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Full text of "Germania; Vierteljahrsschrift für deutsche alterthumskunde .."

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GERMANIA. 

VIERTELJAHRSSCHRIFT      / 

DEUTSCHE  ALTERTHÜM8KUNDE. 

BEGRÜNDET  VON  FRANZ  PFEIFFER. 

HEBAUSOEGEBEN 
yOK 

KARL   BARTSCH. 


SIEBENUNDZWANZIOSTEH  JAHBGAMG. 
METJE   REIHE   FÜNFZEHNTER    JAHROANO. 


WIEN. 

VERLAG  VON  CARL  OEROLD'S  SOHN 

1882. 


<PJaU\  tro  L 


INHALT. 


SeHe 

Iroo  und  Apollonias.    (ThiArekssaga  Cap.   246—276.)     Ton  Friedrieh  Neumann  1 
KritiMiie  UntenaehoBgen   über  den  Einfloß   des  Lateinischen   aaf  die   g^otieohe 

BibelflberaetBiinc^.    Von  Carl  Marold.  (Fortsetsimg.) 28 

lopenhagener    Binchstfleke    Ton    Hndolfo  Weltohronik.    Von    A.  Edeardi    nnd 

E.  Mogk 60 

I>oageD.    Von  Fedor  Bech 101 

Dts  Waßer  des  Lebens.    Von  Th.  Vernaleken 108 

Di%  Legende  rom  Jadenknaben.    Von  B.  Sprenger 129 

1.  Alter  und  Verfaßer  des  Jttdel 186 

2L  Qaelle  der  Ersählnng  im  Passional 189 

Bnichstaek  einer  Handschrift  yon  Reinbots  Georg.    Von  F.  Pf  äff 144 

Heatige  Oeschleehtsnamen  ans  TTiiuda,  Diei,    Von  K.  G.  Andresen 149 

Zum  Wortschatae  des  Chemnitser  Urknndenbaohes.     Von  F.  Bech 169 

Von  Schhom  als  Wildpret.    Von  Demselben 189 

üne.    Von  Demselben 190 

Die  Entwiekelnng  der  Ortnitdichinng  und  der  Ortnitsage.     Von  Friedrich  Neu- 
mann      191 

KlRse  Mittheilongen.     Von  Ferdinand  Vetter 219 

I.  Eine  neue  Handschrift  Ton  Boner*s  Edelstein 219 

U    Konrad  yon  Ammenhansen 220 

m.  Znr  Schaehspiel-Litterator  nnd  in  Schillers  „Bürgschaft'' 221 

IV.  Rothwelsoh 228 

V.  Johannes  Panli 224 

Volkslieder  des  XV.  Jahrhunderts.    Von  K.  Bartsch 226 

Zur  neoiallndischen  Grammatik.    Von  BjOrn  Magniisson  Olsen 267 

Über  Ton  Eegensburg  nnd  die  Eneide.    Von  R.  Sprenger 287 

Wigamnr.    Mfinehener  Bmchstficke.    Von  F.  Kein s 289 

Fenaalir  nnd  Vegtamskrida  12,  6  ff.     Von  A.  Edsardi 830 

Paalterien  mit  deutschen  Randbemerkungen.  Von  C.  M.  Blaas,  K.  Bartsch  und 

F.  Keine 889 

Zq  Hartmanns  Iwein  V.  8478.  74.     Von  K.  Nerger 860 

BrachsUleke  Ton  Konrads  Trojanerkriege.     Von  K.  Bartsch 866 

Kritische  Glossen  su  einem  unkritischen  Texte.    Von  Demselben 869 

Volkssagen.     Von  Th.  Vernaleken 867 

Zu  Konrads  Ton  Fußesbrunnen  Kindheit  Jesu.     Von  R.8prenger 870 

Zq  Hartmanns  Erec.    Von  Demselben 874 

Zg  Hartmanns  2.  Bflchlein.    Von  Demselben 876 

Zq  den  Pariser  Tageseiten.    Von  Fedor  Bech 886 


Kleine  Beiträge  zur  Geschichte  und  Erklärung  der  Eddalieder.    Von  A.  E  d  z  a  r  d  i  3J 

16.  Nachträgliches  zur  Grfpisspä ^^ 

Kieler  Bruchstück   aus  Bertholds   von  Holle  Demantin      Von  E.  Steffenhagen  -Ml 

Kleine  Mittheilungen.     Von  Ferdinand  Vetter -41 

Die  vier  Temperamente.     Von  C.  v.  Hardenberg .  41 

Zum  Heliand.     Von  O.  Behaghel 411 

Kleine  Beiträge.     Von  R.  Sprenger 42^ 

LITTERATUR. 

Alwin  Schultz,    Das    höfische    Leben    zur  Zeit    der    Minnesinger.     Von   Reinhold 

Bechstein 10c 

Am^lie  Sohr,  Heinrich  Rückert  in  seinem  Leben  und  Wirken.    Von  K.  Schröer  lU 

Eva  WigstrOm,  Folkdigtning.     Von  Felix  Liebrecht 115 

Paul  S^billot,  Les  Litt^ratures  populaires  de  toutes  les  nations.  Von  Felix  Lieb- 
recht   228 

Hermann  Faul,  Zur  Nibelungenfrage.     Von  Hermann  Fischer 233 

Eugene  Rolland,  Faune   populaire  de  la  France.     Von  F.  Liebrecht 376 

BIBLIOGRAPHIE. 

Bibliographische  Übersicht  der  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der  germanischen 
Philologie  im  Jahre  1881.     Von  K.  Bartsch 421 

MISCELLEN. 

Entgegnung.     Von  Dr.  Gustav  Milchsack 123 

Bruchstück  von  Konrads  Trojanerkriege.     Von  K.  Bartsch 127 

Bruchstück  einer  Handschrift  des  Passionais.     Von  Demselben 127 

Personalnotizen 128.  256.  384 

Berichtigung 128 

Die  chta^  Xsy6[i>sva  im  Nibelungenliede.     Von  K.  Bartsch.    . 255 

Volkslied  auf  Gustav  Adolfs  Tod.     Von  F.  Pf  äff 266 

Zum  Sachsenspiegel.     Von  A.  L  ii  b  b  e  n  ..,.,..,    ^        .  a: 

Preisaufgaben .*.*--..-,.,,., 

Register  zum  fünfundzwanzigsten  hh  sieben  au  d^wftnflfgit&n  Jahrgang  .    .    .        .    .  &i> 


'  ^    w   g  f 


F:b  9  1882 


GERMANIA. 


VreRTFXJAHRSSCHRIFT 


FÜn 


DEUTSCHE  ALTERTHÜMSKÜNDK 

BEGBÜNDET  VON  FRANZ  PFEIFFER. 

KARL  BARTSCH, 


SIEBENUNDÄWANZIGSTEE  JABEGANG. 
lOilJi;  R£IBE  FÜNFZEHNTEM  JAHRQANO. 

BfiBTES  EEFT, 


lEN, 

VÄL  GEEOLD^S  SOHN. 


j  i 


Akademisolie  VerlagsbucUiandlaiig  von  J.  C.  B.  Mohr  (Paul  Siebeok) 
in  Freiburg  i/B.  nnd  Tübingen. 

(Zn  beziehen  durch  jede  ßuchhandUng.) 

Tentsche  GrammatiGa  Valentin  Ickelsamers,  herauBgegeben 

Fon  Dr.  Kohler,  Unterbibliothekai  an  der  k.  üniyersitäts- Bibliothek  in 
München.  Mit  Faoslnile-Titei-  und  Inltlalien  nach  dem  Originalwerk. 
Dritte  durchgei^ehene  Auflage  des  Neudrucks,  kl.  8.  (XII.  48  Seiten.)  1  M. 
Von  der  ersten  Auflage  des  Neudrucks  erschien  auch  eine  feine  Ausgabe, 
die  geheftet  1  M.  60  Pf.,  in  ganz  Sohweintleder  gebunden  3  M.  kostet, 
aber  nur  noch  in  wenigen  Exemplaren  yorhanden  ist. 

Von  Ickelsamers  tentscher  Grammatica  sind  nur  noch  wenige  Exemplare 
der  Ori^lnaldrucke  yorhanden.  Der  yorliegende  Neudruck  ist  nach  einem  der 
Üniyersitäts-Blbliothek  in  München  gehörigen  Exemplar  (der  zweiten  Original- 
Auflage)  hergestellt  und  hat  den  Zweck,  den  sehr  seltenen  Text  genau  so,  wie 
er  uns  in  dem  Münchener  Exemplar  erhalten  ist,  für  billigen  Preis  wieder  zu- 
gänglich zu  machen.  Wie  schon  die  Ausstattung  zeigt,  ist  dieser  Neudruck 
nicht  für  den  Forscher  bestimmt,  sondern  für  ein  grösseres  Publikum, 
weshalb  nicht  beabsichtigt  werden  konnte  textkritische  Anmerkungen  und  ge- 
lehrten Apparat  beizufügen. 


9n  CavI  ^finitv'*  ||[nitifrfltilt#-$ttfl|^giti^ittttg;  in  #fi>fi- 
btv^  ifl  fotbtn  frfd|itnm: 

$rie0f««  ^U0  ^irgmben  j3l(tttrm,  fonflignt  iDrudiioerken  unb  (anbfd^rifl- 
Uditn  l^ueUtn  gefammtU  unb  nebfl  brn  «Singionftn  ^urammengtllettt  oon  ^rttttf 
iPii^ditt  Stti^tvvn  V0n  ^iifuriki.  herausgegeben  oon  $ari  $artrii|« 
gr.  8.  brod|.  12  ^arlt,  ft\^x  eleg.  geb.  15  ^ark.  p 

BV^  jDit  letzte  unb  raol)!  bebetttenbfle  ^xbtxi  bes  bekannten  Rammler«!  ^ 
P  (Sin  gan^e0  J3ltüdi  OHulturgeFd^td^te  entnt(kelt  pd)  in  biefem  ^ud|e  not  unferen  ^ 
^  ;^ttgen.  i^etr  gel).  jQofratl)  i^axif^  l)at  nad|  bem  Stöbe  beo  Herfalfer»  bte  ^erono-  ^ 
^  gäbe  ttbemommtn.  ^ 

Akademische  Verkf^buchhandlung  von  J.  G.  B.  Mohr  (Paul  Siebeck)  in 
Freiburk  i/B.  und  Tübingen.  Soeben  erschien  —  zu  bezieben  durch  jede 
Buchhandlung : 

GERNIANiSCHER  BÜCHERSCHATZ 

herausgegeben  von 

ALFRED  HOLDER. 

Band  I-IV. 

I.  Gomelii  Taciti  de  origine  et  situ  Germanoram  liber.  Edidit  Alfred 

Holder,  kl.  8.  (22  Seiten.)  40  Pf. 
IL  Einhardi  nita  Karoli  imperatoris.    Edidit   Alfred  Holder.    kL   8. 

(33  Seiten.)  60  Pf. 
III.  I.  Beownlf  L  Herausgegeben  yon  Alfred  Holder.  Abdruck  der  Hand- 
schrift im  British  Museum,  Cottou  Vitellius  A.  XY.  Zweite  Auflage, 
kl.  8    (70  Seiten.)  1  M.  60  Pf. 
IV.  Otfrid's  Evangelienbach.    Herausgegeben  yon  Paul  Piper,    kl.  8. 
(VL  344  Seiten.)  4  M. 

Eine  Saramliuig  von  QoellenBclinften  ffir  germanischei  Alterthiiin  und  MittoUlier,  gleich- 
riel  in  welcher  Sprache  oder  Mandart  ftberliMert,  ist  bei  dem  mehr  and  mehr  snr  CRiltnng 
kommenden  BedftrfiiiM  unseres  Volkes,  mit  Leben  nnd  Weben  der  eigenen  Vergangenheit  sich 
Tertrant  zu  machen,  gewiss  gerechtfertigt. 

Durch  BOrgf&ltig  reridirte  Texte,  gute  Ausstattung  und  billige  Preise  empfehlen  sieh  die 
Ausgaben  des  Bftcherschaties. 

Den  TOrliegendanB&nden  schliessen  sich  in  rascher  Folge  an:  Jeviani^  de  origine  actibnsqne 
Oetarum,  Nitkardi  historiarum  Ubri  IV,  BasdM  historia  ecclesiastica  g«ntis  Anglorum,  Saxonii 
grammatiet  hiatoria  damea,  simmtlich  herausgegeben Ton  Alfred  Hol  der. 


IRON  UND  APOLLONIUS. 

(ThiareksMera  Cap.  846—276.) 


In  der  folgenden  Untersuchung  über  die  Capitel  246 — 275  der 
ThiArekssaga  soll  versucht  werden: 

L  die  durch  willkürliche  Contamination  verbundenen  Sagen  von 
Iron  und  ÄpoUonius  zu  sondern  und  ihrem  Inhalt  nach  in  möglichst 
reiner  Gestalt  wiederherzustellen; 

n.  die  Beziehungen  der  ApoUoniussage  zur  Kttdrunsage  zu  ver- 

n; 

UL  die  Entstehung  des  jetzigen  Textes  zu  erklären. 


Daß  Iron  und  Apolloniua  nicht  von  jeher  in  ein  and  demselben 
Texte  brüderlich  vereint  gewesen  sind,  kann  man  schon  aus  ihren 
verschiedenen  Neigungen  vermuthen.  Was  hat  die  Wisentjagd  Irons 
mit  der  Liebe  des  ApoUonius  zur  Herburg  zu  schaffen?  Den  bestimm- 
testen Beweis  fllr  die  Contamination  liefert  Cap.  256.  Wenn  Iron  hier 
seinen  Gast  fragt:  Er  Salumon  konungr  mikill  hofdingi.  huat  hefir 
bann  optazt  til  skemtanar.  eda  huat  er  hans  idn,  so  muß  man  an- 
nehmen,  daß  er  früher  nie  von  Salomo  gehört  hat.  Als  Interpolation 
sind  diese  Fragen  nicht  zu  begreifen  in  einem  TextC;  wo  Iron  seinem 
Bruder  (Cap.  246)  erklärt  hatte,  huersu  rikr  Salomon  konungr  er. 
00  secki  fa  ]>eir  hans  dottur  med  her.  sua  er  bann  rikr  oc  feolmennr; 
wo  Iron  ApoUonius  in  Salomos  Land  begleitet  hatte  (Cap.  247) ,  wo 
Iron  nur  auf  den  Wink  seines  Bruders  harrte^  um  mit  ihm  in  Salomos 
Land  einzufallen  (Cap.  249).  Wohl  aber  ist  es  einem  ungeschickten 
Contaminator  zuzutrauen,  daß  er  das  Zwiegespräch  Irons  mit  dem 
gardsvein  beibehielt,  obwohl  er  vorher  Iron  schon  in  Beziehung  zu 
Salomo  gesetzt  hatte. 

Andrerseits,  wenn  es  am  Schluß  von  Cap.  266  heißt:  ferr  gard- 
sveinnenn  brot  of  morginenn.  En  jarl  ihugar  ])etta  meoc,  so  können 
wir  als  Resultat  seiner  Überlegung  nur  erwarten,    daß  er  in  Salomos 

«SBMANIA.  Nene  Beihe.  X?.  (XXVII.)  Jahrg.  1 


2  FRIEDRICH  NEÜMANN 

Walde  den  Wisent  aufsuchen  wird,  von  dem  sein  Gast  ihm  erzählt 
hat.  Das  ganze  Cap.  256  wird  völlig  bedeutungslos^  wenn  im  Folgen- 
den Salomo  durch  einen  gänzlich  unmotivirten  Einfall  in  den  plötzlich 
sehr  unerwartet  vor  uns  auftauchenden  Wald  des  ApoUonius  dessen 
Bruder  Iron  Veranlassung  gibt  zu  einem  Gegenbesuche^  wo  Iren  nun 
nicht  mehr  muthwillig  nach  fremdem,  seltenem  Wilde  jagt,  sondern 
ganz  zufUUig  die  Fährte  des  Wisent  findet.  Auf  Cap.  256  folgte  ur- 
sprünglich der  Einfall  Irons  in  den  Valslangawald ,  wie  ihn  Cap.  263 
erzählt,  und  sehr  bezeichnend  ist  es,  wenn  hier  mitgetheilt  wird,  daß 
ApoUonius  krank  wurde  und  nicht  mitreiten  konnte. 

Daß  die  seltsame  Episode  vom  Ritter  Wandilmar  Cap.  263  der 
ältesten  Sage  nicht  angehört,  ist  selbstredend.  Nachdem  die  übrigen 
Hunde  im  Kampf  mit  dem  Wisent  den  Tod  gefunden  haben  ^  werden 
Faron  und  Bonikt  auf  denselben  gehetzt*  Paron  und  Bonikt  bringen  ihn 
noch  jetzt  zum  Stehen,  nicht  der  wunderliche  Reiter. 

Wenn  Irons  Gemahlin  Cap.  264  träumt,  at  mikit  illt  mun  af 
standa  })ui  mikla  dyri  er  Iron  hefir  veitt,  so  sollte  dieser  Traum  gewiß 
nicht  hindeuten  auf  eine  Gefangennahme,  Auslösung  und  Versöhnung 
Irons  mit  Salomo.  Ebensowenig  werden  wir  glauben,  daß  der  der 
Sage  als  Jäger  bekannte  Iron  schließlich  seinen  Tod  als  Ehebrecher 
fand.  Gefangen  und  ausgelöst  wurde  Iron,  als  er  sein  Abenteuer  mit 
Bolfriana  bestehen  sollte ;  ursprünglich  starb  er  als  Jäger.  Salomo  f^Ut 
in  seinen  Wald  ein,  um  Rache  zu  nehmen  für  den  Tod  des  Wisent, 
da  begegnet  ihm  Iron.  En  jarl  er  sua  mikill  reystimadr.  at  helldr  vill 
hann  fa  bana  en  flyia  (Cap.  265),  und  er  findet  den  Tod.  Wenn  der 
Dichter  des  Weinschwelg  sagt: 

der  herzöge  Iran 
der  was  gar  äne  wisheit, 
daz  er  einen  wisent  nd.chreit, 
er  unt  sin  jeger  NordiRn. 
si  solden  den  win  gejaget  hän, 
so  wsern  si  wise  als  ich  bin; 
mir  ist  vil  samfter,  denne  in, 

so  weist  er  mit  den  letzten  Worten  zweifellos  auf  einen  unsanften  Tod 
hin,  der  durch  die  unweise  Wisentjagd  veranlaßt  war. 

Cap.  274  findet  Nordian  das  Grabmal  seines  Herrn,  rida  })eir 
})ar  til.  00  kenna  })ar  sinn  herra  Iron  jarll  daudan  med  sin  en  storu 
sar.  kenna?  (A  verbessert  finna)  med  sin  en  storu  sar?  im  Grabe? 
Es  ist  klar,  daß  erst  der  Interpolator,  der  Dietrich  Cap.  273  einführte, 


IRON  UND  AP0LL0NIÜ8.  8 

ihm    die  Bestattung  Irons  übertrug,    daß  in  der  Vorlage  dieses  Inter- 
polators  Nordian  seinen  Herrn  unbeerdigt  fand. 

So  wäre  der  Gang  der  alten  Ironsage  etwa  folgender  gewesen. 
Iren  der  Jäger  hört  von  dem  fernen  Valslangwald  eines  fremden 
Königs  und  von  einem  seltenen  Wisent  ^  der  in  diesem  Walde  haust 
(256).  Er  beschließt  dorthin  zu  ziehen  und  verheißt  nicht  eher  heim- 
zukehren,  als  bis  er  den  Wisent  erlegt  habe.  (s.  263  Schluß:  ok  hefir 
na  eint  sina  heitstrenging  vel  ok  prydiliga.)  Mit  seinem  Jäger  Nordian 
und  seinen  Hunden  zieht  er  aus.  Er  trifft  den  Wisent,  der  einen 
schweren  Kampf  mit  den  Hunden  zu  bestehen  hat,  wie  ihn  Cap.  263 
schildert.  Der  Wisent  fällt,  Iren  kehrt  heim.  Als  er  einst  wieder  zur 
Jagd  reiten  will,  fleht  ihn  seine  Gemahlin  an,  daheim  zu  bleiben;  ein 
Traum  habe  ihr  Unheil  verkündet,  das  von  dem  Wisent  kommen  solle. 
Iron  gelobt,  nur  in  seinem  eigenen  Walde  zu  jagen  und  reitet  fort. 
Inzwischen  hat  der  Herr  des  Valslangwaldes  vernommen,  daß  Iron 
seinen  Wisent  getödtet  hat;  er  bricht  ein  in  Irons  Wald  (Cap.  265). 
Eines  Tages  sieht  er  einen  Mann  auf  sich  zureiten*  firir  honum  renna. 
iL  hundar.  a  vinstri  sinni  hendi  hevir  bann  haue,  bann  heevir  fagran 
oc  fridan  skioUd  oc  markadr  a  hauor  af  guUi  oc  hundr.  Daran  er- 
kannte er,  daß  es  Iron  war.  Sie  rannten  zusammen ;  Iron  wehrte  sich 
ritterlich,  oc  adr  en  letti.  skilsk  bann  vid  sinn  best  oc  Isetr  sigaz  til 
jardarennar  med  .morgum  storum  sarum  (Cap.  272).  Da  Iron  nicht 
zurückkehrt,  macht  sich  Nordian  auf,  ihn  zu  suchen.  Das  Heulen  der 
Hunde,  wohl  auch  das  Krächzen  der  Habichte  (Cap.  273)  weist  ihm 
imd  seinen  Begleitern  die  Spur,  oc  er  })eir  koma  at  fram.  sea  })eir 
]>ar  oc.  i.  best  med  riddara  sodli.  sea  bestr  bitr  oc  berr  til  })eirra  oo 
vill  seigi  lata  hoendla  sie  septir  sinn  herra.  })ar  eru  oc.  ii.  hundar.  oc 
noUra  ^eir  oc  grenia«  })eir  vilia  oc  »igi  a  lata  takä  sinum  herra.  })ar 
ero  oc  baucar.  ii.  i  trenu  uppi  oc  gialla  hatt  (273).  oc  kenna  })ar  sinn 
herra  Iron  jarll  daudan  med  sin  en  storu  sar  (274).  Ob  nicht  aus 
dieser  Inhaltsangabe  der  Traum  der  Isolt  zu  entfernen  ist,  ob  die 
älteste  Sage  überhaupt  eine  Gemahlin  Irons  kannte,  muß  zweifelhaft 
bleiben.  Wohl  möglich  ist  es  auch,  daß  ursprünglich  Nordian  mit  Iron 
fiel.  Noch  jetzt  will  er  sich  Cap.  265  nicht  von  ihm  trennen,  (bans 
godi  vinr  Nordian  vill  eigi  flyia  fra  honum.)  Dann  hätten  die  Thiere 
die  Leichen  Beider  gegen  Fremde  vertheidigt,  wie  jetzt  gegen  Dietricb. 
(VgL   die  Stelle  des  Weinscbwelg.) 


Wenn  ApoUonius  und  Herburg  bei  ihrer  Trennung  die  Stelle  ver- 
abredet haben,  wo  er  sie,  von  ihr  gerufen,  erwarten  soll  (Cap.  250 
Scbluß),  wenn  er,  von  ihr  gerufen,  dort  erschienen  ist,  so  braucht  er 

1* 


GERMANIA. 

17  . 

VIERTELJAHRSSCHRIFT      /       '" 


FÜR 


DEUTSCHE  ALTEKTHUMSKUNDE. 

BEGRÜNDET  VON  FRANZ  PFEIFFER. 

HEBAUSGEaEBEN 
VOM 

KARL   BARTSCH. 


SIEBENUNDZWANZIOSTER  JAHRGANG. 
METTE  BEIHE   FÜNFZEHNTER   JAHRaANO. 


WIEN. 

VERLAG  VON  CARL  GEROLD'S  SOHN. 
1882. 


<PJuU\  tTo  L 


.  Id' 


INHALT. 


Seit« 

Iron  vnd  ApoUonias.    (Thidrekssaga  Gap.   246—276.)    Yon  Friedrich  Neumann  1 
Kritüebe  Untenuehimgeii   Über  den  Einflaß  dee  Lateiniacheo   aaf  die   g^otische 

fiibelftbenetsiuig.    Von  Carl  Marold.  (Fortsetsang.) 23 

lopenbagener    Bracbstflcke    von    Budolfs  Weltohroiük.    Von    A.   Edcardi    nnd 

E.  Mogk 60 

Doogem    Von  Fedor  Beck 101 

Dat  Waßer  des  Lebens.    Von  Tb.  Yernaleken 108 

Die  Legende  vom  Jadenknaben.     Von  B.  Sprenger 129 

1.  Alter  nnd  VerfaAer  des  Jttdel 1S6 

2.  Quelle  der  Enlblnng  im  Fassional 189 

Bmchflftflck   einer  Handschrift  von  Beinbota  Georg.    Von  F.  Pf  äff 144 

Heutige  Geachlecbtsnamen  ans  TTUuda,  Diet,    Von  K.  G.  Andre sen 149 

ZsB  Wortachatee  des  Chemnitier  Urknndenbnohes.     Von  F.  Bech 169 

Tom  Etdiiiom  als  Wildpret.    Von  Demselben 189 

Ti&ne,    Von  Demselben 190 

Die  Entwickelnng  der  Ortnitdiehtnng  nnd  der  Ortnitsage.     Von  Friedrich  Nen- 

mann 191 

Kleine  llittbeilnngen.     Von  Ferdinand  Vetter 219 

L  Eine  neue  Handaohrift  von  Boner's  Edelstein 219 

II    Konrad  von  Ammenhaosen 220 

m.  Zur  Schaehspiel-Litterator  nnd  sn  Schillers  »Bürgschaft" 221 

IV.  Rothwelsch 228 

V.  Johannes  Panli 224 

Volkslieder  des  XV.  Jahrhunderts.    Von  K.  Bartsch 226 

Zor  nenisltndischen  Grammatik.    Von  Björn  Magndsson  Olsen 267 

Alber  Ton  Begensbnrg  nnd  die  Eneide.    Von  R.  Sprenger 287 

Wigamnr.    Mtlnchener  Bmchstficke.    Von  F.  Kein a 289 

Fenaatir  nnd  VegtamskriAa  12,  6  ff.     Von  A.  Edzardi 830 

Psalterien  mit  deutschen  Bandbemerknngen.  Von  C.  M.  Blaas,  K.  Bartsch  nnd 

F.  Keinz 889 

Zu  Hartmanns  Iwein  V.  8478.  74.    Von  K.  Nerger 860 

Bnichgtacke  von  Konrads  Trojanerkriege.     Von  K.  Bartsch 866 

Kritisehe  Glossen  au  einem  unkritischen  Texte.    Von  Demselben 869 

Volkssagen.    Von  Tb.  Vernaleken 867 

Zu  Konrads  von  Fußesbmnnen  Kindheit  Jesu.    Von  B.8prenger 870 

Ia  Hartmanns  Erec.    Von  Demselben 874 

2q  Hartmanna  2.  Btichlein.     Von  Demselben 876 

Zaden  Pariaer  Tageaeiten.     Von  Fedor  Bech 885 


8  FREEDBICH  NEUMANN 

eiDem  Kampfe  drohen?  Und  was  erwidert  Eudrun  auf  die  Drohung? 
Mob  erlachte  diu  vil  wol  getane*  (771,  4).  Dieses  Lachen  ist  berechtigt, 
wenn  sie  den  starken  Vater  sich  zur  Seite  weiß,  auf  dessen  Macht  sie 
vertraut,  sinnlos  ist  es,  wenn  sie  wehrlos  ist.  Eudrun  wehrlos?  Sie 
stampft  namenlose  Helden  aus  der  Erde:  woher  sie  kommen,  wissen 
wir  nicht,  genug,  sie  sind  da  und  kämpfen  mit  bewunderungswürdigem 
Muthe  gegen  Hartmuots  20.000  Mann. 

Wilmanns  hat  bereits  gesehen,  daß  Hartmuot  und  Ludwig  erst 
durch  Contamination  verschiedener  Texte  zu  Vater  und  Sohn  geworden 
sind.  So  lange  sie  selbständig  handelten,  handelten  sie  consequent; 
seitdem  jeder  von  ihnen  mitmachen  muß,  was  früher  der  andere  allein 
that,  macht  die  Dichtung  die  tollsten  Sprünge.  Der  eine  von  ihnen 
war  ein  mächtiger  Fürst,  der  durch  seine  Gesandten  um  die  Hand 
einer  Königstochter  anhielt  und  ursprünglich  wohl  aus  demselben 
Grunde  zurückgewiesen  wurde,  aus  dem  auch  Salomo  Cap.  245  alle 
konunga  synir  eda  hertuga  abweist,  weil  er  nämlich  sua  mikit  ann  henni. 
at  oengum  vill  hann  hana  gipta.  Er  erschien  mit  starker  Heeresmacht 
und  erzwang  sich  den  Besitz  der  Königstochter,  indem  er  den  Vater 
besiegte,  sowie  jetzt  in  der  Kudrun  Herwig  Kudrun  gewinnt.  Der 
andere  war  zu  offenem  Kampfe  zu  schwach;  darum  sandte  er  seine 
Späher,  um  die  günstige  Gelegenheit  zu  erkunden,  wo  er  die  Geliebte 
entfClhren  könne.  Er  kam  heimlich,  als  der  Vater  auf  einem  Kriegszug 
abwesend  war;  er  hatte  das  größte  Interesse  (Str.  751),  daß  sein  Er- 
scheinen vor  der  Burg  dem  Könige  nicht  bekannt  wurde.  Dieser 
schwache,  wegen  seiner  geringen  Abkunft  verschmähte  Freier  hat  es 
nun  gewiß  nicht  gewagt,  gleich  dem  mächtigen  Könige  durch  Gesandte 
um  die  Hand  der  schönen  Königstochter  anzuhalten.  Wie  ApoUonius 
muß  er  persönlich  erschienen  sein,  wie  ApoUonius  muß  er  gehofft 
haben,  daß  seine  Schönheit  und  Ritterlichkeit  alle  Vorurtheile  besiegen 
würden.  Daß  der  eine  der  beiden  Entßihrer  der  Kudrun  nicht  nur  am 
Hofe  Hetels  erschienen  ist,  sondern  auch  die  Liebe  der  Kudrun  er- 
warb, beweist  die  elfte  Aventiure,  die  man  bisher  einfach  als  Inter- 
polation aus  dem  Text  auszustoßen  beliebte,  ohne  zu  bedenken,  daß 
im  Epos  solche  mit  der  Grundanschauung  der  ganzen  Dichtung  im 
directesten  Widerspruch  stehende  Partien  als  Interpolation  nimmer- 
mehr zu  begreifen  sind,  sondern  nur  auf  dem  Wege  mechanischer  Con- 
tamination in  den  Text  gekommen  sein  können. 

ApoUonius  var  allra  manna  fridastr,  das  ist  das  erste,  was  wir 
von  ihm  hören.  Wenn  auch  Kudrun  jetzt  inconsequent  genug  Str.  623 
und  626,  4  den  schönen  Hartmuot  von  sich  weist,  während  sie  gleich- 


IRON  UND  APOLLONIÜS.  9 

zeitig  durch  die  Augen  ihre  Liebe  verräth  (Str.  624,  2),  so  beweisen 
doch  diese  *ougen  blicke*  zur  Genüge^  daß  der  Held  der  11.  Aventiure 
einmal  die  Liebe  der  Eudrun  besessen  hat,  daß  die  11.  Aventiure, 
als  sie  an  ihrem  Platze  stand,  demselben  Zwecke  diente,  wie  die  Unter- 
redung des  Apollonius  und  der  Herburg. 

Auf  welche  Weise  der  EntfUhrer  der  11.  Aventiure  in  dem  Texte, 
dem  die  Aventiure  entlehnt  ist,  bei  der  Geliebten  Zutritt  erhielt,  dar- 
über schweigt  der  Kudrun-Text.  Eine  Abweichung  ist  es  jedenfalls, 
wenn  Hartmuot  durch  Späher  Kunde  erhält  von  Hetels  Abzug,  wäh- 
rend Herburg  dem  Geliebten  die  Abreise  des  Vaters  durch  ihre  Boten 
mittheilt,  Abweichungen  würden  sich  vielleicht  in  Menge  finden,  wenn 
der  in  der  Eudrun  benutzte  Text  uns  vollständig  vorläge.  Als  über- 
einstimmende Züge  bleiben,  daß  der  vom  Vater  des  Mädchens  wegen 
seiner  geringen  Abkunft  abgewiesene  Freier  in  einer  heimlichen  Zu- 
sammenkunft mit  der  Geliebten,  deren  Herz  er  durch  seine  Schönheit 
gewonnen  hat,  die  Entführung  verabredet,  daß  die  Entführung  ins 
Werk  gesetzt  wird,  während  der  Vater  abwesend  ist.  Diese  Überein- 
stimmung aber  wird  ftlr  den,  der  nicht  auf  den  Müllenhoffschen  Kudrun- 
Text  schwört,  genügen,  um  in  der  Apolloniussage  ein  wichtiges  Zeugniss 
lUr  die  Kudrun  zu  sehen. 


Bei  unserem  Versuch,  die  Sage  von  Apollonius  in  ihrer  ältesten 
Gestalt  herzustellen,  haben  wir  zwei  Stellen  stillschweigend  übergangen, 
die  den  Zusammenhang  störend  unterbrechen.  Cap.  247  hat  Apollonius 
seinen  Ring  der  Herburg  zugestellt,  sie  hat  ihm  darauf  glückliche 
Reise  gewünscht.  Damach  ist  es  verständlich,  wenn  die  Jarle  sich 
Cap.  248  wirklich  zur  Heimfahrt  rüsten,  verständlich  auch,  wenn  es 
heißt:  una  illa  sinni  ferd.  Apollonius  glaubt  eben  nicht  an  den  Zauber. 
Aber  nun  hält  Apollonius  eine  gar  seltsame  Rede:  Salomon  konungr 
hftvir  gort  vara  ferd  at  oUu  osoemilega  oc  helldr  suivirdlega.  er  honum 
|)ickir  skom  at  gipta  sina  dottur  oss.  Oc  nu  msstti  sua  til  bera.  at  ek 
feoga  hans  dottur  med  suivirding.  oc  »nn  msetti  sua  vera.  at  hans 
riki  stcedi  litla  rid  i  fridi.  So  spricht  der  ohnmächtige  Jarl  dem  starken 
König  gegenüber?  Hat  er  denn  ganz  vergessen,  was  Iren  ihm  Cap.  246 
p;esagt  hat,  daß  er  Herburg  mit  Gewalt  nicht  gewinnen  könne  ?  Salomo 
thut  recht,  er  hört  gar  nicht  auf  den  Bramarbas,  biräir  allitt  um. 
])o  at  jarll  hceti  honum  soekum  eda  hemadi. 

Skiliaz  at  sua  bunu.  fara  iarllar  heim.  Was  soll  das  wieder? 
Erst  im  folgenden  Capitel  reitet  Apollonius  von  Salomos  Burg  hin- 
unter, um  mit  Herburg  zusammenzutreffen. 


10  FRIEDRICH  NEUMANN 

Die  zweite  Stelle  ist  der  Schluß  von  Cap.  249:  Iren  iarl  er  i  sinni 
borg.  00  uill  buinn  vera  at  heria.  ef  bans  brodir  uill  )>at.  Apollonius 
iarl  segir.  at  ])eir  skulu  bida  seit  misseri  oc  buaz  vid.  oc  sua  gerir 
))eir.  So  soll  es  also  doch  Ernst  werden  mit  der  Heerfahrt?  Selbst  der 
verständige  Iron  hat  vergessen,  was  er  Cap.  246  gesagt  hat?  Und 
solche  Pläne  werden  gefaßt,  nachdem  eben  Herburg  den  Apollonius 
gebeten  hat,  heimlich  zu  ihr  zu  kommen,  wenn  sie  ihm  Botschaft  sende, 
nachdem  sie  ihn  ausdrücklich  gebeten  hat,  daß  seigi  skal  bann  gera 
skada  a  riki  Salomonis  konungs? 

Da  haben  wir  denselben  Widerspruch  wie  in  der  Kudrun.  Der 
Jarl,  der  auf  den  Zauberring  vertraut  und  früher  durch  den  Apfel 
zum  Ziele  kam,  steht  dem,  der  mit  Gewalt  droht,  so  fremd  gegenüber, 
wie  der  Hartmuot,  der  die  Späher  aussendet,  dem,  der  die  20.000  Mann 
ins  Feld  führt.  Der  Bruder  des  Apollonius,  der  jetzt  Iron  heißt,  muß 
auf  dieselbe  Weise  sein  Bruder  geworden  sein,  wie  Hartmuot  der  Sohn 
Ludwigs.  Als  freie  Erfindung  eines  Interpolators  sind  die  beiden  an- 
geführten Stellen  der  Apolloniussage  so  wenig  zu  begreifen,  wie  etwa 
die  elfte  Aventiure  der  Kudrun. 

Der  Contaminator  der  Iron-  und  Apolloniussage  fand  die  letztere 
bereits  in  erweiterter  Gestalt  vor.  Der  Hartmuot,  der  persönlich  an 
Hetels  Hof  erscheint  und  wegen  seiner  geringen  Abkunft  weichen  muß, 
ist  nicht  derselbe,  wie  der  stolze  Hartmuot,  der  seine  Abgesandten 
schickt.  Der  Apollonius,  der  Cap.  246  seine  Boten  schickt,  ist  nicht 
derselbe,  der  nachher  persönlich  vor  Saloroo  tritt.  Apollonius  Boten 
werden  seinlega  empfangen;  mehr  erfahren  wir  nicht.  Die  Antwort, 
die  sie  brachten,  gibt  der  Schluß  von  Cap.  245:  at  oBugum  vil  hann 
hana  gipta.  Aber  wie  der  mächtige  Hartmuot  Erde  und  Meer  in  Be- 
wegung setzt,  um  Kudrun  zu  gewinnen,  so  erklärt  auch  der  mächtige 
Apollonius  (Cap.  246)  at  a  osugum  lut  er  honum  ])vilikr  hugr  sem  at 
fa  ])essa  mey.  oc  vill  hellzt  fa  ser  her  oc  fa  sua  konuna.  Und  er 
rüstet  ein  Heer;   nach  einem  halben  Jahr  liegt  er  vor  Salomos  Burg. 

So  haben  wir  in  der  erweiterten  Apolloniussage  ein  interessantes 
Gegenstück  zur  Kudrun.  Während  der  Verfasser  unseres  Kudrun-Textes 
den  Entführer  in  den  Vordergrund  drängt,  der  Gewalt  braucht,  wäh- 
rend er  daher  einen  Kampf  vor  Hetels  Burg  stattfinden  läßt,  obwohl 
Hetel  abwesend  ist,  tritt  umgekehrt  in  der  erweiterten  Apolloniussage 
der  Entführer  in  den  Vordergrund,  der  die  Geliebte  heimlich  entführt. 
Hat  der  Contaminator  die  Kämpfe,  die  seine  beiden  Vorlagen  boten, 
sämmtlich  benutzt,  so  haben  sie  sich  an  die  Entführung  des  Cap.  252 
angeschlossen. 


IRON  UND  APOLLONIUS.  11 

Daß  in  der  ÄpoIloDiassage  kein  Name  aus  der  Kudrun  wieder- 
kehrt, kann  gegen  die  Verwandtschaft  der  Sagen  nicht  geltend  gemacht 
werden.  Denn  Apollonius  von  TyruB  verräth  sich  schon  durch  seinen 
Namen  als  späten  Eindringling;  Iren  der  Jäger  wurde  erst  bei  der 
Contamination  der  Iren-  und  Apolloniussage  zum  Bruder  des  Apollonius; 
der  Name  Salomo  ist  sonst  der  deutschen  Heldensage  völlig  unbekannt. 
Herbarg  hat  wenigstens  einen  guten  deutschen  Klang.  Über  eine 
huimische  Königin  Herborg  s.  W.  Grimm,  Deutsche  Heldensage  p.  351. 
Ist  der  Name  hier  alt?  Die  Geliebte  des  Apollonius  wird  consequent 
Herborg  genannt.  Einmal  aber,  in  der  einzigen  Stelle  des  Cap.  251, 
wo  ihr  Name  erwähnt  wird  (zum  letzten  Male  vorher  wurde  jungfru 
Herborg  im  Anfang  von  Cap.  250  genannt)  bietet  die  älteste  Hand- 
echrift  statt  Herburg  hilldi.  (Hinter  feck  til  hennar  ist  das  Subject 
aasgefallen.)  Wie  kommt  der  Name  Hilde  hier  hinein?  Cap.  233  ff. 
wird  erzählt,  wie  Herburt  am  Hofe  des  König  Artus  erscheint  und  die 
Liebe  seiner  Tochter  Hilde  gewinnt.  In  Erinnerung  an  diese  Hilde 
kdonte  der  Schreiber  des  Cap.  250  der  Membran  unwillkürlich  hier 
den  Namen  Hilde  fälschlich  eingeführt  haben.  Andrerseits  ist  es  wohl 
möglich,  daß  derjenige,  der  die  Apolloniussage  an  ihrer  jetzigen  Stelle 
in  die  Thidrekssaga  aufnahm,  für  die  Geliebte  des  Apollonius  noch 
den  Namen  Hilde  vorfand,  daß  er  um  der  Artustochter  Hilde  willen 
an  dem  Namen  Hilde  hier  Anstoß  nahm  und  willkürlich  Herburg  ein- 
filbrte.  Während  er  den  neuen  Namen  gewissenhaft  durchführte,  hätte 
er  an  der  einen  Stelle  Cap.  251  den  Namen  seiner  Vorlage  gedankenlos 
beibehalten.  Ob  wir  ihm  die  willkürliche  Änderung  zutrauen  dürfen, 
muß  die  weitere  Untersuchung  lehren. 

ni. 

Auf  Cap.  256,  sahen  wir,  folgte  ursprünglich  Cap.  263.  Wollte 
ein  Interpolator  vor  Cap.  263  noch  einige  Jagdzüge  seiner  eigenen 
Erfindung  zugeben,  so  konnte  er  auf  den  Schluß  von  Cap.  256  ver- 
ständiger Weise  nur  den  Einfall  Irons  in  den  Valslangwald  Cap.  258, 
und  zwar  als  muthwilligen  Einfall  folgen  lassen.  Fiel  darauf  Salomo 
Cap.  260  f.,  um  Rache  zu  nehmen,  in  Irons  Wald  ein,  so  war  Iren 
Anlaß  gegeben  zu  seinem  zweiten  Zuge  Cap.  263.  Sollte  auch  Apol^ 
lonius  noch  eine  Bolle  spielen,  so  konnte  ihn  ja  Iron  zur  Theilnahme 
an  seinen  Unternehmungen  einladen.  Wenn  statt  dessen  der  Interpolator, 
als  wäre  Cap.  256  gar  nicht  vorhanden,  Salomo  den  Anfang  machen 
läßt  mit  den  Feindseligkeiten,  wenn  er  gar  Salomo  in  einen  uns  unbe- 
kannten Wald  des  Apollonius  einfallen  läßt,    den  wir  als  Jäger  gar 


12  FRIEDRICH  NEUMANN 

nicht  kenneD)  und  Iren  aus  seinem  Walde  in  den  des  ApoUonius  eilen 
läßt,  so  liegt  die  Vermuthung  nahe,  daß  dem  Interpolator  zu  einer 
so  wunderlichen  Erfindung  nicht  die  eigene  Phantasie  verhelfen  hat, 
sondern  daß  die  Wunderlichkeiten  durch  ganz  bestimmte  äußere  Grtlnde 
veranlaßt  worden  sind. 

In  dem  Texte,  in  dem  ApoUonius  sich  zur  Heerfahrt  rüstet,  folgte 
nach  Ablauf  des  halben  Jahres  in  der  That  ein  Eriegszug,  der  mit 
der  Besiegung  des  feindlichen  Königs  und  der  gewaltsamen  Entführung 
der  Königstochter  endete.  Wie  in  der  Kudrun  wird  sich  in  diesem 
Texte  an  die  Gefangennahme  der  Jungfrau  ein  Zug  zu  ihrer  Befreiung 
angeschlossen  haben.  Andrerseits  folgte  zweifellos  in  dem  Texte,  in  dem 
die  Tochter  in  der  Abwesenheit  des  Vaters  entführt  wurde,  auf  die 
Entführung  ein  Rachezug  des  Vaters.  Die  Tochter  suchte  ihn  zu  ver- 
söhnen, aber:  likar  honura  storilla  (253).  Der  Geliebte  muß  mit  dem 
Vater  kämpfen.  Zweifellos  aber  hat  auch  der  Contaminator,  der  die 
Rüstung  des  ApoUonius  Cap.  249  meldet,  ApoUonius  in  den  Kampf 
ziehen  lassen,  zweifellos  sind  die  in  unserer  ApoUoniussage  verarbei- 
teten Texte  nur  zu  dem  Zwecke  verbunden  worden,  um  die  drei  Heer- 
fahrten, die  sich  auf  diese  beiden  Texte  vertheilten,  in  einem  Texte 
zu  vereinen.  Auf  die  Entführung  der  Herburg  ließ  der  Contaminator, 
derselben  Vorlage  folgend,  den  Rachezug  des  Vaters  folgen.  Dann 
ging  er  zu  dem  zweiten  Texte  über;  aus  dem  Raubzuge  des  Jarls 
machte  er  einen  Rachezug  für  den  in  seinem  Lande  angerichteten 
Schaden  (oder  war  dem  Vater  die  Befreiung  der  Tochter  gelungen?), 
aus  dem  Befreiungszug  machte  er  einen  Rachezug  gegen  den  Rachezug. 
So  var  alla  stund  sidan  illa  a  millum  )>eirra. 

Daß  die  Contamination  in  dieser  Weise  voUzogen  wurde,  be- 
weisen die  Cap.  257 — 262  unserer  Saga;  denn  die  drei  Jagdzüge  dieser 
Capitel  decken  sich  mit  den  drei  Heereszügen  der  erweiterten  Apol- 
loniussage.  Salomo  f^Ut  jetzt  Cap.  257  in  den  Wald  des  ApoUonius 
ein,  weil  er  in  der  Vorlage  des  Contaminators  der  Iren-  und  ApoUonius- 
sage nach  der  Entführung  der  Herburg  in  dessen  Land  einfiel.  WoUte 
dieser  Contaminator,  nachdem  die  Entführung  der  Herburg  geglückt 
war,  zur  Wisentjagd  Irons  übergehen,  und  doch  die  drei  Züge  ver- 
werthen,  so  konnte  er  dies  nur  so  bewerkstelligen,  wie  es  in  unserem 
Texte  geschehen  ist.  Zunächst  ließ  er  Herburg  sterben,  um  den  Be- 
freiungszug Salomos  gegenstandslos  zu  machen  (Cap.  253),  um  aus 
den  Heereszügen  Jagdzüge  machen  und  statt  der  Menschen  Hirsdie 
und  Bären  fallen  lassen  zu  können.  Wenn  ApoUonius,  nachdem  Salomo 
fortgezogen  ist,  Iren  zur  Theilnahme  an  seinem  Rachezuge  auffordert, 


IRON  UKD  AP0LL0NIÜ8.  13 

80  folgt  der  Contaminator  hier  der  Vorlage,  in  welcher  Iren  vil  bainn 
Vera  at  heria.  ef  hans  brodir  uill  ))at.  Wenn  er  darauf  Nordian  mit 
den  Hunden  antreten  läßt,  deren  Namen  er  auB  Cap.  263  ausschreibt, 
wenn  er  Isolde  einen  vergeblichen  Versuch  machen  läßt  Iren  zurück- 
zuhalten wie  Cap.  264 ,  wenn  er  Cap.  258  dem  Wisent  Junge  gibt, 
um  eine  Wisentjagd  improvisiren  zu  können,  so  zeigt  der  Contaminator 
durch  diese  elenden  Entlehnungen,  welche  Mühe  es  ihm  macht,  seine 
Schablone  auszufilUen. 

Interessant  ist  Cap.  259  die  Unterredung  der  beiden  Brüder. 
Einen  Monat  haben  sie  im  Valslangwald  gehaust;  lange  genug,  um 
großen  Schaden  anzurichten.  Sie  können  getrost  heimkehren  und  mit 
ihrem  Werke  zufrieden  sein.  Da  wird  nun  die  Heimkehr  besonders 
motivirt  und  zwar  mit  den  Worten :  ver  hofum  lecki  lid  viä  Salomon 
konnngi.  ef  bann  spyrr  ferd  vara.  Aber  auf  eine  Begegnung  mit  Salomo 
hfttten  sie  doch  schon  am  ersten  Tage  gefaßt  sein  sollen^  wo  sie  seinen 
Wald  betraten.  Und  sie  waren  darauf  gefaßt.  Denn  Iron  hat  seine 
lütter  sich  gut  lüsten  lassen ;  60  Mann  hat  er  mitgenommen.  Wie  stark 
soll  denn  sein  Gefolge  bei  dem  nächsten  Zuge  sein?  Will  er  sich  rüsten 
zu  einer  Schlacht  unter  den  Bäumen  des  Waldes?  Besonders  auffallend 
sind  die  Worte:  ver  hofum  her  dualz  lengi  i  riki  Salomons  konungs. 
i  riki?  den  Wald  haben  sie  abgestreift. 

Nach  der  Schlacht  auf  dem  Wülpensand  machen  sich  die  Nor- 
mannen heimlieh  davon  ^  weil  Hartmuot  und  Ludwig  ihr  Leben  noch 
brauchen  Air  den  letzten  Kampf  Str.  899  rücken  die  Hegelinge  ^ze 
rosse  und  euch  ze  vuoze'  gegen  die  Entflohenen  aus^  ^mit  den  si  weiten 
triten^  aber  schon  Str.  904  räth  Fruote  von  einer  Verfolgung  ab: 
Ouch  mugen  wir  der  liute  die  State  niht  gehän. 

Nordisch:  ver  hofum  »cki  lid  vid  Salomon  konungi.  Denselben 
Vorwand  wie  die  Kudrun  brauchte  die  Vorlage  unseres  Contaminators, 
um  dem  Verlust  kostbarer  Menschenleben  vorzubeugen.  Wenn  wir  noch 
jetzt  an  drei  Stellen  (s.  u.)  das  Wort  *riki'  finden,  wo  einzig  der  Wald 
am  Platze  ist,  so  erhalten  wir  damit  eine  unzweideutige  Bestätigung 
für  unsere  Annahme,  daß  der  Wald  hier  jungen  Ursprungs  ist,  so  er- 
kennen wir  die  Ungeschicklichkeit  des  Contaminators ,  der  nicht  im 
Stande  ist,  an  der  von  ihm  geschaffenen  Anschauung  seiner  Vorlage 
gegenüber  festzuhalten. 

Ob  auch  der  Unterredung  Rolfs  mit  Salomo  etwas  älteres  zu 
Ghrunde  liegt,  ist  zweifelhaft.  Indem  der  Contaminator  Cap.  262  die 
Tochter  Irons  ihre  Bitten  mit  denen  der  Mutter  vereinen  läßt,  über- 
bietet er  seine  eigene  Interpolation  Cap.  257. 


14  FRIEDBICH  NEUMANtf 

Cap.  266  läßt  Iron  seiner  Gemahlin  eotbieten,  at  hon  skal  koma 
oc  samna  hinum  mestum  gersimum  }>eim  er  eru  i  hans  landi.  ok  bioda 
til  utlausnar  iarli.  Isolde  verspricht^  seine  Auslösung  unverzüglich  ins 
Werk  setzen  zu  wollen;  so  sendet  sie  denn  Boten  in  dem  ganzen 
Reich  umher,  legt  Jedermann  Schätzung  auf,  und  bringt  es  so  weit, 
at  hon  hseuir  ladit  seinn  uagn  af  guUi  oc  silfri  oc  goäum  gersimum. 
Hon  ferr  nu  —  wohin  soll  sie  mit  ihrem  Wagen  anders  fahren  als  zu 
König  Salomo?  Hon  ferr  nu  a  fnnd  Ättila  konungs,  um  dessen  Bei- 
stand zur  Auslösung  Irons  in  Anspruch  zu  nehmen.  Attila  gibt  ihr 
einen  Brief  an  Salomo  mit;  sie  gibt  den  Brief  an  Salomo  ab.  Doch 
ohne  seine  Antwort  abzuwarten,  fällt  sie  ihm  zu  Füßen  und  fleht  ihn 
an,  für  ihre  reichen  Schätze  Iron  freizugeben.  Attilas  erwähnt  sie  mit 
keinem  Worte.  Doch  ihre  Bitten  sind  so  wirkungslos  wie  Attilas  Brief. 
Erst  als  Salomos  Gemahlin  ihre  Bitten  mit  denen  der  Isolde  vereinigt, 
läßt  er  sich  erweichen.  In  dem  ganzen  Capitel  267  erinnern  nur  die 
Worte:  synir  honum  bref  Attila  konungs  uud  die  Schlußworte  der 
Gemahlin  Salomos:  med  ordsending  vars  ens  kerstavinar  Attila  konungs 
an  die  Existenz  dieses  Retters  in  der  Noth.  Die  Darstellung  Cap.  266  f. 
stellt  es  außer  Zweifel,  daß  derjenige,  der  das  Abenteuer  mit  Bolfriana 
in  die  Ironsage  aufnahm  und  in  Folge  dessen  Iron  in  Gefangenschaft 
gerathen  ließ,  von  Attila  noch  nichts  wußte,  daß  ihm  noch  die  Schätze 
der  Isolde  genügten,  um  Salomos  Herz  zu  erweichen.  Auch  sonst  ist 
Attila  völlig  bedeutungslos;  Iron  wird  in  ein  Abhängigkeitsverhältniss 
zu  ihm  gesetzt,  lediglich  damit  Attila  genannt  werden  kann.  Wenn 
Cap.  268  Iron  die  Verzeihung  Attilas  nachsuchen  muß,  so  vergißt  der 
Erfinder  dieser  Episode  ganz,  daß  in  unserem  Texte  Salomo  den  Streit 
angefangen  hat,  daß  Iron  sich  nur  an  den  berechtigten  Rachezügen 
seines  Bruders  betheiligt  hat.  Oder  trat  etwa  Attila  schon  so  zwecklos 
in  der  Ironsage  auf,  ehe  sie  mit  der  Apolloniussage  vereinigt  wurde? 
Man  darf  wohl  als  sicher  ansehen,  daß  erst  derjenige,  der  die  con- 
taminii*te  Iron-  und  Apolloniussage  in  die  Thidrekssaga  aufnahm, 
da  er  das  Bedürfniss  fühlte,  Iron  und  ApoUonius  zu  den  Helden  der 
Saga  in  Verbindung  zu  setzen,  Attila  und  mit  ihm  zugleich  Dietrich 
von  Bern  und  auch  Ake  hier  einführte.  Unter  den  Stellen,  die  dieso 
Verbindung  herzustellen  suchen,  verdient  der  Aofang  des  Cap.  245 
besondere  Beachtung.  Derjenige,  der  die  Cap.  245—275  in  die  Thidreks- 
saga einfügte,  war  mit  der  Saga  sehr  vertraut,  wie  gleich  die  Erwäh- 
nung Isungs  und  unter  anderem  der  Schluß  von  Cap.  269  beweist. 
So  wußte  er  also  auch,  daß  Artus  dem  Leser  ein  alter  Bekannter  war, 
Und  deshalb  ist  es  ihm  nicht  zuzutrauen,   daß  er  ihn  hier  neu  einge^ 


IKON  UND  APOLLONIÜS.  15 

führt  hatte.  Die  Worte:  I  landi  |)vi  er  heitir  Bertangaland  var.  i. 
koouDgr  er  heitir  Artus,  bann  er  mikiil  maär  firir  ser  geben  gewiß 
Jen  Anfang  der  Apoiloniusdicbtung ,  die  ApoUoniiis  zum  Sohne  des 
Artus  gemacht  hatte.  Wenn  ein  König  gamall  wird,  so  ist  das  immer 
das  Zeichen^  daß  er  zum  Sterben  kommt,  en  sßptir  bans  dauda  kemr 
ül  rikis  —  sein  Sohn,  der  nun  daran  denken  muß,  sich  zu  vermählen. 
Hier  benutzte  nun  gleich  unser  Sagencompilator  die  Gelegenheit,  die 
ihm  der  Name  Bertangaland,  das  Reich  des  Artus  und  Isung  gab, 
zu  der  Erfindung,  nach  Artus  Tode  habe  Isung  dessen  Söhne  ver- 
trieben. So  gewinnt  er  zugleich  ein  Mittel,  Attila  als  Schutzherrn  des 
Iron  und  Apollonius  einzuführen.  Daß  er  sich  dabei  in  einen  Wider- 
spruch verwickelt  hat,  sah  W.  Grimm ^  Deutsche  Heldensage  p.  180. 
gSintram  flieht  zu  dem  Herzoge  Iron  von  Brandenburg  (Cap.  231). 
Späterhin  wird  Herbort,  Sintrams  Bruder,  an  den  Hof  des  Königs 
Artufl  gesendet  (Cap.  233)  und  gleichwohl  bald  darauf  (Cap.  245)  er- 
zählt, daß  Iron  erst  nach  dem  Tode  des  Artus,  seines  Vaters,  von 
Isung  aus  seinem  väterlichen  Reiche  vertrieben,  durch  Attilas  Wohl- 
wollen Brandenburg  erhalten  habe.^ 

Fand  nun  der  Verfasser  der  Cap.  245—275  der  Thidrekssaga 
die  Iron-  und  ApoUoniussage  bereits  contaminirt  vor,  so  kann  er  aus 
seiner  Vorlage  —  nach  dem  von  ihm  geschaffenen  Texte  zu  schließen  — 
nur  den  Eindruck  gewonnen  haben,  daß  Salomo  und  Apollonius  sich 
gegenseitig  ihre  Thiere  getödtet  haben,  daß  Salomo  schließlich  einen 
Waldbrand  angerichtet  hat  (Cap.  261).  Dieser  Eindruck  konnte  nicht 
abgeBchwächt  werden,  selbst  wenn  er  schon  die  Worte  vorfand  (Cap.  259) : 
ver  hoium  her  dualz  lengi  i  riki  Salomons  konungs,  selbst  wenn  in 
seiner  Vorlage  schon  Salomo  klagte  (Cap.  267) :  Iron  jarll  hsevir  sua 
mart  illt  gort  i  minu  riki;  denn  sonst  ist  eben  immer  nur  von  den 
beiderseitigen  Wäldern  die  Rede.  Ist  nun  die  Annahme  richtig,  daß 
erst  der  Verfasser  der  Cap.  245—275  unserer  Saga  Attila  in  Bezie- 
hung setzte  zu  Iron  und  Apollonius,  so  rührt  auch  der  Schluß  des 
Cap.  266  von  ihm  her.  Hier  aber  finden  wir  nicht  nur  das  Wort  'riki' 
wieder,  nein,  es  heißt:  heriadi  Salomon  konungr  i  riki  Irons  iarlls  eda 
Apollonius  bans  brodur.  In  unserem  Texte  tödtete  Salomo  Apollonius 
Wild,  und  nimmermehr  kann  es  dafür  heißen,  er  beerte  in  seinem 
Reiche;  in  der  ApoUoniussage,  sahen  wir,  heriadi  Salomon  konungr 
i  riki  Apollonius  jarlls;  da  paßt  der  Ausdruck  vortrefflich.  Wir  werden 
zu  der  Annahme  gedrängt,  daß  der  Contaminator  der  Iron-  und  Apol* 
loniagsage  kein  anderer  ist  als  der  Verfasser  der  Cap.  245 — 275  der 
Tbidrekssaga,   daß  eben  dieser  an  den  drei  bezeichneten  Stellen  das 


16  FRIEDRICH  NEUMAKN 

Wort  Viki'  aus  der  ApolloniuBsage  gedankenlos  beibehaL  .4  iiat. 
In  der  That  ist  die  Verbindung  der  ApoUoniussage  mit  der  Ironsage 
so  wunderlich,  fehlt  es  zwischen  den  beiden  Sagen  so  ganz  an  jeder 
Beziehung,  daß  man  nicht  begreift,  wie  der  deutsche  Volksgesang  darauf 
verfallen  wäre,  diese  beiden  Sagen  zu  verbinden.  Dagegen  ist  es  ver- 
ständlich, daß  Jemand,  der  die  Sagen-Contamination  im  Großen  betrieb, 
der,  was  ihm  nur  an  deutschen  Liedern  unter  die  H&nde  kam,  zu 
einem  Texte  zu  vereinen  suchte,  aus  .irgend  einem  äußerlichen  Grunde 
zu  dieser  seltsamen  Contamination  bewogen  wurde. 


Einen  Beweis  für  das  willkürliche  Verfahren  des  Verfassers  unseres 
Textes  gibt  Cap.  254.  Daß  Isolde  ihren  Gemahl  von  einem  Zusammen- 
treffen mit  Salomo  fernzuhalten  sucht,  obwohl  Iren  den  Namen  Salomo 
im  folgenden  Capitel   zum   ersten  Mal  hört,    wäre   freilich  noch  kein 
Beweis  dafür,  daß  das  ganze  Cap.  254  interpolirt  ist,  da  die  £r wäh- 
nung   SalomoB    durch    spätere    Interpolation    erklärt   werden    könnte. 
Freilich  würde  Isolde  dann  den  Entschluß,  sich  der  schwersten  Erkäl- 
tung auszusetzen,  nicht  mehr  fassen,  um  den  Gatten  vor  Lebensgefahr 
zu  schützen,  sondern  nur  um  ihn  zu  hindern  seiner  Lieblingsneigung 
nachzugehen.  Aber  konnte  sie  diesen  Zweck  durch  ihr  Mittel  überhaupt 
erreichen?  Hätte  sie  ihm  nun  klar  gemacht,  daß  sie  ein  edleres  Wild 
sei  als  draußen   die  Hirsche  und  Bären  —  was  weiter?    er  hätte  das 
edlere  Wild   gejagt   und   wäre   spätestens   am  nächsten  Morgen    doch 
auf  12  Tage  fortgeritten.  Und  nun  das  Mittel  selbst!  Um  ihren  Mann 
an  sich  zu  fesseln,  legt  sich  die  Frau  nackt  in  den  Schnee,  und  zeigt 
ihm  nachher  die  Stelle,    wo  sie  gelegen  hat    Der  Einfall  ist  zu  toll! 
Warum   zeigt   sie   ihm   nicht  einfach  im   warmen   Zimmer   das   liebe- 
wunde Wild,   so  wie  es  Gott  geschaffen  hat?   Der  Einfall  ist  so  toll, 
daß   man   ihn  weder  dem  ersten  Dichter  noch  einem  Interpolator  zu- 
trauen   kann.    Wo   die  Sage    derartige    unsinnige  Erfindungen   bietet, 
da  kann  man  stets  sicher  sein,  daß  nur  der  ursprüngliche  Zusammen- 
hang verdunkelt,   daß  die  Scene  aus  dem  natürlichen  Zusammenhang 
gerissen  ist.    Als  Iren  vor  dem  Bilde  im  Schnee  steht,    sagt  Isolde: 
villtu  eeigi  veiäa  )>at,    |)a  veidir  }>at  annarr  madr.    Wie?   Isolde,    die 
eärtliche    Gattin,    die    einzig    darauf  bedacht   ist,    daß    Iren   keinen 
Schaden  nimmt,    die  ihm  —  jedesmal  müssen  wir  es  mit  ansehen  — 
jedesmal  um  den  Hals  fällt,    und  ihn  zurückzuhalten  sucht,    wenn  er 
fortreiten  will,   Isolde  droht  mit  Ehebruch?    Die  Drohung  kann  Iron 
nicht  schrecken.  Ja,  wenn  noch  Bolfriana  so  redete! 


BRON  UND  APOLLONIÜB.  17 

dp.  273  erklärt  Ake:  hann  (Iron)  villdi  veida  i  morkanni  tvi- 
ÜBtt  ijTf  deshalb  hat  er  ihn  getödtet.  Ich  denke,  der  ursprüngliche 
Zflsammenhang,  in  dem  Cap.  254  stand ,  ist  gefunden.  Als  Ake  die 
Untreue  seiner  Frau  erkannt  hatte ,  trieb  er  sie  nackt  hinaus  in  den 
Sehnee  zu  dem  Jäger,  der  ihrer  harrte.  Die  Bestätigung  ftir  unsere  An* 
aahme  gibt  Cap.  271.  Wenn  hier  Ake  sein  Weib  trunken  macht,  wenn 
die  Binnlos  Betrunkene  in  ihr  Bett  getragen  werden  muß,  um  dort  in 
den  Kleidern  ihren  Bausch  aU82nischlafen,  so  ist  diese  plumpe,  rohe 
Effindung  gewiß  erst  veranlaßt  durch  das  Trinkgelage  Cap.  269. 
In  der  alten  Sage  hatte  Iron  ein  anständigeres  Mittel ,  um  Bolfriana 
sQ  flberf&hren.  Jetzt  nimmt  Ake  den  Brief  aus  der  Tasche  der  Schla- 
fenden, liest  den  verhängnißvollen  Inhalt  und  —  geht  zu  Bett  und 
Bchlfift  den  Schlaf  der  Gerechten.  Aber  nun  am  nächsten  Morgen! 
Da  er  ausgeschlafen  hat,  gengr  ))angst  sem  Bolfriana  sefr.  vecr  hana 

npp  —Wehe,  arme  Bolfriana! er  enn  katasti  vid  hana!  Wenn 

er  weiter  nichts  will,  warum  läßt  er  sie  nicht  scUafen?  Sie  ist  des 
Scbkb  80  bedürftig.  Sein  freundlicher  Morgengruß  ist  zu  widersinnig, 
als  daß  er  durch  Interpolation  hier  hineingekommen  sein  könnte. 
In  der  alten  Dichtung  war  Ake  besonders  liebenswürdig  gegen  seine 
Frau,  als  sie  den  Brief  erhalten  hatte,  um  ihr  jeden  Verdacht  zu 
nehmen,  daß  er  Argwohn  geschöpft  habe.  Durch  seine  harmlose  Lie« 
beoBwttrdigkeit  erreichte  er  seinen  Zweck,  daß  sie  Abends,  als  sie  zur 
Rohe  ging,  keine  Sorge  trug,  den  Brief  sicher  zu  verwahren;  als  er 
aber  den  Brief  gelesen  hatte,  da  war  es  aus  mit  der  Liebenswürdigkeit 
ih  jagte  er  sie  hinaus  in  die  Nacht  und  in  den  Frost  mit  dem  Be- 
deaten,  sie  solle  den  nicht  länger  warten  lassen,  der  draußen  im  Walde 
ilirer  harre.  Den  Jäger  aber,  der  ausgegangen  war,  das  zweifüßige 
W3d  zu  jagen,  tödtete  er  yielleicht  an  der  Stelle,  wo  das  Wild  unter 
dem  Lindenbaum  (Ci^.  256)  in  den  Schnee  gesunken  war. 

Wenn  nun  die  Rolle  der  Bolfriana  mit  den  nöthigen  Änderungen 
auf  Isolde  übertragen  wurde,  so  kann  der  Grund  fhr  diese  Übertragung 
Qor  der  gewesen  sein,  daß  Bolfriana  zu  einem  bestimmten  Zwecke  am 
Leben  bleiben  sollte.  Dieser  Zweck  ist  ihre  V^mählung  mit  Witege. 
I)ie  V^bindüng  zwischen  Bolfriana  und  Witege  ist  aber  fhr  das 
Folgende  ohne  jede  Bedeutung;  nie  wieder  wird  Bolfriana  genannt. 
Keinem  Bearbeiter  aber  konnte  es  in  den  Sinn  kommen,  um  solch 
einer  müßigen  Erfindung  willen  eine  tiefgreifende  Änderung  seiner 
Vorlage  vorzunehmen.  Mit  einer  müßigen  Erfindung  können  wir  es  hier 
oiclitsuthun  haben;  vielmehr  hat  der  Bearbeiter  eine  Notiz  anbringen 
voUen,  die  nicht  rerloren  gehen  sollte.  Daß  er  einer  bestimmten  Quelle 

GBOIABU.  Nene  BcOie  ZV.  (XXVU.)  Jalizf .  2 


lg  FRIEDBICH  NEUHAKN 

folgte,  beweist  der  Umstand,  daß  Boliriana,  die  Gattin  Akes  vo^ 
Fritilaburg,  bei  ihrer  Vermählung  plötzlich  Bolfriana  von  Drekanfll 
heißt.  In  der  That  barg  die  Burg  Drekanfil  nenn  heiratsfthige  M&ä 
chen,  von  denen  drei  bereits  Cap.  240  mit  Dietrich,  Fasold  und  Diet 
leib  vermählt  werden.  Daß  aber  vor  Allen  Witege  ein  Anrecht  hatt^ 
in  nähere  Beziehung  zu  der  Burg  Drekanfil  zu  treten,  geht  aus  Cap.  9C 
hervor,  wo  er  als  der  Einzige  bezeichnet  wird,  der  um  Dietrichs  ersten 
Zug  nach  dieser  Burg  wußte,  oc  engi  veit  hvert  hann  fer  nema  Vidga. 
hanom  segir  hann  »tlan  sina.  ^ 

In  dem  mhd.  Eckenliede  zieht  Zupitza  die  drei  Königinnen  gewill 
mit  Recht  als  mythisch  an,  (Deutsches  Heldenbuch  V,  XLIV)  , 

daz  du  den  Bemer  bringst  gesunt  , 

her  uns  drin  küneginnen: 

s6  solt  du  wellen  an  der  stunt 

und  unser  eine  minnen, 

swelchiu  dir  dar  zuo  baz  behage.     (Str.  30.)  ' 

Wir  sehen,  in  dem  deutschen  Liede  ist  Eckes  Herz  noch  frei,  als  er 
den  Kampf  mit  Dietrich  besteht  In  der  Thidrekssaga  ist  er  nicht 
nur  mit  der  Königin  von  Drekanfil  verlobt,  sondern  es  muß  auch 
noch  ein  gewisser  Drusian  sterben,  damit  der  Verlobung  nichts  im  Wege 
stehe.  Von  diesem  Drusian  erfahren  wir  weiter  nichts,  als  daß  er  neun 
Töchter  gezeugt  hatte,  als  er  in  die  Grube  fiihr,  woraus  wir  schließen 
dürfen,  daß  Eckes  Braut  eine  nicht  mehr  ganz  junge  Witwe  war. 
Es  ist  klar,  daß  Ecke  nicht  freiwillig  an  die  Stelle  Drusians  getreten  ist 
Der  Umstand,  daß  Ecke  ebenso  wie  Drusian  sein  Schwert  fbr  Frauen 
zieht,  hat  Veranlassung  gegeben  zur  Contamination  der  Ecke-  und  der 
Drusian-Dichtung.  Wenn  Ecke  Cap.  98  erklärt:  Niv  konungs  do&tr. 
oc  ))eirra  modir  er  min  festarkona.  en  }>»r  bivggo  mic  til  }>essa  vigs 
oc  firir  ))eirra  soc  com  ec  her  oc  ))8Br  fengo  mer  }>essor  vapn,  so  hat 
er  so  gut  wie  Weib  und  Töchter  auch  diese  Worte  von  Drusian  über- 
nommen. Als  Dietrich  Ecke  getödtet  hat,  reitet  er  auf  die  Burg  Dre- 
kanfil zu.  Die  Königin  bemerkt  ihn  (Cap.  101)  von  einem  Thurme  aus^ 
hält  ihn  für  Ecke  und  eilt  ihm,  festlich  geschmückt,  mit  ihren  Töchtern 
entgegen.  Da  sie  aber  ihres  Irrthums  gewahr  wird,  bricht  sie  ohn- 
mächtig zusammen.  Nichts  davon  in  dem  deutschen  Eckenliede ,  wo 
Fasolt  Ecke  ablöst.  Cap.  101  gehört  in  die  Drusian-Dichtung. 

Den  Widerspruch,  daß  Witege  Cap.  96  einzig  weiß  wohin  Diet- 
rich zieht,  während  Dietrich  selbst  im  Folgenden  sein  Ziel  nicht  kennt, 
erkläre  ich  dadurch,  daß  es  ursprünglich  Witege  war,  der  in  der 
Drusian-Dichtung  in  den  Osningwald  gerieth  und  hier  von  der  Burg 


IRON  UND  APOLLONroS.  19 

^kanfil  hörte,  daß  der  Contaminator  der  Drusian-  und  Ecken-Dich- 
■ng  ^Witege  dafbr^  daß  er  seine  Bolle  an  Dietrich  abtreten  mußte, 
ladurch  zu  entschädigen  suchte,  daß  er  ihn  einzig  in  das  Geheimniss 
mweihte,  wobei  er  sich  denn  in  den  groben  Widerspruch  verwickelte, 
io  wäre  ursprtlnglich  Witege  vor  der  Burg  der  Herrin  von  Drekanfil 
^  Bolfiriana?  —  erschienen. 


lat  uns  der  Schluß  der  erweiterten  Ironsage  unter  der  Bearbeitung 
les  letzten  Contaminators  verloren  gegangen,  so  ist  auch  sonst  der 
Abschnitt,  der  von  Bolfriana  handelt,  durch  Zusätze  stark  verunstaltet 
worden. 

Wenn  es  Cap.  269  heißt,  Attila  sei  mit  Iron  til  veizlu  til  Roma- 
horgar   gefahren  til  ^rminriks  konungs,    mit  denselben  Worten,   mit 
denen  Cap.  250  Herburg  dem  ÄpoUonius  den  Aufbruch  ihres  Vaters 
mittheilt,   so  zeigt  sich  hier  wie  dort  deutlich  die  Thätigkeit  unseres 
letzten  Bearbeiters.  Ake,  der  Bruder  Ermanrichs,  ist  ebenso  verdächtig 
wie  Attila  und  Dietrich.    In  der  Vorlage  unseres  Contaminators  war 
Iron    mit   anderen  Edlen  zu  Gaste   geladen  bei  einem  Fürsten,    der 
eine  bildschöne  Frau  hatte  (allra  kuenna  fridaz),  die  den  Gästen  bei 
fröhlichem  Gelage  den  Wein  schänkte«    Da  sah  sie  unter  den  Gästen 
snn    mann  mikinn.    sa  hsevir  har  sua  micit  oc  fagrt.    sem  barit  gull. 
bleict  skegg  oc  biart  andlit  oc  at  ollu  fagrt.    faugr  augu  haefir  hann 
oc  hvita  hond.    oc  »igi  er  hans  iafhingi  i  ]>eBsu   samsseti  at  f»grd. 
Diese  Beschreibung  der  Schönheit  des  Gastes  ist  echt  sagenhaft.  Von 
dem  Ehebrecher  der  in  der  Ironsage  aufgenommenen  Sage  hatte  schon 
in  der  Vorlage  unseres  Contaminators  Iron  die  Schönheit  übernommen, 
Ton  der  er  als  Wisentjäger  keinen  Gebrauch  machen  konnte;  nament- 
lich die  weißen  Hände  stehen  dem  wilden  Jäger  nicht  sonderlich  an 
Sagenhaft  ist  es,  daß  die  schöne  Frau  dem  schönen  Gaste  verstohlen 
freundliche  Blicke  zuwirft,    daß  auch  er  ihre  Schönheit  bemerkt  und 
aber  ihrem  Anblick  das  Trinken  vergißt.    Ob   schon  in  der  ältesten 
Dichtung  die  Gäste  schließlich  mit  dem  Wirth  trunken  unter  den  Tisch 
sanken,  ist  zweifelhaft;  sicherlich  gelang  es  den  Liebenden  schließlich 
sich  auszusprechen,  ohne  Verdacht  zu  erregen.   ]>a  talaz  ]>au  vid  sin 
a  milli  huat  huaru  ]>eirra  bjr  i  skapi  vid  annat.  Jedenfalls  ist  es  eine 
müßige  Erfindung  unseres  Contaminators,  wenn  er  Iron  der  Bolfriana 
den  Zauberring  der  Isolde  anstecken  läßt,    der  bei  Herburg  so  gute 
Wirkung  gethan  hat;  denn  hier  ist  die  Wirkung  vor  dem  Zauber  vor- 
Iianden.  Nachdem  Iron  sich  mit  der  Geliebten  verständigt  hat,  dürfen 
wir  erwarten,    daß   wenn  Iron  das  nächste  Mal  erscheint,   ins  Werk 

2* 


20  FBIEDBICH  NEUMANN 

gesetst  werden  wird,  was  hier  verabredet  wurde.  Sehr  ttberfltlBBig  ist 
die  Erfindung,  daß  Iron,  aus  Rom  heimkehrend,  noch  einmal  bei  Ake 
vorspricht,  um  sich  noch  einmal  bewirthen  zu  lassen.  Gauss  seltsam 
aber  ist  es,  wenn  Cap.  270  gesagt  wird:  £n  at  ]>eBsi  ueizlu  gilldrar 
til  Iren  jarll  at  tala  vid  Bolfriana.  Das  klingt  doch  so,  als  hätten  sie 
noch  nicht  mit  einander  geredet.  Und  was  haben  sie  sich  noch  mitzu- 
theilen,  nachdem  sie  ihre  Herzen  das  erste  Mal  schon  so  gründlich 
ausgeschüttet  hatten?  at  skilnadi  }>eirra  tals  biuda  }>an  sin  a  milli 
med  iarteinum*  Cap.  271  hat  Ermanrich  wieder  einmal  ein  Gastgebot 
ergehen  lassen;  diesmal  aber  sind  nicht  Attila  und  Iron  die  Geladenen, 
sondern  Dietrich  und  Ake,  der  das  vorige  Mal  zu  Hause  bleiben  mußte, 
sind  an  der  Reihe.  Ist  Ake  fortgeritten,  so  steht  einem  ungestörten 
Verkehr  der  Liebenden  nichts  mehr  im  Wege.  Statt  nun  auf  Akes 
Abreise  zu  warten,  schickt  der  waghalsige  Lron  der  Bolfriana  unbe- 
greiflicher Weise  noch  während  der  Anwesenheit  des  Gemahls  einen 
Brief  ins  Haus.  Ake  hat  gerade  seine  Freunde  noch  einmal  vor  dem 
Abschied  um  sich  versammelt,  und  so  triffl:  Irons  Bote  Bolfiriana  bei 
dem  dryckia  micil  mit  dem  Einschänken  beschäftigt,  gerade  wie  wir 
sie  kennen  lernten.  Ursprünglich  muß  dieser  Bote  angewiesen  gewesen 
sein,  seinen  Brief  heimlich  abzugeben.  Denn  wenn  Ake  überhaupt  Nei- 
gung zur  Eifersucht  hat,  so  findet  diese  Nahrung,  wenn  seine  Frau 
einen  Brief  annimmt,  und  es  ist  dabei  ganz  gleichgültig,  ob  der  Über- 
bringer ein  Ritter  oder  ein  Spielmann  ist.  In  unserem  Texte  erscheint 
nicht  nur  Irons  ritterlicher  Bote  als  Spielmann  an  Akes  Hofe,  sondern 
dieser  Spielmann  tritt  sogar  ganz  offen  vor  Akes  Augen  vor  Bolfriana 
und  verhandelt  ganz  offen  mit  ihr,  obwohl  er  sich  schließlich  skyn- 
dilega  entfernt,  wie  einer,  der  nicht  bemerkt  werden  will.  Aber  was 
hat  er  überhaupt  mit  Bolfriana  zu  reden,  wenn  er  einen  Brief  mit- 
bringt, der  alle  Worte  überflüssig  macht?  Soll  er  ihr  die  Cap.  270  ver- 
abredeten iartegnir  sagen,  wozu  dann  noch  der  Brief?  fsr  henni  brefit 
ihondocsfisgir  henni  iartegnir!  Aber  freilich,  den  Brief  liest  Bolfriana 
gar  nicht.  Iron  schreibt:  Wenn  Ake  fortgeritten  ist,  so  komm  am  Abend 
zu  mir  hinaus  in  den  Wald  —  ein  unsinniges  Ansinnen ,  da  er  doch 
wahrlich  bequemer  zu  der  Verlassenen  in  die  Burg  kommen  kann, 
als  daß  sie  ihn  im  Walde  aufsucht  — ,  sie  steckt  den  Brief  einfach 
in  die  Tasche  und  sagt  dem  Boten,  wenn  Ake  fortgeritten  sei,  so  solle 
Iron  rida  i  sttegina,  wie  die  älteste  Handschrift  bietet 

In  der  Vorlage  unseres  Contaminators  werden  sich  die  Liebenden 
geeinigt  haben,  wie  jetzt  Cap.  269.  Dann  hieß  es  weiter:  Nookoru 
sidarr  er  ]>at,  da  schickte  Iron  heimlich  durch  einen  Ritter  einen  Brief 


IBOK  UND  AP0LL0NI(7S.  21 

an  die  Geliebte,  in  dem  er  bat;  sie  möchte  an  einem  in  dem  Briefe 
nSher  bezeichneten  Orte  im  Walde  mit  ihm  susammentreffen.  Er  wird 
äe  in  dasselbe  mysteriöse  Haus  geladen  haben,  wo  jetzt  Ake,  nach^ 
dem  er  Iren  getödtet  hat,  die  Nachtruhe  hält.  Er  schickte  ihr  den 
Brief,  er  beschied  sie  zu  sich  in  den  Wald,  weil  Ake  noch  nicht  Erman- 
richs  Bekanntschaft  gemacht  hatte,  weil  Ake  noch  nicht  daran  dachte, 
leine  Burg  zu  verlassen.  Dies  Abenteuer  Irons  nun  wird  unseren  Con- 
timinator  an  ein  Spielmannslied  erinnert  haben,  wo  gleichfalls  ein 
Ilitter  die  Liebe  einer  verheirateten  Frau  gewann.  Hier  verabredeten 
die  Liebenden  iartegnir,  an  denen  sie  sich  erkennen  wollten;  als  Spiel- 
mann fand  der  Ritter  Einlaß  in  die  Burg,  durch  die  iartegnir  gab  er 
sich  der  Geliebten  zu  erkennen.  Schwerlich  warteten  sie  ab,  bis  der 
Gatte  nach  Rom  reiste,  um  traulich  beisammen  zu  sein. 

Um  dieses  Lied  zu  verwerthen,  ließ  unser  Contaminater,  nach- 
dem er  Cap.  270  eingeschoben  hatte,  Ake  den  so  beliebten  Ritt  nach 
Rom  unternehmen,  ließ  er  den  Ritter  zum  Spielmann  werden  und  neben 
dem  Brief  die  iartegnir  zu  ihrem  Rechte  kommen,  ließ  er  endlich  Lron 
Bolfriana  in  den  Wald,  Bolfriana  lron  in  die  Burg  einladen.  Blieb  die 
Ehebrecherin  des  Spielmannsiiedes  ungestraft,  so  konnte  der  Con- 
Uminator  um  so  eher  auf  den  Einfall  kommen,  statt  der  Bolfriana 
Isolde  in  den  Schnee  hinauszuschicken. 


Zq  dem  der  Chronik  von  Ostreich  entnommenen  Zeugniss  macht 
W.  Grimm  (Deutsche  Heldensage  p.  160)  die  Bemerkung:  Ton  dem 
herzöge  Lran,  dessen  Jäger  Nordian  hier  nur  fehlt,  ein  abermaliges 
zeugni8\  Zunächst  scheint  es  mir  nicht  über  jeden  Zweifel  erhaben, 
daß  Enenkel  an  den  beiden  von  Ghrimm  angefahrten  Stellen  wirklich 
Iran  sehrieb.  Denn  in  der  Chronik  von  Ostreich  ist  Van\  in  der  Welt- 
ehronik  von  einer  Handschrift  Iwan  überliefert*)»  Femer  aber  wäre  der 
Iran,  der  wegen  der  Tapferkeit,  die  er  *üf  dem  velde*  bewährt,  eben- 
bürtig neben  Dietrich  von  Bern  tritt,  schwerlich  mit  Ifon  dem  Jäger 
zu  identificiren.  Wer  das  Schwert  so  meisterlich  führt,  hat  wichtigeres 
zu  &un  als  Thiere  zu  jagen,  der  gehört  ein-  ftlr  allemal  auf  das  Schlacht- 
feld, nicht  in  den  Wald.  Jedenfalls  wäre  es  ein  seiner  durchaus  unwür- 
diges Ende,  wenn  er  schließlich  ohne  langen  Kampf  von  einem  Könige 
erschlagen  würde,  dessen  Wisent  er  erlegt  hat.  Der  Iran  des  Enenkel 

*)  Hach  frenndUcher  Idittheilung  von  Dr.  Strauch  lesen  in  der  Stelle  der  Welt- 
ehronik  alle  Hss.  Iran  (cgm.  260  ierQf/C^\  die  Leipzig^er  hat  cyran.  Im  Fflrstenhnche 
haben  die  besten  Hss.  ebenfalls  ira/n,  yran\  die  Wiener  Hss.  2778.  2782  wan  (nicht 
harn).  K.  B. 


22  FRIEDBICH  NEÜMAKN,  IRON  UND  APOLLONTOS. 

wird  daher  mit  unserem  Iron  so  wenig  gemein  gehabt  haben,  wie  etwa 
der  Hagen  der  Eudron  mit  dem  Hagen  der  Nibelungen.  Kannte  aber 
die  Sage  neben  Iron  dem  Jäger  einen  kriegerischen  Iron,  so  wäre  es 
möglich;  daß  dieser  in  der  contaminirten  Apolloniussage  neben  Apol- 
lonins  stand,  wie  in  der  Eudrun  Hartmuot  neben  Ludwig.  Dann  wäre 
die  wundersame  Contamination  der  Iron-  und  Apolloniussage  auf  die- 
selbe Weise  zu  Stande  gekommen,  wie  die  Verbindung  der  Bolfriana, 
der  Gemahlin  Akes,  mit  der  Bolfriana  von  Drekanfil:  die  zufiülige 
Übereinstimmung   der  Namen  hätte  den  Anknüpfungspunkt  gegeben. 

Doch  mit  solchen  unsicheren  Vermuthungen  ist  uns  nicht  ge- 
holfen. Beschränken  wir  uns  darauf,  die  Resultate  kurz  zusammeD- 
zufassen,  zu  denen  wir  auf  Gbrund  der  Ungereimtheiten  und  Wider- 
sprüche unseres  Textes  gelangten. 

Der  Verfasser  der  Cap.  246 — 275  der  Thidrekssaga  fand  die 
SagO;  deren  Held  jetzt  ApoUonius  ist,  ebenso  wie  die  Ironsage  noch 
vollständig  vor.  Die  ihm  bekannte  Apollonius-Dichtung  war  darch 
Contamination  zweier  Texte  entstanden;  in  dem  einen  wurde  die  Königs- 
tochter heimlich,  in  dem  andern  mit  Gewalt  entfahrt.  Der  natürliche 
Zusammenhang  in  der  ersteren  war  dadurch  gestört  worden,  daß  der 
Zauberring  der  Isolde  den  Apfel  der  Herburg  seiner  ursprünglichen 
Bedeutung  beraubt  hatte.  In  der  Ironsage  fand  unser  Verfasser  das 
Abenteuer  mit  Bolfriana  bereits  als  Interpolation  vor.  Er  selbst  vollzog 
die  Contamination  der  Iron-  und  Apolloniussage  in  der  Weise,  daß 
er  Iron  den  Jäger  zum  Bruder  des  ApoUonius  machte,  daß  er  die 
Eriegszüge,  die  auf  die  Entführung  der  Herburg  folgten,  in  Jagdzüge 
verwandelte,  an  die  er  die  sagenhafte  Wisentjagd  Lrons  anschloß. 
Mit  dem  Abenteuer  der  Bolfriana  verschmolz  er  ein  Spielmannslied 
ähnlichen  Inhalts.  Um  Witoges  Vermählung  mit  einer  Bolfriana  an- 
bringen zu  können,  ließ  er  —  vielleicht  dem  Spielmannsliede  folgend  — 
Akes  Gemahlin  am  Leben^  die  in  seiner  Vorlage  noch  von  dem  Gatten 
in  den  Schnee  hinausgejagt  wurde.  Ihre  Rolle  übertrug  er  mit  den 
nöthigen  Änderungen  auf  die  Gemahlin  lrons,  die  er,  wenn  auch  nicht 
mit  dem  Namen  Isolde,  vorfand.  Um  schließlich  Iron  imd  ApoUonius 
in  Verbindung  zu  setzen  mit  den  Helden  der  Thidrekssaga,  Alhrte 
er  Ermanrich,  Attila,  Dietrich  u«  s.  w.  willkürlich  ein.  Auch  Ake 
wird  er  als  den  Bruder  Ermanrichs  an  die  Stelle  des  früheren  Ge- 
mahls der  Bolfriana  gesetzt  haben. 

BEBUN.  FBIEDRICH  NEUMANN. 


C.  UASOLD,  LATEIN.  EWFLUSS  AUF  DIE  ttOT.  BIBELÜBEBSETZUNQ.       28 

KRITISCHE  UNTERSUCHUNGEN  ÜBER  DEN  EIN- 

FLÜSS  DES  LATEINISCHEN  AUF  DIE  GOTISCHE 

BIBELÜBERSETZUNG. 

(FortsetBong.) 


Mt.  VI,  24   habe   ich   bereits  in  den  wißenschaftlichen  Monats- 
blfittem  VII,  S.  91  zusammen  mit  den  Parallelstellen  behandelt,  daher 
ich  nicht  alles  wiederholen  will ;  nur  einige  Zusätze  mögen  hier  folgen. 
Mt  VI,  24  steht  patietur  auch  in  c,  bei  Aug.,  und  hat  auch  Juvencus 
Torgelegen;  femer  ist  unter  den  dort  aufgeführten  Texten  g^  statt  g* 
zu  setzen.    Lc.  XVI,  13   steht   in   d   noch    adprehendit,    bei  Hieron. 
audiet,  sonst  aber  in  allen,  außer  in  abg^,  adherebit    Tit.  I,  9  wäre 
noch    Hil.    und  Hier,    (nur   an    einigen   Stellen)    mit    obtinentem   zu 
erwähnen.    Außerdem    über    die    letztere   Stelle    noch    einige  Worte. 
Andanemeigs  gehört  zum  Substantiv  andauern  (Phil.  IV,  16  =  Xfjt^i 
Annahme)  und  bezeichnet  demnach  die  bleibende  Eigenschaft  des  An- 
nehmens.    Das  latein.   tenax,    das  wir  beim  Ambrosiaster  lesen,   hat 
ebenfalls  die  Bedeutung  einer  anhaftenden  Neigung,  etwas  festzuhalten. 
Es  ist  daher,    besonders  wegen  der  Wahl  eines  Adjectivums,   wahr- 
scheinlieh,   daß  Ulfilas  in  seinem  latein.  Texte  tenax  las,  wozu  noch 
kommt,    daß  die  Übereinstimmung  mit  dem  Texte  des  Ambrst  sich 
bis  auf  die  Construction  mit  dem  Genetiv  erstreckt.    Andererseits  ist 
freilich    die  Erscheinung,    daß   gotisches  Adjectivum  ftlr  griechisches, 
resp.  lateinisches  Participium  steht,   nicht  vereinzelt,  wie  die  Zusam- 
menstellung bei  GL.  §.  190,  3  lehrt,  wo  allerdings  eine  ganze  Anzahl 
von  Beispielen   fortfällt,    da  schon  lateinische  Texte  Adjectiva  bieten 
(unsere  Stelle  habe  ich  übrigens  vermisst).  Es  käme  also  nur  darauf  an, 
zu  zeigen,  daß  die  Bedeutung  von  andanemeigs  zu  der  von  amplectens 
stimmt.    Amplecti  hat  zunächst  die  sinnliche  Bedeutung  „umfassen^, 
dann  aber  auch  die  tropische  „schätzen",    „lieben^,    „sich  zu  Herzen 
nehmen^;   es  könnte  demnach  sehr  wohl  als  Vorbild  ftLr  das  gotische 
andanemeigs  an  dieser  Stelle  gedient  haben,  und  es  muß  unentschieden 
bleiben,  welches  lateinische  Wort  dem  Übersetzer  vorgelegen,   zumal 
im  Allgemeinen  in  den  Episteln  zwar  auffallende  Übereinstimmungen 
mit  Ambrst. ,    aber  auch  wieder  evidente  Angleichung  an  einen  latei- 
nischen Text,  wie  er  in  de  vorliegt,  sich  zeigen.  Daß  aber  das  Latei- 
nische an  den   hier  in  Frage    kommenden  Stellen   überhaupt   benutzt 


24  ^'  MABOLD 

ist^  zeigt  die  Auaftihrang  in  den  wißenschaftlichen  Monatsblättem  wohl 
deutlich  genug. 

In  demselben  Verse  Mt  VI^  24  ist  noch  die  Übereinstimmung 
von  mammonin  =  (la  ii€9va  mit  cf£f^g^hqyg.  mammonae  (nicht  nur  f, 
wie  Bernhardt  angibt)  zu  beachten.  Die  gotischen  Fremdwörter  er- 
fordern aber  eine  eigene  Behandlung,  die  hier  nicht  am  Platze  wäre. 

Mt.  VI;  26  niu  jus  mais  yul]>rizans  8iju)>  }>aim?  =  ovx  viistg 
HakXov  8caq>iQSts  avtmv;  Für  das  griechische  diatpigBiv  in  der 
übertragenen  Bedeutung  „einen  Unterschied  ausmachen^,  „ausgezeichnet 
«ein  vor  Jemand^  hat  der  Gote  verschiedene  Ausdrücke.  Gal.  11,  6 
iflt  der  griechische  unpersönliche  Ausdruck  ovtf^f'  fio^  diatpiQai  durch 
ni  vaiht  mis  yul]>ris  ist  übersetzt  (vgl.  über  das  Wort  Bernhardt 
in  Zachers  Zeitschrifi:  ü,  S.  297  und  Schade,  Altdeutsches  Wörterbuch^ 
S.  1210).  Als.dftnn  ist  unsere  Stelle  mit  dem  Comparativ  vom  Adjectiv 
vul)»r8.  Femer  Mt  X,  31  icoXlmv  özQOv^lav  d^atpiQ^xB  v^^ 
^  managaim  sparvam  batizans  siju}>  jus.  Endlich  Qal.  IV;  1  ist 
das  griechische  w8lv  8cag>iQBi  dovlov  xvQi^g  („so  lange  der  Erbe 
noch  ein  E[näibleiQ  ist,  imterscheidet  sich  ein  Herr  über  alles  in  nichts 
von  einem  Sclaven^)  übersetzt  durch  ni  und  vaiht  iusiza  ist  skalka 
frauja.  Wir  finden  also  jedesmal  ein  anderes  Wort  und  jedesmal  eine 
Umschreibung  für  daxipiQScv.  Wiederum  ist  es  aber  das  Lateinische, 
welches  eine  Parallele  zu  diesen  Ausdrücken  enthält  und  somit  ftlr 
seine  Berücksichtigung  durch  Ulfilas  spricht  Gal.  11,  6  steht  in  d  e 
rAmbrst  Aug.  nihil  mea  interest,  g  nihil  mea  interest  l  differt 
Mt  VI,  26  haben  aff^vg.  nonne  vos  magis  pluris  estis  illis,  bfg^ 
aur.  nur  plures  ftlr  pluris,  g^  nonne  magis  vos  pluris  estis  illis,  h  wie 
vorher,  nur  plus  für  pluris,  c  nonne  vos  pluris  estis  illis«  Mt  X,  31 
it.  vg.  meliores  estis,  die  Texte  variiren  nur  in  der  Stellung  und 
bog^h  haben  multo  statt  multis  (auf  passeribus  bezogen).  Gal.  IV,  1 
deg  Ambrst  Victor,  vg.  nihil  differt  Die  Abhängigkeit  d«8  Gotischen 
vom  Lateinischen  ist  bei  einer  solchen  Übereinstimmung  wohl  nicht 
zu  leugnen*)  und  für  mais  vul}>rizans  haben  wir  somit  das  vollständig 
zutreffende  Vorbild  in  magis  pluris;  ein  bloßer  Pleonasmus  „wie  im 
Griechischen  und  Lateinischen^  (so  Bernhardt)  ist  es  aber  doch  wohl 
nicht,  außerdem  darf  die  Übereinstimmung  des  Comparativs  im  Goti- 
schen und  Lateinischen  durchaus  nicht  unbeachtet  bleiben.  Bernhardt 


*)  Vergflichen  mit  dem  lat  differt  scheint  die  EtTmoIogie  des  got.  iasixa,  wie 
si^  Grimm  in  der  Vorrede  m  Schnlse^s  Glossar  S.  V,  der  es  Bur  Präposition  ns  stellt, 
angibt,  mehr  Berechtigung  in  haben  als  die  yon  L.  Meyer,  Gothische  Spr.  S.  176. 
1S6,  864»  488  yermnthete^  der  das  Wort  mit  grieoh.  bv  zoaammenstellt. 


DEB  EINELU88  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBEBSETZÜNG.       25 

dtirt  Air  den  ▼ermeintüeheii  neonasmttB  noch  Me.  V^  26  und  2  Cor. 
VUL  22.  Aach  diese  Stellen  sind  wichtig  filr  die  Bertlcksichtigang 
des  Lateinischen.  Mc.  V,  26  heißt  es  von  der  Frau^  die  den  Blutfluß 
hatte  nnd  noch  durch  nichts  hatte  geheilt  werden  können:  it^ijdhv 
m^€lif^8t6a  diXa  \t&kkov  alq  %d  %BtQov  ^AdotJtfa,  wofür  Ulfilas 
sagt  jah  ni  vaihtai  botida,  ak  mais  yairs  habaida  (daß  vairs  ein 
Comparatiy  ist^  siehe  Gr.  Qramm.  III,  S.  689  f.).  Die  letzten  Worte 
sind  in  den  lateinisehen  Handschriften  aber  folgendermaßen  gegeben: 
dfaur.vg.  sed  magis  deterius  habebat^  asedplus  deterius  habebat, 
bcff  sed  peius  habebat;  i  sed  deterius  habebat.  Die  ungewöhnliche 
gtiediiBehe  Wendung  gab  Ulfilas  also  in  dem  Streben  nach  Klarheit 
auf  und  übersetzte  das  Lateinische  als  das  Verstllndlichere  (vgl.  ubil 
haban  und  ubilaba  haban).  Daher  stammt  auch  das  Verbum  finitum 
botida  und  habaida,  denn  das  vorhergehende  mq>sXri^6V6a  dst  auch 
durch  profecerat  (d  proficiebat)  wiedergegeben.  Beide  lateinischen 
Verba  schließen  sich  aber  an  ein  vorangehendes  Relativum  an,  welches 
das  daMavii6a6a  auflöst ,  während  Ulfilas  sie  als  einen  selbständigen 
parenthetischen  Hauptsatz  fasste.  2  Cor.  VIU,  22  gibt  A  a)>|>an  nu 
Bai  fila  usdaudozan  trauainai  managai  in  izvis,  B  aber  a)>]>an  nu 
lai  filaus  mais  usdaudozan  u.  s.  w.  ftir  «^tn/l  di  nokv  6nov8ai- 
o%BQov  %8siok%^6Mt  nolly  t^  sig  vfiäg.  Von  den  lateinischen  Hand- 
schriften gewähren  de  diese  Lesart:  nunc  vero  multo  soUicitiorem 
confidentia  multa  in  nobis,  g  nunc  autem  multo  soUicitiorem  confidentia, 
quae  in  vobis  (FG*  und  g  lassen  aro^g  fort)  und  beim  Ambrst.  lesen 
wir  nunc  vero  multo  soUicitiorem  multa  fiducia  vestri.  Es  fläUt  diese 
SteUe,  wie  auf  den  ersten  Blick  einleuchtet,  nicht  in  die  Kategorie 
der  beiden  SteUen  aus  Mt  und  Mc.  (Bernhardt  hätte  der  VoUständig- 
keit  halber  eher  PhU.  I,  23  und  filu  mais  batizo  =  noXkp  pkäXlov 
kqUööov  citiren  können).  Bernhardt  fügt  nun  in  den  kritischen  Bemer- 
kungen zu  der  Lesart  von  A  (2  Cor.  VHI,  22)  hinzu:  „eine  nach- 
trägliche Verbesserung^.  Wenn  wir  zu  dieser  Bemerkung  seinen  kri- 
tischen Gh*undsatB  ftir  die  Behandlung  des  gotischen  Textes  der  Episteln, 
den  er  in  der  Einleitung  S.  LXIH  ausgesprochen,  halten,  so  muß  es 
uns  um  so  mehr  wundem,  als  die  lakonische  Kürze  jener  Bemerkung 
fiber  die  Gründe  im  Dunkeln  läßt,  die  ihn  zu  der  Behauptung  veran- 
laßt«!. In  der  Einleitung  heißt  es  an  der  citirten  SteUe:  „Somit  glaube 
ich  nicht  fehlgegangen  zu  sein,  wenn  ich  A,  als  zuverläßigere  Quelle 
der  Überlieferung,  im  AUgemeinen  bevorzugt  und  da,  wo  der  grie- 
chische Text,  die  lateinische  Version  und  der  Sprachgebrauch  nicht 
entscheiden,  die  Lesart  von  A  in  den  Text  gesetzt  habe.^  Ich  meiner- 


26  C-  MAROLD 

seits  glaube y   daß  der  griechiBohe  Text;    die  lateinische  Version  und 
der    Sprachgebrauch   hier   durchaus    zu   Gunsten   der  Lesart  von  A 
sprechen,  und   daß  Bernhardt  nicht  nöthig  gehabt  hätte,  von  seinem 
durchaus  richtigen  Princip  abzugehen.  Welchen  Sinn  hat  nun  nallav 
=  magis  =  mais  an  den  beiden  Stellen  Mt  VI,  26  und  Mc.  V,  26? 
Der  Comparativbegriff  liegt   bereits  in  iiag>iQ8i.v  und  sig  to  xsigov 
iMstv  und  fkäXlov  ist  keineswegs  pleonastisch ,   nur  den  Comparativ 
dieser  Ausdrücke  verstärkend,  hinzugesetzt*),  sondern  es  steht  selb- 
ständig in  der  Bedeutung  von  „vielmehr^*'*'),  und  die  beiden  Stellen 
haben  demnach  folgenden  Sinn :  Mt.  VI,  26  „Seid  ihr  denn  nicht  viel- 
mehr von  höherem  Werthe  als  sie^  und  Mc.  V,  26  „Sondern  sie  be- 
fand   sich  vielmehr  noch   schlimmer  daran^.    Ebenso  muß  wohl  der 
Pleonasmus  aus  Phil.  I.  23  (und  filu  mais  batizo  ist  =  noXl^  iiäXXov 
xQ€t66ov)  erklärt  werden:   „und  was  diesem  den  Vorzug  gibt,   es  ist 
beßer^.    Denn   daß  Ulfilas   solch  ein  rein   pleonastisoh  hinzugefttgtes 
liäXXav  zu  übersetzen  vermied,  zeigt  Mc.  VII,  36  hvan  filu  is  im  ana- 
bau}),  mais  }>amma  eis  meridedun  =  o6ov  8h  avzog  avtotg   dis- 
etikXstOj    avtol    iiäl}^ov    icsqiööoxsqov    ixiiQv66ov   und   2  Cor. 
VII,  13  filaus   mais   faginodedum   ana  fahedai  Teitaus  =r  nsQi6~ 
eotiQag  nkälkov  ixagtifgev  inl  t^  %aQ^  Krov***).  Für  die  Ände- 
rung Mc.  VII,  36  geben  uns  aber  wieder  die  lateinischen  Handschriften 
einen  Anhalt;   ftanto  magis  illi  plus  praedicabant,  a  tanto  magis 
clamabant,    cg'aur.vg.    (illi)   tanto   magis   plus   praedicabant  (c  illi 
vero  etc.),    bdff'ilq  at  (bdi  ad)  illi  magis  tantum  praed.    Der  latei- 
nische Text,  der  Ulfilas  vorgelegen,  muß  also  wohl  eine  Vermischung 
der  Lesart  von  a  mit  der  von  f  enthalten  haben  (daß  f  erst  im  6.  Jahrb. 
geschrieben  zu  sein  scheint,   darf  man  nicht  als  Hindemiss  für  diese 
Vermuthung   ansehen);   vielleicht   ist   auch    das   plus  in  f  erst  durch 
den  Abschreiber  hinzugekommen,  während  seine  Vorlage  tanto  magis 
illi  enthielt,  ähnlich  muß  aber  auch  die  Vorlage  von  a  gelautet  haben^ 
so  daß  wir  auch  hier  wieder  auf  eine  enge  Zusammengehörigkeit  von 
a  und  f  geführt  werden.  Weniger  sicher,  aber  auch  wahrscheinlich  ist 
der  Einfluß  des  Lateinischen  2  Cor.  VII,  13,  wo  deg  vg.  haben  abun- 
dantius  magis  gavisi  sumus,  r  plus  magis  und  Ambrst.  magis  magis- 
que,    so  daß  es  scheint,    als   ob  Ulfilas  den  verstärkten  Begriff  des 
magis  magisque  (was  ja  eigentlich  kein  Pleonasmus  mehr  ist)  durch 


*)  Vgl.  Winer,  Grammatik'  S.  226. 

**)  Ober  diese  Bedeutung  von  ^luXIov  vgl.  Krttger,  Griech.  Sprachlehre 
§.  49,  7,  5.  Nach  dem  Obigen  ist  anch  zu  berichtigen,  was  GL.  Gramm.  S.  178  über 
das  verstärkende  mais  gesagt  haben. 

***)  HXufiger  scheint  dieser  Pleonasmus  im  n.  Test,  nicht  vorzukommen. 


DES  EIKFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       27 

filaas  mais  wiedergeben  wollte*)«  Alles  dieses  nun  wohlerwogen ,  ist 
es  doch  onmöglich  anch  2  Cor.  VIII,  22  filaas  mais  selbstftndig  zu 
fibersetzen,  es  würde  einfach  den  Begriff  von  usdaudozan  in  allge- 
meinerer Form  wiederholen,  und  diesen  Pleonasmus  vermeidet  eben 
Ulfilas.  Demnach  ist  auch  hier  die  Lesart  von  A  die  ursprüngliche 
und  filaus  mais  mag  in  B  in  Folge  einer  Glosse  der  Vorlage  aus 
Beminiscenz  an  VII,  13  hineingerathen  sein. 

Mt.  YII,  16  ibai  lisanda  af  ]>aumum  veinabasja  ai]>]>au  af 
vigadeinom  smakkans?  =  fiifri  ^vXkiyov^iv  ä%6  anav^üv  (in 
keiner  Handschr.  steht  täv  axav^äv^  wie  Bernhardt  in  den  Text 
setzt)  6taq>vkig  (so  mit  MBitvg.,  die  übrigen  Texte  tfra^vAijv, 
C^  €taq>vXipfag)  q  äxo  xQißoXmv  6vxa;  Es  ist  eine  nicht  eben  selten 
auftretende  Erscheinung,  daß  ftbr  griechisches  Activum  gotisches  Pas- 
siviun  und  umgekehrt  von  Ulfilas  gesetzt  ist;  bei  GL  in  der  Gbram- 
matik  §.  177  wird  diese  Thatsache  auch  ausführlich  erwldint  und  mit 
Beispielen  erhärtet.  Auch  diese  Abweichung  soll  im  Folgenden  mit 
Rfickaicht  auf  das  Lateinische  ins  Auge  gefasst  werden.  Selbstver- 
at&ndlich  wird,  falls  Übereinstimmungen  der  Art  sich  finden  sollten, 
auch  nach  einem  inneren  Ghrunde  gesucht  werden  müssen,  der  Ulfilas 
veranlassen  konnte,  dem  Lateinischen  den  Vorzug  zu  geben.  An  der 
obigen  Stelle  nun  haben  alle  lateinischen  Texte  übereinstimmend  mit 
dem  Ghriechischen  num(quid)  colligunt  de  spinis  uvas  etc.;  der  fbr 
unsere  Frage  wichtige  Codex  e  ist  hier  leider  nicht  vorhanden. 
In  der  Parallelstelle  Lc.  VI,  44  heiüt  es  aber  ni  auk  us  ]>aumum 
lisanda  smakkans,  nih  )>an  us  aihvatundjai  trudanda  veinabasja 
:=  ov  yaQ  ii  u%av%äv  6vXXiyov0cv  6vxa  avdh  ix  ßdtov  tqv- 
yS6iv  6xaffvk^v  (in  dieser  Stellung  mit  AEHKMSUVr^^i7, 
L,  der  andere  Stellung  hat,  setzt  zwar  6%a^vXagy  doch  ist  wohl  als 
sicher  anzunehmen,  daß  Ulfilas  im  Ghriechischen  hier  nicht  den  Pluralis 
vor  sich  hatte).  Hier  lauten  die  Worte  nun  in  e:  de  spinis  enim  ficus 
non  leguntur  neque  de  rubo  vendemiantur**)  ubae,   in  den  an- 

*)  Außerdem  ist,  mit  Ausnabme  von  2  Cor.  VIII,  22  in  B,  dieses  die  einzige 
Stelle  in  der  gotischen  Bibel,  wo  filans  beim  Comparativ  steht,  wXhrend  es  in  der 
Skeireins  8mal  yorkommt,  md,  Vc,  YIIc.  Andererseits  steht  filn  mais  nur  einmal  in 
der  Skeireins,  Vlld,  aber  2mal  in  der  Bibel,  Mo.  X,  48  und  1  Cor.  Xu,  22  (wosa 
dann  2  Cor.  YIII,  22  die  Lesart  von  A  als  Beispiel  für  filn  mit  Comparativ  kirne).  •— 
Über  Mi  V,  20,  wo  xUioif  den  Comparativbegriff  yon  xagiccsvenf  m  verstlrken 
scheint,  s.  m  Mt  X,  42. 

**)  Das  gotische  tmdan  weicht  hier  in  der  Bedentang  vom  griechischen  nnd 
lateinischen  Verbnm  ab.  Es  fehlte  dem  €k>ten  ein  terminns  technicns  für  die  Wein- 
ernte  nnd  so  nahm  Ulfilas   ein  Wort   dafür,   das,   weil  es  dem  griechischen   natsiv 


28  <?•  M  ABOLD 

deren  Texten:  legunt  (cf  coIKgant)  de  spinis  (fg^'^vg.  in  anderer 
Stellang  de  spinis  legont  oder  colligunt)  ficus  (b  nvas),  neqne  de  rubo 
vindemiant  uvam  (e  mit  Cop.  Syr.  auch  uras).  Es  ist  demnach  höchst 
wahrscheinlich,  daß  in  e  auch  die  Matthäusstelle  passivisch  übersetzt 
war  und  daß  Ulfilas  diese  Übersetzung  yor  sich  hatte;  dadurch  wurde 
er  auf  die  Stelle  aufmerksam  und  gab  dem  Passivum  aus  dem  Grunde 
(der  sich  an  den  übrigen  Stellen  auch  bestätigt)  den  Vorzug,  um  ein 
bestimmtes  Subject  im  Satze  zu  haben,  denn  die  unbestimmte  dritte 
Person  im  Pluralis  schien  ihm  nicht  verständlich  genug,  wenn  sie  als 
die  unbestimmte  Person  =  man  gelten  sollte.  Das  Lateinische  werden 
wir,  wenigstens  in  den  bekannten  Texten,  nicht  durchweg  so  con- 
sequent  finden,  Ulfilas  jedoch  führt  das  einmal  Begonnene  durch  und 
nimmt  keinen  Anstoß,  nachdem  ihm  das  Lateinische  einmal  den  Weg 
gezeigt,  die  Umänderung  auch  einmal  abweichend  von  beiden  Texten 
vorzunehmen.  Auch  Mt.  XI,  8  ist  hieherzüziehen,  obwohl  das  gotische 
im  Passivum  stehende  Verbum  nur  ein  Synonymum  des  griechischen  ist ; 
es  heißt  daselbst:  sai  )>aiei  hnasqjaim  vasidai  sind,  in  gardim 
]>iudane  sind  =?  idov  ot  tä  fi^aXaxtt  ipoQOvvrsg  iv  rotg  otnots  %mv 
ßa6iXic9v  Biöiv.  In  den  lateinischen  Texten  steht  nur  in  d  ecce  qui 
mollibus  utuntur,  sonst  in  allen  ecce,  qui  mollibus  vestiuntur, 
in  domibuB  regum  sunt.  Ulfilas  fürchtete  wohl,  wenn  er  den  Ausdruck 
wörtlich  und  demnach  q>OQstv  mit  bairan  übersetzte,  nicht  hinreichend 
deutlich  zu  sein,  zumal  ihn  die  Rücksicht  auf  den  vorangehenden 
Fragesatz  schon  auf  eine  womöglich  gleiche  Wendung  hinwies.  Das 
Lateinische  gab  ihm  den  deutlicheren  Ausdruck  an  die  Hand  und 
ging  ihm  auch  in  der  Wahl  der  Relativconstruction  voran;  nur  ver- 
änderte er  das  lateinische  Praesens  Passivi  (in  medialem  Sinne)  in  das 
Perfectum,  um  das  dauernde  Bekleidetsein  auszudrücken.  Das  grie- 
chische ipOQBlv  steht  noch  dreimal,  wo  wir  auch  zur  Vergleiohung  den 
gotischen  Text  besitzen,  Jh.  XIX,  6.  Rom.  XIII,  4.  1  Cor.  XV,  49. 
An  der  ersten  Stelle  ist  es  von  Jesus  gesagt,  der  die  Domenkrone 
und  den  Purpurmantel  ti*ägt  (bairands),  an  der  zweiten  von  Gott,  der 


(Lc.  X,  19)  und  dem  lateinischen  caloare  entspricht,  bedeuten  muß  „keltern''.  — 
Den  PlnraÜB  veinabaBJa  wird  der  Übersetier  wohl  anoh  nach  dem  lateinischen  uvae 
gewählt  haben,  die  Stellung  aber  behielt  er  nach  dem  Qriecfaisohen  bei.  —  Übrigens 
ist  anffallend,  dafS  D*'  auch  ov  yaQ  i%X4yo9tai  hat,  was  also  hier  aaf  irgend  einen 
Zusammenhang  mit  e  hindeutet;  doch  ist  das  für  das  Gotische  von  keinem  Belang, 
es  gehört  diese  Lesart  au  den  Angleichungen  an  lateinische  Lesarten,  deren  sich 
mehrere  in  D  finden.  Ulfilas  kOnnte  dieselbe  unmöglich  yoigelegen  haben,  da  der- 
selbe ixXiyBü^ai  mit  gavaljan  flbersetct. 


DBB  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  QOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       29 

das  Schwert  der  Bache  nicht  umsonst  trftgt  (bairi)))^  und  an  der  dritten 
Yon  uns  Menschen I  die  wir  das  Bild  des  hinunlischen  Menschen  an 
uis  tragen  (svasve  beruxn  —  bairaima).  Die  lateinischen  Texte  setzen 
an  der  ersten  Stelle  habens,  sonst  portare.  Der  Vergleich  mit  diesen 
Stellen  seigt  besonders  deutlich,  daß  Ulfilas  an  der  Matthäusa  teile  das 
Lateinische  vor  sich  hatte.  Wiederum  allein  mit  e  in  Übereinstimmung 
steht  Lc.  VI,  38  mitads  goda  jah  ufarfulla  jah  gavigana  jah  ufargutana 
gibada  in  barm  izvarana  =  fkixQOv  xaXov  xsn^söfbivov  xal  6$6aX8v^ 
pivov  xul  vMSQSXXw{v)6fLsvov  ddeovö^v  sig  Tov  xoAflfov  viimvf 
e  mensura  bona  commota  superfundens  dabitur  in  sinos  vestros 
Jedoch  ist  nur  das  Passivum  im  Einklang  mit  dem  Gotischen;  zunächst 
fehlt  der  dem  griechischen  nsn^e^iUvov  entsprechende  Ausdruck  in  e 
ganzy  der  in  d  lautet  impletam,  aofg'  cumulatam  (a  in  anderer  Stellung), 
die  übrigen  confersam,  confertam,  confestam;  alsdann  fehlt  die  Ver- 
bindung der  attributiven  Fartidpia  durch  et  (zwischen  den  ersten 
beiden  Attributen  steht  es  nur  in  V  vg*"^*  und  in  einigen  Codices  der- 
selben xmd  in  Syr.'*^);  schließlich  ist  der  Pluralis  in  sinos  vestros  nur 
in  e,  wohl  eine  Änderung  des  klügelnden  Abschreibers.  Daß  also 
eine  dem  Codex  e  ganz  nahestehende  Handschrift  Ulfilas  vorgelegen, 
ist  schwerlich  anzunehmen,  aber  immerhin  sind  sehr  wichtige  Lesarten, 
wie  sich  wiederholt  gezeigt  hat  und  noch  mehr  zeigen  wird,  in  e 
vorhanden,  die  aus  dem  lateinischen  Text  des  Ulfilas  gefloßen  sein 
müssen.  Alsdann  ist  hieher  zu  ziehen  Jh.  XV,  6  niba  saei  visi})  in 
uns,  usvairpada  ut  sve  veinatains  jah  ga]>aursni]>  jah  galisada  jah 
in  fon  galagjand  jah  inbrannjada  =  iav  fii}  t^g  ti^sivn  iv  ii^lj  ißXij^hi 
(QLi  hcßXii^ii)  iia  mg  to  xX^im  nal  iiijQdv^  xal  6vviyov6iv 
av%6  (so  in  K DL X^JI;  die  übrigen  avtä,  dieses  stimmt  nicht  zum 
Sinfralaris  galisada)  xal  slg  t6  xvq  ßdXlov6iv  xci  xaCsta^.  Hier 
schließt  sieh  nun  e  an  das  Griechische  mit  coUignnt .  an,  wie  die  an- 
deren lateinischen  Texte  mit  colUgent  (a  congregabunt).  Es  ist  aber 
auffallend,  daß  Ulfilas  nur  das  eine  activisohe  Verbum  ins  Passivum 
umgewandelt  hat,  nicht  auch  ßdXXov6cVy  zumal  ihm  hier  das  Latei- 
nische nicht  die  Veranlassung  gegeben  zu  haben  scheint*).  Der  Ghomd 
mag  ein  formaler  gewesen  sein,  um  die  Eintöni^eit  der  gleichen 
Passivendungen  zu  unterbrechen;  die  gotische  Übersetzung  des  vor- 
liegenden Verses  ist  auf  diese  Weise  symmetrisch  angeordnet,  womit 
die  Literpunction  des  Cod.  arg.  übereinstimmt:  von  niba  bis  veinatains 


*)  Ober  nilMi  M«i  =:  iav  firj  Tifi   «nd  die  lateiDisohen  Texte  sn  dieser  Stelle 
8.  Oerm.  XYI,  158. 


30  C.  MAROLD 

erstes  Glied;    gewissermaßen  das  Thema  des  Gedankens,    der  durch 
zwei  Doppelbegriffe   amplificirt   wird,    die   mit  activischer  und  passi- 
vischer Endung  abwechseln.    Es  folgt  sodann  Jh«  XYI,  21  qino  ]>an 
bairi})  saurga  habaid,  unte  qam  hyeila  izos;    i)>  bi]>e  gabauran  ist 
barn,  ni  })anas6i)>s  gaman  ]>izos  agions  faura  fahedai,  unte  gabaurans 
yar]>  manna  in  fairhvau  =  ij  yvv^  oxav  tixtji  kvxfiv  ixsc^  ort  ^X^sv 
^  ßget  avt^g'   otav  8h  ysvvijö'g  to  naiSCov  ovxiti  ^vimovevei  t^s 
%'Xli>eioq   dia   rijt/  %aQav^    Ott   iyevvii^   avd'Qmxog  Big  tov  »6if (lov. 
Dazu  ist  aber  zu  vergleichen  f :  mulier  cum  parit  tristitiam  habet,  quia 
venit  hora  eins,   cum  autem  natus  fuerit  infans,  ultra  non  meminit 
tribulationis  prae  gaudio,   quia  natus  est  homo  in  mundo;    auch  in  e 
lautet  die  Stelle  ähnlich:   cum  autem  natus  fuerit  infans;   abweichend 
ist  jedoch  dies  (noch  in  abcff*  Syr."^,   und  danach  in  D)  fbr  hora, 
femer  iam  non  habet  in  mentem  praessuram  propter  gaudium,  und 
zum  Schluß   in   saeculü  (in  Übereinstimmung  mit  dem  Griechischen). 
Die  Umwandlung   der  activischen  in  die   passivische  Construction  ist 
ohne  Frage  aus   dem  Lateinischen  entlehnt   und  zwar  im  Ganzen  in 
der  Form,  wie  sie  in  f  vorliegt.  Daftbr  spricht  außerdem  nämlich  auch 
faura  fahedai  =  dta  tijv  xagav  =  prae  gaudio  (prae  hier  nur  in  f, 
sonst  propter).  Dieses  faura  in  prohibitiver  Bedeutung  kommt  filr  8ui 
cum   accus,   noch  an  folgenden  Stellen  vor.   Mc.  11,  4  jah  ni  magan- 
dans  nehva  qiman  imma  faura  manageim  =  xal  fi^  dwdfiBvot  itgog- 
syyiöai  avtp  d$ä  tov  ojAoi/,   it^^vg.  prae  turba  (e  -bam),  b  prae 
multitudine,  a  propter  turbam.    Auch  hier  ist  faura  nach  dem  latei- 
nischen prae  gewählt,    denn   dem  griechischen  8ta  cum  accus.,    lat. 
propter,    entspricht  sonst  got.  in  cum  genetivo.    Freilich  bleibt  noch 
der  Pluralis   manageim  unerklärt,    den  jedoch  Ulfilas  immerhin  auch 
aus  dem  Lateinischen  haben  kann,   wenn  er  auch  an  dieser  Stelle  in 
keinem  bekannten  Texte  steht;  so  steht  aber  z.  B.  Lc.  VIII,  19  und 
XIX,  3  in  e  per  turbas,   während  alle  übrigen  Texte  den  Singularis 
aufweisen.    Auch  Lc.  VIII,  19  ist  faura  managein  =  dia  tov  o%Xov 
nach  bfvg.  prae  turba  (a  propter  turbam,  e  per  turbas).  Dazu  noch 
Lc.  XIX,  3,    wo  es  von  Zacchäus   heißt  jah  ni  mahta  faura  mana- 
gein =  xai  ovx  iqdvvato  ano  tov  o%Xov^  was  auch  nach  dem  lateini- 
schen prae  turba  gemacht  ist  (so  in  abfvg.,  e  per  turbas).  Schließlich 
bleibt  dabei  noch  erwähnenswerth  Jh.  XII,  42   faura  Fareisaium  ni 
andhaihaitun  =  ^ta    tovg    9aQt6aCovg    ov%    myLoXoyow,    Hier  nun 
haben  die  bekannten  lateinischen  Texte  zwar  propter  Pharisaeos  non 
confitebantur,  womit  also  Ulfilas  nicht  übereinstimmt.  Wenn  er  jedoch 
einmal  darauf  aufmerksam  gemacht  war,    wird  er  es  auch  hier  nicht 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       31 

verfehlt  haben ,  zumal  es  wohl  unzweifelhaft  sicher  ist,  daß  er  das 
Johannes-Evangelium  nach  den  andern  übersetzte.  Um  nun  den  unter- 
brochenen Faden  wieder  aufzunehmen^  so  ist  ein  weiteres  Beispiel  flOr 
die  Änderung  im  genus  verbi  Böm«  IX,  19  qi]>i8  mis  nu:  a|>))an  hva 
nanh  faianda?  =  igetg  fiot  ovv*  %C  wv  itv  fiifitipsrai;  (so  mit 
BDEFQ).  Es  ist  an  der  Stelle  yon  den  Gnadenwerken  Gottes  die 
Rede,  daß  die  Erwfthlung  oder  Nichterwfthlung  nicht  durch  unser 
Verdienst  geschieht,  sondern  nach  Gottes  Willen,  und  so  bedeuten  die 
citirten  Worte  im  Gotischen:  Warum  werden  wir  also  noch  getadelt? 
während  das  Griechische  heißt:  Warum  tadelt  er  uns  also  noch? 
Wenn  wir  nun  in  de  Ambrst.  lesen  quid  (igitur  nur  in  d  zugesetzt) 
adhuc  quaeritur,  so  liegt  die  Vermuthung  nahe,  daß  dieses  auch 
die  lateinische  Lesart  des  Ulfilas  gewesen  (in  den  anderen  Texten 
steht  queritur).  Die  durch  das  Passivum  quaeritur  (denn  als  solches 
hat  er  es  alsdann  angesehen,  nicht  als  verschiedene  Schreibung  filr 
qaeritor)  gegebene  Anregung  verwendete  er  freier  und  legte  dadurch 
den  Satzton  auf  die  Menschen  (als  Subject  zu  faianda),  vielleicht  um 
dadurch  den  wenn  auch  nur  scheinbaren  Vorwurf  gegen  Gott  zu 
mildenL  1  Cor.  XV,  64  ]>anuh  )>an  )>ata  divano  gavasjada  undivanein 
=  oxav  di  %6  fhnjftov  %oiito  iv8v67ixai  a^avaötav  (so  mit  H*G* 
IM).  Es  ist  dieses  eine  von  den  Stellen,  die  man  als  Belege  für  das 
gotische  Medium  anführte,  man  fragt  sich  aber  vergebens,  welchen 
Zweck  hier  das  Medium  haben  sollte,  da  doch  Ulfilas  so  oft  das  grie- 
chiache  ivdv96%ai  zu  ttbersetzen  hatte  und  nirgends  sonst  daftlr 
mediale  Formen  setzte;  sondern  er  setzt  dafOr  entweder  activische 
Formen  von  gahamon  und  auch  von  gavasjan  (vasjan)  oder  passi- 
vische Formen  dieser  Verba  (Eph.  VI,  14  noch  gapaido)>s  ftlr  iv- 
dvciiupog),  und  zwar  ist  der  Sinn  an  den  Stellen,  wo  das  Activum 
steht,  ein  reflexiver,  also  das  entsprechende  Pronomen  ausgelassen 
(vgl.  über  die  Auslassung  des  Reflexivpronomens  auch  bei  anderen 
Verben  GL.  Gr.  §.  176  Anm.  und  §.  178  Anm.  3),  an  den  andern 
Stellen  sind  die  Formen  rein  passivisch,  d.  h.  der  Übersetzer  will  aus- 
drücken, daß  die  Bekleidung  von  einer  andern  Person  bewirkt  wird. 
So  konnte  auch  an  der  Corintherstelle  nur  das  Passivum  gesetzt  wer- 
den, denn  Ulfilas  ist  in  solchen  scharfen  Unterscheidungen  ungemein 
consequent  Kurz  vorher  bat  Paulus  ausdrücklich  gesagt  (v.  50),  daß 
Fleisch  und  Blut  nicht  das  Reich  Gottes  ererben  können;  daß  femer 
jede  Erhöhung  des  Menschen  von  der  Gnadenwahl  Gottes  abhängt, 
ist  em  häufig  ausgesprochener  Gedanke  bei  Paulus,  wie  sollte  also 
hier  Ulfilas  ivdv6aö9ai  mit  gavasjan  (sik)  oder  gar  mit  einem  Medium 


32  C.  lUBOLD 

übersetzen,  selbst  als  sicher  vorausgesetzt ,  daß  ihm  eines  zu  Gbbote 
gestanden?  Der  in  v..  53  stehende  Infinitiv  gahamon  hat  demnach  eben- 
falls passivischen  Sinn,  was  wegen  des  regierenden  skuld  ist  regel- 
mäßig bleibt  (vgl.  GL.  Gr.  §.  177  Anm.  4).  Undivanein  ist  in  v.  54 
natürlich  Dativ.  Die  lateinischen  Texte  haben  induerit^  Ulfilas  hat  idso 
selbständig  die  Constraetion  geändert  (fg  lassen  übrigens  mit  FG  den 
ganzen  Passus  fort^  in  Dd  ist  er  noch  von  der  ersten  Hand  nach- 
getragen und  der  gotische  Codex  B  läßt  ihn  ebenfalls  fort;  daß  A  das 
Ursprüngliche  enthält^  zeigt  wohl  das  Passivam  gavasjada).  Noch  zwei 
Stellen  gehören  hieher,  die  ebenfalls  mit  Unrecht  als  Belege  für  das 
Medium  angesehen  wurden.  Zunächst  2  Cor.  IV,  17  unte  )>ata  and- 
vair]>o  hveilahvairb  jah  leiht  aglons  unsaraizos  bi  ufarassau  aiveinis 
vul]>aas  kaurei  vaurkjada  unsis  =  to  yäp  xagttvtixa  xqoöhoiq^^v 
xal  (diese  beiden  Worte  nur  in  D*£FG)  iXatp^ov  tijg  4^Uifsapg  iffiinfr 
ua9^*  vfcsgßoJi^v  (dieses  ohne  Zusatz  nur  in  tt^C^K,  die  vorige  Les- 
art neben  dieser  auch  in  der  Armeniaca  vereint)  aUiv%ov  ßafog  do^i^g 
HatsQyai^^ai  ^fktv.  Daß  vaurkjada  Passivum  ist,  zeigt  der  Nomi- 
nativ kaurei,  und  so  lange  keine  unbedingt  zwingenden  Gründe  fUr 
Annahme  eines  Schreibfehlers  in  B  statt  kaurein  beigebracht  werden, 
darf  daran  nicht  gerüttelt  werden.  Es  würde  aber,  auch  wenn  wir  die 
Möglichkeit  annähmen,  die  Schärfe  der  Übersetzung  verloren  gehen 
bei  der  Annahme,  daß  vaurkjada  eine  Medialform  sein  könnte.  Auch 
hier  liegt  in  den  gotischen  Worten  das  innige  AbbängigkeitsgeAlhl  von 
Gott,  wie  wir  es  in  der  ulfilanischen  Übersetzung  überall  antreffen. 
Wenn  die  Vergänglichkeit  und  Leichtigkeit  der  irdischen  Trübsal  uns 
zum  Übermaß  an  ewigem  Ruhme  gedeiht,  so  ist  nach  Ulfilas'  Auffas- 
sung eben  immer  Gott  der  Geber;  daß  die  Vergänglichkeit  u.  s.  w. 
selbst  dieses  bewirkt,  daran  sollen  seine  Goten  auch  nicht  im  entfern- 
testen denken,  darum  nahm  er  die  kleine  Änderung  vor  und  stellte 
diesen  Gedanken  auch  dadurch  in  einen  genaueren  Parallelismus  zum 
Gedanken  von  v.  16.  HiefUr  bot  ihm  nun  die  lateinische  Übersetzung 
nicht  die  Handhabe,  daß  er  sie  hier  aber  einsah,  zeigt  eine  andere 
minder  wichtige  Änderung,  indem  er  das  Adjectivum  aiveins  nach 
vul]>aus  und  nicht  mit  dem  Griechischen  nach  kaurei  construirte. 
In  de  lauten  nämlich  die  Worte:  nam  quod  in  praesenti  est  momen- 
taneum  et.  leve  tribulationis  nostrae  secundum  excellentiam  in  sub- 
limitate  aeternae  gloriae  pondus  operatur  in  nobis,  in  den  übrigen 
Texten  nach  dem  Griechischen  aetemum  etc.  (die  andern  Worte  wei. 
chen  nur  in  unwesentlichen  Punkten  ab).  Ähnlich  steht  es  nun  auch 
mit  der  andern  Stelle  2  Cor.  VII,  10  unte  so  bi  gu)>   saurga  idreiga 


DER  EINFLÜSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       33 

da  ganistai  gatulgida  (Cod.  B  gatulgidai)  ustiuhada  =  q  yag  natu 
^eov  Xvnri  ^Bxavoiav  si$  öcattigiav  aiisrafiBXfitov  xaxBQyalatat 
so  (k*FGKL,  die  übrigen  iQydisrai).  Auch  hier  trägt  das  Passivurn 
zur  Deutlichkeit  wesentlich  bei  und  zeugt  von  derselben  Gesinnung 
des  Übersetzers.  Dia  Traurigkeit  im  Hinblick  auf  Gott  ist  schon  der 
Anfang  der  Reue  und  erregt  die  Barmherzigkeit  Gottes,  der  die  Reue 
zum  bleibenden  Segen  gedeihen  läßt,  sie  erreicht  also  ihre  Voll- 
endung in  der  bleibenden  Sinnesänderung.  Auch  hier  weist  ein 
anderes  Wort  wieder  auf  die  Benutzung  des  Lateinischen  hin.  Denn 
da  lauten  die  Worte :  nam  secundum  deum  tristitia  (Ambrst.  Aug.  vg. 
quae  enim  secundum  deum  est  tristitia,  vg.  tristitia  est)  paenitentiam 
in  (Ambrst.  ad)  salutem  stabilem  (Aug.  inpaenitendam)  operatur. 
Das  gotische  gatulgida  fUr  afiSTafi^Xijtov  ist  wohl  unzweifelhaft  nach 
dem  lateinischen  stabilem  gewählt.  —  In  zweiter  Linie  gehören  hieher 
diejenigen  Fälle,  wo  ein  griechisches  Intransitivum  durch  das  Passi- 
Tum  eines  transitiven  Verbums  im  Gotischen  wiedergegeben  wird. 
So  Mo.  IV,  29  ]>anuh  bi})e  atgibada  akran,  suns  insandei))  gi]])a 
=  oxav  dh  na  gada  (so  M'^ACL^^iJunc^.)  o  nagnog^  sv^iag  aTto- 
öriXXst  ro  dgsnavov,  Ulfilas  nahm  das  griechische  Activum  (Grimm, 
Lexicon  Graeco-Latinum  in  libros  Ni.  Ti.  S.  334  b  übersetzt  es  an 
dieser  Stelle:  quando  fructus  permiserit,  i.  e.  quando  per  fructus 
maturitatem  licuerit)  als  ein  Intransitivum  („waim  die  Frucht  zu- 
genommen hat")  und  übersetzte  es  synonym  mit  dem  Passivum  von 
atgiban*).  Für  diese  Bedeutung  hat  ihm  aber  wiederum  das  Latei- 
nische den  Weg  gewiesen;  so  lesen  wir  in  £f^g'aur.vg.  cum  se  pro- 
duxerit  fructus,  vg.'^'  ohne  se,  dfg*il  cum  produxerit  fructum,  c  cum 
mutaverit  fructum,  a  cum  fructum  fecerit,  b  cum  fructum  ediderit  (ich 
gebe  die  Varianten  in  dieser  Ausführlichkeit,  weil  Bernhardts  Angaben 
ganz  ungenau  sind).  Somit  ist  auch  diese  Stelle  charakteristisch  für 
die  Methode  des  Ulfilas:  er  entnahm  die  Bedeutung  aus  dem  Latei- 
nischen, die  Construction  behandelt  er  selbständig.  In  demselben  Verse 
ist  außerdem  atist  =:  Ttagiötr^nBv  auch  nach  dem  lateinischen  adest 
(nur  g'  adstat  nach  dem  Griechischen)  gewählt.  Femer  Mc.  VII,  10 
saei  ubil  qi|>ai  attin  seinamma  ai})})au  ai])ein  seinai  dau})au  afdau])- 
jaidau  =  6  TtaxoXoymv  natiga  iq  iir/tiga  d-avatq^  tBlsvtata. 
Ulfilas  scheute  sich  hier  etwa  gadau})nan  zu  setzen,  um  bestimmt  das 
gewaltsame  Befördern  vom  Leben  zum  Tode  auszudrücken ;  im  Latei- 


*)  StephanoB  im  Thesaarns  erklärt  unter   naQudidovai   diese  Stelle  ebenfalls 
intranflitiT  =  emerserit 

QEIUCANIA.  Neve  Beihe  XY.  (XXVn.)  Jahrg.  3 


34  C.  MAROLD 

nischen  steht  überall,  in  Übereinstimmung  mit  dem  Griechischen,  morte 
moriatur  (d  morietnr).  Afdau))jan  ist  sonst  =:  ^avatovv^  während  tslsv- 
tav  Mc.  IX,  48  von  dem  Wurm  des  Gewissens,  der  nie  stirbt,  mit  gadau})- 
nan  (lat.    auch  mori)  übersetzt   wird.    Mc.  IX,  42  go})  ist  imma  mais 
ei  galagjaidau   asiluqairnus  ana  halsaggan  is  =  nakov  i6rtv  avt^ 
fiäAAov,  st  TtsQtxsitav  (itvXog  ovixog  (kBCDL^)  Ttegl  (D  iTtl)  xov 
TQaxrjXov  avtov^    it.  vg.  bonum  est  Uli  (cdk  lassen  est  fort,    aur.  vg. 
ei)    magis   (fehlt  in  a),    si   (fehlt  in  b)    circumdaretur    (k  ut  sus- 
pensa  esset)  mola  asinaria  (1  mola  asinaricia,  d  nur  mola,  q  lapis  mola- 
ris)  circa   Collum  (adfilvg.   nur   coUo,    g'  in  collo)   eins.    Schon  die 
Umänderung  der  ganzen  Construction  weist  auf  eine  Abhängigkeit  des 
Gotischen  vom  Lateinischen  hin;  denn  das  Griechische  fasst  den  Ge- 
danken   als  bestimmte  Thatsache:    es  ist  ihm  beßer,    wenn  ihm  ein 
Mühlstein  um  den  Hals  liegt  u.  s.  w.,  während  das  Lateinische  und 
nach  ihm  das  Gotische  den  Wunsch  betont,  das  letztere  noch  genauer, 
indem   es   ei  für  si  setzt  (oder   sollte  ülfilas    die  Lesart   von  k  vor- 
gelegen haben?).  Aus  dem  Lateinischen  hat  Ulfilas  demnach  auch  die 
Wahl    des  Passivum   entnommen,    was   übrigens   durch   die  erwähnte 
Änderung  des  Sinnes  bedingt  war.    Für  die  Übersetzung  des  griechi- 
schen  xstö^ai   und   seiner  Composita  wendet   außerdem  Ulfilas  noch 
7mal  Passiva  an,  ebenfalls  an  8  Stellen  aber  das  genau  entsprechende 
ligan.    Vorzugsweise  ist  das  Passivum  von  galagjan  gesetzt,    so  noch 
Lc.  11,  12.  Lc.  XIX,  20.  2  Tim.  IV,  8  (lat.  repositum  esse,  Lc.  H,  12 
positum  esse);   sodann  von  ufarlagjan  für  ixcHstö^at  Jh.  XI,  38,   wo 
die  Lesart  von  f  maßgebend  gewesen  ist :  superpositus  erat  supra  (ähn- 
lich noch  vg.,  wo  ei  für  supra  steht);  ferner  von  satjan  1  Th.  III,  3 
und   1  Tim.  I,  9  und  von  gasatjan  Phil.  I,  16   (im  Lateinischen   nur 
positum   esse).    Die  Unterscheidung   zwischen   galagjan  und  gasatjan 
liegt  natürlich  in  dem   synonymischen  Unterschiede   der   beiden  goti- 
schen Verba  begründet.  Wo  Ulfilas  ligan  setzt,  steht  im  Lateinischen 
allerdings  4mal  auch  positum  esse:  Lc.  II,  16.  34.  III,  9.  2  Cor.  III,  15, 
4mal  aber  iacere:  Mc.  I,  30  (e  adcumbere,  aur.  vg.  discumbere).  11,  4 
(a  decumbere).    V,  40  (in  cdfflPgaur.  vg.,    in  den  übrigen  fehlt  es). 
Lc.  V,  25.    Eine   andere  Stelle   legt  ebenfalls  zwar  nicht  für  die  Be- 
nutzung des  Lateinischen  Zeugniss  ab,    zeigt  aber  das  eminente  Ge- 
schick des  Übersetzers:    Lc.  VI,  21  audagai  jus  gretandans  nu,   unte 
ufhlohjanda  =  iiaxaQioi   ot  xlaiovtsg  vvv^   oxi  ysXäöstSj  it.  vg. 
quoniam  (f  quia)  ridebitis.  Es  fragt  sich,  aus  welchem  Grunde  Ulfilas 
das  Passivum    eines  transitiven  Verbums  wählte,    das  bedeuten  muß 
^zum  Lachen  bringen^,    während  es  doch  v*  25  heißt:   vai  izvis  jus 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       35 

hlahjandans  nu  =  oval  vfitv  ol  yakävxBQ   vvv,    Hiebei  kommt 
O.  Ohrloff,  Die  Bruchstücke  vom  alten  Testament  der  gotischen  Bibel- 
übersetzung (Halle  1876)  S.  33  f.  zu  dem  Resultat^  ufhlohjan  gehöre 
einem  Abschreiber  an.  Wunderbar  sind  aber  seine  Schlußfolgerungen, 
die  ihn  dazu  fdhren.    Er  nimmt  Anstoß  daran,    daß  hlahjan,   das  er, 
trotz  der  von  ihm  citirten  Stellen,  an  denen  das  Praeteritum  bi*hlohun 
steht  (Mt.  IX,  24.  Mc,  V,  40.  Lc.  VIII,  53),  flir  ein  schwaches  Verbum 
„mit  bewahrtem  kurzen  Stammes-a''  hält,   neben  dem  vom  Präterital- 
stamme  gebildeten  Compositum  uf-hlohjan  erscheint,  und  zwar  in  dem 
kurzen  Zwischenräume  von  wenigen  Versen.    Darauf  heißt  es:    „Nun 
ist  es  aber  wenig  wahrscheinlich,  daß  ein  so  genauer  und  consequenter 
Übersetzer  wie  Vulfila  flir  ein  und  daselbe  Verbum  yakäv  zuerst  — 
uf-hloh-jan  und  vier  Verse  weiter  in  ganz  demselben  Sinne  —  hlahjan 
gebrauchte^ ;  daraus  schließt  Ohrloff,  daß  das  erstere  wohl  von  einem 
Abschreiber  stamme.  Schon  daß  ufhlohjan  im  Passivum  steht,  hlahjan 
aber  im  Activum,  hätte  ihn  doch  auf  das  Richtige  hinführen  müssen*). 
Und   nun,    wenn   wir   die  beiden  Worte  in  ihrer  richtigen  Bedeutung 
mit  einander  an  ihren  Stellen  vergleichen,  zeigt  sich  der  „genaue  und 
consequente  Übersetzer*^  erst  recht  und  in  ganz   anderem  Lichte   als 
in  dem   mechanischen  Sinne,    wie  OhrloflF   nach    den    citirten  Worten 
meint.    Den  jetzt  Weinenden  sagt  Jesus  nach  des  Ulfilas  Auffassung, 
daß    sie  würden  „zum  Lachen   gebracht  werden^  und  dann  den  jetzt 
wirklich  Lachenden,    sie  würden   „zu  klagen  und  weinen   beginnen^, 
wodurch  auch  die  Umschreibung  der  Futura  Ttsv^ijösrs  und  xXavaets 
mit   gaunon  jah  gretan  duginnid  geeignetes  Licht  erhält  (vgl.  übri- 
gens Wißensch.    Monatsblätter   III,    S.  171).    Einige    Schwierigkeiten 
bieten   die  Übersetzungen  des  medialen  änoQStö^ai^j    die  ich  hier  an- 
schließe.   Ich  gehe  von  2  Cor.  IV,  8  aus:  in  allamma  })raihanai  akei 
ni  gaagvidai,  andbitanai  akei  ni  af  slau})idai -=  iv  navxl  d'Xtßo" 
(isvoi  akX  ov  fJTBvoxmQovfitsvoi^  äytoQovf^evot  akX  ovx  i^aseogov" 
(isvot.  Die  beiden  letzten  Ausdrücke  sind  im  Lateinischen  folgender- 
maßen übersetzt:  in  devg.  aporiamur  sed  non  destituimur,  von  Tert. 
indigeamus  sed  non  perindigeamus,    in  r  nur  aporiamur  sed  non  ex- 
aporiamur,  beim  Ambrst.  inopiam  passi  sed  non  destituti,  endlich  in  g 
aporiamur  t  contringimur  sed  non  destituimur  }  destituti  und 
dazu   noch   am  Rande    aporia  i  angor   constricti  i  ancti  t  destituti« 

*)  Hiermit  fällt  swar  die  Beweiakrafb  der  Analogie  für  die  spätere  Bildung 
Ton  ogjan  (Neh.  VI,  19)  gegenüber  in-a^r-jan,  ua-ag-jan,  af-ag-jan,  welche  Bildungen 
die  Übersetzung  des  n«  Test  aufweist,  jedoch  kann  dabei  diese  Thatsache  immer 
besteben  bleiben. 

