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Full text of "Germania; Vierteljahrsschrift für deutsche alterthumskunde .."

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GEEMANIA. 


VIERTELJAHRSSCHMFT 


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DEUTSCHE  ALTERTHUMSKUNDE. 


BEGRÜNDET  VON  FRANZ  PFEIFFER. 


HERAUSGEGEBEN 


VOM 


KARL   BARTSCH. 


SIEBENUNDZWAMZIGSTER  JÄHROANQ. 
NEUE   REIHE   FÜNFZEHNTER    JAHRaANQ. 


WIEN. 
VERLAG  VON  CARL  GEROLDS  SOHN. 

1882. 


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INHALT. 


Seite 
Iron  und  ApoUonius.    (Thidrekssaga  Cap.   246 — 275.)     Von   Friedrich  Neu  mann       1 

Kritische    Untersuchungen    über   den   Einfluß   des   Lateinischen    auf  die   gotische 

Bibelübersetzung.     Von  Carl  Marold.  (Fortsetzung.) 23 

Kopenhagener    Bruchstücke    von    Rudolfs  Weltchronik.     Von    A.   Edzardi    und 

E.  Mogk 60 

Dongen.     Von  Fedor  Bech 101 

Du  Waßer  des  Lebens.     Von  Th.  Vernaleken 108 

Die  Legende  vom  Judenknaben.     Von  B.  Sprenger 129 

1.  Airer  und  Verfaßer  des  JUdel 136 

2.  Quelle  der  Erzählung  im  Passional 139 

Bnichstöck   einer  Handschrift  von  Reiiibots  Georg.     Von  F.  Pf  äff 144 

Heutige  Oeschlechtsnamen  aus  Thiitda,  Diet.     Von  K.  6.  Andresen 149 

Zum  Wortschätze  des  Chemnitzer  Urkundenbuches.     Von  F.  Bech 159 

Vom  Eichhorn  als  Wildpret.     Von  Demselben 189 

Tinne.    Von  Demselben 190 

Die  Entwickelung   der  Ortnitdichtung   und   der  Ortuitsage.     Von   Friedrich  Neu- 
mann      191 

RUine  Mittheilungen      Von  Ferdinand  Vetter 219 

I.  Eine  neue  Handschrift  von  Boner*s  Edelstein 219 

II    Konrad  von  Ammenhausen 220 

Hl.  Zur  Schachspiel-Litteratur  und  zu  Schillers  „Bürgschaft** 221 

IV.  Kothwelsch 223 

V.  Johannes  Pauli 224 

Volkslieder  des  XV.  Jahrhunderts.     Von  K.  Bartsch 226 

Zur  neuisländischen  Grammatik.     Von  Björn  Magnussen  Olsen 267 

Alber  von  Kegenaburg  und  die  Eneide.     Von  K.  Sprenger 287 

Wigamur.    Münchener  Bruchstücke.     Von  F.  Kein z 289 

Fensalir  und  Vegtamskvida  12,  5  flF.     Von  A.  Edzardi 330 

Psalterien  mit  deutschen  Randbemerkungen.  Von  C.  M.  Blaas,  K.  Bartsch  und 

F.  Keinz 339 

7.n  Hartmanns  Iwein  V.  3473.  74.     Von  K.  N erger 350 

Bruchstücke  von  Konrads  Trojanerkriege.     Von  K.  Bartsch 366 

Kritische  Glossen  zu  einem  unkritischen  Texte.     Von  Demselben 369 

Volkssagen.     Von  Th.  Vernaleken 367 

Za  Konrads  von  Fußesbruimen  Kindheit  Jesu.     Von  B.  Sprenger 370 

Za  Hartmanns  Erec.     Von  Demselben 374 

Zn  Hartmaims  2.  Büchlein.     Von  Demselben. 376 

Za  den  Pariser  Tagezeiten.     Von  Fedor  Bech 386 


JCimiM  Bmoril^A  nur  finadsiehte  rmd  Erkiärtmif   i*^  E^iiatiwffnr.    ITm  A.  Eixari:  3f9 

I.S.  5aefatrifüeiMS  nxr  Gnoünpö.   ....  .  :SS9 

Jti«Usr  BmAfaflCSek  jnt  B«rdioUia    T.m  Holle  EkmanTin      V.ia  E.  ^tstf-saii«;-»^  li>S 

Klmn^  Mittheiinn^fm.     Van  FeHinjiid  Tsctcr.  414 

Die  Tier  Teatp^ramenre.     Voa  C.  7.  Hsrienber;.    ....  .   413 

Znm  Heluuul.     7oa  O.  Beiiaj^ael  412 

ICIeiii«  B«itri^.     Von  R.  3p realer  .  .  4:^1 

LITTERATUK. 

Alwin  äehnlts.    Das    k4ibeke    Leben    mr  Zeh    der    iiwwi*«'iig»i      Ton  BeiBÄoi.d 

Beehftein l*>ä 

Am^lie  3«>hr.  Hemrieii  Rftekert  in  leiaeai  Leben  oad  Wifkitn.    Von  K.  ^ekrOer  112 

Eva  Wifpitrfim^  FoLkdigtain^.     Von  Feliz  Lieb  recke 113 

PanI  ftebillot.  Lee  Lttteratorca  popalairca  de  toates  lei  aatione.  Von  Felix  Lieb- 

r^^.ht 2ld 

Hermann  Putii,  Zar  Nibelnn^enfrage.     Von  Hermann  Fiieker S33 

fiofbie  Kolland,  Fanne  popnlaire  de  ia  Franee.     Von  F.  Lieb  recke ST6 

BIBUOGRAPUIE. 

BiMk»t|prapbMche  Cbenicht  (i^.r  Enekemnn^en  anx'  dem  Gebiete  der  gennanijek«n 
Pkil/Joipe  in  Jakre  1881.     Von  K.  Bartsek 421 

MISCELLEX. 

£nt((egnnng.     Von  Dr.  CHutay  Milebtaek 12Z 

Bmefaetliek  von  Konrads  Trojanerkrie^.     Von  K.  Bartsek. 121 

Hmtihgüiek  einer  Haod«ebrift  des  Pasnonala.    Von  Demaelben 131 

Pewmalnotixen 138.  356.  S84 

Beriebtifping 13fi 

I>ie  ßnui  keyofUTu  im  Nibelungenliede.     Von  K.  Bartsek 256 

Volkulied  anf  OimUt  Adolft  Tod.     Von  F.  Pf  äff 255 

7jnm  Haebsemipieffd.     Von  A.  LAbbea 379 

PreiMiaff^aben 384 

Ae^ifiter  %ntn  fflnfnndswanaigtten  bii  fiebennndawansigaten  Jabrgaag 505 


IRON  UND  APOLLONIUS. 

(Thidrekssaga  Cap.  245—275.) 


In  der  folgenden  Untersuchung  über  die  Capitel  245 — 275  der 
Thidrekssaga  soll  versucht  werden: 

I.  die  durch  willkürliche  Contamination  verbundenen  Sagen  von 
Iron  und  Apollonius  zu  sondern  und  ihrem  Inhalt  nach  in  möglichst 
reiner  Gestalt  wiederherzustellen; 

IL  die  Beziehungen  der  ApoUoniussage  zur  Kudrunsage  zu  ver- 
folgen; 

m.  die  Entstehung  des  jetzigen  Textes  zu  erklären. 

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Daß  Iron  und  Apollonius  nicht  von  jeher  in  ein  und  demselben 
Texte  brüderlich  vereint  gewesen  sind,  kann  man  schon  aus  ihren 
\  venchiedenen  Neigungen  vermuthen.  Was  hat  die  Wisentjagd  Irons 
mit  der  Liebe  des  Apollonius  zur  Herburg  zu  schaffen?  Den  bestimm- 
teiten  Beweis  ftlr  die  Contamination  liefert  Cap.  256.  Wenn  Iron  hier 
leinen  Gast  fragt:  Er  Salumon  konungr  mikill  hofdingi.  huat  hefir 
kann  optazt  til  skemtanar.  eda  huat  er  hans  idn,  so  muß  man  an- 
nehmen, daß  er  früher  nie  von  Salomo  gehört  hat.  Als  Interpolation 
sind  diese  Fragen  nicht  zu  begreifen  in  einem  Texte,  wo  Iron  seinem 
Bruder  (Cap.  246)  erklärt  hatte,  huersu  rikr  Salomon  konungr  er. 
00  »cki  fa  ]>eir  hans  dottur  med  her.  sua  er  hann  rikr  oc  feolmennr, 
wo  Iron  Apollonius  in  Salomos  Land  begleitet  hatte  (Cap.  247) ,  wo 
Iron  nur  auf  den  Wink  seines  Bruders  harrte,  um  mit  ihm  in  Salomos 
Land  einzufallen  (Cap.  249).  Wohl  aber  ist  es  einem  ungeschickten 
Contaminator  zuzutrauen,  daß  er  das  Zwiegespräch  Irons  mit  dem 
gardsvein  beibehielt,  obwohl  er  vorher  Iron  schon  in  Beziehung  zu 
Silomo  gesetzt  hatte. 

Andrerseits,  wenn  es  am  Schluß  von  Cap.  256  heißt:  ferr  gard- 
iveinnenn  brot  of  morginenn.  En  jarl  ihugar  })etta  meoc,  so  können 
wir  als  Resultat  seiner  Überlegung  nur  erwarten,    daß  er  in  Salomos 

OKRMASIA.  HtM  Seike.  X?.  (XXYII.)  Jahrg.  1 


2  FRIEDRICH  NEUMANN 

Walde  den  Wisent  aufsuchen  wird,  von  dem  sein  Gast  ihm  erzäl 
hat.  Das  ganze  Cap.  256  wird  völlig  bedeutungslos,  wenn  im  Folge 
den  Salomo  durch  einen  gänzlich  unmotivirten  Einfall  in  den  plötzU 
sehr  unerwartet  vor  uns  auftauchenden  Wald  des  Apollonius  dess 
Bruder  Iron  Veranlassung  gibt  zu  einem  Gegenbesuche,  wo  Iron  ni 
nicht  mehr  muthwillig  nach  fremdem,  seltenem  Wilde  jagt,  sende 
ganz  zufiülig  die  Fährte  des  Wisent  findet.  Auf  Cap.  256  folgte  t 
Bj^rünglich  der  Einfall  Irons  in  den  Valslangawald ,  wie  ihn  Cap.  2i 
erzählt,  und  sehr  bezeichnend  ist  es,  wenn  hier  mitgetheilt  wird,  d; 
Apollonius  krank  wurde  und  nicht  mitreiten  konnte. 

Daß  die  seltsame  Episode  vom  Ritter  Wandilmar  Cap.  263  d 
ältesten  Sage  nicht  angehört,  ist  selbstredend.  Nachdem  die  übrig 
Hunde  im  Kampf  mit  dem  Wisent  den  Tod  gefunden  haben,  werd< 
Paron  und  Bonikt  auf  denselben  gehetzt  Paron  und  Bonikt  bringen  il 
noch  jetzt  zum  Stehen,  nicht  der  wunderliche  Reiter. 

Wenn  Irons  Gemahlin  Cap.  264  träumt,  at  mikit  illt  mun 
standa  ])ui  mikla  dyri  er  Iron  hefir  veitt,  so  sollte  dieser  Traum  gew 
nicht  hindeuten  auf  eine  Gefangennahme,  Auslösung  und  Versöhnu] 
Irons  mit  Salomo.  Ebensowenig  werden  wir  glauben,  daß  der  d 
Sage  als  Jäger  bekannte  Iron  schließlich  seinen  Tod  als  Ehebrech 
fand.  Gefangen  und  ausgelöst  wurde  Iron,  als  er  sein  Abenteuer  n 
Bolfriana  bestehen  sollte;  ursprünglich  starb  er  als  Jäger.  Salomo  fä 
in  seinen  Wald  ein,  um  Rache  zu  nehmen  für  den  Tod  des  Wisei 
da  begegnet  ihm  Iron.  En  jarl  er  sua  mikill  reystimadr.  at  helldr  v 
hann  fa  bana  en  flyia  (Cap.  265),  und  er  findet  den  Tod.  Wenn  d 
Dichter  des  Weinschwelg  sagt: 

der  herzöge  Iran 
der  was  gar  äne  wisheit, 
daz  er  einen  wisent  nächreit, 
er  unt  sin  jeger  Nordiän. 
si  solden  den  win  gejaget  hän, 
sd  wsem  si  wise  als  ich  bin; 
mir  ist  vU  samfter,  denne  in, 

so  weist  er  mit  den  letzten  Worten  zweifellos  auf  einen  unsanften  Tc 
hin,  der  durch  die  unweise  Wisentjagd  veranlaßt  war. 

Cap.  274  findet  Nordian  das  Grabmal  seines  Herrn,  rida  ])e 
)>ar  til.  oc  kenna  )>ar  sinn  herra  Iron  jarll  daudan  med  sin  en  sto] 
aar.  kenna?  (A  verbessert  finna)  med  sin  en  storu  sar?  im  Grabe 
Es  ist  klar,  daß  erst  der  Interpolator,  der  Dietrich  Cap.  273  einführt 


IRON  UND  AP0LL0NIÜ8.  3 

ihm   die  Bestattung  Irons  übertrug,    daß  in  der  Vorlage  dieses  Inter- 
polators  Nordian  seinen  Herrn  unbeerdigt  fand. 

So  wäre  der  Gang  der  alten  Ironsage  etwa  folgender  gewesen. 

Iron   der   Jäger   hört    von    dem    fernen  Valslangwald    eines    fremden 

Eönigs   und  von  einem  seltenen  Wisent ,    der  in  diesem  Walde  haust 

(256).  Er  beschließt  dorthin  zu  ziehen  und  verheißt  nicht  eher  heim- 

zukehreu;  als  bis  er  den  Wisent  erlegt  habe.  (s.  263  Schluß :  ok  hefir 

na  e&t  sina  heitstrenging  vel  ok  prydiliga.)  Mit  seinem  Jäger  Nordian 

UDd   seinen  Hunden   zieht   er   aus.    Er  trifft    den  Wisent ^    der  einen 

schweren  Kampf  mit  den  Hunden  zu  bestehen  hat,  wie  ihn  Cap.  263 

schildert.   Der  Wisent  fällt,  Iron  kehrt  heim.   Als  er  einst  wieder  zur 

Jagd  reiten  will;  fleht  ihn  seine  Gemahlin  an,  daheim  zu  bleiben;  ein 

Traum  habe  ihr  Unheil  verkündet,  das  von  dem  Wisent  kommen  solle. 

Iron   gelobt,   nur  in  seinem   eigenen  Walde  zu  jagen  und  reitet  fort. 

Inzwischen  hat  der  Herr  des  VaMangwaldes  vernommen,   daß  Iron 

seinen  Wisent  getödtet  hat;   er  bricht  ein  in  Irons  Wald  (Cap.  265). 

Eines  Tages  sieht  er  einen  Mann  auf  sich  zureiten,  firir  honum  renna. 

ii.  hondar.    a  vinstri  sinni  hendi  hevir  hann  haue,    bann  hsevir  fagran 

oc  firidan    skiolld   oc   markadr  a  haucr  af  gulli  oc  hundr.    Daran  er- 

kannte  er,  daß  es  Iron  war.  Sie  rannten  zusammen;  Iron  wehrte  sich 

ritterlich,    oc  adr  en  letti.  skilsk  hann  vid  sinn  best  oc  Isetr  sigaz  til 

jardarennar  med  morgum  storum   sarum  (Cap.  272).    Da  Iron  nicht 

Eorückkehrt,  macht  sich  Nordian  auf,  ihn  zu  suchen.  Das  Heulen  der 

Hunde,    wohl  auch  das  ELrächzen  der  Habichte  (Cap.  273)  weist  ihm 

und  seinen  Begleitern   die  Spur,    oc  er  ])eir  koma  at  fram*    sea  ])eir 

|>ar  oc.  i.  best  med  riddara  sodli.  sea  hestr  bitr  oc  berr  til  ])eirra  oc 

vill  «igi  lata  hoendla  sie  septir  sinn  herra.    |)ar  eru  oc.  ii.  hundar.    oc 

noUra  ])eir  oc  grenia.  |)eir  vilia  oc  »igi  a  lata  takä  sinum  herra.   ])ar 

ero  oc  haucar.  ii.  i  trenu  uppi  oc  gialla  hatt  (273).  oc  kenna  |)ar  sinn 

herra  Iron  jarll    daudan    med   sin  en  storu   sar  (274).    Ob  nicht   aus 

dieser  Inhaltsangabe    der  Traum    der  Isolt  zu   entfernen   ist,    ob    die 

älteste  Sage  überhaupt  eine  Gemahlin  Irons  kannte,    muß  zweifelhaft 

bleiben.  Wohl  möglich  ist  es  auch,  daß  ursprünglich  Nordian  mit  Iron 

M.   Noch  jetzt  will  er  sich  Cap.  265  nicht  von  ihm  trennen,    (bans 

godi  vinr  Nordian  vill  eigi  flyia  fra  honum.)    Dann  hätten  die  Thiere 

die  Leichen  Beider  gegen  Fremde  vertheidigt,  wie  jetzt  gegen  Dietrich. 

(Vgl  die  Stelle  des  Weinschwelg.) 


Wenn  ApoUonius  und  Herburg  bei  ihrer  Trennung  die  Stelle  ver* 
abredet  haben,  wo  er  sie,  von  ihr  gerufen,  erwarten  soll  (Cap.  260 
Schluß),  wenn  er,  von  ihr  gerufen,  dort  erschienen  ist,  so  braucht  er 


4  FBIEDRICH  NEUMANN 

doch  nur  zu  warten,  bis  sie  sieh  einfindet.  Wozu  also  die  Recognos- 
cirung  Cap.  251?  Wenn  er  noch  wenigstens  die  Jungfrau  gleich  mit 
sich  nähme;  denn  Widerstand  ist  nicht  zu  fürchten.  Doch  außer  einem 
großen  Hemd  und  einem  Kopftuch,  mit  denen  er  nachher  die  Dienerin 
der  Herburg  ablohnt,  bringt  er  nichts  zurück  als  einen  Brief,  den  er 
gerade  wie  Cap.  249  in  einem  Apfel  findet  Dies  Geschenk  läßt  ihn 
schließen,  daß  Herburg  ihn  erkannt  hat;  aber  wenn  er  Cap.  251  auf 
die  schlüpfrige  Frage  der  Herburg  seine  zehn  Finger  emporgehalten 
hat,  so  hat  er  doch  hier  schon  vorausgesetzt,  daß  sie  ihn  kennt.  Und 
was  steht  in  dem  Brief?  at  fruan  kemr  til  hans  |)a  nott  i  |)ann  stad 
sem  msellt  var  millum  |)eirra.  So  leitet  der  Interpolator  wieder  über 
zu  der  Stelle,  von  der  er  ausgegangen  war;  Cap.  250:  i  ])eim  stad 
er  fruan  kuad  a.  at  ))au  skylldi  hittaz.  Hinaus  mit  dem  Weibe  ^  das 
einzig  zu  dem  Zwecke  auftritt,  ihre  obscönen  Zweideutigkeiten  anzu- 
bringen. 

Daß  der  Zauberring  der  Isolt  erst  der  Bekanntschaft  mit  der 
Sage  von  Tristan  und  Isolde  seine  Existenz  verdankt,  ist  eine  nahe 
liegende  Vermuthung.  Daß  er  unserer  Sage  ursprünglich  fremd  war, 
beweist  die  Darstellung.  Als  ApoUonius  der  Geliebten  den  Ring  an 
den  Finger  gesteckt  hat  —  wir  dürfen  erwarten,  daß  sie  ihm  um  den 
Hals  fallen  wird  —  ist  die  Wirkung,  daß  sie  ihm  glückliche  Reise 
wünscht,  freilich  nachdem  er  selbst,  ohne  die  Wirkung  des  Zaubers 
abzuwarten,  ihr  Lebewohl  gesagt  hat.  Keine  Liebeserklärung  von  Seiten 
der  Herburg!  Kein  Fluchtplan!  bidr  bann  hana  vera  heila.  Hon  bidr 
hann  vel  fara.  In  der  That  will  der  Jarl  Cap.  249  davonreiten,  ohne 
die  Geliebte  noch  einmal  gesehen  zu  haben.  Inzwischen  hat  bei  dieser 
der  Ring  gewirkt.  Jedenfalls  hat  sie  sich  genau  erkundigt,  wann 
ApolloniuB  abzureisen  gedenkt ;  denn  gerade  da  er  von  der  Burg  hin- 
unterreitet, kommt  sie  ihm  —  merkwürdiger  Weise  in  Begleitung  ihrer 
Mutter  —  entgegen,  um  nun  nachzuholen,  was  sie  bei  der  Unterredung 
versäumt  hat.  Ihre  Liebe  gibt  sie  ihm  zunächst  zu  erkennen,  indem 
sie  ihn  ungenirt  auf  offener  Straße  küßt.  Um  ihr  das  Küssen  bequemer 
zu  machen,  stieg  der  Ritter  vermuthlich  vom  Pferde.  Die  Anwesenheit 
der  Mutter,  die  doch  in  das  Geheimniss  der  Liebenden  nicht  einge- 
weiht wird  —  auch  sie  erhält  einen  Kuß  —  stört  sie  im  Küssen  nicht; 
aber  dem  Geliebten  die  wenigen  Worte  zuzuflüstern:  sobald  ich  dir 
schreibe,  komm  mit  wenigen  Begleitern  und  entfUhre  mich,  das  wagt 
sie  nicht.  So  muß  sie  ihm  schon  ihren  Willen  schwarz  auf  weiß  kund- 
gaben. Aber  wozu  dann  der  Apfel?  Ist  es  leichter,  ihm  einen  Apfel 
rautt  sem  blöd  mikit  oc  fagrt  heimlich  zuzustecken,  als  ihm  das  Blatt* 


IRON  UND  APOLLONTOS.  5 

chen  in  die  Hand  zu  drücken,  das  der  Apfel  birgt?  oder  reicht  sie 
ihm  den  Apfel  offen?  Was  soll  die  Mutter  davon  denken,  wenn  das 
Mftdchen  dem  abgewiesenen  Freier  beim  Abschied  einen  Apfel  tiber- 
reicht?   doch  wohl  dasselbe,  wie  wenn  sie  ihm  den  Brief  offen  gäbe. 

So  löst  eine  Ungereimtheit  die  andere  ab.  Der  Apfel  ist  durch 
den  Ring  verdrängt  worden ;  nur  die  Einmischung  der  Ringscene  kann 
die  jetzige  heillose  VerwirruDg  angerichtet  haben.  Der  ursprtlngliche 
Zusammenhang  wird  folgender  gewesen  sein. 

Apollonius  var  allra  manna  fridastr.  oc  stercr  madr  at  afli  oc 
enn  baezti  riddari  oc  manna  raustastr  til  vigs  (245).  Er  hört  von  der 
Schönheit  der  Herburg,  der  Tochter  Salomos.  Salomo  ist  zu  mächtig, 
als  daß  er  ihm  die  Tochter  mit  Gewalt  abgewinnen  könnte  (246),  aber 
im  Vertrauen  auf  seine  persönlichen  Vorzüge  wagt  er  es,  um  ihre  Hand 
anzuhalten.  Salomo  weist  ihn  ab,  weil  er  nur  Jarl,  und  nicht  König 
ist  (247).  Aber  Herburg  hat  den  schönen  Apollonius  gesehen,  und  er 
gefiel  ihr  forkunnar  vel.  Sie  war  darauf  bedacht,  wie  sie  ihn  gewinnen 
könnte  (247).  So  stellt  sie  ihm  den  Apfel  mit  dem  Briefe  zu.  Wenn 
Cap.  252  Herburg  allen  Mädchen  und  zuletzt  auch  der  Heppa  einen 
Apfel  gibt,  so  gab  sie  vielleicht  in  dem  alten  Texte  allen  Rittern  des 
Apollonius  Apfel  und  zuletzt  ihm  den  für  ihn  bestimmten.  In  dem 
Briefe  stand:  ef  sua  fser  hann  til  hagat.  at  koma  lodynilega  |)a  er  hon 
sendir  honum  ord.  at  hann  vill  koma  a  moti  henni  (daß  er  zu  ihr 
kommen  möge)  firir  uttan  uilia  sins  fodur*  (Wenn  die  jüngeren  Hand- 
schriften statt  des  letzten  hann  und  henni  hon  und  honum  lesen,  das 
Unger  in  den  Text  aufgenommen  hat,  so  sehe  ich  darin  nur  eine  ge- 
schickte Verbesserung  der  echten  Überlieferung.)  So  tritt  er,  von  ihr 
erwartet,  in  ihr  Gemach.  Er  spricht:  Sua  ma  vera  at  fadir  ))inn  vili 
seigi  gipta  ))ic  mer.  en  ))u  ert  vist  kurteis  meer  oc  mikit  ann  ec  ])er. 
Sie  antwortet,  at  ef  Apollonius  ann  henni.  at  hon  mun  unna  honum 
halfu  meira.  Zweifellos  folgten  Rede  (247)  und  Gegenrede  (249)  ein- 
mal so  unmittelbar  aufeinander.  Darauf  bat  sie  ihn,  sie  zu  entfUhren, 
wenn  sie  ihn  rufen  lasse.  Auch  die  Stelle,  wo  sie  sich  treffen  wollten, 
wurde,  wie  das  Folgende  zeigt,  vereinbart.  Wenn  Apollonius  nach 
dieser  Unterredung  auch  wohl  daran  that,  daß  er  leetr  firir  oUum 
monnum.  sem  hann  unni  illa  vid  sinna  ferd,  so  war  er  im  Herzen  doch 
voll  und  ganz  glücklich,  und  äußerst  thöricht  sind  auch  in  dem  jetzigen 
Zusammenhang  die  Worte :  Jarll  |)ickir  nu  nockoru  betr  en  adr  (249). 
Er  kehrt  heim.  Bald  schickt  ihm  Herburg .  die  Nachricht,  daß  ihr 
Vater  ül  veizlu  geritten  sei.  Er  kommt  mit  wenigen  Begleitern  i  hia 
borg  )>ar  til  er  vorn  nauckor  hrisskiorr.  i  ])eim  stad  er  fman  knad  a 


6  FRIEDRICH  NEUMANN 

(250).  Um  Mittemacht  hört  er  Herburgs  Stimme:  Ertu  her  firir  mitt 
id  leofasta  lif.  —  Oc  |)a  spratt  jarll  upp  oc  gec  i  moti  henni.  oc  lagdi 
hond  sina  yfir  hals  henni  oc  kysti  hana.  Dann  schwang  er  sie  zu  sich 
auf  sein  Ross  und  fort  ging  es  durch  die  finstere  Nacht  Was  wohl 
die  alte  Mutter  Herburg  sagen  wtlrde,  wenn  sie  ihre  Tochter  vermißte, 
daran  dachten  sie  so  wenig  wie  der  älteste  Dichten  Erst  ein  geftlhl- 
voller  Interpolator  ließ  sie  vor  ihrem  Aufbruch  zur  Beruhigung  ftbr 
die  Mutter  eine  Verlobungsanzeige  aufsetzen. 

Sollte  in  diesen  Text  der  Zauberring  aufgenommen  werden,  so 
ergab  sich  für  den  Bearbeiter  von  selbst,  daß  Herburg  dem  Jarl  gleich- 
gtütig  gegentibertreten  mußte,  daß  sie  ihn  also  nicht  durch  den  Apfel 
heimlich  zu  sich  bescheiden  durfte.  So  findet  denn  Apollonius  in  seinem 
Texte  ohne  alle  Schwierigkeiten  Einlaß  bei  Herburg,  erklärt  ihr  seine 
Liebe,  erhält  eine  sehr  kühle  Antwort,  steckt  ihr  den  Ring  an  und  — 
wird  freundlich  entlassen.  Freilich,  das  ergab  sich  wieder  von  selbst, 
daß,  wenn  jetzt  Herburg  in  Liebe  entbrannte,  der  Apfel  rettungslos 
verloren  war.  So  ergab  sich  dem  Bearbeiter  durch  Aufnahme  des 
Ringes  in  den  Text  die  jetzige  Darstellung  ganz  von  selbst. 

H. 

Apollonius  wird  von  Salomo  abgewiesen  firir  ])vi  at  hann  er  jarll 
en  «igi  konungr.  Auch  in  der  Eudrun  gönnt  Hagen  Str.  201  seine 
Tochter  keinem  Freier,  'der  swacher  danne  er  w»re\  Kudron  ver- 
schmähte Herwig  ursprünglich  'durch  sin  lihtez  künne*  (Str.  656) 
s.  Wilmanns  Die  Ent Wickelung  der  Kudrundichtung  p.  221  ff.  Hart- 
muot  endlich  wird  noch  jetzt  aus  demselben  Grunde  abgewiesen. 
Str.  610: 

D6  sprach  vrou  Hilde  'wie  Isege  si  ime  bi? 

ez  ISch  min  vater  Hagene  hundert  unde  dri 

sinem  vater  bürge  da  ze  Garadine. 

diu  IShen  nsemen  übele  von  Ludewiges  haut  die  m&ge  min6^ 
Apollonius  entführt  Herburg,   als  ihr  Vater  zu  einem  Gastgebot 
geritten  ist,    Hartmuot  Eudrun,    als  Hetel  auf  einem  Eriegszuge  be- 
griffen ist.  In  der  Snorra  Edda  var  Högni  konungr  farinn  i  konunga 
stefhu. 

Nach  der  Entführung  sucht  Herburg  eine  Aussöhnung  mit  ihrem 
Vater,  ehe  sie  sich  mit  Apollonius  vermählt  (Cap.  253).  In  der  Snorra 
Edda  sucht  Hilde  ihren  Vater  auf  und  bietet  ihm  ein  Halsband  zum 
Vergleich.  In  der  Ballade  von  den  Shetlandsinseln  (Martin,  Eudrun 
p.  XXXIX)  überredet  Hildina  den  Jarl,  ihrem  Vater  entgegenzugehen 


IRON  UND  APOLLONIUS.  7 

und  um  Gnade  zu  bitten,  Aach  die  Hilde  der  Kudrundichtung  ver- 
söhnte sich  einmal  mit  ihrem  Vater  (Str.  534  ff.).  Aber  ihr  Wmisch, 
die  Verzeihung  Hetels  zu  erlangen^  tritt  in  dem  jetzigen  Texte  gegen 
den  anderen  zurtlck,  die  Wunden  des  Vaters  zu  heilen  (s.  Wilmanns 
a.  a.  O.  p.  85). 

Schon  diese  wenigen  übereinstimmenden  Züge  geben,  wie  mir 
scheint,  der  Apolloniussage  ein  größeres  Anrecht  als  verwandt  neben 
die  Eudrun  zu  treten,  als  manchen  anderen  Sagen,  die  man  zur  Ver- 
gleichung  mit  der  Eudrun  herangezogen  hat,  so  der  Sage  von  Walther 
von  Waskenland  (Martin,  Eudrun  XXXIX).  Erhöhte  Bedeutung  ge- 
winnt die  Apolloniussage,  wenn  wir  den  Theil  der  Eudrun  genauer 
prüfen,  der  die  Entführung  der  Eudrun  schildert. 

Schon  Str.  594  hat  Hartmuot  sehr  energisch  erklärt: 

*ob  ich  ein  michel  her 
nach  ir  vüeren  solte  erde  unde  mer, 
daz  tsete  ich  willicltche.    ich  bin  in  dem  sinne: 
ich  erwinde  nimmer,  unz  ich  der  schoenen  Hilden  tohter  gwinne*. 
Dem  entsprechend  rüstet  er,  als  ihm  seine  Boten  Hetels  abschlägigen 
Bescheid  überbringen,  20.000  Mann  zu  einer  Heerfahrt  (Str.  739.  758). 
JSr  will  Eudrun   mit  Gewalt  rauben.    Doch   wozu   dann  die  Späher? 
^Str.  730  ff.)*    Will  er  die  Nachricht  abwarten,   daß  Hetel  mit  seinen 
Siannen  seine  Burg  verlassen  hat,  um  die  Entführung  zu  wagen,  wozu 
dann  die  20.000  Manh?    Str.  748,  4  heißt  es: 

er  begunde  künic  Hetelen  mit  urliuge  groezliche  l&gen. 
.Aber  wie  vertragen  sich  mit  dieser  Behauptung  die  gleich  (751,  2 — 4) 
folgenden  Worte: 

d6  bat  ers  alle  sant 
daz  si  nider  g&hten  so  si  beldiste  künden, 
ez  was  dft  b!  sd  nfthen:  si  vorhten,   dazz  die  Hegelinge  er- 

vunden. 
Str.  753  sendet  Hartmuot  Botschaft  an  Eudrun.  Eben  noch  so  klein- 
müibig,  läßt  er  Str.  757  sagen: 

ich  kume  nimmer  widere  üf  den  breiten  s§, 
ich  welle  mich  läzen  &  ze  stücken  houwen, 
mir  envolge  hinnen  von  Hegelingelant  diu  juncvrouwe. 
lind  Str.  758,  3.  4  gar: 

zweinzic  tüsent  beide  wil  ich  beliben  läzen 
vor  Hegelinge  bürge  veige  beidenthalben  der  str&ze. 
Wie  sollen  die  20.000  nur  fallen?  Hetel  ist  ja  mit  seinem  Heere  fort- 
gezogen. Wie  kann  Hartmuot  unter  diesen  Umständen  überhaupt  mit 


g  FRIEDRICH  NEUMANN 

einem  Kampfe  drohen?  Und  was  erwidert  Rudrun  auf  die  Drohung? 
'des  erlachte  diu  vil  wol  getane'  (771,  4).  Dieses  Lachen  ist  berechtigt, 
wenn  sie  den  starken  Vater  sich  zur  Seite  weiß,  auf  dessen  Macht  sie 
vertraut,  sinnlos  ist  es,  wenn  sie  wehrlos  ist.  Eudrun  wehrlos?  Sie 
stampft  namenlose  Helden  aus  der  Erde:  woher  sie  kommen,  wissen 
wir  nicht,  genug,  sie  sind  da  und  kämpfen  mit  bewunderungswürdigem 
Muthe  gegen  Hartmuots  20.000  Mann. 

Wilmanns  hat  bereits  gesehen,    daß  Hartmuot  und  Ludwig  erst 
durch  Contamination  verschiedener  Texte  zu  Vater  und  Sohn  geworden 
sind.    So  lange   sie   selbständig   handelten,   handelten  sie  consequent; 
seitdem  jeder  von  ihnen  mitmachen  muß,  was  früher  der  andere  allein 
that,    macht   die  Dichtung  die  tollsten  Sprünge.    Der  eine  von  ihnen 
war   ein   mächtiger  Fürst,    der   durch   seine  Gesandten  um  die  Hand 
einer    Königstochter    anhielt   und    ursprünglich    wohl    aus    demselben 
Grunde  zurückgewiesen  wurde,    aus  dem  auch  Salomo  Cap.  245  alle 
konunga  synir  eda  hertuga  abweist,  weil  er  nämlich  sua  mikit  ann  henni. 
at  oengimi  vill  hann  hana  gipta.  £r  erschien  mit  starker  Heeresmacht 
und  erzwang  sich  den  Besitz  der  Königstochter,  indem  er  den  Vater 
besiegte,    sowie  jetzt   in   der  Kudrun  Herwig  Kudrun    gewinnt    Der 
andere  war  zu  offenem  Kampfe  zu  schwach;    darum    sandte  er  seine 
Späher,  um  die  günstige  Gelegenheit  zu  erkunden,  wo  er  die  Geliebte 
entführen  könne.  Er  kam  heimlich,  als  der  Vater  auf  einem  Kriegszug 
abwesend  war;  er  hatte  das  größte  Interesse  (Str.  751),  daß  sein  Er- 
scheinen  vor   der  Burg    dem  Könige    nicht   bekannt    wurde.    Dieser 
schwache,    wegen  seiner  geringen  Abkunft  verschmähte  Freier  hat  es 
nun  gewiß  nicht  gewagt,  gleich  dem  mächtigen  Könige  durch  Gesandte 
um  die  Hand  der  schönen  Königstochter  anzuhalten.  *  Wie  Apollonius 
muß   er  persönlich    erschienen    sein,    wie  ApoUonius    muß   er  gehofft 
haben,  daß  seine  Schönheit  und  Ritterlichkeit  alle  Vorurtheile  besiegen, 
würden.  Daß  der  eine  der  beiden  Entßihrer  der  Kudrun  nicht  nur  am 
Hofe  Hetels   erschienen  ist,    sondern  auch  die  Liebe  der  Kudrun  er- 
warb,   beweist  die  elfte  Aventiure,    die  man  bisher  einfach  als  Inter- 
polation aus  dem  Text  auszustoßen  beliebte,  ohne  zu  bedenken,  daß 
im  Epos    solche   mit  der  Grundanschauung   der   ganzen  Dichtung  im 
directesten  Widerspruch    stehende  Partien    als  Literpolation    nimmer- 
mehr zu  begreifen  sind,  sondern  nur  auf  dem  Wege  mechanischer  Con- 
tamination in  den  Text  gekommen  sein  können. 

ApoUonius  var  allra  manna  iridastr,  das  ist  das  erste,  was  wir 
von  ihm  hören.  Wenn  auch  Kudrun  jetzt  inconsequent  genug  Str.  623 
und  626,  4  den  schönen  Hartmuot  von  sich  weist,  während  sie  gleich- 


IRON  UND  APOLLONIÜS.  9 

zeitig  durch  die  Augen  ihre  Liebe  verräth  (Str.  624,  2),  so  beweisen 
doch  diese  'ougen  blicke'  zur  Genüge,  daß  der  Held  der  11.  Aventiure 
einmal  die  Liebe  der  Kudrun  besessen  hat,  daß  die  11.  Aventiure, 
als  sie  an  ihrem  Platze  stand,  demselben  Zwecke  diente,  wie  die  Unter- 
redung des  ApoUonius  und  der  Herburg. 

Auf  welche  Weise  der  Entführer  der  11.  Aventiure  in  dem  Texte, 
dem  die  Aventiure  entlehnt  ist,  bei  der  Geliebten  Zutritt  erhielt,  dar- 
über  schweigt   der  Kudrun- Text.    Eine  Abweichung  ist  es  jedenfalls, 
wenn  Hartmuot  durch  Späher  Kunde  erhält  von  Hetels  Abzug,  wäh- 
rend Herburg  dem  Geliebten  die  Abreise  des  Vaters  durch  ihre  Boten 
mittheilt,  Abweichungen  würden  sich  vielleicht  in  Menge  finden,  wenn 
der  in  der  Kudrun  benutzte  Text  uns  vollständig  vorläge.    Als  über- 
einstimmende Züge  bleiben,  daß  der  vom  Vater  des  Mädchens  wegen 
seiner  geringen  Abkunft  abgewiesene  Freier  in  einer  heimlichen  Zu- 
sammenkunft mit  der  Geliebten,  deren  Herz  er  durch  seine  Schönheit 
gewonnen   hat,    die  Entführung    verabredet,    daß   die  Entftlhrung  ins 
Werk  gesetzt  wird,  während  der  Vater  abwesend  ist.  Diese  Überein- 
stimmung aber  wird  für  den,  der  nicht  auf  den  Müllcnhoffschen  Kudrun- 
Text  schwört,  genügen,  um  in  der  Apolloniussage  ein  wichtiges  Zeugniss 
f&r  die  Kudrun  zu  sehen. 


Bei  unserem  Versuch,  die  Sage  von  ApoUonius  in  ihrer  ältesten 
Gestalt  herzustellen,  haben  wir  zwei  Stellen  stillschweigend  übergangen, 
die  den  Zusammenhang  störend  unterbrechen.  Cap.  247  hat  ApoUonius 
seinen  Ring  der  Herburg  zugestellt,  sie  hat  ihm  darauf  glückliche 
Reise  gewünscht.  Damach  ist  es  verständlich,  wenn  die  Jarle  sich 
Cap.  248  wirklich  zur  Heimfahrt  rüsten,  verständlich  auch,  wenn  es 
heißt:  una  illa  sinni  ferd.  ApoUonius  glaubt  eben  nicht  an  den  Zauber. 
Aber  nun  hält  ApoUonius  eine  gar  seltsame  Rede:  Salomon  konungr 
hftvir  gort  vara  ferd  at  oUu  osoemilega  oc  helldr  suivirdlega.  er  honum 
)>ickir  skom  at  gipta  sina  dottur  oss.  Oc  nu  msstti  sua  til  bera.  at  ek 
fenga  hans  dottur  med  suivirding.  oc  senn  msetti  sua  vera.  at  hans 
riki  stceäi  litla  rid  i  fridi.  So  spricht  der  ohnmächtige  Jarl  dem  starken 
König  gegenüber?  Hat  er  denn  ganz  vergessen,  was  Iron  ihm  Cap.  246 
f^esagt  hat,  daß  er  Herburg  mit  Gewalt  nicht  gewinnen  könne  ?  Salomo 
that  recht,  er  hört  gar  nicht  auf  den  Bramarbas,  hirdir  allitt  um. 
l>o  at  jarll  hoeti  honum  soekum  eda  hemadi. 

Skiliaz  at  sua  bunu.  fara  iarllar  heim.  Was  soll  das  wieder? 
Erst  im  folgenden  Capitel  reitet  ApoUonius  von  Salomos  Burg  hin- 
unter, um  mit  Herburg  zusammenzutreffen. 


10  FRIEDBICH  NEUMANN 

Die  zweite  Stelle  ist  der  Schluß  von  Cap.  249:  Iren  iarl  er  i  sinni 
borg.  00  uill  buinn  vera  at  heria.  ef  bans  brodir  uill  ])at.  Apollonius 
iarl  segir.  at  ])eir  skulu  bida  seit  misseri  oc  buaz  vid.  oo  sua  gerir 
))eir.  So  soll  es  also  doch  Ernst  werden  mit  der  Heerfahrt?  Selbst  der 
verständige  Iren  hat  vergessen,  was  er  Cap.  246  gesagt  hat?  Und 
solche  Pläne  werden  gefaßt ,  nachdem  eben  Herburg  den  Apollonius 
gebeten  hat,  heimlich  zu  ihr  zu  kommen,  wenn  sie  ihm  Botschaft  sende , 
nachdem  sie  ihn  ausdrücklich  gebeten  hat,  daß  seigi  skal  bann  gera 
skada  a  riki  Salomonis  konungs? 

Da  haben  wir  denselben  Widerspruch  wie  in  der  Kudrun.  Der 
Jarl,  der  auf  den  Zauberring  vertraut  und  früher  durch  den  Apfel 
zum  Ziele  kam,  steht  dem,  der  mit  Gewalt  droht,  so  fremd  gegenüber, 
wie  der  Hartmuot,  der  die  Späher  aussendet,  dem,  der  die  20.000  Mann 
ins  Feld  führt.  Der  Bruder  des  Apollonius,  der  jetzt  Iren  heißt,  muß 
auf  dieselbe  Weise  sein  Bruder  geworden  sein,  wie  Hartmuot  der  Sohn 
Ludwigs.  Als  freie  Erfindung  eines  Interpolators  sind  die  beiden  an- 
gefahrten Stellen  der  Apolloniussage  so  wenig  zu  begreifen,  wie  etwa 
die  elfte  Aventiure  der  Kudrun. 

Der  Contaminator  der  Iren-  und  Apolloniussage  fand  die  letztere 
bereits  in  erweiterter  Gestalt  vor.  Der  Hartmuot,  der  persönlich  an 
Hetels  Hof  erscheint  und  wegen  seiner  geringen  Abkunft  weichen  muß, 
ist  nicht  derselbe,  wie  der  stolze  Hartmuot,  der  seine  Abgesandten 
schickt  Der  Apollonius,  der  Cap.  246  seine  Boten  schickt,  ist  nicht 
derselbe,  der  nachher  persönlich  vor  Salomo  tritt.  Apollonius  Boten 
werden  seinlega  empfangen;  mehr  erfahren  wir  nicht.  Die  Antwort, 
die  sie  brachten,  gibt  der  Schluß  von  Cap.  245:  at  oengum  vil  hann 
hana  gipta.  Aber  wie  der  mächtige  Hartmuot  Erde  und  Meer  in  Be- 
wegung setzt,  um  Kudrun  zu  gewinnen,  so  erklärt  auch  der  mächtige 
Apollonius  (Cap.  246)  at  a  oengum  lut  er  honum  |)vilikr  hugr  sem  at 
fa  ))essa  mey.  oc  vill  hellzt  fa  ser  her  oc  fa  sua  konuna.  Und  er 
rüstet  ein  Heer;   nach  einem  halben  Jahr  liegt  er  vor  Salomos  Burg. 

So  haben  wir  in  der  erweiterten  Apolloniussage  ein  interessantes 
Gegenstück  zur  Kudrun.  Während  der  Verfasser  unseres  Kudrun-Textes 
den  Entführer  in  den  Vordergrund  drängt,  der  Gewalt  braucht,  wäh- 
rend er  daher  einen  Kampf  vor  Hetels  Bui^  stattfinden  läßt,   obwohl 
Hetel  abwesend  ist,  tritt  umgekehrt  in  der  erweiterten  Apolloniussage 
der  Entführer  in  den  Vordergrund,  der  die  Geliebte  heimlich  entfilhrt 
Hat  der  Contaminator  die  Kämpfe,    die  seine  beiden  Vorlagen  boten, 
sämmtlich  benutzt,  so  haben  sie  sich  an  die  Entftlhrung  des  Cap.  252 
angeschlossen. 


IKON  UND  APOLLONIUS.  H 

Daß  in  der  Apolloniussage  kein  Name  aus  der  Kudrun  wieder- 
kehrty  kann  gegen  die  Verwandtschaft  der  Sagen  nicht  geltend  gemacht 
werden.  Denn  Apollonius  von  Tyrus  verräth  sich  schon  durch  seinen 
Namen  als  späten  Eindringling;  Iren  der  Jäger  wurde  erst  bei  der 
Contamination  der  Iron-  und  Apolloniussage  zum  Bruder  des  Apollonius; 
der  Name  Salomo  ist  sonst  der  deutschen  Heldensage  völlig  unbekannt. 
Herburg  hat  wenigstens  einen  guten  deutschen  Klang.  Über  eine 
hunnische  Königin  Herborg  s.  W.  Grimm^  Deutsche  Heldensage  p.  351. 
Ist  der  Name  hier  alt?  Die  Geliebte  des  Apollonius  wird  consequent 
Herborg  genannt.  Einmal  aber,  in  der  einzigen  Stelle  des  Cap.  251, 
wo  ihr  Name  erwähnt  wird  (zum  letzten  Male  vorher  wurde  jungfru 
Herborg  im  Anfang  von  Cap.  250  genannt)  bietet  die  älteste  Hand- 
schrift statt  Herburg  hilldi.  (Hinter  feck  til  hennar  ist  das  Subject 
aasgefallen.)  Wie  kommt  der  Name  Hilde  hier  hinein?  Cap.  233  ff. 
wird  erzählt,  wie  Herburt  am  Hofe  des  König  Artus  erscheint  und  die 
Liebe  seiner  Tochter  Hilde  gewinnt.  In  Erinnerung  an  diese  HUde 
könnte  der  Schreiber  des  Cap.  250  der  Membran  unwillktlrlich  hier 
den  Namen  Hilde  fälschlich  eingeführt  haben.  Andrerseits  ist  es  wohl 
möglich,  daß  derjenige,  der  die  Apolloniussage  an  ihrer  jetzigen  Stelle 
in  die  Thidrekssaga  au&ahm,  ftlr  die  Geliebte  des  Apollonius  noch 
den  Namen  EQlde  vorfand,  daß  er  um  der  Artustochter  Hilde  willen 
an  dem  Namen  Hilde  hier  Anstoß  nahm  und  willkürlich  Herburg  ein- 
führte. Während  er  den  neuen  Namen  gewissenhaft  durchführte,  hätte 
er  an  der  einen  Stelle  Cap.  251  den  Namen  seiner  Vorlage  gedankenlos 
beibehalten.  Ob  wir  ihm  die  willkürliche  Änderung  zutrauen  dürfen, 
muß  die  weitere  Untersuchung  lehren. 

m. 

Auf  Cap.  256,  sahen  wir,  folgte  ursprünglich  Cap.  263.  Wollte 
ein  Interpolator  vor  Cap.  263  noch  einige  Jagdzüge  seiner  eigenen 
Erfindung  zugeben,  so  konnte  er  auf  den  Schluß  von  Cap.  256  ver- 
stilndiger  Weise  nur  den  Einfall  Irons  in  den  Valslangwald  Cap.  258, 
und  zwar  als  muthwilligen  Einfall  folgen  lassen.  Fiel  darauf  Salomo 
Cap.  260  f.,  um  Rache  zu  nehmen,  in  Irons  Wald  ein,  so  war  Iren 
Anlaß  gegeben  zu  seinem  zweiten  Zuge  Cap.  263.  Sollte  auch  Apol- 
lonius noch  eine  Rolle  spielen,  so  konnte  ihn  ja  Iren  zur  Theiluahme 
an  seinen  Unternehmungen  einladen.  Wenn  statt  dessen  der  Interpolator, 
als  wäre  Cap.  256  gar  nicht  vorhanden,  Salomo  den  Anfang  machen 
läßt  mit  den  Feindseligkeiten,  wenn  er  gar  Salomo  in  einen  uns  unbe- 
kannten Wald  des  Apollonius  einfallen  läßt,    den  wir   als  Jäger  gar 


12  FRIEDRICH  NEÜMANN 

nicht  kenneD,  und  Iron  aus  seinem  Walde  in  den  des  Apollonius  eilen 
läßt,  so  liegt  die  Vermuthang  nahe,  daß  dem  Interpolator  zu  einer 
so  wunderlichen  Erfindung  nicht  die  eigene  Phantasie  verholfen  hat, 
sondern  daß  die  Wunderlichkeiten  durch  ganz  bestimmte  äußere  Gründe 
veranlaßt  worden  sind. 

In  dem  Texte,  in  dem  Apollonius  sich  zur  Heerfahrt  rüstet,  folgte 
nach  Ablauf  des  halben  Jahres  in  der  That  ein  Eriegszug,  der  mit 
der  Besiegung  des  feindlichen  Königs  und  der  gewaltsamen  Entführung 
der  Königstochter  endete.  Wie  in  der  Kudrun  wird  sich  in  diesem 
Texte  an  die  Gefangennahme  der  Jungfrau  ein  Zug  zu  ihrer  Befreiung 
angeschlossen  haben.  Andrerseits  folgte  zweifellos  in  dem  Texte,  in  dem 
die  Tochter  in  der  Abwesenheit  des  Vaters  entführt  wurde,  auf  die 
Entführung  ein  Rachezug  des  Vaters.  Die  Tochter  suchte  ihn  zu  ver- 
söhnen, aber:  likar  honum  storilla  (253).  Der  Geliebte  muß  mit  dem 
Vater  kämpfen.  Zweifellos  aber  hat  auch  der  Contaminator,  der  die 
Rüstung  des  Apollonius  Cap.  249  meldet,  Apollonius  in  den  Kampf 
ziehen  lassen,  zweifellos  sind  die  in  unserer  Apolloniussage  verarbei- 
teten Texte  nur  zu  dem  Zwecke  verbunden  worden,  um  die  drei  Heer- 
fahrten, die  sich  auf  diese  beiden  Texte  vertheilten,  in  einem  Texte 
zu  vereinen.  Auf  die  Entführung  der  Herburg  ließ  der  Contaminator, 
derselben  Vorlage  folgend,  den  Rachezug  des  Vaters  folgen.  Dann 
ging  er  zu  dem  zweiten  Texte  über;  aus  dem  Raubzuge  des  Jarls 
machte  er  einen  Rachezug  fdr  den  in  seinem  Lande  angerichteten 
Schaden  (oder  war  dem  Vater  die  Befreiung  der  Tochter  gelungen?), 
aus  dem  Befreiungszug  machte  er  einen  Rachezug  gegen  den  Rachezug. 
So  var  alla  stund  sidan  illa  a  millum  |)eirra. 

Daß  die  Contamination  in  dieser  Weise  vollzogen  wurde,  be- 
weisen die  Cap.  257 — 262  unserer  Saga ;  denn  die  drei  Jagdzüge  dieser 
Capitel  decken  sich  mit  den  drei  Heereszügen  der  erweiterten  Apol- 
loniussage. Salomo  fällt  jetzt  Cap.  257  in  den  Wald  des  Apollonius 
ein,  weil  er  in  der  Vorlage  des  Contaminators  der  Iron-  und  Apollonius- 
sage nach  der  Entführung  der  Herburg  in  dessen  Land  einfiel.  Wollto 
dieser  Contaminator,  nachdem  die  Entftlhrung  der  Herburg  geglückt 
war,  zur  Wisentjagd  Irons  übergehen,  und  doch  die  drei  Züge  ver- 
werthen,  so  konnte  er  dies  nur  so  bewerkstelligen,  wie  es  in  unserem 
Texte  geschehen  ist  Zunächst  ließ  er  Herburg  sterben,  um  den  Be- 
freiungszug  Salomos  gegenstandslos  zu  machen  (Cap.  253),  um  aus 
den  Heereszügen  Jagdzüge  machen  und  statt  der  Menschen  Hirsche 
und  Bären  fallen  lassen  zu  können.  Wenn  Apollonius,  nachdem  Salomo 
fortgezogen  ist,  Iron  zur  Theilnahme  an  seinem  Rachezuge  auffordert. 


IRON  UND  APOLLONIÜS.  13 

80  folgt  der  Contaminator  hier  der  Vorlage,  in  welcher  Iron  vil  buinn 
Vera  at  heria,  ef  hans  brodir  uill  ])at.  Wenn  er  darauf  Nordian  mit 
den  Hunden  antreten  läßt,  deren  Namen  er  aus  Cap.  263  ausschreibt, 
wenn  er  Isolde  einen  vergeblichen  Versuch  machen  läßt  Iron  zurück- 
zuhalten wie  Cap.  264,  wenn  er  Cap.  258  dem  Wisent  Junge  gibt, 
um  eine  Wisentjagd  improvisiren  zu  können,  so  zeigt  der  Contaminator 
durch  diese  elenden  Entlehnungen,  welche  Mtihe  es  ihm  macht,  seine 
Schablone  auszuftülen. 

Interessant   ist   Cap.  259    die  Unterredung    der    beiden   Brüder. 

Einen  Monat  haben  sie  im  Valslangwald  gehaust;    lange  genug,    um 

großen  Schaden  anzurichten.   Sie  können  getrost  heimkehren  und  mit 

ihrem  Werke   zufrieden   sein.    Da  wird  nun   die  Heimkehr  besonders 

motivirt  und  zwar  mit  den  Worten :   ver  hofum  secki  liä  vid  Salomon 

konongi.  ef  hann  spyrr  ferd  vara.  Aber  auf  eine  Begegnung  mit  Salomo 

hätten  sie  doch  schon  am  ersten  Tage  gefaßt  sein  sollen,  wo  sie  seinen 

Wald   betraten.    Und   sie  waren   darauf  gefaßt.    Denn  Iron  hat  seine 

Sitter  sich  gut  rüsten  lassen ;  60  Mann  hat  er  mitgenommen.  Wie  stark 

soU  denn  sein  Gefolge  bei  dem  nächsten  Zuge  sein?  Will  er  sich  rüsten 

tudner  Schlacht  unter  den  Bäumen  des  Waldes?  Besonders  auffallend 

sind  die  Worte:   ver  hofum  her  dualz  lengi  i  riki  Salomons  konungs. 

iriki?  den  Wald  haben  sie  abgestreift. 

Nach  der  Schlacht  auf  dem  Wülpensand  machen  sich  die  Nor- 
manDen  heimlich  davon ^  weil  Hartmuot  und  Ludwig  ihr  Leben  noch 
brauchen  fElr  den  letzten  Kampf  Str.  899  rücken  die  Hegelinge  'ze 
rosse  und  euch  ze  vuoze'  gogen  die  Entflohenen  aus,  'mit  den  si  weiten 
trlten*,  aber  schon  Str.  904  räth  Fruote  von  einer  Verfolgung  ab: 
Ouch  mugen  wir  der  liute  die  State  niht  gehän. 
Nordisch:  ver  hofum  secki  lid  vid  Salomon  konungi.  Denselben 
Vorwand  wie  die  Kudrun  brauchte  die  Vorlage  unseres  ContaminatorSi 
^  dem  Verlust  kostbarer  Menschenleben  vorzubeugen.  Wenn  wir  noch 
jetzt  an  drei  Stellen  (s.  u.)  das  Wort  Viki'  finden,  wo  einzig  der  Wald 
^  Platze  ist,  so  erhalten  wir  damit  eine  unzweideutige  Bestätigung 
f^  unsere  Annahme,  daß  der  Wald  hier  jungen  Ursprungs  ist,  so  er- 
kennen wir  die  Ungeschicklichkeit  des  Contaminators ,  der  nicht  im 
Stande  ist^  an  der  von  ihm  geschaffenen  Anschauung  seiner  Vorlage 
gegenüber  festzuhalten. 

Ob  auch  der  Unterredung  Rolfs  mit  Salomo  etwas  älteres  zu 
(^nuide  liegt,  ist  zweifelhaft.  Indem  der  Contaminator  Cap.  262  die 
Tochter  Irons  ihre  Bitten  mit  denen  der  Mutter  vereinen  läßt;  über- 
bietet er  seine  eigene  Interpolation  Cap.  257. 


14  FRIEDBICH  NEUMANN 

Cap.  266  läßt  Iron  seiner  Gemahlin  entbieten,  at  hon  skal  koma 
oc  samna  hinum  mestum  gersimum  |)eiin  er  eru  i  hans  landL  ok  bioda 
til  utlansnar  iarli.  Isolde  verspricht,  seine  Auslösung  unverzüglich  ins 
Werk   setzen  zu   wollen;    so  sendet  sie   denn  Boten  in   dem   ganzen 
Reich  umher  y  legt  Jedermann  Schätzung  auf,   und  bringt  es  so  weit, 
at  hon   hsuir   ladit   »inn   uagn  af  gulli  oc  siliri  oc  godum  gersimum. 
Hon  ferr  nn  —  wohin  soll  sie  mit  ihrem  Wagen  anders  fahren  als   zu 
König  Salomo?   Hon  ferr  nu  a  fnnd  Attila  konungs,   um  dessen  Bei- 
stand   zur  Auslösung  Irons   in  Anspruch  zu  nehmen.    Attila  gibt   ihr 
einen  Brief  an  Salomo  mit;    sie  gibt  den  Brief  an  Salomo  ab.    Doch 
ohne  seine  Antwort  abzuwarten,  fällt  sie  ihm  zu  Füßen  und  fleht  ihn 
an,  ftlr  ihre  reichen  Schätze  Iron  freizugeben.  Attilas  erwähnt  sie  mit 
keinem  Worte.  Doch  ihre  Bitten  sind  so  wirkungslos  wie  Attilas  Brief. 
Erst  als  Salomos  Gemahlin  ihre  Bitten  mit  denen  der  Isolde  vereinigt, 
läßt  er  sich  erweichen.    In  dem  ganzen  Capitel  267  erinnern  nur  die 
Worte:    synir  honum   bref  Attila   konungs   und   die  Schlußworte   der 
Gemahlin  Salomos:  med  ordsending  vars  ens  kersta  vinar  Attila  konungs 
an  die  Existenz  dieses  Retters  in  der  Noth.  Die  Darstellung  Cap.  266  f. 
stellt  es  außer  Zweifel,  daß  derjenige,  der  das  Abenteuer  mit  Bolfriana 
in  die  Ironsage  au&ahm  und  in  Folge  dessen  Iron  in  Gefangenschaft 
gerathen  ließ,  von  Attila  noch  nichts  wußte,  daß  ihm  noch  die  Schätze 
der  Isolde  genügten,  um  Salomos  Herz  zu  erweichen.    Auch  sonst  ist 
Attila  völlig  bedeutungslos;  Iron  wird  in  ein  Abhängigkeitsverhältniss 
zu  ihm  gesetzt,   lediglich   damit  Attila  genannt  werden  kann.    Wenn 
Cap.  268  Iron  die  Verzeihung  Attilas  nachsuchen  muß,  so  vergißt  der 
Erfinder  dieser  Episode  ganz,  daß  in  unserem  Texte  Salomo  den  Streit 
angefangen  hat,   daß  Iron  sich   nur  an  den  berechtigten  Rachezügen 
seines  Bruders  beiheiligt  hat.  Oder  trat  etwa  Attila  schon  so  zwecklos 
in  der  Ironsage  auf,  ehe  sie  mit  der  Apolloniussage  vereinigt  wurde? 
Man   darf  wohl  als  sicher  ansehen,    daß  erst  derjenige,    der  die  con- 
taminirte   Iron-    und    Apolloniussage    in   die    Thidrekssaga    aufnahm, 
da  er  das  Bedtlrfniss  fühlte,  Iron  und  Apollonius  zu  den  Helden  der 
Saga  in  Verbindung  zu  setzen,   Attila  und  mit  ihm  zugleich  Dietrich 
von  Bern  und  auch  Ake  hier  einführte.    Unter  den  Stellen,  die  diese 
Verbindung  herzustellen   suchen,   verdient   der  Anfang   des  Cap.  245 
besondere  Beachtung.  Derjenige,  der  die  Cap.  245—275  in  die  Thidreks- 
saga einfügte,  war  mit  der  Saga  sehr  vertraut,  wie  gleich  die  Erwäh- 
nung Isungs   und  unter  anderem   der  Schluß   von  Cap.  269  beweist 
So  wußte  er  also  auch,  daß  Artus  dem  Leser  ein  alter  Bekannter  war, 
Und  deshalb  ist  es  ihm  nicht  zuzutrauen,   daß  er  ihn  hier  neu  einge- 


mON  UND  APOLLONIÜS.  15 

fährt  hätte.  Die  Worte:  I  landi  ))vi  er  heitir  BertaDgaland  var.  i. 
konangr  er  heitir  Artus,  hann  er  mikill  madr  firir  ser  geben  gewiß 
den  Anfang  der  ApoUoniusdichtung;  die  ApoUonius  zum  Sohne  des 
Artus  gemacht  hatte.  Wenn  ein  König  gamaU  wird,  so  ist  das  immer 
das  Zeichen,  daß  er  zum  Sterben  kommt,  en  septir  hans  dauda  kemr 
til  rikis  —  sein  Sohn,  der  nun  daran  denken  muß,  sich  zu  vermählen. 
Hier  benutzte  nun  gleich  unser  Sagencompilator  die  Gelegenheit,  die 
ihm  der  Name  Bertangaland,  das  Reich  des  Artus  und  Isung  gab, 
zu  der  Erfindung,  nach  Artus  Tode  habe  Isung  dessen  Söhne  ver- 
trieben. So  gewinnt  er  zugleich  ein  Mittel,  Attila  als  Schutzherm  des 
Iron  und  ApoUonius  einzuführen.  Daß  er  sich  dabei  in  einen  Wider- 
spruch verwickelt  hat,  sah  W.  Grinmi,  Deutsche  Heldensage  p.  180. 
^Sintram  flieht  zu  dem  Herzoge  Iron  von  Brandenburg  (Cap.  231). 
Späterhin  wird  Herbort,  Sintrams  Bruder,  an  den  Hof  des  Königs 
Artus  gesendet  (Cap.  233)  und  gleichwohl  bald  darauf  (Cap.  245)  er- 
liklt,  daß  Iron  erst  nach  dem  Tode  des  Artus,  seines  Vaters,  von 
liong  aus  seinem  väterlichen  Reiche  vertrieben,  durch  Attilas  Wohl- 
w(dlen  Brandenburg  erhalten  habe.^ 

Fand  nun  der  Verfasser   der  Cap.  245 — 275   der  Thidrekssaga 
die  Iron-  und  Apolloniussage  bereits  contaminirt  vor,  so  kann  er  aus 
seiner  Vorlage  —  nach  dem  von  ihm  geschaffenen  Texte  zu  schließen  — 
aar  den  Eindruck  gewonnen  haben,  daß  Salomo  und  ApoUonius  sich 
gegenseitig  ihre  Thiere  getödtet  haben,    daß  Salomo  schließlich  einen 
Waldbrand  angerichtet  hat  (Cap.  261).  Dieser  Eindruck  konnte  nicht 
abgeschwächt  werden,  selbst  wenn  er  schon  die  Worte  vorfand  (Cap.  259) : 
ver  hofimi  her  dualz  lengi  i  riki  Salomons  konungs,    selbst  wenn  in 
Beiner  Vorlage  schon  Salomo  klagte  (Cap.  267):  Iron  jarll  hsevir  sua 
mart  illt  gort  i  minu  riki;    denn   sonst  ist  eben  immer  nur  von  den 
beiderseitigen  Wäldern  die  Rede.    Ist  nun  die  Annahme  richtig,    daß 
ent  der  Verfasser  der  Cap.  245 — 275   unserer  Saga  Attila  in  Bezie- 
hung setzte  zu  Iron  und  ApoUonius,    so  rührt  auch  der  Schluß  des 
Cap.  266  von  ihm  her.  Hier  aber  finden  wir  nicht  nur  das  Wort  *riki' 
wieder,  nein,  es  heißt:  heriadi  Salomon  konungr  i  riki  Irons  iarlls  eda 
ApoUonius  hans  brodur.  In  unserem  Texte  tödtete  Salomo  ApoUonius 
Wild,    und  nimmermehr   kann  es  dafUr   heißen,    er  beerte   in  seinem 
Eeiche;    in  der  Apolloniussage,  sahen  wir^  heriadi  Salomon  konungr 
i  riki  ApoUonius  jarlls ;  da  paßt  der  Ausdruck  vortrefflich.  Wir  werden 
zu  der  Annahme  gedrängt,  daß  der  Contaminator  der  Iron-  und  Apol* 
loniussage  kein  anderer  ist  als  der  Verfasser  der  Cap.  245 — 275  der 
Thidrekssaga,   daß  eben  dieser  an  den  drei  bezeichneten  Stellen  das 


16  FRIEDRICH  NEUMANN 

Wort  Viki'  aus  der  ApoUoniussage  gedankenlos  beibehalten  hat 
In  der  That  ist  die  Verbindung  der  ApoUoniussage  mit  der  Ironsage 
so  wunderlich,  fehlt  es  zwischen  den  beiden  Sagen  so  ganz  an  jeder 
Beziehung,  daß  man  nicht  begreift,  wie  der  deutsche  Volksgesang  darauf 
verfallen  wäre,  diese  beiden  Sagen  zu  verbinden.  Dagegen  ist  es  ver- 
ständlich, daß  Jemand,  der  die  Sagen-Contamination  im  Großen  betrieb, 
der,  was  ihm  nur  an  deutschen  Liedern  unter  die  Hände  kam,  zu 
einem  Texte  zu  vereinen  suchte,  aus  irgend  eibem  äußerlichen  Grunde 
zu  dieser  seltsamen  Contamination  bewogen  wurde. 


Einen  Beweis  ftlr  das  willkürliche  Verfahren  des  Verfassers  unseres 
Textes  gibt  Cap.  254.  Daß  Isolde  ihren  Gemahl  von  einem  Zusammen- 
treffen mit  Salomo  fernzuhalten  sucht,  obwohl  Iren  den  Namen  Salomo 
im  folgenden  Capitel  zum  ersten  Mal  hört,  wäre  freilich  noch  kein 
Beweis  daflir,  daß  das  ganze  Cap.  254  interpolirt  ist,  da  die  Erwäh- 
nung Salomos  durch  spätere  Interpolation  erklärt  werden  könnte. 
Freilich  wtlrde  Isolde  dann  den  Entschluß,  sich  der  schwersten  Erkäl- 
tung auszusetzen,  nicht  mehr  fassen,  um  den  Gatten  vor  Lebensgefahr 
zu  schützen,  sondern  nur  um  ihn  zu  hindern  seiner  Lieblingsneigong 
nachzugehen.  Aber  konnte  sie  diesen  Zweck  durch  ihr  Mittel  überhaupt 
erreichen?  Hätte  sie  ihm  nun  klar  gemacht,  daß  sie  ein  edleres  Wild 
sei  als  draußen  die  Hirsche  und  Bären  —  was  weiter?  er  hätte  das 
edlere  Wild  gejagt  und  wäre  spätestens  am  nächsten  Morgen  doch 
auf  12  Tage  fortgeritten.  Und  nun  das  Mittel  selbst!  Um  ihren  Mann 
an  sich  zu  fesseln,  legt  sich  die  Frau  nackt  in  den  Schnee,  und  zeigt 
ihm  nachher  die  Stelle,  wo  sie  gelegen  hat.  Der  Einfall  ist  zu  toll! 
Warum  zeigt  sie  ihm  nicht  einfach  im  warmen  Zimmer  das  liebe- 
wunde Wild,  so  wie  es  Gott  geschaffen  hat?  Der  Einfall  ist  so  toll, 
daß  man  ihn  weder  dem  ersten  Dichter  noch  einem  Interpolator  zu- 
trauen kann.  Wo  die  Sage  derartige  unsinnige  Erfindungen  bietet, 
da  kann  man  stets  sicher  sein,  daß  nur  der  ursprüngliche  Zusammen- 
hang verdunkelt,  daß  die  Scene  aus  dem  natürlichen  Zusammenhang 
gerissen  ist.  Als  Iron  vor  dem  Bilde  im  Schnee  steht,  sagt  Isolde: 
villtu  ffiigi  veida  ))at,  \>sl  veidir  ])at  annarr  madr.  Wie?  Isolde,  die 
zärtliche  Gattin,  die  einzig  darauf  bedacht  ist,  daß  Iron  keinen 
Schaden  nimmt,  die  ihm  —  jedesmal  müssen  wir  es  mit  ansehen  — 
jedesmal  um  den  Hals  fällt,  und  ihn  zurückzuhalten  sucht,  wenn  er 
fortreiten  will,  Isolde  droht  mit  Ehebruch?  Die  Drohung  kann  Iron 
nicht  schrecken.  Ja,  wenn  noch  Bolfriana  so  redete! 


IBON  UND  APOLLONIUS.  17 

Cap.  273  erkl&rt  Ake:  bann  (Iron)  villdi  veida  i  morkunni  tvi- 
htt  ijTj  deshalb  hat  er  ihn  getödtet.  Ich  denke ,  der  ursprüngliche 
Zusammenhang  y  in  dem  Cap.  254  stand ,  ist  gefunden.  Als  Ake  die 
Untreue  seiner  Frau  erkannt  hatte ,  trieb  er  sie  nackt  hinaus  in  den 
Schnee  zu  dem  Jäger,  der  ihrer  harrte.  Die  Bestätigung  fdr  unsere  An* 
nähme  gibt  Cap.  271.  Wenn  hier  Ake  sein  Weib  trunken  macht,  wenn 
die  sinnlos  Betrunkene  in  ihr  Bett  getragen  werden  muß,  um  dort  in 
den  Kleidern  ihren  Rausch  auszuschlafen ,  so  ist  diese  plumpe,  rohe 
Erfindung  gewiß  erst  veranlaßt  durch  das  Trinkgelage  Cap.  269. 
In  der  alten  Sage  hatte  Iron  ein  anständigeres  Mittel,  um  Bolfriana 
zu  überfilhren.  Jetzt  nimmt  Ake  den  Brief  aus  der  Tasche  der  Schla- 
fenden, liest  den  verhängniß vollen  Inhalt  und  —  geht  zu  Bett  und 
sehläft  den  Schlaf  der  Gerechten.  Aber  nun  am  nächsten  Morgen! 
Da  er  ausgeschlafen  hat,  gengr  |)angat  sem  Bolfriana  sefr.  vecr  hana 

upp  —  Wehe,  arme  Bolfriana! er  enn  katasti  vid  hana!  Wenn 

er  weiter   nichts   will,   warum   läßt  er  sie  nicht  schlafen?    Sie  ist  des 
Schlafe  so  bedürftig.  Sein  freundlicher  Morgengruß  ist  zu  widersinnig, 
alt  daß    er    durch  Interpolation    hier    hineingekommen   sein   könnte. 
In  der   alten  Dichtung  war  Ake  besonders  liebenswtlrdig  gegen  seine 
Frau,    als   sie   den  Brief  erhalten  hatte,    um  ihr  jeden  Verdacht  zu 
nehmen,  daß  er  Argwohn  geschöpft  habe.  Durch  seine  harmlose  Lie* 
benawürdigkeit  erreichte  er  seinen  Zweck,  daß  sie  Abends,  als  sie  zur 
Ruhe  ging,   keine  Sorge  trug,  den  Brief  sicher  zu  verwahren;    als  er 
aber  den  Brief  gelesen  hatte,  da  war  es  aus  mit  der  Liebenswürdigkeit 
da  jagte  er  sie  hinaus  in  die  Nacht  und  in  den  Frost   mit   dem  Be- 
deuten, sie  solle  den  nicht  länger  warten  lassen,  der  draußen  im  Walde 
ihrer  harre.    Den  Jäger  aber,    der  ausgegangen  war,    das  zweifUßige 
Wild  zu  jagen,  tödtete  er  vielleicht  an  der  Stelle,  wo  das  Wild  unter 
dem  Lindenbaum  (Cap.  255)  in  den  Schnee  gesunken  war. 

Wenn  nun  die  Rolle  der  Bolfriana  mit  den  nöthigen  Änderungen 
auf  Isolde  übertragen  wurde,  so  kann  der  Grund  ftir  diese  Übertragung 
nur  der  gewesen  sein,  daß  Bolfriana  zu  einem  bestimmten  Zwecke  am 
Leben  bleiben  sollte.  Dieser  Zweck  ist  ihre  Vermählung  mit  Witege. 
Die  Verbindung  zwischen  Bolfriana  und  Witege  ist  aber  fUr  das 
Folgende  ohne  jede  Bedeutung;  nie  wieder  wird  Bolfriana  genannt« 
Keinem  Bearbeiter  aber  konnte  es  in  den  Sinn  kommen,  um  solch 
einer  müßigen  Erfindung  willen  eine  tiefgreifende  Änderung  seiner 
Vorlage  vorzunehmen.  Mit  einer  müßigen  Erfindung  können  wir  es  hier 
nicht  zu  thun  haben;  vielmehr  hat  der  Bearbeiter  eine  Notiz  anbringen 
wollen,  die  nicht  verloren  gehen  sollte.  Daß  er  einer  bestinmiten  Quelle 

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IRON  UND  APOLLONIÜS.  19 

Drekanfil  hörte,  daß  der  Contaminator  der  Drusian-  und  Ecken-Dich- 
tung Witege  dafür  y  daß  er  seine  Bolle  an  Dietrich  abtreten  mußte^ 
dadurch  zu  entschädigen  suchte,  daß  er  ihn  einzig  in  das  Geheimniss 
einweihte,  wobei  er  sich  denn  in  den  groben  Widerspruch  verwickelte. 
So  wäre  ursprtLnglich  Witege  vor  der  Burg  der  Herrin  von  Drekanfil 
—  Bolfiriana?  —  erschienen. 


Ist  uns  der  Schluß  der  erweiterten  Ironsage  unter  der  Bearbeitung 
des  letzten  Contaminators  verloren  gegangen ,  so  ist  auch  sonst  der 
Abschnitt,  der  von  Bol£riana  handelt,  durch  Zusätze  stark  verunstaltet 
worden. 

Wenn  es  Cap.  269  heißt,  Attila  sei  mit  Iron  til  veizlu  til  Boma- 
borgar  ge&hren  til  ^rminriks  konungs,  mit  denselben  Worten,  mit 
denen  Cap.  250  Herburg  dem  ApoUonius  den  Aufbruch  ihres  Vaters 
mittheilt,  so  zeigt  sich  hier  wie  dort  deutlich  die  Thätigkeit  unseres 
letzten  Bearbeiters.  Ake,  der  Bruder  Ermanrichs,  ist  ebenso  verdächtig 
wie  Attila  und  Dietrich.  In  der  Vorlage  unseres  Contaminators  war 
Iron  mit  anderen  Edlen  zu  Gaste  geladen  bei  einem  Fürsten,  der 
eine  bildschöne  Frau  hatte  (allra  kuenna  fridaz),  die  den  Gästen  bei 
fröhlichem  Gelage  den  Wein  schänkte.  Da  sah  sie  unter  den  Gästen 
»inn  mann  mikinn.  sa  hsevir  bar  sua  micit  oc  fagrt.  sem  barit  gull. 
bleict  skegg  oc  biart  andlit  oc  at  ollu  fagrt.  faugr  augu  haefir  bann 
oc  liyita  hond.  oc  »igi  er  bans  iafningi  i  ))essu  samssdti  at  fsegrd. 
Diese  Beschreibung  der  Schönheit  des  Gastes  ist  echt  sagenhaft.  Von 
dem  Ehebrecher  der  in  der  Ironsage  aufgenommenen  Sage  hatte  schon 
in  der  Vorlage  unseres  Contaminators  Iron  die  Schönheit  übernommen, 
von  der  er  als  Wisentjäger  keinen  Gebrauch  machen  konnte;  nament- 
lich die  weißen  Hände  stehen  dem  wilden  Jäger  nicht  sonderlich  an 
Sagenhaft  ist  es,  daß  die  schöne  Frau  dem  schönen  Gaste  verstohlen 
freundliche  Blicke  zuwirft,  daß  auch  er  ihre  Schönheit  bemerkt  und 
über  ihrem  Anblick  das  Trinken  vergißt.  Ob  schon  in  der  ältesten 
Dichtung  die  Gäste  schließlich  mit  dem  Wirth  trunken  unter  den  Tisch 
sanken,  ist  zweifelhaft;  sicherlich  gelang  es  den  Liebenden  schließlich 
sich  auszusprechen,  ohne  Verdacht  zu  erregen.  })a  talaz  )>au  vid  sin 
a  milli  huat  huaru  ))eirra  byr  i  skapi  vid  annat.  Jedenfalls  ist  es  eine 
müßige  Erfindung  unseres  Contaminators,  wenn  er  Iron  der  Bolfriana 
den  Zauberring  der  Isolde  anstecken  läßt,  der  bei  Herburg  so  gute 
Wirkung  gethan  hat;  denn  hier  ist  die  Wirkung  vor  dem  Zauber  vor- 
banden. Nachdem  Iron  sich  mit  der  Geliebten  verständigt  hat,  dürfen 
wir  erwarten I    daß   wenn  Iron  das  nächste  Mal  erscheint,   ins  Werk 


o* 


20  FRIEDRICH  NEÜMANN 

gesetzt  werden  wird,  was  hier  verabredet  wurde.  Sehr  überflüssig  ist 
die  Erfindung,  daß  Iren,  aus  Rom  heimkehrend,  noch  einmal  bei  Ake 
vorspricht,  um  sich  noch  einmal  bewirthen  zu  lassen.  Ganz  seltsam 
aber  ist  es,  wenn  Cap.  270  gesagt  wird:  En  at  })essi  ueizlu  gilldrar 
til  Iron  jarll  at  tala  vid  Bolfriana.  Das  klingt  doch  so,  als  hätten  sie 
noch  nicht  mit  einander  geredet.  Und  was  haben  sie  sich  noch  mitzu- 
theilen,  nachdem  sie  ihre  Herzen  das  erste  Mal  schon  so  gründlich 
ausgeschüttet  hatten?  at  skilnadi  ))eirra  tals  biuda  ))an  sin  a  milli 
med  iarteinum.  Cap.  271  hat  Ermanrich  wieder  einmal  ein  Gastgebot 
ergehen  lassen;  diesmal  aber  sind  nicht  Attila  und  Iron  die  Geladenen, 
sondern  Dietrich  und  Ake,  der  das  vorige  Mal  zu  Hause  bleiben  mußte, 
sind  an  der  Reihe.  Ist  Ake  fortgeritten,  so  steht  einem  ungestörten 
Verkehr  der  Liebenden  nichts  mehr  im  Wege.  Statt  nun  auf  Akes 
Abreise  zu  warten,  schickt  der  waghalsige  Iron  der  Bolfriana  unbe- 
greiflicher Weise  noch  während  der  Anwesenheit  des  Gemahls  einen 
Brief  ins  Haus.  Ake  hat  gerade  seine  Freunde  noch  einmal  vor  dem 
Abschied  um  sich  versammelt,  und  so  trifft  Irons  Bote  Bolfriana  bei 
dem  dryckia  micil  mit  dem  Einschänken  beschäftigt,  gerade  wie  wir 
sie  kennen  lernten.  Ursprünglich  muß  dieser  Bote  angewiesen  gewesen 
sein,  seinen  Brief  heimlich  abzugeben.  Denn  wenn  Ake  überhaupt  Nei- 
gung zur  Eifersucht  hat,  so  findet  diese  Nahrung,  wenn  seine  Frau 
einen  Brief  annimmt,  und  es  ist  dabei  ganz  gleichgültig,  ob  der  Über- 
bringer ein  Ritter  oder  ein  Spielmann  ist.  In  unserem  Texte  erscheint 
nicht  nur  Irons  ritterlicher  Bote  als  Spielmann  an  Akes  Hofe,  sondern 
dieser  Spielmann  tritt  sogar  ganz  offen  vor  Akes  Augen  vor  Bolfriana 
und  verhandelt  ganz  offen  mit  ihr,  obwohl  er  sich  schließlich  skyn- 
dilega  entfernt,  wie  einer,  der  nicht  bemerkt  werden  will.  Aber  was 
hat  er  überhaupt  mit  Bolfriana  zu  reden,  wenn  er  einen  Brief  mit- 
bringt, der  alle  Worte  überflüssig  macht?  Soll  er  ihr  die  Cap.  270  ver- 
abredeten iartegnir  sagen,  wozu  dann  noch  der  Brief?  fser  henni  brefit 
i  hond  oc  ssegir  henni  iartegnir!  Aber  freilich,  den  Brief  liest  Bolfriana 
gar  nicht.  Iron  schreibt:  Wenn  Ake  fortgeritten  ist,  so  komm  am  Abend 
zu  mir  hinaus  in  den  Wald  —  ein  unsinniges  Ansinnen,  da  er  doch 
wahrlich  bequemer  zu  der  Verlassenen  in  die  Burg  kommen  kann, 
als  daß  sie  ihn  im  Walde  aufsucht  — ,  sie  steckt  den  Brief  einfach 
in  die  Tasche  und  sagt  dem  Boten,  wenn  Ake  fortgeritten  sei,  so  solle 
Iron  rida  i  sttegina,  wie  die  älteste  Handschrift  bietet 

In  der  Vorlage  unseres  Contaminators  werden  sich  die  Liebenden 
geeinigt  haben,  wie  jetzt  Cap.  269.  Dann  hieß  es  weiter:  Nookoru 
sidarr  er  })at,  da  schickte  Iron  heimlich  durch  einen  Ritter  einen  Brief 


IKON  UND  APOLLONIÜS.  21 

an  die  Geliebte,   in  dem  er  bat,   sie  möchte  an  einem  in  dem  Briefe 
näher  bezeichneten  Orte  im  Walde  mit  ihm  zusammentreffen.  Er  wird 
sie  in  dasselbe  mysteriöse  Haus  geladen  haben,  wo  jetzt  Ake,   nach- 
dem er  Iron  getödtet  hat,    die  Nachtruhe   hält.    Er  schickte   ihr   den 
Brief,  er  beschied  sie  zu  sich  in  den  Wald,  weil  Ake  noch  nicht  Erman- 
richs  Bekanntschaft  gemacht  hatte,  weil  Ake  noch  nicht  daran  dachte, 
seine  Bnrg  zu  verlassen.  Dies  Abenteuer  Irons  nun  wird  unseren  Con- 
taminator   an   ein  Spielmannslied    erinnert    haben,   wo  gleichfalls    ein 
Ritter  die  Liebe  einer  verheirateten  Frau  gewann.    Hier  verabredeten 
die  Liebenden  iartegnir,  an  denen  sie  sich  erkennen  wollten;  als  Spiel- 
mann fand  der  Ritter  Einlaß  in  die  Burg,  durch  die  iartegnir  gab  er 
sich   der  Geliebten  zu  erkennen.  Schwerlich  warteten  sie  ab,   bis  der 
Gatte  nach  Rom  reiste,  um  traulich  beisammen  zu  sein. 

Um  dieses  Lied  zu  verwerthen,  ließ  unser  Contaminater,  nach- 
dem er  Cap.  270  eingeschoben  hatte,  Ake  den  so  beliebten  Ritt  nach 
Rom  unternehmen,  ließ  er  den  Ritter  zum  Spielmann  werden  und  neben 
dem  Brief  die  iartegnir  zu  ihrem  Rechte  kommen,  ließ  er  endlich  Iron 
Bolfriana  in  den  Wald,  Bolfriana  Iron  in  die  Burg  einladen.  Blieb  die 
Ehebrecherin  des  Spielmannsliedes  ungestraft,  so  konnte  der  Con- 
taminator  um  so  eher  auf  den  Einfall  kommen,  statt  der  Bolfiiana 
holde  in  den  Schnee  hinauszuschicken. 


Zu  dem  der  Chronik  von  Ostreich  entnommenen  Zeugniss  macht 
W.  Grimm  (Deutsche  Heldensage  p.  160)  die  Bemerkung:  'Von  dem 
herzöge  Iran,  dessen  Jäger  Nordian  hier  nur  fehlt,  ein  abermaliges 
zeugni8\  Zunächst  scheint  es  mir  nicht  über  jeden  Zweifel  erhaben, 
daß  Enenkel  an  den  beiden  von  Grimm  angefahrten  Stellen  wirklich 
Iran  schrieb.  Denn  in  der  Chronik  von  Ostreich  ist  Van\  in  der  Welt- 
chronik von  einer  Handschrift  Iwan  überliefert*).  Ferner  aber  wäre  der 
Iran,  der  wegen  der  Tapferkeit,  die  er  *üf  dem  velde*  bewährt,  eben- 
bürtig neben  Dietrich  von  Bern  tritt,  schwerlich  mit  Iron  dem  Jäger 
za  identificiren.  Wer  das  Schwert  so  meisterlich  ftlhrt,  hat  wichtigeres 
zu  thun  als  Thiere  zu  jagen,  der  gehört  ein-  fdr  allemal  auf  das  Schlacht- 
feld, nicht  in  den  Wald.  Jedenfalls  wäre  es  ein  seiner  durchaus  unwür- 
diges Ende,  wenn  er  schließlich  ohne  langen  Kampf  von  einem  Könige 
erschlagen  würde,  dessen  Wisent  er  erlegt  hat.  Der  Iran  des  Enenkel 

*)  Nach  freundlicher  Mittheilong  von  Dr.  Strauch  lesen  in  der  Stelle  der  Welt- 
chronik alle  Hss.  Iran  (cgm.  250  teran);  die  Leipziger  hat  cyran.  Im  Fürstenbnche 
babeo  die  besten  Hss.  ebenfalls  iran,  yrcm;  die  Wiener  Hss.  2778.  2782  loan  (nicht 
itoon).  K.  B. 


22  FRIEDRICH  NEUMANN,  IRON  UND  APOLLONIUS. 

wird  daher  mit  anserem  Iron  so  wenig  gemein  gehabt  haben,  wie  etwa 
der  Hagen  der  Eudrun  mit  dem  Hagen  der  Nibelungen.  Kannte  aber 
die  Sage  neben  Iron  dem  Jäger  einen  kriegerischen  Iron,  so  wäre  es 
möglich,  daß  dieser  in  der  contaminirten  Apollo niussage  neben  Apol- 
lonius  stand,  wie  in  der  Eudrun  Hartmuot  neben  Ludwig.  Dann  wäre 
die  wundersame  Contamination  der  Iron-  und  ApoUoniussage  auf  die- 
selbe Weise  zu  Stande  gekommen,  wie  die  Verbindung  der  Bolfriana, 
der  Gemahlin  Akes,  mit  der  Bolfriana  von  Drekanfil:  die  zufällige 
Übereinstimmung   der  Namen  hätte  den  Anknüpfungspunkt  gegeben. 

Doch  mit  solchen  unsicheren  Vermuthungen  ist  uns  nicht  ge- 
holfen. Beschränken  wir  uns  darauf,  die  Resultate  kurz  zusammen- 
zufassen, zu  denen  wir  auf  Grund  der  Ungereimtheiten  und  Wider- 
sprüche unseres  Textes  gelangten. 

Der  Verfasser  der  Cap.  245 — 275  der  Thidrekssaga  fand  die 
Sage,  deren  Held  jetzt  Apollonius  ist,  ebenso  wie  die  Ironsage  noch 
vollständig  vor.  Die  ihm  bekannte  Apollonius-Dichtung  war  durch 
Contamination  zweier  Texte  entstanden ;  in  dem  einen  wurde  die  Königs- 
tochter heimlich,  in  dem  andern  mit  Gewalt  entführt  Der  natürliche 
Zusammenhang  in  der  ersteren  war  dadurch  gestört  worden,  daß  der 
Zauberring  der  Isolde  den  Apfel  der  Herburg  seiner  ursprünglichen 
Bedeutung  beraubt  hatte.  In  der  Ironsage  fand  unser  Verfasser  das 
Abenteuer  mit  Bolfriana  bereits  als  Interpolation  vor.  Er  selbst  vollzog 
die  Contamination  der  Iron-  und  ApoUoniussage  in  der  Weise,  daß 
er  Iron  den  Jäger  zum  Bruder  des  Apollonius  machte,  daß  er  die 
Kriegszüge,  die  auf  die  Entfahrung  der  Herburg  folgten,  in  Jagdzüge 
verwandelte,  an  die  er  die  sagenhafte  Wisentjagd  Irons  anschloß. 
Mit  dem  Abenteuer  der  Bolfriana  verschmolz  er  ein  Spielmannslied 
ähnlichen  Inhalts.  Um  Witoges  Vermählung  mit  einer  Bolfriana  an- 
bringen zu  können,  ließ  er  —  vielleicht  dem  Spielmannsliede  folgend  — 
Akes  Gemahlin  am  Leben,  die  in  seiner  Vorlage  noch  von  dem  Gatten 
in  den  Schnee  hinausgejagt  wurde.  Ihre  Rolle  übertrug  er  mit  den 
nöthigen  Änderungen  auf  die  Gemahlin  Irons,  die  er,  wenn  auch  nicht 
mit  dem  Namen  Isolde,  vorfand.  Um  schließlich  Iron  und  Apollonius 
in  Verbindung  zu  setzen  mit  den  Helden  der  Thidrekssaga,  fUhrte 
er  Ermanrich,  Attila,  Dietrich  u.  s.  w.  willkürlich  ein.  Auch  Ake 
wird  er  als  den  Bruder  Ermanrichs  an  die  Stelle  des  früheren  Ge- 
mahls der  Bolfriana  gesetzt  haben. 

BERLIN.  FRIEDRICH  NEUMANN. 


C.  MAKOLD,  LATEIN.  EIMFIiUSS  AUF  DIE  (iOT.  BIBELÜBEBSETZUNO.       23 


KRITISCHE  UNTERSUCHUNGEN  ÜBER  DEN  EIN- 
FLÜSS  DES  LATEINISCHEN  AUF  DIE  GOTISCHE 

BIBELÜBERSETZUNG. 

(Fortsetsimg.) 


Mt.  VI,  24   habe   ich    bereits  in  den  wißenschaftlichen  Monats- 
blittem  Vlly  S.  91  zusammen  mit  den  Parallelstellen  behandelt,  daher 
icli  nicht  alles  wiederholen  will ;  nur  einige  Zusätze  mögen  hier  folgen. 
Mt  VI,  24  steht  patietur  auch  in  c,  bei  Aug.,  und  hat  auch  Juyencus 
vorgelegen;  femer  ist  unter  den  dort  aufgeftlhrten  Texten  g^  statt  g* 
zu  setzen.    Lc  XVI,  13  steht   in   d  noch    adprehendit,    bei  Hieron. 
aadiet,  sonst  aber  in  allen ,  außer  in  abg',  adherebit    Tit  I,  9  wäre 
noch    Hil.    und   Hier,    (nur   an    einigen   Stellen)    mit    obtinentem    zu 
erwähnen.    Außerdem    über    die    letztere    Stelle    noch    einige  Worte. 
Andanemeigs  gehört  zum  Substantiv  andanem  (PhiL  IV,  15  =  Ai^^i^, 
Annahme)  und  bezeichnet  denmach  die  bleibende  Eigenschaft  des  An- 
nehmens.    Das  latein.   tenax,    das  wir  beim  Ambrosiaster  lesen,   hat 
ebenfallB  die  Bedeutung  einer  anhaftenden  Neigung,  etwas  festzuhalten. 
Es  ist  daher,    besonders  wegen  der  Wahl   eines  Adjectiviims,    wahr- 
scheinlich, daß  Ulfilas  in  seinem  latein.  Texte  tenax  las,  wozu  noch 
kommt,    daß  die  Übereinstimmung  mit  dem  Texte  des  Ambrst  sich 
bis  auf  die  Construction  mit  dem  Genetiv  erstreckt    Andererseits  ist 
freilich    die  Erscheinung,    daß   gotisches  Adjectivum  Air  griechisches, 
reip.  lateinisches  Participium  steht,   nicht  vereinzelt,   wie  die  Zusam- 
menstellung bei  GL.  §.  190,  3  lehrt,  wo  allerdings  eine  ganze  Anzahl 
von  Beispielen   fortfällt,    da  schon  lateinische  Texte  Adjectiva  bieten 
(imsere  Stelle  habe  ich  übrigens  vermisst).  Es  käme  also  nur  darauf  an, 
zu  zeigen,  daß  die  Bedeutung  von  andanemeigs  zu  der  von  amplectens 
stimmt.    Amplecti  hat  zunächst  die  sinnliche  Bedeutung  „umfassen^, 
dann   aber  auch  die  tropische  „schätzen^,    „lieben^,    „sich  zu  Herzen 
nehmen*^;   es  könnte  demnach  sehr  wohl  als  Vorbild  für  das  gotische 
andanemeigs  an  dieser  Stelle  gedient  haben,  imd  es  muß  unentschieden 
bleiben,  welches  lateinische  Wort  dem  Übersetzer  vorgelegen,   zumal 
im  Allgemeinen  in  den  Episteln  zwar  auffallende  Übereinstimmungen 
mit  Ambrst.,    aber  auch   wieder  evidente  Angleichung  an  einen  latei- 
nischen Text,  wie  er  in  de  vorliegt,  sich  zeigen.  Daß  aber  das  Latei- 
nische an  den    hier  in  Frage    kommenden  Stellen   überhaupt   benutzt 


24  C.  liABOLD 

iBt,  zeigt  die  Ausführung  in  den  wißenschaftlichen  Monatsblättern  wohl 
deutlich  genug. 

In  demselben  Verse  Mt.  VI,  24  ist  noch  die  Übereinstimmung 
von  mamntonin  =  fLUfAmva  mit  cfflPg^hqvg.  mammonae  (nicht  nur  f, 
wie  Bernhardt  angibt)  zu  beachten.  Die  gotischen  Fremdwörter  er- 
fordern aber  eine  eigene  Behandlung,  die  hier  nicht  am  Platze  wäre. 

Mt.  VI^  26  niu  jus  mais  yul))rizans  siju)>  ))aim?  =  ovx  viistq 
(läXXov  diafpdgsTS  avrav;  Für  das  griechische  iiatpigBiv  in  der 
übertragenen  Bedeutung  „einen  Unterschied  ausmachen^,  ^ausgezeichnet 
sein  vor  Jemand*^  hat  der  Gote  verschiedene  Ausdrücke.  Gal.  ü,  6 
ist  der  griechische  unpersönliche  Ausdruck  ovdiv  iiol  diatpigai  dnrcb 
ni  vaiht  mis  yul))ris  ist  übersetzt  (vgl.  über  das  Wort  Bernhardt 
in  Zachers  Zeitschrift  IE,  S.  297  und  Schade^  Altdeutsches  Wörterbuch' 
S.  1210).  Alsdann  ist  unsere  Stelle  mit  dem  Comparativ  vom  Adjectiv 
vul}>rs.  Femer  Mt.  X,  31  nokkäv  ötgov^iav  diafpigsts  v[iBli 
=  managaim  sparvam  batizans  siju))  jus.  Endlich  Gal.  IV,  1  ist 
das  griechische  ovdiv  diatpigBi  dovkov  xvgiog  („so  lange  der  £rbe 
noch  ein  Knäblein  ist,  unterscheidet  sich  ein  Herr  über  alles  in  nichts 
von  einem  Sclaven*^)  übersetzt  durch  ni  und  vaiht  iusiza  ist  skalka 
frauja.  Wir  finden  also  jedesmal  ein  anderes  Wort  und  jedesmal  eine 
Umschreibung  iFür  diag)SQSiv.  Wiederum  ist  es  aber  das  Lateinischej 
welches  eine  Parallele  zu  diesen  Ausdrücken  enthält  und  somit  ftU 
seine  Berücksichtigung  durch  Ulfilas  spricht.  Gal.  II,  6  steht  in  d  e 
rAmbrst.  Aug.  nihil  mea  interest,  g  nihil  mea  interest  1:  difiert 
Mt.  Vly  26  haben  aff^vg.  nonne  vos  magis  pluris  estis  Ulis,  bfg^ 
aur.  nur  plures  ftlr  pluris,  g^  nonne  magis  vos  pluris  estis  illis,  h  wie 
vorher,  nur  plus  ftlr  pluris,  c  nonne  vos  pluris  estis  illis.  Mt.  X,  31 
it.  vg.  meliores  estis,  die  Texte  variiren  nur  in  der  Stellung  und 
bcg^h  haben  multo  statt  multis  (auf  passeribus  bezogen).  Gal.  IV,  1 
degAmbrst  Victor,  vg.  nihil  differt.  Die  Abhängigkeit  des  Gotischen 
vom  Lateinischen  ist  bei  einer  solchen  Übereinstimmung  wohl  nicht 
zu  leugnen*)  und  für  mais  vul|)rizans  haben  wir  somit  das  vollständig 
zutreffende  Vorbild  in  magis  pluris;  ein  bloßer  Pleonasmus  „wie  im 
Griechischen  und  Lateinischen^  (so  Bernhardt)  ist  es  aber  doch  wohl 
nicht,  außerdem  darf  die  Übereinstimmung  des  Comparativs  im  Goti- 
schen und  Lateinischen  durchaus  nicht  unbeachtet  bleiben.  Bernhardt 


*)  Verglichen  mit  dem  lat.  differt  scheint  die  Etymologie  des  got.  insiza,  wie 
sie  Grimm  in  der  Vorrede  zu  Schulzens  Glossar  S.  V,  der  es  zur  Präposition  ns  stellt, 
angibt,  mehr  Berechtigung  sn  haben  als  die  von  L.  Meyer,  Gothische  Spr.  S.  176. 
186.  364.  483  vermuthete,  der  das  Wort  mit  griech.  €v  zusammenstellt. 


DER  EIKFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       25 

ehirt  ftlr  den  yermeintlichen  Pleonasmus  noch  Mc.  V,  26  nnd  2  Cor. 
Vm.  22.    Auch  diese  Stellen  sind  wichtig  (br  die  Berücksichtigung 
des  Lateinischen.  Mc.  V,  26  heißt  es  von  der  Frau^  die  den  Blutfluß 
hatte   und    noch    durch   nichts  hatte   geheilt  werden   können:    [gfiilv 
i^Blfi^stöa  aXXä  fiäXXov  slg  to  xitgov  iX^ovea^   wofür  ülfilas 
sagt  jah  ni  vaihtai  botida,   ak  mais  vairs  habaida  (daß  vairs  ein 
Comparativ  ist,  siehe  Gr.  Ghramm.  HE,  S.  589  f.).   Die  letzten  Worte 
sind  in  den  lateinischen  Handschriften  aber  folgendermaßen  gegeben: 
dfaur.yg.  sed  magis  deterius  habebat;  asedplus  deterius habebat, 
bcff*  sed  peius  habebat,    i  sed  deterius  habebat.    Die  ungewöhnliche 
griechische  Wendung  gab  Ulfilas  also  in  dem  Streben  nach  Klarheit 
anf  und  übersetzte  das  Lateinische  als  das  Verständlichere  (vgl.  ubil 
haban   und  ubilaba  haban).    Daher  stammt  auch  das  Verbum  finitum 
botida   und   habaida,    denn   das   vorhergehende  dtpsXrif^Btea  ist  auch 
durch    profecerat   (d  proficiebat)    wiedergegeben.    Beide    lateinischen 
Verba  schließen  sich  aber  an  ein  vorangehendes  Relativum  an,  welches 
das  danavi^öaöa   auflöst,    während  Ulfilas  sie  als  einen  selbständigen 
parenthetischen  Hauptsatz  fasste.    2  Cor.  VIU,  22  gibt  A  a])])an  nu 
saifilu  usdaudozan  trauainai  managai  in  izvis,  B  aber  a})|)an  nu 
sai  filaus  mais  usdaudozan  u.  s.  w.  für  vwl  dh  JtoXv  6novdav- 
ixBQOv  xsnoi^ösi  xoXX'g  rg  slg  vfiäg.  Von  den  lateinischen  Hand- 
schriften   gewähren  de  diese  Lesart:    nunc   vero   multo    sollicitiorem 
confidentia  multa  in  nobis,  g  nunc  autem  multo  sollicitiorem  confidentia, 
quae  in  vobis  (FG  und  g  lassen  noll'Q  fort)  und  beim  Ambrst.  lesen 
wir  nunc  vero  multo  sollicitiorem  multa  fiducia  vestri.   Es  ftlllt  diese 
Stelle,    wie   auf  den  ersten  Blick  einleuchtet,    nicht  in  die  Kategorie 
der  beiden  Stellen  aus  Mt.  und  Mc.  (Bernhardt  hätte  der  Vollständig- 
keit halber  eher  Phil.  I,  23   und  filu   mais  batizo  =  xoXXp  iiLaXXov 
*QBt66ov  citiren  können).  Bernhardt  fügt  nun  in  den  kritischen  Bemer- 
kungen zu   der  Lesart   von  A  (2  Cor.  VHI,  22)  hinzu:    „eine   nach- 
trägliche Verbesserung^.   Wenn  wir  zu  dieser  Bemerkung  seinen  kri- 
tischen Grundsatz  für  die  Behandlung  des  gotischen  Textes  der  Episteln, 
den  er  in  der  Einleitung  S.  LXITI  ausgesprochen,  halten,  so  muß  es 
UQ8  um  so  mehr  wundem,  als  die  lakonische  Kürze  jener  Bemerkung 
über  die  Grttnde  im  Dunkeln  läßt,  die  ihn  zu  der  Behauptung  veran- 
laßten.  In  der  Einleitung  heißt  es  an  der  citirten  Stelle:  ;, Somit  glaube 
ich  nicht  fehlgegangen  zu  sein,  wenn  ich  A,  als  zuverläßigere  Quelle 
der  Überlieferung,    im  Allgemeinen  bevorzugt  und  da,    wo  der  grie- 
chische Text,   die  lateinische  Version  und  der  Sprachgebrauch  nicht 
entscheiden,  die  Lesart  von  A  in  den  Text  gesetzt  habe.*^  Ich  meiner- 


26  C.  MAROLD 

seits  glaube,   daß  der  griechische  Text,    die  lateinische  Version  und 
der   Sprachgebrauch   hier    durchaus    zu    Gunsten    der  Lesart   von  A 
sprechen,  und   daß  Bernhardt  nicht  nöthig  gehabt  hätte,  von  seinem 
durchaus  richtigen  Princip  abzugehen.  Welchen  Sinn  hat  nun  ($äXJiü¥ 
^  magis  =  mais  an  den  beiden  Stellen  Mt  VI,  26  und  Mo.  V,  26? 
Der  Comparativbegriff  liegt   bereits  in  dLaq>iQSiv   und   slg  to   XBi^ov 
iXd'ttv  und  (läXXov  ist  keineswegs  pleonastisch ,   nur  den  Comparatiy 
dieser  Ausdrücke  verstärkend,  hinzugesetzt*),  sondern  es  steht  selb- 
ständig in  der  Bedeutung  von  „vielmehr*'**),  und  die  beiden  Stellen 
haben  demnach  folgenden  Sinn :  Mt  VI,  26  „Seid  ihr  denn  nicht  viel- 
mehr von  höherem  Werthe  als  sie^  und  Mc.  V,  26  „Sondern  sie  be- 
fand   sich  vielmehr  noch  schlimmer   daran^.    Ebenso  muß  wohl  der 
Pleonasmus  aus  Phil.  I.  23  (und  filu  mais  batizo  ist  =  xoXX^  (läXXov 
xQBt06ov)  erklärt  werden:   „und  was  diesem  den  Vorzug  gibt,    es  ist 
beßer^.    Denn   daß  Ulfilas   solch   ein   rein   pleonastisch  hinzugefitgtes 
liäXXov  zu  übersetzen  vermied,  zeigt  Mc.  VII,  36  hvan  filu  is  im  ana- 
bau)),   mais   ))amma  eis  meridedun  =  o6ov  äi  avtog   avtotg    '&£- 
öziXXsroy    avtol    fiäXj^ov    %bql666%bqov    ixiJQv66ov   und   2  Cor. 
VII,  13  filaus   mais   faginodedum   ana  fahedai  Teitaus  =  xegiö- 
öotSQ&g  fiäXXov  ixdgrifisv  inl  ty  xagj:  Tirov***).   Ftlr  die  Ände- 
rung Mc.  VII,  36  geben  uns  aber  wieder  die  lateinischen  Handschriften 
einen  Anhalt;   f  tanto  magis  illi  plus  praedicabant,  a  tanto  magis 
clamabant,    cg'aur.vg.    (illi)   tanto    magis    plus    praedicabant   (c   illi 
vero  etc.),    bdfiF'ilq  at  (bdi  ad)  illi  magis  tantum  praed.    Der  latei- 
nische Text,  der  Ulfilas  vorgelegen,  muß  also  wohl  eine  Vermischung 
der  Lesart  von  a  mit  der  von  f  enthalten  haben  (daß  f  erst  im  6.  Jahrb. 
geschrieben  zu  sein  scheint,   darf  man  nicht  als  Hinderniss  fdr  diese 
Vermuthung   ansehen);   vielleicht   ist   auch    das   plus  in  f  erst  durch 
den  Abschreiber  hinzugekonmien,  während  seine  Vorlage  tanto  magis 
illi  enthielt,  ähnlich  muß  aber  auch  die  Vorlage  von  a  gelautet  haben, 
so  daß  wir  auch  hier  wieder  auf  eine  enge  Zusammengehörigkeit  von 
a  und  f  geführt  werden.  Weniger  sicher,  aber  auch  wahrscheinlich  ist 
der  Einfluß  des  Lateinischen  2  Cor.  VII,  13,  wo  deg  vg.  haben  abun- 
dantius  magis  gavisi  sumus,  r  plus  magis  und  Ambrst.  magis  magis- 
que,    so  daß  es  scheint,    als    ob  Ulfilas   den   verstärkten  Begriff  des 
magis  magisque  (was  ja  eigentlich  kein  Pleonasmus  mehr  ist)  durch 


*)  Vgl  Winer,  Orammatik^  8.  286. 

**)  Olber  diese  Bedeutong  tod  pLakXov  vgl.  Krüger,  Griech.  Sprachlehre 
8.  49,  7,  ö.  Mach  dem  Ohigen  Ut  auch  zu  herichtigen,  waa  OL.  Gramm.  8.  178  über 
daa  verstärkende  mais  gesagt  haben. 

***)  Häufiger  scheint  dieser  Pleonasmus  im  n.  Test,  nicht  Tonnkommen. 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       27 

filaoB  mais  wiedergeben  wollte*).  Alles  dieses  nun  wohlerwogen ,  ist 
es  doch  unmöglich  auch  2  Cor.  Vlli,  22  filaus  mais  selbständig  zu 
abersetzen,  es  würde  einfach  den  Begriff  von  usdaudozan  in  allge- 
meinerer Form  wiederholen,  und  diesen  Pleonasmus  vermeidet  eben 
Utfilas.  Demnach  ist  auch  hier  die  Lesart  von  A  die  ursprüngliche 
und  filaus  mais  mag  in  B  in  Folge  einer  Glosse  der  Vorlage  aus 
Reminiscenz  an  Vll,  13  hineingerathen  sein. 

Mt.  Vll,  16   ibai   lisanda   af  ))aumum    veinabasja   ai))))au   af 

vigadeinom    smakkans?  =  iiijti    övXXiyovöiv    ax6    axavh-av    (in 

keiner  Handschr.    steht   ttSv   axav%äv^    wie  Bernhardt  in  den  Text 

setzt)    6xa^vXi^    (so   mit   MBityg.;    die   übrigen  Texte    6xafpvkr^^ 

C*  6xafpvkfiva^)  iq  ano  tQißoXav  övxa ;  Es  ist  eine  nicht  eben  selten 

«oftretende  Erscheinung,  daß  filr  griechisches  Activum  gotisches  Pas- 

siYum  und  umgekehrt  von  Ulfilas  gesetzt  ist;    bei  GL  in  der  Ghram- 

matik  §.  177  wird  diese  Thatsache  auch  ausführlich  erwähnt  und  mit 

Beispielen   erhärtet.    Auch  diese  Abweichung  soll  im  Folgenden  mit 

Rücksicht  auf  das  Lateinische  ins  Auge  gefasst  werden.    Selbstver- 

stlndlich  wird^    falls  Übereinstimmungen  der  Art  sich  finden  sollten, 

auch  nach  einem  inneren  Ghnnde  gesucht  werden  müssen,  der  ülfilas 

veranlassen  konnte,  dem  Lateinischen  den  Vorzug  zu  geben.   An  der 

obigen  Stelle  nun  haben  alle  lateinischen  Texte  übereinstimmend  mit 

dem  Ghriechischen   num(quid)  colligunt  de  spinis   uvas  etc.;    der  ftir 

onsere   Frage    wichtige   Codex   e   ist    hier    leider    nicht    vorhanden. 

In  der  Parallelstelle  Lc.  VI,  44  heiUt   es   aber  ni    auk   us   ))aumum 

lisanda    smakkans,   nih  })an  us  aihvatundjai  trudanda  veinabasja 

^  ov  yag  i^  a%av%mv    övXXiyovöLV   övxa   oväh  ix  ßätov   xqv- 

yiöiv    0xag>vXijv    (m    dieser   Stellung    mit  AERKIASUY FJAIIy 

L,  der  andere  Stellung  hat,  setzt  zwar  öxatpvXäg^   doch  ist  wohl  als 

sicher  anzunehmen,  daß  ülfilas  im  Griechischen  hier  nicht  den  Pluralis 

vor  sich  hatte).  Hier  lauten  die  Worte  nun  in  e:  de  spinis  enim  ficus 

non  leguntur  neque  de  rubo  vendemiantur**)  ubae,   in  den  an- 

*)  Außerdem  ist,  mit  AoBnabme  Ton  2  Cor.  VIII,  22  in  B,  dieses  die  einzige 
Stelle  in  der  gotischen  Bibel,  wo  filans  beim  Comparativ  steht,  während  es  in  der 
Skehreins  Smil  vorkommt,  lud,  Vc,  VIIo.  Andererseits  steht  filn  mais  nur  einmal  in 
der  Skeireins,  .VUd,  aber  2mal  in  der  Bibel,  Mc.  X,  48  und  1  Cor.  Xu,  22  (wosn 
dam  f  Cor.  VIII,  22  die  Lesart  von  A  als  Beispiel  fOr  filn  mit  Comparativ  kftme).  — 
Über  Mt  Y,  20,  wo  nXiiov  den  Comparativbegriff  von  ntQiooevnv  m  verstärken 
scheint,  s.  m  Mt.  X,  42. 

**)  Das  gotische  tradan  weicht  hier  in  der  Bedentang  vom  griechischen  nnd 
lateiiiisehen  Verbnm  ab.  £s  fehlte  dem  Gk>ten  ein  terminns  technicns  für  die  Wein- 
ernte   ond  so  nahm  Ulfilas   ein  Wort   dafür,    das,   weil  es  dem  griechischen    natiiv 


28  C.  MAROLD 

deren  Texten:  legunt  (cf  colligunt)  de  spinis  (fg^'*vg.  in  anderer 
Stellung  de  spinis  legunt  oder  colligunt)  ficus  (b  uvas),  neque  de  rubo 
vindemiant  uvam  (c  mit  Cop.  Syr.  auch  uvas).  Es  ist  demnach  höchst 
wahrscheinlich,  daß  in  e  auch  die  Matthäusstelle  passivisch  übersetzt 
war  und  daß  Ulfilas  diese  Übersetzung  vor  sich  hatte;  dadurch  wurde 
er  auf  die  Stelle  aufmerksam  und  gab  dem  Passivum  ans  dem  Ghrunde 
(der  sich  an  den  übrigen  Stellen  auch  bestätigt)  den  Vorzug,  um  ein 
bestimmtes  Subject  im  Satze  zu  haben,  denn  die  unbestimmte  dritte 
Person  im  Pluralis  schien  ihm  nicht  verständlich  genug,  wenn  sie  als 
die  unbestimmte  Person  =  man  gelten  sollte.  Das  Lateinische  werden 
wir,  wenigstens  in  den  bekannten  Texten,  nicht  durchweg  so  con- 
sequent  finden,  Ulfilas  jedoch  führt  das  einmal  Begonnene  durch  und 
nimmt  keinen  Anstoß,  nachdem  ihm  das  Lateinische  einmal  den  Weg 
gezeigt,  die  Umänderung  auch  einmal  abweichend  von  beiden  Texten 
vorzunehmen.  Auch  Mt.  XI,  8  ist  hieherzüziehen,  obwohl  das  gotische 
im  Passivum  stehende  Verbum  nur  ein  Syuonymum  des  griechischen  ist; 
es  heißt  daselbst:  sai  ])aiei  hnasqjaim  vasidai  sind,  in  gardim 
))iudane  sind  =?  iSov  ol  za  {lakaxa  (poQOvvxsg  iv  rotg  otxois  xmv 
ßaöiXioiv  sleCv.  In  den  lateinischen  Texten  steht  nur  in  d  ecce  qni 
mollibus  utuntur,  sonst  in  allen  ecce,  qui  mollibus  vestiuntur, 
in  domibus  regum  sunt.  Ulfilas  fürchtete  wohl,  wenn  er  den  Ausdruck 
wörtlich  und  demnach  q>OQBtv  mit  bairan  übersetzte,  nicht  hinreichend 
deutlich  zu  sein,  zumal  ihn  die  Rücksicht  auf  den  vorangehenden 
Fragesatz  schon  auf  eine  womöglich  gleiche  Wendung  hinwies.  Das 
Lateinische  gab  ihm  den  deutlicheren  Ausdruck  an  die  Hand  und 
ging  ihm  auch  in  der  Wahl  der  Relativconstruction  voran;  nur  ver- 
änderte er  das  lateinische  Praesens  Passivi  (in  medialem  Sinne)  in  das 
Perfectum,  um  das  dauernde  Bekleidetsein  auszudrücken.  Das  grie- 
chische q>OQBtv  steht  noch  dreimal,  wo  wir  auch  zur  Vergleichung  den 
gotischen  Text  besitzen,  Jh.  XIX,  5.  Rom.  XIII,  4.  1  Cor.  XV,  49. 
An  der  ersten  Stelle  ist  es  von  Jesus  gesagt,  der  die  Dornenkrone 
und  deu  Purpurmantel  trägt  (bairands),  an  der  zweiten  von  Gott,  der 


(Lc.  X|  19)  und  dem  lateinischen  calcare  entspricht ,  bedeuten  muß  „koltera**.  — 
Den  Pluralis  veinabasja  wird  der  Übersetzer  wohl  auch  nach  dem  lateinischen  uvae 
gewählt  haben,  die  Stellung  aber  behielt  er  nach  dem  Griechischen  bei.  —  Übrigens 
ist  auffallend,  daß  D''  auch  ov  yoig  i%Xiyovxcii  hat,  was  also  hier  auf  irgend  einen 
Zusammenbang  mit  e  hindeutet;  doch  ist  das  für  das  Gotische  von  keinem  Belang, 
es  gehört  diese  Lesart  m  den  Angleichungen  an  lateinische  Lesarten,  deren  sich 
mehrere  in  D  finden.  Ulfilas  kSnnte  dieselbe  unmöglich  vorgelegen  haben,  da  der 
selbe  inXiyia^ai  mit  gavaljaii  flbersetst 


DEB  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       29 

du  Schwert  der  Bache  nicht  umsonst  trägt  (bairi))),  und  an  der  dritten 
Ton  uns  Menschen y    die  wir  das  Bild  des  himmlischen  Menschen  an 
ans  tragen  (svasve  herum  •—  bairaima).  Die  lateinischen  Texte  setzen 
an  der  ersten  Stelle  habens,  sonst  portare.   Der  Vergleich  mit  diesen 
Stellen  zeigt  besonders  deutlich,  daß  Ulfilas  an  der  Matthäusstelle  das 
Lateinische  vor  sich  hatte.  Wiederum  allein  mit  e  in  Übereinstinmiung 
steht  Lc  VT,  38  mitads  goda  jah  ufarfulla  jah  gavigana  jah  ufargutana 
gibada  in  barm  izvarana  =  fbitgov  xaXov  xsxuöiiivov  xal  066aXsv~ 
jjdvw  xal    vM€QSxxvv{v)6iL€vov    8m6ov6iv   sig   rot^    xoXxov   VfLdvj 
e  mensura   bona   commota    superfundens   dabitur  in   sinos  vestros 
Jedoch  ist  nur  das  Passivum  im  Einklang  mit  dem  Gotischen ;  zunächst 
fehlt  der  dem  griechischen  xsaiBöiLivov  entsprechende  Ausdruck  in  e 
ganz,  der  in  d  lautet  impletam,  acfg'  cumulatam  (a  in  anderer  Stellung), 
die  abrigen  confersam,  confertam,   confestam;   alsdann  fehlt  die  Ver- 
bindoBg   der   attributiven  Participia    durch    et   (zwischen    den    ersten 
beiden  Attributen  steht  es  nur  in  Vvg."^*  und  in  einigen  Codices  der- 
selben und  in  Syr."^);  schließlich  ist  der  Pluralis  in  sinos  vestros  niu: 
in  e,  wohl    eine  Änderung    des   klügelnden  Abschreibers.    Daß    also 
eine  dem  Codex  e  ganz  nahestehende  Handschrift  Ulfilas  vorgelegen, 
ist  schwerlich  anzunehmen,  aber  immerhin  sind  sehr  wichtige  Lesarten, 
wie  sich   wiederholt  gezeigt  hat  und  noch  mehr  zeigen  wird,   in  e 
vorhanden,    die   aus   dem   lateinischen  Text  des  Ulfilas  gefloßen  sein 
niüBsen.    Alsdann  ist  hieher  zu  ziehen  Jh.  XV,  6  niba  saei  visi)>  in 
mis,   usvairpada  ut  sve  veinatains  jah  ga[>aur8ni[>  jah  galisada  jah 
in  fon  galagjand  jah  inbrannjada  =  iav  fiij  tig  fieivg  iv  i^iolj  ißXfj^ 
(OL  ixßX^^)  i^m   dg  to   xA^/ia   xal   iii^gävdni   xal   övväyovöiv 
«VTo  (so  in  kDLXzüT;    die  tlbrigen  avtä^  dieses  stimmt  nicht  zum 
Singolaris   galisada)    xal   eig   to    xvq   ßdXXovöiv    xal    xatnai.    Hier 
schließt  sich  nun  e  an  das  Crriechische  mit  coUigunt  an,  wie  die  an- 
deren lateinischen  Texte  mit  colligent  (a  congregabunt).    Es  ist  aber 
aaffallend,    daß  Ulfilas  nur  das  eine  activische  Verbum  ins  Passivum 
umgewandelt  hat,   nicht  auch  ßaXXovöiv^    zumal  ihm  hier  das  Latei- 
nische nicht  die  Veranlassung  gegeben  zu  haben  scheint*).  Der  Grund 
mag   ein   formaler   gewesen   sein,    um   die  Eintönigkeit  der  gleichen 
Ptssivendungen  zu  unterbrechen;    die  gotische  Übersetzung  des  vor- 
liegenden Verses  ist  auf  diese  Weise  symmetrisch  angeordnet,   womit 
die  Interpunction  des  Cod.  arg.  übereinstimmt:  von  niba  bis  veinatains 


*)  Ober  nilia  saei  =  iav  f&if  xiq   und  die  laieiiiisehen  Texte  ao  dieser  Stelle 
1  Genn.  XYI,  168. 


30  C.  MABOLD 

erstes  Glied,    gewissermaßen  das  Thema  des  Gedankens ,    der  durcb 
zwei  Doppelbegriffe    amplificirt   wird,    die   mit   activischer  und  passi- 
vischer Endung  abwechseki.   Es  folgt  sodann  Jh.  XVI,  21  qino  }>aD 
bairi))  saurga  habaid,   unte  qam  hveila  izos;    i))  bi))e  gabauran  ist 
barn,  ni  })ana8ei[>s  gaman  ))izos  aglons  faura  fahedai,  unte  gabaurans 
var))  manna  in  fairhvau  =  ^  yvvtj  otav  tixtij  Xvjci^v  ixBi,  on  ijX^sv 
fl  äga  avt^g'    otav  di  ysvviiöji  ro  naidlov  ov%ixi  fLinniovsvei  t^g 
^kiil^img   dia   tijv  %aQav^    ort   iyevvij&fi   av^QOXog  slg  Tot'  xoöfkov. 
Dazu  ist  aber  zu  vergleichen  f :  mulier  cum  parit  tristitiam  habet,  quia 
venit  hora  eins,  cum  autem  natus  fuerit  infans,  ultra  non  meminit 
tribulationis  prae  gaudio,   quia  natus  est  homo  in  mundo;    auch  in  e 
lautet  die  Stelle  ähnlich:   cum  autem  natus  fuerit  infans;    abweichend 
ist  jedoch  dies  (noch  in  aboff"  Syr.*''^,   und  danach  in  D)  fbr  hora, 
femer  iam   non  habet  in  mentem  praessuram  propter  gaudium,  und 
zum  Schluß   in   saeculü  (in  Übereinstimmung  mit  dem  Griechischen). 
Die  Umwandlung  der  activischen  in  die   passivische  Construction  ist 
ohne  Frage   aus   dem  Lateinischen   entlehnt   und  zwar  im  Ganzen  in 
der  Form,  ¥rie  sie  in  f  vorliegt.  Daftlr  spricht  außerdem  nämlich  auch 
faura  fahedai  =  dta  ttjv  %aQav  =  prae  gaudio  (prae  hier  nur  in  f, 
sonst  propter).  Dieses  faura  in  prohibitiver  Bedeutung  kommt  ftlr  iw 
cum   accus,   noch  an  folgenden  Stellen  vor.    Mc.  11,  4  jah  ni  magan- 
dans  nehva  qiman  imma  faura  manageim  =  xal  {lt^  dwäiiavoi  Mgog- 
syyiöai.  aitp  dvic  tov  o%Xov,   it.'^'^vg.  prae  turba  (e  -bam),  b  prae 
multitudine,  a  propter  turbam.    Auch  hier  ist  faura  nach  dem  latei- 
nischen  prae  gewählt,    denn   dem  griechischen  dia  cum  accus.,    lat. 
propter,    entspricht  sonst  got.  in  cum  genetivo.    Freilich  bleibt  noch 
der  Pluralis  manageim  unerklärt,    den  jedoch  Ulfilas  immerhin  auch 
aus  dem  Lateinischen  haben  kann,   wenn  er  auch  an  dieser  Stelle  in 
keinem  bekannten  Texte  steht;  so  steht  aber  z.  B.  Lc.  VIII,  19  und 
XIX,  3  in  e  per  turbas,    während  alle  übrigen  Texte  den  Singularis 
aufweisen.    Auch  Lc.  VIII,  19  ist  faura  managein  =  8ia  tov  o%kov 
nach  bfvg.  prae  turba  (a  propter  turbam,  e  per  turbas).  Dazu  noch 
Lc.  XIX,  3,    wo  es  von  Zacchäus   heißt  jah  ni  mahta  faura  mana- 
gein =  Koi  ovH  ridvvttxo  axo  tov  ojAoi;,  was  auch  nach  dem  lateini- 
schen prae  turba  gemacht  ist  (so  in  abfvg.,  e  per  turbas).  Schließlich 
bleibt  dabei  noch  erwähnenswerth  Jh.  XII,  42   faura  Fareisaium  ni 
andhaihaitun  =  8i.d    tovg    OaQi6alovg    ov%    miioXoyovv.    Hier   nun 
haben  die  bekannten  lateinischen  Texte  zwar  propter  Pharisaeos  non 
confitebantur,  womit  also  Ulfilas  nicht  flbereinstimmt.  Wenn  er  jedoch 
darauf  aufmerksam  gemacht  war,   wird  er  es  auch  hier  nicht 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       31 

verfehlt   haben ;    zumal  e»  wohl  unzweifelhaft   sicher  ist,    daß  er  das 
Johannes-Evangelium  nach  den  andern  übersetzte,  um  nun  den  unter- 
brochenen Faden  wieder  aufzunehmen,  so  ist  ein  weiteres  Beispiel  fbr 
die  Änderung  im  genus  verbi  Rom.  IX,  19  qi))is  mis  nu:   a})))an  hva 
nauh   faianda?  =  igstg   (loi  ovv   rC  ovv   In   (liiifpstai;   (so  mit 
BDEFG).    Es  ist  an  der  Stelle  von   den  Quadenwerken  Gottes    die 
Rede,    daß    die  Erwählung   oder  Nichterwählung   nicht   durch   unser 
Verdienst  geschieht,  sondern  nach  Gottes  Willen,  und  so  bedeuten  die 
citirten  Worte  im  Gotischen:  Warum  werden  wir  also  noch  getadelt? 
während   das  Griechische   heißt:    Warum   tadelt  er  uns    also   noch? 
Wenn  wir  nun  in  de  Ambrst.  lesen  quid  (igitur  nur  in  d  zugesetzt) 
adhac  quaeritur,    so  liegt  die  Vermuthung  nahe,    daß   dieses  auch 
die   lateinische  Lesart   des  ülfilas   gewesen    (in  den   anderen  Texten 
steht  qneritur).    Die  durch  das  Passivum  quaeritur  (denn  als  solches 
hat  er  es  alsdann  angesehen,   nicht  als  verschiedene  Schreibung  fUr 
queritur)  gegebene  Anregung  verwendete  er  freier  und  legte  dadurch 
den  Satzton  auf  die  Menschen  (als  Subject  zu  faianda),  vielleicht  um 
dadurch    den   wenn   auch   nur   scheinbaren  Vorwurf  gegen    Gott   zu 
mildem.  1  Cor.  XV,  64  })anuh  })an  ))ata  divano  gavasjada  undivanein 
=:  Stav  di  to  ^Vfizov   todto    iv8v6fixai   a^ava0tav  (so  mit  M*C* 
IM).   Es  ist  dieses  eine  von  den  Stellen,  die  man  als  Belege  fär  das 
gotische  Medium  anfiihrte,   man  fragt  sich  aber  vergebens,    welchen 
Zweck  hier  daa  Medium  haben  sollte,  da  doch  Ulfilas  so  oft  das  grie- 
chische   iv8vB6%ai   zu   übersetzen    hatte    und    nirgends   sonst    daftlr 
mediale  Formen   setzte;    sondern  er  setzt    dafür   entweder   activische 
Formen   von   gahamon   und   auch  von  gavasjan  (vasjan)  oder  passi- 
vische Formen   dieser  Verba  (Epb.  VI,  14  noch   gapaido})s   ftU*   iv- 
ivöäiisvog),   und  zwar  ist  der  Sinn  an  den  Stellen,   wo  das  Activum 
steht,    ein  reflexiver,    also  das  entsprechende  Pronomen  ausgelassen 
(vgl.   über  die  Auslassung   des  Reflexivpronomens   auch  bei  anderen 
Verben  GL.  Gr.  §.  176  Anm.   und   §.  178  Anm.  3),    an  den   andern 
Stellen  sind  die  Formen  rein  passivisch,  d.  h.  der  Übersetzer  will  aus- 
drücken,   daß  die  Bekleidung  von  einer  andern  Person  bewirkt  wird. 
So  konnte  auch  an  der  Corintherstelle  nur  das  Passivum  gesetzt  wer- 
den,  denn  Ulfilas  ist  in  solchen  scharfen  Unterscheidungen  ungemein 
consequent  Kurz  vorher  hat  Paulus  ausdrücklich  gesagt  (v.  50),  daß 
Fleisch  und  Blut  nicht  das  Reich  Gottes  ererben  können;   daß  femer 
jede  Erhöhung   des  Menschen  von   der  Gnadenwahl  Gottes   abhängt, 
ist  ein  häufig  ausgesprochener  Gedanke  bei  Paulus,    wie   sollte  also 
hier  Ulfilas  ivdvöaö^iu  mit  gavasjan  (sik)  oder  gar  mit  einem  Medium 


32  C.  MABOLD 

übersetzen,  selbst  als  sicher  vorausgesetzt,  daß  ihm  eines  zu  Gtebote 
gestanden?  Der  in  v.  53  stehende  Infinitiv  gahamon  hat  demnach  eben- 
falls passivischen  Sinn,  was  wegen  des  regierenden  skuld  ist  regel- 
mäßig bleibt  (vgl.  GL.  Gr.  §.  177  Anm.  4).  Undivanein  ist  in  ▼•  54 
natürlich  Dativ.  Die  lateinischen  Texte  haben  induerit;  Ulfilas  hat  also 
selbständig  die  Constraction  geändert  (f g  lassen  übrigens  mit  F  G  den 
ganzen  Passus  fort,  in  Dd  ist  er  noch  von  der  ersten  Hand  nach- 
getragen und  der  gotische  Codex  B  läßt  ihn  ebenfalls  fort;  daß  A  das 
Ursprüngliche  enthält,  zeigt  wohl  das  Passivum  gavasjada).  Noch  zwei 
Stellen  gehören  hieher,  die  ebenfalls  mit  Unrecht  als  Belege  für  das 
Medium  angesehen  wurden.  Zunächst  2  Cor.  IV,  17  unte  }>ata  and- 
vair])o  hveilahvairb  jah  leiht  aglons  unsaraizos  bi  ufarassau  aiveinis 
vul^aus  kaurei  vaurkjada  unsis  =  to  yäg  nagavtlxa  xqockcuqov 
xal  (diese  beiden  Worte  nur  in  D^EFG)  ikatpQov  vijg  ^Xiifsmg  ^(läv 
xad^  vnsQßokriv  (dieses  ohne  Zusatz  nur  in  H*Q*1^,  die  vorige  Les- 
art neben  dieser  auch  in  der  Armeniaca  vereint)  aldviov  ßdgog  do^t^s 
xarsQyä^srai  fn/Ltv.  Daß  vaurkjada  Passivum  ist,  zeigt  der  Nomi- 
nativ kaurei,  und  so  lange  keine  unbedingt  zwingenden  Gründe  für 
Annahme  eines  Schreibfehlers  in  B  statt  kaurein  beigebracht  werden, 
darf  daran  nicht  gerüttelt  werden.  Es  würde  aber,  auch  wenn  wir  die 
Möglichkeit  annähmen,  die  Schärfe  der  Übersetzung  verloren  gehen 
bei  der  Annahme,  daß  vaurkjada  eine  Medialform  sein  könnte.  Auch 
hier  liegt  in  den  gotischen  Worten  das  innige  Abhängigkeitsgefühl  von 
Gott,  wie  wir  es  in  der  ulfilanischen  Übersetzung  überall  antreffen. 
Wenn  die  Vergänglichkeit  und  Leichtigkeit  der  irdischen  Trübsal  uns 
zum  Übermaß  an  ewigem  Ruhme  gedeiht,  so  ist  nach  Ulfilas'  Auffas- 
sung eben  immer  Gott  der  Geber;  daß  die  Vergänglichkeit  u.  s.  w. 
selbst  dieses  bewirkt,  daran  sollen  seine  Goten  auch  nicht  im  entfern- 
testen denken,  darum  nahm  er  die  kleine  Änderung  vor  und  stellte 
diesen  Gedanken  auch  dadurch  in  einen  genaueren  Parallelismus  zum 
Gedanken  von  v.  16.  Hiefür  bot  ihm  nun  die  lateinische  Übersetzung 
nicht  die  Handhabe,  daß  er  sie  hier  aber  einsah,  zeigt  eine  andere 
minder  wichtige  Änderung,  indem  er  das  Adjectivum  aiveins  nach 
vul])aus  und  nicht  mit  dem  Griechischen  nach  kaurei  construirte. 
In  d  e  lauten  nämlich  die  Worte :  nam  quod  in  praesenti  est  momen- 
taneum  et  leve  tribulationis  nostrae  secundum  excellentiam  in  sub- 
limitate  aeternae  gloriae  pondus  operatur  in  nobis,  in  den  übrigen 
Texten  nach  dem  Griechischen  aetemum  etc.  (die  andern  Worte  wei. 
chen  nur  in  unwesentlichen  Punkten  ab).  Ähnlich  steht  es  nun  auch 
mit  der  andern  Stelle  2  Cor.  VII,  10  unte  so  bi  ga)>  saurga  idreiga 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBEBSETZUNG.       33 

daganistai  gatulgida  (Cod.  B  gatulgidai)  astiahada  =  19  yuQ  xuva 
9tiv  XvMf^  fkstavoiav  slg  ömtriglav  ifistafisliitov  naxBQya^axaL 
go(K'FOKLy  die  übrigen  Igya^Btai).  Auch  hier  trägt  das  Passivum 
zur  Deutlichkeit  wesentlich  bei  und  zeugt  von  derselben  Gesinnung 
des  Übersetzers.  Die  Traurigkeit  im  Hinblick  auf  Gott  ist  schon  der 
Än&Dg  der  Reue  und  erregt  die  Barmherzigkeit  Gottes,  der  die  Reue 
zam  bleibenden  Segen  gedeihen  läßt,  sie  erreicht  also  ihre  Voll- 
endung in  der  bleibenden  SinnesänderoDg.  Auch  hier  weist  ein 
anderes  Wort  wieder  auf  die  Benutzung  des  Lateinischen  hin.  Denn 
da  I&uten  die  Worte:  nam  secundum  deum  tristitia  (Ambrst  Aug.  vg. 
qnae  enim  secundum  deum  est  tristitia,  vg.  tristitia  est)  paenitentiam 
in  (Ambrst.  ad)  salutem  stabilem  (Aug.  inpaenitendam)  operatur. 
Das  gotische  gatulgida  ftlr  äfistafiiXtitov  ist  wohl  unzweifelhaft  nach 
dem  lateinischen  stabilem  gewählt.  —  In  zweiter  Linie  gehören  hieher 
diejenigen  Fälle,  wo  ein  griechisches  Intransitivum  durch  das  Passi- 
Tom  eines  transitiven  Verbums  im  Gotischen  wiedergegeben  wird. 
So  Mc  IV,  29  }>anuh  bi]>e  atgibada  akran,  suns  insandei]>  gil))a 
=  ovav  dl  xagad^  (so  K^'ACLO^ilunc^.)  0  xagxog^  ev^iios  i^o^ 
9xilX£i>  To  dgixuvov.  Ulfilas  nahm  das  griechische  Activum  (Ghimm, 
Lezicon  Ghraeco-Latinum  in  libros  Ni.  Ti.  S.  334  b  übersetzt  es  an 
dieser  Stelle:  quando  fructus  permiserit,  i.  e.  quando  per  fructus 
mAtoritatem  licuerit)  als  ein  Intransitivum  („wann  die  Frucht  zu- 
genommen hat^)  und  übersetzte  es  synonym  mit  dem  Passivum  von 
atgiban*).  Für  diese  Bedeutung  hat  ihm  aber  wiederum  das  Latei- 
nische den  Weg  gewiesen;  so  lesen  wir  in  ff^g^aur.vg.  cum  se  pro- 
dnxerit  fructus,  vg.""'*  ohne  se,  dfgMl  cum  produxerit  fructum,  c  cum 
mntaverit  fructum,  a  cum  fructum  fecerit,  b  cum  fructum  ediderit  (ich 
gebe  die  Varianten  in  dieser  Ausführlichkeit,  weil  Bernhardts  Angaben 
ganz  ungenau  sind).  Somit  ist  auch  diese  Stelle  charakteristisch  ftlr 
die  Methode  des  Ulfilas:  er  entnahm  die  Bedeutung  aus  dem  Latei- 
luschen,  die  Construction  behandelt  er  selbständig.  In  demselben  Verse 
iat  außerdem  atist  =  nuQicx^xBv  auch  nach  dem  lateinischen  adest 
(nur  g*  adstat  nach  dem  Griechischen)  gewählt.  Femer  Mc.  VII,  10 
saei  ubil  qi))ai  attin  seinamma  ai])]>au  ai])ein  seinai  dau]>au  afdau}>- 
jaidau  =  6  xanokoyäv  natiga  {  fitirdga  d'aväzp  rslsvvära. 
Ulfilas  scheute  sich  hier  etwa  gadau]>nan  zu  setzen,  um  bestimmt  das 
gewaltsame  Befördern  vom  Leben  zum  Tode  auszudrücken ;  im  Latei- 


*)  Stephaans  im  Thesaonui  erklXrt  unter   nttQudiiovai   diese  Stelle  ebenfaUi 
intransitiT  =  emeraerit 

OIBIUNIA.  Neve  Beflie  XY.  (XXVn.)  Jabrr.  3 


34  C.  MAROLD 

nischen  steht  überall,  in  Übereinstimmung  mit  dem  Griechischen,  morte 
moriatur  (d  morietur).  Afdau))jan  ist  sonst  =  f^avatovvj  während  teXiv- 
xuv  Mc.  IX;  48  von  dem  Warm  des  Gewissens,  der  nie  stirbt,  mit  gadau])- 
nan  (lat.   auch  mori)  übersetzt  wird.    Mc.  IX,  42  go])  ist  imma  mais 
ei  galagjaidau   asiluqaimos  ana  halsaggan  is  =  %uX6v  iötiv  avrp 
fkäXXoVj  sl  Ttsginaitai  fivXog  ovixog  (kBCDLz/)  Ttsgl  (D  iTvl)  tov 
XQaxfiXov  avrov^   it.  vg.  bonum  est  illi  (cdk  lassen  est  fort,    aar.  vg. 
ei)    magis   (fehlt  in  a),    si*  (fehlt  in  b)    circumdaretar   (k  nt  sns- 
pensa  esset)  mola  asinaria  (1  mola  asinaricia,  d  nur  mola,  q  lapis  mola- 
ris)  circa   Collum  (adfilvg.   nur   collo,    g*  in  collo)   eins.    Schon  die 
Umänderung  der  ganzen  Construction  weist  auf  eine  Abhängigkeit  des 
Gotischen  vom  Lateinischen  hin;  denn  das  Griechische  fasst  den  Ge- 
danken  als  bestimmte  Thatsache:    es  ist  ihm  beßer,    wenn  ihm  ein 
Mühlstein  um  den  Hals  liegt  u.  s.  w.,  während  das  Lateinische  und 
nach  ihm  das  Gotische  den  Wunsch  betont,  das  letztere  noch  genauer, 
indem   es  ei  fbr  si  setzt  (oder    sollte  Ulfilas    die  Lesart   von  k  vor- 
gelegen haben?).  Aus  dem  Lateinischen  hat  Ulfilas  demnach  auch  die 
Wahl    des  Passivum   entnommen,    was  übrigens   durch   die  erwähnte 
Änderung  des  Sinnes  bedingt  war.    Für  die  Übersetzung  des  griechi- 
schen  xBl6^ai   und   seiner  Composita  wendet   außerdem  Ulfilas  noch 
7mal  Passiva  an,  ebenfalls  an  8  Stellen  aber  das  genau  entsprechende 
ligan.    Vorzugsweise  ist  das  Passivum  von  gaiagjan  gesetzt,    so  noch 
Lc.  n,  12.  Lc.  XIX,  20.  2  Tim.  IV,  8  (lat.  repositum  esse,  Lc.  11,  12 
positum  esse);   sodann  von  ufarlagjan  für  ininstö^ai  Jh.  XI,  38,  wo 
die  Lesart  von  f  maßgebend  gewesen  ist :  superpositus  erat  supra  (ähn- 
lich noch  vg.,  wo  ei  für  supra  steht);  femer  von  satjan  1  Th.  DI,  3 
und   1  Tim.  I,  9  und  von  gasatjan  Phil.  I,  16   (im  Lateinischen  nur 
positum   esse).    Die  Unterscheidung  zwischen   gaiagjan  und  gasatjan 
liegt  natürlich  in  dem   synonymischen  Unterschiede   der   beiden  goti- 
schen Verba  begründet.  Wo  Ulfilas  ligan  setzt,  steht  im  Lateinischen 
allerdings  4mal  auch  positum  esse :  Lc.  U,  16.  34.  III,  9.  2  Cor.  lU,  15, 
4mal  aber  iacere:  Mc.  I,  30  (e  adcumbere,  aur.  vg.  discumbere).  11,4 
(a  decumbere).    V,  40  (in  cdfff'gaur.  vg.,    in  den  übrigen  fehlt  es). 
Lc.  V,  25.    Eine   andere  Stelle   legt  ebenfalls  zwar  nicht  für  die  Be- 
nutzung des  Lateinischen  Zeugniss  ab,    zeigt  aber  das  eminente  Ge- 
schick des  Übersetzers:    Lc.  VI,  21  audagai  jus  gretandans  nu,   nnte 
ufhlohjanda  =  fiaxdgioi  oC  xXaiovtsg  vvv^   ort  yiXaösta^   it.  vg. 
quoniam  (f  quia)  ridebitis.  Es  fragt  sich,  aus  welchem  Ghrunde  Ulfilas 
das  Passivum    eines  transitiven  Verbums  wählte,    das  bedeuten  muß 
i^ium  Lachen  bringen^,   während  es  doch  v.  25  heißt:  vai  isvia  jus 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       35 

ilahjandans  nu  =  oval  vfitv  ol  yEkävxsg  vvv.  Hiebei  kommt 
).  Ohrloffy  Die  Bruchstücke  vom  alten  Testameot  der  gotischen  Bibel- 
ibersetzung  (Halle  1876)  S.  33  f.  zu  dem  Resultat;  ufhlohjan  gehöre 
dnem  Abschreiber  an.  Wunderbar  sind  aber  seine  Schlußfolgerungen^ 
lie  ihn  dazu  fuhren.  Er  nimmt  Anstoß  daran ,  daß  hlahjan,  das  er, 
trotz  der  von  ihm  citirten  Stellen,  an  denen  das  Praeteritum  bi-hlohun 
iteht  (Mt.  IX,  24.  Mc.  V,  40.  Lc.  VIII,  53),  fllr  ein  schwaches  Verbum 
,mit  bewahrtem  kurzen  Stammes-a^  hält,  neben  dem  vom  Präterital- 
stamme  gebildeten  Compositum  uf-hlohjan  erscheint,  und  zwar  in  dem 
kurzen  Zwischenräume  von  wenigen  Versen.  Darauf  heißt  es:  „Nun 
st  es  aber  wenig  wahrscheinlich,  daß  ein  so  genauer  und  consequenter 
[Jbersetzer  wie  Vulfila  flir  ein  und  daselbe  Verbum  yeXav  zuerst  — 
if-hloh-jan  und  vier  Verse  weiter  in  ganz  demselben  Sinne  —  hlahjan 
>ebrauchte^ ;  daraus  schließt  Ohrloff,  daß  das  erstere  wohl  von  einem 
Abschreiber  stamme.  Schon  daß  ufhlohjan  im  Passivum  steht,  hlahjan 
%ber  im  Activum,  hätte  ihn  doch  auf  das  Richtige  hinführen  müssen*). 
Dnd  nun,  wenn  wir  die  beiden  Worte  in  ihrer  richtigen  Bedeutung 
mit  einander  an  ihren  Stellen  vergleichen,  zeigt  sich  der  „genaue  und 
consequente  Übersetzer^  erst  recht  und  in  ganz  anderem  Lichte  als 
in  dem  mechanischen  Sinne,  wie  Ohrloff  nach  den  citirten  Worten 
meint.  Den  jetzt  Weinenden  sagt  Jesus  nach  des  Ulfilas  Auffassung, 
daß  sie  würden  „zum  Lachen  gebracht  werden^  und  dann  den  jetzt 
wirklich  Lachenden,  sie  würden  „zu  klagen  und  weinen  beginnen^, 
wodurch  auch  die  Umschreibung  der  Futura  TtBv&ijastB  und  xkavasts 
mit  gaunon  jah  gretan  duginnid  geeignetes  Licht  erhält  (vgl.  übri- 
gens Wißensch.  Monatsblätter  III,  S.  171).  Einige  Schwierigkeiten 
bieten  die  Übersetzungen  des  medialen  anoQftö^at^  die  ich  hier  an- 
schließe. Ich  gehe  von  2  Cor.  IV,  8  aus:  in  allamma  }>raihanai  akei 
ni  gaagvidai,  andbitanai  akei  ni  afslau])idai  =  iv  navtl  ^lißa- 
(uvoi  alX  ov  6xBVO%(OQovfisvoi^  äxoQovfisvoi  all*  ovx  i^anogov- 
fkevoi.  Die  beiden  letzten  Ausdrücke  sind  im  Lateinischen  folgender- 
maßen übersetzt:  in  devg.  aporiamur  sed  non  destituimur,  von  Tert. 
indigeamus  sed  non  perindigeamus,  in  r  nur  aporiamur  sed  non  ex- 
aporiamur,  beim  Ambrst.  inopiam  passi  sed  non  destituti,  endlich  in  g 
aporiamur  t  contringimur  sed  non  destituimur  t  destituti  und 
dazu   noch   am  Rande    aporia  t  angor   constricti  t  ancti  t  destituti. 

•)  Hiermit  fHUt  zwar  die  Beweiakrafk  der  Analogie  für  die  spätere  Bildung 
Ton  ogjan  (Neh.  VI,  19)  gegenüber  in-a^-jan,  us-ag-jan,  af-ag-jan,  welche  BUdongen 
die  Übersetznng  des  n.  Test  aufweist,  jedoch  kann  dabei  diese  Thatsache  immer 
bett^MO  bleiben. 

3* 


36  C.  ICABOLD 

Das  gotische  andbitanai  ist  Particip  von  andbeitan,  das  sonst  =  i«i- 
tifMv   und   htixXijttösiv  ist,    also  „schelten'',    ^tadeln^  bedeutet;    af- 
slaQ])jan  heißt  „gleiten  machen^,  „aus  dem  Geleise  bringen^  (Schade, 
Altd.  Wörterbuch'  S.  825).  Demnach  entspricht  afslau^idai  dem  Sinne 
nach  dem  lateinischen  destituti,  von  destituere,  dessen  eigentliche  Be- 
deutung ist  ,,wegstellen^  d.  i.  von  der  eigentlich  zukommenden  Stelle 
entfernen,  woraus  dann  die  Bedeutungen  „täuschen^,  „verlassen^,  „unter- 
lassen^ u.  s.  w.  sich  entwickeln.  Für  andbitanai  aber  könnte  nur  con- 
stricti  (contringimur  wohl   nur   verschrieben  ftlr  constr.)  als  Vorlage 
gedient  haben,  wobei  die  BedeutuDg  von  constringere  =  „einschranken '^^ 
z.  B.  legibus,  religione,  necessitate,  einen  Anhalt  gewähren  dtlrfte ;  oder* 
sollte  Ulfilas    es  in   der  Bedeutung   von   perstringere  =  „verletzen*'^ 
„tadeln '^  genommen  haben?    Wir  sind  also  hier  genöthigt  uns  an  di^ 
Lesarten  von  g  zu  halten,  wovon  die  betreffenden  Worte  aus  der  auf- 
fallenden Fülle    von  Varianten    des  Ulfilas   lateinischem  Texte    zuzu- 
weisen sind.  Noch  GaL  IV,  20  heißt  es  unte  afslau])i^s  im  in  iz^ 
=  ort  aTtoQov^ai  iv  Vfitv^  it.  vg.  quoniam  (quia)  confandor  in  vobis. 
Das  Lateinische  scheint  auch  hier  von  Einfluß  gewesen  zu  sein,  jedo< 
ist  auf  diese  Stelle  wenig  Gewicht  zu  legen,   zumal  Ulfilas  ja  schoi 
an  der  vorher  besprochenen  Stelle  das  Wort  gebraucht  Dazu  komml 
alsdann  noch  2  Cor.  I,  8,  wo  es  in  A  heißt:  kauridai  vesum  ufar  mahl 
svasve  afsvaggvidai  veseima  jal  liban,  in  B  aber  skamaidedeii 
uns  und  diese  Variante  ist  am  Rande  von  A  ebenfalls  notirt  (nur  ohni 
uns).    Das  Griechische  lautet  ißagijdTiiisv  vxig  dvvafgtv,    Söts  i^a- 
xoQijd'ijvaL  ^(läg  ual  tov  tv^j   degrvg.  gravati  sumus  supra  (d 
super)  virtutem  (r  vires),  ita  ut  taederet  nos  et  vivere,  Hier.  Ambrat.^— 
ita  ut  desperaremus,  Tert  haesitaremus.  Cod.  A  wird  hier,  wie  mei- 
stens, das  Ursprüngliche  enthalten;  Ulfilas  fand  in  seinem  lateinisch« 
Texte  wahrscheinlich  ita  ut  taederet  nos,  und  da  ihm  beide  Ausdrttcki 
Schwierigkeiten  verursachten,  wählte  er  den  ungewöhnlichen,  nur  ein^ — 
mal  hier  vorkommenden  Ausdruck  (af-svaggvjan  wird  von  G  L«  richtig' 
übersetzt  mit  „abschwenken^,  „ungewiß  machen^,  zweifelhaft  machen''^-» 
Was  aber  den  Ausdruck  aus  B  betrifft,  so  entspricht  skainan  sik  sona^ 
aiöxvviö^cuj    lat    confundi,    welches   letztere    im  EÜrchenlatein    sehr 
gewöhnlich  die  Bedeutung  „sich  schämen*'  hat,    allerdings  neben  der 
Bedeutung  „in  Verwirrung  gerathen^,  die  es  oben  Gal.  IV,  20  hatte. 
Und  so  scheint  dieses  lateinische  Wort  die  Variante  in  B  veranlasst 
zu  haben;   vieUeicht  in  der  Weise,    daß  Ulfilas    selbst,   nachdem  er 
Gal.  rV,  20  übersetzt  hatte,   in  sein  Exemplar  an  der  Corintherstelle 
die  Variante  beischrieb,    so  daß   dann  in  eine  Reihe  der  Abschriften 


DEB  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBEBSETZUNG.       37 

die  eine^  in  eine  andere  die  zweite  Lesart  gelangte.  Oder  sollte  es  ein 
Versuch  gewesen  sein,  taedet  zu  übersetzen?  Einen  synonymen  Aus- 
drack    gebraucht  Ulfilas    sodann    1  Tim.  I,  6  afairzidai   fUr    a6to%ii- 
6avx£g.    Der  Bedeutung   nach    entnahm  er   das  Wort   hier    aus    dem 
Lateinischen,    wo  in  vg.  Ambrst.  Ambr.    aberrantes,    in  g  errantes 
1  declinantes  steht,   in  den  übrigen  excidentes  (1  Tim.  VI,  10  ist  af- 
airzidai  vaur])un  =  axsnXavtj^tiöav  =  erraverunt^    sonst   überhaupt 
ist  airzjan  und  afairzjan  =  JcXavav  oder  anoxlavävy  errare),  die  Con- 
straction   machte  er  aber  selbständig.  'A6to%stv  ist  2  Tim.  II,  18  mit 
usviss  usmitan  übersetzt,  d.  i.  ,,ungebunden  wandeln^,  auch  hier  steht 
beim  Ambrst.  deerraverunt,  bei  Aug.  aberraverunt,  sonst  aber  durch- 
weg exciderunt,  und  dieses  letztere  scheint  hier  maßgebend  für  die 
Wahl  des  gotischen  Wortes  gewesen  zu  sein.  —  Schließlich  sei  noch 
eine  Stelle  erwähnt,   wo  Ulfilas  ein  mediales  Verbum  mit  einem  Pas- 
siyum  übersetzte.    Eph.  I,  11  in  ^ammei  (seil,  in  Xristau)  hlauts  ga- 
satidai   vesum  =  iv  ^  ixkrigoi^riiiBv  (mit  mBKLP).    Wenn  es 
nun  Ambrst. '"^  Ambr.  heißt:  in  quo  (et)  nos  sorte  constituti  sumus, 
80  ist  ohne  Zweifel   diese  Lesart    das  Vorbild    fUr   das  Gotische  ge- 
wesen, nur  daß  Ulfilas  den  doppelten  Nominativ  setzte  (vgl.  oben  zu 
2  Cor.  IV,  17  und  VII,  10).    Die  übrigen  lat.  Texte  haben  folgende 
Lesarten:  fvg  Hier«  Or.  sorte  vocati  sumus,  Ambrst. ^*''  sortiti  sumus, 
Aag.  Victorin.  sortem  consecuti  sumus,  deg  vocati  sumus  nach  inkr^" 
^flfisv    der   andern  Texte.    Zu   gasatidai   vesum  =  constituti    sumus 
vgl.  20  gasatida  =  constituit.  Daß  Ulfilas  statt  des  lateinischen  sumus 
das  Praeteritum  von  visan  setzte,   liegt  in  der  Eigenthümlichkeit  des 
Gotischen,  das  in  Rücksicht  auf  Unvollendetheit  oder  Vollendung  bei 
der  Umschreibung  des  passivischen  Aorists  genauer  ist   als  die  Itala 
(vgl.  GL.  Gr.  §.  181,  4).  2  Tim.  II,  26  jah  usskavjaindau  us  un- 
hu]|>in8  vruggon  =  xal  avav7f[il;a}6LV  ix  f^g  tov  diaßoXov  xayidosj 
it  vg.  et  resipiscant  (g  respiciant)  a  diaboli  laqueo  (laqueis).  Im  Codex 
Ambr.  A  ist   hier  die  Variante   usskarjaindau   und  im  griech.  Codex 
Claromontanus   (D)    die  Variante   avaXi^fixpcjöLV.    Die  Stelle    ist    aus- 
itlhrlich  von  Schade,   Wörterbuch^  S.  1066  behandelt,    doch  scheint 
mir   fraglich,    daß   die  Lesart  von  Ambr.  A  mit  der  Variante  von  D 
in  Zusammenhang  gebracht  werden  könnte,  da  die  sinnliche  Bedeutung 
von   ivakayißavHv  in  medialem  Sinne   durch   kein  Beispiel   belegt  ist 
(vgl.  Stephanus,  Thesaurus  sub.  v.),   wohl  aber  kommt  avaiafißdvHv 
auch  ohne  iavrov^  besonders  bei  medicinischen  Schriftstellern,  in  der 
Bedeutung  „sich  erholen^  vor  (Stephanus  a.  a.  O.  U,  p.  432),  so  daß 
auch  zu  avaliifiipfoöiv  nur  usskavjaindau  paßen  würde.    Es  mag  us- 


38  C.  MAROLD 

skarjaindau  nur  eine  von  einem  Leser  an  den  Rand  der  Vorlage  von  A 
geschriebene  Glosse  gewesen  sein.  Um  Gott  als  den  Urheber  der  Be- 
freiung aus  dem  Netze  des  Teufels  zu  bezeichnen,  übersetzte  Ulfilas 
das  neutrale  Verbum  passivisch;  vielleicht  hat  ihm  im  Lateinischen 
die  Lesart  von  g  vorgelegen ;  wenigstens  würde  die  Bedeutung  der 
wachsamen  Vorsicht  darauf  fhhren,  wie  1  Cor.  XV^  34  usskavji])  izvia 
=  ixvijifavs  auf  die  Lesart  der  Vulgata  hinzuweisen  scheint:  evigilate, 
oder  des  Ambrst. :  vigilate  (die  anderen:  sobrii  estote). 

Für  das  gotische  Activum  ftlr  griechisches  Passivum  sind  nun 
zunächst  folgende  Fälle  in  Erwägung  zu  ziehen.  Mc.  11;  22  ak  vein 
juggata  in  balgins  niujans  giutand  =  diia  olvov  viov  slg  a(fxovg 
xaivovg  ßlfitiov  (mit  «•ACLF-.^iZ  unc.9).  In  e  flauten  die  Worte: 
sed  vinum  novum  in  utres  novos  mittunt«  Bernhardt  bemerkt  zu  der 
SteUe:  y,Nur  ef  cop.  aeth.  mittunt;  aber  ef  mit  dem  weiteren  Zusatz 
^et  ambo  conservantur';  demgemäß  ist  giutand  fiir  ßktftiov  schwerlich 
eine  Änderung  nach  f,  da  sonst  auch  der  weitere  Zusatz  eingedrungen 
wäre,  sondern  eine  Reminiscenz  aus  Mt.  und  Lc.^.  Zunächst  nun  ist 
es  sehr  fraglich ,  ob  Ulfilas  Lc.  V,  38  in  seinem  griechischen  Texte 
ßaXlovöLVy  was  Bernhardt  aufiummt^  vor  sich  gehabt  habe  und  nicht 
vielmehr  auch  ßktftiov  (Mt.  IX,  17  steht  nur  ßaXkovöiv).  Jenes  steht 
nämlich  in  K^'^D,  dieses  aber  in  K'ABCRXF^^i7  unc.^  (außer  in 
kBL  steht  noch  der  Zusatz,  den  Ulfilas  übersetzt,  in  allen  übrigen 
Texten).  Die  Itala  hat  hier  in  allen  Texten  mittunt  (die  Vulgata  da- 
gegen mittendum  est)  und  auch  den  Zusatz.  Fast  dieselben  Texte 
haben  nun  aber  auch  an  der  Marcusstelle  ßkr^xiov  und  ohne  den 
Zusatz.  Wie  hätte  Ulfilas  das  Verbaladjectiv;  dem  im  Lateinischen 
die  Gerundiveons truction  entspricht,  übersetzen  sollen?  mit  skulan 
oder  skulds  visan?  Man  sieht  leicht  ein,  daß  der  Begriff  dadurch  schief 
geworden  wäre.  Darum  nahm  Ulfilas  wieder  Zuflucht  zum  Lateinischen, 
wie  auch  wohl  Lc.  V,  38  und  sein  lateinischer  Codex  enthielt  wie  e  f 
mittunt,  das  er  wiedergab,  ohne  den  Zusatz,  den  sein  griechischer 
Codex  ja  nicht  hatte,  mit  zu  übersetzen.  Die  Annahme  einer  Reminis- 
cenz an  die  Parallelstellen  im  Mt.  und  Lc.  erklärt  die  Änderung  durch- 
aus nicht  leichter,  denn  auch  dort  folgte  der  Zusatz  und  wurde,  weil 
ihn  das  Griechische  ebenfalls  hätte,  von  Ulfilas  übersetzt.  Mc.  V,  4 
unte  is  —  gabundans  vas  jah  galausida  af  sis  ])os  naudibandjos 
jah  }>o  ana  fotum  eisama  gabrak  =  dia  t6  avxov  dediö^ai,  %ul  d&B- 
öxdö^at  vn  avxov  xaq  akvöBig  %al  xäq  nedjag  6vvxBXQtq>9ai. 
Das  Gotische  ist  augenscheinlich  nach  dem  Lateinischen  gemacht^ 
wie  es  in  b  vorliegt:  quia  —  alligatus  —  disruperat  a  se  catenas 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       39 

et  compedes  confregit;  ferner  hat  e  eo  quod  —  alligatus  fuerat  — - 
et  disaipasset  catenas  et  compedes  comminuerit,  f  quoniam  —  alligatus 
dismpisset  catenas  et  compedes  comminuisset,  die  übrigen  quoniam  — 
qoibus  ligatus  erat  (q  fuisset)  disrupisset  etc.  (leider  fehlt  a  fUr  diesen 
Passus).  Ulfilas  gab  der  lateinischen  Wendung  den  Vorzugs  weil  sie 
den  Wechsel  des  Subjects  vermied;  daß  die  lateinische  Lesart  von  b 
mit  dem  Gotischen  übereinstimmt,  ist  hinlänglich  klar.  Lc  III;  21 
var]>  ])an  bi}>e  daupida  alla  managein  ==  i^aVero  dh  iv  tp  ßuxxi,- 
ö9'^vai  axavxa  xov  kaov^  it.  vg.  factum  est  autem  cum  baptizatus 
esset  omnis  populus.  Hier  lag  die  Nothwendigkeit  der  Änderung  in 
dem  Mangel  der  gotischen  Sprache,  daß  das  Passivum  kein  Praeteri- 
tum  hatte.  Die  Umschreibung  mit  dem  Participium  Praet.  und  dem 
Praeteritum  von  visan,  die  sonst  angewebdet  wird  (GL.  Gr.  §.  181,  1  b), 
würde  hier  nicht  am  Platze  sein,  weil  dadurch  das  durch  das  grie- 
chisclie  iv  ausgedrückte  Verhältniss  der  Gleichzeitigkeit  verwischt 
würde.  Das  Lateinische  konnte  ihm  hier  keinen  Anhalt  geben  ^  wäh- 
rend es  ihm  in  der  Satzconstruction  ein  Vorbild  war,  was  jedoch  nicht 
in  dieses  Capitel  gehört.  Lc.  IV,  43  vailamerjan  ik  skal  bi  }>iudan- 
gardja  gu])8,  unte  du})e  mik  insandida  =  svayysXiöaö^ai  fi6  ist 
xij(p  ßaciksCav  xov  d'sov^  oxi,  slg  avxo  xovto  dniöxakyia^  (das  Perf. 
in  AQRF^^i7unc.9,  sonst  der  Aor.),  itvg.  oportet  me  evangelizare 
(e  bene  nuntiare)  regnum  dei,  quia  ob  hoc  (f  ad  hoc,  bvg.  ideo) 
missus  snm  (e  in  hoc  enim  sum  missus).  Die  bescheidene  Fügung  in 
den  Willen  Gottes  sucht  Ulfilas  in  den  Worten  Jesu  auch  sonst  noch 
mehr  als  sie  schon  ursprünglich  darin  lag,  in  den  Vordergrund  zu 
stellen.  Aus  diesem  Grunde  wählt  er  auch  bi  c.  accus,  statt  des  Objects- 
accosativs  (nicht  das  ganze  Reich  Gottes  verkündigt  er,  sondern  nur 
,,über^  dasselbe),  aus  demselben  Grunde  aber  ist  auch  die  Umwandlung 
in  das  Activum  zu  erklären,  indem  Gott  als  Subject  des  Sendens  da- 
durch schärfer  betont  wird.  Wegen  des  Mangels  eines  Praet.  Pass. 
scheint  auch  Lc.  IX,  7  geändert  zu  sein:  unte  qe]>un  sumai  =  diu 
x6  XiyBö^aL  vno  xivmv^  it*  vg.  eo  quod  diceretur  a  quibusdam. 
Jh.  X,  14  wird  von  GL.  auch  hieher  gezogen,  muß  aber  fortfallen, 
denn  schon  kBDL  haben  das  Activum  yvyvdöxofiBv  xa  ifid.  Rom. 
X,  10  weicht  Ulfilas  wiederum  von  allen  Texten  ab:  hairto  auk  ga- 
1  anbei})  du  garaihti])ai  =  xagdCa  yag  niöxsvBxaL  eig  dixaioövvtiv^ 
it.  vg.  corde  enim  creditur  ad  iustitiam.  Galaubjan  kommt  2mal  im 
Passivum  vor,  2  Th.  I,  10  und  1  Tim.  III,  16  (Umschreibung  mit 
Partie.  Praet.),  jedoch  mit  dem  wesentlichen  Unterschiede,  daß  ein 
bestimmtes  Subject  dabei  steht  (einmal   veitvodei   und   dann  saei  mit 


40  C.  MAROLD 

Bezug    auf  Jesus).    Ulfilas  wollte  also  an  der  Römerstelle  nicht  den 
impersonellen  Gebrauch  im  Passivum   wagen ,    zumal  hier  durch  eine 
Zurückbeziehung  auf  Jesus  und  den  Glauben  an  seine  Auferstehung 
(im  vorangehenden  Verse)  Unklarheit  entstanden  wäre.    Dieselbe  Ab- 
neigung gegen   eine   unpersönliche    passivische  Wendung   erklärt  uns 
auch  Mc.  II,  1  jah   gafrehun  ]>atei   in    garda  ist  =:  xal  ^xovöd'ii 
otv  ilg  olxov  iöxiv^  it  vg.  (et)  auditum  est  (a  cognitum  est) ,    quia  in 
domo  (e  dornig  g*  in  domum)  est.  Die  Rücksicht  auf  eine  scharfe  und 
klare  Ausdrucksweise*)    zeigt    sich    hier   im  Verein    mit   treuem  An- 
schluß an  das  überlieferte  Gotteswort,  jedoch  so,  daß  die  Deutlichkeit 
den  Vorzug  erhielt,  selbst  wenn  kein  Text  dieselbe  Umänderung  bereits 
hatte.  Weit   verbreiteter   und   in    das    Gebiet    der   speciell    gotischen 
Semasiologie   weit  hineinragend   ist   der  Gebrauch  synonymer  Intran- 
sitiva  und  Reflexiva  von  verwandter  BedeutuDg.  Er  ist  so  häufig,  daiS 
eine  eigene  Untersuchung  erforderlich  wäre,   die  zu  der  von  mir  hier 
gewählten  Anordnung  in  ein  Missverhältniß  treten  würde,  wenn  ich  sie 
hier  gleich  anfügte.    Nur  einige  Einzelheiten  hebe  ich  darum  hervor. 
Lc.  XX,  6    triggvaba    galaubjand    auk   allai  =  xsxsiöfidvo^ 
yaQ  iöxLv  (sciL  nag  6  kaog  aus  den  vorangehenden  Worten  desselben 
Verses).  Daß  diese  Änderung  eine  Berücksichtigung  des  Lateinischen 
verräth,    zeigt  ein  Blick  auf  die  lateinischen  Lesarten:    cfilqaur.  vg. 
certi  sunt  enim,  e  persuasum  est  enim  illis,  a  sciunt  enim  (fP  certum 
est  enim,   b  fehlt).    Welche  dieser  Lesarten  Ulfilas  vor  sich  gehabt, 
wird  sich  allerdings  nicht  sicher  bestimmen  lassen,  vielleicht  die  von  e 
oder  auch  von  a,    er  entnahm  aber  die  Anregung  zur  Änderung  ans 
einer   derselben   und   übersetzte   dann   selbständig.    Dadurch   wird  es 
auch  unnöthig,  mit  Bernhardt  fUr  den  griechischen  Text  die  entschieden 
latinisirte  Wendung  aus  D  xsnsiöfiivoi  yag  elötv  aufzunehmen.  1  Cor. 
XI,  6  bricht  die  Handschrift  mit  gahuljai  ab,  im  Griechischen  steht  uata 
Tcalimtiö^m.  Vielleicht  folgte  noch  sik,  vielleicht  haubi^  sein,  was  GL 
hinzuftlgen;  aber  der  Punkt  dahinter,  den  Uppström  als  in  der  Hand- 
schrift stehend  angibt,  scheint  anzudeuten,  daß  kein  Object  ursprünglich 
dabei  gestanden  hat  und  also  aus  dem  vorhergehenden  huljai  sik  das 
letztere  zu   ergänzen    war.    Nun    steht   it.  vg.   zuerst   überall  si  enim 
(Ambrst  autem)  non  velatur,  ftir  Hataxakvxtiö^a  aber  velet  caput  suum 

*)  Zugleich  ist  bei  allexi  den  obigen  Vertauschiingeii  von  Activom  und  Pii- 
siTiim  in  Anschlag  za  bringen,  daß  das  Passivom  eine  schärfere  Betonung  der  Au' 
gemeinheit  und  Nothwendigkeit  enthfilt,  während  im  Activum  nar  eine  bedingte  All- 
gemeinheit liegt.  Es  gilt  dieses  besonders  von  den  Fällen,  wo  wir  heutzutage  das 
Indefinitum  »man**  setsen  wflrden. 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  QOT.  BIBELOBERSETZUNG.       41 

(Ambrst.  g  ohne  suuniy  g  ftigt  hinzu  }  velet  se),  so  daß  auch  hier  ein 
Einfloß  des  Lateinischen  wird  angenommen  werden  müssen  ^  zumal 
auch  das  mediale  xsigäö^m  in  demselben  Verse  nach  lat.  tondeatur  mit 
skabaidau  übersetzt  wird  (auf  das  lateinische  Lehnwort  kapillon  weise 
ich  hier  nur  vorübergehend  hin).  Hieher  gehören  nun  auch  Ausdrücke, 
wie  bota  sis  taujan  und  }>aurft  gataujan  sis  =  mtpBkstöd'av^  die  zu- 
sammen mit  den  übrigen  Umschreibungen  mit  taujan  und  yaurkjan  zu 
behandeln  sind  (zu  Mt.  VIU,  32);  oder  ])arbos  ])ulan  =:  vötsgetö^ai 
und  aglons  oder  agli))os  vinnan  =  ^klßsö^ai^  vraka  vinnan  =  dim- 
%9tt^aiy  das  mit  ähnlichen  Umschreibungen  im  Zusammenhang  vor- 
geftlhrt  werden  muß. 

Mt  VIII,  6  ]>iumagus  meins  ligi}>  in  garda  =  6  nat^  (lov 
ßißXflta^  iv  TQ  oixiif^  it.  vg-  puer  meus  jacet  in  domo.  Dieser  Fall 
gehört  somit  eigentlich  noch  zum  Vorhergehenden,  doch  will  ich  hier 
mehr  die  Wortbedeutung  ins  Auge  fassen.  Auch  im  14.  Verse  des- 
selben Capitels  heißt  es  gasahv  svaihron  is  ligandein  =  ddsv  xiiv 
jU¥^£Qav  uvtov  ßsßXfifidvriv^  it.  vg.  yidit  socnim  eins  jacentem. 
Mt  IX,  2  atberun  —  usli))an  ana  ligra  ligandan  =  Ttgoöifpsgov  — 
xagaXvtixov  ixl  xXivfig  ßsßXtifiivov^  itvg.  obtulerunt  (ff^  offere- 
bant)  —  paralyticum  jacentem  in  lecto.  Mc.  VII,  30  bigat  —  ^o 
daahtar  ligandein  ana  ligra  =  bvqbv  —  xr^v  ^vyatiga  ßaßXri- 
fiivtiv  ixl  x^g  xXivrig^  die  Handschriften  der  Itala  und  Vulgata 
▼ariiren  an  dieser  Stelle,  stimmen  aber  überein  in  den  Worten  jacentem 
snpra  lectum  (nur  a  recumbentem  in  lecto).  Als  Gegenprobe  ftlr  die 
Übereinstimmung  mit  dem  Lateinischen  diene  Lc.  XVI,  20,  wo  es  von 
Lazarus  heißt  atvaurpans  vas  du  daura  =  ißißXf^xo  ngog  xov 
xvXmva^  e  projectus  erat  ad  januam,  d  missus  erat,  die  übrigen 
jacebat.  Die  Itala  ist  im  Verhältniss  zum  Gotischen  arm  an  Ausdrücken 
ftUr  ßaXXsiv  und  seine  Composita,  meistens  steht  ihr  nur  ein  mittere 
oder  ein  Compositum  davon  zu  Gebote.  So  wird  ixißäXXsiv  in  der 
Parabel  von  dem  neuen  Lappen,  der  auf  ein  altes  Kleid  geheftet  wird, 
Mt  IX,  16  und  Lc  V,  36  dort  mit  inmittere  und  committere,  hier  mit 
inmittere  (nur  e  hat  addere,  a  assuere)  übersetzt.  Ulfilas  nun  ver- 
wendet an  allen  Stellen,  wo  nicht  ein  gewaltsames  Werfen  im  Sinne 
liegt,  lagjan  und  seine  Composita,  verfährt  also  selbständig,  dem  Geiste 
seiner  Sprache  angemessen.  Aber  auch  in  der  Wahl  der  Composita 
geht  er  seinen  eigenen  Weg  und  benutzt  nur  dann  das  Lateinische, 
wo  es  andere  Worte  als  mittere  wählt  So  hat  Ulfilas  an  den  letzt- 
erwähnten beiden  Stellen  lagjan,  das  gewöhnlich  dem  Simplex  ßdX- 
kiiv  in  der  eben  erwähnten  Bedeutung  entspricht.   Doch  übersetzt  er 


42  C.  HAROLD 

auch  wieder  das  Simplex  ßäXXsiv  mit  ga-lagjan^  und  zwar  an  solchen 
StelleD,  wo  (entsprechend  der  Bedeutung  des  ga-  in  ga-driusan')  der 
Zweck  des  ga-lagjan  eine  Vernichtung  ist.  So  steht  es  Mt  Y,  25  und 
Jh.  m,  24  in  Verbindung  mit  in  karkara(i)  ♦),  Mt.  VI,  30.  Lc,  UI,  9. 
Jh.  XV,  6  mit  in  fon.  In  letzterem  Falle  wählt  Ulfilas  wiederum  Mt 
Vn,  19  atlagjan  für  ßdXXeiVj  d.  i.  „heranlegen^,  weil  ein  ganzer  Baum 
nur  an  das  Feuer  herangelegt  werden  kann.  Galagjan  übersetzt  aber 
auch  das  griechische  in^ßäklHv  Mc.  XI,  7,  allerdings  mit  hinzu- 
gefdgtem  ana,  wo  von  dem  Bedecken  des  EselfUllens  mit  EJeidern 
(die  es  völlig  einhfülen)  die  Rede  ist;  von  den  lateinischen  Texten 
haben  bff^(g^)ilvg.  imponunt  (aur.  imponentes),  af  straverunt,  cei 
imposuerunt.  Für  inißaklnv  ist  noch  ein  Compositum  zu  erwähnen, 
uslagjan,  wo  man  eine  Rücksichtnahme  auf  das  Lateinische  vermuthen 
darf.  Die  betreffenden  Stellen  sind  Mc.  XIV,  46.  Lc.  EX,  62.  XX,  19. 
Jh.  Vn,  30.  40.  überall  ist  es  verwendet  in  der  Verbindung  „Hand 
an  Jemanden  legen^.  Die  lateinischen  Texte  haben  nun  hier  zum 
größten  Theil  inicere  zur  Seite,  daneben  mittere,  nur  Lc.  IX,  62  steht 
in  a  extendens,  e  superponens,  in  dem  übrigen  Text  auch  mittere. 
Nun  ist  bekanntlich  die  Überlieferung  der  Itala  für  die  letzten 
Capitel  des  Marcus-Evangeliums  sehr  lückenhaft,  es  ist  daher  wohl 
denkbar,  daß  Ulfilas  in  seinem  lateinischen  Texte  auch  hier  schon 
extendere  gelesen  hat,  wie  es  höchst  wahrscheinlich  bei  ihm  Lc 
IX,  62  stand  (nach  a),  und  daß  er  die  einmal  erhaltene  Anregung 
auch  ftlr  die  anderen  Stellen  verwendete  (daß  er  die  Evangelien  in 
der  uns  bekannten  Reihenfolge  übertrug,  ist  bereits  angedeutet).  Die 
Andeutung  des  „Ausstreckens''  der  Hände  durch  us-  ist  jedesfalls 
sehr  sinngemäß,  das  Griechische  betont  nur  das  An-  oder  Auf- 
legen der  Hände.  Dem  entsprechend  übersetzte  er  auch  Lc.  XV,  5 
ixniJ^ivuL  mit  uslagjan;  es  ist  von  dem  Hirten  die  Rede,  der  sein 
gefundenes  Schaf  sich  auf  die  Schultern  legt,  und  uslagjan  hat  auch 
hier  wieder  die  Nebenbedeutung  des  Ausstreckens :  um  das  Schaf  sich 
auf  die  Schultern  zu  legen,  muß  er  es  ausstrecken,  damit  es  seinem 
Nacken  sich  anfügt.  Die  lateinischen  Texte  haben  hier  imponere. 
Für  das  griechische  ix /Ja  AA«ii/ (heraustreiben,  aussenden)  hat  Ulfilas 
eine  bunte  Reihe  verschiedener  Verba.  Das  häufigste  Wort  daAir  ist 
usdreiban.  In  den  lateinischen  Texten  steht  dafür  gewöhnlich  das 
ebenso  unbestimmte  eicere,  nur  Lc.  IX,  49  hat  e  exp  eilen t em  (v.  40 


♦)  Vgl.  Tert   contra  Msrc.  IV  c.  S4  p.  827   conjectus   in   carcerem    (freies 
Citat  TOD  Lc.  m,  20). 


DBB  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  QOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       43 

setzt  e  liberare,  das  dem  usdreiban  =  ixßaXleiv  entspricht),  Mo. 
VI,  13  b  expellebant,  IX,  18  a  expellerent  (hier  stimmt  auch 
die  Stellung  des  folgenden  ina  mit  den  meisten  Italatexten  und  der 
Vulgata).  Daß  usdreiban  dem  lateinischen  expellere  entspricht,  zeigt 
Mc  V,  10,  wo  es  das  griechische  axoötikXHv  übersetzt,  wo  aber  in 
der  Itala  und  Vulgata  expellere  steht.  Noch  deutlicher  aber  wird  es 
dai^ethan  durch  Jh.  XVI,  2,  wo  wir  ftlr  die  griechischen  Worte  axo- 
6vvaymyovg  xoiijöovöiv  Vfiäg  bei  Ulfilas  lesen:  us  gaqum}>im 
dreiband  izyis;  dieses  aber  ist  eine  Übersetzung  nach  dem  Latei- 
nischen, wie  es  in  ef  vorliegt:  e  expulerunt  vos  a  synagogas  (sie!), 
f  de  synagoga  vos  expellent  (also  Umschreibung  nach  dem  Latei- 
nischen und  Stellung  nach  dem  Griechischen) ;  außerdem  hat  d  ähnlich 
wie  f,  nur  eicient  ftlr  exp.,  die  tlbrigen  Texte  folgen  dem  Griechischen. 
Über  die  letztere  Stelle  s.  noch  weiter  unten.  Sodann  ist  an  zwei  Stellen 
iußdXlsw  mit  ussandjan  übersetzt,  Mt.  IX,  38  und  Mc.  I,  43,  in  den 
lateinischen  Texten  lesen  wir  dort:  ut  mittat  (d  eiciat),  hier  in  adf 
ff^g*  dimisit  (die  übrigen  haben  eiecit).  An  zwei  andern  Stellen 
wiederum  ist  es  mit  ustiuhan  übersetzt,  Mo.  I,  12  und  Jh.  X,  4, 
und  auch  hier  ist  wieder  das  Lateinische  von  Wichtigkeit,  denn  dort 
lesen  wir  in  f  eduxit,  a  duxit  (b  aur.  expulit,  vg.  expellit,  ff'  tulit), 
hier  wieder  in  f  (und  Mm.)  eduxerit,  cff'  produxerit  (ae  eiecerit, 
b  aur.  vg.  emiserit);  es  ist  also  wörtliche  Übersetzung  der  Lesart  von  f. 
Sodann  bleiben  noch  zwei  gotische  Verba  übrig,  die  ftlr  ixßdXXavv 
stehen;  Lc.  X,  2  bidji]>  nu  fraujan  asanais,  ei  ussatjai  yaurstvjans 
in  ]>o  asan  seina  =  deijdijtB  ovv  tov  xvgiov  tov  d'SQ^fiov^  oxmg 
ixßdXji  ifyätas  ^^S  ^ov  ^BQiöyLov  avxov  und  Lc.  FV,  29  jah  usstan- 
dandans  uskusun  imma  ut  us  baurg  =  xal  dvaötdvtsg  i^ißakov 
uvtav  l^m  tfjg  noXetog,  Die  erste  Stelle  ist  die  Parallele  zu  der  oben 
besprochenen  Stelle  Mt.  IX,  38,  wo  in  derselben  Verbindung  ussandjai 
steht;  die  lateinischen  Texte  haben  an  beiden  Stellen  ut  mittat.  Us- 
sa^an,  das  auch  die  Bedeutung  „erwecken*,  „hervorbringen^  hat,  gibt 
zwar  hier  einen  verständlichen  Sinn,  aber  es  ist  immerhin  au£Fallend 
ein  Verbum  hier  anzutreffen,  dessen  eigentliche  Bedeutung  ist  „aus 
etwas  heraus  einsetzen  oder  einpflanzen'' ;  vielleicht  liegt  hier  eine 
Interpolation  vor,  indem  das  an  den  Rand  geschriebene  Synonymum 
vssatjai  das  ursprüngliche  ussandjai  verdrängte.  Die  lateinischen  Texte 
haben  ut  mittat  operarios.  Noch  auffallender  ist  die  Abweichung  an 
der  anderen  Stelle,  wo  die  lateinischen  Texte  eiecerunt  und  eiciebant 
(e  expulerunt)  haben.  Uskiusan  ist  sonst  =  aTtodoxt^naisiv  oder  a^«- 
titvj  lat  reprobare  (dieses  steht  auch  1  Cor.  I,  19,  wo  allein  i^sxstv 


44  C.  MABOLD 

durch  uskiasan  übersetzt  wird);  heißt  also  „verwerfen ''i  „oicht  an- 
erkennen*^. Die  Stelle,  wo  es  fhr  dox^iiätsiv  steht,  1  Th.  V,  21,  kl&t 
sich  dadurch  auf,  daß  d  exanimate  (Verschreibung  flir  examinate) 
hat  und  Ambrst.  zwar  den  Text  von  g  vg.  (probate)  citirt,  aber  im 
Commentar  dafbr  examinare  setzt.  Der  Lucasstelle  nun  geht  voran 
die  Erzählung,  wie  Jesus  in  der  Synagoge  die  Jesaiasstelle  erklbt 
und  sie  als  eine  Weissagung  auf  sich  bezieht,  worüber  alle  sich  ver- 
wundernd die  Köpfe  schütteln;  wie  er  darüber  unmuthig  wird  und 
durch  das  Beispiel  von  der  Heilung  des  syrischen  Feldhauptmanm 
Naiman  ihnen  ihren  Unglauben  und  dessen  Folgen  vorhält  Die  Schrift- 
gelehrten werden  darüber  zornig,  treiben  ihn  aus  Nazareth  herau 
und  wollen  ihn  von  einem  Abhänge  herabstürzen,  ihm  den  Mund  fllr 
immer  zu  stopfen.  Man  sieht  deutlich,  das  blasse  uskusun  imma  „oe 
verwarfen  ihn''  paßt  in  den  angeregten  Ton  der  Erzählung  nickt» 
und  UlfilaS;  der  stets  bestrebt  war,  deutlich  und  dem  Sinne  angemesien 
seine  Worte  zu  wählen,  wird  schwerlich  dies  Versehen  begangen  haben. 
Aber  ein  Glossator  mag  sich  als  Urtheil  über  das  Verhalten  der  Juden 
gegen  Jesus  an  den  Rand  geschrieben  haben:  uskusun  imma  („sie 
wollten  von  ihm  nichts  wißen^)  und  der  Abschreiber  verstand  die 
Sache  unrecht  und  setzte  es  an  Stelle  des  ursprünglichen  Wwtes 
(etwa  usdribun  Ina)  in  den  Text.  Ein  anderes  Compositum,  iMißdXXaVj 
wurde  oben  bereits  bei  Gelegenheit  des  gotischen  lagjan  erwähnt, 
es  bleiben  noch  zwei  Verba  übrig,  die  dafür  vorkommen.  Mc.  IV,  37 
jah  vegos  valtidedun  in  skip  =  xal  ta  xvyLaxa  ixißaXop  ik 
to  xXotoVj  fascendebant,  e  immittebantur,  g^  mittebantur,  a  nnr 

at,    die   übrigen   mittebat  (fluctus   im  Sing,   ist  Subject,   nnr 

aur.  mittebant).  Das  Simplex  valtjan,  d.  i.  „wälzen^,  „sich  wälzen'' 
steht  nur  an  dieser  Stelle;  Ulfilas  scheint  die  Lesart  von  f  vor  sieh 
gehabt  zu  haben,  die  er  nur  insofern  umänderte,  als  er  den  Sinn  des 
gewaltsamen  Eindringens  vom  griechischen  Worte  beibehielt.  Lc  XV,  12 
gif  mis  sei  undrinnai  mik  dail  aiginis  =  dog  {loi  to  ixißäXXof 
(D  fügt  hinzu  lioi)  fiigog  tijg  ovölag^  it.  vg.  setzen  dafür  aber  qoae 
me  contingit  (e  quae  me  tangit).  Undrinnan  kommt  nur  an  dieser 
Lucasstelle  vor;  aber  Eph.  V,  4  lesen  wir  ^oei  du  ^aurftai  ni  fair 
rinnand  =  a  ovn  av^xBv  (oder  xa  ovx  avijxovta)^  defvg.  Ambnt* 
Lren.  Victor.  Cypr.  Hier,  quae  ad  rem  non  pertinent,  g  quae  ad 
rem  non  pertinent  l  ad  rem  non  pertinentia;  2  Cor.  X,  13  mita}>  fair 
rinnandein  und  jah  izvis  =  fiitgov  iq>ix6ö^at*)  axQi  xal  v^f^ 

*)  So  hat  UlfiUs  gelesen,  nicht  aqpixeff^ai,  wie  GL.  im  Qiossiur  angeben. 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       45 

Ambrst.  Aug«  vg.  mensuram   pertingendi*)  usque  ad  vos,    g  mensura 

l   ablativus    pertiiigendi    usque    ad    vos,    de   mensuram    contingendi 

usque  ad  vos;    2  Cor.  X,  14  syasve  ni  fairrinnandans    und   izvis 

=:  mg  (ifi  iq>^xvov(isPoi  Big  iffiäg^  deg  Ambrst.  vg.  quasi  non  per- 

tingentes   usque  ad   vos.    Diese  Zusammenstellung   zeigt   wiederum 

deutlich  die  Rücksichtnahme  des  Ulfilas  auf  das  Lateinische,  er  setzte 

also  undrinnan  =  contingore,  fairrinnan  =  pertingere  oder  pertinere. 

Dabei  ist  Eph.  V,  4  der  Zusatz  von  du  ])aurftai  bemerkenswerth ,  er 

entspricht  dem  lateinischen  ad  rem,  ist  aber  ausdrucksvoller  gewählt. 

Auch  hier  ist  es  interessant  die  betreffende  Stelle  aus  dem  Commentar 

des  Ambrosiaster  zu  vergleichen**):  Ad  rem  salutarem  non  per- 

tinent  haeo.  Quare  haec  agenda  et  loquenda  monet,  quae  ad  utili- 

tatem  proficiant  nostram.    KataßdXlsiv  =  gadrausjan  2  Cor.  IV,  9 

(deieimur)  bedarf  keiner  weiteren  Erörterung.  Jedoch  auf  nagißakksw 

ist  es  noch  nöthig  einen  Blick  zu  werfen.   Es  wird  mit  den  gotischen 

Worten  vasjan^  gavasjan,  bivaibjan  und  bigraban  wiedergegeben,  die 

alle  ausdrucksvoller  als  das  griechische  xsQiß.  sind.    Mt.  VI,  31  hve 

vasjaima=:  t£  xsQLßalcifie^ay  aber  cg^h  Cypr.  quid  vestiemur, 

aur.   quo   vestiemur,    die  übrigen   quo   operiemur.    Mt.  XXV,  38  jah 

vasidedum   =   xal    nagiaßakofiBv^    acCypr.    et   vestivimus, 

ff'  et  teximuSy  die  übrigen  et  cooperuimus  (h  aur.  et  op.).  Mt.  XXV,  43 

Jan   ni  vasidedu])  =  %al  ov  xsQisßdXexs^   ff^Cypr.  et  non  ves- 

tistis,  abg^aur.  vg."^**'  et  non  operuistis;  fhvg.*"^*  et  non  cooperuistis. 

Sodann  lesen  wir  Mt.  VI,  29gaya8ida   sik  =  icsQisßaksxo ^    bfff' 

coopertus  est,   a  vestiebatur,   h  vestitus  est.    Jh.  XIX,  2  gavasi- 

dedun  ina  =  nagiißakov  avroV,  beaur.    circumdederunt,    af  in- 

duerunt  cum.    Ferner  ist  Mc.  XTV,  51  bivaibi}>s   leina  =  sepe- 

ß^ßkrifiivog  öivdova^  it.  vg.  amictus  lino  (oder  sindone).  Mc.  XV,  5 

bivaibidana  vastjai  hveitai  =  XBQvßsßktifiivov   6tok^v  ksvxiivy 

cg^vg.    coopertum  veste  alba  (oder  stola  Candida),    d  indutum,    die 

übrigen  amictum  (aur.  nur  in  stola  Candida).  GL.  citiren  für  dieselbe 

Bedeutung  bivindan  =  xsgißäkkuv^  das  ist  ein  Irrthum;  die  Stellen, 

die  sie  als  Belege  daftlr  anführen,  sind  dieselben,  wie  unter  bivaibjan 

=:  MgQißdkksiv.  Endlich  ist  Lc.  XIX,  43  jah  bigraband  fijands  ])ei- 

nai  grabai  ])uk  =  xal  xegißakovöiv  (so  ABC^RrjAIl,    kC*L 

zaQSfißakovöiv^  G  ixißakovöiVj  D  ßakov6iv  inC)  ot  i%^Qol  6ov  %i,- 


*)  Pertingere  ist  in  der  lateinischen  Schriftsprache  ein  seltenes  Wort.  In  üancl- 
sehriften  steht  es  jedoch  öfters  für  pertinere,  s.  B.  Cic.  de  nat.  d.  II  9.  Caesar  B.  0. 
m,  68.  LiT.  XXV,  84  ete. 

**)  Vgl.  Oerm.  XXYI,  S.  164  su  2  Cor.  UI,  6.  6  und  2  Tim.  U,  2. 


46  C.  MAROLD 

gaxä  60^ j  e  circumfo dient  —  fossani;  a  inicient  —  saepem,  s  ein- 
gent  —  vallo;    die   übrigen    circumdabunt  —  vallo    (d  mittent   saper 
te  etc.);  die  Berücksichtigung  einer  lateinischen  Übersetzung  wie  der 
in  e  ist  demnach  außer  allem  Zweifel.  Auch  bei  diesem  Verse  ist  bei 
OL.  derselbe  Irrthum;    unter  bivaibjan  ist  als  griechische  Bedeutung 
XiQiMxmXovv  angegeben  mit  unserer  Stelle,  während  unter  bistandan, 
wo  es  eigentlich  hingehört,    dasselbe  Wort   angegeben  ist,    bivaibjan 
ist  hier  Übersetzung  von  6vV'i%Bvv.  Noch  ein  Compositum  bleibt  übrige 
övfißdkXsiv.    Lc.  XIV,  31  heißt  es  in  dem  Beispiel   von  dem  Könige 
gaggands  stigqan  vi}>ra   an}>arana  ))iudan  du  vigana  (oder  vigna? 
wie  Bernhardt  vorschlägt)  =  iropft;ofieyo$  öviißaXstv  itigp  ßaöiUt 
eis  noXsfiov.    Das   vi))ra  deutet  auf  die  Benutzung  des  Lateinischen 
denn  in  bcfff^ilq  aur.  vg.  lesen  wir  committere  bellum  adversas 
alium  regem,   a  committere   cum  alio  rege  bellum,   e  committere  ali 
regi  ad  bellum,  d  alio  regi  committere  in  pugnam.    Das  Gotische  ist 
somit  wieder  eine  Verschmelzung  des  Griechischen  mit  dem  Lateini- 
schen;   daß  jedoch  Ulfilas  erst  durch  das  lateinische  committere  anf 
seine  Übersetzung  von   6v(ißdXXBiv  geführt  sei,    darf  nicht  behauptet 
werden.  Ebensowenig  scheint  ihm  Lc.  II,  19,  wo  er  övyißakKovöa  mit 
}>agkjandei  übersetzte,  das  Lateinische  einen  Anhalt  gegeben  zu  haben, 
da  hier  conferens  oder  committens  steht.  —  Zum  Schluß  Aige  ich  noch 
die  Stellen  hinzu,  wo  vairpan  und  Composita  davon  andere  Verba  als 
ßuXkBiv  mit  seinen  Compositis  wiedergeben.   Lc.  V,  5  i|)  afar  vaurda 
]>einamma  vairpam  natja  =  i%l  81  xä  ^rifuttl  6ov  %aXd6oyLBv  xo 
dixxvov*).    Die  lateinischen  Texte  haben  folgende  Lesarten:   e  super 
verbo  autem  tuo  non  intermittimus  und  ähnlich  d  in  tuo  autem  verbo 
non  praeteribo,    a  sed  in  verbo  tuo   expandam  retiam,    die  übriges 


*)  Welche  griechische  Lesart  hier  Ulfilas  Torgelegen,  ist  eine  schwierige  Eni* 
scheidang.  K  hat  xaldöopLsv,  aber  to  9i%%vov^  TI  xctldumykiv  und  ebenso  ro  ^(«rosr, 
MBL  xuXetoto  tot  dixxvuy  ACXFdA  xf>ikaüa  to  dmtvov.  Nor  1.  und  einige  aa* 
dere  lünoskelhandschriften  haben  x^^dütofusv  ta  dixrva.  Die  lünnskeltexte  habw 
nnr  selten  eine  alte  Einzellesart  aufbewahrt,  und  wir  müssen  sonächst  bei  des 
Lesarten  der  Uncialhandschriften  Umschau  halten.  Die  Lesart,  die  Bernhardt  auf- 
nimmt ,  ist  nicht  su  rechtfertigen ,  denn  die  Verbindung  x^^daoiisv  tä  dmtva  stallt 
in  keiner  griechischen  E[andschrift;  die  Anmerkungen  bei  ihm  geben  keine  Auf- 
klärung darflber.  YLFdATl  sind  nun  (daneben  A)  diejenigen  Codices,  denen  der  giis- 
chische  Text  des  Ulfilas  am  nächsten  gestanden  haben  muß.  Es  ist  also  wohl  mGglieli) 
daß  Ulfilas  nur  x^^dom  xo  dmxvov  gelesen  hat,  wenn  aber  die  erste  Person  Plv., 
dann  nur  mit  dem  Singularis  to  di%zvov,  K  und  TI  scheinen  fibrigens  hier  dieselbe 
Lesart  zu  haben,  denn  die  Vertauschung  von  o  und  a>  wäre  durchaus  kein  Gma^ 
dagegen. 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       47 

sed  in  verbo  tuo  (vg.  in  v.  autem  tuo)  laxabo  retia  (c  aar.  Ambr.) 
)der  rete  (fg^*'vg.)  oder  retiam  (bff^).  e  (ährt  dann  v.  6  statt  et  cum 
IOC  fecissent  =  ual  tovto  noiii^avtsg  fort  mit  den  Worten  et  con- 
dnuG  miserunt  retia  et  —  und  d  et  confestim  mittentes  retias. 
Beide  Handschriften ,  e  und  d,  gehören  zu  den  stark  interpolirten 
[d  noch  mehr  als  e)  Texten  der  Itala,  doch  scheinen  namentlich  in  e 
lie  Interpolationen  schon  sehr  alt  zu  sein,  und  es  hindert  nichts  für 
[Jlfilas  solch  einen  lateinischen  Text  anzunehmen.  Es  würde  sich  als- 
lann  vairpam  mit  Beibehaltung  der  griechischen  Construction  im 
äinne  an  miserunt  aus  e  anschließen.  Vielleicht  aber  stand  auch  im 
Archetypus  von  e  imd  in  des  Ulfilas  lateinischem  Texte  mittemus 
reÜA,  wozu  dann  erst  ein  Glossator,  indem  er  das  griechische  6(yu  ftLr 
M9  laSy  an  den  Rand  schrieb :  non  intermittimus  et  continuo  miserunt. 
4uB  solch  einem  verderbten  lateinischen  Texte  ist  alsdann  die  Lesart 
^on  D  ov  fiij  xaQaxov6oii€Ci  (D'  nccganovöoiisv)  xccl  sv^g  xaXaöccv" 
tsg  %a  ÖMtfia  und  daraus  wieder  der  Text  von  d  non  praeteribo  et 
confestim  mittentes  retias  entstanden.  Mc.  IX,  18  heißt  es  von  dem 
bösen  Geiste:  gavairpi}>  ina  =  fiJ66st  avtov^  it.  vg.  aUidit,  allidet, 
adlidit  oder  elidit;  k  aber  collidit.  Dasselbe  griechische  Verbum  ist 
in  der  Parallelstelle  Lc.  IX,  42  mit  gabrikan  übersetzt,  und  da  heißt 
38  in  e  (für  die  Marcusstelle  fehlt  e)  conlisit.  Das  active  ^iJ66$tv 
Ist  sonst  mit  distairan  übersetzt,  so  an  den  beiden  Stellen  von  den 
Uten  Schläuchen,  in  die  neuer  Wein  gegossen  wird.  Mc.  n,  22  und 
Lc  Vy  37;  hier  haben  Itala  und  Vulgata  dirumpere,  Mc.  XTT,  10  stains, 
|>ammei  usvaurpun  }>ai  timijans  =  kC^ovy  ov  axsdoxifikaöav  ol 
otnadoiMvvteg  j  it.  vg.  lapidem,  quem  reprobaverunt  aedificantes  (die- 
selben Worte  stehen  an  der  Parallelstelle  Mt.  XXI,  42).  Diese  Stelle 
bildet  somit  einen  gewißen  Gegensatz  zu  der  oben  besprochenen  Stelle 
Le.  IV,  29*  Ob  hier  auch  eine  in  den  Text  gedrungene  Glosse  vor- 
liegt, oder  ob  hier  in  einer  lateinischen  Handschrift  eicere  gestanden 
bat^  welches  ebenfalls  die  Bedeutung  „gänzlich  verwerfen^  hat  (z.  B. 
CSc.  de  or.  I,  146.  II,  102)?  Vgl.  jedoch  Lc.  VI,  22,  wo  auch  ix- 
ßalXiiv  =  usvairpan  in  derselben  Bedeutung  steht 

Mt.  Vlll,  10  amen  qi])a  izvis,  ni  in  Israela  svalauda  galaubein 
higAt  =  ili^  kiym  viktv^  ovdl  ivt^*l6Q(x^k  toöavtfiv  nC6tiv  bvqov* 
Die  wörtliche  Übertragung  von  oväi  sowohl  in  der  Bedeutung  ^und 
nicht*',  ,yaaeh  nicht^,  als  in  der  Bedeutung  „nicht  einmal*'  ist  nih, 
das  in  Form  und  Bedeutung  dem  lateinischen  neque,  nee  entspricht 
(Grimm  Gr.  m,  23.  69.  719.  746).  So  gebraucht  es  auch  Ulfilas  mei- 
itens ;  die  St^en  aber,  wo  einfaches  ni  ftlr  ovdi  steht^  sind  auch  eben 


48  C.  ICAROLD 

nicht  selten.  An  der  obigen  Stelle  steht  nun  in  bcflPg*hl  aar.  vg.  non 
inveni  tantam  fidem  in  Israhel,  g*  non  inveni  in  nullo  etc.,  akq  in 
nollo  tan  tarn  fidem  inveni  in  Istrahel  (der  Name  ist  so  in  a  geschrieben, 
desgl.  in  b),  f  dagegen  nee  in  Israhel  tantam  fidem  inveni.  Daß  hier 
das  Lateinische  von  Einfluß  gewesen,  liegt  wohl  auf  der  Hand.  Dasa 
kommt  die  übereinstimmende  Parallelstelle  La  VU,  9,  wo  in  e  steht 
non  inveni  talem  fidem  in  Isdrahel,  abcff'gUpaar.  in  nollo  tantam 
fidem  inveni  in  Is. ,  die  ttbrigen  nee  (auch  Tert)^  Mt.  XXV,  45  jah 
]>anei  ni  tavidedu]»  ainamma  ]>ize  leitilane,  mis  ni  tavideda)>  =  kjf 
otfov  ovjc  »oiijtfaTC  ivi  rovrov  xmv  ika%i6xmv^  ovdh  ii^cl  iMOi^mti. 
Über  den  Positiv  leitilane  ßXr  ila%t9xov  s.  an  Mt  X,  42.  Die  latei- 
nischen Texte  haben  hier  alle  nee  mihi  fecistis;  es  ist  aber  sa  be- 
achten, daß  SU  Anfang  des  Satzes  iif  ocov  mit  jah  )>anei  übersetzt, 
also  jah  sngefUgt  ist,  so  daß  eigentlich  jah  —  ni  dem  griecliischen 
ovti  entspricht'^).  V.  40  in  der  Ansprache  an  die  Rechten  ist  freilich 
ebenfalls  jah  zugettlgt,  obwohl  daselbst  der  Ausdruck  positiv  and  im 
Oriechisohen  uud  Lateinischen  nur  Hp  otfoy,  quamdia  den  Sats  be- 
ginnen. Mt.  XXVIL  14  jah  ni  andhof  imma  vi]>ra  ni  ainkan  vanrde 
=  aai  ot's  cvfxpi^  avxfo  apo;  ovii  fy  p^fia,  iL  et  non  reapondit 
ei  ullum  .d  unum)  verbum,  h  vg.  ad  ullum  verbum.  Der  vereinfaehte 
lateinische  Ausdruck  wird  auch  hier  das  Vorbild  gewesen  sein,  nur 
daß  rinlas  die  Negation  wiederholte,  denn  im  Gotischen  keboi  sw« 
Xe^ratiouen  in  einem  Saue  sich  nicht  auf:  vgl.  GL.  Gr.  §.  213^  4. 
Mc.  V.  3  Jah  n  i  naudibandjom  eisameinaim  macna  mahia  ina  nbindan 
=  rai  orr«  >^  mit  Ai7unc.\  ovii  iu  kBCDLX  äivM«ir  (BC*L 
haben  den  Sis^pilaris  ordfi;  ^ohne  onwn  mit  AC77uiic^)  iivwmxo 
cTTot  di^mu  it.  vg.  es  L.eqae  —  (jam  quisquam  etc,  Wef^ea  de«  be- 
cit:ne:;Jen  ;ah  mag  hier  Clzia»  selbst  die  einfache  Negation  gesetzt 
haU^n.  M.-.  XIL  äl  jah  ni  sa  bila:^  traiva  =  ma\  crii  arro;  ^TT"^ 
n^paa  so  mi:  ADXT-i/I  ::li:c.^L  bofdPg^k  et  non  ^  nee,  cg» 
t\U:w  :p«  Liria»  n^l:^:l:t  k  n^mi*::.  c  obiit  non  r^Ücto  «w>  semen,  die 
Äbrj:«  e:  cec  ecc.  Mc.  XIV. ^5?  ;ah  ni  sva  samaleika  v«  veitvodiba 
iie  —  a«i   c»/  w*rT»?  ;«x  ^r  ^  M^r^M  «irr^r«    off«Iq  aar.  vg.  et 


M  Ausist  i«  3L3LI  t:     td^  I^iari^irt  U.  i.   4?*.  r  i     i^«  s;c*::f  ciirt; 

,M  A.  S«nL  :*  »Ä  «■   ««     ^^  «wi  Alf.  a  ,.,i,  e^^^   »«^  lU.  IL  i  «11 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       49 

Don  erat  conveniens  testimonium  illorum  (c  aeqaale,    ff'  erant  con- 
veoientia  testimonia  illorum).  Lc.  VII,  7  du])ei  ni  mik  silban  ya]r])ana 
rabnida  =  dto  oväh  ifikccvtov  '^^iaöa^  ff'**g^''aur.  vg.  propter  quod 
et  me  ipsum  non  sum  dignam  arbitratus,  f  nee,  die  übrigen  lassen  den 
Satz  fort.  Während  also  die  Umschreibung  von  rn^iio^a  wörtlich  nach 
dem  Lateinischen  übertragen  ist,  weicht  ni  ab.  Lc.  XX,  8  ni  ik  izvis 
qi)>a  ^=  ov8l  iym  Xiy(o  vfitv  (nur  U  v^lZv  Xdya),  it.  vg.  nee  (neque) 
ego  dico  vobiS;  Tert.  et  ego  non  dico  vobis.  Hier  ist  die  Abweichung 
Tom  Oriechischen  und  Lateinischen    um   so   auffallender,    als  an   der 
Parallelstelle  Mc.  XI,  34  steht  nih  ik  izvis  qi})a;  zum  Schluß  komme 
ich  noch  einmal  auf  diese  Stelle  zurück.  Jh.  VII,  5  ni  auk  ])ai  bro])r- 
jas  is  galaubidedun  imma  =  ovdl  yuQ  ol  adslq>ol  avtov   i%i6tBvov 
(lg  avtov  (der  Minuskeltext  69  hat  ov),  it  vg.  neque  enim  fratres  eius 
credebant  (q  crediderunt)  in  cum  (oder  illum,  außerdem  fügen  aoff^q 
tooc  nach  enim,  efl  foss.  nach  eius,  bd  nach  credebant  hinzu),  Tert. 
Carn.   c.  7    fratres    domini    non    crediderant    (crediderunt)    in    illum. 
Rom.  XI,  21  ibai  aufto  ni  ])uk  freidjai  :=  ^if^rog  (DFGL)  ovih  öov 
9i(6iTaiy  it.  vg.  ne  forte  nee  tibi  parcat.  1  Cor.  V,  11  i])  nu  gamelida 
izvi8  ni  blandan,   —  ])amma    svaleikamma  ni  mi])matjan  =  vvv  il 
iyQoptt  Vfitv  fifi  öwavapifyvvö^ai^  —  tä  TOiovrQ  (inidh  ( A  hat  jedoch 
Dor  fii^,    und  es  liegt  kein  Hindemiß  vor  anzunehmen,    Ulfilas  habe 
auch  80  gelesen)  öwbc^Ulv^  it.  vg.  nunc  autem  scripsi  vobis  non  com- 
misceri  (Ambrst  ne  commisceamini ,    g  fbgt  vos   zu   und  I  non   com- 
misceamini)  —  cum  eiusmodi  nee  (g  non  1  nee)  cibum  (Ambrst.  Tert. 
ne  cibum  quidem)  sumere  (g  comedere).    Gesetzt  auch,   Ulfilas  hätte 
J^ifii  vor  sich  gehabt,  so  braucht  man  doch  nicht  mit  Bernhardt  hier 
J^yfii  in  der  Bedeutung   „nicht   einmal^    zu  nehmen ,    es  kann   ebenso 
anch  mit  „auch  nicht^  übersetzt  werden  und  setzt  dann  nur  das  erste 
W^  fort,  so  daß  dann  ulfilas  fii;  —  ikv^di  mit  ni  —  ni  übersetzt  hätte. 
1  Cor.  XIV,  21  Jan  ni  sva  andhausjand  mis  =  xal  ov^  ovtcag  ai^- 
oxovtfot^at   fiov^    deg  et  nondum   exaudient  me  (d  hat  in  der  Aus- 
gabe dieses  Codex  von  Tischendorf  p.  164,  18  diese  Lesart,  während 
derselbe  Herausgeber  in  seiner    8.  Ausgabe    des    n.  Test,  d  mit  f  vg. 
zusammenstellt^  wo  es  heißt:  et  nee  sie  etc  etc.;  g  exaudiet).  Oal.  U,  5 
UBd  2  Th.  III,  10  werden  von  GL.  auch  angeführt,  doch  steht  an  beiden 
Stellen  im  Cod.  Ambros.  A  nih  und  in  B  ni,  so  daß  Bernhardt  durch- 
*^  Recht   daran   gethan   hat,    nih  in  den  Text   aufzunehmen.    Diese 
^iden  Stellen  zeigen  aber,  daß  die  gotischen  Handschriften  in  Rück- 
sicht auf  das   auslautende  h  nicht  immer  zuverläßig  sind  und  geben 
^er  Vermuthung  Raum,    daß  Ulfilas    auch   an   manchen    der    citirten 

GEIIUANIA.    N«ue  Reih«»  XY.  (XXYII.)  J»]ir{;.  4 


60  C.  BIAROLD 

Stellen  nih  geschrieben ,  obwohl  wir  jetzt  ni  lesen.  So  ist  jedesfalk 
Le.  XXy  8  nih  orsprOnglich,  wenn  wir  die  Parallelstelle  dazuhalten. 
Wo  der  Satz  eine  andere  coordinirende  Conjonctioni  besonders  jah, 
haty  wird  dagegen  wohl  schon  Ulfilas  bloßes  ni  geschrieben  haben. 
Wie  schwankend  die  gotischen  Schreiber  in  Betreff  der  WaU  von  ni 
und  nihy  oder  auch  von  )>a]>ro  and  )>a}>roh,  inu  und  inuh  waren,  zeigen 
die  Codices  Ambrosiani  an  zahlreichen  Stellen ,  und  zwar  ist  es  mei- 
stens A,  wo  nih  steht,  in  B  ni,  ebenso  |>a|>roh  in  A,  |>a)>ro  in  B,  dt- 
gegen  inu  in  A,  inuh  in  B.  Daß  bei  ni  and  nih  A  in  den  meisten 
Fftllen  das  Richtige  hat,  zeigt  z.  B.  2  Cor.  I,  19«  Xu,  3  and  1  Tim.  m,  3, 
wo  das  durchaas  richtige  ni  in  A,  das  anrichtige  nih  in  B  steht  Dem- 
gemäß darf  man  auch  Gal.  VI,  15  A  folgen,  das  ni  —  nih  ftlr  ovr«  — 
ovts  gibt,  während  B  nih  ni  setzt;  es  ist  nicht  nöthig,  beides  za  Te^ 
einen,  wie  Bernhardt  that,  and  nih  —  nih  za  schreiben.  Nih  -—  ni 
wäre  sehr  fraglich  für  ovts  —  ovv«,  am  häafigsten  ist  ni  —  nih,  dem- 
nächst nih  —  nih.  Nih  —  ni  steht  nar  noch  Lc.  XIV,  35  im  Cod.  aig. 
and  da  werden  wir  aach  üppstrdm  beistimmen  kOnnen,  der  nih  fllr  ni 
annimmt.  1  Tim.  III,  8  freilich,  wo  nar  A  vorhanden  ist,  wird  3mal 
nih  za  setzen  sein.  Die  Handschriften  selbst  sind  übrigens  an  ein- 
zelnen Stellen  schon  dahin  verbeßert;  so  ist  Mt  VI,  20  im  Cod.  ug. 
über  ni  ein  h  nachgetragen  and  desgleichen  2  Cor.  IV,  1  im  Cod.  A 
(hier  aber  gegen  alle  griechischen  imd  lateinischen  Texte). 

Mt.  Vm,  18  haihait  galei]>an  siponjans  hindar  marein  =  Isil- 
iv6€v  axaXd'stv  stg  to  xigav^  itvg.  jassit,  ire  discipalos  snoi 
(h  praecepit  discipalis  sais,  at  irent,  ff^kvg.  nar  jassit  ire)  trani 
fretam.  Zunächst  steht  der  Zasatz  im  Einklang  mit  der  Itala,  nur 
daß  das  Possessivpronomen  fehlt,  das  Ulfilas  leicht  als  selbstverständlich 
weglassen  konnte,  das  aber  aach  wegen  der  gleichen  Endang  mit 
siponjans  vom  Abschreiber  übergangen  sein  mag.  Es  ist  aach  hier  du 
Streben  nach  deatlicher  Aasdracksweise,  das  Ulfilas  veranlaß  te  den 
Zasatz  aafzanehmen,  da  das  Sabject  za  dneMstv  nicht  so  leicht  e^ 
sichtlich  ist  und  erst  aas  v.  23  sich  ergibt  Dann  ist  es  aber  die 
Übersetzung  von  slg  to  nigavj  die  mich  veranlaßt  hier  über  die  Stelk 
zu  sprechen.  Auch  darin  zeigt  sich  ÜbereinstinmiUDg  mit  dem  Latei* 
nischen,  denn  fretum  ist  „Meer'  und  im  Bibellatein  speciell  das  gtli- 
läische  Meer  (vgl  Hagen,  Sprachliche  Erörterungen  zur  Vulgata  S.  87). 
Derselbe  Fall  ist  v.  28  qimandin  imma  hindar  marein  =:  il^ant 
avt^  (so  EKLMSUVX^/7)  slg  to  xigav^  itvg.  et  cum  venisiei 
trans  fretum.  Mc  V,  21  jah  uslei|>andin  Jesua  in  skipa  aftra  hin- 
dar marein  =  xal  dmnsQaöavtog  tov  ^Ivfiov  iv  t^   ulotfi   nii^ 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       51 

an  dieser  Stelle  alle  außer  xD)  sig  ro  nigav,  g^aur.  vg.  et  cum 
ranaisset  (g^  aacendisset  et  venisset;  vg.  transcendisset)  Jesus  in  navi 
orsus  trans  fretum  (g^  trans  fretum  iterum;  die  übrigen  Texte, 
oweit  sie  es  nicht  ganz  fortlassen,  haben  contra  oder  in  contra, 
ultra).  Dazu  ist  noch  Mc.  V,  1  heranzuziehen:  jah  qemun  hin  dar 
larein  =  naX  ^Jldov  (mit  xABDTZunc'O  ^Ig  to  nigav  r^g  ^a- 
icöfjg^  befli^*"'^'aur.  et  venerunt  (aur.  et  veniunt)  trans  fretum 
3  tranB  mare)*).  Mc.  VIII,  13  uslai}>  hindar  mar  ein  -=  Mf^Msv 
lg  to  nigav,  afg^'^aur.  vg.  abiit  trans  fretum.  Dazu  kommt 
chließlich  Lc.  Vin,  22  galei])am  hindar  }>ana  marisaiv;  jah 
ali]>un  =  didX^afiksv  slg  ro  xigav  t^g  klikvrig'  xal  avr^jfifi^av^ 
bf£f*g^''aur.vg.  transfretemus  trans  stagnum  (a  läßt  trans  fort); 
t  ascenderunt  (bff*  levaverunt,  a  sustulerunt).  Die  Abhängigkeit 
Jeser  Übertragung  von  slg  z6  nigav  vom  Lateinischen  wird  noch 
videnter,  wenn  wir  Mc.  IV,  35  dazuhalten.  Daselbst  heißt  es:  us- 
3i)>am  jainis  stadis  =  diiMmiksv  slg  x6  nigav  und  in  allen 
iteinischen  Texten  transeamus  (e  transfretemus)  contra  (d  ultra). 
7o  die  Übereinstimmung  so  gesetzmäßig  vorliegt,  ist  Zufall  gewiß 
oigeschlossen y  d.  h.  wir  können  unmöglich  annehmen,  ülfilas  selbst 
ftbe  zufälligerweise  diese  übereinstimmende  Übertragung  unabhängig 
om  Lateinischen  gewählt.  Aber  ebenso  unmöglich  ist  es  anzunehmen, 
otische  Textkritiker,  d.  h.  Literpolatoren  hätten  diese  Übereinstim- 
long  hineincorrigirt  Ln  letzteren  Falle  müßte  man  eine  so  umfassende 
pätere  Redaction  annehmen,  daß  von  der  Übersetzung  des  Ulfilas  kein 
kein  auf  dem  andern  geblieben  wäre.  Dafür  fehlt  jedoch  jeder  sichere 
usgangspunkt. 

Mt  VJLU,  32  jah  sai  run  gavaurhtedun  sis  alla  so  hairda 
:  xal  Idov  mQiifjöBv  naöa  ^  ayiXij,  Das  intransitive  in  reflexivem 
nne  gebrauchte  mgiifiöev  ist  also  durch  die  Worte  run  gav.  sis  um- 
ihrieben.  Von  den  lateinischen  Texten  haben  d  f  impetum  fecit  (nicht, 
ie  Bernhardt  citirt:  ,impetum  fecerunt'),  abc£Pg^''h  vg.  impetu(m) 
mt  (dazu  aur.  magno  impetu  abiit).  Impetus  ist  „Anstrengung'', 
lingriff'',  aber  auch  „heftige  Bewegung''.  Ulfilas  lehnte  sich  also  an 
;e  lateinische  Übersetzung  an,  ftigte  aber  noch  sis  hinzu,  weil  ga- 
lurkjan  noch  eine  selbständigere  Bedeutung  hat  als  das  lateinische 
cere,  das  in  solchen  umschreibenden  Ausdrücken  völlig  in  dem  all- 
meinen Begriff  seine  ursprüngliche  Bedeutung  verliert  [n  den 
urallelstellen  Mc.  V,  13  und  Lc.  VUI,  33  setzt  ülfilas  das  einfache 


*)  Jb.  VI,  22  nnd  26  ist  hindar  marein  =  nigav  r^g  ^a^atftfj^g,  trans  mare- 

4« 


52  C.  M AROLD 

rann.  Wenn  hier  die  lateinischen  Übersetzungen  auch  nur  ein  geringes 
Licht  auf  die  Wahl  des  Ausdrucks  werfen,  so  will  ich  sie  doch  der 
Vollständigkeit  wegen  anfahren.  Mc.  V,  13  haben  it^^vg.  magno  im* 
petu  —  praecipitatus  est,  b  et  fecerunt  impetu  ire  graegem  per  prae- 
ceps  et  ceciderunt,  e  ierunt  cum  impetu  in  gregem  et  per  praeripiom 
caeciderunt.  Lc.  YIH,  33  haben  bf  aur.  vg.  impetu  abiit  grex  per  prae- 
ceps;  a  impetum  fecit.  Es  scheint  also,  als  ob  impetu  (ab)ire  an  diesen 
Stellen  auf  Ulfilas  von  Einfluß  gewesen  wäre,  doch  kann  er,  wenn  er 
einmal  im  Matthäus-Evangelium  die  Umschreibung  mit  dem  Substantiv 
gewählt  hatte,  ebensowohl  selbständig  an  den  Parallelstellen  das  ein- 
fache Verbum  desselben  Stammes  gewählt  haben,  in  ähnlicher  Weise, 
wie  er  das  Simplex  eines  Wortes  zu  setzen  pflegte  im  Sinne  des  knrs 
vorher  gebrauchten  Compositums;  vgl.  GL.  zu  1  Tim.  VI,  6  und  Lc 
XV,  24.  —  Da  wir  bei  Ulfilas  häufiger  derartige  Umschreibungen,  und 
zwar  mehr  mit  dem  synonymen  taujan  und  gataujan  antreffen,  so  eignet 
sich  dieser  Ort  dazu,  alle  im  Zusammenhange  zu  behandeln.  Ich  unte^ 
scheide  nun  bei  diesen  Umschreibungen  mit  taujan,  gataujan  und  ga- 
vaurkjan  zunächst  die  in  der  Art  des  oben  behandelten  Beispiels,  wo 
also  durch  dieselben  neutrale  oder  mediale  Verbalbegriffe  wiede^ 
gegeben  werden.  Zweitens  wird  dadurch,  wenn  im  Ootischen  der  ent- 
sprechende Verbalbegriff  nur  in  intransitiver  Form  vorhanden  ist,  ^e 
causative  Bedeutung  bewirkt.  Femer  dienen  diese  Umschreibungen 
zur  Wiedergabe  complicirterer  Verbalbegriffe,  wo  die  gelenkige  grie- 
chische Sprache  nur  ein  Wort  nöthig  hatte.  Endlich  werden  dadurch 
meistens  diejenigen  Verba,  welche  im  Griechischen  Composita  aofi 
einem  Nominalbegriff  mit  noutv  sind,  in  ihre  Bestandtheile  zerlegt 
Zur  ersten  Art  gehören  außer  dem  obigen  Beispiel  noch  Lc.  IX,  25 
und  1  Cor.  XIII,  3.  Lc.  IX,  25  hvo  allis  ])aurfte  gatauji|>  sii 
manna  gageigands  ])o  manased  alla  =-  xC  yaQ  fOfpsXBttai  av^Q0Mog 
xegSi^öag  rot/  xoöiiov  oXov,  Unter  den  lateinischen  Texten  bieten  fP 
g*' *  aur.  vg.  Cypr.  quid  enim  proficit  homo,  abcdefl  quid  enim  prode 
est  (cf  prodest)  homini.  Daß  hier  das  lateinische  proficit  homo  von 
Einfluß  gewesen  ist,  geht  schon  aus  der  persönlichen  Construction 
hervor,  aber  auch  das  gataujan  ist  mit  Rücksicht  auf  den  zweiten 
Theil  des  proficit  gewählt  Außerdem  ist  das  Citat  aus  des  Ambro- 
siaster Conmientar  zu  Eph.  V,  4  (oben  S.  45)  zu  vergleichen.  Aber  noch 
Mc.  Vn,  11  lesen  wir  dtpakstö^ou^  in  der  Stelle  xoQßdv  —  o  iav  $ 
ifiov  foq>€Xi^^yg^  wo  Ulfilas  übersetzt:  kaurban  —  ])ishvah  ]>atei  üb 
mis  gabatnis.  Gabatnan  erscheint  nur  an  dieser  Stelle,  kann  aber 
nur  als  ein  Verbum  auf  -nan  bedeuten  „in  gutem**  oder  „in  beßonn 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBEK8ETZUNG.       53 

dastände  sich  befinden'',  „Nutzen  haben^.  Warum  Ulfilas  hier  nicht 
|)aarft  gataujan  sis  setzen  konnte,  ist  leicht  ersichtlich,  da  die  Eltern 
a  hier  von  ihrem  Kinde  Nutzen  empfangen.  Da  heißt  es  in  a:  donum 
—  quo  a  me  melior  factus  fueris,  in  den  übrigen  Texten:  Cor- 
)an  —  quodcunque  ex  me  tibi  proderit.  Zu  dem  Verhältniß  des  goti- 
schen gabatnan  zu  meliorem  factum  esse  vgl.  Mt.  X,  31.  Die  Um- 
ichreibung  mit  taujan  lesen  wir  aber  wieder  1  Cor.  XIJI,  3  ni  vaiht 
)0t08  mis  taujau  =r  ovihv  mq>sXoviiai^  wo  also  wieder  eine  Selbst- 
hätigkeit  in  <iq>£Xovn(u  liegt.  Ambrst.  g  bieten  hier  nihil  mihi  prodest, 

1  e  nihil  prodest  mihi ,  geben  also  keinen  Anhalt  für  die  Erklärung 
des  Gotischen,  und  wenn  nicht  in  einem  lateinischen  Exemplar  nihil 
proficio  noch  aufgefunden  wird,  müssen  wir  annehmen,  daß  Ulfilas 
nach  dem  Vorgange  von  Lc.  IX,  25  frei  verfuhr.  I^aurfts  bedeutet  das 
nras  für  die  eigenen  Ansprüche  von  Vortheil  ist,  daher  es  auch  sonst 
IQsta  und  ivdyxri  übersetzt*),  während  bota  den  Nutzen  im  Allge- 
meinen als  eine  Aufbeßerung  eines  vorangegangenen  Zustandes  be- 
zeichnet. Darum  ist  Lc.  IX,  25  das  erstere  und  1  Cor.  XIII,  3  das 
zweite  Wort  gewählt.  —  Die  Beispiele  für  die  Wahl  einer  der  be- 
treffenden Umschreibungen  in  causativem  Sinne   sind  Lc.  IX,  14.   15. 

2  Cor.  IX,  10.  1  Th.  III,  12.  Von  großer  Wichtigkeit  sind  die  beiden 
Lucasstellen.  V.  14  sagt  Jesus  zu  seinen  Jüngern:  gavaurkei])  im 
tnakumbjan  kubituns,  ana  hvarjanoh  fimf  tiguns  =  xaza- 
tklvaxB  avxov^  xXiöCag  avd  nBvx^xovta^  bcffiF^g^'^aur.  vg.  fa- 
site  illos  discumbere  per  convivia  quinquagenos  (c  discumbere 
illos  p.  c.  q.),  a  ebenso  außer  recumbere,  e  facite  eos  recumbere 
convivia  quasi  quinquagenos  und  d  reclinate  eos  discubitiones  sicut 
quinquagenos.  Nicht  allein  die  Umschreibung  mit  gavaurkjan  ist  hier  dem 
lateinischen  facere  nachgebildet,  sondern  auch  die  Stellung  des  im  vor 
anakumbjan  entsprechend  dem  illos  vor  discumbere*'*').  Aber  auch 
hier  wiederum  ist  eine  freiere  Benutzung  des  Lateinischen  zu  con- 
statiren.    Ulfilas  zog  per  convivia  zu  quinquagenos,   übersetzte  aber 


*)  Wenn  daher  2  Tim.  ni.  16  nfpiX^ikoq  mit  )>aiirft8  übenetst  ist,  so  ist  das 
eine  durchaus  richtige  Auffassung  und  verräth  wieder  die  Strenge  in  der  Gesinnung 
des  Übersetsers.  Nicht  nur  nUÜtziich"  ist  die  heilige  Schrift,  sondern  „noth wendig", 
am  die  darauf  erwähnten  Zwecke  bu  erreichen. 

**)  Es  ist  also  gavaurkjan  mit  dem  Dativ  eine  Parallele  su  var)>  mit  dem 
Dativ.  Auch  dieses  ist  eine  Bestfttigung  mehr  für  die  Ansicht  Apelts  (Über  den  Accu- 
ntima  c.  Inf.  im  Oothischen;  Germania  1874,  S.  288),  daß  diese  Construotion  nicht, 
wieMiklosieh  behauptet,  ein  Dativus  o.  inf.  ist,  sondern  daß  der  Dativ  lum  regieren- 
den Verbum  gehört. 


54  C;.  ICABOLD 

kubituns  dem  xXiötag  entsprechend  und  diückt  das  per  e.  nebst  der 
OistributivzaU  durch  ana  hvarjanoh  fimf  tigans  aus.  Außerdem  wihlie 
er  hier  ein  entsprechendes  lateinisches  Fremdwort,  da  conviviom  sich 
nicht  recht  in  den  Sinn  ftlgte  (cabitas  =  Lager,    Lagerstatt  s.  z.  B. 
Plin.  N.  H.  XXIV,  9.  38;   weitere  Beispiele  siehe  bei  Rönsch,    Italt 
and  Vulgata).    Dabei  ist  aber  auffallend,   daß   statt  des  lateinischen 
Acc.  c.  inf.  ein  Dativus  und  der  Infinitiv  eingetreten  ist  O.  Apelt  in 
seiner  Abhandlung  y^Über   den  Accusativus    c.    infin.    im  Gothiscken' 
(Germania  1874,  S.  280  ff.),  wo  er  auch  ausftlhrlich  über  den  Dativna 
c.  inf.    spricht  (S.  287  f.)   erwähnt   diese  Stelle   nicht.    Kurz    vorher 
S.  286,   citirt  er  als  ohne  Bedeutung,  nur  der  Vollständigkeit  wegen 
Lc.  IX,  15.  Jh.  V,  21.  VI,  63.  2  Cor.  IX,  10.  1  Th.  EI,  12.  Mc.  m,  14 
und  meint  dabei,  es  verlohne  sich  nicht,  die  lateinischen  Übersetzungen 
anzuftihren.  Freilich  dann  verlohnt  es  sich  nicht,  wenn  man  der  An- 
sicht ist  (S.  284),    „der  spätere  Einfluß   des  Lateinischen  ist  evident 
erwiesen  durch  die  Anmerkungen  von  Gabelentz  und  Loebe  und  durdi 
die   eingehenden    und   gründlichen  Untersuchungen   von   Bernhardt". 
Ich  bin  der  Ansicht,   Lc.  IX,  14  ist  wieder  eine  Stelle  zum  Beweise, 
daß  Ulfilas  die  Construction  des  Accusativus  c.  inf.  als  etwas  Fremd- 
artiges ansah,  zumal  gavaurkjan  stets  die  selbständige  Bedeutung  be- 
wahrt:   „etwas  hervorbringen  durch  eine  energische  oder  umsichtige 
Thätigkeit"  (so  ist  auch  Mc.  HI,  14  gavaurhta  tvalif  d  u  visau  gesetit 
statt  visan).  Noch  evidenter  wird  aber  die  Benutzung  des  Lateinischen, 
wenn   wir   die    anderen  Stellen   hinzunehmen.    So   gleich    v.  15:  jah 
gatavidedun    anakumbjan   allans  =  xal    avdxXivav   anavtag^ 
e  et  recumbere  fecerunt  omnes,  faur.  vg.  et  discumbere  fecerunt 
omnes  (die  übrigen  ganz  abweichend);    gatavidedun  ist  vorangestellt, 
vielleicht    wegen    v.   14   oder    um    die   dadurch    veränderte    Stmctor 
sogleich  zu  zeigen.    2  Cor.  IX,  10  jah    vahsjan   gataujai   akrani 
usvaurhtais  izvaraizos  =  xal  av^iiösi  ta  y£vij(iara  tijg  dixaiocvviig 
viimv^    Ambrst.    et   amplificabit    fructum   justitiae    vestrae,    der  et 
augebit  (r  augevit   nascentes   (ruges)  nascentia  justitiae  vestrae,   g  et 
augebit  }  ampliabit  opera  }  nascentia  justitiae  vestrae,  Aug.  aug.  cre- 
scentes  fruges,  vg.  Cypr.  aug.  incrementa  frugum.   Wo  avidvsiv  sonst 
vorkommt^  ist  es  intransitiv  und  mit  vahsjan  übersetzt  (2  Cor.  X,  15 
und  Mc.  IV,  8  steht  im  Griechischen  das  Medium  avl^dvBö^^ai)^  wäh- 
rend in  den  lateinischen  Texten  crescere  steht  (an  den  beiden  Stellen 
mit  Medium  im  Griechischen  ist  daneben  in  einigen  Texten  increscere 
gebraucht).    An  unserer  Stelle  g^hen  zwar  die  lateinischen  Texte  mit 
der   Umschreibung   voran;    es    scheint    aber   Ulfilas    die    Leeart   des 


DEB  EIMFLU88  DES  LAT£IN.  AUF  DIE  QOT.  BIBELOBEESETZUNO.      55 

AmbrosiaBter  rorgelegen  zu  haben,   wofhr   die  Wahl   von  akran  für 
Ysr^iputtK  nach  dem  lateinischen  fructam  spricht.  Minder  sicher  ist  es 
aDzundimen,    die  Umschreibung  mit  gataujan   sei  nach  ampli-ficare 
gewfthlty  aber  nicht  unwahrscheinlich  (im  Commentar  des  Ambrosiaster 
lesen  wir  die  Worte  omnia  dei  sunt  et  semina  et  nascentia  dei  nutu 
i     crescunt).  1  Th.  111,  12  a])}>an  izvis  frauja  mana^ai  jah  ganohnan 
{     gatanj ai  fria]>va  in  izvis  misso  jah  allans  =  vfikSg  äi  6  xvgiog  xXsovdöa^ 
wu  MSQi66€v6ai  rg  ayäxji  sig  aXXiiXovg  xal  elg  navxag^  it.  vg.  tos 
latem  dominus  (deg  fbgen  hinzu  Jesus)  multiplicet  et  abundare 
faeiat   caritatem  (so  fgvg.*),    Ambrst    caritate,   deAmbr.  Aug.  in 
cttitate)  in  (g  Iftßt  dieses  in  fort)  invicem  (Ambrst.^*^  folgt  noch  in 
Yos)  et   in   omnes.    Die   griechischen  Worte   haben    folgenden  Sinn: 
„Aber  der  Herr  mehre  euch   und   lasse   euch   überströmen  in  Liebe 
gegen  einander  und  gegen  AUe^ ;  im  Gotischen  heißt  es  dagegen  wört- 
lich: 9 Aber  der  Herr  mehre  euch  und  bewirke,  daß  die  Liebe  gegen 
einander  und  gegen  Alle  reichlich  (vorhanden)  sei^.   Ulfilas  erreichte 
den  transitiven  Sinn  von  MBQi,96evs^v  also  durch  gataujan  (befrirken) 
mit  Accusativ  c.  inf.    Dieselbe  Umschreibung  mit  facere  liegt  in  den 
lateim'schen  Texten  vor  und  zwar  in  derselben  Construction  in  fgvg«, 
vielleicht  auch  in  dem  Texte  des  Ambrosiaster,  denn  das  m  des  Accu- 
sativ fiült  im  Spätlatein  sehr  häufig  weg  (zum  größten  Theil  mag  es 
nur  ein  graphischer  Fehler  sein),    eine  in  der  Itala  nicht  zu  seltene 
Erscheinung  (von  Rönsch,   Itala  und  Vulgata  S.  462  vielleicht  allzu 
vorsichtig    behandelt).    Daß  Ulfilas    diese  Umschreibung    nach    dem 
Lateinischen  wählte ,  geht  daraus  deutlich  hervor,  daß  nur  an  dieser 
Stelle    %§Q%60iVHv  in  transitiver  Bedeutung   von   den  Lateinern   mit 
abundare  facere  wiedergegeben  wird  (2  Cor.  IX;  8  hat  der  Text  des 
Ambrosiaster  das  erste  Mal  auch  abundare  facere,    an  zweiter  Stelle 
aber  nur  abundare) ,   während  sonst  abundare  ausreichte,  und  einmal 
£pb.  I|  8,  superabundare  gesetzt  wurde;  und  Ulfilas  seinerseits  setzt 
an  den  übrigen  Stellen  ein  einziges  transitives  Verbum,  gaaukan,  ufar- 
assjan,  ufarfulljan  und  Eph.  I,  8  afarassau  ganohjan,  also  auch  wieder 
einen  Pleonasmus   mit  Rücksicht  auf  das  Lateinische.    Zum  weiteren 
Beweise,  wie  Ulfilas  auch  hier  unausgesetzt  auf  das  Lateinische  sein 
Augenmerk  richtete,  diene  2  Cor.  IV,  15  ei  ansts  managnandei  ]>airh 
managizans   aviliud  ufarassjai  du  vul}>au  gu]>a  =  Iva  i^  idQ^g  nXso- 
vu0a6a  8m  täv  MXsiopmv  t^v  BvxaQi^tCav  X€Qi66€v6jj  slg  t^v  doj^av 
xov  iktov.    Es  ist  nämlich  zweifelhaft,  ob  t^v  9v%aQi6tCav  als  Object 


*)  Nieht  nur  vg.,  wie  Bernhardt  sn  der  Stelle  oitiri 


56  C.  ICAROLD 

ZU  nBOi^ösvöji  oder  abhängig  von  dia  und  xsQiMsvöfi  mtranntiT 
gefaßt  werden  soll.  Ulfilas  faßte  es,  wie  Bernhardt  richtig  erwShnt, 
transitiv,  aber  darin  ging  ihm  wieder  das  Lateinische  voran;  in  devg. 
lesen  wir  (dieses  führt  Bernhardt  nicht  an)  ut  gratia  abondans  per 
multos  gratianun  actionem  abundet  in  gloriam  dei,  Ulfilas  über- 
nahm die  Constmction ;  behielt  aber  für  multos  den  Comparativ 
managizans  nach  dem  Griechischen  bei.  —  Von  besonderer  Wichtig- 
keit sind  alsdann,  und  zwar  vorzugsweise  in  den  Episteln,  die  Um- 
schreibungen complicirter  griechischer  Verbalbegriffe  durch  mehrere 
Worte,  wo  ebenfalls  taujan  und  gataujan  eine  Rolle  spielen.  Derartige 
Stellen  sind  1  Cor.  I,  20.  XVI,  13.  2  Cor.  IV,  2.  XI,  5.  XIII,  11. 
Qal.  II,  8.  Eph.  IV,  15.  1  Tim.  V,  12.  1  Cor.  I,  20  lesen  wir  ni 
dvala  gatavida  gup  handugein  ])is  fairhvaus?  =  ovxl  iiidgaviv 
0  ^sog  ziqv  6otplav  tov  xoöyLov  rovTot;;  it.  vg.  nonne  stultam 
(d  stulta)  fecit  deus  sapientiam  huius  mundi  (Tert.  Cypn  infatuavit)? 
Deutlicher  kann  die  Übereinstimmung  nicht  sein,  zumal  auch  die 
Stellung  genau  dem  Lateinischen  nachgebildet  ist.  1  Cor.  XVI,  13 
vairaleiko  taujai])  =^  avögi^Bß^s^  it.  Yg.  aber  bieten  viriliter 
agite;  taujan  ist  also  auch  Übersetzung  des  lateinischen  agere,  wozu 
noch  eine  andere  Stelle  2  Cor.  XIII,  10  zu  ziehen  ist:  ei  —  harduba 
ni  taujau  =  Iva  —  fii}  anotoiKog  XP^^^f^^^?  it.vg.  ne  —  durios 
agam.  2  Cor.  IV,  2  nih  galiug  taujandans  vaurd  gu]>8  =  fik^dl 
Solovvtsg  tov  Xoyov  tov  ^aov  Die  lateinischen  Handschriften  geben 
mit  neque  adulterantes  verbum  dei  keinen  Anhalt,  doch  vergleiche 
man  zur  Bedeutung  von  adulterare,  was  der  Ambrosiaster  zu  dieser 
Stelle  sagt:  Adulterare  est  autem  verum  sensum  per  falsum  volle 
excludere.  2  Cor.  XI,  5  man  auk  ni  vaihtai  mik  minnizo  gatau- 
jan =  Xoyl^oiiai  yag  iiriihv  v0]t6QrixsvaL,  Daß  die  Übersetzung 
hier  nach  dem  Lateinischen  gemacht  ist,  ist  ohne  Frage  und  wird 
selbst  von  Apelt  a.  a.  O.  S.  286  zugegeben.  Doch  schreibt  er  mit 
GL.  und  Bernhardt  solche  Übereinstimmungen  mit  den  lateinischen 
Texten  natürlich  einem  spätem  Einfluße  derselben  zu,  während  doch 
eigentlich  nichts  einen  Anhaltspunkt  für  eine  wenn  auch  nur  theilweise 
spätere  Überarbeitung  des  ursprünglichen  gotischen  Textes  durch  die 
vielgeschmähten  Abschreiber  in  der  Art  gewährt,  daß  sie  Constructionen 
und  Satzfügungen  verändert  haben  sollten  (zumal  wir  diese  Änderungen 
auch  nicht  einmal  einzelne  Worte  betreffend  annähernd  in  dem  Grade 
annehmen  dürfen,  wie  es  von  den  erwähnten  Gelehrten  geschieht). 
Die  lateinischen  Texte  enthalten  nun  folgende  Lesarten :  d  e  r  existimo 
enim  me  nihil  minus  fecisse,  f  vg.  existimo  enim  rihil  me  minus 
fecisse,  Ambrst  existimo  enim  me  in  nullo  inferiorem  fuisse,  g  exist. 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       57 

me  enim  in  nallo   inferiorem   esse.    Daß  Ulfilas  die  Übersetzung  von 
v6x{Qitv  und  v6tBQit69ai  Schwierigkeiten  verursacht  habe,   zeigt  die 
MaDüigfaltigkeit    der   gotischen    entsprechenden  Ausdrtlcke.    So  steht 
2  Cor.  Xn,  11  unte  ni  vaihtai  mins  habaida  =  ovSbv  yag  vötd- 
Qfl6a,  und  deAmbrst.  gewähren  nihil  enim  minus  feci,  g  non  enim 
minus  feci,  vg.  nihil  enim  minus  fui.  Hier  haben  die  lateinischen  Über- 
setzungen  zwar  ein  anderes  Zeitwort,    daß  aber  habere  in  ähnlichen 
Verbindungen    auch   gebräuchlich    war,    zeigt  v.  13,    wo  o  i^rvifdi^rß 
(k*BD*  iJtftfa>di}Vf)  überall  durch  quod  minus  habuistis  tibersetzt  ist, 
von  Ulfilas  aber  in  engerem  Anschluß   an  das  Griechische  mit  ])izei 
Tanai  vesei})   tibersetzt  ist.    Vielleicht,    daß    auch  v.  11  habere   von 
Ulfilas  vorgefunden  wurde;   doch  wahrscheinlicher  ist  es,  daß  er  das 
iiun  dargebotene  Material  freier  und  selbständig  verwendete.    Außer- 
dem tibersetzte  Ulfilas  Mc.  X,  21  vötsgstv  auch  mit  van  visan,   wie 
wir  2  Cor.  XII,  11  in  der  Vulgata  minus  fui  lesen,  jedoch  steht  in 
allen   mir  zugänglichen  lateinischen  Texten   deesse;    desgleichen  Lc. 
XVni;  22  Xi£nHv  mit  van  visan,   wo  im  Lateinischen  auch  nur  de- 
eese  zu  stehen  scheint,  und  Tit.  I,  5  tu  iBinovta  mit  vanata,  wo  beim 
Ambrst.  quae  desunt,  in  d  quae  deerant,  g  quae  deerant }  minus  sunt 
ateht.    Femer  haben  wir  für  vötegsiö^cct  Phil.  IV,  12  ])arbos  ])ulan, 
and   wiederum  geben  uns  die  lateinischen  Texte  darüber  Aufschluß: 
Ambrst.  vg.  Aug.  penuriam  paii,   g  penuriam  pati  }  egere,   de  egere; 
nur    daß  Ulfilas    zur  Amplificirung    des  Begriffs   den  Pluralis    }>arbos 
wählte.  Lc.  XV,  14  ist  v6t£Q£t6^ai   mit  ala])arba   vair])an  übersetzt, 
aber  die  lateinischen  Texte  bieten  nur  egere,  außer  b,  wo  wir  egere 
victum  lesen,  also  eine  selbständige  freie  Wiedergabe,  dem  Sinne  aber 
vortrefflich   sich  anpaßend.    Koch  bleibt  übrig  2  Cor.  XI,  8  ushaists, 
ein    dunkles  Wort,    womit  Ulfilas    vötsgr^^stg    übersetzt;    de   bietet 
egens,  g  Ambrst.  egerem.  Wir  kehren  nun  noch  zu  2  Cor.  XI,  5  zurück. 
Der  Accusativus  c.  inf.  und  die  Stellung  von  mik,  das  ganz  und  gar 
nach  dem  Lateinischen  zugefügt  ist,   sprechen  für  die  Benutzung  des 
Lateinischen,    und  hält  man   die   anderen  Stellen  hinzu,    so  ist  kein 
Zweifel,    daß  diese  Veränderung   des  Wortlauts  von  dem  Übersetzer 
und  nicht  von  einem  Abschreiber  herrührt.  2  Cor.  XIII,  11  gavair])i 
taujandans  sijai}>  =  algfipsvete^  deg  pacifici  estote,  Ambrst 
in  pace   agite.    Ulfilas  löste  das  lateinische  paci-fici  in  seine  Bestand- 
theile   auf  und  übersetzte   wörtlich  gavair])i  taujandans,    d.  i.  pacem 
facientes*).    Mc.  IX,  ÖO  hatte  Ulfilas  ein  Adjectivum,   dessen  Bedeu- 


*)  Col.  I,  20  ist  gavair]>i    taajands  =:  slgrivonoijfaccsy    elgrivonoiBiv   ist   aber 
wohl  einer  von  den  vielen  Latinismen  im  neutestamentlichen  Griechisch,  dem  lateini- 


58  C.  MABOLD 

taog  dem  pacificas  entspricht ,  gaYair]>eig8y  und  er  übersetste  dort 
slffifPBViXS  mit  gavairbeigai  sijai])^.  Es  seigt  aber  frieder  von  d«r 
tiefen  Überlegung  des  Übersetzers,  wenn  er  in  der  Corintherstelle  den 
Paulus  auf  die  eigene  Wirksamkeit  und  Selbstthätigkeit  fär  den  Frie- 
den und  die  Eintracht  hinweisen  l&ßt;  während  es  im  Munde  Jesu  vor 
seinen  Jüngern  angemessen  ist,  zu  sagen:  Seid  firiedlioh  unter  einander. 
Die  lateinischen  Texte  haben  an  der  Marcusstelle  pacem  habete.  Dieses 
übersetzte  ülfilas  hier  nicht,  weil  er  genau  die  Bedeutung  dea  gotischen 
haban  beachtete,  denn  dieses  hat  noch  keinen  auxiliaren  Sinn,  sondern 
bedeutet  noch  „besitzen*^.  Darum  aber  folgt  er  auch  an  zwei  anderen 
Stellen  hierin  der  lateinischen  Übersetzung,  ROm.  XTT,  18  und  1  TL 
V,  13.  Dort  ist  gavair]>i  habandans  =:  slQtivivovtis  ^uid  hier  gavaii]>i 
habai])  =  sigtivsvete.  An  beiden  Stellen  haben  die  lateinischen  Texte 
pacem  habere  (Rom.  XTT,  18  itvg.  pacem  habentes,  1  Th.  V,  13 
gAmbrst.  vg.  pacem  habete,  de  pacem  habentes).  Für  die  Bedeutung 
von  pacem  habere  ist  übrigens  wichtig,  was  der  Ambrosiaster  2  CSor. 
XIIT,  11  zur  Erklärung  der  Worte  in  pace  agite  hinzuftigt:  Si  con- 
cordes  (uerunt,  habebunt  pacem.  Des  ähnlichen  Ausdrucks  wegen  folge 
hier  gleich  Eph.  IV,  15  i)>  sunja  taujandans  in  frija]>vai  vahsjaima 
=  aXfi^evovtsg  di  iv  ayänji  av^ijötoiiLSv ^  alle  Handschriften  der 
Itala  und  Vulgata  und  die  Patres  bieten  aber  veritatem  autem 
facientes  (nur  Hieronymus  citirt  einmal  veritatem  autem  loquentes) 
crescamus  (Ambrst.  augeamur)  in  caritate.  Nach  dieser  lateinischen 
Umschreibung  sind  auch  FG,  die  reich  sind  an  solchen  Änderungen 
nach  lateinischen  Texten,  geändert,  denn  hier  lesen  wir:  alij^kunf 
di  MOiovvtss.  Wunderbar  genug  nehmen  sich  aber  diese  Worte  in 
dem  griechischen  Texte  bei  Bernhardt  aus,  der  doch  möglichst  die 
Oestalt  repräsentiren  soll,  in  der  ihn  Ulfilas  vor  sich  gehabt  Daß  hier 
Ulfilas  in  seiner  griechischen  Vorlage  aXtjd'svovrss  las  und  die  Um- 
schreibung aus  seinem  lateinischen  Texte  entnahm,  ergibt  ein  Vergleich 
mit  Oal.  IV,  16,  welche  Stelle  zwar  Bernhardt  auch  citirt,  aber  ohne 
auf  ihre  Bedeutung  aufmerksam  zu  machen.  Da  ist  nämlich  ilii4^Bvmf 
mit  sunja  gateihands  übersetzt  und  g  Victor.  Aug.  und  Sedul.  (außer- 
dem noch  ein  Italafragment  aus  der  Abtei  Oöttweih,  herausgeg.  von 
H.  Rönsch   in  Hilgenfelds  Zeitschrift  XXII,  S.  224—238)    gewähren 


sehen  paeifiesre  necbgebildet  Die  Uteiniseheii  HsndBchriften  haben  natfirlieh  an  diee« 
Stelle  anch  paeificans. 

*)  Bernhardt  seist  doroh  ein  Versehen  den  Indicativ  ajup  statt  des  erforder- 
lichen imperativen  ConjanctiTS,  den  UppstrOms  Abdruck  des  Codex  argentens  riehtig 
bietet  Über  ein  gleiches  Versehen  s.  €krm.  XXVI,  S.  141. 


D£B  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELOBEBSETZUNG.       59 

fast  wOrtlich:  verum  praedicans,  wähi*end  in  deAmbr8t.C7pr.yg.  die 
Worte  heißen  verum  dicens  (Hier,  citirt  veritatem  dicens).  Beidemale 
stimmt  die  gotiBche  Übersetzung  mit  der  lateinischen  überein,  wodurch 
dieEyidenz  der  Benutzung  der  letzteren  um  so  größer  wird.  Qal.  11,  8 
ante  saei   vaurstveig   gatavida  Paitrau  du  apaustaulein  bimaitis, 
viorstveig   gatavida  jah   mis   in  ])iudo8  =  0   yaQ   ivsQy^fiag 
lUtQf  iis  anoötoXi^v  x^s  nsgitofik^g^  ivdgyi^ösv  xdfikol  sig  ta  i^tj. 
^EnqytXv   und    iviifysMtai   übersetzt  Ulfilas  sonst  mit  vaurlgan  und 
gayaorkjan,  nur  einmal  (Col.  I,  29)  mit  inna  vaurkjan*).  Die  lateini- 
Bchen  Übersetzungen   geben   hier  keinen  Anhalt,    sie  übersetzen  wie 
sonst  operari,  d.  i.  „wirken''.  Ulfilas  wandte  sich,  ?ne  es  scheint,  von 
allen  Autoritäten  ab,  und  mit  Recht.  Die  Bedeutung  von  ivsQyBtv  ist 
hier  wieder   eine   causative,    während  an  allen  sonstigen  Stellen   ein 
Object  dabei  stand  oder  leicht  zu  ergänzen  war  (also  ivsQystv  bedeutet 
„wirken^,  „bewirken*^,  „wirksam  sein*^).  Es  heißt  hier,  wie  GL.  richtig 
angeben  „Wirksamkeit  geben'',  und  die  Construction  ist  zu  vergleichen 
mit  den  oben  behandelten  Ausdrücken  ]>aurft  gataujan  sis,    bota  sis 
tanjan   oder    auch   run  gavaurkjan   sis.    Vaurstveigs    übersetzt  sonst 
hfY^g  (1  Cor.  XVI,  9)   und  ivsgyovf^ivog  (2  Cor.  I,  6.  Gal.  V,  6), 
dort  haben  Itala  und  Vulgata  evidens   (d.  i.  ivaQyi}g),  nur  Ambrst 
operosum   und  Hier,   citirt  efficax;    hier  an  beiden  Stellen  operatur. 
Es  heißt  also  „wirksam*',  „thätig"  (operosus);   vaurstveig  ist  substan- 
tivirtes  Neutrum  =:  „Wirksames",  d.  i.  „Wirksamkeit",  also  vaurstveig 
gataujan  wörtlich  zu  übersetzen  mit  „Wirksamkeit  verschaffen*'.  C.  Hof- 
mann in  einem  Aufsatz  „Gotische  Conjecturen  und  Worterklärungen^ 
(Germania  VIÜ,  S.  1  ff.)  hält  vaurstveig  für  verschrieben  Air  vaurst- 
vein  (n  dem  folgenden  g  von  einem  Abschreiber  assimilirt).  Vaurstvei 
(Ibersetzt  £ph.  IV,  19  igyaöia  „Bewirkung",  „Ausübung'' ;  daß  dieses 
Wort  hier  durchaus  nicht  den  Sinn  treffen  würde,  ist  leicht  ersichtlich. 
Vaurstvein   gatavida   würde   nur  eine   figura   etymologica   mit  syno- 
nymem Zeitwort  sein,  während  vaurstveig  ein  selbständiges  Object  ist 
£8  bleibt  nun  noch  übrig  1  Tim.  V,  12,  eine  arg  zugerichtete  Stelle; 
wo  die  Worte  noch  lesbar  sind,  heißt  es:  galaubein  vana  gatavide- 
dun  (vana  ist  sehr  undeutlich  zu  lesen)  =  niöuv  'q^it'qöav.    Wir 
saheD,  daß  1  Cor.  I,  19  atixstv  durch  uskiusan  übersetzt  und  dieses 
nach   reprobare  gewählt  ist,    das  in  allen   lateinischen  Texten   steht 
Auch  an  unserer  Stelle   ist  das  Lateinische   zu   Rathe    gezogen;   de 


*)  VgL  daiu  das  Uieinisohe   inoperari  bei  Tertullian  und  Hieronymiu;  Bönsoh, 
Itala  mid  YnlgaU  S.  194. 


60  A.  EDZARDI 

bieten  fidem  inritam  fecerunt  (AmbrBt.  f  irritam  und  so  auch  v^.), 
g  irrilaverunt  l  reprobaverunt  (repr.  auch  bei  Cyprian),  Tert.  reseide- 
runt;  also  vans  ist  fttr  irritus  gesetzt.   Leider  ist  Oal.  III,  15  und  17 
nicht  im  Gotischen  vorhanden,  dort  ist  a^statv  und  hier  dxvQOvv  in 
denselben  Handschriften  tibersetzt  wie  an  der  Timotheusstelle.  —  Zum 
Schluß  füge  ich  nun  noch  die  Fälle  hinzu,  wo  Ulfilas  mit  taujan  einen 
mit  noutv  zusammengesetzten  Verbalbegriff  in  seine  Bestandtheile  auf- 
löst.   Ein  einfaches  Citat  genagt  hier,   da  hier  der  Einfluß  des  Latei* 
nischen  schwer  wahrzunehmen  ist,  weil  das  Griechische  bereits  die  Auf- 
lösung an  die  Hand  gab.  Mc.  III,  4  ist  ])iu}>  taujan  Übersetzung  von 
aya%07toulv^  von  lateinischen  Handschriften  gewährt  e  bonum  aliquid 
facere,  b  aliquid  bene  facere,  die  tlbrigen  benefacere.  Dasselbe  Wort 
steht  Lc.  VI,  9.  33.  35,  wo  die  lateinischen  Texte  nur  benefacere  geben 
(Rom.  Xni,  3  haben   wir  bereits   im  Griechischen   die  Auflösung  to 
aya^ov  noutv  und  im  Gotischen  nattlrlioh  ])iu])  taujan).    Mo.  HI,  4 
und  Lc.  VI,  9  lesen  wir  auch  das  Gegentheil  un])iu])  taujan  ftbr  xano- 
noutv j  male  facere  (e  malum  facere).  Dazu  ist  zu  ziehen  Z'T^.  HI,  13 
vaila  taujan  für   xakonoutv^    wo  im  Lateinischen   auch  bene   ÜLcere 
(g  bene  1:  um  facientes).  Col.  I,  20  gavair])i  taujan  fOr  slgf/vonoutv  ist 
bereits  erwähnt   und  es  bleibt  nur  noch  Jh.  VI,  63  liban  taujan  und 
V,  21  liban  gataujan  übrig  als  Übersetzung  von  ^monoutv  (im  Latei- 
nischen vivificare).    In  den  Episteln   hat  Ulfilas   übrigens    ein   eigenes 
Wort  dafür,  gaqiujan  (gaquiunan  =  äva^^v  schon  im  Lucas-Evangelium), 
welches  denn  auch  in  der  Skeireins  Vb  einmal  vorkommt;  ein  neuer 
Beweis,  wie  Ulfilas  bei  der  Übersetzung  der  Episteln  bereits  sich  freier 
im  Gebrauch    seiner  Muttersprache   bewegte,   während  er  andrerseits 
auch   in   den   Episteln   aus  Rücksicht   auf  die  Deutlichkeit   mehr  das 
Lateinische  beachtete. 

(Fortsetzung  folgt) 


KOPENHAGENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS 

WELTCHRONIK. 


Auf  der  großen  königlichen  Bibliothek  in  Kopenhagen  befinden 
sich  11  Fragmente  von  zwölf  Blättern,  die  zu  einer  und  derselben 
Bilderhandschrift  einer  der  verschiedenen  Recensionen  *)  der  Weltchronik 


*)  leb   habe   nar   cod.  pal.  321  (Vilmar  ,   Die  swei  Recc.  p.  61  ff.)  yergleichen 
können,    der   (270V,  =  r«d.   fgd.  Abdr.;    270«  =  1'»;    270*  =  r «;    27r  «  r«) 


KOPENHAGENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       61 

Rudolfs  voo  Ems  gehören.  Dieselben  sind  als  „11  Stycker  afenversi* 
ficeret  Bibelhistorie  paa  Höitydsk^  dog  i  afvigende  Dialect,  indehol- 
dende  Bmdstykker  af  III  &  IV  üb.  Regum,  lib.  Machabseorum  &  lib. 
Judith''  bezeichnet  und  haben  die  Signatur:  17*"  Fol.  (Ny  kgl.  Saml.). 
Diese  Blätter  sind;  wie  mir  Hr.  Weeke,  Assistent  an  der  kgl.  Bibliothek, 
freundlichst  mittheilte,  durch  ihn  1862  von  Deckeln  zu  einer  juristi- 
schen Bibliothek  gehöriger  Btlcher  abgelöst.  £s  fanden  sich  dabei  noch 
manche  andere  Pergamentblätter,   meist  lateinisch,  deutsch  nur  diese. 

Indem  ich  einige  schon  vor  Jahren  gemachte,  jüngst  nachgeprüfte 
Notizen  über  diese  Blätter  endlich  veröffentliche,  überlasse  ich  Weiteres 
meinem  jtlngeren  Freunde,  Hrn.  Dr.  Mogk,  der  seine  sorgfältige 
Abschrift  dieser  Fragmente  nachfolgend  veröffentlicht,  sowie  Anderen, 
deren  Studien  ier  diDgenstand  näher  liegt. 

Die  Zählung  der  Fragmente  ist  ohne  Rücksicht  auf  den  Inhalt 
geschehen.  Es  ist  daher  anders  zu  ordnen,  auch  in  Betreff  der  Vorder- 
und  Rückseiten  der  einzelnen  Blätter.  Wenn  ich  die  Blätter  nach  ihrer 
jetzigen  Reihenfolge  mit  1,  2  u.  s.  w.  bezeichne,  die  Blattzahl  aber, 
welche  ich  ihnen  zuweise,  in  []  gebe,  so  ergeben  sich  folgende  Ent- 
sprechungen: 1  =  [12],  2  =  [1^^'J,  3  =  [3],  4  =  [4],  5  =  [6],  6  =  [2], 
7  =  [9  und  10,  zusammenhängend],  8  =  [8],  9  =  [7],  10  =  [5], 
11  =  [11]. 

Es  ist  also  nach  der  gegenwärtigen  Paginirung  so  zu  ordnen: 
V^:  3.  Könige.  —  6:  Daniel.  -  3.  4.  10^\  5:  Judith.  —  9.  8.  7.  (Doppel- 
blatt). IP*.  1:  1.  Machabäer.  Bei  Petrus  Comestor*)  ist  nämlich  die 
Reihenfolge  der  Stücke  diese:  Reges  1—4,  Thobias,  Jeremias,  Eze- 
chiel,  Daniel,  Judith,  Hester''^),  Machabäer  1  und  2.  —  Blatt  3, 
4,  5  (nach  meiner  Zählung)  müssen  unmittelbar  aufeinander  gefolgt 
sein,  desgl.  auch  Bl.  8,  9,  10. 

