Edda Snorra Sturlusonar. Edda Snorronis Sturlaei. Tomi III p. prior.
Accedunt tabulae lithogr. quinque. 8. (HI, 498 S.) Hafhiae 1880« Gyldendai
in Comm. 5 kr.
Enthält: Commentarii in carmina von Sv. Egilsson S. 1 — 163 und J. Sigurdsos
S. 163 — 204; Skäldatal mit Commentar von J. Sigurdsson. Vgl. Literar. Centrtl-
blatt 1881, Nr. 44 (Edzardi); Literaturblatt 1882, 3 (J6nsson).
1322. Bugge, S., Rune-Indskriften paa Ringen i Forsa Kirke i Nordre Hei-
siDgland. 4. (HI, 58 S.) Chnstiania (1881).
1323. Hjärnc, Harald, Runinskriften pl Forsaringen.
Nordisk Tidskrift for Filologi N. R. V (1881), 177—183.
1324. Lindal, P. J.; Runstename i Upsala beskrifha och tolkade. Fotogrz-
fierna af A. Löfdtröm. 8. (11 S.) Mit 8 Photogr. Upsala 1881. Lofstrom. 5 kr.
1325. Lindal, P. J., Nyfunnen runsten.
Uplands fomminnesförenings Tidskrift. II. 4. S. LXX VlU — LXXIX.
1326. Thors en, P. G., de danske Runemindesmaerker , beskrevne og for-
klarede. Anden Afdeling. JjIIands Runemindesmaerker, tilligemed Meddel-
elser om alle^ernes. Afbildninger og Text. H. Text. Imp. 8. (292 S.) Kaben-
havn 1881. Hagerup. 15 kr.
Xm. H. ALTNORDISCH. 501
1327. Snorre SturlaMons norske Kongen Sagaer ovenatie af P. A. Manch.
2 0plag. I, 2 — 5. 8. (S. 97— 480.) Christiauia 1881. Feilberg u. Landmark.
1328. Gislason, Konr., Nogle bemerkninger angäende Tnglingatal.
Aarböger for nordisk Oldkjndighed 1881, S. 186—851.
1329. H4ttatal Snorra Stnrlusonar. Heraasgeg. von Th. Möbios. 2. Tkoil.
(G^edicht nnd Commentar.) 8. (140 S) Halle 1881. Waiaenhaas. M. 2,80.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 60 (Brenner); Literar. CentralblaU Nr. 46 (Edaardi);
Zeitschrift f. deuteehe Philologie 13, 231 ü. (Mogk); Revne critiqne 1882, 16
(Cederaehiöld); Literatorblatt 1882, 7 (Sjmons).
1330. Gl 8 lasen, Konr., Bemsarkning tuen Wsahelmingr af Snorri Starluson.
Aarböger for nordisk Oldkyndighed 1881, S, 262—266.
1331. Islenzkar Fornsögur, gefnar üt af hinü {slenzka b6knientaf^lagi.
IL Reykdala og VaUa-Ljöts saga F. Jönsson gaf dt. 8. (XX, 206 S.) Kaup-
mannahöfn 1881. Gyldendal in Comm.
1332. Elia Saga ok Roaamnndu. Mit Einleitung, dentscber Übersetiang and
Anmerkungen cum ersten Mal herausgeg. von £. Kolbing. 8. (XLI, 217 S.)
Heilbronn 1881. Henninger. M. 8,50.
VgL Literar. Centralblatt 1882, 26 (Edzardi); Anzeiger f. deutsches Alterthum
8, 193 ff. (Heinzel); Romania XI, 173.
1333. Sigurdarson, S., Nogle Bemarkninger til det Dr. Gerings udgave
af Finnbogasaga (Halle 1879) redfojede glossar.
AarbOger for nordisk Oldkyndighed 1881, S. 67—68.
1334. Sag an om Gunnlög Ormtunga och Skald-Ram. P& sfenska tolkad af
P. Aug. GÖdecke. Ny, omarbetad upplaga. 8. (47 S.) Stockholm 1881. Nor-
stedt & Soner. 50 öre.
1335. Gydinga saga, en bearbejdelse fra midten af det 18. ärh. ved Brandr
JönsBon. Udg. af Gudm. Thörlaksson. 8. (XIV, 117 S.) Köbenhavn 1882.
Gyldendal. („Samfiindet'' etc. 3.) 3 kr.
1336. Olsen, B. M., Mest eda melt.
Tfmarit hins fzl. bökmentaf^lags 1880. Isl. s. H, 837, 21 1. melt
1337. Die Saga von den Yolsungen und Nibelungen. Aus der altnordischen
Yolsunga Saga frei übertragen ron A. Edzardi. 8. (XVI, 123 S.) Stuttgart
1881. Heiiz. 2 M. .
1338. Nikolds dr4pa Halls prests, an Icelandio poem from circa a. d. 1400.
Dissertation (University of Freiburg) by W. H. Carpenter. 8. (82 S.) Halle 1881.
Vgl. Zeitschrift t deutsche Philologie 13, 496-600 (Möbius).
1339. Riddara rfmur, efter handskriftema utgifha af Theodor Wis^n.
8. (XLVIII, 176 S.) Röpenhamn, Lund 1881. 5 kr.
In den Pablieationen des „Samfnnd til udgivelse af gammel-nordisk litteratur**.
1340. Speculum regale. Ein altnorwegischer Dialog nach Cod. Arnamagn.
243. fol. B. und den ältesten Fragmenten herausgeg. von 0. Brenner.
8. (XYI, 212 S.) München 1881. Kaiser. 4 M.