3* 


36  0.  BfAROLD 

Das  gotische  andbitanai  ist  Particip  von  andbeitan,  das  sonst  =  im- 
xi^dv  und  incnkij^ifsiv  ist,  also  „schelten^,  „tadeln"  bedeutet;  af- 
slau))jan  heißt  „gleiten  machen'',  „aus  dem  Geleise  bringen"  (Schade^ 
Altd.  Wörterbuch'  S.  825).  Demnach  entspricht  afslau})idai  dem  Sinne 
nach  dem  lateinischen  destituti,  von  destituere,  dessen  eigentliche  Be- 
deutung ist  „wegstellen"  d.  i.  von  der  eigentlich  zukommenden  Stelle 
entfernen,  woraus  dann  die  Bedeutungen  „täuschen",  „verlassen",  „unter- 
lassen" u.  s.  w.  sich  entwickeln.  Für  andbitanai  aber  könnte  nur  con- 
stricti  (contringimur  wohl  nur  verschrieben  ftlr  constr.)  als  Vorlage 
gedient  haben,  wobei  die  Bedeutung  von  constringere  =  „einschränken", 
z.  B.  legibus^  religione^  necessitate,  einen  Anhalt  gewähren  dürfte ;  oder 
sollte  Ulfilas  es  in  der  Bedeutung  von  perstringere  =  „verletzen", 
„tadeln"  genommen  haben?  Wir  sind  also  hier  genöthigt  uns  an  die 
Lesarten  von  g  zu  halten,  wovon  die  betreffenden  Worte  aus  der  auf- 
fallenden Fülle  von  Varianten  des  Ulfilas  lateinischem  Texte  zuzu- 
weisen sind.  Noch  GaL  IV,  20  heißt  es  unte  afslau])i})s  im  in  izvis 
=  ort  d7togov(iac  iv  v^tVy  it.  vg.  quoniam  (quia)  confundor  in  vobis. 
Das  Lateinische  scheint  auch  hier  von  Einfluß  gewesen  zu  sein,  jedoch 
ist  auf  diese  Stelle  wenig  Gewicht  zu  legen,  zumal  Ulfilas  ja  schon 
an  der  vorher  besprochenen  Stelle  das  Wort  gebraucht.  Dazu  kommt 
alsdann  noch  2  Cor.  I,  8,  wo  es  in  A  heißt:  kauridai  vesum  ufar  mäht, 
svasve  afsvaggvidai  veseima  jal  liban,  in  B  aber  skamaidedeima 
ims  und  diese  Variante  ist  am  Rande  von  A  ebenfalls  notirt  (nur  ohne 
uns).  Das  Griechische  lautet  ißagijdififisv  vTihg  ävvu^iVy  &6xs  H^a- 
JtoQTi^^vat  rifiäg  xal  tov  ^^i/,  degrvg.  gravati  sumus  supra  (de 
super)  virtutem  (r  vires),  ita  ut  taederet  nos  et  vivere.  Hier.  Ambrst. 
ita  ut  desperaremus ,  Tert.  haesitaremus.  Cod.  A  wird  hier,  wie  mei- 
stens, das  Ursprüngliche  enthalten;  Ulfilas  fand  in  seinem  lateinischen 
Texte  wahrscheinlich  ita  ut  taederet  nos,  und  da  ihm  beide  Ausdrücke 
Schwierigkeiten  verursachten,  wählte  er  den  ungewöhnlichen,  nur  ein- 
mal hier  vorkommenden  Ausdruck  (af-svaggvjan  wird  von  G  L.  richtig 
übersetzt  mit  „abschwenken",  „ungewiß  machen",  zweifelhaft  machen"). 
Was  aber  den  Ausdruck  aus  B  betriffit,  so  entspricht  skaman  sik  sonst 
al(S%vvB6^(Uy  lat.  confundi,  welches  letztere  im  Kirchenlatein  sehr 
gewöhnlich  die  Bedeutung  „sich  schämen"  hat,  allerdings  neben  der 
Bedeutung  „in  Verwirrung  gerathen",  die  es  oben  Gal.  IV,  20  hatte. 
Und  so  scheint  dieses  lateinische  Wort  die  Variante  in  B  veranlasst 
zu  haben;  vielleicht  in  der  Weise,  daß  Ulfilas  selbst,  nachdem  er 
Gal.  IV,  20  übersetzt  hatte,  in  sein  Exemplar  an  der  Corintherstelle 
die  Variante  beischrieb,    so  daß   dann  in  eine  Reihe  der  Abschriften 


DEB  EINFLÜSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       37 

die  eine,  in  eine  andere  die  zweite  Lesart  gelangte.  Oder  sollte  es  ein 
Versuch  gewesen  sein,  taedet  zu  übersetzen?  Einen  synonymen  Aus- 
druck gebraucht  Ulfilas  sodann  1  Tim.  I,  6  afairzidai  fUr  a6xo%'q- 
öavxeg.  Der  Bedeutung  nach  entnahm  er  das  Wort  hier  aus  dem 
Lateinischen,    wo   in   yg.  Ambrst.  Ambr.    aberrantes,    ing  errantes 

1  declinantes  steht,  in  den  übrigen  excidentes  (1  Tim.  VI,  10  ist  af- 
airzidai yaur])un  =  aTCsnXavijd'ijöav  =  erraverunt,  sonst  überhaupt 
ist  airzjan  und  afairzjan  =  jclaväv  oder  aTtoxlavävy  errare),  die  Con- 
struction  machte  er  aber  selbständig.  'Afftoxsti/  ist  2  Tim.  II,  18  mit 
osvisB  usmitan  übersetzt,  d.  i.  „ungebunden  wandeln^,  auch  hier  steht 
beim  Ambrst.  deerraverunt,  bei  Aug.  aberraverunt,  sonst  aber  durch- 
weg exciderunt,  und  dieses  letztere  scheint  hier  maßgebend  flir  die 
Wahl  des  gotischen  Wortes  gewesen  zu  sein.  ->  Schließlich  sei  noch 
eine  Stelle  erwähnt,  wo  Ulfilas  ein  mediales  Verbum  mit  einem  Pas- 
ßivum  übersetzte.  Eph.  I,  11  in  })ammei  (seil,  in  Xristau)  hlauts  ga- 
satidai  vesum  =  iv  a  ixX7iQci^7i(i€v  (mit  kBKLP).  Wenn  es 
nun  Ambrst.'''"' Ambr.  heißt:  in  quo  (et)  nos  sorte  constituti  sumus, 
so  ist  ohne  Zweifel  diese  Lesart  das  Vorbild  für  das  Gotische  ge- 
wesen, nur  daß  Ulfilas  den  doppelten  Nominativ  setzte  (vgl.  oben  zu 

2  Cor.  IV,  17  und  VII,  10).  Die  übrigen  lat.  Texte  haben  folgende 
Lesarten:  fvg  Hier.  Or.  sorte  vocati  sumus,  Ambrst. ^*''  sortiti  sumus, 
Aug.  Victorin.  sortem  consecuti  sumus,  deg  vocati  sumus  nach  inlfj^ 
^ilfisv  der  andern  Texte.  Zu  gasatidai  vesum  =  constituti  sumus 
vgl.  20  gasatida  =  constituit.  Daß  Ulfilas  statt  des  lateinischen  sumus 
das  Praeteritum  von  visan  setzte,  liegt  in  der  Eigenthümlichkeit  des 
Gotischen,  das  in  Rücksicht  auf  Unvollendetheit  oder  Vollendung  bei 
der  Umschreibung  des  passivischen  Aorists  genauer  ist  als  die  Itala 
(vgl.  GL.  Gr.  §.  181,  4).  2  Tim.  11,  26  jah  usskavjaindau  us  un- 
hul)}ins  vruggon  =  xal  avavij\ttfa6iv  ix  tiJQ  tov  diaßoXov  ytaytiog^ 
it.  vg.  et  resipiscant  (g  respiciant)  a  diaboli  laqueo  (laqueis).  Im  Codex 
Ambr.  A  ist  hier  die  Variante  usskarjaindau  und  im  griech.  Codex 
Claromontanus  (D)  die  Variante  avaX'q^ipünoiv,  Die  Stelle  ist  aus- 
führlich von  Schade,  Wörterbuch'  S.  1066  behandelt,  doch  scheint 
mir  fraglich,  daß  die  Lesart  von  Ambr.  A  mit  der  Variante  von  D 
in  Zusammenhang  gebracht  werden  könnte,  da  die  sinnliche  Bedeutung 
von  avaXa^ßivBLv  in  medialem  Sinne  durch  kein  Beispiel  belegt  ist 
i^vgl.  Stephanus,  Thesaurus  sub.  v.),  wohl  aber  kommt  avaXayi,ßavBi,v 
auch  ohne  iavTOv^  besonders  bei  medicinischen  Schriftstellern^  in  der 
Bedeutung  „sich  erholen*'  vor  (Stephanus  a.  a.  O.  U,  p.  432),  so  daß 
auch  zu  avaXijfuJjfoöLv  nur  usskavjaindau  paßen  würde.    Es  mag  us- 


38  C.  MABOLD 

Bkarjaindau  nur  eine  von  einem  Leser  an  den  Rand  der  Vorlage  von  A 
geschriebene  Glosse  gewesen  sein.  Um  Gott  als  den  Urheber  der  Be- 
freiung aus  dem  Netze  des  Teufels  zu  bezeichnen;  übersetzte  Ulfilas 
das  neutrale  Verbum  passivisch;  vielleicht  hat  ihm  im  Lateinischen 
die  Lesart  von  g  vorgelegen  ^  wenigstens  würde  die  Bedeutung  der 
wachsamen  Vorsicht  darauf  fUhreU;  wie  1  Cor.  XV^  34  usskavji})  izvis 
=  ixvi^^axB  auf  die  Lesart  der  Vulgata  hinzuweisen  scheint:  evigilatC; 
oder  des  Ambrst. :  vigilate  (die  anderen:  sobrii  estote). 

Für  das  gotische  Activum  ftlr  griechisches  Passivum  sind  nun 
zunächst  folgende  Fälle  in  Erwägung  zu  ziehen.  Mc.  11;  22  ak  vein 
juggata  in  balgins  niujans  giutand  ^  akka  olvov  viov  ils  aöxovg 
xatvovg  ßkrixiov  (mit  K'ACLr*J77  unc.9).  In  e  flauten  die  Worte: 
sed  vinum  novum  in  utres  novos  mittunt*  Bernhardt  bemerkt  zu  der 
Stelle:  „Nur  ef  cop.  aeth.  mittunt,  aber  ef  mit  dem  weiteren  Zusatz 
;et  ambo  conservantur^;  demgemäß  ist  giutand  ftlr  ßkfjtiov  schwerlich 
eine  Änderung  nach  f,  da  sonst  auch  der  weitere  Zusatz  eingedrungen 
wäre,  sondern  eine  Reminiscenz  aus  Mt.  und  Lc.^.  Zunächst  nun  ist 
es  sehr  fraglich,  ob  Ulfilas  Lo.  V;  38  in  seinem  griechischen  Texte 
ßakkov6iv^  was  Bernhardt  aufnimmt;  vor  sich  gehabt  habe  und  nicht 
vielmehr  auch  ßkritiov  (Mt.  IX;  17  steht  nur  ßdkkovöiv).  Jenes  steht 
nämlich  in  «*D;  dieses  aber  in  K'ABCRXr.^^U  unc,®  (außer  in 
kBL  steht  noch  der  Zusatz ;  den  Ulfilas  übersetzt;  in  allen  übrigen 
Texten).  Die  Itala  hat  hier  in  allen  Texten  mittunt  (die  Vulgata  da- 
gegen mittendum  est)  und  auch  den  Zusatz.  Fast  dieselben  Texte 
haben  nun  aber  auch  an  der  Marcusstelle  ßkfjtdov  und  ohne  den 
Zusatz.  Wie  hätte  Ulfilas  das  VerbaladjectiV;  dem  im  Lateinischen 
die  Gerundivconstruction  entspricht,  übersetzen  sollen?  mit  skulan 
oder  skulds  visan?  Man  sieht  leicht  ein,  daß  der  Begriff  dadurch  schief 
geworden  wäre.  Darum  nahm  Ulfilas  wieder  Zuflucht  zum  Lateinischen; 
wie  auch  wohl  Lc.  V,  38  und  sein  lateinischer  Codex  enthielt  wie  e  f 
mittunt;  das  er  wiedergab;  ohne  den  Zusatz ;  den  sein  griechischer 
Codex  ja  nicht  hattC;  mit  zu  übersetzen.  Die  Annahme  einer  Reminis- 
cenz an  die  Parallelstellen  im  Mt.  und  Lc  erklärt  die  Änderung  durch- 
aus nicht  leichter;  denn  auch  dort  folgte  der  Zusatz  und  wurdC;  weil 
ihn  das  Griechische  ebenfalls  hatte,  von  Ulfilas  übersetzt.  Mc.  V,  4 
unte  is  —  gabundäns  vas  jah  galausida  af  sis  |)os  naudibandjos 
jah  \>o  ana  fotum  eisarna  gabrak  =  dia  to  avtov  dsdiö^ai  xal  Sv€~ 
6na6^tti  vn  avtov  rag  akvöeig  xal  tag  niäjxg  tSvvxBtgZfpd'at, 
Das  Gotische  ist  augenscheinlich  nach  dem  Lateinischen  gemacht, 
wie  es  in  b  vorliegt:   quia  —  alligatus  —  disruperat  a  se  oatenas 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       39 

et  compedes  confregit;  ferner  hat  e  eo  quod  —  alligatas  faerat  •— 
et  dissipasset  catenaa  et  compedes  comminuerit;  f  quoniam  —  alligatuB 
dürupisset  catenas  et  compedes  comminuisset^  die  tlbrigen  quoniam  — 
qnibas  ligatus  erat  (q  fuisset)  disrnpisset  etc.  (leider  fehlt  a  fUr  diesen 
Passus).  Ulfilas  gab  der  lateinischen  Wendung  den  Vorzug ,  weil  sie 
den  Wechsel  des  Subjects  vermied;  daß  die  lateinische  Lesart  von  b 
mit  dem  Gotischen  übereinstimmt;  ist  hinlänglich  klar.  Lc.  HI,  21 
yar|>  pan  bi})e  daupida  alla  managein  =  i}/ei/firo  Si  iv  zip  ßaxti^ 
ö^^vat  atcavxa  xov  XaoVy  it.  vg.  factum  est  autem  cum  baptizatus 
esset  omnis  populus.  Hier  lag  die  Nothwendigkeit  der  Änderung  in 
dem  Mangel  der  gotischen  Sprache,  daß  das  Passivum  kein  Praeteri- 
tum  hatte.  Die  Umschreibung  mit  dem  Participium  Praet.  und  dem 
Praeteritum  von  visan,  die  sonst  angewendet  wird  (GL.  Gr.  §.  181,  Ib), 
würde  hier  nicht  am  Platze  sein,  weil  dadurch  das  durch  das  grie- 
chisclie  iv  ausgedrückte  Verhältniss  der  Gleichzeitigkeit  verwischt 
würde.  Das  Lateinische  konnte  ihm  hier  keinen  Anhalt  geben,  wäh- 
rend es  ihm  in  der  Satzconstruction  ein  Vorbild  war,  was  jedoch  nicht 
in  dieses  Capitel  gehört.  Lc.  IV,  43  vailamerjan  ik  skal  bi  ])iudan- 
gardja  gu])s,  unte  du])e  mik  insandida  =  svayyeXiöaifd'cU  f(€  iel 
xf^v  ßaöiliiav  tov  %bov^  oxi  slg  avxo  xovxo  dni6xaX(iai,  (das  Perf. 
in  AQRr'-^^J7unc.9,  sonst  der  Aor.),  itvg.  oportet  me  evangelizare 
(e  bene  nuntiare)  regnum  dei,  quia  ob  hoc  (f  ad  hoc,  bvg.  ideo) 
missus  sum  (e  in  hoc  enim  sum  missus).  Die  bescheidene  Fügung  in 
den  Willen  Gottes  sucht  Ulfilas  in  den  Worten  Jesu  auch  sonst  noch 
mehr  als  sie  schon  ursprünglich  darin  lag,  in  den  Vordergrund  zu 
stellen.  Aus  diesem  Grunde  wählt  er  auch  bi  c.  accus,  statt  des  Objects- 
accnsativs  (nicht  das  ganze  Reich  Gottes  verkündigt  er,  sondern  nur 
„über"  dasselbe),  aus  demselben  Grunde  aber  ist  auch  die  Umwandlung 
in  das  Activum  zu  erklären,  indem  Gott  als  Subject  des  Sendens  da- 
durch schärfer  betont  wird.  Wegen  des  Mangels  eines  Praet.  Pass. 
scheint  auch  Lc  LS,  7  geändert  zu  sein:  unte  qe})un  sumai  =  Sia 
x6  Idysö^ai  vno  xivcnv^  it. vg.  eo  quod  diceretur  a  quibusdam. 
Jh.  X,  14  wird  von  GL.  auch  hieher  gezogen,  muß  aber  fortfallen, 
denn  schon  mBDL  haben  das  Activum  yiyvci6x0(iksv  xa  iy^a.  Rom. 
X,  10  weicht  Ulfilas  wiederum  von  allen  Texten  ab:  hairto  auk  ga- 
laubei]>  du  garaihtij)ai  =  nagdla  yag  ntöxsvsxai  sls  dixaioövvfiv, 
it.  vg.  corde  enim  creditur  ad  iustitiam.  Galaubjan  kommt  2mal  im 
Passivum  vor,  2  Th.  I,  10  und  1  Tim.  III,  16  (Umschreibung  mit 
Partie.  Praet.),  jedoch  mit  dem  wesentlichen  Unterschiede,  daß  ein 
bestimmtes  Subject  dabei  steht  (einmal   veitvodei   und   dann  saei  mit 


40  C.  MAROLD 

Bezug  auf  Jesus).  Ulfilas  wollte  also  an  der  Römerstelle  nicht  den 
impersonellen  Gebrauch  im  Passivum  wagen,  zumal  hier  durch  eine 
Zurückbeziehung  auf  Jesus  und  den  Glauben  an  seine  Auferstehung 
(im  vorangehenden  Verse)  Unklarheit  entstanden  wäre.  Dieselbe  Ab- 
neigung gegen  eine  unpersönliche  passivische  Wendung  erklärt  uns 
auch  Mc.  II,  1  jah  gafrehun  J)atei  in  garda  ist  =  xal  rixovö&rj 
Ott  sig  olxov  iativ^  it.  vg.  (et)  auditum  est  (a  cognitum  est),  quia  in 
domo  (e  domi,  g^  in  domum)  est.  Die  Rtlcksicht  auf  eine  scharfe  und 
klare  Ausdrucksweise*)  zeigt  sich  hier  im  Verein  mit  treuem  An- 
schluß an  das  überlieferte  Gotteswort,  jedoch  so,  daß  die  Deutlichkeit 
den  Vorzug  erhielt,  selbst  wenn  kein  Text  dieselbe  Umänderung  bereits 
hatte.  Weit  verbreiteter  und  in  das  Gebiet  der  speciell  gotischen 
Semasiologie  weit  hineinragend  ist  der  Gebrauch  synonymer  Intran- 
sitiva  und  Reflexiva  von  verwandter  Bedeutung.  Er  ist  so  häufig,  daß 
eine  eigene  Untersuchung  erforderlich  wäre,  die  zu  der  von  mir  hier 
gewählten  Anordnung  in  ein  Missverhältniß  treten  würde,  wenn  ich  sie 
hier  gleich  anfügte.  Nur  einige  Einzelheiten  hebe  ich  darum  hervor. 
Lc.  XX,  6  triggvaba  galaubjand  auk  allai  =  nsnsiif^Bvog 
yag  itsxvv  (seil,  nag  6  Xaog  aus  den  vorangehenden  Worten  desselben 
Verses).  Daß  diese  Änderung  eine  Berücksichtigung  des  Lateinischen 
verräth,  zeigt  ein  Blick  auf  die  lateinischen  Lesarten:  cfilqaur.  vg. 
certi  sunt  enim,  e  persuasum  est  enim  illis,  a  sciunt  enim  (ff'  certum 
est  enim,  b  fehlt).  Welche  dieser  Lesarten  Ulfilas  vor  sich  gehabt, 
wird  sich  allerdings  nicht  sicher  bestimmen  lassen,  vielleicht  die  von  e 
oder  auch  von  a,  er  entnahm  aber  die  Anregung  zur  Änderung  aus 
einer  derselben  und  übersetzte  dann  selbständig.  Dadurch  wird  es 
auch  unnöthig,  mit  Bernhardt  fUr  den  griechischen  Text  die  entschieden 
latinisirte  Wendung  aus  D  jcsnsuJf^svot  yag  sioiv  aufzunehmen.  1  Cor. 
XI,  6  bricht  die  Handschrift  mit  gahuljai  ab,  im  Griechischen  steht  xata 
xakvuxiöd'm.  Vielleicht  folgte  noch  sik,  vielleicht  haubi])  sein,  was  GL. 
hinzuftlgen;  aber  der  Punkt  dahinter,  den  Uppström  als  in  der  Hand- 
schrift stehend  angibt,  scheint  anzudeuten,  daß  kein  Object  ursprünglich 
dabei  gestanden  hat  und  also  aus  dem  vorhergehenden  huljai  sik  das 
letztere  zu  ergänzen  war.  Nun  steht  it.  vg.  zuerst  überall  si  enim 
(Ambrst.  autem)  non  velatur,  für  xataxakvxxia^io  aber  velet  caput  suum 


*)  Zugleich  ist  bei  allen  den  obigen  Vertauschangen  von  Activum  und  Pas- 
si\ruin  in  Ansehlag  zu  bringen,  daß  das  Passivum  eine  schärfere  Betonung  der  All- 
gemeinheit und  Nothwendigkeit  enthält,  während  im  Activum  nur  eine  bedingte  All- 
gemeinheit liegt.  Es  gilt  dieses  besonders  von  den  Fällen,  wo  wir  heutzutage  das 
Indefinitam  „man"  setzen  würden. 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       41 

(AmbrBt.  g  ohne  Bunin,  g  Algt  hinzu  l  velet  se),  so  daß  auch  hier  ein 
Einflaß  des  Lateinischen  wird  angenommen  werden  müssen ,  zumal 
auch  das  mediale  xsLQciöd'fo  in  demselben  Verse  nach  lat.  tondeatur  mit 
skabaidaa  übersetzt  wird  (auf  das  lateinische  Lehnwort  kapillon  weise 
ich  hier  nur  vorübergehend  hin).  Hieher  gehören  nun  auch  Ausdrücke, 
wie  bota  sis  taujan  und  })aurfi  gataujan  sis  =  cig>slsl6^at,  die  zu- 
sammen mit  den  übrigen  Umschreibungen  mit  taujan  und  vaurkjan  zu 
behandeln  sind  (zu  Mt.  VIII,  32);  oder  ]>arbos  })ulan  =  vötsQstö^at 
und  aglons  oder  agli})os  vinnan  ^  ^lißsö^ai^  vraka  vinnan  =  dici" 
»i0^aij  das  mit  ähnlichen  Umschreibungen  im  Zusammenhang  vor- 
geführt werden  muß. 

Mt.  VIII;  6  })iumagus  meins  ligi])  in  garda  =  6  natg  imv 
ßißXijrat  iv  %fi  oixla^  it.  vg.  puer  meus  jacet  in  domo.  Dieser  Fall 
gehört  somit  eigentlich  noch  zum  Vorhergehenden,  doch  will  ich  hier 
mehr  die  Wortbedeutung  ins  Auge  fassen.  Auch  im  14.  Verse  des- 
selben Capitels  heißt  es  gasahv  svaihron  is  ligandein  =  bISsv  riqv 
xiv^BQav  avtov  ßsßXfKidvfjv^  it.  vg.  vidit  socrum  eins  jacentem. 
Mt  IX,  2  atberun  —  usli]>an  ana  ligra  ligandan  ^  Ttgoöitpegov  — 
xaQaXvTiHov  inl  xl^vrig  ßsßXrifiivov^  it. vg.  obtulerunt  (ff^  offere- 
bant)  —  paralyticum  jacentem  in  lecto.  Mc.  VII,  30  bigat  —  })o 
dauhtar  ligandein  ana  ligra  =  svqsv  —  xf^v  ^vyaxiga  ßsßXri" 
^ivriv  im  f^g  nkivrig^  die  Handschriften  der  Itala  und  Vulgata 
varüren  an  dieser  Stelle,  stimmen  aber  überein  in  den  Worten  jacentem 
sapra  lectum  (nur  a  recumbentem  in  lecto).  Als  Gegenprobe  fbr  die 
Übereinstimmung  mit  dem  Lateinischen  diene  Lc.  XVI,  20,  wo  es  von 
Lazarus  heißt  atvaurpans  vas  du  daura  =  ißißkrixo  ngog  tov 
zvXiovaj  e  projectus  erat  ad  januam,  d  missus  erat,  die  übrigen 
jacebat.  Die  Itala  ist  im  Verhältniss  zum  Gotischen  arm  an  Ausdrücken 
für  ßaÄXetv  und  seine  Composita,  meistens  steht  ihr  nur  ein  mittere 
oder  ein  Compositum  davon  zu  Gebote.  So  wird  inißdlXsiv  in  der 
Parabel  von  dem  neuen  Lappen,  der  auf  ein  altes  Kleid  geheftet  wird, 
Mt.  IX,  16  und  Lc.  V,  36  dort  mit  inmittere  und  committere,  hier  mit 
inmittere  (nur  e  hat  addere,  a  assuere)  übersetzt.  Ulfilas  nun  ver- 
wendet an  allen  Stellen,  wo  nicht  ein  gewaltsames  Werfen  im  Sinne 
liegt,  lagjan  und  seine  Composita,  verfährt  also  selbständig,  dem  Geiste 
seiner  Sprache  angemessen.  Aber  auch  in  der  Wahl  der  Composita 
geht  er  seinen  eigenen  Weg  und  benutzt  nur  dann  das  Lateinische, 
wo  es  andere  Worte  als  mittere  wählt.  So  hat  Ulfilas  an  den  letzt- 
«Twähnten  beiden  Stellen  lagjan,  das  gewöhnlich  dem  Simplex  ßak- 
luv  in  der  eben  erwähnten  Bedeutung  entspricht.    Doch  übersetzt  er 


42  C.  MABOLD 

auch  wieder  das  Simplex  ßäXXsiv  mit  ga-lagjan,  und  zwar  an  solchen 
SteUen,  wo  (entsprechend  der  Bedentang  des  ga-  in  ga-driusan)  der 
Zweck  des  ga4agjan  eine  Vernichtung  ist.  So  steht  es  Mt.  V,  25  und 
Jh.  m,  24  in  Verbindung  mit  in  karkara(i)  *),  Mt.  VI,  30.  Lc.  III,  9. 
Jh.  XV,  6  mit  in  fon.  In  letzterem  Falle  wählt  Ulfilas  wiederum  Mt. 
VII,  19  atlagjan  für  ßdkXsiv^  d.  i.  „heranlegen^,  weil  ein  ganzer  Baum 
nur  an  das  Feuer  herangeiegt  werden  kann.  Galagjan  tlbersetzt  aber 
auch  das  griechische  STCißdkXßiv  Mc.  XI,  7,  allerdings  mit  hinzu- 
gefügtem ana,  wo  von  dem  Bedecken  des  EselAlllens  mit  ELleidern 
(die  es  völlig  einhüllen)  die  Rede  ist;  von  den  lateinischen  Texten 
haben  b  ff' (g^)il  vg.  imponunt  (aur.  imponentes),  af  straverunt,  cet 
imposuerunt.  Für  imßäXXeiv  ist  noch  ein  Compositum  zu  erwähnen, 
uslagjan,  wo  man  eine  Rücksichtnahme  auf  das  Lateinische  vermuthen 
darf.  Die  betreffenden  Stellen  sind  Mc.  XIV,  46.  Lc.  IX,  62.  XX,  19. 
Jh.  VII,  30.  40.  Überall  ist  es  verwendet  in  der  Verbindung  „Hand 
an  Jemanden  legen  ^.  Die  lateinischen  Texte  haben  nun  hier  zum 
größten  Theil  inicere  zur  Seite,  daneben  mittere,  nur  Lc.  IX,  62  steht 
in  a  extendens,  e  superponens,  in  dem  übrigen  Text  auch  mittere. 
Nun  ist  bekanntlich  die  Überlieferung  der  Itala  für  die  letzten 
Capitel  des  Marcus-Evangeliums  sehr  lückenhaft,  es  ist  daher  wohl 
denkbar,  daß  Ulfilas  in  seinem  lateinischen  Texte  auch  hier  schon 
extendere  gelesen  hat,  wie  es  höchst  wahrscheinlich  bei  ihm  Lc. 
IX,  62  stand  (nach  a),  und  daß  er  die  einmal  erhaltene  Anregung 
auch  für  die  anderen  Stellen  verwendete  (daß  er  die  Evangelien  in 
der  uns  bekannten  Reihenfolge  übertrug,  ist  bereits  angedeutet).  Die 
Andeutung  des  „Ausstreckens ^  der  Hände  durch  us-  ist  jedesfalls 
sehr  sinngemäß,  das  Griechische  betont  nur  das  An-  oder  Auf- 
legen der  Hände.  Dem  entsprechend  übersetzte  er  auch  Lc.  XV,  5 
initi.^ivai  mit  uslagjan;  es  ist  von  dem  Hirten  die  Rede,  der  sein 
gefundenes  Schaf  sich  auf  die  Schultern  legt,  und  uslagjan  hat  auch 
hier  wieder  die  Nebenbedeutung  des  Ausstreckens:  um  das  Schaf  sich 
auf  die  Schultern  zu  legen,  muß  er  es  ausstrecken,  damit  es  seinem 
Nacken  sich  anfügt.  Die  lateinischen  Texte  haben  hier  imponere. 
Für  das  griechische  ix /Sa  AA^ti/ (heraustreiben,  aussenden)  hat  Ulfilas 
eine  bunte  Reihe  verschiedener  Verba.  Das  häufigste  Wort  dafür  ist 
usdreiban.  In  den  lateinischen  Texten  steht  dafür  gewöhnlich  das 
ebenso  unbestimmte  eicere,  nur  Lc.  IX,  49  hat  e  expellentem  (v.  40 


*)  Vgl.  Tert.    contra  Marc.  IV   c.  34  p.  327    coujectus    in    carcerem    (freies 
Citat  von  Lc.  III,  20). 


DEB  iHNFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  QOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       43 

setzt  e  liberare,  das  dem  usdreiban  =  iußdkXtiv  entspricht),  Mc. 
VI,  13  b  expellebant,  IX,  18  a  expellerent  (hier  stimmt  auch 
die  Stellang  des  folgenden  ina  mit  den  meisten  Italatexten  und  der 
Vnlgata).  Daß  usdreiban  dem  lateinischen  expellere  entspricht,  zeigt 
Mc.  V,  10 y  wo  es  das  griechische  äxo^tilXsiv  übersetzt,  wo  aber  in 
der  Itala  und  Vulgata  expellere  steht.  Noch  deutUcher  aber  wird  es 
dargethan  durch  Jh.  XVI,  2,  wo  wir  für  die  griechischen  Worte  ano- 
6vpay€iyovg  noi,r^6ov6vv  vfitag  bei  ülfilas  lesen:  us  gaqum})im 
dreiband  izvis;  dieses  aber  ist  eine  Übersetzung  nach  dem  Latei- 
nischen ^  wie  es  in  ef  vorliegt:  e  expulerunt  vos  a  synagogas  (sie!), 
f  de  synagoga  vos  expellent  (also  Umschreibung  nach  dem  Latei- 
msehen  und  Stellung  nach  dem  Griechischen) ;  außerdem  hat  d  ähnlich 
wie  f,  nur  eicient  für  exp.,  die  übrigen  Texte  folgen  dem  Griechischen. 
Über  die  letztere  Stelle  s.  noch  weiter  unten.  Sodann  ist  an  zwei  Stellen 
ixßaXXiiv  mit  ussandjan  übersetzt,  Mt.  IX,  38  und  Mc.  I,  43,  in  den 
lateinischen  Texten  lesen  wir  dort:  ut  mittat  (d  eiciat),  hier  in  adf 
Fg*  dimisit  (die  übrigen  haben  eiecit).  An  zwei  andern  Stellen 
wiederum  ist  es  mit  ustiuhan  übersetzt,  Mc.  I,  12  und  Jh.  X,  4, 
und  auch  hier  ist  wieder  das  Lateinische  von  Wichtigkeit,  denn  dort 
lesen  wir  in  f  eduxit,  a  duxit  (b  aur.  expulit,  vg.  expellit,  ff^  tulit), 
hier  wieder  in  f  (und  Mm.)  eduxerit,  cff*  produxerit  (ae  eiecerit, 
b  aur.  vg.  emiserit);  es  ist  also  wörtliche  Übersetzung  der  Lesart  von  f. 
Sodann  bleiben  noch  zwei  gotische  Verba  übrig,  die  ftlr  ixßdXXßiv 
stehen;  Lc.  X,  2  bidji])  nu  (raujan  asanais,  ei  ussatjai  vaurstvjans 
in  ])o  asan  seina  =  dsii^r/ts  ovv  xov  kvqIov  tov  ^SQi6(i0Vj  onag 
ixßaXy  iQydtag  sig  tov  ^eQiöfjLOv  avzov  und  Lc.  IV,  29  jah  usstan- 
dandans  uskusun  imma  ut  us  baurg  =  xai  dvaötdvtsg  iliißaXov 
ttvzov  i^a  T^g  jtoXscog.  Die  erste  Stelle  ist  die  Parallele  zu  der  oben 
besprochenen  Stelle  Mt  IX,  38,  wo  in  derselben  Verbindung  ussandjai 
steht;  die  lateinischen  Texte  haben  an  beiden  Stellen  ut  mittat.  Us- 
satjan,  das  auch  die  Bedeutung  „erwecken^,  „hervorbringen^  hat,  gibt 
zwar  hier  einen  verständlichen  Sinn,  aber  es  ist  immerhin  auffallend 
ein  Verbum  hier  anzutreffen,  dessen  eigentliche  Bedeutung  ist  ^aus 
etwas  heraus  einsetzen  oder  einpflanzen^;  vielleicht  liegt  hier  eine 
Interpolation  vor,  indem  das  an  den  Rand  geschriebene  Synonjmum 
ussatjai  das  ursprüngliche  ussandjai  verdrängte.  Die  lateinischen  Texte 
haben  ut  mittat  operarios.  Noch  auffallender  ist  die  Abweichung  an 
der  anderen  Stelle,  wo  die  lateinischen  Texte  eiecerunt  und  eiciebant 
(e  expulerunt)  haben,  üskiusan  ist  sonst  =  aTtodoxifidtsiv  oder  dd^s- 
zeti'y  lat.  reprobare  (diesed  steht  auch  1  Cor.  I,  19,  wo  allein  a^ststv 


44  0.  MABOLD 

durch  uskiusan  übersetzt  wird);  heißt  also  „verwerfen^,  „Dicht  an- 
erkennen^. Die  Stelle,  wo  es  fUr  doxifid^siv  steht,  1  Th.  V,  21,  klärt 
sich  dadurch  auf,  daß  d  exanimate  (Verschreibung  ftlr  examinate) 
hat  und  Ambrst.  zwar  den  Text  von  gvg.  (probate)  citirt,  aber  im 
Commentar  dafdr  examinare  setzt.  Der  Lucasstelle  nun  geht  voran 
die  Erzählung,  wie  Jesus  in  der  Synagoge  die  Jesaiasstelle  erklärt 
und  sie  als  eine  Weissagung  auf  sich  bezieht,  worüber  alle  sich  ver- 
wundernd die  Köpfe  schütteln;  wie  er  darüber  unmuthig  wird  und 
durch  das  Beispiel  von  der  Heilung  des  syrischen  Feldhauptmanns 
Naiman  ihnen  ihren  Unglauben  und  dessen  Folgen  vorhält.  Die  Schrift- 
gelehrten werden  darüber  zornig,  treiben  ihn  aus  Nazareth  heraus 
und  wollen  ihn  von  einem  Abhänge  herabstürzen,  ihm  den  Mund  fllr 
immer  zu  stopfen.  Man  sieht  deutlich,  das  blasse  uskusun  imma  „sie 
verwarfen  ihn""  paßt  in  den  aufgeregten  Ton  der  Erzählung  nicht, 
und  Ulfilas,  der  stets  bestrebt  war,  deutlich  und  dem  Sinne  angemessen 
seine  Worte  zu  wählen,  wird  schwerlich  dies  Versehen  begangen  haben. 
Aber  ein  Glossator  mag  sich  als  Urtheil  über  das  Verhalten  der  Juden 
gegen  Jesus  an  den  Rand  geschrieben  haben:  uskusun  imma  („sie 
wollten  von  ihm  nichts  wißen")  und  der  Abschreiber  verstand  die 
Sache  unrecht  und  setzte  es  an  Stelle  des  ursprünglichen  Wortes 
(etwa  usdribun  ina)  in  den  Text.  Ein  anderes  Compositum,  intßäXXBiv^ 
wurde  oben  bereits  bei  Gelegenheit  des  gotischen  lagjan  erwähnt, 
es  bleiben  noch  zwei  Verba  übrig,  die  dafür  vorkommen.  Mc.  IV,  37 
jah  vegos  valtidedun  in  skip  =  xal  rä  xvfiata  indßaXov  Big 
to  nlotoVf  f  ascendebant,  e  immittebantur,  g^  mittebantur,  a  nur 

at,    die    übrigen    mittebat   (fluctus    im  Sing,   ist  Subject,    nur 

aur.  mittebant).  Das  Simplex  valtjan,  d.  i.  „wälzen**,  „sich  wälzen" 
steht  nur  an  dieser  Stelle;  Ulfilas  scheint  die  Lesart  von  f  vor  sich 
gehabt  zu  haben,  die  er  nur  insofern  umänderte,  als  er  den  Sinn  des 
gewaltsamen  Eindringens  vom  griechischen  Worte  beibehielt.  Lc.  XV,  12 
gif  mis  sei  undrinnai  mik  dail  aiginis  =  Sog  (loi  t6  ixtßäXXov 
(D  fttgt  hinzu  fioi)  (/tigog  tijg  ovöiag^  it.  vg.  setzen  dafür  aber  quae 
me  contingit  (e  quae  me  tangit).  Undrinnan  kommt  nur  an  dieser 
Xiucasstelle  vor;  aber  Eph.  V,  4  lesen  wir  ])oei  du  ]>aurftai  ni  fair- 
rinnand  =  a  ovx  dv^xBv  {oder  td  ovx  dvi^xovta),  de fvg.  Ambrst. 
Iren.  Victor.  Cypr.  Hier,  quae  ad  rem  non  pertinent,  g  quae  ad 
rem  non  pertinent  }  ad  rem  non  pertinentia;  2  Cor.  X,  13  mita}>  fair- 
rinnandein  und  jah  izvis  =  ^stgov  icpLxiö^at*)  u%ql  xai  vfniv^ 

*)  So  hat  Ulfilas  gelesen,  nicht  acpiHsa&m,  wie  GL.  im  Glossar  angeben. 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       45 

Ambrsi  Aug.  yg.  mensuram  pertingendi*)  usque  ad  yos,  g  mensura 
)  ablativuB  pertingendi  usque  ad  vos ,  d  e  mensuram  contingendi 
üsqae  ad  vos;  2  Cor.  X,  14  svasve  ni  fairrinnandans  und  izvis 
-og  Uli  ifpixvov^svoi  sig  v^g^  deg  Ambrst.  vg.  quasi  non  per- 
tingentes  usque  ad  vos.  Diese  Zusammenstellung  zeigt  wiederum 
•ieatlich  die  Rücksichtnahme  des  Ulfilas  auf  das  Lateinische,  er  setzte 
also  andrinnan  =  contingore,  fairrinnan  =  pertingere  oder  pertinere. 
Dabei  ist  Eph.  V,  4  der  Zusatz  von  du  })aurftai  bemerkenswerth,  er 
eDtspricht  dem  lateinischen  ad  rem,  ist  aber  ausdrucksvoller  gewählt. 
Aacb  hier  ist  es  interessant  die  betreffende  Stelle  aus  dem  Commentar 
des  Ambrosiaster  zu  vergleichen**):  Ad  rem  salutarem  non  per- 
tinent  haec.  Quare  haec  agenda  et  loquenda  monet,  quae  ad  utili- 
tatem  proficiant  nostram.  KataßäXXsiv  =r  gadrausjan  2  Cor.  IV,  9 
(deicimur)  bedarf  keiner  weiteren  Erörterung.  Jedoch  auf  neQtßaXkBiv 
ist  es  noch  nöthig  einen  Blick  zu  werfen.  Es  wird  mit  den  gotischen 
Worten  vasjan,  gavasjan,  bivaibjan  und  bigraban  wiedergegeben,  die 
alle  ausdrucksvoller  als  das  griechische  xsQiß.  sind.  Mt.  VI,  31  hve 
VÄ8Jaima  =  T^  xsQißaXmfisd'a,  aber  cg*h  Cypr.  quid  vestiemur, 
aar.  quo  vestiemur,  die  flbrigen  quo  operiemur.  Mt.  XXV,  38  jah 
rasidedum  =  xal  nsQLBßakoykSV^  acCypr.  et  vestivimus, 
S*  et  tezimus,  die  übrigen  et  cooperuimus  (h  aur.  et  op.).  Mt.  XXV,  43 
Jan  ni  vasideduj)  =  xal  ov  nsgiBßaksxs^  ff* Cypr.  et  non  ves- 
UBtis,  abg*aur.  vg."^**-  et  non  operuistis,  fhvg."^"  et  non  cooperuistis. 
Sodann  lesen  wir  Mt.  VI,  29gavasida  8ik  =  nsQhsßdXsro,  bfff* 
eoopertns  est,  a  vestiebatur,  h  vestitus  est.  Jh.  XIX,  2  gavasi- 
dednn  ina  =  nsgtdßaXov  avxoVy  beaur.  circumdederunt,  af  in- 
iuerunt  cum.  Ferner  ist  Mc.  XIV,  51  bivaibi])s  leina  =  nagi- 
ß^ßkrifidvog  öivdova,  it- vg.  amictus  lino  (oder  sindone).  Mc.  XV,  5 
bivaibidana  vastjai  hveitai  =  fCSQißBßk-qykBvov  (JroAjyv  Xbvtctiv^ 
cg^Tg.  coopertum  veste  alba  (oder  stola  Candida),  d  indutum,  die 
Qbrigen  amictum  (aur.  nur  in  stola  Candida).  GL.  citiren  für  dieselbe 
Bedeutung  bivindan  =  nBQißdkXBiv^  das  ist  ein  Irrthum;  die  Stellen, 
^e  sie  als  Belege  dafilr  anführen,  sind  dieselben,  wie  unter  bivaibjan 
=  mgißakkBiv.  Endlich  ist  Lc.  XIX,  43  jah  bigraband  fijands  ^ei- 
naigrabai  J)uk  =  xal  nsgißakovaiv  (so  ABCRF-^^il,  kC*L 
^(tQBUßakovöiVy  G  ijcißakovöiv  y   D  ßakov^iv  inC)  ol  i%^Qol  0ov  xa- 

*)  Pertingere  ist  in  der  lateinischen  Schriftsprache  ein  seltenes  Wort  In  Uand- 
schrifien  steht  es  jedoch  öfters  fdr  pertinere,  z.  B.  Cic.  de  nat  d.  U  9.  Caesar  B.  Q. 
%  68.  Liv.  XXV,  24  etc. 

♦*)  Vgl.  Germ.  XXVI,  S.  164  «u  2  Cor.  HI,  6.  6  und  2  Tim.  II,  2. 


46  C.  MAROLD 

Qaxd  fJoi^  e  circumfo dient  —  fossam,  a  inicient  —  saepem,  s  ein 
gent  —  vallo,  die  übrigen  circumdabunt  —  vallo  (d  mittent  supe 
te  etc.);  die  Berücksichtigung  einer  lateinischen  Übersetzung  wie  de 
in  e  ist  demnach  außer  allem  Zweifel.  Auch  bei  diesem  Verse  ist  bc 
GL.  derselbe  Irrthum;  unter  bivaibjan  ist  als  griechische  Bedeutunj 
TtBQixvxlovv  angegeben  mit  unserer  Stelle,  während  unter  bistandan 
wo  es  eigentlich  hingehört,  dasselbe  Wort  angegeben  ist,  bivaibjai 
ist  hier  Übersetzung  von  6vv-i%Biv.  Noch  ein  Compositum  bleibt  übrig 
^vikßdXksw.  Lc.  XIV,  31  heißt  es  in  dem  Beispiel  von  dem  Königi 
gaggands  stigqan  vi})ra  an])arana  })iudan  du  vigana  (oder  vigna! 
wie  Bernhardt  vorschlägt)  =  9ropct;o'f(£i/o$  fJvfißaXetv  ixigp  ßaöilBl 
Big  TCokBfjLov,  Das  vi])ra  deutet  auf  die  Benutzung  des  Lateinischen 
denn  in  bcfff'ilq  aur.  vg.  lesen  wir  committere  bellum  adversui 
alium  regem,  a  committere  cum  alio  rege  bellum,  e  committere  ali 
regi  ad  bellum,  d  alio  regi  committere  in  pugnam.  Das  Gotische  ist 
somit  wieder  eine  Verschmelzung  des  Griechischen  mit  dem  Lateini- 
schen; daß  jedoch  Ulfilas  erst  durch  das  lateinische  committere  auj 
seine  Übersetzung  von  6viißälXBiv  geführt  sei,  darf  nicht  behauptet 
werden.  Ebensowenig  scheint  ihm  Lc.  II,  19,  wo  er  ifv^ßdXlovtfa  mil 
])agkjandei  übersetzte,  das  Lateinische  einen  Anhalt  gegeben  zu  haben, 
da  hier  conferens  oder  committens  steht.  —  Zum  Schluß  füge  ich  noch 
die  Stellen  hinzu,  wo  vairpan  und  Composita  davon  andere  Verba  als 
ßdXXBiv  mit  seinen  Compositis  wiedergeben.  Lc.  V,  5  i|)  afar  vaurda 
})einamma  vairpam  natja  =  inl  di  tp  ^fjfiati  6ov  xaldöo^sv  ro 
dixtvov*).  Die  lateinischen  Texte  haben  folgende  Lesarten:  e  super 
verbo  autem  tuo  non  intermittimus  und  ähnlich  d  in  tuo  autem  verbo 
non   praeteribo,    a  sed  in  verbo   tuo   expandam   retiam,    die  übrigen 


*)  Welche  griechische  Lesart  hier  Ulfilas  vorgelegen,  ist  eine  schwierige  Ent- 
scheidnng.  K  hat  j^a^affo^cv,  aber  ro  Smtvov,  TI  ;i;ailof<ra>f££f  und  ebenso  ro  Sixtvovy 
KBL  ;paXa<ra>  tu  Si%tvtt,  kCXFJA  %aXaa(o  ro  Si%xvov.  Nor  1.  und  einige  an- 
dere Minuskelhandschriften  haben  %aXuaaiii,iv  xä  ^ixrva.  Die  Biinaskeltexte  haben 
nur  selten  eine  alte  Einzellesart  aufbewahrt,  and  wir  müssen  zonfichst  bei  den 
Lesarten  der  Uncialhandschriften  Umschau  halten.  Die  Lesart,  die  Bernhardt  auf- 
nimmt, ist  nicht  zu  rechtfertigen,  denn  die  Verbindung  iaXdLOop,sv  za,  SivLzva  steht 
in  keiner  griechischen  Handschrift;  die  Anmerkungen  bei  ihm  geben  keine  Auf- 
klärung darüber.  KV d ATI  sind  nun  (daneben  A)  diejenigen  Codices,  denen  der  grie- 
chische Text  des  Ulfilas  am  nächsten  gestanden  haben  muß.  Es  ist  also  wohl  möglich, 
daß  Ulfilas  nur  xaXaüm  zo  dtntvov  gelesen  hat,  wenn  aber  die  erste  Person  Pinr., 
dann  nur  mit  dem  Singularis  to  9inzvov.  K  und  TI  scheinen  übrigens  hier  dieselbe 
Lesart  zu  haben,  denn  die  Vertauschung  von  o  und  m  wäre  durchaus  kein  Grund 
dagegen. 


DER  EINFLÜ88  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       47 

ged  in  yerbo  tuo  (yg,  in  y.  autem  tuo)  laxabo  retia  (c  aar.  Ambr.) 
oder  rete  (fg^'^vg.)  oder  retiam  {hfP).  e  fährt  dann  y.  6  statt  et  cam 
hoc  fecissent  =  xal  tovto  noii^öavTsg  fort  mit  den  Worten  et  con- 
tinuo  misernnt  retia  et  —  und  d  et  confestim  mittentes  retias. 
Beide  Handschriften,  e  nnd  d,  gehören  zu  den  stark  iuterpolirten 
(d  noch  mehr  als  e)  Texten  der  Itala,  doch  scheinen  namentlich  in  e 
die  Interpolationen  schon  sehr  alt  zu  sein,  und  es  hindert  nichts  fdr 
Ulfilas  solch  einen  lateinischen  Text  anzunehmen.  Es  wtLrde  sich  als- 
dann vairpam  mit  Beibehaltung  der  griechischen  Construction  im 
Sinne  an  miserunt  aus  e  anschließen.  Vielleicht  aber  stand  auch  im 
Archetypus  yon  e  und  in  des  Ulfilas  lateinischem  Texte  mittemus 
retia,  wozu  dann  erst  ein  Glossator,  indem  er  das  griechische  6ov  ftlr 
ot;  las,  an  den  Rand  schrieb :  non  intermittimus  et  continuo  miserunt. 
Aus  solch  einem  yerderbten  lateinischen  Texte  ist  alsdann  die  Lesart 
vodD  ov  fiiq  Tcaganovöofitai  (D'  naQaxovöOfitsv)  xal  ev^g  xaXaöav- 
US  TU  iixrva  und  daraus  wieder  der  Text  yon  d  non  praeteribo  et 
confestim  mittentes  retias  entstanden.  Mc.  IX,  18  heißt  es  yon  dem 
bösen  Oeiste:  gayairpi})  ina  =  (liöiJst  avtov^  it.  yg.  allidit,  allidet^ 
adlidit  oder  elidit;  k  aber  collidit.  Dasselbe  griechische  Verbum  ist 
an  der  Parallelstelle  Lc.  IX^  42  mit  gabrikan  übersetzt,  und  da  heißt 
es  in  e  (für  die  Marcusstelle  fehlt  e)  conlisit.  Das  actiye  ^ijfJöstv 
ist  sonst  mit  distairan  übersetzt,  so  an  den  beiden  Stellen  yon  den 
allen  Schläuchen,  in  die  neuer  Wein  gegossen  wird.  Mc.  11,  22  und 
Lc.  V,  37;  hier  haben  Itala  und  Vulgata  dirumpere,  Mc.  XII,  10  stains, 
))anunei  usyaurpun  ])ai  timrjans  :=  Xl^ovy  ov  axsdoxii^aöav  ot 
olnodonovvtss  f  it.  yg.  lapidem,  quem  reprobayerunt  aedificantes  (die- 
selben Worte  stehen  an  der  Parallelstelle  Mt.  XXI,  42).  Diese  Stelle 
bildet  somit  einen  gewißen  Gegensatz  zu  der  oben  besprochenen  Stelle 
Lc.  IV,  29.  Ob  hier  auch  eine  in  den  Text  gedrungene  Glosse  yor- 
liegt,  oder  ob  hier  in  einer  lateinischen  Handschrift  eicere  gestanden 
bat,  welches  ebenfalls  die  Bedeutung  „gänzlich  yerwerfen^  hat  (z.  B. 
Cic.  de  or.  I,  146.  H,  102)?  Vgl.  jedoch  Lc.  VI,  22,  wo  auch  ix- 
^kXiiv  =  usvairpan  in  derselben  Bedeutung  steht. 

Mt.  Vm,  10  amen  qi})a  izyis,  ni  in  Israela  syalauda  galaubein 
bigatzzafi^v  Isya  v[itv,  ovdh  iv  tp  '/(^pai^A  toöavtriv  nl6xiv  bvqov. 
I)ie  wörtliche  Übertragung  yon  ovdi  sowohl  in  der  Bedeutung  „und 
Dicbt**,  „auch  nicht",  als  in  der  Bedeutung  „nicht  einmal"  ist  nih, 
das  in  Form  und  Bedeutung  dem  lateinischen  neque,  nee  entspricht 
(Qrimm  Gr.  HI,  23.  69.  719.  746).  So  gebraucht  es  auch  Ulfilas  mei- 
stens; die  Stellen  aber,  wo  einfaches  ni  fOr  ovdi  steht,  sind  auch  eben 


48  0.  MAROLD 

nicht  selten.  An  der  obigen  Stelle  steht  nun  in  bcff^g'hl  aur.vg«  non 
inveni  tantam  fidem  in  Israhel,  g*  non  inveni  in  nullo  etc.^  äkq  in 
nullo  tantam  fidem  inveni  in  Istrahel  (der  Name  ist  so  in  a  geschrieben, 
desgl.  in  b);  f  dagegen  nee  in  Israhel  tantam  fidem  inveni.  Daß  hier 
das  Lateinische  von  Einfluß  gewesen,  liegt  wohl  auf  der  Hand.  Dazu 
kommt  die  tiberein  stimmende  Parallelstelle  Lc.  VII,  9;  wo  in  e  steht 
non  inveni  talem  fidem  in  Isdrahel,  abcff^g^lp  aur.  in  nullo  tantam 
fidem  inveni  in  Is.,  die  übrigen  nee  (auch  Tert),  Mt.  XXV,  45  jah 
J>anei  ni  tavidedu})  ainamma  ])ize  leitilane,  mis  ni  tavidedu])  =  iq? 
q6ov^  ovh  ixoifjöate  ivl  tovzav  tmv  ika%i6xmvy  ovS\  i^kol  ixoiijoats. 
Über  den  Positiv  leitilane  fllr  ilaxiotcov  s.  zu  Mt.  X,  42.  Die  latei- 
nischen Texte  haben  hier  alle  nee  mihi  fecistis;  es  ist  aber  zu  be- 
achten, daß  zu  Anfang  des  Satzes  icp  oöov  mit  jah  ])anei  übersetzt, 
also  jah  zugefügt  ist,  so  daß  eigentlich  jah  —  ni  dem  griechischen 
ovdi  entspricht''^).  V.  40  in  der  Ansprache  an  die  Rechten  ist  freilich 
ebenfalls  jah  zugefügt,  obwohl  daselbst  der  Ausdruck  positiv  und  im 
Griechischen  und  Lateinischen  nur  i^  oöov^  quamdiu  den  Satz  be- 
ginnen. Mt.  XXVII,  14  jah  ni  andhof  imma  vi})ra  ni  ainhun  vaurde 
=  xal  ovK  amxgi^  avtp  ngog  ovdh  ^v  ^^ficcy  it.  et  non  respondit 
ei  uUum  (d  unum)  verbum,  h  vg.  ad  ullum  verbum.  Der  vereinfachte 
lateinische  Ausdruck  wird  auch  hier  das  Vorbild  gewesen  sein,  nur 
daß  Ulfilas  die  Negation  wiederholte,  denn  im  Gotischen  heben  zwei 
Negationen  in  einem  Satze  sich  nicht  auf;  vgl,  GL.  Gr.  §.  213,  4. 
Mc.  V«  3  jah  ni  naudibandjom  eisarneinaim  manna  mahta  ina  gabindan 
=  Tcal  ovxs  (so  mit  A/7unc.%  oväi  in  kBCDLX)  aXvosöiv  (BC*L 
haben  den  Singularis)  ovdalg  (ohne  ovxiti  mit  AC'/Zunc^)  idvvaro 
avtov  d^6ai^  it.  vg.  et  ueque  —  (jam)  quisquam  etc.  Wegen  des  be- 
ginnenden jah  mag  hier  Ulfilas  selbst  die  einfache  Negation  gesetzt 
haben.  Mc.  XII,  21  jah  ni  sa  bilai})  fraiva  =  xal  ovSh  avtos  aq)^x£v 
öfcigfia  (so  mit  ADXF-^iZ  unc.^),  bcffPg'k  et  non  (g*  nee,  cg'-* 
fügen  ipse  hinzu)  reliquit  (k  remisit,  c  obiit  non  relicto  s.)  semen,  die 
übrigen  et  nee  etc.  Mc.  XIV,  59  jah  ni  sva  samaleika  vas  veitvodi}>a 
ize  —  xal   ovtf'   ovtcog  [07}  ^v  iq  fiagtvgia  avtcSv^    cflPlqaur.  vg.  et 


*)  Doch  scheint  mir  auch  nicht  übersehen  werden  eu  müssen,  wie  Ang^stln, 
de  civitate  dei  XXI,  27  (ed.  Dombart  11,  p.  479,  7  f.)  diese  Stelle  citirt:  Qaando  uni 
ex  minimis  meis  non  fecistis,  mihi  non  fecistis;  da  schließt  sich  auch  ))anei,  das  wohl 
nur  eine  Nebenform  für  )>an  =  wann  ist,  eng  an  quando  an.  Übrigens  citirt  auch 
Gaudentius  Brizianns  in  der  18.  Homilie  die  Stelle  mit  cum,  desgleichen  wird  v.  40 
von  ihm  Senn.  18  mit  cum  citirt,  wo  auch  Aug.  in  Joh.  evang.  tom.  m,  p.  2.  631 
d  (sup.  tract.  21  col.  459  f.;  dies  Citat  ist  nach  Sabatier)  com  angibt. 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       49 

non  erat  conveniens  testimonium  illorum  (o  aequale,  ff*  erant  con- 
renientia  testimonia  illorum).  Lc.  VII,  7  du])ei  ni  mik  silban  vair])ana 
r&hnida  =  *to  ovdh  ifiavtov  t^iimöa^  ff"**g*'aur. vg.  propter  quod 
et  me  ipsum  non  sum  dignam  arbitratus,  f  nec^  die  übrigen  lassen  den 
Säte  fort.  Während  also  die  Umschreibung  von  tj^imöa  wörtlich  nach 
d^n  Lateinischen  übertragen  ist,  weicht  ni  ab.  Lc.  XX,  8  ni  ik  izvJs 
qijja  =  ovdh  iyto  Xiym  vfitv  (nur  U  v^tv  Xdyai),  it.  vg.  nee  (neque) 
ego  dico  'C'obis,  Tert.  et  ego  non  dico  vobis.  Hier  ist  die  Abweichung 
Tom  Griechischen  und  Lateinischen  um  so  auffallender,  als  an  der 
ParallelBtelle  Mc.  XI,  34  steht  nih  ik  izvis  qi]>a;  zum  Schluß  komme 
ich  noch  einmal  auf  diese  Stelle  zurück.  Jh.  VII,  5  ni  auk  ))ai  bro])r- 
jus  is  galaubidedun  imma  =  ovii  yäg  ol  aSektpol  avtov  ixiötsvov 
itg  avTov  (der  Minuskeltext  69  hat  ov\  it.  vg.  neque  enim  &atres  eius 
(Tedebant  (q  crediderunt)  in  cum  (oder  illum,  außerdem  fCLgen  acfi^q 
tune  nach  enim,  efl  foss.  nach  eius,  bd  nach  credebant  hinzu),  Tert. 
Carn.  c.  7  fratres  domini  non  crediderant  (credidenmt)  in  illum. 
Rom.  XI,  21  ibai  aufto  ni  ])uk  freidjai  =  (iTjTCfog  (DFGL)  ovdh  6oiS 
fpsCöstai^  it.  vg.  ne  forte  nee  tibi  parcat.  1  Cor.  V,  11  i}>  nu  gamelida 
izvis  ni  blandan,  —  }>amma  svaleikamma  ni  mi]>matjan  =  vvv  dh 
lyguipa  vfitv  fii}  öwavafiiyvvö^at^  —  t^  toLOvtp  fitidi  (A  hat  jedoch 
nur  ftij,  und  es  liegt  kein  Hindemiß  vor  anzunehmen,  Ulfilas  habe 
auch  80  gelesen)  6ws6^Uiv^  it.  vg.  nunc  autem  scripsi  vobis  non  com- 
miaceri  (Ämbrst  ne  commisceamini ,  g  fägt  vos  zu  und  }  non  com- 
misceamini)  —  cum  eiusmodi  nee  (g  non  }  nee)  cibum  (Ambrst.  Tert. 
ne  cibum  quidem)  sumere  (g  comedere).  Gesetzt  auch,  Ulfilas  hätte 
^^8i  vor  sich  gehabt,  so  braucht  man  doch  nicht  mit  Bernhardt  hier 
^rfii  in  der  Bedeutung  „nicht  einmal^  zu  nehmen,  es  kann  ebenso 
auch  mit  ^auch  nicht"  übersetzt  werden  und  setzt  dann  nur  das  erste 
n  ioTty  so  daß  dann  ulfilas  fiif  —  i^tfit  mit  ni  —  ni  übersetzt  htttte. 
1  Cor.  XIV,  21  Jan  ni  sva  andhausjand  mis  =  »ul  ovit  ovt(os  ^^S" 
a%ovöor%a£  ^ov,  deg  et  nondum  exaudient  me  (d  hat  in  der  Aus- 
gabe dieses  Codex  von  Tischendorf  p.  164,  18  diese  Lesart,  während 
derselbe  Herausgeber  in  seiner  8.  Ausgabe  des  n.  Test,  d  mit  f  vg. 
zusammenstellt^  wo  es  heißt:  et  nee  sie  etc  etc.;  g  exaudiet).  Oal.  11,  5 
imd  2  Th.  III,  10  werden  von  GL.  auch  angeführt,  doch  steht  an  beiden 
Stellen  im  Cod.  Ambros.  A  nih  und  in  B  ni,  so  daß  Bernhardt  durch- 
aus Recht  daran  gethan  hat,  nih  in  den  Text  aufzunehmen.  Diese 
beiden  Stellen  zeigen  aber,  daß  die  gotischen  Handschriften  in  Kück- 
sicht  auf  das  auslautende  h  nicht  immer  zuverläßig  sind  und  geben 
der  Vermuthung  Raum,    daß  Ulfilas    auch   an   manchen    der    citirten 

GEBHANIA.    Neue  Beihe  XV.  (XXYII.)  Jährt;.  4 


50  CI*  MABOLD 

Stellen  nih  gesohrieben,  obwohl  wir  jetzt  ni  leseo.  So  ist  jedesfalla 
Le.  XX,  8  nih  ursprOnglich,  wenn  wir  die  Parallelstelle  dazuhalten. 
Wo  der  Satz  eine  andere  coordinirende  Conjonetion,  besonders  jab, 
hat,  wird  dagegen  wohl  schon  Ulfilas  bloßes  ni  geschrieben  haben. 
Wie  schwankend  die  gotischen  Schreiber  in  Betreff  der  Wahl  von  ni 
und  nih,  oder  auch  von  )>a])ro  und  ])a])roh,  inu  und  inuh  waren,  zeigen 
die  Codices  Ambrosiani  an  zahlreichen  Stellen ,  und  zwar  ist  es  mei- 
stens Ay  wo  nih  steht,  in  B  ni,  ebenso  |>a|>roh  in  A,  |>a})ro  in  B,  da- 
gegen inu  in  A,  inuh  in  B.  Daß  bei  ni  und  nih  A  in  den  meisten 
FAllen  das  Richtige  hat,  zeigt  z.  B.  2  Cor.  I,  19.  XII,  3  und  1  Tim.  III,  3, 
wo  das  durchaus  richtige  ni  in  A,  das  unrichtige  nih  in  B  steht.  Dem- 
gemäß darf  man  auch  GaL  VI,  15  A  folgen,  das  ni  —  nih  für  ovti  — 
ovts  gibt,  während  B  nih  ni  setzt;  es  ist  nicht  nöthig,  beides  zu  ye^ 
einen,  wie  Bernhardt  thut,  und  nih  —  nih  zu  schreiben.  Nih  —  ni 
wäre  sehr  fraglich  ftir  ovt«  —  ovta^  am  häufigsten  ist  ni  —  nih,  dem- 
nächst nih  —  nih.  Nih  —  ni  steht  nur  noch  Lc.  XIV,  35  im  Cod.  arg. 
und  da  werden  wir  auch  Uppström  beistimmen  können,  der  nih  fEü*  ni 
annimmt.  1  Tim.  III,  8  freilich,  wo  nur  A  vorhanden  ist,  wird  Smal 
nih  zu  setzen  sein.  Die  Handschriften  selbst  sind  Übrigens  an  ein- 
zelnen Stellen  schon  dahin  verbeßert;  so  ist  Mt.  VI,  20  im  Cod.  arg. 
ttber  ni  ein  h  nachgetragen  und  desgleichen  2  Cor.  IV,  1  im  Cod.  Ä 
(hier  aber  gegen  alle  griechischen  und  lateinischen  Texte). 

Mt.  Vin,  18  haihait  galei])an  siponjans  hindar  marein  =  i%il' 
SV6SV  axsM^stv  $ig  to  xdQaVj  it.  vg.  jussit,  ire  disoipulos  saoB 
(h  praecepit  discipulis  suis,  ut  irent,  ff^kvg.  nur  jussit  ire)  trans 
fretum.  Zunächst  steht  der  Zusatz  im  Einklang  mit  der  Itala,  nur 
daß  das  Possessivpronomen  fehlt,  das  Ulfilas  leicht  als  selbstverständlich 
weglassen  konnte,  das  aber  auch  wegen  der  gleichen  Endung  mit 
siponjans  vom  Abschreiber  tibergangen  sein  mag.  Es  ist  auch  hier  das 
Streben  nach  deutlicher  Ausdrucks  weise,  das  Ulfilas  veranlaß  te  den 
Zusatz  aufzunehmen,  da  das  Subject  zu  dxsMitv  nicht  so  leicht  er- 
sichtlich ist  und  erst  aus  v.  23  sich  ergibt.  Dann  ist  es  aber  die 
Übersetzung  von  iig  zo  xigav^  die  mich  veranlaßt  hier  über  die  Stelle 
zu  sprechen.  Auch  darin  zeigt  sich  Übereinstimmung  mit  dem  Latei- 
nischen, denn  fretum  ist  „Meer^  und  im  Bibellatein  speciell  das  gali- 
läische  Meer  (vgl.  Hagen,  Sprachliche  Erörterungen  zur  Vulgata  S.  87). 
Derselbe  Fall  ist  v.  28  qimandin  imma  hindar  marein  =  il&ovtt 
avtp  (so  EELMSUVX^iZ)  slg  to  nigavy  itvg.  et  cum  venisset 
trans  fretum«  Mc.  V,  21  jah  uslei|>andin  Jesua  in  skipa  aftra  hi 
dar  marein  =  nal  iuixsQaöavtog   tov  *Iii6ov  iv  tp   nXotp   nuXiv 


DER  EINFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       51 

(an  dieser  Stelle  alle  außer  mD)  sig  to  adgav,   g^aur.  vg.  et  cum 

transisset  (g^  ascendisset  et  venisset;  yg.  transcendisset)  Jesus  in  navi 

roTBas  trans   fretum  (g^  trans  fretum  iterum;    die  übrigen  Texte, 

soweit  sie  es  nicht   ganz   fortlassen,    haben    contra   oder  in  contra, 

d  ultra).  Dazu  ist  noch  Mc.  V;  1  heranzuziehen:  jah  qemun  hin  dar 

marein  =  xal  '^X^ov  (mit  HABDiZunc^  sig  ro  nigav  t^g  da- 

Aatftf^ffy  befli^^'^'^'aur.  et  venerunt  (aur.  et  veniunt)  trans  fretum 

(e  trans  mare)*).    Mc  VIII,  13  uslai})  hindar  marein  -='  ixfiM'sv 

ü^  ro   xdgav,    afg^**aur. vg.  abiit  trans  fretum.    Dazu  kommt 

schließUch   Lc.  VTII,  22   galei])am    hindar    })ana    marisaiv;  jah 

gali))an  =  didX^mfisv  slg  to  xigav  t%g  XiuLVTig'    xal  avr^%^6av^ 

abffl'g'-'aur.vg.  transfretemus  trans  stagnum  (a  läßt  trans   fort); 

et  ascenderunt    (bff*    leraverunt,    a   sustulerunt).    Die  Abhängigkeit 

dieser  Übertragung  von  Big   x6   niQUv  vom  Lateinischen  wird  noch 

:  evidenter y   wenn  wir  Mc.  IV,  35  dazuhalten.    Daselbst  heißt  es:   us- 

lei})am  jainis   stadis  =  diiX^mfisv   sig   to   niQav    und  in  allen 

:  lateinischen  Texten   transeamus    (e  transfretemus)    contra    (d  ultra). 

i  Wo  die  Übereinstimmung  so  gesetzmäßig  vorliegt,    ist  Zufall   gewiß 

I  aasgeschlossen ,  d.  h.  wir  können  unmöglich  annehmen ,  ülfilas  selbst 

I  liabe  zufälligerweise  diese  übereinstimmende  Übertragung  unabhängig 

i  Tom  Lateinischen  gewählt.  Aber  ebenso  unmöglich  ist  es  anzunehmen, 

gotische  Textkritiker,   d.  h.  Interpolatoren  hätten  diese  Übereinstim- 

.'  iQODg  hineincorrigirt  Im  letzteren  Falle  müßte  man  eine  so  umfassende 

spätere  Redaction  annehmen,  daß  von  der  Übersetzung  des  Dlfilas  kein 

^  Stein  auf  dem  andern  geblieben  wäre.  Dafür  fehlt  jedoch  jeder  sichere 

AQBgangspunkt. 

Mt.  Vm,  32  jah  sai  run  gavaurhtedun  sis  alla  so  hairda 
.  =  xal  liov  £q (11^6 SV  xä6u  ^  aydXi^.  Das  intransitive  in  reflexivem 
Sinne  gebrauchte  äQfi,vflBv  ist  also  durch  die  Worte  run  gav.  sis  um- 
schrieben. Von  den  lateinischen  Texten  haben  d  f  impetum  fecit  (nicht, 
:  wie  Bernhardt  citirt:  ,impetum  fecerunt'),  abcflPg***h  vg.  impetu(m) 
^«biit  (dazu  aur.  magno  impetu  abiit).  Impetus  ist  „Anstrengung^, 
i »Angrifft,  aber  auch  „heftige  Bewegung^.  Ulfilas  lehnte  sich  also  an 
(die  lateinische  Übersetzung  an,  ftlgte  aber  noch  sis  hinzu,  weil  ga- 
TfV&urkjan  noch  eine  selbständigere  Bedeutung  hat  als  das  lateinische 
^ncere,  das  in  solchen  umschreibenden  Ausdrücken  völlig  in  dem  all- 
o^meinen  Begriff  seine  ursprüngliche  Bedeutung  verliert,  [n  den 
isfarallelstellen  Mc.  V,  13  und  Lc.  VIII,  33  setzt  ülfilas  das  einfache 

lir . 


cf        *)  Jb.  VI,  22  und  26  ist  hindar  marein  =  nigav  t^s  d'aXdaarjs ,  trans  mare- 

4* 


52  C.  MAROLD 

rann.  Wenn  hier  die  lateinischen  Übersetzungen  auch  nur  ein  geringes 
Licht  auf  die  Wahl  des  Ausdrucks  werfen^   so  will  ich  sie  doch  der 
Vollständigkeit  wegen  anführen.  Mc.  V^  13  haben  it^^vg.  magno  im- 
petu  —  praecipitatus  est^  b  et  fecerunt  impetu  Ire  graegem  per  prae- 
ceps  et  ceciderunty  e  ierunt  cum  impetu  in  gregem  et  per  praeripium 
caeciderunt.  Lc.  YIII,  33  haben  bf  aur.  vg.  impetu  abiit  grez  per  prae- 
ceps;  a  impetum  fecit.  Es  scheint  alsO;  als  ob  impetu  (ab)ire  an  diesen 
Stellen  auf  Ulfilas  von  Einfluß  gewesen  wäre,  doch  kann  er^  wenn  er 
einmal  im  Matthäus-Evangelium  die  Umschreibung  mit  dem  Substantiv 
gewählt  hatte,  ebensowohl  selbständig  an  den  Parallelstellen  das  ein- 
fache Verbum  desselben  Stammes  gewählt  haben,  in  ähnlicher  Weise, 
wie  er  das  Simplex  eines  Wortes  zu  setzen  pflegte  im  Sinne  des  kurz 
vorher  gebrauchten  Compositums;  vgl.  GL.  zu  1  Tim.  VI,  6  und  Lc. 
XV,  24.  —  Da  wir  bei  Ulfilas  häufiger  derartige  Umschreibungen,  und 
zwar  mehr  mit  dem  synonymen  taujan  und  gataujan  antreffen,  so  eignet 
sich  dieser  Ort  dazu,  alle  im  Zusammenhange  zu  behandeln.  Ich  unter- 
scheide nun  bei  diesen  Umschreibungen  mit  taujan,  gataujan  und  ga- 
vaurkjan  zunächst  die  in  der  Art  des  oben  behandelten  Beispiels,  wo 
also    durch    dieselben    neutrale    oder   mediale  Verbalbegriffe    wieder- 
gegeben werden.  Zweitens  wird  dadurch,  wenn  im  Gotischen  der  ent- 
sprechende Verbalbegriff  nur  in  intransitiver  Form  vorhanden  ist,  eine 
causative  Bedeutung   bewirkt.    Ferner    dienen    diese  Umschreibungen 
zur  Wiedergabe  complicirterer  Verbalbegriffe,  wo  die  gelenkige  grie- 
chische Sprache  nur  ein  Wort  nöthig  hatte.  Endlich  werden  dadurch 
meistens    diejenigen  Verba,   welche    im   Griechischen   Composita   aus 
einem  Nominalbegriff  mit  noulv  sind,   in  ihre  Bestandtheile   zerlegt. 
Zur  ersten  Art  gehören  außer  dem  obigen  Beispiel  noch  Lc.  IX,  25 
und   1  Cor.  XIII,  3.   Lc.  IX,  25  hvo   allis   ])aurfte   gatauji]>    ais 
manna  gageigands  ])0  manased  alla  ==-  zC  yäg  <Dg>BlBiraL  av^Qmxog 
xegdijöag  roi/  xoöfiov  oAoi/.    Unter  den  lateinischen  Texten  bieten  fP 
g^' '  aur.  vg.  Cypr.  quid  enim  proficit  homo,  abcdefl  quid  enim  prode 
est  (cf  prodest)  homini.    Daß   hier  das  lateinische  proficit  homo  von 
Einfluß    gewesen   ist,   geht    schon   aus   der  persönlichen  Constructiou 
hervor,    aber   auch   das   gataujan  ist  mit  Rücksicht  auf  den  zweiten 
Theil   des  proficit  gewählt    Außerdem  ist  das  Citat  aus  des  Ambro- 
siaster Conmaentar  zu  Eph.  V,  4  (oben  S.  45)  zu  vergleichen.  Aber  noch 
Mc.  Vn,  11  lesen  wir  (iq>€X€t6^(u  in  der  Stelle  xogßav  —  o  iav  ig 
ifiov  iog>sXfjd'^g^   wo  Ulfilas  übersetzt:  kaurban  —  ])ishvah  |>atei  us 
mis  gabatnis.    Gabatnan  erscheint  nur  an  dieser  Stelle,    kann  aber 
nur  als  ein  Verbum  auf  >nan  bedeuten  „in  gutem^  oder  „in  beßerm 


DBB  EINFLÜ8S  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBEE8ETZÜNG.      53 

Zastande  sich  befinden",  „Nutzen  haben".  Warum  Ulfilas  hier  nicht 
)>aarft  gataujan  eis  setzen  konnte,  ist  leicht  ersichtlich,  da  die  Eltern 
ja  hier  von  ihrem  Kinde  Nutzen  empfangen.  Da  heißt  es  in  a:  donum 
—  quo  a  me  meliorfactusfueris^  in  den  übrigen  Texten:  Cor- 
ban  —  qnodconque  ex  me  tibi  proderit.  Zu  dem  Verhältniß  des  goti- 
schen gabatnan  zu  meliorem  factum  esse  vgl.  Mt.  X,  31.  Die  Um- 
schreibung mit  taujan  lesen  wir  aber  wieder  1  Cor.  XUI^  3  ni  vaiht 
botosmis  taujau  :=^  ovdlv  mg>6koviia^^  wo  also  wieder  eineSelbst- 
thätigkeit  in  (oipskoviiat  liegt.  Ambrst.  g  bieten  hier  nihil  mihi  prodest, 
de  nihil  prodest  mihi,  geben  also  keinen  Anhalt  für  die  Erklärung 
des  Gotischen,  und  wenn  nicht  in  einem  lateinischen  Exemplar  nihil 
proficio  noch  aufgefunden  wird,  müssen  wir  annehmen,  daß  Ulfilas 
nach  dem  Vorgange  von  Lc  IX,  25  fi*ei  verfuhr.  Paurfts  bedeutet  das 
was  für  die  eigenen  Ansprüche  von  Vortheil  ist,  daher  es  auch  sonst 
2p£UK  und  aväyxTi  übersetzt*),  während  bota  den  Nutzen  im  Allge- 
meinen als  eine  Aufbeßerung  eines  vorangegangenen  Zustandes  be- 
zeichnet. Darum  ist  Lc.  IX,  25  das  erstere  und  1  Cor.  XIII,  3  das 
zweite  Wort  gewählt.  —  Die  Beispiele  ftlr  die  Wahl  einer  der  be- 
treffenden Umschreibungen  in  causativem  Sinne  sind  Lc.  IX,  14.  15. 
2  Cor.  IX,  10.  1  Th.  III,  12.  Von  großer  Wichtigkeit  sind  die  beiden 
Lucasstellen.  V.  14  sagt  Jesus  zu  seinen  Jüngern:  gavaurkei])  im 
anakumbjan  kubituns,  ana  hvarjanoh  fimf  tiguns  =  xata^ 
%Xiva%B  avtovs  xKtötas  dva  nsvtjixovza,  bcfff^g^'^aur. vg.  fa- 
cite  illos  discumbere  per  convivia  quinquagenos  (c  discumbere 
illos  p.  c.  q.),  a  ebenso  außer  recumbere,  e  facite  eos  recumbere 
convivia  quasi  quinquagenos  und  d  redinate  eos  discubitiones  sicut 
quinquagenos.  Nicht  allein  die  Umschreibung  mit  gavaurkjan  ist  hier  dem 
lateinischen  facere  nachgebildet,  sondern  auch  die  Stellung  des  im  vor 
anakumbjan  entsprechend  dem  illos  vor  discumbere**).  Aber  auch 
hier  wiederum  ist  eine  freiere  Benutzung  des  Lateinischen  zu  con- 
statiren.    Ulfilas  zog  per  convivia  zu  quinquagenos,   übersetzte  aber 


^)  Wenn  daher  2  Tim.  III.  16  aipiXifios  mit  ))aarft8  übersetet  ist,  so  ist  das 
eise  durchaus  richtige  Auffassung  und  verräth  wieder  die  Strenge  in  der  Gesinnung 
de«  Obersetxers.  Nicht  nur  „nützlich**  ist  die  heilige  Schrift ,  sondern  „noth wendig", 
um  die  darauf  erwähnten  Zwecke  zu  erreichen. 

**)  Es  ist  also  gavaurkjan  mit  dem  Dativ  eine  Parallele  zu  var)>  mit  dem 
Dativ.  Auch  dieses  ist  eine  Bestätigung  mehr  fQr  die  Ansicht  Apelts  (Über  den  Aecu- 
sativoa  c.  Inf.  im  Oothischen;  Germania  1874,  S.  288),  da0  diese  Construction  nicht, 
wie  Miklosich  behauptet,  ein  Dativus  e.  inf.  ist,  sondern  da5  der  Dativ  zum  regieren- 
den Verbum  gehört. 


54  C.  MABOLD 

kubituns  dem  xXiölus  entsprechend  und  drflckt  das  per  c.  nebst  der 
Distributivzahl  durch  ana  hvarjaDoh  fimf  tiguns  aus.  Außerdem  wählte 
er  hier  ein  entsprechendes  lateinisches  Fremdwort,  da  convivium  sich 
nicht  recht  in  den  Sinn  ftlgte  (cubitus  =  Lager,  Lagerstatt  s.  z.  B. 
Plin.  N.  H.  XXIV,  9.  38;  weitere  Beispiele  siehe  bei  Rönsch,  Itala 
und  Vulgata).  Dabei  ist  aber  auffallend,  daß  statt  des  lateinischen 
Acc.  c.  inf.  ein  Dativus  und  der  Infinitiv  eingetreten  ist  O.  Apelt  ia 
seiner  Abhandlung  ^Über  den  Accusativus  c.  infin.  im  Gothischen" 
(Germania  1874,  S.  280  ff.);  wo  er  auch  ausftlhrlich  über  den  Dativus 
c.  inf.  spricht  (S.  287  f.)  erwähnt  diese  Stelle  nicht.  Kurz  vorher 
S.  286,  citirt  er  als  ohne  Bedeutung,  nur  der  Vollständigkeit  wegen 
Lc.  IX,  16.  Jh.  V,  21.  VI,  63.  2  Cor.  IX,  10.  1  Th.  HI,  12.  Mc.  HI,  14 
und  meint  dabei,  es  verlohne  sich  nicht,  die  lateinischen  Übersetzungen 
anzuführen.  Freilich  dann  verlohnt  es  sich  nicht,  wenn  man  der  An- 
sicht ist  (S.  284),  „der  spätere  Einfluß  des  Lateinischen  ist  evident 
erwiesen  durch  die  Anmerkungen  von  Gabelentz  und  Loebe  und  durch 
die  eingehenden  und  gründlichen  Untersuchungen  von  Bernhardt". 
Ich  bin  der  Ansicht,  Lc.  IX,  14  ist  wieder  eine  Stelle  zum  Beweise, 
daß  Ulfilas  die  Construction  des  Accusativus  c.  inf.  als  etwas  Fremd- 
artiges ansah,  zumal  gavaurkjan  stets  die  selbständige  Bedeutung  be- 
wahrt: „etwas  hervorbringen  durch  eine  energische  oder  umsichtige 
Thätigkeit^  (so  ist  auch  Mc.  III,  14  gavaurhta  tvalif  du  visau  gesetzt 
statt  visan).  Noch  evidenter  wird  aber  die  Benutzung  des  Lateinischen, 
wenn  wir  die  anderen  Stellen  hinzunehmen.  So  gleich  v.  16:  jah 
gatavidedun  anakumbjan  allans  =  xal  avixXivav  anavxag^ 
e  et  recumbere  fecerunt  omnes,  faur.  vg.  et  discumbere  fecerunt 
omnes  (die  übrigen  ganz  abweichend);  gatavidedun  ist  vorangestellt, 
vielleicht  wegen  v.  14  oder  um  die  dadurch  veränderte  Structor 
sogleich  zu  zeigen.  2  Cor.  IX,  10  jah  vahsjan  gataujai  akrana 
usvaurhtais  izvaraizos  =  xal  avii^öei  tä  ysvijiiata  f^g  dixaioövvfig 
vuLmv^  Ambrst.  et  amplifioabit  fructum  justitiae  vestrae,  der  et 
augebit  (r  augevit  nascentes  fruges)  nascentia  justitiae  vestrae,  g  et 
augebit  }  ampliabit  opera  }  nascentia  justitiae  vestrae,  Aug.  aug.  cre- 
scentes  fruges,  vg.  Cypr.  aug.  incrementa  frugum.  Wo  av^avaiv  sonst 
vorkommt;  ist  es  intransitiv  und  mit  vahsjan  übersetzt  (2  Cor.  X,  15 
und  Mc.  IV,  8  steht  im  Griechischen  das  Medium  av^avB69ai)j  wäh- 
rend in  den  lateinischen  Texten  crescere  steht  (an  den  beiden  Stellen 
mit  Medium  im  Griechischen  ist  daneben  in  einigen  Texten  increscere 
gebraucht).  An  unserer  Stelle  gehen  zwar  die  lateinischen  Texte  mit 
der   Umschreibung   voran;    es    scheint    aber   Ulfilas    die   Lesart    des 


DER  £INFLUBS  D£B  LAT£IN.  AUF  DIE  GOT.  BIBEL0BEBS£TZUNG.      56 

Ambrosiaster  vorgelegen  zu  haben,  wofilr  die  Wahl  von  akran  für 
^mfftora  nach  dem  lateinischen  fractum  spricht  Bfinder  sicher  ist  es 
anzunehmen,  die  Umschreibung  mit  gataujan  sei  nach  ampli-ficare 
gewählt,  aber  nicht  unwahrscheinlich  (im  Commentar  des  Ambrosiaster 
lesen  wir  die  Worte  omnia  dei  sunt  et  semina  et  nascentia  dei  nutu 
crescunt).  1  Th.  HI,  12  a})})an  izvis  frauja  managjai  jah  ganohnan 
gat  auj  ai  fria])va  in  izvis  misso  jah  allans  =  vfiag  81  6  xvQiog  nXsovd^tn 
%al  x€Qi66€V6ai  rg  ayäxji  slg  aXXiiXovs  Hai  slg  Kavtag^  it.  vg.  vos 
aatem  dominus  (deg  fügen  hinzu  Jesus)  multiplicet  et  abundare 
faciat  caritatem  (so  fgvg.*),  Ambrst.  caritate,  deAmbr.  Aug.  in 
caritate)  in  (g  läßt  dieses  in  fort)  invicem  (Ambrst.^*^  folgt  noch  in 
tos)  et  in  omnes.  Die  griechischen  Worte  haben  folgenden  Sinn: 
„Aber  der  Herr  mehre  euch  und  lasse  euch  überströmen  in  Liebe 
gegen  einander  und  gegen  AUe^ ;  im  Gotischen  heißt  es  dagegen  wört- 
lich: yAber  der  Herr  mehre  euch  und  bewirke,  daß  die  Liebe  gegen 
einander  und  gegen  Alle  reichlich  (vorhanden)  sei''.  Ulfilas  erreichte 
den  transitiven  Sinn  von  xsq^Cösvsiv  also  durch  gataujan  (bewirken) 
mit  Accusativ  c.  inf.  Dieselbe  Umschreibung  mit  facere  liegt  in  den 
lateinischen  Texten  vor  und  zwar  in  derselben  Construction  in  f  g  vg., 
vielleicht  auch  in  dem  Texte  des  Ambrosiaster,  denn  das  m  des  Accu- 
Bativ  filllt  im  Spätlatein  sehr  häufig  weg  (zum  größten  Theil  mag  es 
nur  ein  graphischer  Fehler  sein),  eine  in  der  Itala  nicht  zu  seltene 
ErseheiBting  (von  Rönsch,  Itala  und  Vulgata  S.  462  vielleicht  allzu 
vorsichtig  behandelt).  Daß  Ulfilas  diese  Umschreibung  nach  dem 
Lateinischen  wählte,  geht  daraus  deutlich  hervor,  daß  nur  an  dieser 
Stelle  Jt€Qi66svHv  in  transitiver  Bedeutung  von  den  Lateinern  mit 
abundare  facere  wiedergegeben  wird  (2  Cor.  IX,  8  hat  der  Text  des 
Ambrosiaster  das  erste  Mal  auch  abundare  facere,  an  zweiter  Stelle 
aber  nur  abundare),  während  sonst  abundare  ausreichte,  und  einmal 
Eph.  I,  8,  superabundare  gesetzt  wurde;  und  Ulfilas  seinerseits  setzt 
an  den  übrigen  Stellen  ein  einziges  transitives  Verbum,  gaaukan,  ufar- 
assjan,  ufarfulljan  und  Eph.  I,  8  afarassau  ganohjan,  also  auch  wieder 
einen  Pleonasmus  mit  Rücksicht  auf  das  Lateinische.  Zum  weiteren 
Beweise,  wie  Ulfilas  auch  hier  unausgesetzt  auf  das  Lateinische  sein 
Augenmerk  richtete,  diene  2  Cor.  IV,  16  ei  ansts  managnandei  ])airh 
managizans  aviliud  ufarassjai  du  vul])au  gu])a  =  tva  ^  x^Qig  kIso- 
va6a6a  dia  xäv  »Xsiopmv  ti^v  BV%aQt6tlttv  nsQi06sv6j^  slg  ti^v  96\av 
10 V  %Bov.    Es  ist  nämlich  zweifelhaft,  ob  ti^  9v%aQi6tlav  als  Object 


*)  Nicht  nnr  Tg.,  wie  Bernhardt  bu  der  Stelle  citirt. 


56  C.  MAROLD 

zu    nBQi66sv6ri    oder    abhängig   von   övi   und    xbqi666v6ij   intransitiv 
gefaßt   werden   soll.    Ulfilas   faßte  es,   wie  Bernhardt  richtig  erwähnt, 
transitiv,  aber  darin  ging  ihm  wieder  das  Lateinische  voran ;  in  d  e  vg. 
lesen   wir  (dieses   führt  Bernhardt  nicht   an)  ut  gratia   abandans  per 
muitos    gratiarum    actionem    abnndet   in   gloriam    dei,    Ulfilas   tLber- 
nahm    die    Construction,    behielt    aber    fUr    muitos    den    Comparativ 
managizans   nach  dem  Griechischen  bei.  —  Von  besonderer  Wichtig- 
keit sind  alsdann,    und  zwar  vorzugsweise  in  den  Episteln,    die  Um- 
schreibungen   complicirter    griechischer  Verbalbegriffe   durch   mehrere 
Worte,  wo  ebenfalls  taujan  und  gataujan  eine  Rolle  spielen.  Derartige 
Stellen  sind  1  Cor.  I,  20.   XVI,  13.    2  Cor.  IV,  2.    XI,  5.    XIU,  11. 
Qal  II,  8.    Eph.  IV,  15.    1  Tim.  V,  12.    1  Cor.  I,  20  lesen    wir   ni 
dvala  gatavida  gu])  handugein  })is  fairhvaus?  =  ovjl  ifimgavsv 
0   ^iog    xiiv    6oiplav    xov    xoiSfiov    tovtov;    it  vg.    nonne    stultam 
(d  stulta)  fecit  deus  sapientiam  huius  mundi  (Tert.  Cypr.  infatuavit)? 
Deutlicher   kann    die  Übereinstimmung   nicht   sein,    zumal    auch   die 
Stellung   genau    dem  Lateinischen   nachgebildet  ist.    1  Cor.  XVI,  13 
vairaleiko    taujai})  =  ävÖQtiBöd'B^    it*  vg.  aber   bieten   viriliter 
agite;  taujan  ist  also  auch  Übersetzung  des  lateinischen  agere,  wozu 
noch  eine  andere  Stelle  2  Cor.  XIII,  10  zu  ziehen  ist:  ei  —  harduba 
ni  taujau  =  tva  —  (i^  axotoiicDg  XQiiömfia^,    itvg.  ne  —  durius 
agam.    2  Cor.  IV,  2  nih  galiug  taujandans  vaurd  gu])s  =  firjdi 
dolovvtss  TOI/  Xoyov  roti  ^bov.  Die  lateinischen  Handschriften  geben 
mit  neque   adulterantes  verbum   dei   keinen  Anhalt,    doch  vergleiche 
man  zur  Bedeutung  von  adulterare,    was  der  Ambrosiaster  zu  dieser 
Stelle   sagt:    Adulterare   est  autem    verum    sensum  per  falsum  volle 
exdudere.    2  Cor.  XI,  5  man  auk  ni  vaihtai   mik  minnizo  gatau- 
jan =  loytiofiai.   yag    iiridhv    vfs';cBQifixivctL,    Daß  die  Übersetzung 
hier   nach    dem  Lateinischen   gemacht  ist,    ist  ohne  Frage  und  wird 
selbst   von  Apelt   a.  a.  0.  S.  286    zugegeben.    Doch    schreibt  er  mit 
GL.   und  Bernhardt   solche  Übereinstimmungen   mit   den   lateinischen 
Texten  natürlich  einem  spätem  Einfluße  derselben  zu,  während  doch 
eigentlich  nichts  einen  Anhaltspunkt  fUr  eine  wenn  auch  nur  theilweise 
spätere  Überarbeitung  des  ursprünp^lichen  gotischen  Textes  durch  die 
vielgeschmähten  Abschreiber  in  der  Art  gewährt,  daß  sie  Constructionen 
und  Satzfügungen  verändert  haben  sollten  (zumal  wir  diese  Änderungen 
auch  nicht  einmal  einzelne  Worte  betreffend  annähernd  in  dem  Grade 
annehmen    dürfen,    wie  es  von    den   erwähnten  Gelehrten   geschieht). 
Die  lateinischen  Texte  enthalten  nun  folgende  Lesarten :  d  e  r  existimo 
enimme  nihil  minus  fecisse,  fvg.  existimo  enim  nihil  me  minus 
fecisse,  Ambrst.  existimo  enim  me  in  nullo  inferiorem  fuisse,  g  exist. 


DER  EINPLU88  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNG.       57 

me  enim  in  nullo  inferiorem  eBse.  Daß  Ulfilas  die  Übersetzung  von 
v^xBQslv  und  v6tsQ€t6^av  Schwierigkeiten  verursacht  habe,  zeigt  die 
Mannigfaltigkeit  der  gotischen  entsprechenden  Ausdrücke.  So  steht 
2  Cor.  XU,  11  unte  ni  vaihtai  mins  habaida  =  ovSsv  yaQ  v6xi^ 
Qflöa,  und  deAmbrst.  gewähren  nihil  enim  minus  feci,  g  non  enim 
minus  feci,  vg.  nihil  enim  minus  fui.  Hier  haben  die  lateinischen  Über« 
Setzungen  zwar  ein  anderes  Zeitwort ,  daß  aber  habere  in  ähnlichen 
Verbindungen  auch  gebräuchlich  war^  zeigt  v.  13;  wo  o  i^TTjfdqre 
(k^BD*  '^ööci^ti)  überall  durch  quod  minus  habuistis  übersetzt  ist, 
von  Ulfilas  aber  in  engerem  Anschluß  an  das  Griechische  mit  ))izei 
vanai  vesei])  übersetzt  ist.  Vielleicht,  daß  auch  v.  11  habere  von 
ulfilas  vorgefunden  wurde;  doch  wahrscheinlicher  ist  es,  daß  er  das 
ihm  dargebotene  Material  freier  und  selbständig  verwendete.  Außer* 
dem  übersetzte  Ulfilas  Mc.  X,  21  vötsgstv^  auch  mit  van  visan,  wie 
wir  2  Cor.  XII^  11  in  der  Vulgata  minus  fui  lesen,  jedoch  steht  in 
allen  mir  zugänglichen  lateinischen  Texten  deesse;  desgleichen  Lc. 
XVllI,  22  ksixsiv  mit  van  visan,  wo  im  Lateinischen  auch  nur  de- 
esse zu  stehen  scheint,  und  Tit.  I,  5  tä  Isinovta  mit  vanata,  wo  beim 
Ambrst.  quae  desunt,  in  d  quae  deerant,  g  quae  deerant  l  minus  sunt 
steht  Femer  haben  wir  für  v6t8Q€t6^ai  Phil.  IV,  12  ))arbos  ])ulan, 
und  wiederum  geben  uns  die  lateinischen  Texte  darüber  Aufschluß: 
Ambrst.  vg.  Aug.  penuriam  pati,  g  penuriam  pati  l  egere,  de  egere; 
nur  daß  Ulfilas  zur  Amplificirung  des  Begriffs  den  Pluralis  ))arbos 
wählte.  Lc.  XV,  14  ist  vöTSQstö^at  mit  ala])arba  vair))an  übersetzt, 
aber  die  lateinischen  Texte  bieten  nur  egere,  außer  b,  wo  wir  egere 
victiun  lesen,  also  eine  selbständige  freie  Wiedergabe,  dem  Sinne  aber 
vortreflflich  sich  anpaßend.  Noch  bleibt  übrig  2  Cor.  XI,  8  ushaists, 
ein  dunkles  Wort,  womit  Ulfilas  vötsgrfiBiq  übersetzt;  de  bietet 
egens,  g  Ambrst.  egerem.  Wir  kehren  nun  noch  zu  2  Cor.  XI,  5  zurück. 
Der  Accusativus  c.  inf.  und  die  Stellung  von  mik,  das  ganz  und  gar 
nach  dem  Lateinischen  zugefügt  ist,  sprechen  fiir  die  Benutzung  des 
Lateinischen,  und  hält  man  die  anderen  Stellen  hinzu,  so  ist  kein 
Zweifel,  daß  diese  Veränderung  des  Wortlauts  von  dem  Übersetzer 
und  nicht  von  einem  Abschreiber  herrührt.  2  Cor.  XIII,  11  gavair)>i 
taujandans  sijai])  =  %lQr^ivszB^  deg  pacifici  estote,  Ambrst 
in  pace  agite.  Ulfilas  löste  das  lateinische  paci-fici  in  seine  Bestand- 
theile  auf  und  übersetzte  wörtlich  gavair])i  taujandans,  d.  i.  pacem 
facientes*).    Mc.  IX,  50  hatte  Ulfilas  ein  Adjectivum,   dessen  Bedeu- 

*)  Col.  I,  20  ist  gavAir))!    tanjands  ==  e^^T^fOTrofiffforg,    tlgrivonoit^v   ist   aber 
wohl  einer  yon  den  vielen  Latinismen  im  neutestamentlichen  Qriechisch,  dem  lateini- 


58  O.  MABOLD 

tung  dem  pacificus  entspricht ,  gavair])eigSy  und  er  übersetzte  dort 
stgiivsvBts  mit  gavairbeigai  8ijai|>*).  Es  zeigt  aber  wieder  von  der 
tiefen  Überlegung  des  Übersetzers^  wenn  er  in  der  Corintherstelle  den 
Paulus  auf  die  eigene  Wirksamkeit  und  Selbstthätigkeit  fär  den  Frie- 
den und  die  Eintracht  hinweisen  läßt;  während  es  im  Bfunde  Jesu  vor 
seinen  Jüngern  angemessen  ist,  zu  sagen :  Seid  friedlich  unter  einander. 
Die  lateinischen  Texte  haben  an  der  Marcusstelle  pacem  habete.  Dieses 
übersetzte  ülfilas  hier  nicht,  weil  er  genau  die  Bedeutung  des  gotischen 
haban  beachtete,  denn  dieses  hat  noch  keinen  auxiliaren  Sinn,  sondern 
bedeutet  noch  „besitzen^.  Darum  aber  folgt  er  auch  an  zwei  anderen 
Stellen  hierin  der  lateinischen  Übersetzung,  Rom.  XU,  18  und  1  TL 
V,  13.  Dort  ist  gavair})i  habandans  =  stQijvevovtsg  und  hier  gavair)>i 
habai|>  =  stQtivsvBxs,  An  beiden  Stellen  haben  die  lateinischen  Texte 
pacem  habere  (Rom.  XTT,  18  it.  vg.  pacem  habentes,  1  Tb.  V,  13 
g  Ambrst.  vg.  pacem  habete,  d  e  pacem  habentes).  Für  die  Bedeutung 
von  pacem  habere  ist  übrigens  wichtig,  was  der  Ambrosiaster  2  Gor. 
XIII,  11  zur  Erklärung  der  Worte  in  pace  agite  hinzufügt:  Si  con- 
cordes  fuerunt,  habebunt  pacem.  Des  ähnlichen  Ausdrucks  wegen  folge 
hier  gleich  Eph.  IV,  15  i])  sunja  taujandans  in  {rija])vai  vahsjaima 
=  aXij^svovtss  9i  iv  aydxji  avSiftfiO|i£v,  alle  Handschriften  der 
Itala  und  Vulgata  und  die  Patres  bieten  aber  veritatem  autem 
facientes  (nur  Hieron jrmus  citirt  einmal  veritatem  autem  loquentes) 
crescamus  (Ambrst.  augeamur)  in  caritate.  Nach  dieser  lateiiiischen 
Umschreibung  sind  auch  FG,  die  reich  sind  an  solchen  Änderungen 
nach  lateinischen  Texten,  geändert,  denn  hier  lesen  wir:  alijd'iav 
dh  xoMvvxeg.  Wunderbar  genug  nehmen  sich  aber  diese  Worte  in 
dem  griechischen  Texte  bei  Bernhardt  aus,  der  doch  möglichst  die 
Gestalt  repräsentiren  soll,  in  der  ihn  Ulfilas  vor  sich  gehabt.  Daß  hier 
Ulfilas  in  seiner  griechischen  Vorkge  ältj^svovfes  Iab  ^^^  die  Um- 
schreibung aus  seinem  lateinischen  Texte  entnahm,  ergibt  ein  Vergleich 
mit  Gal.  IV,  16,  welche  Stelle  zwar  Bernhardt  auch  citirt,  aber  ohne 
auf  ihre  Bedeutung  aufmerksam  zu  machen.  Da  ist  nämlich  aXij(^$vmv 
mit  sunja  gateihands  übersetzt  und  g  Victor.  Aug.  und  Sedul.  (außer- 
dem noch  ein  Italafragment  aus  der  Abtei  Göttweih,  herausgeg.  von 
H.  Rönsch   in  Hilgenfelds  Zeitschrift  XXH,  S.  224—238)    gewähren 

sehen  paoifioare  nachgebildet  Die  Isteinisohen  Handschriften  haben  natttrlieh  an  dieser 
Stelle  auch  pacificans. 

*)  Bernhardt  setst  durch  ein  Versehen  den  Indioativ  sija)»  statt  des  erforder- 
lichen imperativen  Conjanctivs,  den  Uppströms  Abdruck  des  Codex  argenteus  richtig 
bietet  Über  ein  gleiches  Versehen  s.  Qerm.  ZXVI,  8.  141. 


D£B  EIKFLUSS  DES  LATEIN.  AUF  DIE  GOT.  BIBELÜBERSETZUNO.       59 

fast  wörtlich :  verum  praedicans,  während  in  d  e  Ambrst.  Cypr.  vg.  die 
Worte  heißen  verum  dicens  (Hier,  citirt  veritatem  dicens).  Beidemale 
stimmt  die  gotische  Übersetzung  mit  der  lateinischen  überein,  wodurch 
die  Evidenz  der  Benutzung  der  letzteren  um  so  größer  wird.  Gal.  11^  8 
onte  saei  vaurstveig  gatavida  Paitrau  du  apaustaulein  bimaitis^ 
vaurstveig  gatavida  Jah  mis  in  ])iudos  =  o  yäg  ivsQy^flag 
nhgp  Bts  änoötoXilv  t^g  x^ptro^^^,  iviQyij<ssv  xdfiol  siß  ta  l^ij. 
*Ev6(^€tv  und  ivBQyst^f^at  übersetzt  Ulfilas  sonst  mit  vaurkjan  und 
gavaorkjan^  nur  einmal  (CoL  I,  29)  mit  inna  vaurkjan*).  Die  lateini- 
schen Übersetzungen  geben  hier  keinen  Anhalt,  sie  übersetzen  wie 
sonst  operari,  d.  i.  „wirken'^.  Ulfilas  wandte  sich,  wie  es  scheint,  von 
allen  Autoritäten  ab,  und  mit  Recht.  Die  Bedeutung  von  ivsgyitv  ist 
hier  wieder  eine  causative;  während  an  allen  sonstigen  Stellen  ein 
Objeet  dabei  stand  oder  leicht  zu  ergänzen  war  (also  ivegysVv  bedeutet 
„wirken^,  „bewirken^,  „wirksam  sein*').  Es  heißt  hier,  wie  GL.  richtig 
angeben  „Wirksamkeit  geben^,  und  die  Construction  ist  zu  vergleichen 
mit  den  oben  behandelten  Ausdrücken  ])aurft  gataujan  sis,  bota  sis 
taujan  oder  auch  run  gavaurkjan  sis.  Vaurstveigs  übersetzt  sonst 
iv€(fyiig  (1  Cor.  XVI,  9)  und  iv6Qyov(isvog  (2  Cor.  I,  6.  Gal-  V,  6), 
dort  haben  Itala  und  Vulgata  evidens  (d.  i.  ivaQyijg),  nur  Ambrst. 
operoBum  und  Hier,  citirt  efficax;  hier  an  beiden  Stellen  operatur. 
Es  heißt  also  „wirksam^,  ^thätig^  (operosus) ;  vaurstveig  ist  substan- 
tivirtes  Neutrum  =  „Wirksames^,  d.  i.  „Wirksamkeit^,  also  vaurstveig 
gataujan  wörtlich  zu  übersetzen  mit  „Wirksamkeit  verschaffen^.  C  Hof- 
mann in  einem  Aufsatz  „Gotische  Conjecturen  und  Worterklärungen^ 
(Germania  VIU,  S.  1  ff.)  hält  vaurstveig  filr  verschrieben  filr  vaurst- 
vein  (n  dem  folgenden  g  von  einem  Abschreiber  assimilirt).  Vaurstvei 
übersetzt  Eph.  IV,  19  igyaeCa  „Bewirkung",  „Ausübung^ ;  daß  dieses 
Wort  hier  durchaus  nicht  den  Sinn  treffen  würde,  ist  leicht  ersichtlich. 
Vaurstvein  gatavida  würde  nur  eine  figura  etymologica  mit  syno- 
nymem Zeitwort  sein,  während  vaurstveig  ein  selbständiges  Objeet  ist. 
Es  bleibt  nun  noch  übrig  1  Tim.  V,  12,  eine  arg  zugerichtete  Stelle; 
wo  die  Worte  noch  lesbar  sind,  heißt  es:  galaubein  vana  gatavide- 
dun  (vana  ist  sehr  undeutlich  zu  lesen)  =  ntöxiv  iq^injöav.  Wir 
sahen,  daß  1  Cor.  I,  19  i&ststv  durch  uskiusan  übersetzt  und  dieses 
nach  reprobare  gewählt  ist,  das  in  allen  lateinischen  Texten  steht 
Auch  an  unserer  Stelle   ist  das  Lateinische    zu   Rathe    gezogen;   de 


*)  Vgl.  dasu  das  lateinische   iuop«rari  bei  TertuUiau  nnd  Hieronymus;  Rönsch, 
lula  und  Vulgata  S.  194. 


60  A.  EDZARDI 

bieten  fidem  inritam  fecerunt  (Ämbrst.  f  irritam  und  so  auch  v^.), 
g  irritaverunt  l  reprobaverunt  (repr.  auch  bei  Cyprian),  Tert.  reseide- 
runt;  also  vans  ist  Air  irritus  gesetzt.  Leider  ist  Gal.  III^  15  und  17 
nicht  im  Gotischen  vorhanden ,  dort  ist  a^ststv  und  hier  dxvgovv  in 
denselben  Handschriften  tibersetzt  wie  an  der  Timotheusstelle.  —  Zum 
Schluß  ftige  ich  nun  noch  die  Fälle  hinzu,  wo  Dlfilas  mit  taujan  einen 
mit  xoietv  zusammengesetzten  Verbalbegriff  in  seine  Bestandtheile  auf- 
löst. Ein  einfaches  Citat  genügt  hier,  da  hier  der  Einfluß  des  Latei- 
nischen schwer  wahrzunehmen  ist,  weil  das  Griechische  bereits  die  Auf- 
lösung an  die  Hand  gab.  Mc,  HI,  4  ist  |>iu])  taujan  Übersetzung  von 
aya^onotitv^  von  lateinischen  Handschriften  gewährt  e  bonum  aliquid 
facere,  b  aliquid  bene  facere,  die  übrigen  benefacere.  Dasselbe  Wort 
steht  Lc.  VI;  9.  33.  35,  wo  die  lateinischen  Texte  nur  benefacere  geben 
(Rom.  XTTT,  3  haben  wir  bereits  im  Griechischen  die  Auflösung  t6 
ayad-ov  xoiBtv  und  im  Gotischen  natürlich  ])iu])  taujan).  Mc.  HI,  4 
und  Lc.  VI;  9  lesen  wir  auch  das  Gegentheil  un]>iu])  taujan  ftlr  xaxo- 
noLBtv^  male  facere  (e  malum  facere).  Dazu  ist  zu  ziehen  2  Th.  HI,  13 
vaila  taujan  für  xaXozoutVy  wo  im  Lateinischen  auch  bene  facere 
(g  bene  l  um  facientes).  Col.  I,  20  gavair})i  taujan  für  sigtivonoutv  ist 
bereits  erwähnt  und  es  bleibt  nur  noch  Jh.  VI;  63  liban  taujan  und 
V;  21  liban  gataujan  übrig  als  Übersetzung  von  ^moxoietv  (im  Latei- 
nischen vivificare).  In  den  Episteln  hat  Dlfilas  übrigens  ein  eigenes 
Wort  daftir,  gaqiujan  (gaquiunan  =  ai/a^^i/  schon  im  Lucas-Evangelium); 
welches  denn  auch  in  der  Skeireins  Vb  einmal  vorkommt;  ein  neuer 
BeweiS;  wie  Ulfilas  bei  der  Übersetzung  der  Episteln  bereits  sich  freier 
im  Gebrauch  seiner  Muttersprache  bewegte,  während  er  andrerseits 
auch  in  den  Episteln  aus  Rücksicht  auf  die  Deutlichkeit  mehr  das 
Lateinische  beachtete. 

(FortsetEQiig  folgt.) 


KOPENHAGENER  BRÜCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS 
WELTCHRONIK. 


Auf  der  großen  königlichen  Bibliothek  in  Kopenhagen  befinden 
sich  11  Fragmente  von  zwölf  Blättern,  die  zu  einer  und  derselben 
Bilderhandschrift  einer  der  verschiedenen  Recensionen  *)  der  Weltchronik 


*)  Ich  habe  nur   cod.  paL  321  (Vilmar  ,   Die  zwei  Recc.  p,  61  ff.)  vergleichen 
können,    der   (270'/,  =  T'd.   fgd.  Abdr.;    270*  =  r»j    270*  =  T«;    271*  =  r«) 


KOPENHAGENER  BRÜCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.   61 

Rudolfs  voD  Ems  gehören.  Dieselben  sind  als  „11  Stjoker  af  en  versi- 
ficeret  Bibelhistorie  paa  Höitjdsk,  dog  i  afvigende  Dialect,  indehol- 
dende  Bradstykker  af  III  &  IV  lib.  Regam^  lib.  Machabseorum  &  lib. 
Judith"  bezeichnet  und  haben  die  Signatur:  l?*"  Fol.  (Ny  kgl.  Saml.)* 
Diese  Bl&tter  sind;  wie  mir  Hr.  Weeke,  Assistent  an  der  kgl.  Bibliothek, 
freundlichst  mittheilte ,  durch  ihn  1862  von  Deckeln  zu  einer  juristi- 
schen Bibliothek  gehöriger  Bücher  abgelöst.  Es  fanden  sich  dabei  noch 
manche  andere  Pergamentblätter,  meist  lateinisch,  deutsch  nur  diese. 

Indem  ich  einige  schon  vor  Jahren  gemachte,  jüngst  nachgeprüfte 
Notizen  über  diese  Blätter  endlich  veröffentliche,  überlasse  ich  Weiteres 
meinem  jüngeren  Freunde,  Hm.  Dr.  Mogk,  der  seine  sorgfältige 
Abschrift  dieser  Fragmente  nachfolgend  veröffentlicht,  sowie  Anderen, 
deren  Studien  der  Gegenstand  näher  liegt. 

Die  Zählung  der  Fragmente  ist  ohne  Rücksicht  auf  den  Inhalt 
geschehen.  Es  ist  daher  anders  zu  ordnen,  auch  in  Betreff  der  Vorder- 
nnd  Bückseiten  der  einzelnen  Blätter.  Wenn  ich  die  Blätter  nach  ihrer 
jetzigen  Reihenfolge  mit  1,  2  u.  s.  w.  bezeichne,  die  Blattzahl  aber, 
welche  ich  ihnen  zuweise,  in  [  ]  gebe,  so  ergeben  sich  folgende  Ent- 
sprechungen: 1  =  [12],  2  =  [V^\,  3  =  [3],  4  =  [4],  5  =  [6],  6  =  [2], 
7  =  [9  und  10,  zusammenhängend],  8  =  [8],  9  =  [7],  10  =  [5], 
11  =  [11]. 

Es  ist  also  nach  der  gegenwärtigen  Paginirung  so  zu  ordnen: 
2*':  3.  K.önige.  —  •:  Daniel.  -  3.  4.  ir\  S:  Judith.  —  9.  8.  7.  (Doppel- 
blatt). IP*.  1:  1.  Machabäer.  Bei  Petrus  Comestor'^)  ist  nämlich  die 
Reihenfolge  der  Stücke  diese:  Reges  1—4,  Thobias,  Jeremias,  Eze- 
chiel,  Daniel,  Judith,  Hester**),  Machabäer  1  und  2.  —  Blatt  3, 
4,  5  (nach  meiner  Zählung)  müssen  unmittelbar  aufeinander  gefolgt 
sein,  desgl.  auch  Bl.  8,  9,  10. 

Die  Hs.  scheint  etwa  um  1300  geschrieben  zu  sein,  schwerlich 
viel  später  (wie  auch  sachverständigere  Beurtheiler  als  ich  meinen). 
Sie  ist  auf  Pergament  sauber  geschrieben,  in  zwei  Spalten,  mit  breitem 
Rande,  und  hat  mehrere,  nicht  über  die  Spalte  hinausstehende,  saubere 
Bilder;  sie  ist  liniirt  und  hat  61  Zeilen  in  jeder  Spalte.  Die  Seiten- 
überschriften sowie  die  Überschriften  kleiner  Abschnitte  sind  mit  rother 
Tinte,  meist  rechts  neben  den  Text,  seltener  in  denselben  hinein  ge- 
schrieben.   Die  Verse  sind  abgesetzt,   ohne  Schlußpunkt;   ihre  ersten 


dem  Koph.  Texte,   bei  Abweichnngen  in  einseinen  Lesarten,   im  Allgemeinen  genaa 
entspricht. 

*)  Seholastica  bistoria  (Straßbnrger  Druck  Ton  1486),  die  anch  hier  neben  der 
Yiügato  benntst  ist  (s.  Vümar  a.  a.  O.  p.  13). 

**)  YgL  K.  Schröder,  German.  Stadien  I,  247-*816;  II,  169-197. 


62  £•  MOGK 

Bachstaben  sind  ausgerttokt  und  roth  durchstrichen.  Die  Bilder  haben 
mit  rother  Tinte  geschriebene  Überschriften.  A.  EDZABDI. 

Obigen  Bemerkungen  des  Herrn  Dr.  Edzardi  lasse  ich  rinen 
genauen  Abdruck  der  besprochenen  Fragmente  ^  welche  ich  wfthrend 
eines  längeren  Aufenthaltes  in  Kopenhagen  abgeschrieben  habe,  folgen. 

In  der  Anordnung  derselben  habe  ich  mich  Hrn.  Dr.  Edzardi 
angeschlossen;  die  Nummer,  welche  die  einzelnen  Blätter  in  der  Ha. 
haben,  habe  ich  in  ()  beigefUgt 

Der  Abdruck  hält  sich  genau  an  die  Schreibweise  der  Hand- 
schrift; nur  die  Doppelschreibung  des  M  und  J|,  r  und  r,  z  und  {,  s  und  t 
wird  stets  durch  ersteren  Buchstaben  wiedergegeben.  Die  Abkürzungen 
sind  beibehalten.  Die  roth  geschriebenen  Überschriften  werden  cursiv 
wiedergegeben;  ich  bezeichne  dieselben  in  den  Überschriften  zum  Unter- 
schied von  dem  Texte  (Vs.)  mit  Z.  E.  mogk. 

l'*  (Hs.  2'). 
TerduB  liber  regum  .... 

Dit  enbot  tU  minnencliche 

Salomone  der  konig  yram 

Als  er  die  botshaft  da  ▼emam  Der  kanig 

Er  was  ir  won  hersen  tro  wo»  der  rede  e. 

5  Z6  haut  bis  er  gewinnen  do  fro.  Dem  is  h&mi 

Der  siner  driseg  dosint  man  vklb  also 

Vnde  von  den  bis  er  senden  dan 

Zeben  dosin  man  da  bin 

Vnde  gereytshaft  auch  mit  in 
10  Nach  fnlleclicher  wise 

Er  sbibte  in  dar  ir  spise 

Driseg  dosint  obere  weysen  dar 

Dar  z&  bis  er  der  selben  sbar 

Olejes  sehen  dusint  chore  geben 
15  Der  spise  snlden  se  do  leben 

Das  iar  bis  vf  des  iares  ril 

Vnde  gab  in  ieglich  alsa  vil  Da  »ekm  dui{nt 

T^&  hatte  das  mit  wisbeyt  dannen  gingen 

^^  Konig  salomon  vf  geleyt  Ander  »ehen  du 

20  Sa  die  sehen  dasint  man  eint  iz  wieder  ane 

Die  sich  des  haawenes  namen  an  fingen 

Bieben  eynen  manet  da 

1'  *  Die  Spalte  ist  cnm  Theil  verblasst,  doch  noch  lesbar.  T  in  der  Überschrift 
blan.  4  s.  =  salomon,  gehört  sor  vorhergehenden  Zeile :  Der  konig  s.  6  driseg] 
eg  undeutlich;  so  (vgl.  18)  oder  ig  (vgl.  26).  IS  der  selben]  das  zweite  e  fast  on- 
lesbar.  16  da  a  undeutlich,  so  oder  o,  der  obere  Theil  des  Buchstabens  entspricht 
mehr  dem  o,  der  untere  mehr  dem  a.        18  N  roth. 


KOPENHAGENEB  BRUCHSTOCKE  VON  RUDOLFS  WELTOHRONIK.   63 

Sa  f6ren  sie  von  danne  sa 
Ynde  f&r  dan  alse  manicher  dar 
25  Fon  der  drisrig  dnsent  manne  shar  Wie  vber 

TTber  die  werclade  er  gewan  doM  werg  der 

^  Ejnen  wergmeyster  hfs  Tran  kamg  gewan 

Der  ir  plach  apate  ynde  fro  egn  megtter  uxu 

!'•  (Hb.  2^*). 
T&nsiui  Über  regum  .... 

T^ie  litt  wehten  die  meyster  wie 

^^D knuBt  hatten  desen  pris  Die  hmst 

Die  waren  biblij  genant  no  mähten  die  meyet^ 

Wan  s s  was  genant  das  lant  w<e.    Die  fon 

5  Fon  deme  sie  als  ich  han  ynomen  kuneten  hat 

Z6  salomone  waren  komen  dm  den  pris. 

Den  fvgete  der  wise  degen 

Fmf  das£nt  die  ir  snlden  plegen 

Ynde  Hs  mit  groser  richoyt  kraft 
10  Berihten  ir  gereytshaft 

Der  sie  bedorfen  wolden 

Sa  sie  wirken  snlden 

Als  noch  eyxL  mejster  dot  [Sie  nam]en  eynee  ufurmes 

Sie  namen  eynes  warmes  blot  Uot  Dar  so 

15  Der  hfs  thamnr  als  ich  is  las  egn  cnd  was  d 

Eyn  krut  auch  sos  gehejzen  ?ras  dar  »8  got 

Des  saf  mishzeten  sie  dar  in 

Ynde  bestrichen  her  mde  hin 

Die  steyne  besneden  sfe  so  hant 
20  Dar  nach  ir  liste  was  erkant 

Wie  se  se  machen  wolden 

Als  sie  se  machen  snlden 

Nach  der  glest^  mde  nach  dem  siede  Wie  ealamon 

sie  die  marmel  niede  godis  dienea 

25  man.  Den  tempel  Imwe  no  began,   Vf  egner 

hofeetat  alda.  Die  wob  heheymi  mane  moria. 

%A  alse]  s  siemlich  rerwisoht.        86  U  blau.        28  spate  Hs.  te  oder  de. 

1'  *  nicht  so  sehr  verwaschen  wie  die  vorige«        D  roth«    wehten  ==:  worhten. 
2  am  Anfang  nnr  D  erkennbar,  das  flbrige  ist  durchlöchert       4  Wan] ;  a  oder  e,  un- 
deotlich.    Yom   aweiten  Worte  ist  nur  der  erste  und  letste  Buchstabe   erkennbar. 
9  Us  liemlich  verwischt.      18  nach]  a  oder  o.    Z«  13  Sie  nam  in  der  Hs.  anlesbar. 
28  der]  r  über  der  Linie,    glest^]  der  untere  Theil  dieses  Wortes  ist  durchlöchert 
24  das  erste  Wort  ist  anlesbar.    Nach  Z.  26   folgte  ursprünglich   ein  Bild;   dasselbe 
ist  jedoch  abgeschnitten  and  nur  der  Anfang  der  Überschrift:   Salomd  ist  noch  er- 
halten. 


64  E.  MOOK 

r*   (Hs.  2"). 

Terdua  Über  regum  .... 

Vude  en  was  nit  fnllecliche  wit 
Ejn  stechel  balde  to  ejner  sit 
Die  hiz  mit  festen  sachen 
Salomon  der  konig  vermachen 

5  EjDe  muren  starg  die  wart  begraben 
Mit  erden  alsa  vnder  haben 

Mit  starken  b&we  veste  yn  rieh 

Daz  die  hofstat  wart  da  glich 

Vnde  in  rehter  maze  brejrt 
10  Da  wart  die  graut  festen  geleyt 

Vf  den  aller  besten  grünt  Wie  nach  drin  iare 

Der  in  wart  fn  der  erden  kunt  komg  [S€ihman],   Vf  lede 

Qalomon  der  koneg  riebe  deten  tempel  thon 

^^Begunde  gar  wisliche 
15  Den  tempel  büwen  daz  ist  war 

Da  er  hatte  drü  far 

Dfe  chrone  bf  denselben  dagen 

In  sineme  lande  shone  gedragen 

Vnde  f^ilebrahte  is  nach  der  zit 
2t)  An  dem  ejlfteme  {are  sit 

Daz  er  konig  was  genant 

N6  dut  vns  die  shrift  erkant 

Daz  der  wise  reyne  man 

In  der  geshepede  began  Wie  mit  sa  groeer 

25  Den  tempel  mit  wislicher  kraft  wiskeyt 

Daz  aller  der  wende  geshach  Dirre  tempel 

Mit  bezejchen  warhejt  wart  vf  geleyt 

Bezejchenlich  was  dran  g — 

1^*  (Hs.  2'*). 

Ttrciua  Über  regttm  .... 

In  der  lere  godes  gebodes 
Sa  worde  der  rede  gar  z6  vil 
Da  oon  ich  des  geswigen  wil 
Vnde  da  von  daz  lange  seder 

6  Der  tempal  wart  gebrochen  neder 
Vnde  z6  störet  vf  fon  gmnde 

Da  von  ich  niht  me  künde 

1*1  gut  erhalten,    der  untere  Theil  abgeschnitten.    T  der  Überschrift  ist  eine 
blaue  Majuskel.        4  r  in  ,der'  Über  der  Linie.        6  ,alsa  vnder  haben'  auf  radirtem 
Gründe.      Z.  12  Sidomon  fehlt  in  der  Hs.  (ohne  Lücke).      18  S  roth.      16  dr&iar  Hs. 
24  e  in  began  scheint  ausgebeßert.       28  der  unterste  Theil  der  Zeile  ist  abgeschnitten. 

1^^  Die  Spalte  ist  von  oben  nach  unten  gut  erhalten. 


KOPENHAGENER  BRÜCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       65 

Wan  {ch  wil  sinnerfcheo  luden 

Z&  dÄtahe  wol  beduden 
10  Wie  hohe  die  gröze  richeyt  wag 

Die  an  deme  goges  tempel  lag 

Ynde  die  bezeychenüge  groz 

Die  Bin  geshepede  besloz  No  wart  der  tempel 

gewthet.  C^enit  t;7l  gefriet,  wo  dinste  deme  hosten 
15  Qif<Kfe].  Nach  konig  sahmonü  gebode. 

* 

27  T^a  der  tempel  was  bereyt 
^^Mit  der  grosten  richejt 

2'»  (Hs.  6'J). 
QuarHu  Über  regum  •  •  • . 

'P'ber  din  folg  gekunet  ist 

Ynde  vber  iernsalem  die  stat 

Die  far  got  gesundet  hat 

Ir  wOBtekejt  wirt  ir  abe  genomen 
6  Z6  rowe  salt  ir  wieder  komen 

Ir  8iinde  nimit  ejn  ende  dar 

Lt  boBheyt  wirt  ferdiligit  g^r 

Ir  wirt  gegeben  gerehtekeyt 

Eweclich  ane  ▼nderaheyt 
10  Fon  der  werden  ppheten  gesiht 

Ir  dogencliehe  wirt  geshiht 

Ynde  wird  erhorit  an  deme  • . . . 

Aller  hejlegen  hejlekejt  da  der  engel  dU  gespr 

T^aniel  da  salt  wiszen  das  ach.    Der  engel  aber 

15  ■'^Ynde  ker  herzo  din  sine  bai  »o  eme  iach 

Daz  nach  desen  werten  .seder 

Aber  wirt  gemachet  wieder 

Jerusalem  die  werde  stat 

Dar  in  der  tempel  ist  gesät 
20  Vber  sebenzig  wuehen  zai 

Vnde  zwa  Yfi  seszig  ^ber  al 

9  d&tshe]  t  Aber  der  Linie.  10  wag]  g  in  der  Hs.  etwas  undeutlich,    doch 

zeigt  der  Strich   am  Kopfe  g^,   daD  wir  g,  nicht  s  zu    lesen  haben.  11  goges 

=  godes.  15  gode  fehlt  16—26  ein  Bild,  die  Weihung  des  Tempels  dar- 

stellend, mit  der  Oberschrifk:  Salomon  rex,        27  D  rotb.        Nach  V.  28  ist  die  Hs. 
abgeselmitten. 

V^  von  oben  nach  unten  gut  erhalten«  Das  ursprünglich  blaue  Q  der  Über- 
schrift ist  fast  Tollstfindig  yerwischt.  3  gesundet]  nd  ziemlich  verwischt  4  wirt] 
t  Ober  der  Linie«  Das  gSDze  Wort  ist  etwas  verwischt  6  wieder]  das  i  verdeckt 
ein  weißer  Fleck.  10  der]  r  undeutlich.    So  oder  n.  ppheten  ohne  Abkfinung. 

12  deme]  undeutlich.    Das  folgende  Wort  voUst&ndig  verwischt  14  D  schOn  ver- 

sierte rothe  Initiale.       16  baz  undeutlich.       19  gesät]  von  t  ist  der  Querstrich  nicht 
mehr  erkennbar.        21  seszig]  so  die  Hs.  (Weinhold  mitteihd.  Gramm.  §.  820.) 
eiRMANU.  Nene  Beihe.  X7.  (XXYII.)  Jahrg.  5 


66  E.  MOGK 

Sa  wden  ir  gazzen  wieder  bereyt 
Ir  miiren  mit  grose  arbeyt 
Ynde  fr  gazzen  sa  man  quit 
25  Ir  muren  in  engeslicher  zit  da  dese  rede  biz  dar 

Vnde  darnach  nach  denselbin  dagen  geahach,  d[er] 

Alse  die  wisen  alle  sagen  enget  ah^  furhaz  iach 

Sa  wirdit  criBtiu  dar 

Ymme  aller  dirre  wemde  n[ot] 

2'*  (Hb.  6"). 
Qtuwtua  Über  rtgum  .... 

Daz  danfeie  was  aber  kom 

Ynde  Tffenb&ret  fon  gode 

Ejn  wort  nach  godes  gebode 

Daz  wort  das  was  eyn  wares  wort 
5  In  grozer  ster  ▼£  allez  ort 

Daniel  ferstont  daz  wort 

In  siner  bekentnisse  biz  an  daz  ort 

Iz  ist  natze  fn  der  geshist 

Z6  aller  zft  wan  se  geshiht.  hie  letU  man  wie 

10  In  der  zft  ich  danfei  daniel.  FaHete  drier  wehe 

Weynete  drfer  wachen  zil  nl 

Br6t  ioch  keyner  hande  maz 

^t  begfrde  auch  ich  da  nit  enaz. 

Fleysh  ▼&  wfn  ich  nie  genam 
15  In  mfnen  münt  auch  nie  enquam 

Bfz  drf  wachen  mit  yngedult 

Mit  grozen  noden  wart  erfolt 

Yf  den  zwirnft  zwelfte  dag 

Des  ersten  mandes  da  der  gelag 
20  Ich  was  bi  deme  wazer  zh  hant 

Daz  da  lygris  ist  genant  No  daniel  dit  wort  ge 

Ich  hob  mfn  aagen  yf  ich  sach  aprach,  daniel  and*" 

Eyne  gesiht  dfe  mfr  geshach  werbe  sach 

Eyn  man  der  stant  for  mir  z6  haut 
25  Lfnen  doch  was  sin  gewant 

Ich  sach  vmme  sine  lenden  Hn 

Eyn  gurtel  was  fon  galde  fin 

Sin  Hb  als  eyn  ehr 

Sin  antlitze  was  geshaffen  sas 

28  groze  Hs.  (Weinh.  S.  492.)        26  der]  er  fehlt  in  der  Hs.        29  not]  ot  ist 
abgeschnitten. 

2'*  ist  gat  Yon  oben  nach  unten  erhalten.  6  ster]  zwischen  e  and  r  findet 

sich  über  der  Linie  ein  *  .         8  geshist]  so  =  geshiht         Z.  10  wehe]  ohne  Abkar- 
znng.  18  zwelfte]  es  scheint  Über  dem  zweiten  e  ein  ~  gestanden  zu  haben. 

22  sAch]  ziemlich  verwischt.      28  Der  Schloß  des  Verses  ist  durch  den  Kniff  zerstört. 