Die  Hs.  scheint  etwa  um  1300  geschrieben  zu  sein,  schwerlich 
viel  später  (wie  auch  sachverständigere  Beurtheiler  als  ich  meinen). 
Sie  ist  auf  Pergament  sauber  geschrieben,  in  zwei  Spalten,  mit  breitem 
Rande,  und  hat  mehrere,  nicht  über  die  Spalte  hinausstehende,  saubere 
Bilder;  sie  ist  liniirt  und  hat  51  Zeilen  in  jeder  Spalte.  Die  Seiten- 
überschriften sowie  die  Überschriften  kleiner  Abschnitte  sind  mit  rother 
Tinte,  meist  rechts  neben  den  Text,  seltener  in  denselben  hinein  ge- 
schrieben.   Die  Verse  sind  abgesetzt,   ohne  Schlußpunkt;    ihre  ersten 


dem  Koph.  Texte,    bei  Abweichungen  in  einzelnen  Lesarten,   im  Allgemeinen  genau 
entapricht. 

*)  Scholastica  historia  (Straßburger  Druck  von  1486),  die  auch  hier  neben  der 
Volgata  benutat  ist  (s.  Vilmar  a.  a.  O.  p.  13). 

^)  YgL  K«  Schröder,  Oerman.  Studien  I,  247— 816;  U,  169-197. 


62  E.  MOGK 

Buchstaben  sind  ausgerückt  und  roth  durchstrichen«  Die  Bilder  haben 
mit  rother  Tinte  geschriebene  Überschriften.  A.  EDZARDI. 

Obigen  Bemerkungen  des  Herrn  Dr.  Edzardi  lasse  ich  einen 
genauen  Abdruck  der  besprochenen  Fragmente ,  welche  ich  wtthrend 
eines  längeren  Aufenthaltes  in  Kopenhagen  abgeschrieben  habe,  folgen. 

In  der  Anordnung  derselben  habe  ich  mich  Hm.  Dr.  Edzardi 
angeschlossen;  die  Nummer,  welche  die  einzelnen  Blätter  in  der  Hs. 
haben,  habe  ich  in  ()  beigefügt 

Der  Abdruck  hält  sich  genau  an  die  Schreibweise  der  Hand- 
schrift; nur  die  Doppelschreibung  des  M  und  J|,  r  und  r,  z  und  {,  8  und  ( 
wird  stets  durch  ersteren  Buchstaben  wiedergegeben.  Die  Abkürzungen 
sind  beibehalten.  Die  roth  geschriebenen  Überschrifteqi  werden  cursi? 
wiedergegeben;  ich  bezeichne  dieselben  in  den  Überschriften  zum  unter- 
schied von  dem  Texte  (Vs.)  mit  Z.  E.  MOOK. 

!'•  (Hl.  2^). 
Terdui  liber  regum  .... 

Dit  enbot  vil  minnencliche 

Salomooe  der  konig  Tram 

Als  er  die  botshaft  da  vemam  Der  kordg 

Er  was  fr  won  herzen  fro  was  der  rede  s. 

5  Z6  haut  his  er  gewinnen  do  fro,  Deut  ts  kanü 

Der  siner  drizeg  dasint  man  uxu  alao 

Vnde  von  den  hiz  er  senden  dan 

Zehen  dasin  man  da  hin 

Vnde  gerejtshaft  auch  mit  in 
10  Nach  falledicher  wise 

Er  shihte  in  dar  ir  spise 

Drizeg  dasint  chore  wejsen  dar 

Dar  z&  hiz  er  der  selben  shar 

Oleyes  zehen  dnsint  chore  geben 
15  Der  spise  snlden  se  do  leben 

Daz  iar  b(z  yf  des  iares  zil 

Ynde  gab  in  ieglioh  alsa  yil  Da  9ehen  duHnt 

^T6  hatte  daz  mit  wishejrt  darmen  gingen 

^^  Konig  salomon  ▼£  gelejt  Ander  »ehen  du 

20  Sa  die  zehen  dnsint  man  »int  it  wieder  ane 

Die  sich  des  hanwenes  namen  an  fingen 

Bieben  eynen  manet  da 

1'  *  Die  Spalte  ist  zum  Theil  Terblasst,  doch  noch  lesbar.  T  in  der  Überschrift 
blau.  4  s.  =  salomoD,  gehört  zor  vorhergehenden  Zeile :  Der  konig  s.  6  drizeg] 
eg  undeutlich;  so  (vgl.  18)  oder  ig  (vgl.  86).  18  der  selben]  das  zweite  e  fast  an- 
lesbar.  16  da  a  nndeatlioh,  so  oder  o,  der  obere  Theil  des  Baohstabens  entspricht 
mehr  dem  o,  der  antere  mehr  dem  a.        18  N  roth. 


KOPENHAGENER  fiBUCHSTÜCKB  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       63 

Sa  f6ren  sie  ron  danne  sa 
Ynde  f&r  dan  also  manicher  dar 
25  Fon  der  driszig  dnaent  manne  shar  Wie  vber 

TTber  die  werclnde  er  gewan  dat  werg  der 

^^  Eynen  wergmejster  hiz  yran  k&nig  gewan 

Der  ir  plach  spate  vnde  fro  egn  meyeter  w<u 

r*  (Ht.  2^*). 
Terciue  Über  regum  .  • .  • 

T^ie  list  wehten  die  mejster  wfs 

^^D kanst  hatten  desen  pris  Die  kunst 

Die  waren  biblij  genant  no  mähten  die  meyet^ 

Wan  s s  was  genant  das  lant  toi>.    Die  fon 

5  Fon  deme  sie  als  ich  han  ynomen  huneUn  hat 

Z&  saiomone  waren  komen  den  den  prie* 

Den  fvgete  der  wise  degen 

Fmf  dnsfnt  die  ir  solden  plegen 

Ynde  Ifz  mit  groser  richeyt  kraft 
10  Berihten  ir  gerejtshaft 

Der  sie  bedorfen  wolden 

Sa  sie  wirken  snlden 

Als  noch  eyn  mejster  dot  [Sie  nam]en  egnes  tüurmee 

Sie  namen  eynes  warmes  blot  Mot  Dar  so 

15  Der  hiz  thamnr  als  ich  iz  las  egn  cnU  wae  d 

Ejn  kmt  anch  sns  gehejzen  was  dar  »S  got 

Des  saf  mishzeten  sie  dar  in 

Ynde  bestrichen  her  vnde  hin 

Die  steyne  besneden  sie  s6  hant 
20  Dar  nach  ir  liste  was  erkant 

Wie  se  se  machen  wolden 

Als  sie  se  machen  snlden 

Nach  der  glest^  mde  nach  dem  siede  Wie  ealamon 

sie  die  marmel  niede  godia  diente 

25  man.  Den  tempel  buwe  no  hegan,    Vf  eyner 

hofeetat  alda.  Die  toos  beheyzen  mon»  maria, 

24  alse]  s  ziemlich  verwischt.        26  U  blau.        28  spate  Hs.  te  oder  de. 

1'  *  nicht  so  sehr  verwaschen  wie  die  vorige«        D  roth«    wohten  =5  worhteu. 
\  am  Anfang  nur  O  erkennbar,  dss  flbrige  ist  dorehlöohert       4  Wan];  a  oder  e,  un- 
lentUeh.    Vom   zweiten  Worte  ist  nur  der  erste  und  letzte  Buchstabe  erkennbar. 
)  liz  ziemlich  verwischt.       18  nach]  a  oder  0.     Z.  13  Sie  nam  in  der  Hs.  nnlesbar« 
t  der]  r  Aber  der  Linie,    glest^]  der  untere  Theil  dieses  Wortes  ist  durchlöchert 
4  das  erste  Wort  ist  unlesbar.    Nach  Z.  26   folgte   ursprünglich   ein  Bild;   dasselbe 
it  jedoch  abgeschnitten   und  nur  der  Anfang  der  Oberschrift:   Salamd  ist  noch  er- 
lalten. 


64  E.  MOOK 

r»   (He.  2"). 
Terdui  Über  reffum  .... 

Vude  CD  wa«  nit  fnllecliche  wit 

E711  stechel  halde  z6  ejner  sit 

Die  hie  mit  festen  sachen 
'    SalomoD  der  koDig  vermachen 
5  Eyne  moren  starg  die  wart  begraben 

Mit  erden  alsa  vnder  haben 

Mit  starken  buwe  veste  vn  rieh 

Dax  die  hofstat  wart  da  glich 

Vnde  in  rehter  maze  brejt 
10  Da  wart  die  gmut  festen  geleyt 

Vf  den  aller  besten  grünt  Wie  naek  drin  iare 

Der  in  wart  in  der  erden  kant  konig  [Sal&mon],   Vf  lede 

Q^alomon  der  koneg  riebe  desen  tempel  thon 

^^Begunde  gar  wfsliche 
15  Den  tempel  buwen  daz  ist  war 

Da  er  hatte  dru  lar 

Die  chrone  bi  denselben  dagen 

In  sineme  lande  shone  gedragen 

Vnde  fvllebrahte  iz  nach  der  zit 
20  An  dem  eylfteme  fare  sft 

Daz  er  konfg  was  genant 

N6  dut  vns  dfe  shrift  erkant 

Daz  der  wfse  reyne  man 

In  der  geshepede  began  Wie  mit  »a  grozer 

25  Den  tempel  mit  wislicher  kraft  toisheyt 

Daz  aller  der  wende  geshach  Dirre  tempel 

Mit  bezeychen  warheyt  wart  vf  gelegt 

Bezeychenlich  was  dran  g — 

1^*  (Hs.  2'*). 

Tereiue  liber  regum  .... 

In  der  lere  godes  gebodes 
Sa  werde  der  rede  gar  z6  yil 
Da  aon  ich  des  geswigen  wil 
Vnde  da  von  daz  lange  seder 
5  Der  tempal  wart  gebrochen  neder 
Vnde  z6  störet  vf  fon  gründe 
Da  von  ich  nfht  me  konde 

l''*  gut  erhalten,    der  nntere  Tbeil  abg^chnitten.    T  der  Überschrift  ist  do^ 
blaue  Majuskel.         4  r  in  ,der'  fiber  der  Linie.         6  ,alsa  vnder  haben'  auf  radiiti* 
Gründe.      Z.  12  SaUym&n  fehlt  in  der  Hs.  (ohne  Lücke).      13  S  roth.      16  dr&iar  Hs. 
24  e  in  began  scheint  ausgebeßert.       28  der  unterste  Theil  der  Zeile  ist  abgesehnittsiL 

1^3  Die  Spalte  ist  von  oben  nach  unten  gut  erhalten. 


KOPENHAOENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       65 

Wan  ich  wil  slnnerfcheD  laden 
Z6  dutshe  wol  bednden 
10    Wie  hohe  die  gröce  richejt  wag 
Die  an  deme  goges  tempel  lag 
Ynde  die  bezeychenüge  gros 

Die  8in  geshepede  besloz  No  wart  der  tempel 

gewQiet.   Oesenit  vfl  gefriet,  zo  dinate  deme  hosten 
15      [gode].  Nach  konig  Molomonü  gebode. 

* 

27     T^ft  der  tempel  was  bereyt 
■*^Mit  der  groaten  richejt 

2'*   (Hs.  6';). 

Quartui  liber  regum  .... 

^ber  din  folg  gekarzet  ist 
Tnde  vber  ienualem  die  stat 
Die  für  got  gesnndet  hat 
Ir  wottekeTt  wirt  ir  abe  genomen 
^     Z6  rOwe  Balt  ir  wieder  komen 
Ir  snnde  nimit  ejn  ende  dar 
Irr  bosheyt  wirt  ferdiligit  gar 
Lr  wirt  gegeben  gerehtekeTt 
Eweclich  ane  Yndersheyt 
lO    Fon  der  werden  ppheten  gesiht 
Ir  dogencliche  wirt  geshiht 
Ynde  wird  erhorit  an  deme  • . . . 
Aller  hejlegen  heylekejt  da  der  enget  dit  geepr 

TNaniel  du  salt  wizzen  daz  ach.    Der  enget  aber 

^^  "^^Ynde  ker  berzO  din  sine  baz  to  eme  iach 

Daz  nach  dosen  werten  seder 
Aber  wirt  gemachet  wieder 
Jerasalem  die  werde  stat 
Dar  in  der  tempel  ist  gesät 
20  "^ber  sebenzig  wachen  zal 

^nde  zwa  tu  sessig  vber  al 

9  d&tshe]  t  Aber  i!er  Linie.  10  wag]  g  in  der  Hs.  etwas  ondeatlich,    doch 

^^&  der  Strich   am  Kopfe  g',   daß  wir  g,  nicht  s  sn    lesen   haben.  11  goges 

"^  godes.  15  gode  fehlt  16 — 26  ein  Bild,  die  Weihong  des  Tempels  cUr- 

'Eilend,  mit  der  Oberschrift:  Salomon  rex.        27  D  roth.        Nach  Y.  28  ist  die  Hs. 
^^geschnitten. 

2**  von  oben  nach  unten  gut  erhalten.  Das  ursprünglich  blaue  Q  der  Über- 
schrift ist  fkst  YolIstSndig  verwischt  3  gesundet]  ud  Eiemlieh  verwischt  4  wirt] 
^  Ober  der  Linie.  Das  ganze  Wort  ist  etwas  verwischt.  6  wieder]  das  i  verdeckt 
^a  weißer  Fleck.  10  der]  r  undeutlich.    So  oder  n.  ppheten  ohne  Abkfirsung. 

12  deme]  undeutlich.    Das  folgende  Wort  vollständige  verwischt  14  D  schön  ver^ 

^i«rte  rothe  Initiale.       16  baz  undeutlich.       19  gesät]  von  t  ist  der  Querstrich  nicht 
iftshr  erkflonbar.        21  sessig]  so  die  Hs.  (Weinhold  mittelhd.  Gramm.  §.  820.) 
OKSMAnA.  Km«  lUihs.  X?.  (XXVII.)  Jahrg.  5 


66  £•  MOGK 

Sa  wden  ir  gazzcn  wieder  berejt 
Ir  muren  mit  groze  arbeyt 
Vnde  ir  gazzen  sa  man  qait 
25  Ir  maren  in  engeslicher  sit  da  dese  rede  biz  dar 

Vnde  darnach  nach  denselbin  dagen  geshaeh,  d[er] 

Alse  die  wisen  alle  sagen  engel  oft^  furhaz  iach 

Sa  wirdit  cristOB  dar 

Vmme  aller  dirre  wemde  n[ot] 

2"  (He.  6'*). 
Quartiu  Über  regum  .... 

Das  danfeie  was  aber  kom 

Vnde  yffenbiret  fon  gode 

Ejn  wort  nach  godes  gebode 

Das  wort  das  was  eyn  wares  wort 
5  In  grozer  ster  yf  allez  ort 

Daniel  ferstont  das  wort 

In  siner  bekentnisse  biz  an  daz  ort 

Iz  ist  natze  fn  der  geshist 

Z6  aller  zit  wan  se  geshiht.  hie  lent  man  wie 

10  In  der  zit  ich  daniel  daniel.  FaHeie  drier  wcbi 

Wejnete  drier  wachen  zil  zil 

Br6t  loch  kejner  bände  maz 

Mit  begfrde  auch  ich  da  nit  enaz. 

Flejsh  vfi  wfn  ich  nie  genam 
15  In  mfnen  munt  auch  nie  enqnam 

Biz  drf  wachen  mit  yngedalt 

Mit  grozen  noden  wart  erfalt 

Vf  den  zwimit  zweifle  dag 

Des  ersten  mandes  da  der  gelag 
20  Ich  was  bi  deme  wazer  z6  hant 

Daz  da  tygris  ist  genant  No  daniel  du  toort  ge 

Ich  hob  min  aagen  vf  ich  sach  9prach.  daniel  and"^ 

Eyne  gesiht  die  mir  geshach  werbe  sach 

Eyn  man  der  stant  for  mir  z6  hant 
25  Linen  doch  was  sin  gewant 

Ich  sach  ymme  sine  lenden  lin 

Eyn  gartel  was  fon  galde  fin 

Sin  lib  als  eyn  ehr 

Sin  antlitze  was  geshaffen  sos 

83  groze  Hs.  (Weinb.  S.  492.)        26  der]  er  fehlt  in  der  Hs.        29  not]  ot  ift 
abgeschnitten. 

2'  *  ist  gut  von  oben  nach  unten  erhalten.  6  ster]  zwischen  e  und  r  findet 

sich  Aber  der  Linie  ein  '  .         8  geshist]  so  =  geshiht         Z.  10  wehe]  ohne  Abklb^ 
song.  18  zwölfte]  es  scheint  Aber  dem  zweiten  e  ein  *  gestanden  zu  haben. 

22  sach]  siemlich  verwischt.      28  Der  Schluß  des  Verses  ist  durch  den  Kniff  serstSft 


KOPENHAGENER  BBUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       67 

2^^   (Hb.  6^»). 
Quarhu  liber  regum  .... 

Das  ist  vi  m»  gefallen  dar 

Der  floch  Tnde  alle  Tngnade  gar 

Als  iz  in  deme  b6che  stat 

Daz  tnoyses  beshreben  hat 
5  Der  godis  kneht  ist  Bunder  wan 

Waz  wir  gejn  gode  geBundet  han 

Vnde  wir  des  wenig  han  yemomen 

Da  iBt  dit  vbel  yf  yns  komen 

Hie  sprtchet  daniel  sin  gebet,     ÄUe  er  zo  gode  die 

f\  Werder  got  fon  hemelrich  ke  det 

10  ^^  Durch  din  antlitse  minDenclich 

Ker  mB  tod  ynser  miBBedat 

Die  hie  der  lib  begangen  hat 

Vnde  du  herre  z6  deme  zil 

F. . .  .e  daz  falg  toq  israhel 
15  Mit  kreften  tz  egypten  lant 

Mit  diner  geweldeclichen  hant 

Des  Bis  dii  her  n&  gemant 

Daz  din  zom  ferge  z6  hant 

Fon  ieruBalem  der  stat 
20  Die  dich  Bere  erznmit  hat 

Vnde  Bjon  dem  berge  din 

Laz  dine  gnade  in  werden  shin 

Daz  ge  ynfler  srnde  yf  alliz  zil 

Vnde  dincB  folkcB  fon  israhel 
25  S in  lidene  ane  Tnderbüit 

F. . .  .en  den  die  ym  vnB  sint  Wie  daniel  epn 


[D]arch  din  godelich  gebot 
Des  din  kneht  nh  biedet  dich 


chet  furhoM  me 


y^  (Hb.  6^*). 
Quariue  liber  regum  .... 
ich  dich  Urin  dit  ferstan 

•      •      • 

2*>  Ton  oben  nach  nnten  erhalten.    Die  zweiten  nnd  dritten  Bnchstaben  der 
ITerBe  sind  mehr  oder  weniger  durch  den  von  oben  nach  unten  gehenden  Kniff  ver- 
lichtet    Das  Q  der  Überschrift  ist  blau.     .    8  Da]  so  oder  Do  Hs.         10  O  roth. 
16  Die   auf  F  folgenden  Buchstaben  sind  yollstSndig  unlesbar.    Fürte?  20  dich] 

ih  durch  ein  Loch  ziemlich  vernichtet.  26—86  sind  die  nach  den  ersten  Buch- 

taben  folgenden  unlesbar.        27  durch  einen  Kniff  yon  links  nach  rechts  unlesbar. 
8  D  abgeschnitten. 

2^*  Die  Spalte,  yon  oben  nach  unten  erhalten,  ist  fast  yollständig  yerwaschen. 
fach  der  noch  lesbaren  Z.  1  folgt  in  der  Hs.  ein  10  Zeilen  umfaDendes  Bild  mit  der 
tbeneluift:  dmM  «n  gabriel. 

5* 


68  £•  MOGK 

^^\ dese  wort 

^^ gar  ....  fort 

y lande  yeriach 

Vnde  die  fon  deme  fiilke  geshach 

5  D fon  israhel 

V da  fil 

Z gebet 

AIb  ich det 

G quam 

10  Der er  nam 

leder fon 

Den 8ten 

Er gar  frolich 

M er  mich 

15  Da z6  der  vesper  zit 

S gelit 


Hores  du  dac  daniel 


Quartus  Itber  regum  .... 

Alt  lang  groz  vn  anch  der  cleyne 

Wie  olophemus  ßtr  hm  geyn  iudee,     vTi  bescuen  me 

^^lon   dannen  fiir  er  gejn  iude  dam  tm  gäbe 

^  Vnde  besazten  medam  vn  gäbe 
5  Er  ferwöste  gar  ir  lant 

Daz  wart  beraubet  vn  vbrant 

Er  stalde  iamer  vn  not 

Als  der  konig  eme  gebot 

Drizeg  dage  er  da  gelach 
10  Siner  rowe  er  da  plag 

Biz  er  daz  her  zo  häuf  gelas 

Daz  mit  eme  vz  komen  was  wie  irV  dese  rede  fer 

N6  isrhel  dit  wort  vemam  nam.     Chroze  fohle  die 

Daz  in  der  man  sa  nahe  qnam  se  vmder  qxiam 

15  In  iudea  iu  daz  lant 

Vnde  auch  femamen  sa  z6  haut 

Vaz  er  det  der  heydenshaft 

Holofemus   mit  siner  kraft 

Ejn  furste  vber  alle  ritter  shar 
20  Die  sin  herre  sante  dar 

1   Die  hiane  Initiale  D  ist  noch  ziemlich  gut  erhalten.  17  durch  den  Kni^ 

von  links  nach  rechts  Yollst&ndig  yemichtet. 

3'  *  Die  Spalte   ist  gut  von  ohen  nach  unten  erhalten.  Das  Q  der  Cber- 

Schrift  ist  hlau.       3  F  roth.       6  Hs.  fer  woste.       13  isrhel  =  israhel.    Hs.  ver  nsm« 
19  ritter  shar]   die  ersten  4  Buchstaben  ziemlich  verwischt;    ich   wage  nicht  zu  ^^^' 
scheiden,  ob  die  Hs.  tt  oder  dd  hat 


KOPENHAOENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.   69 

Der  konig  nabachodouosor 
Den  wir  han  geneDDit  for 
"Ejn  konig  in  assyrien  lant 

Se  ershraken  sa  zö  hant  fon  deser  bosin  mere. 

25     Se  forten  sich  gar  sere  Sa  wart  in  alzo  swere 

IVan  se  horten  mere 
IVaz  er  der  den  heyden  hatte  gedan 
Olophemns  der  grimme  man 
Saz  er  ir  gode  ferkerte 


•  •  •  • 


Quarttu  Über  regum 

^as  gewihet  vn  berejt 

Ton  aller  riner  wostekeyt  Wie  se  no  santen 

^6  santen  se  in  alle  die  lant  in  aUe  die  lant 

Die  godes  fblke  waren  benant  Ir  briefe  da 

^       In  Btede  yn  in  kastella  miede  se  wrden  gemant 

In  g ynde  in  proaincia 

In  moce  vnde  in  boatha 
In  abelmoym  vnde  in  bechoron 
In  iericho  vnde  in  achebon 
^^      IN  belon  vnde  in  allonia 
IN  salem  vn  in  athalia 
Shrejb  ioachim  der  prister  dar 
Das  se  des  nemen  gode  war 
Dax  se  die  wege  ferlehten 
^^    Vnde  se  gar  enge  mehten 

Die  da  gent  hin  gejn  iernsalem 
Wanne  dar  olophemos  quem 
Das  die  wege  weren  sa  enge 
Dax  zwene  betten  gedrenge 
^0  Die  die  wege  snlden  gan 

Das  wart  allis  wol  gedan  Wie  in  ioachim  gebot 

Das  in  ioehim  gebot  Daz  se  got  beden  für  dese 

Der  werde  pster  in  der  not  not 

His  das  folg  fon  israhel 
25  Die  da  waren  so  deme  sil 

28  assjrien  lant]  das  sweite  a  ziemlich   undeutlich.  26  forten  =s  forhten. 

Sonst  l&ßt  der  Schreiber  regelmäßig  r  vor  der  Consonantengmppe  ht  weg.      28  grfnmie] 
^>.  grünnne,  ohne  daß  ein  Strich  unterpunctirt  ist.  29  Daz]  D  ziemlich  abge- 

««Imitten. 

8'  *  ist  von  oben  nach  unten  gut  erhalten.  Einige  Schnitte  im  Pergament  schS- 
^^en  die  Worte  nicht  6  nach  g  ein  Loch;   durch  dasselbe  ist  auch  ein  großer 

l^eil  des  v  in  vnde  vernichtet         11  salem]  so  oder  selem.        13  gode]  so  gode? 
1^  Wege]  g  aus  d  verbeßert  18  wege  steht  doppelt,    das   erste  ist  ziemlich  ver- 

mischt.        19  zwene]  n  verwischt  und  ganz  undeutlich.         22  ioehim]  so  die  Hs.  fQr 
ioachim. 


70  £•  MOOK 

In  iemsalem  der  werden  [stad] 
Mit  ganzem  flue  er  se  bad 
Die  alden  vnde  der  langer  ihar 
Dax  sie  mit  eyn  ander  gar 
30  Biefen  z6  gode  mit  fitedekeyt. 

Quartua  liber  regum  .... 

GU)de8  alter  wart  gedeht  Wie  godis  alter  he 

In  dan  se  sieb  betten  gelebt  raubet  wart,     Fon  aüer 

Mit  beren  docben  unwerde  tierde  vf  der  fari. 

Die  bingen  yf  die  erde 
5  Se  badin  israbelis  got 

Darob  sin  godelicb  gebot 

Daz  er  ir  wib  an  aaeb  ir 

Was  mensben  in  der  etat  .... 

Id  gebe  gefimge  in  dar  . . . 
10  Den  din  name  ist  vmbekant  Wie  «e  tick  gabin 

Se  halt  vns  berre  in  diner in  godis  hant 

Daz  dese  stat  id  werde  y.  . .  D<u  »e  fon  gode 

Daz  dines  tempels  beylekejt  so  wurden  gewant 

Id  werde  ferstoret  an  der  .... 
15  Fon  deseme  falke  böse 

Din  kraft  yns  berre  erlose  elyaehtm  • . .  •  •  ein  ge 

n^er  wde  prister  elyacbim  bei  vn  ieder  man  eo 

^^In  der  stat  ierasalem  gode  det 

Ging  alymme  in  der  stat 
20  Alle  die  lade  er  da  bat 

Daz  se  bieben  an  wane 

Daz  ieder  man  zo  gode  dede 

Mit  fasten  yn  mit  fenie 

Got  erloset  yf  fon  der  menie 

26  anf  radirtem  Grande.  Das  Reimwort  feblt 

8^«  Diese  Spalte,   yon  oben  nach  unten  erhalten,   war  aufgeklebt;    die  Bad*' 
Stäben  sind  daher  rnjua  Theil   yerwischt    Auch  finden  sich  auf  derselben  Sparen  do^ 
Buchstaben  des  Werkes,   auf  welchem   das  Blatt  aufgeklebt  war.    Das  ursprflngliel» 
blane  Q  der  Oberschrift  ist  yoUstXndig  verwischt  1  gedeht]   ebt  ziemlich  yer^ 

wischt.         2  In]  n  voUst&idig  verwischt.         8  Mit]  it  ziemlich  verwischt,    onwtrdej 
de  yerwischt  5  badin]  oder  en  ziemlich  verwischt.  7  wih]  so  hat  die  Hz- 

deutlich.    7—8  Die  Reimworte  sind  vollständig  unlesbar.       8  Hs.  nnenshen.       9  ReiV' 
wort  unlesbar.      11  Se  =  Sa.      11—12  Die  Reimworte  unlesbar,    hant  —  vbrant? 
13  beylekeyt]  t  verwischt  14  Das  Reimwort  unlesbar.         Z.  16  Das  zweite  Woii 

der  Oberschrift  unlesbar,    tprach?        17  Die  ursprOngUch  blaue  Initiale  ist  voUstinfig' 
verwischt    Der]  r  Aber   der  Linie.  21  Daz]    az   undeutlich.    Das  Reimwoit  tsr- 

wischt:  stede?      23  fenie]  das  zweite  e  ziemlich  verwischt    Ebenso  Vs.  24  in  menie. 
24  vf  Hs.  SS  vs  =  vns  ? 


KOPENHAOENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.        71 

25  De9  bösen  holofemes 

Des  aalt  ir  alle  sin  gewis  Wie  die  prieter 

Die  besten  die  da  waren  deyi  .  • 

Gewesit  for  manigen  iaren  sieh  geleyt 

Ynde  die  prieter  snnder  wan 
30    Hatten  • ane  gedan 

Quartue  Über  regum  .  • . . 

X>..8«    mäht  nit  darch  mit  diner  shar 
Ynde  do  die  wieder  kere 
Behalt  geyn  in  din  ere 

Olofemua  eante  nach  moab.     Der  eme  ßl  dicke 
^       nprolophemas  somig  wart  Ure  gab 

^^In  some  sante  er  vffe  der  fart 
Nach  den  forsten  fon  moab 
Irr  rat  im  dicke  lere  gab 
Ynde  nach  den  herzogen  auch  ammon 
^^      Die  mit  eme  reden  shon 

Er  sante  nach  aller  mejstershaft 
Die  wishoyt  hatten  mft  aller  kraft 
Dax  mir  der  keyner  abe  ge 

Fon  deme  riebe  ma, . .  .e  Da  no  d^  rat  for  in 

^^     Ir  kint  gebom  von  kanaan  geshach,     Olofemu» 

Sprach  er  z6  in  no  saget  an  tS  einen  ep 

Wie  ist  daz  folg  geheyzcn  da 
Daz  da  besazsit  montana 

Wie  sint  ir  stede 

^O  Daz  vns  der  name  werde  erkant 
Wie  fil  krefte  mogent  se  han 
An  weme  mag  ir  gewalt  n6  stan  Olofemua 

Wer  ist  ^ber  se  gestalt  frade  cP  mere.   wer  ir  ge 

Wer  hat  vber  se  gewalt  weidig  were 

25  Sie  sint  nit  gejn  mfr  gegangen 
Se  hant  mich  nit  enpangen 
Alse  alle  die  gegene  die  da  sint 


No  olophemua  dii  gesprach,     Ächior  der  furete 


^         86  bolofemes]  es  ziemlich  verwischt.  Z.  26—27  Die  ponktirten  Stellen  der 

,  ^erschrift  onlesbar.         28  iaren]  fast  ganz  yerwiscbt.         80  Das  zweite  Wort  ziem- 
^b  yerwiscbt,  kann  ich  mir  als  cilicia  lesen. 

8*  *  von  oben  nach  onten  leidlich  erhalten.        1  Yom  Anfang  sind  nor  D  ond  s 
^^ch  ziemlich  lesbar.        6  Die  orsprünglich  blaoe  Initiale  H  ist  fast  vollstindig  ver- 
^^^acbt      8  Irr  sie  Hs.       14  Die  Buchstaben  oben  zwischen  a  nnd  e  sind  unlesbar. 
?^  «p*]  so  die  Hs.    sp^ch  ^  sprach.  18  besazzet]  a  etwas  undeutlich.  19  sint 

^^  stede  undeutlich,  der  Schluß  des  Yerses  unleserlich.  20  Daz]  az  und  der  ziem- 
^^h  Yerwiscbt.  22  An]  n  ziemlich  verwischt.  24  weidig  doppelt.  28  durch 
^Uien  Bruch  yollst&idig  vernichtet 


7S  S.  MOGK 


irt 


QßuartitM  Über  repmn  .... 

Se  qoamen  in  mesopotamea 

Ynde  woneten  etwas  zide  da  Er  aade  tm  aber 

N&  sprach  aber  ir  got  z6  in  fon  irme  gode 

Das  se  daunen  inlden  gen  vn  fon  siner  wden 

5  Hin  in  canaan  das  lant  e  gebode 

Das  in  fon  gode  was  benant 

Ynde  weren  da  b(s  an  die  sit 

Alse  moyses  fon  in  da  qnit 

Wie  cLchior  der  wde  man.     Äbir  reden  me  began 
10  ^^ft  se  shieden  no  fon  dan 

^^Bejde  franwen  vn  man 

Se  hatten  galt  vnde  silbers  gnOg 

Das  da  das  folg  mit  eme  drog 

Si  drehen  fehes  alsa  fil 
15  Yher  mase  vnde  ane  zil  Wie  ee  in  egypten  qua 

Se  qnamen  in  egyptenland  mi.  Graz  arbeyi  $e 

Das  ein  gar  wenig  was  erkant  da  namen. 

Wan  gros  hnnger  ging  da  an 

In  deme  lande  canaan 
20  Dar  rmme  dit  folg  was  komen  dar 

Das  se  nemen  ir  libnar  vn  da  iz  in  egypten  q 

Das  folg  da  w&s  da  also  hant  Aho  eere  iz  zo 

Das  man  ir  da  m't  zal  en  fant  da.  nam 

Das  folg  in  al  egypten  lant 
25  Drohte  ser  das  folg  so  hant 

Se  beswereten  se  sere  mit  arbeyt 

Se  dadin  in  qoale  ynde  manig  leyt 

[W]as  mistes  an  deme  wege  was 

Quartus  Über  regwn  .... 

Da  se.  •  •  • . .  durch  den  rodan 

Als  wir  • .  gelesin  han 

Se  hesazten  se  gar  das  land 

Das  mo genant  Wie  se  f erwoben  ca 

5  Se  ferwoben  ....  neum  naneum,     vn  oucA  die 

Ynde  anch  phereseom  gegen  phereeeum 

4'  *  gut  Yon  oben  nach  unten  erhalten.  Das  ursprünglich  blaue  Q  der  Über- 
schrift ist  fast  Yollstlndig  verwischt.  10  Die  urRpr&nglich  blaue  Initiale  D  gsn* 
verwischt        28  Waz]  W  ist  vollständig,  vom  a  ein  Theil  abg^eschnitten. 

4'*  von  oben  nach  unten  erhalten,  war  aufgeklebt  und  ist  daher  sum  Tkaü 
schlecht  erhalten.  Von  einem  großen  Theile  der  Buchstaben  ist  nur  noch  der  &^ 
druck  der  Feder  erhalten,  die  Farbe  ist  verwischt  1  Das  dritte  Wort  unlesbsr« 
qnamen?  2  Als  wir  es  gelesen?  4  Vom  Namen  des  Landes  ist  nur  mo  noch  iv 
lesen.        6  8.  f.  cananenm? 


KOPENHAGENER  BRUCHSTOCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       73 

Sickern  Tfi  gebosinm 

Ynde  darzo   . , . » senm 

Se  woneten  in  deme  lande 
[  O    Ane  ....  v5  ane  shande 

For  godes  aogen  alle  zit 

Als  TD8  die  Bhrift  yrknnde  git  Wie  goi  ut  mü 

Qtoi  ist  mit  in  vn  sin  lere  in  aUewegt.     oft 

Ir  god  hazzet  die  sande  sere  «e  8{nt  in  tmer  ple 

^      Wen  se  draden  fon  godfs  wege  ge 

Sa  waren  se  nit  (n  siner  plege 

In  striden  wart  ir  fil  erslagen 

Ir  frende  se  begonden  lagen 

Se  wnrde  gefangen  sa  z6  hant 
3      Vnde  geforet  in  eyn  ander  lant 

leren  tempel  man  dar  neder  brach 

Der  stat  geshach  groz  vngemach 

Fon  ereo  wedersachen 

Die  daz  künde  gimachen  Wie  ae  her  wieder  qua 

^      N6  sint  se  her  weder  komen  men.     jr  lant  $e  an 

Als  wir  fon  in  han  remomen  sich  namen 

N6  rofent  se  ane  eren  got 

Ynde  sin  godelich  gebot 

Daz  er  se  erlosen 

Quarhis  über  regum  .... 

Daz  se  blibent  ane  krot 

Sa  mozen  wir  in  den  shande 

Wa  wir  des  landes  heue  g 

Da  achiar  am  wort  geaprach  Olofemaa  dar 
5  T^a  achior  no  dese  wort  wieder  iach 

•^^Por  eme  geredet  hatte  tort 

Daz  folg  gar  sere  erznmet  [ ] 

Olofemos  vf  der  fart 
Sprach  zo  deme  forsten  acb[ior] 
10  Do  hast  hie  gesaget  for 

Fon  eyneme  gode  z6  dirre  fri[st] 
Der  da  abene  in  deme  hemel  . . .  Wie  olofemus 

Sa  wil  ich  dir  sagen  for  daz  geaprach,     olo 

Daz  konig  nabnchodonosor  femua  a&^  tach 

10  Ane  sunde?       21  loren]  so  die  Hs.        26  weder]  der  erste  Buchstabe  ganz 
Uideatlich,  w  oder  ni.        29  Der  untere  Theil  der  Zeile  ist  abgeschnitten. 

^^  von  oben  nach  unten  erhalten;   die  rechte  Seite  ist  zum  Theil  ganz  unles- 
^.   Überschrift:  das  ursprünglich  blaue  Q  ist  YollstSndig  verwischt        1  krot]  über 
^  findet  sich  ein  Häkelchen  o.      3  Das  Reimwort  ist  vollständig  unlesbar.      5  D  roth. 
^^1  a  fast  vollständig  verwischt.  7  Das  Reimwort  nnlesbar:  wart?  9  achior] 

■ 

lor  onlesbar.         11  frist]  st  unlesbar.        12  Das  Reim  wort  unlesbar:  ist. 


74  ^  MOGK 

15  Eyu  forste  in  al  aMerien  l&nt 

Ist  got  vber  alle  got  erk[aiit]  No  sprachen  alle 

No   sprachen  alle  fvrsten  gar  fur$ten  twcr 

Die  da  waren  in  olofemna  8h[ar]  No  mbz  sterbin 

Wir  wnllen  dodin  achior  achior 

20  Der  dit  hat  geredet  for 
Vnser  fohte  ist  nit  gar  fil 
Qejn  dem  fiilke  fon  israhel 
Wan  daz  folg  hat  kejne  ge. .  . . 
Keyn  kraft  die  ist  an  se  gest.  .  . 

25  In  Btriden  groz  des  danket  . .  . 

Wa  man  die  ...  nu Da  die  rede  fon 

...  geskach 

Daz  wir  werden  da  gewar  Olofemus  aber  sprah. 


r\ 


Qucurtus  Über  regum  .... 

Vmmerme  gehflfen  dan 

Se  werdent  alle  gar  erslan 

Sa  werden  wir  gerochen 

Do  wfrdest  mit  fn  erstochen 
5  Fon  minen  knehten  vn  minen  man 

Wirdesta  erslagen  dan 

No  wart  gefangen  achior,     Fon  deme  ich  han 

TTolofemus  in  der  not  geredit  for 

■  "Sinen  knehten  no  gebot 
10  Daz  sie  no  fingen  achior 

Fon  deme  ich  han  gesaget  for 

Se  forten  in  betuliam 

Vn  gebe  den  yil  werdin  man 

Den  kinde  da  fon  iil' 
15  Daz  dadin  se  yf  deme  zil 

£  dan  die  stede  wurden  berant 

Vnde  gar  z6storft  vnde  ferbrant  Wie  achior  ge- 

Die  knehte  begriffen  achior  fangen  wart.     Fon 

Fon  deme  vns  ist  gesaget  for  den  knehten  vf 

20  Se  forten  in  gejn  betuliam  der  fari 

No  er  z6  der  stede  quam 

Da  forten  se  in  yf  daz  feit 

Vmme  siner  worte  gelt 

15  »Eyn*  und  ,lant^  verwischt  und  undeutlich.  16  erkant]  ant  unlesbar. 

18  shar]    ar   unlesbar.  23 — 24    sind    die  Keime    unlesbar:    gewalt  —  gestalt? 

Desgleichen  25  mich?  26  ist  zum  Theil  durch  den  V.  27  Yertilgenden  Bruch  ver- 
nichtet 27  eme  geshach?  Vor  geshach  ist  ein  Wort  unlesbar.  28  «proA]  nur  sp 
ist  noch  deutlich  zu  lesen. 

4^*  von  oben  nach  unten  gut  erhalten.        8  H  roth.        12  in  geyn  betuhamt 
VgL  20.        20  geyn  be—  ziemlich  verwischt. 


KOPENHAGENEB  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.   75 

Se  wolden  dodin  achior 

>  De  se  ennmit  hatte  for 
Se  fohten  sich  nit  alzo  fil 
For  deme  fiüke  ron  israhel 
Wan  dai  in  got  erwerete 

6'^  (Hb.  10^0- 

Ynde  Bteyne  daz  folg  zoBamen  | 

Se  moBten  sin  ir  knehte 

Z6  allem  £nne  rehte  Wie  ir  rofen  90  gode 

N6  rif  daz  fiilg  z&  gode  hin  geshach.      Wie  got 

Daz  er  ir  liden  wnlde  versten  ir  grozen  arbeyt 

Got  plagete  Bere  egyptfn  lant  each. 

Die  em  vil  wenig  wart  erkant 

Die  (n  fn  karten  ztnnden 

Nit  ferhejlen  kanden 
^     N6  dit  geBhacb  fn  egyptenlant 

Se  ferdrebin  bo  z6  hant 

Lr  got  gezkif  in  yf  der  £art 

Daz  daz  mer  gedejlet  wart 

Er  forte  bo  durch  daz  rode  mer 

Gar  ane  aller  hande  wer 

Er  forte  ee  z6  derzelben  Btunt 

Durch  wÖBte  wol  gesont  <ichior  der  $at  hie  me 

Er  forte  bc  in  cadeB  bame  Wie  se  quame  in  cade$ 

AIb  man  hat  gCBaget  anch  me  harne 

^    Se  ferdreben  waB  se  fanden  da 

Wonende   in  heremo 

Se  ferw&Bteten  allez  daz 

Daz  fn  amorreorom  waz 

5'*  (Hb.  JO^*). 

Fon  allen  Bachen  boBen 
Daz  Be  id  werden  z6  ztraawet  gar 
AIb  bc  z6  Btraawet  waren  bfz  dar  Wie  ee  eint  ko- 

N6  flfn  Be  aber  in  der  Btat  men  in  die  etat 

5  Dar  fn  der  tempil  ist  aoch  gesät  dar  in  der  tem 

Daz  mft  irB  godiB  heylekeyt  pU  ist  gesät 

Nach  godcB  willen  iBt  vf  geiejt 
Se  wonfnt  n6  hfe  in  montana 
Die  fore  warent  zo  Btraawet  aUa 

25  enomit  etwaB  verwischt 

5'i  von  mit«n  nach  oben  gat  erhalteD.  1  Nach  Eosameo  abgeschnitten. 

>  IT  (Tor  gronen)  doppelt       13  daz  doppelt,    doch   das  zweitemal  nnterpnnktirt 
7  me]  e  anlesbar. 

6'  *  gut  von  nnten  nach  oben  erhalten.        Von  1  sind  die  Spitzen  der  größeren 
bstaben  abgeschnitten.        2  id]  d  scheint  aus  n  verbeßert 


E.  M  OGK 

10  Hant  se  do  kejne  fergessenheTt 

Geyn  gode  gedsn  dai  iit  in  leyt 

Dont  86  aber  wieder  got 

Dax  fe  brechent  sin  gebot 

Des  dorfen  se  sich  nit  franweD 
15  Sa  sullen  wfr  se  beshanweo 

De^  mocen  se  ymmer  shande  han 

Das  se  hant  wieder  got  gedaD  IH  keyn  mdsedai 

Sa  sullen  wir  sie  riden  an  an  in,     Sa  mögen 

Strides  möge  wir  se  bestan  wir  ne  nä  betten 

20  Ist  aber  keyne  sonde  an  in 

Sa  möge  wir  se  nit  besten 

Fil  Übte  hilfet  in  ir  got 

6^'  (Hs.  10''). 
Was  daz  folg  fermoge 
Obe  vnser  kraft  id  doge 


D; 


Mit  aller  Tnser  rittersbar 

Olofemui  no  spriehel  for,      Wiett  den  furttm  ocA 

|0  dese  rede  was  Ter iar 

Olofemos  sprach  zb 

Do  müst  ir  geselle  w 

Mit  dem  folke  sa. 

leb  meynin  das 

10 bade  werte 

Got  solde  se  bewaren 

Daz  nieman  knnde 

Mit  kejneme 

Got  sbfrmete  se  mer Holofemus  $pri 

15  Ich  wil  dir  sagen  acbi[or]  chit  zwar.     Ich  wil  dir 

Der  konig  nabncb sagen  achior 

Der  ist  got  des  donkit  .... 

Vn  konig  vber  alles  . . . 

Der  bat  der 

20  Das aller 

Vn  stören  alles 

in  got heim 

5'*  (Hb.   10'*). 

.  .n  achior  emerete  Wie  achior  der  furste  zart 

Da  olofemes  kneble  qoamen  fon  irV  entsho 
dit  wart 

15  shande]  s  durchlöchert. 

y  ^  Die  Spalte ,  von  unten  nach  oben  erhalten ,  ist  ziemlich  verwisc 
durch    einen  Kniff  YoUständig  zerstört.  5  Die  ursprünglich  blaue  Init' 

ständig  verwischt    Do]   der  zweite  Buchstabe  unleserlich.    Das  Folgend 
unlesbar. 

6^  *  Die  Spalte ,    von  unten  nach  oben  erhalten ,    ist  lesbarer  als 
1  Der  erste  oder  die  ersten  Buchstaben  sind  abgeschnitten.      3  Durch  den  K 


LOPENHAQENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       ^^ 

....  liffen  im  en  geyne 

Se  namen  groze  stoTne 

Vnde  enshutten  achiom 

Den  werden  forsten  vz  erkom 

Se  liffen  mit  steynen  vf  den  berg 

Daz  se  gewercten  da  ir  werg 

Vnde  die  wehter  ane  wang 

Wereten  da  den  yfgang 

Se  würfen  se  me  mit  steynen 

Mit  grozen  vnde  mit  cleynen 

Daz  se  musten  fliehen 

Vnde  ferre  fon  dannen  ziehen 

Gar  ferre  vnder dort 

Erfalten  se  irs  herren  wort  Wie  achior  ge 

Achior  gebunden  wart  bunden  wart.     Fon  den 

An  ejnem  balkin  mit  seylen  hart  Icnehien  al 

Se  lizen  in  da  ligen  far  dot  sa  hart 

Alse  olofernufl  in  gebot 

Se  quamen  z6  deme  herren  wieder 

Fon  der  stede  quamen  seder 

6'»   (Hs.  6"). 

Qaartus  liber  regum  •  • .  • 

Der  din  herze  gar  fil  drejt 

Wan  hfe  ist  weyz  got  nfeman  me 

Der  dfnen  worten  wiederste 

Din  wishejt  fon  hude  nit  enist 

Daz  sprechen  ich  z6  dirre  frist 

Din  wisheyt  die  ist  vffenba[r] 

Gewesin  alle  dine  iar 

Wan  alliz  fdlg  fon  israhel 

ErkeDit  diner  wisheyt  fil  Da  o&yas  daz  gesprach 

Wan  alliz  daz  wirt  gOt  gemäht  osycu  der  wde  no 

Daz  din  herze  hat  bedraht  aber  iach 

An  dinen  reden  d6  z6  stunt 

Ist  wandeis  nit  ioch  beser  fnnt 

No  gang  hene  yn  biede  für  mich 

Do  bist  heylig  sicherlich      Osyaa  no  sprichet  a 

Do  fohtes  got  vn  sin  gebot  her  me.     Fon  irre  de 

Des  danket  mich  ane  allen  spot  gent  ab'  (üs  e 

16  Das  Wort  zwischen  ynder  and  dort  anlesbar.  19  sejlen  hart  fast  voll- 

verblaßt. 

S'*  von  oben  Dach  anten  links  sehr  gut  erhalten;  die  Reimworte  dagegen  sind 

bell  sehr  verblaßt.  Das  arsprünglich  blaue  Q  der  Übersehrift  ist  fast  voll- 
verwischt.  6  vffenbar]  r  durch  ein  Loch  zerstOrt.  16  Die  rothe  Über- 

ist  zwar    etwas   verwischt,    doch   l&ßt   sich   noch    deutlich    de   lesen   {degent 

mt?) 


78  £.  MOGK 

Daz  falg  daz  lidet  darstes  not 

Ic  liget  in  den  gaszen  dot 
20  Se  rieden  yds  nü  alle  die  wort 

Die  du  foD  vns  hast  gehört 

Daz  wir  daz  namen  yf  den  [e]7t 

Daz  in  daz  sulde  sin  gerejt 

N6  bede  got  des  biede  wir  dich 
25  Daz  vns  got  helfe  gpiediclich 

Daz  vns  got  sinen  regen  sende 

Vnde  mache  dirre  not  eyn  ende 

Daz  ynser  cistemin  werden  erfdlt 

Sa  stillet  dese  groz  vngedolt 
30  No  dese  rede  /oti 

6'*  (Hs.  6'*X 
(iuartua  Über  regum  •  • . . 

Die  min  sin  bedrahtet  hat 
Iz  wirt  vch  nimmer  me  gekant 
Fon  mir  hin  biz  an  die  stnnt 
Daz  iz  wirdet  fdllebraht 
5  Des  ich  z6  d6nne  han  gedaht 

Da  die  frauwe  dit  gesprach,     Osyas  cT  frister  ab* 
'6  sprach  der  prister  ozjas  iaeh 

Vnde  die  anderen  forsten  was  ir  was 
Nö  gang  in  frede  des  bieden  wir 
10  Got  Ynser  herre  si  mit  dir 
Daz  wir  werden  gerochen  gar 
An  aller  ynser  fiende  shar 
Ozyas  Tfi  dei  ander  shar 
Shieden  fon  ir  alle  gar 
15  Se  gingen  wieder  an  ir  waht 

Die  iedem  manne  was  gemäht  Wie  no  doM  fulg 

No  se  quamen  fon  dannen  fon  darnnen  quam 

Die  forsten  mit  allin  den  mannen  .     Vn  ieder 

Nach  den  iudith  hatte  gesant  man  da  vrlaub 

20  lodith  die  fraowe  ging  z6  hant  nam 

Wieder  hin  an  ir  gebet 
Eyn  herin  clejt  se  ane  det 
Se  lede  aoch  des  gelaobit 
Eshen  6f  ir  haobit 
25  Se  fil  yf  ir  antlitze 

Alse  eyn  menshe  ane  alle  witze 

20  wort]   fast  ganz  verwischt.  22  eyt]  e  dorch  ein  Loch  serstSrt;   t  ÜM^ 

ganz  yerwischt.  24  dich]  ic  ziemlich  onlesbar.  26  gnedeclich]  ich  fast  ga^ 

verwischt         26^27  de  am  Ende  fast  ganz  verwischt        80  Nach  fon  ist  das  Bla^ 
abgeschnitten. 

6'*  von  oben  nach  onten  got  erhalten.  7  N  got  erhaltene  blane  Initiale, 

prister]  das  zweite  r  mehr  z  als  r. 


N; 


DPENHAGENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       79 

Se  rif  mit  luder  stimme  ho 

Z6  gode  hin  se  sprach  also  Wie  dese  frauw[e] 

0  werder  got  ich  bieden  dich  no  aber 

6^»   (Hs.  5^0- 

Quarhu  liber  regum  .  •  •  • 

Z6  male  den  assyrien  geben 

Judith  die  werde  frauwe  g6t 

Se  fiag  des  e7nen  goden  mot 

Se  sante  ir  maget  abram 

Z6  dem  pster  oziam 

Vnde  z6  den  besten  allin  gar 

Das  se  z6  ir  quemen  dar 

No  se  die  rede  vemamen 

Mit  ejn  die  besten  quamen 

Für  dese  frauwen  iudith 

Als  in  die  frauwe  for  beshit  Da  se  die  herrin 

ane  sack,     Judiht  die  iode  frauwe  iach.     Ja  daz  waz 

nit  eyn  wise  u>orU     daz  ir  hat  geredit  dort 


N 


«  * 


6  sie  die  herren  ane  sach 
Iudith  die  rejne  frauwe  iach 
.  ir  herren  ober  all 


• .  herren  fon  der  fursten  shar. 


6^'  (Hs.  5^'). 
Q^artu8  liber  regum  , 


•  • 


zom 

ferlom  Die  frauwe  gab 

—  ist  in  goden  rat.     Der 

—  ist  milden  h^un  wole 

—  cheyt  stat 


28y9iatttoe]  a  abgeschnitten. 

6^>  von   oben  oach   unten  gut  erhalten.    Das  blaue  Q  der  Überschrift  etwas 
:ht  6  pster]  er  In  Folge  eines  weißen  Fleckes  ziemlich  unlesbar.  Des- 

n  6  besten]  es.  12  Judiht  so  hier   die  Hs.   für  das  gewöhnliche  Judith.   - 

18  folgt  ein  12  Zeilen  umfaßendes  Bild,    welches  Judith  und  die  Ältesten  dar- 
26  N  roth.  28  Anfang  und  29  ist  durch  einen  Kniff  vollständig  Ter- 

;        80  Das  erste  Wort  abgeschnitten«    Ir? 

8*  *  war  aufgeklebt  und  ist  fast  yollständig  yerwaschen ,   nur  die  rothen  Über- 
»  und  zum  Theil  die  Reimworte  noch  erkennbar. 


80  S.  MÖGE 

10  —  — —  —  —  —  —  gnade 

—   — keyt 

eyt 

15 

—  —  —  —  —  —    —  —  —  gewesin 

—  — —  —  —  —  — nesen 

dot 

—  —  — —  —  —  —  not  Die  wde  frcsmot  no 

20  —  —  —  —  —   —  — —  alf  sprach.     In  ganzen 

—  —  — —  —  —  —  —  driwen  v9l  iach 

—  —  —  — vnde  hin  gesant 

—  —  —  —  —  —  — ende  hant 

got 


25 


30 


—  —  —   —  —  —  — No  gab  ee  aber  goden 

—  —  —  —  —   —  —  —  —  rat  des  tr  herte  m* 

Waz  vns  leydis  hie  gesh .  • .  •  ehil  hat 


V   (Hb.  9'*). 
Liber  machaheorum  .... 
Vm  den  zo  risze  gar  zo  hant 
Vnde  in  deme  füre  darnach  ferbrant 
Der  konig  hie  ferbudit  die  e.     Die  se  hatten 
A  ntiochas  gebot  z6  hant  fon  moyse. 

5  ^^Bi  Werne  man  die  bocher  fant 
Da  inne  stant  die  godes  e 
Vnde  der  se  farbaz  bilde  me 
Der  were  «icherliche 
Des  dodes  eygentliche 
10  Die  wiber  die  da  waren 
Vnde  ir  kint  gebaren 
Vnde  besneden  hatten  ir  kint 
Die  stürben  ane  allez  Tnderbint 
Se  dadin  in  fil  groze  not 
15  AntiochuB  aber  gebot 

Man  salde  die  kint  yf  heynkfn 
Doden  vnde  erdrenken 

29  Der  untere  Theil  der  Zeile  ist  durch  den  Kniff  Tertilgt.  Der  Schlau  des 
Verses  onlesbar:  geshiht? 

7*  >  von  oben  nach  unten  vollständig  erhalten.  Die  mittleren  Verse  sind  mss 
Theil  Tollstlndig  verwischt  Das  orsprtinglieh  blane  L  der  Oberschrift  fast  ganz  ver* 
waschen.         4  Die  blaue  Initiale  ist  noch  ziemlich  gut  erhalten.  14  aber]  etwas 

rerwischt        16  erdrenken]  er  verwischt. 


KOPENHAOENER  BRUCH8T0CK£  TON  RUDOLFS  WELTCHROMIK.       81 

Wa  86  die  wib  geberen 

Wa  86  z6  hu8e  weren 
0  Vnde  die  betten  besneden 

in  den  8elben  seden 

Solde  se  verderbin 

Vnde  grimmen  dodis  sterbin 

Des  folkes  de  fon  israbel 
5    bilden  der  was  fil 


•  • 


0    

. . . .  se  fergingen  godes 

man  se  sezen 

Vnde  dronken  wol  vn  esen 
Der  koneclicben  spise 
i5  Nach  beydenesher  wise 

Daz  was  deme  konige  harte  lorn  Hie  Uni  man 

Dar  vmme  wart  ir  fil  ferlom  fon  mathatyoi 

was  werdet  mannee  daz  er  wob,      Vnde  fon  einer 
tone  lebin.     Die  da  waren  eme  gegeben, 

7'*  (Hs.  9'*). 
Liber  maehaheorum  .... 

^6  der  lit  vnde  i6  den  dagen 

^^Alse  wir  die  b&cher  horin  sagen 

Er  stont  aach  mathatias 

Der  iohannes  son  auch  was 
5  Der  son  was  sjmeonis 

Eyn  werder  prister  sa  gewis 

Fon  deme  gesiebte  ioarim 

In  der  stat  iemsalem 

Der  wonete  yf  deme  gebirge  modim 
10  Der  batte  sone  fiinffe  bi  im 

Der  ejne  der  biz  ionatban 

Der  was  eyn  lerlicber  man 

Sin  zo  name  was  genant  gaddis 

Der  ander  sjmeon  n6  biz 
1&  Des  z6  name  was  genant  tasi 

Deme  waren  wise  sinne  bi 

tl  Der  Anfang  des  Verses  ist  ToUstindig  nnlesbar.        86  Anfang  sowie  86—30 

1  Anfang  Ton  81 — 83  Terwasohen«  Naob  Z.  89  folgt  ein  18  Zeilen  nmfaßendes 
sh  gat  erbaltenes  Bild.    Dasselbe  stellt  Mathatyas  nnd  seine  fünf  SOhne  dar. 

T*  von  oben  naeb  nnten  Tollstftndig  erhalten.    Die  mittelsten  Verse  sind  Ter- 
whea.  1  Z  roth.  8  iemsalem]  so  oder  lim ;  der  vorletste  Baehstebe  un- 

tOish. 

ouunA.  UMS  bsOm  xt.  (xxyn.)  Jaiuf .  6 


^2  ^  UOQIL 

Der  dritte  son  der  his  ludas 

Der  godis  werder  kempe  was 

Der  wart  gehejzen  machabeus 
20  Der  ferde  hiz  eleazarus 

Des  z6  namen  waren  genant  alsus 

Abaron  vnde  magnus 

Er  was  der  bant  eyn  werder  man 

Wa  zo  febten  er  began 
25  Der  fünfte  son  biz 


•  • 


Wi  mafhcUycu  der  werde  man,     No  eprichet  nne 

Tl!T kin^  hie  an 

30  ^^  Daz  israbel  deme  fulke  gesbaft 

Fon  der  bösen  beydenshaft 

Die  se  brabten  unter  kraft 

Da  spracb  ber  matbatias 

Der  dirre  sone  fater  was 
35  We  daz  icb  ie  geborin  wart 

Daz  icb  nO  sehen  z6  dirre  fart 

Daz  werde  fulg  fon  israbel 

In  grozeme  lidene  nO  sa  fil 

Vnde  ierusalem  die  bejlege  stat 
40  In  groz  liden  ist  gesät 

Vnde  eren  fienden  bin  gegebin 

Z6 eyn  ander  lebin 

Der  tempel  stet  z6  dirre  fri&t 

Als  eyn  ding  des  gar  fergezzen  ist 
45  Waz  borte  z6  godes  eren  dar 

Des  ist  er  beraubit  gar 

Ir  kint  die  lident  groze  not 

Se  ligent  in  den  gazzen  dot 

Ir  iagelinge  in  den  dagen 
50  Mit  swerten  sint  erslagen 

7"*   (Hs.  9^'). 

Liber  nuichabeorum  .... 

Alle  ir  babe  vil  ir  gewin 
Alle  ir  fiende  drOgen  hin 

23  =  zer  bant  (rgl.  ein  helt  xer  bant,  ein  helt  zen  banden).  25  Dei 
Ton  diesem  Vers  sowie  die  vier  folgenden  verwischt.  29  Die  nrsprflogUc 

Initiale   ist   fast   vollsten  die:  verwaschen.  42  Das  auf  Zo  folgende  ist  £ 

unlesbar.    Icb  lese :  durfte  in  (?) 

V  >  von  oben  nach  unten  vollständig  und  ziemlich  gut  erhalten.  Das  u 
lieh  blaue  L  der  Oberschrift  fast  vollst&ndig  verwischt.  1  gewin]  der  swe 

des  Wortes  durch  mehreie  Schnitte  ziemlich  vernichtet 


ItOPKNHAGENER  äBÜCHSTÜCKl!  VON  RUDOLFS  WELtCHBONIK.       83 

Die  fri  waren  in  der  etat 

Die  sint  z6  dfnste  n6  gesät 
5   Waz  man  fon  vnser  heylekeyt 

Ynde  fon  vnser  shone  seyt 

Vnde  fon  vnser  wi^nne  dar 

Daz  ist  ver  wOstet  alles  gar 

Das  hat  no  alliz  besmizsen 
10  Die  heyden  vnferwizzen 

Er  sprach vniiner  we 

Waz  sal  vns  nO  gelebet  me 

Hie  zo  rtssen  te  ir  de^t.      Vmme  ir  grozeti  herze 

^^iTathatias  sa  z6  hant  leyt 

15  ^^^•Rcyz  fon  eme  sin  gewant 

Ynde  sine  sone Ile 

Sich  zb  rizzen   alle 

Se  dadfn  heren  clejder  an 

Mathatias  der  werde  man 
20  Ynde  sine  sone  gliche 

W^neten  birmecliche 

N&  quamen  bodin  in  daz  lant 

Die  z6  iu  warin  dar  gesant 

Fon  deme  konige  anthiocho 
25  Daz  se  se  alle  betwingen  do 

Die  da  waren  komin  hin 

In  die  stat  hin  zb  modin 

Daz  se  salden  ir  opper  gebin 

Irin  godin me  ir  leben 

30  Ynde  brehten  dar  wirauoh 

Ynde  lizzen  fon  frme  glaubin  auch 

No  redeten  die  badin  gar  senfte  wart»     DU  warin 

T^6  was  ir  fil  fon  israhel  faU  vf  alliz  art 

^^  Die  zb  in  bilden  vf  daz  zil 
35  Dan  der  werde  mathatias 

Der  alle  zit  sa  stede  was 

Ynde  dar  zb  alle  sine  kint 

Die  feste  an  godis  namen  sint 

Die  boden  spräche  sa  zb  hant 
40  Die  dar  waren  zb  eme  gesant 

Fon  deme  konige  antiocho 

Mit  sa  senften  reden  also 

Mathatia  dir  si  gesät 

O  grozer  farste  in  dirre  stat 

10  beiden]  so  oder  heidin  Us.  11  Das  anf  sprach    folgende   unleabar. 

19  Was  oder  Wa.    Nach  a  ist  radirt  14  Die  rothe  Initiale  M  ist  gat  erhalten. 

16  Das  zweite  Wort  ist  mehr  sime  als  sine.   Das  folgende  anlesbar.  29  ziemlich 

verwfsebl        Ebenso  80—81  glaubin]  so  oder  glauben.        i!3  Die  ursprünglich  blaue 
Initiale  ist  lut  vollstlndig  verwischt. 

6* 


•  •  • 


84  E.  MÖGE 

45  Do  bist  gesieret  mit  kinden  gar 

In  aller  diner  frnnde  sbar 

Dar  Tmme  gang  forhin  siuider  spot 

Erfülle  des  koniges  gebot 

Alse  iene  dadin  fon  der  sbar 

Die  fon  iada  qnamen  dar 
50  Die  da  waren  in  iemsalem 

7^*  (Hs.  9^*). 
Liher  mackahtorum 

Das  dir  des  selben  aaeb  gezem 

Sa  wirdis  do  mde  dine  kint 

Die  fon  dir  geborin  sint 

Front  des  koniges  antiochas 
5  Do  wirdist  aaeb  erbobit  gros 

Mit  Silber  vnde  mit  gnlde  fil 

Mit  maniger  gäbe  sander  sil 

Da  der  bode  dit  gespracb 

Mathatias  der  werde  iaeb 
10  Obe  se  alle  gingen  also 

Z6  deme  konige  andocbo 

Vnde  bilden  sin  geborsam  gar 

Vnde  se  alle  an  eyner  sbar 

Ferlissen  der  alden  feder  gebot 
15  Das  in  bat  gebodin  got 

leb  vnde  alle  mine  kint 

Vnde  die  br6der  min  die  mit  mir  sint 

Wir  balden  mser  feder  gebot 

Dax  in  bat  gebodin  got 
20  Got  si  Tns  gnedig  z6  aller  frist 

Wan  iz  aaeb  keyn  nntze  en  ist 

Z6  bege sine  almebtekejt 

Vnde  alle  sine  gerebtekejt 

Vnde  baldin  ms  so 

25  Des  koniges  antiocb 

nit 

Was  Yns  aucb gesbit 

Do  matbatias  dit  gespracb 

Mit  sinen  angen  er  da  sacb 
30  Das  ejner  sander  laugen 

For  ir  aller  äugen 

Wnlde   opper  bringen  deme  abgode 

Nacb  des  koniges  gebode 

48  iene]  Hs,  bene. 

7""  *  Yollstlndig  und  nemlich  gut  erhalten.  21—22  etwas  Terwiscbt. 

gleichen  sind  Ton  den  folgenden  einzelne  Theile  ganz  unlesbar.  22  almehtai 

Hs.  almehteyt  28  D^  sehr  undeutlich.    Ich  wage  nicht  zu  entscheiden,  ob 

erste  Buchstabe  D  oder  N  ist        30  sunder]  r  zerfreßen. 


OPENHAOENER  BRUCHSTÜCKE  VON  KUD0LF8  WELTCHRONIK.       85 

In  modin  der  werder  stat 

Da  was  ejn  abgot  in  gesät 

Da  mathatias  daz  gesach 

Fil  lidens  {m  dar  vme  geshach 

Sin  lendin  erbebeten  her  vnde  dar 

Fon  fome  wart  er  erfallit  gar 

Nach  deme  rehte  des  gebodis 

Vnde  anch  gehejs  des  werden  godis 

Lif  er  do  besragen  hin 

Vnde  yf  den  alter  stiz  er  in 

Der  man  der  dar  e  was  gesant 

Fon  konig  antioches  lant 

Der  die  lüde  des  betwang 

Daz  se  opperten  sonder  daD[g] 

Konig  antiocbus  gode 

Vnde  standen  aacb  nach  sime  gebode 

Den  er  sl&g  er  lo  der  zit 

Vnde  brach  im  auch  den  tempel  sit. 

8'". 

...  et*  maehabearum  .... 

o  geshit  hie  fon  Judoi  gtridmt 

Z6  deme  geshlehte  aroon  nam  sich  an 

degen  er  da  fant  biz  da»  er  doch 

den  Hg  gewan 


forsten  starg 

grimme  Tnde  arg 

herzöge  was 

Inda an  sich  las 

Er  na des  mit  in  an 

Bis  daz  er  doch  den  seg  gewan 

For  a der  bosin  heydenshaft 

Daz  ge e  godis  kraft 

Er  nam  ....  sich  die  stat  z6  hant 

Die  da ist  genant 

Vnde was 

Por  eme da  genas  Wie  ihymoUus 

2  besragen]  a  undeotlicb.  47  Als  letztes  Wort  des  Verses  steht  nur  dan. 

kein  Bnchstabe  in  der  Hs.  yemicbtet.  Der  Lantstand  der  Hs.  verlangt  dang; 
finden  wir  in  Shnlichen  Worten  conseqnent  im  Aoslaat  {Mg^  staii^),  k  stets 
dt  (fulkes,  starkes). 

"  Ton  oben  nach  unten  Tollstindig  erhalten;  die  Sehrift  dagegen  ist  fost 
I  Terwiseht  Die  linken  (obere  und  untere)  Ecken  sind  abgeschnitten.  Daher 
TOB  dem  ersten  Worte  der  Oberschrift  -er  erhalten.  Die  Mitte  der  Spalte  ist 
leil  dorebl9chert. 


86 


E.  MOGK 


lOTo gesach 

20  ^^ gemach 

ünde 

Thym 

Da 

25 

Die  er 

Wieder  daz. . 

30  Die  da 

35    

Der  brife 

Die  hejden 

Mit  grozer 

Die  in 

40  Wieder 

Se  ferd fil 

Vnde  alliz israhel 

ladas 

8ü  hant  

45  Da  wir 


quam  al  dar 
.Mit  eyner  fiefd 
liehen  ^ar 


Liber  machabeorum 

Erlose  ▼ns  no  fon  einer  hant 
Wan  Tnier  fil  ferfallen  ist 
Der  Tnser  br6der  zb  • .  •  •  frist 


10 


£al 


Da  due  meir 


19  Die  rothe  Initiale  N  ist  gat  erhalten.  Von  46  an  sind  die  Versanflii 

abgerißen. 

8'  *  ebenfalls  Tollstlndig  erhalten,  ist  mit  Ausnahme  der  ersten  drei  Verse  fii 
lieh  yerwaschen  Nar  hier  and  da  sind  die  Eindrfieke  des  Griffels  erkennbar,  nirgei 
aber  lißt  sich  ans  denselben  ein  Wort  reconstrairen.  3  ist  dnrcb  den  Kniff  lienil 
yemiehtet.        Z.  11  meir  so  die  Hs. 


3PENHA0ENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONCK.       87 


D 


forden  ferkui 
ludaz  so  der 
eelben  atunt 


Liber  machabeorum  • .  • 

Das  die  böse  heydenshaft 

Den  tempel  storete  mit  ir  kraft 

Das  er  da  wart  gewihet  wieder 

Fon  den  hejiegen  pristern  seder 

Se  quamen  alle  an  ejner  shar 

Vnde  brahten  ir  reynez  opper  dar 

Zo  lobe  deme  werden  gode 

Vnde  dadin  nach  der  e  gebode 

Se  zirten  den  tempel  shone 

Hit  ejner  gnlden  crone 

Se  hildin  dar  nach  ahte  dage 

Die  kirwihe  nach  der  warhejt  sage 

Mit  singen  vnde  mit  freyden  fil 

Mit  zjmbeln  vn  mit  seTten  spil 

N6  sie  dit  allez  gedadin 

Den  werdin  got  se  baden 

Se  lagen  yf  ir  antlitze 

Fil  gar  in  goder  witze 

Daz  got  dnrch  sine  gOde 

Mit  sine  kraft  beh&de 

Israhel  sin  fil  zarte  dit 

Die  er  tz  egjpten  shit 

Daz  se  id  worde  me  gesant 

Zo  qnelene  .  • .  der 


Die  heylege 

Tpon   dirre  wise  sprichet  man  so  ahrift  die  sprtc 

^  In  deme  ewangelio  het  aUo,     In  deme 

Facta  est  encinia  ierosolimis  ewangelio 

Daz  ist  gesprochen  in  der  wis 

9  Die  nrsprfinglich  blane  Initiale  ist  vollstlhidig  yerwaschen. 
r  >  Tollstlndig  und  siemlieh  gnt  erhalten.    Das  ursprünglich  blane  L  der  Ober- 
sowie   die   ganze  Überschrift   fast   vollstlndig   rerwiseht.  24  znm  Theil, 

TollstSndig  nnlesbar.      31  F  roth.    wise  sprichet]  ziemlich  nndentlich.   eh  durch- 
S3  endnia]  mehr  encima;  Tgl.  grieeh.  iynairia. 


88  ^  MOGK 

85  In  iernsalem  ejn  kinrihe  was 
In  dem  winter  ab  ich  iz  las 
Se  xiereten  den  tempel  shone 
Mit  ejner  golden  crone 
Vnde  daz  folg  fon  israliel 

40  Hatte  freydin  aUa  fil 

Se  mähten  wieder  z6  der  zit 
Als  die  shrift  der  warhe3rt  quit 
Ejn  fon  herzen  feste  werg 
Fon  muren  Tmme  syon  den  berg 

45  Die  muren  ^alsa  höh  ^  waren 
Daz  se  sich  in  die  lofte  soch 
Mit  tnmen  die  waren  feste 
Ynde  ob  in  qaemen  geste 
Fon  der  bosln  hejdenshaft 

50  Daz  sie  in  nit  mit  irre  kraft 
Mohten  se  nit  gewinnen 


Über  maehabeoru.  •  • 

loch  ihtes  mit  in  beginnen 

Als  se  da  fore  daden 

Da  se  se  vber  draden 

Er  sazte  dar  vf  eyn  mehteg  her 
5  Die  in  da  bilden  in  gewer 

Vnde  bilden  in  eren  betsoram 

Den  werden  got  sa  lobesam 

Daz  das  folg  da  hede 

Gkur  goden  frede  stede 
10  For  der  ferbannen  heydenshaft 

Das  se  got  feile  mit  siner  kraft  Die  heydinshaft 

iyr&  iz  in  die  wise  quam  gar  lomig  wart 

^^  Daz  iz  die  heydenshaft  femam  vmme  eren 

Die  Tmme  se  da  waren  frede  to  der  fort 

15  Gksezin  in  den  iaren 

Daz   der  alter  was  gemäht 

Vnde  sin  beylekeyt  yfgeraht 

Daz  der  alter  stant  als  e 

Vnde  israhel  was  gestirket  me 
20  Die  heydinshaft  gar  zornig  wart 

Se  gedahten  vf  der  fart 

46  So  die  Hs.,  d.  L  Die  mnren  waren  alsa  hob. 

8^  *  ToUstindig  und  liemlioh  gut  erhalten.  Die  Ecken  sind  rec 
unten  abgesehnitten.  Die  rothe  Obersehrift  ist  etwas  Terwischt,  das  m 
abgeschnitten.      18  Die  nnprfin|^ich  blane  Initiale  N  ist  fiut  ToUstindii 


KOPEHHAOENER  BRUCHST0CK£  TON  RUDOLFS  WELTCHBONIK.       89 

Z6  diligene  rmme  der  werode  .... 
Das  geshlehte  fon 


N; 


Die  israhfel]  vrome  sazen 

Mit  sa  boBin  gelacen 

Vnde  die  in  dadfn  leydis  fil 
35  ^ber  maze  rn  ane  zil  Se  gedahUn  tich 

^6  dit  iadas  wart  gesejt  rechen,     vn  den  fre 

Fil  faste  er  dar  wieder  streyt  de  gar  zo  brechen 

Er  gedahte  an  ir  bosheyt 

Vnde  an  daz  grimmecliche  leyt 
40  Daz  die  heydin  fon  bekan 

Sineme  falke  hatten  gedan 

Z6  shaden  vnde  z&  shanden  fil 

Vber  maze  vnde  ane  zil 

Se  lageten  in  in  den  wegen 
45    An  brocken  vnde  an  Stegen 

In  ir  tnme  se  se  lizzen 

Vnde  bart  dar  in  beslizzen 

Er  quam  zb  in  fr  lant 

Se  worden  fer  haowen  vnde  geshant 
^O    Ir  festen  torne  worden  ferbrant 

AI  fr  wonüge  wart  ferwant 

9"   (Hb.   7'). 

Hondert  dosent  vber  a. . 
Die  zb  füzze  gingen  dar  vn  7itd 

Se  wolden  fm  zb  helfe  stan  ehar 

Vnde  dar  nach  drizfg  dosint  man 
^    Die  eme  gereden  q*men 

Se  qoamen  per  jdomeom 

Se  foren  hin  gey 

Da  streden  se  gar  lange  zil 
Se  mähten  werkes   alsa  fil 

22 — 23  am  Schloß  onlesbar.    Die  folgenden  Verse  (24^81)  ganz  verwischt,  das 
PergimeDt  som  Theil  dorchlöchert        32  israhel]  nach  h  ein  Loch  im  Pergament. 
^  Mit]  der  erste  Bachstabe  ziemlich  uolesbar.        36  N  gut  erhalten,  roth.        46  lizzen] 
^^  erste  Bachstabe  sehr  ondeotlich. 

fK>  Von  diesem  Blatt,  welches  mit  dem  folgenden  zusammenhängt,  ist  nor  die 

^Tsle  and  vierte  Spalte   erhalten.    Die  Spalte  ist  unten   ziemlich   schlecht   erhalten, 

eiiv  großer  Theil   der  Wörter   ist   verwischt    Der   obere   Theii   ist   abgeschnitten. 

i  Der  Schloß  des  Verses   abgeschnitten.    Ebenso  der  größere  Theil  der  rothen  Ober- 

icbrih  Z.  2-8.         2  dar]  fast  vollständig  unleserlich.        6 — 10  sind  volUandig  ver- 

irasehea.  Aach  von  den  folgenden  Wörtern  ist  von  manchen  nor  noch  der  Eindruck  des 

Qriffsls  so  erkennen« 


•   • 


•    •    •    •    • 


90  E.  MOOK 

15  Foo  desin  vs  der  etat  zohant 

Was  ix  mft  fare  gar  ferbrant 

der  degent  riebe 

Werete  sich  kreftecliche 

Dar fon  den 

20  Sine  fmnt  er  an  sicli  nam 
f  Vnde  bewegete  allii  daz 

Dai  in  sfner was 

Fnr  die  ttat am 

Mit  beres  kraft  ....  qnam 
25  Gefarn  mit  linen 

Wfeder  des  koniges  festen 

Z6 er 

Als  is  sin  ...  .  halte 

Er  bewegete  gar - 

30  Daz  se  sich  steden 

Vnde  sich  alle  leden  .  . 

Vnder  dfo  festen 

Da  fndith  dese  wort  gesprach 

Das  fnig  man  kreftecliche  sach 
35  Sich  in  ir  wapen 

Vnde  sich  so  stride 

sich  zb gar 

....  inden  mde  der  heyden  shar 

8e ir  her.  • .  • 

40  Die  zb  stride  waren  rz  erkom 

Ir  belfant  wnrden  darsä  gestalt 

Daz  se  z6  stride  worden  balt 

Se  deylten  in  zwa  vnde  drizig  shar 

Die  belfant  die  se  brahten  dar 
45    eyn  dir 

shir 

-^  9^*  (Hs.  7"). 

•  .rara 

•  .nnen  allez  das 
bethsora  was 

spfse  mit 
5  daz  fnIg  fon  dannen  shit 

mohden  neren 
hungers  sie  erweren 
[D]az  was  vf  ejnen  sabbat 
Da  daz  fiilg  z6  genne  plag 
10  N6  der  konig  daz  femam 

Daz  daz  folg  fon  dannen  qnam 

30  steden]  das  d  ist  gans  ondentlich. 

9^  *  Ton  nnten  nach  oben  erhalten.    Die  linke  Ecke  oben  ist  abgesehnitlsa. 
4  spise]  p{  ziemlieh  Terwischt.        8  Das]  D  abgeschnitten. 


OPENHAGENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       91 

Er  besas  die  stat  zb  bethstiram 

Mit  deme  falke  das  mit  im  quam 

Er  besazte  se  mit  h&de  gar 

Das  86  fr  nemen  g6de  war 

Darcb  das  er  se  behilde 

Vnde  fr  mft  stede  wflde 

Er  ferkarte  gar  fr  hejlekeyt 

Die  gode  2&  dfnste  was  berejt 

Manfgen  dag  vnde  manfge  sft 

Als  dfe  shrift  yrkatide  git 

Er  det  dar  in  Hl  manfg  armbrost 

Mit  anderme  geshutse  manige  kost 

Förbnssen  vnde  blfden  gros 

Da  mfede  er  manfg  gestejue  shos 

Vnde  mohte  geshissen  s6  aller  stnnt 

Vnde  anders  maniger  hande  funt 

Was  er  no  des  erdrahte 

Vnde  sfn  sfn  ▼£  geiahte 

Dar  wfeder  se  anch  funden 

Z6  den  selben  standen 

Sa  manfger  hande  gewerde  groz 

Da  mfede  se  faste  wfeder  shoch 

Vnde  sich  fil  faste  wereten 

Bis  das  se  sich  emereten 

Mit  groseme  krege  fil  manfgen  dag 

Des  se  mft  deme  konfge  plag  Wie  in  d^  spi$e  no  ge 

1^6  was  keyn  spise  fn  der  stat  bra§t,     Fan  d'  heyden 

^^  Das  se  mohten  werden  sat  vhtr  laßt 

Wan  fz  was  wol  sehen  iar 

Als  Tns  sat  die  shrift  fnrwar 

Dax  die  da  bieben  in  iiida 

Fon  der  hejdenshefte  da 

Die  ferzereten  alliz  das  V  ^) 

Daz  ergen  in  deme  lande  was 

N&  blebin  fil  wenfg  Inde  alsa 

10"   (Hs.  7°). 

....  feder  man  fon  sfner  shar  Wie  phHippuM 
*ff^6  dese  rede  eyn  ende  nam  ist  herweder  ko 
^^Vnde  phjlippns  her  weder  qaam  men,    fon 
Deme  der  konig  anthyochns           deme  wir  rede 
seh  sfn  kint  antiochus           han  fil  femame 

)S  shoch]  so  die  Hs.         S8  N  roth.         40  wol]  sehr  Torwischt  4  t  ftarwar] 

it  Hai  ToIlstXndig  Terwasoben. 

10*  *  von  unten  nach  oben  leidlieh  erhalten.  1  ist  siemlieh  pnm  abgeschnitten, 
blaue  Initiale  ist  fast  yollstündig  verwischt.  4  anthyochus]  a  durchlöchert, 
^fang  des  Verses  ist  das  Pergament   durchlöchert  und  daher  das  erste  Wort 


P! 


92  E.  MOGK 

Da  er  noch  was  an  lebene 

Daz  er  fn  zöge  gar  ebene 

Deme  riche  in  anthiochian(i) 

Daz  er  Ton  deme  konige  nam 
10  Daz  zeptmm  tu  die  crone 

Daz  wart  im  alliz  sbone 

Daz  er  daz  bilde  sbone 

Antiocho  sineme  sone 

Biz  daz  er  dar  z&  dobte 
15   Daz  er  regieren  mobte  Wie  phüippu§ 

Ibylippus  dit  alliz  an  sieb  nam  der  degen'quä 

Mit  den  sinen  er  da  quam  hm  in  anthy 

Hin  in  antbyocbiam  ochiam 

Des  rieb  es  er  sieb  ane  nam 
20  Mit  zepter  ynde  mit  crone 

Daz  eme  da  gap  sa  sbone 

Der  werde  konig  anthioebus 

Daz  er  ir  snlde  bebalden  alsus 

In  wirdekeyde  sbone 
25  Antiocho  sineme  sone  No  lynas  da  war 

^[^0  lysias  dit  ding  femam  t  gtMA  er  quam 

^^Mit  sinen  fmnden  er  da  quam  gtaogit  m  dt 

In  anthyochiam  die  stat  Hai 

Als  vns  die  ebednre  sat 
30  Er  fant  pbylippnm  den  frecben  man 

Strafen  sere  er  in  began 

Vmme  sine  g^oze  missedat 

Die  er  no  begangen  hat 

Geyn  deme  konige  antiochns 
35  Daz  er  in  walde  fersrechen  alsus 

Sa  gar  an  deme  riche 

Er  strafete  in  bitterliche 

Vmme  des  konig^cb 

Die  deme  riebe  g Wi  lysicu  her 

40  1^0  lysias  her  wieder  quam  wieder  qwun  mit 

^^  Sine  frunt  er  mit  eme  nam  deme  here  daz 

vernichtet,  antiochns]  so  habe  ich  geschrieben,  die  Hs.  scheint  regelmÜSig  amiodt'*'' 
oder  annochas  (vgl.  10**  Z.  7  anoohns)  zu  haben.  Den  Querstrich  des  t  kann  i^^ 
nirgends  erkennen ;  über  dem  vierten  Strich  ist  dagegen  zweimal  das  Zeiebta  des  i  (^/ 
ziemlich  deutlich  sichtbar.        8  Hs.  antyochian. 

13  Hs.  Amiocho  (so  auch  V.  26.  34).       16  regieren]  n  durch  Loch  vernichtet 
Von  16  an  ist  die  rechte  Seite  der  Spalte  ziemlich  verblaßt.        16  P  roth.        16  Di« 
blaue  Initiale  D  ist  ziemlich  verwischt.  33  begangen]  beide  n  sind  oben  doreb- 

löchert        36  fersrechen]  der  Buchstabe  zwischen  r  und  eh  undeutlich;  es  kann  ebee- 
falls  a  oder  i  sein.        Der  Schluß  von  88-39  ist  vollstSndig  unlesbar.        40  N  ro^ 


KOPENHAOENER  BRÜCHSTÜCKE  VON  RtfDOLFS  WELTCHRONIK.       93 

FoD  deme  lande  psie  er  da  nam 

Vnde  auch  fon  deme  mede 
Mit  deme  her  daz  er  da  nam 
45  Mit  deme  er  in  daz  lant  hin  quam 
Vmme  der  psaram  riche 
Z6  merene  wirdecliche 

10'*  (Hs.  7"). 

De  konig  hatte  nit  spise 

Da  sprach  lysiaa  der  wise 

Dai  fnlg  yns  alles  abe  get 

Daz  wenig  ieman  bi  tus  bestet 
5  Die  stat  die  wir  beaezzen  han 

Die  ist  sa  fredelich  gedan 

Daz  wir  mit  vnsen  sinnen 

Ir  können  nit  gewinnen 

Wir  mozen  se  n&  lazen  stan 
10  Vnde  m&zen  wir  fon  hinnen  gan 

Wan  ich  wil  raden  vf  min  leben 

Daz  wir  deseme  fnlke  geben 

In  frede  ynser  rehten  hant 

Daz  ganzer  firede  werde  erkant 
15  Mit  allem  deseme  falke  uL 

Vn  alliz  daz  in  horit  z6 

Daz  se  dan  fredeliche 

Gen  in  irme  riche 

Als  se  da  fore  daden 
20  la  da  se  frede  haden 

Vnde  lebeten  nach  erme  gesetze  gar 

In  der  israhebhen  shar 

Daz  wir  an  in  Ter  smehet  han 

Des  lazen  wir  se  in  frede  stan  Wie  d*  konig 

25  T^ie  rede  dem  konige  wol  gefil  giü)  fredes  fil 

■'^Daz  er  deme  fnlke  von  israbel  allem  deme 

Frede  gab  tR  allen  drost  fidke  von  irV 

Da  se  fon  sorgen  worden  erlost 

Vnde  aller  siner  forsten  shar 
30  Santen  eren  firede  dar 

Der  konig  sw&r  in  sicherheyt 

Ynde  alle  forsten  eynen  ejt 

Se  hed3  frede  vf  alliz  zil 

Vnde  alliz  folg  fon  irl* 

42  psie]  am  SofalnlSe  des  Verses  ist  im  Pergament  ein  Loch ;  es  lilßt  sich  nicht  ent- 
■^^sidsD,  ob  e  oder  a  dagestanden  hat. 

10^  *  Ton  unten  nach  oben  sehr  got  erhalten.  8  Ir]  die  Hs.  hat  zwei  angel- 
iit^biisehe  r,  der  ontere  Sehwong  des  zweiten  ist  dnrchstrichen.  S6  Der  erste  Strich 
^  blauen  Initiale  ist  verwischt. 


94  tL  UOQK 

95  Er  redete  in  grozei  hejl  da  mede 

Se  gingen  tz  der  stede  frede 
j%  leder  man  nach  sineme  sede 

In  alle  dorf  in  alle  stede 

Vnde  enfobten  •ich  niht  hie  fon 
40  Da  ging  er  vf  den  berg  syon 

Er  sach  der  stede  festekeyt 

Der  konig  brach  da  sinen  eyt 

Den  er  gesworen  bade 

Der  konig  gebot  sa  drade 
45  Daz  man  die  muren  s6  lehte 

Vnde  ir  nit  wieder  mebte. 

Der  konig  dannen  for  so  hant 

10'*   (Hs.  7°). 

Alse    de   sbrift    fon    eme   sat 
Antiochus    der  konig   no    began 
Sich    kiiges    gejn    eme    nemen    an 
Er    besas    die    wden    stat   z6    hant 
5  Biz    daz    f*r    in    vber    want.  In  deseme  eapitü  le 

tit   mä    no.      Fon   deme    konige    demetrio.      Wie   er   zo 
konige   wiMirt   gemäht.     Da    anoehu»   wart   ge 

Tz    was    funfzeg    tu    hundert    iar    iaht 

^Alse    vns    sat    die    shrift    furwar 

Da   ging    vs    demetrius 

Der    was    seleuci    filius 
10  Vz    der    stat    fon    rome    er    quam 

Ejn    clejnez    her    er    an    sich    nan 

Er    quam    hin    in    maritimam 

Die    werden    stat    er   an    sieh    nam 

Da    inne    regnerete    er   shone 
15  Mit    des    landes    kröne 

No    quam    is    daz    demetrias 

Quam    mit    den    sinen    gebaren    alsns 

In    daz    bns    des   fulkes    hin 

Da eder    waren    for    im 

46  so  doppelt,  das  erstemal  durchstrichen.  46  Am  Schluß  ein  Punkt,  du 

einsige  Interpunctionsseichen  in  den  Versen. 

10**  von  oben  nach  unten,  sum  Theil  recht  verwaschen,  erhalten.  S  Auck 
hier  kann  ich  in  der  Hs.  nur  Amiochus  lesen  (vgl.  su  lO'  *  V.  6).  4  s3  sweimal,  dock 
acheint  ed  das  erstemal  vom  Schreiber  selbst  durchstrichen  su  sein.  Naoh  7  folgt 

ein  Uild,  11  Zeilen  Raum   einnehmend.    Dasselbe  ist,   wie  die  noch  folgendeB  Vsni, 
aiemlich  verwaschen.       6  I  roth.       9  seleuci]  in  der  Hs.  scheint  selenti  su  slebca 
11  nan]  so  fOr  nam.        19  Das  auf  Da  folgende  i8t  vollständig  verwischt;  ebenso  die 
Mitte  von  20. 


KÖP£imAG£:i^£R  ÖRÜCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       95 

20  Sin   her    ge den   werdin    man 

Vnde    alle  die   in   hören   an 

Anthiochom    vii    lynam 

Sin    her   se   alle    ane   sich   nam 

Se    f orten   se    fnr    den    konig   z6   hant 
25   Iz    was    im    alliz    vmbekant 

Der    sprach    nO   nit   enwisit    se    mich 

Ir   wesü    ist   mir    gar   ynglich 

Se   forten    se   fon    dannen 

Antiochom    mit   sinen    mannen 
30    der allez   sin    her 

. . .  z&    der   stnnt   ane   alle    wer  Man    Uait   aber  no 

|6    dese   rede    fnr .  cdto.     Fon    deme   ko 

Demetrios    der nigt  demetri 

An    sich    zO    mal    da o 


Di 


10'*  (Hs.  7°). 

Er    wnlde    gerne    oberster   prister    sin 
Se    dadin    for    deme    konige    shin 
Grozer   clage   der   was    fil 
Vber   daz   fiilg   fon    israhel 
5  Fon    in    da    wart   gesprochen 


I 


kie  ledt  man  mer 
fon  iudcu.     Der 


10  "^ godii  wde  kern 

pe  wiu 


Wie  der  wi$€ 

'T\ man,    '^me  den 

^^ difig  er  sich 

25   fer  san. 


11"   (Hb.  ir»)- 
Liber  maehabeorum  .... 


28  ans]  an  €Mt  voUstlndig  verwischt.  27  wesn]  so  kann  ich  dies  nor  losen, 

doch   ist  das  anf  s  folgende   sehr   verwischt    (wesin?)  29  Hs.  Annochiam   oder 

Amioch.  80  ff.  ziemlich  verwaschen.  82  Die  arsprfluglich  blane  Initiale  ist  fast 
gXuzlich  verwischt,     o  das  o  gttnslich  nnlesbar. 

10*  *  von  anten  nach  oben  erhalten ,  ist  vom  Kniff  an  (V.  6)  vollständig  ver- 
waschen. Die  rechte  Seite  der  Spalte  ist  außerdem  ziemlich  serfreßen.  Z.  8  mer] 
durch  Löcher  siemlieh  vernichtet  9  Rothe  Initiale.  22  fehlt  offenbar  nach  Wer 
der  Marne«  28  Die  blane  Initiale  D  ist  vollständig  vernichtet  24  Nach  sich 

folgt  in  der  Hs.  ein  f,  aber  vom  Schreiber  unterponktirt. 

11'  *  vollständig  erhalten ,  war  aufgeklebt  nnd  ist  daher  fast  ganz  verwaseheo. 
Das  nn^rOngUch  blaue  L  der  Überschrift  verwischt 


96  K.  MOGK 

PUlomtiu  d^  fi 

^\ d€  sprach  .  wo  aUx 

5   ^^ oimT  va  iaeh 

Des  d&  hast  begeret 
Phtolemeus  ynde  sine  man 


30 


Die  shone  was 


Alezander  der  werde quam 

Da  man  zalte  hundert  iar 

16    Wit  dUxand^ 

quam  gendin. 

ÄUe  eme 

no  wat  da  for 

he^edM, 


D 


Wie  komg  a 
lexander  .  • . 
umaU  de 


fememe 

z6  siner  bosheyt  qneme  me  fureten  ket 

Jonathas  die  rede  femam 

• .  •  •  shone  mit  aller  mäht  er  quam 


Zwenne  konige  gejm  eme  gingen 
40  Die  in  mit  lobe  enpingen 

gab  er  ....  sa  werden  salt 

Beyde  selber  ynde  gnlt 
Das  er  gesament  hade 


51  Das  se  snnder  allen  nit 

ir*  (Hs.  ir*). 

Liber  maehabeor,  • . 
Des 


5  Abe  he 

Er  det  in  bi  sich  setsen 
In  koneclichen  witsen 

4  0  roth.    Ebenso  D  28.  28  Auch  ein  Theil  der  rothen  Cbenchrift  T«^ 

wischt        Z.  46—48  ist  nur  noch  su  lesen  46:   Witi  die;  47:  »en,fm  irl;  48  ^fllk 

It'*  war  aufgeklebt  und  ist  ebenfalls  fast  vollständig  verwischt.  Die  recbiM 
Ecken  sind  oben  und  unten  abgeschnitten.  Ebenso  ist  von  der  ganxen  reekteo  Seits 
ein  Stfick  abgeschnitten. 


KOPENHAOENEB  BRÜCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       97 

Er  sprach  zo  siner  ftirsten  shar 

No  getar  mit  eme  gar 
0  Dort  mitten  in  die 

Ir  herren  daz  su 

Sa  rehte  Hb  als     

Daz  nieman  fehte  wieder  .... 

Fon  keyner  bände  sache 
5  Die  eme  vnfrede  maebe 


15   

E::::::;:::;;:::;:::: 

n  groz 

)5  Was  er  ynde  allen  sin 

Da  man  zalte 

Hondert  vnde  fünf iar 

Da  quam  eyn 

Des  son  was  konig  .  • 

10  Fon  deme  lande 


No  wcu  es  so 

herzogen 
gen  de  die  v 
gelogen 


>1  Daz  se  der  nemin  mit. . 


0 


iv  (Hs.  ir*). 

chabeorum  . . 

•  iom  der  kon{g  ecuUe  appol 

berzogend&m  lontwn.     In  eyn 

ferie  rieh  herzogen  doü 

g^ozer  eren  nie 

appollonias 

gebot  demetrins 

semente  mit  eyn  ber 

qneme  ir  gewer 

bin  geyn  iamnam 

an  ionatban 

oberste  prister  ist 

get  kurzer  frist 

alleyne  wieder  Tns  sfn 

wirkest  yns  gar  manige  pin 

fersmebet  iemerlicb 


86  ff.    rechts    von    der    rothen    Überschrift    das   Pergament   abgeschnitten. 
•  roth.        86  Das  erste  Wort  sehr  nndentlich. 

IV*  Die   rechte  Seite   der  Spalte  ist  vollständig   erhalten;    die  linke  ist  ab- 
bHlML        8  ir]  so  oder  in. 
miAHU.  N«a«  lUShB  XT.  (XXYU.)  Jmkrg.  7 


98  £.  MOOK 

en  luden  danket  mich 
hast  wUe  die  gewalt 
z&  erregene  wan  du  salt 
20  nu  glaabist  diner  mäht 

lieh  ist  an 

her  10  Tns  vf  . . . . 
ieder  

25  ejn  den  wider 

er  den  andern 

den  willen 

ynde  lerne  we 

mit  helfe Nö  appolUmiu»  du  ge 

30  aget  rades  fil tpraeh,     AppoUam 

ist  auch  das  gesaget  ...  u$  oöer  iaeh 

er  fv£  mag  nit  besten 

aach  wa gen 

sint  se geflohen 

35  eter  ynde ge  zogen 

t  dir  stred 

e  siege  led 

seges  waldem 

eren  pris  behalden 
40  strides  glicheTt 

as  dir  si  gesejt 

z&  felde  ziehen 

an  kan  gefliehen 

berge  loch  kejn  steyn 
45  gefliehen  vnser  kejm  Hie  luit  man 

athas  die  rede  vemam  fan  ianatoi  Wie 

also  ....  quam  er  der  rede  bewe 

en  appolonio  get  wae 

beweget  ho 
50  dosint  man 

stan 
at 

ir*  (Hs.  1\\^). 

Ldber  machabearum  .  •  • 

Alse  appollonios  in  bat  Smon  ein  broder  mit 

lymon  sin  bröder  gejm  eme  zoch  eineme 

Fon  ejneme  gebirge  daz  was  hoch  her.     Qua 

17  wäle]  so  die  Hs. !  18  erregene]  mehr  ri  als  re.  19  mäht]  ht 

nndeatlich.  SO  C  ist  das  erhaltene  zum  großen  Theil  recht  Terwiseht  8 

oder  foB  die  Hs.  —  Von  der  Spalte  ist  ebenfalls  die  untere  und  obere  linke  Eck 
gesehnitten. 

11*.*  Die  Spalte,  TolLBt&ndig  erhalten,  ist  in  der  Mitte  voUstindig  yerwasdi 
Die  blaue  Initiale  ist  fast  vollstlndig  Terwischt 


^ 


KOPENHAGENEB  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK. 


99 


10 


Ejn  micbel  shar  fon  luden  st&rg 
5   Ynde  eren  fienden  waren  se  arg 
Se  slogen  ir  herberge  in  ioppe 
Se  dadfn  eren  fienden  we 
Se  drehen  se  alle  tz  der  etat 
Die  sich  dar  inne  hatten  gesät 
Wan  in  ioppe  was  sin  enthalt 
Mit  sineme  here  manigfalt 
Se  wurden  alle  ferstorit  gar 
Fon  ionathe  ynde  ainer  shar 
Die  in  der  stede  waren 
15  Gewesit  for  manigen  iaren 
Die  dadin  im  vf  die  porten 
Gar  wide  an  alHn  orten 
Se  lizen  in  in  ynde  alles  sin  her 

stat  ane  alle  wer 

'KT femam 


20 


ioncUhe  mÜ 
grozer  wer 


Wie  appolloni[u9] 
des  wart  gewar 
er  flock  fon 

danne  mit  einer 

ehar 


den  der  lüde  fil 

SO  Ynde  zb  fax  fil  manigen  man 
Als  wir  die  mere  horten  san 
Jonathas  dem  was  sa  gach 
Er  fulgete  eme  alliz  hinden  nach 
Biz  an  azotnm  die  stat 

35  Da  wart  der  strit  auch  vf  gesät 
A  ppollonius  der  fiz 
^^Uinder  eme  in  der  herberge  Hz 
Wol  dosint  man  gar  heymelich 
Die  zb  desten  weren  sulden  sich 

40  Daz  wart  ionathe  bekant 
Daz  im  läge  wart  geeant 
Jonathas  ynde  sine  man 
Namen  sich  zb  werfen  an 
Se  gingen  ymme  ynde  ymme 

45  Die  siebte  ynde  aach  die  crumme 
Se  warfen  drin  mit  steynen 
Mit  grozen  ynde  mit  cleynen 

In  daz 

Daz  da  hinden  lag  zb 

50  Des  morgens  biz  an  yesper  zit 
Da  flohen wieder  strit 


Wie  der  fwrst 
e  appoUoniue 
hiU  eyn  after 
läge  aleua 


19  ff.  yerwischt    appolloni]  so  die  Hs.    ns  fshlt        20  N  roth.        36  A  (blau) 
tet  yoUstindig  yerwasehen.    f(z?        89  zo  desten  so  die  Hs. 

7* 


100      £.  MOGK,  KOPENHAGENEB  BRUCHSTOGKE  V.  R.  W. 

12'»  (Hb.  1). 

Da  alexander  die  rede  femam 

Daz  fonathas  mit  ereo  quam 

Er  began  in  aber  eren 

Sfn  werdes  lob  ermeren 
5   Er  sante  im  fibulam  anream 

AUe  sineo  eren  wol  gezam 

Vnde  als  ejn  gewonhejt  ist 

Durch  ere  z6  gebene  z6  aller  fr  ist 

Ejns  konfgea  frunde  durch  ere 
10  Z6  gebene  vmmer  mere 

Er  gab  im  dar  zb  ackaran 

Daz  er  die  festen  sulde  han 

Z6  besitzene  ewecliche 

Die  stont  in  sfneme  rich[e]  Der  konig  von  egyp 

15  n[^o  besamenete  sich  z6  hant  tin  lant.     Der  he 

^^Der  konig  vz  eg^ptenlant  samente  sich 

Mit  eyneme  engeslichen  her  zo  hant 

12'  *  ist  gat  von  unten  nach  oben  erhalten.  Der  obere  Theil  des  Bltttes  ist 
abgeschnitten;  ebenso  die  linke  Spalte.  Von  letzterer  ist  noch  ein  Theil  einer  rothen 
Überschrift  zu  lesen:    iontUa» 

te.  Dag  er 

<ie  . .  er 
Die  Rückseite   des  Blattes  war  aufgeklebt  und   ist  vollständig  unlesbar.  14  Hs. 

rieh.       15  Die  ursprünglich  blaue  Initiale  ist  fast  vollstfindig  verwischt.       17  »slichen* 
in  der  Hs.  ziemlich  undeutlich« 

Daß  die  abgedruckten  Fragmente  unmöglich  alle  auf  das  Werk 
Rudolfs  von  Ems  zurückgehen  können,  liegt  auf  der  Hand,  da  dieses 
bekanntlich  mit  dem  Tode  Salomos  schließt.  (Vgl.  Yilmar,  die  zwei 
Recensionen  S.  10 — 11.)  Das  hier  abgedruckte  Blatt  1  ist  das  einzige, 
welches  seinem  Inhalt  nach  auf  Rudolfs  Werk  zurückgehet!  kann  and 
wohl  sicher  auf  dasselbe  zurückgeht,  da  die  Christherre-RecensioD 
diesen  Abschnitt  nicht  enthält.  Auch  Stücke  aus  den  ältesten  Fort- 
setzungen (Vilmar  S.  11)  enthalten  unsere  Fragmente  nicht  Blatt  2 
bis  6  behandeln  die  Geschichte  Nebucadnezars  und  hauptsächlich 
Olofernes  Auftreten  unter  den  Kindern  Israel  (nach  dem  Buche  Judith). 
—  Bl.  7 — 12  endlich  enthalten  Theile  der  Geschichte  der  Juden  unter 
den  Machabäem  (nach  I.  Machab.  und  Petrus  Comestor).  —  Leider 
konnte  ich  andere  Hss.  dieser  unter  Rudolfs  Namen  gehenden  literari- 
schen Erscheinungen  nicht  heranziehen,  aber  nach  Vilmar  S.  36  za 
schließen,  scheint  keine  der  bis  jetzt  bekannten  Hss.  den  letzten  Theil 
zu  enthalten.  Wir  hätten  es  also  hier  mit  einer  neuen  Phase  der  im 
Mittelalter  so  beliebt  gewesenen  Weltchronik  zu  tliun.   BL  1 ,  welches 


FEDOR  BECH,  DOUGEN.  101 

Herr  Dr.  Edzardi  mit  Cod.  Pal.  321  verglichen  hat,  stimmt  mit  diesem 
Cod.  im  Ganzen  überein  (s.  oben  S.  60)  und  hat,  wie  nach  Vilmar 
S.  13  das  ganze  Werk  Rudolfs,  neben  der  Vulgata  die  Scholastica 
historia  des  Petrus  Comestor*)  benutzt.  Ob  auch  Bl.  2 — 6  sich  einer 
bekannten  Hs.  zur  Seite  stellen  lassen,  bedarf  noch  der  Untersuchung. 
Auf  jeden  Fall  sind  unsere  Fragmente  für  die  Geschichte  von  Rudolfs 
Werk  und  seinen  Fortsetzungen  insofern  von  Wichtigkeit,  als  sie  den 
Schriftzügen  nach,  die  noch  ganz  die  des  13.  Jahrh.  sind,  unmöglich 
viel  nach  1300  geschrieben  sein  können. 

LEIPZIG,  im  October  1879.  E.  MOGK. 


DOUGEN. 


In  mehreren  mitteld.  Quellen  begegnet  man  einem  Zeitworte 
dougen  (dotgen)  tougen,  das  offenbar  nicht  verschieden  ist  von  dem  bei 
Schiller-Lübben  I,  532  verzeichneten  mittelniederd.  Worte  ddgen  swv. 
=  pati,  perferre,  sustinere**).  Die  Stellen,  in  welchen  sich  dasselbe 
findet,  sind  in  Lexers  Handwörterbuche  theils  nicht  aufgenommen, 
theils  nach  der  frühem  Auffaßung  W.  Grimms  und  Franz  Pfeiffers 
an  ungehörigem  Orte  untergebracht. 

Am  fiilhesten  und  am  häufigsten  tritt  das  Wort  auf  in  Schriften, 
deren  Verfaßer  dem  westlichen  Mitteldeutschland  angehören;  so  in  den 
von  W.  Grimm  herausgegebenen  Marienlegenden  (==  Haupts  Zeit- 
schrift 10)  25,  6  mtnes  herzen  smerzen  —  —  den  ich  arme  dougen 
(:  cugen)]  25,  7  ich  dougen  des  echarpfen  ewerdes  slach]  29,  6  owS  wat  wir 
dougen  (:  ougen) ;  104,  30  den  vreisltchen  ddt  aach  si  ei  douchen  (:  ouchen 
=  ougen)]  113,  32  he  müz  die  groze  sehemede  dogen  (:  ogen).  In  der 
Anmerkung  zu  25,  6  sagte  W.  Grimm :  ,f  dougen  verborgen  tragen,  ver- 
heimlichen'';  daher  wurde  es  von  Lexer  unter  tougenen,  tougen,  swv. 
verheimlichen,  untergebracht,  mit  dem  es  in  der  That  nichts  zu  thun  hat. 
Femer  in  dem  mnrh.  Osterspiel,   das  J.  Zacher  herausgab  in  Haupts 

Ztschr.  2,  343,  V.  1272  gedouget  Üg,  laist  beeiden  !  V.  1443  den  doit 

den  muz  du  doigen  nü  zestunt]  V.  1494  gedouge  unr  uns  nü  zu  siede. 
Bei  Gotfrid  Hagen  in    der  Kölnischen  Reimchronik  5241  got  untrüwe 

•)  1'*  Bibl^,  Tamir,  Mona  Maria  nach  Petr.  Com.  8.  Reg.  8.    [A.  E.] 
**)  Man  vergleiche  noch  das  aus  dem  13.  Jahrb.  stammende  mnd.  Bruchstttok 
^otn  Antichrist  in  t.  d.  Hagens  Germania  10,  139,  Z.  16 

al  de  an  got  gdoutoen, 
de  moten  de  nuwtirie  dougen; 
^^U  Bedentiner  Spiel  bei  Mone  II,  94,  1686  ik  wü  dy  nicht  lengher  ddgJien  (:  Sghen). 


102  FEDOR  BECH,  DOUGEN. 

neit  eniüik  dougen  (:  Otiten).  Auch  aus  der  Rede  vom  Qlaaben  685  ge- 
hört wohl  hierher:  di  di  taufen*)  tougent  \  unde  an  den  gotes  nm  geloubint 

Dem  hessischen  oder  dem  wetterauischen  Sprachgebiete  gehört 
der  mystische  Tractat  Scdomdnis  hüs  an  in  Adrians  Mitth.  417  folg. 
Dort  heißt  es  S.  429:  du  soU  dtn  offinbäre  finde  tDedersäzin  nitfin^n- 
dicke  tougin'y  S.  430:  daz  dritte  sprichit  aber  SalomOn  :  usque  ad  temput 
BuetineJnt  paciens,  daz  quid  :  der  geduldige  menahe  sal  sich  zu  einen  stun- 
den  sich  (so!)  dougin. 

Endlich  ist  das  Wort  auch  im  Osten  von  Mitteldeutschland  sn 
finden  und  zwar  bei  Nie.  von  Jeroschin  4985  daz  «^  daz  aneveektin  — 
nicht  lengir  mochtin  dougin  (:  bougin)^  wofür  die  Handschriften  iTund  H 
doygin  :  boygin  haben;  20800  von  der  di  brüdre  ubirlast  hattin  genüc 
gedoigit  (:  geurloigit).  Pfeiffer  identificirte  hier  dougen  in  seinem  Glossar 
zu  Nie.  V.  Jeroschin  138  mit  douwen,  verdauen,  obwohl  er  es  richtig 
mit  „vertragen^  übersetzte;  ihm  folgte  wieder  Lexer,  indem  er  dougen 
als  Nebenform  von  döuwen  I,  455  aufführte,  sowie  Weinhold  Ghramm. 
§.  206.  Das  Wort  findet  man  auch  noch  in  den  Trebnitzer  Psalmen 
ed.  Pietsch  24,  5  austinui  te,  ich  toyte  (=  toigete,  tdgete)  dich;  und 
meiner  Vermuthung  nach  gehört  hierher  auch  Ps.  68,  21  et  sustinui, 
qui  simul  contristarentur,  und  ich  bongite  (?)  wer  mit  mir  unvrouu}ete 
sich,  wo  ich  tougite  für  bongite  lesen  möchte. 

FEDOR  BECH. 


*)  Bei  Lexer  II,  1480  ist  to^ft  nur  als  st.  Fem.  Terzeichnet.  Indessen  im  Wart- 
burgkriege 116,  6  ed.  Simrock  heißt  es:  mit  der  toufen :  verhtn^fen,  entsprechend  dem 
Niederdentschen:  in  der  dSpen  im  Trierer  Theophilus  ed.  Hoffmann  y.  Fallerslebea 
692 ;  auch  im  Pars.  43,  6  steht  9tarb  er  dne  Umfen  ^,  woraas  bei  Lexer  in  den  Naeh- 
trftgen  875  ^tatrfm  stn.'^  angesetzt  ist.  Auch  ist  es  wohl  fraglich ,  ob  man  nicht  vielmehr 
einen  Nominativ  toufene,  tcirfen  als  Nebenform  von  Unrfe  anzunehmen  habe.  In  der 
St.  Galler  Psalmenübersetsung  bei  Qraff,  Deutsche  Interlinearversionen  der  Ps.  Sl,  tt 
(S.  81)  steht  als  Nominativ  haptitmum,  touffin ;  dazu  citirt  Oraff  in  seinem  Sprachschats 
6,  887  aus  Isidor  als  Genit.  Sing.  da%^n\  dieselbe  Form  erscheint  in  den  Eintrigea 
hinter  dem  von  Meyer  herausgegebenen  Stadtbuche  von  Augsburg  S.  269:  item  m 
auUen  sm  dheiner  Uuiuffin  mkr  gaun  —  —  dann  8  man  und  12  fratoen;  iiem  es  «sl 
meman  niehtM  mer  vergüten  tu  Aner  tauffn  weder  mannen  noch  frawen  tn  dheinen  weg. 
So  findet  sich  bekanntlich  neben  hurde  bürde  f.  die  Form  hurdine  (Meehtild  166) 
bordene  (Germania  26,  209  und  Ztschr.  f.  deutsche  Philol.  10,  489),  neben  habe  die 
Form  habene  mnd«  havene,  neben  heffe  —  hoffene  (cfr.  Reißenbergers  Dissertation  über 
Hartmanns  Rede  vom  Glauben  S.  82)  mnd.  hopene,  kltbe  ->  kl^ene  (?  anmmeiaHo 
Mariae),  lüge  —  lügene  mnd.  logene  loggene,  miste  —  mittene,  müle  —  müline,  ti^  -^ 
tiefene  (=  md.  t/^fe  —  üfifent  di^fene  und  daufme,  cfr.  Trierer  Psalmen  67,  26;  68,  S 
u.  8  und  18  u.  19;  106,  24;  129,  1;  Zeitser  Ps.  mnscr.  68,  18  und  fol.  168*);  trüge -- 
trügene  mnd.  drogene,  eede  —  veetene,  volU  —  voUene,  vreoele  —  vreveUne,  %Me  — 
uihene,  «Am  »  ^ieene  {e^ppUeiiim) ,  tptofe  —  tpüeHene  mnd«  wddine}  vergL  Grimm 
Gramm.  2,  171  und  Weinhold  Gramm.  266. 


TH.  TEBNALEKEN,  DAS  WASSEB  DES  LEBENS.        103 


DAS  WASSER  DES  LEBENS. 


Wir  meinen  nicht  das  Waßer  des  Lebens^  von  dem  Jesus  sprichtt 
i  Evangel.  Joh.  4  in  sinnbildlicher  Rede.  Wir  haben  es  hier  mit 
ndnischer,  mythologischer  Volkspoesie  zu  thun,  die,  wie  es  sich  zeigen 
ird,  im  deutschen  Märchen  bis  auf  unsere  Zeit  reicht. 

Die  wunderbare  Wirkung  eines  Lebenswaßers  hängt  mit  der 
ee  einer  Unterwelt  zusammen,  aus  der  eine  Erfrischung  der  Lebens- 
ister  kommt.  Da  diese  Vorstellung  mit  Zauberei  in  Verbindung  stand, 
war  sie  bei  den  Juden  verpönt,  denn  als  Saul,  von  den  Philistern 
kriegt,  Rath  bei  einer  Wahrsagerin  sucht,  ftlrchtet  sie  gesteinigt  zu 
irden  (1  Samuel  28;  3  Mos.  20,  27).  Sie  ruft  aber  den  Samuel  aus 
r  Unterwelt  ULd  der  gibt  dem  Saul  einen  Rath,  der  ihm  Schrecken 
iflöfit.  Das  unter  den  Juden  verbreitete  Zauberwesen  steht  in  West- 
en nicht  vereinzelt  da;  wir  erfahren  Ähnliches  z.  B.  aus  Schraders 
[öllenfahrt  der  Istar.  Ein  altbabylonisches  Epos"  (Gießen  1874). 
e  babylonische  Istar  repräsentirt  vorzugsweise  den  Morgenstern  als 
ittin  der  Fruchtbarkeit.  Nach  dem  babylonischen  Mythus  unternimmt 
ar  eine  Wanderung  in  das  Todtenreich.  Daflir  muß  sie  aber  btlßen, 
)  Befruchtung  hört  auf,  bis  die  obern  Götter  dagegen  einschreiten. 
D  Diener  erhält  den  Aufitrag,  den  Genius  der  Erde  heraufzuftlhren 
d  Istar  mit  dem  Waßer  des  Lebens  zu  besprengen,  damit  sie 
die  Oberwelt  zurückkehren  könne.  Das  erinnert  doch  lebhaft  nicht 
)ß  an  die  Sprengungen  (Lavationen)  im  hebräischen  Alterthum''^), 
ndem  auch  an  die  Mythe  von  Persephone  (Proserpina),  die  im  Hades 
rweilt  hat  und  Unfruchtbarkeit  im  Gefolge  hatte.  Hier  sind  auch  die 
iUhrungen  mit  dem  hebräischen  Todtenreiche  Scheol.  Die  prächtige 
bilderung  (Jesaias  14,  9  ff.),  wie  der  König  von  Babel  in  den  Hades 
lie  Hölle")  kommt,  fügt  sich  ganz  in  diesen  Rahmen.  Die  Unterwelt 
gt  Waßer  der  Verjüngung;  damit  besprengt,  kann  man  auf  die  Ober- 
It  zurückkehren.  Die  Göttin  der  Fruchtbarkeit  muß  in  die  Tiefen 
labsteigen,  woher  die  Keime  des  vegetativen  und  animalischen  Lebens 
tsprießen.  Auch  aus  deutschen  Sagen  ist  es  bekannt,  daß  Neugeborne 
s  Brunnen  oder  Bächen  hervorgeholt  werden  (vgl.  die  Mythen  von 
r  Holda). 

Damit  treten  wir  auf  das  germanische  Gebiet  über. 


*)  Sollte  das  in  den  rOm.-kftthoL  Kirchen  übliche  Besprengen  mit  WeihwaOer 
^t  daher  seinen  Ursprang  genommen  haben? 


104  TH.  VERNALEKEN,  DAS  WA8SEB  DES  LEBENa 

Unter  einer  Wurzel  der  Weltesche,  das  Bild  der  Vergänglichkeit, 
ist  der  Nomen-  oder  Urdsbrunnen,  welcher  verjüngende  Kraft  hat 
Darum  schöpfen  die  Nornen  täglich  aus  diesem  Brunnen  und  besprengen 
die  Esche,  und  „immergrtln  steht  Yggdrasil  über  Urds  Brunnen' 
(Wöluspa).  In  deutschen  Märchen,  wo  dieser  Brunnen  häufig  vor 
kommt,  soll  das  Waßer  des  Lebens  aus  ihm  geholt  werden,  von  dem 
Baume  aber  goldene  Apfel,  welche  ebenfalls  verjüngende  oder  heilende 
Kraft  haben  (vgl.  Sjmrock  Mythol.'  S.  38  fg.;  462).  Bekannt  ist  Ghnmmi 
Märchen  Nr.  97  „das  Waßer  des  Lebens^.  Einzelne  Züge  finden  wir 
auch  in  andern  Märchen,  z.  B.  Zingerle  K.  u.  HM.  aus  Süddeutschland 
S.  165  ff.  Bei  Grimm  sind  es  drei  Brüder,  die  auf  den  Rath  eines 
Zwerges  ausgingen,  das  Waßer  des  Lebens  für  ihren  Vater,  den 
kranken  König,  zu  holen ;  die  altem  betrogen  aber  den  jüngsten,  ohne 
daß  es  ihnen  etwas  genützt  hätte.  Zu  diesem  Märchen  theilen  wir 
ein  bisher  unbekanntes  Seitenstück  mit  und  zwar  aus  Schrattenthtl 
(Retzer  Kreis  in  Niederösterreich).  Für  unsern  Zweck  nur  die  wesent- 
.  liebsten  Züge. 

Ein  König,  der  am  Siech thum  damiederliegt,  hört,  daß  er  nur 
dann  gesunde,  wenn  ihm  einer  seiner  flinf  Söhne  das  Waßer  des  Lebens 
hole.  Einer  nach  dem  andern  zieht  aus,  jedoch  keiner  kehrt  zurück. 
Zuletzt  geht  der  jüngste,  der  einem  großen  Bären  begegnet.  Diesem 
sagt  er  den  Zweck  seiner  Wanderung.  Der  Bär  eröffnet  dem  Königs- 
sohne, daß  seine  Brüder  in  eine  tiefe  Schlucht  verbannt  seien,  weil 
sie  ihm  grob  begegnet,  und  er  ladet  ihn  ein  sich  auf  seinen  Rücken 
zu  setzen.  Der  Bär  bringt  ihn  in  ein  Schloß,  wo  der  Königssohn  als 
Vogelhüter  Aufnahme  findet.  Auf  des  Bären  Rath  solle  er  nach  einiger 
Zeit  einen  Vogel  entfahren,  aber  ja  nicht  in  einem  goldenen  Käfig, 
und  weil  der  Königssohn  dennoch  dies  that,  so  rief  der  Vogel:  He,  he, 
er  stiehlt  mich.  Die  Wachen  eilen  herbei  und  der  Dieb  wird  eingesperrt 
Der  Bär  gibt  dem  Unfolgsamen  nun  den  Rath,  er  solle  dem  Könige 
versprechen,  daß  er  ihm  die  Schönste  unter  der  Sonne  geben  wolle. 
Darauf  ward  er  freigelaßen.  Auf  dem  Rücken  des  Bären  kam  er  la 
einem  Königsschloße,  wo  er  als  Kammerdiener  der  schönen  Prinzessin 
blieb.  Diese  solle  er  entführen,  aber  nur  in  ihren  einfachen  Kleidern. 
Er  folgte  dem  Rathe  aber  nicht  und  ward  wieder  eingekerkert.  Nach 
dem  Rathe  seines  Beschützers  versprach  er  dem  Könige  das  schnellste 
Pferd  auf  Erden.  Der  Bär  führte  ihn  zu  einem  Rappen  mit  hölsemem 
Sattel,  den  solle  er  ja  nicht  mit  einem  goldenen  vertausohen.  Der 
Königssohn,  als  ungehorsamer  Stalljunge,  ward  beim  Diebstahl  wieder 
ergriffen.    Dem  Könige  mußte  er  dann  den  größten  Diamanten  ver- 


LITTERATUB:  ALWIN  SCHULTZ,  DAS  HÖFISCHE  LEBEN  etc.        105 

sprechen.    Diesen  fand  er  in  einem  gläsernen  Berge.    Daftar  erbat  er 
sieh  die  Erlaubnis;  noch  einmal  das  schnelle  Pferd  besteigen  zu  dtlrfen. 
Hit  diesem  gelang  es  ihm  auch,  die  schöne  Königstochter  zu  entführen, 
und  ebenso  den  Wundervogel.  Da  sagte  ihm  der  Bär:  Jetzt  fehlt  dir 
noch  das  Waßer  des  Lebens.  Das  wirst  du  mit  Hülfe  des  Vogels 
bekommen;   hüte  dich  aber  vor  deinen  Brüdern  und  gedenke  meiner 
bei  der  Hochzeit.  Im  Besitze  des  Waßers,  schlief  er  an  einem  großen 
See  ein,  die  Brüder  nahmen  ihm  Alles  und  eilten  nach  Hause.    Aber 
der  Stein  glich  einem  gewöhnlichen  Straßensteine ,    die  Jungfrau  war 
tnarig,  der  Vogel  schwieg,  das  Ross  war  ungeberdig  und  das  Waßer 
war  in  Eas  verwandelt.  Da  kam  plötzlich  auch  der  jüngste  nach  Hause, 
die  Jungfrau  fiel  ihm  um  den  Hals,  das  Pferd  sprang  vor  Freude,  der 
Stein  funkelte  und  das  Eis  schmolz.  Dann  reichte  er  das  Waßer  dem 
Tater  und  dieser  ward  gesund.    Die  Brüder  wurden  des  Landes  ver- 
wiesen und  der  jüngste  hielt  Hochzeit.    Zu  dieser  kam  auch  der  Bär 
und  bat  den  Bräutigam,  er  möge  ihm  den  Kopf  abhauen.  Lange  zögernd 
that  dies   der  EOnigssohn,    und  so  war   der  Zauber  von   dem  Bären 
gewichen.    Er  war  ebenfalls  ein  Eönigssohn,  und  beide  regierten  von 
nun  an  das  Reich  gemeinschaftlich. 

GRAZ.  TH.  VERNALEKEN. 


LITTERATÜR. 


Alwin  Sohults,    Das  höfische  Leben  zur  Zeit  der  Minnesinger.    Erster  Band. 
Mit  111  Holsschnitten.  Leipzig,  Hirzel^   1879.  gr.  8.*). 

Viel   später   als  es  orsprunglich   meine  Absiebt   war,    gelange   ich  dazu, 
^  Torliegende  Werk  anzuzeigen.     Es  ist  schon  so  vielfach  besprochen ,    daß 
ieh  mir  ersparen  kann,    allgemeine  Bedenken  gegen  die  nicht  durchaus  philo- 
logische Haltung   des  Buches,    gegen   die  Benutzung  veralteter  Ausgaben  und 
Texte,  gegen  die  nicht  ausreichende  Verwerthung  der  bisherigen  einschlagenden 
Arbeiten  zu  äullem.    Ebenso    kann    ich    absehen    von    einer  Darlegung   seines 
Inhalts.    Ansdrficklich  aber  will  ich  meine  Freude  bezeugen  über  diese  ebenso 
Mirreiche  wie  anregende  wißenschaftliche  Gabe,  obwohl  ich  nicht  leugnen  kann, 
^  ich  Angesichts  des  behandelten  Stoffes,  der  so  voll  und  ganz  dem  Gebiete 
<ler  deutschen  Philologie  angehört,  einen  gelinden  Ingrimm  nicht  unterdrücken 
^aon,  daO  uns  ein  Kunsthistoriker  zuvorgekommen  ist.   Halte  ich  freilich  eine 
Ui&sehau   unter   den  Faebgenossen  und  bedenke  ich,    daß  Wackemagel  dahin 
gegangren    ist    und   daß  Weinhold,    statt   seinem    wirklichen  Berufe  zu  folgen. 


^  Anm.  Die  vorliegende  Reeension  erscheint  spfiter  als  mir  lieb  ist,  lediglieh 
Wegen  Raummangels.  Sie  möge  daher  nicht  als  Anzeige  einer  literarischen  Neuigkeit. 
Xmdem  als  Beitrag  lu  den  Privatalterthümem  des  Mittelalters  angesehen  werden. 

K.  B. 


106        LIETERATUR:  ALWIN  SCHULTZ,  DA8  HÖFISCHE  LBBEN  «tc 

die  Alterthumilninde  and  CaltargeftehiGhte  m  pflegen,  es  fort  md  fort  Yonieliti 
grammatiBche  Werke  xn  schaffen,  die  andere  ebenso  gut,  wenn  sieht  beßar 
liefern  konnten,  während  er  auf  seinem  eigentlichen  Gebiete  imbettiittener 
Meister  ist  and  anTergleichlich  wirkte,  so  finde  ich  keinen,  aber  aaeh  keinen 
einzigen  anter  den  Vertretern  des  Faches,  der  aach  nar  annlhemd  im  Stande 
wäre,  ein  Bach  wie  das  Torliegende  sa  leisten.  Das  ist  doch  eine  bedeiikliehe 
Erscheinang  inmitten  einer  Wifienschaft,  die  so  viel  Erfrenliches  and  com  Tbeil 
selbst  Bedeatendes  schafft  and  fordert.  So  kann  es  aber  nicht  bleiben.  Wir 
maßen  den  Realien  fortan  einen  größeren  Einflaß  etnräomen.  Die  Realien 
maßen  nnsere  kritischen  and  hermenentischen ,  selbst  unsere  grmnimaiiaehea 
Stadien  darchdringen  and  befrachten,  sonst  bleiben  wir  im  leblosen  Krame 
stecken.  Und  dazn  wird  das  Bach  Ton  Schnlts  sein  Theil  beitragen.  Dma  habe 
ich  schon  in  der  Einleitang  za  meinem  hofischen  Epos  principieU  amgeaprochea ; 
aach  habe  ich  das  Bach  praktisch  schon  in  den  Anmerkungen  benntst  nnd 
angezogen.  Nicht  alles  genagt  mir,  nicht  alles  gefällt  mir,  aber  ich  hab'  es 
doch  lieb  gewonnen,  and  Ton  Herzen  wünsche  ich,  daß  es  eine  belebende  Wir- 
knng  ansübe. 

An  ans  ist  es,  das  Werk  nach  Kräften  za  fordern  and  an  auner  Ver- 
ToUkommnnng  beizutragen.  Daß  es  bei  der  ersten  Auflage  sein  Bewenden  nieht 
haben  wird,  das  dürfen  wir  aas  der  uogewohnlich  fireundliehen  Avfnahme 
•chließen,  die  das  Buch  auch  in  weiteren  Kreisen  gefonden  hat.  Das  Buch  ist 
in  einer  Menge  Ton  popalären  Organen  angezeigt  und  besprochen  worden,  frei- 
lieh  auch  too  Leateo,  die  Ton  diesen  Dingen  nichts  Terstehen,  ja  es  bat  selbst 
nicht  an  Besprechungen    gefehlt,    die   unglaublich    albernes  Zeug  rorbmehten. 

Auch  gelehrte  und  fachgemäße  Beurtheilungen  sind  erschienen«  die  Beße- 
rungen  und  Nachträge  darboten.  Gar  manches,  was  ich  in  ihnen  fond,  hatte  ich 
mir  auch  notirt;  Einzelnem  stimme  ich  nicht  bei.  Keineswegs  ist  durch  diese 
Besprechungen  die  Aufgabe  erledigt,  das  Bach  tou  Schultz  zu  Terbeßenu 
Als  eine  Forderung,  nicht  ab  eine  Kritik  der  Leistung,  wünsche  ich  die  nach- 
folgenden  Bemerkungen  angesehen.  Es  Tcrsteht  sich,  daß  Schultz  nicht  alles, 
was  ihm  so  von  verschiedenen  Seiten  dargeboten  wird,  ToUständig  benntsea 
und  hinschreiben  kann;  er  wird  auswählen,  sich  öfters  mit  ganz  knrser  Notiz 
begnügen  mfißen.  Aber  er  wird  finden,  daß  die  fleißigsten  und  dankbarsten 
Benutzer  seines  Buches,  daß  seine  bereitwilligsten  Mitarbeiter  an  der  an  hoffen» 
den  zweiten  Ausgabe  nicht  die  eigentlichen  Alterthümler ,  auch  nicht  seine 
speciellen  Fachgenossen,  die  Kunsthistoriker,  sondern  die  deutschen  Philo* 
logen  sind. 

L  S.  37.  Zum  Namen  .Bnrgverließ''  ist  zu  bemerken,  daß  er  gans 
modernen  Ursprungs  ist  J.  Grimm  weist  im  D.  Wb.  2,  544  nur  zwei  Stellen 
aus  Jean  Paul  und  Schiller  nach,  ebenso  Sanders  II,  1,  140,  und  Weigand 
bemerkt  2\  998  .Veriieß"  sei  scbriftdcatsch  erst  nach  1750.  Dnreh  die 
Romantik  ist  uns  das  Wort  ganz  geläufig  geworden  und  man  ist  geneigt,  ei 
für  uralt  zu  halten.  —  S.  37.  38.  Ein  solches,  oben  mit  einer  Öffnung  Ter- 
sehenes  Thormgewolbe  befindet  sich  wohlbehalten  auch  auf  der  Ruine  Henns- 
berg, dem  SUmmscUoß  des  bekannten  Grafenhauses,  bei  Heiningen.  —  8.  42, 
Anm.  3.  Die  Stelle  aus  dem  Erec,  gegen  die  schon  Weinhold  sein  Bedenkea 
geäußert  hat,  kann  beßer  als  Beweis  für  die  Umhegung  eines  Jagdbeairks  ge- 
braucht werden.  Die  Mauern,  die  Uartmann  erwähnt,  brauchen  wir  nns  nicht 


UTTESATUR:  ALWIN  SCHULTZ,  DAS  HÖFISCHE  LEBEN  etc.        107 

lehr  hoch  la  denken,  sie  waren  wobl  nur  das  Fundament  für  den  darauf  ge- 
Nteten  Wildiaon.  Das  Scbloß  Penefrec  fand  dadurcb  seinen  besten  Scbutz, 
diA  M  mitten  im  See  lag.  Schade,  daß  Chrestien  hier  nicht  Auskunft  gibt, 
flartmsnn  bewegt  sich  in  dieser  Schilderung  durchaus  frei  (vgl.  Bartsch,  Germ. 
7,  171).  übrigens  ist  in  V.  7182  der  Text  verdorben  in  Haupts  Ausgabe, 
wdeher  Seh.  folgte.  Die  Beßerung  Bechs,  die  freilich  einen  rOhrenden  Reim 
lehflfft,  mSge  Seh.  wenigstens  in  Klammem  hinzufügen.  —  S.  45.  46.  Der 
Soit  ist  gewiß  zum  Kochen  bestimmt,  aber  weshalb  sollte  er  nicht  auch  zum 
Briteo  kleinerer  FleischsiOcke  und  der  Würste  gedient  haben?  Das  Wort  rdst 
ktt  rerschiedene  Bedeutungen;  als  Küchengeräth  entspricht  es  entweder  unserm 
,Rost*  oder  einer  Pfanne.  Ausdrücklich  wird  manchmal  das  Verbum  brdim 
mit  ihm  verbunden,  und  das  Verbum  rotsten  ist  früher  schon  wie  heute  eine 
bestimmte  Form  des  Bratens.  —  S.  59.  Die  Winterzeit  wird  von  Seh.  wohl 
etvis  zu  ungünstig  geschildert.  Wir  dürfen  doch  nicht  vergessen ,  daß  unsere 
Vorführen  nicht  solche  Stnbenmenschen  wie  wir  gewesen  sind,  daß  sie  sich 
durch  den  Aufenthalt  in  frischer  Luft  viel  mehr  abhärteten,  worauf  ja  Seh. 
aaeh  S.  187  zu  sprechen  kommt.  Auch  pflegten  sie  sich  wärmer  als  wir  zu 
trtgen,  aber  warme  Kleider,  wenn  es  nicht  Pelzmäntel  sind,  brauchen  nicht 
ili  unbequem  zu  gelten.  —  S.  61.  Die  genauere  Schilderung  der  Bildnisse, 
die  Tristan  durch  den  Riesen  Beliagog  anfertigen  läßt,  jetzt  in  dem  von  Kol- 
bmg edirten  nordischen  Prosaroman,  den  ja  Seh.  später  öfters  heranzieht.  — 
Hier  hätten  auch  die  Fresken  des  Schloßes  Rnnkelstein  Erwähnung  verdient, 
wenn  sie  auch  einer  jüngeren  Periode  angehören.  —  S.  63.  Zu  den  Stellen  aus 
der  Literatur  über  Darstellungen  gestickter  Teppiche  kann  auch  gerechnet 
Verden  die  Schilderung  von  Parzivals  Traum  im  5.  Buch,  635  flg.,  in  welcher 
die  Traumbilder  als  Kämpfe  und  Waffenembleme  erscheinen.  —  Es  wäre  er- 
wünscht, wenn  hier  auch  der  bekannten  uns  erhaltenen  Teppiche  gedacht  würde, 
die  freilich  nicht  mehr  dem  18.  Jahrh.  angehören.  Aber  die  Darstellungen 
weiten  sie  doch  in  diese  ältere  Zeit.  Ich  denke  hier  zunächst  an  die  beiden 
Triittn-  und  Isolde-Teppiche  in  Wienhausen  und  in  Erfurt  (der  letztere  wohl 
ein  Tafeltnch)  und  an  den  mit  Liebesscenen  in  Medaillons  geschmückten  Teppich 
in  Bathhanse  zu  Regensburg,  der,  so  viel  mir  bekannt,  noch  nicht  publicirt 
Bod  in  allen  seinen  Theilen  gedeutet  ist  (vgl.  Jacob  in  der  Germ.  18,  276). 
Solehe  Teppiche  gibt  es  noch  mehrere  in  den  Sammlungen,  aber  sie  sind  noch 
Bieht  für  die  Philologie  verwerthet.  —  S.  80,  Anm.  5.  Zu  der  Stelle  aus  Hein- 
riehi  Tristan  könnte  auf  meine  Anmerkung  hingewiesen  werden,  weil  hier  die 
Sitte  des  Zusammenschlafens  genauer  in  Erwägung  gezogen  wird.  —  (S.  98 
die  erste  Zeile  gehört  auf  S.   100.) 

II.  S.  117.  Lichtenstein  bemerkt  in  seiner  Recension  (Anzeiger  7,  103), 
^vermöge  im  Augenblick  nicht  festzustellen,  ob  aus  Schusters  Buch  „Das 
Spiel,  seine  Entwicklung  und  Bedeutung  im  deutschen  Recht*,  Wien  1878, 
^twu  f&r  Schnitz  zu  gewinnen  gewesen  wäre.  Ich  erlaube  mir  ergänzend  hinzu- 
nlQgen,  daß  dies  allerdings  der  Fall  ist.  Schultz  wird  gut  thnn,  diese  mannig- 
^h  interessante  Monographie,  soweit  sie  eben  culturhistorisches  Material  liefert, 
SU  henotsen,  namentlich  den  zweiten  und  dritten  Abschnitt.  —  S.  119  fg. 
^f  Gottfrieds  Tristan  ist  in  diesem  Capitel  über  die  höfische  Erziehung  zwar 
angewiesen,  aber  doch  nicht  recht  ausgiebig  genug.  Die  Sitte,  die  jungen 
Adeligen  oder  Prinzen  an  die  Fürstenhöfe  in  den  Dienst  zu  geben,  hätte  etwas 


108        LITTERATUB:  ALWIN  SCHULTZ,  DAS  HÖFISCHE  LEBf»  etc. 

genauer  getchildert  werden  sollen.  £«  bieten  •ich  dm  rei^e  SteUenbeweiie. 
Vor  Allem  wäre  hier  auch  der  Hof  EtzeU  zu  erwähnen  gewesen.  Die  jongen 
Nibelongendichtnng  hätte  diese  erzieherischen  Verhältnisse  nnerv^hnt  gelasseo 
oder  kurzer  berührt,  wenn  nicht  auch  in  jüngerer  Zeit  die  großen  Höfe  sli 
die  hohe  Schale  für  die  Coartoisie  betrachtet  worden  wären.  —  S.  128,  Anm.  4. 
Hier  wäre  auch  die  bekannte  Affaire  aas  Ulrichs  Fraaendienst  nnaobringsi 
gewesen.  —  S.  126.  In  dem  Citate  aas  Walthers  Xiemam  kam  bdkertem  schreibt 
Scb.  dem  ist  iin  wort  alt  ein  elae.  Warum  cYa?  Der  metrische  Accent  nibt 
allerdings  aaf  an,  aber  nicht  der  logische:  teort  and  elac  sind  die  Gegensälse; 
Tgl.  meine  Anmerkung  zur  Schalaasgabe  85.  4.  —  S.  128.  Zar  Etymologie 
des  franz.  escrime  würde  ein  Hinweis  auf  Dies*  Wörterbach  sich  empfehlen.  — 
S.  131.  Es  ist  möglich,  daß  das  Messerwerfen  an  der  angezogenen  Stelle  dei 
Tristan  auf  die  Graukelkunst  geht  (s.  meine  Anm.  zu  4712).  Die  Stelle  würde 
alsdann  S.  443  zu  verwerthen  sein.  —  S.  142.  Bei  Betrachtang  der  Sehwett* 
leite  verdient  auch  Gottfrieds  Tristan  Erwähnung.  —  S.  149.  «Als  Ritter  wtr 
er  (der  Jüngling  nach  erlangter  Ritterweihe)  dem  Fürsten  ebenbürtig^  mit  Ver- 
weis auf  Partonop.  19992.  Ebenbürtig  nicht,  wenigstens  ist  ebeabürtig  eu 
zweideutiger  Ansdrack ;  der  Ritter  ist  aber  dem  Fürsten  gegenüber  antisfactioos- 
fahig,  wie  wir  das  jetzt  ausdrücken  würden;  aber  dabei  ist  doch  noch  die  Be- 
dingung, daß  er  von  freier  Geburt,  kein  Dienstmann  ist.  So  steht  ea  a«i- 
drücklich  an  jener  Stelle  und  geht  auch  aus  dem  Vorhergehenden  herror.  — 
S.  154  ffg.  Für  das  Capitel  über  die  Anstandsiehren  für  Damen  ist  aaaientlich 
der  15.  Abschnitt  in  Gottfrieds  Tristan  ganz  besonders  lehrreich;  er  ist  aneh 
das  Vorbild  für  Schilderungen  jüngerer  Dichter,  namentlich  Konrada  Ton  Wfin- 
bürg;  der  Terminus  für  den  maßvollen  Gang  neben  litt  treten  ist  eUdkem,  der 
zwar  in  den  angezogenen  Stellen  öfters  erscheint,  aber  auch  für  sich  eririUut 
und  im  Einzelnen  Taus  den  Wörterbüchern)  belegt  zu  werden  Terdient.  -^ 
S.  158  fg.  Lichlenstein  weist  mit  Recht  auf  die  Heilkunst  der  jungen  Isolde 
in  Eilharts  Tristan  hin.  In  der  Tradition  Gotfrieds  sind  beide  Isolden  amei- 
kundig,  vorzugsweise  aber  die  Mutter.  —  Triakel  (Theriak)  [übrigens  gewühnlicb 
driakel]  braucht  auch  die  alte  Isolt  als  Schwitzmittel  für  Tristan.  —  Aaeb 
gegen  Geistesstörung  haben  die  Arztinnen  Salben  bereitet,  wie  die  bekaants 
Erzählung  im  Iwein  beweist.  —  S.  160.  Der  Truchseß  ist  allerdings  Über  dsi 
Küchendepartement  gesetzt  Allein  das  Amt  wird  schon  im  13.  Jahrfaandeii 
ausgedehnter.  Truchseß  ist  nicht  nur  ein  Hofbeamter,  sondern  auch  landa&ßiger 
Verwaltnngsbeamter.  (Das  hat  sich  noch  in  „Drost^  erhalten.)  Ich  habe  da^ 
auf  im  Wörterbuch  zu  Heinrichs  Tristan  aufmerksam  gemacht.  Vgl.  aaeb 
Müller  im  mhd.  Wb.  II,  2,  341  und  J.  Grimm  im  D.  Wb.  2,  1437.  (Die 
Etymologie  von  Truchseß  ist  immer  noch  nicht  endgültig  festgestellt)  — 
S.  163  fg.  Die  Stelle  aus  dem  Erec  (6517)  ist  an  sich  ganz  gut,  doch  mifi 
sie  etwas  anders  gedeutet  werden.  Der  Graf,  der  Enite  schlägt,  ist  bereits  ibr 
Gatte,  er  beruft  sich  ausdrücklich  auf  sein  Recht  zu  diesem  Thun  (6689  bis 
B548;  und  will  dadurch  die  Vorwürfe,  die  ihm  von  Seite  seiner  Gäste  gemaebt 
wurden,  zurückweisen.  Das  formelle  Recht  werden  ihm  diese  gewiß  im  Stülea 
zugestonden  haben,  aber  sie  todelten  ihn  doch  wegen  seiner  Unzucht,  und 
das  eben  ist  das  Bezeichnende  und  zugleich  für  uns  Erfreuliche  dieser 
Stelle.  —  S.  165.  Seh.  besieht  sieh  hier  auf  seine  HabiliUtionsschrift  »quid 
de  perfecU   corporis   humani   palchritadine  Germani   saeculi  Xll  et  XUI  saa- 


UTTESATUB:  ALWIN  SCHULTZ,  DAS  HÖFISCHE  LEBEN  etc.         109 

•erint"  und  will  daher  auf  eine  nochmalige  Vorfahrung  der  Belege  yerzichten. 
Solebe  Enthaltoamkeit  ist  unter  Umständen  lobenswerth  und  auch  praktisch, 
iber  bei  der  Unzugänglichkeit  der  Dissertationen  würde  wenigstens  ein  Auszug 
der  bedeutendsten  Belegstellen  doch  recht  willkommen  sein.  —  S.  167.  Seh. 
kaSpft  an  die  Schilderung  des  „Schönheitsideals"  auch  eine  kurzgefaßte  des 
yMetls  der  Häßlichkeit".  Auch  hier  wären  einige  Belege  erwünscht.  Hier 
fiie  namentlich  CondrSe  Im  Panival  nicht  zu  vergeßen.  Zu  der  Bemerkung, 
iiß  man  den  Rothköpfen  Falschheit  und  Bosheit  zutraute,  mag  hinzugefugt 
rerden,  daß  das  Wort  rot  deshalb  geradezu  die  Bedeutung  „falsch,  bösartig, 
iitig''  gewinnt. 

m.  S.  168  fg.  Daß  man  sich  nackt  zu  Bette  legte,  zeigen  auch  außer 
ftlereien  geschnitzte  Bildwerke,  wie  das  englische  von  Michel  abgebildete 
yfeabeinkästchen  mit  Darstellungen  aus  der  Tristansage.  Zu  den  Stellen  aus 
ler  Literatur  könnte  nachgetragen  werden  Parzival,  5.  Buch,  604.  —  S.  175.  Zu 
LaCng  der  Betrachtung  über  die  Spiegel  ist  auf  mhd.  Wb.  I,  545  (»piegelglas) 
«wiesen;  noch  reicher  ist  der  Artikel  II',  494  (spiegd).  Auch  Wackernagels 
ܻhtndlung  (Kl.  Sehr.  1,  128  ffg.),  obwohl  von  geringem  Umfang,  verdient 
Itsanat  zu  werden.  —  S.  178.  In  den  Sammlungen  werden  sich  solche  Elfen- 
«nkastchen  mit  Beliefdarstellnngen  noch  viel  mehr  vorfinden.  —  S.  184.  Ja, 
IM  bedeutet  wippeü  in  Bertholds  Crane?  Bartsch  gibt  keine  Erklärung,  und 
iszer  stellt  es  wie  vorher  Müller  fragend  zu  zipfel.  Daß  es  eine  Art  Kopfputz 
loeichnen  soll,  ist  gar  nicht  in  Zweifel  zu  ziehen.  Aber  das  Wort  ist  doch 
»  seltsam,  sonst  nirgends  aufiEtttreiben.  Sollte  eine  Verderbniß  vorliegen? 
\  nt  c  ^=  k^  i  aus  s?  also  vieUeicht  keppd'i  Aber  diese  Diminntivbildnog  ist 
licht  nieder-  und  mitteldeutbch.  Auch  erlangt  erst  spätter  Kappe  die  Bedeutung 
ler  Kopfbedeckung.  Hoffentlich  gelingt  es  noch,  das  Wort  zu  enträthseln  *).  — 
).  194.  Zum  Belege  des  französischen  Kleiderschnittes  würde  auch  die  Stelle 
B  15.  Abschnitte  des  Gottfriedischen  Tristan  recht  dienlich  sein  (V.  10905  fg.). 

—  8.  203,  Anm.  1.  die  (die  Stioker  und  Stickerinnen)  umrden  gemacht  reich  kann 
lieht  heißen:  Alle  wurden  bei  den  Arbeiten  „reich^,  sondern  nur:  sie  wurden 
tiehlich  belohnt.  —  S.  214  ffg.  Die  Zopftracht  der  Männer  ist  durch  eine 
ibbildung,  durch  die  Statue  Chlotar's  I.  aus  dem  12.  Jahrb.  zur  Anschauung 
$ebneht,  aber  die  Figur  ist  beinahe  typisch  gehalten.  Könnte  nicht  auch  ein 
iengniß  aus  dem  13.  Jahrb.  gegeben  werden?  etwa  ein  Mitglied  der  Zopf- 
i;esellschaft  mit  dem  Zopfbehälter  nach  der  Abbildung  im  Anzeiger  f.  K.  d.  d.  V.  ? 

—  S.  217.  Seh.  fragt  nach  Besprechung  der  Kurzhose  {hruoeh);  „Was  ist  aber 
ler  Brachseckel ?^  und  vermuthet,  es  sei  vielleicht  „Senkel^  zu  lesen.  Der 
^nsent  in  der  Zeitschr.  f.  d.  Philol.  gibt  kurz  und  bündig  die  Antwort: 
»▼ergleiche  Lexer  I,  361  Saccus  hemiosus^.  Sich  Raths  zu  erholen  in  bereit- 
legenden Hilfsmitteln,  das  ist  schön  und  wohlgethan,  und  diesen  Rath  auch 
^  solche,  welche  der  Hilfsmittel  entbehrten  oder  sie  verschmähten,  zu  ver- 
wenden, zeugt  von  großer  Menschenfreundlichkeit.  Nur  muß  man  mit  der  Ver- 
abreichung von  geborgten  Gaben  vorsichtig  zu  Werke  gehen,  auf  daß  man 
■ieh  nicht  vergreife  und  einen  Stein  statt  Brotes  biete.  Was  hat  sich  wohl  der 
^^eensent  unter  taccus  hemioeue  gedacht,  welches  bei  Lexer  neben  bruochseckel 


*)  Es  ist  =  aehappel.  echapeü  auch  im  Ritterspiegel,  ts  =  s  im  Anlaut;  s.  Lexer 
'»  859.  K.  B. 


110     *  LITTEBATUR:  ALWIN  SCHULTZ,  DA8  HÖFISCHE  LEBEN  ele. 

steht?  H&tte  er  ali  cUssischer  Philolog  (die  Germamstik  treibt  er  ja  do^ 
in  seinen  Mnßestonden  lam  Privatrergnügen)  nicht  sofort  meriLen  nBllen,  da^ 
Lexer  hier  irrthümlich  bruoeh$eekel  statt  bruch§eckel  schrieb  und  demgeniA  i^ 
unrichtiger  Stelle  im  Alphabet  einreihte,  oder  daß  Lexer,  wenn  er  wiiUidi 
bruodueckel  haben  wollte,  eine  falsche  Erklärung  gab?  Was  bat  denn 
mit  bruoeh,  mit  der  Hose,  zu  thnn,  während  es  auf  kendaf  den  BroA  (i 
chirurgischen),  den  Leibesschaden  geht?  Diese  Erklärung  soeeut  hermomu 
aas  dem  deutschen  Wb.,  wo  sie  xu  dem  Worte  ^ Bruchsack"  gesetst  ist  okw 
Stellenangabe  y  und  dieses  also  zu  den  bekannten  Wortbildungen  J.  Onaas 
gehört.  Somit  ist  es  mit  der  Erklärung  taccus  hemioMus  nichts.  In  der  eiaagsa 
Stelle  aus  dem  Wolfdietrich,  welche  bis  jetzt  hruchseckel  bietet,  kann  das  Wnt 
nur  =  bmochnckel  (nicht  bruchs.  oder  brüehs.)  sein,  weil  im  Folgenden  na 
der  bruoch  und  dem  bruoehgUrtel  die  Bede  ist.  Hosentasche  wflbrde  das  Nickt 
liegende  sein,  wenn  nur  die  Hosen  damals  Taschen  hätten  anfoehmen  kSaaei 
Sie  waren  ja  viel  zu  eng.  Deshalb  vermuthe  ich:  bntochtedDel  ist  das,  was  vir 
jetzt  Hosenlatz  nennen  (und  noch  nennen,  obgleich  die  Mode  in  diesen  Jik^ 
hundert  aus  dem  Latz  schon  fast  durchgängig  den  Hosenschlitz  gemacht  hat). 
Für  diese  Erklärung  könnte  yielleicht  geltend  gemacht  werden,  daß  das  Weit 
in  einem  volksthümlichen  Gedicht  erscheint ,  während  es  in  Er^Udongea  d« 
höfischen  Stils  nicht  gefunden  wird,  bmoehitckel  würde  nach  meiner  Deitng 
an  der  gewöhnlichen  EJeidung  sein,  was  an  der  jüngeren  EisenrOetong  dis 
brayetUf  die  manchmal  die  Gestalt  eines  kleinen  Helmes  hat*).  —  8.  9S9.  Dil 
Einführung  der  Schnabelschuhe  hängt  wahrscheinlich  mit  der  Anderang  dv 
Stils,  die  den  Spitzbogen  und  Spitzwinkel  als  Kunstprincip  einführte,  rasaaBSS, 
wenigstens  sicherte  der  Stil  der  Kleidermode  eine  längere  Dauer.  Es  ist  dsek 
auch  auffallend,  daß  mit  der  Renaissance  der  spitze  Schuh  Terscbwindet  oi 
der  runde  breite,  das  Kuhmaul  oder  der  Entenschnabel,  die  Herrschaft  erUttt 
Ich  gebe  diesen  Gedanken  nur  als  eine  beiläufige  Anregung,  aber  ich 
doch,  daß  man  ihn  in  Erwägung  ziehe.  —  S.  223.  Die  Ähnlichkeit  der 
tracht  und  der  Frauentracht  ist  besonders  aufßsllend  bei  den  MIateln.  Si 
Anm.  2  wäre  darum  die  Stelle  aus  Parziyal  5.  Buch  129 — 136  nachsstiegti^ 
wo  der  junge  Ankömmling  den  Mantel  der  Repanse  de  Schoje  geliehen  eihlH 
—  Auch  in  dem  Schmucke  mit  Kleinodien  thun  es  die  Herren  den 
gleich.  Die  von  Seh.  S.  229  beigebrachten  Stellen  aus  der  Literatur  sind 
dürftig.  Hier  sei  es  mir  gestattet  auf  etwas  aufmerksam  zu  machen,  was  lav 
unmöglich  in  einem  Werke  wie  das  vorliegende  erschöpft  und  ausführlich  d&^ 
gestellt  werden  kann^  was  aber  doch  wenigstens  einigermaßen  behandelt  st 
werden  verdient:  das  ist  die  Symbolik  der  Edelsteine.  Ich  bin  übeneogt,  dil 
i  n  den  meisten  Gedichtstellen  aus  der  guten  Zeit  die  Edelsteine  nieht  bloß  iSß 
materielle  Bedeutung  des  Schmuckes  haben,  sondern  zugleich  die  Sitoatioa  n 
symbolisiren  bestimmt  sind.  Denn  wohin  wir  im  Mittelalter  blicken  mSgc^ 
eilfiberall  tritt  uns  das  Symbol,  die  Mystik,  die  Allegorie  entg^egen.  Seh.  kotfit 
auch  auf  die  Cameon  zu  sprechen  (S.  230  fg.)  und  bemerkt,  man  habe  m 
sebr  geschätzt,  „zumal  man  sowohl  den  Edelsteinen  als  auch  den  eingravirt» 


*)  Nachträglich:  Aach  G.  Bötticher  citirt  Neue  Jahrb.  t  Phil.  u.  Päd.  1^1* 
S.  848  Lexem  taeeu»  hemiatuM  und  fibersetzt  nHosenboden**.  Wie  reimt  sieh  dsf  war 
ssmmen? 


LITTERATUB:  ALWIN  SCHULTZ,  DAS  HÖFISCHE  LEBEN  etc.        Hl 

FigareD,    die   man   längst   nicht   mehr  zu  deuten  wußte,    geheimnisvolle  Wir- 
iaogen zuschrieb^.  Diese  kurze  Hindeutung  genügt  mir  nicht.   Hier  wäre  viel- 
leiebt  die  geeignete  Stelle,    sich  über  die  Symbolik  und  die  Magie  der  Edel- 
iteine  and  der  Gemmen  im  Anschluß  an  die  naturhistorische  Literatur  und  an  die 
poetischen  Steinbücher  und  mit  Hinweis  auf  unzweifelhafte  Stellen  der  Gedichte 
to  Terbreiten.   Ich  habe  in  meinem  höfischen  Epos  auf  solche  Stellen  im  Par- 
lifftl  6,  224   und  im  Tristan  10974.  11139  die  Aufmerksamkeit    hinzulenken 
genicht.  Es  wäre  gewiß  eine  lohnende  Aufgabe,  diese  Beobachtung  weiter  auszu- 
dehnen.   Daß  es  in  jüngerer  Zeit   völlig  einerlei  ist,    ob  ein  Ritter  oder  eine 
Dirne  diese  oder  jene  Edelsteine  trägt,  wenn  sie  nur  recht  groß,  prächtig  und 
koitbar  sind,  glaube  ich  gerne  von  vornherein.  —  S.  232.  Bei  Erwähnung  des 
Gltsschmucket   könnte   auf  Walthers   gUHn   vingerltn  hingewiesen  werden.    Im 
Helmbrecht  trägt  der  Held  Kristallknöpfe  in  verschiedenen  Farben.   Sollte  das 
echter  Bergkristall    sein?    Dann    wäre   es   doch    bei  Gelegenheit  zu  erwähnen. 
Oder  sind  es  Glasknöpfe?    Dann  könnte  hier  beim  Glasschmuck  darauf  Rück- 
lieht   genommen    werden.  —  S.  234.    „Handschuhe    tragen    vornehme   Leute 
ioffler."  Immer?  Doch  nur  bei  Gelegenheit,  bei  Festen,  beim  Ausritt,  auf  der 
Jigd«  —  S.   236  wird  nach  der  Stelle  im  Demantin  erwähnt,    daß  die  Ritter 
Beitkleider   aus   geringerem   blauen  Stoffe   erhielten.    Also   der  geringere  Stoff 
ist  blau.  Es  ist  mir  aufgefallen,  daß  ich  auf  Bildern  älterer  Zeit  niemals  aus- 
lehließlich  blaue  Gewandung  fand.  Wo  blau  erscheint,  ist  es  mit  einer  andern 
Ptrbe  zusammengestellt  9   oder  der  blaue  Stoff  ist  mit  Gold  oder  Silber  durch- 
wirkt. Nur  die  Jungfrau  Maria  trägt  den  blauen  Mantel.  Das  aber  ist  offenbar 
•jrmbolisch ,    es  deutet  die  Farbe  des  Himmels  an,   Maria  ist  die  Königin  des 
ffimmels.    Aber   die    Bauern   tragen    blau,    wahrscheinlich    dunkelblau,    vergl. 
Hehnbrecht    169    (von   Seh.  S.  242    auch    erwähnt):    das    ist    die  Farbe    für 
dis  Sonntagskleid  der  Bauern;    erst   später    kommt   auch   blau   in  der  Tracht 
der  Vornehmen    vor,    wie    nicht    allein    Bilder,    sondern    auch    Literaturstellen 
beweisen«  Ist  das  Zufall  oder  täusche  ich  mich?  Sollte  blau^  weil  es  die  Farbe 
der  Treue  und  Demuth  war,    von  der  vornehmen  Welt  für  das  Festkleid  ver- 
lehmäht    worden    sein?    Im  Feudalstaat    verstand   sich   die  Treue   von   selbst. 
Bei  den  Bauern  mochte  die  Farbe  das  Zeichen  der  Unterwürfigkeit  sein.  Wenn 
•onüt  die  Farbe  bauemmäßig  war,  so  wird  es  sich  erklären,  wenn  zu  gewöhn - 
liehen  Beitkleidem  blau  genommen  wurde,  während  die  Hofkleider  von  braunem 
Sefaarlach  sein  sollten.  —  Da  ich  hier  auf  die  Farben  geführt  werde,  so  erlaube 
ieh  mir  noch   die  Bemerkung,    daß  es  doch   recht  lehrreich  wäre,    wenn  der 
Vnt.    auch   über   die  symbolische  Farbenwahl  etwas  beibringen  wollte.    Jacob 
Pkike    leugnet  (1,  159)  für   die   eigentlich   höfische  Zeit   die  symbolische  Be- 
ieatUDg  der  Farben,  während  er  sie  für  die  jüngere  Periode  in  Anspruch  nimmt. 
Iierin  stimme  ich  nicht  bei.    In  älterer  Zeit  sind  die  Beziehungen  nur  feiner, 
i^en    nicht  so  auf   der  Oberfläche.     Hier   gilt  es  nach    meiner  Meinung    mit 
knschluß  an  Wackemagels  Aufsatz  (Kl.  Sehr.  1,  143)  weiter  zu  forschen  und 
iie  Überlieferung  mit  der  Poesie  in  Einklang  zu  setzen.    Sollte  es  denn  z.  B. 
;aii£  gleichgiltig  sein,  daß  der  Gral  auf  einem  grünen  Kissen  gebracht  wird? 
V'arum   denn    gerade   auf  einer  Farbe,  welche  die  Freude  bedeutet?    Ist  hier 
;eine  Symbolik?  (s.  meine  Bemerkung  zu  Parsival  5,  350,  femer  zu  266).  — 
1.  241.  Auf  Helmbrecht  bezieht  sich  Seh.  in  dem  Abschnitt  über  die  Kleider 
ler  Bauern   öfters.    Hier  ist  Vorsicht  nöthig,    denn  der  junge  Geck  ist  nicht 


112        LITTERATUR:  ALWIN  SCHULTZ,  DAS  HÖFISCHE  LEBEN  0te. 

Repräsentant  seines  Standes,  sondern  eine  Ausnahme ,  wenn  aneh  keine  Ter* 
einzelte.  Er  äfft  den  Rittern  nach.  — >  S.  259.  Seh.  erwähnt  schwan  niid 
grünen  Dimit.  In  Gotfir.  Tr.  erscheint  V.  11125  auch  brauner  (Tioletter).  — 
S.  271.  Zu  nazzät  in  Heinrichs  Tristan  vgl.  meine  Anmerkung  su   1982. 

Auch  für  die  folgenden  Abschnitte  IV — VII  hätte  ich  noch  gar  mancbe 
Remerkungen  und  Nachträge  bereit,  doch  würde  ich  mit  ihnen  allen  das  MtA 
einer  Anzeige  ungebührlich  überschreiten.  Ich  begnüge  mich  daher»  indem  vSk 
mir  ein  weiteres  Eingehen  auf  das  wichtige  und  schöne  Buch  in  einaelnen  Aa^ 
Sätzen  vorbehalte,  nur  noch  einige  wenige  Wünsche  zu  äußern,  welche  die  Yer 
beßerung  des  Werkes  nach  der  bibliographischen  wie  philologischen  Seite  hin 
bezwecken. 

IV.  S.  307.  Zu  9in6pd  ist  zu  bemerken,  daß  Paul  (Beiträge  2,  78) 
sich  für  sirdpel  entscheidet  (vgl.  auch  meine  Anmerkung  zu  Pars.  6.  Buch, 
451);  dies  wird  künftig  nicht  unerwähnt  bleiben  dürfen. 

y.  S.  344.  Die  unsaubere  Geschichte  mit  dem  Veilchen  ist  Neidhart 
nur  untergeschoben  und  stammt  aus  viel  jüngerer  Zeit.  Ist  also  aa  atreichen. 
—  S.  368  fg.  In  Betreff  der  Erklärung  der  Falkennamen  Terweiae  ich  auf 
die  Anmerkungen  zu  der  Neubearbeitung  des  Gotfriedischen  Tristan  Ton  ¥^1- 
helm  Hertz,  S.  550  ffg.,  die  Seh.  ja  benutzen  möge.  —  Auch  wird  die  Schrift 
von  Mynsinger  von  den  Falken,  Pferden  und  Hunden  (71.  Public  des  literv. 
Vereins  1863),    wenn  sie  auch  aus  jüngerer  Zeit  stammt,  gute  Dienste  thos. 

VI.  S.  888.  Die  Erklärung  von  „Übergurt  oder  Sursengel*  befriedigt 
mich  nicht,  ich  weiß  aber  allerdings  vorderhand  keine  beßere.  Die  Stelle  is 
Hartmanns  Gregor  1482,  die  Schultzens  Erklärung  direct  zurückweist «  gibt 
vielleicht  noch  die  Lösung  des  Wortes  suraengel,  welches  die  Herausgeber  und 
Lexicographen  hinreichend  erklärt  zu  haben  meinen,  wenn  sie  ea  mit  OlM^ 
oder  Übergurt  übersetzen.  Damit  sind  wir  aber  so  klug  wie  suvor.  —  S.  416. 
Auf  Wackemagels  Abhandlung  über  das  Schachspiel  ist  Seh.  schon  von  anderer 
Seite  hingewiesen  worden.  Die  Literatur  der  Schachgedichte  ist  in  letater  Zeit 
mannigfach  vermehrt  worden.  Auf  diese  möge  Seh.  sein  Augenmerk  riefatsa* 
Wichtig  sind  für  ihn  auch  die  verschiedenen  Werke  von  A.  v.  Lind e,  nameat- 
lieh  das  letzte:  Quellenstudien  zur  Geschichte  des  Schachspiels.  Berlin,  SpringiTi 
1881.  —  S.  424  ffg.  Für  die  Betrachtung  des  Tanzes,  in  welcher  mit  Beehft 
vielfach  auf  Neidhart  verwiesen  wird,  empfiehlt  sich  eine  Durcharbeitung  anfik 
des  Aufisatzes  von  R.  v.  Liliencron  in  der  Zeitschr.  6,  69  ffg.  —  Im  Einsdnfli 
will  ich  noch  nachtragen,  daß  auch  unter  den  Runkelsteiner  Fresken  ein  höfisch« 
Tanz,  in  welchem  Herren  und  Damen  eine  Chaine  bilden,  dargestellt  ut.  Dti 
Bild  ist  auch  für  die  Costümgeschichto  nicht  uninteressant.  —  S.  429.  8^ 
hat  sich  bei  der  Schilderung  der  Instrumente  vorzugsweise  an  franaösisdic 
Werke  angeschloßen.  Hier  weise  ich  nochmals  auf  die  Anmerkungen  tob 
W.  Hertz  zu  Tristan  hin,  die  viel  Lehrreiches  bieten.  Neuerdings  nnd  n«B 
auch  zwei  illustrirte  Musikgeschichten  erschienen^  eine  von  Naumann,  die  andere 
von  Reißmann.  Die  erstere  kenne  ich  noch  nicht,  die  von  Beißmann  läßt  swtr 
viel  zu  wünschen  übrig,  kann  aber  doch  benutzt  werden  und  ist  besonders  dar 
instructiven  Bilder  wegen  werthvoU. 

VII.  S.  474  werden  auch  die  Wächterlieder  erwähnt,  aber  auch  aar 
erwähnt.  Hier  sollte  der  Verf.  doch  etwas  länger  verweilen  und  darthnn,  i» 
wieweit  in  dieser   typisch   gewordenen  Gattung  sich   das   wirkliche  Laben  ab- 


UTTEHATUB:  k.  SOHR,  H.  RÜCKERT  IN  SEINEM  LEBEN  UND  WIRKEN.     113 

tfkgüt  Mit  beaehtenswerth  i«t  hier  aach  der  Aufsats  von  Bartsch  im  Album 

dbi  literarischen  Vereins  in  Nürnberg  1865.  —  S.  486  fg.  handelt  Seh.  von 

der  TraaoBg.    Hier  könnte  mit  ein  paar  Worten  anf  das  Wort   „tränen''  hin- 

gevieien   werden,    wie  es  bei  Heinrich    von  Freiberg   im  Tristan    1074    (vgl. 

■ene  Anmerkong)    erscheint.    Auch   dieses  Wort    beweist,    daß    die  Trauung 

mprfinglich    nicht    kirchlich    war,    sondern   vom  Vater   ausgehend    auf  einem 

Beehtsgeschäfite  beruhte,  also  nur  die  Ausführung  der  Verlobung  bedeutete.  — 

8.  496.   Daß  Gottfried    im  Tristan    die  Sitte   des  Weinbringens  in  der  Hoch- 

nitnacht  nicht  fingirt  hat,  wie  Seh.  vermuthet,    das  seigt  uns  jetst  die  ent- 

ipreehende  Stelle  im  46.  Cap.  des  nordischen  Prosaromans  ed.  Kolbing.  Aber 

hier  reicht  Brangaene  den  Wein,  nicht  Tristan.  —  S.  519.  »Der  Frau  reicht 

der  Meßner  die  Paz  sum  küßen."  Die  n^sjL**  ist  nicht  richtig,  es  muß  heißen: 

die  (gewöhnlicher  ist  das  Neutrum)  Pas  (pacej  paect  aus  pacem).    Eine  kurse 

Mlirung    dieses    gewiß    vielen   Lesern    unverständlichen  Wortes    wfirde    sich 

M^üehlen. 

ROSTOCK,  AprU  1881.  REINHOLD  BECHSTEIN. 


■narieh  Eüekert  in  leinem  Leben  und  Wirken,   dargestellt  von  Am^lie 
Sohr.  Weimar,  Hermann  Böhlau  1880.  8.  318  S. 

Dieses  gehaltvolle  Buch  befaßt  sich  grundlich  mit  einem  uns  Allen 
tlraoren  Manne,  der  auch  auf  germanistischem  Gebiete  so  fruchtbar  gewirkt, 
di6  ihm  eine  Besprechung  an  dieser  Stelle  nicht  vorenthalten  werden  darf. 

Heinrich  Rfickert  kann  nicht  von  seinem  Vater  getrennt  betrachtet 
werden,  wie  dies  die  Verfasserin  richtig  erkannt  hat.  Der  große  sprachgewaltige 
Lyriker  und  Sprachforscher,  der  in  seiner  Jugend  schon  darauf  ausging  einen 
Wettkampf  unserer  Sprache  mit  allen  Sprachen  der  Welt  einzugehn,  um  für 
öe  den  Rang  einer  wahren  Weltsprache  zu  erringen,  war  in  der  allseitig  auf- 
ibminenden  Begeisterung  der  Befreiungskriege  aus  seinen  Dichtertränmen  er- 
steht und  hatte  sich  der  Schar  der  vaterlilndischen  Sänger  jener  Zeit  an- 
geeehloßen,  und  damit  begann  in  ihm  erst  jene  ernst  patriotische  Tendenz,  die 
dam  auch  die  Studien  seines  erstgebomen  Sohnes  Heinrich  Rückert 
Merrsehen  sollte,  der  sein  Leben  ganz  der  Forschung  auf  dem  Gebiete  der 
deitsehen  Sprache  und  der  deutschen  Geschichte  widmete. 

Das  innige  Verhältniß  zwischen  Vater  und  Sohn  hatte  etwas  Weihevolles. 
Dv  Vater  hatte  seine  sichtbare  Freude  daran,  wie  der  Sohn  ihn  gewissermaßen 
fortNtste  und  ergänzte,  und  der  Sohn  blickte  mit  Stolz  und  Begeisterung  lebens- 
ttngUeh  la  seinem  Vater  hinan*). 


*)  Höchst  beseiehnend  für  beide  schrieb  er  an  den  Referenten  einmal  22./n* 
1B€4:  ,|Wa8  meinen  Vater  betrifft,  so  habe  ich  ihn  bei  meinem  Besuche  im  vorigen 
Jebe  noch  ebenso  körperlich  fnseh  und  geistig  unglaublich  thätig  wie  sonst  gefunden. 
*~  Sprachwissenschaft,  Literatur  und  Politik  können  ihn  noch  immer  wie  den  Jüngsten 
^  fortreißen  und  namentlich  auf  dem  ersten  Gebiete  ist  er  rüstig  inmitten  der  weit- 
icUdttlgsten  Arbeiten  und  Untersuchungen.  Zuletzt  war  er  mit  der  Neuconstmction 
^  koptischen  Grammatik  beschäftigt,  wovon  er  sich  für  die  methodische  Sprach- 
^Isiehung  die  grösten Resultate  versprach.  —  A n c h  nnsern  Sprachkreis  betritt 
*r  se legentlieh,  obwohl  er  niemals  längere  Zeit  ausschließlich  sich  auf  ihn 
^^iwäakt  hat,  was  sehr  zu  bedauern  ist,  denn  wo  er  hintritt,  da  sprießen 
^«hrhaftig  überall  Qeistesblumen  auf.** 

euCAHU.  Veit  Bdkt.  X?.  (XIYU.)  Jtkrff.  8 


114    LITTERATÜB:  A.  SOHB,  B.  RÜCKERT  IN  SEINElf  LBBBN  ÜHP  ^ 

Eine  am  so  hoher,  edler  Quelle  stammende  Lebenstendens  Terrie 
Urspmng  auch  fortwährend  durch  eine  Haltung,  die  hoch  stand  übe 
Parteigetriebe,  bei  dessen  Anblick  man  immer  bekannter  Worte  g 
möchte : 

du  bist  kurzer^  ich  bin  langer: 
als6  strttents  üf  dem  anger  — 
bluomen  nnde  kl6! 
Ganz  der  Sache  des  Vaterlandes,  der  Sache  der  Wahrheit  hingegeben, 
Heinrich  Rockert  alles  Persönliche  weg.    Er  stand  wohl    über   den  Pai 
politischen,  religiösen  und  wißenschaftlichen  Fragen. 

Es  ist  in  diesen  Blättern  schon  seines  Lebens  und  vielseitigen 
im  Zusammenhange  gedacht.  Hier  sei  denn  nur  auch  noch  Ton  dem  v 
den  biographischen  Denkmal  die  Rede.  Es  ist  zugleich  ein  Zeugnifl 
Treue  und  opferwilliger  Thatkraft  einer  Frau,  die  seit  Jahren  mit  der 
sehen  Familie  in  freundschaftlicher  Beziehung  stand.  Ihr  war  durch  w 
mentarische  Verfügung  Heinrichs  die  Aufgabe  gewoiden  zur  Herausgal 
kleinen  Schriften ,  die  sie  mit  größter  Sorgfalt  unter  Beihilfe  Prof.  Reiflfl 
ausgeführt  hat.  Sie  wurde  dann  auch  noch  von  der  Familie  auf| 
zu  vorliegender  Biographie.  „Bis  zu  meinem  sechzigsten  Lebensjahn 
sie  von  sich  selbst  im  Vorwort,  „hatte  ich  nie  die  Feder  im  Dienste 
Stellerischer  Production  geführt",  und  damit  ist  ihr  Werk  schon  als  e 
bezeichnet,  das  nur  die  That  der  reinsten  Treue  ist.  Es  verdient  nun  ] 
Anerkennung,  daß  die  Verfaßerin  die  erforderliche  Befähigung  dazu  ii 
Maße  besitzt.  Sie  hat  mit  sicherm  Takt  den  reichen  Stoff  umsichtig  | 
und  wahr  und  anschaulich  zur  Darstellung  gebracht,  so  daß  ein  Vi 
großem  culturgeschichtlichen  Werthe  entstanden  ist,  das  jeder  Gebil 
Erhebung  lesen  wird. 

Mit  äußerst  sorgfältiger  Benutzung  von  Briefen  und  Familien 
gibt  die  Darstellung  ein  Bild  von  Großeltern  und  Eltern,  von  der 
und  den  Studienjahren  Heinrichs,  und  so  gewinnen  wir  auch  von 
weiterem  Leben  und  Wirken  als  Lehrer  und  Schriftsteller,  aus  seine 
hnngen  zu  vielen  bedeutenden  Personen  der  Zeit  immer  durch  Mitth 
aus  Briefen  reichlich  belebte  Schilderungen,  die  uns  ebenso  anziehet 
blicke  in  das  Leben  als  aach  in  alle  großen  Ereignisse  des  Tages,  d 
ratur  und  Wißenschaft  gewähren,  so  daß  wir  uns  fort  und  fort  auf  dai 
digste  angeregt  fühlen.  Ich  hebe  nur  hervor  die  Abschnitte:  Bestii 
Einfluß  von  A.Böckh,  J.Grimm  und  G.  Homeyer  in  Berlin  auf 
und  Berufswahl  H.  Kückerts;  H.  Rückerts  Zuhörer  im  Althochdeutscfc 
Partei  Beckerath,  Dahlmann,  Gervinus,  Welcker,  Bassermt 
Gagern;  die  Herausgabe  des  welschen  Gastes,  Brief  von  J.  ( 
J.  Grimms  Bericht  über  H.  Rückert  an  das  Ministerium;  Erschei 
Lohengrin;  Rückerts  Schüler  in  seinem  Privatissimum ;  H.  Rück 
Karl  von  Holtei;  Entstehung  der  Geschichte  der  neuhochdea 
Schriftsprache;  Herausgabe  des  Rother  und  Heiland;  Briofwec 
Bartsch  u.  s.  w. 

Die  vaterländische  Wärme  H.  Rückerts,  die  wir  aus  seinen  i 
kennen,    kommt    besonders    erquickend    und    erhebend    zum  Ausdruck 


LITTEBATÜB:  EVA  WIGSTBÖM,  FOLKDIOTNING.  US 

Briefen,  die  darefa  das  gaiue  Werk  zerstreut  mitgetheilt  Bind,  wenn  auch  die 
Ideale,  deren  Verwirklichnng  Rückert  hoffte,  Ideale  geblieben  sind*). 

Durch  das  ganze  Werk  zieht  sich  freilich  ein  Zug  schmerzlicher  Theil- 
ttlime  an  Ruckert  selbst,  der  bei  einem  kräftigen  hochstrebenden  Blick,  bei 
aner  außerordentlichen  Arbeitskraft  doch  mit  einem  von  Kindheit  auf  höchst 
»edenklichen  Oesnndheitszustande  zu  kämpfen  hat.  Der  Abschluß  seines  Lebens  — 
er  rasche  Tod  seiner  Frau  und  sein  eigenes  Zusammenbrechen  hat  etwas 
Inchuttemdes ,  wie  der  plötzliche  Stillstand  einer  großen  Thätigkeit,  deren 
ofhören  wir  gar  nicht  begreifen  können.  Gesteigert  wird  jene  Theilnahme 
»ch,  wenn  wir  sehen,  wie  Rückert  fortwährend  mit  der  Noth  des  Lebens  zu 
Dgen  hat,  ein  trauriges  und  wenig  ehrenvolles  Zeichen  für  die  damaligen 
Hstände  in  Preußen. 

Besonders  hervorzuheben  sind  auch  noch  die  Beilagen,  insbesondere  Dr. 
.  Hermanns  Aufsatz  über  Heinrich  Rückerts  Culturgcschichte  des  deutschen 
olkes  S.  281—87  und  Dr.  P.  Cauers:  Heinrich  Rückerts  kritische  Thätigkeit, 
larakterisirende  Oesammtübersicht. 

Mit  Interesse  liest  man  auch  die  Mittheilungen  über  den  wißenschaftlichen 
ichlaß  Friedrich  Rückerts  S.  298 — 308  sowie  über  den  Ankauf  des 
iguistischen ,  zum  Theil  handschriftlichen  Nachlaßes  desselben  für  die  könig- 
ehe  Bibliothek  in  Berlin  S.  808—318. 

So  ist  denn  das  ganze  Buch  eine  höchst  erwünschte  Ergänzung  zu  den 
leinen  Schriften  Heinr.  Rückerts,  auch  für  die  Geschichte  der  ger- 
mischen  Philologie  wichtig.  Die  Ausstattung  ist  schön  und  des  edlen  Gebalts 
>llkommen  würdig. 

WIEN,  Juni  1881.  K.  J.  8CHBÖE& 


olkdigtning,  visor,  sägner,  sagor,  gätor,  ordsprik ,  ringdansar,  lekar  och 
bamvisor,  samlad  och  upptecknad  i  Sklne  af  Eva  Wigström  (Ave). 
Köbenhavn.  Karl  Schönbergs  bokhandel.   1880.  314  S.  8. 

Die  vorliegende  Sammlung  ist,  abgesehen  von  der  Einleitung  der  Frau 
Wigström,  die  als  Schriftstellerin  unter  dem  Namen  Ave  bekannt  ist,  auch  noch 
m  Prof.  Svend  Grundtvig  und  P.  Chr.  Asbjömsen  mit  einem  empfehlenden 
orwort  begleitet  und  daher  der  Werth  und  das  Interesse  derselben  auf  ge- 
igende Weise  verbürgt,  so  daß  ein  etwas  näheres  Eingehen  auf  den  Inhalt 
ieht  unwillkommen  sein  wird. 

Wir  erhalten  hier  also  zuvörderst  79  Volkslieder,  zwar  meist  nur  Varianten 
m  Stoffen,  die  schon  in  andern  Sammlangen  z.  B.  Grundtvigs  Danmarks  Gamle 
olkeviser,  Geijer  und  Afzelius  u.  s.  w.  erscheinen,  doch  sind  die  Abweichungen 
»  bedeutend  oder  interessant  oder  die  ganze  Behandlungs weise  des  Stoffes  so 
irsehieden,  daß  die  Mittheilung  dieser  Lieder  jedenfalls  sehr  willkommen  ist, 
hon,  wie  Grundtvig  bemerkt,  als  Verbindungsglied  zwischen  schwedischer  und 


^)  Eine  Stelle  aus  einem  Briefe  vom  20.  Juni  1848  S.  114  will  ich  als  Beispiel 
führen.  Er  spricht  von  Frankfurt  a.  M.:  nAch,  es  ist  doch  ein  allsu  herrliches  Nest 
isere  neue  Hauptstadt;  und  keine  andere  verdient  es  zu  sein  und  darf  sie  sein. 
id  was  für  ein  derber  lustiger  Schlag  von  Menschen  —  M&unlein  und  Fräulein  — 
fc  klaren  Augen  und  gesunden  Herzen,  mitunter  —  geldprotzig;  aber  doch  Kem- 
toren,  wie  sie  sich  —  nirgends  in  Deutschland  finden!'' 

8* 


116  LITTESATUR:  EVA  WIGSTRÖM.  FOLKDIOTVINO. 

dänitch er  Volksdichtung:  man  vergleiche  z.  B.  gleich  das  enle  Lied  aAgaeti 
ooh  kftfsmanncn^  mit  Grandtvigs  Nr.  38  .Agnete  og  Harmanden^. — 
Von  den  übrigen  Liedern,  namentlich  Ton  denen,  die  meinef  Wifiens  tontt  nicht 
Torkommen.  höbe  ich  herror  Nr.  35  «B  alt  et",  weleha  ich  seines  «uder- 
liehen   Inhalts  wegen  hier  ganz  mittheile: 

1.  Det  rar  en  eöndagamorgon.  jag  sknlle  tili  kjrkan  rida, 

fi  10 jT  jag  p^k  mig  haltet  mit  ty  jag  skulle  ut  i  Teriden  vida. 

—  Hej.  ro  i  land!  hej!  ropade  han.  der  känna  de  oüg  och  de  oÜDa.^ 
:S.   Nar  jag  kom  til  kvrkan  fram.  sk  band  jag  min  hisl  vid  es  itiUti. 

Sa  m.^ukga  som  i  kvrkan  vor.  de  Wüe  pa  hatt  oeh  hatta. 

0.  När  ia^:  kom  i  kvrkan  in.  der  var  bade  gamla  od  mg^; 
f^i  mar.ca  som  mitt  bälte  säg.  de  glomie  b4ie  lasa  od  sjiuigt. 

4.   lYästen  atod  for  altaret  och  skulle  pa  knä  aed£aUa: 

Lär  han  nck  mitt  bälte  se.  han  glomde  bide  Gnd  och  alla. 

^.  l>ä$t4r-n  b^öd  mid  cxar  to:f  och  alla  voro  de  hvita. 

-a^    skte'.e   itir.  ta  for  balrei  n-ti.    men  iac  trckte  det  »ar  for  Ito, 

t».   Kcr.Ä:cn  Hoi  mig  doitem  sin.  ocb  balfra  knngariket, 

•A£    *.ki;"'.o  d«ac  ta  fcr  hiiiet  min.    roea  iac  tvckte  det  var  för  litte. 

1.  I^ct  ^ihT  cn  n^^ndaf^morcon.  ia^  biet  sÄ  calen  i  taakar. 

^  ^  «      ^  ^ 

P*  V^tif   -*i:  Von  bx't*!  s:in  mot  tri  camla  rantar. 
>.   IVx  i-ar  :rkc  sk  rvycVn  zro.i  't>ä:Ki  min-  sooi  maagea  maa  vil  tinUe; 
,^ot   ray  r.nTar.t    a^'  >i'.)x!;:i'.i   och   iir.ga  vjäielänkar. 

Hr-'.  n^  i  iand !  hei '  is^^rva^if    har^  cc*r  kanna  de  mig  <ieh  miaa.  -^ 

'^Ti.::     «^o*  ,^nTi^!.n^>    «  rc  ,Tr4nji:!::.r.    v.r.".    s-Tin    di*  Gcztek    deren    tnmderbii« 
XI  .'i  If  t   ^l.t:^,^;    vfV    n^r.r.   l^^K-^    »"ur   Vo-fcs-kcuit''   S.   217   £.   •JeannaraUi 

A  ,M^  sn.lovil  V'.i>:-o;)'0'tor.  hrbr  ?rV  roic^jj-ii  h-error.  In  dem  Ldede  Nr.  • 
.  \  fc  ).  4  t  H  1» *  h  b  *M  »:  s  n-:  .*.  r.  r  r  !■.••  UuToT  ri'f  I  > .  >tropbe :  yBei^gamaBBea  ^ 
i.T.m.  .'«»:.-»n  NivNiK.  Ac'cra  bor  s:^  ö-^-;-  rr-e.Tf*!;  bord  «vanc.^  HinBchtW 
«}'4'>os  Si';:"roi>»'  i-.K'i  %ur.  Vt^i.)  N  nvror  ,Ax:7iy.ii  Lbrr  die  Zinneriaciie  Chroi* 
>i  .'«•:  '.  «»if«,  Inrt  '.•  '  r..\.ts^)'i  Kiirr-cink-'b'/j;/.  Npnr  Folge.  1S72.  S.  S58 1 
uri.    i-Jni»»!,  '    Svoi','    <*vir,>i%  ics   l^'nn.Nvkf   i-ij.mii    FfilKfviser  4,    «54,    wo  irf 

•  •.  M  «•>>f*':s'-  St,  '«'  ,»i.»i?.  >*  -..v:!  j:r,^  r~:^»i~«ri»  Hl.  von 
C'-Mi  'M  is^  *■  »'Km  N,.  \\\  .  n  :>m  \X  rnr.  c*  ia  dem  Ldede  Nr.  I* 
.  K  I  I  ».  ^^  s  II  ,' T.  St  ;*  >,  ^.  .Krti«.  \^«.:ninr  bar.  giorde  aina  aiw  v 
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^  <»■  1*«"*;  »ii'f»«:  »*.* '%•,»!  i  iM'.ji. i-.«.'»  s'».  f r?-*^i'«4»'  i.i;j«»*T**i»tT .  ono  woraber  aadut* 
nr»*«^v  1*1  Svoi*,.  *N.iM'i%t»  ;\  J  ;-;;s  :^i  .  T^ioT.  £arhr  HisMMy  * 
\K*'k'i<i.  *'  o.  f  j  •'  ,  '»'T  .».M'Ni."i  rn^v^-^hangen  über  die  fr 
fc"4'»,')i',')«fr    .*.».    M,M.v,.i.] ,.  .      ;  ««ii»  j,      \>t'-i      \     .""f.     15*«  ;    m^ard  Andufc 

Kj|»»«.»>  :  ^p^^»,  ^.    1*"  •    .' ^  i«  .'.«,•»'.     S*i-;^-^.  :    .>->.  >.   17J»  fi.  — Dw 

l.«is.   \i.    i  »■    .s%.  »    N  X  .. »  .  \    I  .       I...    .  ■,    Ks"'*'*»^'.i'.^i       iitier   welche  Gattwif 
^    ,  MM»»ii    s,>.r.'>,'»    **     ;s'    1-  i^M.   ;  ..X    \     •>    .7- ff    br-risalda*  gefcW 

<■«    .'on    \  '«».'o  In«.*"      iK"     ".  *     .    M.   ^  .*'■v'V«M^■•       S    C?i?  ff.  beikaiidelt.    Ai* 
<i    \ii  n'«k^  iM     f*<)    «>«•■!    \  ••■■>'««•!    f^,^»«ri«<b«^»     K4«k<»iit)«,      dw    Bf?  fiflVT  Holtte  Ktt 

•  I    t M-  »».i«.,i.«.,    ,»...,    .,.','1,    MH*.  I^.i    »">  'lV*iHi*«*«"<k^r    «i««tiheiH^ 


( 

J 


UTTERATUR:  EVA  WIG8TRÖM,  FOLKDIGTNING.  II7 

.IVodf  den  mindre  foldstaBndige  og  i  alle  fald  noget  aste  (schwankend)  form, 
i  hrilken  digtet  meddeltes ,  synes  det  mig  dog  i  mere  retninger  interessant ; 
imt  forekonuner  forholdet  til  det  FsBroeiske  kvsade,  specielt  den  pl  flere  steder 
flrdlige  overenstemmelse  mellem  begge  traditioner,  mig  merkvierdtg."  — Anderes 
übergebe  ich. 

Auf  die  Lieder  folgen  Sägner  (Sagen)  in  mehreren  Abtheilangen,  deren 
ente  aberschrieben  ist  „Tufre  Jönsson  i  Dufvestubbe^.  Frau  Wigström 
bemerkt  hiersu,  es  sei  dnrchaas  nicht  zu  verwundem,  daß  unter  den  auf  eigener 
Habe  ansäßigen  Banemgeschlechtem  in  Schonen    sich  Geschiechtsagen  finden, 
die  ziemlich  weit  zurückreichen  und  sich  gewöhnlich  an  den  Stammvater  knüpfen. 
Sie  fahrt  davon  diejenigen  an ,    die  sich  auf  den  genannten  Stammvater  eines 
Geschlechtes  beziehen,  welches  mehrere  angesehene  Reichstagsmänner  geliefert 
bat,  und  die  auch  det  halb  mitgetheilt  zu  werden  verdienen,  weil  sich  iu  ihnen 
der  Schonische  Volkscharakter   treu   abspiegelt.    Tnfve  Jönsson    war   1684  ge- 
boren und  starb  1747,    hatte  also  unter  den  Regenten  Karl  XL,    Karl  Xll., 
Ulrike  Eleonore  und  Friedrich  I.  gelebt  und  besaß  das  Freigut  Dufvestubbe  im 
liQggude  Härad.  Von  den  Tufve  Jönsson  betreflPenden  Sagen  theile  ich  folgende 
■tt,  die  zu  spaßhaft  ist,  als  daß  ich  sie  den  Lesern  der  Germania  vorenthalten 
BoDte.  Es  dürfte  die  älteste  derselben  sein  und  wird  in  die  Jugendzeit  Karls  XL 
ferlegt.  Vorher  muß  ich  jedoch  bemerken,  daß  es  unter  den  Bauern  in  Schonen 
dreierlei  Weisen  gibt  ein  Butterbrot  (gas)  zu  schmieren,  entweder  nämlich  mit 
dem  Messer    (knifvagis)    oder    mit   dem  Daumen    (tummagis)*).    Es  wird   also 
erzählt,   daß,  als  der  genannte  König  eines  Tages  in  den  damals  vorhandenen 
Wildern    zwischen  Helsingborg    und  Allerum   jagte,    er  bei    Dufvestubbe  Rast 
■tchte    und    in  Begleitung    einiger  Hofleute    in    das  Bauernhaus    eintrat,    wo 
er  die  Hansmutter    um    einige  Butterbrote    für    sich    und    seine  Begleiter    bat. 
Diese   deckte  alsbald  den  Tisch  und  hieß  den  König  niedersitzen,    worauf  sie 
fon  dem    großen  Roggenbrot    gewaltige  Scheiben    abschnitt    und    aus  der  an- 
ttofienden  Kammer  den  Buttertopf  holte.   Da  sie  sah,  daß  der  König  und  seine 
Leute  10  der  Stube  ihre  dicken  Handschuhe  anbehielten,  so  schloß  sie  daraus, 
diAfie  wohl  erstarrte  Hände  haben  müßten  und  erbot  sich  daher  dienstfertig, 
ibneD  die  Brotschnitte   selbst  zu  schmieren,    was    auch  der  König  alsbald  an- 
Mbn,  denn  er  sowie  alle  seine  Begleiter  hatten  großen  Hunger  und  auch  große 
Sile. —  „Messerbämme  oder  Daumenbämme?''   fragte  die  Bäuerin.  —  „Daumen- 
bimme!'*  antwortete  der  König,  der  da  wahrgenommen  hatte,  daß  die  Wirthin 
ni  denen  gehörte,  die  sich  nicht  bloß  an  jedem  Sonnabend  zu  waschen  pflegen. 
I^etitere  aber  dachte  in  ihrem  Sinne,  daß  dies  für  einen  so  jungen  König  eine 

*)  Letztere  Art  das  Brot  zu  schmieren  scheint  ehedem  auch  anderwärts  ge- 
hriacblieh  gewesen  zu  sein.  So  heißt  es  in  einer  satirischen  Ballade  auf  den  Ritter 
8t.  Qeorg  (den  Prätendenten)  vom  J.  1717,  betitelt  'The  Hero  in  Blue.  A  New  Song 
foftbe  Tories': 

,)!  sing  the  hold  man  that  sleeps  in  bis  Boots , 
That  lies  npon  straw,  and  that  feeds  upon  Roots, 
And  at  random  he  prays,  makes  Invasions  and  Shoots, 

Believe  me  His  all  of  it  true: 
His  Religion  consists  in  Trumpets  and  Drums, 
In  stonning  of  Castles,  and  heaving  of  Bombs, 
And  spreads  all  his  Butter  on  Bread  with  his  Thumbs, 

Unlike  a  Brave  Hero  in  Blus.** 


118  UTTEUATUB:  EVA  WIG8TBÖM,  FOLKDIGTMING. 

gans  klage  Wahl  war,  denn  sie  seigte  ja,  er  wiße  reeht  gut,  daß  die  Batttr 
dreimal  im  Jahre  narrisch  (galet)  ist;  denn  im  Sommer  ist  do  sa  weich,  im 
Winter  ist  sie  zu  hart  nnd  im  Frühling  fehlt  sie  überhaupt  im  Hanse«  Die 
Wirthin  befeuchtete  also  ihren  Daumen  mit  der  Zangens]iitie  ond  schmierte 
dem  Konige  rasch  eine  Bamme,  ohne  f&r  den  Fürsten,  der  die  gale  Banen- 
sitte  nicht  rerachtete,  die  Butter  zu  sparen.  —  »Nun  f&r  die  Herren  da,  liebe 
Mutter!^  sagte  der  Konig.  —  i, Messerbimme,  Mutter!  Jedenfalls  Messerbimaie!' 
riefen  die  Hofleute.  —  ^Wenn  die  Kinder  ihren  Willen  bekommen,  dann  weiaen 
sie  nicht ^,  sprach  die  Wirthin  und  ergriff  das  Messer.  Aber  die  Botter  war 
kurz  und  bröcklich,  denn  es  war  mitten  im  kalten  Winter,  wo  kein  Temfinf- 
tiger  Mensch  erwartet,  daß  die  Butter  sich  schmieren  lassen  wird,  ehe  lie 
weich  gemacht  ist;  so  aber  lag  sie  lose  da  auf  den  BrotMheiben,  mid  eil 
Bröckchen  rief  dem  andern  zu:  ^Hier  bin  ich,  wo  bist  dn?"  —  Zu  Pfodf 
meine  Herren!''  rief  nun  der  Konig,  als  Alle  mit  den  Biomien  in  der  Hand 
dastanden;  wir  essen  unterwegs!*  —  «Dann  holt  der  Knkok  der  Herren  Butter!^ 
sagte  die  Bäuerin  ihnen  Toraus,  während  sie  im  rollen  Oallop  Ton  dem  Hefe 
fortritten.  Als  sie  dann  die  Pferde  in  langsamem  Grang  brachten,  om  ihre 
Bämmen  zu  essen,  hatte  blos  der  Konig  Butter  auf  seinem  Brote;  adnen  Be- 
gleitern aber  war  auch  das  kleinste  Krümelchen  herabgeflogen. 

Die  nun  folgenden  Bondkvinnans  berättelser  (S.  92  ff.)  berichtet 
meist  Aberglauben;  so  z.  B.  muß  jedes  neugeborene  Kind,  beeonders  TOr  der 
Taufe,  sorgfaltig  gehütet  und  das  Licht  hei  Nacht  niemals  ausgelöscht  werdet 
(S.  98);  8.  hierüber  ^Zur  Volkskunde-  (S.  31).  —  Wenn  bei  einem  BegrilbniB 
der  Sarg  den  Hof  verläßt,  muß  man  demselben  das  Waßer,  worin  die  Ldehi 
gewaschen  worden,  nachgießen,  dann  bleiben  meist  die  Todten  da,  wo  man  sit 
hingelegt  bat  (S.  106);  s.  „Zur  Volkskunde"^  S.  350  f.  Doch  sieht  man  oft  aaf 
den  Armen  der  Kinder  und  altern  Leute  blaue  Flecken,  wie  von  fünf  Fingen, 
die  von  den  Gestorbenen  herrühren  sollen,  welche  auf  unsichtbare  Weise  die  ihaei 
theurcn  Zurückgebliebenen  besuchen  und  sie  durch  jene  Zeichen  vor  iigad 
einer  Sünde  oder  drohenden  Gefahr  warnen  (S.  107\  Auf  dänisch ,  wie  ieh 
hinzufüge,  nennt  man  diese  Flecken  dedningkneb*.  —  Auch  in  Schonen  ist  ei 
mit  den  Elstern  eine  eigene  Sache ;  denn  auch  sie  begeben  sich  nach  Bit 
kulla  und  zwar  fliegen  sie  dorthin  am  Montag  der  Osterwoehe  und  konuMS 
am  Gründonnerstag  wieder,  wo  man  ilann  bemerkt,  daß  alle  ihre  Naekenfeden 
ausgerupft  sind  (S.  114);  vgl.  über  den  diese  Vogel  betreffenden  Aberglanhet 
Genn.  XXVI,  125.  —  Wenn  sich  des  Abends  am  brennenden  Licht  ein  'Spai  j 
bildet,  so  bedeutet  dies  eine  Leiche  i.S.  118).  .Ein  Span  am  Lichte  (sorück-  j 
fließendes  Talg)  bedeutet  einen  Sarg  im  Hause.'*  Wuttke,  der  deutaehe  Volks- 
aberglaube^  §.  296.  Ebenso  in  \ordengland  und  Schottland,  in  welchem  errteff 
daher  der  Span  winding-sheet  heißt,  auf  Schottisch  a  dead  spale .  HendeitODi 
Notes  on  the  Folk-Lore  of  the  Northern  Counties  of  England  and  the  Borden. 
London  1866  p.  33  (11*^  ed.  1879  p.  48).  Statt  'a  dead  spale'  sollte  wohl 
geschrieben  werden    a  deiid's  pile    (pale  =  pall  d.  h.  winding-sheet)« 

Hierauf  folgen  Vedhuggarens  berättelser  ^S.  1^9  ff.)  meist  Sagen 
von  Eiben,  Hexen,  Wicdergängem  u«  s.  w.,  so  z.  B.  die  vom 'Grönjctte'  (S.  131t 
vgl.  238),  über  welche  s.  Gervasius  von  Tilburjr  S.  204;  die  von  deo» 
geraubten  Trollbecher  (S.  132),  die  auch  sonst  noch  mchrfisch  wiederkehrt; 
8.  Gervas.    8.   129:    F.  L.  W.  SchwaHs,    Ursprung    der    Mythol.  8.  909  t  i 


UTTERATUR  :  EVA  WIGSTRÖM.  FOLKDIOTNING.  1 19 

W.  Mensel  9  Odin  S.  244  ff.  u.  A.  —  Von  den  Wiedergängern  (jordafolk, 
gf^aogare)  heiAt  es  (S.  151),  daß  sie  meist  bei  Nacht  vierzehn  Tage  vor 
Weihnachten,  wann  die  Dunkelheit  aof  der  Erde  am  größten  ist,  umsogehen 
ud  dann  aof  das  kläglichste  zu  jammern  pflegen,  sobald  sie  Licht  sehen  oder 
iber  ein  fließendes  Waßer  hinweg  sollen.  Hinsichtlich  letzterer  beiden  Um- 
itinde  s.  Zur  Yolksknnde  S.  31.  316  ff.  —  Aus  diesem  Abschnitte  erfahren 
wir  aach  (S.  140),  daß  des  Teufels  Mutter  'Madam  Eliu    heißt. 

Torparens  berättelser  (S.  151  ff.)  enthalten  Sagen  von  Hexen, 
Eiben,  Biesen,  Schätzen  und  anderes  der  Art,  woraus  wir  z.  B.  ersehen,  daß 
bei  einem  Gewitter  die  Weiber  ehedem  nie,  wie  jetzt  wohl  geschieht,  den 
obenten  Rock  über  den  Kopf  zu  schlagen  pflegten,  denn  dann  konnte  sich 
leiebt  ein  Troll  darin  verbergen,  so  daß  die  Frau  der  Gefahr  ausgesetzt  war, 
fondem  für  den  letztem  bestimmten  Donnerstein  getroffen  zu  werden  (S.  152). 
—  Weiterhin  (S.  165)  wird  von  einem  Gaukler  erzählt,  der  die  Leute  durch 
Oedchtstäuschung  irreführte  und  einst  nach  einem  Dorfe  kam,  wo  ein  Pampen- 
robr  aof  der  Gasse  lag,  durch  welches  er  mehrere  Mal  angesichts  der  ver- 
lABmelten  Dorfbevölkerung  von  einem  Ende  bis  zum  andern  ganz  hindurch- 
kroch. Endlich  aber  kam  ein  junges  Mädchen  herbei,  das  vorher  auf  dem 
Felde  gewesen  war,  und  fragte  die  Leute,  warum  sie  denn  da  stünden  und 
•0  Terwnndert  auf  den  Mann  sähen,  der  oben  auf  dem  Pumpenrohr  um- 
berkrieche.  Als  so  der  Gunkjer  hörte,  daß  das  Mädchen  klar  sehen  konnte, 
10  kaafte  er  ihr  die  Kräuter  ab,  die  sie  auf  dem  Felde  gesammelt  und  in  ihrer 
Scbone  trug;  denn  sie  könnte  ja  andere  pflücken.  Kaum  aber  hatte  sie  das 
Geld  in  der  Hand,  so  fing  sie  an  ihre  Röcke  in  die  Höhe  zu  ziehen,  bis  sie 
endlich  die  Knie  erreichten,  wobei  sie  den  andern  Leuten  zurief,  ob  sie  denn 
oieht  merkten,  daß  sie  im  Waßer  stiinden;  denn  jetzt,  wo  sie  das  unter  den 
Krautern  befindliche  vierblätterige  Kleeblatt  verkauft  hatte,  konnte  der 
Gaokler  an  ihr  noch  größere  Gesichtstäuschung  üben  als  an  den  andern  Leuten. 
Vgl  hierzu  Zur  Volkskunde  S.  115  und  Germ.  XXV,  294.  —  Aus  einer 
andern  Stelle  (S.  171)  erfahren  wir,  daß  das  nächtliche  Getöse  in  der  Luft, 
welches  an  einigen  Orten  Odensjagt'  heißt  und  anderwärts  von  den  unglück- 
lichen Geistern  herkommen  soll,  die  bei  der  Nacht  von  dem  kirkogrim  aus 
ihren  Gräbern  hervorgejagt  werden  und  als  Nachtraben  über  die  Erde  fliegen, 
in  der  Gegend  von  Skanör  König  Rolfs  Wagen  genannt  wird,  der  durch  die 
Straflen  der  Stadt  einherrolle,  gewöhnlich  zwar  des  Abends,  zuweilen  aber 
Meh  am  hellen  lichten  Tage,  wobei  zwei  rothe  Hunde  vor  dem  Wagen  einher* 
springen.  Hinsichtlich  des  'kirkogrim'  s.  Grimm  D.  M.^  461 ,  vergl.  1095 ; 
Afzelins^  Swenska  Folkets  Sago-Häfder  3^  111  f.;  Hylt^n-Cavallius ,  Wärend 
0^  Wirdame  1,  341  ff. 

Die  Erzählungen  der  Frau  Grundström  (Grundströmskans  berät- 
telier  S.  179  ff.)  handeln  besonders  von  Spuk  und  Zauberei;  so  finden  wir 
darin  z.  B.  die  Geschichte  von  dem  Geistergottesdienst,  die  auch  anderwärts 
vielfach  wiederkehrt,  so  bei  Asbjörnsen,  Norske  Huldre  Eventjr  og  Folkesagn^, 
79  (deutsch  in:  Auswahl  Norweg.  Volksmärchen  und  Waldgeister-Sagen  von 
P-Chr.  Asbj.  Leipzig  1881,  S.  11  ff.h  Hylt^n-Cavallius,  Wärend  och  Wir- 
^«me  1,  490  ff.;  Arnason,  Juienzkar  Pjödsögur  og  iBfintyri  1,  223;  Luzel, 
^eisioa  Breis-Izel  Chants  pop.  de  la  Bretagne  1,  61  f.;  andere  Nachweise 
<^chtlich  Deutschlands  bei  W.  Menzel,  die  vorchristliche  Unsterblichkeitslehre 


120  LITTERATUB:  EVA  WIGSTRÖM,  FOLKDIGTNINO. 

1,  151  f.;  füge  hinzu  Roobholtzi  Drei  Oangöttinnen  S.  178;  Seh5ppner,  Deut- 
sches Sagenbuch  Nr.  1147;  Wattke,  Der  deutsche  VolksabergL*  §•  751.  — 
Weiterhin  (S.  186)  wird  erzählt,  wie  einst  ein  Maler  auf  ein  Mädchen,  die 
sich  gegen  ihn  zu  unwirsch  erwiesen  hatte,  böse  wurde,  und  daher  iolkrte, 
er  werde  sie  dazu  bringen,  daß  sie  in  der  nächsten  Naoht  im  blo0en  Hemde 
vor  sein  Bett  komme.  Das  Mädchen  jedoch  zog  in  der  geflUirlichea  Stande 
bloß  ihr  Hemde  aus  und  zog  es  fiber  eine  Stuhllehne}  worauf  sie  sich  wieder 
niederlegte  und  ruhig  bis  zum  nächsten  Morgen  schlief;  der  Stuhl  aber  war 
fort,  denn  er  war  von  selbst  zu  dem  Maier  gegangen  und  stand  da  mit  dem 
Hemde  vor  seinem  Bette,  so  daß  jener  sich  aber  seine  mißglückte  Zaoberknoit 
schämte  und  kurz  darauf  den  Ort  verließ.  Bald  nachher  (S.  188)  erzählt  Fru 
Grundström,  daß  sie  einen  Mann  gekannt,  der  einen  Frosch  in  einer  Schachtd, 
worin  er  viele  Löcher  gemacht,  in  einen  Ameisenhaufen  setzte,  nnd  als  die 
Thierchen  nun  alles  Fleisch  des  Frosches  verzehrt,  nahm  er  die  Gebeine  her- 
aus, da  sich  unter  ihnen  ein  Bein  befindet,  womit  man,  wen  man  will  an  sieh 
ziehen  kann.  Ich  füge  hinzu,  daß  nach  dänischem  Volksglauben  der  *gillekrog 
(Freierhaken,  Liebeshaken)  ein  krummes  Beinchen  im  Frosehe  ist,  das  dem, 
der  es  bei  sich  trägt,  die  Liebe  des  andern  Geschlechts  Terschaffen  soll.  In 
Betreff  des  Herbeizaubems  von  Personen  s.  Zur  Volkskunde  S.  205  f, 

.  Die  Landtbrukarens    bcrättelser  (S.  203  ff.)  enthalten  beeonden 
Vogelaberglauben,  Sagen  von  Quellen,  Lindwürmern,  schwängern  Frauen  u.  s.  w. 
Wir  erfahren  hier  (S.  205),  daß  nach  einem  unter  altern  Leuten  Terbreiteten 
Glauben  die  Störche  jeden  Herbst,  ehe  sie  fortziehen,  eine  Versammlung  halten, 
wo  die  ehebrecherischen  Störchinnen  zum  Tode  verurtheilt  und  alsbald  Ton  des 
Störchen  mit  ihren  Schnäbeln  todtgehackt  werden.  Über  diese  sich  auch  sonst 
vorfindende  Sage  s.  zu  Gervas.  S.  15G  f.;  Rochholtz,  Schweizersag^  aas  dem 
Aargau  2,  41;    Aelian  H.  A.  3,  44  cf.    8,  20.  —  Aus    einer    andern  Stelle 
(S.  223  f.)  ersehen  wir,  daß  auch  in  Schonen  der  Siebsauber  zur  BntdeekoDg 
von  Dieben    üblich    ist.    Über    diesen  Zauber  s.  Zur  Volkskunde  S«  844.  — 
Schon    früher  (S.   207)  wird   angeführt,    daß  fast  jeder  Herrensitz  in  Sebonso 
seinen  eingemauerten  Menschen  besitzt,  dessen  Geist  in  vielen  Sagen  eine  her- 
vorragende Rolle  spielt,  und  da  weithin  über  Europa  von  derartigem  Einmaaen, 
als  Strafe   in  Klöstern,    die  Rede   ist,    so  fühle  ich  mich  veranlaßt,    aus   der 
'Academy    vom  11.  December  1880  p.  422  folgende  Stelle  mitsutheilen,  ent- 
halten in  einer  Besprechung  des  Werkes  'The  Camp  of  Refuge:  a  Tale  of  the 
Conquest  of  the  Isle  of  Ely.   £dited  with  Notes  and  an  Appendiz,  bj  Samuel 
fl.  Miller  (Wisbech.  Leach  and  Son).    Es  ist  darin  unter  anderm  gesagt:   ^Thii 
cdition  is  illustrated  by  two    good    maps    and    many   very  apt  notes.     We  are 
Borry,    however,    to  find    that    one  of  them   gives    additional    currency  to  the 
horrible  fable  that  it  was  a  monastic  practice  for  the  authorities  to  cause  evil 
monks  and  nuns  to  be  walled  up  in  niches.  The  splendid  deseription  in  Ma^ 
m  i  o  u  of  such  a  scene  renders  it  well-nigh  impossible  to  convince  people  thtt 
such  things  were  not ;  but  it  is  necessary  to  do  what  one  can  to  remove  such 
an  undeserved  stigma  from  the  memories  of  men  and  women  who  would  have 
shrunk    from    such    refinement    of   cruelty    with  as  much    horror  as  ouneWes- 
We  must  beg  of  Mr.  Miller ,    before  he  issues  a  new  edition,  which  we  hope 
and    believe    will    soon    be   called    for,    to  read    what    the    Ute  Arebedeaeoo 
Churton  has  said  on  this  painfnl  sul^'eet  in  the  Reports   of  the  Assoeia- 


LITTERATUR:  EVA  WIG8TBÖM,  FOLKDIGTNING.  121 

ted  Architectural  Societies  vol.  II  p.  311 — 15.  No  man  of  hia  day 
was  more  capable  of  investigating  such  a  story  as  Scott  teils,  with  judicial 
impartiality;  and  of  it  he  sajs,  without  hesitation,  that  as  a  part  of  monastic 
discipliDe  ^there  nerer  was  a  time  when  it  could  have  been  true^^.  Es  würde 
sich  wohl  lohnen  diese  Sache  genauer  zu  untersuchen,  denn  was  oben  von 
den  'tender  mercies'  der  Mönche  und  Nonnen  gesagt  ist,  dünkt  mir  durchaus 
nieht  stichhaltig;  die  Geschichte,  selbst  die  der  Gegenwart ,  spricht  dagegen. 
Demnächst  bietet  uns  Frau  Wigström  acht  S  a  g  o  r  (Mä'-chen)  ,  deren 
Überschriften  ich  folgen  lasse,  zugleich  bei  einigen  auf  die  Kreise  hindeutend, 
denen  sie  angehören.  1.  Prinz  Lindorm  (Grimm  KHM.  Nr.  108  Hans  mein 
Igef  and  31  ^Das  Mädchen  ohne  Hände,  zweiter  Theil) ;  —  2.  Kung  Voller- 
mansson  (KHM.  Nr.  88  'Das  Löweneckerchen ) ;  —  3.  Vogel  Grip  (ebend. 
Nr.  165  'Der  Vogel  Greif*);  —  4.  Svarta  fröken  (ebend.  Nr.  3  'Marien- 
kind'); —  5.  Den  närsjnta  Die  einfältige  Tochter  und  die  kluge  Stief- 
tochter);—  6.  Den  dumme  pojken  (KHM.  Nr.  32  'Der  gescheid te  Hans'); 
^7.  Räfyens  motgingar;  —  8.  Vandringen  til  himmelriket  (  rasches 
Verfließen  großer  Zeiträume) ;  s.  Zur  Volkskunde  S.  28  f. 

Hierauf  folgen  G&tor  och  Skämtfrlgor  (73  Nummern),  woraus  ich 
herrorhebe  Nr.  34:  „Welches  ist  das  schwerste  Holz  in  der  Welt?*'  (Der 
Bettelstab).  —  Nr.  68  „Heimliche  Liebesbotschaft  eines  Ritters  an  eine  Jung- 
fran.*^  Der  Bote  sagt:  „Es  ist  draußen  trübe,  aber  innen  hell,  —  mein  Herr 
will  haben  die  Antwort  schnell.*'  Die  Jungfrau  erwidert:  „Ja,  wann  der  Lein 
nacht  und  das  Grüne  vertrocknet  sowie  auch  das  Hörn  sein  schmales  Ende 
spaltet,  dann  werden  wir  den  knotenlosen  Gürtel  mit  zehn  Enden  spannen." 
(Auflösung:  Wann  das  Licht  erlischt  und  der  Docht  raucht,  das  Gras  ver- 
trocknet und  der  Hahn  kräht,  werden  wir  einander  in  die  Arme  und  Hände 
Bchmcn).** 

Von   den  demnäcbstigen  Ordspr&k    och  Ordstäf  (120  Nummern)  er- 
wähne   ich    beispielsweise  Nr.  72:    La  Jerusalem    bränna,    de  e  ente   vir  sta 
(Laß  Jemsalem  brennen;    es  ist  nicht  unsere  Stadt)*);  —  Nr.  89:    NIr  höns 
vella  göra  g^^ägg,  spricker  r — n  [rumpan];  Nr,  92:  Hun  er  visst  blöjer!  När 
hon  glr  te  dans,    gar  hun  allti  a  satter  si  i  cn  krog  midt  pa  gulled  (Sie  ist 
gewiß  schüchtern.  Wenn  sie  zu  Tanz  geht,  setzt  sie  sich  stets  in  einen  Winkel 
mitten  in  die  Stube  [eigentlich    mitten    auf  den  Fußboden]);  —  Nr.   93:    Dar 
e  falskhed  i  allt  udan  i  tjärnemiltj,  forr  did  e  hallten  vann  (Da  ist  Falschheit 
überall  außer  in  d<^r  Buttermilch,    ehe  man  Waßer  hineingießt);  —  Nr.    101: 
Min    päg   ska    bö  prest,    forr   han   fär  allii  nock  (Mein  Junge  soll  Geistlicher 
werden,   denn  er  bekommt  nie  genug);  —  Nr.  112:  „Fän  I  se  mär  an  Gud  ha 
skaft?^  sa  pijan,  nir  hun  gickj  nygjen  („Bekommt  ihr  mehr  zu  sehen  als  Gott 
geschaffen  hat?**   sagte  das  Mädchen,  als  sie  nackt  ging). 

Hierauf  folgen  10  Ringdansar  und  10  Lekar,  von  welchen  letztem 
eins  ein  Pfänderspiel  ist.  Dabei  kommt  es  zuweilen  vor,  daß,  wer  ein  Pfand 
zu  lösen  hat,  die  Aufgabe  erhält,  sich  auf  den  Kopf  zu  stellen  und  Petersilie 
zo  pflücken.  Dies  wird  so  ausgeführt,  daß  er  sieh  auf  den  Kopf  eines  Nagels 
im  Fußboden  stellt  und  thut  als  ob  er  auf  demselben  Petersilie  pflücke,  wenn 
er    nämlich    das  in  der  Aufgabe    enthaltene  Wortspiel    versteht    oder  es  schon 


*)  Ähnlieh  das  span.  „Ajrda  Bayona!** 


122  LITTER ATUR:  EVA  WIG8TRÖM,  FOLKDIQTMINQ. 

kennt.  Andernfalls  vermehrt  er  die  allgemeine  Heiterkeit  dadareh,  daß  er  sieb 
auf  seinen  eigenen  Kopf  stellt.  —  Überhaupt  werden  bei  der  Pfandereinlösang 
häufig  Wortspiele  in  Anwendung  gebracht.  So  lautet  eine  andere  Aufgabe: 
„Tag  bort  en  bokstaf  ur  (ordet)  konungen ,  sS  han  (det)  blir  tili  kalf!*^ 
„Ko — ungen.* 

Den  Schluß  des  Buches  bilden  15  Barnvisor  (Kinderlieder  und  Wiegen- 
lieder). 

Die  hier  gegebene  Übersicht  des  Buches  der  Frau  Wigstrom  wird  ge- 
nügen, um  die  Empfehlung  desselben  durch  Svend  Grundtvig  und  AsbjÖmteo 
als  wohlbegründet  erscheinen  zu  lassen,  ebenso  wie  unsern  Wunsch,  die  genannte 
Dame  bald  wieder  ihre  literarische  Thätigkeit  dem  ihr  so  heimischen  Gebiete 
der  Volkskunde  zuwenden  zu  sehen*). 

LÜTTICH.  FELIX  LIEBBECHT. 


*)  Von  den  frühem  Publicationen    der  Frau  Wigstrom  erwähne  ich  folgende: 

För  fyrtio  är  sedan,  taflor  ur  sk&nska  folklifvet.  Lund  1870.  Eine 
in  Novellenform  gehaltene  treue  Schilderung  des  Landvolkes  in  Schonen. 

Brott  och  Straff,  eller  lifvet  i  ett  svensk  straffängelse.  Stockholm 
1872.  Schilderung  des  Lebens  in  einem  schwedischen  GefKngniß  vor  sehn  Jahren. 
Das  Buch  ist  halb  in  Novellenform  (der  Gatte  der  Frau  Wigstrom  war  sehn  Jahre 
lang  bei  einem  Staatsgefa'ng^iß  angestellt). 

För  ro  skull.  Hclsingborg  1873.  Gleichfalls  ein  Bild  des  Volkslebens  io 
Schonen. 

För  hemmet.    Kristiansstad  1878.  Gleichen  Inhalts,  ebenso  wie  das  folgende. 

Ph  vers  och  prosa.  örebro  1878. 

Kloka  Nanna.  Stockholm  1880.  Eine  romantisirte  Schilderung  eines  jungen 
Mädchens,  welches  in  den  Jahren  1837—38  durch  Auflegung  der  Hände  wirklich 
Kranke  heilte,  wie  Frau  Wigstrom  anführt.  Die  eigentliche  Geschichte  des  Mädcheni 
bat  letztere  in  einem  kleinen  Heft  bekannt  gomncht,  betitelt: 

Tvänne   kloka    fr  an   Skänc.    Örebro  1878.    Zu  diesen    zwei  PuhlicationeB 
bemerkt  mir  die  Verfaßerin:    ^Die  betreffende  Person  ist  mir  persönlich  bekannt.   Im 
Alter  von    etwa  ö'/a  Jahren    sah  ich  sie  in  meinem    elterlichen  Hause    durch  HXnde- 
aufleguug  Kranke  heilen,  und  zwar  nicht  blos  meine  noch  lebende  weit  ältere  Schwester; 
auch    viele    hundert  Personen    bezeugten    dies.    Sie  wurde   von   dem    dänischen  Hofe 
nach  Kopenhagen    berufen,   wurde    daselbst   von  Ärzten   ins  Verhör  genommen,   nnd 
über    dieses  Phänomen    soll    von    einem    dänischen  Professor    eine    kleine  Schrift  er* 
schienen    sein  ,    die  es  mir  aber  nicht  geglückt  ist,    auf  der  Kopenhagener  Bibliothek 
zu  finden.   Die  Erscheinung  ist  um  so  merkwürdiger,  als  das  Mädchen  sich  ihrer  Heil- 
kraft  nur    ungern    bediente    und   dieselbe   mit  religiöser  Schwärmerei  auch  nicht  den 
geringsten  Zusammenhang  hatte,  obschon  der  Aus^i^angspunkt  darauf  hinzudeuten  scheint 
Ich  selbst  halte  mich  ganz  und  gar  von  allem  Spiritismus  fem,  weil  ich  nicht  glanbei 
daß   man    auf  diesem  Wege  irgend   einer  Wahrheit   nahe  kommt;    und    doch   hat  ein 
Spiritist  in  Stockholm  in  diesem   meinem  Buche  (Kloka  Nanna)  eine  Bestätigung  de^ 
spiritistischen  Theorien  sehen  wollen.  Dasselbe  habe  ich  übrigens  schon  vor  mehrerei* 
Jahren  nieder^zeschrieben,  wenn  es  auch  später  gedruckt  worden.** 

Skunska  visor,  sagor  och  säg n er.  Herausgegeben  von  der  Skanska  land- 
skapens  historiska  och  arkeologiska  förening  i  Lund.   1880. 

Außerdem  hat  Frau  W.  noch  zahlreiche  Beiträge  in  schwedischen,  dänische« 
und  norwegischen  Zeitschriften  erscheinen  lassen,  die  sich  meist  auf  das  schoniscb^ 
Volksleben  beziehen.  Von  den  oben  angeführten  Publicationen  sind  alle,  mit  Ausnahm^ 
der  letztgenannten  nnd  der  vorliegenden,  unter  dem  Pseudonymen  Ave  ans  LidM^ 
iretreten. 


MISCBLLEN.  123 


MISCELLEN. 


Entgegnung^. 

Herr  Professor  Anton  Schönbach  in  Graz  hat  im  Anzeiger  für  deutsches 
Alterthum  7  (1881),  S.  402 — 404  eine  Besprechung  meiner  Ausgabe  des 
Heidelberger  Passionsspiels  (Bibliothek  des  literarischen  Vereins  no.  150) 
veröffentlicht,  die  ich  mit  Stillschweigen  nicht  übergehen  darf.  Ich  bedauere 
dies  auf  das  lebhafteste.  Allein,  so  wenig  die  an  meiner  Arbeit  gemachten, 
nur  die  nebensächlichsten  Dinge  verfolgenden  Ausstellungen  einer  Berichtigung 
werth  sind,  zumal  sie  bis  auf  eine  vielmehr  sämmtlich  auf  Irrthümer  des 
Hrn.  Schönbach  hinauslaufen,  die  animose  Form  dieser  Anzeige  fordert  eine 
Erwiederung  geradezu  heraus. 

Die  von  Hrn.  Schönbach  gemachten  Ausstellungen  sind  folgende. 

Er  billigt  zunächst  das  Unternehmen,  die  noch  ungedruckten  Passions- 
«piele  zu  publicieren,  und  fährt  dann  fort  „nicht  ebenso  vermag  ich  dem 
nzostimmen,  was  der  Herausgeber  an  dem  Stücke  gethan  hat.  Zwar  die  An- 
merkungen, welche  die  Parallelen  anderer  Spiele  notieren,  sind  ebenfalls  sehr 
erwünscht,  nur  hätte  Hr.  liL,  da  er  doch  auch  die  übrigen  Passionen  edieren 
will,  warten  sollen,  bis  er  sie  erlangt  hätte,  um  dann  die  Vergleichung 
>nch  auf  diese  zu  erstrecken.  So  erhalten  wir  nur  Stückwerk*^. 

Ich  constatiere  zuerst,  daß  ich  die  Abschriften  der  beiden  Dramen,  die 
ich  nach  dem  Heidelberger  Passionsspiele  noch  zu  edieren  beabsichtigte, 
IftogBt  besitse,  die  des  Künzelsauer  seit  dem  Frühjahr  1877,  die  des  Egerer 
seit  dem  Herbst  1878;  zweitens,  daß  die  Nachweise  zum  einzelnen  Spiele 
inuner  nur  Stückwerk  sind  und  sein  müssen,  weil  ja  natürlicherweise  bei  dem 
einen  nicht  die  Beziehungen  aller  Spiele  untereinander  vorkommen  können. 
Etwas  Neues  ist  es  aber,  von  Jemandem  zu  verlangen,  daß  er  Handschriften 
eitlere.  Und  von  welchem  besonderen  Nutzen  es  gewesen  wäre,  die  ver- 
hftltnißmäßig  geringeren  Berührungen  mit  dem  Egerer  und  Künzelsauer  schon 
dort  lu  besitzen,  vermag  ich  nicht  abzusehen.  Die  Zahl  der  noch  ungedruckten 
Spiele  ist  mit  diesen  beiden  keineswegs  schon  erschöpft  und  das  vollständige 
Material  kann  überhaupt  nicht  durch  Anmerkungen»  sondern  erst  durch  ge« 
eignete  Zusammenstellungen  gewonnen  werden,  die  der  Fortsetzung  meiner 
Untersuchungen  vorbehalten  sind. 

nSonst  hat  sich  Hr.  M.  die  Arbeit  recht  leicht  gemacht.  Er  druckt  die 
Hl.  mit  Haut  und  Haar  ab  und  fügt  nur  eine  nachlässige  Interpunction  hinzu, 
v^u  die  Unmasse  der  Consonantendoppelungen  und  der  ganze  graphische 
Schmatz  irgend  Jemandem  nutzen  soll,  ist  mir  nicht  erfindlich;  das  Lesen 
^cd  schwerer  und  unangenehm,  dem  Dialectforscher  hätte  eine  Zusammen - 
Btellang  im  Nachworte  genügt.  Damit  meine  ich  nicht,  daß  etwas  noch  so 
Creringes  für  die  Sprache  des  Stückes  Charakteristisches  hätte  getilgt  werden 
lollen;  aus  dem  Wust,  wie  er  da  steht,  lernt  Niemand.^ 

In  Bezug  auf  die  Beibehaltung  der  handschriftlichen  Orthographie  habe 
^  nur  meinen  von  denyenigen  des  Hm.  Seh.  verschiedenen  Grundsatz  noch- 


124  MISCELLEN. 

mala  zu  präcisicren.  Ich  lebe  allerdings  der  Ansicht,  daß  die  älteren  Denk- 
mäler unserer  Literatur,  sofern  es  sich  um  diplomatische  Abdrücke  handelt, 
in  dem  Gewände  vor  uns  zu  erscheinen  ein  Recht  haben,  in  welchem  sie 
einet  gelesen  wurden.  Wie  sehr  auch  die  jeweilige  Orthographie  ein 
charakteristisches  Zeichen  ihrer  Zeit  ist,  empfindet  heute  jeder  Literator. 
Eine  nach  modernen  oder  nach  selbstgemachten  Regeln  unternommene  Aenderung 
derselben  ist  nicht  viel  anders  als  eine  Fälschung  des  Bildes  ^  welches 
man  aus  dem  Denkmal  gewinnen  soll,  und  die  Grenze,  bis  zu  welcher  die 
Verdoppelungen  der  Consonanten  grammatischen  Werth  haben,  vermmg  doch 
bei  der  gegenwärtig  noch  in  ihren  Auffingen  stehenden  Dialectforscbuog  so 
genau  noch  Niemand  zu  ziehen.  Daß  man  selbst  bei  einer  kritischen  Ausgabe 
das  orthographische  Gewand  wahren  könne,  hat  Lachmann  in  seinem  Wolfram 
von  Eschenbach  gezeigt.  Wenn  Hr.  Seh.  solche  Texte  nicht  wohl  lesen  kann, 
so  ist  das  doch  gewiss  kein  Grund,  von  dem  als  richtig  erkannten  Princip 
abzugehen.  Übrigens  stehe  ich  mit  dieser  Anschauung  keineswegs  isoliert; 
fast  alle  in  neuester  Zeit  von  wissenschaftlicher  Seite  veranstalteten  Repro- 
ductionen  älterer  Schriftwerke  befolgen  genau  dieselben  Grundsätze  ,  so  die 
Neudrucke  Braune's,  Seu£Pert*s,  die  der  elsässischcn  Literaturdenkmäler  von 
Martin  und  Schmidt  u.  s.  w.  Ja  es  hat  sogar  Scherer  kürzlich  eine  Auswahl 
deutscher  Drucke  älterer  Zeit  in  photholitographischer  Nachbildung  zu  edieren 
unternommen.  Man  muß  sich  wundern,  daß  diese  Sammlungen  Jemandem,  der 
über  deutsche  Literatur  zu  lesen  berufen  ist,  so  wenig  bekannt  sind. 

Recht  unbesonnen  ist  die  Äußerung  des  Hrn.  Seh.,  ich  habe  mir  meine 
Arbeit  auf  diese  Weise  erleichtert.  Denn  wie  ist  es  nur  möglich  zu  be- 
haupten, die  Abschrift,  Collation  und  Corrcctur  eines  mit  so  ungleichmäßiger 
Schreibung  ausgestatteten  Denkmals  sei  weniger  mühsam,  als  eines  solchen 
mit  regelrichtiger.  Hr.  Seh.  hat  in  diesem  Punkte  offenbar  nur  geringe 
Erfahrung. 

Meine  Interpunktion  sei  nachlässig.  Hr.  Seh.  hat  schon  einmal  eine 
solche  Behauptung  in  die  Welt  geschleudert,  ohne  daß  er  (was  gewiß  kein 
ehrliebender  Mann  unterlassen  haben  würde)  auch  nur  die  Spur  eines  Beweises 
hinzugefügt  hätte.  In  der  Recensiou  über  meine  Oster-  und  Passionsspiele 
sagt  Hr.  Seh.  „er  hat  in  seinem  ganzen  Buch  bis  in  technische  Details  den 
Mechanismus  meiner  Schrift  über  die  Marienklagen  nachgebildet** .  Ich  erkläre 
auf  das  bestimmteste,  daß  auch  diese,  zu  seiner  eigenen  Glorificicrung  erfundene 
Behauptung  vollständig  unwahr  ist. 

„Mancherlei  Wunderlichkeiten  sind  noch  zu  bemerken.  Hr.  M.  setzt 
häufig  in  die  Lesart  [sie!]  ein  Wort  mit  Abkürzung,  im  Texte  [sie!]  ohne 
dieselbe,  z.  B.  S.  10  Lesart:  oplacuj,  Text  complacuj.  Das  hat  nur  Sinn, 
wenn  der  Herausgeber  seiner  Kenntniß  der  Abbreviaturen  nicht  traut. ^ 

Hr.  Seh.  weiß  also  thatsächÜch  nicht,  daß  die  Abbreviatur  o  auch  in 
con  aufgelöst  werden  kann ,  und  daß  in  der  Orthographie  des  Mittelalters 
couplacui  neben  complacui  außerordentlich  häufig  ist. 

^Ganz  unrecht  scheint  er  darin  allerdings  nicht  zu  haben,  s.  161  n.  a. 
wird  nazarß^  in  Nazareus  aufgelöst." 

Das  Wort  steht  in  dem  Gespräch  Simsons  mit  Delila.  Auf  die  Frage 
der  Letzteren,  worin  seine  große  Stärke  ihren  Grund  habe,  antwortet  Simson 
(die  Stelle  ist  in  meinem  Bache  yollstftndig  ausgedrackt) :  Ferrum  numqnam 


MISCELLEN.  125 

ascendit  super  capntt  memn  quia  Nazareus,  id  est  consecratas 
deo  sam  de  utero  matris  meae.  Der  erklärende  Satz  id  est  etc.  hätte 
Hrn.  Seh.  darauf  aufmerksam  machen  sollen,  daß  Nazarenus  (:=  ein  Nazarener) 
hier  keinen  Sinn  haben  könne.  Hr.  Seh.  hat  keine  Ahnung  davon,  was 
Nazaneos  bedeutet,  ich  will  es  ihm  sagen.  Ein  Nasir,  Xasiräer  oder  Nazaräer 
ist  ein  „Auserlesener,  Abgesonderter  oder  Verlobter ,  derjenige,  welcher  sich 
dnrch  ein  Gelübde  entweder  auf  Zeit  seines  Lebens  oder  nur  auf  gewisse 
Zeit  (Apostelgesch.  18,  8)  von  Andern  absondert  (Klagel.  4,  7 ;  Amos2, 11,  12). 
Ihr  Gesetz  steht  4.  Mos.  6,  2  ff.**.  Ein  solcher  Verlobter  war  Simson  (Rieht. 
13,  5),  Samuel  (1.  Sam.  1,  10.  11.  24),  Johannes  der  Täufer  (Luc  1,  15). 
Die  handschriftliche  Lesart  nazare^  war  also  falsch  und  musste  in  die  Varianten, 
in  den  Text  aber  Nazareus  gesetzt  werden,  wie  es  in  meinem  Buche  ge- 
schehen ist, 

„Stellenweise  erwecken  die  Varianten  Zweifel,  ob  Hr.  M.  richtig  gelesen 
habe.  Daß  der  Schreiber,  welcher  Latein  verstand,  durch  das  ganze  Stück 
hin  sollte  contumädo  geschrieben  haben  fGlr  continuädo,  glaube  ich  nicht. 
Anch  sonst,  denke  ich,  wird  Hr.  M.  öfters  n  fär  u  und  umgekehrt  angesehen 
haben.  Z.  B.  S.  84.  112.  121.  v.  1602.  1605  u.  s.  w.  y  liest  Hr.  M.,  wo  die  Hs. 
wahrscheinlich  das  im  XV.  Jh.  geläufige  ij  hat  s.  112.  127.  135.  —  S.  101 
scheint  mir  ez  ne  nur  die  falsch  gelesene  Abkürzung  des  etiam  ne,  welches 
Hr.  M.  in  den  Text  setzt.  Es  wird  doch  in  Wolfenbüttel  ein  Exemplar  von 
Chassant  geben,  wenn  schon  keine  giößeren  Werke  über  Abkürzungen.^ 

Hinsichtlich  dieser  ins  Vage  gehenden  Tadelsucht   des  Hrn.  Seh.  hätte 

ich  einfach  auf  die  Bichtigkeit  meines  Textes  verweisen  können,    an  dessen 

Genauigkeit  zu  zweifeln  für    mich    nicht    die  mindeste  Veranlassung    vorlag. 

Da  ich  aber  doch  einmal  Most  in  alte  Schläuche  zu  fassen  gezwungen  war, 

^  mochte  auch  hier  noch  ein  Ueberflüssiges  geschehen.  Herr  Dr.  Adolf  Koch 

in  Heidelberg  hat  die  außerordentliche  Gefälligkeit  gehabt,  die  Hs.  nochmals 

^  vergleichen.  Sein  Urtheil  lautet  kurz  und  bündig:  „Im  Auftrage  des  Herrn 

^f.  Zangemeister  habe  ich  die  betrefienden  Stellen  genau  geprüft  und  freue 

niich,  Ihnen  die  Bichtigkeit  Ihrer  Lesung    durchweg    bestätigen  zu  können.^ 

Herr    Prof.  Zangemeister    schreibt    mir    noch    besonders,    daß  Hr.  Dr.  Koch 

gi'oße  Übung  im  Lesen  solcher  Handschriften  habe  und  das  Besultat    seiner 

^rfifting  daher  als  zuverlässig    gelten    dürfe.    Das    contumädo  habe  er  selbst 

^^  mehreren  Stellen  verglichen,  meine  Lesung  sei  über  jeden  Zweifel  erhaben. 

Auch  mit  dem  Übrigen,  was  Hr.  Seh.  noch  urgiert,   steht  es  um  nichts 

oesaeT,  als  mit  dem  schon  Besprochenen.    Mit  vielem  Behagen  bedrängt  sein 

Peinlicher  Geist  das  Kleinste,  unvermögend  sich  auf  den  freieren  Standpunkt 

^^B    qualificierten  Beurtheilers  zu  erheben.     Einiges  sei  daraus    noch    hervor- 

geboben. 

V.  1737  ff.  lauten  in  meinem  Text 

Helizeus,  bore  mein  stym  offenbar: 
Ich  weys,  das  glawbich  [glawlich  Hs.]  für  war, 
das  kein  ander  gott  vff  erdenn  jst. .  • 
&•  Seh.  hält  das  Komma  nach  wejs  und  meine  Besserung  des  Schreibfehlers, 
die   einfachste  und  passendste,  für  unnöthig;  er  selbst  conjiciert  für  das  hand- 
schriftl.  glawlich,  glawblich;    da    hätte    doch    wohl  noch  ein  ist  hinzugefügt 


126  MI8CELLBN. 

werden  müssen.  Wenn  Hr.  Seh.  so  etwas  dnieken  Iftsst,  was  wird  er  ent 
seinen  Zuhörern  bieten? 

Den  kleinen  geographischen  Lapsns  gönne  ieh  seiner  seliadenfirohen 
Seele  von  Herzen.  Mit  Ciyidale  verhält  es  sich  aber  doch  etwas  anders,  ab 
Hr.  Seh.  denkt  und  wenn  er  bei  etwas  weniger  Eitelkeit  etwas  mehr  Gt* 
wissenhaftigkeit  besäße,  so  würde  er  hier  nicht  seine  Becension,  sondern  die 
des  literar.  Centralblatts  angezogen  haben,  wo  dieses  Versehen  vor  ihm  l»- 
richtigt  war. 

Daß  das  M.  G.  H.  der  Schiassschrift  „Magister  Gymoasii  Heidel- 
bergensis**  bedeaten  solle,  ist  mir  nicht  eingefallen  zu  behaupten;  ich  htbe 
nur  die  Richtung  andeuten  wollen,  in  welcher  die  Lösung,  wie  ich  glaube, 
gesucht  werden  müsse.  Daß  es  „einfieu^h^  „Mit  Gottes  Hfilf"  heißen  werde, 
ist  doch  so  ganz  einfach  noch  nicht ,  und  es  zu  beweisen,  dürfte  Hnu  Sek. 
genau  ebenso  schwer  fallen,  als  mir,  wenn  ich  es  behauptet  hätte,  jenes. 

Meinen  Stil  wird  mir  Hr.  Seh.  nun  schon  lassen  müssen.  Ich  htbe 
allerdings  bis  jetzt  noch  nicht  daran  gedacht ,  mir  damit  seinen  Dank  so 
erwerben,  und  getröste  mich  gerne,  daß  der  größere  Werth  meiner  Arbeites 
in  ihren  Resultaten  liege,  was  man  von  den  seinigen  ja  nicht  sagen  kins. 
Sehr  erstaunt  aber  hat  es  mich,  zu  bemerken,  daß  Hr.  Seh.  das  von  mir 
S.  295  gebrauchte  und  so  bekannte  Dictum  Shakespeares  nicht  kennt  Doch 
es  ist  auch  belehrend:  das  englische  Citat,  mit  welchem  Hr.  Seh.  an  einen 
andern  Orte  zu  glänzen  versucht  hat,  war  nur  ein  Blender. 

So  die  Recension  des  Hrn.  Seh.  Nimmt  man  hinzu,  daß  er  die  in  meiner 
Arbeit  niedergelegten,  nicht  ganz  unbedeutenden  Studien  und  die  redlidie 
Bemühung,  eine  nach  allen  Seiten  correcte  und  vollständige  Aasgabe  fo 
liefern,  kaum  berührt,  verkleinert  oder  verschweigt,  ja  daß  er  es  sogar  Ter- 
meidet  seinen  Lesern  ein  ordentliches  Referat  über  den  Inhalt  des  Baches  so 
geben,  so  liegt  seine  Absicht,  es  in  ein  möglichst  schlechtes  Licht  zu  setsen, 
am  Tage.  Die  Ursache  seines  Zornes  ist  denen ,  die  seine  und  meine  Arbeiten 
kennen,  nicht  verborgen;  seine  Untersuchungen  haben  sich  als  durchaus  vb* 
solide  und  sehr  oberflächliche  Fabricate  erwiesen  und  das  hat  seine  Eitelkeit 
um  80  weniger  ertragen  können,  als  sich  seine  wissenschaftlichen  Arbeiten 
bislang,  abgesehen  von  Textabdrücken,  fast  einzig  auf  diese  Leistungen 
beschränken. 

Wegen  der  im  Hochmuth  der  Unwissenheit  gemachten  Bemängelungen 
mag  man  Hm.  Seh.  bemitleiden;  die  mit  knabenhafter  Bosheit  beabsichtigte 
Verunglimpfung  aber  verdient  eine  Bezeichnung,  die  ich  meinen  Lesern  sv 
finden  lieber  überlasse.  Ich  halte  mich  für  entschuldigt,  wenn  ich  die  Unta- 
suchungen  des  Hm.  Seh.  fürder  nicht  mehr  citiere;  die  Wissenschaft  bat 
davon  keinen  Schaden  und  ich  bin  des  unerfreulichen  Widerlegens  so  ober 
flächlicher  Elaborate  enthoben. 

WOLFENBCTTEL,  den  13.  November  1881. 

Dr.  GUSTAV  MILCHSACK, 
Secretär  an  der  herzoglichen  Bibliothek. 


BflSCELLEH. 


127 


Brnohitttok  von  Konrads  Trojanerkriege. 

Ein  unbemerkt  gebliebenes  Bruchstack  aus  Konrads  Trojanerkriege  ist 
bereits  im  Jahre  1818  gedruckt  worden.  £s  stammt  aus  dem  Cistercieuser- 
kloster  Camens  in  Schlesien  und  wurde  in  Gräters  Idunna  und  Hermode  1818, 
8.  22  f.  yeröffentlieht  'Auf  einem  alten  kleinen  Pergamentstreifchen  befinden 
sieb  nachstehende  altdeutsche  Verse,  von  denen  man,  da  der  Zusammenhang 
zu  oft  unterbrochen  ist,  nicht  weiß,  wohin  sie  gehören.'  Ich  wiederhole  sie 
hier  mit  Angabe  der  Versseilen  der  Ausgabe. 

22855  frmt  ir  endurfent  wid'  mich  22436  zu  stiezen  algeliche 

nicht  and*s  sprechen  hie  zestvnt  vft  si  da  kerten  an  dz  lant 


mir  ist  dai  alles  worden  kvnt 
daz  ir  wollent  sin  gewert 
wez  an  mich  ivw^  herze  gert 
daz  weiz  ich  vn  erkenne  wol 
22362  dar  vmbe  endarf  ich  noh  ensol 


ich(l.och)  hiez  er  kvnden  in  zehant 
vii  bat  in  allen  werden  schin 
dz  ir  segel  solte  sin 
wiz  vS  swartz  geferwet  wol 
22442  er  solte  halber  als  ein  kol 


22396  tH  er  in  ynmaht  nid'  viel  22476  dz  si  geswinde  keme  (kerne?)  dar 
als  im  geswunden  were  geschiffet  als  ich  han  geseit 

dar  nach  d^trgende  kere(l.bere)  do  wart  dv  ritterschaft  bereit 

wart  mir  (1.  mit)  iamervfgenvmen  dar  vf  mit  willen  v5  darzy 

wan  dz  gesinde  wz  do  kvmen  dz  si  kam  dez  morgens  frv 

dz  in  flirte  an  sin  gemach  geruschet  vA  gerueret 

32402  vii  al  zehant  do  dz  geschnch  22482  ein  segel  wart  gefueret 

Es  war  also  eine  Pergamenthandschrift,  welche  40  Zeilen  auf  der  Spalte, 
160  auf  dem  Blatte  enthielt.  Gleiches  Format  haben  die  Ponickauschen  Bruch- 
stücke, doch  sind  einige  Verschiedenheiten  der  Schreibung  vorhanden,  die  nicht 
ohne  weiteres  gestatten,  die  Bruchstücke  derselben  Hs.  zuzuweisen;  namentlich 
fehlen  in  dem  Camenzer  Bruchstück  die  mitteldeutschen  t  in  Endungen  und 
Vorsilben.  Alles  übrige  würde  stimmen,  zwischen  dem  Schluß  des  Camenzer 
Bruchstücks  und  dem  ersten  Ponickauschen  lägen  dann  sieben  Blätter.  Doch 
sind  Handschriften  mit  Spalten  zu  40  Zeilen  zu  häufig,  um  daraus  etwas 
schließen  zu  können.  K.  BARTSCH. 


Bmchitttck  einer 

Ein  Pergamentstreifen  einer 
Besitz   enthält  eine  Anzahl  Verse 

C)  Hahn  12,  4: 

hter  einvalt 

leglich  nemen  ein  rvte. 
Vnde  so  wil  got  der  gute. 
Vch  wisen  was  im  wil  gezemen. 
Di  ruten  sal  man  alle  neme 
Vn  bi  den  alter  legen  nidcr. 
Als  man  si  vf  hebet  wider 
Swes  rrte  sich  ergrret  hat. 
Ynd  ir  bletere  schowen  lat 


HandBchrift  des  Passionais. 

Handschrift  des   14.  Jahrhunderts  in  meinem 
aus  dem  ersten  Buche  des  Passionais. 

C)    12,  46: 

Daz  si  im  wurde 

Hi  von  begvnde  er  slichen. 
Vnde  vii  heimelichen 
Sin  rvten  von  den  andern  stein. 
Lichte  wolde  er  sich  euch  heln 
Durch  ein  ander  swindekoit. 
Hete  er  sich  von  der  kintheit 
Heimlich  in  di  kvsche  ergeben 
Daz  wolde  er  halden  alle  sin  leben 


(*)  1  Ton  ekwaU  nnr  die  untern  Reste  der  Buchstaben  erhalten.     C)  1  von  Da»  «t 
Qttd  trete  nnr  die  untern  Reste. 


128 


BflSCELLEN. 


C)  12,88: 

rt 

Zv  hant  vure  er  von  ierasalem 
In  sin  huz  zv  bcthleem 
Vf  daz  er  ez  berichte  gar. 
E  er  di  ivncvrowcn  dar. 
Brechte  in  sine  hüte. 
Maria  di  uil  gute 
Siben  ivncvrowen  mit  ir  nam. 
Mit  den  si  zv  der  mvter  quam 


(*)   13,  84: 

Vn  groz  mit  im  g 

Daz  niman  dorfte  argen  wan 

Vf  die  guten  vrowen  han. 

Vnd  iren  namen  swaehen. 

Durch  alsulche  sachen 

Maria  zv  der  e  quam. 

Als  gote  an  ir  wol  gezam. 

Hl  sprichet  daz  buch  wi  vnj^  AVs  wiH 

gthotBchafttt  vnser  vrowen,  (roth.) 


(*)  1  von  OffenUeh  g  untere  Reste  erhalten.      (')  1  Vh  gnnt  9tU  untere  Bette. 
2  en  wan  untere  Reste.  K.  BARTSCH. 


Notizen. 

Dr.  Konrath,  Professor  an  der  Commnnal-Oberrealschole  in  der  innen 
Stadt  Wien,  ist  als  außerordentlicher  Professor  der  englischen  Philologie  nftch 
Oreifswald  berufen. 

Der  außerordentliche  Professor  der  deutschen  Literatur  E.  Schmidt  io 
Wien  ist  zum  Ordinarius  ernannt  worden. 

An  der  Universität  Upsala  ist  eine  Professur  für  schwedische  Sprache 
errichtet  und  dieselbe  dem  Dr.  L.  F.  Leffler  übertragen  worden. 

Professor  K.  Wein  hold  in  Breslau  wurde  aus  Anlaß  der  Feier  foo 
Eichhorns  hundertjährigem  Geburtstage  von  der  juristischen  Faeultät  in  Gdt> 
tingen  zum  Dr.  juris  hon.  c.  ernannt. 

Am  9.  August  1881   f  Dr.  Friedrich  Compart  in  Güstrow. 

Am  4.  September  1881  f  der  Prof.  der  deutschen  Sprache  und  Lite- 
ratur am  Borromaeum  in  Salzburg,  Joseph  Fasching. 


Berichtigung. 


S.  507  Z.   1   V.  u.  1.  Bübelein. 


*» 

«. 


DIE  LEGENDE  VOM  JUDENKNABEN. 


Die  Legende  von  dem  JudenknabeD^  der  mit  seinen  ohristlichen 
spielen  zum  Abendmahl  geht|  von  seinem  Vater  zur  Strafe  dafür 
die  Flammen  geworfen,  aber  von  der  heiligen  Jungfrau  daraus  er- 
et  wird,  hat  sich  im  Mittelalter  einer  großen  Beliebtheit  zu  erfreuen 
abt.  Es  gibt  davon  die  weite  Verbreitung  des  Stoffes  Zeugniß,  denn 

besitzen  nicht  weniger  als  fünf  griechische,  vierzehn  lateinische 
'.  acht  französische  Texte,  die  neuerdings  von  Eugen  Wolter  [Biblio- 
!a  normannica  ed.  H.  Suchier  Bd.  II.  Halle  1879]  zusammen  ver- 
Dtlicht  sind.  Außerdem  sind  noch  Bearbeitungen  in  spanischer, 
bischer  und  äthiopischer  Sprache  erhalten,  und  schließlich  zwei 
tsche:  1.  das  Jüdel,  gedruckt  in  Hahns  Gedichten  des  12«  und 
Jahrhunderts,  Quedlinburg  1840,  S.  129—134,  und  in  Müllenhoffs 
leutschen  Sprachproben  3.  Aufl.  1878,  S.  107—112,  und  2.  der 
enknabe  in  Franz  Pfeiffers  'Marienlegenden*  Stuttgart  1846  und 
m  1863,  S.  237 — 260;  beide  deutsche  Bearbeitungen  zeichnen  sich 

den  in  den  übrigen  Sprachen  dadurch  aus,  daß  sie  eine  von  allen 

igen  Texten  abweichende  freie  Behandlung  unserer  Fabel  enthalten 

(Volter  S.  24),  die  anmuthig  und  in  gewählter  Sprache  vorgetragen 

I.  Vor  Allem  scheint  mir  *das  JüdeF  als  das  ältere  und  Ursprung- 

3,   das  auch  der  anderen  Bearbeitung,  wie  ich  zeigen  werde,    zur 

läge  gedient  hat,  einer  eingehenderen  Behandlung  werth.  Dasselbe 

bis  jetzt  nur  in  rohem  Textabdruck  (der  von  MüUenhoff  soU  spe- 

I  dem  Zweck  seminaristischer  Übungen  dienen)  veröffentlicht.   Ich 

de  deshalb  zuerst  nach  den  vorhandenen  Hilfsmitteln  eine  kritische 

rbeitung  zu  liefern,    sodann  Alter  und  Verfaßer  des  Gedichtes  zu 

immen  versuchen,   und  schließlich  über  die  Quelle  des  Gedichtes, 

ie  über  sein  Verhältniß  zu  dem  jüngeren  *Judenknaben*  handeln. 

a  SPRENOEB. 

Das  Jüdel. 

Das  Oedicht  ist  nur  in  einer  vollständigen  Hs.  erhalten,  nämlich 
er  Wiener  Hs.  2696  (rec.  3176)  S.  69*— 75*.  Die  Handschrift  ist 
;1.  Folio,  hat  312  bezeichnete  Seiten,  ist  zweispaltig  und  zählt  auf 
r  Seite  38  Zeilen.  [Vgl.  Hoffinann  v.  Fallersieben,  Verzeichniß  der 

BBMANU.  Neu«  Reibe  XY.  (XXYII.)  Jahrg.  9 


/ 


^ 


130 


R.  SPRENGER 


altdeutschen  Handschriften  der  k.  k.  Hofbibliothek  zu  Wien.  Leipzig 
1841].  Wir  bezeichnen  dieselbe  mit  A.  Dazu  kommen  noch  Bruchstflcke 
einer  Hs.,  die  Franz  Schmidt  in  der  gräflich  Ortenburg^schen  Bibliothek 
zu  Tambach  in  Oberfranken  gefunden  und  in  Naumanns  Serapeum  IQ, 
Nr.  22  (30.  November  1842),   aber  ohne  daß  er  erkannte,  wohin  die 
Bruchsttlcke  gehöreui  vollständig  mitgetheilt  hat    Es  sind  im  Oanzen 
89  Verse,    die  sich  auf  zwei  Seiten  vertheilen,    nämlich  V.  178 — 189 
(Hahn  S.  131,  28—39);  203-234  (Hahn  S.  131,  53—132,  4);  241  bis 
276  (Hahn  S.  132,  11—46);  296—316  (Hahn  132,  11-188,  6).   Wir 
bezeichnen  dieselben  mit  B. 


Wir  haben  manegen  lieben  tt^tt 
▼on  ir  genftden  Teroomen, 
was  der  von  sorgen  ist  erlöst 
dem  si  ze  helfe  ruobte  kernen, ' 
5  maoter  onde  maget  ftne  meil: 
gen&den  toI  daz  drste  heil 
der  werlde  si  wider  brfthte, 
dö  got  werden  gedfthte 
bddia  ir  sno  und  ir  trüt, 

10  si  gotes  mnoter  ont  stn  brüt. 
stem  des  wüetendes  mers, 
geleite  des  wtseldsen  hers, 
das  hl  der  wüeste  irre  vert 
ont  sich  niht  wm  ir  gn&deo  nert. 

15  na  gedinge  ich  helfe  an  sie 
omb  eine  rede  der  ich  hie 
yil  unwirdic  beginne 
ont  mit  krankem  sinne. 
m!n  herze  ri  küme  bestftt: 

20  wan  daz  ich  weiz  daz  si  hftt 
datze  himel  bete  ont  gebot, 
si  gebiatet  ir  son  unt  bitet  got 
das  bddia  helfen  mir  dar  zuo 
daz  ich  der  werlte  knnt  getuo 

35  ein  genäde  die  si  begie 

an  einem  menschen  der  sie  nie 
ambe  dehein  helfe  gebet, 
ditz  geschach  in  einer  grdzen  stat 
dft  riebe  jaden  s&zen. 

30  der  eine  Mi  geläzen 

se  der  kristen  scbuole  sinen  saoo, 


die  wisheite.  bwde 

liep  onde  leide 
35  geschach  im  ^  da  von  gwiooe. 

daz  kint  gaoten  willen  tmoe 

dar  zao  das  im  berolhen  was: 

ez  tihte  schreib  nnde  las. 

Der  meister  sich  dar  nmbe  ? len 
40  durch  gaotes  manigwi  gebeis 

den  im  des  kindes  vater  gehies, 

und  onch  ftne  gäbe  niht  enlies 

sine  schaolgenÄse« 

kleine  ande  grdze 
45  williget  er  mit  dem  gaote 

das  si  im  geseUeger  haote 

deste  bereiter  wnren 

and  ez  leides  Terbttren. 

ambe  86  getanen  solt 
50  wären  si  dem  kinde  holt, 

alle  die  schaolere: 

and  ob  ez  ein  kristen  wsre, 

sine  möhten  im  niht  holder  we»e0- 

decÜnen  singen  ande  lesen 
55  Irrten  siz  wider  strit. 

nü  was  ze  der  selben  sit 

da  nähen  bi  der  sträse 

ein  kapeile  in  der  mäse: 

s!  giengen  ze  schuole  oder  derTO0# 
60  als  si  wären  gewon, 

ir  wec  gienc  rehte  dar  für. 

ander  der  loaben  vor  der  tfir 

staont  ein  bilde  wol  getio, 

daz  sacb  man  in  der  schdse  hin 


and  bat  in  geldret  taon 

Überachrift  in  A:  Daz  b&ch  heisset  daz  Jfidel.       4  den.       8  dv.       11 
16  sei.     88  ont      89  dar  nmbe  sich.      40  guten.      44  chlein  ont  gr.      47  dsisttr. 
se  ceit.        68  Inder.        61  recht.        64  schozze. 


DIE  LE0EN1>£  VOM  JUDENKNABEN. 


131 


5   ein  kindelin  fil  hdre. 
in  onser  froawen  6re 
was  bddia  bilde  onde  stat. 
yil  dieke  weinande  bat 
manic  tombea  kindeKn 

0  nnser  fnmwen,  das  d  niohte  sin 
des  tage«  in  der  sehnole  phlegen 
und  ei  behaote  vor  den  siegen, 
ditz  ktnt  was  einest  dft  mite 
nnt  fragte  nieb  der  kinde  site 

75  was  st  dft  tslen 

nnt  wen  A  s6  tiiire  baten, 
dd  sagten  tA  im  vamtej 
das  es  nnser  fronwe  w»re, 
des  almehtigen  gotes  mnoter. 

80  ff  sprftehen:  'nieman  ist  sd  guoter 
der  leit  ad  sanfte  büese. 
nnt  w«r  ir  gnftde  nibt  s6  sOeze, 
•6  würde  wir  yi\  dicke  geslagen. 
ir  gfiete  nieman  kan  yolsagen. 