Eine zum ersten Mal den sprachlichen Charakter treu wiedergebende Ausgabe
dieses sachlich wie sprachlich interessanten Denkmals. Vgl. Revue oritique 1882,
Nr. 6 (BeauTois); Literaturblatt Nr. 6 (Larssen), D. Liter. Ztg. Nr. 11 (Dahle-
rap); ZeiUchrift f deutsche Philologie 14, 102 ff. (Mogk); Literar. Centralblatt
1882, 29 (Edzardi).
1341. Töukraedhi. An Icelandic Poem from about 1650 A. D. Edited
by W. H. Carpenter.
American Journal of Philology Nr. 7 (1881), S. 204—209.
502 BIBLIOOJE&iLPHIE VON 1881.
I. Altschwedisch.
1342. Söderwall, K. F., smärre bidrag tili textkritiken af svenska medel-
tidsskrifter.
Antiqyarisk Tidskrift för Sverige Del 6, Nr. 4. Eine beträchtliehe Reihe wohl-
überlegter Verbesseraogen za einer Anzahl altschwedischer Texte.
1843. Medeltidsdikter och rim, utgifna af G. £. Kleminiog. 8. H. 1.
(S. 1—172). a 2. (S. 173 — 312.) Stockholm 1881. 5 kr.
Samlingar atgifna af Svenska Fomskrift-S&llskapet. H. 78, 79.
1344. Klockhoff, Oskar, Studier öfVer Eafemiayisarnar. 8. (86 S.) Upsala
1881. kr. 1,75.
In: Upsala Universitets firsskrift 1881. Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 9 (Maurer).
Verf. sncht nachzuweisen, daß die altschwed. Gedichte von Iwan, Flores und
H. Friedrich nicht aaf französischen, resp. deatschen Dichtangen, sondern auf
altnorwegischen Prosatexten beruhen. Allein die Beo. von £. Schröder in den
Gott. Gel. Anz. 1882, Nr. 1 zeigt, daß dem 'Herzog Friedrich von Normandie
ein niederrheinisches Gedicht zu Grunde liegt.
1345. Gersons lärdom huru man skall dö. Trjckt i Upsala 1514. Fotogra-
fiskt ätergifen. 8. (36 S.) Stockholm 1851. 2 kr. 50 öre.
Samlingar utgifha af Svenska Fomskrift-Sällskapet. H. 77.
1346. Sveriges Krönika (vanligen kallad den Prosaiska) fran Ocg* tili och
med Carl Knutsson samt utdrag ur Danmarks krÖnika. (Utg. af Q. E« Klem-
ming.) 8. (80 S.)
Bilaga tili: Svenska Fomskrift-Sällskapets Allmänna Arsmöte 1S81.
1347. Svenska Medeltids-postillor, efter gamla handskrifter ntgtfna af
G. E. Klemming. II. 2. 8. (S. 145—305.) Stockholm 1880. 2 kr. 50 ör«.
Samlingar utgifna af Svenska Fornskrift-Sällskapet. H. 76.
1348. Bidrag tili Finlands historia. Med understöd af statsmedel i trjck ut-
gifna af Finska Statsarkivet genom Reinhold Hansen. I. 1. 8. (14 S. Facs.,
224 S.) Helsingfors 1881. 1 kr. 90 öre.
Enthält: Calendarium ecclesise nboensis, Dombok för SydOstra Tavastland 1443 —
1602, Dombok för sydvestra Tavastland 1606 — 1610.
1849. Svenskt Diplomatarium frän och med är 1401. Utgifret af Riks-
archivet genom Carl Silfverstolpe. II. 2. 4. (S. 241—456.) Stockholm 1881.
Norstedt & Söner. 5 kr.
K. Altdänisch.
Id50« Nielsen, 0., Et bmdstykke af et dansk legendariaai.
In: Blandinger ndg. af Univ. Jubil. danske Samfünd. Kjerbenh. 1881.
1351. Mandevilles rejse, pa dansk M 15*^*" ärhundrede, efter händskriflcme
udgivne af M. Lorenzen. 1. Heft. 8. (96 S.) Köbenhavn 1881. Gjldcndal
in Comm. kr. 2,50.
Samfund til ndgivelse af gammel nordisk literatur.
1352. Traktat, en lystig, om S. Peders trende djotrc pa ny udgiven ?ed
V. Säby. 8. (IV, 9 S.) Köbenhavn 1881. l kr.
1353. Julen. Gamle danske Praedikener og Sänge udgive af S. Müller. 8.
(88 S.) Kj0benhavn 1881. Hast.
JSn. L ALTSCHWEDISCH. K. ALTDÄNISCH. L. MITTELLAT. POESIE. 503
L. Mittellateinisehe Poesie.
1354. Poetarum latinomm medii aeri T. I.: Poetae latini aeri Carolini rec.
E. Daemmler. 4. (VIII, 652 S.) Berolini 1881. Weidmann. 17 IL
y^L D. Liter. Z^. 1881, Nr. 7 (Hoemer); Ifittheilmigen wob d. histor. Literatur
X, 1; Literar. CentralbUtt 1881, Nr. 48 (EbeK).
1855. Dfimmler, E., rhythmomm eccleaiastieomm aeTi Carolini specimen.
4. (24 S.) BerUn 1881. Weidmann. M. 1,20.
1356. Seiler, F., Zn den carolingischen rytiimen (sie!)
Zeitsehrift £. deutsches Alterthnm 25 (1881), 26—30.
1857. Dumm 1er, E., Verse des 11. Jahrhunderts.
N. Archiv d. Gesellschaft f. iltere dentsche Geschiehte VI, 443—446 (1881).
1358. Monamenta Germaniae historica scriptor. t. XXV (1880), enthilt u. a.
Chronica Villariensis Monasterii ed. Waits, darin ▼ersehiedene lat. Gedichte ;
Vita Antonii abbatis Senoniensis S. 345 — 348; Chronicon rhythm. anstria-
enm ed. Wattenbach 'Etas nostri temporis breris non senescit' S. 349 — 368.