KOPENHAGENEB  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       67 

2^*   (Hs.  6^'). 
Quartua  Über  regum  .  • . . 
Das  ist  vf  ims  gefallen  dar 
Der  floch  vnde  alle  Tiignade  gar 
Als  {z  in  deme  boche  stat 
Daz  mojsea  beshreben  hat 
5  Der  godis  kneht  ist  sunder  wan 
Waz  wir  geyn  gode  gesundet  han 
Vnde  wir  des  wenig  ban  vemomen 
Da  ist  dit  vbel  vf  vns  komen 
Hie  sprichet  daniel  sin  gtbet.     Alse  er  zo  gode  die 

O  Werder  got  fon  hemelrich  ke  det 

Durch  din  antlitze  minnenclich 

Ker  Tus  von  Tnser  mfssedat 

Die  hie  der  lib  begangen  hat 

Vnde  du  herre  z&  deme  zil 

F. . .  «e  daz  fnlg  von  israhel 
15  Mit  kreften  tz  egypten  laut 

Mit  diner  geweldeclichen  haut 

Des  sis  dii  her  n&  gemant 

Daz  din  zom  ferge  z6  haut 

Fon  ierusalem  der  stat 
20  Die  dich  sere  erzumit  hat 

Vnde  sjon  dem  berge  din 

Laz  dine  gnade  in  werden  shin 

Daz  ge  vnser  svnde  yf  alliz  zil 

Vnde  dines  fnlkes  fon  israhel 
25  S in  lidene  ane  vnderbint 

F. . .  .en  den  die  vm  vns  sint  Wie  daniel  ejpn 


[D]urch  din  godelich  gebot 
Des  din  kneht  nü  biedet  dich 


ehet  furhm  me 


2^*  (Hs.  6^*). 
Quariue  Uber  regum 
ich  dich  lerin  dit  feretan 


2""*  von  oben  nach  unten  erhalten.    Die  zweiten  und  dritten  Buchstaben  der 
Verse  sind  mehr  oder  weniger  durch  den  von  oben  nach  unten  gehenden  Kniff  ver- 
Dichtet.    Das  Q  der  Überschrift  ist  blau.         8  Da]  so  oder  Do  Hs.         10  O  roth. 
16  Die  auf  F  folgenden  Buchstaben  sind  vollBtftndig  unlesbar.    Fürte?  20  dich] 

ch  durch  ein  Loch  ziemlich  vernichtet.  26—26  sind   die  nach  den  ersten  Buch- 

staben folgenden  unlesbar.        27  durch  einen  Kniff  von  links  nach  rechts  unlesbar. 
28  D  abgeschnitten. 

2^*  Die  Spalte,  von  oben  nach  unten  erhalten,  ist  fast  voUstSndig  verwaschen. 
Nach  der  noch  lesbaren  Z.  1  folgt  in  der  Hs.  ein  10  Zellen  umfaOendes  Bild  mit  der 
Überschzift:  daniel  en  gabriel. 

5* 


68  £•  MOGK 

T^ dese  wort 

^^ gar  . .  • .  fort 

V lande  veriach 

Vnde  die  fon  deme  falke  geshach 

5  D fon  israhel 

V da  fil 

Z gebet 

AIb  ich det 

G quam 

10  Der er  nam 

leder fon 

Den Bten 

£r gar  frolich 

M er  mich 

16  Da k6  der  vesper  zit 

S gelit 


Hores  du  das  daniel 


8'\ 

(^riuB  Über  regum  .... 

Alt  iung  groz  vn  auch  der  clejne 

Wie  olophemua  ßar  h^  geyn  iudee.     fm  bescuen  me 

"Clon  dannen  für  er  geyn  inde  dam  vn  gäbe 

^  Vnde  besazten  medam  vn  gäbe 
6  Er  ferwoste  gar  ir  lant 

Daz  wart  beraubet  vn  ^brant 

Er  stalde  iamer  vn  not 

Als  der  konig  eme  gebot 

Drfzeg  dage  er  da  gelach 
10  Siner  rowe  er  da  plag 

Biz  er  daz  her  z&  hanf  gelas 

Daz  mit  eme  vz  komen  was  me  irV  dese  rede  fer 

N&  isrhel  dit  wort  vemam  nam.     Groze  fohU  die 

Daz  in  der  man  sa  nahe  quam  m  wnder  quam 

15  In  iudea  fn  daz  lant 

Vnde  anch  femamen  sa  z&  hant 

Vaz  er  det  der  hejdenshaft 

Holofemus  mit  siner  kraft 

Eyn  fdrste  vber  alle  ritter  shar 
20  Die  sin  herre  sante  dar 

1   Die  blaue  Initiale  D  ist  noch  ziemlich  gut  erhalten.  17  durch  den  Kniff 

von  links  nach  rechts  Tollständig  yemichtet. 

3'*  Die  Spalte  ist  gut  Ton  oben  nach  unten  erhalten.  Das  Q  der  Über- 

schrift ist  blau.      3  F  roth.      5  Hs.  fer  woste.       13  isrhel  =  israhel.    Hs.  ver  nam. 
19  ritter  shar]  die  ersten  4  Buchstaben  ziemlich  verwischt;   ich  wage  nicht  zu  ent- 
scheiden, ob  die  Hs.  tt  oder  dd  hat 


KOPENHAQENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.   69 

Der  konig  nabuchodonosor 
Den  wir  han  genennit  for 
Ejn  konig  in  asajrien  lant 

Se  ershraken  sa  zo  hant  /oti  denr  bosin  mere* 

25  Se  forien  sich  gar  Bere  Sa  wart  in  alzo  twere 

Wan  se  horten  mere 
Waz  er  der  den  hejden  hatte  gedan 
Olophemns  der  grimme  man 
Daz  er  ir  gode  ferkerte 

8". 

QuartuB  liber  regum  .... 

Yas  gewihet  Yn  berejt 

Fon  aller  einer  wostekejt  Wie  u  fii  santen 

K6  santen  se  in  alle  die  lant  in  alle  die  lant 

Die  godes  falke  waren  benant  Ir  bri^e  da 

5  In  Btede  ▼&  in  kaatella  miede  se  wrden  gemant 

In  g ynde  in  prouincia 

In  moce  vnde  in  boatha 

In  abelmoym  vnde  in  bechoron 

In  iericho  vnde  in  achebon 
10  IN  belon  vnde  in  allonia 

IN  salem  vn  in  athalia 

Shreyb  ioachim  der  prister  dar 

Das  se  des  nemen  gode  war 

Daz  se  die  wege  ferlehten 
15  Vnde  se  gar  enge  mehten 

Die  da  gent  hin  geyn  ierusalem 

Wanne  dar  olophemos  quem 

Das  die  wege  weren  sa  enge 

Daz  Bwene  betten  gedrenge 
20  Die  die  wege  sulden  gan 

Daz  wart  alliz  wol  gedan  Wie  in  ioachim  gebot 

Daz  in  iochim  gebot  Daz  se  got  beden  für  dese 

Der  werde  pster  in  der  not  not 

Hiz  daz  fulg  fon  israhel 
25  Die  da  waren  zO  deme  sil 

S3  assyrien  lint]  das  zweite  a  ziemlich  nndeuUioh.  25  forten  sa  forhten. 

Sonit  UUSt  der  Schreiber  regehnißig  r  vor  der  Consonantengnippe  ht  weg.      28  gximme] 
Hfl.  giimnne,  ohne  daß  ein  Strich  nnterpnnctirt  ist.  29  Daz]  D  ziemlich  abge- 

schnitten. 

3'  *  ist  von  oben  nach  unten  gut  erhalten.  Einige  Schnitte  im  Pergament  schX* 
digen  die  Worte  nicht.  6  nach  g  ein  Loch;   durch  dasselbe  ist  auch  ein  großer 

Theil  des  t  in  Tnde  yeinichtet         11  salem]  so  oder  selem.        18  gode]  so  gode? 
U  wege]  g  aus  d  verbeßeri  18  wege  steht  doppelt,   das  erste  ist  ziemlich  ver- 

wueht.        19  zwene]  n  verwischt  und  ganz  undeutlich.         22  iochim]  so  die  Hs.  fflr 
ioachim. 


70  E-  HOGK 

In  ierusalem  der  werden  [stad] 
Mit  gansem  flise  er  se  bad 
Die  alden  vnde  der  ionger  shar 
Dai  aie  mit  eyn  ander  gar 
80  Biefen  so  gode  mit  stedekejt. 


Quarhu  liber  regum  •  • . . 

Gk>de8  alter  wart  gedeht  Wh  godis  alter  be 

In  dan  se  sich  hetten  gelebt  raubet  wart.     Fon  aller 

Mit  beren  doeben  unwerde  fsierde  vf  der  fart. 

Die  bingen  yf  die  erde 
6  Se  badin  iarabelis  got 

Dnreb  sin  godelich  gebot 

Daz  er  ir  wib  un  aucb  ir 

Wai  mensben  in  der  stat  . . .  • 

Id  gebe  gefange  in  dar  . . . 
10  Den  din  name  ist  vmbekant  Wie  ee  sich  gäbin 

Se  balt  vnB  berre  in  diner in  godis  hant 

Daz  dese  stat  id  werde  t.  .  •  Daz  se  fon  gode 

Daz  dines  tempels  beylekeyt  so  tourden  gewant 

Id  werde  ferstoret  an  der  •  •  •  • 
15  Fon  deseme  fdlke  böse 

Din  kraft  Tns  berre  erlose  elyachim sin  ge 

T\er  wde  prister  eljacbim  bet  vn  ieder  man  zo 

^^Jn  der  stat  ierusalem  gode  det 

Ging  alvmme  in  der  stat 
20  Alle  die  lade  er  da  bat 

Das  se  bieben  an  wane 

Das  ieder  man  so  gode  dede 

Mit  fasten  vn  mit  fenie 

Got  erloset  yf  fon  der  menie 

26  aof  radirtem  Grande.  Das  Reimwort  fehlt. 

8*^  Diese  Spalte,  von  oben  nach  unten  erhalten,  war  aofgeklebt;  die  Buch- 
staben sind  daher  eum  Theil  yerwiscbt  Auch  finden  sich  auf  derselben  Spuren  der 
Buchstaben  des  Werkes,  auf  welchem  das  Blatt  aufgeklebt  war.  Das  ursprünglich 
blase  Q  der  Obersehrift  ist  yoUstindig  yerwischt  1  gedeht]   eht  siemlieh  yer- 

wiaeht         2  In]  n  yoUstXndig  yerwischt.         3  Mit]  it  siemUch  verwischt,    unwerde] 
de  verwischt.  6  badin]  oder  en  siemlich  verwischt.  7  wih]  so  hat  die  Hb. 

deutlioh«    7—8  Die  Reimworte  sind  vollständig  unlesbar.      8  Hs.  nnenshen.      9  Reim- 
wort nnlesbar.      11  Se  ^  Sa.      11 — 12  Die  Reim  werte  unlesbar,    hant  —  vbrant? 
18  beylekcTt]  t  verwischt.  14  Das  Reimwort  unlesbar.         Z.  16  Das  sweite  Wort 

der  Überschrift  unlesbar,    spraoh^        17  Die  ursprünglich  blaue  Initiale  ist  vollständig 
verwischt    Der]  r  über   der  Linie.  21  Daz]    az   undeutlich.    Das  Reimwort  ver- 

wischt: stede?      28  fenie]  das  zweite  e  siemlich  verwischt.    Ebenso  Vs.  24  in  menie. 
24  vf  Hs.  s  ys  =  vns? 


KOPENHAGENER  BRÜCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.   71 

25  Des  bösen  holofernes 

Des  Bult  ir  alle  sin  gewia  Wie  die  prieter 

Die  besten  die  da  waren  deyt 

Gewesit  for  manigen  iaren  eich  geleyt 

Vnde  die  prister  snnder  wan 
30  Hatten ane  gedan 

Quairiua  Über  regwn  .  •  • . 

D.  «B.    mäht  nit  durch  mit  diner  ehar 

Vnde  do  die  wieder  kere 

Behalt  geyn  in  dfn  ere 

Okfemue  eante  nach  moab.     Der  eme  fil  dicke 
5  TTolophemus  zornig  wart  lere  gab 

•^^In  zome  sante  er  vfife  der  fart 

Nach  den  forsten  fon  moab 

Irr  rat  im  dicke  lere  gab 

Vnde  nach  den  herzogen  anch  ammon 
lö  Die  mit  eme  reden  shon 

Er  sante  nach  aller  mejstershaft 

Die  wisheyt  hatten  mft  aller  kraft 

Daz  mir  der  keyner  abe  ge 

Fon  deme  riebe  ma, . .  .e  Da  no  d^  rat  for  in 

15  Ir  kint  gebom  von  kanaan  geahach,     Olofemua 

Sprach  er  z6  in  no  saget  an  so  einen  sp 

Wie  ist  daz  folg  gehejzen  da 

Daz  da  besazsit  montana 

Wie  sint  ir  stede 

20  Daz  Tns  der  name  werde  erkant 

Wie  fil  krefte  mogent  se  han 

An  weme  mag  ir  gewalt  n&  stan  Okfemue 

Wer  ist  vber  se  gestalt  frade  ^  mere,   wer  ir  ge 

Wer  hat  vber  se  gewalt  weidig  were 

25  Sie  sint  nit  geyn  mir  gegangen 

Se  hant  mich  nit  enpangen 

Alse  alle  die  gegene  die  da  sint 


No  olopkemue  dit  geepraeh.     Achior  der  furete 

25  holofemes]  es  ziemlich  verwischt.  Z.  26-^27  Die  punktirten  Stellen  der 

Übenchrift  anlesbar.  28  iaren]  fast  ganz  verwischt.  30  Das  zweite  Wort  ziem- 
lich verwischt,  kann  ich  nur  als  ciUoia  lesen. 

3*  *  von  oben  nach  onten  leidlich  erhalten.        1  Vom  Anfang  sind  nur  D  und  s 
noch  nemlieh  lesbar.        5  Die  ursprünglich  blaue  Initiale  H  ist  fast  vollstftndig  ver- 
wischt.     8  Irr  sie  Hs.       14  Die  Buchstaben  oben  zwischen  a  und  e  sind  unlesbar. 
16  «p*]  80  die  Hs.    sp*ch  =s  sprach.  18  besazzet]  a  etwas  undeutlich.  19  sint 

ir  sUde  undeutlich,  der  Schluß  des  Verses  unleserlich.  20  Daz]  az  und  der  ziem- 
lich verwischt.  22  An]  n  ziemlich  verwischt.  24  weidig  doppelt.  28  durch 
emen  Bruch  vollständig  vernichtet. 


72  £.  MOGK 


QuartuB  Über  regum  .... 

Se  quamen  in  mesopotamea 

Ynde  woneten  etwaz  zide  da  Er  eade  im  aber 

N6  sprach  aber  ir  got  zh  in  fon  irme  gode 

Daz  86  daunen  Bälden  gen  vn  fon  siner  wden 

5  H/n  in  canaan  daz  lant  e  gebode 

Daz  in  fon  gode  was  benant 

Vnde  weren  da  biz  an  dfe  zit 

Alse  moyses  fon  in  da  quit 

Wie  ctchior  der  wde  man,     Abir  reden  me  began 
10  '^\^  so  shfeden  no  fon  dan 

•^^Beyde  frauwen  vii  man 

Se  hatten  gult  vnde  silbers  gnog 

Daz  da  daz  falg  mit  eme  drog 

Si  drehen  fehes  alsa  fil 
15  Yber  maze  vnde  ane  zil  Wie  se  in  egypten  qua 

Se  qnamen  in  egjptenland  me,  Chroz  arbeyt  se 

Daz  efn  g^r  wenfg  was  erkant  da  namen, 

Wan  groz  honger  ging  da  an 

In  deme  lande  canaan 
20  Dar  vmme  dft  falg  was  komen  dar 

Daz  se  nemen  ir  libnar  vn  da  is  in  egypten  q 

Daz  fulg  da  w&s  da  alzo  hant  Äho  sere  iz  zo 

Daz  man  ir  da  nit  zal  en  fant  da  nam 

Daz  fulg  in  al  egypten  lant 
25  Drohte  ser  daz  falg  z6  hant 

Se  beswereten  se  sere  mit  arbeyt 

Se  dadin  in  qaale  vnde  manig  leyt 

[W]az  mistes  an  deme  wege  was 

Quartus  Über  regum  .... 

Da  se darch  den  rodan 

Als  wir  • .  gelesin  han 

Se  besazten  se  gar  daz  land 

Daz  mo genant  Wie  se  f erwoben  ca 

5  Se  ferw6ben  ....  neam  naneum,     vn  auch  die 

Vnde  aach  phereseam  gegen  phereseum 

4'  ^  gat  von  oben  nach  unten  erhalten.  Das  ursprünglich  blaue  Q  der  Über- 
schrift ist  fast  Tollstfindig  verwischt.  10  Die  ursprünglich  blaue  Initiale  D  ganz 
verwischt        28  Waz]  W  ist  vollständig,  vom  a  ein  Theil  abgeschnitten. 

4'  •  von  oben  nach  unten  erhalten ,  war  aufgeklebt  und  ist  daher  zum  Theil 
schlecht  erhalten.  Von  einem  großen  Theile  der  Buchstaben  ist  nur  noch  der  Ein- 
draek  der  Feder  erhalten,  die  Farbe  ist  verwischt  1  Das  dritte  Wort  unlesbar: 
quamen?  2  AU  wir  ez  gelesen?  4  Vom  Namen  des  Landes  ist  nur  mo  noch  zu 
lesen.        5  S.  f.  cananenm? 


KOPENHAGENER  BRÜCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       73 

Sichern  rs  gebiuiam 

Vnde  d&rso   . . .  .semn 

Se  woneten  in  deme  lande 
10  Ane  ..••▼£  ane  shande 

For  godes  angen  alle  zit 

Als  TD«  die  shrift  yrknnde  git  Wie  got  ist  mit 

Got  iBt  mit  in  yfi  Bin  lere  in  cdlewege,     vfi 

Lr  god  hauet  die  sonde  sere  at  aint  in  nner  plt 

15  Wen  se  draden  fon  godfs  wege  ge 

Sa  waren  se  nit  in  siner  plege 

In  striden  wart  ix  fil  erslagen 

Lr  frende  se  begunden  lagen 

Se  wurde  gefangen  sa  z6  hant 
20  Vnde  gefiret  in  ejn  ander  lant 

leren  tempel  man  dar  neder  brach 

Der  stat  geshach  gros  Tngemach 

Fon  eren  wedersachen 

Die  das  konde  gemachen  Wie  se  her  wieder  qua 

25  Nö  sint  se  her  weder  komen  men.     jr  lant  se  an 

Als  wir  fon  in  han  yemomen  sidi  namen 

N6  r&fent  se  ane  eren  got 

Vnde  sin  godelich  gebot 

Das  er  se  erlosen 


Quartus  liber  regum  .... 
Das  se  blibent  ane  krot 
Sa  mozen  wir  in  den  shande 

Wa  wir  des  landes  hene  g 

Da  aekiar  s(n  wort  gesprach  Olofemus  dar 
5  T^a  achior  no  dese  wort  wieder  iach 

•*-^For  eme  geredet  hatte  tort 

Das  folg  gar  sere  ersomet  [ ] 

Olofemus  vf  der  £art 
Sprach  zo  deme  fnrsten  ach[ior] 
10  Do  hast  hie  gesaget  for 

Fon  eyneme  gode  z6  dirre  fri[8t] 
Der  da  abene  in  deme  hemel  .  • .  Wie  olofemus 

Sa  wil  ich  dir  sagen  for  dos  gespraeh.     olo 

Dai  konig  nabuchodonosor  femus  ab^  tach 

10  Ane  Bonde?       21  leren]  so  die  Hs.        25  weder]  der  erste  Bnchstabe  ganz 
nndentlich,  w  oder  ni.        29  Der  antere  Theil  der  Zeile  ist  abgeschnitten. 

4*1  Ton  oben  nach  onten  erhalten;  die  rechte  Seite  ist  zum  Theil  ganz  unlös- 
bar.   Überschrift:  das  nrsprihiglich  blaue  Q  ist  ToUst&ndig  verwischt.        1  krot]  über 
0  findet  sich  ein  HXkelchen  o.      8  Das  Beimwort  ist  yoUstftndig  unlesbar.       5  D  roth. 
Da]  a  fast  TollstShidig  verwischt.  7  Das  Reimwort  anlesbar:  wart?  9  acbior] 

iornnlesbar.        11  frist]  st  unlesbar.        12  Das  Reiinwort  unlesbar;  ist« 


74  <  £•  MOQK 

15  Eyn  forste  in  al  asserien  lant 

Ist  got  vber  alle  got  erk[ant]  Ni  sprachen  aUe 

No  sprachen  alle  fvrsten  gar  fiirsten  twor 

Die  da  waren  in  olofernus  sh[ar]  No  tnoe  sterbin 

Wir  wollen  dodin  achior  <ichtor 

20  Der  dit  hat  geredet  for 
Vnser  fohte  ist  nit  gar  fil 
Geyn  dem  fulke  fon  israhel 
Wan  daz  folg  hat  keyne  ge. . .  • 
Keyn  kraft  die  ist  an  se  gest. .  . 

26  In  striden  groz  des  danket  . . . 

Wa  man  die  ...  nu Da  die  rede  fon 

...  geshach 

Daz  wir  werden  da  gewar  Olofemus  aber  sprah. 


Quartus  Über  regum  .  • .  • 

Vmmerme  gebflfen  dan 

Se  werdent  alle  gar  erslan 

Sa  werden  wir  gerochen 

Do  wirdest  mit  in  erstochen 
5  Fon  minen  knehten  yn  minen  man 

Wirdestu  erslagen  dan 

No  wart  grfangen  achior,     Fon  deme  ich  han 

XXolofemuB  in  der  not  geredU  for 

^^•Sinen  knehten  no  gebot 
10  Daz  sie  no  fingen  achior 

Fon  deme  ich  han  gesaget  for 

Se  forten  in  betullam 

Vn  gebS  den  vil  werdin  man 

Den  kinde  da  fon  irl' 
15  Daz  dadin  se  vf  deme  zil 

£  dan  die  stede  wurden  berant 

Vnde  gar  z&storit  vnde  ferbrant  Wie  achior  ge- 

Die  knehte  begri£Pen  achior  fangen  wart.     Fon 

Fon  deme  vns  ist  gesaget  for  den  knehten  vf 

20  Se  forten  in  geyn  betuliam  der  fart 

N&  er  z6  der  stede  quam 

Da  forten  se  in  yf  daz  feit 

Vmme  siner  werte  gelt 

16  »Eyn*  und  ,lant'  Terwischt  und  undeutlich.  16  erkant]  ant  unlesbar. 

18  shar]    ar   unlesbar.  23 — 24   sind   die  Reime   unlesbar:    gewalt  —  gestalt? 

Desgleichen  26  mich?  26  ist  zum  Theil  durch  den  V.  27  vertilgenden  Bruch  ver- 
nichtet. 27  eme  geshach?  Vor  geshach  ist  ein  Wort  unlesbar.  28  sprah]  nur  sp 
ist  noch  deutlich  zu  lesen. 

V*  von  oben  nach  unten  gut  erhalten.        8  H  roth.        12  in  geyn  betuliam? 
Vgl.  20.        20  geyn  be~  ziemlich  verwischt. 


KOFENHAGENEB  BBUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.   75 

Se  wnlden  dodin  achior 
25  De  se  enurnit  hatte  for 
Se  fohten  rieh  nit  alz&  fil 
For  deme  folke  yon  itrahel 
Wan  das  in  got  erwerete 

6''  (H».  10^')- 

Ynde  iiteTne  daz  fulg  sosamen  | 

Se  miutai  sin  ir  knehte 

Z6  allem  (rme  rehte  Wie  ir  rofm  ao  gode 

No  rif  das  fulg  z&  gode  hfn  geahach.      Wie  got 

5  Das  er  ir  liden  wulde  yersten  ir  groeen  arb^ 

Qot  plagete  sere  egyptfn  lant  sach. 

Die  em  vil  wenig  wart  erkant 

Die  in  in  knrten  stunden 

Nit  ferhejien  konden 
10  N6  dit  geshach  in  egyptenlant 

Se  ferdrebin  se  s6  hant 

Ir  got  gesh&f  in  yf  der  fart 

Daz  das  mer  gedeylet  wart 

Er  forte  se  durch  daz  rode  mer 
15  Gar  ane  aller  hande  wer 

Er  forte  se  z6  derselben  stant 

Dorch  w&ste  woi  gesont  dohior  der  sat  hie  me 

Er  forte  se  in  cades  barne  Wie  se  quame  tn  cades 

Als  man  hat  gesaget  auch  me  barne 

20  Se  ferdreben  was  se  funden  da 

Wonende   in  heremo 

Se  ferwisteten  allez  daz 

Daz  in  amorreorum  was 

6'»  (Hs.  JO^*). 
Fon  allen  sachen  bösen 
Daz  se  id  werden  z6  strauwet  gar 
Als  se  aö  strauwet  waren  bis  dar  Wie  ee  eint  ho- 

Ni  sin  se  aber  in  der  stat  men  in  die  etat 

5  Dar  in  der  tempil  ist  auch  gesät  dar  in  der  tem 

Das  mit  irs  godis  heylekeyt  pU  ist  gesät 

Nach  godes  willen  ist  yf  geiejt 
Se  wonint  nO  hie  in  montana 
Die  fore  warent  zo  strauwet  alsa 

25  enurnit  etwas  yerwischt. 

5'^  von  unt«n  nach  oben  gut  erhalten.  1  Nach  soaamen  abgeschnitten. 

Z.  5  ir  (yor  ^oMn)  doppelt.       13  daz  doppelt,    doch   das  zweitemal  unterpunktirt 
l-  n  me]  e  unlesbar. 

5'  *  gut  yon  unten  nach  oben  erhalten.        Von  1  sind  die  Spitzen  der  größeren 
Buchstaben  abgeschnitten.        2  id]  d  scheint  aus  n  verbeßert 


66  E.  MOQK 

Sa  wden  ir  gazzen  wieder  bereyt 
Ir  muren  mit  groze  arbeyt 
Vnde  fr  gazzen  sa  man  qnit 

25  Ir  muren  in  engeslicher  zit  da  dese  rede  bis  dar 
Vnde  darnach  nach  denselbin  dagen  geahack,  d[er\ 
AUe  die  wisen  alle  sagen           engel  ah^  furhaz  iach 
Sa  wirdit  criBtas  dar 

Vnune  aller  dfrre  wemde  n[ot] 

2'*  (Hb.  6"). 
Quartua  Über  regum  .... 

Daz  danfeie  was  aber  kom 

Vnde  yffenb&ret  fon  gode 

Ejn  wort  nach  godes  gebode 

Daz  wort  das  was  ejn  wares  wort 
5  In  grozer  ster  ▼£  allez  ort 

Daniel  ferstont  daz  wort 

In  siner  bekentnisse  biz  an  daz  ort 

Iz  ist  natze  fn  der  geshist 

Z6  aller  zft  wan  se  geshiht.  hU  letU  man  wie 

10  In  der  zft  ich  danfei  damel.  Fastete  drier  wchi 

Weynete  drfer  wuchen  zil  zU 

Brot  loch  keyner  hande  maz 

^t  begfrde  auch  ich  da  nit  enaz. 

Flejsh  v&  wfn  ich  nie  genam 
16  In  mfnen  münt  auch  nie  enquam 

Bfz  drf  wachen  mit  ▼ngedult 

Mit  grozen  noden  wart  erfult 

Vf  den  zwimft  zwelfte  dag 

Des  ersten  mandes  da  der  gelag 
20  Ich  was  bi  deme  wazer  zh  haut 

Daz  da  fygris  ist  genant  No  damel  dU  wort  ge 

Ich  hob  mfn  äugen  yf  ich  sach  9pr<ich.  danid  and^ 

Eyne  gesiht  dfe  mfr  geshach  werbe  sack 

Eyn  man  der  stunt  for  mir  z6  haut 

26  Linen  doch  was  sin  gewant 
Ich  sach  Tmme  sfne  lenden  lin 
Eyn  gurtel  was  fon  galde  fin 

Sin  Hb  als  eyn  ehr 

Sin  anüitze  was  geshaffen  sus 

28  groze  Hs.  (Weinh.  S.  492.)        26  der]  er  fehlt  in  der  Hs.        29  not]  ot  ist 
abgeschnitten. 

2'*  ist  gut  von  oben  nach  unten  erhalteu.  5  ster]  zwischen  e  und  r  findet 

sich  über  der  Linie  ein  *  .         8  geshist]  so  =  geshiht         Z.  10  wehe]  ohne  Abkür- 
zung. 18  zwölfte]   es  scheint  über  dem  zweiten  e  ein  ~  gestanden  zu  haben. 
22  sach]  ziemlich  verwischt.      28  Der  Schluß  des  Verses  ist  durch  den  Kniff  zerstört. 


KOPENHAGENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       67 

2^*   (Hfl.  6^'). 
Quarlua  liber  regum  .... 
Das  ist  yf  yub  gefallen  dar 
Der  floch  vnde  alle  Tiignade  gar 
Als  iz  in  deme  b6che  stat 
Daz  moTsefl  beshreben  hat 
5   Der  godis  kneht  iflt  sunder  wan 
Waz  wir  geyn  gode  gesundet  ban 
Vnde  wir  des  wenig  ban  vemomen 
Da  ist  dlt  vbel  yf  vns  komen 
Hie  sprichet  daniel  sin  gebet.     Älse  er  tso  gode  die 

Owerder  got  fon  bemelrich  he  det 

Durch  din  antlitze  minnenclicb 

Ker  Tns  Ton  ynser  mfssedat 

Die  hie  der  lib  begangen  hat 

Vnde  dft  herre  i6  deme  sil 

F. . .  «e  daz  fiilg  yoq  israhel 
15  Mit  kreften  tz  egypten  lant 

Mit  diner  geweldeclichen  hant 

Des  sis  dii  her  n&  gemant 

Daz  din  zom  ferge  z6  hant 

Fon  ierusalem  der  stat 
20  Die  dich  sere  erzumit  hat 

Vnde  syon  dem  berge  din 

Laz  dine  gnade  in  werden  shin 

Daz  ge  Yuser  sTude  yf  allis  zil 

Vnde  dines  folkes  fon  israhel 
25  8 in  lidene  ane  ynderbint 

F. . .  .en  den  die  ym  yns  sint  Wie  damel  apn 


[D]ureh  din  godelich  gebot 
Des  din  kneht  nii  biedet  dich 


ehet  fu/rha»  me 


r^  (Hs.  6^*). 
Qucuiue  liber  regum  •  • .  • 
ich  dich  Urin  dU  feretan 

•      •      • 

2^1  yon  oben  nach  unten  erhalten.    Die  zweiten  und  dritten  Buchstaben  der 
Vene  sind  mehr  oder  weniger  durch  den  yon  oben  nach  unten  gehenden  Kniff  yer- 
Dichtet.    Das  Q  der  Überschrift  ist  blau.         8  Da]  so  oder  Do  Hs.         10  O  roth. 
16  Die  auf  F  folgenden  Buchstaben  sind  yoUstftndig  unlesbar.    Fürte?  20  dich] 

ch  durch  ein  Loch  ziemlich  yemichtet.  26—26  sind  die  nach  den  ersten  Buch- 

staben folgenden  unlesbar.        27  durch  einen  Kniff  yon  links  nach  rechts  unlesbar. 
28  D  abgeschnitten. 

2^*  Die  Spalte,  yon  oben  nach  unten  erhalten,  ist  fast  yoUstSndig  yerwaschen. 
Nach  der  noch  lesbaren  Z.  1  folgt  in  der  Hs.  ein  10  Zellen  umfaOendes  Bild  mit  der 
Überschrift:  dani^  en  gabriel, 

5* 


78  S.  MOGK 

Daz  folg  das  lidet  durstes  not 

Iz  liget  in  den  gazzen  dot 
20  Se  rieden  yds  nü  alle  die  wort 

Die  du  fon  vns  hast  gebort 

Daz  wir  daz  namen  yf  den  [ejyt 

Daz  in  daz  solde  tin  gerejrt 

N6  bede  got  des  biede  wir  dich 
25  Daz  vns  got  belfe  gnedicHcb 

Daz  YUB  got  einen  regen  sende 

Vnde  mache  dirre  not  eyn  ende 

Daz  Ynser  cistemin  werden  erfult 

Sa  stillet  dese  groz  vngedult 
30  No  d€B6  rede  foti 

6'*  (Hs.  6'*X 
Quartus  liber  regum  .  •  • . 
Die  min  sin  bedrahtet  hat 
Iz  wirt  Tch  nimmer  me  gekunt 
Fon  mir  hin  biz  an  die  stunt 
Daz  iz  wirdet  fullebraht 
5  Des  ich  zb  d6nne  han  gedaht 
•   Da  die  firauwe  du  getpraeh,     Otyaa  d'  priHer  ab' 

NO  sprach  der  prister  ozjras  iach 

Vnde  die  anderen  forsten  was  ir  was 

Nö  gang  in  frede  des  bieden  wir 
10  Got  ynser  herre  si  mit  dir 

Dai  wir  werden  gerochen  gar 

An  aller  ynser  fiende  shar 

Ozyas  yfi  dei  ander  shar 

Shieden  fon  ir  alle  gar 
16  Se  gingen  wieder  an  ir  waht 

Die  iedem  manne  was  gemäht  Wie  no  doM  fulg 

N6  se  quamen  fon  dannen  fon  dannen  quam 

Die  forsten  mit  allin  den  mannen  •     Vn  iedor 

Nach  den  iudith  hatte  gesant  tnan  da  vrlaub 

20  ladith  die  franwe  ging  z&  hant  natu 

Wieder  hin  an  ir  gebet 

Ejn  herin  deyt  se  ane  det 

Se  lede  auch  des  gelaabit 

Eshen  6f  ir  hanbit 
25  Se  fil  yf  ir  antlitse 

Alse  ejn  menshe  ane  alle  witze 

20  wort]   fast  ganz  yerwischt.  22  eyt]  e  durch  ein  Loch  zerstört;    t  fast 

ganz  yerwischt.  24  dich]  ic  ziemlich  nnlesbar.  25  gnedeclich]  ich  fast  ganz 

yerwischt         26—27  de  am  Ende  fast  ganz  yerwischt.        30  Nach  fon  ist  das  Blatt 
abgeschnitten. 

6'*  yon  oben  nach  unten  gat  erhalten.  7  N  gut  eihaltene  blaue  Initiale, 

prister]  das  zweite  r  mehr  z  als  r. 


KOPENHAQENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       79 

Se  rif  mit  luder  stimme  ho 

Z6  gode  hin  se  sprach  also  Wie  dese  frauw[e] 

0  werder  got  ich  bfeden  dich  no  aber 

6^»   (Es.  5^'). 
(iuarttu  liber  regum  .... 
Z6  male  den  assjrien  geben 
ladith  die  werde  frauwe  g6t 
Se  fing  des  eynen  goden  mot 
Se  sante  ir  maget  abram 
5  Z6  dem  pster  oziam 
Vnde  a6  den  besten  allin  gar 
Das  se  aO  ir  qaemen  dar 
N6  se  die  rede  yemamen 
Mit  eyn  die  besten  qoamen 
10  For  dese  franwen  iudith 

Als  in  die  frauwe  for  beshit    .       Da  se  die  herrin 
ane  aach.     JudUU  die  wde  frauwe  iach.     Ja  dcu  waz 
fdt  eyn  ivm«  wort,     dos  ir  hat  geredit  dort 


N 


0  sie  die  herren  ane  sach 
Iudith  die  rejne  frauwe  iach 
ir  herren  ober  all 


30  . . .  herren  fon  der  fursten  shar. 


6^'  (Hs.  5^«). 
QuartUB  liber  regum  . . 


—  —  _  —  —  —  —  —  zom 

5  —  — —  ferlom  Die  frauwe  gab 

—  —  —   —  —  — —  ut  in  goden  rat.     Der 

—  —  —  —  -T-  —  —  ist  milden  h?zen  wole 

—  — cheyt  stat 


2S  frauwe]  0  abgeschnitten. 

6*1  von   oben  nach   nnten  gut  erb  alten.    Das  blaue  Q  der  Überschrift  etwas 
verwischt  5  pster]  er  in  Folge  eines  weißen  Fleckes  ziemlich  unlesbar.  Des- 

gleichen 6  besten]  es.  12  JudiJU  so  hier   die  Hs.   für  das  gewöhnliche  Judith. 

Nach  18  folgt  ein  12  Zeilen  umfaßendes  Bild,  welches  Judith  und  die  Ältesten  dar- 
stellt. 26  N  roth.  28  Anfang  und  29  ist  durch  einen  Kniff  yoUst&ndig  ver- 
nichtet.        30  Das  erste  Wort  abgeschnitten*    Ir? 

6**  war  aufgeklebt  und  ist  fast  vollständig  yerwaschen,   nur  die  rothen  Über- 
schriften und  sum  Theü  die  Reimworte  noch  erkennbar. 


80  £.  MOGK 

10 —  gnade 

keyt 

eyt 

15 

— — geweain 

nesen 

dot 

"^  —  — — —  not  Die  tode  frauwe  no 

20 — a6*  epraeh.     In  ffonten 

— druwen  vn  iocÄ 

vnde  hin  gesant 

—  — ende  hant 

got 

25 

— No  gab  te  aber  godm 

rat  du  ir  hene  mn 

Waz  yns  leydis  hie  gesh. ...  diu  hat 

80 

7"   (Hb.  9'*). 
Liber  machabearum  . . . . 
Vm  den  so  risze  gar  lo  hant 
Vnde  in  deme  fare  darnach  ferbrant 
Der  konig  Am  ferbudü  die  t.     Die  ee  hatten 
ii  ntiochuB  gebot  zh  hant  fon  moyee. 

5  ^^Bi  weme  man  die  bocber  fant 
Da  inne  stnnt  die  godes  e 
Vnde  der  se  farbaa  bilde  me 
Der  were  sicherliche 
Des  dodes  eygentliche 
10  Die  wiber  die  da  waren 
Vnde  ir  kint  gebaren 
Vnde  besneden  hatten  ir  kint 
Die  starben  ane  alles  vnderbint 
Se  dadin  in  fil  groze  not 
15  Antiochus  aber  gebot 

Man  sulde  die  kint  vf  heynkin 
Doden  Tnde  erdrenken 

29  Der  untere  Theil  der  Zeile  ist  dorch  den  Kniff  vertilgt.  Der  Schluß  des 
Verses  unlesbar:  geshibt? 

7» »  Ton  oben  nach  unten  Tollst&ndig  erhalten.  Die  mittleren  Verse  sind  zum 
Theil  vollständig  verwischt.  Das  ursprünglich  blaue  L  der  Überschrift  fast  gans  ver- 
waschen. 4  Die  blaue  Initiale  ist  noch  ziemlich  gut  erhalten.  14  aber]  etwas 
verwischt.        16  erdrenken]  er  verwischt. 


KOPENHAGENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       gl 

Wa  86  die  wib  geberen 

Wa  te  zo  hüse  wercn 
20  Ynde  die  heften  besoeden 

in  den  selben  seden 

Solde  se  Terderbin 

Ynde  grimmen  dodis  sterbin 

Des  fnlkes  de  fon  israhel 
25 bilden  der  was  fil 


30 

. . . .  se  fergingen  godes  .... 

man  se  sezen 

Ynde  dmnken  wol  Tn  ezen 

Der  koneclichen  spise 
35  Nach  beydenesher  wise 

Das  was  deme  konige  harte  lom  Hie  U$ii  man 

Dar  Tmme  wart  ir  fil  ferlom  fon  mathaiyOB 

wu  tüerdeä  mannes  da§  er  was,      Vnde  fan  einer 

eone  lehin.     Die  da  waren  eme  gegeben, 

7'*  (Hs.  9'*). 
Liber  machaheorum  • . , . 

^6  der  Sit  TDde  z6  den  dagen 

^^Alse  wir  die  bncher  horin  sagen 

Er  stont  auch  mathatias 

Der  iohannes  son  auch  was 
5  Der  son  was  sjmeonis 

Eyn  werder  prister  sa  gewis 

Fon  deme  gesiebte  ioarim 

In  der  stat  iemsalem 

Der  wonete  yf  deme  gebirge  modim 
10  Der  hatte  sone  funffe  bi  im 

Der  ejne  der  hiz  ionathan 

Der  was  eyn  zerlicber  man 

Sin  so  name  was  genant  gaddis 

Der  ander  symeon  no  bis 
15  Des  so  name  was  genant  tasi 

Deme  waren  wise  sinne  bi 

21  Der  Anfang  des  Yerses  ist  Yollstlndig  nnlesbar.  S5  Anfang  sowie  26—  30 
^d  Anfang  Ton  31 — 32  Terwasohen.  Nach  Z.  89  folgt  ein  12  Zeiten  omfaßendes 

aorh  gut  erhaltenes  Bild.    Dasselbe  Mtellt  Mathatyas  nnd  seine  ffinf  SOhne  dar. 

V*  Yon  oben  nach  nnten  TollstAndig  erhalten.  Die  mittelsten  Yerse  sind  ver- 
**KheD.  1  Z  roth.  8  iemsalem]  so  oder  Hm;   der  Yorletste  Baehstabe  nn- 

dentHch. 

OmUHlA.  Nm«  IMke  XY.  PCXYII.)  Jahrr.  6 


g2  ^  MOGK 

Der  dritte  son  der  his  indas 

Der  godis  werder  kempe  was 

Der  wart  gehejzen  inachabeus 
20  Der  ferde  hiz  eleasarus 

Des  z6  namen  waren  genant  alsus 

Abaron  vnde  magnus 

Er  was  der  bant  ejn  werder  man 

Wa  z6  febten  er  began 
25  Der  fanfte  son  biz 


Wi  maihaiyoM  der  werde  man.     No  eprichet  nne 

HfU  bie  an 

Daz  israbel  deme  fulke  gesbaft 

Fon  der  bösen  hejdensbaft 

Die  se  brabten  unter  kraft 

Da  spracb  ber  mathatias 

Der  dirre  sone  fater  was 
85  We  daz  icb  ie  geborin  wart 

Daz  icb  no  seben  z6  dirre  fart 

Daz  werde  falg  fon  israbel 

In  grozeme  lidene  no  sa  fii 

Vnde  ierusalem  die  beylege  stat 
40  In  groz  liden  ist  gesät 

Vnde  eren  fienden  bin  gegebin 

Z6 eyn  ander  lebfn 

Der  tempel  stet  z6  dirre  frist 

Als  eyn  ding  des  gar  fergezzen  ftt 
45  Was  borte  z6  godes  eren  dar 

Des  ist  er  beraabit  gar 

Ir  kint  die  lident  groze  not 

Se  Hgent  in  den  gazzen  dot 

Ir  iugelinge  in  den  dagen 
50  Mit  swerten  sint  erslagen 

7'*   (Hs.  9^'). 

Liber  nuu^bearum 

Alle  ir  babe  vn  ir  gewin 
Alle  ir  fiende  drogen  bin 

28  =  zer  bant  (ygl.  ein  belt  ser  bant,  ein  holt  sen  banden).  26  Der  8cblu 
Ton   diesem  Vers  sowie  die  vier  folgenden  ^verwischt.  29  Die  orsprUnglich  blau 

Initiale   ist   fast   YoUstllndig  verwaschen.  42  Das  anf  Zo  folgende  ist  fast  gan 

unlesbar.    Icb  lese :  durfte  in  (?) 

7^  ^  von  oben  naob  unten  vollstfindig  und  siemlich  gut  erhalten.  Das  arsprfinf 
lieh  blaue  L  der  Oberschrift  fast  vollständig  verwischt.  1  gewin]  der  s weite  The 

des  Wortes  durch  mehreie  Schnitte  ziemlich  vernichtet 


KOPENHAGENER  BBUGH8TÜCIt£  VON  EUDOLf'S  WELTCHlKONlK.       83 

Die  tri  wareo  in  der  stat 

Die  sint  x6  dfntte  n6  geaat 
5  Wai  man  fon  vnser  heylekeyt 

Ynde  fon  vnser  shone  seyt 

Vnde  fon  vnser  wunne  dar 

Das  ist  ver  wOstet  alles  gar 

Das  hat  no  allis  besmizseii 
10  Die  heyden  vnferwissen 

Er  sprach vminer  we 

Was  sal  vns  no  gelebet  me 

Hie  wo  rissen  se  ir  eleyt.      Vmme  ir  groteß  kerne 

^^iTathatias  sa  so  hant  leyt 

16  ^^^Reys  fon  eme  sin  gewant 

Vnde  sine  sone lle 

Sich  so  rissen   alle 

Se  dadin  heren  clejder  an 

Ifathatias  der  werde  man 
20  Vnde  sine  sone  gliche 

W^yneten  birmecliche 

No  qnamen  bodin  in  das  lant 

Die  s6  in  warin  dar  gesant 

Fon  deme  konige  anthiocho 
25  Das  se  se  alle  betwingen  do 

Die  da  waren  komin  hin 

In  die  stat  hin  s6  modin 

Das  se  solden  ir  opper  gebin 

Irin  godin  •  •  •  •  •  me  ir  leben 
30  Vnde  brehten  dar  wirauch 

Vnde  lissen  fon  frme  glaabin  auch 

No  redeten  die  bodin  gar  eenfte  ufort.     Die  warin 

N6  was  ir  fil  fon  israhel  fcde  vf  aUiz  ort 

IH»  so  in  bilden  vf  das  sil 
35  Dan  der  werde  mathatias 

Der  alle  sit  sa  stede  was 

Vnde  dar  s6  alle  sine  kint 

Die  feste  an  godis  namen  sint 

Die  boden  spräche  sa  so  hant 
40  Die  dar  waren  s6  eme  gesant 

Fon  deme  konige  antioeho 

Mit  sa  senften  reden  also 

Mathatia  dir  si  gesät 

0  groser  fnrste  in  dirre  stat 

10  beiden]  so  oder  heidin  Hs,  11  Das  anf  sprach   folgende   unlesbar. 

12  Was  oder  Wa.    Nach  a  ist  radirt  14  Die  rothe  Initiale  M  ist  gat  erhalten. 

16  Das  sweite  Wort  ist  mehr  sime  als  sine.   Das  folgende  anlesbar.  29  siemlich 

▼erwischt        Ebenso  80—81  glaubin]  so  oder  glanben.        1*3  Die  ursprünglich  blaue 
Initiale  ist  fSast  vollstftndig  verwischt. 

6» 


84  ^<  MOOR 

45  Do  bist  gesieret  mit  kinden  gar 

Tn  aller  diner   frande  shar 

Dar  Tmme  gang  forhin  sander  spot 

Erfülle  des  koniges  gebot 

Alse  iene  dadin  fon  der  shar 

Die  fon  iuda  qoamen  dar 
50  Die  da  waren  in  iemsalem 

7^*  (Hs.  9^»). 
Ldber  machabeorvm  .  •  •  • 

Das  dir  des  selben  anch  gezem 

Sa  wfrdis  do  vnde  dine  kint 

Die  fon  dir  geborin  sint 

Fmnt  des  koniges  antiochus 
5  Do  wirdist  aach  erhohit  gros 

Mit  Silber  ynde  mit  galde  fil 

Mit  maniger  gäbe  sander  zil 

Da  der  bode  dit  gesprach 

Mathatias  der  werde  iach 
10  Obe  se  alle  gingen  also 

Z6  deme  konige  antiocho 

Vnde  bilden  sin  gehorsam  gar 

Vnde  se  alle  an  ejner  shar 

Ferlizsen  der  alden  feder  gebot 
15  Daz  in  hat  gebodin  got 

Ich  ynde  aUe  mine  kint 

Vnde  die  br&der  min  die  mit  mir  tint 

Wir  halden  vnser  feder  gebot 

Daz  in  hat  gebodin  got 
20  Got  81  TBS  gnedig  z6  aller  frist 

Wan  iz  auch  kejn  nutze  en  ist 

Z6  hege sine  almehtekeyt 

Vnde  alle  sine  gerehtekeyt 

Vnde  haldin  Tns  z6 

25  Des  koniges  antioch 

nit 

Waz  ms  auch geshit 

Do  mathatias  dit  gesprach 

Mit  sinen  aügen  er  da  sach 
30  Daz  eyner  snnder  langen 

For  ir  aller  angen 

Walde   opper  bringen  deme  abgode 

Nach  des  koniges  gebode 

48  iene]  Hb.  hene. 

7^  *  Yollstftndig  und  ziemlich  gut  erhalten.  21—22  etwas  yerwiseht.    Des* 

gleichen  sind  Yon   den  folgenden  einzelne  Theile  ganz  anlesbar.  22  almehtekeyt] 

Hs«  almehtejt.  28  Du]  sehr  undeutlich.    Ich  wage  nicht  zu   entscheiden,    ob   der 

erste  Buchstabe  D  oder  N  ist.        30  sander]  r  serfreCen. 


KOPENHAGENER  BRUCHSTÜCKE  VON  KUDOLFS  WELTCHRONIK.       85 

In  raodin  der  werder  stat 
35  Da  was  eyn  abgot  in  gesät 

Da  mathatias  daz  gesach 

Fil  lidens  im  dar  vme  geshach 

Sin  lendin  erbebeten  her  vnde  dar 

Fon  zome  wart  er  erfullit  gar 
40  Nach  deme  rehte  des  gebodis 

Vnde  auch  geheyz  des  werden  godis 

Lif  er  do  besragen  hin 

Vnde  vf  den  alter  stiz  er  in 

Der  man  der  dar  e  was  gesant 
45  Fon  konig  antioches  lant 

Der  die  lüde  des  betwang 

Daz  se  opperten  snnder  dan[g] 

Konig  antiochas  gode 

Vnde  stunden  auch  nach  sime  gebode 
50  Den  er  sl&g  er  zo  der  zit 

Vnde  brach  im  auch  den  tempel  sit. 

. .  .ei'  nutehabeorum  .... 

o  geshit  hie  fon  Juda$  9tT%dvna 

Zö  deme  geshlehte  amon  nam  aieh  cm 

degen  er  da  font  bu  dem  er  doch 

den  9(g  gewan 

5   

forsten  starg 

grimme  vnde  arg 

herzöge  was 

10  Inda an  sich  las 

Er  na des  mit  in  an 

Biz  daz  er  doch  den  seg  gewan 

For  a der  bosin  hejdenshaft 

Daz  ge e  godis  kraft 

15  Er  nam  .  • . .  sich  die  stat  z6  hant 

Die  da ist  genant 

Vnde was 

For  eme da  genas  WU  ihymotetu 

42  besragen]  a  undeutlich.  47  Als  letztes  Wort  des  Verses  steht  nur  dan. 

E«  ist  kein  Bachstabe  in  der  Hs,  vernichtet.  Der  Lantitand  der  Hs.  verlangt  dang; 
denn  g  finden  wir  in  Shnlicben  Worten  consequent  im  Auslaut  (ful^,  stary),  k  stets 
ÜB  blaut  (fulkes,  starkes). 

8'>  von  oben  nach  unten  vollständig  erhalten;  die  Schrift  dagegen  ist  fast 
gioslich  verwischt.  Die  linken  (obere  nnd  nntere)  Ecken  sind  abgeschnitten.  Daher 
iit  nur  von  dem  ersten  Worte  der  Überschrift  -er  erhalten.  Die  Mitte  der  Spalte  ist 
nun  Theil  durchlöchert. 


;  E.  MOOR 

1^6 gesach  quam  al  dar 

20  ^^ gemach  .Mit  eyner  fient 

Unde lidken  Aair 

Thym 

Da 

25  ..'!!!!!!!!!!'!!!!!!! 


Die  er  . .  • . 

Wieder  dai. 

80  Die  da  ... . 


35    

Der  brife 

Die  heyden  

Mit  groser 

Die  In 

40  Wieder 

Se  ferd fil 

Vnde  alliz iarahel 

ladas 

So  hant  

45  Da  wir 

8'». 
Lib^r  machäbeorf¥n 
Erlose  tüs  no  fon  sioer  hant 
Wan  ynser  fil  ferfallen  ist 
Der  ynser  br&der  so  • .  •  •  frist 


10    

zal  Da  dese  meir 

19  Die  rothe  Initiale  N  ist  gat  erhalten.  Von  46  an  sind  die  VersanfUnge 

abgeriDen. 

8'  *  ebenfalls  vollständig  erhalten,  ist  mit  Ausnahme  der  ersten  drei  Verse  gänz- 
lich Terwaschen  Nur  hier  und  da  sind  die  Eindrttcke  des  Griffels  erkennbar,  nirgends 
aber  läßt  sich  aus  denselben  ein  Wort  reconstmiren.  8  ist  durch  den  Kniff  siemlich 
yernichtet.        Z.  11  mehr  so  die  Hs. 


KOPENHAGENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       87 

T^ torden  ferküi 

^^ hidaz  so  der 

<e^5«n  ^Mitd 

15 

lAber  machß^bwnma  .... 

Das  die  böte  heydenshaft 

Den  tempel  storete  mit  ir  kraft 

Das  er  da  wart  gewihet  wieder 

Fon  den  hejlegen  pristern  seder 
5  Se  quamen  alle  an  eyner  shar 

Vnde  brahten  ir  reynes  opper  dar 

Zo  lobe  deme  werden  gode 

Vnde  dadin  nach  der  e  gebode 

Se  sirten  den  tempel  shone 
10  Ifit  ejner  gülden  crone 

Se  hildin  dar  nach  ahte  dage 

Die  kirwihe  nach  der  warheyt  sage 

Mit  singen  vnde  mit  freyden  fil 

Mit  symbeln  vii  mit  sejten  spil 
15  N6  sie  dit  alles  gedadin 

Den  werdin  got  se  baden 

Se  lagen  Tf  ir  antlitse 

Fil  gar  in  g&der  witse 

Das  got  dareh  sine  gode 
20  Mit  sine  kraft  beh&de 

Israhel  sin  fil  sarte  dit 

Die  er  ts  egypten  shit 

Das  se  id  wurde  me  gesant 

ZÖ  qnelene  .  •  •  der 

25 


30 Dit  heylege 

^Clon  dirre  wise  sprichet  man  so  shriff  die  sprtc 

^  In  deme  ewangelio  het  aUo.     In  deme 

Facta  est  encinia  ierosolimis  ewangelio 

Das  ist  gesprochen  in  der  wis 

18  Die  ursprünglich  blane  Initiale  ist  vollständig  verwaschen. 

8^  >  vollstftndig  und  Biemlieh  gut  erhalten.  Das  nrsprttngHeh  blane  L  der  Über- 
schrift sowie  die  ganse  Überschrift  fast  vollsUlndig  verwischt.  8i  snm  Theil, 
25—30  vollstllndig  nnlesbar.  31  F  roth.  wise  sprichet]  siemlich  nndentlieh.  eh  durch- 
löchert,       83  eneinia]  mehr  encima;  vgl.  griech.  iynatvia. 


88  £.  MOOK 

35  In  ierasalem  eyn  kirwihe  was 
Id  dem  winter  als  ich   iz  las 
Se  ^iereten  den  tempel  shone 
Mit  eyner  gülden  crone 
Vnde  daz  falg  fon  israhel 

40  Hatte  freydin  alsa  fil 

Se  mähten  wieder  z6  der  zit 
AU  die  shrift  der  warheyt  qnit 
Eyn  fon  herzen  feste  werg 
Fon  muren  vmme  syon  den   berg 

45  Die  muren  '*'alsa  höh  ^  waren 
Das  se  sich  in  die  lüfte  zoch 
Mit  turnen  die  waren  feste 
Vnde  ob  in  quemen  geste 
Fon  der  bosin  heydenshaft 

50  Daz  sie  in  nit  mit  irre  kraft 
Mohten  se  nit  gewinnen 


Über  machabearu,  •  • 

loch  ihtes  mit  in  beginnen 

Als  se  da  fore  daden 

Da  se  se  vber  draden 

Er  sazte  dar  Tf  eyn  mehteg  her 
5  Die  in  da  bilden  in  gewer 

Vnde  bilden  in  eren  betsuram 

Den  werden  got  sa  lobesam 

Daz  das  falg  da  hede 

Gar  g6den  frede  stede 
10  For  der  ferbannen  heydenshaft 

Daz  se  got  feile  mit  siner  kraft  Die  heydinshafl 

lCr6  iz  in  die  wfse  quam  gar  zom^|  wart 

•^^  Daz  iz  die  heydenshaft  femam  vmme  eren 

Die  ymme  se  da  waren  /rede  mo  der  'ffvrt 

15  Gesezin  in  den  iaren 

Daz   der  alter  was  gemäht 

Vnde  sin  heylekeyt  yfgeraht 

Das  der  alter  stunt  als  e 

Vnde  israhel  was  gestirket  me 
20  Die  heydfnshaft  gar  zornig  wart 

Se  gedahten  yi  der  fart 

46  So  die  Hs.,  d,  L  Die  muren  waren  alsa  höh. 

8^ »  ToUstftndig  und  ziemlich  gut  erhalten.  Die  Ecken  sind  rechts  oben  und 
unten  abgeschnitten.  Die  rothe  Obenchrift  ist  etwas  Tcrwischt,  das  m  danelbeo  ist 
abgeschnitten.      12  Die  ursprttngUch  blaue  Initiale  N  ist  fiut  ToUstiadig  Tarwiseht. 


KOPENHAOENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       89 

Z6  diligene  Tmme  der  wernde  .... 
Das  geshlehte  fon 


Die  isrfihfel]  vmme  sasen 

Mit  sa  boflin  gelaaen 

Vnde  die  in  dadfn  lejdis  fil 
35  ^ber  mase  vn  ane  zil  Se  gedahien  tick 

^MTo  dit  iudas  wart  geseyt  rechen,     vn  den  fre 

^^  Fil  faste  er  dar  wieder  streyt  de  gar  %o  brechen 

Er  gedabte  an  ir  botheyt 

Vnde  an  daz  grimmecliche  leyt 
40  Dai  die  beydin  fon  bekan 

Sineme  fulke  batten  gedan 

Z6  sbaden  vnde  z6  ahanden  fil 

Vber  maze  Tnde  ane  zii 

Se  lageten  in  in  den  wegen 
45  An  brücken  vnde  an  Stegen 

In  ir  tarne  se  se  iizzen 

Vnde  bart  dar  in  besliszen 

Er  quam  z6  in  ir  lant 

Se  wurden  fer  bau  wen  vnde  geshant 
50  Ir  festen  turne  wurden  ferbrant 

AI  i'r  wonäge  wart  ferwant 

9'»   (Hs.  7'). 
Hundert  dusent  vber  a. . 
Die  so  fuzze  gingen  dar  vn  hui 

Se  wulden  fm  z&  belfe  stan  ehar 

Vnde  dar  nacb  drizfg  dasfnt  man 
5  Die  eme  gereden  q'men 


Se  quamen  per  ydomeom 

Se  foren  hin  gej 

Da  streden  se  gar  lange  zil 
Se  mähten  werkes  alsa  fil 

28 — 28  am  Schluß  nnlesbar.    Die  folgenden  Verse  (24—31)  ganz  verwischt,  das 
Pergament  ziun  Theii  durchlöchert        32  israhel]  nach  h  ein  Loch  im  Pergament. 
33  Mit]  der  erste  Buchstabe  ziemlich  unlesbar.        36  N  gut  erhalten,  roth.        46  Iizzen] 
der  erste  Buchstabe  sehr  nndeatlich. 

9'*  Von  diesem  Blatt,  welches  mit  dem  folgenden  zusammenhingt,  ist  nur  die 
eiste  und  vierte  Spalte  erhalten.  Die  Spalte  ist  unten  ziemlich  sohlecht  erhalten, 
ein  großer  Theil  der  Wdrter  ist  verwischt  Der  obere  Theil  ist  abgeschnitten. 
1  Der  Schluß  des  Verses  abgeschnitten.  Ebenso  der  größere  Theil  der  rothen  Über- 
schrift Z.  2-3.  2  dar]  £ist  vollständig  unleserlich.  6—10  sind  vollständig  ver- 
waseken.  Auch  von  den  folgenden  Wörtern  ist  von  manehen  nur  nooh  der  Eindruck  des 
GrÜFels  su  erkennen. 


90  E.  MOOK 

15  Fon  desin  vz  der  stat  lOhant 

Waz  iz  mft  fare  gar  ferbrant 

der  degent  riche 

Werete  sich  krefitecliche 

Dar fon  den 

20  Sine  fmnt  er  an  zieh  nam 

Vnde  bewegete  alliz  daz 

Daz  fn  sfner was 

Für  die  stat am 

Mit  heres  kraft  .  •  •  •  quam 
25  Gefarn  mit  sinen 

Wfeder  des  konigez  festen 

Z6 er 

Als  iz  sin  ...  •  halte 

Er  bewegete  gar 

30  Daz  se  sich  steden 

Vnde  sich  alle  leden 

Vnder  die  festen 

Da  fndith  dese  wort  gesprach 

Das  fnlg  man  kreftecHche  zach 
35  Sich  in  ir  wapen 

Vnde  sich  zo  stride 

sieh  z6 gar 

....  laden  ynde  der  heyden  shar 

Se ir  her.  • .  • 

40  Die  z6  stride  waren  tz  erkom 

Ir  helfant  wurden  darzi  gestall 

Daz  se  z6  stride  worden  halt 

Se  deylten  in  zwa  Tnde  drizig  shar 

Die  helfant  die  se  brahten  dar 
45   eyn  dir 

shir, 

9'*  (Hs.  7"). 
• .sara 

•  .nnen  allez  das 
bethsnra  was 
spise  mit 
5  daz  fnlg  fon  dannen  shit 

mohden  neren 
hangers  sie  erweren 
[D]az  was  ?f  eynen  sabbat 
Da  daz  falg  z6  genne  plag 
10  N6  der  konig  daz  femam 

Daz  daz  folg  fon  dannen  quam 

80  steden]  das  d  ist  ganz  nndsntlich. 

9^  *  Ton   unten  nach   oben  erhalten.    Die  linke  Ecke  oben  ist  abgeschnitten. 
4  spise]  pi  ziemlieh  verwiseht.        8  Daz]  D  abgeschnitten. 


KOPENHAGENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       91 

Er  besas  dfe  stat  i6  bethsuram 

Mit  deme  falke  dai  mit  im  quam 

Er  besaite  se  mit  h&de  gar 
15  Das  se  fr  nemen  g6de  war 

Dnrcb  das  er  se  behtide 

Ynde  fr  mft  stede  wflde 

Er  ferkarte  gar  fr  hejlekejt 

Die  gode  s6  dfnste  was  bereyt 
30  Manigen  dag  Tnde  manfge  sft 

Als  dfe  shrift  Trkande  git 

Er  det  dar  fn  ül  manfg  armbrost 

Mit  aoderme  gesbatse  manige  kost 

Furbnssen  ynde  blfden  gros 
25  Da  mfede  er  manfg  gesteyne  shos 

Ynde  mobte  gesbissen  s6  aller  stnnt 

Ynde  anders  maniger  bände  fnnt 

Was  er  no  des  erdrabte 

Ynde  sfn  sin  rf  gelabte 
30  Dar  wfeder  se  ancb  funden 

Z6  den  selben  stunden 

Sa  manfger  bände  gewerde  gros 

Da  mfede  se  faste  wfeder  sboeb 

Ynde  sieb  fil  faste  wereten 
35  Bis  das  se  sieb  emereten 

Mit  groseme  krege  fil  manfgen  dag 

Des  se  mft  deme  konfge  plag  Wie  in  d''  fMe  no  ge 

WTo  was  keyn  spise  fn  der  stat  bragf.     Fon  d'  hm^den 

^^Das  se  mobten  werden  sat  iber  Iwt 

40  Wan  fs  was  wol  seben  iar 

Als  Tns  sat  die  sbrift  farwar 

Das  die  da  bieben  in  inda 

Fon  der  beydensbefte  da 

Die  fersereten  alliz  das 
45  Das  ergen  in  deme  lande  was 

N6  blebin  fil  wenfg  lade  alsa 

10"   (Hs.  7°). 
....feder  man  fon  sfner  sbar  Wie  philippue 

1^&  dese  rede  eyn  ende  nam  i$t  hertoeder  ho 

^'Vnde  pbylippns  her  weder  quam  men,    fon 

Deme  der  konig  antbyocbas  deme  wir  rede 

5 seb  sfn  kint  antiocbus  han  fil  femome 

33  shocb]  so  die  Us.         88  N  roth.         40  wol]  sehr  yerwiscbt.  41  farwar] 

^v  ist  fast  YoUstXndig  yerwasoben. 

10"  von  unten  nach  oben  leidlich  erhalten.  1  ist  ziemlich  frans  abgeschnitten. 
2  Die  blaue  Initiale  ist  fast  YollsUndig  yerwischt.  4  anthyochus]  a  darchlOchert 
^  Am  Anfang  des  Yerses  ist  das  Pergament  durchlöchert  und  daher  das  erste  Wort 


92  £.  MOOK 

Da  er  noch  was  an  lebene 

Daz  er  in  söge  gar  ebene 

Deme  riche  in  anthiochian(i) 

Daz  er  von  deme  konige  nam 
10  Daz  zeptram  vn  die  crone 

Das  wart  im  alliz  shone 

Daz  er  daz  bilde  sbone 

Antiocho  sincme  sone 

Biz  daz  er  dar  z6  dohte 
15  Das  er  regieren  mohte  Wie  philipput 

^^hyWppu»  dit  alliz  an  sich  nam  der  degen  qua 

^^  Mit  den  sinen  er  da  quam  hm  in  anthy 

Hin  in  anthyochiam  ochiam 

Des  riches  er  sich  ane  nam 
20  Mit  zepter  rnde  mit  crone 

Das  eme  da  gap  sa  sbone 

Der  werde  konig  anthiochas 

Daz  er  ir  sulde  bebalden  alsus 

In  wirdekeyde  shone 
25  Antiocho  sineme  sone  No  lyeitu  da  war 

T\i  lysias  dit  ding  femam  t  gefoi  er  quam 

^^Mit  sinen  frunden  er  da  quam  ge$ogit  m  de 

In  anthyochiam  die  stat  eUU 

Als  yns  die  ebedare  sat 
30  Er  fant  phylippam  den  frechen  man 

Strafen  sere  er  in  began 

Vrome  sine  groae  missedat 

Die  er  nO  begangen  hat 

Gejn  deme  konige  antioehns 
36  Daz  er  in  wulde  fersrechen  alsus 

Sa  gar  an  deme  riche 

Er  strafete  in  bitterliche 

Vmme  des  konigrich 

Die  deme  riche  g Wi  lyeicu  her 

40  ICTo  lysias  her  wieder  quam  wieder  quam  mii 

■^^  Sine  frunt  er  mit  eme  nam  deme  here  daz 

vernichtet,  antioehns]  so  habe  ich  geschriebeni  die  Hs.  scheint  regelmäiSig  amiochas 
oder  annochus  (vgl.  10**  Z.  7  anochus)  zn  haben.  Den  Qaerstrich  des  t'kann  ich 
nirgends  erkennen;  Aber  dem  vierten  Strich  ist  dagegen  zweimal  das  Zeichen  des  i  (') 
ziemlich  denttich  sichtbar.        8  Hs.  antyochian. 

18  Hs.  Amiocho  (so  aach  V.  26.  34).       15  regieren]  n  darch  Loch  vernichtet 
Von  16  an  ist  die  rechte  Seite  der  Spalte  siemlieh  verblaßt.        16  P  roth.        86  Die 
blaue  Initiale  D  ist  siemlieh  verwischt.  38  begangen]  beide  n  sind  oben  durch- 

löchert 86  fersrechen]  der  Buchstabe  zwischen  r  und  oh  undeutlich;  es  kann  eben- 
falls a  oder  i  sein.        Der  Schluß  von  88  >  39  ist  vollstlndig  unlesbar.        40  N  roth. 


KOPENHAGENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       93 

Fon  deme  lande  psie  er  da  nam 

Vnde  auch  fon  deme  mede 
Mit  deme  her  daz  er  da  nam 
45  Mit  deme  er  in  das  lant  hin  qaam 
Vmme  der  psarum  riche 
Z6  merene  wirdeeliche 

10'»  (He.   7"). 

De  konig  hatte  nit  spise 

Da  sprach  lyBias  der  wise 

Daz  fnlg  yns  alles  abe  get 

Dax  wenig  ieman  bi  ms  bestet 
5  Die  stat  die  wir  besessen  han 

Die  ist  sa  fredelich  gedan 

Daz  wir  mit  vnsen  sinnen 

Ir  können  nit  gewinnen 

Wir  mosen  se  n&  lasen  stan 
10  Vnde  m6zen  wir  fon  hinnen  gan 

Wan  ich  wil  raden  vf  min  leben 

Das  wir  deseme  fulke  geben 

In  frede  vnser  rehten  hant 

Das  ganser  frede  werde  erkant 
15  Mit  allem  deseme  falke  no 

Vfi  alliz  daz  in  horit  so 

Das  se  dan  fredeliche 

Gen  in  irme  riche 

Als  se  da  fore  daden 
20  la  da  se  frede  baden 

Vnde  lebeten  nach  erme  gesetze  gsr 

In  der  israhelshen  shar 

Daz  wir  an  in  Ter  smehet  han 

De«  lazen  wir  se  in  frede  stan  Wie  d'  konig 

25  l^te  rede  dem  konige  wol  gefil  gab  fredes  fil 

"'^Das  er  deme  folke  yon  israhel  allem  deme 

Frede  gab  yft  allen  drost  fulke  van  irV 

Da  se  fon  sorgen  wurden  erlost 

Vnde  aller  siner  fnrsten  shar 
30  Santen  eren  frede  dar 

Der  konig  sw6r  in  sicherheyt 

Ynde  alle  formten  ejnen  eyt 

Se  hede  frede  vf  alliz  zil 

Vnde  alKz  folg  fon  irl' 

42  psie]  am  Schltiße  des  Verses  ist  im  Pergament  ein  Loch ;  es  iMßt  sich  nicht  ent- 
sdieiden,  ob  e  oder  a  dag^estanden  hat. 

JO**  Ton  nnten  nach  oben  sehr  gnt  erhalten.  8  Ir]  die  Hs.  hat  zwei  angel- 
sftchsische  r,  der  untere  Schwung^  des  zweiten  ist  darohstrichen.  26  Der  erste  Strich 
der  blanen  Initiale  ist  verwischt. 


94  K  MOQIt 

85  Er  redete  in  groses  h%y\  da  mede 

Se  gingen  vz  der  stede  frede 

leder  man  nach  sineme  sede 

In  alle  dorf  in  alle  stede 

Vnde  enfohten  sich  niht  hie  fon 
40  Da  ging  er  yf  den  berg  syon 

Er  sach  der  stede  festekeTt 

Der  konig  brach  da  einen  eyt 

Den  er  gesworen  hade 

Der  konig  gebot  ta  drade 
45  Dax  man  die  muren  i6  lehte 

Vnde  ir  nit  wieder  mehte. 

Der  konig  dannen  for  lo  hant 

10^*   (H«.  7°). 

Also   de   shrift   fon    eme   tat 
Antiochn«   der  konig   n6   began 
Sich    kriges   gejn    eme   nemen    an 
Er    besas    die    lirden    etat   i6   hant 
5  Bis    dai    er   in    vber   want.  In  deseme  capiHl  U 

nt   mä    ni,     Fan   deme   kanige   demefyrio.     Wie   er   so 
konige   wart   gemäht.     Da   anoekue   wart  ge 

Tx   was   funfieg  Til   hundert   iar   iaht 

^Alse    vns    sat   die    shrift    furwar 

Da   ging   vs    demetrius 

Der   was    selenci   filins 
10  Vx   der   stat   fon    rome   er   quam 

Eyn    cleynei    her    er   an    sich    nan 

Er    quam    hin    in    maritimam 

Die    werden    stat    er   an    sich    nam 

Da   inne   regnerete   er   shone 
15  Mit   des   landes    kröne 

N6   quam    is   daz   demetrius 

Quam    mit   den    sinen   gevaren   alsns 

In   das    hus    des   fulkes   hin 

Da eder   waren   for   im 

46  so  doppelt,  das  erstemal  durchstriohen.  46  Am  Schluß  ein  Punkt,  das 

einsige  Interpunciionsseichen  in  den  Versen. 

10^ >  von  oben  nach  unten,  zum  Theil  recht  verwaschen,  erhalten.  %  Auch 
hier  kann  ich  in  der  Hs.  nur  Amioehns  lesen  (vgl.  zu  lO*  *  V.  6).  4  z3  zweimal,  doch 
scheint  es  das  erstemal  Yom  Schreiber  selbst  durchstrichen  zu  sein.  Nach  7  folgt 

ein  bild,  11  Zeilen  Raum   einnehmend.    Dasselbe  ist,  wie  die  noch  folgenden  Verse, 
ziemlich  verwaschen.       6  I  roth.       9  seleuci]  in  der  Hs.  scheint  selenti  zu  stehen. 
11  nan]  so  fOr  nam.        19  Das  auf  Da  folgende  ist  vollständig  verwischt;  ebenso  die 
Mitte  von  20. 


KOPENHAQENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       95 

20   Sin   her   ge den   werdia    man 

Vnde    alle   die    in    hören   an 

Antbiocham   vil    lytiam 

Sin   her   se   alle    ane   sich   nam 

Se   forten   te   für   den    konig   i6    hant 
25   Is   was   im   allix   vmbekant 

Oer   sprach   no  nit   enwisit   se    mich 

Ir   wesG   ist   mir    gar   ynglich 

Se   forten   se   fon   dannen 

Antiochnm    mit   «inen   mannen 

30    der alles   sin    her 

x&   der   stunt   ane   alle   wer  Man    luü   ab&r  no 

|6    dese   rede    für ai§o,     Fan   deme   ko 

'Demetrins    der m</e  demetri 

An   sich   s6   mal   da o 


Di 


10^»  (Hs.  7"). 
Er   wulde   gerne   oberster   prister   sin 
Se    dadin    for    deme    konige    shin 
Groier   clage   der   was   fil 
'^ber   das   folg   fon    israhel 
5  Fon   in   da    wart   gesproohen 


hU  Udt  man  mer 

fon  iudcu.     Der 

Av        god%8  wde  kern 


P^ 


Wie  der  toi$e 

man,    vme  des« 

ding  er  eich 

25    /er  ean. 


ir*  (Hs.  ir»). 

Liber  maehabeorvm  • . 


83  ane]  an  fast  vollständig  verwischt.  87  wesu]  so  kann  ich  dies  nnr  losen, 

doch   ist  das  ani  s  folgende   sehr   verwischt    (wesin?)  S9  Hs.  Annochiom  oder 

Amioeb.  80  ff.  ziemlich  verwaschen.  32  Die  nrsprQnglieh  blaue  Initiale  ist  fast 
gXnslich  verwischt,    o  das  o  gänzlich  anlesbar. 

10*  *  von  onten  nach  oben  erhalten ,  ist  vom  Kniff  an  (V.  6)  vollständig  ver- 
waschen. Die  rechte  Seite  der  Spalte  ist  außerdem  ziemlich  zerfreßen.  Z.  8  mer] 
dnrcb  L9cher  ziemlich  vernichtet  9  Rothe  Initiale.  88  fehlt  offenbar  nach  Wer 
der  Name.  23  Die  blane  Initiale  D  ist  vollständig  vernichtet.  24  Nach  sich 

folgt  in  der  Hs.  ein  f,  aber  vom  Schreiber  unterpunktirt. 

11*^^  vollständig  erhalten,  war  aufgeklebt  und  ist  daher  fast  ganz  verwaschen. 
Das  ursprünglich  blaue  L  der  Überschrift  verwischt 


96  K.  MOOK 


Des  di  hast  begeret 
Phtolemen«  ynde  süie  maa 


PMometM  <r  ii 
de  sprach  .  to  aUx 
and'  vn  iadi 


Die  sbone  was 


Alexander  der  werde quam 

Da  man  zalte  hnndert  iar 

15    Wie  aUaand^ 

quam  geredin. 

AUe  eme 

no  woä  da  for 

bu^edin 


Wie  kofdg  a 
hxander  . . . 
ionate  de 


30 


feraeme 

z6  siner  boaheyt  qneme  me  fwnUn  her 

Jonathas  die  rede  femam 

....  shone  mit  aller  uaht  er  quam 


Zwenne  konige  geyn  eme  gingen 
40  Die  in  mit  lobe  enpingen 

gab  er  ....  «a  werden  «alt 

Beyde  selber  vnde  gnlt 
Das  er  gesament  bade 


51  Das  se  sander  allen  nit 

11'*  (He.  ir*). 
lÄher  ffiaoAa6eor« . 
Des 


6  Alse  he 

Er  det  in  bi  sieh  setsen 
In  konedicben  witsen 

4  O  roth.    Ebenso  D  S8.  28  Auch  ein  Theil   der  rothen  Überschrift  rer- 

wischt.         Z.  46—48  ist  nur  noch  zu  lesen  46:   Win  die;  47:  *€n,ßm  irl;  48  tf  alle, 

11' B  war  aufgeklebt  und  ist  ebenfalls  fast  Tollstftndig  Terwitcht  I>ie  rechten 
Ecken  sind  oben  und  unten  abgeschnitten.  Ebenso  ist  ron  der  gansen  rechten  Seite 
ein  Stttck  abgeschnitten. 


KOPENHAOENER  BRUCHSTÜCKE  VON  RUDOLFS  WELTCHRONIK.       97 

£r  sprach  zo  einer  forsten  shar 

No  getar  mit  eme  gar 
1 0    I>ort  mitten  in  die 

Tr  herren  daz  su 

Sa  rehte  Hb  als     

Daz  nieman  fehte  wieder  .... 

Pon  kejner  hande  sache 
15   I>ie  eme  Tnfrede  mache 

25    No  toas  u  9i 

Xj^ kerzogm 

^^ gen  de  die  v 


n  groz 

35   Was  er  ynde  allen  sin 

I>a  man  zaite 

Hundert  ynde  fnnf iar 

Da  quam  eyn 

Des  son  was  konig  .  • 

40  Fon  deme  lande 


51   Daz  se  der  nemin  mit. . 

ir»   (Hs.  11'*). 

chctbeorum  .  • 

iom  der  kontg  acute  appol 

herzogend6m  lonium.     In  e%fn 

ferie  rieh  herzogen  döü 

5  grozer  eren  nie 

appollonius 

gebot  demetrins 

semente  mit  ejn  her 

queme  ir  gewer 
10  hin  geyn  iamnam 

an  ionathan 

oberste  prister  ist 

get  kurzer  frist 

allejne  wieder  vns  sin 
15  wirkest  vns  gar  manige  pin 

fersmehet  iemerlich 

86  ff.    rechts    von    der    rothen    Überschrift    das    Pergament    abgeschnitten. 
26  £  roth.        86  Das  erste  Wort  sehr  nndentlich. 

ll""*  Die   rechte  Seite   der  Spalte  ist  Yollständig   erhalten;    die  linke  ist  ab- 
geschnitten.       8  ir]  so  oder  in. 

0ESMAH1A.  Neu«  BeOie  XV.  (XXYII.)  Jahrg.  7 


l  E.  MOGK 

en  laden  danket  mich 
hast  wile  die  gewalt 
z6  erregene  wan  d&  sali 
20  nü  glaabist  diner  mäht 

lieh  ist  an 

her  z6  vns  yf  • .  • . 
ieder 

25  ejn  den  wider 

er  den  andern 

den  willen 

vnde  lerne  we  #  • . . . 

mit  helfe Nö  appoUonitu  du  ge 

30  aget  rades  fil sprach.     Appolloni 

ist  aach  daz  gesaget  ...  tu  aber  tack 

er  fVE  mag  nit  besten 

aach  wa gen 

eint  se geflohen 

85  eter  vnde ge  zogen 

t  dir  stred 

e  siege  led 

seges  walden 

eren  pris  behalden 
40  strides  glicheyt 

as  dir  si  gesejt 

z&  felde  ziehen 

an  kau  gefliehen 

berge  loch  kejn  stejn 
45  gefliehen  ynser  keyn  Hie  leeit  man 

athas  die  rede  vemam  fon  ionatae  Wie 

also  ....  quam  er  der  rede  bewe 

en  appolonio  get  was 

beweget  ho 
50  dnsint  man 

stan 
at 

11^'  (Hs.  ii;;). 

lAber  maehabeorum  •  • . 
Alse  appoUonias  in  bat  Smon  ein  broder  mit 

^ymon  sin  bröder  gejn  eme  zoch  sineme 

^Fon  eyneme  gebirge  daz  was  hoch  her.     Qua 

17  wäle]  so  die  Hs.I  18  erregene]  mehr  ri  als  re.  19  mäht]  ht  ganz 

nndentlich.  20  ff.  ist  das  erhaltene  zum  großen  Theil  recht  verwischt  81  fvz 

oder  foz  die  Hs.  —  Von  der  Spalte  ist  ebenfalls  die  untere  nnd  obere  linke  Ecke  ab- 
geschnitten. 

ll^>  Die  Spalte,  vollständig  erhalten,  ist  in  der  Mitte  vollständig  verwaschen. 
Die  blane  Initiale  ist  fast  vollständig  verwischt 


KOPENHAQENEB  BSUOHSTOCKE  VON  RU]>OLFB  WELTCHRONIK. 


99 


10 


15 


20 


Eyn  michel  shar  fon  luden  stdrg 
Ynde  eren  fienden  waren  se  arg 
Se  slogen  ir  herberge  in  ioppe 
Se  dadin  ereu  fienden  we 
Se  drehen  se  alle  yx  der  etat 
Die  sich  dar  fnne  hatten  gesät 
Wan  in  ioppe  was  sin  enthalt 
Mit  sfneme  here  manigfalt 
Se  wurden  alle  ferstorit  gar 
FoD  lonathe  vnde  siner  shar 
Die  in  der  stede  waren 
Gewesit  for  manigen  iaren 
Die  dadin  im  vf  die  porten 
Gar  Wide  an  allin  orten 
Se  Ilsen  in  in  vnde  alles  sin  her 

stat  ane  alle  wer 

^X fernam 


ionaihe  mü 
grozer  wer 


Wie  appolloni[tu] 
des  wart  gewar 
er  floch  fon 

danne  mit  einer 

ehar 


30 


35 


den  der  lüde  fil 

Vnde  zo  fua  fil  manigen  man 
Als  wir  die  mere  horten  san 
Jonathas  dem  was  sa  gach 
Br  fulgete  eme  alliz  hinden  nach 
Bis  an  azotum  die  stat 
Da  wart  der  strit  auch  vf  gesät 
A  ppollonins  der  Hz 
•^^Hinder  eme  in  der  herberge  lis 
Wol  dusint  man  gar  heTmelich 
Die  z&  desten  weren  sulden  sich 

AO  Daz  wart  ionathe  bekant 
Daz  im  läge  wart  gesant 
Jonathas  ynde  sine  man 
Namen  sich  z6  werfen  an 
Se  gingen  ?mme  vnde  vmme 

45  Die  sichte  vnde  auch  die  crumme 
Se  würfen  drin  mit  stejnen 
Mit  grosen  vnde  mit  clejnen 

In  daz 

Daz  da  hinden  lag  z6 

50  Des  morgens  bis  an  vesper  zit 
Da  flohen  ..«.•••  wieder  strit 


Wie  der  fwtt 
e  appoUoniua 
hüt  eyn  after 
läge  dlsua 


19  ff.  verwischt.    appoUoni]  so  die  Hs.    us  fehlt.        20  N  roth.        86  A  (blau) 
&st  TollstSndig  verwaschen,    fb?        89  zo  desten  so  die  Hs. 

7* 


100  E.  MOGK,  KOPENHAGENEB  BRUCHSTÜCKE  V.  R.  W. 

12"  (H«.  1). 

Da  Alexander  die  rede  fernam 

Daz  fonathae  mit  eren  quam 

Er  began  in  aber  eren 

Sfn  werdes  lob  ermeren 
5  Er  sante  im  fibulam  anream 

Alse  sinen  eren  wol  gezam 

Vnde  als  ejn  gewonheyt  fst 

Durch  ere  z6  gebene  z6  aller  frist 

Eyns  konfges  frunde  durch  ere 
10  Z6  gebene  vmmer  mere 

Er  gab  fm  dar  zb  ackaran 

Daz  er  dfe  festen  sulde  ban 

Z6  besitzene  ewecliche 

Dfe  stont  in  sfneme  ricb[e]  Der  konig  von  egyp 

15  ^^o  besamenete  sich  z6  haut  Un  lant.     Der  ht 

^^Der  konig  yz  egyptenlant  samente  sieh 

Mit  ejueme  engeslichen  her  zo  hont 

12'*  ist  gut  von  unten  nach  oben  erhalten.  Der  obere  Tkeil  des  Blattes  ist 
abgeschnitten;  ebenso  die  linke  Spalte.  Von  letzterer  ist  noch  ein  Theil  einer  rothen 
Überschrift  zu  lesen:    ümatoB 

te.  Dam  er 

ae  ..  er 
Die  Rückseite   des  Blattes  war  aufgeklebt  und  ist  vollständig  unlesbar.  14  Hs. 

rieh.       15  Die  ursprünglich  blaue  Initiale  ist  fast  vollst&ndig  verwischt       17  ,slichen' 
in  der  Hs.  ziemlich  undeutlich« 

Daß  die  abgedruckten  Fragmente  unmöglich  alle  auf  das  Werk 
Rudolfs  von  Ems  zurückgeben  können,  liegt  auf  der  Hand,  da  dieses 
bekanntlich  mit  dem  Tode  Salomos  schließt.  (Vgl.  Vilmar,  die  zwei 
Recensionen  S.  10 — 11.)  Das  hier  abgedruckte  Blatt  1  ist  das  einzige, 
welches  seinem  Inhalt  nach  auf  Rudolfs  Werk  zurückgehen  kann  und 
wohl  sicher  auf  dasselbe  zurückgeht,  da  die  Christherre-Recension 
diesen  Abschnitt  nicht  enthält.  Auch  Stücke  aus  den  ältesten  Fort- 
setzungen (Vilmar  S.  11)  enthalten  unsere  Fragmente  nicht.  Blatt  2 
bis  6  behandeln  die  Geschichte  Nebucadnezars  und  hauptsächlich 
Olofernes  Auftreten  unter  den  Kindern  Israel  (nach  dem  Buche  Judith). 
—  Bl.  7 — 12  endlich  enthalten  Theile  der  Geschichte  der  Juden  unter 
den  Machabäem  (nach  L  Machab.  und  Petrus  Comestor).  —  Leider 
konnte  ich  andere  Hss.  dieser  unter  Rudolfs  Namen  gehenden  literari- 
schen Erscheinungen  nicht  heranziehen,  aber  nach  Vilmar  S.  36  zu 
schließen,  scheint  keine  der  bis  jetzt  bekannten  Hss.  den  letzten  Theil 
zu  enthalten.  Wir  hätten  es  also  hier  mit  einer  neuen  Phase  der  im 
Mittelalter  so  beliebt  gewesenen  Weltchronik  zu  thun.   Bl.  1 ,  welches 


PEDOR  BECH,  DOUGEN.  101 

Herr  Dr.  Edzardi  mit  Cod.  Pal.  321  verglichen  hat^  stimmt  mit  diesem 
Cod.  im  Ganzen  überein  (s.  oben  S.  60)  und  hat,  wie  nach  Vilmar 
S.  13  das  ganze  Werk  Rudolfs,  neben  der  Vulgata  die  Scholastica 
historia  des  Petrus  Comestor*)  benutzt.  Ob  auch  Bl.  2 — 6  sich  einer 
bekannten  Hs.  zur  Seite  stellen  lassen,  bedarf  noch  der  Untersuchung. 
Auf  jeden  Fall  sind  unsere  Fragmente  fdr  die  Geschichte  von  Rudolfs 
Werk  und  seinen  Fortsetzungen  insofern  von  Wichtigkeit,  als  sie  den 
Schriftzügen  nach,  die  noch  ganz  die  des  13.  Jahrh.  sind,  unmöglich 
viel  nach  1300  geschrieben  sein  können. 

LEIPZIG,  im  October  1879.  E.  MOGK. 


DOUGEN. 


In  mehreren  mitteld.  Quellen  begegnet  man  einem  Zeitworte 
dcugen  (dotgen)  iougen,  das  offenbar  nicht  verschieden  ist  von  dem  bei 
Schiller-Lübben  I,  532  verzeichneten  mittelniederd.  Worte  ddgen  swv. 
=  pcAi,  perferre,  sustinere**).  Die  Stellen,  in  welchen  sich  dasselbe 
findet,  sind  in  Lexers  Handwörterbuche  theils  nicht  aufgenommen, 
theils  nach  der  frühem  Auffaßung  W.  Grimms  und  Franz  Pfeiffers 
an  ungehörigem  Orte  untergebracht. 

Am  frühesten  und  am  häufigsten  tritt  das  Wort  auf  in  Schriften, 
deren  Verfaßer  dem  westlichen  Mitteldeutschland  angehören ;  so  in  den 
von  W.  Grimm  herausgegebenen  Marienlegenden  (=  Haupts  Zeit- 
schrift 10)  25,  6  mines  herzen  smerzen  -^  —  den  ich  arme  dougen 
(:  <mgen) ;  25,  7  ich  dougen  des  scharpfen  swerdes  alach;  29,  6  owS  wat  wir 
dougen  (:  oiugen) ;  104,  30  den  vreisRchen  döt  sach  ei  ei  douchen  (:  ouchen 
=  ougen)]  113,  32  he  müz  die  grdze  sehemede  dogen  (:  ogen).  In  der 
Anmerkung  zu  25,  6  sagte  W.  Grimm:  „dotigen  verborgen  tragen,  ver- 
heimlichen'^ ;  daher  wurde  es  von  Lexer  unter  tougenen,  tougen,  swv. 
verheimlichen,  untergebracht,  mit  dem  es  in  der  That  nichts  zu  thun  hat. 
Femer  in  dem  mnrh.  Osterspiel,  das  J.  Zacher  herausgab  in  Haupts 

Ztschr.  2,  343,  V.  1272  gedouget  %  laist  beeiden  !  V.  1443  den  doit 

im  muz  du  doigen  nü  zeetunt]  V.  1494  gedouge  wir  uns  nü  zu  siede. 
Bei  Gotfrid  Hagen   in    der  Kölnischen  Reimchronik  5241  goi  untrüwe 

•)  1'*  Biblij,  Tamir,  M&M  Maria  nach  Petr.  Com.  3.  Reg.  8.     [A.  E.] 
**)  Man  yergleiche  noch  das  ans  dem  18.  Jahrh.  stammende  mnd.  Bruchstück 
Tom  Antichrist  in  v.  d.  Hagens  Genfiania  10,  139,  Z.  16 
al  de  an  got  gdauwen, 
de  moten  de  martirie  dougen} 
»owie  Bedentiner  Spiel  bei  Mone  II,  94,  1686  ih  tJoil  dy  nicht  lengher  ddghen  (:  ßghen). 


102  PEDOR  BECH,  DOÜGEN. 

Tieit  enwiU  d(mgen  (:  ougen).  Auch  ans  der  Rede  vom  Glauben  685  ge- 
hört wohl  hierher:  di  di  taufen*)  tougent  \  unde  an  den  gotes  t^un  geloubint. 

Dem  hessischen  oder  dem  wetterauischen  Sprachgebiete  gehört 
der  mystische  Tractat  Scdomonis  hüs  an  in  Adrians  Mitth.  417  folg. 
Dort  heißt  es  S.  429:  du  soU  din  ofßnhdre  ßnde  wedersäzin  mtnnfn- 
eliche  t(mgin\  S.  430:  daz  dritte  sprichit  aber  Salamün  :  usque  cd  tempus 
ausHnebit  paciens,  daz  quid :  der  geduldige  menshe  sal  sich  zu  einen  stun- 
den sich  (so!)  dougin. 

Endlich    ist  das  Wort   auch  im  Osten  von  Mitteldeutschland  zu 

finden  und  zwar  bei  Nie.  von  Jeroschin  4985  daz  si  daz  anevechtin  — 

nicht  lengir  moehtin  dougin  (:  bougin)^  wofür  die  Handschriften  K  und  H 

doygin  :  hoygin   haben;    20800  von  der  di  brüdi'e  uhirlast   hattin  genüc 

gedoigit  (:  geurloigit).  Pfeiffer  identificirte  hier  dougen  in  seinem  Glossar 

zu  Nie.  V.  Jeroschin  138  mit  douwen,  verdauen,  obwohl  er  es  richtig 

mit  „vertragen"  übersetzte;  ihm  folgte  wieder  Lexer,  indem  er  dougen 

als  Nebenform  von  dHuwen  I,  455  aufführte,  sowie  Weinhold  Gramm. 

§.  206.    Das  Wort  findet  man  auch  noch  in  den  Trebnitzer  Psalmen 

ed.  Pietsch  24,  5  sustinui  te,    ich   toyte  (=  toigete,   togete)    dich;    und 

meiner  Vermuthung  nach  gehört  hierher   auch  Ps.  68,  21  et  sustinui, 

qui  simul  contristarentur,   und  ich   hongite  (?)  wer  mit  mir  unvrouwete 

sich,  wo  ich  tougiie  fUr  bongite  lesen  möchte. 

FEDOR  BECH. 


*)  Bei  Lexer  II,  1480  ist  toif/e  nar  als  st.  Fem.  verzeiclmet.  Indessen  im  Wart- 
bargkrieg;e  116,  6  ed.  Simrock  heißt  es:  mit  der  toufen  :  verhot^en,  entsprechend  dem 
Niederdeutschen:  tn  der  däpen  im  Trierer  Theophilus  ed.  Hoffmann  v.  Fallersleben 
692 ;  anch  im  Pari.  48,  6  steht  »tarb  er  dne  toufen  «K,  woraas  bei  Leser  in  den  Nach- 
trägen 876  „kn^fm  stn.**  angesetzt  ist  Auch  ist  es  wohl  fraglich ,  ob  man  nicht  vielmehr 
einen  Nominativ  tou/ene,  UA^fen  als  Nebenform  von  Un^e  anzunehmen  habe.  In  der 
St.  Galler  Psalmenübersetsung  bei  Graff,  Deutsche  Interlinearversiouen  der  Ps.  21,  22 
(8.  81)  steht  als  Nominativ  haptiamium,  toujßßn ;  dazu  citirt  Graff  in  seinem  Sprachschatz 
6,  887  aus  Isidor  als  Genit.  Sing,  dat^fin;  dieselbe  Form  erscheint  in  den  Einträgen 
hinter   dem   von  Meyer   herausgegebenen  Stadtbuche    von  Augsburg  S.  269:   Uem  ex 

guUen  XU  dheiner  tami0n   mihr  gaun dann  8  man  und  12  frawen;   item  ez  sol 

menum  mehiat  mer  vergeben  mt  ^ner  taufßn  voeder  mannen  noch  frawen  tn  dhf^ßMn  weg. 
So  findet  sich  bekanntlich  neben  bürde  bürde  f.  die  Form  burdine  (Mechtild  156) 
bardene  (Germania  26,  209  und  Ztschr.  f.  deutsche  Philol.  10,  489),  neben  habe  die 
Form  habene  mnd.  ha>oene,  neben  haffe  —  hoffene  {eh,  Reißenbergers  Dissertation  fiber 
Hartmanns  Rede  vom  Glauben  S.  82)  mnd.  hopene,  A;2l6e  —  kl^ene  (?  annunciatio 
Mariae)f  lüge  —  Wgene  mnd.  logene  loggene,  mute  —  mittene,  male  —  müUne,  ti^e  — 
ti^ene  (=s  md.  tüfe  »  tüfene  d<ifene  und  dat^fene,  cfr.  Trierer  Psalmen  67,  26;  68,  l' 
u.  8  und  18  u.  19;  106,  24;  129,  1;  Zeitzer  Ps.  mnscr.  68,  18  und  fol.  168');  trüge  — 
triigene  mnd.  drogene,  veete  —  vestene,  volle  —  vollene,  vrevele  —  vreveline,  fMe  — 
i^Aana^  vit^  —  tt^sene  (nipplidum),  %oüe$te  —  toüeetene  mnd.  todHine;  vergl.  Grimm 
Graoun.  2,  171  und  Weinhold  Gramm.  266. 


TH.  VESNALEKEN,  DAS  WASSEB  DES  LEBENS.        103 


DAS  WASSER  DES  LEBENS. 


Wir  meinen  nicht  das  Waßer  des  Lebens,  von  dem  Jesus  spricht^ 
im  Evangel.  Job.  4  in  sinnbildlicber  Rede.  Wir  baben  es  bier  mit' 
heidniscber,  mythologischer  Volkspoesie  zu  thun,  die,  wie  es  sich  zeigen 
wird^  im  deutschen  Märchen  bis  auf  unsere  Zeit  reicht. 

Die  wunderbare  Wirkung  eines  Lebenswaßers  hängt  mit  der 
Idee  einer  Unterwelt  zusammen,  aus  der  eine  Erfrischung  der  Lebens- 
geister kommt.  Da  diese  Vorstellung  mit  Zauberei  in  Verbindung  stand, 
so  war  sie  bei  den  Juden  verpönt,  denn  als  Saul,  von  den  Philistern 
bekriegt,  Hath  bei  einer  Wahrsagerin  sucht,  ftlrchtet  sie  gesteinigt  zu 
werden  (1  Samuel  28;  3  Mos.  20,  27).  Sie  ruft  aber  den  Samuel  aus 
der  Unterwelt  ui,d  der  gibt  dem  Saul  einen  Kath,  der  ihm  Schrecken 
einflößt.  Das  unter  den  Juden  verbreitete  Zauberwesen  steht  in  West* 
asien  nicht  vereinzelt  da;  wir  erfahren  Ähnliches  z.  B.  aus  Schraders 
^Höllenfahrt  der  Istar.  Ein  altbabylonisches  Epos"  (Gießen  1874). 
Die  babylonische  Istar  repräsentirt  vorzugsweise  den  Morgenstern  als 
Göttin  der  Fruchtbarkeit.  Nach  dem  babylonischen  Mythus  unternimmt 
Istar  eine  Wanderung  in  das  Todtenreich.  DafUr  muß  sie  aber  büßen, 
die  Befruchtung  hört  auf,  bis  die  obern  Götter  dagegen  einschreiten. 
San  Diener  erhält  den  Auftrag,  den  Genius  der  Erde  heraufzuführen 
and  Istar  mit  dem  Waßer  des  Lebens  zu  besprengen,  damit  sie 
in  die  Oberwelt  zurückkehren  könne.  Das  erinnert  doch  lebhaft  nicht 
bloß  an  die  Sprengungen  (Lavationen)  im  hebräischen  Alterthum*), 
sondern  auch  an  die  Mythe  von  Persephone  (Proserpina),  die  im  Hades 
verweilt  hat  und  Unfruchtbarkeit  im  Gefolge  hatte.  Hier  sind  auch  die 
Berührungen  mit  dem  hebräischen  Todtenreiche  Scheol.  Die  prächtige 
Schilderung  (Jesaias  14,  9  ff.),  wie  der  König  von  Babel  in  den  Hades 
(„die  Hölle*)  kommt,  fQgt  sich  ganz  in  diesen  Rahmen.  Die  Unterwelt 
birgt  Waßer  der  Verjüngung;  damit  besprengt,  kann  man  auf  die  Ober- 
welt zurückkehren.  Die  Göttin  der  Fruchtbarkeit  muß  in  die  Tiefen 
hinabsteigen,  woher  die  Keime  des  vegetativen  und  animalischen  Lebens 
entsprießen.  Auch  aus  deutschen  Sagen  ist  es  bekannt,  daß  Neugeborne 
ans  Brunnen  oder  Bächen  hervorgeholt  werden  (vgl.  die  Mythen  von 
der  Holda). 

Damit  treten  wir  auf  das  germanische  Gebiet  über. 


*)  SoUte  du  in  den  röm.-kathol.  Kirchen  ttblicbe  Besprengpen  mit  WeihwaCer 
nicht  daher  seinen  Uraprong  genommen  haben? 


104  TH.  VERNALEKEN,  DAS  WASSER  DES  LEBEN& 

Unter  einer  Wurzel  der  Weltesche,  das  Bild  der  Vergänglichkeit, 
ist  der  Nomen-  oder  Urdsbrunnen,  welcher  verjüngende  Kraft  hat. 
Darum  schöpfen  die  Nornen  täglich  aus  diesem  Brunnen  und  besprengen 
die  Esche,  und  „immergrün  steht  Yggdrasil  über  Urds  Brunnen" 
(Wöluspa).  In  deutschen  Märchen,  wo  dieser  Brunnen  häufig  vor- 
kommt, soll  das  Waßer  des  Lebens  aus  ihm  geholt  werden,  von  dem 
Baume  aber  goldene  Äpfel,  welche  ebenfalls  verjüngende  oder  heilende 
Kraft  haben  (vgl.  Symrock  Mythol.«  S.  38  fg.;  462).  Bekannt  ist  arimms 
Märchen  Nr.  97  „das  Waßer  des  Lebens".  Einzelne  Züge  finden  wir 
auch  in  andern  Märchen,  z.  B.  Zingerle  K.  u.  HM.  aus  Süddeutschland 
S.  165  fil  Bei  Grimm  sind  es  drei  Brüder,  die  auf  den  Rath  eines 
Zwerges  ausgingen,  das  Waßer  des  Lebens  für  ihren  Vater,  den 
kranken  König,  zu  holen ;  die  altern  betrogen  aber  den  jüngsten,  ohne 
daß  es  ihnen  etwas  genützt  hätte.  Zu  diesem  Märchen  theilen  wir 
ein  bisher  unbekanntes  Seitenstück  mit  und  zwar  aus  Schrattenthal 
(Retzer  Kreis  in  Niederösterreich).  Für  unsern  Zweck  nur  die  wesent- 
lichsten Züge. 

Ein  König,  der  am  Siechthum  damiederliegt,  hört,  daß  er  nur 
dann  gesunde,  wenn  ihm  einer  seiner  fUnf  Söhne  das  Waßer  des  Lebens 
hole.  Einer  nach  dem  andern  zieht  aus,  jedoch  keiner  kehrt  zurück. 
Zuletzt  geht  der  jüngste,  der  einem  großen  Bären  begegnet.  Diesem 
sagt  er  den  Zweck  seiner  Wanderung.  Der  Bär  eröffnet  dem  Königs- 
sohne, daß  seine  Brüder  in  eine  tiefe  Schlucht  verbannt  seien,  weil 
sie  ihm  grob  begegnet,  und  er  ladet  ihn  ein  sich  auf  seinen  Rücken 
zu  setzen.  Der  Bär  bringt  ihn  in  ein  Schloß,  wo  der  Königssohn  als 
Vogelbüter  Aufnahme  findet.  Auf  des  Bären  Rath  solle  er  nach  einiger 
Zeit  einen  Vogel  entführen,  aber  ja  nicht  in  einem  goldenen  Käfig, 
und  weil  der  Königssohn  dennoch  dies  that,  so  rief  der  Vogel:  He,  he, 
er  stiehlt  mich.  Die  Wachen  eilen  herbei  und  der  Dieb  wird  eingespen*t. 
Der  Bär  gibt  dem  Unfolgsamen  nun  den  Rath,  er  solle  dem  Könige 
versprechen,  daß  er  ihm  die  Schönste  unter  der  Sonne  geben  wolle. 
Darauf  ward  er  freigelaßen.  Auf  dem  Rücken  des  Bären  kam  er  zu 
einem  Königssohloße,  wo  er  als  Kammerdiener  der  schönen  Prinzessin 
blieb.  Diese  solle  er  entführen,  aber  nur  in  ihren  einfachen  Kleidern. 
Er  folgte  dem  Rathe  aber  nicht  und  ward  wieder  eingekerkert.  Nach 
dem  Rathe  seines  Beschützers  versprach  er  dem  Könige  das  schnellste 
Pferd  auf  Erden.  Der  Bär  ftlhrte  ihn  zu  einem  Rappen  mit  hölzernem 
Sattel,  den  solle  er  ja  nicht  mit  einem  goldenen  vertauschen.  Der 
Königssohn,  als  ungehorsamer  Stalljunge,  ward  beim  Diebstahl  wieder 
ergriffen.    Dem  Könige  mußte  er  dann  den   größten  Diamanten  ver- 


j  LITTEHATUB:  ALWIN  SCHULTZ,  DAS  HÖFISCHE  LEBEN  etc.        105 

I 

I  sprechen.  Diesen  fand  er  in  einem  gläsernen  Berge.  Dafür  erbat  er 
sich  die  Erlaubnis,  noch  einmal  das  schnelle  Pferd  besteigen  zu  dürfen. 
Hit  diesem  gelang  es  ihm  auch,  die  schöne  Königstochter  zu  entfahren, 
und  ebenso  den  Wundervogel.  Da  sagte  ihm  der  Bär:  Jetzt  fehlt  dir 
noch  das  Waßer  des  Lebens.  Das  wirst  du  mit  Hülfe  des  Vogels 
bekommen;  hüte  dich  aber  vor  deinen  Brüdern  und  gedenke  meiner 
bei  der  Hochzeit.  Im  Besitze  des  Waßers,  schlief  er  an  einem  großen 
See  ein,  die  Brüder  nahmen  ihm  Alles  und  eilten  nach  Hause.  Aber 
der  Stein  glich  einem  gewöhnlichen  Straßensteine ,  die  Jungfrau  war 
traurig,  der  Vogel  schwieg,  das  Ross  war  ungeberdig  und  das  Waßer 
w«r  in  Eis  verwandelt.  Da  kam  plötzlich  auch  der  jüngste  nach  Hanse, 
die  JoDgfirau  fiel  ihm  um  den  Hals,  das  Pferd  sprang  vor  Freude,  der 
Stein  funkelte  und  das  Eis  schmolz.  Dann  reichte  er  das  Waßer  dem 
Tater  und  dieser  ward  gesund.  Die  Brüder  wurden  des  Landes  ver- 
wiesen nnd  der  jüngste  hielt  Hochzeit  Zu  dieser  kam  auch  der  Bär 
und  bat  den  Bräutigam,  er  möge  ihm  den  Kopf  abhauen.  Lange  zögernd 
that  dies  der  Eönigssohn,  und  so  war  der  Zauber  von  dem  Bären 
gewichen.  Er  war  ebenfalls  ein  Königssohn,  und  beide  regierten  von 
nun  an  das  Reich  gemeinschaftlich. 

GRAZ.  TH.  VERNALEREN. 


LITTERATÜR. 


Alwin  gdmltSy    Das  hofische  Leben  zur  Zeit  der  Minnesinger.    Erster  Band. 

Mit  111   Hollschnitten.  Leipzig,  Hirzel^  1879.  gr.  8."*). 

Viel  später  als  es  nrsprünglich  meine  Absicht  war,  gelange  ich  dazu, 
<iu  rorliegende  Werk  aninzeigen.  Es  ist  schon  so  vielfach  besprochen ,  daß 
ich  mir  ersparen  kann,  allgemeine  Bedenken  gegen  die  nicht  durchaus  philo- 
logische Haltung  des  Buches,  gegen  die  Benutzung  veralteter  Ausgaben  und 
Tote,  gegen  die  nidit  ausreichende  Verwerthung  der  bisherigen  einschlagenden 
Arbeiten  zu  äußern.  Ebenso  kann  ich  absehen  von  einer  Darlegung  seines 
Inhalts.  Ausdrücklich  aber  will  ich  meine  Freude  bezeugen  über  diese  ebenso 
lehnreiche  wie  anregende  wißenschaftliche  Gabe,  obwohl  ich  nicht  leugnen  kann, 
<l&ß  ich  Angesichts  des  behandelten  Stoffes,  der  so  voll  nnd  ganz  dem  Qebiete 
<ier  deutschen  Philologie  angehört,  einen  gelinden  Ingrimm  nicht  unterdrücken 
kann,  daß  uns  ein  Kunsthistoriker  zuTorgekommen  ist.  Halte  ich  freilich  eine 
Umschau  unter  den  Fachgenossen  und  bedenke  ich,  daß  Wackernagel  dahin 
gegangen  ist    und    daß  Weinhold,    statt   seinem    wirklichen  Berufe  zu  folgen, 


*)  Anm.  Die  Torliegende  Reeension  erscheint  spSter  als  mir  lieb  ist,  lediglich 
wegen  Raummangeb.  Sie  mOge  daher  nicht  als  Anzeige  einer  literarischen  Neuigkeit. 
>ondeni  als  Beitrag  zu  den  Privatalterthümem  des  Hittelalters  angesehen  werden. 

K«  B. 


106        LIETERATUB:  ALWIN  SCHULTZ,  DAS  HÖFISCHE  LEBEN  etc. 

die  Alierthamskiinde  und  Cultargetchicbte  za  pflegen,  es  fort  und  fort  Torzieht, 
grammatische  Werke  sa  schaffen,  die  andere  ebenso  gut,  wenn  nicht  beßer 
liefern  könnten,  während  er  anf  seinem  eigentlichen  Gebiete  unbestrittener 
Meister  ist  und  unvergleichlich  wirkte,  so  finde  ich  keinen,  aber  auch  keinen 
einzigen  unter  den  Vertretern  des  Faches,  der  auch  nur  annähernd  im  Stande 
wäre,  ein  Buch  wie  das  yorliegende  zu  leisten.  Das  ist  doch  eine  bedenkliche 
Erscheinung  inmitten  einer  Wißenschaft,  die  so  viel  Erfreuliches  und  zum  Theil 
selbst  Bedeutendes  schafft  und  fördert.  So  kann  es  aber  nicht  bleiben.  Wir 
müßen  den  Realien  fortan  einen  größeren  Einfluß  einräumen.  Die  Realien 
müßen  unsere  kritischen  und  hermeneutischen ,  selbst  unsere  grammatischen 
Studien  durchdringen  und  befruchten,  sonst  bleiben  wir  im  leblosen  Kranae 
stecken.  Und  dazu  wird  das  Buch  von  Schultz  sein  Theil  beitragen.  Das  habe 
ich  schon  in  der  Einleitung  zu  meinem  höfischen  Epos  principiell  ausgesprochen  ; 
auch  habe  ich  das  Buch  praktisch  schon  in  den  Anmerkungen  benutzt  und 
angezogen.  Nicht  alles  genügt  mir,  nicht  alles  gefallt  mir,  aber  ich  hab'  es 
doch  lieb  gewonnen^  und  von  Herzen  wünsche  ich,  daß  es  eine  belebende  Wir- 
kung ausübe. 

An  uns  ist  es,  das  Werk  nach  Kräften  zu  fördern  und  zu  seiner  Ver- 
vollkommnung beizutragen.  Daß  es  bei  der  ersten  Auflage  sein  Bewenden  nicht 
haben  wird,  das  dürfen  wir  aus  der  ungewöhnlich  freundlichen  Aufnahme 
schließen,  die  das  Buch  auch  in  weiteren  Kreisen  gefunden  hat.  Das  Buch  ist 
in  einer  Menge  von  populären  Organen  angezeigt  und  besprochen  worden,  frei- 
lich auch  von  Leuten,  die  von  diesen  Dingen  nichts  verstehen,  ja  es  hat  selbst 
nicht  an  Besprechungen    gefehlt,    die   unglaublich    albernes  Zeug  vorbrachten. 

Auch  gelehrte  und  fachgemäße  Beurtheilungen  sind  erschienen,  die  Beße- 
rungen  und  Nachträge  darboten.  Gar  manches,  was  ich  in  ihnen  fand,  hatte  ich 
mir  auch  notirt;  Einzelnem  stimme  ich  nicht  bei.  Keineswegs  ist  durch  diese 
Besprechungen  die  Aufgabe  erledigt,  das  Bach  von  Schultz  zu  verbeßern. 
Als  eine  Förderung,  nicht  als  eine  Kritik  der  Leistung,  wünsche  ich  die  nach- 
folgenden Bemerkungen  angesehen.  Es  versteht  sich ,  daß  Schultz  nicht  alles, 
was  ihm  so  von  verschiedenen  Seiten  dargeboten  wird,  vollständig  benutzen 
und  hinschreiben  kann;  er  wird  auswählen,  sich  öfters  mit  ganz  kurzer  Notiz 
begnügen  müßen.  Aber  er  wird  finden ,  daß  die  fleißigsten  und  dankbarsten 
Benutzer  seines  Buches,  daß  seine  bereitwilligsten  Mitarbeiter  an  der  zu  hoffen- 
den zweiten  Ausgabe  nicht  die  eigentlichen  Alterthümler ,  auch  nicht  seine 
speciellen  Fachgenossen,  die  Kunsthistoriker,  sondern  die  deutschen  Philo- 
logen sind. 

I.  S.  37.  Zum  Namen  „ Burgverließ **  ist  zu  bemerken,  daß  er  ganz 
modernen  Ursprungs  ist.  J.  Grimm  weist  im  D.  Wb.  2,  644  nur  zwei  Stellen 
aus  Jean  Paul  und  Schiller  nach,  ebenso  Sanders  II,  1,  140,  und  Weigand 
bemerkt  2^  998  „Verließ"  sei  Schriftdeutsch  erst  nach  1750.  Durch  die 
Romantik  ist  uns  das  Wort  ganz  geläufig  geworden  und  man  ist  geneigt,  es 
für  uralt  zu  halten.  —  S.  37.  38.  Ein  solches,  oben  mit  einer  Öffnung  ver- 
sehenes Thurmgewölbe  befindet  sich  wohlbehalten  auch  auf  der  Raine  Henne- 
berg, dem  Stammschloß  des  bekannten  Grafenhauses,  bei  Meiningen.  —  S.  42, 
Anm.  3.  Die  Stelle  aus  dem  Erec,  gegen  die  schon  Weinhold  sein  Bedenken 
geäußert  hat,  kann  beßer  als  Beweis  für  die  Umhegung  eines  Jagdbezirks  ge- 
braucht werden.  Die  Mauern,  die  üartmann  erwähnt,  brauchen  wir  uns  nicht 


LITTERATUR:  ALWIN  SCHULTZ,  DAS  HÖFISCHE  LEBEN  etc.        107 

sehr  hoch  zu  deDken,  sie  waren  wohl  nur  das  Fnndament  für  den  darauf  ge- 
setzten  Wildzaun.  Das  Schloß  Penefreo  fand  dadurch  seinen  besten  Schutz^ 
daß  es  mitten  im  See  lag.  Schade,  daß  Chrestien  hier  nicht  Auskunft  gibt. 
Harttnaim  bewegt  sich  in  dieser  Schilderung  durchaus  frei  (vgl.  Bartsch,  Germ. 
7,  171).  Übrigens  ist  in  V.  7182  der  Text  yerdorben  in  Haupts  Ausgabe, 
welcher  Seh.  folgte.  Die  Beßerung  Becbs,  die  freilich  einen  röhrenden  Reim 
cchftfft,  möge  Seh.  wenigstens  in  Klammem  hinzufügen.  —  S.  45.  46.  Der 
Host  ist  gewiß  zum  Kochen  bestimmt,  aber  weshalb  sollte  er  nicht  auch  zum 
Braten  kleinerer  Fleischstücke  und  der  Würste  gedient  haben?  Das  Wort  röst 
hat  verschiedene  Bedeutungen;  als  Küchengeräth  entspricht  es  entweder  unserm 
gRost^  oder  einer  Pfanne.  Ausdrücklich  wird  manchmal  das  Verbum  hrdüen 
mit  ihm  ?erbunden,  und  das  Verbum  roeatm  ist  früher  schon  wie  heute  eine 
bestimmte  Form  des  Bratens.  —  S.  59.  Die  Winterzeit  wird  von  Seh.  wohl 
etwaz  zu  ungünstig  geschildert.  Wir  dürfen  doch  nicht  vergessen^  daß  unsere 
Vorfahren  nicht  solche  Stubenmenschen  wie  wir  gewesen  sind,  daß  sie  sich 
durch  den  Aufenthalt  in  frischer  Luft  viel  mehr  abhärteten,  worauf  ja  Seh. 
auch  S.  137  eu  sprechen  kommt.  Auch  pflegten  sie  sich  wärmer  als  wir  zu 
tragen,  aber  warme  Kleider,  wenn  es  nicht  Pelzmäntel  sind,  brauchen  nicht 
als  unbequem  zu  gelten.  —  S.  61.  Die  genauere  Schilderung  der  Bildnisse, 
die  Tristan  durch  den  Riesen  Beliagog  anfertigen  läßt,  jetzt  in  dem  von  Köl- 
bing  edirten  nordischen  Prosaroman,  den  ja  Seh.  später  öfters  heranzieht.  — 
Hier  hätten  auch  die  Fresken  des  Schloßes  Runkelstein  Erwähnung  verdient, 
wenn  sie  auch  einer  jüngeren  Periode  angehören.  —  S.  63.  Zu  den  Stellen  aus 
der  Literatur  über  Darstellungen  gestickter  Teppiche  kann  auch  gerechnet 
werden  die  Schilderung  von  Parzivals  Traum  im  5.  Buch,  635  ffg.,  in  welcher 
die  Traumbilder  als  Kämpfe  und  Waffenembleme  erscheinen.  —  Es  wäre  er- 
wünscht, wenn  hier  auch  der  bekannten  uns  erhaltenen  Teppiche  gedacht  würde, 
die  freilich  nicht  mehr  dem  18.  Jahrb.  angehören.  Aber  die  Darstellungen 
weisen  sie  .doch  in  diese  ältere  Zeit.  Ich  denke  hier  zunächst  an  die  beiden 
Tristan-  und  Isolde-Teppiche  in  Wienhausen  und  in  Erfurt  (der  letztere  wohl 
ein  Tafeltuch)  und  an  den  mit  Liebesscenen  in  Medaillons  geschmückten  Teppich 
im  Rathhanse  zu  Regensburg,  der,  so  viel  mir  bekannt,  noch  nicht  publicirt 
and  in  allen  seinen  Theilen  gedeutet  ist  (vgl.  Jacob  in  der  Germ.  18,  276). 
Solche  Teppiche  gibt  es  noch  mehrere  in  den  Sammlungen,  aber  sie  sind  noch 
nicht  für  die  Philologie  verwerthet.  —  S.  80,  Anm.  5.  Zu  der  Stelle  aus  Hein- 
riche Tristan  konnte  auf  meine  Anmerkung  hingewiesen  werden,  weil  hier  die 
Sitte  des  Zusammenschlafens  genauer  in  Erwägung  gezogen  wird.  —  (S.  98 
die  erste  Zeile  gehört  auf  S.   100.) 

II.  S.  117.  Lichtenstein  bemerkt  in  seiner  Recension  (Anzeiger  7,  103)^ 
er  vermöge  im  Augenblick  nicht  festzustellen,  ob  aus  Schusters  Buch  „Das 
Spiel,  seine  Entwicklung  und  Bedeutung  im  deutschen  Recht*,  Wien  1878, 
etwas  für  Schultz  zu  gewinnen  gewesen  wäre.  Ich  erlaube  mir  ergänzend  hinzu- 
zufügen, daß  dies  allerdings  der  Fall  ist.  Schultz  wird  gut  thun,  diese  mannig- 
&ch  interessante  Monographie,  soweit  sie  eben  culturhis  torisch  es  Material  liefert, 
zu  benutzen,  namentlich  den  zweiten  und  dritten  Abschnitt.  —  S.  119  fg. 
Auf  Gottfrieds  Tristan  ist  in  diesem  Capitel  über  die  höfische  Erziehung  zwar 
hingewiesen,  aber  doch  nicht  recht  ausgiebig  genag.  Die  Sitte,  die  jungen 
Adeligen  oder  Prinzen  an  die  Fürstenhöfe  in  den  Dienst  zu  geben,  hätte  etwas 


108        LITTERATUB:  ALWIN  SCHULTZ,  DAS  HÖFISCHE  LEBEN  etc. 

genauer  geschildert  werden  sollen.  Es  bieten  sich  da  reiche  Stellenbeweise. 
Vor  Allem  wäre  hier  auch  der  Hof  Etzels  zvl  erwähnen  gewesen.  Die  jüngere 
Nibelungendicbtung  hätte  diese  erzieherischen  Verhältnisse  unerwähnt  gelassen 
oder  kürzer  berührt,  wenn  nicht  auch  in  jüngerer  Zeit  die  großen  Höfe  als 
die  hohe  Schule  für  die  Courtoisie  betrachtet  worden  wären.  —  S.  128,  Anm.  4. 
Hier  wäre  auch  die  bekannte  Affaire  ans  Ulrichs  Fraueodienst  anzubringen 
gewesen.  —  S.  126.  In  dem  Citate  aus  Walthers  Nieman  kan  beherUn  schreibt 
Scb.  dem  ist  iin  wort  als  ein  slac»  Warum  ^tn?  Der  metrische  Accent  ruht 
allerdings  auf  stn,  aber  nicht  der  logische :  wort  und  slae  sind  die  Gegensätze ; 
vgl.  meine  Anmerkung  zur  Schulausgabe  85,  4.  —  S.  128.  Zur  Etymologie 
des  franz.  escrime  würde  ein  Hinweis  auf  Diez*  Wörterbuch  sich  empfehlen.  — 
S.  131.  Es  ist  möglich,  daß  das  Messerwerfen  an  der  angezogenen  Stelle  des 
Tristan  auf  die  Gaukelkunst  geht  (s.  meine  Anm*  zu  4712).  Die  Stelle  würde 
alsdann  S.  448  zu  verwerthen  sein.  —  S.  142.  Bei  Betrachtung  der  Schwert- 
leite  verdient  auch  Gottfrieds  Tristan  Erwähnung.  —  S.  149.  „Als  Ritter  war 
er  (der  Jüngling  nach  erlangter  Ritterweihe)  dem  Fürsten  ebenbürtig^  mit  Ver- 
weis auf  Partonop.  19992.  Ebenbürtig  nicht,  wenigstens  ist  ebenbürtig  ein 
zweideutiger  Ausdruck ;  der  Rittor  ist  aber  dem  Fürsten  gegenüber  satisfactions- 
fähigi  wie  wir  das  jetzt  ausdrücken  würden;  aber  dabei  ist  doch  noch  die  Be- 
dingung, daß  er  von  freier  Geburt,  kein  Dieostmann  ist.  So  steht  es  aus- 
drücklich an  jener  Stelle  und  geht  auch  aus  dem  Vorhergehenden  hervor.  — 
S.  154  ffg.  Für  das  Capitel  über  die  Anstandsiehren  für  Damen  ist  namentlich 
der  15.  Abschnitt  in  Gottfrieds  Tristan  ganz  besonders  lehrreich;  er  ist  auch 
das  Vorbild  für  Schilderungen  jüngerer  Dichter,  namentlich  Konrads  von  Würz* 
bürg;  der  Terminus  für  den  maßvollen  Gang  neben  Itse  treten  ist  sliehen,  der 
zwar  in  den  angezogenen  Stellen  öfters  erscheint,  aber  auch  für  sich  erwähnt 
und  im  Einzelnen  (aus  den  Wörterbüchern)  belegt  zu  werden  verdient.  — 
S.  158  fg.  Lichtenstein  weist  mit  Recht  auf  die  Heilkunst  der  jungen  Isolde 
in  Eilharts  Tristan  hin.  In  der  Tradition  Gotfrieds  sind  beide  Isolden  arznei- 
kundig, vorzugsweise  aber  die  Mutter.  —  Triakel  (Theriak)  [übrigens  gewöhnlich 
driakel]  braucht  auch  die  alte  Isolt  als  Schwitzmittel  für  Tristan.  —  Auch 
gegen  Geistesstörung  haben  die  Ärztinnen  Salben  bereitet,  wie  die  bekannte 
Erzählung  im  Iwein  beweist.  —  S.  160.  Der  Truchseß  ist  allerding«  über  das 
Küchendepartement  gesetzt  Allein  das  Amt  wird  schon  im  13.  Jahrhundert 
ausgedehnter.  Truchseß  ist  nicht  nur  ein  Hofbeamter,  sondern  auch  landsäßiger 
Verwaltungsbeamter.  (Das  hat  sich  noch  in  „Drost^  erhalten.)  Ich  habe  dar- 
auf im  Wörterbuch  zu  Heinrichs  Tristan  aufmerksam  gemacht.  Vgl.  auch 
Müller  im  mhd.  Wb.  II,  2,  841  und  J.  Grimm  im  D.  Wb.  2,  1437.  (Die 
Etymologie  von  Truchseß  ist  immer  noch  nicht  endgültig  festgestellt.)  — 
S.  163  fg.  Die  Stelle  aus  dem  Erec  (6517)  ist  an  sich  ganz  gut,  doch  muß 
sie  etwas  anders  gedeutet  werden.  Der  Graf,  der  Enite  schlägt,  ist  bereits  ihr 
Gatte,  er  beruft  sich  ausdrücklich  auf  sein  Recht  zu  diesem  Thun  (6539  bis 
6548)  und  will  dadurch  die  Vorwürfe,  die  ihm  von  Seite  seiner  Gäste  gemacht 
wurden,  zm'ückweisen.  Das  formelle  Recht  werden  ihm  diese  gewiß  im  Stillen 
zugestanden  haben,  aber  sie  tadelten  ihn  doch  wegen  seiner  Unzucht,  und 
das  eben  ist  das  Bezeichnende  und  zugleich  für  uns  Erfreuliche  dieser 
Stelle.  —  S.  165.  Seh.  bezieht  sich  hier  auf  seine  Habilitationsschrift  j^quid 
de  perfecta   corporis    humani   pulchritudine  Germani    saeculi  XU  et  XIII  sen* 


LITTERATÜR:  ALWIN  SCHULTZ,  DAS  HÖFISCHE  LEBEN  etc.         109 

•erint*  und  will  daher  auf  eine  nochmalige  VorfShTung  der  Belege  verzichten. 
Solche  Enthaltsamkeit  ist  anter  Umständen  lobenswerth  und  auch  praktisch, 
aber  bei  der  Unzngänglichkeit  der  Dissertationen  würde  wenigstens  ein  Aaszug 
der  bedeutendsten  Belegstellen  doch  recht  willkommen  sein.  —  S.  167.  Seh. 
knüpft  an  die  Schilderung  des  „Schönheitsideals''  auch  eine  kurzgefaßte  des 
.Ideals  der  Häßlichkeit".  Auch  hier  wären  einige  Belege  erwünscht.  Hier 
wäre  namentlich  Cundrte  im  Parsival  nicht  zu  vergeßen.  Zu  der  Bemerkung, 
daß  man  den  Rothköpfen  Falschheit  und  Bosheit  zutraute,  mag  hinzugefugt 
werden,  daß  das  Wort  r^  deshalb  geradezu  die  Bedeutung  „falsch,  bösartig, 
listig"    gewinnt. 

III.  8.  168  fg.  Daß  man  sich  nackt  zu  Bette  legte,  zeigen  auch  außer 
Malereien  geschnitzte  Bildwerke,  wie  das  englische  vofl  Michel  abgebildete 
ElfSenbeinkästehen  mit  Darstellungen  aus  der  Tristansage.  Zu  den  Stellen  aus 
der  Literatur  könnte  nachgetragen  werden  Parzival,  5.  Buch,  604.  —  S.  175.  Zu 
Anftug*  der  Betrachtung  über  die  Spiegel  ist  auf  mhd.  Wb.  I,  545  (spiegelglas) 
▼erwiesen;  noch  reicher  ist  der  Artikel  II*  494  (spiegel).  Auch  Wackernagels 
Abhandlung  (Kl.  Sehr.  1,  128  fFg.),  obwohl  von  geringem  Umfang,  verdient 
genannt  zu  werden.  —  S.  178.  In  den  Sammlungen  werden  sich  solche  Elfen- 
beinkästchen mit  Reliefdarstellungen  noch  viel  mehr  vorfinden.  —  S.  184.  Ja, 
was  bedeutet  wippeil  in  Bertholds  Crane?  Bartsch  gibt  keine  Erklärung,  und 
Lexer  stellt  es  wie  vorher  Müller  fragend  zu  zipfeL  Daß  es  eine  Art  Kopfputz 
bezeichnen  soll,  ist  gar  nicht  in  Zweifel  zu  ziehen.  Aber  das  Wort  ist  doch 
zu  seltsam,  sonst  nirgends  aufzutreiben.  Sollte  eine  Verderbniß  vorliegen? 
I  aus  c  =  I;,  i  aus  e?  also  vielleicht  keppeH  Aber  diese  Diminutivbilduog  ist 
nicht  nieder-  und  mitteldeutbch.  Auch  erlangt  erst  spätter  Kappe  die  Bedeutung 
der  Kopfbedeckung.  Hoffentlich  gelingt  es  noch,  das  Wort  zu  enträthseln  *}.  — 
S.  194.  Zorn  Belege  des  französischen  Kleiderschnittes  würde  auch  die  Stelle 
im  15.  Abschnitte  des  Qottfriedischen  Tristan  recht  dienlich  sein  (V.  10905  fg.). 

—  S.  208,  Anm.  1 .  die  (die  Sticker  und  Stickerinnen)  wurden  gemacht  reich  kann 
nicht  heißen:  Alle  wurden  bei  den  Arbeiten  „reich^,  sondern  nur:  sie  wurden 
reichlich  belohnt.  —  S.  214  ffg.  Die  Zopftracht  der  Männer  ist  durch  eine 
Abbildung,  durch  die  Statue  Chlotar*s  I.  aus  dem  13.  Jahrb.  zur  Anschauung 
gebracht  y  aber  die  Figur  ist  beinahe  typisch  gehalten.  Könnte  nicht  auch  ein 
Zengniß  aus  dem  18.  Jahrb.  gegeben  werden?  etwa  ein  Mitglied  der  Zopf- 
gesellschaft mit  dem  Zopfbehälter  nach  der  Abbildung  im  Anzeiger  f.  K.  d.  d.  V.? 

—  S.  217.  Seh.  fragt  nach  Besprechung  der  Kurzhose  (hruoch):  „Was  ist  aber 
der  Brachseckel?^  und  vermuthet,  es  sei  vielleicht  „Senkel^  zu  lesen.  Der 
Recensent  in  der  Zeitschr.  f.  d.  Philol.  gibt  kurz  und  bündig  die  Antwort: 
„vergleiche  Leser  I,  861  Saccus  hemiosus^.  Sich  Raths  zu  erholen  in  bereit- 
liegenden HilfBmitteln ,  das  ist  schön  und  wohlgethan,  und  diesen  Rath  auch 
für  solche,  welche  der  Hilfsmittel  entbehrten  oder  sie  verschmähten ,  zu  ver- 
wenden, zeugt  von  großer  Menschenfreundlichkeit.  Nur  muß  man  mit  der  Ver- 
abreichung von  geborgten  Gaben  vorsichtig  zu  Werke  gehen,  auf  daß  man 
sich  nicht  vergreife  und  einen  Stein  statt  Brotes  biete.  Was  hat  sich  wohl  der 
Recensent  unter  »<iccus  hemiostt»  gedacht,  welches  bei. Leser  neben  bniocJiseckel 


*)  Es  ist  =  9ehappel,  9ehapeU  auch  im  Ritterspiegel,  ts  =  s  im  Anlaut;  s.  Lexer 
2,  669.  K.  B. 


110       LITTERATÜR:  ALWIN  SCHULTZ,  DAS  HÖFISCHE  LEBEN  etc. 

steht?  Hätte  er  als  dassischer  Philolog  (die  GermaniBtik  treibt  er  ja  doch  nur 
in  seinen  Maßestanden  zum  Priratvergnägeo)  nicht  sofort  merken  müßen;  daü 
Lexer  hier  irrthiimlich  bruochseckel  statt  bruchseekel  schrieb  and  demgemäß  an 
unrichtiger  Stelle  im  Alphabet  einreihte,  oder  daß  Lezer,  wenn  er  wirklich 
bruochseckel  haben  wollte,  eine  falsche  Erklärung  gab?  Was  hat  denn  hermoeu» 
mit  bruoch,  mit  der  Hose,  sa  than,  während  es  auf  hemiaf  den  Brach  (den 
chirurgischen),  den  Leibesschaden  geht?  Diese  Erklärang  Mctceus  hemiosw  stammt 
aus  dem  deutschen  Wb.,  wo  sie  zu  dem  Worte  »Braohsack*'  gesetzt  ist  ohne 
Stellenangabe,  und  dieses  also  zu  den  bekannten  Wortbildungen  J.  Q-rimms 
gehört.  Somit  ist  es  mit  der  Erklärang  saccus  hemiosus  nichts.  In  der  einzigen 
Stelle  aus  dem  Wolfdietrich,  welche  bis  jetzt  bruchseekel  bietet,  kann  das  Wort 
nur  =  bruochseckel  {nicht  bruchs.  oder  brüehs.)  sein ,  weil  im  Folgenden  von 
der  bruoch  und  dem  bruochgürlel  die  Rede  ist.  Hosentasche  würde  das  Nächst- 
liegende sein,  wenn  nur  die  Hosen  damals  Taschen  hätten  aufnehmen  können. 
Sie  waren  ja  viel  zu  eng.  Deshalb  yermuthe  ich:  bruochseckel  ist  das,  was  wir 
jetzt  Hosenlatz  nennen  (und  noch  nennen^  obgleich  die  Mode  in  diesem  Jahr- 
hundert aus  dem  Latz  schon  fast  durchgängig  den  Hosenschlitz  gemacht  hat). 
Für  diese  Erklärung  könnte  vielleicht  geltend  gemacht  werden,  daß  das  Wort 
in  einem  volksthümlichen  Qedicht  erscheint,  während  es  in  Erzählungen  des 
höfischen  Stils  nicht  gefunden  wird,  bruochseckel  würde  nach  meiner  Deutung 
an  der  gewöhnlichen  Kleidung  sein,  was  au  der  jüngeren  Eisenrüstung  die 
brayette,  die  manchmal  die  Qestalt  eines  kleinen  Helmes  hat*).  —  S.  222.  Die 
Einführung  der  Schnabelschuhe  hängt  wahrscheinlich  mit  der  Änderung  des 
Stils,  die  den  Spitzbogen  und  Spitzwinkel  als  Kunstprincip  einführte,  zusammen, 
wenigstens  sicherte  der  Stil  der  Kleidermode  eine  längere  Dauer.  Es  ist  doch 
auch  auffallend,  daß  mit  der  Renaissance  der  spitze  Schuh  ▼erschwindet  and 
der  runde  breite,  das  Kuhmaul  oder  der  Entenschnabel,  die  Herrschaft  erhält. 
Ich  gebe  diesen  Gedanken  nur  als  eine  beiläufige  Anregung,  aber  ich  wünsche 
doch,  daß  man  ihn  in  Erwägung  ziehe.  —  S.  223.  Die  Ähnlichkeit  der  Männer- 
tracht und  der  Frauentracht  ist  besonders  auffallend  bei  den  Mänteln.  Zu 
Anm.  2  wäre  darum  die  Stelle  aus  Parziral  5.  Buch  129 — 136  nachzutragen, 
wo  der  junge  Ankömmling  den  Mantel  der  Repanse  de  Schoje  geliehen  erhält. 
—  Auch  in  dem  Schmucke  mit  Kleinodien  thun  es  die  Herren  den  Damen 
gleich.  Die  von  Seh.  S.  229  beigebrachten  Stellen  aus  der  Literatur  sind  etwas 
dürftig.  Hier  sei  es  mir  gestattet  auf  etwas  aufmerksam  zu  machen,  was  zwar 
unmöglich  in  einem  Werke  wie  das  vorliegende  erschöpft  und  ausführlich  dar- 
gestellt werden  kann^  was  aber  doch  wenigstens  einigermaßen  behandelt  zn 
werden  verdient:  das  ist  die  Symbolik  der  Edelsteine.  Ich  bin  überzeugt,  daß 
i  Q  den  meisten  Gedichtstellen  aus  der  guten  Zeit  die  Edelsteine  nicht  bloß  die 
materielle  Bedeutung  des  Schmuckes  haben,  sondern  zugleich  die  Situation  zu 
symbolisiren  bestimmt  sind.  Denn  wohin  ipr  im  Mittelalter  blicken  mögen, 
allüberall  tritt  uns  das  Symbol,  die  Mystik,  die  Allegorie  entgegen.  Seh.  kommt 
auch  auf  die  Cameon  zu  sprechen  (S.  230  fg.)  und  bemerkt,  man  habe  sie 
sehr  geschätzt,  „zumal  man  sowohl  den  Edelsteinen  als  auch  den  eingravirten 


*)  Nachträglich:  Auch  G.  Bötticher  citirt  Neue  Jahrb.  f.  Phil.  u.  Päd.  123/24 
S.  248  Lexers  smcu»  hemiosua  und  Übersetzt  „Hosenboden*'.  Wie  reimt  sich  das  zu- 
sammen ? 