^5       Nn  gelonbet  es  an  die  wftrbeit 
imt  lernet  nAeh  ir  gwonheit 
biten  nnde  ntgen  dar. 
eines  tages  wart  es  gewar, 
d6  es  sines  gebetes  phlac, 

^     das  stonb  üf  dem  bilde  lac. 
ein  spinnen  wepp6  es  dA  vant. 
dd  names  stu  scbcsnea  gewant 
nnt  wisehet  es  harte  Itse 
nnt  spraeh  warm«  wnrstd  wlse, 
du  rihiest  dtki  were  anderswft. 
es  enknmt  dir  nibt  se  n^en  dft. 
nnt  west  ich  w6  ich  dich  fände, 
da  mfiesest  an  dirre  stnnde, 
amen  disis  missetftt.  • 
dnne  wdst  wies  nmb  die  fronwen 

stftt.' 
Din  rede  dA  mite  dn  ende  nam. 
das  kint  wider  se  scbnole  qnam 
nnt  lernet  ie  bas  imde  bas. 
unser  fronwe  an  im  nibt  vergas 


105  der  kintlichen  Aren. 

sieh  begnnde  an  im  mdren 

ir  lop  mit  der  gotes  krafl. 

den  kinden  gebiet  ir  mebtenchaft 

an  einem  antlAsmorgen  frno 
110  das  si  sieh  bereiten  dar  sno 

nnt  se  kirchen  giengen, 

wirdeeltche  enphiengen 

▼rdn  eorpns  domint. 

das  kint  was  alles  dft  bt. 
115  diu  ougen  es  nie  dar  abe  Terlie 

dft  man  das  ambet  begie 

uns  im  üf  dem  altasre  ersehein 

der  aller  sehoenist  kinde  ein 

das  dehein  enge  ie  fibersaeh. 
120  der  briester  Tleisch  dar  abe  brach 

unt  gab  es  den  Unten  in  den  munt. 

dd  dilht  es  in  wol  tüsent  stunt 

schoener  nnde  sterker  danne  6 

und  entet  nibt  als  im  were  w6. 
125  und  ob  es  inder  waore  wont, 

es  erschein  ie  gans  nnt  wol  gesnnt. 
Dd  des  kindes  engen 

die  grdsen  gotes  tongen 

sd  offenltche  gesfthen, 
130  dd  gert  oudh  es  enphfthen 

ein  teil  der  selben  spSke. 

es  begnnde  harte  Ifse 

sltchen  under  der  menige  dar. 

die  liute  nftmen  sin  nibt  war 
135  noch    der  henre   der  das   ambet 

tete 

n&ch  stner  d  an  der  stete. 

den  kristen  gemeine  er  es  bdt. 

do  enphienc  das  lebendige  brdt 

euch  ditse  kint  nnt  wart  tu  Trd. 
1 40  se  herbergen  huob  es  sich  dd, 

als  es  der  vater  ane  sach, 

ein  teil  er  somecltche  sprach 

%uny  wft  wflBre  dfi  ie  stt? 

es  ist  über  imbtsstt 


67  nnt        «•  diehe.        78  behüte.        78  einest  fihÜ.        74  fragt        77  hi. 

fiha,       tt  übt  wart       84  ir  gut  ehan  dir  n.  ▼.  s.       86  gewonheit      92  nam 
^«honea  g.         100  d.  w.  niekt  w.  es  um.        108  nnt.        108  er.        110  si  /Mi. 
^  do.       116, 16  umfftaiM,      117  aher.      122  do  doTcht  es  ie.       128  und  starc 
^  offenlichen.        187  der  eh.  g.  er  im  b.        188  don  pbien.        189  das  ehindelin. 
^2  sorachlicb.         144  imbeseit 


132 


R.  SPRiaiOER 


145  wir  sin  enbiuen  unt  da  Tastest  noch  • 

daz  kint  sprach  nein  ich  doch. 

ich  bin  enbissen.  er  sprach:  wft? 

dd  veijach  im  daz  kint  sft 

unt  yersweig  im  niht  nmb  ein  grÜ2. 
150  vor  leide  brach  er  dd  üs 

sin  h&r  unt  sarte  sin  gewant. 

sin  kint  er  weinnnde  bant, 

das  es  im  niht  entrünne. 

er  sande  nach  sim  künne 
155  nnt  nftch  sinen  mAgen. 

er  begnndes  rfttes  vrftgen 

nnt  sagte  in  besonder 

dia  manicyalten  wunder, 

der  im  das  kindelin  verjach. 
160  ein  Jude  dd  wtfelichen  sprach 

ich  sag  in  rehte  minen  mnot 

was  mich  dar  umbe  dunket  guot. 

wir  schulen  an  dirre  stunde 

von  sin  selbes  munde 
165  yememen  wes  es  dar  umbe  vergibt. 

unt  enlougent  ez  der  rede  niht, 

dar  zuo  hoeret  denne  rftt. 

wie  ob  ez  nü  gerouwen  hat 

sin  tumplicher  muot 
170  nnt  nü  sinnelichen  tuot? 

daz  Iftt  in  wol  gevallen. 

der  rftt  geliebt  in  allen. 

man  hiez  daz  kint  dar  für  gftn 

dft  erz  hdte  in  getftn. 
175  baltlichen  ez  dar  ffir  gie« 

ir  ges&het  von  eim  kinde  nie 

sd  gar  unverzagten  muot« 

si  sprächen    du  tobest,    nein  ich 

bin  fruot 

[sprach  ez]  unt  sit  ir  gar  ftne  sin. 
180  [si  sprächen]  ^swic  unt  tno  die  rede 

hin. 

du  bist  ze  edele  dar  zuo. 

wil  got,  lebe  unde  tuo 


als  din  vater  habe  getin. 

der  hat  als  ein  getrinwer  man 
1 85  unser  6  behalten« 

wir  tuen  dich  nock  gewahen 

vil  werltltcher  ärea« 

wil  du  dinen  muot  käfen 

se  menlichem  amait, 
1 90  sd  wirdestn  des  «ol  ume 

daz  ez  dir  ze  staten  knmt 

hie  bi  uns  unt  wider  got  gefraatat 

dune  wellest  aber  dich  mftien 

und  uns  vil  gar  eriäsen 
195  diner  unnatsea  tombliefti 

s6  mües  wir  unser  keimen  kit 

an  dir  tuon  unde  sehen»' 

'sol  mir  dar  nmbe  das  rdit  gc- 

ediehen? 

dar  umb  verltr  ich  niht  «b  kftr.' 
200  [si  sprächen]  'ad  ist  dodi  din  rede 


der  diu  vater  M  dieh  gibt?* 

ja  entriuwen!  gloub«t  ir  im  niht?" 
Ich  sage  in  rebte  wie  es  ergie: 

dd  elliu  ir  drd  niht  verrie 
205  unt  si  vU  gebäten, 

dd  giengen  si  sich  beraten. 

ir  muot  was  in  betrSebet: 

sich  hdt  an  in  gefibel 

mit  leide  gemisehter  aom. 
210  [si  sprächen] 'uns  ist wmrISehgeborD 

das  kint  zuo  grdsem  edre, 

unt  snl  wir  unser  dre 

niemdr  vor  im  gefristen» 

gevreischent  ez  die  kristen: 
215  si  gestdnt  im  vliseelieken  bL 

nd  sehet  wäz  uns  besiear  si, 

ob  wir  ez  heizen  tceten, 

denne  ez  uns  ze  seihen  nesten 

werde  lebendic  gespart. 
220  sin  vater  solde  ez  haben  bewarft 


164  sinem.       166  begmide  sin.      160  dv.      172  der  rat  von  in  allen.      178 
lobt  do  er  in  hete  getan.  174  man  biez  daz  ehint  dar  fiir  gan.  178  sea  ^ 

Mt  fihU.       179  f  [fr&t]  spr.  B.     .  180  sen  B.      181  derzu  B.       182  wU]  weU  AB. 
185  e  wehalten  B.       187  werltleichen  B.       189  mensohleichem  B.       198  dar]  das. 
202  entriwen]  in  triwen.        904  dro  vndeuüieh  B.        210  werlich  B.       211  ehiads. 
212  schul  B.        818  immer.        214  es  A;  sein  B.        216  vlsaizchlichen« 
217  ob  /Ml  B. 


DIE  LEOENDE  VOM  JUDENKNABEN. 


133 


Sit  er  des  niht  bAt  getfta, 
a6  läse  wir  in  daz  reht  begftn. 
Bin  hende  des  wol  wert  eint 
das  er  uns  riebet  über  das  kint 

5    alsd  das  unser  alte  d 
nngestcBret  Ton  im  bestd, 
nnt  wir  d&  baben  anser  dr 
ont  binnen  für  immer  mdr 
dbeinen  andern  des  dürfe  gelangen. 

0  nü  was  der  rftt  ergangen 

nnt  wart  dem  yater  knnt  getan, 
na  gesacb  man  nie  debeinen  man 
als  anmsBsiclicben  klagen: 
er  bit  sieb  selben  nftch  erslagen. 

5  sin  yleiseb  er  ab  den  wangen  bracb : 
se  im  selben  er  jsmerlicben  spraeb 
owd,  icb  yi\  arme! 
wie  Ifitzel  icb  erbarme 
den  almebtigen  got. 

0   sol  ieb  behalten  dits  gebot, 
das  müeze  ich  nimmer  geleben, 
er  bat  im  ein  wftfen  geben, 
ein  swert  oder  ein  mezser. 
er  sprach  mir  ist  besser 

>  das  ich  mir  selbe  tao  den  tdt 
denne  icb  dise  nngewonUcb  ndt 
an  minem  kinde  beg^. 

d  icb  das  taon,  icb  wil  d 
mich  selbe  se  tdde  stechen : 
^   sd  müeze  denne  ein  ander  reeben 
an  mtnem  kinde  dise  gescbibt. 
weiz  got,  icb  entaon  stn  nibt.' 

Der  ungefüege  swere  last 
überwant  den  jaden,  daz  im  gebrast 

>  an  den  witsen  and  an  der  mabt. 
er  bekande  den  tac  noch  die  naht, 
er  yiel  bin  das  er  niht  sprach : 

er  engehdrte  noch  gesacb 
nnt  wart  tU  tcsdelicb  gevar: 
^  b6  traogen  sfi  ein  waszer  dar 


dft  mite  man  in  labte, 

daz  er  sich  baz  behabte. 

nü  ribt  er  sich  üf  nnde  gesaz. 

die  Juden  yerwizzen  ime  daz; 
265  er  tadt  unmenliebe. 

[si  sprächen]  wir  solden  billicbe 

dats  iu  suocben  und  Tinden  rät. 

nü  sehe  wir  wol  das  sich  verkdret 

b&t 

iuwer  menlfcb  maotzewtbtn  siten.' 
270  er  sprach  Ver  solde  den  andern 

biten 

umb  stnes  lieben  kindes  tdt? 

das  ich  sdre  klage  des  gdt  mir  ndt, 

wan  es  ist  harte  onbeteltob/ 

dd  sprächen  die  jaden  alle  gelich 
275    es  ist  niht  bete,  ez  ist  gebot.' 

nü  erlftt  mich  stn  durch  got. 

ich  hän  yil  starke  knehte: 

den  gebietet  bf  dem  rehte 

allez  das  iwer  wille  st. 
280  nü  stuont  ein  baeboTcn  da  bt. 

dar  hiezen  si  wite  bereiten 

und  den  sd  vaste  eiten 

daz  daz  fiwer  vaste  her  üz  sluoc. 

das  kint  man  schiere  dar  tmoc 
285  gebunden  unt  warf  ez  dar  in. 

dö  yluben  die  Juden  alle  hin 

daz  st  iht  sahen  die  ndt, 

wie  es  den  bitteren  tdt, 

erlite,  der  im  bereitet  was. 
290  nü  half  im  got  deiz  wol  genas. 

Nu  wil  ich  iu  sagen  wie  es  quam 

unde  was  dem  fiwer  benam 

stne  meisterldse  kraft^ 

das  das  kint  unschadehaft 
295  muose  beltben. 

diu  gesegente  ob  allen  wtben 

lie  sich  dft  scbtnbsBrltcben  sehen 

und  lie  dem  kinde  niht  geschehen 


224  daz  er  richte.      2S5*miser  .  .e  B;  ako  fehU  ein  Wort,      229  debsine  A. 
UBUDAticblich  A.      284  nah  A«      246  selben  A.      246  mir  dise  ongewonHcbe  B ; 
.  249.       249  se  tot  erstechen  B.       260  danne  B.       261  aser  B.       868  swer  A; 
mw  B.      266  der  fahU  A.       266  er  wecbande  B.       268  er  enbort  B.       269  tod- 
L  B.       260  do  trügen  seu  B.       268  riecht  B.       266  wir  fehlt  A.      268  sehe  B. 
L  liebes  B.       273  unbentlieh  B.        274  d¥  A.       276  mlcbsen  A.       282  hssisen. 
>  deis]  das  es.        291  ich]  incb.  Ob  i*a  s  ieb  iu?        296  gesegent  B. 


134 


R.  8PREN0EB 


daz  im  leit  wäre. 

300  81  sprach  wie  Ane  twcre : 
dir  ist  min  helfe  ie  bereit« 
du  dientest  mir  in  dSner  kintheit. 
ich  gedenke  wol  das  dd  es  bist 
der  den  stoap  und  den  mist 

305  fnrbte  Ton  des  bildes  wftt 
das  vor  miner  kapelle  stftt 
nü  schinet  tU  wol  an  dir: 
der  minem  snn  oder  mir 
ie  deheinen  dienest  erbdt, 

310  daz  des  ze  deheiner  nl^t 
unser  helfe  vergas, 
dir  wirt  noeh  geldnet  bas 
toufe  dich  unt  wirt  gotes  kint 
sam  die  ander  stont  geboren  sint 

315  Ton  wasser  nnt  Ton  dem  beilegen 

geisie 
und  wisse  das  ich  dir  leiste 
maeterliche  triuwe. 
sorge  niht  deis  dich  geriawCf 
swie  vient  dir  din  Tater  ist, 

320  8Ö  du  bi  uns  dats  himel  bist.' 
Das  kint  wart  der  rede  vrd. 
Tliseclichen  lobt  es  dö 
se  leisten  swas  si  im  gebdt 
ei  ddht  ein  j&r  in  der  ndt 

325  korser  danne  der  gestric  tac 
die  wtle  der  yater  alles  dft  lac 
nnmShtic  als  er  war  erslagen, 
hende  winden  nnde  klagen 
nnt  weinen  was  dft  wider  strtt 

380  unz  nfthen  se  compldte  sit 

das  man  dft  tavelte  in  der  stat. 
dö  wart  er  mähtic  unde  bat 
die  joden  das  si  sehen  dar 
nnt  ambe  das  kint  naamen  war 

335  ob  es  verbrannen  w»re 
nnt  im  «iner  swfire 
ein  teil  benemen  dft  mite 
nnt  es  bestaten  nftch  ir  site 


als  von  r^te  ir  genda. 

340  er  sprach  *min  sebade  ist  daanoeb 

grdL 
onoh  hftt  es  nmb  dise  missetftt, 
die  sin  lip  begangen  hftt 
ein  bitter  ende  genomen« 
in  des  was  ein  jode  koaien; 

345  der  seit  im  das  es  labte  noeh. 
*  wergoty  sprach  er,  toot  es  doch?* 
'ja  ez.'  'wer  hftt  in  a5  geseit?' 
'ich  selbe  sach  die  wirheit» 
das  fiwer  im  dheiiien  schaden  toot 

350  dd  vriwet  sich  des  joden  moot 
er  stoont  üf  ont  lief  dft  hin, 
nnt  wsdr  vil  gerne  sim  dar  iB, 
hftten  im  die  andern  niht  geweii 
er  sprach  'son*  wer  hftt  dich  genot 

355  vor  dem  grimmegen  finref 

[ez  sprach]^dio  reine  oot  dio  gehiue 
mooter  des  obristen  gotes. 
ir  genftden  onde  ir  gebotes 
genös  ich  das  ich  bia  genesen. 

360  ez  enmohte  anders  stn  gewoNn. 
[er  sprach]  *wer  ist  dio  od  wft  ist  ne?* 
'der  engd  küniginne  ist  hie. 
'wft  nü?  Ift  mich  sie  sehen/ 
'nü  toofe  dich,  ad  mages  geschehen. 

365  'nü  wie  kamt,  das  dft  sie  sihst 
ont  dft  noch  ongetoofet  bistl^ 
'dft  hftn  ich  es  geheiien  ir. 
*nü  ginc  her  fSr.  ich  wil  mit  dir 
die  selben  toofe  enphftn. 

370  'jft  sd  woldestft  midi  aber  vfto 
nnt  niwer  marter  an  legen«  , 

hie  entwich  ich  wol  dtnen  akgeH' 
dft  for  swoor  er  manegen  eit» 
sd  taont  mir  aber  die  andern  lei^ 

375  die  dft  üsen  bi  dir  sint.' 

wisliche  sprach  dd  das  IdnL 
'wil  dft  das  ich  hin  fta  gft, 
sd  mnostü  der  kristen  ft 


301  helfe  ....  werait  B.  305  w»te  A;  w&te  :  stftte  B.  306  chapenen  B. 
306  meinen  A.  313  teafe  B;  vrierde  B.  316  heiligem  B.  318  das  es.  SiS  UmiiAr 
liehen.  328  wimumde  ont  330  nahen  ont  ze  complet  838  nnt  841  es  fiUL 
849  dehminen.  360  vreint.  861  tif  fihlL  862  wer.  864  er  ap.  snn  herre  w\ 
866  rainin.  360  ez  mocht  anders  nicht  861  si.  366  sihest  868  fnr  baa  iflh. 
369  enphahen  :  vahen;  vgl,  gelftn  :  venrftn  HimmeUf,  726. 


DIE  LEGENDE  VOM  JUDENKNABEN. 


136 


Der  bUchof  wolde  niht  lenger 

beiten. 
er  hies  dats  moniter  bereiten 
botigen  nnde  waiser  drin, 
selbe  gie  er  dk  hin: 

425  der  liate  ?o]geten  im  genuoc. 
dai  kink  er  an  dem  arme  traoc : 
minneclteh  er  es  an  saeh, 
den  gelonben  er  im  Tor  sprach ; 
des  sagt  er  nnserm  herren  danc: 

430  er  gie  den  aller  vrcsltchsten  ganc 
den  ie  dhein  sin  gendz  gegie. 
der  kdr  in  wirdecliche  enphie 
nnt  mit  im  diu  jüdischin  diet 
wisltch  er  sie  dd  beriet, 

485  ez  ensolde  niemen  fristen : 
die  gerne  worden  kristen 
and  des  mit  trinwen  wolden  gem| 
die  solde  man  sin  gerne  gewem. 
der  rftt  in  sinem  hersen  was. 

440  ob  der  toofe  er  selbe  las 
den  Til  heiligen  segen. 
die  ander  herren  bat  er  phlegen 
der  die  dA  wAren  bekdret, 
das  si  worden  geldret 

445  den  gelonben  onde  gotes  d. 
briester  nnde  linte  m6 
sungen  alle  das  gotes  wort, 
das  was  den  jaden  ein  lieberr  hört 
danne  golt  od  edel  gesteine. 

450  es  smaht  in  algemeine 

sam  das  honic  üf  der  snngen. 
tU  Taste  st  dö  drangen 
dA  in  din  tonfe  was  bereit 
nnt  liesen  alle  ir  tnmpheit 

455  nnt  enphiengen  das  dwige  lieht, 
nü  sdmt  lach  an  ir  dienest  nieht. 
din  eines  sd  kleinen  niht  Torgas, 
entlthet  ir,  weis  got»  si  gilt  in  bas. 

Amen. 


chel  teil  her  bringen. 

wü  ich  gedingen 

mich  erstieten  gote. 

bant  d6  lief  ein  böte 

1  tnome  üf  den  yrönhof 

ien  bischof 

len  kapelUnen  vant. 

ete  in  sft  zehant 

arken  geschiht. 

ite  sich  der  bischof  niht 

t  im  diu  pfafheit: 

[en  als  in  was  geseit. 

kint  man  in  dem  fiwer  sach, 
I  bisohofe  ez  dö  sprach 

ich  wil  hin  üz  zia  gdn. 
)t  mtnen  yater  hinder  st^n 
ider  mine  mftge. 
t  ich  s^re  ir  läge : 
mt  mir  hie  verstanden. 

▼on  inwero  banden 
istentuom  enph&hen. 
engen  wunder  s&hen : 
I  das  getorste  sagen, 
be  wolden  si  mich  h&n  erslagen.' 

der  bischof  minneclichen 
len  eine  wile  entwichen. 
be  das  t&ten, 
1er  in  tiwer  b&ten 
sie  liese  dft  bestän, 
inen  willen  beg&n 
idrsamen  sime  geböte, 
chof  dancte  dö  gote 
)lichem  sänge. 
t  manic  wange 
inenden  engen  nas. 
en  weinden  onch,  das 
^  lange  beten  gespart 
lange  wider  den  gart 
(hen  beten  gestrebet 
ih  dem  tinvel  gelebet 
e  si  wol  bescheinten. 
iten  Trendenweinten. 
IS  si  mich  dir  nem  un  erstete  g.  882  sazehan  . .  bot         888  sedem 

hove.         884  bischofe«        886  sA  fahU.        387  dUe]  die.         891  fiw«. 
lindan  s.  Parz.  670,  14.         897  mir]  mich.         404  »ne.         407  stin. 
409  sime]  seinem,    gebot :  got       411  gesange.      4S0  d.  di.  alle  Tor 

nnt  w.  dar  in.       480  allen.       4SI  dshsin.        4811  eh8r.        484  sieh. 
M6  nnt      446  md  /ehU ;  vgl.  Hmm^.  264.      448  lieb^      460  allen  g. 
466  dienst 


136  R-  SPRENGER 

AnmerkungeD. 

11  Maria  =  maris  9teüa;  Konrad  v.  Wfinbnrg,  goldene  Schmiede  139  ff.: 
Maria  muoter  unde  maget,  diu  tarn  der  morgmtteme  taget  dem  vAeelSeen  arwien  Kerdm 
(tfdem  iDÜden  lebertner  der  gruntlSsen  toerlde  noebet,  W.  Grimm  S.  XIX.  Wanrang  1164. 

92  Marl.  244,  138  ez  nam  An  aller  bette  HeU. 

109  antläzmorgen  bisher  anbelegt 

138  daz  lebendige  brSt,  *  Christas  Leib,  die  Hostie.'  Aach  Christiu  selbst  wird 
so  genannt,  nach  Joh.  6,  36  ego  mm  panis  vitae,  K.  y.  Faßesbronnen  1086,  H.  t.  Kro* 
lewiz  664;  gold.  Schmiede  661  lebende  eemele. 

160  Ähnliche  Leidesfioßenmg  Kindh.  Jesa  92,  36  an  ir  selber  A  eiek  raeh  ab 
ein  lebende  vAp  A  brach  daz  hdr  dz  der  noarte  vor  leide  A  aeraarie  die  Heider  «on 
dwn  IXbe.  Vgl.  aach  Er.  6760  fg. 

198  9ol  mir  dar  umbe  daz  reht  geschehen  *8oll  ich  darum  den  Tod  erleiden?^ 
V.  222  daz  reht  begdn  etwa  *da8  Todesartheil  yollstrecken.'  Ähnlich  Urst.  114,  34  si 
tat  ungehup^h  der  toärheit  niender  ge^h  daz  iemir  mennieche  ereli  dar  an«  der  tU 
An  reht  begi  Hmf.  44;  602. 

224  Die  Verbeßerang  nach  Marl.  260,  312  td  reche  un»  dün  aelbee  haaU  über  dm 
vervluchte  kint.  Vgl.  noch:  daz  er  got  über  in  raxhe  Genes.  D.  98,  3.  Das  hsl,  riekU 
könnte  an  and  für  sich  ebensowohl  in  rihle  als  riebet  geändert  werden. 

266  flf.  Vgl.  Er.  8826  ff.;  Iw.  1327  ff.;  Wig.  127,  36  ff 

27.3  ist  za  lesen:  untoendelich  *nicht  za  ändern  ? 

279  b%  dem  rehte  'nach  dem  Gesetz*. 

313  ff.  vgl  Urst  108,  30  ff. 

331  taMUn  sw.  ▼.  wird  im  mhd.  Wb.  nar  darch  ansere  Stelle  belegt  und  durch 
Tafel  halten,  'speisen   erklärt   Bei  Lexer  II,  1410  finden  sich  andere  Belege  itlr  die 
Bedeutung    „durch  Anschlagen  an  eine   hölzerne  Tafel    ein  Zeichen   geben  (statt  das 
Läutens)'*.    Vgl.   bair.  tävem  Schm.  Fr.  I,  687.    Diese  Bedeutung  ist  auch  hier  aaso- 
nehmen.    Noch  heute  darf  in  katholischen  Ländern  am  Charfreitag  keine  Glocke  g«' 
läutet  werden,  und  es  wird  das  Zeichen  zum  Beginn  des  Gottesdienstes  durch  Schlage«* 
an  eine  hölzerne  Tafel   gegeben.    Tafeln  =  speisen  ist  daher  erst  nhd*  und  Weigaii^ 
II ^  871  demgemäß  zu  berichtigen. 

397  M  Tiabent  mir  hie  verstanden  'sie  haben  mir  hier  den  Weg  su  euch  Tertretea'* 

408  Man  erwartet  den  conj.  imperf.,  nicht  prae  s.  Es  ist  wohl  su  schreiben:  wiüe0^ 
weiden  6, 

416  wider  den  gart  streben  act  9,  6  durum  est  tibi  contra  stimulnm  calcitrare' 
Belege  aus  mhd.  Schriftstellern  bei  C.  Schulze,  die  bibl.  Sprichwörter  der  deutsehef 
Sprache  (Göttingen  1860)  S.  169. 

420  vrvudenweinen  'das  Weinen  vor  Freude'  Passional  K.  649,  37;  ähnlich  wetM^ 
klagm  Evang.  323^. 

422  daiz  =  da  ze. 

Abb  daz  ^wige  lieht  hier:  'der  christliche  Glaube',  auch  Christus  selbst  wird  so 
genannt  s.  B.  Kindh.  Jesu  76,  66  nach  Joh.  8,  12;  9,  6  ego  sum  lux  mundi. 

1.  Alter  und  Verfaßer  des  Jüdel. 

Der  VerfaOer  des  Jttdel  hat  sich  nicht  genannt ,  tritt  auch  mit 
seiner  Persönlichkeit  nicht  hervor,  außer  daß  er  in  einer  bei  den  Bear- 
beitern geistlicher  Stoffe  fast  stehend  gewordenen  Weise  (s.  Weinhold 


>  DIE  LEGENDE  VOM  JUDENKNABEN.  137 

Z.  f.  d.  Ph.  8,  2Ö4)  über  sein  Ungeschick  zum  Dichten  klagt  und  daran 
eine  Bitte  zur  heiligen  Jungfrau  um  ihren  Beistand  (der  antiken  An- 
I  rafong  der  Muse  entsprechend,  wie  Weinhold  a.  a.  O.  bemerkt)  schließt. 
Weniger  zweifelhaft  können  wir  über  die  Zeit  der  Abfaßung  des 
Gedichtes  sein:  es  fällt  nach  Metrik  und  Reim  in  die  beste  Zeit  der 
mhd.  Dichtkunst,  wie  es  denn  auch  Wackemagel  (2.  A.)  S.  205  A.  52 
an  den  Schluß  des  12.  Jahrhunderts  verlegt. 

In  Folgendem  will  ich  den  Beweis  liefern,  daß  einem  schon  be- 
kannten Dichter,    nämlich   Konrad  v.  Heimesfurt,    dem  Verfaßer  von 
Urstende    und    einer  Himmelfahrt  Mariae    auch    unser  Gedicht 
zozaschreiben   ist    Schon    der  Umstand,    daß   es  in  der  Wiener  Hs. 
niitten  zwischen  größeren  Gedichten  unmittelbar  hinter  der  Urstende 
überliefert  ist^    möchte  auf  ein  näheres  Verhältniß  zu  jenem  größeren 
erdichte  sehließen  lassen.  Doch  will  ich  hierauf  ebensowenig  Gewicht 
legen,  als  darauf,    daß  in  der  Einleitung  aller  drei  Gedichte  derselbe 
Grundgedanke  y   wenn   auch  in  etwas   veränderter  Form   wiederkehrt. 
Derselbe  ist  eben,  wie  oben  gezeigt,  Gemeingut.  Wichtiger  ist  dagegen 
die  Übereinstimmung  im  Reim*).   In  allen  drei  Gedichten  finden  sich 
häufig   rührende   Reime,    toärheit  :  gewanlieit  85;    arme  :  erbarme   237; 
^hän  :  vän  369;  in  allen  dreien  reimt:  suon  :  tuon  31;  lieht :  nicht  455; 
Himmelf.  633;    Urst.  106,  22;   110,  22;  127,  30;    daneben  aber  auch 
gesehiht :  niht  887;   Hmf.  507;  1009;  gesiht:  lieht  655;    Urst.  119,  78; 
fitnde  (Conj.)  :  sHmde  97;  funden  :  gebunden  U.  105,  30;  tele  :  etete  135; 
:bete  Hmf.  875;  aber  täten  :  bäten  Hmf.  877;  :  raten  U.  106,  10;  :  Pylä- 
^  Urst  108,  84.    Von  'stehn*  und  *gehn'   werden  in  allen   drei  Ge- 
wehten   mit  Ausnahme   des  Conj.  Praes.   nur   die  Formen   mit  ä  ge- 
l'i^ucht:  wät :  $tm  305;  gdn  :  getan  173;   lät :  stät  Hmf.  453;   hätigd 
7% ;  gdst :  hdet  Urst  105,  6;  Idn:  9tdn  105,  74.  Auch  dieselben  Fälle 
u^r  Apokope  des  e  wird  man  in  allen  drei  Gedichten  finden.   Femer 
™den  wir  dieselben  bildlichen  Verstärkungen  der  Negation:    niht  ein 
*^»-  198:  Urst  109,  55;    114,  4;    120,  65;  126,  4.   unib  ein  grik  149; 
^i^t.  tl5,  26,  wo  ebenfalls  zu  lesen  ist:  als  umb  ein  grüz.  Den  sicher- 
ste^  Beweis  aber  liefert  die  verhältniß  mäßig  häufige  Übereinstimmung 
in   ganzen  Versen,   einzelnen  Ausdrücken  und  Reimwörtern,   von  der 
icK  in  Folgendem  eine  Übersicht  gebe: 

^'^^^r  ir  gndde  niht  s8  eüeze  82.  Hmf.  1040    ir  gnade  toas  sd  eüeze. 

^>it  kumt  dir  niht  ze  mdzen  96.  Urst.  119,  5  cds  ez  in  kom  ze  mdzen. 

o**>i«fi  diee  missetät  99.  Urst  123,  40  amen  den  haz, 

*)  VgL  Kam  Folgenden  Pfeiffer  H.  Z.  8,  16S  ff. ;  Gombert,  de  trihua  carminibiui 
ÜkeotiieU  Halle,  Diff.  1861. 


138 


R.  SPRENGER 


meiaterschaß,  die  Priester  108. 
Jttdel  156  er  begundea  rdtes  vrdgen, 
162  wazmichdarumbedunket 

guot . . 
191  ze  staten  kumt :  gefrumt 


daz  reht  'der  Tod*  198:  daz  rekt 
begän  'das  Todesurtheil  voll- 
strecken'  222. 

nu  sehet  wd  216 

243  ein8wertodereinfnezter{:bezzer). 

276  nü  erlät  mich  An  durch  gat. 

280  nu  etuont  ein  bachoven  da  bi 
dar  hiezens  wite  bereiteti 
und  den  sS  vaete  eiten 

313  tovfe  dich  und  vnrde  gotes  kint 
sam  die  ander  etunt  gebom  sint 
von  wazzer  und  dem  heilegen  geist 

326  der  vater  allez  da  lae. 

Maria  heißt:  diu  reine  und  diu ge- 

hiure  356. 

und  der  engel  küniginne  362 
ein  michel  teil  379 

382  säzehant  lief  ein  böte, 

383  hof :  bischof 

387  dise  starken  geechiht, 

428  den  gelovben  er  im  vor  sprach. 

446  briester  unde  Hute  me. 
434  wtsUch  er  sie  dd  benet. 

447  daz  gotes  wort 

daz  waz  den  Juden  ein  lieber 

hart  • . . 
kort  noch  Hmf.  31. 


ürst.  121,  28. 

U.  104,  34  er  begundes  rätes  wägen, 
ioaz  si  dar  umbe  doukte  guä 

U.  104,51  gefrumt  lunt  uns  ze  besten 

siatenhmt 
122,  19  daz  er  in  ze  staien  käme. 
vgl.  Hmf.  44;  502;  Unt  114,  34. 


=  Hmf.  984. 

Urst.  101,  15  mit  pumiz  oder  mit 

meezer  (:  beaer)* 
Hmf.  385  IT  suü  mich  sUn  durch  gä 

Urst.  123,  22  sine  schergen  bat  er  mi 
wite  (Hb.  wizze)  bereiten: 
ir  chot>en  glitten  und  eiten. 

Urst.   108,  30  des  (Qottesreiohes) 

niemant  teiUeunJUg  wiH 
wan  erden  ander  etunt  gMri 
wazzer  und  der  heüege  geitL 

Hmf.  684  stuontderhischofalUzkis. 

diu  gehiure  Hmf.  512. 

=  Hmf.  404,  1063. 

=  Urst.  106, 16;  ein  michel  mtHmf. 

972. 
Urst.  120,  66  sich  huop  am  haU  si- 

Urst.  105,  72. 

Urst.  120,  74  starkiu  meere.  106,82 

starke' rüsgs, 
Hmf.  754  er  sprach  in  den  gehmbez 

uor. 
Hmf.  264  dannoch  guoter  liute  «& 
Hmf.  976  als  er  die  armen  dd  beriäL 
Hmf.  99  den  iemer  wemden  kort 

der  eile  spise,  dez  gotes  woft 


DIE  LEGENDE  VOM  JUDENKNABEN.  139 

'ragt  sich  somit  nur  noch,  welche  Stelle  seiner  Entstehungszeit  nach 
BB  Gedicht  unter  den  drei  nunmehr  nachweislich  dem  Dichter  ge- 
örigen  einninunty  so  möchte  ich  es  für  nach  der  Himmelfahrt, 
la  des  Dichters  Kunst  in  ihm  schon  entwickelter  ist,  aber  vor  der 
Frstende  entstanden  halten.  Letzteres  schließe  ich  unter  anderem 
laranSy  daß  sich  die  allerdings  sonst  nicht  ungewöhnliche  Bindung 
:ä  {getan  i  man  Jüd«  183)  in  der  Urstende  nicht  mehr  findet.  Die 
Intstehungszeit  des  Jttdel  ist  also  das  erste  Jahrzehent  des  13.  Jahr- 
onderts.  Übergangen  habe  ich  oben  dein  nur  aus  dem  Jtldel  zu 
elegenden  Reim  siht :  bist  365.  Ein  Seitenstttck  findet  derselbe  bei 
Wad  V.  Fußesbrunnen y  Kindh.  Jesu  75,  6  istigihst  Da,  wie  viel- 
kche  Entlehnungen  in  Urstende,  Himmelf.  und  Jtldel,  die  ich  einmal 
)lter  zusammenstellen  werde,  beweisen^  Eonrad  ▼.  Heimesfurt  ein  Nach- 
bner  des  Fußesbrunnen  ist,  so  ist  dieser  Umstand  leicht  zu  erklären. 
*oeh  möchte  ich  auch  noch  der  Erwägung  anheimgeben,  ob  der  Reim 
'übistcUUrst  119,  16,  wo  ebenfalls  Ausfall  des  h  anzunehmen  ist, 
irklich,  wie  Bartsch  will,  als  verderbt  anzusehen  ist 

2.  Quelle  der  Erzählung  im  Passional. 

Über  die  Quelle  der  in  dem  Passional  enthaltenen  'Marienlegenden' 
ad  die  Meinungen  getheilt.  Pfeiffer  hält  daftlr  des  Botho  Prunvenin- 
Hiais  Über  de  miraculis  sanctae  Mariae  virginis,  aus  dem  er  im  An- 
Okge  zu  seiner  Ausgabe  einige  Legenden  mitgetheilt  hat;  nach  Josef 
aapt  (Aber  das  mitteldeutsche  Buch  der  Väter,  Sitzungsberichte  der 
iilo8.-histor.  dasse  der  Wiener  Akademie  d.  Wißenschaften  Bd.  69, 

71 — 146)  soll  die  Legenda  aurea  (verfaßt  vor  1293)  wie  fUr  die 
[arienlegenden'  überiiaupt,  so  auch  fttr  den  'Judenknaben'  die  Quelle 
Wesen  sein.  Bei  genauerer  Vergleichung  kann  kein  Zweifel  sein,  daß 
r  uns  fttr  Pfeiffers  Ansicht  zu  entscheiden  haben,  da  bei  Botho  oft 
ibenumstände  erwähnt  werden,  die  wir  in  der  Legenda  aurea  nicht, 
»hl  aber  in  den  ^Marienlegenden'  erwähnt  finden.  So  wird,  um  gleich 
i  imserer  Legende  zu  bleiben,  bei  Botho  und  von  dem  Verfaßer  des 
ssionals  ab  Zeit  der  Begebenheit  Ostern  genannt,  während  bei 
oobus  a  Voragine  eine  Zeitangabe  überhaupt  fehlt,  ferner  wird  bei 
lern  zwar  ein  Bild  der  Maria  über  dem  Altar,  nicht  aber  die  wunder- 
re  Erscheinung  des  Christkindes  bei  der  Communion  erwfümt,  die 
h  bei  Botho  und  in  den  Marienlegenden  findet  Während  aber  bei 
I  übrigen  Legenden  die  Sache  so  liegt,    daß  Botho  ftlr  dieselben 

alleinige  Quelle  gewesen  zu  sein  scheint,  ist  dies  fbr  den  'Juden- 
iben"*  nickt  möglich.  Derselbe  stimmt  vielmehr  in  einer  Menge  Einzel- 


140  R   SPBENGER 

heiten  nur  mit  dem  deutschen  ^Jttdel'  Uberein.  So  findet  sich  z.  B.  die 
Angabe,  wodurch  besonders  der  Knabe  die  Gunst  der  Maria  erworben 
habe,  nämlich  dadurch,  daß  er  ihr  Bild  von  einem  Spinngewebe  rei- 
nigte, in  keiner  anderen  bekannten  Recension«  Es  wäre  nun  das  natür- 
lichste anzunehmen,  daß  eine  andere  verlorene  Behandlung  des  Stoffes 
beiden  zugleich  als  Quelle  gedient  habe.  Da  aber  eine  Ansahl  von 
Versen  des  'Jüdel'  im  ^Judenknaben",  wenn  auch  vielfach  verändert 
und  erweitert  erscheint,  so  ist  wohl  anzunehmen,  daß  das  ältere  deutsche 
Gedicht  selbst  vom  Verfaßer  des  Passionais  gekannt  und  benutst  ist 
Bekanntlich  benutzte  derselbe  eine  große  Anzahl  von  Bttehern  zu  seinem 
großen  Werke,  darunter  auch  deutsche.  So  hat  Air  den  Abschnitt,  der 
die  sagengeschmückte  Kindheit  Jesu  behandelt,  das  Gedicht  des  Konrad 
V.  Fußesbrunnen  als  Vorlage  gedient,  wie  Bartsch  (Germania  5,  482  ff) 
bewiesen  hat.  Die  Art  der  Benutzung  hat  ftlr  dieses  Gedicht  Bartsch 
a.  a.  O.  durch  Gegenüberstellung  der  entsprechenden  Verse  beider 
Gedichte  gezeigt.  Ein  gleiches  Verfahren  wird  zur  ErkenntoiO  dei 
Verhältnißes  beider  auch  Air  unser  Gedicht  ersprießlich  sein. 

So  entsprechen  zuerst  die  Verse  Jüd.  94 — 100  bis  ins  Eänzeloe 
Marl.  145—155.  Beide  Stellen  enthalten  eine  Anrede  an  die  verborgene 
Spinne  (beide  Male  tourm  genannt). 

Jüd.  Marl. 

94  unt  sprach  Vurm  wserstü  wiso     154  und soldest (vorher:  herumm) 
du  rihtest  d!n  werc  anderswä  üwer  wero  üf  slln 

wol  anderswft  danne  hie. 
97  und  toest  ich  wä  ich  dichfunde        14g  ich  wold  üch  als6  stillen 
du  müesest  an  dirre  stunde  {west  ich  dt  wd  ir  wiret) 

amen  diso  misset&t.  daz  ir  md  wol  verbdret 

diz  bilde  m!ner  frouwen. 
Auch  die  Verse  Jüd.  101—107  sind  inhaltlich  genau  =  Mari.  1&8 
bis  169.  Ferner: 

Jüd.  Marl. 

115  die  ougen  ez  nie  dar  abe  verlie     182  hin  üf  den  alter  ez  sach 
da  man  daz  ambet  begie  unt  wart  gewar  waz  d&  lao, 

unz  im  üf  dem  altSBre  erschein  des  es  vor  vreuden  erschrac** 

der  aH&r  sehcmiH  kinde  ein  daz  aller  schönste  kindetin 

daz  dehein  ouge  ie  ilbersaeh,  sach  ez  al  dar  üffe  stn, 

der  briester  vleisch   dar  abe  daz  ie  ouge  mS  beeach, 

brach  der  brister  von  dem  kinde  bra^l' 

unt  gab  ez  den  liuten  in  den  swaz  er  den  lüten  hine  gab. 

munt  unt  swie  vil  er  gebrach  her  t^ 


DIE  LEGENDE  VOM  JUDENKNABEN. 


141 


doch  düht  ez  in  ie  wol  tüsent  so  lac  daz  kint  ie  vullenkumen. 

Btunt  unt  wart  im  nibtes  niht  benumen 

BcboBner  onde  sterker  danne  e  der  scbdne  noch  der  Sterke  sin. 

und  entet  niht  als  im  wsere  w8. 
and  ob  ez  inder  w»re  wunt, 
es  enehein  ie  ganz  unt  wol 

gesont 

Jad.  Marl. 

32  ez  begnnde  harte  Itse  198  sus  quam  ez  heimlichen 
Blieben  under  der  menige  dar.  in  dem  gemeinen  volc  aldar. 

die  liute  nfimen  stn  niht  war  stn  wart  nieman  gewar. 

ffter  wendet  der  Verfaßer  des  Passionais  mit  Absicht  andere  Bezeich- 
ongen  an.  So  wird  J.  138  die  Hostie  dcua  lebendige  brdt  genannt,  welche 

1  den  Marl.  210  aus  derselben  Anschauung,  aber  mit  anderem  Aus- 
nick: die  Swige  Itpnar  genannt  wird.  Manchmal  finden  sich  in  beiden 
dtene  Wendungen,  die  sonst  nicht  weiter  zu  belegen  sind,  z.  B.  ze 
erhergeti  Tcomen,  sich  z.  h.  heben  'nach  Hause  gehen'  Jüd.  140, 
hrl.  217,  von  Lexer  II,  1252  nur  mit  letzterer  Stelle  belegt.  Vergl. 
Jraer: 

Jttd.  mit  Marl. 

50  vor  leide  brach  er  dö  üz  263  mit  betrubnisse  hart 

stn  hfir  unt  zarte  sin  gewant.  beide  hfir  unde  hart 

roufte  er  unde  brach  enzwei. 

*ie  Verse  Jtldel  210 — 215  finden  sich  zweimal  paraphrasirt  in  den 
[arl.  wieder:  ▼.  331 — 333  und  v.  304  ff.  Die  Übereinstimmung  erstreckt 
ch  hier  theilweise  bis  auf  die  Gleichheit  der  Reimworte.  Vgl. 

JtLd.  mit  MarL 

2  Bul  wir  unser  6re  331  ob  wir  das  kint  vrigten 
immer  vor  im  gefristen.  unz  ez  vememen  die  kristen 
gevreischent  es  die  kristen :  wir  werden  über  ein  geschant. 
sie  gestSnt  im  Tltzeclichen  bt. 

leiche  Motivirung  auch  Jttdel  220  ff.  und  Marl.  310  ff. 

Femer  ist  zu  vergleichen: 

Jüd.  und  MarL 

K)  nft  stuont  ein  bachoven  d&  bt.       340  nu  stunt  dd,  nach  gewonheit, 


dar  hiezen  si  wite  bereiten 
und  den  so  vaste  eiten  (Hs. 

heizen) 
daz  daz  fiwer  vaste  her  üz  sluoc 


ein  bachoven  gröz  genuc, 
da  man  dürre  holz  tn  truc 
und  heizte  in  einen  halben  tac. 


142 


S.  SPRENGER 


Nicht  nur  den  Vater,  selbst  die  übrigen  Juden  ergreift^  im  Gegensats 
zu  den  übrigen  Bearbeitungen ,  in  denen  sie  durchauB  als  hartherzig 
erscheinen,  Mitleid: 

Jüd.  Marl. 

284  daz  kint  man  schiere  dar  truoc     387  sthe  vront,  die  valsehe  diet, 


gebunden  unt  warf  ez  dar  in. 
dd  vluhen  die  Juden  aUe  hin 
daz  8t  iht  acehen  die  ndt 
wie  ez  den  bitteren  tot 
erlite  der  im  bereitet  was. 


betrübet  wftren  ouch  ein  teil 
um  daz  groze  unheil, 
daz  im  d&  soIde  zu  treten: 
dö  si  ez  drtn  geworfen  beten 
und  ez  die  vlamme  bezdch, 
iegifch  von  dem  wage  vlöcb, 
wan  er  nibt  mohte  an  gesehen 
welich  jftmer  solde  an  im  ge- 
schehen 

in  des  fdres  ungemacb. 
Femer  findet  sich  in  beiden  die  Wendung,  daß  der  alte  Jude  vor  Ver- 
langen nach  seinem  Sohn  in  den  Ofen  hinein  will,    wovon  ibn  seine 
Freunde  nur  mit  Mühe  abhalten: 


Jüd. 
351  er  stuont  üf  unt  lief  d&  hin 
unt  wser  vil  gerne  zim  dar  in, 
h^ten  im  die  andern  niht  gewert. 


Jüd. 
354  er  sprach  'sun,  wer  h&t  dich 

genert' 

Jüd. 
377  wil  du  daz  ich  hin  üz  g§, 
sd  muostü  der  kristen  3 
ein  michel  teil  her  bringen, 
an  die  wil  ich  gedingen 
daz  st  mich  erstnten  gote. 
sft  zehant  dö  lief  ein  böte 
ze  dem  tuome  üf  den  vrönhof, 


Marl, 
er  stunt  üf  bald  unde  lief 
für  den  oven  vil  dräte, 
also  betoubet  in  hftte 
die  vroude  und  daz  ungemach 
daz  sich  in  im  in  Wechsel  bncbf 
daz  er  von  dem  gesinde 
hin  zu  einem  kinde 
wold  in  den  oven  äta  gestigen, 
idoch  sd  wart  er  uberkrigen 
und  d&  vor  gebalden« 

Marl. 
431  dd  sprach  er 'liebes  kint  sag  AD* 
sag  an,  wer  h&t  dich  emert? 

Marl. 
454  du  Salt  mir  6  der  kristen 
für  den  oven  Iftsen  kumen 
also  vil  üf  miüen  framen» 
den  ich  wol  mac  getrüwm: 
und  wil  ouch  üf  sie  büwen 
verre  baa  danne  üf  dieh 
und  üf  die  vrunt  gemeinlioL 


DIE  LEGENDE  TOM  JÜDENKNABEN. 


143 


di  er  den  bisohof  478  er  sande  balde  stnen  boten 
mit  sinen  kapellftnen  vant.  b6  hin  üf  der  pfaffen  hof. 

er  sagete  in  sä  zehant  onoh  wart  besant  der  bisohof 

dise  starken  gesehiht  üf  diz  grdze  wunder. 

iFir  sehen  in  dieser  Stelle  recht  deutlich,  wie  der  Verfaßer  des  Pas- 
ionals  die  Erzählung  ausspinnt.  Hier  hat  derselbe  17  Verse  einge- 
Men,  die  ganz  sein  Eigenthum  sind. 

Auch  die  Worte ,  die  der  Judenknabe  an  den  Bischof  richtet^ 
immen,  dem  Inhalte  und  auch  theilweise  der  Form  nach,  in  beiden 
fedichten  überein: 

Jüd.  Marl* 

93  ^berre,  ich  wil  hin  üz  ziu  g&n.      509  herre,  ich  wil  ü  gerne  kumen. 
nftbitetmfnen  Täter  hinderst@n  idooh  sult  ir  baz  underdrumen 

und  ander  mine  m&ge.  mtn  angest  zu  den  frunden. 

ja  fUrht  ich  sSre  ir  Ifige/  ir  sult  dem  vater  künden 

und  d&  bt  mtnen  mftgen 
daz  si  mir  niht  enl&gen  • . 


Jüd. 
12  do  wart  manic  wange 
von  weinunden  ougen  naz 


Marl. 

540  des  wart  euch  manic  wange  naz 

von  der  vrouden  ubervlut 


Jüd.  Marl. 

20  die  kriflten  alle  vor  Triuden     502  sin  tugentlich  gemuote 

weinten.  vor  yrenden  weinte. 

Zum  Schluß  sei  erwähnt: 

Jüd.  426  daz  kint  er  (der  Bischof)  an  dem  arme  truoc. 

Der  Verfaßer  dea  Passionals  hat  daraus  fiinf  Verse  gemacht: 
MarL  526  mit  vrolichen  armen 

druckt  ez  der  bischof  an  die  brüst, 
nach  stnes  willen  gelust 
truoo  er  es  selber  schöne 
an  der  processione. 

4e  obigen  Zusammenstellungen  werden  genügend  die  Abhängigkeit 
^  'Judenknaben'  vom  ^Jüdel'  beweisen.  Doch  finden  sich  in  dem 
nteren  auch  Momente»  die  darauf  hinweisen,  daß  der  Verfaßer  noch 
ine  andere  Vorlage  benutzte.  Zwar  wenn  die  Verehrung,  die  der 
adenknabe  der  Maria  erweist,   Marl.  241,  56  zuerst  nur  durch  die 


144 


P.  PFAFP 


Furcht  vor  den  Schlägen   des  Schohneisters    erzwungen  eraehrint*), 
80  kann  diese  Angabe  auf  Mißverständniß  von  Jüd«  82,  83: 

w»r  niht  ir  gn&de  süeze 

sd  würde  wir  vil  dicke  geslagen 
beroheni  anders  ist  es  aber,  wenn  es  248  ff.  heißt: 

die  muter  euch  alsam  erschrac 

von  irm  liben  kinde. 

allez  daz  gesinde 

was  betrübet  unde  unvrö. 
Entsprechende  Verse,  die  zwischen  153,  154  stehen  müßten,  fehlen  im 
Jüdel,  wo  die  Mutter  des  Knaben  überhaupt  nirgends  erwfthnt  wird. 
Dagegen  heißt  es  bei  Botho  (Wolter,  der  Judenknabe  44^  21):  mater 
vero  pueri  nimio  dolore  constricta  ejulando  clamare  coepit,  multosqne 
tarn  Christianorum  quam  Judaeorum  ad  lacrymas  commovit  Es  ixt 
somit  mindestens  höchst  wahrscheinlich,  daß,  wie  er  ihm  ftlr  die  übrigen 
Legenden  die  einzige  Quelle  war,  so  auch  bei  dieser,  Botho  dem 
Dichter  des  Passionals,  vorlag.  Hat  ja  der  Dichter  auch  in  der  be- 
treffenden Partie  (s.  oben)  neben  Konrads  v.  Fußesbrunnen  Gedichte 
das  lateinische  Evangelium  infantiae  benutzt,  wie  O.  Schade,  über  de 
infantia  p.  S""  bewiesen  hat. 


BRUCHSTÜCK  EINER  HANDSCHRIFT  VON 

REINBOTS  GEORG. 


S.  1,  Sp.  a. 

4680  da  in  kan  ime  nieman  ge wegen 
her  hiez  in  nil  gahis  segin 
sa  zu  vier  stackin 
her  sprach  die  sal  man  drucken 
in  einen  fulin  pul 

4685  her  hat  mir  ninen  knnig  stul 
lestirlich  gesetzit 
des  ist  her  hie  geletzit 
daz  her  ime  noch  iesnm 
nnmmir  mir  wirdet  frnm 


4690  vnd  auch  die  konigio  hat  nitvir 
Tme  daz  sebindehalb  iar 
diz  gebot  her  Tnde  geschach 
zu  vier  stucken  man  in  brach 
mit  einer  starken  kom  tegin 

4695  die  stncke  hetins  in  ir  plegin 
Tnz  man  sie  fär  den  keiser  dmg 
her  sprach  her  bat  sin  gnvg 
na  werfit  in  in  die  patse 
her  ist  ime  vnd  mir  vnnvtie 


*)  daz  jadelin  ez  neic  ouch  dar 
nnd  nam  dar  an  md  nihtes  war 
wan  das  in  die  äugest  twanc. 


BHÜCH8TÜCK  EINER  HANDSCHRIFT  VON  REINBOTS  GEORG.       145 


OO  da  mit  Taren  wir  inbiszin  sa 
vnd  lige  her  in  dem  pale  da 
dis  gesehach  als  her  gebot 
viflsche  fleisch  win  vnd  brot 
da  mit  der  disch  gerichtit  wart 

D5  na  inlies  ab  ime  nicht  sin  vart 
cherabin  mde  michahel 
die  brachtin  die  reine  sele 
Widder  za  dem  lichamen 
ynd  sprach  da  macht  dich    wol 

schämen 

10  weder  geori  xa  palastin 
was  Ton  dir  die  keiserin 
sprach  das  sal  nicht  werden  war 
wol  of  edel  rittir  dar 
bi  gote  vnd  aach  durch  vns  zwene 

15  als  da  were  za  millene 
in  diner  bestin  daginde 
in  den  cleiden  in  der  iaginde 
als  sie  gesprochen  Tollen  daz  wort 
. .  stant  der  margraae  dort 

720(6)  als  her  ein  meien  were 
ane  nalde  sander  schere 
worden  jme  die  deider  bereit 
die  plagin  solichir  richeit 
daz  deme  konige  vnd  dem  heiser 

were 

725  za  geltin  alzu  swere. 
wan  iz  waz  engelische  wat 
weder  gewebin  noch  genat 
licht  Tar  waz  sin  har 
Ton  gesteine  drof  ein  schappel  dar 

730  gesetzit  in  solichin  schin 

daz  her  deste  menlicher  moste  sin 
so  den  brosten  wit  da  mitten  crang 
ein  gortil  in  so  samen  twang 
der  waz  riebe  mde  dore 

735  genur  nach  dem  fare 
von  edeln  robinen 
die  sach  man  da  oz  schinen 
abir  wie  was  her  hie  gestalt 
das  ist  ¥on  mir  yngezalt 

789  a  Tode  hete  salomonis  sin 

^896  yedoeh  wil  ich  profin  in 

^^0  da  her  sidi  selbir  ane  sach 
her  behagit  ime  wole  vnd  sprach 


geerit  sista  herre  got 
geerit  sy  din  hohir  bot 
der  engil  forste  michahel 

4746  der  mir  brachte  weder  die  sei 
no  hat  die  keisirine  war 
die  Seite  mir  sander  bar 
man  mochte  mich  nit  oerdirben 
mit  dekeiner  not  irsterben 

4750  ej  got  sage  so  dir  g^t 
von  dorn  liebir  Reimbot 
sal  alliz  ding  daz  ie  wart 
glichin  rechte  siner  art 
80  mos  die  liechte  rose  sin 

4755  matir  des  von  palastin 

die  sonne  der  Tatir  aoch  dar  zo 
wanne  sie  an  deme  morgen  £rvL 
(e)  Sonder  alliz  wolkin  stat 
ynde  also  biminde  of  gat 

4760  so  briohit  ir  dar  rechter  schin 
in  der  rosin  kemmerlin 
da  bloete  der  same  inne 
von  ir  zweier  minne 
de  same  ist  baisam  lelien  blot 

4765  dar  oz  wart  der  degin  got 
der  oz  irkom  marckis 
deme  sin  zwei  lobiz  ris 
also  hoch  gestoszin 
daz  ich  kan  nicht  genoszin 

4770  vff  der  breitin  erden 

so  ist  her  in  solichim  werde 
in  deme  darin  hinnel  obin 
dez  moszin  in  mit  gesange  laben 
die  zehin  chore  obir  al 

4775  vnd  waz  in  des  hiemels  sal 

wie  ist  daz  rosin  kint  gezogen 
hat  iz  wibiz  brost  gesagin 
nein  daz  mag  nit  sin 
mascat  blöde  vnde  negelin 

4780  daz  waz  die  spise  die  her  az 
sin  drinckin  was  der  vid  waz 
obe  man  in  nicht  an  brosten  söge 
vnd  bette  her  danne  zwene  flöge 
ich  wolde  in  for  einen  engil  han 

4785  nein  ir  solt  iz  sos  oirstan 
da  her  in  deme  dorne  lag 
vnd  got  den  boom  ab  ime  wag 


4719  dm  tkmt  iL   Die  noch  vorhandene  Spur  l&Dt  auch  in  F  noch  ein  «a  er- 
•mtilll   Bms  Bliks.  XT.  (XXVIL)  Jahrg.  10 


146 


F.  PFAFF 


vnde  ime  io  siner  crefte  irachein 
eint  wart  die  creatare  die  keine 

4790  die  ie  von  menschen  frachtig  wart 
dese  schone  ynde  so  zart 
were  nach  wnnsehe  in  allen  wis 
als  geori  was  der  marckis 
dai  solt  ir  wissin  snnder  wan 

4795  nu  sal  der  minnendiche  gan 
alhin  da  der  keiser  saz 
da  her  uil  hoch  sich  nermaz 
(2^)  nu  der  marckis  were  dot 

so  walte  her  fagin  grosze  not 

4800  sinen  bradem  beiden 

her  walte  sie  gahis  scheiden 
▼on  ir  lant  za  palastin 
da  muste  her  sonder  werlich  sin 
diz  hiez  her  künden  abir  al 

4805  vnder  des  ging  her  in  den  sal 
der  markis  vnd  horte  daz 
her  ging  hin  da  der  konig  saz 
▼me  in  wart  also  getraag 
daz  were  za  saginne  za  lang 

4810  allir  wander  wander 
praftin  die  besnnder 
die  sinen  dot  sahin 
za  hant  sie  do  iahin 
her  waz  geartet lit 

4815  der  in  da  hat  gehelt 
daz  ist  der  waltigere, 
von  deme  die  starkin  mere 
die  wissagin  hant  gesagit 
den  drog  uz  galilea  die  magit 

4820  wir  gleiben  an  den  keinen  mere 
keisir.  konig.  vatir  here 
hilf  vns  uf  dirre  erden 
daz  wir  getaufit  werden 
hie  begoz  sie  der  heilige  geist 

4825  vnd  wart  ir  bete  volleist 

zwölf  dosint  der  beiden  waren 
die  hiez  der  keisir  var  vahen 
mit  wunderlichin  notin 
hiez  her  sie  alle  dotin 

4830  her  sprach  zu  deine  magrauen  sa 
eia  alexandrina 
din  rede  mag  wole  wesen  war 
iz  muz  ie  sebindehalb  iar 
nach  irre  zalc  hine  komen 

4835  e  uch  der  lip  wurde  benomen 


wolt  ir  bi  mir  bliben  rai 
vncz  djccleeianna 
(6)  komit  vnd  sin  geselle  mtxiiDaii 
ich  bin  ir  beider  vnder  ttn 

4840  vntz  sie  kamen  in  das  liat 

ich  halte  och  schone  finder  bot 
diz  labit  of  rittiriiehen  eit 
da  bj  sy  och  doch  geseit 
als  sich  die  lone  wandelt 

4845  also  wert  ir  gehandelt 

mit  nower  martil  sonder  wan 
des  getat  ich  nicht  nirlaa 
Da  sprach  der  margraoe  tu  hait 
sint  och  got  ist  oit  bekaat 

4850  vnd  wolt  nit  sine  wonder  spelm 
die  ir  an  mir  hant  gesehen 
die  urteil  moz  ober  och  irgu 
ir  mugit  sin  nicht  abe  gestio 
no  dez  nicht  rat  wesin  mag 

4855  so  wil  ich  loben  of  den  dag 
als  vns  beschiet  die  konigiD 
da  sie  die  engil  fbrtin  hin 
des  bot  her  sine  siehirheit 
vff  sinen  rittirlichin  eit 

4860  ane  daz  eine  las  ich  vor 
daz  mir  affin  si  din  dor 
obe  ir  wult  zo  palastin 
da  wil  ich  die  broder  min 
behüten  daz  ich  vmmer  mag 

4865  ich  kan  noch  den  altin  slsg 
den  ich  do  for  han  geslagea 
kont  ir  mir  doch  nicht  beiagcs 
so  irzeige  ich  doch  den  willei  tk 
ich  maz  aoch  abir  in  palastiB 

4870  da  kan  ich  noch  den  alten  diick 
da  ich  mit  harte  manigen  stich 
von  minen  brodem  han  geselii> 
als  mag  iz  noch  geschehen 
ich  inkome  von  uch  nicht  swtr 
4875  in  sebinthalbem  iar 

gebit  mir  schilt  vnd  sper 
daz  ist  minis  hertsin  ger 
(c)  vnd  min  swert  licht  genal 
daz  heisch  ich  hie  sonder  twtl 
4880  daz  namit  vnrittirlichen  ir 
herre  mit  gewalt  mir 
no  sit  gewis  herre  min 
e  och  minen  bnlin  os  paliitiB 


BRÜCHSTÜCK  EINER  HANDSCHRIFT  VON  REINBOTS  GEORO.       147 


der  banere  sasin  als  gros 
daz  iz  wole  dut  weder  stoz 
deme  doner  von  deme  lüfte 

4905  ich  rede  iz  nicht  von  gufte 
min  bulin  werent  so  irbalch 
daz  man  mochte  einen  kalch 
von  trunzunen  brennen 
der  sich  kan  irkennen 

4910  der  git  mir  der  warheit 

von  in  der  luft  dreit  noch  di  cleit 

mit  galine  vnd  von  fare 

daz  man  git  zu  auentare 

ir  werdent  uon  ir  zweier  bant 

4915  die  ponider  also  nach  zirtrant 
daz  sich  die  rute  werrent 
vnd  rus  von  stiche  kerrint 


werde  geseheiden 
)5  iz  getmwit  e  manigen  beiden 

geseheiden  von  deme  Übe 

e  man  sie  oirtribe 

e  man  die  bilde  vmme  da 

iz  mnste  e  sorgen  han  dar  zn 
90  berge  vnde  hirte  flinse 

vnd  keinen  noch  den  linsen 

oder  cleinre  danne  mel 

BUS  kunen  sie  die  helde  snel 

nach  valkin  dackc  stechin 
95  mit  harte  die  schare  brechen 

e  man  in  die  girde  airbabe 

geleibet  daz  dar  abe 

vil  manigiz  amien 

vil  lote  woffin  schrien 
00  vnd  kamen  wir  dri  noch  zu  samen 

da  wirt  in  iesns  namen 

Zu  den  bisher  bekannten  vollständigen  Hss.  und  Fragmenten  des 
iligen  Georg  Reinbots  vom  Turn  tritt  nun  noch  das  vorstehende 
0  Verse  umfaßende  Bruchstück ,  das  sich  auf  dem  Stadtarchive  zu 
ankfurt  a.  M.  befindet.  Es  ist  auf  einem  Pergamentblatte  in  Folio 
erliefert,  dessen  Seiten  in  je  drei  Spalten  zu  40  Zeilen  zerfallen. 
)m  Charakter  der  Schrift  nach  dürfte  die  Hs.  aus  dem  Ende  des 
y.  Jh.  stammen.  Das  Blatt  ist  in  der  Mitte  zusammengebrochen 
d  hatte  als  Aktenrücken  gedient.  Das  linke  Untereck  fehlt,  doch  ist 
durch  nur  ein  Wort  der  Spalte  a  (S.  1)  unleserlich  geworden.  Das 
att  gehörte  einer  großen  Sammelhs.  an,  die  offenbar  auf  dem  Frank- 
•ter  Archive  ihren  Untergang  fand.  Zwei  weitere  Bruchstücke  der- 
ben Hs.,  ein  vollständiges  und  ein  halbes  Blatt,  enthalten  den  An- 
)g  des  Freidank  und  den  des  deutschen  Cato.  Daß  diese  drei  Frag- 
iDte  derselben  Hs.  angehörten,  beweist  neben  der  Gleichheit  des 
»nnats  bei  gleicher  Zeilenzahl  jeder  Seite  die  völlige  Gleichheit  der 
hrift,  die  besonders  in  der  Übereinstimmung  der  fratzenhaften  Ver- 
srung  der  Initialen  (so  des  S  in  Sunder  4758)  hervortritt.  Die  Frei- 
nk-  und  Catofragmente  sind  übrigens  zweispaltig  geschrieben.  Von 
iden,  die  mir  —  wie  das  hier  abgedruckte  und  das  im  vorletzten  Jahr- 
ng  der  Germania  veröffentlichte  Bruchstück  von  Gottfrieds  Tristan^ — 
irr  Stadtarchivar  Dr.  Grotefend  in  Frankfurt  a.  M.  in  der  dankens- 
irthesten  Weise  zur  Verfügung  stellte,  habe  ich  gleichfalls  Abschrift 
Qommen. 

Mone  (Anz.  1835,  186  ff.)  hat  bereits  hervorgehoben,  daß  die 
I^Bersche  Hs.  lückenhaft  sei;    dies    bestätigt  auch  das  Frankfurter 


148    F.  PFAPP,  BRUCHSTÜCK  EINER  HANDSCHRIFT  VON  REINBOTS  OEORG. 

Bruchstück,  indem  es  zwischen  den  Versen  4739  und  4740  ein  Verspür 
mehr  bietet,  dessen  Echtheit  wohl  nicht  anzuzweifeln  ist.  Eine  abschlie- 
ßende Ansicht  über  den  Werth  oder  Unwerth  des  Frankfurter  Bruch- 
stückes ließe  sich  erst  nach  Vergleichung  der  Wiener  [und  Zürcher]  Hi. 
aufstellen ;  daß  es  einer  wesentlich  beßern  Hs.  als  die  Mösersche  angehörte, 
leuchtet  nach  Betrachtung  einiger  abweichenden  Lesarten  ein.  So  ist  4681 
balde  M(ösersche  Hs.)  sicher  Glossem  für  gahü  F(rankfurter  Br.).  Vgl 
4801.  Die  Lesart  4689  gefi-um  M  belegt  Lexer  1^  967  nur  aus  M,  ebenso 
die  immerhin  zweifelhafte  hornsegen  M  4694.  4700  essen  M  ist  Glossem  flir 
inbiazin  F.  Mit  meien  4720  F  weiß  ich  wenig  anzufangen.  Sollte  viel- 
leicht matdtn  zu  lesen  sein?  oder  wäre  an  eine  Personification  des  «mm 
zu  denken?  engel  M  erscheint  Glossem.  4727  gewebin  F  dlirfle  sich 
gegenüber  gesiiytten  M,  das  durch  die  vorhergegangene  Nemiang  der 
schere  (4721)  eingeführt  sein  könnte,  empfehlen.  4730,  1  ziehe  ich  die 
Lesarten  von  F  vor.  4732  erweist  F  das  in  M  durchstrichene  und 
durch  stoang  glossirte  crang  als  richtig.  4748  sunder  bar  F  im  Sinne 
von  ^unaufhörlich''  empfiehlt  sich  gegenüber  sunder  vor  M,  denn  wann 
die  heiser inne  war  hat  (4746),  braucht  nicht  noch  hinzugesetzt  sa  werden 
sie  habe  sunder  var  geredet.  4781  der  viol  waz  F  ist  richtig;  M  htt 
d.  V.  raz.  Ebenso  4792  wünsche  F  gegenüber  wuchst  M,  4850  sm 
wunder  F  gegenüber  sunder  wunder  M.  4883  bulin  F  im  Sinne  von  „Ve^ 
wandte''  ist  wohl  ursprünglicher  als  bruder  M.  Vgl.  4906.  4894  duckt  F 
beßer  als  dusse  M.  4908  sU^untzen  M  ist  in  der  Bedeutung  „Lanzen- 
splitter^  nur  aus  dieser  Stelle  bei  Lexer  2;  1254  belegt;  trunzunBH  F 
ist  aber  vorzuziehen.  4910  git  F  beßer  als  sprichst  M.  Das  EVankforter 
Bruchstück  ist  md. 

FRANKFÜRT  a.  M.  F.  PFAFP. 

Ich  füge  ein  Verzeichniß  der  uns  erhaltenen  Handschriften  oni 
Handschriftenbruchstücke  von  Reinbots  Georg  bei. 

1.  Wiener  Hs.  2724  (bist.  eccl.  149)  Perg.  1376.  122  Bl.  4.  Hoff- 
mann S.  115. 

2.  Zürich,  Waßerkirchbibliothek  collect.  Simmleriana  Np.  430- 
Pap.  14.  Jh.  4.  Bl.  23*-147\ 

3.  Berlin,  die  ehemalige  Mösersche  Handschrift.  Pap.  1446. 
IQ^  Bl.  fol. 

4.  Wiener  Hs.  13567.  Pap.  15.  Jahrh.  Bl.  183—215.  Unvollständig. 
Tabulae  VH,  234. 

5.  München,  cgm.  5249,  Nr.  15.  Perg.  6  Bl.  14.  Jahrh.  entfalM 
V.  6631—5882.  Vgl.  den  Katalog  der  deutschon  Hss.  S.  589;  Keins  in 
den  SitÄungsberiohten  1869,  H,  321, 


K.G.  ANDRE8EN,  HEUTIGE  GESCHLECHTSNAMEN  AUS  THIÜDA,  DIET.     149 

6.  Mone's  Brachstück.  Perg.  2  Bl.  14.  Jahrh.  enthält  V.  630—844. 
Oednickt  in  Mone's  Anzeiger  4;  186 — 191. 

7.  Roths  Brachstück.  Perg.  14.  Jahrh.  Doppelblatt.  Kl.  4.  V.  3005 
bis  3110  u.  3537—3642.  Gedruckt  in  E.  Roths  Dichtungen  des  deut- 
lehen  Mittelalters  (1845),  S.  126—134. 

8.  Frankfurter  Bruchstück.  Perg.  14.  Jahrh«  1  Blatt  ^  enthält 
V.  4680—4917.  K.  BARTSCH. 


HEUTIGE  GESCHLECHTSNAMEN  AUS  THIÜDA, 

DIET. 


Je  mehr  seit  geraumer  Zeit  die  Erkenntniß  zugenommen  hat, 
daß  unter  den  deutschen  Geschlechts-  oder  Familiennamen  ^  deren 
'  bunte  Mannigfaltigkeit  kaum  übersehbar  zu  sein  scheint,  den  ältesten 
;  heimischen  Personennamen  der  erste  Rang  gebührt,  desto  klarer  und 
i  erfreulicher   treten    die  Bemühungen    der  Forscher   hervor ,    aus    der 

(Menge  der  bisher  entweder  anders  oder  gar  nicht  gedeuteten  Formen 
immer  mehr  neue  jenen  Namen  einzuordnen. 

Daß  die  verschiedenen  Stämme,  welche  im  deutschen  Alterthume 
tur  Namengebung  verwendet  worden  sind;  große  Unterschiede  der 
,  Fruchtbarkeit  aufweisen,  begreift  sich  leicht,  kann  auch  aus  der 
heute  vorliegenden  Vertheilung  der  als  Familiennamen  dienenden 
Formen  nach  den  Stämmen,  denen  sie  angehören,  wenn  nicht  be- 
wiesen so  doch  geschloßen  werden,  obschon  es  feststeht,  daß  eine 
große  Zahl  von  Namen  im  Laufe  der  Zeiten  verloren  gegangen  sind. 

Zur  Veranschaulichung  der  Vermehrungskraft,  welche  einem  ein- 
ngen  Stanmie  nicht  bloß  in  der  Theorie,  die  sich  im  allgemeinen 
siemlich  gleich  bleibt,  sondern  in  der  Praxis  innewohnt,  dürfte  kein 
anderer  sich  mit  dem  Stamme  meßen  können,  den  das  Gotische  durch 
Thiuda  (Volk),  das  Mittelhochdeutsche  durch  Diet  bezeichnet,  obgleich 
derselbe  als  zweites  Glied  einer  Zusammensetzung  fast  gar  keine  Ver- 
wendung gefunden  zu  haben  scheint,  in  heutigen  Geschlechtsnamen 
aber  an  dieser  Stelle  unerhört  ist. 

Neben  Thiuda  und  Diet  sind  als  Hauptformen  der  verschie- 
denen Sprachzweige  zu  berücksichtigen:  im  Althochdeutschen  Diot, 
Deot,  im  Niedersächsischen  Th^d,  Det,  im  Friesischen  Thiada.  Zu 
den  ftinf  hier  vorliegenden  Diphthongen  treten  noch  ei,  eu,  au  und  ou 
hinzu,    während  ie  sich   oft  in  i  kürzt.    Nun   aber   ereignet  sich   der 


160  K.  G.  ANDRESEN 

außerordentliche  Fall;  daß,  da  das  i  der  Diphthongea  ia,  io,  in  { 
wohnlich  unterdrückt  wird  und  e  and  t  für  sich  allein  stehen,  in  i 
That  sämmtliche  einfache  Vocale  auf  anlautendes  D  oder  T  oder  ^ 
welche  anscheinend  willkürlich,  theils  dialektisch,  theils  graphisch,  i 
einander  wechseln,  folgen  können.  Zunächst  also  gehören  alle  Nan 
hierher,  welche  mit  einer  Formel  beginnen,  deren  Vocal  oder  Diphtho 
Umlaute  natürlich  mitbegriffen,  von  zwei  Dentalen  eingeschloßen  wi 
Ist  die  zweite  Dentalis  abgefallen,  was  sehr  oft  geschieht,  so  köni 
sich  einige  Zweifel  erheben;  Rücksicht  erfordert  insbesondere,  w< 
der  Vocal  der  Formel  a  ist,  der  Stamm  Dag*). 

Der  alphabetischen  Ordnung  des  Altdeutschen  gemäß  darf  n 
mehr  zur  Aufstellung  der  unter  Thiuda,  Diet  einzureihenden  FamiU 
namen  geschritten  werden.  Die  Belege  der  einzelnen  Formen  grün< 
sich  auf  vieljährige  Sammlungen;  ist  das  Local  der  Beispiele,  wiei 
denken  läßt,  gleichwohl  ein  beschränktes,  so  wäre  es  doch  auffalle 
wenn  besonders  lehrreiche  Namen,  Vollnamen  oder  Kosenamen,  ns 
gewiesen  werden  könnten,  die  in  dem  Verzeichnisse  unvertreten 
blieben  sind.  Damit  der  Raum  nicht  allzu  sehr  und  unnöthig  in  . 
Spruch  genommen  werde,  muß  in  Betreff  der  oft  überaus  zahlreiol 
Formen  desselben  Namens,  da  die  verschiedenen  Wechsel  und  \ 
änderungen  der  Buchstaben  theils  im  aligemeinen  bereits  angegel 
theils  sonst  bekannt  sind,  eine  Beschränkung  auf  diejenigen  stattfind 
welche  im  Verhältniß  zu  entsprechenden  heutigen  Geschlechtsnan 
einen  erforderlichen  oder  wünschenswerthen  Beweis  zu  liefern  i 
mögen. 

Zuerst  sind  zusammengesetzte  Namen  aufzuführen,  deren  zwei 
Theil  mit  b  oder  p  anlautet. 

Aus  Theudobald,  Tietpold,  Z) o< 6a W  gehen  hervor:  Theok 
Theopold,  Thiehold,  Thiepold,  Diehold,  Piepold,  Typold,  Tiebdt,  DiM 
Dippoldt,  Tippelt,  Dehald,  Debold,  Dephold,  Dobold,  TöpoÜ,  Demb 
Deyhaldt,  Tohald,  Toholdt,  TanhoU,  Taubaldt,  Dübelt;  Tiehel,  Diebel  \ 
latinisirt  Dibelius,  Dibell,  Tippel,  Dippel,  Deibel,  Teipel,  Teupel,  Ten 
Deubel**)  und  lat.  Deubelius,   Debel,  Tepel***),  Döbel,  Doepd,  Tö 


*)  Vgl.  Dabbert,  Tappert,  die  zu  Dagobert  passen,  aber  aach  bu  Tiadb 
**)  Daß   diese  Form   und    die  Form  Dübel   niederdeutsch    gleich  Ttet/af  sc 

der  allerdings  in  unsem  Familiennamen  mehrfach  vertreten  ist,   darf  im  Hinblick 

den    vorhergehenden   Namen  Teubel   bezweifelt   werden;    auf  jeden  Fall    sind  b« 

Formen  hier  aufzutreten  berechtigt. 

***)  Tepel  ist  auch  der  Name  eines  alten  böhmischen  Stifts;  aber  onbedenk 

darf  Tepelmann  wie  Depelmann  verstanden  werden. 


HEUTIGE  GESCHLECHTSNAMEN  AUS  THIUDA,  BIET,  161 

Tifd,  Dobbely  Doppel,  Dobel,  Topel,  Dübel,  Düppel  Aus  dem  patrony- 
nuschen  Verhältniß  und  dem  der  Deminution  ergeben  sich  folgende 
Erweiterungen:  Tiebds,  Diebels,  Debels;  Thebeling,  Debeling,  D'öbeUng, 
Dobbeling;  Depelmann,  Tepelmann,  Tebelmann,  Töbelmann,  Töpelmdnn 
TöppetmanriyDubelmann,  Dubbeltnann;  Debbelin,Döb'elin,Döbbelin;  Teipeüce 

Zu  Teutbert,  Dietpreht,  Dotbert,  Tiadbert  gehören:  Dib 
hert,  Debert,  Deppert,  Döppert,  Dobbert,  Dobbert,  Dobert,  Tobert,  Daubert 
Tciubert,  Tauberth,  Taubereeht,  Täubert,  Teubert,  Deubert,  Dvhbert,  Düoert 
Ddtibert?  Tappert?  Dieber,  Depper,  Döbber,  Töpper,  Dober,  Deuher,  Dauber 
r«*Jer,  Dubber^  Düpper,  Tilpper,  Dapper?  Dazu  treten  die  patronymi 
sehen  und  deminutiven  Formen  Dobers,  Dubbers,  DUhbers^  Tebeding*), 
Tjaherings]  Tiebermann,  Tiepermann,  Tepermann,  Teppermann,  Deppermann, 
Dobbei'mann'^  Deberien?  Dubberhj  Dobberke,  Dubberke\  Doberitz?  Dobe- 
rauf  Toberenz? 

Zusammensetzung  mit  -brand  enthalten  nicht  allein  Dittebrand 
und  Dittebrandty  sondern  auch  die  durch  Metathesis  und  Abfall  des  d 
gebildeten  friesischen  Namen  Dettbam,  Dibbem,  Dubbem. 

Aus  Dietboldj  Dietprecht^  Dietbrand  entstehen  nun  weiter 
eine  große  Menge  zweistämmiger  Kosenamen,  in  denen  die  zweite 
Dentalis  des  Hauptstammes  regelmäßig  ausgefallen  oder  assimilirt^  ihre 
Stelle  mithin  äußerlich  von  der  Labialis  eingenommen  ist.  Die  meisten 
dieser  verktirzten  Namen  finden  sich  auf  niederdeutschem,  vorzüglich 
friesischem  Gebiete;  Urkundeo  weisen  unter  andern  folgende  Formen 
auf:  TiebbOj  Tabo,  Tetipo,  Tiabco,  Tepezo.  Die  nächsten  heu- 
tigen Koseformen  sind :  Tiebe^  Tibbe  uud  lat.  Thibus,  Dippe^  Tippe,  Tipp, 
Debo,  Debe  und  lat.  Debus**),  Depe,  Tepe,  Debbe,  Deppe^  Tebbe,  Teppe, 
Toeppe,  Topp,  Döpp,  Dopp,  Topp,  Toppe,  Toobe,  Tabe?  Tappe?  Tapp? 
Taube?  Daube?  Tavpp,  Daub?  Dub,  Dube,  Dubbe^  Duve?  Tuve,  7\thbe. 
Durch  die  verkleinernden  Silben  -ilo  und  -iko  werden  diese  Namen 
Äußerlich  vermehrt:  Diebl,  Dibl,  Deuble***);  Tiepke,  Tiebeck,  Tipke, 
Typke,  Dipke,  Depke,  Debke,  Dobke,  Töbke^  Döpke,  Töpke.,  Többicke, 
Üöbbecke,  Döbich,  Doppich,  Tabcke?  Dupke^  Dubbecke,  Dubigk,   Tiibeke, 

*)  Tebeding  verhält  sich  zu  Deotbert  wio  VoUbeding  zu  Volehert.  Über  -het 
aus  -hert  vgl.  Stark,  Die  Kosenamen  der  Germanen  S.  164. 

**)  In  der  Schweiz  aas  Matlhaetu  gekürzt  (Becker,  Progr.  Basel  1864  S.  19). 
^t  sieh  aber  der  Name  auch  ganz  anderswo  findet,  z.  B.  in  Elberfeld  und  Wetzlar, 
uubesondere  da  Hiibut  nebenher  geht,  so  ist  es  erlaubt  zu  erklären,  wie  geschehen  ist. 

***)  Außer  diesen  drei  Formen,  die  vor  dem  l  keinen  Vocal  haben,  können  im 
tllgemeinen  die  vorher  unter  -bald  und  -pold  gestellten  Kamen  auf  -bei  und  -pel 
tis  Deminutiva  erklärt  werden ;  hierüber  vgl.  Andresen ,  Die  altdeutschen  Personen- 
Dtmen  S.  12. 


\ifl  K.  6.  kSlXSSES 


TMi^h'..  kni  byixikoristiflches  z  (-izo)  scheint  kein  Name  dieser  Art 
anjizn^^benf  ^  s^i  denn,  daß  num  DaufniZj  TaMiz  hieilier  and  nicht 
znun  Mtamme  /y/iti  rechnen  oder  TobUch  berückrichtigen  wolle.  Patith 
nyfni«cfaen  Oenetir  zeigen:  Thiebe»,  ThUveMj  TiettSj  7%tre^  ^^y  ZMet*}, 
//vZ/jT,  //tt/>«;  Ti^henj  Dieben j  Düpen,  Tjahen,  Tjatbat,  Tappemj  T^ppen^ 
T4Aßm,  iMppm,  D^Anmj  Hieben^  Dehbenj  Tflppen^  Tcbem^  AtMAeii?  Z>fliai, 
TMßtn,  »Starker  nnd  schwacher  Genetiv  vereint  finden  sich  in  TjfaUoii, 
TMmiM^  iJeveM^  Tf/fßbens.  Den  mit  k  gebildeten  Koseformen  fllgt  sieh 
der  Omietiv  an  in  den  friesischen  Namen  T/ebkeSj  Tjebhen,  Dtpkai, 
Tajfhm^  Tahkerif  Jopken.  Zusammensetzung  mit  'mann  nnd  der  nnw- 
wf'AUivUsn  Kosfsform  offenbaren  Tipmann ,  Dopmann,  Doppmann\  patro- 
nymisches  -ing  enthalten  Dipping^  Deppmgj  Tabing,  Doepping^  DSpekmg, 
Tapking,  Die  Form  Dobbinga  gehört  ausschließlich  der  friesisches 
Mundart  an;  desgleichen  Tubbesing  und  Tübbesingf  wo  sich  ein  Patroh 
nymicum  an  das  andere  schließt  (vgl.  Tubbe  und  Dult). 

Der  Zusammensetzung  mit  -frid  sind  zu  Überweisen:  D^eiii 
thfnri,  Tmfeiij  Tuffert,  Duffert,  Düfert,  Diefer,  Teffer  nebst  den  Koie- 
l'orinon  Tijfn,  Doff,  Tiefd,  Teyffel,  Teufel?  Deufel,  Dopffel,  Düffel,  Dufke, 
Tf^fkf.. 

Der  altdoutscho  Name  Dietger  ist  nicht  blos  in  Düger  jxmdiDittget 
orhalt(*n,  Hondcrn  steckt  auch  in  Theger,  Theeger  und  dem  Patrony- 
inicuni  Tegurn^  in  Töitcher  und  Toger,  vielleicht  in  Düeker,  Deucher  ond 

Divihard  ergibt  Diefcr^  Ditterij  Didert,  DethaH,  Detmi,  Dekarii 
/hnid(*rf\  Tjarte,  Tiaii»t  Tjardee,  Tjaards^  Tjaare^  Ijardeen^  Deihariuij, 
Ihivrdhitj^  /hdrrding;  IHrtinga.  Da  die  auslautende  Dentalis  eines  alt- 
(louisohou  Vollnamcns  sehr  häufig  abfallt**),  so  können  insbesonden 
Nanion,  dio  man  zunllohst  geneigt  sein  dttrfte  aus  Zusammensetsiug 
mit  Jirr  r.u  iliMitcMi,  os  nicht  selten  zweifelhaft  erscheinen  lassen,  ob 
der  Kwoito  Tlioil  nicht  vielmehr  -hart  sei'*'**).  In  dieser  Riehtung  siod 
dio  folgondou  houtigon  Namon  zu  beurtheilen:  Dietter,  Däierj  DMenj 
lhfdfi\  /Vr^rf),  I  fetter,  7W/«t,  TAäAt,  Thäter,  Uuäer,  TaUer,  DM»^ 
\\\Uv,    lotrr,  TinUer^  Ih'kifn,  Dt^Ur,  Denier,  Dauier,  Demder^  IWlter, 

*)  Auoh  /V^fJr  wiril  von  IWokor  a.  a.  O.  uli  schweiieriMlw  Kflmmf  auf  JM- 
/\^mut  Ai\ft<^|Z«^)«<'it.  AUoin  joncr  ()o»chlccht«name,  der  gleiekfUb  in  ElbarMi  vU 
WVtnUv  an^lrotfou  winl.  TcrliKll  »ioh  buchntXblich  ?Ke  SAet  (aas  Sifihmidf  4ir<i 

*M  V|r1.  VtMW,  IV^r,  Uiiffr  mu  Si^^ihcU,  üedmlheri,  Huf/rid. 
**•^  Val.  AV;«r.    Hf/;«r   AI»  Af%}kmrd^  J7i7lia«r^  (Sivk.   FiiiiiM"  *** 


i 


HEUTIOE  0E8CHLECHTSNAMEN  AUS  THIÜBA,  BIET.  153 

Dier?  ITiier?*).  Dazu  deren  Deminutiva  und  Patronymica  DieterU, 
Dderleej  Doederlein^  TViierlein?  Diercke?  Dierieke?  Dieters^  Dieders**)^ 
Diers?  Thiers?  Diersch?  Thiet^sch?  Deters,  Detders,  Deiters ^  Dauere^ 
Dieren?  Dietermann j  Tietermann^  Diedermann ^  Thiermann?  Diermann 
und  Diersmann?  Determann^  Detering,  Dering^  Dieterling^  Deterling, 
Teierling,  Thierltng?  Dieringa,  Dirringa, 

In  der  Zusammensetzung  mit  -mann  werden  eine  große  Menge 
mehr  oder  minder  unterschiedener  Formen  offenbar,  welche  hier  neben 
and  nacheinander  aufzuführen  angemessen  erscheint,  ohne  daß  damit 
ausgesprochen  sein  soll,  daß  sie  alle  ins  deutsche  Alterthum  zurück- 
reichen, da  die  Form  mehrerer  und  wohl  der  meisten  unter  ihnen  viel- 
mehr auf  viel  spätere  Verbindungen  mit  den  einstämmigen  Kosehamen 
hindeutet.  Die  Namen  der  beiden  an  und  für  sich  gründlich  zu  unter- 
scheidenden, aber  augenscheinlich  vielfach  in  einander  gemischten 
SJassen  sind:  Dietmann,  Tiedmannf  Dittmann^  TUtmanrij  Tiedemann, 
Thidemann^  Tidemann,  Tidemandy  Diedemann,  Tiemann  und  lat.  Timanus^ 
Thiemann^  Thimann,  Timmann,  Diemann^  Diemand?***)  Detmann,  Dett- 
mann,  Dedtmann^  Tettmann,  Tedtmann^  Dehmann,  Deimanny  Theimann^ 
Dodemann^  Todemann^  Todtmann^  Thomann'i  Todtmann,  Tutmann^  Thu- 
mann. 

Aus  Dietmar  haben  sich  gestaltet:  Dittmar,  Dittmerf)^  Dithmer, 
DiemoTf  Diemer,  TTiiemer,  Tiemer,  Detmar,  Dethmar,  Detimar,  Tetmar, 
Detmer^  Dettmer^  27*emarff),  Themer ,  Teimer^  TöM^marftt)*  Theum^r^ 
Dammer?  Domer?  Döhmer?  Daumet",  dazu  die  Patronymica  DÄ^rwcr«,  Tied- 
mers,  Tyedmers,  Detmers,  Demmers?  Dettmaring,  Detmering,  DMmering, 

Ob  der  Name  Diemund,  der  sich  z.  B.  in  Köln  findet,  hierher 
gehöre,  oder  zu  dem  weit  seltenern  Stamme  Thiu,  Dio,  yfoYiet  Demnth 
entsprungen  ist,  läßt  sich  mit  Sicherheit  nicht  entscheiden. 

Aus  den  Vollnamen,  deren  zweiter  Theil  mit  m  beginnt,  vorzugs- 
weise aus  den  Namen  auf  -mar,  haben  sich  folgende  Koseformen  ent- 
wickelt: Thieme,  Thiem,  Diem,  Diehm,  Dihm,  Thimmo^  Thimme^  Timme,, 


*)  So  heißt  auch  ein  Ort  in  der  Bheinprovins. 
**)  Und  DUderit,  welcher  Name  sich  mindestens  äußerlich  sa  Bieder,  Biedert 
bnehstXblich  TerfaUt,  wie  Sieheite  zn  Siehel,  SieheU? 

***)  Jedoch  Tgl.  mittelhochd.  diemant  und  die  diesem  Worte  entsprechenden 
jetsigen  Oeschleehtsnamen  Biamofid  nnd  Bemant. 
t)  Daraus  Tielleicht  umgedeutet  Bithi\eier, 
tt)  Es  gibt  auch  einen  Ort  dieses  Namens  bei  Meiningen, 
ttt)  Ist  es  erlaubt  mit   diesem  Namen  dadurch,   daß   das  ^  als   Terkleinemd 
betra  chtet  wird,  den  Namen  BeiUmorg  in  Verbindung  su  bringen  (vgl.  Teiptüee^  Bobherhe)  ? 


•  .^ 


^  A.  O.  A5IißE>E>" 


7/'<m>(,  7<3n«,  7(M  icd  U:.  Thi^r^vj,  Tinkm,  Tkymimj  Tewtme,  Timm, 
/j^^»mA^  7>/A>.m'?*y  Oiimm'f  IHK&mm'f  TkitMl,  Däml,  Dehmel?  Dtimidl 
lfomff*^^-f  Thi^fffi:A^  ThM^mk^,.  Dümkk^,  ThiKmich^  Thiemg,  Thimieg^  Timko, 
'lifftl'A^  h'öhfftkA'f  llkUfwt*,  Tlty^tM.  TUms.  TimmeR.  Tawtmem,  Thymen, 
7  €^!n(^y*jf,  7'fmf>rnf  Timmk^t,  Thimming.  Trrmmii^g,  Tkimmling,  Dimmling^ 
Timmn^^n^   TatM^t,   7'UifiMrmann. 

In  ttfiUfzff  df:n  SamfiHA  iJenant  erhebt  sich  wieder  die  Frage,  ob 
*!r  mit  Jjiof.  oder  JJio  compODirt  sei;  in  Förstemmniis  Nameobaeh 
nif.hfiu  vier  Alte  B';iHpiele  jener  Zusammensetzung  verzeichnet,  während 
t'.n  von  die»^.r  kein  einziges  bietet. 

OhrH;  7jWh\{4i\  entspricht  der  im  Fürstenthum  Lflbeck  vorhandene 
OesehN'.^htsname  Thedran**}  der  nachweisbaren  alten  Form  Thetram, 
t\.  i.  /Hei mm  [-hraban). 

\h\T  Namf;  Dietrich  ist  in  dieser  buchstäblich  erhaltenen  Form 
als  Vor-  lind  Zuname  allgemein  bekannt  und  weit  verbreitet;  daneben 
f(ibt  (IS  eine  groüfs  Mannigfaltigkeit  von  Formen  innerhalb  der  Familien- 
iianifuiy  nllmlich:  Dietei'ich,  IHeihrich^  Diettrichj  Dietreichy  Diederick^ 
Dindrivhf  DiUnrich^  /Hthnch,  7ittrich,  Düirick,  Thierig,  Dirk^  Dettrick, 
fffdrich,  /)t'flin*ir./if  77f«r/y/,  Dnreichy  Deifrich,  DetUrich',  femer  die  Patro- 
tiyniica  IHfifrichH^  DiaderichH^  Diderichs,  lat.  Dieterici  und  Diederic^ 
Di'dorichM,  /fv.dtrij\  DlerivJw,  IJierkeHy  Dierks,  Dirkes,  Dirks  ^  Dürki^ 
/ff'rkßf  PtrirltM,  /h'rltjs^  Ihr  Ix,  TJerks,  TJarks,  Tiarka,  Tiaarka^  Thyarh, 
IhWkfH,  nivkvn^  iJnrkfti,  lliurichena,  Dierking,  Dierckinck^  Dirkinjj 
Ih't'dn'rhHnhfif  Pifflrirhsvn^  Dierkaen^  Dirkaen,  Dirxaen,  DerkaeUf  DörkaeMt 
liit'VHni'i  l>irraafu*i  IHrkmann^  frics.  Tjarkeana\  endlich  das  allein 
Htf'lMMiilo  l>iMninutiv    /h'rifjl. 

A\in  Pif'told  (Miinpringon  Piefhold ^  Diettcald,  DiedeÜ,  Ditwalij 
Ihitwti/d,    DmraUJ,    Ihtrald,    77*f'MviW,    Thetcalty    Thadewald,   Dowaldy 

\\\o  HfTwofh  hIh  llt^rwarf  zu  vorstehen  ist***),  scheint  Dewat^ 
i\\o'\\A\   Ihf'tv'in'i,   yVfii'firf  zu  soin. 

IVr  N.-uno  tK^ri»  «Inrf  unbodouklich  auf  DeottctHy  welches  io 
\  iolon  noinpiolon  boi  Fi^rstoiUMun  iuifgcfülirt  stcht^  zurflckgefbhrt  werden  ; 
o\\\  rtllo»   IK'i'h'iu,   Ihoirhi  rtndot  sich  nicht. 

lh\tf>}f\\t{\  nw\\  bnoliHtablloh  orhalion.  dasselbe  bedeuten  Diedolphf 
ihiUfu  /)»w;,/.  I^iedloß:  n.tW,  TxiJof.  Dcthlof,DtMhff,DMofyTete' 
lfi^  }\.Uy)K  lhf!*i\  />'V.   />.w;i/.   Dotlot:  TeiitJöf,  Deutlof,  DeMoff, 

••N  Knon.  PiNNjtr.  K«im  IfW.  S    n. 


HEUTIGE  GESCHLECHTSNAMIEN  AUS  THWDA,  BIET.  155 

Tmdloff,  Tülf,  Tiüff*) ;  patronymische  Erweiterungen  sind  Dethhffs, 
Ddhlefsy  TjadeleffjSj  Delfsy  Detheleven;  DiÜefsen^  Detlef sen,  Dethlevsen, 
Tdkfsen]  Delfmann, 

Vermöge    der    zu  Anfang   hervorgehobenen   Reichhaltigkeit    und 

MaDDigfaltigkeit   des  Vocalismus  innerhalb  der  beiden  Dentalen  sowie 

des  mehrfachen  Wechsels  dieser  Consonanten  selbst  ist  es  erklärlich, 

daß  die  im   allgemeinen    für    sämmtliche  Vollnamen    geeigneten    ein- 

stftmmigen  Koseformen   einen  sehr  großen  Umfang  einnehmen.   Kaum 

IsQt  sich  eine  Form  denken ,    die  gar  nicht  vertreten  wäre;    Zweifel 

sind  in  einigen  Fällen   an  sich  zwar  berechtigt;    können   aber   durch 

Analogie    leicht    beseitigt    werden.    Kosenamen ,    in    denen    der   reine 

Stamm  und   nichts  weiter  entgegentritt ^    sind  folgende:    Biete ^    Tiete, 

Diähe,  Diede,  Tiede,  Thiede,  Dieth,  Tiedt**),  Thiedt,  Didde,  Diu,  Tüho, 

Tido,  Ttdow?  Tidau***)?  Tyd,  Tydt,  Thie,  Thye,  Thete,  Thede,  Dedef), 

Dette,  Deey  Deiie,  Theye,  Thei,  Thäte,  Thate,  Täte,  Tade,  Thai,  Dato,  Date, 

Dathe,  Daht,  Thode,  Tode,  Tohte,   Todt,  Tod,  Tott,  Dode,  Doodt,  Doht, 

Doh,  Tödt,  Deute,  Deut,  Teuth,  Taute,  Tavi,  Tauth,  DauU,  Daude,  Dauth, 

Daut,  Dans?  Dau?  Dada,  Dute,  Dude,  Dudde,  Due,  Dutt,  Thude,  Tude, 

Tutt^  Düde,Düeff).  Die  nächsten  einfachen  Deminutiva  von  Namen  dieser 

Art  sind   noch   weit  zahlreicher,    und    zwar   1.  reinvocalisch :    Dudy\ 

2.  iioit  h  Dietel,  Dietl,  Dietle,  Diedel,  Dittel,  Diehle,  Dihle,  Diel,  Diehl, 
Dille,  Dill  Thielo,  Thilo,  Tliiele,  Thiel,  Tiele,  Tille,  Till,  Thill,  Thile,  Tilo, 
Ttle,  Tittel,  Title,  Titel,  Dedel,  Theele,  Thele,  Theel,  Theidel,  Teidel,  Deitel, 
iJeile,  Deyhle^  Theile,  Deyhl,  Dheil,  Theil,  Deul,  Taüdel,  Dautel,  Dodel, 
Dodell,  Dodl,  DoUl,  Dohle,  Dolle?  Doli?  Tolle?  Toll?  Döttl,  Dohle,  Doehl, 
Thöle,  Thoel,  Toel,  Doli,  Dölle,  TölU,  ThuU,  Thul,  Tutel,  Thüle,  Düll\ 

3.  mit  k\  Thtedecke,  Tiedeke,  Diedike,  Tietig,  Tiedtke,  Tiedke,  Tietge, 
Tietje,  Tiedge,  Tiedje,  Thiecke,  Tiege,  Tieck,  Diko,  Diekow?  Dickow? 
Ticke,  Tedicke,  Dedicke,  Dedich,  Dettke,  Detje,  Deecke,  Tegge,  Teitge, 
Theige,  Taddach,  Thatge,  Tafge,  Tat  je,  Daake,  Tagge,  lacke,  Tack,  Tage? 
Töche,    Töck,   Doege,  Dauch?    Thoke,  Dockefff),  Dogge?  Doch,   Toek, 


♦)  Vgl.  ÄhljB^,  Rolf  AUS  Adolf,  Rodolf;  Lulfa,  Rahlfa  aus  Ludoff,  Radolf. 

**)  Mit  dem  Namen  üntiedt,  der  in  niederdeutschen  Gegenden  angetroffen  wird 

and  schon  Jahrhunderte  alt  ist,  wird  Niemand  beweisen  wollen,   daß  der  Name  Tiedt 

'Zeit'  bedeute. 

♦♦*)  Pott,  Personennamen  167;  Hertens,  Progr.  Hannover  1876,  8.  31. 
t)  Mit  diesem  Namen  scheint  Dedekind  zusammengesetzt,  also  anstatt  *Sohn* 
(vgl.  spftter  Thedsen)  ausnahmsweise  *Kind*  eingetreten  zu  sein. 

tt)  lo  alten  Urkunden  finden  sich  eine  Anzahl  solcher  hypokoristischen  Namen, 
wie  Tido,  Diddo,   Tete,   Thyo,   Theudo,  Tado,  Bodo,  Todo,  Boto,  Budo- 
ttt)  CreceUuB,  Zeitschr.  f.  d.  Phllol.  4,  344. 


156  K.  G.  ANDRESEN 

TuHehe,  Dvdik,  Duttke,  Duttge,  Ducke,  Tücke,  Duck,  Tueh,  T&tg 
Tücke;  4.  mit  z:  Dieze,  Diez,  Dietze,  Dietz,  Tietze,  Tietz,  Thi^,  TSefodI 
Tietzsch,  Tietsch,  Thietsch,  Dietzsch,  DieUch,  Dtesch,  Diese?  Diees?  Die^ 
Dieet?  Titze,  Thitz,  Titsch,  Difz,  Düch,  Dies,  Deeiz%  Teetz,  Detzeh,  Teeck 
Tesch?  Taetsch,  Deitz,  Deisz?  Deiss?  TTieiss?  Theise?  Taatz,  Teueh 
Taaeh?  DetUz?  Deutsch?**)  Teutsch?  Deusch,  Teusch,  Theuss,  Dem 
Deus,  Datsch?  Tutzsch,  Dutz,  Tusch,  Dusch,  Duss,  Dautz,  Taufe,  Tause 
Thausch,  Thauss,  D&ze,  Dötsch,  Dotz,  Totz,  TatsiA,  Tosch,  Daseh,  Dos 
Thoßj  Dosse,  Dom***);  5.  mit  l  und  n:  DteÜein]  6.  mit  I;  und  n,  welel 
Form  sich  im  allgemeinen  mit  derjenigen  mischt^  die  sich  aas  der  Ye 
bindung  des  verkleinernden  k  mit  dem  schwachen  Genetiv  der  AI 
stammung  ergibt,  weshalb  wir  uns  hier  auf  Dittehen,  Deuiehen  mi 
Deutgen  beschränken.  —  Zwei  Verkleinerungen  nacheinander  treten  an 
a)  l  und  k:  Thielicke,  Thielcke,  Tieleke,  TiWce,  TilUeh,  ThieOee,  TiA 
TiUce,  Tilge,  Dilje,  Txlch,  Deilicke,  Theilig,  Theilich,  ThegUch,  TaUig 
Tohleke,  Talke,  ThöUce,  Dölke^  Tolg?  Thulke,  ThiÜecke,  TiOecke;  6)  £  und 
Tickel,  Tiegel?  Digl,  Deigl,  Dogl,  Dökd;  c)  z  und  l:  Diezd,  Diztu 
Dießel,  Diessl,  Diesel,  DiesUl?  Ditzel,  Ditzell,  Tietzd,  Tieizschel,  Tetst 
Teiizd,  Teutzel,  Deutschel,  Deutschte,  Deuschle,  Dötzel,  Doetzschd,  Dösm 
Duschet,  Dussel,  Tüfzel;  d)  z  und  A::  Titzk,  Ditschke,  Teschke?  Taüi 
Totzke,  Toczek,  Toszek,  Tauschke,  Tausig?  DtUschke,  Tutschek,  Tuat 
Tuschke,  Diitschke,  wozu  etwa  auch  die  patronymischen  Formen  Deush 
und  Doskens  gefügt  werden  dürfen  f).  Ein  seltenes  Beispiel  dreifadi( 
Deminution  ist  Dietzeüce.  Während  l  und  k,  wie  die  Namen  gesei( 
haben;  jede  Stelle  in  der  zweifachen  Verkleinerung  einnehmen  könn« 
scheint  z  auf  die  erste  beschränkt  zu  sein ;  daher  gehören  Namen  w: 
Diltz,  Tielsch,  Dölz,  die  man  hierher  zu  ziehen  sich  versucht  gefUi 
hat;  vermuthlich  anderswohin.  —  Der  starke  Genetiv  der  Abstammai] 
hinter  dem  reinen  Stamme  wird  nur  sparsam  vertreten  sein:  Diei 
Tiets,  Deets,  Dyef,  der  schwache  findet  sich  häufig  und  ist  besondei 
im  Niederdeutschen  und  Friesischen  zu  Hause:  Tieten,  Tieden,  TiUe 

*)  Latinisirt  Deeitu? 
**)  Jedoch  Tgl.  die  Namen  ündeuUch^  UndüUch, 

***)  In  Betreff  der  hier  aufgeführten  Namen  mit  »ch^  9$,  «  anstatt  s  muß  a 
analoge  Beispiele,  welche  sich  urkundlich  beglaubigt  finden,  erinnert  werden,  wi 
Ooache,  Ooich  aus  dem  Stamme  Ood,  Brüte  aus  Burehard,  Hem»e,  Henae  nebe 
HeirUze,  Herne, 

t)  Urkundlich  beglaubigte  alte  Formen  der  Deminutiva  dieser  yerscbiedeor 
Klassen  sind:  Deotilo,  Dodilo,  Tilo,  Tiediko,  Thieko,  Dyko,  Tetieo,  DeU 
Tadako,  Tiaeco,  Dedeko,  Deko,  Dodiko,  Doco,  Duttik,  Dieao,  TVi« 
Teto,  Tiato,  Teuto,  Thietiko, 


HEUTIGE  OESCHLECHTSNABiEN  AUS  TBIÜDA^  DIET.  157 

Didien,  Thim^   Thym^  Tedden^  Teten,   Tehen,  Teyen,  Tjaden,  Tiaden^ 
Thaden,  Thadden,  Thaten,  Thoden^  Doden^  Doeden,  Tuhten,  Duden,  Dou- 
den,  Dudden^  Düdden,  woran  sich  Patronymica  auf -a  reihen:  Thydsna, 
Thadena,  Tadena,  Auf  dieselben  Mundarten  weist  die  Verbindung  beider 
Genetive  mit  dem  Stamme:  Tiedens,  Tutende,  Diddene,  Tetten»,  TetenSf 
Thedens,  Thene,  Tödtene.  Während  die  Namen  Diele,  Tiels,  Teile  aua- 
naliiDsweise   den  auf  eine  Koseform  mit  l  folgenden  starken  Genetiv 
offenbaren,   kommt  der  schwache  an  dieser  Stelle  öfter  vor:   Dielen, 
Tkiden  imd  lat.  Thäeniue,   Dillen  und  lat.  DiUeniue,    Thelen,  Theüen, 
Thalen,  Tholen,  Dolen,  DöJden,  Thölen.   In  DiUgee  ließe  sich  die  Ver- 
mehrong  eines  doppelt  verkleinerten  Namens  durch  das  genetivische  e 
erkennen.  Den  durch  k  gebildeten  Deminutivformen  folgen  beide  Gene- 
tive, jedoch  wohl  häufiger  der  schwache  als  der  starke:  Ditgee,  Diegee, 
Tigge^^  Tiege,  Tix?  Taddtke,  Taddige,  Taatfes,  Taake,  Doekee,  Dookee, 
Doogs,   Döckee,   Doecke;   Tiedken^   Tiedgen,  Dieken,   Dicken?   Detken, 
Jieeigen,   Deetjen,   De^en,  Deeken,   Decken,   Tecken,  Taddiken,  Taken, 
Docken,  Duken,  Tütken,  Tütgen,  nebst  den  Bildungen  auf  -a:  Diekena, 
D^kena,  Dadcena.    Die  Namen  auf  -ken  können  es  aber^   wie  bereits 
bemerkt  worden  ist,  zuweilen  zweifelhaft  lassen,  ob  das  n  patronymisdi 
^®i    oder  zu  der  verkleinernden  Silbe   -kin   gehöre*).    Diesen  Namen 
^%t  sich  auch  der  starke  Genetiv  an:  Tiedgene,  Tietjene,  Ditgene,  Die- 
ckens,  Detgene,  Takene,  Tütgens ',   selten  findet  dasselbe  nach  dem  ver- 
U^inemden  l  statt,  wie  in  Tolens  und  ToUene.  Auf  die  doppelte  Demi- 
nntion  mittelst  l  und  k  folgt  der  schwache  Genetiv:    Tielken,  Dielken^ 
^^iken,  Tölken,  Thölken.    Dem  hypokoristischen  z  schließt  sich  einige 
Haie  patronymisches  n  an:  Tietzen,  Titzen,  Duzen. 

Ableitendes  -ing  zeigen  nach  verschiedenen  Stufen  der  Weiterbil- 
uuixg  die  Namen  Döding  nebst  dem  friesischen  Thedinga,  Diding^  Tiling, 
^tt^Tig^  Detiling,  Tettling,  Dehling,  Theiling^  Deuling,  TjcUling^  Döttling, 
^^^-ing,  Döhling,  Thöling,  TöUing,  Doling-,  Tücking\  Thüeing,  Tüssing, 
^^^<^'9mng ;  Tieücing^  Tilking,  —  Zusammensetzung  mit  -sen  enthalten  Tedteen^ 
^ 'Krisen  und  Teeeen,  Todsen,  ThieUen,  Tücksen  und  Tüxen^  Deuseen; 
^^B^mmensetzung  mit  -mann,  außer  den  früher  genannten  die  sich  ent- 
^^^er  mit  dem  reinen  Stamm  verbinden  oder  auf  einen  zweistämmigen 
Naxiaen  gestützt  sind,  diejenigen,  welche  als  Erweiterungen  einer  Ver- 
kleijierungsform  erscheinen,  wie  Thielemann,  Thiehnann,  Tilmann,  Till- 
^^^^nn  {Tilmanns,  TiUmanns,  Tiümans,  Thilmany)^  Dillmann,  Thelemann, 


*)  Ygt  Stark,  Kosenamen  61.  62,   wo  dieselbe  Rücksicht  fQr  die  Form  -lin  in 
^^'^spraeh  genommen  wird. 


158     K  0.  ANDRESEN,  HEUTIOE  GESCHLECHTS  NAMEN  AUS  TBIUDA,  DIET 

Tfl^manHy  DeUmann?  Telmann?  Theilmanny  Deilmann^  TknlmuMnnj  Tiegi- 
mann^  Ih'ekmann?  Tackmann ,  Diezmann^  DieUmann^  Ditmann'i  Teetz- 
mann^  LMßmann^  Deufschmann?  D&tsehmannj  TfiBckmannf  DiUMami? 
Tieckflmann^  Tichelmannj  Dossebnann?  —  Den  Kamen  auf -mami  gleichen 
diejenigen  auf  -meiVr  oder  -meyer  in  gewisser,  besonders  in  formeller 
Hinsicht,  s.  B.  Tibelmeifr.  Tetme^r^  Tntemeier,  Tüiewuejfer^  Deidmeier, 
Thfil^metffrj  DrMmeiVr,  Disselme^^).  —  Auch  der  Endung  -er,  welche 
in  südlichen  Landschaften,  besonders  Kirnten,  patronjmische  Geltoog 
hat^'^V  ist  hier  su  gedenken;  Geschlechtsnamen,  denen  diese  Form  an- 
gehängt sein  kann«  sind:  Di'fteer,  Z>iVf«cAer,  Teixer,  TSixer,  Tüiseher, 
TiUzid^er,  Didnfr?  Toiüer?  iPoltr?  Dosseleri  TopUr?  Topperzer? 

Nachdem  früher  angenommen  worden  war,  daß  kdn  altdentsdier 
Name   aus   mehr  als   awei  Süimmen   bestehe,    ond  Weinhold ^**)  ab 
Gmndsau    aufgestellt    halte.    dal>   hrpokoristische  Fonnen    nicht  all 
erster  Theil   einer   wirklichen  Composition   verwandt  werden   künneo, 
hat  man  sich  in  neuem  Zeiten  einer  Menge  sonst  schwer  xa  deutender 
Kamen  gogx^nübor  geneigt  orklirt  einiurftnmen.  daA  in  jflDgeni  Periodsi 
der   i^euischon  Kamong>cbung   einieJne  Stimme,    solehe   insbesondere, 
deren  Redeninng  mehr  oder  minder  abgeschKffen  seL  wie  imri  und  dt, 
eine  Veriiindung  mit  Kosoiiamon  eingegangen  seien.    Diesem  Urtheile 
g>^m\i»  lüki»!  «.ich  der  heutige  Oo^chlechtsname  DiezM^  wondien  asek 
/•s/ra"»Äi  und  7 'fV?iÄ?*i"»ro  vorkommen,    bequem  rerslelieo.    und  TcUert 
kam  au«  T^-^iiC'  ;;nd  ft.irr  fu:i^Ammenresc:it  »ein.  Darf  man  derVer 
muihuni:  Kav«!»  feSer.,  da«:  der  Xanßc  A-^fi  T»r^  da-  ac^  s.  B.  in  Köl» 
f.r..iel.  *i:c  Virbuidur*:  des  VoUnaniia?  DtT,:i,     Dutriei^  wut  koH  eoi- 
hal:e,    ;:v.«:    e.a^u    liooii   h\  }\oki>r:s44$obes  :  «•der   ancb  gCBedvisdiei  *. 
oa5  **;ei  oA  ;r.  :  vcruaüat^*,  ^srnex  i^'i* 

'^'^^^^  IL  G.  ANMBESEX. 


F.BECH,  ZUM  WOBTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.     159 

ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER 

URKÜNDENBUCHES. 


Auf  den  hohen  Werth,  welchen  das  von  Hubert  Ermisch  heraus- 
gegebene Urkundenbuch  von  Chemnitz  (=  Codex  diplomaticus 
Sftxoniae,  zweiter  Haupttheil,  VI.  Band)  für  die  deutsche  Sprache 
des  MittelalterSi  zumal  Air  den  obersächsischen  Dialekt  hat;  ist  schon 
wiederholt  hingewiesen.  Sein  Wortschatz  aber,  obwohl  so  reich  an 
neuen  und  seltenen  Ausdrücken,  ist  im  Ganzen  noch  ungehoben  ge- 
blieben. Auch  enthält  das  Glossar,  welches  demselben  beigegeben  ist, 
eine  ungenügende  Auswahl  daraus  und  bringt  für  manche  Worte  eine 
ODzureichende  oder  verfehlte  Erklärung.  Darum  schien  es  der  Mühe 
werth,  das  in  den  sorgfältig  redigirten  Urkunden  gebotene  Material, 
soweit  es  in  sprachlicher  oder  culturhistorischer  Hinsicht  von  Interesse 
ist,  unter  Heranziehung  verwandter  Erscheinungen,  wie  sie  sich  auf 
Nachbargebieten  finden,  einer  eingehenderen  Besprechung  zu  unter- 
ziehen. 

abbruchlich f    adj.    noeivus,   nachtheilig,    393,  17    (a.   1393),    vgl. 
Schiller-Lübben  I,  20  s.  v.  afbroklich. 

abekouf,  m.  120,  27  (a.  1449)  beczalunge  u.  abekauff. 
dlehorth,  f.  408, 34  (a.  1508)  eine  alehoi'th,  die  in  seinem  molgraben 
9^^nden\   gemeint  ist  septvm,  captura,  clausura  anguillarum  ^  älhort 
•>ei  Schiller-Lübben  I,  53^ 

algereiten    an,    adv.    117,  2   (a.  1449)  wenne   wir   vamemen,    das 
Gliche  algereiten  an  ir  gespotte  dorüß  haben.  Hier  hat  algereiten  an  den- 
selben Sinn  wie  das  mhd.  allez  an,  alzan.  Über  dieses  an,  welches  ver- 
schiedenen  adverbialen  Ausdrücken  nachgesetzt  zunächst  den  Beginn, 
^*Un  den  Fortschritt  oder  die  Dauer  bezeichnet,  vgl.  D.  Wb.  I,  285, 
°**xxentlich    1498—99    über    bereit    an,    ferner  Schiller-Lübben  I,  78% 
''    folg.,    Benecke-Müller  I,  38;    dazu  Laßberg  LS.  IV,  408,  358  si 
^^^9en  (aßen)  da  by  filr  sieh  an  (in  einem  fort),  bisz  in  der  gürtel  recht 
^^  5  för  an  (fortan)  bei  Lexer  III,  589;  nü  ßiran  Nürnberg.  Poliz.  111, 
y'  X2;  fürahn  (zuvor)  Weist.  II,  60,  Z.  37  und  in  diesem  Sinne  voran 
^^    Dyocletian  8016;  voran  heim  var.  zu  Erec  2879;  zuvoran  Diefenb. 
^lo88.  s.  V.  ante;  Nürnb.  Poliz.  235  u.  241 ;  DRAkten  I,  301,  37;  236, 15; 
^^>orenan  Cod.  dipl.  Silesiae  8,  102,   Z.  2  (a.  1396);    vortan  (hinfort) 
^*^8t   von  Eirchberg    703  u.  704;    vordan  Scriptores    rer.  Pruss.  III, 
^^,  629  u.  630;  Schiller-Lübben  V,  471*/  umgestellt  an  fort  im  Als- 


160  FfiDOK  BECH 

feld.  Passionsp.  6926;  —  mit  dem  erstin  an  (ab  initio)  Job.  Botlie  Bitten 
506;  zu  dem  Srstin  an  2390;  —  van  stad  an  (iUico)  Espe,  Leips.  Berich 
vom  J.  1845,  S.  11  (a.  1358);  czustundan  S.  29  (a.  1399). 

aüpulser,  m.  42,  19  (a.  1379),  scheinbar  verderbt  ftlr  alipabt 
aUbüzer;  doch  vgl.  Diefenbach  Gloss.  492*"  s.  v.  renovator,  wo  gleici 
fallB  ein  altpuUer  ans  einem  alten  Glossar  verzeichnet  ist 

anbrengen,  stn.  die  Meldung,  161,  25  (a.  1467). 

anieidingen,  swv.  gerichtlich  angreifen,  belangen,  40,  29  (a.  1375] 
54,  23  (a.  1395) ;  Urknndenb.  von  Mttblhansen  i.  D.  ed.  Herqvet  no.  91 
(a.  1346)  sie  anzuthedingene  u.  ze  besckuldigene  umb  einen  Juden;  NoiJ 
häuser  Weisthümer  in  Förstern.  NM.  I^  3,  23  (14.  Jahrb.)  werde  iä 
güd  edir  der  eins  angetidinget;  35:  her  habe  eyme  an  einen  eid  geteydisjA 
Schiller-Lttbben  I,  80  s.  v.  andegedingen\  daher  slos  u.  stad  in  amÜäÜM 
(Ansprach)  nemen  bei  Dreyhaupt,  Beschreibung  des  Saalkreyaes  I,  S.  19 
(a.  1463). 

bedacht,  f.  Überlegung,  Bedenkzeit,  235,  37;  336,  2  (a.  1478). 

begencnisse,  n.  Lebensunterhalt,  53,  34  (a.  1395)  tr  6.  tmd  fionnyi 
dieselbe  Bedeutung  hat  das  Wort  im  Cod.  dipL  Siles.  8,  S.  30^  (a.  1349): 
37  (a.  1352);  40,  46,  57,  91;  Altprager  Stadtr.  ed.  Bößler  S.  70. 

bekundigen,  swv.  accusarcj  belangen:  einen  vor  fisrsUn  naektm 
keinen  richtem  k,  64,  29  (a.  1402). 

beleser^  m.  133,  21  (a.  1453)  ein  b.  und  vanoeser  des  aüaris\  eiMi 
der  den  Altar  beUst,  vgl.  105,  22  und  Benecke-MtÜler  I,  1009^,  Schilkr 
Löbben  I,  223*. 

belestunge^  f.  Beschwerung,  229,  16  (a.  1477). 

belistigen ^  swv.  überlisten,  täuschen  167,  3  (a.  1470);  Schilbr 
Lübben  I,  225% 

benümunge,  f.  Benennung,  namentliche  Anführung,  25,  9  (a.  1368) 

berufen,  swv.  appelliren,  sich  berufen,  91,  21  (a.  1421)  dy  iiifji 
—  —  beruften  an  unser  gnedigen  hirren  dy  herzogen;  sonst  nur  Ü 
berufen  üblich. 

bescheidunge,  f.  assignatioy  legatio.  Vermachung,  letztwillige  Vtf 
fügung,  57,  8  (a.  1399);  Haltaus,  Qloss.  142;  Rechtsb.  nach  DistuDd 
m,  8,  1;  Zeitz.  Copialb.  (15.  Jahrb.)  fol.  230*  die  besdmdunge  istf 
schehen  yn  syner  kranckheit,  yn  der  nacht  do  Nickel  starp^  da  selbisi  i^ 
von  sttml  myn  hüsfrowe  sulche  bescheidunge  widersprach  und  sproA 
Neyne,  ich  besehe  der  bescheidunge  nicht. 

bevam,  stv.  63,  32  (a.  1402)  er  sal  daz  bevam  als$  andermcifi 
vnsem  gutem;  64,  11;  Urk.  von  Weißenfels  (a.  1354)  bei  FörsM 
N.  M.  III,  2,  85  daz  statchin  Ranstete  zal  he  unde  aüe  zyme  arfrm  iHir  m 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.        161 

kwuryn  unde  bessizcin  äne  alUrleie  anspräche  ^  Urkundenb.  von  Meißen 
n,  DO.  766  (a.  1402)  mit  bevarin  unde  umbevarin  eckem;  no.  972 
(a.  1406);  cfr.  Schiller-Lübben  I,  306  und  Nachtr.  I,  63*). 

hevr^unge,  f.  141,  22  (a.  1457)  befryhunge\  Lexer,  Nachtr.  79. 

blbleiche,  f.  Nebenbleiche  (neben  der  Hauptbleichanstalt)  129,  34 
(a.  1451);  beybleyche  139,  15;  biebUiche  198,  13. 

bUegunge,  f.  Beihilfe,  Beistand  130,  6  (a.  1451);  vgl.  btliginge 
bei  Schiller-Lübben  I,  335* ;  legen  und  legende  =  ligen  und  Inende  findet 
sich  öfter,  z.  B.  187,  37  (a.  1470)  und  222,  4  (a.  1474). 

Wöußig,  adv.  obüer,  circüer;  115,  4  beyleufftig  dryhundert  (a.  1449) ; 
Mffsßigk  achtzigk  jdr  Weist.  III,  597  (a.  1450). 

bleichgewei'ke,  swm.,  Arbeiter  an  der  Bleiche  76,  18  (1420). 

bleichhüSf  n.    Haus  zur  Bleichanstalt  gehörig,  122,  26  (a.  1449). 

bleichrickter,  m.  der  über  die  Bleiche  gesetzte  Richter,  76,  15 
(a.  1420) ;  198,  10  (a.  1471). 

bleiehtoirdig,  adj.  114,  36  (a.  1449)  etliche  linwante  nicht  bl.  ge- 
mxht  werden. 

breit,  stn.  =  mhd.  bret  106,  2  (bald  nach  1442)  in  einem  Zoll- 
rodel: item  von  holcztoercke,  feigen  ^  breit  ^  schindily  lattin  3  heller  \  nach 
Ireit  hat  hier  der  Herausgeber  kein  Komma  gesetzt.  Vgl.  111,  12 
hmtmidertn  {.  =  bret8ntderin;  geiben  =  geben  104,  29;  106,  9  (a.  1442); 
Hernien  =  nemen  105,  31;  leider  =  ledery  corium^  105,  33  (a.  1442); 
Weinhold  Mhd.  Gr.  105. 

briczej  f.  68,  22  (a.  1411)  gebende  y  priczen^  vingerlm  und  desglich'^ 
im  QloBsar  522  erklärt:  Einfaßung  an  Kleidungsstücken;  aber  das 
vftre  6ri9e,  euparus^  was  schwerlich  gemeint  ist.  Die  Nebenstellung 
▼on  tingertin  deutet  vielmehr  darauf  hin,  daß  braze  darunter  zu  ver- 
Btehen  ist,  franz.  broehe^  lat.  bracca,  fibula,  von  dem  sich  niederd.  die 
Formen  breee^  brese^  bresse^  bretze  finden,  vgl.  Schiller-Lübben  I,  411 
^d  Alte  Statuten  von  Halle  in  Förstemanns  N.  M.  I,  2,  80  breczen,  finget*- 
Wn  (15.  Jahrh.)  =  Dreyhaupt  1.  1.  II,  317;  broedsche  in  den  deutschen 
Cbon.  12,  350,  4.  Bratze  oder  bretze  findet  man  auch  sonst  noch  öfter 
loit  iringerNn  zusammen  erwähnt. 

brOtunge,  £  Brotnahrung,  222,  3  (a.  1474)  eine  brotunge  irbatoen; 
Thomas  v.  Buttelstedt   in  NM.    des  thür.   sächs.  Vereins  XH,  441  ye 


*)  Auch  heodrtn,  metuere,  besorgen,  findet  sich  ziemlich  früh,  and  zwar  in  Job. 
^QS  Cbrom  8.  666  nch  de»  nicht  b^ahren;  Weist  II,  46  einen  brfahren;\xmd  52 
«üMvi.  Die  Form  htfehren,  gefährden,  bei  Marc.  Spittendorff,  Gloss.  521;  bei  der 
B«iM  Ton  Engelthal  12,  16  nu  bevir,  nu  beo^  =  nun  sieh  dich  vor  und  paße  aufl 
^  D.  Wb.  I,  1S48,  wo  dieselbe  Form  auch  ans  B.  Waldis  nachgewiesen  ist. 
OBMiHLL  HtM  Reite  IV.  (XXYU.)  Jahrg.  11 


162  FEDOK  BECH 

des  jares  5  malder  koms  zcu  brotunge  und  4  maldir  gerstin  zeu  getrmJu 
und  12  maldir  zcu  fvUer\  vgl.  D.  Wb.  II,  406. 

hnieling,  m.  413,  22  (a.  1522)  drey  ochssenn,  tswey  speckschweynn 
auß  der  molenn,    vier  bruelinge;    das  Wort  schon  um  das  J.  1334  bei 
Würdtwein  Dipl.  Magunt  II,  S.  575  porcoa   qui  dicuntur  prulinge]  in 
den  Weist.  I,  798  (14.  Jahrb.);  II,  208,  vgl.  D.  Wb.  11,  426;  ürknndenb. 
der  Stadt  Leipzig  II,  S.  433  (a.  1541)  5  speckschweyn,  6  bruUng ;  Sta- 
tuten   der  Stadt  Stolpe   bei  Schott  I,  241  för  ein   speckschwein  2  fio, 
für  ein  breyltng  1  gl;  Müller  und  Weitz  Aachener  Mund.  35  bröiUng; 
Frommanns  Mund.  VT,  13  hruling  (aus  der  Eifler  Mundart).    Für  ge- 
wöhnlich  erklärt  man  es  mit:   ein  einjähriges  Schwein;    nach  Orimm 
D.  Wb.  1.  1.  „porcua   anniculus^    Frischling,    wie  es  in  den  Brühl  ge- 
trieben  wird^;    Sanders  I,  228   denkt   an    eine  Ableitung    von    hmA 
(Sumpf) ,    wie  frischling  von  frische  (sumpfige  Gegend).    Die  Gegen- 
überstellung von    bechen   sunn  aber  oder  von  speckswin  führt  auf  eine 
andere  Ableitung   oder   zeigt  wenigstens,    daß  man  sich  unter  einem 
brüling    etwas    anderes  'gedacht   habe.    Nämlich   bechen  suün   —  nicht 
richtig    beckensvnn   gedruckt    bei   Lexor  Nachtr.  46   und    mit  Bäcke^ 
Schwein  übersetzt  —  ist  das  zu  dem  backen,  d.  i.  Speck  oder  Schinken 
bestimmte  Schwein,    vom  Adj.  bechm,   peminus  (vgl.   bechin  fleisch  in 
Weist.  V,  70),    dasselbe   was   bachenstmn  genannt  wird  in  dem  Zeit«. 
Mscr.  LXXXV  (26)  fol.  1  u.  2,  bachenswein  fol.  3  u.  4,  oder  baeh$i^ 
bei  Lexer  1.1.  37.  Im  Gegensatz  hierzu  wird  brüling  wohl  ein  Schwein 
sein,  das  nicht  zum  Räuchern  (seiner  Schinken  und  Speckseiten),  son- 
dern zum  „Brühen^  bestimmt  ist,  ein  Koch-  oder  Wurstschwein.  -E** 
sumi   brüejen   hieß    zunächst    allerdings   nur  es  mit    heißer  Flüßigkei^ 
begießen,  um  es  leichter  von  seinen  Borsten  zu  reinigen,  so  beim  KöDilS 
vom  Odenwald  IX,  11;  in  dem  Buche  von  guter  Speise  no.  8  nim  es^ 
verkeRn  und   hiie  daz  küele  (d.  h.  nicht  zu  heiß);    im  Augsb.  Städte 
ed.  Meyer  S.  200  verher  bi'ün;   ebenso  ein  huon  br.  beim  König  v.  O 
n,  200;  ein  krüt  br,  beim  Mönch  von  Heilsbronn  S.  36  =  Alemannia 
III,  213,  27.  Brüejen  hieß  aber  auch :  in  heiße  Brühe  thun,  darin  siedeO 
wie  das  niederd.  hrojen,  broien  bei  Schiller-Lübben  I,  427**,  so  wohl  auel 
bei  den  seioprüern  oder  schweinprüem  in  Nürnberg,  von  denen  in  do^ 
dortigen  Polizeiordnungen    ed.  Baader  S.  233  und  234    die  Rede   ist 
letztere  sotten  das  Schweinefleisch  vorzugsweise,  um  daraus  Wurst  tt} 
machen,    wie  man  aus  S.  235  ersieht.    Denselben  Sinn  hat  Itrüejen  iP 
einer  Urkunde   von  Glaz    im  Cod.   dipl.  Siles.  VIII,   S.  53   (a.  1354) 
gebruet  Schweinen  seilen  (gekochte  Schweineschinken)  —  varkaufen^  im 
Alemannischen  Büchlein  von  guter  Speise  ed.  Birlinger  198  (Ö4)  g^ 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHR8.         163 

yaite  küchUn;  bei  Schmeller-Frommana  I,  337  prueseiUen  under  den 
fmken  schroeten  (a.  1364) ;  344  porcfis  qui  dicitur  pruepauch  . . .  priiech" 
yauch  (14.  Jahrb.)  =  ein  buch  oder  buoCf  der  zam  Kocben  bestimmt 
oder  bereits  gekocht  ist  Fttr  brüeling  sagte  man  endlich  noch  brüe- 
mn,  vgl.  Schmeller-Frommann  I;  337  prueswein  (a.  1364);  Thomas 
y.  Battelstedt  1.  1.  XU,  468  item  8  bachewyn  und  7  hruBwyn  (a.  1443) 
und  die  in  der  Anm.  dazu  citirten  Stellen  aus  Düringer  UriLunden* 
Im  sächsischen  Osterlande  existirt  noch  der  Name  Brühschwein,  auch 
hört  man  um  Weida  die  Redensart:  er  ut  betrunken  wie  ein  brÜh- 
tchwein, 

bdhaßigk,  adj.  141,  23  (a.  1457)  buwhafiigk  holden  die  etat]  TgL 
buwachtich  bei  Schiller-Lttbben  I,  466. 

bürät,  baurät,  m.  106,  8  u.  11  (a.  1442),  Baumaterial;  dasselbe 
Wort  vermuthlich  bei  Tzschoppe  und  Stenzel^  Urkundenb.  S.  329  cum 
utenriUbue  et  subpellectili  domus  suae  quod  bowart  (?)  dicitur  (a.  1263) ; 
Tgl.  Schiller-Lübben  I,  468. 

darlegunge,  f.  Kostenaufwand  221,  36  (a.  1474)  grdß  haben  ober 
feine  d.]  222^  3  cleyn  haben  ober  seine  d;  237,  10  u.  13  (a.  1479); 
D.  Wb.  n,  779. 

derjenige,  pron.,  erscheint  hier  schon  früh  und  zwar  in  ftarstlichen 
Urkunden:    181,  25  (a.  1470)  was  sich  dieihenigen^   die  die  ding  ange- 
zogen  haben,    besorgen \    206,  10  (a.  1472)  dieihenigen   die   solchs   noch 
Behuldig   seint\    206,  14  gein    denihenigen    {Ulis)    daran   sein\    207,  16 
(a.  1472)  so  wullen   wir   dich   seibist   und   dyihenigen   ungestraft   nicht 
lassen-^  207,  27  wy  du  dich  kein  denihenigen  holden  salt\  244,  20  (a.  1480) 
mit  denihenigen:.  Weist  4,  679(9)  niederdeutsch:  de  jenie.  Grimm  und 
Weigand  haben  das  Wort  erst  aus  dem  16.  Jahrh.  nachgewiesen. 

drelichy  m.  „mit  drei  Fäden  gewebtes  Leinenzeug*^,  49, 23  (a.  1390); 
116,  3  u.  35  an  halben  linwotten  adir  an  drelichen  (a.  1449);  194,  5 
zu  groben  dreyUchen  und  grober  leymat]  235,  13  (a.  1478)  lynwat  und 
treUeh\  vgl.  Germania  25,  349. 

durchüiZj  adv.  durchweg,  im  ganzen  170,  26  (a.  1470)  daz  tüch 
uf  dem  slage  ein  besser  pfunt  hat  danne  das  tüch  an  im  selber  durchüß 
ist]  Weist.  4,  521  (a.  1434)  das  der  hüf  durch  üsz  mit  eyme  ysen  ge- 
brennt  sy]  1,  361  do  ward  uff  gesetzt  uff  yedes  lehen  HI ß.  ^  durchusa, 
J.  Grimm  im  D.  Wb.  I,  1583  vermuthete,  die  Zusammensetzung  wäre 
erst  im  16.  Jahrhundert  aufgekommen. 

eintreten,  stv.  sertreten,  durch  Treten  zerstören,  192,  37  (a.  1471) 
eye  lassen  auch  (durch  die  eselpferde)  dye  gießgraben  eintreten  und  ver- 
unreinen]  cfr.  intredden  bei  Schiller-Lttbben  11,  382*. 

!!♦ 


164  FEDOR  BECH 

eniöffenm,  entöffen,  swv.  eröffiien,  221,  9  (a.  1474)  eniößen  mul 
irkennen  zu  gAen\  Der  Minne  Regel  3918  enioffin  sy  mir^  de$  bidüA 
dich]  mnd.  entopenen^  entcpen  bei  Sehiller-Lübben  I,  683. 

erbeweCf  m.  52,  22  (a.  1395)  ein  e.  durch  unser  grübe  in  ire  grÜa 
haben. 

erbreichunge,  f.  tue  eanfereTidi  bona  hereditaria,  87,  6 — 7  (a.  1428) 
der  Wien  und  e,  von  dem  apte  begem^  beten  u.  muten]  —  der  Uhen  nnii 
e.  nicht  vorsagen;  cfr.  Haltaas  381. 

erkunden,  swv.,  in  der  Bedeutung  von  Urkunden,  urkundlich  dar 
thun:  242,  32  es  mit  dem  brive  erkunden  (a.  1480)  und  243,  9  sie  werdm 
billich  in  beiderseit  gerechtigkeit  zu  erkunden  zugelassen ;  Germania  14, 462 
(12.  Jahrb.)  du  ganc,  irchunde  daz  riche  goiis  =  Lucas  9,  10  tu  vaik 
et  annunda  regnum  dei;  ebenda  lä  mich  ze  dem  ersten  gin,  daz  ich  a 
irchunde  den  die  da  heime  sint  =  Lucas  9,  61  permitte  mihi  primm 
renunciare  his  qui  domi  sunt.  Wahrscheinlich  ist  auch  toär  erkunde  n 
lesen  auf  S.  245,  5  (a.  1480)  des  wir  in  wärer  kande  (?)  qudmen  vm 
den  dy  dobey  gewest  waren]  sonst  steht  zweimal  ewrkunde  ßXr  urkunä 
34,  5  (a.  1368)  und  43,  5  (a.  1381). 

em  {em)  und  hem,  als  Nominativ  in  der  Titulatur  =  her  {here)\ 
J.  Grimm  sagt  im  D.  Wb.  lU,  52:  es  ist  Unverstand,  schon  dem 
Nominativ  ein  obliques  ehm^  ehren  beizusetzen,  wie  Bürger  48^  Üai 
Gleichwohl  geschieht  dies  schon  in  einer  Originalurkunde  des  Rathei 
zu  Chemnitz  aus  dem  J.  1423:  so  82,  29  so  mag  der  vorgenante  en 
Hegnrich  die  czinse  ußgewynnen  in  iuden  addr  cristen]  82,  38  oueh  hd 
uns  der  megnante  em  Heynrich  Pegaw  suLche  fruntschaft  unde  gunst  geU»\ 

83,  5  ouch  ist  gered ,  daz  der  vorgnante  em  Heynrich  Pegaw  untsi 

aüariste  dy 2  schogk  groschin  czins bestellen  wil;  femer  in 

einer  Aufzeichnung  von  1430  auf  S.  90,  32  anno  domini ist  da 

irwirdige  herre  hem  Johannes  apt  zcu  Kempnicz  in  czweytrackt  gewett 
90,  37  dorumbe  —  —  hat  uns  der  unoirdige  herre  hem  Johannes  ap 
sulche  rede  unde  gelobde  tan;  ebenso  91,  3  und  5.  An  den  vier  letztei 
Stellen  hat  der  Herausgeber  sich  gemüßigt  gesehen  her  Air  hem  ii 
den  Text  zu  setzen.  Übrigens  ist  dieser  Nominativ  vor  Namen  bereit 
von  Ahrens  in  Hannoverschen  Urkunden  seit  dem  J.  1435  nach 
gewiesen  worden,  vgl.  dessen  Abhandlung  im  Progr.  des  Lyceoms  voi 
Hannover  a.  1869,  S.  26,  femer  Sanders  I,  344",  sowie  über  verwandt 
Erscheinungen  Hildebrand  in  der  Zeitsohr.U.  d.  Philol.  I,  442  folg. 
emächy  adv.  =  hemäch ;  70, 3  (a.  1414) ;  Schwabensp.  ed.  Wackei 
nagel  22,  2;  50,  12;  57,  30  u.  s.  w.  Konrad  Stolle  Chron.  foL  176 
und  268% 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.        165 

eroberigen,  swv.  erübrigen,  gewiDnen,  384,  11  (a.  1483)  nicfits  da 
itSt  zcu  derobergen;  384,  19  ichtü  erhobergin;  Zeitzer  Copialb.  fol.  310* 
her  wolde  ierlichen  100  gülden  am  Schloß  Tarand  haven  dirobirigit. 

erst^gunge,  f.  Steigerung,  Erhöhung  in  der  Steuer  27,  27  (a.  1367) 
äne  aUerley  e.  unde  niderunge. 

esdpfert,  n.  burdo,  192,  35  (a.  1471);  gewöhnlicher  pfertesel,  vgl. 
Lexer  II,  242  und  Diefenb.  NGl.  62. 

falden,  felden,  stv.,  technischer  Ausdruck  der  Tuchmacher.  Auf 
S.  166;  36  (a.  1470)  beschweren  sich  dieselben  über  das  hantwergk 
der  meider,  dy  do  gewarU  sneiden  unde  mancherleie  fremde  tüch  keuffen 
vnde  bie  sich  brengen,  auch  under  yn  gewand  pressen,  by  sich  schicken 
unde  fremde  tüch  zcu  Zeiten  uff  unsem  slagk  felden  unde  einsetzen  unde 
aUdanne  vor  Kempnitzer  tüch  vorkauffi  werden ;  168,  16  (a.  1470)  ist  die 
Rede  von  der  gedrengniss  der  tüchmecher,  daß  tüch  uff  iren  schlag  von 
wndem  hantwerk  und  undir  yn  selbe,  die  tüch  schneiden,  gefcUden  geferbet 
unde  vorkaufft  werden  \  170,  1  e«  sal  nymande  fremde  tüch  ansläen,  be- 
reyten*)  oder  uff  der  tüchmecher  slagk  czu  Kempnitz  felden '^  178,  2  auch 
haben  sy  fremde  tüch  uff  unseren  slagk  gefalden  und  für  Kempnitzer  tüch 
verkouß;  vgl.  Schiller-Lübben  V,  192',  2  und  297»»,  18  folg.  u.  44  folg. 
Über  die  Art  des  Faltens  handelt  auch  das  Stadtbuch  von  Augsburg 

315  (a.  1324)'  die  rätgeben  sint  ze  rate  worden daz  sie  wellent  daz 

man  zwilich  und  einlich  eines  gewantstabes  breit**)  sol  machen  zunflachez 
und  daz  man  baidiu  ende  gelich  legen  sol  swan  man  ez  valde. 

verdutzen,  swv.  176,  21  (a.  1470)  die  schneyder  werden  verdutzt  ? 
vgl.  Lexer  III,  279  s.  v.  verUizzen. 

verenzeln,  swv.  167,  16  (a.  1470)  ir  gewant  müssen  die  tüchmechir 
AUS  Noth  versniden  und  vorenczeln;    dasselbe  Wort  im  Sinne  von  ver- 


*)  Hier  ist  bereiten  offenbar  wieder  Kunstausdrack  der  Tuchmacher  und  be- 
^^tet,  wie  Adelung  s.  y.  tuehbereUer  bemerkt  hat,  dem  gewebten  and  gewalkten  Tuche 
aorch  Rauhen,  Scheren  und  Pressen  ein  gutes  Aussehen  geben;  ausitlhrlicher  noch 
bandelt  darflber  Rüdiger  bei  Schiller-Lübben,  Nachtr.  60-61  s.  y.  beriden.  Das 
^-  Wb.  I,  1499  hat  unter  bereiten  nichts  darüber,  auch  Lexer  erwähnt  nichts  daYon. 
'Sl-  die  Stellen,  welche  Yon  mir  aus  mittelalterlichen  Quellen  zusammengetragen  sind 
^  dieser  Zeitschrift  22,  46;  was  Laurent  über  bereiden  in  seiner  Einleitung  zu  den 
Aachener  Zuständen  S.  42  sagt,  ist  demnach  nicht  stichhaltig. 

**)  OewanUtap  —  gebildet  wie  mdaatap,  ellenBtap  (cfir.  Konr.  you  Ammenhausen 
"*ch  der  Zofinger  Hs,  184'  und  Lexer  I,  640)  —  bezeichnet  das  für  Schnittwaaren 
Sebrtachliche  Maß,  Ygl.  Schmeller-Fromm.  I,  716;  ähnlich  wie  gewantalabea  breit  so 
"•Rte  man  auch  toeppe  breit  (Ygl.  Lexer  II,  766)  =  acht  Viertel  breit  —  nach  der 
Bairenther  Tazordnung  vom  J.  1644  bei  Schmeller-Fromm.  II,  830;.  Ygl.  auch  unten 
*■  ▼•  kamp:  geXUh  eine*  gewurhJte», 


♦)  Zamotn,   swr.  =  tomoen,   Meiere,  texere   bei  Comel.  Kil   ed.  Hastelt  680; 
Böhmer,  Urk.  v.  Frank«.  636  (*.  ISTift)  wtr  cyme  ein  diLeh  wybU  adir  wamoei  mU 

687  '"  '       *  "'^"  "  '" 

Lttbben 


166  FEDOR  BECH 

theilen,  an  Einzelne  austheilen^  bei  Herrn,  von  FVitslar  180,  27:  m 
voüekumenheit  gotticher  natüre  vorenziU  iibemcMIrliehkeä  vomunfiigek 
krSatüren. 

verkoren,  swv.,  93,  8  (a.  1433)  sich  mit  einem  verMvei  wid  ver- 
hyrt  haben;  vgl.  SchillerLübben  V,  38P,  Lexer  III,  151,  Zeita.  Progr. 
vom  Jahre  1879^  S.  19;  dem  Sinne  nach  gleich  ist  eich  vorwiBekom 
mit  einem  bei  Lexer  III,  308. 

vei'lächenj  vorldchen,  swv.,  mit  lach-  oder  IScheteinen  abgrenzen, 
397,  4  (a.  1493)  die  eträszen  nicht  vorldcht  euler  voreteynet  sind. 

vermackeln,  swv.,  durch  makel  verderben,  147,  11  (a.  1458)  der 
brif  ist  vormackdi  czurissen  ader  vorloren  worden]  192, 35  u.  38  (a.  1471) 
die  esellpfert  gen  mit  iren  eisen  auf  dem  gut  unde  vermaekeln  dcu  grewiiek 
unde  das  gut  (die  Leinwand)  dodurch  verunreinet  wirt;  sye  lassen  asA 
dye  gyßgraben  eintreten  und  verunreinen]  ad  man  lauter  reynß  wauer 
auf  das  gut  gyssen  sal,  so  ist  es  unrein  und  der  leute  gut  wirt  vermackA] 
vgl.  Bruder  Erhart  Groß,  Earthäusermönch  zu  Nürnberg,  nach  einer 
MittheiluDg  Hoffmanns  v.  F.  aus  einer  Breslauer  Handschr.  im  Anzeiger 
von  Aufseß  II,  13  (a.  1436) :  wer  diße  püchlein  list  ader  abschreibt,  der 
mache  nicht  kreutze  ader  hende  ze  vermaekeln  das  exemplar,  wan  es  iä 
gestrofty  und  es  darf  nicht  das  er  das  bescheisse  noch  seim  willen^  Schiller- 
Lübben V,  401. 

verpetschiren,  swv.,  versiegeln,  152,  2  (a.  1459)  mit  unserm  pet^ar 
vorpetschirt\  vgl.  Lexer  Nachtr.  194;  Förstemann  NM.  VII,  2,  102  o. 
103  den  wein  verpitzschiren  u,  verungelden]  Urkundenb.  der  St.  Leipzig  I, 
S.  312  vorpitczirn  (a.  1464);  Ofner  Stadtr.  ed.  Michnay  u.  Lichoer 
S.  122  den  wein  verpeczin  und  zaichen, 

ferste,  adv.  =  verreste^  maxime  95,  18  (a.  1436)  so  ich  ferste  fem, 
vgl.  Flore  7370  so  sie  verrest  künden]  Pass.  K.  204,  tö  so  ich  aller 
verrest  kan;  Zarncke-MüUer  III,  300'. 

verwetüch,  stm.,  170,  6  (a.  1470)  nymand  sal  einen  ferbeHtche  tmder 

40  gengen  schem noch  einen  ferhetüche  korzer  danne  40  eilen  schem\ 

vgl.  Fahne,  Forsch.  I,  2,  59  (a.  1344)  eyn  vardüch  van  Deist;  Tzschoppe 
u.  Stenzel,  ürkundens.  S.  573  (Innungsreeht  der  Wollenweber  zu  Rei- 
chenbach aus  dem  J.  1356)  von  einem  verwetüche  (Hs.  werbe  t.)  sAinsetn 
phennynge,  von  eyme  blo  gekemmitin  zwencik  pf;  574  wer  smelir  seheri 
zcu  eime  verwetüche  wenne  vyr  und  virzcik  genge,  der  bessirs;  zco  zcoiiwia*) 


mer,  Urk.  v.  J?  raiiKi.  ow  v»-  ^««»"^  «^^  «y^  «^"  »««/»  wyou  adir  9omoet  mU  iUMi; 
aiuch  eal  ftifmicm  ihw  Sj/me  iWcA«  «8  gMn  don  w>üf  ichiüiinge  m  mmwen ;  Bohflltf- 
ben  IV,  696*,  14  wwen  unde  twtwen,   dtU  jf9  de  lakem  to  heradmdmi    «llfwieisir 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBÜCHE8.        167 

von  eyme  verbetüche  sechzcen  pfenninge ;  —  von  eyme  geverbetim,  das  mcen 

noDir  scJiirt,  fumf  pfenninge ;  —  auch  sal  kein  man  brüne  wolle  mengin 

zcu  verbetüchin.    Ouch  sal  kein  man  mit  lorwaczer*)  verbin  y    he  inwalde 

denne  is  im  selbe  zu  gewande  und  zu  kleidim;   vgl.  Lexer  III^  27  s.  v. 

ferwetuoeh. 

festerei,  f.  (?)  468,  35  in  einer  Inventarisation  des  Klosters  heißt  es: 
in  der  festerei  uffm  schloffhau^e,  in  der  oberf esterei :  VI  bloßbeige  zu  der 
orgelj  1  alt  eiser m  gegitter  u.  s.  w.  £twa  =  vestiarium,  gerwekammer? 
an  pßstert,  pistrina  zu  denken  verbietet  die  Lage. 

vihezehende,  m.  63,  32  (a.  1402)  der  sal  uns  geben  unsem  vye- 
czenden. 

vyrflicken,  swv.  =  vorflicken,  Flecke  annähen  vorn  an  das  Schuh- 
werky  92,  8  (a.  1432)  die  nuwe  schüstir  sullen  nicht  aide  schue  kouffin^ 
tykouffin  sy  denne  wedir  dy  altrussin,  unde  suUen  nicht  v^rflicken  unde 
nicht  nüwe  solen  undir  alt  obirledir  setzin;  cfr.  vorbas, 

vorbas,   m.  92,  2  folg.  (a.  1432)  es  ist  dirkant,   das  dy  alirussin 

fuUen   nüwe  solen   seczczin   an   alt  gemechte**)  unde  dy  solen  sullen  ge- 

czeichint  sten  mit  schildichin.    Unde  was  en  lüthe  ynwenig  der  stad  unde 

ufiwenig   nüwe  vorbas  unde  solen  (so!),    dy  des-ledir  selhir  brengen,    das 

fnogin  sy  wol  anseczczin  und  ungeczeichent  unde  dovon  czu  nemen  als  sich 

das  geboret.  Was  hier  vorbas  unde  solen  genannt  werden,  sind  vorbussen 

u,  solen  im  Urkundenb.  von  Leipzig  I,  176  (a.  1444 — 46):  wir  scheiden 

die  nüwen  schüster  unde  altrüsen,  daz  die  aUrüsen  mogin  schü  solen  unde 

nicht  nüwe  vorbussen  machen  mit  leschen,  mit  stemen  unde  mit  helsen***) 


c=  inatruere,  mbomare,  anstellen,  in  den  Chroniken  der  D.  St.  18,  58|  29.  Davon  ge- 
zoutoe,  n.  Webstuhl,  bei  Böhmer  1.  1.  S.  636;  Urknndenb.  von  Leipzig  I,  382  u.  388 
gezawe  (a.  1470);  Tzschoppe  u.  Stenzel  1.  1.  S.  673;  Cod.  dipl.  Siles.  8,  17  geczew 
(a.  1336);  S.  114  gexwce]  Chemnitzer  Urk.  227,  13  (a.  1477)  alewwenoirkea  uff  langen 
geezew  treiben;  228,  24  sleuioer  uf  Umgen  geczaw  mit  gelinde  u.  Urdymen  arbeiten; 
247y  9  (a.  1481)  die  leymat  von  dem  geezew  nemen\  412,  11  leinwebergeczage;  412,  23 
(a.  162*2)  gegaie;  Freiberger  Stadtr.  bei  Schott  S.  297  lange  gezaw  der  Leinweber; 
Daniels  u.  Graben,  Das  sächs.  Weichb.  291,  29  gezau;  Weinhold,  Beitr.  s.  schles. 
Wb.  107\ 

*)  Über  Wncazzer  =  loutDenoazster ^  Garbrühe,  Gerberlaache  (?) ,  vgL  Schröer, 
Vocab.  1830  natUea  Unoasaser  vel  stoercze.  Bei  Böhmer  1.  1.  636  heißt  es:  tod  man  ein 
düeh  ffindet,  dat  genoercxit  iit  mit  twenen,  der  hat  daa  düch  virlom, 

*♦)  Gemechte^  n.  =  Fabrikat  (Werk,  Arbeit);  ebenso  im  Freiberger  Stedtr.  8.  289 
iMM  nUe?u  gemechls  addir  getmeidea  ndeh  erkentteniß  der  meister  9U  geringe  wire,  nUlen 
die  meUter  zusläen;  Conr.  v.  Weinsberg  62,  Z.  7;  Nicl.  v.  Wjle  Translat.  326,  19  alle 
tooUin  gemechte ;  Schmeller- Fromm.  1, 1Ö68:  „angemachten  Siiefe],  sie  vorschuhen  lassen.** 

***)  Vgl.  Urk.  des  histor.  Ver.  für  Nieders.  VIU,  no.  248*  (a.  1302):  neen  dUboter 
en  9chal  neye  zoelen  zetten  under  olt  overledder  unde  ok  neen  ngge  ledder  uppe  olde  toelenf 


Jgg  FEDOB  BECH 

tH>r  den  vorderen  seheßen  abegeenytten,  eundem  mü  afirmee^  adür  edA- 
gtorbigen  ledim  mögen  sie  vorbüseen,  unde  die  ealen  ecUen  mit  rSien  ßeek^m 
vorne  undir  deme  füsae  unde  hinden  undir  den  fersen  gecseyekeni  «m. 
Hier  bezeichnet  vorbüssey  vorbaa  den  Lederansatz  über  der  Sohle,  der 
bis  zum  Knöchel  reicht^  die  Kappe,   bei  Adelong  s.  v.  echuhblaU  das 
vorblatt  genannt;  vorbüssen  (vorbüzen)  swv.  eine  solche  Eiippe  ansetzeoy 
wie  noch  bei  Stieler  262  vorbüßen,  praeeuere^  pmeapiare**).  Dand^en 
sagte  man  aber  schon  früh  auch  fiirvuoZf  vorvüzj  cfr.  Lexer  III,  617; 
Weigand   im   D.  Wb.  IV,  728—29;    mnd.   vorvQt,   plur.    varfQie  bd 
Schiller-Lübben  IV,  728—29.    Dazu  halte  man,   was  in  der  Schwdd- 
nitz^r   Handfeste    von    1328    steht,    in    der   Urkundensanunlang  von 
Tzschoppe  u.  Stenzel  S.  526:  innewendic  der  mile  in  den  darferen  lum 
hontwerchtman  wonen  sal,    an  die  vorvüsen  und  seien  ansetzen;   S.  540 
in  der  Handfeste  von  Frankenstein  heißt  es  dafUr  propedia  et  soleai\ 
im    Cod.    dipl.    Siles.  VIU,    S.  24,    ebenfalls    in    einer  Schweidnitser 
Urkunde  (von  1347):   davon  sal  man  gebin  zu  wandü  —  —  von  com 
parn    solin    einin  heller  vnn   von   czuen  parn  vorvusin  einin  heller.   Im 
Volksmunde  hat  das  Wort  seither   etwas  abweichende  Formen  ange* 
nommen:  ferbs  bei  Adelung  s.  v.  Schuhblatt  \  forbes,  wörbes  in  Sieben- 
bürgen, förbas  in  der  Zips  nach  D.  Wb.  IV,  720;  förbes  bei  Vilmir, 
Id.  112;  ferps,  fences,  ferms,  färms  im  sächsischen  Osterlande,  wo  mM 
aber  auch  den  Spann  oder  Rist  des  Fußes  darunter  begreift.  Ähnlicher 


ntnder  se  motten  rcol  olde  »choe  läppen  unde  btUen  mü  Hemen  unde  mid  weren  (?)  «ai 
eyner  rmdes  hued;  dazu  SchUIer-Lübben  III,  225  und  die  dort  citirte  Stelle  ans  dem 
Lib.  arbitr.  civ.  Rost  f.  16**:  de  oUbutere  mögen  kopen  heUe,  euere  unde  eieme  wdi 
mögen  dar  de  olden  acho  mede  beleren  nä  crem  tchoneaten;  —  ok  90  wu>gen  de  oUbmttrt 
kopen  unde  vorarbegden  vormmede  rugge  . .  Unde  de  oUbutere  echolen  nenerlege  wüt  kdt 
ealen  setten  under  de  olden  ach6,  noch  van  vorsumeden  rftggen  edder  heleen,  eueren  edder 
Hemen, 

*)  Derselbe  Ausdruck  erscheint  zweimal  in  den  Varianten  ans  der  Brflsseler 
HandBchrift  zu  Berthold  I,  256,  36  u.  257,  3  an  Stelle  des  im  Text  stehenden  äwdud, 
über  welches  man  sehe  Lexer  Nachtr.  36.  Für  Rp  in  verächtlichem  Sinne  gebraoebt 
hat  es  der  Dichter  des  Reinfrid  19105:  todea  het  er  aich  betoegen  und  wäget  da»  afraeti 
(:  tt&ermoeze);  in  gleicher  Weise  wird  da  för  Itp  gesagt,  vgl.  Benecke-MüUer  I,  64  ond 
Erec  4296. 

**)  Auch  in  der  Livlfindischen  Reimchronik  glaube  ich  das  Wort  m  finden 
und  zwar  in  dem  erweiterten  Sinne  von  damnum  reaarcire,  V.  8234  folg. 

ne  (die  Belagerer)  würfen  abe  der  blanken  vil 

al  umme  die  bure  her  unde  dar. 

die  brikdere  ndmen  dea  ujar 

unde  buixten  wüte  mire, 

daz  man  die  bure  icht  verlure. 


ZUM  WORTSCHÄTZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.   169 

Laatwandlung  unterliegen  hier  die  Wörter  harf&fi  und  dreifüfi^  fttr 
welche  die  Mundart  barbes  u.  drSbes  spricht.  Stieler  bringt  noch  S.  262 
aus  Düringen  ferbsen^  fürbsen^  tibialia  prcieaptare  ^  und  führt  dies  auf 
virbüfien  zurtlck,  sowie  ferbesung  auf  vorbüfiungj  sutela.  Dieses  Zeitwort 
mbdtzm  sowie  die  oben  genannten  Plurale  vorbiUaen  und  vorvüsen  lassen 
es  fast  zweifelhaft  erscheinen,  ob  förbes^  ferbes  aus  vorvuoz  und  nicht 
vielmehr  aus  vorbuoz  oder  vorbuoze  sich  entwickelt  habe.  Büezen,  md. 
hikeUf  ausbeßem,  war  bei  den  Alten  bekanntlich  technischer  Ausdruck 
des  betreffenden  Handwerkes,  zu  dem  sich  der  schtwhbüezer  (ahd.  scuo- 
huoBo)  und  der  aUbüezer  bekannten,  vgl.  Altd.  Gespr.  von  W.  Grimm  79 
and  Anm.  sowie  D.  Wb.  II,  572.  Der  Ausdruck  varbüze  bringt  auch 
das  alte  Ackermaß  schuopoze^  bei  Gaupp  D.  Stadtr.  des  Mittelalters 
I,  73  achuchbuze  (im  Stadtr.  von  Straßburg),  wieder  in  Erinnerung  mit 
der  Deutung,  welche  ihm  einst  J.  Grimm  in  Haupts  Ztschr.  8,  396  gab : 
Schuhfleck,  Schuhlappe;  dazu  vergleiche  man  auch  btiossflec^  assumen- 
tunit  in  einer  Preßburger  Schusterordnung  vom  J.  1376,  in  den  Anm. 
zum  Ofiier  Stadtrecht  citirt  von  Michnay  und  Lichner  S.  87*. 

vSrding,  n.  79,  14  (a.  1423)  vordinge[n]  und  gerichte]  161,  32 
(a.  1467)  zu  den  fordingen  und  gerichten  in  der  Stadt.  Gewöhnlicher  ist 
täriing,  ein  tageding,  bei  dem  es  sich  um  väre  handelt,  vgl.  Freiberger 
Stadtr.  251  in  den  värdingen  [Var.  vordinge]  so  hat  der  richter  sine  büze 
dran;  und  259  diz  der  drier  värdinge  einiz  ist;  das  Cönnernsche  Stadt- 
bach (a.  1434)  in  Förstemanns  N.  M.  I,  4,  119  in  dem  totnachten-vär- 
dinge;  120  (a.  1436)  nä  dem  värdinge  nä  tvynachten;  in  Mersebürger 
Urkunden  ebenda  II,  407  (a.  1362)  alle  jär  zu  den  vier  fdrdingen] 
417  (a.  1435)  sweren  zum  färdinge  in  geinwerdikeit  unsirs  gnedigen  herren 
«nek  siner  nächkomen,  amptlUten  unde  thümherren;   Haltaus  Gloss.  438. 

vorjohen,  verjdhen,  swv.  zugestehen,  70,  4  (a.  1412)  daz  ist  mit 
^äte  und  willen  des  N.  geeynt  und  vorjohit;  75,  1  (a.  1416)  sich  des  vor- 
^iHm  und  vorjohen;  75,  13  ez  ist  vorjohit  u.  vorwiüet.  Vgl.  das  mnd. 
Partie,  vorghud  und  das  Präteritum  vorghude  bei  Schiller-Lübben 
V,  SöS**  und  in  der  Germania  23,  1 — 2;  verjäht  =  verjach  erwähnt 
Strauch  in  der  Einleitung  zu  den  Offenb.  der  A.  Langmann  S.  XXXIX. 

voTTnhen,  stv.  =  mhd.  verziehen;  217,  9  notdüiftigliche  vorschrtbung 
darüber  vorzihen;  218,  27  der  begrif  (Entwurf)  des  brtfes  werde  also 
^^zogen  unde  vorsigeü  von  itcA;  218,  30  die  hriefe  foi*dem  u.  vorzihen*^ 
^  so  ir  die  brffe  gemacht  vorzogen  u.  vorsigilt  habit;  219,  4  der  brifj 
d^  üch  mein  herre  hat  vorzogen  (a.  1474).  Die  Bedeutung,  welche  hier 
^^^iehen  hat,  ist  selten  und  sehr  wenig  belegt;  es  ist  so  viel  wie  vol- 
^^,  eonsummare.    Am  frühesten  erscheint  das  nd.  vorten  in  diesem 


170  FEDOR  BECH 

Sinne,  bei  Schiller-Lübben  V,  472^  12  nur  mit  Einern  Beispiele  be- 
zeugt; aber  auch  unvortogen  gehört  hierher  ebenda  92%  36  in  der  Stelle: 
dctt  schölle  Uggende  bUven  unherürt  und  unvortogen ;  dasu  bringt  Sanden 
ein  Beispiel  aus  den  Denkwürdigkeiten  des  schlesischen  Ritters  Hau 
von  Schweinichen :  verziehung  =  volziehung.  In  ähnlicher  Weise  findet 
sich  vervüeren  im  Sinne  von  vol-vU^eren  bei  Lexer  III,  290. 

fürbrengung,  f.  Erwähnung,  Auslassung  142,  10  (a.  1457)  «^  wi- 
liche  schrifftlivhe  /.  des  raths. 

gangyjn.  Kunstausdruck  in  der  Weberei:  eine  bestimmte  AnzaU 
Fäden  in  der  Kette  oder  zum  Aufzug,  nach  Frisch  I,  316^,  D.  Wb. 
IV,  1,  1235;  in  dem  Chemnitzer  Urkundenb.  116,  3  (a-  1449)  üem  dat 
die  linwaty  die  golczschen  und  die  dreliche  zcu  smal  sindj  sal  man  du 
kemme  domach  mache^  das  ieglich  linwat,  golczsch  und  drelieh  von  gengen 
gemacht  als  für  alder  gescheen  ist]  127,  20  (a.  1451)  die  linweber  soUm 
die  kemme  von  sd  vil  gengen  machen^  das  ein  iczlich  linwat^  golczsch  tind 
drelieh  sine  Ireite  habe;  130,  6  die  linweber  sollen  die  kemme  von  so  tfä 
gengen  machen  also  das  für  alder  ist  gehalden  worden]  170,  6  (a.  1470) 
es  sal  nymand  einen  ferbetüche*)  under  virtzig  gengen  schem  unde  einen 
gräwen  under  34  gengen  und  einen  ferbetüehe  kortzer  dann  40  elUn, 
Innungsrecht  der  Wollenweber  zu  Reichenbach  aus  dem  J.  1356  bei 
Tzschoppe  u.  Stenzel  S.  573:  wer  smelir  schert  wenne  38  genge,  der 
gebe  6  grose  zu  wirkin^  von  dem  smalin  von  38  gengen  dryzeen  pfennyng^f 
von  40  gengin  15  pfenninge;  574  wer  smelir  scherit  zcu  eime  verbestödi 
ivenne  vyr  und  virzcik  genge,  der  bessirs;  Rechte  der  Schweidnitzer  Leis- 
Weber  vom  J.  1387  im  Cod.  dipl.  Siles.  8,  S.  81:  auch  sullen  sie  den  eete«- 
lieh  machin  czweer  elen  breit y  an  deme  rdre**)  czu  nerlichste  (zum  wenigste) 
sechs  u.  virczig  genge]  Rechte  der  Liegnitzer  Tuchweber  S.  126:  2^ 
man  toi  yn  dem   halben  gange   eynen  vadem   lyen***)  by  der   buse  noA 

*)  7\ioch,  md.  tdch,  aIs  xnRScal.  gebraucht,  findet  sich  sonst  nur  noch  auf  mederd« 
Sprachgebiete,  vgl.  -Schiller-Ltibben  I,  634. 

**)  Vgl.  Müller,  Die  Sprachdenkm.  ans  Siebenbürgen  S.  111  der  oder  die  so  iKiMr 
irer  czech  to^en  und  aolieh  hlaw  geezogen  arbeit  Ixu  aehmal  maefUen,  der  oder  d^udbm 
suUen  von  yedem  rar,  ao  vil  es  tzu  smal  ist,  eyn  pfimd  wachs  gestrafft  toerden  («.  1487); 
dasselbe  wiederholt  S.  166  (a.  1608).  Unter  r6r  verstehe  ich  hier  das  Rohrblatt  der 
Weber,  sonst  auch  riet,  md.  rU  genannt;  vgl.  Schminke,  Monim.  Haas.  IT,  706  wcik- 
Webern  unde  Hnenwtbem  suld  man  tzu  im  kommen ,  ryden  unde  andern  gelaügo  «eto 
das  sie  das  meehien  als  vor  aldirs  sich  geboret;  Diefenb.  Glos«.  682^  texiale,  Mtkm, 
ridekampt  textoris;  dasu  Vilmar  Id.  326  und  was  aus  Karmarsch  III,  699  citirt  iit  b« 
Sanders  II,  763*"  s.  v.  Ried,  sowie  Adelung  s.  v.  Biethkamm,  wo  noch  andere  Namen 
dafBr  angeführt  werden. 

***)  Was  fyen  hier  bedeute,  ist  schwer  su  sagen.  Kann  es  den  Sinn  haben  vob 
msUuo  sumere,  anders  woher  nehmen,  von  einem  fremden  Stoffe  entlehnen?  Oder  iUkk 


ZUM  WORTSCHÄTZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.        171 

s 

nSden;  —  Rechtsbuch  nach  Distinotioneii  V,  8,  15  toaz  man  falsches 
f  deme  hanttoerke  findet  an  tüchey  an  wollen  ^  an  czu  wincz'gen  gengen^ 
dl  sal  man  alles  offenbar  bumen. 

gamkouf,  m.  115,  31  (a.  1449)  und  127,  24. 

garnkou/er,  m.  127,  25;  130,  29  (a.  1452), 

gartenpfenning^  m.  eine  Abgabe  an  die  Kirche,  wohl  (wie  garten- 
m)  vom  zehenden  der  Oartenfrüchte,  63,  38  (a.  1402);  86, 3  (a.  1428); 
3,  9. 

gellicht,  adj.  adv.  170,  27  (a.  1470)  tüch,  das  do  streiffig,  zu  donne, 
fvxirffadir  weffil  geworehty  geUicht  gekart  advr  nicht  einen  guten  grund 
\i\  ähnlich  heißt  es  in  den  Statuten  von  Schleiz  bei  Walch,  Beitr. 
III,  118  (a.  1625):  tüchy  das  toarfsträfig*)  oder  glatt  gekorttet  oder 
nst  zu  dünne  oder  von  pflocken  viel  oder  wenig  gemacht  ist.  Hier  scheint 
itt  verderbte  Schreibung  zu  sein.  Ein  gellicht  gekart  tüch  faße  ich 
8  ein  solches,  das  vom  Karden  gallen  d.  h.  naevos  erhalten  hat;  vgl. 
30  König  vom  Odenwalde  in  Pfeiffers  Übungsbuch  157,  76,  wo  der  Esel 
igt:  ich  bin  gellecht  gerifen,  habe  vom  Reiten  oder  Säcketragen  Gallen 
ikommen;  dazu  Hildebrand  im  D.  Wb.  IV,  1196. 

g^y  V.  an.,  177,  11  (a.  1470)  der  sneyder  schätzt  das  gewant  vü 
%  tütver  und  weist  im  ander  gewant  das  do  gegangen  und  gesehom  ist 
d  achtet  es  nehery  so  ist  das  noch  ungegangen  und  ungeschorny  so  das 
gor  unscheynbar  ist,  domit  sy  uns  dy  koufflute  zcu  schaden  entzcyhen. 
imeint  ist  wohl  das  tn  gen  des  Tuches,  das  Einlaufen,  vgl.  Konrad 
Ammenhausen  in  deti  Beitr.  von  Kurz  u.  Weißenbach  I,  210  und 


fftr  li-jen  =  liegen?  Obwohl  palatale  Aussprache  des  g  von  Bückert  1.  1.  172  dem 
lesischen  Dialekte  abgesprochen  wird,  so  steht  es  doch  noch  dahin,  ob  nicht  der 
salisimng  des  g  in  Wörtern  wie  toayn,  getlayn  und  andern  (S.  85  ebenda)  eine  pala- 

Aussprache  voraufging,  wie  sie  in  andern  niitteld.  Dialekten  fortlebte;  in  letzterer 
iehung  vergleiche  man  die  Beispiele,  welche  Hildebrand  anführt  im  D.  Wb.  4,  1,  1107 
Zen,  besieleiif  Oriene*  u.  s.  w);  dazu  Weinhold,  Gramm.  §.  207,  der  auch  lyen,  noyen 
ligen,  au^en  erwähnt  Einen  widem  liegen  wfirde  dann  heißen:  einen  Faden  er- 
in,  einen  F.  mehr  angeben  als  in  Wirklichkeit  vorhanden  ist ;  vgl.  Nürnberg.  Poliz. 

swer  ein  tüch  nicht  macht  noch  seinem  rechten  an  der  praite,  alsvüe»  »einer  federn 
venige  hat ,  als  oft  mim  er  geben  ßir  ieden  fadem  einen  heller,  Beispiele  von  dem 
aitiv  gebrauchten  liegen  mit  dem  Acc.  hat  Lezer  verzeichnet  I,  1905;  es  gehOrt 
r  noch  hierher  Wigal.  J49,  37  die  rede  tr  mich  niht  liegen  lät,  vgl.  dazu  Benecke 
164;  femer  J.  Tit.  2775  herwgen  nttme  die  hol  er  alle  beiwungen,  D6  huop  eich  ein 
\me,  wie  daz  geschehen  mohte  von  dem  jungen^  und  jähen,  dax  er  riter  liegen  künde, 
llich  die  Beispiele  aus  nhd.  Schriftstellern  bei  Sanders  II,  178^,  2,  b. 

♦)  =  toarfstrifeht,  toarfstfife  bei  Lexer  III,  689-90;  vmrfitreifig  t.,  pannus 
um  diversHate  maetdatus,  bei  Frisch  II,  460;  watrpstsipet  und  toeveUtripieh  bei 
iUer-Lflbben  V,  607. 


172  FEDOR  BECH 

• 

Hildebrand  im  D.  Wb.  IV,  2,  2400  u.  2427;   dasa  des  Teofek  Nets 
9185:  daz  tuoeh  üt  vom  netten  ingangen^  eoeeiei  gehangen  an  der  eitmgeä; 
im  übertragenen  Sinne  bei  Heinrich  v.  Krolewitz  3105  da  (=  an  dm 
kriuze)  unser  alte  schulde  ingienchy  so  daz  wir  dlle  umrden  irldgt, 

gemdich,  adj.  =  mhd.  geniezlieh,  fructuosus^  tueroeue,  mit  Nieß* 
gebrauch  verbunden,  einti*äglich,  221,  35  (a.  1474)  g.  aeker;  222,6 
gen.  gut;  283,  24  (a.  1483)  genüthlich;  vgl.  Haltaus,  Gloss.  658;  Po^ 
goldts  Rechtsb.  III,  55  genxslich  pfant\  Zeitzer  Copialb.  207*  (15.  JahrL) 
wir  haben  sulch  gut  gehai  yn  unfiem  genissenliehen  geweren. 

gerlichen,  adv.  17,  11  (a.  1352)  alsd  daz  sie  uns  fwfbaz  mer  hxadai 
und  fimfzen  schock gerlichen  zcu  rechter  lärbete  geben  mUen.  Ge- 
meint ist  järlichenj  jtrlichen;  vgl.  Rückert,  Schles.  Mundart  156,  wo 
gerlich ^  quotannis  aus  alter  Zeit  nachgewiesen  ist;  Weinhold,  Qramii. 
§.  204 ;  femer  die  Mitteldeutschen  Predigtbruchstücke  in  der  Gtermaiui 
19,  309,  Z.  6  u.  8  aller  gergelich  und  gergeUches^  sowie  11,  321,  wo 
gar  für  jdr  aus  dem  Meißner  Dialekt  vermerkt  ist  (um  1626) ;  ferner 
Gomsdorf=Joi'denstoffm  dem  Chemnitzer  Urkundenb.  73, 27  (a.  1415): 
Mone,  Altdeutsche  Schausp.  103,  63  begagen  =  bejagen;  Micheka, 
Rechtsdenkm.  273  lergunge  =  lerjunge.  Zwischen  Zeitz  und  Altenborg 
werden  die  aufgeführten  Worte  heute  noch  mit  g  ftir  j  gesprocheo; 
vgl.  auch  E.  Albrecht,  Die  Leipziger  Mundart  S.  13  §.  76. 

gemeUche,  adv.  gern,  willig,  173,  30  (a.  1470)  deßde  gemeUekiti 
um  so  lieber. 

gesneücy  n.  61,  20  (a.  1402);  näheres  darüber  sieh  unten  unter 
rampanien, 

geuxintsnitj  m.  der  Handel  mit  Schnittwaaren,  172,  27  (a.  1470); 
vgl.  Germania  18,  377  gewandi^nyd  (a.  1363);  Zeitz.  Copialb.  fol.  39? 
u.  393*  her  heldet  mir  vor  die  register  obir  den  gewantsnyt]  ^H4^  geuHOiir 
sneyd  haben. 

gezoc  y  n.  53,  36  (a.  1395)  ab  in  denselben  unsem  hüeem  iekt  fr 
czoges,  ufloufte  adir  tdtslege  enstunden.  Das  betreffende  Wort  erscheint 
in  mitteld.  Urkunden  ziemlich  häufig,  hat  aber  in  diesem  Zusanunen- 
hange  niemals  die  Bedeutung  von  „Raub,  Diebstahl^,  wie  durch  das 
mhd.  Wörterbuch  geleitet  der  Herausgeber  glaubt,  sondern  ist  dem 
hier  dabei  stehenden  uflouft  synonym,  das  Raufen,  die  Balgerei,  dss 
Gedränge,  Handgemenge,  der  Zank,  der  Streit  =:  werre^  gereize,  y 
zeri'e.  Je  nachdem  es  auf  zogen  ^  mnd.  tochen,  oder  auf  zocken  (zuekenjj 
mnd.  tocken  zurückgeht,  hat  mau  wohl  zwischen  gezoc,  -ckeSf  und  gesx 
-ges  zu  unterscheiden.  Über  das  letztere  vgl.  Förstemann  NM.  HI,  1, 58 
(106)  swelich  burger  gierige  in  eine  thauerne  uf  ein  gezok^   ^g^  he  siA 


ZUM  WORTSCHÄTZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDEN  BUCHES.         173 

iarinnßy  der  vorlust  etc.;  61  (128)  ein  g.  mit  deme  andern  habend  zu  dem 
jaoge  komen  mit  were]  62  (132)  werre  oder  g,\  64  (155)  sweleh  burger 
treit  ein  armbrust  oder  einen  bogin  zu  eime  gezoge  =  j^qui  arcum  vel  bali- 
xtam  portcU  propter  offendere*^;  2,  21  (102)  hübe  sich  ein  gezoc  edir  ein 
foerre  in  deme  wipHde;  Walch,  Beitr.  I,  20  (23)  und  119  (42);  VI,  16; 
Michels.,  Rechtsdenkm.  195  u  211;  Purgoldts  Rechtsb.  9,  121;  Eber- 
nand  2378;  Mich.  Beheim  347,  22  ein  ungefügez  gezak,  unfrid  und 
hadereie.  Gleichen  Sinn  hat  sich  zogen  y  vgl.  die  Stellen  in  der  Germ. 
V,  247. 

gezügfilrery  m.  einer,  der  Zeugen  oder  Zeugnisse  als  Beweismittel 
beibringt,  282,  7  (a.  1483)  der  apt  mit  den  zweyen  mannen y  domit  er 
mejfrd  zcu  volkommen,  —  —  nicht  voUcommen  mag^  stmdem  er  muß  sdr 
fiid  mit  seiner  eygin  person  und  mit  seyns  selbis  hant  alzo  eyn  getzugfurer 
dozü  thün  alzo  recht  ist.  Über  iüch  vüren^  gezUge  ßlren,  testes  afferre  cfr. 
dw  Zeitzer  Progr.  von  1879,  II,  33. 

gezuMigen,  swv.  willfahren,  449,  12  (a.  1489);  vgl.  Lexer  I,  1008 
and  s.  V.  gelwSdigen  952;  Glossar  zu  M.  Spittendorf  531  s.  v.  gezweigen. 

gießgrabe f  m.  Graben,  in  dem  der  Bleichanstalt  das  Waßer  zur 
Begießung  der  Leinwand  zugeführt  wird,  192,  36  (a.  1471) ;  vgl.  oben 
unter  eintreten. 

giezwazzeTf  n.  194,  4  (a.  1471). 

golzseh,   st.  sw.  m.  21,  6  (a.  1357)  rohen  gohsch ülz  unsem 

Wen  füren ;  44,  14  (a.  1383)  den  flec  der  wisen  oder  die  bleiche  mit 
golzschen  belegen;  49,  13  g.^  lynwat  u,  drelich;  50,  8  smale  lynwat  u. 
fohen  gohsch  ausführen  ist  verboten;  116,  3  die  golzschen  u.  dreliche. 
Vgl.  Lexer  I,  1665,  s.  v.  kölsch^  kölnisches  Zeug,  Barchent;  in  einem 
Preßburger  Zolltarif  vom  J.  1436,  mitgetheilt  im  Ofner  Stadtrecht  von 
Michnay  u.  Lichner  S.  275*  =:  pannus  Colonicalis;  ebenda  282*^  aus 
einem  Vocabularius  von  1420bissu^  golcz  pheüyn;  dort  auch  aus  einem 
Preßburger  Protokoll  (a.  1350—90)  die  Form  iolcz  und  275^  jölsch] 
8«  212  Auspergü  golcz  (i.  e.  von  Ursberg  in  Schwaben),  Watueller  golcz 
(»Von  Wattenweil ;  Vatteville?"),  Reinischer  golcz  plab  und  roth  leinbat] 
Cod.  dipl.  Siles.  81,  6  (a.  1387)  den  goüsch. 

hertinphrunde,  f.  Abgabe  zur  Unterhaltung  des  Hirten,  63,  28 
(*.  1402)  dy  burger  sollen  —  von  uns  und  unserm  goczhuße  geschoßes 
frjc  sin,  hertinphrunde  ledig  sin]  vgl.  hirtenlehen  bei  Lexer. 

hinderbunt,  m.  Geheimbund,  253,  29  (a.  1484)  die  becker  sollen 
{ffentoerliche  noch  heymliche  hinderpunde  nicht  machen. 

küsbrechen,  atn.,  das  Abbrechen,  Einreißen  des  Hauses  16,  10 
:».  1352). 


174  FEDOR  BECH 

inkomeline^  m.  68,  37  (a.  1411);  dasselbe  Wort  bei  Ad.  v.  Keller, 
Altd.  Oed.  2,  35;  Schiller-Lübben  n,  365^  inkymdig  bei  Wiggert. 
Scherfl.  I,  11,  9  =  advena^  inkomen  man^  vgL  Hildebrand,  GIoss.  l 
Sachsenspiegel. 

kamp^  kam,  m.  Weberkamm;  vgl*  die  Stellen  oben  anter  gunf 
und  Hildebrand  im  D.  Wb.  V,  103;  Lexer  I,  1505;  Freibei^er  Stidlr. 
292  ein  iezUch  uchortüch  sal  dryer  eilen  hreyt  6ne  eyn  viriegl  behaUm 
vor  dem  kambe]  nach  einer  Verordnung  von  1324,  abgedruckt  hintar 
dem  Stadtbuche  von  Augsburg  ed.  Mejer  S.  315,  sollen  die  Weber- 
meister darauf  achten,  daz  die  chamben  geUch  An  eines  gewwrekU»  im, 
mitten  als  vom  und  hinten'^  ebenda  S.  216  in  swes  gewaü  man  eke 
valsche  chamben  vindet  oder  in  swes  tunechen^  der  ist  sckuUUe  u.  s.  w. 

kegel,  m.  filius  spurius,  171,  10  (a.  1470)  kein  meufier  sal  eism 
knappen  setzen,  so  er  tceifi  u.  offenbar  ist^  das  er  ein  kegd  ist  oder  em 
offenbar  buffe  adir  sust  ein  wandel  an  im  habe;  vgl.  Hildebrand  ns 
D.  Wb.  V,  389;  Alemannia  7,  167;  ein  Beynhardus  Kegel  im  ürkon- 
denbuch  von  Mahlhausen  ed.  Herquet  no.  815  (a.  1327). 

kirchenschriber,  m.  (?)  156,  25  (a.  1463)  Wir  Friderieh be- 
kennen —  nachdem  die  ersamen  unser  liben  —  der  rate  zcu  Kernfsit 
Erharden  Müseler  unserm  ktrchenschriber  —  den  altar  des  heiligen  Utk' 
nams  —  —  gelegen  u.  s.  w.  Das  Wort  ist  wohl  verlesen  für  kSdut- 
Schreiber,  cfr.  Hildebrand  im  D.  Wb.  V,  2509;  küchensckribere  am  Hofe 
des  Markgrafen  Friedrich  von  Brandenburg  im  J.  1438  erwähnt  bei 
Janssen,  Frankf.  Reichscorresp.  I,  423. 

comentus?  468,  33  (16.  Jahrh.)  werden  unter  verschiedenen  loven- 
tarienstücken  des  Klosters  genannt:  27  comentus,  50  remptorsehüsseldnn] 
ich  denke  an  commentchen,  Nebenformen  von  kamaneken^  kümpehen  ba 
Hildebrand,  D.  Wb.  V,  2612  und  bei  Adelung  s.  v.  kumpf;  Schilkr 
Lübben  II,  522  s.  v.  komp  und  commentel.  Man  verstand  eine  Alt 
Napf  oder  Schüssel  darunter.  Die  Form  commenichen  fand  ich  mocb  ii 
einem  Handelbuche  des  Zeitzer  Weichbildgerichts  a.  1667  foL  509, 
sowie  eine  commentchenform  ebenda  in  einem  Rathshandelbuche  vm 
1674 — 76;  vgl.  auch  franz.  compotier. 

korblenlegen,  n.  das  Legen  von  Fischkörben  oder  Reusen,  402,  37 
(a.  1502)  mit  korblenlegen  fischen;  vgl.  Hildebrand,  D.  Wb.  V,  1806 
s.  V.  körblein ;  Alemannia  V,  153  mit  korfelen  ze  legen  und  gArkkm 
zeug  zu  fischen;  Weist.  II,  791  «y  solen  gayn  myt  yren  pulsen  imd  wn/t 
wyden'kurvelen  ind  myt  stechamen, 

kauft,  m.  =  mhd.  kouf;  82,  26  (a.  1423)  dy  wyls  ds&ir  hmfi 
stehit,   wo   der  Herausgeber   ohne  Noth   kauft  in  kouf  geftndeit  hil 


ZUM  WORTSCHÄTZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.        175 

rfthrend  tüeht  (=  tüch,  pannus)  175,  2ä  (a.  1470)  stehen  geblieben  ist. 

^iese  Form    schon  in  einem  Weisthum   von  Sarbrücken   bei  Grimm, 

N.  II,  4  (a.  1321)  zu  aUerleye  kaufft  und  krame]  8  (1557)  was  zu  feilen 

kaufft  uff  den  mark  gehörig]   Purgoldts  Rechtsb.  3^  35  so  ist  der  kouffi 

heiietiget]  in  einer  Originalurkunde  des  Zeitzer  Domcapitels  vom  J.  1505 

al  die  toeyle   dieser   kaujß   wert]    Urkundenb.   der  St.  Leipzig  I,  156 

(a.  1440)  uff  einen  reckten  widdirkouffi  unde  äbelosunge.   Ebenso  findet 

man  knouft  neben  knouf  lauft  neben  lauf.  Im  sächsischen  Osterlande 

ist  die  Form  kdft  (kift)  heute  noch  im  Volke  die  mundrechtere. 

kaußrief,  m.  76,  22  (a.  1420) ;  Urkundenb.  von  Meißen  II,  no.  894 
(a.  1416);    Schreiber,  ürk.  v.  Freiburg  II,  388  (a.  1434);   bei  Lexer 
I,  1693  nur  Citate  aus  Jüngern  Quellen. 
koußüirdig,  adj.  16,  194  (a.  1471). 

kuohär,  Mhäry  n.  nach  169,  34  (a.  1470)  darf  hCihdr  nicht  unter 
Tuchwolle  gemengt  werden,  vgl.  unten  s.  y.  snitzeling]  dasselbe  ist 
Hntmachem  im  Urkundenb.  von  Leipzig  I^  no.  169  (a.  1429)  und 
Sattlern  in  des  Teufels  Netz  11194  untersagt.  Konrad  von  Ammen- 
IiaaseD  fol.  163^  tadelt  am  wuüenweberej  daß  er  dar  under  vermischet 
hat  rinders  und  gelesen  här. 

lantgefluchtey  n.  das  Fliehen  der  Landbewohner  vor  dem  Feinde 
10,  32  (a.  1331). 

lenge,  adj.  174,  35  (a.  1470)  moget  ir  —  dtf  gebrechen  in  dy  lenge 
'Htoe  legen.  Vgl.  Servatius  382  lenge  (:  strenge) ;  Kindheit  68,  90  (:  ane- 
genge)]  St.  Trutberter  HLied  63,  14;  J.  Tit.  3964,  1;  4149,  4;  4490,  3 
0  strenge)  und  so  bei  Zamcke,  Der  Priester  Johannes  I.  Abth.  976,  24 ; 
977,  34;  Bartsch,  Wörterb.  z.  d.  Nibel.  194;  unlenge  (:  gedrenge)  J.  Tit. 
8309,  1;  3609,  4,  vgl.  Bartsch  in  der  Germ.  13,  236.  Wie  die  hier 
^d  im  Mhd.  Wb.  gesammelten  Beispiele  zeigen,  kömmt  die  Form  in 
Kitteldeutschlaud  sonst  nicht  weiter  vor.  Ahnliche  Formen  sind  scherpfe 
neben  scharpfj  wehse  oder  wesse  neben  wahs  oder  was> 

Kbeslehenserbe,  m.  67,  26  (a.  1410)  die  rechtin  ItbeslShinserbin] 
Zeiteer  Copialb.  fol.  203^  (15.  Jahrb.). 

Idß,  n.  170,  24  (a.  1470)  ez  sal  nymand  under  den  tüchmachem  zu 
^^Men  stehen  unde  in  das  I6ße  under  sie  treten]  176,  13  die  schneyder 
^n  mit  den  tüchmachem  auf  den  merckten,  do  sie  zu  büden  stSn,  lofi  in 
^^Stn]  177,  31  nymand  sal  an  der  tüchmecher  louß  stehen.  Gemeint  ist 
der  durchs  Loß  gezogene,  dem  Händler  zugewiesene  Theil  des  Markt- 
platzes oder  Standort.  Im  sächsischen  Osterlande  heißen  die  Antheile 
vorn  Gemeindelande  hie  und  da  noch  die  loße  oder  lißer]  vgl.  luß  bei 
SehmelleF-Fromm.  I,  1519. 


176  PEDOR  BECH 

ItntgenkÜSf  n.  192,  17  (a.  1471)  latogenheuser  auf  der  bUeke 
198,  17. 

mandel,  f.  =  vnangeL 

fnandehy  swv.  =  mangeln. 

mandelmöle,  f.  Mühle  in  der  gemandeU  i.  e.  gemangelt  wird,  201,29. 

mangels  f.  Walze  zum  Glätten  der  Gewirke,  namentlich  der 
Wäsche:  Rolle;  194,  8  folg.  (a.  1471)  umbe  dye  mangd  —  so  berichtet 
der  Bleichrichter  an  seinen  Landesherm  —  wirt  ewer  gnäde  venUhm, 
Wenne  do  ist  auch  eyn  groß  radt,  dorinne  lawffenn  drey  oder  tner^  df 
treybenn  das  radt  umbe.  TJnde  neben  dem  rade  ist  eyn  tyseh,  om^  iok 
tysch  eyn  langer  koste  vol  steyne  als  lang  der  tyseh.  Nu  ireybei  da»  nä, 
do  dye  letcte  inne  Ictwffenn^  den  kastenn  mit  den  steynen  ofrf  dem  tfA 
hyn  und  her  wider.  Auff  den  tysch  leyt  ma^m  das  weysse  güt^  iBt/maif 
dreylicli.  Und  dorzd  sindt  keulecht  holczer  siecht  unnd  en  wenig^  knger 
wenne  der  tysch  unde  käste  breyt  ist.  Unde  wenne  dye  kneeht  iund^mm 
oder  frawenn  lawffenn  in  dem  rade ,  so  treybt  das  rat  den  kastenn  af 
den  kewlecktenn  holczernn  über  das  weisse  gut  auff  dem  tysch;  dennis  wet- 
denn  dye  Uymai,  dreylich  siecht  frysch  unnd  wol  weyfi  gestalt  unde  km^ 
wirdigk.  Vgl.  Weigand  s.  v.  mange.  Daneben  die  Form  mandeli  f.  199,  IS 
(a.  1471);  247,  12  u.  13  mid  32  die  mandeln  (a.  1481)  doruffmaniii 
gebleichten  leymaten  pfleget  zu  mandeln",  248,  22;  dazu  das  unter  rA 
and  walkemangel  unten  vermerkte. 

mangeln,  swv.  mit  der  mangel  glätten,  rollen,  127,  22  (a.  1451) 
alle  rohe  linwat,  gohzsche  u.  dreliche  sollen  ungemangelt  btSben}  116,9 
(a.  1449)  keine  rohe  lintcat,  golczsche  ader  drelich  sal  gemandeU  toAtbi; 
vgl.  Schiller-Lübben  III,  34.  Die  Formen  mit  -nd-  statt  mit  -i^^i 
lassen  sich  als  einen  frühen,  verfehlten  Versuch  ansehen,  das  diald^' 
tisch  scheinende  Wort  zu  verhochdeutschen. 

miteseUbschuldigery  m.  144,  33  (a.  1457);  plur.  die  mitselbsehMldifi 
145,  24;  vgl.  mitselhgelde  in  den  N.  M.  des  thür.-sächs.  Vereins  12, 3& 

mulgrabCf  m.  64, 19  (a.  1402)  möelgrabe;  malgrabe  bei  Espe,  Leipi* 
Ber.  von  1848,  S.  30  (a.  1333) ;  Cod.  dipl.  Siles.  8,  77  u.  78  (a.  13Ö)J 
Weist  m,  599. 

nestmälsy  adv.  proocimey  neulich,  vor  kurzem,  93,  36  (a.  1434)  ob^ 
1 19,  31  (a.  1449)  =  naehest,  nähest j  nechstenSy  am  nechsten^  über  wefa^ 
Ausdrücke    man    sehe    das   Zeitzer  Progr.   vom  Jahre  1875 ,   S.  ^'* 


*)  Über  den  umgekehrten  Fall,  den  in  den  Dialekten  so  hSnfigen  Oberganf  ^^ 
•nd-  in  -ng-  vgl.  Frommann ,  Mund.  VI,  614  nnd  Weigand  im  D.  Wb.  IV,  W6*^- 
ßirwengen. 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.        177 

Müller-Zarncke  II,  286**,  11;  Bartsch,  OIoss.  zu  den  Liederdichtem 
391';  Eilhart  von  Oberge  3686;  alUmest  ebenda  1301  u.  7524;  nagst 
Germ.  9,  52. 

nüfjoe-schüfter  ^  m.,  im  Gegensatz  zum  alb^sen  91,  32  (a.  1432); 
92,  7;  Urkundenb.  der  St.  Leipzig  I,  176;  vgl.  neumeUter  in  der  Ale- 
manDia  I,  164  und  reusz  oder  aUenachümacher,  aas  einem  Vocab.  citirt 
im  zweiten  Bande  der  D.  Chron.  S.  564^;  Schiller-Lübben  III,  225 
8.  V.  oüboter, 

Oberleder,  n.,  92,  2  (a.  1432)  nüwe  solen  undir  aJt  o,  setzen  ist  den 
nüwe-8chüstern  verboten ;  Urkunden  des  histor.  Ver.  fiir  Nieders.  VIII, 
no.  248'  (a.  1302)  averledder, 

opfertac,  m.,  40,  19  (a.  1375)  czu  den  ersten  an  den  syben  apfirtagen 
tind  dazu  die  Anmerkung;  Lexer,  Nachtr.  335. 

orbar,  orber,  f.  =  mhd.  urbor,  urbar;  79,  16  (a.  1423)  zol,  den 
man  nennet  die  orber;  79,  33  gericM,  zol  und  orbar, 

pressen f  swv.  „texturam  prelo  complanare  et  nitidam  facere^,  166,  35 
J«cawd  pressen',  172,  28  tuoch  pressen  und  valden  (a.  1470);  Weist. 
2, 12  aüe  jdr  dem  schohhessen  zu  Sarbrucken  eynen  pressten  rocke  geben ; 
vgl.  Stieler  2346;  Frisch  II,  71'. 

pute,  swf.,  394,5  (a.  1491 — 93)  hunner,  genße  und  pvJten  hält  der 
Abt  von  Chemnitz.  Bei  Nemnich  III,  539  heißt  so  meleagris  gaüo^pavo. 
Hier  muß  es  ein  anderes  Thier  bedeuten,  wenn  die  Zeitangabe  der 
Urkunde  richtig  ist,  da  nach  Nemnich  der  betreffende  Vogel  aus 
Amerika  stammt  und  erst  im  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  Europa 
«Tigefiihrt  worden  ist. 

rampanien,  plur.,  61,  20  (a.  1402)  die  fleischawer  sollen  rampanien 
fider  gesneyte  nicht  meher  zu  marckte  bringen^  vgl.  Lexer  II,  340  und 
Stieler  1521  rampanien  —  notant  Omentum,  interanea,  intestina^  pantices, 
^ias  kuttelflecke,  quae  tarnen  sunt  zerschnittene  rampanien,  intestina  mtnu- 
^m  consecta,  alias  heckerling;  in  den  Zeitzer  Eämmereirechnungen 
▼on  1560  wird  ein  Fleischer  bestraft,  weil  er  rampanien  vorkauft. 
Zu  gestielte,  n.,  vgl.  außer  Lexer  I,  920  noch  Nyerup,  Symb.  275  seea- 
^na,  ingesnide  (cod.  ingesinde)  und  Diefenb.  Gloss.  523*,  N.  Gloss. 
333'  8.  V.  secamen^  ein  gesnaidt,  gesnede,  geschnSthe  und  Frisch  11,  214*; 
D.  Wb.  in,  189  s.  V.  eingeschneide;  Walch,  Beitr.  8,  122  (=  Statuten 
^on  Schleiz ,  a.  1625)  die  fleischauer  sollen  niemand  kein  eingeschneid 
andringen,  es  woUe  sie  dann  iemand  aus  guten  wiüen  nehmen, 

restaur,  st  n.  u.  f.,  40,  9  (a.  1375)  zcu  eyme  wydirstad  der  pfarre 
^ir  restaur;  40,  24  durch  des  restauris  wiUen;  29  daz  restaur;  Oster- 
^ndische  Mittheilungen  I,  4,  69:  20  gl,  ehorcUibus  restauer;  die  restaur 

OERMANU.   N««e  Seihe  XY.  (XXVn.)  Jahrg.  12 


178  FEDOR  BECH 

VI,  96;   Urkundenb.    von  Leipzig  11 ,  321,  351,  364;    Diefenb.  8. 
restaurum^  =  Ersatz,  Entschädigung. 

roemerzcd^  f.,  243,  20  (a.  1480)  romerzaly  indictio  genant;  We« 
I,  549  u.  558  (a.  1453);  vgl.  Lexer  III,  1130  s.  v.  zintzal. 

rolle,  Lj  =  mange^  mangel,  mandel  234,  4  (a.  1477)  die  leymiA  \ 
die  rolle  bringen.  In  anderer  Bedeutung  erscheint  das  Wort  8ch( 
früher  als  von  Weigand  und  Lexer  vermerkt  ist,  so  bei  Laore 
Aachen.  Zust.  342,  27  item  10  3f.,  die  wir  men  (d.  fa.  min,  wenige 
gerechent  hadden  in  den  vurleedenen  moynde,  dat  man  in  der  rollen  w 
(a.  1386);  hier  ist  es  =  Verzeichniß,  Liste,  Album;  ebenda  Öfter  roll 
z.  B.  148,  39;  207,  26;  211,  25;  223,  15—19;  224,  4;  246,  15  u.  «.i 
Janssen,  Frankf,  Reichscorresp.  U,  308  (a.  1474)  nach  lüde  der  rdk 
ebenso  311:  —  eine  Localität  bezeichnete  ruUe  in  Magdeburg  luu 
der  Schöppenchronik  ed.  Janicke  378,  3,  vgl.  die  Anm.  dazu  und  di 
Glossar;  ein  raUenhaue  bei  Birlinger,  Rotw.  Stadtr.  S.  61. 

roUmeister^  m.,  der,  welcher  über  die  Rolle  in  der  Bleiche  gesetzt  ii 
234,  4  (a.  1477). 

romkopf,  m.,  als  Zuname:  Niclas  Romkopf  100,  16  (a.  14$ 
=  ramkopf,  Widderkopf,  vgl.  Adelung  unter  diesem  Worte  und  Nen 
nich  5.  Lief.  S.  454;  Zeitzer  Unterhaltungsblatt  vom  J.  1814,  no.  3 
S.  308:  ein  einjaehriger  Rothfuclis,  mit  einem  Bamekcpfe,  an  der  Stin 
ein  Blnhmchen  und  der  Hinterfuß  weiß  bis  über  die  Fessel;  =  wp 
arcuatum,  cheval  ä  tete  de  belier.  Im  sächsischen  Osterlande  wird  es  noc 
oft  als  Scheltwort  gehört. 

rorbuchse^  f.,  Lauf  (oder  Einfassung)  einer  Brunnenröhre?  104,5 
(a.  1441)  an  roeren  oder  rorbuchsen.  Etwas  anderes  war  rorbotte  in  de 
ältesten  Statuten  von  Görlitz  398,  29:  item  das  man  das  wasser  i 
den  Rorbotten  zcu  keinerlei  anderm  gebrückte  denn  zcu  kachin  tuid* 
notdurjß  der  kochin ;  letzteres  war  ein  Ge&ß  oder  Behälter  für  Böhra 
waßer,  cfr.  büte  bei  Lexer  I,  401  und  böte  bei  Schiller-Lübben  1, 40( 

schade f  m.,  unorganisch  im  Plural:  die  scheden  198,  33  (a.  147 
und  216,  36  (a.  1474) ;  aber  auch  sonst  noch  und  zwar  schon  i 
14.  Jahrh.  vorkommend^  so  im  Cod.  dipl.  Siles.  8,  S.  104  (a.  139! 
grosse  scheden,  vgl.  Rückert,  Schles.  Mundart  230;  Urkundenb.  vt 
Seitenstetten  ed.  Raab  S.  255  (a.  1370)  die  schaeden;  259  (a.  137! 
an  alle  schaeden-,  326  (a.  1385) ;  335  (a.  1386) ;  scheden  262  (a.  1373; 
333  (a.  1386);  Gesta  Roman.  157. 

schildichinj  n.,  92,  3  (a.  1432)  die  solen  (welche  die  aitrüssen  as 
nähen)  sullen  gezeichent  sien  mit  schildichin. 

schneidegast,  m.,   Kunde  des  Gewandschneiders,  256,  25:  «f'^ 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEBINITZER  URKUNDENBUCHES.        179 

auch   keiner  dem  andern  die  schneidegeste  entphremden;   vgl.  Hildebrand 

im  D.  Wb.  IV,  1461—62  und  Glossar  zu  M.  Spittendorf  s.  v.  salzgast 

schocklintoät,   f.,  113,  37  (a.  1449)  das   beste  garn  macht  man  zeu 

uchenstucken  und  schogleybatin,  und  das  loste  wirt  geerbit  uff  dy  bleiche ; 

116,  16  das  die  weher  nicht  gut  uf  die  bleiche  machen,  sundern  sie  machen 

schoglinwat  unde  zcichenstugke,  dorczü  sie  das  beste  garn  nemen,  unde  das 

ergeste  arbeiten  sie  uff  die  bleiche;  ebenso  122,  20  schogklymmet.  Vgl.  die 

Zusammensetzungen  schockgroschen  bei  Frisch  II,  218^  und  schockholz 

im  Gloss.  zu  M.  Spittendorf  539;    letzteres  ist  Brennholz  in  Bündeln 

in  Schocken,   vgl.  Handelbuch  vom  Kloster  Bosau  (a.  1536)  fol.  34^ 

acht  schock  gebundt  ader  schockhoUz, 

sehüfsj  Bwf.,  15, 29  (a.  1352)  im  Glossar  von  Ermisch  als  ,,SchaufeP 
iQ%efaßt,  vielmehr  haustrum,  Schöpfgefäß,  hier  eine  Art  Feuereimer, 
unter  den  Löschapparaten  bei  den  Alten  öfter  genannt,  vgl.  Kirchhoff 
in  der  Anm.  zu  dem  Erfurter  Bibrabüchlein  43,  35:  schuffen  darmete 
mn  lesche  (a.  1429);  Urkundenbuch  von  Leipzig  I,  174  (a.  1444), 
ebenfalls  in  einer  Feuerordnung:  eß  sal  ein  itzlicher  behüseter  habin  in 
tjIMm  hüfie  zcwü  lange  leäem,  eyne  schuffen ;  Rcchtsb.  nach  Distinctionen 
V,  17,  3  der  brüwer  und  sin  gesinde  —  sullen  alleczid  gereite  sWy    wen 

egn  för   uskempt,    das  sy gereite   sint   dorczü  zu   komen  —  mit 

schiffen  u.  oren  weren;  Geraische  Statuten  bei  Walch  1.  1.  II,  120  ob 
fetter  —  auskehm^  —  darzu  soll  ein  iglichei*  bilrgei*  —  mit  schiefen,  leitem, 
haken,  stuntzen  —  laufen\  nach  dem  hallischen  Thalrecht  von  1360  in 
den  N.  Mitth.  XI  ed.  Opel,  S.  441  sal  der  bomemeister  zcfigen  (be- 
schaffen) eyn  schogk  schuppen  (gleich  darauf  schupen  und  schufen  he- 
otnnt)  und  acht  füerhaken  u.  sechczehn  leythern,  ab  ein  füei*  ufgueme\ 
Nflrnberger  Polizeiordn.  297  iiem  so  hat  der  feicermeister  ir  jeder  drey 
ki»ein  schuffen  an  stylen  zu  rettung  des  fewers  dynent,  und  ebenso  heißt 
^  in  Endres  Tüchers  Baumcisterb.  140.  Vgl.  Lexer  II,  821  s.  v.  schuofe^ 
Weigand  s.  v.  schoppen,  Schiller-Lübben  IV,  117  s.  v.  schope;  dazu 
fiedentiner  Spiel  bei  Mone,  Schausp.  II,  87,  1497,  wo  Lucifer  den 
^ffoger  (tabemator)  seinen  Knechten  mit  folgenden  Worten  einhändigt: 
9^ttä  ene  bt  de  heten  küpen  uut  ghevet  em  dri/nken  mit  der  schüpen! 
*Bi  Meißnischen  wie  im  sächs.  Osterlande  heißt  das  Gefäß  heute  noch 
hie  and  da  sehuffe,  ist  dort  vorzugsweise  als  Instrument  der  Brauer 
bekannt,  hat  einen  langen  Stiel  wie  die  zuvor  erwähnten  ledernen 
^ufen  in  Nürnberg,  vgl.  besonders  Adelung  s.  v.  schuffe, 

sehihcssmeister y  m.,  100,  16  (a.  1438)  der,  welcher  Armbrüste  zu 
^^ertigen,  zu  repariren  versteht;  sonst  der,  welcher  des  Bogenschießens 
bmdig  ist,  der  sckuteemeiBter  bei  Lexer  II,  835,  Alemannia  III,  238^; 

12* 


180  FEDOR  BECH 

schytzmeisUr  bei  Schaefer,  Sachsenchron.  I,  44;  seküisenmeuter  im 
Urkundenb.  von  Klosterneuburg  S.  54  (a.  1296),  im  Urkondenb.  vom 
Schottenkloster  ed.  Hauswirth  S.  240  (a.  1342). 

seigtrhutte,  segirhutte,  f.,  HQtte,  in  der  Silber-  und  Kupfererz  yod 
einander  geschieden  (geseigert)  werden,  196,  26  u.  32  (a.  1471);  197,2 
u.  6;  239,  30  (a.  1479);  Frisch  II,  260.  Vgl.  den  Namen  Silbemgtr 
(=  silberseiger)  im  Altprager  Stadtr.  S.  31,  37,  39,  44,  176. 

sinlich,  adj.,  119,  28  (a.  1449)  uns  wart  synlieh  (=  wir  kamen  Mf 
den  Gedanken)  anders  doruf  zu  sprechen;  200,  6  (a.  1471)  igt  im  dss 
sinlichy  ist  er  des  Willens.  In  dieser  Bedeutung  finde  ich  das  Wort 
nur  bei  Schiller-Lübben  IV,  213'. 

sipmdz,  n.,  qtiarta  pars  modiij  ein  im  Meißnischen  wie  im  Alten- 
burgischen  ehemals  sehr  übliches  Oetreidemaß,  hie  und  da  heute  noch 
unter  dem  Namen  sippens  gekannt,  352,  33  (a.  1401)  sechczene  schrie 
u.  eyn  sipmas  gersten;  Osterländische  Mitth.  I,  185;  Frisch  11,  281; 
Germania  17,  369 — 70.  Der  erste  Theil  des  Wortes  wahrscheinlich  di» 
slavische  zip,  ziphyrn^  ehemals  eine  Leistung  Zinspflichtiger  zwischen 
Elbe  und  Saale,  nach  den  Mitth.  des  Freiberger  Alterthumsyeren» 
a.  1866,  S.  487  folg.;  annona  quae  zip  vulgarüer  appellatur  (a.  1377)^ 
pro  iustitia  quae  zip  vocatur  (a.  1154);  Septem  modios  tritiei  et  totidu^ 
avenae  de  dp  (a.  1277);  ires  modios  iritid  et  avenae  quae  vocatur  üf- 
cam  (a.  1282) ;  zipzins  in  einem  Kataster  des  Klosters  Pegau  =  Ab- 
gabe eines  Bauern  von  ^4  Maß  Weizen.  j^Sip-lju  slav.  =  ich  Bchlltte 
=  oberl.  wendisch  syp-u]  syp  =  Schüttung,  Körne)*8chüttuug  im  Gegen- 
Satz  zu  Garbenzehend."  Kronbiegel,  Über  die  Sitten,  Kleidertrachtea. 
und  Gebräuche  der  altenburg.  Bauern,  sagt  S.  29:  „ein  ganzes  Sippen- 
maas  Getreide  hatte  Raum  in  den  Hosen  des  altenburgischen  Bauern-^ 
Neben  dieser  Bezeichnung  stand  seit  dem  15.  Jahrh.  bis  noch  vor 
kurzem  in  der  Gegend  zwischen  Zeitz  und  Altenburg  das  Wort  rürA- 
maz,  viermaß  y  meist  mit  quartcde  übersetzt  in  den  alten  Zeitzer  Obe- 
dienzrechnungen ;  ebenda  (15.  Jahrh.)  steht  z.  B. :  LIII  virtel  her- 
macht der  virde  theil  XIII  virtel  1  viermaß;  darnach  sind  4  vierßäß 
==  1  viertel]  im  Volksmunde  hieß  es  firmß  oder  fermeß, 

slaghy  m. ,  die  der  Tuchmacherinnung  eigene  Art  das  Tuch  n 
falten,  ihr  Faltenschlag,  vgl.  die  unter  valden  vermerkten  Beispide; 
Cod.  dipl.  Siles.  8,  107  (a.  1399)  der  weher  zal  uff  das  tOeh,  das  kr 
macht  j  syn  zeichen  legin  uff  das  irste  ende  an  deme  slage.  Auch  sonst 
slagk  =z  forma  y  Art  und  Weise  (cfr.  slahte)  z.  B.  bei  Leo  von  Roi* 
mital  170:  die  frauen  —  sein  ser  kostlich  gekleidet  auf  den  heidnischi^ 
oder  türkischen  schlag]  cfr.  Schiller-Lübben  IV,  220. 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKÜNDENBUCHE8.        181 

snüzerling,  m.,  Abfälle  von  Wolle  beim  Scheeren ;  169,  34  (a.  1470) 

ist  verboten  falsch  (tüch)  machen  von  kamproolle,  schnytzerling  y  pflockeny 

hcehär  noch  von  andern  häm]    177,  20  tiich  von  snytzerlingen  ^    dy  man 

v<m  der  wulle  dbesneydt]    181,  33;    vgl.  Kornelias  Kil  ed.  Hasselt  605* 

und  603^  snidterlinghf  snipperingh^  snipperlingh ^  segmenta]    Stieler  1903 

tdaäding  et  aehnipperling.  In  den  Nürnberger  Polizeiordnungen  162  wird 

ftr  strafbar   erklärt  geswertz  wereh,   gnippinc  (?)  oder  hdr  under  wollen 

gemischet.    Ist  etwa  hier  snippering,   oder  enipperling  gemeint?    Lexer 

If  1042  fUhrt  aus  dem  Rotenb.  R.  noch  gurppinc  an.  Noch  ein  anderer 

Ausdruck   dafür  findet  sich  im  Cod.  dipl.  Siles.  8,  66  (a.  1369):    wer 

gam  machit  und  dor  undir  menget  flocken  adir  asschirwoUe d€U 

sal  he  beseim.  Höchst  wahrscheinlich  soll  es  aber  ursprünglich  ä-scher- 
woUe  heißen;  vgl.  scherwölley  tomentum  bei  Frisch  II,  168%  nach  Ade- 
lung b.  V.  die  Wolle,  welche  die  Tuchscherer  von  den  gewebten 
Tüchern  scheren,  auch  acherflocken  genannt.  Über  das  Einmengen  von 
]^flocken  und  Haaren  vgl.  Germania  19,  48 — 49. 

stanteigen^  n.,  149,  24  (a.  1458)  legende  gründe  und  stanteigen;  vgl. 
Zeitzer  Copialb.  fol.  302'  ires  mutterlichen  erbte  stand  eigen]  302**  in 
tßarheit  so  ist  yn  unser  mutter  gewere  keyn  stanteigen  unde  legender  gründe 
ader  ander  varende  habe  czu  erbe  gehörende  vorstorben\  Haltaus  1729 
stant-erb-eigen,  bonum  allodiale  immobile. 

sirdbrtU,  f.,  „Braut,  die  nicht  mehr  Jungfer  ist" ;  56,  32  (a.  1399) 
haben  die  strobrüte  ere  lichte  uf  die  aüir  gestackt  bie  des  pharers  vorvarn 
unde  haben  die  Hecht  »yne  vorvarn  in  eren  nocz  nicht  gewant,  so  sal  der 
pharer  die  och  nicht  nemen\  in  der  Eämmereirechnung  von  1582  zu 
Zeitz  steht :  1  gl.  vor  ein  haubenn  einer  ströbrautt ;  dazu  vergleiche  man 
das,  was  im  Zeitzer  Handelbuche  aus  den  Jahren  1576 — 78  steht: 
A"^  und  N.y  die  mit  einander  unzucht  getrieben  ^  werden  in  der  Tdoster- 
kirche  getraut,  dann  durch  die  knechte  aufs  rathaus  gebracht,  ihnen  ir 
hurisch  leben  verwiesen,  der  magd  durch  der  knechte  weiber  eine  haube 
aufgesetzt,  und  beide  ins  gefängniß  gesetzt  \  Alemannia  H,  125;  Adelung 
8.  V.  Strohkranz  und  strohvntwe.  Bei  Schmeller- Fromm.  II,  80  heißt  sie 
ftrdjungfer. 

uberlistigen,  swv.,  128,  8  (a.  1451)  die  üzsaczunge  u.,  die  Verordnung 
listig  umgehen;  Purgoldts  Rechtsb.  VIII,  12  es  wer  dan  das  der  richter 
" uberlistiget  wer. 

iiberlouf,  m.,  Überschuß,  60,  19  (a.  1401)  alzo  vil,  alz  obirlouff 
ynak  wei^den  ober  das  geschos^  öbirlaufft,  Überschuß,  199,  8  u.  26  (a.  1471) 
m  Gegensatz  zu  zübüß^   Zuschuß.    Dieselbe  Bedeutung  bei  Schiller- 


182  FEDOR  BKCH 

Lübben  HI,  269*  belegt  s.  v.  overldp  und  in  einer  Kobarger  Urkunde 
vom  Jahre  1439  bei  Förstemann  N.  M.  HI,  1,  77. 

überslechtig  y  obersleehtig ,  adj.,  64,  18  (a.  1402)  obirslechtig  möd: 
Weist.  VI,  15  die  uherschlechtigen  mulen  (a.  1465);  =  Mühlen,  bei 
denen  das  Aufschlage waß er  in  die  oberen  Schaufeln  des  WaOerrades 
fällt.  Sonst  versteht  man  im  Volksmunde  zwischen  Zeitz  und  Alten- 
burg unter  einem  Uherschlechtigen  järe  ein  Schaltjahr,  ebenso  wie  in 
zwei  alten  Glossarien  bei  Diefenbach  Gloss.  199^  s.  v.  emboUamui^  ej/n 
uberslechtig  jare. 

unahnemelich,  adv.,  unabtragbar,  unerlaßbar,  unabänderlich,  250, 19 
(a.  1481)  die  strafe  an  einer  person  unahnemelich  ersehtnen  lassen. 

unbehahety  partic.^  88^  23  (a.  1421)  einen  unhekabii  u.  unvarteidingt 
läzen;  Urkundenb.  von  Leipzig  I,  no.  136  (a.  1423)  einen  unbekabi 
(verschont)  und  unverdacht  lassen. 

unberadt^  partiC;  nicht  mit  rdde  oder  gerade  (Aussteuer)  bedacht^ 
259,  24  (15.  Jalirh.)  eine  unbei^adt  u.  unüßbestadt  tochter. 

underschiezeny  stv.,  16,  17  (a.  1352)  gibel  find  wende  mit  schindi 
oder  brete  undei*schiezen ;  hier  in  der  Bedeutung  von  ersckiezen,  coassare, 
contabularey    vgl.  was   ich  darüber  in  der  Germania  17,  171 — 72  bei- 
gebracht habe. 

unretterinne,  unreteinrme,  f.,  in  einer  Verordnung  des  Rathes  gegen 
den  Aufwand  bei  festlichen  Gelegenheiten  aus  dem  Jahre  1401,  S.  59, 23  : 
euch  sal  die  unretteHnne  nicht  umbe  gehen.  Im  Glossar  übersetzt  der 
Herausgeber  das  Wort  mit  „Hebamme",  obwohl  schon  Lexer  s.  v. 
unrät  und  unraeter  ihn  eines  Beßern  hätte  belehren  können.  Man  lese 
Purgoldts  Rechtsbuch  II,  24  nach:  nUen  sacke  sint  ddvon  eyn  ßrawe  er 
Itpgedinge  vorluset  —  —  —  die  nuhende  (neunte)  ist,  ab  sie  äne  des 
mannes  willen  lotternde  woi'de,  also  eyn  lirem^  coclenern  (?),  unrethern*^ 
wind  desglichin ;  ferner  Diefenb.  Gloss.  377'  nebulatrix^  unrtteryn.  Es  ist, 
wie  auch  aus  Schiller-Lübben  V,  70  zu  ersehen  ist,  de  kdkenbeckersche 
de  den  unraed  heckt  oder  vielmehr,  wie  es  weiter  dort  hei  St,  das  unrats- 


'*')  Nach  der  Hambarger  Haudschrift  lautet  diese  Stelle :  iyrerin^  eocksnmn,  wtr' 
tthem.  Die  Fonn  coclenern,  welche  bei  Ortloff  im  Texte  steht,  ist  offenbar  verderbt 
An  kSkelem,  Gauklerin  (vgl.  das  masc.  hökeUre  in  der  Düringischen  Fortsetiong  dei* 
WeltcbroDik  294,  84  und  im  Anzeiger  III,  804)  =  mhd.  gougtlaernms  (bei  Lexer 
I,  1069)  kann  man  hier  kaum  denken  wegen  des  dabei  stehenden  iinrltem,  ehe' 
mit  der  Hambarger  Bandschr.  an  kökenem,  daringisch  kdchenem,  =  et^tcÜMr»^ 
paMtülariay  torteüa^  die  Kuchenbäckorin ,  Knchenverkäuferin ,  bei  Mathesios  Bar.  lO* 
küchelbeckerin,  vgl.  Diefenb.  GIom.  589*  8.  v.  lorUUui,  kokentre;  Hildebrand  im  D.Wb.  Vt 
8.  T.  kUehler, 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHElfNITZER  URKUNDENBUCHES.        183 

«ij  (in  Oberdeutschland  etwa  die  holhiplerin)  y  die  unrät  herumträgt 
and  feil  bietet^  die  wohl  auch  als  ioculatrix,  als  mima  aufbrat,  anderer 
Geschäfte  nicht  zu  gedenken.  Unrät  aber  ist  zunächst  wohl  so  viel 
wie  res  pi'odiga,  unnützer  Aufwand  (vgl.  Schiller- Lübben  V,  69^  20), 
Leckerei,  Naschwerk,  dann  vorzugsweise  das  zum  Naschen  dienende 
Backwerk.  Doch  scheint  nicht  immer  und  nicht  überall  ein  bestimmtes 
Gebäck  darunter  verstanden  worden  zu  sein,  so  wenig  wie  nebula 
immer  dasselbe  Gebäck  meint,  das  als  panis  tenuis^  p,  suhtilissimuSj 
vapar*)  in  den  Glossaren  bei  Diefenbach  erklärt  und  durch  unrat, 
kippe  mandatenbrot  (Oblaten),  vcelen  vel  woffelen,  gebrant  brot  (vgl.  prante 
cMchel  im  Urkundenb.  von  Rlosterneuburg,  Einl.  XLIV  und  Germania 
9,  201  u.  204)  erläutert  wird,  lauter  Backwaaren,  die  dem  Stoffe,  der 
Bereitung  wie  der  Form  nach  unter  sich  wieder  verschieden  waren. 
Nach  den  Görlitzer  Statuten  S.  388  (vgl.  Lexer  1.  1.)  war  unrat  so 
etwas  wie  pletze]  in  der  Anro.  dazu  heißt  es:  „unrat  nennt  man  in  der 
Lausitz  dünne  Kuchen,  welche  in  Milch  oder  andere  Getränke  ein- 
getaucht und  gegessen  werden.  Mit  Zimmt  vermischt  heißen  sie  zimmt- 
platze.  In  der  Kamenzer  Willkür:  Es  sal  hinfurdir  keyne  sechsioocheryn 
ßaden^  pletze^  werge  (?)  unrad  nach  keinerleye  bagken.^  Aber  platz  ist 
auch  wieder  nicht  überall  dasselbe  Gebäck.  In  dem  Urkundenb.  von 
Mühlhausen  i./D.  ed.  Herquet  no.  324  u.  328  (a.  1285)  bezeichnet  es 
unam  tortam  quae  platz  vulgariter  norninatur  valentem  unum  solidum, 
eine  Leistung  Zinspflichtiger  um  Weihnachten  an  das  Nonnenkloster. 
Eine  der  letzteren  ähnliche  Abgabe  war  wohl  in  Straliburg  platzerat, 
neben  krapel  und  andern  Speisen  im  14.  Jahrhundert  zu  bestimmten 
Festtagen  den  dortigen  Capitelsherreu  gereicht,  vgl.  die  Chroniken 
der  D.  Städte  9,  1065—66.  Wieder  etwas  anderes  endlich  ist  platz  in 
den  Stellen  bei  Weinhold,  Beitr.  zum  Schles.  Wb.  TT;  Weist.  II,  160 
u.  167,  646  u.  654. 

Bei  der  Bildung  des  Wortes  unrät  kann  auch  der  Ausdruck  räte^ 
honic-räte  bei  Lexer,  Nachtr.  236**),  mnd.  honnichrdte  bei  Schiller- 
Lübben  II,  295,  honicräz,  honicrässe  bei  Diefenbach  N.  Gl.  169  s.  v. 
fovus  mitgewirkt  haben.  Ebenso  geht  auch  waffel  wohl  auf  wabe  =  räz, 
rate  zurück,  vgl.  Weigand  unter  Waffel, 

unstathaßig,  adj.  unbemittelt,  127,  17  (a.  1451);    vgl.  statehafticj 


*)  Hinter  dem  latein.  Worte  vapor  Bcheint  sich  ein  deutscher  Ausdruck  wie  dunat 
<u  Verbergen;  oder  darf  man  gar  an  rumnenfurty  nunnafitndi  denken,  wovon  bei  Schiller* 
^^hben  III,  208  die  Rede  ist?  In  Düriugen  und  in  Obersachsen  (z.  B.  Eisleben  und 
Leipyig^  sind  die  Nonnenförzchen  noch  bekannt;  man  versteht  darunter  Pfeffemüße. 

**)  Aus  Versehen  ist  dort  Jtonec-krcUe  statt  Jumec-rdte  angesetzt 


184  FEDOK  BECH 

82,  39  (a.  1423);  Weist.  4,  185  (a.  1339)  =  vermögend,  wohlhabend; 
stadhaßig  bei  Joh.  von  Posilge  in  Script,  rer.  Prags,  m,  340;  unstate- 
haß,  inops^  in  Graffs  Interlinearvers,  der  Ps.  10,  5;  3d,  1;  139,  13. 

unubergrifflichy  adv.,  ohne  etwas  zu  übertreten  oder  asu  umgehen, 
234,  2  (a.  1477)  das  die  begnäduttgen  dem  hatUwercke  unobirgriffUeh  ge- 
hdlden  werden]  Urkundenb.  der  St.  Leipzig  I,  380  (a.  1470)  da»  Ha 
(artickel)  hinßirder  von  aUen  vesttglich  unde  unobergreiffenlieh  scUm  ge- 
hauen werden;  vgl.  Michelsen,  Rechtsdenkm.  408:  welcher  aber  dawm 
ubergrifflich  oder  bmcldichen  erfunden  wurde. 

unverschimpßf  part.,  140,  22  (a.  1456)  tmverhdnet  und  unverschimpfi. 

unvarmcUetj  part,  118,  17;  vamicUet  118,  11  (a.  1449);  vgl.  L&Let 
in,  173  v(yrmdlen,  durch  mälsteine  oder  -böume  abgrenzen. 

unvorminnert,  non  imminutus  109,  17. 

urburery  m.,  Zinseinnehmer,  20,  2  (a.  1355)  Nyekel  HanheuH 
urburer  zcu  Fi%erg'^  Schweidnitzer  Handfeste  vom  Jahre  1328  bei 
Tzschoppe  u.  Stenzel  S.  525;  vgl.  urbarer  bei  Lexer  11,  201. 

urkundic,  orkundigj  adj.,  urkundlich,  121,  11  (a.  1449)  zcu  oritM- 
digem  u,  wärem  bekenteniss, 

urloup,  orloupf  m.  (?),  171,  26  (a.  1470)  in  einer  Handwerksord* 
nung  der  Tuchmacher:  hebet  eyner  eynen  orlaup  in  eynem  gemeinem  tir&t 
so  sal  er  das  bire  beczalen  oder  das  faß  fallen ;  in  einer  Ordnung  des 
Schneiderhandwerkes  256,  9  (15.  Jahrh.)  ap  dy  meyster  bey  eneunder 
w^m  zcu  eynem  gemeynen  byr  an  eyner  zceche  unde  ab  sye  weiden  eyne^ 
tirlop  haben,  es  wer  spil  adder  ander  unfuge,  das  suüefi  sy  von  keynem 
nicht  dulden.  Der  sonderbare  Ausdruck  findet  sich  aber  auch  ander- 
wärts. So  in  den  Statuten  von  Orlamünde  in  Walchs  Beitr.  11,  76: 
item  welch  burgir  adir  lantman  eyn  hadir  ader  urlaup  hebit  in  dem0 
rätishüse^  wann  man  darinne  schencket]  ebenda:  welch  burger  eyn  hadir 
adei'  Urlaub  macht  in  deme  rdtishüse  zcu  deme  voitsdinge,  welchis  jdrs 
das  were,  der  sal  das  faß  widder  füllen;  auch  wohl  in  St.  Mai^arethea 
Marter  (German.  4,  451)  396  si  sprach:  urloup  der  helle,  briuwel  aller 
sündenl  Außerdem  beruft  sich  Walch  1.  I.  auf  Haltaus  GIosb.  und  die 
Freibergischen  Statuten;  aber  bei  Haltaus  2004  und  in  dem  Freiberger 
Stadtrecht  185,  217,  235,  263  findet  sich  nur  urJiap  an  den  verwandten 
Stellen,  und  dies  scheint  auch  in  den  zuvor  angeführten  Beispielen 
das  ursprüngliche  und  echte  gewesen  zu  sein,  das  vom  Schreiber  ver- 
lesen wurde,  =  Aufstand,  Aufruhr,  Streit,  Zank,  vgl.  Lexer  Nachtr.  388. 

ÜZ'  dienen,  swv.,  als  knecht  oder  lerknecht  seine  Zeit  zu  Ende  dienen, 
172,  2  (a.  1470)  worde  der  lerknecht  seine  zcwey  järe  nicht  ausdynen; 
Cod.  dipl.  Siles.  8,  59  (a.  1365)  der  selbe  knecht  sal  ouch  by  em  blyhs» 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKÜNDENBUCHES.        185 

wie  synen  tag  U8  dynen\  Böhmer,  Urk.  von  Frankf.  753  (a.  1377)  awcA 
ensa2  niemand  dem  andern  sinen  knechte  abe  spannen  y  e  dan  der  Unecht 
m  zyt  tiszgedienet^  Urkundenb.  von  Leipzig  I,  243  (a.  1453)  item  so 
tuüen  dy  gesellin  keyn  Inr  kouffen  wenne  sy  haben  ußgedtnt ;  Görlitzer 
Statuten  387,  20. 

waldenbergen ,  swv.,  Gewaltthätigkeit  verüben,  181,  11  (a.  1470) 
sich  hüfen  (zu  Haufen  ansammeln)  und  wcddenhergen;  das  sächs.  Weich- 
bildrecht  ed.  Daniels  u.  Graben  226,  28  dy  pfaffheü  werit  dem  volg, 
daz  sy  uff  deme  kirchhove  nicht  louffin  noch  waldenbergefi;  Zeitz.  Copialb. 
168*  her  gibt  em  schuUy  daß  her  yn  seym  huße  eigethum  unde  kuchene 
uff  der  borgk  zu  Herleke  sulde  gewaldenhorgit  haben  u.  sulle  em  syn  knechte 
haben  angegriffen;  fol.  454^  her  sulde  haben  yn  seyme  lande  u.  gerichte 
grdbtlichen  gewaldinborgit\  Script  rer.  Pruss.  IV,  401  (a.  1416)  sie  Irffen 
vor  daz  rathhutos  und  hyben  daz  vff  und  haben  doruff  gewaldenbergit ; 
vgl.  Schiller-Lübben  V,  761  s.  v.  woldebergen.  Dazu  das  Subst.  walden- 
bergk  oder  woldenbergk  in  Script,  rer.  Pruss.  1.  1.  127  (a.  1454)  er  hatte 
friester  und  ander  gottes  dienner  gefangen  u.  ge^chlagtm  u.  verdrencket 
tt.  ander  woldenbergk  (Gewaltthat)  an  geistlichen  personen  begangen.  In 
den  Chroniken  der  D.  Städte  XIII,  118  wird  erzählt,  daß  1418  in 
Deutz  ein  bolwerk  errichtet  ward  an  sent  Waiden  dage^  darumb  wart 
dat  k  genant  Waldenberch,  In  Michelsens  Rechtsdenkm.  213  der  walden- 
bergeTj  d.  h.  der  gewalt  oder  schaden  itU  =  ty^^annus  in  Schroers  Voc. 
2964;  ebenda  tyrannis^  waldenbergunge.  Man  vgl.  woldan^  m.,  bei  Lexer 
ni,  965. 

walkemangel,  f.,  die  Mango  oder  Rolle  in  der  Walkmühle,  190,  35 ; 
191,  38;  192,  14  u.  33  (a.  1471). 

warstaJty  f.,  91,  24  (a.  1431)  den  tddin  weder  uf  die  w.  fO/ren^  d.  h. 
dahin,  wo  man  seiner  zuerst  gewahr  worden  ist. 

wermutUner,  n.,  468, 25  (16.  Jahrb.) ;  bei  Schiller-Lübben  V,  770*,  6, 
Stieler  I,  146,  Frisch  I,  94*"  und  bei  Adelung:  cerevisia  absinthio  infusay 
(^iinthites.  Etwas  anderes  scheint  aber  darunter  verstanden  worden  zu 
sein  in  den  chronikalischen  Aufzeichnungen  zur  Geschichte  der  Stadt 
Halle  vom  Jahre  1464 — 1512,  welche  Wächter  in  den  N.  Mitth.  des 
4ür.  Bachs.  Vereins  ed.  Opel  XV,  131  veröffentlicht  hat :  Jorge  Drackstet, 
^  schenckte  guten  freunden  deszmals  zur  collation  hausziwermui  bier.  Hier 
scheint  wermut  verändert  zu  sein  aus  wermet,  wermede,  Wärme,  vgl.  Schiller- 
Lübben  V,  606*;  hüswermet  aber  ist  dasselbe,  was  hauswärme  im  zweiten 
Tkeile  des  vierten  Bandes  des  D.  Wörterbuchs  696,  eine  im  östlichen 
Kitteldeutschland  übliche  Benennung  des  Einzugs-  oder  Richtschmauses ; 
^gl  hüswermunge  bei  J.  Rothe  in  der  Germania  18,  379;   Frommanns 


186  FEDOR  BECH 

Mund.  IV;  171;  Zeitzer  Kämmereirechnungen  des  17.  Jahiii.:  Ifi,  3  g 
vor  vier  kannen  wein^  welche  dem  convivto  mtmco,  so  bei  henm  Dr  Halm 
körn  gehalten,  und  zugleich  die  haufiwarme  außgericht,  darzu  bwgermeitte 
Zader  n.  Joh,  Krimmer  invitiret.  Dasselbe  hieß  auch  bloß  wermunge  in 
Cod.  dipl.  Siles.  8,  125:  keyn  man  sol  seczen  noch  wermnnge  haben  «J 
unser  vrauwen  tag  noch  uff  d-es  heiligen  lycknams  tag'^  femer  den  hm 
wärmen  bei  Reinwald  H,  59  und  in  Frommanns  Mund.  VU,  298;  end 
lieh  hebeschmauSf  hebemahl  bei  Adelung  und  im  D.  Wb.  IV,  2,  720  n 
732*).  Darnach  wäre  das  hüswermetbier  dasselbe ,  was  richtebier  be 
Adelung  s.  v.  richtesseny  ein  Ausdruck,  der  im  Sachs.  Osterlande  nod 
unter  dem  Volke  gebräuchlich  ist. 

widerstaty  m,,  Ersatz,  Entschädigung,  40,  9  (a.  1375);  siehe  obei 
s.  y.  restauT]  Magdeb.  Schöppenchron.  164,  3  to  wedderstade]  als  Femi 
ninum  bei  Ludewig,  Reliqu.  Mscr.  I,  216  einem  dise  w.  iuon  (14.  Jahrii 
in  einer  Urk.  von  Doberlug). 

widencäg,  m.  und  widerwage ,  f.,  die  Gegenströmung,  386,31 
(a.  1497)  von  dem  wedderwag  des  wassere  an  dem  teich^  397,  31  wi 
der  widerwage  des  wassers. 

wusch y  m.  =  wisch,  fasciculus  straminis,  114,  31  (a.  1449)  /iffli 
haben  die  von  der  Milteweide  furbracht,  das  sy  by  yn  einen  fryen  margl 
haben,  das  mit  yn  kewffi  wer  da  wil,  das  werde  yn  zeu  Rochelicz  et( 
geweitet  (untersagt),  die  tcyle  der  wusschs  stecket]  ebenda  115,  6  denvo 
Mitteweide  zu  gunnen  under  dem  wussche  aüeine  gam  —  —  zu  kewfo 
So  lange  der  Wisch  aufgesteckt  war,  durften  Gäste,  sowie  Höker  uni 
andere  Wiederverkäufer  nicht  auf  dem  Markte  kaufen,  vgl.  Urkunden! 
von  Leipzig  I,  315  (a.  1464):  kein  burger  noch  gast  kein  getreide  kovjfe 
solle  uff  vorkauff  uff  zu  schütten^  dei  weile  der  wusch  sticket ;  erst  tc«w 
der  wusch  nedder  gelegit  ist,  so  mag  ydtrmann  keuffen.  Ebenso  in  de 
Statuten  von  Zeitz  bei  Schott  I,  273:  under  dem  wüsche  kauffen  ist  nict 
jedem  gestattet,  wohl  aber  nach  gefallenem  wüsche  oder  nach  dem  wusch 
wie  es  gleichfalls  hier  heißt  nach  dem  Originale.  Nach  den  Statute 
von  Gera  ebenda  S.  180—81  hatte  der  Marktmeister  alle  Harkttig 
einen  strohxcisch  auf  den  Röhrkasten  zu  stecken;  auch  hier  hieß  es 
die  weil  der  wisch  stecket;  im  andern  Falle:  bis  der  wisch  fället,  odc 
80  balden  der  wisch  vom  roerkasten  geworffen  ist^  wie  bei  SchmeDer 
Frommann  II,  1041.  Nach  einem  Citate  bei  Haltaus,  Gloss.  2056 
dy  schragener  und  dy  markthokin  ensullen  uf  den  markttag  nicht  kon^ 


*)  Dieselbe  Festlichkeit  hieß   auf  niederd.  Sprachgebiete  die  ^Mtioflrvo^,  ^ 
Beliehen  des  neaen  Hauses,  vgl.  Schiller-Lübben  11,  343**. 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.        187 

wm  spiaekoufe  dy  teile  wicptlde  ezeichen  vf  Heckit  In  Zeitz  und  Um- 
gegend herrscht  daher  die  Redensart:  under  (Dialekt:  onger)  dem  wische 
ftr:  verstohlener  Weise,  heimlich. 

mlgpinneUj  zalepille^  f.,  die  Zaspel,  der  Strang,  eine  bestimmte 
Anzahl  Linnenfäden,  erscheint  als  Zuname  92,  16  (a.  1432)  Claiiß 
CtaUpil;  ebenso  Claus  Czanspil  83,  20  (a.  1423)  und  105,  2  (a.  1441) ; 
Tgl.  Urkundenb.  von  Göttingen  ed.  Schmidt  I,  no.  306,  41  Bertolt 
TaUpille  (a.  1383);  Vilmar,  Id.  465  s.  v.  zaspel  und  meine  Beiträge 
diza  S.  23. 

zechorte f  -en,  f.,  ein  Gelage  in  oder  von  Seiten  der  Zeche,  und 
swar  gegen  Einlage  oder  der  Reihe  nach  von  den  einzelnen  Genossen 
veranstaltet;  in  einem  Schreiben  des  Abtes  an  den  Rath  (a.  1502) 
i  402,  16:  so  konnten  wir  wol  erleiden,  das  eß  (sc.  das  Bier)  den  ewem 
fdchi  allein  bei  einer  hohen  pen  zu  holen  unde  tzechortten  ernstlich  vor* 
hotten  u.  8.  w.  Über  orte  (orten)  vgl.  Diefenb. ,  Gloss.  534^  s.  v.  sym- 
hokm  und  Lexer  11,  2014  s.  v.  ilrte.  Letzteres  war  seit  dem  14.  Jahr- 
handert  ein  in  der  Gegend  zwischen  Elbe  und  Säle  sehr  häufig  auf* 
tretendes  Wort  und  ist  im  Altenburgischen  wie  um  Zeitz  heute  noch 
unter  dem  Namen  erte,  trte,  trtenschmaus  sehr  gewöhnlich.  Ähnliche 
Znsammensetzungen  waren  früher:  a)  bierorte ^  so  bei  Schott,  Samml. 
1}  268  (in  den  Statuten  von  Zeitz)  es  mag  ein  ieglicher  hurger  seinen 
^^(iMgenossen  um  seinen  versessenen  hauszins  pfänden^  desgleichen  um  seinen 
^nbfzaUen  toein  oder  bieroerthen  ohne  laub  des  richters;  in  der  Zeitzer 
Chronik  von  Tham  II,  300^  mit  den  bierörtten  und  zechenn  soll  es  wie 
folgt  gehalten  werden:  das  bier  soll  mit  den  gesaizten  kenndelein  auff- 
getragen  und  ahngesehrieben,  auch  die  o^^then  (der  bei  der  gemeinsamen 
Zeche  auf  den  Einzelnen  fallende  Beitrag)  darnach  ahgenohmen  und 
hezdhlet  werden;  Walch,  Beitr.  II,  200  (Statuten  von  Geithayn  a.  1553): 
Mmand  soll  an  feiertagen  vor  und  ehr  die  frühe-  und  nachpredigt  in  der 
ffwkirchen  gentzlieh  geendet  offenperliche  bierorten  halten  noch  pfligenn ; 
Auch:  ein  Trinkgeld,  so  viel  als  die  Zeche  f(ir  eine  Kanne  Bier  be- 
trtlgt,  in  den  Kämmereirecbnungen  von  Zeitz  a.  1576:  5  gl.  Andreas 
Düfinge  vor  zwo  bierorten  ins  gedinge  die  stemme  zuführen  (d.  h.  fahren) 
*9indt  gegeben]  nach  Eronbiegel  1.  1.  S.  13  ward  den  Dienstboten  in 
Altenburg  als  Miethgeld  eine  bierthrte  gereicht.  —  b)  früeortSj  f.,  vgl. 
Lexer  in,  545;  Urkundenb.  von  Leipzig  I,  296 ;  Schott,  Samml.  1, 185.  — 
^)  nieiiterwrte ,  f.,  in  Böhmers  Urkundenb.  von  Frankf.  636  (a.  1255): 
^"^  Ha  unsir  meffstir  urien  unbezalt  get,  der  sal  unsern  meystern  eynen 
^''^img  zu  hüzse  gebin;  638  auch  wer  in  unser  meyster  urten  eynre  den 
^^em  heizset  lygen  mit  ernste  milde,  der  sal  ein  halp  virteil  wynes  gebin.  -^ 


188  FEDOR  BECH 

(/^  kUinerte  nennt  man  heute  um  Zeitz  eine  Machfeier  Ton  einem  erten- 
schmause. 

zuchenstHck^y  n.,  113,  37  (a.  1449);  116,  16;  TgL  das  Citat  unter 
ttchocklinwat:  Augaburger  Stadtr.  ed.  Mever  S.  365  üem  am  sieehMtuA 
1  du. 

rifis^^zalungf.  l.  354,  4  (a.  1401). 

rinsgetrnd^,  n.,  354,  30  (a.  1401). 

rinsr^'chnngf.  l.  125,  36  (a.  1452):  146,  34  (a.  1458). 

riftfn<7^  t\  Zeitlage,  Zeit.  222.  9  <>  1474  ;  Crknnde  des  BmÜm 
Ton  Cöln  aus  dem  Jahre  1327  ^in  dem  sogen.  Ersten  Köln^  £idbache 
fol.  40)  bei  Fahne,  Forsch.  II .  2.  77 :  d^^  nrnrorde  die  gehve  m  u 
Kald^Hi  fHndfr  alr^iamJe  ary^lutt  d^n  rMryfnamUm  jmdem  die  zUimge  de 
#V  ran  mns  haini  «'.i  formfH  crr^  brtr^  alt  iV  da  mr  aenerfuim  ätä; 
C^bier  Jahrbflcher  des  14.  u.  15.  Jahrhunderts  in  den  Clironiken  der 

D.  St.  13,  179.  6:  ro  Aick^  dn^iVA  maa  ouek  dai  käge  Motumemt 

'^\>i^  zo  cnm  —  —  om  Wji  zidiei  vW^.  iW  omeA  cm  «ni  dmirt  sä,  iai 
'?m$  ^  di  afmmtm  wkoisti  iW  lyrv^^Ji  oa«  fimi  ^Mi  stJomgi  (n  Glossar 
dasu  S.  1C07  nicht  richii^  übersetxt  •.  —  Im  Sinne  Ton  Kmde,  Kac^ 
hdi:.  B-.'t^han  steh:  es  in  Bruder  Hansens  Marienlieden  1321:  Art 
hracfx:  i/  vunirh;^  nik.w  .:  r^r^tTnrajr^ ,  ebenso  2673  ndtmy  (z  wr* 
,\^J«;'^  Scrip:.  rvr.  pnis^  IV,  12^  ^^  1454  am  f<a^  J^^^Rni  tarn  war- 
u/if^ni>  rvfwt^  'X»  yt-Art^ni^mr*:  r.^  Sfm  o?«  Piam^m:  HI.  352  (=  JoL 
Tv^  PvMdige  ec.  Voi^  14o'  i^iK^ii  «.-^.y*^»  rtJ  m\l  mamehtritf  bm^e  aal 
zicH  t^.v,  '.iMf  zm  ipv  KvTf  jJ^  v*»sfc.».'rf  :.rr»  Äririi''»:- :  P.  B.-Actem  VLL  188, 11 
,;!.  ^4fc.  «ü:fc>f  rKtY5hjjv.  ZasL  ii-eu  n^-ec  cie  cjer  cimsen  BeispieK 
wxri:  i^iier  als  d:-?  Xaciw^jj»  b^et  Wesaraz«!  «sd  Laxer. 

ri.i:sx«.-^>i-<^W',  air.  ^7,  %f  a.  1$^  =  z-^Mfmictiwtic  ki  Lezcr 
IIL  IvHI  u.::i  rri'iai^CLK  wr:  Fr^ftbc-^  ei  Scärctb<r  h  111  dd  «dnfli 

rT«'«-,^^M^'»<4V.  r\  /a-.«eft.^'A  7\^^  II  a.  142?  nk'xa  r.  aaur  fcsjgiwy 
:=  rrijLuc5W>.  vv*a  Leiv^«  l.  S  SS  j.  UiT^  :  Gra«.  IiuerL  P^  S.  41I 
r«V4ci«^i'AU  A-vt-Ä^n*'»:  il,va'*:..o.  ^>fi«i>,  I,     Jf^  >«  ^  it#j 


i 


VOM  EICHHORN  ALS  WmDPRET.  189 


VOM  EICHHORN  ALS  WILDPRET 

Alwin  Schulz  in  seinem  interessanten  Buche,  das  höfische  Leben 
Zeit  der  Minnesinger,  da  wo  er  von  den  verschiedenen  Arten  dos 
dprets  spricht,  die  ehemals  auf  die  fürstliche  oder  ritterliche  Tafel 
len,  S.  285  folg.  nichts  zu  berichten  gewusst.  Und  doch  war  es 
bst  wahrscheinlich  schon  von  alter  Zeit  her  in  den  Namen  wiUpraet 
inbegriffen,  wenn  man  aus  mehreren  sichern  Aufzeichnungen  des 
und  15.  Jahrhunderts   auf  die   frühere  Zeit  zurückschließen  darf. 

sind  bis  jetzt  folgende  Stellen  zur  Hand,  in  denen  Eichhomfleisch 
Speise  erwähnt  ist. 

Laut  der  Aufzeichnung  des  Oberschreibers  Thomas  von  Buttel- 
t  aus  dem  Jahre  1442  —  zu  lesen  in  den  Neuen  Mittheilungen  des 
p.-Sächs.  Vereins,  herausgeg.  von  Opel  B.  XII,  S.  441  folg.  —  hatte 
voit  von  Suxirzenwalde  an  den  Hof  seines  Herrn,  des  Landgrafen 
Düringen,  unter  andern  zu  liefern:  clein  wiltpretj  also  haailhüner^ 
\üner,  siiepphen,  clein  vogil,  eichorner  etc.  —  jedenfalls  eine  Leistung, 
schon  aus  alter  Zeit  datirte. 

In  der  Einleitung  zum  Urkundenbuche  des  Stiftes  Klostemeuburg 
t  Hartmann  Zeibig  auf  S.  XLV  eine  Reihe  Gerichte  auf,  mit  wel- 

nach  den  alten  Küchen amtsrechnungen  die  Tafel  der  Kloster- 
•arger  Chorherren  im  14.  Jahrhundert  besetzt  zu  werden  pflegte. 
tr  verschiedenen  LeckerbiÜen  fehlen  hier  auch  die  asperioliy  d.  h. 
Eichhörnchen  nicht*). 

In  den  Scriptores  rer.  Pruss.  IV,  ,354  ist  beim  Jahre  1424  eine 
iche  Aufzeichnung  aus  Danzig  mitgetheilt  mit  der  Aufschrift  con- 
lio  camium  ferinat'um:  darin  wird  neben  reeßeisch,  hinden-  und 
leiachj  hase  auch  das  eichhorn  aufgeführt. 

In  den  Nürnberger  Polizeiordnungen  aus  dem  13. — 15.  Jahrh. 
it  S.  193  eine  Verordnung  des  Rathes:   man  hat  auch  gesetzet  und 

len  gar  vesticlich daz  man  sol  geben  ain  hasenflaisch  mit  ßir- 

**)  mit  allem  umb  XVI  haüer  und  nicht  hohery  ayn  aychornflaisch 


*)  Vgl.  Diefenb.  Glosa.  54"  8.  t.  atprioku;  sonst  auch  speHoliUf  spirioUu, 
rl  38,  6;  48,  36;  auch  icureolus  63,  62  gehört  hierher,  wo  eiehumo  stott  einhurrw 
sen  ist;  vi/arrua  Altd.  Bi.  I,  349. 

**)  Über  ßlr?iei9y  ßirhe*,  förhäs,  den  vorderen  Theil  des  Hasen,  der  zum  Hasen- 
r  oder  Hasenschwarz  verwendet  wurde,  vgl.  vor  allen  andern  Birlinger,  Aleman- 
58  Büchlein  von  guter  Speise  8.  182—88,  Weigand  im  D.  Wb.  IV,  744;  Diefenb. 
.  B.  V.  ju9  laridarum;  =  gthätt  bei  Frisch  I,  420". 


If^O  FEDOR  BECH,  TIKKK 

tfin^   V  kaUerj   ain  rephtme  oder  ain   haselhvne  oier  aimem  amtffogel  nmh 

ri  haller  n.  s.  w.  and  S.  312:  t»  9ol  hmfSr  kam  wOdmar dwA 

fich  oder  tren  gewalt  eynich  h^nehebu^  rekereim  oder  sweimeim  wildpretk 
noch  rtfikuner^  hasdkmnery  aidhom,  hasem  oder  g^iMfgA  —  -^  doM  tu 
wider  rerkaußan  voUm^  hie  furkauffon, 

Kach  dem  Mflnchener  Stadtrechte,  hennsg^neboiTon  Aiier,  Art.  428 
9ol  man  haten  und  aidkom  newr  aimem  tag  mnZ  iabem  mmder  dem  pgflty 
tmd  fSrbaz  toi  mam  tie  gestraift  (d.  h.  mbgeiogen)  cotl  habem ;    ebendi 

in  Artikel  442:    äff  käuffel tuUem    kaeem   mmi   aieiorm   geeMmÜ 

(=  gtshreißy  gethröufi)  hie  tail  habem  mmd  micki  mmder  dem  fälgmL, 

Das  Ofener  Stadtrecht,  herausgegeben  vcm  Mirhnay  und  lidmer, 
bestimmt  in  §.  lOS:  tta*  von  urütprei  nmd  icHdem  waU^  mmd  fetMSgdat 
isiy  aU  hirtchem,  hindern  (Hs.  hindert,  rtehem^  p^*^^  mUmdueemf  hatm, 
aiehharen.  fathrnmer^  hateikmmer  —  —  atwoi  mß  (=  die  vtZ^ifvfar}  feil 
hohem. 

Wenn  es  daher  in  der  mnd.  Tleio  PhHibewii  OMranagegeben  tob 
W.  Seebnann  im  Kd.  Jahrb.  V,  21  folg.)  V.  179,  da  wo  die  Seele  im 
Lieichnam  spricht«  heilet: 

dn  hadJ^  gnde  koti  gkdsom: 

jfiare  ia*  unde  de  edelem  rorw« 

de  ftotem  mnde  ^axrm: 
so  wird  man  wohl  an  «^roni,  welches  die  Lesart  dar  Berliner  Hs.  iit 
keinen  Anstoß  mehr  nehmen.  In  der  Xtmberger  Bearbeitmg  desselbes 
Stoffes  bei  Bartsch  hinter  der  Erldsong  S.  314  heißt  emz  wo  tut  jleuA 
Hhd  iiHcÄ  triVpnftf«  tc^yfl  grots  mnd  clein^^  munmeliier  wttd  amder  gerti  £> 
gutem  tt€trkem  kvuk.' 


TINNE 


hatte  ich  in  dieser  Zeitschrift  24,  146  in  lesen  rorgeaeUagen  ftr  da# 
mir  nnverst&ndliche  t^me  in  den  ron  Fr.  Pfeidfer  hersmg^gtihciifi^ 
Anneibüchern  IL  4\  $pr«»n|i:er  rertheidi^  dagegea  in  dem  Bettifgea 
inr  Kunde  ig.  Spr  IV«  159  r«^m<f  und  versteht  hier  darunter  den  onteT 
dem  Daumen  betxndiiohen  Muskeiballen«  der  bei  sehr  alten  und  kranken 
Personen  elntalle.  Gc^p^n  tnm^  spricht  aber  schon  die  Beikenfelge  der 
Symptome«  in  der  es  mit  ^lut^j^It  i^t.  and  mit  Recht  bemeikte  befeit> 
Pfeiffer  in  dem  Glossar  su  vier  ^^nanntcn  Schrtt'^.  an  ^aUae,  dämme, 
Daumen  sei  hier  neben  den  SchUuten  und  lippett  nkkc  am  deaken- 
Auch   der   in  nHNÜctniscbett  Dü^fM   nicht   mcfäibraM  BerthoU  toi 


YBIEDR  NEÜMANN,  DIE  ENTWICKELUNG  DER  ORTNITDICHTÜNG  etc.     191 

Begensbarg  weiß  nichts  vom  Einfallen  des  Daumenballen,  da,  wo  er 
ansftllirlich   die  verschiedenen  Todeszeichen  am   menschlichen  Körper 
bespricht,  I,  509,  31—510,  18;  514,  1—517,  11.  So  weit  ich  mich  er- 
kundigt habe,  rechnen  selbst  neuere  Arzte  das  Einfallen  des  Daumen- 
maskeis nicht  unter  die  sogenannten  Collapserscheinungen,   d.  h.  die 
Vorzeichen  des  unmittelbar  bevorstehenden  Todes.  Überdies  wird  meine 
Vermathung  jetzt  bestätigt  durch  das  Komeuburger  Fragment,  welches 
BJaas  in  dieser  Zeitschrift  26,  380  folg.  mitgetheilt  hat.    Der  Text  ist 
hier  in  mehrfacher  Beziehung   beßer    gehalten    als  in  der  Tegernseer 
Handschrift,  welche  Pfeiffers  Ausgabe  zu  Grunde  liegt;  hier  heißt  es 
nüinlich  S.  341^:    80  er  die  [nase]  vceete   spitzet   unde  so  im  diu   ougen 
iol^nt  unde  swindent,  unde  so  im  diu  tunevmnge  unde  die  tinnen  enpfallent, 
odeir  cUe  lefse  nider  vaUent^  unde  so  im  diu  oren  ehalt  sint  unde  si  sich 
ver^u^erfeni  iwedemhcdbe^  an  swelhem  siechen  du  diu  zeichen  sichest,  ztoäre 
der   ist  veige.  Nur  für  ein  Mißverständniß  kann  ich  es  danach  ansehen, 
weiMi   spätere  Schreiber  oder  Überarbeiter  bei  Wiedergabe  derselben 
Stelle  dümen  setzen  ftir  tinnen^  wie  in  dem  mnd.  Arzneibuche  geschieht, 
aas   welchem    von  Schiller- Lübben  V,  220   s.  v.   vege    die   betreffende 
Stelle  citirt  ist,  oder  in  der  oberdeutschen  Bearbeitung  bei  J.  Haupt, 
Über  das  md.  Arzneibuch  des  Meisters  Bartholomäus  S.  50:  So  er  dew 
ncLsen  vcutt  spiezet  und  ym  auch  vxxychet  und  ym  die  guemen  wanchel  (?) 

und  die  dawmen  enphallent  und  die  aren  ehalt  sindty  der  ist  vayge. 
ZEITZ,  Aagast  1881.  FEDOB  BECH. 


DIE  ENTWICKELÜNG   DER  ORTNITDICHTÜNG 

UND  DER  ORTNITSAGE. 


Zu  Ortnit  Str.  73  bemerkt  Amelung:  „der  Inhalt  dieser  Strophe 
ist  ungentLgend,  man  erfährt  nicht,  was  Ortnit  denn  im  Traume  bekannt 
geworden  ist;  und  Vers  3.  4  scheinen  fast  aus  70,  1.  2  entlehnt  — 
Überhaupt  ist  die  ganze  Darstellung  von  Str.  70—77  sehr  confus: 
nachdem  die  Mutter  Ortnit  vor  der  Reise,  von  der  noch  gar  nicht  die 
Kede  war,  gewumt  (70),  dieser  den  Ermahnungen  entschieden  wider- 
sprochen (71),  darauf  die  Mutter  ihm  beigestimmt  hat  (72),  folgt 
IC  A  (73)  zuerst  ohne  rechten  Zusammenhang  Do  sprach  der  Lam- 
P^te  u.  s.  w.  Nun  versucht  es  die  Mutter  noch  einmal  ihn  zurückzu- 
halteii  und  darauf  spinnt  sich  die  ganze  Unterhandlung,  die  doch  schon 
zTUn  Zweck  geführt  hatte,   noch  einmal  ganz  in  derselben  Weise  ab« 


192  FRIEDRICH  NEUMANN 

Dann  steht  wieder  Str.  77  ganz  unvermittelt  da.  —  Die  richtige  Stro- 
phenfolge  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  herzustellen,  ist  nicht  mehr 
möglich.  —  73—75.  70.  71.  76.  72.  77  gäbe  einen  leidlichen  Zusammen- 
hang, wäre  aber  allzu  künstlich.^  HinzuzuAlgen  ist,  daß  Str.  76  in 
ihrer  jetzigen  Gestalt  keinen  Sinn  gibt  Ist  Ortnit  deshalb  seiner 
Mutter  'liebez  kint',  weil  ihre  Verwandten  an  ihn  und  Yljas  ^gedigen' 
sind?  Hinter  76,  1  ist  ein  Punkt  zu  setzen;  76,  2 — 4  sind ' der  Vorde^ 
satz  zu  dem  verlorenen  Nachsatz :  so  wende  dich  an  den,  'der  dir  ie 
getriuwe  was^  und  handle  nicht  *äne  rät'  (70,  4)  deiner  Freunde. 

Läßt  sich  nun   selbst  durch  eine  künstliche  Strophenumstellong 
kein   guter  Zusammenhang   erzielen,    so  ist  auch   die  Annahme  nicht 
berechtigt,    daß    die    confuse    Darstellung    durch    Strophenverwiming 
entstanden  sei.    Auch  an  Interpolation  ist  nicht  zu  denken.    Denn  in- 
haltlich sind  Str.  77,  1  =  73,  2,  77,  2  =  75,  1,  77,  3.  4  =  74,  70, 1.  2 
=  73,  3.  4,  70,  3.  4  =r  76  und  dem  dahinter  verlorenen  Nachsatz,  71 
=  75,  2 — 4,    d.  h.  wenn   etwa  77,  70—72  die  alte  Grundlage  wiren, 
so  enthielten    die   übrigen  Strophen   nichts  als  eine  Umdichtung  ihres 
Inhalts;  wer  aber  eine  Anzahl  Strophen  des  Textes  umdichtete,  kann 
doch  nur  die  Absicht  gehabt  haben,  die  neuen  Strophen  an  Stelle  des 
Überlieferten  zu  setzen,  nicht  aber  sie  störend,  zum  Theil  zusammen- 
hangslos in  seine  Vorlage  aufzunehmen.  Nehmen  wir  dagegen  an,  dtß 
die  entsprechenden  Strophen  aus  zwei  selbständigen  Texten  von  einest 
Contaminator  zusammengeworfen  sind,  so  begreift  sich  die  Verwirrung. 
Eine  unumstößliche  Thatsache  ist  es  freilich,  daß  unsere  Omitdichtong 
durchweg   ^inem  Dichter   ihre  jetzige  Gestalt  verdankt.    Daraus  folgt 
aber  noch  nicht,  daß  dieser  Dichter  den  ganzen  Text  freigestaltet  hii, 
daß  er  nicht  verschiedene  Vorlagen  benutzt  haben  kann. 

Str.  13  ist  Machorel  *geborn  von  Muntabüre'. 

Str.  14  heißt  es: 

Suders  in  Surfe  daz  ist  sin  houbetstat. 

Aber  nachher  ist  Muntabüre  seine  Hauptstadt  Dorthin  bringt 
Alberich  die  Kriegserklärung,  als  Ortnit  vor  Suders  gelandet  ist.  b 
Suders  läßt  sich  Machorel  nicht  einmal  sehen,  als  es  besttlrmt  wird* 
Ein  seltsamer  Widerspruch  bei  einem  frei  erfindenden  Dichter! 

Str.  260,  3.  4  sagt  Ortnit: 

nü  rät  an  unde  l^re,  vil  lieber  Alberich, 
wie  wir  die  stat  gewinnen, 
aber  ohne  auf  Alberichs  Antwort  zu  warten,  macht  er  selbst  den  no" 
maßgeblichen  Vorschlag  Str.  261: 

Diu  porte  diu  st^t  offen,  ich  wsen  uns  iemen  wer, 
swenn  alle  liute  entsläfen,  wir  dringen  in  mit  her. 


5IE  ENTWICKELÜNG  DER  OETNITDICHTÜNG  U.  DER  0RTNIT8AGE.        193 

yberich  weist  diese  Üst'  ritterlich  zurück ,  er  will  dem  Feinde  offen 
ridersagen,  und  so  begibt  er  sich  denn  —  nicht  etwa  nach  Suders, 
im  dessen  Einnahme  es  sich  zunächst  einzig  handeln  muß,  sondern 
lach  Muntabüre.  Er  kehrt  mit  dem  Bescheid  zurück,  daß  Machorel 
«ine  Tochter  nicht  gutwillig  herausgebe,  und  wieder  fragt  Ortnit  289,  2 
/Uberich  um  Rath,  wie  nun  —  Suders  genommen  werden  kann.  Er 
bemerkt  dazu :  'gewinne  wir  die  veste'  —  daß  er  Suders  meint ,  zeigt 
Alberichs  Antwort  —  's5  habe  wir  al  daz  laut',  also  doch  auch  Mun- 
tabüre. Um  Muntabüre  dreht  sich  indessen  nachher  der  GUiuptkampf. 
Und  welchen  Rath  ertheilt  jetzt  Alberich?  Str.  290: 

Diu  naht  ist  iezuo  vinster,  den  mänen  niemen  siht 

so  hüetent  üf  der  müre  die  wahtssre  niht. 

wir  suln  in  barken  fiiezen  verholne  zuo  den  staden. 

si  Alrhtent  üf  dem  wäge  deheines  vindes  schaden. 
Im  Schutze  der  Dunkelheit  landen  sie.    Str.  295: 

Nu  rät  an,  Albertch, 

daz  wir  die  stat  zestoeren  ze  leide  dem  künege  rieh. 

ir  seht  wol,  sprach  der  kleine,  daz  diu  porte  offen  stät. 

ich  kan  zuo  iuwerm  strite  geben  deheinen  r&t. 
Aber  da  handelt  und  räth  ja  Alberich  genau  so,  wie  Ortnit  Str.  261 
landein  will.  Wozu  also  die  sittliche  Entrüstung  Str.  262?  Wird  der 
^angemeldete  Besuch  in  Suders  dadurch  gerechtfertigt,  daß  Alberich 
Machorel  einen  Angriff  auf  Muntabüre  offen  angekündigt  hat?  Die 
'^hrerlosen  Leute  in  Suders  über&llt  man  nächtlicherweile^  und  dem 
^ohlgerüsteten  Herrscher  auf  Muntabüre  schickt  man  die  Kriegs- 
^''klärung?  Suders  wird  genommen,  die  Heiden  geben  Ortnit  *üf  ge- 
^^de  ir  Itp  und  euch  die  stat.'  Aber  gar  nichts  ist  damit  gewonnen. 
^ozvL  also  der  Kampf  um  Suders?  Wenn  noch  der  nächste  Weg  nach 
l^'Ja  mens  Tabor  über  Tyrus  ginge!  Tyrus  indessen  liegt  weitab  nörd- 
*^h  von  der  geraden  Straße.  Sollten  historische  Ereignisse  der  Dar- 
^lung  zu  Grunde  liegen?  Die  ELreuzfahrer,  die  im  Jahre  1217  den 
'^):is  Tabor  bestürmten,  waren,  wie  dies  einzig  vernünftig  war,  in 
'^Icers  gelandet.  Suders  könnte  aus  irgend  welchen  zweifelhaften 
^^^nden  willkürlich  für  Ackers  gesetzt  sein,  aber  die  wirre  Darstel- 
^^g,  die  sich  nicht  einmal  darüber  klar  ist,  welche  von  den  beiden 
^dten  Machorels  Hauptstadt  ist,  ist  so  wenig  auf  Grund  hbtorisoher 
^>*gänge  entstanden,  wie  sie  dem  Kopf  eines  frei  erfindenden  Dichters 
^taprungen  sein  kann.  Wenn  jetzt  Tljas  Str.  305  des  Königs  Fahne 
'^^tten  auf  den  wie  es  scheint  unbewohnten  ^palas'  in  Suders  stößt, 
^   können  wir  versichert  sein,    daß  Machorel  diesen  *palas'  bewohnt 

QBBMAIUA.  N«M  Bdh«  XY.  (XXVn.)  Jahrg.  13 


194  FRIEDRICH  NEUMANN 

hat;  ehe  ihn  unser  Dichter  nach  Muntabüre  übersiedeln  ließ;  w 
können  versichert  sein^  daß  die  Sendung  Alberichs  nach  Montabür 
die  die  Str.  260;  3.  4  und  295;  3;  deren  ursprangliche  Verbindui 
unverkennbar  ist,  so  widersinnig  auseinander  reißt,  einmal  einem  i 
deren  Texte  angehört  hat  als  eben  diese  Strophen.  VgL  260,  3.  4  n 
295;  1.  2;  261,  1.  2  mit  295,  3.  4. 