Von Friedrich dem letzten Babenberger sagt der Dichter: JuTenili motoi
sapra modnm fayit'. Chronici rhythmici Coloniensis firagmenta S. 369 — 380
ed. Waitx; (waram aber ein rhjrthm. genannt, da es Hexameter sind, allere
dings gereimte). Genealogia docum Brabantiae metriea S« 400 — 404.
1359. Versns de abbatibns P. Martini Tomaeensis o. a.
In: Monnmente Germanise historica, SS. tom. XIH, S. 384—386.
1360. Schmitz, Wilhelm, Fragment eines mittelalterlichen Schalerliedes.
In: Festgabe fOr W. Crecelius (Elberfeld 1881), S. 66—69« Ans dem 8. Jahrh.,
ans Fulda; sn Ostern gesungen Ton den Schfilem. Akrostichisch (aiphabet Gedicht).
1861. Meyer, W., Verse anf König Rudolf.
N. Archiv d. Gesellschaft f. Iltere deutsche Geschichte 7, 216 — 217.
1362. Schmidt, Joh., die älteste Alba.
Zeitschrift f. deutsche Philologie li (1881), 338—341. Lateinisch-provensalisch.
Ans Born. cod. Regio. 1462. 10. Jahrh.
1363. Wattenbach, W., das Fest des Abtes ron Gloucester.
Anseiger f. Kunde d. deutschen Vorseit 1881, Sp. 191 — IK. Lateinisches Spott-
liedy hier nach einer Mlinchener und Baseler fifs.
1364. Crecelins, W., das Fest des Abtes von Gloncester.
Anseiger f. Kunde d. deutschen Vorseit 1881, Nr. 7. Andere Fassung des von
Wattenbach in Nr. 6 gedruckten latein. Gedichtes.
1365. Pernwerth ▼. Bärnstein, Adolf, nbi sant qni ante nos in mundo
faere? Ausgewählte lateinische Studenten-, Trink-, Liebes- und andere Lieder
des XIV. — XVni. Jahrhunderts aus verschiedenen Quellen mit neudeutschen
Übertragungen, geschichtUcher Einleitung, Erläuterungen, Beigabe und einer
Abbildung. Eine literaturgeschichtliche Studie, zugleich ein Liederbuch.
8. (XrV, 162 S.) Würzburg 1881. Stuber. 3 M.
Vgl D. LHer. Ztg. 1882, Nr. 21 (E. Schmidt); Magazin t d. Literatur d. In-
und Auslandes Nr. 17 (Keil).
1866. Wattenbach, W., Weiteres aus der Weimarer Handschrift.
Anseiger f. Kunde d. deutschen Vorseit 1881, 8p. 161—166. 233—236. 267—268.
Namentlieh latein. Gedichte über Karl den Kühnen.
1367. Latendorf, F., rersns Leonini.
Anseiger t Kuude d. deutschen Vorseit 1881, 96. Latein.-deutsche Hexameter.
1368. Fr Uta, Hans, ein seitgenSssisches Gedicht auf die Belagerung Accons.
Mitgetheih.
Forschungen sur deutschen Gesehichte 21, 449—494. Ans einer Pariser Hs.
LslelB. Disllehsn.
504 BIBLIOGBAPHIE VON 1881.
1369. Misset, E., Essai phil<^ogiqiie et litt^raire sur les oeuTres po^M
d*Adam de Saint -Victor.
Los Lettres chr^tiennes t II, 8. 76 £ SS8 ff. (1880), UI 353 ff. (1881). I?, M
bis 235 (1882).
1370. Leist, 0., der Anticlaudianus.
^ortsetning der Abhandlung des Jahres 1879). Programm dea G/mnatan»«
Seehaosen l A. 1881. 4. (S. 33—56.)
1371. ZiDgerle, Anton tou. Zu HUdebert and Alanus.
Sitzungsberichte der k. bayer. Akademie 1881, 3. Heft.
1372. Thiel mann, Philipp, über Sprache and Kritik des lateiniachcB AfA-
loniasromanes. Programm der königl. Stadienanstalt Speier. 1881. 8. (74 S.|
VgL Philolog. Sondsehan 1881, Nr. 16 (LandgraQ.
1873. Geltes, Konrad, fSnf Bücher Epigramme. Heraasgeg. too Dr. Kiii
Hartfelder. 8. (YHI, 125 S.) Berlin 1881.
Znm erstenmal ans der in der Nfimberger Sladtbibliothek befindlichen Hssi-
schrift heransgegeben. Unter dem Text erklärende AnmerkiiDgen , am Sekn
ein Register der in den Epigrammen vorkommenden Namen. VgL Anxeifer i-
deutsches Alterthom 8, 280 ff. (Wattenbaeh).
1374. Hart Felder, K., Konrad Geltes und der Heidelberger Homanistenkreis.
Historische Zeitschrift N. F. XI, 1.
1375. Meyer t. Knonaa, G., die Ekkeharte ron SL Gallen.
In : Ans Geschichte, Litteratnr n. Kanst. PopnlSre Vortrage von G. Kinkel etc.
Basel 1881.
1376. Ekkeharti IV. Sangallensis aersas ad pictaras domas Domini Mogo-
tinae. Ans dem Godez Sangallensis 393 mit Ekkeharts eigenen Glossen her-
ansgegeben and erläatert ron Jos. Kieffer, 4. (22 S.) Mainz 1881. Kiitk-
heim. M. 0,75.
Progranmi des Gjnmasiams (Nr. 548).
1377. Gan th er u s Parisiensis Solimarias ed. G. Wattenbach. 4. (13 S.) Genei
1881.
1378. Zingerle, Anton v., Za Hildebert und Alanus.
Sitzungsberichte der k. bajer. Akademie 1881, H, 3.