UTTESATUR:  ALWIN  SCHULTZ,  DAS  HÖFISCHE  LEBEN  etc.        Hl 

Figuren  y  die  man  langst  nicht  mehr  zu  deuten  wußte  ^  geheimniflvoUe  Wir- 
kungen soachrieb''.  Diese  kurze  Hindeutung  genügt  mir  nicht.  Hier  wäre  viel- 
leicht die  geeignete  Stelle,  sich  über  die  Symbolik  und  die  Magie  der  Edel- 
steine and  der  Gemmen  im  Anschluß  an  die  naturhistorische  Literatur  und  an  die 
poetischen  Steinbücher  und  mit  Hinweis  auf  unzweifelhafte  Stellen  der  Gedichte 
in  Terbreiten.  Ich  habe  in  meinem  höfischen  Epos  auf  solche  Stellen  im  Par- 
liral  5y  224  und  im  Tristan  10974.  11139  die  Aufmerksamkeit  hinzulenken 
gesucht.  £8  wäre  gewiß  eine  lohnende  Aufgabe,  diese  Beobachtung  weiter  auszu- 
dehnen. Daß  es  in  jüngerer  Zeit  völlig  einerlei  ist,  ob  ein  Bitter  oder  eine 
Dame  diese  oder  jene  Edelsteine  trägt,  wenn  sie  nur  recht  groß,  prächtig  und 
kostbar  sind,  glaube  ich  gerne  von  ▼ornherein.  —  S.  232.  Bei  Erwähnung  des 
Glasschmuckes  könnte  auf  Walthers  gleäin  vingerltn  hingewiesen  werden.  Im 
Helmbrecht  trägt  der  Held  Kristallknöpfe  in  verschiedenen  Farben.  Sollte  das 
echter  Bergkristall  sein  ?  Dann  wäre  es  doch  bei  Gelegenheit  zu  erwähnen. 
Oder  sind  es  Glasknöpfe?  Dann  könnte  hier  beim  Glasschmuck  darauf  Rück- 
sieht genommen  werden.  —  S.  234.  „Handschuhe  tragen  vornehme  Leute 
immer.''  Immer?  Doch  nur  bei  Gelegenheit,  bei  Festen,  beim  Ausritt,  auf  der 
Jagd.  —  S.  236  wird  nach  der  Stelle  im  Demantin  erwähnt,  daß  die  Ritter 
Reitkleider  ans  geringerem  blauen  Stoffe  erhielten.  Also  der  geringere  Stoff 
ist  blau.  £s  ist  mir  aufgefallen,  daß  ich  auf  Bildern  älterer  Zeit  niemals  aus- 
sebließlich  blaue  Gewandung  fand.  Wo  blau  erscheint,  ist  es  mit  einer  andern 
Farbe  zusammengestellt ,  oder  der  blaue  Stoff  ist  mit  Gold  oder  Silber  durch- 
wirkt. Nur  die  Jungfrau  Maria  trägt  den  blauen  Mantel.  Das  aber  ist  offenbar 
•ymboliach,  es  deutet  die  Farbe  des  Himmels  an,  Maria  ist  die  Königin  des 
Himmels.  Aber  die  Bauern  tragen  blau,  wahrscheinlich  dunkelblau,  vergl. 
Helmbrecht  169  (von  Seh.  S.  242  auch  erwähnt):  das  ist  die  Farbe  für 
das  Sonntagskleid  der  Bauern;  erst  später  kommt  auch  blau  in  der  Tracht 
der  Vornehmen  vor,  wie  nicht  allein  Bilder,  sondern  auch  Literaturstellen 
beweisen«  Ist  das  Zufall  oder  täusche  ich  mich?  Sollte  blau,  weil  es  die  Farbe 
der  Treue  und  Demuth  war,  von  der  vornehmen  Welt  f&r  das  Festkleid  ver- 
sehmäht worden  sein?  Im  Feudalstaat  verstand  sich  die  Treue  von  selbst. 
Bei  den  Bauern  mochte  die  Farbe  das  Zeichen  der  Unterwürfigkeit  sein.  Wenn 
■omit  die  Farbe  bauernmäßig  war,  so  wird  es  sich  erklären,  wenn  zu  gewöhn- 
lichen Reitkleidern  blau  genommen  wurde,  während  die  Hofkleider  von  braunem 
Scharlach  sein  soUten.  —  Da  ich  hier  auf  die  Farben  geführt  werde,  so  erlaube 
ich  mir  noch  die  Bemerkung,  daß  es  doch  recht  lehrreich  wäre,  wenn  der 
Yerf.  aneh  über  die  symbolische  Farbenwahl  etwas  beibringen  wollte.  Jacob 
Falke  leugnet  (1,  159)  für  die  eigentlich  höfische  Zeit  die  symboHsche  Be- 
deutung der  Farben,  während  er  sie  für  die  jüngere  Periode  in  Anspruch  nimmt. 
Hierin  stimme  ich  nicht  bei.  In  älterer  Zeit  sind  die  Besiehungen  nur  feiner, 
liegen  nicht  so  auf  der  Oberfläche.  Hier  gilt  es  nach  meiner  Meinung  mit 
Anschluß  an  Wackernagels  Aufsatz  (Kl.  Sehr.  1,  143)  weiter  zu  forschen  und 
die  Überlieferung  mit  der  Poesie  in  Einklang  zu  setzen.  Sollte  es  denn  z.  B. 
ganz  gleichgiltig  sein,  daß  der  Gral  auf  einem  grünen  Kissen  gebracht  wird? 
Warum  denn  gerade  auf  einer  Farbe,  welche  die  Freude  bedeutet?  Ist  hier 
keine  Symbolik?  (s.  meine  Bemerkung  zu  Parsival  5,  850,  femer  zu  266).  — 
S.  241.  Auf  Helmbrecht  bezieht  sich  Seh.  in  dem  Abschnitt  über  die  Kleider 
der  Bauern    öfters.    Hier  ist  Vorsicht  nöthig,   denn  der  junge  Geck  ist  nicht 


112        LITTERATUB:  ALWIN  SCHULTZ,  DAS  HÖFISCHE  USibEN  eie. 

Repräsentant  seines  Standes,  sondern  eine  Ausnahme,  wenn  anch  keine  ver- 
einselte.  Er  ftfißt  den  Rittern  nach.  —  S.  259.  Seh.  erwShnt  schwan  und 
grünen  Dimit  In  Gotfr.  Tr.  erscheint  V.  11125  auch  branner  (▼ioletter).  — 
S.  271.  Zu  nauAt  in  Heinrichs  Tristan  Tgl.  meine  Anmerkung  zu  1932. 

Auch  für  die  folgenden  Abschnitte  IV — VII  hittte  ich  noch  gar  manche 
Bemerkungen  und  Nachträge  bereit,  doch  wttrde  ich  mit  ihnen  allen  das  Maß 
einer  Anseige  ungebfihrlich  überschreiten.  Ich  begnSge  mich  daher,  indem  ich 
mir  ein  weiteres  Eingehen  auf  das  wichtige  und  schöne  Buch  in  einseloen  Auf- 
sätsen  vorbehalte,  nur  noch  einige  wenige  Wünsche  zu  äußern,  welche  die  Yer- 
beßemng  des  Werkes  nach  der  bibliographischen  wie  philologischen  Seite  hin 
bezwecken. 

IV.  S.  307.  Zu  dndpel  ist  zu  bemerken,  daß  Paul  (Beiträge  2,  78) 
sich  für  nr6pel  entscheidet  (vgl.  auch  meine  Anmerkung  zu  Parz.  5.  Buch, 
451);  dies  wird  künftig  nicht  unerwähnt  bleiben  dürfen. 

V.  S.  344.  Die  unsaubere  Geschichte  mit  dem  Veilchen  ist  Neidhart 
nur  untergeschoben  und  stammt  aus  yiel  jüngerer  Zeit.  Ist  also  zu  atreichen. 
—  S.  368  fg.  In  Betreff  der  Erklärung  der  Falkennamen  Terweise  ich  aaf 
die  Anmerkungen  zu  der  Neubearbeitung  des  GK>tfriedischen  Tristan  Ton  Wil- 
helm Hertz,  S.  550  %.,  die  Seh.  ja  benutzen  m5ge.  —  Auch  wird  die  Schrift 
von  Mynsinger  von  den  Falken,  Pferden  und  Hunden  (71.  Public  des  litcrar. 
Vereins  1863),    wenn  sie  auch  aus  jüngerer  Zeit  stammt,  gute  Dienste  thuD. 

VI.  S.  388.  Die  Erklärung  von  «Obergurt  oder  Surzengel"  befriedigt 
mich  nicht,  ich  weiß  aber  allerdings  vorderhand  keine  beßere.  Die  Stelle  in 
Hartmanns  Qregor  1432,  die  Schultzens  Erklärung  direet  zurückweist ,  gibt 
vielleicht  noch  die  Lösung  des  Wortes  mrMengelf  welches  die  Herausgeber  and 
Lezicographen  hinreichend  erklärt  zu  haben  meinen,  wenn  sie  es  mit  Ober- 
oder Übergurt  übersetzen.  Damit  sind  wir  aber  so  klug  wie  zuvor.  —  S.  415. 
Auf  Wackemagels  Abhandlung  über  das  Schachspiel  ist  Seh.  schon  von  anderer 
Seite  hingewiesen  worden.  Die  Literatur  der  Schachgedichte  ist  in  letater  Zeit 
mannigfach  vermehrt  worden.  Auf  diese  möge  Seh.  sein  Augenmerk  richten. 
Wichtig  sind  für  ihn  auch  die  verschiedenen  Werke  von  A.  v.  Linde,  nament- 
lich das  letzte:  Quellenstudien  zur  Geschichte  des  Schachspiels.  Berlin,  Springer, 
1881*  —  S.  424  ffg.  Für  die  Betrachtung  des  Tanzes,  in  welcher  mit  Recht 
vielfach  auf  Neidhart  verwiesen  wird,  empfiehlt  sich  eine  Durcharbeitung  anch 
des  Aufsatzes  von  R.  v.  Liliencron  in  der  Zeitschr.  6,  69  ffg.  —  Im  Einzelnen 
will  ich  noch  nachtragen,  daß  auch  unter  den  Runkelsteiner  Fresken  ein  höfischer 
Tanz,  in  welchem  Herren  und  Damen  eine  Chaine  bilden,  dargestellt  ist.  Das 
Bild  ist  auch  für  die  Costümgeschichte  nicht  uninteressant.  —  S.  429.  Scb. 
hat  sich  bei  der  Schilderung  der  Instrumente  vorzugsweise  an  französiBche 
Werke  angeschloßen.  Hier  weise  ich  nochmals  auf  die  Anmerkungen  von 
W.  Hertz  zu  Tristan  hin,  die  viel  Lehrreiches  bieten.  Neuerdings  sind  nun 
anch  zwei  illustrirte  Musikgeschichten  erschieneui  eine  von  Naumann,  die  andere 
von  Reißmann.  Die  erstere  kenne  ich  noch  nicht,  die  von  Reißmann  läßt  zwar 
viel  zu  wünschen  übrig,  kann  aber  doch  benutzt  werden  und  ist  besonders  der 
instructiven  Bilder  wegen  werthvoU. 

VU.  S.  474  werden  auch  die  Wäohterlieder  erwähnt,  aber  auch  nur 
erwähnt.  Hier  sollte  der  Verf.  doch  etwas  länger  verweilen  und  darthun,  in 
wieweit  in  dieser  typisch   gewordenen  Gattung  sich   das   wirkliche  Leben  ab- 


LITTERATUB:  A.  SOHR,  H.  RÜCKEST  IN  SEII^EM  LEBEN  UNO  WIRKEN.     US 

spiegelt.  Sehr  beachtenswerth  ist  hier  anch  der  Aufsats  von  Bartsch  im  Album 
des  literariacheD  Vereins  in  Nürnberg  1865.  —  8.  486  fg.  handelt  Seh.  von 
der  Trauung.  Hier  könnte  mit  ein  paar  Worten  auf  das  Wort  „trauen  **  hin- 
gemesen  werden,  wie  es  bei  Heinrich  von  Freiberg  im  Tristan  1074  (vgl. 
meme  Anmerkung)  erscheint.  Auch  dieses  Wort  beweist,  daß  die  Trauung 
nnprunglich  nicht  kirchlich  war,  sondern  vom  Vater  ausgehend  auf  einem 
Rechtsgeschäfte  beruhte,  also  nur  die  Ausführung  der  Verlobung  bedeutete.  — 
S.  496.  Daß  Gottfried  im  Tristan  die  Sitte  des  Weinbringens  in  der  Hoch- 
zeitsnacht nicht  fingirt  hat,  wie  Seh.  Termnthet,  das  seigt  uns  jetzt  die  ent- 
iprechende  Stelle  im  46.  Cap.  des  nordischen  Prosaromans  ed.  Kölbing.  Aber 
hier  reicht  Brangaene  den  Wein,  nicht  Tristan.  —  S.  519.  „Der  Frau  reicht 
der  Meßner  die  Paz  sum  küßen.**  Die  »Paz"  ist  nicht  richtig,  es  muß  heißen: 
die  (gewöhnlicher  ist  das  Neutrum)  Pas  {pocti,  p<wce  aus  pacem).  Eine  kurze 
Erklärung  dieses  gewiß  vielen  Lesern  unverständlichen  Wortes  würde  sich 
empfehlen. 

ROSTOCK,  AprU  1881.  REINHOLD  BECHSTEIN. 

Heinrich  Küokert  in  seinem  Leben  und  Wirken,  dargestellt  von  Am^lie 
Sehr.   Weimar,  Hermann  Böhlau  1880.  8.  318  S. 

Dieses  gehaltvolle  Buch  befaßt  sich  gründlich  mit  einem  uns  Allen 
tfaearen  Manne,  der  auch  auf  germanistischem  Gebiete  so  fruchtbar  gewirkt, 
daß  ihm  eine  Besprechung  an  dieser  Stelle  nicht  vorenthalten  werden  darf. 

Heinrich  Rückert  kann  nicht  von  seinem  Vater  getrennt  betrachtet 
werden,  wie  dies  die  Verfasserin  richtig  erkannt  hat.  Der  große  sprachgewaltige 
Lyriker  und  Sprachforscher,  der  in  seiner  Jugend  schon  darauf  ausging  einen 
Wettkampf  unserer  Sprache  mit  allen  Sprachen  der  Welt  einzugehn,  um  für 
de  den  Rang  einer  wahren  Weltsprache  zu  erringen,  war  in  der  allseitig  auf- 
flammenden Begeisterung  der  Befreiungskriege  aus  seinen  Dichterträumen  er- 
vaeht  und  hatte  sich  der  Schar  der  vaterländischen  Sänger  jener  Zeit  an- 
gesehloßen,  und  damit  begann  in  ihm  erst  jene  ernst  patriotische  Tendenz,  die 
denn  auch  die  Studien  seines  erstgebornen  Sohnes  Heinrich  Rückert 
beherrschen  sollte,  der  sein  Leben  ganz  der  Forschung  auf  dem  Gebiete  der 
deutschen  Sprache  und  der  deutschen  Geschichte  widmete. 

Das  innige  Verhältniß  zwischen  Vater  und  Sohn  hatte  etwas  Weihevolles. 
Der  Vater  hatte  seine  sichtbare  Freude  daran,  wie  der  Sohn  ihn  gewissermaßen 
fortsetzte  und  er^nzte,  und  der  Sohn  blickte  mit  Stolz  und  Begeisterung  lebens- 
linglich  zu  seinem  Vater  hinan*). 


*)  Hdchst  bezeichnend  für  beide  schrieb  er  an  den  Referenten  einmal  22./11* 
ld64:  yiW^B  meinen  Vater  betrifft,  so  habe  ich  ihn  bei  meinem  Besuche  im  vorigen 
Jalire  noch  ebenso  körperlich  frisch  und  geistig  unglaublich  thätig  wie  sonst  gefunden. 
—  Sprachwissenschaft,  Literatur  und  Politik  können  ihn  noch  immer  wie  den  Jüngsten 
mit  fortreißen  und  namentlich  auf  dem  ersten  Qebiete  ist  er  rüstig  inmitten  der  weit- 
sehiehtigsten  Arbeiten  und  Untersuchungen.  Zuletzt  war  er  mit  der  Neuconstruotion 
der  koptischen  Grammatik  beschäftigt,  wovon  er  sich  für  die  methodische  Sprach- 
vergleichung die  grösten Resultate  versprach.  — Auch  unsern  Sprachkreis  betritt 
er  gelegentlich^  obwohl  er  niemals  längere  Zeit  ausschließlich  sich  auf  ihn 
beiehriLnkt  hat,  was  sehr  zu  bedauern  ist,  denn  wo  er  hintritt,  da  sprießen 
wahrhaftig  überall  Geistesblumen  auf.** 

emCAHU.  Ntas  Bsihs.  X?.  (XXYII.)  Jshrg.  8 


114    LTTTERATÜB:  A.  SOHB,  H.  RÜCBnSBT  IN  SEINEM  LEBEN  UND  WIRKEN. 

Eine  aua  so  hoher,  edler  Quelle  stammende  Lebenstendenz  verrieth  ihren 
Ursprung  auch  fortwährend  durch  eine  Haltung,  die  hoch  stand  über  jedem 
Parteigetriebe,  bei  dessen  Anblick  man  immer  bekannter  Worte  gedenken 
möchte : 

du  bist  kurzer,  ich  bin  langer: 

als6  stiitents  üf  dem  anger  — 

bluomen  unde  kUI 

Ganz  der  Sache  des  Vaterlandes,  der  Sache  der  W^ahrheit  hingegeben,  fiel  bei 

Heinrich  Rückert  alles  Persönliche  weg.    Er  stand  wohl    über    den  Parteien   in 

politischen,  religiösen  und  wißenschaftlichen  Fragen. 

Es  ist  in  diesen  Blättern  schon  seines  Lebens  und  vielseitigen  Wirkens 
im  Zusammenhange  gedacht.  Hier  sei  denn  nur  auch  noch  Ton  dem  vorliegen- 
den biographischen  Denkmal  die  Redfe.  Es  ist  zugleich  ein  Zeugniß  seltener 
Treue  und  opferwilliger  Thatkraft  einer  Frau,  die  seit  Jahren  mit  der  Rückert- 
Bchen  Familie  in  freundschaftlicher  Beziehung  stand.  Ihr  war  durch  eine  testa- 
mentarische Verfügung  Heinrichs  die  Aufgabe  gewoxden  zur  Herausgabe  seiner 
kleinen  Schriften ,  die  sie  mit  größter  Sorgfalt  unter  Beihilfe  Prof.  Reifferschetds 
ausgeführt  hat.  Sie  wurde  dann  auch  noch  von  der  Familie  aufgefordert 
zu  vorliegender  Biographie.  „Bis  zu  meinem  sechzigsten  Lebensjahre^,  sagt 
sie  von  sich  selbst  im  Vorwort,  „hatte  ich  nie  die  Feder  im  Dienste  schrift- 
stellerischer Production  geführt**,  und  damit  ist  ihr  Werk  schon  als  ein  Werk 
bezeichnet,  das  nur  die  That  der  reinsten  Treue  ist.  Es  verdient  nun  auch  die 
Anerkennung,  daß  die  Verfaßerin  die  erforderliche  Befähigung  dazu  in  vollem 
Maße  besitzt.  Sie  hat  mit  sicherm  Takt  den  reichen  Stoff  umsichtig  geordnet 
und  wahr  und  anschaulich  zur  Darstellung  gebracht,  so  daß  ein  Werk  von 
großem  culturgoschichtlichen  Werthe  entstanden  ist,  das  jeder  Gebildete  mit 
Erhebung  lesen  wird. 

Mit  äußerst  sorgfältiger  Benutzung  von  Briefen  und  Familionpapieren 
gibt  die  Darstellung  ein  Bild  von  Großeltern  und  Eltern ,  von  der  Kindheit 
und  den  Studienjahren  Heinrichs,  und  so  gewinnen  wir  auch  von  Rückerts 
weiterem  Leben  und  Wirken  als  Lehrer  und  Schriftsteller,  aus  seinen  Bezie- 
hungen zu  vielen  bedeutenden  Personen  der  Zeit  immer  durch  Mittheilungen 
aus  Briefen  reichlich  belebte  Schilderungen,  die  uns  ebenso  anziehende  Ein- 
blicke in  das  Leben  als  auch  in  alle  großen  Ereignisse  des  Tages,  der  Lite- 
ratur und  Wißenschaft  gewähren,  so  daß  wir  uns  fort  und  fort  auf  das  Leben- 
digste angeregt  fühlen.  Ich  hebe  nur  hervor  die  Abschnitte:  Bestimmender 
Einfluß  von  A.  Böckh,  J.  Grimm  und  G.  Homeyer  in  Berlin  auf  Studien 
und  Berufswahl  H.  Rückerts;  H.  Rückerts  Zuhörer  im  Althochdeutschen;  die 
Partei  Beckerath,  Dahlmann,  Gervinus,  Welcker,  Bassermann  and 
Gagern;  die  Herausgabe  des  welschen  Gastes,  Brief  von  J.  Grimm; 
J.  Grimms  Bericht  über  H.  Rückert  an  das  Ministerium;  Erscheinen  des 
Lohengrin;  Rückerts  Schüler  in  seinem  Privatissimum ;  H.  Rückert  nnd 
Karl  von  Holtei;  Entstehung  der  Geschichte  der  neuhochdeutschen 
Schriftsprache;  Herausgabe  des  Rother  und  Heiland;  Briefwechsel  mit 
Bartsch  u.  s.  w. 

Die  vaterländische  Wärme  H.  Rückerts,  die  wir  aus  seinen  Schriften 
kennen,    kommt    besonders    erquickend    und    erhebend    zum  Ausdruck   in  den 


LITTEKATUR:  KVA  WIGSTRÖM,  FOLKDIGTNING.  116 

Briefen,  die  durch  das  ganze  Werk  zerstreut  roitgetbeilt  sind,  wenn  auch  die 
Ideale,  deren  Verwirklicbang  Rückert  hoffte,  Ideale  geblieben  sind  *). 

Dorch  das  ganze  Werk  zieht  sich  freilich  ein  Zug  schmerzlicher  Theil- 
nähme  an  Rückert  selbst^  der  bei  einem  kräftigen  hochstrebenden  Blick,  bei 
einer  außerordentlichen  Arbeitskraft  doch  mit  einem  von  Kindheit  auf  höchst 
bedenklichen  Gesundheitszustande  zu  kämpfen  hat.  Der  Abschluß  seines  Lebens  — 
der  rasche  Tod  seiner  Frau  und  sein  eigenes  Zusammenbrechen  hat  etwas 
Enefautteindes ,  wie  der  plötzliche  Stillstand  einer  großen  Tbätigkeit,  deren 
Aufhören  wir  gar  nicht  begi*eifen  können.  Gesteigert  wird  jene  Theilnahme 
noch,  wenn  wir  sehen,  wie  Rückert  fortwährend  mit  der  Noth  des  Lebens  zu 
ringen  hat,  ein  trauriges  und  wenig  ehrenvolles  Zeichen  für  die  damaligen 
Zutände  in  Preußen. 

Besonders  hervorzuheben  sind  auch  noch  die  Beilagen,  insbesondere  Dr. 
£.  Hermanns  Aufsatz  über  Heinrich  Rückerts  Culturgeschichte  des  deutschen 
Volkes  S.  281—87  und  Dr.  P.  Cauers:  Heinrich  Rückerts  kritische  Tbätigkeit, 
ebarakterisirende  Gesammtüb ersiebt. 

Mit  Interesse  liest  man  auch  die  Mittheilungen  über  den  wißenschaftlichen 
Nachlaß  Friedrich  Rückerts  S.  298 — 308  sowie  über  den  Ankauf  des 
linguistischen,  zum  Theil  handschriftlichen  Nachlaßes  desselben  für  die  könig- 
iiche  Bibliothek  in  Berlin  S.  808 — 318. 

So  ist  denn  das  ganze  Buch  eine  höchst  erwünschte  Ergänzung  zu  den 
kleinen  Schriften  Heinr.  Rückerts^  auch  für  die  Geschichte  der  ger- 
manischen Philologie  wichtig.  Die  Ausstattung  ist  schön  und  des  edlen  Gehalts 
Tollkommen  würdig. 

WIEN,  Juni  1881.  K.  J.  SCHRÖER 

I  

I    Folkdigtnmg,    visor,    sägner,    sagor,    gätor,    ordsprik ,  ringdansar,  lekar  och 
bamvisor,    samlad    och  upptecknad  i  SkSne    af  Eva  Wigström  (Ave). 

I  Köbenhavn.  Karl  Schönbergs  bokhandel.   1880.  314  S.  8. 

Die  vorliegende  Sammlung  ist,  abgesehen  von  der  Einleitung  der  Frau 
Wigström,  die  als  Schriftstellerin  unter  dem  Namen  Ave  bekannt  ist,  auch  noch 

I  von  Prof.  Svend  Grundtrig  und  P.  Chr.  Asbjömsen  mit  einem  empfehlenden 
Vorwort  begleitet  und  daher  der  Werth  und  das  Interesse  derselben  auf  ge- 
oBgende  Weise  verbürgt,  so  daß  ein  etwas  näheres  Eingehen  auf  den  Inhalt 
sieht  unwillkommen  sein  wird. 

Wir  erhalten  hier  also  zuvörderst  79  Volkslieder,  zwar  meist  nur  Varianten 
voo  Stoffen,  die  schon  in  andern  Sammlungen  z.  B.  Grundtvigs  Danmarks  Gamle 
Polkeriser,  Geijer  und  Afzelius  u.  s.  w.  erscheinen,  doch  sind  die  Abweichungen 
80  bedeutend  oder  interessant  oder  die  ganze  Behau dlungsweise  des  Stoffes  so 
Tersehieden,  daß  die  Mittheilung  dieser  Lieder  jedenfalls  sehr  willkommen  ist, 
^faon,  wie  Grundtvig  bemerkt,  als  Verbindungsglied  zwischen  schwedischer  und 


*)  Eine  Stelle  ans  einem  Briefe  vom  20.  Juni  1848  S.  114  will  ich  tÜB  Beispiel 
uführen.  Er  spricht  von  Frankfurt  a.  M. :  „Ach,  es  ist  doch  ein  alUra  herrliches  Nest 
QDsere  neue  Hauptstadt;  und  keine  andere  verdient  es  zu  sein  und  darf  sie  sein. 
Cod  was  für  ein  derber  lustiger  Schlag  von  Menschen  —  Mftunlein  und  Fräulein  — 
Boit  klaren  Augen  und  gesunden  Herzen,  mitunter  —  geldprotzig;  aber  doch  Kern- 
natoren,  wie  sie  sich  —  nirgends  in  Deutschland  finden!'* 

8* 


116  LITTEBATUR:  EVA  WIG8THÖM,  FOLKDIGTNING. 

däniflcher  Volksdichtung;  man  vergleiche  z.  B.  gleich  das  erste  Lied  „Agneta 
och  hafsmanncn"  mit  Grundtvigs  Nr.  38  „Agnete  og  Havmanden*^.  — 
Von  den  übrigen  Liedern,  namentlich  von  denen,  die  meines  Wißens  sonst  nicht 
vorkommen,  hebe  ich  hervor  Nr.  35  „Balte!'',  welches  ich  seines  wunder- 
lichen Inhalts  wegen  hier  ganz  mittheile: 

1.  Det  var  en  söndagsmorgon,  jag  skulle  tili  kjrkan  rida, 

s£  tog  jag  pä  mig  haltet  mit,  tj  jag  skulle  nt  i  verlden  vida. 

—  Hej,  ro  i  land  I  hej  I  ropade  han,  der  känna  de  mig  och  de  mina.  — 

2.  När  jag  kom  til  kyrkan  fram,  sä  band  jag  min  hast  vid  en  stätta. 
St  manga  som  i  kyrkan  vor,  de  Ijfte  pa  hatt  och  hätta. 

3.  När  jag  kom  i  kyrkan  in,  der  var  bade  gamla  och  nnga; 

sä  manga  som  mitt  halte  säg,  de  glömde  bade  lasa  och  sjunga. 

4.  Frästen  stod  for  altaret  och  skulle  pa  knä  nedfalla; 

när  han  fick  mitt  halte  se,  han  glömde  bade  Gnd  och  alla. 

5.  Frästen  bjÖd  mid  oxar  tolf  och  alla  voro  de  hvita, 

jag   skulle  dem  ta  för  haltet  mitt,    men  jag  tyckte  det  var  for  liteL 

6.  Knngen  bjöd  mig  dottern  sin,  och  halfva  kungariket, 

jag   skulle  dem  ta  för  haltet  mitt,   men  jag  tjckte  det  var  för  litte. 

7.  Det  var  en  mandagsmorgon,  jag  blef  sä  galen  i  tankar, 
Da  bjtte  jag  bort  haltet  mitt  mot  tvä  gamla  vantar. 

8.  Det  var  icke  sa  mjcket  med  haltet  mitt,  som  mangen  man  väl  tankte; 
det  var  flätadt  af  sillafjäll  och  langa  vidjelänkar. 

—  Hej,  ro  i  landl  hej!  ropade  han,  der  känna  de  mig  och  mina.  — 
Das  Lied  scheint  mir  spätere  Umarbeitung  eines  älteren  Stoffes,  worin  vielleicht 
statt  des  Jünglings  eine  Jungfrau  und  statt  des  Gurteis  deren  wunderbare 
Schönheit  eintrat;  vgl.  mein  Buch  „Zur  Volkskunde**  S.  217  f.  (Jeannarakts 
no.   292.) 

Von  andern  Einzelheiten  hebe  ich  folgende  hervor.  In  dem  Liede  Nr.  3 
„Agneta  och  bergamannen^  lautet  die  18.  Strophe:  „Bergamannen  si^ 
utom  dörren  sprang;  —  Agneta  hon  sig  öfver  bredan  bord  svang.**  Hinsichtlich 
dieses  Springens  über  den  Tisch  s.  meinen  Aufsatz  über  die  Zimmerische  Chronik 
in  der  Zeitschrift  für  deutsche  Kulturgeschichte.  Neue  Folge.  1872.  S.  858  f. 
und  danach  Svend  Grundtvigs  Dsnmarks  Gamle  Folkeviser  4,  754,  wo  auch 
die  an  ersterer  Stelle  erwähnte  Verordnung  Friedrichs  HI.  von  Dänemark  mit- 
getheilt  ist;  s.  oben  Bd.  XXV,  S.  296  f.  —  Wenn  es  in  dem  Liede  Nr.  15 
„Kung  Walmon**  Str.  5  heißt:  „Kung  Walmon  han  gjorde  sina  armar  &ä 
stark',  —  'Nu  ma  du  ej  nämna  Kung  Walmos  namn ",  so  wird  mit  dem 
letztem  Verse  auf  das  weit  verbreitete  Verbot  des  Namennennens ,  welches 
Verbot  unter  gewißen  Umständen  stattfindet,  angespielt,  und  worüber  nachzu- 
sehen ist  Svend  Grundtvig,  Dg  F.  2,  839.  340;  Tylor,  Early  Histoiy  of 
Mankind  2*^  ed.  p.  142  f.  cf.  127  f.  (deutsch:  Forschungen  über  die  Ur- 
geschichte der  Menschheit.  Leipzig  1866,  S.  179.  159);  Richard  Andree, 
Ethnographische  Parallelen  und  Vergleiche.  Stuttgart  1878,  S.  179  £  —  Das 
Lied  Nr«  19  ,|Sven  Svanevind^  ist  ein  Räthsellied,  über  welche  Gattung 
s.  Uhland,  Schriften  8,  189  ff.  —  Das  Lied  Nr.  29  „Den  bortsilda**  gehört 
zu  dem  Liederkreis,  den  ich  „Zur  Volkskunde''  S.  238  ff.  behandelt.  Auch 
in  Norwegen  ist  eine  Version  desselben  bekannt,  da  mir  Herr  Moltke  Moe 
in  Christiania  eine  solche  aus  Bob  im  Telemarken  mittheilt,  wobei  er  bemerkt: 


LITTERATÜR:  EVA  WIG8TRÖM,  POLKDIGTNING.  117 

.Trods  den  mindre  foldstsandige  og  i  alle  fald  noget  uatoB  (schwankend)  form, 
i  liTilken  digtet  meddeltes,  gynes  det  mig  dog  i  mere  retninger  interessant; 
iäser  forekommer  forholdet  til  det  FasroBiske  kvasde,  specielt  den  pl  flere  steder 
ordlige  overenstemmelse  mellem  begge  traditioner,  mig  merkvierdig.''  —  Anderes 
übergehe  ich. 

Auf  die  Lieder  folgen  Sägner  (Sagen)  in  mehreren  Abtheilangeu,  deren 
erste  überBchrieLen  ist  „Tufve  JÖnsson  i  DufTeBtubbe**.  Frau  Wigström 
bemerkt  hiersu,  es  sei  durchaus  nicht  zu  verwundern,  daß  unter  den  auf  eigener 
Habe  anaäßigen  Bauerngescblechtem  in  Schonen  sich  Geschlechtsagen  finden, 
die  ziemlich  weit  zurückreichen  und  sich  gewöhnlich  an  den  Stammvater  knüpfen. 
Sie  fahrt  davon  diejenigen  an,  die  sich  auf  den  genannten  Stammvater  eines 
Geschlechtes  beziehen,  welches  mehrere  angesehene  Reichstagsmänner  geliefert 
hat,  und  die  auch  dechalb  mitgetheilt  zu  werden  verdienen,  weil  sich  iu  ihnen 
der  Schonische  Volkscharakter  treu  abspiegelt.  Tufve  Jönsson  war  1684  ge- 
boren und  starb  1747,  hatte  also  unter  den  Regenten  Karl  XL,  Karl  XII., 
Ulrike  Eleonore  und  Friedrich  I.  gelebt  und  besaß  das  Freigut  Dufvestubbe  im 
Logg^de  Härad.  Von  den  Tufve  Jönsson  betreffenden  Sagen  theile  ich  folgende 
mit,  die  zu  spaßhaft  ist,  als  daß  ich  sie  den  Lesern  der  Germania  vorenthalten 
sollte.  Es  durfte  die  älteste  derselben  sein  und  wird  in  die  Jugendzeit  Karls  XL 
Teilegt.  Vorher  muß  ich  jedoch  bemerken,  daß  es  unter  den  Bauern  in  Schonen 
zweierlei  Weisen  gibt  ein  Butterbrot  (gis)  zu  schmieren,  entweder  nämlich  mit 
dem  Messer  (knif^agls)  oder  mit  dem  Daumen  (tummagis)*).  Es  wird  also 
erzählt,  daß,  als  der  genannte  König  eines  Tages  in  den  damals  vorhandenen 
Wäldern  zwischen  Helsingborg  und  Allerum  jagte,  er  bei  Dufvestubbe  Rast 
mzchte  und  in  Begleitung  einiger  Hofleute  in  das  Bauernhaus  eintrat,  wo 
er  die  Hausmutter  um  einige  Butterbrote  für  sich  und  seine  Begleiter  bat 
Diese  deckte  alsbald  den  Tisch  und  hieß  den  König  niedersitzen,  worauf  sie 
?on  dem  großen  Roggenbrot  gewaltige  Scheiben  abschnitt  und  aus  der  an- 
stoßenden Kammer  den  Buttertopf  holte.  Da  sie  sah,  daß  der  König  und  seine 
Leute  in  der  Stube  ihre  dicken  Handschuhe  anbehielten,  so  schloß  sie  daraus, 
daß  sie  wohl  erstarrte  Hände  haben  müßten  und  erbot  sich  daher  dienstfertig, 
ihnen  die  Brotschnitte  sulbst  zu  schmieren,  was  auch  der  König  alsbald  an- 
nahm, denn  er  sowie  alle  seine  Begleiter  hatten  großen  Hunger  und  auch  große 
Eile. —  „Messerbämme  oder  Daumenbämme?"  fragte  die  Bäuerin.  —  „Daumen- 
bimme!"  antwortete  der  Könige  der  da  wahrgenocnmen  hatte,  daß  die  Wirthin 
zu  denen  gehörte,  die  sich  nicht  bloß  an  jedem  Sonnabend  zu  waschen  pflegen. 
Letztere  aber  dachte  in  ihrem  Sinne,  daß  dies  für  einen  so  jungen  König  eine 


*)  Letztere  Art  das  Brot  zu  schmieren  scheint  ehedem  auch  anderwärts  g^e- 
briochlich  gewesen  zu  sein.  So  heißt  es  in  einer  satirischen  Ballade  auf  den  Ritter 
Sl  Georg  (den  Prätendenten)  vom  J.  1717,  betitelt  *The  Hero  in  Blue.  A  New  Song 
for  the  Torlos': 

„I  sing  the  bold  mau  ihat  sleeps  in  his  Boots, 
Thftt  lies  upon  straw,  and  that  feeds  npon  Roots, 
And  at  random  he  prays,  makes  Invasions  and  Shoots, 

Believe  me  'tis  all  of  it  true: 
His  Reliipon  consists  in  Trumpets  and  Drums, 
In  storming  of  Castles,   and  heaving  of  Bombs, 
And  spreads  all  his  Butter  on  Bread  with  his  Thumbs, 
Unlike  a  Brave  Hero  in  Blue.** 


118  LITTER ATÜB:  EVA  WIG8TEÖM,  FOLKDIGTNING. 

gans  kluge  Wahl  war,  denn  sie  seigte  ja,  er  wiße  recht  gut,  daß  die  Butter 
dreimal  im  Jahre  närrisch  (galet)  ist;  denn  im  Sommer  ist  sie  zu  weich,  im 
Winter  ist  sie  zu  hart  und  im  Frühling  fehlt  sie  überhaupt  im  Hause«  Die 
Wirthin  befeuchtete  also  ihren  Daumen  mit  der  Zungenspitze  und  schmierte 
dem  Könige  rasch  eine  Bämme,  ohne  für  den  Fürsten,  der  die  gute  Bauern- 
sitte  nicht  verachtete,  die  Butter  zu  sparen.  —  „Nun  für  die  Herren  da,  Hebe 
Mutter I^  sagte  der  König.  —  „Messerbämme,  Mutter!  Jedenfalls  Messerbämme ! ^ 
riefen  die  Hofleute«  —  „Wenn  die  Kinder  ihren  Willen  bekommen,  dann  weinen 
sie  nicht",  sprach  die  Wirthin  und  ergriff  das  Messer.  Aber  die  Butter  war 
kurz  und  brÖcklich,  denn  es  war  mitten  im  kalten  Winter,  wo  kein  vernünf- 
tiger Mensch  erwartet,  daß  die  Butter  sich  schmieren  lassen  wird,  ehe  sie 
weich  gemacht  ist;  so  aber  lag  sie  lose  da  auf  den  Brotscheiben,  und  ein 
Bröckchen  rief  dem  andern  zu:  „Hier  bin  ich,  wo  bist  du?"  —  Zu  Pferd, 
meine  Herren!"  rief  nun  der  König,  als  Alle  mit  den  Bämmen  in  der  Hand 
dastanden;  wir  essen  unterwegs!"  —  „Dann  holt  der  Kukuk  der  Herren  Butter!*^ 
sagte  die  Bäuerin  ihnen  voraus,  während  sie  im  vollen  Gallop  von  dem  Hofe 
fortritten.  Als  sie  dann  die  Pferde  in  langsamem  Gang  brachten,  um  ihre 
Bämmen  zu  essen,  hatte  blos  der  König  Butter  auf  seinem  Brote;  seinen  Be- 
gleitern aber  war  auch  das  kleinste  Krümelchen  herabgeflogen. 

Die  nun  folgenden  Bondkvinnans  berättelser  (S.  92  ff.)  berichten 
meist  Aberglauben;  so  z.  B.  muß  jedes  neugeborene  Kind,  besonders  vor  der 
Taufe,  sorgfältig  gehütet  und  das  Licht  bei  Nacht  niemals  ausgelöscht  werden 
(S.  98);  s.  hierüber  „Zur  Volkskunde^  (S.  81).  — Wenn  bei  einem  Begräbniß 
der  Sarg  den  Hof  verläßt^  muß  man  demselben  das  Waßer,  worin  die  Leiche 
gewaschen  worden,  nachgießen,  dann  bleiben  meist  die  Todten  da,  wo  man  sie 
hingelegt  bat  (S.  106);  s.  „Zur  Volkskunde''  S.  350  f.  Doch  sieht  man  oft  auf 
den  Armen  der  Kinder  und  altern  Leute  blaue  Flecken,  wie  von  fünf  Fingern, 
die  von  den  Gestorbenen  herrühren  sollen,  welche  auf  unsichtbare  Weise  die  ihnen 
theuren  Zurückgebliebenen  besuchen  und  sie  durch  jene  Zeichen  vor  irgend 
einer  Sünde  oder  drohenden  Gefahr  warnen  (S.  107).  Auf  dänisch,  wie  ich 
hinzufüge,  nennt  man  diese  Flecken  dadningkneb'.  —  Auch  in  Schonen  ist  es 
mit  den  Elstern  *eine  eigene  Sache;  denn  auch  sie  begeben  sich  nach  'Blä- 
knlla'  und  zwar  fliegen  sie  dorthin  am  Montag  der  Osterwoche  und  kommen 
am  Gründonnerstag  wieder,  wo  man  dann  bemerkt,  daß  alle  ihre  Nackenfedern 
ausgerupft  sind  (S.  IH);  vgl.  über  den  diese  Vögel  betreffenden  Aberglauben 
Germ.  XXVI,  125.  —  Wenn  sich  des  Abends  am  brennenden  Licht  ein  'Span 
bildet,  so  bedeutet  dies  eine  Leiche  (S.  118).  „Ein  Span  am  Lichte  (zurück- 
fließendes Talg)  bedeutet  einen  Sarg  im  Hause."  Wuttke,  der  deutsche  Volks- 
aberglaube ^  §.296.  Ebenso  in  Nordengland  und  Schottland,  in  welchem  erstem 
daher  der  Span  winding-sheet  heißt,  auf  Schottisch  'a  dead  spale .  Henderson, 
Notes  on  the  Folk-Lore  of  the  Northern  Counties  of  England  and  the  Borders. 
London  1866  p.  33  (11^  ed.  1879  p.  48).  Statt  'a  dead  spale  sollte  wohl 
geschrieben  werden  'a  dead's  pale    (pale  =  pall  d.  h.  winding-sheet). 

Hierauf  folgen  Vedhuggarens  berättelser  (S.  Vj9  ff.)  meist  Sagen 
von  Eiben,  Hexen,  Wiedergängem  u.  s.  w.,  so  z.  B.  die  vom'Grönjette'  (S.  131, 
vgl.  238)  y  über  welche  s.  Gervasins  von  Tilbury  S.  204;  die  von  dem 
geraubten  Trollbecher  (S.  132),  die  auch  sonst  noch  mehrfach  wiederkehrt; 
8.  Gervas.    S.   129;    F.   L.  W.  Schwartz,    Ursprung    der    Rfythol.  S.   202   f.; 


LITTERATÜE:  EVA  WIGSTRÖM,  FOLKDIGTNINO.  119 

W.  Mensel,  Odin  S.  244  ff«  a.  A.  —  Ycm  den  Wiedergängern  (jordafblk, 
gipnguigare)  hei£t  es  (S.  151),  daß  sie  meist  bei  Naefat  vierzehn  Tage  vor 
Weihnachten,  wann  die  Dunkelheit  auf  der  Erde  am  größten  ist,  umzugehen 
und  dann  auf  das  kläglichste  zu  jammern  pflegen,  sobald  sie  Licht  sehen  oder 
über  ein  fließendes  Waßer  hinweg  sollen.  Hinsichtlich  letzterer  beiden  Um- 
stände 8.  Zur  Volkskunde  S.  31.  316  ff.  —  Aus  diesem  Abschnitte  erfahren 
wir  auch  (S.  140),  daß  des  Teufels  MuUer  'Madam  Eliu   heißt. 

Torparens  berättelser  (S.  151  ff.)  enthalten  Sagen  von  Hexen, 
Eiben,  Riesen,  Schätzen  und  anderes  der  Art,  woraus  wir  z.  B.  ersehen,  daß 
bei  einem  Gewitter  die  Weiber  ehedem  nie,  wie  jetzt  wohl  geschieht,  den 
obersten  Rock  über  den  Kopf  zu  schlagen  pflegten,  denn  dann  konnte  sich 
leicht  ein  Troll  darin  verbergen,  so  daß  die  Frau  der  Gefahr  ausgesetzt  war, 
Ton  dem  für  den  letztem  bestimmten  Donnerstein  getroffen  zu  werden  (S.  152). 
—  Weiterhin  (S.  165)  wird  von  einem  Gaukler  erzählt,  der  die  Leute  durch 
GesichtstäuschuDg  irreführte  und  einst  nach  einem  Dorfe  kam,  wo  ein  Pumpen- 
rohr auf  der  Gkisse  lag,  durch  welches  er  mehrere  Mal  angesichts  der  ver- 
sammelten Dorfbevölkerung  von  einem  Ende  bis  zum  andern  ganz  hindurch- 
kroch« Endlich  aber  kam  ein  junges  Mädchen  herbei,  das  vorher  auf  dem 
Felde  gewesen  war,  und  fragte  die  Leute,  warum  sie  denn  da  stünden  und 
■o  verwundert  auf  den  Mann  sähen,  der  oben  auf  dem  Pumpenrohr  um- 
faerkrieche.  Als  so  der  Gaukler  horte,  daß  das  Mädchen  klar  sehen  konnte, 
so  kaufte  er  ihr  die  Kräuter  ab,  die  sie  auf  dem  Felde  gesammelt  und  in  ihrer 
Schurze  trug;  denn  sie  könnte  ja  andere  pflücken.  Kaum  aber  hatte  sie  das 
Geld  in  der  Hand,  so  fing  sie  an  ihre  Röcke  in  die  Höhe  zu  ziehen,  bis  sie 
endlich  die  Knie  erreichten,  wobei  sie  den  andern  Leuten  zurief,  ob  sie  denn 
nicht  merkten,  daß  sie  im  Waßer  stünden;  denn  jetzt,  wo  sie  das  unter  den 
Kräutern  befindliche  vierblätterige  Kleeblatt  verkauft  hatte,  konnte  der 
Gaukler  an  ihr  noch  größere  Gesichtstäuschung  üben  als  an  den  andern  Leuten. 
Vgl.  hierzu  Zur  Volkskunde  S.  115  und  Germ.  XXV,  294.  —  Aus  einer 
andern  Stelle  (S.  171)  erfahren  wir,  daß  das  nächtliche  Getöse  in  der  Luft, 
welches  an  einigen  Orten  'Odensjagt'  heißt  und  anderwärts  von  den  unglück- 
lichen Geistern  herkommen  soll,  die  bei  der  Nacht  von  dem  kirkogi'im  aus 
ihren  Gräbern  hervorgejagt  werden  und  als  Nachtraben  über  die  Erde  fliegen, 
in  der  Gegend  von  Skanör  König  Rolfs  Wagen  genannt  wird,  der  durch  die 
Straßen  der  Stadt  einherrolle,  gewöhnlich  zwar  des  Abends,  zuweilen  aber 
auch  am  hellen  lichten  Tage,  wobei  zwei  rothe  Huude  vor  dem  Wagen  einher* 
springen.  Hinsichtlich  des  kirkogrim  s.  Grimm  D«  M.'  461,  vergl.  1095; 
Äfzelins,  Swenska  Folkets  Sago-Häfder  3^  111  f.;  Hjltön-Cavallius ,  Wärend 
och  Wirdarne  1,  341  ff. 

Die  Erzählungen  der  Frau  Grundström  (Grundströmskans  berät- 
telser S.  179  ff.)  handeln  besonders  von  Spuk  und  Zauberei;  so  finden  wir 
darin  z.  £.  die  Geschichte  von  dem  Geistergottesdienst,  die  auch  anderwärts 
vielfach  wiederkehrt,  so  bei  AsbjÖrnsen,  Norske  Huldre  Eventyr  og  Folkesagn^, 
79  (deutsch  in:  Auswahl  Norweg.  Volksmärchen  und  Waldgeister-Sagen  von 
P.  Chr.  Asbj.  Leipzig  1881.  S.  11  ffj;  Hylt^n-Cavallius,  Wärend  och  Wir- 
dame 1,  490  ff.;  Arnason,  Islenzkar  rj6dsögur  og  ^fintjri  1,  223;  Luzel, 
Gwerziou  Breis-Izel  Chants  pop.  de  la  Bretagne  1,  61  f.;  andere  Nachweise 
hinsichtlich  Deutschlands  bei  W.  Menzel,  die  vorchristliche  Unsterblichkeitslehre 


120  LITTERATÜB:  EVA  WIGSTBÖM,  POLKDIGTNING. 

1,  151  f.;  füge  hinsa  Rochholtz,  Drei  Ghiagöttinnen  8.  178;  Sehöppoer,  Dent* 
sches  Sagenbuch  Nr.  1147;  WaUke,  Der  deateche  Volksabergl.^  §.  751.  — 
Weiterhin  (S.  186)  wird  erzählt,  wie  einst  ein  Maler  auf  ein  Mädchen,  die 
sich  gegen  ihn  zu  unwirsch  erwiesen  hattet  böse  wurde,  und  daher  äußerte, 
er  werde  sie  dazu  bringen,  daß  sie  in  der  nächsten  Nacht  im  bloßen  Hemde 
vor  sein  Bett  komme.  Das  Mädchen  jedoch  zog  in  der  gefährlichen  Stunde 
bloß  ihr  Hemde  aus  und  zog  es  über  eine  Stuhllehne,  worauf  sie  sich  wieder 
niederlegte  und  ruhig  bis  zum  nächsten  Morgen  schlief;  der  Stuhl  aber  war 
fort,  denn  er  war  Ton  selbst  zu  dem  Maler  gegangen  und  stand  da  mit  dem 
Hemde  vor  seinem  Bette,  so  daß  jener  sich  Qber  seine  mißglückte  Zanberknost 
schämte  und  kurz  darauf  den  Ort  verließ.  Bald  nachher  (S.  188)  erzählt  Frau 
Grundström,  daß  sie  einen  Mann  gekannt,  der  einen  Frosch  in  einer  Schachtel, 
worin  er  viele  Löcher  gemacht ,  in  einen  Ameisenhaufen  setzte ,  und  als  die 
Thierchen  nun  alles  Fleisch  des  Frosches  verzehrt,  nahm  er  die  Gebeine  her- 
aus, da  sich  unter  ihnen  ein  Bein  befindet,  womit  man,  wen  man  will  zu  sich 
ziehen  kann.  Ich  fuge  hinzu,  daß  nach  dänischem  Volksglauben  der  g^lekrog 
(Freierhaken^  Liebeshaken)  ein  krummes  Beinchen  im  Frosche  ist,  das  dem, 
der  es  bei  sich  träg^,  die  Liebe  des  andern  Geschlechts  verschaffSui  soll.  In 
Betreff  des  Herbeizaubems  von  Personen  s.  Zur  Volkskunde  S.  205  f. 

Die  Landtbrukarens  berättelser  (S.  203  ff.)  enthalten  besonders 
Vogelaberglauben,  Sagen  von  Quellen,  Lindwürmern,  schwängern  Frauen  u.  s.  w. 
Wir  erfahren  hier  (S.  205),  daß  nach  einem  unter  altern  Leuten  verbreiteten 
Glauben  die  Störche  jeden  Herbst,  ehe  sie  fortziehen,  eine  Versammlung  halten, 
wo  die  ehebrecherischen  Störchinnen  zum  Tode  verurtheilt  und  alsbald  von  den 
Störchen  mit  ihren  Schnäbeln  todtgehackt  werden.  Über  diese  sich  auch  sonst 
vorfindende  Sage  s.  zu  Gervas.  S.  156  f.;  Rochholtz,  Schweizersagen  aus  dem 
Aargau  2,  41;  Aelian  H.  A.  3,  44  cf.  8,  20.  —  Aus  einer  andern  Stelle 
(8.  223  f.)  ersehen  wir,  daß  auch  in  Schonen  der  Siebzauber  zur  Entdeckung 
von  Dieben  üblich  ist.  Über  diesen  Zauber  s.  Zur  Volkskunde  S.  344.  — 
Schon  früher  (S.  207)  wird  angeführt^  daß  fast  jeder  Herrensitz  in  Schonen 
seinen  eingemauerten  Menschen  besitzt,  dessen  Geist  in  vielen  Sagen  eine  her- 
vorragende Rolle  spielt,  und  da  weithin  über  Europa  von  derartigem  Einmauern, 
als  Strafe  in  Klöstern,  xlie  Rede  ist,  so  fühle  ich  mich  veranlaßt,  aus  der 
'Academy  vom  11.  December  1880  p.  422  folgende  Stelle  mitzutheilen,  ent- 
halten in  einer  Besprechung  des  Werkes  'The  Camp  of  Refuge :  a  Tale  of  the 
Conquest  of  the  Isle  of  Ely.  Edited  with  Notes  and  an  Appendix,  bj  Samuel 
H.  Miller  (Wisbech.  Leach  and  Son).  Es  ist  darin  unter  anderm  gesagt:  ,)This 
cdition  is  illustrated  bj  two  good  maps  and  many  very  apt  notes.  We  are 
Horry,  however,  to  find  that  one  of  them  gives  additional  currency  to  the 
horrible  fable  that  it  was  a  monastic  practice  for  the  authorities  to  cause  evil 
monks  and  nuns  to  be  walled  up  in  niches.  The  splendid  description  in  Mar- 
m  i  0  n  of  such  a  scene  renders  it  well-nigh  impossible  to  convince  people  that 
such  things  were  not ;  but  it  is  necessary  to  do  what  one  can  to  remove  such 
an  undeserved  stigma  from  the  memories  of  men  and  women  who  wonld  have 
shrunk  from  such  refinement  of  cruelty  with  as  much  horror  as  ourselves. 
We  must  beg  of  Mr.  Miller ,  before  he  issues  a  new  edition,  which  we  bope 
and  believe  will  soon  be  called  for,  to  read  what  the  late  Archedeacon 
Churton  has  said  on  this  painfui  subject  in  the  Reports    of  the  Associa- 


UTTERATÜR:  EVA  WIGSTBÖM,  POLKDIGTNINO.  121 

ted  Architectaral  Societies  vol.  II  p.  311 — 15.  No  man  of  his  day 
vas  more  capable  of  investigatiog  tach  a  story  as  Scott  teils,  with  judicial 
impartiallty;  and  of  it  he  Baya,  withoat  hesitation,  tbat  as  a  part  of  monaatic 
diseipline  „there  never  was  a  time  when  it  conld  bave  been  true^'^.  Es  wärde 
■ich  wohl  lohnen  diese  Sacbe  genauer  su  untersucben,  denn  was  oben  von 
den  'tender  mercies'  der  Mönche  und  Nonnen  gesagt  ist,  dankt  mir  dnrcbaus 
nicht  stiebbaltig;    die  Geschichte,  selbst  die  der  Gegenwart,  spricht  dagegen. 

Demnächst  bietet  uns  Frau  Wigström  acht  S  a  g  o  r  (Märchen) ,  deren 
Überschriften  ich  folgen  lasse,  zugleich  bei  einigen  auf  die  Kreise  hindeutend, 
denen  sie  angehören.  1.  Prinz  Lindorm  (Grimm  KHM.  Nr.  108  'Hans  mein 
Igel*  und  31  'Das  Mädchen  ohne  Hände,  zweiter  Theil) ;  --  2.  Kung  Volle r- 
mansBon  (KHM.  Nr.  88  'Das  Löweneckerchen ) ;  —  3.  Vogel  Grip  (ebend. 
Nr.  165  'Der  Vogel  Greif');  —  4.  Svarta  fröken  (ebend.  Nr.  3  'Marien- 
kind*);  —  5.  Den  närsynta  'Die  einfaltige  Tochter  und  die  kluge  Stief> 
tochter);  —  6.  Den  dumme  pojken  (KHM.  Nr.  32  Der  gescheidte  Hans') ; 
^  7.  Räfrens  motgingar;  —  8.  Vandringen  til  himmelriket  ('rasches 
Verfließen  großer  Zeiträume) ;  s.  Zur  Volkskunde  8.  28  f. 

Hierauf  folgen  Gätor  och  Skämtfrlgor  (73  Nummern),  woraus  ich 
berrorhebe  Nr.  34:  „Welches  ist  das  schwerste  Holz  in  der  Welt?''  (Der 
Bettelstab).  —  Nr.  68  „Heimliche  Liebesbotschaft  eines  Ritters  an  eine  Jung- 
frau.^ Der  Bote  sagt:  ;,£s  ist  draußen  trübe,  aber  innen  hell,  —  mein  Herr 
«ill  haben  die  Antwort  schnell."  Die  Jungfrau  erwidert:  „Ja,  wann  der  Lein 
raucht  und  das  Grüne  vertrocknet  sowie  auch  das  Hörn  sein  schmales  Ende 
spaltet,  dann  werden  wir  den  knotenlosen  Gürtel  mit  zehn  Enden  spannen.*' 
(Anfloaung:  Wann  das  Licht  erlischt  und  der  Docht  raucht,  das  Gras  ver- 
trocknet und  der  Habn  kräht,  werden  wir  einander  in  die  Arme  und  Hände 
nehmen)." 

Von  den  demnächstigen  Ordspräk  och  Ordstäf  (120  Nummern)  er- 
wähne ich  beispielsweise  Nr.  72:  La  Jerusalem  bränna,  de  e  ente  vir  sta 
(Laß  Jerusalem  brennen;  es  ist  nicht  unsere  Stadt)*);  —  Nr.  89:  Nlr  höns 
vella  gora  g^^gy  spricker  r — n  [rumpan];  Nr«  92:  Hun  er  visst  blöjer!  När 
hun  gär  te  dans,  gar  hun  allti  a  satter  si  i  en  krog  midt  pa  gulled  (Sie  ist 
gewiß  Bchüchtem.  Wenn  sie  zu  Tanz  geht,  setzt  sie  sich  stets  in  einen  Winkel 
mitten  in  die  Stube  [eigentlich  mitten  auf  den  Fußboden]);  —  Nr.  93:  Dar 
e  falskhed  i  allt  udan  i  tjärnemiltj,  forr  did  e  hallten  vann  (Da  ist  Falschheit 
überall  außer  in  der  Buttermilch,  ehe  man  Waßer  hineingießt);  —  Nr.  101: 
Min  päg  ska  bÖ  prest,  forr  han  fär  allri  nock  (Mein  Junge  soll  Geistlicher 
«erden,  denn  er  bekommt  nie  genug);  —  Nr.  112:  „Fän  I  se  mär  an  Gud  ha 
skaft?*^  sa  pijan,  nar  hun  gickj  nygjen  („Bekommt  ihr  mehr  zu  sehen  als  Gott 
geschaffen  hat?"  sagte  das  Mädchen,  als  sie  nackt  ging). 

Hierauf  folgen  10  Ringdansar  und  10  Lekar,  von  welchen  letztem 
eiDs  ein  Pfänderspiel  ist  Dabei  kommt  es  zuweilen  vor,  daß,  wer  ein  Pfand 
IQ  lösen  hat,  die  Aufgabe  erhält,  sich  auf  den  Kopf  zu  stellen  und  Petersilie 
zu  pflücken.  Dies  wird  so  ausgeführt,  daß  er  sich  auf  den  Kopf  eines  Nagels 
im  Fußboden  stellt  und  thut  als  ob  er  auf  demselben  Petersilie  pflücke,  wenn 
er  nämlich    das  in  der  Aufgabe    enthaltene  Wortspiel    versteht    oder  es  schon 


*}  Ähnlich  das  span.  „Arda  Bayonal** 


122  LITTER ATUR:  EVA  WIQSTRÖM,  FOLKDIGTNING. 

kennt.  Andernfalls  vermehrt  er  die  allgemeine  Heiterkeit  dadorchf  daß  er  sich 
auf  seinen  eigenen  Kopf  stellt.  -—  Überhaupt  werden  bei  der  Pfändereinlösang 
häufig  Wortspiele  in  Anwendung  gebracht.  So  lautet  eine  andere  Aufgabe: 
„Tag  bort  en  bokstaf  ur  (ordet)  ^konungen,  si  ban  (det)  blir  tili  kalf!^ 
,Ko — ungen.* 

Den  Schluß  des  Buches  bilden  15  Barnvisor  (Kinderlieder  und  Wiegen- 
lieder). 

Die  hier  gegebene  Übersicht  des  Buches  der  Frau  Wigström  wird  ge- 
nügen, um  die  Empfehlung  desselben  durch  Svend  Grundtvig  und  AsbjöroteD 
als  wohlbegründet  erscheinen  zu  lassen,  ebenso  wie  nnsern  Wunsch«  die  genannte 
Dame  bald  wieder  ihre  literarische  Thätigkeit  dem  ihr  so  heimischen  Gebiete 
der  Volkskunde  zuwenden  zu  sehen ''^)* 

LÜTTICfl.  FELIX  LIEBEECHT. 


'*')  Von   den  frühem  Publicationen    der  Frau  Wigström   erwähne  ich  folgende: 

För  fyrtio  ir  sedan,  taflor  ur  sk&nska  folklifvet.  Lund  1870.  Eine 
in  Novellenform  gehaltene  treue  Schilderung  des  Landvolkes  in  Schonen. 

Brett  och  Straff,  eller  lifvet  i  ett  svensk  straff&ngelse.  Stockholm 
1872.  Schilderung  des  Lebens  in  einem  schwedischen  GefSngniß  vor  sehn  Jahren. 
Das  Buch  ist  hidb  in  Novellenform  (der  Gatte  der  Frau  WigstrOm  war  zehn  Jahre 
lang  bei  einem  StaatsgefSngniß  angestellt). 

För  ro  skull.  Helsingborg  1873.  Gleichfalls  ein.  Bild  des  Volkslebens  in 
Schonen. 

För  hemmet.    Kristiansstad  1878.  Gleichen  Inhalts,  ebenso  wie  das  folgende. 

Pm  vers  och  prosa.  örebro  1878. 

Kloka  Nanna.  Stockholm  1880.  Eine  romantisirte  Schilderung  eines  jangen 
Mädchens,  welches  iu  den  Jahren  1837—38  durch  Auflegung  der  Hände  wirklich 
Kranke  heilte,  wie  Frau  Wigström  anfuhrt.  Die  eigentliche  Geschichte  des  Mädchens 
hat  letztere  in  einem  kleinen  Heft  bekannt  gemacht,  betitelt: 

Tvänne  kloka  fr  an  Skäne.  Örebro  1878.  Zu  diesen  zwei  Publicationen 
bemerkt  mir  die  Yerfaßerin:  ^^ie  betreffende  Person  ist  mir  persönlich  bekannt.  Im 
Alter  von  etwa  öVa  Jahren  sah  ich  sie  in  meinem  elterlichen  Hause  durch  Hände- 
auflegung Kranke  heilen,  und  zwar  nicht  blos  meine  noch  lebende  weit  Ültere  Schwester; 
auch  viele  hundert  Personen  bezeugten  dies.  Sie  wurde  von  dem  dänischen  Hofe 
nach  Kopenhagen  berufen,  wurde  daselbst  von  Ärzten  ins  Verhör  genommen,  und 
über  dieses  Phänomen  soll  von  einem  dänischen  Professor  eine  kleine  Schrift  er- 
schienen sein  ,  die  es  mir  aber  nicht  geglückt  ist,  auf  der  Kopenhagener  Bibliothek 
zu  finden.  Die  Erscheinung  ist  um  so  merkwürdiger,  als  das  Mädchen  sich  ihrer  Heil- 
kraft nur  ungern  bediente  und  dieselbe  mit  religiöser  Schwärmerei  auch  nicht  den 
geringsten  Zusammenhang  hatte,  obschon  der  Ausgangspunkt  darauf  hinzudeuten  seheint 
Ich  selbst  halte  mich  ganz  und  gar  von  allem  Spiritismus  fern,  weil  ich  nicht  glaube, 
daß  man  auf  diesem  Wege  irgend  einer  Wahrheit  nahe  kommt;  und  doch  hat  ein 
Spiritist  in  Stockholm  in  diesem  meinem  Buche  (Kloka  Nanna)  eine  Bestätigung  der 
spiritistischen  Theorien  sehen  wollen.  Dasselbe  habe  ich  übrigens  schon  vor  mehreren 
Jahren  niedergeschrieben,  wenn  es  auch  später  gedruckt  worden.^ 

Skanska  visor,  sagor  och  sägner.  Herausgegeben  von  der  Skanska  land- 
skapens  historiska  och  arkeologiska  förening  i  Lund.  I88ü. 

Außerdem  hat  Frau  W.  noch  zahlreiche  Beiträge  in  schwedischen,  dänischen 
und  norwegischen  Zeitschriften  erscheinen  lassen,  die  sich  meist  auf  das  scbonische 
Volksleben  beziehen.  Von  den  oben  angeführten  Publicationen  sind  alle,  mit  Ausnahme 
der  letztgenannten  und  der  vorliegenden,  unter  dem  Pseudonymon  Ave  ans  Liclit 
getreten. 


MISOBLLBN.  123 


MISCELLEN. 


Entgejfnung. 

Herr  Professor  Anton  Schönbach  in  Graz  hat  im  Anzeiger  für  deutsches 
Alterthuin  7  (1881),  S.  402 — 404  eine  Besprechung  meiner  Ausgabe  des 
Heidelberger  PassionsspieU  (Bibliothek  des  literarischen  Vereins  no.  150) 
veröffentlicht,  die  ich  mit  Stillschweigen  nicht  übergehen  darf.  Ich  bedauere 
dies  auf  das  lebhafteste.  Allein,  so  wenig  die  an  meiner  Arbeit  gemachten, 
nur  die  nebensächlichsten  Dinge  verfolgenden  Ausstellungen  einer  Berichtigung 
werth  sind,  zumal  sie  bis  auf  eine  vielmehr  sämmtlich  auf  Irrthümer  des 
Hm.  Schönbach  hinauslaufen,  die  animose  Form  dieser  Anzeige  fordert  eine 
Erwiederung  geradezu  heraus. 

Die  von  Hrn.  Schönbach  gemachten  Ausstellungen  sind  folgende. 

Er  billigt  zunächst  das  Unternehmen,  die  noch  ungedruckten  Passions- 
spiele zu  publicieren ,  und  fährt  dann  fort  „nicht  ebenso  vermag  ich  dem 
zuzustimmen,  was  der  Herausgeber  an  dem  Stücke  gethan  hat.  Zwar  die  An- 
merkungen, welche  die  Parallelen  anderer  Spiele  notieren,  sind  ebenfalls  sehr 
erwünscht,  nur  hätte  Hr.  M.,  da  er  doch  auch  die  übrigen  Passionen  edieren 
will,  warten  sollen,  bis  er  sie  erlangt  hätte,  um  dann  die  Vergleichung 
auch  auf  diese  zu  erstrecken.  So  erhalten  wir  nur  Stückwerk*^. 

Ich  constatiere  zuerst,  daß  ich  die  Abschriften  der  beiden  Dramen,  die 
ich  nach  dem  Heidelberger  Paseionsspiele  noch  zu  edieren  beabsichtigte, 
längst  besitze,  die  des  Künzelsauer  seit  dem  Frühjahr  1877,  die  des  Egerer 
seit  dem  Herbst  1878;  zweitens,  daß  die  Nachweise  zum  einzelnen  Spiele 
immer  nur  Stückwerk  sind  und  sein  müssen,  weil  ja  natürlicherweise  bei  dem 
einen  nicht  die  Beziehungen  aller  Spiele  untereinander  vorkommen  können. 
Etwas  Neues  ist  es  aber,  von  Jemandem  zu  verlangen,  daß  er  Handschriften 
citiere.  Und  von  welchem  besonderen  Nutzen  es  gewesen  wäre,  die  ver- 
häitnißmäßig  geringeren  Berührungen  mit  dem  Egerer  und  Künzelsauer  schon 
dort  zu  besitzen,  vermag  ich  nicht  abzusehen.  Die  Zahl  der  noch  ungedruckten 
Spiele  ist  mit  diesen  beiden  keineswegs  schon  erschöpft  und  das  vollständige 
Material  kann  überhaupt  nicht  durch  Anmerkungen,  sondern  erst  durch  ge« 
eignete  Zusammenstellungen  gewonnen  werden,  die  der  Fortsetzung  meiner 
Untersuchungen  vorbehalten  sind. 

„Sonst  hat  sich  Hr.  M.  die  Arbeit  recht  leicht  gemacht.  Er  druckt  die 
Hs.  mit  Haut  und  Haar  ab  und  fügt  nur  eine  nachlässige  Interpunction  hinzu. 
Was  die  Unmasse  der  Consonantendoppelungen  und  der  ganze  graphische 
Schmutz  irgend  Jemandem  nutzen  soll,  ist  mir  nicht  erfindlich;  das  Lesen 
wird  schwerer  und  unangenehm,  dem  Dialectforscher  hätte  eine  Zusammen- 
stellung im  Nachworte  genügt.  Damit  meine  ich  nicht;  daß  etwas  noch  so 
Geringes  für  die  Sprache  des  Stückes  Charakteristisches  hätte  getilgt  werden 
sollen;  aus  dem  Wust,  wie  er  da  steht,  lernt  Niemand.^ 

In  Bezug  auf  die  Beibehaltung  der  handschriftlichen  Orthographie  habe 
ich  nur  meinen  von  demjenigen  des  Hm.  Seh.  verschiedenen  Grundsatz  noefar 


124  MISCELIiEN. 

mals  zu  präcisieren.  Ich  lebe  allerdings  der  Ansicht,  daß  die  älteren  Denk- 
mäler unserer  Literatur,  sofern  es  sich  um  diplomatische  Abdrücke  handelt, 
in  dem  Gewände  vor  uns  zu  erscheinen  ein  Becht  haben,  in  welchem  sie 
einst  gelesen  wurden.  Wie  sehr  auch  die  jeweilige  Orthographie  ein 
charakteristisches  Zeichen  ihrer  Zeit  ist,  empfindet  heute  jeder  Literator. 
Eine  nach  modernen  oder  nach  selbstgemachten  Regeln  unternommene  Aendernng 
derselben  ist  nicht  viel  anders  als  eine  Fälschung  des  Bildes,  welches 
man  aus  dem  Denkmal  gewinnen  soll,  und  die  Grenze,  bis  zu  welcher  die 
Verdoppelungen  der  Consonanten  grammatischen  Werth  haben,  vermag  doch 
bei  der  gegenwärtig  noch  in  ihren  Anfängen  stehenden  Dialectforschung  so 
genau  noch  Niemand  zu  ziehen.  Daß  man  selbst  bei  einer  kritischen  Ausgabe 
das  orthographische  Gewand  wahren  könne,  hat  Lachmann  in  seinem  Wolfram 
von  Eschenbach  gezeigt.  Wenn  Hr.  Seh.  solche  Texte  nicht  wohl  lesen  kann, 
so  ist  das  doch  gewiss  kein  Grund,  von  dem  als  richtig  erkannten  Princip 
abzugehen.  Übrigens  stehe  ich  mit  dieser  Anschauung  keineswegs  isoliert; 
fast  alle  in  neuester  Zeit  von  wissenschaftlicher  Seite  veranstalteten  Bepro- 
ductionen  älterer  Schriftwerke  befolgen  genau  dieselben  Grundsätze ,  so  die 
Neudrucke  Braune's,  Seuffert's,  die  der  elsässischen  Literaturdenkmäler  von 
Martin  und  Schmidt  u.  s.  w.  Ja  es  hat  sogar  Scherer  kürzlich  eine  Auswahl 
deutscher  Drucke  älterer  Zeit  in  photholitographischer  Nachbildung  zu  edieren 
unternommen.  Man  muß  sich  wundern,  daß  diese  Sammlungen  Jemandem,  der 
Über  deutsche  Literatur  zu  lesen  berufen  ist,  so  wenig  bekannt  sind. 

Becht  unbesonnen  ist  die  Äußerung  des  Hrn.  Seh.,  ich  habe  mir  meine 
Arbeit  auf  diese  Weise  erleichtert.  Denn  wie  ist  es  nur  möglich  zu  be- 
haupten, die  Abschrift,  Collation  und  Correctur  eines  mit  so  ungleichmäßiger 
Schreibung  ausgestatteten  Denkmals  sei  weniger  mühsam,  als  eines  solchen 
mit  regelrichtiger.  Hr.  Seh.  hat  in  diesem  Punkte  offenbar  nur  geringe 
Erfahrung. 

Meine  Interpunktion  sei  nachlässig.  Hr.  Seh.  hat  schon  einmal  eine 
solche  Behauptung  in  die  Welt  geschleudert,  ohne  daß  er  (was  gewiß  kein 
ehrliebender  Mann  unterlassen  haben  würde)  auch  nur  die  Spur  eines  Beweises 
hinzugefügt  hätte.  In  der  Recension  über  meine  Oster-  und  Passionsspiele 
sagt  Hr.  Seh.  „er  hat  in  seinem  ganzen  Buch  bis  in  technische  Details  den 
Mechanismus  meiner  Schrift  über  die  Marienklagen  nachgebildet''.  Ich  erkläre 
auf  das  bestimmteste,  daß  auch  diese,  zu  seiner  eigenen  Glorificierung  erfundene 
Behauptung  vollständig  unwahr  ist. 

„Mancherlei  Wunderlichkeiten  sind  noch  zu  bemerken.  Hr.  M.  setzt 
häufig  in  die  Lesart  [sie!]  ein  Wort  mit  Abkürzung,  im  Texte  [sie!]  ohne 
dieselbe,  z.  B.  S.  10  Lesart:  oplacuj,  Text  complacuj.  Das  hat  nur  Sinn, 
wenn  der  Herausgeber  seiner  Kenntniß  der  Abbreviaturen  nicht  traut." 

Hr.  Seh.  weiß  also  thatsächlich  nicht,  daß  die  Abbreviatur  o  auch  in 
con  aufgelöst  werden  kann,  und  daß  in  der  Orthographie  des  Mittelalters 
conplacui  neben  complacui  außerordentlich  häufig  ist. 

„Ganz  unrecht  scheint  er  darin  allerdings  nicht  zu  haben,  s.  161  n.  a. 
wird  nazare^  in  Nazareus  aufgelöst" 

Das  Wort  steht  in  dem  Gespräch  Simsons  mit  Delila.  Auf  die  Frage 
der  Letzteren,  worin  seine  große  Stärke  ihren  Grund  habe,  antwortet  Simson 
(die  Stelle  ist  in  meinem  Buche  vollständig  ausgedruckt):  Ferrum  numquam 


MI8CELLEN.  126 

ucendit  super  caputt  meam  quia  Nazareas,  id  est  consecratuB 
deo  snm  de  utero  matria  meae.  Der  erklärende  Satz  id  est  etc.  hätte 
Hm.  Seh.  darauf  aufmerksam  machen  sollen,  daß  Nazarenus  (=  ein  Nazarener) 
hier  keinen  Sinn  haben  könne.  Hr.  Scb.  hat  keine  Ahnung  davon,  was 
NazarsBus  bedeutet,  ich  will  es  ihm  sagen.  Ein  Nasir,  Nasiräer  oder  Nazaräer 
ist  ein  ^Auserlesener,  Abgesonderter  oder  Verlobter,  derjenige,  welcher  sich 
durch  ein  Gelübde  entweder  auf  Zeit  seines  Lebens  oder  nur  auf  gewisse 
Zeit  (Apostelgesch.  18,  8)  von  Andern  absondert  (Klagel.  4,  7;  Arnos  2, 11,  12). 
Ihr  Gesetz  steht  4.  Mos.  6,  2  ff.**.  Ein  solcher  Verlobter  war  Simson  (Bicht. 
13,  6),  Samuel  (1.  Sam.  1,  10.  11.  24),  Johannes  der  Täufer  (Luc  1,  15). 
Die  handschriftliche  Lesart  nazare^  war  also  fslsch  und  musste  in  die  Varianten, 
in  den  Text  aber  Nazareus  gesetzt  werden,  wie  es  in  meinem  Buche  ge- 
schehen ist. 

„Stellenweise  erwecken  die  Varianten  Zweifel,  ob  Hr.  M.  richtig  gelesen 
habe.  Daß  der  Schreiber,  welcher  Latein  verstand,  durch  das  ganze  Stück 
hin  sollte  eontumädo  geschrieben  haben  fflr  continuädo,  glaube  ich  nicht. 
Auch  sonst,  denke  ich,  wird  Hr.  M.  öfters  n  für  u  und  umgekehrt  angesehen 
haben.  Z.  B.  S.  84.  112.  121.  v.  1602.  1605  u.  s.  w.  j  liest  Hr.  M.,  wo  die  Hs. 
wahrscheinlich  das  im  XV.  Jh.  geläufige  ij  hat  s.  112.  127.  135.  —  S.  101 
scheint  mir  ex  ne  nur  die  falsch  gelesene  Abkürzung  des  etiam  ne,  welches 
Hr.  M.  in  den  Text  setzt.  Es  wird  doch  in  Wolfenbüttel  ein  Exemplar  von 
Chassant  geben,  wenn  schon  keine  giößeren  Werke  über  Abkürzungen.^ 

Hinsichtlich  dieser  ins  Vage  gehenden  Tadelsucht  des  Hrn.  Seh.  hätte 
ich  einfach  auf  die  Bicht igkeit  meines  Textes  verweisen  können,  an  dessen 
Genauigkeit  zu  zweifeln  für  mich  nicht  die  mindeste  Veranlassung  vorlag. 
Da  ich  aber  doch  einmal  Most  in  alte  Schläuche  zu  fassen  gezwungen  war, 
so  mochte  auch  hier  noch  ein  Ueberfiüssiges  geschehen.  Herr  Dr.  Adolf  Koch 
in  Heidelberg  hat  die  außerordentliche  GeföUigkeit  gehabt»  die  Hs.  nochmals 
zu  vergleichen.  Sein  Urtheil  lautet  kurz  und  bündig:  „Im  Auftrage  des  Herrn 
Prof.  Zangemeister  habe  ich  die  betrefienden  Stellen  genau  geprüft  und  freue 
mich,  Ihnen  die  Bichtigkeit  Ihrer  Lesung  durchweg  bestätigen  zu  können.^ 
Herr  Prof.  Zangemeister  schreibt  mir  noch  besonders,  daß  Hr.  Dr.  Koch 
große  Übung  im  Lesen  solcher  Handschriften  habe  und  das  Besultat  seiner 
Prüfung  daher  als  zuverlässig  gelten  dürfe.  Das  eontumädo  habe  er  selbst 
an  mehreren  Stellen  verglichen,  meine  Lesung  sei  über  jeden  Zweifel  erhaben. 

Auch  mit  dem  Übrigen,  was  Hr.  Seh.  noch  urgiert,  steht  es  um  nichts 
besser,  als  mit  dem  schon  Besprochenen.  Mit  vielem  Behagen  bedrängt  sein 
kleinlicher  Geist  das  Kleinste,  unvermögend  sich  auf  den  freieren  Standpunkt 
des  qualificierten  Beurtheilers  zu  erheben.  Einiges  sei  daraus  noch  hervor- 
gehoben. 

V.  1737  flF.  lauten  in  meinem  Text 

Helizeus,  höre  mein  stym  offenbar: 
Ich  weys,  das  glawbich  [glawlich  Hs.]  für  war, 
das  kein  ander  gott  vfF  erdenn  jst.. . 
Hr.  Seh.  hält  das  Komma  nach  weys  und  meine  Besserung  des  Schreibfehlers, 
die  einfachste  und  passendste,  für  unnöthig ;  er  selbst  conjiciert  für  das  hand- 
sehriftl.  glawlich,   glawblich;    da    hätte    doch    wohl  noch  ein  ist  hinzugefElgt 


126  MI80ELLEN. 

werden  müsBen.    Wenn  Hr.  Seh.  so  etwas    dnicken  lässty    was   wird  er  erst 
seinen  Zuhörern  bieten? 

Den  kleinen  geographischen  Lapsns  gönne  ich  seiner  schadenfrohen 
Seele  von  Herzen.  Mit  Cividale  verhält  es  sich  aber  doch  etwas  anders,  als 
Hr.  Seh.  denkt  und  wenn  er  bei  etwas  weniger  Eitelkeit  etwas  mehr  Ge- 
wissenhaftigkeit besäße,  80  würde  er  hier  nicht  seine  Recension,  sondern  die 
des  literar.  Centralblatts  angezogen  haben,  wo  dieses  Versehen  vor  ihm  be- 
richtigt war. 

Daß  das  M.  G.  H.  der  Schlnssschrift  „Magister  Gymnasii  Heidel- 
bergensis"  bedeuten  solle,  ist  mir  nicht  eingefallen  zu  behaupten;  ich  habe 
nur  die  Richtung  andeuten  wollen,  in  welcher  die  Lösung,  wie  ich  glaube, 
gesucht  werden  müsse.  Daß  es  „einfach^'  „Mit  Gottes  Hülf''  heißen  werde, 
ist  doch  so  ganz  einfach  noch  nicht ^  und  es  zu  beweisen,  dürfte  Hrn.  Seh. 
genau  ebenso  schwer  fallen,  als  mir,  wenn  ich  es  behauptet  hätte,  jenes. 

Meinen  Stil  wird  mir  Hr.  Seh.  nun  schon  lassen  müssen.  Ich  habe 
allerdings  bis  jetzt  noch  nicht  daran  gedacht^  mir  damit  seinen  Dank  zn 
erwerben,  und  getröste  mich  gerne,  daß  der  größere  Werth  meiner  Arbeiten 
in  ihren  Resultaten  liege,  was  man  von  den  seinigen  ja  nicht  sagen  kann. 
Sehr  erstaunt  aber  hat  es  mich,  zu  bemerken ,  daß  Hr.  Seh.  das  von  mir 
S.  296  gebrauchte  und  so  bekannte  Dictum  Shakespeares  nicht  kennt.  Doch 
es  ist  auch  belehrend:  das  englische  Citat,  mit  welchem  Hr.  Seh.  an  einem 
andern  Orte  zu  glänzen  versucht  hat,  war  nur  ein  Blender. 

So  die  Recension  des  Hrn.  Seh.  Nimmt  man  hinzu,  daß  er  die  in  meiner 
Arbeit  niedergelegten,  nicht  ganz  unbedeutenden  Studien  und  die  redliche 
Bemühung,  eine  nach  aUen  Seiten  correcte  und  vollständige  Ausgabe  zu 
liefern,  kaum  berührt,  verkleinert  oder  verschweigt,  ja  daß  er  es  sogar  ver- 
meidet seinen  Lesern  ein  ordentliches  Referat  über  den  Inhalt  des  Baches  zu 
geben,  so  liegt  seine  Absicht,  es  in  ein  möglichst  schlechtes  Licht  zu  setzen, 
am  Tage.  Die  Ursache  seines  Zornes  ist  denen ,  die  seine  und  meine  Arbeiten 
kennen,  nicht  verborgen;  seine  Untersuchungen  haben  sich  als  durchaus  un- 
solide und  sehr  oberflächliche  Fabricate  erwiesen  und  das  hat  seine  Eitelkeit 
um  so  weniger  ertragen  können,  als  sich  seine  wissenschaftlichen  Arbeiten 
bislang,  abgesehen  von  Textabdrücken,  fast  einzig  auf  diese  Leistungen 
beschränken. 

Wegen  der  im  Hochmuth  der  Unwissenheit  gemachten  Bemängelungen 
mag  man  Hm.  Seh.  bemitleiden;  die  mit  knabenhafter  Bosheit  beabsichtigte 
Yerunglimpfang  aber  verdient  eine  Bezeichnung,  die  ich  meinen  Lesern  zu 
finden  lieber  überlasse.  Ich  halte  mich  fGlr  entschuldigt,  wenn  ich  die  Unter- 
suchungen des  Hrn.  Seh.  fürder  nicht  mehr  eitlere;  die  Wissenschaft  hat 
davon  keinen  Schaden  und  ich  bin  des  unerfreulichen  Widerlegens  so  ober- 
flächlicher Elaborate  enthoben. 

WOLFENBÜTTEL,  den  13.  November  1881. 

Dr.  GUSTAV  MILCHSACK, 
Seeretär  an  der  herzog] ichen  Bibliothek. 


HISCELLEM. 


127 


Brnchstilok  von  Xonradt  Trojaneikriege. 
Ein  unbemerkt  gebliebenes  Bruchstück  aas  Ronrads  Trojanerkriege  ist 
bereits  im  Jahre  1813  gedruckt  worden.  Es  stammt  aus  dem  Cisteroieuser- 
kloster  Camens  in  Schlesien  und  wurde  in  Gräters  Idunna  und  Hermode  1818, 
S.  22  f.  Teroffentlicht.  'Auf  einem  alten  kleinen  Pergamentstreifchen  befinden 
rieb  nachstehende  altdeutsche  Verse,  von  denen  man,  da  der  Zusammenhang 
EU  oft  nnterbroohen  ist,  nicht  weiß,  wohin  sie  gehören.'  Ich  wiederhole  sie 
hier  mit  Angabe  der  Versieilen  der  Ausgabe. 
22355  fhrnt  ir  endurfent  wid*  mich  22436  zu  stiezen  algeliche 

nicht  and*8  sprechen  hie  zestTut  tA  si  da  kerten  an  dz  laut 


ich(l.och)  hiezerkvndenin  zehant 
vii  bat  in  allen  werden  seh  in 
dz  ir  segel  solte  sin 
wiz  yS  swartz  geferwet  wol 
22442  er  solte  halber  als  ein  kol 

22476  dz  si  geswinde  keme(kemS?)dar 
geschiffet  als  ich  hau  geseit 
do  wart  dv  ritterschaft  bereit 
dar  vf  mit  willen  vn  darzv 
dz  si  kam  dez  morgens  frv 
gernschet  vü  gerueret 
22482  ein  segel  wart  gefueret 
Es  war  also  eine  Pergamenthandschrift,   welche  40  Zeilen  auf  der  Spalte, 
160  auf  dem  Blatte  enthielt.  Gleiches  Format  haben  die  Ponickauschen  Bruch- 
stacke, doch  sind  einige  Verschiedenheiten  der  Schreibung  vorhanden,  die  nicht 
ohne  weiteres  gestatten,  die  Bruchstücke  derselben  Hs.  zuzuweisen ;  namentlich 
fehlen    in    dem  Camenzer  Bruchstück    die  mitteldeutschen  %  in  Endungen    und 
Vorsilben.    Alles    übrige  würde  stimmen ,    zwischen  dem  Schluß  des  Camenzer 
Bruchstücks   und    dem  ersten  Ponickauschen  lägen  dann  sieben  Blätter.     Doch 
sind  Handschriften    mit  Spalten    zu  40  Zeilen    zu    häufig,    um    daraus    etwas 
schließen  zu  können.  K.  BARTSCH. 


mir  ist  daz  alles  worden  kvnt 
daz  ir  wollent  sin  gewert 
wez  an  mich  ivw^  herze  gert 
daz  weiz  ich  vn  erkenne  wol 
22362  dar  vmbe  endarf  ich  noh  ensol 

22396   tH  er  in  vnmaht  nid'  viel 
als  im  geswunden  were 
dar  nach  d^  tvgende  kere  (I.  bere) 
wart  mir  (l.  mit)  iamer  vf  genvmen 
wan  dz  gesinde  wz  do  kvmen 
dz  in  fürte  an  sin  gemach 

32402  Yii  al  zehant  do  dz  geschach 


BrnchtttLok  einer  Handschrift  des  Pa«tionalt. 


Ein  Pergamentstreifen  einer 
Besitz   enthält  eine  Anzahl  Verse 
C)  Hahn  12,  4: 

hter  einvalt 

leglich  nemen  ein  rvte. 
Ynde  so  wil  got  der  gute. 
Vch  wisen  was  im  wil  gezemen. 
Di  mten  sal  man  alle  nemo 
Vn  bi  den  alter  legen  nidcr. 
AU  man  si  vf  hebet  wider 
Swes  rvte  sich  ergrvet  hat. 
Vnd  ir  bletere  schowen  lat 


Handschrift  des   14.  Jahrhunderts  in  meinem 
aus  dem  ersten  Buche  des  Passionais. 
0    12,  46: 

Daz  si  im  wurde 

Hi  von  begvnde  er  slichen. 
Vnde  vil  heimelichen 
Sin  rvten  von  den  andern  stein. 
Lichte  wolde  er  sich  euch  heln 
Durch  ein  ander  swindekoit. 
Hete  er  sich  von  der  kintheit 
Heimlich  in  di  kvsche  ergeben 
Daz  wolde  er  halden  alle  sin  leben 


(*)  1  von  einoaU  nur  die  untern  Reste  der  Buchstaben  erhalten, 
^d  urde  nur  die  untern  Reste. 


(^)  1  von  Ikut  M 


128 


HISCELLEN. 


C)  12,  88: 

rt 

Zv  hant  vure  er  von  ienualeiii 
In  sin  hus  sv  bethleem 
Yf  das  er  ez  berichte  gar. 
E  er  di  ivncvrowen  dar. 
Brechte  in  sine  hüte. 
Maria  di  uil  gute 
Siben  ivncvrowen  mit  ir  nam. 
Mit  den  si  zv  der  mvter  quam 


(*)   13,  34: 

Vii  gros  mit  im  g 

Daz  niman  dorfte  argen  wan 

Vf  die  guten  vrowen  han. 

Vnd  iren  namen  swachen. 

Durch  alsulche  sachen 

Maria  zv  der  e  quam. 

AU  gote  an  ir  wol  gezam. 

Et  spriehet  da»  buch  wi  vn3^   K'rs  w 

gehoUchaftet  vnter  vrowen,  (roth.) 


(")  1  von  OffmUch  g  untere  Beste  erhalten.      (^)  1  Yh  groz  mit  untere  Reste. 
2  m  w€M  untere  Reste.  K.  BABTSCH. 


Notiien. 

Dr.  Ronrat h,  Professor  an  der  Communal-Oberrcalschnle  in  der  inne 
Stadt  Wien,  ist  als  außerordentlicher  Professor  der  englischen  Philologie  n« 
Greifswald  berufen. 

Der  außerordentliche  Professor  der  deutschen  Literatur  E.  Schmidt  i 
Wien  ist  zum  Ordinarius  ernannt  worden. 

An  der  Universität  Upsala  ist  eine  Professur  für  schwedische  Spracii 
errichtet  und  dieselbe  dem  Dr.  L.  F.  Leffler  übertragen  worden. 

Professor  K.  Wein  hold  in  Breslau  wurde  aus  Anlaß  der  Feier  voi 
Eichhorns  hundertjährigem  Geburtstage  von  der  juristischen  Facultät  in  Göl 
tingen  zum  Dr.  juris  hon.  c.  ernannt. 

Am  9.  August  1881  f  Dr.  Friedrich  Compart  in  Güstrow. 

Am  4.  September  1881  f  der  Prof.  der  deutschen  Sprache  und  Lite 
ratur  am  Borromaeum  in  Salzburg,  Joseph  Fasching. 


Beriehtigimg. 
S.  507  Z.  1  V.  u.  1.  Bübelein. 


Akademische  Verla^sbuchhandliing  Ton  J,  C«  B,  Mohr  (Paul  Siebeck)  in 
Freibnrg  i/B.  nnd  Tübingen«  Soeben  erschien  —  zu  beziehen  durch  jede 
Buchhandlung: 

Margaretha  Ebner  und  Heinrich  von  Nördlingen*  Ein  Beitraff 

zur  Geschichte  der  deutschen  Mystik  von  Philipp  Strauch.  8.  (CVI  und 

414  Seiten.)  broch.  12  Mark. 

Die  OfFenbarungen  der  Margaretha  Ebner  (f  1851)  zu  Maria  Medingen 
erscheinen  hier  zum  ersten  Male  nach  der  Medinger  Handschrift  des  Jahres  1353 
gedruckt.  Ihnen  folgt  die  Correspondenz  Heinrichs  von  Nördlingen  und  einiger 
anderer  Mystiker  mit  Margaretha.  Die  Einleitung  berichtet  über  die  Handschriften, 
ihr  gegenseitiges  Verhältniss,  über  die  Sprache  der  Denkmäler  und  bringt  eine 
Darstellung  der  LebeilsTerhältnisse  der  Ebnerin  und  Heinrichs  von  Nördlingen. 
Den  Schluss  bildet  ein  fortlaufender  Commentar  zu  den  Schriften  in  Gestalt 
von  Anmerkungen.  

H '  Verlag  der  J.  G.  Cotta'echen  Buchhandlung  In  Stuttgart. 

Alte  hoch-  und  niederdeutsche  Volkslieder 

mit  Abhandlung  und  Anmerkungen 
herausgegeben  von 

Ludwig-  ZThland. 

Erster  Band:  Liedersammlung  in  ftiDf  Büchern,    gr.  8.    Zweite  unver- 
änderte Auflage  10  Mark. 
Stiiiniiiimniinimintiiiiiiiniiiiimiiimiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii^ 

1         9n  Curi  ^initv*^  ^u\ntvfkifXt*'§udf\9imhiunfi  in  itihti-    | 
i    Ir^TQ  tft  foebtn  erf^ttntn:  3 

1    lUfjr  fc^miftfdft  ^^IkulU^tV.    «tbcrfri^t  oon  «nvi  f  urtfiir.  i 

i       üebfl  (itttr  CEtnltttttna  über  baa  fran}ö|!fd|e  Dolkelieb  be«  12.  bis  16.  fat^x-  i 

I       l^unbert»  8.  brsfdp.  o  ^ark^  tltg.  geb.  o  ^ark.  | 

i  B^  (fine  iSammlung  d^araktenpirdper^  natunoü^llger,  fran}ö|lf4er  Holks-  | 

I    lieber  in  noriügU^er  Keberfet^ung.  S 
Siiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiii^ 

Akademische  YerlagsbnohliandlaBg  von  J.  C.  B.  Mohr  (Paul  Siebeok) 
in  Freiburg  i/B.  nnd  Tflbingen. 

(Zu  beziehen  durch  jede  Buchhandlung.) 

GERMANISCHER  BÜCHERSCHATZ 

herausgegeben  von  Alfred  Holder. 
Band  V: 

Xor  d-sisaie 

De  origine  actibusque  Getarum. 

Edidit 

Alfred  Holder. 

klein  8.  (84  Seiten)  1  Mk.  60  Pf. 


Bei  S.  Hirzel  in  Leipzig  ist  soeben  erschienen: 

Q.  HORATIl  FLACCI 

OPERA 

▲  2.<£.A.T7X%XCXO  ZZ-^-crFTZO  x»icoa-srz<rjL. 

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AB  JOHANNE  VAHLENO  CüSATA. 

Miniatur- Ausgabe  mit  Titelvignette.  Preis  geheftet :  M.  2.50,  elegant  gebunden 
mit  Goldschnitt:  M.  8.76. 


INHALT. 


Stil« 
Irou    und   ApoUonias.    (ThidrekBsaga   Cap.  246—275.)    Von   FHedrich 

N«u««aa    « 1 

Kritische  UntersachuDgen   über   den  Einfloß   des  Lateiniachen   auf  die 

^tische  Bibelübersetsnng.  Von  Carl  Karold.  (FortBetanng.)  .  .  88 
Kopenhagener  Bmchstücke  Ton  Uadolfs  Weltchronik.   Von  A.  Edsardi 

i;ind  E.  Mogk 60 

Dongen.     Von  Fedor  Bech 101 

Daa  Waßer  des  Lebens.    Von  Th.  Vernaleken 103 

Litteratur:  '   *• 

Alwin  Sebults,  Daa  hOfiaeha  Leb#a  aqr  Zeit  der  MiaaetlD^^.  Von 
Beinhold  Beehetein 105 

Am^lie  Bohr,  Heinrich  Rttckert  in  seinem  Leben  und  Wirken.  Voa 
K.  Schröer 113 

Eva  Wigström,  Folkdigtning.    Von  Felix  Liebrecht 116 

MisceHen? 

Entgegnung.    Von  Dr.  CNistar  Milchsaok 128 

Brachstüok  von  Konrads  Trojanerkviege.    Von  K.  Bartsch  .   .   .   .    .   127 
Braohstüok  einer  Baadsehiift  des  Passioaals.    Von  Desselben  ....  127 

Notisen 128 

Berichtigung 128 


Budidnicker«!  ron  Carl  Ocrold'a  Sohn  In  Wl«a. 


APR  241882 

GERMANIA. 

VIERTELJAHRSSCHRIFT 

fOk 

DEUTSCHE  ALTERTHÜMSKÜNDE. 

BEGRÜNDET  VON  FRANZ  PFEIFFER. 

H£BA080£GEBEN 
VOM 

KARL  BARTSCH. 


SIEBENUNDZWANZIGSTER  JAHRGANG. 
IIBUE  REIHE  FÜNFZEHNTER  JAHRQANG. 

ZWQTES  HEFT. 


^  WIEN. 

VERLAG  VON  CARL  GEROLD'S  SOHN. 
1882. 


Soeben  erschien: 

Der  Codex  Teplensis. 

Aelteste  deutsche  Handschrift  des  Neuen  Testaments,  welche  den  im  15.  Jahr- 
hundert gedruckten  deutschen  Bibeln  lu  Grund  gelegen. 
IL  TheU: 

Die  Briefe  St.  Pauli. 

Kl.  4.    107  Seiten  in  gothischer  Ausstattung.    Preis  Mark  6.— 

Verlagsbuchhandlung  dea  Liter.  Inatituta  von  Dr.  M.  Huttier 

in  Augaburg. 


Verlag  der  G.  Qrote'schen  Verlagsbuchhandlung  in  Berlin. 

HELIAND. 

Ciiristi  Leben  und  Lehre. 
Uebersetzt  von  K.  Simrock. 

j        Dritte  Auflage. 
Nene  Ausgabe  mit  ca.  60  Ornamenten  ans  Handschriften  des  9.  Jahrhunderts. 

Broschirt  8  M. 
In  reichem  Prachtbande  stylvoll  gebunden  IS  M. 

In  der  Simroek'sohtn  Uebertragung  der  alts&eliBÜoIittn  BTaDgdienkarmoaie  ist  Form  und 
Geist  des  »Iten  Orifinsls  lebendig.  Diese  neue  Avsnbe  ist  in  innerer  und  ftaraerer  Brsckeinnnc 
so  gestaltet  worden,  dass  in  ihr  ein  Anklang  in  finden  ist  an  die  Zeit  der  Sntstehnng  des  Heliana 
dnrcb  Nacbahmang  der  Art  und  Weise,  wie  im  9.  Jahrbondert  werthgebaltene  Mannseripte  mit 
Ornamenten  reisrou  gesobmftdkt  worden.  Allen  Yerehrem  des  erhabenen  dichterischen  Stoies,  den 
Frevnden  unserer  alten  Literatur  und  Liebhabern  stylgerechter  Ansstattucg  sei  das  Buch  hiermit 
empfohlen. 


Akademisolie  VerlagsbnoUiandlimg  von  J.  C.  B.  Mohr  (Panl  Siebeok) 

in  Frelbirg  l/B.  und  Tft hingen. 
(Zu  bezieben  durch  jede  Buchhandlung.) 
Soeben  ist  erschienen: 

FAUST. 

S 1  ZI  F  r  ai  ar  ztl  e  zi  t 

/.    ••.  .;  .von    '     •..  •.:•■, 

Qoethe 

(1790). 

In  der  umprlliigliölieii  Gestalt  neu  herausgegeben  von 

Wilhelm  Ludwig  Holland 

Professor  an  der  üniyersitat  TAbingen. 

Klein  8.  (168  u.  X  Seiten.) 

Ansgabe  anf  Dmokpapier  1 M.  Ansgabe  anf  hollindisohem  Bttttenpapier  4  M. 


Per  Neudruck  ist  nach  Dr.  8.  Hiraels  Exemplar  des  ftchten  Fraf 
selten-  und  seilengleich  hergestellt;  das  Format  stimmt  mit  dem  des  ( 
ftberein ;  die  sum  Neudruck  Terwendeten  Typen  sind  denen  des  alten  Druckes  m< 
gewihlt  worden. 

Seiner  eigenthftmlichen  Ausstattung  wegen  wird  dieser  interessante  ] 
Bftehertiebhabem,  sowie  dem  giiisseren  Publikum  willkommen  sein. 

Kritische  Bemerkungen  linden  sich  im  Nachwort  des  Herausgebers.- 


DIE  LEGENDE  VOM  JUDENKNABEN. 


Die  Legende  von  dem  Judenknaben,  der  mit  seinen  christlichen 
Gespielen  zum  Abendmahl  geht,  von  seinem  Vater  zur  Strafe  dafür 
in  die  Flammen  geworfen,  aber  von  der  heiligen  Jungfrau  daraus  er* 
rettet  wird,  hat  sich  im  Mittelalter  einer  großen  Beliebtheit  zu  erfreuen 
gehabt  Es  gibt  davon  die  weite  Verbreitung  des  Stoffes  Zeugniß,  denn 
wir  besitzen  nicht  weniger  als  fünf  griechische,  vierzehn  lateinische 
nnd  acht  französische  Texte,  die  neuerdings  von  Eugen  Wolter  [Biblio- 
theca  normannica  ed.  H.  Suchier  Bd.  IL  Halle  1879]  zusammen  ver- 
öffentlicht sind.  Außerdem  sind  noch  Bearbeitungen  in  spanischer, 
arabischer  und  äthiopischer  Sprache  erhalten,  und  schließlich  zwei 
deutsche:  1.  das  Jüdel,  gedruckt  in  Hahns  Gedichten  des  12.  und 
13.  Jahrhunderts,  Quedlinburg  1840,  S.  129—134,  und  in  Müllenhoffs 
Altdeutschen  Sprachproben  3.  Aufl.  1878,  S.  107—112,  und  2.  der 
Judenknabe  in  Franz  Pfeiffers  'Marienlegenden'  Stuttgart  1846  und 
Wien  1863,  S.  237 — 260;  beide  deutsche  Bearbeitungen  zeichnen  sich 
Tor  den  in  den  übrigen  Sprachen  dadurch  aus,  daß  sie  eine  von  allen 
übrigen  Texten  abweichende  freie  Behandlung  unserer  Fabel  enthalten 
(8.  Wolter  S.  24),  die  anmuthig  und  in  gewählter  Sprache  vorgetragen 
wird.  Vor  Allem  scheint  mir  'das  JüdeF  als  das  ältere  und  ursprüng- 
liche, das  auch  der  anderen  Bearbeitung,  wie  ich  zeigen  werde,  zur 
Vorlage  gedient  hat,  einer  eingehenderen  Behandlung  werth.  Dasselbe 
ist  bis  jetzt  nur  in  rohem  Textabdruck  (der  von  Müllenhoff  soll  spe- 
ciell  dem  Zweck  seminaristischer  Übungen  dienen)  veröffentlicht.  Ich 
werde  deshalb  zuerst  nach  den  vorhandenen  Hilfsmitteln  eine  kritische 
Bearbeitung  zu  liefern,  sodann  Alter  und  Verfaßer  des  Gedichtes  zu 
bestimmen  versuchen,  und  schließlich  über  die  Quelle  des  Gedichtes, 
sowie  über  sein  Verhältniß  zu  dem  jüngeren  *Judenknaben'  handeln. 

R.  SPBEI7GEB. 

Das  Jüdel. 

Das  Gedicht  ist  nur  in  einer  vollständigen  Hs.  erhalten,  nämlich 

in  der  Wiener  Hs.  2696  (rec.  3176)  S.  69*— 75*.    Die  Handschrift  ist 

in  kl.  Folio,  hat  312  bezeichnete  Seiten,  ist  zweispaltig  und  zählt  auf 

jeder  Seite  38  Zeilen.  [Vgl.  Hoflmann  v.  Pallersleben,  Verzeichniß  der 

«SBIUliU.  Neae  Reihe  lY.  (XXYU.)  Jahrg.  9 


130 


R.  SPRENGER 


altdeutBchen  Handschriften  der  k.  k.  Hofbibliothek  zu  Wien.  Leipzig 
1841].  Wir  bezeichnen  dieselbe  mit  A.  Daza  kommen  noch  Bruchstacke 
einer  Ha«,  die  Franz  Schmidt  in  der  gräflich  Ortenburgischen  Bibliothek 
zu  Tambach  in  Oberfiranken  gefunden  und  in  Naumanns  Serapeum  HI, 
Nr.  22  (30.  November  1842),  aber  ohne  daß  er  erkannte ;  wohin  die 
Bruchstücke  gehören,  vollständig  mitgetheilt  hat  Es  sind  im  Ganzen 
89  Verse,  die  sich  auf  zwei  Seiten  vertheilen,  nämlich  V.  178 — 189 
(Hahn  S.  131,  28-39);  203-234  (Hahn  S.  131,  53-132,  4);  241  bis 
276  (Hahn  S.  132,  11—46);  296-316  (Hahn  132,  11-138,  6).  Wir 
bezeichnen  dieselben  mit  B. 


Wir  haben  manegen  lieben  trdst 
Ton  ir  genftden  ▼eroomen, 
was  der  von  sorgen  ist  erlöst 
dem  si  ze  helfe  raohte  keinen, ' 
5  maoter  unde  maget  ftne  meü: 
genftden  vol  daz  6rite  heil 
der  werlde  ü  wider  brfthte, 
dd  got  werden  gedfthte 
b6dia  ir  sun  und  ir  trüt, 

10  si  gotes  mttoter  ont  sta  brüt. 
Stern  des  wüetendes  mers, 
geleite  des  wtseldsen  bers, 
das  in  der  wüeste  irre  vert 
ont  sieb  nibt  wan  ir  gnftden  nert. 

15  nn  gedinge  ich  helfe  an  sie 
umb  eine  rede  der  ich  hie 
▼il  unwirdic  beginne 
unt  mit  krankem  sinne, 
min  herze  si  küme  bestftt: 

20  wan  daz  ich  weiz  daz  st  hftt 
datze  himel  bete  ont  gebot 
si  gebintet  ir  son  ant  bltet  got 
das  b§dia  helfen  mir  dar  zuo 
daz  ich  der  werlte  kont  getno 

25  ein  genftde  die  st  begie 

an  einem  menschen  der  sie  nie 
ombe  dehein  helfe  gebat. 
ditz  geschach  in  einer  grözen  stat 
dft  rtche  Juden  sftzen. 

80  der  eine  b^t  gelftzen 

ze  der  kristen  scbuole  stnen  snon, 
und  bat  in  geldret  taon 


die  wtsheite.  beide 

Hep  unde  leide 
85  geschach  im  stt  dft  von  gennoc 

daz  kint  guoten  willen  tmoc 

dar  zno  daz  im  bcTolhen  was: 

ez  tibte  schreib  nnde  las. 

Der  meister  sich  dar  ambe  vleiz 
40  darcb  guotes  manigen  gebeis 

den  im  des  kindes  vater  gehiez, 

und  oncb  ftne  gäbe  nibt  enliez 

•tne  scbnolgen6ze. 

kleine  unde  g^ze 
45  williget  er  mit  dem  guote 

das  si  im  geselleger  huote 

deste  bereiter  waoren 

und  ez  leides  Tcrbsdren. 

umbe  86  getanen  seit 
50  wftren  st  dem  kinde  holt, 

alle  die  scbuolsBre; 

und  ob  ez  ein  kristen  wsre, 

sine  mohten  im  nibt  holder  wesen. 

decltnen  singen  nnde  lesen 
55  Idrten  stz  wider  strtt. 

nü  was  ze  der  selben  zit 

dft  nfthen  bt  der  sträze 

ein  kapeile  in  der  mize: 

st  giengen  ze  scbuole  oder  dervon, 
60  als  st  wftren  gewon, 

ir  wec  gienc  rebte  dar  für. 

under  der  lonben  vor  der  tfir 

stuont  ein  bilde  wol  getftn. 

daz  sach  man  in  der  scbdze  b&n 


Überschrift  in  A:  Das  buch  beizset  das  Jfldel.  4  den.  8  dy.  11  mer. 
16  sei.  S8  unt  89  dar  ombe  sich.  40  guten.  44  chlein  unt  gr.  47  denter. 
66  ceit        68  inder.        61  recht.        64  schösse. 


DIE  LEGENDE  VOM  JUDENENABEN. 


131 


65  ein  kmdelin  rii  h6re. 

in  ODBer  froniren  6re 

was  bddia  bilde  unde  »tat. 

Til  dicke  weinnnde  bat 

manic  tambei  kindelfn 
70  unser  fronwen»  dai  si.  raohte  stn 

des  tage*  in  der  scbaole  phlegen 

nnd  es  behnote  ror  den  siegen. 

dits  kint  was  einest  dft  mite 

nnt  fragte  nfteh  der  kinde  site 
75  was  st  dft  tsBten 

nnt  wen  st  sd  tiore  basten. 

dd  sagten  si  im  rnttre, 

das  es  noser  froQwe  were, 

des  almehtigen  gotes  maoter« 
80  ^  sprachen:  ^nieman  ist  b6  gaoter 

der  leit  a6  sanfte  büeze. 

nnt  wsdr  ir  gnftde  nibt  sd  süeze, 

s6  wfirde  wir  tU  dioke  geslagen. 

ir  güete  nieman  kan  volsagen.' 
85       Nn  gelonbet  es  an  die  wftrbeit 

nnt  lernet  nfteh  ir  gwonbeit 

bitm  nnde  ntgen  dar. 

eines  tages  wart  ex  gewar, 

dd  es  sines  gebetes  pblac, 
90  das  stottb  t£  dem  bilde  lac. 

ein  spinnen  weppe  es  dA  vant. 

dd  names  stn  schosnes  gewant 

nnt  wiscbet  es  karte  Itse 

nnt  sprach  wnrm,  wnrstd  wtse, 
95  du  rihtest  dtn  werc  anderswft. 

es  enknmt  dir  nibt  se  mftsen  dÄ. 

nnt  west  ich  wft  ich  dich  fnnde, 

dn  mueseet  an  dirre  stände, 

amen  dise  missetftt, 
100  dnne  weist  wies  nmb  die  fronwen 

stftt/ 
Diu  rede  dft  mite  ein  ende  nam. 

das  kint  wider  se  schnole  qnam 

«it  lernet  ie  bas  nnde  bas. 

nnser  fronwe  an  im  nibt  rergas 


105  der  kintlichen  dren. 

sich  begnnde  an  im  mdren 

ir  lop  mit  der  gotes  kraft. 

den  kinden  gebdt  ir  meisterschaft 

an  einem  antlAsmorgen  firno 
110  das  si  sich  bereiten  dar  sno 

nnt  se  kirchen  giengen, 

wirdedtche  enphiengen 

▼r6n  corpus  domint. 

das  kint  was  alles  dft  bt. 
115  din  oogen  es  nie  dar  abe  yerlie 

dft  man  das  ambet  begie 

uns  im  üf  dem  altere  erschein 

der  aller  schoettist  kinde  ein 

das  dehein  ouge  ie  fibersaob. 
120  der  briester  rleisch  dar  abe  brach 

unt  gab  es  den  liuten  in  den  munt. 

dd  dilht  es  in  wol  tüsent  stunt 

schcener  unde  sterker  danne  6 

und  entet  nibt  als  im  w»re  w6. 
125  nnd  ob  es  inder  waare  wnnt, 

es  erschein  ie  gans  unt  wol  gesunt. 
Dd  des  kindes  engen 

die  grdsen  gotes  tougen 

sd  offenliche  gesftben, 
180  dd  gert  euch  es  enpbfthen 

ein  teil  der  selben  sptse. 

es  begnnde  harte  Itse 

sltchen  under  der  menige  dar. 

die  Hute  nftmen  stn  nibt  war 
135  noch    der   herre   der   das   ambet 

tete 

nftch  stner  d  an  der  stete. 

den  bristen  gemeine  er  es  bdt. 

do  enphienc  das  lebendige  brdt 

ouch  ditse  kint  nnt  wart  tU  vrd. 
140  se  herbergen  hnob  es  sich  dd, 

als  es  der  vater  ane  sach, 

ein  teil  er  somecltche  sprach 

'sun,  wft  wnre  dd  ie  stt? 

es  ist  über  imbtistt. 


67  nnt.  68  diehe.  72  behüte.  78  einest  fihU.  74  fragt  77  in. 
80  vAfikÜ.  82  nnt  wart  84  ir  gat  chan  dir  n.  v.  s.  86  gewonheit  92  nam 
tt  lehoaes  g.  100  d.  w.  nicht  w.  es  um.  108  nnt  108  er.  110  si  fihU, 
U5  do.  115, 16  wmgmML  117  alter.  122  do  dovcht  es  ie.  128  nnd  starc. 
129  effealichen.  187  der  eh.  g.  er  im  b.  188  den  phien.  189  das  ehindelin. 
142  lomchlieh.        144  imbeseit 

9* 


132 


R.  SPRINGER 


145  wir  sin  enbizzen  ant  da  vastest  noch  • 

daz  kint  sprach  nein  ich  doch. 

ich  bin  enbizzen.  er  sprach:  'wft?' 

dd  verjach  im  daz  kint  sft 

unt  versweig  im  niht  mnb  ein  gruz. 
150  vor  leide  brach  er  dd  üz 

sfn  hftr  unt  zarte  sin  gewant. 

sin  kint  er  weinunde  bant, 

daz  ez  im  niht  entrünne. 

er  sande  nftcb  shn  künne 
155  ant  nftch  sinen  mägen. 

er  begundes  rfttes  yrägen 

unt  sagte  in  besonder 

diu  manicvalten  wunder, 

der  im  daz  kindelfo  verjach. 
160  ein  Jude  dd  wtslichen  sprach 

'ich  sag  iu  rehte  minen  muot 

waz  mich  dar  umbe  dnnket  guot. 

wir  schulen  an  dirre  stunde 

von  sin  selbes  munde 
165  vememen  wes  ez  dar  umbe  vergibt. 

unt  enlougent  ez  der  rede  niht, 

dar  zuo  hcsret  denne  rät. 

wie  ob  ez  nd  gerouwen  hftt 

sin  tumplicher  muot 
170  unt  nü  sinnelichen  tuet? 

daz  Iftt  iu  wol  gevallen.' 

der  ritt  geliebt  in  allen. 

man  hiez  daz  kint  dar  für  gftn 

dft  erz  hdte  in  getan. 
175  baltlichen  ez  dar  für  gie« 

ir  gesfthet  von  eim  kinde  nie 

sd  gar  unverzagten  muot. 

si  sprächen  'du  tobest,  'nein  ich 
bin  fruot 

[sprach  ez]  unt  sit  ir  gar  ftne  sin.' 
180  [sispr&chen]  ^swic  unt  tuo  die  rede 

hin. 

du  bist  ze  edele  dar  zuo. 

vril  got,  lebe  unde  tue 


als  din  vater  habe  getftn. 

der  h&t  als  ein  getriuwer  man 
1 85  unser  6  behalten. 

wir  tuen  dich  noch  gewalten 

vil  werltlicher  dren. 

wil  du  dinen  muot  kdren 

ze  menKchem  sinne, 
190  sd  wirdestn  des  wol  inne 

daz  ez  dir  ze  staten  kumt 

hie  bi  uns  unt  wider  got  gefrumt. 

dune  wellest  aber  dich  m&zen 

und  uns  vil  gar  erl&sen 
195  diner  unnützen  tombheit, 

sd  müez  wir  unser  herzen  leit 

an  dir  tuon  unde  sehen/ 

sol   mir  dar  umbe   daz   reht  ge- 
schehen ? 

dar  umb  verlür  ich  niht  ein  hftr/ 
200  [si  spr&chen]  'sd  ist  doch  diu  rede 

war 

der  din  vater  üf  dich  gibt?* 

ja  entriuwen!  gloubet  ir  im  niht?' 
Ich  sage  iu  rehte  wie  es  ergie: 

dd  ellin  ir  drd  niht  vervie 
205  unt  si  vil  geb&ten, 

dd  giengen  si  sich  beraten. 

ir  muot  was  in  betröebet : 

sich  hdt  an  in  gefibet 

mit  leide  gemischter  zorn. 
210  [si  sprächen] '  uns  ist  wsrlich  geborn 

daz  kint  zuo  grdzem  sdre, 

unt  sul  wir  unser  dre 

niemdr  vor  im  gefristen, 

gevreischent  ez  die  kristen : 
215  si  gestdnt  im  vlizeclichen  bi. 

nd  sehet  wftz  uns  bezzer  si, 

ob  wir  ez  heizen  toBten, 

denne  ez  uns  ze  solhen  noeten 

werde  lebendic  gespart. 
220  sin  vater  sol  de  ez  haben  bewart 


154  sinem.       166  begnnde  sin.      160  dv.      172  der  rat  von  in  allen.      173  ge- 
lobt do  er  in.hete  getan.  174  man  hiez  daz  ehxnt  dar  for  gan.  178  sen  B; 
MifehU,       179  f  [frut]  spr.  B.     .  180  seu  B.       181  denn  B.       182  wil]  weil  AB. 
185  S  wehalten  B.       187  werltleichen  B.       189  mensohleichem  B.       198  dar]  das. 
202  entriwen]  in  triwen.        904  dro  undeutUeh  B.        210  werlich  B.        211  chinde. 
212  schul  B.        218  immer.        214  ez  A;  sein  B.        215  vlssizchlichen. 
217  ob  fehU  B. 


DIE  LEGENDE  VOM  JUDENKNABEN. 


133 


eSt  er  des  niht  bftt  getftn, 
8d  läse  wir  in  daz  rebt  begftn. 
Bin  hende  des  wol  wert  eint 
das  er  uns  riebet  über  daz  kint 

225  alsd  das  unser  alte  6 
ongestoeret  von  im  bestd, 
unt  wir  dft  baben  unser  dr 
unt  binnen  flir  immer  mdr 
dbeineu  andern  des  dürfe  gelangen.' 

230  nü  was  der  rftt  ergangen 

unt  wart  dem  vater  kunt  get&n. 
nu  gesach  man  nie  debeinen  man 
als  nnmsBziclicben  klagen: 
er  bot  sieb  selben  nfteb  erslagen. 

235  sin  yleiseb  er  ab  den  wangen  bracb : 
se  im  selben  er  jsBmerltehen  spracb 
owd,  icb  yil  arme! 
wie  lützel  icb  erbarme 
den  almebtigen  got. 

240  Bol  ieb  bebalten  ditz  gebot, 
daz  müeze  icb  nimmer  geleben. 
er  bat  im  ein  wftfen  geben, 
ein  swert  oder  ein  mezser. 
er  spracb  mir  ist  bezzer 

245  daz  icb  mir  selbe  tuo  den  töt 
denne  ich  dise  ungewonltch  ndt 
an  minem  kinde  begd. 
%  icb  das  tuon,  icb  wil  6 
micb  selbe  ze  t6de  stecben : 

250  sd  müese  denne  ein  ander  reeben 
an  minem  kinde  dise  gescbiht. 
weiz  got,  ieb  entuon  stn  niht.' 

Der  ungefBege  swaore  last 
überwant  den  Juden,  das  im  gebrast 

255  an  den  witsen  und  an  der  mäht, 
er  bekande  den  tac  noch  die  naht, 
er  Tiel  hin  daz  er  niht  sprach : 
er  engeh6rte  noch  gesach 
unt  wart  vil  toedeltch  gevar: 

260  sd  tmogen  st  ein  wazzer  dar 


dft  mite  man  in  labte, 

daz  er  sich  baz  behabte. 

nü  ribt  er  sich  üf  unde  gesaz. 

die  jaden  verwizzen  ime  daz; 
265  er  tSBt  unmenltohe. 

[st  sprächen]  'wir  seiden  billtche 

dats  iu  suocben  und  vinden  rät. 

nü  sehe  wir  wol  das  sich  Tcrkdret 

bat 

iuwer  menltch  muot  se  wtbtn  siten.' 
270  er  spracb  'wer  solde  den  andern 

biten 

umb  sfnes  Heben  kindes  t6t? 

daz  ich  s6re  klage  des  g6t  mir  ndt, 

wan  ez  ist  harte  nnbeteltob.' 

dd  sprächen  die  Juden  alle  gelich 
275    ez  ist  niht  bete,  ez  ist  gebot.' 

'nü  erlät  mich  stn  durch  got. 

ich  bän  vil  starke  knehte; 

den  gebietet  bt  dem  rehte 

alles  das  iwer  wille  st.' 
280  nü  stuont  ein  bachoTen  da  bt. 

dar  hiesen  si  wite  bereiten 

und  den  so  vaste  eiten 

daz  daz  fiwer  Taste  her  üz  sluoc. 

daz  kint  man  schiere  dar  truoc 
285  gebunden  unt  warf  ez  dar  in« 

d6  vluhen  die  Juden  alle  bin 

daz  st  iht  snben  die  ndt, 

wie  es  den  bitteren  tdt, 

erlite,  der  im  bereitet  was. 
290  nü  half  im  got  deiz  wol  genas. 

Nu  wil  icb  iu  sagen  wie  es  quam 

unde  was  dem  fiwer  benam 

stne  meisterlüse  kraft; 

das  das  kint  unschadebaft 
295  muose  beltben. 

diu  gesegente  ob  allen  wtben 

lie  sich  da  schtnbsBrltcben  sehen 

und  lie  dem  kinde  niht  geschehen 


224  daz  er  richte.      226 'unser  .  .e  B;  äUo  /ehU  ein  Wort,      229  dehflsine  A. 
233  ummsetichlich  A.      284  nah  A.      245  selben  A.      246  mir  dise  ungewonliebe  B ; 
Tgl.  249.        249  ze  tot  erstechen  B.       250  danne  B.       261  diser  B.       96a  swflsr  A; 
iworer  B.      265  der  fehlt  A.       266  er  wechande  B.       268  er  enhort  B*       269  tod- 
lick  B.       260  do  trügen  seu  B.       268  riecht  B.       266  wir  fehli  A.      268  sehe  B. 
271  liebes  B.       273  nnbentUch  B.        274  dv  A.       276  michsen  A.       282  hsaisen. 
290  deiz]  daz  ez.        291  ich]  inch.  Ob  Vvl  s=s  ich  in?        296  gesegent  B. 


134 


B.  SPSENQEB 


daz  im  leit  wsere. 

800  b!  sprach  ^wis  ftae  swaure : 
dir  ist  min  helfe  ie  bereit, 
du  dientest  mir  in  dtner  kintheit. 
ich  gedenke  wol  das  du  ex  bist 
der  den  stonp  nnd  den  mist 

305  furbte  von  des  bildes  wftt 
das  Tor  miner  kapeUe  stftt« 
nü  schinet  vil  wol  an  dir: 
der  minem  sun  oder  mir 
ie  deheinen  dienest  erbdt, 

810  daz  des  ze  deheiner  ndt 
unser  helfe  vergaz. 
dir  wirt  noch  geldnet  bas 
toofe  dich  unt  wirt  gotes  kint 
sam  die  ander  stunt  geboren  sint 

315  von  Wasser  unt  von  dem  beilegen 

geiste 
und  wizze  daz  ich  dir  leiste 
müeter liehe  triawe. 
sorge  niht  deiz  dich  geriawe, 
swie  vient  dir  dtn  vater  ist« 

820  sd  dd  bi  uns  datz  himel  bist/ 
Das  kint  wart  der  rede  vrd. 
▼lisedichen  lobt  ez  dd 
ze  leisten  swas  si  im  gebdt 
es  düht  ein  jftr  in  der  ndt 

825  kaner  danne  der  gestric  tac. 
die  wfle  der  Tater  alles  d4  lac 
nnm&htic  als  er  wssr  erslagen, 
hende  winden  unde  klagen 
ant  weinen  was  dft  wider  strtt 

380  ans  nAhen  ze  compldte  zlt 

daz  man  dft  tavelte  In  der  stat. 
dö  wart  er  mähtic  nnde  bat 
die  jaden  daz  si  sashen  dar 
ant  ambe  das  kint  nssmen  war 

385  ob  ez  verbrannen  wssre 
nnt  im  siner  swsdre 
ein  teil  benemen  dA  mite 
unt  ez  bestaten  nftch  ir  site 


als  von  rehte  ir  genoz. 

840  er  sprach  'min  schade  ist  dannoch 

gros, 
oach  h&t  es  umb  dise  muset&t, 
die  sin  üp  begangen  hit 
ein  bitter  ende  genomen. 
in  des  was  ein  jade  kernen ; 

845  der  seit  im  das  ez  lebte  noch. 
*  wergot,  sprach  er,  taot  ez  doch  ?* 
'ja  ez/  'wer  hftt  ia  s6  geseit?' 
'ich  selbe  saeh  die  wArheit. 
daz  fiwer  im  dheinen  schaden  tuet.' 

850  dd  vriwet  sich  des  jaden  maot. 
ex  staont  üf  ant  licdf  dA  hin, 
nnt  wffir  vil  gerne  zim  dar  in, 
hdten  im  die  andern  niht  gewert, 
er  sprach  'san,  wer  hftt  dich  genert 

855  vor  dem  grimmegen  fiare^ 

[ez  sprach]  dia  reine  ant  diu  gehiare 
maoter  des  obristen  gotes. 
ir  genftden  ande  ir  gebotes 
gen6z  ich  daz  ich  bin  genesen. 

860  ez  enmohte  anders  sin  gewesen, 
[er  sprach]  Ver  ist  dia  od  w&  ist  sie?' 
'der  engel  kfinigtnne  ist  hie/ 
'w&  uü?  Ift  mich  sie  sehen/ 
'nü  toafe  dich,  s6  magea  geschehen. 

865  'nü  wie  kamt,  daz  du  sie  sihst 
ant  du  noch  nngetoafet  bist?' 
'd&  hAn  ich  ez  geheizen  ir/ 
'nü  ginc  her  für.  ich  wil  mit  dir 
die  selben  toafe  enphün.' 

870  *jA  sd  woldestü  mich  aber  vüo 
nnt  niwer  marter  an  legen, 
hie  entwich  ich  wol  dtnen  siegen, 
du  für  swaor  er  manegen  eit. 
sd  taont  mir  aber  die  andern  leit 

875  die  dA  üzen  bi  dir  sint/ 

wisliche  sprach  dd  das  kint 
'wil  du  daz  ich  hin  üz  gd, 
sd  maostü  der  kristen  d 


301  helfe  ....  werait  B.  306  wtete  A;  wftte :  stite  B.  306  chapeUen  B. 
808  meinea  A.  313  teofe  B;  wierde  B.  316  heiligem  B.  318  das  es.  328  vliBieh- 
liehen,  328  winnonde  unt  830  nahen  unt  se  complet.  332  unt  341  es  fikU. 
349  dehieinen.  360  vreiut.  361  fü  JMl.  362  wer.  364  er  sp.  sun  herre  w^ 
366  neiniu.  360  ez  mooht  anders  nicht.  861  si.  366  sihest  .S68  für  bas  ich. 
869  enphahen  :  vahen;  vgl.  gel&n  :  vervftn  Himme^.  726. 


DIE  L£Q£ND£  VOM  JUDENKNABEN. 


135 


485 


440 


ein  miehel  teil  her  bringen. 
380  an  die  wil  ich  gedingen 

das  ai  mich  eratadten  gote.' 

tft  ze  hant  d6  lief  ein  böte 

ae  dem  tnome  üf  den  yrdnhof 

ää  er  den  biachof 
385  mit  atnen  kapellAnen  vant. 

er  aagete  in  aft  aehant 

diae  atarken  geachiht. 

dd  aümte  aich  der  biachof  niht 

nnt  mit  im  din  pfafheit: 
390  ri  fimden  ala  in  waa  geaeit. 

Daa  kint  man  in  dem  fiwer  sach« 

ae  dem  biachofe  ea  dd  aprach 

'herre,  ich  wil  hin  üa  aia  gdn. 

nü  bitet  mtnen  vater  hinder  at^n 
395  and  ander  mine  mftge. 

j&  forht  ich  aSre  ir  Iftge: 

st  habent  mir  hie  yeratanden. 

ich  wil  von  inwem  banden 

den  kriatentuom  enphllhen. 
400  minin  ongen  wunder  alLhen : 

daa  ich  daa  getorate  aagen, 

dar  umbe  weiden  at  mich  hiLn  eralagen/ 

dd  bat  der  biachof  minneclichen 

die  jaden  eine  wüe  entwichen. 
405  somlicbe  daa  t&ten, 

die  ander  in  tiwer  bftten 

daa  er  aie  lieae  d4  beat&n, 

stt  at  ainen  willen  beg&n 

ant  gehdraamen  atme  geböte. 
410  der  biachof  dancte  dd  gote 

mit  frceltchem  aange. 

dd  wart  manic  wange 

▼on  weinenden  oogen  naa. 

die  jaden  weinden  oach,  daa 
415  fli  es  ad  lange  beten  geapart 

ont  ad  lange  wider  den  gart 

tumplichen  beten  geatrebet 

nnt  nfteh  dem  tiavel  gelebet. 

ir  riawe  ai  wol  beacheinten. 
420  die  kriaten  yreadenweinten. 

381  daa  d  mich  dir  nem  nn  eratiete  g.  882  aasehan  . .  bot.  888  aedem 
töm  ff  TTon  hoye.  884  biachofe.  386  aft  ßhlL  887  diae]  die.  891  fiwf. 
S94  hinder]  hindan  a.  Parz.  670,  14.  897  mir]  mich.  404  saine.  407  atAn. 
408  bH  /Mi,  409  sSme]  seinem,  gebot :  got.  411  geaango.  420  d.  ch«  alle  vor 
▼.  w.  488  nnt  w.  dar  in.  480  allen.  481  dehs^.  482  chSr.  484  aich. 
486  gem.  446  nnt  446  m6  /ehU\  v^l.  BimiMff.  264.  448  lieb\  460  allen  g. 
461  homc        466  dienat 


Der  biachof  wolde  niht  lenger 
beiten. 
er  hiea  dats  münater  bereiten 
botigen  ande  wazaer  drin, 
aelbe  gie  er  dft  hin: 

425  der  linte  volgeten  im  genaoc. 
daa  kint  er  an  dem  arme  traoc: 
minnedtch  er  es  an  each, 
den  geloaben  er  im  yor  aprach ; 
dea  aagt  er  anaerm  herren  danc: 

480  er  gie  den  aller  yroeltchaten  gano 
den  ie  dhein  ain  genda  gegie« 
der  kdr  in  wirdecliche  enphie 
ont  mit  im  dia  jüdiachiu  diet 
wialtch  er  aie  dd  beriet, 
ea  enaolde  niemen  föaten : 
die  gerne  wurden  kriaten 
and  dea  mit  triawen  wolden  gern, 
die  aolde  man  ain  gerne  gewem. 
der  rftt  in  sinem  heraen  waa. 
ob  der  toofe  er  aelbe  laa 
den  yil  heiligen  aegen. 
die  ander  herren  bat  er  phlegen 
der  die  d&  w&ren  bekdret, 
daa  ai  wurden  geldret 

445  den  geloaben  ande  gotea  d. 
brieater  ande  liute  md 
aungen  alle  daa  gotea  wort, 
daa  waa  den  Juden  eia  lieberr  bort 
danne  golt  od  edel  geateine. 

450  ea  amaht  in  algemeine 

aam  das  honic  üf  der  sungen. 
yil  yaste  at  dd  drungen 
d&  in  diu  toufe  waa  bereit 
unt  lieaen  alle  ir  tumpheit 

455  unt  enphiengen  daa  dwige  lieht, 
nü  aümt  iuch  an  ir  dieneat  nicht 
diu  einea  ad  kleinen  niht  yergaa, 
entlthet  ir,  weia  got,  at  gilt  iu  baa. 
Amen. 


136  R-  SPRENGER 

Anmerkungen. 

11  Maria  =  maris  HeUa;  Eonrad  v.  Wfirzbnrg,  goldene  Scbmiede  139  ff.: 
Maria  muoter  imde  maget,  diu  »am  der  morgenateme  taget  dem  vkaeloaen  arnMn  her  da» 
<tfdem  wUden  Uhermer  der  grtmtlS»en  werlde  eioebet,  W.  Qrimm  S.  XIX.  Wamang*  1164. 

92  Marl.  244,  188  ez  nam  An  aller  be»te  kleit. 

109  antldzmorgen  bisher  unbelegt. 

138  dass  lebendige  hröt,  'Christus  Leib,  die  Hostie.*  Auch  Christus  selbst  wird 
so  genannt,  nach  Job.  6,  86  ego  aum  pani»  viUte.  K.  y.  FuGesbrunnen  1086,  H.  v.  Kro- 
lewiz  654;  gold.  Schmiede  651  lebende  semele, 

150  Ähnliche  LeidesKußerung  Kindh.  Jesu  92,  86  an  tr  selber  A  Heh  roch  aU 
ein  tobende  u^p  A  brach  daz  hdr  {Iz  der  awarte  vor  leide  A  verwarte  die  kleider  von 
dem  A6e.  Vgl.  auch  Er.  6760  fg. 

198  sol  mir  dar  umbe  daz  reht  geeeheken  *soll  kh  danim  den  Tod  erleiden?* 
y.  222  daz  reht  begdn  etwa  'das  Todesurtheil  yoUstrecken.'  Ähnlich  Urst.  114,  34  ez 
ist  ungeloupllieh  der  toärheit  nienoter  geäch  daes  iem^  mermische  erst^  dar  ane  der  tot 
An  reht  beg^  Hmf.  44;  602. 

224  Die  Verbeßerung  nach  Marl.  250,  312  s6  reche  uru  dUn  selbes  Turnt  über  daz 
f>ervlueJUe  kint.  Vgl.  noch:  daz  er  got  über  in  rceche  Genes.  D.  93,  3.  Das  bsl.  richte 
könnte  an  und  für  sich  ebensowohl  in  rilUe  als  Hehet  geändert  werden. 

256  ff.  Vgl.  Er.  8826  ff.;  Iw.  1327  ff.;  Wig.  127,  35  ff. 

273  ist  zu  lesen:  untoendelieh  *nicht  zu  ändern  ? 

279  &(  dem  rehte  *nach  dem  Gesetz*. 

313  ff.  ygl.  Urst  108,  30  ff. 

331  tofoeln  sw.  y.  wird  im  mhd.  Wb.  nur  durch  unsere  Stelle  belegt  und  durch 
Tafel  halten,  *speiaen  erklärt  Bei  Lezer  II,  1410  finden  sich  andere  Belege  für  die 
Bedeutung  „durch  Anschlagen  an  eine  hölzerne  Tafel  ein  Zeichen  geben  (statt  des 
Läutens)".  Vgl.  biur.  täfyem  Schm.  Fr.  I,  587.  Diese  Bedeutung  ist  auch  hier  anzu- 
nehmen. Noch  heute  darf  in  katholischen  Ländern  am  Charfreitag  keine  Glocke  ge- 
läutet werden,  und  es  wird  das  Zeichen  zum  Beginn  des  Gottesdienstes  durch  Schlagen 
an  eine  hölzerne  Tafel  gegeben.  Tafeln  =  speisen  ist  daher  erst  nhd.  und  Weigand 
n',  871  demgemäß  zu  berichtigen. 

397  si  Juibent  mir  hie  verstanden  *sie  haben  mir  hier  den  Weg  zu  euch  yertreten*. 

408  Man  erwartet  den  conj.  imperf.,  nicht  praes.  Es  ist  wohl  zu  schreiben :  wiUen 
toolden  b, 

416  tpider  den  gart  streben  act.  9,  5  durum  est  tibi  contra  stimulum  calci trare. 
Belege  aus  mhd.  Schriftstellern  bei  C.  Schulze,  die  bibl.  Sprichwörter  der  deutschen 
Sprache  (Göttingen  1860)  S.  169. 

420  vröudentoemen  *das  Weinen  yor  Freude'  Passional  E.  649,  37;  ähnlich  toeine- 
klagen  Eyang.  323^. 

^22  datz  =  da  se. 

456  daz  ^wige  lieht  hier:  'der  christliche  Glaube',  auch  Christus  selbst  wird  so 
genannt  z.  B.  Kindh.  Jesu  76,  66  nach  Job,  8,  12;  9,  5  ego  sum  lux  mundi. 

1«  Alter  und  Verfaßer  des  Jüdel. 
Der  Verfaßer  des  Jttdel  hat  sich  nicht  genannt,   tritt  auch  mit 
seiner  Persönlichkeit  nicht  heryori  außer  daß  er  in  einer  bei  den  Bear- 
beitern geistlicher  Stoffe  fast  stehend  gewordenen  Weise  (s.  Weinhold 


DIE  LEGENDE  VOM  JUDENKNABEN.  137 

Z.  f.  d.  Ph.  8,  254)  über  sein  UDgeschick  zum  Dichten  klagt  und  daran 
eine  Bitte  zur  heiUgen  Jungfrau  um  ihren  Beistand  (der  antiken  An- 
mfiing  der  Muse  entsprechend,  wie  Weinhold  a.  a.  O.  bemerkt)  schließt. 
Weniger  zweifelhaft  können  wir  über  die  Zeit  der  Abfaßung  des 
Gedichtes  sein:  es  fällt  nach  Metrik  und  Beim  in  die  beste  Zeit  der 
mhd.  Dichtkunst,  wie  es  denn  auch  Wackernagel  (2.  A.)  S.  205  A.  52 
an  den  Schluß  des  12.  Jahrhunderts  verlegt. 

In  Folgendem  will  ich  den  Beweis  liefern,  daß  einem  schon  be- 
kannten Dichter,  nämlich  Konrad  v.  Heimesfurt,  dem  Verfaßer  von 
Urstende  und  einer  Himmelfahrt  Mariae  auch  unser  Gedicht 
zuzuschreiben  ist.  Schon  der  Umstand,  daß  es  in  der  Wiener  Hs. 
mitten  zwischen  größeren  Oedichten  unmittelbar  hinter  der  Urstende 
überliefert  ist,  möchte  auf  ein  näheres  Verhältniß  zu  jenem  größeren 
Gedichte  schließen  lassen.  Doch  will  ich  hierauf  ebensowenig  Gewicht 
legen^  als  darauf,  daß  in  der  Einleitung  aller  drei  Gedichte  derselbe 
Grundgedanke,  wenn  auch  in  etwas  veränderter  Form  wiederkehrt. 
Derselbe  ist  eben,  wie  oben  gezeigt,  Gemeingut.  Wichtiger  ist  dagegen 
die  Übereinstimmung  im  Beim"*").  In  allen  drei  Gedichten  finden  sich 
häufig  rührende  Beime.  wärheif  :  gewanheä  85;  affne  :  erbarme  237; 
enphän  :  vän  369;  in  allen  dreien  reimt:  euon  :  tuen  31;  lieht :  nicht  455; 
Himmelf.  633;  Urst.  106,  22;  110,  22;  127,  30;  daneben  aber  auch 
gfschihtmiht  887;  Hmf.  507;  1009;  gesiht:  lieht  655;  Urst.  119,  78; 
funde  (Conj.)  :  stunde  97;  funden  :  gebunden  U.  105,  30;  tele  :  etete  135; 
ilete  Hmf.  875;  aber  täten  :  bäten  Hmf.  877;  :  raten  U.  106,  10;  :  Pylä- 
ien  Urst  108,  84.  Von  'stehn'  und  *gehn^  werden  in  allen  drei  Ge- 
dichten mit  Ausnahme  des  Conj.  Praes.  nur  die  Formen  mit  ä  ge- 
braucht: wät :  stät  305;  gän  :  getan  173;  lät :  etat  Hmf.  453;  hat :  gä 
736;  gast :  hast  Urst  105,  6;  län:  stdn  105,  74.  Auch  dieselben  Fälle 
der  Apokope  des  e  wird  man  in  allen  drei  Gedichten  finden.  Ferner 
finden  wir  dieselben  bildlichen  Verstärkungen  der  Negation:  niht  ein 
har  198:  Urst  109,  55;  114,  4;  120,  65;  126,  4.  umb  ein  ffrüz  149; 
Urst.  115,  26,  wo  ebenfalls  zu  lesen  ist:  als  umb  ein  grüz.  Den  sicher- 
sten Beweis  aber  liefert  die  verhältniß  mäßig  häufige  Übereinstimmung 
in  ganzen  Versen,  einzelnen  Ausdrücken  und  Beimwörtern^  von  der 
ich  in  Folgendem  eine  Übersicht  gebe: 

tccer  ir  gnäde  niht  sd  süeze  82.  Hmf.  1040    ir  gnade  was  sS  süeze. 

em  kumt  dir  ftiht  ze  mäzen  96.  Urst.  119,  5  als  ez  in  kam  ze  mäzen, 

amen  dise  missetät  99.  Urst.  123,  40  amen  den  haz. 