Unser  Dichter  rechnet  bekanntlich  sehr  genau.  Seine  Rechnu: 
ist  bereits  revidirt,  aber  eine  Superrevision  ist  nöthig.  Wenn  auch  c 
72  Dienstmannen  Ortnit  nicht  über  das  Meer  begleiten,  so  müssen  i 
uns  doch  über  ihre  Stellung  zu  der  sonstigen  Umgebung  des  Koni 
Ellarheit  zu  verschaffen  suchen.  Wenn  Str.  7  die  'sine'  Ortnit  rath 
ein  Weib  zu  nehmen,  so  sind  wir  geneigt,  die  Rathgeber  zu  den 
zu  rechnen,  in  Helmndt  (10)  und  Tljas  (11)  die  Vertreter  seiner 
Dienstmannen  (Str.  5,  4)  zu  sehen.    Nun  heißt  es  Str.  60: 

urloup  si  d5  n&men.  von  Garte  si  d6  riten. 

mit  minneclichem  muote  er  in  allen  urloup  gap. 
Alle  scheiden  unz  an  den  einen  man'  den  Heiden  von  Fülle  a 
'den  künec  von  Riuzen'  Str.  61,  aber  auch  diese  beiden  nehmen  Str. 
Abschied.  Darum  sitzt  nun  aber  Ortnit  nicht  mutterseelenallein  i 
seiner  Burg.  Als  er  von  seinem  Abenteuer  mit  Alberich  zurückkel 
treten  ihm  Str.  204  seine  72  Dienstmannen  entgegen.  Die  Vermuthoi 
daß  es  einmal  einen  Text  gab;  wo  eben  nur  die  72  Ortnit  zur  S< 
standen,  wird  durch  die  Betrachtung  der  Str.  28—40  zur  Gewißl 
erhoben.  Yljas  hat  sich  energisch  bemüht,  den  König  von  sein 
Unternehmen  zurückzuhalten,  Ortnit  beharrt  bei  seinem  Beschluß  i 
so  erklärt  denn  Yljas  28: 

von  rehte  sol  ich  wägen  b!  dir  lip  unt  leben. 

ich  wil  dir  fünf  tüsent  ritter  und  euch  mich  selben  geben. 
Str.  36  verspricht  auch  Helmnot  5000,  Str.  39  G^rwart  5000  Ma 
Die  Zusammengehörigkeit  dieser  Strophen  kann  keinem  Zweifel  unl 
liegen.  Da  macht  nun  Str.  30  mitten  in  diesem  Zusammenhang 
Burggraf  £ngelwän,  der  sonst  nur  noch  Str.  205  ff.  an  der  Spitze 
72  erscheint;  einen  Versuch  Ortnit  mit  Berufung  auf  eben  diese 
zurückzuhalten.  Sein  Bruder  Helmnot  tritt  ihm  entgegen;  Ortnit  erkl 
noch  einmal  zu  dem  Zuge  entschlossen  zu  sein,  und  so  verspricht  d< 
schließlich  der  alte  Hiuteger  —  nur  an  dieser  einen  Stelle  genannt  - 
da  dein  Wille  nicht  zu  beugen  ist,  so  geben  dir  deine  72  Dienstmam 
jeder  100  Ritter.  Ortnit  ist  offenbar  über  das  Anerbieten  hoch  erfrBi 

daz  ist  ein  iriundes  rät. 


DIE  ENT WICKELUNG  DER  ORTNITDICHTÜNG  U.  DER  ORTNITSAGE.        195 

Bit  disiu  bare  ze  Garte  8Ö  manegen  ritter  h&t 
(vor  aller  miner  hilfe  w&ms  ie  min  Erster  strit)  — 
wir  erwarten:  so  sollen  sie  mir  auch  diesmal  ^^rste'  zum  Siege  ver- 
helfen —  *si  suln  der  marke  htLeten/  Sie,  die  ihm  stets  treu  zur  Seite 
gestanden  haben^  sein  ^^rster  strit^^  sollen  diesmal  daheim  bleiben^  die 
Mannen  aber,  die  ihm  ^äne  Garte^  (35)  zu  Gebote  stehen,  sollen  die 
Gefahr  mit  ihm  theilen*  Um  so  auffallender  ist  die  ZurtLcksetzung  der 
72  Getreuen,  als  nachher  Str.  37  f.  Ortnit  *liute  imdo  lant^  in  Helmnöts 
Schatz  stellt: 

Garte  und  al  mtn  gre  sol  dir  bevolhen  sin, 
und  auch  GSrwart  Str.  40  Helmnöt  beigegeben  wird: 

du  solt  hie  heime  selbe  des  hergebirges  pflegen. 
Was  bleibt  denn  da  für  die  72  zu  thun?  Str.  30—34,  3  enthalten  einen 
Best  älterer  Überlieferung.  Hiuteg^r  und  seine  Söhne  Engelwän  und 
Eelmnot  (vielleicht  ist  hier  der  ursprflngliche  Name  verloren)  sind 
durch  YljaSy  Helmndt  und  Gferwart  verdrängt  worden;  die  Pietät  hat 
den  ausgedienten  Recken  ein  bescheidenes  Plätzchen  angewiesen ,  wo 
sie  sich  leider  störend  bemerklich  machen. 

Unmöglich  kann  nun  derselbe  Dichter,  der  die  72  von  dem  Schau- 
platz abtreten  ließ,  Helmn5t  und  G^rwart  einzig  zu  dem  Zwecke  ein- 
geführt haben,  um  sie  gleichfalls  aus  der  Feme  müßig  dem  Kampfe 
ZQBchauen  zu  lassen. 

Lesen  wir  Str.  46 — 49.  Wenn  Ortnit  Str.  45  verlangt,  daß  alle, 
die  ihm  folgen,  wohl  gerüstet  sind,  so  ist  es  ganz  in  der  Ordnung, 
^enn  er  eine  Zusage  auf  seine  Forderung  erhält;  doch  eine  Strophe 
^^rde  dafür  genügen.  Befremdlich  klingt  es,  wenn  Tljas  Str.  46  noch 
einmal  anhebt: 

ich  füer  dir  über  s^  fünf  tüsent  snoUer  beide, 
Str.  47  Helnmöt  fortfSÜirt: 

fünf  tüsent  sneller  beide  daz  ist  min  Erster  gruoz, 
Str.  48  GSrwart  schließt: 

Nutschtr  und  Bönavente  daz  ist  mir  undertän: 
dar  äz  wil  ich  dir  senden  euch  fünf  tüsent  man, 
^^^nn  dann  gar  Ortnit  Str.  49  addirt :  so  bekomme  ich  also  im  Ganzen 
*ö-000  Mann.  Das  wußte  er  ja  schon  Str.  40  so  gut  wie  wir. 

Ich  nehme  an,  daß  der  Verfasser  der  älteren  Vorlage  a  unseres 
Richters  die  Erinnerung  an  Hiuteg^r  und  Engelwän  noch  gewahrt  hat, 
^^ß  der  Verfasser  der  jüngeren  Vorlage  b,  weil  er  Helmnöt  und  G6r- 
^'trt  so  wenig  mehr  brauchte,  wie  a  Hiuteg^r  und  Engelwän,  die  ihm 
^^llig  gleichgiltigen  Helden  Hiuteg^r  und  Engelwän  der  Vergessenheit 

13* 


196  FRIEDRICH  NEUMANN 

anheimgab  und  an  ihrer  Stelle  Helmn6t  und  G^rwart  in  Garte  sorlLck' 
ließ.  Die  Episode  Str.  30— 34,  3  wie  das  doppelte  Angebot  der  15.000 
Mann   wird   verständlich,    wenn  wir  die  Annahme  der  Contaminatiovm 
zu  Hilfe  nehmen.  Str.  30 — 35.  45—49  stammen  aus  a,  Str.  28  t 
40  aus  b.  Daß  aber  der  Contaminator  nicht  mechanisch  die  Stroph 
der  verschiedenen  Texte   verband,    daß  er  auch   reimen    kann,   lehr& 
Str.  44.  Wie  kommt  denn  Ortnit  auf  den  Einfall,  wenn  seine  Held^m 
nur  15.000  Mann  stellen  können,    gerade  das  Doppelte  zu  verlangen? 
Es  ist  klar,  daß  unser  Contaminator  die  30.000  verlangt,  damit  Ortnit 
zum   zweiten  Mal   15.000  Mann   nach   der  zweiten  Vorlage  angeboteca 
werden  können.  Gegen  Suders  zogen  15.000  Mann,  gegen  Muntabür^ 
15.000  Mann;    in  a  und  b  blieben   schließlich  1000  Mann  am  Leben ^ 
So  kann    unser  Dichter   vor  Muntabüre   Aber   16.000  Mann    gebietecx. 
(Str.  352),  von  denen  nur  tausend  die  Heimat  wiedersehen.  (Str.  479, 4^ 
Amelung  identificirt  die  15.000  Mann  Str.  49  mit  den  firdher  aoT— 
gebrachten  und  nimmt  an,  daß  die  Zahl  30.000  'durch  hinzukommende 
Söldner  (50,  3.  51)   vollständig'   wird.    Aber   wo   ist  es   sonst   erhört^ 
daß    ein    stattliches   Heer    durch    hinzugelaufene  'Ritter*  (53,  3)   ver — 
doppelt  wird,  die  sich  zum  großen  Theil  'durch  gäbe  und  oueh  durck». 
guot'  herandrängen?    Die  30.000  'Ritter*  (53,  3)  hat  erst  unser  Coa— 
taminator  auf  ihre  jetzige  Stärke  gebracht.    Gleich  freigebig  war  d 
Dichter  b  gegen  15.000  Ritter.  Daß  diesen  'ros  unde  ringe*  51,  3 
abreicht    werden,    verträgt    sich    freilich   nicht  mit  Ortnits  Forderan^^ 
Str.  45,  aber  Str.  45  gehört  auch  dem  Texte  a  an. 
Wenn  Str.  23,  4  Yljas  erklärt  hat: 

iedoch  wil  ich  dir  helfen  sd  ich  aller  beste  mac, 
so  ist  damit  die  Verhandlung  zu  Ende,  er  braucht  eben  nur  noch  die 
Zahl   seiner  Streiter  anzugeben.    Statt  dessen  macht  Ortnit  Str.  24  C 
noch   einmal  den  Versuch  seine  Mannen  fUr  das  Unternehmen  zu  ge- 
winnen, und  das  Mittel,  das  er  dazu  anwendet,  das  Versprechen  von 
Silber  und  Gold 

'lant  unde  bürge  dar  zuo  liute  unt  guot' 
ist  um  so  weniger  angebracht,  als  er  es  schon  Str.  18  gebraucht  hit 
Str.  23  hat  der  Verfasser  unseres  Textes  hier  angefUgt,  weil  sie  sick 
äußerlich  ebenso  passend  an  Str.  22,  4  wie  an  die  energische  ElrkÜüniDg 
Str.  18,  4  anschließt,  auf  die  sie  ursprünglich  folgte.  Wenn  in  a  (Str.  18) 
so  gut  wie  in  b  (Str.  24)  Ortnit  seinen  Helden  Silber  und  Gold  v«^ 
spricht,  und  wenn  er  in  a  (Str.  45)  trotzdem  verlangt,  daß  alle  15.000 
Ritter  wohlgerüstet  kommen,  so  geschieht  dies  nicht,  weil  er  sein^ 
Schatz  schonen  und  sich  der  Ausrüstung  entziehen  will,  sondern  weil 


DIE  ENTWICKELUNG  DER  ORTNITDICHTÜNQ  ü.  DER  ORTNITSAGE.        197 

er  keinen  mitftihren  will,  *er  s!  ouch  ein  edel  ritter  oder  ritters  gendz' 
(45;  3)  und  weil  er  sich  einen  Ritter  ohne  Sturmgewand,  einen  Ritter, 
dem  auch  nur  'ein  vinger  blöz',  nicht  vorstellen  kann.  Der  Dichter  b 
dagegen  sah  in  dem  Ausrüsten  der  Mannschaften  ein  den  Führern 
zngemuthetes  Opfer,  von  dem  er  sie  befreite.  In  seinem  Texte  hören 
wir  nichts  von  Ortnits  Forderung;  das  bloße  Versprechen  der  15.000 
Mann  macht  ihn  überglücklich.  In  die  Ausrüstung  muß  sich  mit  ihm 
der  reiche  Zacharis  theilen,  hinter  dessen  Freigebigkeit  der  König  nicht 
zurflckstehen  will.  Hat  er  schon  Str.  24  außer  Silber  und  Gold 

'lant  unde  bürge  dar  zuo  liute  unt  guot' 

versprochen,  hat  er  Str.  29  Yljas  sein  Königreich  zu  mehren  verheißen, 

80  überbietet  er  ZachartS;  der  20.000  Mann  auszustatten  sich  anheischig 

gemacht  hat,   indem  er  Str.  50  selbst   100.000  den  Sold  zahlen  will« 

Steht  ihm   doch  der  gewiß  uralte  goldgefüllte  Thurm  zur  Verfilgang, 

zu  dem  sich  schon  in  dem  ältesten  Text  die  Theilnehmer  an  der  Fahrt 

herangedrängt  haben  werden  'durch  gäbe  und  ouch  durch  guot.'   Bei 

dem  Dichter y    der   die  Helden    nach   der  Verhandlung  fortreiten  ließ, 

obwohl  er  sie  nicht  hatte  rufen  lassen,    ist  auch  die  Unklarheit  nicht 

befremdlich^  daß  er  Str.  50  ff.,  wo  er  nur  die  'ros  unde  ringe'  Schilde 

und   ntters  dach'  neu  einführte;    so  gut  wie  seine  Vorgänger  an  eine 

-Ausstattung  der  versprochenen  Helden  dachte,  ohne  zu  überlegen,  daß 

^ese  ja  noch  sorglos  in  Riuzen,  Tuscän  und  Troyen  weilen.  Die  Worte 

Str.  51,  1.  2: 

Si  wären  alle  willic  dem  riehen  künege  hgr. 

des  gesach  ir  sumelfcher  Lamparten  nimmer  mSr, 
hätten  ebenso  in  dem  ältesten  Texte  stehen  können,   wo  noch  die  72 
^it  ihren  Mannen  den  König  umgaben. 


Sehen  wir  zu,  wie  weit  sich  die  contaminirende  Thätigkeit  unseres 
I^ichters  im  Einzelnen  nachweisen  läßt  Der  Dichter,  der  Str.  14  schloß  : 

waz  wil  du  mSr  ze  fragen?  si  wirt  nimmer  din, 
^ußte  vernünftiger  Weise  mit  diesen  Worten  auch  Yljas  seine  Rede 
Schließen  lassen.  Denn  widersinnig  ist  es  zu  erklären:  ^si  wirt  nimmer 
din'  und  in  demselben  Athem  die  Schönheit  der  Unerreichbaren  in 
grellen  Farben  zu  schildern  und  das  Verlangen  nach  ihr  bei  dem 
Hlönige  zu  erregen.  Der  Preis  ihrer  Schönheit  gehört  vor  14,  4  und 
^ürde  sich  passend  an  Str.  11,  3  anschließen;  dort  folgt  die  Bemer- 
kung :  der  gebat  nie  man,  er  biete  daz  houbet  sfn  verlorn,  die  wieder 
Str.  14  vorgreift.  Auf  Sti\  18  folgt  statt  der  Erklärung,  zur  Fahrt 
bereit  zu  sein,    die  auf  Ortnits   energische  Worte  einzig  folgen  kann, 


198  FRIEDRICH  NEmiAKN 

die  Wiederholimg  der  schon  Str.  14  gegebenen  Mittli^angi  daß  die 
LiebeBboten  bei  Machorel  ihr  Leben  einzubüßen  pflegen«  Audi  die 
Worte  19,  4: 

Maz  ich  ir  ie  ged^hlie,  daz  wil  ich  gote  klagen* 
Bind  nur  eine  Wiederholung  von  17^  1«  2: 

'nu  si  ez  gote  gekleit, 

daz  ich  dir  disiu  m»re  hiute  h&n  geseit/ 
Text  a:  [Ich  weiß  eine  schöne  Maid].  Str.  15.  12,  3.  4.  [Ihr  Vater 
heißt  Machorel].  14.  16—18.  23.  30-35.  45—49.  Text  b:  11,  3-12,2- 
13.  19—22.  24—29.  36-43.  50—53.  (Str.  53  15.000.) 

Daß  erst  der  Dichter  b  den  Heiden  Zacharts  einflihrte,  beweist 
der  Schluß  der  ersten  Aventiure,  der  zugleich  lehrt,  daß  erst  der 
Dichter  b  auf  den  Einfall  kam,  die  Helden  nach  der  Berathung  ham- 
reiten  zu  lassen.  Wäre  der  Schluß  die  freie  Erfindung  iiaes  Dichters, 
so  wäre  die  Existenz  der  Str.  59,  3.  4  unbegreiflich.  Es  ist  beschlossen 
worden  das  Frühjahr  abzuwarten.  Ortnit  läßt  sich  noch  von  seinen 
Helden  geloben,  daß  sie  ihn  nicht  im  Stich  lassen  werden  Str.  59^  1. 2: 

Diu  triuwe  wart  geleistet,  si  lobten  im  alsd 

daz  siz  yil  gerne  tseten.  des  wart  der  kttnic  fr6. 
So  ist  denn  Alles  geregelt. 

dem  ktlnege  wart  der  winder  und  die  kurzen  tage  lanc 

da  von  daz  in  diu  minne  und  der  meide  schcsne  twanc 
Eine  deutliche  Schlußstrophe  1  Daß  sie  dem  Dichter  b  als  Schlußstrophe 
vorlag^  beweisen  V.  2.  3  seiner  Schluß  Strophe  69.  Wir  erwarten:  D» 
nun  der  Mai  erschienen  war  ...  und  lesen  statt  dessen: 

Si  wären  fro  der  vl§ge  swes  er  si  wolde  biten. 

urloup  si  dd  nämen,  von  Garte  si  dö  riten. 
Man  sieht,  an  Str.  54 — 59  aus  a  sind  von  unserem  contaminirenden 
Dichter  die  Schlußstrophen  von  b  rein  äußerlich  angefUgt,  ohne  daO 
er  es  sich  diesmal  irgend  hätte  angelegen  sein  lassen  zwischen  beideo^ 
Texten  zu  vermitteln.  Wenn  Ortnit  hier  gar  nicht  von  Zacharts  laaseoi. 
kann  (61,  2),  wenn  er  ihm  überschwenglich  fftr  seine  Hilfe  dankt  uni 
sich  des  genaueren  erkundigt,  wo  er  die  verheißenen  Schiffe  findei» 
wird,  so  erkennen  wir  hier  das  Streben  des  Dichters  b,  seinem  Lieb* 
ling,  der  ihm  erst  sein  Dasein  verdankt,  auch  die  gehörige  GeltoD^ 
zu  geben. 

Wenn  Str.  88,  4  schließt:  'des  ritens  in  verdröz',  so  machen  wir 
uns  darauf  gefaßt,  daß  Ortnit  absteigen  wird.  Doch  erst  Str.  91,  3 
lesen  wir:  Mo  erbeizte  er  von  dem  rosse'.  Übergehen  wir  Str.  89  bis 
91,  2,    so  ergibt   sich   ein  tadelloser  Zusammenhang.    Der  AnweiBung 


DIE  ENTWICKELÜNG  DER  ORTNITDICHTUNG  ü.  DER  ORTNITSAGE.       199 

seiner  Mutter  gemäß  reitet  Ortnit  *ze  tal  die  steinwant^;  den  Ring 
gegen  die  Sonne  haltend,  er  kommt  auf  eine  Auo;  auf  der  Blumen 
and  Klee  sprießen.  Stlßer  Vogelsang  schallt  ihm  entgegen.  Da  er  müde 
ist,  steigt  er  hier  ab  und  zieht  sein  Pferd  nach  sich. 

Dö  freute  sich  sin  herze^  d&  er  die  linden  vant. 

In  unserem  Texte  reitet  Ortnit  getrost  trotz  seiner  Müdigkeit  in 
den  neuen  Tag   hinein.    Denn   reitend  müssen  wir  ihn  uns  Str.  89,  2 
so  gut  wie  87,  3  denken :  er  sieht  den  Ring  Vil  dicke*  an,  um  den  Weg 
nicht  zu  verlieren.  Er  folgt  einem  von  kleinen  Füßen  getretenen  Fuß- 
pfad und   findet   schon  90,  2  —  die  Linde.   (Vgl.  91,  4).    Er  ist   am 
Ziel;  aber  die  Linde  interessirt  ihn  nicht.  *er  sach  die  grüenen  heide*  — 
aber  er  reitet  ja  schon  geraume  Zeit  darauf  umher  (s.  88,  2),  er  hört 
aufs  neue   die  Vöglein   singen  Vil  lüte  wider   strit'  (vgl.  88,  3).    'ich 
W£n  ich  rite  rehte.'  Aber  was  ist  hier  noch  zu  wähnen  und  zu  reiten? 
Er  hält  ja  unter  der  Linde.    Er  zieht  es  denn  auch  vor  abzusteigen 
und  nun   freudig   staunend   den  Baum  zu  betrachten.    Str.  89—91,  2 
können  so  wenig  von  dem  ersten  frei  erfindenden,  wie  von  einem  inter- 
polirenden  Dichter  in  dieser  Weise  hier  eingeschaltet  sein.    Hätte  ein 
Interpolator  noch  den  Fußpfad  und  den  Brunnen  in  den  Text  bringen 
sollen,  so  hätte  er  nur  Str.  89,  3—90,  2  —  natürlich  ohne  die  Linde  — 
zwischen  Str.  88,  2  und  88,  3  einzuschieben  brauchen.    Daß  er  nach 
^;  2  a  angesichts  der  Verse  91,  3.  4  Ortnit  hätte  auf  die  Linde  stoßen 
'*«8eii,    um  dann  noch  vier  Verse  mit  Ungereimtheiten  zu  füllen,    ist 
ifldenkbar.   Str.  87.  88.  91,  3.  4  müssen  wir  einem  der  älteren  Texte 
^^^isen,    die  dazwischen   stehenden  Verse  ordneten  sich  in  dem  an- 
srem  folgendermaßen: 


I 


X 


Diu  sunne  gegen  dem  morgen  durch  diu  wölken  schein. 


do  beschouwete  er  vil  dicke  daz  golt  und  den  stein,  (s.  87,  3.) 
er  sach  die  grüenen  beide  . . . 
(statt  Mer  linden  ast'  natürlich  'bluomen  unde  den  kl§'  wie  88, 2) 
»    X.     die  vögele  ...  sungen  vil  lüte  wider  strit  (s.  88,  3) 

2.     *ich  wsen  ich  rite  rehte*  sprach  der  künec  Ortnit. 
^    3.     dö  vant  er  über  anger  daz  grüene  gras  geweten: 

4.     er  sach  mit  kleinen  füezen  ein  smalez  phat  getreten. 
0>   1.     Dem  selben  phade  er  volgte  under  die  steinwant, 
4.     da  er  den  küelen  brunnen  und  euch  die  linden  vant. 

Die  Angabe  'die  naht  het  er  gewachet*  wird  unser  contaminiren- 
der  Dichter  Str.  88,4  mit  Rücksicht  auf  89, 1  gemacht  haben;  keinem 
Beiner  Vorgänger   kann  es  in   den  Sinn   gekommen   sein,    Ortnit   bei 


200  FRIEDRICH  NEUMANN 

Nacht  reiten  zu  lassen,  da  der  Ring  ihn  ja  grade  mit  Hilfe  des  Soime&- 
liehts  leitete. 

Str.  93  ff.    handek  93,  3.  4.    94,  1.   95,  1.    97,  1.   98,  3  Yon  der 
schönen  Kleidung  des  Kindes,    das  ist  des  Guten  denn  doch  zu  vieL 
Die  Frage  'ouw%  wä  ist  din  muoter?'  Str.  94,  3  wiederholt  sich  wOrtbek 
96,  4.  Zweimal  sagt  Ortnit,  daß  er  sich  nicht  getraut  das  Kind  tma- 
rtlhren  (95,  2.  3  getar  —  tar).  Zweimal  gibt  er  denselben  Ghrnnd  dafllr 
an  (94,  4.  96,  3).    Zwischen  95,  2  und  95,  3  sehe  ich  die  Fuge,  wo 
die  beiden  älteren  Texte  zusammenstoßen.  Dem  einen  folgte  der  Cos- 
taminator  Str.  93 — 95,  2,    dann  fligte  er  sehr  bequem  das  Ende  der 
zweiten  Parallelstelle  an  das  Ende   der  ersten,   worauf  er  sich  dnreb 
Umstellung  der  Zeilen  bis  zum  Anfang  der  zweiten  hindurcharbeitete: 
Ez  kom  von  einem  steine  (97, 4)  daz  er  ez  ligende  vant  (98, 2) 
in  einem  vingerline,  daz  fuorte  er  an  der  hant.  (98,  1) 
er  stuont  in  manegem  muote  (98,  2),  da  er  in  ligen  sach  (97, 4) 
in  dühte  harte  schoene  daz  kint  und  euch  stn  dach.  (97,3) 
Dö  stuont  er  unde  schouwet  den  lip  und  euch  daz  h&r  (97,2) 
von  golde  und  euch  von  siden  was  sin  gew»te  gar.  (97, 1) 
*ouwe  w&  ist  din  muoter,  vil  liebez  kindelin?  (96,  4) 
ich  biet  sin  Itltzel  ere,  sit  niemen  hüetet  din,  (96,  3) 
Ob  ich  dich  mit  mir  fuorte.  waz  hulf  mich  der  gewalt?  (96^  S) 
du  bist  in  kindes  mäze,  des  vierden  järes  alt  (96,  1) 
daz  wolte  got  von  himele,  und  wserest  du  min  suon!  (95,4) 
durch  din  kindes  schoene  tar  ich  dir  niht  getuon.  (95,  3). 
Die  zweite  Erwägung,    die   sich  Ortnit  *in  manegem  imuote',  in 
seinem  schwankenden  Sinn,  aufdrängt  Str.  98,  3,  schließt  sich  passend 
an  95,  2  wie  an  95^  3  an.  Möglicherweise  sind  vor  98,  3  einige  Zeflen 
ausgefallen,  in  denen  sich  Ortnit  zum  Fortgehen  anschickte,  da  sie  der 
Contaminator  nach  98,  2  nicht  mehr  verwenden  konnte. 

Daß  Ortnit  über  Alberichs  Faustschlag  den  Verstand  verloren 
hat,  müßten  wir  aus  Str.  102  schließen,  wenn  nicht  durch  zwei  kleine 
Änderungen  Sinn  in  die  Strophe  zu  bringen  wäre.  102,  1  ist  zu  lesen 
'kleine*  statt  Xamparte^  102,  4  'friunde'  statt  Vunden'.  V.  2  stellt  sidi 
Alberich  Ortnit  als  Freund  vor,  V.  4  empfiehlt  er  ihm  den  kleinen 
Freund.  Alberichs  Worte  verhallen  ungehört.  Ortnits  Worte  Str.  103 
sind  durch  den  Faustschlag  Str.  101  veranlaßt.  Darum  ist  aber  Str.  VS 
nicht  interpolirt  oder  aus  anderem  Zusammenhang  hierher  gerathen. 
Ich  sehe  in  der  Rauferei  103  ff.  und  dem,  was  sich  an  dieselbe  schliefit, 
eine  jüngere  Zuthat,  die  natürlich  schon  der  Dichter  a  vorgefiuiden 
haben  kann.  Auf  einer  älteren  Stufe  der  Dichtung  leitete  wohl  Str.  VS 


5  ENTWICKELÜNG  DER  OBTNITDICHTUNG  ü.  DER  ORTNITSAGE.       201 

Oosprilch  ein,    das  Ortnit  jeden  Grund  nahm  Alberich  nach  dem 
ben  zu  trachten. 

Str.  109  ist  die  breitere  AusAlhrung  des  108,  1.  2  Gesagten, 
r.  110,  1.  2  entspricht  108,  3.  4.  Zweimal  sagt  Ortnit:  ich  kann  dich 
:ht  gefangen  nehmen,  und  auch  tödten  kann  ich  dich  nicht,  ursprtlng- 
h  natürlich  in  zwei  verschiedenen  Texten.  Auch  der  Fußfall  Albe- 
li8  and  der  neue  Beginn  seiner  Rede  kommt  Str.  111  sehr  unerwartet, 
chdem  er  schon  Str.  110,  4  in  ganz  anderer  Tonart  zu  sprechen 
gönnen  hat.  Str.  110,  4  und  111  sind  der  Anfang  von  Alberichs 
widerung  in  den  älteren  Texten. 

„111 — 117^,  sagt  Amelung,  „sind  schwerlich  in  der  richtigen 
ihenfolge  überliefert:  es  ist  erst  von  der  Brünne  die  Rede,  dann 
n  Schwert,  dann  von  der  Brünne,  dann  wieder  vom  Schwert.  Daß 
)  Folge  der  Strophen  verwirrt  sei,  wird  um  so  wahrscheinlicher,  als 
und  K  jede  wieder  eine  andere  Reihe  geben^.  In  diesen  Abwei- 
ingen  sehe  ich  nur  den  Beweis  daflir,  daß  die  Schreiber  von  d  und  K 
Verwirrung  bemerkten,  die  herauszufinden  geringe  Aufmerksamkeit 
liig  war,  und  abzuhelfen  suchten.  Daß  der  Versuch  mißglückte, 
nicht  zu  verwundem;  denn  auch  Amelungs  Vorschlag  111.  113. 
L  112.  116.  115.  117  zu  ordnen,  hat  sein  Bedenkliches,  da  doch 
.  115  eher  gedichtet  zi^sein  scheint,  um  auf  113  f.  als  um  auf 
3  zu  folgen.  Vgl.  H^^^  inid  115,  1.  Auch  hier  heißt  es:  die  ver- 
schlagene Ordnung  ^gäbe  einen  leidlichen  Zusammenhang,  wäre  aber 
EU  künstlich'.  Zwischen  Str.  112  und  116  wird  unser  Contaminator 
*.  113 — 115  aus  dem  anderen  Texte  eingeschaltet  haben. 

Das  unausstehliche  Hin-  und  Hergerede  Str.  124  ff.  ist  wieder 
rch  Contamination  zu  erklären.  Das  ist  ein  beständiges  Uä  mich* 
!6, 4)  *1&  mich*  (127,  3)  ^ä  mich*  (128,  1)  'Nu  1&  mich'  (130,  1)  mit 
1  entsprechenden  Antworten  Ortnits.  Ich  verbinde:  Str.  127,  3.  4. 
)  als  zu  a,  Str.  125,  3—127,  2.  128.  129  als  zu  b  gehörig.  (Vgl. 
5,  1.  2  und  127,  4.)  Str.  127,  3  a  und  130,  la  sind  vielleicht  absicht- 
b  vertauscht 

Die  Frage:  Vas  mac  diu  bete  sin?'  muß  Ortnit  133,  1  wieder- 
len.  Denn  auf  das  *mit  zühten  sprach  der  kleine'  132, 4  a  (=  133, 2  a) 
St  eine  nichtssagende  Antwort.  Str.  133  wird  in  b  Str.  132,  3.  4  in  a 
isprochen  haben.  132,  4  b  hat  der  Contaminator  eingesetzt  fClr  das 
>prtlngliche :  'gip  mir  dfn  vingerlin*  =  133,  4  b.  Bittet  Alberich  zwei- 
1  am  den  Bing,  so  antwortet  Ortnit  dreimal  (134,  2.  4.  136,  4)  mit 
aselben  Worten:  ^ich  gsebe  dirz  vil  gerne.'  Was  a  Str.  134,  1.  2  kurz 
^,   führte  b   134,  3 — 137,  2  breit   aus.    Springt   die  Contamination 


202  FRIEDRICH  NEUMANN 

Str.  132 — 137  auch  nicht  bo  in  die  Augen  wie  an  anderen  SteUen, 
würde  man  in  einem  anderen  Texte  die  Strophen  sogar  ohne  Bedenken 
hinnehmen,  so  scheint  mir  doch  in  unserem  an  Contaminationen  so 
reichen  Text  auch  an  derartigen  Stellen  die  Erklärung  der  Uneben- 
heiten durch  Contamination  die  nattlrlichste. 

Den  albernen  Einwurf  des  Zwerges  Str.  138,  1.  2  hat  Ortnit  im 
folgenden  würdig  zurückgewiesen.  Wie  ist  es  möglich ,  daß  ein  frei 
erfindender  Dichter  denselben  Einwurf  139,  3.  4  noch  einmal  tot- 
gebracht  hätte,  ohne  eine  Erwiderung  folgen  zu  lassen?  In  a  folgte 
auf  134, 1.  2  unmittelbar  139;  3.  4.  1.  2.  Die  Worte:  *Dtn  muoter  slfiege 
dich'  griff  der  Dichter  b  auf,  um  (137,  3  —  138,  4)  mit  Gerten  dazwischeo 
zu  fahren.  Vgl.  139,  4  und  137,  2.  Auch  hier  hat  der  Contaminator 
an  den  Schluß  in  b  (138,  3.  4)  den  Schluß  in  a  (139,  1.  2)  angeftgt, 
um  den  Anfang  aus  a  (139,  3.  4)  nachzutragen,  der  nun  natürlich  in 
der  Luft  schwebt. 

Str.  155,4  verlangt  Alberich: 

gip  mir  des  dfn  triuwe,  daz  du  mir  iht  entuoat. 

156  antwortet  ihm  Ortnit: 

ich  wil  dirs  min  triuwe  geben, 
daz  ich  dich  niht  erzürne  al  die  wtl  wir  leben. 

157  aber  hebt  Alberich  noch  einmal  an: 

ez  muoz  nu  gelobet  stn. 
ich  warte  üf  dine  triuwe. 
Dazu  vergleiche  man  die  Worte:  'du  mäht  reden  alsd  lange  daz  icbi 
niht  hiBren   wil'  156,  4  mit  den  freilich  weniger  höflichen,   aber  dock 
dasselbe  besagenden  Worten  157,  4  'ich  enruoch  waz  du  geklaffest' 

Str.  162,  3  scheint  Amelung  auf  Alberich  zu  beziehen.  Aber  wer 
halb  soll  Alberich  erröthen?  Daß  ihm  die  bleiche  Furcht  fem  ist,  be- 
weist 163,  1.  Ist  dem  Kleinen  nach  162,  1  Angst  gewordwi,  so  gibt 
ihm  Ortnits  Verhalten  162,  3.  4  wieder  Muth.  Amelungs  Conjector: 
'in  sage  niht  m^re'  scheint  mir  163,  1  gegenüber  unmöglich. 

Str.  165  f.  sind  höchst  wunderlich.  165,  1  weist  Ortnit  Alberich» 
Enthüllung  als  Lüge  zurück,  darauf  fährt  er  ihn  'üz  zomes  munde'  in: 
*und  bin  ab  ichz  din  suon?'  Alberich  wiederholt  seine  Aussage:  i^ 
bist  min  kindelin*,  (s.  164,  4)  und  Ortnit  will  seine  Mütter  verbrennöi 
Wodurch  ist  es  motivirt,  daß  er  ihm  jetzt  plötzlich  glaubt?  Dtm 
kommt,  daß  165, 2.  3  ohne  Verbindung  sind.  Ich  vermuthe,  daß  Ortnit, 
während  er  in  b  zum  Schwerte  griff  (162, 1),  sich  in  a  nach  Albericb 
Erklärung:  ^si  het  zwene  man'  damit  begnügte,  ihn  'üz  zomes  mimde 
165,  4  anzufahren : 


iIE  £NTWICK£LUNG  DER  OBTNITDICHTÜNG  ü.  DER  0RTNIT8AGE.       203 

da  h&st  iezuo  gelogen. 
brsBche  ich  niht  min  triuwe  und  wser  niht  ungezogen^ 
)  tödtete  ich  dich. 

min  herze  ist  ungefliege  und  tar  doch  niht  getuon. 
Js  sich  dann  Alberich  selbst  als  seinen  Vater  bezeichnete,  glaubte  er 
in  in  beiden  Texten  und  wollte  seine  Matter  verbrennen.  So  wäre 
if  162 — 164  in  b  sofort  die  Drohung  gefolgt:  ich  werde  meine  Matter 
srbrennen.  Zwischen  165,  1 — 3  und  166  in  a  wäre  eine  Lücke  anzu- 
ihmen,  in  der  wohl  Ortnit  fragte,  wer  denn  sein  Vater  sei,  eine  Frage, 
e  der  Contaminator  nach  164,  4  nicht  beibehalten  wollte.  Er  half 
!h,  indem  er  die  nach  165,  2  vermißte  Zeile  opferte  und  dafür  mit 
n  eigenen  Worten  165,  4  kurz  entschlossen  zu  166  überleitete. 

Str.  190   reitet  Ortnit   auf  Abenteuer  Vor  im  in  den  walt'   auf 
mselben  Wege,  auf  dem  er  gekommen  war.   Betrübt,   daß  er  *niht 
striten'  findet,  tröstet  er  sich: 

mit  mir  enstritet  niemen,  ez  muoz  vor  der  bürge  geschehen. 
&tt  aber  vor  die  Burg  zu  reiten,  zu  der  ihn  der  eingeschlagene  Weg 
irt,    irrt  er  noch  einmal  bis  an  den  dritten  Tag  im  Walde  umher, 
isich  schließlich  192,  4  wieder  wie  191,  2  zu  betrüben,  daß  er  'niht 
vehten  hat'  Str.  191  ist  wohl  aus  a,  192  aus  b. 

Str.  201,  3  fragt  der  Burggraf  Ortnit:  *h8r,    wer  müget  ir  sin? 
irauf  antwortet  Ortnit  202  mit  verstellter  Stimme  und  'ungefliegem 
z ,  doch  was  er  sagt,  erfahren  wir  nicht.   202,  3  muß  der  Burggraf 
ine  Frage  wiederholen,  und  jetzt  gibt  sich  Ortnit  ohne  weiteres  zu 
kennen.  Warum  hat  er  erst  seine  Stimme  verstellt? 

Str.  202,  3 — 203  werden  aus  a  sein.  Der  Dichter  b  gab  dem 
3iden  die  *gr6ze',  die  ungefüge  grobe  Rede.  An  201,  3 — 202,  2  wird 
'h  in  b  gleich  eine  203,  4  entsprechende  Aussage  angeknüpft  haben. 

Str.  208  f.  klagt  Ortnit  schmerzlich  den  Burggrafen  verwundet 
haben.  209,  4  fragt  er  nach  seiner  Mutter,  210  wird  er  zu  ihr  ge- 
iirt,  aber  während  sie  vor  Freude  weint,  geht  er,  ohne  ein  Wort  mit 
*  gewechselt  zu  haben,  wieder  *über  den  wunden'  und  jammert  mit 
DBelben  Worten  wie  208  f. : 
1,2:  ouwS  daz  ich  dir  hiute  gesluoc  deheinen  slac! 

daz  müeze  got  erbarmen. 
8,4:  nu  müeze  ez  got  erbarmen,  daz  ich  in  hiute  sluoc. 
1,3:  du  solt  mirz  vergeben. 
9,2:  nu  vergebt  mir  diso  untugende. 

wm  fragt  plötzlich  die  Mutter  wieder  —  wie  kommt  der  Burggraf,  der 
»rhonwen'  vor  Ortnit  liegt,  in  das  Frauengemach,  wohin  Ortnit  sich 


204  FRIEDRICH  NEUMANN 

hat  ftihren  lassen?  —  ohne  Bücksicht  auf  Ortnits  Klage:  ^Nu  sage  mir, 
wer  gap  dir  daz  gewant?* 

Str.  208,  3 — 209,  2  und  211  entsprechen  sich  in  a  und  b.  Dt»- 
selbe  gilt  von  Str.  212  und  213.  Wenn  Ortnit  einmal  die  Frage  be- 
antwortet hat,  woher  er  sein  Gewand  hat  (212),  so  braudit  die  Mutter 
nicht  mehr  zu  fragen:  V&  nseme  du  daz  dach? 

Das  eine  Mal  antwortet  er: 

ich  reit  als  du  mich  hieze  neben  der  ateinwant. 
da  han  ich  din  genozzen,  daz  ich  dir  vil  wsege  bin. 

Das  andere  Mal  heißt  es: 

dö  sagte  er  ir  von  Srste  allez  daz  im  dort  g^eschadi« 
Zwischen   den   entsprechenden  Stellen  lesen  wir,    als  wollte  um  der 
Contaminator   das  Mechanische    seines  Verfahrens  recht   deutlich  vor 
Augen  ftihren,  die  Worte  212,4:  Ortnides  ftventiure  ist  aber  einiahin. 

Str.  217,  2  hat  Ortnit  die  Meerfahrt  hinter  sich: 
an  dem  zwelften  morgen  dö  kom  er  tlber  mer. 
Dem   entsprechend  ruft  der  Marner   218:    ich  sehe  Suders;    wir  sind 
dem  Ziele  nahe.  Da  erklärt  nun  Str.  219  der  Marner  'der  der  scheile 
phlac': 

der  wint  sieht  uns  ze  verre:  sd  kom  wir  nimmer  wider. 
Hat  der  erste  gesagt:  man  sol  also  fliezen  daz  man  &n  angest  A^  so 
sagt  der  zweite:  wsbu  ich  iu  niht  guotes  nu  geraten  mac.  Zwisehen 
den  widersprechenden  Äußerungen  Str.  218  und  219  muß  man  sidi 
also  geraume  Zeit  verstrichen  denken,  in  der  ein  Sturm  die  Schiffe  ib 
das  offene  Meer  zurückgeschleudert  hat  Der  Dichter  hätte  hier  oneft 
kühnen  Sprung  gemacht,  wie  wir  ihn  bei  ihm  nicht  gewohnt  sind. 
Um  so  auffallender  ist  der  Sprung,  als  er  zwecklos  ist  Denn  Bcbon 
221  heißt  es  wieder: 

Nu  si  wir  rehte  geflozzen  ze  Suders  gdn  der  habe. 
Der  Dichter  macht  219,  4  einen  zweiten  Sprung.  Er  überläßt  es  des 
Leser  sich  auszumalen,  wie  man  energisch  gegen  den  Sturm  und  ii^ 
Strömung  arbeitet  Daß  der  Wind,  der  in  Str.  219  weht,  mindestem 
verdächtig  ist,  wird  man  zugeben.  Str.  221  räth  der  Marner  von  dff 
Landung  ab,  da  er  ^manic  roupgalin  in  dem  feindlichen  Hafen  be 
merkt.  Da  erklärt  Ortnit  Str.  222:  mir  ist  niht  künde  woL 

swie  gerne  ich  fürbaz  füere,  ich  weiz  niht  war  ich  soL 
Glücklich  an  dem  ersehnten  Ziele  angelangt,  sagt  er  ^ich  solte  wider 
k^ren.  waz  hilfet  mich  min  vart?*  Ortnit  hat  12  Schiffe  (Str.  42)  nn* 
30.000  Streiter,  und  er  verzagt  bei  der  Wahrnehmung,  daß  der  Fdad 
auch  Schiffe  hat?  Darauf  mußte  er  doch  gefaßt  sein.  Kann  er  «aber 
die  Landung   nicht   wagen,    so  ist  doch   nicht   zweifelhaft|    wohin  er 


DB  ENTWICKELÜNO  DER  ORTNITDICHTÜNG  ü.  DER  ORTNITSAGE.        205 

ihren  muß.    Er  braucht  nur  an  der  Küste  entlang  zu  fahren ,  bis  er 
inen  günstigeren  Landungsplatz  findet. 

Die  Worte  *Du  mäht  dich   selbe   troesten'  223,  4  klingen  so  ab- 
[erissen,  wie  wir  sie  lesen ,  recht  befremdlich.  Der  ursprüngliche  Zu- 
ammenhang  ist  klar: 
}tr.  234^  3:    der  mir  da  helfen  solde  von  den  sorgen  mtn, 

der  ist  mir  ze  verre, 
iarauf  Tljas: 

Du  mäht  dich  selbe  troesten.  du  hast  doch  alle  die, 
die  dir  da  helfen  solden,  die  h&st  ouch  bi  dir  hie. 
Dieser  Zusammenhang  wird  durch  eine  Strophe  zerrissen,  die  in  V.  3.  4 
noch  einmal  sagt,  was  mit  andern  Worten  222;  3.  4  gesagt  war. 

Wie  man  Str.  231  in  der  jetzigen  Verbindung  verstehen  will, 
weiß  ich  nicht  Yljas  hört  Ortnit  mit  Alberich  sprechen  und  fragt: 
mit  wem  hästu  gerünet? 

Du  mäht  da  von  Verliesen  lihte  dinen  lip. 
Aber  wovon  denn  nur?  von  dem  'rünen  ? 

wftfen  st  gerüefet  über  daz  selbe  wip! 
Woher  denn  plötzlich  diese  Verzweiflung?   Wie  vertragen  sich  diese 
kleinmüthigen  Worte  mit  der  stolzen  Rede  desselben  Yljas  225?  Was 
soll  hier  überhaupt  *daz  selbe  wfp'? 

Text  a  ließ  Ortnit  ohne  Schwierigkeiten  sein  Ziel  erreichen.  Erst 
IÜ8  die  40  feindlichen  Schi£Ee  heransegelten,  wünschte  sich  Ortnit 
Alberichs  Hilfe.  Der  jüngere  Dichter  b  ließ,  wie  in  dem  Abschnitt 
Str.  363  ff.,  wo  der  Riuze  wie  222  Ortnit  erklärt: 

ich  weiz  niht  war  ich  sol. 
in  walhischen  rtchen  biet  ich  die  künde  wol, 
daz  ich  die  liute  fuorte  die  rehten  sträze  hin. 
si  riten  nach  mir  irre:  ich  enweiz  selb  wä  ich  bin, 

^d  wo  Alberich  die  Ftlhrung  übernimmt,  an  dieser  Stelle  ebenfalls 
^e  Irrfahrt  eintreten,  bei  der  Alberich  die  Führung  hatte.  Was  dem 
fincheinen  Alberichs  in  beiden  Texten  voranging,  hat  unser  Dichter 
coQtaminirt :  glückliche  Meerfahrt  und  Irrfahrt. 

Die  Drohung  Str.  220:  'und  seist  du  mir  niht  rehte,  ez  g^t  dir 
^  daz  leben',  läßt  auf  eine  Situation  schließen,  wo  Ortnit  eine  un- 
S^tige  Antwort  erwartete.  Ich  vermuthe  daher,  in  b  ging  Str.  220 
Str.  219  voran.  „Ist  dir  bekannt,  ob  wir  auf  dem  rechten  Wege  sind? 
Bei  deinem  Leben  sage  die  Wahrheit!^  „Ich  kann  keinen  guten  Be- 
^^httd  geben;  der  Wind  ^sleht  uns  ze  verre'.  Es  folgten  Str.  222  bis 


206  FRIEDRICH  NEÜMAMN 

223,  3.  223,  4  etwa:  'Ouwe  uns  diser  verte,  sprach  von  Binsen  fljiB, 
nnd  dann  gleich  weiter: 

Du  mäht  da  von  Verliesen  lihte  dtnen  lip  n.  s.  w.  231, 1—3. 
Alberich  erscheint.  Er  wird  die  Beruhigung  gegeben  haben,  der  feind- 
lichen Hauptstadt  'der  sf  wir  nähen  bi,  daz  man  sol  alsd  fliesen,  du 
man  &n  angest  s!  (218),    dann   wird    der  Mamer   oder  Alberich  *dei 
beiden  houbetstat'  (217,  4)  gesehen  und  gerufen  haben  Str.  221, 1.  2: 
Nu  si  wir  reht  geflozzen. 
ich  wil  dir  widerraten  daz  du  iht  sitzest  abe. 
In  a  wird  der  Mamer  verkündet  haben: 

ich  h&n  ze  Sürie  daz  wite  lant  gesehen.  (218,  2) 
euch  wsene  wir  ze  n&hen  der  stat  geflossen  iSjii 
ze  Suders  in  der  veste  ist  manic  roupgalin.  (221,  3.  4) 
(euch  =  doch ,   dennoch,    s.  Amelung  zu  Str.  69,  3.    Nach  221, 2  iii 
dieses  'ouch*  sinnlos,    da  man   eine  Begründung   des  vorhergehend« 
Satzes  erwartet)  Darauf  werden  die  Schifle  der  Feinde  herangesegdt 
sein  (s.  Str.  235  f.  250)  und  nun  jammerte  Ortnit  Str.  224,  2—4:  % 
müeze  es  got  erbarmen'  u.  s.  w.  (Vgl.  222,  3.  4),  wormof 
mit  zomeclichem  muote  sprach  von  Riusen  Yljas: 
du  mäht  dich  selbe  trcesten  (223,  4)  du  h&st  doch  alle  die, 
die  dir  d&  helfen  solden,  die  hast  euch  bi  dir  hie. 
Str.  225.    Aber  Ortnit  jammert  weiter  Str.  226,  da  erblickt  er  Alberich. 
Da  der  Contaminator  in  dem    eben  besprochenen  Abschnitt  be- 
sonders rücksichtslos  mit  den  Strophen  seiner  Vorlagen  omgesprongen 
ist,    so  bereitet   die  Vertheilung   der  Strophen   auf  die   verachiedenen 
Texte    hier   ganz    besondere  Schwierigkeiten.    Uns   kann  es  genügeOf 
wenn  die  Contamination  auch  hier  erwiesen  ist.  Auch  in  den  folgenden 
Strophen  ist  die  Verwirrung  groö.  Die  Worte  231,  4  *ich  wil  dir  guothi 
m»re  sagen',  greifen  232  ungeschickt  vor,  wo  Alberich  Ortnit  erst  ver 
anlaßt  Yljas  in   das  Geheimnis   su   ziehen.    So   heißt   es   denn   auch 
Str.  233,  2  von  neuem :  Vil  du  mirs  immer  danken,  ich  sage  dir  guotia 
mser.'    Auf  die  Aufforderung  heranzutreten  233,  3.  4   geht  Yljas  cifl 
234,  4  ein,  um  vorher  noch  einmal  unnütz  seine  Frage  za  wiederholoi'' 
wer   ist   mit  dir  d&?*  234,  1.    Auf  Str.  230   kann    unmittelbar   232  f. 
gefolgt  sein.  Str.  234,  1.  2  entsprach  230,  4  in  dem  sweiten  Text  Mit 
den  Schlußworten  der  Antwort  Ortnits :  'ich  wil  dir  gaotin  m«re  sagen* 
füllte  der  Contaminator  die  aus  ihrem  Zusammenhang  gerissene  Str.  231- 
An  diese  Worte   oder  an  Str.  233  schloß   sich  234,  3.  4.    Die  uhvir 
ständlichen  Worte:    nu  gebt  iu  selben  r&tl   235,  1  seigen,    daO  an* 
Str.  235—236,  2  aus  ihrem  Zusammenhang  gerissen  sind.  Die  Strophe 


ENTWICKELÜNG  DER  OBTNIT  DICHTUNG  ü.  DER  ORTNITSAGE.       207 

ören  einem  anderen  Texte  an,  als  249  f.,  wo  zum  zweiten  Mal  das 
len  der  feindlichen  Schiffe  gemeldet  wird.  Die  Frage  2ö0,  4  ent- 
icht  wieder  Str.  252, 1.  2,  die  Antwort  251, 1.  2  der  Antwort  253,  3  ff. 
liß  der  barkensere  schon,  daß  er  mit  Kaufleuten  za  thun  hat,  so  ist 
Frage  252,  1.  2  thöricht. 

Der  Dichter  b  war  seinem  Vorgänger  bis  zu  dem  Aufbruch  aus 
-te  im  Wesentlichen  gefolgt,  schon  die  Seefahrt  und  die  Landung 
ilderte  er  völlig  selbständig,  ebenso  die  folgenden  Kämpfe.  Hier 
hen  die  Darstellungen  so  vollständig  von  einander  ab,  daß  es 
erem  Contaminator  beim  besten  Willen  unmöglich  war  entsprechende 
llen  durcheinanderzuwerfen.  So  begegnen  wir  im  Folgenden  keinen 
Iren  der  bisher  beobachteten  Contamination,  daflir  hält  sich  unser 
hier  schadlos,  indem  er  beide  Darstellungen,  wie  schon  gezeigt, 
1er  Weise  vereinte,  daß  er  erst  Suders,  dann  Muntabüre  erobern 
.  Erst  am  Schluß  der  ganzen  Dichtung  war  es  ihm  noch  einmal 
gönnt  seine  elende  Mosaikarbeit  fortzusetzen.  In  der  6.  Aventiure 
e  ich  nur  eine  verdächtige  Stelle.  Die  Worte  'wil  du  mirz  immer 
ken'  487,  4  wiederholen  sich  488,  3  und  489,  1  ist  nach  488,  4 
destens  ttberflüssig.  Str.  488  könnte  aus  dem  zweiten  Text  zwischen 
and  489  eingeschoben  sein,  während  auf  487,  4  folgte : 

DävoD  dem  Lamparte  der  lip  wirt  benomen. 
Anders  steht  die  Sache  in  der  7*  Aventiure.  Str.  524,  3.  4.  525,  1 
jt  Ortnit: 

ob  mir  nu  misselinget,  verliuse  ich  minen  lip, 

ow^  wem  läze  ich  danne  daz  eilende  wip, 

diu  vater  imde  muoter  durch  mich  hat  verkom? 
n  vergleiche  die  Klage  der  Königin  529: 

künic  unde  hdrre,  wem  wilt  du  mich  nu  län? 

nu  hftn  ich  gel&zen 

vater  unde  muoter  durch  den  willen  din 

und  alle  mine  mäge. 
'mäge^   wurden   freilich  Str.  525  nicht  erwähnt,   dafdr  lesen  wir 
530,  3.  4: 

alle  mine  mäge  liez  ich  h^r  durch  dich. 

richer  künic  edele,  wem  wil  du  läzen  mich? 
t  er  Str.  525,  2 : 

ich  weiz  wol,  stirbe  ich  eine,  so  si  wir  beide  vlom, 
dagt  sie  Str.  530,  2 : 

vlius  ich  dich  alters  einen,  so  h&n  ich  niemen  mSr. 
Str.  527,  1.  2  mit  gleichen  Endreimen  wie  524,  1.  2  folgt  die  An- 
e,    daß  'durchbrast  ir  herze',    daß    sie   mit  Thränenströmen.  i&^üxft 


208  FRIEDRICH  NBUICANN 

Brust  begoß,  ihn  ans  Herz  drückte  und  tausendmal  kflßte.  541, 2  h5rt 
er  ihr  Herz  krachen,  ^dazz  in  ir  Übe  brach/  Str.  543  umarmt  sie  ihn 
aufs  neue  und  beide  weinen  so  bitterlich,  daß  Mas  wazser  über  ii 
brüste  flöz'.  Sagt  er  Str.  533,  1 

Von  dines  vater  listen  kom  der  wurm  in  ditse  lant, 
so  wiederholt  er  sich  Str.  537,  1: 

Daz  sint  die  edeln  steine  die  mir  din  vater  h&t  gesant 
Beginnt  er  Str.  532,  4  seine  Rede  mit  den  Worten:  Mch  wil  den  wann 
bestän^  so  schließt  er  Str.  537  ^ich  muoz  die  würme  sehen.'  (Vgl  aucl 
Str.  534,  2.  3  mit  537,  2.  3.)  Hat  die  Königin  schon  535,  4.  536, 1.  2 
gesagt: 

ja  fürhte  ich  sSre,  du  habest  den  lip  verlorn, 

stt  daz  der  wurm  so  übele  und  sd  unsslic  ist, 

daz  von  siner  erge  niemen  nu  genist, 
so  braucht  sie  nicht  541,  4  zu  wiederholen :  Mir  kumt  diu  reise  übde\ 
542,  2:  'du  wilt  ze  sSre  nach  dinem  töde  streben/    Der  Gedanke  der 
Str.  541,  1  Nu  müeze  ez  got  erbarmen  daz  ich  dich  ie  geaach,  wieder- 
holt sich  in  weiterer  AusftLhrung  528,  4: 

wäfen  über  diu  ougen,  da  mit  ich  dich  hfin  geseben! 

und  wäfen  über  die  arme,  d&  mit  ich  nmvangen  hin 

dich  künec  unde  hSrre. 
So  sollte  sich  derselbe  Dichter  wiederholt  haben?  Der  Conttmi- 
nator  verräth  sich  auch  hier.  Was  sollen  Str.  535,  1  die  Worte:  *d0 
solt  dich  selbe  troesten'?  Er  will  doch  nicht  gar  sagen:  bei  Qott  branchst 
du  keinen  Trost  zu  suchen?  (534,  4).  So  gut  wie  die  Worte  'du  mäht 
dich  selbe  troesten'  223,  4  haben  auch  diese  Worte  einmal  in  guten 
Zusammenhang  gestanden.  Sie  folgten  auf  542,  1 : 

Nu  soldest  du  mich  troesten,  so  verweisenst  mir  mtn  leben, 
die  jetzt  gesprochen  werden,  nachdem  sich  die  Königin  bereits  in  das 
Unvermeidliche  gefügt  hat: 

du  wilt  des  niht  erwinden,  du  wellest  hSrre  dar.  (539,  1), 

ich  muoz  mich  din  verwegen.  (539^  3.) 
Mit  Str.  539,  1—3  schloß  einmal  unzweifelhaft  die  Scene.  WSre 
es  aber  einem  Interpolator,  der  das  Folgende  frei  erfunden  hfttte,  t^ 
zutrauen,  daß  er  diese  Worte,  die  er  eben  nur  am  Schloß  braaehen 
konnte,  hier  mitten  im  Zusammenhang  hätte  stehen  lassen,  um  dano 
an  seinem  Schluß  ihren  Inhalt  mit  seinen  eigenen  Worten  (544)  s* 
wiederholen? 

Verschiedene  Gh*uppirungen  der  Strophen  sind  möglich.  Folgende 
Anordnung  scheint  mir  die  beste: 


E  ENTWICKELUNO  DER  OBTNITDICHTUNG  U.  DER  ORTNTTSAGE.       309 

a:  527,  1.  527,  3—530,  2.  542,  1.  (2).  535—537.  544. 
b:  524,1.2.  525,3—526,3.  542,a-^543,4.  539,4—541,4.  524,3- 
5, 2.  530,  3—534,  4.  538—539,  3. 

Natttrlich  muß  für  Str.  524,  3—525,  2  als  urspiüngliche  Form 
tgenommen  werden: 

ob  dir  nu  misselinget,  verliusest  du  den  lip, 
ow§,  wem  wil  du  14zen  din  ellendez  wip, 
diu  vater  unde  muoter  durch  dich  hat  verkom. 
ich  weiz  wol,  stirbst  du  eine,  so  et  wir  beide  vlom. 
dt  der  natürlichen  Fortsetzung 

alle  mtne  m&ge  liez  ich,  h^r,  durch  dich  u.  s.  w. 
Nach  546,  4  erwarten  wir,   daß  angegeben  wird,  was  der  Über- 
ringer des  Ringes  'mSre'  bringt.  Dies  folgt  erst  Str.  549.  Str.  549  ist 
üt  548  unvereinbar: 

swer  dir  die  Rosen  bringe  und  die  liebten  brttnne  min, 
der  bringet  ouch  vil  lihte  den  heim  und  ouch  daz  swert. 
iber  das  ist  ja  die  Rose!  547,  1.  2  sind  verstümmelt 

Swer  des  wurmes  houbet  bringet,  hat  niht  den  wurm  erslagen, 
od  aber  zehowen  die  zungen  —  wofern  er  nicht  die  Zunge 
orlegen  kann.  Str.  546.  549  einerseits,  547  f.  andererseits  gehören 
isammen.  Der  Ortnit  der  Dichtung  a  dachte  noch  nicht  daran,  daß 
unand  das  zungenlose  Drachenhaupt  aufweisen  könnte,  ihm  genfigten 
ing,  Helm  und  Schwert  als  Beweis. 

Str.  566,  1  steigt  Ortnit  ab,  um  ein  wenig  zu  ruhen.  (566,2: 
^  het  er  ouch  vil  gerne  eine  wlle  dft  gelegen.),  Str.  567  wird  er 
>Q  neuem  müde,  legt  er  sich  *ein  wtle'  *durch  sine  ruowe  nieder. 
'>T,4  schläft  er  bereits  fest  Aber  noch  einmal  wird  er  568  müde. 
68  Wachens  in  verdrdz.^  568,  1  wird  an  566,  2  anzuschließen  und 
>6,  3 — 567,  4  werden  in  den  anderen  Text  zu  verweisen  sein. 


Alberich  spielt  in  dem  Kampfe  vor  Suders,  in  der  Dichtung  a, 
De  klägliche  Rolle.  Als  ihn  Str.  295  Ortnit  um  Rath  fragt,  wie  die 
Mt  gewonnen  werden  könne,  sagt  er  kühl  abweisend: 

ir  seht  wol  daz  diu  porte  offen  stät. 

ich  kan  zuo  iuwerm  strite  geben  deheinen  rät. 
^enn  er,  nachdem  Yljas  die  Fahne  Ortnits  bereits  auf  dem  Palast  des 
öoigs  aufgepflanzt  hat  (305),    während  die  Heiden  in  wilder  Flucht 
«•  Ortnit  herstürzen  (307,  1.  2),  Str.  308  f.  ruft: 

da  wellent  dir  die  beiden  entrinnen,  künic  rieh. 

si  brennent  dir  die  kiele  und  nement  swaz  dar  üf  Itt, 

eiBMAllIA.  Noti«  Keihe.  XV.  (XXYII.)  Jakrg.  14 


210  FRIEDBICH  NEUMANN 

80  zeigt  er,  daß  er  die  Situation  nicht  übersieht.  Str.  312  roft  e 
Ortnit  Yljas  zu  Hilfe ,  325  zeigt  er  Yljas  1000  Heiden,  die  sich  ver 
steckt  haben y  332  klagt  er  Yljas  bei  Ortnit  an,  weil  er  die  Franei 
nicht  schont,  336  hilft  er  Ortnit  beim  Taufen,  338  beschwert  er  sid 
wieder  über  Yljas'  Grausamkeit,  343  werden  auf  seinen  Rath  Todt 
und  Verwundete  geschieden,  344  stellt  er  die  Zahl  der  Todten  fest 
Der  Dichter  bemüht  sich  so  den  im  Kampf  überflüssigen  Alberich  nicb 
in  Vergessenheit  gerathen  zu  lassen. 

In  der  Dichtung  b  ist  Alberich  die  Seele  des  Untemehmeni 
Der  Dichter  erfindet  eine  Fülle  launiger  Scenen,  indem  er  sich  Albe 
richs  Fähigkeit,  unsichtbar  au&utreten,  zu  Nutze  macht,  ünsichtbi 
überbringt  er  dem  Heiden  auf  Muntabüre  die  Kriegserklftnmg  (264  ff] 
gibt  er  dem  König,  der  etwas  Schriftliches  wünscht,  den  lautschallen 
den  'mülslac',  der  den  Heiden  zum  Rasen  bringt  (285),  nnsichtha 
reitet  er  als  Engel  Qottes,  die  Fahne  in  der  Hand,  dem  Heere  Ortnit 
voran  (354  ff.),  wirft  er  die  feindlichen  Geschütze  in  den  Bnrggrabei 
(368),  verhandelt  er  mit  der  Königin  und  ihrer  Tochter  (389  ff.),  wii^ 
er  die  Götzenbilder  zum  Fenster  hinaus  (407),  veranlaßt  er  die  Königi 
tochter,  die  Burg  zu  verlassen,  trägt  er  ein  Götzenbild  in  die  Sttd 
hinein  und  redet  er  im  Namen  des  Götzen  zu  dem  versammelte 
Kriegsvolk.  (440  ff.) 

Sehen  wir  uns  jetzt  den  Landungsbericht  an.  Die  Schiffe  sin 
Suders  nähen  bi',  da  kommen  feindliche  Schiffe  heran.  Auf  Alberidi 
Rath  gibt  sich  Ortnit  als  Kaufmann  aus.  Der  Constabel  gewährt  ibnei 
^fride  bi  dem  halse  und  bi  der  wide^  der  Stadtrichter  fährt  ihnen  onts 
Posaunenschall  entgegen.  Feierlich  werden  sie  in  den  Hafen  geleite 
(259,  3).  Die  Aufforderung: 

swenne  ir  wellet,  so  vart  in  barken  abe 
klingt  befremdlich;  sie  sind  ja  im  Hafen;  wir  würden  erwarten:  • 
steigt  aus.  Die  Gäste  denken  nicht  daran  der  freundlichen  Einladonj 
Folge  zu  leisten,  'den  tac  unz  an  die  naht'  rührt  sich  die  verdächtig 
Gesellschaft  nicht.  Den  ganzen  folgenden  Tag  verharren  sie  in  df 
gleichen  unthätigen  fiuhe  auf  ihren  Schiffen.  Denn  erst  am  nächst! 
Abend  kehrt  Alberich  (288)  von  Muntabüre  zurück.  Aber  nun  dl 
Merkwürdigste!  Als  der  Kampf  beschlossen  ist,  muß  Alberich  erst  i 
der  Dunkelheit  thatsächlich  Barken  stehlen,  damit  sie  landen  kdnn« 
und  dabei  liegen  sie  'in  der  habe\ 

In  a  wurden  die  Feinde,  nachdem  sie  sich  als  Kanflente  an 
gegeben  hatten,  von  den  nichtsahnenden  Bürgern  in  den  Hafen  gefiüu 
Als   sie  erst  darin   sind,   kann  Alberich  'deheinen  r&t*  mehr   gebe 


DIE  ENT  WICKELUNG  DER  OBTNITDICHTUNG  ü.  DER  ORTNITSAGE.       211 

£8  folgt  der  Kampf.  In  b  handelte  Alberich  auch  bei  dieser  Gelegen- 
heit unsichtbar.  Muntabüre  liegt  landeinwärts;  um  vor  die  Stadt  zu 
kommen,  muß  von  der  Küste  aus  im  Folgenden  ein  längerer  Marsch 
zuiückgelegt  werden.  Von  einem  Geleit  in  den  Hafen  kann  hier  nicht 
mehr  die  Rede  sein. 

Dft  w&rens  üf  dem  wäge  den  tac  unz  an  die  naht  260,  1. 
Draußen  auf  der  hohen  See  (vgl.  290,  4t)  liegen  sie  bis  zur  Nacht. 
Dann  aber  bereitet  Alberich  den  Schiffern  ^  die  ihre  Barken  am  Ufer 
liegen  haben,  das  wundersame  Schauspiel,  daß  die  Ketten  ihrer  Schiff- 
lein sich  wie  von  selbst  lösen,  daß  die  Schifflein,  wie  vom  Winde  ge- 
trieben, auf  die  hohe  See  hinausfahren,  um  die  Feinde  von  ihren 
Kriegsschiffen  an  das  flache  Ufer  zu  bringen. 

So  wäre  also  in  a  auf  Str.  259,  3  260,  3.  4  gefolgt,  resp.  295, 1.  2, 
auf  sie  der  Rath  Alberichs  295,  3.  4  =  261.  Der  Contaminator  gab 
259,4  zu,  schob  dahinter  260,  1.  2  aus  b  ein,  legte  darauf  die  Worte 
261  Ortnit  in  den  Mund,  um  zu  der  Sendung  Alberichs  nach  Munta- 
bftre  aus  b  überzuleiten,  die  dort  erst  auf  die  Landung  folgte.  Folgte 
in  b  auf  Str.  294  eben  jene  Sendung  Alberichs,  so  folgt  jetzt  295  die 
einfache  Wiederholung  der  Worte  260,  2 — 261,  wodurch  sich  der  Con- 
taminator den  Übergang  bahnt,  um  den  Kampf  in  Suders  und  die 
B^ahme  aus  a  hertlberzunehmen  (296 — 347)  und  dann  den  Kampf 
AQs  b  in  der  5.  Aventiure  folgen  zu  lassen. 


MttUenhoff  hat   gezeigt,    daß   die  Schilderung   des  Kampfes  vor 
Uontabüre   durch    den   historischen  Kampf  vor   dem   mens  Tabor  im 
Mre   1217    beeinflußt   ist.    Wir   gewinnen  so  das    sichere  &gebniß, 
daß  der  Text  b  nicht   lange   nach  1217   entstanden   ist.    DafOr,    daß 
Suders  *des  beiden  houbetstat'  heißt,    obwohl  Tyrus  'schon  1124  er- 
obert,  erst  1291  von  den  Christen  verlassen  und  inzwischen  nie  von 
den  Heiden  eingenommen  wurde^,  kann  uns  MüUenhoff  bei  seiner  Auf- 
fissong  von  der  Entstehung  des  Gedichtes  keine  genügende  Erklärung 
geben.  Uns  gibt  hier  die  Geschichte  die  Bestätigung  für  das  durch  die 
kritische  Betrachtung  des  Gedichts  gewonnene  Resultat.  Gerade  so  wie 
der  Dichter  b  durch    die  Kämpfe    des  Jahres   1217   veranlaßt   wurde 
Ortnit  nach  Muntabüre  ziehen  zu  lassen,  hatten  hundert  Jahre  früher 
die  Kämpfe  um  Tyrus  (1124)  einen  Sänger  bewogen  Tyrus  zum  Ziel 
hr  Ortnits  Brautfahrt  zu  machen.    Hundert  Jahre   lang  —  noch    bei 
lem  jungen  Dichter  a  —  ist  Ortnit  nach  Suders  gefahren,    bis  unser 
Mchter  b  frei  gestaltend  seinen  neuen  Text  schuf;  ob  aus  Anlaß  der 
iTermfthlung  des  Kaisers  mit  Isabella  von  Jerusalem  am  9.  November 

14» 


212  FRIEDRICH  NEUMAKN 

1225,  wie  Müllenhoff  meint,  erscheint  mir  sehr  zweifelhaft.  D 
schiffong  der  Isabella  in  Tyros  können  wir  kein  Oewicht  b 
Denn  wenn  in  unserem  Text  Ortnit  von  Suders  abfährt  (480) 
dies  die  Folge  der  Contamination.  Der  Contaminator  lieÜ  Orti 
Suders  zurückkehren,  weil  er  von  Suders  gekommen  war,  weil 
die  Schiffe   zurückgelassen  hatte,    während  b  Suders  nicht  er 


Wenn   wir   einen  Versuch   machen   wollen  die  Ortnitaage 
zurückzu verfolgen,    so  ergibt  sich  aus  den  bisher  gewonnenen 
taten,  daß  filr  diesen  Zweck  Text  b  werthlos  ist,  daß  wir  um 
an  a  zu  halten  haben.    Daß  die  zweite  Aventiure  mit  der  Sa 
in  der  ersten  beginnt  und  sich  in  der  dritten  fortsetzt,  nichts 
hat,  unterliegt  keinem  Zweifel.  Der  einzige  Versuch,  der  gemac 
die    zweite  Aventiure   mit    ihrer  Umgebung   in  Beziehung    zu 
(Str.  120  ff.),    rührt,   wenn   nicht   von  dem  Verfasser  unseres 
von  dem  Dichter  b  her.  Der  Anfang  der  Aventiure  ist  noch  jet 
jede  Beziehung  zu  dem  Vorhergehenden.    Str.  59  (Schluß   dei 
Aventiure  in  a)  denkt  Ortnit  in  den   kurzen,    ihm  so  langen 
tagen   sehnsüchtig    der   fernen  Geliebten,    Str.  70   will  er  hin: 
Abenteuer,  weiß  er  von  keiner  Geliebten.    Die  zweite  Aventiu 
demnach    aus    anderem    Zusanmienhang    herübergenommen    ui 
mechanisch  eingefügt  sein. 

Sehr  merkwürdig  sind  die  Worte  Str.  72,  2: 
vater  unde  herre;  man  unde  kindelin. 
Will  die  Mutter  sagen:  Als  mein  Kind  bist  du  mir  Gehorsam  s 
als  Mann  hast  du  deinen  eigenen  Willen?  Was  soll  die  Ge^ 
Stellung?  Nun  aber  gar  Vater  unde  herre\  Die  Mutter  nennt  d« 
Vater.  Nun  redet  Ortnit  Str.  227  Alberich  an  Vater  unde  h^ri 
auf  Alberich  passen  auch  allein  die  Worte  'man  unde  kindeli 
kommt  nun  diese  Anrede  in  die  Str.  72?  Ich  sehe  nur  eine  Erl 
Die  Anrede  an  seinen  Vater:  Vater  unde  b^rre,  man  unde  1 
war  Ortnit  einmal  so  geläufig,  daß  es  einem  gedankenlosen  B< 
begegnen  konnte,  daß  er  sie  auch  der  Mutter  einmal  dem  Sohn< 
über  in  den  Mund  legte.  Durch  Zufall  ist  die  Anrede  bis  auf 
Spur  227  aus  dem  Texte  verschwunden  und  einzig  an  der  ui 
Stelle  vollständig  erbalten  geblieben.  Dieser  gewiß  allmählic 
gang  wie  gleich  darauf  die  jetzt  dunkle  Berufung  auf  einen 
(Str.  73)  lassen  auf  eine  längere  Entwickelung  der  zweiten  A 
schließen. 


DIE  ENTWICKELUNG  DER  ORTNITDICHTUNG  U.  DER  ORTNITSAGE         213 

Amelung  sagt  p.  XXI :  'Alberich  mag  schon  in  der  Überlieferung 
zu  irgend  einem  Könige  oder  Helden  in  einem  ähnlichen  Verhältniß 
gestanden  haben  wie  hier  zu  Ortnit\  Ich  sehe  nicht  ein,  warum  er 
nicht  von  jeher  der  Vater  des  Ortnit  gewesen  sein  soll,  der  in  der 
7.  Aventiure  zum  Drachenkampf  auszieht ,  sich  vorher  bei  Alberich 
Rath  holt  und  ihm  seinen  Ring  zurückgibt.  Die  Zusammengehörigkeit 
der  2.,  7.  und  8.  Aventiure  ist  unverkennbar.  Hat  also  die  2.  Aven- 
tiure mit  Ortnits  Brautfahrt  nichts  zu  schaffen,  so  folgt  dasselbe  für 
die  7.  und  8.  Aventiure.  Es  sind  hier  zwei  verschiedene  Sagen  durch 
Contamination  zu  einem  Ganzen  verbunden  worden.  Die  Annahme 
wird  durch  die  Thidrekssaga  bestätigt.  Dort  sendet  Cap.  32  Osantrix 
Hertnit,  den  Sohn  des  Ilias  von  Griechenland,  auf  Brautwerbung  nach 
Heunenland;  Cap.  417  kämpft  Hertnit,  König  von  Bergara,  mit  dem 
Drachen,  Dietrich  erschlägt  den  Drachen,  gewinnt  Hertnits  glänzende 
Rüstung  und  heiratet  Hertnits  Gemahlin  Isolde.  So  finden  wir  hier 
die  beiden  Ortnit  getrennt,  die  in  unserem  Texte  zu  trennen  die  Com- 
Position  der  Dichtung  zwingt.  Die  Übereinstimmung  der  Namen  wird 
die  Contamination  in  der  hochdeutschen  Dichtung  veranlaßt  haben. 
Alberich  wird  also  nicht  willkürlich  zum  Vater  des  Ortnit  gemacht, 
er  hat  gleiches  Anrecht  wie  Yljas.  Einer  muß  weichen  und  so  wird 
Yljas  zum  Oheim,  der  indessen  Vaterstelle  einnimmt  (Str.  55).  Ortnit 
der  Lamparte  kämpft  mit  dem  Drachen ,  Ortnit  der  Riuze  geht  auf 
die  Brautwerbung. 

Aber  dürfen  wir  auf  die  Übereinstimmung  der  Namen  Ortnit  und 
Yljas  mit  Hertnit  und  Ilias  hin  schließen,  daß  der  Ortnit,  der  mit 
Machorel  kämpft,  mit  Hertnit,  dem  Gesandten  des  Osantrix,  der  im 
Kerker  schmachten  muß,  identisch  ist?  Sie  spielen  doch  eine  sehr 
Terschiedene  Rolle. 

Wir  sagten  schon  früher,    daß  Helmnöt  und  G^rwart   nicht  zu 
dem  Zwecke  in  unsere  Dichtung  eingeführt  sein  können ,    um  daheim 
zu  bleiben.  Diese  beiden  Helden,  sahen  wir,  haben  Hiutegdr  mit  zwei 
Söhnen,  die  Repräsentanten  der  72  Dienstmannen,  verdrängt.  Auf  der 
ältesten  Stufe,  bis  zu  der  wir  unsere  Dichtung  verfolgen  können,  zog 
Ortnit,  der  Sohn  des  Yljas,  mit  seinem  alten  Vater  und  seinen  72  Dienst- 
mannen, an  ihrer  Spitze  HiutegSr  und  seine  Söhne,  über  Meer.  Jetzt 
steht  neben  Ortnit  einzig  Yljas  und  Alberich,    der  erst  in  Folge  der 
Contamination    der    beiden    Ortnitsagen    an    den  Kämpfen    theilnahm. 
Mit  Alberichs   Eintreten    werden    die    anderen    Helden    mehr    in    den 
Hintergrund   getreten   sein,    wenn   sie   auch  in  a  noch  wacker  mitge- 
stritten    haben    mögen.    Wenn  G^rwart  und  Helmnöt  jetzt    aus    dem 


214  FRIEDRICH  NEUMANN 

Kampf  vor  Suders  geschwunden  sind,  so  hat  dies  seinen  Grund  darin, 
daß  unser  Contaminator  sie,  b  folgend,  in  Oarte  zurückließ.  Die  jetit 
so  thörichten,  in  die  Situation  gar  nicht  passenden  Worte  309,  4  lusen 
schließen,  daß,  als  sich  Ortnit  und  Tljas  noch  nicht  allein  in  die 
Kriegsarbeit  theilten,  der  Kampf  vor  Suders  ganz  anders  aussah,  daß 
gleichzeitig  an  verschiedenen  Stellen  —  natürlich  unter  berühmten 
Führern  —  heftig  gekämpft  wurde,  daß  die  Heiden  wirklich  bis  zu 
den  Schiffen  gedrungen  waren  und  Ortnit  zum  Entsatz  dorthin  eilen 
mußte.  Str.  312  ruft  ihn  Alberich  zurück: 

du  hast  den  künec  von  Riuzen  und  sine  beide  verlorn« 
Wir  nehmen  an:   Yljas  ist  todt.    Str.  313  jammert  denn  auch  Ortnit: 

oeheim  Yljas, 

ich  muoz  nach  dinem  töde  immer  trftric  wesen. 
Doch  dann  hilft  er  ihm  —  genesen.  Diese  Auferstehung  verdankt  der 
Todte  —  ursprünglich  wohl  nicht  Yljas  —  natürlich  einzig  dem  Um- 
stand, daß  ihn  der  Dichter  im  Folgenden  nicht  entbehren  kann.  Hit 
den  Helden  mag  mancher  sagenhafte  Zug  geschwunden  sein.  Weiter 
sahen  wir,  daß  bald  nach  1124,  nach  der  Einnahme  von  l^rus,  ein 
Bearbeiter  Suders  in  die  Dichtung  einführte.  So  gut  wie  in  dem  Texte  b 
die  historischen  Kämpfe  um  Muntabüre  berücksichtigt  wurden,  mag 
auch  er  die  geschichtlichen  Kämpfe  um  Tyrus  im  Auge  gehabt  haben 
Da  kann  wieder  mancher  sagenhafte  Zug  geschwunden  sein.  So  konnte 
jener  Dichter  z.  B.  die  72  Dienstmannen  nicht  mehr  brauchen;  er  ftlhrte 
angemessenere  Zahlen  ein.  Nehmen  wir  nun  an,  daß  sich  seine  Dichtung 
100  Jahre  lang  im  Wesentlichen  unverändert  gehalten  hat,  daß  sich 
der  Dichter  a  darauf  beschränkte,  ihr  eine  neue,  zeitgemäße  Form  za 
geben,  so  hat  sie  jedenfalls  unter  der  Hand  unseres  contaminireaden 
Dichters  schwer  gelitten.  Nicht  nur  wichtige  Führer  beseitigte  er,  wie 
schon  hervorgehoben,  selbst  Machorel  mußte  weichen,  so  daß  jetzt  der 
Constabel  seinen  Palast  vertheidigen  muß.  Der  Schlachtbericht  ist 
farblos,  unklar,  arg  verstümmelt,  und  doch  springt  uns  noch  jetzt  trotz 
der  Verunstaltung  ein  alter,  hochwichtiger  Sagenzug  in  die  Augen. 

Als  Yljas  glücklich  von  den  Todten  erstanden  ist,  wird  er  so 
rasend,  daß  er^  als  kein  Feind  mehr  zu  sehen  ist,  verzweifelt  firagt: 
mit  wem  sol  ich  nu  vehten?  Str.  324.  Alberich  zeigt  ihm  1000  Heiden 
in  einem  Verstecke.  Mit  den  Füßen  stößt  er  Thür  und  Riegel  auf, 
nimmt  die  Feinde  einzeln  beim  Haar  und  schlägt  ihnen  die  Köpfe  ab. 
Er  stürmt  weiter  und  kommt  zu  einem  Gewölbe  voller  Frauen. 

*ir  sit  mir  alle  geliche,  wtp  unde  man\ 

er  nam  si  bi  ir  häre  und  tet  in  ouch  alsam.  (331.) 


DIE  ENTWICKELÜNG  DER  ORTNITDICHTÜNG  U.  DER  ORTNITSAGE.       215 

und  weiter  stürmt  er:  wo  ein  Verwundeter  sich  aufrichtet^  stößt  er  ihn 
nieder. 

den  kristen  zuo  den  heiden  den  trat  er  in  den  munt. 

Schließlich  kommt  er  zu  der  Heiden  Bethaus.  Er  trägt  die  'sarke'  der 
Götzen  hinaus  und  schlägt  sie  am  die  Wand.  Wenn  er  nicht  Ortnits 
Vater  wäre,  man  hätte  diesen  'tiever  (338,  2)  gewiß  mit  Ketten  ge- 
bunden wie  —  Widolf  mit  der  Stange  in  unserm  Abschnitt  der  Thidreks- 
saga.  Cap.  36:  ])a  brytr  hann  i  sundr  alla  iarnrecendr  ])a  er  hann  var 
bundinn  med.  oc  |)rifr  sina  iarnstong  oc  loBypr  um  borgina  innan  oc 
drepr  bsedi  karlla  oc  konur  oc  bom  oc  fenad  oc  allt  ])at  er  firir 
honum  vard  kvikt.  oc  kallar  hatt  Huar  erttu  nu  herra  Hertnit  iarll. 
Der  'mülslac'  des  Textes  b  (285)  wird  aus  a  mit  Machorel  verschwunden 
sein.  Denn  aach  Aspilian  gibt  dem  Könige  einen  Backenstreich ,  sua 
at  hann  feil  })8egar  i  svima.  Die  Sage  von  Osantrix  geht  bekanntlich 
auf  eine  dem  Abschnitt  der  Thidreksaga  und  dem  König  Rother  gemein- 
same Quelle  zurück.  Man  darf  annehmen,  daß  der  Rother  unserem 
hochdeutschen  Gedichte  näher  steht  als  die  Thidrekssaga. 

Da  lesen  wir  nun  gleich  V.  7  ff.: 
zwSne  unde  sibinzieh  kuninge 
biderve  unde  vrumige 
die  wären  ime  al  undertän. 

Daß  die  Freunde  rathen  Ortn.  7 

daz  er  im  neeme  ein  wip^  diu  im  ze  habene  zssme 

=  R.  27  f.:   daz  er  ein  wip  n^me 

de  ime  zu  vrouwen  gez^me, 
daß  er  Sorge  trägt,  daß  er  'der  schäme  beUbe  fri'  wie  R.  35—37  sind 
keine  besonderen  Züge.    Sehr  bemerkenswerth  scheint  mir  die  Über- 
einstimmung R.  64  ff. 

ich  weiz  —  einis  riken  kuninges  tochter 

riu  lücktit  üz  dem  gedigene, 

so  daz  gesteme  van  deme  himele. 

siu  lücktit  vor  anderen  wiben, 

s6  daz  goU  von  der  stden. 

und  Ortnit  11,  3:  ich  toeiz  eine  frouwen 

15:     Si  liuht  üz  allen  frouwen,  als  daz  schoene  goU 

tuet  neben  krankem  blie:  daz  du  gelouben  solt. 

n  Uuht  üz  allen  wiben  reht  als  diu  rose  tuet. 
Hier  haben  wir  auch  die  in  unserm  Texte  vermißte  Disposition:   erst 
der  Preis  der  Schönheit,  dann  die  Mittheilung  V.  81  ff.: 


216  FRIEDRICH  NEUMANN 

mnbe  dft  st&t  iz  möweliche, 
wände  ir  ne  bat  nie  nechein  man, 
er  mdste  den  Itf  virloren  h&n. 
=  Ortnit  14  in  a: 

swer  in  botscheften  der  frouwen  ie  gebat, 
der  maoste  den  lip  Verliesen  durch  die  künigtn. 
Vgl.  ferner  Ortnit  18,  1.  2: 

Swer  mir  daz  widerrsetet,  dem  wirde  ich  nimmer  holt 
ich  h&n  geheien  lange  silber  unde  golt: 
den  bort  wil  ich  nu  bieten 
mit  R.  146  ff.:   sie  wären  dem  kaninge  alle  holt| 

daz  machete  silber  unde  golt| 
daz  er  in  kunincliche  gaf. 
O.  51,  3.  52,  l  und  R.  150—160,  O.  250: 

die  roupgaltne  fluzzen  vaste  üf  dem  sS. 
ir  segel  lüte  duzzen,  wiz  als  der  sne 
mit  dem  im  Ortnit  seltenen  Cttsurreim  und 
R.  182  f.    eiä,  wie  die  segele  duzzen, 
do  sie  inouwe  vluzzen. 
In  Witolt  tritt  uns  hier  der  zweite  Teufel  entgegen,  der  sich  Tlju 
würdig  an  die  Seite  stellt. 
R.  4253:    Witolt  nicht  insprach, 

bis  ime  die  stange  zebrach. 
dö  zeuch  der  grimmige  man 
ein  wäfen  daz  was  vreissam. 
Witolt  ist  ein  fronmier  Christ  und  flttrchtet  trotz  seiner  Hürltchen  bül- 
slege'  (4318)  den  Heiland    (4423);    aber   sein    christlicher  Sinn    wehrt 
ihm  nicht,    Yljas'  tückisch tes  und  teuflischtes  Beginnen  nachzuahmen. 
R.  4280:     die  siechen  lägen  in  den  xoal, 
svä  sigein  w^  rief, 
Widolt  in  ane  lief 
unde  trat  eme  in  den  murd, 
der  newart  nimSr  gesunt. 
Vgl.  O.  337: 

Mit  zome  gie  der  Riuze  von  im  in  daz  toal. 
swelch  wunter  sich  üf  rihte,  den  stiez  er  wider  ze  tal. 
den  kristen  zuo  den  beiden  den  trat  er  in  den  munii 
die  wol  genesen  wseren,  machte  er  ungesunt. 
Derselbe  Gedanke,  dieselben  Reimworte. 


Z  ENTWICKELUNG  DEB  OBTNITDICHTUNG  ü.  DER  0BTNIT8AGE.       217 

Wie  in  der  Thidrekssaga  Dietrich  den  Tod  HertoitB  von  Bergara 
sbt  und  seine  Qattin  heiratet;  so  haben  auch  die  2.,  7.  und  8.  Aven- 
re  eine  Fortsetzung  gehabt  mit  einem  dem  Abschnitt  der  Thidreks- 
ga  entsprechenden  Inhalt  Mttllenhoff  hat  den  zu  Grunde  liegenden 
^thus  auf  seine  einfachste  Gestalt  zurückgeführt 

Als  Ortnit  die  Rüstung  erhalten  hat,  kann  er  (178)  Vor  lichtem 
aste  der  ringe  niht  gesehen\  Str.  195: 

'als  der  morgensteme  durch  vinster  wölken  brach, 
dem  Sterne  schein  geltche  sin  schilt  und  euch  stn  dach'. 

0  er  kommt,  da  wird  es  lichter  Tag.  (196,  4.) 

Von  fuoze  unz  an  daz  houbet  ist  er  gezündet  an\  (199,  2.) 
seinem  Helme  strahlt  aus  'iegeltchem  orte'  ein  Karfunkelstein  (180, 4). 
ir  Held  mit  der  strahlenden  Rüstung  ist  der  Sommer.  Der  Sonne 
gend  (87)  gewinnt  er  sein  blitzendes  Strahlenkleid.  Wo  er  erscheint, 
sprießen  ^bluomen  unde  kid',  da  schallt  ihm  süßer  Vogelsang  ent- 
;en  (Str.  88).  Der  unnatürliche  Kampf  Ortnits  mit  seinem  treuen 
irggrafen,  der  jetzt  wenigstens  mit  dem  Leben  davon  kommt,  er- 
Irt  sich  durch  die  Umbildung  der  ursprünglichen  Darstellung,  in  der 
tnit,  wie  Müllenhoff  gezeigt  hat,  gegen  das  Viesige,  winterliche  Ge- 
blecht' der  Isunge  kämpfte.  Der  Sommer  befreit  die  Erde  von  den 
Dterlichen  Gewalten,  die  sie  gefangen  hielten.  Aber  neuer  Kampf 
ht  ihm  bevor.  Er  muß  hinausziehen  gegen  den  Drachen,  der  die 
Qder  des  Sommers  verschlingt  und  rings  das  Land  verwüstet  Ehe 
von  der  Gattin  scheidet,  weist  er  auf  einen  neuen  Sommer  hin,  der 
ch  ihm  kommt;  auf  ihn  soll  sie  warten,  wenn  er  im  Kampfe  erliegt, 
würde  nicht  erliegen,  da  seine  Waffen  unwiderstehlich  sind;  aber 
schläft  ein,  nachdem  er  sich  des  Ringes  entäußert  hat,  der  ihn  der 
nne  nachgehen  hieß.  (0. 561).  So  verschlingt  ihn  der  Drache  Winter, 
ar  kommt  der  Drache  mit  großem  Sturm  (Th.  s.  417),  zwar  bricht 
'durch  loubes  dicke*  und  drückt  er  die  Bäume  nieder  (O.  569,  1) 
ich  den  Herbststürmen,  doch  der  Sommer  schläft.  Die  jungen  Dra- 
:n  nagen  ihm  das  Fleisch  von  dem  Gebein  (Th.  s.  417),  sie  'sugen 
durch  daz  werc'  (O.  574,  4) ;  die  Nachtfröste  nagen  das  Laub  von 

1  Asten,  saugen  den  Lebenssaft  aus  den  Bäumen,  dem  starren  Ge- 
Q  des  Sommers,  das  den  Winter  überdauert  Es  folgt  eine  Zeit 
werer  Bedrängniß  für  die  Erde,  sehnsüchtig  harrt  sie  der  Wieder- 
ir  des  Sommers  Tag  ein,  Tag  aus.  Endlich  naht  der  Erlöser.  Von 
titem  schon  hört  er  lautes  Gebrüll,  gewaltige  Schläge  und  großes 
kchen.  Er  findet  wie  in  den  Wolfdietrichen  auch  in  der  Thidreks- 
a  den  Drachen  im  Kampf  mit  einem  Löwen.  'Das  war  der  Sturm, 


218    FBIEDB.  NEUMANN,  DIE  ENT WICKELUNG  DER  OBTMITDICHTaNO  ele. 

den  er   gehört   hatte'.    Stürme   gehen    dem  Erwachen   des  FrOhjahn 
vorher.    Er  kämpft   mit  dem  Drachen;   aber  sein  Schwert  schneidet 
nicht,  zerbricht,  entfiült  seiner  Hand.  Erst  als  er  Ortnits  RtUtong  ge- 
funden hat,  als  der  neue  Sommer  in  der  vollen  Herrlichkeit  des  alten 
dasteht,  erliegt  ihm  der  Drache.  Noch  immer  harrt  die  Erde  des  Gbtteo. 
Eines  Tages,  erzählt  die  Thidrekssaga  C.  420,  stand  die  Königin  luf 
ihrem  höchsten  Thurm  ok  ser  at  af  skoginum  ridr  einn  madr.  ok  hani 
hemeskia  er  oll  at  sia  sem  guU.  ok  hans  hialmr  gloar  sem  fim  stiomor. 
ok  er  guUit  gloar  a  hans   vapnum.    er  til  at  sia  sem   logandi  elldr'. 
Wie  im  Ortnit  das  Nahen   des   ersten,    wird  in  der  Thidreksaga  du 
Nahen  des  zweiten  Gatten  geschildert   Aber  diesmal  herrscht  Freade 
in  der  Burg,    die  Thore   erschließen  sich   dem  vermeintlichen  Hem^ 
jubelnd   will  ihn  die  Gattin  begrüßen.    Er  nimmt  den  Hehn  ab  xal 
zeigt  ihr  ein  fremdes  Gesicht  Der  Gatte  ist  todt,  der  alte  Sommtf  wä 
seiner  Lust  kehrt  nimmer  wieder,  aber  in  demselben  sonnigen  Qlai» 
steht  ein  neuer  Sommer  der  Erde  gegenüber,  und  die  Erde  leggr  ofp 
badar  hendr  um  hans  hals  ok  kyssir  bann«  ok  bidr  bann  kommn  ilb 
konunga  heilastan.    Und  so  thront  der  neue  Gatte  auf  dem  Hoduiti 
des  alten. 

Als  der  Mythus  in  die  Heldensage  übertrat,  wird  man  bald  daitrf 
verfallen  sein,    das  Erscheinen  des  zweiten  Helden  vor  Ortnits  Bog 
zu  motiviren :  er  war  von  seinen  Brüdern  seines  Reiches  beraubt  wordtt» 
An  diesen  vielleicht  auch  sonst  erweiterten  Kern  wurde  vom  die  Bm^ 
fahrt  Ortnits,  des  Sohnes  der  Yljas,  angesetzt,  der  so  wenig  wie  Bäte 
eine   blendende  Rüstung  trug,    so  wenig  wie  Ruther  mit  Drachesii 
Berührung  gekommen  war.    Gleichzeitig  traten  hinten  die  elf  Dient' 
mannen  ein.    Man  hat  längst  erkannt,   wie  nahe  sich  vielfach  Säte 
und  Wolfdietrich  berühren.  Über  die  Verwandtschaft  Rüthers  mit  Ortnit 
dem  Riuzen  haben  wir  oben  gesprochen.  Ortnit  der  Riuse  hat  so  wenig 
wie  die  elf  Dienstmannen  mit  Ortnit  dem  Lamparten  su  thun,  desitt 
Tod  die  Brücke  bildet  zwischen  der  Ortnit-  und  Wolfdietrichdichtiu|i 
So  kommen  wir  zu  dem  Schluß,    daß  Ortnit   der  Riuze   and  die  eV 
Dienstmannen  ursprünglich  zusammengehörten  so  gut  wie  Rüther  nsi 
seine  Getreuen,  daß  derselbe  Erweiterer,  der  vom  die  Braut£shrt  hiost- 
fügte,  die  Befreiung  der  Dienstmannen  für  den  zweiten  Theil  der  Did- 
tung  aufsparte.    Es  gab   eine   dem  Ruther  nahe  verwandte  Dichtm^ 
in  der  Ortnit  von  Riuzen,  der  Sohn  des  Yljas,  über  Meer  fuhr,  um 
in  Gefangenschaft  schmachtenden  Boten  befreite  und  mit  dem  Schwtft 
die  Hand    der  Königstochter    errang,    wie   die  Thidrekssaga   beiengt 
Denn  dort  hat  Osantrix  erst  Hertnit  aus  seiner  ursprünglichen  Stelhng 


FEBD.  VETTER,  KLEINE  MITTHEILUNGEN.  219 

yerdrängt  Ein  Contaminator  vereinte  in  einem  Texte,  was  von  Ortnit 
gesangen  und  gesagt  warde,  gleichgiltig,  ob  Ortnit  Riuze  oder  Lam- 
parte  war. 

Fassen  wir  unsere  Resultate  kurz  zusammen. 

1.  Die  Ortnit -Wolfdietrich'Dichtung  ist  durch  Verbindung  zweier 
lelbständiger  Dichtungen  entstanden.  Ortnit  der  Lamparte,  der  Dra- 
chenkämpfer, ist  ein  anderer,  als  Ortnit  der  Riuze,  der  über  Meer  fuhr. 

2.  Bald  nach  der  Einnahme  von  Tyrus  im  Jahre  1124  entstand 
eine  Bearbeitung,  in  der  Suders  zur  Hauptstadt  des  feindlichen  Königs 
wurde. 

3.  Veranlaßt  durch  die  Kämpfe  um  den  mons  Tabor  1217  setzte 
ein  späterer  Dichter  Muntabüre  für  Suders  ein.  Derselbe  hat  Alberich, 
der  bis  dahin  auf  der  Meerfahrt  und  im  Kampfe  eine  sehr  unter- 
geordnete Rolle  spielte,  in  den  Mittelpunkt  gestellt,  durch  die  ganze 
Dichtang  zu  dem  fast  allein  handelnden  gemacht. 

4.  Der  Dichter  unseres  Textes  hat  zwei  Vorlagen  contaminirt: 
in  der  älteren  war  Suders,  in  der  jüngeren  Muntabüre  das  Ziel  der 
Fahrt.  Der  Dichter  hat  sich  bemüht,  einen  einheitlichen  Text  zu 
sehaffen.  Aber  er  glaubte  dies  Ziel  zu  erreichen,  indem  er  in  Elleinig- 
keiten  und  Äußerlichkeiten  Widersprüche  mied.  Für  die  Widersprüche 
in  der  ganzen  Anlage  seines  Textes  hatte  er  kein  Auge.  Indem  er  sich 
(Ssmer  nicht  nur  im  Wortlaut  oft  sklavisch  an  seine  Vorlagen  hielt, 
Bondern  auch  die  Vorlagen  in  größerer  Vollständigkeit  benutzen  wollte, 
«li  mit  einer  widerspruchslosen  Dichtung  vereinbar  war,  hat  er  eine 
Menge  von  Ungereimtheiten  zu  Stande  gebracht,  von  deren  richtiger 
Beortheilung  die  richtige  Entscheidung  über  die  Beschaffenheit  seiner 
Vorlagen  im  Einzelnen  abhängt. 

BEBLIN.  FBIEDBICH  NEUMANN. 


KLEINE  MITTHEILÜNGEN. 


L  Eine  neue  Handschrift  von  Boner's  Edelstein  hat  sich 
or  einigen  Jahren  in  der  Bibliothek  der  Familie  von  Erlach  zu  Spiez 
m  Thunersee  gefunden,  und  ist  von  da  durch  die  Vermittelung  des 
Im.  F.  Bürki  in  die  Stadtbibliothek  zu  Bern  gelangt,  wo  sie  die  Be- 
eichnung  Mss.  Eist.  Helv.  X.  49  trägt.  Diese  einzige  Boner-Hs., 
reiche  Bern  besitzt,  ist  nicht  vollständig;  es  fehlen  zunächst  Fab.  1 
it  22  (Pfeiffer) ;  die  folgenden  erscheinen  in  nachstehender  Ordnung : 


220  FERDINAND  VETTER 

23—27  (Schluß  und  ganz  28  fehlt).  29—49  (Schluß  und  ganz 
50  fehlt).  51—53  (54  fehlt).  55  (56  fehlt).  67-60  (Schluß  fehlt). 
62  (63  fehlt).  64-71.  83.  90—97.  72.73.61.  74— 82  (Schluß  von 
79  fehlt).     84-88  (89  fehlt).     98-100.    Nachrede. 

Die  am  Anfaug  verstümmelte  Ha.  gehört  gleichwohl  noch  in 
Pfeiffers  erste  Classe  (AB CD);  mit  der  zweiten  und  dritten  theilt  sie 
das  Fehlen  von  Fab.  54  und  56. 

Schrift-  und  Wortformen  weisen  die  Hs.  ins  15.  Jahrhundert  and 
ins  alemnnnische  Gebiet.  Sie  gehörte  dem  „wysen  vnd  fromen  hemen 
egli  vogt  zA  erlach  von  gottes  gnaden^,  später  einem  Jacob  von  Bol- 
lingen  und  einer  Kath.  Müller  zu  Bern.  Sie  zeigt  viele  Fehler,  Yen* 
auslaßungen  u.  dgl. 

Im  Anschluß  an  Boner  sei  noch  darauf  hingewiesen,  daß  sein 
Geschlechtsname  im  14.  Jahrh.  auch  zu  Stein  a.  Rh.  und  Diessenhofen 
vorkommt;  Pupikofer,  Gesch.  des  Thurgau's  I,  Beilage  S.  68:  1360 
Joh.  Boner  de  Stain.  Ebd.  S.  67  ein  Fridank. 

II.  Eonrad  von  Ammenhausen,  der  Ende  Homung  1337  im 
Klostor  zu  Stein  a.  Rh.  sein  Schachzabelbuch  abschloss,  ist  durch  ein« 
im  XXXII.  Bande  des  „ Geschieht sfroundes^  (Mittheilungen  des  histor. 
Vereins  der  fünf  Orte  Luzern,  Uri,  Schwyz,  Unterwaiden  und  Zug 
1877)  S.  192—194  bekannt  gemachte  Urkunde  zum  ersten  Mal  aas 
Acten  nachgewiesen*).  Dieselbe  betrifft  einen  im  Jahre  1328  vor  dem 
Abt  von  Stein  und  dem  Pfarrer  von  Andelfingen  zum  Austrag  ge- 
brachten ZehntAtreit  zwischen  dem  Pfarrer  von  Gailingen  und  dem 
Kaplan  von  Randegg;  der  erste  Zeuge  scheint  unser  Konrad  zu  sein, 
dessen  Name  hier  freilich  eine  von  der  uns  akrostichisch  verbürgten 
Form  Ammenhusen  etwas  abweichende  Gestalt  zeigt:  Facta  saot 
hec  presentibus  testibus  infra  scriptis  ad  hoc  vocatis  et  rogatis:  fralrt 
diclo  de  Amelhusen,  fratre  dicto  de  Ballingen,  convetitualittis  in  Stain. 
Die  Urkunde,  deren  Original  im  Staatsarchiv  zu  Schaffbausen  sich 
befindet,  ist  ausgestellt  zu  „Diessenhouen  in  curia  Dapiferorum'*  unter 
dem  13.  Weinmonat  1328;  wenn  also  nicht  ziemlich  gleichzeitig  zwei 
Mönche  gleichen  oder  ähnlichen  Namens  im  Kloster  zu  Stein  gelebt 
haben,  so  ist  dieser  Amelshusen  mit  unserm  Ammenhusen  —  bei 
Gallus  Oehm  scheint  daneben  Amelhusen  zu  stehen  (Pupikofer,  Gesch. 
des  Thurgau's  I,  Beilage  II,  29)  —  dieselbe  Person. 


ieh  Herrn 


♦)  Die  Verweisung  auf  diese  Urkunde  sowie  auf  die  su  V  angefahrte  Terdaoks 
wm  StaatsarehiTar  Th.  von  Liebenau  in  Luaem. 


KLEINE  MITTHEILUNGEN.  221 

Ein  Heinrich  von  Ammenhusen  erscheint  1290  als  Zeuge  in 
ler  Urkunde  von  Feibach  bei  Stein;  Bächtold  möchte  ihm  die  Ab- 
iuDg  der  Eingangsverse  des  Briefes  zuschreiben  (Bächtold,  der  Lan- 
let  des  ülr.  v.  Zatzikhoven  S.  11). 

III.  Zur  Schach  spie  1-Littera  tu  r  und  zu  Schillers  „Bürg- 
haft^.  Zu  den  Darstellungen  der  „Bürgschaft",  welche  —  vor- 
bmlich  aus  der  von  J.  de  Cessolis  ausgehenden  Schachspielliteratur  — 
meinen  „Neuen  Mittheilungen  aus  Eonrads  von  Ammenhausen  Schach- 
beibuch"; Aarau  1877  zusammengestellt  sind*),  erhielt  ich  seinerzeit 
Q  Herrn  v.  Heydebrand,  damals  deutschem  Gesandten  in  Kopenhagen, 
ch  zwei  Beiträge  aus  einem  englischen  und  einem  schwedischen  Schach- 
dichte des  spätem  Mittelalters.  Das  erstere,  „the  Büke  of  ye  Chess^ 
Q  Alexander  Boswell,  ist  in  „Frondes  caduc»^  1818,  das  letztere 
ter  dem  Titel  „De  ludo  scacchorum  . . .  poema  suecanum  vetustum^ 
D  Ernst  Rietz,  Lund  1849 — 1859  nach  einer  Kopenhagener  Hs.  (Frag- 
mt  in  Stockholm)  herausgegeben.  Da  beide  Ausgaben  in  Deutsch- 
id  selten  sein  dürften,  so  seien  die  betreffenden  Abschnitte,  zur 
larakteristik  dieser  zwei  Gedichte,  sowie  zu  etwelcher  Vervollstän- 
ping  der  oben  erwähnten  Übersicht,  hier  mitgetheilt 

The  Büke  of  ye  Cheas  (Hs.  vom  Anfang  des  16.  Jahrb.),  BL  19  b. 

De  Amicicia. 

And  of  twa  kDychts  ferther  reid  we  yas, 
That  callit  was  Damone  and  PhysioH, 
So  lelely  yai  luffit  v^  weile, 
Tbat  quhen  Denj^e,  je  gret  king  of  Cecile, 
Determyte  was  yat  Damone  suld  be  slane, 
This  Damone  aakit  no  remeid  agane, 
Bot  yat  be  sold  go  tili  his  hoase  y  nicht 
For  to  dispone  his  gada  and  his  micht, 
And  to  his  deid  yan  suld  he  cü  agane ; 
And  his  fallow  baid  yndemeth  ye  pane 
Or  Damone  passit.  Yis  of  knycht  he  thocht 
Suld  Damone  de,  langer  Ijf  wald  be  nocht. 
Rl.   20.    And  chargit  him  he  suld  cü  nocht  agane, 
Aiid  he  sald  byd  w^  all  ye  charge  &  pane. 


*)  Geffta   Bomanorum   Cap.  108;    Heinrich    von  Berngen  87*  ff.;    Pfarrer   zum 

hte,    Z.  f.  d.  A.  XVII,  227  ff.;    Meister  Stephan  XXXb  ff.;    Vintler  849  ff.;    Der 

le  Trost  II,  9;   Deutscher  Cessolis  1477.    Vgl.  Ztschr.  f.  dentsehe  Philol.  II,  186; 

dortige   Bemerkung,   daß  Vintler^s  Erz&hlnng  „die   ftiteste   deutsche  Bearbeitung 

Stoffes  der  „Bürgschaft'*  sein  dtlrfte,  corrigiert  sich  aus  den  obigen  AnfUhrungen. 


222  FERDINAND  VETTEB 

SoDO  come  ye  hoor  yat  Damone  suld  compeir, 
And  in  his  steid  cum  farth  his  fallow  deir, 
As  he  had  hecht,  to  woderlye  je  pane; 
Aüd  in  yat  tyme  yis  Damone  thocht  agane, 
How  8old  he  leif  and  his  trew  fallow  deid, 
Off  his  awne  lyf  refüsit  ye  remeid, 
And  come  agane  to  kepe  yis  knycht  mslane, 
And  zit  yai  straif  about  ye  dedlye  pane. 
The  king  woundrit  how  sie  ane  Inf  suld  be 
In  tuo  knychtsi  and  of  y  gret  lawte, 
Remittit  all  ye  querell  &  ye  scaith, 
So  yai  wald  him  tak  broy  to  yaf  baith. 
As  thrid  fallow  tuke  yai  him  &  broy^ 
And  trewar  was  y  neuer  vnto  vy. 

Off  Julius  Cesar,  y  worthy  king, 
We  reid,  yat  frendschip,  our  all  other  thing, 
He  admittit  w^  most  difficulte, 
And  most  constantlye  y  thing  kepit  he. 

De  ludo  scacchorum  ed.  Rietz  1358  ff. 

Aliud  exemplum  Valerius  libro  IV®  capitulo  VII®  de  istis  duobus. 

1358    Wi  läsom  äff  ädela  riddara  twa 

at  hwar  wille  for  annan  j  dödhen  gaa 
1360    then  eene  het  phiseas  ok  annan  damon 

om  theras  kärlek  war  stoor  mon 

om  een  tidh  thz  hende  saa 

at  een  war  gripin  äff  the  twa 

then  konung  honom  gripa  leeth 
1365    han  war  j  sinne  wrede  heet 

han  wille  ey  böther  äff  honom  fanga 

wtan  hans  liff  thz  skulle  forganga 

bans  stalbrodher  gik  for  honom  j  pant 

ok  hiölt  for  honom  troo  ok  sant 
1870    thy  konungen  gaff  honom  loff 

at  fara  til  sit  eghit  hoff 

ok  skikka  sina  äghor  epther  sin  wilia 

ffor  en  han   skulle  sik  fran  warlden  skilia 

thimen  förleed  ok  war  ey  seen 
1375    at  han  skulle  koma  j  geen 

tha  böriade  konungen  til  hans  kompa  mella 

ma  ske  thz  faar  thit  liff  at  gella 

at  thin  stalbrodher  swiker  tik 

ok  haller  ey  thz  han  sagde  mik 
1380    som  the  stodo  ok  talade  ther  om 

swa  braat  hiin  ginom  dorren  kom 

ok  talade  til  konongenom  saa 

j  lathen  min  pant  «*  *^«<vi  gaa 


KLEINE  MITTHEILUNGEN.  223 

ok  men  jak  är  nw  komen  häre 
1385    tha  gören  äff  mik  hwad  j  begäre 

konoDgen  böriade  tenkia  här  aa 

tha  han  thera  troskap  aaa 

mädhan  the  hafwa  til  sik  godwilia 

ekke  skal  jak  tom  at  skilia 
1390    the  takkade  konungen  for  hans  nadhä 

ok  liffdo  sidan  leDge  baadhe 

han  lot  honom  sit  liff  behalda 

thz  mwnde  thera  troskap  walla 

här  ma  man  merkia  kerlex  makt 
1395    ho  han  haffwer  j  godha  ackt 

hans  första  makt  hon  är  saa 

at  en  troen  wen  for  annon  wil  gaa 

j  dÖdhen  ok  ej  sit  liff  at  spara 

ffor  en  hans  wen  skulle  illa  fara 
1400    then  annan  at  konnongsens  grymoghet 

wendhis  om  j  blyglighet 

then  tridhia  at  han  awnd  wendher 

til  wenskap  thz  opta  hendhär 

fierde  at  een  gor  androm  hoot 
1405    kerlek  gor  ther  got  j  mot 

wi  läsom  äff  Julius  then  keysar  god     etc. 

den   späteren  Bearbeitungen   der  ^Bürgschaft^  speciell   vgl.  noch 
bke,  Grdr.  1;  333  (ein  Schauspiel  des  16.  Jahrh.)- 

IV.  Rothwelsch.  Die  Edlibach'sche  Hs.  des  Ammenhausen, 
he  mir  in  einer  Abschrift  von  Herrn  Bibliothekar  Pupikofer  in 
enfeld  vorliegt  ^  enthält  außer  einem  Melibeus  noch  eine  astro- 
che  Abhandlung,  welcher  ein  Verzeichniß  rothwelscher  Wörter 
egeben  ist. 

hie  stat  Fikabel  der  rotwelschen. 
3n:  kind,  man,  irow.  stabull:  krüppel. 

;  dirn.  stabuUer:  bettelstab. 

3ff:  hör.  brawt:  bettlet, 

lerin:  Efrow.  barlet:  gret. 

mesierer  (Erklärung  fehlt).  täffret:  geschwetz. 

it:  Student.  sippen:  gutzlet. 

Dtz:  pfaff.  ferwen:  wortuerkert. 

aer:  spiller.  drautten:  glichnet. 

er:  bettler.  ditzen:  gfordret 

l:  fiyhait.  bappelybrechen:  glogen. 

der:  lügner.  hutz:  pur. 

(?):  blind.  hützzin:  pürrin. 


224 


FERD.  VETTER,  KLEINE  MITTHEILUNOEN. 


zwirlinff  ) 

klärlini  }  °^°' 

dierret:  gesächen. 

hochsentz:  ain  grosser  herr. 

sientz:  herr. 

wittich:  tor  oder  nar. 

fätzer:  wirt. 

glidrnfötzer :  frowenwirt. 

buBs:  hu88. 

sunnenbuss :  frowenhnss. 

uerlunschtz :  uerstanden. 

gfralcht:  hinweg. 

gschwentz :  hingeschlichen. 

alcha:  gan. 

fladen:  bad. 

dist:  kilchen. 

klemens:  statt. 

brise:  tum. 

glathar:  tisch. 


Bchrantz:  staben. 

lechem:  brott. 

jochem:  win. 

wendroh:  kitss. 

boshart:  fleisch. 

rägenwurm:  warst 

spraockhart:  saltz. 

schmenk:  anken. 

bätling:  eier. 

gdtzlin:  bettlerstilckly. 

mftss:  gelt 

spftltling:  haUer. 

toll:  angster. 

bl&ch:  blaphart 

richtigen  häller  \       , , 
X  ^-  ?  golden, 

stettinger  J  ^ 

funckhart:  liecht 

floshart:  waser. 

flossing:  fisch. 


y.  Bruder  Johannes  Pauli  war,  ehe  er  nach  Schlettstadt  uo' 
Thann    kam,    Guardian    im    Franziskanerkloster    (jetzt   üniversittti' 
gebäude)    zu   Bern.    1504    (Donnerstag   vor   Kaiser    Heinrichs  Tag) 
stellten  Schultheiß  und  Rath  von  Bern  an  den  Provinzial  des  Fransis- 
kanerordens  das  Ansuchen:    weil  „sich  Brfider  Johanns  Pauli  vo^ 
mals  in  sölichem  gotshus  erberlich  und  wol  gehalltenn  hatt  • . .  denselben 
wider  zu  einem  Gardian  solichs  Irs  gottshuss  zu  verordnen*^.  TeaUch 
Missivenbuch  von  Bern  L,  fol.  28b;  Liebenau  im  Anzeiger  £  schweix. 
Gesch.  1879,  S.  217. 

Der  frühere  Guardian  war  wegen  eines  Vergehens  bestraft  und 
entlassen  worden.  (T.  Miss.  B.  L,  12  a);  ob  Pauli  wirklich  sein  Nach- 
folger ward,  läßt  sich  aus  den  spätem  Missiven  nicht  ersehen«  Es  ist 
nicht  wahrscheinlich;  denn  1506  (Mittw.  nach  Fronfasten)  ersuchen 
Schultheiß  und  Rath  das  zu  Schaffhausen  versammelte  Ordenscapitel 
und  den  Provinzial  um  Abberufung  des  gewesenen  „Gardian  Bruder 
Johansen  Haßler".  (T.  Miss.  B.) 

In  der  Schweiz  (Luzern,  Zürich,  Freiburg)  spielen  mehrere  von 

Pauli's  Erzählungen. 

FERDINAND  VETTER. 


K.  BARTSCH,  VOLKSUEDES  DES  XV.  JAHRHUNDEBTS.  226 


OLKSLIEDER  DES  XV.  JAHRHUNDERTS. 


ie  nachfolgenden  Lieder  stehen  im  Cod.  palat  lat.  381;  vgl. 
Archiv  12,  335.  Ich  verdanke  ihre  Mittheilung  Herrn  Ober- 
Bkiar  Zangemeister,  fUr  den  ein  Freund  in  Rom  sie  copirte. 

I. 

B^)  Daz  unß  der  arge  winter 
so  leyde  hat  getan, 
deß  wel  er  unß  ergettzen 
den  österlichen  tag. 
ö   settz  an  den  mant,  trenck  lang! 
mjn  lih  treyt  hochen  müt: 
god  ere  deß  rehenholtzichen 
daz  unß  daz  winchen  trug. 

Du  sprach  der  selbe  jangellnck 
10    er  werd,  wegt  her  den  wjn, 

dar  czu  dj  claren  semelen 

dj  nß  der  maßen  syn: 

dy  hören  sich  dar  czu 

nnd  machen  unß  decke  fro. 
15  God  ere  etc. 

Da  sprach  der  werd  geringe 
du  machst  eyn  czerer  syn ; 
wer  daz  lant  dyn  eygen 
Yon  Ungern  biß  an  den  Ryn, 
20  du  soldest  eß  wol  vortzeren 
myt  dyner  geringen  band, 
hastn  dan  deß  geldes  nit, 
so  geh  tn  mer  eyn  pffand. 

Vß  wart  eme  getzogen 
25  alle  83m  gewant 

biß  uff  eyn  lylgen  tzwigelin, 

fürt  he  in  syner  hant. 

na  seyt,  er  liben  lade, 

dyt  ist  myn  lylgen  zwig, 
30  den  had  deß  wertes  franwelin 

genattzet  manche  zyd. 

I.    1  wint.      4  ost'lich.      7  boltzicbn]  boltzekyn  wm  zweiter  Hand.      8  wincbn. 
^]  w  (durehatrichen)  vegz.       18  dy.      21  dyr,  darüber  wm  zweiter  Hand  eyn. 
swisehenffeechri^en.         26  vor  lylgen,  durehetrieJieny  lyge.         28  vor  er,  durch- 
n,  ere.         30  Werts.        81  gennttzt  mace  (dvrehetriehen)  mancbe. 
UUNIA.  Nene  Heilte  XY.  (XIVO.)  Jahig.  \^ 


226  KABL  BARTSCfH 

Da  iprach  der  wert  geringe 
du  machst  eya  swettser  syn; 
wer  der  y  keyn  güd  geschaen 
85  Ton  meyden  adder  Ton  wiben, 
da  Boldest  eß  y  nit  geseyn; 
da  soldett  eß  hemelichen 
in  dyme  hertsen  treyn. 

Da  iprach  der  gast  g^nge 
40  'deß  thü  ich  werlich  nicht. 

da  list  mer  eynen  faden 

an  myme  libe  nicht: 

myn  hemedichen  woldetta  han, 

dar  sa  myn  nedderwayd, 
45  das  ich  so  schemiclichen 

Tor  allen  fraawichen  stan/ 

Da  sprach  des  wertes  fraawdin 
^gesell,  blib  hy  by  mer: 
alles  das  ich  eygenß  han, 
50  das  wel  ich  teylen  myd  der; 
ich  wel  der  ane  snyden 
en  engelUsß  gewant; 
hasta  dan  deß  geldes  nyt, 
ich  wel  der  lyen  eyn  pffimt. 

55  Da  sprach  der  gast  geringe 

ich  tha  syn  werlich  nicht; 

da  seyst  in  dosßeme  tyche 

solicher  fische  nicht. 

ich  wel  bawen  fremmede  lant; 
60  han  ich  dan  deß  geldes  nyt, 

so  bärge  ich  äff  eyn  pant. 

IL 

(264)  Ach  gode  wy  gar         eyn  edel  par, 
wo  sich  iwei  myt  trawen  meynen! 
deß  wel  ich  mich  firauwen  lu  dussem  nawen  jar 
y  lenger  y  baß  myt  er  Toreynen. 

5  Keyn  klepper  sul  sy  leyden  mer, 
sy  ist  dy  fracht  dy  mich  eroerd; 
keyn  ontruwe  sparte  ich  ny  an  er, 
der  libe  god  hat  sy  mer  bescherd« 

36  L  Ton  wibe  adder  meydelin«      3<>  ge  von  wweiter  Band  wtig^ß^     3 
liehen.        88  dy.        39  gering.       46  schemclieh.        47  werts.       66  gerinf. 
OL    S  me^.        8  iai*.        franwen  wohl  su  Hreiehen,       4  Tor  eyn. 


VOLKSLIEDER  DES  XY.  JAHRmJNDEBTB.  227 

Wer  du  had  eyn  suberlich  frauwiohen  fyn 
10  gentzlich  In  synes  hertzen  synnen 

ynd  8ul  vnd  muß  nit  alle  zyt  bj  eme  sjo, 

wi  roechte  der  omber  rüwe  adder  raste  gewinnen? 

Libe  ober  feld,  du  machst  mich  griß, 
mer  thet  keyn  scheyden  nach  ny  so  we; 
15  wer  han  unß  Hb  in  rechter  wiß: 
god  gebe  daz  unß  zu  gude  aß  gee. 

IIL 

64)  Si  macht  mer  decke  ragen 
all  myn  har  zu  berge; 
Yorbaß  wil  ich  jagen, 
Yorlangt  mich  nach  er. 

5  Mut  hertz  vnd  alle  synne 
Yorsynaet  sich  nach  er: 
ach  god,  wer  ich  er  dynne 
in  hertzen  also  sy  mer. 

Wolde  sy  mer  dan  nit  tzüoken, 
10  dy  mynnidiche  zart, 

uff  gnade  so  wolde  ich  räcken 
by  sy  zQ  aller  fard. 


IV. 

66)  Ach  du  leyde  fasthnacht, 
daz  dyn  y  ward  gedacht! 
ich  han  npp  dich  gebonwen, 
daz  muß  mich  nmmer  rauwen, 
5  tzQ  troren  hast  mich  bracht. 

Ich  heyt  myr  eyn  bnlen 
irkora,  dy  waß  hubß  vnd  fyn; 
den  han  ich  vorlaren: 
ach  god,  wo  snl  ich  gebaren, 
10  ich  armeß  dirnelyn. 

franwioh.        10  syn.        11  nnd  sal  iH  9u  tireiehm.        12  rflwe  adder  %H  tu 
gewin.        16  wiße. 

I.    1.  2  I.  Si  machet   decke   ragen  al  myn   har  zu  berge   mer.  6  ^yn. 

slieh.        11  ich  JOdL 

^  8  gebofibet      6.  7  /.  loh  hete  mir  irkoren  ein  bulen,  was  hübsch  und  fin. 
1* 

15* 


228    LITTERATÜR:  PAUL  SiSbILLOT,  LE8  LITTÄBATÜRES  POPüLiORES  ete. 

Myn  vater  ynd  myii  firande 
dy  gaben  myr  eynen  man; 
vnde  maß  ich  by  eme  alten, 
da  muß  syn  als  anglack  walten: 
15  ez  kost  daz  bertze  myn. 

Mer. .  •  • .  myr  als  von  tniren, 
myn  traren  daz  ist  groß, 
heytte  ich  der  fasthnacht  ny  erbeyd 
vnd  bäte  mich  an  syn  arm  geleyd 
20  in  myme  beymdcben  bloß!  K.  BARTSCH. 

11  ynd  frande.  12  eyn.  14  Da,  .  als  wohl  zu  Hreiehm,  16  Doi  Wtri 
nach  mer  undeuüieh,  etwa  wie  juglit?  Vielleieht  tu  heßem  Man  jonget  nicht  foi 
tniren?        20  heymchn. 

LITTERATÜR. 


Les  Littiratures  populaires  de  tontes  les  nations.  Traditions,  Mgendes,  Conteir 
Chansons,  Proverbes,  Devinettes,  Superstitions.  Tome  I.  Litt^ratare  ortle 
de  la  Haute  Bretagne  par  Panl  S^billot.  Paris,  MaisonneoTe  &  (V- 
25,  Quai  Voltaire.   1881.  XII,  400  Seiten  kl.  Octav. 

Was  wir  von  dieser  Sammlung  zu  erwarten  haben,  erhellt  aus  dem  obigci 
Titel  zur  Genüge,  obwohl  es  auch  nicht  gerade  Oberflüssig  gewesen  wire,  wem 
ein  übersichtliches  Vorwort  sich  darüber  des  näheren  ausgesprochen  und  s.  6. 
mitgetheilt   hätte,    ob  auch  außereuropäische  Volksliteraturen  in  derselben  mit 
inbegri£Pen    sein    sollen.    Indeß,   wie  dem  auch  sei,    der  vorliegende  Band  Itft 
von  dem  Unternehmen  nur  Befriedigendes  erwarten,  wie  wir  gleich  sehen  werden« 
nachdem  wir  vorher  bemerkt,    daß    der  Verfaßer   oder   vielmehr  Sammler  steh 
besonders  mit  der  nur  französisch  sprechenden  Ober- Bretagne,  wo  er  heimiiek 
ist,  befaßt  und  bereits  vorher  auf  dieselbe  bezügliche  Arbeiten  der  Offentlieh- 
keit  übergeben  hat,  von  denen  die  'Traditions,  L^endes  et  Superstitions  de  i* 
Haute  Bretagne     und  die  'Contcs  populaires   de  la  Haute  Bretagne'    nächsteni 
in  zweiter  Auflage  erscheinen  werden.  Als  Gelegenheiten,  wo  die  litt^ratnre  onl* 
am  ehesten  anzutreffen  und  zu  vernehmen  ist,  nennt  Söbillot  vorsngsweise  die 
langen  V^interabende^  wo  man  auf  dem  Lande  zusammenkommt,  am  in  Gesellsebift 
zu  arbeiten  und  zu  schwatzen,  Geschichten  zu  erzählen  u.  s.  w.,  wie  dies  ja  i» 
allen  Ländern  geschieht ;  dergleichen  Abendversammlungen  heißen  in  der  Ober 
Bretagne  Filouas ,  wo  man,  wie  bei  den  deutschen  Spinnstuben',  zusanunenkomat} 
„pour  filouasser,  c'est  ä  dire  filer  k  la  quenouille  ou  au  rouet;  les  gar^ons  qo 
'  ont  de  'bonnes  amies   y  viennent   pour  accompagner  les  Alles    et  lenr  aider  ■ 
toumer   leur    ronet^ ;    an    verschiedenen    Orten    heißen    diese    Zosammenkfinft* 
Filanderies  ;  war  der  Zweck  derselben  besonders  Spielen  und  Tanzen,  so  hielks 
sie  Veillouas'  (veill^es),  wobei,  wie  überall,  Geschichten,  Räthsel,  Lieder  gidcb* 
fialb  nicht  fehlten;  bei  den  'Ernsseries*  half  das  junge  Volk  einander  die  Flache* 
agen  heranssnohen;  bei  den    Cuiseries  de  pommö'  kam  man  sosammen,  ^pev 
füre   nne  sorte  de  confitare  avec   des  pommes  cuites   dans   de  granda  bttHifli 
et  anroste  de  cidre  dooz*;   die   'Lessives  de  noit'    erklären  sich  s^bst   Wü 


UTTEKATUR:  PAUL  Sl^BILLOT,  LE8  UTTilBATüBBS  POPÜLAIRES  etc.    229 

deo  Reichthnm,  die  erstauneDswerthe  Fälle  des  von  Söbillot  Gesammelten  betrifft, 

lOMgt  er:  »Dans  les  qnatre  mois  qae  j'ai  passds  k  Ercö  prös  Liffr^  de   1878 

k  1880,  j'ai  rönni  plus  de  cent  contes ;  k  Saint-Cast,  j'en  ai  recaeilli  soizante-dix 

lauo^e  passöe,    cent  qoarante   cette  ann^e   et  je  ne  crois  pas   ces  denz  pajs 

^paieds/   Hinsichtlich  der  vorliegenden  Sammlung  heißt  es:   »J'ai  divise  ce  livre 

eo  denz  parties :  la  premiöre  contient  seulement  des  specimens  des  divers  genres 

de  coDte«   les  plus  repandus;   en  tSte  de  chaque  groupe   j'ai   plac4   une  sorte 

d'introduction  oh  j'ai  essay^  de  d^terminer   la  caractdristique  de  chacun  d'euz 

....Les  contes  sont  suivis  de  r^f^rences  g^ndralement  courtes:  sans  m'interdire 

absolument  les  ezcursions  hors  de  France,  j'ai  surtout  vis^  les  recueiis  fran^ais 

....Dans  la  seconde  partie  du  volnme,  j'ai  fait  entrer  un  choiz  de  chansons, 

de  devioettes,  de  formulettes  et  de  provcrbes,  et,  pour  donner  une  idöe  de  Tesprit 

des  pajsans  gallots*),  j'ai  termin6  le  volume  par  une  s^rie  de  petits  contes  ou  de 

facdties  qn'on  pourrait  appeler  lesNouvelles  k  la  main  de  la  campagne.''   Der  Verf. 

hat  iodeß  bei  weitem  nicht  alles  gegeben,  was  er  vorräthig  hatte,  deno,  bemerkt  er: 

«depais  que  ce  volume  est  sous  presse,  j'ai  recueilli   plusieurs  centaines  de  pro- 

verbes,  de  devinettes  on  de  formulettes  qui  n'auraient  pu  7  prendre  place,  sans  boule- 

▼erser  tont  le  plan  primitif  et  Ini  donner  une  grosseur  ezager^e".  —  Den  ersten 

Abechnitt   der   ersten    Abtheilung    (Märchen  und  andere  Erzählungen)    bilden 

fLes   F^^ries    et   les    Aventures   merveilleuses^.    Hieraus    hebe    ich 

benror 'La  Goule-^s-F^es'  (die  Feenhöhle).  Eine  Hebamme  wird  bei  Nacht 

voo  einer  unbekannten  Frau  geholt,   um    einer  fernewohnenden  Kreißerin  bei- 

nitehen;   dieß  ist  aber  eine  Fee   und   die  bretonischen  Feen   entsprechen   oft 

uuem  Unterirdischen.  Die  reich  belohnte  Hebamme  kehrt  dann  nach  Verrich- 

tnng  ihres  Amtes  nach  Hause  zurück ;  da  sie  aber  bei  den  Feen  etwas  Zauber- 

<tlbe,  vermöge  deren  man  alle  Dinge  in  ihrer  eigentlichen  Beschaffenheit  sehen 

Qod  erkennen  konnte,  unwillkürlich  auf  ihr  Auge  gestrichen  hat  und  dieß  bei 

gewißer  Gelegenheit  unbedachtsamerweise  verräth,  wird  ihr  das  Auge  von  einer 

Fee  ansgerißen   und  sie  bleibt   stets  einäugig.    Über  ähnliche  Sagen    s.  meine 

Anmerkung  zu  Gervas.    v.  Tilbury  S.   135  f.,    ferner  Arnason,    rjödsögur  og 

Mßntfri  I,  14—22,  Faye,  Norske  Foikesagn,  Christ.  1844  p.  32  f.,  Enn  u.  s.  w. 

ton  K.  K(illinger).  Stuttg.  u.  Tüb.  1847   3,  243—250;  Kuhn,  Westfäl.  Sagen 

Ho.  881;  Rabton,  The  Songs  of  the  Russian  People,  pag.  150,  sagt:   „When 

a  Water  Sprite's  wife  is  about  to  bear  a  child  he  assumes  the  appearance  of 

an  ordinary  mortal   and   fetches  a  midwife  from  some  neighbouring  village  to 

attend  her.''  Was  die  obenerwähnte  Zanbersalbe  betrifft,  s.  zu  Gervas.  S.  122  f. 

sowie  die  daselbst  angefahrten  Sagen.  —  Den  zweiten  Abschnitt  der  ersten  Ab- 

theilQog  bilden    Les  Faceties  et  les  bons  Tours.  Hier  finden  wir  z.  B. 

Lee  Boutons  d'or,  wo  eine  Frau  ihrem  einfaltigen  Manne,  der  einen  Beutel  mit 

Goldstücken  gefunden  und  letztere  für  Knöpfe  hält,  weiß  macht,  er  sei  krank, 

ihn  zu  Bette  gehen  heißt   und  ihm^    nachdem  er  eingeschlafen,   zwei  Eier  ins 

Bett  legt,  welche  er  dann  am  Morgen  selbst  producirt  zu  haben  glaubt.  Als  er 

demnächst  sich  auf  die  Arbeit  begibt  und  er  dem  ihm  begegnenden  Verlierer 

jenes  Bentels  aof  deßen  Befragen  sich  als  Finder  desselben  zu  erkennen  gibt, 

die  FVan  aber,  sn  welcher  sie  zurückkehren,  dieß  in  Abrede  stellt,   bekräftigt 


*)  ^aOoi  nur  franzOsisoh  sprechend  (in  der  Bretagne,  im  Gegensatz  su  breton- 
nant»  nur  bretoniseh  sprechend);  gaUot  hat  im  fem.  gdUaue, 


230     LITTER ATUR:  PAUL  SiffilLLOT,  LES  LITT^RATURES  P0PULAISE8  ete. 

jener   seine  Aussage  dadarch,   daß   er   den  Beotel   an  dem  Tage  geftinden  n 
haben  behauptet,    wo  er   Ewei  Eier  gelegt   und    es  Battermiich   ger^net  habe 
(seine  Frau   hatte  nämlich  damals   dergleichen  auf  den  Hof  gegoßen).    Als  er 
dieß  hört,   hält  der  Verlierer  ihn   für  nicht  recht  bei  Sinnen   und  geht  seinei 
Weges.   —  S^billot  verweist  hierzu  auf  die  Anmerkungen  eu  Miss  Maire  Stokei, 
Indiau  Fairy  Tales  'Poolish  Sachdli',  wo  unter  andern  Reinh.  Köhler  zu  Laon 
Gonzenbachs  Sicilianische  Märchen  Nr.  37    Giufä'  angeführt  ist.  —  Ferner  er- 
wähne  ich    das  Märchen  'C'est  nous  aatres,    Messieurs',   ähnlich   der  Nr.  120 
bei  Grimm  HKM.    Die  drei  Handwerksburschen  ;   sowie    das   folgende    Le  iii 
Voleur     ähnlich  der  Nr.  139    ebend.     Dat  Mäken  von  Brakel';  Jedoch  nur  io 
der  Einleitung  (in  letsterem  Märchen  heißt  es:   ^^^^  Mäken  awerst  meinde  dit 
Marien  Kinneken,  dat  bie  de  Mudder  Anne  steiht,  hedde  Om  dat  to  ropen,  di 
wor  et  beuse   un  reip:    pepperlepepp,  dumme  Blae,    halt  de  Schnuten,    an  ht 
de  Möhme  küren  ;    in  dem  bretonischen:    „Tais-toi,  petit  babillard!  s'^ria  li 
bonne  femme,    qui  crut  que  l'enfant  J^sus   lui  röpondait,    tais-toi    et  laisse  ti 
möre  dire)."  Auch  in  einem  sicilischen  Märchen  (bei  Pitrö,  Fiabe  etc.  Palerno 
1875.  III,  828  'Lu  viddanu  santocchiu  )  antwortet  der  hinter  dem  Crucifiz  ver- 
steckte Küster,   so  daß   der  Frager   über  die  ungünstige  Antwort   ganz  erboit 
wird    und  ausruft:    „Und   auch  du   hängst  hier  am  Kreuze,    wegen   der  bSieD 
Zunge,  die  du  hast.^   —  Der  erste  Theil  von    Le  Pr^tre  qui  n'a  pas  de  ehance 
entspricht  Grimmas  Nr.  77   'Das   kluge   Gretel';   s.   dazu   Oesterley  zu  Panli'i 
Schimpf  und  Einst  c.  364;  füge  hinzu  Pitrö*s  Fiabe  no.  175  'La  Burgisi  e  fi 
Pridicaturi.'  —  Der  dritte  Abschnitt  enthält  Les  Diableries,  Sorcelleriei 
et  Histoires  de  Revenants,  darunter  p.  197  ff.  'Les  deuz  Fiancds',  woii 
S^billot  auf  Bürger's  Lenore  verweist;  s.  auch  mein  'Zur  Volkskunde'  S.196f* 
—    Der    vierte  Abschnitt  umfaßt    Contes   divers',    worunter  'St.  Antoine 
portier  du  Paradis ,  weil  dieser  Heilige  nämlich  wegen  eines  Versehens  des  gs- 
wöhnlichen  Himmelspförtners  diesen  eine  Zeitlang  ersetzt,  jedoch  darüber  sebr 
mürrisch  ist,   weil   ihn    das  wohlbekannte  kleine  Schwein   nicht  begleiten  dar( 
so  daß  er  einen  alten  Pfarrer  sowie  eine  barmherzige  Schwester  nicht  in  dii 
Paradis  eintreten  läßt  Einen  ungebärdigen,  zu  Roß  ankommenden  Artilleristli 
jedoch  hält  er  nicht  auf,    da  er  Furcht  vor  ihm  hat.    Da  kommt  der  Priester 
auf  die  Idee,  die  Nonne  auf  alle  Viere  niederknieen  zu  laßen  und  dieselbe  si 
besteigen,  worauf  er  mit  heftigem  Pochen  Einlaß  begehrt,  was  er  auch  erlangt, 
nachdem  er  dem  öfinenden  Heih'gen  auf  dessen  Frage,  wer  er  seit  geantwortet: 
lyEin  Artillerist,  tausend  Bomben  und  Granaten!^  Der  Heilige  aber  schloß  dana 
wieder    die  Pforte    und  brummte  in  den  Bart:    ^^^rd  denn  heute   eine  gau« 
Schwadron   hierherkommen?''    Der  Verf.   hat  diesen  Schwank  ganz  vortreillieh 
erzählt.  —  Der  fünfte  Abschnitt    Contes  des  Marins  et  Pdcheors*  ent- 
hält nur  zwei  Erzählungen,    von  denen  eine  überschrieben  ist:  'Les  Jagnans  i 
l*auberge ,   wozu  bemerkt  ist:    „Les  Jaguens  sont  les  habitants  de  Saint  Jaeat 
de  la  Mer,  arrondissement  de  Dinan:  ils  sont  presque  tous  marins,  et  aar  toot 
le   littoralf   les  contes    oü  les  Jaguens  jouent   un  röle   sont  nombrenz   et  tr^ 
populaires.  Mais  il  ne  faudrait  pas  condure  des  divers  aventures  dont  ils  soat 
les  h^ros  qu'ils   soient   les  Böotiens  de  la  Haute-Bretagne  etc."    Aach  in  de« 
vorliegenden  Schwank  spielen  zwei  Jaguens  die  Rolle  unserer  Schildbürger  odtf 
sieben  Schwaben,  sehen  ein  blühendes  Flachsfeld  für  das  offene  Meer  an  nai 
springen  hinein,  um  sich  in  baden,  (s.  mein  Buch  'Zur  Volkskunde   8.  116); 


n 


LITTERATÜR:  PAUL  S^BILLOT,  LES  LITTäRATUBES  POPÜLAIRBS  eto.    231 

kdmn  dann  in  einem  Wirthahans  ein,  wo  man  ihnen,  ohne  daß  aie  es  merken, 
den  Abtritt  ab  Nachtlager  anweist  und  sie  ihre  KleidungsstScke  über  Nacht 
in  dem  Koffer  aufbewahren,  dessen  Deckel  aus  einem  runden  Brett  besteht. 
Am  Morgen  sind  dieselben  so  tief  hinuntergesunken,  daß  einer  der  beiden 
Jtg^nens  sich  hinunterlaßen  muß,  um  sie  ineder  heraufzuholen,  wobei  er  sich 
10  die  Hände  spuckt,  um  sich  fester  su  halten,  dafür  aber  ganz  in  die  Tiefe 
^  ftüt  (s.  meine  Rem*  German.  14^  390),  so  daß  er  erst  mit  Hilfe  seines  Kame- 
^  laden  ganz  schmutzig  und  übelriechend  wieder  herauskommt.  Schließlich  ver- 
l^  mögen  sie  nicht  sich  zu  zählen,  und  dieß  gelingt  ihnen  erst,  nachdem  die  Magd 
^  Omen  zugerufen:  ^Qu'est-ce  que  tous  ßtites  \k  tous  les  deux  (cf.  German. 
1^  S6,  118  f.  no.  83,  wo  statt  'Sieben  Schwaben  zu  lesen  ist  'Laienbach).  -~ 
3^  Wir  kommen  nun  zur  zweiten  Abtheilung  der  Torliegenden  Arbeit  (Lieder, 
\*  fiiUiiel  n.  s.  w.)  und  deren  ersten  Abschnitt  Les  Chansons  ,  in  Betreff 
^      deren  Söbillot  bemerkt:    „Si  Ton  juge  par  ce  qui  a  lieu   dans  le  pays  gallot, 

SIei  chansons  populaires  d'autrefois  sont  en  train  de  disparaitre,  et  il  est  grand 
teops  de  recneillir   Celles  qui  restent  encore^   u.  s,  w.    Dergleichen  Aufforde* 
rangen,  zn  sammeln^  so  lange  noch  Zeit  ist,   erschallen  von  allen  Seiten,   und 
«ir      zwar  in  Bezug  auf  alle  Arten  von  Volksüberlieferungen,  Lieder,  Märchen  u.  s.  w., 
binsichtlich  welcher  letzteren  der  Verf.  früher  schon  gesagt  hat:  'N^  en  1848, 
e       j*ai  d^'k  constat^   que  des  contes  couramment  racont^   dans  mon  enfance,   e- 
^se  toates  les  femmes  savaient,   ne  se  retrouvent  plus   aujourd'hui,   et  Je  n'at 
po,  malgr^  des  recherches  obstin^es,    m*en  procurer  que  des  versions  ä  demis 
e&ete:  souvent  des  personnes  ftgöes  m*ont  cite  des  fragments  de  contes  qu*ellei 
if&nnaient  avoir  entendu  eonter  jadis  et  qu'alors  tout  le  monde  savait  d*un  beut 
k  i'atttre.*    Was  die  Volkslieder  betrifft   und  in  welchem  Maße  sie   trotz  ihrer 
oft  erttannliehen  Langlebigkeit  dennoch  häufig  verloren  gehen,  erhellt  z.  B.   aus 
Srend  Gnindtrigs  Angabe,  wonach  in  Dänemark  in  ungefähr  dreihundert  Jahren 
(die  älteste  dänische  Liederhandschrift  ist  nämlich  vom  J.  1550)  fönfundachtzig 
Lieder  aus  dem  Volksmunde  verschwunden  sind,  und  daß,  seitdem  er  für  den 
Zweck   seines  großen  Werkes  (Danmarks  gamle  Folkeviser)   einen   öffentlichen 
Aufruf  aar  Sammlung  alter,  mündlich  überlieferter  Volkslieder  erließ,  er  in  Folge 
dessen  im  Lanfe  von  siebenundzwanzig  Jahren  von  170  Personen  etwa  nur  180 
solcher  Lieder  zugesandt  erhielt.  Doch  darf  man  nicht  ermüden  und  der  Zufall 
tiint  oft  viel;    denn  so  geschah  es,  daß  durch  die  Bemühungen  eines  einzigen 
Maimes,   eines   Schallehrers,   innerhalb   dreier  Jahre   (1868 — 1870)    in  einem 
kleinen  Umkreis  und  vorzugsweise  in  einem  einzigen  Kirchspiel  Jütlands  nicht 
weniger  als  150  alte  Lieder  aus  dem  Volksmunde  aufgezeichnet  worden  sind, 
darunter  75,    die  sonst  nicht  mehr  in  der  dänischen  Tradition  der  Gegenwart 
vorhanden  sind,  und  14,  die  verschiedene,  bisher  in  Dänemark  ganz  unbekannte 
Stoffe  behandeln,  und  alles  dieß  im  Ganzen  genommen,  in  reinerer  und  echterer 
Uberliefemng,  als  sie  an  irgend  welchen  anderen  Stellen  des  Landes  anzutreffen 
ist.  Diese  Umstände  sind  wohl  dazu  angethan,  den  Eifer  der  Sammler  lebendig  lu 
erbalten  nnd  sie  anzutreiben,  auch  in  den  entlegensten  Winkeln  nachzuforschen. 
Zu  der  vorliegenden  Sammlung  zurückkehrend,   erwähne  ich   von  den  Liedern 
La  Servaate  dn  Mennier,  wo  es  unter  anderm  heißt:  „11.  Si  ton  coeur  empörte 
le  nüen  —  Nous  concherons  ensemble  —  12.  Dans  un  beau  lit  earr^  —  Ghurni 
de  roses  blanehes;  —  18.  Et  aux  quat*  coins  dn  lit  —  Quatre  belies  pommes 
d'oraoge;   -**    14.  Et  au  milieu  du  lit  —  Le  rossignol  j  chante.*^   Hier  be- 


232    LFTTERATUB:  PAUL  S^BILLOT,  LES  LITT^BAtÜBES  POPULUBES  etc. 

gegnen  wir   also   der  Nachtigall  wieder,   die  wir  schon    aas  ▼.  d.  Hageu  Gt- 
sammtabenteuer  Nr.  58     Das  Rildlein    V.  459  ff.    kennen,   wo  es  heiAt:  ,D6 
sprach  aber  diu  guote:    —    mir  was   in  minem  maote»   -^   Die  wile  ich  den 
▼r5aden  lebte,   —   wie  ich  in  den  lüften  swebte.     —    An  des  spiles  ende   — 
dö  greif  sie  zuo  der  wende  —  Unde  erwischte  zwd  nahtigal  —  die  b&ten  slio 
lüten   schal,    —    Als  ez^  wser    in  dem  meijen.''    Vgl.   aoch    noch  Nr.  25    Die 
Nachtigall .   Noch  erwähne  ich    unter  den    Chansons  satiriques  et  gonaillevies 
ein  Lfigenlied   (Chanson  de  mensonges),    über   welche  Liedergattung   ich  obes 
(Bd.  XXVI    S.  119  f.)   gesprochen.    —    Der   zweite    Abschnitt    enthalt  'La 
Devinettes',    der  dritte  'Les  Formnlettes',   tou  welchen  letzteren    ich   eine  oder 
zwei  anführe.   „On  prend  la  maiu  de  Tenfant  en  lui  touchant  chaqae  doigt  Tii 
apr^  l'autre,  et  en  disant:    Poucette  —  Beurrette  —  Maitre  doigt  —  Capitsise 
—  Et  petit  doigt'.''   Vgl.  Rochhols  Alemann.  Kinderlied.  S.  108  ff.  544.  Fiedler. 
Dessauer  Volksreime  S.  5.  24  f.  Die  oben  angeführte  Benennung  des  Zeigefingen 
beurrette    erklärt   sich    durch    seinen  in  Bremen    und  Holstein    gobriaehlicbet 
Spitznamen    Botterlicker    ( Butterlecker  ^   Warum  aber  der  Goldfinger    eapitsise 
heißt,  weiß  ich  nicht  zu  sagen.  Von  den  Lerchen  heißt  es :   ^Les  aloaettes  diiest 
quand  elles  volent  bien  haut:    Ouvrez  moi  la  porte  du  paradis.  —  Je  ne  p^heni 
plu8(ter).    Quand  elles  sont  descendues,  elles  disent:    Mille  diables,  qoe  jetu 
haut!    Var.  Quand  elles  sont  en  haut:    Je  ne  jurerai  p*n8.(ter).  —   Je  jnieni 
cor.  (t  e  r)    disent  elles    quand    elles  sont  revenues  sur  terre.''    VgL  oben  Ger«. 
XXVI,  125  (zu  Rolland  p.  209).   —   Der  vierte  Abschnitt  enth&lt  ^Les  Pro- 
▼erbes  et  Dictons.    Unter  den  Redensarten  wird  angeführt:  nConper  comme  lei 
genouz  d'une  nonne^,  was  man  von  einem  schlechten  Messer  sagt.  Wo  ist  hier 
das  tertium  comparationis ?  Ferner:   «V^lä  le  diable  qui  bat  sa  femme.  —  Il&it 
du  soleil  et  de  la  pluie.^   Gleiche  Redensarten  finden  sich  bei  nns,  in  der  SefaweiL 
in  England  u.  s.  w.;   s.  Zur  Volkskunde  S.  494.  —  Der  fünfte  und  kute 
Abschnitt  handelt  von  L'Esprit  k  la  Campagne  in  dreierlei  Besiehiing:  L  P^opoi 
sur  les  prStres  et  Propos  de  cat^chisme;  II.  Propos  metiques;  III.  Les  mentiries. 
Hier  eine  Probe  aus  Nr.  I:    „Un  h^ritier  ^tait  all^  au  presbjtöre  ponr  savMr 
combien  lui  coüteraient  les  messes   qu'il   voulait  faire  dire  ponr  le  defnat.  — 
'Combieu  les  messest  demanda-t-il.  —    Trente  soos.    —    Et  les  vdpresl^  — 
'Les  vSpres   sont  ponr  rien.     —    *Alors   dites   les   T^pres. "    —   Aas   Nr.  0: 
„Jean  M6nar   monta  sur  son  &ne    et  il  tenait  ä  la  main   an  fiagot.    -—  L*iie 
se  trouvait  charg^  et  se  plaignait  k  sa  fa^on.  —  'Comment!*  lui  dit  son  nMÜre, 
'tu  geins,  bougresse,  et  c'est  moi  qui  porte  tout!  *  Über  Nr.  III  bemerkt  der 
Verfaßer:    ,,Les  mentiries  ou  jeux  de  mensonges    sont  une  sorte  d'amaienMali 
qoi  consiste  k  racohter  des  histoires  sans  queue  ni  töte,   on  des  aventom  ia- 
rraisemblables  . .  • .  C'est,  comme  le  disait  un  de  mes  conteurs':  *k  qoi  menftiia  k 
plus  .^    Diese  'mentiries    und  die  Lügenlieder    gehören  also  gewiiaermaßon  n* 
sammen.  Hier  eine  Probe:   „Une  fiUe  disait:    J*ai  vu  un  chien  enraig^  Ü-bsi 
qui  mordait  dans  la  terre  et  regardait  en  haut ;  il  avait  la  qaoTe  [qaeae]  an» 
longue  que  mon  bras  et  Tavait  ^court^e  au  ras  du  cu.'* 

Aus  dem  Mitgetheilten  wird  man  zur  Genüge  erkennen,  dafi  der  vor- 
liegende erste  Band  der  Litt^ratures  populaires*  des  Anziehenden  und  fb  die 
Volkskunde  Wichtigen  gar  viel  enthält  und  daß  man  der  Fortaetsong  dei 
Unternehmens  mit  großem  Verlangen  entgegensehen  muß. 

LÜTTICH.  FELIX 


LITTERATUK:  HERM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNGENFRAQE.  233 


Zur  Hibelongenfrage,  von  Her  mann  Paul.  Halle  a/S.  Max  Niemejer.  1877. 
8^   118  S.   (SoDderabdruck  ans  Paul  ond  Braune*!  Beiträgen,    Bd.  HI.) 

Im  34.  Bande  dieser  Zeitschrift  habe  ich  den  Versuch  gemacht,  die  geist- 
reichste, scharfsinnigste  und  tiefgreifendste  Hypothese  zu  widerlegen,  welche  seit 
Lachmann  (und  vielleicht  ihn  mitgerechnet)  vom  atomistischen  Standpunkt  aus 
über  die  Nibelungen  aufgestellt  worden  ist.  Dießmal  habe  ich  über  keine  neue 
Theorie  zu  referiren,  wohl  aber  über  eine  vortreffliche  Kritik  einer  der  wich- 
tigsten Nibelungenhypothesen.  Das  vorliegende  Werk  will  nichts  anderes  sein, 
als  eine  kritische  Prüfung  der  Theorie  von  Bartsch,  und  es  ist  in  der  That  die 
erste  grundliche  Kritik,  beziehungsweise  Modification,  welche  dieser  Theorie 
widerfährt. 

Bartsch*s  „ Untersuchungen^  haben,  soweit  nicht  eine  total  gegnerische 
Auffassung  des  Sachverhalts  ein  rein  ablehnendes  Verhalten  gegen  sie  eingab, 
im  Princip  sehr  vielen  Beifall  gefunden,  zugleich  jedoch  bei  Vielen  —  so  werde 
ich  wohl  sagen  dürfen  —  hinsichtlich  einzelner  Punkte,  insbesondere  hinsicht- 
lich der  Consequenzen,  bis  zu  welchen  gewisse  Resultate  verfolgt  waren,  Zweifel 
erregt;  Niemand  aber  hatte  bisher  diese  Zweifel  in  eingehender  Ausführung 
begründet.  Paul  hat  das  nunmehr  gethan.  Er  hat  die  wichtigsten  Punkte  aus 
Bartsch's  Theorie  herausgegriffen  und  einer  genauen  Untersuchung  unterworfen. 
£•  sind  ungefUhr  die  nämlichen  Punkte,  welche  auch  schon  von  anderer  Seite 
Widerspruch  oder  doch  Zweifel  gefunden  hatten;  und  wenn  ich  auch  in  Be- 
zifthong  auf  einen  dieser  Punkte  —  die  Stellung  der  Handschriftengruppe  J* 
—  gar  nicht,  in  anderen  wenigstens  nicht  in  der  vollsten  Conseqnenz  mit  PauFs 
Resultaten  einverstanden  sein  kann,  so  glaube  ich  andererseits  mit  der  Be- 
ha'&ptung  nicht  zu  weit  zu  gehen :  Paul  hat  das  Verdienst,  denjenigen  Theil 
▼on  Bartsch's  Resultaten,  welcher  sicher  steht  und  stehen  wird,  durch  eigene 
Betrachtungen  befestigt  zu  haben,  während  er  das  Unhaltbare  in  Bartsch's 
Theorie,  welches  auch  den  principiellen  Gegnern  derselben  am  meisten  Angriffs- 
punkte geboten  bat,  von  dem  Feststehenden  getrennt  und  —  was  besonders 
wichtig  —  gezeigt  hat,  daß  das  eine  nicht  unabweisliche  Consequenz  des  andern 
ist.  Wenn  er  dabei  im  Einzelnen  wieder  zu  weit  gegangen  sein  mag,  so  kann 
das  dem  Gksammtwerthe  seiner  Arbeit  als  einer  ebenso  gründlichen  und  scharf- 
■innigen,  wie  unbefangenen  und  vorurtheilsfreien  Untersuchung  keinen  Ein- 
trag thun. 

Ich  werde  den  Gedankengang  Paul's  kurz  darlegen  und,  ohne  mich  bei 
allen  Einzelheiten  aufzuhalten,  da  und  dort  bekräftigende  oder  bestreitende 
Anmerkungen  einwerfen. 

Ganz  unbedingt  schließt  sich  Paul  an  Bartsch  an  in  seinem  ersten  Ab- 
aehnitt,  in  welchem  er  Bartsch's  Beweise  für  die  Inferiorität  der  HandschriftA 
dareh  die  Widerlegung  der  Versuche  zu  stützen  bemüht  ist,  welche  seit  Bartsch's 
Untersuchungen  zur  Rettung  von  A  gemacht  worden  sind.  Daß  er  dabei  zuerst 
auf  Scher  er' s  bestechende  Ausführung  in  den  „ Deutschen  Studien **  zu  reden 
kommty  ist  naturgemäß  gegeben  durch  Zeit  und  Wichtigkeit  derselben,  sowie 
durch  die  autoritative  Geltung,  die  sie  (wie  kaum  anders  zu  erwarten)  bei  den 
Anhängern  der  Liedertheorie  gewonnen  hat.  Scherer's  Hypothese  ist  von  Paul 
mit  so  unwiderleglicher  Schärfe  und  Klarheit  zurückgewiesen  worden,  daß  ich 
mich  der  Aufgabe  enthoben  achten  kann,  allen  Einzelheiten  seiner  Ejritik  nach- 
sugehen« 


234  UTTERATÜR:  HEBM.  PAVL,  ZUR  NIBELUNOEHFRAQE. 

Paul  wendet  «ich  in  erster  Linie  gegen  die  Sehereriiohe  Theorie  Jfm  der 
Urhandschrift  von  7  Quatemionen  und  51  Langieilen  auf  der  Seite;  und  dieser 
Theorie  zuliebe  ist  überhaupt  die  ganze  Ausfdhrang  Scherer*«  gemaeht  worden^. 
Der  wichtigste  und  entscheidendste  Einwurf,  den  Paul  gegen  dieselbe  geiaadi^ 
hat,  ist  der,  daß  eine  Handschrift,  die  ganz  oben  auf  der  ersten  Seite  angefsagen 
und  ganz  unten  auf  der  letzten  geschloßen  hätte^  deren  Schreiber  also  weder 
etwas  ausgelaßeu    noch  auch  einmal    zu  einer  Strophe  mehr  Ranm  ab  in  der 
anderen  gebraucht  haben  dürfte,  nach  unseren  Kenntnissen  von  Handsehriftna 
unerhört  und  undenkbar  ist.  Man  konnte  in  der  That  Tersueht  sein  binsiisiiietsca  « 
hier  liegt  eine  ähnliche  Verwechslung  mit  modernen  Druck  en  tot,  wo  man  — 
wenn  man  will  —  so  etwas  machen  kann,  wie  sie  in  der  höheren  Kritik  der 
Liedertheoretiker   mit  modernen  Dichterwerken  zu  Tage  tritt    Paal   hat  aber 
nicht  versäumt,  die  reine  Zufälligkeit  jener  Zahl,  aus  der  Seherer  amae  sieben 
Quatemionen  gemacht  hat,   herrorzubeben.    Es  können    (und  mfißen  fiMt  bai 
einer  großen  Anzahl  von  Werken  der  Wahrscheinlichkeit  naeh)  eolehe  ZaUeo 
oft  genug   durch    einfachen  Zufall    herauskommen.    Paul   hat  die  NibehngeB- 
recension  B*  (ohne  die  Plusstrophen  von  J*)  angeführt,  in  welcher  mbelangea 
und  Klage   zusammen  11696  Langseilen  haben;   also   eine  Urhandschrift  tob 
17  Quatemionen,   die  Seite  zu  43  Langieilen.    Man  braucht  nicht  adir  langt 
zu  suchen,  um  ähnliches  zu  finden.  Die  Klage  hat  nach  A  3160  LangieikB; 
darin   hat  schon  Lachmann  144  X  ^^  Kurzzeilen,   Scherer  aber    (D.  Stodiei, 
L  Wiener  Sitz.-Ber. ,    phil.-hist  Classe,    64,  S.  808)    4y,  Quatemionwi  ivs- 
spaltiger  oder  9  einspaltiger  Seiten  gefunden;  schade^  daß  die  30  nm  eiaml 
canonisch  sind,  man  könnte  sonst  ebensowohl  16  X  ^^5  Laagseilwi  darin  fiadoi, 
d.  h.    8  Quatemionen   mit   zweispaltig   geschriebenen  Kurz-   oder   einapaltigfB 
Langzeilen,   die  Seite  zu  45  Zeilen;    eine  von  beiden  Erkl&nmgen  nnft  ab« 
doch  jedenfalls  als  zufällig  auch  falsch  sein  I  Gottfried*s  Tristan  bat  mit  Weg> 
laßung    der   zwei    letzten  Verse    (ich  alte  in  wunderlicher  kktge  mlkdu  jär  md 
mtne  tage),  welche  nicht  in  allen  Handschriften  fiberliefert  und  schon  dadoidk 
verdächtig  sind,  19552  Kurzzeilen,  also  18  Quatemionen,  die  zweispaltige  SeHs 
zu  47  Zeilen ;  und  hier  wird  der  Zufall  doch  unbezweifelbar  sein,  wiewohl  iek 
dem  kritischen  Scharfsinn  hjpothesenlustiger  Entdecker  damit  nicht  TorgegriisB 
haben  will.  —  Paul  macht  überhaupt  geltend,  daß  eine  solche  Yertheiliuig  der 
Zeilen   eines  Werkes    auf  Quatemionen    „vielleicht  nicht  selten   mSglieh*  saL 
„Es  ist  dazu  nöthig,  daß  die  betreffende  Zahl  durch  82  theilbar  iat  «nd  diA 
der   durch   die  Theilung   entstehende  Quotient    sich   in   ein  Prodnet  aas  iwtt 
Zahlen  zerlegen   läßt,    deren  eine   weder   zu  groß   noch   zu  klein   ist,   nm  ab 
Zeilenzahl  einer  Spalte  gelten  zu  können.**    Bedenkt  man,   daß  dio  ZeilemiU 
einer  Seite  sehr  großen  Spielraum  hat,  daß  dieselbe  vielleicht  zwiaehen  M  waä 
80  schwanken  msg  und  daß  auch  die  häufiger  vorkommenden  Zahlen  aick  iitr 
noch  von  30  bis  60  erstrecken,  so  wird  ein  solches  zufälliges  Eintieffini  nidft 
gerade  gar  zu  selten  zu  erwarten  sein. 


^ 


*)  Auf  Henning's  Kritik  im  Anseiger  f.  d.  A.  lY,  46  iL  und  auf  8cherer%  Ast- 
fsll  ebendort  S.  106  hat  Paul  Beiträge  V,  428  ff.  in  einem  vortrefflichen,  dem  vor 
liegenden  Werke  zur  Ergänzung  dienenden  Aufsatz  „Nibelnngenfrage  und  phUologiiskf 
Methode"  geantwortet,  welcher  nur  hier  kurz  erwähnt  sein  mag,  obwohl  er  aoeh  aadsn 
Partien  unseres  Werkes  vortheilhaft  ergänzt. 


LFTTERATUB:  HERM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNOENFRAGE.  235 

Konser  aU  bei  Scberer's  Versuch,  die  UrsprÜDglichkeit  Ton  A  zu  erweisen, 
bat  sich  Paul  bei  denen  von  Conrad  Hof  mann  und  Henning  aufgehalten, 
and  ich  kann  es  mir  ersparen,  auf  diese  nebensächlichen  Partien  seines  Werkes 
Oberhaupt  einzugehen. 

Mit  der  Eliminirung  von  A  als  einer  irgendirie  maßgebenden  Handschrift 
hat  Bartsch  den  wesentlichsten  Einwurf  weggeschafft,  der  im  Voraus  gegen  seine 
Theorie  erhoben  werden  konnte.  So  geht  nun  auch  Paul  zu  dem  positiven  In- 
halte derselben  über. 

Mit  Tollem  Recht  trennt  Paul  das  allgemeinste  Resultat  in  Bartsch's  Uuter- 
rachnngen^  daß  die  Recensionen  B'*'  und  C*  unabhängig  von  einander  aus  einer 
gttneinsamen  Quelle  stammen,   zunächst  von  der  speciellen  Ausführung.    Jenes 
Seanltat   erscheint  ihm   durchaus   als  erwiesen,    diese  Aasführung   nöthigt  ihm 
tun  Theil,  wenigstens  in  ihren  weitesten  Consequenzen,  Widerspruch  ab;  daß 
aber  jenes  Resultat  auch  ohne  diese  Consequenzen  stehen  bleibt,  daß  zur  Siehe- 
ning  desselben  eben  in  Bartsch*s  Untersuchungen  vollständig  genügende  Funda- 
mente vorhanden  sind,  ist,  wie  ich  zu  Anfang  berührte,  das  wichtigste  Ergebnis 
▼<m  PauFs  Kritik.  Er  weist  Scherer's  kurz  hingeworfene  Einwände  gegen  jenes 
fiesnltat  zurück.  In  der  That  würde  der  eine  jener  Einwände,  Zs.  f.  d.  A.  17, 
566,  zumal  so  kurz  und  so  allgemein,  wie  Scherer  ihn  ausgesprochen  hat,  jede 
GoDJectaralkritik,  auch  wenn  sie  mit  den  besten  Mitteln  arbeitet,  von  vornherein 
absehneiden.  Der  andere  Einwand  Scherer's  aber,  a.  a.  0.  S.  562,  daß  von  der 
iUteren  Gestalt  des  N.  L.   sich    doch  irgend  etwas   hätte   erhalten  müßen,    ist 
?on  Paul   aufs  treffendste   durch  die  Bemerkung  zurückgewiesen  worden,    daß 
sich  dasselbe  von  den  Schererischen  Liederbüchern   mindestens   ebenso  richtig 
tagen   ließe.    Richtig   ist   auch  die  folgende  Bemerkung  Paul's,   daß  Scherer's 
Kritik    auf   Bartsch's   um    1140 — 1150    angesetzte     erste   Gestalt   des   Liedes 
immerbin   beßer  Anwendung   finden   dürfte,    als  auf  eine,    wie  Paul   annimmt, 
weit    später   entstandene  Originalfaß ung   des  Gedichtes.    Und   das    führt   mich 
weiter  zu  einem  Punkte,  wo  ich  Paul's  These  ebenso  entgegentreten  muß,  wie 
ieh  andererseits  der  Bartsch'schen  Datirung  1140 — 1150  schon  früher  entgegen- 
g^reten  bin  (Forsch,  ü.  d.  N.  L.  Seite  86  f.  und  255  ff.). 

Paul  führt  gegen  die  letztere  Datirung  verschiedene  Gründe  ins  Feld. 
Die  Verwandtschaft  mit  dem  höfischen  Epos,  die  psychologische  Detailmalerei, 
die  deutliche  Ausprägung  des  höfischen  Frauendienstes,  die  französischen  Wörter 
sollen  dieselbe  unmöglich  machen,  und  weiterhin  soll  das  Verhältniß  von  ge- 
naoen  und  ungenauen  Reimen,  welches  Bartsch  für  das  Original  annimmt, 
undenkbar  sein.  Den  letzten  Punkt  werden  wir  unten  wiederkehren  sehen. 
Was  die  übrigen  betrifft,  so  gebe  ich  sofort  zu,  daß  dieselben  starke  Wahr- 
■elieinlichkeitsgründe  gegen  Bartsch's  Datirung  bilden.  Ich  selbst  habe  an  das 
Original  von  1140 — 1150  nie  geglaubt,  weil  mir  in  den  ungenauen  Reimen 
des  N.  L.  kein  Grund  für  dasselbe  zu  liegen  schien;  in  diesem  Punkte  gebe 
ich  also  Paul  vollkonmien  Recht.  Anders,  wenn  er  nun  auch  die  Zeit  von 
1170—1180  für  die  zweite  von  Bartsch  angenommene  Gestalt  des  N.  L.  (für 
mieh  natürlich  die  erste)  verwirft  und  vielmehr  deren  Entstehung  im  letzten 
Jahrzehnt  des  12.  Jh.  zu  erweisen  sucht.  Er  meint,  »daß  die  beiden  Gedichte 
(Nib.  und  Klage)    kura  naoh  ihrer  Entstehung ,    noch  ehe  sie   in  vielen  Haa, 


236  UTTERATUB:  HEKM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNQENFBAOE. 

▼erbreitet  waren,  omgearbeitet  warden**.    Ob  mit  Paul'«  DatiiVBg  ni^t  lehoi 
das  Alter  mehrerer  Hss.,   die   bis  an  den  Anfang   des  13.  Jh.    rariekreieka, 
schwer  vereinbar  sei,    muß  solchen,  welche  die  betr.  Hss.  gesehen  haben,  ar 
Beurtbeilung    überlaßen    werden,    wiewohl   ich    sehr   gnt   weiß|    daß   eise  n 
genaue    Bestimmung    des    Alters   einer   Hs.,    wie    zu   solchem   Zwecke  notUf 
wäre,    ein    höchst   misliches   Ding   ist;    immerhin   ist   der    Zeitraam   aneh  foi 
1190    an   für   die   nothweudigen  Zwischenglieder   zwischen    den    Origiaal  foi 
B*  und  C*  und  einzelneu  Hss.,    die  von  manchen  noch  ins  12.  Jh.,    obschn 
ohne  sichern  Anhalt,    hinaufgeruckt  worden   sind,    etwas    gar   knra.    Die  nä 
Bartsch  hergestellten  ungenauen  Reime  kann  ich  gegen  die  Zeit  -1190*— 1209 
hier    nicht   ins  Feld  fuhren,    da  Paul    nachher   eben   in  beweifen   saeh^  difi 
deren   Zahl    und    der   Grad    ihrer   Ungenanigkeit    ganger    geweaen    sei,  ik 
Bartsch  annimmt.  Hier  kann  ich  nur  ausfuhren,  daß  die  TOn  Paul  angeiogttai 
Gründe   gegen  die  Zeit  von  1170—1180   durchaus  nicht  spreehen.    Von  iei 
psychologischen  und  cultnrhistorischen  Momenten  der  DarsteUang  muß  das  Fui 
angesichts  der  von  ihm  selbst  citirten  Eneit   wohl   sofort  einrftaineo.    Daß  die 
französischen  Wörter  vor  der  Eneit  und  dem  Grafen  Rudolf  nicht  Torkommeni  kl 
für  mich  gleichgiltig ;  denn  jene  Gedichte  fallen  ja  eben  in  den  tob  mir  n^ 
fochtenen  Zeitraum.  Ich  halte  mich  bei  diesem  Punkt  etwas  auf.  Die  Nibelngtt 
enthalten  nach  der  Zusammenstellung  0.  Steiner's  (Germanist  Stodieo  II,  289*) 
18  französische  Wörter;   dagegen  der  Arme  Heinrich  2,    Klage  3,  Giegor  €, 
Graf  Rudolf  10,  Iwein  19,  Eneit  23,  Gudrun  26,  Erec  41,  Gottfried'«  Triitii 
134,  Willehalm  173,  Parcival  184.  Anders  (und  Tielleicht  som  TheQ  richtiger) 
zählen  wir,   wenn  wir   rechnen,    auf  wieviel  Verse  je   ein   frmiiBSeiaehes  Wort 
kommt,    wobei   ich    die  Nibelungenstrophe   etwa   gleich    7,    die  Ghidranstropki 
gleich  8  Kurzzeilen   rechne:    in    der  Klage   auf    1578,    Arm.  Heinrieh    7S5, 
Gregor  425,  Nibelungen  350—400,  Gudrun  etwa  800,  Endt  287,  Iwein  2IS, 
Gr.  Rudolf  (+)  100,  Erec  91 ;  von  Wolfram  und  Gottfried  sehe  ieh  hier  ab, 
da  sie    außer  jedem  Vergleich   mit  diesen  silmmtlich  noch  großen  VerhÜtniS- 
zahlen   stehen.    Was  sagen   diese   beiden  Zahlenreihen?    Einmal   daß  wir  von 
Hartmanns  Werken   nach  dem  Erec  absehen  mfißen;   denn  abgea^en  davon, 
daß  im  A.  Heinr.    gar  nicht ,    im  Gregor   nur  gans  Torübergehend  vob  ritter- 
lichen Festen    die  Rede  ist,    somit   in   beiden    der   hauptsächlichste  Anlaß  ler 
Anbringung  französischer  Wörter  wegfällt,  abgesehen  daTon  seigt  sieh  in  dieeei 
Werken    ein   absichtlicher  Purismus,    eine   bewußte   Umkehr  Ton    der  Spiaek- 
mengung  des  Erec^.    Auffallend    ist  die  besonders  g^nge  Zahl  der 


*)  Diese  Zusammenstellung  habe  ich  dem  Folgenden  su  Grunde  gelegt,  dt 
eii^enes  Nachrechnen  in  so  vielen  Gedichten  sich  für  meinen  Fall  kaum  gelohnt  hUe. 
Wiewohl  ich  St*8  AafEählungen  nicht  für  unbedingt  sicher  halte  —  ich  finde  n  d« 
Nib.  22  französische  Wörter  — ,  so  wird  wohl  anzunehmen  sein,  daß  er  sieh  bei  te 
verschiedenen  Gedichten  in  gleichem  Maße  geirrt  habe,  so  daß  ich  seine  2Udilea  imBV- 
hin  werde  verwenden  können;  z.  B.  im  G  afen  Rudolf  finde  ich  auch  ein  IVemdwert 
mehr  als  Steiner  n.  s.  f. 

**)  Instructiv  ist  die  verschiedene  Stellung  des  Iwein  in  beiden  Zahlenreibea 
Er  hat  weniger  Fremdwörter,  aber  die  wenigen  verh&ltnißmißig  häufiger.  Ee  ist,  eh 
ob  Hartmann  im  Erec  in  der  ersten  Freude  des  Schaffens,  fest  ans  Eitelkeit  eeSckti 
man  sagen ,  eine  große  Anzahl  französischer  Wörter  hingeworfen  hätte ,  Tiele  bot  m 
geschwind  einmal ,  wie  um  seine  Bekanntschaft  mit  ihnen  zu  zeigen.  Im  Iwein  iit  sr 
weiser  geworden  -.  er  verwendet  weniger  Fremdwörter,  diese  aber,  da  eride  mit  gnteei 
Bedacht  ausgewählt  hat,  auch  ohne  Scheu,  wo  sie  gerade  paeeeo. 


UTTERATUB:  HEBM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNGENFRAGR  237 

worter  in   der  Klage;    aber   der   ganze  Inhalt  derBelben   läßt   jene   erklärlich 
finden,  und    die    verhältnismäßige  Kürze  des  Gedichtes    gibt  auch  dem  Zafall 
etwas  mehr  Spielraum.  Sehen  wir  also  von  diesen  vier  Gedichten  ab,  so  finden 
wir  die  Nibelungen  im  Gebrauch  der  Fremdwörter  sparsamer  als  die  Eneit  und, 
was  noch  wichtiger,  sogar  sparsamer  als  den  Grafen  Rudolf,  wenn  wir  dessen 
geringe  Verszahl  bedenken.  Ihre  Versetzung  zwischen  1170  und  1180  dürfte 
also  jedenfalls  keinem  Widerspruch  von  dieser  Seite  her  begegnen.  Gleich  der 
Erec  zeigt  schon  eine  unverhältnismäßig  größere  Menge    französischer  Wörter. 
Daß  deßhalb   die  Nibelungen   beträchtliche  Zeit  vor  demselben    gedichtet  sein 
mfißen,  folgt  daraus  zwar  noch  nicht;  vielmehr  ließe  sich  gegen  diesen  Schluß 
Panls  Bemerkung  anwenden,  daß  französische  Wörter  in  Werken,  die  aus  dem 
Französischen  übersetzt  sind,  früher  zu  erwarten  seien  als  in  andern ;  immerhin 
aber  ist  die  mit  Anlehnung  an  den  Stil  des  N.  L.  und  ohne  französische  Vor- 
lage verfaßte  Gudrun  schon  ziemlich  reicher  daran.    Jedenfalls  aber    läßt  sich 
aas  der  Zusammenstellung  von  Nibelungen  und  Erec  der  Schluß  ziehen,    daß 
jene  ziemlich  lange  Zeit  vor  diesem   verfaßt  sein  können.    Wenn   aber   die 
Nibelungen  nicht  mehr  Fremdwörter  haben  als  die  Eneit  und  der  Graf  Rudolf, 
BO  läßt  sich  die  Möglichkeit,    daß  jene  Fremdwörter  etwa  jüngeren  Ursprungs 
wiren,    mit  gar  nichts  erweisen,    da  die  Entscheidung  dieser  Frage  wesentlich 
eben  aus  diesen  drei  Gedichten  selbst  zu  holen  wäre.    Haben  die  Nibelungen 
10  Fremdwörter,    welche  in  den  beiden  andern  fehlen,    so  hat  Graf  Rudolf 
8,  Eneit  aber  20,  welche  den  Nibelungen  mangeln.  Ich  wollte  mit  dieser  Ans- 
fSihmng   bloß   gegen  Paul  beweisen,   daß  von  dieser  Seite  her  für  keines  der 
drei  Gedichte   eine  zeitliche  Priorität  zu  erweisen  ^    somit   die  Entstehung  der 
Ifibelnngen   um  1170 — 1180,    zumal    da    das  Original  von  B*  und  C*  noch 
Binselner,  nur  in  je  «iner  Bearbeitung  erscheinender  Wörter   entbehrt  haben 
nag,    durchaas  nicht  unwahrscheinlich  zu  machen  ist;   —   es  fragt  sich  aber, 
>b   man    überhaupt    diesem  Beweismittel    große   positive  Beweiskraft  für  eine 
MBtimmte  Abfaßungszeit  zutrauen  darf.    Der  Gebranch  von  Fremdwörtern    ist 
lenn  doch  neben  der  Mode  der  Zeit  auch  dem  Geschmack  des  Einzelnen  unter- 
rorfen;  und  z.  B«  die  jedenfalls  nach  dem  N.  L.  fallende  ELlage  hat  ja  weniger 
Vanzösische  Wörter  als  dieses. 

Paul  tritt  nun  den  Gründen,  mit  welchen  Bartsch  seine  frühe  Datirnng 
1er  Nibelungen  zu  erhärten  gedachte,  näher.  Wie  bekannt,  liegen  dieselben 
vesentlich  theils  in  den  alterthümlichen  Reimen,  theils  in  der  Sjnkopirung  der 
tokungen. 

Zuerst  die  Reime,  denen  böi  Bartsch  die  entscheidendste  Rolle  für  die 
jlenealogie  der  beiden  Recensionen  zugefallen  ist.  Bartsch  ist  von  vornherein 
^eigt,  bei  Abweichung  im  Reim  ursprüngliche  Reimfreiheit  anzunehmen. 
Dagegen  fragt  Paul,  ob  denn  nicht  ähnliche  Abweichungen  der  Reime,  wie 
lie  in  den  Nibelungen  erscheinen,  auch  da  vorkommen,  wo  an  ursprüngliche 
mgenane  Reime  gar  nicht  zu  denken  ist.  Und  solche  Beispiele  findet  er  in 
ier  Tbat.  Im  jüngeren  Titurel,  wo  Reimfreiheiten,  die  leichtesten  abgerechnet, 
inetatthaft  sind,  weicht  in  270  beiden  Recensionen  gemeinsamen  Strophen  das 
mte  Beimwort  2,  das  zweite  17,  beide  ISmal  ab;  zusammen  38  Fälle.  Aber 
inch  im  Nibelungenliede  selbst  weichen  innerhalb  der  einzelnen  Recensionen, 
wo  ein  genauer  Reim  mit  Sicherheit  als  ursprünglich  angenommen  werden  kann, 
naselne  Handschriften  in  derselben  Weise  von  einander  im  Reim  ab,  wie  die 


238  UTTERATUB:  HERM.  PAUL,  ZUR  NIBELUN<IENFB40& 

ganzen  Recensionen,  nur  telteoer;  ebenso  in  der  Klage.  Im  NQieliingailied  iit 
das  erste  Reimwort  in  46,  das  zweite  in  105,  beide  in  39,  in  der  Kkge  du 
erste  in  2,  das  zweite  in  18,  beide  in  3  Fällen  geändert;  nnd  aneh  die  Pnbe 
hat  Paul  an  mehreren  Stellen  gemacht,  daß  sich  nach  der  Analogie  von  BartKhi 
Versuchen  öfters  ursprüngliche  Assonanzen  herstellen  laßen.  Und  doeh  sind  die 
allermeisten  dieser  Abweichungen  nicht  durch  formale,  sondern  doreh  stchlifhf 
Grunde  entstanden.  A  priori  also  wäre  dieselbe  Erklärung  aneli  anfdasYer- 
hältniß  von  *B  und  *C  anwendbar;  es  handelt  sich  nur  darum,  la  «ntanadfli, 
ob  hier  nicht  die  speciellen  Verhältnisse  solche  siud,  welche  auf  die  vr^riii- 
liehe  Existenz  ungenauer  Reime  hinweisen;  und  hiebei  kommt  Fud  wicd« 
Bartsch*s  Ansichten  weit  naher. 

Es  ist  Tielleicht  überflußig,  darauf  hinzuweisen,  daß  Paml'e  einieUigigt 
Ausführung  ziemlich  akademisch  ist,  daß  Bartsch  die  Mög^ehkeü  aadenr  fr- 
klärung  in  andern  Fällen  gewiß  nicht  leugnen  wollte,  und  daß  allea  aif  & 
Individualität  des  Falles  ankommt  Paul  kann  erwidern,  daß  er  ja  aelbat  soIhI 
im  wesentlichen  auf  Bartsch  *s  Resultate  hinziele,  daß  er  die  genannten  ParalMa 
eben  nur  zu  dem  Zweck  gezogen  habe,  um  gegen  Bartsch's  allsogrofle  Neigo^ 
Reimabweichungen  durch  alte  Reimfreiheiten  zu  erklären,  die  VaÜimeaiä^jkA 
einer  IndiYidnalisirung  der  Fälle  darzuthun.  Nicht  Tersagen  aber  kann  ich  mr 
die  Bemerkung:  Paul  hätte  nicht  allein,  wie  er  im  Folgenden  dtvt,  darkga 
sollen,  daß  uod  inwiefern  die  Reimabweichungen  in  den  Nibelimgen-  die  Ai- 
nahme  alter  Reimfreiheiten  fordern ;  sondern  er  hätte  bonerken  mfißen,  daß  & 
angefahrten  Vergleiche  aus  Gründen  hinken,  welche  ohne  die  Unterenehng  der 
speciellen  Verhältniße,  wie  er  sie  nachher  anstellt,  zu  erkennen  sind.  Daß  dv 
bei  dem  jungem  Titurel  der  Fall  ist,  brauche  ich  nicht  lange  aoseinaad»- 
zusetzen ;  an  ursprüngliche  Assonanzen  ist  ja  hier  nieht  zu  denken.  Anden  ait 
den  verschiedenen  Nibelungenhandschriften.  Paul  hat  hier  einen  Fehler  begangeni 
indem  er  die  Abweichungen  verschiedener  Hss.  Ton  ihren  Becansioaw 
zusammengezählt  hat,  statt  nur  je  die  einer  einzelnen  Ton  ihrer  B6eaMii% 
bzw.  die  zwischen  zwei  einzelnen  Hss.  zu  berechnen.  Die  Zahlen  wären  in 
letzten  Fall  so  niedrig  geworden,  daß  er  selbst  wohl  nicht  damit  hüte  operim 
mögen. 

Auf  die  Sache  selbst  hat  dieser  Einwand  wenig  Einfluß.  Paal  nntenaebt 
sofort,  ob  nicht  speciell  im  Nibelungenlied  ein  besonderer  Grund  Ar  die  As- 
nahme  ursprünglicher  Assonanzen  vorhanden  sei.  Das  Mittel,  dessen  er  aieh  fir 
diese  Untersuchung  bedient,  ist,  wenngleich  seine  Anwendung  Tiel  Voniekt  «d 
weiten  Spielraum  erfordert,  jedenfalls  als  eines  der  sichersten  und  meüiodisehsfei 
anzusehen :  die  Herbeiziebung  der  Zahlenstatistik  und  deren  Verwerthung  dvch 
Wahrscheinlichkeitsrechnung.  Ist  die  Divergenz  der  Reime  eben  ans  dem  Be- 
streben, die  Reime  zu  ändern,  hervorgegangen,  so  läßt  sich  keinerlei  Wakr 
scheinlichkeit  für  absolute  nnd  relative  Häufigkeit  der  Fälle  finden,  da  die  ZaU 
der  ursprünglichen  Assonanzen  selbst  irrationell  und  zufällig  ist.  Ist  dagcgei 
jene  Divergenz  der  Reime  aus  irgend  welchen  andern,  nicht  im  Reim  gelegeaes 
Gründen  zu  erklären,  so  werden  sich  durch  Wahrscheinlichkeitsrechniing  ZaUes 
für  das  Zusammentreffen  der  ungenauen  Reime  und  der  Reimdivergemen  ümäm 
lassen. 

Paul  geht  auf  diese  Weise  vor.  Die  beiden  Recensionen  der  Mibein^ 
haben   gewisse  Ungenanigkeiten  oder  doch  Freiheiten  im  Reim, 


UTTEHATUB:  HESH  PAUL,  ZUR  NIBELUNGBNFRAQE.  239 

inrchaus  gemein  luid  daher  als  reine  Reime  anzusehen  sind.  Dahin  gehören  die 
iuch  in  andern  Gedichten  anstandslosen  Bindungen  an  :  du,  tun  :  tuon,  fruo  :  d6 
=  duo),  ick  :  ich,  %n  :  in,  GUelher  :  wer*);  außerdem  die  dem  N.  L.  eigen- 
hümliche  Bindung  Hcigene  :  degene. 

Außer  diesen  als  rein  su  betrachtenden  Reimen  haben  beide  Bearbeitungen 
n  einer  Anzahl  Ton  Stellen  zweifellos  ungenaue  Reime,  größtentheib  beide  die- 
elben,  nur  nicht  eben  an  den  nämlichen  Stellen.**) 

Wie  vertheilen  sich  nun  diese  ungenauen  Reime  auf  das  ganze  Gedicht? 
Vena  sie  zufällig,  d.  h.  von  den  Bearbeitern  bald  hineingebracht,  bald  zufällig 
reggelaßen  sind,  so  müßen  sie  sich  auf  die  4170  Reimpaare,  die  in  B*  und 
^  gleich  sind,  auf  die  206 — 212,  die  mit  einem,  die  168,  die  mit  beiden 
Leimworten  abweichen^  auf  die  76  in  den  Plusstrophen  von  B*  und  die  200 
a  den  Ton  C*  Jd*  nach  dem  Verhältniß  dieser  Zahlen  Tertheilen,  also  auf 
soe  4170  etwa  ^^^  auf  die  andern  650  etwa  Vt  derselben  fallen;  ein  ziem- 
iehes  Schwanken  in  den  Zahlen  wäre  dabei  wohl  denkbar.  Allein  dem  ist  nicht 
o.  Vielmehr  finden  sich  die  ungenauen  Reime  nur  da,  wo  die  Recensionen  im 
teiin  abweichen,  und  zwar  mit  einer  Ausnahme  nur  da,  wo  bloß  ein  Reim- 
rort  abweicht***);  abo  auf  374 — 380  Reimpaare,   Vj,  aller,  Tertheilt. 

Durch  diese  Thatsache  ist  der  Zufall  ausgeschloßen ;  die  ungenauen  Reime 
B&ISen  Ton  den  Bearbeitern  entweder  (natfirlioh  zufällig)  hineingebracht  oder 
dann  mit  Absicht)  beseitigt  worden  sein.  Das  letztere  ist  das  wahrscheinlichere 
ind  gibt  die  einzige  Erklärung,  welche  ein  Motiv  fiir  die  Abweichungen  ent- 
hält. Die  Klage,  welche  im  wesentlichen  dieselben  Verhältnisse  zeigt,  bestätigt 
tieses  Resultat«  Wir  sehen  also  Paul  hier  wieder  ganz  auf  dem  Boden  von 
lartsch*s  Theorie. 

Ist  die  hier  reproducirte  Beweisführung  richtig?  Ich  glaube,  sie  ist  un- 
anfechtbar, sobald  die  Zahlen  für  die  Vertheilnng  der  ungenauen  Reime  richtig 
and;  und  diese  Frage  hängt  von  der  weitem  ab,  ob  die*  als  unanstößig  aus- 
l^esehiedenen  Reimfreiheiten  {an  :  an  u.  s.  f.)  nicht  doch  unter  dem  gleichen 
9eaichtspunkt  zu  betrachten  sind,  wie  die  andern.  Henning  hat  diesen  Einwand 
erhoben  (Anz.  f.  d.  A.  IV  58  f.)  und  Paul  darauf  geantwortet  (Beitr.  V  436). 
Henning  ist  der  Ansicht,  daß  mehrere  nach  Paul  reine  Reime  ebenso  g^t  als 
unrein  anzusehen  seien  wie  die  andern,  daß  zwischen  fruo :  d6  und  Cfim6t :  tuot, 
iwizchen  t»  :  slfi  und  naht :  beddht,  sun  :  tuon  und  stm  :  ßrum  kein  Unterschied 
in  der  Ung^auigkeit  sei;  daß  brdht  :  mäht  und  kort :  gehört  in  Plusstrophen 
ron  CS*  Torkommen*  Was  die  stärkste  unter  diesen  Reimfreiheiten  betri£Ft,  so 
bat  Paul  entgegnet,  daß  duo  für  dö  eine  althergebrachte  Form  sei,  die  häufig 
im  Reime  gebraucht  werde;  im  Übrigen  hat  er  mit  der  Entgegnung,  daß  Reime 
mit  consonantischer  Ungenauigkeit  in  den  gemeinsamen  Stellen  nicht  Torkommen, 


*)  Letzteres  Beispiel  gehOrt  nicht  hieher;  denn  —  her  ist  kun  und  wird  nur 
anorganisch  yerllngert,  wie  aUtrit  a.  ä.  in  der  CSsnr  etc. 

**)  Es  ist  überflflssig,  P/s  Aufzählung  hier  su  controliren;  ob  ein  paar  Stellen 
wegfallen  oder  hinzukommen,  macht  fElr  das  Ganze  nichts  aus. 

***)  Das  möchte  ich  noch  mehr  premiren,  als  Paul  that  Würden  bei  Abwei- 
chnng  beider  Reimpaare  nngenaue  Bindungen  häufiger  yorkommen,  so  könnte  gegen 
den  Schluß  auf  Ursprflnglichkeit  der  Assonanzen  eingewendet  werden:  warum  wurde 
denn  sur  Beseitigung  der  angeblichen  Assonanz  nicht  blos  ein  Reimwort  beseitigt?  — 
sin  Einwand,  der  gegenüber  der  Torhandenen  Mehrzahl  der  Fälle ^  wo  nur  eines  be- 
seitigt ist,  nicht  gemadit  werden  kann. 


240  UTTEEUTUB:  HEBH.  PAUL,  ZUR  NIBELUNQEMFSAOB. 

a  :  dj  t  :  2,  0:6,  tun  :  tuan  auch  lonst  nichts  nngewShnliches  seien,  Hemung^i 
Einwarf  die  Spitse  abgebrochen.  Es  kann  aber  gefragt  werden,  ob  dieser  Em- 
warf,  auch  wenn  er  richtig  wäre,  so  sehr  viel  bedeutet.  Nehmen  wir  PaoTs  Re* 
soltat  vorauf,  so  ist  es,  falls  die  Bearbeiter  unreine  Reime  inconsequent  beseitigt 
haben,    gar   nicht   unmöglich,    daß   sie   sehr  leichte  Reimfreiheiten    auch  dans 
und  wann  beide  beibehalten  hätten,  wie  dieß  in  der  Klage  sweimal  mit  etwsf 
schwereren  geschehen  ist  (Paul  S.  414).    Unter  allen  Umständen  ist  die 
Zahl  der  in  den  374 — 380  Reimpaaren,  wo  der  Reim  abweioht,  rorkommendeo 
Reimfreiheiten   gegenüber   den  in  allen  übrigen  erscheinenden   so  nnTerhältait- 
mäßig  groß,    daß   schon    dieses  Zahlenverhältnis    den  Schluß    mehr   mb  nahe 
legen  muß,  den  Paul  daraus  gezogen  hat. 

Haben  aber  die  Bearbeiter  wirklich  ungenaue  Reime  des  Originab  be- 
seitigt, so  ist  d  e  r  Zufall  nicht  denkbar,  daß  jeder  von  ihnen  bloß  die  beseitigt 
hätte,  die  der  andere  stehen  ließ.  Vielmehr,  schließt  Paul  mit  ToUem  BecbtCf 
„daraus,  daß  im  Liede  keiner  von  den  anstößigen  Reimen  sieb  in  allen  beides 
Bearbeitungen  erhalten  hat,  haben  wir  das  Recht,  zu  vermuthen,  daß  die  größere 
Menge  derselben  in  der  einen  wie  in  der  andern  weggeschafft  ist*.  Ein  be- 
stimmtes Zahlenverhältnis  dafür  anzugeben  ist  nicht  möglich;  aber  wir  werdeo, 
da  gar  kein  Fall  im  N.  L.,  in  der  Klage  nur  zwei  vorhanden  sind,  wo  B^ 
und  C*  die  Assonanz  beide  erhalten  haben,  gegen  10 — 20  Fälle  einseitiger 
Änderung  im  N.  h»,  mehr  als  10  in  der  Klage,  wohl  annehmen  dürfen,  dsft 
die  bei  weitem  größere  Anzahl  der  Assonanzen  von  B*  und  C*  gemdasiB 
beseitigt  worden  ist  (s.  u.). 

Der  Ermittlung  von  Wahrscheinlichkeitszahlen  sucht  Paul  näher  m  rnekes. 
Er  findet,  daß  von  den  verschiedenen  Möglichkeiten  der  Reimändemng  nur  dne 
hinterdrein  sicher  erkannt  werden  kann:  diejenige,  daß  der  eine  Bearbeiter  dii 
eine,  der  andere  das  andere  Reimwort  geändert  hat,  insofern  nämlich  in  diesem 
Falle  sich  aus  den  überlieferten  Reimworten  eine  Assonanz  herstellen 
läßt:  aus  B*  nam  :  gezam  und  C*  dan  :  began  z.  B.  läßt  sich  für  das  Originsl 
nam  :  began  oder  dan  :  gezam  herstellen.  Die  Fälle  nun ,  in  welchen  dmtk 
Kreuzung  der  Reimwörter  von  B*  und  C*  sich  ein  ungenauer  Reim  hersteUes 
läßt,  benutzt  Paul  zu  einer  neuen  Wahrscheinlichkeitsrechnung.  Er  sählt  bei- 
spielshalber die  Reime  auf  am  und  die  auf  an\  aus  der  Zahl  ihres  Vorkommen 
muß  sich  eine  Probabilität  ergeben,  wie  oft  bei  reinem  Zufall  das  ZosammeB- 
treffen  des  Reimklangs  am  :  am  in  der  einen  Recension  mit  dem  Beimklaig 
an  :  an  in  der  andern  zu  erwarten  wäre.  Man  kann  diese  Berechniing  ver- 
scheiden anstellen;  nach  der  einen  Rechnung  findet  Paul  1,  28  Fälle,  nach  der 
andern  nur  0,39  für  dieses  Zusammentreffen.  Da  dasselbe  aber  siebenmal  vor- 
kommt, so  kann  hier  nicht  reiner  Zufall  angenommen  werden,  sondern  es  mrf 
wenigstens  die  Mehrzahl  dieser  Fälle  auf  ursprüngliche  Assonana  am :  m 
oder  an  :  am  zurückgehen. 

Es  ließe  sich  gegen  Paul's  Berechnung  dieses  und  jenes  einwenden. 
Nicht  zwar  in  dem  Sinne,  wie  Henning  dagegen  opponirt  hat  (Anseiger  IV, 
54  f.) ;  aber  man  könnte  einmal  sich  noch  verschiedene  andere  Arten  des  An- 
satzes denken,  die  zu  verschiedenen  Resultaten  führen  wurden,  wie  auch  die 
verschiedenen  Berechnungen  Paufs  sehr  verschiedene  Zahlen  ergeben  haben« 
Man  könnte  z.  B.  sagen:  wird  Hagene  :  menege  u.  ä.  gereimt,  so  kann  das 
Original  auch  Reime  wie  an  l  ant,  an  :  anc,  ant  :  onc,  am  :  dn  enthalten 


UTTERATUB:  HEBM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNQENFRAQE.  241 

ie  Beime   anf  ant  lind  nun  im  N.  L.   sehr  häufig;   ich  fand  aof  demBelben 

iliebig  gewählten  Räume  88  auf  ant^    32  auf  an^  5  auf  am^  17  auf  an  und 

1  fon  an  auf  an.    Es  findet  sich    an  den   16  Stellen,    wo  Kreuzung   möglich 

t,  fon   diesen    verschiedenen  Reimklängen   nur   der  auf  dn    1285,  3.    4  und 

20,  3.  4,  wo  beide  Male  sich  der  Reim  am  :  dn  leicht  und  ohne  Änderung  her- 

iellen  ließe.    Der  letzten  Formel,    welche  Paul  gebraucht,  ließe  sich  für  diese 

teimbindung   folgende   gegenüberstellen.    Ist   unter   167   Reimen    der    auf   am 

,22iiial  in  jeder  Recension  zu  erwarten,  so  wird  es  der  auf  dn,  wenn  man  nur 

17  X  1  22 

»ne  Bindung  annimmt, =  4,15,  wenn  man  dagegen  die  mit  an 

5 

(17  -I-  —)  V  1  22 
■gleich  zuläßt,   ^^ '    ^^  ^    '      =  9,15mal  sein*).    Diese  Zahlen  ergeben 

5 
ir  das  Zusammentreffen  mit  einem  Reim  auf  am  folgende  Brüche: 

(4  X  4,15)  +  (^  X  4,16)  ^ 

167  ' 

dsr 

(4  X  9.15)  +  (4  X  9,16)  _  n  .  o 

167 °'*^- 

Also  allerdings  Zahlen,   die  ebenfalls   unter  den  wirklichen  sind.    Nicht 

ber  wäre  das  der  Fall,   wenn  wir   das  wahrscheinliche  Zusammentreffen  z.  B. 

m  an  und  ant  berechnen  wollten.  Ein  Reim  auf  ant  wäre  auf  167  Reimpaare 

8X1,22 

— r =  21,45mal  zu  erwarten,  also  das  Zusammentreffen  mit  einem  auf  an 

(27  X  21,45)  +  (26  X  2M5)  _ 

167  ",«ui»t, 

Mselbe  kommt  aber  gar  nicht  vor.  Hier  steht  also  die  durch  Wahrschein- 
^hkeit  errechnete  Zahl  über  der  wirklichen.  Allerdings  kann  Paul  sagen 
nd  ich  wäre  gar  nicht  abgeneigt,  ihm  darin  beizustimmen):  der  Umstand, 
^  der  sonst  so  häufige  Reim  auf  ant  in  den  16  Fällen  gar  nicht,  häufig 
>er  die  sonst  weit  selteneren  auf  am  und  an  vorkommen,  beweist  eben  für 
e  ürsprfinglichkeit  dieser  Assonanz ;  der  Dichter  hat  eben  keine  Reime  an  :  ant 
rwendet«  Allein  diese  Beweisführung  läuft  der  von  ihm  gebrauchten  Wahr- 
heinlichkeitsrechnung  direct  entgegen,  und  es  zeigt  sich,  wie  vorsichtig  man 
it  dieser  sein  muß. 

Noch  eine  andere  Frage  könnte  aufgeworfen  werden:  ob  denn  wirklich 
eh  das  Material  genügend  sei?  Bei  so  kleinen  Zahlen  wie  1,28  oder  0,39 
gen  7  kann  man  nicht  so  frischweg  wie  bei  größeren  mit  dem  relativen 
ößen^erhältnis  rechnen,  sondern  muß  auch  das  absolute  berücksichtigen  und 
denken,  daß  ein  mehr  oder  weniger  von  ein  oder  iwei  zufalligen  Vorkomm- 
•en  das  relative  Verhältnis  total  ändert. 


*)  Die  Zahl  41  mußte  mit  2  dividirt  werden,  weil,  wenn  eine  Recension  an  :  dn, 

andere  am :  am  hat,  blos  in  der  einen  Hälfte  der  Fälle  die  Kreuzung  su  am :  Ab, 

der  andern  die  zu  am  :  an  geschehen  kann.  Nimmt  man  dazu ,  daß  der  Versschluß 

'  an  häufiger  ist  als  der  anf  dn,   so  hätte  statt  mit  2  auch  mit  einer  entsprechend 

ßeren  Zahl  dividirt  werden  kOnnen;  das  Resultat  bitte  sich  aber  nur  ^ein%  %«tei\sa\« 

eiBMAHU.   Hm#  Rmhe  TV.  (UVIL)  Jtkrg.  V& 


242  LITTERATÜR:  HERM.  PAUL,  ZUB  NIBELUV0EHFBA6EL 


Wenn  ieh  aber  Paars  matbematUcher  Beweigfnbmng  minderai 
beimeße,  so  stimme  ieb  binsicbtiicb  der  Annahme  nrsprünglidier 
wo  sie  durch  Elrenmng  bersnstellen  sind,  dennoch  mit  ihm  überein«  Mick  be- 
wegt dazu  nicht  allein  die  besonders  bei  selteneren  Beimklingen  wie  «oci  wrf,  ft 
doch  nnverhältnismäßige  Häufigkeit  dieser  Möglichkeit;  der  Zofidl  wire  luei 
immerhin  nicht  ansgeschlossen.  Wichtiger  scheint  mir,  daß  die  ELieem^  ii 
allen  16  Fällen  möglich  ist  ohne  irgend  eine  Änderung  des  Textes;  höchsfeesi 
ist  es  dann  nnd  wann  erforderlich,  statt  einer  anderthalb  Zeflen  «na  einer  Be- 
arbeitung zu  nehmen,  woran  nichts  hiodem  kann^.  Das  ist  doch  bei  eiier 
Menge  von  16  Fällen  für  die  Annahme  des  Zufalls  xu  viel;  dieser  oder  jcmt 
Fall  mag  ja  zufallig  seio,  aber  beweisen  wird  sich  das  nicht  laasen. 

Die  Bemerkungen,  welche  Paul  über  das  Yer£üiren  Bartaeli'a  bei  im 
Beconstruction  des  durch  Kreuzung  herstellbaren  Originals  macht|  aieloi  danif 
hin,  die  Ton  Bartsch  dabei  angebrachten  Änderungen  ab  fiberflüssig  si  er 
weisen  (s.  die  letzte  Note).  Ich  kann  sie  hier  fibergehen. 

Paul  geht  über  zu  den  weit  häufigeren  Fällen,  wo  ein  Beimwort  ht  ff 
und  C*  gleich,  das  andere  verschieden  ist.  Er  findet,  indem  er  der  23Um 
Bartsch's  noch  etliche  Stellen  beifügt,  142  Stellen,  wo  das  sweite,  55,  wo  ^m 
erste  Beimwort  abweicht.  Fast  für  alle  diese  Stellen  hatte  Bartsch  die  Beseitigvg 
einer  ursprünglichen  Beimfreibeit  angenommen.  Darin  tritt  ihm  non  Paal  CBt^ 
schieden  gegenüber.  Seine  Calculation  ist  folgende :  Wenn  zw«  Bearbeiter  eise 
Assonanz  durch  Änderung  eines  Beimwortes  beseitigen,  und  angenommen  «iid, 
daß  beide  gleich  oft  das  erste  Beimwort  ändern  wie  das  zweite,  so  folgt  dv- 
aus  mit  ebensoviel  Wahrscheinlichkeit,  daß  beide  dasselbe,  wie  daß  beide  fcr 
schiedene  Beimwörter  ändern.  Haben  sie  also  in  197  Fällen  das  ^debc 
Beimwort  geändert,  so  werden  sie  auch  in  197  Fällen  der  eine  daa  eine,  der 
andere  das  andere  geändert  haben,  es  wird  also  197mal  Krenanng  mS^A 
sein.  Da  diese  aber  bloß  19mal^)  möglich  ist,  so  wird  auch  in  den  197  FiOei 
nur  etwa  19mal  die  Beseitiguug  einer  alten  Assonanz  anzunehmen  sein;  ake 
ist  bei  weitem  der  kleinste  Theil  der  Abweichungen  auf  nrsprfingliche  Am- 
nanz  zurückzuführen, 

Diesen  Schluß  halte  ich  für  einen  gründlichen  Fehlschluß.  Ea  ist  uM 
richtig,  daß  nach  dem  Gesetze  der  Wahrscheinlichkeit  die  Änderong  des 
liehen  uod  die  verschiedener  Beimwörter  gleich  oft  zu  erwarten  aei.  Yiil- 
mehr  wird  weit  häufiger  dasselbe  Beimwort  geändert  werden.  Denn  1.  wi 
in  vielen,  ja  den  meisten  Fällen  das  eine  Beimwort  leichter  an  ändern  sm 
als  das  andere,  und  das  aus  verschiedenen  Gründen;  ee  werden  also  dw 
Bearbeiter  sehr  oft  fast  nothwendig  in  der  Wahl  des  BeizubehaiteDden 
des  zu  Verändernden  zusammentreffen*^).    2.  wird  die  Änderung  d« 


*)  Bartsch,  Unters.  13-16  hat  allerdings  verschiedene  Ändemngen 
deren  einige  Paul  im  Folgenden  als  überflüssig  zurückgewiesen  hat.  MothwmijgK 
gar  keine;  verwerfllich  mehrere  deshalb,  weil  sie  mit  parteilicher  Voriiebe  lit  tj^ 
kopirte  achte  Halbzeilen  gemacht  sind;  auch  alterthflmliehe  Wortformen  hat  BiHMk 
mmOthigerweise  in  den  Text  gesetzt. 

*•)  Paul  hat  zu  den  16  Fällen  noch  1424,  1.  2;   1618,  3.  4;  S040»  S.  4 
gefügt,  wo  zur  Herstellung  der  Assonanz  erst  ein  Beimwort  in  seiner  F< 
werden  muß. 

**•)  Nur  ein  ganz  zuf&Uig  gewähltes  Beispiel:  526,  7.  8.  Falle, 
untersuchen  will ,  Bartseh*s  Beconstruction  ball :  vant  richtig  ist,  ao  konato  das  IM 


LIETEBATUB:  HESM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNGENFRAGE.      243 

Reimworts  häufiger  stattfinden  als  die  des  ersten,  wofür  nicht  allein  das  Gesetz 
der  Trägheit,  psychologisch  gefaßt,  spricht,  sondern  auch  die  Betrachtung,  daß 
der  Schreiher  oft  die  erste  Zeile  wohl  schon  geschrieben  hatte,  als  ihm  die  Ande- 
mng  der  zweiten  beifiel.  Das  Zahlenverhältnis  142  zu  55  gibt  dieser  Betrach- 
tODg  Recht,  man  mag  nun  willkürliche  Änderung  in  einer  Bearbeitung  oder 
Entfernung  einer  Assonanz  in  beiden  annehmen. 

Dieses  Zahlen  Verhältnis  hat  denn  Paul  auch  berücksichtigt  und  so  in 
einer  weiteren  Berechnung  herausgebracht,  daß  neben  den  142  und  55  Fällen 
176,  75  Fälle  der  Kreuzung,  also  neben  den  19  Fällen  der  Kreuzung  nur 
15,  26  statt  142  und  5,  91  statt  55  zu  erwarten  seien,  also  zusammen  21,  17. 
Damit  hat  er  zwar  den  unter  2.  vorgebrachten  Einwand  beseitigt,  der  unter 
1.  aber  bleibt  bestehen. 

Für  die  Fälle,  wo  beide  Reimwörter  abweichen,  ohne  daß  Kreuzung 
Beglich  wäre,  läßt  sich  keinerlei  Berechnung  anstellen.  Recht  wird  Paul  mit 
der  Bemerkung  haben,  daß  in  diesen  Fällen  ursprungliche  Assonanz  im  Ver- 
hältnis zu  ihrer  Anzahl  nicht  häufiger  anzunehmen  sein  werde,  als  bei  Gemein- 
samkeit eines  Reimwortes.  Paul  kommt  also  zu  dem  Schluße,  daß  sich  ^für 
das  Original  des  N.  L.  günstigsten  Falls  immer  nur  ein  geringer  Procentsatz 
von  ungenauen  Reimen  ergebe,  viel  zu  wenig  für  ein  Gedicht  aus  dem  fünften 
Decennium  des  12.  Jahrhunderts,  auch  wenn  man  die  ganz  willkürlich  angenom- 
mene Bearbeitung  um  1170  zugeben  wollte". 

Ehe  ich  weiter  gehe,  ein  paar  Worte.  Ich  muß  zugestehen,  daß  ich  in 
der  Annahme  alter  Assonanzen  auch  durchaus  nicht  so  weit  gehen  will,  wie 
Bartsch,  daß  ich  manche  seiner  Reconstructionen  für  unberechtigt  halte  und 
et  für  seltsam,  ja  unerhört  erachten  müßte,  wenn  der  Zufall  gar  nie  sein  Spiel 
getrieben  haben  sollte.  Allein  daß  der  alten  Assonanzen  doch  mehr  gewesen 
sein  werden  als  Paul  annimmt,  geht  nicht  nur  aus  meiner  vorigen  Ausführung 
hervor:  Paul  hat  sich  mit  seiner  früheren  Aufstellung,  daß  die  größere  Menge 
der  Assonanzen  entfernt  worden  sein  müße  (Seite  417),  hierin  einigen  Wider- 
spruch verwickelt.  Die  durch  Kreuzung  hergestellten  Assonanzen  sind  19;  daraus 
berechnet  er  für  die  Fälle,  wo  ein  Reimwort  abweicht,  21,  und  für  die  151, 
wo -beide  abweichen  ohne  Möglichkeit  der  Kreuzung,  würden  sich  demnach 
hScbatens  16  ergeben,  zusammen  56,  was  aber  nach  Paul  zu  viel  sein  wird, 
dm  auch  unter  den  19  zufällige  sein  können.  Wörtlich  genommen  sind  aller- 
dings auch  50  mehr  als  die  10 — 20  erhaltenen  Assonanzen;  allein  die  obige 
Beweisführung  Paufs  schien,  wie  ich  oben  angedeutet  habe,  auf  weit  größere 
Verhältnisse  zu  deuten. 

Weiterhin  wendet  sich  Paul  gegen  den  Grad  der  von  Bartsch  angenom- 
menen Assonanzen  ,  und  hierin  kann  ich  ihm  fast  durchaus  beistimmen.  Er 
BtLgt :  »nur  solche  Reimarten  sind  für  das  Original  gesichert,  die  noch  in  einer 
Yon  beiden  Recensionen  erhalten  sind ,  einigermaßen  auch  die ,  welche  sich 
durch  Kreusung  herstellen  lassen.*  Man  wird  zwar  die  Annahme  kaum  wider- 
legen können,  daß  die  Bearbeiter,  wenn  sie  die  Mehrzahl  der  Assonanzen  be- 
seitigten, wohl  gerade  die  stärksten  beide  beseitigt  haben  dürften;  allein  dar- 
auf gestützt  nun  irgend  eine  unbezeugte  Assonanz  wirklich  einzusetzen,    dazu 


hmU  Tiel  eher  geändert  werden,  wie  B*  und  C*  gethan  haben,  als  das  andere 
worty  weil  die  Reime  auf  9ani  viel  häufiger  sind  als  die  auf  balL 


244  LTTTERATUB:  HERM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNOENFRAGE. 

hat  man  kein  Recht,  weil  keine  Nothignng ;  nnd  chronologische  Sehiüße  d&rftoi 
aoB  solchen  reconstruirten  Assonanzen  vollends  keine  gesogen  werden*). 

Paul  findet  alle  sicheren  Assonansen  des  N.  L.  aach  in  den  aaden 
Yolksepeni  sam  Theil  anch  bei  Wolfram  und  dem  Stricker ,  ja  bei  Walther. 
Anch  die  alterthumlichen  Formen  im  Reim  findet  Paal  noch  in  spiterer  Zeh; 
wenn  er  Superlative  auf  -Stt  im  Alemannischen  noch  im  14.  Jahrh.  findet,  m 
konnte  ich  ihm  solche  noch  in  einer  Hs.  des  16.  Jahrh.  nachweisen. 

Sehr  dankbar  muß  man  für  die  Kritik  sein,  die  Paul  an  Bartsch*s  frda 
Binnenreimen  geübt  hat.  Ich  hebe  die  Hauptpunkte  heraus.  Erstlich  findei 
sich  eben  solche  im  Ortnit,  also  einem  zweifellos  ins  13.  Jahrhundert  £ülcndcs 
Gedichte.  Zweitens  maßten  solche  schon  durch  bloßen  Zufall  in  Vis  ^^  ^"^ 
aller  Zeilenpaare  entstehen,  da  es  nur  15  Yocale  und  Diphthongen  gibt,  dercs 
Vorkommen  sehr  ungleich  häu6g  ist.  Drittens  (und  hierin  sehe  ich  einen  be- 
sonders starken  Beweis)  finden  sich  solche  auch  swischen  der  sweiten  vsi 
dritten,  sowie  zwischen  der  vierten  und  ersten  Langseile,  und  swar  jedea&Di 
eben  so  viele  als  Bartsch  gefunden  hat  Somit  ist  die  Zuf&lligkeit  dieser  Asw- 
nanzen  kaum  zweifelhaft  zu  nennen. 

Eine  kurze  Ausführung  Paul's  über  den   rührenden  Reim    fibei^he  icL 

Paul  glaubt  mit  seinen  Ausführungen  nicht  nur  jeden  Beweb  lÜr  die 
Entstehung  des  N.  L.  um  1150  oder  1170  widerlegt,  sondern  diese  Daüfai^ 
unmöglich  gemacht  zu  haben.  In  den  Assonanzen  und  deren  Beseitigang  findet 
er  überhaupt  nicht  älteres  und  neueres  Datum,  sondern  popnlire  Kunstubosg 
und  den  Versuch,  diese  der  strengeren  höfischen  ansunihem.  Zur  Analogie 
führt  er  mehrere  Stellen  Wolfram's  an,  wo  die  Schreiber  gleichfalls  Assonaaies 
beseitigt  haben  sollen.  Ich  denke,  daß  ich  mir  eine  Discussion  darfiber  erspares 
kann.  Von  der  Jahreszahl  1150  will  ich  anch  nichts:  daß  die  Datimng  ■■ 
1170 — 1180  unmöglich  sei,  hat  Paul  nicht  bewiesen.  Daß  das  Original  we- 
nigstens etwas  früher  fallen  dürfte  als  Paul  glaubt,  habe  ich  oben  wakrseheis- 
lich  zu  machen  gesucht.  Und  welches  die  Motive  sind,  denen  die  nrspriug* 
lichen  Assonanzen  zum  Opfer  fielen,  das  ist  dann  noch  eine  weitere,  von  n- 
serer  Untersuchung  zunächst  unabhängige  Frage.  Paul's  Datirung  nach  1190 
kann  ich  nicht  annehmen;  auf  jede  genauere  werden  wir  versichten  mSfies. 
so  lange  sich  nicht  neue  Quellen  öffiien,  nnd  das  wird  schwerlieh  in  e^n^ 
ten  sein. 

e  e 

Im  dritten  Abschnitt  seiner  Schrift  untersucht  Paul  die  ▲uisteDngei 
Bartsch 's  über  die  Ausfüllung  der  Senkung.  Der  Weg,  den  er  dabei  niBSt, 
ist  so  ziemlich  derselbe  wie  bisher. 

Bartsch*s  Grundanschauung  ist  die,  daß  bei  Abweichung  der  Beaihei- 
tungeu  theils  diejenige  Lesart  die  ursprüngliche  sei,  welche  eine  Synkope  zeigt, 
theils  auch  aus  den  vorhandenen,  nicht  sjnkopirten  Lesarten  auf  eine  von  des 
Bearbeitern  beseitigte  Synkope  im  Original  rückznschließen  sei.  Besonden  ssi- 
geführt  und  besonders  wichtig  ist  dieses  Gesetz  bei  Bartsch  in  seiner  Anwes- 


*)  Ich  versäume  nicht  zu  bemerken,  daß  das  Bartsch  auch  nicht  gethsB  htL 
wenigstens  nicht  ans  dem  Grade  der  von  ihm  reconstmirtDU  Reimfreilieitett,  aUatd 
858  in.;  aus  der  Zahl  derselben,  für  die  wir  keinerlei  Beweis  haben,  hat  er  es  ilb^ 
dings  c^than. 


UTTERATÜB:  H£BM.  PAUL,  ZUB  NIBELUNGENFRAGE.  245 

diiDg  auf  die  achte  Halbzeile.  Paul  zeigt  nun  wieder  zunächst,  daß  das  kein  allge- 
mein giltiger  Gmndsats  sein  könne.  Er  fuhrt  die  Hb.  A  an,  in  der  nach  Bartsch 
lahlreiche  kleine  Wörter  aasgelassen  and  dadurch  Synkopen  herbeigeführt  sind ; 
zofäUige  Entstehung  von  Synkopen  darch  anderweitig  veranlaßte  Änderungen 
kommt  auch  vor.  Auch  durch  Combination  der  Lesarten  verschiedener  einzelner 
Hss.  könnte  man,  wie  Paul  zeigt,  oft  genog  vermeintliche  ursprüngliche  Syn- 
kopen herstellen.  Es  fragt  sich,  ob  dieser  auf  zehn  Seiten  mit  viel  Muhe  ge- 
führte Beweis  der  Muhe  werth  war.  Es  steht  hier  doch  anders  als  bei  den 
Assonanzen;  eine  chronologische  Bestimmung  kann  aus  dieser  Untersuchung 
nicht  herforgehen.  Noch  erhebliche  Zeit  nach  1200  haben  sich  wenigstens 
unsere  Epiker  die  Auslassung  der  Senkung  in  einem  Maße  erlaubt,  hinter  dem 
■ie  bei  den  Dichtem  des  12.  Jahrhunderts  manchmal  zurückbleibt,  so  daß 
manches  Gedicht  des  12.  Jahrhunderts,  wenn  man  die  Synkopirung  absolut 
als  ältere  Kunstübung  ansehen  wollte,  für  jünger  gehalten  werden  müßte  als 
dieses  oder  jenes  aus  dem  dreizehnten.  Das  hat  auch  Bartsch  sehr  wohl  ge- 
wußt und  nicht  bezweifelt,  wie  nicht  allein  seine  Beurtheilung  der  Auslaßungen 
in  A,  sondern  auch  seine  Äußerung  Unters.  866  fin.  und  867  in.  zeigt.  Die 
ganze  Untersuchung  ist  somit  etwas  gegenstandslos. 

Vielmehr  sind  wir  hier  durchaus  genöthigt ,  die  Frage  dahin  zu  präci- 
siren:  Sind  nicht  da,  wo  B*  und  C*  übereinstimmen ,  die  Synkopen  so  yiel 
häufiger  als  wo  sie  auseinander  gehen,  daß  wir  doch  eine  Neigung  eines  oder 
beider  Bearbeiter  zur  Ausfüllung  annehmen  müßen? 

In  einer  gewissen  Richtung  und  bis  zu  einem  gewißen  Grade  gibt  das 
Paal  zu.  Nämlich  in  Bezug  auf  die  achte  Halbzeile,  hinsichtlich  deren  er  auch 
in  einer  gehaltrollen  Anmerkong  Bartsch's  metrische  Theorie  gegen  Scherer  mit 
Glück  vertheidigt.  Die  Zahl  der  Stellen,  wo  C*  ausgefüllt  hat,  ist  gegenüber 
denen  im  gemeinsamen  Text  so  groß,  daß  nothwendig  eine  Tendenz  des  Be- 
arbeiters C*  zur  Ausfüllung  angenommen,  also  die  Divergenzen  der  Bearbei- 
taogen  durch  Beseitigong  der  Synkope  in  C*  erklärt  werden  müßen.  Dieselbe 
Neigung  zur  Ausfüllung,  nur  schwächer,  findet  Paul  auch  in  B*. 

Das  stimmt  ja  mit  Bartsch^s  Ergebnißen  vortrefflich  überein.  Vielleicht 
hätte  Paul  sich  dabei  beruhigen  können.  Die  Neigung  zur  Ausfüllung  wird 
sich  wohl  nicht  auf  die  achte  Halbzeile  beschränkt  haben;  wenigstens  will 
unser  modernes  Gefühl  die  Synkope  an  dieser  Stelle  weit  schöner  und  anstands- 
loser  finden  als  an  anderen  Orten  der  Strophe.  Damit  läßt  sich  nun  freilich 
nicht  an  allen  Stellen  blindlings  durchfahren.  Es  ist  gar  nicht  unmöglich,  daß 
beide  Bearbeiter,  C*  natürlich  weit  seltener,  auch  dann  und  wann  Synkopen 
durch  anderweitige  Änderung  hereingebracht  haben.  Die  Assonanzen  kamen 
außer  Gebrauch  und  wir  kennen  mehrere  sichere  Beispiele  von  absichtlicher 
Beseitigung  derselben  durch  spätere  Bearbeiter;  einem  solchen  werden  wir 
kaum  zutrauen  wollen,  daß  er  solche  auch  hereingebracht  habe,  höchstens  ließ 
er  etliche  stehen.  Aber  die  Nichtausfüllung  der  Senkung  dauert  in  der  höfischen 
Epik  wie  im  Volksgesang  noch  später  fort,  als  das  N.  L.  entstanden  sein  kann ; 
es  war  also  kein  Hindernis,  sie  auch  da  noch  ans  abringen.  Somit  bliebe  nichts 
anderes  übrig,  als  in  jedem  einzelnen  Falle  eine  Entscheidung  zu  suchen,  die 
fireilich  auch  durch  Berücksichtigung  aller  Instanzen  nicht  immer  zu  gewinnen 
sein  wird« 

Paul  verharrt  übrigens    bei   der  achten  Halbzeile  und  sucht  aaeb  hier 


246  UTTERATUR:  HERM.  PAUL,  ZUR  NIBELÜNOENFRAGE. 


dnrch  WahrBcheinlicbkeitsrechnang  weiter  zu  gelangen.  Er  sieht  dabä  toq  dei 
Fälleiii  wo  die  Bear  bei  tuogen  stärker  abweichen,  ab.  Bartsch  hat  angenonuMn, 
daß  da,  wo  B*  and  C*  abweichen  und  beide  ausfüllen,  ursprüngliche  Synkope 
in  beiden  beseitigt  sei.  Paul  untersucht,  in  wie  Tielen  dieser  Fälle  (es  sind  86] 
die  sonst  feststehenden  Zahlen  ein  Zusammentreffen  beider  Bearbeiter  sur  Au- 
fullnng  erwarten  lassen,  und  findet  statt  86  nur  6,68  Fälle;  eine  Aniahl,  die 
nach  seiner  Ansicht  durch  anderweitige  Erwägungen  nur  unerheblich  Tergrofiot 
werden  kann.  Seine  Berechnung  iat  nicht  gerade  sehr  einfach;  sie  fährt  n 
Gleichungen  des  zweiten  Grades  und  ergibt  daher  zweierlei  Retaltate,  toi 
denen  aber  nur  das  eben  mitgetheilte  zu  brauchen  ist.  Ich  will  ihm  nidit 
nachrechnen;  denn  ich  habe  gegen  seine  Berechnung  im  voraus  denselben  Eis- 
wand  zu  machen.  Es  ist  durchaus  nicht  bloß  Zufall,  daß  die  Bearbeiter  di 
und  dort  zusammentreffen;  Paul  selbst  sagt,  es  werden  wohl  gewisse  Steflei 
leichter  zu  ändern  gewesen  sein  als  andere  und  daß  sich  dieses  Moment  ,inr 
in  sehr  untergeordnetem  Maße^  habe  geltend  machen  können,  ist  eine  Behtop- 
tung  ohne  Beweis.  Jedenfalls  schließt  diese  Erwägung  die  Möglichkeit  ein« 
Wahrscheinlichkeitsrechnung  aus.  Nicht  alle  die  86  Fälle,  das  gebe  ich  gene 
zu,  werden  nothwen-Hg  auf  ursprüngliche  Sjnkope  hinweisen;  aber  wie  Tide, 
dafür  gibt  es  kein  Mittel  der  Berechnung.  Im  einzelnen  Falle  wird  dann  nd 
wann  eine  synkopirte  Originallesart  mit  vieler  Wahrscheinlichkeit  herzusteDea 
aber  vielleicht  in  den  meisten  Fällen  keine  Sicherheit  zu  finden  sein. 

Diejenigen  Stellen,  wo  B*  und  C*  stärker,  namentlich  aach  im  Bdiif 
abweichen  y  hat  Paul  nicht  betrachtet.  Sie  bieten  noch  weniger  Anhalt  sad 
sind  auch  für  Bartsch  minder  günstig,  weil  hier  alterthümliche  Reime  oder  den 
Inhalte  nach  anstößige  Worte  den  Anlaß  zur  Änderung  gegeben  haben  konnei. 

Paul  zieht  den  definitiven  Schluß,  ^daß  bei  weitem  in  den  meisten  Filles, 
wo  B*  und  C*  die  Senkungen  verschieden  ausfüllen,  kein  formales  Motiv  für 
die  Abweichung  vorliegt,  und  überhaupt  für  die  Erklärung  derartiger  Ab- 
weichungen hier  so  wenig  wie  anderwärts  erforderlich  ist.  —  Wir  haben  wohl 
weniger  eine  deutlich  bewußte  Tendenz  zur  Ausfüllung  anzunehmen,  als  Öse 
mehr  unbewußt  wirkende  Vorliebe,  die  der  auch  sonst  sich  geltend  maehendei 
Neigung  zu  allerhand  kleinen  Änderungen  eine  bestimmte  Richtung  gab'. 
Etwas  verwunderlich  ist  dabei  nur,  daß  doch  diese  Bearbeiter  die  Senknig 
in  der  letzten  Halbzeile  nie  am  unrechten  Platz  ausgelassen  haben.  Dti 
wäre,  wenn  sie  wirklich  so  ganz  ohne  Plan  und  Bewußtsein  arbeiteten,  fait 
zu  erwarten  gewesen;  denn  daß  sie  nie  eine  Synkope  hereingebracht  hättes, 
kann  ich  mir  selbst  nicht  denken.  Es  dürften  also  diese  Bearbeiter  leicht  mit 
mehr  Bewußtsein  gehandelt  haben,  als  Paul  annimmt.  Freilich  wäre  erst  noch 
zu  untersuchen ,  ob  denn  wirklich  weder  in  B*  noch  in  C*  eine  Synkope  je 
an  falschem  Ort  angebracht  worden  sei. 

Konnte  ich  in  diesem  Abschnitte  im  ganzen  mehr  auf  Paul*s  Seite  tretflo 
als  zuvor,  so  wird  das  hinsichtlich  des  letzten  um   so  weniger  der    Fall  sein- 

Paul  untersucht  hier  «die  Stellung  der  Gruppe  Jd''.  Ich  will  aif 
seine  Ausführungen  mehr  im  Einzelnen  eingehen  als  bisher,  weil  ich  hier  ii 
ganz  andern  Resultaten  komme  und  weil  hier  nur  die  Einzeluntersachong  etwii 
ausrichten  kann. 


UTTERATUB:  HERM.  PAUL,  ZUB  NIBELUNQENFRAOE.  247 

lanerkalb  der  Ghrandanschaaangen  BartsoVs  sind  über  die  SteUang  der 
ppe  Jd*  zwei  Ansichten  möglich :   1.  dieselbe  hat  da,  wo  sie  mit  C*  geht, 

Echte  gegenüber  von  B*;  2.  die  Lesarten  nnd  Strophen,  welche  Jd*  mit 
gemein  hat,  sind  durch  Mitbenatsung  einer  Us.  von  C*  neben  der  im  All- 
einen zu  Grunde  liegenden  der  Vulgata  hereingekommen.  Letzteres  ist  be- 
itlich  Bartsch*s  Ansicht,  Paul  neigt  sich  der  ersten  Erklärung  zu.  Er  hat 
ih  einen  Grund  allgemeiner  Art  beigebracht,  der  gegen  Bartsch's  Erklä- 
^  spreche.  Es  ist  denkbar,  sagt  er,  und  nachweislich ,  daß  in  einer  Hand- 
ift  die  eine  Hälfte  aus  diesem,  die  andere  aus  jenem  Codex  abgeschrieben 

auch  daß  „mit  einer  Art  von  Kritik  bald  die  Lesart  dieser,  bald  die  jener 
^wählt  wäre'',  ließe  sich  denken.  Dagegen  ist  es  höchst  unwahrscheinlich, 

ein  Schreiber  in  allem  Wesentlichen  einer  Hs.  folge  und  nur  eine  Reihe 
alicb  unbedeutender  Varianten  aus  der  andern  aufnehme ;  und  das  wäre  nach 
tsch  der  Fall.  —  Daß  hier  an  sich  eine  Schwierigkeit  vorliegt ,  wird  wohl 
igeben  sein;  die  Specialuntersuchnng  muß  aber  erst  zeigen,  ob  nicht 
ere  Gründe  zu  der  Annahme  derselben  zwingen. 

Die  Sache  ist  noch  weiter  complicirt.  Die  Gruppe  Jd'*'  zerfällt  in  zwei 
ippen,  welche  zwar  hinsichtlich  der  mit  C*  gemeinsamen  Strophen  überein- 
imen,  aber  hinsichtlich  der  Lesarten  auseinandergehen:  HOd  und  JKQl, 
ser  mit  Paul  als  d***  und  J***  zu  bezeichnen.  Die  ganze  Gruppe  Jd'*'  hat  eine 
;ahl  von  Lesarten  mit  C*  gemein,  J***  allein  eine  weit  größere.  Daraus  müßte 
i,  wie  Paul  meint^  für  Bartsch  eines  der  beiden  folgenden  Diagramme  her- 
gehen: B*  C  B*  C* 

Jd<^      i         oder  !^       1^ 

"j*^  Jd* 

s  allerdings  beides  auf  ziemlich  stark  verwickelte  Verhältnisse  führen  würde. 

ist  aber  diesen  beiden  Genealogien  gegenüber   eine   doppelte  Frage  aufzu- 

fen.     Erstens:    können  nicht  die  Übereinstimmungen   zwischen  C*  und  der 

Diagramm  zu  unterst  stehenden  Gruppe,  also  je  nachdem  J*  oder  Jd'*',  auf 

fall  beruhen?  Eine  bei  Betrachtung  der  einzelnen  Stellen  zu  entscheidende 

ge.    Zweitens:   läßt  sich  diesen  Genealogien    eine  andere  gegenüberstellen, 

che  keine    derartigen  Schwierigkeiten  bietet?    Paul  versucht  das.     Da  Jd* 

B*  nur  an  den  Stellen  erheblicher  von  einander  abweichen,  wo  Jd*  mit 

geht ,    80  glaubt  er  J*  und  d*  trennen   zu  dürfen    und  gelangt  zu  dieser 

rstellung :  x* 

J»  y* 


«■  ^ 


J^  B* 

Über  die  Möglichkeit  dieser  Genealogie  muß  die  Betrachtung  der  in  Jd* 

C*  vorhandenen  Plusstrophen  entscheiden.  Sind  diese  als  ursprünglich  an- 

dhen,    so   hat   PauVs  Darstellung   keine   Schwierigkeit;    sind    sie   aber  un- 

3rünglich,  d.  h.  aus  C*  entlehnt,  so  käme  folgendes  Diagramm  heraus,  das 

h  unwahrscheinlicher  ist  als  die  zwei  ersten: 


248  LFTTERATCB:  HERM.  PAUL,  ZÜB  NIBELUNGENFRA0E. 

Denn  wie  sollte  d*  dasa  gekommen  sein,  gans  dieselben  Strophen  aas  C*  m- 

znwählen  wie  J*? 

Betrachten  wir  mit  Paul  die  einzelnen  Lesarten;    sanicbst  die,    weMM 
die    ganze   Gruppe  Jd*   mit  C*    gemein    hat    Es    wird    sich    dab«    swäerici 
fragen:    sind  diese  Übereinstimmungen   aofällig   oder   nicht?    irad  Terdient  B^ 
oder  Jd*  C*  den  Vorzug?  In  den  meisten  Fällen  ist  eine  EntBcheidoeg  geges 
die  Möglichkeit  des  Zufalls  und  für  eine  der  beiden  Lesarten  a  priori  onnög- 
lieh.  Denn  es  sind  Fälle  von  höchst  unbedeutender  und  indiffsrenter  Venekie- 
denheit  darunter.  Wir  finden  bloße  Buchstabenverwechslnngen ,  die  snm  Tkcil 
kaum  zu  den  Lesarten  gehören,  wie  532,  8  »ehernen  =  tchonef  1081,  1  iiemumm 
leide  =  itentuwen  leiden,   1284,  4  den  =  der,  1680,  4  wasiltekB  =  weerädk 
n.  ä.    Das  eine  Mal  sind  beide  Lesarten  denkbar ,  das  andere  Mal   nur  eine; 
aber  von  irgend  welcher  Beweiskraft  ist  keiner   dieser  Fälle.    Daneben  finden 
sich  Stellen ,    wo  jedenfalls  eigenmächtige  Änderung    in  B*  oder  Jd*  C^  ver- 
liegen  mu0,  wo  aber  theils  beide  richtig  sein  können,  theils  inftlligea  Zasaa- 
mentreffen  möglich  ist:  riehen  für  guoten  u.  ä.  Eine  Gegenprobe  wfirde  aeigei, 
daß  solch  zufalliges  Zusammentreffen  gar  nicht  selten  bei  gänzlich  onTerwandtca 
Hss.  vorkommt,  wie  Paul  selbst  zugibt.  Besondere  Bedeutsamkeit  will  Panl  ia 
solchen  Stellen  finden,  wo  die  Lesart  von  Jd***  ein  Mittelglied  zwischen  C*  od 
B*  darstellt,  wie  1280,    4.  Ich  mache  aber   darauf  aufmerksam,    daß  dteaei 
Argument  nur  von    den  Anhängern  von   C*  gebraucht  werden  kann;     b«  As- 
nähme  der  Paurschen  Handschriften-Genealogie   kann  dasselbe  doch  eigeatlick 
keinen  Sinn  haben'*').  Es  kommt  auch  vor,  daß  C*  und  Jd*  swar  nicht  illM^ 
einstimmen,    daß  aber  nach  Paul  die  Lesart  von  Jd*  auf  nrspr&nglicbe  Über- 
einstimmung   mit  C*   deutet:    1726,  4;   wo  aber  die  unter  sich  abweicheadea 
JKd  mit  C*  kaum  ein  Jota  mehr  Ähnlichkeit  haben  als  mit  B*,  vielmehr  aadi 
aus  B*  abzuleiten  wären.  Auch  findet  es  sich,  daß  Jd*  nicht  mit  C*.  wie  PMl 
meint,  sondern  mit  B*  mehr  Ähnlichkeit  hat.     Oder  ist  971,  2  die  Lesart  do 
varhte  ei  s6  harte  nicht  der  von  A  B  D  b  do  vorhte  ei  [vil  D  b]  karte  (Aoris  feUt 
B)  näher  verwandt  als  der  von  C*  dS  vorhte  ei  eo  eire,    mit  der  sie  nw  du 
leicht  wegzulassende  oder  zuzusetzende  e6  gemein  hat?**) 

An  einer  Anzahl  von  Stellen  will  Paul  die  richtigere  Lesart  gans  dcher 
auf  der  Seite  von  C*Jd*  finden.  Es  ist  dies  an  mehreren  Stellen  unbedBagt 
der  Fall,  aber  die  Abweichung  so  gering  oder  die  Emendation  so  nahe  Eegead, 
daß  leicht  zufälliges  Zusammentreffen  statuirt  werden  kann ;  so  246,  2 ;  282,  2; 
823,  1.  2  (hier  liegen  im  und  nu  einander  auch  graphisch  sehr  nahe);  417, 
8;  1262,  4  (hier  wird  PauPs  Erklärung  annehmbar  sein,  aber  die  AnafSOng 
Ettelen  lag  nahe  genug);  1288,  2;  1823,  3.  Besonders  zu  betrachten  siad 
die  Stellen,  wo  ich  sei's  die  wirkliche  Übereinstimmung  von  Jd*  und  C*,  seTi 
die  Vorzüglichkeit  ihrer  Lesart  nicht  zugeben  kann.  472,  4  (Panl  schreibe 
fälschlich  427,  4)  nimmt  Paul  an  der  Lesart   von   B  Anstoß.     Auch  die  foa 


*)  Wohl   aber  ist  eine  solche  Zwischenstellnng  von  Jd*  erklärlich« 
die  Entstehung   dieser  Gruppe   durch   eine  stellenweise  Combination  von  B*  und  C* 
erklärt. 

**)  Merkwürdig  ist  Paul's  Bemerkung  zu  dieser  und  etlichen  andern  Stelte: 
„an  mehreren  Stellen  ist  auch  gegen  beide  Lesarten  nichts  einzuwenden,  aber  C*  J*  d* 
haben  die  in  B*  fehlende  Senkung  ausgeHillt**.  Nach  Paulis  früheren  AnsfUmaf« 
soll  ja  das  weder  pro  noch  contra  zu  verwerthen  sün. 


UTTEBATUB:  HEßM.  PAUL,  ZUB  NIBELUNGENFBAGE.  149 

JC*  nod  d*  ist  nicht  ganz  glatt:  die  Nibelnngen  wißen  ja  ooek  gar  nicht, 
daß  sie  Siegfried  so  einer  Aasfahrt  berafen  will,  welche  Grand  aar  Besorgnis 
geben  kann;  immerhin  aber  ist  die  Lesart  nicht  anmöglich.  —  719,  4  könnte 
die  Priorität  der  Lesart  von  C*  Jd*  bezweifelt  werden;  des  sdgete  in  G4Mir 
dS  dane  mit  dem  verklemmten  do  ist  eben  nicht  schön  ond  könnte  aach  wohl 
cin  Ton  C*  nnd  Jd*  unabhängig  unternommener  oder  von  letzterer  aas  ersterer 
enüehnter  Emendationsversuch  sein«  —  1035,  1  ist  C*  Jd*  beßer,  B*  nicht 
uuDOglieh.  —  Za  1048,  1  —  3  ist  Paal^s  Bemerkung  sehr  verständig;  da 
jedoch  Jd*  blos  in  Bezug  auf  das  Wort  uns  mit  C*  geht,  sonst  aber  in  dieser 
Strophe  dem  sehr  abweichenden  Texte  von  B*  folgt,  so  ist  die  Annahme,  daß 
dieses  una  aus  dem  alten  echten  Text  stamme ,  sehr  zweifelhaft.  Vielmehr 
scheint  mir  die  Annahme  weit  wahrscheinlicher:  Jd*  hat  entweder  Ton  sich 
ans  UM  gesetzt,  was  sehr  nahe  lag,  oder  das  Wort  ans  C*  entlehnt.  —  1140, 
S  waren  n  und  $6  graphisch  leicht  zu  verwechseln;  Paul  gibt  selbst  zu,  daß 
mach  nach  seiner  auf  C*  Jd*  begründeten  Erklärung  die  Stelle  nicht  ganz  eben 
ist.  —  In  1233,  3  ist  das  Handschriftenverhältnis  unklar,  da  H  von  Jd*  ab- 
weicht und  der  Lesart  von  A  näher  steht;  auch  hier  hat  Paul  wieder  mit  der 
Zwischenstellnng  der  Gruppe  zwischen  C*  und  B*  operirt  (nur  steht  hier  d 
zwischen  C*J  und  B),  wogegen  ich  mich  bereits  erklärt  habe.  —  1234,  2 
hat  Paul  entschieden  Recht:  C*  Jd*  verdient  dmi  Vorzug  vor  B*.  —  1258,  2 
iit  von  wenig  Beweiskraft;  C*  Jd*  immerhin  vorzuziehen.  —  1303,  4  wird 
Paul  Recht  haben.  —  1304,  4  ist  zweifelhaft.  —  1313,  4  ist  CJd*  weit 
beßer.  —  1701,  3  (nicht  1703,  3,  wie  Paul  schreibt)  könnte,  wenn  Paul's 
Vermuthung  der  ursprünglichen  Corruptel  heU  ir  nmot  richtig  ist  (sie  ist  sehr 
ansprechend),  die  Übereinstimmung  von  C*  und  Jd*  zufiLllig  sein.  —  1713,  3 
(nicht  1775,  3;  denn  Paul  citirt  sonst  nicht  nach  Bartsch)  sind  C*  Jd*  deut- 
Ccher,  könnten  aber  deshalb  leicht  eines  Em endirungs Versuches  verdächtigt 
werden;  brauchbar  ist  auch  B*. 

Paul  führt  selbst  noch  ein  paar  Stellen  an,  wo  B*  gegen  C'*  Jd*  im  Vor- 
thml  sei.  Dieselben  sind  unbedeutend  und  jedenfalls  von  keiner  besonderen 
Beweiskraft  —  1184,  4  möchte  ich  sogar  gegen  Paul  für  C*  Jd*  sprechen: 
käme  B*  ist  aufEsllend,  da  das  Wort  sonst  im  N.  L.  nie  erscheint,  während 
doch  von  Gemahlinnen  fürstlicher  Personen  oft  genug  die  Rede  ist.  Daß  das 
Wort  in  dem  Original  von  B*  und  C*  häufiger  gewesen  sei,  ist  denkbar,  aber 
■ieht  zu  beweisen;  freilich  ist  auch  schwer  anzunehmen,  daß  ein  Bearbeiter 
das  gewöhnlichere  lEilii«^^iiiiie  in  kone  geändert  habe.  Für  unsere  Frage  beweist 
die  Stelle  nichts,  da  das  Wort  küneginne  nahe  genug  lag.  —  Zu  1226,  1 
■Mint  Paul,  es  könnte  die  Assonanz  dan  :  geaam,  welche  sich  in  B*  gegen 
C^Jd*  findet,  auch  erst  von  B*  hereingebracht  worden  sein.  Allein  zu  dieser 
Annahme  ist  keinerlei  Anlaß  vorhanden;  wozu  also,  da  sie  doch  zu  Paul's 
•mistiger  Anschanung  von  den  Assonanzen  wo  nicht  im  Widerspruch,  so  doch 
in  Gegensatze  steht?  —  1569,  2  ist  die  Wahl  zwiBchen  gelegen  und  gepflegen 
wckt  leicht,  origineller  mag  das  erstere  erscheinen. 

Die  Fälle,  wo  außer  Jd*  noch  eine  weitere  Hs.  zu  C*  stimmt,  können 
vir  hier  wie  weiter  unten  außer  Betracht  lassen;  eine  befriedigende  Erklärung 
für  solche  wohl  meist  zufällige  Übereinstimmungen  läßt  sich  aus  keiner  von 
beiden  mÖglichcB  HTpothesen  gewinnen. 

Panl  hat,    wie  er  die  gegen  seine  Aufstellungen  möglichen  Einwände 


250  UTTERATÜB:  HERM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNGBMFBA0B. 

nie  zur&ckgehalten  hat,  aach  hier  darauf  aufmerkiam  gemacht,  daft  die  nieisfa 
Übereiostimmungen  iirischen  C*  und  Jd*  in  die  8tr«  1000 — 1400  fallen;  ein 
Moment,  welches  nicht  durch  seine^  wohl  aber  durch  Barteeh*t  Hjpothete  er- 
kürt wird. 

Bis  jetit  sind  wir  so  weit: 

Von  den  Übereinstimmungen  zwischen  C*  and  Jd*  ist  ein  TM3i  vdU 
auf  Rechnung  des  Zufalls  xn  tetien;  bei  einem  andern  Thcil  ist  dies  vdt 
wohl  möglich.  Würde  die  vorsSglichere  Lesart  in  allen  oder  nahem  allen  FiDn 
auf  der  Seite  von  0*  Jd*  sein,  so  wäre  das  ein  schwerwiegendes  Moment  fk 
die  Priorität  dieser  Lesarten.  Aber  das  ist  nicht  der  Fall;  an  den  msiitm 
Stellen  muß  die  Wahl  zwischen  beiden  Lesarten  schwanken.  Wenn  non  dt 
und  dort  das  Beüere  auf  Seiten  von  C*Jd*  ist,  so  ist  das  kein  Beweis  gagm 
Bartsch.  Solche  Herubemahme  guter  Lesarten  konnte  rein  snftllig  erlb]gei^ 
wenn  wir,  bei  so  manchem  IndiflPerenten,  was  Jd*  mit  C*  gemeinsam  haly  ksias 
bcutußte  Aaswahl  annehmen  wollen.  Einen  Fall  fanden  wir,  wo  die  AnnahBi 
des  Zufalls  oder  aber  der  Entlehnung  aus  C*  wahrseheinlieher  ist  als  die  dsr 
Ursprünglichkeit  der  Ijesart  Die  eig^nthnmliche  Yertheilang  der 
Lcfarten  ist  ein  weiteres  Moment  für  Bartsch's  Au£Busang. 

Eine  größere  Anzahl  Ton  Lesarten  hat  nur  J*,  nicht  d*,  nut  C^ 

In  der  engeren  Gruppe  J*  ist  J  die  einzige  vollständig^  Handsehrift;  die  Fitf- 

mcnfc  KQI  umfassen  miteinander   nur  gegen   350  Strophen.     In   diesen  ttO 

Strophen  nun  finden  sich,  fslls  ich  recht  g^ählt  habe,  ÜbermnstImmMgea  wä 

C*  in  K  4,  in  Q  1,  in  1  12,  zusammen  17.     Da  in  K  and   Q    doreh  Wsr 

sehneiden  Manches  Terloren  gegangen  ist,   so  dürfen  wir  vielldeht  diese  bU 

etwas  erhöhen,   etwa  auf  20.    Diesen  20  gegenüber  müßen  nnn  in  des  1179 

20  .  2370 

Strophen  der  Vulgata  — -— ,  d.  h.  rund  140,    eher  aber  weniger  n  «r 

850 

warten  sein,  da  in  J  einige  Strophen  fehlen.  Paul  zählt  aber  swiseken  C*  wd 

J*  nicht  weniger  als  280  Übereinstimmungen.  Es  wäre  also  davon  eine 

Hälfte  auf  Rechnung  der  Handschrift  J  za  setzen.  Da  wir  aber  enf 

Fall  annehmen  werden,  es  habe  erst  das  Original  Ton  J*,  dann  der  Sehnte 

der  Handschrift  J  je  eine  Anzahl  Lesarten   aus  C*  herftbergenommeBt  m 

muß  das  Plus  in  J  g^enüber  der  Gruppe  J*  auf  Bechnang  des  Zolalls 

der,    wie  Paul  selbst  bemerkt,    unter  den  vielen  eigenmäehtigen  Ändi 

der  Hs.  J  gewiß   auch   viele  Übereinstimmungen    mit  C*  hervorrofen    mallii 

wie  er  denn  auch   (nach  Paui's  späterer  Aufsählung)    eine  ganie 

ÜbereinstimmuDgen  zwischen  C*  J*  und  einer  weiteren  Handsehrift 

von  B*  bewirkt  hat.  Diese  Betrachtung  wird  verstärkt  dadareh,  daß  die  b  l 

welche  sich  viele  eigene  Änderungen  erlaubt,    einerseits  mit  B^  manehe  Lü- 

arten  gegen  C*  J*  gemein  hat ,    andererseits    aber   auch  weit  hinfiger  ■■  Cf 

stimmt  (auf  etwa  IdO  Strophen^  12mal)y    als  K  nnd  Q    (zasammen   aaf  stM 

165  Strophen    6mal) ;     eigene  Änderung  ist  also    häufig  dureh  Zofidl  srit  dv 

Lesart  irgend  einer  andern  Handschrift   oder   Handschriftengruppe  aassHSis* 

getroffen. 

Ein  starkes  Moment  fSr  die  Annahme  des  ZnfitUs  ist  aber  leiiisr,  id 

Paul  hier  weit  weniger  Stellen  gefunden  hat,  wo  er  sich  entsehieden  für  (ff 

erklären  konnte,  als  oben  bei  den  Lesarten  von  C*  J^d*.    leh  wiD  miek  Uv 

im  übrigen  auf  die  einzelnen  Stdlen  gar  nieht  weiter  einlassen; 


LITTERATUR:  fiERM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNGENPRAGE.  251 

ich  dieselben  Kategorien  wie  oben;  die  Stellen ,  wo  Paal  die  echte  Lesart 
ntsehieden  auf  Seiten  von  C*J*  sacht,  gehe  ich  karz  darch.  —  87,  1  ist 
an  in  ABd  ausgefallen,  kann  aber  in  J  leicht  selbständig  ergänzt  worden 
lio.  —  177^  1  ist  C*J*  ansprechender,  hüeten  c.  aoe.  aber  darchaos  nicht 
imöglich;  jedenfalls  konnte  eins  fSr  das  andere  leicht  dnrch  Znfall  oder  eigen- 
(chtige  Correctar  snbstitnirt  werden,  —  216,  4  föllt  ziemlich  unter  denselben 
sichtspunkt.  —  1452,  2  wird  Paul  Recht  haben.  —  Die  wichtigste  aller 
ther  gehörigen  Stellen  ist  aber  Str.  1849.  Hier  bildet  J  wieder  ein  Zwischen- 
sd  zwischen  B*  und  C*,  indem  sie  statt  dö  wart  in  dm  tal  getragen  setzt 
xemhiU  hieg  in  den  sal  tragen:  der  Wortlaut  stimmt  mehr  zu  C*,  der  Inhalt 
B*.  Eine  zufällige  Übereinstimmung  mit  C*  ist  hier  nicht  denkbar.  Re- 
«entirt  aber  C*  das  echte ,  wie  kam  dann  J  dazu ,  die  Tielsagende  Ande- 
g  anzubringen?  Doch  nur  aus  Kenntnis  der  Darstellung  Ton  B*.  Woher 
»r  diese  Kenntnis?  Hiebe!  kommt  es  schließlich  darauf  an,  wie  über  das 
diältnis  der  Thidrekssage  zum  N.  L.  geurtheilt  wird.  War  die  Darstellung, 
nach  Kriemhild  ihren  Sohn  holen  ließ,  um  durch  seinen  Mord  den  Kampf 
beizufuhren,  vor  dem  N.  L.  vorhanden*),  so  könnte  J  aus  sonstiger  Kenntniß 
le  Änderung  angebracht  haben;  war  sie  es  nicht  (wer  will  das  aber  be- 
aen?)y  so  muß  die  Änderung  aus  C*  stammen.  Diese  Frage  aber  kann  hier 
bt  ausgemacht  werden.  Paul  selbst  entscheidet  sich  an  dieser  Stelle  dafür, 
^  J  eine  Mischung  von  B*  und  C*  enthalte;  möglich  ist  aber  auch  die  Prio- 
X  von  C*  (doch  habe  ich  G-ermania  XXIV,  229  f.  B*  zu  rechtfertigen  ge- 
ht) und  die  zufällige  Entstehung  der  Lesart  von  J  durch  selbständige  Än- 
ong.  Diese  Frage  wird  kaum  zu  entscheiden  sein;  wichtig  ist  hier,  daß 
il  die  Übereinstimmung  von  J  und  B*,  nicht  aber  die  von  J  und  C*  Sache 

Zufalls  sein  kann. 
Wir  haben  gesehen,  daß  in  J*  Jedenfalls  weit  mehr  zufällige  Congruenzen 

C*  anzunehmen  sind  als  in  Jd*;  allein  die  letzterwähnte  Stelle  schließt 
.  Zufiill  aus  und  auch  manche  andere  stimmen  so  wörtlich,  daß  er  bei  einer 
großen  Zahl  yon  Stellen  schwer  annehmbar  erscheint.  Es  erhebt  sich  nun 
»  die  Schwierigkeit:  kann  eine  Benutzung  yon  C*  in  Jd*  und  eine  aber- 
ige in  J*  angenommen  werden?  Gegenüber  dieser  Schwierigkeit  steht  aber 

weit  grössere:  sind  J*  und  d*  so  trennbar,  wie  sie  es  sein  mQßen,  wenn 
ifa  Theorie  richtig  sein  soll?  Dagegen  spricht,  wie  Paul  selbst  erinnert,  daß 

7 — 12  und  16 — 17  in  J  und  d  fehlen.  Vor  allem  aber  wird  die  Beant- 
tang  dieser  Frage  abhängen  von  dem  Resultate  der  Untersuchung  der  20 
tastrophen,  welche  sowohl  J*  als  d^  mit  C*  gemein  bat. 

Paul  versucht  zunächst  Bartsch's  Beweis  zu  widerlegen,  daß  der  metri- 
i  Gebrauch  dieser  Strophen  nöthige,  sie  für  das  Eigenthum  von  C*  zu 
«D.  Ich  muß  dagegen  constatiren,  daß  jedenfalls  auch  kein  Hindernis 
»bt,  sie  dafür  zu  halten.  Das  Fehlen  dto  Cäsurreims  kann  bei  einer  ver- 
nismäßig  so  geringen  Anzahl  von  Strophen  wohl  auf  Rechnung  des  Zufalls 
stst  werden;  zumal  da  man  nicht  mit  Paul  sagen  darf,  derselbe  komme  in 

80  nur  in   C*  stehenden  Strophen  19mal    vor.     FCkr    unsere  Betrachtung 


*)  Sie  hat  ihre  Analogie  in  der  nor&ehen  Säge,  wo  Gudrun  dem  Atli  seine 
le  zum  lifihl  vorsetzt;  daß  aber  diese  Yerslon  nicht  QveDe  von  J  gewesen  sein 
if  liegt  auf  der  Hand. 


252  UTTEBATUB:  HEKlf.  PAUL,  ZUR  NIBELUNOENFBAOE. 

dürfen  die  StropheD,    welche   iwei  Cäsarreime  haben,    nnr  einmal  gereehnet 
werden,  nnd  so  kommen  nur  15  heraus;  sind  also  die  20  Strophen  Eigentbam 

▼on  C*,  so  ist  in  ihnen  der  Cäsurreim  --— =  Smal  xa  erwarten;  eis 

100 

Minns  von  8  aber  gibt  noch  keinen  Beweis  ab.  Und  zudem  stehen  die  SO 
Strophen  sonst  in  metrischer  Beziehung  den  80  Ton  C*  wenigstens  sehr  nabe. 
Dagegen  scheint  mir  der  Ton  Zamcke  för  die  Entlehnung  aus  C*  sage- 
fdhrte  Grund,  daß  die  Strophen  in  Jd*  zum  Theil  an  anderer  Stellen  stehen  ab 
in  C*,  von  Paul  nicht  Tollig  gewürdigt  zu  sein,  obwohl  er  ihn  i^vielleieht  du 
stärkste  Argument  für  die  Annahme  der  Mischung"  nennt  Er  meint:  die  Es- 
stenz  einer  Handschrift  anzunehmen,  wo  ein  Nachtrag  bis  za  8  Strophn  la 
Rande  möglich  gewesen  wäre,  sei  „nicht  unbedenklich*.  Nun,  die  drei  Strophes, 
1523  a — c*),  stehen  am  Ende  einer  Aventüre,  wo  leicht  mehr  Plats  fSr  sdlehi 
Zusätze  sein  konnte;  ebenso  939  a;  und  für  eine  Strophe  wird  doch  woU  k 
jeder  einigermaßen  splendid  geschriebenen  Handschrift  Baum  gewesen  seia 
Paul  führt  weiter  an,  daß  diese  verschieden  eingefügten  Strophen  stets  an  badet 
Orten  passen.  Das  aber  kann  nicht  gegen  Zamcke's  Yermuthung  spreehm; 
der  Schreiber,  der  die  Strophen  vom  Rand  in  den  Context  setste.  kann  skl 
auch  besonnen  haben,  wohin  sie  passen ;  und  abgesehen  davon  lassen  sich  ba 
der  Abgeschlossenheit  der  Diction  in  den  einzelnen  Strophen  solelie  Vflr 
Setzungen  häufig  bewerkstelligen,  ohne  daß  der  Sinn  und  Zosammenbaag  dl^ 
unter  leidet;  wie  schon  die  wenigen  sonst  zwischen  einzelnen  Handsehrifta 
vorkommenden  Differenzen  dieser  Art  beweisen.  Es  fragt  sich  aber,  ob  dn 
Thatsache  richtig  ist.  939  a  (=  943  a,  nicht  =  984  a»  wie  Pavl  sehrnbl) 
passt  da  beßer,  wo  sie  in  C*  steht,  am  Schluß  der  Aventüre  (die  AveotSna- 
eintheilung  aber  war  schon  vor  B*  und  C*  da);  abgesehen  davon,  daß  C* 
Plusstrophen  am  Ende  einer  Aventüre  einzuschieben  liebt  —  was  ieh  jetst  aoii 
nicht  vorbringen  kann,  da  ich  die  Autorschaft  von  C*  noeh  nicht  erwieMB 
habe  —  passen  solche  geographische  Notizen  am  besten  am  Schloß  eines  Ab- 
schnitU.  —  1511  a  (nicht  1571  a,  was  Bartsch's  Zählung  ist)  passt  so  ote 
so;  daß  das  Pronomen  er  1514,  1  nach  Jd*  unmittelbare  Beriehnng  aaf  du 
vorhergehende  TVoneffcere  hat,  könnte  für  Jd*  sprechen,  wäre  aber  ein  sebr 
unbedeutendes  Moment  Die  Strophe  selbst  gibt  keinen  Ausschlag.  ZeQe  9  hii 
4  passen  beßer  nach  1512,  1.  2;  dagegen  passt  Zeile  S  naeh  der  Lernt 
von  Hd  (ßLnf  hundert  unde  mire  es  wol  ze  mdU  truoe)  besser  vor  1513,  1; 
wogegen  die  Lesart  von  C*  indifferent  ist.  Eine  Entscheidung  ist  also  w(M 
möglich.  —  1528  a — c  (nicht  1584  a — c,  was  wiederum  Bartseh*s  SUUsbc 
ist)  ist  überhaupt  eine  ungeschickte  Interpolation,  zumal  neben  der  IbnMl- 
haften,  auf  den  Schluß  des  Abschnitts  deutenden  Str.  1524;  diese  Interpo- 
lation passt  vor  oder  nach  1524  gleich  gut  oder  schlecht.  Doeh  ist  hier  du 
Verhältnis  nicht  so  ganz  einfach:  1525  fehlt  in  C*,  steht  in  Jd^,  dagegen hst 
C*  die  zwei  in  Jd'*  fehlenden  Str.  1528  d  e.  Ich  glaube,  die  ganze  IbIv* 
polation  hatte  zum  Zweck  die  Anbringung  des  Fluches  in  1528  d;  es  leUt 
also  in  Jd*  etwas  Wesentliches.    Spricht   dieser  Umstand  dafür,    daß  die  ä» 


*)  Nicht  ,,1624  a-c«*,  wie  Bartsch,  Unters.  815,  und  Paul  sehretbon;  siUt 
überhaupt  nach  Lachmann,  so  muß  man  doch  auch  diese  Plusstropken  so 
wie  er. 