1379. Wattenbaeh, W., Vita Hildegundis metrica und andere Verse.
N. Archiv d. Gesellschaft f. ältere deutsche Oeschichte 6 (1881), 8. 531—^40.
1380. Osborne, A. G., Roswitha the nun of Gandersheim.
New Engländer 1881, Nov., S. 723—740.
1381. Die Ghronik des Hugo von Reutlingen herausgegeben Ton K. Gilleit
Forschungen sur deutschen Geschichte 21 (1881), S. 21—65. In latein. Heis»
metem: darin die Geislerlieder (= Germ. 25, 40 fiL) S. 54 £
1382. Gillert, K., Lateinische Hymnen aus St Petersburger Hss.
Zeitschrift f. Kirchengeschichte IV, 4 (1881).
1383. G. K., die lateinischen Hymnen und Sequenzen des Halberstädter Brerierk
Siona, October 1881, 8. 149—163.
1384. Buch der Hymnen. Neue Sammlung alter Kirchenlieder mit den latei-
nischen Originalen. Deutsch von Eduard Hobein. 8. (XVI, 200 S.) Gotersiol
1881. Bertelsmann.
Der durch ähnliche Arbeiten schon früher bekannte Verf. gibt hier eine AoswiU
aus latein. Hymnen in einer gewandten Obersetsun^: freiUch die Schwierigkeit
des beriihmten 'Dies irae' eu überwinden ist auch ihm nicht gelangen.
1385. Kay 8 er, J., Beiträge zur Geschichte und Erklärung der älteaten Kirehca-
hymnen. 2. Aufl. 8. (XIV, 477 S.) Paderborn 1881. Schöningh. IL 5,40.
VgL D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 4 (Kraus) ; Theolog. Liter. Ztg. 1881, 23 (Besthen).
REGISTER ZUM XXV.— XXVIL JAHBOANO.
505
1386. Yarobagen, H. , Zwei lateinische metrische VersioDen der Legende
von Placidus-Eustachias. U. Eine Version in Hexametern.
Zeitschrift f. deutsches AUerthum 25 (1881), 1—25. Aus einer Hs. der Bodleiana«
1387. Brieden, Hub., historischer Werth dea poeta Sazo für die Geschichte
Karls des Großen. 4. (16 S.) Programm des Gymnasiums zu Arnsberg 1881.
1388. Boi ssier, Gaston, Sedulius.
Journal des Savants 1881, S. 553—566.
1389. Spitzen, Naiezing op mjn Thomas k Kempis, benevens tien onbokende
cantica Spiritualia van Th. a. K. Utrecht. Beyers, f. 1.
1390. Monumenta Germaniae historica. Auetores antiqnissimi. T. IV, p. I.
Venanti Honori Clement iani Fortnnati presbyteri itaHci opera poetica
recensuit et emendavit Fridericus Leo. 4. (428 S.) Berolini 1881. Weidmann.
1391. Dum ml er, E., Walahfrid Strabus über deutsche Sprache.
Zeitschrift f. deutsches AUerthum 25, 99 f.
1392. Vita S. Willibrordi archiepiscopi Ultraiectensis a Theofrido abbate
Eptcrnacensi versibus conscripta. Ex codice mscr. bibliothecae Treverensis
primum ed. R. Decker.
Programm des Gymnasiums zu Trier 1881. 4. 26 8. (Nr. 399).
BEGISTEB
, ZUM
FÜNFÜNDZWANZIGSTEN BIS SIEBENUNDZWANZIGSTEN JAHRGANG.
A.
abbmchUch 27, 159.
abekonf 27, 159*
abeslag 25, 348.
aefintj^ri, isländische 25, 129.
afterseil 25, 349.
Aegidius 26, 1.
Akrostichon 26, 96.
Alba, die älteste, 26. 416.
Albers v. Regensburg Tundalus 27, 287.
ilehorth 27, 159.
Alexiuslegende 25, 414.
algereiten 27, 159.
alke 26. 190. 196.
Alke, &Ieke 26, 195.
Alphart 25, 61. 300.
alteil, altel 25, 350.
Altfiranzösische Epik 26, 365.
altpulser 27, 160.
anbrengen 27, 160.
anrichtleffel 25, 355.
anteidingen 27, 160.
Apollonius 27, 1.
Archipoeta 26, 42a
arken 25, 357.
Arsneibuch 26, 838.
atrium 26, 66. 70.
aolke 26, 190.
ATentinus 26, 320.
B*
backstockfisch 25, 352.
balclSch 26, 276.
balle 25, 352.
bedacht 27, 160.
begencnisse 27, 160.
beide 26, 882.
beige 25, 358.
beissel 25, 360.
bekundigen 27, 160.
beleser 27, 160.
belestunge 27, 160.
belisten 27, 160.
benflmunge 27, 160.
Berthold, Bruder, 26, 316. 381.
Bertholds von Holle Demantin 27, 410.
berufen 27, 160.
bescheidunge 27, 160.
bevftren 27, 161.
bevam 27, 160.
bevriunge 27, 161.
Bibelübersetzung, gotische 26, 129. 263.
27 23.
bibleiche 27, 161.
Bibliographie, germanistische, fßr 1879:
25, 433; für 1880: 26, 423; für 1881:
27, 421.
Bibliographisches zum 16. Jahrh« 25, 420,
27, 422.
506
RBGI8TER ZUM XXV.-.XXyiL JAHRGANG.
büegunge 27, 16L
büOnftig 27, 161.
bUu 27, 111.
blaoer Montag 26, 606.
bleiehgewerke , -hüs, •riehter, -wirdig
27, 161.
bUohern 26, 367.
Blntsegen 26, 68.
bock 26, 356.
Boner 27, 219.