*)  VgL  zum  Folgenden  Pfeiffer  H.  Z.  8,  168  ff. ;  Gombert,  de  tribus  carmimbus 
theotiscis  Halle,  DisB.  1861. 


138 


R.  SPBENOEB 


meistersehaß,  die  Priester  108. 
Jüdel  156  er  begundes  rdtes  wägen, 
162  iüazmiehdarumbe dunkel 
guot.. 
191  ze  staten  kamt :  gefrumt 


daz  reht  'der  Tod*  198:  dca  reht 
begän  'das  Todesurtheil  voll- 
strecken' 222. 

nu  sehet  wä  216 

243  ein8wertodereinmezxer(:bezsser). 

276  nü  erlät  mich  sin  durch  gat. 

280  nu  stuonb  ein  hachoven  da  In 
dar  hiezens  wite  bereitsfi 
und  den  sd  vaste  eiten 

313  toufe  dich  und  wirde  gotes  kint 
sam  die  ander  stunt  gebom  sint 
vcn  wasoMT  und  dem  heüegengeist 

326  der  vater  cdlez  da  lac, 

Maria  heißt:  diu  reine  und  diu ge- 

Mure  356. 

und  der  enget  höniginne  362 
ein  michel  teil  379 

382  säeehant  lief  ein  bäte* 

3SS  hof :  bisehof 

387  dise  starken  gesthiht 

428  den  gehuben  er  im  vor  sprach. 

446  briester  unde  Hute  mS. 
434  wisUch  er  siedS  beriet. 

447  daz  gotes  wart 

daz  waz  den  Juden  ein  lieber 
hört . . , 
hart  noch  Hmf.  31. 


ürst.  121,  28. 

U.  104,  34  er  begundes  räles  wägen, 
WC»  si  dar  umbe  douhte  guot 

U.  104,51  gefirunUiunt uns  ze  besten 
staten  kwat 
122,  19  daz  erinze  staten  keeme. 
vgl.  Hmf.  44;  502;  Urst  114,  34. 


=  Hmf.  984. 

Urst*  101,  15  mü  pwmiz  oder  mit 

mezzer  (:  bezzer). 

Hmf.  385  er  suU  mich  ^  durch  goi 

erlän. 
Urst.  123,  22  stne  schergen  beUermi 
wite  (Hs.  wizze)  bereiten: 
ir  chot>en  gülen  und  eiten, 
Urst.   108,  30  des  (Qottesreiches) 
niemant  teiOcunftig  wirt 
wan  er  den  ander  stunt  gebirt 
wazzer  und  der  heHege  geisL 
Hmf.  684  stuontderbischofaüezhie, 
diu  gehiure  Hmf.  512. 

=  Hmf.  404,  1063. 

=  Urst.  106, 16 ;  ein  michel  zal  Hmf. 

972. 
Urst  120,  66  sidi  huop  ein  bete  sd- 

zehoad. 
Urst.  106,  72. 

Urst.  120,  lArstarkiu  mcere.  106,82 

stcurke  rüege. 

Hmf.  754  er  sprach  in  den  geUmbea 

vor. 
Hmf.  264  dannoch  guoter  Hute  ml 
Hmf.  976  als  er  die  armen  do  beriet 
Hmf.  99  den  iemer  wemden  hoi^ 

der  sele  sfise,  dez  gotes  worL 


DIE  LEGENDE  VOM  JUDENKNABEN.  139 

Fragt  sich  somit  nur  noch^  welche  Stelle  seiner  Entstehungsseit  nach 
dts  Gedicht  unter  den  drei  nunmehr  nachweisUch  dem  Dichter  ge- 
börigen  einninunt^  so  möchte  ich  es  fbr  nach  der  Himmelfahrt, 
da  des  Dichters  Kunst  in  ihm  schon  entwickelter  ist,  aber  vor  der 
Urs t ende  entstanden  halten.  Letzteres  schließe  ich  unter  anderem 
daraus,  daß  sich  die  allerdings  sonst  nicht  ungewöhnliche  Bindung 
ä:ä  (getan:  man  Jttd.  183)  in  der  Urstende  nicht  mehr  findet.  Die 
Entstehungszeit  des  Jttdel  ist  also  das  erste  Jahrzehent  des  13.  Jahr- 
honderts.  Übergangen  habe  ich  oben  den  nur  aus  dem  Jttdel  zu 
belegenden  Reim  siht :  bist  365.  Ein  Seitenstttck  findet  derselbe  bei 
Konrad  ▼.  Fußesbrunnen,  Kindh.  Jesu  75^  6  ütigihtt  Da»  wie  viel- 
fache Entlehnungen  in  Urstende,  Himmelf«  und  Jttdel,  die  ich  einmal 
Bpftter  zusammenstellen  werde,  beweisen,  Konrad  v.  Heimesfurt  ein  Nach- 
ahmer des  Fußesbrunnen  ist,  so  ist  dieser  Umstand  leicht  zu  erklären. 
Doch  möchte  ich  auch  noch  der  Erwägung  anheimgeben,  ob  der  Beim 
braht :  Hat  Urst.  119,  16,  wo  ebenfalls  Ausfall  des  h  anzunehmen  ist, 
wirklich,  wie  Bartsch  will,  als  verderbt  anzusehen  ist 

2.  Quelle  der  Erzählung  im  Passional. 
Über  die  Quelle  der  in  dem  Passional  enthaltenen  'Marienlegenden* 
sind  die  Meinungen  getheilt.  Pfeiffer  hält  dafbr  des  Botho  Prunvenin- 
gensis  liber  de  miraculis  sanctae  Mariae  virginis,  aus  dem  er  im  An- 
hange zu  seiner  Ausgabe  einige  Legenden  mitgetheilt  hat;  nach  Josef 
Haupt  (aber  das  mitteldeutsche  Buch  der  Väter,  Sitzungsberichte  der 
philo8.-histor.  Classe  der  Wiener  Akademie  d.  Wißenschaften  Bd.  69, 
S.  71—146)  soll  die  Legenda  aurea  (verfaßt  vor  1293)  wie  fOr  die 
'Marienlegenden'  ttberhaupt,  so  auch  für  den  ^Judenknaben'  die  Quelle 
gewesen  sein.  Bei  genauerer  Vergleichung  kann  kein  Zweifel  sein,  daß 
wir  uns  fttr  Pfeiffers  Ansicht  zu  entscheiden  haben,  da  bei  Botho  oft 
Nebenumstände  erwähnt  werden,  die  wir  in  der  Legenda  aurea  nicht, 
wohl  aber  in  den  *Marienlegenden'  erwähnt  finden.  So  wird,  um  gleich 
bei  unserer  Legende  zu  bleiben,  bei  Botho  und  von  dem  Verfaßer  des 
Passionals  als  Zeit  der  Begebenheit  Ostern  genannt,  während  bei 
Jacobus  a  Voragine  eine  Zeitangabe  ttberhaupt  fehlt,  ferner  wird  bei 
jenem  zwar  ein  Bild  der  Maria  ttber  dem  Altar,  nicht  aber  die  wunder- 
bare Erscheinung  des  Christkindes  bei  der  Communion  erwähnt,  die 
sich  bei  Botho  und  in  den  Marienlegenden  findet.  Während  aber  bei 
den  ttbrigen  Legenden  die  Sache  so  liegt,  daß  Botho  für  dieselben 
die  alleinige  Quelle  gewesen  zu  sein  scheint,  ist  dies  ftlr  den  'Juden- 
knaben' nicht  möglich.  Derselbe  stimmt  vielmehr  in  einer  Menge  Einzel^ 


140 


R.  SPBENGEß 


heiten  nur  mit  dem  deutschen  ^Jüdel'  ttberein.  So  findet  sich  z.  B.  die 
Angabe,  wodurch  besonders  der  Knabe  die  Gunst  der  Maria  erworben 
habe,  nämlich  dadurch,  daß  er  ihr  Bild  von  einem  Spinngewebe  rei- 
nigte, in  keiner  anderen  bekannten  Recension.  Es  wäre  nun  das  natür- 
lichste anzunehmen,  daß  eine  andere  verlorene  Behandlung  des  Stoffes 
beiden  zugleich  als  Quelle  gedient  habe.  Da  aber  eine  Anzahl  von 
Versen  des  'Jüdel'  im  ^Judenknaben*,  wenn  auch  vielfach  verändert 
und  erweitert  erscheint,  so  ist  wohl  anzunehmen,  daß  das  ältere  deutsche 
Gedicht  selbst  vom  Verfaßer  des  Passionals  gekannt  und  benutzt  ist. 
Bekanntlich  benutzte  derselbe  eine  große  Anzahl  von  BtLchern  zu  seinem 
großen  Werke,  darunter  auch  deutsche.  So  hat  ftir  den  Abschnitt,  der 
die  sagengeschmückte  Kindheit  Jesu  behandelt,  das  Gedicht  des  Konrad 
V.  Fußesbrunnen  als  Vorlage  gedient,  wie  Bartsch  (Germania  5,  432  ff.) 
bewiesen  hat.  Die  Art  der  Benutzung  hat  für  dieses  Gedicht  Bartsch 
a.  a.  O.  durch  Gegenüberstellung  der  entsprechenden  Verse  beider 
Gedichte  gezeigt.  Ein  gleiches  Verfahren  wird  zur  Erkenntniß  des 
Verhältnißes  beider  auch  für  unser  Gedicht  ersprießlich  sein. 

So  entsprechen  zuerst  die  Verse  Jüd.  94 — 100  bis  ins  Einzelne 
Marl.  145 — 155.  Beide  Stellen  enthalten  eine  Anrede  an  die  verborgene 
Spinne  (beide  Male  wurm  genannt). 

Jüd.  Marl. 

94  unt  sprach  Vurm  waerstü  wise      154  und  soldest (vorher:  her  wurm) 


du  rihtest  d!n  werc  anderswä 


148 


üwer  werc  üf  slan 
wol  anderswä  danne  hie. 
ich  wold  üch  also  stillen 
(west  ich  dt  wd  ir  wiret) 
daz  ir  m&  wol  verhöret 
diz  bilde  miner  frouwen. 
Auch  die  Verse  Jüd.  101—107  sind  inhaltlich  genau  =  Marl,  158 
bis  169.  Ferner: 


97  und  weat  ich  wä  ich  dich  fimde 
du  müesest  an  dirre  stunde 
amen  dise  misset&t. 


Jüd. 
115  die  ougen  ez  nie  dar  abe  verlie 
da  man  daz  ambet  begie 
unz  im  üf  dem  altssre  erschein 
der  aller  schomist  Jdnde  ein 
daz  dehein  ouge  ie  übersach. 
der  briester  vleisch   dar  abe 

brach 
unt  gab  ez  den  liuten  in  den 

munt. 


Marl. 
182  hin  üf  den  alter  ez  sach 
unt  wart  gewar  waz  da  lac, 
des  es  vor  vreuden  erschrac : 
daz  aller  schönste  hindern 
sach  ez  al  dar  üffe  sin, 
daz  ie  ouge  me  besach. 
derbristervondem  kinde  brach 
swaz  er  den  lüten  hine  gab. 
unt  swie  vil  er  gebrach  her  ab, 


DIE  LEOENDE  VOM  JUDENKNABEN.  141 

doch  düht  ez  in  ie  wol  tüsent  so  lac  daz  kint  ie  yiiUeDkuinen. 

stont  unt  wart  im  nihtes  niht  benumen 

schoener  unde  sterker  danne  ^  der  Bchdne  noch  der  sterke  stn. 

und  entet  niht  als  im  wsdre  we. 
und  ob  ez  Inder  w«re  wxint, 
ez  erschein  ie  ganz  unt  wol 
gesunt 

Jüd.  Marl. 

132  ez  begunde  harte  Itse  198  sus  quam  ez  heimlichen 

suchen  ander  der  menige  dar.  in  dem  gemeinen  volc  aldar. 

die  liate  nämen  sin  niht  war  stn  wart  nieman  gewar. 

Öfter  wendet  der  Verfaßer  des  Passionais  mit  Absicht  andere  Bezeich- 
Qongen  an.  So  wird  J.  138  die  Hostie  daz  lebendige  brSt  genannt^  welche 
in  den  Marl.  210  aus  derselben  Anschauung,  aber  mit  anderem  Aus- 
druck :  die  ewige  lipnar  genannt  wird.  Manchmal  finden  sich  in  beiden 
seltene  Wendungen,  die  sonst  nicht  weiter  zu  belegen  sind,  z.  B.  ze 
herbergeH  komen,  sich  z.  h.  heben  'nach  Hause  gehen'  Jüd.  140, 
Marl.  217,  von  Lexer  II,  1252  nur  mit  letzterer  Stelle  belegt.  Vergl. 
ferner : 

Jüd.  mit  Marl. 

150  vor  leide  brach  er  dö  üz  263  mit  betrubnisse  hart 

sin  här  unt  zarte  sin  gewant.  beide  h^  unde  hart 

roufte  er  unde  brach  enzwei. 
Die  Verse  Jüdel  210—215   finden    sich    zweimal   paraphrasirt  in  den 
Marl,  wieder:  v,  331—333  und  v.  304  ff.  Die  Übereinstimmung  erstreckt 
sich  hier  theilweise  bis  auf  die  Gleichheit  der  Reimworte.  Vgl. 

Jüd.  mit  Marl. 

212  sul  wir  unser  öre  331  ob  wir  das  kint  vristen 

inuner  vor  im  gefristen,  unz  ez  vernemen  die  kristen 

gevreischent  es  die  kristen :  wir  werden  über  ein  geschant. 

sie  gestInt  im  vlizeclichen  bt. 
Gleiche  Motivirung  auch  Jüdel  220  ff.  und  Marl.  310  ff. 
Femer  ist  zu  vergleichen: 

Jttd.  and  Marl. 

280  nü  stuont  ein  bachoven  dft  bi.       340  nu  stnnt  da,  nftch  gewonheit, 

dar  hiezen  si  wite  bereiten  ein  bachoven  gröz  genuc, 

und  den  sd  vaste  eiten  (Hs.  dk  man  dorre  holz  tn  truc 

heizen)  und  heizte  in  einen  halben  tac. 

daz  daz  fiwer  vaste  her  üz  sluoc 


142 


B.  8PSENGBB 


Nicht  nur  den  Vater,  Belbst  die  übrigen  Juden  ergreift,  im  Gegensatz 
zu  den  übrigen  Bearbeitungen,  in  denen  sie  durchaus  als  hartherzig 
erscheinen,  Mitleid: 

Jüd.  Marl. 

284  daz  kint  man  schiere  dar  truoc     387  sine  vmnt,  die  valsche  diet, 


gebunden  unt  warf  ez  dar  tn. 
dd  vluhen  die  Juden  alle  hin 
daz  «t  iht  scßhen  die  u$t 
wie  ez  den  bitteren  t6t 
erlite  der  im  bereitet  was. 


betrübet  wftren  euch  ein  teil 
um  daz  groze  unheil, 
daz  im  d&  solde  zu  treten: 
d6  si  ez  drin  geworfen  beten 
und  ez  die  vlamme  bezdch, 
ieglich  von  dem  wege  vlöch, 
wan  er  niht  mohte  an  gesehen 
welich  jftmer  solde  an  im  ge- 
schehen 
in  des  füres  ungemach. 
Femer  findet  sich  in  beiden  die  Wendung,  daß  der  alte  Jude  vor  Ver- 
langen nach  seinem  Sohn  in  den  Ofen  hinein  will,    wovon  ihn  seine 
Freunde  nur  mit  Mühe  abhalten: 


Jüd. 
351  er  stuont  üf  unt  lief  d&  hin 
unt  w»r  vil  gerne  zim  dar  in, 
hSten  im  die  andern  niht  gewert. 


Jüd. 
354  er  sprach  *sun,  wer  h&t  dich 

genert' 

Jüd. 
377  wil  du  daz  ich  hin  üz  g6, 
s6  muostü  der  kristen  3 
ein  michel  teil  her  bringen, 
an  die  wil  ich  gedingen 
daz  sS  mich  erstieten  gote. 
sä  zehant  dö  lief  ein  böte 
ze  dem  tuome  üf  den  vrSnhof, 


Marl, 
er  stunt  üf  bald  unde  lief 
für  den  oven  vil  drftte, 
als8  betoubet  in  hftte 
die  vroude  und  daz  ungemach 
daz  sich  in  im  in  Wechsel  brach, 
daz  er  von  dem  gesinde 
hin  zu  stnem  kinde 
wold  in  den  oven  stn  gestigen. 
idoch  s6  wart  er  uberkrigen 
und  dft  vor  gehalden« 

Marl. 
431  dö  sprach  er  'liebez  kint  sag  an. 
sag  an,  wer  h&t  dich  emert? 

Marl. 
454  du  Salt  mir  6  der  kristen 
für  den  oven  Iftsen  kumen 
als6  vil  üf  mtnen  frumen, 
den  ich  wol  mac  getrüwen: 
und  wil  euch  üf  sie  büwen 
verre  baz  danne  üf  dich 
und  üf  die  vrunt  gemeinlich. 


DIE  LEGENDE  YOH  JUDENKNABEN.  143 

d&  er  den  bischof  478  er  sande  balde  stnen  boten 

mit  sinen  kapeilftnen  vant.  BÖ  hin  üf  der  pfaffen  hof. 

er  sagete  in  sä  zehant  onoh  wart  besant  der  bischof 

diae  starken  geschiht  &f  diz  grdze  wander. 

Wir  sehen  in  dieser  Stelle  recht  deutlich,  wie  der  Verfaßer  des  Pas- 
sioDals  die  Erzählung  ausspinnt.  Hier  hat  derselbe  17  Verse  einge- 
schoben, die  ganz  sein  Eigenthum  sind. 

Auch  die  Worte,  die  der  Judenknabe  an  den  Bischof  richtet, 
stimmen,  dem  Inhalte  und  auch  theilweise  der  Form  nach,  in  beiden 
Gedichten  ttberein: 

Jfld.  Marl. 

393  *herre,  ich  wil  hin  üz  ziu  ggn.      509  herre,  ich  wil  ü  gerne  kumen. 
nfi  bitet  mtnen  vater  hinder  st3n  idooh  sult  ir  baz  underdrumen 

und  ander  mtne  mftge.  mtn  angest  zu  den  frunden. 

ja  ftarht  ich  sSre  ir  Ifige/  ir  sult  dem  vater  künden 

und  dft  bt  minen  mftgen 
daz  si  mir  niht  enlfigen « . 

Jüd.  Marl. 

412  dö  wart  manic  wange  540  des  wart  euch  manicwangenaz 

von  weinunden  ougen  naz  von  der  yrouden  ubervlut 

Jüd.  Marl. 

420  die  kristen  alle  vor  vriuden     502  sin'tugentlich  gemuote 

weinten.  vor  vreuden  weinte. 

Zum  Schluß  sei  erwähnt: 

Jüd.  426  daz  kint  er  (der  Bischof)  an  dem  arme  truoc. 
Der  Verfaßer  des  Passionais  hat  daraus  fünf  Verse  gemacht: 
Marl.  526  mit  vrolichen  armen 

druckt  ez  der  bischof  an  die  brüst, 
nftch  stnes  willen  gelust 
truoc  er  es  selber  schßne 
an  der  processione. 

Die  obigen  Zusammenstellungen  werden  genügend  die  Abhängigkeit 
des  'Judenknaben'  vom  ^JüdeP  beweisen.  Doch  finden  sich  in  dem 
enteren  auch  Momente,  die  darauf  hinweisen,  daß  der  Verfaßer  noch 
eine  andere  Vorlage  benutzte.  Zwar  wenn  die  Verehrung,  die  der 
Judenknabe  der  Maria  erweist,  Marl.  241,  56  zuerst  nur  durch  die 


144 


P.  PPAFP 


Furcht  vor  den  Schlägen    des  Schulmeistera    erzwungen   erscheint*), 
so  kann  diese  Angabe  auf  Mißverständniß  von  Jttd.  82,  83: 

wser  niht  ir  gn&de  stteze 

sd  würde  wir  vil  dicke  geslagen 
beruhen,  anders  ist  es  aber,  wenn  es  248  ff.  heißt: 

die  muter  euch  alsam  erschrac 

von  irm  üben  kinde. 

allez  daz  gesinde 

was  betrübet  unde  unvrö. 
Entsprechende  Verse,  die  zwischen  153,  154  stehen  müßten,  fehlen  im 
Jüdel,  wo  die  Mutter  des  Knaben  überhaupt  nirgends  erwähnt  wird. 
Dagegen  heißt  es  bei  Botho  (Wolter,  der  Judenknabe  44,  21):  mater 
vero  pueri  nimio  dolore  constricta  ejulando  clamare  coepit,  multosque 
tarn  Christianoram  quam  Judaeorum  ad  lacrymas  commovit  Es  ist 
somit  mindestens  höchst  wahrscheinlich,  daß,  wie  er  ihm  für  die  übri^^en 
Legenden  die  einzige  Quelle  war,  so  auch  bei  dieser,  Botho  dem 
Dichter  des  Passionals,  vorlag.  Hat  ja  der  Dichter  auch  in  der  be- 
treffenden Partie  (s.  oben)  neben  Konrads  v.  Fußesbrunnen  Gedichte 
das  lateinische  Evangelium  infantiae  benutzt,  wie  O.  Schade,  liber  de 
infantia  p.  S*'  bewiesen  hat. 


BRÜCHSTÜCK  EINER  HANDSCHRIFT  VON 
.   REINBOTS  GEORG. 


S.  1,  Sp.  a, 

4680  da  in  kan  ime  nieman  ge wegen 
her  hiez  in  uil  gahis  segin 
sa  zu  vier  stackin 
her  sprach  die  sal  man  drucken 
in  einen  fulin  pul 

4685  her  hat  mir  ninen  kunig  stui 
lestirlich  gesetzit 
des  ist  her  hie  geletzit 
daz  her  ime  noch  iesum 
nummir  mir  wirdet  frum 


4690  ynd  auch  die  konigin  hat  nit  war 
yme  daz  sebindehalh  iar 
diz  gebot  her  vnde  geschach 
zu  vier  stucken  man  in  brach 
mit  einer  starken  kom  segin 

4695  die  stucke  hetins  in  ir  plegin 
rnz  man  sie  für  den  keiser  drug 
her  sprach  her  hat  sin  gnag 
nu  werfit  in  in  die  putze 
her  ist  ime  vnd  mir  vnnutze 


*)  daz  judelin  ez  neic  oueh  dar 
und  nam  dar  an  mS  nihtes  war 
wan  daz  in  die  angest  twanc. 


BRÜCHSTÜCK  EINER  HANDSCHRIFT  VON  REINBOTS  GEORG.        145 


4700  da  mit  varen  wir  inbiszin  sa 
▼nd  Uge  her  in  dem  pule  da 
dis  geschaeh  als  her  gebot 
Tissche  fleisch  win  vnd  brot 
da  mit  der  disch  gerichtit  wart 

4705  na  inliez  ab  ime  nicht  sin  vart 
cherubin  Ynde  michahel 
die  brachtin  die  reine  sele 
Widder  za  dem  lichamen 
vnd   sprach  du  macht   dich    wol 
schämen 

4710  weder  geori  uz  paiastin 
waz  von  dir  die  keiserin 
sprach  daz  sal  nicht  werden  war 
wol  uf  edel  rittir  dar 
bi  gote  vnd  auch  durch  yus  zwene 

4715  als  du  were  zu  millene 
in  diner  bestin  duginde 
in  den  deiden  in  der  iugindc 
als  sie  gesprochen  vollen  daz  wort 
. .  stunt  der  margraue  dort 

4720(5)  als  her  ein  meien  were 
ane  nalde  sunder  schere 
wurden  yme  die  cleider  bereit 
die  plagin  solichir  richeit 
daz  deme  konige  vnd  dem  keiser 

were 

4725  zu  geltin  alzu  swere. 

wan  iz  waz  engelische  wat 
weder  gewebin  noch  genat 
licht  var  waz  sin  har 
von  gesteine  druf  ein  schappel  dar 

4730  gesetzt t  in  solichin  schin 

daz  her  desto  menlicher  muste  sin 
zu  den  brüsten  wit  da  mitten  crang 
ein  gnrtil  in  zu  samen  twang 
der  waz  riebe  vnde  dure 

4735  gevar  nach  dem  füre 
von  edeln  rubinen 
die  sach  man  da  uz  schinen 
abir  wie  waz  her  hie  gestalt 
daz  ist  von  mir  vngezalt 

4739  a  vnde  bete  salomonis  sin 
47396  yedoch  wil  ich  prafin  in 

4740  da  her  sich  selbir  ane  sach 

her  behagit  ime  wole  vnd  sprach 


geerit  sistu  herre  got 
geerit  sy  din  hohir  bot 
der  engil  furste  michahel 

4745  der  mir  brachte  weder  die  sei 
nu  hat  die  keisirine  war 
die  Seite  mir  sunder  bar 
man  mochte  mich  nit  uerdirben 
mit  dek einer  not  irsterben 

4750  ej  gut  sage  so  dir  got 
von  dorn  liebir  Reimbot 
sal  alliz  ding  daz  ie  wart 
glichin  rechte  sin  er  art 
so  muz  die  liechte  rose  sin 

4755  mutir  des  von  palastin 

die  sunne  der  vatir  auch  dar  zu 
wanne  sie  an  deme  morgen  fru 
(c)  Sunder  alliz  wolkin  stat 
vnde  also  birninde  uf  gat 

4760  so  brichit  ir  dar  rechter  schin 
in  der  rosin  kemmerlin 
da  bluete  der  same  inne 
von  ir  zwder  minne 
de  same  ist  baisam  lelien  blut 

4765  dar  uz  wart  der  degin  gut 
der  uz  irkom  marckis 
deme  sin  zwei  lobiz  ris 
also  hoch  gestoszin 
daz  ich  kan  nicht  genoszin 

4770  vff  der  breitin  erden 

so  ist  her  in  solichim  werde 
in  deme  darin  hinnel  obin 
dez  muszin  in  mit  gesange  laben 
die  zehin  chore  ubir  al 

4775  vnd  waz  in  des  hiemels  sal 

wie  ist  daz  rosin  kint  gezogen 
hat  iz  wibiz  brast  gesagin 
nein  daz  mag  nit  sin 
muscat  blude  vnde  negelin 

4780  daz  waz  die  spise  die  her  az 
sin  driockin  waz  der  viol  waz 
obe  man  in  nicnt  an  brüsten  söge 
vnd  bette  her  danne  zwene  fluge 
ich  wulde  in  für  einen  engil  han 

4785  nein  ir  sult  iz  sus  uirstan 
da  her  in  deme  dume  lag 
vnd  got  den  boum  ab  ime  wag 


4719  da  9tmü  M. 
kennen. 


QEBKAIIIA.  Neue  Seihe.  X?.  (XXYII.)  Jahrg. 


Die  noch  vorhandene  Spur  läßt  auch  in  F  noch  ein  .a  er- 

10 


146 


F.  PFAFP 


YDde  ime  in  siner  crefte  irschein 
Bint  wart  die  creatare  die  keine 

4790  die  ie  von  menschen  fruchtig  wart 
dese  schone  vnde  so  xart 
were  nach  wansche  in  allen  wis 
als  geori  waz  der  marckis 
daz  snlt  ir  wissin  sunder  wan 

4795  na  sal  der  minnencliche  gan 
alhin  da  der  keiser  saz 
da  her  uil  hoch  sich  uermaz 
(2*)  nu  der  marckis  were  dot 

so  wulte  her  fugin  grosze  not 

4800  sinen  brudern  beiden 

her  wulte  sie  gahis  scheiden 
yon  ir  laut  zu  palastin  ' 
da  muste  her  sunder  werlich  sin 
diz  hiez  her  künden  ubir  al 

4805  ynder  des  ging  her  in  den  sal 
der  markis  vnd  horte  daz 
her  ging  hin  da  der  konig  saz 
▼me  in  wart  also  getrang 
daz  were  zu  saginne  zu  lang 

4810  allir  wunder  wunder 
pruftin  die  besunder 
die  sinen  dot  sahin 
zu  hant  sie  do  iahin 
her  waz  geurteilit 

4815  der  in  da  hat  gehelt 
daz  ist  der  waltigere, 
von  deme  die  starkin  mere 
die  wissagin  hant  gesagit 
den  drug  uz  galiiea  die  magit 

4820  wir  gleiben  an  den  keinen  mere 
keisir.  konig,  vatir  here 
hilf  vns  uf  dirre  erden 
das  wir  getaufit  werden 
hie  begoz  sie  der  heilige  geist 

4825  vnd  wart  ir  bete  voUeist 

zwttlf  dusint  der  beiden  waren 
die  hiez  der  keisir  var  Tahen 
mit  wunderlichin  notin 
hiez  her  sie  alle  dotin 

4830  her  sprach  zu  deuie  magrauen  sa 
eia  alezandrina 
din  rede  mag  wole  wesen  war 
iz  mos  ie  sebindehalb  iar 
nach  irre  zale  hine  komen 

4835  e  uch  der  lip  wurde  benomen 


wult  ir  bi  mir  bliben  sus 
vncz  djoclecianos 
(b)  kumit  7nd  sin  geselle  maxi  man 
ich  bin  ir  beider  Yuder  tan 

4840  yntz  sie  kamen  in  daz  lant 

ich  halte  ach  schone  sonder  baut 
diz  labit  uf  rittirlichen  eit 
da  by  sj  uch  doch  geseit 
als  sich  die  lune  wandelt 

4845  also  wert  ir  gehandelt 

mit  nuwer  martil  sunder  wan 
des  getat  ich  nicht  uirlan 
Da  sprach  der  margraue  zu  liant 
sint  uch  got  bt  nit  bekant 

4850  vnd  wult  nit  sine  wunder  spehen 
die  ir  an  mir  hant  gesehen 
die  urteil  muz  über  uch  irgan 
ir  mugit  sin  nicht  abe  gestan 
nu  dez  nicht  rat  wesin  mag 

4855  so  wil  ich  loben  uf  den  dag 
als  vns  beschiet  die  konigin 
da  sie  die  engil  furtin  hin 
des  bot  her  sine  sichirheit 
vff  sinen  rittirlichin  eit 

4860  ane  daz  eine  laz  ich  vor 
daz  mir  uf&n  si  din  dor 
obe  ir  wult  zu  palastin 
da  wil  ich  die  bruder  min 
behüten  daz  ich  ymmer  mag 

4865  ich  kan  noch  den  altin  slag 
den  ich  do  for  han  gesiagen 
kunt  ir  mir  doch  nicht  beiagen 
so  irzeige  ich  doch  den  willen  min 
ich  muz  auch  abir  in  palastin 

4870  da  kan  ich  noch  den  alten  sliech 
da  ich  mit  hurte  manigen  stich 
von  minen  brudern  han  gesefain 
als  mag  iz  noch  geschehen 
ich  inkome  von  uch  nicht  zwar 

4875  in  sebinthalbem  iar 

gebit  mir  schilt  vnd  sper 
daz  ist  minis  hertzin  ger 
(c)  vnd  min  swert  licht  gemal 
daz  heisch  ich  hie  sunder  twal 
4880  daz  namit  vnrittirlichen  ir 
herre  mit  gewalt  mir 
nu  sit  gewis  herre  min 
e  uch  minen  bulin  uz  palastin 


BRUCHSTÜCK  EINER  HANDSCHRIFT  VON  REINBOTS  QEORG.       147 

werde  gescheiden  der  banere  suBin  als  groz 

4885  ix  getmwit  e  manigen  beiden  daz  iz  wole  dut  weder  stoz 

gescbeiden  von  deme  Übe  deme  doner  von  deme  lüfte 

e  man  sie  uirtribe  4905  icb  rede  iz  nicht  von  gnfte 

e  man  die  bilde  vmme  du  min  bolin  werent  bo  irbalcb 

iz  muste  e  sorgen  ban  dar  lu  daz  man  moebte  einen  kalcb 

4890  berge  vnde  birte  flinse  von  tranzunen  brennen 

vnd  keinen  nocb  den  linsen  der  sieb  kan  irkennen 

oder  cleinre  danne  mel  4910  der  git  mir  der  warbeit 

suB  kunen  sie  die  beide  snel  von  in  der  luft  dreit  nocb  di  deit 

nacb  valkin  dacke  stecbin  mit  galine  vnd  von  füre 

4895  mit  bnrte  die  scbare  brecben  daz  man  git  zu  anentare 

e  man  in  die  girde  uirbabe  ir  werdent  uon  ir  zweier  bant 

geleibet  daz  dar  abe  4915  die  ponider  also  nacb  zirtrant 

vil  manigiz  amien  daz  sieb  die  rate  werrent 

vil  Inte  woffin  scbrien  vnd  ruB  von  stiebe  kerrint 

4900  vnd  knmen  wir  dri  noch  zu  samen 
da  Wirt  in  iesoB  namen 

Zu  den  bisher  bekannten  vollständigen  Hss.  und  Fragmenten  des 
heiligen  Georg  Reinbots  vom  Turn  tritt  nun  nocb  das  vorstehende 
240  Verse  umfaßende  Bruchstück;  das  sich  auf  dem  Stadtarchive  zu 
Frankfurt  a.  M.  befindet.  Es  ist  auf  einem  Pergamentblatte  in  Folio 
flberlieferty  dessen  Seiten  in  je  drei  Spalten  zu  40  Zeilen  zerfallen. 
Dem  Charakter  der  Schrift  nach  dürfte  die  Hs.  aus  dem  Ende  des 
XIV.  Jh.  stammen.  Das  Blatt  ist  in  der  Mitte  zusammengebrochen 
und  hatte  als  Aktenrücken  gedient.  Das  linke  Untereck  fehlt,  doch  ist 
dadurch  nur  ein  Wort  der  Spalte  a  (S.  1)  unleserlich  geworden.  Das 
Blatt  gehörte  einer  großen  Sammelhs.  an,  die  offenbar  auf  dem  Frank- 
furter Archive  ihren  Untergang  fand.  Zwei  weitere  Bruchstücke  der- 
selben Hb.,  ein  vollständiges  und  ein  halbes  Blatt,  enthalten  den  An- 
fang des  Freidank  und  den  des  deutschen  Cato.  Daß  diese  drei  Frag- 
mente derselben  Hs.  angehörten,  beweist  neben  der  Gleichheit  des 
Formats  bei  gleicher  Zeilenzahl  jeder  Seite  die  völlige  Gleichheit  der 
Schrift,  die  besonders  in  der  Übereinstimmung  der  fratzenhaften  Ver- 
zierung der  Initialen  (so  des  S  in  Sunder  4758)  hervortritt.  Die  Frei- 
dank- und  Catofragmente  sind  übrigens  zweispaltig  geschrieben.  Von 
beiden^  die  mir  —  wie  das  hier  abgedruckte  und  das  im  vorletzten  Jahr- 
gang der  Germania  veröffentlichte  Bruchstück  von  Gottfrieds  Tristan  — 
Herr  Stadtarchivar  Dr.  Grotefend  in  Frankfurt  a.  M.  in  der  dankens- 
werthesten  Weise  zur  Verfügung  stellte,  habe  ich  gleichfalls  Abschrift 
genommen. 

Mono  (Anz.  1835,   186  ff.)   hat  bereits  hervorgehoben,   daß   die 
Mösersche  Hs.  lückenhaft  sei;    dies    bestätigt  auch  das  Frankfurter 

10* 


148    F.  PFAIT,  BRUCHSTÜCK  EINER  HANDSCHRIFT  VON  REINBOTS  GEORG. 

Bruchstück,  indem  es  zwischen  den  Versen  4739  und  4740  ein  Verspaar 
mehr  bietet^  dessen  Echtheit  wohl  nicht  anzuzweifeln  ist.  Eine  abschlie- 
ßende Ansicht  über  den  Werth  oder  Unwerth  des  Frankfurter  Bruch- 
stückes ließe  sich  erst  nach  Vergleichung  der  Wiener  [und  Zürcher]  Hs. 
aufstellen ;  daß  es  einer  wesentlich  beßern  Hs.  als  die  Mösersche  angehörte, 
leuchtet  nach  Betrachtung  einiger  abweichenden  Lesarten  ein.  So  ist  4681 
balde  M(ö8ersche  Hs.)  sicher  Glossem  flir  gahis  P(rankfurter  Br.).  Vgl. 
4801.  Die  Lesart  4689  geft^m  M  belegt  Lexer  1,  967  nur  aus  M,  ebenso 
die  immerhin  zweifelhafte  hornsegen  M  4694.  4700  essen  M  ist  Glossem  für 
inbiszin  F.  Mit  meien  4720  F  weiß  ich  wenig  anzufangen.  Sollte  viel- 
leicht meie^zn  zu  lesen  sein?  oder  wäre  an  eine  Personification  des  meze 
zu  denken?  engel  M  erscheint  Glossem.  4727  gewebin  F  dürfte  sich 
gegenüber  gestiytten  M,  das  durch  die  vorhergegangene  Nennung  der 
schere  (4721)  eingeführt  sein  könnte,  empfehlen.  4730,  1  ziehe  ich  die 
Lesarten  von  F  vor.  4732  erweist  F  das  in  M  durchstrichene  und 
durch  swang  glossirte  crang  als  richtig.  4748  sunder  bar  F  im  Sinne 
von  „unaufhörlich"  empfiehlt  sich  gegenüber  sunder  vcn*  M,  denn  wenn 
die  keiserinne  war  hat  (4746),  braucht  nicht  noch  hinzugesetzt  zu  werden 
sie  habe  sunder  var  geredet.  4781  der  viol  toaz  F  ist  richtig;  M  hat 
d.  V.  raz.  Ebenso  4792  vmnsche  F  gegenüber  vmchse  M,  4850  sine 
wunder  F  gegenüber  sunder  wunder  M.  4883  hulin  F  im  Sinne  von  „Ver- 
wandte" ist  wohl  ursprünglicher  als  bruder  M.  Vgl.  4906.  4894  ducke  F 
beßer  als  dusse  M.  4908  struntzen  M  ist  in  der  Bedeutung  „Lanzen- 
splitter^  nur  aus  dieser  Stelle  bei  Lexer  2,  1254  belegt;  trunzunen  F 
ist  aber  vorzuziehen.  4910  git  F  beßer  als  sprichet  M.  Das  Frankfurter 
&nichBtück  ist  md. 

FRANKFÜRT  a.  M.  F.  PFAFF. 

Ich  füge  ein  Verzeichniß  der  uns  erhaltenen  Handschriften  und 
Handschriftenbruchstücke  von  Reinbots  Georg  bei. 

1.  Wiener  Hs.  2724  (bist.  eccL  149)  Perg.  1376.  122  Bl.  4.  Hoff- 
mann S.  115. 

2.  Zürich,  Waßerkirchbibliothek  collect.  Simmleriana  Nr.  430. 
Pap.  14.  Jh.  4.  Bl.  23*-147\ 

3.  Berlin,  die  ehemalige  Mösersche  Handschrift.  Pap.  1446. 
104  Bl.  fol. 

4.  Wiener  Hs.  13567.  Pap.  15.  Jahrh.  Bl.  183—215.  Unvollständig. 
Tabulae  VII,  234. 

5.  München,  cgm.  5249,  Nr.  15.  Perg.  6  Bl.  14.  Jahrh.  enthält 
V.  5631—5882.  Vgl.  den  Katalog  der  deutschen  Hss.  S.  539;  Keinz  in 
den  Sitzungsberichten  1869^  II,  321. 


K  G,  ANDREÖEN,  HEUTIGE  GESCHLECfITSNAMEN  AUS  THIUBA,  BIET,     149 

6.  Mone's  Bruchstück.  Perg.  2  BL  14.  Jahrh.  enthält  V.  630-844. 
Gedruckt  in  Mone's  Anzeiger  4,  186 — 191. 

7.  Roths  Bruchstück.  Perg.  14.  Jahrh.  Doppelblatt.  Kl.  4.  V.  3005 
bis  3110  u.  3537—3642,  Gedruckt  in  K.  Roths  Dichtungen  des  deut- 
schen Mittelalters  (1845),  S.  126—134. 

8.  Frankfurter  Bruchstück.  Perg.  14.  Jahrh.  1  Blatt,  enthalt 
V.  4680—4917.  K.  BARTSCH, 


HEUTIGE  GESCHLECHTSNAMEN  AUS  THIÜDA, 

BIET. 


Je  mehr  seit  geraumer  Zeit  die  Erkenntniß  zugenommen  hat, 
daß  unter  den  deutschen  Geschlechts-  oder  Familiennamen,  deren 
bunte  Mannigfaltigkeit  kaum  übersehbar  zu  sein  scheint,  den  ältesten 
heimischen  Personennamen  der  erste  Rang  gebtlhrt,  desto  klarer  und 
erfreulicher  treten  die  Bemühungen  der  Forscher  hervor,  aus  der 
Menge  der  bisher  entweder  anders  oder  gar  nicht  gedeuteten  Formen 
immer  mehr  neue  jenen  Namen  einzuordnen. 

Daß  die  verschiedenen  Stämme,  welche  im  deutschen  Alterthume 
zur  Namengebung  verwendet  worden  sind,  große  Unterschiede  der 
Fruchtbarkeit  aufweisen,  begreift  sich  leicht,  kann  auch  aus  der 
heute  vorliegenden  Vertheilung  der  als  Familiennamen  dienenden 
Formen  nach  den  Stämmen,  denen  sie  angehören,  wenn  nicht  be- 
wiesen 80  doch  geschloßen  werden,  obschon  es  feststeht,  daß  eine 
große  Zahl  von  Namen  im  Laufe  der  Zeiten  verloren  gegangen  sind. 

Zur  Veranschaulichung  der  Vermehrungskraft,  welche  einem  ein- 
zigen Stamme  nicht  bloß  in  der  Theorie,  die  sich  im  allgemeinen 
ziemlich  gleich  bleibt,  sondern  in  der  Praxis  innewohnt,  dürfte  kein 
anderer  sich  mit  dem  Stamme  meßen  können,  den  das  Gotische  durch 
Thiuda  (Volk),  das  Mittelhochdeutsche  durch  i) 1 6 i  bezeichnet,  obgleich 
derselbe  als  zweites  Glied  einer  Zusammensetzung  fast  gar  keine  Ver- 
wendung gefunden  zu  haben  scheint,  in  heutigen  Geschlechtsnamen 
aber  an  dieser  Stelle  unerhört  ist. 

Neben  Thiuda  und  Diet  sind  als  Hauptformen  der  verschie- 
denen Sprachzweige  zu  berücksichtigen:  im  Althochdeutschen  Diot, 
Deot,  im  Niedersächsischen  Thed,  Det,  im  Friesischen  Thiada,  Zu 
den  ftlnf  hier  vorliegenden  Diphthongen  treten  noch  ei,  eu,  au  und  ou 
hinzu,    während  ie  sich   oft  in  i  kürzt.    Nun   aber   ereignet   sich   der 


150  K.  G.  ANDRESEN 

außerordentliche  Fall,  daß,  da  das  i  der  Diphthongea  ia,  io,  iu  ge- 
wöhnlich unterdrückt  wird  und  e  und  i  flir  sich  allein  stehen,  in  der 
That  sämmtliche  einfache  Vocale  auf  anlautendes  D  oder  T  oder  Th, 
welche  anscheinend  willkürlich,  theils  dialektisch,  theils  graphisch,  mit 
einander  wechseln,  folgen  können.  Zunächst  also  gehören  alle  Namen 
hierher,  welche  mit  einer  Formel  beginnen,  deren  Vocal  oder  Diphthong, 
Umlaute  natürlich  mitbegriffen,  von  zwei  Dentalen  eingeschloßen  wird, 
Ist  die  zweite  Dentalis  abgefallen,  was  sehr  oft  geschieht,  so  können 
sich  einige  Zweifel  erheben;  Rücksicht  erfordert  insbesondere,  wenn 
der  Vocal  der  Formel  a  ist,  der  Stamm  Dag*). 

Der  alphabetischen  Ordnung  des  Altdeutschen  gemäß  darf  nun- 
mehr zur  Aufstellung  der  unter  Thiuda,  Di  et  einzureihenden  Familien- 
namen geschritten  werden.  Die  Belege  der  einzelnen  Formen  gründen 
sich  auf  vieljährige  Sammlungen;  ist  das  Local  der  Beispiele,  wie  sich 
denken  läßt,  gleichwohl  ein  beschränktes,  so  wäre  es  doch  auffallend, 
wenn  besonders  lehrreiche  Namen,  Vollnamen  oder  Kosenamen,  nach- 
gewiesen werden  könnten,  die  in  dem  Verzeichnisse  unvertreten  ge- 
blieben sind.  Damit  der  Raum  nicht  allzu  sehr  und  unnöthig  in  An- 
spruch genommen  werde,  muß  in  Betreff  der  oft  überaus  zahlreichen 
Formen  desselben  Namens,  da  die  verschiedenen  Wechsel  und  Ver- 
änderungen der  Buchstaben  theils  im  allgemeinen  bereits  angegeben, 
theils  sonst  bekannt  sind,  eine  Beschränkung  auf  diejenigen  stattfinden, 
welche  im  Verhältniß  zu  entsprechenden  heutigen  Qeschlechtsnamen 
einen  erforderlichen  oder  wünschenswerthen  Beweis  zu  liefern  ver- 
mögen. 

Zuerst  sind  zusammengesetzte  Namen  aufzuführen,  deren  zweiter 
Theil  mit  b  oder  p  anlautet. 

Aus  ThetcJobald,  Tietpold,  Dotbald  gehen  hervor:  Theobald, 
Theopold,  Thiebold,  Thiepold,  Diebold,  Diepold,  Typold,  Tiebelt,  DiebbaU, 
Dippoldt,  Tippelt,  Debald,  Dehold,  Dephold,  Dobold,  TöpoU,  Deulold, 
Deybaldt,  Tobald,  Toboldt,  Taxibold,  Taubaldt,  Dübelt;  Tiebel,  Diebel  und 
latinisirt  Dibelius,  Dibell,  Tippel,  Dippel,  Deibel,  Teipel,  Teupel,  Teubel, 
Deubel**)  und  lat.  Deubelius,   Debel,  Tepel***),  Döbel,  Doepel,  Töbel, 


*)  Vgl.  Dahbert,  Tappert,  die  zu  Dagobert  passen,  aber  auch  su  Tiadbert, 
**)  Daß   diese  Form    und    die  Form  Dübel   niederdeutsch    gleich  Teufel  seien, 

der  allerdings  in  unsern  Familiennamen  mehrfach  vertreten  ist,  darf  im  Hinblick  au^ 

den    vorhergehenden   Namen  Teuhel   bezweifelt   werden;    auf  jeden  Fall    sind  beide 

Formen  hier  aufzutreten  berechtigt. 

*♦*)  Tepel  ist  auch  der  Name  eines  alten  böhmischen  Stifts ;  aber  unbedenklich 

darf  Tepelmann  wie  Depelniann  verstanden  werden. 


HEUTIGE  GESCHLECHTSNAMEN  AUS  THIÜDA,  DIET.  151 

lopef,  Dobbel,  Doppel,  Dobel,  Topel,  Dübel,  Duppd.  Aus  dem  patrony- 
mischen  Verbältniß  und  dem  der  Deminutiou  ergeben  sich  folgende 
Erweiterungen:  Tiebels,  Diebels,  Debets;  Thebelmg,  Debeling,  Döbeling, 
Dobbeling;  Depelmann,  Tepelmann,  Tebehnann,  Töbelmann,  Töpelmänn, 
Töppelmann,Dubelmann,  Dubbelmann;  Dehbelin,  Döbelin,  Dobbelin;  Teipelke. 

Zu  Teutbert,  Dietpreht,  Dotbert,  Tiadbert  gehören:  Dib- 
bert,  Debert,  Deppert,  Döppert,  Döbbert,  Dobbert,  Dobert,  Tobert,  Daubert, 
Taubert,  Tauierth,  Tauberecht,  Täuh&i%  Teubert,  Deubert,  Dubbert,  Düoert, 
Dobbert?  Tappert?  Dieber,  Depper,  Döbber,  Töpper,  Dober,  Deuber,  Dauber, 
Teuber,  Dubber^  Dilpper,  Tilpper,  Dapper?  Dazu  treten  die  patrony mi- 
schen und  deminutiven  Formen  Dobers,  Dabbers,  Dübbers\  Tebeding*)^ 
Tjaberings]  Tiebermann^  Tiepermann,  Tepermann,  Teppermann,  Deppermann, 
Dobbermann'j  Deberien?  Dubbei^Ie,  Dobberke,  Diibb&rke\  Doberitz?  Dobe- 
renz?  Tober enz? 

Zusammensetzung  mit  -brand  enthalten  nicht  allein  Dittebrand 
und  Dittebrandt,  sondern  auch  die  durch  Metathesis  und  Abfall  des  d 
gebildeten  friesischen  Namen  Dettbam,  Dibbern,  Dubbern. 

Aus  Dietbold,  Dietpreekt,  Dietbrand  entstehen  nun  weiter 
eiue  große  Menge  zweistämmiger  Kosenamen,  in  denen  die  zweite 
Dentalis  des  Hauptstammes  regelmäßig  ausgefallen  oder  assimilirt,  ihre 
Stelle  mithin  äußerlich  von  der  Labialis  eingenommen  ist.  Die  meisten 
dieser  verkürzten  Namen  finden  sich  auf  niederdeutschem,  vorzüglich 
friesischem  Gebiete;  Urkundeo  weisen  unter  andern  folgende  Formen 
auf:  Tiebbo,  Tabo,  Teupo,  Tiabco,  Tepezo.  Die  nächsten  heu- 
tigen Koseformen  sind:  Tiebe^  Tibbe  uud  lat.  Tkibus^  Dippe^  Tippe,  Tipp, 
Debo,  Debe  und  lat,  Debus**)^  Depe,  Tepe,  Debbe,  Deppe^  Tebbe,  Teppe, 
Toeppe,  Topp,  Döpp,  Dopp,  Topp,  Toppe,  Toobe,  Tabe?  Tappe?  Tapp? 
Taube?  Daube?  Taupp,  Daub?  Dub,  Dube,  Dubbe,  Duve?  Tuve,  Tut>be. 
Durch  die  verkleinernden  Silben  -ilo  und  -iko  werden  diese  Namen 
äußerlich  vermehrt:  Diebl,  Dibl,  Deuble***);  Tiepke,  Tiebeck^  Tipke^ 
Typke,  Dipke,  Depke,  Debke,  Döbke,  Töbke,  Döpke,  Töpke,  Többicke, 
Döbbecke,  Döbich,  Doppich,  I^abcke?  Diipke^  Dubbecke,  Dubigk,  Tübeke^ 

♦)  Tebeding  verhält  sich  zu  Deotbert  wie  VoUbeding  zu  Volchert.  Über  -het 
aas  -heri  Tgl.  Stark,  Die  Kosenamen  der  Germanen  8.  164. 

♦♦)  In  der  ßchweia  aus  Matthaeu9  gekürzt  (Becker,  Progr.  Basel  1864  8.  19). 
Da  sieh  aber  der  Name  auch  gaos  anderswo  findet,  z.  B.  in  Elberfeld  und  Wetzlar, 
insbesondere  da  Thiinu  nebenher  geht,  so  ist  es  erlaubt  zu  erklären,  wie  geschehen  ist. 

***)  Außer  diesen  drei  Formen,  die  vor  dem  l  keinen  Vocal  haben,  können  im 
allgemeinen  die  vorher  unter  -bald  und  -pold  gestellten  Namen  auf  'bßl  und  -pel 
als  Deminutiva  erklärt  werden;  hierüber  vgl.  Andresen,  Die  altdeutschen  Personen- 
namen 8.  12. 


152  K.  G.  ANDBESEN 

Tübbecke,  Auf  hypokoristisches  z  (-izo)  scheint  kein  Name  dieser  Art 
auszugehen,  es  sei  denn,  daß  man  Daubitz^  Tavbitz  hierher  und  nicht 
zum  Stamme  Dau  rechnen  oder  Tobisch  berücksichtigen  wolle.  Patro- 
nymischen  Genetiv  zeigen:  ThiebeSy  Thievesy  Tievesy  Thivea,  Tips,  Debes*), 
DubSy  Dup8\  Tieberiy  Dieben,  Diepen,  Tjahen,  Tjabben^  Tappen,  Teppen, 
Tebben,  Deppen,  Debben,  Theben,  Dehben,  Toppen,  Toben,  Dauben?  Düben, 
Tiibben.  Starker  und  schwacher  Genetiv  vereint  finden  sich  in  Tjabbens, 
Tebbens,  Devens,  Tobbens,  Den  mit  k  gebildeten  Koseformen  fdgt  sich 
der  Genetiv  an  in  den  friesischen  Namen  Tjebkes,  Tjebken,  Depken, 
Tapken,  Tabken,  Töpken»  Zusammensetzung  mit  -mann  und  der  uner- 
weiterten Koseform  offenbaren  Tipmonn,  Dopmann,  Doppmann;  patro- 
nymisches  -ing  enthalten  Dipping,  Depping,  Tabing,  Doepping,  Döpcking, 
Tapking.  Die  Form  Dobbinga  gehört  ausschließlich  der  friesischen 
Mundart  an;  desgleichen  Tubbesing  und  Tilbhesingy  wo  sich  ein  Patro- 
nymicum  an  das  andere  schließt  (vgl.  Tubbe  und  Dubs), 

Der  Zusammensetzung  mit  -frid  sind  zu  überweisen:  Differt, 
Defert,  Teufert,  Tuffert,  Duffert,  Diifert,  Diefer,  Teffer  nebst  den  Kose- 
formen Tiffe,  Doff,  Tiefet,  Teyffel,  Tmfel?  Deufel,  Dopffel,  Düffel,  Diefke, 
Tefke. 

Der  altdeutsche  Name  Dietger  ist  nicht  blos  in  Ditger  und  Dittger 
erhalten,  sondern  steckt  auch  in  Theger,  Theeger  und  dem  Patrony- 
micum  Tegers,  in  TöUcher  und  Toger,  vielleicht  in  Dücker,  Deucker  und 
Tuekermann. 

Diethard  ergibt  Dietert,  Dittert,  Didert,  Dethart,  Detert,  Dehard'i 
Daudert;  Tjarts,  Tiarts,  Tjardes,  Tjaards,  Tjaars,  Tjai'dsen]  Detharding^ 
Deterding,  Dederding;  Dirtinga.  Da  die  auslautende  Dentalis  eines  alt- 
deutschen Vollnamens  sehr  häufig  abfUUt**),  so  können  insbesondere 
Namen ,  die  man  zunächst  geneigt  sein  dürfte  aus  Zusammensetzung 
mit  -her  zu  deuten ^  es  nicht  selten  zweifelhaft  erscheinen  lassen,  ob 
der  zweite  Theil  nicht  vielmehr  -hart  sei***).  In  dieser  Richtung  sind 
die  folgenden  heutigen  Namen  zu  beurtheilen:  Dietter,  Ditter,  Dietherr, 
Died&r,  Deterfj,  Detter,  Teder,  Thädei-,  Thäter,  Thater,  Tatter,  Dadder, 
Dater,  Töter,  Tödter,  Dödter,  Dotter,  Deuter,  Dauter,  Dauder,  Deüer, 


*)  Auch  Ddtes  wird  von  Becker  a,  a.  O.  aU  schweizerische  Küraang  ans  Mat" 
thaenu  angegeben.  Allein  jener  Geschlecbtsname ,  der  gleichfalls  in  Elberfeld  and 
Wetzlar  angetroffen  wird,  verhält  sich  buchstäblich  wie  Stbet  (aus  Sigibald^  -bert, 
'brand,  'bodo), 

**)  Vgl.  Siebel,  ülber,  Eüffer  aas  Sigibold,  üodalbert,  Hugfrid. 

***)  Vgl.  JBtfer,  HiUer  aus  Agilhard,  Hiltihard  (Stark,  Kosenamen  182- 
Andresen,  Personennamen  12). 

t)  Auch  Dethierf  französisch  gesprochen?  s.  Pott,  Personennamen  238. 


HEUTIGE  GESCHLECHTSNAMEN  AUS  THIUDA,  BIET,  153 

Dier?  Thier'i^).  Dazu  deren  Deminutiva  und  Patronymica  Dieterle, 
DeterleSy  DoederUin^  Thierlein?  Diercke?  Dierieke*f  Dietei'Sy  Dieders**)^ 
Diers?  JTiiers?  Diersch?  TTiiei^sch?  Deters,  Beider 8,  Deiters ,  Datier 8^ 
Dieren?  Dietermann,  Tietermanny  Diedermannf  Thiermann?  Diermann 
and  Diet'smann?  Determann,  Deiering,  Dering^  Diefei'Ung,  Deierling, 
Teterling,   Thierling?  Dieringa,  Diiringa, 

In  der  Zusammensetzung  mit  -mann  werden  eine  große  Menge 
mehr  oder  minder  Unterschiedener  Formen  offenbar^  welche  hier  neben 
und  nacheinander  aufzuführen  angemessen  erscheint,  ohne  daß  damit 
ausgesprochen  sein  soll,  daß  sie  alle  ins  deutsche  Alterthum  zurück- 
reichen,  da  die  Form  mehrerer  und  wohl  der  meisten  unter  ihnen  viel- 
mehr auf  viel  spätere  Verbindungen  mit  den  einstämmigen  Kosenamen 
hindeutet.  Die  Namen  der  beiden  an  und  für  sich  gründlich  zu  unter- 
scheidenden, aber  augenscheinlich  vielfach  in  einander  gemischten 
Klassen  sind:  Dietmann,  THedmann,  Dittmann^  THtimann,  Tiedemann, 
Thidematifiy  Tidemann^  Tidemand,  Diedemann,  Tiemann  und  lat.  TimanuSj 
Thiemann^  Thimann,  Timmann,  Diemann^  Dieynand?***)  Deimann^  Dett- 
mann,  Dedtmann^  Tetimanny  Tedimann,  Dehmann,  Deimann,  Theimann^ 
Dodemann^  Todemann,  Todtmann^  Thomann?  Tödtmann,  Tuttnann^  Thu- 
laann. 

Aus  Dietmar  haben  sich  gestaltet:  Ditimar,  Dittmerf),  Dithmer, 
Diemor,  Diemer,  Thiemer,  Tiemer,  Detmar,  Dethmar,  Dettmar,  Tetmar, 
Dämer^  Dettmer^  Themarff)  ^  T/iemer,  Teimer^  Teutmarfff),  Tkeumer, 
Dommer?  Donur?  Döhmer?  Daumer;  dazu  die  Patronymica  2>it^rwers,  Tied- 
mers^  Tyedmers,  Detmers,  Demmer8?  Dettmaring,  Detmering,  Dettmering. 

Ob  der  Nnme  Diemund,  der  sich  z.  B.  in  Köln  findet,  hierher 
gehöre,  oder  zu  dem  weit  seltenern  Stamme  Thiu,  Dio,  woher  Demuth 
entsprungen  ist^  läßt  sich  mit  Sicherheit  nicht  entscheiden. 

Aus  den  VoUnamen^  deren  zweiter  Theil  mit  7n  beginnt,  vorzugs- 
weise aus  den  Namen  auf  -mar,  haben  sich  folgende  Koseformen  ent- 
wickelt:  Thieme,  Thiem,  Diem,  Diehm,  Dihm^  Thimmo,  Thimme,  Timme^ 


*)  So  beißt  auch  ein  Ort  in  der  Rheinprovinz. 
**)  Und  Diederü,  welcher  Name  sich  mindestens  äußerlich  zu  Bieder,  Ditders 
buchstäblich  yerhält,  wie  Siebelxa  zn  Siebü,  SiebeWi 

***)  Jedoch  vgl.  mittelhochd.  diemant  und  die  diesem  Worte  entsprechenden 
jetzigen  Oescblecbtsnamen  Diamant  and  Demant, 
t)  Daraus  vielleicht  omgedeutet  Dittmeier. 
tt)  Es  gibt  auch  einen  Ort  dieses  Namens  bei  Meiningen, 
ttt)  Ist  es  erlaubt   mit   diesem  Namen   dadurch,    daß    das  g  als   verkleinernd 
betrachtet  wird,  den  Namen  Deutmorg  in  Verbindung  lu  bringen  (vgl.  TeipeUce^  Dobberke)  ? 


154  K.  G.  ANDRESEN 

Thime,  Time,  Tim  und  lat  Tkimus^  Ttmm,  Thyrnm^  Temme,  Temm, 
Demme,  Tamm?*)  Dumm?  Thümm?  Thimd,  Diml,  Dehmel?  Deimell 
Dommel?  Thiemcke,  Thiemke,  Diemke^  Thiemüsh,  Thiemig^  Tltimieg,  Timko, 
Timke,  Dilhmke?  Thiemes,  Thiema,  Tiems,  Timmen,  Tammen,  Thymen, 
TiemenSj  Timken,  Timmken^  Thimming^  Temming^  Tkimmling,  Dimmling, 
Timmsen^  Tamsen,  Tiemesmann, 

In  Betreff  des  Namens  Denant  erhebt  sich  wieder  die  Frage,  ob 
er  mit  Diot  oder  Dio  componirt  sei;  in  Förstemanns  Namenbuch 
stehen  vier  alte  Beispiele  jener  Zusammensetzung  verzeichnet,  während 
es  von  dieser  kein  einziges  bietet. 

Ohne  Zweifel  entspricht  der  im  Fürstenthum  Lübeck  vorhandene 
Qeschlechtsname  Thedran**)  der  nachweisbaren  alten  Form  Thetram, 
d.  i.  Dietram  {-hraban). 

Der  Name  Dietrich  ist  in  dieser  buchstäblich  erhaltenen  Form 
als  Vor-  und  Zuname  allgemein  bekannt  und  weit  verbreitet;  daneben 
gibt  es  eine  g^oße  Mannigfaltigkeit  von  Formen  innerhalb  der  Familien- 
namen, nämlich:  Dietei^ch,  Piethrich^  Diettrich,  Dietreichy  Diederichj 
Diedrichy  Ditterich^  Dittrichy  Tittrich,  Ditirick,  Thierigy  Dirk^  Detlrich, 
Dedrichy  D^deriehy  Tlierig,  Dereich,  Deitrich,  Deutrich;  femer  die  Patro- 
nymica  Dieter ichs,  Diederichs,  Diderichs,  lat.  Dieterici  und  Diedericyy 
DederichSf  Dederix^  Dierickx,  Dierkes,  Dierks,  Dirkes,  Dirks  ^  Dilrksj 
DerkSf  Derichs,  Derigs,  DeriXy  Tjerks,  Tjarksy  Tiarksy  Tiaarks^  Thyarks^ 
Dierken,  Dirken^  Dörken^  Thürichens ,  Dierking,  Dierckinck,  Dirklng^ 
Diedrichsohriy  Diedrichsen^  Dierkserij  Dirkseriy  Dirxsen,  Derkseriy  Dörksen, 
Diersen?  Dierssen?  Dirkmanriy  fries.  Tjarkesna\  endlich  das  allein 
stehende  Deminutiv  Dirigl, 

Aus  Dietold  entspringen  Diethold^  Dietwald,  DiedeU,  Ditwald, 
Dittwald^  Diewaldf  Deicaldy  Thewald^  TheioaUy  Thadewaldy  Dowald, 
Duwcdd\  Dedolz, 

Wie  Hevwath  als  Herwart  zu  verstehen  ist***),  scheint  Dewath 
gleich  Dietwart,  Tetwart  zu  sein. 

Der  Name  Detoin  darf  unbedenklich  auf  Deotwin,  welches  in 
vielen  Beispielen  bei  Förstemann  aufgeführt  steht,  zurückgeführt  werden; 
ein  altes  Deowin,  Diowin  findet  sich  nicht. 

Dietolf  hat  sich  buchstäblich  erhalten,  dasselbe  bedeuten  Diedolph, 
Didolff,  Dietloffy  Diedloff,  Tietlofy  Titloff,  Dethlof,  Dehtloff,  Detthffy  Tete- 
loff,  Dedolph,  Detlef,  Delff,  Doetloff,  Dötlof,  Teutloff,  Deutloff,  Deudeloff, 

*)  Strackeijan,  Die  Jevorlftndischen  Personennamen  S.  20. 
•*)  Knorr,  Progr.  Euün  1876,  S.  11. 
***)  Andresen,  Personennamen  13, 


HEUTIGE  GESCHLECHTSNAMEN  AUS  THIÜDA,  DIET.  155 

Teudloffj  Tülfj  Tülff*);  patronymische  Erweiterungen  sind  Dethloßs, 
DetAlefSf  Tjadeleffs,  Delfs,  Detheleven;  Ditlefaen,  Detlef  am,  Dählevsetty 
TelLfgen;  Delfinann. 

Vermöge  der  zu  Anfang  hervorgehobenen  Reichhaltigkeit  und 
Mannigfaltigkeit  des  Vocalismus  innerhalb  der  beiden  Dentalen  sowie 
des  mehrfachen  Wechsels  dieser  Consonanten  s.elbst  ist  es  erklärlich, 
daß  die  im  allgemeinen  für  sämmtliche  Vollnamen  geeigneten  ein- 
stUmmigen  Koseformen  einen  sehr  großen  Umfang  einnehmen.  Kaum 
läßt  sich  eine  Form  denken,  die  gar  nicht  vertreten  wäre;  Zweifel 
sind  in  einigen  Fällen  an  sich  zwar  berechtigt,  können  aber  durch 
Analogie  leicht  beseitigt  werden.  Kosenamen,  in  denen  der  reine 
Stamm  und  nichts  weiter  entgegentritt,  sind  folgende:  Diele ,  Tiefe, 
Diethe,  Diede,  Tiede,  Thiede,  Dieth,  Ticde**),  Thiedt,  Didde,  Diu,  Titho, 
Tido,  Tidow?  Tidau***)?  Tyd,  Tydt,  Thie,  Thye,  Thete,  Thede,  Dedef), 
Dette,  Dee,  Deite,  Theye,  Thei,  Thäte,  Thate,  Täte,  Tade,  Thai,  Dato,  Date, 
Dathey  Daht,  Thode,  Tode,  Tohte,  Todt,  Tod,  Toth,  Dode,  Doodt,  Doht, 
Doky  Tödt,  Deute,  Deut,  Teuth,  Tavie^  Taut,  Tauth^  Daute,  Daude,  Dauth, 
Daut,  Datie?  Dau?  Dada,  Dute,  Dvde^  Dudde,  Due,  Dutt,  Thude^  Tude, 
Tuitj  IMde,Düef-f),  Die  nächsten  einfachen  Deminutiva  von  Namen  dieser 
Art    sind  noch   weit  zahlreicher,    und    zwar   1.  reinvocalisch :    Dudy*^ 

2.  mit  l:  Dietel,  Dietl,  Dietle^  Diedely  Dittel^  Diehle,  Dihle,  Diel,  Diehl, 
DaUj  Dill,  Thiele,  Thilo,  Thiele,  Thiel,  Tiele,  Tille,  Till,  TJiill,  Thile,  Tilo, 
Itle,  Tittel,  Title,  Titel,  Dedel,  Theele,  Thele,  Theel,  Theidel,  Teidel,  Deitel, 
Deile,  Deyhle,  Theile,  Deyhl,  Dheil,  Theil,  Deul,  Taddel,  Dautel,  Dodel, 
Dodeü,  Dodl,  Dottf,  Dohle,  Dolle?  Doli?  Tolle?  Toll?  Döttl,  Dohle,  Doehl, 
Thöle,  Thoel,  Toel,  DöU,  Dölle,  TölU,  Thuk,  Tkul,  Tutel,  Thüle,  Düll; 

3.  mit  k:  Thiedecke^  Tiedeke,  Diedike,  lietig,  Tiedtke,  Tiedke,  Tietge, 
Tief  je,  Tiedge,  Tiedje,  Thieeke,  Tiege,  Tieck,  Diko,  Diekoto?  Dickow? 
Ticke,  Tedicke,  Dedicke,  Dedich,  Dettke,  Detje,  Deecke,  Tegge,  Teitge^ 
Theige,  Taddach,  Thatge,  Tafge,  Talje,  Daake,  Tagge,  lacke,  Tack,  Tage? 
Toche,    Töck,   Doege,  Datich?    Thoke,  Dockefff),  Dogge?  Doch,   Tock, 

♦)  Vgl.  Ählff,  Rolf  Ana  Adolf,  Rodolf;  Lvlfi,  Rahlfa  aus  Ludoff,  Badolf. 
**)  Mit  dem  Namen  üntiedt,  der  in  niederdeutschen  Gegenden  angetroffen  wird 
und  schon  Jahrhunderte  alt  ist,  wird  Niemand  heweisen  wollen,   daß  der  Name  Tiedt 
'Zelt*  bedeute. 

***)  Pott,  Personennamen  167;  Mertens,  Progr.  Hannover  J876,  S.  31, 

-f)  Mit  diesem  Namen  scheint  Dedekind  zusammengesetzt,  also  anstatt  *Sohn* 
vgl.  später  Thedaen)  ausnahmsweise  *Kind*  eingetreten  zu  sein. 

tt)  In  alten  Urkunden  finden  sich  eine  Anzahl  solcher  hjpokoristischen  Namen, 
wie  Tido,  Diddo,   Tete,   Thyo,  Theudo,   Tado,  Bodo,  Todo,  Dolo,  Dudo- 
ttt)  Crecelius,  Zeitschr.  f.  d.  Philol.  4,  344. 


156  K.  G.  ANDRESEN 

Tuticke^  Dudik,  Duttke^  Duttge^  Ducke  y  Tücke  ^  Duch^  Tuch^  Tüige, 
Tücke]  4.  mit«:  Dieze,  Diez,  Dietze^  Dietz,  Tietze,  Tietz,  ThietZf  Tietsche^ 
Tietzsch,  Tietsch,  Thietsch,  Dietzschj  Dietsch,  Diesck,  Diese?  Diess?  Dies? 
Diest?  Tüzey  Thitz,  Titsch,  Ditz,  Düch,  Diss,  Deetz%  Teetz,  Detsch,  Tesche? 
Tesch?  Taetsch,  Deitz,  Deisz?  Deiss?  Theiss?  Theise?  TaatZy  Ta-iche? 
Tasch?  Deuiz?  Deutsch?**)  Teutsch?  Deusch,  Teuschy  Theussy  Deussy 
Deusy  Dütsch?  Tutzschy  DtäZy  Tuschy  Duschy  Duss,  DavJbZy  TaubZy  Tausch^ 
Thauschy  ThausSy  Dötze,  Dötschy  Dotz,  Totz,  Totschy  Tosch,  Doschy  DosSy 
Thoßy  DossCy  Dose***)'^  5.  mit  l  und  n:  Dietlein]  6.  mit  k  und  n,  welche 
Form  sich  im  allgemeinen  mit  derjenigen  mischt,  die  sich  aus  der  Ver- 
bindung des  verkleinernden  k  mit  dem  schwachen  Genetiv  der  Ab- 
stammung ergibt,  weshalb  wir  uns  hier  auf  Dittcherty  Deutchen  und 
Deutgen  beschränken.  —  Zwei  Verkleinerungen  nacheinander  treten  auf, 
a)  l  und  *;:  Thielickey  Thielcke,  Tieleke,  Tilikey  Tillich  y  ThieUcey  Tieüce, 
Tilke,  Tilge y  Dilje,  Tilchy  Deilicke,  Theilig,  Theilichy  Theylichy  Talligl 
Töhleke,  Tölkey  Thölke-,  Dölke^  Tolg?  Tkulkey  Thülecke,  Tülecke;  b)  k  und  l: 
Tickely  Tiegel?  Digly  Deigl,  Dogly  Dökel;  c)  z  und  /:  Diezely  Dietzel, 
Dießel^  Diessly  Diesel,  Diestel?  Ditzel,  Difzell,  Tietzd,  Tietzschel,  Tetzel, 
Teitzely  Teutzel^  Deutschel,  DetUschle^  Deuschle^  Dötzel,  Doetzschely  Dössel, 
Duschely  Dussel,  Tiifzely  d)  z  und  k:  Titzk,  Ditschkey  Teschke?  Tatzkei 
Toizke,  Toczeky  Toszeky  Tauschkey  Tausig?  Dutschkey  Tutscheky  Tuczek, 
Tuschkey  Dutschkey  wozu  etwa  auch  die  patrony mischen  Formen  Deusken 
und  Doskens  gefügt  werden  dürfenf).  Ein  seltenes  Beispiel  dreifacher 
Deminution  ist  Dietzelke.  Während  l  und  k,  wie  die  Namen  gezeigt 
haben,  jede  Stelle  in  der  zweifachen  Verkleinerung  einnehmen  können, 
scheint  z  auf  die  erste  beschränkt  zu  sein ;  daher  gehören  Namen  wie 
Diltz^  Tielschy  Dölzy  die  man  hierher  zu  ziehen  sich  versucht  gefühlt 
hat,  vermuthlich  anderswohin.  —  Der  starke  Genetiv  der  Abstammung 
hinter  dem  reinen  Stamme  wird  nur  sparsam  vertreten  sein:  Diets, 
Tiefs  y  DeetSy  Dyefy  der  schwache  findet  sich  häufig  und  ist  besonders 
im  Niederdeutschen  und  Friesischen  zu  Hause:  TieteUy  Tieden,  Titten^ 

*)  Latinißirt  Deeitia? 
**)  Jedoch  vgl.  die  Namen  ündeutschy  ündüUch, 

***)  In  Betreff  der  hier  aufgeführten  Namen  mit  ach,  ss,  a  anstatt  z  muß  an 
analoge  Beispiele,  welche  sich  urkundlich  beglaubigt  finden,  erinnert  werden,  wie 
Ooache,  Chseh  aus  dem  Stamme  Ood,  Busse  aus  Burchard,  Heinse,  Herne  neben 
HehUze,  Henxe. 

t)  Urkundlich  beglaubigte  alte  Formen  der  Deminutiva  dieser  yerschiedenen 
Klassen  sind:  Deotilo,  Dodilo,  Tilo,  Tiediko,  Thieko,  Dyko,  Tetico,  Deko, 
Tadako,  Tiacco,  Dedeko,  Deko,  Dodiko,  Deco,  Duttik,  Diexo,  Tho^ 
Tezoj  Tiazoj  Teuzo,  Thieziko, 


^  HEUTIGE  GESCHLECHTSNAMBN  AUS  THIUDA,  BIET,  157 

Diddm^  Thimj  TAycn,  Teddeny  Teten,  Tehen,  Teyen,  Tjaden,  Tiaden^ 
Thadm,  Tliadden,  Thaten^  Thoden^  Doden^  Doeden,  Tuhteuy  Duden,  Dou- 
den,  Dudden^  Düdden,  woran  sich  Patronymica  auf -a  reihen:  Thydsna, 
Thadena,  Tadena,  Auf  dieselben  Mundarten  weist  die  Verbindung  beider 
GfenetiTe  mit  dem  Stamme:  Tiedens,  Tittends,  Diddens,  Tettens,  Tetens, 
Thedens,  Thens,  Tödtena.  Während  die  Namen  />ieb,  Tieü,  TeiU  aus- 
nahmsweise den  auf  eine  Koseform  mit  l  folgenden  starken  Genetiv 
offenbaren y  kommt  der  schwache  an  dieser  Stelle  öfter  vor:  Dielen, 
Thielen  und  lat.  Thileniu»,  Dillen  und  lat.  Dilleniua,  Thelen^  Theilen, 
Thaiten,  Tholen,  Dolen^  Dohlen,  Thölen.  In  Dillgee  ließe  sich  die  Ver- 
mehrung eines  doppelt  verkleinerten  Namens  durch  das  genetivische  e 
erkennen.  Den  durch  k  gebildeten  Deminutivformen  folgen  beide  Gene- 
tive, jedoch  wohl  häufiger  der  schwache  als  der  starke:  Ditges^  Dieges, 
Tigges,  Tiegs,  Tix?  Taddiks,  Taddige,  Taaijes,  Taaks,  Dockes,  Dookea, 
Doogs,  Dockes,  Doecks]  Tiedken^  Tiedgen,  Dieken,  Dicken?  Detken, 
Deägen,  Deetjen,  Detjen^  Deeken^  Decken,  Tecken^  Taddiken,  Taken, 
docken,  Duken,  Tütken,  Tittgen,  nebst  den  Bildungen  auf  -a:  Diekena, 
Deckena,  Dackena.  Die  Namen  auf  -ken  können  es  aber,  wie  bereits 
bemerkt  worden  ist,  zuweilen  zweifelhaft  lassen,  ob  das  n  patronymisch 
m  oder  zu  der  verkleinernden  Silbe  -kin  gehöre*).  Diesen  Namen 
fügt  sich  auch  der  starke  Genetiv  an :  Tiedgens^  Tietjens^  Ditgens,  Die- 
ckensj  Detgens,  Takens,  Tütgens;  selten  findet  dasselbe  nach  dein  ver- 
kleinernden l  statt,  wie  in  Tolens  und  Tollens.  Auf  die  doppelte  Demi- 
notion  mittelst  l  und  k  folgt  der  schwache  Genetiv:  Tielken,  Dieücen^ 
Tolken,  Tölken,  Thölken.  Dem  hypokoristischen  z  schließt  sich  einige 
Male  patronymisches  n  an:  Ttetzen^  Tüzen,  Ditzen. 

Ableitendes  -ing  zeigen  nach  verschiedenen  Stufen  der  Weiterbil- 
dung die  Namen  Döding  nebst  dem  friesischen  Tkedinga,  Dieling,  Tiling, 
DilUng^  Detiling,  Tettling,  Dehlingy  Theiling,  Deuling,  Tjalling,  Döttling, 
BiMng,  Döhling,  Thöling,  Tölling,  Doling\  Tücking\  Thüsing^  Tüssing, 
Tha^ising;  Tielking,  Tilking.  —  Zusammensetzung  mit -«^n  enthalten  Te(2^«^ 
Thfdsen  und  Teesen^  Todsen,  ThieUen,  Tilcksen  und  Tüxen,  Detissen; 
Zusammensetzung  mit  -mann,  außer  den  früher  genannten  die  sich  ent- 
weder mit  dem  reinen  Stamm  verbinden  oder  auf  einen  zweistämmigen 
Namen  gestützt  sind,  diejenigen,  welche  als  Erweiterungen  einer  Ver- 
kleinerungsform erscheinen,  wie  Thielemann,  Thielmann,  Tilmanny  Till- 
^am  {Tilmanns^  Tillmanns,  Tillmans,  Thilmany),  Dillmann,  Thelemann, 


*)  Vgl«  Stark,  Kosenamen  61.  62,   wo  dieselbe  Rficksicht  für  die  Form  -lin  in 
sprach  genommen  wird. 


158    K.  G.  ANDRESEN,  HEUTIGE  GESCHLECHTS  NAMEN  AUS  TtilUDA,  DIET. 

Teleniann,  Deümann?  Tdmann?  Theilrnann^  DeUmann^  Thuhnann,  Tiege- 
fnann,  Diekmann?  Tackmann  ^  Dieasmann,  Dietzmanny  Diamann?  Teetz- 
mann,  Deißmann^  Deutschmann?  Dötschmann,  Tuschmann,  Dusmann? 
Tieckelmanny  Tichelmann^  Dösselmann?  —  Den  Namen  auf  -mann  gleichen 
diejenigen  auf  -meier  oder  -meyer  in  gewisser,  besonders  in  formeller 
Hinsicht,  z.  B.  Tibelmeier^  Tetmeyer ,  Tötemeier ^  Tütemeyer ^  Detelmeiery 
Thölemeyer,  Dissmetery  Disselmeyer*).  —  Auch  der  Endung  -er,  welche 
in  südlichen  Landschaften,  besonders  Kärnten,  patronymische  Geltung 
hat**),  ist  hier  zu  gedenken;  Qeschlechtsnamen,  denen  diese  Form  an- 
gehängt sein  kann,  sind:  Dietzer,  Dietschery  Tetzery  l'iUzer,  Tütscher, 
Tützsehery  Didner?  Töttier?  Doler?  Dösseier?  Töpler?  Topperzer? 

Nachdem  früher  angenommen  worden  war,  daß  kein  altdeutscher 
Name  aus  mehr  als  zwei  Stämmen  bestehe,  und  Weinhold***)  als 
Grundsatz  aufgestellt  hatte,  daß  hypokoristische  Formen  nicht  als 
erster  Theil  einer  wirklichen  Composition  verwandt  werden  können, 
hat  man  sich  in  neuem  Zeiten  einer  Menge  sonst  schwer  zu  deutender 
Namen  gegenüber  geneigt  erklärt  einzuräumen,  daß  in  Jüngern  Perioden 
der  deutschen  Namengebung  einzelne  Stämme,  solche  insbesondere, 
deren  Bedeutung  mehr  oder  minder  abgeschliffen  sei,  wie  hart  und  oU, 
eine  Verbindung  mit  Kosenamen  eingegangen  seien.  Diesem  Urtheile 
gemäß  läßt  sich  der  heutige  Geschlechtsname  Diezold,  woneben  auch 
Dietzold  und  Dieizschold  vorkommen,  bequem  verstehen,  und  ToUeri 
kann  aus  Todilo  und  hart  zusammengesetzt  sein.  Darf  man  derVer- 
muthung  Raum  geben,  daß  der  Name  Derikartz^  der  sich  z.  B«  in  Köln 
findet,  die  Verbindung  des  Vollnamens  Derich  (Dietrich)  mit  hart  ent- 
halte, und  dazu  noch  hypokoristisches  z  oder  auch  genetivisches  s, 
das  sich  oft  in  z  verwandelt,  getreten  sei? 

BONN.  K.  G.  ANDRESEN. 


*)  Vgl,  Franz  Mejer  in  Osnabrück,   Der  Name  Mejer  und  seine  Znsammen- 
setzongen  (1870)  S.  20.  21.  22. 

**}  Vgl.  Germania  18,  310;  16,  103. 
***)  Die  Personennamen  des  Kieler  Stadtbachs  S.  10. 


P.  BECH,  ZUM  WOBTSCHATZE  DKS  CHEMNlTZEK  URKUNDENBUCHES.     159 

ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER 
URKUNDENBUCHES. 


Auf  den  hohen  Werth,  welchen  das  von  Hubert  Ermisch  heraus- 
gegebene ürkundenbuch  von  Chemnitz  (=  Codex  diplomaticus 
Saxoniae,  zweiter  Haupttheil,  VI.  Band)  für  die  deutsche  Sprache 
des  Mittelalters,  zumal  ftlr  den  obersächsischen  Dialekt  hat^  ist  schon 
wiederholt  hingewiesen.  Sein  Wortschatz  aber,  obwohl  so  reich  an 
neuen  und  seltenen  Ausdrücken,  ist  im  Ganzen  noch  ungehoben  ge- 
blieben. Auch  enth&lt  das  Glossar,  welches  demselben  beigegeben  ist, 
eine  ungenügende  Auswahl  daraus  und  bringt  für  manche  Worte  eine 
unzureichende  oder  verfehlte  Erklärung.  Darum  schien  es  der  Mühe 
werth,  das  in  den  sorgfältig  redigirten  Urkunden  gebotene  Material, 
soweit  es  in  sprachlicher  oder  culturhistorischer  Hinsicht  von  Interesse 
ist,  unter  Heranziehung  verwandter  Erscheinungen,  wie  sie  sich  auf 
Nachbargebieten  finden,  einer  eingehenderen  Besprechung  zu  unter- 
ziehen. 

abbruchlieh f  adj.  nocivus,  nachtheilig,  393,  17  (a.  1393),  vgl. 
Schiller-Lübben  I,  20  s.  v.  afbroklich 

abekouf,  m.  120,  27  (a.  1449)  heczalunge  u,  abekauff. 

älehorth,  f  408,  34  (a.  1508)  eine  aUhorth,  die  in  seinem  molgraben 
gestanden'^  gemeint  ist  aeptum,  captura,  clausura  anguillarum  =  ^hort 
bei  Schiller-Lübben  I,  53^ 

algereiten  an,  adv.  117,  2  (a.  1449)  wenne  wir  vamemen,  das 
etliche  algereiten  an  ir  gespotte  dorüß  haben.  Hier  hat  algereiten  an  den- 
selben Sinn  wie  das  mhd.  allez  an,  alzan.  Über  dieses  an,  welches  ver- 
schiedenen adverbialen  Ausdrücken  nachgesetzt  zunächst  den  Beginn, 
dann  den  Fortschritt  oder  die  Dauer  bezeichnet,  vgl.  D.  Wb.  I,  285, 
namentlich  1498—99  über  bereit  an,  ferner  Schiller-Lübben  I,  78', 
37  folg.,  Benecke-Müller  I,  38;  dazu  Laßberg  LS.  IV,  408,  358  si 
aussen  (aßen)  da  by  für  sich  an  (in  einem  fort),  bisz  in  der  gürtel  recht 
kan%  für  an  (fortan)  bei  Lexer  III,  589;  nü  ßlran  Nürnberg.  Poliz.  111, 
Z.  12;  fürdhn  (zuvor)  Weist.  II,  60,  Z,  37  und  in  diesem  Sinne  voran 
im  Dyocletian  8016;  voran  heim,  var.  zu  Erec  2879;  zuwyran  Diefenb. 
GlosB.  8.  V.  aide:,  Nürnb.  Poliz.  235  u.  241 ;  DRAkten  I,  301,  37;  236, 15; 
zavorenan  Cod.  dipl.  Silesiae  8,  102,  Z.  2  (a.  1396);  vertan  (hinfort) 
Ernst  von  Kirchberg  703  u.  704;  vordan  Scriptores  rer.  Pruss.  III, 
628,  629  u.  630;  Schiller-Lübben  V,  471' ;  umgestellt  an  fort  im  Als- 


160  FEBOR  BECH 

feld.  Passionsp.  6926;  —  mit  dem  Srstin  an  {ab  initio)  Joh.  Rothe  Bittersp. 
506;  zu  dem  Srstin  an  2390;  —  von  dad  an  (iUtco)  Espe^  Leipz.  Berichte 
vom  J.  1845,  S.  11  (a.  1358);  cmstundan  S.  29  (a.  1399). 

aUpuUer,  m.  42,  19  (a.  1379),  Bcheinbar  verderbt  für  aüpultzer, 
altbüzer;  doch  vgl.  Diefenbach  Gloss.  492**  s.  v.  renovator,  wo  gleich- 
falls ein  aUpuher  aus  einem  alten  Glossar  verzeichnet  ist 

anhrengen,  stn.  die  Meldung,  161,  25  (a.  1467). 

anteidingen,  swv.  gerichtlich  angreifen,  belangen,  40,  29  (a.  1375) ; 
54,  23  (a.  1395) ;  Urkundenb.  von  Mühlhausen  i.  D.  ed.  Herqaet  no.  975 
(a.  1346)  sie  anzuthedingene  u.  ze  besckuldigene  urah  einen  Juden]  Nord- 
häuser Weisthümer  in  Förstern.  NM.  I,  3,  23  (14.  Jahrh.)  worde  daz 
güd  edir  der  eine  angetedinget]  35:  her  habe  eyme  an  einen  eid  geletfdingä; 
Schiller-Lübben  I,  80  s.  v.  andegedingen]  daher  ehe  u»  etad  in  anteding 
(Anspruch)  nemen  bei  Dreyhaupt,  Beschreibung  des  Saalkreyses  I,  S.  150 
(a.  1463). 

bedacht,  f.  Überlegung,  Bedenkzeit,  235,  37;  336,  2  (a.  1478). 

begencnisse,  n.  Lebensunterhalt,  53,  34  (a.  1395)  ir  b,  und  narunge; 
dieselbe  Bedeutung  hat  das  Wort  im  Cod.  dipl.  Siles.  8,  S.  30*  (a.  1349); 
37  (a.  1352);  40,  46,  57,  91;  Altprager  Stadtr.  ed.  Rößler  S.  70. 

bekundigen,  swv.  accusare,  belangen:  einen  voi^  fureten  nach  vor 
keinen  richtem  6.,  64,  29  (a.  1402). 

beleser,  m.  133,  21  (a.  1453)  ein  b,  und  vorweeer  des  aUaris\  einer 
der  den  Altar  bellet,  vgl.  105,  22  und  Benecke-Müüer  I,  1009%  Schiller- 
Löbben  I,  223\ 

belestunge,  f.  Beschwerung,  229,  16  (a.  1477). 

belistigen,  swv.  überlisten,  täuschen  167,  3  (a.  1470);  SchiUer- 
Lübben  I,  225'. 

benümunge,  f.  Benennung,  namentliche  Anführung,  25,  9  (a.  1368). 

berufen,  swv.  appelliren,  sich  berufen,  91,  21  (a.  1421)  dy  burger 
—  —  beruften  an  unser  gnedigen  hirren  dy  herzogen;  sonst  nur  sich 
berufen  üblich. 

bescheidunge,  f.  assignatioy  legatio,  Vermachung,  letztwillige  Ver- 
fügung, 57,  8  (a.  1399);  Haltaus,  Gloss.  142;  Rechtsb.  nach  Distinct. 
III,  8,  1;  Zeitz.  Copialb.  (15.  Jahrb.)  fol.  230*  die  bescheidunge  ist  ge- 
schehen yn  syner  kranckheit,  yn  der  nacht  do  Nickel  starp,  do  sdbi^t  dann 
von  stunt  myn  hüsfrowe  sulche  bescheidunge  widersprach  und  sprach: 
Neyne,  ich  hSsche  der  bescheidunge  nicht 

beoai-n,  stv.  63,  32  (a.  1402)  er  sal  daz  bevam  also  anderswo  uf 
vnsem  gutem]  64,  11;  Urk.  von  Weißenfels  (a.  1354)  bei  Förstern. 
N.  M.  in,  2,  85  d<iz  statchin  Ranstete  zal  he  unde  alle  zyne  erbin  vor  uns 


ZUM  WORTSCHÄTZE  DES  CHEMNITZER  ÜRKUNDENBUCHE8.        161 

bewMryn  unde  bezizcin  äne  aUirleie  anspräche;  Urkundenb.  von  Meißen 
n,  HO.  766  (a.  1402)  mit  bevarin  unde  umbevarin  eckem;  no.  972 
(a.   1406);  cfr.  Schiller-Lübben  I,  306  und  Nachtr.  I,  63*). 

bevriunge,  f.  141,  22  (a.  1457)  befryhunge]  Lexer,  Naohtr.  79, 

bibleiche,  f.  Nebenbleiche  (neben  der  Hauptbleichanstalt)  129,  34 
(a.  1451);  beybleyche  139,  16;  biebleiche  198,  13. 

bUegunge,  f.  Beihilfe,  Beistand  130,  6  (a.  1451);  vgl.  biliginge 
bei  Schiller-Lübben  I,  335* ;  legen  und  legende  =  ligen  und  ligende  findet 
sich  öfter,  z.  B.  187,  37  (a.  1470)  und  222,  4  (a.  1474). 

bilöufiig,  adv.  obiter,  circiter\  115,  4  beyleufftig  dryhundert  (a.  1449) ; 
beäet£ffiigk  achtzigk  jdr  Weist.  III,  597  (a.  1450). 

hleichgewe9*ke,  swm.,  Arbeiter  an  der  Bleiche  76,  18  (1420). 

bleichhüsy  n.   Haus  zur  Bleichanstalt  gehörig,  122,  26  (a.  1449). 

bleickrichter ,  m.  der  über  die  Bleiche  gesetzte  Richter,  76,  15 
(a.  1420);  198,  10  (a.  1471). 

bUichwirdig ,  adj.  114,  36  (a.  1449)  etlicke  Unwante  nicht  bl.  ge- 
macht toerden. 

breit,  stn.  =  mhd.  bret  106,  2  (bald  nach  1442)  in  einem  Zoll- 
rodel: iiem  von  holczwerckey  feigen ^  breit y  aehindü,  lattin  3  heller;  nach 
breit  hat  hier  der  Herausgeber  kein  Komma  gesetzt.  Vgl.  111,  12 
breitsnUerin  f.  =  bretenUerin;  geiben  =  geben  104,  29;  106,  9  (a.  1442); 
neimen  =  nemen  105,  31;  leider  =  leder^  otyrivm^  105,  33  (a.  1442); 
Weinhold  Mhd.  Gr.  105. 

briezey  f.  68,  22  (a.  1411)  gebende  y  priczen,  mngerUn  und  desgltch; 
im  Glossar  522  erklärt:  Einfaßung  an  EHeidungsstücken ;  aber  das 
wäre  brise  y  euparuSy  was  schwerlich  gemeint  ist.  Die  Nebenstellung 
von  vingertin  deutet  vielmehr  darauf  hin,  daß  braze  darunter  zu  ver- 
stehen ist,  franz.  broehe,  lat.  bracca^  ßbula,  von  dem  sich  niederd.  die 
Formen  brece,  brese,  bresaey  bretze  finden,  vgl.  Schiller-Lübben  I,  411 
und  Alte  Statuten  von  Halle  in  Förstemanns  N.  M.  I,  2,  80  breczen^  finger- 
lein (15.  Jahrh.)  =  Dreyhaupt  1. 1.  II,  317;  broedsche  in  den  deutschen 
Chrou.  12,  350,  4.  Bratze  oder  bretze  findet  man  auch  sonst  noch  öfter 
mit  vingerKn  zusammen  erwähnt. 

brotungej  f.  Brotnahrung,  222,  3  (a.  1474)  eine  brotunge  irbaioen; 
Thomas  v.  Buttelstedt   in  NM.    des  thür.   sächs.  Vereins  XII,  441  ye 


*)  Auch  bevdren,  metuere,  besorgen,  findet  sich  ziemlich  früh,  und  zwar  in  Job. 
Bothes  Chron.  8.  665  Hch  des  nicht  h^ahren;  Weist  II,  46  einen  brfakren;\\md  62 
unbefarL  Die  Form  befehren,  gefährden,  bei  Marc.  Spittendorff,  GIoss.  621;  bei  der 
Nonne  Ton  Engelthal  12,  16  nu  bevSr,  nu  bev^  =  nun  sieh  dich  vor  and  paße  auf! 
Tgl.  D.  Wb.  I,  1248,  wo  diaselbe  Form  auch  aus  B.  Waldis  nachgewiesen  ist. 
GERKANU.  Nene  Beihe  XY.  (XXYII.)  Jahrg.  11 


162  PEDOB  BECH 

des  Jarea  6  malder  Jcoms  zcu  brotunge  und  4  maldir  gerstin  zcu  getrenke 
tmd  12  maldir  wm  futter\  vgl.  D.  Wb.  II,  406. 

h'ueUng',  m.  413,  22  (a.  1522)  drey  oehssenn,  fswey  speckschweynn 
aufi  der  moUnn,  vier  hruelinge\  das  Wort  schoD  um  das  J.  1334  bei 
Würdtwein  Dipl.  Magunt  II,  S.  575  porcos  qui  dicuntur  prulinge;  in 
den  Weist.  I,  798  (14.  Jahrb.);  ü,  208,  vgLD.Wb.  H,  426;  ürkundenb. 
der  Stadt  Leipzig  11,  S*  433  (a.  1541)  5  speckachweyn,  6  bnding ;  Sta- 
tuten der  Stadt  Stolpe  bei  Schott  I,  241  für  ein  speckschwein  2  ßo, 
für  ein  breyling  1  gL]  Müller  und  Weitz  Aachener  Mund.  35  bröiUng-^ 
Frommanns  Mund.  VI,  13  hruling  (aus  der  Eifler  Mundart).  Für  ge- 
wöhnlich erklärt  man  es  mit:  ein  einjähriges  Schwein;  nach  Grimm 
D.  Wb.  1.  1.  „porciis  anniculiiSj  Frischling,  wie  es  in  den  Brühl  ge- 
trieben wird'';  Sanders  I,  228  denkt  an  eine  Ableitung  von  hruch 
(Sumpf),  wie  frisehling  von  frische  (sumpfige  Gegend).  Die  Gegen- 
überstellung von  bechen  stmn  aber  oder  von  gpeckswin  führt  auf  eine 
andere  Ableitung  oder  zeigt  wenigstens,  daß  man  sich  unter  einem 
brüling  etwas  anderes  'gedacht  habe.  Nämlich  bechen  smn  —  nicht 
richtig  beekenndin  gedruckt  bei  Lexer  Nachtr.  46  und  mit  Bäcker- 
Schwein  übersetzt  —  ist  das  zu  dem  backen^  d.  i.  Speck  oder  Schinken 
bestimmte  Schwein,  vom  Adj.  bechin,  peminus  (vgl.  bechin  fleisch  in 
Weist.  V,  70),  dasselbe  was  bokchenewin  genannt  wird  in  dem  Zeitz. 
Mscr.  LXXXV  (26)  fol.  1  u.  2,  bwhenswein  fol.  3  u.  4,  oder  bachmin 
bei  Lexer  1. 1.  37.  Im  Gegensatz  hierzu  wird  brüling  wohl  ein  Schwein 
sein,  das  nicht  zum  Räuchern  (seiner  Schinken  und  Speckseiten),  son- 
dern zum  „Brühen"  bestimmt  ist,  ein  Koch-  oder  Wurstschwein.  Ein 
wnn  brüejen  hieß  zunächst  allerdings  nur  es  mit  heißer  Flüßigkeit 
begießen,  um  es  leichter  von  seinen  Borsten  zu  reinigen,  so  beim  König 
vom  Odenwald  IX,  11;  in  dem  Buche  von  guter  Speise  no.  8  nim  ein 
verkeim  und  brüe  daz  küele  (d.  h.  nicht  zu  heiß);  im  Augsb.  Stadtr. 
ed.  Meyer  S.  200  verher  brun\  ebenso  ein  huon  br.  beim  König  v.  0. 
II,  200;  ein  krüt  br.  beim  Mönch  von  Heilsbronn  S.  36  =  Alemannia 
ni,  213,  27.  Brüejen  hieß  aber  auch:  in  heiße  Brühe  thun,  darin  sieden, 
wie  das  niederd.  brqjen,  broien  bei  Schiller-Lübben  I,  427**,  so  wohl  auch 
bei  den  aewprüem  oder  schweinprüem  in  Nürnberg,  von  denen  in  den 
dortigen  Polizeiordnungen  ed.  Baader  S.  233  und  234  die  Rede  ist; 
letztere  sotten  das  Schweinefleisch  vorzugsweise,  um  daraus  Wurst  zu 
machen,  wie  man  aus  S.  235  ersieht.  Denselben  Sinn  hat  brügen  in 
einer  Urkunde  von  Glaz  im  Cod.  dipl.  Siles.  VIII,  S.  53  (a.  1354) 
gebruet  Schweinen  selten  (gekochte  Schweineschinken)  —  verkauf en\  im 
Alemannischen  Büchlein  von  guter  Speise  ed»  Birlinger  198  (54)  g^- 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.        163 

brüte  küchUn;  bei  Schmeller-Frommaiin  I,  337  prueseüten  under  den 
penken  ackroeten  (a.  1364) ;  344  porcus  gut  dicitur  pruepaueh  . . .  prüech- 
pauch  (14.  Jahrfa.)  =  ein  Mich  oder  huoCy  der  zum  Kochen  bestimmt 
oder  bereits  gekocht  ist.  Für  brüeling  sagte  man  endlich  noch  brüe- 
Stern,  vgl.  Schmeller-Frommann  I,  337  pmeswein  (a.  1364);  Thomas 
T.  Buttelstedt  1.  1.  XII,  468  item  8  baehmcyn  und  7  hruswyn  (a.  1443) 
und  die  in  der  Anm.  dazu  citirten  Stellen  aus  Dtlringer  Urkunden« 
Im  sächsischen  Osterlande  existirt  noch  der  Name  Brühachwein,  auch 
hört  man  um  Weida  die  Redensart:  er  ist  betrunken  wie  ein  brüh- 
achwßin. 

bühaßigk,  adj.  141,  23  (a.  1457)  buwhaftigk  holden  die  etat]  vgl. 
b%netMeht{ch  bei  Schiller-Lübben  I,  466. 

bürdt,  baurdt,  m.  106,  8  u.  11  (a.  1442),  Baumaterial;  dasselbe 
Wort  Termuthlich  bei  Tzschoppe  und  Stenzel,  Urkundenb.  S.  329  cum 
ut^nsiltbus  et  eubpellectili  domus  suae  quod  bowart  (?)  dicitur  (a.  1263) ; 
vgl  Schiller-Lübben  I,  468. 

darlegunge,  f.  Kostenaufwand  221,  36  (a.  1474)  grdß  haben  ober 
seine  d.;  222,  3  cleyn  haben  ober  sei'Qe  d.;  237,  10  u.  13  (a.  1479); 
D.  Wb.  n,  779. 

derjenige^  pron.,  erscheint  hier  schon  früh  und  zwar  in  fllrstlichen 
Urkunden:  181,  25  (a.  1470)  wa^  sich  dieihenigen^  die  die  ding  ange- 
zogen haben ^  besorgen]  206,  10  (a.  1472)  dieihenigen  die  solchs  noch 
schuldig  seint\  206,  14  gein  denihenigen  {Ulis)  daran  sein;  207,  16 
(a.  1472)  so  wullen  wir  dich  seibist  und  dyihenigen  ungestraft  nicht 
lassen ;  207, 27  wy  du  dich  kein  denihenigen  holden  salt ;  244,  20  (a.  1480) 
'mit  denihenigen;  Weist.  4,  679  (9)  niederdeutsch:  de  jenie.  Grimm  und 
Weigand  haben  das  Wort  erst  aus  dem  16.  Jahrb.  nachgewiesen. 

drelichy  m.  „mit  drei  Fäden  gewebtes  Leinenzeug",  49,  23  (a.  1390) ; 
116,  3  u.  35  an  halben  linwotten  adir  an  drelichen  (a.  1449);  194,  6 
zu  groben  dreylichen  und  grober  leymat]  235,  13  (a.  1478)  lynwat  und 
ireüeh\   vgl.  Germania  25,  349. 

durchüz^  adv.  durchweg,  im  ganzen  170,  26  (a.  1470)  daz  tüch 
uf  dem  slage  ein  besser  pfunt  hcU  danne  dafi  tüch  an  im  selber  dmxhüfi 
ist;  Weist.  4,  521  (a.  1434)  das  dei'  hüf  durch  üsz  mit  eyme  ysen  ge- 
hrennt  sy;  1,  361  do  ward  uff  gesetzt  uff  yedes  lehen  III JJ.  ^  durchuss. 
J.  Grimm  im  D.  Wb.  I,  1583  vermuthete,  die  Zusammensetzung  wäre 
erst  im  16.  Jahrhundert  aufgekommen. 

eintreten,  stv.  zertreten,  durch  Treten  zerstören,  192,  37  (a.  1471) 
sye  lassen  auch  (durch  die  eselpferde)  dye  gießgraben  eintreten  und  ver- 
unreinen; cfr,  intredden  bei  Schiller-Lübben  II,  382*. 

II* 


164  FEDOB  BEOH 

entöffeneriy  entöffen^  swv.  eröffiien,  221^  9  (a.  1474)  enJtöffen  und 
irkennen  zui  geben;  Der  Minne  Kegel  3918  enioffin  sy  miry  des  biddich 
dich;  mnd.  entopenen,  entopen  bei  Schiiler-Lübben  I,  683. 

erbewee,  m.  52,  22  (a.  1395)  ein  e,  durch  unser  grübe  in  ire  grübe 
haben. 

erbreickunge^  f.  ius  eonferendi  bona  hereditaria,  87,  6 — 7  (a.  1428) 
der  Wien  und  e,  von  dem  apte  begem,  beten  u.  muten]  —  der  Wien  und 
e.  nicht  vorsagen;  efr.  Haltaus  381. 

erkunden,  bwv.,  in  der  Bedeutung  von  Urkunden,  urkundlich  dar- 
thun:  242,  32  es  mit  dem  brive  erkunden  (a.  1480)  und  243,  9  sie  werden 
biUich  in  beiderseit  gerechtigkeit  zu  erkunden  zugelassen ;  Germania  14, 462 
(12.  Jahrh.)  du  ganc,  irchunde  daz  riche  gotis  =  Lucas  9,  10  tu  vade 
ei  annuncia  regnum  dei;  ebenda  Id  mich  ze  dem  Srsten  gSn,  daz  ick  ez 
irchunde  den  die  dd  heime  sint  =  Lucas  9,  61  permitte  mihi  primum 
renuncia/re  his  gui  domi  sunt.  Wahrscheinlich  ist  auch  war  erkunde  zu 
lesen  auf  S.  245,  5  (a.  1480)  des  'wir  in  wärer  kande  (?)  quämen  von 
den  dy  dobey  gewest  waren;  sonst  steht  zweimal  eu)rkunde  fUr  Urkunde 
34,  5  (a.  1368)  und  43,  5  (a.  J381). 

em  {em)  und  hem,  als  Nominativ  in  der  Titulatur  =  her  {here) ; 
J.  Gbimm  sagt  im  D.  Wb.  DI,  52:  es  ist  Unverstand,  schon  dem 
Nominativ  ein  obliques  eAm,  ehren  beizusetzen,  wie  Bürger  48^  that 
Gleichwohl  geschieht  dies  schon  in  einer  Originalurkunde  des  Rathes 
zu  Chemnitz  aus  dem  X  1423:  so  82,  29  so  ma^  der  vorgenante  em 
Heynrich  die  czinse  ußgewynnen  in  iuden  adir  cristen;  82,  38  oueh  hat 
uns  der  mSgnante  em  Heynrich  Pegaw  eulche  fruntschaft  unde  gunst  getan; 

83,  5  auch  ist  gered ,  daz  der  vorgnante  em  Heynrich  Pegaw  unser 

aüariste  dy 2  schogk  groschin  czins bestellen  wil\  ferner  in 

einer  Aufzeichnung  von  1430  auf  S.  90,  32  anno  domini ist  der 

irwirdige   herre   hem  Johannes  apt  zcu  Kempnicz  in  czweytra^ht  gewest; 

90,  37  dorumbe hat  uns   der  irwirdige   herre   hem  Johannes  apt 

sulche  rede  unde  gelobde  tan;  ebenso  91,  3  und  5.  An  den  vier  letzten 
Stellen  hat  der  Herausgeber  sich  gemüßigt  gesehen  her  für  hem  in 
den  Text  zu  setzen.  Übrigens  ist  dieser  Nominativ  vor  Namen  bereits 
von  Ahrens  in  Hannoverschen  Urkunden  seit  dem  J.  1435  nach- 
gewiesen worden,  vgl.  dessen  Abhandlung  im  Progr.  des  Lyceums  von 
Hannover  a.  1869,  S,  26,  femer  Sanders  I,  344*,  sowie  über  verwandte 
Erscheinungen  Hildebrand  in  der  Zeitschr.^f.  d.  Philol.  I,  442  folg. 

emäch,  adv»  =  hemäch;  70, 3  (a.  1414) ;  Schwabensp.  ed.  Wacker- 
nagel 22,  2;  50,  12;  57,  30  u.  s.  w.  Eonrad  Stolle  Chron.  fol.  176' 
und  268\ 


<r 


ZUM  WORTSCHATZE  DE8  CHEMUnTZER  URKUNDENBUCHES.        166 

eroberigen,  swv.  erttbrigen^  gewinnen,  384,  11  (a.  1483)  nichts  da 
ätH  zeu  derobergen;  384,  19  icMü  erhobergin;  Zeitzer  Copialb.  fol.  310* 
her  wolde  ierltehen  100  gülden  am  SchloU  Tarand  haven  dirobirigiL 

ersteigungej  f.  Steigerung,  Erhöhung  in  der  Steuer  27,  27  (a»  1367) 
äne  allerley  e.  unde  niderunge. 

eselpfert,  n.  burdo,  192,  35  (a.  1471);  gewöhnlicher  pfertesel,  vgl. 
Lexer  II,  242  und  Diefenb.  NGl.  62. 

Salden,  felden,  stv.,  technischer  Ausdruck  der  Tuchmacher.  Auf 
S.  166;  36  (a.  1470)  beschweren  sich  dieselben  über  das  hatihoergk 
der  sneider,  dy  do  gewant  sneiden  unde  mancherlHe  fremde  tüch  keuffen 
unde  bie  nch  brengen,  auch  under  yn  gewand  preisen^  by  sich  schicken 
unde  fremde  tüch  zcu  zcUen  ^iff  unsem  slagk  felden  unde  einsetzen  unde 
aUdanne  vor  Kempnitzer  tüch  vorkaufft  werden]  168,  16  (a.  1470)  ist  die 
Rede  von  der  gedrengniss  der  tüchmechet^  daß  tüch  uff  iren  schlag  von 
andern  hanttcerk  und  undir  yn  seihe,  die  tüch  schneiden,  gefalden  geferbet 
unde  vorkaufft  werden\  170,  1  es  eal  nymande  fremde  tüch  ansläen,  be- 
reyien'*)  oder  uff  der  tüchmecher  slagk  czu  Kempniiz  felden  \  178,  2  auch 
haben  sy  fremde  tüch  uff  unseren  slagk  gefalden  und  für  Kempnitzer  tüch 
verkouß;  vgl  Schiller-Ltibben  V,  192*,  2  und  297^  18  folg.  u.  44  folg. 
Über  die  Art  des  Faltens  handelt  auch  das  Stadtbuch  von  Augsburg 

315  (ä.  1324)  die  rätgeben  sint  ze  rate  worden daz  sie  wellent  daz 

man  zwiUch  und  einlich  eines  gewantstabes  breit*'^)  sol  machen  zwiflachez 
und  daz  man  baxdiu  ende  gelich  legen  sol  swan  man  ez  valde. 

verdfäzen,  swv.  176,  21  (a.  1470)  die  sehneyder  werden  verdutzt ; 
vgl.  Lexer  III,  279  s.  v.  vefiwszen, 

verenzeln,  swv.  167,  16  (a.  1470)  tV  gewant  müssen  die  tüchmechir 
aus  Noth  versniden  und  vorenczeln;    dasselbe  Wort  im  Sinne  von  ver- 


*)  Hier  ist  bsreUen  offenbar  wieder  Kunstausdrnck  der  Tachmacher  und  be- 
deutet, wie  Adelung  s.  v.  tueJibereiter  bemerkt  hat,  dem  gewebten  and  gewalkten  Tuche 
durch  Rauben,  Scheren  und  Pressen  ein  gutes  Aussehen  geben;  ausfUhrlicher  noch 
handelt  darfiber  Rüdiger  bei  Schiller-LÜbben ,  Nachtr.  60-51  s.  v.  heriden.  Das 
D.  Wb.  I,  1499  bat  unter  bereuen  nichts  darüber,  auch  Lexer  erwähnt  nichts  davon. 
Vgl.  die  Stellen,  welche  von  mir  aus  mittelalterlichen  Quellen  zusammengetragen  sind 
in  dieser  Zeitschrift  22,  46;  was  Laurent  über  bereiden  in  seiner  Einleitung  zu  den 
Aachener  Zuständen  S.  42  sagt,  ist  demnach  nicht  stichhaltig. 

**)  GewanMap  --  gebildet  wie  mdxatap,  etlenatap  (cfr.  Konr.  von  Ammenhausen 
nach  der  Zofinger  Hs.  184*  und  Lexer  I,  640)  —  bezeichnet  das  für  Schnittwaaren 
^brüuchliche  Maß,  vgl.  Schmeller-Fromm.  I,  716;  ähnlich  wie  ffewanUtabea  breit  so 
sagte  man  auch  weppe  breit  (vgl.  Lexer  it,  766)  =  acht  Viertel  breit  —  nach  der 
Baireutber  Taxordnung  vom  J.  1644  bei  Schmeller-Fromm.  II,  880;.  vgl.  auch  unten 
a.  V.  kamp:  gtÜMi  eines  gewvrhies» 


166  FEDOR  BECH 

theilen,  an  Einzelne  austheilen,  bei  Herrn,  von  Fritzlar  180,  27:  m 
vctlekiimenheü  gotUcher  natüre  varenztlt  iibernai^rliehkeit  vernünftigen 
krSatüren. 

verkoren,  swv.,  93,  8  (a.  1433)  sich  mit  einem  verbrivet  und  ver- 
hört haben;  vgl.  Schiller-Lübben  V,  381^  Lexer  III,  151,  Zeitz.  Progr. 
vom  Jahre  1879^  S.  19;  dem  Sinne  nach  gleich  ist  sieh  vorwälekom 
mit  einem  bei  Lexer  III,  308. 

vei^lächen^  vorldchen,  swv.,  mit  Idch-  oder  lochsteinen  abgrenzen, 
397,  4  (a.  1493)  die  sträszen  nicht  vorldcht  oder  vorsteynet  sind. 

vermackehy  swv.,  durch  makel  verderben,  147,  11  (a.  1458)  der 
brif  ist  vormcLckelt  czurissen  ader  verloren  worden;  192, 35  u.  38  (a.  1471) 
die  esellpfert  gSn  mit  iren  eisen  auf  dem  gut  unde  vermackeln  das  grewlidi 
unde  das  gut  (die  Leinwand)  dodupch  verunreinet  mrt;  sye  lassen  attch 
dys  gyßgraben  eintreten  und  verunreinen ;  sd  man  lauter  reynß  wasser 
auf  das  gut  gyssen  sal,  so  ist  es  unrein  und  der  levie  gut  wirt  vermackeU; 
vgl.  Bruder  Erhart  Groß,  Karthäusermönch  zu  Nürnberg,  nach  einer 
Mittheilung  Hoffmanns  v.  F.  aus  einer  Breslauer  Handschr.  im  Anzeiger 
von  Aufseß  II,  13  (a.  1436) :  wer  diße  pücUein  list  ader  abschreibt,  der 
mache  nicht  kreuize  ader  hende  ze  vermackeln  das  exemplar,  wan  es  ist 
gestraft^  und  es  darf  nicht  das  er  das  bescheisse  noch  seim  willen;  Schiller- 
Lübben  V,  401. 

verpetscMren,  swv.,  versiegeln,  152,  2  (a.  1459)  mit  unserm  petschir 
vorpetschiH;  vgl.  Lexer  Nachtr.  194;  Förstemann  NM.  VII,  2,  102  u. 
103  den  wein  verpitzschiren  u.  verungelden;  Urkundenb.  der  St.  Leipzig  I, 
S.  312  vorpitczim  (a.  1464);  Ofner  Stadtr.  ed.  Michnay  u.  Lichner 
S.  122  den  wein  verpeczin  und  zaichen. 

ferste^  adv.  =  verreste,  maxime  95,  18  (a.  1436)  so  ich  ferste  kan, 
vgl.  Flore  7370  *ö  sie  verrest  künden;  Pass.  K.  204,  43  so  ich  aller 
verrest  kan;  Zarncke-MüUer  III,  300\ 

verwetUch,  stm.,  170,  6  (a.  1470)  nymand  sal  einen  ferbetüche  under 

40  gengen  schem noch  einen  ferbetüche  korzer  danne  40  eilen  schem; 

vgl.  Fahne,  Forsch.  I,  2,  59  (a.  1344)  eyn  vardüch  van  Deist;  Tzschoppe 
u.  Stenzel,  Urkundens.  S.  573  (Innungsreeht  der  Wollenweber  zu  Rei- 
chenbach aus  dem  J.  1356)  von  einem  verwetüche  (Hs.  werbe  U)  sebinzcen 
phennynge,  von  eyme  blo  gekemmitin  zwencik  pf;  574  wer  smelir  scherit 
zcu  eime  verwetüche  wenne  vyr  und  virzcik  genge,  der  bessirs;  zco  zcowene*) 

*)  Zouwm,  8wy.  =  touwen,  neetere,  texere  bei  Corael.  Kil  ed.  Hasaelt  680; 
Böhmer,  Urk.  v.  Frankf.  636  (a.  1355)  toer  eyme  ein  dCick  icybit  adir  zouwet  not  hft9m\ 
687  auch  aal  nyman  wm  eyms  d&ehe  mS  gtbm  dan  modf  tchiüinge  tu  zou/wm ;  Schiller- 
Lübben  IV,  596^,  14  v)wen  unde  tautoen,    dal  ya  de  laken  to  beredende',    allgemeiner 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  ÜRKUNDENBUCHE8.        167 

ffon  eyme  verhetüche  seehzcen  pfenninge;  —  von  eyme  geverbetimy  das  man 
scwir  sehirty  fumf  pfenninge;  —  auch  sal  kein  man  brüne  wolle  mengin 
zeu  verhetUchin.  Ottch  ml  kein  man  mit  Idrvxiczer*)  vorhin ,  he  inwalde 
denne  is  im  selbe  zu  gewande  und  zu  kleidim;  vgl.  Lexer  III;  27  b«  v. 
fertaettioch, 

festereiy  f.  (?)  468,  35  in  einer  Inventarisation  des  Klostjers  heißt  es: 
in,  der  feHerei  uffm  schhffhause,  tn  der  oberf esterei:  VI  bloßbeige  zu  der 
argel,  1  ah  eiser m  gegitter  u,  s.  w.  £twa  =  vestiarifum ,  gerwekammer? 
an  p^fisten^  pistrina  zu  denken  verbietet  die  Lage. 

vihezehendey  m.  63,  32  (a.  1402)  der  sal  uns  gehen  unsem  vye- 
czenden, 

vyrßickeoy  swv.  =  vorfUcken^  Flecke  annähen  vom  an  das  Schuh- 
werk, 92;  8  (a.  1432)  die  nüwe  schüstir  suUen  nicht  aide  schue  kouffin^ 
sy  kaufßn  sy  denne  wedir  dy  altrussin^  unde  suüen  nicht  v^rflicken  unde 
nicht  nüwe  seien  undir  alt  ohirledir  setzin;  cfr.  vorbas. 

vorbaSj  m.  92,  2  folg.  (a.  1432)  es  ist  dirkanty  das  dy  alirussin 
suüen  nütoe  solen  seczczin  an  alt  gemechte**)  unde  dy  solen  sullen  gO' 
ezeichint  nen  mit  schildichin,  Unde  toas  en  liUhe  ynwenig  der  stad  unde 
nßwenig  nüwe  vorbas  unde  solen  (so!);  dy  des  ledir  selbir  brengen^  das 
mogin  sy  wol  anseczczin  und  ungeczeichent  unde  dovon  czu  nemen  als  sich 
das  geboret.  Was  hier  vorbas  unde  solen  genannt  werden,  sind  vorbussen 
u.  solen  im  Urkundenb.  von  Leipzig  I,  176  (a,  14dl  46) :  vnr  scheiden 
die  nüwen  schüster  unde  altrüsen,  daz  die  aUrüsen  mogin  schü  solen  unde 
nicht  nüwe  vorbussen  machen  mit  leschen,  mit  Sternen  unde  mit  heken***) 


=  intiruere,  suhomare,  anstellen,  in  den  Chroniken  der  D.  St.  18,  68,  29.  Davon  jr«- 
e,  n.  Webstohl,  bei  BObmer  1.  1.  S.  636;  Urkundenb.  von  Leipzig  I,  882  u.  888 
(a.  1470);  Tzschoppe  n.  Stenzel  1.  1.  S.  678;  Cod.  dipl.  Siles.  8,  17  ffeczew 
(a.  1335);  S.  114  gexuwe;  Chemnitzer  Urk.  227,  13  (a.  1477)  sleutoenoirkm  uff  Umgea 
geezew  tre&>en\  228,  24  tleawer  vf  langen  geczaw  mit  gesinde  u.  l^rdymen  arbeiten; 
247,  9  (a.  1481)  die  Uymat  %}on  dem  geczew  nemen\  412,  11  leinwebergecat^e\  412,  28 
(a.  1522)  gezate;  Freiberger  Stadtr.  bei  Schott  S.  297  lange  gezaw  der  Leinweber; 
Daniels  u.  Ghmben,  Das  sächs.  Weichb.  291,  29  gezau;  Weinhold,  Beitr.  s,  schles. 
Wb.  101\ 

*)  Über  Idnoaaszer  =  loutoenoasaser ,  Garbrühe,  Gerberlaache  (?) ,  vgl.  Schröer, 
Vocab.  1880  nautea  lotDoaaer  vel  stoercze.  Bei  Böhmer  1.  1.  686  heißt  es:  wd  man  ein 
d&ch  vindei,  da»  genoerczit  ist  mit  stoerzen,  der  hat  da»  düch  virlom, 

**)  Gemeehte,  n,  =  Fabrikat  (Werk,  Arbeit);  ebenso  im  Freiberger  Stadtr.  S.  289 
wa9  »ulch»  gemecht»  addir  geameide»  nach  erkentteniß  der  mei»ter  mt  geringe  w^,  »uUen 
die  meiner  ztulden;  Conr.  v.  Weinsberg  62,  Z.  7;  Nid.  v.  Wyle  Translat.  826,  19  aUe 
tooüin  gemeeJUe ;  Schmeller- Fromm.  1, 1668:  „on^emäc^en  Stiefel,  sie  yorschuhen  lassen.^ 

***)  Vgl.  Urk.  des  histor.  Ver.  für  Nieders.  VDI,  no.  248*  (a.  1802):  neen  aÜboter 
en  »eJuU  neye  zoelen  zelten  wnder  olt  overledder  unde  ok  neen  nyge  ledder  uppe  olde  zoelen. 


X68  FEDOB  BECH 

vor  dm  vorderen  scheßen  abegeenytten,  eundefrn  mit  afraese*)  addir  selb- 
etorbigen  ledim  mögen  sie  vorbüsaen,  unde  die  aalen  aoüen  mit  rSten  flecken 
vorne  undir  deme  füaae  tmde  hinden  undir  den  feraen  geczeyehent  ein. 
Hier  bezeichnet  vorbüeae^  vorbaa  den  Lederansatz  über  der  Sohle^  der 
bis  zum  Knöchel  reicht;  die  Kappe,  bei  Adelung  s.  v.  achuhblatt  das 
vorblatt  genannt;  vorbüsaen  (vorbüzen)  swv.  eine  solche  Kappe  ansetzen, 
wie  noch  bei  Stieler  262  vorbüßen,  praeauere^  praeaptare**).  Daneben 
sagte  man  aber  schon  früh  auch  filrvuoZy  vorvüzy  cfr.  Lexer  III,  617; 
Weigand  im  D.  Wb.  IV,  728—29;  mnd.  vort?8«,  plur.  vorßlte  bei 
Schiller-Lübben  IV,  728—29.  Dazu  halte  man,  was  in  der  Schweid- 
nitzer  Handfeste  von  1328  steht,  in  der  Urkundensammlung  von 
Tzschoppe  u.  Stenzel  S.  526:  innewendic  der  mile  in  den  dorferen  kein 
hantwerchtman  toonen  aal,  an  die  vorvüaen  und  aolen  anaetzen;  S.  540 
in  der  Handfeste  von  Frankenstein  heißt  es  daftlr  pi'opedia  et  aoleas] 
im  Cod.  dipl.  Siles.  VIU,  S.  24,  ebenfalls  in  einer  Schweidnitzer 
Urkunde  (von  1347):  davon  aal  man  gebin  zu  wandil  —  —  von  czuen 
parn  aolin  einin  heUer  vnn  von  czuen  pam  vorvuain  einin  heller.  Im 
Volksmunde  hat  das  Wort  seither  etwas  abweichende  Formen  ange- 
nommen: ferba  bei  Adelung  s.  v.  Schuhblatt '^  forbea^  wörbea  in  Sieben- 
bürgen, förbaa  in  der  Zips  nach  D.  Wb.  IV,  720;  fUrbea  bei  Vilmar, 
Id.  112;  ferpaf  ferwea^  forma,  färma  im  sächsischen  Osterlande,  wo  man 
aber  auch  den  Spann  oder  Rist  des  Fußes  darunter  begreift.  Ähnlicher 


iunder  m  moeten  v)ol  olde  »choe  läppen  unde  btUen  mit  etemen  unde  mid  weren  (?)  van 
eyner  rinde»  hued;  dazu  Schiller-Lübben  III,  225  und  die  dort  citirte  Stelle  aus  dem 
Lib.  arbitr.  civ.  Rost  f.  !&":  de  oltbutere  mögen  kopen  heUe^  euere  unde  »lerne  unde 
mögen  dar  de  olden  »ch6  mede  heteren  tiä  crem  »chdne»ten;  ^  ok  »o  mögen  de  olUndere 
kopen  unde  vorarheyden  voreumede  rugge  . .  Unde  de  oltbutere  »cholen  nenerlege  wii»  hele 
»alen  »etten  under  de  olden  »ch6,  noch  wm  voraumeden  ruggen  edder  heUen,  eueren  edder 
»temen» 

*)  Derselbe  Ausdruck  erscheint  zweimal  in  den  Varianten  aus  der  Brüsseler 
Handschrift  ku  Berthold  I,  266,  86  u.  267,  3  an  Stelle  des  im  Text  stehenden  du)eh»d, 
über  welches  man  sehe  Lexer  Nachtr.  36.  Für  Uip  in  verächtlichem  Sinne  gebraucht 
hat  es  der  Dichter  des  Reinfrid  19105:  t6de»  ket  er  sich  bewegen  und  wdget  das:  afraxzt 
(:  tf&emusAse)',  in  gleicher  Weise  wird  ^  für  Jxp  gesagt,  vgl.  Beneck e-MüIler  I,  64  uud 
Ereo  4396. 

**)  Auch  in  der  LiylSndischen  Reimchronik  glaube  ich  das  Wort  zu  finden 
und  zwar  in  dem  erweiterten  Sinne  von  damman  reearcire,  Y.  8234  folg. 

»ie  (die  Belagerer)  vmrfen  ctbe  der  blanken  vU 

al  umme  die  burc  her  unde  dar. 

die  brüdere  nämen  de»  toar 

unde  hUxten  wuie  vure, 

dae  man  die  bure  ieht  verlure. 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.        169 

Laatwandlimg  unterliegen  hier  die  Wörter  harfAß  und  d/reifüfi^  fiir 
welche  die  Mundart  harbes  u.  drShes  spricht.  Stieler  bringt  noch  S.  262 
aas  Dfiringen  ferbsen^  fUrhserij  tibialia  praeapiare,  und  fährt  dies  auf 
Mäßen  zurück,  sowie  ferbeaung  auf  vörbüßung,  mtela.  Dieses  Zeitwort 
wrbuzen  sowie  die  oben  genannten  Plurale  vorbüssen  und  vorvüaen  lassen 
es  fast  zweifelhaft  erscheinen,  ob  förbes^  ferbea  aus  vorvuoz  und  nicht 
vielmehr  aus  vorbuoz  oder  vorbuoze  sich  entwickelt  habe.  Büezen^  md. 
huzm,  ausbeßem,  war  bei  den  Alten  bekanntlich  technischer  Ausdruck 
des  betreffenden  Handwerkes^  zu  dem  sich  der  achuohbüezer  (ahd.  scuo- 
lum)  and  der  aübiiezer  bekannten,  vgl.  Altd.  Oespr.  von  W.  Grimm  79 
and  Anm.  sowie  D.  Wb.  II,  572.  Der  Ausdruck  vorbüze  bringt  auch 
das  alte  Ackermaß  schtiopoze,  bei  Gaupp  D.  Stadtr.  des  Mittelalters 
I,  73  sehuchbt^ze  (im  Stadtr.  von  Straßburg),  wieder  in  Erinnerung  mit 
der  Deutung,  welche  ihm  einst  J.  Grimm  in  Haupts  Ztschr.  8,  396  gab : 
Schuhfleck,  Schuhlappe;  dazu  vergleiche  man  auch  biiozfiec^  asaumen- 
tm,  in  einer  Preßburger  Schusterordnung  vom  J.  1376,  in  den  Anm. 
zum  Ofher  Stadtrecht  citirt  von  Michnay  und  Lichner  S.  87*. 

v^ding,  n.  79,  14  (a.  1423)  vordinge[n]  und  geriehte]  161,  32 
(a.  1467)  zu  den  fordtngen  und  gerichten  in  der  Stadt.  Gewöhnlicher  ist 
tärding,  ein  tageding,  bei  dem  es  sich  um  väre  handelt,  vgl.  Freiberger 
Stadtr.  251  in  den  värdingen  [Var.  vordinge]  so  hat  der  richter  sine  büze 
dran;  und  259  diz  der  Arier  vdrdinge  einiz  ist;  das  Cönnernsche  Stadt- 
bach (a.  1434)  in  Förstemanns  N.  M.  I,  4,  119  in  dem  uünachten-vär- 
dinge;  120  (a.  1436)  nä  dem  vdrdinge  nä  toynachten;  in  Mersebürger 
Urkunden  ebenda  II,  407  (a.  1362)  alle  jär  zu  den  vier  färdingen; 
417  (a.  1435)  stoeren  zum  färdinge  in  geinwerdikeit  unsirs  gnedigen  herren 
mie  smer  ndehkomeny  amptlüten  unde  thümherren;   Haltaus  Gloss.  438. 

vorjdhen,  verjdhen,  swv.  zugestehen,  70,  4  (a.  1412)  daz  ist  mit 
rate  und  willen  des  N.  geeynt  und  vorjohit;'75,  1  (a.  1416)  sich  des  vor- 
icäkn  und  vorjohen;  75,  13  ez  ist  vorjohit  u.  vorwillet.  Vgl.  das  mnd. 
Partie,  vorghud  und  das  Präteritum  vorghude  bei  Schiller-Lübben 
V,  353*  und  in  der  Germania  23,  1—2;  verjäht  =  verjach  erwähnt 
Strauch  in  der  Einleitung  zu  den  Offenb.  der  A.  Langmann  S.  XXXIX. 

vomheUy  stv.  =  mhd.  verziehen^  217,  9  notdibftigliclie  vorschrlhung 
darüber  vorzihen;  218,  27  der  begrif  (Entwurf)  des  brtfes  werde  also 
torzogen  unde  vorsigeU  von  <Lch\  218,  30  die  briefe  foi*dem  u,  vorzihen  ] 
33  80  ir  die  brife  gemacht  vollzogen  u.  vorsigiU  habit]  219,  4  der  hrifj 
den  üch  mein  herre  hat  vorzogen  (a.  1474).  Die  Bedeutung,  welche  hier 
^rzidien  hat,  ist  selten  und  sehr  wenig  belegt;  es  ist  so  viel  wie  voU 
^^j  eonsummare.    Am  frühesten  erscheint  das  nd.  vorten  in  diesem 


170  FEDOB  BECH 

Sinne,  bei  Schiller-Lübben  V,  472^  12  nur  mit  Einern  Beispiele  be- 
zeugt; aber  auch  unvortogen  gehört  hierher  ebenda  92%  36  in  der  Stelle: 
dat  schölle  liggende  bliven  unberürt  und  unvortogen ;  dazu  bringt  Sanders 
ein  Beispiel  aus  den  Denkwürdigkeiten  des  schlesischen  Ritters  Hans 
von  Schweinichen:  verziehung  =  vokiehung.  In  ähnlioher  Weise  findet 
sich  vervüeren  im  Sinne  von  vol-vüeren  bei  Lexer  III,  290. 

fürbrengmg^  f.  Erwähnung,  Auslassung  142,  10  (a.  1457)  uff  sei- 
liehe  schrifftliche  /.  des  raths, 

gang^  m.  Kunstausdruck  in  der  Weberei:  eine  bestimmte  Anzahl 
Fäden  in  der  Kette  oder  zum  Aufzug,  nach  Frisch  I,  SIG**,  D.  Wb- 
IV,  1,  1235;  in  dem  Chemnitzer  ürkundenb.  116,  3  (a.  1449)  item  dcts 
die  linwatj  die  golczachen  und  <{ü  d/reliche  zcu  smal  sind,  sai  man  die 
hemme  domach  mache^  das  ieglich  linwaty  golczsch  und  drelieh  von  gengen 
gemacht  als  für  alder  gescheen  ist]  127,  20  (a.  1451)  die  linweber  sollen 
die  hemme  von  sd  vil  gengen  machen^  das  ein  icdich  linwat^  golczsch  und 
drelieh  sine  Ireite  habe]  180,  6  die  linweber  sollen  die  kemme  von  so  vil 
gengen  machen  also  das  für  alder  ist  gehalden  worden]  170,  6  (a.  1470) 
es  sal  nymand  einen  ferbetüche*)  under  virtzig  gengen  schem  unde  einen 
gräwen  under  34  gengen  und  einen  ferbetüche  kortzer  dann  40  eilen. 
Innungsrecht  der  Wollenweber  zu  Reichenbach  aus  dem  J.  1356  bei 
Tzschoppe  u.  Stenzel  S.  573:  wer  smdir  schert  wenne  38  genge,  der 
gebe  6  grose  zu  wirkin^  von  dem  smalin  von  38  gengen  dryzcen  pfennyngej 
von  40  gengin  15  pfenninge;  574  wer  smelir  scherit  zcu  eime  verbetüche 
wenne  vyr  und  vii*zcik  genge,  der  bessirs]  Rechte  der  Schweidnitzer  Lein- 
weber vom  J.  1387  im  Cod.  dipl.  Siles.  8,  S.  81 :  auch  sullen  sie  den  czwe- 
lieh  machin  czweer  elen  breite  an  deme  rdre**)  czu  nerlichste  (zum  wenigsten) 
sechs  u.  virczig  genge;  Rechte  der  Liegnitzer  Tuchweber  S.  126:  keyn 
man  toi  yn  dem  halben  gange   eynen  vadem  lyen***)  by  der  buse  noch 

*)  7\L0ch,  md.  idLchf  als  mascul.  gebraacht,  findet  sich  sonst  nur  noch  aaf  niederd. 
Sprachgebiete,  vgl.  Schiller-Lübben  I,  634. 

**)  Vgl.  Müller,  Die  Bprachdenkm.  aus  Siebenbürgen  B.  111  der  oder  die  so  nmer 
irer  czeck  todren  und  iolick  hlaio  geczogen  arbeit  tzu  achmal  machtenf  der  oder  dyeHXhen 
9uUen  fxm  yedem  ror,  90  vil  ea  tzu  smal  isly  eyn  pfund  toacha  gestrafft  toerden  (a.  1487) ; 
dasselbe  wiederholt  S.  155  (a.  1508).  Unter  rdr  verstehe  ich  hier  das  Rohrblatt  der 
Weber,  sonst  auch  riet,  md.  ri<  genannt;  vgl.  Schminke,  Monim.  Hass.  IT,  705  tJDoUe^ 
toe5em  unde  Unenwtbem  ndd  man  tmi  im  kemmen,  ryden  unde  andern  gettüge  ^ehen, 
das  sie  das  meehten  als  vor  aldirs  sieh  geboret]  Diefenb.  Gloss.  582**  textale,  rideham, 
ridekampt  textoris;  dazu  Vilmar  Id.  325  und  was  aus  Karmarsch  III,  699  citirt  ist  bei 
Sanders  n,  753°  s.  v.  Bied,  sowie  Adelung  s.  v.  Bielhkamm^  wo  noch  andere  Namen 
dafür  angeführt  werden. 