LTTTERATUR:  HERlf.  PAUL,  ZUR  NIBELUNGENFRAGE.      253 

Strophen  von  Jd*  aus  C*  entlehnt  sind,  so  kann  ich  anch  den  Umstand,  daß 
•ie  in  C*  am  Schloß  der  Aventüre  stehen,  in  Jd*  nicht^  hier  zu  Gunsten  der 
Beihenfolge  in  C*  anfuhren.  —  Vergeßen  hat  Paul  die  Str.  910  a  (Bartsch's 
Unters.  315  ist  sie  angeführt),  welche  in  C*,  nach  905,  weit  beßer  passt  als 
in  Jd*;  denn  Zeile  2/3  besieht  sieh  unmittelbar  und  yortrefflich  auf  905,  3.  4. 
War  also  von  den  vier  Stellen  eine  der  Entlehnung  aus  C*  inhaltlich 
Terdächtig,  so  sahen  wir,  daß  jedenfalls  zwei  andere  in  C*  an  passenderem 
Platse  stehen,  und  das  macht  die  Entlehnung  dieser  vier  aus  C*  sehr  wahr- 
aeheinlich,  ob  man  nun  Zamcke's  Hypothese,  daß  sie  im  Original  von  Jd^  am 
Bande  gestanden  seien,  adoptiren  will  oder  nicht  (sie  bietet  übrigens  schließ- 
lich doch  die  plausibelste  Erklärung).  Was  aber  f&r  diese  yier  Stellen  folgt, 
muß  auch  für  die  andern  folgen. 

Paul  hat  noch  ein  Moment ,  das  doch  gegen  die  Entlehnung  sprechen 
•oll,  beigebracht.  Zwischen  Jd*  und  C*  finden  sich  in  den  20  Strophen  ziemlich 
ebenso  yiele  Abweichungen  wie  sonst  zwischen  D*  und  C*.  Man  muß  aber  in 
Betracht  ziehen,  daß  das,  worin  eine  einzelne  Uandschrift,  zumal  J,  die  sonst 
•o  Tiel  ändert ,  von  C*  abweicht ,  nicht  auf  Rechnung  der  Gruppe  Jd*  zu 
kommen  braucht;  und  alsdann  finde  ich,  von  bloßen  Schreibfehlem  und  ähn- 
lichem abgesehen,  im  Ganzen  nicht  20  Abweichungen  zwischen  Jd*  und  C*: 
wogegen  ich  in  Bartsch 's  Text  (nicht  in  den  Lesarten,  die  wohl  noch  mehr 
ergeben  haben  würden)  in  dreimal  20  beliebig  gewählten  Strophen  deren  29, 
86  und  42  gefunden  habe,  worunter  stets  mehrere  Abweichungen  halber  und 
gmnser  Zeilen,  auch  des  Reimes.  Eine  solche  stärkere  Discrepanz  zwischen  Jd* 
nnd  C*  findet  sich  nur  1511  a  (s.  o.),  wo  die  Entscheidung  für  oder  g^en 
eine  beider  Lesarten  aus  dem  Sinne  der  Strophe  nicht  möglich  ist.  Stand  die 
Strophe  im  Original  von  Jd*  am  Rand,  so  mag  leicht  etwas  unleserlich  ge- 
wesen sein.  Warum  aber  soll  Jd*  sich  an  entlehntem  Gute  nicht  ebensowohl 
eine  Änderung  erlaubt  haben  als  an  solchem,  das  der  Bearbeitung  B*  von 
Hans  aus  angehörte?  Alle  sonstigen  Abweichungen  sind  minutiös  und  Sache 
des  Zufalls  oder  gedankenloser  Willkür;  und  wenn  es  lohnte,  wäre  erst  noch 
die  Untersuchung  anzustellen,  ob  nicht  in  solchen  Kleinigkeiten  Jd*  von  B* 
gerade  so  oft  abweiche. 

Das  Moment ,  das  in  der  verschiedenen  Stellung  der  Plusstrophen  für 
Bartseh*B  Auffassung  Hegt,  scheint  mir,  weil  es  subjectiTO  Anschauungen  aus- 
eehließt,  bei  weitem  wichtiger  zu  sein  als  alles,  was  aus  dem  Inhalt  der 
Strophen  dafür  oder  dagegen  abgeleitet  werden  kann.  Ich  gehe  jedoch  auf 
diese  letzten  Ausführungen  Paul's  ein.  Zu?or  aber  noch  eine  Bemerkung  über 
eine  äußerliche  Erscheinung  an  diesen  Strophen,  welche  ich  oben  kurz  ge- 
streift habe. 

Bs  sind  ihrer,  wenn  man  die  Strophen g r u p p e n  je  einfach  zählt,  14. 
Von  diesen  stehen  nicht  weniger  als  yier  am  Schluß  von  Aventüren,  756  ab. 
858  a.  939  a.  1528  a—c.  Bekanntlich  hat  C*  sehr  oft  am  Ende  einer  Aventüre 
Plnsstrophen  zugesetzt:  außer  den  genannten  vier  Stellen  noch  elfmal,  zu  Ende 
von  Av.  2,  12,  17,  19,  20,  27,  29,  31,  82,  34,  39.  Es  liegt  also  nahe,  an- 
zunehmen, daß  jene  Strophen  aus  demselben  Motive  von  demselben  Beobachter 
eingefügt  seien,  also  von  C*  herstammen;  eine  Betrachtung,  die  dadurch  noch 
verstärkt  wird,  daß  jene  vier  Strophen  denselben  hinlänglich  bekannten  Cha- 
rakter des  erklärenden,  pragmatisirenden  Zusatzes  haben,  wie  die  Plusstrophen 
von  C*,  aumal  jene  elf* 


254  UTTERATUB:  HERM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNGENFRAOE. 

Eine  weitere  Ähnlichkeit  des  Inhalts  zwischen  den  Pliustrophen  ron  Jd' 
und  der  Bearbeitung  C*  hat  Paul  selbst  erwähnt:  1201  a  weist  auf  die  Klage 
hin  (wogegen   1837  a  b  fraglich  ist). 

Für  unentbehrlich  hält  Paul  nur  766  a  b  und  1052  ab.  Seine  Grunde 
für  die  erste  Strophe  sind  ungenügend.  Geht  aus  dem  Wortlaut  ^00  B*  niebt 
schon  genügend  hervor,  wann  der  Zwist  der  Königinnen  stattfand?  Daß  757 
nicht  mit  do  an  die  Zeitbestimmung  in  756,  4  anknüpft  (wie  756  a  tfaot), 
ist  zu  Anfang  einer  neuen  Aventüre  erklärlich  genug.  Übrigens  tragen  die 
beiden  Strophen  ganz  den  Charakter  der  Pinsstrophen  von  C*;  sie  knüpfen  is 
übertriebener  Ängstlichkeit,  der  Leser  müchte  das  Folgende  nicht  ganz  fcr* 
stehen,  an  667  an.  —  1052  a  b  misse  ich  auch  ungeme;  sie  sind  jedeofidb 
sehr  schon ,  zumal  die  zweite  und  achte  Zeile.  Unentbehrlich  sind  sie  sbcr 
nicht.  1052,  6.  7.  paßt  nicht  ganz  zu  1051,  1^  obwohl  die  Leidenschaft  der 
Rede  diesen  Widerspruch  gering  erscheinen  läßt;  und  es  stimmt  besser  s.  B. 
zu  1675,  3,  wenn  Giselher,  als  wenn  Gemot  seine  Schwester  zur  YerBÖhmif 
bringt.  Wären  übrigens  die  Strophen  echt,  so  konnte,  wie.  Paul  erinnert,  ikr 
Ausfall  leicht  graphisch  veranlaßt  sein.  Die  nicht  in  J,  sondern  nur  in  C*dk 
(die  letzte  nur  in  dk)  enthaltenen  Strophen  829  a — c  sind  zwar  wünschenswert^, 
aber  nicht  unentbehrlich;  jedenfalls  macht  das  hier  ganz  sonderbare  Hiod- 
Schriftenverhältnis  eine  Entscheidung  unmöglich. 

Mein  Resultat  ist  also:  die  20  Plusstrophen  sind  nicht  ein  Originalgit 
des  Gedichtes,  das  nur  in  der  engeren  Gruppe  B*  ausgefallen  wäre;  Tielmehr 
sind  sie  ?on  Jd*  aus  C*  entlehnt.  Somit  bilden  Jd*  eine  eigene  Gruppe  fv 
sich,  und  Paul's  Handschriftengenealogie  ist  unmöglich.  Es  bleibt  nur  die 
Bartsch *8,  für  welche  ich  mehrere  Gründe  gefunden  zu"  haben  glaube;  und 
wenn  ihr  die  Schwierigkeit  gegenüber  steht,  die  Verschiedenheit  der  in  Jd*  C* 
und  der  nur  in  J*  C*  gemeinsamen  Lesarten  zu  erklären,  so  finde  ich  in  Psoli 
Ansicht  eine  Unmöglichkeit,  die  weit  bedeutender  ist:  daß  zwei  Schreiber,  be 
ziebungs weise  Bearbeiter,  aus  einer  andern  Bearbeitung  unabhängig  tod  eis- 
ander gerade  die  nämlichen  Strophen  ausgewählt  haben  müßten. 


Paul's  ungemein  fieißige  und  gewissenhafte  Schrift  ist  ein  äoBerst  du* 
kenswertber  Beitrag  zur  Elrklärung  der  Handschriftenfrage;  wenn  dieBasoltste 
meiner  Nachprüfung  seine  wenig  positiven  Ergebnisse  nicht  positiver  gemsdt 
haben,  so  ist  eben  das  Verhältniß  der  beiden  Bearbeitungen  des  N.  L.,  wdcbe 
wir  beide  mit  Bartsch  annehmen,  zu  ihrem  gemeinsamen  Original  ein  sdeboi 
das  an  der  äußersten  Grenze  aller  möglichen  Kritik  steht  und  zu  dessen  Auf- 
hellung wenig  —  viel  ist. 

STUTTGART.  HERMANN  FISCHER. 


mSCGUiEN. 


255 


MI8CELLEN. 


Die  Sbtai  Xsyöfuva  im  Nibelungenliede 

bat  B.  Symons  in  der  Anseige  meines  Nibelungen  -  Wörterbuches  im  Literatar- 
blatt  1882,  Nr.  1  zusammenznstellen  versucht.  Bech  macht  mich  aufmerksam, 
dalS  eine  Anzahl  der  dort  aufgeführten  Worte  nicht  zu  den  nur  im  NL.  vor- 
kommendou  gehören,  angeaten  intrans.  auch  im  Tmdberter  HLiede  127,  26. 
Martina  82,  3.  K.  Stolle  fol.  802\  Vgl.  mir  angstet  Scbönbach,  Mitth.  II, 
806^  27;  Kolm.  Lied.  118,  9.  —  hdmklanc  auch  J.  Tit.  4714,  3.  —  miaat- 
dienm:  Chr.  d«  d.  Städte  XIII,  468,  15.  —  aabmiwiM  vgl.  saberüCter  uftu 
J*  Tit.  3212.  —  AulSer  im  NL.  nnd  im  Biterolf  kommen  noch  vor:  gewahsy 
im  Trudb.  HLied  60,  15.  —  hu^fly  Kehrein,  Samml.  14\  Z.  f.  d.  Philol. 
XIU,  81.  Kirchhoff,  Weist,  von  Erfurt  S.  47  u.  Anm.  Ordensb.  v.  SchÖnhuth 
S.  22.  —  eriteniuwm^  Graff,  Windberger  Ps.  88,  3.  50,  11.  103,  34.  — 
ickiUgetpenge,  v.  d.  Hagen,  Heldenbnch  I,  160  (307).  —  uMordiehy  Zamoke, 
Priester  Johann  S.  149,  10;  150,  15;  J.  Tit.  3619,  2. 

K.  BARTSCH. 


Volkslied  anf  Onitay  AdoUGi  Tod. 


1. 


3. 


Gustav  sich  zu  uns  begab 

mit  wenig  volk  besonder, 

imd  hat  manchen  feind  trieben  ab, 

Dicht  ohne  große  wunder, 

hat  In  einem  Jahr, 

ist  gewißlich  wahr, 

dnreb  hülf  von  Gott  bekommen, 

Hundert  und  neun 

ond  achtsig  Stadt, 

in  Teutschland  eingenommen. 

2. 

Wann    seine  feind  Er  thät  greifen  an 

wie  die  Zeitong  bekennet, 

stellt  Er  sich  allzeit  vornen  dran, 

wollt  kein  König  seyn  genennet: 

wie  dann  mit  Klag, 

den  sechsten  tag 

Novembris  thnt  man  schreiben, 

derselbe  wie 

eb  feste  maner, 

vor  seinem  Feind  thät  bleiben. 


Bei  Lüzen,  in  der  großen  Schlacht, 

voran  Er  selbst  thät  streiten, 

für  gottes-wort,  bei  tag  und  nachti 

der  Feind  auf  allen  Seiten 

wehrt  sich  auch  hart, 

kein  Fleiß  nicht  spart, 

die  Kugeln  hört  man  brummen, 

der  König  werth 

ist  aufs  dritt*  Pferd 

in  dieser  Schlacht  gekommen. 

4. 

Er  war  gar  sehr  mit  Blut  besprengt, 

dennoch  ganz  unverdroßen, 

mit  seinem  Volk  auf  den  Feind  zudringt, 

in  dem  wurd  Er  geschoßen, 

durch  einen  arm, 

das  gott  erbarm! 

doch  wollt  Er  nicht  nach  laßen, 

stritt'  weiter  fort, 

f&r  gottes  wort, 

einen  Helden-Muth  thät  faßen. 


256 


lOSCELLEN. 


6. 

Drauf  hat  er  sich  lom  feind  g^w endt| 

der  sich  wollt  wiedersexen, 

Er  ihn  ganz  von  einander  trennt, 

und  thät  ihm  eins  verseien; 

bat  aber  bald, 

vom  hinterhalt, 

meuchlerisch  zween  Schuß  bekommen, 

sank  von  dem  Pferd, 

nieder  zur  Erd, 

redt  doch  noch  diese  Summen: 

6. 

O  Jesu,  Jesu!  Gottes-Sohn, 

was  du  mir  hast  befohlen, 

das  hab  ich  ausgerichtet  nun, 

drum  komm  und  thn  mich  hohlen, 

es  ist  vollbracht, 

die  große  Schlacht, 

der  feind  der  ist  bezwungen, 

jezund  muß  seyn 

der  letste  Streit, 

und  mit  dem  Tod  gerungen. 


7. 

Das  lezte  wort  thät  dieses  sejn, 

das  trostlich  Er  th&t  sagen: 

Jest  sehe  ich  die  Engellein, 

die  mich  in  Himmel  tragen; 

O  Jesu  mein! 

den  diener  dein, 

laß  fahren  hin  mit  fireoden: 

also  der  Held, 

aus  dieser  weit, 

thät  in  den  Himmel  teheidea. 

Nun  du  verfolgte  ChristoilMit, 

Um  diesen  Held  betranren; 

und  die  ihr  evaogeliach  teyd, 

bleibt  standhaft  wie  die  Mauren. 

So  wird  euch  Gott, 

weiter  aus  Noth, 

helfen  und  cur  mh  bfingea, 

wofür  wir  ihm, 

mit  heller  stimm, 

stets  Lob  und  Dank  wollen  singen. 


Dieses  Lied,  das  wohl  noch  der  Zeit  des  dreißigjährigen  Krieges  is- 
gehören  durfte  und  das  meines  Wissens  noch  nirgends  abgedruckt  ist,  iud 
ich  als  Eintrag  auf  der  Ruckseite  eines  su  Seite  27  des  Anhangs  cum  anden 
Theile  des  Liventarium  Sneciae  von  Joh.  Ludwig  Gottfried  (Frankfurt  am  Mtyi, 
bey  Wolffgang  Hofmann  1633)  gehörigen  Kupfers  von  der  Hand  des  Bene&l 
Furckel,  der  das  Buch  1764  erwarb,  mit  der  Überschrift:  Über  den  tod  dei 
Helden  aus  Mitternacht,  wurde  damabls  folgendes  Lied  gemacht.  Das  Bick 
befindet  sich  noch  jetzt  im  Besitze  eines  Nachkommen  Fnrckels,  des  Hem 
Kajsser  zu  Frankfurt  a.  M. 

FRANKFURT  a.  M.  P,  PFAFF. 


Penonalnotiien. 

Die  Privatdocenten    an   der  Universität  Heidelberg,    Dr.  O.  Behagbel 
und  Dr.  Fr.  Neumann  sind  zu  außerordentlichen  Professoren  ernannt  woida* 

Am  4.  Januar  1882  f  in  Gorbersdorf  (Schlesien)  Dr.  Friedrieh  Apfel- 
8 1  e  d  t  in  noch  nicht  vollendetem  23,  Lebensjahre. 


V 


.-»^ 


ZUR  NEUISLÄNDISCHEN  GRAMMATIK. 


Id  den  letzten  Jabrzebnten  bat  das  Studium  der  altisländischen*) 
'ache  und  Literatur  in  Deutschland  große  Fortsobritte  gemacht. 
Lbrend  früher  nur  einzelne  tttchtige  Forscher  sich  demselben  wid- 
men, gibt  es  deren  jetzt  gar  manche,  und  von  allen  Seiten  wird 
16  Bedeutung  fbr  den  Sprachforscher  und  Germanisten  anerkannt. 
*  das  richtige  Verständniß  der  altislttndiöchen  Sprache  und  Schrift- 
kmäler  ist  aber  die  neuislttndische  Volkssprache  von  der  größten 
lentung.  In  der  That  ruht  die  jetzige  altislttndische  Lexikographie 
iptsächlicb  auf  den  Arbeiten  eingeborener  Isländer^  die  für  die 
itige  Erklärung  der  alten  Sprache  eine  unmittelbare  lebendige  An- 
anung  der  Volkssprache  mitbrachten.  Die  Mundarten  Norwegens^ 
iwedens  und  Dänemarks  sind  von  hervorragenden  Gelehrten  er- 
lebt und  in  einer  zugänglichen  Form  aufgezeichnet  worden,  wäh- 
d  der  ilberaus  reiche  neuisländische  Wortschatz  noch  auf  seinen 
dkographen  harrt.  Diese  scheinbare  Vernachläßigung  der  neuen 
ache  hat  in  der  Entwickelung  unserer  Wißenschaft  einen  natflr- 
en  Grund.  Früher  hatte  man  für  den  Unterschied  zwischen  dem 
isländischen  und  dem  Neuisländischen  keinen  scharfen  Blick;  die 
Sprache  wurde  mit  der  gegenwärtigen  Volkssprache  beinahe  iden- 
irt.  Erst  in  unserem  Jahrhundert  fing  man  allmählich  an  zwischen 
len  zu  scheiden,  und  es  war  natürlich,  daß  man  dabei  haupt- 
ilich  seine  Augen  auf  die  alte  Sprache  heftete  und  die  neuislän- 
ihen  Wörter  und  Wortformen  aus  Wörterbuch  und  Grammatik  aus- 
cheiden  suchte,  während  nur  wenige  Gelehrte  sich  gleichzeitig  der 
en  Sprache  als  solcher  zuwendeten.  Durch  die  Bestrebungen  meh- 
iT  ausgezeichneter  Forscher  ist  es  jetzt  gelungen,  den  Wörterschatz 
alten  Sprache  ziemlich  vollständig  aufzuzeichnen  und  ihre  Gesetze 
Formen  im  Wesentlichen  festzustellen.  Dagegen  gibt  es  für  das 
dium  der  neuen  Sprache  nur  wenige  und  nicht  zureichende  Hilfs* 
tel.    Und  doch  läßt  die  alte  Sprache  sich  nicht  ohne  Weiteres  von 

*)  Aus  naheliegenden  Gründen  gebrauche  ich  in  dieser  Abhandltmg  „altigläodiBch* 
des    gewöhnlichen    „altnordisch**,   welche   Beseichunng   meines   Erachtens   im 

end  ist. 

fKBMANU.    Neu«  Reih«  XY.  (XJIVJL)  Jfthfg.  VI 


258  BJÖRN  IfAGNUSSON  OLSEN 

der  neuen  losreißen.  Jedes  altisländische  Lauts jstem,  das  den  Eni' 
wickelungsgang  der  Sprache  von  den  ältesten  bis  zu  den  neuesten 
Zeiten  außer  Acht  läßt,  ist  einseitig  und  unvollständig,  ja  sogar  filsdu 
Freilich  kann  man  die  neueren  Sprachformen  nur  ans  den  älteren 
erklären;  die  neuisländische  Volkssprache  wirft  aber  hinwiederum  uf 
die  alten  Formen  ein  helles  Licht  zurück.  Nie  wird  man  z.  B.  ik 
vielbestrittene  und  ftir  die  Geschichte  der  germanischen  Sprache  so 
wichtige  Frage  nach  der  altisländischen  Aussprache  vollständig  iGsen 
können,  ehe  man  einen  das  Allgemeine  sowie  das  Einzelne  iim£aßenden 
Überblick  ilber  die  ganze  Entwickelungsgeschichte  der  isländischen 
Sprache  bis  zur  Gegenwart  erworben  hat.  Die  alte  Aussprache  kann 
nur  mit  Zuhilfenahme  der  neuen  verstanden  und  riehiig  festgestellt 
werden,  und  jede  Theorie,  die  zwischen  beiden  nicht  zu  vermitteh 
weiß,  muß  verworfen  werden.  Folglich  ist  das  Studium  der  neuisUn- 
dischen  Sprache  fUr  die  Sprach wißenschaft  von  einer  nicht  geringen 
Wichtigkeit. 

Es  kann  also  fUr  die  Wißenschaft  nicht  gleichgiltig  sein,  wenn 
sich  auf  diesem  bis  jetzt  nur  wenig  bearbeiteten  Felde  irrthümliehe 
und  fehlerhafte  Ansichten  ohne  Widerspruch  verbreiten.  Solche  können 
nur  dem  sicheren  Fortschritte  derselben  hinderlich  sein  und  zu  nenen 
Fehlschluß en  verleiten.  Gegenwärtige  Abhandlung  bezweckt  in  einem 
neuerdings  erschienenen  Werke  mehrere  solche  Irrthümer  und  Fehler 
zu  berichtigen.  Dieses  Buch  führt  den  Titel:  „Grundriß  der  nen- 
isländischen  Grammatik  von  William  H.  Carpenter.  Leipsig 
1881". 

Neben  der  eben  angedeuteten  allgemeinen  habe  ich  auch  eine 
besondere  persönliche  Aufforderung,  gegen  dieses  Werk  Einspruch  m 
erheben.  Man  wird  meinen  Namen  im  Vorworte  erwähnt  finden,  und 
ilberhaupt  stehe  ich  zur  Abfaßung  des  Buches  in  einer  solchen  Bexie- 
hung,  daß  es  mir  nothwendig  scheint,  ehe  ich  zu  einer  möglichst  steh- 
liehen  Beurtheilung  des  Buches  übergehe,  einige  persönliche  Bemer 
kungen  vorauszuschicken. 

Im  Herbste  des  Jahres  1879,  als  der  Verf.,  Herr  William  H.  Cv- 
penter,  hier  in  Reykjavik  sich  aufhielt,  wurden  wir  darüber  einig,  daß 
wir  gemeinschaftlich  einen  Grundriß  der  neuisländischen  Flexionslehre 
nebst  kurzen  Regeln  über  die  neuisländische  Aussprache  in  deutscher 
Sprache  schreiben  und  später  unter  unser  beider  Namen  veröffentlichen 
wollten.  Von  der  lebendigen  Volkssprache  ausgehend,  sollte  dieac 
Flexionslehre  sich  nur  in  der  Orthographie  an  die  jetzige  Schriftsprache 
anschließen,   sonst  aber  sollte  diese  nur  beiläufig  und  ausnahmsweifle 


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ZUR  NEUI8L&NDISGHEN  GBA.MIf  ATIK.  259 

berücksichtigt   werden.    Wimmer's    treffliche    altnordische  Grammatik 
wurde  zu  Grunde  gelegt,  und  nachdem  ich  mit  Herrn  Carpenter  dieses 
Werk  durchgegangen  und  darin  die  Abweichungen  der  neuen  Sprache 
notirt    hatte,    blieb    ihm    nachher   wesentlich   nur   die  Redaction    und 
deutsche  Faßung  des  Ganzen.  Als  nun  Herr  Carpenter  (Februar  1880) 
Island  verließ,  war  das  Manuscript  im  Ganzen  fertig,  leider  aber  noch 
nicht   von  mir  revidirt.    Wir  kamen  überein,    daß  er  mir  die  Druck- 
bogen zuschicken  sollte,  und  ich  hoffte,  daß  eine  solche  Revision  hin- 
reichend sein  würde.  Im  Verlaufe  dos  Sommers  empfing  ich  von  Herrn 
Carpenter  einen  Brief,  in  welchem  er  mir  anzeigte,   daß  er  in  Folge 
mehrerer  an  unserer  Arbeit  vorgenommenen  Änderungen  und  Vermeh- 
rungen die  Verfaßerschaft  für  sich  allein  in  Anspruch  zu  nehmen  denke. 
Ich  erwiderte,    daß    ich  ihm,    unter   der  Voraussetzung,    daß   unsere 
gemeinschaftliche  Arbeit  im  Wesentlichen  verändert  und  erweitert  sei, 
nicht  nur  die  Autorschaft  gönne,  sondern  auch  nicht  einmal  zulassen 
könne,    meinen  Namen  auf  dem  Titelblatte  mitanzuführen,    wenn  ich 
nicht  vor  dem  Drucke  eine  Gelegenheit  zu  einer  Revision  des  Werkes 
bekomme,    daß   ich   aber  wünsche,    daß  er  in  der  Vorrede  erwähnen 
möge,  welchen  Antheil  ich  an  dem  Buche  gehabt  habe,  und  namentlich, 
daß   die  Behandlung   der  Verba  —  wie  er  in  seinem  Briefe   zuge- 
standen   hatte  —  wesentlich   von    mir   herrühre.    Später    hat  Herr 
Carpenter,  ohne  mir  die  gewünschte  Gelegenheit  zu  einer  Revision  zu 
geben  und  auch  ohne  meine  Bedingungen  im  Übrigen  zu  erfüllen,  die 
Arbeit,  an  der  ich  einen  so  wesentlichen  Antheil  gehabt  hatte,  unter 
deinem  Namen  herausgegeben.    Beim  Empfange    des  Buches    sah    ich 
Sl^ich,    daß    die  Grundzüge   der  ganzen  Flexionslehre   von   mir   her- 
I^Qlirten ;  doch  hat  der  Verf.  die  ihm  von  mir  gemachten  Mittheilungen 
^^  sehr    vielen  Fällen   mißverstanden    oder   gar   nicht  verstanden,    in 
^^deren    wohl   auch    absichtlich    verändert    und    entstellt   oder   durch 
^tigeschickte  Zusätze  interpolirt;   doch  sind  in  diesem  Abschnitte  des 
■^uches,    wie  sich   später  ergeben  wird,    die  meisten  Fehler  der  Art, 
^«ß  es  leicht  gewesen  wäre,  sie  durch  einen  Federstrich  zu  entfernen. 
-Hätte   der  Verf.    mir  Gelegenheit   zur  Revision   des  Werkes   geboten, 
^Orde  ich  mich   fllr  diese  Fehler  als  mitverantwortlich  ftlhlen;    da  er 
^8  aber  unterlassen  hat,  so  hat  er  auch  allein  die  Verantwortung  über- 
kommen.  Auch  die  kurzen  Regeln  über  die  Aussprache  sind  in  einer 
fthnlicben  Weise  entstellt.  An  allen  übrigen  Theilen  des  Buches  habe 
ich  dagegen   keinen  unmittelbaren  Antheil  gehabt;    diese  sind  spätere 
firweiterungeo,   die  unserem  ursprünglichen  Plane  fremd  waren.    Der 


260  BJÖRN  MAGNUSSON  OLSEN 

wißenschaftliche  Werth   dieser  Absebnitte    wird    auB    dem  Folgenden 
erhellen. 

Das  Buch  ist  durch  ein  Vorwort  eingeleiteti  in  welchem,  der  Verf. 
sich  ganz  im  Allgemeinen  über  die  Geschichte  der  Sprache  aosspridit; 
doch  sind  es  mehr  einzelne  aus  ihrem  Znsammenhange  losgeriCene 
Literatumotizen  als  sprachgeschichtliche  Erörterungen,  die  der  Ver£ 
in  dieser  Vorrede  gibt,  und  hauptsächlich  dem  „loelandic  Reader' 
von  Gudbrandur  Vigfiisson  und  dem  Aufsatze  von  MObios  „Über  die 
altnordische  Sprache"  entlehnt ,  bieten  sie  nichts  neues.  Nach  Ond- 
brandur  Vigfiisson  hat  der  Verf.  den  Gang  der  neuislSndischen  lite- 
ratur  nach  der  fieformation  in  aller  Kttrze  geschildert,  bricht  aber  im 
Anfange  dieses  Jahrhunderts  plötzlich  ab,  und  wir  bekommen  somit 
über  dasjenige,  was  dem  Zwecke  des  Werkes  am  nächsten  liegt,  nämlidi 
über  die  Literatur  der  Gegenwart,  keine  Aufklärung. 

Nach    dem  Vorworte  (S.  XIII)  bezweckt    die  Grammatik  „nidit 
eine  historische  Darstellung  der  Entwickelung  der  verschiedenen  neu- 
isländischen  Formen  aus  den  alten  zu  geben'',  auch  gibt  sie  nicht  die 
Sprache  7,^^®  ^^^  ^^  ^^^^  ^^^  ^^^  theoretisch  sein  sollte^",  aonden 
„wie  sie  heutzutage  auf  Island  gesprochen  und  geschrieben  wi^d^ 
mit  anderen  Worten:    neben   der  Volkssprache  soll  auch  die  Schiift- 
spräche  in  der  Grammatik   berücksichtigt  werden.    Diese   principieDe 
Erweiterung  unseres  ursprünglichen  Planes,  der  nur  die  Volkssprache 
umfaßte,    ist  meines  Erachtens   sehr  mißlich,    da  die  heutig^  Schrift- 
sprache je    nach    der    veracbiedenen    Individualität    der  Schriftsteller 
zwischen  Altem    und  Neuem   im   höchsten  Grade    schwankt.    Es  gibt 
kaum  eine  einzige  alte  Form,  die  man  nicht  aus  der  modernen  Schrift- 
sprache zu  belegen  im  Stande   wäre.    Namentlich  wird   daa  alte  Ein- 
läutende r  in  der  Schriftsprache  vielleicht  ebenso  häufig  als  das  nea- 
isländische  -ur  gebraucht,    und   von  unwißenden  Leuten  sogar  oft  in 
Fällen,    wo  die   alte  Sprache   -ur  hat,    wie  im  Plur.   der   schwachen 
Feminina;    anch  werden  z.  B.  die  masculinen  Stämme  auf  -ja  in  der 
Schrift  gewöhnlich  wie  in  der  alten  Sprache  declinirt;    femer  ist  vjer 
als  Pluralis  —  und   zuweilen  auch  als  Dualis  —  gebräuchlich  anstatt 
des   modernen   vid,   und  er  ist   als  Fron,   relat.   und  Conjunction  dtf 
Schriftsprache  geläufig  statt  des  sem  und  pegar  der  Umgangssprache; 
von    einigen  Schriftstellern    werden   noch    die   alten  Conjnnctivformen 
des  Prät.  Plur.  (auf  -im,  -id,  -t)  und  des  Präs.   1.  Pers.  Plur.  (auf  -tn) 
gebraucht,  und  wo  ein  starkes  Verbum  im  Präteritum  in  die  schvrache 
Conjugation  übergegangen  ist,  sind  in  der  Literatur  die  alten  Formen 
insgemein  ebenso  häufig  als  die  neuen.  Diese  archaisirende  Bewegung 


ZUR  NEUISLÄNDISCHEN  GRAMMATIK.  361 

acht  es  nach  meiner  Ansicht  beinahe  unmöglich,  2u  gleicher  Zeit 
neGramroatik  der  neuen  Volkssprache  und  der  neuen  Schrift- 
brache  zu  schreiben.  Man  müßte  dann  in  den  meisten  Fällen,  wo 
as  neuisländische  Idiom  vom  altisländischen  abweicht,  hinzufügen, 
aß  die  alte  Form  sich  noch  in  der  Schriftsprache  finde,  welches  Ver- 
khren  zur  größten  Verwirrung  Anlaß  geben  würde.  Eine  wirkliche 
Buisländische  Grammatik  kann  in  der  That  nur  geschrieben  werden, 
enn  man,  von  der  heutigen  Volkssprache  ausgehend,  streng  zwischen 
Item  und  Neuem  scheidet  Wirklich  ist  es  auch  die  Volkssprache, 
ie  sie  auf  Island  im  Munde  des  Volkes  lebt,  und  nicht  unsere  nationale 
nristisch- archaistische  Sprachbewegung,  die  die  Sprach wißenschaft 
iteressirt  Kein  Wunder  also,  daß  es  dem  Verf.  nicht  gelungen  ist, 
ie  einander  widerstrebenden  Formen  der  Schriftsprache  und  der 
olkssprache  zu  einem  einheitlichen  Ganzen  zu  verschmelzen!  Mei- 
:eii8  ist  glücklicherweise  nur  die  Volkssprache  berücksichtigt,  und  der 
'^erf.  hat  nur  in  einzelnen  Fällen  bemerkt,  daß  abweichende  Formen 
u  der  Schriftsprache  sich  finden.  Diese  tritt  dadurch  in  den  Hinter* 
^rund  und  der  Verf.  erreicht  nur  unvollständig  seinen  Zweck,  zugleich 
ein  Bild  der  Schriftsprache  zu  geben.  Namentlich  gilt  dies  von  der 
Flexionslehre,  da  die  Grundzüge  derselben  nach  unserem  ursprüng- 
lichen Plane  verfaßt  sind.  Hier  wird  man  also  am  wenigsten  die  nach- 
tbeiligen  Folgen  der  Erweiterung  des  ursprünglichen  Planes  empfinden. 
Daß  solche  aber  nicht  ausgeblieben  sind,  werde  ich  durch  einige  Bei- 
spiele erläutern. 

Wenn  man,  wie  in  der  neuisländischen  Schriftsprache,  eine  alt- 
herkömmliche auf  einem  theilweise  verschollenen  Lautsjsteme  be- 
*ahende  Orthographie  vor  Augen  hat,  wird  man  geneigt  sein,  die 
teueren  lautlichen  Abweichungen  nur  als  abweichende  „Aussprache^ 
1er  alten  versteinerten  Schriftzeichen  zu  betrachten,  während  sie  doch 
n  der  Regel  als  wirkliche  Lautübergänge  und,  wenn  dieVerände- 
uiig  auf  dem  ganzen  Sprachgebiete  hervortritt,  sogar  als  auf  Laut- 
gesetzen beruhend  aufgefaßt  werden  müssen.  So  ist  es  ein  Laut- 
resetz,  daß  der  im  Altisländischen  ursprünglich  lange  Vocal  e  in  der 
leueren  Sprache  in  je  übergegangen  ist.  Dieser  Laütübergang  tritt 
ichon  im  Altisländischen  hervor  und  ist  in  der  jetzigen  Sprache  ganz 
lurchgedrungen.  Man  erwartet  also  dieses  ftir  die  isländische  Sprach- 
geschichte so  wichtige  Gesetz  unter  anderen  Lautübergängen  als 
solchen  besprochen  zu  finden.  Dies  hat  aber  der  Verf.  nicht  gethan, 
londern  es  nur  als  eine  Aussprache  des  „^^  erwähnt  (§4  2,  2).  Übrigens 
wird  nie  —  wie  der  Verf.  (ebenda  die  Anm.)  anzunehmen  scheint  — 


262  BJÖRN  MA0NUS80N  OLSEN 

zwischen  einem  (neuisländischen)  e  und  einem  (altisländiBchen)  i  ge- 
schieden^ und  es  war  nie  die  Meinung  Rask's,  i  als  ein  spedell  neu* 
isländisches  Schriftzeichen  einzuführen,  vielmehr  sollte  das  i  als  gemein- 
schaftliche Bezeichnung  sowohl  ftar  die  alte  als  fQr  die  neue  Sprache 
dienen;  daher  findet  man  dieses  Zeichen  in  allen  altisländiacben Texten, 
die  mit  der  Raskischen  Orthographie  herausgegeben  sind.  Offenbar  hit 
der  Verf.  seine  Quelle  —  Wimmer,  Fornnordisk  formlära.  Lund  1874, 
§.2,  1.  Anm.'*')  —  mißverstanden.  In  den  Ausgaben  der  altisllndischen 
Sprachdenkmäler  ist  jetzt  das  Raskische  handschriftlich  nicht  bezeugte 
e  durchgehend  von  e  abgelöst  worden,  während  einige  Herausgeber, 
an  das  handschriftliche  ie  und  die  heutige  Aussprache  sich  an- 
schließend, den  Laut  nicht  als  e,  sondern  sl\b  je  wiedergeben.  In  der 
neuen  Schriftsprache  hat  sich  das  d  zum  Theil  erhalten,  zum  Theil  iit 
es  entweder  durch  e  oder  durch  je  ersetzt;  aber  die  meisten  Schrift- 
steller sind  sich  nicht  bewußt ,  daß  der  Laut  frOber  ein  anderer  ge- 
wesen, und  Herr  Carpenter  ist  der  erste,  der  das  i  als  ein  spedeD 
neuisländisches  Schriftzeichen  angewandt  hat.  Meines  Erachtens  wirkt 
aber  eine  solche  Unterscheidung  zwischen  e  und  i  nur  verwirrend, 
und  beide  Bezeichnungen  müssen  in  einer  neuisländischen  Ghrammatik 
dem  je  weichen,  das  auch  vielleicht  ebenso  häufig  als  i  oder  ^  in  der 
heutigen  Schrift  vorkommt,  und  die  jetzige  Aussprache  (ja)  ganz  folge- 
richtig wiedergibt.  Wenigstens  darf  man  verlangen,  daß  der  Verf.  in 
der  Anwendung  seines  e  consequent  sei.  Dies  ist  er  aber  gar  nicht 
So  werden  z.  B.  die  Pronomina  personalia  mit  je  geschrieben  (§.  81), 
welches  mit  einer  Orthographie,  die  sonst  i  gebraucht,  im  entschiedensten 
Widerspruche  steht,  denn  es  ist  durchaus  falsch,  wenn  der  Verf. 
(§.  2,  2)  bemerkt,  daß  diese  Pronomina  besonders  häufig  —  er  ssgt 
sogar  y,gewöhnlich"  —  mit  ^'e  geschrieben  werden.  Auch  bat  der  Verf. 
das  je  nicht  auf  die  Pronomina  personalia  beschränkt.  So  sehreibt  er: 
hjerad  (§.  33  und  im  Register  S.  126) ;  fjelagi  (§.  56  —  sonst  aber  fi 
§.  45) ;  «/«,  sjerd,  sjedur  (§.  94  a  und  98,  3) ;  sje,  sjert^  ä/«,  sfeunty  sjeuti 
yeu  (§.  98,  \)\  jeta,  jet,  jetinn  (§.  98,  3)**);  Ijezt,  Ijetumst,  Ijetusti» 
u.  8.  w.  (§.  115). 

*)  Im  Folgenden  wird  dies  Werk  durch  W.  bezeichnet 
**)  In  Bezug  auf  jeta  wird  (§.  22  Anm.)  bemerkt ,  daß  das  j  «nur  graphiseb'' 
sei;  dies  ist  aber  unrichtig,  denn  das  Wort  wird  stets  mit  anlautendem  j  geiproelicO' 
Gerade  das  Gegentheil  ist  der  Fall,  denn  das  Verbnra  wird  häufig  mit  e  ohne  Äeeeii 
oder  anlautendem  j  geschrieben :  eine  solche  Schreibart  ist  aber  nur  graphiseh.  Obri- 
gens  erscheint  das  Wort  schon  in  der  alten  Sprache  mit  einer  langen  Wnneinlbe  i* 
Präs.,  obgleich  es  gewöhnlich  als  kurz  betrachtet  wird.  Das  PrSteritam  Sing,  wird  tod 


ZUR  NEÜISLiNDISCHEN  GRAMMATIK.  263 

Ein  anderes  neuisländisohes  Lautgesetz  ist,  daü  altisländ.  y  und  y 
esp.  in  t  und  t  übergegangen  sind.  Dieser  Übergang  ist  ziemlich  jung, 
m  neuen  Testament  des  Oddur  Gottskdiksson  (1540  gedruckt)  werden 
liese  Vocale  noch  nie  verwechselt,  und  in  der  Gudbrandsbiflia  (1584 
erausgegeben)  scheint  dasselbe  der  Fall  zu  sein,  wie  mein  verehrter 
'"reund,  Dr.  J6n  I^orkelsson  mir  mitgetheilt  hat*).  Erst  am  Anfange 
[es  17.  Jahrhunderts  beginnen  die  beiden  y  zu  schwanken;  um  die 
litte  des  vorigen  Jahrhunderts  wurde  y  und  t  noch  in  einigen  Gegenden 
;e8ondert  gehalten;  jetzt  aber  ist  die  Bewegung  auf  dem  ganzen  Sprach- 
:ebiete  vollständig  durchgedrungen,  mit  wenigen  Ausnahmen,  die  jedoch 
ur  das  y^  nicht  aber  das  ^  betreffen,  indem  y  in  einigen  Fällen  wie  u 
usgesprochen  wird**).  Ich  benütze  diese  Gelegenheit,  um  die  spora- 
lisch  noch  vorhandenen  Überreste  dieser  Aussprache,  soweit  sie  mir 
gekannt  sind,  vollständig  vorzuführen.  So  wird  das  Adj.  kyr  (ruhig) 
ehr  häufig  wie  kjur  ausgesprochen,  auch  drykkur  stets  wie  drukkur 
D  der  Bedeutung:  saure  Molken  —  in  der  Bedeutung:  Trank  sagt  man 
lagegen  stets  drikkur  —  ferner  wird  gesprochen  stumra,  vom  alten 
tyrma  durch  Metathesis  gebildet,  forusta  statt  des  alten  fof^ysta  {for- 
ista)***)f  lurgwr  statt  des  alten  lyrgr^).  Zuweilen  —  und  im  Norden 
1er  Insel  sogar  gewöhnlich  —  wird  auch  ykkur  (euch)  wie  ukkwr  und 
fkkar  (eu[r]er)  wie  ukkar  gesprochen;  auch  ist  die  Aussprache  üfrumy 
\fr€id,  ufrd  statt  des  alten  yfir  um,  yfir  at,  yfir  d  in  einigen  Gegenden 
läufig.  Sehr  häufig  spricht  man  auch  u  statt  y  (t)  im  ganzen  Präsens 
1er  Verba  spyrja  und  smyrjaj  und  bei  einigen  anderen  Vcrba,  die  wie 
pyrja  und  smyrja  flectiren  (W.  §.  146  B.),  ist  dieselbe  Aussprache  in 


Lllen  als  lang  anerkannt  Dies  IXßt  schon  auf  einen  langen  Vocal  im  Pris.  schließen, 
nd  wirklich  findet  man  in  der  Handscbr.  AM  677,  4*,  die  nach  Qfslason  der  ersten 
Ullfte  des  13.  Jahrhunderts  angehört,  die  Form  „Äti*"  (Präs.  Conj.  8.  Pers.  8g.)  und 
,en  Imperat.  niet*.  („Leifar  fomra  kristinna  frceda  (slenzkra",  heraosgeg.  von  {>orvaldr 
tjamarsoo,  Khöfh  1S78,  8.  129^'  und  149")  und  in  dem  bis  jetzt  nicht  vollst&ndig 
leransgegebenen  „Bestiarius",  der  sich  in  der  Hs.  AM  673 A,  4*  findet,  kommt  die 
'orm  Präs.  Ind.  3.  Pers.  Sg.  ie^  vor  (s.  die  Hs.  8.  16);  diese  Hs.  ist  ans  dem  Anfange 
les  13.  Jahrhunderts  (vgl.  Möbios,  Analecta  Norroena,  8.  XV).  Die  Belegstellen  sind 
dir  von  Dr.  J6n  {>orkelsson  mitgetheilt. 

*)  Vgl.  auch  GuAbrandr  Vigfi&sson,  Icelandio-English  Dictionary.  Oxford  1874. 
Im  folgenden  JED  bezeichnet]  unter  dem  Buchstaben  Y. 

**)  Vgl.  Konr.  Gfslason,  Oldn.  formltere.  Forste  hefte.  Kjöbenhavn  1858  [im 
olgenden  KG  bezeichnet],  §.  23. 

***)  Jedoch  scheint  dieses  Wort  schon  früh  sein  y  in  v  oder  o  verändert  zu 
laben.  Vgl.  JED  unter  dem  W.  und  Grig.  Kb.  udg.  og  overs.  af  Vilbjilmur  Finsen« 
Chavn  1862.  H,  8.  193,'«. 

+)  Vgl.  JED  unter  dem  W. 


264  BJÖRN  MAONUSBON  OLSEN 

verschiedenen  Gegenden  häufig ,   wenn  das  j  der  Worael  nicht  weg- 
geworfen wird,  und  außerdem  besonders  im  Imperat  2.  Pen.  Sg.,  wenn 
das  Pronomen  der  2.  Person  angehängt  wird.  So  spricht  man  im  Westen 
flutja  statt  fly^a,  im  Norden  krufja  statt  kn/fja  (Präs.  Inf.  und  Piii. 
Ind.  3.  Pers.  Plur.);  hrufdu  statt  kryfdu  (Imperat.);  hruäja  (Pris.  Inf. 
und  Ind.  3.  Pers.  Plur.);  hrudjum  (Präs.  Ind.  und  Conj.  und  Imperat 
1.  Pers.  Plur.)y  brudjid  (ebendasselbe  2.  Pers.  Plur.)i  brudiu  (Imperat) 
statt  hrydjay  hrydjum^  hrydjid^  bryddu  etc.  —  studJQj  shtdjum^  9tudjii, 
siuddu  statt  stydJGj  stydjum^  stydjid,   styddu  etc.    Dagegen  sagt  man 
nicht  brud  statt  bryd,  stud  statt  styd  u.  s.  w.  (Präs.  Ind.  1.  Pers.  Sg.) 
oder  brudur  statt  brydur^  studur  statt  stydur  u.  s.  w.  (Präs.  Ind.  2.  und 
3.  Pers.  Sg.).    In  den  Äustfirdir  hört  man  auch  hfussa  statt  des  alten 
kyssa.    Das  Verbum  fussa  und  die  Interjection  fuasum  fei  —  welche 
augenscheinlich   von   der  Interjection  f^  gebildet  sind  —  könnte  man 
vielleicht  als  einen  vereinzelten  Oberrest  des  alten  ^  betrachten;  doch 
ist  in  diesem  Falle  wohl  eher  anzunehmen,  daß  eine  Vocalverktirsoog 
(im  alten  Sinne)  vor  der  Doppelconsonanz   eingetreten,   wodurch   das 
heutige  u  der  Nachklang   eines  y  wird.    Wenn  man   von   diesen   ver 
einzelten  Ausnahmen  absieht,  ist  der  Übergang  y  —  i  und  y  —  t  im 
Neuisländischen  überall  vollendet,  und  auch  der  Diphthong  ey  ist  jetst 
mit  ei  identisch.  Dieses  Lautgesetz  hat  indessen  der  Verf.  nur  als  eine 
Aussprache    des    alten   y  und  y  erwähnt    und    die  Volkssprache  tritt 
damit  in  den  Hintergrund.  Wie  bedenklich  es  ist,  die  heutige  Ortho- 
graphie —  wie  der  Verf.  es  gethan  —  als  das  Normale,  und  die  lebendige 
Volkssprache  als   eine  Abweichung  davon  gelten  zu  lassen,   hat  sich 
am  deutlichsten  in  diesem  Falle  gezeigt.   §.  16,  1  bemerkt  der  Verf: 
^y  und  %  wechseln    noch   in  einigen  Wörtern,    z.  B.  Pykja  und  pUcfttf 
glauben,  Präs.  Pyki  und  piki  (aber  stets  fyrir^  vor;  yfir  über)."  Diese 
Regel   ist  W.  §.  19,  4  cutlehnt,    wo   sie   bezüglich  der  alten  Sprache 
ganz  an  ihrem  Platze  ist.    Im  Neuisländischen   kann   man   aber  nicht 
von   einem  wirklichen  Wechsel  des  y  und  {  sprechen,    da  beide  jetzt 
in  der  Volkssprache  identisch  sind,  und  y  in  den  wenigen  Fällen,  wo 
es  nicht  in  i  übergegangen   ist,    mit  u  zusammenfällt.    In  Bezug  auf 
die  Volkssprache   ist   demnach   die  Regel  des  Verf.  durchaus  absurd. 
Wenn   man   ihr  aber  eine  bloÜ  orthggraphische  Bedeutung  unterlegen 
will,  so  ist  es  zwar  richtig,  daß  Leute,  die  in  der  alten  Sprache  nicht 
bewandert   sind,    in  der  Orthographie  mehrfach  y  und  i  verwechseln; 
eine  solche  Verwirrung  kann  aber  auf  dem  ganzen  Gebiete  der  Sprache 
eintreten,  und  ist  nicht  besonders  häufig  {q  pykja,  das  jetzt  stets  mit 
y  geschrieben  wird. 


ZUR  NEUISLÄNDISCHEN  GRAMMATIK  265 

Noch  ein  Beispiel  derselben  Art!  In  §.  17,  5a  Anm.  bemerkt  der 
f.:  „e  und  ö  werden  flberbaupt  in  der  Aussprache  oft  ver- 
ihselt.^  Eine  solche  Verwechselung  findet  aber  nie  statt;  das  islän- 
Jie  Sprachorgan  und  Ohr  ist  fOr  die  Verschiedenheit  dieser  beiden 
i&le  sehr  empfindlich.  Wohl  aber  geht  «  in  ö  und  umgekehrt  d'  in  e 
irfach  über;  dieser  Übergang  wird  durch  gewisse  benachbarte  Laute 
irkt,  und  kann  nur  verstanden  und  erklärt  werden,  wenn  man  diese 
in  Betracht  nimmt.  Die  hieher  gehörigen  Fälle  wird  man  in  folgen- 
Ordnung  am  leichtesten  überblicken*). 

l.  Der  Übergang  e  —  ö  wird  bewirkt:  a)  durch  ti-Umlaut 
)r  Analogie  oder  beides),  b)  von  einem  vorhergehenden  v,  dem  ein 
sonant  vorausgeht,  durch  eine  gewisse  progressive  Assimilation. 

a)  In  §.  2,  2  Anm.  bemerkt  der  Verf.:  „In  den  Wörtern  mit  a 
ler  Stammsilbe  (also  ö  im  Nominativ)  lautet  e  oft  wie  ö,  so  z.  B. 
[om.  plur.  hendur^  tennur  von  hönd,  Hand,  tonn,  Zahn."  Diese  Regel 
idet  doch  eine  bedeutende  Beschränkung,  denn  1.  sind  wohl  nur 
Substantiva  gemeint;  2.  von  diesen  gilt  die  Regel  nur  für  die  so- 
siunten  „consonantischen^  Stämme  (nicht  z.  B.  vöttur,  jörd  etc.); 
on  den  „consonan tischen^  Stämmen  kann  die  Regel  nur  für  die 
linina  gelten;  4.  von  den  consonantischen  Femininstämmen  gilt  sie 
für  einige  wenige,  namentlich:  hönd,  tonn,  nögl**),  die  im  Plur. 
*  häufig  mit  ö  gesprochen  werden  {höndwr,  tännur,  nöglur)  —  nicht 
r  9pängt  stöng^  tön^,  merk,  die  im  Plur.  nie  spöngwr  (spaungur), 
pbT  (staungur)  etc.  haben.  Bei  hönd,  tonn,  nögl  sind  die  Formen 
e  {liendur^  tmnur,  neglur)  auch  sehr  häufig  in  der  Volkssprache. 
nbar  haben  wir  in  den  Formen  mit  ö  einen  geregelten  Lautüber- 
g,  indem  das  (eingeschobene)  u  der  Endung  wie  im  Dat.  Plur. 
\dum)  einen  Umlaut  veranlasst  hat,  wozu  auch  die  Analogie  der 
men  ö  im  Singularis  beigetragen  haben  mag.  Durch  Analogie  ist 
tDfalls  der  Dativ  Sg.  hönd^  den  man  neben  hmdi  zuweilen  hört, 
erklären.  Ein  ähnlicher  ti-Umlaut  tritt  zuweilen  auch  hervor  im 
s.  Ind.  2.  n.  3.  Pers.  Sg.  der  starken  Verba,  deren  Wurzel  auf  -v 
;eht  (W.  §.  109  a)  und  die  a  in  der  Wurzelsilbe  haben.  Neben  den 
emeinen  neuisländ.  Formen  mit  e  —  altisländ.  ö  (a)  —  wie  sekkury 
itr,   stekkur   etc.,    sind    auch  in  einigen  Gegenden  Formen    mit  ö 


*)  Ich  sehe  hier  von  dem  nicht  speciell  neuisländ.  Wechsel  zwischen  e  und  ö 
der  von  Konrad  Glslason  (Frumpartar  fslenskrar  tnngu,  Kanpmannahöfn  1846 
29  ig.  und  K.  G.  §.  66)  and  Wimmer  (W.  §.  13)  besprochen  ist. 

**)  nögl  wird  jetzt  stets  als  Femininnm  gebraucht  und  flectirt  wie  mörk  Qmndr. 
lO),  nicht  aber  wie  ond  (Grondr.  §.  40),  wie  der  Verf.  (§.  49  Anm.)  angibt 


266  BJÖRN  MAGNUBSON  OLSEN 

{sökktir^  höggur,  stökkur)  gebräucblicb.  Auch  hier  hat  wohl  das  (fast 
geschobene)  u  der  Endung  einen  Umlaut  bewirkt,  obwohl  die  Analope 
der  übrigen  Formen  im  Präs.  zugleich  thätig  gewesen  smn  mag.  Diese 
Formen  sind  demnach  späteren  Ursprungs  und  aus  den  Formen  mit  e, 
die  wir  später  besprechen  werden,  entwickelt.  Möglich  ist  es  auch, 
in  diesen  Verbalformen  einen  Nachklang  der  alten  Formen  mit  d  (e) 
zu  suchen ;  in  diesem  Falle  hat  doch  jedenfalls  das  u  der  Endong  dai  o 
geschützt. 

Mit  dem  iiicr  besprochenen  Lautübergange  verwandt  ist  auch  der 
Übergang  e  —  Je  —  jö  im  altisländ.  pely  das  jetzt  pjöl  lautet,  und  in 
Zahlwort  altisländ.  setti,  welches  jetzt  in  fjötti  übergegangen  ist  1b 
ersten  Falle  hat  wohl  die  Analogie  der  Feminina,  die  ein  durch  Epen- 
thesis (Brechung)  gebildetes  jö  im  Nom.  Sg.  haben  (wie  jörd,  fjA  €^\ 
den  Übergang  bewirkt;  bei  setti  hat  dagegen  ohne  Zweifel  eine  Ani- 
milation  an  das  nächstfolgende  Zahlwort,  neuisländ.  tföimdi^  statt- 
gefunden. 

b)  Nach  V  mit  vorhergehendem  Consonanten  geht  e  häufig  in 
ö,  u  oder  o  über.  Beispiele  sind  die  Substantiva  Jcväld  (altisländ.  bJi) 
und  kvöm  (altisländ.  kvern),  das  Verbum  tvöfalda  (altisländ.  tvefdk 
aus  tvifal(la)j  das  Pronomen  hvur  (altisländ.  hver)  mit  seinen  CoB- 
posita  und  Derivata,  wie  eifihvitr,  sjerhmir  —  nokkur  hat  schon  fiHk 
denselben  Weg  eingeschlagen  —  hvumig^  hvfirt  u.  s.  w.,  ferner  du 
Adv.  hvurgi  (altisländ.  hvevgi)j  hvu  statt  hve  (altisländ.  At^  und  kman 
(altisländ.  hversu) ;  endlich  das  Verbum  hvolfa  (altisländ.  kvdfa)  und 
hvolpur  (altisläud.  hvelpr).  Aus  diesen  Beispielen  erhellt,  daß  das  enacb 
hv  in  u,  und  in  zwei  Fällen  —  wo  l  labial  oder  labiodental  folgt  — 
in  0  übergegangen  ist.  Sonst  geht  es  in  ö  über.  Indessen  hat  d  aach  den 
Übergang  e  —  w,  o  vermittelt.  Der  Übergang  bricht  ungefl&hr  am  An- 
fange des  17.  Jahrhunderts  durch,  äußert  sich  aber  sporadisch  nodi 
früher*).    Ein   ähnlicher  Übergang  des  t  ist  im  neuisländ.  hvundaiir 

*)  Schon  in  der  Flateyjarb6k,  Christ.  186S,  III,  S.  266'*  findet  rieh  ^bM"^ 
aber  in  einem  späteren  Zusatxe,  den  die  Herausgeber  in  die  zweite  Hälfte  des  15.  Jik^ 
hunderls  setzen.  Der  den  Xominat.  hvöm  voraussetzende  Genit.  kvarmar  kommt  ia 
neuen  Testamente  des  Oddur  Gottskalksson  von  1640  (Luc.  XVII,  2;  Apok.  XVIIL  SD 
und  in  der  Gndbrandshifiia  von  1584  (Me.  IX,  42;  Apok.  XYIIf,  21)  vor.  Dock  findet 
man  bei  Oddur  (Mc.  IX.  4*2;  und  bei  Gudbrandnr  (Luc.  XVII,  2)  noch  den  Gent 
kvemar.  In  der  ^orIÄksl>iflia  von  1G44  wird  man  dagegen  an  allen  diesen  Stellen  des 
Genit.  kvaiiar  tindeii.  Im  Compositum  hvetiihts  ist  dage^n  das  e  nicht  nur  bei  Oddir 
und  Gudbrandur,  sondern  auch  ^orlÄkur  bewahrt  (Mt.  XXIV,  41).  Oddar  und  Gid- 
brandur  sehreiben  noch  durchgehends  kceld  (nkuelld")  und  tc^falda  and  in  der  Cw- 
vinnspostilla  (Rostock    1546^    habe    ich    nur    kveld   gefunden    (vgl.  m.  B.  8.  63t  ff^)' 


ZUR  NEUISLÄNDISCHEN  GRAMMATIK.  267 

JtiBlftnd.  hvimleidr  aus  hveim  leidr)  und  hvumsa  (altisländ.  hvimsa) 
achweisbar.  Der  Übergang  e  —  u  und  e  —  o  ist  vom  Verf.  (§.  2,  2) 
-  aber  nur  als  „Aussprache^  —  erwähnt;  den  Übergang  i  —  u  finde 
:h  dagegen  nicht  besprochen.  Offenbar  hat  das  t;  eine  Assimilation 
les  folgenden  e-  oder  t-Lautes  bewirkt  und  die  Erscheinung  ist  dem- 
lach  dem  Übergänge  vd  —  vö  —  vo  vollständig  analog.  Ein  ganz  ent- 
iprechender  Übergang  findet  sich  auch  in  der  alten  Sprache,  indem 
M  zu  u  (o)  übergeht;  hier  hat  selbstverständlich  auch  vti  den  Über- 
gaug  vermittelt;   das  v  fällt  aber  in  der  alten  Sprache  vor  u  forf"). 

2.  Der  Übergang  ö  —  e  wird  bewirkt:  a)  durch  t-Umlaut; 
b)  durch  Analogie ;  c)  von  einem  vorhergehenden  j,  dem  ein  Consonant 
vorausgeht,  durch  eine  gewisse  progressive  Assimilation. 

a)  Der  speciell  neuisländische  t-Umlaut  ö  —  e  tritt  hervor  im 
Präs.  Ind.  1.,  2.  und  3.  Pers.  Sg.  der  starken  Verba,  deren  Wurzel  auf 
•V  ausgeht  und  die  a  in  der  Wurzelsilbe  haben  *'^).  So  lautet  das  Präs. 
Ind.  von  stokkva  und  sökkva  jetzt  immer  1.  Pers.  stekk,  sekk]  2.  und 
3.  Pers.  insgemein  stekkur^  aekkur^  während  die  früher  besprochenen 
Formen  stökkur^  sökkur  nur  in  einigen  Gegenden  gebräuchlich  sind. 
Offenbar  hat  der  Umlaut  hier  nicht  auf  den  ursprünglichen  Wurzel- 
vocal  a,  sondern  auf  das  daraus  durch  t;- Umlaut  entstandene  ö  gewirkt, 
und  die  Erscheinung  ist  demnach  richtig  als  /-Umlaut  von  ö  zu  e  be- 
seichnet.  Die  Formen  Präs.  Ind.  aekk,  stekk  verhalten  sich  augenscheinlich 


fwUkur  aber  schreibt  ebenao  consequent  kvöld,  UoöfaJIda  (man  vgl.  die  Stellen:  Mt. 
VDI,16.  XXVI,  20.  Mc  I,  32.  XI,  11  u.  19.  Jac.  V,  7.  Cor.  I,  11,  26.  Apok.  XVIII,  6). 
(Mdur  und  GuAbrandar  schreiben  noch  immer  hner.  Auch  die  Corvinuäpo8tilla  hat 
itets  Acer.  hxioT  (nicht  Avur),  findet  man  aber  überall  schon  in  dem  Buche:  „Um  6- 
dandleik  stiarinnar.  H61um  1601"  und  in  späteren  Schriften.  Dies  scheint  dafür  zu 
■prvehen,  daß  das  e  snerst  in  '6  fibergegangen  sei.  Daß  man  aber  früher  auch  hvölfa 
S^Bigt,  wird  aus  folgendem  Beime  des  Jon  f^orlAksson  (f  1819)  wahrscheinlich: 

Tveir  voru'  ad  hvölfa 

elfum  ölva 

i  idra  si; 

ekki  ftflvar  yfir  )>ä; 

spila,  bölva, 

bij6ta  og  mOlva 

byrstir  allt  hvad  sji 

mter  pok&ld, 
<^ön  I>or1iksson,  Lj^dmsele,  Hrappsey  1783,  S.  94.  Lj6dab6k,  Khöfn  1842,  I,  S.  339. 
*)  K.  Q.  §.  118,  14.  Man  vergleiche  auch  den  Übergang  oi,  ve  —  y,  und  ve  —  ö 
(K.  O.  §.  118,  16).    In  allen   diesen  FHIIen  ist  in  der   alten  Sprache  das  v  vor  dem 
«•Uinlichen  Vocal  weggeworfen. 
••>  W.  |.   109  a. 


268  BJÖRN  IfAGNUBSON  OUEM 

zum  Infinit.  sökkDa^  gtökkva  wie  Präs.  Ind.  «ef,  trei^  kern  siun  lofimt 
sofoy  troday  kon  a.  Dies  hat  aber  der  Verf.  flbenehen  und  die  Endn- 
nung  als  vereinzelt  im  §.  17,  6  a  erwähnt.  Derselbe  Umlaut  tritt  bv- 
vor  in  einigen  Neubildungen,  wie  dekkja  aus  altisländ.  deikkva^  Wdäq^ 
in  der  Verbindung  kleklga  d  einhvurfum  (vgl.  JED  u.  d.  W.),  das  woU 
aus  altisländ.  khkkva  entstanden  ist,  femer  in  slengja  aus  altisliDd. 
slongva^  prengja  aus  altisländ.  prerngva  vgl.  W.  §.   143,  C.  1. 

b)  In  den  altisländ.  Substantiven  svöppr  und  mSlr  ist  das  ö  jetit 
überall  in  e  übergegangen ;  dies  hat  offenbar  die  Analogie  der  Formen, 
die  e  enthielten  (Dat.  Sg.  weppi,  meli;  N.  Plur.  sveppir,  meUr  und  spiter 
auch  Acc.  Plur.  sveppij  meli)  bewirkt  Auch  lautet  das  Wort  hönd  im  N. 
und  Acc.  Sg.,  wenn  der  Artikel  angefügt  wird,  nicht  selten  resp.  hmia 
statt  höndin  und  hendina  statt  höndina,  welche  Formen  aus  dem  DatiT 
durch  Analogie  eingedrungen  sind. 

c)  Nach  j  mit  vorhergehendem  Consonanten   geht  d  nicht  sehet 
in  e  über.    Beispiele  sind:   neuisländ.  rnjel  (altisländ.  mjöl)^   neuislind. 
smjer  (altisländ.  smjör\  das  Nomen  proprium  neuisländ.  Vidiker  (=  Fi- 
dikßr  aus  altisländ.  Ft^tX^/orr  entstanden),  femer  die  dialektischen Formeo 
fjegur  und  fjeritiu  statt  der  allgemeinen  neuisländ.  ßägur  undJ^anfHM, 
ket  (=  kjetj  altisländ.  kj&).  Indessen  wird  in  den  Austfirdir  wgdly  IgSL^ 
amjör  gesprochen.    Dagegen  ist  es  zweifelhaft,   ob  das  neuislind.  jen 
hieher  gehört,  denn  in  diesem  Falle  sind  die  Formen  mit  e  ursprflng- 
lieber   als   diejenigen    mit  ö,  und    wahrscheinlich   ist  der  o-Umlaat  io 
diesem  Worte  nie  vollständig  durchgedrungen;    in  der  alten  Sprtcbe 
finden  sich  die  Formen  mit  e  in  den  ältesten  und  besten  Handschriftea 
neben  denjenigen  mit  ö  (vgl.  W.  §.  143,  C.  2);  jetzt  spricht  man  sImt 
nur  in  den  Anstfirdir  ^öra.    Offenbar  ist  dieser  Übergang  des  d  sa  e 
nach  j  dem  früher  besprochenen  Übergänge  e  —  ö  nach  v  ganz  analog, 
nur   veranlasst  hier  der  t-ähnliche  Halbvocal  j  eine  Annäherung  d« 
folgenden  Lautes  an  die  i-Reihe  der  Vocale.    Hieher  gehört  viellei^ 
auch   das  Subst.  stjelj    Vogelschwanz,   welches  in  der  neuen  Spradie 
stets  Neutrum  ist;    in  der  alten  Sprache   findet   sich   aber   nur  j(^f 
Masc.    (ein  w-Stamm),    vgl.  JED    und   Sveinbjörn  Bgilsson,    Lexicon 
pocticum  u.  d.w.;  wahrscheinlich  ist  jedoch  in  diesem  Falle  dieAni- 
logie  des  gleichbedeutenden  vjel  mitwirkend  gewesen. 

Außerdem  sind  mir  drei  Fälle  bekannt,  in  welchen  der  Übergang 
ö  —  e  sich  nicht  nach  den  angeführten  Regeln  erklären  läßt  Die« 
sind :  Der  Eigenname  Gvendur  aus  älterem  jetzt  wenig  gebräuchlichem 
Gvöndur  —  eine  Verkürzung  des  Eigennamens  Crudmundur  —  ferner 
stelpa,  kleines  Mädchen,  welches  aus  staulpa  durch  die  Zwisehenstofe 


ZUR  NBUISLiNDISCHBN  GRAMMATIK.  269 

^tölpa  entwickelt  zu  sein  scheint*),  und  endlich  tetur  (Neutr.),  welches 
)ft  etwa  in  der  Bedeutung  ,,armer  TeufeP,  oder  am  häufigsten  in  der 
Verb,  ^tetrid  mitt*^  (deutsch  ,,mein  Liebchen^),  als  Diminutiv-  oder 
Kosewort  gebraucht  wird;  sonst  wird  das  Wort  auch  sehr  häufig  im 
Plaral  in  eigentlicher  und  alter  Bedeutung  gebraucht,  und  lautet 
iann  stets  tötrar  (Masc);  zuweilen  —  aber  selten  —  wird  das  Neutrum 
uich  mit  ö  {Wtur)  ausgesprochen.  Es  kann  wohl  kaum  ein  Zufall  sein^ 
isfl  alle  diese  Wörter,  die  sich  nicht  den  gegebenen  Regeln  fügen, 
FOD  Liebkosenden  in  zärtlicher  Rede  gebraucht  werden,  und  dadurch 
muß  man  wohl  hier  den  Übergang  erklären. 

In  der  Geschichte  der  isländischen  Sprache  gibt  es  wohl  kaum 
ein  Ereignis,  das  für  die  Entwickelung  der  Sprache  verhängnißvoUer 
gewesen  ist,  als  die  Verrückung  der  alten  Qesetze  der  Quantität. 
Das  Gesetz  der  neuisläudischen  Quantität  ist  von  Wimmer  (W.  §.  6) 
im  Ganzen  richtig  festgestellt,  und  der  Verf.  hat  die  Regel  Wimmers 
aofgenommen  (§.  4).  Nach  diesem  Gesetze  kann  jeder  Vocal  sowohl 
kurz  als  lang  sein,  und  zwar  sind  die  Vocale  vor  Doppelconsonanten 
und  Consonantenverbindungen  in  der  Regel  kurz,  in  andern  Fällen 
lang.  Es  gibt  demnach  sowohl  ein  ä  als  ein  ä,  sowohl  ein  d  als  ein  ä^ 
Q.  8.  w.  Um  Mißverständnissen  vorzubeugen,  hat  deshalb  Wimmer  — 
selbst  in  seiner  Grammatik  der  alten  Sprache  —  es  für  nöthig  ge- 
Ulten  zu  bemerken,  daß  er  die  Bezeichnung  „lang"  im  alten  Sinne 
gebrauche.  Der  Verf.  gebraucht  aber  in  einer  neuisländ.  Grammatik 
iilme  Weiteres  die  Bezeichnungen  „lang"  und  „kurz"  von  den  Vocalen 
Sanz  in  der  altherkömmlichen  Weise,  als  ob  die  Quantität  sich  nicht 
Verändert  hätte,  ohne  sie  etwa  durch  die  Zusetzung  eines  „firtther" 
^der  „ursprünglich"  genauer  zu  präcisiren.  So  spricht  er  auch  von 
Vocalverkürzung"  und  „Vocal Verlängerung"  ganz  im  alten  Sinne**). 
^enbar  hat  auch  hier  die  jetzige  altherkömmliche  Orthographie  den 
^erf.  irregeführt,  denn  die  alte  Bezeichnung  der  Länge  wird  noch  in 
er  Schrift  beibehalten,  obwohl  man  damit  nicht  mehr  die  Quantität, 
Dndern  nur  die  Qualität  der  Vocale  bezeichnet. 


^)  In  der  alten  Sprache  kenne  ich  nnr  zwei  Stellen,  beide  aas  der  Sturlunga 
iga,  wo  das  Wort  vorkommt.  Vgl.  JED  nnd  Fritzner,  „Ordbog  over  det  gamle  norske 
»rog  n.  d.  W.  mtyttaulpa;  StnrL  8.  ed.  by  Gndbrand  Vigfdsson,  Oxford  1878,  I,  B, 
146  '*  nnd  282  '*.  Gndbr.  Vigfi&Bsou  schreibt  an  beiden  Stellen  Haulpa,  welches  wohl 
ich  die  Anssprache  MÜSlpa  wiedergeben  könnte.  Indessen  hat  die  älteste  Handschr. 
vr  Storl.  8.  Heipa,  nnd  es  ist  demnach  nicht  g^anz  sicher,  welche  von  den  beiden 
urmen  die  Sltere  ist. 

**)  Vgl  §.  13,  §.  14;   §.  16b  Anm.;  §.  20A,  b;  §.  2Sd  Anm.;  §.  81;  §.  38b, 
106,  §.  107,  (,  108  n.  ■.  w. 


270  BJÖRN  IfAGNUSSON  OLSEN 

Diese  Beispiele ,    die  sich   noch  beträchtlich   vermehren  Uuen,  |^ 
genügen,   um  zu  zeigen,    wie    bedenklich  es  ist,    die  jetzige  Schrift- 
sprache einer  neuisländiscben  Grammatik  zu  Grande  zu  legen. 

Die  Lautlehre. 

Auch  in  einer  anderen  Hinsicht  hat  der  Verf.  unseren  msprtiig- 
iichen  Plan  geändert;  er  hat  eine  Lautlehre  hinsugeftigt.  Ich  war  mir 
selbst  bewusst,  daß  es  mir,  um  eine  nur  ziemlich  yoÜBtändige  nei- 
isländische  Lautlehre  zu  schreiben,  noch  an  den  nOthig^n  Vorarbeitai 
fehlte,  und  da  ich  mich  nicht  der  Aufgabe  gewachsen  flihlte,  wollte 
ich  dieselbe  nicht  unternehmen.  Der  Verf.  hat  keine  solchen  Bedenkoi 
gehegt;  obwohl  er  bei  seiner  Ankunft  in  Island  kaum  die  erstea 
Anfangsgründe  der  isländischen  Sprache  kannte,  hat  er  nach  eiiuM 
sechsmonatlichen  Aufenthalte  auf  unserer  Insel  geglaubt,  yon  im 
Erscheinungen  der  Sprache  genug  y^beobachtef  zu  haben,  um  eine 
vollständige  Lautlehre  zu  verfaßen.  Mit  zugebundenen  Augen  hat  er 
sich  an  die  Aufgabe  gemacht,  und  —  fUlt  selbstverständlich  in  dem 
Brunnen.  Wichtige  Gesetze  sind  in  seiner  Lautlehre  entweder  über- 
gangen ,  oder  doch  —  wie  schon  hervorgehoben  —  nur  beiläufig  als 
„Aussprache^  erwähnt.  Von  Neuem  bietet  sie  wenig  und  von  Fehkra 
sehr  viele.  In  der  Regel  hat  der  Verf.  Gislason  und  Wimmer  geraden 
abgeschrieben,  in  vielen  Fällen  hat  er  sie  aber  mißverstanden  oder 
auch  ohne  Weiteres  die  Gesetze  der  alten  Sprache  fälschlich  aof  die 
neue  übertragen.  Die  im  Vorhergehenden  besprochenen  Fehler  vrf 
Ungenauigkeiten  gehen  sämmtlich  die  Lautlehre  an.  Im  Folgendes 
werde  ich  die  nicht  eben  erfreuliche  Arbeit  unternehmen,  an  dersdbeD 
Correctur  zu  lesen. 

Was  zunächst  den  Abschnitt:  „Die  Buchstaben  und  ihre  Äu- 
sprache^  betrifft,  so  ist  er  hauptsächlich  Wimroer  entnommen*).  Die 
Definition  der  Aussprache  des  U  und  des  nn  nach  Diphthongen  oder 
nach  aecentuirten  Vocalen  und  des  r/s-Lautes,  wodurch  diese  Ltnte, 
wie  ich  hoffe,  genauer  als  zuvor  bestimmt  worden  sind,  ist  von  mir 
dem  Verf  mitgetheilt.  Sonst  bietet  der  Abschnitt  nichts  Neues.  Da- 
gegen finden  sich  zahlreiche  Fehler,  von  welchen  die  folgenden  die 
bedeutendsten  sind. 

Der  Buchstabe  r  wird  nicht  „^^,  sondern  „err^,  der  Buchstabe  t 
nicht  „es'';  sondern  ^ess*'  genannt.  In  §.  2.  3  heißt  es  von  den  VocileD 
i  und  y,  daß  sie  in  der  Verbindung  „ig"^*)  +  Vocal"  wie  „ij  y^  lanteo. 

*)  Man  Ygl.  W.  §.  3  und  §.  6—7  mit  den  §§.  2~ß  des  GrandriOM. 
**)  Warum  nicht  auch  y^? 


ZUR  NEUISLiNDISCHEN  GBAHMATIK.  271 

^iese  Regel  ist  durchaus  falsch.  Man  spricht  zum  Beispiel  —  um  ein 
9n  dem  Verf.  angeführtes  Beispiel  zu  wählen  —  nie  sviga  (Acc,  Dat. 
ad  Gen.  Sg.  und  Acc.  und  Gen.  Plur.),  sondern  sviga  und  überall 
Qterscheidet  man  z.  B.  die  Verba  siga^  hetzen,  und  siga,  sinken.  Das 
on  dem  Verf.  angeführte  Beispiel  tiguU  wird  jetzt  nie  in  der  Bedeu- 
mg  „Ziegel"  gebraucht  und  das  Beispiel  hi/giU  kommt  nie  im  neu- 
iländ.  vor.  Die  Quelle  des  Verf.  ist  W.  §.5,  1,  wo  die  Regel  richtig 
rt  §.  2y  5  hat  der  Verf.  die  „Aussprache"  des  ö  wie  au  vor  ng  und 
k  nicht  erwähnt;  obgleich  er  die  ganz  analoge  „Aussprache"  des  a,  e^ 
y  u  vor  denselben  Consonanten  erwähnt  hat.  In  §.  3,  a  ist  die  Regel 
iber  die  Aussprache  der  Consonanten  k  und  g  „vor  e,  ei,  ey,  i,  i,  y,  y,  ce^ 
rerwirrend;  statt  „palatales  k  und  g  und  j"  sollte  es  „palatales  k  und  g 
plus/'  heißen.  Auch  sind  A;  und  <7  palatal  vor^iß  und  überhaupt  vor  ;', 
was  der  Verf.  übergangen  hat  Die  Quelle  des  Verf.  —  W.  §.  5,  1  — 
iit  klar  und  deutlich,  und  gibt  die  Regel  ganz  richtig  und  vollständig  an. 
Die  Regel  über  die  Ausstoßung  des  k  in  der  Aussprache  zwischen  s 
und  t  ist  W.  §.  6,  12  entlehnt,  ist  aber  nicht  ganz  richtig,  indem  ein 
lem  8  vorausgehendes  n  in  einem  solchen  Falle  sehr  häufig  guttural 
ftosgesprochen  wird,  und  gerade  in  den  von  dem  Verf.  angeführten 
Beispielen  hört  man  gewöhnlich  das  gutturale  n  (in  scenskty  islenzkt). 
Die  in  §.  3,  6  gegebene  Regel  über  die  Ausstoßung  des  d  und  t  am 
Ende  einer  Silbe  vor  s  ist  in  Bezug  auf  das  d  giltig;  dieser  Consonant 
Sndet  sich  aber  im  Inlaut  nur  nach  einem  anderen  Consonanten,  und 
&  Ausstoßung  desselben  kann  demnach  nur  zwischen  zwei  Consonanten 
Ktattfinden,  wobei  bemerkenswerth  ist,  daß  dds  gewöhnlich  mit  ver- 
äppeltem d  ausgesprochen  oder  zu  88  assimilirt  wird.  In  Bezug  auf 
<ltB  t  beschränkt  die  Ausstoßung  sich  dagegen  auf  die  Fälle,  wo  ein 
uiderer  Consonant  als  t  dem  t  vorausgeht,  findet  aber  nach  einem 
^eeal  und  bei  Verdoppelung  des  t  nicht  statt;  in  diesen  Fällen  wird 
UI8  t  oder  tt  entweder  in  der  Aussprache  beibehalten,  oder  es  wird 
lern  folgenden  s  assimilirt  (ts  oder  tts  wird  dann  wie  ss  ausge- 
sprochen). So  wird  /Ijöts  in  der  Regel  fljÖ88f  zuweilen  aber  auch  ßjotsy 
iät8{Qemi.  Sg.,  Masc.  und  Ntr.  von  rjettur  Adj.^=-  altisländ.  rettr)  sowohl 
i^Bi  als  rjetts  ausgesprochen.  Die  Aussprache  ßjös,  die  der  Verf.  an- 
ihrt,  ist  beispiellos.  —  Die  Verbindung  pt,  die  der  Verf.  in  §.  3,  c 
espricht,  ist  in  den  meisten  Fällen  sowohl  etymologisch  als  phonetisch 
'ftf  und  wird  auch  häufig  ft  geschrieben,  wie  z.  B.  von  Jon  rorkels- 
m  überall,  wo  die  Etymologie  nicht  ein  wirkliches  pt  ergibt;  das  j>f 
t  demnach  in  den  meisten  Fällen  nur  graphisch.  In  dlft  {dipt)  hört 
an  häufig  ein  —  gewöhnlich  bilabiales — /vor  oder  nachdem/, 


272  BJÖRN  MAGNUSSON  OLSEN 

und  die  von  dem  Verf.  angeführte  Aussprache  „dU^  ist  demnach  nicht 
unbedingt  richtig.  Auch  in  der  Verb,  rß  hört  man  häafig  ein  schwachei 
(in  der  Regel  bilabiales)  /*).  Die  Consonantenyerbindungen  fnS 
und  md  finden  sich  nicht  im  neuisländ.  (§.  3,  c).  Das  n  in  nänd  wird 
nie  wie  m  ausgesprochen  (§.  3  f.).  Wie  schon  bemerkt,  ist  die  in  §.  3,g 
enthaltene  Definition  der  Laute  //,  m  und  nn  nach  Diphthongen  oder 
accentuirten  Vocalen  dem  Verf.  von  mir  mitgetheilt  worden.  Dagegen 
hat  er  selbst  die  ebenda  angeführten  Beispiele:  |,mt2U*  und  ^aüHS^ 
erfunden,  denn  sie  existiren  nicht  in  der  Sprache.  —  Etymolopsch  iit 
freilich  —  wie  §.  3,  i  bemerkt  wird  —  das  x  :=  ka  oder  gs,  phonetisch 
aber  nicht ;  vor  t  und  8  wird  nämlich  g  und  k  —  nicht  wie  g  oder  k  — 
sondern  ungefähr  wie  deutsches  ch  in  machte  ausgesprochen  (oet- 
Laut**).  In  diesen  Fällen  werden  beide  Laute  —  sowohl  j^  als  fc  — 
tonlos  ausgesprochen.  Dagegen  ist  g  sonst  nach  einem  Vocal,  wenn 
g,  Ij  d  nicht  folgt  oder  das  g  nicht  wegfUlt,  tönend.  Es  wird  dem- 
nach nicht  einmal  ,,ungefohr*'  wie  deutsches  ch  in  machen  ausge- 
sprochen (§.  3,  a). 

Daß  die  Regeln  über  die  Aussprache  nicht  vollständig  sind,  kann 
bei  der  ganzen  Anlage  des  Qrundrißes  nicht  verwundem.  Von  h  ?or 
n,  l,  r^  j  und  t;  bemerkt  der  Verf.,  daß  es  „ausgesprochen  wird" 
(§.  3,  d),  von  der  Beschaffenheit  dieser  Laute  wird  femer  nicht! 
bemerkt,  obwohl  es  für  die  Qeschichte  nicht  nur  der  isländischen, 
sondern  auch  sämmtlicher  germanischer  Sprachen  von  der  grOOtes 
Wichtigkeit  sein  muß,  diese  Aussprache,  wo  sie  sich  erhalten  hat» 
genau  zu  kennen.  Bei  der  Aussprache  des  hl  wird  die  Zunge  in  der 
gewöhnlichen  ^SteIlung  gehalten  und  das  h  wird  nun  dadurch  hervor 
gebracht,  daß  ein  starker  Exspirationsstrora  an  den  beiden  Seiten- 
wänden  der  Zunge  durch  den  Mund  getrieben  wird;  dann  folgt  un- 
mittelbar das  l,  welches  nach  meiner  Ansicht  tönend  ist.  In  Wirklieh- 
keit  wird  auch  dieser  Laut  von  allen  Eingeborenen  als  Doppellaiit 
gehört  und  betrachtet.  Ganz  entsprechend  ist  die  Aussprache  des  Im] 
die  Zunge  wird  in  der  n-Stellung  gehalten  und  ein  starker  Exspiri- 
tionshauch  durch  die  Nase  getrieben,  an  welchen  sich  das  tönende  • 
unmittelbar  schließt.  Auch  in  diesem  Falle  ist  der  Laut  ein  wirklicher 

♦)  Vgl.  K.  G.  §.  114,  2,h. 
**)  Vgl.  Sievers,  Grund»(lge  der  Laatphysiologie ,  Leipsig  1876,  8,  78.  DI« 
war  auch  wahr«cheiDlicli  die  alte  AuBspracho ,  denn  vor  #  nnd  i  wenlen  k  und  $  1» 
den  alten  Ubs,  oft  verwechselt,  welches  darauf  hindeutet,  daß  weder  da*  eine  noch 
das  andere  den  Laut  genau  beieichnet  habe.  Vgl.  K.  Qfslaaon ,  Fmmpartar  8.  84 
(Ath.  1). 


ZUR  NEUISLÄNDISCHEN  GRAMMATIK.  273 

Doppellaut.  Beim  hr  wird  die  Zunge  in  der  r-Stdilung  gehalten  und 
die  Zungenspitze  durch  eine  kräftige  Exspiration  in  eine  starke  Vibra- 
üoo  gesetzt;  es  folgt  dann  das  r^  welches  tönend  hervorgebracht  wird. 
Äueh  bei  der  Aussprache  des  hj  ist  der  Vorgang  ganz  analog ;  zunächst 
wild  ein  starker  Hauch  durch  den  Mund  getrieben,  indem  die  Zunge 
m  der  j-Stellung  bleibt;  dann  tritt  mit  dem  J  der  Stimmton  ein.  In- 
dessen wird  oft,  besonders  bei  heftigem  Sprechen,  der  Stimmton  aus- 
gelassen, and  man  geht  dann  von  dem  tonlosen  Hauche  unmittelbar 
wm  folgenden  Vocal  über,  ohne  das  zwischen  tretende  tönende  2,  n^ 
;i|^j auszusprechen;  man  könnte  dies  vielleicht  die  reducirte  Aussprache 
jks  &2,  huj  JiTj  hj  nennen.  In  Bezug  auf  hv  ist  die  Aussprache  ganz 
j^enchieden.  Hier  ist  das  h  ein  gutturaler  ,,achLaut^  und  wird  von 
lern  folgenden  t;  durch  die  an  zwei  verschiedenen  Stellen  nach  einander 
stattfindende  Engenbildung  deutlich  getrennt;  in  der  Regel  wird  dann 
das  17  bilabial  ausgesprocheui  selten  labiodental  wie  das  gewöhnliche  v, 
snd  nähert  sich  mehr  als  dieses  dem  Vocal  u.  Diese  Aussprache  herrscht 
im  ganzen  Süden  und  Osten  der  Insel,  im  Nordlande  und  in  deo  Vest- 
firdir  lautet  hv  dagegen  ganz  wie  kv,  die  Grenze  liegt  im  Osten  un- 
gefthr  an  der  Ostgrenze  der  I'ingeyjarsysla  und  im  Westen  in  der 
Soffifellsnessysla.  —  Die  besondere  Aussprache  des  /  vor  t  ist  nicht  er- 
wähnt, obwohl  Wimmer  sie  bemerkt  hat;  doch  wird  das  k  nicht  wie 
^  -{•  t  ausgesprochen,  wie  es  Wimmer  angibt,  sondern  wie  das  oben 
besprochene  reducirte  JU*).  —  Auch  ist  es  anstößig,  daß  der  Verl 
iidit  die  gutturale  Aussprache  des  n  vor  g  und  k  erwähnt  hat  (W. 
§.  4  und  §.  5,  11). 

Im  folgenden  Abschnitte  behandelt  der  Verf.  die  Lautübergänge. 
Der  §.  7  ist  Wimmer  (W.  §.  9)  entlehnt.  Die  in  §.  7,  a— c  erwähnten 
Vorgänge  gelten  nicht  für  die  neue  und  nicht  einmal  ftir  die  altislän- 
discbe  Sprache,  sondern  ftir  ein  noch  älteres  Stadium  in  der  Ent- 
wickelung  der  Sprache;  dennoch  erwähnt  der  Verf.  nicht  mit  einem 
Worte,  daß  er  hier  die  Grenzen  des  neuisländischen  überschreitet,  und 
wendet  ohne  Weiteres  Bezeichnungen  wie  a,  t  an,  die  im  neuisländi- 
schen Alphabete  nicht  gebräuchlich  sind.  Auch  sind  diese  Vorgänge 
so  kurz  behandelt,  daß  man  die  Meinung  des  Verfaßers  ohne  Zuhilfe- 
Qabme  anderer  Schriften  nicht  verstehen  kann.  Das  Ganze  ist  dem 
Zwecke  des  Grundrißes  fremd  und  durfte  wegbleiben.  In  den  folgen- 
den Paragraphen  (8 — 11)  wird  der  Umlaut  nach  W.  §§.  10 — 14  be- 
lumdelt.  Ich  vermisse  hier  eine  allgemeine  Bemerkung  über  die  größere 


^  W.  §.  5,  10  Anm.  JED  unter  dem  Bochstaben  L. 
OSBMAmA.  Nmie  Reih«  XT.  (XXYU.)  Jalug.  18 


274  BJÖRN  MAGNUSSON  OLSEN 

Festigkeit  des  Umlautes  in  der  neuen  Sprache*).  Von  der  in  §.  %t 
Anm.  2,  gegebenen  Regel,  daß  das  eingeschobene  u  keinen  Umlaut  be- 
wirkt, habe  ich  schon  vermuthete  Ausnahmen  hervorgehoben«  In  §.  9,  b 
bemerkt  der  Verf.:  „Qehört  das  a  nicht  der  Wurzelsilbe,  sondern  einer 
Flexions-  oder  Ableitungsendung  an,  so  wird  es  nicht  in  ö,  sondern 
in  u  verwandelt.^  Diese  Regel  ist  indessen  nur  auf  die  Flexion  der 
Verba  zu  beschränken,  in  der  Nominalflexion  dagegen  geht  das  a  in 
solchen  Fällen  sehr  häufig  nicht  in  Uj  sondern  in  ö  über;  dies  ist  schon 
von  Eonrad  Qislason  (K.  Q.  §.  46)  hervorgehoben;  so  lautet  das  von 
dem  Verf.  angeführte  Beispiel  hjernd  stets  im  Plural.  N.  nnd  Acc.  IgernS^ 
Dat.  hjerödum^  nicht  aber  hjei*ud,  hjeruitum]  auch  sagt  man  stets  vM 
(bisweilen  vescel)  im  N.  Sg.  Fem.  und  N.  und  Acc.  Plur.  Neutr.,  niclit 
aber  vesuL  (Vgl.  Grundriß  §.  67  A  Anm.  2);  auf  dieses  Wort  werde 
ich  später  zurückkommen.  In  §.  9,  b  Anm.  heißt  es:  „Der  u-Umlant 
von  d  zu  ö  ist  jetzt  ganz  aufgegeben  ...  dieser  alte  Umlaut  ist 
aber  bewahrt  in  nött  Nacht,  sjdrj  See,  snjdrj  Schnee  u.  s.  w."  Eine  »eU- 
same  Logik! 

In  §.  10  geht  der  Verf.  zum  t-Umlaute  über;  hier  fibergeht  er 
den  Umlaut  ö  —  ?/  (neuisländ.  {),  obgleich  seine  Quelle  (W.  §.  12) 
denselben  erwähnt  hat,  und  er  auch  für  die  neue  Sprache  gilt.  Aach 
ist  der  speciell  neuisländische  Umlaut  ö  —  e,  wie  schon  bemerkt,  Qbe^ 
gangen.  Den  Umlaut  a  —  ce  (altisländ.  ce  oder  cp  [e])  hat  der  Verf. 
nicht  gekannt;  als  Beispiele  fUhre  ich  an:  Vatnsdasltngar ,  VU- 
dcnlingar  etc.  aus  Vatn8daltvi\  ViäidcUur  (altisländ.  Vatnsdoelir,  VId- 
doßlir)  gebildet,  femer  hcefur  habilis  (altisländ.  hafr)  und  örtefi  (alt- 
isländ. örcefi,  älter  ärhopß) ,  welche  mit  dem  Verbum  hafa  (vgl.  kofr) 
verwandt  sind. 

In  den  §§.  13 — 14  behandelt  der  Verf.  die  „Vocalverlängerang*^ 
und  die  „Vocalverkürzung^^  Daß  diese  Bezeichnungen  von  dem  Qt- 
Sichtspunkte  der  neuen  Sprache  aus  unpassend  sind,  habe  ich  bereits 
hervorgehoben.  Ich  kann  nicht  umhin,  zu  bedauern,  daß  der  Verf  die 
Bemerkung  Wimmers  (W.  §.  17)  über  die  speciell  neuisländische  Vocal- 
verkürznng  nicht  aufgenommen  hat.  Die  hieher  gehörigen  Fragen  sind 
von  Konrad  Qislason  in  seiner  trefflichen  Abhandlung:  ^Forandringer 
af  ^quantitet'  i  oldnordisk-islandsk"^  in  den  „Aarb.  for  nord.  oldkyndig- 
hcd  og  bist.  1866*^  ausftihrlich  behandelt  worden.  Diese  Abhandlung 
scheint  der  Verf.  nicht  gekannt  zu  haben.  Das  Präs.  help  (G-rundril 
§.  13,  c)  ist  altisländisch  und  kommt  in  der  jetzigen  Sprache  nieht 
mehr  vor.    Von  der  größten  Unklarheit  auf  dem  Gebiete  der  islindi- 

•)  Vgl.  K.  G.  §.  46. 


ZUR  NEÜI8L1NDISCHEK  GRAMMATIK.  2T5 

sehen  Sprachgesehichte  zeugen  die  Bemerkungen,  daß  die  ^Verlängerung 
Ton  a,  iy  Uy  y  und  e  nur  der  jüngsten  Sprache  angehörig  ist^  (§.  13,  d), 
und  daß  ^das  i  der  Possessivpronomina  viinrij  pinn,  sinn  vor  nn  und  tt 
nBNeuisländisohen  zu  t  verkürzt  wird^  (§.  14).  Die  Verlängerung 
for  ng  tritt  wenigstens  in  Bezug  auf  den  Übergang  e  —  ei  schon  im 
14.  Jahrhundert  hervor*),  und  die  Verkürzung  des  (  in  minriy  pinn, 
tbm  ist  bereits  altisländisch**).  Auch  die  Form  gött  findet  sich  schon 
in- der  alten  Sprache  verkürzt***). 

In  §.  15  behandelt  der  Verf.  die  Vocalausstoßung  nach  W.  §.  18. 
Die  unter  a)  besprochene  Vocalausstoßung  ist  in  der  neuen  Sprache 
weniger  umfaßend  als  in  der  alten  Sprache,  namentlich  in  Bezug  auf 
die  Adjectiva;  so  werden  z.  B.  die  Adj.  auf  -tigur  nicht  contrahirt, 
md  das  von  dem  Verf.  angeführte  Beispiel  audgan^  Acc.  Sg.  Masc.  von 
aidugur  ist  altisländisch  statt  des  neuisländ.  atidugan;  auch  t^^aß  und 
die  meisten  Adjectiva  auf  -ull  werden  nicht  contrahirt  Im  neuisländ. 
hgdm  hat  nicht  eine  Ausstoßung  eines  u  nach  d  stattgefunden,  und 
es  steht  nicht  für  hnjäum,  welche  Form  gar  nicht  isländisch  ist;  da- 
gegen ist  diese  Form  aus  altisländ.  kniom,  knj&n,  knjdtn  entwickelt^). 
Auch  wird  das  a  im  Genit.  Plur.  der  Substantiva  im  Neuisländischen 
nie  ausgestoßen,  außer  wenn  der  Artikel  angefügt  wird  (Grundriß 
§•  15^  b).  Die  in  der  Anmerkung  zu  demselben  Panagraph  gegebene 
Hegel  ist  auch  nicht  ohne  Ausnahme ;  man  sagt  z.  B.  sehr  häufig  fdm 
statt  fdum.  Die  in  dieser  Anmerkung  ftir  altisländisch  ausgegebenen 
Formen  Acc.  Sg.  Maso.  irün  (!)  und  Acc.  Sg.  Fem.  trü  (!)  sind  falsch 
^  altisländ.  trüatif  trua,  denn  nur  das  ti,  nicht  aber  das  a  der  Endung 
t^ird  in  diesem  Worte  nach  li  weggeworfen  (W.  §.  81). 

In  §.  17  behandelt  der  Verf.  verschiedene  speciell  neuisländische 
^ocalveränderungen,  und  zunächst  den  Übergang  vd  —  vö  —  vo.  Die 
faaptregel :  „^  mit  vorhergehendem  v  ist  in  vö  übergegangen,  welches 
eis  Verkürzung  des  Vocals  erleidet  und  überall  als  vo  erscheint^  ist 
1  Allgemeinen  richtig.  Doch  gibt  es  von  derselben  verschiedene  Aus- 
ibmen ;  z.  B.  sagt  man  in  verschiedenen  Gegenden  vörum,  vörudf  vorn 
alt  der  von  dem  Verf.  angeführten  Formen  vorum,  vorudy  varu,  auch 
;nfig  vö  statt  vo]    dies  ist  auch  von  Konrad  Gislason  ausdrücklich 

♦)  Vgl.  z.  B.  FlateyjarhSk,  Christiania  1860—68,  Fortale  8.  XXI. 
**)  Konrad  Ofslaaon,  Forandringer  af  ^qoaiititet**  in  den  Aarb.  f.  nord.  Oldk. 
66,  S.  68     62. 

♦•*)  Konrad  Qfslason,  angef.  St.  S.  67. 

+)  Vgl.  J6n  l^orkelsson,  Athngasemdir  nm  fslenzkar  miilmyndir,  Beykjavfk  1874, 
6;  W.  8.   38,  Anm.  2» 

18» 


276  BJÖRN  MAQNU880N  OLSEN 

herYorgehoben*).  Auch  bleibt  das  a  in  kvddum,  BPdJuw^  welckoB  Qiihr 
Bon  auch  erwähnt,    und  außerdem  im  Verbum  kvd  (rgh  JED),  ul 
im  dichterischen   und   alterthümlichen  Adjectiv  svät;    in  tMidwtt  MX 
vddmdl  ist  das  d  nur  „verkürzt"**).    Gegen  die  n&ehstfolgende  Bepl 
—  „wo  t;  im  Anlaut  (und  bisweilen  im  Inlaut)  fortgefaUen  ist  vor  ^ 
wird  6  beibehalten^  —  sprechen  z.  B.  90  aus  9vo,  S9Ö,  9v£,  kowmm  wu 
hämum^  kcömvmy  ibodmum,  und  kotra  aus  altisllnd.  kmiin  enMaacka. 
Die   von    dem  Verf.    ftir    ursprünglich    ausgegebenen    Formen    ^jmr^ 
svorum^  haben  nie  in  der  Sprache  existirt ;  auch  vogmm  ist  fklaeh  statt 
vögum.    Nach  §.  17,  2  soll  man  jetzt  überall  eimkipia  aagen,   die  go- 
wohnliche  Form   ist  aber  einskepta.    Nach  §.  17,  3,  «  ist   gamaä  Um 
alleinige  Ausnahme  von  der  Regel,  daß  a  in  den  alten  Ad^eetiven 
-all  in  u  übergeht;  eine  zweite  Ausnahme  bildet  indessen  «ssofli 
es  nicht  —  durch  eine   falsche  volksthümliche  Ableitnng  —  in 
übergeht;    die  Form  vesaü  scheint  der  Verf.  nicht  gekannt  sn 
(Vgl.  Qrundr.  §.  67,  A,  Anm.  2).  In  §.  17,  3,  a  vermisse  ich  anch  di» 
Erwähnung  des  Überganges  a  —  u  in  den  femininen  Verbalsnbstsntitw 
auf  (altisländ.)  -ati,  die  von  den  Verben  der  vierten  CSasse  (W.  $.  Itt^ 
gebildet  sind.    Von  den  in  §.  17,  3,  b  angefthrten  Beispielen  ist  Jber- 
ugur  nicht  gebräuchlich,  sondern  nur  das  aus  kvdrigr  entstandene  Amt 
ugur  (hvontfntr),  und  wird  ausschließlich  in  der  Bedeutung  ibemr  m 
beiden   gebraucht***).    In  §.  17,  6,  a  wird   der  Obergang   a  •*-  t  is 
Indicat.  Präterit.  1.  Pers.  Sg.  der  schwachen  Verbs  nicht  erwfihn^  aB> 
neuisländ.  dcemd*\  taldi,  vakti,  kalladi  für  altisländ.  diBrnda^  iaUOf  ssbi^ 
kallada]    übrigens   hört  man  auch  bisweilen  in  einigen  Gegenden  £e 
alten  Formen,  namentlich  im  Präteritum  des  Verbum  segjOf  wean  dsi 
Pron.   der  1.  Person  nachgesetzt  wird  {sagda  jeg).    Auch  ist  es  nick 
ganz   genau,    wenn  es  §•  17,  6,  c  heißt:    |,Der  Flur.  Conj.  wird  iiaek 
dem  Plur.  Prät.  gebildet  mit  Übergang  des  t  der  Endung  zn  n*,  deos 
nicht  nur   der  Plural,   sondern   auch   der  Sing.  Conj.  Prlt  wird  den 
Plur.  Ind.  Prät.   nachgebildet;    es  genügte  |zu  sagen:    ,im  Plur.  Coq. 
Prät.  geht   das  i  der  Endung  in  u  über^.    Hier  sollte  der  Ver£  saek 
die  besondere  Stellung  der  starken  Verba,  deren  Wurzel  auf  k  oder  f 
kv  oder  gv  ausgeht,    erwähnt  haben;    diese  Verba  schieben  im  Flor. 
Prät.  Conj.  ein  j  vor  der  Endung  ein,  mit  anderen  Worten:  das  k  oderj 

*)  K.  Q.  §.  118.  13,  Hier  ist  die  Regel  ganx  richtig  imd  genas. 
**)  Konrad  Gislason,  Forandringer  af  „qyantitet** ;  in  den  Asrb.  f.  nord.  oUk 
1866,  S.  .31. 

♦*♦)  hvdrigr  hat  nie  —  wie  der  Verf.  es  angibt  —  „wer  anch  imoMr  Toa  ba- 
den**, ?werigr  nie  «wer  anch  immer**  bedeotet;  dies  bedesten  di«se  Wörter  aar  ii 
Verbindung  mit  dem  Pron.  relat.;  allein  ftlr  sich  bedenten  sie  aber 


ZUR  NEUIBLlNDISGHEN  GRAMMATIK.  277 

t  die  Palatale  Aussprache,  auch  nachdem  das  folgende  i  nach 
G^esetzen  der  neuen  Sprache  in  u  übergegangen  ist  Dies  scheint 

der  Verf.  nicht  „beobachtet^  zu  haben,  denn  §.  94  f.  wird  die 
lie  Form  t€ßkum  statt  tcßh/vm  aufgeführt,  und  die  Einschiebung 
'  soll  nur  denjenigen  Verben  gelten,  deren  Stamm  auf  k  oder  g 
ikt  und  die  zugleich  ein  v  nach  k  oder  g  im  Infinitiv  haben, 
rtSkkoa^).  Auch  durfte  der  Verf.  die  Thatsache  nicht  übergehen, 
die  3.  Person  Plur.  Prät.  Conj.  nicht  ganz  das  alte  i  eingebüßt  hat, 
n  man  hier  zuweilen  die  alten  Formen  (byndi,  vceri,  fteri  etc.)  in 
VTolkssprache  hört. 

Die  Regel  von  dem  eingeschobenen  u  (§.  18)  ist  nicht  vollständig, 
ein  verdoppeltes  r  wird  entweder  vereinfacht  (vgl.  Grundr.  §.  22,  C) 
es  wird  in  ^nigen  F&llen,  wo  beide  r  zum  Stanmie  gehören,  ohne 
ihiebung  eines  u  beibehalten;  in  einigen  Fällen  gelten  ganz  ver- 
dene  Regeln,  wie  z.  B.  bezüglich  der  meisten  Femininstämme  auf 
reiche  das  altisländ.  r  im  Nom.  durch  t  ersetzt  haben,  z.  B.  neu- 
i.  heiäi  (altisländ.  hmäfr).  Hier  sind  offenbar  die  Formen  des  Acc. 
Dat.  Sg.  in  den  Nominativ  eingedrungen.  Auch  umfaßt  die  Regel 

die  Fälle,  wo  das  eingeschobene  u  sich  vor  einem  r  im  Inlaut 
;,  wie  z,  B.  die  Substantiva  fegwrd^  megtirdy  Genitive  wie  tüdurSj 

(altisländ.  fegrdf  megrä^  cddrSf  ahrs)  u.  s.  w.  In  der  Anm.  1  zu 

finden  sich  Fehler,  die  von  einer  ganz  unglaublichen  Unwißen- 
leugen;  fagur  soll  sein  u  „durch  die  ganze  Flexion"  behalten  (!), 
daß  dies  nicht  etwa  ein  zufälliger,  aus  augenblieklicher  Unachi- 
ßit  entsproßener  Fehler  ist,  ersieht  man  aus  §.  65,  wo  eine  un- 
te  Declination  des  bezüglichen  Adjectivs  aufgestellt  wird.  Das 
wird  ganz  regelmäßig  wie  gamaÜ  vor  den  vocalisch  anlautenden 
Dgen  contrahirt;  um  der  größeren  Klarheit  willen  filhre  ich  hier 
iohtige  DecHnation  auf: 


Masc. 

Fem. 

Neatr. 

Sing. 

Nom. 

fagm 

fögur 

fagurt 

Gen. 

fagma 

fagurrar 

fagurs 

Dat. 

fögnm 

fagurri 

fögru 

Aoc. 

fagran 

fagra 

fagurt 

Plur. 

Nom. 
Gen. 

fagrir 

fagrar 

fögur. 

fagurra 

Dat. 

fögrum 

Acc. 

fagra 

fagrar 

fögur. 

*)  Der  Verf.  scheint  das  v  im  Infin.  dieser  Yerba  als  eiQgesiüiioben  tmd  nicht 
unel  s(igeh()rig  m  betrachten.  Dagegen  vgL  W.  §•  109,  a. 


278  BJÖRN  MAGMU8SON  OLSEN 

In  derselben  Anmerkung  heißt  es  femer:  ,,80ii8t  (das  isi|  wena 
man  von  fagur  und  dem  Subst.  fegurd  absieht)  kommt  es  (du  ein- 
gescbobene  u)  in  der  Flexion  nicht  vor,  außer  in  den  HeubilduDgen 
fingursy  fodursy  brödurs*"*).  Was  meint  der  Verf.  mit  „Flexion?*  Er 
kann  doch  wohl  nicht  z.  B.  den  Nominativ  Sg.  der  starken  Mascolin- 
stämmc  oder  die  2.  und  3.  Pers.  Sing^  Präs.  Ind.  der  starken  Vefhi» 
welche  Formen  er  selbst  um  einige  Zeilen  früher  als  Beispiele  des 
eingeschobenen  u  angeführt  hatte,  außerhalb  der  Flexion  stellen;  er 
brauchte  nur  an  diese  Beispiele  sich  zu  erinnern ,  um  sich  davon  n 
überzeugen,  daß  das  eingeschobene  u  in  der  Flexion  besonden  hiafig 
vorkommt.  Aber  nicht  nur  im  Nominativ,  sondern  auch  sonst  überall 
vor  consonantisch  anlautenden  Flexions-  imd  Äbleitungsendungen  wird 
das  eingeschobene  u  beibehalten,  z.  B.  die  Genitive  galdurs  (altislini 
galdrs),  akurs  (altisländ.  cJcrs)  etc.;  Genit.  Sg.  Masc.  und  Neutr.  tsibm 
(altisländ.  vitrs).  Gen.  Sg.  Femin.  vUuirar  (altisländ.  vürar  aus  vär-rar), 
Dat.  Sg.  Femin.  viturri  (altisländ.  vitri  aus  vitr-ri)^  Genit.  Flur,  v^mtü 
(altisländ.  mtra  aus  vitrra)'^  die  früher  angefbhrten  Subistantiva ^^igp^i 
megurd.  Die  Regel  von  dem  eingeschobenen  u  im  Neuisländ.  muß  ako 
etwa  in  folgender  Weise  ausgedrückt  werden:  Vor  jedem  aoslautendenr, 
dem  ein  anderer  Consonant  als  r  vorausgeht^  wird  ein  u  eingesckobea 
Dieses  u  wird  vor  consonantisch  anlautenden  Flexions-  und  Ableitiugi- 
endungen  beibehalten,  und  bewirkt  in  der  Regel  keinen  Umlaut  Wo 
ein  Vocal  dem  r  vorausgeht,  kann  kein  u  eingeschoben  werden.  Ein 
auslautendes  rr  wird  in  der  Regel  vereinfacht,  bleibt  indessen  in  einiges 
Fällen,  wo  auch  das  letztere  r  zum  Stamme  gehört  Besondere  Aia- 
nahmen,  wie  heidi^  sind  in  dieser  Regel  nicht  berücksichtigt. 

Die  Consonantenübergänge  werden  in  §§.  19 — 24  behandeil 
Die  Regeln  über  die  Veränderungen  des  d  (§.  19,  a)  sind  fast  wörtlich 
aus  der  Flexionslehre  (Grundr.  §.  105)  übertragen,  und  ich  habe  ne 
dem  Verf  mitgetheilt.  Indessen  sind  in  diesen  Paragraphen  folgende 
Fehler  eingedrungen:  In  §.  19,  3  (S.  15*^)  muß  man  statt  rd :  r  lesen. 
In  §.  105  hätte  ich  lieber  die  Fälle,  wo  nur  -i  im  Prät.  angefügt  wird 
und  das  d  also  wegfällt,  ausgesondert  (vgl.  W.  §.  134,  e).  Unrichtig  ist 
es  aber,  wenn  der  Verf.  nach  nd  die  Endung  -di  folgen  läßt  (§.  105,  b): 
hier  folgt  nur  -i  (vgl.  W.  §.  24,  B;  Grundr.  §.  22,  B)  oder  auch  -H 
mit  Ausstoßung  des  d  des  Stammes.  Auch  ist  es  ganz  absurd,  wenn 
es  heißt,  daß  das  „^,  J,  t  des  Stammes^^  nach  t  mit  vorhergehendem 
Consonanten   wegfällt   (§.  105,  c).    Wie   kann   das  (f,   d  des  Stamme! 


*)  Übrigens  ist  das  u  in  f64ur»^  brö^ur«  nicht  eingeschoben. 


ZUB  N£UISLÄNDISCH£N  GRAMMATIK.  279 

reg&llen,  wenn  der  Stamm  kein  dy  d  enthält?  Der  Verf.  hat  wohl  das 
d  der  Endung"    gemeint.  —  In  Bezug   auf   die  Conjunction    hvat^ki 
hvurki)  ist  zu  bemerken,  daß  sie  nicht  aus  hvärgi  (Qrundr.  §.  19,  b), 
ondern    aus   hvdrtki   entstanden   ist;    hvdrgi  hat   überhaupt   als  Con- 
imction  nie  in  der  Sprache   existirt.    Die  Regel  in  §.  19,  c  über  den 
Jbergang  nnr  —  dr  ist  —  wie  sie  da  steht  —  nur  für  die  alte  Sprache 
pltig;  will  man  sie  aber  der  neuen  Sprache  anpassen,  muß  sie  lauten: 
Jrsprüngliches  nnr  wird  bisweilen  zu  dr  oder  —  wenn  ein  Vocal  nicht 
blgt  und  im  Auslaute  —  zu  dur.    In  §.  20  behandelt  der  Verf.  nach 
W.  §.  22  die  Consonanten-Assimilation.  Hier  habe  ich  folgende  Fehler 
gefunden.  Die  Form  *dragtur  (§.  20,  A,  b)  hat  wohl  nie  in  der  Sprache 
eiistirt.  Die  Formen  *minty  *pinty  *8int  (§.  20,  A,  c)  sind  unmöglich. 
Der  Übergang  rs  —  m  tritt  nicht  nur  „in  vereinzelten  Fällen",  sondern 
überall  ein,  wo  das  e  nicht  zu  einer  Flexionsendung  gehört.  Beispiele 
sind:    neuisländ.  veaa  (altisländ.  vers),  pvssi  aus  altisländ.  jiwrs  durch 
Erweiterung    des  Stammes    gebildet,    Bessi  (altisländ.  Bersi).    Die  in 
§.  20,  B,  b,  1  besprochene  Vereinfachung  des  aus  nr  entstandenen  nn 
ist  keine  progressive  Assimilation,  sondern  eine  Consonantenausstoßung, 
gehört  also  nicht  zum  §«  20,  B,  sondern  zu  §.22;  eine  Ausnahme  von 
der  ebenda  (unter  2)  gegebenen  Regel  bildet  z.  B.  Audunn,  das  jetzt 
immer  nicht  nur  im  Nominativ,  sondern  auch  im  ganzen  Singular  mit 
▼erdoppeltem  n  ausgesprochen  wird;  das  von  dem  Verf.  erwählte  Bei- 
spiel  afian    ist    der  Volkssprache    nur   im  Compositum    midaftan  ge- 
läufig. Auch  ist  die  Anmerkung  2  zu  demselben  Paragraph  nicht  klar; 
^  sollte   heißen:    Adjectivstämme  auf  -la  und  -na  assimiliren  das  an- 
Iftotende  r  der  Endung  im  Dat.  und  Genit.  Sg.  Femin.  und  Gen.  Plur., 
^d  schieben  außerdem  häufig  nach  der  so  entstandenen  Consonanten- 
▼erbindung  {II  oder  nn)  noch  ein  r  ein;    dasselbe    geschieht  auch  zu- 
teilen  im  Comparativ   derselben  Adjectiva,    wo  -ri  (nicht  -ari)  ange- 
Aigt  wird.    Nach   dem  Wortlaute  des  §.  20,  B,  2  sollte  man  glauben, 
daß   das    auslautende  sa  im  Neuisländischen    stets    vereinfacht   werde; 
dies  ist  aber  nur  der  Fall  mit  dem  aus  ar  entstandenen  ss.    Die  von 
dem  Verf.   in   den  Berichtigungen  (S.  XVI)  nachgetragene  Ausnahme 
^^o$$  gehört  nicht  hieher,    denn  in  diesem  Worte  sind  beide  s  thema- 
isch,  und  das  r  muß  (nach  Grundr.  §.  22,  C,  a)  wegfallen.  In  §.  21 
lat   der  Verf.  mehrere   der   wichtigsten   neuisländischen  Consonanten- 
^erdoppelungen   nicht  erwähnt,    z.  B.  die  von  Konr.  Gislason  (K.  G. 
(.  92,  2)  besprochene  Verdoppelung  des  n,  ferner  die  des  auslautenden  m 
%.  Q.  §.  94). 

Die  Consonantenausstoßung  wird  in  §.  22  nach  W.  §.  24  behandelt. 


280  BJÖRN  MAONUSSON  0L8EN 

Von  der  in  §.  22,  C,  a,  3  gegebenen  Regel  bildet  wenigstens  die  Fonn 
neglur  oder  nöglu/r  (Nom.  Plur.  von  n'ögl^  Femin.  •=:  altisländ.  na^  Hssc) 
eine  Ausnahme,  die  durch  Analogie  leicht  zu  erklftren  ist.  Die  Anm.  1 
zu  §.  22,  C,  a  ist  geradezu  absurd,  denn  das  r  in  aarmar  gehOrt  be- 
kanntlich dem  Stamme  zu,  und  durfte  nach  den  Gesetzen  der  Sprache 
nicht  ausgestoßen  werden.  Auch  ist  die  häufig  stattfindende!  Aosstofiang 
desselben  Consonanten  in  tnn  und  namentlich  in  0<m*)  nicht  besprochen, 
obgleich  Wimmer  sie  erwähnt  hat  (W.  §.  24,  C,  a,  Anm.).  IMe  in 
§.  22,  C,  0,  2  besprochene  Ausstoßung  des  v  im  Anlaot  vor  o,  tf,  u,  y 
ist  in  der  Volkssprache  keineswegs  durchgehend,  man  hört  z.  B.  nicht 
selten  vöd  statt  6&  (Prät.  Ind.  von  tnida)  und  im  Prät  Conj.  ist  «cntt 
die  allgemeine  Form  (altisländ.  €ßda).  Auch  nach  h  wird  das  v  vor  «,  o 
ausgestoßen,  z.  B.  hurfum  (neben  hvurßifn)^  Prät  Ind.  1.  Fers.  Flor, 
von  hverfüj  horfinn  (neben  hvorfinn)^  Prät.  Partie.  Die  Form  kvoium^\ 
die  §.  98  wieder  vorkommt,  ist  falsch ;  —  man  sagt,  wie  schon  bemerit, 
stets  kvddum  (vgl.  oben  die  Bemerkung  zu  §.  17,  1).  Die  Regd:  »bd 
den  Verben  fällt  v  vor  den  oben  genannten  Vocalen  fort,  wenn  die- 
selben die  Flexion  beginnen  (!)^  ist  mir  unbegreiflich;  aach  sehe 
ich  nicht,  in  welcher  Weise  ein  Beispiel  wie  Hyldd  ftlr  altisländ.  9tykkoa 
die  Regel  über  die  Ausstoßung  des  v  vor  Oy  6j  u,  ff  angehen  kum. 
Für  die  Verba  gilt  ganz  einfach  die  Regel:  „das  v  wird  im  gaikien 
Präteritum  ausgestoßen ,  im  Präsens  aber  —  außer  in  den  jetzt  oder 
in  der  alten  Sprache  einsilbigen  Formen  —  überall  (auch  vor  «)  bei- 
behalten^. Die  Adjectivstäknme  auf  -va  werfen  nicht  durchgän^  das  e 
fort,  wie  ebenda  bemerkt  wird.  Man  sagt  z.  B.  sehr  häufig  rdiJbi>, 
röskvar^  röskva  etc.,  pröngvir,  pröngvar^  pröngva  etc.  und  das  v  wird 
häufig  selbst  vor  u  beibehalten  (röshmnij  pröngwiMf  rdskvu,  /H-dnjrwi)***). 
In  einer  Anmerkung  zu  §.  22,  die  ich  schon  theilweise  besprochen 
habe,  bemerkt  der  Verf.,  daß  das  y  in  gjöra  „nur  graphisch**  sei;  ^ 
ist  aber  falsch ;  das  j  ist  hier  wegen  der  palatalen  Aussprache  des  g 
nothwendig. 

In  §.  23  behandelt  der  Verf.  zunächst  die  Erweichung  des  aas- 
lautenden  k  und  ^  zu  ^  und  d  nach  K.  G.  §.  118,  1  und  5.  In  Bezug 
auf  die  Präposition  altisländ.  o^,  neuisländ.  ad  hat  Eonr.  GKslason  be- 
merkt, daß  sie  in  einigen  Composita  sich  unverändert  erhalten  hat; 
dies  hat  aber  der  Verf.  übergangen.  Wenn  es  hier  (§.  22,  a,  2)  heißt: 

*)  Z.  B.  stets,    wenn  dieses  Subst  dem  Eigennamen  des  Vaters  (im  Geait) 
angehängt  wird. 

**)  Der  Verf.  schreibt  „kvodum'*\  hier  ist  das  d  wohl  nur  ein  Dmekfehler. 
*♦*)  Vgl.  W.  §.  82. 


ZUR  ]!rätUI8t4lkbl8CH£N  GRABIMATIK.  ^1 

wird  KU  *  ....  in  der  2.  Pera.  Hur.  -itf,  -ud  bei  Verben**,  und  die 
nlen  öindttj  butidtU*)  seien  älter  als  bindid^  lunduä,  so  ist  dies  nur 
itiv  richtig,  denn  in  der  That  sind  bindid^  bündig  älter  als  die 
'men  mit  -t;  das  Neuisländische  hat  sich  in  diesem  Falle  an  den 
Ten  Sprachgebrauch  angeschloßen.  Die  in§.  23,  b  Anm.  aufgestellten 
men  hnidroy  hnidrun**)  sind  nur  in  wenigen  Gegenden  gebräuchlich; 
ra^  ntcErtm  sind  die  gewöhnlichen  Formen. 

In  §.  24  wird  die  Zusammenziehung  erörtert;  hier  ist  zu  bemerken, 
i  die  Wörter  pannig^  ehmig,  hvemig  nie  panninn^  einninn,,  hveminn 
gesprochen  werden;  diese  Formen  sind  vielmehr  als  selbständige 
>enformen  zu  betrachten.  In  der  Volkssprache  kommt  pdtt  jetzt  nur 
en  vor;  man  dagt  am  häufigsten  pö  auch  in  der  Bedeutung  quam- 

(171. 

Die  UnVollständigkeit  der  Carpenter'schen  Lautlehre  im  Ganzen 
r  und  deutlich  au  den  Tag  zu  legen  ist  nur  dadurch  möglich,  daß 
a  ihr  eine  vollständige  gegenüberstellt;  dazu  fehlen  mir  aber  noch 
nöthigen  Vorarbeiten;  um  dieses  Ziel  zu  erreichen,  muß  ganz 
md  durchreist  und  durchforscht  werden,  wozu  ich  weder  Zeit  noch 
legenheit  gehabt  habe;  auch  liegt  dies  ganz  außerhalb  der  Ghrenzen 
ser  Abhandlung.  Indessen  habe  ich  doch  im  Vorhergehenden  mit 
vielen  Beispielen  die  ünvollständigkeit  der  Lautlehre  nachgewiesen 
1  auch  so  viele  und  grobe  Fehler  und  Verstöße  beinahe  in  jeder 
le  notirt,  daß  man  das  harte  ürtheil  gerechtfertigt  finden  wird, 
S  der  Versuch  des  Verf.  gänzlich  verfehlt  und  seine  Lautlehre  ganz 
»rauchbar  ist.  Ich  gehe  nun  zum  zweiten  Hauptabschnitte  des 
andrißes,  der  Flexionslehre  über. 

Die  Flexionslehre. 

Da  die  Grundzflge  der  ganzen  Flexionslehre  —  wie  schon  bo- 
rkt —  von  mir  herrfthren,  und  ich  folglieh  mit  der  ganzen  Anlage 
selben  einverstanden  bin,  kann  ich  mich  darauf  beschränken,  die 
zelnen  Fehler  und  Verstösse,  die  der  Verf.  begangen,  an  jeder 
lle  zu  notiren. 

a)  Die  Substantiva. 

Die  Regel  in  §.  35  über  die  Stämme  auf  -va  muß  etwa  in  folgen- 
*  Weise  ausgedrückt  werden:  Die  Masoulina  und  Feminina,  deren 
jnm  auf  -va  ausgeht,  werfen  das  v  des  Stammes  stets  im  Auslaut 

•)  Der  Verf.  schreibt  irrthamlich  hindudy  bMut  statt  hundud,  bundui. 
♦*)  Der  Verf.  schreibt  y^kniärtm''. 


282  BJÖRN  MAGNUS80N  OLSEN 

des  Worten  und  sonst  vor  den  in  der  alten  Sprache  coiiBOiuuiitisch  in- 
lautenden Endungen y  zuweilen  auch  vor  u  fort.  Das  Paradigma  der 
neutralen  -t;a-Stämmc  war  überflüssig,  denn  sie  werden  jetst  immer 
wie  ord  flectirt  (Grundr.  §.  26). 

In  §.  37  findet  sich  ein  Fehler,  der  von  der  größten  Unklarheit 
auf  dem  Gebiete  isländischer  Flexion  zeugt:  |,Nomina  ageatis'',  sagt 
der  Verf.  y  ^haben  die  Neigung,  im  Pluralis  auch  schwach  sa  gehen; 
so  findet  sich  von  Iceknir  im  Flur,  neben  den  regelmäßigen  Formen 
auch  Nom.  Plur.  keknirar,  G^n.  keknira,  Dat.  Iceknirum,  Aca  kebum^. 
Aber  die  von  dem  Verf.  angeführten  Formen  sind  eben  gerade  die 
regelmäßigen  und  starken.  Die  Wahrheit  ist,  daß  die  Nomina  ageatii 
auf  'ir  sehr  häufig  ihren  Pluralis  auf  -arar  bilden,  als  ob  der  Stamm 
nicht  ein  starker  auf  -ja,  sondern  ein  schwacher  auf  -arcm  wäre;  die 
unregelmäßigen  Formen  sind  demnach:  Plar.  Nom.  IcehuMrar^  Genit 
Iceknara,  Dat.  Ur.knurum,  Acc.  Iceknara  (vgl.  Grundr.  §•  55.  W.  §.  63). 

Der  Pluralis  des  Wortes  ceäur  ist  nie  asdvr  (Grundr.  §•  38a), 
sondern  cedur  und  flectirt  wie  tungury  außer  im  Genit,  der  csSa  heift 
(Grundr.  §.  55) ;  sonst  kommt  der  Plur.  dieses  Wortes  nur  selten  vor. 
Im  Sing,  ist  das  Wort  stets  indeclinabile,  außer  im  Genitiv,  der  eoki- 
weder  cedur  oder  auch  ~  besonders  in  Zusammensetaungen  —  cdtar 
heißt.  Der  Genit.  des  Wortes  önd  ist  nie  öndar  (§.  40),  sondern  stets 
andar.  Der  Dat.  von  söl  mit  suflSgirtem  Artikel  ist  sowohl  9Ölinm  als 
sölunni  (§.  44).  Der  Genitiv  von  fötur  ist  sowohl  fdtar  als  —  weniger 
häufig  —  föts.  alin  hat  im  Gen.  Plur.  nicht  alnoj  sondern  aJbka  (§.  44 
Anm.).  Der  Gen.  von  mörk  ist  häufiger  merkur  als  markar,  9gr  kommt 
in  der  jetzigen  Volkssprache  nicht  vor.  Der  Gen.  Plur.  von  <8r  ist  nieu, 
sondern  da.  fjandi  bedeutet  in  der  Volkssprache  nicht  „Feind"  über 
haupt  (Grundr.  §.  53),  sondern  „Teufel**,  und  wird  gewöhnlich  schwach 
flectirt  (wie  hogi,  Grundr.  §.  55).  Genit.  und  Dat.  Plur.  von  honidi  ist 
nie  bönda,  böndum  (§.  53),  sondern  bcendoy  bcendum. 

b)  Die  Adjectiva. 

Der  Nom.  Plur.  Fem.  von  spakur  ist  nicht  spakrar^  sondern  fpakor 
(Grundr.  §.  63).  Doppelconsonanten  vor  -t  im  Neutrum  der  Adjectivi 
werden  ebenso  häufig  zweifach  als  einfach  (Grundr.  §.  64,  4)  ge- 
schrieben. Wörter  auf  s  bekommen  ein  neues  s  im  Gen.  Sg.,  wenn 
kein  anderer  Consonant  dem  s  vorausgeht  (z.  B.  Ijoss,  hdss  Q^nit  von 
Jqös^  hds]  gehen  sie  aber  auf  8  mit  vorhergehendem  Consonanten  ans, 
kann  kein  neues  8  im  Genit.  zugefUgt  werden  (§.  65).  Wie  gamaU  so 
haben    auch  pSmmtliohe  zweisilbige  Adjectiva  auf  -H  die  unter  gaimall 


ZUH  NBU18LÄNDI8CHEN  GRAMMATIK.  283 

QU  Oen.  und  Dat  Sg.  Fem.  und  im  Gen.  Flur,  angeführten  Doppel- 
^rmen  (z.  B.  litiUar  und  lüiUraVy  lüiUi  und  lüiUri  u.  s.  w.);  gamaU 
ildet  folglich  keine  Ausnahme  (§.  67,  A,  Anm.  1).  Die  Formen  ymsir, 
msar^  yms,  ymsrüf  ymsay  ymsum  (§.  67,  B^  vgl.  §.  86^  d^  2,  Anm.  2) 
rerden  gewöhnlich  mit  y  geschrieben  und  ausgesprochen.  Ich  kenne 
ein  einziges  Beispiel  der  Regel;  daß  Adjectiva  auf  -igr  in  -egr  über- 
egangen  sind  (Grundr«  §•  67,  B,  Anm.);  dagegen  ist  i  in  den  Adj. 
uf  -Zijfr  in  6  übergegangen;  diese  darf  man  aber  nicht  mit  denjenigen 
uf  'igr  vermischen.  Die  Formen  hrd  und  ha  im  Nom.  Sg.  Fem.  und 
feutr.  in  der  bestimmten  Form  von  hrdr,  hdr  sind  falsch  statt  hrda^ 
da  (Grundr.  §.  71).  In  §.  72  sind  die  Beispiele  ümdli^  üviH  altisländisch. 
wginn  und  borgnari  (§.  76,  b  Anm.)  kommen  nur  im  Neutrum  borgid 
nd  borgnara  vor.  Neben  den  Formen  glöggvari^  glögvoatutj  örvari\ 
rvastitr  sind  auch  Formen  mit  weggeworfenem  t;  gebräuchlich,  ja  die 
^ormen  ört^art,  örvastur  sind  kaum  neuisländisch.  Zu  §.  76|  d  ist  ferner 
u  bemerken ;  daß  sämmtliche  Adjectiva ,  deren  Stamm  in  der  alten 
Sprache  auf  -kja,  -gja  ausginge  das  j  in  der  neuen  Sprache  eingebüßt 
aben;  auch  ist  nyjanrri  falsch  für  nyjari.  Neben  dem  Superlativ  sid- 
atwt  (spätest)  ist  auch  aiziur  in  der  Bedeutung  y^schlechtest^  gebräuch- 
ch,  und  neben  synngtuTj  welches  jetzt  nur  seUen  oder  gar  nicht  vor- 
:ommt  (das  gewöhnliche)  sydstur  (§.  78). 

c)  Die  Pronomina. 

In  §.  82  rechnet  der  Verf.  die  Formen  okkar^  ykk(n\  ydar  zu  den 
Vonomina  possessiva,  und  bemerkt,  daß  „sie  (die  Pronom.  possess.) 
rie  die  unbestimmte  Form  der  Adjectiva  flectiren^ ;  dies  ist  aber  nicht 
rahr;  die  Formen  okkar,  ykkar,  ydar  sind  eigentlich  Genitive  der  ent- 
prechenden  Pronomina  personalia  {okkar^  ykkar  Dualis  von  jeg,  püy 
dar  Plur.  von  pü)  und  sind  folglich  Indeclinabilia*).  Das  Neutrum 
es  Pron.  demonstrat.  hinn  ist  stets  hittj  nie  aber  hid  (Grundr.  §.  83,  b), 
reiche  Form  nur  für  den  bestimmten  Artikel  statthaft  ist.  Übrigens 
'ird  hinn  als  bestimmter  Artikel  vor  Adjectiven  in  der  Volkssprache 
icht  gebraucht;  der  neuisländische  bestimmte  Artikel  ist  in  diesem 
*alle  das  Pron.  demonstr.  sd.  In  Bezug  auf  den  suffigirten  Artikel  ist 
u  bemerken,  daß  das  auslautende  n  im  Nom.  Sg.  Fem.  und  Nom.  und 
lcc.  Plur.  Neutr.  stets  verdoppelt  ausgesprochen  wird;  auch  sagt  man 
n  Dativ  Plur.  in  der  Volkssprache  am  häufigsten  -omum  statt  -unum 
E.  B.  laugonurrij  ordonum  u.  s.  w.).   §.  83,  b,  Anm.  1  ist  W.  §   96,  b, 

*)  Der  Verf.  sagt  selbst  etwas  unklar:  f,okkar,  ykkary  ydar  werden  nur  als  Per- 
»nalia  yerwendet**. 


284  BJÖRN  MAeNUSeON  OLSEN 

Anm.  1  endehnty  ist  aber  nur  zom  Theil  auf  dai  Neuklftudiaehe  an- 
wendbar. Man  sagt  z.  B.  jetzt  am  häufigsten  trje^  (Nom.  uad  Acc  8g.) 
und  trje-n,  auch  stets  knj&-d  (das Knie),  hnj&-n^  fj^^  nicht  iJrar  h^ 
iä,  hnje-in,  fjerü.  Das  Beispiel  &rttn-tfi,  Plur.  hryr^nar  ist  kaum  Ter- 
stftndlich,  denn  der  Verf.  hat  nicht  bemerkt^  daß  hr4n  jetzt  im  Phir. 
hr^'  hat  (altisländ.  bffnn  statt  *br^r).  Die  Form  brj^  ist  wahrseiieinliek 
eben  durch  eine  verkehrte  2ierlegung  der  alten  Form  brfmiar,  Mom. 
und  Acc.  Plur.  mit  sufGgirtem  Artikel,  zu  erklftren^  nachdem  die  An- 
sprache des  nn  nach  (ursprünglich)  langen  Vooalen  mit  der  dps  n 
identisch  geworden  war,  hat  man  wohl  die  alte  Form  (brjfmmur)  ab 
bryrnar  aufgefasst  und  geschrieben,  diese  aber  irrthtimlieh  in  brjfr-mt 
zerlegt,  nnd  daraus  ist  dann  der  Flur,  br^  entstanden,  wobei  sach 
eine  Vermischung  mit  dem  gleichfalls  femin.  Subst.  bni,  deasen  Pluralii 
jetzt  stets  br^  lautet  (altisländ.  brüar)  diätig  gewesen  sein  mag.  b 
§.  85  unterscheidet  der  Verf.  hvar  und  hver;  die  Volkssprache  keiut 
in  den  meisten  Gegenden  diesen  Unterschied  nicht;  nur  in  derAnet- 
sysla  und  vielleicht  auch  in  der  Rangirvallasysla  (Bilden)  soll  man 
diese  Pronomina  noch  sondern;  sonst  sagt  man  jetzt  immer  hmr,  so- 
wohl in  der  Bedeutung  uter  als  in  der  Bedeutung  quü*  Da  der  Verf. 
aber  hver  und  kwn*  sondert,  so  mußte  er  consequent  kwfrugmr  und 
hwrtveggja  schreiben.  Übrigens  ist  die  volksthttmliche  DeoiinaüoB  dei 
Pron.  hvortveggja  {hvurtveggja)  zweifelhaft,  denn  das  Wort  ist  außer 
im  Neutrum  wenig  gebräuchlich.  Das  Neutrum  Plur.  bcedi  von  hddir 
ist  ebenso  häufig  als  die  übrigen  Formen  dieses  Wortes,  welches  der 
Volkssprache  sehr  geläufig  ist  (§.  86,  c,  4,  Anm.).  Im  Gen.  Sg.  Fem. 
hat  einginn  aungravy  nicht  aber  anngvar  (§.  86,  d,  1). 

d)  Die  Zahlwörter. 

EUer  ist  Folgendes  zu  beachten:  Statt  jJjordSf^  soll  es  jjMXj  statt 
jjjdrutiu^  —  das  dreimal  vorkommt  —  Jjorutbif  statt  ItundraäagH  og 
tvttugasti:  hundradogtuttugasti  heißen.  Auch  sind  die  dialektiscben 
Formen  fjeritiu  und  fjegur  (vgl.  oben)  nicht  erwähnt  Neben  dem 
Dat.  iveimuT  (§•  88)  war  auch  die  Form  tveim  zu  erwähnen.  Die  Be- 
zeichnung stört  hundrad  für  120  (§.  89)  ist  neuisländisch;  die  alt- 
isländ, Bezeichnung  ist  hundrad  tölfroett  oder  nur  hundrad.  pütuniti» 
neutrales  Substantiv  wird  nicht  nur  in  Verbindung  mit  dem  GeniL, 
sondern  auch  in  anderen  Verbindungen  gebraucht  (§.  89).  Das  A^ectiv 
eUefurcedur  ist  mir  weder  aus  der  Schrift  noch  aus  der  Volksspradie 
bekannt,  ist  aber  richtig  gebildet  (§•  91,  a,  1).  Statt  tvifaUwr  nnd 
prifaldur  (§.  91,  a,  2)  spricht  und  schreibt  man  tvö/aUur,  prrfMtr- 


SUR  NSUISIJLNDISGHRN  QRikMMATIK.  286 

Das  SubBt  fimt  (§.  91,  b)  iat  in  der  jeUugen  Sprache  verBchoUen. 
Von  den  Zahlsubstantiven  auf  -ing  (ebenda)  sind  nur  eining  und  premung^ 
von  den  auf  "üngur  neben  den  von  dem  Verf.  angeführten  nur  tölfi- 
ungur  gebräuchlich. 

e)  Die  Verba. 

In  diesem  Abschnitte  hat  der  Verf.  unsere  ursprüngliche  Arbeit 
vielleicht  am  wenigsten  entstellt.  Poch  sind  verschiedene  Fehler  ein- 
gedrunget^y  von  denen  ich  einige  schon  besprochen  habq.  Außerdem 
finde  ich  aber  Folgendes  zu  berichtigen :  In  §«  94,  b  bemerkt  der  Verf. 
von  der  Endung  -um  im  Präs.  Conj.  1.  Pers.  Plur.,  daß  sie  „umlautfkhig  ist** 
st|itt  „Umlaut  bewirkt^.  §«  97,  A,  1  ist  hrind  im  Präs.  Indi  des  Verbum 
hrinda  eine  altisländ.  Form;  jetzt  wird  stets  die  schwache  Form  hrindi 
gebraucht;  im  Prät.  hat  dasselbe  Verbum  neben  den  von  dem  Verf.  an- 
geführten starken  Formen  auch  die  schwachen  hrinti,  hrint.  In  §.  97,  A,  2 
waren  die  volksthümlichen  Formen  hvurfum  (Prät.  Ind.  Plur.)  und 
hvorfinn  (Part.  Prät)  neben  hurßim,  Tiorfinn  zu  erwähnen;  ferner  be- 
deutet das  starke  Verbum  sleppa  nicht  „gleiten  lassen''  (transitiv), 
sondern:  entschlüpfen,  entrinnen;  das  transitive  Verbum  wird  schwach 
flectirt;  auch  bedeutet  verpa  in  der  Volkssprache  nicht  „werfen^  son- 
dern (Eier)  legen.  In  §.  98,  3  ist  die  Form  ,^oßim  als  Prät.  Ind.  Plurl 
von  8ofa  falsch  fllr  sodfum.  Der  Conj.  Prät.  von  vaxa  ist  nicht  yxa 
(§.  99,  1),  sondern  yxi.  Zu  §.  100  kann  noch  das  Verbum  difa  gefügt 
werden ;  in  der  alten  Sprache  ist  es  stets  schwach  (dyfay  dyfdd) ;  jetzt 
sind  aber  neben  den  schwachen  Formen  (namentlich  im  Präteritum) 
auch  die  stark^o^  (^Z?  dißnn)  gebräuchlich;  das  Verbum  ist  also  in 
derselben  Bewegung  begriffen,  die  altisländ.  klgpa  vollendet  hat  In 
§.  102,  Ay  1  ist  falinn  in  faUinn  zu  ändern.  Auch  waren  hier  (§•  102,6,2) 
die  volksthümlicheoQ  Formen  apü,  apAa  neben  sp^  im  Infinit,  zu  erwähnen. 
In  den  Paradigmata  der  starken  Verba  (§.  103)  ist  stekktu  falsch  für 
9tökktu  (Imperat.  von  stökkva).  Auch  ist  der  Imperat.  von  falla  nie 
falliUf  sondern  ^—  wenn  dieser  übrigens  seltene  Imperativ  vorkommt  — 
Btet9  getrennt  fidl  pd.  Das  Part.  Prät.  von  hlyija  (§.  107,  D)  ist  nicht 
UMm,  sondern  hlüdy  nur  im  Neutrum  gebräuchlich,  luma  (§.  108) 
bedeutet  in  der  jetzigen  Sprache  nie  „loslassen^;  anch  ist  das  Part. 
EVftt  skoftaä  (§.  108)  als  nicht  gebräuchlich  zu  streichen.  Sehr  häufig 
ist  der  Imperat  pegi  in  Verbindung  mit  dem  Pron.  der  2.  Pers.  pü, 
\^  pü  oder  geschwächt  pegidu  (§.  108,  S.  82,  n.  1). 

In  der  allgemeinen  E^leitnng  zu  den  Verba  präterito-präsentia 
[§.  113)  bemerkt  der  Verf.  ganz  einfach,  daß  diese  Verba  „ihr  Präsens 


286    BJÖRN  MAQNITSSOK  Of^BN,  ZUR  MEUIdLXNDlSCHEN  ORAMICATIK. 

wie  das  Präteritara  der  starken  Verba  bilden";  hier  sind  aber  die  fol- 
genden Eigenthttmlichkeiten  su  beachten: 

Die  2.  Pers.  Sing,  des  Präs.  Indic.  wird  nicht  darch  die  An- 
fügung eines  -st  (Qrundr.  §.  94,  d),  sondern,  wie  in  der  alten  Sprache, 
durch  die  Anfügung  eines  -t  gebildet;  von  dieser  Regel  gibt  es  eigentlich 
nur  eine  Ausnahme:  maust  von  mima^  sich  erinnern  (der  Verf.  hit 
irrthümlich  mant)^  denn  veizt  (von  väa)  ist  aach  nach  den  Gesetzen 
der  alten  Sprache  regelrecht  gebildet. 

2.  Im  Pluralis  dieser  Verba  werden  jetzt  die  gewöhnlichen  prl- 
sentischen  Endungen:  -ti/n^  -id^  -a  statt  -um,  -ui^  -«  angefügt,  in  mKini, 
werden,  und  skulu  sind  jedoch  die  alten  Endungen  erhalten*).  Das 
Prät.  Indic.  von  unna,  welches  in  der  Volkssprache  nur  selten  in  der 
Bedeutung  „lieben^  vorkommt,  ist  sowohl  iinnt  als  unnti^  nnd  das 
Prät.  Conj.  folglich  sowohl  ynni  als  ynnti'j  bei  dem  Verf.  erscheint  die 
Form  anni  S.  86^^  als  die  normale,  im  Paradigma  ist  aber  nur  vnnH 
angeführt.  Im  Partie.  Prät.  kommt  auch  unnad  neben  untU  vor.  Der 
Imperat.  kunndu  hat  nie  existirt;  man  sagt  stets  getrennt  kunn  pü. 
Das  Part.  Präs.  skulandi  von  shdu  kommt  jetzt  nicht  vor.  In  §.  114,  b 
sind  die  Formen  „oü^  und  „yll^  (!)  falsch  statt  oUij  ylli.  In  §.  115 
möchte  ich  bei  der  Besprechung  des  Medium  (Reflexivum)  hervor- 
heben, daß  keine  Reflexivform  in  der  neuen  Sprache  für  das  Part. 
Präs.  vorhanden  ist. 

/)  Die  Adverbia. 

saldnar  (§.  118)  ist  wohl  nur  ein  Druckfehler  statt  sjatdnar; 
dagegen  ist  die  falsche  Form  sjaldar  etwas  viel  Schlimmeres  als  ein 
Druckfehler.  Außerdem  ist  die  Form  litt  altisländisch  und  sid,  sidla 
der  Volkssprache  nicht  geläufig.  Statt  tiU  sagt  man  jetzt  lüidf  und 
statt  sidy  sidla  wird  gewöhnlich  das  gleichbedeutende  seifd  gebraucht. 
Statt  des  seltenen  fjarri  sagt  man  gewöhnlich  fjcsfri. 

Die  dem  Buche  beigefügten  Lesestücke  sollen  nach  dem  Vor 
Worte  (S.  XIV)  für  ^Beispiele  der  besten  Sprache  und  Orthographie 
der  Jetztzeit^  gelten.  Dies  sind  sie  aber  keineswegs.  Die  Orthographie 
an  und  für  sich  ist  ganz  und  gar  nicht  consequent,  und  steht  in  sehr 
vielen  Fällen  mit  den  im  Grundriß  gegebenen  Kegeln  im  eutschiedeDstea 
Widerspruche.  Es  wäre  leicht,  dies  im  Einzelnen  nachaaweiseni  idi 
halte  es  aber  nicht  für  nothwendig,  da  diese  Fehler  iUr  die  WißenscbAft 
kaum  verhängnißvoll  sein  können.   Das  überaus  schlechte  Qloatar  iQ 

• 

*)  Auch  das  Verbnm  vera  flectirt  im  Präs.  er  wie  ein  Präteritum  («i;  mmi,  •«)• 


fL  SPRENGIS,  ALBBR  VON  REGE NSBURG  UND  DIE  EN£IDE.        237 

diesen  Lesestttoken,  welches  von  eioer  ganz  unerhörten  Unwißenheit 
zeugt,  würde  ich  dagegen  —  um  einer  Verbreitung  der  darin  begegnen- 
den Fehler  vorzubeugen  —  genötfaigt  sein  näher  zu  besprechen^  hätte 
nicht  schon  Finnur  Jönsson  in  einer  Anzeige  des  Buches  im  Literatur- 
blatt fbr  german.  und  roman.  Philologie  1881 ,  Nr.  2,  dieses  Glossar 
einer  berechtigten  Kritik  unterzogen*). 

Vielleicht  habe  ich  im  Vorhergehenden  einige  wesentliche  Fehler 
nicht  bemerkt;  mehrere  Ungenauigkeiten  habe  ich  absichtlich  als  un- 
wesentlich übergangen  und  offenbare  Druckfehler  in  der  Regel  nicht 
notirt.  Von  solchen  hat  Finnur  Jönsson  „die  hübsche  Anzahl  von  50*^ 
gesammelt. 

Sehr  zu  bedauern  ist,  daß  der  erste  Versuch,  eine  wirkliche  neu- 
isländische  Grammatik  zu  schreiben,  so  ärmlich  ausgefallen  ist.  Möge 
der  nächste  beßer  gelingen! 

BJÖRN  MAONÜSSON  OLSEN. 


ALBER  VON  REGENSBURG  UND  DIE  ENEIDE*'^). 

Folgende  Momente  scheinen  mir  zu  beweisen,  daß  der  Verfaßer 
des  Ttindalus  die  Beschreibung  der  Hölle  inVeldecke's  Eneit  (2881  — 
3552)  kannte. 

1.  E.  2941    gelangen   Eneas   und   Sibille    zu   einem    brennenden 

Waßer,    an  dem  sich   eine  Menge   armer  Seelen   hin-  und  herbewegi 

Dieselben  werden  von  Ungeheuern  verfolgt: 

2965  die  lintworme 

die  soechten  s!  met  storme. 


*)  Diesen  Artikel  habe  ich  eben  empfangen  und  ich  kann  mich  im  Ganzen 
damit  einventauden  erkl&ren.  Doch  wiU  ich  hervorheben,  daß  mir  —  wie  schon  be- 
merkt —  besüglich  der  neutralen  -«a-Stämme  (Gmndr.  §.  36)  kein  Beispiel  eines  bei- 
behaltenen V  bekannt  ist.  Auch  habe  ich  selbst  häufig  in  der  Volkssprache  die  Formen 
9f6»  uod  «lyJt  neben  8J6ar  und  tnjdar  gehört  —  sjAvar  ist  nur  in  einigen  Composita 
Qblich  und  «9|jioar  istjetit  veraltet.  Die  Formen  hellirs,  heU(%}rar,  heüfijrum,  hell(i)ra 
sind  anch  die  wahren  nenislSndischen  Formen,  und  die  Genitive  hj'örU  und  bjöms 
sind  der  Volkssprache  gelaufig,  obwohl  sie  selten,  außer  als  Nomina  propria,  vor- 
kommen, da  beide  Thiere  auf  Island  nicht  einheimisch  sind.  Diese  Aasstellungeu  kann 
ich  also  von  dem  Gesichtspunkte  der  neuen  Sprache  aus  nicht  motivirt  finden ;  da  aber 
der  Verf.  nach  dem  Vorworte  seine  Grammatik  auch  für  eine  Grammatik  der  jetsigen 
Schriftsprache  gelten  lassen  will,  und  sämmtliche  getadelten  Formen  in  der  Schrift 
kaum  statthaft  sind,  so  sind  die  Ausstellungen  insofern  berechtigt. 

**)  £nt  naeh  Dmcklegang  dieses  AafuUaes  erschien:  Visio  Tnugdali,  Latei- 
nisch und  Altdeutsch,  heransgeg.  von  Albrecht  Wagner.  Erlangen  188S. 


288        H.  8PRENQGR,  ALBER  VON  REGfiNSBUBG  UND  DIB  BfIfflOE. 

Ganz  ähnlich  lauten  die  Verse  49,  66  bei  Beschreibimg  des  gewitter 

schwangeren  Sees: 

die  menige  der  wunoe 
die  faoren  üz  einem  Btorme 
wider  einander  in  dem  sd: 
81  toten  den  armen  sdlen  w6. 

Die  Visio  Tnugdali  (ed.  Schade)   8,  3   hat   an   entsprechender  Stolle 

nur  den  Satz:   Inerat  etiam  ibi  multitudo  bestiamm  terribfliamy  qoe 

mugientes  nil  aliud  poscebant  nisi  ut  animas  devorarent. 

2.  Mehr  als  zufällige  Ähnlichkeit  scheint  mir  auch  stattzufiodea 

bei  den  Versen: 

Tund.  54,  13.  Em  8215. 

si  (die  Seele)  begunde  harte  switzen  wie  starc  end  wie  heit  he  was? 

ond  n&cb  dem  sweise  brinnen,  dat  Sibille  end  Endas 

vil  schiere  zerinnen  van  der  hitlen  tidi  brodden. 

alsd  das  iser  denne  tuet  die  tande  hem  gloeden 

ad  iz  g&t  darch  die  gloot  als  dat  Iser  in  den  fAre 

3  Die  ironische  Wendung:  ein  übel  näehgebüre  *ein  Held,  in  dewoi 
Nähe  zu  kommen  sehr  geftihrlich  ist'  (Martin  z.  Ghidn  650^  4)  Auft 
wohl,  wo  sie  erscheint,  auf  En.  3238  zuHickgefährt  werden,  wo  Heinrich 
vom  Cerberus  sagt:  he  toas  ein  avele  nägAür^  jedenfalls  aber  beniht 
es  auf  Nachahmung  dieser  Stelle,  wenn  Älber  55,  70  die  Teafel  U<fa 
nachgebüren  der  Seele  nennt,  wofdr  sich  in  der  Vorlage  (S.  14  uaten) 
kein  Anhalt  fand.  Die  weitere  Verwendung  von  nächgebüt  61,  60. 
64,  1  scheint  aus  dieser  Stelle  abgeleitet'*'). 

4.  Tund.  56,  1  heißt  es  von  der  Hölle:  hie  ist  wnster  äne  Uekt^ 
schon  V.  39  S.  wird  aber  ein  großes  Feuer  erwähnt,  welches  von  iea 
Teufeln  mit  Blasbälgen  angefacht  wird.  Sollte  deshalb  nicht  zu  lesen 
sein:  hie  ist  viwer  äne  lieht?  Das  entspräche  dann  genau  En.  3409 
here  für  es  äne  Ueht.  Die  Vorlage  14,  33:  'Veni  et  vide!  hoc  tarnen 
scito,  qtwd  lumen  hijs,  qui  hie  deputantur,  minime  lucet^  scheint  mir 
eher  für  als  gegen  diese  Vermuthung  zu  sprechen.  Wollte  der  Autor 
angeben,  daß  hier  überhaupt  nichts  Brennendes  vorhanden  sei,  m 
würde  er  sich  doch  wohl  deutlicher  (quod  bis  lumen  minime  ed  oder 
dergl.)   ausgedrückt  haben. 

Schließlich  ist  zu  bemerken  die  Übereinstimmung  einiger  Fonsels 
des  Überganges:  Tund.  47, 51  nu  vememet  van  =  En.  7983;  Tuad.ßLÄ^ 
nu  sult  ir  verneinen  mere  =  1,  2216  (s.  Behaghels  Einleitonff  & 

KOBTHEIM.  B. 


*)  I>ie8  xor  BerichtigTing  des  in  meinet  Dte 
Bemerkten.  _ 


F.  KEIKZ,  WIO&UUR. 


WIGAMüR. 

MUncheiwr  Braclutfloke, 


Das  oltdentBche  Gedicht 'Wigamnr'  Bchien  bis  in  die  neueste  Zeit 
-  !a  der  einzigen  Wolfenbilttler  Handsohrift  (W),  Papier,  aas  dem 
de  des  XV-  Jahrhunderts,  erhalten  zu  sein,  nach  welcher  es  von 
scbing  in  den  'Deutschen  Gedichten  des  llittelalters'  (D)  abgedruckt 
rden  ist.  Vor  einiger  Zeit  aber  wurden  in  Salzburg  Pergament- 
ichstackfl  deBBfllben  entdeckt  (S)  und  von  R.  H.  Werner  in  der  Zeit- 
irift  für  deutsches  Alterthum,  XXIII,  100  ff.  veröffentlicht.  Hiezn 
mmen  nun  die  MUnchener  BnichstOcke  (M),  welche  im  Nachstehenden 
wandelt  werden  BoUen.  Ihr  Abdruck,  ans  verachiedenen  Ghünden 
her  aufgeschobeo,  darf  jetzt,  naehdem  sich  die  Forschung  mit  er- 
ster Theilnahme  diesem  Werke  zuznwenden  scheint,  nicht  weiter 
i^Ogert  werden,  um  so  weniger,  als  dasselbe  in  der  Gestalt,  wie  es 
S.  und  M.  Bruchstücke  geben,  mindestens  in  sprachlicher  Be- 
^^^g>  gegeaflber  der  verwahrlosten*)  Handschrift  W  und  dem  Druck 
beutend  an  Werth  gewinnt 

Bei  meinen  Studien  zur  mittelalterlichen  Geographie  Baiems  kam 
r  vor  einigen  Jahren  eine  Handschrift  des  hiesigen  k.  allg.  Reichs- 
shivs  —  ein  Diplomatarium  des  Klosters  Kaisheim  —  zu  Händen, 
F  deren  Deckel  an  der  innem  Seite  Pergamentblatter  aufgeklebt 
ren,  die  sieb  als  dem  Wigamur  angeborig  erkennen  lieQen.  Die  Er- 
ibniss  zum  Ablösen  wurde  von  der  k.  Archivdirection  in  dankens- 
rthester  Weise  bereitwillig  ertbeilL  Zu  meiner  Überraschung  zeigte 
■h,  als  die  zu  Tage  liegenden  Blätter  weggenommen  waren,  eine 
■itere  Lage  aufgeleimt.  Da  hiedurch  und  durch  früher  in  Ktüaheimer 
uidschriften  der  kOn.  Bibliothek  gemachte  Funde  meine  Neugierde 
!ion  gereizt  war,    hob  ich  auch  an  der  Außenseite  des  Holzdeckels 


•)  Ehi  p>ar  BsUpiele  mSgen  geatattet  Min: 

Druck. 
n  prfT,=.^n  gtfrtli 


jrel  Eydeja 
;   beLiell 


I  erboiRte 
nahet  leli 


VA 


290  F-  KEINZ 

den  SchweiDslederüberzug  in  die  Höhe,  und  wirklich  war  auch  diese 
mit  eben  solchen  Blättern  bedeckt  Auf  diese  Art  erhielt  ich  im  Oanzcn 
sechs  wenig  oder  gar  nicht  beschädigte  Doppelblätter,  drei  größere 
Bruchsttlcke  eines  solchen  und  von  zwei  Doppelblättem  je  die  größere 
Hälfte.  Bei  dem  mittlerweile  zwischen  den  erwähnten  beiden  Anstalten 
eingeleiteten  Handschriftenaustausche  sind  diese  Brachstflcke  in  das 
Eigenthum  der  k.  Bibliothek  übergegangen.  Sie  tragen  jetzt  die  Be- 
zeichnung Cgm  6249  Nr.  28. 

Das  Ergebniss  der  später  folgenden  Berechnung  des  nrsprfing- 
liehen  Umfanges  der  Handschrift,  der  diese  Blätter  entstammen,  hier 
zum  Zwecke  der  allgemeinen  Beschreibung  im  Voraus  benützend,  be- 
merke ich ,  daß  diese  Bruchstücke  drei  verschiedenen  Xiagen  von  je 
vier  Doppelblättern  angehörten,  und  zwar  der  2.,  4.  und  8.  Lage,  die 
ich  aber  hier  zunächst  als  1.,  2.  und  3.  Lage  bezeichne.  Das  Pergir 
ment,  durchgängig  sehr  stark,  hatte  eine  Blattbreite  von  etwas  über 
12,  eine  Höhe  von  etwas  mehr  als  17  Centimeter.  Es  war  früher  scboi 
ftlr  einen  anderen,  und  zwar  lateinischen  Text  verwendet  gewesen,  ist 
aber  so  sorgfältig  gereinigt,  daß  im  Räume  der  jetzigen  Schrift  tob 
der  alten  nur  die  Spuren  einiger  rothen  Initialen,  ausserdem  aber  nur 
an  einzelnen  Stellen  an  den  Rändern  Spuren  der  alten  Textschrift  e^ 
kennbar  sind. 

Die  Verse  sind  nicht  abgesetzt,  aber  hinter  dem  Reimworte  durch 
einen  Punkt,  auf  ein  paar  Seiten  der  zweiten  Lage  auch  häufig  durch 
zwei  Punkte  über  einander,  oder  hie  und  da  durch  ein  verticslei 
Strichlein  markirt;  ausserdem  ist  auch  der  erste  Buchstabe  —  in  der 
1.  Lage  meist,  in  den.  beiden  andern  hie  und  da  Majuskel  —  in  der 
1.  Lage  immer,  in  der  2.  L.  bis  zur  6.  (14.)  Seite  (V.  2210)  r^d- 
mäßig,  in  der  3.  Lage  auf  der  1.  Seite  roth  durchstrichen;  die  übrigen 
Seiten  der  2.  und  3.  Lage  haben  diese  Auszeichnung  des  Versanfangs 
nicht.  Die  größeren  Absätze,  theils  mit  D  übereinstimmend,  theils  ab- 
weichend ,  sind  dadurch  hervorgehoben ,  daß  ihr  erster  Buchstabe 
meist  in  der  Höhe  sich  über  zwei  Zeilen  erstreckend,  ganz  in  Ifenig 
ausgeführt  und  fast  immer  an  den  Anfang  einer  neuen  Schriftzeile 
gestellt  wurde,  wobei  dann  der  leer  gebliebene  Raum  der  Vordendle 
in  der  1.  Lage  durch  rothe  Striche  ausgefüllt  ist  Im  Innern  der 
Schriftzeilen  stehen  solche  rothe  Majuskeln,  diese  dann  nur  in  der 
zwischen  zwei  Zeilen  gestatteten  Höhe,  bei  V.  1655,  1702,  2211,2314 
sämmtlich  in  der  2.  Lage.  Zu  V.  2211  ist  indeß  die  Anm^inmg  m 
beachten.  Die  Zahl  der  Zeilen  einer  Seite  ist  in  der  1.  Lage  2^ 
sämmtlich  liniirt,  die  2.  Lage  hat  auf  der  ersten  und  letzten  Seite  29 


WIOAMUB.  291 

iniirte  Zeilen,  auf  der  2. — 5.  26  Linien  und  darunter  noch  drei  Zeilen 
Schrift ;  auf  der  6.  ubd  7.  27  Linien  und  drei  Zeilen  Schrift,  die  3.  L. 
hat  30  Linien  und  unter  Freilassung  der  ersten  davon  29  Schriftzeilen ; 
Verticallinien,  um  den  Anfang  und  das  Ende  der  Zeilen  zu  markiren, 
finden  sich  in  allen  drei  Lagen. 

Die  Berechnung  des  Umfanges  der  Handschrift ,  welcher  unsere 
Bruchstücke  einst  angehörten,  ist  zwar  dadurch  etwas  erschwert^  daß 
auch  W  nicht  vollständig  ist ;  doch  lassen  sich  wenigstens  die  Lagen 
und  noch  einiges  darüber  mit  genügender  Sicherheit  bestimmen,  wie 
die  unten  stehende  Übersicht  zeigt.  Dieser  sind  indeß  einige  Bemer- 
kimgen  vorauszuschicken.  Büsching  gibt  ftlr  W  ftlnf  Lücken  an: 
1.  nach  V.  280  fehlt  1  Blatt ;  2.  nach  V.  657  fehlt  zwar  kein  Blatt, 
aber  ein  größeres  Stück  Text;  3.  nach  V.  1099  fehlt  1  Blatt;  4.  nach 
V.  6040  fehlt  1  Blatt;  5.  nach  V.  6094  fehlen  4  Blätter.  £s  fehlen 
demnach  bei  1.  und  4.  je  48  Verse,  bei  5.,  vorausgesetzt,  daß  sich 
kein  Bild  auf  diesen  Blättern  fand,  192  Verse;  daß  bei  2.  nichts  fehlt, 
bt  schon  Docen  nachgewiesen  und  den  Zusammenhang  des  Sinnes 
darch  die  Änderung  von  'sprach'  in  sprancte  in  jenem  Verse  herge- 
stellt Bei  3.  giengen,  wenn  Büsching's  Angabe  richtig  ist,  die  Hand- 
ichriften  bedeutend  auseinander.  Für  W  würde  sich  nämlich  dadurch 
Qor  ein  Defect  von  48  Versen  ergeben,  M  aber  bringt  zur  Ergänzung 
desselben  schon  94  Verse  bei  und  füllt  damit  die  Lücke ,  wie  das 
Fehlen  des  Zusammenhangs  und  die  untenstehende  Lagenberechnung 
ergibt,  nicht  vollständig  aus.  Dieser  Widerspruch  dürfte  sich  aber 
üemlich  einfach  damit  aufklären,  daß  in  W  nicht  bloß  1  Blatt,  son- 
dern die  ganze  nächste  Lage  fehlt.  Ob  mit  dem  in  W  ebenfalls  feh- 
lenden ersten  Blatte  Text  verloren  gegangen  ist,  läßt  sich  nicht  be- 
lumpten. 

Ein  dem  obigen  entgegengesetzter  Fall  ist,  daß  sich  in  W  ein 
iinechtes  Einschiebsel  von  48  Versen  (4905— 52)  *  findet,  wie  durch  M 
Qnd  S  erwiesen  ist.  (Vgl.  die  Bemerkung  zu  V.  4905). 

Unter  Einrechnung  der  angegebenen  Thatsachen  ergibt  also  eine 
Vergleichnng  des  Textes  von  W  und  M  für  den  einstigen  Bestand  der 
letsteren  Handschrift  folgende  annähernd  sichere  Angaben. 

ä)  Verloren :  b)  Theilweise  erhalten  : 

1.  Lage  =  V.  1—584,  dazu  48  fllr 

das  in  W  fehlende  10.  Blatt  und 

vielleicht  auch   eine    geringere 

Zahl  ftlr  das  1.  El. 

19* 


292 


F.  KEINZ 


a)  Verloren :  h)  Theilweise  erhalten : 

2.  Lage  =  V.  685—1099,  dazu  94 
V.  zur  Ausfbllang  der  darauf- 
folgenden LUeke. 


3.  L,  weitere  Ausfüllung  der  Lücke 
und  V.  1100—1566. 

5.  L.  =  V.  2362-3192. 

6.  L.  =  V,  3193-4023. 

7.  L.  =  V.  4024—4853. 


4.  L.  =  V.  1567—2361. 


8.  L.  =  V.  4854—5684. 


9.  L.  =  V,  5685-6106,  dazu  fllr  1 
in  W  fehlendes  Bl.  48  und  für 
weitere  vier  Blätter  192  Verse. 

Zur  3.  Lage  ist  noch  zu  bemerken,  daß  ihr  Inhalt,  beziehaop- 
weise  die  Anzahl  der  zur  Ausfüllung  der  Lücke  fehlenden  Verse  ver 
schieden  anzunehmen  ist,  je  nachdem  sie  von  dem  Schreiber  der  2. 
oder  der  4.  Lage  (oder  von  beiden  theilweise)  geschrieben  war,  di 
ersteror  etwa  660,  letzterer  aber  gegen  800  Verse  in  einer  Lage  unter 
brachte. 

Der  wirkliche  Bestand  des  Erhaltenen  ist  indeß,  da  keine  der 
drei  Lagen  vollständig  gerettet  ist,  geringer  als  man  nach  obiger  Dtr- 
legung  erwarten  sollte.  Es  sind  nämlich  vorhanden :  von  der  2.  Lage 
das  1.  und  3.  Doppelblatt  ganz;  vom  2.  ist  aber  der  Schriftraum  des 

1.  Blattes  ganz  weggeschnitten;  vom  4.  Doppelblatt  ist  das  2.  Blitt 
nur  auf  die  Breite  der  ersten  5  —  6  Buchstaben  der  einen  Seite  er 
halten,  d.  h.  es  fehlt  von  der  Lage  das  2.  Bl.  ganz,  das  6.  größteo* 
theils;  von  der  4.  Lage  ist  das  1.  und  2.  Doppelblatt  mit  geringen 
Verstümmelungen  vorhanden;  von  der  8.  Lage  findet  sich  das  1.  und 

2.  Doppelblatt  mit  geringen  Schädigungen  vollständig;  vom  3.  sind 
zwei  größere  Bruchstücke  gerettet.  Das  Nähere  über  die  Defecte  er 
gibt  sich  aus  dem  später  folgenden  Texte  und  den  denselben  beglei- 
tenden Bemerkungen.  Im  Qanzen  liefern  uns  diese  Bruchstttcke,  kleine 
Schädigungen  abgerechnet,  in  runder  Zahl  1400  Verse  (von  welchen 
ungefähr  430  Verse  auch  in  S  vorkommen)  oder  reichlich  ein  Fünftel 
des  ganzen  Gedichtes.  Dieser  beträchtliche  Bruchtheil  wird  nicht  bloß 
hinreichen,  um  ein  von  dem  bisherigen  ziemlich  verschiedenes  Urtheil 
über  das  Werk,  namentlich  dessen  Sprache,  zu  ermöglichen,  sondern 
er  wird  auch  die  Herstellung  eines  dem  ursprünglichen  nfther  treten- 
den Textes   erleichtern ;   denn   wenn   auch  unsere  Abschrift  Ychon  hie 


WIGAMUB.  293 

und  da  einzelne  Spuren  von  Verderbniß  zeigt,  so  steht  sie  doch  schon 
durch  ihr  Alter  «^  sie  ist  fast  zwei  Jahrhunderte  vor  W  niederge- 
schrieben —  der  von  Sarrazin  auf  die  Jahre  1210 — 1250  bestimmten 
Abfaßung  des  Gedichtes  nahe,  und  läßt  in  der  Sprache  und  selbst  in 
der  Orthographie  auf  eine  sehr  gute  Vorlage  schließen. 

Daß  sämmtliche  drei  Lagen  einst  einer  einzigen  Handschrift 
angehörten,  darf  man  wohl  als  sicher  annehmen.  Allerdings  finden  sich, 
wie  schon  erwähnt,  Verschiedenheiten  in  der  Liniirung,  der  Bezeich- 
nung der  VersanfUnge;  aber  abgesehen  davon,  daß  dies  auch  in  ein 
and  derselben  Lage  vorkommt,  dürften  schon  das  gleiche  Format, 
sowie  die  gleichmäßige  Verwendung  von  früher  ftlr  andere  Zwecke 
benutztem  Pergament  fUr  die  Einheit  sprechen,  und  sicher  wäre  sehr 
schwer  anzunehmen,  daß  die  Eaisheimer  Mönche  zu  gleicher  Zeit 
zwei  Handschriften  eines  offenbar  nicht  sehr  verbreiteten  Gedichtes 
zum  Vernichten  zur  Verfügung  gehabt  hätten.  Dagegen  steht  außer 
Zweifel,  daß  die  Handschrift  von  zwei  verschiedenen  Schreibern  ge- 
fertigt wurde,  von  deren  einem  die  2.  Lage  herrührt,  während  die 
4.  und  8.  Lage  von  einem  andern  geschrieben  ist.  Die  Verschiedenheit 
^igt  sich  schon  in  der  Schrift,  dann  aber  auch  in  der  gewissenhafteren 
Arbeit  des  ersten,  welcher  sich  weniger  Auslassungen  von  Wörtern  und 
teilen  zu  Schulden  kommen  läßt,  auch  die  Sprache  und  Schreibweise 
deiner  Vorlage,  deren  baierischer  Charakter  nicht  zu  bezweifeln  ist, 
treuer  beibehält 

Von  Besonderheiten  zeigt  der  erste  Schreiber  unter  andern:  ein 
paarmal,  aber  nur  ausnahmsweise,  die  2.  Flur,  auf  -ent:  999  beitent, 
1026  merkent  (Weinhold,  Mhd.  Gramm.  §.  379) ;  häufig,  nicht  immer, 
u  fUr  iti,  aber  nie  i  ftlr  ie;  Einzelheiten  628/29  heubt :  bereubt,  da- 
gegen 754  beroubt  etc.;  982  twoc,  1001  daes  (wohl  nur  Correctur);  der 
Inf.  henke  in  760  dürfte  Schreibfehler  oder  der  Strich  tlber  e  vergilbt 
sein  (bedenklicher  ist  der  Reim  gevangen :  lange  in  V.  26/27  der  Lücken- 
aasftülung  nach  V.  1099) ;  der  zweite  Schreiber  wechselt  ebenfalls  mit 
u  and  iuy  hat  häufig  i  ftir  ie,  besonders  in  enphinc  und  vil,  sonst  aber 
ganz  regellos  z.  B.  2349  dienen,  2351  dinen;  sehr  geläufig  ist  ihm  i 
für  kurzes  e  in  den  Vorsilben  er  und  ver  und  in  den  Endungen  en, 
er,  ers;  Einzelheiten  1689  ummer,  5408  untweich,  5555  urlap  etc.  etc. 
Wie  man  sieht,  ist  Grund  vorhanden,  bei  dem  zweiten  Schreiber 
an  mitteldeutschen  Einfluß  zu  denken ;  doch  gibt  gerade  seine  Unsicher- 
heit nur  fbr  ihn,  keineswegs  aber  für  seine  Vorlage  Zeugniß.  Immerhin 
dürfte  der  Gegenstand  einer  besondem  Behandlung  werth  sein,  die 
ihm  von  den  tüchtigen  Forschem,  welche  die  Untersuchung  über  den 


294  ^'  KBINZ 

Wigaraur  bereits  in  Händen  haben  oder  sich  noch  weiter  finden,  woU 
zu  Theil  werden  wird.  Sie  dürfte  um  so  mehr  Interesse  bieten,  da  das 
Qedicht  seit  seinem  Bekanntwerden  von  einem  nordischen  Schatten 
begleitet  wird,  vgl.  BUsching  in  der  Einleitung  zur  Ausgabe  p.  VII, 
Sarrazin,  Wigamur  p.  21. 

Bezüglich  der  Zeit  dürften  beide  Schreiber  ihre  Arbeit  um  die 
Scheide  des  XIII.  und  XIV.  Jahrhunderts  vollendet  haben. 

Für  die  Frage  der  Herkunft  der  Handschrift  gibt  außer  der 
Mundart  nur  ihr  letzter  Standort  Auskunft^  welcher  aber  zur  erstereo 
stimmt.  Das  ehemalige  Kloster  Kaisheim  ^  jetzt  auch  Kiusersheim  ge- 
nannt,  bei  Donauwörth,  darf  noch  ins  Grenzgebiet  der  schwäbisehei 
und  bairischen  Mundart  gerechnet  werden.  Hiezu  ist  von  Interesse  zu 
bemerken,  daß  auch  die  Wolfenbüttler  Handschrift  aus  dieser  Gegend 
zu  stammen  scheint.  Sie  zeigt  nämlich  auf  dem  Deckel  den  Namen 
Jerg  Wallaser,  wohl  ihres  einstigen  Besitzers,  eingetragen;  und  von 
diesem  gibt  Docen,  allerdings  mit  dem  Beisatz  Venu  ich  nicht  sehr 
irre'  und  ohne  Beleg  an,  daß  er  um  1550  Buchhändler  in  Dillinges 
gewesen  sei.  Auch  ich  habe  keinen  Beleg  dafür  finden  können;  weda 
in  Weiß'  Geschichte  von  Dillingen,  noch  in  zahllosen  Büchertiteln 
dieser  Zeit,  die  ich  zu  dem  Zwecke  durchgesehen  habe.  —  Die  etwaige 
Vermuthung,  daß  W  eine  Abschrift  von  M  sein  könnte,  dürfte  sicli 
kaum  haltbar  erweisen,  da  auch  der  lüderlichste  Abschreiber  bei  der 
sehr  deutlichen  Schrift  von  M  seine  Vorlage  nicht  so  verhunzt  wieder 
geben  würde,  wie  viele  Stellen  in  W  sind. 

Der  Abdruck  schließt  sich  thunlichst  genau  an  die  Handschrift  an: 
die  Abweichungen  sind  die  auch  sonst  gebräuchlichen.  Die  Verszeilen 
wurden  —  mit  Ausnahme  eines  Blattes  (VUI,  3)  —  abgesetzt,  die  in 
der  Handschrift  ftlr  diesen  Zweck  verwendeten  Majuskdn  nicht  bei- 
beibehalten, außer  wo  sie  zugleich  einen  neuen  Abschnitt  bezeichnen' 
und  dann,  wie  oben  erwähnt,  in  Farben  ausgeführt  sind. 

Von  den  Abkürzungen  wurden  au^elöst:  die  gewöhnlichen  ftr 
n  und  er,  die  für  ur  in  dem  Worte  Wigamur,  die  für  ra^  ri  in  den 
Worten  sprach  und  pris  (einmal  auch  für  ru  in  truwen  778),  die  ftr 
az  (cf);  sie  wurden  indeß  auch  beibehalten,  wo  irgend  ein  Zweifd 
möglich  war  oder  sonst  ein  Grund  dafür  sprach. 

Ergänzungen  wurden  nur,  wo  sie  ganz  zweifellos  waren,  für  ein- 
zelne Buchstaben  oder  Wörter  eingesetzt,  und  zwar,  wo  vorhandene 
Buchstabenreste  zum  bekannten  Texte  stimmten,  stillschweigend,  wftb- 
rend  ganz  fehlende  Buchstaben  oder  Wörter  durch  Cursivschrift  oder 
durch  Einschließung  in  Klammern  angedeutet  sind. 


WIGAMUR.  295 

Lage  II  y  Blatt  1  ist  unverletzt  An  der  Vorderseite  die  Buch- 
ten zum  Theil  etwas  vergilbt  oder  abgerieben ,  aber  noch  er- 
nbar. 

Vorderseite. 

585  wan  er  begonde  gaben 

TD  sieb  ze  were  bereiten 

die  ros  vil  kume  erbeiten 

daz  sie  die  Yngelicben  man 

Yor  deme  walde  also  vram 
590  ZV  einander  brabten 

die  beidsamt  gabten 

ere  vn  pris  gewinnen 

Yn  doch  mit  yngelicben  sinnen 

der  eine  ritterlichen  streit 
595  der  ander  kintlicben  reit 

der  ritterlichen  stach 

sin  sper  mit  kreften  daz  ez  zerbrucb 

yf  deme  ivngelinge 

wan  die  herten  ringe 
600  des  balsbges  den  er  vurtc 

do  er  vf  in  rvrte 

er  were  da  gelegen  tot 

avch  was  daz  ein  michel  not 

do  sie  zesamne  liezen 
605  die  ros  einander  stiezen 

daz  sie  beide  vielen  nider 

gabens  sprvngen  sie  wider 
610  die  swert  sie  gevi  engen 

ZV  ein  ander  sie  giengen 

die  zwene  Yngelicben 

vahten  stritdichen 

allen  einen  langen  tac 
615  der  ritter  mangen  grozen  slac 

slvc  vf  den  ivngen 

mit  snellicben  sprvngen 

wigamur  ime  ofte  entran 

vü  lief  in  ofte  wider  an 
620  mit  siegen  er  in  vmbe  treip 

daz  ime  des  scbiltes  niht  beleip 

wan  da  die  bukle  was  dar  an 

nach  prise  striten  die  zwene  man 
A  Ise  der  ritter  do  gesach 
625  "^^daz  sich  der  iangelinc  also  räch 

600  in  haUhgea  ist  der  zn  ergSnzende  Haken  f[ir  er  nicbt  erkennbar.  607  nach 
im  Verse  hat  D  zwei  weitere,  die  hieher  gehören  werden:  vf  von  der  erden 
mene  sie  gerden  (D:  zusamen  was  jr  gerden). 


I 


296  !*"•  KEINZ 

do  enbnm  sin  gemüte 
▼on  des  somes  glvte 
er  slüc  in  vf  das  heabt 
er  wolt  in  han  bereabt 

n,  1  Bflckseite. 

630  des  libes  an  der  wile 
mit  sornlichcr  ile 
der  ivnge  sich  erholte 
er  tet  alse  er  weite 
in  mit  deme  swerte  gestochen  han 

635  den  stach  er  loac  er  ime  an 
vS  slvc  in  doreb  den  beln  gvt 
das  ime  begonde  das  blvt 
gegen  der  erden  nider  gan 
vn  das  er  nit  langer  mohte  gestan 

640  das  swert  ime  ys  der  fvr 
dar  nach  lief  Wigamnr 
er  wolt  ime  den  üb  han  benomen 
do  er  Tber  in  was  komen 
do  sprach  der  ritter  an  der  zit 

645  neina  helt  gvt  na  bit 
la  mibe  herre  leben 
in  dine  gnade  wil  ich  mich  geben 
vn  wil  werden  din  man 
vii  wil  dir  nimmer  abe  gegan 
tri  wen  mit  stetekeit 
vn  wil  dir  swem  einen  eid 

650  das  ich  dir  diene  swie  do  wil 
der  rede  bot  er  ime  so  vil 
vnse  ime  der  kindische  man 
alsus  entwrten  began 
T^itter  gvt  nn  sage  mir 

655  '^^was  schnlde  het  ich  hin  sv  dir 
do  ich  dir  hivte  wider  reit 
vf  dirre  beide  so  breit 
do  bestvnde  du  mit  some 
des  bist  du  der  uerlome 

660  du  hast  mir  vil  we  getan 

des  antwrte  ime  der  wnde  man 
do  ich  dich  hivte  balde 
sach  riten  vor  deme  walde 


633  dieser  Vers  steht  zweimal  nacheinander.  636  fehlt  in  W,  Tielleicht  wegen 
Unverständlichkeit;  es  wird  wohl  su  lesen  sein:  den  stich  erlonc  er  etc.,  d.  h.  der  Stick 
war  eine  Finte,  es  folgte  ein  EUeb.  640  hende  fehlt.  649  statt  dieses  Yctses  vos 
W  hat  M  drei. 


WIGAMÜB.  297 

do  rite  du  werlichen 
665  gar  ▼nbeicheideDlichen 

daz  ich  des  verwände  mich 
daz  ich  schiere  hete  dich 
▼OD  diner  habe  entsezt 

n,  Bl.  2.  Von  diesem  ist  der  ganze  Schriftraum  weggeschnitten, 
lor  der  vordere  Theil  einer  besonders  verzierten  rothen  Initiale 
,  die  dem  Platze  nach  ungefähr  auf  V.  677  fallen  müßte.  Der 
lene  Theil  scheint  einem  M  anzugehören. 

.  U,  BL  3  ist  vollständig  erhalten. 

Vorderseite. 

oder  m^se  sin  leben 

ze  pfände  da  lazen 

den  walt  vh  die  strazen 

beroabt  also  mangen  tage 
755  vnze  deme  kmge  qua  die  elage 

Yon  deme  mort  grimmen  man 

daz  er  in  die  ahte  wart  getan 

svs  lebter  wol  zehen  iar 

nu  wil  der  kvnic  daz  wizze  für  war 
760  in  morgen  henke  alse  einen  diep 

daz  ist  den  laten  allen  lieb 

nv  mvgen  sie  ir  sache 

wol  werben  mit  gemache 

beide  wider  vn  für 
765  do  sprach  aber  wigamur 

ob  ich  dich  nn  laze 

riten  dine  straze 

so  kumt  ez  Jihte  dar  zv 

daz  ich  dich  han  betwngen  nv 
770  daz  da  daz  an  mir  riebest 

vn  daz  glubde  brichest 

Tii  vergizzest  diner  truwen 

80  mak  mich  wol  ruwen 

ob  ich  daz  leben  laze  dir 
775  do  sprach  glacotesflorir 

ob  du  mich  las  genesen 

so  solt  du  des  gewis  wesen 

daz  ich  dich  mit  truwen  han 

alse  einen  herren  sol  sin  man 

i^  ich  de»  MT-   unsicher,   weil   bei   der  chemischen  Behandlung   eine   zweite 
m  Tage  trat.  754  von  beraubt  sind  nur  die  Buchstaben  eroub  sicher;  fttr 

her  kein  Baum  zwischen  diesem  und  dem  folgenden  Wort.  765  auf  diesen 
gt  in  der  Hs.  der  Vers  *8wer  hie  gienc  oder  reit',  er  scheint  aber  roth  über- 
(getilgt)  SU  sein.  760  über  dem  letzten  e  von  ?unke  scheint  kein  Strich 

a  in  haben.        778  ^toen,  Über  dem  t  ein  v  für  ru. 


298  ^-  KEINZ 

780  die  wile  daz  mir  der  Hb  wert 

na  habe  mir  herre  das  swert 

ich  wil  dir  iwem  einen  eid 

das  ich  dir  nimmer  dekein  leid 

Yon  mir  geschihet  hinnan  irr 
785  do  sprach  aber  wigamar 

ich  wil  dich  lasen  ritter  gvt 

durch  dinen  ritterlichen  m^ 

diner  manseheft  ich  nit  enwil 

wan  des  were  mir  xe  tU 
790  gesellen  wurden  sie  do 

L.  n,  3  Bflckseite. 

des  wart  der  ritter  harte  Tro 

die  ras  Tiengen  sie  sa 

mit  minnen  schieden  sie  sa 

T^o  wigamnr  wider  Tf  daz  ros  gesas 
795  ^^do  konde  er  niht  vil  bas  riten  bai 

denne  er  anch  da  nor  reit 

doch  was  sin  herse  des  gemeit 

daz  ime  so  richiv  aventTre 

an  deme  ritter  also  ture 
800  wider  yS  was  da  so  stunde 

daz  ros  san  begonde 

wider  keren  of  die  sla 

gegen  der  bärge  ilte  es  sa 

die  dort  stvnt  verbraut 
805  wan  ez  da  ofte  Tant 

warmen  stal  vn  spise  hört 

die  wile  daz  Inpindrafort 

mit  gesYndeme  libe  da  lebte 

Tn  der  bürge  pflegte 
810  die  straze  ez  wol  erkante 

do  ez  nieman  wante 

do  fvr  ez  Taste  Tber  die  graben 

ez  bete  den  wol  gebor  knben 

an  die  erden  gcTellet  nahe 
815  wan  daz  ime  daz  heil  geschach 

daz  ez  den  berc  Tf  spranc 

Tn  ez  durch  die  husche  dranc 

daz  ein  ast  den  zotu  gcTie 

TD  daz  ros  behabte  hie 
820  daz  ez  stille  stvnt 

wigamar  sprach  do  zestunt 

du  hast  mich  geleret  wol 

des  selben  ich  dir  Tolgen  sol 

784  blnS.      813  statt  ez  scheint  en  sa  stehen,  wohl  in  Correctur  eines  Sd 
ehlers.      822  nach  mich  ist  tool  getilgt;  das  1  in  ffderet  ist  nach  unten  so  tsiO 
dafi  es  einem  s  ihnelt. 


WIGAMÜR.  299 


den  zoun  er  mit  der  bant  gevie 
825  er  zoch  deme  rosse  daz  ez  gie 
an  deme  wege  vnde  rehte  reise 
der  sinnen  gar  ein  weise 
ze  gvter  maze 

11^  BI.  4  ganz  erhalten. 

Vorderseite. 

828  reit 

daz  vngeverte  er  do  uermeit 

830  T^ie  bare  was  gar  in  fivre 
^^die  knappen  waren  tivre 
die  ime  solte  engegen  gan 
oder  den  steigreif  enpfahen 
er  7ant  die  bvrc  lere 

835  wan  die  bYrgere 

waren  alle  gelegen  tot 
der  wec  was  von  bluote  rot 
nzserhalb  vor  deme  tor 
waz  gemacbet  enbor 

840  ein  weniges  kemerlin 
da  inne  mohte  wol  sin 
des  wehters  wip  gewesen 
daz  was  vor  viare  genesen 
sin  ros  er  dar  vnder  bant 

845  der  herberge  er  sich  vnderwant 
er  wolte  selber  wirt  gesin 
er  vant  da  stende  einen  schrin 
dar  inne  was  v&ters  genüc 
fvr  daz  pfert  er  ez  truc 

850  zwei  schon! v  brot  er  do  sach 
daz  gesinde  bete  gvt  gemach 
die  naht  wolte  er  beliben  da 
er  west  niht  war  anderswa 


T^er  wil  rore  reine 


855  ^^was  da  alterseine 

vmbe  die  bure  gienc  er  schowen 

eine  clare  ivncvrowen 

vant  er  eine  da  sitzen 

wigamnr  mit  deinen  wizen 
860  ZV  der  iuncvrowen  gienc 

mit  grozen  vorhten  sie  in  enpfienc 

!6  das  a  ist   stark    mit  Menig   getupft   und    auch   größer   als   gewöhnlich. 
Worte  'er  do'  scheint  der  Schreiber  beim  Seitenwechsel  vergeben  zu  haben, 
das  D  von  Die  ist  nur  der  Platz  da;  der  Miniator  hat  es  übersehen.      854  die 
inz  unlesbare  Zeile  zeigte  nach  chemischer  Behandlung  deutlich  die  obigen 
adlichen  Worte. 


300  F-  KEINZ 

81  was  mwe  var  getan 
▼OD  roteme  Bcharlachen  bete  lie  an 
rok  vn  karsit 
865  wol  gesniten  lanc  tu  wit 

ein  lieht  yeder  was  dar  vode 
mit  rosen  rot§ 

L.  n,  4  Rfickseite. 

mnnde 
was  sie  schone  krsch  vn  dar 
der  tübe  qaam  geg^gen  dar 

870  wer  sit  ir  sprach  er  ynyerzagt 
sie  antwrte  sos  idi  bin  ein  maget 
DT  saget  mir  oTch  wie  heiszet  ir 
Pioles  geloube  mir 
was  tvt  ir  hie  sos  eine 

875  da  sitze  ich  vn  weine 

vrowe  was  ist  ▼  geschehen 

gros  leit  des  wil  ich  iehen 

yrowe  wolt  ir  das  leit  ie  manne  sagen 

herre  ia  ich  mao  wol  elagen 

880  vn  immer  me  wol  weinen 
wan  mir  trost  dekeinen 
bringen  mohte  man  noch  wip 
owe  das  ich  minen  lib 
ZV  dirre  weite  ie  gewan 

885  daz  ich  ersterben  nit  enkan 
gar  Ycrgeszen  hat  min  got 
ane  trost  ist  min  not 
der  tot  mTze  sie  enden 
mit  ir  wizen  henden 

890  ZV  den  brrsten  sie  sich  slvc 
jainers  bete  sie  genvc 
XTTie  mohte  mir  herre  me  gesin 

^^  min  mvter  was  von  gimasmalin 
min  vater  was  kynic  ze  toriswarlanz 

895  ir  beider  ere  was  tu  ganz 
si  beten  kindes  nit  wan  min 
harzir  der  kvnic  Ton  norendin 
des  hant  bciagte  mangen  pris 
der  solte  gewesen  sin  min  amis 

900  vz  mins  vater  hos  er  mich  nam 
alse  er  in  disen  walt  do  qua 
ein  ritter  sagete  ime  mere 
wie  ein  tamei  were 
vor  der  burc  zv  beldroger 

905  er  hiez  mich  sin  biten  al  her 


WIQAMÜR.  301 

I,  BI.  5.  Von  diesem  Blatte  ist  nar  ein  2  Ctm.  breiter ,  mit 
•latte  zusammenhängender  Hochstreifen  erhalten,  der  auf  der 
ite  die  ersten  4 — 5  Buchstaben,  auf  der  Bttckseite  die  letzten 
(hstaben  der  Schriftzeilen  erhalten  hat  Da  diese  Reste  hie 
brauchbare  Fingerzeige  geben  und  auch  sonst  zur  Sicher- 
ies Textes  von  W  dienen,  so  sollen  sie  vollständig  —  soweit 
mitgetheilt  sein.  Die  letzten  Zeilen  der  Vorderseite  sind  sehr 
in.  Zur  Erleichterung  der  Vergleiohung  habe  ich  die  Worte  in 
(Zeilen  eingewiesen. 

derseite:  906  der  907  sine  b.  908  (?)  hivte  909  sehen 
1  913  von  914  selber  915  gen-  917  svlt  919  hvre 
1  921  von  z  922  griba  923  ligro  925  owe  926  niht 
i    928  de  bi    930  daz    931  der  si    932  gehab    933  ovgen 

935  mvt?    937  siner  w?    938  vf    940  wir?    941  vn? 
kseite:   Die  erste  Schriftzeile  fehlt.      946  wolt      947  mich 
ar       948  (?)  was      950  man      952  ö  niht      vch  ich      ?  der 
)  d'e  mvt     958  ch  in?    959  gemach    961  dert    962  anne 
doch    ?  en  •  ob    966  •  der    967  swie    969  e  were    970  durch 
Eium  und   rothe  Striche  angedeuteter  Absatz      971  ebenen 
was     973  stvnden     975  amur    976  zoch    977  am    978  asch 
)  8  der. 

II,  Bl.  6. 

Vorderseite. 

iuncliche  knabe 
980  von  dem  isen  rame  yar 

ein  wazser  brahte  diu  maget  dar 

den  ram   twoe  sie  ime  mit  flise  dan 

do  was  er  rosen  glich  getan 

sie  sach  wol  daz  er  was  Ton  hoher  art 
985  die  svzze  maget  Ton  ime  do  wart 

ergetzet  ir  leides  ein  teil 

an  aller  slahte  schänden  meil 

beliben  sie  die  naht  dd 

des  andern  morgens  tu  yr\r 
990  wigamur  wolte  riten  dan 

die  iancvrowe  begnnde  aben  (so)  san 

jemerlich  gehaben  sich. 

sie  sprach  herre  wolt  ir  mich 

erslahen  mit  Twerme  swerte 
995  daz  ich  sus  niht  eu werte 

lebende  in  disme  walde 

des  antwrte  ir  balde 

der  knabe  ane  sinne 

vrowe  na  beitent  hinno 


309  F.  KEINZ 


D: 


1000  ich  kyme  her  wider  oder  mich  irret  not 

sine  tmwe  er  ir  daes  bot 
jcr  tore  also  minneclich 
was  Ton  krefteu  also  rieb 

so  er  ZV  deme  rosse  gie 
1005  er  dmcte  es  nider  an  die  knie 

er  babte  ez  bi  deme  beinc 

▼nze  die  maget  reine 

den  Konm  dar  an  gelegete 

das  sich  niender  regete 
1010  sin  hamasch  gevienc  er  nv 

die  maget  half  ime  aach  dar  iv 

das  er  sich  gewapende  darin 

Lage  II,  Bl.  6,  Rfickseite. 

er  lie  sie  hie  ?n  reit  er  hin 

mit  tmrigeme  mvte 
1015  saz  din  maget  gvte 

ZV  eime  vensterlin  sie  sach  ime  nach 

er  reit  hin  ime  was  gach 

sie  bat  ime  heiles  da  er  reit 

sin  herze  onch  daz  niht  vermeit 
1020  ez  gedehte  an  daz  megetin 

wie  er  ir  firvme  mohtc  gesin    . 

er  bete  sorge  dekeine 

wan  vmbe  die  maget  eine 

wie  er  vbte  die  getat 
1025  da  non  ir  wrde  sorgen  rat. 
*n  merkent  al  geliche 
wie  rehte  wnderliche 

got  bervchet  sine  hant  getat 

die  er  in  einer  hvte  hat 
1030  manigen  richert  er  mit  der  kvnst 

daz  ist  alles  sin  gvnst 

daz  prvvet  alles  sin  kraft 

manigen  eret  er  mit  ritterschaft 

manigen  mit  deme  pflvge 
1035  mit  andern  dingen  gnvgen 

also  bervht  er  disiv  kint 

die  beidia  krancker  wize  sint 

die  inncvro  were  da  tot 

wan  daz  ir  der  knape  half  von  der  not 
1040  bete  in  euch  der  megde  trost 

von  viiwiczen  nit  erlost 

1002  Nene  Zeile  nnd  rother  Anfangsbachstabe.  1012  neh   undeutlich, 

wie  snch;  er  unter  der  Zeile  nachgetragen. 


N: 


WIGAliUB.  303 


were  er  niht  erstorben 
er  were  doch  verdorben 
aas  let  got  nieman  vnderiregen 
1045  des  sine  gnade  rächet  pflegen 

svs  gab  ietwedeme  des  andern  getat 
helfe  Tu  seiden  rat. 


D: 


II,  Bl.  7  wohl  erhalten. 

Vorderseite. 

|en  langen  tac  reit  Wigamnr 
daz  ime  geiegdes  niht  wider  wr 
1050  des  trnrte  er  sere 

doch  so  mvt  in  mere 

vmbe  die  inncfrowen  reine 

die  sin  dort  beitet  eine 

hyngeric  vn  gnade  bloz 
1055  einen  rasant  er  do  schoz 

an  den  satel  er  in  do  bant 

er  reit  wider  da  er  vant 

die  ivncvrowen  die  in  enpfienc 

mit  ile  sie  gegen  ime  gienc 
1060  alse  sie  in  zv  riten  sach 

sie  enpfienc  daz  ros  vii  sprach 

wilkomen  herre 

wie  were  da  so  verre 

in  den  walt  von  mir  geriten 
1065  ich  han  din  hivte  vii  käme  erbiten 

daz  ros  zoch  sie  in  den  stal 

entwapent  wart  er  vber  al 

den  vasant  beronfte  er  mit  vlize 

sie  briet  in  mit  ir  henden  wize 
1070  der  hvnger  was  ir  beider  koch 

wa  sie  bei  diu  vastent  noch 

sie  beten  noch  ein  ganzes  brot 

sie  vergazen  bei  diu  ir  not 

sie  tranken  wazzer  fnr  den  win 
1075  sie  taten  ein  ander  trvwe  schin 

mit  liebe  sie  die  naht  vertriben 

ungemehelt  sie  beliben. 

'orgens  do  aber  schein  der  tac 
'wigamnr  sich  des  bewac 
1080  er  svhte  aber  glakes  rat 

beide  ros  ande  wat 

bereite  ime  aber  din  maget  gvt 

5  das  e  in  gnade  oben  am  d  und  daneben.         1046  -tai  verwischt. 


M: 


304  WIGAMUa 

L.  Ily  Bl.  7.  Nach  V.  1099  beginnt  die  theilweise  AusflÜlnng  der 
Lücke  von  W. 

Rückseite, 
weinen  vn  mwigen  mvt 

benam  ir  der  inneherre  gar 
1085  do  er  ir  ge  heiz  far  war 

das  er  sie  nit  lieze  da 

sas  reit  er  hin  ime  was  gach 

in  den  wall  er  verre  reit 

die  breite  strazen  er  yermeit 
1090  eime  stige  er  yolgen  began 

einen  bere  wolgetan 

vant  er  hoch  vn  breit 

einen  stic  er  dar  vf  reit 

der  was  smal  yn  yergraset 
1095  ein  alt  gemyre  yn  verwaset 

yant  er  an  deme  berge 

eime  kleinen  getwerge 

gewartet  er  in  das  bärge  tor 
1099  daz  getwerc  wart  oach  sin  da  yor 

na  yil  schiere  gewar 

ez  ilte  wider  zv  ime  dar 

gegen  ime  ez  her  yz  gienc 

gytlich  ez  in  enpfienc 
5  ez  sprach  herre  saget  mir 

wes  botscbaft  werbet  ir 

ich  bin  niemans  böte  sprach   wigamar 

ich  bin  wider  vh  für 

geriten  allen  diseo  tac 
10  daz  ich  beiagen  nit  en  mac 

einer  iuncvrowen  spise 

na  bin  ich  nit  so  wise 

daz  wisse  war  ich  mvge  dar  nach 

daz  getwerc  do  vil  gvtlichen  sprach 
15  Q!it  daz  ir  herre  spise  gert 

^^ist  ez  dia  iancyrowe  wert 

ich  wil  ir  senden  bi  iv 

einen  kappen  yn  and^e  hynr  dria 

einen  kese  vn  zwei  wizzia  brot 
20  herre  da  mite  behvt  ivch  got 

daz  iy  iht  wideryar  kein  leit 

1099  die  hier  folgenden,  die  Lfiekc  theilweise  aasflillenden  Verse  habe  ich  ^ 
sonders  gezahlt,  um  einer  Umnnmerirnng  bei  einer  neaen  Aasgabe  des  Gedichtet  niekt 
vorsugreifen. 


wieAMUR.  305 

i.  II,  Bl.  8  ganz  erhalten ,  aber  die  letzten  Zeilen  der  Vorder- 
ind  die  ersten  der  Bttckseite  stark  abgerieben  und  theilweise 
nehr  lesbar. 

Vorderseite. 

tes  grimmekeit 

der  ist  tivuels  yalant 
25  sin  name  heizet  lespurant 

er  hat  mich  gevangen 

behalten  nv  yil  lange 

mine  vrowen  ligroniten 

vn  die  schonen  flogrisiten 
30  des  herzogen  iohiotes  tohterlin 

des  disiv  barg  solte  sin 

mit  vntruwen  er  in  erslvc 

also  toten  er  in  tr^c 

yf  eine  breite  beide 
35  sinen  ze  leide  (so) 

daz  in  die  tier  da  gazzen 

also  hat  der  rerwazen 

noch  gevangen  siniv  kint 

die  hie  vf  dirre  bürge  sint 
40  ime  dienent  Inte  vn  lant 

daz  bt  allen  den  bekant 

die  in  disme  lande  sint  gesezen 

daz  nieman  ist  so  vermezen 

der  in  geturre  bestan 
45  er  ist  des  tivvels  man 
'r  hortet  ie  sagen  wol 
'swaz  ZV  nezelen  werden  sol 

daz  sol  vruo  brennen 

hie  bi  schult  ir  erkennen 
50  daz  disses  iungelinges  hant 

erstritet  noch  hoch  prises  pfant 

wan  ime  sin  herze  gab  den  rat 

daz  er  vil  maulicher  tat 

in  siner  kintheite  began 
55  zu  deme  getwerge  sprach  er  san 

der  iuncTrowen  leit  mvz  ich  clagen 

dime  herren  solt  du  sagen 

daz  er  sich  niht  sume 

der  iuncvrowen 

Es  steht  simniv.  69  fast  ganz  abgerieben;   ob  rume  dastand,   ist  nicht 

erkennen. 


t 


LHIA.  Nah«  Beihe  XV.  (IXVII.)  Jahrg.  20 


306  F.  KEINZ 


L.  II,  8  Rflckseite. 

60  ir  bvrc  tri  ir  lant  vn  ir  walt 

▼fi  swaz  ir  zv  erbe  iat  gezalt. 

yinde  ich  in  morgen  vrv. 

hie  •  •  •  •  gern  wip  du,  •  .nv 

der  inncyrowen  kein  leit  erbot 
65  manic  hvn  rfi  brot 

brinc  mir  her  mit  ile 

•  •  ch  blaget  der  wile 

die  schonen  maget  reine 

sie  beitet  min  alleine 
70  daz  getwerc  braht  ime  die  spise  san 

die  enpfiene  er  und  reit  dan. 

T^az  getwerc  zv  deme  wirte  quam 

^^ez  Seite  ime  also  ez  remam 

die  rede  enpfiene  er  mit  zome 
75  er  were  der  verlorne 

het  ich  in  vor  der  bnrc  ersehen 

er  ist  wol  hin  des  mak  er  iehen 

sprach  der  vngehvre 

ich  bringe  ime  noch  ze  svre 
80  siniv  betrogenlichen  wort 

wigamur  der  quam  doch  dort 

da  er  die  iuncvrowen  rant 

ros  vn  sin  gewant 

enpfiene  sie  nach  ir  gewonheit 
85  ir  ietweders  deme  andern  was  bereit 

mit  zvhten  bieten  ere 

ietweders  sorget  mere 

vmbe  daz  ander  dane  vmbe  sich 

die  aventvre  sus  berihtet  mich 
90  sie  waren  aber  die  naht  da 

des  andern  morgens  ilte  sa 

der  knappe  von  deme  bette  sin 

diu  maget  sprach  wa  wilt  du  hin 
94  da  svln  wir  sprach  der  ivngelinc 

60  das  zweite  yn  ist  roth  getupft  und  davor  ein  Punkt.  Die  ginie  Stelk 
y.  61 — 66  war  fast  vollständig  abgerieben  und  nur  nach  mehrfacher  Behandlong  nu^ 
Reagens  wurde  das  oben  Gegebene  erkennbar,  auch  dieses  in  den  V.  62 — 65  f.  md^ 
sicher  und  die  Ergänzungen  nur  mit  Wahrscheinlichkeit  vermuthet  67  vielleicbt 

ouch.        1.  blanget  =  belanget 


WIOAMUR.  307 

IV,  Bl.  1  gut  erhalten,'  nur  von  der  ersten  Zeile  ist  die  obere 
und  von  3  Zeilen  in  der  Mitte  durch  einen  Randausschnitt 
uehstaben  weggeschnitten. 

Vorderseite. 

daz  nieman  dich  einem  wibe  mite 

redete  wan  daz  sie  dachte  g^t 

der  ritter  alsus  wol  gemüt 
1570  eophinc  sie  schone  an  sprach 

do  er  die  iancorowen  sach 

willekumen  si  min  vrawe  mir 

a  wan  geruchet  ir 

ze  sagenne  mir  daz  mere 
1575  war  awer  wille  were 

oder  wannan  kümet  ir  geriten  so 

die  maget  sprach  des  bin  ich  oro 

daz  ich  dir  ritter  chlagen  sol 

mine  swere  die  ich  dol 
1580  wan  ich  lido  groze  mve 

na  such  ich  helfe  dar  zu 

in  dem  lande  swa  ich  mach 

wan  ez  ist  ail  manic  tac 

daz  mich  bestunt  min  arebeit 
1585  yn  daz  mir  ail  manic  leid 

min  mume  hat  getan 

an  minem  erbe  daz  ich  han 

braht  an  dise  stünde 

vn  sie  mit  ir  münde 
1590  miner  airiach  (so!) 

da  ez  manic  man  horte  yn  sach 

daz  sie  lant   Yh  bärge 

liudc  vii  erbe 

mit  einandir  geteilet  beten 
1595  vii  mit  gansicn  retcn 

vf  oina. .  • .  taten  verzigen 

daz  mac  mich  nü  gehelfen  niht 

ir  rede  div  ist  manic  yalt 

vii  wil  mir  nemen  mit  gewalt 
1600  eine  linden  schone 

die  ze  aller  zit  ist  granc 

•67  die  Zeile  ist  fast  ganz  weggeschnitten ,  nur  '  daz  und  *  mite*  deutlich  ror- 
doch  stimmen  die  untersten  Spitzen  der  Zahl  und  Form  nach  genau  zu  den 
)ten  obigen  Worten.  1682  *swa'  steht  auf  Rasur,  davor  ist  ein  d  stehen 

L  1584  vor  mich  ist  ich  radirt.  1588  die  and  ttber  dem  t  ein  t. 

in  D  umgestellt.  1592  in  bürge  stehen  der  zweite  Strich  des  b  und  der 

a  fibereinander  und  darüber  ein  Punkt        1596  nach  taten  ein  Paukt. 

20* 


308  F.  KEINZ 

samer  un  winter  zit 

also  aerre  so  siv  schaten  git 

do  neuellet  niemer  rife  noch  sne 
1605  dar  übe  stent  blumen  yfi  cle 

die  newerdent  zii  keiner  lit  val 

da  habent  die  uogele  zvsen  schal 

yn  singent  da  wol  von  prise 

mit  aroiicher  wise 
1610  bi  der  linden  daz  ist  war 

enspringe  ein  brüne  vii  dar 

gnt  Yfi  reine 

L.  IV,  1  Bückseite. 
1616  swer  in  trinket  dristant 

der  bt  iemer  mer  gesant 

die  wil  yn  er  hat  den  lip 

ez  sie  man  oder  wip^ 
1620  yfi  ist  iemmer  wi&nnechlich 

Stare  yn  tngentlich 

aiser  schinet  an  der  orist 

so  er  drizic  iar  alt  ist 

der  selbe  brunne  hat  den  site 
1625  da  ist  er  gezieret  mite 

er  smeket  iegelicbem  man 

alse  sin  müt  ist  getan 

er  dem  win  der  wines  gert 

swer  aber  wil  mete  der  ist  gewert 
1630  dem  abir  stet  sin  gedanc 

dem  ist  er  moraz  yn  lattranc 

also  wandelt  er  sich  zu  allen  stünden 

in  iegeliches  mündes 

als  ich  dir  han  geseit 
1635  den  brünnen  yh  die  linden  breit 

han  ich  behabet  zehen  iar 

daz  ich  nie  nmbe  ein  har 

dar  ane  nieman  wider  saz 

nn  hat  min  mume  grozen  haz 
J  640  her  zu  mir  gewnnen 

vü  wil  mir  den  selben  brünnen 

nemen  mit  ir  gewalt 

nu  ist  min  sorge  manicualt 

wan  ez  so  gelobet  ist 
1645  dcui  ich  zu  einer  kurzen  yrist 

1611  ItOer   fehlt   in  M.  1616  die    obere   Hälfte    der   ersten  Zeile  ift  w«r 

geschnitten;  darnach  scheinen  also  die  Verse  1615—16  in  M  zu  fehlen,  weos  b** 
nicht  annehmen  will,  daß  eine  weitere  ganze  Zeile  abgetrennt  sei,  was  bei  dsr  Uf 
regelmißigkeit  der  Liniinmg  denkbar  ist. 


WIGAMÜR.  309 

mit  eime  Xr^mphen  kumen  sol 

vfife  den  hof  zu  karidol 

von  hivte  an  dem  nivnden  tage 

da  sol  enden  sich  die  klage 
1650  da  sol  ich  vn  die  mume  min 

mit  kemphen  bereit  sin 

beide  in  eime  ringe 

wederre  da  gelinge 

HMTu  bin  ich  leider  niht  so  wis 
1655  ^^  sprach  aber  die  maget  eudis 

daz  ich  wesse  war  ich  keren  müge 

nach  eime  kemphen  der  mir  tage 

der  durch  sine  gute 

vn  durch  sin  ritterlich  gemute 
1660  vur  mich  wolte  yecheten 

vn  mir  nach  dem  rechten 

lY,  Bl.  2.    Das  Blatt  ist  ungefähr  beim  sechsten  Buchstaben 

e    von    oben    nach    unten    durchschnitten    und  hat  an  diesem 

2 — 3   Buchstaben    verloren,    die   bei    voller   Zweifellosigkeit 

zeigend  eingesetzt  sind;    außerdem  sind  zum  Durchziehen  des 

^ier  Löcher  ausgeschnitten. 

Vorderseite. 

hülfe  durch  sin  ere 

der  solde  iemer  mere 

von  vrawen  ^epriset  sin 
1665  vn  solde  in  dem  lande  min 

gerieten  mit  gewalte 

vbir  iunc  vii  ubir  al^e 

do  sprach  der  ritter  wigamur 

mit  dem  der  [adeljar  vur 
1670  vwer  mwe  vn  swere 

vrowe  [die]  ist  klagebere 

nu  bin  ich  leider  ein  man 

der  geraten  niht  enkan 

wan  mir  [Hute  unde]  laut 
1675  g nt 

ez  new  —  —  r  ger  —  — 

—  —  ich  uwer  kemphe  sin 

vn  wolde  durch  uwer  hulde 

rechen  uu^er  schulde 
1680  oder  den  tot  kiesen 

vii  den  lip  Verliesen 

sprach  der  ritter  mit  dem  am 

herre  nu  mui  vch  bewarn 

i9  *sich'  an  den  Rand  geschrieben.        1670  es  stand  vwere]  y  ist  radirt  nnd 
)  steht  ein  s. 


D: 


310  F.  KEINZ 

got  durch  sine  mt^echeit 
1685  sprach  die  iuocurawe  gemein 

sit  uwer  h'p  ist  so  gut 

daz  ir  durch  uwem  reinen  mut 

mir  zu  helfe  wollet  stan 

des  sult  ir  ümer  Ion  han 
1690  von  gote  vn  der  weite  pris 

san  erbeizte  die  maget  eudis 

yS  vil  dem  ritter  au  den  vüa 

sprach  nn  muz  dir  herre  werden  b&a 
1695  aller  diner  sorgen 

nn  sule  wir  beide  morgen 

gegen  britanie  iteren 

dar  bringe  ich  dich  mit  eren 
1700  da  min  l:^ge  sol  nemen  ende 

von  der  helfe  diner  heruie 
|0  der  riter  wol  gemut 
gesach  das  [die]  nrawe  gut 

sich  ime  zu  vuzen  bieten  wolte 
1705  [tu  nn]gerner  daz  nerdolte 

gahens  er  dorzu  gte 

—  innc  —   —  —  e 

—  e  kome  z  —  — 
er  spr  —   —  —  — 

1710  mir  vil  gar  ze  grozltcA 
ich  bin  v  nngenozlich 
an  eren  yii  an  gute 

L.  IV,  2,  Rückseite. 

ich  sol  V  mit  dem  mute 

dienen  [yn]  mit  getat 
1715  aycli  ist  daz  urawc   min  rat 

daz  [wir]  niht  langer  beitten 

wir  suln  uns  bereiten 

doAin  da  ich  uechten  sol 

daz  geuiel  in  beiden  wol 
1720  wider  üf  die  ros  sie  sozen 

die  urawe  trotte  niht  gelazen 

vor  liebe  sie  weinen  began 

der  ritter  tröste  sie  sa 

so  er  beste  mohte 
1725  yn  sin  zuht  tochte 

^te 

zu  —  —  —  —  Ute 

1694  W  scheint  hier  ein  Verspaar  iuterpolirt  zu  haben.  Ist  es  falsch,  • 
auch  das  Citat  Weinholds  in  §.  129  der  mhd.  Grammatik  und  Sarrazins  p. 
1705  bei  dieser  Zeile  steht  am  Bande  s  ut  (?).        1717  ntln  am  Rande. 


WIOAMUR.  311 

da  wom 

. .  e  iun was  des  wol  bedacht 

1730  ir  kemphen  sie  «c/^one  phlegen  hies 

der  adelar  doch  nibt  enlies 

er  newere  sime  herren  mite 

er  gienge  oder  ntte 

beide  spate  yn  vro 
1735  wigamar  der  wart  a.  •  .nn 

von  dem  arn  wol  bekant 

yn  andir»  niht  genät 

swa  er  hin  qam  gevarn 

wan  der  ritter  mit  [dem]  adilam 
1740  TpQdis  die  gemeite 

^^mit  ylixe  sie  sich  breite 

alse  sie  zu  hone  molde  varn 

sie  nemoht  ez  langer  niht  geapctm 

mit  spise  vü  mit  getregede 
1745  ynnfzt^  schöner  megede 

die  kleidete  sie  prisliche 

vn  reit  yil  honeliche 

yon  brün  Scharia. .  gut 

yn  samit  rot  als  ein  blut 

da  .  . .  was  in  kleit  gesniten 

die  zeldenden  p/ert  die  sie  ritten 
1750  die  warn  brun  blan. .  rot 

mit  yliz  gesatelot 

behangen  mit  schellen 

man  manigen  ualken  scnellen 

yurten  «ie  durch  houisch .  •  • 
1755  — emet  (einet?)  —  gemeit 

ge  —  —  —  —  en  wol 

wes  ein  ritter  habin  sol 

des  beten  ste  alles  genuoc 

IV,  Bl.  3 — 6  fehlen.  Bl.  7  ist  ganz  erhalten,  nur  an  einer  Stelle  findet 
Randausschnitt,  der  von  vier  Zeilen  je  4  —5  Buchstaben  wegnimmt. 

Vorderseite. 

2161  lieber  tat 

der  sol  dise  crone 

von  mir  haben  ze  lone 

vii  daz  kunincgriche 
2165  nu  sprechet  algeliche 

wem  ir  der  eren  wollet  ien 

ich  han  hiyte  gesehen 

36  yon  dem  hier  durch  den  Schnitt  yerlomen  Worte  ist  nur  a  und  der  Rest 
m  Buchstaben  erhalten,  der  aber  kein  r  andeutet  1738  in  qami  das  a  (offen) 
tirieben,  ohne  u.  1741  in  breite  das  r  übergesobrieben.  1742  am  Bande 
te,  also  für  wolde.  1746  die  zwei  folgenden  Verse  fehlen  in  D.  1763  wart 
Versehen  am  Ende  und  Anfange  der  Zeilen.        2163  haibm  fibergeschrieben. 


312  F.  KEINZ 

manic  kleinot  wol  getan 

vil  ritterliche  uirtan. 
2170  T^ie  swigen  algeliche 

^^kawan  der  tagende  riebe 

sprach  annirborgen 

der  ritter  der  gester  morgen 

in  dem  [rinjge  da  streit 
2175  dem  hete  div  kuneginn  ge[meit] 

eudis  vor  die  er  vacht 

bereit  an  dirre  [nacht] 

einen  wapenroch  von  richer  kost 

dal  bat  er  manige  iost 
2180  biute  geriten  wol 

ich  sage  als  ich  ez  sweren  sol 

daz  er  der  beste  was 

der  biate  uf  diebein  ors  gesaz 

do  sprach  pliopeerim 
2185  wan  ich  sin  geuangene  bin 

so  wil  ich  der  warbeite  ieben 

sone  dorfte  nie  nichein  man  gesehen 

ritter  also  tugenthaft 

er  bete  manlicbe  craft 
2190  do  sprach  der  ritter  unarc 

ich  wolte  geben  tasent  marc 

daz  mir  hie  zu  karidol 

were  gelangen  also  wol 

des  mac  er  wol  sin  gemeit 
2195  do  sprach  samurte  breit 

ich  wil  gehen  er  bat  den  pris 

same  sprach  der  ritter  portenis 

erec  yn  lanzevlet 

riuranz  uii  gamuretj 
2200  gagavn  (?)  vn  pagofrical 

dar  noch  die  ritter  vbir  al 

sprachen  mit  einer  stimme 

daz  wigamur  ein  gimme 

wäre  siner  manheit 
2205  gnugen  was  daz  leit 

daz  sin  lop  so  groz  was 

wanne  was  niht  nit  vi!  has 

doch  bleib  im  der  pris  gare 

der  kuninc  hiez  ime  gewinnen  dare 
2210  yn  enphinc 

2168  keinot  mit  übergeschriebenem  1.  2179  hinter  7uU  sind  am  Rande 

die  nntem  Spitzen  yon  zwei  Bacbstaben  (ma?)  sichtbar.        2182  der  übergeaehiieb* 
2186  wü  am  Bande.  2192  hie  am  Rande.  2210  enphme  geht  Aber  die 

hhuuu. 


D: 


WIOABfUR.  313 

L.  IV,  Bl.  7,  Rflckseite. 

2210  in  harte  schone 

|er  hiez  im  dar  tragen  die  crone 
die  er  verdinet  hete  da 

dem  ritter  bot  er  sie  sa 

TTer  nemt  wie  der  kuninc  sprach 
2215     ^  de  er  ritter  an  sach 

herre  ir  rouget  gerne  leben 

daz  V  die  selde  hat  gegeben 

also  groze  werdekeit 

wan  uwer  lob  ist  so  breit 
2220  worden  albie  zu  karidol 

wan  ir  hebertet  habit  wol 

daz  ir  . . .  .s  wert  sit 

ir  sult  habin  ane  strit 

beide  [cronje  yn  lant 
2225  ez  wart  durch   uch  her  gesant 

[wes?]  beitet  ir  nu 

get  grifet  zu 

vn  richtet  zu  rechte 

dem  herren  yii  dem  knehte 
2230  armen  vn  riehen 

do  sprach   gezogenlichen 

der  ritter  mit  dem  am 

herre  ir  sult  baz  eruam 

an  den  ritteren  wer  er  sie 
2235  min  ist  hie  gespotet  bi 

min  lob  ist  leider  hie  ze  cranc 

der  kuninc  trat  uf  einen  banc 

daz  er  si  alle  ubir  sach 

gutlich  er  abir  sprach 
2240  nn  iehet  edele  ritter  halt 

die  zu  der  tauelrunden  sin  gezalt 

wem  ir  die  crone  vn  lant 

erteilen  weit  do  sprach  czu  haut 

neauton  non  moncazin 
2245  ich  nemez  an  die  triwe  min 

daz  ich  hie  niht  han  gesehen 

nicheinen  ritter  dem  ich  wolle  iehen 

die  rotbe  Majuskel  D  ist  hier  jedenfalls  fehlerhaft  gesetzt;  er  steht  weit 
md  gerade  über  D  ist  von  der  Hand  des  Schreibers  das  Wort  »chone  als 
eile  gehörend  nachgetragen.  2216  nach  er  Verweisnngszeichen,   aber 

tragene  Wort  (den)  am  Rande,  wie  es  scheint,  weggeschnitten.  2218  ffraxe 
ursprünglich  von  gleichseitiger,  dann  darflber  von  jüngerer  Hand  und  daher 
r  lesbar.  2220  hier  hat  W  zwei  Verse  interpolirt;   dagegen  bei  2226 

3    durch   gefälschten  Reim   eliminirt.  8282  etwa  8  oder  4  Buchstaben 

weggeschnitten.        2247—66  hier  hat  W  bedeutend  geMndert 


314  F-  KEINZ 


das  er  so  prisliche  rite 
Yh  so  ritterliche  strite 
2250  also  dir  ritter  hiote  tet 

die  anderen  sprachen  da  ze  stet 

herre  daz  ist  die  warheit 

er  ist  in  der  werdekeit 

daz  er  sal  tragen  die  crone 

des  antworte  abir  schone 

der  ritter  gut  wigamnr 

mit  dem  der  adelare  vür 

*erre  wer  ich  als  ir  gemchet  iehen 
10  wer  mir  harte  wol  geschehen 


H: 


L.  IVy  BI.  8.  Auch  dieses  Blatt  ist,  wie  IV,  2,  von  oben 
unten    durchschnitten  und   mit  vier  Löchern  fUr   den  Bast  vers 
Auch  ist  die  Vorderseite  an  mehreren  Stellen  sehr  abgerieben. 

Vorderseite. 

an  ...  un  an  frumecheit 

daz  des  niht  [ist  daz?]  Ut  mir  \eit 

gerne  ich  uirdienen  sol 

daz  ir  mir  sprechet  also  wol 
2260  wie  mehtich  landes  wert  sin 

wan  ich  ne  tretz  niht  wer  ich  bin 

neme  ich  daz  ibunichriche  nu 

lihte  kemez  d^  zv 

80  die  herren  in  dem  lande 
2265  mine  gebart  niht  erkand.. 

si  betten  mich  smclichen 

vü  begonden  min  ricAe 

beide  rawben  Yii  hern 

vn  ich  mich  danne  «ölte  wem 
2270  so  nehet  ich  mage  noch  kunne 

so  heüch  schaden  vn  schände 

zu  crone  vn  zv  lande 

hau  ich  Yriunt  noch  giit 
2275  von  div  sol  ich  minen  müt 

zu  den  dingen  leiten 

daz  ich  muge  irbetten 

daz  ich  baz  werde  bckant 

kunincrich  ufl  lant 
2280  were  mir  zu  grozlich 

2260  in  hioU  ist  das  i  anf  den  letzten  Strich  des  h  gerathen,  aber  erkemi 
2254  er  am  Bande.  2866  Ponkt  vor  sUtt  nach  wigamnr.  *2871  dieser  Yei 
y.  2281  fehlen  in  M. 


A: 


WIGAMUR.  315 

daz  ich  mit  dienste  si  gerieht 

er  si  ritter  oder  kneht 

swer  ez  an  mich  dort  ruchet 
2285  vn  ez  mit  züchten  suchet 

rtus  der  kuninc  lobesam 
'sprach  oZse  sime  —  — 

zu  dem  ritter  —  —  — 

her  —  —  —  —   —  — 

2290  der  mich  duuket  wanderlich 

daz  ir  der  iuncurawen   rieh 

weigert  zu  wibe 

die  an  gut  vn  an  libe 

einer  Anineginne  geliehen  mac 
2295  vn  habet  allen  di«en  tac 

eines  kunichriches  uch  gewert 

▼  ist  .z  erbescert 

ob  ir  des  woldit  yolgen 

ich  w[en?]  v  ist  irbolgen 
2300  uwer  eigen  gemute 

do  sprach  abir  mit  gute 

der  ritter  mit  dem  arn 

han  ic^  dsir  an  misseoarn 

oder  wider  uwern  hulden  ich<  getan 
2305  daz  sult  ir  herre  uam  lan 

vn   der  rede  hegen  gare 

ich  sol  an  uwere  schare 

schinen      .  .  mer  mere 

swa  ich  hin  kere 
2310  kuninc 

L.  IV,  Bl.  8,  Rückseite. 

2310  riebe  vii  lant 

were  niht  zu  mir  gewann 

mit  dienste  sol  ich  bereit  sin 

swer  so  gemchet  min 

T^er  kuninc  so  gutliche  tete 
2315  ^^er  hiez  im  ze  stete 

ein  ors  bringet  daz  tros  gut 

su^enne  er  durch  sinen  hohen  mut 

weite  r.  «en  stechen 

daz  er  mohte  brechen 
2320  anderen  ritern  daz  zil 

der  riter  stnnt  da  harte  vil 

do  man  d(iz  ors  nve  zoch 

daz  was  starc  Yß  hoch 

lA  itD0r  nicht  sicher;  von  dort  nur  rt  sicher.       S28«  am  Rande  aHu$\  in  der 
it  nur  das  rotbe  A,        2306  am  Rande  ron  etwas  späterer  Hand:  begeheti. 


316  F.  KEINZ 

daz  die  rittere  iahen 
2325  daz  sie  nie  geaaben 

kein  ros  al«o  zierlich 

do  sprach  der  kAnc  gütlich 

edeler  ritter  ri\  gut 

durch  uweren  ritter  mut 
2330  diz  or«  ^erachet  riten 

daz  ist  an  beiden  siten 

zu  den  s.  .en  wol  gewachsen 

bcformos  uon  engelach  • .  . 
2335  daz  selbe  ors  er  mir  sante 

vbir  mere  non  sime  lande 

daz  ist  starc  vR  laufet  wol 

auch  sult  ir  hie  zu  karidol 

beliben  etteliche  wile  arist 
2340  8wez  uwer  müt  gerende  ist 

daz  sult  ir  uinden  an  mir 

—  —  —  —  —  ruch 

—  sult  hab  —  —  — 

[wa]n  ir  m[ich  des]  danket  wert 
2345    A  rtus  nach  disen  —  —  sweic 

^•wigamur  mit  züchten  n«c 

deme  kunige  yii  sprach  also 

herre  er  mac  tool  wesen  vro 

der  V  icht  gedienen  mac 
2350  gerne  lebt  ich  den  tac 

daz  ich  uirdinen  mochte 

mit  dienste  daz  v  tochte 

die  ere  also  manic  [val]t 

die  iunc  yh  alt 
2355  in  uwerme  houe  ir[bo]ten  hat 

daz  hat  uwer  kanincliche  hant   . 

Sillez  ubirguldit  wol 

daz  gesinde  hie  zu  kBxidoX 

hat  der  eren  also  vil 
2360  daz  ich  des  wol  iehen  [wil] 

daz  ich 

2333  enget  und  ach  stehen  so  bei  einander,  daß  ein  langes  f  dazwischen  PUtz 
hätte;  engelsachsen  bat  übrigens  schon  Büsching  vermnthet  statt  des  in  W  stehenden 
Engelanndt;  die  Schlußsilhe  ist  durch  den  Schnitt  ausgefallen.  2339  wile  noch  io 
der  Zeile,    am  Rande  aber  urist,  2346  nach  disen  ist  leerer  Eaum,    auf  welchen 

*  Worten'  gut  Platz   hätte;    es  steht   aber  nichts,    dagegen  steht  etoeie  am  Rande  noch 
einmal. 


WIGAMUB.  317 

VIII,  Bl.  1  beschädigt  durch  vier  Bastlöeher;  auf  der  Rück- 
;  durch  Abreibung  an  einer  Kante  ein  Streifen  von  2 — 3  Buch- 
schwer lesbar  geworden. 

Vorderseite. 

der  kuDinc  ^enthaft 
4855  wol  gezimieret  reit  dort  her 

er  fuxU  von  golde  gemalet  ein  sper 

an  den  kerde  lahilain 

des  moser  lidin  ualles  pin 

von  spaniot  kanig  rieZ 
4860  reit  mit  einer  tropel 

ritterliche  offe  den  rinc 

die  schellen  s 

8wa  die  ritter hin 

z  rt  hin 

4865  uffe  hohen  orse  .... 

von  gargalet  iTpondrigmnt 

des  Cjrmir  was  ein  crone 

auch  was  gesniten  schone 

sin  wapenrok  lank  vSi  wit 
4870  ein  cyclat  in  ein  samit 

der  samit  rot  der  cyclat  gel 

er  was  starc  vn  snel 

sie  riten  beidenthalben  in 

sie  Yoren  her  yn  hin 
4875  die  uon  der  taaelmnden 

taten  da  michel  wunder 

auch  wurden  sie  da  schadehaft 

gamuret  vur  mit  craft 

uf  eime  rauit  daz  was  swarz 
4880  der  iunge  riter  uon  graarz 

was  wol  gezimieret 

do  wart  geturnieret 
'u  verme     algeliche 
von  der  kuniginne  riche 
4885  die  den  turuei  hete  dar  geleit 

wie  houischliche  sie  reit 

an  deme  ringe  schavwen 

mit  mofzic  iuncurawen 

die  waren  alle  irwelt 
4890  dise  auentivre  uns  zeit 

66  das  u  von  lypondfigrunt  ist  nicht  sicher,  das  dazu  gehörige  Beimwort  des 
(rses  scheint  nach   den  vorhandenen  untern  Spitzen  der  Buchstaben  hrtm  zu 
4870  über  dem  ersten  ein  Strich.  4866  von  riel  ist  nur  das  e  zweifei - 

er    durch    den  Reim    gesichert;    im  Erec  ist  Riel  ein  Land:   V.  2074  kfinec 
ju  Riel.  4875  das  8chluß<n  von  -runden  hat  nicht  ganz  die  gewöhnliche 

I  könnte  wohl  aus  r  corrigirt  sein.  4883  hinter  nenne  ist  freier  Baum  fcir 

r  Buchstaben. 


N; 


818  P*  KEINZ 

sie  waren  alle  ▼unten  kint 

da  wart  manic  avge  blint 

dai  doch  Hechte  e  geaach 

manic  riter  des  mriach 
4895  das  gotes  wunsc  gelege  an  in 

dinifrogar  die  knnigin 

▼f  eine  blanken  mnle  reit 

▼bir  den  satel  was  gebreit 

ein  bmn  phell 

4900 alneche 

hie  nor  —  lech  —  — 

—  — llen  vorchten 

. .  •  hemede  dein  sidin  wiz 
dar  anlac  specheit  vn  tUs 

4904  da  was  sie  gepriset  in 
ein 

L.  Yin,  1,  Rfickseite. 

roch  dribalt  phellin 
(4953)  vurte  sie  obir  hemede 

ein  speher  gortel  nremede 
4955  von  golde  mi^  gesteine 

den  vurte  die  magit  reine 

sie  vurte  ein  vorspan  tivro 

daz   was  in  fivre 

gelutert  mit  vlise 
4960  vmbe  ir  [arme  wize] 

vnrte  daz  me^etin 

zwene  bav  —  —  — 

—  —  —  ma  —  —  n 
vf  ir  houbet  schein 

4965  von  rotem  gol one 

dar  inne  schein  nil  schone 

vz  andern  steinen  ein  rabin 

sns  reit  daz  schone  megetin 

beidenthalben  des  ringes 
4970  allir  slahte  dinges 

virgaz  da  manic  helt  gut 

in  stunt  aller  der  mut 

4900  vor  a  scheint  noch  der  obere  Rest  eines  s  zu  stehen,  und  über  dem 
e  ein  i.  4901  das  h  von  hier  ist  nicht  sicher,    es  ist  als  erstes  Wort   des 

roth  getupft  4902  die  ersten  drei  Buchstaben  von  allen  nicht  ganz  sicher 

sehr  wahrscheinlich.  4905  die  Verse  4905—4952  fehlen  in  M.  Sarrazin  hat 
seiner  Abhandlung  über  Wigamur  als  aus  Suchenwirt  entlehnt  uachgewiesen  unc 
die  Vermuthung  ausgesprochen,  daß  sie  der  Schreiber  von  W  eigenmächtig  an 
Stelle  einschaltete.  Die  Richtigkeit  dieser  Anschauung  ist  nun  durch  M  und  di 
wo  sie  ebenfalls  fehlen,  bestätigt.  4957  nach  ein  steht,  am  Schluß  der  Zei 

d.  h.  der  Schreiber  wollte  scone  schreiben. 


V: 


WIGAMUR.  319 

wie  sie  den  pris  beiageten 

da  Qon  «ie  behabeten 
4975  die  kuniginne  gemeit 

die  alsus  boaiscliche  reit 
'on  dirre  gaten  ritterachaft 
wart  zebrochen  manic  schaft 

vn  manic  cleinot  nerton 
4980  nach  eren  nf  prises  wan 

manic  iott  wart  geriten 

die  gar  were  uermiten 

wan  die  knnigin  dynifirogar 

ze  inngest  nü  der  pris  gar 
4985  alse  sie  alle  iahen 

die  den  tnmei  [sahen] 

yf  drie  ritter  lobelich 

daz  eine  was  der  kaninc  rieh 

von  naleise  gamoret 
4990  lypondrigan  uon  gnr^olet 

was  der  ander  genant 

der  dritte  was  bekant 

daz  was  der  knninc  wigamur 

mit  dem  der  adilar  fnr 
4995  daz  waren  knnige  alle  dri 

do  gebot  die  kunigin  hie  bie 

daz  sie  liezen  den  schal 

san  wart  ein  stille  ubir  al 

sie  —  — —  w, . 

5000  —  sprach  die  kunigin  — 

[rit?] habe  ende 

uwer  arme  vn  awere  hende 

magen  wol  mnde  sin 

ez  ist  hivte  worden  schin 

daz  ich  hör 

VIII,  Bl.  2  beschädigt  durch  vier  Bastlöcher;  ferner  durch 
t  durch  das  ganze  Blatt  von  oben  nach  unten  gehenden  Schnitt, 
3lchen  die  meisten  Zeilen  1 — 2  Buchstaben  verloren  haben. 

Vorderseite. 

5005  '  te  sagen  ie 

daz  bezzer  riter  wurde  nie 

dan  ich  hivte  sihe 

hin  zu  y  allen  ich  des  lebe 

ich  ne  sihe  nndir  v  ehetnen  zagen 
5010  ir  muget  wol  siges  cronen  tragen 

L  uü  scheint  sicher  zu  sein,  fGlr  niel  reicht  der  Plata  nicht.  5008  über  v 
en  und  vor  y  ein  gerades  Strichlein,  also  hier  doch  wohl  kk 


320  P-  KEINZ 

r 

ich  maz  v  allen  prises  gehen 
vn  hftD  dai  wol  inehen 
dai  gnoge  hie  sin  gevangen 
das  ist  abir  abo  irgangen 

5015  das  ir  lob  da  von  nicht  wirdet  cranc 
sie  habent  wol  verdienet  danc 
▼on  allen  schonen  Tranwen 
ich  sihe  hie  oirhoawen 
manigen  schilt  yn  heim  dar  m 

5020  die  gans  waren  hivte  vr& 

jo  sprach  abir  die  magit  dar 
ich  han  gelobt  das  .  • .  • 
sw hiyte  hie esal» 


D; 


5025  der  sal  knninc  yii  herre  lin 

mines  landes  Ti&  min 

ob  ich  ime  geoalle 

nn  sprecht  riter  alle 

wem  die  ere  si  wid^nram 
5030  einer  heiset  mit  dem  am 

der  ist  hie  groses  lobis  wert 

ime  hat  sin  sper  tä  sin  swert 

beiaget  hie  grose  ere 

dan  noch  ist  ir  mere 
5035  lypondrigun  aon  gorgralet 

vn  der  knninc  gamoret 

der  ist  mioer  basen  snn 

nu  sult  ir  also  wol  tvn 

yn  sult  uns  bescheiden 
5040  Tndir  ienen  beulen 

wederm  ir  des  wellet  gönnen 

daz  er  habe  gewunnen 

yor  dem  andim  den  pris 

wan  ich  bin  leider  nicht  so  wis 
5045  daz  ich  kunne  irctenken 

daz  ir  wederen  krenken 

sie  tragend  beide  hohen  müt 

nu  yimemet  edelen  nter  gut 

wie  ich  hie  zu  kuin  si 
5050  nu  merket  hie  bi 

[daz]  ich  durch  . . .  ne  unkuscheit 

zu  dise  tumei  nie  gereit 

un  daz  mich  dar  zu  twiget  not 

ein  beiden  heizet  granigrinot 
5055  des  lant 

5011  in  gehen  über  dem  ersten  e  ein  Pmikt.  5016  vor  eie  eiü  2mA 

ein  2  mit  langem  nntera  Strieh. 


d: 


WIGAHUR  321 

L.  Vm,  Bl.  2,  Sfickseite. 
5055  merket  au  daz  min 

nu  wil  er  so  gewaldic  sin 

daz  er  min  lant  wil  twingen 

vil  wil  mich  dar  zu  bringen 

daz  ich  sin  kebes  muze  sin 
5060  c  woldich  den  Hb  min 

eime  garzune  geben 

odir  uirliesen  min  leben 

e  er  gewönne  den  mm 

daz  er  minen  magetom 
5065  mir  nach  lästere  an  irstrite 

micbel  gemer  ich  daz  lite 

daz  ich  den  • . .  nach  erS  Tirliire 

nu  wil  ich  haben  dise  knre 

daz  zeit  s&  zu  (sie!)  keiner  tinkuscheit 
5070  durch  vwer  allir  hooischeit 
|ie  herren  al  gemeine 
sprachen  daz 

—  — —  so  stet 

.  •  .we  so  ist  daz 

5075 r  tvg 

mit  einer  iost  uirsnchen  sich 

wederm  die  selde  wolle  gönnen 

daz  er  habe  gewonnen 

▼wem  magetom  on  uwer  lant 
5080  den  hat  ^t  wol  irkät 

▼n  zu  dirre  werlte  geeret 

no  worden  san  gekeret 

die  ors  of  einen  poneiz 

tn  wart  gemmet  der  creiz 
5085  do  sie  zosamene  solden  vam 

do  sprach  der  riter  mit  dem  am 

wir  mögen  wol  den  strit  lan 

wir  haben  ein  ondir  niht  getan. 

wan  daz  ich  verdienen  sol 
5090  [ich]  gan  y  der  eren  wol 

ob  och  min  orawe  beladen  wil 

hie  ist  riter  harte  ril 

die  [an]  werdicheite  ob  mir  sint 

ich  bin  herre  nicht  so  kint 
5095  ich  ne  wizze  wol  waz  ich  gefromen  möge 

redet  ich  andir«  ich  löge 

5  das  n  von  an  wahrscheinlich;  ein  b  war  es  nach  dem  vorhandenen  Reste 
S067  nach  den  stand  ein  Wort  von  2 — 8  Buehstaben  (lip?),  nach  den  Besten 
lieber,  p  möglich.  6084  von  wi  nor  das  n  vorhanden,  doch,  wie  es  mir 

eher;  W  hat  nn. 
tu.  Hne  Bmh»  XY.  (XXYIL)  Jakig.  21 


322  F.  KEINZ 

min  urawe  sol  min  diratt  han 
ich  lol  mich  nicht  zib . .    . .  n 
da  von  mir  widervare  spot 
5100  daz  8ol  mich  irlazen  gat 
ich  bin 

L.  VIII;  Bl.  3.    Daa  dritte  Doppelblatt  der  Lage,  die  Blätter  3 
und  6  gebend,  ist  nur  versttlmmelt  erhalten,  und  zwar  in  einem  schmä- 
leren obern  (in  zwei  Stücken)  und  einem  breiteren  untern  Qaartstreifen, 
von   denen  jener  10,    dieser  16  Zeilen  (von  29)  ganz   oder  theilweise 
gerettet  hat.  Außerdem  finden  sich  in  BL  3  auch  zwei  Bastlöcher  und 
zwei  Verticalschnitte,    welch*    letztere    auch    einige  Buchstaben  weg- 
nehmen. Um  ein  getreues  Bild  sowohl  dieser  Sciiftden,  als  —  bei  dieser 
Oelegenheit    auch  —  des    sonstigen  Zustandes    der  Handschrift,  der 
Zeilenabtheilung,  der  Abkürzungen  zu  geben,  wird  dieses  dritte  Bl&tt 
in  allen  Einzelheiten  möglichst  genau  wiedergegeben. 

Vorderseite  (V.  6101—6119  und  6121—6146). 

cht  kum  her.  d  ich 
D  mir  gebüt  den  p*ü.  D*  erkenne  ich  wo! 

billich  8.  d     ch  vwer  sucht  ir  d    tut.  de  8pch 

'erre        pae        anic  man.  (di  knniginne  gut. 

'D^n        1  baz       nnen  kan.  an  eime  riter 
riters  ta        wer  tag     des  geholfen  hat.  Dan  ich 
tumbez  getin.  ere  .n  tuget  ist  an  v  schin.  Do 

sp'ch  d^  c  gamnret.  vö  ald^  riterschefke  bet.  s& 

d^  knni         also,  niftel  ich  bin  des  harte  vro.  Daz 
lieber  tat.,  got  hie  gesendet  hat:  einen 

I 

nennen,  vfi  sine  ge 
nnet.  den  solt  du  haben  zu  einem  man. 
Do       ch  die  ku     igin  san.  ich  weiz  wol  d    er  ist 
ei     kunlc.  ede         che  vn  frnmfc.  Tn  treit  die 
crone  alsam  ich.  ein  schade  der  irret  mich. 

D    er  sine  den  vater         n.ane  man  weit  ich 
iemer  sin.  e  dan  ich  wurde  sin  wip.  mineme 
▼ater  n  m  er  den  lib.  an  den  trwwen  un  er  in 
gruzte         ol.  er  were  min  uil  rechter  schol.  ob 
ich  bete     annes  lib.  Leider  nu  bin  ich  ein  wib. 
ich  Dem     dar  widir  nicht  getun.  do  spch  der 

V  ho     t  alle  die  hie  (konic  lypondrigun 

sin.      n  urauwe  hie  die  kunigin.    uehet 
mich  um     e  ir  uater  tot  Dar  zu  twanc  mich 
groz  not     er  tet  mir  alle  tage  leit.  mit 
in  min  lant  reit*   mine  1 

6101    die   erste  Zeile   stark   beschnitten;   doch   scheinen   anoh  in  der  swstt^ 
Hftlfte  derselben  die  Bnehstabenreste  zum  Text  von  W:  *der  eren  ieht  ger*  m 


H; 


N: 


wiGAiniR.  323 

L.  VIII,  3,  Rückseite  (V.  6146  (?)— 6160  und  6162-6189). 

deD  livten.  D  ich  uii  rech 
was.  do  spch  d^  kunic  atroglas.  ich  wil  sage 

d*.  wie  grison  d^  kunic  wnrt  ir         en.  t  mir 

gar    gewizen.    eines    tages  was         piz  in  einem 

walde  da  er  hirsen  reit,    vn  me  m  c  helt 

gemeit.    Dar    kom   lypondr  n  gerite  n  enphi 

enc  grason  mit  houischlich    n  siten .  er  ime  scheue 

en  guten   win.    er  bat  in  vbir    nach  da  Do  lobet 

d^  kunic  uö  gurgalet.  einen  brachen  n  en  sie 
zu    stet.   Sie   suchten    wilde    tier    eine 

an  sine  wart  liezen  sie 
d*  illte  nach.  Nach  dem  hyrze  was  ga 
kunige  beide,  die  riten  an  d^  h      de.  sie  sw     e 
un  niemau    mer.   Ijpondrigr         yürde  ein     per 
Den  kunic  er  durch  den  1         stach.  D^  groze  mort 
also  geschach.  tö  dem  s         e  lac  er  tot.  awe  daz 
irbarme  got.  Riefen  sie  algemeine,  nv  irschein 
te  sich  uö  dem  meine.  lypondrigrun     un  spch.  swer 
des  hivte  uiriach.  D*  ich  truweiose  s      •  er  si  ku 
nie   vurst   odir   yri.    der   ist   ungetr     wer  dan 
ich  si .  getar  er  bestan  mich .  ich  scha     e  d*  er  mich 
des  irlat.  die  wile  d*  die  weit  stat. 
T\o  spch  d^  helt  wigam.    dise  red     sal  gen  yut 
^^herre  uö  grugralet.   ich  wil  u  h  wem  hie 
zu    stet,     der    kunigin    yfi    ir   min    e.     ob   ir   sie 

mit  ritersch 

L.  VIII ,  Bl.  4  und  5  fehlen.  BL  6  ist  wie  Bl.  3  (s,  oben)  zum 
ieren  Theile  in  zwei  Querstreifen  ohne  weitere  Verletzung  erhalten, 
in  V.  5456  sind  ein  paar  Worte  durch  einen  Fettfleck  unleserlich 
ordeuy  ebenso  ein  paar  Silben  in  5459  und  5461. 

Vorderseite, 
gen 

er  were  gern  bi  ir  gelegen 

zu  —  —  —  sie  haben  genumen 
5400  do  kond  er  sie  nicht  ubir  kumen 

daz  ez  ir  wiUe  were 

ir  was  die  wile  swere 

swie  gros  ere  man  ir  bot 

ir  äugen  wurden  offte  rot 
5405  wan  sie  weinte  zu  allen  stunden 

die  rote  an  ir  munde 

6146  zwischen  diesem  und  dem  folgenden  Verse  scheinen  ein  paar  Verse  in  W 
i&llen  SU  sein.         fr6172  härme,  aber  Über  dem  ersten  r  der  schrlge  i-Strieh. 
60  seheint  durch  Schreibfehler  Riesen  su  stehen. 


F.  KEINZ 

wart  miBsermr  xtR  bleich 
alle  ir  schone  ir  nntweich 
n^Tr  ist  gerangen  dalciflor 
5410  "^^  atroglas  vS  wigamnr 
s . . . .  noch  SU  nonsigralt 
▼ii  mit  in  ma 

(5413—6417  and  6419  fehlen.) 

(5418) waren  — 

5420  —  —  —  des  tages  selten 

do  was  die  maget  riTwevar 

die  e  was  schone  v&  dar 

sie  tet  in  leide  mer  knnt 

nn  wart  yil  riTwic  an  der  stnnt 
5425  atroglas  non  rerat 

er  sachte  helfe  ^  rat 

SU  den  ritren  vbir  al 

nn  wart  michel  der  schal 

sie  ilten  alle  nach  vam 
5430  der  junge  kuninc  mit  dem  am 

siner  wunden  er  virgas 

uf  ein  rauit  er  gesas 

er  ilte  se  uorderst  an  die  vart 

des  tumeies  gar  uirgeuen  wart 
5435  sie  heten  gerne  die  magit  benumen 

wer  in  ir  vater  an  kumen 

odir  der  kuninc  uon  lendri 

swie  uncreftic  er  sie 

er  hete  die  magit  genumen  wider 
5440  dar  umbe  muser  liden  sider 

beide 

die  ritere  gemeit 

L.  Vm,  6,  Bückseite. 

[wan?]  die  swene  kunige  halt 

5450  riten  eine  in  den  walt 

gegen  gurgralet  sie  kerten 

sie  lieten  (1.  heten)  nicht  mer  geuerten 

wan  des  am  der  vlauc  mit  in 

sie  komen  zu  alanslivrin 

5455  dai  was  ein  stat  lac  bi  dem  mere 

die  hete  uon  turr 

die  was  des  kuniges  uon  zahlet 
▼fi  was  der  uon  gurgralet 
mit  der  megede  geriten  für 

5460  do  sprach  der  riter  wigamur 

6482  Aber  e  ein  in  seiner  Form  nicht  recht  erkennbares  Zeich 
kommen  sonst  nicht  vor.  5449  toan  ziemlich  sicher.    Das  Schluß 

fing  mit  g  an;  auf  Atroclas  reimte  es  aber  nicht,  eher,  wie  es  sehe 


H: 


WIGAMUR.  325 

YUB  8ol         mcht  betragen 
wir  suln  der 

(6463—6468  fehlen.) 

gerc 
5470  Trageten         sie  der  mere 

von  dem  lande  un  aon  der  stat 

de  seit  in  der  wirt  swes  man  in  bat 

er  nragete  auch  sine  geste 

ob  ir  weder  dar  ombe  it  weste 
5475  daz  sie  ime  gerächten  sagen 

ez  kom  da  her  uor  oier  tagen 

ein  riter  ilte  da  her  in 

der  värte  ein  schonez  megetin 

die  wan  mit  phelle  wol  gekielt 
5480  sie  gebarte  als  ez  ir  were  leit 

das  sie  mit  ime  solte  vam 

do  sprach  der  riter  mit  dem  am 
~'erre  daz  wil  v  knnt  ton 
'ez  was  der  konic  uon  l3rpondrigrun 
5485  der  reit  da  her  non  nunsigralt 

da  wart  ime  der  beste  pris  gezalt 

des  uolgete  ime  das  megetin 

dynifrogar  die  konigin 

die  sol  ör  haben  zu  wibe 
5490  ZV 

Lage  VIII,  BL  7  ganz  erhalten  bis  auf  einen  kleinen  Randaus 
t,  der  von  3  Zeilen  je  5 — 6  Buchstaben  wegnimmt.  Die  Vorder - 
theilweise;  besonders  zu  Anfang^  sehr  abgerieben. 

Vorderseite. 
5495  vn  ich  ach  nicht  besweren  wil 

da  non  soltich  ▼  sagen  vil 

▼on  der  magit  die  er  vurte 

aiser  sie  i .  . .  en  nirte 

ane  maze  sie  do  weinte 
5500  da  mite  sie  bescheinte 

daz  sie  ongeme  mit  im  yur 

sie  was  geheizen  dulcifl&r 

von  rerat  atroglas 

der  selben  megede  vater  was 
5505  avch  bete  daz  selbe  megetin 

an  der  hant  ein  guldin  vingerlin 

M61  nach  sol  hätte  du  Platz ,  ist  aber  nicht  zu  erkennen.  6469  tragetm 

Ulfalls  das  erste  Wort  in  der  Zeile;  für  das  vorhergehende  gtrt  vermuthe  ich 

6489  von  «o{  an  nur  die  obersten  Spitzen,  diese  aber  zweifellos  erkennbar. 


N: 


326  F*  KEINZ 

als  ofte  sie  das  ane  sach 

daz  wort  sie  darnach  sprach 

eia  kuninc  wigamar 
5510  8ol  ich  iemer  hioDen  vur 

dineD  lip  beschanwen 

so  begond  ir  sa  drouwen 

der  riter  mit  dem  scharphen    worten 

als  sie  das  geborte 
5515  00  wart  ir  weinen  gralich 

daz  er  irb. .  •  .te  mich 

sie  want  ir  wisen  hende 

sie  sluc  a.   ...  wende 

ir  wol  geschaffen  banbit 
5520  vraweden  was  sie  berawbit 

gros  was  ir  nngemach 

SOS  vertriben  sie  die  nacht 

in  disem  hns  daz  ich  in  sach 

ich  muz  der  nrawen  ungemach 
5525  clagen  uns  an  sinen  tot 

ach  ach  sie  leit  so  grose  not 
V  der  wirt  begmde  sagen 
vii  der  megede  knmmer  clagen 

ia  ubir  liefen  taugen 
5580  ^®°^  vater  sine  aygen 

er  sprach  zu  dem  wirte  sa 

kunnet  ir  uns  gesagen  wa 

ist  sin  lant  hine  gelegen 

wie  lange  ist  er  undir  wegen 
5535  6  er  mugen  heim  kümen 

do  sprach  der  wirt  ich  han  vernumen 

er  muz  vam  lange  wege 

breite  mos  smale  stege 

hohe  berge  tife  tal 
5540  in  dem  walde  stige  smal 

durch  den  walt  zu  deloyr 

in  daz  lant  ze  effloyr 

vbir  den  se  zu  munsigret 

in  daz  lant  zu  gurgralet 
5545  da  sal  er  tragen  die  crone 

eia  duiciflur  die  scone 

wie  tivre  ich  dich  ame  muz 

5512  von  dru\uwen  das  r  nicht  deutlich.         5515  90  unsicher.         5516  Ton  dem 
b  in  tr5  nur   der   erste  Strich   vorhanden,    dann   4 — 5  Buchstaben  weggeschnitten. 
5617  es  scheint  wieten  zu  stehen.         5531.  32  W  bat  hier  den  Beim  so  :  wo,  nnd  ist 
darnach  citirt  in  Weinholds  Mhd.  Gramm.  §.  76.        5540  an  oder  m  unsicher,  letsteres 
wahneheinlich. 


WIGAMUR.  327 


L.  Vm,  Bl  7,  Bflekseite. 
ich  getan  dir  noch  sorgen  bui 
8wie  uremede  «wischen  uns  si 

5550  sprach  der  kunino  von  lendri 

der  rede  wart  geswigen  hie  mite 
nach  YÜ  houischlichen  siten 
des  nachtes  ir  der  wirt  phalc  (so) 
als  in  do  kom  der  andir  tac 

5555  vrlap  namen  sie  zehant 
sie  riten  walt  tB  lant 
si  riten  manige  mile 
ez  kom  yil  manige  wile 
daz  sie  e  gerne  weren  tot 

5560  wan  si  liden  groze  not 

V  ist  hie  nor  wol  gesagit 
rie  Ijpondrigron  die  magit 
dnlciflur  die  schone»  vienc 
nu  uimemet  wie  ez  ergiene 

5565  do  er  sie  heim  brachte 

eines  dinges  er   .m(?)  g^achte 
daz  in  ir  vater  snchte  mit  her 
da  gegen  schnf  er  sine  wer 
er  dachte  in  sinem  mute 

5570  wie  er  die  magit  gnte 
mit  listen  nbir  keme 
daz  sie  in  gerne  neme 
swie  er  do  sime  dinge  tet 
ez  were  dro  odir  bet 

5575  die  waren  ir  beide  gelich 

▼ndir  des  komen  die  kanige  rieh 
zu  dem  se  ze  mnnsigret 
der  schiet  das  lant  zo  g^rgralet 
vn  daz  lant  zn  deloyr 

5580  an  einer  beide  zn  efloyr 
ein  riter  in  da  widir  reit 
daz  was  der  ionge  knninc  gemeit 
harzir  von  norendin 
die  zwene  kanige  gmzeten  in 

5585  mit  houisclicheme  graze 
des  danchter  in  saze 
sie  arageten  in  der  mere 
do  clageter  sine  swere 
iamerliche  gehöre  het  er  dar  za 

5590  er  clagete  arbeit  all  mh 

er  sprach  ich  anseliger  man 
wände  ich 


328  ^«  KEIMZ 

L.  VIII,  BL  8  nur  zwei  Defecte:  ein  kleiner  Randansschnitt, 
durch  den  auf  der  Vorderseite  von  4  Zeilen  je  4 — 6,  auf  der  Rück- 
seite   durch  Abreibung  an  den  Umgebungen    desselben  von  6  Zeilen 

e  4 — 7  Buchstaben  fehlen;  und  ein  kleines  Loch  im  Pergament 

Yordeneite. 

selde  nie  gewan 

vn  niemer  me  gewinnen  mac 

des  ist  nv  uil  manic  tac 
5595  daz  mir  widir  tut  diz  leit 

eines  tages  do  ich  reit 

Yse  dem  walde  sü  deloyr 

ein  iuncurawe  bete  geoolget  mir 

von  doriswarlana  die  konigin 
5600  ir  muter  was  oou  (sie)  , .  masmalin 

pioles  ir  name  was 

owe  daz  ich  ie . . .  as 

daz  ich  mit  ir  nicht  leit  den  tot 

o rme  got 

5605  vffe  eine  burc  ich  sie  bra.  •  • . 

Yil  wenic  ich  gedachte 

ich  ne  solde  sie  da  . . .  vinden 

dem  wirte  uü  sinen  kinden 

bcT .  •  ch  ich  sie  zu  triwen 
5610  daz  sol  mich  iemer  rivwen 

daz  ich  den  tomei  nich  uirmeit 

da  ich  UDselich  man  hin  reit 

als  ich  do  qua  dar  widir 

do  lac  die  burc  danid^ 
5615  nirbrant  yn  zerbrochen 

do  hete  der  kuninc  gerochen 

an  dem  wirte  gerochen  sinen  zorn 

des  hete  manic  man  yirlom 

iemerliche  sinen  Hb 
5620  da  bronnen  urauwe  un  wip 

vn  allez  daz  da  was 

daz  da  nieman  genas 

da  airlos  ich  die  iunourawea  min 

daz  muze  gote  geclaget  sin 
5625  XTTigamur  der  riter  halt 

^^  sach  da  neben  sich  in  den  walt 

er  clagete  wa  er  were 

er  nirstunt  sich  an  de  mere 

daz  iz  die  iuncurawe  was 
5630  der  er  da  half  daz  sie  genas 

6609  von  ch  ich  nur  die  untersten  Spitzen  vorhanden.  6617  dieses  gtnch» 

mit  Punkt  (als  Verstheiler)   dahinter:   Schreibfehler.  5626  neben  scheint  dentlicb 

SU  stehen.        6628  de  mit  Yerweisungszeichen  am  Rande,  wie  es  scheint,  ron  anderer 
Hand. 


WIGAMÜR.  329 


die  er  bi  der  bürge  vant 
die  in  dem  walde  was  uirbrant 
do  er  erste  üz  dem  mer  schiet 
vii  er  sinne  bete  niet 
5635  er  dachte  her  an  hin 
wa  die  burc  mochte  sin 
da  er  die  uraawen  bete  virlan 
vbir  lanc  er  sich  uirsan 
daz  ez  was  daz  selbe  lant 


L.  Vm,  Bl.  8,  Bückseite. 

5640  nu  begonde  er  trachten  zehant 

er  sach  al  umbe  uerre 

zu  jungest  irsach  der  herre 

eine  burc  uf  eine  berge 

da  er  dem  getwerge 
5645  beuolhen  bete  die  magit  dar 

des  were  wol  achte  iar 

der  rede  er  niemene  zuge.  .  • . 

er  sprach  wir  haben   geriten  genunc 

llen  bliben  hie 

5650  die  herren  spräche.    .  . . 

wan  wir  nicht  haben  spise 

d uch  wise 

sprach  der  kunic  uö  lendri 

urc  stet  hie  nahe  bi 

5655  dar  wil  ich  ei. .  riten 

ir  sult  min  hie  biten 

ich  bringe  uns  spise  ob  ich  mac 

wir  han  geriten  disen  tac 

die  ors  sint  müde  auch  wir 
5660  do  sprach  der  kuninc  harzir 

herre  ir  habet  gesprochen  wol 

ob  ez  also  wesen  sol 

daz  ich  uwer  gunst  des  haben  sol 

vji  mir  Des  tagen t  des  gan 
5665  daz  ich  alhie  blibe 

yji  die  nacht  uertribe 

mit  gesellicher  tat 

nv  sprach  der  kuninc  uon  rerat 

herre  daz  ist  unsir  bete 
5670  iv  si  geheizen  hie  zu  stete 

dienst  un  geselleschaft 

die  dri  riter  tugenthaft 


S664  hinter  Des  freier  Kaum  für  zwei  Bachstaben,    ohne  Spur  vom  einstigen 
^derselben. 


330  A.  EDZARDI 

lobeten  dai  mit  eideo 
daz  sie  niht  gescheiden 
5675  wurden   durch  keine  not 

ezne  were  gevancnisfte  odir  tot 
die  geselleschaft  solte  sten  ein  isr 
also  liezen  sie  ei  war 

Wigamur  der  tagende  riebe 
t/u»v  reit  aroliche 

er  reit  uf  an  den  berc 
nv  vant  er  abir  dai  getwerch 
vor  der  bärge  sitzen 
*da  kom  uon  gate 

mOnchen.  f.  KEINZ. 


FENSALIR  UND  VEGTAMSKVIDA  12,  5  ff 


In  seinea  Studier  over  de  nordiske  Oude-og  Heltesagna  Oprind- 
eise  I,  252 — 6  (vgl.  205  f.)  hat  Bagge*)  sich  der  von  Jessen  (Z.  ( 
d.  Ph.  III,  75  f.)  aufgestellten,  von  mir  (Oenn.  2^  57)  vertheidigteD 
Ansicht  angeschloßen,  daß  die  Strophen  der  Vegtkv.  7  ff.  eine,  spi- 
terem  Geschmack  entsprechende  Paraphrase  von  Vsp.  32 — 34  (Hildbr) 
sind  (S.  213),  und  daß  die  R&thselfrage  Vegtkv.  12^  5—8: 

hveijar  'ru  |)«r  meyjar, 

er  at  muni  grata, 

ok  i  himin  verpa 

hAlsa  skavtum? 
eine  Nachahmung  der  Frage  in  Vaf|).  54  sei: 

hvat  mslti  Odinny 

ädr  &  hil  stigi, 

själfr  i  eyra  syni? 
an  welcher  Odin  gerade  so  erkannt  wird  wie  hier.  Auch  nimmt  Bagg« 
an,  daß  letztere  Frage  auf  die  Wiederkunft  Baldrs  deute;  aber  er 
ignorirt  merkwürdiger  Weise  die  aus  beiden  Auffaßungen  consequoit 
sich  ergebende  Erklärung,  daß  nämlich  die  meyjar  Friggs  Augen  seien 
(wie  schon  Jessen  deutete),  und  stellt  vielmehr  eine  sehr  viel  geswiio- 
genere  Erklärung  auf,  indem  er  die  Antwort  auf  die  Bäthselfrage  im 


*;  Da  dieser  kleine  Aufsatz  zur  Ergänzung  meiner  Anzeige  des  sweiteo  Heft« 
von  Bugge's  Studien  (im  Aprilhefte  des  Literaturblattes  £.  german.  tu  roman.  PliiL  lÜ) 
bestimmt  ist  und  daher  möglichst  bald  gedruckt  werden  sollte,  habe  ich,  wm  äi 
nicht  zu  uuifSnglich  werden  zu  lassen,  wiederholt  das  Resultat  anderer  Uiileim^BBK«ai 
die  ich  hoffe  bald  gedruckt  vorlegen  zu  können,  vorwegnehmen  mSsseii.  Die  Dagil* 
dang  werden  jene  Untersuchungen  bringen. 