Boswell, Alezander 27, 221.
botterweek 26, 367.
braoken 26, 860.
brantreyde 26, 364.
breit = bret 27, 161.
bricie 27, 161.
biymel 26, 363.
bi6tonge 27, 161.
broelii^f 27, 162.
bmochjeckel 27, 109.
bug 26, 364.
bühaftigk 27, 163.
Bake of ye chess 27, 221.
bfine 26. 407.
bfir&t 27, 163.
Bnrgverließ 27, 106.
butelkaste 25, 360.
C« 8. auch K.
Chronicon NoTaliciense 25, 49.
Chronik, Lim barger 26, 41.
Claras Saga 35, 142.
ConstantinaB 26, 132.
D.
darlegange 27, 163.
das, das 26, 409.
deckende 25, 349.
decketücher 25, 349.
decksteine 26, 349.
Dellingr 26, 343.
derjenige 27, 163.
Deutsche verspottet 26, 88.
dentsche Wörter der Thidrekssaga 26, 160.
Dewin 27, 164.
Dialektgrammatiken 26, 118.
diet 27, 149.
Dietbold 27, 151.
Dietbrand 27, 161.
Dietfrid 27, 162.
Dietger 27, 152.
Diethard 27, 162.
Dietman 27, 153.
Dietmar 27, 153.
Dietold 27, 164.
Dietolf 27, 164.
Dietprecht 27, 151.
Dielram 27» 164.
Dietrich 27, 164.
Dietrichs Flacht 26, 61.
Dietwart 27, 164.
Diphthongisirang von ü, io, i 25, 381.
Donnerbart 26, 207.
Donnerkraat 26, 207.
Dotbald 27, 160.
Dotbert 27, 161.
doogen 27, 101.
Dramen, Schweizer, 26, 361.
dreUch 26. 349. 27, 163.
Donstan, heil. 26, 133.
darchüs 27, 163.
E.
e isl. = neaisL 6 27, 266.
^ isl. = neaisl. j6 27, 266.
Ebner, Margaretha 27, 411.
ecken 26, 274. 26, 422.
Eckenlied 26, 58.
Edda 27, 330. 399.
efese, efesing 26, 81.
Eichhorn 27, 189.
Eilhart von Oberge 26, 366. 27, 359.
eintreten 27, 163.
Elbe 26, 190.
eise 25, 351.
-eading, endig, ening 26, 271.
Enenkel 27, 21.
engel 26, 352.
entaffenen 27, 164.
enzlingen 25, 348.
Epik, altfransösische 26, 366.
Epische Formeln 25, 161.
Episches Gedicht, Bruchstücke :S5, 19
26, 95.
erbewec 27. 164.
erbreichunge 27, 164.
erd^nen 25, 350.
erkunden 27, 164.
em 27, 164.
emAch 27, 164.
eroberigen 27, 165.
ersteigange 27, 165.
eselpfert 27. 165.
Eulenspiegel 25, 508.
Eustachiuslegende 25, 413.
F. 8. V.
G.
Galilea, galilee 26, 67.
gang 27, 170.
gamkouf, -koufer 27, 171.
I gartenpfennincr 27, 171.
; Gebet des XII. Jhs. 25, 393.
Gebete in Reimen 26, 190.
i gebeuge 25, 356.
gebone 25, 355.
Geislerlieder 26, 40.
RB0I8TEK ZUM XXV.^XXYIL JAHRGANG:
607
Geister mit VagelfOssen U, 290.
Geistliche Gedichte 35, 186. 889.
Geistliche Volkslieder 26, 101.
gellicht 27, 171.
gemere 26, 350.
gßn 27, 171.
genizUch 27, 172.
geremcz 25, 859.
Gerhard, der gute, 25, 274. 26, 199.
gdrlichen 27, 172.
gerseliche 27, 172.
Geschlechtsnamen aus thiada, diet 27, 149.
gesneite 27, 172.
gesper 25, 859. 27, 891.
gestempe 25, 354.
gewantsnit 27, 172.
gewaDtstap 27, 165.
gezal 25, 852.
gezoc 27, 172.
gexügfürer 27, 178.
gezwidigen 27, 178.
gießgrabe 27, 178.
giezwazzer 27, 178.
giselitze 25, 432.
Glossen, ahd. 26, 401.
golzoch 27, 178.
Gott 25, 288.
Gottes 72 Namen 26, 203.
Gottesnrtheil 26, 209.
Gottfried Ton Strassburg 27, 373; Tristan
25, 192. 865. 408. 26, 893.
Grigis 25, 282.
Gralsage 25, 117.
Grimm, Jacob, 26, 127.
Gripisspi 27, 899.
gropp 25, 355.
Gustav Adolf 27, 255.
gusten 26, 275.
halle 26, 65.
Halle, Sprache daselbst um 1477 26, 851.
hamerheche 25, 854.
Handschriften: m Augsburg 25, 211. 214.
217.
„ „ Basel 25, 72.
„ Berlin 25, 865.
„ Bern 27, 219.
„ Einsiedeln 27,410. 411.
„ Engelberg 25, 210.
„ Erlangen 27, 845.
„ Frankfurt a. M. 26, 106.
417. 27, 144.
„ Geras 27, 340.
„ HUdeshaim 25, 409.
„ Innsbruck 26, 876.
• Kiel 26, 211. 27, 406.
» Kopenhafen 25^ 129«
27, «K
n
»
n
I)
I»
II
t»
1»
Handschriften: in Komeuburg 26, 888.
27, 889.
„ .^ llünohen 25, 82. 210.
835. 26, 401. 27, 289.
845. 850.
„ „ Nürnberg 25, 98. 107.
„ „ Paris26,95. 218. 27,866.
„ Prag 26, 856.
„ „ Rom 27, 225.
„ „ St. Gallen 25, 67.
,. „ St. Petersburg 25, 40.
„ „ Stockholm 25, 241.
„ „ Strassburg 25, 108. 161.