^**)  Was  lyen  hier  bedeute,  ist  schwer  zu  sagen.  Kann  es  den  Sinn  haben  von 
mutuo  sumere,  anders  woher  nehmen,  von  einem  fremden  Stoffe  entlehnen?  Oder  steht 


ZUM  WOBTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.        171 

gnaden;  —  Rechtsbuch  nach  Distinctionen  V,  8,  15  waz  Tnan  falsches 
nff  deme  Jumtwerke  findet  an  tücfie,  an  wollen^  an  czu  wincz*gen  gengen^ 
das  sal  man  alles  offenbar  bumen* 

gamkouf,  m.  115,  31  (a.  1449)  und  127,  24. 

gamkou/ery  m.  127,  25;  130,  29  (a.  1452). 

gartenpfenningj  m.  eine  Abgabe  an  die  Kirche,  wohl  (wie  garten- 
hwm)  vom  zehenden  der  Gartenfrüchte,  63,  38  (a.  1402);  86,  3  (a.  1428); 
90,  9. 

geüicht,  adj.  adv.  170,  27  (a.  1470)  tOch^  das  do  streif,  zu  donne, 
uffwarffadir  toeffil  geworcht,  gellicht  gekart  adir  nicht  einen  guten  grund 
luU;  ähnlich  heißt  es  in  den  Statuten  von  Schleiz  bei  Walch,  Beitr. 
Vm,  118  (a.  1625):  tilch,  das  warfsträfig*)  oder  glaU  gekorttet  oder 
sonst  zu  dünne  oder  von  pflocken  viel  oder  wenig  gemacht  ist.  Hier  scheint 
glatt  verderbte  Schreibung  zu  sein.  Ein  gellicht  gekart  tüch  faße  ich 
als  ein  solches,  das  vom  Karden  gaUen  d.  h.  naevos  erhalten  hat;  vgl. 
den  KOnig  vom  Odenwalde  in  Pfeiffers  Übungsbuch  157,  76,  wo  der  Esel 
sagt:  ich  bin  gellecht  gerifen,  habe  vom  Reiten  oder  Säcketragen  Gallen 
bekommen;  dazu  Hildebrand  im  D.  Wb.  IV,  1196. 

g^y  V.  an.,  177,  11  (a.  1470)  der  sneyder  schätzt  das  gewant  vü 
zcu  tütcer  vnd  weist  im  ander  geioant  das  do  gegangen  und  gesehorn  ist 
und  achtet  es  nSher^  so  ist  das  noch  ungegangen  und  ungeschom,  so  das 
is  gar  unscheynbar  ist,  domit  »y  uns  dy  koufflute  zcu  schaden  entzcyhen. 
Gemeint  ist  wohl  das  in  gen  des  Tuches,  das  Einlaufen,  vgl.  Konrad 
V.  Ammenhausen  in  den  Beitr.  von  Kurz  u.  Weißenbach  I,  210  und 


es  für  N-jen  =  liegen?  Obwohl  palatale  Aussprache  des  ff  von  Rückert  1.  1.  172  dem 
schlesischen  Dialekte  abgesprochen  wird,  so  steht  es  doch  noch  dahin,  ob  nicht  der 
Yocalisirang  des  g  in  Wörtern  wie  wogn,  getlayn  und  andern  (S.  85  ebenda)  eine  pala- 
tale Anasprache  Yoraufging,  wie  sie  in  andern  niitteld.  Dialekten  fortlebte;  in  letzterer 
Beziehung  Tergleiche  man  die  Beispiele,  welche  Hildebrand  anführt  im  D.  Wb.  4,  1,  1107 
{njelen,  hesislen,  Orient  n.  s.  w);  dazu  Weinbold,  Gramm.  §.207,  der  auch  Ijfm,  noyen 
=  Ugen,  sv^en  erwähnt  ^t7i«n  vadem  liegen  würde  dann  heißen:  einen  Faden  er- 
lägen, einen  F.  mehr  angeben  als  in  Wirklichkeit  vorhanden  ist ;  ygl.  Ntlmberg.  Poliz. 
165  Jtoer  ein  tüch  nicht  macht  noch  seinem  rechten  an  der  praite,  cUe  vU  est  seiner  federn 
st  wenige  hat,  als  oft  mvz  er  geben  ßar  ieden  fadem  eivien  heUer,  Beispiele  von  dem 
transitiT  gebrauchten  liegen  mit  dem  Acc  hat  Lezer  verzeichnet  I,  1905;  es  gehört 
iber  noch  hierher  Wigal.  149,  S7  die  rede  tr  mich  nihl  liegen  Idt,  vgl.  dazu  Beneoke 
S.  464 ;  femer  J.  Tit.  2775  herzogen  niune  die  hat  er  alle  hehoungen.  D6  huop  eich  ein 
gtriune,  wie  da»  geschehen  mohte  von  dem  jungen^  und  jdhen,  dax  er  riter  liegen  hxnde* 
Endlich  die  Beispiele  ans  nhd.  Schriftstellern  bei  Sanders  II,  178^,  2,  b. 

*)  =  warfitiAfeht,  toarfatrye  bei  Lexer  III,  689-90;  tourfitreifig  t,,  parmue 
Shmen  dinereitate  mactdatua,  bei  Frisch  II,  460;  toarpeti^pet  und  wm^eUtripieh  bei 
SchUler-Lflbben  V,  607. 


172  FEDOR  BECH 

Hildebrand  im  D.  Wb.  IV,  2,  2400  u.  2427;  dazu  des  Teufels  Netz 
9185:  daz  tuoch  ist  ^om  netzen  ingangen,  so  es  ist  gehangen  an  der  Stangen; 
im  übertragenen  Sinne  bei  Heinrich  v.  Krolewitz  3105  da  (=  an  dem 
kriuze)  unser  alte  schulde  ingiench,  so  daz  wir  alle  wurden  irlSst 

gemdich,  adj.  =  mhd,  geniezliehy  fruduosus^  lucrosus,  mit  Nieß- 
gebrauch  verbunden,  einträglich,  221;  35  (a.  1474)  g,  acker;  222,  6 
gen.  gut;  283,  24  (a.  1483)  genisthlich]  vgl.  Haltaus,  Gloss.  658;  Pur- 
goldts  Rechtsb.  HI,  55  gentslich  pfant;  Zeitzer  Copialb.  207*  (15.  Jahrh.) 
unr  haben  sulch  gut  gehai  yn  unfiem  genissenlichen  geweren, 

gerlichen,  adv.  17,  11  (a.  1352)  a&ö  daz  sie  uns  farbaz  mer  hundert 
und  ßmfzin  schock gerlichen  zcu  rechter  idrbete  geben  sullen.  Ge- 
meint i&t  jdrlichen,  jerlicJien;  vgl.  Rückert,  Schles.  Mundart  156,  wo 
gerlich ^  quotannis  aus  alter  Zeit  nachgewiesen  ist;  Weinhold,  Gramm. 
§.  204;  ferner  die  Mitteldeutschen  Predigtbruchstücke  in  der  Germania 
19,  309,  Z.  6  u.  8  aller  gSrgdich  und  gSrgelichesj  sowie  11,  321,  wo 
gär  für  jdr  aus  dem  Meißner  Dialekt  vermerkt  ist  (um  1626) ;  ferner 
Gomsdorf  :=i  Jordenstorf  in  dem  Chemnitzer  Urkundenb.  73,  27  (a.  1415); 
Mono,  Altdeutsche  Schausp.  103,  63  begagen  =  bejagen]  Michelsen, 
Rechtsdenkm.  273  Urgunge  =  lerjunge.  Zwischen  Zeitz  und  Altenburg 
werden  die  aufgeführten  Worte  heute  noch  mit  g  für  j  gesprochen ; 
vgl.  auch  K.  Albrecht,  Die  Leipziger  Mundart  S.  13  §.  76. 

gemeUche,  adv.  gern,  willig,  173,  30  (a.  1470)  deßde  gemelichir^ 
um  so  lieber. 

gesneitCf  n.  61,  20  (a.  1402);  näheres  darüber  sieh  unten  unter 
rampanien, 

gewantsnitj  m.  der  Handel  mit  Schnittwaaren,  172,  27  (a.  1470); 
vgl.  Germania  18,  377  gewandmyd  (a.  1363);  Zeitz.  Copialb.  fol.  392* 
u.  393*  hei'  heldet  mir  vor  die  register  obir  den  gewantsnyt]  ^^*  gewand- 
sneyd  haben. 

gezoCy  n.  53,  36  (a.  1395)  ab  in  denselben  unsem  hüsem  icht  ge- 
czogeSy  ufloufie  adir  totslege  enstunden.  Das  betreiffende  Wort  erscheint 
in  mitteld.  Urkunden  ziemlich  häufig,  hat  aber  in  diesem  Zusammen- 
hange niemals  die  Bedeutung  von  „Raub,  Diebstahl",  wie  durch  das 
mhd.  Wörterbuch  geleitet  der  Herausgeber  glaubt,  sondern  ist  dem 
hier  dabei  stehenden  ufloufi  synonym,  das  Raufen,  die  Balgerei,  das 
Gedränge,  Handgemenge,  der  Zank,  der  Streit  =:  werre,  gereize,  ge- 
zei^e.  Je  nachdem  es  auf  zogen,  mnd.  lochen,  oder  auf  zocken  (zucken), 
mnd.  locken  zurückgeht,  hat  man  wohl  zwischen  gezoc,  -ckes,  und  gezoc 
•ges  zu  unterscheiden.  Über  das  letztere  vgl.  Förstemann  NM.  UI,  1,  58 
(105)  swelich  burger  gienge  in  eine  thauerne  uf  ein  gezoky   zöget  he  sieh 


ZUM  WOBitSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDEN  BUCHES.         173 

dcerinney  der  vorltut  etc.;  61  (128)  ein  g*  mit  deme  andern  k(iben;  zu  dem 
gezoge  komen  mit  were]  62  (132)  werre  oder  g.;  64  (155)  sweleh  burgei* 
treit  ein  armbrust  ader  einen  bogin  zu  eime  gezoge  =  ^qui  arcum  vel  baU- 
•ftam  poi^ai  propter  offendere^^  2,  21  (102)  hübe  sich  ein  gezoc  edir  ein 
tcerre  in  deme  tvipilde;  Walch,  Beitr.  I,  20  (23)  und  119  (42);  VI,  16; 
Michels.,  Rechtsdenkm«  195  u  211;  Purgoldts  Rechtsb.  9,  121;  Eber- 
nand  2378;  Mich.  Beheim  347,  22  ein  ungefügez  gezak,  unfrid  und 
hadereie.  Oleichen  Sinn  hat  »ich  zogen,  vgl.  die  Stellen  in  der  Germ. 
V,  247. 

gezügfOrer,  m.  einer,  der  Zeugen  oder  Zeugnisse  als  Beweismittel 
beibringt,  282,  7  (a.  1483)  der  apt  mit  den  zweyen  mannen,  domit  er 
meynJb  zcu  volkommen,  —  —  nicht  volkommen  mag,  stmdem  er  muß  selr 
bist  mit  seiner  eygin  person  und  mit  eeyns  aelbis  hant  alzo  eyn  geizugfurer 
dozü  tkün  alzo  recht  ist.  Über  tüch  vüren,  gezCtge  fören,  testes  afferre  cfr. 
das  Zeitzer  Frogr.  von  1879,  II,  33. 

gezwidigm,  swv.  willfahren,  449,  12  (a.  1489);  vgl.  Lexer  I,  1008 
and  8.  V.  getwedigen  952;  Glossar  zu  M.  Spittendorf  531  s.  v.  gezweigen. 

gießgrabe y  m.  Graben,  in  dem  der  Bleichanstalt  das  Waßer  zur 
Begießung  der  Leinwand  zugeführt  wird,  192,  36  (a.  1471) ;  vgl.  oben 
unter  eintreten. 

giezwazzer,  n.  194,  4  (a.  1471). 

golzsch,   st.  sw.  m.  21,  6  (a.  1357)  rohen  golzsch üz  unsem 

landen  ßlren\  44,  14  (a.  1383)  den  flec  der  toisen  oder  die  bleiche  mit 
golzsehen  belegen]  49,  13  g.^  lynwat  u.  drelich;  50,  8  smale  lynwat  u. 
rohen  golzsch  ausführen  ist  verboten;  116,  3  die  golzsehen  u.  dreliche. 
Vgl.  Lexer  I,  1665,  s.  v.  kölsch,  kölnisches  Zeug,  Barchent;  in  einem 
Preßburger  ZoUtarif  vom  J.  1436,  mitgetheilt  im  Ofner  Stadtrecht  von 
Michnay  u.  Lichner  S.  275''  =  pannus  Colonicalis;  ebenda  282''  aus 
einem  Vocabularius  von  1420  bissus  golcz  phellyn ;  dort  auch  aus  einem 
Preßburger  Protokoll  (a.  1350—90)  die  Form  iolcz  und  275''  yö&cA; 
S.  212  Auspergil  golcz  (i.  e.  von  ürsberg  in  Schwaben),  Watueller  golcz 
(„von  Wattenweil;  Vatteville?**),  Reinischer  golcz  plab  und  roth  leinbat; 
Cod.  dipl.  Siles.  81,  6  (a.  1387)  den  goltsch. 

hertinphrunde,  f.  Abgabe  zur  Unterhaltung  des  Hirten,  63,  28 
(a.  1402)  dy  burger  sollen  —  v<m  uns  und  unserm  goczhuße  geschoßes 
frye  sin,  hertinphrunde  ledig  sin\  vgl,  hirtenlehen  bei  Lexer. 

hinderbunt,  m.  Geheimbund,  253,  29  (a.  1484)  die  becker  sollen 
uffenwei'liche  noch  heymliche  hinderpunde  nicht  machen. 

hüsbrechen,  stn.,  das  Abbrechen,  Einreißen  des  Hauses  16,  10 
(a.  1352). 


174  FEDOR  BEGH 

inkomelinCf  m.  68,  37  (a.  1411);  dasselbe  Wort  bei  Ad.  v.  Keller, 
Altd.  Oed.  2,  35;  Schiller-Lttbben  11,  365^  inkumelig  bei  Wiggert, 
Scherfl.  I,  11,  9  =  cdvena,  inkomen  man^  vgl.  Hildebrand,  Gloss.  z. 
Sachsenspiegel. 

kamp,  kam,  m.  Weberkamm;  vgL  die  Stellen  oben  unter  gang 
und  Hildebrand  im  D.  Wb.  V,  103;  Lexer  I,  1505;  Freiberger  Stadtr. 
292  ein  iczlich  schortüch  aal  dryer  dien  breyt  äne  eyn  virtegl  bekalden 
vor  dem  kambe]  nach  emer  Verordnung  von  1324,  abgedruckt  hinter 
dem  Stadtbuche  von  Augsburg  ed.  Meyer  S.  315,  sollen  die  Weber- 
meister darauf  achten,  daz  die  chamben  geUch  An  eines  gewurchtes  da 
mitten  als  vom  und  hinten]  ebenda  S.  216  in  ewes  gewaJjb  man  eine 
valsche  chamben  vindet  oder  in  swee  tuncehen,  der  ist  echuldic  u.  s«  w. 

kegelj  m.  filiua  epurius,  171,  10  (a.  1470)  kein  meister  sal  einen 
knappen  setzen,  so  er  weiß  u,  offenbar  ist^  das  er  ein  kegd  ist  ader  ein 
offenbar  buffe  adir  sust  ein  toandel  an  im  habe;  vgl.  Hildebrand  im 
D.  Wb.  V,  389;  Alemannia  7,  167;  ein  Beynhardus  Kegel  im  ürkun- 
denbuch  von  Mühlhausen  ed.  Herquet  no.  815  (a.  1327). 

kirehensehrtber,  m.  (?)  156,  25  (a.  1463)  Wir  Friderich be- 
kennen —  nachdem  die  ersamen  unser  Üben  —  der  rdte  zcu  Kempnttz 
Erharden  Müseler  unserm  kirchenschriber  —  den  altar  des  heiligen  Uch- 
nams  —  —  gelegen  u.  s.  w.  Das  Wort  ist  wohl  verlesen  für  kUchen- 
Schreiber^  cfr.  Hildebrand  im  D,  Wb.  V,  2509;  küchenschrtbere  am  Hofe 
des  Markgrafen  Friedrich  von  Brandenburg  im  J.  1438  erwähnt  bei 
Janssen,  Frankf.  Beichscorresp.  I,  423. 

comentus?  468,  33  (16.  Jahrh.)  werden  unter  verschiedenen  Inven- 
tarienstücken  des  Klosters  genannt:  27  comentus,  60  remptorschüsselchen -, 
ich  denke  an  commentchen,  Nebenformen  von  komaneken^  kümpchen  bei 
Hildebrand,  D.  Wb.  V,  2612  und  bei  Adelung  s.  v.  kumpf;  SchiUer- 
Lübben  II,  522  s.  v.  komp  und  commentel.  Man  verstand  eine  Art 
Napf  oder  Schüssel  darunter.  Die  Form  commentchen  fand  ich  auch  in 
einem  Handelbuche  des  Zeitzer  Weichbildgerichts  a.  1667  fol.  503, 
sowie  eine  commentchenform  ebenda  in  einem  Rathshandelbuche  von 
1674 — 76;  vgl.  auch  franz.  compotier. 

korblenlegen,  n,  das  Legen  von  Fischkörben  oder  Reusen,  402,  37 
(a.  1502)  mit  korblenlegen  fischen-,  vgl.  Hildebrand,  D.  Wb.  V,  1806 
s.  V.  körblein]  Alemannia  V,  153  mit  korfekn  ze  legen  und  gebrüehen 
zeug  zu  fischen]  Weist.  II,  791  sy  solen  gayn  myt  yren  pulsen  ind  myt 
foyden-kurvelen  ind  myt  stechamen, 

kouft,  m.  =  mhd.  kauf]  82,  26  (a.  1423)  dy  wyle  desir  kauft 
etehit,   wo   der  Herausgeber   ohne  Noth   kauft  in  kouf  geändert   hat. 


ZUM  WORTSCHATZE  DBS  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.        175 

während  tüekt  (=  tüch^  pannus)  175,  28  (a.  1470)  stehen  geblieben  ist. 
Diese  Form  schon  in  einem  Weisthum  von  Sarbrücken  bei  Grimm, 
W.  n,  4  (a.  1321)  zu  aUerleye  kaufft  und  hrame\  8  (1557)  was  zu  feilen 
kouffi  uff  den  mark  gehörig'^  Purgold ts  Rechtsb.  3,  35  so  ist  der  kaufft 
hesietiget'^  in  einer  Originalurkunde  des  Zeitzer  Domcapitels  vom  J.  1505 
al  die  weyle  disser  kaufft  wert\  Urkundenb.  der  St.  Leipzig  I,  156 
(a.  1440)  uff  einen  rechten  unddirkouffi  unde  ahelosunge.  Ebenso  findet 
man  knaufb  neben  knouf  haft  neben  louf.  Im  sächsischen  Osterlande 
ist  die  Form  kdft  (kSfi)  heute  noch  im  Volke  die  mundrechtere. 

kaufbriefy  m.  76,  22  (a.  1420) ;  Urkundenb.  von  Meißen  II,  no.  894 
(a.  1416);  Schreiber,  Urk.  v.  Freiburg  II,  388  (a.  1434);  bei  Lexer 
I,  1693  nur  Citate  aus  jungem  Quellen. 

kcußoirdig,  adj.  16,  194  (a.  1471). 

kuohär,  kähar^  n.  nach  169,  34  (a.  1470)  darf  kühdr  nicht  unter 
TnchwoUe  gemengt  werden,  vgl.  unten  s.  v.  snitzeling\  dasselbe  ist 
Hutmachern  im  Urkundenb.  von  Leipzig  I,  no.  169  (a.  1429)  und 
Sattlern  in  des  Teufels  Netz  11194  untersagt.  Konrad  von  Ammen- 
hausen foL  163^  tadelt  am  vmüenw^erey  daß  er  dar  under  vermisehet 
hai  rinders  und  geissen  här, 

lantgefluckte,  n.  das  Fliehen  der  Landbewohner  vor  dem  Feinde 
10,  32  (a.  1331). 

lenge,  adj.  174,  35  (a.  1470)  moget  ir  —  dt/  gebrechen  in  dy  lenge 
trune  legen.  Vgl.  Servatius  382  lenge  (:  strenge) ;  Kindheit  68,  90  (:  ane- 
genge);  St  Trutberter  HLied  63,  14;  J.  Tit.  3964,  1;  4149,  4;  4490,  3 
(:  strenge)  und  so  bei  Zarncke,  Der  Priester  Johannes  I.  Abth*  976,  24 ; 
977,  34;  Bartsch,  Wörterb.  z.  d.  Nibel.  194;  unlenge  (:  gedrenge)  J.  Tit. 
3309,  1;  3609,  4,  vgl.  Bartsch  in  der  Germ.  13,  236.  Wie  die  hier 
und  im  Mbd.  Wb.  gesammelten  Beispiele  zeigen,  kömmt  die  Form  in 
Mitteldeutschland  sonst  nicht  weiter  vor.  Ähnliche  Formen  sind  scherpfe 
neben  scharpf  wehse  oder  wesse  neben  wahs  oder  was. 

ItbesUhenserhe j  m.  67,  26  (a.  1410)  die  rechtin  Itbeslehinserbin'^ 
Zeitzer  Copialb.  fol.  203»»  (J5.  Jahrb.). 

I6ß,  n.  170,  24  (a.  1470)  ez  sal  nymand  under  den  tüchmachem  zu 
httden  stehen  unde  in  das  Idße  under  sie  treten  \  176,  13  die  schneyder 
suln  mit  den  tüchmachem  auf  den  merckten^  do  sie  zu  büden  sten,  loß  in 
legen;  177,  31  nymand  sal  an  der  tüchmecher  loufi  stehen.  Oemeint  ist 
der  durchs  Loß  gezogene,  dem  Händler  zugewiesene  Theil  des  Markt- 
platzes oder  Standort.  Im  sächsischen  Osterlande  heißen  die  Antheile 
vom  Gemeindelande  hie  imd  da  noch  die  loße  oder  Ußer',  vgl.  lufi  bei 
Schmeller-Fromm.  I,  1519. 


176  PEDOR  BECH 

lougenhüs,  n.  192,  17  (a.  1471)  lawgenheuser  auf  der  bleiche; 
198,  17. 

mandelf  f.  =  mangel. 

mandelfiy  swy.  =  mangeln. 

mandelmöle,  f.  Mühle  in  der  gemandeU  i.  e.  gemangelt  wird,  201, 29. 

mangels  f.  Walze  zum  Glätten  der  Gewirke,  namentlich  der 
Wäsche;  Rolle;  194,  8  folg.  (a.  1471)  umbe  dye  mangel  —  so  berichtet 
der  Bleichrichter  an  seinen  Landesherm  —  wirt  ewer  gnäde  verstehenn, 
Wenne  do  ist  auch  eyn  groß  radt,  dorinne  lawffenn  drey  oder  vier,  dye 
treybenn  das  radt  umbe.  Unde  neben  dem  rade  ist  eyn  iyseh,  auff  dem 
tysch  eyn  langer  käste  vol  steyne  als  lang  der  tysch.  Nu  ireybet  das  radtj 
do  dye  lewie  inne  lawffenn,  den  kastenn  mit  den  steynen  auf  dem  tysch 
hyn  und  her  wider,  Auff  den  tysch  leyt  mann  das  weysse  gütj  leymatj 
dreylich.  Und  dorzü  sindt  keulecht  holczer  siecht  unnd  en  wenigk  lenger 
wenne  der  tysch  unde  koste  breyt  ist.  Unde  wenne  dye  kriecht  iunckfrawen 
oder  frawenn  lawffenn  in  dem  rade,  so  treybt  das  rat  den  kastenn  auß 
den  kewlechtenn  holczernn  uher  das  weisse  gut  auff  dem  tysch;  denne  wer- 
denn  dye  leymat,  dreylich  siecht  frysch  unnd  wol  weyfi  gestalt  unde  kawff- 
wirdigk.  Vgl.  Weigand  s.  v.  mange.  Daneben  die  Form  mandel^  f.  199, 13 
(a.  1471);  247,  12  u.  13  und  32  die  mandeln  (a.  1481)  doruff  man  die 
gebleichten  leymaten  pfleget  zu  mandeln;  248,  22;  dazu  das  unter  roäe 
und  waUcemangel  unten  vermerkte* 

mangeln,  swv.  mit  der  mangel  glätten,  rollen,  127,  22  (a.  1451) 
alle  rdhe  linu)at,  golczsche  u.  dreliche  sollen  ungemangelt  bUben;  116,  5 
(a.  1449)  keine  rdhe  linwat,  golczsche  oder  drelich  scd  gemandeU  werden] 
vgl.  Schiller-Lübben  III,  34.  Die  Formen  mit  -»d-  statt  mit  -ng-*) 
lassen  sich  als  einen  frühen,  verfehlten  Versuch  ansehen,  das  dialek- 
tisch scheinende  Wort  zu  verhochdeutschen. 

miteseWschuldiger,  m.  144,  33  (a.  1457);  plur.  die  mitselbschüdigen 
145,  24;  vgl.  mitselbgelde  in  den  N.  M.  des  thür.-sächs.  Vereins  12,  38. 

mulgrabe,  m.  64, 19  (a.  1402)  möelgrdbe;  malgrabe  bei  Espe,  Leipz. 
Ber.  von  1848,  S.  30  (a.  1333);  Cod.  dipl.  Siles.  8,  77  u.  78  (a.  1382); 
Weist  in,  599. 

nestmälsj  adv,  proxime,  neulich,  vor  kurzem,  93,  36  (a.  1434)  und 
119,  31  (a.  1449)  =  naehest,  iiähest^  nechstens,  am  nechsten^  über  welche 
Ausdrücke    man    sehe   das   Zeitzer  Progr.   vom  Jahre  1875,   S.  20; 


*)  Über  den  umgekehrten  Fall,  den  in  den  Dialekten  so  hiCnfi^en  Übergang  des 
•tui-  in  -ng-  vgl.  Frommann,  Mnud.  VI,  614  und  Weigand  im  D.  Wb.  IV,  936  s*  ▼• 
fiirtoengen. 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHE9.        177 

MUller-Zarncke  II ,  286^;  11;  Bartsch,  Gloss.  zu  den  Liederdichtem 
39^;  Eilhart  von  Oberge  3686;  allimest  ebenda  1301  u.  7524;  nägat 
Genn.  9,  52. 

nütoe-schikter  ^  m.;  im  Gegensatz  zum  aUi*üs8en  91,  32  (a.  14S2); 
92,  7;  Urkundenb.  der  St.  Leipzig  I,  176;  vgl.  netimeister  in  der  Ale- 
mannia I,  164  und  reu8z  oder  aüenachümacher,  aus  einem  Vocab.  citirt 
im  zweiten  Bande  der  D.  Chron.  S.  564*;  Schiller-Lübben  III,  225 
8.  V.  oüboter. 

cberledeTy  n.,  92,  2  (a.  1432)  nHwe  solenTundir  alt  o,  setzen  ist  den 
nüw€'8ckÜ8tern  verboten ;  Urkunden  des  histor.  Ver.  fllr  Nieders.  VIIF, 
no.  248*  (a.  1302)  overledder. 

apfertac,  m.,  40,  19  (a.  1375)  ezu  den  ^'sten  an  den  syhen  opflHagen 
und  dazu  die  Anmerkung;  Lexer,  Nachtr.  335. 

orbar,  orher^  f.  =  mhd.  urbor,  urhav^  79,  16  (a.  1423)  zol,  den 
man  nennet  die  orber;  79,  33  gericht,  zol  und  orbar. 

preeeen,  swv.  ^texturam  prelo  complanare  et  nitidam  facere^^  166,  35 
gewand  pressen;  172,  28  tttoch  pressen  und  valden  (a.  1470);  Weist. 
2,  12  alle  jär  dem  sehoUhessen  zu  Sarbrucken  eynen  pressten  rocke  geben; 
vgl.  Stieler  2346;  Frisch  II,  71\ 

puie,  swf.,  394,5  (a.  1491 — 93)  hunner,  genfie  und  puten  hält  der 
Abt  von  Chemnitz.  Bei  Nemnich  III,  539  heißt  so  meleagris  gaUo-pavo. 
Hier  muß  es  ein  anderes  Thier  bedeuten,  wenn  die  Zeitangabe  der 
Urkunde  richtig  ist,  da  nach  Nemnich  der  betreffende  Vogel  aus 
Amerika  stammt  und  erst  im  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  Europa 
zugefllhrt  worden  ist. 

rampanien,  plur.,  61,  20  (a.  1402)  die  fleischawer  sollen  rampanien 
tdder  gesnegte  nicht  meher  zu  marckte  bringen;  vgl.  Leser  II,  340  und 
Stieler  1521  rampanien  —  notant  Omentum^  interanea^  intestina^  pantices, 
atias  kuttelfleckef  quae  tarnen  sunt  zerschnittene  rampanien,  intestina  minu- 
tütim  eonsecta^  alias  heckerling;  in  den  Zeitzer  Eämmereirechnungen 
von  1560  wird  ein  Fleischer  bestraft,  weil  er  rampanien  vorkaufl. 
Zu  gesneitej  n.,  vgl.  außer  Lexer  I,  920  noch  Nyerup,  Symb.  275  seoa- 
mma,  ingesntde  (cod.  ingesinde)  und  Diefenb.  Gloss.  523*,  N.  Oloss« 
333*  8.  V.  seeameny  em  gesnaidt,  gesnede,  geschnSthe  und  Frisch  11,  214*; 
D.  Wb.  m,  189  B.  V.  eingeschneide;  Walch,  Beitr.  8,  122  (=  Statuten 
▼on  Schleiz,  a«  1625)  die  fleischauer  sollen  niemand  kein  eingeschneid 
eindringen,  es  woUe  sie  dann  iemand  aus  guten  wiUen  nehmen, 

restaur,  st.  n.  u.  f.,  40,  9  (a.  1375)  zcu  eyme  wydirstad  der  pfarre 
adir  restaur;  40,  24  durch  des  restauris  willen;  29  daz  restaur;  Oster- 
l&ndische  Mittheilungen  I,  4,  69 :  20  gl,  choralibus  restauer ;  die  restaur 

QEBMANU.    Heue  B«he  XY.  (XXYU.)  Jahrg.  12 


178  FEDOR  BECH 

VI,  96;   Urkundenb.   von  Leipzig  11,  321,  351,  364;    Diefenb.   s.  v. 
restaurum;  =  Ersatz,  Entschädigung. 

roemerzcdy  f.,  243,  20  (a.  1480)  romerzal,  indictio  genant;  Weist. 
I,  549  u.  556  (a.  1453);  vgl.  Lexer  III,  1130  s.  v.  zintzaL 

rollsy  f.,  =  mange^  mangels  mandel  234,  4  (a»  1477)  die  leymet  uf 
die  rolle  bringeji.  In  anderer  Bedeutung  erscheint  das  Wort  schon 
früher  als  von  Weigand  und  Lexer  vermerkt  ist,  so  bei  Laurent 
Aachen.  Zust.  342,  27  item  10  M.y  die  wir  men  (d.  h.  min,  weniger) 
geteckent  hadden  in  den  vurleedenen  moynde,  dat  man  in  der  rollen  varU 
(a.  1386) ;  hier  ist  es  =  Verzeichniß,  Liste,  Album ;  ebenda  öfter  roUa^ 
z.  B.  148,  39;  207,  26;  211,  25;  223,  15—19;  224,  4;  246,  15  u.  s.  w.; 
Janssen,  Frankf.  Reichscorresp.  II,  308  (a.  1474)  nach  lüde  der  rollen^ 
ebenso  311;  —  eine  Localität  bezeichnete  ruUe  in  Magdeburg  nach 
der  Schöppenchronik  ed.  Janicke  378,  3,  vgl.  die  Anm.  dazu  und  das 
Glossar;  ein  rallenhaua  bei  Birlinger,  Rotw.  Stadtr.  S.  61. 

roUmeister,  m.,  der,  welcher  über  die  Rolle  in  der  Bleiche  gesetzt  ist^ 
234,  4  (a.  1477). 

romköpf,  m«,  als  Zuname:  Niclas  Romkopf  100,  16  (a.  1438) 
=  ramkopf,  Widderkopf,  vgl.  Adelung  unter  diesem  Worte  und  Nem- 
nich  5.  Lief.  S.  454;  Zeitzer  Unterhaltungsblatt  vom  J.  1814,  no.  37, 
S.  308:  ein  einjaehriger  Rothf%Achs,  mit  einem  Ramskopfe  y  an  der  SHrne 
ein  Blühmchen  und  cfet'  Hinterfuß  weiß  bis  über  die  Fessel;  =  eaput 
arouaium,  cheval  ä  tele  de  belier.  Im  sächsischen  Osterlande  wird  es  noch 
oft  als  Scheltwort  gehört. 

rorbuchse^  f.,  Lauf  (oder  Einfassung)  einer  Brunnenröhre?  104,  28 
(a.  1441)  an  roeren  oder  rorbuchsen.  Etwas  anderes  war  rSrbotte  in  den 
ältesten  Statuten  von  Görlitz  398,  29:  item  das  man  das  u)asser  Hss 
den  Rorbotten  zcu  keinerlei  anderm  gebrückte  denn  zeu  kachin  und  zcu 
notdurfft  der  kochin;  letzteres  war  ein  Gef&ß  oder  Behälter  fCLr  Röhren- 
wafier,  cfr.  hiUe  bei  Lexer  I,  401  und  böte  bei  Schiller-Lübben  I,  404^ 

schade^  m.,  unorganisch  im  Plural:  die  scheden  198,  33  (a.  1471) 
und  216,  36  (a.  1474) ;  aber  auch  sonst  noch  und  zwar  schon  im 
14.  Jahrh.  vorkommend,  so  im  Cod.  dipl.  Siles.  8,  S.  104  (a.  1399) 
grosse  scheden,  vgl.  Rückert,  Schles.  Mundart  230;  Urkundenb.  von 
Seitenstetten  ed.  Raab  S.  255  (a.  1370)  die  schaeden;  259  (a.  1372) 
an  alle  schaeden;  326  (a.  1385);  335  (a.  1386);  scheden  262  (a.  1373); 
333  (a.  1386);  Gesta  Roman.  157. 

schildichin^  n.,  92,  3  (a.  1432)  die  seien  (welche  die  altrüssen  auf- 
nähen) sullen  gezeichent  sien  mit  sehildichin, 

schneidegast,  m.,   Kunde  des  Gewandschneiders,   256,  25:  es  sal 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBÜCHE8.        179 

OHch  keiner  dem  andern  die  aehneidegeste  entphremden;  vgl.  Hildebrand 
im  D.  Wb.  IVf  1461—62  und  Qlossar  zu  M.  Spittendorf  s.  v.  salzgast. 

schoekttnioät,  f.,  113,  37  (a.  1449)  das  beste  garn  macht  man  zcu 
aehenstueken  und  schagleybatin,  und  das  ödste  wirt  geerbit  uff  dy  bleiche ; 
llBy  16  das  die  weher  nicht  gut  uf  die  bleiche  machen,  sundei'n  sie  machen 
sehogUnwat  unde  zcichenstugke,  darczü  sie  das  beste  garn  nemen,  unde  das 
ergesie  arbeiten  sie  uff  die  bleiche;  ebenso  122,  20  schogklymmet.  Vgl.  die 
ZasammensetzuDgen  schockgroschen  bei  Frisch  II,  218^  und  schockhok 
im  Oioss«  zu  M.  Spittendorf  539;  letzteres  ist  Brennholz  in  Bttndeln 
zu  Schocken^  vgl.  Handelbuch  vom  Kloster  Bosau  (a.  1536)  fol.  34^ 
acht  schock  gebundt  ader  schockhoüz, 

schüfe,  Bwf.,  15,  29  (a.  1352)  im  Glossar  von  Ermisch  als  ^Schaufel'' 
aufgefaßt,  vielmehr  haustrum,  SchöpfgefKß,  hier  eine  Art  Feuereimer, 
anter  den  Löschapparaten  bei  den  Alten  öfter  genannt,  vgl.  Kirchhoff 
in  der  Anm.  zu  dem  Erfurter  Bibrabüchlein  43,  35:  schaffen  darmete 
man  lesche  (a.  1429);  Urkundenbuch  von  Leipzig  I,  174  (a.  1444), 
ebenfalls  in  einer  Feuerordnung:  eß  sal  ein  itdicher  behüseter  habin  in 
sgnem  hüße  zcwü  lange  leitem,  eyne  schaffen ;  Kechtsb.  nach  Distinetionen 
y,  17,  3  der  brüwer  und  sin  gesinde  —  suUen  alleczid  gereite  sin,  wen 
eyn  für  uskempt,  das  sg  -^  —  gereite  sint  darczü  zu  kamen  —  mit 
sckuffen  u,  oren  weren;  Geraische  Statuten  bei  Walch  1.  1.  II,  120  ob 
/euer  —  auskehm,  —  darzu  soll  ein  iglicher  bilrger  —  mit  schufen,  leitem, 
hcJcen,  stunizen  —  laufen\  nach  dem  hallischen  Thalrecht  von  1360  in 
den  N.  Mitth.  XI  ed.  Opel,  S.  441  sal  der  bomemeister  zeugen  (be- 
schaffen) egn  schogk  schuppen  (gleich  darauf  schupen  und  schufen  be- 
nannt) und  acht  füerhaken  ti.  sechczehn  leythem,  ah  ein  fUer  ufquSme; 
Nürnberger  Polizeiordn.  297  item  so  hat  der  fewermeister  ir  jeder  drey 
bfderein  schaffen  an  stylen  zu  rettung  des  fewers  dynent,  und  ebenso  heifit 
es  in  Endres  Tüchers  Baumeisterb.  140.  Vgl.  Lexer  II,  821  s.  v.  sdiuofe, 
Weigand  s.  v.  schoppen,  Schüler-Lübben  IV,  117  s.  v.  schope;  dazu 
Redentiner  Spiel  bei  Mono,  Schausp.  II,  87,  1497,  wo  Lucifer  den 
kroger  (tabemator)  seinen  Knechten  mit  folgenden  Wollten  einhändigt: 
settet  ene  bi  de  heten  küpen  unt  ghevet  em  drynken  mit  der  sehüpen! 
Im  Meißnischen  wie  im  sächs.  Osterlande  heißt  das  Gefäß  heute  noch 
hie  und  da  schaffe ,  ist  dort  vorzugsweise  als  Instrument  der  Brauer 
bekannt,  hat  einen  langen  Stiel  wie  die  zuvor  erwähnten  ledernen 
Schafen  in  Nürnberg,  vgl.  besonders  Adelung  s.  v.  schuffe. 

sehikzmeister,  m.,  100,  16  (a.  1438)  der,  welcher  Armbrüste  zu 
verfertigen,  zu  repariren  versteht;  sonst  der,  welcher  des  Bogenschießens 
kundig  ist,  der  schuteemeister  bei  Lexer  11,  835,  Alemannia  HI,  238^; 

12* 


IgO  FEDOR  BECH 

Schatzmeister  bei  Schaefer^  Sachsenchron.  I,  44;  schüizenmeister  im 
Urkundenb.  von  Klosterneuburg  S.  54  (a.  1296),  im  Urkundenb.  vom 
Schottenkloster  ed.  Hauswirth  S.  240  (a.  1342). 

seigirhutte,  segirhutte,  f.,  Hütte,  in  der  Silber-  und  Kupfererz  von 
einander  geschieden  (geseigert)  werden,  196,  26  u.  32  (a.  1471);  197,2 
u.  6;  239,  30  (a.  1479);  Frisch  II,  260.  Vgl.  den  Namen  Silberzeiger 
(=  silherseigei^)  im  Altprager  Stadtr.  S.  31,  37,  39,  44,  176. 

sinlich,  adj.,  119,  28  (a.  1449)  uns  wart  synlich  (=  wir  kamen  auf 
den  Gedanken)  anders  dm^uf  zu  sprechen  i  200,  6  (a.  1471)  ist  im  das 
sinlich^  ist  er  des  Willens.  In  dieser  Bedeutung  finde  ich  das  Wort 
nur  bei  Schiller-Ltibben  IV,  213\ 

sipmäzy  n.,  quarta  pars  modiiy  ein  im  Meißnischen  wie  im  Alten- 
burgischen  ehemals  sehr  übliches  Getreidemaß,  hie  und  da  heute  noch 
unter  dem  Namen  sippens  gekannt,  352,  33  (a.  1401)  sechczene  scheffele 
w.  eyn  sipmas  gersten;  Osterländische  Mitth.  I,  185;  Frisch  II,  281; 
Germania  17,  369 — 70.  Der  erste  Theil  des  Wortes  wahrscheinlich  das 
slavische  zip,  ziphyrn,  ehemals  eine  Leistung  Zinspfiichtiger  zwischen 
Elbe  und  Saale,  nach  den  Mitth.  des  Freiberger  Alterthumsvereins 
a.  1866,  S.  487  folg.;  annona  quae  zip  vulgariter  appellatur  (a.  1277); 
pro  iustitia  quae  zip  vocatur  (a.  1154);  septem  modios  iritici  et  totidem 
avenae  de  dp  (a.  1277) ;  tres  modios  iritici  et  avenae  quas  vocaJtur  zip- 
eom  (a.  1282);  zipzins  in  einem  Kataster  des  Klosters  Pegau  =  Ab- 
gabe eines  Bauern  von  %  Maß  Weizen.  y^Sip-lju  slav.  ==  ich  schütte 
=  oberl.  wendisch  syp-u ;  syp  =  Schüttung,  Körnerschüttung  im  Gegen- 
satz zu  Garbenzehend."  Kronbiegel,  Über  die  Sitten,  Kleidertrachten 
und  Gebräuche  der  altenburg.  Bauern,  sagt  S.  29:  „ein  ganzes  Sippen- 
maas  Getreide  hatte  Raum  in  den  Hosen  des  altenburgischen  Bauern." 
Neben  dieser  Bezeichnung  stand  seit  dem  15.  Jahrh.  bis  noch  vor 
kurzem  in  der  Gegend  zwischen  Zeitz  und  Altenburg  das  Wort  vierde- 
maz,  viermaß,  meist  mit  quartale  übersetzt  in  den  alten  Zeitzer  Obe- 
dienzrechnungen ;  ebenda  (15.  Jahrh.)  steht  z.  B. :  LIII  virtel  haffer: 
macht  der  virde  theil  XIII  virtel  1  viermaß ;  darnach  sind  4  viermaß 
=  1  viertel'^  im  Volksmunde  hieß  es  firmß  oder  fermeß. 

slagkf  m. ,  die  der  Tuchmacherinnung  eigene  Art  das  Tuch  zu 
falten,  ihr  Faltenschlag,  vgl.  die  unter  valden  vermerkten  Beispiele; 
Cod.  dipl.  Siles.  8,  107  (a.  1399)  der  weber  zal  uff  das  tüch,  das  her 
macht  j  syn  zeichen  legin  uff  das  irste  ende  an  deme  slage.  Auch  sonst 
slagk  =  forma  ^  Art  und  Weise  (cfr.  slahte)  z.  B.  bei  Leo  von  Roz- 
mital  170:  die  frauen  —  sein  ser  köstlich  gekleidet  auf  den  heidnischen, 
oder  türkischen  schlage  cfr.  Schiller-Lübben  IV,  220. 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.        181 

snitzerling,  m.,  Abfälle  von  Wolle  beim  Scheeren;  169,  34  (a.  1470) 
ist  verboten  falsch  {tüch)  machen  von  kampwolle,  schnytzerling  y  pflocken, 
hßehär  noch  von  andern  hdm'^  177,  20  tüch  von  anytzerlingea y  dy  man 
von  der  vmlle  abesneydt\  181,  33;  vgl.  Kornelius  Kil  ed.  Hasselt  605' 
und  603^  enutterlingh,  enipperingh^  snipperlingh,  segmenta;  Stieler  1903 
schmtzling  et  sehnipperling.  In  den  Nürnberger  Polizeiordnongen  162  wird 
ftLr  strafbar  erklärt  gestoertz  werch^  gnippinc  (?)  oder  här  under  toollen 
gemischet.  Ist  etwa  hier  snippering,  oder  snipperling  gemeint?  Lexer 
I,  1042  fUhrt  aus  dem  Rotenb.  B.  noch  gurppinc  an.  Noch  ein  anderer 
Ausdruck  dafür  findet  sich  im  Cod.  dipl.  Siles.  8,  66  (a.  1369):    wer 

gam   machit  und  dor  undir  menget  flocken  adir  asschirwoUe das 

sal  he  bessim.  Höchst  wahrscheinlich  soll  es  aber  ursprünglich  ä-scher- 
KoUe  heißen;  vgl.  scherwoUej  tomentum  bei  Frisch  II,  168%  nach  Ade- 
lung h.  V.  die  Wolle,  welche  die  Tuchscherer  von  den  gewebten 
Tüchern  scheren,  auch  scherflocken  genannt.  Über  das  Einmengen  von 
l^flocken  und  Haaren  vgl.  Germania  19,  48 — 49. 

stanteigeuy  n.,  149,  24  (a.  1458)  legende  gründe  und  stantetgen;  vgl. 
Zeitzer  Copialb.  fol.  302*  ires  mutterlichen  erbis  stand  eigen '^  302**  in 
tcarheit  so  ist  yn  unser*  mutter  gewere  keyn  stanteigen  unde  legender  gründe 
oder  ander  verende  habe  czu  erbe  gehörende  vor^storben'^  Haltaus  1729 
slant-erb- eigen,  bonum  allodiale  immobile. 

strdbrüty  f.,  „Braut,  die  nicht  mehr  Jungfer  ist";  56,  32  (a.  1399) 
hahen  die  strobrüie  ere  lichte  uf  die  altir  gestackt  bie  des  pharers  vorvarn 
linde  haben  die  Hecht  ayne  vorvarn  in  eren  nocz  nicht  gewantj  so  sal  der 
phartr  die  och  nicht  nemen\  in  der  Kämmereirechnung  von  1582  zu 
Zeitz  steht:  1  gl,  vor  ein  hauhenn  einer  sirobrautt;  dazu  vergleiche  man 
das,  was  im  Zeitzer  Handelbuche  aus  den  Jahren  1576 — 78  steht: 
A'.  und  iV.,  die  mit  einander  unzucht  getrieben,  werden  in  der  Jdoster- 
kirche  getraut,  dann  durch  die  knechte  aufs  rathavs  gebracht,  ihnen  ir 
hurisch  leben  verunesen,  der  magd  durch  der  knechte  weiber  eine  haube 
aufgesetzt,  und  beide  ins  gefängniß  gesetzt  \  Alemannia  II,  125;  Adelung 
8.  V.  Strohkranz  und  strohvntwe.  Bei  Schmeller-Fromm.  II,  80  heißt  sie 
strojungfer, 

uberlistigen,  swv,,  128,  8  (a.  1451)  die  üzsa^unge  u.,  die  Verordnung 
listig  umgehen;  Purgoldts  Rechtsb.  VIII,  12  es  wer  dan  das  der  richter 
uberliebiget  wer. 

überlouf,  m.,  Überschuß,  60,  19  (a.  1401)  alzo  vil,  alz  obirlouff 
mak  werden  'ober  das  geschos\  öbirlaufft,  Überschuß,  199,  8  u.  26  (a.  1471) 
im  Gegensatz  zu  zübüfi^   Zuschuß.    Dieselbe  Bedeutung  bei  Schiller- 


182  FEDOR  BKCH 

Ltibben  IQ,  269*  belegt  b.  v.  cverJßp  und  in  einer  Koborger  Urkunde 
vom  Jahre  1439  bei  Förstemann  N.  M.  111,  1,  77. 

übersleehtig y  oberslechtig ,  adj.,  64,  18  (a,  1402)  obirslecktig  möd] 
Weist.  VI,  15  die  uberschlechtigen  mulen  (a.  1465);  =  Mühlen,  bei 
denen  das  Aufschlage waß er  in  die  oberen  Schaufeln  des  Waßerrades 
filllt.  Sonst  versteht  man  im  Volksmunde  zwischen  Zeitz  und  Alten- 
burg unter  einem  Uberschlechtigen  järe  ein  Schaltjahr,  ebenso  wie  in 
zwei  alten  Glossarien  bei  Diefenbach  Gloss.  199""  s.  v.  emboUsmus^  eyn 
ubershchiig  jare. 

unaJmemelichy  adv.,  unabtragbar,  unerlaßbar,  unabänderlich,  250, 19 
(a.  1481)  die  strafe  an  einer  person  unabnemelieh  erscMnen  lassen. 

unbehabet,  partic,  88,  23  (a.  1421)  einen  unbehabit  u.  unvorteidingt 
I6zen\  Urkundenb.  von  Leipzig  I,  no.  136  (a.  1423)  einen  unbehaht 
(verschont)  und  unverdacht  lassen. 

unberadt^  partic,  nicht  mit  räde  oder  get^dde  (Aussteuer)  bedacht, 
259,  24  (15.  Jahrh.)  eine  unberadt  «.  unüfihestadt  tochter. 

underschiezeifiy  stv.,  16,  17  (a.  1352)  gibel  und  wende  mit  schind-i 
oder  brete  unden'schiezen ;  hier  in  der  Bedeutung  von  erschiezen,  coassarej 
coniabularej  vgl.  was  ich  darüber  in  der  Germania  17,  171 — 72  bei- 
gebracht habe. 

unretterinnej  uurelerinne^  f.,  in  einer  Verordnung  des  Rathes  gegen 
den  Aufwand  bei  festlichen  Gelegenheiten  aus  dem  Jahre  1401,  S.  59,  23: 
ouch  sal  die  unretterinne  nicht  umbe  gehen.  Im  Glossar  übersetzt  der 
Herausgeber  das  Wort  mit  „Hebamme^,  obwohl  schon  Lexer  s.  v. 
unrdt  und  unra^ter  ihn  eines  Beßern  hätte  belehren  können.  Man  lese 
Purgoldts  Rechtsbuch  11,  24  nach:  nüen  sache  sint  ddvon  eyn  frowe  er 
Itpgedinge  vorlaset  —  —  —  die  nuhende  (neunte)  ist,  ab  sie  äne  des 
mannes  willen  lotternde  toorde,  also  eyn  lirem^  ecclenern  (?),  unrethern*) 
unnd  desglichin ;  ferner  Diefenb.  Gloss.  377^  nebulatrix,  unreteryn.  Es  ist, 
wie  auch  aus  Schiller-Lübben  V,  70  zu  ersehen  ist,  de  Jcokenbeckersche 
de  den  unraed  beckt  oder  vielmehr,  wie  es  weiter  dort  hei  St,  das  unrats- 


*)  Nach  der  Hamburger  Handschrift  lautet  diese  Stelle:  lyrerin,  cocAwrMrn,  «er- 
tthem.  Die  Form  eoclenem,  welche  bei  Ortloff  im  Texte  steht,  ist  offenbar  verderbt 
An  MkeUm,  Gauklerin  (vgl.  das  masc.  kdkeUre  in  der  Düringischen  Fortsetzung  der 
Weltehronik  294,  84  und  im  Anzeiger  UI,  804)  =  mhd.  gouffelaerwme  (bei  Lexer 
I,  1069)  kann  man  hier  kaum  denken  wegen  des  dabei  stehenden  teurem,  eher 
mit  der  Hamburger  Handschr.  an  kSkenerrif  dflringisch  kßcTienem,  =  eupidfnariOj 
paHiUaria,  torUUa,  die  Kucbenbäckerin ,  KuchenTerkäuferin ,  bei  Mathesius  Sar.  10* 
kilchdbeckeriny  vgl.  Diefenb.  Gloss.  589'  s.  v.  tortelhu,  koken6re\  Hildebrand  im  D.Wb.  V, 
8.  ▼.  käehler. 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.        183 

vnf  (in  OberdeutBofaland  etwa  die  holhiphrin),  die  unrät  herumträgt 
and  feil  bietet,  die  wohl  auch  als  ioculatrix^  als  mima  auftrat,  anderer 
Geschäfte  nicht  su  gedenken.  Unrät  aber  ist  zunächst  wohl  so  viel 
wie  res  prodiga,  uunützer  Aufwand  (vgl.  Schiller- Lübben  V,  69^,  20), 
Leckerei,  Naschwerk,  dann  vorzugsweise  das  zum  Naschen  dienende 
Backwerk.  Doch  scheint  nicht  immer  und  nicht  überall  ein  bestimmtes 
Gebäck  darunter  verstanden  worden  zu  seiu,  so  wenig  wie  nebula 
immer  dasselbe  Qebäck  meint,  das  als  panis  tenuia^  p.  suhtilisaimus^ 
vapar*)  in  den  Glossaren  bei  Diefeubach  erklärt  und  durch  unrat, 
hppe  fnandatenbröt  (Oblaten),  ncelen  vel  woffeUny  getränt  hrot  (vgl.  prante 
eMckel  im  Urkundenb.  von  Klosterneuburg,  Einl.  XUV  und  Germania 
9,  201  u.  204)  erläutert  wird,  lauter  Backwaaren,  die  dem  Stoffe,  der 
Bereitung  wie  der  Form  nach  unter  sich  wieder  verschieden  waren. 
Nach  den  Görlitzer  Statuten  S.  388  (vgl.  Lexer  1.  1.)  war  unrat  so 
etwas  wie  pletze]  in  der  Änra.  dazu  heißt  es:  „unrat  nennt  man  in  der 
Lausitz  dünne  Kuchen,  welche  in  Milch  oder  andere  Getränke  ein- 
getaucht und  gegessen  werden.  Mit  Zimmt  vermischt  heißen  sie  zimmt- 
platze.  In  der  Kamenzer  Willkür:  Es  sal  hinfurdir  keyne  aechawocheryn 
fladeuj  pletze,  werge  (?)  unrad  nach  keinerleye  bagken.^  Aber  plaJtz  ist 
auch  wieder  nicht  überall  dasselbe  Gebäck.  In  dem  Urkundenb.  von 
Mühlhausen  i./D.  ed.  Herquet  no.  324  u.  328  (a.  1285)  bezeichnet  es 
unam  tcrtam  quae  platz  vtdgariter  nominaiur  valentem  unum  solidum^ 
eine  Leistung  Zinspflichtiger  um  Weihnachten  an  das  Nonnenkloster. 
Eine  der  letzteren  ähnliche  Abgabe  war  wohl  in  Straßburg  platzerat, 
neben  krapel  und  andern  Speisen  im  14.  Jahrhundert  zu  bestimmten 
Festtagen  den  dortigen  Capitelsherren  gereicht,  vgl.  die  Chroniken 
der  D.  Städte  9,  1065—66.  Wieder  etwas  anderes  endlich  ist  platz  in 
den  Stellen  bei  Weinhold,  Beitr.  zum  Schles.  Wb.  71';  Weist.  II,  160 
u.  167,  646  u.  654. 

Bei  der  Bildung  des  Wortes  unrät  kann  auch  der  Ausdruck  9'äte^ 
honic-räte  bei  Lexer,  Nachtr.  236**),  mnd.  honnichrdte  bei  Schiller- 
Lübben  II,  295,  honicräz,  honicrässe  bei  Diefenbach  N.  GL  169  s.  v. 
favus  mitgewirkt  haben.  Ebenso  geht  auch  toaffel  wohl  auf  wabe  =  räz, 
rate  zurück,  vgl.  Weigand  unter  Waffel 

unetathaßigy  adj.  unbemittelt,  127,  17  (a.  1451);    vgl.  statehaftic, 


*)  Hinter  dem  latein.  Worte  f>apor  soheint  sich  ein  deutscher  Ansdrack  wie  dun^t 
ra  verbergen;  oder  darf  man  gar  an  nunnenfurtt  nwmafilmdi  denken,  wovon  bei  Schiller- 
Labben  III,  208  die  Rede  ist?  In  Düringen  und  in  Obersachsen  (z.  B.  fiisleben  und 
Leipvig)  sind  die  Nonnenförzchen  noch  belcannt;  man  versteht  darunter  PfeifemüiSe. 

**)  Aue  Versehen  ist  dort  Tumsckrate  statt  Iionec-rdte  angesetzt 


184  FEDOR  BEGH 

82,  39  (a.  1423);  Weist.  4,  185  (a.  1339)  =  vermögend,  wohlhabend; 
gtadhaßig  bei  Joh.  von  Posilge  in  Script,  rer.  Prass.  DI,  340;  unstate- 
hafi,  inops^  in  Graffs  Interlinearvers.  der  Ps.  10,  5;  35,  1;  139,  13. 

unubergriffUchf  adv.,  ohne  etwas  zu  übertreten  oder  zu  umgehen, 
234,  2  (a.  1477)  das  die  legnddungen  dem  hantwercke  unobirgriffUeh  ge- 
Halden  werden;  Urkundenb«  der  St.  Leipzig  I,  380  (a.  1470)  das  die 
(artickel)  hinfxtrder  von  allen  vestiglich  unde  unobergreiffenlich  sollen  ge- 
halten  werden;  vgl.  Michelsen,  Rechtsdenkm.  408:  welcher  aber  davon 
ubergriffUch  ader  bruchlichen  erfunden  wurde, 

unverschimpfi,  pari,  140,  22  (a.  1456)  unverhSnet  und  unverschimpfi. 

unvormälet^  part,  118,  17;  vormäiet  118,  11  (a.  1449);  vgl.  Lexer 
III,  173  vormälen^  durch  mälsteine  oder  'bäume  abgrenzen. 

unvorminnert^  non  imminutus  109,  17« 

urburer^  m.,  Zinseinnehmer,  20,  2  (a.  1355)  NycJcel  Manheubt 
urburer  zcu  Firiberg;  Schweidnitzer  Handfeste  vom  Jahre  1328  bei 
Tzschoppe  u.  Steozel  S.  525;  vgl.  urborer  bei  Lexer  IE,  201. 

vrkundic,  orhandig^  adj.,  urkundlich,  121,  11  (a.  1449)  zeu  orkun- 
digem  u.  wärem  bekenteniss. 

urloupy  orloupy  m.  (?),  171,  26  (a.  1470)  in  einer  Handwerksord- 
nung  der  Tuchmacher:  hebet  eyner  eynen  orloup  in  eynem  gemeinem  bire^ 
so  sal  er  das  hvre  beczalen  oder  das  faß  f ollen ;  in  einer  Ordnung  des 
Schneiderhandwerkes  256,  9  (15.  Jahrh.)  ap  dy  meyster  bey  enander 
wSm  zcu  eynem  gemeynen  byr  an  eyner  zceche  unde  ab  sye  weiden  eynen 
urlop  hohen  j  es  wer  spil  adder  ander  unfuge^  das  suUen  sy  von  keynem 
nicht  dulden.  Der  sonderbare  Ausdruck  findet  sich  aber  auch  ander- 
wärts. So  in  den  Statuten  von  Orlamünde  in  Walchs  Beitr.  II,  76: 
item  welch  burgir  adir  lantman  eyn  hadir  ader  urlaup  hebit  in  deme 
rätishüse^  wann  man  darinne  schencket;  ebenda:  welch  burger  eyn  hadir 
ader  Urlaub  macht  in  deme  rätishüse  zcu  deme  voitsdinge^  wdchis  jdrs 
das  were,  der  sal  das  faß  widder  füllen]  auch  wohl  in  St.  Maigarethen 
Marter  (German.  4,  451)  396  si  sprach:  urloup  der  helle ^  briuwel  aller 
siünden\  Außerdem  beruft  sich  Walch  1.  1.  auf  Haltaus  Gloss.  und  die 
Freibergischen  Statuten;  aber  bei  Haltaus  2004  und  in  dem  Freiberger 
Stadtrecht  185,  217,  235,  263  findet  sich  nur  urhap  an  den  verwandten 
Stellen,  und  dies  scheint  auch  in  den  zuvor  angeführten  Beispielen 
das  ursprüngliche  und  echte  gewesen  zu  sein,  das  vom  Schreiber  ver- 
lesen wurde,  =  Aufstand,  Aufruhr,  Streit,  Zank,  vgl.  Lexer  Nachtr.  388. 

ÜiZ'dieneny  swv.,  als  knecht  oder  lerknecht  seine  Zeit  zu  Ende  dienen, 
172,  2  (a.  1470)  worde  der  lerknecht  seine  zewey  järe  nicht  ausdynen; 
Cod.  dipl.  Siles.  8,  59  (a.  1365)  der  selbe  knecht  sal  auch  by  em  blyben 


ZUM  WOBTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.        185 

unde  sjfnen  tag  us  dynen]  Böhmer,  Urk«  von  Frankf.  753  (a.  1377)  auch 
ensal  niemand  dem  andern  »inen  knechte  abe  spannen  y  e  dan  der  Jcnecht 
sin  zjft  liszgedienet;  Urkundenb.  von  Leipzig  I,  243  (a.  1453)  item  so 
sullen  dy  geseUin  keyn  btr  kouffen  loenne  sy  haben  ußgedtni;  Görlitzer 
Statuten  387,  20. 

waldenbergen,  ewv,,  Gewaltthätigkeit  verüben,  181,  11  (a.  1470) 
sieh  hüfen  (zu  Haufen  ansammeln)  und  waldenbergen;  das  Bäohs.  Weich- 
bildrecht ed.  Daniela  u.  Gruben  226,  28  dy  pfaffheit  werit  dem  volg, 
daz  sy  uffdeme  kirchhove  nicht  louffin  noch  waldenbergen\  Zeitz,  Copialb. 
168''  her  gibt  em  achuüy  daß  her  yn  seym  hufie  eigethum  unde  kuchene 
uff  der  borgk  zu  Herleke  sulde  gewaldenborgit  haben  u.  suUe  em  syn  knechte 
haben  angegriffen;  fol.  454^  her  sulde  haben  yn  seyme  lande  u.  gerichte 
grobeUchen  gewaldinborgit;  Script  rer.  Pruss.  IV,  401  (a.  1416)  sie  Itffen 
tor  daz  rathhuws  und  hyben  daz  vff  und  haben  doruff  gewaldenbergit ; 
vgl.  Schiller-Ltlbben  V,  761  s.  v.  woldebergen.  Dazu  das  Subst.  walden- 
bergk  oder  woldenbergk  in  Script,  rer.  Pruss.  1.  1.  127  (a.  1454)  er  hatte 
priester  und  ander  goties  dienner  gefangen  u.  geschlagen  v^  verdrencket 
tt.  ander  woldenbergk  (Gewaltthat)  an  geistlichen  personen  begangen.  In 
den  Chroniken  der  D.  Städte  XIII,  118  wird  erzählt,  daß  1418  in 
Deutz  ein  bohoerk  errichtet  ward  an  sent  Waiden  dage,  darumb  wart 
dat  b.  genant  WaldenbercL  In  Michelsens  Rechtsdenkm.  213  der  walden^ 
berger  y  d.  h.  der  gewalt  oder  schaden  tut  =  tyrannus  in  Schroers  Voc. 
2964;  ebenda  tyrannis^  waldenbergunge.  Man  vgl.  woldany  m.,  bei  Lexer 
UI,  965. 

walkemangely  f.,  die  Mange  oder  Rolle  in  der  Walkmühle,  190,  35 ; 
191,  38;  192,  14  n.  33  (a.  1471). 

toarstaty  f.,  91,  24  (a.  1431)  den  tSdin  weder  uf  die  w.  füren,  d.  h. 
dahin,  wo  man  seiner  zuerst  gewahr  worden  ist. 

wermuthbier,  n.,  468, 25  (16.  Jahrb.) ;  bei  Schiller-Lübben  V,  770%  6, 
Stieler  I,  146,  Frisch  I,  94''  und  bei  Adelung:  ca^evisia  absinthio  infusaj 
absinthites.  Etwas  anderes  scheint  aber  darunter  verstanden  worden  zu 
sein  in  den  chronikalischen  Aufzeichnungen  zur  Geschichte  der  Stadt 
Halle  vom  Jahre  1464—1512,  welche  Wächter  in  den  N.  Mitth.  des 
thür.  Bachs.  Vereins  ed.  Opel  XV,  131  veröffentlicht  hat :  Jorge  Drackstet, 
der  schenckte  guten  freunden  deszmals  zur  collation  hauszwermut  bier.  Hier 
scheint  wermut  verändert  zu  sein  aus  wermet,  wermede,  Wärme,  vgl.  Schiller- 
Lübben  V,  606*;  hüswermet  aber  ist  dasselbe,  was  hauswärme  im  zweiten 
Theile  des  vierten  Bandes  des  D.  Wörterbuchs  696,  eine  im  östlichen 
Mitteldeutschland  übliche  Benennung  des  Einzugs-  oder  Richtschmauses ; 
vgl.  hüswermunge  bei  J.  Rothe  in  der  Germania  18,  379;   Frommanns 


Igg  FBDOR  BEGH 

Mond.  IV^  171;  Zeitzer  Eämmereirechnungen  des  17.  Jahrb.:  Ifl,  3 gl 
vor  vier  kannen  wein,  welche  dem  eonvivio  mtmeo,  so  bei  herm  Dr  Haber- 
körn  gehauen,  und  zugleich  die  haußwarme  außgericht,  darzu  burgermeister 
Zader  u.  Joh.  Krimmer  invitiret.  Dasselbe  hieß  auch  bloß  wermunge  im 
Cod.  dipl.  Siles.  8,  125:  keyn  man  sol  seczen  noch  wermunge  haben  uff 
unser  vrauwen  tag  noch  uff  des  heiligen  tychnams  tag]  ferner  den  herd 
wärmen  bei  Reinwald  II;  59  and  in  Frommanns  Mund.  VII,  298 ;  end- 
lich hebeschmauSf  hebemahl  bei  Adelung  und  im  D.  Wb.  IV;  2,  720  u. 
732'*').  Darnach  wäre  das  hüswermeibier  dasselbe ,  was  richtebier  bei 
Adelung  s.  v.  riohtessen,  ein  Ausdruck,  der  im  sächs.  Osterlande  noch 
unter  dem  Volke  gebräuchlich  ist. 

widerstatj  m.,  Ersatz,  Entschädigung,  40,  9  (a.  1375) ;  siehe  oben 
8.  y.  restauT]  Magdeb.  Schöppenchron.  164,  3  to  wedderstade]  als  Femi- 
ninum bei  Ludewig,  Reliqu.  Mscr.  I,  216  einem  dise  w.  tuon  (14.  Jahrh. 
in  einer  Urk.  von  Doberlug). 

widerwag,  m.  und  widerwage,  f.,  die  Gegenströmung,  386,  36 
(a.  1497)  von  dem  wedderwag  des  wassers  an  dem  teieh]  397,  31  von 
der  widerwage  des  wassers, 

wusch,  m.  =  wisch,  fasciculus  straminis,  114,  31  (a.  1449)  Item 
haben  die  von  der  Mitteweide  furbracht,  das  sy  by  yn  einen  fryen  margkt 
habeii,  das  mit  yn  kewffi  wer  da  wil,  das  werde  yn  zcu  Rockelicz  etc. 
geweret  (untersagt),  die  toyle  der  wussclis  stecket]  ebenda  115,  6  den  van 

Miiteweide  zu  gunnen  under  dem  wussche  aüeine  gam zu  kewffen. 

So  lange  der  Wisch  aufgesteckt  war,  durften  Gäste,  sowie  Höker  und 
andere  Wieder  Verkäufer  nicht  auf  dem  Markte  kaufen,  vgl.  Urkundenb. 
von  Leipzig  I,  315  (a.  1464):  kein  burger  noch  gast  kein  getreide  kouffen 
solle  uff  vorkauff  uff  zu  schütten,  dei  weile  der  wusch  sticket]  erst  wenne 
der  wusch  nedder  gelegit  ist,  so  mag  ydermann  keuffen.  Ebenso  in  den 
Statuten  von  Zeitz  bei  Schott  I,  273:  under  dem  wüsche  kauffen  ist  nicht 
jedem  gestattet,  wohl  aber  nach  gefallenem  wüsche  oder  nach  dem  wüsche^ 
wie  es  gleichfalls  hier  heißt  nach  dem  Originale.  Nach  den  Statuten 
von  Gera  ebenda  S.  180—81  hatte  der  Marktmeister  alle  Markttage 
einen  Strohwisch  auf  den  Röhrkasten  zu  stecken;  auch  hier  hieß  es: 
die  weil  der  wisch  stecket;  im  andern  Falle:  bis  der  wisch  fället,  oder 
80  balden  der  wisch  vom  roerkasten  geworffen  ist^  wie  bei  Schmeller- 
Frommann  II,  1041.  Nach  einem  Citate  bei  Haltaus,  Gloss.  2056: 
dy  schragener  und  dy  markthokin  ensullen  uf  den  markitag  nicht  koufin 


*)  Dieselbe  Festlichkeit  hieß   auf  niederd.  Sprachgebiete  die  A^^ioerutn^e,   das 
BecieheD  des  neuen  Hauses,  vgl.  Schiller-Lübben  11,  84^^ 


ZUM  WORTSCHATZE  DES  CHEMNITZER  URKUNDENBUCHES.        187 

WH  9pUdamfe  dy  wile  mcpiide  ezeichen  uf  steckit  In  Zeitz  und  Um- 
gegend herrscht  daher  die  Redensart:  under  (Dialekt:  onger)  dem  wiaehe 
f&r:  verstohlener  Weise,  heimlich. 

zaltpinneley  zalapilU^  f.,  die  Zaspel,  der  Strang,  eine  bestimmte 
Anzahl  Linnenfäden,  erscheint  als  Zuname  92,  16  (a.  1432)  Chufi 
Czalapil;  ebenso  Cflaus  Czansjnl  83,  20  (a.  1423)  und  105,  2  (a.  1441) ; 
vgl.  Urkundenb.  von  Göttingen  ed.  Schmidt  I,  no.  306,  41  Bertolt 
Talspiüe  (a.  1383);  Vilmar,  Id.  466  s,  v.  zaspel  und  meine  Beiträge 
dazu  S.  23. 

zedierte y  -en,  f.,  ein  Gelage  in  oder  von  Seiten  der  Zeche,  und 
zwar  gegen  Einlage  oder  der  Reihe  nach  von  den  einzelnen  Genossen 
veranstaltet;  in  einem  Schreiben  des  Abtes  an  den  Rath  (a.  1502) 
402»  16:  80  konnten  wir  wol  erleiden ,  das  efi  (sc.  das  Bier)  den  etc^em 
meht  allein  bei  einer  hohen  pin  zu  Iiolen  unde  tzechortten  ermtlieh  vor» 
hotten  u.  B.  w.  Über  orte  (orten)  vgl.  Diefenb. ,  Gloss.  534^  s.  v.  sym- 
hdum  und  Lexer  11^  2014  s.  v.  ilrte.  Letzteres  war  seit  dem  14.  Jahr- 
hundert ein  in  der  Gegend  zwischen  Elbe  und  Säle  sehr  häufig  auf- 
tretendes Wort  und  ist  im  Altenburgischen  wie  um  Zeitz  beute  noch 
anter  dem  Namen  erte^  irte^  irtenachmaus  sehr  gewöhnlich.  Ähnliche 
Zusammensetzungen  waren  früher:  a)  bierorte ^  so  bei  Schott,  Samml. 
I,  268  (in  den  Statuten  von  Zeitz)  es  mag  ein  ieglicher  hvrger  seinen 
hausgenoasen  um  seinen  versessenen  hauszins  pfänden,  desgleichen  um  seinen 
vnbezaUen  wein  oder  bieroerthen  ohne  laub  des  richters;  in  der  Zeitzer 
Chronik  von  Tham  II,  300^  mit  den  bierörtten  und  zechenn  soll  es  wie 
folgt  gehalten  werden:  das  hier  soll  mit  den  gesatzlen  kenndelein  auff- 
getragen  und  ahngeschrieben,  auch  die  orthen  (der  bei  der  gemeinsamen 
Zeche  auf  den  Einzelnen  fallende  Beitrag)  darnach  ahgenohmen  und 
bezahlet  werden;  Walch,  Beitr.  II,  200  (Statuten  von  Geithayn  a.  1553): 
niemand  soll  an  f eiertagen  vor  und  ehr  die  frühe-  und  nachpredigt  in  der 
'Pfarrkirchen  gentzlich  geendet  offenperliche  bierorten  halten  nochpfligenn] 
auch:  ein  Trinkgeld,  so  viel  als  die  Zeche  fElr  eine  Kanne  Bier  be- 
trägt, in.  den  EämmereirechDungen  von  Zeitz  a.  1576:  6  gL  Andreas 
Dörings  vor  zwo  bierorten  ins  gedinge  die  stemme  zu  führen  (d.  h.  fahren) 
teindt  gegeben*^  nach  Eronbiegel  1.  1.  S.  13  ward  den  Dienstboten  in 
Altenburg  als  Miethgeld  eine  bierihrte  gereicht.  —  b)  früeorte^  f.,  vgl. 
Lexer  III,  545;  Urkundenb.  von  Leipzig  I,  296 ;  Schott,  Samml.  1, 185.  — 
c)  meisterwte^  f.,  in  Böhmers  Urkundenb.  von  Frankf.  636  (a.  1355): 
wer  üz  unsir  meystir  urten  unbezalt  git^  der  sal  unsern  meystern  eynen 
virdung  zu  büzse  gebin;  638  au^h  wer  in  unser  meyster  urten  eynre  den 
andern  heizset  lygen  mit  ernste  müde^  der  sal  ein  halp  virteä  wynes  gebin^  *- 


Igg  F£DOR  BECH 

d)  kUinSrte  nennt  man  heute  um  Zeitz  eine  Nachfeier  von  einem  erten- 
schmause. 

Ziechenstucke,  n.,  113,  37  (a.  1449);  116,  16;  vgl.  das  Citat  unter 
schocklinu)at;  Augsburger  Stadtr.  ed.  Meyer  S.  365  üem  atn  ziechstuck 
1  dn. 

zinsbezalunge,  f.,  354,  4  (a.  1401). 

zinsgeireide,  n.,  354,  30  (a.  1401). 

zinsreichunge,  f.,  125,  26  (a.  1452);  146,  34  (a.  1458). 

zitunge,  f.,  Zeitlage,  Zeit,  222,  9  (a.  1474);  Urkunde  des  Rathes 
von  Cöln  aus  dem  Jahre  1327  (in  dem  sogen.  Ersten  Kölner  Eidbuche 
fol.  40)  bei  Fahne,  Forsch.  II,  2,  77:  dese  vuiieorde  die  gelove  wir  ze 
haldene  sunder  alrehande  argelust  den  vurgenanten  Juden  die  sAdinge  di 
sy  van  uns  haint  nä  formen  irre  brive  als  it  da  vur  gescreuin  steit- 
Cölner  Jahrbücher  des  14.  u.  15.  Jahrhunderts  in  den  Chroniken  der 

D.  St.  13,  179,  6:  zo  Aiche  droich  man  auch  dat  hilge  sacrament 

gode  zo  eren  —  —  om  ein  zidich  weter,  ind  ouch  om  ein  duire  zit,  dai 
ans  got  de  afriemen  moiste  ind  verlenen  ons  eine  goide  sndonge  (im  Glossar 
dazu  S.  1007  nicht  richtig  übersetzt).  —  Im  Sinne  von  Kunde,  Nach- 
richt, Botschaft  steht  es  in  Bruder  Hansens  Marienliedern  1321:  Ave 
bracht  de  waraftige  ssidung  (:  verbltdung),  ebenso  2673  ziding  (iver- 
blxding) ;  Script,  rer.  pruss.  IV,  129  (a.  1454)  am  tag  Steffani  kam  war- 
hafftige  zytung  gen  Marienburg  von  dem  von  Plauen;  III,  252  (=  Job. 
von  Posilge  ed.  Voigt  143)  ouch  worin  vil  und  manchirley  Umffe  und 
sntunge,  das  zu  lang  were  ai  czumole  czu  schrtfbene;  D.  R.-Acten  VII,  188, 11 
(a.  1412)  nüwe  zidunge.  Zum  Theil  fallen  die  hier  citirten  Beispiele 
weit  früher  als  die  Nachweise  bei  Weigand  und  Lexer. 

zukeinwertig  ^  adj.,  327,  32  (a.  1368)  =  zegegenwerlic  bei  Lexer 
III,  1041  und  ürkundenb.  von  Freiburg  ed.  Schreiber  I,  117  dawären 
siniu  kint  zegegenwertig  an  dem  gerichte  (a.  1291). 

zünemunge^  f ,  adauctio,  79,  11  (a.  1423)  durch  z.  unde  besserunge 
=  Ürkundenb.  von  Leipzig  I,  S.  88  (a.  1423);  Qraff,  Interl.  Ps.  S.  417 
zünemungSf  assumtio]  Mechtild,  Oflfenb.  10:  du  bist  ein  zünemunge  miner 
hoeehsten  minne. 

ZEITZ,  April  1881.  FEDOR  BECH. 


VOM  EICHHORK  ALS  WILDPBET.  189 


VOM  EICHHORN  ALS  WILDPRET 

hat  AIwiD  Schulz  in  seinem  interessanten  Buche,  das  höfische  Leben 
zur  Zeit  der  Minnesinger,  da  wo  er  von  den  verschiedenen  Arten  des 
Wildprets  spricht;  die  ehemals  auf  die  fürstliche  oder  ritterliche  Tafel 
kamen ;  S.  285  folg.  nichts  zu  berichten  gewusst.  Und  doch  war  es 
höchst  wahrscheinlich  schon  von  alter  Zeit  her  in  den  Namen  toiüprciet 
mit  inbegriffen,  wenn  man  aus  mehreren  sichern  Aufzeichnungen  des 
14.  und  15.  Jahrhunderts  auf  die  frühere  Zeit  zurückschließea  darf. 
Mir  sind  bis  jetzt  folgende  Stellen  zur  Hand;  in  denen  Eichhomfleisch 
als  Speise  erwähnt  ist. 

Laut  der  Aufzeichnung  des  Oberschreibers  Thomas  von  Büttel- 
stedt  aus  dem  Jahre  1442  —  zu  lesen  in  den  Neuen  Mittheilungen  des 
Thür.-Sächs.  Vereins,  herausgeg.  von  Opel  B.  XII,  S.  441  folg.  —  hatte 
der  voit  von  Swarzmwalde  an  den  Hof  seines  Herrn,  des  Landgrafen 
von  Düringen,  unter  andern  zu  liefern:  clein  wiltprety  also  hasilhüneTy 
berghüner^  suepphen,  clein  vogily  eichorner  etc.  —  jedenfalls  eine  Leistung, 
die  scbon  aus  alter  Zeit  datirte. 

In  der  Einleitung  zum  Urkundenbuche  des  Stiftes  Elosterneuburg 
zählt  Hartmann  Zeibig  auf  S.  XLV  eine  Reihe  Gerichte  auf,  mit  wel- 
chen nach  den  alten  Küchenamtsrechnungen  die  Tafel  der  Kloster- 
neuburger  Chorherren  im  14.  Jahrhundert  besetzt  zu  werden  pflegte. 
Unter  verschiedenen  Leckerbißen  fehlen  hier  auch  die  anperioHy  d.  h, 
die  Eichbörnchen  nicht '^j. 

In  den  Scriptores  rer.  Pruss.  IV,  354  ist  beim  Jahre  1424  eine 
amtliche  Aufzeichnung  aus  Danzig  mitgetheilt  mit  der  Aufschrift  con- 
siitutio  carnium  ferinainim:  darin  wird  neben  reefleisch,  hinden-  und 
herzfleischy  hose  auch  das  eichhorn  aufgeführt. 

In  den  Nürnberger  Polizeiordnungen  aus  dem  13. — 15.  Jahrb. 
lautet  S.  193  eine  Verordnung  des  Rathes:  man  hat  auch  gesetzet  und 

gepeien  gar  vestielich daz  man  sol  geben  ain  hasenflaisch  mit  fWr- 

Äe»«e**)  mit  allem  umb  XVI  haUer  und  nicht  hoher ^  ayn  aychornflaisch 


*)  Vgl.  Diefenb.  Gloss.  64"*  s.  ▼.  aapriolu»^  sonst  auch  tperioku,  spiriohUf 
ßornerl.  38,  6;  48,  36;  auch  teureoUa  63,  62  gehört  hierher,  wo  eichumo  statt  emhumo 
m  lesen  ist;  vifarrus  Altd.  Bl.  I,  349. 

**)  Über  fiirheta^  färhef^  fürhäa,  den  vorderen  Theil  des  Hasen,  der  zum  Hasen- 
pfeffer oder  Hasenschwarz  verwendet  wurde,  vgl.  vor  allen  andern  Birlinger,  Aleman^ 
Biscbes  Büchlein  von  guter  Speise  S.  182—88,  Weigand  im  D.  Wb.  IV,  744;  Diefenb. 
Gloss.  s.  V.  pu  laridarum;  =  gehäte  bei  Frisch  I,  420". 


190  FEDOR  BECH,  TINNE. 

umb  V  haller  f   ain  rephune  oder  ain  haseUiune  oder  ainen  antvogel  umb 

VI  haüer  u.  s.  w.  und  S.  312:  es  sei  Mnfür  kein  wildener durcA 

sich   oder  iren  gewalt  eynich  hirschein  ^   reherein  oder  sweinein  mldpreth 

noch  rephuncTf    haselhunery    aichom^    hosen  oder  g^ügel das  sie 

wider  verkauffen  wollen^  hie  ßlrkauffen. 

Nach  dem  Mttnchener  Stadtrechte,  herausgegeben  von  Auer,  Art.  428 
sol  man  hasen  und  aichom  neur  ainen  tag  vail  haben  under  den  paelgen 
und  fürbaz  sol  man  sie  gestraift  (d.  h.  abgezogen)  vail  haben ;  ebenda 
in  Artikel  442:  all  käuffel  —  —  süUen  hasen  und  aichom  gesirämbt 
(=  gestreift,  geströuft)  hie  vail  haben  und  nicht  under  den  pälgen. 

Das  Ofener  Stadtrecbt,  herausgegeben  von  Michnay  und  Lichner, 
bestimmt  in  §.  108:  u)a8  von  unüpret  und  wilden  waid-  und  fdtvögelein 
ist,  als  hirsehen,  hinden  (Hs.  hinder),  rechen,  peren,  wUdsehwein,  hasen, 
aichhoren,  fashuner,  haselhuner  —  —  mugen  sy  (=  die  wUtpreter)  fail 
haben. 

Wenn  es  daher  in  der  mnd.  Visio  Philiberti  (herausgegeben  von 
W.  Seelmanh  im  Nd.  Jahrb.  V,  21  folg.)  V.  179,  da  wo  die  Seele  aum 
Leichnam  spricht,  heißt: 

du  haddest  güde  kost  ghekorn: 
störe  las  unde  de  edelen  vom, 
de  f lasen  unde  icom: 
so  wird  man  wohl  an  ^com,  welches  die  Lesart  der  Berliner  Hs.  ist, 
keinen  Anstoß  mehr  nehmen.  In  der  Nürnberger  Bearbeitung  desselben 
Stoffes  bei  Bartsch  hinter  der  Erlösung  S.  314  heißt  eBi  wo  nu  fleisch 
und  auch  toilpret,  vogel  grosz  und  deine,  murmdtier  und  ander  geret  su 
gutem  starkem  weine  f 


TINNE 


hatte  ich  in  dieser  Zeitschrift  24,  146  zu  lesen  vorgeschlagen  für  das 
mir  unverständliche  tibme  in  den  von  Fr.  Pfeiffer  herausgegebenen 
Arzneibüchern  II,  4^  Sprenger  vertheidigt  dagegen  in  den  Beiträgen 
zur  Kunde  ig.  Spr.  IV,  159  iüme  und  versteht  hier  darunter  den  unter 
dem  Daumen  befindlichen  Muskelballen,  der  bei  sehr  alten  und  kranken 
Personen  einfalle.  Gegen  tüme  spricht  aber  schon  die  Reihenfolge  der 
Symptome,  in  der  es  mit  aufgezählt  ist,  und  mit  Recht  bemerkte  bereits 
Pfeiffer  in  dem  Glossar  zu  der  genannten  Schrift,  an  däme,  doume, 
Daumen  sei  hier  neben  den  Schläfen  und  Lippen  nicht  zu  denken. 
Auch   der   in  medicinischen  Dingen   nicht   unerfahrene  Berthold    von 


FRIEDB.  NEUMANN,  DIE  ENTWIOKELUNO  DES  OBTNITDICHTUNQ  etc.    191 

Begenflbiurg  weiß  nichts  vom  Einfallen  des^Danmenballen,  da^  wo  er 
anafährlich  die  verschiedenen  Todeszeichen  am  menschlichen  Körper 
bespricht,  I,  509,  31—510,  18;  514,  1—517,  11.  So  weit  ich  mich  er- 
kundigt habe,  rechnen  selbst  neuere  Ärzte  das  Einfallen  des  Daumen- 
moakels  nicht  unter  die  sogenannten  CoUapserscheinungen,  d.  h.  die 
Vorseichen  des  unmittelbar  berorstehenden  Todes.  Überdies  wird  meine 
Vermothung  jetzt  bestätigt  durch  das  Komeubnrger  Fragment,  welches 
Blaas  in  dieser  Zeitschrift  26,  380  folg.  mitgetheilt  hat.  Der  Text  ist 
hier  in  mehrfacher  Beziehung  beßer  gehalten  als  in  der  Tegernseer 
Handschrift,  welche  Pfeiffers  Ausgabe  zu  Grunde  liegt;  hier  heißt  es 
nämlich  S.  341*:  so  er  die  [ncLee]  vceete  spitzet  unde  so  im  diu  ougen 
holent  unde  swindenty  unde  so  im  diu  tmewange  uride  die  tinnen  enpfallent, 
oder  die  lefse  nider  vaUentj  unde  so  im  diu  oren  ehalt  sint  unde  si  sieh 
veru^erfent  iwedemhcdbe^  an  swelhem  siechen  du  diu  zeichen  stehest,  zwäre 
der  ist  veige.  Nur  für  ein  Mißverständniß  kann  ich  es  danach  ansehen, 
wenn  spätere  Schreiber  oder  Überarbeiter  bei  Wiedergabe  derselben 
Stelle  dümen  setzen  ftLr  tinnen^  wie  in  dem  mnd.  Arzneibuche  geschieht, 
ans  welchem  von  Schiller-Lübben  V,  220  s.  v.  vege  die  betreffende 
Stelle  citirt  ist,  oder  in  der  oberdeutschen  Bearbeitung  bei  J.  Haupt, 
Über  das  md.  Arzneibuch  des  Meisters  Bartholomäus  S.  50:  So  er  dew 
nasen  vast  spiczet  und  ym  auch  waychet  und  ym  die  gv^emen  wanchel  (?) 
und  die  dawmen  enphallent  und  die  aren  ehalt  sindt,  der  ist  vayge. 
ZEITZ,  Aagast  1881.  FEDOR  BECH. 


DIE   ENTWICKELÜNG   DER  ORTNITDICHTÜNG 
UND  DER  ORTNITSAGE. 


Zu  Ortnit  Str.  73  bemerkt  Amelung:  „der  Inhalt  dieser  Strophe 
ist  ungenügend,  man  erfährt  nicht,  was  Ortnit  denn  im  Traume  bekannt 
geworden  ist;  und  Vers  3.  4  scheinen  fast  aus  70,  1.  2  entlehnt.  — 
Überhaupt  ist  die  ganze  Darstellung  von  Str.  70—77  sehr  confus: 
nachdem  die  Mutter  Ortnit  vor  der  Reise,  von  der  noch  gar  nicht  die 
Rede  war,  gewarnt  (70),  dieser  den  Ermahnungen  entschieden  wider- 
sprochen (71),  darauf  die  Mutter  ihm  beigestimmt  hat  (72),  folgt 
in  A  (73)  zuerst  ohne  rechten  Zusammenhang  Dö  sprach  der  Lam- 
parte  u.  s.  w.  Nun  versucht  es  die  Mutter  noch  einmal  ihn  zurückzu- 
halten und  darauf  spinnt  sich  die  ganze  Unterhandlung,  die  doch  schon 
zum  Zweck  geführt  hatte,   noch  einmal  ganz  in  derselben  Weise  ab. 


192  FRIEDRICH  NEUMAKN 

Dann  steht  wieder  Str.  77  ganz  unvermittelt  da.  —  Die  richtige  Stro- 
phenfolge mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  herzustellen,  ist  nicht  mehr 
möglich.  —  73— 75.  70.  71.  76.  72.  77  gäbe  einen  leidlichen  Zusammen- 
hang, wäre  aber  allzu  künstlich.^  Hinzuzufügen  ist,  daß  Str.  76  in 
ihrer  jetzigen  Gestalt  keinen  Sinn  gibt  Ist  Ortnit  deshalb  seiner 
Mutter  'liebez  kint*,  weil  ihre  Verwandten  an  ihn  und  Yljas  ^gedigen' 
sind?  Hinter  76,  1  ist  ein  Punkt  zu  setzen;  76,  2 — 4  sind  der  Vorder- 
satz zu  dem  verlorenen  Nachsatz:  so  wende  dich  an  den,  *der  dir  ie 
getriuwe  was'  und  handle  nicht  *äne  rät'  (70,  4)  deiner  Freunde. 

Läßt  sich  nun  selbst  durch  eine  künstliche  Strophenumstellung 
kein  guter  Zusammenhang  erzielen,  so  ist  auch  die  Annahme  nicht 
berechtigt,  daß  die  confuse  Darstellung  durch  Strophenverwirrung 
entstanden  sei«  Auch  an  Interpolation  ist  nicht  zu  denken.  Denn  in- 
haltlich sind  Str.  77, 1  =  73,  2,  77,  2  =  75,  1,  77,  3.  4  =  74,  70,  1.  2 
=  73,  3.  4,  70,  3.  4  =r  76  und  dem  dahinter  verlorenen  Nachsatz,  71 
=  75,  2 — 4,  d.  h.  wenn  etwa  77,  70—72  die  alte  Grundlage  wären, 
so  enthielten  die  übrigen  Strophen  nichts  als  eine  Umdichtang  ihres 
Inhalts;  wer  aber  eine  Anzahl  Strophen  des  Textes  um  dichtete,  kann 
doch  nur  die  Absicht  gehabt  haben,  die  neuen  Strophen  an  Stelle  des 
Überlieferten  zu  setzen,  nicht  aber  sie  störend,  zum  Theil  zusammen- 
hangslos in  seine  Vorlage  aufzunehmen.  Nehmen  wir  dagegen  an,  daß 
die  entsprechenden  Strophen  aus  zwei  selbständigen  Texten  von  einem 
Contaminator  zusammengeworfen  sind,  so  begreift  sich  die  Verwirrung. 
Eine  unumstößliche  Thatsache  ist  es  freilich,  daß  unsere  Omitdichtung 
durchweg  änem  Dichter  ihre  jetzige  Gestalt  verdankt.  Daraus  folgt 
aber  noch  nicht,  daß  dieser  Dichter  den  ganzen  Text  freigestaltet  hat, 
daß  er  nicht  verschiedene  Vorlagen  benutzt  haben  kann. 

Str.  13  ist  Machorel  'geborn  von  Muntabüre\ 

Str.  14  heißt  es: 

Suders  in  Surfe  daz  ist  sin  houbetstat. 

Aber  nachher  ist  Muntabüre  seine  Hauptstadt.  Dorthin  bringt 
Alberich  die  Kriegserklärung,  als  Ortnit  vor  Suders  gelandet  ist.  In 
Suders  läßt  sich  Machorel  nicht  einmal  sehen,  als  es  bestürmt  wird. 
Ein  seltsamer  Widerspruch  bei  einem  frei  erfindenden  Dichter! 

Str.  260,  3.  4  sagt  Ortnit: 

nü  rät  an  unde  Idre,  vil  lieber  Alberich, 
wie  wir  die  stat  gewinnen, 
aber  ohne  auf  Alberichs  Antwort  zu  warten,  macht  er  selbst  den  un- 
maßgeblichen Vorschlag  Str.  261: 

Diu  porte  diu  st§t  offen,  ich  w»n  uns  iemen  wer, 
swenn  alle  liute  entsläfen,  wir  dringen  in  mit  her. 


DIE  ENTWICKELÜNG  DEB  OKTNITDICHTÜNG  U.  DEB  OBTNITS^GE.        193 

Alberich  weist  diese  'list*  ritterlich  zarück,  er  will  dem  Feinde  offen 
widersagen  y  and  so  begibt  er  sich  denn  —  nicht  etwa  nach  Suders^ 
am  dessen  Einnahme  es  sich  zunächst  einzig  handeln  muß,  sondern 
nach  Mimtabüre.  Er  kehrt  mit  dem  Bescheid  zurück,  daß  Machorel 
seine  Tochter  nicht  gutwillig  herausgebe,  und  wieder  fragt  Ortnit  289,  2 
Alberich  um  Rath,  wie  nun  —  Suders  genommen  werden  kann.  Er 
bemerkt  dazu:  'gewinne  wir  die  veste'  —  daß  er  Suders  meint,  zeigt 
Alberichs  Antwort  —  's5  habe  wir  al  daz  laut',  also  doch  auch  Mun- 
tabüre«  Um  Muntabüre  dreht  sich  indessen  nachher  der  Hauptkampf. 
Und  welchen  Rath  ertheilt  jetzt  Alberich?  Str.  290: 

Diu  naht  ist  iezuo  vinster,  den  mftnen  niemen  siht 

8Ö  hüetent  üf  der  müre  die  wahtiere  niht. 

wir  suln  in  barken  fliezen  verholne  zuo  den  staden. 

si  ftlrhtent  üf  dem  wfige  deheines  vindes  schaden. 
Im  Schutze  der  Dunkelheit  landen  sie.    Str.  295: 

Nu  r&t  an,  Albertch, 

daz  wir  die  stat  zestosren  ze  leide  dem  künege  rieh« 

ir  seht  wol,  sprach  der  kleine,  daz  diu  porte  offen  stftt. 

ich  kan  zuo  iuwerm  strite  geben  deheinen  rät. 
Aber  da  handelt  und  räth  ja  Alberich  genau  so,  wie  Ortnit  Str.  261 
handeln  will.  Wozu  also  die  sittliche  Entrüstung  Str.  262?  Wird  der 
unangemeldete  Besuch  in  Suders  dadurch  gerechtfertigt,  daß  Alberich 
Machorel  einen  Angriff  auf  Muntabüre  offen  angekündigt  hat?  Die 
fhhrerlosen  Leute  in  Suders  überfällt  man  nächtlicherweile,  und  dem 
wohlgerüsteten  Herrscher  auf  Muntabüre  schickt  man  die  Kriegs* 
erklärung?  Suders  wird  genommen,  die  Heiden  geben  Ortnit  'üf  ge- 
näde  ir  l!p  und  euch  die  stat.'  Aber  gar  nichts  ist  damit  gewonnen. 
Wozu  also  der  Kampf  um  Suders?  Wenn  noch  der  nächste  Weg  nach 
dem  mons  Tabor  über  Tyrus  ginge!  Tyrus  indessen  liegt  weitab  nörd- 
lich von  der  geraden  Straße.  Sollten  historische  Ereignisse  der  Dar- 
stellung zu  Grunde  liegen?  Die  Kreuzfahrer,  die  im  Jahre  1217  den 
mens  Tabor  bestürmten,  waren,  wie  dies  einzig  vernünftig  war,  in 
Ackers  gelandet  Suders  könnte  aus  irgend  welchen  zweifelhaften 
Gründen  willkürlich  für  Ackers  gesetzt  sein,  aber  die  wirre  Darstel- 
lung, die  sich  nicht  einmal  darüber  klar  ist,  welche  von  den  beiden 
Städten  Machorels  Hauptstadt  ist,  ist  so  wenig  auf  Qrund  historischer 
Vorgänge  entstanden,  wie  sie  dem  Kopf  eines  frei  erfindenden  Dichters 
.  entsprangen  sein  kann.  Wenn  jetzt  Yljas  Str.  305  des  Königs  Fahne 
mitten  auf  den  wie  es  scheint  unbewohnten  'palas'  in  Suders  stößt, 
80  können  wir  versichert  sein,    daß  Machorel   diesen  'palas'  bewohnt 

GESMAiaA.  Neue  Baihe  XY.  (ZZYII.)  Jahrg.  13 


194  '     FRIEDRICH  NAUMANN 

hat;  ehe  ihn  unser  Dichter  nach  Muntabdre  übersiedeln  ließ;  wir 
können  versichert  sein,  daß  die  Sendung  Alberichs  nach  Muntabüre, 
die  die  Str.  260,  3.  4  und  295^  3,  deren  ursprüngliche  Verbindung 
unyerkennbar  ist^  so  widersinnig  auseinander  reißt,  einmal  einem  an- 
deren Texte  angehört  hat  als  eben  diese  Strophen.  Vgl.  260^  3.  4  mit 
295,  1.  2,  261,  1.  2  mit  295,  3.  4. 


Unser  Dichter  rechnet  bekanntlich  sehr  genau.  Seine  Rechnung 
ist  bereits  revidirt,  aber  eine  Superrevision  ist  nüthig.  Wenn  auch  die 
72  Dienstmannen  Ortnit  nicht  über  das  Meer  begleiten,  so  müssen  wir 
uns  doch  über  ihre  Stellung  zu  der  sonstigen  Umgebung  des  Königs 
Eüarheit  zu  verschaffen  suchen.  Wenn  Str.  7  die  'sine'  Ortnit  ratheu 
ein  Weib  zu  nehmen,  so  sind  wir  geneigt,  die  Rathgeber  zu  den  72 
zu  rechnen,  in  Helmn6t  (10)  und  Yljas  (11)  die  Vertreter  seiner  72 
Dienstmannen  (Str.  5,  4)  zu  sehen.    Nun  heißt  es  Str.  60: 

urloup  si  dö  n&men.  von  Garte  si  dö  riten. 

mit  minneclichem  muote  er  in  allen  urloup  gap. 
Alle  scheiden  nnz  an  den  einen  man*  den  Heiden  von  Pülle  und 
'den  künec  von  Riuzen*  Str.  61,  aber  auch  diese  beiden  nehmen  Str.  69 
Abschied.  Darum  sitzt  nun  aber  Ortnit  nicht  mutterseelenallein  auf 
seiner  Burg.  Als  er  von  seinem  Abenteuer  mit  Alberich  zurückkehrt^ 
treten  ihm  Str.  204  seine  72  Dienstmannen  entgegen.  Die  Vermuthung, 
daß  es  einmal  einen  Text  gab,  wo  eben  nur  die  72  Ortnit  zur  Seite 
standen,  wird  durch  die  Betrachtung  der  Str.  28—40  zur  Gewißheit 
erhoben.  Yljas  hat  sich  energisch  bemüht,  den  König  von  seinem 
Unternehmen  zurückzuhalten,  Ortnit  beharrt  bei  seinem  Beschluß  und 
so  erklärt  denn  Yljas  28: 

von  rehte  sol  ich  wägen  bt  dir  lip  unt  leben. 

ich  wil  dir  fünf  tüsent  ritter  und  euch  mich  selben  geben. 
Str.  36  verspricht  auch  Helmnöt  5000,  Str.  39  G§rwart  5000  Mann. 
Die  Zusammengehörigkeit  dieser  Strophen  kann  keinem  Zweifel  unter- 
liegen. Da  macht  nun  Str.  30  mitten  in  diesem  Zusammenhang  der 
Burggraf  Engelwän,  der  sonst  nur  noch  Str.  205  ff.  an  der  Spitze  der 
72  erscheint,  einen  Versuch  Ortnit  mit  Berufung  auf  eben  diese  72 
zurückzuhalten.  Sein  Bruder  Helmnöt  tritt  ihm  entgegen,  Ortnit  erklärt 
noch  einmal  zu  dem  Zuge  entschlossen  zu  sein,  und  so  verspricht  denn 
schließlich  der  alte  HiutegSr  —  nur  an  dieser  einen  Stelle  genannt  — : 
da  dein  Wille  nicht  zu  beugen  ist,  so  geben  dir  deine  72  Dienstmannen 
jeder  100  Ritter.  Ortnit  ist  offenbar  über  das  Anerbieten  hoch  erfreut: 
daz  ist  ein  fnundes  rät. 


DIE  ENTWICKELUNG  DER  ORTNIT DICHTUNG  U.  DER  ORTNITSAGE.        195 

sit  disin  bare  ze  Garte  sd  manegen  ritter  h&t 
(vor  aller  miner  hilfe  wftms  ie  min  Erster  strtt)  — 
wir  erwarten:  so  sollen  sie  mir  auch  diesmal  'ferste*  zum  Siege  ver- 
helfen —  'si  suln  der  marke  hüeten.*  Sie,  die  ihm  stets  treu  zur  Seite 
gestanden  haben,  sein  'Erster  strft^,  sollen  diesmal  daheim  bleiben,  die 
Mannen  aber,  die  ihm  ^kne  Garte'  (35)  zu  Gebote  stehen,  sollen  die 
Gefahr  mit  ihm  theilen.  Um  so  auffallender  ist  die  Zurücksetzung  der 
72  Getreuen,  als  nachher  Str.  37  f.  Ortnit  Miute  unde  laut'  in  Helmnöts 
Schatz  stellt: 

Garte  und  al  mtn  dre  sol  dir  bevolhen  sin, 
und  auch  Gferwart  Str.  40  Helmnöt  beigegeben  wird: 

du  solt  hie  heime  selbe  des  hergebirges  pflegen. 
Was  bleibt  denn  da  für  die  72  zu  thun?  Str.  30—34,  3  enthalten  einen 
Rest  älterer  Überlieferung.  Hiuteger  und  seine  Söhne  Engelwän  und 
Helmnot  (vielleicht  ist  hier  der  ursprüngliche  Name  verloren)  sind 
durch  Yljas,  Helmndt  und  G^rwart  verdrängt  worden;  die  Pietät  hat 
den  ausgedienten  Recken  ein  bescheidenes  Plätzchen  angewiesen,  wo 
sie  sich  leider  störend  bemerklich  machen. 

Unmöglich  kann  nun  derselbe  Dichter,  der  die  72  von  dem  Schau- 
platz abtreten  ließ,  Helmnöt  und  Gerwart  einzig  zu  dem  Zwecke  ein- 
geftahrt  haben,  um  sie  gleichfalls  aus  der  Ferne  müßig  dem  Kampfe 
zuschauen  zu  lassen. 

Lesen  wir  Str.  46 — 49.  Wenn  Ortnit  Str.  45  verlangt,  daß  alle, 
die  ihm  folgen,  wohl  gerüstet  sind,  so  ist  es  ganz  in  der  Ordnung, 
wenn  er  eine  Zusage  auf  seine  Forderung  erhält;  doch  eine  Strophe 
würde  dafür  genügen.  Befremdlich  klingt  es,  wenn  Yljas  Str.  46  noch 
einmal  anhebt: 

ich  füer  dir  über  s6  fünf  tüserit  sneller  beide, 
Str.  47  Helmnöt  fortführt: 

fbnf  tüsent  sneller  beide  daz  ist  min  Erster  gruoz, 
Str.  48  Görwart  schließt: 

Nutschir  und  Bönavente  daz  ist  mir  undert&n: 
dar  üz  wil  ich  dir  senden  euch  fünf  tüsent  man, 
wenn  dann  gar  Ortnit  Str.  49  addirt :  so  bekomme  ich  also  im  Ganzen 
15.000  Mann.  Das  wußte  er  ja  schon  Str.  40  so  gut  wie  wir. 

Ich  nehme  an,  daß  der  Verfasser  der  älteren  Vorlage  a  unseres 
Dichters  die  Erinnerung  an  Hiutegör  und  Engelwän  noch  gewahrt  hat, 
daß  der  Verfasser  der  jüngeren  Vorlage  b,  weil  er  Helmnöt  und  Gör- 
wart  so  wenig  mehr  brauchte,  wie  a  Hiutegör  und  Engelwän,  die  ihm 
völlig  gleichgiltigen  Helden  Hiutegör  und  Engelwän  der  Vergessenheit 

13* 


196  FRIEDRICH  NEUMANN 

anheimgab  und  an  ihrer  Stelle  Helmnot  und  Gerwart  in  Garte  zurück- 
ließ. Die  Episode  Str.  30—34^  3  wie  das  doppelte  Angebot  der  15.000 
Mann  wird  verständlich,  wenn  wir  die  Annahme  der  Contamination 
zu  Hilfe  nehmen.  Str.  30—35.  45-49  stammen  aus  a,  Str.  28  f.  36— 
40  aus  b.  Daß  aber  der  Contaminator  nicht  mechanisch  die  Strophen 
der  verschiedenen  Texte  verband,  daß  er  auch  reimen  kann,  lehrt 
Str.  44.  Wie  kommt  denn  Ortnit  auf  den  Einfall,  wenn  seine  Helden 
nur  15.000  Mann  stellen  können,  gerade  das  Doppelte  zu  verlangen? 
Es  ist  klar,  daß  unser  Contaminator  die  30.000  verlangt,  damit  Ortnit 
zum  zweiten  Mal  15.000  Mann  nach  der  zweiten  Vorlage  angeboten 
werden  können.  Gegen  Suders  zogen  15.000  Mann,  gegen  Muntabüre 
15.000  Mann;  in  a  und  b  blieben  schließlich  1000  Mann  am  Leben. 
So  kann  unser  Dichter  vor  Muntabüre  tlber  16.000  Mann  gebieten 
(Str.  352),  von  denen  nur  tausend  die  Heimat  wiedersehen.  (Str.  479,  4). 
Amelung  identificirt  die  15.000  Mann  Str.  49  mit  den  frtiher  auf- 
gebrachten und  nimmt  an,  daß  die  Zahl  30.000  'durch  hinzukommende 
Söldner  (50,  3.  51)  vollständig*  wird.  Aber  wo  ist  es  sonst  erhört, 
daß  ein  stattliches  Heer  durch  hinzugelaufene  ^Ritter'  (53,  3)  ver- 
doppelt wird,  die  sich  zum  großen  Theil  'durch  gäbe  und  euch  durch 
guot'  herandrängen?  Die  30.000  'Ritter'  (53,  3)  hat  erst  unser  Con- 
taminator auf  ihre  jetzige  Stärke  gebracht.  Gleich  freigebig  war  der 
Dichter  b  gegen  15.000  Ritter.  Daß  diesen  'ros  unde  ringe'  51,  3  ver- 
abreicht werden,  verträgt  sich  freilich  nicht  mit  Ortnits  Forderung 
Str.  45,  aber  Str.  45  gehört  auch  dem  Texte  a  an. 
Wenn  Str.  23,  4  Yljas  erklärt  hat: 

iedoch  wil  ich  dir  helfen  sd  ich  aller  beste  mao, 
so  ist  damit  die  Verhandlung  zu  Ende,  er  braucht  eben  nur  noch  die 
Zahl  seiner  Streiter  anzugeben.  Statt  dessen  macht  Ortnit  Str.  24  ff. 
noch  einmal  den  Versuch  seine  Mannen  für  das  Unternehmen  zu  ge- 
winnen, und  das  Mittel,  das  er  dazu  anwendet^  das  Versprechen  von 
Silber  und  Gold 

*lant  unde  bürge  dar  zuo  liute  unt  guot^ 
ist  um  so  weniger  angebracht,  als  er  es  schon  Str.  18  gebraucht  hat 
Str.  23  hat  der  Verfasser  unseres  Textes  hier  angefügt,  weil  sie  sich 
äußerlich  ebenso  passend  an  Str.  22,  4  wie  an  die  energische  Erklärung 
Str.  18, 4  anschließt,  auf  die  sie  ursprünglich  folgte.  Wenn  in  a  (Str.  18) 
so  gut  wie  in  b  (Str.  24)  Ortnit  seinen  Helden  Silber  und  Gold  ver- 
spricht, und  wenn  er  in  a  (Str.  45)  trotzdem  verlangt,  daß  alle  15.000 
Ritter  wohlgerüstet  kommen,  so  geschieht  dies  nicht,  weil  er  seinen 
Schatz  schonen  und  sich  der  Ausrüstung  entziehen  will,  sondern  weil 


DIE  ENT WICKELUNG  DER  ORTNITDICHTÜNQ  ü.  DER  0RTNIT8AQE.        197 

er  keinen  mitfllhren  will,  'er  b!  euch  ein  edel  ritter  oder  rittera  gendz' 
(45y  3)  und  weil  er  sich  einen  Ritter  ohne  Stnrmgewand^  einen  Ritter, 
dem  anch  nur  'ein  vinger  blöz\  nicht  vorstellen  kann.  Der  Dichter  b 
dagegen  sah  in  dem  Ausrüsten  der  Mannschaften  ein  den  Führern 
zugemuthetes  Opfer,  von  dem  er  sie  befreite.  In  seinem  Texte  h5ren 
wir  nichts  von  Ortnits  Forderung;  das  bloße  Versprechen  der  15.000 
Mann  macht  ihn  überglücklich.  In  die  Ausrüstung  muß  sich  mit  ihm 
der  reiche  Zacharis  theilen,  hinter  dessen  Freigebigkeit  der  König  nicht 
zurückstehen  will.  Hat  er  schon  Str.  24  außer  Silber  und  Qold 

*lant  unde  bürge  dar  zuo  liute  unt  guot' 
versprochen,  hat  er  Str.  29  Yljas  sein  Königreich  zu  mehren  verheißen, 
80  überbietet  er  Zaohads,  der  20.000  Mann  auszustatten  sich  anheischig 
gemacht  hat,  indem  er  Str.  50  selbst  100.000  den  Sold  zahlen  wilL 
Steht  ihm  doch  der  gewiß  uralte  goldgefüllte  Thurm  zur  Verfügung, 
zu  dem  sich  schon  in  dem  ältesten  Text  die  Theiinehmer  an  der  Fahrt 
herangedrängt  haben  werden  'durch  gäbe  und  euch  durch  guot.'  Bei 
dem  Dichter,  der  die  Helden  nach  der  Verhandlung  fortreiten  ließ, 
obwohl  er  sie  nicht  hatte  rufen  lassen,  ist  auch  die  Unklarheit  nicht 
befremdlich,  daß  er  Str.  50  ff.,  wo  er  nur  die  Vos  unde  ringe'  Schilde 
und  ntters  dach""  neu  einführte,  so  gut  wie  seine  Vorgänger  an  eine 
Ausstattung  der  versprochenen  Helden  dachte,  ohne  zu  überlegen,  daß 
diese  ja  noch  sorglos  in  Riuzen,  Tuscän  und  Troyen  weilen.  Die  Worte 
Str.  51,  1.  2: 

Si  wären  alle  willic  dem  liehen  künege  h^r. 

des  gesach  ir  sumelicher  Lamparten  nimmer  m@r, 
hätten  ebenso  in  dem  ältesten  Texte  stehen  können,   wo  noch  die  72 
mit  ihren  Mannen  den  König  umgaben. 


Sehen  wir  zu,  wie  weit  sich  die  contaminirende  Thätigkeit  unseres 
Dichters  im  Einzelnen  nachweisen  läßt  Der  Dichter,  der  Str.  14  schloß  : 

waz  wil  du  mSr  ze  fragen?  si  wirt  nimmer  din, 
mußte  vernünftiger  Weise  mit  diesen  Worten  auch  Yljas  seine  Rede 
schließen  lassen.  Denn  widersinnig  ist  es  zu  erklären :  ^si  wirt  nimmer 
din'  und  in  demselben  Äthem  die  Schönheit  der  Unerreichbaren  in 
grellen  Farben  zu  schildern  und  das  Verlangen  nach  ihr  bei  dem 
Könige  zu  erregen.  Der  Preis  ihrer  Schönheit  gehört  vor  14,  4  und 
würde  sich  passend  an  Str.  11,  3  anschließen;  dort  folgt  die  Bemer- 
kung: der  gebat  nie  man,  erbiete  daz  houbet  stn  verlorn,  die  wieder 
Str.  14  vorgreift.  Auf  Str.  18  folgt  statt  der  Erklärung,  zur  Fahrt 
bereit  zu  sein,    die  auf  Ortnits   energische  Worte  einzig  folgen  kann, 


198  FBIEDBICH  NEUICANN 

die  Wiederholung  der  schon  Str.  14  gegebenen  Mittheilung,  daß  die 
Liebesboten  bei  Machorel  ihr  Leben  einzubüßen  pflegen.  Auch  die 
Worte  19,  4: 

*daz  ich  ir  ie  ged&hte,  daz  wil  ich  gote  klagen' 
sind  nur  eine  Wiederholung  von  17,  1.  2: 

'nu  si  ez  gote  gekleit, 

daz  ich  dir  disiu  msere  hiute  h&n  geseit/ 
Text  a:  [Ich  weiß  eine  schöne  Maid].  Str.  15.  12,  3.  4.  [Ihr  Vater 
heißt  Machorel].  14.  16--18.  23.  30-35.  45—49.  Text  b:  11,  3—12,  2. 
13.  19—22.  24—29.  36-43.  50—53.  (Str.  53  15.000.) 

Daß  erst  der  Dichter  b  den  Heiden  Zacharts  einftlhrte,  beweist 
der  Schluß  der  ersten  Aventiure,  der  zugleich  lehrt,  daß  erst  der 
Dichter  b  auf  den  Einfall  kam,  die  Helden  nach  der  Berathung  heim- 
reiten  zu  lassen.  Wäre  der  Schluß  die  freie  Erfindung  äines  Dichters, 
so  wäre  die  Existenz  der  Str.  59,  3.  4  unbegreiflich.  Es  ist  beschlossen 
worden  das  Frühjahr  abzuwarten.  Ortnit  läßt  sich  noch  von  seinen 
Helden  geloben,  daß  sie  Uin  nicht  im  Stich  lassen  werden  Str.  59,  1.  2: 

Diu  triuwe  wart  geleistet,  si  lobten  im  alsd 

daz  siz  vil  gerne  testen,  des  wart  der  künic  fr6. 
So  ist  denn  Alles  geregelt. 

dem  künege  wart  der  winder  und  die  kurzen  tage  lanc 

dfi.  von  daz  in  diu  miime  und  der  meide  schoene  twanc. 
Eine  deutliche  Schlußstrophe  I  Daß  sie  dem  Dichter  b  als  Schlußstrophe 
vorlag,  beweisen  V.  2.  3  seiner  Schluß strophe  69.  Wir  erwarten:  Da 
nun  der  Mai  erschienen  war  ...  und  lesen  statt  dessen: 

Si  wären  frö  der  vldge  swes  er  si  wolde  biten. 

urloup  si  dö  nämen,  von  Garte  si  dd  riten. 
Man  sieht,  an  Str.  54 — 59  aus  a  sind  von  unserem  contaminirenden 
Dichter  die  Schlußstrophen  von  b  rein  äußerlich  angefUgt,  ohne  daß 
er  es  sich  diesmal  irgend  hätte  angelegen  sein  lassen  zwischen  beiden 
Texten  zu  vermitteln.  Wenn  Ortnit  hier  gar  nicht  von  Zacharfs  lassen 
kann  (61,  2),  wenn  er  ihm  überschwenglich  für  seine  Hilfe  dankt  und 
sich  des  genaueren  erkundigt,  wo  er  die  verheißenen  Schifie  finden 
wird,  so  erkennen  wir  hier  das  Streben  des  Dichters  b,  seinem  Lieb- 
ling, der  ihm  erst  sein  Dasein  verdankt,  auch  die  gehörige  Geltung 
zu  geben. 

Wenn  Str.  88,  4  schließt:  'des  rttens  in  verdröz',  so  machen  wir 
uns  darauf  gefaßt,  daß  Ortnit  absteigen  wird.  Doch  erst  Str.  91,  3 
lesen  wir:  *do  erbeizte  er  von  dem  rosse'.  Übergehen  wir  Str.  89  bis 
91,  2,    so  ergibt  sich  ein  tadelloser  Zusammenhang.   Der  Anweisung 


DIE  ENTWICKELÜNG  DER  ORTNITDICHTUNG  U.  DER  0RTNIT8AGE.       199 

seiner  Matter  gemäß  reitet  Ortnit  *ze  tal  die  steinwaDt^,  den  Ring 
gegen  die  Sonne  haltend,  er  kommt  auf  eine  Aue^  auf  der  Blumen 
imd  Klee  sprießen.  Süßer  Vogelsang  schallt  ihm  entgegen.  Da  er  müde 
ist,  steigt  er  hier  ab  und  zieht  sein  Pferd  nach  sich. 

Dö  freute  sich  stn  herze,  da  er  die  linden  vant. 

In  unserem  Texte  reitet  Ortnit  getrost  trotz  seiner  Müdigkeit  in 
den  neuen  Tag  hinein.  Denn  reitend  müssen  wir  ihn  uns  Str.  89,  2 
so  gut  wie  87,  3  denken:  er  sieht  den  Ring  Vil  dicke*  an,  um  den  Weg 
nicht  zu  verlieren.  Er  folgt  einem  von  kleinen  Füßen  getretenen  Fuß- 
pfad and  findet  schon  90,  2  —  die  Linde.  (Vgl.  91,  4).  Er  ist  am 
Ziel;  aber  die  Linde  interessirt  ihn  nicht,  'er  sach  die  grüenen  heide*  — 
aber  er  reitet  ja  schon  geraume  Zeit  darauf  umher  (s.  88,  2),  er  hört 
aufs  neue  die  Vöglein  singen  Vil  lüte  wider  strft*  (vgl.  88,  3).  *ich 
waen  ich  rite  rehte.'  Aber  was  ist  hier  noch  zu  wähnen  und  zu  reiten? 
Er  hält  ja  nnter  der  Linde.  Er  zieht  es  denn  auch  vor  abzusteigen 
und  nun  freudig  staunend  den  Baum  zu  betrachten.  Str.  89—91,  2 
können  so  wenig  von  dem  ersten  frei  erfindenden,  wie  von  einem  inter- 
polirenden  Dichter  in  dieser  Weise  hier  eingeschaltet  sein.  Hätte  ein 
Interpolator  noch  den  Fußpfad  und  den  Brunnen  in  den  Text  bringen 
wollen,  80  hätte  er  nur  Str.  89,  3—90,  2  —  natüriich  ohne  die  Linde  — 
zwischen  Str.  88,  2  und  88,  3  einzuschieben  brauchen.  Daß  er  nach 
90,  2  a  angesichts  der  Verse  91,  3.  4  Ortnit  hätte  auf  die  Linde  stoßen 
lassen,  um  dann  noch  vier  Verse  mit  Ungereimtheiten  zu  ftlllen,  ist 
undenkbar.  Str.  87.  88.  91,  3.  4  müssen  wir  einem  der  älteren  Texte 
zuweisen,  die  dazwischen  stehenden  Verse  ordneten  sich  in  dem  an- 
deren folgendermaßen: 
89^  1 :     Diu  sunne  gegen  dem  morgen  durch  diu  wölken  ichein. 

2 :      do  beschouwete  er  vil  dicke  daz  golt  und  den  stein,  (s.  87,  3.) 

90,  3 :      er  sach  die  grüenen  beide  . . . 

(statt  Mer  linden  ast'  natürlich  ^bluomen  unde  den  kl&*  wie  88, 2) 

91,  1.      die  vögele  ...  sungen  vil  lüte  wider  strit  (s.  88,  3) 
2.      *ich  w»n  ich  rite  rehte*  sprach  der  künec  Ortnit. 

89,  3.      d6  vant  er  über  anger  daz  grüene  gras  geweten: 

4.      er  sach  mit  kleinen  füezen  ein  smalez  phat  getreten. 

90,  1.      Dem  selben  phade  er  volgte  under  die  stein want, 

4.      da  er  den  küelen  brunnen  und  euch  die  linden  vant. 

Die  Angabe  'die  naht  het  er  gewachet'  wird  unser  contaminiren- 
der  Dichter  Str.  88,  4  mit  Rücksicht  auf  89, 1  gemacht  haben;  keinem 
seiner  Vorgänger   kann  es  in   den  Sinn   gekommen    sein,    Ortnit   bei 


200  FRIEDRICH  NEUMANN 

Nacht  reiten  za  lassen,  da  der  Ring  ihn  ja  grade  mit  Hilfe  des  Sonnen- 
lichts leitete. 

Str.  93  ff.    handeln  93,  3.  4,   94,  1.   95,  1.    97,  1.    98,  3  von  der 
schönen  Kleidung  des  Kindes,    das  ist  des  Guten  denn  doch  zu  viel. 
Die  Frage  *ouw&  wä  ist  din  muoter?*  Str.  94,  3  wiederholt  sich  wörtlich 
96,  4.  Zweimal  sagt  Ortnit,  daß  er  sich  nicht  getraut  das  Kind  anzu- 
rühren (95,  2.  3  getar  —  tar).  Zweimal  gibt  er  denselben  Grund  dafür 
an  (94^  4.  96,  3).    Zwischen  95,  2  und  95,  3  sehe  ich  die  Fuge,   wo 
die  beiden  älteren  Texte  zusammenstoßen.  Dem  einen  folgte  der  Con- 
taminator  Str.  93—95,  2,    dann  ftlgte  er  sehr  bequem  das  Ende  der 
zweiten  Parallelstelle  an  das  Ende   der  ersten,   worauf  er  sich   durch 
Umstellung  der  Zeilen  bis  zum  Anfang  der  zweiten  hindurcharbeitete: 
Ez  kom  von  einem  steine  (97,  4)  daz  er  ez  ligende  vant  (98,  2) 
in  einem  vingerline,  daz  fuorte  er  an  der  hant.  (98,  1) 
er  stuont  in  manegem  muote  (98,  2),  da  er  in  ligen  sach  (97,  4) 
in  dühte  harte  schoene  daz  kint  und  ouch  sin  dach.  (97,  3) 
Dö  stuont  er  unde  schouwet  den  lip  und  ouch  daz  h&r  (97,  2) 
von  golde  und  ouch  von  siden  was  sin  gewsste  gar.  (97,  1) 
*ouw8  WÄ  ist  din  muoter,  vil  liebez  kindelin?  (96,  4) 
ich  biet  sin  lUtzel  8re,  sit  niemen  httetet  din,  (96^  3) 
Ob  ich  dich  mit  mir  fuorte.  waz  hulf  mich  der  gewalt?  (96,  2) 
du  bist  in  kindes  mäze,  des  vierden  jftres  alt.  (96,  1) 
daz  wolte  got  von  himele^  und  wserest  du  min  suon!  (95,4) 
durch  din  kindes  schoene  tar  ich  dir  niht  getuon.   (95^  3). 
Die  zweite  Erwägung,    die   sich  Ortnit  'in  manegem  «muote^,    in 
seinem  schwankenden  Sinn,  aufdrängt  Str.  98,  3^  schließt  sich  passend 
an  95,  2  wie  an  95^  3  an.  Möglicherweise  sind  vor  98,  3  einige  Zeilen 
ausgefallen,  'in  denen  sich  Ortnit  zum  Fortgehen  anschickte,  da  sie  der 
Contaminator  nach  98,  2  nicht  mehr  verwenden  konnte. 

Daß  Ortnit  über  Alberichs  Faustschlag  den  Verstand  verloren 
hat,  müßten  wir  aus  Str.  102  schließen,  wenn  nicht  durch  zwei  kleine 
Änderungen  Sinn  in  die  Strophe  zu  bringen  wäre.  102,  1  ist  zu  lesen 
'kleine'  statt  *Lamparte*,  102,  4  *friunde*  statt  Vunden'.  V.  2  stellt  sich 
Alberich  Ortnit  als  Freund  vor,  V.  4  empfiehlt  er  ihm  den  kleinen 
Freund.  Alberichs  Worte  verhallen  ungehört.  Ortnits  Worte  Str.  103 
sind  durch  den  Faustschlag  Str.  101  veranlaßt.  Darum  ist  aber  Str.  102 
nicht  interpolirt  oder  aus  anderem  Zusammenhang  hierher  gerathen. 
Ich  sehe  in  der  Bauferei  103  fif.  und  dem,  was  sich  au  dieselbe  schließt, 
eine  jüngere  Zuthat,  die  natürlich  schon  der  Dichter  a  vorgefunden 
haben  kann.  Auf  einer  älteren  Stufe  der  Dichtung  leitete  wohl  Str.  102 


DIE  ENTWICKELÜNG  DER  ORTNITDICHTUNO  U.  DER  ORTNITSAQE.       201 

ein  Qesprftch  ein,  das  Ortnit  jeden  Grund  nahm  Alberioh  nach  dem 
Leben  zn  trachten. 

Str.  109  ist  die  breitere  Aasfilhrung  des  108,  1.  2  Gesäßen, 
Str.  110,  1.  2  entspricht  108,  3.  4.  Zweimal  sagt  Ortnit:  ich  kann  dich 
nicht  gefangen  nehmen,  und  auch  tödten  kann  ich  dich  nicht,  ursprüng- 
lich natürlich  in  zwei  verschiedenen  Texten.  Auch  der  Fußfall  Albe- 
richs und  der  neue  Beginn  seiner  Rede  kommt  Str.  111  sehr  unerwaHet, 
nachdem  er  schon  Str.  110,  4  in  ganz  anderer  Tonart  zu  sprechen 
begonnen  hat.  Str.  110,  4  und  111  sind  der  Anfang  von  Alberichs 
Erwiderung  in  den  älteren  Texten. 

,111 — 117^,  sagt  Amelung;  „sind  schwerlich  in  der  richtigen 
Reihenfolge  überliefert:  es  ist  erst  von  der  Brünne  die  Rede,  dann 
Fom  Schwert,  dann  von  der  Brünne,  dann  wieder  vom  Schwert.  Daß 
die  Folge  der  Strophen  verwirrt  sei^  wird  um  so  wahrscheinlicher,  als 
d  und  K  jede  wieder  eine  andere  Reihe  geben^.  In  diesen  Abwei- 
chungen sehe  ich  nur  den  Beweis  dafUr,  daß  die  Schreiber  von  d  und  E 
die  Verwirrung  bemerkten,  die  herauszufinden  geringe  Aufmerksamkeit 
nöthig  war,  und  abzuhelfen  suchten.  Daß  der  Versuch  mißglückte, 
ist  nicht  zu  verwundern;  denn  auch  Amelungs  Vorschlag  111.  113. 
114.  112.  116.  115.  117  zu  ordnen,  hat  sein  Bedenkliches,  da  doch 
Str.  115  eher  gedichtet  zu  sein  scheint,  um  auf  113  f.  als  um  auf 
116  zu  folgen.  Vgl.  113,  3  und  115,  1.  Auch  hier  heißt  es:  die  vor- 
geschlagene Ordnung  ^gäbe  einen  leidlichen  Zusammenhang,  wäre  aber 
allzu  künstlich'.  Zwischen  Str.  112  und  116  wird  unser  Contaminator 
Str.  113 — 115  aus  dem  anderen  Texte  eingeschaltet  haben. 

Das  unausstehliche  Hin-  und  Hergerede  Str.  124  ff.  ist  wieder 
dorch  Contamination  zu  erklären.  Das  ist  ein  beständiges  'lä  mich' 
(125,  4)  *lft  mich'  (127,  3)  1ä  mich*  (128,  1)  'Nu  la  mich*  (130,  1)  mit 
den  entsprechenden  Antworten  Ortnits.  Ich  verbinde:  Str.  127,  3.  4. 
130  als  zu  a,  Str.  125,  3—127,  2.  128.  129  als  zu  b  gehörig.  (Vgl. 
126,  1.  2  und  127,  4.)  Str.  127,  3a  und  130,  la  sind  vielleicht  absicht- 
lich vertauscht. 

Die  Frage:  *was  mac  diu  bete  stn?'  muß  Ortnit  133,  1  wieder- 
holen. Denn  auf  das  Wt  zühten  sprach  der  kleine'  132,  4  a  (=  133,  2  a) 
folgt  eine  nichtssagende  Antwort.  Str.  133  wird  in  b  Str.  132,  3.  4  in  a 
entsprochen  haben.  132,  4  b  hat  der  Contaminator  eingesetzt  für  das 
ursprüngliche:  *gip  mir  dtn  vingerlin'  =  133,  4  b.  Bittet  Alberich  zwei- 
mal um  den  Bing,  so  antwortet  Ortnit  dreimal  (134,  2.  4.  136,  4)  mit 
denselben  Worten :  *ich  gsebe  dirz  vil  gerne.'  Was  a  Str.  134,  1.  2  kurz 
sagt,   führte  b   134,  3 — 137,  2  breit   aus.    Springt   die  Contamination 


202  FRIEDRICH  NEÜMANN 

Str.  132 — 137  auch  nicht  so  in  die  Augen  wie  an  anderen  Stellen, 
würde  man  in  einem  anderen  Texte  die  Strophen  sogar  ohne  Bedenken 
hinnehmen,  so  scheint  mir  doch  in  unserem  an  Contaminationen  so 
reichen  Text  auch  an  derartigen  Stellen  die  Erklärung  der  Uneben- 
heiten durch  Contamination  die  natürlichste. 

Den  albernen  Einwurf  des  Zwerges  Str.  138,  1.  2  hat  Ortnit  im 
folgenden  würdig  zurückgewiesen.  Wie  ist  es  möglich,  daß  ein  frei 
erfindender  Dichter  denselben  Einwurf  139,  3.  4  noch  einmal  vor- 
gebracht hätte,  ohne  eine  Erwiderung  folgen  zu  lassen?  In  a  folgte 
auf  134, 1.  2  unmittelbar  139,  3.  4.  1.  2.  Die  Worte:  'D!n  muoter  slüege 
dich*  griff  der  Dichter  b  auf,  um  (137,  3  — 138,  4)  mit  Gerten  dazwischen 
zu  fahren.  Vgl.  139,  4  und  137,  2.  Auch  hier  hat  der  Contaminator 
an  den  Schluß  in  b  (138,  3.  4)  den  Schluß  in  a  (139,  1.  2)  angefügt, 
um  den  Anfang  aus  a  (139,  3.  4)  nachzutragen,  der  nun  natürlich  in 
der  Luft  schwebt. 

Str.  155,4  verlangt  Alberich: 

gip  mir  des  dtn  triuwe,  daz  du  mir  iht  entuost. 

156  antwortet  ihm  Ortnit: 

ich  wil  dirs  mtn  triuwe  geben, 
daz  ich  dich  niht  erzürne  al  die  wil  wir  leben. 

157  aber  hebt  Alberich  noch  einmal  an: 

ez  muoz  nu  gelobet  sin. 
ich  warte  üf  dine  triuwe. 
Dazu  vergleiche  man  die  Worte:  *du  mäht  reden  also  lange  daz  ichs 
niht  hoBren   wir  156,  4  mit  den  freilich  weniger  höflichen,   aber  doch 
dasselbe   besagenden  Worten  157,  4  *ich   enruoch   waz   du  geklaffest/ 

Str.  162,  3  scheint  Amelung  auf  Alberich  zu  beziehen.  Aber  wes- 
halb soll  Alberich  erröthen?  Daß  ihm  die  bleiche  Furcht  fern  ist,  be- 
weist 163,  1.  Ist  dem  Kleinen  nach  162,  1  Angst  geworden,  so  gibt 
ihm  Ortnits  Verhalten  162,  3.  4  wieder  Muth.  Amelungs  Conjectur: 
*in  sage  niht  m^re'  scheint  mir  163,  1  gegenüber  unmöglich. 

Str.  165  f.  sind  höchst  wunderlich.  165,  1  weist  Ortnit  Alberichs 
Enthüllung  als  Lüge  zurück,  darauf  fährt  er  ihn  'üz  zomes  munde*  an : 
*und  bin  ab  ichz  dtn  suon?'  Alberich  wiederholt  seine  Aussage:  Mu 
bist  min  kindelin*,  (s.  164,  4)  und  Ortnit  will  seine  Mütter  verbrennen. 
Wodurch  ist  es  motivirt,  daß  er  ihm  jetzt  plötzlich  glaubt?  Dazu 
kommt,  daß  165, 2.  3  ohne  Verbindung  sind.  Ich  vermuthe,  daß  Ortnit, 
während  er  in  b  zum  Schwerte  grifT  (162, 1),  sich  in  a  nach  Alberichs 
Erklärung:  'si  het  zw&ne  man'  damit  begnügte,  ihn  ^üz  zomes  munde* 
165,  4  anzufahren : 


DIE  ENTWICKELUNG  DER  ORTNITDICHTÜNa  ü.  DER  OETNITSAaE.       203 

du  b&st  iezuo  gelogen. 
br»che  ich  niht  mtn  triuwe  und  wser  niht  ungezogen^ 
80  tödtete  ich  dich. 

min  herze  ist  ungeAlege  und  tar  doch  niht  getuon. 
Als  sich  dann  Alberich  selbst  als  seinen  Vater  bezeichnete^  glaubte  er 
ihm  in  beiden  Texten  und  wollte  seine  Mutter  verbrennen.  So  wäre 
auf  162 — 164  in  b  sofort  die  Drohung  gefolgt:  ich  werde  meine  Mutter 
verbrennen.  Zwischen  165,  1—3  und  166  in  a  wäre  eine  Lücke  anzu- 
nehmen, in  der  wohl  Ortnit  fragte,  wer  denn  sein  Vater  sei,  eine  Frage, 
die  der  Contaminator  nach  164^  4  nicht  beibehalten  wollte.  Er  half 
sich,  indem  er  die  nach  165^  2  vermißte  Zeile  opferte  und  dafür  mit 
den  eigenen  Worten  165,  4  kurz  entschlossen  zu  166  überleitete. 

Str.  190  reitet  Ortnit  auf  Abenteuer  vor  im  in  den  walt*  auf 
demselben  Wege,  auf  dem  er  gekommen  war.  Betrübt,  daß  er  *niht 
ze  striten'  findet,  tröstet  er  sich: 

mit  mir  enstrttet  niemen,  ez  muoz  vor  der  bürge  geschehen. 
Statt  aber  vor  die  Burg  zu  reiten,  zu  der  ihn  der  eingeschlagene  Weg 
fährt ^   irrt  er  noch  einmal  bis  an  den  dritten  Tag  im  Walde  umher^ 
um  sich  schließlich  192,  4  wieder  wie  191,  2  zu  betrüben,  daß  er  'niht 
se  vehten  h&C  Str.  191  ist  wohl  auB  a,  192  aus  b. 

Str.  201,  3  fragt  der  Burggraf  Ortnit:  *hgr,    wer  müget  ir  stn? 
Darauf  antwortet  Ortnit  202  mit  verstellter  Stimme  und  'ungefüegem 
döz',  doch  was  er  sagt,  erfahren  wir  nicht.  202,  3  muß  der  Burggraf 
seine  Frage  wiederholen,  und  jetzt  gibt  sich  Ortnit  ohne  weiteres  zu 
erkennen.  Warum  hat  er  erst  seine  Stimme  verstellt? 

Str.  202,  3—203  werden  aus  a  sein.  Der  Dichter  b  gab  dem 
Heiden  die  'gröze',  die  ungefüge  grobe  Rede.  An  201,  3 — 202,  2  wird 
sich  in  b  gleich  eine  203,  4  entsprechende  Aussage  angeknüpft  haben. 

Str.  208  f.  klagt  Ortnit  schmerzlich  den  Burggrafen  verwundet 
zu  haben.  209,  4  fragt  er  nach  seiner  Mutter,  210  wird  er  zu  ihr  ge- 
führt, aber  während  sie  vor  Freude  weint,  geht  er,  ohne  ein  Wort  mit 
ihr  gewechselt  zu  haben,  wieder  *über  den  wunden*  und  jammert  mit 
denselben  Worten  wie  208  £ : 
211,2:  OUW&  daz  ich  dir  hiute  gesluoc  deheinen  slac! 

daz  müeze  got  erbarmen. 
208,  4:  nu  müeze  ez  got  erbarmen,  daz  ich  in  hiute  sluoc. 
211,  3:  du  solt  mirz  vergeben. 
209,2:  nu  vergebt  mir  diso  untugende. 

Dann  fragt  plötzlich  die  Mutter  wieder  —  wie  kommt  der  Burggraf,  der 
Verhouwen*  vor  Ortnit  liegt,  in  das  Prauengemach,  wohin  Ortnit  sich 


201  FRIEDRICH  NEUMANN 

hat  führen  lassen?  —  ohne  Rttcksicht  auf  Ortnits  Klage:  'Nu  sage  mir, 
wer  gap  dir  daz  gewant?* 

Str.  208,  3 — 209,  2  und  211   entsprechen   sich  in  a  und  b.    Das- 
selbe  gilt  von  Str.  212  und  213.    Wenn  Ortnit  einmal  die  Frage  be- 
antwortet hat,  woher  er  sein  Gewand  hat  (212),  so  braucht  die  Mutter 
nicht  mehr  zu  fragen:  'w&  nseme  du  daz  dach? 
Das  eine  Mal  antwortet  er: 

ich  reit  als  du  mich  hieze  neben  der  steinwant. 

d&  hän  ich  din  genozzen,  daz  ich  dir  vil  wsege  bin. 
Das  andere  Mal  heißt  es: 

dö  sagte  er  ir  von  erste  allez  daz  im  dort  geschach. 
Zwischen   den   entsprechenden  Stellen   lesen   wir,    als  wollte  uns  der 
Contaminator   das  Mechanische    seines  Verfahrens   recht   deutlich  vor 
Augen  fahren,  die  Worte  212,  4:  Ortnides  Äventiure  ist  aber  einiu  hin. 
Str.  217,  2  hat  Ortnit  die  Meerfahrt  hinter  sich: 

an  dem  zwölften  morgen  d6  kom  er  über  mer. 
Dem   entsprechend  ruft  der  Marner   218:    ich  sehe  Suders;    wir  sind 
dem  Ziele  nahe.  Da  erklärt  nun  Str.  219  der  Marner  'der  der  scheffe 
phlac': 

der  wint  sieht  uns  ze  verre:  st  kom  wir  nimmer  wider. 
Hat  der  erste  gesagt:  man  sol  also  fliezen  daz  man  an  angest  si,  so 
sagt  der  zweite:  w»n  ich  iu  niht  guotes  nu  geraten  mac.  Zwischen 
den  widersprechenden  Äußerungen  Str.  218  und  219  muß  man  sich 
also  geraume  Zeit  verstrichen  denken,  in  der  ein  Sturm  die  Schiffe  in 
das  offene  Meer  zurückgeschleudert  hat.  Der  Dichter  hätte  hier  einen 
kühnen  Sprung  gemacht,  wie  wir  ihn  bei  ihm  nicht  gewohnt  sind. 
Um  so  auffallender  ist  der  Sprung,  als  er  zwecklos  ist  Denn  schon 
221  heißt  es  wieder: 

Nu  si  wir  rehte  geflozzen  ze  Suders  g8n  der  habe. 
Der  Dichter  macht  219,  4  einen  zweiten  Sprung.  Er  überläßt  es  dem 
Leser  sich  auszumalen,  wie  man  energisch  gegen  den  Sturm  und  die 
Strömung  arbeitet.  Daß  der  Wind,  der  in  Str.  219  weht,  mindestens 
verdächtig  ist,  wird  man  zugeben.  Str.  221  räth  der  Marner  von  der 
Landung  ab,  da  er  ^manio  roupgaltn'  in  dem  feindlichen  Hafen  be- 
merkt. Da  erklärt  Ortnit  Str.  222:  mir  ist  niht  künde  woL 

swie  gerne  ich  fürbaz  füere,  ich  weiz  nibt  war  ich  soL 
Glücklich  an  dem  ersehnten  Ziele  angelangt,  sagt  er  'ich  solte  wider 
kSren,  waz  hilfet  mich  min  vart?*  Ortnit  hat  12  Schiffe  (Str.  42)  und 
30.000  Streiter,  und  er  verzagt  bei  der  Wahrnehmung,  daß  der  Feind 
auch  Schiffe  hat?  Darauf  mußte  er  doch  gefaßt  sein.  Kann  er  aber 
die  Landung   nicht   wagen,    so  ist  doch    nicht    zweifelhaft,    wohin  er 


DIE  ENTWICKELUNO  DER  ORTNITDICHTUNG  ü.  DER  0RTNIT8AGE.        205 

fahren  muß.    Er  braucht  nur  an  der  Küste  entlang  zu  fahren,  bis  er 
einen  günstigeren  Landungsplatz  findet. 