FENSALIR  UND  VEGTAMSKVIDA  12,  6  ff.  331 

erischen  xovgai  aXioio  ydgovtog  findet;  d.  h.  die  meyjar  sollen  die 
rmaide  sein,  welche  Achills  Tod  beklagen;  denn  Baldr  ist  ihm  ja 
[lies.  Und  auch  an  der  entsprechenden  Stelle  in  Vsp.  34,  5  ff.: 

en  Frigg  um  gr^t 

{  Fens9lum 

yä  Valhallar 
Frigg's  Wohnung  i  Fensolum  sie  als  Meergöttin  kennzeichnen,  und 
Vorbild  soll  hier  die  Meergöttin  Thetis,  Achills  Mutter,  sein. 

Ich  meine,  daß  man  an  beiden  Stellen  eine  viel  einfachere  und 
iedigendere  Erklärung  aus  der  germanischen  Mythologie  heraus 
en  kann,  und  möchte  an  diesem  Beispiel  eingehender,  als  ich  es 
em  Ortes*)  an  andern  konnte,  zeigen,  wie  wenig  gerechtfertigt  es 
und  meiner  Ansicht  nach  überhaupt  ist,  zur  Erklärung  nordischer 
iien  auf  die  dassischen  Mythen  und  Sagen  zurückzugreifen.  Und 
ir  werde  ich  erst  die  Unwahrscheinlichkeit  der  AufFaßung  Bugge's 
suthun  suchen  und  dann  meine  eigene  Erklärung  vorbringen. 

Bugge  erkennt  auch  den  Zusammenhang  von  Vsp.  34,  5  ff.  mit 
kv.  12,  5  ff.  an,  aber  er  meint,  Fensalir  bedeute  'Meersäle*,  und 
lalb  soll  hier  Frigg  an  Stelle  der  Meergöttin  Thetis  der  Achilles- 
3  getreten  sein.  Aber  abgesehen  davon,  daß  diese  Erklärung  von 
jg  i  Fensplum  die  Herstammung  der  Baldrsage  von  der  Achilles- 
g  —  wogegen  ich  mich  a.  a.  O.  entschieden  ausgesprochen  habe  — 
aussetzt^  erscheint  sie  mir  auch  aus  andern  Oründen  nicht  hältbar. 
Einmal  ist  die  Deutung  von  Fensalir  =  'Meersäle'  wenig  wahr- 
Hnlich«  Wenn  auch  fen  ^Sumpf,  Teich*  (got  fani,  ags.  /en,  ahd. 
u,  fennt)  wie  jedes  andere  Gewäßer  gelegentlich  in  skaldischen 
jchreibungen  =  'Meer,  Fluth^  etc.  vorkommt  und  Einmal  vom  Skalden 
mak  im  Stabreim  geradezu  =*Meer'  gebraucht  wird,  so  beweist 
doch  nicht,  daß  außer  im  skaldischen  Stil  fen  =  'Meer'  gebrauch- 
gewesen  wäre,  und  auch  Bugge  behauptet  das  nicht.  Jedenfalls 
Sumpf  (oder  etwa  'Teich')  wie  in  den  andern  germanischen  Spra- 
i  so  auch  im  Nordischen  (gegen  Z.  f.  d.  A.  7,  17^)  die  ursprüng- 
$  und  gewöhnliche  Bedeutung.  Daß  unter  solchen  Umständen  Fen- 
'  statt  Hafsalir  oder,  wenn  es  sich  um  einen  Stabreim  zu  Frigg 
leite**),  statt  Flödsalir  in  der  Bedeutung  *Meersäle'  gebildet  sein 
ite,  ist  an  sich  höchst   unwahrscheinlich. 


*)  In  meinen  Besprechungen  der  Bagge'schen  Schrift  (Literatorhlatt  f.  german. 
man.  Fhil.  III,  2  ff.  126  ff.),  auf  die  ich  überhaupt  verweise. 

**)  Bngge  macht  S.  206^  geltend,  daß  meist  die  Namen  mythischer  Wesen  mit 
1  ihrer  Wohnungen  alliteriren  —  übrigens  doch  auch  häufig  nicht. 


332  A.  EDZARDI 

Sodann  ergibt  sich  {&r  Fensalir  eine  durchaus  natfirliche  und 
naheliegende*)  Erklärung  aus  der  deutschen  Mythologie,  nftmlich  ans 
den  Brunnen,  Teichen  oder  Sümpfen ,  welche  den  Eingang  zu  Fraa 
Holda's  Reich  bilden ,  beziehungsweise  in  demselben  sich  befinden 
(Mannhardty  GM.  255  ff.)  und,  wie  ich  andern  Ortes  ausfahren  werde, 
mit  dem  Nornenbrunnen**)  und  Jungbrunnen  in  engstem  Zosammen- 
hange  stehen.  Wie  in  den  Seen  und  Teichen ,  an  deren  Grande  man 
die  grünen  Auen  der  Holda  zu  erblicken  glaubt,  die  Nixen,  so  treibeo 
bekanntlich  nach  allgemeinem  Volksglauben  auch  in  den  Sümpfen 
Geister  ihr  Wesen  und  suchen  Menschen  in  den  Tod  zu  locken***). 
Auch  daraus  erhellt  der  Zusammenhang  der  Sümpfe  mit  dem  Seelen- 
reich der  Holda  (vgl.  Schwartz,  Urspr.  d.  Mythol.  265).  Daß  die  ganie 
Vorstellung  alt  ist,  daß  die  Brunnen  und  Gewftßer  oder  Berge,  in 
denen  Fria-Holda  haust,  die  auf  die  Erde,  bezw.  unter  die  Erde  ▼e^ 
setzten  Wolkenbrunnen  und  Wolkenberge  sind,  hat  man  ja  lingit 
erkannt. 

Noch  von  einer  andern  Seite,  meine  ich,  läßt  sich  die  VorsteUang 
daß  Sümpfe  und  Teiche  (Seen)  den  Eingang  zum  Todtenreiehe  der 
Fria-Holda-Hel  bildeten,  als  altgermanisch  wahrscheinlich  machen. 
Bei  verschiedenen  deutschen  und  skandinavischen  Völkern  ist  nimliek 
eine  zweifache  Todesart  der  Geopferten  bezeugt:  sie  werden  theiis 
erhängt,  theiis  in  Sümpfe  oder  Gewäßer  gestürzt  Ich  vermuthe 
nun,  wie  ich  in  anderm  Zusammenhange  weiter  ausfahren  werde,  dail 
die  Wahl  der  letzteren  Todesart  mit  dem  fraglichen  Glauben  in  Zu- 
sammenhang stand.  Aus  den  verschiedenen  Berichten  scheint  sich  nimlich 
zu  ergeben,  daß  die  kampffähigen  Männer  (Kriegsge&ngene  etc.)  er 
hängt,  die  unkriegerischen  (imbeües,  seneseentes,  ignavt)  in  Sümpfe  oder 
Gewäßer  gestürzt  wurden :  während  das  Erhängen  charakteristisch  ist 
fürs  Wodanopfer,  gingen  die  andern  ins  unterirdische  Reich  der  Todes- 
göttin ein.  Sollte  ich  hierin  Recht  haben,  so  darf  damit  vielleicht  die 
Nachricht  des  Tacitus  (Germ.  12)  zusammengestellt  werden :  distiMdio 
pcenartim  ex  delicto:  proditwes  et  tramfugas  (also  Krieger,  die  sich  Ter 


*)  Sie  ist  schon  von  Maimbardt,  «GM.  295^  anfj^estellt. 

**)  Ein  den  Nomen  gleichendes  Wesen  (halb  Nom,  hau»  YalkTije)  ist  IW* 
jm  Grottasongr ;  wie  sie  stammen  die  Nomen  aas  Riesenheim,  genauer  ans  dem  imtff- 
weltlichen  Seelenlande,  dessen  unfreundlichen  Theil,  Niflheim,  die  Riesen  bewokncB. 
das  Reich  der  nordischen  Hei  (eigentlich  Niflhel),  aus  dem  Fm-rir  (Bmder  der  Web* 
schlänge)  stammt  (Z.  f.  d.  A.  7,  17),  wie  Grendel  und  seine  Matter  in  yhi  (Smp^ 
Sumpfmeer)  bansen. 

**•)  Vgl  auch  Manuhardt,  GM.  383  f. 


FENSALIR  UND  VEGTAMSKVIDA  12,  6  ff.  333 

^gen)  arborihus  suspendunt,  ignavos  et  imbelles  et  corpore  infames 
'€Bno  €ic  paludey  injecta  insv/per  crate,  mergunt.  Denn  es  wird  erlaubt 
lein,  hier,  wie  sonst  mehrfach ,  Tacitus'  Erklärung  der  berichteten 
rhatsachen  als  seine  subjectiv^e  Deutung  aufzufaßen.  Zusammenhang 
nit  Opfern  haben  schon  andere  dabei  vermuthet*).  Die  der  Nerthus 
geopferten  Sclaven  werden  in  ihren  heiligen  See  gestürzt.  Nerthus 
lelbst  kommt  im  Frühling  erst  in  ihr  Heiligthum  {adesse  penetrali 
leam  inteUegit\  doch  wohl  eben  aus  diesem  See,  in  dem  sie  eigentlich 
rach  wohl  wieder  verschwindet^  nicht  gebadet  wird,  wie  Tacitus  [viel- 
eicht  das  Bad  der  Terra  mater'  auf  Nerthus  übertragend  (?),  s.  Mann« 
lardty  Baumk.  573]  angibt. 

Daß  man  mit  Fensalir  auch  im  Norden  ursprünglich  die  Vor- 
itellung  von  der  durch  Teiche  und  Sümpfe  zugänglichen  Wohnung  der 
Brdmutter  (Vegetationsgöttin^  Wolkenfrau)  verband;  dafür  spricht,  wie 
mir  scheint,  auch  folgende  Erwägung.  Fensalir  erscheint  außer  in  Vsp. 
bekanntlich  noch  Sn.  E.  I,  172.  Da  Bugge  diese  Stelle  in  einer  An- 
merkung (205^  anfahrt,  obgleich  er  im  Text  sagt,  Fensalir  als  Woh- 
nung Friggs  konmie  nur  in  der  Vsp.  vor,  so  muß  er  wohl  meinen,  die 
G^lfaginning  habe  hier  aus  Vsp.  geschöpft.  Und  doch  liegt  hier  sicht- 
lich ein  verlorenes  Lied  zu  Grunde,  wie  schon  Jessen  (Z.  f.  d.  Ph. 
rn,  64)  sah  und  auch  Bugge  S.  48  anerkennt.  Loke  kommt  zu  Frigg 
nach  Fensalir  und  entlockt  ihr  das  Geheimniß,  daß  Baldr  durch  den 
nistüteinn  verwundbar  ist.  Bei  Saxo  (113)  gibt  allerdings  Gevarus 
Ml,  auf  welche  Weise  Baldr  verwundet  werden  könne,  aber  unmittel- 
bar nach  der  ersten  Begegnung  mit  den  Waldnymphen. 
Da  nun  später  (123)  eben  diese**)  drei  nymph»  —  Nomen  undVal- 
kyrjen  zugleich,  Vervielfältigungen  der  Erdmutter,  die  Lebens-  und 
Todesgöttin  zugleich  ist***)  —  wider  Willen  ihm  gegen  Baldr  helfen 
und  ihm  (122)  verrathen  wie  Baldr  besiegt  werden  könne  (durch  Vor- 
wegnähme der  wunderbar  stärkenden  Speise),  so  waren  ursprünglich 
HTohl  sie  es  auch,  die  ihm  zur  Erwerbung  des  Schwertes  (=  mi^il- 
leirm)  riethen.  Darauf  deutet  geradezu,  daß  Hotherus  ihnen  wegen 
ier  Erfolglosigkeit  Vorwürfe  macht  {fde  earum  cUimncUa  122),  während 
sie  ihm   doch   bei   der  ersten  Begegnung   gar  nichts  gerathen  haben. 


*)  S.  Wh.  Müller,  Gesell,  n.  Syst.  d.  altd.  Rel.  78';  Baumstark,  Germania  etc. 

**)  Daß  in  allen  drei  Fällen  dieselben  nympbe  gemeint  sein  müssen  —  wenn 
rach  nicht  von  Saxo,  so  doch  von  der  ursprünglichen  Sage  —  habe  ich  schon  im 
Literatnrblatt  a.  a.  O.  127  angedeutet 

***)  Ich  werde  diese  Auffaßnng  demnächst  in  einer  eigenen  kleinen  Schrift 
begründen.  Vgl.  auch  unten  S.  884**« 


334  A.  EDZARDI 

Auch  Bugge  (S.  96)  hat  das  erkannt,  die  Beobachtung  aber  in  semem 
Sinne  verwerthet  Daß  sie  bei  der  ersten  Begegnung  Hother  mit  dem 
unverletzlichen  Gewände  (insecahilis  vestis)  beschenkt  hfttten,  wie  Bngge 
meint,  scheint  allerdings  aus  Saxo's  Worten  hervorzugehen.  Doch  liegt 
hier  offenbar  eine  Ungenauigkeit  oder  ein  Miß  verstau  dniß  Saxo's  vor. 
Denn  von  solcher  Beschenkung  Hothers  war  nichts  erwähnt  und  wir 
finden  bei  ihm  keine  Spur  von  Unverletzlichkeit  (vgl.  Saxo  131  f.). 
Dagegen  hatte  Gevarus  —  nach  obiger  Äusfbhmng  wohl  eigentlieh 
die  nymphse  —  auf  die  8<Mcra  corporis  ßrmüas  Baldrs  hingewiesen,  die 
ihn  durch  Eisen  unverletzlich  mache,  außer  durch  iin  Schwert  (113), 
gerade  wie  Sigfrids  Körper  unverletzlich  ist,  außer  durch  6in  Schwert 
(bezw.  Sper),  nämlich  sein  eigenes.  Dies,  und  daß  Sigfrids  Udyct 
letzlichkeit  später  theils  durch  die  Hornhaut,  theils  durch  einen  qü- 
verletzlichen  Panzer*)  motivirt  wurde,  fbhre  ich  in  einer  eigaien 
Untersuchung  über  Sigfrids  Unverletzlichkeit  weiter  ans.  Gerade  bo 
nun  wie  hier  [Gevarus,  eigentlich  aber  wohl]  die  nymph»,  weist  auch 
Frigg,  als  sie  das  Geheimniß  von  der  Mistelruthe  sich  entlocken  Üb% 
auf  Baldrs  Unverletzlichkeit  hin^  die  sie  ihm  verliehen;  und  ebenso 
erwähnen  die  nymphse  (122)  der  wunderbaren  Speise^  mit  der  sie  selbst 
(s.  oben  S.  333"^)  Baldr  stärken.  Dies  alles  spricht  entschieden  dafilr. 
daß  sie  das  unverletzliche  Gewand  in  Wahrheit  Baldr,  nicht  Hother 
verliehen  hatten. 

Hother  erhielt  also  ursprünglich  sowohl  die  Belehmng  fihet  das 
Schwert  als  auch  die  über  die  wunderbar  stärkende  Speise  —  die  ich 
im  Literaturbl.  a.  a.  O.  mit  dem  Jungbrunnen**)  und  den  Lebens 
äpfeln  verglichen  habe  —  von  den  nymphse.  Offenbar  liegt  hier  eine 
Spaltung  vor,  wodurch  sich  die  von  Bugge  S.  100  f.  vollbrachten 
Bedenken  erledigen.  Ursprünglich  verriethen  ihm  wohl  die  nymphc 
wider  Willen,  weil  sie  ihn  nämlich  nicht  erkannten,  nur  die  Mög- 
lichkeit der  Verwundung  durch  das  Schwert,  wie  Frigg***)  in  Fen- 
salir  die  Möglichkeit  der  Verwundung  durch  die  Mistelruthe^).   Fri^ 

•)  Vgl.  Ortnit's  Panzer  und  Wolfdictrich's  unverletzliches  Hemd,  welches 
er  von  seiner  Mutter  oder  Sigeminne  erhält. 

**)  Darauf  deuten  geradezu  die  roteida  (thauigen)  oettt^fOy  welche  die  nympl«, 
die  jene  geheimnißvoll  stärkende  Speise  tragen,  hinterlassen;  vgl.  u.  8.  337**,  337***. 

***)  Daß  hier  Frigg  den  drei  nymphse  entspricht,  kann  hei  meioer  oben 
(R.  333  ***)  angedeuteten  Auffaßung  nicht  befremden  und  wird  auch  von  Bn^^  nicht 
beanstandet  werden,  da  er  ja  auch  (S.  96)  eine  Begegnung  mit  Frejja  der  BegegiBSf 
mit  den  drei  nymphse   entsprechen  läßt. 

t)  Die  Verbindung  zwischen  beiden  stellt  das  Schwert  MiHilieinm  (Bugge 
B.  47')  her;  vgl.  auch  unten  die  Anmerkung  335^  über  Ueoateinn. 


FENSALIR  UND  VEGTAMSKVIDA  12,  6  ff.  335 

[>wohl  wie  die  nymph»  lassen  sich  das  Geheimniß  entlocken  ^  weil 
loke  sowohl  wie  Hother  verkleidet  zu  ihnen  kommen,  Loke  als  Frau, 
[other  als  Spielmann  (eitharcedus  123).  Hierin  hat  die  dritte  Begegnung 
ffenbar  die  ursprünglichere  Auffaßung  bewahrt,  während  bei  den  ersten 
Begegnungen  die  nymphse  als  Hother  begünstigend  erscheinen  — 
ine  Entstellung,  die  bei  Saxo's  überhaupt  hervortretender  Tendenz,  ftlr 
[other*)  und  gegen  Baldr  Partei  zu  nehmen  (vgl.  Bugge  S.  88  f.),  sehr 
rklftrlich  ist  Daß  die  nymphse  in  der  Waldhöhle  als  Nomen  in  der 
(nterwelt  (am  Nornenbrunnen  =  Jungbrunnen)  gedacht  wurden,  ist 
lar  (vgL  Literaturbl.  a.  a.  O.  Sp.  127^^,  und  dazu  Mannhardt,  GM. 
68  f.)-  Da  nun,  wie  ich  hoffe  nachgewiesen  zu  haben,  Frigg  in  Fen- 
slir  diesen  Nomen  in  der  Unterwelt  entspricht,  so  wird  man  ur* 
prÜDglich  in  diesem  Mythus  auch  Fensalir  als  die  unterweltliche 
l/'ohnung  Frigg-Idun-HeFs  angesehen  haben,  wenn  auch  in  unsern 
ddischen  Quellen  diese  Auffaßung  nicht  mehr  hervortritt 

Die  Gylfag.,  die  hier  dem  verlorenen  Liede  offenbar  wörtlich 
dlgtj  l&ßt  den  mistiüeinnjyrir  vertan**)  VaÜioü  wachsen,  dachte  ihn  also 
rohl  nicht  mehr^  wie  das  nach  der  Erzählung  doch  eigentlich  zu  er- 
rarten  wäre,  in  oder  bei  Fensalir,  d.  h.  in  der  Unterwelt  Wohl  aber 
ie  Saxo's  Bericht  zu  Grunde  liegende  dänische  Sage.  Auch  Bugge 
101  *)  hat  erkannt,  daß  Mimingua,  Mvarum  satyrus***)  ein  Zwerg  [d.  h. 
in  Wesen  der  unterirdischen  Todten weit]  ist,  und  ganz  richtig  ver- 
:leicht  er  Hother*s  Weg  dahin  mit  Svipdags^)  Wege^),  der  bekanntlich 
1  die  außerirdische  Riesen-  und  Todtenwelt  führt  —  er  hätte  auch 
[ermod's  Ritt  zu  Hei,  den  Weg  des  Hadingus  (Saxo  51),  des  Thor- 
illus  zu  Geruthus  (Saxo  421  ff.)  und  U[t]garthilocus  (ebd.  429),  Bryn- 


*)  Den  er  mit  einein  dänischen  Sagenhelden  (Öttarr,  Otter  =  Ohthere?)  sosammen- 
eworfen  tn  haben  seheint  (vgl.  Literatorbl.  a.  a.  O.  Sp.  126'). 

**)  So  WU;  dem  gegenüber  ist  autUm  r  schwerlich  zn  halten;  Tgl.  auch  Mogk, 
«itr.  VI,  496. 

*^*}  =  Mfmir,  Mimi,  M(mr,  dessen  Qaelle  (orsprOnglich  =  dem  Nornenbrunnen) 
I  der  Unterwelt  liegt.  Über  die  Besiehang  der  Wälder  zar  Unterwelt  handle  ich  an 
oderm  Orte. 

^)  iSne  Baldr  und  Frey  verwandte  Hypostase  Wodan*s,  Sigfrid^s  Prototyp  (s.  meine 
r.  d.  Hagens]  Heldensagen  HI,  S*  LXXII  f.). 

tt)  Aach  den  UjBvtiiemn  (*UnheiIsnithe'),  mit  dem  allein  der  goldene  Hahn  (anch 
in  Bild  der  Sonne)  getfidtet  werden  kann  —  der  also  dem  müiiUemn  im  Baldr- 
lythos  entspricht  —  vergleieht  er  richtig  mit  dem  Schwerte,  durch  das  allein  Baldr 
etOdtet  werden  kann.  Dieser  Uenaieinn,  der  also  wieder  (vgl.  oben  S.  384^)  eine  Ver* 
indong  zwischen  jenem  Schwerte  und  dem  mutiUekm  herstellt  —  liegt  fyr  ndgrindr 
tdtm  (Fi9lsy.  26)  in  der  Hut  einer  Riesin,  fest  verschloiSen  (ok  halda  njar^üdior  fUu) 
erade  wie  das  Schwert  in  Mimin  g's  Hut  (aretütimif  ohaertUum  elauHri»), 


336  A.  £DZABDI 

hild's  Todtenfahrt  etc.  vergleichen  können,  wo  überall  dieselben  Züge 
begegnen.  Man  kann  es  also  wohl  nur  aus  einer  gewissen  Einseitigkeit 
der  Auffaß ung,  die  sich  bei  Bugge's  Anschauungsweise  natüriieh  ein- 
stellen muß,  erklären,  wenn  er  nicht  erkannt  hat,  daß  Hothern s  dts 
Sehwert  aus  der  unterirdischen  Todtenwelt  holt.  Der  wumHI- 
teinn,  die  Unglücksruthe  {laRvateinn)^  die  bestimmt  ist  zum  Wurfgesclioß 
(s.  Bugge  S.  199*.  201  \  vgl.  auch  47*),  dem  der  Lichtgott  eiiief^ 
soll,  stammt  natürlich  aus  dem  Lande  des  Todes.  Da  die  Todtenwelt 
aber  winterlich,  eisstarrend  gedacht  ward  (vgl.  hier  geUt  rigenÜa  ßytijf 
so  ist  es  begreiflich,  daß  Saxo's  und  anderer  euhemeristische  Auf- 
faßung  der  Mythen  daftlr  die  winterlichen  Gegenden  des  hohen  Nor 
dens*)  setzte,  wie  Saxo  auch  seinen  Mimingns  offenbar  im  hohen 
Norden  dachte  (s.  P.  £.  Müllers  Anmerkung).  Dort  aber  hausen  die 
Finnen,  und  deshalb  —  nicht  aber  (oder  doch  nur  in  sweiter  Unie) 
wegen  ihrer  Fertigkeit  in  Zauber  und  Weißagung,  wie  Bugge  (139) 
mit  P.  £.  Müller  meint  —  sind  die  Wesen  der  Riesen-  und  Todten- 
welt bei  Saxo  (z.  B.  Bastiaphus  Phinnicus  126),  aber  auch  sonst  (s.  E 
in  der  Prosa  von  Volkv.)  zu  Finnen  geworden.  Wie  Vplond  und  seine 
Brüder,  übt  Uli,  das  winterliche  Gegenbild  Odin^s,  die  ^finnisehe*  Kirnst 
(Saxo  487)  des  ^Schnee8chuhlaufs^  ebenso  die  winterliche  Skade. 

Aus  dieser  Betrachtung  ergibt  sich,  denke  ich,  daß  sowohl  Fen* 
salir,  wo  der  Gegner  Baldrs  das  Geheimniß  von  der  Mistelmthe  tf- 
forscht,  als  auch  der  Ort,  wo  diese  wächst,  ursprünglich  in  der  Untn^ 
weit  gedacht  wurde.  Und  wenn  ich  das  Resultat  alles  bisher  Gesagten 
dahin  zusammenfaß e ,  daß  wir  keinen  Grund  haben,  Fensalir 
anders  denn  als  ^Sumpfsäle'  oder  ^eichsäle*  zu  deuten,  lo 
wird  diese  Behauptung  hoffeDtlich  als  nicht  unbegrtlndet  gelten  dürfen. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  der  entsprechenden  Stelle  der  Vegtsmfl* 
kvida!  Bugge  meint  hdUa  skautum  auf  die  Ecken  der  Segel  und  die 
dieselben  haltenden  Taue  beziehen  zu  sollen.  Diese  Deutung  ist  an 
sich  gewiß  nicht  unmöglich,  aber  ebenso  gewiß  sehr  ktlnstlich,  und 
setzt  außerdem  den  Mythos  von  Baldrs  Bestattung  auf  dem  Schift 
Hringhome  voraus,  von  dem  die  Vsp.  an  der  entsprechenden  Stelle 
nichts  erwähnt,  während  sonst  Vers  ftlr  Vers  die  Umschreibung  der 
Vsp.  in  Vgtkv.  sich  nachweisen  läßt  (Germ.  24,  57).  Dies  und  die 
auch  von  Bugge  angenommene  Nachahmung  der  Vaf})r.  54  an  unserer 
Stelle  weisen  auf  die  von  Jessen  aufgestellte  Erklärung,  daß  mit  den 


*)  Wo,   wohl   deshalb,    auch  sonst  mehrfach,    statt  im  Osten,    das 
gedacht  wird. 


FENSALIR  UND  VEOTAMSKVmA  12,  6  ff.  337 

meyjar  Frigg's  Augen  gemeint  sind.  Das  Weinen  Frigg^s  gehörte  durch- 
aus zum  Baldrmythos,  als  derselbe  noch  Tagesmythos  vom  Sonnengott 
war.  Als  solcher  ist  Baldr  Hypostase  Wodan's,  Wod's  (Od's).  Wie 
Freyja  um  den  geschiedenen  Geliebten  Od,  weinte  auch  Frigg  ur- 
sprflnglieh  um  den  ihr  entrißenen  Gatten  Wodan-Baldr.  Erst  als  Baldr 
ab  Hypostase  Wodan's  zu  dessen  Sohne  ward,  ward  Frigg  des  Sonnen- 
gottes Mutter  (s.  Literaturbl.  HI,  7.  126).  Frigg  und  Freyja  sind  durch 
Spaltung  aus  der  einen  Fria-Holda  entstanden*).  Wenn  also  Freyja's 
Thränen  zu  Gold  werden ,  so  wird  von  Frigg's  Thränen  ursprünglich 
dasselbe  gegolten  haben  —  und  ganz  natürlich,  wenn  anders  ich  Freyja's 
(und  Frigg's)  Thränen  mit  Simrock  richtig  als  die  Thautropfen**) 
gedeutet  habe,  welche  die  Vegetationsgöttin  nächtlich  um  den  gestor- 
benen (oder  ihr  entflohenen)  Sonnengott  weint.  Kommt  der  Ersehnte 
wieder^  dann  schimmern  die  Thautropfen  in  der  Morgensonne  goldig; 
dann  werden  Freyja-Frigg^s  Thränen  zu  Gold.  Man  darf  mit  Sicherheit 
annehmen  y  daß  ursprünglich  eben  die  Thränen  der  Verlassenen  den 
dahingeschiedenen  Sonnengott  wieder  zurückführten  **'^)y  wie  das  all- 
gemeine Weinen  um  Baldr  zeigt,  das  ihn  wieder  aus  dem  Todtenlande 
surückfilhren  sollte,  ja  fast  zurückgeftlhrt  hätte,  und  —  dürfen  wir 
hinzusetzen  —  ursprünglich  gewiß  wirklich  zurückführte,  wenn  anders 
der  Mythos  dem  täglichen  Schwinden  und  Wiederkehren  der  Sonne 
galt  Über  die  Macht  der  Thränen^),  geliebte  Todte  wieder  ins  Leben 
zurückzurufen  (Helg.  Hund.  H,  44)  vergleiche  man  Bugge  S.  239  f. 
Auch  sonst  dachte  man  Baldr  noch  selbst  (nicht  in  seinem  Bruder 
Vale)  wiederkehrend  (Eiriksmil  2),  während  meistens  freilich  —  weil 
der  Mythos  aufs  große  Weltjahr  übertragen  war,  s.  Literaturbl.  a.  a.  O. 
126  —  seine  Wiederkunft  nach  dem  Weltuntergange  gedacht  wird. 

*)  So  lehon  Geijer  und  Mnnoh;  später  Weinhold,  Simrock  n.  A.;  8.  Rndolf, 
Di«  GSttergastalt  der  Frigg  S.  18  ff. 

^  Die  stabreimende  Verbindoog  *yor  Tbaa  und  Tage'  zeigt  beide  Begriffe  eng 
irerbonden  (rgL  H.  Hund.  I,  4S,  7).  Der  Sonnenhirscb  (die  aufgehende  Sonne)  heißt 
^ifSgu  skmgkm  H.  Hund.  II,  37,  6.  D^glingr,  Dags  Vater,  deutet  Mogk  (Beitr.  VI, 
IktS)  ssz  dfggUngr  ab  den  *dem  Morgenthau  entsproßenen  Gott*.  S.  auch  d.  folg.  Anm« 

***)  ^K^  ^1®  rotcida  vutiffia  der  njftnphee  areana  dapU  gendcs  bei  Saxo  (s.  oben 
S.  884**)  und  dasu  die  vorige  und  folgende  Anmerkung. 

^)  ÄhnHch  wird  auch  dem  Thau  (der  Johannisnacht  etc.)  heilende,  verschönende, 
TerfHiigende  Krafl  augeschrieben  (Mannhardt,  GM.  29  ff.,  Simrock,  D.  Myth.^  688) 
lad  er  itaht  darin  dem  Lebenawaßer  (Jungbrunnen)  sehr  nahe;  vgl.  Vaf]>r.  46  (wo 
•I  TOB  den  wiedergeborenen  Mensehen  der  neuen  Welt  heißt  moryindoggwir  pau  »4r  at 
Ml  Kb^)  und  Vip.  28  (und  dazu  Sn.  E.  I,  76:  der  Thau,  mit  dem  die  Weltescbe 
bsgpfeogt  wird  und  der  von  da  auf  die  Erde  trieft,  kommt  aus  dem  Jungbrunnen). 
Y^  aneh  die  yorigen  Anmerkongeo. 

»BOUaU.  IfM  £dbt.  X?.  (XXVII.)  Jahrg.  22 


338  A.  EDZABDI,  FEN8ALLB  UND  VEOTAMfiKVIBA  12, 6  C 

Ist  meine  Auffaßung  richtig,  daß  im  orsprUnglioheii'NatanBydiM 
Frigg  als  Oattin  um  den  flntschwundenen  Thränen  weinte,  die  xii  OoU 
wurden  *)  und  die  Baldr  ursprünglich  zurttckitlhrten,  bo  hätten  wir  is 
den  dunklen  Worten 

ok  &  himinn  verpa 
hälsa  skavtum 
eine  Beziehung  auf  die  goldenen  Thränen  zu  suchen.  Denn  wieOdd 
als  grdtr  Freyju  bezeichnet  ward,  und  wie  man  sagte  Fregja  graut  gtS^ 
so  konnte  man  auch  sagen  j^rif^g  weint  Gold'';  und  wenn  Hdom 
(Sohmnckstflck)  und  Gersemi  (Kleinod)  sogar  ^Frejrja's  [und  Od'iJ 
Töchter*'  genannt  werden  konnten  (YngL  s.  Cap.  13:  So.  E.  I,  114 
348),  so  konnte  auch  wohl  für  Frigg's  Thrftnen  „HalBschnmek^  od« 
der  gl.  stehen. 

Wie  nun  in  Vaf  ))r.  die  verhängniß volle  Frage  auf  Baldr's  Wieder 
kunft  sich  bezieht,  so  würde  die,  jene  nachahmende  Frage  in  Vegtk?^ 
die  auch  Odin's  Erkennung  herbeiflihrt,  gleichfalls  auf  Baldrs  Wieder 
kunft  dunkel  hingedeutet  haben,  indem  sie  auf  die  goldenen  Thrloen 
Frigg's  hinweist,   die  Baldr  zurückführen  sollten.    Es  hätte  sich  also 
ein  Rest    der    älteren    naturmythischen  Auffaßong,    die    sonst  in  der 
eddischen  Mythologie  fast  ganz  verdrängt  ist,  hier  erhalten,  natärlich 
ohne   daß   dem  Dichter  der  natürliche  Hintergrund  des  Mythos  noch 
klar  gewesen  wäre.  (Übrigens  ist  es  fUr  meine  Deutung  im  Ganseo 
nicht    von    wesentlicher  Bedeutung,    ob    dem  Dichter   hier   noch  ^t 
Zusammenhang    von   Friggs    Thränen    mit   Baldrs   Wiederkunft  vor- 
schwebte  oder  nicht.) 

Es  fragt  sich  nun,  wie  man  den  nach  meiner  Auffaßung  voraui- 
zusetzenden  Sinn  aus  den  Worten  herausdeuten  kann,  verfa  hdkn 
skavtum  d  himinn  kann  wie  verpa  vaJbni  d  einn  u.  dgL  verstanden  wer  j 
den:  ^^^^  Himmel  mit  hdlsa  skavtum  bewerfen  (be<]^eßen,  bestreuen)'. 
Könnte  man  nun  hdlsa  skavt  als  'Gold,  Goldschmuck*  deuten,  so  wfir 
den  die  Worte  gut  auf  den  goldenen  Thränenregen  Friggs  gebeo 
können.  Da  der  Dichter  sich  Fensalir  wohl  als  himmlischeB 
Wohnsitz  dachte,  den  natürlichen  Hintergrund  des  Mythos  aber  nicbt 
mehr  kannte,  so  darf  es  nicht  befremden,  daß  er  die  goldenen  Thrinen 
nicht  auf  die  Erde,  sondern  auf  den  Himmel  niederregnen  läßt 

Kann  aber  hdUa  skavtum  [die  Hs.  hat  nach  Bugge  skivtm] 
*Gold'  bedeuten?  Jessen  schreibt  ffSkatUum  ($köiwnj  ^Isöttttm?)*^,  sebeiot 
also  an  skwtum  statt  skottum  von  skeUtr  zu  denken,  und  9katir  in  der 


*)  Oder  SU  Perlen  =  Thanperlen,  vgl.  unten  S.  389**. 


CM.  BLAAS,  PSALTERIEN  MIT  DEUTSCHEN  RANDBEMERKUNGEN.         339 

Bedeutung  ^Schatfly  Hort^  ist  ja  in  der  ülterD  Sprache  genügend  belegt*). 
'Hak-Sehätze'  wäre  Gold,  weil  man  am  Halse  goldene  Ringe  trug 
(Weinhold,  Ältn.  Leb.  185).  Oder  wären  überhaupt  nur  Perlen  (nicht 
Goldperlen)  gemeint,  die  in  älterer  Zeit  als  Halsschmuck  getragen 
wurden**),  so  daß  die  Thautropfen  einfach  mit  Perlen  verglichen 
würden?  Auch  könnte  skauf  {skdvt)  richtig  sein:  skaut  =  'Haube, 
Kopiputz'  (C.-V.  540*)  könnte  allgemein  =  *^Schmuck;  Putz*  gebraucht 
tein,    also  auch  hdUa  skaut  =  ^Halscbmuck^  =  'Gold'  oder  speciell 

=  ^Hals-Scbmuckstücke',  d.  h.  Perlen. 

Es  bieten   sich  also  mehrere  Erklärungen ,    die  ich  zwar  keines* 

w^  als   ganz   ungezwungen    oder   als   zweifellos   hinstellen   möchte, 

deren  jede  mir  aber  immer  noch  viel  natürlicher  erscheinen  will,    als 

Bofige's  Erklärung. 

LEIPZIG,  im  Februar  1882.  A.  EDZARDI. 


PSALTERIEN    MIT    DEUTSCHEN   RANDBEMER- 
KUNGEN. 


I. 

Im  vorletzten  Winter  habe   ich  im  Stadtarchiv   von  Korneuburg 
das  Psalterium  eines  mittelalterlichen  Breviers  aufgestöbert^  in  welchem 
lieh  viele  deutsche  Bandbemerkungen  vorfinden.  Die  betreffende  Hand- 
schrift  besteht   aus   146   zweispaltig   beschriebenen  Pergamentblättern 
in4°y  und  ist  in  Leder  mit  Holzdeckel  gebunden.  Es  fehlen  jedoch  ungefähr 
25  Blätter,  zumeist  vom  Anfang  und  Ende,  und  die  Zählung  derselben 
ist  unvollständig  und  zudem  unrichtig,  indem  zwei  mit  122  bezeichnete 
Blätter   vorkommen.    Von   diesen    Randbemerkungen,    welche    immer 
gleich    am  Anfang   des   betreffenden  Psalmes    oder  Canticums   stehen, 
sind  indeß  mehrere  theilweise  verwischt,    bei  andern  wurden  wieder, 


*)  Sollte  etwa  Skafalwidr  (Helr.  9)  auch  für  skaUalundr  ('Scbatzwald*,  vgl. 
hveralundr  Z.  f.  d.  Ph.  III,  37)  stehen  =  Scbildbnrg,  die  aus  goldenen  und  silbernen 
(rothen  und  weißen)  Schilden  gebaut  ist,  wie  schon  Wislicenus  (Symbol,  von  Sonno 
and  Tag,  S.  68)  vermuthete:  also  lauk  härm  mik  skjqldum  i  skaUalimdi,  raudutn  ok 
hsUum?  Nach  FAfn.  42  ist  diese  Scbildburg  erbaut  (^  ödökkum  6gnar  lj(hiiaf  d.,h.  aus 
lencbtenden  (^  goldenen  und  silbernen)  Schilden,  s.  Oerm.  23,  165  (Sigdr.  Prosa-Einl.). 

**)  ^B}'  ^°«  E*  ^»  ^34:  fyrir  pvi  er  kona  ketmd  tu  girntteina  eda  glerateina,  at 
Pat  vmr  ijamsdiifu  kvmma  b^madr,  er  kaUat  vor  stehuuorvi,  er  pcer  hofttu  d  ?uiUi  a6r. 
Vgl  aneb  GuAr,  I,  18. 


340 


C.  M.  BLAAS 


beim  spätem  Beschneiden  des  Baches,  meist  dnzelne  Badutaben  weg- 
geschnitten, und  bei  einigen  sind  Stückchen  weggerißen.  Das  Pul- 
teriam  sowie  die  Randnoten  stammen,  nach  einer  gütigen  Mittheilang 
des  Herrn  Dr.  Gustav  Winter  in  Wien,  ans  der  sweiten  Hälfte  dei 
Xin.  Jahrhunderts,  und  die  letztem  sind  alle  von  ^iner,  aber  andern 
Hand  als  das  Psalterium,  deutlich  und  zierlich  geschrieben,  wobei 
jedoch  die  Buchstaben  v  v  und  w  graphisch  nicht  unterschieden  mL 
Bei  der  hier  folgenden  Wiedergabe  habe  ich,  mit  Aoanalime  Ton  «f, 
die  wenigen  Abkürzungen  aufgelöst,  das  in  der  Hs.  durehstricheoe 
mit  eckigen  Klammem  versehen,  das  fehlende  und  unleserliche  dord 
Punkte  mit  rundlichen  E[lammem,  und  das  von  mir  efginste  ämA 
Cursivschrift  angedeutet  Die  Reste  von  filnf  solchen  Bandnoten  habe 
ich,  weil  ihre  wenigen  leserlichen  Wörter  keinen  Sinn  geben,  nidt 
aufgenommen,  und  bei  den  in  der  Hs.  nirgends  mit  Zahlen  bezeicb- 
neten  Psalmen  die  Zählung  der  ^ulgata*  angewendet  Von  dieses 
Randbemerkungen  sind  flbrigens  mehrere  gereimt,  und  schon  die 
durchstrichenen  Stellen  weisen  auf  eine  ältere  Vorlage  hin,  wobei  ieb 
hier  noch  bemerke,  daß  damit  —  aus  späterer  Zeit  —  ein  dentschei 
Psalterium  aus  der  ersten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts  des  PMUnon- 
stratenser-Stiftes  Geras,  Pap.-Hs.  bez.  mit  C.  h.  14  sowie  das  Registor 
der  in  Hain's  Repertorium  unter  Nr.  13.510  verzeichneten  lat^-deütschen 
Psalter-Incunabel  zu  vergleichen  ist*). 

STOCKERAU  in  NiederOsterreich.  C.  II.  BLAA& 


1  (1 6*")  Ps.  2.  Den  sprich  vrre  nBvber. 
er  ist  gvt  vfre  alier  slaht  not 

2  (16')  Ps.  4.  so  dv  den  niwen  manen 
an  sehest. 

3  (17*)  Ps.  5.  sprich  den  seien,  vn 
ob  vnrecht.  lewt  varen  di( . . .  )e . 
eren  so  sprich  den  salm  mit  wein- 
den  ^)  avgen. 

4  (17')  Ps.  6.  sprich  den  seien. 

5  (18'j  Ps.  7.  sprich  ob  dv  habest 
einen  werltlichen  frivnt.  daz  in  got 
▼on  den.  svnden  bechere. 

6  (18*')  Ps.  8.  sprich  den  salm.  Tnsers 
heren  antlvze.  daz  er  allez  sin  ant* 

*)  Hm.  weiden.         ')  fihU  got 


Ivse.    IT   dir   chere.    v&  dich  m\ 
<riweo.  v9  minen  an  «sehe. 

7  (18^)  Pb.  9.  sprich  das  dir*J  helfe 
vn  gebe  gnaidichlich  vitail  svene 
din  sele  von  dem  übe  tbeide. 

8  (20*)  Ps.  10.  sprich  das  gel  £ 
sele  ner.  v&  dich  des  heUewittti 
wberhefe. 

9  (20^  Ps.  12.  lis  vnseis  hsms 
martir  vmbe  dio  ende. 

10  (21*)  Ps.  13.  sprich  den  sala  ob 
din  frivnt  in  vrioTge  wele  vtrei 
daz  im  got  sig  vfi  hsll  gebe  tS 
chom  wider  heim  gesvnt 


*)  Das    in   der   k.  k.  Hofbibliothek    in  Wien    befindliehe  Exemplar  triKct  £e 
Jahressahl  1494  and  ist  mit  6.  H.  16.  beseichnet. 


P8ALTEEIEN  IflT  DEUTSCHEN  RANDBEBfESKUNGEN. 


341 


Pf.  14.  DiBen  solt  dv  sprehen 
[y  sihest.  ein  chirchwihen.  dy 
iD  ETch  sprehen  dem  heiUgen 

BO  ist  fSBlig  dein  le^en. 

Pf.  15.  lif  den  fo  dy  gotef 
imen  nemest  tu  lif  in  den 
tigeren,  dar  nach  allen  gotef 


Pf.  16.  Lif  den  allen  gotef 
irsBrin  an  dem  ftent  fiben 
le  ezaYdi.  dv  folt  def  gewif 
ymbe  fwelh  not  dT  in  lifOft 
ir.daz  dieh  got  erhdret  dar 
!▼  mäht  in  aych  lefen  vmbe 
rn  wip  vü  vmbe  feie  vn  Tmbe 

Kp. 

Pf.  18.  lif  inere  der  iwelf- 
•    das  fi  dir  genaden  helfen. 

vnferen  herren. 

Pf.  19.  lif  dem  e wart  der  die 

finget  f o  er  f ich  ymbe  cherei 
rieh,  orate.  prome.  bo  wirdef  tT 
neffc  UAlhaft, 

Pf.  20.  Den  lif  dem  chlnige 
IT  daz  riebe  recht  bericht  lif 
ih  an  dem  fvntage  fant  ( ) 

din  ere. 

Pf.  21.  Mit  dem  falm  lobe 
and  er  in  fprach.  do  er  an  dem 
B  erftarbe. 

Pf.  24.  den  folt  dj  oft  lefen 
lin  ff nde.  lif  in  ayeh  vnferf 
n  feie  vnder  der  ftille  moffe. 
Tm  an  dir  chnie  se  dem  Terfe 
ilicta  innentntif  mee  daz  ift 
▼er  aller  flacht  not. 

Pf.  25.    Im   fo  dy  yfr   den 

in  die  chirhen  geft. 

Pf.  27.  Den  lis  daz  def  tie- 
ille  an  dir  nicht  eryyollet  werde. 

Pf.  28.  daz  ift  grt.  selcfen 
heiligen  geifte.  lif  in  arch 
le  ez  ze  yil  regen,  daz  got 
r  weter  gebe. 

Pf.  29.  den  lif  daz.  daz  dich 

• .  • 

]]  niemer.  yer  dampne  m  finem 

EXfff  NoU  ßndel  iieh  in  der  Ei. 
'abia  mea  aperie»*^  u,  #.  to. 


23  (37*)  Pf.  30.  den  lif  daz  dich  got 
bewar.  yor  hayppt  haften  fyenden 
yn  yor  werltlichen  fchanden.  Hb  in 
aych  in  fände  nicolayf er.  er  ift  yon 
ynferf  heren  marter. 

24  (38*)  Pf.  31.  den  lif  daz  dir  got. 
yergebe  dine  fynden.  daz  er  dirz 
icht  yer  wizze.  alf  er  laeder  mane- 
ger feie  hat  getan. 

25  (38^)  Pf.  32.  Sprich  difen  falm 
allen  gotef  heiligen  zelobe  vnd  ze 
erin  daz  fi  dir  nerin  lip  ynd  feie. 

26  (39*0  Pb.  83   Hb  den  zwelf  poten. 

27  (40^)  Pb.  34.  des  Ugee  so  dv  TaBten 
l\§  den  Balm. 

28  (41"")  Pb.  35.  Z>er  liyt  ynd  wihe 
habe  ze  bewaren  der  Icb  disen  «alm 
alle  tage. 

29  (42*)  Pb.  36.  Den  üb  den  Uyten. 
die  zeder  yrtaile  zvlen.  [gen.]  richten. 

30  (43^)  Pb.  37.  So  dy  zepeiht  cho- 
mcBt  t  vn  dy  yergezzett  der  pysze 
$0  gewinne   hyld^  mit  dizem  talm, 

31  (49*)  Pb.  38.  den  lif  bo  dy  ynzerf 
herren  lichnamen  nemft.  lif  in  aych 
dinem  engel'). 

32  (59')  Pf.  52.  Den  falm  lif  fo  din 
friynt  sei  g^ange. 

33  (60"^)  Pb.  54.  Den  salm  Hb  das  dich 
got  erl^BC  von  ewichlichhen  panden. 
Hb  in  at>ch  yneerf  herren  marter. 
ynd  #mer  zezwen.  ymbe  fwen  dir 
( . . . .  )e  ift.  daz  er  dir  den  behyte. 

34  (61^)  Pf.  55.  Swaz  dir  an  dem 
libe  wer  fo  lif  den  falm  gerne,  lif 
in  aych  f  wenne  dy  grozze  not  ynd 
angeft  yon  diner  metsterBchaft  ha- 
bcBt.  er  ist  der  Biben  exaydi  einer. 

35  (61')  Pb.  56.  Daz  ist  der  yirde 
Balm  den  dayid  Bprache  ynze  in 
got  an  sinem  syn.  räch. 

36  (62*")  Pb.  57.  Disen  salm  sprich 
zaybersBrinne.  spottsBrinne.  lygniB- 
rinne  das  si  got  becher  das  si 
nerin  lip.  yfi  sele. 

37  (62^)  Pb.  58.  Den  sahn  seit  dy 
sprechen    der   hersen   frimt  habe. 

auch  woriUch  m^  Bl  48^  mm  Vetik^Um: 


342 


C.  K.  BLAAB 


Tfi    sprich    dem     ewangelio    über 
generationis. 

38  (es"")    Ps.  59.    I>eii   salin   solt   dy 
sprechen,  der  decfaein  trybesal  habe. 

39  (64^)   Ps.  60.    der    ist    der    dritte 
domine  exavdi. 

40  (64^)  Ps.  61.  Den  salm  sprich  des 
morgen«  fir  an  dem  pette. 

41  (64**)  Ps.  62.  Den  sprich  alle  [mae] 
morgen  frv.  so  get  dir  nvn  heil  zr. 

42  (65*)  Ps.   63.    das   ist   der  yierde 
domine  exavdi. 

43  (65°)  Ps.  64.  Den  salm  sprich  den 
seien. 

44  (66^)  Ps.  65.  Den  salm  sprich  an 
dem   perhtetage. 

45  (660  ^«*  66.  Den  salm  sprich  von 
chrvcen.  vnz  hinz  svnwenten. 

46  (67^  Ps.  67.  Den  salm  sprich  sand 
lavrentinv.    vfi  allen    gutes    marte- 


raerin. 


47  (70**)  Ps.  68.  Sprich  den  salm  dinem 
frivnde  so  er  yber  mer  var  lis  in 
Ynserem  herren  vn  siner  martirasren 
▼mbe  rechtes  weder. 

48  (72^)  Ps.  69.  Den  salm  sprich  so 
dv  zedienem  werche  griffest,  sprich 
in  avch  dem  heiligen  geist. 

49  (72*^)  Ps.  70.  ZKsen  salm  sprich 
yn  habe  in  trvt.  er  ist  gvt  ge- 
svnden  lyten.  er  t«^  der  fvmffc  den 
dauid  sprach. 

50  (73'')  Ps.  71.  Den  salm  sprich  ze- 
perhtnahten  mit  dem  solt  dv  manen. 
vnsern  herren  siner  martir  vn  siner 
barmvnge.  vnd  des  gericbtes  der 
flizzet  in  siner  magenchreft,  an  der 
iyngensten  wile. 

51  (74'')  Ps.  72.  Den  lis  hvraeren  daz 
daz  si  got  becher  von  so  getanem 
gewerte. 

52  (750  P»-  73-  ^en  lis  inere  allen 
gotes  marterasren. 

53  (76^)  Ps.  74.  Den  lis  einer  scie 
div  dir  wol  getrvwe. 

54  (76^)  Ps.  75.  Den  lis  allen  gc- 
lavbigen  sein. 

^  U  schulde. 


55  (77^)  Ps.  76.  Den  lis  den  Iftn 
die  yber  mer  wellen  yaroi. 

56  (78^  Ps.  77.  I>ett  ir  ipiie  tiver 
sie  die  srln  lesen  disea  salm  in 
wizae  so  din  lieber  frimt  vnder 
wegen  sei  so  lis  disen  safai  td- 
serem  herreo  tS.  einer  maitcr. 

57  (80°)  Ps.  78.  Den  lis  den  chindelio 
daz  81  vns  helfen,  das  wir  das  ewife 
rieh  besissen. 

58  (81'')  Ps.  79.  Den  lis  dem  heiliga 
gebt  rmbe  cherge. 

59  (84**)  Fb.  80.  Den  lU  den  hta 
die  hervori  wellen  ymren.  dax  a 
got  bewar. 

60  (84^  Ps.  81.  Den  lis  den  dieba 
vn  den  sehacharen  *  so  si  wtg»\\ 
syln  gen  dyrdi  einen  diebe  vi  ein 
dinch  lis  in  lant  [osarien}  Katerinen 
laben  stmt.  zf  legMiehem  vem 
eine  yenige.  welleatv  das.  alle  dn 
sehyde^  yerholn  eein.  so  ipriek 
disen  salm.  vor  einem  chrvce  siben 
stvnt.  yn  habesty  defaeinen  nvtio 
sprich  in  nivn  stvnt.  vor  dem  eknce. 

61  (85^  Ps.  82.  den  Us  den  wider 
waertigen. 

62  (85^0  Ps.  83.  den  lis  zediircMei. 

63  (86^  Ps.  84.  Den  lis  ymbe  dio 
ertvühir.  lis  in  avefa  der  genadige. 
sant  marien«  das  si  dich  beskine 
vor  hercenleide  an  dinem  iMudir 
eren  viL  an  dinem  fmnt. 

64  (860  P«-  fö-  I>en  lis  ynbe  din 
ende. 

65  (87**)  Ps.  86.  Den  Us  den  heiVgei 
maidea  lis  in  aych  mserem  hems 
got. 

66  (87'')  Ps.  87.  JDI0II  lia  ynwn  faenfD 
dode  VH  sinen  fVmfa  wnden«  m  wii< 
dir  virliehen.  das  dv  se  dem  lebtes 
werdest  h^fundea* 

67  (88"*)  Ps.  88.  Den  lis  das  siek  got 
erbarme  wber  die  amen« 

68  (90*)  Ps.  89.  Den  lis  das  dick  g«( 
gevrist  vns  dv  gerihtest. 

69  (900  Ps*  90.  Dm  lis  ynsers  kerrcB 


P8ALTERIEN  MIT  DBUTSCfHEN  RANDBEBiERKUNQEN. 


34d 


Qge.  daz  er  dir  inr^che.  das 
mTzzest  mtnnen.  mz  an  din 

Ps.  91.  Den  lis  msera  herren 

nge. 

Ps.  92.  JDen  lia  vnsen  herren 

80   dT   Tliesest    daz    dv  ez 
t. 

P8.  93.  Den  lis  den  altherren. 
Ps.  94.  2>en  Mim  Bolt.  min- 
'  ist.  ein  angonge  alier  gvien 
I. 

Ps.  97.  Mit  dem  solt  dT  vn- 
lerren.  loben  als  in  die  drei 
^e  lobten. 

Ps.  98.  Den  lis  vnsers  herren 
ivnge. 

Ps.  99.  Mit  dem  lobe  Tnsern 
berren  daz  er  dich  genffidech- 

enphahe.  zeder  porten.  da 
sei  svndert  mit  chvrzen  Worten. 
Ps.  100.  Mit  Den  lis  ynsers 
i  tavfe.  swer  sei  vber  mftich 
lis    diesen   salm.    daz  im  got 

dvlticheit  yn  diem^t. 

Ps.  102.  Den  lis  inere  aller 


Ps.  108.    lis   dem    heiligem 

▼mb    din    svnde  so  wirdvstr 
lesehanden. 

)  Ps.  104.  lis  die  fivmf  con- 
ai  Tnder  den  yit  passiones  vA 
iz  leirt  da  mit  ynsers  herren. 
szer  egjpto  wart  gevyret.  lis 
3h  ynsers  herren  genaden  so 
t  dy  in  aberhams  boysem. 
)  Ps.  105.  Den  lis  der  chymft. 

herren.  daz  er  [siner  chymft 
iser  yrchvnde  siner  chymft  sei. 
)  Ps.  106«  Swer  mit  [go]  groz- 
lerzen  leide  bevangen  sei.  der 
sen  salm  der  ist  trostsam. 
)  Ps.  107.  Den  lia  ynsers 
I  zeswen. 
)  Ps.  108.  Der  ist  der  fiymft- 

salm  da  ist.  der  tiyel  mit 
cht.  ynd  sin  genozze.  [Den 
ses  ers  herren  zeswen.1 


85  (107^)  Ps.  109.  Den  lis  ynsers 
herren  ansh^we. 

86  (107*^)  Ps.  110.  Disen  salm  solt 
dy  lesen  ymb  rebtes.  gerihte  an 
diuem  erbteil. 

87  (108*)  Ps.  111.  Dem  ynser  herre 
siner  gotheit  ers sb iget  daz  ist  sand 
iohannes   ewangeliste. 

88  (108*)  Ps.  112.  Ze  der  hohsit  des 
palmtages  lis  disem  salm.  swenne 
dir  icht  zelibe  geshehe  ^so  lob  sin 
ynsem  herren  mit  disim  salm. 

89  (108^)  Ps.  113.  Den  lis  ynsers  her- 
ren tayfe. 

90  (110')  Ps.  114.  Den  Us  allen  sein 
zetrost  ynd  zehilfe. 

91  (111*)  Ps.  1 15.  [Den  lis  allen  seien 
zetrost.  yfi  zehilfe]  lob  ynsem  her- 
ren mit  disen  salm  daz  ynser  herre 
hie  enerde   gie  mit  sinen  lyngem. 

92  (1110  Ps.  117.  Z>en  lis  daz  dich 
got  yalles  t7nd  ylyches  yber  hebe. 

93  (113*)  Ps.  118.  die  Den  einlif  salm 
lis  inere  des  heiligen  geist.  lis  si 
aych  allen  sein,  lis  si  iner  ynser 
yrowen  sand  marien.  yn  swelher 
heiligen  tnlt  sei.  die  mäht  dy  der 
mit  eren.  lis  si  allen  seien,  daz  si 
dir  helfen  daz  dy  werdest  erehant. 
das  got  alle  sei  erchennet.  legyt 
yn  zegenaden. 

94  (121^)  Ps.  119.  Daz  wizze  wol 
zeware  daz  dv  mit  disen  fiymf- 
zehen  salm.  mäht  ewHben  michel 
frvde.  vnd  genade. 

95  (122^*)  Ps.  120.  lis  den  dinem 
lieben  friynde. 

96  (122**)  Ps.  129.  Den  lis  tygen. 
ynsers  herren  bilde.*  -  ymb  diniy 
oygen.  yß  dem  heroen  ynsers 
herren.  als  er  sin  herce.  zy  sinem 
zwelf  iyngem  ehert  daz  er  also 
min  herce.  zy  im  eher,  mit  triwen 
yn  mit  stflBtem  fride. 

97  (122***)  Ps.  123.    Den  lis  diche. 
das  dich  der  ÜyeL   mit  sinem  list 
iht  bestriche. 
98  (122*")  Ps.  124.    Swer  siner  mei- 


344 


K.  BARTSCH 


ster  shefke  ennmnen  sei.  der  les. 
disen   salin  daz  in  got  richte  le- 
siner  meistenheft. 
99  (122^)  Ps.  125.    Den  lU  inere 
aller  engel. 

100  (1230  Ps.  126.  Das  wip  soL  lesen 
disen  salm  als  si  sich  yerseche 
das  si  swanger  werde. 

101  (123^  Ps.  127*  Mit  disin  salm 
solt  dv  sei  segen  so  si  genesen  sei. 

102  (124^  Ps.  128.  So  sich  ein  mensch, 
bechert  vn  sich  got  an  im.  selben, 
eret  so  lis  den  salm. 

103  (124^  Ps-  129-  I>en  lis  den  seki. 

104  (125**)  Ps.  131.  Den  lis  da  ein 
lichnam  werde  bestattet« 

105  (125')  Ps.  182.  Den  lis  von  den 
dy  brvderscbaft  habest  enphangen. 

106  (126^  Ps.  133.  Den  lis  so  dy 
slaffen  gest.  das  dich  got  erlaue[n] 
b^ser  gedanche. 

107  (126^  Ps.  134.  Den  lis  das  dich 
got  bewar.  vnd  din  fivmf  sinne 
yns  an  din  ende. 

108  (126'')  Ps.  135.  Den  Us  das  dir 
got  geh  die  spise  der  dv  dvrftich 
sist.  zesel  vfi  zeleibe. 

109  (127^  Ps.  136.  Den  lis  daz  dir 
got  gebe,  sin  genade  yn  den  Ivten. 
die  sich  haben  besYndert.  ymb 
ir  missetat. 

110  (128^)  Ps.  137.  Den  lis  in  ere 
aller  engel. 

111  (128'')  Ps.  138.  Den  lis  dem  yasten 
ynsers  herren  dv  macht  dar  mit 
helfen  allen  seien. 

112  (129"*)  Ps.  139.  Den  lis  inere 
aller  engel  yfi  aller  heiligen,  lis 
in  ( )"). 

113  (129**)  Ps.  140.  Den  lis  dem  ze 
erin  der  dich  Ton  der  helle  erlost. 

114  (130^)  Ps.  141.  Den  lis  vnsers 
herren  antlvtse.  yn  allen  ainen 
namen. 


115  (131*)  Ps.  142.  Den  fis  fmbe 
din  ere.  er  ist  dar  sibeat  doaine 
exandi.  so  dy  dehein  diaeh  trii 
dar  ymbe  dy  weratest.  das  dr  m 
sered  werdest,  so  lis  diseoi  nla. 

116  (181')  Ps.  143.  Den  lis  dieBscB 
fiivnden  so  die  yeinde  mit  in  Tehtin. 

117  (134*)  Ps.  147.  Den  lis  ism 
Sanct  peter  das  er  dir  gcnadiek- 
leichen  yrtsaile. 

118  (136*)  Ps.  148  (149  «.  150).  Der 
salm.  ist.  behalten  se  Yrdifsde. 
dem  gotes  gewalte. 

119  (136')  Cant  Isaiae,  12.  Da  la 
ynd  erpitte.  ynsem  herren  das 
er  sieh  dyr^  siner  maitjr.oe. 
vnde  dych  einer  myter.  ere.  iisei 
zomes  enthabe. 

120  (137*)  Cant  Eiechiae,  3a,  10. 
Den  lis  den  seien. 

121  (137'')  Cant.  Anaae,  1.  Et%,  2. 
Z>em  got  yon  armyt  serihfra  helfe. 
der  les  disen  salm. 

122  (188*^)  Caat.  HoTsi,  Ezod.  15. 
Den  lis  den  lytcn  das  got  dm  ikt 
welle,  das  ir  sei  immer  drinae.  ii 
dem  bech  icht  walle. 

123  (139*)  Cant.  Habaenc,  8.  Ick  web 
wol  daz.  adam  dbiy  wort  spnek 
do  er  gotes  gebot  sebrach.  des  loh 
dy  sprechen,  daa  got.  den  selbei 
zom.  an  dir  iht  rehhe. 

124  (1400  Cant.  Hojsi,  Deat.  88.  der 
Der  salm  ist  yon  dem  yrtsk  g^ 
shriben.  ny  syln  wir  piten  ysien. 
herren  das  wir  reine  werden  bnekt 
yf  r.  in  sin  wir  shyldieh  so  wiit 
ynser.  sedeheinem  ^ei^  gfte  ge- 
daht 

125  (144*)  SjmboL  8.  AthanasiL  Des 
salm  solt  dy  mlnnen  er  ist  gft  le- 
manigen  dingen. 


•) 


folgen  in  der  J7#.  noch  swei  unU96tUehe  ZtUen, 


PSALTERIEN  IIIT  DEUTSCHEN  RANDBEMERKUNGEN. 


945 


IL 

Die  vorstehend  abgedruckten  Randbemerkungen  veranlassen  mich 
von  zwei  andern  ähnlichen  Handschriften  Mittheilung  zu  machen.  Die 
3ine  ist  der  cgm.  23111  (vgl.  Catalogus  t.  II,  p.  IV,  p.  55)  aus  dem 
12./13.  Jahrhundert,  die  Randbemerkungen  wohl  erst  aus  dem  13.  Jh., 
lie  andere  die  Erlanger  Hs.  570,  nach  Irmischer  aus  dem  12.,  sicher 
»US  dem  13.  Jahrh.  Die  GeftÜligkeit  der  Bibliotheksverwaltungen  in 
klflnehen  und  Erlangen  hat  mir  die  Benutzung  auf  der  hiesigen  Uni- 
versitätsbibliothek möglich  gemacht.  In  beiden  Handschriften  ist  durch 
beschneiden  der  Ränder  ein  Theil  der  Bemerkungen  verloren  gegangen; 
eh  habe  die  Ergänzungen  durch  Cursivdruck  bezeichnet.  In  der 
jirlanger  Hs.  ist  außerdem  die  Schrift  stellenweise  sehr  verblaßt; 
nittelst  Anwendung  von  Schwefelammonium,  die  von  Seiten  der  Ver- 
valtung  in  liberaler  Weise  gestattet  wurde,  war  es  möglich  fast  alles 
»n  lesen.  K.  BARTSCH. 


1  (2*^)  Ps.  2.  Disen  salm  sprich  vber 
diebe  vnde  ^er  rober.  (=  Korn.  1, 
Erl.  2) 

2  (3^)  Ps.  3.  Den  sprich  vber  die  die  dir 
din  gvt  nemen  mit  gewalte.  (=  E  3) 

3  (3^)  Ps.  4.  Den  sprich  so  da  den 
niwen  manen  sehest  (=  K  2,  E  4) 

4  (4^)  Ps«  6.  Den  sprich  den  siechen. 
(=  E  6 ;  Tgl.  K  4) 

5  (5*)  Ps.  7.  Op  dn  einen  werltlichen 
Triynt  hast  dem  sprich  den  salm. 
(=  K  6) 

6  (6*)  Ps.  8.  Mit  disem  salme  wüsche 
dine  manne  heiles. 

7  (6^)  Ps.  9.  Den  sprich  das  dir  got 
helfe  an  din§  ende.  (Vgl.  R  7.  9) 

8  (9*)  Ps.  11.  So  dv  weist  daz  dich 
iemen  nide  so  sprich  den  salm. 

9  (9^)  Ps.  12.  Den  sprich  uür  den 
gseAen  ende.  (==  K  9.) 

0  (10*)  Ps.  13.  So  din  yrivnt  in 
oriiTge  si  so  sprich  disen  salm. 
(=  K  10) 

1  (10*^)  Ps.  14.  Den  sprich  so  du  in 
die  chirchen  gest.  (=  R  11) 

2  (1 1*)  Ps.  15.  Den  sprich  so  du  gotes 
lichnamen  wil   nemen.    (=  K  12) 


13  (11^)  Ps.  16.  Ez  Stent  siben  ez- 
audi  ^)  an  dem  «alter  vmbe  nraz  da 
si  «prichest  daz  geschiht.  (=  R  13) 

14  (12*")  Ps.  17.  Z>en  sprich  got  dem 
gvten.  so  Ailffet  dir  drate. 

15  (15*)  Ps.  18.  Den  sprich  den  zwelf 
boten.  (=  R  14) 

16  (15^)  Ps.  19.  2>en  sprich  so  sich 
der  briester  vmbe  ibere  md  er 
spreche  orate.  (=  R  15) 

17  (16*)  Ps.  20.  Den  sprich  dem 
ch^nige  daz  er  daz  riebe  rehte 
vure.  (=  R  16) 

18  (17*)  Ps.  21.  Den  sprich  Vnsem*) 
herren.  wan  er  in  sprach  do  er  an 
dem  chrüce  erstarp.  (=  R   17) 

19  (18^)  Ps.  22.  Den  sprich  den  die 
gegangen  sin  daz  n  got  erlöse. 
(Vgl.  R  32) 

20  (19*)  Ps.  23.  Den  sprach  got  do 
er  die  helle  brach. 

21  (19^)  Ps.  24.  Den  sprich  ofte  vmbe 
dine  s^nde.  (=  R  18) 

22  (20^)  Ps.  25.  Den  sprich  so  (fich 
din  men«chait  an  ein  »fnde  verleftte. 

23  (21*)  Ps.  26.  Den  sprich  so  dich 
b6ser   dinge   gelüste  vnd  dich  der 


^  X  nur  hM  vorhanden.         *}  Von  n  die  leiMe  EätfU  abgesekniUen  tne  m  bb 
Ur  ein  m  seheint  kein  Baum  wu  sein. 


S4& 


K.  BARTSCH 


tuuel    dem    engel    ^enem  VDde  den 
Dffibsten  danach. 

24  (22*")  Ps.  28.  Den  sprich  so  es 
zevil  geregene.  (=  K  21) 

25  (23')  Ps.  29.  Den  sprich  so  du 
sUt  in  sorgen,  das  dieft  got  erlose 
▼on  nme  zome.  (=  K  22) 

26  (23^)  Ps.  30.  Z>en  sprich  das  ciich 
got  vber  ^ue  grozer  «vnden.  (= 
K  23) 

27  (25*)  Ps.  31.  Den  sprich  das  dir 
got  vergebe  din  gprose  missetat. 
(=  K  24) 

28  (26*)  Ps.  32.  Den  sprich  das  sich 
got  ober  dich  erbarme.  (Vgl.  K  25) 

29  (26^)  Ps.  33.  Den  sprich  allen  Aei- 
ligen zeren.  (Vgl.  K  26) 

30  (27**)  Ps.  34.  2>es  toges  so  du*) 
aastest  so  «prich  den.    (=  K  27) 

31  (29*)  Ps.  35.  Das  dir  got  din  vibe 
bewar  sprich  den  salm.  (=  K  28) 

32  f29*')  Ps.  36.  Die  vf  vrteile  sulen 
ze  gerihte  gen  den  sprich  den  sal- 
men.  (=  K  29) 

33  (31^)  Ps.  37.  Den  sprich  so  da 
dine  bihte  wil  tvn,  (=  K  30) 

34  (32^)  Ps.  38.  Den  sprich  dine  engel 
zeren.  (=  K  31) 

35  (33^)  Ps.  39.  Den  sprich  so  d\x 
angest  habest. 

36  (34^)  Ps.  40.  2>az  dich  got  ze 
rehtem  Zeben  sterke. 

37  (35*)  Ps.  41.  Swa  ein  mensch  an 
dem  tode  lige  so  sprich  den, 

38  (36*)  Ps.  42.  Den  sprich  so  so  da 
aor  dem  alter  stest« 


39  (36*)  Ps.  43.  Disen  salm  tproeft 
danit  ths  iit  got  an  sinen  Tienden 
räch.  (=  K  35) 

40  (37*")  Ps.  44.  Den  sprich  tn  ere 
sancte  Jiarien. 

41  (38^)  Ps.  45.  Den  sprich  aUa 
gotes  ^Mgenden  seren. 

42  (39*)  Ps.  46.  Den  sprich  zer» 
▼nsers  herren  vf  yerte. 

43  (39*)  Ps.  47.  Den  sprich  in  ere 
der  ....  die^)  die  engel  heten  do 
si  got  se  himel  enpfiengen. 

44  (39*^)  Ps.  48.  2>en  sprich  das  (Tieh 
got  beker  diner  s^den. 

45  (40*^)  Ps.  49.  Den  sprich  se  lob 
ynsers  herren  s^ehvnfte. 

46  (42*)  Ps.  50.  Dirr«  salm  ist  gät 
mannen  vnde  wiben. 

47  (42^)  Ps.  51.  Den  sprich  das  dir 
got   riwen    verRhe  an  diiiem  ende. 

48  (43*)  Ps.  52.  Den  sprich  dss  da 
iht  Terswtaelst  an  got(.) 

49  (43*")  Ps.  58.  Z>en  sprich  rmb  er- 
löse diner  atigest. 

50  (44*)  Ps.  54.  Den  sprich  so  da 
gewalt  daltest  von  iemen. 

51  (45*)  Ps.  55.  Den  sprich  so  did 
din  nächster  verdrachen  welle.  (Vgl. 
K  34) 

52  (46^)  Ps.  87.  Den  sprich  Tnsern^) 

53  (49**)  Ps.  62.  Den  sprich *) 

54  (91^)  Ps.  105.  Den  salm  spricA  aix 
da  an  dem  dot  ligst^. 


m.  Erlanger  Handschrift. 

1  (3*)  Ps.  1.  disen  salffi  Its  den  hei-  2  (3^)   Ps.  2.     Lüi    den^)    salm  fir 

ligen  gotes,   du  solt  wisse»  dcu  in  ro&are')  vii  für  diebe.  das  sie^ 

dauid    rihte  do  er  das   gotes  riche  bechere.    (=  K   1,   M   1) 

berihte.  3  (4^)  Ps.  3.  Li»  den  salin  ob  dir  iem 

')  Von  VL  die  eine  Hälfte  weggetchniUen,  *)  Von  Den  hia  die  durehdnchi^i 

das   Wort  nach  der  uxtr  wohl  vrevde.         ^)  Diese  Randichrifi,  nicht  weiter  gehmd,  id 
wm  jüngerer  Hand  (14.  Jh.).  ^)  Autgekratzt;  von  derselben  Hand  wie  die  vorige. 

')   Von  einer  andern  Hand, 

')  Von  u  die  Hälfte  erhalten,        ')  Von  r'  noch  ein  Meet,  b  erlaecktn. 


P8ALTERIEN  MIT  DEUTSOHBN  ItANDBEBiERKUNGEN. 


S4T 


din  git  mit  gewalte  welle  nemen'). 
li«  in  OYeh  wuers  Aerren  martyr. 
▼n  angwt .  . .  .^)  ere  do  si  ir  ehirU 
saeh  crvcigen.  er  hUfet  /vr  alle  not. 
(=M  2) 

4  (5*)  Ps.  4.  Lis  den  salm  so  da  den 
fitwen  Dianen  sehest  dat  dich  got 
minne.  durcA  siner  muter  vnder 
din^«*).  (t=K  2,  M  3) 

5  (5**)  Ps.  5.  Den  scUfR  lis  den  sele  % 
die  nn  in  noten.  das  in  got  helfe 
durch  sine  gOte.  (=  K  3) 

6  (6^)  Ps.  6.  Den  salin  ^  lis  den  sie- 
chen. d<ui  in  got  helfe.  (=>  M  4, 
▼gl.  K  4) 

7  (7*)  Ps.  7.  Habestu  decheinen  werli- 
liehen  vrmnt.  lis  im  den  salm  daz 
in  got  bewar.  (=  K  5,  M  5) 

8  (8*)  Ps.  8.  Lis  den  salffl.  unser« 
herren  antlutte.  daz  er  al^  der 
antlutte  ze  minnen  weUe  keren  die 
dich  sehen.  (=?  K  6) 

9  (8^)  Ps.  9.  Dm  salm  lis  daz  dir 
goi  helfe  gnedeclicAe  ze  heile,  so  din 
seU  von  dime  Übe  scheide,  {=  K  7, 
▼gl.  M  7) 

0  (11*)  Ps.  10.  Den  salm  lis  das  dir 
got  die  sele  gener.  t/i  dich  der  helle 
wtze  vher  heue.  (===  K  8) 

1  (11^)  Ps.  11.  Z^  den  salm  ob  dich 
iemen  mit  nngenaden  vdte,  daz  in 
got  bekere.  (=  M  8) 

2  (12*)  Ps.  12.  Den  salfTi  lis  umbe 
dffi  ende  unsers  herren  marfyr  daz 
er  dir  in  gnedidich  hinnen  sende. 

(=  K  9) 

3  (12^)  Ps.  13.  Den  salm  lis  so  din 

frinnt  in  ein  Trliuge  rite  daz  im 
got  gebe  heil*  ▼&  in  ^esunt  seude 
wider  heim.  (=  K  10,  M   10) 

4  (13*)  Ps.  14.  Den  salm  solta  lesen. 


so  toirt  saelic  din  lebeu.  (=  KU, 
M  11) 

15  (13^)  Ps.  15.  Den  salm  lis  so  du 
gotes  ^'cAnam  nemest.  daz  du  in 
so  enphahest.  da*  er  dir  chemo  ze 
gnaden.  (=  K   12,  M    12) 

16  (14*)  Ps.  16.  An  dem  salt^  stat 
siben  ezaudi.  des  soltu  gewis  sin. 
vmbe  s weihe  not  du  si  lisest  ein 
iar  allee  an  daz  du  dar  ane  wirdesf 
begnadet,  vn  maA/^  in  oeh  lesen 
Tmbe  sele  vn  lip  dar®)  dir  got  si 
emer.  (=  K  13,  M   13) 

17  (15*)  Ps.  17.  Den  salffi  lis  das  dtr 
got  helfe  daz  du  enphahest}^  sineii 
lichenam  an  dime  ende,  swenne  du  von 
disme  libe  wendest.  (Vgl.  M  14)  ") 

20  (19**)  Ps.  20.  Den  salm  lis  alle 
«tre  tage  vmbe  die  ere  sce  Erasme 
daz  er  dir  in  disme  li^  <;rebe  daz 
du  in  mtk^st  geloben. 

21  (20^)  Ps.  21.  An  dem  salin  lobe 
got  wan  er  in  do  sprach  do  er  an 
der  martjr  starp.  (=  K  17,  M  18) 

22  (22**)  Ps.  22.  Lis  den  salm  den 
die  »Dcarrinen  gen  d<u  in  got  helfe 
müze.  d€Ui  si  ir  suode  geboten. 
(=:  M   19) 

23  (23*)  Ps.  23.  Lis  den  salm  unserme 
herren  wan  er  in  do  sprach  do 
er  die  helle  brach  (=  M  20) 

24  (23^)  Ps.  24.  Lis  den  salm  unsere 
Aerren  sele.  ynder  der  stille  misse, 
vn  von  Aerzen,  vn  kvm  an  div 
knie,  da  ze  dem  verse  delicta  iuue- 
tutis  dAz  ist  gut  nmhe  alle  not. 
(=K  18,  M  21) 

25  (24^)  Ps.  25.  Den  salin  lis  so  du 
in  die  kirchen  gest  vfi  tmr  den 
alter  gestest  daz  dir  got  ^enadic  si. 
vn  die  heiligen  die  da  vor  im  sin. 
(=  K  19) 


*)  Fon  n  noeA  die  Wäfie  da.  ^)  VielleicJU  stand  unser  frouwen.  ^)  under- 
nge  ist  nach  den  Beim  auf  minne  wahrscheinlicher  als  underdigene;  vgl.  Lit.  621, 
exer  2,  1788.  ')  l.  seien.  '')  Nut  der  Best  von  m  erhalten.  ")  V<m  h  noch 

r  Anfang.         ")  dai  tu  heßemf         ^*)  Von  b'  noch  der  Anfang.  ^')  Die  Über- 

hriften  tu  Ps.  18  und  19  sind  ttusradirt  und  UUeinisehes  von  jüngerer  Sand  darüber 
schrieben.  Von  der  zu  Ps,  18  ist  noch  erkennbar  z,  wohl  von  zweifboten. 


348 


K.  BARTSCH 


26  (25^)  Ps.  26.  Im  den  talnl  msen 
herrea  maityr  er  \obet  4n  vor  den 
allen  »nderen^*),  da  tolt  in  auch 
sprechen  so  dir  der  dinge  geseme. 
90  dick  der  tierel  d8  engde  beneme. 
(=  M  28) 

27  (26'')  Ps.  27.  Den  Mlffi  Us  du  des 
tieoeli  wille.  an  dir  nikt  en  werde 
ermitfe^.  (=  K  20) 

28  (27^)  Ps.  28.  Li»  dea  salü!  so  ez 
Me  uU  geregene.  dai  fot  besser 
weUr  gebe.  (=  K  21,  M  24) 

29  (28*)  Ps.  29.  Lis  den  salffi  das 
dich  got  niemer  verderbe  in  sineme 
lonM.  (=  K  22,  M  25) 

30  (28^)  Ps.  30.  Lie  den  saliS  scö 
iohaMd  se  eren  er  epra^  in  nnserme 
herren  selbe  do  er  un  das  cnice 
gienc  mie  an  das  wori  In  manns 
toas  dne  dabo.  (=  ygl.  K  28,  M  26) 

31  (30*)  Ps.  31.   Lis  den  salffi  ^mbe 

dine  missetat.  das  dich  der  tinel 
iht  yerwize  aiser  mani^eit  getan  hat. 
(=  K  24,  M  27) 

32  (31*)  Ps.  32.  Den  salffi  lis  tS  se 
ftenedicä.  allen  heiligen  se  lobe,  das 
si  dir  dine  sele  neren.  (=  K  25, 
Tgl.  M  28) 

33  (32*)  Ps.  38.  Den  salffi  lis  den 
swelf  poten  dos  sie  dir  helfen, 
das  da  sine  ho^  werbest,  e  d« 
ersterbest  ^,  (=  K  26,  Tgl.  M  29) 

34  (33*)  Ps.  34.  De  salffi  lis  des  tagee 
so  du  Tastes.  das  dir  got  helfe,  das 
du  wol  i^rol  geicerdest  ^^)  (=  K  27, 
M  30) 

35  (34^)  Ps.  35.  Der  /tute  Tn  Tihe 
se  5et0ame  habe  der  Uee  den  salffi 
aUe  itige,  (=  K  28,  M  31) 

36  (35**)  Ps.  36.  Den  ealffi  lis  luten 
die  te  Trteile  schaln  gan,  das  in 
got  helfe  d<ui  n  frolichen  da  mfisen 
stan.  (=  K  29,  M  32) 

")  Vcn  n  noch  ein  BeH,        **)  Die  Bede  de»  utOetharen  Worte» 
Oot^eetur  ersterbest       '*)  gwol  iH  m  »ireiehen..      '«)  Die  Bmdichr^  M  Ps.  S8  (ST) 
iH  ameradiri  tmd  eine  jüngere  UUeiniteke  darüber  ge»ehHeben, 


37  (37'')Ps.  37.  So  «In  se  biht»  komert 
diner  schTlde.  tu  da  «ciyeRcst  der 
buze  eo  kum  mit  dieme  salmS  w 
hnlde.  (=  K  30,  M  SS)  ^) 

39  (40*)  Ps.  39.  Den  salffi  Ik  so  ds 
^rose  angest  habest  dae  dir  got  kdfe 
dae  du  si  Tber  komast.  (=  M  35) 

40  (41'')  Ps.  40.  Den  salffi  Us  den 
. . . . en  das  in  got  •  •  •  •  «a  helfe. 
(Vgl.  M  36) 

41  (42*)  Ps.  41.  So  ein  mennisiek 
lige  an  d8  tode  tÜ  mii  rekie»  ge- 
l&ben  habe,  so  Ue  dem  salffi  pM 
se  eren  da»  er  rehten  gl&be»  gwinm, 
{=  M  87) 

42  (43*)  Ps.  42.  Sprich  den  säte  » 
da  för  den  alt^  geei  oK  din  hübet 
neigest  da»  da  da  m&sest  also  ge- 
wesen, das  dm  goi  oiftse  phlsges. 
(=  M  38) 

43  (48^  Ps.  43.  JDis  Ml  der  smlcr 
»alme  den  danid  ^raeh  do  ^  ia 
an  sime  sTne  rmek.  (=  M  89) 

44  (45*)  Ps.  44.  disen  salffi  lis  fwer 
frowa  se  eren  da»  sie  dir  helfe  u 
dem  libe  Tfi  an  der  tele.  (=  M  40) 

45  (46*)  Ps.  45.  So  din  friont  »hfr 
mer  welle  Tarn  so  Ik  disen  nlfi 
dos  tn  got  bewar.  (:=  K  47) 

46  (46'')  Ps.  46.  Im  den  salffi  Tsien 
Aerren  Tretende  da»  er  dir  iibcb 
heiligen  geist  sende.  (=  M  4S) 

47  (47*)  Ps.  47.  Dan  salffi  lis  so  ds 
düie  bihte  getost,    tu  lü  m  ofck 

dem   heiligen   ^ste.    das  er  dick 
^e»che. 

48  (47'')  Ps.  48.  Li»  den  salffi  ob  d? 
iem  in  tnrerltlichen  eunden  Tindert 
das  in  got  welle  Ton  den  enMndes. 

49  (49*)  Ps.  49.  Den  salffi  lis  m  o^ 

uentn  dni.  das  dir  got  geaadie  n. 
(=  M  45) 

50  (50*)  Ps.  50.    Ob  da  weUes«  dei 


PSALTERDBN  MIT  DEUTSCHEN  RANDBEBiERKUNQEN. 


349 


dich  got  bekere  von  dinen  sunden. 
■o'^  li§  df  an  miterere  m*  wei- 
hen ^'')  du  weUeit  (=  M  44) 

51  (52*)  Ps.  51.  Den  salm  lis  das  dir 
got  nerlihe  dinS  riwen  dai  du  im 
mit  triwe  wider  gebest  (UU  knnst 
die  er  dir  ^p  do  er  dir  die  tele  ^^ 
hevKleh.  (=  M  47) 

52  (52'')  Ps.  52.  8o  din  ^*)  fnant  werde 
gevange.  so  lis  im  diten  salSI  das 
in  got  welle  mit  f^enaden*^  bringevL 
dannen.  (=  K  82,  vgl.  M  48) 

53  (58*)  Ps«  53.  Lis  den  salfiS  tmsers 
herren  seiwen  yfi  vmb  swen  dir  ande 
si  dai  in  go^  6eschirme.  (=  K  83) 

54  (58'0  P»«  54.  Den  ealm  lis  so  du 
gro*e  not  y&  angebt  habest,  deiet 
de*')  siben  soscnidi  einer  vft  swas 
dir  an  deme  liebe  werre  dar  rmbe 
sprich  den  salffi  gerne«  (=  K  84)  '^ 

55  (55*)  Ps.  55.  Lis  disen  salm  so 
dich  dine  nahisten  m<ige^)  wellen 
draken  vnde  ovch  den  pha^  daz 
in  got  helfe  dds  ei  mit  ir  lere  die 
Mstenheit  becheren.  (*=:  M  51) 

56  (55^)  Ps.  56.  Dig  ist  der  vierde 
Bolme  den  danid  sproch  do  er  an 
«tiieme  son  räch  (^  K  85) 

57  (56^  Ps.  57.  Den  «olffi  lis  vber 
ro5ere  ^)  ^ber  diebe  ^ber  spottere 
^ber  lugenere  dai  sie  goi  6echere. 
(=  K  86) 

58  (57*)  Ps.  58.  Den  salm  sol  din 
ftmder  herse  ftiwU  sage  daz  in  got 
bewor  sMie  tage.  (=  K  37) 

59  (58*)  Ps.  59.  Lis  den  salm  so  da 
^rcKse  trrbesal  habest  dos  dir  got 
helfe  genBdeelieh  der  von  (=  K  38) 

60  (59*)  Ps.  60.  Dis  ist  der  siben 
exaiidi  einer  die  soltu  ^eme  minnen 
dos  dich  got  Ton  grosen  sorgen  en- 
binde.  (=  K  89)  »*) 

**)  Seti  de»  B,        ^^  HlUfle  de»  w  erhalten.        **)  Van  e  vor  1  noch  em  Ee»L 
*^V&nn  die  Ba^fte  da.       *•)  unleeerUeh.       «')  de  =  der.       **)  Unten  am  Rande  de» 
Blatte»  van  jüngerer  Hand:   Der  ander  exandi.  ")  van  m  y,  er?uUtm,         **)  oder 

sabbere?  ")  Collen  am  Bande:  der  dirte  exandL  ")  d,  h.  ertwaoeher;   die 

Sehreibnng  heweiet,  daß  die»e  jungem  Bemerkungen  au»  einer  älteren  Vorlage  atammen. 
YgL  Ktlh. 


Von  59^  an  sind  die  Randschriften 
Ton  jüngerer  Hand  (14.  Jahrh.)* 

61  (59^)  Ps.  61.  Der  ^tich  si  vn  im- 
rehten  gewtn  ^inne  dem  eol  man 
disen  salm  lesen. 

62  (60*)  Ps.  62.  Disen  salmen  lis  des 
morgen«  frv  so  get  dir  heil  zv. 
(=  K  40) 

63  (61*)  Ps.  63.  so  dich  iemen  nide 
80  du  stn  dinc  ir  meiiden  yWU 

64  (61^)  Ps.  64.  •  .den  seien.  (=  K  43) 

65  (62^)  Ps.  65.  .  •  .Ynre  ...m  siec 
. .  .ime. 

66  (63**)  Ps.  66.  iimme  den  ertuoher  **). 

67  (64*)  Ps.  67.  den  mer^ereren  (= 
K  46) 

68  (74*)  Ps.  74.  den  heiigen  zwelf 
boten. 

69  (75*)  Ps.  75.  einer  sele  du  dir 
vige.  (Vgl.  K  54) 

70  (76*")  Ps.  11.  den  \t  spise  ^edrist. 
(=  K  56) 

71  (82**)  Ps.  80.  . .  .e  herfart . . .  mine 
got  vor.  (=  K  59) 

72  (88^)  Ps.  81.  Der  ze  gerite  well 
der  lese  dieen  salmen  eant  Araterinen 
• .  .fer  anne   . .  .1  (=  K  60) 

73  (84*)  Ps.  82.    daz    dir    got    dine 
figende  se  gute  bekere.  (Vgl.  K  61) 

74  (84^)  Ps.  83.  . .  sa  der  . .  kiruihe 
• .  den  enllen.  (=  K  62) 

75  (85*")  Ps.  84.  timme  den  ert  vher. 
(=  66.  K  63) 

76  (86*)  Ps.  85.  ymme  din  einde  daz 
dir  got  sinen  bo^en  sende.  (=  K  64) 

77  (87^)  Ps.  87.  Den  heiigen  meit  daz 
in  goi  heil  vnd  selde  ^ebe.  (=  R  65) 

78  (101"*)  Ps.  102.  Den  eingelen  dati 
si  got  ze  dim%  einde  sende.  (=  K  7  8) 

79  (102**)  Ps.  103.  . .  der  donr  .  .  deden 


350  K*  NERGER 

IV. 
Ähnliche  Bemerkangen  finden  sich  auf  Bmchstücken  zweier  latei- 
nischen Psalmenhandschriften,  die  in  hiesiger  Bibliothek  verwahrt  sind. 
Es  sind  ein  Doppelblatt  und  vier  einzelne  Blätter,  in  welchen  za  den 
lateinischen  Psalmen  am  obem  oder  Seitenrande  die  folgenden  Bemer- 
kangen gegeben  sind: 
Zu  Ps.  99.     Mit   disem    salm    lob   vDseren   herren   das  er  dich    gnadeehlicben 

enphahe  da  ze  der  porte.    da  er  die   sele  sondeHVt   mit  lueleD 

Worten  (=  K  76) 
Za  Ps.  94.     Dirre  salm  ist  ein' angenge  aller  guten  dinge  (=  K  73) 
Za  Ps.   100.  Swer   ynmut  si  dem   8p*ch    den   sahn    das  im  got  geh  dah  yndt 

diemüt  (=  K  77)»). 

Diese  von   ^iner  Hand.   Eine  andere  Hand  eines  besonders  kundigen 

Exegeten  bemerkt  zu 

Ps.  50:     dirre   salme  ist  nozxe  wibS  ü  mannen  an  der  sde  ü  an  dem  Übe 

(=  M  46) 

Beide  Hände    dürften    der  Grenzscheide    des  Xn./Xni.  Jahrhuiderts 

angehören.  Die  Bruchstücke  sind  noch  nicht  eingereiht 

MÜNCHEN.  F.  KESSZ. 


ZU  HARTMANNS  IWEIN  V.  3473.  74. 


Das  Verspaar  3473/74  des  Hartmann'schen  Iwein  hat  das  selt- 
same Schicksal  gehabt,  mit  „leichtem  Gewissen^  hingegeben,  ab  ver 
dächtig  bezeichnet  oder  wenigstens  fbr  beßerungsbedürftig  erklirt  za 
werden,  obwohl  es  von  den  ^alten  Handschriften  mit  benrorragender 
Einmüthigkeit  überliefert  worden  ist  Dies  harte  Verfahren  hat  man 
mit  drei  Gründen  zu  rechtfertigen  gesucht:  erstens  mit  dem  Gesetie 
der  Verszählung,  wonach  Hartmanns  Iwein  aus  272  X  ^  Versen  so 
bestehen  habe,  zweitens  mit  der  Bedenklichkeit  des  Reimwortes  jiMtek, 
insofern  es  hier  für  sonst  übliches  sweic  stehe,  endlich  mit  dem  Vor 
würfe  mangelhaften  Inhalts.  Der  erste  Grund  zur  Verweiiiing  wird 
nicht  mehr  als  rechtsbeständig  angesehen;  dem  zweiten  Bedenken 
gegenüber  ist  durch  Weinholds  alemannische  Grammatik  (S.  190  f  ^ 
und  durch  Pauls  Untersuchungen  (Beitr.  I)  so  viel  ausgemacht,  dti> 
sicher  bei  Hartmanns  Landsleuten,  vielleicht  bei  ihm  selber  der  Wandel 
eines  wurzelhaften  g  zu  ch  im  Auslaute  nicht  unerhört   sei.    Aber  — 

*)  Hier  ein  weiterer  Beleg  für  das  einfache  duU  im  Mittelhochdeutschen,  wofBr 
das  Wörterbuch  nur  einen ,  diesen  aber  in  der  gleichen  alliterireiiden  ZasaBmen- 
stellnng  hat 


zu  HARTBUNKS  IWEjUff  V.  3478.  74.  351 

auch  diese  Möglichkeit  zugegeben  —  Boll  dennoch  um  des  dritten  Vor- 
wurfs willen  das  Verspäar  nicht  zu  vollem  Rechte  zugelassen  werden, 
vielmehr  wird  der  zweite  Vers  seinem  Inhalte  nach  theils  flir  arm- 
selig, theils  Air  mflßig,  theils  für  ^Randglosse  eines  wohlmeinenden 
Lesers''  erklärt  Trotz  der  gewichtigen  Autoritäten,  von  denen  solche 
Verurtheilungen  herrtlhren,  dürfte  das  Verspaar  in  der  handschriftlich 
gesicherten  Oestalt 

nnz  H  in  aUenthahen  (Var. :  allen,  gar  be-^atreieh 
dokrzuo  $i  vil  stille  aweieh 
als  Hartmannisch  auch  ohne  Coujectur  gerettet  werden  können. 

Was  mich  bestimmt,  diesen  Versuch  zu  machen,  ist  vornehmlich 
das  Gewicht  der  handschriftlichen  Überlieferung,  welches  mir  jeden 
Versuch  der  Tilgung  oder  Änderung  schlechthin  zu  verbieten  scheint, 
vielmehr  die  Forderung  nahelegt,  einen  befriedigenden  Inhalt  durch 
Änderung  der  JSxegese,  nicht  des  Textes,  zu  erzielen.  Die  Textüber- 
liefemngist  nämlich  ftUr  unser  Verspaar  und  speciell  den  problematischen 
Vers  8474  eine  so  vorzüglich  einhellige,  daß  selbst  der  ihn  verwerfende 
Liachmann  nicht  umhin  konnte,  das  Verspaar  „in  allen  Handschriften 
überliefert**  zu  nennen.  Denn  nicht  genug,  daß  die  wichtigsten  Hand- 
schriften in  der  Form  des  Verses  3474  darzuo  $i  vil  diiUe  noeieh  überein- 
atimmen,  —  es  geben  auch  die  beiden  nach  Lachmanns  Apparat  allein 
abweichenden  Handschriften  (a,  b)  durch  den  offensichtlichen  Irrthum, 
in  welchen  sie^verfallen,  indem  sie,  jede  in  ihrer  Weise,  ändern,  daftir 
Zeogniß,  daß  ihre  Abweichungen  nichts  als  unberechtigte  Conjecturen 
seien. 

Die  Dresdener  Handschrift  (a)  nämlich,  ihrerseits  so  radikal  ver- 
fahrend, daß  von  der  gemeinen  Lesart  nur  die  Buchstaben  w.ieh  an 
ihrer  Stelle  bleiben ,  bringt  den  geänderten  Vers  in  der  Form  bis  im 
die  suche  entwich.  Sie  sagt  also,  die  Jungfer  habe  den  Irren  so  lange 
gesalbt,  bis  er  genesen  sei.  Diese  Behauptung  steht  aber  mit  dem 
CSontext  in  entschiedenem,  so  zu  sagen  doppeltem  Widerspruch;  denn 
nach  der  weiteren  Erzählung  setzt  die  Jungfer  erstlich  ihre  Salbung 
ungeachtet  des  ausdrücklichen  Befehls  ihrer  Herrin,  nur  den  kranken 
Körpertheil  zu  bestreichen,  was  zur  Heilung  genügte,  so  lange  fort^ 
bis  die  Salbe  gänzlich  verbraucht  ist,  und  zieht  sich  dann  in  ein  Ver- 
steck zurück,  um  dort  die  Wirkung  des  Heilmittels  abzuwarten,  die 
denn  auch  allmählich  eintritt 

Deutlicher  noch  läßt  sich  die  Lesart  der  zweiten  Heidelberger 
Handschrift  (6) :  vil  stille  sie  dan'tzu  sldch  als  eine  Correctur  erkennen, 
einzig   zu   dem  Zwecke  vorgenommen,   um  das  irgendwie   anstößige 


352  K-  NERGiS 

Beimwort  sioeieh  za  entfernen.  Denn  so  treu  der  Wordaat  im  übrigen 
dem  gemein  überlieferten  Texte  bleibt,  so  wird  doch  durch  das  dne 
l  statt  w  eine  derartig  täppische  Wiederholnng  dessen,  was  erst  drei 
Verse  vorher  gesagt  war,  herbeigeführt,  wie  sie  dem  Dichter  des  Iwan 
nimmermehr  zuzutrauen  wäre. 

Auch  die  im  letzten  Jahrgang  der  Qermania  (XXV!,  S.  388  ff.)  von 
meinem  verehrten  Freunde  Bechstein  vertretene  und  in  seine  Schal- 
ausgäbe  aufgenommene  Änderung:  darzuo  n  im  vil  stille  gesweiek,  so 
leicht  und  gefällig  sie  erscheint|  indem  sie  die  überlieferte  Textgestalt, 
geringfügigst  erweiternd,  fast  nur  umdeutet,  ffeihrt  zu  einem  Idsei 
Fehler  der  Anordnung.  FaOen  wir  nämlich  gesumeh  im  als  Verließ  ihn 
auf,  so  wird  schon  V.  3474  berichtet,  was  der  Dichter  doch  eigendieh 
erst  vierzehn  Verse  weiter  erzählen  will.  Bechstmi  ist  diesem  Ein- 
wurf schon  zuvorgekommen,  indem  er  darauf  aufmerksam  macht,  daß 
V.  3488  nicht  von  dem  geräuschlosen  Entschlüpfen,  sondern  nur  von 
dem  schnellen  Enteilen  geredet  werde.  Aber  Jeder,  der  einmal  eiiiai 
Schlafenden  in  der  Rahe  störte,  indem  er  ihm  etwa  eine  fireudige  Ober 
raschung  vorbereitete,  wird  erfahrungsgemäß  zugeben,  daß  ihm  sdber 
in  solchem  Falle  stets  mehr  darum  zu  thun  war,  sich  schnell,  ab 
sich  leise  zu  entfernen,  wenn  er  unentdeckt  zu  bleiben  wünschte^ 
und  er  wird  es  also  auch  dem  Dichter  zugute  halten,  wenn  er  die 
freundliche  Retterin  Iweins  nur  dräte^  nicht  stiUe  sich  hätte  entfernen 
lassen.  Doch  zugegeben,  V.  3474  sei  in  der  Übersetzung:  ^dasu  (d.  h. 
und  ebenso)  He  ihn  ganz  stille  verliess  inhaltlich  von  V«  3488  genugsam 
verschieden,  oder  zugegeben,  daß  die  kurze  Vorausnahme  keinen 
Anstoß  erregen  dürfe,  zugegeben  auch,  daß  trotz  des  oben  über  die 
Handschrift  a  Bemerkten  aus  dieser  das  Object  im  zur  Verbeßemng 
der  gemeinen  Lesart  herangezogen  werden  könne:  —  so  bleibt  doeh 
das  eine  gewichtige  Bedenken  übrig,  ob  das  conjicirte  im  . ..  gesweiek 
durch  verließ  ihn  übersetzt  werden  dürfe.  Dem  Etymon  suAehenj  weldies 
wie  in  den  andern  germanischen  Sprachen  so  auch  im  Mhd.  nur  die 
Bedeutung  betragen  aufweist,  angemessen  trägt  das  Verbum  geswieke» 
in  der  Construction  mit  dem  Dativ  den  Begriff  der  untreue  und 
Schädigung  in  sich.  Danach  ist  es  begreiflich,  daß  in  der  groDen 
Anzahl  von  Belegen,  welche  unsere  vorzüglichen  lexikalischen  Hilft- 
mittel  flir  gesunchen  c.  Dativ  darbieten,  zwar  die  nhd.  Phrasen  ab- 
trünnig werden,  im  Stiche  lassen^  den  Dienst  oder  die  BUfe  versagen  znr 
Übersetzung  dienen  können,  unser  verlassen  aber  nur  im  Sinne  der 
„böslichen  Verlassung^,  z.  B.  er  xoolde  tougenRchen  der  vrotuoes 
gesunchen.    Dagegen   fehlt   ein    zwingender  Beleg   für  die  allgemeine 


zu  HARTMANN8  IWEIN  V.  3473.  74.  353 

Bedeutang  verlassen,  da  ja  auch  die  von  Bechstein  aus  dem  2.  Büchlein 
567  citirte  Stelle  zu  übersetzen  ist:  'die  Freude  ward  mir  untreu  und 
ging  Ton  mir'. 

Versuchen  wir  es  darum  einmal  mit  der  ungeänderten  Textgestalt 
der  gemeinen  Lesart  darzuo  sie  vil  stille  sweich  und  faßen  dies  sweich 
im  Sinne  ^schwieg'!  Wir  übersetzen  V.  3467—3474:  „Da  sie  ihn  noch 
wie  vorher  liegen  sah,  band  sie  unverweilt  die  beiden  Pferde  an  einem 
Aste  fest  und  schlich  so  leise  herzu,  daß  er  ihrer  nicht  gewahr  wurde, 
bis  sie  ihn  ganz  und  gar  bestrichen  hatte,  wobei  sie  völlig  stille  schwieg"  — 
and  fragCQ  nun,  was  des  Dichters  Meinung  sei.  Die  von  Paul,  als 
Vertheidiger  der  Echtheit  unseres  Verspaares  in  der  gemein  über- 
lieferten Textgestalt  y  vor  neun  Jahren  (Beitr.  I,  S.  375)  angedeutete 
Erklärung  y  welche  in  diesem  Schweigen  das  Correlat  zu  dem  leisen 
Herzuschleichen  findet,  vermag  allerdings  nicht  zu  befriedigen,  und 
gern  stimme  ich  der  Bemerkung  Bechsteins  zu,  daß  die  Jungfrau  weder 
zu  einem  Gespräch  mit  dem  Schlafenden,  noch  zu  einem  lauten  Monolog 
in  ihrer  Situation  sonderliche  Veranlassung  habe,  daß  also  dahin  be- 
zogen unser  sweich  müßig  sei.  In  der  That  würde  sich  der  Dichter 
einer  unpoetischen  Breite,  wie  sie  ihm  wohl  im  Erec,  aber  nicht  im 
Iwein  zuzutrauen  ist,  schuldig  machen,  wenn  es  ihm  nicht  genügt 
hätte,  zu  erzählen,  daß  die  Jungfer  leise  herzugeschlichen  sei,  um  den 
Schläfer  nicht  zu  wecken;  denn  wer  in  solcher  Absicht  verständiger 
Weise  leise  herangeschlichen  ist,  von  dem  braucht  doch  wahrlich  nicht 
noch  ausdrücklich  versichert  zu  werden,  daß  er  in  unmittelbarer 
Nähe  des  Schlafenden,  ja  über  ihn  gebeugt,  sich  stille  verhalten  habe. 
Das  Schweigen,  welches  Hartmann  V.  3474  specieller  Erwähnung  werth 
hält,  kann  nicht  denselben  Zweck  mit  dem  Schleichen  in  V.  3471 
verfolgen,  sondern  muß  seinen  Grund  in  dem  Acte  des  Bestrei- 
ch ens  in  V.  3473  haben.  Schon  Benecke  hat  diese  Beziehung  richtig 
erkannt,  aber  sie  Hartmann  abgesprochen  und  einem  „wohlmeinenden 
Leser"  zugewiesen,  der  „sich  gedrungen  fühlte,  am  Rande  einzuschärfen, 
daß  so  etwas  ja  stillschweigend  geschehen  müsse*^. 

Lassen  wir  vor  der  Hand  unerörtert,  ob  der  Dichter  oder  ein 
Leser  den  Satz  geschrieben,  und  fragen  nur,  ob  der  Schreiber  jener 
Zeile  vielleicht  einen  vom  Dichter  gebotenen  Anlaß  zu  seiner  Bemer- 
kung hatte!  Freilich,  wenn  die  Dame  dem  hirnsiechen  Ritter  nur  eine 
medicinische  Einreibung  mit  grauer  Salbe  verordnet  hätte,  so  gäbe 
daa  der  Jungfer  kein  besonderes  Motiv,  bei  ihrer  ärztlichen  Hilfe- 
leistung stille  zu  schweigen;  wohl  aber  hat  sie  genügenden  Grund, 
peinliches  Stillschweigen  zu  beobachten    bei  Vollziehung   einer  sym- 

OBBMANIA.  Na««  Reihe  XY.  (TLYU.)  Jahrg.  23 


354  K.  NERGER 

pathetischen  Kur  mittels  einer  Wundersalbe  ^   welche  die  Fee  Morgin 
oder  Zauberin  Feimurgan  höchsteigenhändig  (V.  3425)  verfertigt  htt 
Bei  Krankenheilung  durch  Sympathie  oder  ttbernatürliche   Mittel  sind 
nämlich,    wie  Volksglaube,    Theologie   und    Jurisprudenz    einstimmig 
lehrten,    zwei  Arten,    die   weiße  und  die  schwarze  Zauberei  wohl  zn 
unterscheiden.  Jene  wendet  Gebete  an,  versieht  den  Kranken  mit  dem 
Zeichen  des  Kreuzes,  spricht  dazu  den  Namen  des  G^kreazigten,  des 
Dreieinigen   oder  der  Heiligen  und  schließt  ihre  Formeln  mit  Amen. 
Diese,    sich   wohl   bewußt,    nicht   christlichen,    sondern   dämomsdien 
Ursprungs  zu  sein,    macht  geheimnisvolle  Zeichen,   sehreibt  Foimeb 
nur    auf,    statt   sie  zu  sprechen,    und  kennt,    um   nicht  den  finiten 
Mächten  zu  verfallen,    deren  Dienst  sie  ja  in  Anspruch  ninount,  kern 
dringlicheres  Gebot  als  des  {vil  stille  sungen)  absoluten  Stillschweigens. 
Zu  welcher  Art  Zauberei  gehört  nun  der  Act,  welcher  hier  so 
Iwein  vollzogen  wird?   Darauf  gibt  uns  der  Dichter  selber  die  Ant- 
wort, wenn  auch  nicht  an  unserer  Stelle,  so  doch  im  Erec  Die  dort 
V.  5155  ff.  geschehende  Erwähnung  der  Fee  und  einer  mit  ihrer  Salbe 
zu  vollziehenden  Wunderheilung  gibt  dem  Dichter,  seiner  ganzen  Weise 
im  Erec  entsprechend,  zu  einem  breiten,  von  Chrestien  unabhängigen 
Excurs  über  diese  Zauberin  (Er.  5158 — 5241)  Veranlassung.  Wir  et- 
fahren   dort,    daß   seit  Erikto,    die  selbst  die  Todten  wieder  lebendig 
gemacht  habe,  keine  Zauberin  gelebt,  der  so  alle  Kräfte  und  Creatoren 
der  Erde  und  alle  Teufel  der  Hölle  unterthan  gewesen  seien,  wie  der 
Feimurgan.  Und  damit  Niemand  zweifle,  wo  das  hinziele  und  welcher 
Art  ihre  Zaubermittel  gewesen,  so  sagt  Hartmann  es  mit  dürren  Worten, 
daß   sie  vciste  wider  gote  lebte,   daß  der  tiuvel  ir  geselle  war  und  daß 
sie    so    kräftige   Zaubermittel    wider   Criste    zur  Anwendung   braehte. 
Was    Hartmann    im    Erec    so    ausftlhrlich    und    unzweideutig   ausge- 
sprochen, das  konnte  allerdings  ein  aufmerksamer  Leser  seiner  Dich- 
tungen  wissen    und   hier  in   analoger  Situation   des  Helden   zu  einer 
Randglosse  verwerthen,  der  wenigstens  nicht  abgestritten  werden  kann, 
daß  sie  ihrem  Inhalte  nach  zu  den   sonstigen  Aussagen   des  Dicht«« 
stimme.  Ja  der  vermeintliche  wohlmeinende  Leser  könnte  zum  Sehntae 
seiner  Randglosse  auch  darauf  hinweisen,  daß  sie  ganz  in  des  Didit^s 
Weise  geschrieben  sei,  der  gern  auf  den  Volksbrauch  Rücksicht  obcI 
Beziehung  nehme,   wie  er,   und  zwar  gleichfalls  von  Chrestien  unab- 
hängig,   im  Erec  z.  B.  St  Gertruden  Minne  erwähne  und  über  Vor 
zeichen  und  Angang  sich  verbreite  (Er.  4018 — 20  und  8122 — 39),  daß 
es  also  auch  wohl  der  Dichter  sein  könne,  der  hier  leise  anzudeuten 
sich  begnüge,   was  er  in  seiner  frühem,   minder  vollkommentti  Didi- 


zu  HARTMANNS  IWEIN  V.  3473.  74.  355 

tong  des  Breiteren  auseinandergesetzt  habe.  Wenn  aber  die  angebliehe 
Randglosse  in  allen  alten,  notorisch  von  einander  unabhängigen  Hand- 
schriften sich  findet,  so  muß  sie  jedenfalls  in  einem  der  ersten  Exem- 
plare der  Dichtung  oder  gar  im  Handexemplar  des  Dichters  selbst 
gestanden  haben.  Und  wenn  endlich  durch  Paul  (Beitr.  I,  S.  375)  zur 
Genüge  constatirt  ist,  daß  die  Zeile  3473  einer  Zeile  bei  Chrestien 
entspreche,  so  bleibt  doch  am  Ende  nichts  weiter  tlbrig,  als  den  wohl- 
meinenden Leser  von  dem  Verdachte  der  Unterschiebung  freizusprechen 
and  dem  deutschen  Interpreten  Chrestiens,  dem  Dichter  Hartmann 
von  Aue,  das  ganze  Verspaar  zuzuschreiben,  oder  anders  ausgedrtlckt, 
mit  der  Authentie  des  Verspaars  Iw.  3473.  74  auch  die  Integrität  des 
Verses  3474  zuzugeben,  ohne  länger  an  der  Form  des  Reimwortes 
gweich  Anstoß  zu  nehmen. 

Werfen  wir  nach  gewonnenem  Resultate  noch  einen  Blick  auf  die 
Handschriften,  so  tritt  zunächst  die  älteste  Heidelberger  Handschrift  (A) 
mit  dem  ihr  eigenthümlichen  streich  statt  bestreich  (V.  3473)  gewisser- 
maßen als  alter  classischer  Zeuge  fttr  die  im  Vorstehenden  ver- 
tretene Auslegung  des  Verses  3474  ein;  denn  wenn  auch  das  Verb 
strichen  allgemein  auf  die  Salbung  kann  bezogen  werden,  so  gehört 
doch  zu  den  Kunstaasdrücken,  mit  denen  die  Manipulationen  der  sym- 
pathetischen Kur  bezeichnet  werden,  bis  zum  heutigen  Tage  das  Zeit- 
wort streichen.  Aber  mag  man  auf  dies  Argument  auch  kein  Oewicht 
legen,  so  enthalten  doch  sämmtliche  Handschriften  der  gemeinen, 
oder,  wie  ich  nun  wohl  sagen  darf,  der  genuinen  Lesart  des  V.  3474 
wenigstens  nichts  gegen  unsere  Auffassung;  und  vollends  die  Con- 
jecturen  der  beiden  abweichenden  Handschriften  aus  dem  15.  Jahr- 
hundert erhalten  von  unserer  AuffaßuDg  des  in  ihnen  geänderten 
Verses  eine  neue  Beleuchtung. 

Mit  Recht  erklärt  Bechstein,  es  sei  nicht  anzunehmen,  daß  man 
in  der  Herstellungszeit  dieser  Handschriften  an  der  Form  des  Reim- 
wortes sweich  Anstoß  genommen.  Wie  aber  steht  es  mit  einem  Anstoß 
am  Inhalt?  Welches  Motiv  der  Schreiber  der  Dresdner  Handschrift  a 
zu  seiner  Änderung  hatte,  liegt  klar  vor.  Tilgte  der  Jude,  der  nach 
Henrici's  Nachweis  (Ztschr.  f.  d.  A.  25,  123  ff.)  diese  Handschrift  um 
1390  anfertigte,  Christum,  den  h.  Geist  und  alle  guten  Heiligen  aus 
Hartmanns  Werke,  so  handelte  er  als  orthodoxer  Jude  nur  con- 
sequent,  wenn  er  auch  jede  Beziehung  auf  Zauberei  beseitigte,  laut 
der  Worte  des  Gesetzes  (Deut.  18,  9 — 11):  „Du  sollst  nicht  lernen 
gleich  den  Greueln  dieser  Völker  thun,  daß  nicht  unter  dir  gefunden 
werde,  wer  .•  verdeckte  Künste  •.  und  Zauberei  treibt^  9 

28* 


356  K.  BARTSCH 

kundiger  und  Todtenbeschwörer;  denn  ein  Gbeuel  des  Ewigen  ist, 
wer  solches  thut."  Und  er  hatte  einen  Qrund  mehr,  aus  der  Wande^ 
kur  eine  ärztliche  Hilfeleistung  zu  machen ,  wenn  er  die  Handschrift, 
wie  zu  vermuthen  steht,  im  Auftrage  jenes  Glaubensgenossen  an- 
fertigte, der  sie  1433  noch  besaß  oder  seinem  Erben  hinterlassen 
hatte.  Weniger  ersichtlich  ist  das  Anderungsmotiy  ftlr  den  Schreiber 
der  Handschrift  b^  nur  daß  es  ihm  darauf  ankam,  um  jeden  Preis  dis 
Wort  sweich  zu  entfernen.  Sollte  nicht  etwa  auch  ein  christlicher 
Schreiber  des  15.  Jahrhunderts  eine  Anspielung  auf  schwarze  Zauberei 
bedenklich  gefunden  haben,  die  dem  Dichter  selbst  noch  unverfiüiglieb 
schien,  als  er  sie  geraume  Zeit  vor  jenem  vierten  Lateranconcil  nieder 
schrieb,  welches  1215  die  erste  Anordnung  der  Inquisition  traf?  Eben 
im  15.  Jahrh.  discutirte  man  ernstlich  die  Hexerei.  Es  gab  noch  frei- 
sinnige Leute,  welche  wie  jener  Ulrich  Molitor  in  Konstanz  auf  Grand 
des  Decr.  Qrat.  26,  5,  12  die  Möglichkeit  der  Hexerei  bestritten,  aber 
die  gegentheilige  Meinung,  welche  mit  der  Bulle  Sununis  desiderantes 
(1484)  den  endlichen  Sieg  davontrug,  war  die  stärkere.  Sehr  wohl 
konnte  in  solcher  Zeit  ein  Vohl  meinender'  Schreiber  es  für  ein  gotes 
Werk  erachten,  wenn  er  durch  eine  geringe  Veränderung  der  Wort- 
folge und  ein  l  statt  w  den  edlen  Löwenritter  dem  Verdachte  entiog, 

durch  schwarze  Zauberei  von  seinem  Wahnsinne  geheilt  zu  sein. 
BOSTOCK.  K.  NEBQER. 


BRUCHSTÜCKE  VON  KONRADS  TROJANER- 
KRIEGE. 


1. 

Zwei  Pergamentblätter  einer  Pergamenthandschrift  vom  Ende  des 
13.  Jahrhunderts  im  Besitae  des  Freiherrn  von  Hardenberg  in  Posen. 
Sie  wurden,  zerschnitten,  zu  einem  Bttchereinband  verwendet  Zwischen 
beiden  fehlen  vier  Blätter;  sie  waren  also  wahrscheinlich  2.  und  7.  BUtt 
einer  Lage  von  acht  Blättern.  Jede  Seite  enthält  zwei  Spalten  m 
40  Zeilen.  Doch  ist  von  der  zweiten  und  dritten  Spalte  jedes  Blattes 
nur  ein  kleiner  Rest  erhalten,  das  übrige  weggeschnitten.  Ich  gebe  ik 
Probe  ein  kleines  Stück  des  Textes  und  vom  übrigen  die  Lesarten. 
(1')    ein  teil  desto  el de..     (10405) 

wie  kan  mir  vf . . .    erd. . . 

wirde  vn  lop  zen . .  ze  kvmen 

sit  minem  vater  ist  benvmen 


BRUCHSTÜCKE  VON  KONRADS  TROJANERKRIEQE.  357 

fr6ide  vn  hochgemvte. 

ist  de  im  Vwer  gvete. 

die  st^re  vnd  die  gnade  birt. 

de  er  von  iv  geivnget  wirt. 

80  wil  ieh  iemer  selic  wip. 

vch  minnen  wr  min  selbes  lip. 
)418  gewesen]  gesen.      19  evget.      21  dvrh.     24  sid.     25  em- 
sime.      26  er  ist.      29  habe.      30  dvrh.      31  ich  zweimaL 
i.      36  sid.       37  spate  vü  frv.       38  derzv.       40  kvneginne. 
ege.        45  beginnt  Sp,  6,  von  der  ciber  nur  ein  paar  Buchstaben 
nie  (van  10455—57,  10467—70,  14479—83  gar  nichti)  erhalten 
62  dvrh, . .       71  dvrh.      Mit  84  beginnt  Sp.  c,  von  der  nur  ein 
er  Zeilenachlüße  erhalten  ist.      10517   ..oltz.     Mit  10525  beginnt 
iie  fast  vollständig  erhalten  ist.    27  ist  unten  am  Ende  der  iSpcdte 
*agen   von  ^  gemvniet    (=  Acd).    gemünjet    ist  zu  schreiben. 
göttinne  eckaten  genant      32  gervht.      33  gnade.      34  volen- 
i6  frefelliche.     38  wald.    39  begonde:  vgl.  zu  Parton.  328.    41  da 
b.     42  stovb.     44  loub  vn  —  vn.    45  begonden.    47  . .  .g  an 
50  zeime.     52  figvren.     55  wunderlicher:  die  richtige  Lesart^ 
Ine  Anm.  S.  109.    bovchstaben.     56  mvste  =  bcdf. 
)557  getreib.    58  geschreib.    60  es. 

(2')    leite  vf  ein  ander  wip  zehant.     11205 

Geevsa  d^  wo  genant  (=  ae). 

vn  luhte  schöne  vnd  vzerkorn. 

von  Theban  waz  si  genant. 

vn  hete  mit  ir  frvntschaft. 

Jasones  hertze  also  behaft. 

de  er  dvrh  si  wart  t^vwelos. 

vn  er  sin  elich  wip  verk... 
[215  manichfalt.       20  deine.      22  waz.      29  dv,    wie  es  heißen 
wanken  (=Ebcd).     32  manigen.     35  vvrwitz.     36  dvrh  gantze 
38  sin  (=  cd);  vgl.  Anm.     39  dvrh.     41  Peb.     42  erfrischet 
i.     44  gvtem  frevde.     45  beginnt  Sp.  b,  fast  ganz  toeggeschnitteny 
(11250—53,  63—65,  75—77  ganz).    62  ditz.     72  nvn.    73  ge- 
78  emp. . .      83  emp. . .      Mit  86  beginnt  2*,  wovon  nur  einige 
hlilße  erhalten.      Mit  11325  beginnt  die  fast  vollständig  erhaltene 
2*.       32  do  =  aicde,  richtig.      vorbran.       36  bitterclicher. 
dvrh.      47  gezvket.      48  da  clagich  dvr.      53  wvrde.      55  hie 
r  =  6.      57  dvrh.      malis,      59  kvndene.      60  de  mir  toc  ize 
..     Mü  11364  schliefit  2^. 


368  K.  BARTSCH 

Ich  habe  fast  nur  orthographische  Variaoten  zu  verzeichnen  ge- 
habt,  habe  sie  aber  verzeichnet,  um  erkennen  zu  laßen,  welche  reme 
Formen  dieses  Bruchstück  hat,  dem  an  Qüte  kaum  ein  anderes  gleich- 
kommt. 

2. 
'Zwei  zusammenhängende  Blätter  einer  Papierhandschrift  des 
15.  Jahrhunderts  in  Folio ;  das  erste  trägt  die  Zahl  OXLVI,  das  zweite 
die  Zahl  CLIII*;  auf  der  Pariser  Nationalbibliothek ,  bezeichnet  Ib. 
allem.  18,  i.  Die  Blätter  stammen  aus  Oberlins  NachlaOe.  Friedrich 
Apfelstedt  hat  mir  eine  Abschrift  derselben  mitgetheilt;  bei  der  ge- 
ringen Güte  der  Handschrift  beschränke  ich  mich  auf  Mittheilong  der 
Lesarten  und  gebe  auch  hier  als  Probe  den  Anfang  des  ersten  Blattes. 
(1')    In  witze  vnd  in  bescheideheyt     17967 

Die  selde  wz  vf  in  geleyt 

Dz  er  fvr  vflF  der  ere  spor 

Geheissen  wz  antheür 

Der  selbe  ritter  vs  genvme 

Vnd  WZ  ein  here  wolkvme 

An  Übe  vn  an  gesiebte 

Er  bette  vö  lantrehte 

Geleret  ä  d*  geschrift  gnvg 

Sin  zunge  ei  edel  sprach  trvg 

Vn  wz  vnmassen  redehaft. 
17979  was]  vor.     80  vserwelt.     83  priamus.     84  gvt.     85  fehli, 
86  rieh    vö    wiser.  87  Absatz.       liin    zü    de.  97  verryehten. 

18001  Ivytte.     10  da  ein  wnder.     11  ritterschaft.     14  want. 

18017  by  der  stunde.         18  samhaft.        21  Ir  iegelychem  do. 
22  digelyche.      24  Als  er  —  rede.      36  gewalle.      39  zytte.     42  mit] 
nie.     54  verstoeret.     62  ir]  der  =  Aace,  richtig.     75  vant  =  bde. 
81  stant.     88  wider  sendent,  damit  schließt  Bl,  1. 

Blatt  2  umfaßt   V.  18811—18933.      18813  Dz  die  mynne  hvnde 
nan.       14  deine.       16  myn.       18  gewilde.       25  kament.       30  pfliht] 
pflege.     32  vn  erbeissen.     ich  fehlt  :=  bcd.     33  vf  dz  gryen.     34  wol 
myt  liebte  blvme.     35  Gemysset.     gestrüret  =  de.     38  krest.     44  Mit  — 
mit  =  6c(d).        47  venis.        55  helena.        56  wangen.     vnderleyte. 
60  venis.      61  betrwe.      63  wnneklyche  =  d,      67  wirde  =  ac\  vgl. 
Anm.  Ä  188.      68  best.      70  die  meht  =  c.      72  wane  nvn;  vgl,  c 
74  Absatz.      77  stoltz.       90  knvgete.       97  sy  mir  =  Abde  richtig, 
98  da.     18903  ger.     10  nach  diu.     12  helena  wurt. 

18927  Dyse.     33  dannan.     der.  K.  BARTSCR 


KiQTISCHE  GLOSSEN  ZU  £1N£M  UNKKITISCHEM  TEXTE.  358 


KRITISCHE  GLOSSEN  ZU  EINEM  UNKRITISCHEN 

TEXTE. 


Herr  Dr.  Lichtenstein  hat  lange  Zeit  gebraucht,  ehe  er  auf  meine 
or  vier  Jahren  geschriebene  Kritik  seiner  Eilhartausgabe  geantwortet, 
an,  vielleicht  trifft  das  Sprichwort  von  dem,  was  lange  währt,  hier  zu. 

Er  nimmty  Z.  f.  d.  A.  26,  1  ff.,  Anlaß  einige  Punkte  Von  prin- 
pieller  Bedeutung'  zu  berühren/  deren  Nichtbeachtung  'den  Verderb 
obsten  Einfluß'  auf  meine  beabsichtigte  'Edition  des  Eilhart'  |'zu 
)hmen  drohe'.  Ich  bin  Dr.  L.  für  die  sichtlich  sehr  wohlgemeinte 
bsicht  und  Warnung  dankbar;  aber  leider  muß  ich  meine  Verstockt* 
lit  bekennen:  seine  Ausführungen  haben  mich  an  keinem  Punkte  von 
einen  'groben  Irrthflmern'  überzeugt.  Seine  Ansicht  von  dem,  was 
^ht-philologische'  Art  der  Textbehandlung  ist,  geht  von  der  meinigen 
lerdings  recht  weit  ab.  Ich  schreibe  das  folgende  auch  nicht ,  um 
n  zu  überzeugen,  —  denn  daran  liegt  mir  nichts,  —  auch  nicht  um 
eine  Art  zu  rechtfertigen  —  dessen  bedarf  sie  nicht,  schon  deswegen, 
eil  sie  nicht  eine  von  mir  erfundene  ist  —  sondern  nur,  um  zu  zeigen, 
eiche  kritischen  Grundsätze  in  einer  gewissen  Schule  gelehrt  werden. 

Es  ist  ein  allgemeiner  Grundsatz  der  Kritik,  daß  da,  wo  eine 
extstelle  aus  sachlichen  oder  sprachlichen,  stilistischen  oder  metri- 
;hen  Gründen  Anstoß  oder  Anlaß  zum  Verdacht  bietet,  das  Recht 
3r  Besserung  eintritt.  Wo  die  vorhandenen  Quellen  und  Hilfsmittel 
cht  ausreichen,  sondern  einen  mangelhaften  Text  bieten,  ist  es  Pflicht 
^8  Herausgebers  ihn  zu  bessern.  Die  Auslassung  und  Entstellung  von 
Porten  durch  die  Schreiber  nöthigt  einer  großen  Zahl  unserer  alten 
exte  gegenüber  zu  Conjecturen.  Je  nach  der  Art  des  Falles  wird 
as  Richtige  leichter  oder  schwerer  zu  finden  sein.  Die  Thatsache, 
äß  in  Conjecturen  (ich  erinnere  z.  B.  an  Walthers  Lieder,  an  den 
ext  der  Kudrun)  die  Herausgeber  und  Kritiker  sehr  von  einander 
>weichen,  zeigt,  wie  schwer  es  oft  ist,  objectiv  überzeugende  und 
dingende  Resultate  zu  gewinnen.  Dadurch  soll  und  darf  sich  aber 
e  Kritik  nicht  abschrecken  lassen ;  sie  muß  überall,  wo  sie  etwas  als 
itstellt  erkannt  hat,  Hand  anlegen.  Das  Mangelhafte  kann  sich  aber 
ich  auf  ganze  Satztheile,  halbe  und  ganze  Verse  erstrecken.  Da  wird 
r.  L.  freilich,  wenn  er  nicht  andere  Quellen  zur  Seite  hat,  wie  bei 
rgänzung  der  Bruchstücke  des  alten  Gedichtes,  vom  Standpunkte 
iner  'conservativen  Textbehandlung'  es  vorziehen,  lieber  Lücken  zu 


360  ^'  BARTSCH 

lassen  als  die  Leser  mit  Versen  eigenen  Fabrikates'  zu  beglücken, 
leb  denke  darüber  anders;  ich  habe  seinerzeit  im  Texte  der  Mil* 
Städter  Handschrift  viele  Zeilen  durch  'eigenes  Fabrikat'  ergänzt: 
Rödiger  hat  das  meiste  davon  einfach  acceptirt.  Im  Trierer  Aegidius 
waren  eine  Unmasse  von  Ergänztpigen  des  mangelhaft  erhaltenen  Textes 
zu  machen,  von  denen  nur  einen  Theil,  meist  die  leichteren,  mein 
Vorgänger  gemacht;  auch  hier  also  wird  Hr.  L.  vieles  von  'meinen 
Fabrikat'  finden.  Ich  rühme  mich  dessen,  und  glaube,  daß  nicht  jeder 
Philologe  —  und  Hr.  L.  am  allerletzten  —  solch  einen  Text  herzu- 
stellen vermocht  hätte.  Im  Partonopier  habe  ich  eine  beträ<^tliche  An- 
zahl vom  Schreiber  ausgelassener  Verse  ergänzt,  und  ich  denke,  bei 
den  meisten  werde  ich  das  richtige  getroffen  haben.  EiS  ist  nun  in 
der  Sache  gar  kein  Unterschied,  ob  etwas  in  einem  Texte  abgeschnitten, 
ausgelassen,  oder  durch  Änderungen  des  Schreibers  entstellt  worden. 
Daß  etwas  weggeschnitten,  sieht  auch  das  blödeste  Auge ;  Auslassungen 
erkennt  schon  nicht  jeder;  und  ob  ein  Text  entstellt  und  corrumpirt 
ist,  noch  weniger.  In  allen  Fällen  ist  das  Echte  verloren;  es  zu  finden. 
Aufgabe  der  Kritik. 

Daß  im  Albrecht  von  Halberstadt  nicht  das  Ziel  erreicht  werden 
konnte,  den  Wortlaut  des  in  einer  Überarbeitung  des  16.  Jahrhs.  er- 
haltenen Gedichtes  zu  gewinnen ,  ist  selbstverständlich.  Es  hätte  ein 
Wunder  sein  müssen,  wenn  die  Auffindung  eines  neuen  Fragmentes 
meinen  Text  bestätigt  hätte.  Wenn  L.  die  Vorrede  meines  Buches 
gelesen,  so  würde  er  sich  seine  Bemerkung  gespart  haben.  Aacli 
J.  Grimm,  der  einige  Stellen  zu  restituiren  versuchte,  hat  ebenso  wie 
ich  nur  den  Stil  des  alten  Gedichtes  dabei  im  Auge  gehabt.  Ob  nach 
dieser  Seite  hin  mein  Versuch  so  ^kläglich  verfehlt*  zu  nennen  ist 
darüber  zu  urtheilen  ist  Hr.  L.  wohl  nicht  der  Mann.  Ein  Gelehrter 
von  hohem  Range,  der  in  den  Geist  imserer  alten  Dichtung  so  ein- 
gelebt war,  daß  er  mit  'Versen  eigenen  Fabrikates'  selbst  einen  Kenner 
wie  Lachmann  täuschen  konnte,  Wilhelm  Wackemagel,  schrieb  mir 
über  mein  Buch  (7.  Juni  1861):  *Jetzt  Ihr  Albrecht  setzt  mich  gani 
eigentlich  in  Verwunderung  durch  die  Kühnheit  des  Unternehmens 
und  durch  das  schöne  Gelingen,  das  Ihre  Kühnheit  gekrönt  hat  Ich 
habe  freilich  Wickram  und  Sie  noch  nicht  durchweg  vergleichen  können. 
aber  doch  hie  und  da  an  vielen  einzelnen  Stellen,  und  bin  jedesmal 
bis  zum  Jauchzen  erstaunt  gewesen,  wie  gut  Sie  es  getroffen,  gut  wie 
es  keiner  getroffen,  der  bloß  Grammatik  oder  bloß  Belesenheit  oder 
bloß  dichterischen  Sinn  besessen  hätte.  Zwar  wäre  manchmal  noch  eine 
andere  Besserung  denkbar,  ich  hüte  mich  aber  wohl,  Ihnen  jetzt  schon, 


KBITISCHB  GLOSSEN  ZU  EINEM  UNKRITISCHEN  TEXTE. 


361 


ch  das  Oanze  noch  nicht  habe  durcharbeiten  können,  mit  Bemer- 
ken der  Art  zu  kommen  und  freue  mich  rein  des  Qesammtein- 
kes/ 

Daß  der  Versuch,  aus  einem  überarbeiteten  Texte  späterer  Zeit 
1  älteren  herzustellen,  wie  ich  ihn  wiederholt  gemacht^  nicht  etwas 
mir  erfundenes  ist,  weiß  jeder,  der  mit  der  Geschichte  der  Kritik 
germanistischem  Gebiete  bekannt  ist.  In  den  Liederdichtem  des 
Tahrhs.  haben  die  Herausgeber  des  MF.  wiederholt  Assonanzen 
nüber  den  reinen  Reimen  der  Überlieferung  hergestellt;  und  mit 
m  Rechte.  Ob  sie  tlberall  das  Richtige  getroffen,  ist  eine  andere 
;e.  Ein  sehr  auffallendes  Beispiel  bietet  die  Herstellung  des  Textes 
*  Margaretenlegende  durch  Haupt  im  1.  Bande  seiner  Zeitschrift 
51  ff.  Ich  will  ein  paar  Stellen  des  ilberlieferten  Textes  dem  von 
pt  restituirten  gegenilberstellen ,    da  es  hier  sich  um  den  gleichen 

wie   bei  Eilhart  handelt:   ein  Gedicht   des    12.  Jhs.  ist  in  Über- 
itung  des  15.  erhalten, 
f.  In  Antyochiam  jnn  das  laut 

got  sein  prieff  sand 
f.  Dy  poten  chamen  dar  gerant 

Vnd  sahen  dj  magt  zehant. 
f.  Do  entgegen  sprach  der  unrayn 


der  wüetreich  vor  aller  gemain 
ff.  du  magst  sein  nit  gewissen 
du  wärst  dan  ain  cristen 
der  ewychlichen  mynnen 
wan  du  dich  lyest  rainigen 
vnd  von  deynem  glauben  pringcn 
f.  vnd  des  gleichen  nymant  chimd  ge- 
sehen 
der  schönen  sand  margareten 
ff.  vnd  gib  auch  valseheu  rat 
lüg  vnd  auch  manaid 
zw  dem  übel  pin  ich  altzeyt  berait 
fluchen  vnd  auch  schelten 
mit  neyd  vnd  mit  haß 
fäll  ich  gar  vil  manigs  vaß 


In  Antiochie 

got  sante  sine  brieve. 

Die  boten  dar  kämen 

die  maget  si  sähen*). 

da  engegen  sprach  der  wuo- 

terich 
vor  aller  manne  geltch. 
dune  mäht  niht  gewinnen 


der  ewidichen  minne ; 
wan  liezestu  dich  toufen 
von  dinem  gelouben. 
daz  ieman  gesehen  mohte, 

sante  Margareten. 

unde  gibe  euch  valschen  eit : 

fluochen  unde  schelten 
daz  läze  ich  selten: 
mit  nide  und  mit  hazze 
fülle  ich  vil  manec  herze. 


*)  Vgl.  damit  meine  Bemerkang  zu  Eilh.  2724  (Germ.  28,  360)  und  Lichtensteiu 
O.  8.  12. 


362  K.  BARTSCH 

551  f.  do  bysB  der  wüetreich  mit  giymmen  dd  hies  der  grimme  wuotendi 

dy  magt  für  in  pringen.  die  maget  pringen  fftr rich^ 

684  f.  das  du  in  gebst  ein  erben  daz  du  in  gebest  ein  erben 

säligen  gueten  vnd  auch  reycben  säligen  unde  guoten 

vnd  pey  dir  wanond  ewikleichen  unde  wol  gemuoten. 

do  Cham  dj  gottes  stym  dar  Dd  kam  din  gotes  Btimme 

zw  der  magt  ein  engelscbar  ze  dem  magetÜchen  kinde. 

699  f.  do  nw  dj  magt  vil  rain  Dd  diu  maget  guote 

jr  gepet  tet  allain  ir  gebet  getftn  hftte. 

739  f.  nw  pit  wir  got  all  gemain  nii  bite  wir  gemeine  got, 

wann  er  ist  gnädig  vnd  rayn  wan  er  ist  genaedic  unde 

gaot 

Da  haben  wir  ja  eine  ganz  beträchtliche  Zahl  Verse  'eigenen  Fabri- 
kates' von  Haupt,  die  natürlich  L.  ebenso  verwerfen  muß.  Haupt  spricht 
sich  über  seinen  Herstellungsversuch  so  aus  (S.  152):  *In  der  Marter 
der  heiligen  Margaretha  lag  trotz  der  argen  Entstellung  ein  Gedicht  des 
12.  Jh.  vor  Augen,  das  den  Versuch  verdiente  es  zu  seiner  Ursprung 
liehen  Gestalt  zurückzufahren,  obwohl  ich  fbrchten  muste  die  echtm 
Worte  oft  nicht  zu  treffen.  Zuweilen  mögen  meine  Vermatongen  nicht 
kühn  genug  sein ,  öfter  zu  kühn.*  Daß  in  diese  Lage  jeder  kommen 
wird  und  muß,  liegt  in  der  Natur  der  Sache ,  kann  aber  die  Berech- 
tigung solcher  Versuche  nicht  in  Frage  stellen.  Freilich  wird  nicht 
jeder  dazu  befähigt  sein,  und  solche  Leute  thun  allerdings  gut,  die 
'echt  philologische,  mehr  conservative  Art'  einzuhalten ,  die  Hr.  L 
empfiehlt. 

Dasselbe,  was  Haupt  von  seinem  Versuch  sagte,  wird  man  aach 
von  meinen  Restitutionsversuchen  des  überlieferten  Nibelungentextes 
sagen  können;  man  darf  die  Richtigkeit  des  Wortlautes  bezweifeh, 
und  ich  selbst  habe  nie  behauptet,  daß  ich  die  alten  Worte  überall 
getroffen;  aber  im  Princip  ist  der  Versuch  berechtigt ,  so  lange  nicht 
die  Ansicht  widerlegt  ist,  daß  unsere  Nibelungentexte  auf  eine  ältere 
gemeinsame  Vorlage  zurückgehen.  Jedenfalls  ist  sicher,  daß  wenn  eine 
Spur  der  alten  Vorlage  zu  Tage  käme,  dieselbe  meinen  Herstellungs^ 
versuchen  ähnlicher  aussehen  würde  als  die  Volkslieder  des  12.  Jhs. 
über  die  Nibelungen  den  *z  wan  zig  Liedern'  Lachmanns,  der  sich  ver 
maß,  den  Wortlaut  derselben  wieder  gewonnen  zu  haben. 

Derselbe  M.  Haupt  hat  bekanntlich  einen  lateinisch  Überlieferten 


*)  Hier  kann  man  mit  Recht  fragen ,   ob  diese  Fassung  iQ  der  Ändenmg  te 
Hs.  Anlaß  gegeben  h&tte? 


KRITISCHE  OLOSSEN  ZU  EINEM  UNKRITISCHEN  TEXTE.  363 

piebnannsYers  ins  Althochdeutsche  zurückübertragen,  und  die  Heraus- 
eher  der  'Denkmäler'  haben  kein  Bedenken  gehabt,  seinen  Restitutions- 
3rsuch  als  ein  wirklich  vorhandenes  ahd.  Denkmal  in  ihre  Sammlung 
ifzanehmen.  Der  Monachus  Sangall.  überliefert:  'Nunc  habet  Uodal- 
ms  honores  perditos  in  Oriente  et  occidente,  defiincta  sua  sorore. 
anach  Haupt: 

Nu  hab^t  Uodalrih  firloran  gr6no  gilfh, 

dstar  enti  uuestar,  sid  irstarp  sfn  suester. 

len  solchen  Text  aufnehmen^  heißt  vielleicht  etwas  weit  gehen; 
nerhin  ist  derartiges  viel  mehr  als  eine  ^unwissenschaftliche  Spie- 
8i/  Dergleichen  frivole  Äußerungen,  die,  wie  man  sieht,  die  Häupter 
*  Schule  treffen,  könnten  Hrn.  L.  leicht  eine  scharfe  Rüge  eintragen, 
ch  nein,  ihm  wird  vergeben,  denn  er  gehört  zur  Zahl  derer,  von 
len  geschrieben  steht:  *sie  wissen  nicht  was  sie  thun.^ 

J.  Grimm  hat  an  ein  paai*  kleinen  Proben  den  Versuch  gemacht, 
tperts  Leich  auf  den  h.  Gallus  in  seine  ahd.  Urform  zurückzuüber- 
gen.  Gesetzt,  es  hätte  sich  ein  Philologe  so  in  unsere  ahd.  Sprache 
1  deren  dichterischen  Stil  hineingelebt,  daß  er  im  Stande  wäre, 
;er  Zugrundelegung  des  lat.  Textes  das  Ahd.  frei  zu  reproduciren  — 

würde   das  nicht  eine  unwissenschaftliche  Spielerei,   ich  würde  es 

kleines  philologisches  Kunstwerk  nennen. 

Aber  um  dergleichen  weitgehende  Aufgaben  handelt  es  sich  in 
lerem  Falle  gar  nicht,  sondern  nur  darum,  die  gemeinsame  Vorlage 
Eilharttexte  HDB  zu  gewinnen.  Daß  diese  nicht  den  ursprüng- 
len  Eilhart  darstellte,  das  zu  finden  war  nicht  schwer;  die  Verglei- 
tng  mit  den  Bruchstücken  von  A  ftlhrt  ja  jeden  darauf.  Was  ich 
ih  jetzt  noch  behaupte,  ist,  daß  die  Fragmente  von  A,  wie  sie  uns 
alten  sind,  ebenfalls  nicht  unüberarbeitet  sind.  Sie  stellen  also  eben- 
8  nicht  den  ursprünglichen  Eilhart  dar;  nur  das  Maß  der  Über- 
•eitung  ist  ein  etwas  verschiedenes.  Daß  die  Texte  D  H  in  manchen 
ikten  gegenüber  den  Bruchstücken  das  echte  bewahrt  haben,  deutet 
on  Lachmann  zur  Klage  S.  288  an. 

Auf  dem  Wege,  den  L.  eingeschlagen,  war  die  Vorlage  von  D  H  B 
ht  zu  gewinnen;    hier  mußte   daher   eine  kühnere  Kritik  eintreten, 

welche    die    von  L.    vemachläßigte   Benutzung    der    Prosa    aller- 

gs  sehr  wesentlich  ist.  Was  L's  Ausgabe  uns  bietet,  ist  ein  Misch- 

sch  aus  zwei  bis  drei  jungen  Texten,    aber  nichts  weniger  als  der 

et  von  X.  L's  eigenes  Verfahren  gegenüber  X,  an  den  Stellen,  wo 

Fragmente  von  A  zur  Seite  stehen,  widerstreitet  seiner  Behandlung 


364  ^  BARTSCH 

des  übrigen  Textes,  während  es  meinem  Princip  durchaus  bot  Statse 
gereicht    V.  1664  überliefert 

D  do  gesegete  der  heU  9an  H  da  gssigt  der  kün  «um; 
Licbtenstein  nimmt  aus  A  als  gemeinsame  Vorlage  auf  der  hek  ia 
den  sige  genam.  Wäre  hier  A  nicht  erhalten ,  und  ein  Kritiker  bitte 
aus  der  Abweichung  von  D  H  auf  eine  yerlome  Assonanz  geschlossen, 
so  würde  das  Verfahren  dieses  Assonanzensuchers  ohne  IVage  von 
Hm.  L.  als  leichtsinnig  etc.  bezeichnet  worden  sein. 

1766  vomemet,  mü  welchir  wUheit 
D  frauwe  Isolde  fx>mä  in  cluge  H  Die  frow  erfwr  geflig; 

A  und  X  bei  L.  frauwe  lacUde  dS  ervüre. 
2892  S.  R  do  clagt  sy  offenbar 

der  getruwen  brangenen 

gd>üt  ysald  valsch  geiän  (D  fehlen  die  Verse) 
Licht,  nimmt  aus  A  auf: 

daz  clagite  vil  sere 

BrangSne  die  getrüwe. 

dS  sprach  die  falsche  frawe. 
2953  ff.  do  sie  bie  dem  koninge  ZaoA    DH 

do  wart  es  mir  zcu  nichte  gemacht    D, 
dar  zu  kam  ein  sölich  schaden  schlag    H, 

das  es  was  ze  mal  zerfUrt    H  (fehlt  D). 
L.  setzt  mit  A 

dS  sie  lach  bi  dem  koningCy 

dd  wart  ez  mir  dbde 

in  irem  dienste  zevSrt. 
Hier  kann  man  doch  sehr  zweifeln,   ob  X  noch  den  alten  Reim  bei- 
behielt Jedenfalls  würde  das  Verfahren  desjenigen,  der  hier  auf  Grand 
der  Prosa   den   abweichenden  Text  von  DH   umgestaltet  hätte,  tos 
Hm.  L.  arg  getadelt  worden  sein. 
3048  ff.  (in  H  fehlend)  in  D: 

auch  suchte  Brangene  sän 

gnade  als  sie  zcu  rechte  solde 

vnd  bat  daz  sie  ir  vorgebin  wolde, 
wofür  L.  mit  A  setzt 

onch  suchte  Brangene  sän 

der  koninginne  genäde, 

daz  sie  ir  vorgäbe; 
was  wiederum  sehr  leichtsinnig  ist,  denn  woher  weiß  L.,  daß  X  bier 
die  alte  Assonanz  beibehielt?  Ist  es  aber  nicht  leichtsinnig,  dann  ist 


KBITIBCHE  GLOSSEN  ZU  EINEM  UNKRITISCHEN  TEXTE.  365 

asselbe  Verfahren  auch  an  Stellen  gerechtfertigt,  wo  A  nicht  zur 
*eite  steht. 

3059  f  (nur  in  H): 

Bald  sie  do  uf  stunden 

sie  ketten  baid  gnad  funden. 

L.  mit  A :  daz  sie  dd  üf  stunden 

und  den  nit  vorsünden, 
me    die  Hilfe   von  A  hätte  L.  unzweifelhaft   den  Text  von  H  bei- 
balten  and  denjenigen,  der  auf  Grund  yon  P  (do  standen  sy  auff  vnd 
saneten  iren  neyd,  von  H  abgewichen  und  den  Reim  stunden  :  versQnden 
ijicirt  hätte,  einen  Vertrauensseligen'  Elritiker  oder  ähnlich  genannt. 

Die  häufige  Aufaahme  von  Versen  aus  A,  da  wo  D  und  H  aus- 
andergehen,  oder  nur  im  Text  sich  erhalten  hat,  entspricht  durch- 
I  dem  von  mir  aufgestellten  und  geforderten  Princip,  nicht  bei  der 
erlieferung  von  D  und  H  sich  zu  beruhigen,  sondern  wo  namentlich 
Hinzuziehung  der  Prosa  darauf  flElhrt,  eine  Überarbeitung  anzu- 
imen.  Die  Schwierigkeit,  die  Verderbniß  des  Textes  zu  heben, 
m  die  Richtigkeit  des  Princips  nicht  gefährden.  Ich  forderte  also 
1  dem  Herausgeber,  daß  er  dasselbe  Verfahren,  das  er  an  den 
Jlen,  wo  A  erhalten  ist,  gegenüber  DH  einschlug,  auch  in  den 
ngen  Partien  einschlage.  Diese  Aufgabe  hat,  abgesehen  von  den 
rigen  Mängeln  seines  Buches,  der  Herausgeber  nicht  erftillt. 

Jetzt  noch  einige  vereinzelte  Bemerkungen.  S.  2  sagt  L.,  ich 
:te  Germ.  25,  376  nach  Veröffentlichung  seiner  CoUation  noch  einige 
ine  Versehen  berichtigt  Nun,  so  klein  ist  die  Zahl  denn  doch  nicht ; 
^h  wenn  ich  die  in  den  Nachträgen  berichtigten  Fehler  ausnehme, 
liben  auf  den  Raum  von  250  Versen  immerhin  noch  24  Fehler  übrig, 

0  durchschnittlich  auf  zehn  Verse  einer.  Das  reicht  wohl  hin,  um  die 
lige  UnZuverlässigkeit  des  kritischen  Apparates  darzuthun.  Meinen 
del  seiner  Lesartenangabe  nennt  L.  'in  mehreren  Punkten  ganz 
^erechtfertigt\  So  meine  Bemerkung  zu  8180;  seine  Verweisung  auf 
s  Komma  zwischen  den  Lesarten  von  H  und  B  zeigt  aber,  daß  er 

1  der  Bedeutung  des  Kommas  zwischen  Lesarten  keine  Ahnung  hat. 
1  würde  ihm  das  Studium  der  Lachmann'schen  Apparate  empfehlen, 
nn  ich  nicht  fürchtete,  er  wird  es  auch  dann  nicht  verstehen.  — 
3  Lesart  zu  8307  nennt  L.  jedermann  deutlich,  nur  nicht  Hm.  B.' 
9  Textzeile  lautet  Wen  he  schob  sich  da  mit  obir  den  vliz;  dazu  als 
sart  von  B:  wcmn  do  mit  ßJr.  Und  wo  bleibt  das  er,  das  die  Hs. 
ih  für  setzt?  Mußte  ein  weniger  leichtfertiger  Herausgeber  das  nicht 
hehmen? 


366     K.  BARTSCH,  KBTTISCBnB  GLOSSEN  ZU  EINEM  UNKBITIBCHKH  TETTE. 

Anderseits  macht  L.  mehrere  Ausstellungen  an  meinen  Lesarteo, 
die  ich  zu  dem  aus  B  ausgehobenen  Stücke  (Germ.  25,  367  iL)  mit- 
getheilt.  Er  vermißt  die  Angabe  V.  11.  12  meines  Textes,  daß  Bmiio 
habe.  Freilich  steht  in  seinem  Apparate  so  :  doy  aber  die  Hs.  hat  $a :  ia^ 
wie  mein  Text;  mithin  ist  diese  Gegenbemerkung  nur  ein  neues  2ieagiiil> 
ftlr  die  lüderlichen  Lesungen  L's.  '44  ist  wirklich  auch  mit  dem  besten 
Willen   nicht  zu  errathen,    welches  und  in  der  Hs.  fehlt.*    Wirklich? 
Der  Vers  heißt  und  Tristrant  und  daz  wip  nn;  dazu  meine  Lesarten- 
angäbe  und  fehlt.  Tristun.    Daß  hier  nur  das  erste  und  gemeint  sein 
kann,  ist  'fiir  jeden ,   der  so  viel  von  der  Anordnung  eines  kritüdieD 
Apparates  weiß,  daß  die  Lesarten  zu  einer  Stelle  der  Reihenfolge  der 
Worte   sich   anschließen,    'deutlich,    nur  nicht  Hrn.  —  LichteBstein'. 
47  lese  ich  allerdings  haroesj  und  so  hat  die  Hs.,  wie  ich  in  meinem 
Exemplar,  L's  Lesuog  karces  corrigirend,  ausdrücklich  notirt  habe. 

Gegen  das  Alter  der  Vorlage  vod  B,  die  ich  ins  13.  Jahrh.  'eher 
in  den  Anfang  als  an  den  Schluß  desselben'  gesetzt,  macht  L.  S.  5 
Anm.  einige  Einwendungen,  'wan  ekt*  7264  ist  falsches  Citat';  aber 
15  Zeilen  vorher  konnte  er  die  richtige  Zahl  7624  finden:  man  siebt 
wie  aufmerksam  er  gelesen.  Fflr  zutz  führt  L.  als  Beleg  spätem  Vor- 
konmiens  die  Wiener  Hss.  von  Ottokars  Reimchronik  an;  aber  beweist 
Abschrift  eines  älteren  Werkes  das  Vorkommen  in  jüngerer  Zeit?  Und 
daß  am  Ende  des  13.  Jhs.  schon  jenes  zuoze  unüblich  war,  zeigen 
z.  B.  die  Nibel.  Hss.  AD,  welche  nur  selten  es  noch  aus  ihrer  Vor- 
lage beibehalten  haben.  Bei  brieven  meinte  ich  natürlich  nidit  die 
Bedeutung,  sondern  die  Form,  die  jungem  Belege  ftir  prüfen  waren 
daher  zu  sparen.  Das  Vorkommen  von  gemelieh  in  Glossaren  deB 
15.  Jhs.  kann  gar  nichts  beweisen,  da  Glossare  oft  aus  älteren  Quellen 
nur  abgeschrieben  sind. 

Zu  jeder  der  Bemerkungen,  welche  L.  gegen  meine  Kritik  seines 
Textes  macht,  könnte  ich  eine  Gegenbemerkung  machen;  aber  ick  will 
meine  Leser  nicht  länger  behelligen.  Daher  nur  noch  weniges.  S.  7  f. 
(zu  VUI,  62  f.) :  selbstverständlich  konnte,  da  bei  mir  (Germ.  23,  349' 
nur  von  der  Beseitigung  von  Assonanzen  die  Rede  ist,  unter  der  zu- 
fälligen Übereinstimmung  zwischen  D  und  H  nur  die  im  Reime  ver- 
standen sein.  —  648  f.  wählt  L.  als  ein  ^classisches  Beispiel'  f&r  'die 
Sicherheit  solcher  Herstellungen*  (nämlich  wie  der  meinigen),  indem 
er  meinem  Beßerungs versuche  den  von  Xanthippus  (Sandvoß)  gegen- 
überstellt Den  des  letzteren  nennt  er  ^entschieden  geiatreicher  und 
nicht  so  in  den  Tag  hinein'.   Sandvoß  schrieb 

du  sah  dorch  den  willen  mtn 
dxges  kamphea  intänin. 


TH.  VERNALEKEN,  V0LK8SAGEN.  367 

reilich  auf  diese  Besserung  wäre  ich  nicht  gekommen.  Aber  das 
edenken,  daß  hier  intänin  auf  zagin  reimen  soll  und  daß  entänen  hier 
A  stehen  müßte  —  scheint  Hm.  L.  nicht  genirt  zu  haben.  Es  stimmt 
1  seiner  übrigen  sprachlichen  nod  metrischen  Sicherheit.  Übrigens 
attbe  ich  jetzt,  daß  in  näherem  Anschluß  an  die  Überlieferung  zu 
ihreiben  ist:    desin  kamph  letzen  varen  (}  zagen).  —  802  f.  ist  wieder 

0  prächtiger  Beweis  methodischen  Denkens.  Ich  hatte  gesagt,  nicht 

1  H,  sondern  an  D  habe  der  Text  sich  anzuschließen,  um  so  mehr, 
B  P  in  der  Construction  des  Satzes  mit  D  stimmt.  Pazu  L.  ^802  f. 
sagt  die  Lesart  von  D  völlig  dasselbe  wie  H,  nur  hat  H  die  etwas 
klare  und  schwerfällige  Ausdrucksweise  verinfacht.  Wie  sollte  um- 
kehrt D  von  dem  durchsichtigen  Texte  von  H  aus  zu  seiner  Lesung 
mmen?'  Nun  daraus  folgt  doch  wohl,  daß  H  die  ändernde  Hs.  war 
d  D  zu  folgen  ist.  Das  war  ja  was  ich  sagte.  Also:  wozu  der  Lärm? 

Daß  ich  den  sprachlichen  Abschnitt  nicht  in  allen  Einzelheiten 
esen,  dafür  sollte  Hr.  L.  mir  dankbar  sein;  sonst  hätte  ich  auch 
fmerksam  gemacht'  auf  solche  colossale  grammatische  Schnitzer, 
\  S.  LXXXI,  wo  xoorde  an  zwei  Stellen  (4167.  5332)  als  ^nach  Ana- 
je  des  Plur.  gebildeter  Sing,  prät.'  (3.  ps.)  bezeichnet  wird;  also 
nhd.  iitmrdeX  Einem  Studenten,  der  im  ersten  Semester  Deutsch 
dirt,  wtlrde  ich  einen  solchen  Bock  nicht  verzeihen. 

Meine  Ausgabe  des  Eilhart,  deren  Erscheinen  Hr.  L.,  wie  er  sagt, 

>e    abwarten    wollen,    bevor  er  antwortete,   wird   ihm  Gelegenheit 

>en,   seine  Kritik  an  mir  zu  üben.    Vielleicht  hat  er  bis  dahin,  da 

ih  noch  einige  Jahre  vergehen,    etwas  in  Grammatik,    Metrik  und 

tischer  Methode  gelernt.    Ist  es  nicht  ein  Hohn,    daß  die  Schule, 

\   welcher   solche  Früchte   hervorgehen,    sich  nach  dem  Manne  zu 

inen  wagt,  der  der  Pfadfinder  der  kritischen  Methode  war  —  nach 

chmann? 

HEIDELBERG,  1.  Mai  1882.  K.  BAKTSCH. 


VOLKSSAGEN. 


Ich  halte  es  in  Anbetracht  so  zahlreicher  deutscher  Sagensamm- 
igen  nicht  mehr  für  nothwendig,  alle  Varianten  ausführlich  zu  geben, 
»genommen  wenn  besondere  Züge  für  den  weitern  Aufbau  unserer 
fthologie  zu  belegen  sind  oder  die  örtliche  Verbreitung  zu  con- 
tiren  ist.  Darum  theile  ich  von  meinen  Sagenforschungen  in  öster- 
ch  nur  kurze  Berichte  mit,   bevor  die  slavische  und  magyarische 


368  '^^  VERNALEKEN 

Fluth  das  österreichische  Deutschthom  überschwemmt  Wessen  ich  bis- 
her habhaft  werden  konnte,  ist  niedergelegt  in  mein»!  „Alpenssgen* 
(Wien,  Seidel  1858),  ^Mythen  und  Branche  des  Volkes  in  Österreich^ 
(Wien,  Braumüller  1859)  und  in  den  „Osterr.  Kinder-  und  Hsnt- 
märchen^  (Wien ,  Braomüller  1864).    Eine  Nachlese  soll   hier  folgen 

1.  Ein  Eber  erlöst"^).  Barbara,  die  Tochter  eines  Maliers, 
mußte  ihrer  Stiefinutter  wegen  das  Haus  verlassen,  und  kam  in  einen 
Wald.  Dort  sah  sie  von  fem  eine  Gestalt  auf  einem  wilden  Eber 
heranreiten.  Einige  Schritte  vor  ihr  blieb  das  reitende  Wesen  stehen 
und  kam  als  altes  Mütterchen  zu  B.  und  warnte  sie  vor  der  gefllreh- 
teten  Stelle.  Die  Alte  nahm  das  Mädchen  mit  sich  und  bewirthete  es. 
B.  befand  sich  nach  Aussage  der  Alten  in  einer  Hütte,  die  früher  m 
verwünschtes  Schloß  gewesen  war.  Nur  ein  unschuldiges  M&dchen 
könne  den  Schloßherm  erlösen,  wenn  es  drei  Tage  und  drei  N&chte 
bei  dem  Eber  verweile.  B.  that  dies,  und  der  Eber,  der  die  Alte  ge- 
tragen hatte,  war  erlöst  und  kam  als  Schloßherr  zum  Vorsdi^. 
Die  Heirat  versteht  sich  von  selbst 

2.  Der  ewige  Jäger**).  In  Mähren  erzidilt  man  von  einm 
grausamen  Ritter,  der  in  jeder  Freitagnacht,  von  einem  Wildschwein 
gehetzt,  im  Walde  laufen  muß. 

Bei  Warnsdorf  (im  nördlichen  Böhmen)  erhebt  sich  ein  einzelner 
Fels,  Siebers  Halde  genannt.  Das  Volk  erzählt  von  einem  Gh^fen, 
der  auf  seinem  Schlosse  ein  wüstes  Leben  ftlhrte  und  einst  am  Palm- 
sonntag den  Gottesdienst  durch  sein  wildes  Jagdgefolge  störte.  Im 
Walde  hetzte  er  dann  einen  Hirschen.  Ein  Einsiedler  trat  dem  wilden 
Grafen  entgegen,  ein  Kreuz  hoch  emporhaltend.  Der  Graf  schlug  du 
Kreuz  entzwei  und  alsbald  erdröhnte  ein  Donnerschlag  und  alles  ver 
schwand  an  der  Stelle,  wo  jener  Fels  sich  erhebt  Und  zur  Strafe 
ward  der  Graf  zum  ewigen  Jagen  verdammt 

3.  Der  Schimmelreiter.  Ein  gewisser  Straubinger  ging  am 
Vorabend  der  „Zwölften'^  nach  Kautzen  (V.  O.  Manh.  Berge  in  Nieder 
Österreich)  um  Einkäufe  zu  machen.  Da  er  bis  kurz  vor  Mitternacht 
in  der  Schenke  geblieben  war  und  dann  fort  wollte,  so  warnte  man  um, 
er  könne  leicht  in  die  Gewalt  des  Schimmelreiters  fallen.  Trotzdem 
machte  er  sich  auf  den  Heimweg.  Hier  suchte  ihn  eine  schöne  weiße 
Gans  von   dem  Fußwege  abzulenken,    der  an  dem  Homteich  vorbei 


*)  Erzählt   von    einem    Slowaken    ans   Hrosinkaa    in   Bifihren.    V^    Simrock, 
Mythol.'  S.  220.    Kahn,  Sagen  ans  Westfalen  I,  S.  359. 

**)  Zu   den  vielen  Varianten   gehören   u.  a.    die   von  Banadielrich  (in  mainai 
Mythen,  S.  41),  die  vom  Hackelherg  (Kahn,  nordd.  Sagen  S.  250). 


VOLKSSAOEN.  369 

nach  Dachsen  fuhrt.  Er  verscheuchte  die  Gans  und  als  er  aus  dem 
Walde  traty  hörte  er  hinter  sich  das  Schnauben  eines  Pferdes.  Dieses 
schlug  ihm  mit  einem  Vorderfuße  die  Laterne  aus  der  Hand  und  der 
Reiter  stieß  ein  höhnisches  Lachen  aus.  P^rzürnt  wollte  sich  Strau- 
binger wehren,  aber  vergebens.  Keuchend  zottelte  er  weiter.  Schon 
war  er  fast  beim  Teiche  vorüber,  da  hörte  er  Raben  krächzen,  die 
vor  ihm  herflogen*).  Einige  Sehritte  von  dem  Kreuzwege,  der  ihn 
gerettet  haben  würde,  stürzte  das  Pferd  mit  dem  Reiter  auf  ihn  und 
er  erlag  unter  solcher  Last.  Roß  und  Reiter  und  die  zwölf  Raben  vor 
ibnen  her  verschwanden  mit  rasender  Schnelle  aus  der  Gegend.  Ein 
Kreuz  bezeichnet  noch  heute  die  Stelle,  wo  der  Unglückliche  starb. 
Auch  ich,  fflgte  der  Erzähler  hinzu,  ging  einmal  vor  Mitternacht 
zur  Mette  (in  der  h.  Christnacht) ,  als  ich  hinter  mir  den  Schimmel- 
reiter hörte,  aber  ich  sah  mich  weder  um,  noch  redete  ich  ein  Wörtchen. 
AU  ich  beim  Kreuze  ankam,  erhob  sich  der  Schimmelreiter  mit  großem 
Lärm  in  die  Luft;  vor  ihm  her  die  Raben  und  so  verschwand  er  mir 
bald  aus   dem  Gesichte.    Da  habe  ich   auch   gesehen,   so  schloß    der 

Erzähler,  daß  das  Pferd  nur  drei  Füße  hatte**). 

GRAZ.  TH.  VERNALEKEN. 


*)  Über  den  Rftbeugott  Wuotan  s.  Simrock,  Mythol.,  S.  192.  Nach  dem  Erzähler 
^aren  es  xwölf  Raben.  TodverkUndeiide  Raben:  vgl.  Kuhn,  westfal  Sagen  II,  S.  60. 
**)  Die  Dreizahl  der  Füße  steht  nicht  vereinz»  lt.  Der  sog.  KUblerbauer  Georg 
l>ei  Reichenball  erzfthlte  mir,  daß  Kaiser  Karl,  wenn  er  die  Schlacht  auf  dem  Walser- 
felde  wird  gewonnen  haben,  auf  einem  dreiHißigen  Schimmel  mit  der  Siegesfahne 
diToD  reiten  und  seinen  Schild  auf  den  Baum  hängen  wird.  Vgl.  Simrock,  Mythol.  *, 
S.  213  fg.  Ober  das  dreibeinige  Pferd  s.  meine  Mythen,  B.  24.  35.  36.  Schließlich 
^  hier  noch  folgendes  bemerkt.  In  meinen  bisherigen  mythologischen  Forschungen 
in  öffterreich  ist  Wuotan  reichlich  vertreten.  Während  mir  auf  Donar  Bezügliches  in 
diesem  Lande  noch  nirgend  vorgekommen  ist,  6nden  wir  in  dem  verwandten  Süd- 
baiem  sogar  den  nordischen  Namen  Thor,  z.  B.  in  den  „Sittenbildern  von  Clem. 
Steyrer,  durch  Irren  zur  Einsichf,  S.  300 :  Beim  dumpfen  Rollen  des  Donners  „Mutter^ 
lörst  du  den  Thor?"  Auf  S.  301:  „Sei  nur  nöd  so  viel  lapped,  Dirndl,  der  Thor  thut 
lir  ja  nix  not  zu  leid."  S.  303:  „Jetzt  hat  der  Thor  eingeschlagen."  Die  Erinnerungen 
n  Donar  scheinen  sich  mehr  in  die  Märchen  vom  „starken  Hans"  gerettet  zu  haben, 
leren  wir  in  Österreich  viele  finden. 


GERMANIA.  N«ne  BaUie  XV.  (XX VII.)  J%hrg.  ^b^ 


370 


R  SPBENOEB 


ZU  KÖNRADS  VON  FUSSESBRUNNEN  KINDHEIT 

JESU. 


L 

Eonrad  und  seine  Vorgängen 

Es  ist  bekannt y  daß  Eonrad  von  Fußesbrunnen  die  Dicbtaogen 
Hartmanns  von  Aue  gekannt  und  viele  Stellen  denselben  nacbgebildet 
und  entlehnt  hat.  Daß  die  Zahl  dieser  Entlehnungen  mit  den  jetzt  in 
Eochendörffers  Ausgabe  zusammengestellten  durchaus  nicht  erschöpft 
ist,  werde  ich  später  zeigen,  wo  ich  dieselben  als  Hilfsmittel  zur  Text- 
kritik herbeiziehen  werde,  hier  dagegen  soll  der  Nachweis  geliefert 
werden I  daß  Eonrad  auch  drei  anderen  seiner  Vorgänger:  Heinrich 
von  Vel decke,  Ulrich  von  Zazikhofen  und  Gotfried  von  Straßbuiig 
manches  verdankt. 

1.  Eonrad  und  die  Eneide. 

Während  die  Beschreibung  des  Gartens  1821  ff.  Erec  8715  l 
nachgebildet  ist,  so  hat  bei  der  Beschreibung  des  Gastmahls  in  dem- 
selben offenbar  En.  13136 — 80  eingewirkt.  Man  vergleiche 

mit  En.   13149. 

eten  unde  drinken 
des  lernen  konde  erdenken 
und  des  sin  herte  gerde 
wie  wale  man  bVb  gewerde. 

Vgl.  auch  En.  894  -  97 ;  Erec  7601  ff. 


Kindh.  2458—60 
8waz  in  walde  od  in  gevilde 
in  laft  oder  in  ünde 
ieman  erdenken  künde, 
des  was  alles  d&  diu  kraft. 


En.  18179. 
hadde  euch  dat  goet 
dar  toe  den  willigen  moet'). 


Ferner : 

Kindh.  2462  f.  und 

ouch  zierten  die  Wirtschaft 
der  Wille  mit  der  ricbeit; 
huut  guot  unde  hedashUkeit 

die  zugen  s6  e 

Überhaupt  finden  sich  gerade  in  dieser  von  Eonrad  freier  gestalteten 
Partie  (der  Räuberepisode)  viele  Entlehnungen: 


Kindh.   1765. 
daz  ich  dir  immer  Idne 
lege  dich  an  und  bint  dir  schöne 

Kindh.  1877. 
Nu  was  zergangen  diu  naht 


En.  9959. 

skdne, 
dat  ich  dir's  iemer  Idne 

En.   10451. 
Doe  tegangen  was  der  dach 


*)  Nachgeahmt  auch  von  Hartmann  Iwein  867   9um  gap  um  «ptss,  i*>  *^ 
guoi,  dartuo  (den  BD  cd)  willigen  mmeL 


zu  KONRADS  VON  FUSS£SBRUNN£N  KINDHEIT  JESU« 


371 


En.   1412. 
die  naht  tegienc 

En.  477. 

Doe  gn&den  si  der  firoawen 
der  minnen  end  der  troawen 
der  8t  an   her  yonden; 

En.  4029. 
dat  si  ie  dare  qu&men. 
orlof  si  d6  n&men. 

En. 
he  hielt  her  spftde  ende  fr6 
dat  für  an  die  wende, 
si  wart  in  körten   stonden 
vel  misseÜke  gevare 

En.  7837. 
manlike  er  op  spranc. 

En.   724. 
si  endorhten  niwet  fragen, 
welich  der  hdre  wftre; 


Kindh.  1880. 
wirt  si  gnäde  Seiten 
ouch  der  wirtiniie 
unde  minne 
si  in  erzeiget  h&te 

Kindh.  1919. 
si  wol  ze  wege  k&men. 
ip  si  dd  n&men. 

Kindh.  2213. 
reich  mit  gnoter  andftht 

man  in  die  wunden, 
vart  er  in  kurzen  standen 

und  äne  mäsen  heil 

Kindh.  2219. 
ich  er  üf  spranc. 

Kindh.  2446. 
dorfto  nieman  fr&gen, 
1er  sptssBre 
der  schenke  wsere 

folgen   nun   die   übrigen  Entlehnungen    nach   der  Reihenfolge   der 
ie  in  Eonrads  Gedicht: 


Kindh.   139. 

iz  als6  was   kernen'*') 
r  dicke  habet  vemomen 

Kindh.  386. 
I  daz  ich  ze  dirre  werlde  ie  wart 
üf  solhe  hoende  gebom! 
ich  h&n  alle  min  6re  verlorn 

Kindh.   739. 


En.  1857. 

Doe  et  also  was  komen, 
alse  ir  wale  h&t  vemomen 

En.   11396. 
ich  moet  wale  onfrd  sin, 
dat  ich  ie  wart  gebom, 
sint  dat  ich  min  6re  hän  verlorn. 

En.  2630. 
doe  he  dat  wort  volle  sprac 


T  diz  wort  Yol  sprach 

Ih.  967.  Nu  habet  ir  wol  vemomen  =  En.  1. 

ib.   1219  guot  =  En.  8195  goet. 

und  kam  in  vaste  in  den  muot.  et  quam  mir  wale  an  minen  moet. 


Kindh.   1312 
ach  der  y&lant  sinen  zorn. 

Kindh.   1414 
iwunnens  michel  arbeit 

Kindh.   1449 
I  min  (aller  AD)  meiste  n6t. 


En.  2345. 
si  rac  onsahte  heren  toren; 

En.   10030. 
des  gewan  si  mekel  arbeit. 

En.   7704. 
dat  is  die  alre  meiste  ndt. 


♦)  Doch  gehören  diese  Verse  vielleicht  nur  dem  Schreiber  ^^^  ß« 

24 


372 


R.  SPRENOER 


Rindh.  1465 
die  under  dem  bourne  sftzen 
die  klübten   unde  &zen 
swie  ^)  vil  86  si  ^  wolden 

Kindh.  2077 
der  gemeine  tdt  bat  si  genomen 

Kindh.  2538 
HSrödis  san  Arch^laus 
b^te  gewalteclicbe 
eines  vater  rtebe 

Kindb.  2846 
vor  fröuden  st  sprangen; 

Kindb.  2892 
war  umbe  er  b^te  enw&ge 
als6  gesetzet  stn  leben 


En.   11009. 
die  d&  ?or  bem  säten 
st  dronken  ende  &ten 
als  vele  so  sis  wolden; 

En.  2084. 
ben  nam  der  gemeine  ddfe. 

En.   13307. 
Sint  badde  der  koninc  Enlas 

al  italiske  rfke 
barde  geweldelike. 

En.  7281. 
van^  frouden  st  sprongen 

En.  6466. 
of  er  an  die  wAge 
stn  leven  welle  lAten. 


Vgl.  auch  Erec  5479. 

Schließlich  habe  ich  noch  auf  eine  Bemerkang  O.  Bebaghels  zu 

verweisen  (Einleitung  seiner  Ausg.  S.  CLXXIX).  Dieser  weist  nftmlich 

nach,   daß  die  eigen thümliche  Art  der  Höllenstrafe ,   die  Heinrich  mit 

den  Versen  8416  f.: 

st  Valien  t'  allen  ttden  neder 
in  dat  afgronde 

schildert,    außerdem  nur  noch  bei  Heinrich  v.  Melk  sich  finde,  dem 

sie  Veldecke  entlehnt  habe.   Da  sich  nun  bei  Konrad  keine  Spur  der 

Bekanntschaft  mit  H.  von  Melk  zeigt,  so  muß  der  Vera  1974 

und  vallen(t)  iemer  m§re 

ebenfalls  auf  Veldecke  zurückgeftihrt  werden. 

2.  Konrad  und  der  Lanzelet 

Der  Einfluß  Ulrichs   zeigt   sich  ebenfalls  am  deutlichsten  in  der 
Räuberepisode.    Vergleiche 


Lanzel.   823  ff. 
dö   was  das  ezzen  bereit, 
swaz  man  von  wirtschefte  seit 
und  von  manegen  trahten, 
daz  enkunde  niemen  geahten 


mit  Kindh.  2413  f. 

Nn  was  daz  ezzen  bereit 
und  wart  dem  wirte  geseit 

und  2449: 
Ich  enbin  nibt  s6  wise^ 
daz  ich  iu  die  manegen  iptse 
und  die  frömden  trabte 
mit  debeiner  ganzer  ahte 
bescbeidenlicbe  genennen  mfige. 

Daneben    haben    offenbar   auch    die  Verse  Erec  7600  ff.;    387  ff.  ein- 
gewirkt. Ferner  hat  die  Situation  Lansel.  831  ff.  eine  solche  Äbnlicb' 


«;  aU  ADC. 


»)  »i*  D. 


*)fir  BMw. 


zu  KONBADS  VON  FUSSESBRÜNNEN  KINDHEIT  JESU.  373 

t  mit  Kindh.  2469  ff.,  daß  dieselbe  kaum  zufällig  sein  kann.  Dazu 

nmt  die  wörtliche  Übereinstimmung  von 

Lanzel.  831.  Kindh.  2469. 

wart  in  gebettet  wol,  Nu  wart  (in  C)  gebettet   «rol 

man  lieben  gesten  sol.  b6  man  friunde  in  friandes  hüse  sol* 

'  stimmt  hier  wörtlich,  und  dies  scheint  mir  die  allein  richtige  Les- 

,   während    die    von  B  wohl    durch  Erinnerung    an  Erec  179  ent- 

nden  ist,  wie  diese  Reminiscenz  vielleicht  auch  auf  die  Gestaltung 

'  Lanzeletstelle   in  Hb.  P  (friunden)  eingewirkt  hat.    Ich  will  noch 

ra  auf  Kindh.  1901  =  Lanzel.  843;  Kindh.  2473  f.  =  Lanzel.  854 

fmerksam  machen.    Ich  vergleiche  ferner 

Lanzel.   1006.  Kindh.  781. 

gedien  ez  iemer  umbe  dich.  daz  diente  er  iemer  umbe  si. 

nzel.   1214.  komen  =  Kindb.  2843.  willekomen 

ich  schaffe  gerne  einen  fromen  unde  schaffet  iuwern  fromen 

Inhaltlich  ähnlich  sind  auch  die  Verse 

Lanzel.   6696.  Kindh.  2491   ff. 

ch  sin  selbes  dre  Alsas   enbizzen  si  dft 

r  der  wirt  mit  in  dan  und  karten  üf  ir  strftze  8&; 

t  kondewiert  die  fremden  man  u.s.w.      der  wirt  fuer  selbe  mit  in 

einen  verren  wec  aldort  hin  u.  s.  w. 

Lanzel.  8323.  Kindh.   2348. 

1  dazs  an  alle  rede  ir  lip  gebietet  über  minen  lip 

zuo  kint  unde  wip  dar  zuo  leint  unde  wip 

wurten  swar  er  woide.  die  suln  iu  wesen  undert&n. 

Lanzel.   8648.  Kindb.   1280. 

leten  sich  des  wol  bedäht  (:  br&ht)      si  beten  sich  wol  bedftht  (:  br&ht) 

der  wörtlichen  Übereinstimmung  der  letzten  Verse  kommt  noch  der 

istand,  daß  sie  beide  in  demselben  Zusammenhange,  nach  der  £r- 

bnung  von  Geschenken,  sich  finden. 

3.  Gotfried  von  Straßburg. 

Daß  Eonrad  diesen  Dichter  gekannt  habe,  hat  Gombert  (S.  29 
ler  Dissertation)  direct  geleugnet,  und  allerdings  läßt  sich  auch 
)  Einwirkung  des  Gotfriedischen  Stiles  nirgends  im  Gedichte  nach- 
sen.  Gleichwohl  läßt  sich  beweisen,  daß  unser  Dichter  den  Tristan 
isen   hat    In  der  Episode   'das  glühende  Eisen'   schildert  Gotfried 

Eindruck;  den  die  Begebenheit  auf  die  zuschauende  Menge  macht, 

folgenden  Versen  15697  ff.: 

sus  gie  daz  kriegen  under  in 
umbe   ir  eit  her  unde  hin: 
der  was  ir  übel  und  dirre  gitotf 
aU  man  ze  solhen  dingen  tuet 


374  R*  SPRENGER,  ZU  HARTMANNS  EREC. 

Diese  Verse  nun  hat  Konrad  nachgeahmt,  wo  er  den  Eindroek 

schildern  will,    den  der  Umstand,    daß  Maria  aus  dem  Gottesgericht 

gerechtfertigt  hervorgeht,  auf  die  Gemüther  der  Juden  macht: 

687     na  teilte  sieb  der  jaden  sin 

und  wart  grdz  murmer  ander  in, 
ir  iegltch  redet  besonder, 
als  man  se  solhen  dingen  «oZ, 
der  eine  übel,  der  ander  wol 

In  der  Quelle  C.  12  heißt  es:  Coefperunt  inter  ae  varia  popnii  laquacäde 

turbari,   alii  dicebant  aanctam  et  imnuMculatam  ^    alii  vero  maJam  et  em- 

taminatam.    Noch    bemerken   will   ich,    daß  C  691    und  692   umstellt, 

wodurch  die  Stelle  der  Gotfi-iedischen  noch  mehr  angeglichen  wird. 

Ähnlichkeiten  zeigen  auch  die  Stellen 

Trist  504.  Kindh.  2343. 

er  sprach    got  and  mir  willekomen!  nu  sit  ir  gote  willekomen 

lip  und  gaot  and  swaz  ich  b&n  onde  schaffet  iawem  ft>omen 

daz  sol  ze  iawerm  geböte  st&n  gewalteclScben  über  mfn  habe. 

des  engdt  in,  weis  got,  nibt  abe— 

wie  dem  Dichter  bei  dem  ersten  Kirchgange  Marias  1153  ff.  vielleicht 

auch  Trist.  1593  ff.  mit  vorgeschwebt  hat  Von  den  Versen  Trist  770  ff., 

Eindh.  559  ff.  wird  anderwärts  die  Rede  sein. 


zu  HARTMANNS  EREC. 


7174  and  swes  maot  begande  gern 
ze  jagen  swin  oder  bern, 
der  vant  ze  dem  genieze 
yil  dicke  breite  spieze. 
und  wolde  er  den  basen  jagen, 
als  ir  6  bdrtet  sagen, 
der  mobte  vinden 
den  wanscb  von  basenwinden. 

hasenwinden  ist  bisher  abgeleitet  von  dem  sonst  nicht  weiter  be- 
legten Compositum  hasenwint  ^Windhund  zum  Jagen  der  Hasen\  Dieser 
Erklärung  widerspricht  aber,  daß  schon  7155  ff.  ausftlhrlich  von  den 
Jagdhunden  geredet  ist.  Auch  ist  zu  beachten,  daß  toitU  =  Windhand 
bei  Hartmann  sonst  nicht  vorkommt*).   Der  Zusammenbang  erfordert 


*)  B  I,  1554  erkläre  icb  toint  mit  ScbmoU,   Progr.  1881  der  Latina  za  HaUe 
=  ventos. 


R.  SPRENOER,  ZU  HARTMANNS  2.  BÜCHLEIN.         375 

elmebr  winden  als  'Waffen,  Instrumente  zur  Hasenjagd'  zu  erklären. 

iese  Erklärung  wird  bestätigt  durch  Gerhard  von  Minden  ed.  Seel- 

lann  fab.  47,  62  ff.,  wo  die  Taube  zum  Fuchs  spricht: 

.ök  komet  jegere  al  her  getreket 
mit  winden,  panden  und  mit  bunden, 
ik  sach,  dat  se  twene  hasen  vunden, 
de  en  entlopen  nicht  ne  künden. 

lier  schließt  die  besondere  Erwähnung  der  Hunde  die  Erklärung  von 
umt  =  Windhund  gänzlich  aus,  vielmehr  sind  winden  oder  winde  (der 
(om.  Sing,  ist  aus  beiden  Stellen  nicht  zu  erschließen)  hier  deutlich 
nstrumente  zur  Hasenjagd.  Welcher  Art  sie  gewesen,  weiß  vielleicht 
nn  Kundigerer  anzugeben.  Nicht  versäumen  will  ich,  als  möglicher- 
weise zur  Erklärung  dienlich,  den  Hinweis  auf  Mnd.  Wb.  5,  724  winde, 
ro  angeführt  wird :  windasboeghe,  windboghe^  arcus,  qui  trochlea  tenditur. 


zu  HARTMANNS  2.  BÜCHLEIN. 


Auch  aus  dem  2.  Büchlein  sind,  was  bisher  unbemerkt  geblieben, 

e  Verse  670.  71 

zvk&re  st  wellent  mir  den  sin 
und  das  herze  brechen 

^cbgeahmt    von    Eonrad   von    Fußesbrunnen,    Kindheit   Jesu    1642 

I.  86.  40.  41) : 

daz  mohte  jenem  den  sin 
und  daz  herze  brechen 

h   möchte    daraus    einen    indirecten   Schluß    fbr   die  Verfasserschaft 

artmanns  ziehen.  Die  Annahme,  daß  das  Werkchen  von  einem  späteren 

ichahmer  Hartmanns  verfaßt  sei,  wird  durch  die  Zeit,  in  welche  wir 

e  Entstehung  der  Kindheit  Jesu  setzen  müssen,  jedenfalls  hinfällig. 

1681  ist  ffewant  nicht  mit  Lachmann  in  gelant  zu  ändern,  da  auch 

3808   dem  Sinne   genügt   und   die  Aufeinanderfolge  grammatisch  zu- 

mmengehöriger  Worte  im  Reime  hier  beabsichtigt  ist. 

NORTHEIM.  K.  SPRENGER. 


I 


376     LITTERATUR:  E.  ROLLAND,  FAUNE  POPULAIRE  DE  LA  FRANCE 


LITTERATÜR. 


Engine  Rolland,  Fanne  popnlaire  de  la  France.  Tome  IIL  Les  ReptOei, 
les  PoissoDs,    les  Mollusques,    les  Crostac^es   et   les  Insectes.    Koms  tuI- 
gaires,    Dictons,    Proverbes,    Legendes,    Gentes    et  Superetitions.    Paris - 
Maisonneave  &  Cie.   1881.  XV  und  365  Seiten  Großoctav. 

In  dem  vorigen  Jahrgang  der  Germania  habe  ich  die  beiden  ersten  Bind^ 
dieses  trefflichen  Werkes  besprochen,  welches  in  dem  Torliegenden  Bande  gtciz 
in  der  nämlichen  Weise  und  mit  der  nämlichen  fast  crschopfenrJen  Gründlichkeit 
fortgeführt   ist     Da  der  Titel  den  Inhalt  desselben  hinlänglich  bezeichnet,  s-o 
kann  ich  mich  darauf  beschränken,  einige  Bemerkungen  mitzutheilen,  die  lietx 
mir  hin  uud  wieder  dargeboten  und  vielleicht  zur  Erläuterung  des  Textes  diene'Ki 
kÖnnrn.  So  heißt  es  (p.   29):   „La  morsure  de  la  vipftre  se  gu6rit  par  lappli - 
cation  de  la  t^te  coup^e  de  la  coupable*^  und  der  Verf.  f&gt  hinzu:   „La  croyance 
k  ce  rem6de  est  tr^s  r^pandue  en  Europe  et  en  Orient.**  Dies  ist  ganz  ricbti^ 
und    mehrfache    Beispiele    findet    man    in    meinem    Buche    «Zur  Volkskunde* 
S.   353  f.;    füge   hinzu  Henderson,    Notes  on  the  Folk-Lore   of  the  Northern 
Counties  of  England  and  the  Borders.  A  new  Edition  etc.  London :  PnbliibeJ 
for  the  Folk-Lore  Society  1879,  p.   160  ff.,  wo  unter  anderm  auch  der  Volkf- 
glaube  angeführt  wird :    „  If  any  one  is  bitten  hy  a  viper ,  the  viper  is  to  be 
killed  and  the  fat  applied  to  the  wound ,   as  an  infallible  remedj."    —  p.  34 
heißt  es:   „Les  aspics  naissent  de  crins  de  cheval  plong^s  dans  Teau  dorminte, 
au  lever  du  soleil,  k  certaines  6poques  de  l'ann^e";  und  weiterhin:    „Dans  oo 
sortil^ge    employ^    pour    ee    procurer    de  Tor  on  se  sert    d'un    crin  de  jumeot 
qu*on  met  dans  un  pot  de  terre  neuf  rempli  d*eau  pendant  neuf  jour.  Ce  erio 
se  cbange  alors  en  serpent"   etc.  Dieser  Aberglaube  findet  sich  auch  andenwo. 
Nares,  Glossary  s.  v.  Hair  of  a  Horse  bemerkt:   „It  was  a  current  notion  for 
merly    that  a  horse-hair    dropped    into  corrupted  water  would  soon  become  an 
animal.    ,,„A  horse-hair  laid  in  a  pale  füll  of  the  like  water,  will  in  a  short 
time  stirre  and  become  a  living  creature.^^  Holinshed,  Descr.  of  England  p.  224. 

„„Much  is  breeding 
Which,  like  a  courser^s  hair,  has  yet  but  lifci 
And  not  a  serpent's  poison.*^"      Anton,  et  Cleop.  I,   2; 

und  ein  sicilianischer  Aberglaube  ist:  „I  crini  medesimi  degli  animali  eqoini 
uon  sono  privi  di  loro  virtii;  gittati  c  lasciati  alcuni  giomi  nell'  acqua  acqu* 
stano  la  vita  e  diventano  taute  piccole  serpi.*  Casteliii  Credenze  ed  usi  p<^ 
siciliani  p.  13  (aus  den  Nuove  Effem.  Sicil.  vol.  IX).  —  Zu  dem  von  GrinuD 
RA.  355  f.  besprochenen  Frohndienst:  „die  Frösche  stillen*  (1e  silence  dei 
grenouilles)  finden  wir  bei  Rolland  p.  72  noch  einige  weitere  Beispiele;  to  fol- 
gendes: „Vers  1688,  au  jour  de  la  Vigile  de  saint  Jean-Baptiste ,  les  pro- 
pri^taires  de  deux  maisons  sises ,  etc.  • . .  6taient  obligds  de  battre  Tean  d  an 
ruisseau  (pr^s  de  la  rösidence  seigneuriale)  en  disant  par  trois  fois  ces  parolei 

^  „Renouesselles,  taisez  vous  (3  fois) 
Monsieur  dort,  laissez  dormir  Monsieur. 


«  « 


LTTTERATÜR:  E.  ROLLAND,  FAUNE  POPULAIRE  DE  LA  FRANCE.     377 

lU  ^taient  tenus  ensuite  de  se  transporter  au  manoir  et  d*y  declarer 
qu'ils  avaient  fait  leur  devoir,  que  les  grenouilles  ne  disaient 
plo8  rien  et  qu'elles  ne  faisaient  plus  de  bruit. 

«Cette  servitude  s'appelait  le  d6prj  des  grenouilles*'.  Habasque, 
Notiona  bist,  sur  le  littoral  des  Cdtes  du  Nord  II,  46.  Hier  also  bandelt  es 
sieb  Ton  einem  Lehndienst,  einem  Froscblebn;  ein  anderes  von  Rolland  an- 
gefahrtes Be  spiel  bezieht  sich  auf  einen  eigentlichen  Frohndienst.  Vgl.  auch 
German.  XIV,  389.  —  p.  73:  phe  jeu  de  saute -mouton  ou  de  cou pe- 
tzte est  appel^  dans  le  pays  de  Vaud  jeu  de  la  grenouille."  Ähnlich 
heißt  ea  auf  Englisch  leap-frog  oder  skip-frog;  deutsch  heißt  es  'Bock, 
steh  fest;  s.  Sanders  WB.  s.  v.  Bock  12;  vgl.  Rochhoiz,  Alemann.  Kinderlied 
a.  8.  w.  S.  454,  Nr.  77.  —  p.  196  ff.  finden  sich  eine  große  Zahl  Scbueckeu- 
liedchcn,  d.  h.  solche,  wodurch  die  Kinder  die  Schnecken  zum  Zeigen  ihrer 
Homer  bringen  wollen,  mci^tt  französische,  aber  auch  andere;  füge  hinzu 
meine  Übersetzung  von  Basile's  Pentamerone  1,  406;  Fiedler,  Volksreime  und 
Volkslieder  in  Anhalt-Dessau  S.  96  f. ;  Pitr^,  Canti  pop.  sicil.  2,  31  u.  a.  — 
Ober  die  p.  322  angeführte  Bernikelgans  (Anatifa  laevis.  Lamarck)  s.  Aus- 
führliches in  Max  Müllers  Lectures  on  the  Science  of  Language.  Sixth  Edition. 
Lond.  1871,  2.  582  ff.;  s.  auch  De  Gubernatis,  Mythol.  des  Plantes  1,  65; 
Benfeys  Orient  und  Occident  3,  189.  —  p.  t^56  heißt  es:  „Dans  un  conte 
portngais  (Coelho,  Contos  popul.  Lisboa  1879,  p.  92)  un  pou  arrive  a  unc 
croissance  extraordinaire  sur  la  t€te  du  roi,  qui  le  fait  öcorcher,  fait  faire  avec 
ta  peau  un  tambour  et  promet  la  main  de  sa  fille  &  celui  qui  devinera  de 
|uel  animal  provient  cette  peau**;  und  „Dans  un  conte  gascon  (C^nac-Moncaut, 
Litt.  pop.  de  la  Gase,  p.  85),  la  fille  du  roi  4\hye  une  punaise  qui  devicnt 
Enorme.  Elle  se  sert  de  la  peau  pour  en  recouvrir  un  coffret,  et  eile  doit 
Sponser  celui  qui  devinera  quel  animal  Ta  fournie."  Die  zwei  hier  angeführten 
Märchen  gehören  in  den  Kreis  derer  von  der  großgefütterten  Laus,  wofür  auch 
sin  Floh  u.  s.  w.  eintritt  und  worüber  nachzusehen  Reinhold  Köhler  zu  Gonzen- 
Mch,  Sicilian.  Märchen;  Svend  Grundtvig,  Danske  Folke  SBventyr,  Nr.  16 
,Ulv  Kongcsian'';  Jean  Pio  JVeoellijvixu  nafittf^v&ia  Contes  populaires  grecs  etc. 
[^openhague  1879  p.  104  ff.  (Dieses  Märchen  stammt  aus  Astjpalaea,  einer 
kleinen  türkischen  Insel  des  Archipels,  und  befindet  sich  nicht  in  Hahn*s  Samm- 
lung.) —  p.  267  :  „Quand  le  maftre  est  mort,  il  est  d'usage  dans  toute  la  France 
1' annoncer  ce  döc^s  aux  abeilles  et  de  couvrir  les  ruches  d'nn  cr§pe  noir.  Sans 
sette  pr^caution,  les  abeilles  pdriraient. '^  Ein  auch  in  Deutschland,  England, 
Litthauen    und  wahrscheinlich  auch  sonst  noch  sich  wiederfindender  Gebrauch; 

1.  Wnttke,  Der  deutsche  Volksglaube  §.  671  (2.  A.);  A.  Kuhn,  Westfäl.  Sag.n 
2y  47  ff.;  Bochholz,  Glaube  und  Brauch  u.  s.  w.  1,  147;  Bartscli,  Meklenb.  Sagen 

2,  90;  Choice  Notes  from  'Notes  and  Queries'  Lonl.  1859,  p.  208  ff.  (211  Lit- 
thauen). —  Unter  dem  Artikel  Staphjlinus,  franz.  d i a b I e  (ainsi  appel^  parcc 
qu'il  est  tout  noir)  [deutsch  Bärenräuber]  theilt  der  Veif.  aus  den  Transact. 
of  the  Phil.  Soc.  1859,  p.  94)  folgendes  irische  Märchen  mit  (p.  326):  „Apres 
le  massacre  des  innocents  la  Sainte  Familie  rencontre  en  Kgypte  des  semetird 
k  qoi  eile  demande  des  sccours.  Ces  secours  sont  accord($8.  En  recompvnte  le  h\6 
semä  devient  siibitement  mür.  Arrivent  les  ^missaires  d'Hdrode;  ils  questionncnt 
immödiatement  les  semeurs  qui  sont  maintenant  des  moissonneurs ;  ceux-ci 
repondent   poar  ne  pas   mentir  que  depuis  qu'ils  ont  sem^  le  bl^  ils  n*ont  vu 


378     LITTERATUR:   E.  ROLLAND,  FAUNE  POPULAIRE  DE  LA  FRANCE. 

penonne.  Les  ^missaires  sont  aar  le  point  de  repaiür,  lonqve  le  mMint 
insecte,  qui  cach^  soos  one  pierre,  aTait  tout  m,  toot  entenda,  «ort  de  ii 
retraite  et  lenr  raconte  tout  II  ötait  juaqae  Ik  d'un  beaa  rooge  cnmow; 
par  la  Tolont^  du  Ciel  il  deyient  d'un  noir  satanique;  il  est  Yoa^  k  Vtikn- 
tion  universelle ,  et  il  est  decid6  que  ceux  qui  Tto'aseront  arec  le  po«ee  de 
la  main  droite,  seront  consid^rds  comme  des  bienfaiteurs  de  I  hnniaiiit^  et  qie 
les  sept  pöchds  capitaux  leur  seront  remis.''  Diese  Legende,  wie  ich  bnuafige, 
findet  sich  mit  geringer  Abweiehung  aueh  anderwärts  wieder;  so  in  CaialoueB. 
Als  nämlich  die  heilige  Familie  vor  dem  bethlehemitischen  Kindermord  flok, 
kam  sie  zu  einem  Säemann,  den  die  Jungen  Maria  seine  Sense  holen  hieS, 
um  das  Getreide  abzumähen,  und  er,  toU  Glauben,  ging  hin  and  fimd  bei  der 
Rückkehr  das  Getreide  reif,  so  daß  die  heilige  Familie  sich  hinter  der  erttes 
Garbe,  die  er  band,  vor  den  Verfolgern  verstecken  konnte.  Za  letzteren,  sie 
sie  anlangten  und  ihn  befragten,  sagte  der  Schnitter,  die  Fl&ehtlinge  wirea 
TorSbergekommen,  als  er  das  Getreidefeld  säete,  worauf  jene  ganz  bestürzt  an- 
kehrten  und  nicht  horten,  wie  ein  Strauch  Minze,  und  ein  Darrrogel  (eigeotliek 
Heber  gcdix^  garrulus  glandarius)  ausriefen:  „Hinter  der  Garbe,  hinter  der 
Grarbe!*  so  daß  Gott  beide  verfluchte  und  zu  der  Pflanze  sprach:  »Da  biit 
die  Minze  und  wirst  es  aufs  Lugen  mfinzen ;  du  wirst  blflhen  und  keine  Köner 
tragen!*  (Tu  ets  menta  j  mentirAs  —  FlorirAs  7  no  granarAs).  Zu  dem  Vogel 
aber  sprach  er:  «Dürr  bist  du  und  dürr  wirst  du  bleiben;  so  viel  du  tack 
frißest,  wirt  du  doch  nimmer  fett  werden!*  (Gkutz  ets  y  gutz  serAs  —  Per 
tant  que  menjis,  no  engraixarAs.)  Daher  tragt  die  Minze  niemals  Komer,  and 
wenn  sich  auch  der  Dürrvogel  (Heber)  auf  ein  Buchweizenfeld  stfint  und  sieht 
aufhört  zu  freßen,  so  wird  er  doch  ninmier  fett.  (Lo  RondallAjre.  Quentoi 
populäre  catalons,  coUectionats  per  Francisco  Maspons  y  Labros.  Segona  Serie. 
Barcelona  1871  p.  28:  La  Menta  y*l  Gaitz.)  Auch  in  der  Lausitz  und  Kleis- 
rußland ist  diese  Legende  bekannt,  doch  fehlt  dabei  das  auf  den  Dnrrrsgel 
Bezügliche.  „There  is  a  tradition  among  the  Lusatian  Wends  tliat  the  Yirgia 
Mary  and  the  infant  Christ  once  passed  by  a  field  in  whieh  a  peasant  wti 
sowing  barley,  and  she  said  to  bim:  „God  be  with  thee,  good  man!  As  eoos 
as  thou  hast  sown,  take  thy  sickle  and  begin  to  reap.*  In  a  little  time  eime 
a  crowd  of  Jews  in  pursuit  of  her  and  asked  the  peasant  if  he  had  lees 
a  mother  and  child  go  by.  »She  passed  not  long  ago,  he  replied,  just  wkes 
I  was  sowing  this  barley."  —  „Idiot!  why,  that  must  be  twelve  weeks  a^!' 
ezclaimed  the  Jews,  seeing  that  the  barley  was  now  ripci  and  tfae  pessut 
was  reaping  it,  and  they  tumed  back.  The  same  story  is  told  in  a  I^tÜe- 
Russian  Kolyadka  (Weihnachtslied),  only  the  Virgin  carries  on  her  band  a  htwk 
instead  of  leading  the  infant  Christ^  (W.  R.  S.  Ralston ,  The  Songs  of  the 
Russian  People.  Second  Edition.  London  1872,  p.  194).  H5chst  wahrseheialiek 
ist  die  in  Rede  stehende  Legende  aus  einem  orientalischen  Märchen  entstanden; 
wenigstens  berichtet  Azz  Eddin  Elmocadessi  (f  1280)  in  seinen  Allegorien 
(übersetzt  von  Garcin  de  Tassy,  LesOiseaux  et  les  Flenrs  etc.  Psrit 
1822,  auch  in  dessen  All^gories,  Recits  po^tiques  etc.  Paris  1876t, 
daß  sich  unter  den  Blumen  auch  eine  Angeberin  befinde:  „il  exbte  vn  d^- 
lateur  (la  menthe)  parmi  les  ßtres  de  mon  esp^ce*,  sagt  nämlich  eine  BfaoM, 
und  es  ist  wahrscheinlich,  daß  Elmocadessi  die  betreffende  Pflaniensage,  ^ 
er  ü  brigens  übergeht,  nur  zu  seinem  Zweck  umgedeutet  hat  Wie  sie  ursprfingfiek 


MISCELLEN.  379 

tet  haben  mag,  ist  mir  nicht  bekannt;  eine  Andeutung  hierüber  gibt  jedoch 
bige  catalonische  Legende ,  die  vielleicht  mit  den  Arabern  nach  Spanien 
—  Aus  Rolland's  Arbeit  erwähne  ich  nur  noch  zum  Schluß  den  Mai- 
r  (melolontha  vulgaris),  von  dem  er  hundert  und  ein  französische 
unnqgen  anfuhrt,  außer  32  andern  für  dessen  Larve.  Auch  findet  man 
große  Zahl  auf  diesen  Käfer  bezügliche  Kinderliedchen  nebst  mehreren 
lie^  derselben  n.  s.  w.  Gelegentlich  der  erstem  wäre  auch  auf  Mannhardts 
aniiche  Mythen  S.  243  ff.  868  ff.  zu  verweisen  gewesen,  welches  Werk 
laupt  mancherlei  Zusätze  zu  den  sämmtlichen  Bänden  des  Rolland'schen 
feit  hätte.  Doch  gewährt  letzteres  auch  ohne  dieses  einen  bewundems- 
len  Beichthum,  und  wir  erwarten  mit  großem  Verlangen  die  noch  übrigen 
ts  in  Druck  befindlichen  vier  Bände,  von  denen  zwei  Les  Mammifferes 
ütiqaes',  die  andern  beiden  Les  Oiseaux  domestiques  et  la  Fauconnerie 
Iten  werden.  (Les  Mammif^res.  Premiere  Partie  sind  bereits  erschienen.) 
LOTTICU.  FELIX  LIEBRECHT. 


MISCELLEN. 


Zum  SachsenspiegeL 

nDer  Text  des  Oldenburger  Codex  ist  die  niederdeutsche  Rückübersetzung 
hochdeutschen  Textes",  behauptet  Richard  Schröder  in  Nr.  9  des  Literatur- 
I  für  germanische  und  romanische  Philologen  (1880)  S.  327.  Die  Gewiß- 
»rgebe  sich  aus  Ssp.  I,  56,  §.2,  wo  die  Hs.  „de  ^an  dar  ton  richte^ 
,de  gaen  dat  (gäbe  That)  to  richtene'',  und  I,  62,  §.  3,  wo  sie  „bl5t 
ite^  statt  „blot  geruchte*  habe.  Zur  näheren  Begründung  werden  wir 
omeyer  S.   16  und  209  Anm.  verwiesen. 

Ich  erlaube  mir  im  Folgenden  dies  in  nähere  Betrachtung  zu  ziehen. 
Hätten    alle    niederdeutsche  Handschriften    de  gaen   dat  to  richtene    und 
berdentsche  de  gaen  dar  to  richtene  oder  tom  (ton)  richte,  so  wäre  die 
entschieden.   Aber  so  liegt  sie  nicht.    Nicht  alle  niederdeutschen  Händ- 
en lesen  so,  sondern  Homeyer  sagt  (S.  209):   „de  gan  (ghan,  gayn)  dat 
ederd.  Anx  Er  Csofi  De  Ena;/''.  Übersetzen  wir  das  aus  der  Zeichen - 
e,  so  heißt  das,  wie  der  Schlüßel  (S.   117)  ausweist: 
n    =  der  Nürnberger  Nr.  521  (14.  Jh.). 
X    =     „     Celler  „     120  (14.  Jh.). 

r    =     „     Rostocker       „     590  (14./15.  Jh.). 

s     =     „     Handschrift  von  Seibertz  Nr.  616  (S.  118  steht  617)  (14.  Jh.). 
»   =     „     Wolfenbüttler  Nr.  698  (1367). 
fi    =     „     Münstersche       „     496  (1405). 
c    =     „     Beriiner  „     34,  35  (1382). 

«    =     „  „  „24  (1869). 

a     =     „     Magdeburger      „     432  (1390). 
y  ist  S.  119  nicht  weiter  angegeben. 


( 


380  MISCELLEN. 

Das  sind  zehn  Handschriften;  sind  das  aber  alle?  bei  weitem  nicht.  Nieder- 
deutsch sind  noch  1.  Ah  (die  Haager  Nr.  8);  2.  Ao  (die  Bremer  Nr.  79); 
3.  A£  (die  GieGener  Nr.  214);  4.  A^  die  Berliner  Nr.  374);  5.  Ad  die 
Roukenssche  Nr.  593);  6.  Ba  (die  Leidener  Nr.  376).  Doch  woia  alle  aaf- 
zählen?  Wenn  ich  richtig  gerechnet  habe,  führt  Homeyer  noch  35  nieder- 
deutsche Handschriften  an,  die  fragliche  nicht  mitgerechnet,  pa  nun  Homeyer 
sagt,  daß  die  obengenannten  zehn  Handschriften  de  ghaen  dat  lesen,  so  mafi 
man  doch  annehmen,  daß  er  damit  sagen  will,  die  anderen  niederdeutschen 
Handschriften  lesen  nicht  so,  sondern  anders,  d.  h.  in  diesem  Falle:  de  gaen 
dar.  Hätte  Homejer  gesagt,  so  lesen  die  niederd.  alle,  oder  der  Mehrzahl  nach, 
oder  die  ältesten  oder  die  jünfsstvn,  oder  hätte  er  sie  irgendwie  allgemeioer 
bestimmt,  so  könnte  man  den  obigen  Schluß  überhaupt  nicht,  oder  doch  nicht 
zwingend  ziehen ;  da  er  aber  gana  bestimmt  die  Lesart  dat  nur  den  zehn  Hand- 
schriften beilegt,  so  ist  man  zu  dem  Schluß  berechtigt,  die  anderen  35  letea 
dar.  Ich  weiß  wenigstens  nicht,  was  sonst  diese  Angabe,  diese  Bcschränkang 
auf  zehn,  bedeuten  soll.  Es  ist  doch  selbstverständlich,  daß,  wenn  die  Hand- 
schriften nur  zwischen  zwei  Lesarten  schwanken  —  wie  hier,  denn  es  handelt 
sich  hier  doch  nur  um  dat  oder  dar  —  und  man  angegeben  findet,  eine  be- 
stimmte Anzahl  von  Handschriften  habe  die  eine  Lesart,  die  andfren  Hand- 
schriften  doch  die  andere  Lesart  haben  müssen. 

Ist  diese  Auseinandersetzung  richtig,  so  glaube  ich,  daß  mit  dem  Hinweii 
auf  Ifomejcr  die  Behauptung  nicht  begründet  ist,  daß  der  oldcnbuigische  Codex 
eine  Abschrift  eines  oberdeutschen  Urtextes  sei.  Denji  er  kann  ebensowohl  die 
Abschrift  eines  niederdeutschen  Urtextes  sein,  der  den  andern  35  Vorgeleges 
hat.  Daß  übrigens  Homojer  selbst  nicht  den  Schluß  macht,  daß,  wer  de  gaea 
dar  schreibe,  einen  oberdeutschen  Text  vor  sich  gehabt  haben  müsse,  geht 
evident  aus  seiner  Bemerkung  über  den  Quedlinburger  Codex  hervor  (S.  16). 
Denn,  obwohl  dieser  gaen  dar  liest,  sagt  er  doch  von  diesem,  daß  er  eia 
niederdeutsches  Vorbild  gehabt  zu  haben  scheine.  Ja  sogar  nrtheilt  er  so  über 
ihn:  .»Cr  theiit  nicht  nur  in  seiner  Lesart  gaen  dar  jenes  allgemeinere  Mii- 
vorständniß,  sondern  fügt  auch  ihm  eig^nthümliche  hinzu*,  woraus  man  allen- 
falls  schließen  könnte,  weil  er  gaen  dar  lese,  sei  er  niederdeutscher  Vorlage 
entsproßen;  aber  so  scharf  wollen  wir  den  Ausdruck  nicht  nehmen«  genogi 
Homeyer  selbst  sieht  in  der  Lesart  gaen  dar  keinen  Grund,  einem  Texte  die 
niederdeutsche  Grundlage  abzusprechen. 

Ein  Einwurf  könnte  hier  noch  gemacht  werden  Wie,  wenn  die  Aufzäh- 
lung bei  Homeyer  nicht  vollständig,  sondern  mangelhaft  w&re?  Und  dieser 
Einwurf  ist  nicht  ganz  ohne  Grund.  Homeyer  selbst  sagt  S.  96 ,  daß  er  vob 
den  Handschriften  voll  52.  beschränkt  49  und  gar  nicht  69  Terglichen  habe. 
Unter  den  nicht  verglichenen  werden  doch  auch  mehrere  niederdeutsch  ge- 
wcscMi  sein;  wie  losen  die?  lesen  die  alle  dat?  Ich  habe,  weil  es  mir  aai 
nächsten  lag,  in  Bremen  nachgefragt,  wie  die  dort  befindlichen  Handschriften 
losen.  Herr  Bibliothekar  Bulthaupt  hat  die  Güte  gehabt  für  mich  nachsoseheo 
und  gefunden,  daß  beide  Handschrit*ten,  die  von  1342  <Ao,  Nr.  79)  und  die 
von  1417  (von  Homeyer  nur  mit  Nr.  80  bezeichnet)  gaen  (gan)  dat  habei* 
Diese  beiden  gehen  aUo  zu  den  von  Homeyer  erwähnten  10  noch  hian;  ^ 
der  Meng«*  der  Handschriften  will  ich  aber  gern  noch  ein  Dntiend  eoncadicrci 
mit  der  Lesart  dat;  es  werden  doch  sicherlich  noch  niederdeateehe  gCBVg  tor 


MISCELLEN.  381 

banden  sein,  die  dar  bieten.  Und,  wenn  wir  das  Grebiet  der  Möglichkeiten 
betreten,  wie  steht  es  mit  den  verschollenen  Handschriften  ?  Von  zwölfen  wissen 
wir,  daß  dieses  Schicksal  sie  betroffen  hat;  and  unter  ihnen  sind  gerade  zwei 
Bilderhandschriften,  die  mit  höchster  Wahrscheinlichkeit  in  niederdeutscher 
Sprache  geschrieben  waren,  die  Dortmunder  (Nr.  150)  und  die  Qoslarer  (Nr.  277). 
Wie,  wenn  der  Rasteder  Mönch  Gloystein  eine  von  diesen  als  Vorlage  benutzt 
hätte,  da  ja  seine  Arbeit  den  Bilderschmuck  hat?  Doch  es  ist  mislich  mit 
Möglichkeiten  ins  Feld  zu  ziehen;  eine  Möglichkeit  schlägt  die  andere^  und 
Sieg  oder  Niederlage  bleibt  ungewiß. 

Die  mittel-  oder  oberdeutschen  Handschriften  bieten  auch  zum  Theil  das 
richtige  dat;    es  wäre   also  ein  eigenthümliches  Misgeschick,    daß  gerade  eine 
verderbte  mitteldeutsche  Handschrift  dem  Rasteder  Abschreiber  unter  die  Hände 
kommen  mußte;  doch  möglich  wäre  es  allerdings.  Wie  steht  es  indeß  mit  dem 
AHer  der   mitteldeutschen  Handschriften?    So  viel  ich    sehe,    geht    keine    der 
Oldenbnrger  an  AJter  vor,  mit  Ausnahme  der  Quedlinburger,  die  Homeyer  in 
das  13.  Jahrhundert  setzt.  Von  dieser  aber,  die  gaen  dar  hat,  sagt  Homeyer, 
wie  bereits   oben   angegeben  ist  —  und  seiner  Autorität  darf  man  ja  wohl  in 
dieser  Hinsicht  folgen,  da  ihm  eine  solche  Fülle  von  Handschriften  des  Sachsen- 
spiegels  zur  Vergleichung   vorgelegen  hat,    wie  keinem  sonst  —  daß  sie  eine 
niederdeutsche  Vorlage  gehabt  zu  haben  scheine.  Also  auch  angenommen,  daß 
der  Oldenburger  Abschreiber,  der  doch  eine  ältere  Handschrift  als  vom  Jahre 
1336,  wo  er  die  seinige  schrieb,    vor  sich  gehabt  haben  muß,  diese  Quedlin- 
Borger  Handschrift    (oder    eine  aus  ihr  geflossene,    oder  überhaupt  eine  dieser 
PamUie  angehörige)  benutzt  hätte,   was  nicht  so  ganz  unwahrscheinlich  ist,  da 
IQ  beiden  Handschriften  der  §.  3  des  ersten  Artikels  des  Lehnrechts  fehlt,  so 
wire  doch  noch  immer  nicht  damit  erwiesen,    was  bewiesen  werden  soll,    daß 
^In  Text  nur  die  Rückübersetzung  eines  hochdeutschen  Textes  sei.   Denn  seine 
(mnthmaßliche  oder  angenommene)  Vorlage  war  ja,  so  scheint  es,  im  Qrunde 
niederdeutsch.  Hat  er  aber  nicht  die  Quedlinburger  Handschrift  zurückübersetzt, 
Nmdem    eine    andere    oberdeutsche,    so  muß  sie  doch  vor    1336    fallen;    eine 
N>lche  kennen  wir  aber  nicht.  Voraussetzen  und  vermutben  mag  man  sie  aller- 
lings;   aber   damit   gerathen    wir  wieder  in  das  Gebiet   des  Scheines,    wo  die 
feinungen  hin  und  her  schwanken.   Von  einer  Gewissheit,  die  ja  aus  der  fal- 
chen  Lesart  hervorgehen  soll,  daß  nämlich  der  Oldenburger  Text  eine  Rück- 
bersetzung  eines  hochdeutschen  Textes  sei,    kann  meines  Erachtens  nicht  die 
tede  sein;  die  Möglichkeit  bestreite  ich  nicht  und  kann  keiner  bestreiten;  ich 
«streite  nur  die  angebliche  Gewissheit.  Die  Wahrscheinlichkeit  aber,   wenn  man 
ieit  und  Ort  der  Abschrift  in  Betracht  zieht,  spricht  indeß  eher  für  das  Gegen- 
teil.    Doch  will  ich  hier    nicht    näher    darauf   eingehen,    da  es  mir  hier  nur 
arum  zu  thuu  ist,   eine  nach  meiner  Ansicht  falsche  Gewissheit  zu  bekämpfen, 
icht  eine  Möglichkeit  zu  erweisen,  die  ich  für  die  richtige  halte. 

Um  meine  persönliche  Ansicht  über  diese  anstößige  Stelle  auszusprechen, 
0  halte  ich  dafür,  daß  ein  niederdeutscher  Abschreiber  zuerst  einen  Schreib- 
shler  gemacht  hat,  indem  er  hier  dar  statt  des  richtigen  dat  schrieb,  ein 
«hreibfehler,  der  mir  auch  sonst  wohl  begegnet  ist  (wie  war  statt  wat  und 
mgekehrt) ,  namentlich  gerade  bei  diesen  Wörtern  dar  und  dat.  Der  folgende 
ibechreiber,  so  wie  jeder,  der  dieses  dar  für  keinen  Schreibfehler,  sondern 
Ir  die  richtige  Lesart  hielt,    mußte,  um  Sinn  in  den  Sati  lu  bringen,    gaen 


382  MI8CELLEN. 

für  gehen  (ennt,  ▼adnnt)  nehmen,  und,  wenn  er  es  fSr  nöthig  hielt^  bekimdete 
er  auch  «eine  Anffaseung  dnreh  Änderung  des  Textes.  Der  Einwandy  der  lief 
möglicherweise  gemacht  werden  könnte,   daß  man  nämlich  nicht  gewußt  habe« 
was  gaen  dat  eigen tlieh  bedeute  und  deßhalb  eine  Andening  gemacht  sei,  is^ 
nicht  haltbar,  denn  nur  zwei  Zeilen  weiter  wird  ja  „gaen  dat*'  in  der  imiwdfid- 
haften  Bedeutung  yon  yjäber  That^  gesetzt;  nor  einige  wenige  haben  es  biec* 
nicht  verstanden,  indem  sie  statt  dat  sinnloserweise  stat,  tage  oder  tft  setsen^ 
die   erdrückende  Mehrheit   der  Handschriften   sowohl  der  nieder-  als  der  ober— 
dentschen  faßen  es  ganz  richtig.    Der  ganze  Wirrwarr,  den  diese  Stelle  erregt 
hat,   maß  aber  aus  dem  Schreibfehler  eines  niederdeutschen  Abschreibers  eat— 
Sprüngen   sein,    da  dat  und  dar   miteinander  yerwechselt  sind,    nicht  etwa  tafe 
und   dar,    was  auf  einen   oberdeutschen  Schreiber  führen  würde.    Aber  diesem 
Abschreiber,    oder  Tielmehr   seine  Abschrift,    in  der  zuerst  dieser  Fehler  for— 
kommt,  ausfindig  zu  machen,  ist  uns  bis  jetzt  nicht  ▼ergönnt,  da  ja  bereits  di^ 
Quedlinburger  Handschrift  diesen  Fehler  hat,  und  eine  Handschrift,  die  orknadfiela 
weiter   zurückliegt  als  diese,    die  nach  Homeyers  Urtheil  ins  13.  Jahrhuder^ 
gehört,  kennen  wir  bis  jetzt  nicht. 

Noch  eins  gelegentlich.  Homeyer  sagt,  daß  die  Handschrift  Ea,  d.  h.  di^ 
mitteldeutsche  Gothaer  Tom  Jahre  1381  lese:  „das,  nach  dem  spiteren  to  richte^ • 
Ganz   richtig;    wer  to  richte   las,    mußte  gaen  als  Verbum  faßen  und  dat  al« 
das,  falls  er  ein  Oberdeutscher  war;  einem  Niederdeutschen  hätte  das  achweriiefc 
begegnen  können.  Aber  warum  sagt  Homeyer  „nach  dem  späteren''  ?  Findet  em 
sich   doch   bereits  in  der    ältesten  datierten  nd.  Handschrift,    d.  h.  der  OUea' 
burger,    welche   ton  richte  hat     Es  ist  dies  also  ein  Fehler,    der  swar  ^iter 
häufiger  gemacht  sein  mag,    aber  doch  schon  sehr  früh  auftritt.    Es  mag  dss 
eine    Mahnung    zur  Vorsicht    sein,    wenn    man    Schlüsse    ans   so   allgeneiaes 
Zeitbestimmungen  ziehen  will. 

Der  andere  Grund  für  die  «Gewissheif,  daß  der  oldenburgische  Codex 
nur  eine  Rückübersetzung  aus  dem  hochdeutschen  sei,  soll  der  sein,  daß  er  sn 
der  Stelle  I,  62,  §.  3  bl't  geruchte  statt  blot  geruchte  habe.  Dieser  Gnsd 
spricht  weder  für  noch  gegen,  sondern  entscheidet  hier  nichts.  Denn  die  Sehrei- 
bung blut  bezeichnet  nicht  etwa  den  Diphthong  uo  noch  den  Diphthong  o% 
also  weder  bluot  noch  bleut,  sondern  ist  einfach  ein  üblicher  Schriftausdraek 
für  die  Länge,  ebenso  wie  in  dem  häufig  vorkommenden  got  (gut),  das  aiekt 
guot  ist,  auch  nicht  gout,  sondern  =  got.  Man  könnte  sonst  auch  ja  diei 
göt  und  andere  mit  6  bezeichnete  Wörter  als  Beweis  für  eine  hoehdeaticke 
Vorlage  verwenden,  nicht  etwa  bloß  für  den  Sachsenspiegel,  sondern  aaeh  iör 
viele  andere  Schriften,  in  denen  dieselbe  Schreibweise  herrscht;  es  ist  aber 
noch  keinem  eingefallen,  eine  Urkunde,  die  in  Lübeck  oder  Riga  md  fb 
Lübeck  oder  Riga  geschrieben  ist,  deß^egen  für  eine  Ubersetzong  aus  den 
Hochdeutschen  zu  halten,  weil  sie  nach  üblicher  Weise  g^t,  dön,  honet  sehreibt 

Wir  wollen  aber  annehmen,  der  Rasteder  Mönch  habe  einen  oberdentscbes 
Sachsenspiegel  vor  sich  gehabt,  der  „bloß"  und  „Blut*'  aus  Unkenntniß  dei 
Niederdeutschen  verwechselt  habe.  Homejer  sagt  (S.  1 6),  daß  „sehr  viele  mittel- 
deutsche Handschriften  Blut  statt  bloß  haben "^^  Gut;  Gloystein  hatte  also  eine 
von  diesen  Handschriften  vor  sich  und  stieß  in  derselben  auf  das  Wort:  blnot 
geruchte.  Wollte  er  das  Wort  nicht  umschreiben,  sondern  einfach  niederdeatMli 
wiedergeben,  so  blieb  ihm  keine  andere  Wahl  als  blot  geruchte  au  setien.  Nack 


) 


MISCELLEN.  383 

Belieben  konnte  er  entweder  die  Länge  unbezeichnet  lassen,  wie  er  auch  sonst 
es  onterlieB  die  Vocale  mit  einem  Längezeicben  zu  versehen  und  mit  ihm  viele 
es  unterlassen  haben,  da  hierüber  unter  den  Schreibern  durchaus  keine  be- 
stimmte Regel  herrscht,  sondern  der  £ine  mehr,  der  Andere  weniger,  ein  Dritter 
sieh  gar  nicht  der  Längezeichen  bediente  und  es  dem  Leser  überließ,  sich  selber 
siireeht  zu  finden ;  oder  er  konnte  sie  bezeichnen.  Nun  hatte  er  aber  als  Länge- 
seiefaen  des  o  das  5  benützt,  wie  bei  got;  folglich  wandte  er  es  auch  hier  an; 
er  hätte  auch  bloot  oder  bl6t  setzen  können,  dies  war  aber  seiner  Schreib- 
weise nicht  gemäß.  Daß  er  aber  das  oberdeutsche  bluot  nicht  mit  blut  wieder- 
gab, das  ja  auch  niederdeutsch  vorkommt  (wie  z.  B.  im  Lübecker  Recht  II,  CX 
ed.  Hacb,  im  Register  steht  blawe  unde  blut,  während  der  Text  selber  in  der 
Überschrift  und  im  Inhalt  des  Paragraphen  bla  unde  blot  hat),  sondern  durch 
blot,  bl5t,  dazu  nöthigte  ihn  sein  Dialect,  der  stets  uo  zu  6  verdichtet.  Schrieb 
er  doch  auch  I,  68,  §.  2  blotrinnich,  nicht  blutrunnich,  wie  der  Berliner  von 
Homejer  bevorzugte  Codex  bat,  der  ja  überhaupt  eine  starke  Vorliebe  für  n 
zeigt  und  Formen  wie  müder,  mut,  vul,  snken  u.  a.  bietet,  die  im  Oldenburger 
Sachsenspiegel  sich  gar  nicht  finden,  und  nur  da  sich  häufiger  einstellen ,  wo 
der  niederdeutsche  Dialect  vom  mittel-  oder  oberdeutschen  angehaucht  ist. 

Nehmen  wir  nun  den  andern  Fall,  daß  dem  Rasteder  Mönch  eine  hoch- 
deatsche  Handschrift  in  die  Hände  gerieth,  die  'bloß  geruchte  hatte.  Denn  die 
Möglichkeit  kann  man  nicht  abweisen,  da  ja  nicht  alle  hochdeutschen  Hand- 
•cbriften  bluot  haben,  sondern  nur  „sehr  viele **.  Zwar  gibt  Homeyer  an  der 
betreffenden  Stelle  nur  drei  Handschriften  an,  die  bloß  lesen,  und  das  sind 
neuere,  die  älteste  ist  die  Görlitzer,  Nr.  250,  vom  Jahre  1387,  aber  der  Fehler 
konnte  ja  schon  alt  sein,  wie  oben  bei  dar  statt  dat.  Darauf  indeß  kommt  es 
fSr  den  Beweis,  den  ich  hier  antreten  will,  auch  gar  nicht  an,  ebensowenig 
darauf,  ob  juristisch  „Blut^  oder  „bloß^  das  richtige  ist.  G^nng,  es  war  möglich, 
laß  dem  Übersetzer  bloß'  vorlag.  Wie  sollte  er  das  übersetzen?  Er  konnte  nur 
>lot  oder  nach  seiner  Weise  der  Längenbezeichnung  bl5t  setzen,  also  gerade 
0,  als  wenn  er  bluot  zu  übersetzen  gehabt  hätte.  Der  Schluß  ist  demnach  so : 
'SL  mittel-  oder  oberdeutsches  bluot  nach  dem  Dialecte  des  Rasteder  Mönches 
lit  blot,  blöt  wiedergegeben  werden  mußte,  ebenso  aber  auch  das  mittel-  oder 
ochdeutsche  bloß,  mithin  für  beide  Wörter  nur  eine  und  dieselbe  Form  zur 
erfugung  stand^  so  folgt  nicht  daraus,  daß  er  eine  Handschrift  vor  sich  haben 
oßte,  die  bluot  las,  aber  auch  nicht,  daß  es  eine  sein  mußte,  die  bloß  hatte, 
»ndem  es  folgt  nur,  daß  beides  möglich  war,  aber  keines  gewiß.  Und  dies 
ir  wollte  ich  hier  bewiesen  haben.  Denn  das  Concludente  der  Argumentation, 
iß  wegen  dar  und  blot  der  Oldenburger  Codex  nur  eine  Rückübersetzung 
*m  müsse,  will  mir  nicht  einleuchten.  Wenn  nun  aber  die  ^Gewissheit"  dieser 
ehauptung  mangelt,  so  bleibt  der  Oldcuburger  Codex  als  eines  der  ältesten 
enkmäler  der  niederdeutschen  Sprache  und  des  Sachsenspiegels,  denn  das  ist 
'  ja  nach  seiner  Datierung  unbestreitbar,  in  der  ihm  gebührenden  Ehre  be- 
ehen,  die  man  ja  allerdings,  je  nachdem  man  den  Standpunkt  der  Betrach- 
ing  wählt,  höher  oder  niedriger  anschlagen  mag. 


Daß  der  Ausgabe  nicht  mehr  Bilder  beigegeben  sind,  bedauert  gewiß 
emand  lebhafter  als  die  Herausgeber  selbst.  Hätten  wir  eine  Akademie  oder 
•nat  ein  wissenschaftliches  Institut  hinter  uns  gehabt,  das  uns  mit  den  nöthigen 


384  MI8CELLEN. 

Mitteln  versehen  hätte,  so  hätten  wir  gern  alle  Bilder  veröffentlicht.  Nach  L&fe 
der  Verhältnisse  mußten  wir  uns  nur  mit  einer  Probe  begnügen.  Daß  die 
Schriftprobe  auch  schon  bei  Spangenberg  steht,  den  wir  allerdings  kennen. 
wird  uns  doch  wohl  niemand  verübeln ,  da  man  ja  gerne  die  erste  und  letzte 
Seite  einer  Handschrift  facsimiliert,  zumal  wenn  sie  von  g^ßer  Bedeutung  sind, 
wie  in  diesem  Falle.  Zudem  ist  es  schon  über  fünfzig  Jahre  her,  daß  Spangen- 
bergs  Werk  erschien;  und  auch  die  Mittheilung  des  charakteristischen  Bildes, 
das  wir  mit  Spangenberg  gemeinschaftlich  den  Augen  der  Leser  vorfahren, 
mag  darin  seine  Rechtfertigung  finden.  Werden  wir  aber  auf  irgend  eine  Weise 
in  Stand  gesetzt  den  gesammten  Bilderschmuck  geben  zu  können ,  so  soU  n 
an  unserer  Bereitwilligkeit,  nach  Maß  unserer  Kräfte  dabei  thätig  zu  teio, 
nicht  fehlen. 

OLDENBURG,  November  1880.  ^  A.  LOBBEN. 


Pertonalnotisen. 

/  Der  Privatdocent  an  der  Universität  Wien,    Dr.  J.  Minor,    hat  eines 

Ruf  als  Professor  der  deutschen  Literatur  an  die  .Universität  Mailand  erhiiteo 
und  angenommen. 

Professor  Dr.  Richard  Schröder  m  Würsburg  ist  einem  Rufe  an  die 
Universität  Straßburg  gefolgt;  sein  Nachfolger  in  Wfinborg  ist  Prof.  Dr.  Hugo 
Bö  hl  au,  bisher  in  Rostock. 

Der  außerordentliche  Professor  Dr.  A«  Schultz  in  Breslau  ist  als  ordent- 
licher Professor   der  Kunstgeschichte  an  die  Universität  Prag  berufen  worden. 

Dr.  J.  E.  Wackernell  hat  sich  als  Privatdocent  für  germanische  Philo- 
logie an  der  Universität  Innsbruck  habilitirt. 

Dr.  E.  Wilken  in  Gröttiiigen  hat  seine  Stellung  als  Privatdocent  an  der 
dortigen  Universität  aufgegben;  dagegen  wird  Y^x.  A.  Wagner,  Privatdocent 
in  Erlangen,  nach  Göttingen  übersiedeln. 

Am  11.  November  1881  f  Professor  C.  Engelhardt  in  Kopenhagen, 
der  verdiente  Alterthumsforscher  und  langjährige  Secretär  der  königl.  Geteli- 
Schaft  für  nordische  Alterthnmskunde.  An  seiner  Stelle  hat  Y^z.  Sophus  Iffilicr 
das  Secretariat  übernommen. 

Am  28.  März  1882  f  in  Christiansand  Bischof  J.  E.  Moe,  der  bekannte 
Sagenforscher,  im  69.   Lebensjahre. 


Preisan^ben. 

1.  Der  Universität  Rostock  1882—83:  Die  Figur  des  Teufels  in  der 
deutschen  Dichtung   des  Mittelalters. 

2.  Der  Jablonowski*8chen  GesJlschaft  in  Leipzig  (für  1884):  Darstellaag 
der  geschichtlichen  Entwickelung  und  des  gegenwärtigen  Bestandes  der  Greoxe 
zwischen  dem  hochdeutschen  und  dem  nii  derdeutschen  Sprachgebiete  ostüdi 
der  Elbe. 


zu  DEN  PARISER  TAGEZEITEN.*) 

Daß  der  Verfasser  der  Pariser  Tagezeiten  Frauenlobs  Gedichte 
ante,  hat  zwar  der  Herausgeber  in  der  Einleitung  zu  seiner  Text- 
sgabe S.  VIII  sowie  in  seiner  Dissertation  S.  44 — 48  erwähnt^  aber 
bei  unterlassen,  auf  alle  die  Stellen  hinzuweisen ,  aus  denen  man 
mlich  deutlich  ersieht,  daß  der  Dichter  ein  Nachahmer  Frauenlobs 
r.  Ich  weise  zu  diesem  Behufe  folgende  Übereinstimmungen  nach : 

PTagez.  45 abe  er  der  pm 

dich  ohirhaben  mochte. 
=  Frauenl.  Spr.  20,  5  tievels  reise 

der  überhabe  uns**). 
PTagez.  94  daz  ich  mit  freuden  unt  (Hs.  mit)  gewall***) 

möge  stein  da  zu  der  zU, 
sd  din  erbermede  nider  Ut. 
=  Frauenl.  Lied.  8,  3,  12  daz  ich  behalde  mit 

gewalde  under  unlen  mtnen  müt 
PTagez.  108    IVaz  wazzer  unde  erde  dreit  (:  unsheit), 

für,  loft,  cetitrum  und  daz  frit, 
waz  fiügit,  ßdzit  odir  get  u.  s.  w. 
—     1635  Für,  centrum  und  die  speren, 
der  sonnen,  manen  leeren^ 
daz  firmamentum  und  daz  fret, 
wie  asten,  norden,  westen  stet  u.  s.  w. 

*)  [Vgl.  meine  ReceDsion  in  Gott  Gel.  Adz.  1881,  S.  874—885,  die  Becb  noch 
it  kennen  konnte.  Wir  treffen  zusammen  in  den  Bemerkungen  zu  65.  59.  245.  253 
.  1323.  2681.  3390.     K.  B.] 

**)  Die  gewöhnliche  Form  des  PrftsenB  lautet  bekanntlich  überheben.  Von  über' 
m  kennt  Lexer  II,  1623  vier  Beispiele;  vgl.  noch  Jänicke  zum  Ritter  von  Staufen- 
^  777 ;  Des  Bühelers  Königstochter  3899 :  überhabe  mich  der  noete, 

***)  Die  Bemerkung  des  Heransgebers  hierzu  ist  wie  das  Citat  aus  Erec  ver- 
t.  Mit  gewaüe  heißt  hier:  iinverrfickt,  fest,  getrost.  So  gebraucht  findet  man  den 
druck  noch  bei  Gotfrid  von  Nifen  12,  17  ir  spiegeUiehien  ougen  Iddr,  told  ich  diu 
ffewalie  an  sehen,  so  sioüere  ich  tool,  das  mir  gewüehae  niemer  grävoez  hdr;  28,  33 
m  liepHich  siht  in  ougen  mit  gewalde  und  dd  M  taugen,  dem  ist  al  An  trdren  tdt; 
tina  89,  28  diu  ougen  der  marteraere  »int  -  —  gedruckt  in  den  spiegel  der  drivaU, 
mwen  gel  mit  gewaU. 
»EBMANU.   Ntiie  Beike  XY.  (XIVJL)  Jaluf.  25 


386  FEDOR  BECH 

=  Frauenl.  Minneleich  32, 1  flg.  ich  swere^  ob  mir  die  volge  en^l, 

lufty  vüwer,  centrum  noch  daz  vret*) 
nicht  hohei'  dinc  besliezen. 
PTagez.  180  Unser  seiden  ummefach**), 
—       213  O  aller  kusche  ein  ummefach, 
Marioy  an  dtn  ungemach 
man  ich  dich  u.  b.  w. 
=  Frauenl.  Lied.  9,  14  Hilf,   Minne,    hilf  mir  uf  der  /leU 

umherüch. 
PTagez.  226  in  jämers  glüt  (:  armüt). 

=  Frauenl.  Spr.  94,  5  in  der  schänden  glüte]  125,  16  vor  schon- 
den   glüt;    301,  19  in  gieres   glitt]    7,  18  der   siinden  qW\ 
448,  2  in  siinden  gl(Ue\  409,  16  in  tumbes  sinnes  glitte. 
PTagez.  588  mit  feiler  hur  (?  Hs.  nit  folkur). 
:=  Frauenl.  Kreuzl.  15,  18  in  voller  kur. 
PTagez.  1509  Ich  mane  dich,  daz  die  eine  hant 

mit  grimme  an  des  crilces  wani***) 
genegelt  —  tixirt, 
—    Frauenl.  Kreuzl.  20,  18  wir  klimmen,  kriuz,  an  diner  icant 

hin  tüider  an  unser  erbesiut. 
PTagez.   1863  Ich  hit  dich,  hoher  prisbejac, 

Maria,  daz  u.  s.  w. 

—  2783  diseti  hohen  prisbefac, 

==  Frauenl.  Spr.  438,  8  tine  dinen  danc  im  tn'i't  onch  prhht'yu 

(:  slacY). 
Frauenl.  in  Kolmar.  Lied.  I,  36  durch  dtnen  pr7sbtjac. 
PTagez.  735   O  touimecVicher  freuden  mast  (:  last)^). 

—  2240  Ere  und  lop  der  wirdekeit 

yi  dir  geseif,  du  freudenmast. 

*)  Die  Wiener  Hs.  hat  hier  xriet  und  darüber  aqua,  die  Weimarer  dea  erfrag 
VIH,    das  im  Texte  steht,    ist  eine  Vermnthung  EttmflIIers,   die  mit  Hinblick  aaf  die 
angeführten  Stellen  der  Tagezeiten  nnn  schwerlich  jemand  noch  halten  wird;  aneh  die 
Bemerkung  in  dieser  Zeitschrift  26,  276  wird  dadurch  Kum  Theil  hinfällig.  Ich  schlie&e 
mich  jetzt  Schönbach  an,  der  im  Anzeiger  VII,  232  unter  frei  das  lat.  fretum  yerrtciit 

*♦)  Vgl.  die  Beispiele  bei  Lexer  II,  1744,  wo  die  Unterscheidang  von  umJbe^ 
und  umhevAch  nicht  nöthig  scheint.  Hinzuzufügen  ist  noch  eine  Stelle  in  einem  onediteo 
dem  Manier  beigelegten  Liede  MSH.  II,  247*  (3)  aller  kuuehe  ein  umbevaeh  (:  er  jac^^- 

***)  Vg^'  Kolmar.  Lied.  75,  137  uf  htiohen  »ie  des  eriuee»  tron/;  Pass.  H.  70,58 
er  wart  geliaben  und  getragen  hin  an  des  crüces  wende  (:  hende)? 

+)  Vgl.  MSH.  3,  293»»  (5)  und  Lexer  II,  297. 

*^)  Die  Bedeutung   von   mast  ist  in  den  Wörterbüchern    bei    dem  Worte  A<W- 


zu  DEN  PARISER  TAGEZEITEN.  387 

=r  Franenl.  Ereuzl.  21,  10  merket,  welch  ein  lebender  masty 

mit  dem  unsere  geietes  last 

sigelet  von  dem  immer  kumber  tragenden  mer. 
=  Spr.  286,  8  von  Jericho  du  himelmast. 
PTagez.  2262  ich  bite  dichy  in  hiemeldouwe 

ein  rose,  magit,  der  engü  frouwe, 

—  2397  ich  man  dichf  edel  frouwe^ 

rdse  in  hiemeldouwe. 
=  Frauenl.  Spr.  17,  6  u.  18  du  rdse  in  süezem  touwe  — 

:  höher  engel  frouwe. 
=  Frauenleich  3,  1  vrouwe  :  von  dem  grdzen  himeUouwe, 
=  Spr.  148,  12  u.  18  si  rose  in  süezem  touwe 

:  der  reinekeit  ein  vrouwe*). 
PTagez.  2590  flg.  Ö  meienblüt  in  luste, 

der  dich  vor  ertgeruste 

in  der  gotheide  firme^ 

dich  eme  mit  richer  dirme 

in  einer  höher  majestät 

geschaffen  und  gedirmet  hat. 
=  Frnl.  Frauenleich  17,  22  wie  gestecket  in  die  firme 

sint  die  steme,  daz  ich  tirme**), 
=  Minneleich  5,  4  u.  8  mit  der  firme  :  zu  der  tirme. 
PTagez.  2827  3  tempel  der  drefaldekeit  {=  Maria)  und 

—  2587  0  tempel,  sarc  des  hiemels  wirt, 

=  Frnl.  Minneleich  22,  1  meit,  vnp  unt  frouwe^ 

ganzer  vröuden  tempel 
gezirkelt  hat  sich  uf  die  dri  genende*'**). 
kommen  bei   beiden  Dichtern   einige  Lieblings  Wörter,    die  sehr 
iederkehren,    weil   sie   sich   im  Reime    leicht    verwenden    lassen, 
»sonders  folgende: 


cht  richtig  angegeben.  Nach  Ettmüllers  Vorgang  soll  dies  „himelMl,  Himmel- 
bedenten.  Der  Zusammenhang  jedoch,  in  welchem  sich  in  den  oben  vermerkten 
len    das  Wort   masl    findet,    lehrt,    daß    kimelnuui   vielmehr   synonym  ist  den 
cken    himelvan,   leilvan,    Aber  welche   man  nachsehe  W.  Grimm,  Einleitiiirg  z. 
iede  XLV,  3-6  (=  Zamcke,    Der  Graltempel  8.  508,  13;    MSH.  H,  247^  6). 
e  Bedeutung  hat   das  Wort  bei  Heinrich  von  Müglin ,  ed.  Müller  S.  24  u.  25 
0  ich  an  mint  herzen  ast  (üru  trdaie»  mast, 
♦)  Vgl.  GSchmiede  1907  und  S.  XXXIV,  30. 
*•)  z=:  dd  ich  •'  tk-me? 
»♦♦)  Vgl.  MSH.  III,  88*'  (II,  1)  Maria  -  du  gotes  »edel,  tempel  der  dr^aldikeü. 

25* 


388  FEDOR  BECH 

hart  in  den  PTagez.  405,  1317,  1343,  1972,  2131,  2186,  24li, 
2745,  2947,  2979,  3612  =  Frnl.  Frauenleich  8,  2,    Kreuzleich  2,4; 
13,  7;    Sprüche  24,  8;  51,  8;  79,  5;    85,  14;    147,  1 ;   236,  18;  257.2. 
296,  18;  320,  5;  323,  5;  388,  11. 

fin  in  PTagez.  11,  317  (u.  3154),  586,  1260*),  1374,  1812  (ebenso 
1865,  1960,  2066,  2071,  2167,  2387,  3365,  3843,  4026),  2015,  2513. 
3464,  3839,  3897,  3968,  4012  =  Frln.  Frauenleich  14,  14;  Minneleicli 
18,  ll;Spr.  2.16;  25,5;  76,1;  133,1;  151,  17;  159,1;  179,4;  270,4 
291,  8;    357,  12;    369,  8;   377,  15;    382,  11;  409,  19;  410,  20;   441,2. 

funt  in  PTagez.  118,  291,  352,  640,  1255,  2688,  2868.  3144 
=  Frnl.  Frauenleich  6,  14;  Spr.  73,  11;  78, 17;  93, 17;  110,  10;  144,7; 
166,  6;  186,  1;  287,  20;  312,  10;  403,  9;  437,  11. 

zart  in  PTagez.  602,  609  (u.  1098,  2162,  2823,  2832),  870,  1206, 
1313,  4009  =  Frnl.  Spr.  25,  8;  36,  17;  43,  15;  57,  5;  90,  14;  111,8; 
126,  14;  161,  15;  358,  10;  369,  15;  386,  16;  393,  3. 

Endlich  der  häufige  Gebrauch  der  Anaphora  in  den  Tagezeiten 
den  bereits  Wätzold  in  seiner  Dissertation  S.  45  vermerkt  hat,  wo  nur 
noch  das  Beispiel  miifirserit  1709 — 1723  hinznzufCIgen  ist.  Von  Franen- 
lob  notire  ich  dieselbe  Figur  an  folgenden  Stellen :  wiederholt  wird 
wetz  8ol  in  Spr.  303;  waz  Spr.  372;  war  kam  281;  wädureh  256;  u:ä 
257  und  Minneleich  34-38;  wer  24-28;  Kreuzleich  7;  Spr.  350: 
wie  258;  sun  288;  noch  Minneleich  15—19;  ich  binz  Frauenleich  9—16: 
tctp  Spr.  310  und  Lied  5;  gegriiezet  Spr.  398;  moer  402;  pris  287. 

Aus  diesen  Übereinstimmungen  darf  man  schließen,  daß  der  Ver 
fasser  der  Tagezeiten  wahrscheinlich  ein  Schüler  Frauenlobs  war:  und 
dafür  spricht  auch  noch  besonders  der  Umstand,  daß  er  gleich  wie 
sein  Meister  öfter  solche  Wendungen  und  Bilder  verwerthet,  wie  man 
sie  bei  Konrad  v.  Würzburg,  zumal  in  dessen  Goldener  Schmiede  antrifft 

Noch  wichtiger  aber  ist  eine  andere,  dem  Herausgeber  der  Tage- 
zeiten und  seinen  Recensenten  entgangene  Wahrnehmung,  das  ist  die 
große  Übereinstimmung,  welche  sich  zwischen  dem  in  Rede  stehendeo 
Gedichte  und  einem  durch  v.  d.  Hagen  in  seiner  Germania  6,  251  folg 
mitgetheilten  mnrh.  Gedichte  auf  den  Tod  des  Grafen  Wilhelm  von 
Holland  findet. 

PTagez.  735  u.  2240  du  fretiJen  mast, 
•=  WvHolIand  201  c?ei'  center**)  auerbomit  halt 

unser  hoer  vroudeu  mast, 

♦)  =  mit  laier-finen   werten ;    vgl.   die  ZusaminensetzuDgen  MUerbrd»,  lutff^' 
iiUergrüene  (im  J.  Tit.  3316,  2),  lütersnel  (J.  Tit.  1173),  KUervar. 
♦♦)  Verschrieben  für  eomber  =  mhd.  kumber7 


zu  DEN  PARISER  TAGEZEITEN.  389 

PTagez.  2038  frauwe  gerümet  ho, 

—  2564  ein  herre  rieh,  gerümet  hd. 

—  3697  unt  gekundü  und  geromit  ho, 

=  WvH.  245  der  ich  was  ho  geromit  (:  geblomit). 
PTagez.  2506—7  zodiacus  der  sonnen  reif^ 

sin  zwefcUdic  ummesweif, 
=  WvH.  365 — 66  zodiacus  der  aunnen  reif, 

sint  (?)  zwiualdieh  ummesweif. 
PTagez.  2518—19  das  laufen  der  planeten, 

plattster*)  und  cometen, 
=  WvH.  363—64  dat  luffen  der  planeten, 

planster  unde  comüen, 
PTagez.  2528  Die  warte[n]  d^r  orizünten 

sa  gar  an  aüen  punten 

wären  betriibit  und  in  ndt 

umme  sterben  iris  scheppers  ddt 
=:  WvH.  367 — 68  Dey  wartin  der  artsmünten**) 

vinde  ich  in  geynen  punten, 
PTagez.  2532—37  die  wonne  (?)  an  dem  gestirre 

was  aüe  lauf  es  irre 

do  in  dem  firmamente 

do  zwischen  Oriente 

biz  hein  gein  der  sunnen  fal 

was  ßrirret  oberaL 
^  WvH.  357 — 62  daz  vinde  ich  an  deme  gestirre, 

dat  si  Idfent  irre 

in  deme  firmamente, 

dicke  tuschen  Oriente 

bis  hin  iegen  der  sunnen  val 

is  verirret  overal. 
PTagez.  2538 — 39  und  ouch  in  kranker  wonne 

die  hiemel  und  ir  kojine***), 

*)  Plauater  hat  wohl  mit  *plau$trum,  waa  major,  wie  Wätsoldt  S.  44  meint, 
.  EU  thoD,  sondern  ist  eher  aus  planster  verderbt,  nicht  umgekehrt.  Etwas  anderes 
zuMtem  bei  Franenl.  Spr.  364,  6  bedeuten,  vielleicht  Nebenstern,  wie  zuoswme 
reliot  bei  Konr.  v.  Megenberg  97,  2,  12. 

**)  =  arelui  mündig    =  polus  arctietu  und  p,  anttvetictu^ 

***)  Der  Ausdruck  und  ir  könne  scheint  sagen  su  sollen:  und  das  was  bu  ihnen 
t,  hier  eher  die  Gestirne  als  die  himmlischen  Ueerschaaren;  bei  Walther  y.  Bheinaa 
l  heilet  der  Gottessohn  dee  himele  künne. 


390  FEDOB  BECH 

=:  WvH.  383  —84  des  aint  in  kranker  vmnne 

dey  hemele  und  ir  könne. 
PTagez.  2540 — 41  des  hiemels  center*)  der  leit  tioi 

wnme  strenge  stnis  scheppere  dot 
T=i  WvH.  375 — 76  des  hemels  eenter  Udent  noyty 

mich  dunckt  id  meyne  eyns  heren  doit 
PTagez.  2575—76  sunnSj  mdne^  sin  geschaft^ 

sin  alle  worden  meehtelos. 
=  WvH.  377  durg  dat  sint  si  mechtelois. 
PTagez.  2587  des  hiemels  wirt. 
=  WvH.  411  des  hemels  toirt. 
PTagez.  2591 — 95  der  dich  vor  ertgeruste 

in  der  gotheide  firme 

dich  eme  mit  richer  dirme 

geschaffen  und  gedirmet  hat. 
=  WvH.  399—401  prüve  den  ich  dir  dirme, 

der  düdet  mir  üs  deme  firme 

eyn  umnderlich  geschigte. 
PTagez.  2602—4  alsa  waz  gar  ferdorbin, 

ferleschen  und  erstorbin 

in  dir  din  reinis  herze. 
=  WvH.   102  verleschen  is  der  carbunkel 

—       290  verleischin**)  is  min  lichter  schiti. 
Wie  nun  aber  mit  den  Tagezeiten,  so  stimmt  das  zweite  der 
eben  verglichenen  Gedichte  auch  wieder  mit  Frauenlob  rücksiel 
einzelner  Ausdrücke  überein.    So 

WvH.  16  reyner  Spruche  vach. 

=  Frnl.  Frauenleich  16,  24  wdrer  spruche  vach. 

WvH.  24  nu  dar!  so  Wille  ichz  Idsin  sin. 

—      56  nu  dar!  of  ich  muys  steru>en. 
=  Frnl.  Lied,  nu  dar!  nu  wie  sol  ich  gebären! 
=-.  Spr.  377,  1. 
WvH.  74  ey  gelich  sin  sujideincisel 

in  vroudenricheni  done  sanc. 
=  Frnl.  Spr.  396,  8  Jaz  ist  ein  sunderwtse. 


*)  Von  Wätzoldt  verb.  für  das  in  der  Hs.  stehende  canter  oder 
**)  Die  Form  des  Partie,  verleschen  scheint  ripuarisch  gewesen  sa  sein 
in  der  Trierer  Hs.  des  Muscatblut  steht  28,  25  groaz  honger  wart  geleseken  (:  gedr 
Vgl.  über  drucken  (wovon  das  ^aitic.  gedroschen  in  den  Altd«  Predd.  Wackc 
44|  63)  und  ähnliche  Verba,  dieän  eine  andere  Conjugation  übertreten,  W 
Gr.  331  n.  832.  Sonst  findet  sich  in  den  PTagez.  2295  hat  geleeeü. 


zu  DEN  PARISER  TAGEZEITEN.  391 

WvH.  92  ich  karme. 

=  Frnl.  Spr.  357  min  langez  härmen*), 

WvH.  164 — 67  ich  quam  ho  in  den  walt 

vp  eyn  grünes  zesper 

zu  mtnea  liues  vesper. 
=  Frnl.  Spr.  286,  15  (Anrede  an  Maria): 

der  siben  heilikeit  ein  speregesper,**) 

uf  gotes  wise  ein  violmer  zesper y  ***) 

hilf,  swenn  unser  vesper 

des,  endes  kam  u.  b.  w. 


*)  Zu  karmefi  vgl.  Lexer  I,  1620;    Morolf  II,  348  got  inhdret  nil  An  karmen 
{'.armen)]    Haapt  Ztschr.  II,  306,   118  die   up   dig   $crien    ende   karmen  {:  in/armen); 

Eberhard  Zersne  1725  dy  lieben  armen ?idn  leitlich  tdtlieh  karmen;  Gotfrid  Hageu 

£CbroD.  1104  n.  4020;  Deut.  Ghron.  XIII,  179,  1;  Birlinger  und  Crecelius  Altd.  Neuj. 
8.  126. 

**)  Bei  dieser  Stelle  sind  die  Erklärer  rathlos.  EttmUller  in  seiner  Anmerkung 
dasu  schöpft  zum  Theil  aus  Sprachgebieten,  die  dem  des  Dichters  zu  fern  liegen. 
Ich  denke  mir  geaper  zusammenhängend  mit  dem  mnl.  gfietpe  =  ßbula,  cor\fihula} 
orhicfihu,  anea,  flandrisch  gtupe  bei  Cornelius  Kil  ed.  Hasselt  187%  und  gJuspen, 
/SrtUare,  inJUmlare;  bei  Diefenb.  GIoss.  233*  Jibula,  gaspen,  geaperr;  335*"  logium,  brutt- 
getpir,  brustgetperr\  366*^  monite,  gepsir,  hruatgeapir;  622*'  sctUtUa,  geapir  von  gold  oder 
MÜber  gemacht]  646*^  tpvnter,  geapir,  achouderghetpe  (=  ßbula,  humeraHa  bei  Kornel. 
Kil),  eyn  tzonge  van  eyn  ghespe  off  eyn  henxel;  329''  ligula,  gaape,  iaapia;  dazu  Hilde- 
brand im  DW.  Vn,  1484  s.  v.  gaspe.  Mit  geap6rre  hat  aber  giaper  eigentlich  nichts 
gemein ;  man  müsste  denn  annehmen ,  daß  hier  eine  Vermischung  oder  Vertauschung 
von  geipSrre  und  giapir  stattgefunden  habe;  das  t  in  geepir  ließe  sich  allenfalls  so 
deuten,  als  hätte  der  Ton  auf  der  ersten  Silbe  gelegen;  allein  dem  scheint  doch  die 
althochd.  Form  getpirre  entgegenzustehen.  Daher  glaube  ich  eher,  daß  gaape^  gtape^ 
geaper  zurückzuführen  ist  auf  den  Edelstein  ianpia^  aus  dem  solche  Spangen  oder 
Agraffen  ursprünglich  gefertigt  wurden.  Man  sagte  dafür  auch  iaape,  iaap ,  so  beim 
Megenberger  448,  31;  449,  13;  bei  Heinr.  v.  d.  Türlin  15688  im  Plural  von  iaapen; 
Tgl.  auch  das  englische  jaaper,  diaper^  franz.  diaapre,  diaper,  ital.  diaapro.  Bei  Muscat- 
blut  8,  367  heißt  es :  daz  rechte  jaapia  hia  du  genant ,  du  roae  von  Jerachia,  Leichter 
läßt  sich  der  erste  Theil  der  Zusammensetzung  apere-geaper  erklären.  Er  scheint  hier 
denselben  Sinn  su  haben  wie  in  den  bekannten  zusammengesetzten  Wörtern  aper- 
fachen,  aperlaken,  apervenater ,  apertoagen  (vcrgl.  zumal  Schiller-Lübben  über  diese 
Formen),  apargohe;  in  diesen  drückt  aper-  (apar-)  die  Sperr-  oder  Verschließbarkeit 
aus.  Daß  Maria  die  Spange  der  sieben  Heiligkeiten  gennnnt  wird,  erinnert  übrigens 
an  eine  Stelle  im  Frauenleich  6,  10  folg.,  welche  in  dieser  Zeitschrift  26,  257—68 
besprochen  worden  ist. 

***)  Zeaper  halte  ich  für  dasselbe  Wort  wie  diaaper,  das  in  der  Krone  und  bei 
Eilhart  2080  vorkömmt  als  Name  für  ein  feines,  buntes  Gewebe,  vgl.  Lexer  I,  422; 
gerade  so  ist  acta  aus  diaeta,  zdbulua  aus  diaboUa  entstanden.  Ein  viol\ner  zeaper  wäre 
dann  etwa  ein  Veilchenteppich,  ein  ähnlicher  Ausdruck  wie  ^ImU,  das  mehrfach  von 
der  Maria  gebraucht  ist,  vgl.  Mhd.  Wb.  III,  296^,  oder  wurzbette,  areola  aromatum, 
HoffiDJUin  im  Glossar  zu  Williram  und  Trudberter  HLied  80,  26;  81,  2;  91,  11;  92,  17. 


392  FEDOR  BECH 

WvH.  201  hder  vrauden  mast, 

=  Frnl.  Spr.  286,  8  himelmast. 

=  Kreuzleich  11,  10. 

WvH.  256  flg.  in  noch  ney  beviüe 

durch  mich  sicheynts  schatzesy 

mangea  toedersafzes 

erwerte  he  sich  mit  geuenden*  hont. 

=  Frnl.  Spr.  83,  8  folg.  Tnan  sol  ie  geben 

und  gehen  ie  zu  trcUze 
gen  dem  widersatze^ 
ez  komt  ein  gäbe  iilsenivaü  wider  zu  rechtem  schätzt 

WvH.  411  des  hemeh  wirt, 

=  Frnl.  Spr.  404,  2  des  himelrtches  wirt» 
Nach  den  hier  gegebenen  Gegenilberstellangen  wird  man  zugeben 
müssen,  daß  der  VerfaUer  der  Tagezeiten  wie  der  des  Klageliedes  auf 
den  Grafen  von  Holland  die  Gedichte  Frauenlobs  kannte,  ja  gewisse 
Ausdrücke  und  Wendungen   daraus   nachahmte;    vgl.    dazu  noch  die 
Bemerkung  über  V.  2935  folg.  S.  397.    Noch  engere  Verwandtschaft 
findet    unstreitig    zwischen   den  Nachahmern  Frauenlobs   selber  sUtl 
Hier  ist  an  mehreren  Stellen  eine  wörtliche  Entlehnung  nachgewiesen 
worden.   Dazu  kommt,  daß  beide  auch  dem  Dialekte  nach  nahe  ver- 
wandt  sind.    Man   könnte   daher   auf  den  ersten  Blick  sich  versucht 
fiihlen,    für  beide  Gedichte  äinen  Verfasser  anzunehmen,    wenn  nicht 
hinsichtlich    des    Stiles    beide    wieder    von    einander    so    verschieden 
wären;    ich  erinnere  nur  an  die  auffallende  Wortstellung,    die  in  den 
Tagezeiten  so  oft  begegnet  (vgl.  Schönbach  1.  1.  S.  230  und  232)  und 
schwerlich   überall   dem  Abschreiber   zur  Last  fällt*).    Nach  meinem 
Dafürhalten  ist  es  hienach  gerathener  anzunehmen,  entweder  daß  von 
den  beiden  Verfassern  der  eine  den  andern  ausgeschrieben  —  und  es 
entstünde  dann  die  nicht  leicht  zu  entscheidende  Frage,   welcher  von 
beiden  der  Ausschreiber  des  andern  gewesen  —  oder  daß  beide  einen 
dritten  Autor   benutzt   hätten.    Das   letztere   ist   für    mich  das  Wahr 
scheinlichere.  Und  zwar,  wenn  man  bedenkt,  daß  seit  dem  Ende  des 
13.  Jahrhunderts  das  Wohlgefallen  an  gelehrtem  Zierath  und  an  leerem 
Wortgepränge   besonders   durch  Frauenlob   und   seine  Schale  genährt 
und  gefördert  wurde,  so  ließe  sich  die  Vermuthung  wohl  wagen,  daß 


*)  Am  auffallendsten  ist  die  Stellung,  welche  hier  dem  Adjecttyain  Öfter  ge^eb« 
wird,  so  daß  es  scheint,  als  habe  der  Verf.  nach  einer  lateinischen  Vorlage  gearbeitet. 
Derartige  Versetzungen  begegnen  sonst  nur  in  Interlineanrersionen  and  IhnUebei 
Übersetzungen. 


zu  DEN  PARISER  TAGEZEITEN.  393 

Frauenlob  auch  derjenige  gewesen,  von  dem  die  Verfasser  der  Tage- 
zeiten und  des  Gedichtes  auf  den  Gr.  v.  Holland  ihre  gelehrte  Staffage 
entlehnten.   Die  Quelle,   aus  der  der  erstere  seine  gelehrt  klingenden 
Verse :  /t2r  lofi  centrum  und  daz  frSt  und  daz  firmamentum  und  daz  frei 
schöpfte^  ist  uns  erhalten  und  war  gewiß  Frauenlob;    die  andern  ge- 
lehrten Beiwerke,    in  denen  er  wörtlich  tlbereinstimmt  mit   dem  Ver- 
fasser   des  Gedichtes   auf  den  Gr.  v.  Holland,    könnte  er  recht  wohl 
eben  daher  sich  geholt  haben.    Da  unter  den  vorhandenen  Gedichten 
Frauenlobs   eine  solche  Quelle   sich   nicht  mehr  vorfindet,    so  müßte 
man  denn  annehmen,  daß  das  betreffende  Gedicht,  dem  diese  Entleh- 
nungen entstammten,  uns  verloren  gegangen  wäre.   Unter  die  uns  bis 
jetzt  abhanden  gekommenen  Lieder  des  Dichters  gehört  nun  auch  das 
Klagelied    auf  König  Wenzel  U. ,    in  Bezug    auf  welches  Ottokar  in 
seiner  Chronik  c.  755  folgendes  berichtet: 

die  er  (Wenzel)  ket  gerichet  ie 
unt  von  armüete  schiety 
die  suitgen  manic  klageliet 
mit  grdzer  zaheimilsse 
svm  lob  ze  gehilgenüsae 
klagtbcLere  unt  lobelick, 
Vrouwenlop  meitter  Heinrich, 
der  üf  die  kunst  ist  kluoc, 
und  ander  singer  genuoc. 
diz  ergiey  do  man  spürte 
nach  Kriates  gebürte 
driuzehen  hundert  jär,  so  man  jachj 
und  in  dem  vunßen  dar  näcL 
Wie  in  den  Tagezeiten    der  Tod   des  Weltheilandes,    in   dem   andern 
Gedichte   der  Tod  des  Grafen   als  ein  Ereigniß  dargestellt  wird,   das 
den  Himmel  und  die  Gestirne  in  Mitleidenschaft  zog,   ebenso,   denke 
ich  mir,    könnte   auch   die  vom  Dichter  geschaffene  Situation  in  dem 
Klagelieds    auf  König  Wenzel    gewesen    sein.    Frauenlob    hätte    hier 
Gelegenheit  gehabt,   seine  astrologischen  Kenntnisse  zu  zeigen.    Und 
daß  er  damit  zu  prunken  wußte,  ersehen  wir  heute  noch  aus  einigen 
erhaltenen  Gedichten,    wie    z.  B.    aus    dem  Frauenleich   17,  20  folg., 
aus  Spr.  364,  Lied  XI,  2  u.  3. 