210. 211. 216.
„ „ Tambach 27, 1S2.
„ „ Trier 26, 1. 57. 64.
„ „ Wien 26, 389. 408. 407.
27, 130.
„ „ Zürich 27, 412.
„ Bartsch*« 27, 127.
„ Birlingers 26, 99.
„ T. buohwalds 25, 895.
n V. Hardenbergs 27, 856.
418.
Hans Y. Rfite 25, 863.
Hartmanns 2. Büchlein 27» 375; Erec
25,319. 27, 874. 420; Iwein 25, 395.
26, 99. 253. 385. 27, 350.
hasenwinde 27, 874.
hebebencke 25, 358.
Heimdali 26, 343.
Heinrich, Kaiser 25, 180.
Heinrich ron Nördlingen 27, 411.
Heinrich von dem Türiin 25, 96.
Heinrich yonVeldeke 25, 118. 844. 27, 287.
370.
Hekelvelde 26, 176.
Heldenbuch, Anhang 26, 64.
Heliaod 26^ 266. 27, 416.
Helleviur 25. 78. 79.
Helmbrecht 25, 407. 432.
hep hep 26, 882.
bertinphrunde 27, 173.
Hiidebrandslied, jüngeres 25, 65.
hinderbunt 27, 178.
Hit, Biesin 26, 505.
hoed, hoede 25, 848.
hoffen 26, 262.
höfisches Leben 27, 105.
Hohenburg 25, 829.
hölle 26, 65.
hüsbrechen 27, 178.
I. J.
t 25, 881.
Jfiger, der ewige 27, 868.
inkomelinc 27, 174.
in yfleren 26, 422.
Johann von Würsborg 27, 412.
IroD 27, 1.
508
BEGI8TER ZUM XXV.— XXYIL JAHRGANG.
Ssenflasehe 85, 426.
isUnditehe aefint^ri 26, 129.
ialiodisehe GrammaUk 27, 267.
ia 26, 881
Jüdel, Gedicht 27, 129.
Jndeoeid 26, 876.
Judenknabe, Legende 27, 129.
Kaiserehronik 26, 98.
kamp, kam 27, 174.
KarlamagniiMaga 26, 141.
kannen 27, 891.
Katharinenlegende 26, 198. 200. 201.
kegel 27, 174.
Kelin, Meister 26, 78.
kese 26, 863.
keskar 26, 104.
Kettenreime 26, 886.
Kinder, ongetanfte 26, 86.
Kinderreime 27, 121. 122.
Kinderspiel 26, 884.
kirehenschifber 27, 174.
Kirchhof 26, 76.
Klage 26, 66.
elapper 26, 867.
Klanber, H. B. 2R, 861.
Klee, J. L. 26, 127.
eleuber, cleuben 26, 861.
Closener 26, 41.
eomentos 27, 174.
Konrad von Ammenhaosen 27, 220. 221.
Konrad von Fnßesbnmnen 26, 194. 27, 370.
875.
Konrad von Heimesfnrt 27, 137; Verf. des
Jfidel 27, 187.
Konrads von Würzbnrg Trojanerkrieg
27, 127. 866.
Konrad von Zabern 25, 165. 26, 382.
korblenlegen 27, 174.
korpbulehin 25, 861.
koufbrief 27, 176.
kouft 27, 174.
konfwirdig 27, 176.
Krankheit fibertragen 26, 297.
krappe 25, 359.
Krenssng, erster, 25, 131.
Krug, Hans 25, 107.
knchenloch 25, 354.
Kndmn 25, 396. 27, 6
knohitr 27, 176.
L.
Landsknechtlieder 26, 91.
Lianfraneas 25, 131.
lantgefluchte 27, 176.
leben 26, 350.
Lebenswasser 27, 103.
lebermer 26, 69.
Legenden 25, 418. 87, 129.
Lehnsleistong 26, 296.
lenge adj. 27, 176.
lenffen 25, 853.
libesldhenserbe 27, 175.
Lieder, norwegische 26, 390.
Liederhandsehrift, Bnichatflcke 26, R;
Pariser 26, 213.
Limbnrger Chronik 25, 41.
Lindenschmied 25, 383.
16ß 27, 175.
longenhüs 27, 176.
Lfigenlieder 26, 119.
Luther, Sprache 26, 409.
malesecke 26, 860.
malnslössel 26, 860.
mandite 25, 861.
mande 25, 351.
mandel, mandeln 27, 176.
mangel, mangeln 27, 176.
Mann s&ngt ein Kind 25, 289.
Manna 25, 288.
mantel 26, 862.
Manuel. Nicolans 26, 361. 364.
Mirchen 26, 274. 27, 229; Borwegisob
26, 388; schwedUehe 26, 115. 27, ISL
Margaretenlegende 26, 418.
Marienlegenden 26, 82. 134.
Marienlob 25, 107.
Marinns 25, 134.
Markbegang 26, 179.
mast 27, 386.
Meister und Geselle 25, 297.
Meisterdiebe 25, 139.
ofBistem 26, 391.
Melodie, altdeutsche 26, 226.
Minnesängerhandschrift,Braehstficke 26, TL
mit das 27, 895.
miteselbschuldiger 27, 176.
Mittelfrinkisch 25, 847.
Montag, blauer 26, 606.
Morgenstunde hat Gold im Monde 25^ M>
26, 348.
Morolf 25, 83.
motter 25, 357.
Mund 25, 80. 26, 348.
Mundarten, norwegische 25, 13.
Murer 25, 863. 364.
müßcrüt 25, 353.
Mysük 27, 410.
N.
N&gelabschneiden 26, 204.
naglfar 26, 204.
Namen Gottes, 72: 26, 203.
necken 26, 272.
nedersche 26, 854.