Die  Worte  'Du  mäht  dich   selbe   troesten*  223,  4  klingen  so  ab- 
gerissen, wie  wir  sie  lesen,  recht  befremdlich.  Der  ursprüngliche  Zu- 
sammenhang ist  klar: 
Str.  234,  3:    der  mir  dk  helfen  solde  von  den  sorgen  min, 

der  ist  mir  ze  verre, 
darauf  Yljas: 

Du  mäht  dich  selbe  troesten.  du  h&st  doch  alle  die, 

die  dir  d&  helfen  solden,  die  b&st  euch  bt  dir  hie. 
Dieser  Zusammenhang  wird  durch  eine  Strophe  zerrissen,  die  in  V.  3.  4 
noch  einmal  sagt,  was  mit  andern  Worten  222,  3.  4  gesagt  war. 

Wie  man  Str.  231  in  der  jetzigen  Verbindung  verstehen  will, 
weiß  ich  nicht.  Yljas  hört  Ortnit  mit  Alberich  sprechen  und  fragt: 
mit  wem  hästu  gerünet? 

Du  mäht  da  von  Verliesen  lihte  dinen  lip. 
Aber  wovon  denn  nur?  von  dem  *rünen  ? 

wäfen  s!  gerüefet  über  daz  selbe  wip! 
Woher  denn   plötzlich  diese  Verzweiflung?   Wie  vertragen  sich  diese 
kleinmüthigen  Worte  mit  der  stolzen  Rede  desselben  Yljas  225?  Was 
soll  hier  überhaupt  Maz  selbe  wip'? 

Text  a  ließ  Ortnit  ohne  Schwierigkeiten  sein  Ziel  erreichen.  Erst 
als  die  40  feindlichen  Schiffe  heransegelten,  wünschte  sich  Ortnit 
Alberichs  Hilfe.  Der  jüngere  Dichter  b  ließ,  wie  in  dem  Abschnitt 
Str.  353  ff.,  wo  der  Riuze  wie  222  Ortnit  erklärt: 

ich  weiz  niht  war  ich  sol. 

in  walhischen  riehen  biet  ich  die  künde  wol, 

daz  ich  die  liute  ftiorte  die  rehten  str&ze  hin. 

si  riten  nach  mir  irre:  ich  enweiz  selb  wä  ich  bin, 
und  wo  Alberich   die  Führung  übernimmt,    an  dieser  Stelle  ebenfalls 
eine  Irrfahrt  eintreten,  bei  der  Alberich  die  Führung  hatte.  Was  dem 
Erscheinen  Alberichs  in  beiden  Texten  voranging,  hat  unser  Dichter 
contaminirt :  glückliche  Meerfahrt  und  Irrfahrt. 

Die  Drohung  Str.  220:  'und  seist  du  mir  niht  rehte,  ez  g^t  dir 
an  daz  leben\  läßt  auf  eine  Situation  schließen,  wo  Ortnit  eine  un- 
günstige Antwort  erwartete.  Ich  vermuthe  daher,  in  b  ging  Str.  220 
Str.  219  voran.  ^Ist  dir  bekannt,  ob  wir  auf  dem  rechten  Wege  sind? 
Bei  deinem  Leben  sage  die  Wahrheit!**  ^Ich  kann  keinen  guten  Be- 
scheid geben;  der  Wind  'sieht  uns  ze  verre\  Es  folgten  Str.  222  bis 


206  FRIEDRICH  NEUMANN 

223,  3.  223,  4  etwa:  *Ouwg  uns  diser  verte,  sprach  von  Riuzen  Yljas, 
nnd  dann  gleich  weiter: 

Du  mäht  da  von  Verliesen  Ithte  dtnen  lip  u.  s.  w.  231,  1 — 3. 
Alberich  erscheint.  Er  wird  die  Beruhigung  gegeben  haben,  der  feind- 
lichen Hauptstadt  ^der  si  wir  nähen  bt,  daz  man  sol  also  fliezen,  daz 
man  ftn  angest  si  (218),    dann    wird    der  Marner    oder  Alberich   ^des 
beiden  houbetstat'  (217,  4)  gesehen  und  gerufen  haben  Str.  221,  1.  2: 
Nu  si  wir  reht  geflozzen. 
ich  wil  dir  widerraten  daz  du  iht  sitzest  abe. 
In  a  wird  der  Marner  verkündet  haben: 

ich  hftn  ze  Surfe  daz  wtte  laut  gesehen.  (218,  2) 
euch  wsßne  wir  ze  nähen  der  stat  geflozzen  sin: 
ze  Suders  in  der  veste  ist  manic  roupgalin.  (221,  3.  4) 
(ouch  =  doch,   dennoch,    s.  Amelung  zu  Str.  69,  3.    Nach  221,  2  ist 
dieses  ^ouch*  sinnlos,    da  man    eine  Begründung   des   vorhergehenden 
Satzes  erwartet.)  Darauf  werden  die  Schiffe  der  Feinde  herangesegelt 
sein  (s.  Str.  235  f.  250)  und  nun  jammerte  Ortnit  Str.  224,  2—4:  'Nu 
müeze  ez  got  erbarmen'  u.  s.  w.  (Vgl.  222,  3.  4),  worauf 
mit  zomeclichem  muote  sprach  von  Riuzen  'S'ljas: 
du  mäht  dich  selbe  troesten  (223,  4)  du  hast  doch  alle  die, 
die  dir  dft  helfen  solden,  die  hast  ouch  bi  dir  hie. 
Str.  225.    Aber  Ortnit  jammert  weiter  Str.  226,  da  erblickt  er  Alberich. 
Da  der  Contaminator  in  dem    eben   besprochenen  Abschnitt  be- 
sonders rücksichtslos  mit  den  Strophen  seiner  Vorlagen  umgesprungen 
ist,    so  bereitet   die  Vertheilung   der  Strophen   auf  die   verschiedenen 
Texte    hier   ganz    besondere  Schwierigkeiten.    Uns   kann  es  genügen, 
wenn  die  Contamination  auch  hier  erwiesen  ist.  Auch  in  den  folgenden 
Strophen  ist  die  Verwirrung  groß.  Die  Worte  231,  4  *ich  wil  dir  guotiu 
msere  sagen',  greifen  232  ungeschickt  vor,  wo  Alberich  Ortnit  erst  ver- 
anlaßt Yljas  in   das  Geheimniß   zu  ziehen.    So  heißt  es   denn   auch 
Str.  233,  2  von  neuem:  Vil  du  mirs  immer  danken,  ich  sage  dir  guotiu 
mser.'    Auf  die  Aufforderung  heranzutreten  233,  3.  4  geht  Yljas   erst 
234,  4  ein,  um  vorher  noch  einmal  unnütz  seine  Frage  zu  wiederholen: 
wer  ist  mit  dir  da?*  234,  1.    Auf  Str.  230   kann    unmittelbar   232  f. 
gefolgt  sein.  Str.  234,  1.  2  entsprach  230,  4  in  dem  zweiten  Text.  Mit 
den  Schlußworten  der  Antwort  Ortnits :  *ich  wil  dir  guotiu  msere  sagen' 
füllte  der  Contaminator  die  aus  ihrem  Zusammenhang  gerissene  Str.  231. 
An  diese  Worte   oder  an  Str.  233  schloß   sich  234,  3.  4.    Die  unver- 
ständlichen Worte:    nu  gebt  iu  selben  rät!    235,  1  zeigen,    daß   auch 
Str.  235 — 236,  2  aus  ihrem  Zusammenhang  gerissen  sind.  Die  Strophen 


DDE  ENTWICKELUNG  DER  ORTNIT  DICHTUNG  U.  DER  0RTNIT8AGE.       207 

gehören  einem  anderen  Texte  ao,  als  249  f.,  wo  zum  zweiten  Mal  das 
Nahen  der  feindliehen  Schiffe  gemeldet  wird.  Die  Frage  250,  4  ent- 
Bpricht  wieder  Str.  252, 1.  2,  die  Antwort  251, 1.  2  der  Antwort  253, 3  ff. 
Weiß  der  barkensere  schon,  daß  er  mit  Kaufleuten  zu  thun  hat,  so  ist 
die  Frage  252,  1.  2  thöricht. 

Der  Dichter  b  war  seinem  Vorgänger  bis  zu  dem  Aufbruch  au0 
Garte  im  Wesentlichen  gefolgt,  schon  die  Seefahrt  und  die  Landung 
schilderte  er  völlig  selbst&ndig,  ebenso  die  folgenden  Kämpfe.  E[ier 
wichen  die  Darstellungen  so  vollständig  von  einander  ab,  daß  es 
unserem  Contaminator  beim  besten  Willen  unmöglich  war  entsprechende 
Stellen  durcheinanderzuwerfen.  So  begegnen  wir  im  Folgenden  keinen 
Spuren  der  bisher  beobachteten  Contamination,  dafür  hält  sich  unser 
Dichter  schadlos,  indem  er  beide  Darstellungen,  wie  schon  gezeigt, 
in  der  Weise  vereinte,  daß  er  erst  Suders,  dann  Muntablre  erobern 
ließ.  Erst  am  Schluß  der  ganzen  Dichtung  war  es  ihm  noch  einmal 
vergönnt  seine  elende  Mosaikarbeit  fortzusetzen.  In  der  6.  Aventiure 
finde  ich  nur  eine  verdächtige  Stelle.  Die  Worte  *wil  du  mirz  immer 
danken^  487,  4  wiederholen  sich  488,  3  und  489,  1  ist  nach  488,  4 
mindestens  überflüssig.  Str.  488  könnte  aus  dem  zweiten  Text  zwischen 
487  und  489  eingeschoben  sein,  während  auf  487,  4  folgte: 

Davon  dem  Lamparte  der  Itp  wirt  benomen. 
Anders  steht  die  Sache  in  der  7.  Aventiure.  Str.  524,  3.  4.  525,  1 
klagt  Ortnit: 

ob  mir  nu  misselinget,  verliuse  ich  mtnen  lip, 

owl  wem  läze  ich  danne  daz  eilende  wtp, 

diu  vater  unde  muoter  durch  mich  hat  verkom? 
Man  vergleiche  die  Klage  der  Königin  529: 

künic  unde  h&rre,  wem  wilt  du  mich  nu  l&n? 

nu  h&n  ich  gel&zen 

vater  unde  muoter  durch  den  willen  dtn 

und  alle  mtne  mäge. 
Die    'mfige'  wurden  freilich  Str.  525  nicht  erwähnt,   dafür  lesen  wir 
Str-  530,  3.  4: 

alle  mine  mfige  liez  ich  h&r  durch  dich. 

richer  künic  edele,  wem  wil  du  läzen  mich? 
Sagt  er  Str.  525,2: 

ich  weiz  wol,  stirbe  ich  eine,  s6  st  wir  beide  vlom, 
so  klagt  sie  Str.  530,2: 

vlius  icb  dich  alters  einen,  sd  hftn  ich  niemen  m@r. 
Auf  Str.  527,  1.  2  mit  gleichen  Endreimen  wie  524,  1.  2  folgt  die  An- 
gabe^   daß  Murchbrast  ir  herze',    daß    sie   mit  Thränenströmen   seine 


208  FRIEDRICH  NBUMANK 

Brust  begoß,  ihn  ans  Herz  drflckie  and  tausendmal  kfißte.  541,  2  hört 
er  ihr  Herz  krachen,  *dazz  in  ir  Itbe  brach.'  Str.  543  umarmt  sie  ihn 
aufs  neue  und  beide  weinen  so  bitterlich,  daß  ^daz  wazzer  über  ir 
brüste  flöz^  Sagt  er  Str.  533,  1 

Von  dines  vater  listen  kom  der  wurm  in  ditze  laut, 
IM  wiederholt  er  sich  Str.  537,  1: 

Daz  sint  die  edeln  steine  die  mir  dtn  vater  h&t  gesant. 
Beginnt  er  Str.  532,  4  seine  Rede  mit  den  Worten :  *ich  wil  den  wann 
bestUn',  so  schließt  er  Str.  537  ^ich  muoz  die  würme  sehen/  (Vgl.  auch 
Str.  534,  2.  3  mit  537,  2.  3.)  Hat  die  Königin  schon  535,  4.  536,  1.  2 
gesagt: 

jft  fdrhte  ich  sdre,  du  habest  den  llp  verlorn, 

Sit  daz  der  wurm  sd  übele  und  sd  unsselic  ist, 

daz  von  siner  erge  niemen  nu  genist, 
so  braucht  sie  nicht  541,  4  zu  wiederholen:  ^dir  kumt  diu  reise  übele', 
542,  2:  *du  wilt  ze  sSre  nl^ch  dinem  tdde  streben.'    Der  Gedanke  der 
Str.  541,  1  Nu  müeze  ez  got  erbarmen  daz  ich  dich  ie  gesach,  wieder- 
holt sich  in  weiterer  Ausführung  528,  4: 

w&fen  über  diu  ougen,  d&  mit  ich  dich  hUn  gesehen! 

und  wftfen  über  die  arme,  dfi  mit  ich  umvangen  h&n 

dich  künec  unde  harre. 
So  sollte  sich  derselbe  Dichter  wiederholt  haben?  Der  Contami- 
nator  verräth  sich  auch  hier.  Was  sollen  Str.  535,  1  die  Worte:  Ma 
solt  dich  selbe  troesten'P  Er  will  doch  nicht  gar  sagen:  bei  Gott  brauchst 
du  keinen  Trost  zu  suchen?  (534,  4).  So  gut  wie  die  Worte  ^du  mäht 
dich  selbe  trossten'  223,  4  haben  auch  diese  Worte  einmal  in  gutem 
Zusammenhang  gestanden.  Sie  folgten  aaf  542,  1 : 

Nu  soldest  du  mich  trossten,  so  verweisenst  mir  min  leben, 
die  jetzt  gesprochen  werden,  nachdem  sich  die  Königin  bereits  in  das 
Unvermeidliche  gefügt  hat: 

du  wilt  des  niht  erwinden,  du  wellest  h^rre  dar.  (539,  1), 

ich  muoz  mich  dtn  verwegen.  (539,  3.) 
Mit  Str.  539,  1—3  schloß  einmal  unzweifelhaft  die  Scene.  Wäre 
es  aber  einem  Interpolator,  der  das  Folgende  frei  erfanden  hätte,  zu- 
zutrauen, daß  er  diese  Worte,  die  er  eben  nur  am  Schluß  brauchen 
konnte,  hier  mitten  im  Zusammenhang  hätte  stehen  lassen,  um  dann 
an  seinem  Schluß  ihren  Inhalt  mit  seinen  eigenen  Worten  (544)  zu 
wiederholen? 

Verschiedene  Gruppirungen  der  Strophen  sind  möglich.  Folgende 
Anordnung  scheint  mir  die  beste: 


DIE  ENTWICKELUNG  DER  OJBTNIT DICHTUNG  U,  DER  0RTNIT8AGE.        209 

e:  527,  1.  527,  8—530,  2.  542,  1.  (2).  635— 537,  544. 
b:  524,1.2.  525,3-526,3.  542,3-^3,4.  539,4—641,4.  524,3-- 
525,  2.  530,  3—634,  4.  538—539,  3. 

Natürlich   muß    fbr  Str.  524, 3—526,  2  als   ursprüngliche  Form 
angenommen  werden: 

ob  dir  nu  misselinget,  Terliusest  du  den  lip, 
owd,  wem  wil  du  l&Een  dtn  ellendez  wlp, 
diu  vater  unde  muoter  durch  dich  hat  verkorn. 
ich  weiz  wol|  stirbst  du  eine,  sd  si  wir  beide  vlom. 
mit  der  natürlichen  Fortsetzung 

alle  mlne  m&ge  liez  ich,  hdr,  durch  dich  u.  s.  w. 
Nach  546,  4  erwarten  wir,   daß  angegeben  wird,  was  der  Über- 
bringer des  Ringes  *mere'  bringt.  Dies  folgt  erst  Str.  549.  Str.  649  ist 
mit  548  unvereinbar: 

«wer  dir  die  Rosen  bringe  und  die  liebten  brünne  min, 
der  bringet  euch  vil  Ithte  den  heim  und  euch  daz  swert. 
Aber  das  ist  ja  die  Rose!  547,  !•  2  sind  verstümmelt. 

Swer  des  wurmes  houbet  bringet,  hat  niht  den  wurm  erslagen, 
od  aber  zehowen  die  zungen  —  wofern  er  nicht  die  Zunge 
vorlegen  kann.  Str.  546.  549  einerseits,  647  f.  andererseits  gehören 
zusammeiL  Der  Ortnit  der  Dichtung  a  dachte  noch  nicht  daran,  daß 
Jemand  das  zungenlose  Drachenhaupt  aufweisen  könnte,  ihm  genügten 
Bing,  HehB  xmd  Schwert  als  Beweis. 

Str.  666,  1  steigt  Ortnit  ab,  um  ein  wenig  zu  ruhen.  (566,2: 
do  het  er  euch  vil  gerne  eine  wSle  dft  gelegen.),  Str.  667  wird  er 
von  neuem  müde,  legt  er  sich  *ein  wtle'  Murch  sine  ruowe'  nieder. 
567,  4  schläft  er  bereits  fest  Aber  noch  einmal  wird  er  668  müde, 
des  Wachens  in  verdröz.^  568,  1  wird  an  566,  2  anzuschließen  und 
566,  3 — 567,  4  werden  in  den  anderen  Text  zu  verweisen  sein. 


Alberich  spielt  in  dem  Kampfe  vor  Suders,  in  der  Dichtung  a, 
eine  klägliche  Bolle.  Als  ihn  Str.  296  Ortnit  um  Rath  fragt,  wie  die 
Stadt  gewonnen  werden  könne,  sagt  er  kühl  abweisend: 

ir  seht  wol  daz  diu  porte  offen  stät. 

ich  kan  zuo  iuwerm  strite  geben  deheinen  rät. 
Wenn  er,  nachdem  Yljas  die  Fahne  Ortnits  bereits  auf  dem  Palast  des 
Königs  aufgepflanzt  hat  (305),    während  die  Heiden  in  wilder  Flucht 
vor  Ortnit  herstürzen  (307,  1.  2),  Str.  308  f.  ruft: 

dÄ  weUent  dir  die  beiden  entrinnen,  künio  rieh. 

si  brennent  dir  die  kiele  und  nement  swaz  dar  df  lit, 

eBSMAMU,  ÜMe  Reihe.  XV.  (XXYII.)  Jalirg.  14 


210  FRIEDRICH  NEUMANN 

80  zeigt  er,  daß  er  die  Situation  nicht  übersieht.  Str.  312  ruft  er 
Ortnit  Yljas  zu  Hilfe,  325  zeigt  er  Yljas  1000  Heiden,  die  sich  ver- 
steckt haben,  332  klagt  er  Yljas  bei  Ortnit  an,  weil  er  die  Frauen 
nicht  schont,  336  hilft  er  Ortnit  beim  Taufen,  338  beschwert  er  sich 
wieder  über  Yljas'  Grausamkeit,  343  werden  auf  seinen  Rath  Todte 
tnd  Verwundete  geschieden,  344  stellt  er  die  Zahl  der  Todten  fest. 
Der  Dichter  bemüht  sich  so  den  im  Kampf  überflüssigen  Alberich  nicht 
in  Vergessenheit  gerathen  zu  lassen. 

In  der  Dichtung  b  ist  Alberich  die  Seele  des  Unternehmens. 
Der  Dichter  erfindet  eine  Fülle  launiger  Scenen,  indem  er  sich  Albe- 
richs Fähigkeit,  unsichtbar  aufzutreten,  zu  Nutze  macht.  Unsichtbar 
überbringt  er  dem  Heiden  auf  Muntabüre  die  Kriegserklärung  (264  ff.), 
gibt  er  dem  König,  der  etwas  Schriftliches  wünscht,  den  lautschallen- 
den *^mülslac^  der  den  Heiden  zum  Rasen  bringt  (285),  unsichtbar 
reitet  er  als  Engel  Oottes,  die  Fahne  in  der  Hand,  dem  Heere  Ortnits 
voran  (354  ff.),  wirft  er  die  feindlichen  G-eschütze  in  den  Burggraben 
(368),  verhandelt  er  mit  der  Königin  und  ihrer  Tochter  (389  ff.),  wirft 
er  die  Götzenbilder  zum  Fenster  hinaus  (407),  veranlaßt  er  die  Königs- 
tochter, die  Burg  zu  verlassen,  trägt  er  ein  Götzenbild  in  die  Stadt 
hinein  und  redet  er  im  Namen  des  Götzen  zu  dem  versammelten 
Kriegsvolk.  (440  ff.) 

Sehen  wir  uns  jetzt  den  Landungsbericht  an.  Die  Schiffe  sind 
Suders  nähen  bi',  da  kommen  feindliche  Schiffe  heran.  Auf  Alberichs 
Rath  gibt  sich  Ortnit  als  Kaufmann  aus.  Der  Constabel  gewährt  ihnen 
^friäe  bi  dem  halse  und  bi  der  wide^  der  Stadtrichter  fährt  ihnen  unter 
Posaunenscha]!  entgegen.  Feierlich  werden  sie  4n  den  Hafen  geleitet 
(259,  3).  Die  Aufforderung: 

swenne  ir  wellet,  s6  vart  in  barken  abe 
klingt  befremdlich;  sie  sind  ja  im  Hafen;  wir  würden  erwarten:  so 
steigt  aus.  Die  Gäste  denken  nicht  daran  der  freundlichen  Einladung 
Folge  zu  leisten.  *den  tac  unz  an  die  naht'  rührt  sich  die  verdächtige 
Gesellschaft  nicht.  Den  ganzen  folgenden  Tag  verharren  sie  in  der 
gleichen  unthätigen  fiuhe  auf  ihren  Schiffen.  Denn  erst  am  nächsten 
Abend  kehrt  Alberich  (288)  von  Muntabüre  zurück.  Aber  nun  das 
Merkwürdigste!  Als  der  Kampf  beschlossen  ist,  muß  Alberich  erst  in 
der  Dunkelheit  thatsächlich  Barken  stehlen,  damit  sie  landen  können, 
und  dabei  liegen  sie  'in  der  habe*. 

In  a  wurden  die  Feinde,  nachdem  sie  sich  als  Kaufleute  aus- 
gegeben hatten,  von  den  nichtsahnenden  Bürgern  in  den  Hafen  geführt. 
Als   sie  erst   darin   sind,   kann  Alberich  'deheinen  rät*  mehr   geben. 


DDE  ENT WICKELUNG  DER  OETNITDICHTÜNÖ  Q.  DER  ORTNITSAGE.       211 

Es  folgt  der  Kampf.  In  b  handelte  Alberich  auch  bei  dieser  Gelegen- 
heit unsichtbar.  Muntabüre  liegt  landeinwärts;  um  vor  die  Stadt  zu 
kommen,  mnß  von  der  Küste  aQs  im  Folgenden  ein  längerer  Marsch 
zurückgelegt  werden.  Von  einem  Geleit  in  den  Hafen  kann  hier  nicht 
mehr  die  Rede  sein. 

Dft  wftrens  üf  dem  w&ge  den  tac  unz  an  die  naht  260,  1. 
Draußen  auf  der  hohen  See  (vgl.  290,  4)  liegen  sie  bis  zur  Nacht. 
Dann  aber  bereitet  Alberich  den  Schiffern ,  die  ihre  Barken  am  Ufer 
liegen  haben,  das  wundersame  Schauspiel,  daß  die  Ketten  ihrer  Schiff- 
lein sich  wie  von  selbst  lösen,  daß  die  Schifflein,  wie  vom  Winde  ge- 
trieben, auf  die  hohe  See  hinausfahren,  um  die  Feinde  von  ihren 
Kriegsschiffen  an  das  flache  Ufer  zu  bringen. 

So  wäre  also  in  a  auf  Str.  259, 3  260, 3.  4  gefolgt,  resp.  295, 1.  2, 
auf  sie  der  Rath  Alberichs  295,  3.  4  =  261.  Der  Contaminator  gab 
259,  4  zu,  schob  dahinter  260,  1.  2  aus  b  ein,  legte  darauf  die  Worte 
261  Ortnit  in  den  Mund,  um  zu  der  Sendung  Alberichs  nach  Munta- 
büre aus  b  überzuleiten,  die  dort  erst  auf  die  Landung  folgte.  Folgte 
in  b  auf  Str.  294  eben  jene  Sendung  Alberichs,  so  folgt  jetzt  295  die 
einfache  Wiederholung  der  Worte  260,  2 — 261,  wodurch  sich  der  Con- 
taminator den  Übergang  bahnt,  um  den  Kampf  in  Suders  und  die 
Einnahme  aus  a  herttberzunehmen  (296 — 347)  und  dann  den  Kampf 
aas  b  in  der  5.  Aventiure  folgen  zu  lassen. 


MüUenhoff  hat  gezeigt,  daß  die  Schilderung  des  Kampfes  vor 
Muntabüre  durch  den  historischen  Kampf  vor  dem  mens  Tabor  im 
Jahre  1217  beeinflußt  ist.  Wir  gewinnen  so  das  sichere  Ergebniß, 
daü  der  Text  b  nicht  lange  nach  1217  entstanden  ist.  Dafür,  daß 
Suders  'des  beiden  houbetstat'  heißt,  obwohl  Tyrus  'schon  1124  er- 
obert, erst  1291  von  den  Christen  verlassen  und  inzwischen  nie  von 
den  Heiden  eingenommen  wurde*,  kann  uns  MüUenhoff  bei  seiner  Auf- 
fassung von  der  Entstehung  des  Gedichtes  keine  genügende  Erklärung 
geben,  uns  gibt  hier  die  Geschichte  die  Bestätigung  für  das  durch  die 
kritische  Betrachtung  des  Gedichts  gewonnene  Resultat.  Gerade  so  wie 
der  Dichter  b  durch  die  Kämpfe  des  Jahres  1217  veranlaßt  wurde 
Ortnit  nach  Muntabüre  ziehen  zu  lassen,  hatten  hundert  Jahre  früher 
die  Kämpfe  um  Tyrus  (1124)  einen  Sänger  bewogen  Tjrus  zum  Ziel 
f)lr  Ortnits  Brautfahrt  zu  machen.  Hundert  Jahre  lang  —  noch  bei 
dem  jungen  Dichter  a  —  ist  Ortnit  nach  Suders  gefahren,  bis  unser 
Dichter  b  frei  gestaltend  seinen  neuen  Text  schuf;  ob  aus  Anlaß  der 
Vermählung  des  Kaisers  mit  Isabella  von  Jerusalem  am  9.  November 

14» 


212  FRIEDRICH  KEUMANN 

1226,  wie  MüUenboff  meint,  erscheint  mir  sehr  zweifelhaft  Der  Ein- 
scbiffimg  der  Isabella  in  Tjrus  können  wir  kein  Gewicht  beilegen. 
Denn  wenn  in  unserem  Text  Ortnit  von  Suders  abfährt  (480),  so  ist 
dies  die  Folge  der  Contamination.  Der  Contaminator  ließ  Ortnit  Aber 
Suders  zurückkehren;  weil  er  von  Suders  gekommen  war,  weil  er  dort 
die  Schiffe   zurückgelassen   hatte,    während  b  Suders   nicht  erwähnte. 


Wenn  wir  einen  Versuch  machen  wollen  die  Ortnitsage  weiter 
Burückzuverfolgen ,  so  ergibt  sich  aus  den  bisher  gewonnenen  Bestil- 
taten,  daß  für  diesen  Zweck  Text  b  werthlos  ist,  daß  wir  uns  einzig 
an  a  zu  halten  haben.  Daß  die  zweite  Aventiure  mit  der  Sage,  die 
in  der  ersten  beginnt  und  sich  in  der  dritten  fortsetzt,  nichts  zu  thun 
hat,  unterliegt  keinem  Zweifel.  Der  einzige  Versuch,  der  gemacht  wird, 
die  zweite  Aventiure  mit  ihrer  Umgebung  in  Beziehung  zu  setzen 
(Str.  120  ff.),  rührt,  wenn  nicht  von  dem  Verfasser  unseres  Textes, 
von  dem  Dichter  b  her.  Der  Anfang  der  Aventiure  ist  noch  jetzt  ohne 
jede  Beziehung  zu  dem  Vorhergehenden.  Str.  59  (Schluß  der  ersten 
Aventiure  in  a)  denkt  Ortnit  in  den  kurzen,  ihm  so  langen  Winter- 
tagen sehnsüchtig  der  fernen  Geliebten,  Str.  70  will  er  hinaus  auf 
Abenteuer,  weiß  er  von  keiner  Geliebten.  Die  zweite  Aventiure  muß 
demnach  aus  anderem  Zusammenhang  herübergenommen  und  hier 
mechanisch  eingefügt  sein. 

Sehr  merkwürdig  sind  die  Worte  Str.  72,  2: 
vater  unde  h§rre;  man  unde  kindelin. 
Will  die  Mutter  sagen :  Als  mein  Kind  bist  du  mir  Gehorsam  schuldig, 
als  Mann  hast  du  deinen  eigenen  Willen?  Was  soll  die  Gegenüber- 
stellung? Nun  aber  gar  Vater  unde  herre'.  Die  Mutter  nennt  den  Suhn 
Vater.  Nun  redet  Ortnit  Str.  227  Alberich  an  Vater  unde  h^rre',  und 
auf  Alberich  passen  auch  allein  die  Worte  'man  unde  kindelin'.  Wie 
kommt  nun  diese  Anrede  in  die  Sir.  72?  Ich  sehe  nur  eine  Ek'klärung. 
Die  Anrede  an  seinen  Vater:  Vater  unde  h^rre,  man  unde  kindelin' 
war  Ortnit  einmal  so  geläufig,  daß  es  einem  gedankenlosen  Bearbeiter 
begegnen  konnte,  daß  er  sie  auch  der  Mutter  einmal  dem  Sohne  gegen- 
tlber  in  den  Mund  legte.  Durch  Zufall  ist  die  Anrede  bis  auf  die  eine 
Spur  227  aus  dem  Texte  verschwunden  und  einzig  an  der  unrechten 
Stelle  vollständig  erhalten  geblieben.  Dieser  gewiß  allmähliohe  Vor- 
gang wie  gleich  darauf  die  jetzt  dunkle  Berufung  auf  einen  Traum 
(Str.  73)  lassen  auf  eine  längere  Entwickelung  der  zweiten  Aventiure 
schließen. 


DIE  ENTWICKELUNG  DER  OBTNITDICHTÜNG  U.  DER  0BTNIT8AGE         213 

Amelung  sagt  p.  XXI :  ^Alberich  mag  schon  in  der  Überlieferung 
zu  irgend  einem  Könige  oder  Helden  in  einem  ähnlichen  Verhältniß 
gestanden  haben  wie  hier  zu  Ortnit\  Ich  sehe  nicht  ein,  warum  er 
nicht  von  jeher  der  Vater  des  Ortnit  gewesen  sein  soll,  der  in  der 
7.  Aventiure  zum  Drachenkampf  auszieht  ^  sich  vorher  bei  Alberich 
Rath  holt  und  ihm  seinen  Ring  zurückgibt  Die  Zusammengehörigkeit 
der  2.,  7.  und  8.  Aventiure  ist  unverkennbar.  Hat  also  die  2.  Aven- 
tiure mit  Ortnits  Brautfahrt  nichts  zu  schaffen,  so  folgt  dasselbe  ftlr 
die  7.  und  8.  Aventiure.  Es  sind  hier  zwei  verschiedene  Sagen  durch 
Contamination  zu  einem  Ganzen  verbunden  worden.  Die  Annahme 
wird  durch  die  Thidrekssaga  bestätigt.  Dort  sendet  Cap.  32  Osantrix 
Hertnity  den  Sohn  des  Ilias  von  Griechenland^  auf  Brautwerbung  nach 
Heonenland;  Cap.  417  kämpft  Hertnit;  König  von  Bergara^  mit  dem 
Drachen,  Dietrich  erschlägt  den  Drachen,  gewinnt  Hertnits  glänzende 
Rüstung  und  heiratet  Hertnits  Gemahlin  Isolde*  So  finden  wir  hier 
die  beiden  Ortnit  getrennt^  die  in  unserem  Texte  zu  trennen  die  Com- 
Position  der  Dichtung  zwingt.  Die  Übereinstimmung  der  Namen  wird 
die  Contamination  in  der  hochdeutschen  Dichtung  veranlaßt  haben. 
Alberich  wird  also  nicht  willkürlich  zum  Vater  des  Ortnit  gemacht, 
er  hat  gleiches  Anrecht  wie  Yljas.  Einer  muß  weichen  und  so  wird 
Yijas  zum  Oheim,  der  indessen  Vaterstelle  einnimmt  (Str.  5ö).  Ortnit 
der  Lamparte  kämpft  mit  dem  Drachen ,  Ortnit  der  Riuze  geht  auf 
die  Brautwerbung. 

Aber  dürfen  wir  auf  die  Übereinstimmung  der  Namen  Ortnit  und 
Yljas  mit  Hertnit  und  Ilias  hin  schließen,  daß  der  Ortnit ,  der  mit 
Machorel  kämpft,  mit  Hertnit,  dem  Gesandten  des  Osantrix;  der  im 
Kerker  schmachten  muß,  identisch  ist?  Sie  spielen  doch  eine  sehr 
verschiedene  Rolle. 

Wir  sagten  schon  früher,  daß  Helmnöt  und  Gdrwart  nicht  zu 
dem  Zwecke  in  unsere  Dichtung  eingeführt  sein  können,  um  daheim 
zu  bleiben.  Diese  beiden  Helden,  sahen  wir,  haben  Hiutegdr  mit  zwei 
Söhnen,  die  Repräsentanten  der  72  Dienstmannen,  verdrängt.  Auf  der 
ältesten  Stufe,  bis  zu  der  wir  unsere  Dichtung  verfolgen  können,  zog 
Ortnit,  der  Sohn  des  Yljas,  mit  seinem  alten  Vater  und  seinen  72  Dienst- 
mannen,  an  ihrer  Spitze  Hiuteg^r  und  seine  Söhne,  über  Meer.  Jetzt 
steht  neben  Ortnit  einzig  Yljas  und  Alberich,  der  erst  in  Folge  der 
Contamination  der  beiden  Ortnitsagen  an  den  Kämpfen  theilnahm. 
Mit  Alberichs  Eintreten  werden  die  anderen  Helden  mehr  in  den 
Hintergrund  getreten  sein,  wenn  sie  auch  in  a  noch  wacker  mitge- 
stritten   haben    mögen.    Wenn  G^rwart  und  Helmnöt  jetzt    aus    dem 


214  FRIEDRICH  NEUMANN 

Kampf  vor  Suders  gesehwunden  sind,  so  hat  dies  Beinen  Qrund  darin, 
daß  unser  Contaminator  sie,  b  folgend^  in  Garte  zurttckließ.  Die  jetzt 
80  thörichten,  in  die  Situation  gar  nicht  passenden  Worte  309,  4  lassen 
schließen,  daß,  als  sich  Ortnit  und  Yljas  noch  nicht  allein  in  die 
Eaiegsarbeit  theilten,  der  Kampf  vor  Suders  ganz  anders  aussah,  daß 
gleichzeitig  an  verschiedenen  Stellen  —  natürlich  unter  berühmten 
Führern  —  heftig  gekämpft  wurde,  daß  die  Heiden  wirklich  bis  za 
den  Schiffen  gedrungen  waren  und  Ortnit  zum  Entsatz  dorthin  eilen 
mußte.  Str.  312  ruft  ihn  Alberich  zurQck: 

du  h&st  den  künec  von  Riuzen  und  sine  beide  verlorn. 
Wir  nehmen  an:   Tljas  ist  todt.    Str.  313  jammert  denn  auch  Ortnit: 

oBheim  ^Ijas, 

ich  muoz  n&ch  dinem  töde  immer  trfiric  wesen. 
Doch  dann  hilft  er  ihm  —  genesen.  Diese  Auferstehung  verdankt  der 
Todte  —  ursprünglich  wohl  nicht  Yljas  —  natürlich  einzig  dem  Um- 
stand, daß  ihn  der  Dichter  im  Folgenden  nicht  entbehren  kann.  Mit 
den  Helden  mag  mancher  sagenhafte  Zug  geschwunden  sein.  Weiter 
sahen  wir,  daß  bald  nach  1124,  nach  der  Einnahme  von  Tyrus,  ein 
Bearbeiter  Suders  in  die  Dichtung  einführte.  So  gut  wie  in  dem  Texte  b 
die  historischen  Kämpfe  um  Muntabüre  berücksichtigt  wurden,  mag 
auch  er  die  geschichtlichen  Kämpfe  um  Tyrus  im  Auge  gehabt  haben 
Da  kann  wieder  mancher  sagenhafte  Zug  geschwunden  sein.  So  konnte 
jener  Dichter  z.  B.  die  72  Dienstmannen  nicht  mehr  brauchen;  er  fdhrte 
angemessenere  Zahlen  ein.  Nehmen  wir  nun  an,  daß  sich  seine  Dichtung 
100  Jahre  lang  im  Wesentlichen  unverändert  gehalten  hat,  daß  sich 
der  Dichter  a  darauf  beschränkte,  ihr  eine  neue,  zeitgemäße  Form  zu 
geben,  so  hat  sie  jedenfalls  unter  der  Hand  unseres  contaminireaden 
Dichters  schwer  gelitten.  Nicht  nur  wichtige  Führer  beseitigte  er,  wie 
schon  hervorgehoben,  selbst  Maehorel  mußte  weichen,  so  daß  jetzt  der 
Constabel  seinen  Palast  vertheidigen  muß.  Der  Schlachtbericht  ist 
farblos,  unklar,  arg  verstümmelt,  und  doch  springt  uns  noch  jetzt  trotz 
der  Verunstaltung  ein  alter,  hochwichtiger  Sagenzug  in  die  Augen. 

Als  Yljas  glücklich  von  den  Todten  erstanden  ist,  wird  er  so 
rasend,  daß  er^  als  kein  Feind  mehr  zu  sehen  ist,  verzweifelt  fragt: 
mit  wem  sol  ich  nu  vehten?  Str.  324.  Alberich  zeigt  ihm  1000  Heiden 
in  einem  Verstecke.  Mit  den  Füßen  stößt  er  Thür  und  Riegel  auf, 
nimmt  die  Feinde  einzeln  beim  Haar  und  schlägt  ihnen  die  Köpfe  ab. 
Er  stürmt  weiter  und  kommt  zu  einem  Gewölbe  voller  Frauen. 

*ir  stt  mir  alle  geltche,  wip  unde  man'. 

er  nam  si  bt  ir  hftre  und  tet  in  euch  alsam.  (331.) 


DIK  ENTWICKELÜNG  DER  ORTNITDICHTUNG  ü.  DER  ORTNITSAGE.       215 

und  weiter  stttrmt  er:  wo  ein  Verwundeter  sich  aufrichtet,  stößt  er  ihn 
nieder. 

den  kristen  zno  den  heiden  den  trat  er  in  den  munt. 
Schlieülich  kommt  er  zu  der  Heiden  Bethaus.  Er  trägt  die  'sarke'  der 
Oötzen  hinaus  und  schlägt  sie  um  die  Wand.  Wenn  er  nicht  Ortnits 
Vater  wäre,  man  hätte  diesen  'tievel'  (338,  2)  gewiß  mit  Ketten  ge- 
bunden wie  —  Widolf  mit  der  Stange  in  unserm  Abschnitt  der  Thidreks- 
saga.  Cap.  36:  )>a  brytr  hann  i  sundr  alla  iarnrecendr  )>a  er  hann  var 
btmdinn  med*  oc  |)rifr  sina  iarnstong  oc  loeypr  um  borgina  innan  oc 
drepr  baedi  karlla  oc  konur  oc  bom  oc  fenaä  oc  allt  ])at  er  firir 
honum  vard  kvikt«  oc  kallar  hatt.  Huar  erttu  nu  herra  Hertnit  iarll. 
Der  ^mdlslac'  des  Textes  b  (285)  wird  aus  a  mit  Machorel  verschwunden 
sein.  Denn  auch  Aspilian  gibt  dem  Könige  einen  Backenstreich,  sua 
at  bann  feil  ])8Bgar  i  svima.  Die  Sage  von  Osantrix  geht  bekanntlich 
aaf  eine  dem  Abschnitt  der  Thidreksaga  und  dem  König  Bother  gemein- 
same Quelle  zurück.  Man  darf  annehmen,  daß  der  Rother  unserem 
hochdeutschen  Gedichte  näher  steht  als  die  Thidrekssaga. 
Da  lesen  wir  nun  gleich  V.  7  ff.: 

zwSne  unde  sibinzieh  kuninge 

biderve  unde  vrumige 

die  wären  ime  al  undertän. 
Daß    die  Freunde  rathen  Ortn.  7 

daz  er  im  n»me  ein  wtp,  diu  im  ze  habene  zssme 
=  R.  27  f.:   daz  er  ein  wip  nime 

de  ime  zu  vrouwen  gez@me, 
daß  er  Sorge  trägt,  daß  er  'der  schäme  beltbe  frl'  wie  R.  35—37  sind 
keine  besonderen  Züge.    Sehr  bemerkenswerth  scheint  mir  die  Über- 
einstimmung R.  64  ff. 

tcA  weiz  —  einis  riken  kuninges  tochter 

riu  lüchtü  üz  dem  gedigene, 

so  daz  gesteme  van  deme  himele. 

9iu  lüektU  vor  anderen  wiben, 

sd  daz  goü  von  der  stden. 
und  Ortnit  11,  3:  ich  toeiz  eine  frouwen 

15 :     Si  liuht  üz  allen  frouwen,  als  daz  schcene  goU 

tuet  neben  krankem  blte:  daz  du  gelouben  solt. 

ai  Uiiht  üz  allen  wiben  reht  als  diu  rdse  tuet 
Hier  haben  wir  auch  die  in  unserm  Texte  vermißte  Disposition:   erst 
der  Preis  der  Schönheit,  dann  die  Mittheilung  V.  81  ff.: 


216  FBEBDBIGH  NEÜUANN 

nmbe  dd  stftt  iz  m$wel$ohe, 
wände  ir  ne  bat  nie  nechein  man, 
er  moste  den  Itf  yirloren  h&n. 
=:  Ortnit  14  in  a: 

Bwer  in  botscheften  der  frouwen  ie  gebat, 
der  muoBte  den  lip  Verliesen  durch  die  kttnigtn« 
Vgl.  femer  Ortnit  18,  1.  2: 

Swer  mir  daz  widerrsdtet,  dem  wirde  ich  nimmer  holt, 
ich  h&n  geheien  lange  silber  unde  golt: 
den  hört  wil  ich  nu  bieten 
mit  R.  146  ff.:   sie  wären  dem  kuninge  alle  faolt^ 
daz  machete  silber  unde  golt, 
daz  er  in  kunincliche  gaf. 
0.  51,  3.  52,  l  und  R.  150—160,  O.  250: 

die  roupgaltne  fluzzen  vaste  üf  dem  sd. 
ir  segel  lüte  duzzen,  wtz  als  der  8n§ 
mit  dem  im  Ortnit  seltenen  Cftsurreim  und 
R  182  f.    eiä,  wie  die  segele  duzzen, 
dd  sie  inouwe  vluzzen. 
In  Witolt  tritt  uns  hier  der  zweite  Teufel  entgegen,  der  sich  Yljas 
würdig  an  die  Seite  stellt. 
R.  4253:    Witolt  nicht  insprach, 

bis  ime  die  stange  zebrach. 
dd  zeuch  der  grimmige  man 
ein  w&fen  daz  was  vreissam. 
Witolt  ist  ein  frommer  Christ  und  fürchtet  trotz  seiner  Hürltchen  bül- 
slege^  (4318)  den  Heiland   (4423);    aber   sein    christlicher  Sinn    wehrt 
ihm  nicht,   Yljas'  tückischtes  und  teuflischtes  Beginnen  nachzuahmen. 
R.  4280:    die  siechen  lägen  in  den  wal, 
svä  sigein  wl  rief, 
Widolt  in  ane  lief 
unde  trat  eme  in  den  murd, 
der  newart  nimSr  gesunt. 
Vgl.  O.  337: 

Mit  zome  gie  der  Riuze  von  im  in  daz  uxd. 
swelch  wunter  sich  üf  rihte,  den  stiez  er  wider  ze  tat. 
den  kristen  zuo  den  beiden  den  trat  er  in  den  munii 
die  wol  genesen  wasren,  machte  er  ungesunt. 
Derselbe  Gedanke,  dieselben  Reimworte. 


DIB  ENTWICKELUNG  DER  ORTNITDICHTÜNG  U.  DER  0RTNIT8A0E.       217 

Wie  in  der  Thidrekssaga  Dietrich  den  Tod  Hertnits  von  Bergara 
rScht  und  seine  Qattin  heiratet,  so  haben  aueh  die  2.,  7.  und  8.  Aven- 
tinre  eine  Fortsetsang  gehabt  mit  einem  dem  Abschnitt  der  Thidreks- 
saga  entsprechenden  Inhalt.  Müllenhoff  hat  den  au  Grunde  liegenden 
Mythus  auf  seine  einfachste  Gestalt  surtUskgefUhri 

Als  Ortnit  die  Rüstung  erhalten  hat,  kann  er  (178)  Vor  lichtem 
glaste  der  ringe  niht  gesehen\  Str.  195: 

'als  der  morgensteme  durch  vinster  wölken  brach, 
dem  Sterne  schein  geliche  sfn  schilt  und  euch  sin  dach'. 
Wo  er  kommt,  da  wird  es  lichter  Tag.  (196,  4.) 

Von  ftioze  unz  an  daz  houbet  ist  er  gesundet  an\  (199,  2.) 
In  seinem  Helme  strahlt  aus  'iegellchem  orte'  ein  Karfunkelstein  (180, 4). 
Der  Held  mit  der  strahlenden  Rüstung  ist  der  Sommer.  Der  Sonne 
folgend  (87)  gewinnt  er  sein  blitzendes  Strahlenkleid.  Wo  er  erscheint/ 
da  sprießen  ^bluomen  unde  kl^',  da  schallt  ihm  süßer  Vogelaang  ent- 
gegen (Str.  88).  Der  unnatürliche  Kampf  Ortnits  mit  seinem  treuen 
Borggrafen,  der  jetzt  wenigstens  mit  dem  Leben  davon  kommt,  er- 
klärt sich  durch  die  Umbildung  der  ursprünglichen  Darstellung,  in  der 
Ortnit,  wie  Müllenhoff  gezeigt  hat^  g^gcn  das  'riesige^  winterliche  Ge- 
schlecht' der  Isunge  kämpfte.  Der  Sommer  befreit  die  Erde  von  den 
winterlichen  Gewalten,  die  sie  gefangen  hielten.  Aber  neuer  Kampf 
steht  ihm  bevor.  Er  muß  hinausziehen  gegen  den  Drachen,  der  die 
Kinder  des  Sommers  verschlingt  und  rings  das  Land  verwüstet.  Ehe 
er  von  der  Gattin  scheidet,  weist  er  auf  einen  neuen  Sommer  hin,  der 
nach  ihm  kommt;  auf  ihn  soll  sie  warten,  wenn  er  im  Kampfe  erliegt. 
Er  würde  nicht  erliegen,  da  seine  Waffen  unwiderstehlich  sind;  aber 
er  schläft  ein,  nachdem  er  sich  des  Ringes  entäußert  hat,  der  ihn  der 
Sonne  nachgehen  hieß.  (0.561).  So  verschlingt  ihn  der  Drache  Winter. 
Zi^ar  kommt  der  Drache  mit  großem  Sturm  (Th.  s.  417),  zwar  bricht 
er  'durch  loubes  dicke'  und  drückt  er  die  Bäume  nieder  (O.  569,  1) 
gleich  den  Herbststürmen,  doch  der  Sommer  schläft.  Die  jungen  Dra- 
chen nagen  ihm  das  Fleisch  von  dem  Gebein  (Th.  s.  417),  sie  'sagen 
in  durch  daz  werc'  (O.  574,  4) ;  die  Nachtfröste  nagen  das  Laub  von 
den  Ästen,  saugen  den  Lebenssaft  aus  den  Bäumen,  dem  starren  Ge- 
bein des  Sommers,  das  den  Winter  überdauert  Es  folgt  eine  Zeit 
schwerer  Bedrängniß  fbr  die  Erde,  sehnsüchtig  harrt  sie  der  Wieder- 
kehr des  Sonmiers  Tag  ein,  Tag  aus.  Endlich  naht  der  Erlöser.  Von 
Weitem  schon  hört  er  lautes  Gebrüll,  gewaltige  Schläge  und  großes 
Krachen.  Er  findet  wie  in  den  Wolfdietrichen  auch  in  der  Thidreks- 
Baga  den  Drachen  im  Kampf  mit  einem  Löwen.  'Das  war  der  Sturm, 


218    FBIEDR.  NEÜMANN,  DIE  ENTWICKELUNO  DEB  OBTNITDICHTÜNG  etc. 

den  er  gehört  hatte'.  Stürme  gehen  dem  Erwachen  des  Frühjahrs 
vorher.  Er  kämpft  mit  dem  Drachen;  aber  sein  Schwert  schneidet 
nicht,  zerbricht,  entfiült  seiner  Hand.  Erst  als  er  Ortnits  Rüstung  ge- 
funden hat,  als  der  neue*  Sommer  in  der  vollen  Herrlichkeit  des  alten 
dasteht,  erliegt  ihm  der  Drache.  Noch  immer  harrt  die  Erde  des  Gatten. 
Eines  Tages,  erzählt  die  Thidrekssaga  C.  420,  stand  die  Königin  auf 
ihrem  höchsten  Thurm  ok  ser  at  af  skoginum  ridr  einn  madr.  ok  hans 
hemeskia  er  oll  at  sia  sem  gull.  ok  hans  hialmr  gloar  sem  fim  stiornur. 
ok  er  gullit  gloar  a  hans  vapnum.  er  til  at  sia  sem  logandi  elldr'. 
Wie  im  Ortnit  das  Nahen  des  ersten,  wird  in  der  Thidreksaga  das 
Nahen  des  zweiten  Gatten  geschildert  Aber  diesmal  herrscht  Freude 
in  der  Burg,  die  Thore  erschließen  sich  dem  vermeintlichen  Herrn, 
jubelnd  will  ihn  die  Gattin  begrüßen.  Er  nimmt  den  Helm  ab  und 
zeigt  ihr  ein  fremdes  Gesicht  Der  Gatte  ist  todt,  der  alte  Sommer  mit 
seiner  Lust  kehrt  nimmer  wieder,  aber  in  demselben  sonnigen  Glänze 
steht  ein  neuer  Sommer  der  Erde  gegenüber,  und  die  Erde  leggr  upp 
badar  hendr  um  hans  hals  ok  kyssir  hann.  ok  bidr  hann  kominn  allra 
konunga  heilastan.  Und  so  thront  der  neue  Gatte  auf  dem  Hochsitz 
des  alten. 

Als  der  Mythus  in  die  Heldensage  übertrat,  wird  man  bald  darauf 
verfallen  sein,  das  Erscheinen  des  zweiten  Helden  vor  Ortnits  Burg 
zu  motiviren:  er  war  von  seinen  Brüdern  seines  Reiches  beraubt  worden. 
An  diesen  vielleicht  auch  sonst  erweiterten  Kern  wurde  vorn  die  Braut- 
fahrt Ortnits,  des  Sohnes  der  Tljas,  angesetzt,  der  so  wenig  wie  Ruther 
eine  blendende  Rüstung  trug,  so  wenig  wie  Ruther  mit  Drachen  in 
Berührung  gekommen  war.  Gleichzeitig  traten  hinten  die  elf  Dienst- 
mannen ein.  Man  hat  längst  erkannt,  wie  nahe  sich  vielfach  Ruther 
und  Wolfdietrich  berühren.  Über  die  Verwandtschaft  Ruthers  mit  Ortnit 
dem  Riuzen  haben  wir  oben  gesprochen.  Ortnit*  der  Riuze  hat  so  wenig 
wie  die  elf  Dienstmannen  mit  Ortnit  dem  Lamparten  zu  thun,  dessen 
Tod  die  Brücke  bildet  zwischen  der  Ortnit-  und  Wolfdietrichdichtung. 
So  kommen  wir  zu  dem  Schluß,  daß  Ortnit  der  Riuze  und  die  elf 
Dienstmannen  ursprünglich  zusammengehörten  so  gut  wie  Ruther  und 
seine  Getreuen,  daß  derselbe  EJrweiterer,  der  vom  die  Brautfahrt  hinzu- 
fügte, die  Befreiung  der  Dienstmannen  fbr  den  zweiten  Theil  der  Dich- 
tung aufsparte.  Es  gab  eine  dem  Ruther  nahe  verwandte  Dichtung, 
in  der  Ortnit  von  Riuzen,  der  Sohn  des  Yljas,  über  Meer  fuhr,  seine 
in  Gefangenschaft  schmaishtenden  Boten  befreite  und  mit  dem  Schwert 
die  Hand  der  Königstochter  errang,  wie  die  Thidrekssaga  bezeugt. 
Denn  dort  hat  Osantrix  erst  Hertnit  aus  seiner  ursprünglichen  Stellung 


FEBD.  VETTER,  KLEINE  MITTHEILUNQEN.  219 

verdrängt  Ein  Contaminator  vereinte  in  einem  Texte,  wae  von  Ortnit 
gesangen  und  gesagt  wurde ,  gleichgiltig,  ob  Ortnit  Biuze  oder  Lam- 
parte  war. 

Fassen  wir  unsere  Resultate  kurz  zusammen. 

1.  Die  Ortnit- Wolf dietricb-Dichtung  ist  durch  Verbindung  zweier 
selbständiger  Dichtungen  entstanden.  Ortnit  der  Lamparte,  der  Dra- 
cfaenkämpfer,  ist  ein  anderer,  als  Ortnit  der  Riuze,  der  tLber  Meer  fuhr. 

2.  Bald  nach  der  Einnahme  von  Tyrus  im  Jahre  1124  entstand 
eine  Bearbeitung,  in  der  Suders  zur  Hauptstadt  des  feindlichen  Königs 
wurde. 

3.  Veranlaßt  durch  die  Kämpfe  um  den  mons  Tabor  1217  setzte 
ein  späterer  Dichter  Muntabüre  fbr  Suders  ein.  Derselbe  hat  Alberich, 
der  bis  dahin  auf  der  Meerfahrt  und  im  Kampfe  eine  sehr  unter- 
geordnete Rolle  spielte,  in  den  Mittelpunkt  gestellt,  durch  die  ganze 
Dichtung  zu  dem  fast  allein  handelnden  gemacht. 

4  Der  Dichter  unseres  Textes  hat  zwei  Vorlagen  contaminirt: 
in  der  älteren  war  Suders,  in  der  jtLngeren  Muntabüre  das  Ziel  der 
Fahrt.  Der  Dichter  hat  sich  bemüht,  einen  einheitlichen  Text  zu 
schaffen.  Aber  er  glaubte  dies  Ziel  zu  erreichen,  indem  er  in  Kleinig- 
keiten und  Äußerlichkeiten  Widersprüche  mied.  Für  die  Widersprüche 
in  der  ganzen  Anlage  seines  Textes  hatte  er  kein  Auge.  Indem  er  sich 
ferner  ^icht  nur  im  Wortlaut  oft  sklavisch  an  seine  Vorlagen  hielt, 
sondern  auch  die  Vorlagen  in  größerer  Vollständigkeit  benutzen  wollte, 
als  mit  einer  widerspruchslosen  Dichtung  vereinbar  war,  hat  er  eine 
Menge  von  Ungereimtheiten  zu  Stande  gebracht,  von  deren  richtiger 
Beortheilung  die  richtige  Entscheidung  über  die  Beschaffenheit  seiner 
Vorlagen  im  Einzelnen  abhängt. 

BEBLIK.  FRIEDRICH  NEUMANK. 


KLEINE  MITTHEILÜNGEN. 


L  Eine  neue  Handschrift  von  Boner's  Edelstein  hat  sich 
vor  einigen  Jahren  in  der  Bibliothek  der  Familie  von  Erlach  zu  Spiez 
am  Thunersee  gefunden,  und  ist  von  da  durch  die  Vermittelung  des 
Hm.  F.  Bürki  in  die  Stadtbibliothek  zu  Bern  gelangt,  wo  sie  die  Be- 
zeichnung Mss.  Eist.  Helv.  X.  49  trägt.  Diese  einzige  Boner-Hs., 
welche  Bern  besitzt,  ist  nicht  vollständig;  es  fehlen  zunächst  Fab.  1 
bis  22  (Pfeiffer);  die  folgenden  erscheinen  in  nachstehender  Ordnung: 


220  FERDINAND  VETTER 

23-27  (Schluß  und  ganz  28  fehlt).  29—49  (Schloß  und  ganz 
50  fehlt).  51--*3  (54  fehlt).  55  (56  fehlt).  5T-60  (Schluß  fehlt). 
62  (63  fehlt).  64-71.  83.  90—97.  72.  73.  61.  74-82  (Schluß  von 
79  fehlt),     84-88  (89  fehlt).     98-100.    Nachrede. 

Die  am  Anfang  verstttminelte  Ha.  gehört  gleichwohl  noch  in 
Pfeiffers  erste  Classe  (AB CD);  mit  der  zweiten  und  dritten  theilt  sie 
das  Fehlen  von  Fab.  54  und  56. 

Schrift-  und  Wortformen  weisen  die  Hs.  ins  15.  Jahrhundert  und 
ins  alemannische  Gebiet.  Sie  gehörte  dem  „wysen  vnd  iromen  hemen 
egli  vogt  zA  erlach  von  gottes  gnaden^,  spftter  einem  Jacob  von  Bol- 
lingen  und  einer  Kath.  Müller  zu  Bern.  Sie  zeigt  viele  Fehler,  Vers- 
auslaßungen  u.  dgl. 

Im  Anschluß  an  Boner  sei  noch  darauf  hingewiesen,  daß  sein 
Geschlechtsname  im  14.  Jahrh.  auch  zu  Stein  a.  Rh.  und  Diessenhofen 
vorkommt;  Pupikofer,  Gesch.  des  Thurgau's  I,  Beilage  S.  68:  1860 
Joh.  Boner  de  Stain.  Ebd.  S.  67  ein  Fridank. 

II.  Eonrad  von  Ammenhausen»  der  Ende  Homung  1337  im 
Kloster  zu  Stein  a.  Rh.  sein  Schachzabelbuch  abschloss,  ist  durch  eine 
im  XXXII.  Bande  des  „Geschichtsfreundes^  (Mittheilungen  des  histor. 
Vereins  der  fünf  Orte  Luzern,  Uri,  Schwyz,  Unter walden  und  Zug 
1877)  S.  192—194  bekannt  gemachte  Urkunde  zum  ersten  Mal  aus 
Acten  nachgewiesen*).  Dieselbe  betrifft  einen  im  Jahre  1328  vor  dem 
Abt  von  Stein  und  dem  Pfarrer  von  Andelfingen  zum  Austrag  ge- 
brachten Zehntstreit  zwischen  dem  Pfarrer  von  Gailingen  und  dem 
Kaplan  von  Randegg;  der  erste  Zeuge  scheint  unser  Konrad  zu  sein, 
dessen  Name  hier  freilich  eine  von  der  uns  akrostichisch  verbürgten 
Form  Ammenhusen  etwas  abweichende  Gestalt  zeigt:  Facta  sunt 
hec  presentibus  testibus  infra  scriptis  ad  hoc  vocatis  etrogatis:  fraire 
diclo  de  Amelhusen,  fratre  dicto  de  Ballingen ,  conventualibus  in  Stain, 
Die  Urkunde^  deren  Original  im  Staatsarchiv  zu  Schaffhausen  sich 
befindet,  ist  ausgestellt  zu  „Diessenhouen  in  curia  Dapiferorum^  unter 
dem  13.  Weinmonat  1328;  wenn  also  nicht  ziemlich  gleichzeitig  zwei 
Mönche  gleichen  oder  ähnlichen  Namens  im  Kloster  zu  Stein  gelebt 
haben,  so  ist  dieser  Amelshusen  mit  unserm  Ammenhusen  —  bei 
Gallus  Oehm  scheint  daneben  Amelhusen  zu  stehen  (Pupikofer»  Gesch. 
des  Thurgau's  I,  Beilage  II,  29)  —  dieselbe  Person. 


*)  Die  Verweisong  auf  diese  Urkunde  sowie  auf  die  su  V  angeführte  verdanke 
ieh  Herrn  Staatsarchivar  Th.  von  Liebonau  in  Lueern. 


KLEINE  MITTHEILUNOEN.  221 

Ein  Heinrich  von  Ammenhusen  erscheint  1290  als  Zeuge  in 
einer  Urkunde  von  Feibach  bei  Stein;  Bächtold  möchte  ihm  die  Ab- 
faßang  der  Eingangsverse  des  Briefes  zuschreiben  (Bächtold,  der  Lan- 
zelet  des  ülr.  v.  Zatzikhoven  S.  11). 

III.  Zur  Schachspiel-Litteratur  und  zu  Schillers  ^Bürg- 
schaft''. Zu  den  Darstellungen  der  „Bürgschaft",  welche  —  vor- 
nehmlich aus  der  von  J.  de  Cessolis  ausgehenden  Schachspielliteratur  — 
in  meinen  „Neuen  Mittheilungen  aus  Eonrads  von  Ammenhausen  Schach- 
zabelbuch'^i  Aarau  1877  zusammengestellt  sind*);  erhielt  ich  seinerzeit 
von  Herrn  v.  Heydebrand,  damals  deutschem  Gesandten  in  Kopenhagen, 
noch  zwei  Beiträge  aus  einem  englischen  und  einem  schwedischen  Schach- 
gedichte des  spätem  Mittelalters.  Das  erstere,  „the  Büke  of  ye  Chess^ 
von  Alexander  Boswell^  ist  in  „Frondes  caduc»^  1818,  das  letztere 
anter  dem  Titel  „De  ludo  scacchorum  .  . .  poema  suecanum  vetustum*' 
von  Ernst  Rietz,  Lund  1849 — 1859  nach  einer  Kopenhagener  Hs.  (Frag- 
ment in  Stockholm)  herausgegeben.  Da  beide  Ausgaben  in  Deutsch- 
land selten  sein  dürften,  so  seien  die  betreffenden  Abschnitte,  zur 
Charakteristik  dieser  zwei  Gedichte,  sowie  zu  etwelcher  Vervollstän- 
digung der  oben  erwähnten  Übersicht,  hier  mitgetheilt 

The  Bake  of  ye  Chess  (Hs.  vom  Anfang  des  16.  Jahrb.),  Bl.  19  b. 

De  Amicicia. 

And  of  twa  knychts  ferther  reid  we  yns, 
That  callit  was  Damone  and  Physiufi, 
So  lelely  yai  luffit  v^  weile, 
Tbat  qnhen  Denyae,  ye  gret  king  of  Cecile, 
Determyte  was  yat  Damone  suld  be  slane, 
Thia  Damone  askit  no  remeid  agane, 
Bot  yat  he  suld  go  tili  his  hoase  y  nicht 
For  to  dispone  his  guds  and  his  micht, 
And  to  his  deid  yan  snld  be  cü  agane; 
And  his  fallow  baid  yndemeth  ye  pane 
Or  Damone  passit.  Yis  oy  knycht  he  thocht 
Suld  Damone  de,  langer  lyf  wald  he  nocbt. 
Bl.   20.    And  chargit  him  he  snld  cü  noeht  agane, 
Aiid  he  suld  byd  w*  all  ye  Charge  &  pane. 


*)  Genta  Romanomm  Cap.  108;  Heinrich  von  Berngen  87*  £f.;  I'farrer  znm 
Hechte,  Z.  f.  d.  A.  XVII,  227  ff.;  Meister  Stephan  XXX b  ff.;  Vintler  849  ff.;  Der 
Seele  Trost  II,  9;  Deutscher  Cessolis  1477.  Vgl.  Ztschr.  f.  deutsche  Philo!.  II,  186; 
die  dortige  Bemerkung,  daß  Vintler's  ErzXhlung  „die  Klteste  deutsche  Bearbeitung 
des  Stoffes  der  „Btlrgschaft'*  sein  dürfte,  corrigiert  sich  aus  den  obigen  Anführungen. 


222  FEBDINAND  VETTER 

Sone  come  je  hour  yat  Damone  suld  compeir. 
And  in  bis  steid  cum  farth  bis  fallow  deir, 
As  he  had  hecht,  to  wnderlye  je  pane; 
And  in  j&t  ijme  j\b  Damone  thocht  agane, 
How  siild  he  leif  and  his  trew  fallow  deid, 
Off  his  awne  lyf  refusit  je  remeid, 
And  come  agane  to  kepe  jis  knycht  vnslane, 
And  zit  yai  straif  abont  je  dedijre  pane. 
The  king  woundrit  how  sie  ane  Inf  snld  be 
In  tuo  knychtsy  and  of  j  gret  lawte, 
Remittit  all  je  quereil  &  je  scaith, 
So  yai  wald  bim  tak  broj  to  yai  baith. 
As  thrid  fallow  tnke  yai  bim  &  broy. 
And  trewar  was  j  neuer  vnto  vj. 

Off  Julius  Cesar,  j  worthy  king, 
We  reid,  jst  frendschip,  our  all  other  tbing, 
He  admittit  w^  most  difficulte, 
And  most  constantlye  j  tbing  kepit  be. 

De  ludo  sccuxhorum  ed.  Rietz  1358  ff. 

Aliud  exemplum  Valerius  libro  IV^  capitulo  VII®  de  istis  duobas. 
1858    Wi  läsom  äff  ädela  riddara  twa 

at  hwar  wille  for  annan  j  dödhen  gaa 
1360    then  eene  het  pbiseas  ok  annan  damon 

om  theras  kSrlek  war  stoor  mon 

om  een  tidb  tbz  bende  saa 

at  een  war  gripin  äff  ibe  twa 

then  konung  bonom  gripa  leetb 
1365    ban  war  j  sinne  wrede  heet 

ban  Wille  ej  bötber  äff  bonom  fanga 

wtan  bans  liff  tbz  skulle  forganga 

bans  stalbrodber  gik  for  bonom  j  pant 

ok  hiölt  for  bonom  troo  ok  sant 
1870    thy  konungen  gaff  bonom  loff 

at  fara  til  sit  egbit  hoff 

ok  skikka  sina  ttghor  eptber  sin  wilia 

ffor  en  ban   skulle  sik  Iran  wärlden  skilia 

thimen  förleed  ok  war  ej  seen 
1375    at  ban  skulle  koma  j  geen 

tba  böriade  konungen  til  bans  kompa  mella 

ma  ske  tbs  faar  thit  liff  at  gella 

at  tbin  stalbrodber  swiker  tik 

ok  baller  ey  tbs  ban  sagde  mik 
1880    som  the  stodo  ok  talade  ther  om 

swa  braat  biin  ginom  dörren  kom 

ok  talade  til  konungenom  saa 

j  latben  min  pant  nw  lösen  gaa 


KLEINE  MITTHEILÜKQEN.  228 

ok  men  jak  är  nw  komen  häre 
1385    tha  gören  a£F  mik  hwad  j  begäre 

konuDgen  böriade  tenkia  här  aa 

tha  ban  tbera  troskap  saa 

mädhan  the  bafwa  til  sik  godwilia 

ekke  skal  jak  tom  at  skilia 
1390    the  takkade  konangen  for  bans  nadba 

ok  liffdo  sidan  lenge  baadhe 

ban  lot  bonom  sit  Uff  behalda 

tbz  mwnde  tbera  troskap  walla 

här  ma  man  merkia  kerlex  makt 
1395    bo  ban  baffwer  j  godba  ackt 

bans  första  makt  hon  &r  saa 

at  en  troen  wen  for  annon  wil  gaa 

j  dödben  ok  ej  sit  liff  at  spara 

ffor  en  bans  wen  skulle  illa  fara 
1400    tben  annan  at  konnnngsens  grymogbet 

wendhis  om  j  blygligbet 

tben  tridhia  at  ban  awnd  wendber 

til  wenskap  tbz  opta  hendbär 

fierde  at  een  gor  androm  boot 
1405    kerlek  gör  tber  got  j  mot 

wi  läsom  äff  Julius  tben  keyaar  god     etc. 

Zu  den  späteren  Bearbeitungen   der  „Bürgschaft^  spcciell   vgl.  noch 
6&deke,  Ordr.  1,  333  (ein  Schauspiel  des  16.  Jahrh.}. 

IV.  Rothwelsch.  Die  Edlibach*sche  Hs.  des  Ammenhausen, 
welche  mir  in  öiner  Abschrift  von  Herrn  Bibliothekar  Pupikofer  in 
Fraaenfeld  vorliegt,  enthält  außer  einem  Melibeus  noch  eine  astro- 
logische Abhandlung,  welcher  ein  Verzeichniß  rothwelscher  Wörter 
beigegeben  ist. 

hie  etat  Fikabel  der  rotwelschen. 
gatzen:  kind,  man,  £row.  stabuU:  krttppel. 

glid:  dirn.  stabuller:  bettelstab. 

»chreff:  hör.  brawt:  bettlet, 

krömerin:  Efrow.  barlet:  gret. 

krimmesierer  (Erklärung  fehlt).  täffret:  geschwetz. 

figant:  student.  sippen:  gutzlet. 

lefrantz:  pfaff.  ferwen:  wortuerkert. 

jaonner:  spiller.  drautten:  glichnet« 

brawer:  bettler.  ditzen:  gfordret 

rubel:  fryhait.  bappelybrechen:  glogen. 

bappeler:  lügner.  hutz:  pur. 

zim8(?):  blind.  hützzin:  pürrin. 


224 


FERD.  VETTER,  KLEINE  MITTHEILUNQEN. 


zwirlinfi:  ] 

klärlinl  I  ***««°- 

dierret:  gesächen. 

hochsentz:  ain  grosser  herr. 

sientz:  herr. 

wittich:  tor  oder  nar. 

fktzer:  wirt. 

glidrufktzer:  frowenwirt. 

buss:  huss. 

Bunnenbuss :  frowenhuss. 

uerlünsehtz :  uerstanden. 

gfralcht:  hinweg. 

gschwentz :  hingeschlichen. 

alcha:  gan. 

fladen:  bad. 

dist:  kilchen. 

klemens:  statt. 

brise:  tum. 

glathar:  tisch. 


Bchrantz:  stuben. 
lechem:  brott. 
jochem:  win. 
wendruh:  kftss. 
boshart:  fleisch, 
rägenwurm:  warst 
spranckhart:  saltz. 
schmenk:  anken. 
bätling:  eier. 
gdtzlin:  bettlerstdckly 
mäss:  gelt 
spältling:  haller. 
tull:  angster. 
bläch:  blaphart 
richtigen  häller 
stettinger 
funckhart:  liecht 
floshart:  waser 
flossing:  fisch. 


1 

\  gülden. 


V.  Bruder  Johannes  Pauli  war,  ehe  er  nach  Schlettstadt  und 
Thann  kam,  Guardian  im  Franziskanerkloster  (jetzt  UniTersitAts- 
gebäude)  zu  Bern.  1504  (Donnerstag  vor  Kaiser  Heinrichs  Tag) 
stellten  Schultheiß  und  Rath  von  Bern  an  den  Provinzial  des  Franzis- 
kanerordens das  Ansuchen:  weil  „sich  Brfider  Jobanns  Pauli  yor- 
mals  in  sölichem  gotshus  wberlich  und  wol  gehalltenn  hatt  • . .  denselben 
wider  zu  einem  G-ardian  solichs  Irs  gottshuss  zu  verordnen^.  Teutsch 
Missivenbuch  von  Bern  L,  fol.  28b;Liebenau  im  Anzeiger  £  Schweiz. 
Gesch.  1879,  S.  217. 

Der  frühere  Guardian  war  wegen  eines  Vergehens  bestraft  und 
entlassen  worden.  (T.  Miss.  B.  L^  12  a);  ob  Pauli  wirklich  sein  Nach- 
folger ward,  Iftßt  sich  aus  den  spätem  Missiven  nicht  ersehen.  Es  ist 
nicht  wahrscheinlich;  denn  1606  (Mittw.  nach  Fronfasten)  ersuchen 
Schultheiß  und  Rath  das  zu  Sohaffhausen  versammelte  Ordenscapitel 
und  den  Provinzial  um  Abberufung  des  gewesenen  „Gardian  Bruder 
Johansen  Häßler''.  (T.  Miss.  B.) 

In  der  Schweiz  (Luzerne  Zürich;  Freiburg)  spielen  mehrere  von 
Pauli's  Erzählungen. 

FERDINAND  VETTER. 


K.  BABT8CH,  VOLKSLIEDEB  DES  XY.  JAHHHUNDESTS.  225 

VOLKSLIEDER  DES  XV.  JAHRHUNDERTS. 


Die  nachfolgenden  Lieder  stehen  im  Cod.  palat.  lat  381;  vgl. 
Pertz'  Archiv  12,  335.  Ich  verdanke  ihre  Mittheilung  Herrn  Ober- 
bibliothekar ZangemeiBter,  für  den  ein  Freund  in  Rom  sie  copirte. 

I. 

(263"^  Daz  onß  der  arge  winter 
80  lejde  hat  getan, 
deß  wel  er  nnß  ergettzen 
den  österlichen  tag. 
5  settz  an  den  munt,  trenck  lang! 
mjn  Hb  trejt  hochen  müt: 
god  ere  deß  rebenholtsichen 
daz  unß  daz  winchen  trüg. 

Da  sprach  der  selbe  jungelinck 
10    er  werd,  wegt  her  den  wjn, 

dar  iczu  dy  daren  semelen 

dj  nß  der  maßeii  sjn: 

dy  hören  sich  dar  czu 

und  machen  unß  decke  fro« 
15  God  ere  etc. 

Da  sprach  der  werd  geringe 
da  machst  eyn  czerer  sjn ; 
wer  daz  lant  dyn  eygen 
Ton  Ungern  hiß  an  den  Rjn, 
20  du  soldest  eß  wol  Tortzeren 
myt  dyner  geringen  band, 
hastu  dan  deß  geldes  nit, 
so  geh  tu  mer  eyn  pffand.' 

Yß  wart  eme  getzogen 
25  alle  syn  gewant 

biß  uff  eyn  lylgen  tzwigelin, 

färt  he  in  syner  hant^ 

'nu  seyt,  er  üben  lüde, 

dyt  ist  myn  lylgen  zwig, 
30  den  had  deß  wertes  frauwelin 

genuttzet  manche  zyd. 

I.  1  wint.      4  08t*lich.      7  holtsichn]  holtzekyn  wm  moeüer  Hand.     8  winchn. 
10  wegt]  w  {durehttriehen)  vegz.      18  dy.      21  dyr,  darüher  von  mDeUer  Hand  eyn. 
^  tu  twi9chmg߻ehrMen.         26  vor  lylgen,  dureJutriehen,  lyge.         28  vor  er,  dureh- 
'^ieAai,  ere.        80  Werts.        81  genottzt  mace  (dureJutrichen)  ifianche. 
OKRIUHU.  Nene  Befte  XY.  (XXYn.)  Jahrg.  15 


226  KARL  BABTSCH 

Du  tprach  der  wert  geringe 
'da  machst  eyn  swettter  tyn; 
wer  der  7  keyn  gad  geschaen 
85  Ton  melden  adder  Ton  wiben, 
da  aoldest  eß  7  nit  geseyn; 
da  «oldett  eß  hemelichen 
in  dyme  hertsen  treyn.' 

Da  sprach  der  gast  geringe 
40  'deß  thü  ich  werlich  nicht. 

da  list  mer  e7nen  faden 

an  m7me  libe  nicht: 

m7n  hemedichen  woldesta  han, 

dar  lu  m7n  nedderwa7d| 
45  das  ich  so  schemidichen 

Tor  allen  fraawichen  stan/ 

Da  sprach  des  wertes  fraawelin 
*gesell)  blib  h7  b7  mer: 
alles  das  ich  e7geniS  han, 
50  das  wel  ich  te7len  m7d  der; 
ich  wel  der  ane  sn7den 
en  engellisß  gewant; 
hasta  dan  deß  geldes  n7tf 
ich  wel  der  Ijen  eyn  p£bnt.' 

55  Da  sprach  der  gast  g^eringe 

'ich  thn  S7n  werlich  nicht; 

da  scTst  in  dasßeme  tyche 

soHcher  fische  nicht 

ich  wel  bnwen  fremmede  lant; 
60  han  ich  dan  deß  geldes  n7tf 

so  borge  ich  off  e7n  pant' 

IL 

(264)  Ach  gode  W7  gar         e7n  edel  par, 
wo  sich  swei  m7t  trawen  me7nen! 
deß  wel  ich  mich  fraawen  sa  dassem  nawen  jar 
7  lenger  7  baß  m7t  er  Tore7nen. 

5  Ke7n  klepper  sul  S7  le7den  mer, 
S7  ist  d7  fracht  d7  mich  eroerd; 
ke7n  antrawe  sparte  ich  n7  an  er, 
der  libe  god  hat  S7  mer  bescherd, 

86  L  Ton  wibe  adder  meydelin.      86  ge  wm  sioeftsr  Hand  wmg^fl^,      87  heme- 
lichen.       88  dy.       89  gering.       46  schemclioh.       47  werts.       66  gering.       66  uy. 
n.    2  mejä.        8  iai*.        firaawen  w^M  sm  Hreichmi,        4  vor  eyn. 


VOLKBIililDER  DES  XV.  JAHBHUNDEBTS.  327 

Wer  du  had  eyn  suberlioh  firaawichen  fyn 
10  genUlich  in  syneii  bertsen  synaen 

▼nd  8ul  ynd  muß  nit  alle  17t  bj  eme  njUf 

wi  meohte  der  umber  rüwe  adder  ratte  gewinnen? 

Libe  ober  feld,  du  machst  mich  griß, 
mer  tbet  keyn  Bcbeyden  nach  ny  bo  we; 
15  wer  han  unß  Hb  in  rechter  wiß: 
god  gebe  das  unß  an  gude  aß  gee. 


IIL 

(364)  Si  macht  mer  decke  ragen 
all  myn  bar  zu  berge; 
Torbaß  wil  ich  jagen, 
Torlangt  mich  nach  er. 

5  Mut  hertz  vnd  alle  synne 
Tortjmnet  sich  nach  er: 
aeh  gody  wer  ich  er  dynne 
in  hertsen  aUo  sy  mer. 

Wolde  ty  mer  dan  nit  txttcken, 
10  dy  mynnioliche  zart, 

off  gnade  so  wolde  ich  rOcken 
by  zy  zu  aller  fard. 


IV. 

(266)  Ach  du  leyde  fasthnacht, 
daz  dyn  y  ward  gedacht! 
ich  han  npp  dich  gebouwen, 
daz  muß  mich  nmmer  rauwen, 
5  tzu  truren  hast  mich  bracht* 

Ich  heyt  myr  eyn  bulen 
irkorn,  dy  waß  hubß  md  fyn; 
den  han  ich  vorlaren: 
ach  god,  wu  snl  ich  gebaren, 
10  ich  armeß  dimelyn. 

9  franwieh.        10  syn.        11  und  sul  ii<  m  Ureiehm,        12  rfiwe  adder  iH  wu 
'Stichen,    gewin.        16  wiße. 

in.    1.  8  {.  Si  machet   decke   ragen  al  myn   har  zu  berge   mer.  6  ^yn. 

10  niTmclich.         11  ich /ML 

IV.  3  geboübet      6.  7  L  Ich  bete  mir  irkoren  ein  bulen,  was  hubsoh  und  fin. 
8  dj  hau, 

15* 


228    LITTERATUB:  PAUL  S^BILLOT,  LES  LITT^RATURES  POPUL AIRES  etc. 

Myn  Tater  Vnd  0070  fninde 
dy  gaben  mjr  eynen  man; 
vnde  moB  ich  hy  eme  alten, 
da  maß  syn  als  anglack  walten: 
15  ez  kost  das  bertze  mjn. 

Mer mjT  als  Ton  traren, 

mjn  tniren  das  ist  groß, 
bejtte  icb  der  fastbnacbt  ny  erbeyd 
▼nd  bäte  micb  an  syn  arm  geleyd 
20  in  myme  heymdcben  bloß!  K.  BARTSCH. 

11  vnd  fninde.  12  eyn.  14  Da,  .  als  tooU  tu  tir^iehen.  16  Dom  Wori 
nach  mer  undmUUch,  etwa  wie  jnglit?  Vielleicht  wu  heßmm  Man  jonget  nicht  yod 
tniren?        20  heymchn. 

LITTERATÜR. 


Les  Littiratures  popnlaires  de  tontes  las  nations.  Traditions,  L^endes,  Contes, 
Chansons,  Proverbes,  Devinettes,  Saperstitions.  Tome  I.  Litt^ratare  orale 
de  la  Haute  Bretagne  par  Paal  S^billot.  Paris,  Maisonnenve  &  Oe. 
25,  Quai  Voltaire.  1881.  XU,  400  Seiten  kl.  Octav. 
Was  wir  von  dieser  Sammlang  sa  erwarten  haben,  erhellt  aas  dem  obigen 
Titel  zur  Genüge,  obwohl  es  auch  nicht  gerade  überflüssig  gewesen  wäre,  wenn 
ein  übersichtliches  Vorwort  sich  darüber  des  näheren  ausgesprochen  and  z.  B. 
mitgetheilt  hätte,  ob  auch  außereuropäische  Volksliteratnren  in  derselben  mit 
inbegriffen  sein  sollen.  Indeß,  wie  dem  auch  sei,  der  Torliegende  Band  läßt 
Ton  dem  Unternehmen  nur  Befriedigendes  erwarten,  wie  wir  gleich  sehen  werden, 
nachdem  wir  vorher  bemerkt,  daß  der  Verfaßer  oder  vielmehr  Sammler  sich 
besonders  mit  der  nur  französisch  sprechenden  Ober-Bretagne,  wo  er  heimisch 
ist,  befaßt  und  bereits  vorher  auf  dieselbe  bezügliche  Arbeiten  der  Öffentlich- 
keit übergeben  hat,  von  denen  die  'Traditions,  Legendes  et  Superstitions  de  la 
Haute  Bretagne'  und  die  'Contes  popnlaires  de  la  Haute  Bretagne  nächstens 
in  zweiter  Auflage  erscheinen  werden.  Als  Gelegenheiten,  wo  die  litt^rature  orale 
am  ehesten  anzutreffen  und  zu  vernehmen  ist,  nennt  S^billot  vorzugsweise  die 
langen  Winterabende,  wo  man  auf  dem  Lande  zusammenkommt,  um  in  Gesellschaft 
zu  arbeiten  und  zu  schwatzen,  Geschichten  zu  erzählen  a.  s.  w.,  wie  dies  ja  in 
allen  Ländern  geschieht;  dergleichen  Abendversammlungen  heißen  in  der  Ober- 
Bretagne  ^Filouas',  wo  man,  wie  bei  den  deutschen 'Spinnstuben',  zusammenkommt, 
„pour  filouasser,  c'est  ä  dire  filer  &  la  quenouille  ou  au  rouet;  les  gar^ons  qui 
pnt  de  'bonnes  amies'  y  viennent  pour  accompagner  les  Alles  et  leur  aider  ^ 
toumer  leur  rouet^ ;  an  verschiedenen  Orten  heißen  diese  Zusammenkünfte 
'Filanderies' ;  war  der  Zweck  derselben  besonders  Spielen  und  Tanzen,  so  hießen 
sie  'Veillouas'  (veill^es),  wobei,  wie  überall,  Geschichten,  Räthsel,  Lieder  gleich- 
falls nicht  fehlten ;  bei  den  'Erusseries'  half  das  junge  Volk  einander  die  Flachs- 
agen  heraussuchen;  bei  den  'Cuiseries  de  pomm^'  kam  man  zusammen,  ,ypour 
faire  une  sorte  de  confiture  avec  des  pommes  cuites  dans  de  grands  bassins 
et  arros^es  de  cidre  doux";   die   ^Lessives  de  noit'    erklären  sich  selbst   Was 


UTTEBATUB:  PAUL  S^BILLOT,  LES  UTTJ^BATUBES  POPULAIBES  ete.    229 

den  Beichthum,  die  erstaunenswertbe  Fülle  des  yon  Sdibillot  Gesammelten  betriffit, 
80  sagt  er:  „Dans  les  quatre  mois  que  j*ai  passes  k  Erc^  pr^  Liffr6  de  1878 
k  1880,  j'ai  r^uni  plus  de  cent  contes;  k  Saint-Cast,  j'en  ai  recueilli  soixante-dix 
l'aun^  passöe,  cent  qnarante  cette  ann6e  et  je  ne  crois  pas  ces  deaz  pajs 
epulsda.**  Hinsichtlich  der  Torliegenden  Sammlung  beißt  es:  „J*ai  diyis^  ce  lirre 
en  deoz  parties :  la  premi^e  contient  seulement  des  specimens  des  divers  genres 
de  contes  les  plus  repandos;  en  tdte  de  chaque  groape  j'ai  plac6  one  sorte 
d'introdnction  oü  j'ai  essaj^  de  d^terminer  la  caract^ristiqae  de  chacun  d'eux 
. . .  .Les  contes  sont  suivis  de  r^förences  g^n^ralement  conrtes:  sans  m'interdire 
absoloment  les  excarsions  hors  de  France,  j'ai  surtout  vis^  les  recueils  fran9ais 
....  Dans  la  seconde  partie  du  volume,  j'ai  fait  entrer  un  choiz  de  cbansons, 
de  devinettesy  de  formulettes  et  de  provorbes,  et,  pour  donner  une  id^e  de  l'esprit 
des  pajsans  gallots*),  j'ai  termin6  le  volume  par  une  sörie  de  petits  contes  ou  de 
facöties  qn'on  pourrait  appeler  lesNouvelles  k  la  main  de  la  campagne."  Der  Verf. 
hat  indeß  bei  weitem  nicht  alles  gegeben,  was  er  vorräthig  hatte,  denn,  bemerkt  er : 
gdepois  que  ce  volume  est  sous  presse,  j'ai  recueilli  plusieurs  centaines  de  pro- 
Yerbes,  de  devinettes  on  de  formulettes  qui  n*auraient  puyprendre  place,  sans  beule- 
▼erser  tout  le  plan  primitif  et  lui  donner  une  grosseur  ezager^e".  —  Den  ersten 
Abecbnitt  der  ersten  Abtheilung  (Märchen  und  andere  Ersählungen)  bilden 
,Les  F6^ries  et  les  Aventures  merveilleuses".  Hieraus  hebe  ich 
henror  'La  Goule-ös-F^es'  (die  Feenhöhle).  Eine  Hebamme  wird  bei  Nacht 
▼on  einer  unbekannten  Frau  geholt,  um  einer  femewohnenden  Kreißerin  bei- 
zustehen; dieß  ist  aber  eine  Fee  und  die  bretonischen  Feen  entsprechen  oft 
unsem  Unterirdischen.  Die  reich  belohnte  Hebamme  kehrt  dann  nach  Verrich- 
tung ihres  Amtes  nach  Hause  zurück ;  da  sie  aber  bei  den  Feen  etwas  Zaaber- 
salbe,  Termöge  deren  man  alle  Dinge  in  ihrer  eigentlichen  BeschaflFenheit  sehen 
und  erkennen  konnte,  unwillkürlich  auf  ihr  Auge  gestrichen  hat  und  dieß  bei 
gewißer  Gelegenheit  unbedachtsamerweise  verrätb,  wird  ihr  das  Auge  von  einer 
Fee  aosgerißen  und  sie  bleibt  stets  einäugig.  Über  ähnliche  Sagen  s.  meine 
Anmerkung  zu  Gervas.  v.  Tilbury  S.  135  f.,  femer  Arnason,  Pjödsogur  og 
iEfintyri  I,  14—22,  Faje,  Norske  Folkesagn,  Christ.  1844  p.  32  f.,  Erin  u.  s.  w. 
▼on  K.  K(illinger).  Stuttg.  u.  Tüb.  1847  3,  243—250;  Kuhn,  Westfäl.  Sagen 
no.  381;  Baiston,  The  Songs  of  the  Russian  People,  pag.  150,  sagt:  „When 
a  Water  Sprite's  wife  is  about  to  bear  a  child  he  assumes  the  appearance  of 
an  ordinarj  mortal  and  fetches  a  midwife  from  some  neighbouring  village  to 
attend  her.**  Was  die  obenerwähnte  Zanbersalbe  betrifft,  s.  su  Gervas.  S.  122  f. 
sowie  die  daselbst  angeführten  Sagen.  —  Den  z  w  e  i  t  e  n  Abschnitt  der  ersten  Ab- 
theilung bilden  'Les  Face ti es  et  les  bons  Tours'.  Hier  finden  wir  z.  B. 
Les  Boutons  d'or,  wo  eine  Frau  ihrem  einfältigen  Manne,  der  einen  Beutel  mit 
Goldstücken  gefunden  und  letztere  für  Knöpfe  hält,  weiß  macht,  er  sei  krank, 
ihn  zu  Bette  gehen  heißt  und  ihm^  nachdem  er  eingeschlafen,  zwei  Eier  ins 
Bett  legt,  welche  er  dann  am  Morgen  selbst  producirt  zu  haben  glaubt.  Als  er 
demnächst  sich  auf  die  Arbeit  begibt  und  er  dem  ihm  begegnenden  Verlierer 
jenes  Beutels  auf  deßen  Befragen  sich  als  Finder  desselben  zu  erkennen  gibt, 
die  Frau  aber,  zu  welcher  sie  zurückkehren,  dieß  in  Abrede  stellt,   bekräftigt 


*)  gaüot  nur  französisch  sprechend  (in  der  Bretagne,  im  Gegensatz  zu  breton- 
nant,  nur  bretonisch  sprechend);  gälht  hat  im  fem.  gallaUe, 


230  LITTEBATÜR:  PAUL  ßÖBILLOT,  LE8  L1TTÄRATURE8  POPULAIBES  etc. 

j 
ener   seine  Auesage  dadurch,   daß  er  den  Beutel   an  dem  Tage   gefunden  zu 

baben  behauptet,    wo  er  iwei  Eier  gelegt  und   es  Buttermilch   geregnet  habe 
(seine  Frau   hatte  nämlich  damals   dergleichen  auf  den  Hof  gegoßen)*    Als  er 
dieß  h5rt,    hält  der  Verlierer  ihn   für  nicht  recht  bei  Sinnen   und  geht  seines 
Weges.   —  S^billot  ▼erweist  hierzu  auf  die  Anmerkungen  zu  Miss  Maive  Stokes, 
Indian  Fairy  Tales  'Foolish  Sachüli',  wo  unter  andern  Reinh.  Köhler  zu  Laura 
Gonzenbachs  Sicilianische  Märchen  Nr.  37  ^Giuf&'  angeführt  ist.  —  Femer  er- 
wähne  ich    das  Märchen  'C'est  nous  antres,    Messieurs',    ähnlich    der  Nr.    120 
bei  Grimm  HKM.  'Die  drei  Handwerksburschen  ;   sowie    das   folgende  *Le  fia 
Voleur     ähnlich  der  Nr.  189    ebend.     Dat  Mäken  ron  Brakel';  jedoch  nur  in 
der  Einleitung  (in  letsterem  Märchen  heißt  es:   ,, Dat  Mäken  awerst  meinde  dat 
Marien  Kinneken,  dat  bie  de  Mudder  Anne  steiht,  hedde  um  dat  to  ropen,  da 
wer  et  beuse   nn  reip:    pepperlepepp,  dumme  Blae,    halt  de  Schnuten,    un  lat 
de  Mohme  küren';    in  dem  bretonisehen :    „Tais-toi,  petit  babillard!  s'öcria  la 
bonne  femme,    qui  crut  que  l'enfant  J^sus   lui   r^pondait,    tais-toi    et  laisse  ta 
möre  dire).''   Aach  in  einem  sicilischen  Märchen  (bei  Pitrö,  Fiabe  etc.  Palermo 
1875.  III,  828  *Lu  viddanu  santocchiu  )  antwortet  der  hinter  dem  Grucifiz  Ter- 
steckte  Küster,    so  daß   der  Frager   über  die  ungünstige  Antwort   ganz  erbost 
wird    und  ausruft:    „Und   auch  du    hängst  hier  am  Kreuze,    wegen    der    hosen 
Zunge,  die  du  hast.*^   —  Der  erste  Theil  von  'Le  Pr6tre  qui  n'a  pas  de  chance' 
entspricht  Grimm 's  Nr.  77   'Das    kluge   Gretel*;   s.   dazu   Oesterley   zu  Pauli*s 
Schimpf  und  Ernst  c.  864;  füge  hinzu  Pitr^'s  Fiabe  no.   175  'Lu  Burgisi  e  li 
Prfdicaturi.'  —  Der  dritte  Abschnitt  enthält 'Les  Diableri es,  Sorcelleries 
et  Histoires  de  RcTenants',  darunter  p.  197  ff.  'Les  deuz  Fiancös',  wozu 
S^billot  auf  Bürger*s  Lenore  verweist:  s.  auch  mein  'Zur  Volkskunde'  S.  196  f. 
—    Der    vierte  Abschnitt   umfaßt    Contes   divers,    worunter    St.  Antoine 
portier  du  Paradis ,  weil  dieser  Heilige  nämlich  wegen  eines  Versehens  des  ge- 
wöhnlichen Himmelspförtners  diesen  eine  Zeitlang  ersetzt,  jedoch  darüber  sehr 
mürrisch  ist,   weil   ihn    das  wohlbekannte  kleine  Schwein   nicht  begleiten   darf, 
so  daß  er  einen  alten   Pfarrer  sowie  eine  barmherzige  Schwester  nicht  in  das 
Paradis  eintreten  läßt.  Einen  ungebärdigen,  zu  Roß  ankommenden  Artilleristen 
jedoch  hält  er  nicht  auf,    da  er  Furcht  vor  ihm  hat.    Da  kommt   der  Priester 
auf  die  Idee,  die  Nonne  auf  alle  Viere  niederknieen  zu  laßen  und  dieselbe  zu 
besteigen,  worauf  er  mit  heftigem  Pochen  Einlaß  begehrt,  was  er  auch  erlangt, 
nachdem  er  dem  öfinenden  Heiligen  auf  dessen  Frage,  wer  er  sei,  geantwortet: 
«Ein  Artillerist,  tausend  Bomben  und  Granaten !"  Der  Heilige  aber  schloß  dann 
wieder   die  Pforte    und  brummte  in  den  Bart:    »Wird  denn  heute   eine  ganze 
Schwadron   hierherkommen?^    Der  Verf.   hat  diesen  Schwank   ganz  vortrefflich 
erzählt.  —  Der  fünfte  Abschnitt  'Contes  des  Marins  et  Pdcheurs'*  ent- 
hält nur  zwei  Erzählungen,    von  denen  eine  überschrieben  ist:  'Les  Jaguens  k 
Tauberge*,   wozu  bemerkt  ist:    »Les  Jaguens  sont  les  habitants  de  Saint  Jacut 
de  la  Her,  arrondissement  de  Dinan :  ils  sont  presque  tous  marins,  et  sur  tont 
le    littorali   les  contes    ei!i  les  Jaguens  jouent   un  r61e   sont  nombreuz   et  tr^s- 
populaires.  Mais  il  ne  faudrait  pas  condure  des  divers  aventures  dont  ils  sont 
les  h^ros  qu'ils   soient   les  B^otiens  de  la  Haute-Bretsgne  etc.''    Auch  in  dem 
vorliegenden  Schwank  spielen  zwei  Jaguens  die  Rolle  unserer  Schildbürger  oder 
sieben  Schwaben,  sehen  ein  blühendes  Flachsfeld  für  das  offene  Meer  an  und 
springen  hinein,  um  sich  zu  baden,  (s.  mein  Buch  'Zur  Volkskunde'  8.  115); 


LITTEaATUR:^PAUL'8i;BILL0T,  LES  LlTT^SBiLTUBBS  POPULAIRBS  eto.     231 

kehren  dann  in  einem  Wirthshans  ein,  wo  man  ihnen,  ohne  daß  sie  et  merken, 
den   Abtritt  als  Nachtlager  anweist   and  sie   ihre  Kleidungsstücke   über  Kaeht 
in    dem  KofiFer  aufbewahren,   dessen  Deckel   aus   einem   runden  Brett   besteht 
Am    Morgen  sind   dieselben   so   lief   hinuntergesnnken ,    daß   einer   der   beiden 
Jaf^ens  sich  hinunterlaßen  muß,   um  sie  wieder  heraufsuholen,    wobei   er    sieh 
in    die  H&nde  spuckt,   um  sich  fester  lu  halten,    dafür  aber  gans  in  die  Tiefe 
fällt  (s.  meine  Bern.  Gkrman.  14,  390),  so  daß  er  erst  mit  Hilfe  seines  Käme- 
Twäen   ganz  schmutsig  und  übelriechend  wieder    herauskommt.    Schließlich  ver- 
mogen  sie  nicht  sich  su  e&hlen,  und  dieß  gelingt  ihnen  erst,  nachdem  die  Magd 
ihnen   zugerufen:     „Qu*est-ce   que  vous   faites   1&   tous  les  deuz    (cf.  German. 
26,    118  f.   tto.  83,   wo  statt  'Sieben  Schwaben    zu  lesen  ist  'Laienbuch')«  — 
Wir  kommen  nun   zur  zweiten  Abtheilung  der  yorliegenden  Arbeit   (Lieder, 
RStfasel  u.  s.  w.)  und  deren  ersten  Abschnitt    Les  Chansons',   in  Betreff 
deren  Söbillot  bemerkt:    „Si  Ton  juge  par  oe  qui  a  Heu   dans  le  pa3rs  gallot, 
les  chansons  populaires  d'aotrefois  sont  en  train  de  disparaitre,  et  il  est  grand 
temps  de  recueilUr   Celles  qui  restent  eneore**   u.  s.  w.    Dergleichen  Auffbrde- 
mnf^en,  zu  sammeln,  so  lange  noch  Zeit  ist,   erschallen  von  allen  Seiten,   und 
zwar  in  Bezug  auf  alle  Arten  von  Volksfiberlieferungen,  Lieder,  M&rchen  u.  s.  w., 
hinaichtlich  welcher  letzteren  der  Verf.  früher  schon  gesagt  hat:  'N6  en  1848, 
j*ai  d^jk  constat^   que  des  contes  couramment  racont^   dans  mon  enfance,   e- 
qae  toates  les  femmes  savaient,   ne  se  retrouvent  plus   aujourd'hui,   et  je  n'at 
pa,    malgrä  des  recherehes  obstin6es,    m'en  procurer  que  des  rersions  i  demis 
efißacdes:  sonvent  des  personnes  iig^es  m*ont  cite  des  fragments  de  contes  qu*eUei 
affirmaient  aToir  entendu  conter  jadis  et  qu'alors  toot  le  monde  savait  d'un  bout 
k  l'autre."    Was  die  Volkslieder  betrifft   und  in  welchem  Maße  sie   trotz  ihrer 
oft  erstaunlichen  Langlebigkeit  dennoch  häufig  verloren  gehen,  erhellt  a.  B.   aus 
Svend  Grundtvigs  Angabe,  wonach  in  Dänemark  in  ungefähr  dreihundert  Jahren 
(die  älteste  dänische  Liederhandschrift  ist  nämlich  vom  J.  1 650)  fdnfundachtsig 
Lieder  aus  dem  Volksmunde  verschwunden  sind,  und  daß,  seitdem  er  für  den 
Zweck    seines  großen  Werkes   (Danmarks  gamle  Folkeviser)   einen   öffentlichen 
Aufruf  zur  Sammlung  alter,  mündlich  überlieferter  Volkslieder  erließ,  er  in  Folge 
dessen  im  Laufe  von  siebenundzwanzig  Jahren  von  170  Personen  etwa  nur  130 
solcher  Lieder  zugesandt  erhielt.  Doch  darf  man  nicht  ermüden  und  der  Zulall 
thut  oft  viel;    denn  so  geschah  es^  daß  durch  die  Bemühungen  eines  einzigen 
Mannes,    eines   Schullehrers,    innerhalb    dreier  Jahre   (1868 — 1870)    in  einem 
kleinen  Umkreis  und  vorzugsweise  in  einem  einzigen  Kirchspiel  JüÜands  nicht 
weniger  als  150  alte  Lieder  aus  dem  Volksmnnde  aufgezeichnet  worden  sind, 
darunter  75,    die  sonst  nicht  mehr  in  der  dänischen  Tradition  der  Qegenwart 
vorhanden  sind,  und  14,  die  verschiedene,  bisher  in  Dänemark  ganz  unbekannte 
Stoffe  behandeln,  und  alles  dieß  im  Ganzen  genommen,  in  reinerer  und  echterer 
Überlieferung,  als  sie  an  irgend  welchen  anderen  Stellen  des  Landes  anzutreffen 
ist.  Diese  Umstände  sind  wohl  dazu  angethan,  den  Eifer  der  Sammler  lebendig  zu 
erhalten  und  sie  anzutreiben,  auch  in  den  entlegensten  Winkeln  nachzuforschen. 
Zu  der  vorliegenden  Sammlung   zurückkehrend,   erwähne  ich   von  den  Liedern 
'La  Servante  du  Meunier,  wo  es  unter  anderm  heißt:   „11.  Si  ton  coeur  empörte 
le  mien  —   Nous  coucherons  ensemble  —  12.  Dans  un  beau  lit  carr^  -^  Gkmi 
de  roses  blanches ;  —  1 3.  Et  aux  quat'  coins  du  lit  —  Quatre  belies  pommes 
d'orange;   **^    14.   Et  au  milieu  du  lit  —  Le  rossignol  7  chante.''    Hier   be- 


232    UTTERATÜR:  PAUL  SÄBILLOT,  LE8  LITTÄBATURES  POPÜLAIRES  etc. 

gei^nen  wir  also  der  Nachtigall  wieder,  die  wir  schon  aus  v.  d.  Hageos  G«- 
sammtabenteaer  Nr.  58  'Das  Rädlein  V.  459  ff.  kennen,  wo  es  heißt:  ^Dö 
sprach  aber  diu  guote:  —  mir  was  in  mtnem  muote,  —  Die  wile  ich  den 
Tröuden  lebte,  —  wie  ich  in  den  lüften  s webte.'  —  An  des  spiles  ende  — 
d6  greif  sie  zuo  der  wende  —  Unde  erwischte  cwd  nahtigal  —  die  bäten  also 
lüten  schal,  —  Als  &^  wer  in  dem  meijen."  Vgl.  auch  noch  Nr.  25  'Die 
Nachtigall'.  Noch  erwähne  ich  unter  den  'Chansons  satiriques  et  gouaiüeuses' 
ein  Lügenlied  (Chanson  de  mensonges)i  über  welche  Liedergattung  ich  oben 
(Bd.  XXVI  S.  119  f.)  gesprochen.  —  Der  zweite  Abschnitt  enthält  'Eres 
Devinettes,  der  dritte  'Les  Formulettes,  von  welchen  letzteren  ich  eine  oder 
zwei  anführe.  „On  prend  la  main  de  Tenfant  en  lui  touchant  chaque  doigt  I'an 
apr^  l'autre,  et  en  disant:  'Poucette  —  Benrrette  —  Mattre  doigt  —  Capitaine 
—  Et  petit  doigt'.^  Vgl.  Rochhols  Alemann.  Kinderlied.  S.  108  ff.  544.  Fiedler, 
Dessauer  Volksreime  S.  5.  24  f.  Die  oben  angeführte  Benennung  des  Zeigefingers 
'beurrette'  erklärt  sich  durch  seinen  in  Bremen  und  Holstein  gebräuchlichen 
Spitznamen  'Botterlicker  (Butter lecker).  Warum  aber  der  Goldfinger  'capitaine' 
heißt,  weiß  ich  nicht  zu  sagen.  Von  den  Lerchen  heißt  es:  „Les  alouettes  disent 
quand  elles  volent  bien  haut:  'Ouvrez  moi  la  porte  du  paradis.  —  Je  ne  p^cherai 
plus(ter).'  Quand  elles  sont  descendues,  elles  disent:  'Mille  diables,  que  j'etas 
haut!'  Yar.  Quand  elles  sont  en  haut:  'Je  ne  jurerai  p'u8.(ter)'.  —  'Je  jurerai 
cor.' (t  er)  disent  elles  quand  elles  sont  revenues  sur  terre.^  Vgl.  oben  Germ. 
XXVI,  125  (zu  Rolland  p.  209).  —  Der  Tierte  Abschnitt  enthält  'Les  Pro- 
Terbes  et  Dictons.  Unter  den  Redensarten  wird  angeführt:  9)Couper  comme  les 
genottx  d'une  nonne^,  was  man  von  einem  schlechten  Messer  sagt.  V7o  ist  hier 
das  tertium  comparationis ?  Ferner:  „V'lä  le  diable  qui  bat  sa  femme.  —  II  fait 
du  soleil  et  de  la  plnie.^  Gleiche  Redensarten  finden  sich  bei  uns,  in  der  Schweiz, 
in  England  u.  s.  w.;  s.  Zur  Volkskunde  S.  494.  —  Der  fünfte  und  letzte 
Abschnitt  handelt  von  L'Esprit  k  la  Campagne'  in  dreierlei  Beziehung :  I.  Propos 
sur  les  prdtres  et  Propos  de  catöchisme;  II.  Propos  rnstiques;  III.  Les  mentiries. 
Hier  eine  Probe  aus  Nr.  I:  „Un  h^ritier  ^tait  all^  au  presbytöre  pour  savoir 
combien  lui  coüteraient  les  messes  qu*il  voulait  faire  dire  pour  le  defunt.  — 
^Combien  les  messest  demanda-t-il.  —  *Trente  sons.'  —  *Et  les  ▼öpres?'  — 
Xes  Tdpres  sont  pour  rien.  —  'Alors  dites  les  röpres.'"  —  Aus  Nr.  II: 
„Jean  M^nar  monta  sur  son  ftne  et  il  tenait  &  la  main  un  fagot.  —  L'ftne 
se  trouvait  eharg^  et  se  plaignait  k  sa  fa^on.  —  'Commentl'  lui  dit  son  maitre, 
'tu  geins,  bougresse^  et  c'est  moi  qui  porte  toutf**  Über  Nr.  III  bemerkt  der 
Verfaßer:  „Les  mentiries  ou  jeux  de  mensonges  sont  une  sorte  d'amusements 
qui  consiste  k  raconter  des  histoires  sans  queue  ni  t^te,  ou  des  aventures  in- 
▼raisemblables  ....  C'est,  comme  le  disait  un  de  mes  conteurs':  *k  qui  mentira  le 
plns.^  Diese  mentiries'  und  die  Lügenlieder  gehören  also  gewissermaßen  zu- 
sammen. Hier  eine  Probe:  „Une  fille  disait:  J'ai  vu  un  chien  enraig^  Ik-bas 
qui  mordait  dans  la  terre  et  regardait  en  haut;  il  avait  la  quore  [queue]  aussi 
longue  que  mon  bras  et  Tavait  ^court^e  au  ras  du  cu.^** 

Aus  dem  Mitgetheilten  wird  man  zur  Genüge  erkennen,  daß  der  vor- 
liegende erste  Band  der  Litt^ratures  populaires'  des  Anziehenden  und  für  die 
Volkskunde  Wichtigen  gar  viel  enthält  und  daß  man  der  Fortsetzung  des 
Unternehmens  mit  großem  Verlangen  entgegensehen  muß. 

LÜTTICH.  FELIX  LIEBRECHT. 


LTTTERATÜBI:  HEBM.  PAUL,  ZUR  NIBELüNGBNPRAGB.  ^3^ 

Zur  Hibelangenfirage,  tod  Hermann  Paul.  Halle  a/S.  Max  Niemeyer.  1877. 
8^  118  8.   (Sonderabdmck  ans  Paul  und  Branne's  Beiträgen,    Bd.  HI.) 

Im  24.  Bande  dieser  Zeitschrift  habe  ich  den  Versuch  gemacht,  die  geist- 
rdcbste,  scharfsinnigste  und  tiefgreifendste  Hypothese  zu  widerlegen,  welche  seit 
Lachmann  (und  Tielleicht  ihn  mitgerechnet)  vom  atomistischen  Standpunkt  aus 
über  die  Nibelungen  aufgestellt  worden  ist.  Dießmal  habe  ich  über  keine  neue 
Theorie  zu  referireU}  wohl  aber  über  eine  vortreffliche  Kritik  einer  der  wich- 
tigsten Nibelungen hypothesen.  Das  Torliegende  Werk  will  nichts  anderes  sein, 
als  eine  kritische  Prüfung  der  Theorie  von  Bartsch,  und  es  ist  in  der  That  die 
erste  gründliche  Kritik,  besiehungsweise  Modificatiou;  welche  dieser  Theorie 
widerfahrt 

Bartsch's  „Untersuchungen^  haben,  soweit  nicht  eine  total  gegnerische 
Auffassung  des  Sachverhalts  ein  rein  ablehnendes  Verhalten  gegen  sie  eingab, 
im  Prineip  sehr  vielen  Beifall  gefunden,  zugleich  jedoch  bei  Vielen  —  so  werde 
ich  wohl  sagen  dürfen  — *  hinsichtlich  einzelner  Punkte,  insbesondere  hinsicht- 
lieh der  Consequenaen,  bis  zu  welchen  gewisse  Resultate  verfolgt  waren,  Zweifel 
erregt;  Niemand  aber  hatte  bisher  diese  Zweifel  in  eingehender  Ausführung 
begründet.  Paul  hat  das  nunmehr  gethan.  Er  hat  die  wichtigsten  Punkte  aus 
Bartsch's  Theorie  herausgegriffen  und  einer  genauen  Untersuchung  unterworfen. 
Es  sind  ungefähr  die  nämlichen  Punkte,  welche  auch  schon  von  anderer  Seite 
Widerspruch  oder  doch  Zweifel  gefunden  hatten;  und  wenn  ich  auch  in  Be- 
zifthung  auf  einen  dieser  Punkte  —  die  Stellung  der  Handschriftengruppe  J* 
—  gar  nicht,  in  anderen  wenigstens  nicht  in  der  vollsten  Consequenz  mit  PauVs 
Resnltaten  einverstanden  sein  kann,  so  glaube  ich  andererseits  mit  der  Be- 
hauptung nicht  zu  weit  zu  gehen:  Paul  hat  das  Verdienst,  denjenigen  Theil 
von  Bartsch's  Resultaten,  welcher  sicher  steht  und  stehen  wird,  durch  eigene 
Betraehtungen  befestigt  zu  haben,  während  er  das  Unhaltbare  in  Bartsch's 
Theorie,  welches  auch  den  principiellen  Gegnern  derselben  am  meisten  Angriffs- 
punkte geboten  hat,  von  dem  Feststehenden  getrennt  und  —  was  besonders 
wichtig  —  gezeigt  hat,  daß  das  eine  nicht  unabweisliche  Consequenz  des  andern 
ist.  Wenn  er  dabei  im  Einzelnen  wieder  zu  weit  gegangen  sein  mag,  so  kann 
das  dem  Qesammtwerthe  seiner  Arbeit  als  einer  ebenso  gründlichen  und  scharf- 
sinnigen, wie  unbefangenen  und  vomrtheilsfreien  Untersuchung  keinen  Ein- 
trag ihun. 

Ich  werde  den  Gedankengang  Paulis  kurz  darlegen  und,  ohne  mich  bei 
allen  Einzelheiten  aufzuhalten,  da  und  dort  bekräftigende  oder  bestreitende 
Anmerkungen  einwerfen« 

Ganz  unbedingt  schließt  sich  Paul  an  Bartsch  an  in  seinem  ersten  Ab- 
schnitt, in  welchem  er  Bartsch's  Beweise  für  die  Inferiorität  der  Handschrift  A 
durch  die  Widerlegung  der  Versuche  zu  stützen  bemüht  ist,  welche  seit  Bartsch's 
Untersuchungen  zur  Rettung  von  A  gemacht  worden  sind.  Daß  er  dabei  zuerst 
auf  Seh  er  er' 8  bestechende  Ausführung  in  den  „Deutschen  Studien  **  zu  reden 
kommt,  ist  naturgemäß  gegeben  durch  Zeit  und  Wichtigkeit  derselben,  sowie 
durch  die  autoritative  Geltung,  die  sie  (wie  kaum  anders  zu  erwarten)  bei  den 
Anhängern  der  Liedertheorie  gewonnen  hat.  Scherer's  Hypothese  ist  von  Paul 
mit  so  unwiderleglicher  Schärfe  und  Klarheit  zurückgewiesen  worden,  daß  ich 
mich  der  Aufgabe  enthoben  achten  kann,  allen  Einzelheiten  seiner  Kritik  nach- 
zugehen. 


231  UTTEEATUB:  mSBM.  PAUL,  ZUR  NIBC^UNOENFBAOE. 

Paul  wendet  sich  in  erster  Linie  gegen  die  Sehererisehe  Theorie  von  der 

Urhandschrift  von  7  Qaatemionen  und  51  Langseilen  auf  der  Seite;  und  dieser 

Theorie  zaliebe  ist  überhaupt  die  ganze  Ausfahrung  Scherer *s  gemacht  worden  '*') . 

Der  wichtigste  und  entscheidendste  Einwurf,  den  Paul  gegen  dieselbe  gemacht 

hat|  ist  der,  daß  eine  Handschrift,  die  ganz  oben  auf  der  ersten  Seite  angefaulten 

und  ganz  unten  auf  der  letzten  geschloßen  hätte,  deren  Schreiber  also  weder 

etwas  ausgelaßen    noch  auch  einmal    zu  einer  Strophe  mehr  Raum  als  zu  der 

anderen  gebraucht  haben  dürfte,  nach  unseren  Kenntnissen  von  Handschriften 

unerhört  und  undenkbar  ist.  Man  könnte  in  der  That  versucht  sein  hinzuzuaetsen, 

hier  liegt  eine  ähnliche  Verwechslung  mit  modernen  Drucken  vor,  wo  man  — 

wenn  man  will  —  so  etwas  machen  kann,  wie  sie  in  der  höheren  Kritik  der 

Liedertheoretiker  mit  modernen  Diehterwerken  zu  Tage  tritt.    Paul   hat   aber 

nicht  versäumt^  die  reine  Zufölligkeit  jener  Zahl,  aus  der  Scherer  seine  sieben 

Quatemionen  gemacht  hat,   hervorzuheben.    Es  können    (und  müßen  fast  bei 

einer  großen  Anzahl  von  Werken  der  Wahrscheinlichkeit  nach)  solche  Zahlen 

oft  genug   durch    einfachen  Zufall    herauskommen.    Paul    hat   die  Nibelungen- 

recension  B*  (ohne  die  Plusstrophen  von  J*)  angeführt,  in  welcher  Nibelungen 

und  Klage   zusammen  11696  Langzeilen  haben;   also   eine  Urhandschrift    von 

17  Quaternioneui   die  Seite  zu  43  Langzeilen.    Man  braucht  nicht  sehr  lange 

zu  suchen,  um  ähnliches  zu  finden.  Die  Klage  hat  nach  A  2160  Langzeilen; 

darin    hat  schon  Lachmann   141  X  ^^  Kurzzeilen,    Scherer  aber    (D.  Studien, 

L  Wiener  Sitz.-Ber.,    phil.-hist.  Classe,    64,  S.  308)    47,  Quatemionen  zwei- 

spaltiger  oder  9  einspaltiger  Seiten  gefunden;  schade^  daß  die  30  nun  einmal 

canonisch  sind,  man  könnte  sonst  ebensowohl  16  X  ^^^  Langzeilen  darin  finden, 

d.  h.    3  Quatemionen    mit   zweispaltig    geschriebenen  Kurz-   oder   einspaltigen 

Langzeilen,   die  Seite  zu  45  Zeilen;    eine  von  beiden  Erklärungen  muß  aber 

doch  jedenfalls  als  zufällig  auch  falsch  sein!  Gottfried*s  Tristan  hat  mit  W^g^ 

laßung    der   zwei    letzten  Verse    (ic&  cUte  in  wunderlicher  klage   mMu  jdr  und 

mlne  tage),  welche  nicht  in  allen  Handschriften  überliefert  und  schon  dadurch 

verdächtig  sind,  19552  Kurzzeilen,  also  13  Quatemionen,  die  zweispaltige  Seite 

zu  47  Zeilen ;  und  hier  wird  der  Zufall  doch  unbezweifelbar  sein,  wiewohl  ich 

dem  kritischen  Scharfsinn  hypothesenlustiger  Entdecker  damit  nicht  vorgegriffen 

haben  will.  —  Paul  macht  überhaupt  geltend,  daß  eine  solche  Vertheilung  der 

Zeilen   eines  Werkes    auf  Quatemionen    „vielleicht  nicht   selten   möglich^    sei. 

„Es  ist  dazu  nöthig,  daß  die  betrefiende  Zahl  durch  32  theilbar  ist  und  daß 

der   durch    die  Theilung   entstehende  Quotient |  sich   in    ein  Prodact  aus   zwei 

Zahlen  zerlegen    läßt,    deren « eine    weder    zu  groß    noch    zu  klein   ist,    um  als 

Zeilenzahl  einer  Spalte  gelten  zu  können. ]|    Bedenkt  man,   daß  die  Zeilenzahl 

einer  Seite  sehr  großen  Spielraum  hat,  daß  dieselbe  vielleicht  zwischen  20  und 

80  schwanken  msg  und  daß  auch  die  häufiger  vorkommenden  Zahlen  sich  immer 

noch  von  30  bis  60  erstrecken,  so  wird  ein  solches  zufalliges  Eintreffen  nicht 

gerade  gar  zu  selten  zu  erwsrten  sein. 


*)  Auf  Henning's  Kritik  im  Anzeiger  f.  d.  A.  lY,  46  ff.  und  auf  Scherer^s  Aus- 
fall ebendort  S.  106  hat  Paul  Beiträge  V,  428  ff.  in  einem  vortrefflichen,  dem  vor- 
liegenden Werke  zur  Ergänzung  dienenden  Aufsatz  „Nibelongenfrage  und  philologische 
Methode"  geantwortet,  ivelcher  nur  hier  kurs  erwähnt  sein  mag,  obwohl  er  aueh  andere 
Partien  unseres  Werkes  vortheilhaft  ergänzt 


LITTERATUB:  HEBM.  PAUL,  ZUB  NIBELUNGENFRAQE.  235 

Kurier  als  bei  Scherer^s  Versuch,  die  Ursprünglicbkeit  toh  A  su  erweisen, 
hat  sieh  Paul  bei  denen  Ton  Conrad  Hofmann  nnd  Henning  aufgehalten^ 
nnd  ich  kann  es  mir  ersparen,  auf  diese  nebensächlichen  Partien  seines  Werkes 
überhaupt  einzugehen. 

.      •      * 

Mit  der  Elimioirung  von  A  als  einer  irgendwie  maßgebenden  Handschrift 
bat  Bartach  den  wesentlichsten  Einwurf  weggeschafft,  der  im  Voraus  gegen  seine 
Theorie  erhoben  werden  konnte.  So  geht  nun  auch  Paul  su  dem  positiven  In- 
halte derselben  über. 

Mit  vollem  Recht  trennt  Paul  das  allgemeinste  Besultat  in  Bartsch's  Uuter- 
sachungen,  daß  die  Recensionen  B*  und  C*  unabhängig  von  einander  aus  einer 
gemeinaamen  Quelle  stammen,  sunächst  von  der  speciellen  Ausführung.  Jenes 
Besultat  erscheint  ihm  durchaus  als  erwiesen,  diese  Ausführung  nöthigt  ihm 
nun  Theil,  wenigstens  in  ihren  weitesten  Consequensen,  Widerspruch  ab;  daß 
sber  jenes  Resultat  auch  ohne  diese  Consequenzen  stehen  bleibt,  daß  lur  Siche- 
rung deeselben  eben  in  Bartsch's  Untersuchungen  ▼ollständig  genügende  Funda* 
mente  Torhanden  sind,  ist,  wie  ich  su  Anfang  berührte,  das  wichtigste  Ergebnis 
?on  PauFs  Kritik.  Er  weist  Scherer *s  kurz  hingeworfene  Einwände  gegen  jenes 
Besuhat  zurück.  In  der  That  würde  der  eine  jener  Einwände,  Zs.  f.  d.  A.  17, 
566,  zumal  so  kurz  und  so  allgemein,  wie  Scherer  ihn  ausgesprochen  hat,  jede 
Conjeeturalkritik,  auch  wenn  sie  mit  den  besten  Mitteln  arbeitet,  ron  yornherein 
abschneiden.  Der  andere  Einwand  Scherer's  aber,  a.  a.  0.  S.  662,  daß  von  der 
älteren  Gestalt  des  N.  L.  sich  doch  irgend  etwas  hätte  erhalten  müßen,  ist 
von  Panl  aufs  treffendste  durch  die  Bemerkung  zurückgewiesen  worden,  daß 
sich  dasselbe  von  den  Schererischen  Liederbüchern  mindestens  ebenso  richtig 
ragen  ließe.  Richtig  ist  auch  die  folgende  Bemerkung  Paul's,  daß  Scherer's 
Kritik  auf  Bartoch's  um  1140 — 1150  angesetzte  erste  Gestalt  des  Liedes 
immerhin  beßer  Anwendung  finden  dürfte,  als  auf  eine,  wie  Paul  annimmt, 
weit  später  entstandene  Originalfaßung  des  Gedichtes.  Und  das  führt  mich 
weiter  zu  einem  Punkte,  wo  ich  Paol's  These  ebenso  entgegentreten  muß,  wie 
ich  andererseits  der  Bartsch'schen  Datirung  1140 — 1150  schon  früher  entgegen- 
getreten bin  (Forsch,  ü.  d.  N.  L.  Seite  86  f.  und  255  ff.). 

Paul  führt  gegen  die  letztere  Datirung  verschiedene  Gründe  ins  Feld. 
Die  Verwandtschaft  mit  dem  höfischen  Epos,  die  psychologische  Detailmalerei, 
die  deutliche  Ausprägung  des  höfischen  Frauendienstes,  die  französischen  Wörter 
lollen  dieselbe  unmöglich  machen,  und  weiterhin  soll  das  Verhältniß  von  ge- 
nauen und  ungenauen  Reimen,  welches  Bartsch  für  das  Original  annimmt, 
nndenkbar  sein.  Den  letzten  Punkt  werden  wir  unten  wiederkehren  sehen* 
Was  die  übrigen  betrifft,  so  gebe  ich  sofort  zu,  daß  dieselben  starke  Wahr- 
scheinlichkeitsgrunde gegen  Bartsch's  Datirung  bilden.  Ich  selbst  habe  an  das 
Original  von  1140 — 1150  nie  geglaubt,  weil  mir  in  den  ungenauen  Reimen 
des  N.  L.  kein  Grund  für  dasselbe  zu  liegen  schien;  in  diesem  Punkte  gebe 
ich  also  Paul  vollkommen  Recht.  Anders,  wenn  er  nun  auch  die  Zeit  von 
1170 — 1180  für  die  zweite  von  Bartsch  angenommene  Gestalt  des  N.  L.  (für 
mich  natürlich  die  erste)  verwirft  und  vielmehr  deren  Entstehung  im  letzten 
Jahrzehnt  des  12.  Jh.  zu  erweisen  sucht.  Er  meinte  »daß  die  beiden  Gedichte 
(Nib.  und  Klage)    kurz  nach  ihrer  Entstehung,    noch  ehe   sie   in  vielen  Hm» 


236  UTTERATUB:  HEBM.  PAUL,  ZUB  NIBELUNOENFRAGE. 

verbreitet  waren,  amgearbeitet  mirden''*    Ob  mit  Paol's  Datimng  nicht  schon 
das  Alter  mehrerer  Hsa.,   die   bis  an  den  Anfang   des  13.  Jh.    znrückreicheiiy 
schwer  Tereinbar  sei,   muß  solchen,  welche  die  betr.  Hss.  gesehen  haben,    zur 
Benrtheilung    überlaßen    werden,    wiewohl   ich   sehr   gut   weiß,    daß    eine     so 
genane    Bestimmung   des   Alters   einer   Hs.,    wie    zu   solchem   Zwecke    nöthig 
wäre,    ein    höchst   misliches   Ding   ist;    immerhin   ist   der    Zeitraum   aach    Ton 
1190   an   für   die   noth wendigen  Zwischenglieder   zwischen    dem   Original     von 
B*  und  0*  und  einzelnen  Hss.,    die  von  manchen  noch  ins  12.  Jh.,    obschon 
ohne  sichern  Anhalt,    hinauf geriickt  worden   sind,    etwas    gar   kurz.    Die    von 
Bartsch  hergestellten  ungenauen  Reime  kann  ich  gegen  die  Zeit  1190 — 1200 
hier   nicht   ins  Feld  fuhren,    da  Paul    nachher   eben   zu  beweisen   sucht,     daß 
deren   Zahl    und    der   Grad    ihrer   Ungenauigkeit    geringer    gewesen    sei,     als 
Bartsch  annimmt.  Hier  kann  ich  nur  ausfuhren,  daß  die  von  Paul  angesogenen 
Gründe   gegen  die  Zeit  von  1170—1180   durchaus  nicht  sprechen.    Von   den 
psychologischen  und  cnlturhistorischen  Momenten  der  Darstellung  muß  das  Paul 
angesichts  der  Ton  ihm  selbst  citirten  Eneit   wohl   sofort  einräumen.    Daß    die 
französischen  Worter  vor  der  Eneit  und  dem  Grafen  Rudolf  nicht  Torkommen,    ist 
für  mich  gleiehgiltig ;  denn  jene  Gedichte  fallen  ja  eben  in  den  von  mir  wer- 
fochtenen  Zeitraum.  Ich  halte  mich  bei  diesem  Punkt  etwas  auf.  Die  Nibelun^^n 
enthalten  nach  der  Zusammenstellung  0.  St  eine  r's  (Germanist  Studien  II,  239  '^) 
18  französische  Wörter;   dagegen  der  Arme  Heinrich  2,    Klage  3,  Gregor   6, 
Graf  Rudolf  10,  Iwein  19,  Eneit  23,  Gudrun  26,  Erec  41,  Gottfried*s  Tristan 
134,  Willehalm  173,  Parcival  184.  Anders  (und  Tielleicht  zum  Theil  ricbtigrer) 
zählen  wir,   wenn  wir  rechnen,    auf  wieviel  Verse  je   ein   französisches  Wort 
kommt,   wobei   ich    die  Nibelungenstrophe   etwa    gleich    7,    die  Gudrnnstrophe 
gleich  8  Kurzzeilen   rechne:    in    der  Klage   auf    1578,    Arm.  Heinrich    765, 
Gregor  425,  Nibelungen  350—400,  Gudrun  etwa  800,  Eneit  287,  Iwein  283, 
Gr.  Rudolf  (-f-)  100,  Erec  91 ;  von  Wolfram  und  Gottfried  sehe  ich  hier  ab, 
da  sie    außer  jedem  Vergleich   mit  diesen  sämmtlich  noch  großen  VerhiÜtaiß- 
zahlen   stehen.    Was  sagen   diese   beiden  Zahlenreihen?    Einmal   daß  wir   von 
Hartmanns  Werken   nach  dem  Erec  absehen  mfißen;   denn  abgesehen  davon, 
daß  im  A.  Heinr.   gar  nicht,    im  Gregor  nur  ganz  vorübergehend  von  ritter- 
lichen Festen   die  Bede  ist,   somit   in    beiden    der   hauptsächlichste  Anlaß  zur 
Anbringung  französischer  Wörter  wegfällt,  abgesehen  davon  zeigt  sich  in  diesen 
Werken    ein   absichtlicher  Purismus,    eine   bewußte   Umkehr  von   der  Sprach- 
mengung  des  Erec**).    Auffallend   ist  die  besonders  geringe  Zahl  der  Fremd- 


*)  Diese  Zusammenstellung  hahe  ich  dem  Folgenden  zu  Grunde  gelegt,  da 
eigenes  Nachrechnen  in  so  vielen  Gedichten  sich  fEir  meinen  Fall  kaum  gelohnt  hätte. 
Wiewohl  ich  St*8  Aufsählungen  nicht  für  unbedingt  sieher  halte  —  ich  finde  in  den 
Nib.  22  französische  WOrter  — ,  so  wird  wohl  anzunehmen  sein,  daß  er  sich  bei  den 
verschiedenen  Gedichten  in  gleichem  Maße  geirrt  habe,  so  daß  ioh  seine  Ziüiilen  immer- 
hin werde  verwenden  können;  z.  B.  im  G  afen  Rudolf  finde  ioh  auch  ein  Fremdwort 
mehr  als  Steiner  u.  s.  f. 

**)  Instructiy  ist  die  verschiedene  Stellung  des  Iwein  in  beiden  Zahlenreihen. 
Er  hat  weniger  Fremdwörter,  aber  die  wenigen  verhältnißmäßig  häufiger.  Es  ist,  als 
ob  Hartmann  im  Erec  in  der  ersten  Freude  des  Schaffens,  fast  aus  Eitelkeit  mochte 
man  sagen,  eine  große  Anzahl  französischer  Wörter  hingeworfen  hätte,  viele  nur  so 
geschwind  einmal,  wie  um  seine  Bekanntschaft  mit  ihnen  zu  zeigen.  Im  Iwein  ist  er 
weiser  geworden :  er  verwendet  weniger  Fremdwörter,  diese  aber,  da  er  sie  mit  gutem 
Bedaoht  ausgewählt  hat,  auch  ohne  Scheu,  wo  sie  gerade  passen. 


LITTERATUR:  HERM.  PAUL,  ZUB  NIBELUNGENFRAGK  237 

Wörter  in  der  Klage;  aber  der  ganxe  Inhalt  derselben  läßt  jene  erklärlich 
finden,  und  die  Terbältnismäßige  Kürze  des  Gedichtes  gibt  aaoh  dem  Zufall 
etwas  mehr  Spielraum.  Sehen  wir  also  von  diesen  vier  Gedichten  ab,  so  finden 
wir  die  Nibelungen  im  Gebrauch  der  Fremdwörter  sparsamer  als  die  Eneit  und, 
was  noch  wichtiger,  sogar  sparsamer  als  den  Grafen  Rudolf^  wenn  wir  dessen 
genni^e  Yerszahl  bedenken.  Ihre  Versetzung  zwischen  1170  und  1180  dürfte 
also  jedenfalls  keinem  Widerspruch  von  dieser  Seite  her  begegnen.  Gleich  der 
£rec  neigt  schon  eine  unTcrhältnismäßig  größere  Menge  französischer  Wörter. 
Daß  deßhalb  die  Nibelungen  beträchtliche  Zeit  vor  demselben  gedichtet  sein 
mfißen,  folgt  daraus  zwar  noch  nicht;  vielmehr  ließe  sich  gegen  diesen  Schluß 
Paul  •  Bemerkung  anwenden,  daß  französische  Wörter  in  Werken,  die  aus  dem 
Fransosiachen  fibersetzt  sind,  früher  zu  erwarten  seien  als  in  andern;  immerhin 
aber  ut  die  mit  Anlehnung  an  den  Stil  des  N.  L.  und  ohne  französische  Vor- 
lage verfaßte  Gudrun  schon  ziemlich  reicher  daran.  Jedenfalls  aber  läßt  sich 
aus  der  Znsammenstellung  von  Nibelungen  und  Erec  der  Schluß  ziehen,  daß 
jene  ziemlich  lange  Zeit  vor  diesem  verfaßt  sein  können.  Wenn  aber  die 
Nibelungen  nicht  mehr  Fremdwörter  haben  als  die  Eneit  und  der  Graf  Rudolf, 
so  läßt  sich  die  Möglichkeit^  daß  jene  Fremdwörter  etwa  jüngeren  Ursprungs 
wären,  mit  gar  nichts  erweisen^  da  die  Entscheidung  dieser  Frage  wesentlich 
eben  ans  diesen  drei  Gedichten  selbst  zu  holen  wäre.  Haben  die  Nibelungen 
10  Fremdwörter,  welche  in  den  beiden  andern  fehlen,  so  hat  Graf  Rudolf 
8,  Eneit  aber  20;  welche  den  Nibelungen  mangeln.  Ich  wollte  mit  dieser  Ans- 
fuhrang  bloß  gegen  Paul  beweisen,  daß  von  dieser  Seite  her  für  keines  der 
drei  Gedichte  eine  zeitliche  Priorität  zu  erweisen ,  somit  die  Entstehung  der 
Nibelungen  am  1170 — 1180,  zumal  da  das  Original  von  B*  und  C*  noch 
einzelner,  nur  in  je  einer  Bearbeitung  erscheinender  Wörter  entbehrt  haben 
mag,  durchaus  nicht  unwahrscheinlich  zu  machen  ist;  —  es  fragt  sich  aber, 
ob  man  fiberhaupt  diesem  Beweismittel  große  positive  Beweiskraft  für  eine 
bestimmte  Abfaßungszeit  zutrauen  darf.  Der  Gebrauch  von  Fremdwörtern  ist 
denn  doch  neben  der  Mode  der  Zeit  auch  dem  Geschmack  des  Einzelnen  unter- 
worfen; und  z.  B.  die  jedenfalls  nach  dem  N.  L.  fallende  Klage  hat  ja  weniger 
französische  Wörter  als  dieses. 

Paul  tritt  nun  den  Gründen,  mit  welchen  Bartsch  seine  frühe  Datirung 
der  Nibelungen  zu  erhärten  gedachte,  näher.  Wie  bekannt,  liegen  dieselben 
wesentlich  theils  in  den  alterthümlichCn  Reimen,  theils  in  der  Sjnkopirung  der 
Senkungen. 

Zuerst  die  Reime,  denen  böi  Bartsch  die  entscheidendste  Rolle  für  die 
Genealogie  der  beiden  Recensionen  zugefallen  ist.  Bartsch  ist  von  vornherein 
geneigt,  bei  Abweichung  im  Reim  ursprüngliche  Reimfreiheit  anzunehmen« 
Dagegen  fragt  Paul,  ob  denn  nicht  ähnliche  Abweichungen  der  Reime ^  wie 
sie  in  den  Nibelungen  erscheinen,  auch  da  vorkommen,  wo  an  ursprüngliche 
ungenaue  Reime  gar  nicht  zu  denken  ist.  Und  solche  Beispiele  findet  er  in 
der  That.  Im  jüngeren  Titurel,  wo  Reimfreiheiten;  die  leichtesten  abgerechnet, 
onstatthaft  sind,  weicht  in  27Q  beiden  Recensionen  gemeinsamen  Strophen  das 
erste  Reim  wort  2,  das  zweite  17,  beide  18mal  ab;  zusammen  38  Fälle.  Aber 
auch  im  Nibelungenliede  selbst  weichen  innerhalb  der  einzelnen  Recensionen, 
wo  ein  genauer  Reim  mit  Sicherheit  als  ursprünglich  angenommen  werden  kann, 
einzelne  Handschriften  in  derselben  Weise  von  einander  im  Reim  ab,  wie  die 


238     LITTERATUR:  HERM.  PAUL,  ZUR  NIBELUKGENFRAGE. 

ganzen  BecenBionen,  nur  seltener;  ebenso  in  der  Klage.  Im  Nibe  Inngenlied  ut 
das  erste  Beimwort  in  46,  das  zweite  in  105,  beide  in  89,  in  der  Klage  das 
erste  in  2,  das  zweite  in  18,  beide  in  8  Fällen  ge&ndert;  und  auch  die  Probe 
hat  Paul  an  mehreren  Stellen  gemacht,  daß  sich  nach  der  Analogie  von  Bartsch's 
Versnoben  öfters  ursprüngliche  Assonanzen  herstellen  laßen.  Und  doch  sind  die 
allermeisten  dieser  Abweichungen  nicht  durch  formale,  sondern  durch  sachliche 
Gründe  entstanden.  A  priori  also  wäre  dieselbe  Erklärung  auch  auf  das  Ver- 
hältniß  von  *B  und  *C  anwendbar ;  es  handelt  sich  nur  darum,  zu  untersuchen, 
ob  hier  nicht  die  speciell  en  Verhältnisse  solche  sind,  welche  auf  die  ursprüng- 
liche Existenz  ungenauer  Beime  hinweisen;  und  hiebei  kommt  Paul  wieder 
Bartsch's  Ansichten  weit  näher. 