Doch  —  ich  sehe  wohl,  meine  Vermuthungen  tlbersteigen  bereits 
das  Maß  and  werden  sich  eher  ein  Lächeln  als  eine  Zustimmung  sei- 
tens der  Fachgenossen  erwerben.  Warum  könnte  es  nicht  auch  ein 
anderer  gewesen  sein,  der  von  zweien  zugleich  ausgeplündert  wordeii 


394  FEDOR  BECH 

wäre?  War  es  denn  Frauenlob  allein,  der  als  Meister  mit  seinem  Stil 
und  Geschmack  fUr  das  14.  Jahrhundert  den  Ton  angab?  Hören  wir 
z.  B.  Bruder  Hans,  wie  er  sich  über  die  in  seiner  Gegend  und  seiner 
Zeit  bewunderten  und  mustergiltigen  Dichter  äußert:  an  der  einen 
Stelle,  4095,  nennt  er  Frauenlob  und  Poppe,  an  einer  andern,  5037, 
einen  Hans  von  Lothringen*).  Von  Letzterem  wissen  wir  sonst  weiter 
nichts.  Jedenfalls  aber  ist  die  Art  und  Weise,  wie  hier  sein  Name 
genannt  wird,  dazu  angethan,  daß  wir  in  ihm  einen  geistlichen  Dichter 
vermuthen  dürfen,  nach  dem  sich  damals  viele  andere  richteten,  und 
wir  uns  leicht  irren  könnten,  wenn  wir  Frauenlob  als  den  einzigeo 
gefeierten  Sänger  hinstellen  wollten,  den  die  Zeitgenossen  nachzuahmen 
beflissen  waren. 

Zum  Schluß  noch  einige  Bemerkungen  zu  einzelnen  Stellen  der 
Tagezeiten. 

V.  55  muß  es  heißen:  durch  uns  den  bitterUchen  sweiz  rette  (Hs. 
nerte)  du  u.  s.  w.,  vgl.  V.  104;  eine  Umstellung  uns  durch  wird  damit 
erspart. 

V.  59  ich  manen  dich  diner  sioere,  der  dtn  reines  herze  leit]  der 
in  die  zu  ändern  ist  kein  nöthigender  Grund,  da  der  Dichter  derartige 
Attractionen  liebt,  z.  B.  V.  37,  680,  869,  1234,  1348,  1519,  2327, 
2414,  3603.  Auch  V.  1323  hieß  wohl  ursprünglich:  und  alles  güdes  de$ 
du  hast  mir  geddn,  wo  eher  des  als  daz  nach  güdes  ausgefallen  ist  Vgl. 
J.  Grimm,  Kl.  Sehr.  3,  318. 

V.  220  Dln  kint  icas  int  alleine  Umme  unsir  schult  gefangen:  fär 
int  alleine  stand  wohl  in  der  Vorlage  nit  toan  eine]  vgl.  andere  Bei- 
spiele im  Mhd.  Wb.  I,  421',  2  folg. 

V.  245  ist  mit  Tilgung  von  die  zu  lesen:  ist  daz  er  genäden  geri] 
vgl.  Bartsch  zu  Strick.  Karl  5208;  Gotfrid  Hagen  4926. 

V.  253  dan  üz  lose,  herre^  mich ;  an  dan  üz  war  nichts  zu  ändern ; 
ebenso  heißt  es  bei  Frauenlob  Spr.  407,  9 ;  Vom  Glauben  741  u.  U06, 
Bartsch  in  der  Germ.  7,  16. 

V.  307  mit  bemde  herzen  minne]  ich  verstehe  und  ändere  bemder 
=  beizender,  brennender;  vgl.  MSH.  IIl,  422*  (XXII,  1)  ein  benit 
ger  tuot  kumberheftig  selben  sich;  Pass.  K.  35,  14  in  der  bemendtn 
flammen   rot;    Kolm.    Lied.    115,  60;    Süßkint   v.   Trimberg   in  MSR 


•)  Bruder  Hans  Marienl.  4095  Und  war  ich  dichteru  alt  vundich  ÄUo  her  wu 
der  Vrouwmlop  0/  meiater  Pop ;  5035  Hed  ich  nu  cunat  von  allen  dingen,  Dts  ick 
tfUentvcUt  baz  ctmd  singen  Wen  der  Bona  deyt  wm  Lotrinffhen. 


zu  DEN  PARISER  TAGEZEITEN.  395 

II ,  259*  (III)  du  bemeat  himel  mit  den  stern]   E.  v.  Kirchberg  S.  799 
gebemen. 

V.  522  der  dac  gefriget,  an  welchem  des  menschen  son hat 

gefrtget  eine  hantgetät,   vgl.  mit  Walther  36,  31  an  dem  frttage  wurd 
wir  vor  der  helle  gefnget. 

V.  533  der  ummer  wäre  freude  gxt  Waz  der  da  grösser  freude  plac; 
im  zweiten  Verse  ist  leide  flir  freude  zu  lesen;  vgl.  V.  580. 

V.  563  mit  daz  si  zu  den  stunden  Vil  falscher  ortel  funden:  auf- 
fallend ist  der  Ausdruck  mit  daz;  gewöhnlicher  war  im  Mittelhochd. 
biz  daz,  vgL  Mhd.  Wb.  I,  19^,  42,  oder  bz  daz,  bedaz,  ebenda  113^  48 
und  Lexer  I,  139  =  während;  es  läßt  sich  vermuthen,  daß  der 
Schreiber  bit  daz  in  seiner  Vorlage  hatte ;  bit  =  biz  verzeichnet  Lexer 
als  md.  Form  aus  Morolf;  aber  ein  mit  =  bit  =  biz  findet  sich  noch 
einigemale  in  einem  Frauensteiner  Weisthum  bei  J.  Grimm  IV^  569 
und  570.    Sonst  erscheint  bit  =  mit  in  den  Tagezeiten  1531  u.  1802. 

V.  596  Wil  ich  in  g[e]näden  dagen  Bin  ich  in  eine  mensclich  lebin; 
der  Herausgeber  will  das  zweite  ich  getilgt  wissen ;  besser  ist  es,  wenn 
man  meine  schreibt  statt  iri  eine;  vgl.  V.  156. 

V.  725  folg.    [Christus]  wolde  liden  unde  leit 

Schade,  sdiande  und  smachheit, 
Siege,  stose  und  böse  wort, 
Verspien,  pine  obir  ort, 
Laclien,  spotten,  bösen  schal, 
730    Ruf  eil  flochen,  obir  obir  al. 

Da  mede  uns  spot  des  düfels  wart 
Benummen,  und  fast  die  helle  verspart, 
Und  ein  ewie  lebin 
Mit  einer  jÄn  uns  wart  gegebvn. 

Für  obir  ort  vermuthe  ich  obirhort,  vgl.  V.  2947  ganzer  tiHwen  oberhort ; 
auch  V.  3612  könnte  man  freuden  oberhort  lesen  statt  freude  freaden- 
hört.  In  V.  730  hat  der  Herausgeber  das  eine  obir  in  obir  obir  al 
getilgt.  Obwohl  aber  obiral  sonst  häufig  zur  Ausfüllung  im  Reime 
verwandt  wird,  vermuthe  ich  doch,  daß  wie  so  oft  so  auch  hier  ein 
selteneres  Wort  vom  Schreiber  unterdrückt  ist,  ich  meine  obirbral,  m., 
übermäßiges  Lärmen,  gebildet  wie  Uberbrast,  overbrost  (Magdeb.  Fragen 
S.  272),  iiberdon,  uberdvz,  überklaf,  iiberschal;  vgl.  Elisab.  ed.  Rieger 
4719  daz  mere  mochte  iezü  erbiben  von  des  ruf  es  bralle  (:  aUe)  und  Schiller - 
Lübben  III,  369  s.  v.  praL  Außerdem  ist  die  helle  aus  V.  732  in  den 
Anfang  des  folgenden  Verses  zu  rücken. 


396  FEDOR  BECH 

V.  900  folg.    Von  der  grdzen  schänden  damede  ich  bin  b^leckU  ver- 
etunchen   und   versteckit:    eine    Änderung   in    versunken    halte   ich  für 
unnöthig,  denn  vgl.  Legende  vom  Heil.  Andreas  in  dieser  Zeitschrift 
12,  78,  20  80  muz  min  eile  irtrinchin,  in  der  heüe  iretinchin  mit  eamä 
dem   licJiamen]    Leysers  Predd.  16;  23  daz  vihe  ist  in  sin  selbes  mi$u 
ervulel :  daz  vihe  bediutet  den  sunder  der  in  einen  sunden  er^unken  ist. 

V.  952  lies  ein  ordne  (Hs.  trone)  aUer  megede,  wie  V.  1580. 

V.  1225  —  —  e  mich  begriffe  der  ddt  sunder  nfe:  hier  heßere 
ich  begrTfe  und  der  sunden  statt  sunder  •^  der  Dichter  ahmt  offenbar 
Eonrad  nach  in  der  GSchmiede  863  du  schcene  mandelboumes  biud, 
die  sunden  rife  nie  getraf  und  1872  (bereits  von  Schönbach  angemerkt) 
Jde,  den  Sünden  rtfe  noch  ir  sne  gederren  nie  getorsie. 

V.  1528  flg.  daz  dir  die  glieder  dannen  musten  alle  iniuAehen  ir 
Slot  besunderlichen:  dieselbe  Construction  hat  entwichen  bei  Frauenl. 
Spr.  398;  6  und  ob  daz  mittel  im  der  güete  entunchet, 

V.  1747  das  des  blüdis  beclie  grdz,  frauwe  magit^  uf  dich  floz: 
hier  steht  gr$z  substantivisch  im  Sinne  von  viL 

V.  1885—86  lese  ich  graben  in  dem  herzen  min  swachen  (Hs.  suchen) 
einen  fullemunt:  vgl.  V.  1875  und  1877;  im  Gedicht  kehrt  diese  auf- 
fallende Wortstellung  öfter  wieder. 

V.  1856  helfe  rät  ist  Wolfram  nachgesprochen^  der  im  Parz.  715, 11 
sagt:  din  minne  gtt  mir  helfe  rät. 

V.  2182  schlage  ich  vor,  nach  Tilgung  von  trüren,  das  aus  V.  218Ü 
wiederholt  und  durchaus  wider  den  Sinn  ist,  zu  lesen :  vor  alme  miste- 
wende,  vor  ßenden  gar  behende. 

V.  2302  din  senßekeü  dtn  fülle  müt:  fbr  das  letztere  ist  etwa 
woletnüt  zu  lesen. 

V.  2555  daz  crüce  heilic  ßl  gar  ztibrast:  der  Schreiber  scheint  hier 
heilic  für  vron  gesetzt  zu  haben ;  vrone  hat  er  auch  wohl  im  Folgenden^ 
V.  2563,  ausgelassen;  dasselbe  Wort  scheint  er  da,  wo  san*)  auf  don 
in  allzu  moderner  Weise  gereimt  ist,  in  V.  1995  und  2372,  durch  einen 
ihm  geläufigeren  Ausdruck  ersetzt  zu  haben;  nur  V.  4033  und  4038 
ist  vion  unangetastet  geblieben. 

V.  2581  0  gimme  vor  dem  zigel  (:  spigel)  ist  Nachahmung  von 
Konrad  in  der  GSchmiede  244  den  gotes  briulen  allen  treit  (jRn  sdicene 
voi*  den  spiegel'^  alsam  daz  goU  den  ziegel  überglestet  u.  s.  w.  und  861 
du  gimme  ob  allen  steinen  guoL 


*)  ^f^^'   weiter   unten  su  V.  2936  folg. ,  wo  der  Schreiber  ebenfalb  ton  gMetit 
hat  statt  eines  ihm  ungeläufigen  Ausdruckes. 


Zu  DEN  PART8ER  TAOEZEITEN.  397 

V.  2695  folg.  ein  ritter  sich  da  fägete 

zu  dime  dodin  tibe  stis, 
genennit  was  Longintis, 
AaslasBUDg  des  Pronomens  im  letzten  Verse  anzunehmen ,  wie  der 
Herausgeber  thut,  ist  gar  nicht  nöthig;  der  Dichter  scheint,  seinem 
Dialekte  entsprechend,  auch  sonst  das  Pronomen  öfter  gespart  zu  haben, 
so  in  V.  2017,  2560;  vgl.  Gott.  Gel.  Anz.  vom  J.  1863,  S.  1304;  dazu 
Tobler  in  dieser  Zeitschr.  17,  257  folg.  und  Jänicke  zu  Wolfdietrich 
D.  V.  123. 

V.  2782  lies  uf  den  lesten  dac  statt  besten  d. 
V.  2926  lies  dd  gelöst  statt  daz  gelüste. 
y.  2935  folg.  ich  mane  dich  der  clage  groz, 

der  du  sprechcy  reine  frucht, 
dd  dm  eingebom  aon 
doth  in  dime  schöse  lac. 
Der  Herausgeber  hat  hier  zucht  vermuthet  für  son.  Das  würde  der 
Schreiber  wohl  unbertlhrt  gelassen  haben.  Eher  nahm  er  Anstoß  an 
dem  seltenen  truchty  das  bei  Frauenlob  mehrmals  erscheint,  und  zwar 
im  Sinne  von  onus,  zumal  onus  gravidi  veniris,  partus,  Leibesbürde, 
Leibesfrucht,  Creatur,  so  in  Spr.  63,  13  und  in  den  Varianten  zu 
Spr.  157,  11,  wo  nach  meiner  Auffassung  das  Wort  vrouwe  spielend 
gedeutet  wird  mit :  vrd  wS-bernder  trachte  (:  wuchte  :  züchte) ;  in  Spr. 
315,  15  ö  süeze  trucht,  was  wieder  nachgeahmt  ist  von  Wizlav  in 
MSH.  III,  78^:  Maria  y  du  süze  vruchty  emphtnge  ein  höhe  drucht  von 
Gabrieles  bodeschaft\  die  Handschr.  hat  hier  din  für  du\  Ettmüllers 
Erklärung  in  der  Ausgabe  der  Sprüche  und  Lieder  Wizlav's  S.  69  ist 
äußerst  gezwungen.  Auch  in  Frauenlob's  Spr.  262,  2  ist  lebendige  trucht 
nur  poetische  Umschreibung  für  Creatur,  menschlich  Wesen;  an  „Schaar*' 
oder  gar  an  „Gesindel^,  wie  Ettmüller  wollte,  wird  man  heute  nicht 
mehr  denken. 

V.  2960  — 61  die  zu  beschnben  etat  wa  nienian  folles  sinnes  liat: 
für  wa  nieman  möchte  ich  wdn  oder  wen  ieman  =  schwerlich  jemand 
lesen;  vgl.  V.  3602  ich  v)ene  ieman  gesagen  kan;  auch  stdt  ist  aber  ver- 
dächtig; vielleicht  sind  die  Worte  so  zu  stellen :  die  wen  zu  heschinben 
sat  ieman  volles  sinnes  häL 

V.  2974  folg.  läßt  der  Dichter  den  Johannes  zum  Herrn  sprechen : 
wie  ist  duz  herze  din  ferwonty 
daz  mir  tiechtent  det  drüwe  kunt 
getrüwer  spisen;  wer  sal  mich 
mi  spiseny  sage,  trüwelich  u«  s.  w. 


398  FEDOR  BECH,  ZU  DEN  PARISER  TAQEZEITEN. 

Ich  setze  nach  kunt  ein  ÄUBrafiingszeichen  and  fahre  fort:  getrutu 
(oder  getrüwer)  sptser,  teer  scd  mich  u.  8.  "w. ;  über  spiser  vgl.  St  Ulrichs 
Leben  131. 

Y,  3041  daz  zu  bedOdm  nicht  inlil  (:  zit)  =  daß  es  (Schönbach 
vermuthet  daz  'z)  nicht  zu  sagen,  zu  beschreiben  ist;  ebenso  zn  fassen 
ist  V.  1459  daz  uwer  beider  ungemach  niet  zu  bedüden  (so  nach  Schön- 
bach  fUr  bdUden)  ganz  inlU.  Hier  ist  ligen  ganz  entsprechend  dem 
Verb,  stän  verwendet,  vgl.  z.  B.  ez  stBt  zu  bedütin,  zu  echnben^  zu  merkene 
in  den  Beispielen,  welche  in  Germ.  6,  64  und  Mhd.  Wb.  II*,  573*, 
1 — 8  verzeichnet  stehen. 

V.  3063  Su8  clagete  er  da  lange  Mit  grager  jämer  Strange;  hier 
könnte  groger  =  kroger  =  kri  stehen  und  zwar  im  Sinne  von  vod- 
feratio,  ejulatio,  vgl.  in  dieser  Zeitschrift  22,  43  sowie  über  die  Schrei- 
bung grt  =  krt  ebenda  26,  270;  ftlr  jämer  müßte  dann  jdmers  ge- 
schrieben werden ;  ähnlich  bei  Clara  Hätzlerin  1,  1,  49  in  des  jdmen 
krey  und  in  den  Beispielen  bei  Hildebrand  D.  Wb.  V,  2136 — 37.  Dis 
Adjectiv  stränge  könunt  noch  in  V.  2117  vor,  wo  es  wohl  ebenso 
unantastbar  ist  wie  bei  Lachmann,  Über  drei  Bruchstücke  mnrh.  Gedd. 
13,  147:   zioene  risen  stränge  stunden  in  grozem  gettoange. 

V.  3221  der  in  getrüweRcher  dat 

dich  for  Simon  gesprochen  hat] 
den  zweiten  Vers  ändere  ich  in:  dich  gein  Simon  vorsprochen  hat,  vgl. 
V.  3844-45. 

V.  3317 — 18  er  want  dich  in  ein  siden  düch  \  mit  riehen  warten, 
sit  daz  buch.  Daß  sin  aus  fegen  contrahirt  werde,  wie  der  Herausgeber 
zu  sit  bemerkt,  ist  ein  Irrthum,  der  auf  einem  Misverständniß  dessen 
beruht,  das  Rieger  zur  Elisab.  2174  vermerkt  hat.  Wenn  man  nicht 
seit  schreiben  will,  so  läßt  sich  eher  vermuthen,  daß  der  Schreiber 
hier  wieder  einen  ihm  zu  altfränkisch  oder  zu  unverständlich  lauten- 
den Ausdruck  vor  sich  gehabt  hat,  nämlich  qutt  oder  kU^  vgl.  Lexer 
s.  V.  queden  und  Hildebrand  im  D.  Wb.  V,  s.  v.  keden.  Das  Verbum 
hat  sich  bekanntlich  nur  im  Präsens  und  zwar  in  formelhaften  Aas- 
drücken erhalten.  Unter  dem  buch  ist  die  Heilige  Schrift  oder  eine 
Evangelienharmonie  gemeint;  Evang.  Job.  19,  40  heißt  es:  accepemnt 
antem  corpits  Jet^u  et  h'gaveiiuit  iltnd  Unieis  cum  aromatibus\  darnach  wire 
Worten  in  w(yi*cen  oder  worzen  zu  ändern  gewesen,  nicht  aber  in  borten. 

V.  3331  irzeuge  kindis  trüge  mir;  daß  hier  ti^ge  für  trüwe  gesetzt 
sei,  ist  mir  trotz  der  Verweisung  auf  Weinhold,  Gramm.  §.  202  nicht 
wahrscheinlich;  eher  möchteich  annehmen,  in  der  Vorlage  des  Schreibers 
habe  gestanden:  trü  gein  mir;  vgl.  Parz.  715,  8  tut  din  herze  gein 
triwen  pfligt. 


A.  EDZARDI,  KLEINE  BEITRÄGE  ZU  DEN  EDDALIEDERN.  399 

V.  3390  80  daz  mm  fient  nedir  aegit  (:  wol  gesegit)  ist  unmöglich 
richtig;  aegit  kann  nicht  für  afigit  stehen;  es  ist  vielmehr  legit  dafür 
SU  schreiben,  das  sich  hier  zuweilen  neben  den  Formen  leit  und  lit 
gebraucht  findet;  vgl.  V.  3030  anegesegit :  feraerit  Ugit, 

V.  3613  ftlr  gürt  ist  gürc  oder  giric  zu  lesen. 

V.  3848  dciz  mir  bealoaaen  ai  der  dal  den  er  brach  (Hs.  erbrach). 
Unter  dal  ist  der  heiletal  gemeint  (Erlös.  1025);  zu  brechen  halte  man 
Stellen  wie  Ältd.  Predd.  aus  St.  Paul  76,  17  ai  gäben  urchunde  dem 
heiligen  Christ,  wie  gewaüichlichen  er  die  helle  breche;  109,  11  dd  er  die 
helle  brahy  do  wären  ai  in  einem  dienet. 

V.  3985  gelobet  st  der  h^e  dac,  den  nieman  follenfören  mac ;  passen- 
den Sinn  gewährt  hier  nur  follenfiren. 

ZEITZ,  August  1881.  FEDOR  BECH. 


KLEINE  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  UND 
ERKLÄRUNG  DER  EDDALIEDER. 


15.  Nachträgliches  zur  Qripisspd. 

Über  die  Qripisspä.  habe  ich  in  dieser  Zeitschrift  23,  325  ff. 
gehandelt,  über  ihren  Werth  als  Ersatz  für  den  in  der  Lücke  des 
cod.  reg.  der  Lieder-Edda  ausgefallenen  Theil  der  'Sigurdssaga'  außer- 
dem noch  24,  359.  Inzwischen  hat  fortgesetzte  Beschäftigung  mit 
diesem  Liede  mich  zu  der  Überzeugung  gebracht ,  daß  die  Überliefe- 
rang desselben  an  einer  Stelle  unvollständig  und  verwirrter  ist,  als 
man  (auch  ich)  bisher  annahm.  Ich  meine  die  Strophen  33 — 44  (Hild). 
Daß  hier  nicht  alles  in  Ordnung  sein  kann,  ergibt  sich  aus  folgenden 
Beobachtungen. 

Im  zweiten  Theil*)  enthalten  die  von  Sigurd  gesprochenen  Stro- 
phen sachlich  nie  etwas  neues,  sondern  recapituliren  die  vorhergehende 
Prophezeiung  und  knüpfen  daran  die  zum  Folgenden  hinübcrleitende 
Frage,  wie  denn  das  geschehen  könne,  oder  wie  es  denn  weiter  er- 
gehen  werde.    Eine  Ausnahme  macht  Str.  50,    woraus  man,   wie  ich 


*)  Dabin  sind  meine  Bemerkungen  Qerm.  23,  327  and  330  zu  berichtigen. 
Im  ersten  Theil  bringen  allerdings  auch  die  von  Sigurd  gesprochenen  Strophen  neuo 
ZOge  (so  14,  6  f.  [?  vgl.  Germ.  23,  323  ff.].  16,  2  ff.)  oder  weisen  doch  bestimmter, 
als  das  mehrfach  auch  im  zweiten  Theil  geschieht,  auf  die  folgende  Prophezeiung  hin , 
ninlich  10,  6  ff.  12,  1  f.  16,  6  ff.  18,  8  ff. 


400  A.  EDZARDI 

Bd.  23, 327  f.  ausführte,  auf  den  Verlast  mindestens  äines  Strophenpaarei 

schließen  muß.  Genau  so  verhält  es  sich  aber  mit  Str.  34,  wo  Sigard 

spricht: 

mun  ek  vid  pk  Gnnnar       gorva  bleyti 
ok  GudrÜDU       ganga  at  eiga. 

görva  hleyti  kann  hier  schwerlich,  wie  sonst  ja  mehrfach,  bedeuten 
'Schwägerscbaft  schließen',  also  ganz  dasselbe  unbestimmt  ausdrücken, 
was  die  beiden  folgenden  Verse  noch  einmal  bestimmt  aussprechen. 
Vielmehr  muß  das  görva  hleyti  mit  Qunnar  [und  HogneJ  hier  auf  das 
Eingehen  jener  besonderen  engen  Verbindung  gehen,  welche  die  Sage 
in  allen  ihren  andern  Darstellungen*)  in  Verbindung  mit  Signrds  Ver- 
lobung, beziehungsweise  Vermählung  mit  Gudrun  kennt,  nämlich  auf 
die  Blutsbruderschaft**).  In  Str.  33  war  aber  von  dieser  Blutsbröder- 
Schaft  gar  nicht  die  Rede,  von  seiner  Vermählung  mit  Gudrun  — 
worauf  doch  Sigurds  Recapitulation  {eigcL)  sich  zu  beziehen  scheint  — 
eigentlich  auch  nicht,  sondern  es  war  nur  gesagt,  daß  Grimkild  sie 
ihm  anbieten  werde.  Es  wird  also  vor  Str.  34  ein  Strophenpaar  fdilen. 
Wenn  nun  nach  Str.  33  eine  Strophe  (*33*)  fehlt,  in  der  Sigurd 
etwa  fragte,  Vie  kommt  es  denn,  daß  ich  Grimhilds  Anerbieten  an- 
nehme?' so  muß  darauf  Gripi  in  einer  zweiten  fehlenden  Strophe 
(*33^)  1.  dies  motivirt  haben,  vermuthlich  durch  den  Vergessenheits- 
trank***); 2.  der  mit  Gunnar  und  Hogne  geschlossenen  Blutsbrfider- 
schaft  erwähnt  haben.  Dieser  letztere  Theil  der  Strophe  ist  nun  nicht 
verloren,  sondern  in  Str.  37,  1 — 4  erhalten,  wohin  er  irrthflmlich  gc- 
rathen  sein  muß.  Denn  die  Blutsbruderschaft  wird  nicht  erst  auf  dem 
Ritte  zu  Brynhild  (oder  doch  gelegentlich  dieses  Rittes)  geschlossen, 
sondern  nach  dem  übereinstimmenden  Zeugnisse  der  flbrigen  Über- 
lieferungen, welche  ebenfalls  die  auf  den  verlorenen  Blättern  des  cod. 
reg.    ausgefallenen    Lieder   benutzten^),   in   unmittelbarem   Zusammen* 


*)  Sig.  sk.  1-2;  8n.  E.  I,  360,  Vols.  s.  (Bugge)  148,  3  f.  20-24.  [Vgl  inch 
Brot  18.] 

**)  hleyti  bezeichnet  zunächst  jedes  enge,  meist  verwandtschaftliche  Verhiltai^ 
das  geschlossen  wird.  Das  wird  meist  von  Schwägerschaft  gelten,  kann  aber  an 
sich  ebensogut  von  der  Blatsbrüderschaft  (femer  vom  Adoptiv  •  Verh&ltnUS  etc.)  getagt 
werden. 

***)  Dieser  Trank  darf  dem  franzen  Zusammenhange  nach  gar  nicht  fekko 
(vgl.  31,  5—8).  Auch  kennt  ihn  die  hier  ans  gleicher  Quelle  schöpfende  Vnla.  14S,  1 
bis  6  an  dieser  Stelle,  wovon  unten.  (Vgl.  Vyls.  149,  10  flF.  168,  19  ffl)  Auch  drtfr 
hon  v^l  at  ffram  33,  8  scheint  auf  eine  folgende  Erwähnung  des  Zaubertrankes  hinit- 
deuten. 

^)  Sig.  sk.  1 — 2:  tök  md  trygdum  tveggja  brcsdra,  »eldutk  difa  eljunfirtbur,  MiB§ 
huOu  hdfnum  . . .  Qudr&tm  ungu  Qjüka  cUklur,  drukku  ok  doemdu  etc.    . . .  «m  >dr  Brft- 


uEINE  BEITRiGE  ZUR  GESCHICHTE  ü.  ERKLÄRUNG  D.  EDDALIEDER.     401 

lüge  mit  der  Vermählung,  bezw.  Verlobung  Sigurds  mit  Gudrun,  wie 
Äuch  fttr  Grfp.  aus  Str.  34,  1  —4  bei  meiner  Auffassung  der  Verse 
ese  Verbindung  erwiesen  wird.  In  Sig.  sk.  gehen  die  Brudereide 
^ar  der  Verlobung  und  Vermählung  mit  Gudrun  vorher,  der  Ver- 
ihlung  wenigstens  auch  in  Vols.  (wenn  hier  zwei  Paralleldarstellungen 
rbunden  sind  —  wie  ich  glaube  —  anscheinend  in  beiden  benutzten 
Erstellungen). 

So  hätten  wir  in  Str.  31 — 34  folgenden  Zusammenhang:  Gripi 
) :  „Du  wirst  Brynhild  und  deine  Eide,  die  du  ihr  geschworen,  ver- 
ien  (=  Vols.  143,  ö;  149,  11),  sobald  du  eine  Nacht  Gjuke's  Gast 
vesen  bist."  —  Sigurd  (32):  „Wie  sollte  ich  zu  diesem  Treubruch 
mmen  gegenüber  einer  Maid,  die  ich  von  ganzem  Herzen  liebe ?*^ 
5I.  V9IS.  142,  20).  —  Gripi  (33):  „Andere  werden  mit  Trug  und 
it  dich  dahin  bringen:  Grimhild  wird  mit  listigem  Sinne  dir  ihre 
chter  anbieten"  (vgl.  V9I8.  142,  21  ff.;  143,  10—13  [143,  19  f. 
Sig.  sk.]).  [Sigurd  (*33'):  „Werde  ich  denn  aber  dieser  Lockung 
ht  widerstehen?**  —  Gripi  (*33**):  „Gunnar  und  Hogne  werden  die 
udereide  schwören  (=  37,  1 — 4  =  Vols.  143,  4)  und  Grimhild  wird 
rch  einen  Vergessenheitstrank  (=  Vols.  143,  5)  deine  Vermählung  mit 
idrun  bewirken.**]  —  Sigurd  (34) :  „Also  werden  Gunnar  und  Hogne 
rioe  Blutsbrüder,  Gudrun  meine  Gattin  werden:  das  wäre  eine 
ffliche  Ehe,  wenn  nicht  Gewissensbisse  mich  quälten.**  —  Gripi  (35) : 
rimhild  wird  dich  sogar  so  weit  bethören,  daß  du  selber  ftlr 
mnar  um  Brynhild  werben  wirst.**  Und  so  schließt  sich  hier  wie  in 
a  andern  Quellen  die  Werbung  um  Brynhild  Str.  35  ff.  an.  Hier  ist 
o  37,  1—4  zu  entfernen.  Vielleicht  stand  dafür,  daß  sie  alle  drei 
utmar  okHogni,  enpü,  gramr,  pridi*),  vgl.  Sn.  E.  Sigurdr  ok  Gjuka- 
lir)  auf  die  Werbung  ritten.  Fast  sollte  man  vermuthen,  daß  hier 
ch   mehr   ausgefallen   sei,    namentlich   das  Ziel  des  Rittes  (=  V9I8. 


lar  hidja  foru  etc.  —  Sn.  E.  I,  360  pcar  cUxUdUt  Sigurdr  longa  hrid,  pd  fßkk  kann 

Jrünar  OjukadSUur ,  en  Gurmarr  ok  Hqgni  tontst  i  brcedralag  wd  Sigurd,  pvi  naat 

i  peir  Sigur(tr  ok  Gjukasynir  at  hidja  Gutmari  konu,   Hl  Atla  BudUuonar,   Bryn- 

lar  y    iy$tur   hana  :  hon  sat  d  Hindajjalli  etc.  —  Vpls.  143,  3  £f.  hrocdr  pinir  [skulu 

»]  Cfunnarr   ok  Hpgni;    ok  allir  6r  eida   wnnid  [so   zu   lesen,    vgl.  Grfp.  37:    4r 

lud  aUir  eida  virma]  . . .  Sigurdr  . . .  dwUdiat  par  um  hrid  ...  19  ff.:  wljum  vSr  tu 

rus  . . .  hoidi   riki   ok  v&ra   ay$tur   med   hodi  . . .  peir  maerjati  n&  i  bra^dralag  . . ,  n& 

ler  dgcetlig  veizla,  ok  ttöd  marga  daga;    drekkr  Sigurdr  n&  brüdhlaup  tu  Chidrunar 

Sig.  sk.  2,  1—4;    1,  0—8;    2,  6—8].    Dann  folgt  143,  31  ff.  [==  Sig.  sk.  3,  1  ff.] 

Werbung  um  Brynhild;  sie  reiten  zu  Bndle  (nicht  Atle;  vgl.  aber  Qerm.  28,  188). 

^  Wenn  so  die  Verse  37,  3  f.  und  *33^,  B  f.  gleich  lauteten,  so  wäre  die  Ver- 

:hslang  der  Halbstrophen  leicht  erklärlich. 

aBBMANIA.  Nene  B«ilie.  XV.  (XXVII.)  Jahrg.  26 


402  A.  £DZABDI 

und  Sn.  E.)  und  doch  auob  wohl  eine  Hinweisung  auf  die  Waberlohe. 
Freilich  sind  über  die  Form  der  Sage  von  der  Werbung*),  die  Grip. 
voraussetzt,  höchstens  Vermuthungen  möglich. 

Im  Folgenden  muß  aber  auch  noch  Unordnung  herrschen.  Die 
Strophen  42  und  43  (Hildbr.)  stehen  in  der  Hs.  in  umgekehrter  Reihen- 
folge: a  =  Str.  40  (Hbr.),  b  =  Str.  41,  c  =  Str.  43,  d  =  Str.  42. 
Daß  b/c  (=  41/43)  ursprünglich  aufeinanderfolgten,  ist  unmöglich^  weil 
beide  Strophen  Gripi  spricht,  während  nachher  Sigurd  zwei  Strophen 
(42/44)  hinter  einander  spricht.  Daß  hier  eine  Umstellung  nöthig  ist, 
wird  wohl  Niemand  bestreiten;  nur  darf  man  nicht  wie  Bugge,  Gbundtvig 
und  Hildebrand  o  hinter  d  rücken,  sondern  b  (41)  hinter  cd  (43/42), 
wie  ich  im  Folgenden  zeigen  werde. 

Femer  widerspricht  der  Inhalt  von  43,  1 — 4,  daß  Sigurds  mid 
Gunnars  Hochzeit  zusammen  gefeiert  werden  sollen  (wie  im  Nibe- 
lungenliede!) den  sonstigen  Angaben  der  nordischen  Sagenquellen 
(Vols.;  Sn.  E. ;  Sig.  sk.),  ja  der  Grip.  selbst,  in  der  ja  schon  34,  3  £ 
Sigurd  recapitulirend  bemerkt:  mun  ek  . . .  Gudrünu  ganga  at  eiga? 
fullkvcßni  pd  fylkir  vceri  etc.  Offenbar  ist  hier  schon  Sigurds  Ver 
mählung  mit  Gudrun  gemeint,  gerade  wie  in  dem  entsprechenden 
Abschnitte  der  V9IS.  und  in  den  andern  Quellen.  Außerdem  passen  die 
Verse  43,  1—4  weder  nach  Str.  42  noch  nach  Str.  40  in  den  Zusammen- 
hang der  Strophe,  da  der  Inhalt  von  43,  5 — 8  dem  von  43,  1—4  doch 
vorhergegangen  sein  müsste;  und  überhaupt  passen  beide  Strophen- 
hälften  schlecht  zusammen. 

Ferner  spricht  Sigurd  von  drei  Nächten,  die  er  bei  BrjmhHd 
geweilt  (=  Vols.  146,  8) ,  während  Gripi  dieser  drei  Nächte  im  über 
lieferten  Text  vorher  gar  nicht  erwähnt  hat  Da  nun,  wie  gesagt,  in 
zweiten  Theil  der  Grip.  die  von  Sigurd  gesprochenen  Strophen  sonst 
stets  nur  das  Gesagte  recapituliren  und  niemals  neue  oder  speciellere 
Züge  hinzufügen,  so  ist  zu  vermuthen,  daß  Gripi  vorher  in  verlorenen 
Versen  (entsprechend  der  hier  wohl  aus  gleicher  Quelle  schöpfenden 
Vols.  8.)  der  drei  Nächte  erwähnt  hatte. 

Endlich  ist  Sigurds  Frage  in  Str.  42,  wie  denn  Gunnar  eine  Maid, 
die  schon  bei  ihm  (Sigurd)  drei  Nächte  geschlafen,  werde  zur  Frtu 
nehmen  mögen,  nach  Str.  41  geradezu  sinnlos.  Denn  die  darauf  sn 
erwartende  Antwort  kann  doch  nur  die  gewesen  sein:  „du  wirst  sie 
in  den  drei  Nächten  nicht   berühren"  —  und   das  sagt  eben  Gripi  in 


*)  Über   die   Terschiedenen  Fassongen,    welche    die   nordiscba  Sag«  in  diesem 
Punkte  aufweist,  hoffe  ich  bald  an  anderm  Orte  handeln  an  können. 


KLEINE  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  U.  ERKLÄRUNG  D.  EDDALIEDER.      408 

Str.  41.  Also  Str.  42  muß  vor  Str.  41  gestanden  haben,  so  daß 
letztere  die  Antwort  auf  erstere  enthält. 

Aus  dem  allen  ergibt  sich,  wie  ich  meine,  unzweifelhaft,  daß  die 
unleugbar  vorhandene  Unordnung  der  Strophen  nicht  dadurch  ent- 
stand, daß  c  (43)  vor  d  (42)  gestellt  ward,  sondern  daß  b  (41)  vor 
e/d  (43/42)  gerieth.  Es  ist  also  nach  Hildebrands  Strophenzählung  so 
zu  ordnen:  40.  43.  42.  41. 

Ferner  ergibt  sich,  daß  die  Halbstrophe  43,  1 — 4 

Saman  nlunu  bruUaup       bsadi  drukkin, 
Sigurdar  ok  Gunnars,       f  solum  Gjüka*) 

hier  nicht  echt  sein  kann,   sondern   die  echte  Halbstrophe  verdrängt 
haben  muß.    Aus  der  Vergleichung  der  Vols.  146,  8  (Par  dvelst  kann 
Prjdr  ncetr,  ok  büa  eina  rekkju)  und  Sigurds,  offenbar  auf  die  verlorene 
Halbstrophe  Bezug  nehmender  Erwähnung  der  prjdr  rustr  (42,  5)  er- 
gibt   sich,    daß    der  Inhalt    dieser  Halbstrophe   war:    „du  wirst   drei 
^  Nächte  der  Maid  Lager  theilen.^  Alsdann  begreift  sich  auch,  wie  statt 
^  dieser  Halbstrophe  die  inhaltlich  verwandte  Halbstrophe  41,  1  ff,  dem 
Schreiber  in   die  Feder   kommen    konnte,    so    daß    auf   diese  Weise 
Str.  41  vor  43/42  gerieth. 
^  Zu  erklären  bliebe  nur  noch,    wie   die  jetzigen  Verse  43,  1 — 4 

^    mit  ihrer,  der  nordischen  Sage  fremdartigen  Auffassung**)  die  zu  er- 
^  schließenden   echten   verdrängen   konnten.    Das   wäre  am  ehesten  er* 
^   klärlich,  wenn  die  verdrängten  Verse  ähnlich  gelautet  oder  doch  ähnlich 
begonnen  hätten,  etwa: 

^  Saman  munud  ^r  bnidr       i  ssßiDg  einni 

^  t)rj4r  nsBtr  sofa       i  89luin  Heimis  (?) 

^  Eher  sollte  man  freilich  etwa  eine  Fassung  wie  die  folgende  erwarten : 

^  Munud  ^r  brüdr       bsedi  sofa 

^  pT^kr  nsetr  saman***)  i  sseing  einni*). 

L  Und  in  diesem)  Falle   böte   sich   für   das  Hineingerathen   der  jetzigen 

A  ^61*86  43,  1 — 4  vielleicht  noch   eine   andere  Erklärung.    Man   könnte 

JrJiämlich    zwischen  Str.  43,  8  und  42,  1  ein  Strophenpaar    ausgefallen 

^  denken,  welches  angedeutet  hätte,  daß  Sigurd  Brynhild  dem  Gunnar 

ii  4s   Gattin   tiberlassen   oder   zuführen   werde,    und  Gunnars  Hochzeit 

^  erwähnt  hätte  (vgl.  Sig.  sk.  4,  10).  Fast  könnte  darauf  42,  1  f.  deuten: 

^  *)  Man    vergleiche    übrigens    dazu  Fas.  II,  64  Sigurd  konung  i  t^lum  Gjüka 

^  (^eitr.  8,  361). 

**)  Gehörten  sie  einem  verlorenen  Liede  an,  welches  der  jilngem  (dentschen) 
^«igenfassnng  folgte? 

♦**)  Vgl.  RiggJ)ula  20,  1  u.  ö.  prjdr  ncetr  saman. 
t)  Vgl.  Helr.  12:  svdfii  vU  ok  undum  i  scHng  einni. 

9A* 


404  A.  EDZARDI 

Mun  göda  kvdn       Qunnarr  eiga.   Aber  beweisend  fbr  den  Aus- 
fall eines  Strophenpaarcs  sind  diese  Worte  nicht 

Schließlich  lasse  ich  za  bequemerer  Übersicht  die  fragliche  Partie 
des  Liedes  in  der  Anordnung  folgen,  die  ich  als  die  ursprüngliche  zq 
erweisen  suchte,  indem  ich  im  Übrigen  Hildebrands  Text  unverändert 
wiedergebe: 

33.    rü  verdr,  sikliogr,         fyr  svikum  anoan     (H.  33) 
mundn  Grimhildar         gialda  r4da; 
mun  biöda  pdr  biarthaddat  man, 

döttnr  sfna,         dregr  b6n  y^l  at  gram. 

34 (*33*) 


; *) 

35.  Er  mnnnd  allir         eida  yinna     (H.  37,  1 — 4) 

Gannarr  ok  Hpgni,  en  ))ü,  gramr,  pridi 

^33") 

**\ 

36.  Mun  ek  vid  })4  Gunnar         gonra  hleyti,  (H.  34) 
ok  Gudrünn  ganga  at  eiga; 

fnllkTaBui  ))4         fylkir  YSBri, 
ef  meintregar  mit  angradit. 

37.  Pik  mun  Grfmhildr         görva  v^la,     (H.  35) 
mun  hön  Brynhildar  bidja  fysa 
Gunnari  til  handa,          Gotna  dr6ttni; 

heitr  })u  fli6tliga  fpr  fylkis  modur. 

38.  Mein  eru  fyr  hondum,  m4  ek  lita  pat,     (H.  36) 
ratar  görliga          tk^  Sigurdar, 

ef  ek  skal  mserrar  meyjar  bidja 

pdrum  til  handa,         |)eirar  er  ek  unna  vel. 

39.  [Er  munud  allir         tU  Atla  riäa  (??) 
Gurmarr  ok  Hogni         en  pü,  gramr,  pridi^] 

pk  it  litum  vixlid,  er  4  leid  erud,     (H.  37,   5—8) 

Gunnarr  ok  pu,  Gripir  lygr  eigi. 

40.  Hvi  gegnir  ))at?  hyi  skulum  skipta     [H.  38] 
litum  ok  14tum,          er  4  leid  erum? 

pSLT  muD  flarasdi  fylgjä  annat 

atalt  med  ^Ilu;  enn  segdu,  Gripir! 


*)  Inhalt   etwa:    ^werde  ich   denn  aber  dieser  Lockung  nicht   widerstehec 
Und  was  für  List  wird  Grimhild  anwenden  ?** 

**)  Inhalt   etwa:    ,, Grimhild  wird   durch   einen  Vergeßenheitstrank   diese  Ve^ 
bindung  mit  Gudrun  herbeiführen." 


NE  BKITRiGE  ZUR  GESCHICHTE  U.  ERKLÄRUNG  D.  EDDALIEDER     405 

41.  Lit  hefir  pil  Gnnnara         ok  l»ti  hans,     (H.  39) 
mflßUku  pioA         ok  meginhjggjnr ; 

munda  faatna  |)^r         framlandada 
föstra  HeimiB,         sör  yaetr  fyr  pri. 

42.  Verst  hyggjum  J>7i,  viodr  munk  heitinn     (H.  40) 
Sigurdr  med  soggjnm  at  soguru; 

vilda  ek  eigi         v6Ium  beita 
ipfra  bnidi,         er  ck  oezta  veitk. 

43.  [Saman  munud  6r  hrudr         %  8cnng  einni 
Prjdr  ncetr  sofa  i  solum  //etmw?]*) 

pk  h9mam  Wxlid         er  it  heim  komid,     (H.  43,  5 — 8) 
helir  hverr  fjrr  J)vi  byggja  sina**). 

44.  Man  g6da  kvin  Gannarr  eiga     (H.  42) 
mffirr  med  mpnnam  —  m^r  segda,  Gripir!  — 
})6at  hafi  prjkr  nsßtr         |)ego8  brddr  bj4  m^ 
snarlynd  sofit?          sliks  erut  dffimi! 

45.  rü  mant  hvila,  hers  oddviti     (H.  41) 
mserr,  bj&  meyja,  sem  pin  m6dir  b4. 
p\i  muD  uppi,  modan  old  lifir, 
I)j6dar  ))engilly  pitt  nafo  vera***). 

46.  Hve  mun  at  yndi  eptir  verda     (H.  44) 
m£ßgd  med  •mponum?    etc. 

LEIPZIG,  im  Bfai  1888.  A.  EDZABDL 


*)  Dafür  überliefert:    Saman  munu  bruüaup  bcBdi  drukkin 

Sigwdar  ok  Chtrmart  i  tohan  OjAka, 
**)  Hier  ist  vielleicht  ein  Strophenpaar  ausgefallen;   s.  die  Schlußbemerkung 
•j  Abhandlung. 

***)  Sollte  die  zweite  Halbstrophe,  die  23,  6—8  jedenfalls  passender  steht,  hier 
icht  unrichtig  wiederholt  sein  statt  einer  verlorenen,  die  des  swischengelegten 
ertes  erwähnt  hätte?  Alle  Paralleldarstellnngen  erwähnen  desselben  an  dieser 
t  übereinstimmend,  ja  theils  wörtlich  übereinstimmend,  nämlich:  Big.  sk.  4:  lagdi 
nökkvit  . ..  d  medal  peira;  ni  hatm  konu  kyt^a  gmrdi  etc.  -^  Sn.  £.  I,  362 
u  kvomu  i  scBvng,  pd  dro  kann  sverdü  Qram  6r  »lidntm  ok  lagdi  i  miUi  peirra,  — 
146,  8  ff.  dveltt  kann  prjdr  naotr,  ok  hua  evna  rekkfu.  Harni  lekr  tverdU  Qram 
ggr  i  medal  peira  hert  —  Vgl.  Brot  20  henvqnd  of  Ut  ...  d  medal  okkar,  — 
k.  68  liggi  okkctr  erm  i  miUi  . . .  egghvatt  idm  9vd  endr  lagü;  pd  et  vU  hüBdi  bed 
ttigum,  ok  hitum  pd  hidna  tM|/m. 


406  ^'  STEFFENHA6BN 


KIELER  BRUCHSTÜCK    AUS   BERTHOLDS  VON 

HOLLE  DEMANTIN. 


Das  nachstehend  mitgetheilte  Brachstück  (K.  B.  48"),  über  dessen 
Zugehörigkeit  zu  Bertholds  von  Holle  ^ Demantin"  Herr  Privatdocent 
Dr.  Pietsch  mich  freundlichst  aufgeklärt  hat,  wurde  von  den  beiden 
Deckehi  eines  Quartbandes  im  Besitze  der  königl.  Universitäts-Bibliothek 
zu  Kiel  abgelöst.  Der  Band  enthält  ^In  postremos  tres  prophetas,  nempe 
Haggaeum^  Zachariam,  &  Malachiam,  Commentarius  loan.  Oecolam- 
padij^  (Basileae  1527)  und  „loannis  Oecolampadii  in  libmm  lob  exeg^ 
mata^  (ibid.  1532).  Über  die  Provenienz  oder  einen  frflheren  Besitia 
des  Bandes  war  leider  nichts  zu  ermitteln. 

Die  beiden  Pergamentblätter  in  Quart,  welche  den  Innenseiten 
der  Deckel  eingeklebt  waren,  setzen  sich  zu  einem  in  der  Mitte  quer 
durchgeschnittenen  Folioblatte  zusammen.  Dasselbe  ist  doppelspaltig 
geschrieben,  die  Spalte  zu  38  Zeilen,  und  nahezu  vollständig  erhalten. 
Nur  oben  ist  ein  Stück  fortgeschnitten ,  so  daß  von  Spalte  1  und  4 
die  erste  Zeile,  von  Spalte  2  und  3  die  vier  ersten  Zeilen  verstümmelt 
sind.  Außerdem  sind  in  der  unteren  Hälfte  der  Spalte  3  die  Anfangs- 
buchstaben der  Zeilen  theilweise  weggeschnitten. 

Die  Schriftzüge  weisen  auf  das  vierzehnte  Jahrhundert.  Die  erste 
Zeile  jedes  Reimpaares  beginnt  mit  einem  großen  Anfangsbuchstaben. 
Roth  gemalt  sind  die  Anfangsbuchstaben  der  Abschnitte.  Der  Inhalt 
des  Bruchstücks  entspricht  den  Versen  1287—1438  (S.  40 — 45)  der 
vollständigen  Ausgabe  von  Karl  Bartsch  "*").  Unser  Bruchstück  gehört 
nicht  zu  derjenigen  Handschrift,  aus  welcher  die  Magdeburger  (jetxt 
Heidelberger)  und  die  Rostocker  Fragmente  herstammen**),  es  bildet 
also  neben  diesen  Fragmenten  und  der  Dessatier  Handschrift  den  Rest 
einer  dritten  Handschrift. 

Ich  lasse  den  ganzen  Wortlaut  des  Eaeler  Bruckstücks  mit  bei- 
gefügter Interpunction  folgen  und  setze  die  ergänzten  Worte  und  Buch- 
staben in  Parenthese.  Die  Abkürzungen  sind  aufgelöst.  Die  Verszahlen 
beziehen   sich  auf  die  Ausgabe  von  Bartsch.    In  den  Noten  gebe  ich 


•)  In  der  Bibliothek  des  litterarischen  Vereins  in  Stuttgart.  CXXIII.  Tfibinfcs 
1875.  Vgl.  noch  Berthold  von  Holle,  herausgegeben  von  K.  Bartsch.  Nürnberg  1858.  S*. 
und  Steinmejer  in  der  Allgemeinen  dentschen  Biographie  XII,  756  nebst  der  doii 
angeführten  Literatur. 

*♦)  Bartsch,  Demantin  S.  361  ff. 


KIELER  BRUCHSTÜCK  AUS  BERTHOLDS  VON  HOLLE  DEMANTIN.     407 

r  Vergleichung  die  abweichende  Lesang  der  Desaauer  Handschrift 

')  nach  Bartsch.   Es  zeigt  sich,  daß  das  Kieler  Bruchstück  bessere 

isarten  hat*). 

K[£L,  im  März  1882.  E.  STEFFENHAGEN. 

(a)  Dorch  (daz  herze  min  geslossen.) 
ich  wolde  ^)  ynyordrozzen 
Legen  tod  vor  uwir  hant 
1290         dan  mir  sterbin  si  bekant 

Di  langen  iare  zcii  den  tagen 

mit  sufzcen  vnd  mit')  herzceclagen." 

Du  sprach  der  werde  demantyn: 

„ich  han  ouch  an  dem  herzcon  min 
1295         Irkom  zcu  yrowen  eine  maget, 

di  hat  ir  yater  mir  yorsaget. 

Ich  sage  ach  yorwar  daz  minen  lib 

getröstet  nummir  ander  wib, 

Ob  ich  si  nicht  irwerbin  kan. 
1300         ich  sag  ach,  hochgelobeter  man, 

Uch  mag  noch  gut  von  ir^  gesehen. 

ich  wil  ach  werliche  ihen, 

Di  yrowen  habin  solchin  mat 

daz  si  al**)  vnbetwangen  tat 
1305         Dorch  libe  me  dan  dorch  gebot. 

hat  si  ach  geschaffin  got, 

Sa  kan  si  nnmmir  des  intgan 

(si  maze)^)  ach  zcu  herren  han. 

Ilerre,  ich  maz  bekennen  mich. 
1310         wi  gerne  ich  wolde,  io  inkan  ich 

Nicht  gestriten  awir  hant. 

der  sig  der  ist  ach®)  bekant.^ 

Demantyn  di  yrowen  bat 

vnd  di  ritter  af  der  stat 
1315         Und  den  koning  zcu  im  nidir^)  gan 

du  der  strit  was  getan, 

Vnd  beamvnde  daz  ist  war, 

vnd  mannige  iangvrowin  dar. 

Her  bat  den  vorsten  alzcuhant 
1320         daz  her  in  tede  bekant 

Ob  si  von  im  ledig  were. 

du  sprach  der  vorste  here: 

*)  -D  ßigt  hinzu  e.  *)  vnd  mit]  D  mide.  *)  von  ir]  D  und  ere.  *)  al 

It  D.         ')  Diese  beiden  Worte  sind  abgetcheuert.         ^)  der  —  uch]  D  herre,  uch 
ü  sege.        "^  D  damider. 

*)  [Es  bestätigt  meine  Besserungen  zu  1290. 1306.  1313.  1829.  1368.  1862. 1367. 
7.  1391.  1394.  1426.    K.  B.] 


408  £.  ST£FF£KHA6EN 

„Das  mochte  wol  irbanneD  got| 
das  gewalt  YDde  gebot 

1825  (6)  (JongYrowe  an  manne  mag  begen. 
ich  wil  sagen  onde  ihen,) 
W(er  ich  weidig  obir  alle  lant) 
vnd  mir  das  (riche  bekant,) 
Das  liz  ich  al,  ob  sis  geböte, 

1330         weren  des  soldanes  gote 

Bi  mir,  di  wold  ich  na  an  beten 
▼nd  dorch  si  uz  dem  geloubin  treten. 
Owe  das  Ymmir  magt  noch®)  wib 
sa  ubil  tut  dorch  mannes  lib ! 

1335         Want  ir  di  warheit  ist  bekant 
das  ich  lib  vnd  lant 
Han  an  ir  walt  gegebin, 
sold  ich^  bis^^  an  ende  lebin. 
Nu  mos  ich  von  ir  ledig  sin, 

1340         dar  zca  yon  al  der  yroude^^)  min. 
Jongyrowe,  ich  han  Ton  ach  gelan. 
hat  ir  wol  an  mir  getan, 
Das  mag  ach  an  der  sele  vromen. 
ich  bin  an  awirme  dinste  komen, 

1345         Dar  ^^)  man  mir  mit  swerte  ^  galt 
man  machte  stechin  einen  walt 
Uon  aperen  di  af  den  brüsten  min 
dorch  nwim  pris  ^*)  vorstochin  sin. 
Daz  maz  na  al  ein  ende  han. 

1350         wi  hat  ir  sos  an  mir  getan? 
Sal  ichz  alliz  han  vorlorn, 
sa  wer  ich  bezzer  ^*)  vngeborn.**  **) 

Du  sprach  der  von   engelant: 
„sint  uch  der  sig  ist  bekant, 

1355  Sa  tun  ich   uch  mit  warheit  ^^)  knnt, 

hir  stet  min  oheim '®)  beamvnt. 
Ir  hat  yor  si  hi   gestriten 
ynd  uz  uwirme  lande  geritcn  ''). 
Mit  strite  ir  si  irworbin  hat, 

1360  in  uwir  gewalt  si  hir  stat, 

Beide  ir  lute  **)  vnd  ir  gut, 
lib'^)  vnd  lant:  waz  ir  tut 


")  D  und.  ^)  ich   Ut   mU   kleinerer  Schrift   über   die   Zeile  gc$chH 

")  D  ewig.  ")  D  den  vroudin.  ")  D  daz.  "')  D  swerten.  "*)  Z)  w 
**)  D  baz  al.  ««)  D  ni  gebora.  *^  D  worten.  ")  D  mume.  «')  D  her 
»•)  D  lib.  Vgl  die  folgende  NoU.        ")  D  lute.   Vgl.  die  vorige  Note. 


KIELER  BRUCHSTÜCK  AUS  BERTHOLDS  VON  HOLLE  DEMANTIN.     409 

(c)  (Dar  mete,  daz  maz  allez  sin.** 

du  sprach  der  werde  demantyn: 

„JuDgvrowe,  is  daz  also  her  saget?* 
1365         du  sprach  di  mionecliche)  maget: 

„Waz  min  ohim  spricht,  daz  ist  war.^ 

du  trat  der  hocbgelobete  dar; 

Her  sprach:   „her  koning  von  engelant, 
1370         ich  tun  uch  werlich  bekant, 

Ir  hat  gegebin  mir  gewalt 

ubir  di  iungvrowen  wol  gestalt, 

Daz  si  stet'^)  zcu  mime  geböte. 

herre,  ich  sag  iz  uch  bi  gote, 
1375         Hir  stet  der  werde  fyrganant. 

si  ist  an  dem  vorsten  baz  bewant 

Dan  ich  y  ritter  habe  gesehn. 

min  hant  di  muz  im  prises  ihen 

Uor  al  den  di  ich  y  bestreit. 
1380         ich  wil  UQh  sagen  di  warheit, 

Ich  wil  si  dem  yorsten  gebin: 

her  kan  noch  wibe  lone  strebin.  ^ 

Du  sprach  der  koning  riebe: 

„ir  hat  erliche 
1385         An  disim  vorsten  getan. 

(i)z  ist  nach  wonsche  hi  irgan. 

Min  oheim  sal  des  willig  sin.^ 

(d)u  begunde  vragen  demantyn, 

Ob  iz  ir  wille  were. 
1390         (d)i  iungvrowe  here 

(S)prach:   „herre,  daz  wil  ich  uch  sagen. 

(i)z  sal  mir  alliz  wol  behagen 

Daz  ir  biten  wollit  mich. 

mit  rechter  Übe  sa  wil  ich 
1395  Dem  vorsten  wesin  vndirtan. 

(d)az  ich  in  versprochen  han, 

Daz  wirt  mit  truwcn  widerleget. 

(8)wes  vrowen  üben  mannes'^)  pfleget, 

Daz  sal  im  werden  algetan 
1400         mit  steten  truwen  svnder  wan.'' 

{d)  D(cr  werde  koning  von  engelant) 
der  gebot  alzcuhant 
Den  vorsten  die  dar  waren  komen 
vnd  mannigem  stolzcen  ritter  vromen, 
1405  Si  selten  alle  blibin  dar. 

her  sprach:   „ich  sage  uch,  daz  ist^)  war, 
Di  hochzcit  sal  vos  hüte  intstan 
vnd  bi  vier  wochin  nicht  vorgan.^  '^) 

")  D  ste.        ^')  Z>  lib  an  lieben  mannen.       **)  daz  ist]  D  vor.       '*)  D  ir^an« 


410  FERDINAND  VETTER 

Waz  mannig  schone  vrowe  dar 
1410         quam  zcu  grozen  Trouden^)  dar^ 

Di  mit  fyrganaDde  waien  komen! 

man  sach  dar  mannigen  stolzcen  vromeo 

An  Yrolichen  mute, 

du'^)  demantyn  der  gute 
1415         Fyrganande  tede  bekant 

beide  ir  Hb  vnde  ir  lant. 

Der  schonen  beamnnde. 

daz  was  ein  salig  stunde 

Daz  si  dem  werden  wart  gegebin, 
1420         want  her  nach  eren  künde  strebin. 

Waz  man  dar  yrowen^)  mochte  sehn 

vnd  manniger  vrowen  schone  ihen. 

Du  di  hochzcit  intstunt! 

man  sach  dar  mannigen  roten  munt, 
1425         Du  di  minnenclicheu  wib 

hatten  gezcjmmert^)  iren  üb 

Mit  sa  grozer  richeit« 

fyrganant  der  helt  gemeit 

AI  einer  sorge  uf  ein  ende  quam. 
1430         der  koning  von  engelant  in  nam. 

Her  hiz  in  sitzcen,  daz  ist  war, 

bi  di  schonen  beamunde  dar« 

Demantyn  begunde 
setzcen,  so  her  künde, 
1435         Di  vorsten,  swi  her  wolte. 
swer  in  dinen  solte, 
Di  sazte  her  alle,  daz  ist  war« 
iz  wart  sa  wol  geschaffin  dar, 

=«*)  D  groter  froude.        ")  du  fehlt  D,        ^  D  frouden.        *•)  D  gcziret. 


KLEINE  MITTHEILUNGEN. 


VI.  Einen  kleinen  Beitrag  zur  Geschichte  der  deutschen 
Mystik  liefert  die  Vorbemerkung  zu  einer  Einsiedler  Eckhart- 
handschrift (Cod.  278,  Perg.,  14.  Jahrb.,  von  Pfeiffer  benutzt:  vgl 
Deutsche  Mystiker  II,  S.  VIII,  Nr.  7) : 

Den  swesteren  in  alleg  jr  sönt  wissen  dz  das  buch  dz  vch  ward 
von  jungfrov  greten  zem  guldin  Ring  dz  kttuginit  (k&ngunt?)  har 
antawttrte  des  sftnt  ir  wol  wämSmen  jr  swesteren  I  albeg  as  so  das 


KLEINE  MITTHEILUNOEN.  411 

nen  sol  in  die  iiij  hüser  im  wald  jr  sönt  wissen  dz  jra  nüt  vsser 
w^ald  nüt  sönt  leo)  vnd  sol  ie  ein  manat  in  eim  huse  sin  vnd 
ans  ie  wider  antwirten  jn  albeg 

Voji  mir  her  heirich  von  Romershein  ze  sant  peter  ze  basel  der  ir 
r  was  bittent  euch  für  mich.   . 
(Andere  Schrift): 

Dis  buch  h5ret  in  die  vier  hüser  in  dem  walde. 
[Spätere  Hand): 

Dem  gots  huß  S.  Peter  vff  dem  bach  jn  schwitz  gehörig, 
^n  den  hier  erwähnten  Lesezirkel  der  Waldschwestern  von 
iedeln  ward  auch  durch  Heinrich  von  Nördlingen  das 
ihm  für  Marg.  Ebner  in's  Hochdeutsche  übersetzte)  „Fließende 
der  Gottheit"  Mechthildens  von  Magdeburg  überschickt  (Preger, 
ichte  d.  deutschen  Mystik  I,  70).  Hier  nun  erscheinen  diese 
istern  auch  in  Verbindung  mit  der  Mystikerfamilie  zum  Goldenen 
an  der  Spiegelgasse  zu  Basel;  die  als  Geberin  des  Buches  ge- 
3  ^Grete"  ist  ohne  Zweifel  identisch  mit  der  Freundin  Heinrichs 
fördlingen  (bei  Heumann,  Opuscula  393  und  Schmidt ,  Nicolaus 
lasel  71);  von  dem  also  vielleicht  auch  diese  Sendung  (Pre- 
und  Sprüche  Meister  Eckharts)  ausging.  Vgl.  y,Ein  Mystiker- 
des  14.  Jahrh."  (in  „ÖfiFentliche  Vorträge,  gehalten  in  der  Schweiz 
),  S.  55  [und  jetzt  Strauch,  Margaretha  Ebner  S.  371]. 

V^n.  Die  deutsche  Einsiedler  Hs.  745  („Ars  moriendi  Script.  1400") 
t  einen  Spruch  auf  das  römische  Jubiläum,  —  nach  Vs.  4 
em  Datum  am  Schluß  des  ganzen  Bandes  (s.  u.)  wohl  eher  auf 
•erühmte  große  Jubeljahr  von  1450  als  auf  dasjenige  von  1400. 

wir  hant  gesundet  ver  (==  toaere)  es  vervom  (1.  verhorn) 

wen  es  nit  rüwet  der  ist  verlorn 

daz  haut  vns  got  die  gnade  gesant 

dz  fünfzogosten  jar  in  römischem  land 

Das  sollet  wir  elli  suchen  swar 

wir  sumend  vns  dz  gantz  jar 

nü  sollet  wir  vnser  wesen  lob 

ze  roin  s  (3 11  et  wir  in  gon 

So  werdet  wir  vnser  sündS  quit 

sant  peter  Sant  Paul  f&r  vns  bitt 

si  well§t  vnser   ftlrsprech  sin 

vnd  lösen  yö  der  hell!  pin 

Die  bilgrj  band  ain  friges  gelait 

das  ewig  leben  ist  in  berait 

▼er  {so)  nun  kumpt  mit  rüwen  dar 

die  86C8  man  an  der  engelltehar 


412  FERD.  VETTER,  KLEINE  MITTHEILUNQEN. 

Wnser  frow  gaat  mit  de  bilgrin  in 

vh  wil  och  VDser  fürsprech  sin 

vn  wil  vns  helfen  Tß  sünden  not 

vil  168sen  yö  dem  ewigen  tott 

Wer  nit  mag  kumen  vff  die  fkrt  (1.  ban'i) 

der  rüff  gott  einer  gnaden  ain  («o) 

vii  sin  liebe  müter  süs 

die  kain  sünder  nit  geließ 

Grosser  sünder  nie  verczag 

got  vergit  vnß  alle  tag 

rüff  an  sin  liebe  muter  sart 

Die  al  sünder  wol  bewart 

Da  sol  nieman  zwifflen  ain 

für  pin  vn  schuld  git  er  'Vns  liun 

vn  wil  'vns  füren  mit  siner  müter  zart 

in  die  ewigen  gloria  amen. 

Am  Schluß  der  Hs.  steht: 

Hoc  (!)  über  (!)  schribsig  (!)  Harlan  Keller  de  schafhusen  anno 

dni  milesifno  quadragentesemo  M*  cccc""  IJ  jar. 

VIII.  Die  bisher  nur  als  alter  Druck  bekannte  Prosaauflösung 
des  Wilhelm  von  Osterreich  von  Johann  von  Wttrzbarg  (über  das 
Gedicht :  Goedeke,  Grdr.  74,  D.  D.  im  MA.  865 ;  Wackemagel,  Littg. 
I,  240;  Auszug  in  Z.  f.  d.  A.  I,  214  ff.,  vgl.  Z.  f.  d.  Ph.  VII,  168  ff. 
[Röhricht-Regel];  —  über  den  Prosadruck  [Augsb.,  Sorg  1481],  Goe- 
deke,  Grdr.  116;  Wackemagel,  Littg.  454.  448;  Panzer,  I,  121,  Dra- 
matisirung  bei  Hans  Sachs)  findet  sich  handschriftlich  auf  der  Zürcher 
Stadtbibliothek.  Sie  steht  in  einem  kleinen  Sammelband,  der  einst  im 
Besitze  eines  Sohnes  des  Chronisten  Gerold  Edlibach  war,  und  neben 
Familienaufzeichnungen  des  Besitzers,  einer  kleinen  Spruch  Sammlung, 
und  der  Übersetzung  eines  Briefes  von  Aeneas  Sylvius  von  des  Vaters 
Hand,  zwei  weitere  Stücke  eines  andern  Schreibers  enthält:  1.  die 
von  Pfeiffer  im  „Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit*  1854,  S.  76 
angeführte  spätere  Umarbeitung  und  Verkürzung  des  Wilhelm  von 
Orleans  (hier  Arlentz)  von  Rudolf  von  Ems,  datirt  1477;  2.  den  be- 
sagten, wohl  gleichzeitig  geschriebenen  Prosaroman.  Derselbe  ist  stark 
beschädigt  und  geplündert:  von  ursprunglich  104  Blättern  sind  zu 
Anfang  5  ausgerissen  und  weiterhin  35  —  wie  es  scheint  alle  mit  Bildern 
versehenen,  wovon  nur  eines,  ein  sehr  schlechtes,  erhalten  ist.  (Mitthei- 
lungen des  verstorbenen  Herrn  Bibliothekars  Prof.  Dr.  S.  Vögelin  in 
Zürich.) 

Den  Anfang  macht  auf  Bl.  6  a  die  Erzählung,  wie  der  Marschalk 
den  Herzog  Wilhelm  zum  König  Agrand  von  Zissia  («o)  su  bringeo 


a  ▼«  HAKDENBEBG,  DIE  VIEB  TEMPERAMENTE.        413 

verheißt.  Von  Capitelüberschriften  finden  sich  im  Verlauf  des  Romans 
noch  17;  in  der  letzten  ist  Agieyens  Tod  erwähnt.  Wir  notiren  daraus 
die  vom  Gedicht  abweichenden  Namensformen:  Wegrach  (=  Wigerich), 
Jaraffin  (Joraphim),  Melchnor  (Melchinor),  Merlin  (Moriin),  Sollia  (Solia), 
Grygollet  (Gaigalet),  Pelgalgon  (Belgalgan),  und  begnügen  uns  im 
Übrigen,  den  oder  die  Bearbeiter  des  Gedichtes  lediglich  auf  die  Exi- 
stenz dieser  frühesten  Prosabearbeitung  aufmerksam  gemacht  zu  haben. 

BERN.  FERDINAND  VETTER. 


DIE  VIER  TEMPERAMENTE. 


Eine  Papierhandschrift  des  XV.  Jahrhunderts  von  acht  Quart- 
seiten enthält  das  nachstehende  Gedicht  und  vier  Federzeichnungen, 
auf  denen  die  vier  Temperamente  als  verschieden  costümirte  Reiter 
abgebildet  sind,  von  welchen  je  einer  in  Wolken,  in  Flammen,  im 
Wasser  und  auf  der  Landstrasse  einherreitet.  Das  Manuscript  befand 
sich  früher  zu  Nürnberg  im  Privatbesitz  und  nachher  in  dem  anti- 
quarischen Bücherlager  des  Herrn  Völker  in  Frankfurt  a.  M.^  von 
dem  ich  dasselbe  erworben  habe. 

Sangwineüs  Luft 

Ir  secht  den  sangwineaB  an 

So  gar  ein  wuniklichen  man 

Sein  prawnes  bar  gar  schon  gewedelt 

All  sejm  gelyder  sind  geedelt 

Mit  seinem  roten  antlutz  8ch6n 

Manhafft  ist  er  vnd  dartzu  k6n 

Von  seyner  natur  feucht  vnd  warm 

Was  frawenpild  kumpt  an  sein  arm 

Vnd  die  enpfacht  da  auff  der  vart 

Das  kumbt  von  seiner  edlen  art 

Auch  aller  frumkait  ist  er  holt 

Die  lobt  er  für  das  rotte  golt 

Den  schalck  hast  er  gar  grymmigkleids 

Er  Bej  iunck  alt  arm  oder  reich 

Auch  alle  vngerechtikait 

Vnd  die  ist  jm  von  hertzen  laidt 

Vom  lufft  hat  er  sein  edels  plnet 

Des  hat  er  albeg  trewen  muet 

Sein  puls  ist  geng  sein  harin  weinfar 

So  sagen  vns  die  maister  dar 


414  0.  ▼.  HABDENBERG,  DIE  VIEH  TEHPERAMENTEL 


ColericvB  Fewr 

Colericns  mit  grjmmen  fewr 

Den  siecht  man  tragen  spyeß  vnd  wer 

Er  sieht  auch  gern  ein  grosses  her 

Vnd  ist  fressig  vnd  toet  vast  ser 

Mit  kransem  oder  praittem  bar 

Er  ist  auch  gech  zornig  für  war 

Aach  hat  er  gar  ain  rauhe  prust 

Des  sieht  man  yn  mit  reichem  lust 

Er  ist  gar  einer  gähen  räch 

Vnd  hat  ain  schnelle  scharffe  sprach 

Dartsu  ist  er  auch  hoher  list 

Damit  er  weil  tsn  prejsen  ist 

Er  ist  darstig  ynd  raues  leibs 

Dartzu  begert  er  manches  weibs 

Vnd  mag  nit  vil  gelb  ist  sein  pild 

Gibt  mer  durch  rüme  den  durch  mild 

Er  nitt  tüI  spart  als  ich  jn  waiß 

Des  fewres  art  tmcken  vnd  hayß 

Bayd  com  ynd  guet  ym  nahent  leist 

Pald  frolieh  gmüt  vnd  behent  verbalst  *). 

Flegmations  Wasser 

Flegmaticns  den  well  wir  schawen 
Der  schertzet  gern  mit  frawen 
Dartzu  hat  er  ain  faisten  leib 
Ein  weyßes  antlntz  als  ein  weib 
Natürlich  ist  er  feucht  vnd  kalt 
Vom  schlaff  ein  tusemlich  gestalt 
Langksam  ist  er  vnd  dartzu  treg 
Vnd  vast  ynsauber  alle  weg 
Des  Wassers  art  sagt  sein  gestalt 
.  .**)  wie  recht  kaum  so  wirt  er  alt 
Er  renspert  vnd  wirt  leicht  süchtig 
In  der  gepurd  ist  er  vntuchtig 
Er  mag  vill  gert  wenig  weibs 
Faul  fressig  vngeschicktes  leibs 
Sein  feintten  sigt  selten  er  an 
In  tzomes  nott  ist  er  kain  man 
Doch  ist  sein  aller  pester  list 
Das  er  gar  barmhertzig  ist 
Vnd  pettet  gern  vnd  ist  frum 
Des  hilft  im  got  auch  woll  aufkum 


*)  [In  diesem  und  den  drei  vorhergehenden  Zeilen  ist  sicherlich  inoei 
beabsichtigt     K.  B.] 

**)  Dnreh  Feuchtigkeit  ist  ein  Wort  verwischt. 


O.  BEHAOHEL,  ZUM  HELIAND.  415 

Melancolicas  £rd 

Da  bey  kent  melancolicas 
Vnd  der  hat  kainen  last  alsus 
Vor  aeytlich  sorg  zu  kainer  fread 
Mit  seinem  gaet  mag  er  nit  geud 
Klainat  von  silber  vnd  das  golt 
Vnd  schon  getiebt  das  hat  er  holt 
Dartzu  ist  neydig  vnd  kargk 
Vnd  geitcikait  er  nye  yerbargk 
Doch  ist  er  dechtig  vnd  auch  wejß 
Wie  er  sein  sach  ieht  fart  an  preyß 
Der  erdn  art  sagt  sein  natur 
Vnd  plod  ist  er  ein  plaich  figur 
Groß  lieb  hat  er  zu  schätz  vnd  kunst 
Wem  er  das  gibt  des  hat  er  gunst 
Trncken  md  kalt  ist  sein  natanr 
Er  ist  gern  allain  in  sainer  maur 
Vnd  ist  sorgfeltig  seines  gaetz 
Darumb  ist  er  eins  schwären  muetz 
Sein  harin  der  ist  rott  gefar 
Sagen  die  maister  vns  für  war 
POSEN.  C.  V.  HARDENBERG. 


ZUM  HELIAND. 


Meine  Ausgabe  dea  Heliand  gibt  mir  Anlaß  zn  einer  Reihe  von 
Bemerkungen  und  Fragen. 

Erstens  ein  grammatisches  Bedenken:  Ist  hcibda  oder  häbda  an- 
zusetzen? In  den  Versen  2000 — 2500  ist  in  C  die  inlautende  Labial- 
Spirans,  abgesehen  von  Praeteriten  von  hebbian,  65mal  mit  ij  26mal 
mit  h  bezeichnet.  Qagegen  erscheint  im  gleichen  Abschnitt  das  Prae- 
teritum  von  hebbian  20mal  mit  bdj  einmal  mit  td  geschrieben.  Eine 
Form  habda  ist  somit  unzweifelhaft.  Aber  auch  hc^da  begegnet  mehr- 
fach; 5058  schreibt  M  sogar  haflun.  Es  müssen  also  offenbar  Doppel - 
formen  angenommen  werden. 

Was  den  Text  betrifft,  so  sei  zunächst  auf  eine  eigenthtlmliche 
Art  von  Fehlem  aufmerksam  gemacht.  1187  steht  in  C:  was  tm  is 
htddi  hdpono  iharf\  wir  haben  hier  ein  zweifelloses  Beispiel  daftir, 
daß  der  Schreiber  zuerst  ein  falsches  Wort  niederschrieb,  dann  seinen 
Irrthnm  bemerkend,  das  richtige  Worte  folgen  ließ,  ohne  das  fehler- 
hafte zu  tilgen«  Ebenso  erkl&rt  sich  C  544:  an  dar  langan  weg^ 
C  1049  wno   drohtines   helandan  Crist^    C  1484  uulüi  uuili,   M  5107 


4t6  O-  BEHAGHEL 

iho  ihes  fUr  thes  (der  Schreiber  war  auf  ihoh  5108  abgeirrt).  Hierher 
gehört  nun  wohl  auch  C  299,  wo  der  Schreiber  auf  ni  uunda  ab- 
geirrt war;  ferner  V.  681:  Rödiger  will  im  lesen,  abhängig  von  ffücgde, 
indem  er  ganz  richtig  gidrog  als  Substantiv  fasst  Allein  diese  Lesung 
ergibt  eine  unzulässige  Wortstellung;  im  {in)  muß  vielmehr  ganz 
getilgt  werden.  Die  Vorlage  von  M  und  C  hatte  aber  wohl  zuerst 
in  statt  an  geschrieben.  Ebenso  fasse  ich  3892:  ich  streiche  das 
unerklärte  geth^  indem  ich  annehme,  daß  der  Schreiber  der  Vorlage 
ursprünglich  ein  anderes  Wort  im  Sinne  hatte;  vielleicht  wollte  er 
gideriu  schreiben  und  schrieb  fälschlich  ein  th.  In  3894  ist  so  woU 
bloß  ein  misslungener  Anfang  des  Wortes  sundig.  5662  wollte  der 
Schreiber  nach  antkennian  zuerst  einen  abhängigen  Behanptungsssti 
beginnen,  kehrte  dann  aber  zu  dem  Texte  der  Vorlage  zurück,  & 
freilich  hier  wohl  lückenhaft  war:  ich  ergänze  gifuoliem. 

Zu  einzelnen  Stellen  bemerke  ich  Folgendes. 

45.  Die  naheliegende,  durch  Rödiger  vorgeschlagene  Änderung 
von  liwar  in  htcan  scheint  mir  unnöthig,  da  auch  thctr  im  Heliand  mehr 
mals  temporale  (conditionale)  Bedeutung  besitzt  (s.  Heyne,    Glossar). 

47.  thhiy  das  Rödiger  tilgen  will,  bietet  keinen  Anstoß.  Denn 
die  Vorstellung  von  den  sechs  Weltaltem  war  verbreitet  genug,  um 
vom  Dichter  als  bekannt  vorausgesetzt  zu  werden. 

137.  Rückert  und  Rödiger  wollen  sie  in  git  ändern:  gänzlich 
sinnlos.  Die  Überlieferung  ist  correct  und  besagt,  daß  sie  beide, 
Christus  und  Johannes,  in  Bälde  als  Boten  Gottes  erscheinen  würden; 
cf.  V.  895. 

682.  Nach  weide  einen  Punkt  zu  setzen,  wie  Rödiger  will,  ist 
unzulässig,  denn  es  steht  bei  thunkian  vor  abhängigem  Satze  kein 
Pronomen,  um  den  Inhalt  der  Vorstellung  anzudeuten. 

851.  Sievers  hat  den  Artikel  aus  C  aufgenommen.  Um  die  Fn^ 
zu  beantworten,  ob  dies  mit  Recht  geschehen  sei,  habe  ich  aus  v.  1  bis 
2000  die  Fälle  gesammelt,  in  welchen  an  ein  anticipirendes  Pronemen 
sich  ein  Substantiv  anschließt.  Es  ergibt  sich  Folgendes.  Hat  dai 
Substantiv  eine  nähere  Bestimmung  durch  Adjectiv,  Pronomen  posse- 
sivum,  oder  Genitiv,  so  fehlt  der  Artikel.  Die  Beispiele  sind  zahl- 
reich. Einzige  Ausnahme  v.  1996:  he  te  enum  gomun  ward  gd>edm 
that  harn  godes.  Ebenso  stehen  waldand  und  drohtin  als  Bezeichnungai 
Gottes  stets  ohne  Artikel:  39,  1253,  1281,  1684.  Einfaches  SubsUnti? 
im  obliquen  Casus  hat  den  Artikel:  21,  454,  576,  605,  1863.  Für  den 
Nominativ  muß  die  Unterscheidung  gemacht  werden,  ob  zwischen  Pro- 
nomen und  Nomen  das  Verbum  finitimi  steht  oder  nicht.  Im  letsteroi 


ZUM  HELIAND.  417 

'alle  fehlt  der  Artikel:  683,  795,  861,  1365.  Im  ersteren  Falle  — 
ierher  gehört  unser  Vers  —  kann  der  Artikel  stehen  oder  fehlen. 
Ir  steht:  393,  1311  (Plurale);  407,  741,  785,  1083  (Singulare);  er  fehlt: 
222,  1309,  1359,  1276,  1777  (Plurale);  1761  (Singular).  Gegen  M  ist 
Iso  nichts  einzuwenden. 

911.  endi  fragodun  wird  gegen  Rödigers  Atethese  gesichert  durch 
i  interrogarent  des  Originals  und  durch  den  Umstand,  daß  der  Be- 
riff  des  Ausforschen»  im  Alterthum  dem  Verbum  sokian  gänzlich 
remd  ist. 

1004.  quat  erscheint  niemals  in  dieser  Weise  eingeschaltet;  es  ist 
lit  P  thcU  quat  that  zu  lesen;  cf  912 — 13. 

1067.  Zum  Wechsel  von  negativem  Fragesatz  und  positivem 
mperativ  vgl.  Rol.  1355:  wan  ne  läzestu  thie  Karlinge  Handelen  ire 
ache  Unde  leve  thu  mit  gemache. 

1191.  jungoron,  was  beide  Handschriften  überliefern,  war  offenbar 
rsprünglich  die  Glosse  zu  ßfion  1190  und  hat,  gänzlich  unpassend, 
ie  ursprüngliche  Bezeichnung  ftlr  Mattheus  verdrängt:  1.  thegan. 

1212.  Mit  Recht  schreibt  Rückert  torlitUcOy  denn  bei  Verbindung 
on  manag  •\-  Substantiv  -f  Adjectiv  steht  niemals  das  Adjectiv  an  erster 
(teile.  1724:  sulic  sint  hir  folc  manag  gewährt  nur  eine  scheinbare 
Wallele,  denn  hier  ist  sulic  praedicativ. 

1221.  Die  Lesung  von  M  wird  gesichert  durch  die  Vergleichung 
on  3900  ff. 

1273.  Factisch  hat  Sievers  in  seinem  Tadel  gegen  Rückert  doch 
seht,  denn  nach  hie  kann  sich  eben  nur  ein  Particip,  kein  Substantiv 
nachließen. 

1325.  welono  wunsamost  C  ist  parallel  mit  gestlic  Ixf  1323.  Es  ist 
^cht  begreiflich,  wie  M  aus  C  entstehen  konnte,  aber  nicht  umgekehrt 
;  aus  M  herzuleiten. 

1354.  Gegen  Sievers  Erklärung:  „wenn  ihr  Sinn  sie  antreibt" 
atte  ich  (Jenaer  Literaturzeitung  1878,  S.  338)  geltend  gemacht,  daß 
ei  ihr  an  betont  sein  müsste.  Das  ist  nicht  noth wendig;  vgl.  1291 
ndi  sah  sie  an  lange, 

1364.  Rödigers  Vermuthung  beddian  (zu  gibada)  ist  schwerlich 
iiireffend,  denn  1.  erscheint  das  Verbum  baten  nicht  in  der  älteren 
iprache  —  undarbaddn  wird  von  Holtzmann  zu  badu  gestellt;  2.  be- 
egnet  nirgends  eine  Bildung  des  Verbs  nach  der  -jan-Classe. 

1468.  Wenn  wid,  nicht  widar  im  Original  stand,  so  erklärt  sich 
m  leichtesten  der  Ausfall  der  Praeposition  in  C,  indem  dem  Schreiber 
iine  Dittographie  vorzuliegen  schien. 

eBRMANlA.  Nene  R«Uie  XV.  (XXYU.)  Jahrg.  27 


418  O,  BEHAGHEL 

1492.  Die  gänzlich  unlogisch  gebaute  Stelle  wird  durch  den  Ver- 
gleich von  2442 — 47  gerechtfertigt,  wo  eine  ähnliche  Constm<^oiu- 
mischung  vorliegt. 

1699.  Danach  darf  nicht,  wie  Rödiger  will,  starke  InterpunctioD 
stehen,  denn  1700  führt  nicht  einen  neuen  Gedanken  ein,  sondern 
cutntt  tegegnes  ist  genaue  Wiedergabe  und  Variation  von  m&iean  1698. 
1699*»  steht  ano  xoivov  (wie  2496*»- 98'),  cf.  meine  „Modi**  S.  15  und 
Eneide,  Einl.  S.  CVm. 

1738.  Bei  der  Interpunction  der  bisherigen  Herausgeber  —  Strich- 
punkt oder  Punkt  nach  httgi  —  bleibt  sulicom  1737  unverständlich, 
das  einen  Folgesatz  nach  sich  verlangt;  dieser  ist,  freilich  in  anako- 
luthischer  Weise,  in  1739  enthalten. 

1883.  Ich  habe  dddiun  ergänzt,  dessen  Ausfall  wegen  des  folget* 
den  Verses  sich  am  leichtesten  erklärt. 

1971.  liudibamo  ist  von  Rödiger  mit  Unrecht  angefochten;  es  ve^ 
hält  sich  zu  liudi  genau  wie  eldibarn  zu  eldi.  Vergleiche  außerdem  die 
Sachsen  Liudeg^r  und  Liudegast. 

2505.  Mit  der  Beanstandung  der  Überlieferung  ist  Rödiger  im 
Recht,  aber  das  von  ihm  vorgeschlagene  gihugdi  ist  falsch,  es  kass 
nur  gihtigda  heißen;  cf.  meine  Modi  §.  14. 

2688.  Ich  nehme  nach  2688**  eine  Lücke  an,  denn  das  Erkennen 
Christi  hängt  doch  nicht  vom  guten  oder  bösen  Willen  der  Leute  ab. 
Diese  Lücke  war  schon  in  der  Vorlage  von  M  und  C  vorhanden ,  und 
das  Fehlen  von  2688**  und  2689  in  C  steht  damit  nicht  im  Zusammenhang: 
die  hier  fehlenden  Worte  sind  übersprungen,  weil  2688**  und  2690  gleiches 
Anfang  haben,  schwerlich,  wie  Rödiger  will,  weil  C  Kritik  flbte. 

2730.  Daß  statt  des  durch  den  Zusammenhang  erforderten  iko 
die  Vorlage  von  MC  huo  las  (etwa  mit  verblaßtem  t),  weist  darauf 
hin,  daß  im  Archetypus  dieser  Vorlage  sich  einzelne  uo  =  got.  6  fanden. 
Ich  wage  aber  daraus  keine  allgemeinere  Folgerung  zu  ziehen. 

2786.  Es  ist  leichter  zu  denken,  daß  ein  Abschreiber  den  stili- 
stischen Wechsel  verwischt,  als  daß  er  ihn  erst  eingefllhrt  Daher  nebe 
ich  die  Lesung  von  C  vor. 

2991.  Das  Fehlen  des  Pronomens  wäre  an  sich  durch  die  von 
Behrmann,  die  Pronomina  personalia  und  ihr  Gebrauch  im  Heliand 
S.  20  verzeichneten  Fälle  gerechtfertigt,  allein  der  ParaHelismus  des 
folgenden  Verses  spricht  filr  die  Lesart  von  C. 

3072.  Sievers  verwirft  himilriceas  C;  dieses  wird  aber  durch  den 
Text  der  Vulgata  als  das  Ursprüngliche  erwiesen :  olaves  regni  cadoniB. 


ZUM  HEUAND.  419 

307d.  Die  Ton  Rödiger  gebilligte  Interponction  Rückerts  ist  falsch, 
denn  der  mit  huene  eingeleitete  Satz  kann  nar  Frage-,  nicht  Kelativsats 
sein.  VgL  za  der  Stelle  meine  ^Modi^  S.  49.  Aach  eine  Andemng  von 
huene  in  so  hnane  ist  unzulässig,  weil  danach  der  Indicativ  stehen  müsste. 

3166.  Meine  Ergänzung  von  her  nach  3637. 

3227.  Behrmann  will  ü  ergänzen  nach  ef  (S.  20):  ohne  Grund. 
In  dem  einen  „Explicativsatze^  (s.  meine  „Modi**  S.  23)  Qberge- 
ordneten  Satze  steht  häufig  kein  Pronomen  beim  Verbum;  cf.  3729 
vxm  them  Judinn  barm  an  mode^  thai  uxirkfun  z=  4868.  1122  im  tfto 
Uobora  ward^  that  cüdien  wolda.  5867  tho  toarth  san  afler  thiu  ihem 
toSbon  an  wiUifmj  ihat  na  gibdräuny  4422  m  was  tu  toerd  eowiht^  that 
ffi  nun  gihugdtn.  Dadurch  rechtfertigt  sich  denn  auch  das  Fehlen  des 
Pronomens  in  1560:  so  ts  ^summ  drohtime  tcerd, 

3234.  Heyne  gibt  den  Wortlaut  der  Überlieferung  so  wieder: 
yWenn  er  hört,  dafi  viele  Männer  darauf  Acht  haben*'  (s.  v.  ahton)^ 
und  eine  andere  Übersetxung  ist  in  der  That  nicht  möglich.  Das  passt 
aber  durchaus  nicht  in  den  Zusammenhang.  Zudem  ist  ein  Acc.  cum 
Infin.  nach  horian  dem  fleliand  fremd.  Ich  habe  daher  he  gestrichen; 
dessen  Eindringen  hat  die  Änderung  des  ursprünglichen  aktid  in  ahtoti 
nadi  sich  gezogen. 

3216.  allaro  C,  ist  aberflOssig;  cf.  2732,  3874,  4377. 

3372.  „wo  sie  als  Wahrzeichen  hat  schlimme  QuaP  (Rödiger) 
ist  so  wenig  mOgUch  als  meine  Erklärung  von  marida  v.  4,  die  Sievers 
mit  Recht  bekämpft. 

3577.  Der  Anlaut  sc  neben  s  ist  nicht  fehlerhaft,  vgl.  seinandta 
sunnia.  3438:  sodUe  sagde*  than  was  sunnon  skiu.  4908:  svide  onsaetcn 
seife  forstddon,  Oenes.  769.  taeUm  onsundran  tidan  seif  es  gesceapu 
Oenes.  842. 

3904.  Meine  Ergänzung  von  le  beruht  darauf  daß  C  rthte  liest, 
während  es  auslautendes  a  nicht  zu  e  schwächt.  Für  eine  LUcke  in 
der  Vorlage  von  MC  kann  auch  in  Ansehlag  gebracht  werden,  daß  C 
ruomuod  statt  romodun  bietet 

4086.  huat,  sagde  ik  ist  unzulässig,  denn  nach  htrai  tritt  keine 
Inversion  ein,  sondern  das  Pronomen  folgt  unmittelbar  auf  den  Ausruf. 

4282.  Sievers  Erklärung  trifft  das  Richtige;  ich  verweise  noch 
auf  V.  4608. 

4344.  wüin  gi  C  ^  scitote. 

4347.  werds  lässt  sich  zur  Noth  rechtfertigen ,  wenn  man  m  mot 
Ufaran  versteht:  soll  nicht  vergehen,  und  es  stünde  dann  Conjunctiv 
im  Nebenaats  des  Heischesatzes  (Modi  §.  19). 

27* 


420  R-  SPRENGER,  KLEINE  BEITRiOE. 

4645.  Sievers  liest  mit  C  /or  thero  menigi:  ohne  Grande  vgl.  305, 
1572. 

4862.  sie  kann  hier  nicht  fehlen;  die  Stellen,  wo  sonst  das  Pro- 
nopien  im  Nebensatze  ausgelassen  ist,  sind  anders  geartet:  893,  16ö6, 
2713,  2991,  3122,  3785,  4173. 

4898.  Die  Entstellung  von  eß  in  cft  begegnet  auch  5192  C. 

5054.   cf.  5119. 

5508.  craftigna  ist  natttrlich  in  craftiga  zu  ändern.  Wie  haben 
sich  die  Herausgeber,  die  alle  crefiigna  beliessen,  die  Beziehang  von 
sia  5508^  und  10*  wohl  gedacht? 

5524.  Eine  merkwürdige  Contradictio :  glücklich  die  Mütter,  die 
unfruchtbar  geblieben  sind ! 

5617.  aniheizan  heißt  nie  und  nimmer  gebieten;  ich  lese  hiet  und 
nehme  zur  Erklärung  der  Entstellung  Abirren  auf  antfeng  v.  5619  an. 

5690.  thui'u  thena  helagan  dag  mit  Heyne  und  Sievers  zu  streichen 
ist  unzulässig,  denn  es  entspricht  dem  lateinischen:  quoniam  para- 
scheve  erat.  Möglicherweise  ist  ein  Halbvers  verloren  gegangen. 

5728.  Sievers  fragt,  ob  hte  zu  ergänzen  ist.  Nein!  s.  Behrmann, 
die  Pronomina  personalia  und  ihr  Gebrauch  im  Heliand  S.  19. 

Schließlich  einige  Fragen:   was  bedeutet  seU  1407?    im  Original 

steht  candelabrum.  —  Was  heißt  an  themu  dage  2407?  —  Was  ist  middi 

dag  5395?  1.  metododag? 

HEIDELBERG,  den  6.  Juni  1882.  O.  BEHAQHEL. 


KLEINE  BEITRAGE. 


Erec  2265  lese  ich: 

swaz  aber  im  des  gebrast 

(daz  meinde  daz  er  was  dft  gast: 

stn  lant  was  im  verre), 

Artus  der  herre 

gap  im  swaz  er  vor  sprach. 
meinen  hat  hier  die  Bedeutung  ^bewirken,  verursachen*.  So  gebraucht 
es  auch  K.  v.  Heimesfurt,    Urstende   113,  41.  daz  er  des  ^sten  genai 
(mit  dem  Tode   fürs  erste  verschont  blieb)  daz  meinde  deiz  was  spdU. 

R.  SPRENGEN. 


BIBLIOGRAPHISCHE  ÜBERSICHT 

DEB 

ERSCHEINUNGEN  AUF  DEM  GEBIETE  DER  GERMANISCHEN 

PHILOLOGIE  IM  JAHRE  1881. 

VOH 

KARL  BARTSCH*). 


I.  Begriff  nnd  Geschichte  der  germanischen  Philologie. 

1.  Germanische  Philologie. 

In:  Lexicon  der  Gegenwart  (Leipzig,  Bibliograph.  Institut)  II,  66 — 71.  Übersicht 
der  Entwickelung  in  den  letzten  10  Jahren. 

2.  Körting,  G.,  Gedanken  und  Bemerkungen  über  das  Studium  der  neueren 
Sprachen  auf  den  deutschen  Hochschulen.  8.  (83  8.)  Heilbronn  1882.  Hen- 
ninger. M.   1,40. 

Vgl.  Literatnrblatt  1882,  4  (SallwOrk);  AngUa  V,  2  (Trautmann);  Herrigs  Archiv 
67,  2  (BUtz). 

3.  Schmitz,  Bernhard,  Encyclopädie  des  philologischen  Studiums  der  neueren 
Sprachen,  hauptsächlich  *  der  französischen  und  englischen.  3.  Suppl.  2.  Aufl. 
Nebst  einer  Abhandlung  über  englische  Philologie  insbesondere,  herausgeg. 
▼on   A.  Kesseler.   8.   (X,   138  S.)  Leipzig   1881.  Koch.  M.  2.80. 

4.  Bartsch,  Karl,  Romantiker  und  germanistische  Studien  in  Heidelberg  1804 

bis   1808.  (46  S.)  4.  Heidelberg  1881. 

Prorektoratsrede  am  22.  November  1881.  Vgl.  Literaturblatt  1882,  4  (Minor). 

5.  Theodor  Benfey. 

lllustrirte  Zeitung  Nr.  1987  (1881). 

6.  Tb.  Benfey. 

Academy  1881,  9.  Juli.  Reprodnetion  eines  Artikels  aus  „Times". 

7.  Th.   Benfey. 

Athenaeum  Nr.  2802. 

8.  Bormans.  —  Willems,  P. ,  Notice  sur  Jean-Henri  Bormans,  professeur 
h  l'universit^  de  Louvain.  8.  (61   S.)  Bruzelles   1881. 

Eztrait  de  TAnnuaire  de  TAcad^mie  royale  de  Belgique.  Mit  dem  Bildniss  Bor- 
mans* (geb.  1801,  f  1878).  Von  besonderem  Interesse  für  ans  ist  der  Abschnitt 
über  B.*s  Verdienste  auf  dem  Gebiete  der  niederländ.  Literatur  (S.  28  ff.),  der 
auch  der  umfangreichste  ist    Ein  Veraeichniss  von  B.'s  Schriften  ist  beigefügt. 

9.  Cosgn.  —  Beer,  T.  H.  de,  A.  J.  Cosijn. 

De  Portefeuille  1881,  9.  Juli 

10»   Crecelins.  —  Festgabe    für  Wilhelm  Crecelins    zur  Feier    seiner   fünf- 

undawanzigjährigen  Lehrthätigkeit  in  Elberfeld.  8.  (297  S.)  Elberfeld   1881. 

Gedruckt  bei  S.  Lucas. 

Die  einzelnen  Beiträge  sind  an  den  betreffenden  Stellen  verseichnet. 


*)  Büt  Beitrügen  von  J.  H.  Gall^e  in  Utrecht,  K.  Gislason  in  Kopenhagen  und 
K.  F.  Söderrall  in  Land. 


422  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

11.  Gerßy  Hermann   Friedrich. 

Nekrolog  in  der  Zeitschrift  des  Bergischen  GeschichtsTereins  16  (1881),  8.  ^43 
bis  246.  Geb.  1836,  f  1880.  Mehreres  gerraauistische  in  der  Zeitschrift  t  deatsch« 
Phüologie,  Bd.  IX -XL 

12.  Orimm.  —  Briefwechsel  zwischen  Jacob  and  Wilhelm  Grimm  ans  der 

Jagendzeit.    Heraasgegeben    von  Herrn.  Grimm   und  G.  I£nrichs.    8.  (VUL 

542  S.)  Weimar   1881.   Böhlaa.    10   M. 

Vgl.  D.  Liter.  Zeitang  1881,  17  (Rödiger);  Anz.  f.  d.  Altertham  7,  SOI -304 
(Steinmejer);  Im  nenen  Reich  1880,  51  (Hildebrand);  Nene  Freie  Presse,  Nr  5S29 
(Scherer). 

13.  Schmidt,  Julian,  die   Brüder  Grimm. 

Deutsche  Randscbaa  1881,  Januar,  8. 112  -  129.  Anknflpfend  an  den  BriefirediMl. 

14.  Beiger,    Ch.,  von  den   Brüdern  Grimm. 

AUgem.  Ztg.  1881,  Beilage  139.  Ebenfalls  über  den  BriefwechseL 

15.  Braun,   Karl,  die  Gehrüder  Grimm  und  der  Minister  Haasenpflug. 

Die  Gartenlaube  1881,  Nr.  1.  2. 

16.  Ein  Brief  J.  Grimms  an  F.  H.  van  der  Hagen.   Von  G.    Hinrichs. 

Anzeiger  f.  d.  Alterthum  7  (1881),  457—467. 

17.  Ein  Brief  J.  Grimms  an  Julias  Ludwig  Klee. 

Germania  26,  127. 

18.  Ein  Brief  J.Grimms  an  J6n  Amason.  Mitgetheilt  ron  Herrn  W.  S.  Cv- 

penter  in  Leipzig. 

Zeitschrift  f.  d    Philologie  12  (1881),  353.  Vom  15.  März  1852. 

19.  Hinrichs,  G,  Jacob  Grimms  Antrittsrede  De  desiderio  patriae. 

Anzeiger  f.  d.  Alterthum  7,  319—326. 

20.  Holtsmann.  —  Scherer,  W.,  A.  Holtzmann. 

Allgemeine  deutsche  Biographie  13  (1881),  S.  16—18. 

21.  Holtzmann,   Adolf. 

In:  Fritzlari  Hermann  Sente  Elseb^tje.  Kolozsvar  o.  J.  S.  14 — 16. 

22.  Homeyer.  —  Frensdorff,  F.,  G-  Homeyer. 

Allgem.  deutsche  Biographie  13  (1881),  S.  44—53. 

23.  Humboldt.  —  Dove,  A.,   Wilhelm  von  Humboldt. 

Allgem.  deutsche  Biographie  13  (1881),  S.  338—358. 

24.  Jacobi.   —  Scherer,   W.,  Theodor  Jacobi. 

Allgem.  deutsche  Bibliographie  64.  65.  Lief.  (1881). 

25.  Jänicke.  —  Gombert,  O.  Jäiiicke. 

Ebenda. 

26.  Junilis.  —   Slee  und  Lilicucron,   Franciscus  Juniua. 

Allgem.  deutsche  Biographie  69.  70.  Lief.  (1881),  S    734—736. 

27.  Kulm.  —  Schmidt,   Job.,   Adalbert  Kuhn. 

Beilage  zur  Zeitschrift  f.  vergleichende  Sprachforschung,  N.  F.  VI,  1  (1881  •- 

28.  Pro  hie,   U.,   Adalbert  Kuhn  und  die  märkischen  Volksgebräuche. 

Vossische  Ztg.  1881,  Sonntagsbeilage  Nr.  24. 

29.  Kurs.  —  Schumann,  A.,   Schweizerische  Schriftsteller.   8.   Heinriefa  Kor^ 

Neuer  Anzeiger  f.  Bibliographie  1881,  12.  Heft;  1882,  1.  Heft. 

30.  Leo.    —  Rudioff,    Erinnerungen  an  H.  Leo.    Zum  zweijährig«a  Todestai« 

Leos  den  24.  April. 

Die  Grenzboten  1881,  Nr.  19. 

31.  Lindemann,  Wilhelm.  Nekrolog. 

Literarischer  Hand  weiser,  Nr.  255. 

32.  ManDhardt.  —  Pröhle,   H.,  Zur  Erinnerung  an  Wilhelm  Manohardt 

Vossische  Ztg.  1881,  Sonntagsheilage  Nr.  6. 

33.  Wilhelm  Mannhardt. 

Altpreussische  Monatsschrift,  N.  F.  18.  Bd.  3.  4.  Heft  (1881). 


n.  HANDSCHRIFTENKUNDE  UND  BIBLIOGRAPHIE.  423 

34.  Dr.  Johann  Wilhelm  Emanuel   Mannhardt. 

Danziger  Ztg.  1881,  6.  Januar.  Von  R.  S.  Vgl.  auch  Siebenbürg.  Korrespondens- 
blaU  IV,  48. 

35.  Mannhardt,  Wilh. ,  Gedichte.    Mit  einer  Lebensskizze  des  Dichters.   8. 

(XXVII,   152  S.)  Danzig   1881.  Scheinert.   2   M. 
Herausgegeben  von  L.  und  G.  Mannhardt. 

36.  Michelten.  —  v.  Giesebrecht,    Nekrolog    auf  Andreas   Ludwig  Jacob 

Miohelsen. 

Sitsungsberichte  der  k.  bajer.  Akademie  1881,  II,  107 — IIS. 

37.  Malier.   —  Kölbing,  E.,  Eduard  Müller. 

Englische  Studien  6  (1881),  268. 

38.  Deutschbein,  C,  Eduard  Müller. 

Anglia  4,  421—426. 

39.  Nicol.  —  Sweet,  H.,  Henry  Nicol. 

Academy  12.  Febr.  1881,  S.  118  f.  f  30.  Jan.  in  Algier;  geb.  Oct.  1845  in  London. 

40.  Bückert. —  Reifferscheid,  über  H.  Rückerfs  Bedeutung  als  Germanist. 

Verhandlungen  der  35.  Pbilologenversammlung  S.  212 — 214. 

41.  Marold,  C.y  Bericht  über  die  Verhandlungen  der  deutsch-romanischen  Section 
auf  der  35.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner  in  Stettin. 

Germania  26.  260—256. 
42«  Henrici,  Emil^  Bericht  über  die  Verhandlungen  der  deutsch-romanischen 
Abtheilung  der  XXXV.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner 
SU   Stettin  vom  27. — 30.  Sept.   1880. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  12  (1881),  861—364. 

43.  Seelmann,  W. ,    dit>  Jahresversammlung   des  Vereins  für  niederdeutsche 
Sprachforschung  in  Hildesheim  am   17.  —  20.  Mai   1880. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  12  (1881),  863—360. 

44.  Centervall,  Julius,     Det  andra  nordiska  filolog-mötet   in  Kristiania  den 
10—13  Augusti   1881. 

In:  Nordisk  Tidskrift  fbr  vetenskap  1881,  7.  Heft,  S.  558-668. 

II.  Handschriftenkuode  und  Bibliographie. 

45.  Keller,  A.  v.,  altdeutsche  Handschriften.  6.  Tübingen  1881.  Druck  von 
Laopp.  8.  2   Bl. 

Enthält    die  Beschreibung    der  Karlsruher  Hs.   cod.    pg.    germ.    30    (Walthers 
T.  Rheinau  Marienleben). 

46.  Schmidt,  Gustav,  die  Handschriften  der  Gymnasial- Bibliothek.  IL  Halber- 
stadt  1881.  4.  32  S. 

Programm    des  Dom- Gymnasiums    1881   (Nr.  197).    Darin  8.  25  f.    26  ff.    31  f. 
Abdruck  von  interessanten  altdeutschen  Fragmenten. 

47«  Schmid,  B.,  Catalogus  codicum  manuscriptorum  in  bibliotheca  monasterii 
Cremifanensis  asservatorum.  T.  I.  fasc.  3.  8.  (9.  129 — 192.)  Lentii  1881. 
Bbenhöch.   M.  1.60. 

48.  Handschriften,  geschichtliche,  der  fürstlich  Ottingen  -  Wallersteinischen 
Bibliothek  in  Maihingen,  verzeichnet  yon  Ph.  JaffSS,  mitgetheilt  von  W.  Wat- 

tenbach. 

Neues  Archiv  der  Gesellschaft  für  filtere  deutsche  Geschichte  VH  (1881) ,  171 
bis  186.  Enthält  u.  a.  ein  histor.  Gedicht  (=  Liliencron,  Volkslieder  I,  497  ff.) 
und  ein  anderes  (=  H,  45  —  58).  —  S.  174  wird  aus  einer  Chronik  die  Stelle 
mitgetheilt:  Post  cujus  Athile  mortem  in  Eczelburk  fuit  bellum  Kriemheldinum, 
lomnium  preteritorum  bellomm  maximum.  —  8.  176  Schwabenspiegel;  bairisches 
Bechtsbnch.  —  8.  179  althochd.  Windnamen;  Notkers  Bibel,  1  Blatt  etc. 


424  BIBUOGRAPHIE  VON  1881. 

49.  Halm,  C,   et  G.  Meyer,  Catalogus  codicam  latinomm  biblioihecae  regiu 

Monacensis.  T.  II,  p.  4.  Codices  Nam.  21406—27268  complectens.  8.  (2  BU 

300  S.)  Manchen    1881.  Palm.  6  M. 
Vgl.  Laterar.  Centralblatt  1882,  Nr.  16. 

50.  Waitz,  G.^  Pariser  Handschriften. 

Neues  Archiv  der  Gesellschaft  fOr  ältere  deutsche  Geschichte  6  (1881),  8.  4T3 
bis  495.  Darin  Nr.  9666  11.  Jh.  Rnnenalphabet;  10758  Lex  Salica.  Noqt.  acqoii. 
241  Propere  mit  deutschen  Glossen.  Außerdem  viele  Handschriften  mit  Utei- 
nischen  Gedichten. 

51.  Gillert,  K.,  lateinische  Handschriften  in  St.  Petersburg. 

Neues  Archiv  der  Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichte  VI,  497—611. 
Fortsetzung  von  Bibliographie  1880,  Nr  45.  Enthält  nichts  Deutsches,  aber 
manche  lateinische  Dichtungen. 

52.  ZukalyJ.,  aus  der  Troppaaer  Museurosbibliothek.  Jahresbericht  derObcF 

realschule  in  Troppau  (1881).  8.  36   S. 

Darin  ein  Vocabularius  latino-germanicus  von  1418. 

53.  Lubbcn,  A. ,    die  niederdeutschen,    noch    nicht  weiter  bekannten  Hui* 

Schriften  der  Bibliothek  zu  Wolfenbüttel. 

Jahresbericht  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  68 — 73. 

54.  Bech,  F.,  Verzeichniss  der  alten  Handschriften  und  Drucke  in  der  Dos- 
herreu bibliothek  zu  Zeitz.  Lex.   8.   (58  S.)   Berlin   1881.    Weidmann.    5  M. 

Enthält  nur  wenig  Deutsches,  das  meist  von  Bech  in  Zeitschriften  berciii 
publicirt  ist.  Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  23. 

55.  Ewald,  P.,  Reise  nach  Spanien  im  Winter  von   1878  auf  1879. 

Neues  Archiv  der  Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichte  VI  (1881),  217— 3N. 
Ich  mache  aufmerksam  auf  folgendes:  Escorial.  S.  228  f.  werden  westgotiKk 
Namen  mitgetheilt  —  S.  259  Sammlung  lateinischer  Gedichte  in  O.  HI.  2,  KL  $ 
bis  103;  Bl.  198  ein  Minnelied  in  nd.  (V^  Sprache  (14.  Jh.)  Genaden  zoallerstAiit' 
derreichte  minen  pant  (wohl  md.);  ein  latein.  Räthsel  S.  280;  ein  VaganteoM 
Veris  dulcis  in  tempore  (=^  Carmina  Burana  p.  195K  —  Sevilla.  S.  374,  Nr.  i 
3.  18  (16.  Jh.;  enthält  einige  nd.  Stücke.  —  Granada  S.  384.  1.  1.  13  (14.  Jk 
Albertus  magous  historia  naturalis,  neben  dem  lat  Text  auf  den  erst^i  Seita 
eine  nd.  Übersetzung:  Etlike  manschen  de  syn  in  dat  osten  mjdelmatescb  m 
persone  etc. 

56.  Verzeichniss    des    antiquarischen    Bucherlager    von   A.    Bielefeldes  Bd- 

buchhandlung  in  Karlsruhe.    1881.   Nr.   90. 

Enthält  die  2.  Abtheilung  der  Bibliothek  von  F.  J.  Mone.  Am  Schlosse  Hn'' 
Schriften  und  Fragmente.  Verschiedene  Prosaschriften.  Mystisches.  Fragan^ 
aus  Parzival,  Rudolfs  Weltchronik  etc. 

57.  Völcker,  Georg,  Register  zu  Wendelin  v,  Maltzahn's  deutschem  Bücher 
schätz  des  16.,  17.  u.  18.  bis  um  die  Mitte  des  19.  Jahrhunderts.  8.  Freok- 
furt  a.  M.    1881.   Völcker.  M.   2.40. 

58.  CXXXVI.  Katalog  des  Antiquarischen   Bucherlagers  von   Albert  Cobo  ■ 

Berlin.   Berlin    J881.   8. 

Enthält  viele  Seltenheiten  und  manche  Unica  zur  Literatur  des  16.  JahrhimdcfV- 
Ich  erwähne  die  clagredt  (Nr.  2796),  von  1556,  S.  12;  die  zwei  Drucke  *•! 
Curtisan,  S.  13;  Sachen  von  Fischart,  S.  14;  Bechstein's  Liederbuch,  6Mi^ 
dem  der  Cl.  Hätzlerin  stimmt,  S.  24 ;  die  hochdeutsche  Bearbeitung  von  Vi* 
straat,  S.  26  f.;  Nr.  3076,  S.  30;  Nr.  3164,  S.  36;  Nr.  3173,  S.  37;  Hi.  *» 
deutschen  Belial.  S.  41  u.  a. 

59.  Bücherverzeichuiss  von  Karl  J. Trübner.  XXXL  Germanische  Sprtc^ 

8.  Straßburg   1882. 

Enthält  seltene  Ausgaben  von  S.  Braut,  Fischart,  Geiler  von  Kaisersberg,  OMg** 
bach,  N.  Manuel,  Mumer. 


III.  SPKACHWISSENSCHiFT  USD  SPRACHVERGLEICHUNG, 


425 


60.  Bartsch,  K.,  Bibliograph icclie  Übersiclit  der  ErBcheinungcn  auf  dem  Qe. 
biete  der  germauitcheii  Philologie  im  Jahre  18S0. 
Oennuiia  26,  i23-60ä. 
til.  Ja,hresbericbt  über  die  ErBeheiDungi-'o  auf  dem  Gebiete  der  germaiiiscben 
Philologie  fiir  das  Jabr  1880.  Uerauageg.  tod  der  Oeaellecbaft  für  duqtBche 
Philologie  in  Berlin.  2.  Jahrgniig  1880.  8.  (IV,  307  S.)  Uoriiii  1881.  Cal- 
vary  u.  Co.  8  M, 

Vgl.  KorrcBpuiidonibl»«   d.  Vereins    f.    »iubenbiirg.  Laudcakuude   1881,    Nr,  9; 
Bulletin  crilique  d'bUtoire  11,   18. 
62.   Litern tnrblatt   für  germanischo   und   romanische   Philologie.   Unter  Uit- 
wirkong   von   K.   Bartsch   hL-raUBgeg.   von   O.  Behaghel   und   P.  Neiimano. 
2.  Jnhrg.    1881.  4.  U<^ilbronn   1881.  Hunninger. 
ti3.  Bibliutheca  philolugica,   oder  (ceurdnete  0be  nicht   aller  iiuf  dem  Gebiete 
ÜVT    claeaischeu   AUertburoBwiMcnHcliaft   wie  der  älteren   bnd   neueren   Sprach- 
wiaseoachafl  in  Deutschland  und  dem  Ausland  nea  erachieaencn  Bücher,  herans- 
gegeben  von  E.  Ehrenfeachter.   33.  Jahrg.  (1880).    8.  444  S.   Qiittingcn  1881. 
Vandenhoek   u.   Ruprecht.   4   M. 
64.   Duorniuck,  J.  J.  van,   Vcrmomde  en  naamlooze   achryvcra   opgespoord   up 
bei  gebied  der  Nederlandnche  eu  Vlaamsclie  lettereu.  Leiden   I8S1.  Brill.   f.  10. 
fiS.   TrHQtinann,   M.,   Übersicht  der  in   den  Jahren    187T,    1878   u.   1879   auf 
dem  Gebii'Iu    dur   engtiäclit-'D  Philologie    ersohieneDen  BUoher    und  Aufsätie. 
8.  (67  S.) 

Boitagf  zu  Anglia  IV,  3. 
68.  Skyrslur    og    reiktiingar    hins    Iilenaka    bökmeuuKlags    1879—80.     H. 
fXLVm,   31    S.)   Kuupmaniiahöfn. 

Nicht    im  Buchhaudel.    Entliält    u.  ■.  Bibliographiichra ,    i.  B.    ULvr  'Ulcuxki 
bakur,   og  um  Island  og  islenakar  b6kmentir 
67,   Stjfi rnstrü m ,  GuHt.,   Literaturhistorisk  faibliograS.  1    Itibliografi  och  liteni- 
tarhiatoria.  'i.  Bvenska  sptäket.    14  S. 
8amUren   1880,  H.  1. 


111. 


chaft  und  Sprachvetgle 


68.    Uüller,   Friedrich,   GrondrlQ  der   Sprachwissenschaft.    1.  Abth.   3.   Hülfte- 
8.  (X,   177-439  S.)  Wi^o   1889.  Holder.  M.  5.60. 

I.   Steinthal,  H.,   Abriß  der  Sprachwiaacnschaft.    1.  Tbeil.  2.  Abth.  8.  (XXV, 
n.  ä.   401-496).   Berlin    1881.   DUmmler.   M.    1.50. 

Tgl.  Acndoiu;  1881,  '20.  Äogust,  .s.  Hb.  U.  Lllur.  Ztg.  36. 
70.   Steinthal,   H.,     Einleitung     in     die   Psjchologie     und   Spracbv^iaBcuschaft, 

ZuBätJMi  lur  1.  Anfinge.  8.  (9  S.)  Ebd.   50  Pf. 
II.   B(ergstcdt).   C.    F.,   Rvad   är  spräkvoEeoikap? 

Nordisk  Tidskrift  Ki  veteiuksp.  kuusl  .joh  iudiuUi,  H.  3,  S.  243  —  281. 
'S.   Madvig,   J.  N-   Uvad   er   Sprogvidenakabf   Foredrag  boldt  ved   det  bindet 
nordiakt?   müde  uf  filologer   Oksli   akulemiend  i  Krisliauia.   den  10.  Augost  1861. 
Norditk  Tidskrift  ßfr  veteuskap.  konat  och  indusiri   1881,  D.  6,  &.  481-4U3. 

73,  Ldvy.Bing,  L.,   ia  linguiatique  d^voil^e.   8.  {240  S.)  P^iri»  1881.    Vicweg. 

74.  Adam,  Lucicn,   Ia  linguislique   ost-ulle   nnc  acienuo   naturelle  ou  nne  acience 
hlatoriquo?   (deuiiiune  articie}' 

Revue  do  liitguiotique,  T.  10'  Qct.  1881. 
'6.   Adam,   L.,   lea  cinssificatton«  de   Ia   Mtiguistiquo. 
Bavoe  de  bnguittiqiie  XIV,  3  (18S1). 


426  BIBUOOKAPHIE  VON  1881. 

76.  Bahnsen,  Jalius,    AphorUmen  über  Spraohphilosophie.  Progr.  (Nr.  l(M/ 
1881.  8.   35  S.  Lauenburg  in  Pommeru.  Leipzig   1881.  Ghrieben.   1  M. 

77.  Rosenthal,  L.  A.,    die  nene  Sprachwissenschaft  and  die  PhiloMphie  in 

ihrem  Verhältniß  zn  einander. 

Literarischer  Merkur  1881,  Nr.  24. 

78.  Delbrnck,  B. ,  Introduzione  allo  studio  deila  seieosa  del  liagiaggio-. 
contribnto  alla  storia  cd  alla  metodica  della  glottologia  eomparaÜTa.  Tiadu. 
da  P.  Merlo.  8.  (XI,  158  S.)  Torino  1881.  Loescher.  8  I.  50  c 

79.  Ceci,  Bertoldo  Delbrück  e  la  scienza  del  lingoaggio  indogermaaieo. 

Giomale  Napoletano  1881,  Not. 

80.  D*Ovidio,    d*un    recente  libro  di  Delbrück  e  della  tradusione  del  Ifcrit 

e  di  due  nnove  dissertazioni  del  Whitney. 
RivisU  di  ülologia  X,  5—7  (1881). 

81.  Whitney,  W.  D.,  langnage  and  its  study:  seven  lectaree.  Eidited,  ^ 
introdaction,  notes  etc.  by  B.  Morris.  3nd.  edition.  8.  (332  S.)  London  18IL 
Trübner.   5  sh. 

82.  Whitney,  W.D.,  Taal  en  taalstndie.  Voorlesingen  over  de  grondca  te 
wetenschappelijke  taalbeoefening.  Volgens  der  derde  uitgave  Toor  Neder- 
landers  bewerkt  door  J.  Beckering  Vincken.  2*  aerie.  8.  (4  und  476  8.) 
Haarlem   1881.   Bohn.  5  f.   10  c. 

83.  Müller,  Max,  Sprache  und  Sprachen. 

Deutsche  Rundschau  1881,  August,  8.  306—8. 

84.  Müller,  Max,  Seleeted  essays  on  langnage,  mytfaology  and  religion.  Loadn 

1881.   Longmans  and  Co. 

Vgl.  Athenaeum  1881,  20.  Augast,  S.  237. 

85.  Abel,  C,  über  den  Ursprung  der  Sprache.   2.  Ausgabe.  8.   (23  8.)  Beria 

1881.    Liepmannssohn.  M.    1.50. 

Erweiterte  Bearbeitung  eines  in  *Nord  und  Süd'  erschienenen  AufuUaes. 

86.  Geiger,  L.,  der  Ursprung  der  Sprache.  2.  Auflage.  8.  (XXIV,  190  S.; 
Stuttgart   1881    (1878).   Cotta.   6  M. 

87.  Tesch,?.,  Ursprung  und  Entwickelung  der  Sprache.  Vortrag.  8.  (39  S-) 
Neuwied    1881.   Heuser.   60   Pf. 

88.  Gelmetti,  L. ,  la  dottrina  manzoniana  rall'  uniti  della  lingaa  ne  stoi 
difensori  Morandi  e  d*Ovidio:  nuovi  studti  critici  sullo  stato  definitiro  delli 
questione.   8.   (312   S.)  Milano   1881.  5  Lire. 

89.  Wäschke,H.,  über  die  Entstehung  der  Sprache  and  der  Einselsprackei. 

4.  (23  S.)   Dessau   1881. 
Programm. 

90.  Drival,  E.  van,  de  Torigine  et  de  la  Constitution  intime  dv  langtge. 
8.   (153   S.)   Paris   1881.   Maisonneuye.   6   M. 

91.  Krause,  die  Ursprache  in  ihrer  ersten  Entwickelung.  lU.  Tbeil. 

Programm'  des  Gymnasiums  zu  Gleiwits  1881  (Nr.  154).  4.  26  S. 

92.  Sweet,   H.,  on  recent  inyestigations  on  the  Aryan  Ursprache. 

Transactions  of  the  Philological  Society  1880—81.  Part  L 

93.  Hart,  J.   M.,  Keltic  and  Germanic. 

American  Journal  of  Philology  I,  4. 

94.  Place  of  Celtic  in  the  Indo-European  Family  of  Languages;  Tesu  of 
Etymological  affinity ;  Grimms  law;  Ilustrations  of  the  application  of  Ghiums  U'- 

The  Scottish  Celtic  Beview  1  (1881). 


m.  SPRACHWISSENSCHAFT  UND  SPRACHVERGLEICHUNG.  427 

95.  Sieyers,  Ed.,  Gmndzüge  der  Phonetik  zur  Einfuhrang  in  das  Studium 

der  Lautlehre  der  indogenDantadhefi  0)[irä6hen.  Zweite  weseutlich  umgearbeitete 

und  vermehrte  Auflage  der    Grundzüge  zur  Lautpbysiologie  .  8.  (XV,  224  S.) 

Leipaig  1881.  Breitkopf  u.  Härtel.   6  M. 

Bibliothek  indogermanischer  Grammatiken.  1.  Bd.  Vgl.  Literar.  Centralblatt 
1881,  Nr.  41  (Braune);  Gott.  Gel.  Anzeigen  S.  885—896  (J.  Storm);  D.  Liter. 
Ztg.  1882.  Nr.  22  (Collitz);  Anglia  IV,  2.  H.  (Trautmann). 

96.  TuloT,  M.,  über  die  Elementarlaute  der  menschlichen  Stimme  und  über 

das  Alphabet.    8.  (112  S.)  Kiew  1881. 
In  russischer  Sprache. 

97.  Michaelis,  G.,  über  die  Anordnung  der  Vokale. 

Archiv  f.  d.  Studium  d.  neueren  Sprachen  66  (1881),  403—460,  und  Nachtrag  66, 
77 — 96.  Die  Abhandlung  selbst  ist  s^MU-at  erschienen.  8.  (79  S.)  Berlin  1881. 
Barthol  u.  Co.  M.  1.60.  Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  16  (HoffoTj). 

98.  Kruszewski,  N.,  Prtvatdocent,  über  Lautabweehslung.  8.  (41   S.)  Mit 

2  iTabellen.  Kasan   1881.  Uniy.- Buchhandlung.   1   M. 
Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  12  (Brugman). 

99.  Osthoff,  H.,  die  Trefstufe  im  indogermanischen  Vocalismus. 
Morphologische  Studien  IV  (1881),  S.  1—406. 

100.  Kirste,  H.,  die  constitutionellen  Verschiedenheiten  der  Verschlußlaute  im 

Indogermanischen.   8.  (84  S.)  Graz   1880.  Leuschner  u.  Lubensky.   M.  2.60. 
Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  17  (Vemer) ;  Literar.  Centralblatt  22  (Sievers). 

101.  Osthoff,  H.,  Zum  grammatischen  Wechsel  der  velaren  A'-Reihe. 
Paul  n.  Braune,  Beiträge  8,  266—287. 

102.  Müller,  Gerh.  Heinr. ,  ober  den  Accusativ  und  sein  Verhältniss  zu  den 

fibrigen  Casus.  Ein  Beitrag  zur  indogermanischen  Casuslehre. 
Zeitschrift  nir  Volkerpsychologie  13  (1881),  S.  1—81. 
lOd.  Osthoff,  H.)  über  Aoristpraesens  und  Imperfectpraesens. 
Paul  u.  Braune,  BeitrKge  8,  287—311. 

104.  Weise,  O. ,  W<n*tentlehnang  und  Wortschöpfung.  Sprachgeschichtliche 
Studie. 

Zeitschrift  fBr  VOlkerpsjehologie  XIH,  8  (1881). 

105.  Weise,  C,  Verschmelzong  des  Artikeb  mit  dem  Wortstamme. 
Zeitsobrtft  für  Völkerps/ohologie  XIII,  8  (1881). 

106.  Danielsson,  O.  A. ,  Grammatiska  anmärkningar.  I.  Om  de  indoeuro- 
peiska  femininstammame  pä  -t  och  nigra  dermed  beslägtade  bildningar  i 
grekiska  och  latinska  sprikön.  8.  (68  S.)  Upsala  1881.  Akademiska  Bok- 
handeln.   1  kr.  50  ore. 

üpsala  üniTersitets  Ärsskrift  1881. 

107.  Gow,  J.,  Note  on  gender^  especially  in  Indo-Europ^en  langnages. 
The  Journal  of  Philology  Vol.  X,  Nr.  19  (1881). 

108.  Moltzer,  H.  E.,  De  volksyerbeelding  in  het  rijk  der  taal.  Redevoeripg 
by  de  overdracht  van  het  Rectoraat  der  Universiteit  te  Groningen.  8.  (30  S.) 
Groningen   1881.  Wolters,  f.  0.60. 

109.  Bezzenberger,  A.  und  A.  Fick,  Nachträge  zum  indogermanischen 
Wörterbuch. 

Bezzenberger,  Beiträge  VI,  4  (1881),  S.  236—240. 


428  BIBLlOQRAPHrE  VON  1881. 


IV.  Grammatik« 

110.  Meyer ^L.,  über  die  gothische  Sprache. 

Sitsangsberichte   der  k.  gelehrten   estnischen  Gesellschaft  sa  Dorpat  1880—81. 

111.  Kossinna,  Gastay,  über  die  ältesten  hochfränkischen  Sprachdenkmiler. 

Ein  Beitrag  zur  Grammatik  des  Althochdeutschen.    8.  (XIII,   99  8.)  StnE- 

burg  1881.  Trubner. 

Quellen  und  Forschungen,  XL  VI.  Heft. 

112.  Paul^  Hermann,  mittelhochdeutsche  Grammatik.  (Sammlon^  kunerGruh 
matiken  germanischer  Diah^kte.  11.)  8.  (VIII,  69  S.)  Halle  1881.  NiemeTcr. 
M.   1.20. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  115  (Behaghel);  Zeitschrift  f.  d.  PhUologie  18,  48SC 
(Bahder);  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  7,  806  ff.  (Franek);  D.  I^tar.  1^ 
1881,  44  (Rödiger);  American  Jonmal  of  Philologj  1881,  Nr.  6. 

113.  Weinhold,  Karl,  Kleine  mittelhochdeutsche  Grammatik.  8.  (VIII,  106 S.) 
Wien   1881.   Braumüller. 

Vgl.  Zeitschrift  f.  d.  Philologie  12,  483  ff.  (Bahder);  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.« 
(Rödiger);  American  Jonmal  of  Philology,  Nr.  6. 

114.  Bernhardt,  £.,  Abriß  der  mittelhochdeutschen  Laut-  und  Fleziooilekic 
zum  Schulgebrauche.  Mit  einem  Anhang  über  mhd.  Versbau.  2.  ▼erbutrt» 
Auflage.   8.  (VI,  33  S.)   Halle   1881.  Waisenhaus. 

Vgl.  Literaturblatt  2881,  Sp.  114;  Anseiger  f.  deutaehes  Alterthum  7,  SOli 
(Frauck);  Zeitschrift  f.  d.  Gymnasial wesen  1881,  S.  359  f.  (Bödiger). 

115.  Blatz,  Friedrich,  Neuhochdeutsche  Grammatik  mit  BeracksichtigiiDg  ^ 

historischeu  Entwickelung  der  deutschen  Sprache.  Zweite  theilweiae  Yerbttite 

und  vermehrte  Auflage.  8.  (XXVIII,  884  S.)  Tauberbischofsheim  1881.  Lsiy 
Mit  einer  sprachgeschichtlichen  Einleitung  und  Belegen  aus  allen  Periote 
unserer  Sprachgeschichte  und  Literatur. 

116.  Frauer,  Ludwig,  neuhochdeutsche  Grammatik,  mit  besonderer  Rficktfck 

auf  den  Unterricht  an  höheren   Schulen  und  zugleich  als  Leitfaden  für  tka 

demische  Vorträge.   8.  (XX,  332  S.)   Heidelberg   1881.  Winter. 
Vgl.  Zeitschrift  f.  d.  Gjmnas.  1882,  S.  368  ff.  (Wilmanns). 

117.  Valentin  I c k e  1  s a m  e r  s  Teutsche  G^ammatica.  Herausgeg.  von  Dr.  KoUer. 
2.  u.  3.  Auflage  des  Neudrucks.  8.  (XII,  48  S.)  Freiburg  i.  B.    1881.  Mehr. 

1   M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  39  (Braune);  D.  Liter  Ztg.  Nr.  46  (Miehaslii). 

118.  Geistbeck,  Michael,  historische  Wandlungen   in  unserer  Muttenpracbe. 

Ein  Beitrag    zur   Förderung    des    grammatischen  Studiums    und  Unterrichti. 

8.  (62  S.)  München   1881.   Ackermann.  M.   1.20. 

Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  7,  331;  D.  Liter.  Ztg.   1881,  Nr.  41. 

119.  Ledercr,  Einführung  in  die  Geschichte  der  deutschen  Sprache.  Prograna 
des  Gymnasiums  zu  Arnstadt  1881   (Nr.   619).  4.   37   8. 

120.  L  innig,  Franz,  Bilder  zur  Geschichte  der  deutschen  Sprache.  8.  (500  S. 
Paderborn    1881.   Schöningh.   6   M. 

121.  Ottenthal,   £.  y.,   die   deutsch- romanische  Sprachgrenze   im  Vinstgao  ti 

Ende  des    14.   Jahrhunderts. 

Mittheilungen   des  Instituts   für  österr.  Geschichtsforschung  11,  112—114.   Vgl 
Jahresbericht  1881,  S.  36. 

122.  Bcch,F.,   Merkwürdiges  Zeugniss  von  der  in  Halle  a./S.   um    1477  herr 

sehenden    Sprache. 
Germania  26,  351  f. 


rv.  GRAMMATIK, 


429 


123.  LübbcD,  A.,  mittelniederdeutaolic  Grammatili  nebat  Chrcatomatbie  und 
Gl0B.ftr.  8.  (Vm,   831    S.)  Leipzig    1882.  T.  0.  Weigel.   6  M. 

Vgl.   Liter.  Centralbtatt   1BS2,   IT  (Branne);  LileraturblHtt   ISS?,  ö  (Tiimpel). 
194.   Kocfa,   C.   F.,     hiatoriac-hc  Gruminatik   der   Engliscbcn   Sprache.    I.   KunJ. 
Ltiut.   und  Fleiionslehrc.   Zweite   unveränderte  Auflage.   8.   (X.  498  S.)   Kiiaael 
1882.    Wigand.    10   H. 
125.   Storni,   Johann,   Engliacbe  PliilologiB.    Anleitung  Kuto   wissenacliuft liehen 
Stadtutn   der  englischen   Sprache.   Vom   Verfaeser  ffir  dad   deutsehe   Piibliknoi 
bearbcilet.  1.  Die  lebende  »[.räche.  6.  (XVt,  466  S.)  Heilbronn  1881.  lleuninger. 
Vgl.   U.  LiUr.  Ztg.  ISHl,  U  (Napier);   Tsalbludie   II,  6;    Literar.  Ceutralblatt 
18S1,  36  IR.  Walckers);    Hcrri^a  Archiv  65,  321  ff.  (Asher);  Taalatiidie  III,  1; 
Englische  Studien  6.  266  ff.  (Thuni)i  Anglia  IV,  4  (Trantmaun);    Engl.  Studien 
6,  398  ff.  (Regel);  Literatnrblatt  1883,  7  (BieverB). 
136.   Cosijn,   P.   J.,   kiirzgeraaate  altweataäcbaiBche   Ornmuiatik.    1.  Theil.    Die 
Vocale   der  Stammailben.   8.   (IV,   5G   S.).   Leiden    1881.   Brlll.   M.    l.üO. 
Vgl.  LitetalurbUtt  ISäl,  Sp.  Ti   f.  (Neumann);  Nord  en  'laii  IV,  G. 
127.  Feyer«bciid,   W,,    in  whiit  mannet  did  the  Frtnch   influence  the  for- 
Biation  of  the  Euglish   language? 

Programm  der  kgl.  GeweibeachulB  lu  Elborfald  1881   (Nr.  i'M).  4.   U  S. 
136.  Cummins,    a  granrniar  of  tbe  old  fricaic  language.    8.  (64  S.)  Lomloii 
1881.   Triibncr.    3   B.    6   d, 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  188S,  1  (Foit);  AtheuBeam,  30.  Juli  1S81,  S.  U2. 

129.  NÜBBon,  L.  G.,  ForniBlündik  Grammatik.  Ändra  Haftet.  8.  (S.  89  bis 
ISO.)  Stookbölm   1881.   1    kr. 

130.  Äftsen,  J.,  norak  Grammatik,  Omarbeidet  Udgave  af  Det  norske  Folkeaproga 
Irammatlk.'   N;  Sul.siiription.   2.  Heft.   8.   Cbristianla    1881.   Mailing,   i.  1  kr. 

131.  Schwarti,  Eug6i>e,  och  Adolf  Noreen,  Sveuak  spilklära  für  hÖgrc 
DnderTiBning  och  tili  själfBludiam.  Första  haftet.  8.  (6,  64,  LH  S.)  Stock- 
holm  1881.  NoTBtedt  &  Söner.   1   kr.  60  öre. 


132.  Vogel,   Hilarine,    das  phonetiech-etTinologiacbe  Element   in   der  dcutai^beu 
Sprache.   Ein   Beitrag   zur   Geneais  der  Sprache.   8.   (33   S.) 

Jahresbericbl   über   dio  k.  k.  Stantd-Oberrealschnle  im  III.  Bexirk.    Wien  ISSI. 

133.  DevantioT,  Franz,   über   die   Lautveracbiebung   und   das  Verhüllniss   dea 
Hoohdeulachen   zum  NiederdeuUchen.    8.   (44   S.   mit   1    llolzsehn.) 

Sammlung   gemeiuvotafttndlicher   wissen  schaftlich  er  Vurlrfigo   376.    Berlin   1881. 
Habel.  1  M 

134.  Steiner,  W.,    zur  Opgchicbto  der  Ablanlfrage  in  der  deutschen  Gram- 
matik. 8.  (81    S.) 

Programm  der  Ob  erreal  schule  in  Ciemowitz  |P81.  Vgl.  Jahresbericht  S,  30. 

135.  Beisenberger,  A.,  GvnmmutiBche   Bemorkungou. 


Beitrüge    v 
Bednplicali 

Folge  a»ei 
Panl.H., 


I  ~BeEzeQb arger  T  (1881);    S.  7ö  f.    Ober   aubitant.    BilduugcD 
i;    8.  77  f.  Ober  aurfror  etc.-,    8.   76  Ober  die  AhneiijnnK  gegen 


ige  znr  Geschichte  der  Laute» tvicklung  und  FormonassocU- 
»n.    9.  Noch  einmal  golisch  au  vor  Vocalen.     I U-  Tonende  VurBchluasfortis. 
Paiü  u.  Braune,  beitrüge  8,  210—221. 
137.  Kluge,    F.,   znr   allferinaniacben   Sprachgeschichtp. 

Zeitaabrift  f.  vergleichende  Sprachforschung  SO  (1881),  68—111».  I.  Verbnipar- 
tikeln  in  der  Zusammensctiung.  2.  Lautrerachiebung  in  xua.-immcngesFlzten 
Worten.  3.  Hochd.  beben.  4.  Etjmologica,  G.  Die  indogerm.  Tenuca  adapiratae 
im  Gsrman.    0.  Accontwechael  in  der  NomlualSexiou. 


430  BTBLIOGiRAPHIE  YOI?  1881. 

138.  Kluge,  F.,  Gramm atiBches«  II. 

Panl  u.  Braune,  Beitrige  8,  384 — 843.  1.  ladogerra.  d=r:  gemii.  o.  S.  Nochmtb 
das  verb    subst.  ae.  beon.    3.  Drei  Verba  des  Zittema. 

139.  Schmidt,  Johannes,  die  germanischen  Präpositiooen  und  das  AuslautsgeseU. 
Zeitschrift  f.  vergleichende  Sprachforschung  26  (1881),  S.  20 — i(i» 

140.  Puls,  A. ,    Untersuchung    über    die    Lautlehre    der  Lieder  ICascatblatV 

8.  (XVII,  53  S.)   Kiel   1881.   Lipsius  u.  Tischer  in  Comm.  2   M. 
Kieler  Dissertation.  Vgl.  Literaturblatt  1882,  3  (Behaghel). 

141.  Beckering  Vinckers  and  Gall^e,   Dutch  Phonology. 
Encyclopnedia  Brittannica  s.  v.  Holland. 

142.  Van  Uelten,   Vondurs  Taal.  I  vormleer,  II  Sjntazia.    Rotterdam  1881. 

Otto  Petri.   f.   3.50. 

Vgl.  Literaturblatt  1882,  7  (Bebagel). 

143.  Helten,  W.  L.  van,  Verscheidenbeden. 

Tijdskrift  voor  nederl.  taal-  en  letterkunde  1  (1881),  159 — 164. 

144.  Kluge,  F.,   Anglosaxonica. 
Aaglia  4,  105-106. 

145.  Lohmann,  0.,  Nachträge  zu  Anglia  III,   1   ff. 
Anglia  4.  418  f. 

146.  Stratmann,  F.   H.,    Notizen  zur  mittelenglischen  Lautlehre. 
Englische  Studien  4  (1881),  99—100. 

147.  Columbus,  Samuel ^  En  svensk  ordeskÖtsel  angäende  bokatäfver,  ord 
och  ordesätt.  Med  inledning,  anmärkningar  och  register  utgifVen  af  Qiut 
Stjernström  och  Adolf  Norcen.  8.  (XXV,  77  S.)  Upsala  1881.  Aki- 
demiska  Bocktryckeriet.   2  kr. 

In :  Skrifter  utgifna  af  Svenska  Literatiursallskapet.  Vgl.  Nj  Syenak  Tidakrifl  1882,  t 

148.  Brekke,   K.,   Bidrag  til   dansk-norskens  lydlaere.   8.   (66   S.) 
Abdruck  aus  Aars  og  Vosü's  skoles  indbydelsesskrift  1881.  Kristiania.  Nicht  im 
Buchhandel. 

149.  Schmidt,  Johannes,  die  Vertreter  von  ursprünglich  äv,  oy  ni  den  ger- 
manischen Sprachen. 

Zeitschrift  f.  vergleichende  Sprachforschung  26  (1881),  S.  1  —  19« 

150.  Franck  ,  Johannes,  der  Klang  der  beiden  kurzen  f  im  MittelhochdeutscheD. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  218-225. 

151.  Franck,  Johannes,  die  Behandlung  des  e  bei  Maerlant. 
Zeitschrift,  f.  deutsches  Alterthum  25  (1881),  30-50. 

152.  Stratmann,  F.  H.,  zur  mittelenglischen  Grammatik. 

Englische  Studien  4  (1881),   289.    Neutrale  a-StJUnme,  die  im  MittelengUsckei 
ein  paragogisches  e  erhalten. 

153.  Kock,  Axel,  ein  consonantisches  Auslantsgesctz  des  Gotischen  aas  dem 

Accent  erklärt. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  226     232. 

154.  Kunkel,  G.,  der  Consonant  G  in  Declumation  und  Gesang.  Ein  Beitrag 
zur  Polemik  in  dieser  Frage.  8.  (42  S.)  Frankfurt  a.  M.  1881.  Mahlau  b. 
Waldschraidt.    1    M. 

155.  Leach,  A. ,  The  letter  U,  past  prcsent  and  futui*e:  a  treatise.  Witk 
rules  for  the  silent  H  based  on  modern  usage.  12.  (84  8.)  London  1881. 
Griffith   and   Farran.    1    sh. 

156.  Stratmann,  F.   H.,  das  paragogische  n. 
Anglia  4,  107—108. 

157.  Sievers,  Ed.,  kleine  Beiträge  zur  deutschen  Grammatik.  X.  Der  angel- 
sächsische Instrumental. 

Paul  u.  Braune,  Beiträge  8,  324-338. 


IV.  GRABOiATIK.  431 

158.  Primer,  S.,  on  the  consonant  declension  in  oldnorae. 

The  American  Journal  of  philology  Nr.  6  (1881),  S.  30—49;  Nr.  6,  S.  181-203. 

159.  Schmidt,  Johannes,   die  germanische  Flexion  des  verbam  sabstantivum 

und  das  hiatnsfüllende  r  im  Hochdeutschen. 

Zeitschrift  f.  vergleichende  Sprachforschung  25  (1881),  592—600.  Gelangt  zn 
dem  Resultat,  *daß  das  hiatusfüllende  r  im  Wortinnem  aus  der  Grammatik 
verschwinden  muß*. 

160.   Bragmann,  R. ,  die  gotische  Imperativform  hiri  und  die  Denominativa 

von  consonantischen  Stammen. 

MorphologUche  Studien  4,  (1881),  414—417. 

161.  Wall  ström,  artikeln  i  engelska  sprSket.  Ett  bihang  tili  grammatikor. 
8.   (45   S.)  Stockholm   1881.  kr.  0.75. 

162.  Schrnder,    Aagust,    das    altenglische  Relativpronomen    mit    besonderer 

Berücksichtigung  der  Sprache  Chaacer*8.  8.  (X,  43  S.) 
Kieler  Dissertation  1881. 

163.  Kluge,  F.,   Verbalpartikeln  in  der  Zusammensetsung. 

Zeitschrift  f.  vergleichende  Sprachforschung  26,  328  (1881).  Ergänzung  zu  26,  70  ff. 
über  die  betonten  Formen  mit  gd  (ge), 

164.  Gall^e,  J.  H.,  nog  eenige  ten  opzichte  van  Genus  of  Flectie  onzekere 

Gotische  woorden. 

Tijdschrift  vooi  Nederlandsche  Taal-  en  Letterkunde  3.  Aflev.  (1881),  S.  220     231. 
166.   Bernhardt,  £.,  zur  gotischen  Casuslebre.  II. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13,  1-20. 
166.  Pratje,  H.,  Zum  Gebrauch  des  Accnsativ  im  Heliand. 
In:  Festgabe  für  W.  Crecelius.  Elberfeld  1881,  S.  112—117. 
167»  Pratje,  H.,  Dativ  und  Instrumentalis  im  Heliand,  unter  Berücksichtigung 
der  Ergebnisse    der    vergleichenden  Sprachforschung   syntaktisch    dargestellt. 

8.   (75  S.)  Göttingen  1881.  Deuerlich.  M.   1.20. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  21 ;  D.  Liter.  Ztg.  45  (Ries). 

168.  Wilhelmj,  Em.,  die  Einleitungen  der  Relativsätze  im  Heliand.  8.  (44  S. 
Leipziger  Dissertation  (1881). 

169.  Marold,  C,  über  die  gotischen  Konjunktionen,  welche  ovv  und  yag  ver- 
treten. Programm  des  königl.  Friedrichs-Collegiums  zu  Königsberg  i.  Fr. 
Ostern   1881.  (Progr.  Nr.   3.)  4.  (30  S.) 

170.  Frommann,  K.,  Zur  Luther-Grammatik. 
Germania  86,  409 ->  416. 

171.  Weingartner,  die  von  L.  Bock  aufgestellten  Kategorien  des  Conjunctivs 

im  Mittelhochdeutschen,  untersucht  an  Hartmann  von  Aue.  8.  Programm  des 

Staatagymnasiums   in  Troppau  1881. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  Nr.  12  (Tomanetz) ;  Zeitschrift  f.  d.  österr.  Gymn.  33,  158. 

172.  Herford,   Eugen,    über  den   Accusativ  mit  dem  Infinitiv  im  Deutschen. 
Programm  (Nr.  32)  des  Gymnasiums  zu  Thorn  1881.  4.  (18  S.) 

178.  Sattler^  W.,  Beiträge  zur  Präpositionslehre. 
Anglia  4,  168—179.  292-306  (1881). 

174.  Kynast,  R. ,  die  temporalen  Adverbialsätze  bei  Hartmann  von  Aue.  8. 
(70  S.)  Breslau  1880.  Kern.  M.   1. 

Breslauer  Dissertation.  Vgl.  D.Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  43;  Zeitschrift  f  d.  Philo- 
logie 18,  128  (Erdmann). 

175.  Sattler,  W.,  zur  englischen  Grammatik.  IV. 
Englische  Studien  4,  68  -  93  (1881).  Ober  no  more  —  not  more. 

176.  Pettersson,  £.  W.,  Gm  Inversion  i  tyska  spräket. 
Pedagogisk  Tidskrift  1881,  H.  4,  S.  163—161. 


432  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

177.  Andresen,  K.6.,  Sprachgebraach  und  Sprachrichtigkfiit  im  Doitidin. 

Zweite  verm.   Auflage.  8.   (304  S.)  Heilbronn    1881.  HonniDger.  5  M. 
Vgl.  Literaturblatt  1881,    Sp.  373  (Behag^bel);    Blätter    f.  literar.  Unterk  \isil 
37  (Sanders);  Athenaenin  beige  1881,  15.  Nor;  Revue  critiqne  1882,  22;  G5t%. 
Gel.  Ans.  Nr.  28  (Sauer). 

V.  Lexikographie. 

178.  Grimm,  J. ,    und  W.  Grimm,    deutscbea  Wörterbuch.    Fortgesetzt  T(»e 

M.  Heyne,  R.  Hildebrand,  M.  Leser  und  K.  Weigand.  VI.  Bd.   7.  u.  8.  Liirf. 

ßearb.  von  M.  Heyne.  8.   (Sp.   1153— 1536.)  —  IV.  Bd.    1.  Abth.  2.  Hilftf. 

3.  Lief.  Bearb.  von  R.  Hildebrand.  (Sp.  2537—2728.)  —  VII.  Bd.  l.lkL 

Bearb.  von  M.  Lexer.  (Sp.   1 — 192.)  Leipzig   1881.  Hirzel. 
Vgl.  Anseiger  f.  deutsches  Alterthum  8,  172—178  (Gomhert). 

179.  Lexer,  M.,    mittelhochdeutsches  Taschenwörterbuch    mit    grammatiackr 

Einleitung.   2.  Auflage.   Mit  Nachtragen.  8.  (XXIII,  320  S.)  Leipzig  im. 

Hirzel.  4  M. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.   1882,  Nr.  22. 

180.  Kalcher,    die  Witteisbacher    Fürsten  -  Urkunden     des     Stadt  -  ArtUni 

Landshut. 

Verhandlungen  des  historischen  Vereines  f&r  Niederbajem.  21.  Bd.  1.  m>  2.  Heft. 
Die  älteste  deutsche  Urkunde  ist  von  1316.  Geht  bis  1487.  AngehSngt  eia  alli 
Glossar. 

181.  Fahre  d*£nvieu,  J. ,  le  dictionnaire  allemand  enseign^  par  Tanalpe 
^tjmoiogique  des  noms  propres  individuels,  familiaux,  etfaniqaes  et  geogn- 
phiques  et  par  i*explication  de  quelques  noms  franco-tudeaqaes.  Onomatolt^ 
de  l'histoire,  de  la  mythologie,  de  Tethnographie  et  de  la  g^grapbie  ds 
contr^es  occup^es  par  les  AUemands.   Paris   1881.  8,  (XX,   346   8.) 

Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  8,  8  ff.  (Feit);  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.« 

182.  Schiller,  K.,  und  A.  Lübben,  mittelniederdeutsches  Worterbocb.  SO. 
31.  (Schluß-)  Heft  und  Nachtrage.  (S.  141  —  319.)  Bremen  1881.   Rfihtmaiii. 

183.  Holstein,  H.,  ein  lateinisch-deutsches   Vokabelbucb  von   1542. 
Jahrbuch  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6,  123  —  129. 

184.  Woordenboek  der  Nederlandsche  taal  11*  deel  afl.  1.  Bewerkt  door 
M.  de  Vries  (Akant— Alleens).  Haag  1881.  Nyhoff.  f.  0.87. 

185.  Sprachproben^  altenglische.  Herausgegeben  von  E.  Mätsner.  Wörter 
buch.   7.  Lief.   (S.   129—240.)  Berlin   1880.   Weidmann.  M.   8.60. 

186.  Catholicon-Anglicum,  an  English  latin  Wordbook,  dated  1483, 
edited  from  the  Ms.  No.  168  in  the  Library  of  Lord  Morsen,  collated  vift 
the  add.  Ms.  15.562  Brit.  Mus.  with  introduction  and  notos  by  S.  J.  H. 
Herrtage,  with  a  preface  by  H.  B.  Wheatley.  8.  (LH,  432  S.)  London  18S1. 
Trübner.   20   sh. 

Early  English  Text  Society  75.  Vgl.  Anglia  V,  2  (Smith). 

187.  Skeat,  W.  W.,  an  etymological  dictionary  of  the  English  languigc- 
P.  II:  Dor— Lit.  P.  III:  Lit— Red.   Oxford    1880.  Clarendon  Press. 

Vgl.  Anglia  IV,  2  (Trautmann). 

188.  Standard  Etymological  Dictionary  of  the  English  language.  Wird. 
Lock  &  Co.   1881.  (530  S.) 

Vgl.  Atbenaeum  17.  Sept.  1881,  8.  367. 

189.  Transactions  of  the  Philological  Society  1880  —  81.  S.  121—139. 
Enthält  einen  Bericht  Über  das  von  der  Gesellschaft  vorbereitete  große  EifL 
Wörterbuch. 


V.  LEXIKOGRAPHIE.  433 

190.  Jamieson,  John,    an  etymological    dictionary    of  the  Scotish  langnage. 

Vol.  I— III. 

Vgl.  Aeademy  80.  Angust  1881,  8.  137. 

191.  PorkelBson,  Jon,    Supplement  til  islaiHsko  ordbeger.  Anden  Sumling. 

8.   (S.   129  —  208:  fullßfengithroeddr). 
Bchulprogramm  von  Reykjavik  1880 — 81. 

192.  Aasen,  J.,  Norsk  Ordbog  med  dansk  Forklaring.  Omarbeidet  og  for<^get 
Udgave  af  en  aeldre  Ordbog  over  det  norske  Folkesprog.  Ny  Subskription. 
2.   Heft.   8.  Christiauia   1881.  Mailing. 

193.  Kaikar,  0.,  Ordbog  til  det  aeldre  danske  sprog  (1300—  1700).  1.  2.  Heft. 
(Abbot — Balges.)  8.   (S.  1—208.)  Kebenhavn  1881.  Reitzel  in  Cumm.   3  kr. 


194.  Fick,  A.,  Etymologien. 

Bezzenberger,  Heiträge  6,  1  (1880).  Ahd.  cbröuan  ss  altbulg.  graja;  ags.  gecanc 
-=  skr.  ganja. 

195.  Fick,   A.,  Etymologien. 
Hezzenberger,  Beiträge  VII,  1.  U.  a.  plegan. 

196.  Ehlers,    Geschichtliche  Entwickelung  der  französischen  Sprache.    (Fort- 

setsang.) 

Linguae  franco-gallicae  glossarium  germanicam:  satjan-HUiija.  Progr.  der  Real- 
schule II.  Ord.  zu  Hanau  1881.  4.  (16  8.) 

197.  Weise,  0.,  Zur  Charakteristik  der  Volksetymologie. 
Zeitschrift  f.  Völkerpsychologie  12  (1S80),  203-223. 

198«  Pröhle,  H.,  Volksetymologien.    1.  2. 

Vossische  Ztg.  1881,  Sonntagsbeilage  18.  20. 

199.  Wer sh Oven,  F.  J.,  englische  Volksetymologie. 

Herrigs  Archiv  63,  476. 
SOG.   Blandinger    udgivne    af    Universitets-Jubilaeets    danske    Samfund    ved 
Samfdndets  Sekretacr.     1.  Heft.    8.  (70,  IX  S.)  ILe^benhavn   1881.    Reitzel 

in  Comm.  kr.  2.50. 

Darin:  Si^by,  Eksempler  pä  uorganiske  lydformer  i  Dansk  (über  dänische  Volks- 
etymologie etc.). 

201*  Kleinpaul,  R.,  Degradation  der  Wörter. 
Das  Ausland  1881,  Nr.  16. 

202.  Einige    germanische,    besonders    niederdeutsche  Wörter    im  Litauischen. 
Mittheilungen  der  litauischen  literarischen  Qesellschaft.  4.  Heft  (1881). 

203.  Bech,  F.,  Nachträge. 
Germania  26,  422.  Lexicalisches. 

204.  Sprenger,  R.,  Zum  mlid.   Wortschatz.  IV. 

Bezzenberger ,  Beiträge  VI,  S.  164—160.  Behandelt:  her,  bickelieren,  güUe, 
güttel,  hamenwurst,  hüsweninge,  jagen,  kerz,  keskar,  kiurisch,  niuwen,  r&t, 
räzköpfe,  taveln,  tor,  tugeut,  betwinc,  tuome,  wile,  zadel,  ziunen,  zoche. 

205.  Birlinger,  A.,  Lexikalisches. 

Alemannia  9  (1881),  91 — 100.  Meist  ans  einer  Angsb.  Inkunabel  entnommen. 

206.  Birlinger,  A.,  Lexikalisches. 

Alemannia  9  (1881),  220—224.  Aus  Quellen  des   16.— 17.  Jhs. 

207.  Moses,  Hermann,  die  deafschcn   Pflanzennamen  in  ihrer   Bedeutung  für 
die  Geschichte  und  Alterthumskunde. 

Die  Natur,  N.  F.  7.  Jahrg.  (1881),  Nr.  4. 

208.  Kaiser.  W.,  die  deutschen  Pflanzennamen.    1.   2. 
Die  Natur,  N.  F.  7.  Jahrg.  (1881),  Nr.  6.  8. 

OBBMANIA.  N«ae  Reihe  XV.  (XXVU.)  Jakrg.  28 


434  BIBUOQRAPHIE  VON  1881. 

209.  Mejer,  Lndwig,  über  die  Deotnng  der  Pflapiennamcn. 
Die  Natur,  N.  F.  VH,  62  (1881). 

210.  Lübben,  A.,  Zar  deutschen  Lexikographie.  L  WeidmänmieelM  Aaidroeke. 

II.  Aus  den  Schiffahrten  des  Leyinos  Halsios. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13,  367—381.  (Schlaß  folgt.) 

211.  Woeste,  F.,  Beiträge  aus  dem  Niederdentschen. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  12,  302^304.    Behandelt  dwng,    dOidhai,  U- 
loten,  horded.  Fortsetsung  12,  479.  18,  308—4. 

212.  Rorrespondenzblatt  des  Vereins  fBr  od.  Sprachfbrschiing^  VI  (1881t. 
Enthält  viele  lexikalische  Beiträge,  a.  B.  Fische  S.  8  f.;  epeÜem  S.  9 — 11; 
Abraham  8.   11   f.  tu  s.  w. 

213.  Imperativische  Thier-  und  PflanBenoameD« 
Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforsehnng  VI,  18. 

214.  Birlinger,  A.,  Fluche,  Verwünschungen. 
Korrespondensblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforsehnng  VI,  90  f. 

215.  Verdam,  J.,  dietsche  verscheid enheden. 

Tijdschrift  voor  nederl.  Taal-  en  Letterkunde  1  (1881),  124-148.  LexikaliidM. 

216.  Verdam,  J.,  dietsche  verscheidenheden.    35.  Binaleca.    36.   Amete. 
Tijdschrift  voor  nederl.  Taal-  en  Letterkunde  1,  297-308  (1881). 

217.  Verdam,  J.,  Mots  d'origine  germaniqae  reprir dana  la  iangne  holUuidMH 

soos  v^tement  fran^ais.  I. 
Taalstudie  n.  1.  2.  (1881). 

218.  L in  gen,  T.  v.,  Woordfamilien.  III.   Binden. 

Noord   en  Zuid  IV,  2   (1881).    Ebenda:   L.  Dölj,    foeteren;    J.  EL    ter  Qam, 

wispeltnrig;  ongedurig  u.  a. 

219.  Cosijn,    Langzaam,  lang  en  lengen;   Gering;  Waden;  Belyden;  Loili* 

sams;  unmanarig. 

Noord  en  Zuid  213,  216,  218,  220,  298,  218. 

220.  Edgren,  the  kindred  germanic  words  of  german  and  englishf  eEhibitei 
with  reference  to  their  consonantrelations.  (Extract  from  the  TramaetioDs  4 
the  American  Philological  Association  for  1880,  vol.  XL)  8.  43  8.  liimd.  1  b. 

221.  Baumann,   H. ,    a  comparativc  study  of  Sazon-English.    London  1880. 

(30  S.)  Programm  der  deutsch-engl.  Knabenschale  au  Brixton. 

Vgl.  Herrigs  ^Archiv  66,  470.  Ober  die  deutschen  Elemente  des  Engliseheo. 

222.  Davies,  a  comparison  of  Celtic  words  found  in  old  engliah  literatorf 
and  english  dialects  with  modern  forms. 

Archaeologia  Cambrensis  1881,  Nr.  47—49. 

223.  Fritzner,  J.,    Sproglige  og  kulturhistoriske  Studier  over  gamle  nonks 

Ord  og  Udtrjk.  L— III.  8.  (22  S.)  Christiania.  Dybwad  in  Comm.  kr.  0,40. 
Christiania  Videnskabsselskabs  Forhandlinger  1880,  Nr.  16.  Über  samna  it 
höndum;  }>ekja,  baug}>ak,  yfirgjöf,  vingjöf  etc.;  über  den  Namen  der  Insel  8dja 

224.  Keck,  Axel,    Tydning  af  gamla  Svenska  ord.    8.  (36  S.)    Lnnd  1881. 

Gleerup.   75  öre. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  43  (K.  V(emer) ;  Laterar.  Centralblatt  Nr.  50  (Edsai^ 

225.  Tamm,Fredr.,  Svenska  ord  belysta  genom  slaviska  och  baltiaka  sprakca. 
8.   (86  S.)  Upsala  1881.  Akademiska  Bokhandelu.   1   kr. 

Upsala  Universitets  Arsskrift  1881. 

226.  Tegn^r,  Esaias,  Hemmets  ord.  Aftryck  ur  Tidskrift  for  bemmet  8. 
(77   S.)  Stockholm   1881.   Norstedt  &  Söner.   1   kr.   25  öre. 

227.  Larsen,  A.,  Af  en  Afskrivers  optegnelser.  Nogle  aeldre  Betydninger  tf 
nuvaerende  danske  Ord,  navnlig  fra  17  Aarhandrede.  8.  Köbenhavn  1881. 
Gyldendal» 


V.  LBXIKOeRAPHIE.  436 

228.  Zupitift,  J.,  ihe  nManing  of  aettel. 
The  Academy  1881,  S.  396;  vgl.  S.  416. 

229.  Kern,  H.,  Bidden.  Genezen. 

Tljdskrift  yoor  nederl.  Taal-  en  Letterknnde  1,  32—40. 

S30.  Sprenge r,  B.,  Bockshorn. 

Jlihrfoach  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6,  134.  Name  einer  Pflanze. 

231.  Boonstra,  B.,  Brageo^  bregen^  brein. 
Noord  en  Zuid  IV,  6  (1881). 

232.  Skeat,  W.  W.,  on  the  etymology  of  Weh'. 
Anglia  4,  412—414. 

283.  Schröer,  A.,  zur  Etymologie  von    catch. 

AncUa  4,  414—416. 
234.  Vries,  M.  de,  Edwijt. 

Tijdschrift  voor  nederl.  Taal-  en  Letterknnde  1,  303 — 305.  =  itewiz. 
835.  Weise,  0.,   etymologische  Beiträge. 

Bezzenherger,  ReitrSge  VI,  233—235.  ahd.  fam,  Farnkraut. 
236.   Hand-Browne,  W.,  an  cid  name  for  March. 

The  Academy  1881,  23.  Jnli,  S.  72.  Ober  ags.  hljfdtL 
237*  Pietsch,  P.,  zum  „Judenspiess''. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13,  230. 
238.  V  er  dam,  J.,  en  onde  kennis  uit  het  gotisch  terugge  vonden. 

T^dschriffc  Toor  nederl.  Taal-  en  Letterkunde  1,  30 — 32.  Herleitung  des  hoU.  kU 

ans  got.  küpei, 

239*  Earle,  John,  The  history  of  the  word  'llind*. 

Mind  1881,  Nr.  23,  S.  301—320.  Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  186  f. 
240.  Yriea,  M.  de,  Poot,  Potig. 

Tijdschrift  voor  nederl.  Taal-  en  Letterknnde  1,  42-46. 
241«  Oathoff,  H.,  got.  «at,  ahd.  mhd.  «e. 

Panl  n.  Braune,  Beiträge  8,  311—312.  sai  =  art  m  und  dem.  id  (=  skr.  »6d 

sa  9a  id). 

242.  Liebrecht,  F.,  Tpru,  Port. 
Germania  26,  608. 


243«  Oesterley,    H.,    historisch •  geographisches  Wörterbuch    des    deutschen 

Mittefalten.  1. — 5.  Lief.  8.  (S.  1—400.)  Gotha  1881.  Perthes.  A  M.  2,40. 
Vgl.  Correspondenzblatt  des  Gesammtvereins  1881,  S.  46  f.;  Petermanns  Mit- 
theilungen 27,  5;  Literar.  Centralblatt  1881,  32. 

244.  Lohmeyer,  Theodor,    Beiträge    zur  Etymologie    deutscher  Flu6namen. 

8.  J(VI,   126  S.)  Göttingen   1881.  Vandenhoeck  n.  Ruprecht.  2  M. 

Eine  erweiternde  Bearbeitung  der  Abhandlung  im  63.  Bande  vt)n  Herrigs  Archiv. 
Vgl.  Literaturblatt  1882,  5  (JelKngbaus) .  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  51  (Müllenhoff); 
Herrigs  Archiv  67,  2.  Durchaus  unwissenschaftlich. 

246«  Buek,  Bichard,  unsere  Flußnamen. 
Alemannia  8  (1880),  145—186. 

246.  Flur-  und  Ortsnamen. 

Litaiar.  Beilage  der  Gemeindeseituug  für  Elsaß  und  Lothringen  1881,  Nr.  31. 

247.  Back,  R.,  Oberdeutsches  Flurnamenbuch.  Ein  alphabetisch  geordneter 
Handweiser  für  Freunde  deutscher  Sprach-  und  Kulturgeschichte,  namentlich 
auch  für  gebildete  Forst-  und  Landwirthc.  8.  (XXIV,  316  S.)  Stuttgart  1880. 
Kohlbammer.  M.  4,50. 

VgL  Lüemtufblatt  1880,  Sp.  313;  Korrespondenablatt  d.  Vereins  f.  sieben  bürg. 
LMideekunde  1881,  1. 

2&* 


436  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

248.  Birlinger,  A.,  zur  OberamtabesehreibuniE^  von  Mergentheini. 
Württemberg.  Vierteljahrshefte  4  (1881),.  8.  295—297.  Namentlich  war  DtnXa^ 
von  Ortsnamen. 

249.  Seh  äff  1er,  A.,  und  J.  E.  B ran  dl,  Orts-  and  Personenverseiduu»  tarn 

ältesten  Lehenbnchc  des  Hochstiftes  Warzborg. 

Archiv  des  histor.  Vereines  von  Unterfranken  and  Aschaffenborg  24,  153— ttS 

(1880). 

250.  Reitzenstein,  H.  Freib.  y.,  Beiträge  cor  Erklärong  orkondlielier  Oiti- 
namcn. 

Archiv  für  Geschichte  von  Oberfranken  XV,  1  (1881). 

251.  Steub,  L. ,  die  romanischen  Ortsnamen  im  Lande  Salzburg.  Mit  Erkli- 

rangen. 

Mittheilongen  d.  Gesellschaft  f.  Salsharger  Landesknnde  XXI  (1881),  S.  98-ltt. 

252.  Luschin    v.  Ebengreath,     Über  Orts-   and  Personennameo    in  Km 
Mittheilnnfren  der  Anthropolog.  Gesellschaft  in  Wien,  X.  Bd.  (1880). 

253.  Wulff,  J.,   Deatsche  Ortsnamen  in  Siebenborgen.   (Fortaetznng.) 
l'rogramm  des  evangel.  Untergjmnasioms  in  Mflhibach  (Siebenbürgen)  1880^ 
Hermannstadt  1881.  4.  (30  8.)  Umfaast  die  Namen  Bependorf-Zekesehdorl  ifJL 
Herrigs  Archiv  65,  335;  Anzeiger  f.  deotsches  Altertham  8,  88. 

254.  Fu88,  Rheinidche  Verwandte  der  sieben bürguch-deotschen  Ortanamei. 
Siebenbürg.  Korrespondenzblatt  1881,  S.  52--54.  115     117. 

255.  Über    deatsche  Ortsnamen    mit    besonderer   Beziehung    anf  Thörinfei. 
Jahrbach  der  k.  Akademie  gemeinnfltzig^r  Wissenschaften  za  Erfnit  X,  14S  Ui 

188.  Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.   10. 

256.  Falk,  Dr.^  Zu  dem   Aofsatz:  drei  Mainzer  Neerologien  von  C.  WHl. 
Correspondenzblatt  des  Gesammtvereins   der  dentschen  Gesehicbt»-  tmä  Alttf- 
thumsvereine  1881,  Nr.  7,  8.  49 — 51.  Mit  einem  alphabetisehen  Verseiehnits  4« 
darin  enthaltenen  Ortsnamen. 

257.  Mar  Jan,    Keltische  Ortsnamen    in    der  Rheinprovinz.    4.   (16   S.)  188L 
Programm  der  Realschule  L  Ord.  zu  Aachen.  2.  Abtheilung. 

258.  Evelt,  Julius,    über  einige,  jetzt  nicht  mehr  gebräuchliche  Ortsbeseieb- 
nangen  in  and  bei  dem  Dome  zu  Paderborn. 

Zeitschrift  für  vaterländische  Geschichte  (1881),  S.  74—104. 

259.  Kühnel,  P,  die  slayischen  Ortsnamen  in  Mekienborg. 
Jahrbücher  d.  Vereins  f   meklenburg.  Geschichte  46,  3—168. 

260.  Kühnel,  P.,  die  slavischen  Ortsnamen  in  Meklenburg-Strelits.  L  Thcfl. 

4.  (31  S.) 

Programm  des  Gymnasiums  zu  Neubrandenburg  1881  (Nr.  572). 

261.  Lemcke,  H.,  die  älteren  Stettiner  Straßennamen  gesammelt  and  erklärt. 
8.   (IV,  50  S.)  Stettin   1881.  Saunier.  2  M. 

262.  Hoppe,   F.,    Orts-    und  Personennamen    der  Provinzen  Ost-    und  Weft* 

preussen.  Vli.  8.   (26  S.)  Gambinnen   1881.  Sterzel.   1   M. 
Aus:  'Altpreussische  Monatsschrift'  abgedruckt. 

263.  Bernaerts,  Etudes  dtjmologiques  et  lingoistiqoes  aor  les  noma  de  Ueax 

Normans  et  Bas-AUemands  de  la  Belgique. 

Annales  de  TAcad^mie  royale  de  la  Belgique  Vll,  2  (1881). 

264.  Coxy  J.  C,  Place  and  Field   Names  of  Derbysbire,  which  indieate  feg«- 
table  productions. 

In:  Journal  of  the  Derbyshire  Archaeolog.  Soc.  Vol.  III. 

265.  Gomme,  G.   L.,  Field- Names. 
The  Antiquarv  III,  262  ff. 

266.  Browne,  distribution  of  Place-Names  in  the  Scottiah  Low-laods. 
Transactions  of  the  Philological  Society  (1880—81). 


y.  LEXIKOGRAPHIE.  437 

267.  Olsen,  Björn  Magnnssön,  et  islandsk  Rtedsnayn« 

Aarb^ger  for  nordisk  Oldkyndighed  1881,   S.  38-45.    Undirfell  =  Undomfell. 

268.  Djnrkloo,  G.,  om  sTenska  ortnamn,  stälda  i  samband  med  historiska 
och   kamerala  forskniogar.  Föredrag. 

In :   Lnndeil'8  Njare  bidrag  tili  Kannedom   om  de  Srenska  landamalen  1879 — 
1880  (1881),  8.  546-665. 

269.  Varming,  L.,  Bemaerkninger  til  A«  Hansens  Afhandling  Gamle  sjae- 
landske  Stedsnavne,  i  Aarb^ergerne  for   1879. 

Aarbager  for  Nordisk  Oldkyndighed  1881,  8.  46—49. 

270.  Eckmayer,  Darlegung  einer  rom  reratorbenen  Pfarrer  Hirsch  auter  dem 
Titel    Etymologisch-historische  Untersochnng  über  den  Namen  und  Ursprang 

der  Stadt  Bayreuth  und  der  Altenstadt   verfassten  Abhandlung. 
Arehir  fEbr  Geschichte  von  Oberfranken  XV,  1  (1881). 
271«  fisser,  Q.,  Zur  Etymologie  der  Ortsnamen  Sourbrodt  und  Bosfange. 
Picks  Monatsschrift  VH  (1881),  8.  69—72. 

272.  Thcle,  Theodor,  der  Name  des  Berges  HohenzoUer.  Ein  Beitrag  zur  Mytho- 
logie und  ältesten  Geschichte  des  Landes  und  Geschlechtes  Hohenzollern. 
Programm  der  höheren  Burgerschule  zu  Hechingen  1881  (Nr.  420).  8.  (36  S.) 

273.  Hohenbühel,   Ludwig  Freih.  v. ,    Untersuchungen  über  den  tirolischen 

Ortsnamen  Igels. 

Zeitschrift  des Ferdinandeum,  S.Folge.  25.  Heft.  1881.  Aach  separat  erschienen : 
Innsbruck  1881.  Wagner.  8.  (16  8.)  30  Pf 

374.  Esser,  Q.,  Was  bedeutet  der  Lokalname  'Kahrel'? 
Picks  Monatsschrift  1881,  VII,  296—298. 

275.  Bück,  Zum  Namen  Ulm. 
Württembergische  Vierteljahrshefte  4  (1881),  8.  45. 

276.  Günthuer,  A.,   Auch  eine  Erklärung  des  Namens  Weinsberg. 
Württembergische  Vierteljahrshefte  4  (1881),  S.  286  f. 


277.  Birlinger,  A.,  Liber  rirentium  et  defnnctorum  von  Pfäffers. 
Alemannia  9  (1881),  57 — 71.  Mit  einer  großen  Zahl  ahd.  Namen. 

278.  Bück,  M.  R.,   Zu  den  welschen  Namen  des  Liber  viventium  et  defunc- 

torum  Yon  Pfä£fers. 

Alemannia  9  (1881),  175-186. 
279«  Löhn  er,  Rudolf,  althochdeutsche  Eigennamen. 

Zeitschrift  f.   deutsches  Alterthum  25,  214—217.    Aus  Cod.   pal.   494  der  Vati- 
cana.  11.  Jh. 

280.  Zahn,  v.,  über  steiermärkische  Taufnamen. 

Mittheilungen  d.  histor.  Vereins  f.  8teiermark  29.  Heft  (1881),  8.  3     56. 

281.  Wer  nicke,   E.,  Vor-  und  Zunamen  aus  mittelalterlichen  Dichtungen  in 

seh  lesischen  Urkunden. 

Anseiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881 ,   Sp.  78 — 80.    U.  a.  Vogelweide, 
Fridjmk,  Nebelung,  Laurin,  Klinsor,  Parzival,  Gawin,  Isalde  etc. 

282«  Prittwitz  und  Gaffron,  deutsche  Personennamen.  Vortrag.  8.  (31  S.) 

Berlin   1881.   Mitscher  u.  Rösteil.  M.   0,50. 

Abdruck  aas  der  Vierteljahrschrift  für  Heraldik  1880,  Heft  4. 

283.  Stephens,  G. ,    en  Torkshire-liste   over   dansk-engeUke  mandsnayne  fra 

det   11.  Irh. 

In:  Blandinger  udgiyne  af  Universitets- Jubilaeets  danske  Samfund.  K^benh.  1881. 

284.  H  e  i  n  t  z  e ,  Albert,  die  deutschen  Familiennamen  geschichtlich,  geographisch, 
sprachlich.  8.' (VIII,  227  S.)  Halle  a.S.  1882.  Waisenhausbuchhandlung.  M.  4,50. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  8;  D.  Liter.  Ztg.  Nr.  28  (8chr0der). 


438  BIBUOGRAPHIE  VON  1881. 

285.  Bucky  M.  R.,  oberdentscbe  FamilienDameti  auf  -1er,  -«ler. 
Alemannia  9  (1881)»  26—29. 

286.  Bück,  M.  R.,  Sammlcuig  oberdeutscher  personifizirter  LakaloaoMB  aaf -kr. 
Ebenda  9,  29—30. 

287.  Lübben,   A.,  etwas  über  niederdeatsche  Familiennainen. 
Jahrbuch  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6,  146 — 161. 

288.  Winkler,  Job.,  Een  en  ander  over  Friesche  etgeaiiaiiicn. 
Do  vrije  Vries  (1881).  

289.  RoBsberg,  Konrad,    Deatsehe  Lehnwörter  in  alpabetiteher  Anordninf. 

Zusammengestellt   und    auf  ihren  Ursprung  zurückgeföhrt.    8.  (IX,  120  S.] 

Hagen  1881.  Risel  u.  Co.  3  M. 

Vgl.  Uteraturblatt  1882,  Nr.  2  (Pietsoh);  D.  Liter.  Ztg.  1882,  2  (Khig^. 

290.  Neumann,  W. ,    ober    die    Betonung    der   Frecndwdrter    im  DeutsdMa 

4.  (13  S.) 

Programm  des  Gymnasiums  sn  Groß-Strelits  1881.  (Nr.  177).  Kiel,  Lipsiusal 
Tiseher  in  Comm.  80  Ff.  Vgl.  Anseiger  f.  dentsehes  Alterthnm  7,  882. 

291.  Knudsen,  K.,  Unorsk  og  norsk  eller  fremmedords  aTlersning.   8.  (XXIY, 
994  S.)  Christiania  1881.  Cammermeyer.  5  kr. 

VI.  Mundarten. 

292.  Pf  äff,  F.,  Dialekt  und  Schriftsprache  und  die  Forarabdrtragang  u  iet 
Orthographie.    1.  2. 

Zeitschrift  für  Orthographie  I,  6.  6  (1881). 

293.  Lundell,  J.  A.,  Om  dialektstudier  med  särskild  hSnsyn   tili  de  nordiib 

spraken.  Föredrag  vid  andra  nordiska  filologmötet  i  Kristiania.   (31  S.) 
Nyare  bidrag   tili   kännedom   om  de  sTenska  landsmÜen  (1881).    VgL  D.  litK 
Ztg.  1881,  Nr.  50  (Hoffory);  Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  14,  100  ffl  (Gerior. 

29  4.  Wenker,  6.,  Sprach-AUas  von  Nord-  und  Mitteldeutschland.  Auf  Gnni 

You  systematisch    mit  Hilfe    der  Volksschullehrer   gesammeltem  Material  ui 

circa  30.000  Orten  bearbeitet,  entworfen  und  geaeiehnet*    1.  Lief.  foL  SlnS- 

burg   1881.  Trübner. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  Nr.  12  (Behaghel);  D.  Liter.  Ztg.  1882,  7  (RBdiger); 

Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  8,  283  f. 

295.  Humpcrdinck,  G.,  die  Vocale  und  die  phonetischen  Erscheinungen  ihrtf 

Wandels  in  Sprachen  und  Mundarten.   Eine  physiologisch-sprachwissenschift* 

liehe  Untersuchung.   8.  (45  S.)  Bonn   1881.  Behrendt  in  Comm.   60  Pf. 
Schon  Siegburg  1874    erschienen,  jetzt    erst    mit   neuer  Firma   in    den  Haadd 
gekommen.  Vgl.  Bibliographie  1875,  Nr.  155. 

296.  Jellinghaus,   H.,   Grenzen  westfälischer  Mundarten. 
Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  74  f. 

297.  Ottiker,  A.,   ein   schweizerischer  Dichter. 

Bibliographie  der  Schweiz  1881,  Nr.  2.  3.  Mit  Bemerkungen  über  die  alerasm. 
Mundart  und  die  Dialektdichtnngen  der  Sehweis.  Vgl.  Ja^esberiefat  1881,  8. 39 

298.  Czörnig,  C.  Freih.  v.,  die  deutsche  Sprachinsel  Sauris  in  FriavL  Vortn^. 
Mihichen   1881.   Lindauer.  M.  0,80. 

299.  Kirchmayr,   Besuch  einer  deutschen   Sprachinsel  in   Mähren.  8.  BriBO 
1881.  M.   0,60. 

300.  Wolff,  Epithetisches  t. 

Rorrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  siebenbürg.  Landeskunde  1881,  8.4—6.  IS— 1& 
37—40. 


VI.  MUHDiRTEW. 


43g 


301.  Albrecbt,  K.,  die  Leipzigur  MnDdftrt.  Qrammatik  and  Wörterbuch  der 
Leipziger  VotkMprache.  Zugleich  siu  Beitrag  lur  Sohilüerong  dur  Volka- 
■prache  im  AUgemeineD.  Mit  eiaem  Vonrort  von  K.  Hildebrand.  S.  (XVIII, 
343   S.)  Leipzig   1881.    Arnold.    4   M. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg,   IShl,   36. 

302.  Velde,  A.  ».  d.,  zu  Fritz  Eeuter.  Praktiache  Anleituug  tum  Verslundnisa 
des  PlattdeutBchen  au  der  Hund  des  eraten  Kapitels  des  Fritz  Keulerachen 
R«inHDei:   Ut  mia<i  Stromlid.   8.   (63   S.)  Leipiig   1881.   Kosh.   M.   0,60. 

303.  BarteU.   Geachichte   der  holJäDdischen   Sprache  in   Ostfriesliind. 
Jahrbuch   der  Oeaeltachafc  für  bildende  Kuiut   und   vaterlindiscbe  Altertbilmer 
in  Emden  i,  i.  8    1-   19  (1881). 

304.  Mieick.  W.  H,,  de  quantiteit  in  de  Noord-Brabantache  Volkataal. 
In:  Onze  Volkslaal  Nr,   1. 

305.  Nyare  Bidrag  tili  kännedom  om  de  Svenska  Laiidamälen  oek  Syenakt 
Folklif.  Tidskrift  utgiTcn  pä  uppdrag  ar  Landümllfüreningariie  i  ['ppsnla, 
Ueliingfors  eck  Lund  genom  J.  A.  Lundell.  1879  ock  1681.  6.  Slock- 
Ijolm   (1881).   SamaoD   &  Wh  Hin. 

Eotb&lt  Bogen  19  41  (Bibltographis  18T9,  !1S).  Mit  folgendem  Inhalt:  L.  F. 
i-cffler,  ordet  <M  beljsl  af  de  «venska  laadmnileu  S.  2TI  -SS!.  A  Noreen, 
FäremfiletB  IjadliLra  S.  üSS  -  369.  J.  Nordlnadei-,  Nvrrlüiidska  huadjurananin 
S.  371-432  O.  Bd..  Folkmoludier  8.  143—446.  LandsmUsroteuingarnes  fest 
i  Uppsals.  T  Not.  1879  B.  446—636.  Darin:  Landeli,  öfvenikt  af  de  senaite 
IrtiondauaB  TJlrksauibet  fBr  kännedom  um  folkmiJ  ock  folUif  i  Svorigo  ock 
»ndra  länder   S.  469—544.    Vgl.  D.  Liter,  Zig,  1881,  50  (Hoffory), 

S06.  Kock,   Atel,  SiJrbjgdinälel.    Antnülan   oik   tHgttageher. 

Nyare  Kidrag  tili  kSunedom  om  de  Sveaiiks  Undflm&lnn  1.  S,  679 — 689. 

907.  Nnreen,  Ad.,  Iidedning  tili  dalmÜlet,  med  knri^i. 

Njrare  llidrag  tili  kKnnedum  om  de  avenska  landsmftlen  1881.  Docombsr. 

SOS.   Vendeli,   H.,   Laut-   und  Formt  ehre   der  scbwediBcben  Mundarten   in   den 
Kircbapieleii   Ormiö   und   Nukkö   iu   Esthland.   4.  (222   ä.)   U.lsiugfori    1881. 
Akademische  Abbandlung. 

309.  Oeet«,  R.,  Nägra  iaktlugeUer  med  antedning  af  den  uynorska  apräk- 
rörelson,   betraktad   fr&n   aveuak   aynpunkt. 

Ny  S^enak  TidakriFt  1881,  H,  3,  S.  162— 176;  H.  4,  3.  199— äl5. 

310.  Varoiing,   L.,   Otd   og  Taieformer  af  del  jyake   Potkeaprog. 
Sanlinger  til  jyak   bistorio  og  [opugrafi  VIll,  3. 


111.  Schweiieriachea  Idiotikon.  Wörterbach  der  achweizor-deutachen  Sprache. 
Gesammelt  anf  VeranlaaauDg  der  Antiqua  riachen  Gesellschaft  in  Ziirieh  unter 
Beihilfe  aua  allen  Kreiaen  des  Schweizervolkea.  Herausgegeben  mit  Unter- 
slfittuiig  dee  Bundes  und  der  Kantone.  1.  u.  ä.  Heft.  Bearbeitet  von  F.  Staub 
nnü  L.  Tobler.  4.    Franonfeld    1881.  Huber. 

Tel.  Im  neuen  Reich  1881,  SO;  Allgem    Ziff.  1881,  16.  Mai  (U.  B'ocb);  ReTUe 
critique  1881,  Nr.  34;  D.  Liter.  Ztg.  Nr.  30  (lUdiger);  Ltloralurblatt  Nr  11  (Wein- 
hold);  Magazin  (.  d.  Literatm-  d.  Aualandaa  I8S3,  Nr.  äS;  Anzeiger  f.  denUulies 
Alteitbnm  8,  183  ff   (Liebtenalein), 
!12.   Bücher,  J.,   die  Orthogriiphie  des  Scbwelxer  Idiotikona. 

Zeitschrift  f.  Orlho^aphie  1881,   lU. 
113.  Tachumperl,   M.,    Veranch   einUH   bündne riachen   Idiotikon,  zugleich   ein 
Beitrag    lur  Darstellung    Jor    mittelhochdeutschen  Sprache    und    dtr  KuICur- 
I  Oraubünden.   1.  Lief.  8.  {IB4  S)  Cbm  1881.  3  H. 


440  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

314.  Schnepff,  ItalobaTarismen. 

CoUectaneen-Blatt  für  die  G^ohichte  Bayerns,  45.  Jahr^.  (1881). 

316.  IVolff,  J.,  Beiträge  zum  siebenburgischen  Wörterbochc. 
Siebenbürg.  Korrespondenzblatt  1881,  S.  90—94. 

316.  Wolff,  J.,  Haus,  Hof  und  Heim.  I. 

Siebenbürg.  Korrespondensblatt  1881,  S.  137—180. 

817.  Bergbaus,  Heinrieb,    Spracbscbatz  der  Sassen.    Wörterbaeh  der  platt- 

deutseben  Sprache  in  den  bauptsäch liebsten  ihrer  Mundarten.    13. — 15.  Heft. 

(2.  Bd.  S.  177^416.)  Brandenburg   1881.  Müller. 

Vgl.  Korrespondenvblatt  f.  siebenbfirg.  Landeskunde  1883,  Nr.  4. 

318.  Doornkaat -Koolmann,  J.  ten,  Wörterbuch  der  ostfriesischfen  Spracke. 
12.   13.  Heft.  (2.   Bd.  bis  S.   528.)  Norden   1881. 

319.  Schemionek,  A.,  Ausdrücke  und  Redensarten  der  Elbing'schen  Mnndait 
mit  einem  Anhang  von  Anekdoten,  dem  Volke  nacherzählt.  Gesammelt  wd 
erklärt.  8.   (VI,  53  S.)  Dansig  1881.  Bertling.   75  Pf. 

320.  Salomon,  Carl,    Wörterbuch  der  deutschen  Pflanaennamen ,    besondcn 

der    im  Volksmunde    gebräuchlichen  Benennungen    wichtiger    heimiacher  wit 

fremder  Gewächse.  Mit  Beifügung  der  botanischen  Nameo.   12.  (IV»  183  S.) 

Stuttgart  1881.  Ulmer.  geb.  M.   1,50. 

821.  Ulrich,  Ursprung  und  Bedeutung  der  Pflanzennainen. 
Europa  1881,  Nr.  19.  20.  Vgl.  auch  Nr.  207—209. 

322.  T  r  e  i  c h  e  I ,  A.,  Volksthümliches  aus  der  Pflanzenwelt,  besonders  für  Weit- 

preusscu.   I.   8.  (6  S.)  Danzig  1881.  Bertling.  M.  0,40. 
Aus:  'Schriften  der  natorforschenden  Gesellschaft  zu  Dansig*. 

323.  Treichel,  A.,  polnisch- westpreussische  Vulgärnamen  ron  Pflansea.  %. 
(14  S.)  Ebenda.   60  Pf. 

324.  Goemans,  J. ,  lijst  van  woorden,  die  gebruikt  worden  op  het  eiltitf 
Schon  wen,  in  den  omtrek  van  het  dorp  Serooskerke. 

Onze  Volkstaal  Nr.  1. 

325.  Evans,  A.B. ,    and  S.,    Leicestershire    words,    phrases    and    proverki^ 

10  sb.  6  d. 

Publication  der  English  Dialect  Society. 

326.  Fiye  Original  Glossaries,  riz:  Isle  of  Wight  words;  hy  H.  Smith  ti4 
C.  R.  Smith;  Oxfordshire  words  hj  Mrs.  Parker;  Cumberland  wordi  bj 
W.  Dickinson ;  North  Lincolnsbirc  words  by  E.  Sutfon ;  Radnorshire  «onb 
by  W.  E.  T.   Morgan.   London.  Trübner. 

Publication  der  English  Dialect  Society. 

327.  Jackson,  G.  F.,  Shropshire  Word  Hook:  a  glossary  of  Archaic  tsd 
Provincial  words  etc.  uscd  in  the  couuty-  8.  (614  S.)  London  1881.  TrSbser. 
31   8.   6   d. 

328.  Turner,  W.,  the  names  of  herbes  a.  d.   1548.  Edited,  with  an  btro- 

duction,  index  of  english  names,  and  identification  of  the  plants  eunmerated 

by  Turner,   by  J.    Britten.   London,  Trübner. 
Publication  der  English  Dialect  Society. 

329.  Axon,   W.  £.  A.,  George  Eliot's  use  of  dialect.  London,  Trübner.  6  d. 
Publication  der  English  Dialect  Society. 

330.  Ericsson,  G.,   Ordlista  öfver  akers  och  Oster-Rekarne  härads  folksprü. 
Bidrag  tili  Södermanlands  aeldre  kultnrhistoria  II  (1881),  S.  81—91. 

331.  Magnussen,  J.,  Tillägg  tili  Adolf  Noreens  ordbok  ofver  FryksdalsBtl^ 
In:  Lnndell,  Nyare  bidrag  tili  kännedom  om  de  srenska  landsmilen  188L 


aSS.   Ur   VäntmaulandB-Dala    liLndsinalBrürcningB    eiunliDgur  tili   en   ordbok 
V«r   kndemälut   i  VästmanlaDd   ouh   Dulanie.   III.   8.   (31    8.)   UpmU    IBSl. 
Ab  Ht.  gedruckt,  oieht  im  Handel. 


)S3.  OfBl,  A.,  Müllerruudi's  Pnriaerfabrt  lur  Weltansatellung  Tom  Jahro  1878, 
nen  Kameraden  im  Dorfwirthsbaus  enählt.  In  AHrgauer  MuDdart.  8, 
»   (VII.    132   S.l   Aarau    1881.   Saaerländer.   H.    1,40. 

pA4.   Scliild,    F.  J..    d'r  Gioßätti    nß'  em  Leberberg.    2.  Bd.    Gedichte   ui>d 

SageD   in  Solothurner   Mundart.   2.   Teno.  u.  verb.  Anflsge.   8.   (219   S.)   Borg- 

dorf  1881.  LangloiB.  M.   2,40. 

P36.   Wipfli,   J.,   der  poetische   Kinderfreuad.   DcklamiLtioiiSBtücka   für   Scbiil- 

kioder  im  Urnerdialekt.    16.  (192  S.)   Einsiedelu   1881.  Eberle.  Kälin  u.  Co. 

.  1,15. 

(86.   Hirt e,  Daniel,   Fufci^  Fawir  frei  noocb'm  Lafontaine.    Als  Anhang   dVzue: 
'Unari  Dienstbotte,   Sittegemäld  in  zw<-i  Akten  un  in  Vers,   mit   nocli  etliche-n- 
*  »uderi  Gndiuhl,   Alles   in  Stroßburrjor   Mundart   8.   (140  S.)   Straßburg  188(J. 
■  SehultE.  M.   1,60. 

W7.  Ladwig,  Hermnon,  Ein  StraCburger  BürgergcaprJich  über  die  dculsclic 
Sprache. 

Magazin   Tür  die  Literatur  den  In-   und  Anslandes   1881,   Nr.    44.   Ann  Heni  .Inlire 
M90:  in  Strnßburger  Mundart 
|88.   Heininger,   E, .     U'lteis   uf  Ziri    vi>    der  ät.-Cucile    vo   Milliiisk    an    di.'U 
FötiTsal.  Discours  en  vcr«  et  un  dialecic  Mnlliousien.  8.  (15  S.)  MtilhuiiBeu 
E.    1881.   Detloff  in   Comm.   SO   PL 
tS9.   Trenkul,  J.  B.,   die  aleuianniuche  Oicbtuug  seit  J.  P.  Hebel.   Ein  Beitrag 
BOT   Geschichte    der    deudtchen    mundartliEhen   Dichtung.     Mit    einer   Auslese 
lUemanniicher  Gedichte.  8.  (XII,  325  S.)  Taub  er  bisch  oft  heim  1881.  Lang, 
H.  3. 
K  Vgl.  Literar.  Beilage  der  Karlaraber  Ztg.  ISSl,  16. 

140.   Längiti,   G.,   aus   uugedruckteu   Papieroa  J.   P.   Hebels. 
Alemannia  9  (1881),  311-^19. 
.   Egler,   L.,   Aus'tn   Zoilerländle.   Gedichte   und  Tolksthümlichea   In   sihwü- 
biacher   Mundart.    12.   (XIV,   222   S.)   Sigmaringen    1881.   Tappen.   2   M. 
MS.   Hasner,   F.,   D'r  Hebel  in   Ulm.   Hebd'a   lyriache  Gedichte   aua   der   iile- 
manniechen    in   die   Ulmor   Mundart    übertragen.     8.     (V.   60   S.)     Ulm    1881. 
-'  Nübling.    U.  0,40. 
l43.   Keller,   F.,    Duranand.   Eine   Sammlung  von   Gedichten   in   acbnräbiacbei 
^Mtindart.  12.  (183  8.)  Kompten   1881.  Köaei.  M.    1,20. 

Keller,  F,,  Elle  Hagabutza'.  Eiuc  Sammlung  von  Gedichten  in  acbwü- 
biaelier  Mundart.  3.  Auflage.  12.  (166  S.)  Kemptun  1881.  KobcI.  1  M. 
\4&.  Wäukerlo,  H.,  NügelaatrauQ.  Neue  Gedichte  in  Bchwäbiaehcr  Mundart. 
..  (2a2  S.)  Augsburg  1881.  Lampart  n.  Co.  H.  1,20. 
Grübel'a  Gedichte  In  Nürnberger  Mundart.  In  einer  Auswalil  berauageg. 
uFr.  Hartmann.  Mit  Wörterbuch.  8.  (XI,  181  S.)  Müncben  1881.  Bibliogr.- 
'  Brtlit.  Institut.   2   M. 

il.  Enlmooser,  J.  G-,  AlmrÖserl.  Gedichte  und  ScbnaderhüpR'n  in  ober- 
bi/oriai-hur  [Chiemgauer]  und  Bertiner  Mundart.  3.  varb.  u,  vtrm.  Auflage  der 
„Gemathlichen  Standen".  8.  (IV,  140  S.)  Trsunsteiu   1881.  Fleacbliat.  2  H. 


442  BIBLIOGRAPHIE  YON  188t. 

348.  8tieler,  K.,  Habt's  a  Schneid?  Nene  Gedichte  in  oberbairieoiMr  Mudtit 
3.  Auflage.  8.  (VIII,  117  S.)  Stuttgart  1881.  Bot»  u.  Co.  S  M. 

349.  Puchner,  C,  Hötschnpitschn.   Gedichte  in  ob  der  enuiaehen  Mvndart 
2.  Auflage.  8.  (VUI,   191   S.)  Gmunden  1881.  Mänhardt  2  M. 

350.  Laiidsteiner,  Karl,  über  niederÖsterreichiscbe  Dialektüteratnr  mit  be- 
sonderer Berflcksicbtiging  der  EHchtungen  Misaont  and  Strobls.  8.  43  8. 

Programm  des  Gymoasiornft  mn  Wien  (VllL  Beairk)  1880. 

351.  Klesheim,  Anton  t.,  's  Schwariblattl  aas*n  Weaaer  Wald.  GMibbte  ii 
österreichischer  Volksmondart  2.  Bd.  Vierte  vermehrte  Auflai^e.  19.  (IV, 
163  S.)  Wien  1881.  Gerold.  M.  8,20. 

352.  Lamberg,  H.  Graf,  Bcrgkraoteln.  2.  Folge.  Gedichte  in  oaterreiehii^- 
dentocber  Gebirgsmundart.   12.  (V,  189  8.)  SaUbnrg  1881.  Dieter.  IL  1,M. 

353.  Rosegger,  P.  K.,  Tannenharz  and  Fiehtennadeh.  Ein  Ge»chichteilmfc 

in  steirischer  Mundart.  2.  Auflage.  Mit  einem  Anhang  ron  &kUbrfittgen  wi 

Wörterverseichniss.  8.  (VI,  320  S.)  Grai  1881.  Leykam-Joaefiitlial.  11«  4^ 
Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  43  (Werner). 

354.  Ueinzel,  Max,  a  Scbläsches  PuketteU  Gereimtes  und  Ungeieyrta. 
2.  vermehrte  Auflage.  8.  (IV,   124  S.)  Breslau   1881.  Max  n.  Co.  IL  1,60. 

355.  Heiuzel,Maz,  Ock  ni  irobetimpelig.  Schläache  Venählael.  1. — S.  AüfligiL 
12.  (112  S.)  Breslau   1881.  Max  u.  Co.   1   M. 

356.  Maschke,  Hans,  Aus  Österreichisch- Schlerieo.  Gedichte  in  ecblenider 
Mundart.   8.  (IV,   104  S.)  Teschen   1881.  Procbaska.  M.  1,^0. 

357.  Kößler,  R.,  Wie  der  Schnoabel  gewaxen.  Neue  tchlemclie  Gedichte. 
8.  (VIII,  182  S.)  Berlin   1881.  Janke.  M.  1,60. 

358.  Wcigel,  £.,  ollerhütid  neckisches  Geramsel.  Erzählungen  in  schlerischer 
Mundart.  8.  (ÜI,   144  S.)   Berlin    1881.  Thiele.    M.   2,50. 

359.  Zeh,  F..  Blumen  ans  den  schlesischen  Bergen.  Gedichte  und  Enählong« 
in  sohlesischer  und  hochdeutscher  Mundart.  12.  (XIV,  288  S.)  Wfiategiert- 
dorf  1881.  Jacob.  M.   1,50. 

360.  S  aal  bor  n  und  Jul.  Schmidt,  Sprachprobeu  in  der  altbaaerisebn 
Mundart  aus  dem  ELreise  Sorau  in  der  Nieder-Lausitz.  Abdruck  aaa  N.  Laositx. 
Magazin.  Nebst:  Resultate  der  prähifitorischen  Forschangen  im  Kreise Soao. 
Mit  4  eiugedr.  Holzschn.  8.  (57   S.)  Sorau  1881.  Zeidler.   1   11. 

361.  Saalborn,  Dr.,  Sprachproben  aus  der  Landschaft  um  Soraa. 
Neues  Laositzisches  Magazin  57  (1882),  8.  184-227. 

362.  Allerice  aus  dar  Äberlausitz.  Heiteres  und  Ernstes  in  Oberlaosilier 
Mundart.    1.  Bdchn.  4.  Auflage.   (IV,  157  S.)  Bautzen   1881.  RfihL  IL  1,50. 

363.  Seydcl,  F.,  da  Glocke,  ä  Gedicht  in  ebcrarzgebärgscher  Sprache.  £i- 
fälle  un  Varschmooß  uoach  Schiller.  8.  (15  S.)  Potschappel  1881.  Engel- 
mann. M.  0,50. 

364.  Bormann,  E  ,  mei  Leibzig  low'  ich  mir!  Boedische  Dagebuchhladder 
ennes  alten  Leibzigers,  1.  u.  2.  Uflage.  8.  (56  S.)  Leipzig  1881.  Liebeskind. 
1   M. 

365.  Sommer,  A. ,  Bilder  und  Klänge  aus  Rudolstadt  in  Volkamnndart. 
Gesammt-Ausgabe.  2  Bde.  11.  Auflage.  12.  (VIU,  436  u.  410  S.)  Rndol- 
Stadt  1881.  Uofbuchdruckerei.  geb.  M«   7,50. 

366.  Nadler,  K.  G.,  Fröhlich  Palz,  Gott  erhalt's!  Gedichte  in  PHilzer  Mondtft. 
Uerausgeg.  von  L.  Eichrodt.  2.  Auflage.  Mit  Holzschn.  8.  (^VIII,  275  S.) 
Lahr   1881.  Schauenburg.  M.   2,25. 


VI.  HUHDABTEN.  443 

867.  Nftdler,  K.  G.,  Fröhlich  Palx,  G^ott  erhaltet.  Gedichte  in  PfäUer  Mondart. 
8.  Original  Amgabe.  12.  (VIII,  288  8.)  Frankfurt  a.  M.  1882.  Winter,  geb.  8  M. 

368.  Woil,  K.  A.,  Pfalziffche  Gedichte.  3.  Auflage.  8.  (X,  156  8.)  Heidelberg 
1881.  Groos.  M.   1,50. 

369.  Will,  C,  Die  Yertheidignng  der  Stadt  Bingen  in  Kriegsseiten.  Satzung 

Tom  Jahre  1410. 

Qoaitalblfttter  d.  hijitor.  Vereins  i,  d.  OroGherzogthum  Hessen.  1880,  S.  30— S6. 
(Darmstadt  1881.) 

370.  Keller,  L. ,  Ocher  Dütsch.  Prosa  und  Gedichte  in  Aachener  Mundart 
nebet  einer  kurzen  grammatikalischen  Abhandlung  und  einem  Wörter -Verzeich- 
oioee.  2.  verb.  Auflage.   12.  (78  S.)  Aachen   1881.  Jacobi  in  Comm.  25  Pf. 

371.  Werners,  H.  J.,  Dürener  Volksthum.  Eine  Sammlung  von  Redensarten, 
Sprichwörtern,  Bäthseln,  Spielen  u.  s.  w-  nebst  einem  Wörterbuche  der  merk- 
wfirdigsten  in  der  Dürener  Volkssprache  vorkonunenden  Ausdrücke.  8.  Aachen 
1881.  Jacobi  in  Comm.  2  M. 

37 2.  Leopold,  J.  A.,  und  Leopold,  L.,  Van  de  Scheide  tot  de  Weichsel. 

Nederdnitsche  Dialecten  in  dicht  en  ondicht  17. — 21.  aflev.  1881. 
Vgl.  Litteraturblatt  1882,  3  (We^irener). 

878.  Gaedertz,  K.  Th.,  Gabriel  Rollenhagen,  sein  Leben  und  seine  Werke. 

Beitrag  zur  Geschichte  der  deutschen  Literatur,   des  deutschen  Dramas  und 

d«r  niederdeutschen  Dialektdichtung.  8.  (3  Bl.  130  S.)  Leipzig  1881.  Hirzel. 
Der  Sohn  von  Georg  Bollenhagen.  Vgl.  Nord  und  Süd  1882,  Februar;  Götting. 
Gel.  Ans.  1882,  Nr.  2  (Minor);  Magdeb.  Ztg.  1881,  Beilage  Nr.  47;  Archiv  für 
LSteraturgesehichte  XI,  2  (E.  Schmidt);  Blätter  f.  Hterar.  Unterhaltung  1882,  16 
(Boxberger);  D.  Liter.  Ztg.  1882,  13  (Schröder);  Literar.  Centralblatt  1881,  52; 
KSln.  Ztg.  1882,  849;  Rostoeker  Ztg.  18  (Krause);  D.  Literaturblatt  21:  Hamb. 
Correspondent,  Sonntagsbeilage  367;  Nat  Ztg.  27  (Gen^e) ;  Zeifaichrift  f.  deutsche 
Philologie  14,  122  —  128  (Seelmanu);  Literaturblatt  1882,  Nr.  6  (Becbstein); 
Petaholds  Anzeiger  Nr.  6;  Revue  critique  Nr.  26. 

374.  Derboeck,  C.  V.,  Spledder  un  Spöhn.  IL  Ut  de  Bläüthentid.  Snakschc 

Verielling.  12.  (VIU,  512  S.)  Berlin   1880.  Drewitz.  3  M. 

875.  Kindermann,  0«,  Feldblomenstruß.  Humoristisch  •  plattdeutsche  Ge- 
dichte. 8.  (VUI,   134  S.)  Lübeck  1881.  Schmersahl  in  Comm.  M.  2,50. 

876.  Rehder,  Franz,  Se  wuU'n  ehr'n  Nächtwächter  nich  begraben.  Lebens- 
bild in  een  Optog.  8.  (37  S.)  Garding  1881.  Luhr  u.  Dircks.   75  Pf. 

377.  Kocco,  W.,  Scheermann  &  Co.  En  plattdütsche  Geschichte.  8,  (VIII, 
250  S.)  Bremen  1881.  Schünemann.   3  M. 

378.  Sackmann's,  Jobst  (1643— 1718),  Plattdeutsche  Predigten  nebst  Bericht 

über  sein  Leben  und  seine  Zeit.  Mit  einer  Zugabe  von  andern  merkwürdigen 

Predigten,  gehalten  zu  Anfang  des  vorigen  Jahrhs.  2.  Auflage.  8.  (III,  112  S.) 

Celle  1881.  Schulze. 

Tgl.  Theol.  Liter.  Ztg.  1881,  8. 

379.  Schröder,  Helmuth,  as't  de  Garw  g^wt.  Plattdütsche  Dichtes  vor  Lütt 
un  Grof.  8.  (224  S.)  Güstrow  1880.  Opitz  in  Comm.   2  M. 

380.  Ut  mine  Jungenstid.  Von  A.  D.  8.  (45  S.)  Oldenburg  1881.  Hintzen.   50  Pf. 

381.  Prümer,  K.,  de  westfölsche  Ulenspiegel.  Lustige  Historien  for  Unlustige. 
i.  Aufl.   1.  Bdchn.   8.   (120  S.)  Barmen    1881.   Prümer.    1    M. 

382.  Kempen,  Joseph,  der  ßonenjät^er,  eine  Forschung  auf  dem  Gebiete  der 

Mfinster'schen  Mundart.   8.   (52   S.)    1881.  Aschendorff.   1    M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  Nr.  30  (Edzardi).  Sucht  den  Odincultus  im 
Ansohlnfi  an  die  Überlieferung  vom  wilden  JHger  bei  Holtwick  u.  Gerleve  nach- 
snweisen. 


444  BIBUOGRAPHIE  TON  1881. 


383.  Landois,  H.,  Frans  EMawk^  üen  Liiwen  an  Driewen  is  oli  MoMtenk 
Kind.  1*  Theil.  Bi  Liäwtiden.  4«  im  M&nstenchen  Dialekte  geeekriebeDc, 
gänzlich  umgearbeitete  Auflage.  8.  (XVI,  167  &)  Monster  1881.  Brm. 
M.  1,20. 

384.  Grimme,  F.  W.,  Glrain  Tuig.  Schinlnke  und  Gediebte  in  Baaerfiadiicker 
Mundart.  4.  Auflage.  8.  (100  S.)  Mfioster   1881.  Nasse.   1   M. 

385.  Gerardi   Oidebroehs,    Pastoris    zu  Bunda    in  Reiderland,    kleine   oit- 

friesische  Chronike,    betreffend    die  Jahre   1558 — 1605.    Mitgeteilt  von  Dr. 

H.  Deiter. 

Jahrbuch  der  Oesellsehaft  zu  Emden  IV,  8  75  -  96  (1881). 

386.  Börsmann,  M.,  mehr  Gldck  as  Verstand.  En  letje  drollige  Oesekichte. 
2.  Auflage.  8.  (10  8.)  Hannover  1881.  Kniep.   M.  0,40. 

387.  Busing,  P.,  wie  Harm  Ahlers  upper  Melkstraten  seÜde.  Ed  plattdikek 
Vertellsel  ran  Gerd  Tenjers.   16.  Bremen  1880.  Haake.   1   M. 

388.  Piening,  Th.,  de  Reis  naa'o  Hamborger  Dom.  3  Dede.  8.  1.  10.  0|h|. 
(97  S.)  2.  3.  3.  Opiag.  (136  u.  170  S.)  Hamburg  1882.  Richter,    k  1  E 

389.  De  Hamborger  Uutroop,  singwyse  rörgestellet.  8.  (8  S.)  Hasitaii 
o.  J.  (1881). 

390.  Grabe,  F.,  van  de  Elwkant  ut  Hadehsland.  Plattdfitsche  Unnerhoflnga 
iu  Rimels.  8.  (FV,   174  S.)  Celle  1880.  Schulze.  M.  1,50. 

391.  Carstens,  H.,    Dei  Haulm.   Ditmarscher  Mnndart.  Gkgend  von  Dehe. 
Jahrbuch  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6,  119  f. 

392.  Derselbe,  Datt  Broudbakk*n.  Ditmarscher  Mundart.  Gegend  Ton  Luades. 
Ebenda  S.  121  -  122. 

393.  Kloth,  Heinrich,  de  Landrathsdochder.  En  Geschieh  nt*  Östlich  Hokteea 
2.  Bd.  8.  (293  S.)  Kiel  1880.  Lipsius  u.  Tischer.  M.  2,70. 

394.  Geiß  1er,  R  .  Hinnerk  Brodersen.  12.  (XVI,  132  S.)  Wismar  18» 
Hinstorff.  geb.  3   M. 

395.  Gildemeister,  Karl,  plattdütsche  Gedichte.  8.  (VIII,  198  S.)  Winur 
1881.    Hinstorff  in   Comm.   3  M. 

396.  Malm,  Job.  Jac,  Die  Oberpaalsche  Freundschaft.  Geschichte  in  Deatfcii- 
esthnischer  Mundart  (aus  dem  J.  1818)  mit  einer  linguistiBch-literar.  Eis* 
leitung  zum  ersten  Mal  herausgeg.  von  P.  Ph«  Falck.  8.  (96  S.)  Leipzig  1881. 
Friedrich.  2  M. 

397.  Hylkema,  S.  H.,  Jonker  Frans.  Toanielspil  mei  sang.  Yn  ien  bidrio«- 
8.  (36  S.)  Ljouwert  1881.  Wester.  35  c. 

398.  Iljlkema,  S.  H.,  it  silreren  horloasje,  toanielspil  mei  sang,  yn  ia 
bidriaw.   8.   (45   S.)  Ljouwert   1881.  Kuipers.   35  c 

399.  Velstra,  T.,  it  gouden  kroantsje,  toanielstik  yn  Qouwer  bidrinwen,  der 
er  de  Earepris,  utlove  troch  *t  Selskip  for  Fryske  Tael  en  SkriftenkenDi«« 
yn   1879.   8.   (8  u.   111   8.)   Ljouwer^  90  e. 

400.  Capern,  Edward,  a  Devonshire  dialect  poem.  In  Memoriam  Hearj 
Baird.' 

The  Academy  1881,  28.  Mai,  8.  392. 

401.  Pres  ton,   Ben,  Dialect  and  other  poems.   With  a  glossary  of  the  locil 

words.   London    1881.   Simpkin,  Marshall  a.   Co. 

Vgl.  Academy,  19.  Nov.  1881.  Dialekt  des  westlichen  Yorkshire. 

402.  Slow,  E.,  Wiitshire  Rhymes:  a  series  of  poems  in  the  Wiltshin*  disleet 
12.  (140  S.)  Salisbury   1881.  Blake  (London,  Simpkin).   1   sh. 


VU.  lirPHOLOGIE 


445 


403.  One  handred  Scotcli  Uyuiiia  iLDd  foens.  Cbiellj  iu  the  Scotch  DiiUect. 
IS.   {192   S.)   Edinburgh   1881.   Taylor.    1   b.   G   d. 

404.  Peil  berg,   H.  P..   SrnSprcrrür  af  fornkellige  jyske   landskabamSt   med  lyd- 
skrift.   8.    (12   S.)    Kiibenhiivn    1881. 

Feiilaohrift  für  die  nurd.   Philologen vorsununhiti)!  in  Clirietiania. 


VII.    MytbologH 


,  nordiak  Mythologie  efter  Kildcrnc. 


40K.   ArentzeD,K.,  Dg  L.ThorBt 
4.  oplag.  8.  (128  8.)   IBRl. 

406.  Kayaer-LnngerbannÜ,  A.,  Odin.  Noritisch-gL'rm.tniBche  OÖttPrsii(;e. 
Mit  13  Ilbialrationen.  4.  (III,  ITl  B.)  Miincheu  1881.  Bruckmann  in  Comm. 
^b.  46  H. 

407.  Nover,.!.,  oordiscli-gormaiiiachc  Götter- uad  Hidduus-igcn  für  Schiiiii  und 
Volk.  Unter  Mitwirkung  von  W.  Wägener  herausgegeben.  8.  (VIII,  214  S.) 
Leipzig   ISftl.  SpaintT.  M.    1,60. 

408.  8i^balk,  Gustav,  Nordisch- germanische  Götter-  and  Heldensagen.  Für 
Jang  und  Alt.  8.  (198  S.)  Oldenburg   1881.  StalÜDg.  M     1,50. 

Vg\  Lilersr.  Ceutralblatt  1S8I,  3S  (t'^diardi).  UmraGt  S.  1  -106  die  oddischu 
Mythologie,  8.  107-157  die  eddiscban  HHldenaagm;  am  SchlidL  (S.  Ifl9— 198) 
eine  ciemlich  unnnthige  Wiedergabe  des  Inhalts  vun  Tega^r'a  FrithjorsMge. 

409.  Wügner,  W.,  Unsere  Vorxe  it.  (1.  Bd.)  Nordisch -germanische  6ütt«r  und 
BeldtrD.  In  Schildemngen  fiir  Jugend  und  Volk.  Hcrauegeg.  in  3.  Turb.  ÄuH, 
unter  Mitwirkung  von  J.  Novpt.  2  Ahth.  iu  1  Bde.  ([.  liöttersagen.  II.  Nör- 
dliche Mi.-lden«agen  )  8.  (XVI,  326  u.  156  S.)  Leipzig  188S.  Spamer.   M.  7,50. 

Eine  populSre  Darstellung  der  germanischen  Mythologie. 

410.  Engelmaun,  E.,  Volksmärchen  uad  Göttersagen  auv  gertDaniacher  Vor- 
icit.  Epische  Dicbtnngen,  2.  (Titel-)  Auflage.  8.  (XV,  206  S,)  Stuttgart 
(1880)   1P82.  Boni  u.  Co.  M.  2,40. 

Vgl.  Litcrar.  Merkur  IS82,  Nr.   12;  Tfigl.  Rundschau  '21.  Dec,  tSSl. 
41t.   Durmayer,   J.,     Einruhrung    in    ilie    deutsche   Götter-    und   Heldensage, 
insbesonders  zum  VerotUndniase  des  Nibelungenliedes.   Für  höhere  Lehranstalten 
und  mm  Selbststudium.  8.  (öS  S.)  Nürnberg   1881.  Korn.  80   Pf. 

412.  Kruss,  Joseph,  Enuhiriilion  für  das  Stadium  der  griechischen  und  rÖmi- 
ecben  Geschichte.  Mit  Anhaug:  I.  Aus  der  germanischen  Mythologiu.  8.  (17, 
215   S.)   Wien    1881.   Gräser.   2   M. 

413.  Bngge,  Sophua,  Über  den  Ursprung  der  nordischen  Götter-  und  Helden- 
sage- Vortrag. 

Das  AuaUnd,  63.  Jahi^.  <1880),  Nr.   S. 

414.  Bagge,  Soplius,  Studier  over  de  nordiske  Gudo-  Og  Uelteaayns  OprJndetse. 
I.    Raekke.    1.    Heft.   8.   (80   S.)   Christiunia    1881.   Feilberg   og   Lnudmurk. 

Vgl.  Literar.  Centralblan  1B8I,  IG  (Maurer),  'Das  I.  Heft  gibt  H.  I-.Ht  allge- 
meine Andeutungen  aber  die  GrancUiilxB,  nnd  behandelt  sndanti  apecielt  die 
Baldur-Saee;  Alhenaeum  belgs  1881,  Nr.  13;  D.  Liter.  Zig.  (ISSI),  Nr.  3t 
(UUllenbolT;  durchaus  üblehnend);  Literaturblatt  tsäi.  Nr.  I.  4  (Edsarili); 
Theolog.  Literaturblatt  Nr.   14  (Stianß  u.  Tborney);  Angli»  IV.  4  (Wulelcer). 

415.  Rugge,  Sopbus,  Stuitien  über  die  fintttebung  der  nordischen  Göttci- 
und  Heldensage».  1.  Reihe.  Vom  Verf.  antorisirte  und  durchgesehene  Über- 
BGtzung  von   O.    Brenner.    1.   Hi^ft.   8.   (96   S.)   Hüneben    1881.    Kaiser.   2   M. 

VgL  Uerbsls  Literatnrblalt  1861,  16.  Nov.  (Keck);  Magaziu  f.  d  Litorabir  des 
AnsUnden  1883,  ,<t  (Bender). 


446  BIBLIOCatAPHOfE  VOM  1881. 

416.  Brenner,  O.,   über  den  Urifirang  der  neidischen  Gotter«  wid  Heldea- 

sagen. 

AUgem.  Ztg.  1881 ,   Beilage  Nr.  112;.    Anknflpfend  «n  die  Schrifteo  roo  Bogys 

nnd  Schierenberg. 

417.  Rasmns  B.  A  n  d  e  r  t  o  ■ ,  die  Zerttoriuig  der  germaniseken  Mythologie  dereh 

Bang  nnd  Bogge. 

Daheim,  17.  Jahrg.  (1881),  Nr.  16. 

418.  BeauTois,  Bulletin  critique  de  la  Mythologie  scandinave. 
ReTue  de  Phistoire  et  des  religiona  II,  4  (1881). 

419.  Hahn,  W.,  die  neuen  Ideen  Sophos  Bugge't. 
Allgem.  Ztg.  1881,  Beilage  1S7  -128.  Gegen  Bugge  gerichtet. 

420.  The  origin  of  Norse  mythology. 
The  Academy  1881,  28.  May,  S.  393—394.  Bericht  über  die  Vortrige  ronProt 
Stephens  in  Kopenhagen  cur  Widerlegung  von  Bugge*s  Ansichten. 

421.  Ursprung  nnd  Alter  der  nordischen  Göttersagen. 
Das  Ausland  1881,  Nr.  6.    Berieht   über  Worsaae's  Deutung  einiger  Goldnfi 
mit  mythischen  Darstellungen,  durch  deren  Alter  W.  die  Ansiebten  Baggers  ■ 
widerlegen  glaubt. 

422.  Keary,  C.  F.,  the  genuine  and  the  spnrious  in  £ddaic  Mythology. 
The  Academy  1881,  2.  July,  8.  16. 

423.  Lehmann,  £.,  die  Götterdänunerung  in  der  nordiachen  Mythelope. 
8.  (28  S.)  Königsberg  1881.  Bon*8  Bnehbandlung.  80  Pf. 

424.  Rieß,  Minna  ^  über  vier  Eddaeagen.  Die  Ragnarok-,  Hetmdall-,  Wiwm- 
nnd  Hebage.  8.  (127  S.)  Gardeiegen  1881.  Selbatverlag  der  Verfsaim. 
(Leipsig,  M.  Schäfer  in  Oomm.) 

Vgl  D.  Literaturblatt  1881,  15.  Not.  (Keck). 

425.  Wiesel  er,  Karl,  Germanieche  Götter  in  griechischer  Umg^bang. 
Fleckeiseos  Jahrb.  123,  823—24  (1881).  Glaubt  in  mehreren  griech.  AlterthfliiMa 
in  Berlin  germanische  Göttemamen  gefunden  zu  haben. 

426.  Norer,  J.,  über  Steinskulpturen  von  angeblich  heidnisch-ajmbolisdia 
Bedeutung. 

Das  Ausland  1881,  Nr.  44,  S.  871^873.  Über  die  Senlpturen  der  Eztervteiü. 

427.  Rudolf,  Adalbert,  Agilo,  Alirpna  und  Amwentil,  Gottheiten  und  Heilige 

im  Rhein-Mosel-Gaue. 

ArchiT  f.  d.  Studium  d.  neueren  Sprachen  66  (1881),  S.  117—121. 

428.  Bazing,  Belsenberg  eine  Balderskultstätte. 
Württembergische  Vierteljahrdiefte  4  (1881),  283—286. 

429.  Frey  tag,  L.,    Die  Göttin  Bercht-Holda    nnd   ihr  Gefolge.    Beitrige  nr 

Erklärung  ihres  Cultus  nnd  der  darauf  bezüglichen  VoIksbrSnohe. 

Zeitschrift  des  deutschen  und  österr.  Alpenvereins  1881,  178 — 216i.  S86 — SSI. 

430.  Broudsted,  K.   G.,  en  kirkclig  aliegori  og  en  nordisk  mythe. 
Historisk  Tidskrift  N.  R.    III,  1  (1881).    Vgl.   Literaturblatt    1881,   8p.  SOS  t 
(Dahlerup).  Ijäßt  den  nordischen  Mythus  von  Thorr  und  der  Midgardsschlaaye 
ans  der  altchristlichen  Überlieferung  von  Christus  und  dem  Leviathaa  enfertalieD- 

431.  Zehetmayr,  Nerthus,  Isis,  Nehalennia. 
Blätter  f.  d.  bayer.  Gymnasialschal wesen  1881,  S.  170—172.  Vgl.  Bibliographie 
1881,  Nr.  386. 

432.  Handelmann,   H.,    übc'r  Denkmäler  und  Ortlichkeiten ,    an  weldie  lidi 

die  Sage  vom   Nerthusdienst  anknüpft. 
Archiv  für  Anthropologie  XIII,   1.  2. 
483.  Lewin,   Wodan,  der  wilde  Jäger  nnd  der  wandernde  Ahasver. 

Das  jüdische  Literaturblatt  10.  Jahrg.  (1881),  S.  81  f.  Vgl.  Bibliogivpfais  1S80. 
Nr.  386. 


VU.  MTTHOLOQIB.  447 

484.  Blind,  R«,  germaniflche  Wftssergottheiten. 
Yossiflohe  Ztg.  1881,  Sonntagsbeilage  Nr.  8— IS. 

485.  Blind,  Karl,  Scottiah  Shetlandic  and  Qermanic  Water  Tales. 
The  Contemporary  Review  1881.  Aug. — Od 

436.  Maurer,  K.,  die  Riesin  Hitt. 

Oermania  26,  505  f.  Vgl.  Bibliographie  1880,  Nr.  400. 
487.  Schwarte,  F.  L.  W.,   Wolken  und  Wind,  Blitz  und  Donner. 

Correspondenzblatt  der  deutsehen  Gesellschaft  für  Anthropologie  1881,  S.  41^44. 

438.  Kemper,  Joseph,  Der  Bonenjftger;  s.  oben  Nr.  382. 

439.  Dar  Hond  im  Mjthua. 
Europa  1881,  Nr.  2. 

440.  Bfihler,  C,  der  Frühlings-  oder  Osterkreis. 
Ostfriesisches  Monatsblatt  1881,  S.  145—154. 

441.  Laistner,  Ludwig,  Nobishaus  und  Verwandtes. 
Oermania  26,  65—95.  176—199. 

44S.  Henne-am-Rhyn,  O«,  das  Jenseits.  Kulturgeschichtliche  Darstellung 
der  Ansichten  über  Schöpfung  und  Weltuntergang,  die  andere  Welt  und  das 
Gkiaterreich.  8.  (VIII,  802  S.)  Leipzig  1881.  0.  Wigand.  4  M. 

448.  Das  Todtenreich  im  germanischen  Volksglauben. 

Vossisehe  Ztg.  1881,  Sonntagsbeilage  Nr.  49.  50. 
444.  Henrici,  Emil,  Schiltebürger  als  Name  des  Todes.  Zu  Iwein  7162. 

Seitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  127. 
445«  Blaas,  C.  M.,   Volksthümliches  aus  Niederösterreich.  III.  Besegnungen. 

Germania  26,  229—242. 

44G.  Vidskepelse,  besväijelse  och  läsning  vid  sjukdomar. 

Bidrag  tili  SOdermanlands  Sldre  kulturhistoria.  II.  S.  102—113. 
447«  Henke,  Oskar,    der  Gespensterglaube  der  Gegenwart.  Eine  Darstellung 
«ad  Widerlegung  des  Spiritismus.  Programm  der  Realschule  I.  Ord.  zu  Mül- 
heim a.  d.  R.  1881.  (Nr.  414.)  8.  30  S. 

ISnthilt  auch  Mittheilungen  ans  Hexenpro cessen. 
448.  Orotefend,  Hexen  in  Frankfurt. 

Mitteilungen  an  die  Mitglieder  d.  Vereins  f.  Frankfurter  Geschichte  VI  (1881),  S.  70. 
449«  Mitbaeh-Harff,  Wilhelm  Graf  y..    Die    Hezenprocesse    im   Ländchen 
Draebenfels  [bei  Bonn]  1680—1645. 

FonchungiiQ  aar  deutseben  Geschichte  21,  615^621. 
460.  BeauTois,  E.,    les  sorciöres   de  Macbeth   et  lenn   congönöres  chez  les 

ScandinaTes. 

Beme  eritique  1881,  Nr.  51,  S.  492  f.  Im  Anschluß  an  H.  Gaiaos*  Artikel  *une 
tradition  eeltique  dans  Blacbeth'  Nr.  46,  8.  376  f. 

451.  Beiträge  zur  friesischen  Mythologie.  III. 

Ostlrieaische  MonatsblStter  1881,  S.  456—464.  Aus  der  Volksüberlieferang ;  ein 
CSiorreigen,  der  mythisch  gedeutet  wird. 

452.  Nordlander,  Johan,    Minnen    af  bedentro   och    knlt  i  norrländska  ort- 

narnn.  4.  (d6  S.)  Hemösand  1881. 

468.  Caapari,  0.  P.,  eine  Homilia  de  Sacrilegiis. 

2MtBeMft  f.  deutsches  Alterthum  25«  313-316.  Aus  Einsiedeln.  8.  Jh.  Wichtig 
ffir  den  Aberglauben  und  die  Mythologie. 


4M*  M&ller^  M.,  Essays.  2.  Band.  Beiträge  cur  vergleichenden  Mythologie 
■nd  Ethnologie.  2.  Auflage  besorgt  von  0.  Francke.  8.  (V,  666  S.)  Leipzig 
1881.  JEngelmaim.  10  M. 

Vgl.  Nfia  ottd  Sttd  1882,  Februar. 


448  BIBUOQRAPHIE  VON  1881. 

455.  Lang,  Max,  Maller's  Philotophj  of  Mylhology. 
Fraser's  Magazine  1881,  August. 

456.  Cox,  G.  W. ,  an  introdnction  to  the  Science  of  compAratire  Mjtkolo^ 
and  folklore.   London   1881.  Kegan  Paul  &  Co. 

VgL  Athenaeum  14.  Mai  1881. 

457.  Cox,  G.  W.y  Mytbology  of  the  Aiyan  nations.  New  edition.  8.  8  fols. 
London  1881.   Kegan  Paul.  28  sh. 

458.  Krummel,  L.,  die  Religion  der  Arier  nach  den  indischen  Vedas.  8. 
(51    8.)   Heidelberg  1881.   Winter.    1    M. 

Sammlaog:    von   Vorträgen    heraosgeg.    ron  W.  Frommel    and    F.  Pfaft,   6  Bd. 
6.  Q.  6.  Heft.  Vgl.  Theolog.  Liter.  Ztg.  1882,   12  (Hertfaeau). 

459.  Troyon,  Fr^.,  Cours  de  ni3rthologie  oo  les  religions  paiennea  aa  poiil 
de  vue  de  r^v^lation,  k  l'osage  des  ^coles  et  des  familles.  Seconde  ^itios. 
12.  Lausanne   1881.   Bridel. 

460.  Schwartz,  Zur  indogermanischen  Mythologie. 
Zeitschrift  f.  Ethnologie  XIII,  3  (1881). 

461.  Lippert,  J.,  die  Religionen  der  europäischen  Colturyolker,  der  Litascr. 
Slaven,  Germanen,  Griechen  und  Römer  in  ihrem  geschichtlichen  Urspnuife. 
8.  (XVI,  496  8.)  Berlin   1881.  Th.  Hofinann.  8  M. 

462.  Engel,  Jacob,  Der  Tod   im  Glauben  indogermanischer  Völker. 
Programm  der  Realschule  I.  Ordnung  in  Stralsund  1881  (Nr.  121).  4.  81  S. 

463.  Schildgen,  Theodor,  St.  Vitus  und  der  slavische  Swantowit  in  ikti 
Beziehung  zu   einander. 

Programm  der  Reabchule  L  Ordnung  su  MOnster  1881  (Nr.  321).  4.  18  & 

VIII.  Märchen  und  Sagen. 

464.  Grimm,  Brüder,  Kinder- und  Hausmärchen.  Große  Ausgabe.  IT.Aofli^ 
8.  (XX,   704  S.)   Berlin   1881.  Hertz.   6  M. 

465.  Grimm,  J.  u.  W.,  Kinder- u.  Hausmärcben.  Kleine  Ausgabe.  29.  Aoflage. 
16.   (IV,  311   S.)  Berlin   1881.  Dümmler.   M.   1,50. 

466.  Bechstein,  L.,  Neues  deutsches  Märchenbuch.  40.  Auflage.  Pracht* 
ausgäbe.  (VI,  271   S.)  Wien   1882. 

467.  Bechstein,  L.,  Neues  deutsches  Märchenbuch.  Volkaaiisgabe.  43.  Slereotjp- 
Auflage.  (VI,  271   S.)  Wien   1882. 

468.  Mus  Aus,  J.  K.  A.,  Volksmärchen  der  Deutschen.  Für  die  Jagend  betr- 

beitet  von   W.  Werther.   16.  (320  S.) 

Ulliversalbibliothek  für  die  Jugend  Nr.  77->80.  Stuttgart  1881.  Kioner.  U.  1,». 

469.  Hoff  mann,  Franz,  Volksmärchen  der  Deutschen  nach  Masaas.  For  die 
reifere  Jugend  bearbeitet.  3.  verb.  Auflage.  8.  (V,  309  S.)  Stuttgart  1881. 
Schmidt  u.   Spring,  geb.   6  M. 

470.  Lau8ch,  £.,  das  Buch  der  schönsten  Kinder-  und  Volksmärchen,  Sagfo 
und  Schwanke.    13.  Auflage.  8.  (VIII,  262  S.)  Leipzig  1882.   Spamer.  SM. 

471.  Otto,  F.,  Unter  Kobolden  und  Unholden.  Sagen  und  Märchen  aus  de« 
Keiche  der  Riesen  und  Zwerge,  Gnomen,  Wichte,  Kobolde,  Elfen  u.  Nixes. 
Dem  deutschen  Volk«;  und  der  Jugend  erzählt.  Mit  einer  Einführung  vos 
Viilamaria.  Mit  Illustrationen.  8.  (X,  228  S.)  Leipzig  1882.  Spamer.   M.   2,60. 

472.  Der  Wunderborn.  Eine  Sammlung  der  schönsten  Märchen  nnd  Sages 
aus  deutschen  Gauen,  herausgcg.  von  Karl  Seifart.  Illustrift  von  E,  Jf,  Nes- 
reuther.  gr.  4.   1.  Lief.  (16  S.)  Stuttgart  1881.  Kroner.  50  Pf. 

Vollständig  in  12  Lieferungen. 


ym.  BllRCHEN  UND  SAGEN.  449 

473.  Villamaria,  Elfenreigen.  DeutBcbe  und  nordische  Märchen  eob  dem 
Reiche  der  Riesen  and  Zwerge,  der  Elfen,  Nixen  nnd  Kobolde.  4«  Auflage. 
8.  (IX,  414  S.)  Leipzig  1882.  Spamer.  M.  5,50. 

474.  Bilder  fQr  Schule  nnd  Haus.  15.  Heft.  Deatache  Sagen  und  Härchen, 
fol.  Leipzig  1881.  Expedition  der  Ulustr.  Zeitung.  50  Pf. 

475.  Bo  witsch,  L.,  Vom  Donaustrande.  Märlein  und  Sagen.  3.  Auflage.  12. 

(63  S.)  Wien  1881.  Pichler. 

JeBsen*s  Volks-  und  Jagendbibliothek.  8.  Bändchen.   70  Pf. 

476.  Haltrich,  Josef,  die  Welt  unserer  Märchen  und  unserer  Kinder.  8«  (15  S.) 
Aas  dem  Siebenbürg.  D.  Tageblatt  Nr.  2402  ff.  Vgl.  Korrespondensblatt  des 
Vereins  für  siebenbürg.  Landeskunde  1882,  8.  24. 

477.  Bowitsch,  L.,  Rübezahl.  Märlein  für  Groß  nnd  Klein.  3.  Auflage.  12. 
(70  S.)  Wien  1881.  Pichler. 

Jessen*s  Volks-  and  Jagendbibliothek.  6.  Bändchen.  70  PL 

478.  Reuper,  J.,  schlesische  Sagen  und  Märchen.  12.  (57  S.)  Wien  1881. 

Pichler.  70  Pf. 

Jessen*s  Volks-  und  Jagendbibliothek  Nr.  45. 

479.  Stephens,  6.,  Two  english  folk-tales. 
The  Folk-Lore  Becord  vol.  HI. 

480.  Corte,  H.  C,  Catskin,  the  english  and  irish  Peau  d'äne. 
The  Folk-Lore  Becord  vol.  IIL 

481.  Carpenter,  W.  H«,  the  Icelandic  story  of  Cinderella. 
The  Folk-Lore  Becord  toI  UI. 

482.  Asbjörnsen,  P.  Chr.,  Auswahl  norwegischer  Volkamärchen  und  Wald* 

geister* Sagen.   Ans  dem  Norwegischen  übersetzt  von  H.  Denhardt.  Mit  106 

Bfaiatrationen.  8.  (VIII,  289  S.)  Leipsig  1880.  Refelshöfer.  6  M. 

Vgl.  D.  Berue  1881,  April  (über  die  Original-Aasgabe) ;  Blätter  L  literar.  Unter- 
haltung 1881,  Nr.  60;  Arohiyio  delle  tradixioni  populari  I,  1. 

483.  Asbjörnsen,  P.  Chr.,  Bound  the  Yule  Log:  Norwegian  Folk  and  Faiiy 

Tales.  Translated  by  H.  L»  Braekstade  with  an  introduction  hy  £.  W.  Gosse. 

London  1881«  Sampson,  Low  and  Co. 

Vgl  Aoademy  1881,  24.  Dec,  p.  469  f.;  Atbenaeum  7.  Januar  1882. 

484.  Turley,  B.,  schwedische  Volksmärchen.  Ausgewählt  und  bearbeitet.  Mit 
Illustrationen.  8.  (VIII,  316  S.)  Leipzig  1881.  Abel.  M.  2,50. 

485.  Orundtyig,  S.,  Danske  Folke^aeyentyr,  efter  trykte  og  utrykte  kilder. 
Anden  udgave.  8.  (240  S.)  Kopenhagen  1881.  BeitzeL  kr.  1,50. 

486.  Mnlley,  Danish  populär  täles. 
The  Folk-Lore  Becord  toL  III. 

487.  Kristensen,  £.  T.,    Eventyr   fra  Jylland,    samlede  i  Folkemunde.    8. 

(400  S.)  Ejabenhavn  1881.  Schönberg.  4  kr. 

Aneh  n.  d.  Titel:   Jydske  Folkeminder,   isaer  ^a  Hammemm  Herred.    Femte 
Sämling.  Enthält  am  Schluß  ein  jütländiscbes  Glossar. 


488.  Pfeily  H.,  Deutsche  Sagen.  Der  deutschen  Jugend  und  unserem  Volke 
wieder  erzählt.  2.  Auflage.  Mit  Illustrationen.  8.  (VllI,  326  S.)  Leipzig 
1882.  Spamer.  M.  3,50. 

.     Vgl  TägUche  Bundsohau  1881,  4.  Dec,  Beilage. 

489.  Hagenbuch,  F.,  Staufberger  Sitten  und  Saften. 

ArgoTia.  Jahresberieht  der  histor.  Gesellschaft  des  Cantons  Aargan.    12.  Band 
(1881). 

aKUUMU.  KsM  Btikt  X?.  (XXVIL)  Jakif .  29 


450  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

490.  Mandel,  E.,  Volkstümliches  aus  dem  Elsaß. 

Alemannia  9  (1881),  80 — 10.  Sagen,  Dreikönigslied,  Haasinschrillen,  S.S31-34S 
Sagen,  Lieder  mid  Reime,   Hausinschriften. 

491.  Eine  elsässische  Volkssage. 

Gemeinde-ZeitüDg  für  Elsaß-Lothringen,  Literar.  Beilage  1881,  Nr.  12. 

492.  Weißenberger,  A.,  Schwarzwaldsagen  und  GeschichteD.  8.  (Vli,  160S.) 
Baden.  Baden  1881.  Wild.  2  M. 

493.  Schau-in*8-Land.  Blätter  für  Geschichte,  Sage,  Kunst  und  Nttar- 
schönheiten  des  Breisgaus.  8.  Jahrg.  1881.  12  Nrn.  4.  Freibarg  L  Br.  1881. 
6  M. 

494.  Birlinger,A.,  Volksthümliches.  Spuksagen,  Aberglauben,  Geschicbtlicbe 

Sagen,  Legenden. 

Alemannia  9  (1881),     249—258. 

495.  Birlinger,  A.,  Schwahenneckereien. 
Alemannia  9  (1881),  102—121. 

496.  Waizer,  Rudolf,  Reiskofl- Sagen. 

Die  Heimat  von  J.  Emmer,  6.  Jahrg.  (1881),  Nr«  51. 

497.  Branky,  F.,  Fünf  Sagen  vom  Hochseh wab. 

Zeitschrift  für  deutsche  Philologie  12  (1881),  842—^48. 

498.  Sieben bürgische  Sagen.  Von  J.  Wolff  und  G-.  Fischer. 
Siebenbürg.  Korrespondensblatt  1881,  S.  68  f. 

499.  Schwebe  1,  0.,  der  Sagenkreis  des  Breuschthales. 
Norddeutsche  AUgem.  Ztg.  1881,  31.  Juli,  Sonntagsbeilage. 

500.  Klose,  M.,  die  Kynastsage  in  verschiedener  Darstellung.  GesaMadte 
Gedichte.  8.  (24  S.)  Hirschberg  i.  Schi.  1881.  Heilig.    15   Pf. 

501.  Richter,  Ed.  J.,  Südbohmische  Sagen  und  Geschichten«  Komeabnt 
1881.  Kühkopf. 

Vgl.  Büttheilungen  d.  Vereins  f.  Geschichte  d.  Deutschen  in  Böhmen  XXII,  Nr.i 

502.  Urban,  Michael,  Aus  dem  Sagenbnche  der  ehemaligen  Herrschaft  Könip- 
wart. 

Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen  19  (1881 ; 
S.  324 — 325.  10.  Der  Planen'sche  Familiensehmnck.  20,  102:  11.  Der  Zwttft 
Strafe. 

503.  Richter,  J.  W.  0.,  kleines  deutsches  Kyffhäuserbuch.  Natur,  Geschichte 
und  Sage  des  Kyffhäusergebirges.  16.  (Vm,  59  S.)  Eisleben  1881.  Mahneri 
M.  0,50. 

504.  Warn  atz,  Mathias,  die  Wartburg  und  Eisenach  in  Sage  und  Geachidite. 
8.  (Vn,   143   S.)  Wien   1881.  Braumüller.  2  M. 

505.  Roth,  F.W.  E,y  Nassau's  Kunden  und  Sagen  aus  dem  Munde  des  Volkeip 
der  Chronik  und  deutscher  Dichter.  Gesammelt  und  kritisch  beleuchtet. 
2.  Auflage.  3  Bde.  8.  (Vm,  239;  IV,  176;  IV,  224  S.)  Wiesbaden  1881. 
Limbarth.   6  M. 

506.  Bücking,  G. ,  Geschichten  und  Sagen  von  Heidelberg  und  der  Tib- 
gegend.   8.   (24   S.)  Heidelberg   1880.  Winter 's  Sortiment   1   M. 

507.  Christ,  Karl,  das  alte  Schloß  Hundheim  am  Neckar  und  das  Hündleio 
Ton  ■  Bretten. 

Literar.  Beilage  d.  Karlsruher  Ztg.  1881,  Nr.  34. 

508.  Kurs,  A. ,    des   Rheinlandes    Sagen    und    Legenden.    8.   (XIV,    290  S.) 

Köln  1881.  Ahn.  geb.  5  M. 

609.  Lehmann,  0.,  die  schönsten  Sagen  dea  Rheins.  V.  VL    12.   (63tt.64S.) 
Kleine  Volkserzählungen  Nr.  772.  773.  Mülheim  a.  d.  Ruhr  1881.  BageL  iioH 


Vm.  MÄRCEEN  LfND  SAGEN. 


4Ö1 


610.  HelmkeD,  F.Tb.,  liie  cathedrul  of  CoiogDe,  iU  legendi,  history,  archi- 
tecture,  pliutic  decorations  und  art  treiuures.  Traoalated  by  J.  W.  Watkint, 
8.    (88   S.)   Eöla   1881.   Boisaetäe.   3   U. 

511.  NiederrheiDiBcher  Ge  seh  ic  ht  »freund  1881.  Eathält:  S.  13 
J.  Storm,  die  Gräfin  von  CleTe  (eur  Sehwanensage).  S.  19  Fiachbacb,  die 
Kircbenstühle  (Sage).  S.  2B  Bmets,  der  Ärmelranb  (Sage).  S.  63  Smete,  die 
Hose  der  Waroung  (Kloitereagc).  S.  101  ff.  Schmitz,  Märchen  aus  der  Qegend 
Ton  Bheinberg.  J.  Cremer,  Abergläubisches.  S.  8.  IG.  24.  33.  47.  56.  73. 
96.   104.   Koppen,   zum   Kapitel  Abcrglaubiecbes  S.   34. 

613.  Leibnizens  Urtheil  über  die  Sage  von  dem  Auszüge  der  HainmelnacheD 
Kinder.   Mitgetbeilt  von   E.   Bodemann. 

ZeiUcbrift  d.  bialor.  Vereioa  f.  NiEdersacbsen,  Jahrg.  1881. 

613.  Uandelmann,  H.,  anliquariache  Miacellen.  1.  Nachtrftge  Kur  Sammlung 
dei  Sagen  und  Sitten. 

Zeitschrift    der   GeselUcbaft   tOr   Scbleawig-HuUtein-LaueDburg.    Geacbiuhte  XI 
(1881),  S.  ES9— 948. 

514.  Diion,  J.  K. ,  Chroniciea  and  Staries  of  the  Craven  Dalea.  With  an 
inti-odnction   by  R.   CoHyer.   8.   (XIII,   479   S)   London     1881. 

Vgl.  Jahreabericbt  18»1.  8.   184. 

515.  Futnivall,  F.  J.,  an  carlier  Englisb  original  of  Mr.  Browning's  'Pied 
Pip«. 

Academy   19.  Nov.   1881.  S.  äSG  (. 
_     bin.   Lacb-Scyiu&.  W.   ä.,   Folk-Lorc  Traditiona   of  faifitorjcal   erenta. 
The  Tülk-Lore  Eecord  vol.  III 
517.   Nordland fahrten.      Malerische    Wanderungen     durch     Norwegen     und 
Schweden,   Irlaud,   Schotttand,   England   und   Walea.   Mit   besonderer   Berück- 
iichtigung   von   Sage  and   Geschichte,   Literatur  und   Kimat.    1. — 15.  Lief.   4. 
Leiptig  1881.  Hirt  u.  Sohn.  ^  2  M. 
5ie.  Lindatröm,    G.  E.,    Nyländska   folksilgneT.    Albnm  utgifret  af  Nylän- 

dingar.   VIII-   Uelsingfors   1881.   S.    ]ä5  — 161. 
519.   Vi  ga  tiÖni,  EvH,   Folkdiktning.   visor,   folktro,   sägncr  ocb   eo   svartkonat- 
bok,     samlnd   och   upptecknad   i   Skaiie.    Andra  samlingen.     8.   (VI,   416   8.) 
Göteborg   1881.   Torsten   Iledlund.   3   kr. 

über  die  erato  vgl.  Li^brecht  in  Germnnia  27,  116—123, 

SSO.   Polkesagn,   aamledc  i   Lister    og   Mandula   Amt    af  J.   T.   Storacker    og 

O.  Fuglestoedt.    JJilg.  ved  O.  Puglestoedt.     1.  Del.    Med  Tillaeg:   Sagu  fra 

LUtcrlandet,   meddelte  af  J.   M.   Oamundsen.   8.   (124    u.   2\    S.)   Plekkefjord 

1881. 

läl.   Norake   Bygdcsagn,   aamlede   af  L.   Daae.   1.  Sajnliug.   Ändeu  udgave. 

8.  (Vm,  S43  S.)  Kjobenhavn  1881.  Cappelen.  2  kr.  75  öre. 
fiS3.  Sägner. 

Bidng  tili  SDdermanlands  Sldre  hulturbislana.  II.  S.  1U-I16. 


638.   Saguets  bistoriske   Vaerd. 

Bistorisk  Tidabrift  N.  B.  n,  3  (1S81). 
,624.   Oaster,   M.,   Beiträge   nur   vergleichenden   Sagen- 
QrS«,  Monatsschrift  fUr  Oeschichta  des  Judenlfannis  t 


md   Märchenkunde. 


bib.  Gnater.  M., 


T  Sagen  und  Märchen.  VIU— XIV. 


452  BIBLIOOBAPHIE  VON  1881. 

526.  Rasemann,  A.,  Wodan  «ad  die  ^balange« 
Gennania  S6,  27»-316.  Mit  Nachtrag  8.  876-379. 

527.  Finger,  F.  A.,  die  Sage  von  den  Nibelungen  fnr  die  Jagend  ersahh. 
4.  Aufl.  8.  (XVI,  180  S.)  Frankfurt  a.  M.   1881.  Winter.  2  M. 

528.  Soldan,   Friedrich,    Deuttche  Heldensagen    auf   dem  Boden    der   alteo 

Stodt  Worms.  8.  (164  SO  Gfitersloh  1881.  Bertelsmann.  2  M. 

EnthSlt:  Walther  mnd  Hildegand.  Der  hömene  Sigfried.  Der  Wormser  Ros«- 
garten.  Die  Kibelongea. 

5^9.  Reck,  K.  H.,  Iduna.  Deutsche  Heldensagen.  4.  Teil.  Dietrich  tou  Bern 

und   seine  Gesellen.     Nach    der   echten  Überlieferung  erxihlt.     8.    (318  S.) 

Leipzig  1881.  Teubner.  M.  2,70. 
Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  16. 

530.  Wagner,  W.,  Deutsche  Heldensagen  f&r  Schule  und  Volk.  Neu  bear- 
'beiteter  Auszug  des  2.  Bandes  seines  großem  Werkes:  ' Nordisch -germanisck 
Vorzeit.  Sagenkreis  der  Amelungen.  Sagenkreis  der  Nibehingeii«  Gudi«. 
Beowulf.  Karolingischer  Sagenkreis.  König  Artus  und  der  heiK  GraL  8.  (?!, 
268  S.)  Leipzig  1881.  Spamer.  M.  1,60. 

531.  Der  alte  Hildebrand.  Von  R.  Kohler  und  B.  Sprenger. 
Korrespondenzblatt  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  46  t 

532.  Nyrop,  K.,  Sagnet  om  Odjsseus  og  Polyphem. 

Nordisk  Tidskrift  for  filologi  N.  R.  V,  216 — 265.  Auch  separat  erschieaca: 
Kopenbagren  1881.  44  S.  8.  Vgl.  Archivio  delle  traditioni  populari  I,  1  (1882); 
Literaturblatt  1882,  1  (Liebrecht). 

533.  Con Stabs,  L.,  la  legende  d'Oedfpe  ^tndi^  dans  l'antiquitd,  an  mojei* 

äge  et  dans  les   temps   modernes  en  particulier  dans  le  Boman  de  TbibeL 

8.  (X,  390,  XCI  S.)  Paris  1881.  Maisonneuve  et  Co.   10  fr. 

Vgl.  Literatorblatt  1881,  ^p.  75  (Neomann);  Giomale  di  filologia  romansa  3, 110: 
Academy  20.  August  1881 ;  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  4  (FQrsier). 

534.  L^vi,  J.,  La  legende  d'Alexandre  dans  le  Talmud« 
Revue  des  6tudes  juives  1881,  p.  293—800. 

535.  Eberhard,  Alfred,  In  Julium  Valerium  Oonjeetanea. 
In:  Festgabe  für  W.  CreceUus  (Elberfeld  1881),  8.  22-26. 

536.  Meyer,  Wilhelm,  die  Geschichte  des  Kreuzholzes  vor  Christoa.  4.  (66  S.) 
München   1881.  Franz  in  Comm. 

Aus  den  Abhandlungen  der  k.  bayer.  Akademie  I.  Cl.  XVL  Bd.  II.  Abth. 

537.  Meyer,  G.,  die  Sage  vom  Kreuzholz  Christi. 
Sitzungsberichte  der  k.  bayer.  Akademie  der  Wissenschalten  1881. 

538.  Conway,  M.D.,  the  wandring  Jew.  London  1881.  Chatte  &  Windus.  77t<^ 
Vgl.  Magazin  f.  d.  Literatur  d.  Auslandes  1881,  Nr.  37  (Engel);  The  Acadsaj 
1881,  20.  Augast  (Mahafiy). 

539.  Barine,  A.,  Le  Juif-Errant. 

Reyne  politique  et  litt^raire  1881,  Nr.  14,  2.  Oct  In  Anschluß  an  Conway*s  Bseb. 

540.  d'Ancona,  A.,  le  juif  errant  en  Italic  au  XHI*  si^le. 
Romania  1881,  8.  212—216. 

541.  Schwartz,  W.,  zur  Herodiassage. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  170—173  (1881). 

542.  La  istner,  Ludwig,  zu  Zs.  25,   170  ff. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  244—46.  Nachweisungen  zur  Herodisss^c• 

543.  Joret,  C^harles,  la  Inende  de  Saint  Alexis  en  Allemagne.  8.  (30  S.l 
Paris  1881.  Vieweg. 

Extrait  des  Annales  de  la  Facult^  des  lettres  de  Bordeaux.  Vgl.  Rerue  eriti^ 
'  1881,  Nr.  K),  8.  199.  Vergleichung  der  eilf  deutschen  Bearb^ongen  unter  eis- 

ander  und  mit  den  latein.  Fassungen. 


Vin.  BllBCHEN  UND  8AQEN.  453 

544.  Hertz,  Wilhelm,  die  Sage  von  Parzival  und  vom  Gral. 
Nord  und  Süd,  Juli  1881,  8.  84^-116. 

545.  Die  Sage  von  Parsival. 

Allgemeine  deutsche  Mnsikzeitong  1882,  Nr.  1—8.  Mit  Rücksicht  auf  B.  Wagners 
Tondichtung. 

546.  Cassel,  Paulus,  der  Grftl  und  sein  Name.  2«  Ausgabe.  8.  (28  8.)  Berlin 
1880  (1878).  Wohlgemuth.  75  Pf. 

547.  Der  Prosaroman  von  Joseph  von  Arimathia.  M^t  einer  £inleiton|p  über 

die    handschriftliche  Überlieferung    herausgeg.    von  G.  Weidner.    8.    (LXV, 

148  S.)  Oppeln   1881.   Franck  in  Coinm. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  16;  D.  Liter.  Ztg.  188S,  19  (Tobler).  Ich  führe 
dies  Buch  wegen  des  Quellenstudiums  hier  mit  an. 

548.  Rydberg,  Victor,  Astrologien  och  Merlin.  (Om  källoma  tili  stjämeskil- 
dringen  i  Galfrids  Historia  regum  BrittanisB.) 

Nordisk  Tidskrift  fiSr  retenskap ,  konst  och  induatri  1881.  H.  5 ,  8.  377—409, 
H.  6,  8.  447—480. 

549.  Lambel^  H.,  zur  Geschichte  der  Sage  von  Tristan  und  Isolde. 
Magazin  t  d.  Literatur  d.  In-  und  Auslandes  1881,  Nr.  31. 

550.  Leith,  £.  P.,  on  the  legend  of  Tristan.  London,  Trnbner.   lY,  sh. 

551«  Treutier,  H.,   die  Otinelsage  im  Mittelalter. 

Kölbing,  Englische  Studien  V  (1881),  8.  97—149.  Ober  die  französischen,  nor- 
dischen, englischen  Bearbeitungen. 

558.  Sybel,  H.  t.,   Sagen  und  Gedichte  über  die  Kreuzzüge, 

In  SybePs  kleinen  histor.  Schriften.  3.  Bd.  Stuttgart  1880.  CotU. 

55d.  Zimmermann,  P.,  Heinrich  der  Löwe  in  deutscher  Sage  und  Dichtung. 
Braunschweigische  Ajizeigen  1881,  2.-8.  April. 

554.  Albertus  Magnus  in  Geschichte  und  Sage.  Festschrift  zur  sechsten 
Säcularfeier  seines  Todestages  am  15.  November  1880.  8.  (172  S.)  Köln  1880. 
Bachem.  M.  1,50. 

555.  Meyer  von  Knonau,  G.,  die  Sage  von  der  Befreiung  der  Waidstätte. 
In:  Aus  Geschichte,  Litteratur  und  Kunst.  Populäre  Vortritge  von  G.  Kinkel  etc. 
Basel  1881.  Schweighauser. 

556.  Neu  mann,  Friedrich,  Teil — Dellingr — Heimdali. 
Germania  26,  343-348. 

557.  Schur  1er,  M.  y.,  zur  Winkelriedfrage. 

Anzeiger  f.  schweizerische  Alterthnmskunde  N.  F.  12.  Jahr^.,  Nr.  2  (1881). 

558.  Sur  la  legende  de  Winkelried. 

Bibliographie  und  literarisehe  Chronik  der  Schweiz  XI,  9. 

559.  Cassel,  Paulus,  Iron  und  Isolde,  ein  altdeutsches  Sagenbild,  und  der  Bär 
Ton  Berlin.  Zwei  Abhandlungen,  kl.  8.  (4  Bl.,  86  S.)  Berlin  1881.  Wohlgemuth. 

Die  erste  umfasst  8.  1—60,  die  zweite  8.  61—86.  Des  Verf.*s  auagebreitete 
Sagenkenntniss  und  Belesenheit  gibt  sich  hier  wieder  kund;  freilich  fehlt  es 
auch  nicht  an  bedenklichen  Aufstellung^,  wie  wenn  Iron  =  Qrum  gesetzt  wird. 
Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  7,  330  f.  (Martin);  Literar.  Merkur  1881» 
16.  17;  Literar.  Centralblatt  1881,  Nr.  44  (fidzardi). 

560.  Knauth,  P.,  die  Faustsage  in  ihrer  Entstehung^  Verwickelung  und  Ent- 
wickelang. Bede.  8.  (15  S.)  Freiberg  1881.  Engelhardt.   50  Pf. 

561.  Rudolf,  Adalbert,  Theophilus-Faust  und  Mephistopheles. 
Archiv  f.  d.  Studium  d.  neueren  Sprachen  66  (1881),  8.  241—272. 

562.  Hauff,  Gustav,  Vorstudien  zu  Goethe*s  Faust 

Archiv  f.  d.  Studium  d.  neueren  Sprachen  66  (1881),  8.  295—308. 
563«  Birlinger,  A.,  die  Thiersage  und  der  Beichtstuhl. 
Arehiv  Sr  Literaturgeschichte  X,  2. 


454  BEBUOGRAPHIE  VON  1881. 

564.  Cassel,  Paulas,    der  Phönix   and   seine  Aera.    Ein  Beitrag   rar  äheren 
Kanst-STmboIik  und  Chronologie.  Berlin  1880.  A.  Hofmann.  M.   1,50. 

565.  Die  Sage  vom  Einhorn. 

Pablication  des  Mflnsterban -Vereins  sn  Constans  (1881). 

566.  Sandelin,  Hans,  die  Bienen  in  Sage  and  Caltorgeschiehte. 
Das  Ausland  1881,  Nr.  20. 

567.  Haberland,  Biene  and  Honig  im  Volksglaaben, 
Globns  39.  Band,  Nr.  16—17. 

IX.  Volks-  nnd  Kinder] i oder.  Sprichworter,  Sitten  and  Oebräache. 

568.  Volkslieder,  alte  hoch-  and  niederdeatsche,  mit  Abhandlang  and  Aa- 
merkangen,  heraasgeg.  yon  L.  Uhland.  2.  anveränderte  Anfiage.  1.  Band. 
Liedersammlung  in  fünf  Bflehem.  8.  (VI,  843  S.)  Stattg«rt  1881.  Cotta 
10  M. 

569.  Birlinger,  A.,  and  W.  Crecelius,  zu  des  Knaben  Wonderhom  VL 
Alemannia  9  (1881) ,  47—54,  151—174.  Zu  dem  auf  8.  162  gedraekten  Liede 
ist  XU  vergleichen  Oennania  84,  899. 

570.  Atzler,  FeUx,  Nachträge  and  Bemerkaagen  za  «1^^  Knaben  Wander- 

hom*. 

In:  Festgabe  för  W.  Crecelius  (Elberfeld  1881),  8.  124—182. 

571.  Walther,  C,  Anftnge  yon  alten  Liedern. 
Korrespondensblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  8.  4 — 5. 

572.  Volkslieder,  die  historisch-politischen  des  dreißigjährigen  Krieges,  km 
fliegenden  Blättern,  sonstigen  Druckwerken  und  handschriftlichen  Qaellei 
gesammelt  und  nebst  den  Singweisen  zusammengestellt  von  Frans  Wilh.  Frei* 
herm  ▼.  Ditfurth.  Herausgeg.  von  K.  Bartsch.  8.  (XVI,  355  S.)  Heidel- 
berg 1882«  Winter. 

Vgl  Magazin  f.  d.  Literatur  des  In-  und  Auslandes  1882,  Nr.  19  (Frejtsf): 
Augem.  Ztgf.,  Beilage  27;  llittheilungen  d.  Vereins  f.  Geschichte  d.  Deutsches 
in  Böhmen  XX,  4  (Lambel);  Die  Presse  (Wien)  Nr.  107,  literar.  Beilage. 

573.  Baumert,  L.,  deutsche  Volkslieder.  3.  Auflage.  8.  (m,  84  S.)  Langen- 
salza 1881.  Beyer  u.  Söhne.  M.  0,40. 

574.  Urbach,  K.,  100  der  schönsten  deutschen  Volkslieder.  Eine  Sammliug 
zweistimmiger  Lieder.  8.  Leipzig  1881.  Hesse.  30  Pf. 