REGI8TKB ZUM XXV. -XXVU. JAHRGANG,
509
neaae 26, 69.
ndstmals 27, 176.
Neoisländiflche Grammatik 27, 267.
Nenjahrsgraufl 26, 107.
Nibelangenlied 26, 340. 26, 860. 27, 288.
266.
NibelnngeDsage 26, 172. 279.
Nicolai» von Jerosehin 26, 184.
Nieolans Ton Landau 26, 418.
NiederdeotAches 26, 416.
NobeUkrag 26, 178.
Nobisbaos 26, 66. 176.
Nobiskratte 26, 89.
Nobisknig 26. 91.
Nobiskable 26, 186.
noemen, ndmen, nümen 26, 269.
Norwegische Spracbbewegong 26, 1 ; Volks-
kunde 26, 388.
Novellen 26, 129.
nüwescbüster 27, 177.
O.
0 181 = neuisl. e 27, 267.
Oberleder 27, 177.
obete 26, 80.
ölken 26, 194.
opfertac 27, 177.
opisa 26, 80.
opperwerk 26, 361.
orbar, -er 27, 177.
ort 26, 866.
Ortnit 26, 61. 27, 191.
Oswald 26, 66.
Otter 26, 298. 376.
Ottokar von Steier 26, 333.
P,
Paradies 26, 134. 136.
paradisus 26, 66.
participia ohne ge 26, 267.
Parzival in nord. Bearbeitung 27, 386.
Passional 27, 127. 139.
Passionsspiel, Heidelberger 27, 128.
Pauli, Johannes 27, 224.
Peacara, Marchese 26, 91.
Peter von Arberg 26, 210.
pferdegezauw 26, 349.
Pflanzennamen, altdeutsche 26, 401.
Philologenversammlnng, Bericht über die
Verhandlungen der deutsch-romanischen
Abtheilang in Trier 26, 117; in Stettin
26, 260.
Placiduslegende 26, 413.
placken 26, 364.
Predigten 26, 418. 26, 106.
pressen 27, 177.
Psalterien mit deutschen Randbemerkungen
27, 339.
Pnller yon Hohenberg 86, 329.
purt 26, 88. 26, 608.
pute 27, 177.
Quantitfttsgesetse im islXnd. 27, 269.
quaste 26, 349.
JEt.
Rabenschlacht 26, 64.
rampanien 27, 177.
RXtsel 27, 121; norwegische 26, 39S.
Ratte 26, 122.
Reinbots Georg 27, 144.
Reineke Vos 26, 608.
Reinfrid 26, 420.
Remigius 26, 133.
restaur 27, 177.
reuffe 26, 366.
reuffen 26, 363.
Riesin Hit 26, 606.
roide tücher 26, 362.
Rolandssage 26, 367.
rolle 27, 178.
Rolle des Bartholomfiusstiftea 26, 417.
roUmeister 27, 178.
Romanus 26, 137.
roemersal 27, 178.
rdr 26, 73.
romkopf 27, 178.
rdrbuchse 27, 178.
rose 26, 72.
Rosengarten 26, 49. 26, 70. 172.
r6st 26, 73. 27, 107.
rot hun 26, 363.
Rother 26, 66. 144. 27, 216.
Rothwelsch 27, 223.
ruckeleders 26, 862.
Rückert, Heinrich 26, 266. 27, 113.
Rfldiger von Hunkhofen 26, 104.
Rudolf Ton Ems 26, 274; Barlaam 26, 377;
Weltchronik 26, 166. 27, 60.
Rueff, Jacob ^6. 368.
RummeldeuB 26, 416.
rut 26, 888.
S.
Sachs, Hans 26, 280. 26, 380.
Sachsenspiegel 27, 379.
Sagen 26,274. 27, 229. 367; norwegische
26, 389; schwedische 26, 116. 27, 117.
Salomon und Morolf 26, 33.
sappel 26, 338.
Schachspiel 27, 221.
schade 27, 178.
Schatten 26, 210.
Schauspiel 26, 417. \
scheffen imG 26, 367.
scheider 26, 368.
schelUe 26, 388.
610
BBGISTEB ZUM XXV.-^XXVIL JAHRGANG.
Schemelbande 25, 365.
schUdichin 27, 178.
Schülers Bürgschaft 27, 221.
Schiltebürger 25, 3$0*
Schimmelreiter 27, 868.
Schläfer, die sieben 25, 413.
Schloss, ein seltsames 25, 295.
schneidegast 27, 178.
sehocklinwät 27, 17^.
schrancken 25, 357.
Schriftsprache, ihr VerhKttnisszn den Mund-
arten 25, 20.
schüfe 27, 179.
schüczmeister 27, 179.
Schweizer Dramen 25, 361.
Seenndns 25, 136.
Segensprfiche 25, 67. 507. 26, 229.
seigir-, sdgirhntte 27, 180.
selch 26, 258.
seyenbonm 26, 422.
siben 25, 408.
Sigfndslied 25, 64.
Sigenot 25, 53.
Silvester 26, 57.
Silvester U 25, 133.
sinlich 27, 180.
sipm&s 27, 180.
Sitten n. Gebräuche, norwegische 25, 391.
slagk 27, 180.
slange 25, 349.
slankel 25, 338.
slenffe 25, 349.
smicke 25, 349.
sneiseln 25, 353.
snitzerling 27, 181.
somer 25, 352.
spicher 25, 349.
Sprachbewegung in Norwegen 26, 1.
Sprache in Halle um 1477 26, 351.
Sprichwörter 25, 80. 26, 122. 123. 27, 121 ;
norwegische 25, 392.
Spruehgedicht 27, 411.
Stadarhölsbök 25, 232.
Stammbuchverse, nd. 26, 606.
stamphel 25, 338.
sUnteigen 27, 181.
stoppeln 25, 357.
stoppen 25, 350.
stranck 25, 354.
stiichtüch 25, 851.
stTÖbrüt 27, 181.
stndhauwe 25, 367.