575.  Zimmer,  F.,    Stadien   aber   das   deutsche  Volkslied    im  Ansehlasse  tn 

L.  Brck's  deutschen  Liederhort.  8.  (VIU,  89  S.)  Quedlinburg  1881.  Vieweg. 

2  M. 

Vg^.  Literar.  CentrslbaU  1882,  22  (Riemann). 

576.  Cassel,  P.,  das  Bohnenlied. 
Vossische  Ztg.  1881,  Sonntagsbeilage  Nr.  8. 

577.  Rudel,  R.,    geistliche  Volkslieder.    8.  (16  S.)   Kropp   1881.    M.  0,40. 

578.  Bartsch,  K.,   zwei  geistliche  Volkslieder. 
Germania  26,  101-104. 

579.  Zur  Kenntniss  der  Martinslieder.  Von  W.  Crecelius,  H.  Prien,  H.  Köhler, 

£.  Lohmejer,  W.  H.  Mielck. 

Korrespondenzblatt  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  81  —  89. 

580.  Jeitteles,  Ad.,  das  Volkslied  von  Faust. 
Germania  26,  352—356. 

581.  Tbimme,  Ad.,  die  Blumen  und  Bäume  im  Volkslied. 
Daheim,  17.  Jahrg.,  Nr.  43  (1881). 


IX.  VOLKS-  UND  KINDERLIEDEß, ,  SPRICHWÖRTER  etc.  4^ 

582.  Winkler,  J.,  u.  Wolff,  'Der  Schlüesel  der  den  Tag  aufschlieqst. 

Siebenbürg.  Korrespondensblatt  1881,  S.  65  f. 

583.  Hörmann,  L.  v.,  Schnaderhüpfln  aa«  den  Alpen.  16.  (XXIV,  376  S.) 
Innsbruck   1881.  Wagner.   2  M. 

VgL  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  44  (Schönbach). 

584.  Spann,  Ritter  von,  österreichische  Volksweisen  in  eindr  Aaswahl  von 
Liedern,  Alpenmetodien  und  Tänzen.  3.  Aufl.  4.  Mit  lUustrationea.  (lll  S.) 
Wien  1882.  Manz.  8  M. 

585.  Mayer,  Tannhäuser-Lieder  in  Tirol. 
Allgem.  deutsche  Musikzeituog  1881,  Nr.  29. 

586.  Schlossar^  Anton,  Deutsche  Volkslieder  aus  Steiermark.  Zugleich  Bei- 
träge zur  Kenntniss  der  Mundart  und  der  Volkspoesie  auf  bairisch-Österr. 
Sprachgebiete  mit  Einleitung,  Anmerkungen  und  ausgewählten  Melodien  her- 
ausgegeben. Innsbruck  1881.   Wagner.   8.  (XXXII,  482  S.)   10  M. 

VgL  Literaturblatt  1881,   Nr.  12  (Weinhold);   Magazin  f.   d.  Literatur   d.  Aus- 
landes 1881,  46  (Freytag). 

587.  Schröder,  K«,    Zwei  Volkslieder  aus  der  Geschichte  der  Stadt  Rhein- 

felden.  8.  (13  S.)  Rheinfelden  1881. 
Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  99. 

588.  Schollen,  M.,  Volksthümliches  aus  Aachen.  Volks*  und  Kinderlieder, 
tVetter,  Gesundbeits-  und  Rechtsregeln,  Sprichwörter  etc.  16.  (VU,  78  S.) 
Aachen   1881.  Jacobi  u.  Co.  M.   0,40. 

589.  Mielck,  W.  H. ,   das  Kinderlied  vom  filius  Jesus.  Ein  Nachbleibsei  aus 

dem  christlichen  Mittelalter. 

Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  26—29.  Vgl.  $.  47—49. 

590.  Wink  1er,  Job.,  und  Sundermann,  Ein  Matrpsengesang. 
Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6*,  8.  2—4, 

591.  Sohnrey,  H.,  Volkslied  aus  dem  Göttingischen. 
Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  29. 

592.  Altfriesische  Volkspoesie?  von  y.  J. 

Ostfriesisches  Monatsblatt  1881,  S.  48—45.  Ein  Volkslied,  das  auch  in  andern 
Gegenden  gesungen  wird  'Es  ging  ein  Bauer  ins  Hole . 

593.  Zwei  alte  Maireigen. 

Ostfriesisches  Monatsblatt  1881,  S.  388-391. 

594.  Percy  Anecdotes:  a  verbatim  reprint  of  the  original  editios.  Witb  a  pre- 
face  by  J.  Timbs.  New  ed.  4  yoIs.   8.  London   1881. 

595.  Hunt,  R.,  populär  Romances  of  the  West  of  England.  3rd  ed.,  revised 
and  eolarged.  8.   (472  S.)  London  1881.  Chatton  and  Windus.  7  eh.  '6  d. 

596.  Smith,  G.  B.,  Hlnsträted  British  ballads,  old  and  new.  2  yoIs.  8.  London 
1881.  Cassell.   21   sh. 

597.  Vaj^nes,  J.  H.  L.  de,  The  Kentish  Garland.  Witb  additional  notesby 
J.  W.  Ebsworth.  Vol.  L  8.  (XX,  455  S.)  Hertford  1880.  Austin  and  Sons. 

VgL  Jahresbericht  1881,  S.  184. 

598.  Die  Lieder  von  der  Otterburner  Schlacht. 

Vossische  Ztg.  1881,  Sonntagsbeilage  Nr.  30  f.  ; 

599.  Grundtvig,  a  wonderfull  ballad  of  the  seafaring  man. 
liie  Fölk-Lore  Record  vol.  III. 

600.  Smith,  G.^  B.',  the  ballad  of  the  'Scottish  King*. 
Athenaeum  1881,  30.  April,  S.  592  f. 

601 .  Smith,  G.  B.,  the  oldest  english  printed  ballad.  '      • '    ^ 
Athenaeum  1881,  16.  April.  Vom  J.  1Ö03.  r'^     "• 


456  BIBUOGRAPHIE  VON  1881. 

602.  Dickson,  R,  a  gest  of  Robyn  Hode. 
The  Athenaeom  11.  Juni  1881,  8.  788  f. 

603.  Old  Raral  Songs  and  Cnstomt. 
The  Antiquary  vol.  11,  p.  244. 

604.  Bidrag   tili  Södeimanlands  äldre  ktütarhiBtoria  ntg.  af  H.  AmiBaan.  E 

Stockholm   1881. 

Enthält  8.  16 — 80  Folkvisor  med  melodier,   opptecknade  inom  Sftderainlal 
af  E.  Oberg.  (Fortsetanng  von  I.) 

605.  Folkmusik    frln    5fre  Sverige    npptecknad   af  G.  B(ladi)n.    8.  (13  &.] 

Stockholm  1880. 

Nyare  Bidrag  tili  kSnnedom  om  de  srenska  landsm&len  ok  srenakt  folkfif.  L  10. 

606.  Grundtvig,  Svend,  EWeskud,  dansk,  tveusk,  nonk,  faeresk,  islandik, 

skotsk,  yendisk«  bamisk,  tysk,  frantk,  italiensk,  katalonsk,  apanak,  bretoaik 

folkTise,  i  overblik.   kl.  8.  (96  S.)  Kerbenbayn  1881.    Thielea  Bogtrjkken. 
Abdnick  ans  Danmarks  gamle  Folkeyiser.  4'*  Del. 

607.  Meltzl,   Hago  von,  Edward,    der  schottischen  Volksballade  Archetjpoo 

nnter  den  Sz^klem,    nebst  Varianten  yerschiedener  Nationen.    Vergleiekeid 

literarhistorische  Untersuchung.  (29  S.)  8.  Kolozsvir  1881. 

Nor  in  100  Exemplaren  itedmckt.  Vgl.  Korrespondensblatt  d«  Vereina  f.  siebenbflrf. 
Landeskunde  1880,  126  (WolfF). 

608.  Thorsteinsson,  St.,  Thula. 

Acta  eompar.  literar.  nnivers.,  Jahrg.  1881.  Der  abgetrampfte  Freier  in  migTi- 
risch-isländisch-germanischer  Tradition. 


609.  MotherGoose  or  the  old  nnrsery  rhymea  told  by  Kate  Greenawaj.  12*. 
1881.  3  s.  6  d. 

610.  Carrington,  E.,  singing  Games. 
The  Folk-Lore  Becord  yoI.  XU. 

611.  Additions  to  'Yorkshire  Local  Rhymes  and  Sayings. 
The  Folk-Lore  Record  toI.  III.  Ergänzungen  zu  yoL  I. 


612.  Mätz,  J.,  Siebenbürgische  Räthsel. 
Siebenbilrg.  Korrespondenzblatt  1881,  8.  57. 

613.  Hai  trieb,   Jos.,    Sächsischer  Volkswitz   and  Volkshnmor.    Ein  Vortrag* 
o.  0.  u.  J.  (1881). 

Vgl.  Korrespondensblatt   d.  Vereins   f.    siebenbürg.  Landeskunde    1881 ,  8.  31 
Siebenbürg.  Neck-  und  8i>ottnamen,  Rfithsel,  Lfigenlie^chen  ete. 

614.  Gitor  frln  iken  och  Öster  Rekame  härad. 

Bidrag  tili  Södermanlands  äldre  kulturhistoria  II  (1881),  S.  92—101. 


615.  Simrock,  K.,  die  deutschen  Sprichwörter.  4.  Auflage.  8.  (V,  677  S.) 
Frankfurt  a.  M.   1881.  Winter.  5  M. 

616.  Herzog,  H.,  Deutsche  Sprichwörter  gesammelt  für  Jung  und  AH.  8. 
(IV,   171  S.)  Aarau  1882.  Sauerländer.  M.   1,60. 

617.  Wunderlich,  G.,  deutsche  Sprichwörter,  yolksthfimlich  erklärt  wai 
gruppirt.  8.  1.  Bdchn.  4.  Aufl.  (VIII,  72  S.)  2.  Bdchn.  3.  Aufl.  (Vm,  80S.1 
3.  Bdchn.  2.  Aufl.  8.  (VIII,  104  S.)  Langensalza  1881.  Schalbachhandlof. 
k  75  Pf. 

618.  Herzog,  H.,  Beispielssprichwörter.  8.  (IV,  70  8.)  Aamo  1882.  SaM^ 
länder.  70  Pf. 


DL  VOLKS-  UND  KINDERLIEDER,  SPRICHWÖRTER  etc.  457 

619.  Birlinger,  A.,  Sprichwörter. 
Alemannia  9  (1881),  101. 

620.  Seiler,  F.,  zu  Zs.  22,  422  f. 

ZeÜMbrift  f.  dentaebes  Altertlinm  26,  188.  Latein.  Spriebw^iter. 

621.  Carti,  F.,  Lebenaweisheit  in  deutschen  Sprichwörtern,  Spröoben  und 
Sentensen.  8.  AnO.  8.  (VIII,  477  S.)  Zfhrich  1881.  Schmidt.  5  M. 

69S.  Ripberger,  G.,  der  gemüthliche  Sachse  in  yolksthümliehen  Redens- 
arten und  Witawörtern.  1.  Lief,  enthaltend  500  im  sftchsischen  Yolksmunde 
gebrftnchliche,  witxige  Redensarten,  mit  einem  Anhang  von  Kinderspiel-  und 
Abaihlreraen  und  einigen  Lieblingsaosdrficken  des  sächsbchen  Volkes.  8. 
(89  S.)  Dresden  1881.  Höckner  in  Comm.  50  Pf. 

623.  Fischbach,  P.  J.,  und  J.  van  der  Giese,  DQrener  Volksthum.  Eine 
Sunmlung  von  Redensarten,  Sprichwörtern,  Rathseln,  Spielen  etc.  nebst  einem 
Worterbnche  der  merkwürdigsten  in  der  Dürener  Volkssprache  yorkommenden 
Ausdrücke.  Herausgegeben  von  H.  J.  Werners.  8«  (204  S.)  Düren  1880. 
(Aachen,  Jacobi.)  2  M. 

624.  Sprichwörtliches  von  F.  Latendorf  und  K.  Koppmann. 
Korrespondensblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  8.  5— 6.  Anderes  über 
Sprichwörter  8.  6.  7.  17  f.  20  f.  24.  84  f.  36.  36  fL  49. 

625.  Prümer,  K.,  westfilische  Volksweisheit  Plattdeutsche  Sprichwörter, 
Redensarten,  Volkslieder  und  Reime.  8.  (VIII,  91  S.)  Barmen  1881.  MöUen- 
hoff.  1  M. 

626.  Eichwald,  K. ,  niederdeutsche  Sprichwörter  und  Redensarten,  oder  wie 
das  Volk  spricht,  gesammelt  und  mit  einem  Glossar  versehen.  5.  Auflage. 
8.  (92  S.)  Bremen  1881.  Haake.  M.  1,50. 

627.  Geete,  Robert,  'Morgenstunde  hat  Gold  im  Munde'. 
Germania  26,  348—860. 

62S.  Deutsche  Redensarten. 

ninstrirte  Ztg.  1881,  durch  eine  ganse  Reihe  yon  Nummern. 

629.  Weisheit  und  Wits  in  altdeutschen  Reimen  und  Sprüchen.    Gesammelt 

Tom  Herausgeber   von  'Altdeutscher  Wits  und  Verstand*.    1.  n.  2.  Auflage. 

8.  (182  S.)  Berlin   1881.  Enslin.  M.  2,50. 

Vgl.  Dentsehe  Reme  1881,  Juni;  Blätter  für  literar.  Unterhaltung  1882,  Nr.  13 
(Schröder). 

630.  Köhler,  C.  S.,  das  Tierleben  im  Sprichwort  der  Griechen  und  Römer. 

Nach  Quellen  und  Stellen  in  Parallele   mit    dem   deutschen  Sprichwort.    8. 

(221  8.)  Leipzig  1880.  Femau  in  Cknam.  M.  4,50. 
Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  29. 

631.  MitsBchke,  Paul,  Naumburger  Inschriften,  gesammelt  iirfd  erläutert. 
6.  (SchlulSO  Lief.  16.  (S.  401—488.)  Naumburg  1881.  Domri^h.  k  50  Pf. 

632.  Cheales,  A.  B.,    Proverbtal  Folk-Lore.  2nd  ed.  revised  and  enlsiged. 

8.  (174  S.)  London   1881.  Simpkin.  1  sh. 

688.  Long,  J.,  Proverbs  in  English  and  Keltic,  with  their  Eastem  relations. 
The  Folk-Lore  Reeord  vol.  m. 

634.  B ritten,  J.,  Proverbs  and  Folk-Lore  from' William  Ellis's  'Modern  hns- 
bandman    (1750). 

The  Folk-Lore  Recolrd  vol.  III. 

635.  £mpson,C.  W.,  weather  proverbs  and  sajings  not  oontained  in  Inwards' 

or  Swainson's  books. 

Folk-Lore  Sodetj.  Publiealion  VUl. 


458  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

636.  Volksbücher,    die    deutschen,    für  Alt   und    Jaog    wiedererzählt    von 

6.  Schwab  u.  G.  Klee.  Neue  Folge.  8.  (VIII^  520  S.)  Gütersloh  a.  Leipsig 

1881.  Bertelsmann. 

Enthält  20  Volksbücher  in  sehr  geschickter  und  ansprechender  Bearbeitung  toh 
Klee. 

637.  Die    deutschen   Volksbücher,    für    Jung    und    Alt    wiedererzählt   Ton 

G.  Schwab.  2.-8.  Heft. 

Reclam's  Universal-Bibliothek  Nr.  1447.  1464.  1484.  1498.  1508.  1515.  1526. 

638.  Schwab,  G.,  Volksbücher.    Für    die  Jugend    herausgeg.    von  R.  Berg. 

2  Bde.  12.  (322  u.  368  S.)  &  M.   1,20. 

Universal-Bibliothek  fQr  die  Jagend  Nr.  101—108.  Stuttgart  1881.  KrDner. 

639.  Volksbücher,  die  schönsten  deutschen,  herausgeg.  von  Rudolf  Muldener. 
8.  (VII,  312  S.)  Halle  1881.   Schwetschke.  4  M. 

640.  Osterwald,  K.  W.,  alte  deutsche  Volksbücher  in  neuer  Bearbeituog. 
VI.  Oberon.  Die  geduldige  Helen^.  Kaiser  Octavianns.  8.  (295  8.)  Hslle 
1881.  Waisenhaus.  M.   2,70. 

641.  Birlinger,  A.,  die  Volksbücher  in  Reformationsstreitschriften. 
Archiv  fttr  Literaturgeschichte  X,  2. 

642.  Grimm,  Herman,  die  Entstehung  des  Volksbuches  Yom  Dr.   Faust. 
Preußische  Jahrbücher  47  (1881),  S.  445-465. 

643.  Fausts    Leben    von    G.  R.  Widmann.    Herausgeg.    yod    A.   t.    Keller. 

146.  Publication  des  litterar.  Vereins.  Tübingen  1880. 

Vgl.  Literatnrblatt  1881,  9  (Sprenger);  Kevne  critiqne  1882,  Nr.  S7. 

644.  Hystorya  o  Grjzeldze  i  margrabi  Walterze,    z  ksiaiek   dla  ludu  pfw 

Marbacha  wydanych.   8.  Wadowice. 

Übersetzung  von  Marbacb's  Griseldis  und  Walter  ins  Polnische. 

645.  Die  sieben  weisen  Meister.  Ein  Volksbuch.   16.  (126   8«) 
Haus-Bibliothek  11.  Bdchn.  Leipzig.  1881.  Goldhansen.  20  Pf. 

646.  Obentraut's  Jugend- Bibliothek ,  Nr.  59.  Aus  der  deaUohen  Thiersage 
(Reineke  Fuchs).   12.  Wien   1881.  Manz.   80  Pf. 


647.  Nutt,  A.,  Monsieur  Sebillot*s  scheme  for  the  collection  and  Classification 

of  Folk-Lore. 

The  Folk-Lore  Record  vol.  HI. 

648.  Buss^  Ernst,    der  Volkaaberglaube.    Vortrag  gehalten  im  BemottUiaoain 
in  Basel.  8.  (36  S.)  Basel  1881.  Schweighauser.  80  Pf. 

649.  Zur  Charakteristik  •  des  Geisterglaubens  unteres  Volkes. 
Europa  1881,  Nr.  38. 

660.  Hartfelder,  K.,  Sitten  und  Unsitten  aus  dem  Benchtale. 
Alemannia  9  (1881),  40—47. 

651.  Hörmann,    L.  v. ,     Aus    dem   Tiroler  Dorfleben.     2.  Die  Hausordnung- 

3.  Die  Stör.     4.   Die  Kirchfahrt. 
Die  Heimat  VI,  20.  27.  32. 

652.  Blaas,  C.  M.,  Volksthümliches  aus  Niederösterreich. 
Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vprzeit  1881,  Sp.  330—334. 

653.  W(olff),  Feldwirtschafltlicher  Glaube  und  Brauch  unter  den  Sachsen. 
Siebenbürg.  D.  Tageblatt  1881,  Nr.  2313.  2316—24. 

654.  Heinrich,  6.,  Agrarischer  Brauch  und  Aberglauben« 
Siebenbürg.  Korrespondensblatt  1881,  S.  28 — 80. 

655.  Sitten  und  Bräuche  im  Grabfeld.    . 
Europa  1881,  N^  47. 


>  * 


IX.  VOLKS-  UND  KINDEBLIEDER,  SPRICHWÖRTER  etc.  45g 

656.  Birlinger,  A.,    SittengesohichtliehiBa   und  Sprachluihas  aus  Hessen.    8. 

(27  8.)  Darmstadt  1881. 

I.  Zar  Symbolik  und  mm  Aberglauben  der  Pflansen,  welteranisch;  ans  C  Boss- 
baeh*s  ParadeilSgirtlein.  1588;  FUebsbereitnng ,  wetteraoiech »  ebendaher;  zum 
Wörterbache,  ebendaher.  IL  Aus  R.  Hadamarius  (1637),  lexicalisehes.  III.  Wild- 
diebstrafe. Lob  der  tapfem  Hessen. 

657.  Wegener^  Ph.,  Aberglauben  des  Magdeburger  Landes  aus  dem  Volks- 

mnnde  gesammelt. 

G^ehiohtsblltter  d.  Vereins  f.  Geschichte  von  Magdeburg  XVl,  8  (1881). 

658.  Latendorf,  F.,  Gebräuche  und  Aberglaube  in  Mecklenburg. 
Meeklenborgisohe  Anseigen  1881,  Beilage  rom  16.  Juni. 

659.  H.  K.,  Gebrftucbe  und  Aberglaube  in  Mecklenburg. 
Mecklenburgische  Anzeigen  1881,  Nr.  116«  187.  188.  Nachträge  zu  meinem  Buch. 

660.  Beele,    S.  van  den,    het   volksgeloof  van   bet  bo?en  natuurlijke  in  het 
rijk  der  Planeten.  II. 

Gids  1881,  Juni. 

661.  The  Folk-Lore  Record.  Vol.  IIL  pärt  I,  IL  London  1880  —  81. 
Folk-Lore  Society.  Vgl.  Liebrechts  Referat  in  KSlblngs  Eng).  Studien  5  (1881), 
S.  167—167. 

663.  Gregor,  Notes  on  the  folk-lore  of  the  northeaat  of  Scotland. 
Folk-Lore  Society  (1880).  Vgl.  Academy  1881,  8.  Sept. 

663.  Thiselton-Dyer,  F.  F.,  Domestic  folk-lore.  8.  (188   S.) 
Ebenda. 

664.  The  Antiquary  vol.  IIL  IV. 

Enthält  u.  a.  Old  english-costoms  still  survi^og  on  the  European  continent  III, 
S.  846  iL  Folk-Lore  and  church  custom  III,  S.  198  f.  Gomme,  archaic  land 
customs  in  Scotland  IV,  99  ff. 

665.  Gomme,  G.  L.,  some  traditions  and  superstitions  connected  with  buildings. 
The  Antiquary  HI,  8—18. 

666.  The  Boke  named  the  Gouemor,  deuised  by  Sir  Th.  Elyot,  ed.  by  H.  H. 
St.  Croft.  2  vols.  4.  (1190  S.)  London   1881.  Kegan  Paul.   50  s. 

Kulturgeschichtlich  interessant,  über  Sagen,  Sitten,  Spiele  etc.  Vgl.  Jahresbericht 
8.  188. 

667.  Jonsson,  M.,  Folktro,  seder  och  bmk  i  MÖre  ander  nittonde  ärhundradet. 
8.  (95  8.)  Stockholm  1881. 

Nyare  Bidrag  tili  kännedom  om  de  svenska  l&ndsmalen  ock  svenskt  folklif.  U.  6. 

668.  M o  1 1  er ,  P.  V.,  strödda  utkast  rörande  svenska  jordbrukets  historia.  1 .  2.  Heft. 
8.   (S.    1—176.)  Stockholm   1881.  Norsted'ti  2  kr.  25  örc. 

Enthält:  Einleitung.  Ortsnamen.  Hausthiere. 

669.  Fastnachtsbräu'cbe  in  Urwegen.  Von  M.  Seh'. 
Siebenbürg.  Korrespobdenzblatt  1881,  S.  117  f. 

670.  Esser,  Q.,  Verbrennen  der  Strohpuppe  am  Aschermittwoch. 
Picks  Monatsschrift  7  (1881)^  80—88. 

671.  Crecelius,    der  Name  Luther    für    die    beim  Frühlingsspiel   verbrannte 
Strohpuppe. 

Pfcks  Monatsschrift  7  (1881),  86-^86. 
67 d.  Hörmann,  L.  ▼•,  Ostereier  und  Ostereier?erse  (in  Tirol). 
Baierische  Literaturblätter  1881,  Nr.  16. 

878.  Hartmann,  H.,  Maifest  au  Wehdem,  Kreis  Lübbecke,  Prov.  Westfalen. 

Picks  Monatsschrift  1881,  VII,  184. 
674.  Nagele,  Anton,  der  Johannisabend. 

Europa  1881,  Nr.  26.  26. 


460  BIBLIOGBAPHUS  VON  1881. 

675.  Solger,  die  Kräuter  in  den  Jobannisküohlein. 
Anseiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorseit  1881,  8p.  904 — 6. 

676.  Bühl  er,  C,  Weihnaohtsbräuehe,  eine  archäologieche  Skisie. 
OstfHesiBcbes  MonatsbUtt  1880,  8.  866-266. 

677.  Weihnachtsbräucbe. 
Sonntagsblau  yon  Elcho  1881,  Nr.  3. 

678.  Sternbald,  Frans,  der  Weihnachtsbaum  und  seine  Bedeutnng. 
Vom  Fels  aum  Meer  1.  Bd.  4.  Heft  (1881),  8.  408-411. 

679.  Swasba,  Albert,  Weihnachten  yn  deutscher  Dichtung.  8.  Leipzig  18SI 

Hinrichs. 

Vgl.  Deutsche  Rerue  1881,  Februar.  Der  erste  Abschnitt  behandelt  'das  JiM 
und  die  Weihnachtsfeier  In  Gesohiehte  und  Sage',  dann  die  Auswahl  asi  iv 
Dichtung,  beginnend  mit  dem  Heliand. 

680.  Udal,  J.  S«,  Christmas  Hummers  in  Dorsetshire. 
The  Folk-Lore  Record  vol.  HI. 

681.  Lohn-Siegel,  Anna,  alte  Hochzeitsgebräuche  im  Grodnerthal. 
Wissenschaftliche  Betlage  der  Leipziger  ^tg.  1881,  Nr.  1. 

682.  Der  Rosmarin  im  Volksleben  und  Volksglauben. 
Europa  1881,  Nr.  9. 

683.  Blaas,  C.  M.,  die  Kräuterweihe. 
Wiener  Abendpost  1880,  Nr.  66  (Beilage). 

684.  Blaas,  C.  M.,  der  Thau  in  der  Volksmedicin  und  Koemetik. 
Wiener  Abendpost  1880,  Nr.  818  (Beilage). 

685.  Hartmann,  H.,    Westfälischer  Aberglaube  in  Beziehung  auf  die  rnff- 

nannten  Donnerkeile. 

Picks  Monatsschrift  VH  (1881),  167-169. 

686.  Schulen  bürg,  W,  ▼.,  die  Steine  im  Volksglauben  des  Spreewalde^ 
Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Anthropologie  su  Berlin  XII,  4. 

687.  Hörmann,  L.  ▼.,  das  Erdbeben  im  Volksglauben. 
Literar.  Beilage  zur  (Wiener)  Montagsrerue  1881,  Nr.  10. 


688.  Schlossar,  Anton,  Bauemspiele  und  Volkskomödien  in  den  Alpenttuden. 
Die  Heimst  von  J.  Emmer  VU,  8. 

689.  Pailler,  Wilh.,  Weihnachtslieder  und  Krippenspiele  ans  Oberoslen«ick 
und  Tirol.  Gesammelt  und  herausgegeben.  1.  Bd.  Weihnachtalieder  ans  Ober- 
österreich. Mit  138  Singweisen.  8.  (XL,  424  S.)  Innsbruck  1881.  Waga» 
M.  7,60. 

690.  Fell  Ocker,  S.,  Kripplgs&ngl  und  Kripplspiel  in  der  oberoaterreiefaiseki 
Volksmundart.   3.  Bdchn.  8.  (VUI,  124  S.)  Linz  1881.  Haslinger.  M.  0,8a 

691.  Uuyssen,  6.,  Christi  Leiden  im  deutsehen  Volkssohauspiel,  nameatM 
im  Oberammergauer  Passionspiel.  8.  (VII,  255  S.)  Barmen  1881.  Kki^ 
M.  2,80. 

692.  Engel,  K. ,  das  Volksschauspiel  Doctor  Johann  Faust.  Heraosg^gtik« 
mit  geschichtlichen  Nachrichten  über  den  Trilger  der  Faustsage  und  mit  sistr 
Bfihnengeschichte  des  Faust.  2.  umgearbeitete  Auflage.  8.  (IV,  250  8.)  OMflr 
burg   1882.  Schulze.  4M. 

Vgl.  Uterar.  Centralblatt  1882,  Nr.  3  (Creisenach) ;   D.  Rundschau  188S,  M 


X.  ALTERTHOMER  und  KULTURGESCHICHTE.  461 

X.  Alterthümer  and  Kaltargaschichte. 

€93.  Götsinger,  Ernst,    Reallezikon  der  deutschen  AlterthSmer.  Ein  Hand* 

und  Nachschlagebach  für  Studirende  and  Laien,  Lief.  1— -5.  Leipzig  1881. 

Urban.  (S.  1—204.)  compl.  in  20  Lief.  It  1  BL 

Vgl.  Korrespondenxblatt  d.  Vereins  f.  siebenbürg.  Landeskunde  1881,  Nr.  9; 
D.  Liter.  Ztg.  188S,  Nr.  7  (A.  Sebnlte);  Anseiger  L  deutsehes  Alterthum  8,  178  t; 
Beilage  sur  Allgem.  Zeitung  1882,  Nr.  197  (SeUossar);  Revue  critique  Nr.  26; 
Nordu.  Sfid  1881,  Nov.;  Tägliche  Rundschau  1881,  19.  Nov.;  Orensboten  1881. 
Nr.  60;  Beilage  sur  Allgem.  Ztg.  1882,  Nr.  197  (Schlosser);  Revue  critique  Nr.  26; 
Mittbeflungen  a.  d.  histor.  Ldtemtur  X,  8. 

894.  F an  1  mann,  Karl,    Illnstrirte  Caltorgeaebiobte.   Für  Leser  aller  Stande. 

9.— 20.  (ScUoß-)  Lief.  8.  (VIU  S.  a.  S.  257—656.)  Wien  1881.  HarUeben. 
Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  44  (Gothein). 

695.  Arnold,  Wilb.,  Deatsebe  Urzeit.  3.  Auflage  vermehrt  jdarch  ein  Register. 
8.  (462  8.)  Gotha  1881.  Perthes.  M.  8,40. 

VgL  Historische  Zeitschrift  48,  1. 

696.  Dahn,  Felix,  Urgeschiohte  der  germanischen  and  romanischen  Völker. 
1.  Bd.  8.  321—603,  2.  Bd.  8.  1—336.  Bfit  eingedruckten  Holsschnitten. 
Berlin  1881.  Grote. 

AUgemone  Geschichte  in  Einieldarstellungen.  Vgl.  Im  neuen  Reich  1881,  Nr.  48 
D.  Liter.  Ztg.  1881,  46  (Holder-Bgger) ;  Literar.  Centralblatt  Nr.  42;   Corre- 
spondensblatt  d.  Gesanuntvereins  f.  deutsche  Geschichte  1882,  Nr.  1;   Histor. 
Zeitschrift  47,  805  ff.;   Literar.  Centralblatt  1882,  15  und  82;  Revista  hispano- 
«mericana  VI,  24w 

691.  Dahn,  F.,  über  neue  Darstellangen  der  dentsehen  Uigesehiehte. 

Im  neuen  Reich  1881,  4.  Kritik  der  Werke  von  Lindenschmit,  Arnold,  Inama- 
Stemegg  u.  a. 

698.  Kinkelin,  Friedrich,  die  Urbewohner  Deatscblands.  8.  (53  S.)  Lindau 
a.  Leipsig  1882.  W.  Ludwig.  M.  1,20. 

699.  Dahn,  F.,  Bausteine.  Gesammelte  kleine  Schriften.  3.  Reihe.  8.  (VII, 
443  S.)  Berlin  1882.  Janke.  7  M. 

Vgl  Hislor.  Zeitschrift  46,  299  l 

700.  Böhm,  David«    Beitrftgey   welche  C.  J.  Caesar   in  seineo  Commentarien 

«de  hello  galHco'*  lur  Ethnologie  der  Germanen  liefert.  (34  84) 

Programm  des  Gymnasiums  von  Sldisisch- Regen  (8ld)enbllrgeB)  1881.  Vgl. 
Koirespondensblatt  1881,  8.  99. 

701.  Taciti,  C,  de  origine  et  sita  Germanorom  liber  ed.  A.  Holder.  8.  (33  S.) 
Freiborg  i.  Br.  1881.  Mohr.   40  Pf. 

Vgl.  Revue  critique  1882,  Nr.  21;  Philolog.  Wochenschrift  1881,  Oelober;  Literar 
CentralbUtt  1882,  29  (Arndt). 

702.  Taciti,  C.  C,  life  of  Agricola  and  Germany  ed.  by  W.  F.  Allen.  Boston 
1881.  12. 

708.  Tacitus,  C.  C,   die  Germania.  Öbenetst  von  A.  Bacmeister.  2.  Aufl. 

8.  (74  S.)  Stattgart  1881.  Neff.  M.  1,20. 

704.  Scblfiteri  Joseph,  Übersetsang  des  allgemeinen  Theils  der  Germania 
des  Tacitas. 

Programm  des  Gymnasiums  su  Andernach  1880  (Nr.  358).  12  8.  4. 

705.  Heraeus,  C,  Über  einige  unbeachtet  gebliebene  Fehler  nnd  controverse 
Stellen  im  Texte  der  Gkrmania  des  Tacitas.  S.  1  — 14.  Prqgt,  d.  Gymn.  an 
Hamm  1880. 

Die  Emendationen  sind  in  den  Jahrbüchern  für  Philol  u.  Pftdag.  124,  627  an- 
gegeben. 


462  fitBUDORAPHBe:  VON  1681. 

706.  Hochstetter,  zu  Taeitas  Gennanki  Kap.  II. 
Correspondenzblatt  f.  d.  Gelehrten-  und  Realschalen  Würtembergs  XXYIII,  &.  i 
(1881). 

707.  Kran 88,  zu  Tacita8  Germania. 

CorrespoDdenzblatt  f.  d.  Gelehrten-  tind  Bealaehnlen  Wfirtembergs  XXYIII,  1 4 
(1881). 

708.  Böttger,  Heinr.,  Geechichte  der  Bmnoaen -Weifen  rom  Urbeginme  der- 
selben lu  Hochaeien,  der  Wiege  des  MenBchengeschlecbts,  bia  Heraog  Heiaikk 
dem  Löwen,  mit  einer  colorirten  Völkerkarte,  das  Gebiet  der  Grermaiiia  da 
Taeitas,  unser  großes  Vaterland  in  drei  Fünftel  Deatsehlanda  nmfsfai 
8.  (XXIX,  278  SL  imit  4  genealog.  TafeLa.)  Hannover  1880.  Schalb«^ 
handlang.  6  M. 

709.  Diefenbach,  Lorenz,  Völkerkunde  Osteoropas,  insbesondere  der  Haesoi- 

halbinsel  and  der  nnteren  Donaagebiete.  2.  (Sehlaß-)  Band.  8.  (VIII,  4 US.) 

Darmstadt  1880.   Brill.  ö  M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1880,  62;  Götting.  Gei  Anieigen  1881,  S4  (GerUid). 

710.  Büdinger,  M.,  Zeit  and  Raam  bei  dem  indogermaniseben  Volke.  Sie 

auiversalhistorlsehe  Stadie.  8.  (22  8.)  Wien  1881.  Gerold  in  Oomm.  M.  0,40. 
Ans  den  'Sitzangsberichten  der  Akademie*. 

711.  Arnold,  W.,  Ansiedelangen  and  Wanderangen  deatseher  Stimme«  zoaciit 
nach  hessischen  Ortsnamen.  2.  anveränderte  (Titel-)  Aasgabe.  8«  n.  S.  (SchliS-) 
Abth.  8.  (XIV,  S.  241—694).  Marbarg  (1875)   1881.  Elwezt.  A  5  M. 

712.  Wieseler,  K. ,    Untersachangen  zar  Geschichte  und  .Religion  der  süa 

Germanen  in  Asien  and  Eoropa.  8.  (VII,  178  8.)  Leipaig   1881.  maxidk 

M.  5,50. 

Vgl.  Saturday-Review  Nr.  1856. 

713.  Back,  Richard,  Noch  einmal  die  Alemannen. 
Alemannia  8  (1880),  216-219. 

714.  Rieger,  M.,   über  die  Ansiedelangen  der  Chatten. 
Archiv  für  hessische  Geschichte  16  (1880),  1— SIS. 

715.  Pfister,  H.  ▼.,  Chattische  Stammeskande.  Volksthumliche,  sprachb'ebc 
ond  geschichtliche  Arbeit.  Mit  Karte.  8.  (195  S.)  KasseL   1880. 

Vgl.  Qoartalbiätter  d.  histor.  Vereins  f.  d.  Großheraogthmn  Heasen  1880  (Dam- 
stadt  1881),  S.  60  f.;  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  62  (Hejne). 

716.  Iddekinge,  Hooft  van,  Friesland  en  de  Friezen  in  de  Middelceawes. 
Bijdragen  tot  de  geschiedenis ,  rechtskennis ,  mnntkande  en  geografie  der 
Friesche  gewesten,  inzonderheid  gedurende  de  elfde  eeaw.  8.  Leiden  1881. 
Brill.  9  M. 

717.  Tomaschek,  Wilh.,  Die  Goten  in  Taurien.  (Ethnologische  Forschaagei 

über  Ost-Europa  und  Nord-Asien  I.)  8.  (78  S.)  Wien  1881.  Holder.  2  U 
Dies  1.  Heft  einer  Reihe  von  ethnologischen,  cultorgeschichtlichen  nnd  lingiiiA- 
schen  Abbandlungen  stellt  sorgfältig  alle  Nschriohten  fiber  die  Goten  safi* 
tanrischen  Halbinsel  (Krim)  zusammen;  S.  68—67  werdea  die  von  Busbceb 
mitgetheilten  got.  Worte  eingebend  erörtert.  Vgl.  Zeitschrift  f.  d.  5steiT.  Gja* 
nasien  1881,  12. 

718.  Jordanis  Romana  et  Getica,  recensoit  Tb.  Mommsen.  Berol.    1882.  4. 

(200  S.)  (Monumenta  Germaniae  historica,  anctores  antiqoissimi.  T.  V,  p.  1*.' 
Mit  vielen  Bemerkungen  Müllenbofis  über  Personen-  oder  Ortsnamen. 

719.  Mehlis,  Dr.  C,  Hermanduren  und  Thüringer. 
Das  Ausland  1881,  Nr.  28  ff. 

720.  Howorth,  H.  H.,  the  Ethnology  of  Germany.  V.The  Jates  and  FoiaoriMi 
Journal  of  the  anthropol.  Institute  of  Great  Britain  X,  2  (1881). 


X.  ALTEBTHÜBfER  UND  KULTÜR0E8CHICHTE.  468 

721.  Loserth,  J.,  die  Herrschaft  der  Longobarden  in  Böhmen,  Mähren  and 

Rugiland.  Ein  Beitrag  zur  Frage  über  den  Zeitpunkt  der  Einwanderung  der 

Baiem. 

Mittheilnngen  des  Instituts  für  österr.  Oesohichtsforscbung  11,  3  (1881). 

722.  Schneider,  L.,  Böhmens  Einnahme  zur  Zeit  des  Tacitus. 
Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Anthropologie  zu  Berlin  XII,  % 

723.  Schober^  Karl,  die  Deutsehen  in  Nieder-  und  Ober-Osterreich,  Salzburg, 

Steiermark,  Kärnthen  und  Krain.  1.  Bd.  8.  (396  S.)  Wien  1881.  Prochaska. 
A.  u.  d.  T.  Die  Volker  Österreich-Ungams.  Ethnographische  u.  culturbistorische 
Scbildemngen. 

724.  Kraus,  F.  X.,  Kunst  und  Alterthum  in  Elsaß-Lothringen.  Beschreibende 

Statistik.  2.  Bd.  l.Abth.  Mit  47  Holzschnitten.  8.  (224  S.)  Strassburg  1881. 

Schmidt.  5  M. 

Der  erste  Band  erschien  1877  (16  M.).  ^ 

725.  Blaasy  C.  M.,  Das  sogenannte  Götzen-  oder  Heidenmännchen  der  Stadt 
Drosendorf  (in  Niederösterreich). 

Mittheilungen  der  k.  k.  Centralcommisslon  zur  Erforschung  und  Erhältqng'der 
■  Kunst-  und  historischen  Denkmale  YL  CLVin—CLIX. 

726.  Kolbe,  W.,  heidnische  Altertümer  in  Oberhessen.  1.  Biarbnrgs  Rosen- 
garten und  die  Frühlingsfeier.  H.  Der  lange  Stein  und  das  Wuotansbiid  an 
der  Kirche  zu  Langenstein.  Zwei  Vorträge;  gehalten  in  den  Versammlungen 
des  hessischen  Geschichtsyereins  zu  Marburg.  8.  (50  S.  mit  1  Steintafel.) 
Marburg  1881.  Elwert. 

VgL  Correspondensblatt  d.  Qesammtvereins  d.  deutschen  Geschichts-  und  Alter- 
thumsy ereine  1881,  S.  64;  ^ttheilnngen  aus  der  histor.  Literatur  X^  1;  Histor. 
Zeitschrift  48,  1. 

727.  Christ,   Kar),  die  Lippegegenden  und  Aliso. 
Picks  Monatsschrift  (1881),  VH,  186—216. 

728.  Kasiskiy  F.  W.,  Beschreibung  der  vaterländischeii  Altisrthüm6r  im  Neu- 
stettiner  und  Schlochauer  Kreise.  Mit  6  Täfeln  Abbildungen  und  1  Karte. 
8.  (VII,   106  S.)   Danzig   1881.  Bertling.  M.  2,40. 

729.  Handelmann,  H.,  .Funde  auf  Sylt. 

Correspondenzblatt  d.  iSesammtvereins  d.  deutschen  Geschichts-  und  Alterthums- 
vereine  1881,  S.  43.  Besonders  bemerkenswerth  die  Fmgmente  einer  thönemen 
Gußform  für  ein  Bronzeschwert. 

730.  Der  Goldschmuck  von  Hiddensoe.  Im  Provinzial- Museum  zu  Stralsund. 
3   Blätter  Lichtdruck.  Berlin  1881.  Bette.   5  M. 

731.  Mehlis,  C. ,  Studien  zur  ältesten  Geschichte  der  Rheinlande.  5.  Ab^h. 
8.  (III,  71    S.)  Leipzig   1881.  Duncker  u.  Humblot.  iL  2^40. 

VgL  Literar.  CentralblaU  1882,  Nr,  28. 

732.  Schneider,  J„  neue  Beiträge  cur  alten  Geschichte  und  Geographie  der 
Rheinlande.   13.  Folge.  8.  (30  S.)  Düsseldorf  1880.  Schaub,  ,1  M.*; 

Inhalt:  Über  die  alten  Grenz  wehren  und  Heerstraften  in  Deutschland.  Zum 
Theil  aus  der  *  Monatsschrift  f.  d«  Geschichte  Westdeutschlimds*. 

733.  Nordhoff,  J.  B.y  die  alten  Wallungen,  Landstraßen,   Dammstraßen  und 

anderweitige  Alterthümer. 

Zeitschrift  für  vaterländische  Geschichte.  Münster  1881>.S.  136—152. 

734.  Pleyte,  nederlandsche  oudheden  van  de  vro^gstei^  tijden  tot  op  Karel 
den  Groote.  Afd.  Drente,  afl.  8.  (S.  33—40,  PI.  XXXII— XLllL)  roy.  4. 
Leyden  1881.   10  fl. 

735.  Briscoe,  John  Potter,  Old  Nottingham^hire.  8.  (XVI,  151  S.)  Hamilton 
1881.  Adams  and  Co. 


464  BiaLIOOBAPHIE  VON  1881. 

736.  Smith,  Wmiam,  Old  Yorksbire.  8.  (XV,  302  S.)  London  1881. 

737.  Rje,  Walter,  Tbe  Norfolk  Antiquarian  Miscellany.  Vol.  II,  part  I.  S. 
(330  S.)  Norwich  1880. 

738.  Foreningen  til  Nortke  FortidsmindeBmerkerfl  Bevaring.  Aanberctebg 
for  1880.  Kristiania  1881.  8.  EntbiUt:  K.  Bjgb,  UnderMgelser  af  Gm- 
hanger  i  Sparbnea  og  paa  Inderfireii.  —  K.  LoMioi  og  A.  Laiaea,  Indboü- 
■inger  ob  Udgrarninger  paa  Tborgaard.  — -  Bendixen,  B.  E.,  Jagttagelar 
paa  en  Stipendienreise  i  Sandmare  1880;  Antikvariska  Jagttegdacr  i  Haii 
^^^^^9  V'os  og  Sogn.  —  Tb.  Wintber,  andertagelaer  i  Nedenaes  Anat  i  1880; 
Arkaeologiflke  Undersegelser  i  Bratsberg  Amt  1879  og  1880.  — •  N.  Niet- 
lajsen,  Udgravoinger  paa  yestre  Engelang  i  Leiten  1880. 

739.  Rreüger,   J.,    det  aryska    elementet  i  den   fornsTendut   fmmil}eiif  och 

sligtens  Organisation.  8.  (120  S.)  Lond  1881. 
Als  Manoseript  gedruckt 

740.  Mo  nt  eil  US,  0.,  Den  förbistoriska  fomforskningen  i  Sverigo  mider  Im 

1880  ocb  1881. 

Svenska  fomminnesfttreningens  mdskrift  V,  1—62. 
741«  Monte  lins,  0.,    Sveriges  arkeologiska  litteratnr  Iren  1880  ocb  1881. 
Svenska  fommimiesföreningeiis  Tidskrift  V,  102—108. 

742.  Worsaae,  J.  J.  Am  Nordens  Fombistorie  efter  samtidige  Mindeamaeikfr. 

8.  (IV,  198  8.)  Kobenbavn  1881.  Gyldendal.  kr.  2,25. 
Vgl.  Mittheilangen  sor  bistor.  Literatur  Vm,  4. 

743.  Worsaae,  J.  L.  A.,  des  ftges  de  pierre  et  de  bronse  dana  rmaeiea  il 
le  nonvean  monde.  ComparaisonB  arcb^ologico-etbnograpbiqQea.  Tradnit  fv 
E.  BeauYois. 

M^moires  de  la  soci^t^  royales  des  antiquaires  da  Nord  N.  8,  1880.  Copenksfst 
8.  244  S.  o.  1  Tafel. 

744.  Undsety    Jemalderens    begyndelse   i  Nord- Europa.    En   stndie  i  saaKS- 

lignende  forbistorisk  Arkaeologi.  Med  209  BilL  og  32  Planeber.  8.  (464  S.) 

Cbristiana  1881.  Cammermeyer.  15  kr. 

Vgl.  Correspondenzblatt  fttr  Anthropologie  1882,  Nr.  8. 

745.  Petersen,   Henry,    Om  Stenalderens  GraTformer  i  Danmark   og  dem 

indbyrdes  Tidsforbold. 

AarbOger  for  nordisk  Oldkyndighed  1881,  8.  299—368. 

746.  Engelhardt,  C,  Jemalderens  Gravskikke  i  JytUind. 

▲arbOger  for  Nordisk  Oldkyndighed  1881,  8.  79-184.  Mit  einer  Tafd  nnd  vieks 
Abbildmigen  im  Text 

747.  Feddersen,  Arthur,  To  Mosefhnd. 

Aarböger  for  nordisk  Oldkyndighed  1881,  &  369—889. 

748.  Rygb, Fund fraBroncealdereni det NordenQeldskeNorge.  Med 9 PI. 8. (15 &) 
Ans:  Christiama  Videnskabsselskabs  Forbandl.  1880,  Nr.  7. 

749.  Dessen,  tbe  discoyery  of  a  Viking*s  Sbip. 

Journal  of  tbe  British  ArchaeoKogieal  Association  XXXVU,  4  (1881). 

750.  Müller,  Sopbus,  die  Thier-Ornamentik  im  Norden.  Ursprung;^  EntwiekhiB| 

und  Verbftltniss  derselben  zu  gleichzeitigen  Stilartea.  ArchAologisehe  üotsr 

suebung.    Aus  dem  Dänischen  übersetzt  von  J.  Meetorf.    8.   (VllI,  191  S.) 

Hamburg  1881.  Meißner.  5  M. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  18  (Undset). 

751.  Hildebrand,  H.,    Bidrag  tili  vir  medeltids  kSnnedom  frln  ären  1880 

ocb   1881. 

Svenska  fomminnesfSreningeDS  Tidskrift  V,  71 — 87. 


X.  ALTERTHÜMER  UND  KULTUBGESCHICHTE.         465 

752.  BealeDcyclopädie  der  christlichen  Alterthümer.  Herausgeg.  ^n  F.  X. 

Kraus.    4.  u.  5.  Lief.    8.   (S.  289—4800  Freiburg  i.  Br.  1881.    Herder. 

k  M.  1^80. 

Vgl.  Literar.  CentralblaU  1881,  27. 

753.  Bichter,  A.,  Bilder  aus  der  deutschen  Kulturgeschichte.  1.  Bd.  1.  Lief. 
8.   (S.  1—96  mit  eingedruckten  Holzschnitten.)  Leipzig  1881.  Brandstetter. 

1   M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  27. 

754.  Freytag,  G.,  Bilder  aus  der  deutschen  Vergangenheit.  1.  Bd.  Bilder 
aus  dem  Mittelalter.  13.  Auflage.  8.  (VI,  555  S.)  Leipzig  1881.  Hirzel. 
M.   6,75. 

755.  Seiler,  F.,  Calturhistorisches  aus  dem  Buodlieb.  4.  (19  S.)  Trarbach  1881. 
Programm.  Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  7,  333. 

756.  Wessely,  J.  E. ,    Cnltargeschichtliches  aus  deutscher  Vorzeit.    1.  Fest- 

belustigUDgen  und  Schauspiele.  2.  Zur  letzten  Ruhestätte. 
Vossische  Ztg.  1881,  Sonntagsbeilage  1.  2. 

757.  Rosenberg,  C. ,  Nordboemes  Ändsliv  fra  Oldtiden  til  vore  Dage.  II,  8. 
Kjöbenhayn   1881.   3  kr. 

Vgl.  Histor.  Zeitschrift  46,  365  f. 

758.  Hildebrand,  Hans,  Sveriges  Medeltid.  Kulturhistorisk  skildring.  Första 

delen.  m.  (S.  225 — 400.)  Stockholm  1881.  Norstedt.  kr.  3,50. 
VgL  Nordisk  Tidskrift  for  Filologi  1881,  7.  Heft  (Noreen). 

759.  Strindberg,  Aug.,  Svenska  folket  i  helg  och  söken,  i  krig  och  fred, 
hemma  och  ute,  eller  ett  tusen  ar  af  svenska  bildningens  och  sedemas  historia. 
H.  1 — 5.  8.  (272  S.)  Stockholm  1881.  Fritze.  5  kr. 

760.  Haussen,  Georg,  Agrarhistorische  Abhandlungen.  8.  (IV,  568  S.)  Leipzig 
1880.  Hirzel. 

VgL  Jahresbericht  1881,  S.  80. 

761.  Jahns,  Max,  die  Entwicklung  der  Feudalität  und  das  deutsche  Kriegs- 
wesen im  frühen  Mittelalter. 

Die  Grenzboten  1881,  Nr.  29  ff. 
762«  Kriegführung  im  Mittelalter.   1.  2. 

Die  Grenzboten  1881,  2.  3.  Anknüpfend  an  SchulU,  2.  Bd.  (Bibliographie  1880, 
Nr.  718.) 

763.  Lindt,  Karl,  Beiträge  zur  Geschichte  des  deutschen  Kriegswesens  in  der 

stauflschen  Zeit  im  Anschluss  an  die  Kämpfe  zwischen  Philipp  von  Schwaben 

und  Otto  IV.  8.  (71   S.)  Freiburg  i.  Br.  1881.Mohr.  M.   1,50. 
Tübinger  Dissertation. 

764.  Niedner,  F.,  das  deutsche  Turnier  im  12.  und  13.  Jahrhundert.  8. 
(90  S.)  Berlin   1881.  Weidmann.  2  M. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  47  (A.  Schultz);  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  8,  14  ff. 
(Lichtenstein);  Beyne  critique  1881,  Nr.  62. 

765.  Freydal,  des  Kaiser  Maximilians  I  Turniere  und  Mummereien.  Herausgeg. 
Yon  Q.  ▼.  Leitner.  Wien  1880. 

Vgl.  Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  57  f. 

766.  Essenwein,  A.,  Beiträge  aus  dem  germanischen  Museum  zur  Geschichte 

der  Bewaffiiung  im  Mittelalter.  VI— XIU. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Nr.  1 — 12. 

767.  Varnhagen,  H.,  Über  Schellen  an  Beitpferden. 
Anglia  4,  417. 

QBBMAIIU.  Hrae  B«ihe.  X?.  (XXYII.)  Jahrg.  ^ 


466  BmUOGRAPHIE  VON  1881. 

768.  Kafscr  Maximilians  I  geheimes  Jagdbuch  und  von  den  Zeichen  des 
Hirsches,  eine  Abhandlung  des  14.  Jahrhunderts.  Beides  zum  ersten  Male 
herausgeg.  von  Th.  G.  v.  Karajan.  1859.  2.  Aufl.  8.  (XV,  79  S.)  Wien 
1881.  Gerold  u.  Co.   3  M. 

769.  Weinholdy  Karl,  die  deutschen  Frauen  in  dem  Mittelalter.  2.  Anflaff. 
2  Bde.  8.  (VIII,  413,  374  S.)  Wien   1882.  Gerold.  M.    13,20. 

770.  Dahn,  F.,  das  Weib  im  altgermanischen  Recht  und  Leben.   Prag  o.  i. 

(1882).   8.  (17   S.) 

Verein  zur  Verbreitung  gemeinnütziger  Kenntnisse. 

771.  Buschmann^  Aug.,  deutsche  Frauen  der  Vorzeit.   4.   (22   S.) 
Programm   des  Gymnasiums  in  Warendorf  1880.   Über  die  Stellung  der  Frau« 
im  Mittelalter. 

772.  Die  siebenbürgisch-sächsische  Frau  im  Mittelalter. 
Im  neuen  Reich  1881,  Nr.  33. 

773.  König,    Robert,    Deutsches  Frauenleben    im  deutschen  Liede.     8.  (VII. 

461   S.)  Oldenburg   1882.   Stalling.   6  M. 

1.  Deutsches  Frauenleben  in  Mythologie  und  Sage.    2.  Deutsches  FrauenlebeB 
in  der  Dichtung  des  Mittelalters. 

774.  Die  Ehe  in  ihren  ursprünglichen  Gestalten.  I. 
Das  Ausland  1881,  Nr.  43,  S.  851—65. 

775.  Kalckmann,  Ludolf^  zur  Geschichte  der  hamburgischen  Testament'. 
Zeitschrift  des  Vereins  für  hamburgische  Geschichte.  N.  F.  IV,   193 — 202  (1881- 

776.  Koppmann,  Karl,   Aus  hamburgischen  Testamenten. 
Ebenda  S.  203—222. 

777.  Ploss,  H.,  das  Kind  in  Brauch  und  Sitte  der  Völker.  Amthropologiscfa^ 
Studien.  2.  bedeutend  verm.  Auflage.  1.  u.  2.  Halbband  8.  (1  Bd.  IV,  394  S. 
Berlin    1882.  Auerbach.   3  M. 

778.  Buchwald,  G.  v. ,  holsteinische  Lohnverhältnisse  im  15.  Jahrhundert. 
Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Schleswig -Holstein -Lauenburg.  Geschichte  XI 
(1881),  165—206. 

779.  Falke,  Jacob  v.,   Costümgcschichte  der  CultnrTÖlker.   5. — 16.   ^Schlut- 

Lief.   1881. 

Vgl  Nord  und  Süd  1881,  Nov. 

780.  Hefner-Alteneck,  J.  II.  v.,  Trachten,  Kunstwerke  und  GeräthschaiUo 

vom  frühen  Mittelalter  bis  Ende  des  18.  Jahrb.   nach  gleichzeitigen  Originalen. 

2.  Aufl.    12.— 24.  Lief.  Frankfurt  a.  M.   1881.  Keller,  k  Lief.    10   M. 
Vgl.  Nord  und  Süd  1881,  Nov. 

781.  Hottenroth,  Fr.,  Trachten.  Haus  ,  Feld- u.Kriegsgeräthschaften  der  Völker 
alter  und  neuer  Zeit.  Gezeichnet  und  beschrieben.  6.  Lief.  (S.  81 — 96  in»t 
eingedr.   Holzschn.   u.    12   Steintafeln).     Stuttgart   1881.    Weise,     k  M.  3.50. 

782.  Kretschmer,  A.,  u.  C.  Rohrbach,  die  Trachten  der  Völker  vom  Beginn 
der  Geschichte  bis  zum  19.  Jahrh.  2.  Aufl.  2. — 21.  Lief.  Leipzig  1881. 
Bach,  h  4  M. 

783.  Weiß,  H.,  Kostümkunde.  Geschichte  der  Tracht  und  der  Geräthe  d^r 
Völker  des  Altcrthums.  2.  Aufl.  1.  Bd.  8.  (XLI,  603  S.)  Stattgart  18.^1. 
Ebner  u.   Seubcrt.   16   M. 

784.  Kunst  og  Haandverk  fra  Norgens  Fortid  udgivet  af  Foreningen  til  Norskf 
Fortidsmindesmerkers  Bevaring  ved  N.  Nicolaysen.  1.  Hefte.  (PI.  I — VI-- 
Kristiania   1881.   fol. 


X.  ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.         467 

785.  Blaas;  C.  M. ,     Kleinode,    Silbergeschmeid ,    „Franenzier*    n.  a.    eines 

Stockerauer  Bürgerhauses  im   16.  Jahrh. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  199—204. 

786.  Gradl,  H.,  aus  dem  Egerer  Archive. 

Anzeiger    f.  Kunde    d.   deutschen  Vorzeit  1881,    Sp.  173—176.    1.  Eine  Schul- 
ordnung von  c.  1350.    2.  Zum  Kleiderluxus  Alt-Egers.    3.  Gauner-Zeichen. 

787.  Baudrillart,  histoire  du  luxe  priv^  et  public,  depuis  Tantiquit^  jnsqu* 

k   nos  jours.   Paris   1880.   4  vols.   (IX,  552;  518;  704,   740  S.) 
Vgl.  Journal  des  Savants  1881,  August. 

788.  Wörner,  E.,  u.  M.  Heck  mann,  über  mittelalterliche  Ortsbefestigungen, 
Landwebren,  Warten  und  Passsperren  mit  besonderer  Rücksiebt  auf  die  hessi- 
schen und  angrenzenden  Territorien.  (Fortsetzung.) 

Correspondenzblatt  d.  Gesammtvereins  d.  deutschen  Geschichte-  u.  Alterthums- 
vereine  1881,  Nr.  1  ff. 

789.  Cohausen,  v.,  die  Webrbauten  zwischen  Rhein,  Main  and  Lahn  von 
den  Troglodyten  bis  zur  Renaissance.  Höhlen  Wohnungen.  Mittelalterliche 
Bargen.  Entwickelung  der  Befestigungen  gegen  Fenergeschötz. 

Zeitschrift  für  Baukunde.  München  1880.  foL 

790.  Hartmaun,  W.,  über  Reste  altgermanischer  Wohnstätten  in  Bayern  mit 

Rücksicht  auf  die  Tricbtergruben  und  Mardellen. 
Zeitschrift  für  Ethnologie  XIII,  6  (1881). 

791.  Lamprecht,  K.,  die  ältesten  Nachrichten  über  das  Hof-  und  Dorfsjstem, 
speciell  am  Niederrhein. 

Zeitschrift  des  Bergischen  Geschichts -Vereins  1881,  S.  192—200. 

792.  Henning,  über  das  germanische  Haus. 

Verhandlxmgen  der  35.  Philologenversammlung.  Leipzig  1881.  S.  204 — 6. 

793.  Franck,  Wilhelm,  der  deutsche  Burgenbau  mit  besonderer  Rücksicht  auf 
die  Burgen  des  Großherzogthums  Hessen  und  der  benachbarten  Rheingegenden. 

Picks  Monatsschrift  1881,  VII,  108-128.  226—267. 

794.  Haushalter,  B.,  über  die  Anlage  mittelalterlicher  Burgen.  Nachgewiesen 
an  der  Burgruine  Greifenstein.  12.  (23  S.)  Rudolstadt  1880.  Hofbuchdruckerci. 
M.  0,50. 

Abdruck  aus  der  'Schwarzburg-Rudolstädter  Landeszeitung'. 

795.  Zösmair,  Jos.,  über  die  Burgen  Alt-  und  Neu-Montfort  in  Vorarlberg. 
(Mit  Abbild.) 

Schriften  d.  Vereins  f.  Geschichte  d.  Bodensee' s.  10.  Heft  (1880). 

796.  Kaufmann,  Alexander,  über  Gartenbau  im  Mittelalter  und  während  der 
Periode    der  Renaissance. 

Picks  Monatsschrift  VH  (1881),  129—156. 

797.  Falke,  J.  v.,  die  Kunst  im  Hause.  Geschichtliche  u.  kritisch-ästhetische 
Studien  über  die  Decoration  und  Ausstattung  der  Wohnung.  4.  verm.  Aufl. 
4.   (VU,   508  S  )  Wien   1881.  Gerold. 

798.  Heyne,  M.,  Kunst  im  Hause.  84  Tafeln  Abbildungen  von  Gegenständen 
aus  der  Mittelalterlichen  Sammlcmg  zu  Basel.  Herausgegeben  und  mit  einer 
Einleitung  versehen.   Gezeichnet  von  W.  Bubeck.   4.  (IV,  15  S.  u.  34  Tafeln) 

Basel   1881.  Bahnmaier.   10  M. 

Vgl.  Anzeiger   f.  Kunde    d.   deutschen  Vorzeit  1881,    27  f.  (Essenwein);    Liter. 
Centralblatt  1881,  12;  D.  Liter.  Ztg.  36. 
799.  Haberland,  Karl,  der  Spiegel  im  Glauben  und  Brauch  der  Völker. 
Zeitschrift  für  Völkerpsychologie  XUI,  3  (1881). 


470  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

XI.  Kunst« 

833.  Springeri  Anton,  die  Kunst  des  Alterthums,  des  Mittelalters  und  der 
neueren  Zeit.  Textbuch  zu  Seemannes  kunsthistorischen  Bilderbogen.  2.  vera. 
u.  verbesserte  Auflage.  8.  (VIII,  407  S.)  Leipzig  1881.  Seemann.   3  M. 

834.  Seibt,  6.  K.  W. ,  Studien  zur  Kunst-  und  Kulturgeschichte.  L  Haif 
Sebald  Beham  und  seine  Zeit.  II.  Deutsche  Trinkgläser  des  16.  u.  17.  Jahtk 
8.  (64  S.)  Frankfurt  a.  M.  1882.  Keller.   1   M. 

835.  Svenska  konstminnen  fran  medeltiden  och  renässancen  antecknade 
och  beskrifna  pl  föranstaltande  af  Svenska  fomminnesföreningen.  Andn 
haftet.  Dalhem,  Lje.  fol.  (4  PI.,  1  Bl.  Text.)  Stockholm  1881.  Sreoska 
fornminnesföreningens  fÖrlag.  4  kr. 

836.  Kunst-  und  Geschichts-Denkmäler  der  Provinz  Westfalen.  Her- 
ausgegeben vom  westfäl.  Provinzial  -Verein  für  Wissenschaft  a.  Kunst.  Stück  L 
gr.  4.  (VII,  146  S.  mit  eingedr.  Holzschn.,  5  Holzschnitttafelii  u.  9  Lichtdr. 
Münster   1881.   12  M. 

Inhalt:    Die  Kunst-    und  Geschichts-Denkmäler    des  Kreises  Hamm    heraiufe^ 
von  J.  B.  Nordhoff. 

837.  Memminger,  die  Kunstdenkmäler  des  Kxeises  Soest,  kurz  beschriebes. 
4.  (30  S.)  Essen  1881.  Soest,  Reitter.  M.   1,35. 

838.  Redtenbacher,  Rudolf,    Leitfaden   zum  Studium    der    mittelalterlicbea 

Baukunst.  Formenlehre  der  deutschen  und  französischen  Baukunst  des  romss. 

und  goth.  Stjles  auf  Grundlage  ihrer  histor.  Entwickeluug.  (Mit   544  Figura 

und  4  Tafeln  Abbild.)  8.  (XX,  274  S.)  Leipzig  1881.  T.  O.  WeigeL  SIL 
Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  6. 

839.  Hans  Schmuttermajer's  Fialenbüchlein. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  März,  Sp.  65     78.  Zur  Baukotf 
des  15.  Jahrb.    Deutscher  Text  nach  einem  alten  Druck. 

840.  Stadlbaur,  K. ,    Grabmal  und  Name  des  Baumeisters  der  St.   Maitii»- 

kirche  zu  Landshut. 

Verhandlungen  des  histor.  Vereins  in  Niederbajern  20,  205 — 218. 

841.  Preuß,  Otto,  die  baulichen  Alterthümer  des  Lippischen  Landes.  2.  Ani 
8.  (IV,   172  S.)  Detmold  1881.  Meyer.   2  M. 

842.  Posselt,  F.,  die  kirchliche  Kunst  in  Schleswig-Holstein. 

Zeitschrift    der    Gesellschaft   für    Schleswig-Holstein-Lauenburg..  Geschichte  U 
(1881),  8.  251—840. 

843.  Rogge,  W.,  die  St.  Marienkirche  zu  Rostock.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
des  mittelalterlichen  Backsteinbaues  in  Norddeutschland.  4.  (10  S.)  Berlin 
1881.  Prüfer.  M.  1,50. 

844.  Brock;  E.  P.  L.,  Saxon  Art  and  Architecture. 
The  Antiquary  HI,  103  ff. 

845.  Bidrag  tili  Södermanlands  äldre  kulturhistoria  utg.  af  H.  Amioson.  IL 
Stockholm   1881.   8.  II,   116   S.   2   Fl.   2  kr. 

Darin:  Om  Härads  kjrka;  Relikskrin  frln  Härads  kyrka. 

846.  Werner,  Hilder,  Wamhems  kloster  och  kyrka.  4.  I.  (51  S.,  10  PI.) 
Lidköping  1878.  U.  (64  S.  4  PI.)  Lidköping   1881.  L   4  kr.,  IL  3  kr. 

847.  Kornerup,  J. ,    Om    Esrom    Klosters   Porbindelser    med   Venden   og  ^^ 

architektoniske  Spor  deraf. 

Aarböger  for  nordisk  Oldkyndighed  1881,  S.   1—37. 

848.  Löffler,  J.   B.,  Tamdrup  Kirke. 

Aarböger  for  nordisk  Oldkyndighed  1881,  S.  69—78. 


XI.  KUNST.  471 

849.  Södermanlands  forumiDucsföreDiDgs  kyrkomuaeum:  korklpor  och  mess- 

hakar. 

Bidrag  tili  Södermaulands  äldre  kultarhistoria.  IE.  S.  5^15. 

850.  Lübke,  W.,  Geschichte  der  Plastik  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegen- 
wart. 3.  Aufl.  10.— 11.  (Schluß)  Lief.  Lex.  8.  Leipzig  1880.  Seemann,  i  2  M. 

851.  Petersen,    Henry,    Gm  Dronning  Margrete  Spraughaests  Gravmonument 

i   Doberan. 

Aarböger  for  nordisk  Gidkyndighed  1881,  S.  60— ö6. 

852.  Korn  er  up,  J.,  Gm  den  tidlige  Middelalders  Stenhuggerkunst  i  Danmark. 
Aarböger  for  nordisk  Gldkyndighed  1881,  S.  256—280. 

853.  Bernau,  R.,  die  Goldschmiede  Krug. 

Die  Wartburg  1881,  S.  76—78.  Von  den  beiden  H.  Krug  ist  wohl  der  Zeit  nach 
der  ältere  (c.  1455  bis  gegen  1619)  identisch  mit  dem  Spruchdichter  (German. 
25,  107). 

854.  Schäfer,  Carl,  die  Glasmalerei  des  Mittelalters  und  der  Kenaissance. 
Im  Abriß  dargestellt.  8.  (IV,  47  S.  mit  21  eingedr.  Holzschn.)  Berlin  1881. 
Ernst  u.  Korn.  M.   2,50. 

855.  Atz,  C.,  Einige  interessante  Beiwerke  an  älteren  Marienbildern. 
Der  Kirchen-Schmuck.  12.  Jahrg.  1881,  Nr.  12. 

856.  St.  Thomas  in  der  mittelalterlichen  Malerei. 
Historisch-politische  Blätter  88.  Bd.   12.  Heft. 

857.  Bäum k er,  W.,  der  Todtentanz.  Studie.  31  S.  mit  1  Holzschnitttaf.  8. 
Frankfurter  zeitgemässe  Broschüren  2.  Bd.  Nr.  6.  Frankfurt  a.  M.  1881.  Foesser. 
60  Pf. 

858.  Rahn,  J.  R.,  zur  Geschichte  des  Todtentanzes. 
Der  Geschichtsfreund  36.  Bd.  Einsiedeln  1881. 

859  Holbein,  Jean,  le  triomphe  de  la  mort,  gravö  d'aprös  les  dessins  origi- 
naux  par  Ch.  de  Mechel,  graveur  k  Basle.  1780.  8.  (47  Kupfertaf.)  Stutt- 
gart 1881.  Wittwer.   12  M. 

860.  Klemm,  mittelalterliche  Wandgemälde. 

Württembergißche  Vierteljahrshefte  4  (1881),  S.  118—119.  In  Würtcmberg. 

861.  Blume,   £.,  Farbige  Handzeichuungen   aus  dem   15.  Jahrhundert. 
Mittheilungen  des  Verems  für  Anhaltische  Geschichte  III  (1881),    S.  238—246. 
Kulturgeschichtlich  sehr  interessant,   namentlich  ftir  die  Geschichte  der  Tracht 
und  des  Privatlebens. 

862.  Meissner,  A.  L. ,    die   bildlichen  Darstellungen    des  Reineke  Fuchs  im 

Mittelalter. 

Archiv  f.  d.  Studium  d.  neueren  Sprachen  65  (1881),  S.  199-232. 

863.  Dahlke,  G.,  Altdeutsche  Bilder  aus  der  v.  Vintlerschen  Galerie  in  Bruneck. 
Mittheilungen  der  k.  k.  Central- Com mission.  7.  Bd.  Wien  1881. 

864.  Ilg,   A.,  zur  Erforschung  der   Schwazer  Kreuzgang-Gemälde. 
Mittheilungcu  der  k.  k.  Central-Commission.  7.  Bd.  Wien  1881. 

865.  Donner,    v. ,    Untersuchungen    über    mittelalterliche  Wandmalereien    in 

Frankfurter  Kirchen  und  Klöstern. 

Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  zu  Frankfurt  a.  M.  VI,  2  (1881). 

866.  Die  Romfahrt  Kaiser  Heinrichs  VII.  im  Bildercyclus  des  Codex  Balduini 
Trcvirensis,  herausgeg.  von  der  Direktion  der  k.  preuß.  Staatsarchive.  Erläutern- 
dt;r  Text  bearbeitet  (unter  Benutzung  des  literar.  Nachlasses  von  L.  v.  El- 
tester)  von   G.  Irmer.    4.  (XII,    120  S.  mit  37   Chromolith.   u.   2  Lichtdr. 

nebst  Initialen  in  Buntdruck.)    Berlin    1881.   Weidmann.   45   M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  9;  Zeitschrift  des  Bergischen  Geschichtsvereins 
lY,  215  ff. 


472  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

867.  Lampreoht,  der  Bildenchmack  des  Cod.  Egbeiü  und  des  Cod.  Epter 
Dacensis.  (Mit  8  Tafeln.) 

Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthnmsfreonden  in  Rheinland  70  (1881),  S.  W 
bis  112.  Mit  vielen  latein.  Versen  and  kulturgeschichtlich  interessanten  D»* 
stellangen. 

868«  Hällristningar  frän  Boboslän  (Sverige)  tecknade  och  otgifba  if 
L.  Baltier.  Med  forord  af  Viktor  Rydberg.  fol.  1.  Heft.  Göteborg  1S8L 
15  8.  u.  3  Taf.  mit  Abbildangen. 

869.  Ambros,  A.  W.,  Gkscbichte  der  Mosik.  13. — 30.  (Schluß-)  Lief.  S. 
Leipzig  1881.  Lenckart.  k  1  M. 

870.  Bäumker,  Wilh.,  zur  Geschichte  der  Tonkunst  in  Deutschland  von  da 

ersten  Anfängen  bis  zur  Reformation.  8.  (VIH,  188  S.)  Freiburg  L  Br.  1881. 

Herder.  M.   1,60. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  26. 

871.  BrambachyW.,  das  Tonsystem  und  die  Tonarten  des  christlichen  Abeod- 
landes  im  Mittelalter,  ihre  Beziehungen  zur  griechisch-römischen  Musik  nsd 
ihre  Entwicklung  bis  auf  die  Schale  Guido*s  von  Arezzo.  Mit  einer  Wieder- 
herstellung der  Musiktheorie  Bemo*8  von  der  Beichenau  nach  einer  Kiris- 
ruher  Hs.  8.  (IV,  53  S.)  Leipzig  1881.  Teubner.  M.   1,60. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  7  (Bellermann);  Literar.  Centralblatt  Nr.  30  (!G^ 
mann). 

872.  Riemann,  H.,  die  Entwickelang  unserer  Notenschrift. 

Sammlung  musikalischer  Vorträge  3.  Reihe,  Nr.  28.  8.  (22  8.)  Leipzig  188L 
Breitkopf  n.  H&rtel.  1  M. 


XII«  Rechtsgeschichte  und  Rechtsalterthümer. 

873.  Schulte,  J.  F.  v.,  Lehrbuch  der  deutschen  Reichs-  u.  Rechtsgeschichte. 
5.  verb.  Aufl.  8.  (XIV,  646  S.)  Stuttgart  1881.  Nitzschke«   12   M. 

874.  Osenbrüggen,  E.,  Studien  zur  deutschen  und  schweizerischen  Rechts- 
geschichte. Wohlfeile  (Titel-)  Ausgabe.  8.  (Xn,  440  S.)  Basel  (1868)  1881. 
Schwabe.  M.  3,20. 

875.  Grimm,  Jacob,  Deutsche  Rechtsalterthümer.  3*  Ausgabe.  8.  (XXYI, 
971   S.)  Göttingen  1881.  Dietrich.   12  M. 

876.  Schröder,  R.,  die  Franken  und  ihr  Recht. 

Zeitschrift  der  Savignj-Süftung  für  Rechtsgeschichte  II,  2  (S.  1-— 82).  Weimir 
1881  (Böhlau).  Auch  separat.  (82  S.)  M.  1,60.  Vgl.  Mittheiluugen  aus  der  histor. 
Literatur  X,  3. 

877.  Blaas,  C.  M.,  Ein  Revers  über  das   „ Reihenrecht **  aus  dem  Jahre  1388. 
Anseiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorseit  1881,  140  f. 

878.  Blaas,  C.  M.,  der   „PrangerhansP   der  Stadt  Drosendorf. 
Berichte  und  Mittheilnngen  des  Alterthumsvereins  in  Wien  1881. 

879.  Borch,  Freih.  L.  v.,  Beiträge  zur  Rechtsgeschichte  des  Mittelalters  mit 
besonderer  Rucksicht  auf  die  Ritter  und  Dienstmannen  fürstlicher  und  gräf- 
licher Herkunft.  4.  (84  S.)  Innsbruck   1881.  Rauch.  4  M. 

880.  Buchwald,  G.,  zum  Verfahren  bei  Gottesurtheilen. 
Mittheilnngen  des  Instituts  für  österr.  Geschichtsforschung  II,  287 — 294 

881.  Erdmann,  der  Tod  im  Recht  Ein  Vortrag.  8.  (20  S.)  Dorpat  1881. 
Karow.   M.  0,60. 


XII.  RECHTSGESCHICHTE  UND  RECHTSALTERTHÜMER.  473 

882.  Frauenstädt,  Paul,  Blutrache  und  Todtschlagtsühne  im  deutschen  Mittel- 
alter. Studien  zur  deutschen  Kultur-  und  Rechtsgeschichte.   8.   (XIII)   250  S.) 

Leipzig  1881.  Duncker  u.  Humblot.    5  M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  24;  Zeitschrift  für  das  Privat-  und  öffentliche 
Recht  IX,  3. 

883.  Hermann,  E. ,    Entwicklung  des  altdeutschen  Schöffengerichts.  8.  (VII, 

264  S.) 

Untersuchungen  zur  deutschen  Staats-  und  Rechtsgeschichte  herausgeg.  von 
O.  Gierke.  Breslau  1881.  Köbner.  6  M. 

884.  Kaufmann,  A.,    über   das   Freibitten  Verurtheilter    durch    Jungfrauen. 
Picks  Monatsschrift  VII,  257—270.  Populäre  Vorträge  etc.  IV. 

885.  Mejer,  Georg,  die  Gerichtsbarkeit  über  Unfreie  und  Hintersassen  nach 
ältestem  Recht. 

Zeitschrift  der  Savignj-Stiftong  fttr  Rechtsgeschichte  I,  S.  8S-1U. 
886.^  M eye r,  Georg,    die  Verleihung    des  Königsbannes    und  das  Dingen  bei 

markgräflicher  Huld.  8.  (V,  46  S.)  Jena  1881.  Fischer.   2  M. 

Vgl.  Literar.  CentralblaU  1882,  20;  Kritische  Vierteljahrsschrift  N.  F.  IV,  4; 
D.  Liter.  Ztg.  1882,  24  (Gierke). 

887.  Schmidt,   Karl,    Jus  primae  noctis.    Eine  geschichtliche  Untersuchung. 

8.   (XLIII,  397   S.)  Freiburg  i.  Br.   1881.  Herder. 

Auf  Grand  eines  reichhaltigen  Urkundenmaterials  wird  erwiesen,  daß  das  ge- 
nannte Recht  in  der  hent  üblichen  Auffassung  im  Mittelalter  nicht  bestanden 
habe.  Vgl.  Im  neuen  Reich  1881,  Nr.  61 ;  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  C;  D.  Liter. 
Ztg.  Nr.  21  (E.Fischer);  Qötting  Gel.  Anz.  S.  496—608  (Liebrecht);  Academy 
1882,  26.  März;  Revue  critique  1882,  6.  (VioUet;  einige  Schmidt  unbekannte 
Texte  werden  hinzugefügt,  die  für  das  16.  Jh.,  wenigstens  für  Frankreich,  das 
Recht  doch  bezeugen) ;  Historisch-politische  Blätter  89,  11;  Zeitschrift  des  Ber- 
gischen Geschichtsvereins  17,  218 — 220. 

888.  Sello,    Die  Geschichtsverfassung   und   das  Schö£Fenrecht  Berlins  bis  zur 

Mitte  des  XV.  Jahrhunderts. 

Märkische  Forschungen  16.  Band. 

889.  Storck,  Arthur,  die  Freilassung  im  Zeitalter  der  Volksrechte.  8.  (47  S.) 
Halle'sche  DisserUtion  (1881). 

890«  Sjbel,  H.  v.,  Entstehung  des  deutschen  Königthums.  2.  nmgearb.  Aufl. 
8.   (V,  497  S.)  Frankfurt  a.  M.   1881.  Literar.  Anstalt.   10  M. 

891.  Vogel,  Beiträge  zur  Geschichte  des  deutschen  Reichshofgerichtes. 
Zeitschrift  der  Savignj-Stiftung  für  Rechtsgeschichte  II,  2,  S.  161—197. 

892.  Zacke,  Sachsenrecht  und  Schöffenstuhl. 
Geschichtsblätter  des  Vereins  für  Geschichte  Magdeburgs  1881*  1. 

893.  Pynacker  Hordyk,  C,  de  Taak  von  den  beoefenaar  der  Nederl.  rechts- 
geschiedenis.  Redevooring.   Utrecht.  Beyers,  f.   0,75. 

894.  B  ige  low,   M.   M. ,    Historj  of  procedure  in  England   from    the  Norman 

Conquest.  The  Norman  Peri od  1066 — 1204.  London  1881.  Sampson  and  Co. 
Vgl.  Academy  1881,  26.  Man. 

895.  Maurer,  über  die  norwegisch-isländische  Gagnföstur. 
Sitzungsberichte  d.  k.  bayer.  Akademie  d.  Wissenschaften  1881,  II,  3,  S.  225 — 268. 

896.  Liljenstrand,  Axel,  De  nordiska  Bygningabalkarne.  Deras  rättsordning 
i  organisk  utveckling.  8.  (IV,  372  S.)  Helsingfors  1881.  Författarens  förlag. 
Stockholm.  Norstedt  &  Söner.  4  kr.   75  öre. 


474  BIBUOGRAPHIE  VON  1881. 

897.  Loersch,  U.,  und  R.  Schröder,  Urkanden  zur  Geschichte  des  deiitscKei 
Rechtes.  Für  den  Gebrauch  bei  Vorlesungeo  und  Übungen  hirausgegebt». 
I.  Privatrecht.  2.  verm.  u.  verb.  Auflage.  8.  (Xu,  274  S.)  Bonn  1881. 
Marcus.   5  M. 

898.  Palaeographical  Society,  enthält  p1.  184  die  erste  Seite  der  Lex 
Salica,  St.  Gallen.  Hs.  731. 

899.  Thonisseui  J.  J.,  Torganisation  judiciaire,  1e  droit  p^nal  et  la  procedo.'» 
pönale  de  la  loi  Salique.  Bruxelles  1881.  4.  (398  S.) 

900.  Capitularia    regum    Francorum.     Denuo    ed.   A.   Boretius    T.  I,  p.  1 

4.  (Vin,  259  S.)  Hannover   1881.  Hahn.   7   M. 
MoDumenta  Germaniae  historica.  Leguin  sectio  11. 

901.  Steffenhagen,  Emil,  die  Entwicklung  der  Landrechtsglosse  des  Sachsen- 
spiegels. I.  Eine  interpolierte  Glossenhandschrift.  8.  (39  S.)  Wien  l^^I. 
Gerold  in  Comm. 

Aus  Band  98  der  Sitzungsberichte  der  Wiener  Akademie.  Vgl.  D.  Liter,  liz. 
1881,  50  (Laband). 

902.  Steffenhagen,  E.,  Plan  zu  einer  kritischen  Bearbeitung  der  SachsiA- 

spiegeUGlosse,  Land-  und  Lehnrecht. 

Zeitschrift  der  Savigny^Stiftung  für  Rechtsgeschichte  H,  2,  S.  232^236. 

903.  Wasserschlebcn,  Mittheilungen  über  ein  in  dem  Cod.  Nr.  2667  du 
großherzogl.  Hofbibliothek  zu  Darmstadt  enthaltenes,  für  die  Recht«-  mi 
Kunstgeschichte  interessantes  Werk. 

Zeitschrift  der  SavignjStiftuDg  fOr  Reuhtsgeschichte  H,  2,  S.  131  —  150.  Ta^ 
vain  des  kristen  geianfe  und  leuen*  genannt  (an  anderer  Stelle:  Tabula  fide 
vitae  christianae) ,  darin  auch  ein  Auszug  aus  dem  Sachsenspiegel,  die  gereiiB& 
Vorrede  zum  TheiL 

904.  Hasse,  P.,  neue  Fragmente  des  Lübschen  Rechts. 

Zeitschrift  der  Gesellschaft  iur  Schleswig-Holsteiu-Lauenburg.  Geschiebte  £ 
(1881),  125—150.  Aus  einer  Handschrift  der  Univorsitätäbibliothek  in  Kiel. 

905.  Frensdorff,  F.,  Dritter  Bericht  über  die  zur  Herausgabe  der  ält<?n 
deutschen  Stadtrechte  unternommenen   Vorarbeiten. 

Neues  Archiv  d.  Gesellschaft  f.  ältere  deutsche  Geschichte  7  (1881)^  S.  9— IT. 

906.  Lehr,  Ernest,  la  Handfeste  de  Fribourg  dans  l'Uechtlaud  de  Van MCCXLIl 
Textes  latin,  fran^ais  et  allemand,  traduotion,  coinmentaire,  glossaire,  etnir 
comparative  sur  le  droit  des  trois  villes  Kybourgeoises  de  Fribourg,  Thoime 
et  Berthoud  au  XUI*  si^cle.   8.  Lausanne   1881.  Benda.   M.    r>,40. 

907.  Schell,  die  Rechtsquellen   des  Oantons  Freiburg. 
Zeitschrift  für  schweizer.  Recht  XXII,  1  (1881). 

908.  Der  Burgfriede  von  Aschhausen  aus  dem  Jahre   1393.   Mitgetheilt  roo 

Alberti. 

Württembergische  Vierteljahrshefte  4  (1881),  S    233  f. 

909.  Rhull,   Ferdinand,    die  Stadtgesetze  von   Eger  aus  den   Jahren    135?— 

1460.   8.   Separatabdruck  aus  dem  12.  Jahresberichte  des  2.  STaats^ymnasiira» 

in   Graz.   Graz   1881.   (44   S.) 

Abdruck*  mit  sprachlichen  und  lexicalischen  Bemerkungen.  Vpl.  Zeitschrift  i.  <: 
österr.  Gymnasien  1882,  S.  159;  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthuni  8.  18'>;  Mit 
theilungen  d.  Vereins  t".  Geschichte  d.  Deutschen  in  Böhmen  1881,  2.  Hti'. 
vgl.  Khulls  Entgegnung  ebd.  1882,  S.  35. 

910.  Korth,    Dr.,   über  ein   Eilenburgcr  Stadtbuch. 
Neues  Archiv  t'fir  sächsische  (.ieschichte  I.  Band.  1880. 

911.  Augsburger  Judeneid.   Von  A.  Jeitteles. 
Germania  26,  376. 


Xm.  LITTERATURGESCHICHTE  UND  SPRACHDENKMÄLER.         475 

912.  Baamann,  F.  L.,  Weietum  des  Kellhofes  Hörn  am  Untersec. 
Alemannia  9  (1881),  5 — 16.  Abschrift  des  16.  Jhs.  in  Donaueschingen, 

913.  Hartfelder,  Weistham  des  üsenbergischen  Dinghofes  zu  Bischoffingen. 

1279. 

Zeitschrift  f.  d.  Geschichte  d.  Oberrheins  34.  Bd.,  S.  234-239. 

914.  Weisthümer,  österreichische.  6.  Bd.  Steirische  und  kärnthischc  Taidingc. 
Herausgeg.  von  F.  BischofF  u.  A.  Schönbach.  8.  (XII,  735  S.)  Wien  1881. 
Braumüller.   19   M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  26. 

915.  Ney,  E.,  Weistum  der  Otterbergcr   Waldgemark  von    1567. 
Mittheilungen  des  histor.  Verein»  der  Pfalz  IX  (Speier  1880.   8),  S.  235-240. 

916.  Weistum  von  Weiler  bei  Monzingen   (Kreis  Kreuznach). 
Zeitschrift  des  Bergischen  Geschichtsvereins  16.  Band  (1881),  S.  223—234. 

917.  Disselbeck,  zur  Geschichte  Rhein bachs. 

Programm  des  Progymnasiums  zu  Kheinbach  1881.  4.  (23  S.)  Enthält  u.  a,  den 
Wiederabdruck  eines  bei  Lacomblet  gedruckten  Weisthums. 

918.  Janicke,  K.,   Weisthümer  aus  dem   Hildesheimischen. 
Zeitschrift  des  historischen  Vereins  für  Niedersachsen  1881,  S.  181 — 204. 

919.  Wetzel,  August,  Drei  Kieler  Bursprakcn  aus  dem  Anfang  des  15.  Jahr- 
hunderts. 

Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Schleswig- Holstein-Lauenburgische  Landeskunde 
10  (1881),  171=198. 

920.  Müller^  S.,  Costumen  van  Nienburg  en  van  Bunschoten.  Keminck. 

921.  Rechtsbronnen  der  Stad  Zutphen  van  het  begin  der  14.  tot  de  tweedc 

helft  der  1 6.  eeuw.  Uitgegeven  door  C.  Pijnacker  Hordijk.  8.  (XXVIII,  1 64  S.) 

Haag  1881.  Nijhoff.   7  M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  32. 

922.  lets  over  de  keuren  der  westfriesche  steden. 
Verslagen  en  Mededeelingen  1  (1880). 

923.  Dareste,  R.,  les  anciennes  lois  de  l'Islande. 

Journal  des  Savants  1881,    August.    Auch  separat  erschienen.    11  S.  4.    Paris, 
imprim.  nationale. 

924.  OstgÖtalagen.  Aftryck  efter  1830  ars  upplaga  ombesörjdt  af  L.  F. 
LeflFIer.  8.   (153  S.)  üpsala  1880.  4  kr. 

925.  Schlyter,  C.  J.,  om  en  föregifven  ännu  i  behall  varande  äldre  redaktion 

af  Södermannlagen.   4.   (5   S.) 

In:  Lunds  universitets  Irrskrift  T.  XVU,  1880—81. 

926.  Storm,    Magnus  Erlingssens  Lov  om  Kongevalg  og  Lefte  om  Kronens 

Ofring.    8.  (16  S.) 

Aus:  Christiania  Videnskabsselskabs  Forhandlinger  1881,  Nr.  14.  25  öre. 

927.  Lind,  E.  H.,  om  rim  och  verslemningar  i  de  svenska  landskapslagarne. 
8.  (91   S.)  Upsala   1881.    1   kr.   75  öre. 

Upsala  Universitets  ärsskrift  1881.  Vgl.  Literaturblatt  1882,  3  (Kock). 

XIII.  Litteraturgeschichte  und  Sprachdenkmäler. 

928.  Scherr,  Johannes,  allgemeine  Geschichte  der  Literatur.  Ein  Handbuch 
in  2  Bänden^  umfassend  die  nationalliterarische  Entwickelung  sämmtlicher 
Völker  des  Erdkreises.   6.  Auflage.  (In   12   Lief.)  8.   Stuttgart  1881. 

929.  Scherr,  Jdnos,  a  vilagirodalom  tört^nete.  8.  Budapest« 
Magyarische  Übersetzung  von  J.  Scherrs  Allgem.  Geschichte  der  Literatur. 


476  filBUOGRAPHIE  VON  1881. 

930.  Seh  er  r,  Jan,  Histoiya  literatoiy  powszechn^j.  8.  Warschau. 
Polnische  Übersetzung. 

981.  Norrenberg,  Peter ,   Allgemeine  Literaturgeschichte.    1.  Band.  3.  Lief. 
8.  (S.   129  —  192.)  Münster  1881.   Russell.  60  Pf. 

932.  Gödeke,  K.,   Grundriß  zur  Geschichte  der  deutschen  Dichtung.  3.  Bi 

7.  Heft.  Dresden   1881.  Ehiermann. 

Vgl.  Blätter  fElr  literar.  Unterhaltung  1882,  8. 

933.  Scherer,  W.,  Geschichte  der  deutschen  Literatur.  4.  Lief.  (S.  225—304. 

Berlin   1881.  Weidmann.   1   M. 

Vgl.  Zeitschrift  f.  d.  Gsterr.  Gymnasien  3*2,  11  (Seemüller);  Neue  evangeL  Kirdiai- 
zeitung  1882,  7;  Neue  Jahrbücher  f.  Philol.  u.  Pädag.  188.\  Bd.  126,  S.  47-M 
(Gerlach);  Zeitschrift  f.  d.  Gjmnasialwesen  1882,  April  (Wilmanns);  Hernes 
ArchiT  67,  2  (Bilts). 

934.  Althof,  G.,  Literaturheft  zur  deutschen  Sprachschule.  8.  (94  S.)  Hir- 
borg  1881.  Elkan.  40  Pf. 

935.  Brugier,  G. ,  Geschichte  der  deutseben  Nationallitteratur.  Nebst  kon- 
gefasster  Poetik.  Für  Schule  und  Selbstbelehrung  mit  vielen  Proben  und 
einem  Glossar.  6.  verb.  u.  verm.  Aufl.  8.  (LXXX,  749  S.)  Freiburg  i,  Br. 
1880.  Herder.   6  M. 

936.  Egelhaaf,  G.,  Grundzuge  der  deutschen  Literaturgeschiehte.  Ein  Hilfs- 
buch  für  Schulen  und  zum  Privatgebrauch.  8.  (60  S.)  Heilbronn  1881. 
Henninger.    2  M. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  9  (Wendt). 

937.  Hahn,  W.,  Deutsche  Litteraturgesehichte  in  Tabellen.  8.  rerb.  Aoflsgc. 

8.  (57   S.)  Berlin   1881.  Besser.   1   M. 

938.  König,  R.,  deutsche  Literaturgeschichte.  10.  u.  11.  verb.  u.  verm.  Aul 
8.  Bielefeld   1881.  Velhagen  u.  Riasing.  8  M. 

939.  Leixner,  0.  v.,  illustrirte  Literaturgeschichte  in  volksthümltcher  Dar- 
stellung. 31. — 41.  Lief.  Leipzig  1881.  Spamer.  k  50  Pf. 

Vgl.  Blätter  für  literar.  Unterhaltung  1881,  Nr.  42. 

940.  Mai  er,  Elisa,  Leitfaden  zur  Geschichte  der  deutschen  Litteratur,  betr- 
beitet  für  höhere  Töchterschulen,  weibliche  Erziehungsanstalten  und  sua 
Selbstunterrichte.  6.  verm.  Aufl.  8.  (VI,  186  S.)  Dresden  1881.  EhlermiDD. 
1  M. 

941.  Philippi,  J.,  histoire  de  la  littärature  allemande  d'apr^s  le  Doctcur 
Kluge.  Avec  une  pr^face  de  L.  Crousl6.  18.  (344  S.)  Paris  1881.  Bonhoor« 
et  Co. 

942.  Pütz,  W.,  Übersicht  der  Geschichte  der  deutschen  Litteratur  für  höhere 
Lehranstalten.  8.  Auflage  von  W.  F.  Conrads.  8.  (IV,  112  S.)  Leipzig  1881. 
Bädcker.   80   Pf. 

943.  Schräm,  W.  C,  deutsche  Literaturgeschichte,  nebst  einer  mnemotech- 
nischen Anleitung  zur  leichteren  Aneignung  literarhistorischer  Zahlen.  8.  (VIL 
134  S.)  Brunn   1881.  Epstein.   M.    1,60. 

944.  Sehrwald,  Fr.,  Deutsche  Dichter  und  Denker.  Geschichte  der  deutschen 
Literatur  mit  Probensammlung.  2.  Aufl.  2.  Lief.  1.  Abth.  8.  (8.241—480.) 
Altenburg  1881.  Bonde.   2  M. 

945.  Vymazal,  Fr.,  Dfejiny  n^meck^  n4rodni  literatury.  Podle  Kluge,  Knrce 
a  jinych  (Geschichte  der  deutschen  Literatur  nach  Klage,  Kars  n.  a.).  3. 
(114  S.)  V  Bmfe  1879.  M.   1,80. 


XHL  LITTERAT  URGESCHICHTE  UND  SPRACHDENKMÄLER. '        477 

946.  Doorenbos,  W.,  HaDdleiding  tot  de  Gescbiedenis  der  letterknnde,  vooral 
▼an  den  nienweren  iyd.  Arnhem,  Bleeker  en  Ybes.  f«  9. 

947.  Taine,  H.,  histoire  de  la  littörature  anglaise.  T.  1.  b'  ^d.  18.  (L,  416  S.) 
Paris  1881.  Hachette.  fr.  3,50. 

948.  Hart,  J.  M.,  a  sjUabus  of  aDglosazon  literatnre :  adapted  from  B.  ten  Brink's 

Gescbichte  der  englischen  Literatur.    8.  (Ü,   69   S.)  CIncinnati  1881.    5  sb. 
Vgl.  The  American  Journal  of  Philology  Nr.  6,  8.  107  f. 

949.  Rudolf,  U.  J.,  an  abridgment  of  the  bistorj  of  english  literature,  for  the 

nse  of  the  upper  classes.   8.  (VI,  35  S.)  Solothnrn  1881.  Jent  u.  Gaßmann. 

M.  0,80. 

Vgl.  Academj  1881,  2.  April,  S.  242. 

950.  Wilkins,  John,  Repetitorium  der  Englischen  Sprach-  und  Literatur- 
geschichte mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Altenglischen  (Angelsächsi- 
schen) und  Mittelenglischen  Periode  nebst  bibliographischen  Notizen,  Inhalts- 
angaben und  grammaticalischen  Fragen  zur  Beantwortung  für  Candidaten 
and  Studirende  der  modernen  Philologie.  8.  (28  S.)  Berlin  1881.  Kühl.    1  M. 

951.  Hörn,  F.  W.,  den  danske  Literaturs  Historie  fra  dens  Begyndelse  til 
vore  Dage.  5. — 10.  Heft.  8.  Kopenhagen  1881.  Gyldendal.  k  1  kr. 

952.  Str^m,  T.,  dansk  Literatur  historie.   3.  udgave.  8.  (380  S.)    1881. 


953.  Grimm,  Wilhelm,    kleinere  Schriften.    Herausgegeben  von  G.  Hinrichs. 

1.   Bd.   8.  (IX,  587  S.)  Berlin  1881.  Weidmann. 

Der  1.  Band  der  in  jedem  Betracht  willkommenen  Sammlung  von  kleineren 
Schriften  W.  Qrimms  umfasst  folgende  Abschnitte,  in  welche  der  Heransgeber 
den  Stoff  geordnet:  Biographisches;  Wissenschaftliche  Anfänge;  Naturposie; 
Kanstpoesie;  Zu  den  Märchen;  Reden;  Kosmos;  Zeitgeschichtliches;  Erzählungen. 
Zum  ersten  Mal  hier  gedruckt  erscheinen:  Gleichnisse  im  Ossian  und  Parzival 
(S.  48-57),  und  drei  Reden  (S.  493—607).  Der  Umsicht  und  Sorgfalt  des  Heraus- 
gebers gebührt  alle  Anerkennung.    Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  46  (Rödiger). 

954.  Kejser,   R. ,    Samlede  Afhandlinger  udgivne  af  0.  Rygh.    1. — 3.  Heft. 
8.   (VI,  480  S.)  Christiania  1881.  Mailing.  1   kr. 

955.  Kejser,  R.,  Efterladte  Skrifter  udgiyet  af  0.  Rygh.  L  Bd.  3.  u.  4.  Heft. 
Ebd.  (S.  321—588  S.)  ä  1   kr. 

956.  Pfalz,  Fr.,    litteraturgeschichtliche  Lebensbilder.    Leipzig  1882.  Siegis- 

mund  u.  Volkening.  8.   (IV,   117   S.)  M.   1,20. 

Vgl.  Fleckeisen  126,  218  f.  (Zimmermann).  Enthalt  1.  Sigurd  und  Siegfried. 
2.  Hans  Sachs  und  seine  Zeit. 

957.  Seelmann,    Ferdinand,    vom    deutschen  Geiste    in   deutscher  Dichtung. 

Ein  Vortrag.  Dessau   1881.  8.  (40  S.)  50  Pf. 
Sammlung  gemeinverständlicher  Vorträge  Nr.  2. 

958.  Jacoby,  L. ,    über    die  Nachahmung    von  Naturstimmen    in   der  Poesie. 

8.   (31  S.)   Heidelberg   1880. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1880,  Nr.  30. 

959.  Keinz,  F.,  alte  Passauer  in  der  deutschen  Literaturgeschichte.  Bei  Ge- 
legenheit   des    Passauer    Studiengenossenfestes    seinen    Freunden    gewidmet. 

8.  (15  S.)  München  1881. 

I.  Bischof  Piligrim  (Nibelungenlied).  IL  Bischof  Wolfger  (Walther  von  der 
Vogelweide).    III.  Der  Minnesänger  Albrecht  von  Jahenstorf. 

960.  Groß,  H.,  Deutschlands  Dichterinnen  und  Schriftstellerinnen.  Eine  literar- 
historische Skizze.  L  II.  (71,  94  S.)  Triest  1880—81. 

Programm  des  Gymnasiums  in  Triest  Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  44. 


478  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

961.  S  c  h  o  p  f,  Alois,  Nationalepos  und  BalladendichtuDg.  Eine  etbnograpbisclie 
Studie.  8.  (IV,  36  S.)  Wien   1881.  Gerold  in  Comm.   80  Pf. 

962.  Lorenz,    über   das    lehrhafte  Element  in  den   deutseben   Kunstepen  der 

Übergangsperiode  und  der  ersten  Blütbezeit.  8.  (52   S.) 
Rostocker  Dissertation  1881.     . 

963.  Paris,  Gaston,  Etudes  sur  les  romans  de  la Table  ronde.  Lancelot  da  Iol 

I.  Le  Lanzelet  d^Ulricb  de  Zatzikboven. 
Romania  1881,  p.  465—496. 

964.  Boeling,  Alexander,    Goethe*s  Reinecke  Fuchs  nach   dem   ersten  Dnirk 

vom  J.    1794,    mit  Proben    der    älteren  Tierepen    berausgeg.   und  erläotfit 

8.  (224  S.)  Berlin  1882.  Weidmann.  4  M. 
Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  26. 

965.  Dimter,  A. ,  die  lyrisch- epische  Dichtung  in  der  deutseben  Ldtentir. 
8.  (15  S.) 

Programm  der  Oberrealschule  in  Teschen.  Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  91  t 

966.  Müller-Fraureuth,  Carl,  die  deutschen  Lügendichtungen  bis  auf  Müoeb* 

hausen  dargestellt.  8.  (III,  142  S.)  Halle  1881.  Niemeyer.   3   M. 
Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  28  (Lichtenstein). 

967.  Bach  mann,  Johannes,  Geschichte  des  evangelischen  Kircbengesanges  n 
Mecklenburg,  insbesondere  der  Mecklenburgischen  Gesangbücher.  Ein  hymao- 
logischer  Beitrag.  RectoratsProgramm  für  1879/80.  8.  (XII,  340  S)  Rostock 
1881.  Stillerscbe  Hof-  und  Universitäts-Buchhandlung. 

968.  Haßler,  ältestes  protestantisches  Gesangbüchlein  von  Ulm. 
Württembergische  Vierteljabrshefte  4  (1881),  S.  26-88. 

969.  Pro  Iß,  Robert,  Geschichte  des  neuem  Dramas.   1.  Bd.    1.  Hälfte.   Röft- 

bÜck  auf  die  Entwickelung  des  mittelalterlieben   Dramas.   Das   neuere  Drani 

der  Spanier.   8.   (VIII,   412   S.)  Leipzig   1880.   Schlicke.    10   M. 

Die  Übersicht  über  das  mittelalterliche  Drama  entbehrt  einer  übersichtlich» 
GrappiniDg  des  Stoffes  und  leidet  im  EinzelDeo  an  Ungenaoigkeiten,  Unrichtig- 
keiten. Vgl.  BläUer  für  literar.  Unterhaltung  1880,  Nr.  1 :  Literar.  Centralbliit 
Nr.  29  (Creizenach) ;  Literatarblatt  1881 ,  1  (Lemcke);  Anzeiger  f.  deutsche« 
Alterthum  7,  471. 

970.  Pfleiderer,   0.,  das  religiöse  Drama. 

Protestantische  Kirchenzeitung  1881,  Nr.  19  fg. 

971.  Lange,  die  lateinischen  Osterfeiern.   I. 
Programm  der  Realschule  I.  Ord.  in  Halberstadt  1881  (Nr.  2^3).  4.  (35  S.) 

972.  Kummer,   K.   F.,  eine   lateinische  Osterfeier. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  251  f.  Aus  einem  BreTiarinm  der  lülener 
Bibliothek  (Venetiis  1472). 

973.  Jundt,  A.,  die  dramatischen  Auffuhrungen  im  Gymnasium  zu  Stras- 
burg.  Ein  Beitrag  zur   Geschichte  des  Schuldramas  im   16.   u.    17.  Jahrh.  4. 

(69  S.)  Straßburg   1881.  Schmidt  M.   2.40. 

Vgl.  Re\'ne  critique  1881,  Nr.  45  (S.  358-59);  D.  Liter.  Ztg.  1882,  17  (E.  Schmidt  : 
Literar.  Centralblatt  1881,  Nr.  51. 

974.  Kinkel,  Theaterspiele  in  Dortmund  aus  der  letzten  Zeit  des  Mittelalters 

und   im  Jahrhundert  der  Reformation. 
Picks  Monatsschrift  1881,  VII,  8. 
97f).   Wehr  manu,   C,   Fastnachtspiele  der  Patrizier  in  Lübeck. 

976.   Walt  her,   C,   über  die  Lübecker  Fastnachtspiele. 

Jahrbuch  d.  Vereins  f.  niederd.  Sprachforschung  VI,  1 — 31. 


Xm.  LITTERATURGESCHICHTE  UND  SPRACHDENKMÄLER.  479 

977.  Preger,  W.,  Geschichte  der  deutschen  Mystik  im  Mittelalter.   Nach  den 

Quellen  untersucht   und  dargestellt.    2.  Theil.    Altere  und  neuere  Mystik  in 

der   I.Hälfte  des  XIV.  Jahrh.  Heinrich  Suso.   8.  (VI,   468  S.)  Leipzig  1881. 

Dörffling  u.  Franke.  9   M. 

Vgl.  Theolog.  Literaturblatt  1882,  Nr.  16;  D.  Liter.  Ztg.  Nr.  6  (Denifle);  Revue 
critique  1882,  8  (Schmidt). 

978.  Penon,GM  bijdragen  tot  de  geschiedenis  der  nederlandsche  letterkunde. 
1.   deel.   8.  (III,   188   S.)  Groningen    1881.   Wolters. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  1  (Sijmons);  Noord  en  Zuid  IV,  1.  Enthält  u.  a, 
einen  Abdruck  des  niederl.  Volksbuches  von  Apollonius,  nebst  einer  literar. 
Abhandlung. 

979.  Gummere,  Fr.  B.,  The  Anglo-Saxon  Metapher.  8.  (63  S.)  Halle  1881. 
Freiburger  Dissertation. 

Vgl.  The  American  Journal  of  Philology  Nr.  5,  S.  108  f.;  Academy  14.  Mai 
1881.  Gerichtet  gegen  Heiuzels  Schrift  vom  Stil  in  der  altgermanischen  Poesie. 

980.  Jusserand,  le  th^ätre  en  Angleterre  depuis  la  conquöte  jnsqa'aux  pr^- 
ddcessenrs  imm^diats  de  Shakespeare.  2  Edition.  8.  (VI,  350  S.)  Paris  1881. 
Lerouz. 

981.  Page,  Emil,  über  zwei  prosaische  Darstellaogen  der  Nibelungensagc  in 
der  nordischen  Literatur.  4.  (23  S.)  Programm  der  Realschale  I.  Ord.  in 
Chemnitz.   1881.  (Nr.  478.) 

982.  Heinzel,  R.,    Beschreibung   der  isländischen  Saga.    8.  (204  S.)   Wien 

1880.  Gerold  in   Comm.  8.  3,40. 

Aus  dem  Jahrg.  1880  der  Sitzungsberichte  S.  106  —  308.  Vgl.  Literar.  Central- 
blatt 1881,  6  (K.  Maurer),  wo  die  ganz  falsche  Auffassung  des  Begriffs  der 
isländ.  Saga  hervorgehoben  wird. 

983.  Arbok   hins  islenzka  fornleifaf^lags    1880   og   1881. 

Enthält  Sig.  Vigfiisson,  Rannsökn  k  hinum  foma  a1)>{ngissta<I  Islendin^a  og 
fleira;  Bruarfundrinn ;  Hannsökn  a  blöthiisinu  ad  )>yrli  og  fleira  i  Hvalsfirdi  og 
um  Kjalarnes;  um  hof  og  blotsidu  i  fomöld.  —  Bj.  Magn.  Olsen,  Borgarwirki.  — 
A.  Thorstenson,  GodboU. 


984.  Heyne,  M.,    Übungsstücke   zur  Laut-  und  Flexionslehre  der  alten  ger 
manischen  Dialekte,    Gothisch,  Althochdeutsch,  Altsächsisch,  Angelsächsisch,- 
Altfriesisch ,    Altnordisch.    8.    (2   Bl.    94  S)    Paderborn    1881.     Schöningh. 
M.    1,35. 

Eine  beschränkte  aber  zweckmäßige  Auswahl  von  Texten  mit  erklärenden  An- 
merkungen, unter  VerweiH  auf  Heyne's  Laut-  und  Flexionslehre.  Bei  Ulfila  und 
den  ahd.  Übersetzern  sind  griech.  und  latein.  Originale  beigefügt.  Vgl.  Anzeiger 
f.  deutsches  Alterthum  7,  3ü7  (Franck);  Literaturblatt  1881,  Juni  (Kluge):  Engl. 
Studien  4,514  (Kölbiug);  Götting.  Gel.  Anz.  1881,  36  (Wilken);  Zeitschrift 
f.  deutsche  Philologie  14,  240—245  (Sievers). 

985.  Braune,  Wilhelm,  Althochdeutsches  Lesebuch.  Zusammengestellt  und 
mit  Glossar  versehen.  2.  Auflage.  8.  (VIII,  228  S.)  Halle  1881.  Niemeyer. 
3   M. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  7  (Behaghel). 

986.  Das  höfische  Epos.  Auswahl  aus  den  Erzählungen  Hartmann's  von 
Aue,  Wolfram's  von  Eschenbach  und  Gottfried's  von  Straßburg.  Schulausgabe. 
Mit  Einleitung,  Anmerkungen  und  Wörterbuch  von  R.  Bech stein,  kl.  8. 
(XXIV,   132  S.)  Stuttgart  1881.   Cotta. 

Vgl.  Blätter  f.  literar.  Unterhaltung  1882,  Nr.  13  (Schröder);  N.  Jahrb.  f.  Philo- 
logie 1882,  310  f.  (Kluge);  Zeitschrift  f.  d.  Gjmnasialwesen  471  f.  (Löschhom). 


480  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

987.  Jauker,J.,  und  K.  Noe^  mittelhochdeutsches  Lesebuch  für  OberreaU 
schulen.  2.  verb.  u.  verm.  Aufl.  8.  (IV,  144  S.)  Wien  1881.  Grr&eser.  gdi. 
M.   1,84. 

988.  Lüben,  Aug.,  Auswahl  charakteristischer  Dichtungen  und  Protastide 
sur  Einführung  in  die  deutsche  Litteratur.  Ein  Lehr-  und  Lesebuch  (t 
höhere  Schulanstalten  und  zum  Selbstunterricht.  1.  Theil.  5.  Aufl.  Aus  da 
Quellen  vermehrt  und  verbessert  von  H,  Huth.    8.    (VIII,   302  S.)    Leipii| 

1880.  Brandstetter. 

I  — VI.  Zeitraum  von  der  Urzeit  bis  Lessing. 

989.  Reich  el,  Karl,  mittelhochdeutsches  Lesebuch  mit  Glossar  für  Gymnasten. 
4.  Auflage  besorgt  von  Rudolf  Reichel.  8.  (275  S.)  Wien  1881.  GeroU. 
3  M. 

990.  Sommer,  W.,  Deutsches  Lesebuch  für  höhere  Lehranstalten  nebst  einea 
Abriß  der  Poetik  und  Litteraturgeschichte.   3.  Aufl.  8.  (XX ,   920  S.)  Coli 

1881.  Du  Mont-Schauberg.   7   M. 

991.  Zupitza,  Julius,  alt-  und  mittelenglisches  Übungsbuch   zum  GebraudK 

bei  Universitäts Vorlesungen  mit  einem  Wörterbuche.  2.  verm.   u.  verb«  AdL 

8.  (Vm,   192  S.)  Wien  1882.  Braumüller. 
Vgl.  Anglia  IV,  2,  14  ff.  (Klage). 

992.  CasselTs  Library  of  English  Literature,  selected^  edited  and  arranged 

by  H.  Morley.  5  vols.  London   1876  —  81. 
Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  206  f. 

993«  Flor,  C,  Haandbog  i  den  danske  Literatur,  samt  nogle  Pr^ver  af  norske 

og  svenske  Forfattere.   18.  udg.  8.  (814  S.)  Kjebenhavn  1881.  GyldendsL 


994.  Sanders,  Daniel,    Abriß  der  deutschen  Silbenmessung  und  VerskaaL 
8.  (IV,   138,  Xni  S.)  Berlin   1881.  Langenscheidt.  M.  2,50. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  10  (Kräuter). 

995.  Siegfried,    zur  Metrik    der   kleineren  gereimten  althocbdentschen  G^ 
dichte.  8.  (20  S.) 

In:    Festschrift  zu  der  2.  Säcnlarfeier  des  Friedrich -Werderschen  GymnasiniBs 
SU  Berlin.  Berlin  1881.  Weidmann. 

996.  Güth,  über  den  Begriff  des  Leichs. 
Programm  1881,  Nr.  366. 

997.  Müller,  Richard,  der  Auftakt  in  den  Liedern  Wolframs  von  EscheBbaeh. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthnm  25  (1881),  50—57.  Ein  müßiger  Versuch,  eis 
System  des  Auftakts  hineinzubringen,  wobei  fast  ebensoviel  Ausnahmen  ab 
Regeln. 

998.  Riffert,  Julius,  der  dramatische  Vers  der  Deutschen. 
Allgem.  literar.  Correspondenz  8.  Bd.,  Nr.  90  (1881). 

999.  Mählj,  Jacob,  deutsche  Hexameterbehandlung  sonst  und  jetzt.   1781  a. 

1881. 

Allgem.  literar.  Correspondenz  8.  Bd.  (1881),  Nr.  86. 
1000«  Heremans,  J.  F.,  Beknopte  Nederlandsche  Metriek.  Gent.  Hoste,  f.  0,60. 

1001.  Schipper,  J.,  EngHsche  Metrik  in  historischer  und  systematischer  Ent- 
wicklung dargestellt.  1.  Theil:  Altenglische  Metrik.  8.  (XXVII,  565  S.> 
Bonn.   1882.  Strauß. 

Vgl.  Literaturblatt  1882,  Nr.  4  (Wissmann);  Anglia  V,  2  (Einenkel). 

1002.  Zeuner,  M. ,  die  Alliteration  bei  altenglischen  Dichtem.  8.  (60  S.' 
Halle  1881.  Dissertation. 


XIII.  A.  GOTISCH.    B.  ALTHOCHDEUTSCH.  481 

1003.  Schröer,  A.,  über  die  Anfaloge  des  Blankverses  in  England. 
ADdia    4,  1—72. 

1004.  Wagner,  the  english  dramatic  blanc-verse  before  Marlovre.  I.  (14  S.) 
Programm  der  höheren  Bürgerschale  zu  Osterode  1881  (Nr.  15). 

1005.  Waddington,  Su,  the  origin  of  the  sonnet. 
Academy  1881,  22.  Januar. 

1006.  Edzardi,  A.,  zur  Eddametrik. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge  8,  343—349. 

1007.  Recke,  £.  v.  d.,  Principerne  for  den  daiieke  Verskuust  efter  dens  histo- 

riske  og  systcmatiskc  Udvikling.  To  Dele.  8.  (232  u.  276  S.)  Samt  1  Tavle. 

Kopenhagen    1881.   Gyldendal.   7  kr. 
Dissertation. 

A.  Gotisch. 

1008.  Ulfilas,    Evangelium  Marci  grammatisch   erläutert  von  R.  Müller    und 

U.  Hoeppe.  8.  (72  S.)  Berlin   1881.  Grieben.  M.   1,50. 

Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  7,  332;  Literaturblait  1881,  Nr.  10  (Behaghel) ; 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13,  252  ff.  (Gering);  Academy  1881,  25.  Juni. 

1009.  Ulfilas.   Aivaggeljo  thairh  Maththaiu.  K.  V — VII.  Herausgegeben  von 

August  Schäfer,  großherzogl.  bad.  Landgerichtsdirektor  in   Waldshut.  gr.   8. 

(54  S.)  Waldshut  1881.  Zimmermann. 

Eine  gutgemeinte  Begrüßungsschrift  eines  Dilettanten  zum  20.  September  1881. 

1010.  Marold,  über  die  Vorlagen  der  gotischen  Bibelübersetzung. 
Verhandlungen  der  35.  Philologenversammlung  S.  209—210. 

1011.  Marold,  C,    kritische  Untersuchungen  über  den  Einfluß  des  Lateini- 
schen auf  die  gotische  Bibelübersetzung. 

Germania  26  (1881),  S.  129—172. 

1012.  Marold,  C. ,    kritische  Untersuchungen   über  den  Einfluß  des  Lateini- 
schen auf  die  gotische  Bibelübersetzung.   1.  Thcil.  Königsberger  Dissertation. 

Wien   1881.  44  S.   8. 

Unter  den  Thesen:  Die  Evangelien  hat  Ulf.  in  der  fast  allen  griech.  Texten 
gemeinsamen  Folge:  Mattbaeus,  Marcus,  Lucas,  Johannes  übersetzt.  Got.  unte 
leitet  weder  einen  Inhaltssatz  noch  eine  directe  Hede  ein,  sondern  ist  überall 
Causalconjugation. 

B.  Althochdeutsch. 

1013.  Piper,   P.,  Aus  St.  Gallcr   Handschriften.   IIL 
Zeitochrift  f.  deutsehe  Philologie  13,  305—337. 

1014.  Ueinemann,  Karl,  das  Verhältniss  des  hrabanischen  zum  keronischon 
Glossar.   8.   (48  S.)  Leipzig  1881.  Dissertation. 

Ist  der  erste  Tbeil  von:  Heinemann,  Karl,  über  das  hrabanische  Glossar. 
8.  (2  Bl.  92  8.)  Hallo  1881.  Niemeyer.  M.  2,40.  Vgl.  Literaturblatt  1881,  Nr.  8 
(Behaghel);  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  22  (Steinmeyer). 

1015.  Madan,  F.,  Cid  german  glosses  from  a  Bodleian  Manuscript. 
The  Journal  of  Philology  Vol.  X,  Nr.  19. 

1016.  Pflanzennamen,  altdeutsche.  Von  P.  Piper. 
Germania  26,  401^409. 

1017.  Hortzschansky,  A.,  Aus  dem  Summarium  Heinrici. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  12  (1881),  305—322.  2  Pergamentblfitter  aus 
Erfurt.  12  Jahrh. 

1018.  Hu  bad,  Fr.,  slavische  Parallelen  zum  Hildebrandlied. 
Das  Ausland  1881,  Nr.  46. 

GBKMANIA.  Nene  Beih«  ZV.  (ZXVII.)  J»]irg.  31 


482  BIBUOGRAPHIE  VOM  1881. 

1019.  Seiler,  F.,  Zum  Memento  mori  V.  115—122. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Altertham  25,  118. 

1020.  Otfrids  EyaDgelienbnch  herausgegeben  und  erklärt  von  Oskar  Erdmsn. 

8.  (LXXVII,  493  S.)  Halle  a.  S.  1882.  Waisenhaasbuchhandlang.  10  IL 
Germanistische  Handbibliothek  von  J.  Zacher.  V.  VgL  Läterar.  CentnIblsB 
1882,  Nr.  20;  D.  Liter.  Ztg.  Nr.  27  (Kelle). 

1021.  Kelle,  Job.,  Glossar  zu  Otfrids  Evangelienbuch.  4. — 6.  (Schluß-)  Hdt 

8.  (S.  273—372.)  Regensburg  1881.  Manz.  k  2,80. 
Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  27  (Seemüller). 

1022.  Piper,  P.,  Zu  Otfrid. 

Paul  u.  Braune,  Beiträge  8,  225—255.  1.  Otfrids  Accente.  2.  Zu  O/s  Lebet. 
3.  Noch  einmal  die  Handschriften. 

1023.  Schulze,  Karl,  die  Parabeln  Jesu  im  Krbt  und  Heliand  zugleich  eis 

Beitrag   zur   ästhetischen    und   theologischen  Würdigung  beider  Dicbtangai. 

1.  Teil. 

Programm  der  Realschule  I.  Ord.  zu  Lippstadt  1881  (Nr.  820).  4.  26  S 

0.  Mittelhochdeutsch. 

1024.  Schönbach,  A.,  Mittheilnngen  aus  altdeutschen  Handschriften.  3.  ond 

4.  Stück.  8.  (12  und   70  S.)  Wien   1881.  Gerold  in  Comm.   tf.    1,30. 
Aus    den  *  Sitzungsberichten    der  Wiener  Akademie'.    3.  Neue    FrmgmeBte  da 
Gedichtes  über  die  Zerstörang  von  Accon.    4.  Benedictinerregeln. 

1025.  Aelschker,  Edmund,    In  Kärnten   aufgefundene  Brachstucke  aus  ib* 

deutschen  Dichterwerken. 
Carinthia  71.  Jahrg.  1881. 

1026.  Wem  icke,  E.,  Findlinge. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  80.  Enthält  die  wohl  aus  dem 
Gedächtnisse  aufgezeichneten  Anfänge  dreier  Lieder:  'O  du  liebstes  mindlevn 
rodt.'  *Zart  liebste  fraw,  nu  lass  erbarmen  dich.'  'Ich  horte  ein  jungis  frauwelio 
klayn.'  Aus  Freiberg  in  Sachsen.  Das  zweite  ist  aus  einem  Liede  O.  v.  Wolkeo- 
stein:  vgl.  Anzeiger  Sp.  144. 

1027.  Schwarzer,  Jos.,  Visionslegende.  Zehn  Gebote.  Beichtgebet. 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13,  338  -  354.  Die  Verse  von  den  10  Gebotes 
finden  sich  in  mehreren  andern  Hss. :  nach  einer  Leipziger  und  Wiener  siod 
sie  bei  Ph.  Wackemagel  2,  50  gedruckt  Das  abd.  Beichtgebet  ist  Martene, 
de  antiquis  ecclesiae  ritibus  (1705)  entnommen  und  war  bisher  übersehen,  daher 
der  Wiederabdruck  sehr  dankenswerth  ist. 

1028.  AegidiOB.   —  Der  Trierer  Aegidius.  Herausgegeben  von  K.   Bartsch. 
Germania  26,  1—57. 

1029.  Anegenge.  —  Schröder,  Eduard,   Das  Anegenge.  Eine  litterarhisto- 

rische  Untersuchung.  8.   (VIII,   96  S.)  Straßburg  1881.  Trübner.   2  M. 
Quellen  und  Forschungen  XLIV.  Heft.  Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  28  (Schon- 
bach) ;    Anzeiger    für    deutsches  Alterthum  7 ,  333 ;    Literaturblatt  1882 ,   Nr.  4 
(Bartsch). 

1030.  Das  Annolied.  Aus  dem  Ripuarischen  übersetzt  von  A.   Stern.   (48  S. 
Beclams  Universal-Bibliothek  Nr.  1416  (1881).  20  Pf. 

1031.  Arzneibnoh.  —  Blaas,  C.  M.,  Bruchstücke  aus  einem  mitteldeutsches 
Arzneibüchlein. 

Germania  26,  338—342. 

1032.  Angastinns.  —  Benedict,  Anton,    über   eine  mhd.  Übersetzung  (ier 
Meditationes  des  heil.  Augustinus.   8.  (15  S.) 

Programm  der  Realschule  zu  Prag  1881. 


Xra.  C.  MITTELHOCHDEUTSCH.  483 

1033.  Beichtbnoh.  — Mfinzenberger,  E.  F.  A.,  das  Frankfurter  and  Magde- 
burger Beichtbüchlein  und  das  Buch  „Tom  sterbenden  Menschen^.  Ein  Bei- 
trag zur  Kenntniss  der  religiösen  mittelalterlichen  Volksliteratur.  8.  (72  S.) 
Mainz   1881.  Kirchheim.   1   M. 

Vgl.  Bibliographie  1880,  Nr.  996. 

1034.  Berthold.  — -  Birlinger,  A.,  zu  Berthold  von  Kegcnsburg. 
Germania  26,  381  f. 

1035.  Resch,  zur  Sjntax  des  Berthold  von  Regensbnrg. 
Programm  der  Oberrealscbule  in  Leitmeritz  1880. 

1036.  Rehorn,  K.,  die  Chronistenberichte  über  Bruder  Bertholds  Leben. 
Germania  26,  316—338. 

1037.  Bibel.  —  Der  Codex  Tcplensis,  enthaltend  „Die  Schrift  des  newen 
Gezeuges  .  Alteste  deutsche  Handschrift,  welche  den  im  XV.  Jahrb.  ge- 
druckten deutschen  Bibeln  zu  Grunde  gelegen.  I.  Tbeil.  Die  vier  heiligen 
Evangelien.  4.  (157   S.)  Augsburg  1881.  Litcrar.  Institut.  6   M. 

Vgl.  Theolog.  Liter.  Ztg.  1881,  26  (Bertheau);  D.  Liter.  Ztg.  35  (£.  Schröder); 
Theolog.  Quartalschrift  63,  3  (Schanz);  Literaturblatt  1881,  Nr.  11  (Pietsch); 
Literar.  Hand  weiser  1882,  Nr.  6;  Mittheilungen  des  Vereins  för  Geschichte  der 
Deutschen  in  Böhmen  XX,  4;  Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  14,  112  ff.  (Pieiscb). 

1038.  Boner.  —  Schoch,  Rudolf,  über  Boners  Sprache.  8.  (55  S.)  Frauen- 
feld   1881.  Huberts  Buchdruck erei. 

Züricher  Doctor-Dissertation.  Vgl.  Literaturblatt  1881,  Nr.  11  (Vetter);  Anzeiger 
f.  deutsches  Alterthnm  8,  182  f.  (SchSnbach). 

1039.  Bnoh  der  Märtyrer.  —  Meyer,  J.,  Bruchstücke  eines  Passionais. 
Alemannia  9  (1881),  1 — 6.  In  Frauenfeld  (Schweiz). 

1040.  Die  Chroniken  der  deutschen  Städte  vom  14.  bis  ins  16.  Jahrhundert. 
Herausgegeben  durch  die  hbtor.  Commission  bei  der  kön.  Akad.  d.  Wissen- 
schaften.  17.  Bd.  Die  Cbroniken  der  mittelrheinischen  Städte.  Mainz.   1.  Bd. 

8.  (XXV,  414  S.)  Leipzig  1881.  Hirzel.   10  M. 

Vgl.  Bech  im  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  6,  der  Clas  Reise  als  Verf.  der  hier 
veröffentlichten  Chronik  wahrscheinlich  macht.  Der  sprachliche  Theil,  nament« 
lieh  das  Glossar  (von  A.  Wagner)  ist  sehr  mangelhaft.  Über  Band  liS.  16  vgl. 
histor.  Jahrbuch  11,  4  (Schulte). 

1041.  Christian  Kuchimeisters  NSwe  Casus  Monasterii  sancti  G-alli. 

In:  Mittheilungen  zur  vaterländischen  Geschichte  18.  Heft.  Herausgegeben  von 
G.  Meyer  v.  Knonau.  Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  28. 

1042.  Basler  Chroniken,  herausgeg.  von  der  historischen  und  antiquarischen 
Gesellscbaft  in  Basel.  2.  Bd.  Herausgegeben  durch  W.  Vischer  u.  H.  Boos. 
8.   (Xm,  515  S.)  Leipzig  1880.  Hirzel.   10  M. 

1043.  Cardanns,  H.,  eine  deutsche  Kölner  Kaiserchronik. 
Historisches  Jahrbuch  11,  3,  416-445  (1881). 

1044.  Hartmann,   0«,    Wo   hat   der  Verfasser   der   oberrheinischen  Chronik 

von  Grieshaber  geschrieben? 

Anzeiger  fKr  Schweizer.  Geschichte  1881,  S.  382—85. 

1045.  Chronik  des  Stiftes  Marienberg,    verfasst  von  P.  Goswin,    herausgeg. 

von  B.  Schwitzer.  8.  (XLIV,  275  8.)  Innsbruck   1880.  Wagner. 
Tirolische  Geschichtsquellen  Bd.  U. 

1046.  Denkwürdigkeiten  des  Hallischen  Rathsmeisters  Spittendorff,  hezmns- 

gegeben  von  J.  Opel.  8.  (XL VIII,  581   S.)  Halle  1880.  Hendel. 

Geschichtsquellen  der  Provinz  Sachsen  XL  Bd.  Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  172  f. 

1047.  Dangkrotzheim,  Conrad,  das  heilige  Namenbuch.  8.  (22  S.  mit  Illustr.) 
Augsburg  1881.  Hottler.  M.  1,50« 

31» 


484  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

1048.  Edolanz.  —  Schönbach)  A.,  Neue  Bruchstücke  des  Edolaox. 
Zeitocbrift    für    deutsches  Alterthum  25,  271—287.    Aus  Strasburg    in  Kintea 
stammend.  1  Doppelblatt  Perg.  14.  Jahrh. 

1049.  Eilhart.  —  Spreu   dritte  Hampfel    ausgeworfen   von   Xanthippns.  Zir 

Texteskritik  Eilharts  von  Oberge.  8.  (63  S.)  Rom  1881.   Löscher  u.  Co. 
Vgl.  Literaturblatt  1881,  Sp.  34  (Pfaff). 

1050.  Episteln.  —  Stejskal,  H.,  altdeutsches  Epistel- und  EvangelienbuckH 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  12  (1881),  323-333. 

1051.  Erzählnngen. —  Apfelstedt,  Friedrich,  Bruchstücke  eines  nnbekaoita 

epischen  Gedichtes. 

Germania  26,  95—99.  Vgl.  Bibliographie  1880,  Nr.  1015. 

1052.  Sprenger,  R.,  zu  von  der  Hagens  Gesammtabenteuer. 
Germania  26,  104. 

1053.  Floyris.  —  Bartsch,  Karl,  zum  Floyris. 
Germania  26,  64—65. 

1054.  Franenlob.  —  Börckel,  Alfred,  Frauenlob,  sein  Leben  und  Diekfeei 
dargestellt.  2.  mit  einem  Anhang:  die  Gründung  der  ersten  Meistersingsclale 
vermehrte  Auflage.  8.  (XIII,   123  S.)  Mainz   1881.  Zabern.   M.   2,25. 

1055.  Grenser,  A.,  Frauenlob's  Geschlecht  und  Wappen. 
MonaCsblatt  des  heraldisch-geuealog.  Vereins  *  Adler'  iu  Wien  1881,  Nr.  2. 

1056.  Der  Minnesinger  Heinrich  zur  Meise. 

Picks  Monatsschrift  VII  (1881),  76.  Darnach  wäre  nicht  Heinrich  von  Ifeite. 
sondern  zur  Meise  (ad  parum)  der  echte  Name. 

1057.  Bech,  F.,  zu  Heinrich  Frauenlob. 
Germania  26,  257—278.  Mit  Nachtrag  S.  379  f. 

1058.  Friedrich  von  Sonnenbnrg  von  G.  Dahlkc. 

Im  neuen  Reich  1881,  Nr.  31,  8.  183—192. 

1059.  Geilers  von  Kaisersberg  ausgewählte  Schriften  nebst  einer  Abhandln: 

über  Geilers  Leben   und  echte  Schriften  von  Philipp  de  Lorenzi.    1.  u.  2.  Ei. 

8.  (XI,  447  u.  X,  430  S.)  Trier  1881.  Groppe.  5  u.   4  M. 

Vgl.  Literar.  Rundschau  1881,  Nr.  22;  Der  Katholik,  1881,  Juni;  Literar.  Uaai 
weiser  1882,  Nr.  4;  D.  Liter.  Ztg.  1882,  22  (£.  Schmidt);  Zeitschrift  f.  deuuck 
Philologie  14,  120  ff.  (Bötticher). 

lOGO.  Geistfiche  Gedichte.  —  Tragi,  Alex.,    Zwei   Bruchstücke    geistlicber 

Dichtung. 

Vgl.  Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  245—248.  Aus  Prag,  2  Perf .  Bl. 
(das  Alter  wird  nicht  angegeben). 

1061.  Gottfried  von  Straübnrg.  —  Lüth,  Karl,  der  Ausdruck  dichterischer 

Individualität  in  Gottfrieds  Tristan.  4.  (33   S.) 

Programm   des  Gymnasiums  zu  Parchim  1881  (Nr.  561). 

1062.  Hartmann  von  Ane,  der  arme  Heinrich  und  die  Büchlein.  Herausge:- 

von  M.  Haupt.   2.  Auflage  der    Lieder  und  Büchlein  und   des  armen  Heinridi' 

besorgt  von  E.  Martin.   8.   (XX,   148  S.)  Leipzig   1881.   Hirael.   4  M. 

Der  Herausgeber  hat,  was  man  billigen  wird,  ein  durchaus  conservatives  Ver- 
fahren eingeschlagen.  Daß  Haupt  aber  gegenüber  so  einleuchtenden  BessenmgeE. 
wie  2.  Büchl.  660  daz  tau  müre  noch  want  auf  der  Lachmannschen  Lesart  Ik- 
harrte,  verdient  bemerkt  zu  werden.  Vgl.  Literaturblatt  1881,  Nr.  12  (Behagbel : 
Zeitschrift  f.  d.  österr.  Gymnasien  1881,  Nr.   12  (Sauer). 

1063.  Hartmann  von  Aue,  der  arme  Heinrich.  II  povero  Enrico.  Versioof 

in  prosa  di  A.  Baragiola.   8.  (IV,   45  S.)  Straßburg  1881.   Trübner.  M.  1,20. 
Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  8,   169  f. 

1064.  Heurici,  über  die  Hss.   des  Iwein. 
Verhandlungen  der  36.  Philologen  -Versammlung  S.  208—209. 


XIIL  C.  MITTELHOCHDEUTSCH.  485 

1065.  BirliDger,  A.,  Bracbstücke  auB  HartmaniiB  Iwein. 
Germania  26,  99—101. 

1066.  Henrici,  Emil,  die  Dresdner  Iweinhandschrift. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  123—127. 

1067.  Bechstein,  R.,   Drei  Conjecturen  zu  Hartmanns  Iwein. 
Germania  26,  385—393. 

1068.  Henrici,  Emil,  Schiltebürger  als  Name  des  Todes.  Zu  Iwein  7162. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Altertham  25,  127. 

1069.  Schmuhly    Carl,    Beiträge   zur  Würdigung    des  Stiles  Hartmanns    von 
Aue.  4.  (32  S.) 

Beüage  zum  Programm  der  latein.  Hauptschule  zu  Halle.  Michaelis  1881. 
(Nr.  198.) 

1070.  Hartmann  von  Aue  s.  Kynast  (Nr.  174.) 

1071.  Hartmann  von  Aue  s.  Weingartner  (Nr.   171). 

1072.  Hayden.  —  Seh  au  b  ach,  Ernst,  Gregor  Hayden  s  Salomon  und  Morolf. 
8.  (58  S.)  Leipziger  Dissertation  (1881). 

1073.  Heinricll    von   Breslau.  —  Wernicke,  Ewald,    Zur   Geschichte    der 
Minnelieder  Heinrichs  von  Breslau. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  352.  Die  hier  mitgetheilte 
Notiz  ist  von  mir  berichtigt  Anz.  1882,  Sp.  48. 

1074.  Heinrich  von  Freiberg.  —  Fietz,  A.,   Gedicht  vom  heil.  Kreuz  von 
Heinrich  von  Preiberg.   8.   (18  S.) 

Programm  des  Staatsgymnasiums  in  Cilli  1881. 

1075.  Heinrich    von    Momngen.  —  Mülverstedt,  G.  A.  v.,    des    Minne- 
sängers Heinrich  von  Momngen  Heimat  und  Geschlecht. 

Zeitschrift  des  Harzvereins  für  Gescbiehte  und  Alterthumsknnde  XHI.  Jahrg. 
Schlußheft  (1881). 

1076.  Hermann  von  Fritzlar.  —  Fritzlar!  Hermann  Sente  Elsebötje.    Beve- 

zetes.    Kfn.   Megigazitott  Szöveg.    Krifikai  jegyzetek.    Koloz8v4r  (1881).    8. 
Snmptibns  cditornm  actorum  comp.  litt.  univ. 

1077.  Hug^  von  Montfort    mit  Abhandlungen    zur  Geschichte   der    deutschen 

Literatur,  Sprache  und  Metrik  im  XIV.  u.  XV.  Jahrhundert.  Herausgegeben 

von  J.  E.   Wackernell.  8.  (CCLX,  282  S.)  Innsbruck  1881.   Wagner. 

Ältere  tirolische  Dichter  3.  Band.  Vgl.  Gott.  Gel.  Anz.  1882,  Nr.  16  (Bartsch); 
Literaturblatt  Nr.  8  (Brandl);  Literar.  Centralblatt  1882,  14  (Q.  R.);  Zeitschrift 
f.  deutsche  Philologie  13,  492 — 495  (Kinzel);  Anzeiger  f.  dontsches  Alterthum 
8,  231  ff.  (Emil  Henrici). 

1078.  Judith.  —  Pir ig,  Joseph,  Untersuchungen  über  die  sogenannte  Jüngere 

Judith,  mittelhochdeutsches  Gedieht  der  Übcrgangsperiodo.  Inaugural-Disser- 

tation.   8.  (76  S.)  Bonn    1881. 

Die  angehängten  Thesen  enthalten  außer  einigen  Emendationen  zur  Judith  solche 
zum  Alex.  2307  W.  («in  für  din)  und  Annolied  B.  23  ff.,  wo  zwei  Verse  ge- 
strichen werden  und  vorgeschlagen  wird:  da  wir  inne  birin,  daz  ander  ist 
geistiu.  Vgl.  Anzeiger  f.  deutocbes  Alterthum  7,  332  f.;  D.  Liter.  Ztg.  1881,  41 
(Rödiger);  Literatnrblatt  1882,  5  (Vogt). 

1079.  Konrad  von  Fnßesbrannen,   die  Kindheit  Jesu.   Herausgeg.  von  Karl 
Kochendörffer  8.  (VIII,   186   8.)  Straßburg   1881.  Trubner. 

Quellen  u.  Forschungen  XLIII.  Heft  Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  188?,  Nr.  17  (Scbönbach); 
Anzeiger  f.  dentsches  Alterthum  8,  217  ff.  (Strauch). 

1080.  Kochendörffer,    Handschriften -Verhältniss    und  Quelle    der  Kindheit 

Jesu  von  Konrad  von  Fnßesbrunnen.  8. 

StraOburger  Dissertation  1881 ;  enthält  die  Einleitung  snr  Ausgabe. 


486  BIBLIOGRAPHIE  TON  1881. 

1081.  Konrad  von  Würzbnrg.  —  Petelenz,  K.  J.,  Konrads  too  Wonbarg 

Leben  und  Bedeutung.  8.  (33  S.) 

Jahresbericht  des  Oyinnasiams  su  S.  Hyacinth  in  Krakaa  1881.  Vgl.  Zeitsckiift 
f.  d.  österr.  Gymnasien  1882,  159. 

1082.  Look,   Heinrich   yan,    der  Partonopier  Konrads  ▼.  Warzbnrg   and  kr 

Partonopeus  de  Blois.  Goch   1881.  8.  (43   S.) 

Straßburger  DisserUtion.  Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  47  (£.  Schröder);  Aniap 
f.  deutsches  Alterthum  8,  181. 

1083.  Konrad  von  Zabern.  —  Falk,  Pfarrer,  Zu  Konrad  von  Zabem. 
Germania  26,  382. 

1084.  Kndnm.  Nach  Müllenhoff  und  Martin  verkürzte  Ausgabe  mit  grammi- 
tischer  und  metrischer  Einleitung  und  Wörterbuch  für  Schulen  and  zu 
Selbstunterricht,  von  A.  £.  Zwitzers.  8.  (VIII,  94  S.)  HannoTer  1881. 
Hahn.   1   M. 

1085.  Gibb,  John,  Gudrun,  and  other  stories  from  the  Epics  of  the  Ifiddk 

Ages.   1881.  (Marshalli  Jupp  and  Son.) 
Vgl.  Academy  Tom  22.  Oct.  1881,  8.  308. 

1086.  Kny,  Hans,    der  Gebrauch    der  Negation   im  Kudrnnliede.    8.  (18  Sj 
Programm  der  Oberrealschale  in  Bielitz  1800.  Vgl.  Jahresbericht  1881,  8.  IST. 

1087.  Kudrun  s.  auch  Nibelungen  (Reinhardt  Nr.   1112). 

1088.  Lamprecht,  Pfaffe.  —  Die  Basler  Bearbeitung  von  Lambrecbts  Ak- 

xander  herausgeg.  von  R.  M.  Werner.   8.  (230  S.)  Tubingen    1881. 

154.  Publication  des  litterarischen  Vereins.  Vgl.  Zeitschrift  f.  deatsche  Ph3i> 
logie  14,  379—384  (Kinzel). 

1089.  Legenden.  —  Birliuger,  A. ,    Leben   heiliger   alemannischer  Fru« 

des  XIV.  XV.  Jahrhunderts.    I.  Dit  erst  Büchljn    ist  von  der  seligen  Klo- 

seneryn  von  Rnthy,   die  genant  waz  Elizabeth. 

Alemannia  9  (1881),  275—292.  Nach  einer  Straßbnrger  Hs.  gedruckt.  Die  hu? 
bmeker  Hs.,  die  S.  292  erwähnt  wird,  ist  nicht  verloren ;  vgl.  Qermania  26,  490. 
Nr.  887. 

1090.  Lieder.  —  P all  mann,  zehn  Lieder  aus  dem  Frankfurter  Stadtarchir. 
Mittbeilangen  des  Vereins  für  Frankfurter  Geschichte  VI  (1881),  S.  123. 

1091.  Liederdichter.   —   Apfelstedt,  F.,  zur  Pariser  Liederhandschrift. 
Germania  26,  213—229. 

1092.  Die  Minnesänger.  Ausgewählt  und  übersetzt  mit  Einleitung  und  An- 
merkungen von  K.  Pannier«  1.  u.  2.  Auflage.  12.  (358  S.)  Görlitz  18SI. 
Förster. 

Vgl.  Magaein  f.  d.  Literatur  d.  Auslandes  1881,  43  (Freytag);  Literaturblatt  ISSÜ 
(Schroeter). 

1093.  Pannier,   Karl,  die  Minnesänger. 
Europa  1881,  Nr.  26. 

1094.  Schwebel,   Oskar,  Deutsche  Minnesänger.    1.   2. 

Vossische  Ztg.  1881,  Sonntagsbeilage  44.  46.   (2.  Reinmar  von  Brennenbergr.^. 

1095.  Latwins  Adam  und  Eva.  Zum  ersten  Male  herausgegeben  von  KoDri*i 
Hofmann  und  Wilhelm   Meyer.   8.   (132  S.) 

153.  Publication  des  litterarischen  Vereins.  Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthao 
8,  222  ff.  (Steinmeyer);  Literaturblatt  1882,  7  (Sprenger). 

1096.  Margareta.  —  Hasenjäger,  R. ,  Bruchstück  einer  mitteldeutsches 
Margaretenlegende. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  12  (1881),  468-479.  7  Bl.  einer  8.  Hs.  Ptp- 
15.  Jh.  in  Stettin.  Das  Bruchstück  gehört  zu  der  Bearbeitung,  welche  Stej^kil 
(Wien  1880)  herausgegeben;  schließt  sich  am  nächsten  an  den  alten  Dmck  (b)  ao. 


Xra.  C.  MITTELHOCHDEUTSCH.  487 

1097.  Hariendichtnilg^.  —  Schröder,  Eduard,  Zur  Marieolyrik.  I.  Bruder 
Haos.  n.  Die  Mariengrüße. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  127—130. 

1098.  MoBOatblnt.  —  Puls,    Alfred,    UntersuchuDg    über    die  Lautlere    der 

Lieder  Muscatbluts.  8.  (54  S.)  Hirschberg  1.  Schi.   1881.   (Kiel,  Lipsius  u. 

Tischer.)  Kieler  Dissertation. 

Vgl.  Literatorblatt  1882,  Nr.  3  (Behaghel). 

1099.  Mystiker.  —   Denifle,  die  Dichtungen  R.  Merswlns.  5.  Epilog. 
Zeitschrift  f.  deutches  Alterthum  25,  101—122. 

1100.  Jundt;  das  Büchlein  des  Frankfurter  Deutschherre  und  Qottesfreundes : 

£jn  deutsch  Theologie  new  untersucht. 
Programm  1881,  Nr.  441. 

1101.  Strauch,  Philipp,  Margaretha  Ebner  und  Heinrich  von  Nördlingen.  Ein 
Beitrag  zur  Geschichte  der  deutschen  Mystik.  8.  (CVm,  416  S.)  Freiberg 
n.  Tübingen  1882.  Mohr  (Siebeck). 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  6  (Bech);  Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen 
Vorzeit  Nr.  1;  Deutsche  Bundschau  1882,  MSrz. 

1102.  Neidliart  s.  Nr.  811. 

1103.  Der  Nibelunge  Noth  und  die  Klage.  Nach  der  ältesten  Überlieferung 
herausgeg.  von  K.  Lachmann.  Kleine  Ausgabe.  10.  Abdruck  des  Textes. 
8.  (297  S.)  Berlin  1881.  Reimer.   M.  1,50. 

1104.  Das  Nibelungenlied  herausgeg.  von  Fr.  Zarnuke.  Ausgabe  für  Schulen 
mit  Einleitung  und  Glossar.  4.  Auflage  (9.  Abdruck  des  Textes).  Leipzig 
1881.  Wigand.  M.   1,80. 

1105.  Khull,  F.,  Nibelongenhandschrift  U. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  77—79.  Perg.-Blatt  des  13.  Jahrh.  in  kl.  4. 
Im  Besitz  von  Herrn  Ploner  in  Innsbruck.  Umfasst  1272,  3 — 1286,  2  meiner 
Ausgabe.  Das  Fragment  gehört  zur  Bearbeitung  C*  (II);  doch  stimmt  1272,  4^ 
mehr  mit  I  überein.  1276,  4  cJiemenaten  =  BD  ab.  1277,  2  er  fQr  man.  Vgl. 
noch  1280,  1.  2.  Beachtenswerth  ist  auch  1288,  4,  wo  die  von  mir  vermuthete 
Assonanz  degen  :  geltben  thatsächlich  steht 

1106.  Pie^n  o  Nibelungach  w  przekladzie  A.  J.  Szabra^skiego«  8.  Warschau. 
Übersetzung  des  Nibelungenliedes  ins  Polnische.  Erscheint  bogenweise  in  „Biblio- 
teka  najeclni^jszjch  utwor6w". 

1107.  Germ  an,  L.,  Niedola  Nibelungöw,  przeklad  z  jezjka  oredniowiecznego 

görno-niemickiego  (wedlug  wjdania  K.  Bartsch  a).  8.  (37  S.)  Krakau  1881. 
Programm  der  Oberrealschule.  Übersetzung  von  Str.  1—264  meiner  Ausgabe 
ins  Polnische. 

1108.  Bech,  F.,  Nibel.  698,   2—3  ed.  Bartsch. 
Germania  26,  350—351. 

1109.  Ein  Brief  Wilhelm  Grimms  über  das  Nibelungenlied.^  Mitgetheilt 
von  G.  Hinrichs. 

Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  7,  327.  Vom  10.  Juni  1841. 

1110.  Hallberg,  £.,  Les  Nibelungen. 

Annales  de  la  Facalt^  des  lettres  de  Bordeaux  1881,  Nr.  3.  Über  den  gegen- 
wärtigen Stand  der  Nibelungenfrage  und  die  neuesten  Arbeiten. 

1111.  Schuhmann,  L,  Nibelungen. 
Oiomale  Napoletano  N.  S.  Fase.  15  (1881). 

1112.  Reinhardt,  F.,  zur  Charakteristik  des  Nibelungenliedes:  Vergleich  des 
epischen  Stiles  der  Nibelungen  und  der  Kudrun.  4.  (12  S)  Aschersleben 
1881.  Huch.  In  Comm.  80  Pf. 

Programm  der  Realschule  I.  Ordnung  1881  (Nr.  221). 


488  BIBLIOQRAPHIE  VON  1881. 

1113.  Das  Nibelangeniied.  Ein  Helden-Epos.  Umgedichtet  yon  Clir.  Stecher. 

In :  Deatsche  Dichtung  für  die  christliche  Familie  and  Schale  von  Chr,  Stecher. 
9.-11.  Heft.  (396  S.)  Graz  1881.  Styria.  k  60  Pf. 

1114.  Das  Nibelangeniied  in  seiner  ursprünglichen  Form.  Nach  einer  alta 
Ranenhandschrift  ins  Neuhochdeutsche  übertragen  und  mit  einem  gelehrtei 
Vorwort  versehen  von  L.  Hözelin.   12.  (32  S.)  Leipzig  1881.   Ehrlich.   50  K 

Ein  Scherz. 

1115.  Esser,  Die  Formen  der  Periode  im  Nibelungenliede.  (8   S.) 
Programm  des  Gyomasiams  za  Weissenharg  1880. 

1116.  Nibelungenlied  s.  auch  Durmajer  (Nr.  411). 

1117.  Nibelangen  s.  Nr.  523. 

1118.  NicolaUB  von  Jeroscllill.  —  Ni gg,  Hans,  Jeroschinfragmente. 
Zeitschrift   f.   deutsches  Altertum  26  (1881),    80.    Im  Kreisarchiv    xu  Amherf, 
5  halbe  Perg.  Blätter. 

1119.  Oswald  von  Wolkenstein.  —  Nachtrag  zu  Prof«  Schmid's  Lebensabria 

des  Oswald  von  Wolkenstein. 

Mittheilangen  des  Vereins  fQr  Geschichte  in  Hohenzollem  14.  Jahrg.  (1880—81!^ 
Vgl.  Bibliographie  1880,  Nr.  1106. 

1120.  Bosch,  Hans,  Oswald  von  Wolkenstein  und  Aldriget  von  Castelbarco. 
Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  99  f.  Eine  Urkunde  Oswalds  ▼on 
1427  und  ein  Revers  des  auf  seine  Fürbitte  freigelassenen  Aldriget. 

1121.  Bosch,  Hans,  Ordnung  und  Gewalt  des  Minnesängers  Oswald  von  Wol- 
kenstein zur  Vornahme  der  Inventar  des  Nachlasses  seines  Vetters  Veit  vos 

Wolkenstein  (f   1442). 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  296 — 299. 

1122.  Lieder,  gedichtet  und  componirt  von  Oswald  von  Wolkenstein,  den 
letzten  deutschen  Minnesänger  (nach  seinem  Onginal-Mannscript  1432  zom 
ersten  Mal  aufgeführt).  Donnerstag  7.  und  21.  April  (1881)  in  Meran,  in 
dem  Harfenconcert  von  Adolf  Sjöd^n.  7  Lieder,  deren  Texte  auf  dem  Zettel  ab- 
gedruckt sind,  am  7.  April  aufgeführt,  zum  Th^il  wiederholt  und  mit  3  andern 
vermehrt  am  21.  April. 

1122*.  Ottacker.  —  Dürnwirth,  R. ,  zwei  Bruchstücke  aus  altdeutschen 
Dichtwerken.  A.  Aus  dem  jungem  Titurel.  B.  Aus  Ottackers  Reimchronik 
8.  (39  S.)  Programm  der  Oberrealschule  in  Riagenfurt  1881.  Klagenfort 
1881.  Heyn  in  Comm.  M.   1,20. 

1123.  Ein  Steiermärkisches  Dichterblatt  aus  dem   14.  Jahrhunderte. 
Steiermärkische  Geschichtsblätter  1880,  284. 

1124.  Bussen,   A. ,    der  Krieg   von    1278    und    die  Schlacht    bei  Dfimkrot 

8.   (145   S.)   Wien   1880.   Gerold. 

Behandelt  auch  Ottackers  Quellen.   Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  140. 

1125.  Fleier.  —  Walz,    Michael,    G&rel  von  dem  blüenden  tal.     8.  (56  S. 

Separatabdruck    aus    dem  Jahresbericht    des    akadem.   Gymnasiums  in  Wien. 

Wien   1881.   Selbstverlag. 

Als  Vorläufer  einer  kritischen  Ausgabe  des  Gedichtes.  Nach  dieser  Probe  dsrf 
man  eine  sorgfältige  Arbeit  erwarten.  Vgl.  Literaturblatt  1882,  Nr.  1  (Bech<: 
Zeitschrift  f.   d.  österr.  Gymnasien   33,  158. 

1126.  Predigt.  —  Birlinger,  A. ,  Altdeutsche  Predigt  von  Kristi  Gebort 
Xn. — XIll.  Jahrhundert. 

Alemannia  9  (1881),  259-260.  Aus  einer  Perg.  Hs.  des  13.  Jh«. 

1127.  Schönbach,   A.,   Prcdigtbruchstiicke.   V. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Altertum  25,  288—290. 


Xm.  a  BOTTELHOCHDEUTSCH.  480 

1128.  Jeitteles,  Adalbert,  die  St.  Paoler  Predigten  and  Herr  Anton  SciiSn- 

bach.  Abwehr  einer  Recension.  Zugleich  ein  Beitrag  zur  literarischen  Kritik 

unserer  Tage.  8.  (XII,   149  S.)  Innsbruck   1881.  Wagner. 

Aach  als  Beilage  zu  Germania  Bd.  XXVI.  Vgl.  Schönbach  in  Anaeiger  f.  deutsches 
Altertbum  7,  327—329. 

1129.  Sprenger,  R.,  Zu  den  Predigten  aus  St.  PauL 
Germania  26,  105. 

1130.  Psalmen.  —  Schlesische  Denkmäler  des  deutschen  Schrifttums  im 
Mittelalter  herausgeg.  von  P.  Pietsch.  I.  Trebnitser  Psalmen  herausgeg.  von 
P.  Pietsch.   8.  (CXII,   126  S.)  Breslau  1881.  Köbner.  M.   6,40. 

Vgl.  LUeraturblatt  1881,  9  (Bech);   Anzeiger  f.   deutsches  Alterthnm  8,  234  ff. 
(Koehendörffer). 

1131.  Eeimpredigt.  Von  A.  Schönbach. 

Zeitschrift  f.  dentsches  Alterthum  25,  213  f.    Über  das  Vorkommen  von  Reim- 
predigteu. 

1132.  Eeinfried.  —  Laistner,  L.,  zum  Reinfried  und  Archipoeta. 
Germania  26,  420—422. 

1133.  Beisen.  —  Henri ci,  Ernst,  Beschreibung  einer  Seereise  von  Venedig 

nach  Beirut  im  Jahre  1434. 

Zeitschrift   f.   deutsches  Altertum  25  (1881),    69—70.    Aus   der  Hs.  Arundel  6, 
Plat.  CLXIII  D  des  British  Museum. 

1134.  Krause,  K.  E.H.,  Bemerkungen  zu  der  Reise  Yon  Venedig  nach  Beirut. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Altertum  25,  182—188. 

1135.  Pilgerreisen  der  Basler  Hans  und  Peter  Rwt  1440  u.  1453.  Heraus- 
gegeben Yon  A.  Bemoulli.  8.  (96  S.)  Basel   1881.  Georg. 

Separatdruck   aus  den  Beiträgen  zur  vaterliKndischen  Geschichte  Bd.  I  (N.  F.) 

1136.  Rosenblnt.  —   Milchsack,  G.,  Zu  Rosenblut. 
Archiv  fKr  Literatargescbichte  XI,  1. 

1137.  Rosengarten.  —  Edzardi,  A.,  Rosengarten  und  Nibelungensage. 
Germania  26  (1881),  172—176. 

1138.  Titz,  K.  W.,  Fragmente  eines  öechischen  Rosengartens. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Altertum  25,  253 --87 1. 

1139.  Bodolf  von  Ems.  —  Koch,  John,  Fragmente  von  Rudolfs  von  Ems 
Barlaam  und  Josaphat  in  einer  Handschrift  des  britischen  Museums  in  London. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13  (1881),  78—89. 

1140.  Pietsch,  P. ,  Fragment  einer  Handschrift  von  Barlaam  und  Josaphat. 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  LS,  163—164.  Aus  Breslau. 

1141.  Balke,  G.,  und  Fuhlhage,  Fragmente  von  Rudolfs   Weltchronik. 
Zeitschrift    f.    deutsches  Alterthum  25,  302 — 312.    Aus  Straüburg   und  Minden. 
Die  308 — 312   gedruckten  Fragmente  gehören  vielmehr  sur  Christherrechronik. 

1142.  Lob  Straßburgs  aus  der  Weltchronik  Rudolfs  von  Ems. 
Literar.  Beilage  der  Gemeindeseitung  für  Elsaß-Lothringen  1881,  15. 

1143.  Doberentz,  0.,    die  Erd-  und  Völkerkunde   in  der  Weltchronik    des 

Rudolf  von  Ems. 

Zeitschrift  f  deutsche  Philologie  112  (1881),  257—301.  387—464.  13,  29—67. 
165—223.  Behandelt  hauptsächlich  den  Nachweis  der  Zugehörigkeit  dieses 
Abschnittes  zu  Rudolfs  Werke  sowie  die  Quelle  (Honorius  Image  mundi). 

1144.  Salman  nnd  Morolt.  —  Vogt,  Fr.,  zur  Salman-Morolfssage. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge  8,  313-323. 

1145.  Schaiupiel    —  Fronleichnamsspiel,    Egerer,    herausgegeben    von 

G.  Milchsack.  8.   (364  S.)  Tübingen   1881. 

166.  Pnblication  des  litterar.  Vereins  in  Stuttgart.  Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches 
Alterthum  8,  169  (Schönhaob). 


490  BIBUOQBAPHIE  VON  1881. 

1146.  Silvester.  —  Bartsch,  K.,  zum  Trierer  SilTester« 
GennailiJL  26,  67  —  63. 

1147.  Sprfiche.  —  Henrici,  Ernst ^  Sprach  vom  Römischen  Reich  ans  dem 
Jahre  1422. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthnm  25,  71 — 77.  Ans  der  Hs.  Anindel  6  des  Briäik 
Mosenm.  Anfang:  'Geystliehe  ertzondnng  warer  m/nnenn.* 

1148.  Trautmann,  F.,  das  TegemseeV  KIoster-Einschreibeboch  ond  Sprodke 
aus  Stammbüchern. 

Die  Wartbnrg  1881,  Nr.  8,  S.  28—29.  Enthält  n.  a.  die  bekamitai  lat-denlMlci 
Hexameter  'Iß  ganz  Martini'. 

1149.  Steinbowel.  —  Ehrle,  Dr.  Heinrich  Stainhowers  regimen  sanitatis. 
Deutsches  Archiv  für  Geschichte  der  Medizin  4.  Bd.   2.-4.  Heft.    Vgl  Biblio- 
graphie 1880,  Nr.  1128. 

1150.  Stricker.  Kummer,  K.  F.,  Strickers  Frauenlob. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  290—301.  Varianten  aus  einem  in  4cr 
Ambraser  Hs.  erhaltenen  Stficke.  Das  auf  S.  294  ffl  mitgetheilte  maen  tob 
Ackermann  steht  in  BC  als  selbständiges  Stück. 

1151.  Titnrel,  jüngerer  s.  Ottacker  (Nr.   1122'). 

1152.  Tristan.  —  Lambel^  H.,   Fragment  einer  Tristandichtong. 
Germania  26,  356—364. 

1153.  Titz,  K.  W.,  Fragment  eines  niederdeutschen  Tristant. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  248 — 251.  Gleichzeitig  mit  dem  Lambel- 
scheu  Abdruck  erschienen.  Man  wird  sich  leicht  überzeugen,  um  wie  Tiel  soif- 
faltiger  die  LambePsche  Bearbeitung  ist. 

1154.  Franck,  Johannes,  Ein  vermißter  Roman. 

Ober  die  eben  erwähnten  Fragmente  eines  niederdeutschen  Tristan.   SpecüUor 

(1881),  Nr.  34. 

1155.  Tristrant   und  Isalde.    Prosaroman    des    15.  Jahrhunderts    herausgeg. 

von  Friedrich  Pfaff.  8.   (287   S.) 

152.  Publication  des  litterarischen  Vereins. 

1156.  Truchsess    von    S.  Gallen.   —   Meyer   von   Knonan,    die  St.  Gtller 

Ministerialen,  Trucbsesse  von  Singenberg. 

Anzeiger  für  Schweizer.  Geschichte  1880,  S.  288  f.  Weist  den  Minnesänger  1?>.^ 
bis  1228  nach. 

1157.  Ulrich  von  Eschenbach.  —  Toi8cher,W.,  über  die  Alexandreis  Ulrichs 
von  Eschenbach.    8.  (100  S.)  Wien   1881.  Gerold  in  Comm.  M.    1,50. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  16;  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  7,  334;  Iiiteratnr- 
blatt  1881,  Nr.  8  (Strauch). 

1158.  Martin    Hattala    a  Adolf   Patera:    Zbytky   rymovanych    Alexandreid 

starodesk^ch.  Dil  I.  Texty  a  transkripce.   V  Praze   1881. 

Text  und  Transscription  der  Überbleibsel  der  gereimten  alt^echischen  Alexjui- 
derlieder.  Der  Herausgeber  nimmt  als  Quelle  nur  die  latein.  Dichtung  von 
Gualterus  de  Castellione  an;  aber  der  Einfluß  Ulrichs  ist  unleugbar.  Vgl.  Hit- 
theilungen  d.  Vereins  f.  Geschichte  d.  Deutschen  in  Böhmen  19,  3,  33  ff.  (Tits . 

1159.  Titz,  K.  W. ,    Ulrich  von  Eschenbach    und    der  Alexander  boemicalis. 

8.   (12  S.)  Prag  1881.  Selbstverlag. 

Vgl.  Literatnrblatt  1881,  Sp.  263  (Behaghel). 

1160.  Ulrich   von  Türheim.   —  Kohl,  0.,    Zu  dem  Willehalm   Ulrichs  ron 

Türheim. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13,  129—163.  277—303. 

1161.  Urbarien,  älteste,  des  Klosters  Rathhausen.   Mitgetheilt  von  J.  L.  Brand- 
stetter. 

Der  Geschichtsfreund  36.  Band.  Einsiedeln  1881. 


Xm,  O,  MITTEI-HOCHDEUraCH. 


491 


1162.  Drkanden.  ^  Stalin,  P.,  Urkunden  zur  Geicbichto  der  Bitter bündoiase 

2fl   14.  JalirLundcrta. 

Wörtteraliergiache  VierteljshrBliefte  für  Lwidesgeachiohto  4  (1881),  8.  1—7. 
3  deataclie  Urkonden  von  13B1.  leli  beabaiulitige  kajneaivegs  sIIm  Urkandcu- 
iDAterial  xa  veneicbnen,  sondern  gelte  nur  einige«,  namentlich  was  iu  Zeit- 
sohriften  verstreut  leiclit  der  AufmeikBamkoit  entgeht. 

1163.  Grimu,  Julias,  Zu  dem  Streite  der  Gesclilecbter  und  der  Zünfte  von Hftinz. 
QaarUlblÜtter  d.  hUtor.  Tereiiu  I.  i.  OtoQliercogthmu  Hessen ,  J.  laSO,  S.  43 
bis  46.  DnrmsUdt  1881.  Urkunde  von  1335. 

1164.  DottmuuderUrkuüdenbQch.  Bearbeitet  von  K.Bübel.  Bd.  1.  1.  Hälfte. 
(Nr.  1—547.)  899—1340.  8.  (VII,  370  S.)  Dortmund  1881.  Koppen.  9  M. 

Vgl.  LLterar.  Ceotralblatl  1881,  24. 
llGö.  Urkundtin    der  Sudt  Göttingen  aua  dem  XVI.  Jahrhundert.    UettrÜge 
zur  Geschichte   von   Brannscliweig-Liineburg   1500  —  1633   von  A.  Hasaelblatt 
und  G.  Kastner.   8.   {IX,   471  S.)   GÖttingcn  18S1.   Vandenhoeck  u.  Rupiecht. 
Vgl.  Literar-   CeuIrBlbUH   1881,  24. 

1166.  Zu  Walther  nnd  Hildegnnde.  Von  A.  Schönbach. 

ZeilBchrill  f.  rleulschea  AttErthum  SS.  181  f.  Ergänzungen  und  Berichtigungen 
ra  Wainholds  Leäuii^.  Moiiie  Verroüthung  (Garm.  12,  89)  lu  S.  I,  8p.  1,  7..  ö 
bealätigE  sich. 

Ilfi7.  Waltier   von  der  Vogelweide.  —  Die  Gedichte  Waltiiarü  von  der 

Vogeincide,    Heriiusgegeben   von   Hermann   Pflul.   (Aitdcutache   Textblbliothek 

herauagcp,  von  H.  Foul.  Nr.  1.)  8.  (IV,  199  3.)  Halle  1882.  Niemeyer.  M.  1,80. 

Vgl.  Liternr.  Csnlmlhlatt  1889,  l'};  Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  14,  846  ff. 

(Wnckemell). 

116B.  Paul,  Hem&nn,  uu  Walther  von   der  Vogelweide. 

Paul  u.  Urämie,    Bwtrfigo   8,   161— 'iüB,     1.  Zur  Chronologie    der  Sprüche  W's. 
S.  W.  II.  Reinmar.   3.  Kürzung  und  Mehrsillngkeit  der  Senkungen.   4.  Hyncupe 
der  Senkung.    6.  Zweisilbiger  Anfiakt.    G.  Zu  eiuEeluen  Stellen. 
I6d.  Samhaber,  E.,  Walther  von  der  Vogclweide.  8.  (VII,  128  3.)  Laibach 
1882.  V.  Kleinmajr  u.  Bamberg.  M.  2,60. 

Freie  Nachdichtung  der  Lieder,  die  in  romanhafter  Weise  iui  den  Faden  des 
Lehens  angereiht  nerden;  im  Ganzen  recht  gelungen.  Vgl.  D.  Liter.  7Ag.  1882,  34 
(Werner). 

1170.  Lasscr,  H.,    über    die    religiöse  Lebenaanachauung  Wultbers   von    der 
Vogeiweide. 

In:  FBDtauhiift  zur  S.  Säcularfeier  dea  Friedrich -Weideiacfacn  Oymoaaiuma. 
Berlin  1881.  (S.  317—223.) 

1171.  Ziagerle,  J.  V.,   Vogelsang. 
Zeitschrift   f.  deutsche  Pliitologie  13  (1881),    38.    Zu  Vogelweide;    vgl.  Biblio- 
graphie 1880.  Nr.  827. 

1112.  Wimt    von    Oravenbei^.    Eine    literarhiatoritcho    Untcrauchung.     Von 
Richard  Bethge.  8.   (80  S.)  Berlin  1881.  Weidmann.  2  M. 

Vgl.  D.  Liier.  Ztg.  1883,  Nr,  M  (atrobi);  LitefalurbUtt  Nr.  8  (Sprenger);  Annelger 
f.  deutbches  Alierlhum  8,  170  (Martin);  Zeitschrift  f.  deutache  Pliilotogio  14, 
117  ff.  (BOtücher). 

1173.   Schönbach,   Anton,   au  Wignloia   111. 

Zeitschrift  (.  deutsches  Altertiium  SS,  307—213.  Abdmck  der  Fieiburger  Frag- 
mente, licxüglioh  der  Bemerkungen  auf  8.  Sit  ff.  erwidsrc  ich,  daß  mein 
Hinweis  auf  zwei  Stellen,  an  denen  der  PfeiSeraehe  Abdruck  beaaer  iat,  die 
BehiDptung  von  Schönhach,  'besser  von  MUllonhoS'  aU  nicht  so  uhue  weiteres 
richtig  erweisen  sollte.  Wenn  Seh.  bei  aeiuem  'besser'  jene  beiden  Stellen  iguu- 
rirtn  I  ao  hatte  ich  keine  Verpflichtung,  diejenigen  Stellen  hervoriu heben,  an 
dmen  Btorra  richtiger  gelesen.  Was  endlich  den  Schluß  der  Bemerkung  (3,  213) 
angeht .  so  wolle  3ch.  gefälligst  meine  Bearbeitung  Koberstetns  S.  VII  des 
I.  Bandes  naeblesen. 


492  BIBUOGRAPIIIE  VON  1881. 

1174.  Wolfram  von  Bschenbaoh.  —  Stosch,  Johannes,  Wolframs  Titsrel- 
lieder. 

Zeitschrift  f.  deotsches  Alterthmn  26,  189—207. 

1175.  Lucae,  K.,  zam  Parzival  463,   15. 

Zeitschrift  f.  deotsche  Philologie  12  (1881),  383—388.  L.  nimmt,  wie  schoi 
Sprenger  in  Bezsenbergers  Beiträgen  3,  176,  tehdr  im  Sinne  yon 'Fleisch*  (fnv. 
ehar), 

1176.  Seeber,  die  leitenden  Ideen  im  Parsival.  L  II. 
Historisches  Jahrbuch  der  Görres-Oesellsehaft  II  (1881),  1.  2. 

1177.  Suehier,    Hermann,    Handschriften    and    Brnchstucko    von  Woifrtiis 

Willehalm. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  XIH,  257—276. 

1178.  Wolfram  ▼.  Eschenbach  s.  Nr.  997. 


1179.  Holstein,  H.,  Ackermann  and  Agricola. 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  12  (1881),  456—467. 

1180.  Aventin.  —  Johann  Tormair'g  genannt  Aventinas  sämmtliche  Werke. 

2.  Bd.  1 .  Hälfte.  Annales  dacam  Boiariae,  bearbeitet  von  Archivrath  S.  Riezler. 

Buch  I— III.  8.  (418  S.)  München   1881.  Kaiser.  M.  7,50. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt    1882,    26;    Revne  critiqae    1882,    Nr.  2   (A.  SteraV 
Blätter  f.  literar.  Unterhaltung  1882.  Nr.  13. 

1181.  Chronik,  Zimmersche,  herausgegeben  von  K«  A.  Barack.   2.   verbessert« 

Auflage.   I.  8.  (VIII,  631   S)  Freiburg  i.  Br.  u.  Tübingen    1881.  Mohr. 
Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  1  (Rödiger);   Literatiirblatt  1881,  Nr.  11  (Liebrecht. 

1182.  FiBchart.  —  Emoaf,  lettre  relative  au   „Bienenkorb"   de  Fischart. 
BuUeün  du  bibliophile  1881.  Dec. 

1183.  Gedicht.  —  Kawerau,    eine    maccaronischc  Dichtung    vom  J.    1548. 
Archiv  für  Literaturgeschichte  X,  4  (1881). 

1184.  Qeschichte,  Ein  wunderbarlich,  Wje  dye  merckisehen  Juden  das  hocb- 
wirdig  sacrament  gekaufft  und  zu  martern  sich  unterstanden  Anno  domiDi 
1510.   Facsimile-Abdruck.  4.   (6  S.)  Berlin   1881.  Friedländer.  50   Pf. 

1184*.   Herzog    Heiliricil    Jnlins    und    die  Anfange    des    deutschen  Theaters. 

Vortrag  von  0.  v.  Heinemann. 

In:  Heinemann,    Aus   der  Vergangenheit  des  Weifischen  Hauses.    Wolfenbattd 

1881.  8.  (VI,  245  S.)  Zwißler.  3  M. 

1185.  Peter  Himmelreioh's  und  Michael  Friedwald's,  des  I^wentödters,  Eibin 

gisch-preußieche  Geschichten.    Herausgegeben    von   M.   Toppen.    8.   (435  S  ■ 

Leipzig   1881.  Duncker  u.  Humblot.   10  M. 

Publication  des  Vereins  für  die  Geschichte  von  Ost-  und  WestpreuGen. 

1186.  Hnober,  K.,  der  hohenlobische  Reformator,  als  Dichter  and  Komponist. 

Von  G.   Bessert. 

Wtirttembergische  Vierteljahrshcfte  4  (1881),  63—65.    Ein  akrostichisches  Lie<l 
nebst  der  Melodie. 

1187.  Hatten.  —  Bauch,  Gustav,  ein  bisher  unbekannt  gebliebenes  Jagend- 
gedicht Ulrich's  von   Hütten. 

Archiv  für  Literaturgeschichte  X,  4  (1881). 

1188.  Hütten,  U.  v.,  von   L.   Geiger. 

Allgemeine  deutsche  Biographie  13.  Bd.  S.  464 — 480. 

1189.  Liederbuch  aus  dem    16.  Jahrhundert.   2.   Auflage.   8.   (XXVI,   399  S.^ 

Leipzig   1881.   Brockhaus.  M.   3,50. 

Deutsche  Dichter  des  16.  Jahrhs.   1.  Band.  Vgl.  Blätter  fQr  literar.  Unterbiltaog 

1882,  Nr.  22  (Boxberger). 


XIU.  C.  MITTELHOCHDEUTSCH.  493 

1189*.  Lnther,  der  ungefälschte,  Dach  den  Urdrucken  der  königl.  öflFentlichen 
Bibliothek  in  Stuttgart  hergestellt  von  K.  Haas.  6. — 15.  Bdchn.  12.  Stuttgart 
1881.  Metzler.  k  M.  0,40. 

Vgl.  Theolog.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  19  (Lemme). 

1190.  K  n  a  a  k  e ,  J.  K.  F.y  Luther's  Lied  ^£in  feste  Burg'  im  Jahre  1527  gedichtet. 
Zeitschrift  für  kircbl.  Wissenschaft  und  kirchl.  Theologie  1881,   1,  8.  39—48. 

1191.  Fünf  Briefe  aus  den  Tagen  des  Todes  Luthers.  Mitgetheilt  von  G.  Kawerau. 
Theologische  Studien  und  Kritiken  1881,  8.  160—174.  CTher  Luthers  letzte  Tage 
und  seinen  Tod. 

1192.  Luther  s.  Nr.   J70. 

1193.  Murner. -^  Deutsche  Drucke  älterer  Zeit,  in  photolithographischer  Nach- 
bildung, ausgewählt  von   W.  Schercr.  I.  Bd. 

Thomas  Murners  Schelmenzunft  1512.  Nach  dem  Exemplar  der  königlichen 
Bibliothek  zu  Berlin.  Mit  einem  Vorwort  von  W.  Scherer.  Berlin  1881.  4  M. 
Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  1  (E.  Schmidt). 

1194.  Nachtigall.  —  Li  er,  H.  A.,  Ottmar  Nachtigalls  Joci  ac  sales  mire 
fcstivi .  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Sehwankliteratur  im  16.  Jahrb. 

Archiv  für  Literaturgeschichte  XI,  1. 

1195.  Heander.  —  Meister,  F.,  Michael  Ncandcr.  Vortrag. 

N.  Jahrbücher  f.  Philologie  u.  Pädagogik  124.  Bd.  Heft  4  fg.  (1881). 

1196.  Koth,  Nicolaus,   Cunntz  von  Kauffungen.   Komödie  in  5  Acten,  gedichtet 

im  J.   1585.  Zum  erstenmal  herausgegeben  von  Bruno  Stübel. 

Mittheilungen  der  Deutschen  GeMellschaft  in  Leipzig  7.  Bd.  (1881),  S.  29—112. 
Eine  unbekannte  und  zwar  die  älteste  dramatische  Bearbeitung  aus  einer  Hb. 
im  Besitz  der  Gesellschaft. 

1197.  Sachs^  Hans.  —  Goetze,  E.,  Neue  Mittheilungen  über  die  Schicksale 

der  von  Hans  Sachs  eigenhäudig  geschriebenen  Sammlung  seiner  Werke. 
Archiv  fdr  Literaturgeschichte  XI,  1. 

1198.  Gen  de,  Rudolf,  Hans  Sachs. 

Westermanns  illustrirte  Monatshefte  1881,  Mai,  S.  187-204.  Mit  2  Porträts, 
einem  Facsimile,  der  Abbildung  seines  ehemaligen  Wohnhauses  etc. 

1199.  Bechstein,  R.,  Nachtrag  zu  Germ.  24,  407.  (Warum  betrübst  du 
dich,   mein  Herz). 

Germania  26,  380  f 

1200.  Salat's,  Hans,  Drama  vom  verlornen  Sohne.  Herausgeg.  von  J.  Baech- 
told.  8.  (90  S.)  Einsiedeln    1881.   Benziger. 

Abdruck  aus  dem  Geschicht^freuud  Bd.  36.  Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  40; 
D.  Liter.  Ztg.  1882,  5  (E.  Scbmidt). 

1201.  SchmelzL  —   Crecelius,  W.,  Wolfgang  Schmeltzle. 
Monatshefte  für  Musikforschung  XIII,  Nr.  7.  8  (1881). 

1202.  Saliger,  W.,  einiges  L  über  Wolfgang  Schmelzl,  IL  über  Hieronymus 
Arconatus. 

Programm  des  Obergymnasiums  zu  Olmütz  1880.  8.  (15  S.) 

1203.  StammbncliverBe  des  16.  Jahrb. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  47  f. 

1204.  Deiter,  H.,  Hochdeutsche  Stammbuch verse  aus  dem  Ende  des  16.  Jahr- 
hunderts. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881«  8p.  237—240. 

1205.  Vögeli.  —  Birlinger,  A.,  Jörg  Vögeli.  Zur  Litteraturgeschichte  des 
XVI.  Jarhnnderts. 

Alemannia  9  (1881),  225—230.  Theilt  eine  poetische  Bearbeitung  der  Sprüche 
Salomonis,  ein  schon  bei  Wackemagel  (Kirchenlied  4,  146)  g^raoktes  Lied 
und  ein  gereimtef  Vatenmfer  mit. 


494  BIBUOGRAPHIE  VON  1881. 

1206.  Waldis,  Barkard,  der  verlorene  Sohn,  ein  Fastnachtspiel.  (1527.) 
Neudnicke  deutscher  Litteraturwerke  des  16.  o.  17.  Jhs. ,  Nr.  30.    Halle  1881. 
Nienieyer.  60  Pf.  Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  40;  Anzeiger  f.  deuUches  Alter- 
thum  7,  416  (Schröder). 

1207.  Milchsack,  G.,  Burkard  Waldis.  Nebst  einem  Anhang :  Ein  Lobsprncb 

dbr  alten  Deutschen. 

Neudnicke  deutscher  Litteraturwerke  des  16.  u.  17.  Jhs.  Ergänxungsheft  (a 
Nr.  30).  Halle  1881.  Niemeyer.  60  Pf.  Vgl.  Anseiger  f.  deutsches  Altertbu 
7,  416  (Schröder);  Histor.  Zeitschrift  48,  1. 

1208.  Mi  loh  sack,  G.,  zu  Burkard  Waldis. 
Archiv  für  Literaturgeschichte  XI,  1. 

1209.  Well  er,  Emil,  Nachlese  zu  'die  ersten  deutschen  Zeitungen'. 
Germania  26,  106—114. 


D.  Altaächsisch. 

1210.  Lambel,  Hana,  ein  neaentdecktes  Blatt  einer  Heliandhaudschrift.  (Mit 
1  Tafel.)  8.  (14  S.)  Wien   1881.  Gerold  in  Comm. 

Aus  den  Sitsungsberichten  1880,  97.  Bd.  2.  H.  S.  613  ff.  abgedruckt.  Gefiuid« 
auf  der  Prager  UniYersit&tsbibliothek,  umfasst  das  Bruchstfick  (1  BL)  Vers  958 
bis  1006. 

1211.  Lambel,  H.,  Zum  Prager  Bruchstück  des  Heliand. 
Germania  26,  266.  Berichtigungen« 

1212.  Gallde,  J.  H,  Hdleand  984. 

Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  3.  Aflev.  (1881),  S.  868—260. 
Schlägt  OMtop  f.  qfjUöp  vor. 

1213.  Cosijn,  P.  J.,  Holland  2477. 

Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  1,  41.  Schlägt  statt  giknmd  to: 
lAfffund, 

1214.  Wagner,  A.,  die  Heliandvorreden. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  173—181. 

1215.  K eiber,  L. ,  der  Heliand  in  theologischer  und  ästhetischer  Beziehaog. 
Zeitschrift  für  kirchliche  Wissenschaft  und  kirchliches  Leben  1881,  S.  79^95. 
154-167. 

1216.  Heliand  s.  Nr.   1023. 

1217.  Heliand  s.  Pratje  (Nr.   166  und  167). 

1218.  Heliand  s.  Wilhelmy  (Nr.  168). 


£.  Mittelniederdeutsch. 

1219.  Walther,  C,  Brannschweigische  Fündlinge.  6.  KalenderorakeL  7.  Frag- 
ment eines  Dramas  von  Simsen. 

Jahrbuch  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6,  135-  144. 

1220.  Deiter,  H.,  aus  niederdeutschen  Handschriften. 
Korrespondenzblatt   d.  Vereins   f.  nd.  Sprachforschung  VI ,  89  f.    Aus  Emden. 
15.  Jh.  Prosa. 

1211.  Deiter,  H.,  theologische  Weisheit. 

Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI  (1881),  15  f.  Aus  einer 
Emdener  Hs.  des  15.  Jhs. 

1222.  Jellinghaus,  H.,  zu  den  niederdeutschen  Bauern komödien. 
Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  S.  7—8. 

1223.  Seelmann,  Wilhelm,  Amt  BuBchmans  Mirakel. 
Jahrbuch  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  32-^7. 


Xra.  D.  ALTSÄCHSISCH.  E.  MITTELNIEDERD.   F.  MITTELNIEDERLÄND.     495 

1224.  Lübben,  A.,  zu  Gerhard  von  Minden  (3,   102.  17,  13). 
In:  Festgabe  für  W.  Crccelius  (Eiberfeld  1881),  S.  108-111. 

1225.  Jellinghaus,  H.,  Mittelniederdeutscher  Katechismus. 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13  (1881),  20—28. 

1226.  Walther,  C,  der  Koker. 
Korrespondenzblatt  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  67  -70. 

1227.  Zacher,  J.,  zu  Maccr  Floridus. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  12  (1881),  319—352.  Mittheilungen  aus  dem 
nd.  Herbarius  ^Lübeck  1483). 

1228.  Bartsch,  Karl,   Marien  Rosenkranz.  Niederdeutsch. 
Jahrbuch  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6,  100  -llS. 

1229.  Ein  historisches  Kirchenlied  Abraham  Meyer's  vom  Jahre   1559.    Von 

C.  Walther. 

Jahrbuch  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6,  114 — 119. 

1230.  Deiter,  Heinrich,    Tractaet   inholdende    velo    kostelycke    remedien    off 

medecynen  weder  alle  krancheyt  der  Peerden. 

Jahrbuch  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6,  74—99. 

1231.  Kcinz,  F.,  Mitteldeutsche  Psalmenparaphrasen. 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13  (1881),  70-78. 

1232.  Krause^  K.  E.  H.,  zur  Ditmarschenschlacht  von   1500. 

Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Schleswig-Holstein- Lauenburgische  Geschichte 
XI  (1881),  1 — 24.  Niederdeutsche  Reimchronik,  aus  einem  latein.  Gedichte 
(in  Distichen)  übersetzt. 

1233.  Haag,  G.,  eine  pommersche  Reimchronik. 
Baltische  Studien  XXXI  (1881). 

1234.  Sprenger,  R.,  Zu  Reineke  Vos. 

Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  31.  Zu  *Meib6m  td 
Aken. 

1235.  Grotefend,  zu  Goethe's  Reinecke  Fuchs. 

Mitteilungen  an  die  Mitglieder  des  Vereins  für  frankfurtische  Geschichte  VI 
(1881),  S.  238.    Über:  deu  Maibaum  zu  Aachen. 

1236.  Zur  mnd.  Seelenklage.  Von  W.  Seelmann  und  F.  Sandvoß. 
Korrespondenzblatt  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  76  f. 

1237.  Deiter,  H.,  Niederdeutsche  Stammbuchverse  aus  dem  Jahre  1600. 
Germania  26,  506. 

1238.  Sprenger,  R.,  Zur  mnd.  Visio  Philiberti. 
Jahrbuch  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6,  130 — 133. 

1239.  Hasse,  P.,   Aktenstücke   zur  Geschichte   der  Jahre  1440    und    1443. 

Mitgetheilt. 

Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Sohleswig-Holstein-Lauenburgische  Geschichte 
XI  (1881),  151—164.  Niederdeutoche  Urkunden. 

1240.  Denkelbok  der  St.  Nikolai-Kirche  zu  Kiel  von  1487—1601. 
Zeitschrift   der  Gesellschaft   für   Schleswig-Holstein-Lauenburgische   Geschichte 
XI  (1881),  215—236.  Niederdeutsch.  Herausgeg.  von  P.  Hasse. 

F.  Mittelniederländisch. 

1241.  Esopet.  Opnieuw  naer  het  handschrift  uitgegeven  en  van  een  inleiding 

en  woordenlijst  voorzieen  door  te  Winkel.  8.  (4  u.  109  S.)  Groningen  1881. 

fl.   1,50. 

Bibliotheek  van  mnl.  Letterkunde.  Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  20. 

1242.  Bibliotheek  van  Middelnederlandsche  Letterkunde.  30.  Lief.  Fergnut, 
nitgeg.  door  £.  Verwijs. 


496  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

1243.  Bibliotheek    van    MiddelnederUndsehe   Letterkande.     27  en  28.  J.   Tan 
Maerlant's  Alexander  door  Dr.  Franck. 

1244.  Jacob  van  Macrlant's  Merlijn,  uitgegeven  door  J.  van  Violen.  Aflev. 
3.  u.  4.  Leiden.  Brill.  k  fl.   1,25. 

1245.  Winkel,  J.  te^  de  Borron's  Joseph  d'Arimathie  on  Merlin  in  MaerUnfs 
vertaling. 

Tijdschrift  voor  nederl.  Taal-  en  LeUerkande  1,  305 — 363. 

1246.  van  de  Sande  Bakhujzen,  W.  H.,  aanteekeningen  op  der  Nataren 
Blocme  (Vervolg). 

Tijdschrift  voor  nederlandsche  Taal-  en  Letterkunde  I,  191—219.  261-280. 

1247.  Vries,  M.  de,  een  nieuw  boofdstak  der  Tweede  partie  van  den  Spiegel 

Hifitoriacl. 

Tijdskrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  1  (1881),  115-124. 

1248.  GalUc,  J.  H.,   Over  Maerlant. 
Gids  1881,  8,  324  f. 

1249.  Maerlant  e.   Nr.   151   (Franck). 

1250.  Regel,  K.,  BruchBtück  einer  Handschrift  des  Leken-Spieghel. 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  16,  224—229  (1881). 

1251.  Verdam,  J.,  de  dietsche  Lucidarius. 

Tijdschrift  voor  Nederlandsche  Taal-  en  Letterkunde  3.  ABev.  (1881),    S.  23:* 
bis  257.  Bemerkungen  zu  einzelnen  Stellen. 

1252.  Verdam,  J.,  Reinaerdiana. 

Tijdschrift  voor  Nederlandsche  Taal-  eu  Letterkunde  I,  1  —  29. 

1253.  Verdam,  J.,  Velthem*8  episoden  uit  Hildegardis. 
Tijdschrift  voor  Ncderljindsche  Taal-  en  Letterkunde  1,  281—297. 

1254.  Refereinen  en  andere  gedichten  uit  de  XVI"  eeuw  verzameld  en  af- 
geschrevcn  door  Jan  de  Bruync,  uitgeg.  door  K.  Ruclens.  2  delen.  8. 
(XXV,  206,   237   S.)  Antwerpen   1880.    10  fl. 

1255.  Berijmd  Verhaal  van  het  beleg  van  IJsselstein  door  Gelder  eu  Utrecht 

in   1511,  uitgegeven  door  J.  H.  Gall^e  en  S.  Muller. 

Bijdragen  en  Mededeelingcn  van  het  historisch  Genootschap  te  Utrecht  IV  Deel 
(1881). 

1256.  Garrer,  A.  H.,  £cn  hollandschc  klucht  in  latjusch  gewaad. 
Latynsche  navolging,  onder  den  titel  Vitulns,  der  klucht:  van  den  boer  int  half«- 
vel,  door  Cornelis  Schouaeus  rector  te  Haarlem  van  1676—1600.  In:  Spectator 
uo.  30  en  31. 

G.   Altenglisch. 

1257.  Bibliothek    der   angelsächsischen  Poesie.    Begründet  von  Ch.  W.  M. 

Grein.    Neu  bearbeitet  u.  berausgeg.  von  R.  P.  Wfilcker.   1.  Bd.    1.  Hälfte. 

8.  (VI,  148  S.)  Kassel  1881.  Wigaud.  4  M. 

Vfrl.  Litcraturblatt  1881,  Nr.  10  (Brenner);    Engl.  Studien  5,  239  ff.  (Kölbing); 
Anglia  IV,  4  (Wtilcker). 

1258.  Cosijn,  P.  J.,  Anglosaxonica. 

Tijdskrift  voor  nederi    Taal-  en  Letterkunde  1  (1881),  143—168.   Kritisches  zu 
Kiene,  den  Versus  Gnomici,  Judith,  Crist,  Disticha  Catonis. 

1259.  Einenkel,  Eugen,  über  die  Verfasser  einiger  neuangelsächsischcr 
Schriften.  8.  (132  S.)  Leipzig  1881.  Fock  in  Comm.  M.  3,60. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  Nr.  12  (Wissmann). 

1260.  Kölbing,  £.,  Kleine  Beiträge  zur  Erklärung  und  Textkritik  engÜMiher 

Dichter.  III. 

Englische  Stadien  6  (1881),  150  ff.  U.  a.  Piers  the  Plowman  PaMoa  V.  Y.  387 
Skeat 


Xni.  G.  ALTENGLIBCH. 


497 


1261.  StratmanD,   F.   H.,   VerbeBserungen   zu   alten gliachen   SchriftotellerD. 

Eaglische  Studien  4  (1881),  93—99.  Zu  S.  Morbarete,  S.  JuU&na,  Hali  miiideD- 
had,  Olli  engliah  liomilieB,  Lajamon,  Geneais  aad  Eiodiut,  Old  English  Miacel' 
lany,  William  of  Palenie. 

1263.   Varabagen,   U.,    Zu  mittel  englischen   Gedichten.    Xi.   Zu   den  Sprich- 
wörtern Hending'a  (Cambridge-  und  Oiford-Teit)-  XII.  Zu  William  de  Scbor- 
bftin.  A'm.  Zu  dem  Streitgedichte  sniacheD  Drossel  nod  Naehtigsll. 
Aoglia  4,  180— 3IU. 

tS63.  Arbei'e  Neudrucke  alter  eagliacher  Werke. 

Vgl.  MagiKin  r.  d.  Literatur  d.  Anal  Budes  1S31,  .11,  wo  uamenllich  der  Wieder- 
abdruck von  Caxtuu's  Übersotxung  iles  Kelneke  Vos  (uacL  dem  hoU&udiscben) 
vom  J.   I4B1  erwJtbiit  nird. 

1364.  Aelfric's  Live«  of  SaiutB.  beiiig  ih  Set  of  serinonB  oa  Sainta'  Daya 
formi-rly  observed  by  the  EugÜBh  Church.  Edited  by  W.  Vf.  Skeat.  Part  I. 
8.   (VII,   25G   S.)   Loudoo    1881.   Triibuer.    10   eh. 

Eaily  EugliBh  Teit  Society  76.  Aus  der  Cottouiau.  Hb.  Julius  E.  Vn.,  mit  den 
Leaarten  der  Ubrigea  Hss.  Becbts  eiiglische  Obsraetzung. 

1365.  BaBkervill,  W.  M.,  the  auglo-saiOD  Version  uf  the  epistoU  Aleiandri 
ad   AriBtoteleui.    8.  (31   S.)   Leipziger   Diasertation. 

Aus  Anglia  4,  139—167  (1881), 
266.   Napler,   A.,   Zu  AudreciB   v.    1182. 
Anglia  4,  411  (1881). 

1267.  Barbour's  des  Bchottiscben  NationaldichtersLegendeuBammlDog  nebst  den 
FrBgmt-nten  seines  Trojanerkriege.  Zum  ersten  Mal  herausgegeben  und  kritiack 
bearbeitet  von  C.  Horstmann.  8.  (KU,  248  S.)  Heilbroi.n  1881.  Henninger.  8H. 

Tgl.  AtilBQBeum  belgo  1881,  15.  Nov.;  D.  Liter.  Ztg.  1883,  13  (Zupitia);  Literar. 
Centrslblatt  1882,  3!  (WÖlckar). 

1268.  Beowulf  herausgegeben  von  Alfred  Holder.  I.  Abdruck  der  Handschrift 
im  British  Mueeuin,  Cotton,  Vitellius  A.  XV.  Freiburg  u.  Tübingen  (1881), 
8.  (70  S.j  M.  l.fiO. 

.GermiuiiBeher  Blielierschata".  Vgl.  Liturar.  Centralblatt  1888,  31  (Wülekar)  j 
D.  Liter.  Ztg.  25  (ZupiUa). 

1269.  ZiuBEer,  G.,  der  Kampf  Beoviiifa  mit  Grendel  als  Probe  einer  tnetri' 
■eben  Übersntiung   des   angeUächsiachen   Epos    Beownlf*. 

Programni  der  Bealat^buls  ku  Purbach  (Nr.  448)  1881.  4.  (IS  8.)  Die  Über- 
SBtnuig  ist  in  reimlosen  afainbeii  (fUnffüQ.)  uud  mit  Anmerkungen  begleiteL 

1270.  Beowulf.  Translated  into  modern  rhyme»  by  H.  W.  Lumaden.  Leipzig 
I88L  Brockhuus  Sortiment.  (London.  Kegan  Paul.) 

Vgl.  AugliH  IV,  i  (WQIcker);  Atbeuaeum  30.  April  1881, 

1271.  Bärweif,  die  älteste  deutsche  Heldensage.  Ersäblt  von  F.  L.  Kobänyi. 
2.  Auflage.  Wien   1881.  Pichler. 

Jessen'a  Volks-  und  Jugeudbibliolhek.  5.  fidcbn.  13.  (61  8.)  70  Ff. 

1272.  Leonard,  H.  C,  a  tranatutiou  of  the  auglo-saxon  veraion  of  St.  Mark'a 
gospeh  with  prefat'e  and  notBB.     16.  (94  S.)  London  1881.    Clarke.    1  e. 

1273.  Wiilcker,  B.  F.,  Caedmon  und  Milton. 
Anglia  4,  401—405, 

1274.  The  Engliah  Charlemagne  Romances.  P.IV.  The  Lyf  of  tbe  Noble 
and  Cryaten  Prynct,  Charles  the  Grete,  translated  from  the  Prench  by  Will. 
Caxton,  and  printed  by  bim  1485.  Edited  now  for  the  first  time  from  the  unique 
copy  iu  the  British  Museum.  With  introduction,  notes  and  gloBsary  by  S.  J.  H. 
HerrUge.   Part.  U.   fXII  S.  n.  8.  193  —  288,)   London    1881.  Tröbner,    15  ah. 

Early  Eugliaoh  Teit  Sociotj,  Eitra  Sori«B  XXXVD.  Vgl.  Romania  XI.  1- 
onUUNU.   ««IM  Stibt  IV.  (XIVIL)  JklirE.  32 


1. 


498  BIBUOGRAPHm  VON  1881. 

1275.  Chaaeer  Society. 

Die  nenesten  Pablioationen  enthalten  den  2.  Theil  der  *Sapplement  pArdlel 
Texte  of  Ch.*8  Minor  Poems*;  den  2.  Theil  der  *Odd  Texte*  der  Minor  Po«b 
und  den  3.  Theil  des  *One-Text  Print'  der  Minor  Poems. 

1276.  Cbaucer,  G.,  the  prologae  to  the  Canterbary  Talee.  The  Text  colktd 
with  the  7  oldest  Mes.  aod  a  life  of  the  author,  introductory  Doticet,  granuK 
critical  and  explanatorj  ootes  and  index  to  obsolete  and  diffieuk  wink 
By  E.  F.  Willoughby.  12.  (112  S.)  London  1881.  Blackie. 

1277.  Hawei8,H.  R.,  Chaucer  for  Schools.  8.  (206  8.)  London  1881.  Chitt» 
and  WindoB.  2  sh.  6  d. 

1278.  FarniTall,  F.  J.,  Ohancer's  Prioress's  Nan-Chaplain. 
Anglia  4,  238-  240. 

1279.  Farnirall,  F.  J.,  the  hymn  of  Chancer's  Oxford  Clerk. 
Academj  1881,  12.  Nov.  8.  866,  mit  dem  latein.  Original.  Vgl.  8.  472  t 

1280.  Haies,  John  W.,  Chaacer^s  Parliament  of  Foolt. 
Academj  29.  Not.  81,  &  384  t 

1281.  Brngari,  G.,  Jeffirey  Obancer  e  la  letteratnra  inglese  de!  secolo  XIY. 

8.  (45  S.)  Genova. 

Ans:  Giomale  della  Societi  di  Lettere  e  conTers.  soient. 

1282.  Rye,  Walter,    a  tabular   statement   of  what   has   hitberto    been   fooi 

out  as  to  the  family  of  Chaucer  of  London.    1881. 
Nicht  im  Handel. 
1283*  Furnivall,  F.  J.,  Cbancer's  Grandfatfaer. 
Athenaenm  1881,  8.  21  f. 

1284.  Rye,  W.,  Cbaucer's  GrandjBather. 
Athenaenm  29.  Not.  1881,  8.  166  t 

1285.  Fleay,  F.  G.,  Chaucerian  System  of  English  Spelling. 
Zeitschrift  für  Orthographie  I,  6  (1881). 

X286.  Schrader,    Ang.,     das    altenglische    Relatirpronomen    mit    besonderer 

BerQcksichtigong  der  Sprache  C  haue  er  s.   8.  (X,  43  S.)  Kiel  1881.  Lipsiv 

n.  Tischer. 

Kieler  Dissertation. 

1287.  Monumenta  Germaniae  historica.  Scriptomm  t.  XIIL  fol.  (XI,  832  S.) 

Hannover  1881.  Hahn.  40  M. 

Enthält  S.  103—120  Ex  annalibus  anglosaxonids  (in  ags.  Sprache  mit  lilcii. 
Obersetzung). 

1288.  Hickey,  £.  H.,  the  wanderer,  from  the  english  of  Cynewulf. 
Academy  1881,  14.  Mai,  S.  355.    Metrische  ObersetEong  ins  Nenengl.  (SeiBel 

1289.  B ran  dl,  A.,  be  domes  daege. 
Anglia  4,  97—104. 

1290.  The  Erl    ofToIous    and    the  Emperes    of  Almayn.     Eine    englisck 

Romanze    aus    dem  Anfange   des    15.  Jhs.  nebst  literar.  Untersncbnng  Hbff 

ihre  Quelle,  die  ihr  verwandten  Darstellungen  und  ihre  geschichtliche  Gnn^ 

läge  herausgeg.  von  G.  Lüdtke.   8.  (XII,   291   S.)  Berlin   1881.  W&dmuM- 

6  M. 

Sammlung  englischer  Denkmäler  in  kritischen  Ausgaben.  3.  Bd.  Vgl.  D.  Uttf- 
Ztg.  1882,  18  (Vamhagen);  Academj  1881,  26.  Nov.,  S.  407;  lAten^bajhhM 
1882,  5  (Wissmann);  Anglia  V,  2  (Dönne). 

1291.  Nicholson,  E.  B.,  Mispunctuation  in  Gower  and  Konsard. 
The  Academy  1881,  8.  Sept.  S.  162. 

!.  Haies,  John  W.,  the  'Confessio  amantis. 
Athenaenm  1881,  24.  Sept,  S.  861—63. 


Xm.  G.  ALTENGLISOH.  499 

1293.  The  Blickling  Homilies    of  the  tenth  Century    ed.  with  a  translation 

and  index  of  words  hy  R.  Morris.  London,  Trübner. 
Ausgabe  in  Qaart  Vgl.  Athenaenm  1881,  12.  Nov. 

1294.  Das  Lied  von  King  Hörn.  Mit  Einleitung,  Anmerkungen  und  Glossar 

berausgeg.  von  Theodor  Wissmann.  8.  (XXII,  155  S.)  Strasburg  1881.  Trübner. 
Quellen  u.  ForschuDgen  XLV.  Heft.  Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  31  (Hausknecht) ; 
Englische  Studien  5,  407  f.  (Stratmann). 

1295.  Wissmann,  Th.,  Studien  zu  Ring  Hom. 
Anglia  4,  342-400. 

1296.  Legenden,  altengliscbe.  Neue  Folge.  Mit  Einleitung  und  Anmerkungen 
herausgeg.  von  C.  Horstmann.  8.  (CXXXVIII,  536  S.)  Heilbronn  1881. 
Henninger.  21  M. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  Nr.  11  (Brandl);  Literar.  CentralblaU  Nr.  45  (Wülcker); 
Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  8,  98-125  (Schröder);  D.  Liter.  Ztg.  1881, 
Nr.  19  (Zupitza);  Academj  14.  Mai;  Anglia  V,  2  (Trautmann). 

1297.  HorstmanUy  C,  Prosalegenden.  S.  Antonius. 
AngUa  4,  109-138. 

1298.  Lyndsay,  SirD«,  poetical  works.  Edited  by  D.  Laing.  London,  Simpkin. 
3  Tols.  8.  68  sh. 

1299.  Gierth,  F.,  über  die  älteste  mittelenglische  Version  der  Assnmptio 
Mariae.  8.  (37  S)  Breslau  1881.  Köhler  in  Comm.  1   M. 

Aus  'Englische  Studien . 

1300.  Furnivall,  F.  J.,  An  earlj  English  poem  to  the  Virgin  (15^  Cen- 
tury) and  a  Welshman's  phonetic  copy  of  it. 

Transactions  of  the  Philological  Society  1880—81.  Part  L 

1301.  Warren,  F.  E.,  anglo-sazon  missals. 
Academy  17.  Dec.   1881,  p.  456—457. 

1302.  Sachse,  Riebard,  das  unorganische  £  im  Orrmulum,  zugleich  eine  Unter- 
suchung über  die  Flezionsweise  Orms.  8.   (74  S.)  Halle   1881.    Dissertation. 

1303.  Lewin,  H.,  das  mittelenglische  Poema  morale.  Im  kritischen  Text  nach 

den  6  vorhandenen  Hse.  zum  ersten  Male  herausgeg.  8.  (78  8.)  Halle  1881. 

Niemeyer.  2  M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  43  (Wülcker);  D.  Liter.  Ztg.  1882,  13  (Vam- 
hi^^en);  Anglia  IV,  4  (Einenkel;;  Englische  Studien  5,  408  (Stratmann). 

1304.  Zupitza,  J,,  Zum  poema  morale« 
Anglia  4,  406—410. 

1305.  Schleich,  Gustav,  Beiträge  zum  Mittelenglischen  Roland. 
Anglia  4,  307—341  (1881). 

1306.  Haies,  John  W.,  the  Bomaunt  of  the  Rose. 
Athenaenm  1881,  12.  Nov.,  S.  630. 

1307.  Brae,  A.  E.,  the  romaunt  of  the  Rose. 
The  Antiquarian  1881,  Februar,  S.  71  f. 

1308.  Hauff e,  E.,  Zu  den  'Reden  der  Seele  in  der  Worcester-Hs.' 
Anglia  4,  237  (1881). 

1309.  The  Romaunce  of  the  Sowdone  of  Babylone  and  of  Ferumbras 
bis  Sone  who  conquerede  Rome.  Re*edited  from  the  unique  Ms.  of  the 
late  Sir  Thomas  Philipps,  with  introduction,  notes  and  glossary  by  E.  Haus- 
knecht. 8.  (LXVII,   174  S.)  London  1881.  Trübner.   15  sh. 

Early  English  Text  Society  Extra  Series  XXXVIII. 

1310.  Thomas  of  Erceldoune.  Herausgegeben  von  A.  Brandl. 
Sammlung  englischer  Denkmäler  in  kritischen  Ausgaben.  2.  Bd.  8.  (XH,  147  S.) 
Berlin  1881.  Weidmann.  5  M.  Vgl.  AngUa  V,  2  (Mushaeke). 

32* 


500  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

1811.  Rölbing,  E.,  Die  Walderefragmente. 

Englische  Stadien  5  (1881),  292  f.  Zu  S.  240. 

1312.  Kaluia,  M. ,  über  das  Yerhältniss  des  mitteleoglischen  alliteriresdci 
Gedichtes    William  of  Paleme    zu  seiner  französischen  Vorlage. 

Englische  Stadien  4  (1881),  196—287.  Der  1.  Theil  (36  S.)  als  Breslaner  Di» 
tation«  (Köhler  in  Conim.  1  li.) 

H.  Altnordisch. 

1313.  Edda.  £n  islandisk  Sämling  folkliga  fomtidsdikter  om  Nordens  gv^ 
och  hjältar.  Pa  svenska  af  P.  A.  Gödecke.  Ajadra  npplagan.  8.  (lUUV, 
396  S.)  Stockholm   1881.  Norstedt  og  Söner.  5  kr. 

1314.  Bergmann,  F.  Y.,  aj  allitteratiöi  theori4j4nak  jelentöa^e  es  alkilai- 
z&sa  kulönösen  az  Eddabeli  Atlamdlsa.  Kolozsvdr  (1881).  8.   (24  S.) 

Abdruck  aas  Acta  compar.  litt  oniy.  1881,  99 — 114. 

1315.  Edzardi,  A.,  über  die  Heimat  der  Eddalieder. 
Paal  n.  Braune,  Beiträge  8,  349-370. 

1316.  Schierenberg,  G.  A.  B.,  die  Götterdämmerong  und  die  Goldtifds 
des  Idafeldes  oder  die  Teutoburger  Schlacht  in  den  Liedern  der  Eddi. 
Eine  Streitschrift  über  die  Heimat  und  die  Bedeutung  der  £dda-Deder. 
8.  fXXXir,   156  S.)  Detmold  1881.  Schenk  in  Comm.  M.    1,25. 

Soll  eine  Widerlegung  der  Ton  Bugge  und  Bang  aufgestellten  Ansichten  seil. 
Vgl.  O.  Brenner  in  der  Allgem.  Ztg.  1881,  Beilage  112;  Academy  1.  April  1882, 
8.  228. 

1317.  Rydberg,  Viktor,   SibjUema  och  YöluspS  IL 

Nordisk  Tidskrift  fÖrVetenskap  1881,  S.  113^162.  Gegen  Bang  gerichtet  Vgl. 
Literaturblatt  1881,  Sp.  222  (Edzardi). 

1318.  Bugge,  S.,  Nogle  bemaerkninger  om  Sibyllinerne  og  VöluspA. 
Nordisk  Tidskrift   för  Vetenskap  1881,   S.  163—172.    Vgl.  LiteratnrblaU  1881, 
Sp.  222  (Edzardi). 

1319.  Bieß,  M.,  über  vier  Eddasagen.  Die  Ragnorok-,  HeimdalU,  Mimir-  isd 
Heisage.  8.  Gardelegen  (Leipzig,  Schäfer)  1881.  BiL  2,50. 

1320.  Cuppers,  J.,  Helge  und  Sigrun.  12.  (64  S.)  Düsseldorf  1881.  Schwaon. 
1   M. 

1321.  Edda  Snorra  Sturlusonar.  Edda  Snorronis  Sturlaei.  Tomi  III  p.  prior. 
Accedunt  tabulae  lithogr.  quinque.  8.  (HI,  498  S.)  Hafhiae  1880«  Gyldendai 
in  Comm.  5  kr. 

Enthält:  Commentarii  in  carmina  von  Sv.  Egilsson  S.  1 — 163  und  J.  Sigurdsos 
S.  163 — 204;  Skäldatal  mit  Commentar  von  J.  Sigurdsson.  Vgl.  Literar.  Centrtl- 
blatt 1881,  Nr.  44  (Edzardi);  Literaturblatt  1882,  3  (J6nsson). 

1322.  Bugge,  S.,  Rune-Indskriften  paa  Ringen  i  Forsa  Kirke  i  Nordre  Hei- 
siDgland.  4.  (HI,  58  S.)  Chnstiania  (1881). 

1323.  Hjärnc,  Harald,  Runinskriften  pl  Forsaringen. 
Nordisk  Tidskrift  for  Filologi  N.  R.  V  (1881),  177—183. 

1324.  Lindal,  P.  J.;  Runstename  i  Upsala  beskrifha  och  tolkade.  Fotogrz- 
fierna  af  A.  Löfdtröm.  8.  (11  S.)  Mit  8  Photogr.  Upsala  1881.  Lofstrom.  5  kr. 

1325.  Lindal,  P.  J.,  Nyfunnen  runsten. 

Uplands  fomminnesförenings  Tidskrift.  II.  4.  S.  LXX VlU — LXXIX. 

1326.  Thors  en,  P.  G.,  de  danske  Runemindesmaerker ,  beskrevne  og  for- 
klarede.  Anden  Afdeling.  JjIIands  Runemindesmaerker,  tilligemed  Meddel- 
elser  om  alle^ernes.  Afbildninger  og  Text.  H.  Text.  Imp.  8.  (292  S.)  Kaben- 
havn   1881.  Hagerup.   15  kr. 


Xm.  H.  ALTNORDISCH.  501 

1327.  Snorre  SturlaMons  norske  Kongen  Sagaer  ovenatie  af  P.  A.  Manch. 
2  0plag.  I,  2 — 5.  8.  (S.  97— 480.)  Christiauia  1881.  Feilberg  u.  Landmark. 

1328.  Gislason,  Konr.,  Nogle  bemerkninger  angäende  Tnglingatal. 
Aarböger  for  nordisk  Oldkjndighed  1881,  S.  186—851. 

1329.  H4ttatal  Snorra  Stnrlusonar.  Heraasgeg.  von  Th.  Möbios.  2.  Tkoil. 
(G^edicht  nnd  Commentar.)    8.  (140  S)  Halle  1881.  Waiaenhaas.    M.  2,80. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  60  (Brenner);  Literar.  CentralblaU  Nr.  46  (Edaardi); 
Zeitschrift  f.  deuteehe  Philologie  13,  231  ü.  (Mogk);  Revne  critiqne  1882,  16 
(Cederaehiöld);  Literatorblatt  1882,  7  (Sjmons). 

1330.  Gl  8  lasen,  Konr.,  Bemsarkning  tuen    Wsahelmingr    af  Snorri  Starluson. 
Aarböger  for  nordisk  Oldkyndighed  1881,  S,  262—266. 

1331.  Islenzkar  Fornsögur,  gefnar  üt  af  hinü  {slenzka  b6knientaf^lagi. 
IL  Reykdala  og  VaUa-Ljöts  saga  F.  Jönsson  gaf  dt.  8.  (XX,  206  S.)  Kaup- 
mannahöfn  1881.  Gyldendal  in  Comm. 

1332.  Elia  Saga  ok  Roaamnndu.  Mit  Einleitung,  dentscber  Übersetiang  and 

Anmerkungen  cum  ersten  Mal  herausgeg.  von  £.  Kolbing.  8.  (XLI,  217  S.) 

Heilbronn   1881.  Henninger.  M.  8,50. 

VgL  Literar.  Centralblatt  1882,  26  (Edzardi);  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum 
8,  193  ff.  (Heinzel);  Romania  XI,  173. 

1333.  Sigurdarson,  S.,    Nogle  Bemarkninger   til   det  Dr.   Gerings    udgave 

af  Finnbogasaga  (Halle  1879)  redfojede  glossar. 
AarbOger  for  nordisk  Oldkyndighed  1881,  S.  67—68. 

1334.  Sag  an  om  Gunnlög  Ormtunga  och  Skald-Ram.  P&  sfenska  tolkad  af 
P.  Aug.  GÖdecke.  Ny,  omarbetad  upplaga.  8.  (47  S.)  Stockholm  1881.  Nor- 
stedt  &  Soner.  50  öre. 

1335.  Gydinga  saga,  en  bearbejdelse  fra  midten  af  det  18.  ärh.  ved  Brandr 
JönsBon.  Udg.  af  Gudm.  Thörlaksson.  8.  (XIV,  117  S.)  Köbenhavn  1882. 
Gyldendal.  („Samfiindet''  etc.  3.)  3  kr. 

1336.  Olsen,  B.  M.,  Mest  eda  melt. 

Tfmarit  hins  fzl.  bökmentaf^lags  1880.  Isl.  s.  H,  837,  21  1.  melt 

1337.  Die  Saga  von  den  Yolsungen  und  Nibelungen.  Aus  der  altnordischen 
Yolsunga  Saga  frei  übertragen  ron  A.  Edzardi.  8.  (XVI,  123  S.)  Stuttgart 
1881.  Heiiz.  2  M.    . 

1338.  Nikolds  dr4pa  Halls  prests,  an  Icelandio  poem  from  circa  a.  d.  1400. 

Dissertation  (University  of  Freiburg)  by  W.  H.  Carpenter.  8.  (82  S.)  Halle  1881. 
Vgl.  Zeitschrift  t  deutsche  Philologie  13,  496-600  (Möbius). 

1339.  Riddara    rfmur,     efter    handskriftema    utgifha    af    Theodor  Wis^n. 

8.  (XLVIII,  176  S.)  Röpenhamn,  Lund   1881.  5  kr. 

In  den  Pablieationen  des  „Samfnnd  til  udgivelse  af  gammel-nordisk  litteratur**. 

1340.  Speculum  regale.  Ein  altnorwegischer  Dialog  nach  Cod.  Arnamagn. 

243.    fol.  B.    und    den    ältesten    Fragmenten    herausgeg.    von    0.  Brenner. 

8.  (XYI,  212  S.)  München   1881.  Kaiser.   4  M. 

Eine  zum  ersten  Mal  den  sprachlichen  Charakter  treu  wiedergebende  Ausgabe 
dieses  sachlich  wie  sprachlich  interessanten  Denkmals.  Vgl.  Revue  oritique  1882, 
Nr.  6  (BeauTois);  Literaturblatt  Nr.  6  (Larssen),  D.  Liter.  Ztg.  Nr.  11  (Dahle- 
rap);  ZeiUchrift  f  deutsche  Philologie  14,  102  ff.  (Mogk);  Literar.  Centralblatt 
1882,  29  (Edzardi). 

1341.  Töukraedhi.    An   Icelandic   Poem    from   about    1650  A.  D.    Edited 

by  W.  H.  Carpenter. 

American  Journal  of  Philology  Nr.  7  (1881),  S.  204—209. 


502  BIBLIOOJE&iLPHIE  VON  1881. 


I.  Altschwedisch. 

1342.  Söderwall,  K.  F.,    smärre   bidrag  tili  textkritiken  af  svenska  medel- 
tidsskrifter. 

Antiqyarisk  Tidskrift  för  Sverige  Del  6,  Nr.  4.    Eine  beträchtliehe  Reihe  wohl- 
überlegter Verbesseraogen  za  einer  Anzahl  altschwedischer  Texte. 

1843.  Medeltidsdikter    och   rim,    utgifna  af  G.  £.  Kleminiog.     8.    H.  1. 
(S.   1—172).  a  2.  (S.   173  —  312.)  Stockholm  1881.   5  kr. 
Samlingar  atgifna  af  Svenska  Fomskrift-S&llskapet.  H.  78,  79. 

1344.  Klockhoff,  Oskar,    Studier  öfVer  Eafemiayisarnar.    8.  (86  S.)   Upsala 

1881.  kr.  1,75. 

In:  Upsala  Universitets  firsskrift  1881.  Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  9  (Maurer). 
Verf.  sncht  nachzuweisen,  daß  die  altschwed.  Gedichte  von  Iwan,  Flores  und 
H.  Friedrich  nicht  aaf  französischen,  resp.  deatschen  Dichtangen,  sondern  auf 
altnorwegischen  Prosatexten  beruhen.  Allein  die  Beo.  von  £.  Schröder  in  den 
Gott.  Gel.  Anz.  1882,  Nr.  1  zeigt,  daß  dem  'Herzog  Friedrich  von  Normandie 
ein  niederrheinisches  Gedicht  zu  Grunde  liegt. 

1345.  Gersons  lärdom  huru  man  skall  dö.  Trjckt  i  Upsala  1514.   Fotogra- 

fiskt  ätergifen.  8.  (36  S.)  Stockholm  1851.  2  kr.  50  öre. 
Samlingar  utgifha  af  Svenska  Fomskrift-Sällskapet.  H.  77. 

1346.  Sveriges  Krönika   (vanligen    kallad    den  Prosaiska)  fran  Ocg*   tili    och 

med  Carl  Knutsson  samt  utdrag  ur  Danmarks  krÖnika.  (Utg.  af  Q.  E«  Klem- 

ming.)  8.  (80  S.) 

Bilaga  tili:  Svenska  Fomskrift-Sällskapets  Allmänna  Arsmöte  1S81. 

1347.  Svenska  Medeltids-postillor,  efter  gamla  handskrifter  ntgtfna  af 

G.  E.  Klemming.  II.   2.  8.   (S.   145—305.)  Stockholm  1880.  2  kr.   50  ör«. 
Samlingar  utgifna  af  Svenska  Fornskrift-Sällskapet.  H.  76. 

1348.  Bidrag  tili  Finlands  historia.  Med  understöd  af  statsmedel  i  trjck  ut- 
gifna af  Finska  Statsarkivet  genom  Reinhold  Hansen.  I.   1.  8.  (14  S.  Facs., 

224  S.)  Helsingfors  1881.   1   kr.   90  öre. 

Enthält:  Calendarium  ecclesise  nboensis,  Dombok  för  SydOstra  Tavastland  1443  — 
1602,  Dombok  för  sydvestra  Tavastland  1606 — 1610. 

1849.  Svenskt  Diplomatarium  frän  och  med  är  1401.  Utgifret  af  Riks- 
archivet  genom  Carl  Silfverstolpe.  II.  2.  4.  (S.  241—456.)  Stockholm  1881. 
Norstedt  &  Söner.  5  kr. 

K.  Altdänisch. 

Id50«  Nielsen,  0.,  Et  bmdstykke  af  et  dansk  legendariaai. 

In:  Blandinger  ndg.  af  Univ.  Jubil.  danske  Samfünd.  Kjerbenh.  1881. 

1351.  Mandevilles  rejse,  pa  dansk  M  15*^*"  ärhundrede,  efter  händskriflcme 

udgivne  af  M.  Lorenzen.    1.  Heft.  8.  (96  S.)  Köbenhavn   1881.    Gjldcndal 

in  Comm.  kr.  2,50. 

Samfund  til  ndgivelse  af  gammel  nordisk  literatur. 

1352.  Traktat,  en  lystig,  om  S.  Peders  trende  djotrc  pa  ny  udgiven  ?ed 
V.  Säby.  8.   (IV,   9   S.)  Köbenhavn    1881.    l   kr. 

1353.  Julen.  Gamle  danske  Praedikener  og  Sänge  udgive  af  S.  Müller.  8. 
(88  S.)  Kj0benhavn  1881.   Hast. 


JSn.  L  ALTSCHWEDISCH.   K.  ALTDÄNISCH.   L.  MITTELLAT.  POESIE.    503 

L.  Mittellateinisehe  Poesie. 

1354.  Poetarum  latinomm  medii  aeri  T.  I.:  Poetae  latini  aeri  Carolini  rec. 

E.  Daemmler.  4.  (VIII,  652  S.)  Berolini  1881.  Weidmann.  17  IL 

y^L  D.  Liter.  Z^.  1881,  Nr.  7  (Hoemer);  Ifittheilmigen  wob  d.  histor.  Literatur 
X,  1;  Literar.  CentralbUtt  1881,  Nr.  48  (EbeK). 

1855.  Dfimmler,   E.,    rhythmomm    eccleaiastieomm  aeTi  Carolini  specimen. 

4.  (24  S.)  BerUn  1881.  Weidmann.  M.  1,20. 

1356.  Seiler,  F.,  Zn  den  carolingischen  rytiimen  (sie!) 

Zeitsehrift  £.  deutsches  Alterthnm  25  (1881),  26—30. 
1857.  Dumm  1er,  E.,  Verse  des  11.  Jahrhunderts. 

N.  Archiv  d.  Gesellschaft  f.  iltere  dentsche  Geschiehte  VI,  443—446  (1881). 

1358.  Monamenta  Germaniae  historica  scriptor.  t.  XXV  (1880),  enthilt  u.  a. 
Chronica  Villariensis  Monasterii  ed.  Waits,  darin  ▼ersehiedene  lat.  Gedichte ; 
Vita  Antonii  abbatis  Senoniensis  S.  345 — 348;  Chronicon  rhythm.  anstria- 
enm  ed.  Wattenbach  'Etas  nostri  temporis  breris  non  senescit'  S.  349 — 368. 
Von  Friedrich  dem  letzten  Babenberger  sagt  der  Dichter:  JuTenili  motoi 
sapra  modnm  fayit'.  Chronici  rhythmici  Coloniensis  firagmenta  S.  369 — 380 
ed.  Waitx;  (waram  aber  ein  rhjrthm.  genannt,  da  es  Hexameter  sind,  allere 
dings  gereimte).  Genealogia  docum  Brabantiae  metriea  S«  400 — 404. 

1359.  Versns  de  abbatibns  P.  Martini  Tomaeensis  o.  a. 

In:  Monnmente  Germanise  historica,  SS.  tom.  XIH,  S.  384—386. 

1360.  Schmitz,  Wilhelm,  Fragment  eines  mittelalterlichen  Schalerliedes. 

In:  Festgabe  fOr  W.  Crecelius  (Elberfeld  1881),  S.  66—69«  Ans  dem  8.  Jahrh., 
ans  Fulda;  sn Ostern  gesungen  Ton  den  Schfilem.  Akrostichisch  (aiphabet  Gedicht). 

1861.  Meyer,  W.,  Verse  anf  König  Rudolf. 

N.  Archiv  d.  Gesellschaft  f.  Iltere  deutsche  Geschichte  7,  216 — 217. 

1362.  Schmidt,  Joh.,  die  älteste  Alba. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  li  (1881),  338—341.  Lateinisch-provensalisch. 
Ans  Born.  cod.  Regio.  1462.  10.  Jahrh. 

1363.  Wattenbach,  W.,  das  Fest  des  Abtes  ron  Gloucester. 

Anseiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorseit  1881,  Sp.  191 — IK.  Lateinisches  Spott- 
liedy  hier  nach  einer  Mlinchener  und  Baseler  fifs. 

1364.  Crecelins,  W.,  das  Fest  des  Abtes  von  Gloncester. 

Anseiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorseit  1881,  Nr.  7.   Andere  Fassung  des  von 
Wattenbach  in  Nr.  6  gedruckten  latein.  Gedichtes. 

1365.  Pernwerth  ▼.  Bärnstein,  Adolf,  nbi  sant  qni  ante  nos  in  mundo 
faere?  Ausgewählte  lateinische  Studenten-,  Trink-,  Liebes-  und  andere  Lieder 
des  XIV. — XVni.  Jahrhunderts  aus  verschiedenen  Quellen  mit  neudeutschen 
Übertragungen,  geschichtUcher  Einleitung,  Erläuterungen,  Beigabe  und  einer 
Abbildung.  Eine  literaturgeschichtliche  Studie,  zugleich  ein  Liederbuch. 
8.  (XrV,  162  S.)  Würzburg  1881.  Stuber.  3  M. 

Vgl  D.  LHer.  Ztg.  1882,  Nr.  21  (E.  Schmidt);  Magazin  t  d.  Literatur  d.  In- 
und  Auslandes  Nr.  17  (Keil). 

1866.  Wattenbach,  W.,  Weiteres  aus  der  Weimarer  Handschrift. 

Anseiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorseit  1881,  8p.  161—166.  233—236.  267—268. 
Namentlieh  latein.  Gedichte  über  Karl  den  Kühnen. 

1367.  Latendorf,  F.,  rersns  Leonini. 

Anseiger  t  Kuude  d.  deutschen  Vorseit  1881,  96.  Latein.-deutsche  Hexameter. 

1368.  Fr  Uta,  Hans,  ein  seitgenSssisches  Gedicht  auf  die  Belagerung  Accons. 

Mitgetheih. 

Forschungen  sur   deutschen  Gesehichte  21,  449—494.    Ans  einer  Pariser  Hs. 
LslelB.  Disllehsn. 


504  BIBLIOGBAPHIE  VON  1881. 

1369.  Misset,  E.,    Essai  phil<^ogiqiie  et  litt^raire  sur   les  oeuTres  po^M 

d*Adam  de  Saint -Victor. 

Los  Lettres  chr^tiennes  t  II,  8.  76  £  SS8  ff.  (1880),  UI  353  ff.  (1881).  I?,  M 
bis  235  (1882). 

1370.  Leist,  0.,  der  Anticlaudianus. 

^ortsetning  der  Abhandlung  des  Jahres  1879).  Programm  dea  G/mnatan»« 
Seehaosen  l  A.  1881.  4.  (S.  33—56.) 

1371.  ZiDgerle,  Anton  tou.  Zu  HUdebert  and  Alanus. 
Sitzungsberichte  der  k.  bayer.  Akademie  1881,  3.  Heft. 

1372.  Thiel  mann,  Philipp,  über  Sprache  and  Kritik  des  lateiniachcB  AfA- 
loniasromanes.  Programm  der  königl.  Stadienanstalt  Speier.   1881.  8.  (74  S.| 

VgL  Philolog.  Sondsehan  1881,  Nr.  16  (LandgraQ. 

1873.  Geltes,   Konrad,    fSnf  Bücher  Epigramme.    Heraasgeg.    too  Dr.  Kiii 

Hartfelder.  8.  (YHI,  125  S.)  Berlin  1881. 

Znm  erstenmal  ans  der  in  der  Nfimberger  Sladtbibliothek  befindlichen  Hssi- 
schrift  heransgegeben.  Unter  dem  Text  erklärende  AnmerkiiDgen ,  am  Sekn 
ein  Register  der  in  den  Epigrammen  vorkommenden  Namen.  VgL  Anxeifer  i- 
deutsches  Alterthom  8,  280  ff.  (Wattenbaeh). 

1374.  Hart  Felder,  K.,  Konrad  Geltes  und  der  Heidelberger  Homanistenkreis. 
Historische  Zeitschrift  N.  F.  XI,  1. 

1375.  Meyer  t.  Knonaa,  G.,  die  Ekkeharte  ron  SL  Gallen. 

In :  Ans  Geschichte,  Litteratnr  n.  Kanst.  PopnlSre  Vortrage  von  G.  Kinkel  etc. 
Basel  1881. 

1376.  Ekkeharti  IV.  Sangallensis  aersas  ad  pictaras  domas  Domini  Mogo- 
tinae.  Ans  dem  Godez  Sangallensis  393  mit  Ekkeharts  eigenen  Glossen  her- 
ansgegeben and  erläatert  ron  Jos.  Kieffer,    4.  (22  S.)  Mainz   1881.  Kiitk- 

heim.  M.  0,75. 

Progranmi  des  Gjnmasiams  (Nr.  548). 

1377.  Gan th er u s  Parisiensis  Solimarias  ed.  G.  Wattenbach.  4.  (13  S.)  Genei 
1881. 

1378.  Zingerle,  Anton  v.,  Za  Hildebert  und  Alanus. 
Sitzungsberichte  der  k.  bajer.  Akademie  1881,  H,  3. 

1379.  Wattenbaeh,  W.,  Vita  Hildegundis  metrica  und  andere  Verse. 

N.  Archiv  d.  Gesellschaft  f.  ältere  deutsche  Oeschichte  6  (1881),  8.  531—^40. 

1380.  Osborne,  A.  G.,  Roswitha  the  nun  of  Gandersheim. 
New  Engländer  1881,  Nov.,  S.  723—740. 

1381.  Die  Ghronik  des  Hugo  von  Reutlingen  herausgegeben  Ton  K.  Gilleit 
Forschungen  sur  deutschen  Geschichte  21  (1881),  S.  21—65.  In  latein.  Heis» 
metem:  darin  die  Geislerlieder  (=  Germ.  25,  40  fiL)  S.  54  £ 

1382.  Gillert,  K.,  Lateinische  Hymnen  aus  St   Petersburger  Hss. 
Zeitschrift  f.  Kirchengeschichte  IV,  4  (1881). 

1383.  G.  K.,  die  lateinischen  Hymnen  und  Sequenzen  des  Halberstädter  Brerierk 
Siona,  October  1881,  8.  149—163. 

1384.  Buch  der  Hymnen.  Neue  Sammlung  alter  Kirchenlieder  mit  den  latei- 
nischen Originalen.  Deutsch  von  Eduard  Hobein.  8.  (XVI,  200  S.)  Gotersiol 
1881.   Bertelsmann. 

Der  durch  ähnliche  Arbeiten  schon  früher  bekannte  Verf.  gibt  hier  eine  AoswiU 
aus  latein.  Hymnen  in  einer  gewandten  Obersetsun^:  freiUch  die  Schwierigkeit 
des  beriihmten  'Dies  irae'  eu  überwinden  ist  auch  ihm  nicht  gelangen. 

1385.  Kay  8 er,  J.,  Beiträge  zur  Geschichte  und  Erklärung  der  älteaten  Kirehca- 
hymnen.   2.  Aufl.  8.  (XIV,  477   S.)  Paderborn  1881.  Schöningh.    IL  5,40. 

VgL  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  4  (Kraus) ;  Theolog.  Liter.  Ztg.  1881,  23  (Besthen). 


REGISTER  ZUM  XXV.— XXVIL  JAHBOANO. 


505 


1386.  Yarobagen,  H. ,    Zwei    lateinische   metrische  VersioDen    der  Legende 

von  Placidus-Eustachias.  U.  Eine  Version  in  Hexametern. 

Zeitschrift  f.  deutsches  AUerthum  25  (1881),  1—25.  Aus  einer  Hs.  der  Bodleiana« 

1387.  Brieden,  Hub.,  historischer  Werth  dea  poeta  Sazo  für  die  Geschichte 
Karls  des  Großen.  4.  (16  S.)  Programm  des  Gymnasiums  zu  Arnsberg  1881. 

1388.  Boi ssier,  Gaston,  Sedulius. 
Journal  des  Savants  1881,  S.  553—566. 

1389.  Spitzen,  Naiezing  op  mjn  Thomas  k  Kempis,  benevens  tien  onbokende 
cantica  Spiritualia  van  Th.  a.  K.  Utrecht.   Beyers,  f.   1. 

1390.  Monumenta  Germaniae  historica.  Auetores  antiqnissimi.  T.  IV,  p.  I. 
Venanti  Honori  Clement iani  Fortnnati  presbyteri  itaHci  opera  poetica 
recensuit  et  emendavit  Fridericus  Leo.  4.  (428  S.)  Berolini  1881.  Weidmann. 

1391.  Dum  ml  er,  E.,  Walahfrid  Strabus  über  deutsche  Sprache. 
Zeitschrift  f.  deutsches  AUerthum  25,  99  f. 

1392.  Vita  S.  Willibrordi  archiepiscopi  Ultraiectensis  a  Theofrido  abbate 
Eptcrnacensi  versibus  conscripta.  Ex  codice  mscr.  bibliothecae  Treverensis 
primum  ed.  R.  Decker. 

Programm  des  Gymnasiums  zu  Trier  1881.  4.  26  8.  (Nr.  399). 


BEGISTEB 

,   ZUM 
FÜNFÜNDZWANZIGSTEN  BIS  SIEBENUNDZWANZIGSTEN  JAHRGANG. 


A. 

abbmchUch  27,  159. 

abekonf  27,  159* 

abeslag  25,  348. 

aefintj^ri,  isländische  25,  129. 

afterseil  25,  349. 

Aegidius  26,  1. 

Akrostichon  26,  96. 

Alba,  die  älteste,  26.  416. 

Albers  v.  Regensburg  Tundalus  27,  287. 

ilehorth  27,  159. 

Alexiuslegende  25,  414. 

algereiten  27,  159. 

alke  26.  190.  196. 

Alke,  &Ieke  26,  195. 

Alphart  25,  61.  300. 

alteil,  altel  25,  350. 

Altfiranzösische  Epik  26,  365. 

altpulser  27,  160. 

anbrengen  27,  160. 

anrichtleffel  25,  355. 

anteidingen  27,  160. 

Apollonius  27,  1. 

Archipoeta  26,  42a 

arken  25,  357. 

Arsneibuch  26,  838. 

atrium  26,  66.  70. 

aolke  26,  190. 

ATentinus  26,  320. 


B* 

backstockfisch  25,  352. 

balclSch  26,  276. 

balle  25,  352. 

bedacht  27,  160. 

begencnisse  27,  160. 

beide  26,  882. 

beige  25,  358. 

beissel  25,  360. 

bekundigen  27,  160. 

beleser  27,  160. 

belestunge  27,  160. 

belisten  27,  160. 

benflmunge  27,  160. 

Berthold,  Bruder,  26,  316.  381. 

Bertholds  von  Holle  Demantin  27,  410. 

berufen  27,  160. 

bescheidunge  27,  160. 

bevftren  27,  161. 

bevam  27,  160. 

bevriunge  27,  161. 

Bibelübersetzung,   gotische  26,  129.   263. 

27    23. 
bibleiche  27,  161. 
Bibliographie,   germanistische,    fßr  1879: 

25,  433;    für  1880:  26,  423;    für  1881: 

27,  421. 
Bibliographisches  zum  16.  Jahrh«  25,  420, 

27,  422. 


506 


RBGI8TER  ZUM  XXV.-.XXyiL  JAHRGANG. 


büegunge  27,  16L 

büOnftig  27,  161. 

bUu  27,  111. 

blaoer  Montag  26,  606. 

bleiehgewerke ,    -hüs,     •riehter,     -wirdig 

27,  161. 
bUohern  26,  367. 
Blntsegen  26,  68. 
bock  26,  356. 
Boner  27,  219. 
Boswell,  Alezander  27,  221. 
botterweek  26,  367. 
braoken  26,  860. 
brantreyde  26,  364. 
breit  =  bret  27,  161. 
bricie  27,  161. 
biymel  26,  363. 
bi6tonge  27,  161. 
broelii^f  27,  162. 
bmochjeckel  27,  109. 
bug  26,  364. 
bühaftigk  27,  163. 
Bake  of  ye  chess  27,  221. 
bfine  26.  407. 
bfir&t  27,  163. 
Bnrgverließ  27,  106. 
butelkaste  25,  360. 

C«  8.  auch  K. 

Chronicon  NoTaliciense  25,  49. 
Chronik,  Lim  barger  26,  41. 
Claras  Saga  35,  142. 
ConstantinaB  26,  132. 

D. 

darlegange  27,  163. 

das,  das  26,  409. 

deckende  25,  349. 

decketücher  25,  349. 

decksteine  26,  349. 

Dellingr  26,  343. 

derjenige  27,  163. 

Deutsche  verspottet  26,  88. 

dentsche  Wörter  der  Thidrekssaga  26,  160. 

Dewin  27,  164. 

Dialektgrammatiken  26,  118. 

diet  27,  149. 

Dietbold  27,  151. 

Dietbrand  27,  161. 

Dietfrid  27,  162. 

Dietger  27,  152. 

Diethard  27,  162. 

Dietman  27,  153. 

Dietmar  27,  153. 

Dietold  27,  164. 

Dietolf  27,  164. 

Dietprecht  27,  151. 

Dielram  27»  164. 

Dietrich  27,  164. 


Dietrichs  Flacht  26,  61. 

Dietwart  27,  164. 

Diphthongisirang  von  ü,  io,  i  25,  381. 

Donnerbart  26,  207. 

Donnerkraat  26,  207. 

Dotbald  27,  160. 

Dotbert  27,  161. 

doogen  27,  101. 

Dramen,  Schweizer,  26,  361. 

dreUch  26.  349.  27,  163. 

Donstan,  heil.  26,  133. 

darchüs  27,  163. 

E. 

e  isl.  =  neaisL  6  27,  266. 

^  isl.  =  neaisl.  j6  27,  266. 

Ebner,  Margaretha  27,  411. 

ecken  26,  274.  26,  422. 

Eckenlied  26,  58. 

Edda  27,  330.  399. 

efese,  efesing  26,  81. 

Eichhorn  27,  189. 

Eilhart  von  Oberge  26,  366.  27,  359. 

eintreten  27,  163. 

Elbe  26,  190. 

eise  25,  351. 

-eading,  endig,  ening  26,  271. 

Enenkel  27,  21. 

engel  26,  352. 

entaffenen  27,  164. 

enzlingen  25,  348. 

Epik,  altfransösische  26,  366. 

Epische  Formeln  25,   161. 

Episches  Gedicht,    Bruchstücke    :S5,  19 

26,  95. 
erbewec  27.  164. 
erbreichunge  27,  164. 
erd^nen  25,  350. 
erkunden  27,  164. 
em  27,  164. 
emAch  27,  164. 
eroberigen  27,  165. 
ersteigange  27,  165. 
eselpfert  27.  165. 
Eulenspiegel  25,  508. 
Eustachiuslegende  25,  413. 

F.  8.  V. 

G. 

Galilea,  galilee  26,  67. 

gang  27,  170. 

gamkouf,  -koufer  27,  171. 
I    gartenpfennincr  27,  171. 
;    Gebet  des  XII.  Jhs.  25,  393. 

Gebete  in  Reimen  26,  190. 
i   gebeuge  25,  356. 

gebone  25,  355. 

Geislerlieder  26,  40. 


RB0I8TEK  ZUM  XXV.^XXYIL  JAHRGANG: 


607 


Geister  mit  VagelfOssen  U,  290. 

Geistliche  Gedichte  35,  186.  889. 

Geistliche  Volkslieder  26,  101. 

gellicht  27,  171. 

gemere  26,  350. 

gßn  27,  171. 

genizUch  27,  172. 

geremcz  25,  859. 

Gerhard,  der  gute,  25,  274.  26,  199. 

gdrlichen  27,  172. 

gerseliche  27,  172. 

Geschlechtsnamen  aus  thiada,  diet  27,  149. 

gesneite  27,  172. 

gesper  25,  859.  27,  891. 

gestempe  25,  354. 

gewantsnit  27,  172. 

gewaDtstap  27,  165. 

gezal  25,  852. 

gezoc  27,  172. 

gexügfürer  27,  178. 

gezwidigen  27,  178. 

gießgrabe  27,  178. 

giezwazzer  27,  178. 

giselitze  25,  432. 

Glossen,  ahd.  26,  401. 

golzoch  27,  178. 

Gott  25,  288. 

Gottes  72  Namen  26,  203. 

Gottesnrtheil  26,  209. 

Gottfried  Ton  Strassburg  27,  373;  Tristan 

25,  192.  865.  408.  26,  893. 
Grigis  25,  282. 
Gralsage  25,  117. 
Grimm,  Jacob,  26,  127. 
Gripisspi  27,  899. 
gropp  25,  355. 
Gustav  Adolf  27,  255. 
gusten  26,  275. 


halle  26,  65. 

Halle,  Sprache  daselbst  um  1477  26,  851. 
hamerheche  25,  854. 

Handschriften:  m  Augsburg  25,  211.  214. 

217. 
„  „  Basel  25,  72. 

„  Berlin  25,  865. 
„  Bern  27,  219. 
„  Einsiedeln  27,410.  411. 
„  Engelberg  25,  210. 
„  Erlangen  27,  845. 
„  Frankfurt  a.  M.  26,  106. 

417.  27,  144. 
„  Geras  27,  340. 
„  HUdeshaim  25,  409. 
„  Innsbruck  26,  876. 
•  Kiel  26,  211.  27,  406. 
»  Kopenhafen     25^   129« 
27,  «K 


n 
» 
n 


I) 
I» 

II 
t» 
1» 


Handschriften:  in  Komeuburg    26,     888. 

27,  889. 

„  .^  llünohen   25,  82.    210. 

835.  26,  401.  27,  289. 
845.  850. 

„  „  Nürnberg  25,  98.  107. 

„  „  Paris26,95.  218.  27,866. 

„  Prag  26,  856. 

„  „  Rom  27,  225. 

„  „   St.  Gallen  25,  67. 

,.  „  St.  Petersburg  25,  40. 

„  „   Stockholm  25,  241. 

„  „  Strassburg  25,  108.  161. 

210.  211.  216. 

„  „   Tambach  27,  1S2. 

„  „  Trier  26,  1.  57.  64. 

„  „  Wien  26,  389.  408.  407. 

27,  130. 

„  „  Zürich  27,  412. 

„  Bartsch*«  27,  127. 

„  Birlingers  26,  99. 

„  T.  buohwalds  25,  895. 

n  V.  Hardenbergs  27,  856. 

418. 
Hans  Y.  Rfite  25,  863. 
Hartmanns    2.    Büchlein    27»   375;    Erec 
25,319.  27,  874.  420;    Iwein  25,  395. 
26,  99.  253.  385.   27,  350. 
hasenwinde  27,  874. 
hebebencke  25,  358. 
Heimdali  26,  343. 
Heinrich,  Kaiser  25,  180. 
Heinrich  ron  Nördlingen  27,  411. 
Heinrich  von  dem  Türiin  25,  96. 
Heinrich  yonVeldeke  25,  118.  844.  27,  287. 

370. 
Hekelvelde  26,  176. 
Heldenbuch,  Anhang  26,  64. 
Heliaod  26^  266.  27,  416. 
Helleviur  25.  78.  79. 
Helmbrecht  25,  407.  432. 
hep  hep  26,  882. 
bertinphrunde  27,  173. 
Hiidebrandslied,  jüngeres  25,  65. 
hinderbunt  27,  178. 
Hit,  Biesin  26,  505. 
hoed,  hoede  25,  848. 
hoffen  26,  262. 
höfisches  Leben  27,  105. 
Hohenburg  25,  829. 
hölle  26,  65. 
hüsbrechen  27,  178. 

I.  J. 

t  25,  881. 

Jfiger,  der  ewige  27,  868. 

inkomelinc  27,  174. 

in  yfleren  26,  422. 

Johann  von  Würsborg  27,  412. 

IroD  27,  1. 


508 


BEGI8TER  ZUM  XXV.— XXYIL  JAHRGANG. 


Ssenflasehe  85,  426. 
isUnditehe  aefint^ri  26,  129. 
ialiodisehe  GrammaUk  27,  267. 
ia  26,  881 

Jüdel,  Gedicht  27,  129. 
Jndeoeid  26,  876. 
Judenknabe,  Legende  27,  129. 

Kaiserehronik  26,  98. 

kamp,  kam  27,  174. 

KarlamagniiMaga  26,  141. 

kannen  27,  891. 

Katharinenlegende  26,  198.  200.  201. 

kegel  27,  174. 

Kelin,  Meister  26,  78. 

kese  26,  863. 

keskar  26,  104. 

Kettenreime  26,  886. 

Kinder,  ongetanfte  26,  86. 

Kinderreime  27,  121.  122. 

Kinderspiel  26,  884. 

kirehenschifber  27,  174. 

Kirchhof  26,  76. 

Klage  26,  66. 

elapper  26,  867. 

Klanber,  H.  B.  2R,  861. 

Klee,  J.  L.  26,  127. 

eleuber,  cleuben  26,  861. 

Closener  26,  41. 

eomentos  27,  174. 

Konrad  von  Ammenhaosen  27,  220.   221. 

Konrad  von  Fnßesbnmnen  26,  194.  27,  370. 

875. 
Konrad  von  Heimesfnrt  27,  137;  Verf.  des 

Jfidel  27,  187. 
Konrads     von    Würzbnrg     Trojanerkrieg 

27,  127.  866. 
Konrad  von  Zabern  25,  165.  26,  382. 
korblenlegen  27,  174. 
korpbulehin  25,  861. 
koufbrief  27,  176. 
kouft  27,  174. 
konfwirdig  27,  176. 
Krankheit  fibertragen  26,  297. 
krappe  25,  359. 
Krenssng,  erster,  25,  131. 
Krug,  Hans  25,  107. 
knchenloch  25,  354. 
Kndmn  25,  396.  27,  6 
knohitr  27,  176. 

L. 

Landsknechtlieder  26,  91. 
Lianfraneas  25,  131. 
lantgefluchte  27,  176. 
leben  26,  350. 
Lebenswasser  27,  103. 
lebermer  26,  69. 


Legenden  25,  418.  87,  129. 

Lehnsleistong  26,  296. 

lenge  adj.  27,  176. 

lenffen  25,  853. 

libesldhenserbe  27,  175. 

Lieder,  norwegische  26,  390. 

Liederhandsehrift,    Bnichatflcke    26,  R; 

Pariser  26,  213. 
Limbnrger  Chronik  25,  41. 
Lindenschmied  25,  383. 
16ß  27,  175. 
longenhüs  27,  176. 
Lfigenlieder  26,  119. 
Luther,  Sprache  26,  409. 


malesecke  26,  860. 
malnslössel  26,  860. 
mandite  25,  861. 
mande  25,  351. 
mandel,  mandeln  27,  176. 
mangel,  mangeln  27,  176. 
Mann  s&ngt  ein  Kind  25,  289. 
Manna  25,  288. 
mantel  26,  862. 

Manuel.  Nicolans  26,  361.  364. 
Mirchen  26,  274.    27,  229;    Borwegisob 
26,  388;  schwedUehe  26,   115.  27,  ISL 
Margaretenlegende  26,  418. 
Marienlegenden  26,  82.  134. 
Marienlob  25,  107. 
Marinns  25,  134. 
Markbegang  26,  179. 
mast  27,  386. 

Meister  und  Geselle  25,  297. 
Meisterdiebe  25,  139. 
ofBistem  26,  391. 
Melodie,  altdeutsche  26,  226. 
Minnesängerhandschrift,Braehstficke  26,  TL 

mit  das  27,  895. 

miteselbschuldiger  27,  176. 

Mittelfrinkisch  25,  847. 

Montag,  blauer  26,  606. 

Morgenstunde  hat  Gold  im  Monde  25^  M> 

26,  348. 
Morolf  25,  83. 
motter  25,  357. 
Mund  25,  80.  26,  348. 
Mundarten,  norwegische  25,  13. 
Murer  25,  863.  364. 
müßcrüt  25,  353. 
Mysük  27,  410. 

N. 

N&gelabschneiden  26,  204. 
naglfar  26,  204. 
Namen  Gottes,  72:  26,  203. 
necken  26,  272. 
nedersche  26,  854. 


REGI8TKB  ZUM  XXV.  -XXVU.  JAHRGANG, 


509 


neaae  26,  69. 

ndstmals  27,  176. 

Neoisländiflche  Grammatik  27,  267. 

Nenjahrsgraufl  26,  107. 

Nibelangenlied  26,  340.  26,  860.  27,  288. 
266. 

NibelnngeDsage  26,  172.  279. 

Nicolai»  von  Jerosehin  26,  184. 

Nieolans  Ton  Landau  26,  418. 

NiederdeotAches  26,  416. 

NobeUkrag  26,  178. 

Nobisbaos  26,  66.  176. 

Nobiskratte  26,  89. 

Nobisknig  26.  91. 

Nobiskable  26,  186. 

noemen,  ndmen,  nümen  26,  269. 

Norwegische  Spracbbewegong  26, 1 ;  Volks- 
kunde 26,  388. 

Novellen  26,  129. 

nüwescbüster  27,  177. 

O. 

0  181  =  neuisl.  e  27,  267. 

Oberleder  27,  177. 

obete  26,  80. 

ölken  26,  194. 

opfertac  27,  177. 

opisa  26,  80. 

opperwerk  26,  361. 

orbar,  -er  27,  177. 

ort  26,  866. 

Ortnit  26,  61.  27,  191. 

Oswald  26,  66. 

Otter  26,  298.  376. 

Ottokar  von  Steier  26,  333. 

P, 

Paradies  26,  134.  136. 

paradisus  26,  66. 

participia  ohne  ge  26,  267. 

Parzival  in  nord.  Bearbeitung  27,  386. 

Passional  27,  127.  139. 

Passionsspiel,  Heidelberger  27,  128. 

Pauli,  Johannes  27,  224. 

Peacara,  Marchese  26,  91. 

Peter  von  Arberg  26,  210. 

pferdegezauw  26,  349. 

Pflanzennamen,  altdeutsche  26,  401. 

Philologenversammlnng,  Bericht  über  die 
Verhandlungen  der  deutsch-romanischen 
Abtheilang  in  Trier  26,  117;  in  Stettin 

26,  260. 
Placiduslegende  26,  413. 
placken  26,  364. 
Predigten  26,  418.  26,  106. 
pressen  27,  177. 

Psalterien  mit  deutschen  Randbemerkungen 

27,  339. 

Pnller  yon  Hohenberg  86,  329. 


purt  26,  88.  26,  608. 
pute  27,  177. 

Quantitfttsgesetse  im  islXnd.  27,  269. 
quaste  26,  349. 

JEt. 

Rabenschlacht  26,  64. 

rampanien  27,  177. 

RXtsel  27,  121;  norwegische  26,  39S. 

Ratte  26,  122. 

Reinbots  Georg  27,  144. 

Reineke  Vos  26,  608. 

Reinfrid  26,  420. 

Remigius  26,  133. 

restaur  27,  177. 

reuffe  26,  366. 

reuffen  26,  363. 

Riesin  Hit  26,  606. 

roide  tücher  26,  362. 

Rolandssage  26,  367. 

rolle  27,  178. 

Rolle  des  Bartholomfiusstiftea  26,  417. 

roUmeister  27,  178. 

Romanus  26,  137. 

roemersal  27,  178. 

rdr  26,  73. 

romkopf  27,  178. 

rdrbuchse  27,  178. 

rose  26,  72. 

Rosengarten  26,  49.  26,  70.  172. 

r6st  26,  73.  27,  107. 

rot  hun  26,  363. 

Rother  26,  66.  144.  27,  216. 

Rothwelsch  27,  223. 

ruckeleders  26,  862. 

Rückert,  Heinrich  26,  266.  27,  113. 

Rfldiger  von  Hunkhofen  26,  104. 

Rudolf  Ton  Ems  26,  274;  Barlaam  26,  377; 

Weltchronik  26,  166.  27,  60. 
Rueff,  Jacob  ^6.  368. 
RummeldeuB  26,  416. 
rut  26,  888. 

S. 

Sachs,  Hans  26,  280.  26,  380. 
Sachsenspiegel  27,  379. 
Sagen  26,274.  27,  229.  367;  norwegische 
26,  389;  schwedische  26,  116.  27,  117. 
Salomon  und  Morolf  26,  33. 
sappel  26,  338. 
Schachspiel  27,  221. 
schade  27,  178. 
Schatten  26,  210. 

Schauspiel  26,  417.  \ 

scheffen  imG  26,  367. 
scheider  26,  368. 
schelUe  26,  388. 


610 


BBGISTEB  ZUM  XXV.-^XXVIL  JAHRGANG. 


Schemelbande  25,  365. 

schUdichin  27,  178. 

Schülers  Bürgschaft  27,  221. 

Schiltebürger  25,  3$0* 

Schimmelreiter  27,  868. 

Schläfer,  die  sieben  25,  413. 

Schloss,  ein  seltsames  25,  295. 

schneidegast  27,  178. 

sehocklinwät  27,  17^. 

schrancken  25,  357. 

Schriftsprache,  ihr  VerhKttnisszn  den  Mund- 
arten 25,  20. 

schüfe  27,  179. 

schüczmeister  27,  179. 

Schweizer  Dramen  25,  361. 

Seenndns  25,  136. 

Segensprfiche  25,  67.  507.  26,  229. 

seigir-,  sdgirhntte  27,  180. 

selch  26,  258. 

seyenbonm  26,  422. 

siben  25,  408. 

Sigfndslied  25,  64. 

Sigenot  25,  53. 

Silvester  26,  57. 

Silvester  U  25,  133. 

sinlich  27,  180. 

sipm&s  27,  180. 

Sitten  n.  Gebräuche,  norwegische  25,  391. 

slagk  27,  180. 

slange  25,  349. 

slankel  25,  338. 

slenffe  25,  349. 

smicke  25,  349. 

sneiseln  25,  353. 

snitzerling  27,  181. 

somer  25,  352. 

spicher  25,  349. 

Sprachbewegung  in  Norwegen  26,  1. 

Sprache  in  Halle  um  1477  26,  351. 

Sprichwörter  25,  80.  26,  122.  123.  27,  121 ; 
norwegische  25,  392. 

Spruehgedicht  27,  411. 

Stadarhölsbök  25,  232. 

Stammbuchverse,  nd.  26,  606. 

stamphel  25,  338. 

sUnteigen  27,  181. 

stoppeln  25,  357. 

stoppen  25,  350. 

stranck  25,  354. 

stiichtüch  25,  851. 

stTÖbrüt  27,  181. 

stndhauwe  25,  367. 

Sympathetische  Kuren  27,  350. 

ß  26,  251. 

T. 

Tagelied  26,  415. 

Tageweise,  geistliche  26,  210. 

Tagezeiten,  Pariser  27,  885. 

Talmud  25,  280.  287.  289.  291.  26,  210. 


Tanz  27,  112. 

Tellsage  26,  343. 

Temperamente,  die  vier  27,  413. 

Teppiche  27,  107. 

Tenftbert  27,  151. 

Thaustreicherinnen  25,  297. 

Theophilus  26,  870. 

Theudobald  27,  150. 

t>idreks8aga  25,  47.    142.   34a   2.'>7. 

26,  242.  27,  1.  216. 
Thigelingen  25,  71. 
thiuda  27.  149. 
Tiadbert  27,  151. 
Tietpold  27,  160. 
tinne  27,  190. 

Tisch,  über  den-,  springen  25,  296. 
Titorel,  Jüngere  26,  169.  177. 
tocken  25,  359. 
Tod  25,  360. 

Todte,  dankbare  26,  274.  26,  199. 
Todtenreich  26,  65. 
tpm  25,  88.  26,  608. 
trapp  25,  355. 
tri4)pel  25,  338. 

Tristandichtnng,  Fragment  26,  356. 
trucht  27,  397. 
trut  25,  339. 
Tundalus  27,  287. 

U. 

u  eingeschoben  27,  277. 

ü  25,  381. 

überhaben  27,  385. 

uber^istigen  27,  Irl. 

überlouf  27,  181. 

überslechtig  27,  182. 

ufrucken  25,  350 

ülfila  26,  128.  129.  «7,  23. 

Ulks  26,   194. 

ülleken  26,  194. 

ulner  25,  360. 

Ulrich  von  Türfaeim  25,  365. 

Ulrich  von  dem  Türlin  25,   180. 

Ulrich  von  Zazikhofen  25,  344.  27, 

unabnemelich  27,  182. 

unbehabet  27,  182. 

unberadt  27,  182. 

underschiezen  27.  182. 

underslag  25,  356. 

unrät  27,  183. 

nnretterinne  27,  182. 

unstathafiig  27,  183. 

unübergrifflich  27,  184. 

unverschimpft  27,  184. 

unvormälet  27,  184. 

unvorminnert  27,  184. 

urburer  27,  184. 

nrknndig  27,  184. 

urloup  27,  184. 

üz-dienen  27,  184. 


BEGISTEE  ZUM  XXV.— XXVIL  JAHBGANG. 


511 


V.  F. 

ame,  isL  27,  281. 
Inismäl  27,  330. 
27,  166. 
i  )>dttr  25,  385. 
Symbolik  27,  111. 
Volkslied  26,  352. 
ir  25,  73.  79. 
skvida  27,  330. 
27,  166. 
^önch  25,  341. 
r  27,  330. 
en  27,  165. 
In  27,   165. 
n  27,  169. 
n  27,  166. 
i  bort  25,  350. 
en  27,  166. 
ben  27,  390. 
kein  27,  166. 
chiren  27,  166. 
17,  166. 
25,  858. 
ich  27,  166. 

27,  167. 
ich  26,  409. 
legen  26,  69. 
jen  26,  67.  70. 
lende  27,  167. 

25,  140. 
en  27,  167. 
1  25,  64. 
innasaga  25,  289. 

26,  64. 
usstoßnng  27,  275. 

auf  Bäamen  wachaend  26,  208. 

iße  26,  290. 

h  26,  365. 

ande  26,  121;  norwegische  26,388. 

eder  27,  115.  226.  231.  256;  geist- 

26,  101. 

ed  von  Faust  26,  352. 
lümliches       aus      Niederösterreich 
t26.  26,  229. 

berlieferung   27,  228.   876;    schwe- 
le 27,  115. 
i  27,  330. 

27,  167. 
je  27,  168. 
r  27,  169. 
m  27,  169. 
len  27,  166. 

;ns  (Formosns)  25,  183. 

n,  epische  26,  161. 

iten  25,  354. 

n  27,  169. 

lob  26,  257.  379.  27,  385. 

vörter     aus      dem     FranEOsischen 

!36. 


vr6t  27,  386. 

Freunde  25,  139. 

Friedrich  von  Sonnenbnrg  25,  118. 

vrönhof  26,  70. 

fürbrengang  27,  170. 

Furseus  25,  131. 

furstickel  25,  358. 

w. 

Waffensegen  25,  70. 

waldenbergen  27,  185. 

Waldis,  Burkard  25,  898. 

walkemangel  27,  185. 

warsUt  27,  185. 

Wasichenstein  25,  329.  26,  380. 

Wasser  des  Lebens  27,  103. 

Wassergrab  25^  296. 

welboum  26,  348. 

wermnthbier  27,  185. 

Widerstat  27,  186. 

widerwäg,  -wage  27,  186. 

Wiesel  26,  122. 

Wigamur  27,  289. 

Wilhelm  von  HoOand,   Geweht  auf  ihn, 

27,  888. 
Wilhelm  von  Österreich  27,  412. 
Wirtshaus  26,  77. 
Withingowe  25,  71. 
wocheiücaste  26,  858. 
Wodan  26,  279. 
Wolfdietrich  26,  61.  60. 
Wolfger  von  Passau  25,  71. 
Wolfram  von  Eschenbach  25,  117;   Par- 

zival,    Eingang    26,    403;     Willehalm 

26,  162. 
Wolframliterator  26,  248. 
Wnrmsegen  26,  68.  608. 
WQBoh  27,  186* 

Y. 

y  =  nenisl.  i  27,  263. 
y  =  nemsl  i  27,  268. 

Z. 

Zabem  25,  105. 

Zahlen,  formelhaft  26,  167. 

salspille,  -sphmelQ  27,  187. 

sappenbore  26,  850. 

sechorte  27,  187. 

Zeitungen,  erste  deutsche  26,  106. 

selch  26,  269. 

zesper  27,  391. 

ziechenstucke  27,  188, 

zinsbezalnnge,  -getreide,-reiehaage27, 188. 

zi0e  26,  862. 

zltunge  27,  188. 

zouwen  27,  166. 

zakemwertig  27,  188. 

zünemnnge  27,  188. 

zweiling  26,  860. 

Zwerge  26^  190« 


>#HT  VTlag  von  J,  O,  B,  MOHB  in  Ffibarg  L  B, 

U«d  von  eines  Stadenten  Ankunft 


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