Sympathetische Kuren 27, 350.
ß 26, 251.
T.
Tagelied 26, 415.
Tageweise, geistliche 26, 210.
Tagezeiten, Pariser 27, 885.
Talmud 25, 280. 287. 289. 291. 26, 210.
Tanz 27, 112.
Tellsage 26, 343.
Temperamente, die vier 27, 413.
Teppiche 27, 107.
Tenftbert 27, 151.
Thaustreicherinnen 25, 297.
Theophilus 26, 870.
Theudobald 27, 150.
t>idreks8aga 25, 47. 142. 34a 2.'>7.
26, 242. 27, 1. 216.
Thigelingen 25, 71.
thiuda 27. 149.
Tiadbert 27, 151.
Tietpold 27, 160.
tinne 27, 190.
Tisch, über den-, springen 25, 296.
Titorel, Jüngere 26, 169. 177.
tocken 25, 359.
Tod 25, 360.
Todte, dankbare 26, 274. 26, 199.
Todtenreich 26, 65.
tpm 25, 88. 26, 608.
trapp 25, 355.
tri4)pel 25, 338.
Tristandichtnng, Fragment 26, 356.
trucht 27, 397.
trut 25, 339.
Tundalus 27, 287.
U.
u eingeschoben 27, 277.
ü 25, 381.
überhaben 27, 385.
uber^istigen 27, Irl.
überlouf 27, 181.
überslechtig 27, 182.
ufrucken 25, 350
ülfila 26, 128. 129. «7, 23.
Ulks 26, 194.
ülleken 26, 194.
ulner 25, 360.
Ulrich von Türfaeim 25, 365.
Ulrich von dem Türlin 25, 180.
Ulrich von Zazikhofen 25, 344. 27,
unabnemelich 27, 182.
unbehabet 27, 182.
unberadt 27, 182.
underschiezen 27. 182.
underslag 25, 356.
unrät 27, 183.
nnretterinne 27, 182.
unstathafiig 27, 183.
unübergrifflich 27, 184.
unverschimpft 27, 184.
unvormälet 27, 184.
unvorminnert 27, 184.
urburer 27, 184.
nrknndig 27, 184.
urloup 27, 184.
üz-dienen 27, 184.
BEGISTEE ZUM XXV.— XXVIL JAHBGANG.
511
V. F.
ame, isL 27, 281.
Inismäl 27, 330.
27, 166.
i )>dttr 25, 385.
Symbolik 27, 111.
Volkslied 26, 352.
ir 25, 73. 79.
skvida 27, 330.
27, 166.
^önch 25, 341.
r 27, 330.
en 27, 165.
In 27, 165.
n 27, 169.
n 27, 166.
i bort 25, 350.
en 27, 166.
ben 27, 390.
kein 27, 166.
chiren 27, 166.
17, 166.
25, 858.
ich 27, 166.
27, 167.
ich 26, 409.
legen 26, 69.
jen 26, 67. 70.
lende 27, 167.
25, 140.
en 27, 167.
1 25, 64.
innasaga 25, 289.
26, 64.
usstoßnng 27, 275.
auf Bäamen wachaend 26, 208.
iße 26, 290.
h 26, 365.
ande 26, 121; norwegische 26,388.
eder 27, 115. 226. 231. 256; geist-
26, 101.
ed von Faust 26, 352.
lümliches aus Niederösterreich
t26. 26, 229.
berlieferung 27, 228. 876; schwe-
le 27, 115.
i 27, 330.
27, 167.
je 27, 168.
r 27, 169.
m 27, 169.
len 27, 166.
;ns (Formosns) 25, 183.
n, epische 26, 161.
iten 25, 354.
n 27, 169.
lob 26, 257. 379. 27, 385.
vörter aus dem FranEOsischen
!36.
vr6t 27, 386.
Freunde 25, 139.
Friedrich von Sonnenbnrg 25, 118.
vrönhof 26, 70.
fürbrengang 27, 170.
Furseus 25, 131.
furstickel 25, 358.
w.
Waffensegen 25, 70.
waldenbergen 27, 185.
Waldis, Burkard 25, 898.
walkemangel 27, 185.
warsUt 27, 185.
Wasichenstein 25, 329. 26, 380.
Wasser des Lebens 27, 103.
Wassergrab 25^ 296.
welboum 26, 348.
wermnthbier 27, 185.
Widerstat 27, 186.
widerwäg, -wage 27, 186.
Wiesel 26, 122.
Wigamur 27, 289.
Wilhelm von HoOand, Geweht auf ihn,
27, 888.
Wilhelm von Österreich 27, 412.
Wirtshaus 26, 77.
Withingowe 25, 71.
wocheiücaste 26, 858.
Wodan 26, 279.
Wolfdietrich 26, 61. 60.
Wolfger von Passau 25, 71.
Wolfram von Eschenbach 25, 117; Par-
zival, Eingang 26, 403; Willehalm
26, 162.
Wolframliterator 26, 248.
Wnrmsegen 26, 68. 608.
WQBoh 27, 186*
Y.
y = nenisl. i 27, 263.
y = nemsl i 27, 268.
Z.
Zabem 25, 105.
Zahlen, formelhaft 26, 167.
salspille, -sphmelQ 27, 187.
sappenbore 26, 850.
sechorte 27, 187.
Zeitungen, erste deutsche 26, 106.
selch 26, 269.
zesper 27, 391.
ziechenstucke 27, 188,
zinsbezalnnge, -getreide,-reiehaage27, 188.
zi0e 26, 862.
zltunge 27, 188.
zouwen 27, 166.
zakemwertig 27, 188.
zünemnnge 27, 188.
zweiling 26, 860.
Zwerge 26^ 190«
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