Es  ist  Tielleicht  überflüßig,  darauf  hinzuweisen,  daß  Panl's  einschlägige 
Ausführung  ziemlich  akademisch  ist,  daß  Bartsch  die  Möglichkeit  anderer  Er- 
klärung in  andern  Fällen  gewiß  nicht  leugnen  wollte,  und  daß  alles  auf  die 
Indifidualität  des  Falles  ankommt  Paul  kann  erwidern,  daß  er  ja  selbst  sofort 
im  wesentlichen  auf  Bartsch's  Besultate  hinziele,  daß  er  die  genannten  Parallelen 
eben  nur  zu  dem  Zweck  gezogen  habe,  um  gegen  Bartsch's  allzugroße  Neigung, 
Beimabweichungen  durch  alte  Beimfreiheiten  zu  erklären,  die  Nothwendigkeit 
einer  Individualisirung  der  Fälle  darzuthun.  Nicht  versagen  aber  kann  ich  mir 
die  Bemerkung:  Paul  hätte  nicht  allein,  wie  er  im  Folgenden  thnt,  darlegen 
sollen,  daß  und  inwiefern  die  Beimabweichungen  in  den  Nibelungen  die  An- 
nahme alter  Beimfreiheiten  fordern ;  sondern  er  hätte  bemerken  müßen,  daß  die 
angeführten  Vergleiche  aus  Gründen  hinken,  welche  ohne  die  Untersuchung  der 
speciellen  Verhältniße,  wie  er  sie  nachher  anstellt,  zu  erkennen  sind.  Daß  das 
bei  dem  jungem  Titurel  der  Fall  ist,  brauche  ich  nicht  lange  auseinander- 
zusetzen ;  an  ursprüngliche  Assonanzen  ist  ja  hier  nicht  zu  denken.  Ajiders  mit 
den  verschiedenen  Nibdungenhandschriften.  Paul  hat  hier  einen  Fehler  begangen, 
indem  er  die  Abweichungen  verschiedener  Hss.  von  ihr^  Becensionen 
zusammengezählt  hat,  statt  nur  je  die  einer  einzelnen  von  ihrer  Beeonsion, 
bzw.  die  zwischen  zwei  einzelnen  Hss.  zu  berechnen.  Die  Zahlen  wären  im 
letzten  Fall  so  niedrig  geworden,  daß  er  selbst  wohl  nicht  damit  hätte  operiren 
mögen. 

Auf  die  Sache  selbst  hat  dieser  Einwand  wenig  Einfluß.  Paul  untersucht 
sofort,  ob  nicht  speciell  im  Nibelungenlied  ein  besonderer  Grund  für  die  An- 
nahme ursprünglicher  Assonanzen  vorhanden  sei.  Das  Mittel,  dessen  er  sich  für 
diese  Untersuchung  bedient,  ist,  wenngleich  seine  Anwendung  viel  Vorsieht  und 
weiten  Spielraum  erfordert,  jedenfalls  als  eines  der  sichersten  und  methodischsten 
anzusehen:  die  Herbeiziehung  der  Zahlenstatistik  und  deren  Verwerthung  durch 
Wahrscheinlichkeitsrechnung.  Ist  die  Divergenz  der  Beime  eben  aus  dem  Be- 
streben, die  Beime  zu  ändern,  hervorgegangen,  so  läßt  sich  keinerlei  Wahr- 
scheinlichkeit f&r  absolute  und  relative  Häufigkeit  der  Fälle  finden,  da  die  Zahl 
der  ursprünglichen  Assonanzen  selbst  irrationell  und  zufällig  ist  Ist  dagegen 
jene  Divergenz  der  Beime  aus  irgend  welchen  andern,  nicht  im  Beim  gelegenen 
Gründen  zu  erklären,  so  werden  sich  durch  Wahrscheinlichkeitsrechnung  Zahlen 
für  das  Zusammentreffen  der  ungenauen  Beime  und  der  Beimdivergenzen  finden 


Paul  geht  auf  diese  Weise  vor.  Die  beiden  Becensionen  der  Nibelongen 
haben   gewisse  Ungenauigkeiten   oder  doch  Freiheiten  im  Beim,    welche   ihnen 


UTTERATUB:  HERM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNQENFRAGE.  239 

dnrebans  gemeiD  und  daher  als  reine  Beime  ancasehen  sind.  Dahin  gehören  die 
auch  in  andern  Gedichten  anstandslosen  Bindangen  an  ;  än^  sun  :  tuotif  fmo  :  d6 
(=  duo),  icA  :  ich,  tn  :  in,  Gtsdhir  :  wer*) ;  außerdem  die  dem  N.  L.  eigen- 
thomliche  Bindnng  Hagene  :  degene. 

Außer  diesen  als  rein  su  betrachtenden  Reimen  haben  beide  Bearbeitungen 
$a  einer  Anzahl  Ton  Stellen  sweifellos  ungenaue  Reime,  größtentheils  beide  die- 
selben, nur  nicht  eben  an  den  nämlichen  Stellen.**) 

Wie  Tcrtheilen  sich  nun  diese  ungenauen  Reime  auf  das  ganze  Gedicht? 
Wenn  sie  zufällig,  d.  h.  Ton  den  Bearbeitern  bald  hineingebracht,  bald  zufällig 
w^gelaßen  sind,  so  müßen  sie  sich  auf  die  4170  Reimpaare,  die  in  B*  und 
C*  gleich  sind,  auf  die  206 — Sil 2,  die  mit  einem,  die  168,  die  mit  beiden 
Beimworten  abweichen^  auf  die  76  in  den  Plusstropfaen  von  B*  und  die  200 
m  den  tou  C*  Jd*  nach  dem  Verhältniß  dieser  Zahlen  Tcrtheilen,  also  auf 
jese  4170  etwa  */.^,  auf  die  andern  650  etwa  Yt  derselben  fallen;  ein  ziem- 
fidies  Schwanken  in  den  Zahlen  wäre  dabei  wohl  denkbar.  Allein  dem  ist  nicht 
80.  Vielmehr  finden  sich  die  ungenauen  Reime  nur  da,  wo  die  Recensionen  im 
Beim  abweichen,  und  zwar  mit  einer  Ausnahme  nur  da,  wo  bloß  ein  Reim- 
«ort  abweicht***);  also  auf  874 — 380  Reimpaare,  Via  ^^^^^t  ▼ertheilt. 

Durch  diese  Thatsache  ist  der  Zufall  ansgeschloßen ;  die  ungenauen  Reime 
müßen  Ton  den  Bearbeitern  entweder  (natürlich  zufällig)  hineingebracht  oder 
(dann  mit  Absicht)  beseitigt  worden  sein.  Das  letztere  ist  das  wahrscheinlichere 
imd  gibt  die  einzige  Erklärung,  welche  ein  Motiv  für  die  Abweichungen  ent- 
halt Die  Klage,  welche  im  wesentlichen  dieselben  Verhältnisse  zeigt,  bestätigt 
dieses  B«sultat.  Wir  sehen  also  Paul  hier  wieder  ganz  auf  dem  Boden  von 
Bartsch's  Theorie« 

Ist  die  hier  reproducirte  Beweisführung  richtig?  Ich  glaube,  sie  ist  un- 
tnfeehtbary  sobald  die  Zahlen  für  die  Vertheilung  der  ungenauen  Reime  richtig 
liod;  und  diese  Frage  hängt  von  der  weitem  ab,  ob  die  als  unanstÖßig  aus- 
geaehiedenen  Beimfreiheiten  (an  :  an  u.  s.  f.)  nicht  doch  unter  dem  gleichen 
Gesichtspunkt  au  betrachten  sind,  wie  die  andern.  Henning  hat  diesen  Einwand 
erhoben  (Anz.  f.  d.  A.  IV  68  f.)  und  Paul  darauf  geantwortet  (Beitr.  Y  486). 
Henning  ist  der  Ansicht,  daß  mehrere  nach  Paul  reine  Reime  ebenso  gut  als 
nnreüi  anzusehen  seien  wie  die  andern,  daß  zwischen  ßruo  :  dd  und  G^imöt :  tuot^ 
zwischen  m  :  s€n  und  naht :  beddhi,  nm  :  tuon  und  wn  :  firum  kein  Unterschied 
m  der  Ungenauigkeit  j^ei ;  daß  brd/U  :  mäht  und  Kort :  gehdrt  in  Plusstrophen 
Ton  C*  vorkommen.  Was  die  stärkste  unter  diesen  Reimfreiheiten  betrifft,  so 
hat  Paul  entgegnet,  daß  duo  für  d$  eine  althergebrachte  Form  sei,  die  häufig 
im  Rdme  gebraucht  werde ;  im  Übrigen  hat  er  mit  der  Entgegnung,  daß  Reime 
mit  consonantischer  Ungenauigkeit  in  den  gemeinsamen  Stellen  nicht  vorkommen, 


*)  Letzteres  Beispiel  gehört  nicht  bisher;  denn  —  her  ist  kurz  und  "wird  nur 
nnorganiseh  verlängert,  wie  Slm^  n.  ä.  in  der  Cäsar  etc. 

**)  Es  ist  überflüssig,  P.*b  Aufzählung  hier  zu  controliren;  ob  ein  paar  Stellen 
wegfallen  oder  hinzukommen,  macht  für  das  Qanze  nichts  aas. 

***)  Bas  möchte  ich  noch  mehr  premiren,  als  Panl  thut  Würden  bei  Abwei- 
ehong  beider  Reimpaare  ungenaue  Bindungen  häufiger  vorkommen,  so  könnte  gegen 
den  Schluß  auf  Ursprüng^chkeit  der  Assonanzen  eingewendet  werden:  warum  wurde 
denn  zur  Beseitigung  der  angeblichen  Assonanz  nicht  blos  ein  Reim  wort  beseitigt?  — 
ein  Einwand,  der  gegenüber  der  vorhandenen  Mehrzahl  der  Fälle,  wo  nur  eines  be- 
Nitigt  ist,  nicht  gemacht  werden  kann. 


240  UTTEBATUB:  HERH.  PAUL,  ZOR  NIBELUNOENFRAOE. 

a  l  df  i  :  tf  o  :  6f  wn  :  twm  auch  sonst  nichts  ungewöhnliches  seien,  Henning's 
Einwarf  die  Spitse  abgebrochen.  Es  kann  aber  gefragt  werden,  ob  dieser  Ein- 
wurf, auch  wenn  er  richtig  wäre,  so  sehr  yiel  bedeutet.  Nehmen  wir  Paulis  Re- 
sultat vorauf,  80  ist  es,  falls  die  Bearbeiter  unreine  Reime  inconsequent  beseitigt 
haben,  gar  nicht  unmöglich,  daß  sie  sehr  leichte  Reimfreiheiten  auch  dann 
und  wann  beide  beibehalten  hätten,  wie  dieß  in  der  Klage  zweimal  mit  etwaa 
schwereren  geschehen  ist  (Paul  S*414).  Unter  allen  Umständen  ist  die 
Zahl  der  in  den  374 — 880  Reimpaaren,  wo  der  Reim  abweicht,  vorkommenden 
Reimfreiheiten  gegenüber  den  in  allen  übrigen  erscheinenden  so  unverhältnis- 
mäßig groß,  daß  schon  dieses  Zahlenverhältnis  den  Schluß  mehr  als  nahe 
legen  muß,  den  Paul  daraus  gezogen  hat. 

Haben  aber  die  Bearbeiter  wirklich  ungenaue  Reime  des  Originals  be- 
seitigt, so  ist  der  Zufall  nicht  denkbar,  daß  jeder  von  ihnen  bloß  die  beseitigt 
hätte,  die  der  andere  stehen  ließ.  Vielmehr,  schließt  Paul  mit  vollem  Rechte, 
„daraus,  daß  im  Liede  keiner  von  den  anstößigen  Reimen  sich  in  allen  beiden 
Bearbeitungen  erhalten  hat,  haben  wir  das  Recht,  zu  vermuthen,  daß  die  größere 
Menge  derselben  in  der  einen  wie  in  der  andern  weggeschafft  ist**.  Ein  be* 
stimmt  es  Zahlenverhältnis  dafür  anzugeben  ist  nicht  möglich;  aber  wir  werden, 
da  gar  kein  Fall  im  N.  L.,  in  der  Klage  nur  zwei  vorhanden  sind^  wo  B* 
und  C*  die  Assonanz  beide  erhalten  haben,  gegen  10 — 20  Fälle  einseitiger 
Änderung  im  N.  L.,  mehr  als  10  in  der  Klage,  wohl  annehmen  dürfen,  daß 
die  bei  weitem  größere  Anzahl  der  Assonanzen  von  B*  und  C*  gemeinsam 
beseitigt  worden  ist  (s.  u.). 

Der  Ermittlung  von  Wahrscheinlichkeitszahlen  sucht  Paul  näher  zu  rücken. 
Er  findet,  daß  von  den  verschiedenen  Möglichkeiten  der  Reimänderung  nur  eine 
hinterdrein  sicher  erkannt  werden  kann :  diejenige,  daß  der  eine  Bearbeiter  das 
eine,  der  andere  das  andere  Reimwort  geändert  hat,  insofern  nämlich  in  diesem 
Falle  sich  aus  den  überlieferten  Reimworten  eine  Assonanz  herstellen 
läßt:  aus  B***  nam  :  geMom  und  C*  dan  :  hegan  z.  B.  läßt  sich  für  das  Original 
nam  :  began  oder  dan  i  gezam  herstellen.  Die  Fälle  nun,  in  welchen  durch 
Kreuzung  der  Reimwörter  von  B*  und  C*  sich  ein  ungenauer  Reim  herstellen 
läßt,  benutzt  Paul  zu  einer  neuen  Wahrscheinlichkeitsrechnung.  Er  zählt  bei- 
spielshalber die  Reime  auf  am  und  die  auf  an\  aus  der  Zahl  ihres  Vorkommens 
muß  sich  eine  Probabilität  ergeben,  wie  oft  bei  reinem  Zufall  das  Znsammen - 
treflfen  des  Reimklangs  am  :  am  in  der  einen  Recension.  mit  dem  Reimklang 
an  :  an  in  der  andern  zu  erwarten  wäre.  Man  kann  diese  Berechnung  ver- 
scheiden anstellen;  nach  der  einen  Rechnung  findet  Paul  1,  28  Fälle,  nach  der 
andern  nur  0,39  für  dieses  Zusammentreffen.  Da  dasselbe  aber  siebenmal  vor- 
kommt, so  kann  hier  nicht  reiner  Zufall  angenommen  werden,  sondern  es  maß 
wenigstens  die  Mehrzahl  dieser  Fälle  auf  ursprüngliche  Assonanz  am :  an 
oder  Oft  :  am  zurückgehen. 

Es  ließe  sich  gegen  Paul's  Berechnung  dieses  und  jenes  einwenden. 
Nicht  zwar  in  dem  Sinne,  wie  Henning  dagegen  opponirt  hat  (Anzeiger  IV, 
64  f.);  aber  man  könnte  einmal  sich  noch  verschiedene  andere  Arten  des  An- 
satzes denken,  die  zu  verschiedenen  Resultaten  führen  würden,  wie  auch  die 
verschiedenen  Berechnungen  Paul's  sehr  verschiedene  Zahlen  ergeben  haben. 
Man  könnte  z.  B.  sagen:  wird  Hagene  :  menege  u.  ä.  gereimt,  so  kann  das 
Original  auch  Reime  wie  an  :  ant,  an  :  anc,  ant  :  anc,  am  :  an  enthalten  haben. 


UTTERITUB:  HEBM.  PAUL,  ZUR  NlBELUNGENFRAGE.  241 

Die  Beime   auf  ant  sind  nun  im  N.  L.   sehr  häufig;   ich  fand  anf  demselben 

beliebig  gewühlten  Räume  88  auf  ant^    82  auf  an^  6  anf  am,  17   auf  dn  und 

41  von  an  anf  dn.    Es  findet  sich    an  den   16  Stellen,    wo  Kreusung   möglich 

ist,   von   diesen    verschiedenen  Reimklängen    nur   der  auf  dn    1285,  3.    4  und 

920,  3.  4,  wo  beide  Male  sich  der  Reim  am  :  dn  leicht  und  ohne  Änderung  her- 

•tellen  ließe.   Der  letzten  Formel,    welche  Paul  gebraucht,  ließe  sich  für  diese 

Beimbindung   folgende   gegenüberstellen.   Ist   unter   167   Reimen    der    auf   am 

l,22mal  in  jeder  Recension  zu  erwarten,  so  wird  es  der  auf  dn,  wenn  man  nur 

17  ^^  1  22 

reine  Bindung  annimmt,   = — ^ =  4,15,  wenn  man  dagegen  die  mit  an 

5 

fl7  -4-  — )  V  1  22 
ingleich  suläßt,  V      ^  a/  /^    >      -.  9^iönial  sein*).    Diese  Zahlen  ergeben 

5 
far  das  Zusammentreffen  mit  einem  Reim  auf  am  folgende  Brüche; 
(4  X  4,15)  +  (4  X  ^>15)  ^  ^  2 


167 
oder 

(4  X  9,lö)  +  (4  X  9,15) 


=  0,43. 


167 

Also  allerdings  Zahlen,   die  ebenfalls   unter  den  wirklichen  sind.    Nicht 

aber  wäre  das  der  Fall,   wenn  wir   das  wahrscheinliche  Zusammentreffen  s.  B. 

ron  an  und  ant  berechnen  wollten.  Ein  Reim  auf  ant  wäre  auf  167  Reimpaare 

88  X  1>22 

=  21,45mal  zu  erwarten,  also  das  Zusammentreffen  mit  einem  auf  an 

(27  X  21.45)  +  (26  X  21,4&)  _  .  „      .. 
— _  6,8mal; 

dasselbe  kommt  aber  gar  nicht  vor.  Hier  steht  also  die  durch  Wahrschein- 
lichkeit errechnete  Zahl  über  der  wirklichen.  Allerdings  kann  Paul  sagen 
(ond  ich  wäre  gar  nicht  abgeneigt,  ihm  darin  beizustimmen):  der  Umstand, 
daß  der  sonst  so  häufige  Reim  auf  ant  in  den  16  Fällen  gar  nicht,  häufig 
sber  die  sonst  weit  selteneren  auf  am  und  an  vorkommen,  beweist  eben  für 
die  Ursprfinglichkeit  dieser  Assonanz ;  der  Dichter  hat  eben  keine  Reime  an  :  ant 
verwendet.  Allein  diese  Beweisführung  läuft  der  von  ihm  gebrauchten  Wahr- 
scheinlichkeitsrechnung direct  entgegen,  und  es  zeigt  sich,  wie  vorsichtig  man 
mit  dieser  sein  muß. 

Noch  eine  andere  Frage  könnte  aufgeworfen  werden:  ob  denn  wirklich 
auch  das  Material  genügend  sei?  Bei  so  kleinen  Zahlen  wie  1,28  oder  0,39 
gegen  7  kann  man  nicht  so  frischweg  wie  bei  größeren  mit  dem  relativen 
Größen  Verhältnis  rechnen,  sondern  muß  auch  das  absolute  berücksichtigen  und 
bedenken,  daß  ein  mehr  oder  weniger  von  ein  oder  zwei  zufälligen  Vorkomm- 
nissen das  relative  Verhältnis  total  ändert. 


*)  Die  Zahl  41  mußte  mit  2  dividirt  werden,  weil,  wenn  eine  Recension  an  :  dn, 
die  andere  am :  am  hat,  hlos  in  der  einen  Hälfte  der  Fälle  die  Krenznng  zu  am :  du, 
in  der  andern  die  zn  am  :  an  geschehen  kann.  Nimmt  man  dazu,  daß  der  Versschluß 
sof  an  häufiger  ist  als  der  anf  dn,  so  hätte  statt  mit  2  auch  mit  einer  entsprechend 
größeren  Zahl  dividirt  werden  können;  das  Resultat  hätte  sich  aber  nur  wenig  geändert 

OKBMABU.   Neue  BeUie  XY.  (XXYn.)  Jelirg.  16 


242  LITTEfiATUß:  HEBM.  PAUL,  ZUB  NIHELUKGEMFRAaE. 

Wenn  ieh  aber  Paars  matbematUcher  BeweiBfQbrung  minderes  Gewicht 
beimeße,  so  stimme  icb  binsicbtiich  der  Annabme  ursprünglicher  Assonanzen, 
wo  sie  durch  Ejreuzung  herzustellen  sind,  dennoch  mit  ihm  überein.  Mich  be- 
wegt dasu  nicht  allein  die  besonders  bei  selteneren  Reimklängen  wie  uoc,  uot,  öt 
doch  unverhältnismäßige  Häufigkeit  dieser  Möglichkeit;  der  Zufall  wäre  hier 
immerhin  nicht  ausgeschlossen.  Wichtiger  scheint  mir,  daß  die  Kreuzung  in 
allen  16  Fällen  möglich  ist  ohne  irgend  eine  Änderung  des  Textes;  höchstens 
ist  es  dann  und  wann  erforderlich,  statt  einer  anderthalb  Zeilen  aus  einer  Be- 
arbeitung zu  nehmen,  woran  nichts  hindern  kann*).  Das  ist  doch  bei  einer 
Menge  von  16  Fällen  für  die  Annahme  des  Zufalls  zu  viel;  dieser  oder  jeoer 
Fall  mag  ja  zufällig  sein^  aber  beweisen  wird  sich  das  nicht  lassen. 

Die  Bemerkungen,  welche  Paul  über  das  Verfahren  Bartsch's  bei  der 
Reconstruction  des  durch  Kreuzung  herstellbaren  Originals  macht,  zielen  darauf 
hin,  die  von  Bartsch  dabei  angebrachten  Änderungen  als  überflüssig  zu  er- 
weisen (s.  die  letzte  Note).  Ich  kann  sie  hier  übergehen. 

Paul  geht  über  zu  den  weit  häufigeren  Fällen,  wo  ein  Reimwort  in  B* 
und  C*  gleich,  das  andere  verschieden  ist.  Er  findet,  indem  er  der  Zählung 
Bartsch*s  noch  etliche  Stellen  beifugt,  142  Stellen,  wo  das  zweite,  55,  wo  das 
erste  Reimwort  abweicht.  Fast  für  alle  diese  Stellen  hatte  Bartsch  die  Beseitigung 
einer  ursprünglichen  Reimfreiheit  angenommen.  Darin  tritt  ihm  nun  Paul  ent- 
schieden gegenüber.  Seine  Calculation  ist  folgende :  Wenn  zwei  Bearbeiter  eine 
Assonanz  durch  Änderung  eines  Reimwortes  beseitigen,  und  angenommen  wird, 
daß  beide  gleich  oft  das  erste  Reimwort  ändern  wie  das  zweite,  so  folgt  dar- 
aus mit  ebensoviel  Wahrscheinlichkeit,  daß  beide  dasselbe,  wie  daß  beide  ver- 
schiedene Reimwörter  ändern.  Haben  sie  also  in  197  Fällen  das  gleiche 
Reimwort  geändert,  so  werden  sie  auch  in  197  Fällen  der  eine  das  eine,  der 
andere  das  andere  geändert  haben,  es  wird  also  197mal  Kreuzung  möglich 
sein.  Da  diese  aber  bloß  19mal**)  möglich  ist,  so  wird  auch  in  den  197  Fällen 
nur  etwa  19mal  die  Beseitigung  einer  alten  Assonanz  anzunehmen  sein;  also 
ist  bei  weitem  der  kleinste  Theil  der  Abweichungen  auf  ursprüngliche  Asso- 
nanz zurückzuführen, 

Diesen  Schluß  halte  ich  für  einen  gründlichen  Fehlschluß.  Es  ist  nicht 
richtig,  daß  nach  dem  Gesetze  der  Wahrscheinlichkeit  die  Änderung  des  näm- 
lichen und  die  verschiedener  Reimwörter  gleich  oft  zu  erwarten  sei.  Viel- 
mehr wird  weit  häufiger  dasselbe  Reimwort  geändert  werden.  Denn  1.  wird 
in  vielen,  ja  den  meisten  Fällen  das  eine  Reimwort  leichter  zu  ändern  sein 
als  das  andere,  und  das  ans  verschiedenen  Gründen;  es  werden  also  die 
Bearbeiter  sehr  oft  fast  nothwendig  in  der  Wahl  des  Beizubehaltenden  und 
des  zu  Verändernden  zusammentreffen***).    2.  wird  die  Änderung  des  zweiten 


*)  Bartsch,  Unters.  13  —  16  hat  allerdings  verschiedene  Änderungen  vorgenommen, 
deren  einige  Paul  im  Folgenden  als  überflüssig  zurückgewiesen  hat.  Nothwendig  ist 
gar  keine;  verwerfllich  mehrere  deshalb,  weil  sie  mit  parteilicher  Vorliebe  für  sjn- 
kopirte  achte  Halbzeilen  gemacht  sind;  anch  alterthümliche  Wortformen  hat  Bartech 
unnOthigerweise  in  den  Text  (gesetzt. 

**)  Paul  hat  EU  den  16  Fällen  noch  1424,  1.  2;  1618,  3.  4;  2040,  8.  4  hinzu- 
gefügt, wo  zur  Herstellung  der  Assonanz  erst  ein  Beimwort  in  seiner  Form  geändert 
werden  muß. 

***)  Nur  ein  ganz  zufällig  gewähltes  Beispiel:  626,  7.  8.  Falls,  was  ich  nicht 
untersuchen  will ,  Bartsch^s  Reconstruction  halt :  vani  richtig  ist,  so  konnte  das  Wort 


LIETERATUR:  HERM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNQENFRAOE.  243 

Reimworts  häufiger  stattfinden  als  die  des  ersten,  wof&r  nicht  allein  das  Gesetz 
der  Trägheit,  psychologisch  gefaßt,  spricht,  sondern  auch  die  Betrachtung,  daß 
der  Schreiber  oft  die  erste  Zeile  wohl  schon  geschrieben  hatte,  als  ihm  die  Ände- 
rung der  zweiten  betfiel.  Das  Zahlenverhältnis  142  zu  55  gibt  dieser  Betrach- 
toDg  Recht,  man  mag  nun  willkürliche  Änderung  in  einer  Bearbeitung  oder 
£otfernung  einer  Assonanz  in  beiden  annehmen. 

Dieses  Zahlenverhältnis  hat  denn  Paul  auch  berücksichtigt  und  so  in. 
eiDer  weiteren  Berechnung  herausgebracht,  daß  neben  den  142  und  55  Fällen 
176,  75  Fälle  der  Kreuzung,  also  neben  den  19  Fällen  der  Kreuzung  nur 
15,  26  statt  142  und  5,  91  statt  55  zu  erwarten  seien,  also  zusammen  21,  17. 
Damit  hat  er  zwar  den  unter  2.  vorgebrachten  Einwand  beseitigt,  der  unter 
1.  aber  bleibt  bestehen. 

Für  die  Fälle,  wo  beide  Reimwörter  abweichen,  ohne  daß  Kreuzung 
möglich  wäre,  läßt  sich  keinerlei  Berechnung  anstellen.  Recht  wird  Paul  mit 
der  Bemerkung  haben,  daß  in  diesen  Fällen  ursprüngliche  Assonanz  im  Ver- 
hältnis zu  ihrer  Anzahl  nicht  häufiger  anzunehmen  sein  werde,  als  bei  Gemein- 
samkeit eines  Reimwortes,  Paul  kommt  also  zu  dem  Schluße,  daß  sich  „für 
das  Original  des  N.  L.  günstigsten  Falls  immer  nur  ein  geringer  Procentsatz 
TOQ  ungenauen  Reimen  ergebe,  viel  zu  wenig  für  ein  Gedicht  aus  dem  fünften 
Decennium  des  12.  Jahrhunderts,  auch  wenn  man  die  ganz  willkürlich  angenom- 
mene Bearbeitung  um   1170  zugeben  wollte". 

Ehe  ich  weiter  gehe,  ein  paar  Worte.  Ich  muß  zugestehen,  daß  ich  in 
der  Annahme  alter  Assonanzen  auch  durchaus  nicht  so  weit  gehen  will,  wie 
Bartsch,  daß  ich  manche  seiner  Reconstructionen  für  unberechtigt  halte  und 
es  für  seltsam,  ja  unerhört  erachten  müßte,  wenn  der  Zufall  gar  nie  sein  Spiel 
getrieben  haben  sollte«  Allein  daß  der  alten  Assonanzen  doch  mehr  gewesen 
sein  werden  als  Paul  annimmt,  geht  nicht  nur  aus  meiner  vorigen  Ausführung 
hervor:  Paul  hat  sich  mit  seiner  früheren  Aufstellung,  daß  die  größere  Menge 
der  Assonanzen  entfernt  worden  sein  müße  (Seite  417),  hier  in  einigen  Wider- 
iprach  verwickelt.  Die  durch  Kreuzung  hergestellten  Assonanzen  sind  19;  daraus 
berechnet  er  für  die  Fälle,  wo  ein  Reim  wort  abweicht,  21,  und  für  die  151, 
wo  beide  abweichen  ohne  Möglichkeit  der  Kreuzung,  würden  sich  demnach 
höchstens  16  ergeben,  zusammen  56,  was  aber  nach  Paul  zu  viel  sein  wird, 
da  auch  unter  den  19  suflUlige  sein  können.  Wörtlich  genommen  sind  aller- 
dings auch  50  mehr  als  die  10 — 20  erhaltenen  Assonanzen;  allein  die  obige 
Beweisführung  Paulis  schien,  wie  ich  oben  angedeutet  habe,  auf  weit  größere 
Verhältnisse  zu  deuten. 

Weiterhin  wendet  sich  Paul  gegen  den  Grad  der  von  Bartsch  angenom- 
menen Assonanzen  ,  und  hierin  kann  ich  ihm  fast  durchaus  beistimmen.  Er 
sagt:  „nur  solche  Reimarten  sind  für  das  Original  gesichert,  die  noch  in  einer 
von  beiden  Recensionen  erhalten  sind ,  einigermaßen  auch  die ,  welche  sich 
durch  Kreusung  herstellen  lassen."  Man  wird  zwar  die  Annahme  kaum  wider- 
legen können,  daß  die  Bearbeiter,  wenn  sie  die  Mehrzahl  der  Assonanzen  be- 
seitigten, wohl  gerade  die  stärksten  beide  beseitigt  haben  dürften;  allein  dar- 
auf gestützt  nun  irgend  eine  unbezeugte  Assonanz  wirklich  einzusetzen,    dazu 


hau  viel  eher  geändert  werden,  wie  B*  und  C*  gethan  haben,  als  das  andere  Reim- 
wort, weil  die  Reime  auf  vani  viel  häufiger  sind  als  die  auf  baU, 

16* 


244  LITTESATUR:  HEBM.  PAUL,  ZUR  NIBELUKOENFRAGE. 

hat  man  kein  Recht,  weil  keine  Nothignng;  und  chronologische  Schlüge  dürften 
ans  solchen  reconstmirten  Assonanzen  vollends  keine  gezogen  werden*). 

Paul  findet  alle  sicheren  Assonanzen  des  N.  L.  auch  in  den  andern 
Volksepen,  zum  Theil  auch  bei  Wolfram  und  dem  Stricker,  ja  bei  Walther. 
Auch  die  alterthümlichen  Formen  im  Reim  findet  Paul  noch  in  späterer  Zeit; 
wenn  er  Superlative  auf  -öst  im  Alemannischen  noch  im  14.  Jahrb.  findet,  so 
konnte  ich  ihm  solche  noch  in  einer  Hs.  des  16.  Jahrb.  nachweisen. 

Sehr  dankbar  muß  man  für  die  Kritik  sein,  die  Paul  an  Bartsch's  freien 
Binnenreimen  geübt  bat.  Ich  hebe  die  Hauptpunkte  heraus.  Erstlich  finden 
sich  eben  solche  im  Ortnit,  also  einem  zweifellos  ins  18.  Jahrhundert  fallenden 
Gedichte.  Zweitens  mußten  solche  schon  durch  bloßen  Zufall  in  Y^^  oder  mehr 
aller  Zeilenpaare  entstehen,  da  es  nur  15  Vocale  und  Diphthongen  gibt,  deren 
Vorkommen  sehr  ungleich  häufig  ist.  Drittens  (und  hierin  sehe  ich  einen  be- 
sonders starken  Beweis)  finden  sich  solche  auch  zwischen  der  zweiten  und 
dritten,  sowie  zwischen  der  vierten  und  ersten  Langzeile,  und  zwar  jedenfalls 
eben  so  viele  als  Bartsch  gefunden  hat.  Somit  ist  die  Zufälligkeit  dieser  Alsso- 
.nanzen  kaum  zweifelhaft  zu  nennen. 

Eine  kurze  Ausführung  Paul's  über  den   rührenden  Reim    übergehe  ich. 

Paul  glaubt  mit  seinen  Ausführungen  nicht  nur  jeden  Beweis  für  die 
Entstehung  des  N.  L.  um  1150  oder  1170  widerlegt,  sondern  diese  Datirungeo 
unmöglich  gemacht  zu  haben.  In  den  Assonanzen  und  deren  Beseitigung  findet 
er  überhaupt  nicht  älteres  und  neueres  Datum,  sondern  populäre  Runstübung 
und  den  Versuch,  diese  der  strengeren  höfischen  anzunähern.  Zur  Analogie 
führt  er  mehrere  Stellen  Wolfram's  an,  wo  die  Schreiber  gleichfalls  Assonanzen 
beseitigt  haben  sollen.  Ich  denke,  daß  ich  mir  eine  Discussion  darüber  ersparen 
kann.  Von  der  Jahreszahl  1150  will  ich  auch  nichts:  daß  die  Datirung  um 
1170 — 1180  unmöglich  sei,  hat  Paul  nicht  bewiesen.  Daß  das  Original  we- 
nigstens etwas  früher  fallen  dürfte  als  Paul  glaubt,  habe  ich  oben  wahrschein- 
lich zu  machen  gesucht  Und  welches  die  Motive  sind,  denen  die  ursprüng- 
lichen Assonanzen  zum  Opfer  fielen,  das  ist  dann  noch  eine  weitere ,  von  un- 
serer Untersuchung  zunächst  unabhängige  Frage.  Paulis  Datirung  nach  1190 
kann  ich  nicht  annehmen;  auf  jede  genauere  werden  wir  verzichten  müßen, 
so  lange  sich  nicht  neue  Quellen  öffiien,  und  das  wird  schwerlich  zu  erwar- 
ten sein. 

* 

Im  dritten  Abschnitt  seiner  Schrift  untersucht  Paul  die  Aufstellungen 
Bartsch *s  über  die  Ausfüllung  der  Senkung.  Der  Weg,  den  er  dabei  nimmt, 
ist  so  ziemlich  derselbe  wie  bisher. 

Bartsch 's  Grundanschauung  ist  die,  daß  bei  Abweichung  der  Bearbei- 
tungen theils  diejenige  Lesart  die  ursprüngliche  sei,  welche  eine  Synkope  zeigt, 
theils  auch  aus  den  vorhandenen,  nicht  sjnkopirten  Lesarten  auf  eine  von  den 
Bearbeitern  beseitigte  Synkope  im  Original  rückzuschließen  sei.  Besonders  aus- 
geführt und  besonders  wichtig  ist  dieses  Gesetz  bei  Bartsch  in  seiner  Anwen- 


*)  Ich  versäume  nicht  zu  bemerken,  daß  das  Bartsch  auch  nicht  gethan  hat, 
wenigstens  nicht  aus  dem  Grade  der  von  ihm  reconstruirten  Reimfreiheiten,  s.  Unters. 
358  in.;  ans  der  Zahl  derselben,  für  die  wir  keinerlei  Beweis  haben,  hat  er  es  aller- 
dings gethan. 


UTTEitATUE:  HEBM.  PAUL,  ZUB  NIBELUNGENFRAGE.  245 

doDg  auf  die  achte  Halbseile.  Paal  seigt  nan  wieder  zanächst,  daß  das  kein  allge- 
mein giltiger  Grundsatz  sein  könne.  Er  führt  die  Hs.  A  an,  in  der  nach  Bartsch 
lahlreiche  kleine  Wörter  aasgelassen  and  dadurch  Synkopen  herbeigeführt  sind ; 
zufällige  Entstehung  von  Synkopen  durch  anderweitig  veranlagte  Änderungen 
kommt  auch  vor.  Auch  durch  Combination  der  Lesarten  verschiedener  einzelner 
Hbs.  könnte  man,  wie  Paul  zeigt,  oft  genug  vermeintliche  ursprüngliche  Syn- 
kopen herstellen.  Es  fragt  sich,  ob  dieser  auf  zehn  Seiten  mit  viel  Mühe  ge- 
führte Beweis  der  Mühe  werth  war.  Es  steht  hier  doch  anders  als  bei  den 
Assonanzen;  eine  chronologische  Bestimmung  kann  aus  dieser  Untersuchung 
nicht  hervorgehen.  Noch  erhebliche  Zeit  nach  1200  haben  sich  wenigstens 
nnsere  Epiker  die  Auslassung  der  Senkung  in  einem  Maße  erlaubt,  hinter  dem 
sie  bei  den  Dichtem  des  12.  Jahrhunderts  manchmal  zurückbleibt,  so  daß 
manches  Gedicht  des  12.  Jahrhunderts,  wenn  man  die  Synkopirung  absolut 
zb  ältere  Kunstübung  ansehen  wollte,  für  jünger  gehalten  werden  müßte  als 
dieses  oder  jenes  aus  dem  dreizehnten.  Das  hat  auch  Bartsch  sehr  wohl  ge- 
wußt and  nicht  bezweifelt,  wie  nicht  allein  seine  Beurtheilung  der  Auslaßungen 
in  A,  sondern  auch  seine  Äußerung  Unters.  366  fin.  und  367  in.  zeigt.  Die 
gsnze  Untersuchung  ist  somit  etwas  gegenstandslos. 

Vielmehr  sind  wir  hier  durchaus  genöthigt ,  die  Frage  dahin  zu  prftci- 
siren:  Sind  nicht  da,  wo  B*  und  C*  übereinstimmen,  die  Synkopen  so  viel 
häufiger  als  wo  sie  auseinander  gehen,  daß  wir  doch  eine  Neigung  eines  oder 
beider  Bearbeiter  zur  Ausfüllung  annehmen  müßen? 

In  einer  gewissen  Richtung  und  bis  zu  einem  gewißen  Grade  gibt  das 
Paul  zu.  Nämlich  in  Bezug  auf  die  achte  Halbzeiie,  hinsichtlich  deren  er  auch 
in  einer  gehaltvollen  Anmerkung  Bartsch's  metrische  Theorie  gegen  Scherer  mit 
Glück  vertheidigt.  Die  Zahl  der  Stellen,  wo  C*  ausgefüllt  hat,  ist  gegenüber 
denen  im  gemeinsamen  Text  so  groß,  daß  nothwendig  eine  Tendenz  des  Be- 
arbeiters C*  zur  Ausfüllung  angenommen,  also  die  Divergenzen  der  Bearbei- 
tungen durch  Beseitigung  der  Synkope  in  0*  erklärt  werden  müßen.  Dieselbe 
Neigoog  zur  Ausfüllung,  nur  schwächer,  findet  Paul  auch  in  B*. 

Das  stimmt  ja  mit  Bartflch's  Ergebnißen  vortrefflich  überein.  Vielleicht 
hätte  Paul  sich  dabei  beruhigen  können.  Die  Neigung  zur  Ausfüllung  wird 
sieh  wohl  nicht  auf  die  achte  Halbzeile  beschränkt  haben;  wenigstens  will 
unser  modernes  Gefühl  die  Synkope  an  dieser  Stelle  weit  schöner  und  anstands- 
loser  finden  als  an  anderen  Orten  der  Strophe.  Damit  läßt  sich  nun  freilich 
nicht  an  allen  Stellen  blindlings  durchfahren.  Es  ist  gar  nicht  unmöglich,  daß 
beide  Bearbeiter,  C*  natürlich  weit  seltener,  auch  dann  und  wann  Synkopen 
durch  anderweitige  Änderung  hereingebracht  haben.  Die  Assonanzen  kamen 
außer  Gebrauch  und  wir  kennen  mehrere  sichere  Beispiele  von  absichtlicher 
Beseitignng  derselben  durch  spätere  Bearbeiter;  einem  solchen  werden  wir 
kaum  zutrauen  wollen,  daß  er  solche  auch  hereingebracht  habe,  höchstens  ließ 
er  etliche  stehen.  Aber  die  Nichtausfüllung  der  Senkung  dauert  in  der  höfischen 
Epik  wie  im  Yolksgesang  noch  später  fort,  als  das  N.  L.  entstanden  sein  kann ; 
es  war  also  kein  Hindernis,  sie  auch  da  noch  anzubringen.  Somit  bliebe  nichts 
anderes  übrig,  als  in  jedem  einzelnen  Falle  eine  Entscheidung  zu  suchen,  die 
freilich  auch  durch  Berücksichtigung  aller  Instanzen  nicht  immer  zu  gewinnen 
sein  wild. 

Paul  verharrt  übrigens    bei   der  achten  Halbzeile  und  sucht  auch  hier 


246  LITTERATUR:  HERM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNGENPRAGE. 

durch  WahrscheinlicbkeitsrechnuDg  weiter  zu  gelangen.  Er  sieht  dabei  von  den 
Fällen,  wo  die  Bearbeitungen  stärker  abweichen,  ab.  Bartsch  hat  angenommen, 
daß  da,  wo  B*  und  C*  abweichen  und  beide  ausfüllen,  ursprüngliche  Synkope 
in  beiden  beseitigt  sei.  Paul  untersucht,  in  wie  vielen  dieser  Fälle  (es  sind  86) 
die  sonst  feststehenden  Zahlen  ein  Zusammentreffen  beider  Bearbeiter  zur  Aus- 
füllung erwarten  lassen,  und  findet  statt  86  nur  6^68  Fälle;  eine  Anzahl,  die 
nach  seiner  Ansicht  durch  anderweitige  Erwägungen  nur  unerheblich  vergrößert 
werden  kann.  Seine  Berechnung  ist  nicht  gerade  sehr  einfach;  sie  führt  zu 
Gleichungen  des  zweiten  Grades  und  ergibt  daher  zweierlei  Resultate,  von 
denen  aber  nur  das  eben  mitgetheilte  zu  brauchen  ist.  Ich  will  ihm  nicht 
nachrechnen;  denn  ich  habe  gegen  seine  Berechnung  im  voraus  denselben  Ein- 
wand zu  machen.  Es  ist  durchaus  nicht  bloß  Zufall,  daß  die  Bearbeiter  da 
und  dort  zusammentreffen;  Paul  selbst  sagt,  es  werden  wohl  gewisse  Stellen 
leichter  zu  ändern  gewesen  sein  als  andere  und  daß  sich  dieses  Moment  „nur 
in  sehr  untergeordnetem  Maße"  habe  geltend  machen  können,  ist  eine  Behaup- 
tung ohne  Beweis.  Jedenfalls  schließt  diese  Erwägung  die  Möglichkeit  einer 
Wahrscheinlichkeitsrechnung  aus.  Nicht  alle  die  86  Fälle,  das  gebe  ich  gerne 
zu,  werden  nothwendig  auf  ursprüngliche  Synkope  hinweisen;  aber  wie  viele, 
dafür  gibt  es  kein  Mittel  der  Berechnung.  Im  einzelnen  Falle  wird  dann  und 
wann  eine  synkopirte  Originallesart  mit  vieler  Wahrscheinlichkeit  herzustellen, 
aber  vielleicht  in  den  meisten  Fällen  keine  Sicherheit  zu  finden  sein. 

Diejenigen  Stellen,  wo  B*  und  C*  stärker,  namentlich  auch  im  Reim, 
abweichen^  hat  Paul  nicht  betrachtet.  Sie  bieten  noch  weniger  Anhalt  und 
sind  auch  für  Bartsch  minder  günstig,  weil  hier  alterthümliche  Reime  oder  dem 
Inhalte  nach  anstößige  Worte  den  Anlaß  zur  Änderung  gegeben  haben  können. 

Paul  zieht  den  definitiven  Schluß,  „daß  bei  weitem  in  den  meisten  Fällen, 
wo  B*  und  C*  die  Senkungen  verschieden  ausfüllen,  kein  formales  Motiv  für 
die  Abweichung  vorliegt,  und  überhaupt  für  die  Erklärung  derartiger  Ab- 
weichungen hier  so  wenig  wie  anderwärts  erforderlich  ist.  —  Wir  haben  wohl 
weniger  eine  deutlich  bewußte  Tendenz  zur  Ausfüllung  anzunehmen,  als  eine 
mehr  unbewußt  wirkende  Vorliebe,  die  der  auch  sonst  sich  geltend  machenden 
Neigung  zu  allerhand  kleinen  Änderungen  eine  bestimmte  Richtung  gab^. 
Etwas  verwunderlich  ist  dabei  nur,  daß  doch  diese  Bearbeiter  die  Senkung 
in  der  letzten  Halbzeile  nie  am  unrechten  Platz  ausgelassen  haben.  Das 
wäre^  wenn  sie  wirklich  so  ganz  ohne  Plan  und  Bewußtsein  arbeiteten,  fast 
zu  erwarten  gewesen;  denn  daß  sie  nie  eine  Synkope  hereingebracht  hätten, 
kann  ich  mir  selbst  nicht  denken.  Es  dürften  also  diese  Bearbeiter  leicht  mit 
mehr  Bewußtsein  gehandelt  haben,  als  Paul  annimmt.  Freilich  wäre  erst  noch 
zu  untersuchen,  ob  denn  wirklich  weder  in  B*  noch  in  C*  eine  Synkope  je 
an  falschem  Ort  angebracht  worden  sei. 

Konnte  ich  in  diesem  Abschnitte  im  ganzen  mehr  auf  Paul*8  Seite  treten 
als  zuvor  y  so  wird  das  hinsichtlich  des  letzten  um   so  weniger  der    Fall  sein. 


Paul  untersucht  hier  „die  Stellung  der  Gruppe  Jd'*.  Ich  will  auf 
seine  Ausführungen  mehr  im  Einzelnen  eingehen  als  bisher,  weil  ich  hier  zu 
ganz  andern  Resultaten  komme  und  weil  hier  nur  die  Einzeluntersuchung  etwas 
ausrichten  kann. 


LITTEBITUR:  HEBM.  PAUL,  ZUB  NIBELUNOENFRAQE.      247 

Innerhalb  der  Grandanschaaungen  Bart0oh*8  sind  über  die  Stellung  der 
Grrappe  Jd*  zwei  Ansiebten  möglieb:  1.  dieselbe  bat  da»  wo  sie  mit  C*  gebt, 
das  Echte  gegenüber  von  B*;  2.  die  Lesarten  nod  Strophen,  welche  Jd***  mit 
C*  gemein  bat,  sind  durch  Mitbenutsung  einer  Us.  ron  C^  neben  der  im  All- 
gemeinen an  Grande  liegenden  der  Volgata  hereingekommen.  Letzteres  ist  be- 
kanntlich Bartsch^s  Ansicht,  Paul  neigt  sich  der  ersten  Erklärung  su.  Er  hat 
gleich  einen  Grund  allgemeiner  Art  beigebracht,  der  gegen  Bartsoh's  Erklä- 
mng  spreche.  Es  ist  denkbar,  sagt  er,  und  nachweislich,  daß  in  einer  Hand- 
schrift die  eine  Hälfte  aus  diesem,  die  andere  aus  jenem  Codex  abgeschrieben 
ist;  auch  daß  ^mit  einer  Art  von  Kritik  bald  die  Lesart  dieser,  bald  die  jener 
anagew&hlt  wäre^,  ließe  sich  denken.  Dagegen  ist  es  höchst  unwahrscheinlich, 
daß  ein  Schreiber  in  allem  Wesentlichen  einer  Hs.  folge  und  nur  eine  Beihe 
ziemücb  unbedeutender  Varianten  aus  der  andern  aufnehme;  und  das  wäre  nach 
Bartsch  der  Fall.  —  Daß  hier  an  sich  eine  Schwierigkeit  Torliegt,  wird  wohl 
susngeben  sein;  die  Specialuntersuchung  muß  aber  erst  zeigen,  ob  nicht 
andere  Gründe  zu  der  Annahme  derselben  zwingen. 

Die  Sache  ist  noch  weiter  complicirt.  Die  Gruppe  Jd'*'  zerfUlt  in  zwei 
Gruppen,  welche  zwar  hinsichtlich  der  mit  C*  gemeinsamen  Strophen  überein- 
stimmen, aber  hinsichtlich  der  Lesarten  auseinandergehen:  HOd  und  JKQl, 
kürzer  mit  Paul  als  d'*'  und  J'*'  zu  bezeichnen.  Die  ganze  Gruppe  Jd***  hat  eine 
Anzahl  von  Lesarten  mit  C*  gemein,  J'*'  allein  eine  weit  größere.  Daraas  müßte 
nun,  wie  Paul  meint,  für  Bartsch  eines  der  beiden  folgenden  Diagramme  her- 
▼orgehen :  B*  C*  B*  C* 

j2?      j         oder  |        J* 

^1*"  Jd* 

Was  allerdings  beides  auf  ziemlich  stark  verwickelte  Verhältnisse  führen  würde. 
Es  ist  aber  diesen  beiden  Genealogien  gegenüber  eine  doppelte  Frage  aufzu- 
werfen. Erstens:  können  nicht  die  Übereinstimmungen  zwischen  C*  und  der 
im  Diagramm  zu  unterst  stehenden  Gruppe,  also  je  nachdem  J*  oder  Jd*,  auf 
Zufall  beruhen?  Eine  bei  Betrachtung  der  einzelnen  Stellen  zu  entscheidende 
Frage.  Zweitens:  läßt  sich  diesen  Genealogien  eine  andere  gegenüberstellen, 
welche  keine  derartigen  Schwierigkeiten  bietet?  Paul  versucht  das.  Da  Jd* 
QDd  B*  nur  an  den  Stellen  erheblicher  von  einander  abweichen,  wo  Jd*  mit 
C*  geht ,  80  glaubt  er  J*  und  d*  trennen  zu  dürfen  und  gelangt  zu  dieser 
Darstellung :  x* 

J»     "      V* 

F*"  B* 
Über  die  Möglichkeit  dieser  Genealogie  muß  die  Betrachtung  der  in  Jd* 
und  C*  vorhandenen  Plusstrophen  entscheiden.  Sind  diese  als  ursprünglich  an- 
zusehen, so  hat  PauVs  Darstellung  keine  Schwierigkeit;  sind  sie  aber  un- 
nrsprünglicb,  d.  h.  aus  C*  entlehnt,  so  käme  folgendes  Diagramm  heraus,  das 
noch  onwahrscheinlicher  ist  als  die  zwei  ersten: 


248  LITTEKATUE:  HEBM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNOENFRAGE. 

Denn  wie  sollte  d*  dazu  gekommen  sein,  gans  dieselben  Strophen  ans  C*  aus- 
zuwählen wie  J*? 

Betrachten  wir  mit  Paul  die  einzelnen  Lesarten;  zunächst  die,  welche 
die  ganze  Gruppe  Jd*  mit  C*  gemein  hat.  Es  wird  sich  dabei  zweierlei 
fragen:  sind  diese  Übereinstimmungen  zufällig  oder  nicht?  und  yerdient  B* 
oder  Jd*  C*  den  Vorzug?  In  den  meisten  Fällen  ist  eine  Entscheidung  gegen 
die  Möglichkeit  des  Zufalls  und  für  eine  der  beiden  Lesarten  a  priori  anmög- 
lich. Denn  es  sind  Fälle  von  höchst  unbedeutender  und  indifiFereater  Verschie- 
denheit darunter.  Wir  finden  bloße  Buchstabenyerwechslungen  ,  die  zum  Theil 
kaum  zu  den  Lesarten  gehören,  wie  532,  3  Schemen  =  schone,  1081,  1  iteniuwem 
leide  =  iteniuwen  leiden,  1284,  4  den  =  der,  1680,  4  wcetltche  =  wcerltche 
n.  ä.  Das  eine  Mal  sind  beide  Lesarten  denkbar ,  das  andere  Mal  nur  eine ; 
aber  von  irgend  welcher  Beweiskraft  ist  keiner  dieser  Fälle.  Daneben  finden 
sich  Stellen ,  wo  jedenfalls  eigenmächtige  Änderung  in  B*  oder  Jd*  C*  yot- 
liegen  muß,  wo  aber  theils  beide  richtig  sein  können,  theils  zufälliges  Zusam- 
mentreffen möglich  ist:  riehen  für  guoten  u.  ä.  Eine  Gegenprobe  würde  zeigen, 
daß  solch  zufälliges  Zusammentreffen  gar  nicht  selten  bei  gänzlich  unverwandten 
Hss.  vorkommt,  wie  Paul  selbst  zugibt.  Besondere  Bedeutsamkeit  will  Paul  in 
solchen  Stellen  finden,  wo  die  Lesart  von  Jd***  ein  Mittelglied  zwischen  C*  und 
B*  darstellt,  wie  1280,  4.  Ich  mache  aber  darauf  aufmerksam,  daß  dieses 
Argument  nur  von  den  Anhängern  von  C*  gebraucht  werden  kann;  bei  An- 
nahme der  Paurschen  Handschriften-Genealogie  kann  dasselbe  doch  eigentlich 
keinen  Sinn  haben*).  Es  kommt  auch  vor,  daß  C*  und  Jd*  zwar  nicht  über- 
einstimmen, daß  aber  nach  Paul  die  Lesart  von  Jd*  auf  ursprüngliche  Über- 
einstimmung mit  C*  deutet:  1726,  4;  wo  aber  die  unter  sich  abweichenden 
JKd  mit  C*  kaum  ein  Jota  mehr  Ähnlichkeit  haben  als  mit  B*,  vielmehr  auch 
aus  B*  abzuleiten  wären.  Auch  findet  es  sich,  daß  Jd*  nicht  mit  C*,  wie  Paul 
meint,  sondern  mit  B*  mehr  Ähnlichkeit  hat.  Oder  ist  971,  2  die  Lesart  do 
vorhU  si  s6  harte  nicht  der  von  A  B  D  b  dö  varhte  si  [vil  D  b]  harte  (harte  fehlt 
B)  näher  verwandt  als  der  von  0*  d6  vorhte  si  so  sire\  mit  der  sie  nur  das 
leicht  wegzulassende  oder  zuzusetzende  s6  gemein  hat?**} 

An  einer  Anzahl  von  Stellen  will  Paul  die  richtigere  Lesart  ganz  sicher 
auf  der  Seite  von  C*Jd*  finden.  Es  ist  dies  an  mehreren  Stellen  unbedingt 
der  Fall,  aber  die  Abweichung  so  gering  oder  die  Emendation  so  nahe  liegend, 
daß  leicht  zufalliges  Zusammentreffen  statuirt  werden  kann;  so  246,  2;  282,  2; 
823,  1.  2  (hier  liegen  im  und  nu  einander  auch  graphisch  sehr  nahe);  417, 
3;  1262,  4  (hier  wird  Paulis  Erklärung  annehmbar  sein,  aber  die  Ausfüllung 
Etzelen  lag  nahe  genug);  1288,  2;  1823,  3.  Besonders  zu  betrachten  sind 
die  Stellen,  wo  ich  sei's  die  wirkliche  Übereinstimmung  von  Jd*  und  C*,  sei's 
die  Vorzüglichkeit  ihrer  Lesart  nicht  zugeben  kann.  472,  4  (Paul  schreibt 
fälschlich  427,  4)  nimmt  Paul  an  der  Lesart   von   B  Anstoß.     Auch  die  von 


*)  Wohl  aber  ist  eine  solche  Zwischenstellung  von  Jd*  erklärlich,  wenn  man 
die  Entstehung  dieser  Gruppe  durch  eine  stellenweise  Combination  von  B*  und  C* 
erklärt. 

**)  Merkwürdig  ist  Paul's  Bemerkung  zu  dieser  und  etlichen  andern  Stellen: 
„an  mehremn  Stellen  ist  auch  gegen  beide  Lesarten  nichts  einzuwenden,  aber  G*  J^  d* 
hahen  die  in  B*  fehlende  Senkung  ausgefüllt''.  Nach  Paulis  frtlheren  Ausführungen 
soll  ja  das  weder  pro  noch  contra  zu  verwerthen  sein. 


LFTTEfiATUB:  HEBM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNGENFRAGE.  149 

C*  QDd  d*  ist  nicht  ganz  glatt:  die  Nibelungen  wißen  ja  noch  gar  nicht, 
daß  sie  Siegfried  zu  einer  Auefahrt  berufen  will,  welche  Grund  zur  Besorgnis 
geben  kann;  immerhin  aber  ist  die  Lesart  nicht  unmöglich.  —  719,  4  könnte 
die  Priorität  der  Lesart  von  C*  Jd*  bezweifelt  werden ;  des  adgeU  in  GHmthir 
do  dänc  mit  dem  verklemmten  d6  ist  eben  nicht  schön  und  könnte  auch  wohl 
ein  von  C*  und  Jd*  unabhängig  unternommener  oder  von  letzterer  aus  ersterer 
entlehnter  Emendationsversuch  sein.  —  1085,  1  ist  C*  Jd*  beßer,  B*  nicht 
unmöglich.  —  Zu  1048,  1  —  3  ist  Paul's  Bemerkung  sehr  verständig;  da 
jedoch  Jd*  blos  in  Bezug  auf  das  Wort  uns  mit  0*  geht,  sonst  aber  in  dieser 
Strophe  dem  sehr  abweichenden  Texte  von  B*  folgt,  so  ist  die  Annahme,  daß 
dieses  uns  aus  dem  alten  echten  Text  stamme,  sehr  zweifelhaft.  Vielmehr 
Bcheint  mir  die  Annahme  weit  wahrscheinlicher:  Jd*  hat  entweder  von  sich 
ans  uns  gesetzt,  was  sehr  nahe  lag,  oder  das  Wort  aus  C*  entlehnt.  —  1140, 
2  waren  si  und  s6  graphisch  leicht  zu  verwechseln;  Paul  gibt  selbst  zu,  daß 
auch  nach  seiner  auf  C*  Jd*  begründeten  Erklärung  die  Stelle  nicht  ganz  eben 
ist  —  Li  1233,  3  ist  das  Handschriften  Verhältnis  unklar,  da  H  von  Jd*  ab- 
weicht und  der  Lesart  von  A  näher  steht;  auch  hier  hat  Paul  wieder  mit  der 
Zwischenstellung  der  Gruppe  zwischen  C*  und  B*  operirt  (nur  steht  hier  d 
zwischen  C*J  und  B),  wogegen  ich  mich  bereits  erklärt  habe.  —  1234,  2 
hat  Paul  entschieden  Recht:  C*  Jd*  verdient  den  Vorzug  vor  B*.  —  1258,  2 
ist  von  wenig  Beweiskraft;  C*  Jd*  immerhin  vorzuziehen.  —  1303,  4  wird 
Paul  Recht  haben.  —  1304,  4  ist  zweifelhaft.  —  1313,  4  ist  CJd*  weit 
beßer.  —  1701,  3  (nicht  1703,  3,  wie  Paul  schreibt)  könnte,  wenn  Paul's 
Vermuthung  der  ursprünglichen  Corruptel  heie  iV  muot  richtig  ist  (sie  ist  sehr 
ansprechend),  die  Übereinstimmung  von  C*  und  Jd*  zuftlllig  sein.  —  1713,  3 
(nicht  1775,  3;  denn  Paul  citirt  sonst  nicht  nach  Bartsch)  sind  C*  Jd*  deut- 
licher, könnten  aber  deshalb  leicht  eines  Emendirungs Versuches  verdächtigt 
werden;  brauchbar  ist  auch  B*. 

Paul  fuhrt  selbst  noch  ein  paar  Stellen  an,  wo  B*  gegen  0*  Jd*  im  Vor- 
theil  sei.  Dieselben  sind  unbedeutend  und  jedenfalls  von  keiner  besonderen 
Beweiskraft  —  1184,  4  möchte  ich  sogar  gegen  Paul  für  C*  Jd*  sprechen: 
kone  B*  ist  auflfliillend,  da  das  Wort  sonst  im  N.  L.  nie  erscheint,  während 
doch  von  Gemahlinnen  fürstlicher  Personen  oft  genug  die  Rede  ist.  Daß  das 
Wort  in  dem  Original  von  B*  und  C*  häufiger  gewesen  sei,  ist  denkbar,  aber 
nicht  zu  beweisen;  freilich  ist  auch  schwer  anzunehmen,  daß  ein  Bearbeiter 
das  gewöhnlichere  kUneginne  in  kone  geändert  habe.  Für  unsere  Frage  beweist 
die  Stelle  nichts,  da  das  Wort  käneginne  nahe  genug  lag.  —  Zu  1226,  1 
meint  Paul,  es  könnte  die  Assonanz  dan  :  geaamy  welche  sich  in  B*  gegen 
C*Jd*  findet,  auch  erst  von  B*  hereingebracht  worden  sein.  Allein  zu  dieser 
Annahme  ist  keinerlei  Anlaß  vorhanden;  wozu  also,  da  sie  doch  zu  Paul's 
sonstiger  Anschauung  von  den  Assonanzen  wo  nicht  im  Widerspruch^  so  doch 
im  Gegensatze  steht?  —  1569,  2  ist  die  Wahl  zwischen  gelegen, und  gepflegen 
nieht  leicht,  origineller  mag  das  erstere  erscheinen. 

Die  Fälle,  wo  außer  Jd*  noch  eine  weitere  Hs.  zu  0*  stimmt,  können 
wir  hier  wie  weiter  unten  außer  Betracht  lassen ;  eine  befriedigende  Erklärung 
for  solche  wohl  meist  zufällige  Übereinstimmungen  läßt  sich  aus  keiner  von 
beiden  möglichen  Hypothesen  gewinnen. 

Paul  hat,    wie  er  die  gegen  seine  Aufstellungen  möglichen  Einwände 


250  UTTERATUB:  HEBM.  PAUL,  ZUB  NIBELUSTOElCPRAaE. 

nie  suräekgebalten  hat,  anch  hier  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  die  meisten 
ÜbereiuBtimmungen  Bfrisohen  C*  und  Jd*  in  die  Str.  1000 — 1400  fallen;  ein 
Moment,  waches  nicht  durch  seine;  wohl  aber  durch  Bartsch*s  Hypothese  er- 
klärt wird. 

Bis  jetst  sind  wir  so  weit: 

Von  den  Übereinstimmungen  s wischen  C*  und  Jd*  ist  ein  Theii  wohl 
auf  Beehnnng  des  Zufalls  su  setsen;  bei  einem  andern  Theil  ist  dies  nicht 
wohl  möglich.  Würde  die  yorsüglichere  Lesart  in  allen  oder  nahezu  allen  Fftllen 
auf  der  Seite  von  C*  Jd*  sein,  so  wäre  das  ein  schwerwiegendes  Moment  f&r 
die  Priorität  dieser  Lesarten.  Aber  das  ist  nicht  der  Fall;  an  den  meisten 
Stellen  muß  die  Wahl  swischen  beiden  Lesarten  schwanken.  Wenn  nun  da 
und  dort  das  Beßere  auf  Seiten  von  C*Jd*  ist,  so  ist  das  kein  Beweis  gegen 
Bartsch.  Solche  Herübemahme  guter  Lesarten  konnte  rein  anfällig  erfolgen, 
wenn  wir,  bei  so  manchem  Indifferenten,  was  Jd'*'  mit  C*  gemeinsam  hat,  keine 
bewußte  Auswahl  annehmen  wollen.  Einen  Fall  fanden  wir,  wo  die  Annahme 
des  Zufalls  oder  aber  der  Entlehnung  aus  C*  wahrscheinlicher  ist  als  die  der 
Ursprünglichkeit  der  Lesart.  Die  eigenthümliche  Vertheilung  der  gemeinsamen 
Lesarten  ist  ein  weiteres  Moment  für  Bartsch's  AuflGassung. 

Eine  größere  Anzahl  Ton  Lesarten  hat  nur  J*,  nicht  d*,  mit  C*  gemein. 
In  der  engeren  Gruppe  J*  ist  J  die  einzige  vollständige  Handschrift ;  die  Frag- 
mente KQl  umfassen  miteinander  nur  gegen  350  Strophen.  In  diesen  350 
Strophen  nun  finden  sich,  falls  ich  recht  gesählt  habe,  Übereinstimmungen  mit 
C*  in  K  4,  in  Q  1,  in  1  12,  zusammen  17.  Da  in  K  und  Q  durch  Weg- 
schneiden Manches  verloren  gegangen  ist^  so  dürfen  wir  vielleicht  diese  Zahl 
etwas  erhöhen,    etwa  auf  30.    Diesen  20  gegenüber  müßen  nun  in  den  2379 

20  .  2370 
Strophen  der  Vulgata  — ,  d,  h.  rund  140,  eher  aber  weniger  zu  er- 
warten sein;  da  in  J  einige  Strophen  fehlen.  Paul  zählt  aber  zwischen  C*  und 
J*  nicht  weniger  als  280  Übereinstimmungen.  Es  wäre  also  dayon  eine  ganze 
Hälfte  auf  Rechnung  der  Handschrift  J  zu  setsen.  Da  wir  aber  auf  keinen 
Fall  annehmen  werden,  es  habe  erst  das  Original  von  J*,  dann  der  Schreiber 
der  Handschrift  J  je  eine  Anzahl  Lesarten  aus  0*  herübergenommen,  so 
muß  das  Plus  in  J  gegenüber  der  Ghruppe  J*  auf  Rechnung  des  Zufalls  kommen, 
der,  wie  Paul  selbst  bemerkt,  unter  den  vielen  eigenmächtigen  Änderungen 
der  Hs.  J  gewiß  auch  viele  Übereinstimmungen  mit  C*  hervorrufen  mußte, 
wie  er  denn  auch  (nach  Paul's  späterer  Aufiiählung)  eine  ganze  Anzahl  von 
Übereinstimmungen  zwischen  C*  J*  und  einer  weiteren  Handschrift  gegenüber 
von  B*  bewirkt  bat.  Diese  Betrachtung  wird  verstärkt  dadurch,  daß  die  Hs.  1, 
welche  sich  viele  eigene  Änderungen  erlaubt,  einerseits  mit  B*  manche  Les- 
arten gegen  C*  J*  gemein  hat ,  andererseits  aber  auch  weit  häufiger  zu  0* 
stimmt  (auf  etwa  IdO  Strophen  12mal),  als  K  und  Q  (zusammen  auf  etwa 
165  Strophen  6mal);  eigene  Änderung  ist  also  häufig  durch  Zufall  mit  der 
Lesart  irgend  einer  andern  Handschrift  oder  Handschriftengruppe  zusammen- 
getroffen. 

Ein  starkes  Moment  für  die  Annahme  des  Zufiftlls  ist  aber  femer,  daß 
Paul  hier  weit  weniger  Stellen  gef^omden  hat,  wo  er  sich  entschieden  für  C*  J* 
erklären  konnte,  als  oben  bei  den  Lesarten  von  0*  J*^  d*.  Ich  will  mieh  hier 
im  übrigen  auf  die  einzelnen  Stellen  gar  nicht  weiter  räüassen;  es  wiederholen 


LITTERITUÄ:  HERM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNÖENPRAG'E.      251 

sich  dieselben  Eategorien  wie  oben;  die  Stellen,  wo  Paul  die  echte  Lesart 
entschieden  aaf  Seiten  von  C*  J*  sucht,  gehe  ich  karz  dnrch.  —  87,  1  ist 
dan  in  ABd  ausgefallen,  kann  aber  in  J  leicht  selbständig  ergänzt  worden 
sein.  —  177;  1  ist  C*J*  ansprechender,  htieten  c.  acc.  aber  dnrchans  nicht 
anmöglich ;  jedenfalls  konnte  eins  f9r  das  andere  leicht  durch  Zufall  oder  eigen- 
mächtige Correctur  substituirt  werden,  —  216,  4  fällt  ziemlieh  unter  denselben 
Gesichtspunkt.  —  1452,  2  wird  Paul  Recht  haben.  —  Die  wichtigste  aller 
hieher  gehörigen  Stellen  ist  aber  Str.  1849.  Hier  bildet  J  wieder  ein  Zwischen- 
glied zwischen  B*  und  C*,  indem  sie  statt  d6  wart  in  dm  sal  getragen  setzt 
KriemhiU  hies  in  den  eal  tragen:  der  Wortlaut  stimmt  mehr  zu  C*,  der  Inhalt 
zu  B*^.  Eine  zufällige  Übereinstimmung  mit  C*  ist  hier  nicht  denkbar.  Re- 
prSsentirt  aber  C*  das  echte,  wie  kam  dann  J  dasu ,  die  vielsagende  Ände- 
nmg  anzubringen?  Doch  nur  aus  Kenntnis  der  Darstellung  von  B*.  Woher 
aber  diese  Kenntnis?  Hiebei  kommt  es  schließlich  darauf  an,  wie  über  das 
Verhältnis  der  Thidrekssage  zum  N.  L.  geurtheilt  wird.  War  die  Darstellung, 
womach  Kriemhild  ihren  Sohn  holen  ließ,  um  durch  seinen  Mord  den  Kampf 
herbeizufuhren,  vor  dem  N.  L.  vorhanden*),  so  könnte  J  ans  sonstiger  Kenntniß 
diese  Änderung  angebracht  haben;  war  sie  es  nicht  (wer  will  das  aber  be- 
weisen?), so  muß  die  Änderung  aus  C*  stammen.  Diese  Frage  aber  kann  hier 
nicht  ausgemacht  werden.  Paul  selbst  entscheidet  sich  an  dieser  Stelle  dafür, 
daß  J  eine  Mischung  von  B*  und  C*  enthalte;  möglich  ist  aber  auch  die  Prio- 
rität von  C*  (doch  habe  ich  Germania  XXIV,  229  f.  B*  zu  rechtfertigen  ge- 
sucht) und  die  zufällige  Entstehung  der  Lesart  von  J  durch  selbständige  Än- 
derung. Diese  Frage  wird  kaum  zu  entscheiden  sein;  wichtig  ist  hier,  daß 
wohl  die  Übereinstimmung  von  J  und  B*,  nicht  aber  die  von  J  und  C*  Sache 
des  Zufalls  sein  kann. 

Wir  haben  gesehen,  daß  in  J*  jcdenfolls  weit  mehr  zufällige  Congnienzen 
mit  C*  anzunehmen  sind  als  in  Jd*;  allein  die  letzterwähnte  Stelle  schließt 
den  Zufall  aus  und  auch  manche  andere  stimmen  so  wörtlich,  daß  er  bei  einer 
so  großen  Zahl  von  Stellen  schwer  annehmbar  erscheint.  Es  erhebt  sich  nun 
also  die  Schwierigkeit:  kann  eine  Benutzung  von  0*  in  Jd*  und  eine  aber- 
malige in  J*  angenommen  werden?  Gegenüber  dieser  Schwierigkeit  steht  aber 
die  weit  grössere:  sind  J*  und  d*  so  trennbar,  wie  sie  es  sein  mOßen,  wenn 
Paul's  Theorie  richtig  sein  soll?  Dagegen  spricht,  wie  Paul  selbst  erinnert,  daß 
Str.  7 — 12  und  16 — 17  in  J  und  d  fehlen.  Vor  allem  aber  wird  die  Beant- 
wortung dieser  Frage  abhängen  von  dem  Resultate  der  Untersuchung  der  20 
Plusstrophen,  welche  sowohl  J*  als  d'*'  mit  0*  gemein  hat. 

Paul  versucht  zunächst  Bartsch's  Beweis  zu  widerlegen,  daß  der  metri- 
sche Gebrauch  diesei  Strophen  nöthige,  sie  für  das  Eigenthum  von  C*  zu 
halten.  Ich  muß  dagegen  constatiren,  daß  jedenfalls  auch  kein  Hindernis 
besteht,  sie  dafür  zu  halten«  Das  Fehlen  des  Cäsurreims  kann  bei  einer  ver- 
hältnismäßig so  geringen  Anzahl  von  Strophen  wohl  auf  Rechnung  des  Zufalls 
gesetzt  werden;  zumal  da  man  nicht  mit  Paul  sagen  darf,  derselbe  komme  in 
den  80  nur  in   C*  stehenden  Strophen  19mal    vor.     For    unsere  Betrachtung 


*)  Sie  hat  ihre  Analogie  in  der  nordischen  Sage,  wo  Gudrun  dem  Atli  seine 
S5hne  zum  Mahl  vorsetzt;  daß  aber  diese  Version  nicht  <}u«ile  von  J  gewesen  sein 
kami,  liegt  auf  der  Hand. 


252  UTTEBATUR:  HEBM.  PAUL,  ZUB  NIBIXÜKGENFRAGE. 

dürfen  die  Strophen,    welche   awei  Cäsarreime  haben,    nur   einmal  gerechnet 
werden,  und  so  kommen  nur  15  heraus;  sind  also  die  20  Strophen  Eigenthum 

von  C*,  so  ist  in  ihnen  der  Cäsurreim =  3mal  su  erwarten;  ein 

100 

Minus  von  8  aber  gibt  noch  keinen  Beweis  ab.  Und  zudem  stehen  die  20 
Strophen  sonst  in  metrischer  Beziehung  den  80  von  C*  wenigstens  sehr  nahe. 
Dagegen  scheint  mir  der  von  Zamcke  für  die  Entlehnung  aus  C*  ange- 
führte Grund,  daß  die  Strophen  in  Jd*  sum  Theil  an  anderer  Stellen  stehen  als 
in  C*,  von  Paul  nicht  völlig  gewürdigt  zu  sein,  obwohl  er  ihn  „vielleicht  das 
stärkste  Argument  für  die  Annahme  der  Mischung"  nennt.  Er  meint:  die  Exi- 
stenz einer  Handschrift  anzunehmen,  wo  ein  Nachtrag  bis  zu  3  Strophen  am 
Rande  möglich  gewesen  wäre,  sei  »nicht  unbedenklich^.  Nun,  die  drei  Strophen, 
1528  a — c*),  stehen  am  Ende  einer  Aventüre,  wo  leicht  mehr  Platz  für  solche 
Zusätze  sein  konnte;  ebenso  989  a;  und  für  eine  Strophe  wird  doch  wohl  in 
jeder  einigermaßen  splendid  geschriebenen  Handschrift  Raum  gewesen  sein. 
Paul  führt  weiter  an,  daß  diese  verschieden  eingefügten  Strophen  stets  an  beiden 
Orten  passen.  Das  aber  kann  nicht  gegen  Zamcke's  Vermuthung  sprechen; 
der  Schreiber,  der  die  Strophen  vom  Ruid  in  den  Contezt  setzte*  kann  sich 
auch  besonnen  haben,  wohin  sie  passen;  und  abgesehen  davon  lassen  sich  bei 
der  Abgeschlossenheit  der  Diction  in  den  einzelnen  Strophen  solche  Ver- 
setzungen häufig  bewerkstelligen,  ohne  daß  der  Sinn  und  Zusammenhang  dar- 
unter leidet;  wie  schon  die  wenigen  sonst  zwischen  einzelnen  Handschriften 
vorkommenden  Diflferenzen  dieser  Art  beweisen.  Es  fragt  sich  aber,  ob  die 
Thatsache  richtig  ist.  989  a  (=  948  a,  nicht  =  984  a,  wie  Paul  schreibt) 
passt  da  beßer,  wo  sie  in  C*  steht,  am  Schluß  der  Aventüre  (die  Aventüren- 
eintheilung  aber  war  schon  vor  B*  und  C*  da);  abfresehen  davon,  daß  0* 
Plusstrophen  am  Ende  einer  Aventüre  einzuschieben  liebt  —  was  ich  jetzt  noch 
nicht  vorbringen  kann,  da  ich  die  Autorschaft  von  C*  noch  nicht  erwiesen 
habe  —  passen  solche  geographische  Notizen  am  besten  am  Schluß  eines  Ab- 
schnitts. —  1511  a  (nicht  1571  a,  was  Bartsch's  Zählung  ist)  passt  so  oder 
so;  daß  das  Pronomen  er  1514,  1  nach  Jd*  unmittelbare  Besiehung  auf  das 
vorhergehende  TroMgasre  hat,  könnte  für  Jd*  sprechen,  wäre  aber  ein  sehr 
unbedeutendes  Moment  Die  Strophe  selbst  gibt  keinen  Ausschlag.  Zeile  2  bis 
4  passen  beßer  nach  1512,  1.  2;  dagegen  passt  Zeile  2  nach  der  Lesart 
von  Hd  (ßlnf  hundert  unde  mh-e  ss  wol  ss  mdle  truoe)  besser  vor  1518,  1; 
wogegen  die  Lesart  von  C*  indifferent  ist.  Eine  Entscheidung  ist  also  nicht 
möglich.  —  1528  a — o  (nicht  1584  a — c,  was  wiederum  Bartsch's  Zählung 
ist)  ist  überhaupt  eine  ungeschickte  Interpolation,  zumal  neben  der  formel- 
haften, auf  den  Schluß  des  Abschnitts  deutenden  Str.  1524;  diese  Interpo- 
lation passt  vor  oder  nach  1524  gleich  gut  oder  schlecht  Doch  ist  hier  das 
Verhältnis  nicht  so  ganz  einfach:  1525  fehlt  in  C*,  steht  in  Jd*,  dagegen  hat 
C*  die  zwei  in  Jd*  fehlenden  Str.  1528  d  e.  loh  glaube,  die  ganze  Inter- 
polation hatte  zum  Zweck  die  Anbringung  des  Fluches  in  1523  d;  es  fehlt 
also  in  Jd*  etwas  Wesentliches.    Spricht   dieser  Umstand  dafür,   daß  die  drei 


*)  Nicht  „1624  a-c»,  wie  Bartsch,  Unters.  816,  und  Paul  schreiben;  zählt  man 
überhaupt  nach  Lacbmann,  so  muß  man  doch  auch  diese  Plusstrophen  so  benennen 


LTTTERATÜR:  HERBl  PAUL,  ZUR  NIBELUNGENFRAGE.      258 

Strophen  Ton  Jd*  aus  C*  entlehnt  sind^  so  kann  Ich  auch  den  Umstand,  daß 
sie  in  C*  am  Schluß  der  Ayentüre  stehen,  in  Jd*  nicht,  hier  zu  Gunsten  der 
Reihenfolge  in  C*  anfuhren,  —  Vergeßen  hat  Paul  die  Str.  910  a  (Bartsch's 
Unters.  316  ist  sie  angeführt),  welche  in  C*,  nach  905,  weit  beßer  passt  als 
in  Jd*;  denn  Zeile  2/3  bezieht  sich  unmittelbar  und  vortrefflich  auf  906,  8.  4. 
War  also  tod  den  vier  Stellen  eine  der  Entlehnung  aus  C*  inhaltlich 
verdächtig,  so  sahen  wir,  daß  jedenfalls  zwei  andere  in  C*  an  passenderem 
Platze  stehen,  und  das  macht  die  Entlehnung  dieser  vier  aus  C*  sehr  wahr- 
scheinlich, ob  man  nun  Zamcke's  Hypothese,  daß  sie  im  Original  von  Jd*  am 
Rande  gestanden  seien,  adoptiren  will  oder  nicht  (sie  bietet  übrigens  schließ- 
lich doch  die  plausibelste  Erklärung).  Was  aber  für  diese  vier  Stellen  folgt, 
muß  auch  für  die  andern  folgen. 

Paul  hat  noch  ein  Moment ,  das  doch  gegen  die  Entlehnung  sprechen 
soll,  beigebracht.  Zwischen  Jd*  und  C*  finden  sich  in  den  20  Strophen  ziemlich 
ebenso  viele  Abweichungen  wie  sonst  zwischen  D*  und  C*.  Man  muß  aber  in 
Betracht  ziehen,  daß  das,  worin  eine  einzelne  Handschrift,  zumal  J,  die  sonst 
80  viel  ändert ,  von  C*  abweicht ,  nicht  auf  Rechnung  der  Gruppe  Jd*  zu 
kommen  braucht;  und  alsdann  finde  ich,  von  bloßen  Schreibfehlem  und  ähn- 
lichem abgesehen,  im  Ganzen  nicht  20  Abweichungen  zwischen  Jd*  und  C*: 
wogegen  ich  in  Bartsch's  Text  (nicht  in  den  Lesarten,  die  wohl  noch  mehr 
ergeben  haben  würden)  in  dreimal  20  beliebig  gewählten  Strophen  deren  29, 
36  und  42  gefunden  habe,  worunter  stets  mehrere  Abweichungen  halber  und 
ganzer  Zeilen,  auch  des  Reimes.  Eine  solche  stärkere  Discrepanz  zwischen  Jd* 
and  C*  findet  sich  nur  1611  a  (s.  o.),  wo  die  Entscheidung  für  oder  gegen 
eine  beider  Lesarten  aus  dem  Sinne  der  Strophe  nicht  möglich  ist.  Stand  die 
Strophe  im  Original  von  Jd*  am  Rand,  so  mag  leicht  etwas  unleserlich  ge- 
wesen sein.  Warum  aber  soll  Jd*  sich  an  entlehntem  Gute  nicht  ebensowohl 
eine  Änderung  erlaubt  haben  als  an  solchem,  das  der  Bearbeitung  B*  von 
Haus  aus  angehörte?  Alle  sonstigen  Abweichungen  sind  minutiös  und  Sache 
des  Zufalls  oder  gedankenloser  Willkür;  und  wenn  es  lohnte,  wäre  erst  noch 
die  Untersuchung  anzustellen,  ob  nicht  in  solchen  Kleinigkeiten  Jd*  von  B* 
gerade  so  oft  abweiche. 

Das  Moment ,  das  in  der  verschiedenen  Stellung  der  Plusstrophen  für 
Bartsch's  Auffassung  liegt;  scheint  mir,  weil  es  subjective  Anschauungen  aus- 
schließt, bei  weitem  wichtiger  zu  sein  als  alles,  was  aus  dem  Inhalt  der 
Strophen  dafür  oder  dagegen  abgeleitet  werden  kann.  Ich  gehe  jedoch  auf 
diese  letzten  Ausführungen  Paul's  ein.  Zuvor  aber  noch  eine  Bemerkung  über 
eine  äußerliche  Erscheinung  an  diesen  Strophen,  welche  ich  oben  kurz  ge- 
streift habe. 

Es  sind  ihrer,  wenn  man  die  Strophengruppen  je  einfach  zählt,  14. 
Von  diesen  stehen  nicht  weniger  als  vier  am  Schluß  von  Aventüren,  756  a  b. 
858  a.  939  a.  1523  a— c.  Bekanntlich  hat  C*  sehr  oft  am  Ende  einer  Aventüre 
Plusstrophen  zugesetzt :  außer  den  genannten  vier  Stellen  noch  elfmal,  zu  Ende 
von  Av.  2,  12,  17,  19,  20,  27,  29,  31,  32,  34,  39.  Es  liegt  also  nahe,  an- 
lunehmen,  daß  jene  Strophen  aus  demselben  Motive  von  demselben  Beobachter 
eingefügt  seien,  also  von  C*  herstammen;  eine  Betrachtung,  die  dadurch  noch 
verstärkt  wird,  daß  jene  vier  Strophen  denselben  hinlänglich  bekannten  Cha- 
rakter des  erklärenden,  pragmatisirenden  Zusatzes  haben,  wie  die  Plusstrophen 
Ton  C*,  flEumal  jene  elf. 


254  LITTEBATUB:  HEBM.  PAUL,  ZUR  NIBELUNQENFRAO£. 

Eine  weitere  Ähnlichkeit  des  Inhalts  zwischen  den  Piasstrophen  von  Jd* 
und  der  Bearbeitung  C*  hat  Paul  selbst  erwähnt:  1201  a  weist  auf  die  Klage 
hin  (wogegen  1837  a  b  fraglich  ist). 

Für  unentbehrlich  hält  Paul  nur  756  a  b  und  1052  ab.  Seine  Gründe 
für  die  erste  Strophe  sind  ungenügend.  Geht  aus  dem  Wortlaut  von  B*  nicht 
schon  genügend  heryor,  wann  der  Zwist  der  Königinnen  stattfand?  Daß  757 
nicht  mit  d6  an  die  Zeitbestimmung  in  7 56,  4  anknüpft  (wie  756  a  thut), 
ist  zu  Anfang  einer  neuen  Aventüre  erklärlich  genug.  Übrigens  tragen  die 
beiden  Strophen  ganz  den  Charakter  der  Plnsstrophen  von  C* ;  sie  knüpfen  in 
übertriebener  Ängstlichkeit,  der  Leser  möchte  das  Folgende  nicht  ganz  ver- 
stehen, an  667  an.  —  1052  a  b  misse  ich  auch  ungerne;  sie  sind  jedenfalli 
sehr  schön ,  zumal  die  zweite  und  achte  Zeile.  Unentbehrlich  sind  sie  aber 
nicht.  1052,  6.  7.  paßt  nicht  ganz  zu  1051,  1^  obwohl  die  Leidenschaft  der 
Rede  diesen  Widerspruch  gering  erscheinen  läßt;  und  es  stimmt  besser  z.  B. 
zu  1675;  3,  wenn  Giselher,  als  wenn  Gernot  seine  Schwester  zur  Versöbnang 
bringt.  Wären  übrigens  die  Strophen  echt,  so  könnte,  wie  Paul  erinnert,  ihr 
Ausfall  leicht  graphisch  veranlaßt  sein.  Die  nicht  in  J,  sondern  nur  in  C*dk 
(die  letzte  nur  in  dk)  enthaltenen  Strophen  329  a — c  sind  zwar  wünschen swerth, 
aber  nicht  unentbehrlich;  jedenfalls  macht  das  hier  ganz  sonderbare  Hand- 
schrift enverhältnis  eine  Entscheidung  unmöglich. 

Mein  Resultat  ist  also:  die  20  Plusstrophen  sind  nicht  ein  Originalgut 
des  Gedichtes,  das  nur  in  der  engeren  Gruppe  B*  ausgefallen  wäre;  vielmehr 
sind  sie  von  Jd*  aus  C^  entlehnt.  Somit  bilden  Jd*  eine  eigene  Gruppe  für 
sich,  und  Paul's  Handschriftengenealogie  ist  unmöglich.  Es  bleibt  nur  die 
Bartsch 's,  für  welche  ich  mehrere  Gründe  gefunden  zu  haben  glaube;  und 
wenn  ihr  die  Schwierigkeit  gegenüber  steht,  die  Verschiedenheit  der  in  Jd*  C* 
und  der  nur  in  J*  C*  gemeinsamen  Lesarten  zu  erklären,  so  finde  ich  in  Paul's 
Ansicht  eine  Unmöglichkeit,  die  weit  bedeutender  ist:  daß  zwei  Schreiber,  be- 
ziehungsweise Bearbeiter,  aus  einer  andern  Bearbeitung  unabhängig  von  ein- 
ander gerade  die  nämlichen  Strophen  ausgewählt  haben  müßten. 

* 

Paul's  angemein  fleißige  und  gewissenhafte  Schrift  ist  ein  äußerst  dan- 
kenswerther  Beitrag  zur  Erklärung  der  Handschriftenfrage;  wenn  die  Resultate 
meiner  Nachprüfung  seine  wenig  positiven  Ergebnisse  nicht  positiver  gemacht 
haben,  so  ist  eben  das  Verhältniß  der  beiden  Bearbeitungen  des  N.  L.,  welche 
wir  beide  mit  Bartsch  annehmen,  zu  ihrem  gemeinsamen  Original  ein  solches, 
das  an  der  äußersten  Grenze  aller  möglichen  Kritik  steht  und  zu  dessen  Auf- 
hellung wenig  —  viel  ist, 

STUTTGART.  HERBiANN  FISCHER. 


firafiM-T-Bn 


266 


MI8CELLEN. 


Die  Sxal  layd^uva  im  Nibelungenliede 

hat  B.  SymoDB  in  der  Anieige  meines  Nibelungen -Wörterbuches  im  Literatur- 
blatt  1882,  Nr.  1  zusammenzustellen  Tsrsucht.  Becb  macht  mich  aufmerksam, 
düiS  eine  Aniahl  der  dort  aufgeführten  Worte  nicht  lu  den  nur  im  NL.  vor- 
kommenden  gehören,  angetten  intrans.  auch  im  Tmdberter  HLiede  127,  26. 
Martina  82,  8.  K.  Stolle  foU  802\  Vgl.  mir  angstet  Schönbach ,  Mitth.  II, 
206,  27;  Kolm.  Lied.  118,  9.  —  hdmklanc  auch  J.  Tit.  4714,  8.  —  miwe- 
diinen:  Chr.  d.  d.  Stildte  XIII,  458,  15.  —  iobwiwU  Tgl.  sabeiüiUer  tofse 
J.  Tit.  3212.  —  Außer  im  NL.  und  im  Biterolf  kommen  noch  vor:  gewahSf 
im  Trudb.  HLied  50,  15.  —  hu^flf  Kehrein,  Samml.  IA\  Z.  f.  d.  Philol. 
XIII,  81.  Kirchhoff,  Weist  Ton  Erfurt  S.  47  u.  Anm.  Ordensb.  ▼.  Schönhuth 
S.  22.  —  eritmivwen^  Qraff,  Windberger  Ps.  38,  3.  50,  11.  108,  34.  — 
tekiUgupengtj  ▼.  d.  Hagen,  Heldenbuch  I,  160  (807).  —  tuworc^SM,  Zamcke, 
Priester  Johann  8.  14»,  10;  150,  15;  J.  Tit.  8619,  2. 

K.  BABTSCH. 


VolkBlied  auf  OuBtav  Adolfii  Tod. 


1. 
Gustav  sich  su  uns  begab 
mit  wenig  Yolk  besonder, 
and  bat  manchen  feind  trieben  ab. 
Dicht  ohne  große  wunder, 
hat  in  einem  Jahr, 
ist  gewißlich  wahr, 
durch  hfilf  Ton  Qott  bekommen, 
Hundert  und  neun 
and  achtzig  Stadt, 
in  Teutschland  eingenommen« 

2. 
Wann   seine  feind  Er  thät  greifen  an 
wie  die  Zeitung  bekennet, 
stellt  Er  sich  allzeit  yomen  dran, 
wollt  kein  König  seyn  genennet: 
wie  dann  mit  Klag, 
den  sechsten  tag 
NoYembris  thut  man  schreiben, 
derselbe  wie 
ein  feste  mauer, 
Tor  seinem  Feind  thät  bleiben. 


8. 
Bei  Luxen,  in  der  großen  Schlacht, 
Toran  Er  selbst  thät  streiten, 
für  gottes-wort,  bei  tag  und  nacht, 
der  Feind  auf  allen  Seiten 
wehrt  sich  auch  hart, 
kein  Fleiß  nicht  spart, 
die  Kugeln  hört  man  brummen, 
der  König  werth 
ist  aufs  dritt'  Pferd 
in  dieser  Schlacht  gekommen. 


Er  war  gar  sehr  mit  Blut  besprengt, 

dennoch  gani  unverdroßen, 

mit  seinem  Volk  auf  den  Feind  zudringt, 

in  dem  wurd  Er  geschoßen, 

durch  einen  arm, 

das  gott  erbarm! 

doch  wollt  Er  nicht  nach  laßen, 

stritt'  weiter  fort, 

für  gottes  wort, 

einen  Helden-Muth  thät  faßen. 


256 


ICISCELLEN. 


6. 
Drauf  hat  er  sich  lum  feind  gewendt, 
der  sich  wollt  wiedersezen, 
Er  ihn  ganz  Ton  einander  trennt, 
nnd  thät  ihm  eins  yersezen; 
hat  aher  bald, 
vom  hinterhalt, 

meuchlerisch  zween  Schoß  bekommen, 
sank  von  dem  Pferd, 
nieder  zur  Erd, 
redt  doch  noch  diese  Summen: 

6. 
O  Jesu,  Jesul  Gottes-Sohn, 
was  du  mir  hast  befohlen, 
das  hab  ich  ausgerichtet  nun, 
drum  komm  und  thu  mich  hohlen, 
es  ist  vollbracht^ 
die  große  Schlacht, 
der  feind  der  ist  bezwungen, 
jezund  muß  sejn 
der  letzte  Streit, 
und  mit  dem  Tod  gerungen. 


Das  lezte  wort  thät  dieses  seyn, 

das  tröstlich  Er  thät  sagen: 

Jezt  sehe  ich  die  Engellein, 

die  mich  in  Himmel  tragen; 

O  Jesu  mein! 

den  diener  dein, 

laß  fahren  hin  mit  freuden: 

also  der  Held, 

aus  dieser  weit, 

thät  in  den  Himmel  scheiden* 

8. 
Nun  du  verfolgte  Christenheit, 
thu  diesen  Held  betrauren; 
und  die  ihr  evangelisch  sejd, 
bleibt  standhaft  wie  die  Mauren. 
So  wird  euch  Gott, 
weiter  aus  Noth, 
helfen  nnd  zur  ruh  bringen, 
wofür  wir  ihm, 
mit  heller  stimm, 
stets  Lob  und  Dank  wollen    singen. 


Dieses  Lied,  das  wohl  noch  der  Zeit  des  dreißigjährigen  Krieges  an- 
gehören dürfte  und  das  meines  Wissens  noch  nirgends  abgedruckt  ist,  /and 
ich  als  Eintrag  auf  der  BQckseite  eines  zu  Seite  27  des  Anhangs  zum  andern 
Theile  des  luventariam  Sneciae  von  Job.  Ludwig  Gottfried  (Frankfurt  am  Majn^ 
bey  Wolffgang  Hof  mann  1633)  gehörigen  Kupfers  von  der  Hand  des  Benedict 
Fnrckel,  der  das  Buch  1764  erwarb,  mit  der  Überschrift:  Über  den  tod  des 
Helden  aus  Mitternacht,  wurde  damahls  folgendes  Lied  gemacht.  Das  Buch 
befindet  sich  noch  jetzt  im  Besitze  eines  Nachkommen  Furckels,  des  Herrn 
Kaysser  zu  Frankfurt  a.  M. 

FKANKFÜRT  a.  M.  F.  PFAFF. 


Penonaliiotiseii. 

Die  Privatdocenten  an  der  Universität  Heidelberg,  Dr.  0.  Behagbel 
und  Dr.  Fr.  Neumann  sind  zu  außerordentlichen  Professoren  ernannt  worden. 

Am  4.  Januar  1882  f  in  Görbersdorf  (Schlesien)  Dr.  Friedrich  Apfel- 
stedt  in  noch  nicht  vollendetem  23,  Lebensjahre. 


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geschiedenen talentvollen  Malers  wird  diese  Autobiographie,  welche  ausserdem 
Yiele  an  seine  Mutter  gerichtete  Briefe  enthält,  eine  willkommene  Gabe  sein. 


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Professor  a.  d.  kgl.  Univorsitit  in  Breslau. 

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INHALT. 


Seite 
Die  Legende  Tom  Jndenknmben.    Von  R.  Sprenger 129 

1.  Alter  und  Verfaßer  des  Jüdel 136 

2.  Quelle  der  ErsShlung  im  Passionml 139 

Bmcbatttck  einer  Handschrift  Ton  Beinbots  Georg.  Von  F.  Pfmff  .  .  144 
Heutige  OeBoblechtsnamen  ans  7%uidm,  JXet.  Von  K.  Q.  Andreaen.  149 
Zum  Wortsehatie  des  Chemnitser  Urkondenbuehes.    Von  F.  Bech  .    .  169 

Vom  Eichhorn  als  Wildpret    Von  Demselben .  189 

Tinne.    Von  Demselben 190 

Die  Entwickelang  der  Ortnitdichtang  und  der  Ortuitsage.  Von  Friedrich 

Nenmann 191 

Kldne  ^ttheüongen.    Von  Ferdinand  Vetter    . 219 

1  Eine  neae  Handschrift  Ton  Boner*s  Edelstein 219 

II.  Konrad  von  Ammenhaasen 220 

ni.  Zar  Schaospiel-Litteratur  and  in  Schillers  „Bfirgsehaft*^   .   .  221 

rV.  Botfiwelsdi 223 

Volkslieder  des  XV.  Jahrhunderts.    Von  K.  Bartsch 226 

Litteratnr: 

Paul  S^biUot,   Lcs  Littiratares  populaires  de  toates  les  nations.    Von 

Felix  Liebrecht 228 

Hermann  Paul,  Zur  Nibelungenfrage.    Von  Hermann  Fischer  .    .    .   .  233 

Bf  isaeHea: 

Die  Ihtai  Xiyofuva  im  Nibelungenliede.    Von  K.  Bartsch 266 

VolksUed  aaf  OusUt  Adolfs  Tod.    Von  F.  Pfaff 266 

Personalnotiaen 266 


Btt«Mi«cker«l  tob  Carl  Oerold'i  Sohn  In  Wlas. 


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JUL 101682 


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ZUR  NEUISLÄNDISCHEN  GRAMMATIK. 


In  den  letzten  Jahrzehnten  hat  das  Studium  der  altisländischen*) 
Sprache  und  Literatur  in  Deutsehland  große  Fortschritte  gemacht. 
Während  früher  nur  einzelne  tüchtige  Forscher  sich  demselben  wid- 
meten,  gibt  es  deren  jetzt  gar  manche,  und  von  allen  Seiten  wird 
seine  Bedeutung  fUr  den  Sprachforscher  und  Germanisten  anerkannt. 
Für  das  richtige  Verständniß  der  altisländischen  Sprache  und  Schrift- 
denkmäler ist  aber  die  neuisländische  Volkssprache  von  der  größten 
Bedeatung.  In  der  That  ruht  die  jetzige  altisländische  Lexikographie 
hauptsächlich  auf  den  Arbeiten  eingeborener  Isländer,  die  für  die 
richtige  Erklärung  der  alten  Sprache  eine  unmittelbare  lebendige  An- 
schauung der  Volkssprache  mitbrachten.  Die  Mundarten  Norwegens, 
Schwedens  und  Dänemarks  sind  von  hervorragenden  Gelehrten  er- 
forscht und  in  einer  zugänglichen  Form  aufgezeichnet  worden,  wäh- 
rend der  überaus  reiche  neuisländische  Wortschatz  noch  auf  seinen 
Lexikographen  harrt.  Diese  scheinbare  Vernachläßigung  der  neuen 
Sprache  hat  in  der  Entwickelung  unserer  Wißenschaft  einen  natür- 
lichen Grund.  Früher  hatte  man  für  den  Unterschied  zwischen  dem 
Altislftndischen  und  dem  Neuisländisohen  keinen  scharfen  Blick;  die 
alte  Sprache  wurde  mit  der  gegenwärtigen  Volkssprache  beinahe  iden- 
tificirt.  Erst  in  unserem  Jahrhundert  fing  man  allmählich  an  zwischen 
beiden  zu  scheiden,  und  es  war  natürlich,  daß  man  dabei  haupt- 
sächlich seine  Augen  auf  die  alte  Sprache  heftete  und  die  neuislän- 
dischen Wörter  und  Wortformen  aus  Wörterbuch  und  Grammatik  aus- 
zuscheiden suchte,  während  nur  wenige  Gelehrte  sich  gleichzeitig  der 
neuen  Sprache  als  solcher  zuwendeten.  Durch  die  Bestrebungen  meh- 
rerer ausgezeichneter  Forscher  ist  es  jetzt  gelungen,  den  Wörterschatz 
der  alten  Sprache  ziemlich  vollständig  aufzuzeichnen  und  ihre  Gesetze 
und  Formen  im  Wesentlichen  festzustellen.  Dagegen  gibt  es  filr  das 
Studium  der  neuen  Sprache  nur  wenige  und  nicht  zureichende  Hilfs- 
mittel.   Und  doch  läßt  die  alte  Sprache  sich  nicht  ohne  Weiteres  von 

*)  Ans  Daheliegenden  Gründen  gebrauche  ich  in  dieser  Abhandlung  „altisländisch** 
statt  des  gewöhnlichen  ^altnordisch^,  welche  Besseichnnng  meines  Erachtens  irre- 
f&hrend  ist. 

•BRMANU.   Neue  Beilie  XV.  (XXVII.)  Jahrg.  17 


258  BJÖBN  IIAGNUSSON  OLSEN 

der  neuen  losreißen.  Jedes  altisländische  Lautsystem,  das  den  £nt- 
wickelungsgang  der  Sprache  von  den  ältesten  bis  zu  den  neuesten 
Zeiten  außer  Acht  läßt,  ist  einseitig  und  unvollständig,  ja  sogar  falsch« 
Freilich  kann  man  die  neueren  Sprachformen  nur  aus  den  älteren 
erklären;  die  neuisländische  Volkssprache  wirft  aber  hinwiederum  auf 
die  alten  Formen  ein  helles  Licht  zurück.  Nie  wird  man  z.  B.  die 
vielbestrittene  und  für  die  Geschichte  der  germanischen  Sprache  so 
wichtige  Frage  nach  der  altisländischen  Aussprache  vollständig  lösen 
können,  ehe  man  einen  das  Allgemeine  sowie  das  Einzelne  umfaßenden 
Überblick  über  die  ganze  Entwickelungsgeschichte  der  isländischen 
Sprache  bis  zur  Gegenwart  erworben  hat.  Die  alte  Aussprache  kann 
nur  mit  Zuhilfenahme  der  neuen  verstanden  und  richtig  festgestellt 
werden,  und  jede  Theorie,  die  zwischen  beiden  nicht  zu  vermitteln 
weiß,  muß  verworfen  werden.  Folglich  ist  das  Studium  der  neuislän- 
dischen Sprache  fdr  die  Sprachwißenschaft  von  einer  nicht  geringen 
Wichtigkeit. 

Es  kann  also  für  die  Wißenschaft  nicht  gleichgiltig  sein,  wenn 
sich  auf  diesem  bis  jetzt  nur  wenig  bearbeiteten  Felde  irrthümliclie 
und  fehlerhafte  Ansichten  ohne  Widerspruch  verbreiten.  Solche  können 
nur  dem  sicheren  Fortschritte  derselben  hinderlich  sein  und  zu  neuen 
Fehlschlüßen  verleiten.  Gegenwärtige  Abhandlung  bezweckt  in  einem 
neuerdings  erschienenen  Werke  mehrere  solche  Irrthümer  und  Fehler 
zu  berichtigen.  Dieses  Buch  führt  den  Titel:  „Grundriß  der  neu- 
isländischen Grammatik  von  William  H.  Carpenter.  Leipzig 
1881«. 

Neben  der  eben  angedeuteten  allgemeinen  habe  ich  auch  eine 
besondere  persönliche  Aufforderung,  gegen  dieses  Werk  Einspruch  zu 
erheben.  Man  wird  meinen  Namen  im  Vorworte  erwähnt  finden,  und 
überhaupt  stehe  ich  zur  Abfaßung  des  Buches  in  einer  solchen  Bezie- 
hung, daß  es  mir  nothwendig  scheint,  ehe  ich  zu  einer  möglichst  sach- 
lichen Beurtheilung  des  Buches  übergehe,  einige  persönliche  Bemer- 
kungen vorauszuschicken. 

Im  Herbste  des  Jahres  1879,  als  der  Verf.,  Herr  William  H.  Car- 
penter, hier  in  Reykjavik  sich  aufhielt,  wurden  wir  darüber  einig,  daß 
wir  gemeinschaftlich  einen  Grundriß  der  neuisländischen  Flexionslehre 
nebst  kurzen  Regeln  über  die  neuisländische  Aussprache  in  deutscher 
Sprache  schreiben  und  später  unter  unser  beider  Namen  veröffentlichen 
wollten.  Von  der  lebendigen  Volkssprache  ausgehend,  sollte  diese 
Flexionslehre  sich  nur  in  der  Orthographie  an  die  jetzige  Schriftsprache 
anschließen,   sonst  aber  sollte  diese  nur  beiläufig  und  ausnahmsweise 


ZUB  NEUiSLiNDISCHBN  OBAMBIATIK.  269 

berücksichtigt  werden.  Wimmer'ß  treffliche  altnordische  Qrammatik 
wurde  zu  Grunde  gelegt,  und  nachdem  ich  mit  Herrn  Carpenter  dieses 
Werk  durchgegangen  und  darin  die  Abweichungen  der  neuen  Sprache 
notirt  hatte,  blieb  ihm  nachher  wesentlich  nur  die  Redaction  und 
deutsche  Faßung  des  Ganzen.  Als  nun  Herr  Carpenter  (Februar  1880) 
bland  verließ;  war  das  Manuscript  im  Ganzen  fertig;  leider  aber  noch 
nicht  von  mir  revidirt.  Wir  kamen  tiberein,  daß  er  mir  die  Druck- 
bogen zuschicken  sollte,  und  ich  hoffte,  daß  eine  solche  Revision  hin- 
reichend sein  würde.  Im  Verlaufe  des  Sommers  empfing  ich  von  Herrn 
Carpenter  einen  Brief,  in  welchem  er  mir  anzeigte,  daß  er  in  Folge 
mehrerer  an  unserer  Arbeit  vorgenommenen  Änderungen  und  Vermeh- 
rungen die  Verfaßerschaft  für  sich  allein  in  Anspruch  zu  nehmen  denke. 
Ich  erwiderte,  daß  ich  ihm,  unter  der  Voraussetzung,  daß  unsere 
gemeinschaftliche  Arbeit  im  Wesentlichen  verändert  und  erweitert  sei, 
nicht  nur  die  Autorschaft  gönne,  sondern  auch  nicht  einmal  zulassen 
könne,  meinen  Namen  auf  dem  Titelblatte  mitanzuführen,  wenn  ich 
nicht  vor  dem  Drucke  eine  Gelegenheit  zu  einer  Revision  des  Werkes 
bekomme,  daß  ich  aber  wünsche,  daß  er  in  der  Vorrede  erwähnen 
möge,  welchen  Antheil  ich  an  dem  Buche  gehabt  habe,  und  namentlich, 
daß  die  Behandlung  der  Verba  —  wie  er  in  seinem  Briefe  zuge- 
standen hatte  —  wesentlich  von  mir  herrühre.  Später  hat  Herr 
Carpenter,  ohne  mir  die  gewünschte  Gelegenheit  zu  einer  Revision  zu 
geben  und  auch  ohne  meine  Bedingungen  im  Übrigen  zu  erfüllen,  die 
Arbeit,  an  der  ich  einen  so  wesentlichen  Antheil  gehabt  hatte,  unter 
seinem  Namen  herausgegeben.  Beim  Empfange  des  Buches  sah  ich 
gleich,  daß  die  Grundzüge  der  ganzen  Flexionslehre  von  mir  her- 
rOhrten ;  doch  hat  der  Verf.  die  ihm  von  mir  gemachten  Mittheilungen 
in  sehr  vielen  Fällen  mißverstanden  oder  gar  nicht  verstanden,  in 
anderen  wohl  auch  absichtlich  verändert  und  entstellt  oder  durch 
angeschickte  Zusätze  interpolirt;  doch  sind  in  diesem  Abschnitte  des 
Buches,  wie  sich  später  ergeben  wird,  die  meisten  Fehler  der  Art, 
daß  es  leicht  gewesen  wäre,  sie  durch  einen  Federstrich  zu  entfernen. 
Hätte  der  Verf.  mir  Gelegenheit  zur  Revision  des  Werkes  geboten, 
würde  ich  mich  für  diese  Fehler  als  mitverantwortlich  fühlen;  da  er 
es  aber  unterlassen  hat,  so  hat  er  auch  allein  die  Verantwortung  über- 
nommen. Auch  die  kurzen  Regeln  über  die  Aussprache  sind  in  einer 
ähnlichen  Weise  entstellt.  An  allen  übrigen  Theilen  des  Buches  habe 
ich  dagegen  keinen  unmittelbaren  Antheil  gehabt;  diese  sind  spätere 
Erweiterungen,   die  unserem  ursprünglichen  Plane  fremd  waren.    Der 

17« 


260  BJÖRN  MAGNU890N  OLSEN 

wißenschaftliche  Werth  dieser  Abschnitte  wird  ans  dem  Folgenden 
erhellen. 

Das  Buch  ist  durch  ein  Vorwort  eingeleitet,  in  welchem  der  Verf. 
sich  ganz  im  Allgemeinen  über  die  Geschichte  der  Sprache  ausspricht; 
doch  sind  es  mehr  einzelne  aus  ihrem  Zusammenhange  losgerißene 
Literaturnotizen  als  sprachgeschichtliche  Erörterungen,  die  der  Verf. 
in  dieser  Vorrede  gibt,  und  hauptsächlich  dem  ^Icelandic  Reader" 
von  Guäbrandur  Vigfiisson  und  dem  Aufsatze  von  Möbius  „Über  die 
altnordische  Sprache*'  entlehnt,  bieten  sie  nichts  neues.  Nach  Gud- 
brandur  Vigfiisson  hat  der  Verf.  den  Gang  der  neuisländischen  Lite- 
ratur nach  der  Reformation  in  aller  Kürze  geschildert,  bricht  aber  am 
Anfange  dieses  Jahrhunderts  plötzlich  ab,  und  wir  bekommen  somit 
über  dasjenige,  was  dem  Zwecke  des  Werkes  am  nächsten  liegt,  nämlich 
über  die  Literatur  der  Gegenwart,  keine  Aufklärung. 

Nach  dem  Vorworte  (S.  XIII)  bezweckt  die  Grammatik  „nicht 
eine  historische  Darstellung  der  Entwickelung  der  verschiedenen  neu- 
isländischen Formen  aus  den  alten  zu  geben^,  auch  gibt  sie  nicht  die 
Sprache  „„wie  sie  war  oder  wie  sie  theoretisch  sein  sollte**",  sondern 
„wie  sie  heutzutage  auf  Island  gesprochen  und  geschrieben  wird", 
mit  anderen  Worten:  neben  der  Volkssprache  soll  auch  die  Schrift- 
sprache in  der  Grammatik  berücksichtigt  werden.  Diese  principielle 
Erweiterung  unseres  ursprünglichen  Planes,  der  nur  die  Volkssprache 
umfaßte,  ist  meines  Erachtens  sehr  mißlich,  da  die  heutige  Schrift- 
sprache je  nach  der  verschiedenen  Individualität  der  Schriftsteller 
zwischen  Altem  und  Neuem  im  höchsten  Grade  schwankt.  Es  gibt 
kaum  eine  einzige  alte  Form,  die  man  nicht  aus  der  modernen  Schrift- 
sprache zu  belegen  im  Stande  wäre.  Namentlich  wird  das  alte  aus- 
lautende r  in  der  Schriftsprache  vielleicht  ebenso  häufig  als  das  neu- 
isländische 'Ur  gebraucht,  und  von  unwißenden  Leuten  sogar  oft  in 
Fällen,  wo  die  alte  Sprache  -nr  hat,  wie  im  Plur.  der  schwachen 
Feminina;  auch  werden  z.  B.  die  masculinen  Stämme  auf  -ja  in  der 
Schrift  gewöhnlich  wie  in  der  alten  Sprache  declinirt;  ferner  ist  tjer 
als  Pluralis  —  und  zuweilen  auch  als  Dualis  —  gebräuchlich  anstatt 
des  modernen  vid,  und  er  ist  als  Pron.  relat.  und  Conjunction  der 
Schriftsprache  geläufig  statt  des  sem  und  pegar  der  Umgangssprache; 
von  einigen  Schriftstellern  werden  noch  die  alten  Conjunctivformen 
des  Prät.  Plur.  (auf  -ifn,  -iä,  -t)  und  des  Präs.  1.  Pers.  Plur.  (auf  -im) 
gebraucht,  und  wo  ein  starkes  Verbum  im  Präteritum  in  die  schwache 
Conjugation  übergegangen  ist,  sind  in  der  Literatur  die  alten  Formen 
insgemein  ebenso  häufig  als  die  neuen.  Diese  archaisirende  Bewegung 


ZUR  NEUI8L&NDI8CHEN  ORAMBiATIK.  261 

macht  68  nach  meiner  Aosicht  beinahe  unmöglich,  zu  gleicher  Zeit 
eine  Grammatik  der  neuen  Volkssprache  und  der  neuen  Schrift- 
sprache zu  schreiben.  Man  müßte  dann  in  den  meisten  Fällen,  wo 
das  neuisländische  Idiom  vom  altisländischen  abweicht,  hinzufügen, 
daß  die  alte  Form  sich  uoch  in  der  Schriftsprache  finde,  welches  Ver- 
fahren zur  größten  Verwirrung  Anlaß  geben  würde.  Eine  wirkliche 
nenisländische  Grammatik  kann  in  der  That  nur  geschrieben  werden, 
w&asx  man,  von  der  heutigen  Volkssprache  ausgehend,  streng  zwischen 
Altem  und  Neuem  scheidet.  Wirklich  ist  es  auch  die  Volkssprache, 
wie  sie  auf  Island  im  Munde  des  Volkes  lebt,  und  nicht  unsere  nationale 
paristisch- archaistische  Sprachbewegung,  die  die  Sprach wißenschaft 
interessirt.  Kein  Wunder  also,  daß  es  dem  Verf.  nicht  gelungen  ist, 
die  einander  widerstrebenden  Formen  der  Schriftsprache  und  der 
Volkssprache  zu  einem  einheitlichen  Ganzen  zu  verschmelzen!  Mei- 
stens ist  glücklicherweise  nur  die  Volkssprache  berücksichtigt,  und  der 
Verf.  hat  nur  in  einzelnen  Fällen  bemerkt,  daß  abweichende  Formen 
in  der  Schriftsprache  sich  finden.  Diese  tritt  dadurch  in  den  Hinter- 
grand und  der  Verf.  erreicht  nur  unvollständig  seinen  Zweck,  zugleich 
ein  Bild  der  Schriftsprache  zu  geben.  Namentlich  gilt  dies  von  der 
Flexionslehre,  da  die  Grundzüge  derselben  nach  unserem  ursprüng- 
lichen Plane  verfaßt  sind.  Hier  wird  man  also  am  wenigsten  die  nach- 
theiligen  Folgen  der  Erweiterung  des  ursprünglichen  Planes  empfinden. 
Daß  solche  aber  nicht  ausgeblieben  sind,  werde  ich  durch  einige  Bei- 
spiele erläutern. 

Wenn  man,  wie  in  der  neuisländischen  Schriftsprache ^  eine  alt- 
herkömmliche auf  einem  theilweise  verschollenen  Lautsysteme  be- 
ruhende Orthographie  vor  Augen  hat,  wird  man  geneigt  sein,  die 
neueren  lautlichen  Abweichungen  nur  als  abweichende  „Aussprache" 
der  alten  versteinerten  Schriftzeichen  zu  betrachten,  während  sie  doch 
in  der  Regel  als  wirkliche  Lautübergänge  und,  wenn  die  Verände- 
rung auf  dem  ganzen  Sprachgebiete  hervortritt,  sogar  als  auf  Laut- 
gesetzen beruhend  aufgefaßt  werden  müssen.  So  ist  es  ein  Laut- 
gesetz, daß  der  im  Altisländischen  ursprünglich  lange  Vocal  S  in  der 
neueren  Sprache  in  je  übergegangen  ist  Dieser  Laütübergang  tritt 
schon  im  Altisländischen  hervor  und  ist  in  der  jetzigen  Sprache  ganz 
durchgedrungen.  Man  erwartet  also  dieses  ftlr  die  isländische  Sprach- 
geschichte so  wichtige  Gesetz  unter  anderen  Lautübergängen  als 
solchen  besprochen  zu  finden.  Dies  hat  aber  der  Verf.  nicht  gethan, 
sondern  es  nur  als  eine  Aussprache  des  „^"  erwähnt  (§.  2,  2).  Übrigens 
wird  nie  —  wie  der  Verf.   (ebenda  die  Anm.)  anzunehmen  scheint  — 


262  BJÖRN  1CAGKUS80N  OLSEN 

zwischen  einem  (neuisländischen)  i  und  einem  (altisländischen)  e  ge- 
schieden, und  es  war  nie  die  Meinung  Rask's,  i  als  ein  speciell  neu- 
isländisches  Sohriftzeichen  einzuftthreo,  vielmehr  sollte  das  i  als  gemein- 
schaftliche Bezeichnung  sowohl  fbr  die  alte  als  fUr  die  neue  Sprache 
dienen;  daher  findet  man  dieses  Zeichen  in  allen  altislftndischen  Texten, 
die  mit  der  Raskischen  Orthographie  herausgegeben  sind.  Offenbar  hat 
der  Verf.  seine  Quelle  —  Wimmer,  Fornnordisk  formlära.  Lund  1874, 
§.2,  1.  Anm.*^)  —  mißverstanden.  In  den  Ausgaben  der  altisländischen 
Sprachdenkmäler  ist  jetzt  das  Raskische  handschriftlich  nicht  bezeugte 
i  durchgehend  von  i  abgelöst  worden,  während  einige  Herausgeber, 
an  das  handschriftliche  ie  und  die  heutige  Aussprache  sich  an- 
schließend, den  Laut  nicht  als  i,  sondern  als  je  wiedergeben.  In  der 
neuen  Schriftsprache  hat  sich  das  i  zum  Theil  erhalten,  zum  Theil  ist 
es  entweder  durch  e  oder  durch  jie  ersetzt;  aber  die  meisten  Schrift- 
steller sind  sich  nicht  bewußt,  daß  der  Laut  früher  ein  anderer  ge- 
wesen, und  Herr  Carpenter  ist  der  erste,  der  das  6  als  ein  speciell 
neuisländisches  Schriftzeichen  angewandt  hat.  Meines  Erachtens  wirkt 
aber  eine  solche  Unterscheidung  zwischen  i  und  4  nur  verwirrend, 
und  beide  Bezeichnungen  müssen  in  einer  neuisländischen  Grammatik 
dem  je  weichen,  das  auch  vielleicht  ebenso  häufig  als  d  oder  S  in  der 
heutigen  Schrift  vorkommt,  und  die  jetzige  Aussprache  (Ja)  ganz  folge- 
richtig wiedergibt.  Wenigstens  darf  man  verlangen,  daß  der  Verf.  in 
der  Anwendung  seines  i  consequent  sei.  Dies  ist  er  aber  gar  nicht 
So  werden  z.  B.  die  Pronomina  personalia  mit  je  geschrieben  (§.  81), 
welches  mit  einer  Orthographie,  die  sonst  i  gebraucht,  im  entschiedensten 
Widerspruche  steht,  denn  es  ist  durchaus  falsch,  wenn  der  Verf. 
(§.  2,  2)  bemerkt,  daß  diese  Pronomina  besonders  häufig  —  er  sagt 
sogar  ^gewöhnlich"  —  mit  je  geschrieben  werden.  Auch  hat  der  Verf. 
das  je  nicht  auf  die  Pronomina  personalia  beschränkt.  So  schreibt  er: 
hjercid  (§.  33  und  im  Register  S.  126) ;  fjelagi  (§.  56  —  sonst  aber  fi 
§.  45);  «/e,  sjerd,  yedur  (§.  94  a  und  98,  3);  »je,  »jert^  sje,  tjeum,  9jeud, 
yeu  (§.  98,  1);  Jcto,  jet,  jetinn  (§.  98,  3)**);  Ijezt,  Ijetumatj  Ijetustum 
u.  s.  w.  (§.  115). 

*)  Im  Folgenden  wird  dies  Werk  durch  W.  beseichnet. 
**)  In  Bezug  mof  jeta  wird  (§.  22  Anm.)  bemerkt ,  daß  das  j  „Dur  graphiflch** 
sei;  dies  ist  aber  unrichtig,  denn  das  Wort  wird  stets  mit  anlautendem  J  gesprochen. 
Gerade  das  Qegentheil  ist  der  Fall,  denn  das  Verbum  wird  häufig  mit  e  ohne  Accent 
oder  anlautendem  j  geschrieben :  eine  solche  Schreibart  ist  aber  nur  graphisch.  Übri- 
gens erscheint  das  Wort  schon  in  der  alten  Sprache  mit  einer  langen  Wurselsilbe  im 
Prfts.,  obgleich  es  gewöhnlich  als  kura  betrachtet  wird.  Das  Präteritum  Sing,  wird  von 


ZUR  NEUISLiNDISCHEN  GRAMMATIK.  263 

Ein  anderes  neuisländisohes  Lautgesetz  ist,  daß  altisländ.  y  und  y 
resp.  in  i  und  %  übergegangen  sind.  Dieser  Übergang  ist  ziemlich  jung. 
Im  neuen  Testament  des  Oddur  Gottsk&lksson  (1540  gedruckt)  werden 
diese  Vocale  noch  nie  verwechselt,  und  in  der  Guäbrandsbiflia  (1584 
herausgegeben)  scheint  dasselbe  der  Fall  zu  sein,  wie  mein  verehrter 
Freund,  Dr.  J6n  I^orkelsson  mir  mitgetheilt  hat*).  Erst  am  Anfange 
des  17.  Jahrhunderts  beginnen  die  beiden  y  zu  schwanken;  um  die 
Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  wurde  y  und  i  noch  in  einigen  Gegenden 
gesondert  gehalten;  jetzt  aber  ist  die  Bewegung  auf  dem  ganzen  Sprach- 
gebiete vollständig  durchgedrungen,  mit  wenigen  Ausnahmen,  die  jedoch 
Dar  das  y,  nicht  aber  das  ^  betreffen,  indem  y  in  einigen  Fällen  wie  u 
aasgesprochen  wird**).  Ich  benütze  diese  Gelegenheit,  um  die  spora- 
disch noch  vorhandenen  Überreste  dieser  Aussprache,  soweit  sie  mir 
bekannt  sind,  vollständig  vorzufahren.  So  wird  das  Adj.  kyr  (ruhig) 
sehr  häufig  wie  Tqun'  ausgesprochen,  auch  drykkur  stets  wie  drukkur 
in  der  Bedeutung:  saure  Molken  —  in  der  Bedeutung:  Trank  sagt  man 
dagegen  stets  drikkur  —  ferner  wird  gesprochen  stumra,  vom  alten 
ityrma  durch  Metathesis  gebildet,  forusta  statt  des  alten  fwysta  {for- 
owfci)***),  Iwrgvvr  statt  des  alten  lyrgr^).  Zuweilen  —  und  im  Norden 
der  Insel  sogar  gewöhnlich  —  wird  auch  ykkur  (euch)  wie  ukkur  und 
ykkar  (eu[r]er)  wie  ukkar  gesprochen;  auch  ist  die  Aussprache  üfi^m, 
ufradf  ufrd  .statt  des  alten  yfir  um,  yfir  aty  yfir  d  in  einigen  Gegenden 
häufig.  Sehr  häufig  spricht  man  auch  u  statt  y  (i)  im  ganzen  Präsens 
der  Verba  «pyrja  und  smyrja,  und  bei  einigen  anderen  Verba,  die  wie 
tpyrfa  und  smyrja  flectiren  (W.  §.  146  B.),  ist  dieselbe  Aussprache  in 


Allen  als  IsDg^  unerkaimt.  Dies  IKßt  schon  auf  einen  langen  Vocal  im  PrXs.  sohließen, 
und  wirklich  findet  man  in  der  Handschr.  AM  677,  4*,  die  nach  Gislason  der  ersten 
Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  angehört,  die  Form  „^ti*"  (Präs.  Conj.  3.  Fers.  Sg.)  und 
den  Imperat.  »i^t^-  (»Leifar  fomra  kristinna  frceda  islenzkra",  herausgeg.  von  {>orvaldr 
BjamarsoD,  Khöfo  1878,  8.  129^'  und  149<*)  und  in  dem  his  jetzt  nicht  vollständig 
herausgegebenen  „Bestiarius**,  der  sich  in  der  Hs.  AM  673 A,  4*  findet,  kommt  die 
Form  Präs.  Ind.  3.  Pers.  Sg.  ie^  vor  (s.  die  Hs.  S.  16);  diese  Hs.  ist  ans  dem  Anfange 
des  13.  Jahrhunderts  (vgl.  Möbius,  Analecta  Norroena,  S.  XV).  Die  Belegstellen  sind 
mir  von  Dr.  J6n  |>orkelsson  mitgetheilt 

*)  VgL  auch  GuAbrandr  Yigfüsson,  Icelandio-English  Dictionary.  Oxford  1874. 
[Im  folgenden  JED  beseichnet]  unter  dem  Buchstaben  Y. 

**)  Vgl.  Konr.  Gislason,  Oldn.  forml»re.  Forste  hefte.  Kjöbenhavn  1858  [im 
folgenden  KG  beaeichoet],  §.  23. 

***)  Jedoch  scheint  dieses  Wort  schon  früh  sein  y  in  u  oder  o  verändert  au 
haben.  Vgl.  JED  unter  dem  W.  und  Gr^.  Kb.  udg.  og  overs.  af  Vilhjälmur  Finsen. 
Khavn  1862.  H,  S.  193,»«. 

t)  Vgl.  JED  unter  dem  W. 


264  BJÖRN  MAGNUS80N  OLSEN 

verschiedenen  Gegenden  häufig ,  wenn  das  j  der  Wurzel  nicht  weg- 
geworfen wird,  und  außerdem  besonders  im  Imperat.  2.  Pers.  Sg.,  wenn 
das  Pronomen  der  2.  Person  angehängt  wird.  So  spricht  man  im  Westen 
flufja  statt  flytja,  im  Norden  krufja  statt  hryfja  (Präs.  Inf.  und  Präs. 
Ind.  3.  Pers.  Plur.);  hrufdu  statt  hryfdu  (Imperat.);  brudja  (Präs.  Inf. 
und  Ind.  3.  Pers.  Plur.);  brudjum  (Präs.  Ind.  und  Conj.  und  Imperat. 
1.  Pers.  Plur.),  brudjid  (ebendasselbe  2.  Pers.  Plur),  brtiddu  (Imperat.) 
statt  bryäjay  hrydjum,  hrydjidy  bryddu  etc.  —  stuäja,  shtdjum,  siudßi^ 
studdu  statt  stydja,  stydjmn,  stydßdf  styddu  etc.  Dagegen  sagt  man 
nicht  brud  statt  brydy  atud  statt  styd  u.  s.  w.  (Präs.  Ind.  1.  Pers.  Sg.) 
oder  brtidur  statt  brydur,  studur  statt  stydwr  u.  s.  w.  (Präs.  Ind.  2.  und 
3.  Pers.  Sg.).  In  den  Austfiräir  hört  man  auch  kjasm  statt  des  alten 
kyasa.  Das  Verbum  fuaaa  und  die  Interjection  fuasum  fei  —  welche 
augenscheinlich  von  der  Interjection  fif  gebildet  sind  —  könnte  man 
vielleicht  als  einen  vereinzelten  Überrest  des  alten  ^  betrachten;  doch 
ist  in  diesem  Falle  wohl  eher  anzunehmen,  daß  eine  Vocalverkttrzung 
(im  alten  Sinne)  vor  der  Doppelconsonanz  eingetreten,  wodurch  das 
heutige  u  der  Nachklang  eines  y  wird.  Wenn  man  von  diesen  ver- 
einzelten Ausnahmen  absieht,  ist  der  Übergang  y  —  i  und  y  —  i  im 
Neuisländischen  überall  vollendet,  und  auch  der  Diphthong  ey  ist  jetzt 
mit  ei  identisch.  Dieses  Lautgesetz  hat  indessen  der  Verf.  nur  als  eine 
Aussprache  des  alten  j^  und  y  erwähnt  und  die  Volkssprache  tritt 
damit  in  den  Hintergrund.  Wie  bedenklich  es  ist,  die  heutige  Ortho- 
graphie —  wie  der  Verf.  es  gethan  —  als  das  Normale,  und  die  lebendige 
Volkssprache  als  eine  Abweichung  davon  gelten  zu  lassen,  hat  sich 
am  deutlichsten  in  diesem  Falle  gezeigt.  §.  16,  1  bemerkt  der  Verf.: 
^y  und  %  wechseln  noch  in  einigen  Wörtern,  z.  B.  Pykja  und  pHga, 
glauben,  Präs.  pyki  und  piki  (aber  stets /ynV,  vor;  yfir  über)."  Diese 
Regel  ist  W.  §.  19,  4  entlehnt,  wo  sie  bezüglich  der  alten  Sprache 
ganz  an  ihrem  Platze  ist.  Im  Neuisländischen  kann  man  aber  nicht 
von  einem  wirklichen  Wechsel  des  y  und  i  sprechen,  da  beide  jetzt 
in  der  Volkssprache  identisch  sind,  und  y  in  den  wenigen  Fällen,  wo 
es  nicht  in  i  übergegangen  ist,  mit  u  zusammenflällt.  In  Bezug  auf 
die  Volkssprache  ist  demnach  die  Regel  des  Verf.  durchaus  absurd. 
Wenn  man  ihr  aber  eine  bloß  orthographische  Bedeutung  unterlegen 
will,  so  ist  es  zwar  richtig,  daß  Leute,  die  in  der  alten  Sprache  nicht 
bewandert  sind,  in  der  Orthographie  mehrfach  y  und  i  verwechseln; 
eine  solche  Verwirrung  kann  aber  auf  dem  ganzen  Gebiete  der  Sprache 
eintreten,  und  ist  nicht  besonders  häufig  in  pykja,  das  jetzt  stets  mit 
y  geschrieben  wird. 


ZUR  NEUISLlin)ISGHEN  GRAMMATIK  265 

Noch  ein  Beispiel  derBelben  Art!  In  §.17,  5a  Anm.  bemerkt  der 
Verf.:  „e  und  ö  werden  überhaupt  in  der  Aussprache  oft  ver- 
wechselt^ Eine  solche  Verwechselung  findet  aber  nie  statt;  das  islän- 
discbe  Sprachorgan  und  Ohr  ist  fttr  die  Verschiedenheit  dieser  beiden 
Vocale  sehr  empfindlich.  Wohl  aber  geht  e  in  ö  und  umgekehrt  d  in  6 
mehrfach  Aber;  dieser  Übergang  wird  durch  gewisse  benachbarte  Laute 
bew^irkt,  und  kann  nur  verstanden  und  erklärt  werden,  wenn  man  diese 
mit  in  Betracht  nimmt.  Die  hieher  gehörigen  Fälle  wird  man  in  folgen- 
der  Ordnung  am  leichtesten  überblicken*). 

1.  Der  Übergang  e  —  ö  wird  bewirkt:  a)  durch  t^-Umlaut 
(oder  Analogie  oder  beides);  b)  von  einem  vorhergehenden  Vy  dem  ein 
Consonant  vorausgeht,  durch  eine  gewisse  progressive  Assimilation. 

a)  In  §.  2,  2  Anm.  bemerkt  der  Verf.:  „In  den  Wörtern  mit  a 
in  der  Stammsilbe  (also  ö  im  Nominativ)  lautet  e  oft  wie  ö,  so  z.  B. 
in  Nom.  plur.  hendur^  tennur  von  händy  Hand;  tonn,  Zahn."  Diese  Regel 
erleidet  doch  eine  bedeutende  Beschränkung ,  denn  1.  sind  wohl  nur 
die  Substantiva  gemeint;  2.  von  diesen  gilt  die  Regel  nur  für  die  so- 
genannten „consonantischen^  Stämme  (nicht  z.  B.  vöüur,  jörd  etc.); 
3.  von  den  „consonantischen^  Stämmen  kann  die  Regel  nur  fUr  die 
Feniinina  gelten;  4.  von  den  consonantischen  Femininstämmen  gilt  sie 
zmr  für  einige  wenige ;  namentlich:  hönd,  tonn,  ''^ögl**)f  die  im  Plur. 
sehr  häufig  mit  ö  gesprochen  werden  {hJbndwTy  tönnur,  nöglur)  —  nicht 
aber  »pong,  atöng,  Wng,  mörky  die  im  Plur.  nie  spöngur  (spaungur); 
stänguT  (staungur)  etc.  haben.  Bei  köndy  tonn,  nögl  sind  die  Formen 
mit  e  {hendur,  tennur  ^  neglwr)  auch  sehr  häufig  in  der  Volkssprache. 
Offenbar  haben  wir  in  den  Formen  mit  ö  einen  geregelten  Lautüber- 
gang,  indem  das  (eingeschobene)  u  der  Endung  wie  im  Dat.  Plur. 
{kandum)  einen  Umlaut  veranlasst  hat^  wozu  auch  die  Analogie  der 
Fornaen  ö  im  Singularis  beigetragen  haben  mag.  Durch  Analogie  ist 
jedenfalls  der  Dativ  Sg.  Aönd,  den  man  neben  hendi  zuweilen  hört, 
zu  erklären.  Ein  ähnlicher  t^-Umlaut.  tritt  zuweilen  auch  hervor  im 
Präs.  Ind.  2.  u.  3.  Pers.  Sg.  der  starken  Verba,  deren  Wurzel  auf  -v 
ausgeht  (W.  §.  109  a)  und  die  a  in  der  Wurzelsilbe  haben.  Neben  den 
allgemeineu  neuisländ.  Formen  mit  e  —  altisländ.  ö  (0)  —  wie  sekkur, 
hegffUTy    stekhir   etc.^    sind    auch  in  einigen  Gegenden  Formen    mit  ö 


*)  leb  sehe  hier  you  dem  nicht  speciel)  neuisländ.  Wechsel  swiBchen  e  und  ö 
ab»  der  Yon  Konrad  Gislason  (Fmmpartar  islenzkrar  tung^,  Kanpmannahöfn  1846 
S.  129  fg.  und  K.  G.  §.  66)  und  Wimmer  (W.  §.  13)  besprochen  ist. 

**)  nögl  wird  jetzt  stets  als  Femininum  gebraucht  und  flectirt  wie  mÖrk  Qmndr. 
(§.  50),  nicht  aber  wie  'dnd  (Qrundr.  §.  40),  wie  der  Verf.  (§.  49  Anm.)  angibt. 


266  BJÖRN  tf  AONU880N  OLSEN 

(sökkur^  höggwTy  stökkur)  gebräuchlich.  Auch  hier  hat  wohl  das  (ein- 
geBchobene)  u  der  Endung  einen  Umlaut  bewirkt,  obwohl  die  Analogie 
der  übrigen  Formen  im  Präs.  zugleich  thätig  gewesen  sein  mag.  Diese 
Formen  sind  demnach  späteren  Ursprungs  und  aus  den  Formen  mit  e, 
die  wir  später  besprechen  worden,  entwickelt.  Möglich  ist  es  auch, 
in  diesen  Verbalformen  einen  Nachklang  der  alten  Formen  mit  ö  (0) 
zu  suchen ;  in  diesem  Falle  hat  doch  jedenfalls  das  u  der  Endung  das  ö 
geschützt. 

Mit  dem  hier  besprochenen  Lautübergange  verwandt  ist  auch  der 
Übergang  S  —  je  — -  jö  im  altisländ.  pSl,  das  jetzt  pjöl  lautet,  und  im 
Zahlwort  altisländ.  sitti,  welches  jetzt  in  yöUi  übergegangen  ist.  Im 
ersten  Falle  hat  wohl  die  Analogie  der  Feminina,  die  ein  durch  Epen- 
thesis (Brechung)  gebildetes  jö  im  Nom.  Sg«  haben  (wie  jörd,  fjöl  etc.), 
den  Übergang  bewirkt;  bei  afUi  hat  dagegen  ohne  Zweifel  eine  Assi- 
milation an  das  nächstfolgende  Zahlwort,  neuisländ.  «;oundi,  statt- 
gefunden. 

6)  Nach  V  mit  vorhergehendem  Consonanten  geht  e  häufig  in 
ö,  u  oder  0  über.  Beispiele  sind  die  Substantiva  hvöld  (altisländ.  kvdd) 
und  kvöm  (altisländ.  kvern)^  das  Verbum  tvöfalda  (altisländ.  toefalda 
aus  tvifalda)]  das  Pronomen  hvur  (altisländ.  hver)  mit  seinen  Com- 
posita  und  Derivata,  wie  einhvur,  sjerhvur  —  nokkur  hat  schon  früh 
denselben  Weg  eingeschlagen  —  hvumig^  hvurt  u.  s.  w.,  femer  das 
Adv.  hvurgi  (altisländ.  hvergi)^  hvu  statt  hve  (altisländ.  h^  und  hvurm 
(altisländ.  hversu);  endlich  das  Verbum  hvolfa  (altisländ.  hvelfa)  und 
hvolpur  (altiHländ.  hvelpr).  Aus  diesen  Beispielen  erhellt,  daß  das  e  nach 
hv  in  u,  und  in  zwei  Fällen  —  wo  l  labial  oder  labiodental  folgt  — 
in  0  übergegangen  ist.  Sonst  geht  es  in  ö  über.  Indessen  hat  ö  auch  den 
Übergang  e  —  u,  0  vermittelt.  Der  Übergang  bricht  ungeftlhr  am  An- 
fange des  17.  Jahrhunderts  durch,  äußert  sich  aber  sporadisch  noch 
früher*).    Ein   ähnlicher  Übergang  des  i  ist  im  neuisländ.  hvumleidur 

*)  Schon  in  der  Flateyjarb6k,  Chmt.  1868,  III,  S.  266  >"  findet  Bich  ffXmoUi", 
aber  in  einem  späteren  Zusatse,  den  die  HerauBgeber  in  die  sweite  Hälfte  des  15.  Jahr- 
hunderts setzen.  Der  den  Nominat.  kvöm  voraussetsende  Gentt,  kvamar  kommt  im 
neuen  Testamente  des  Oddur  QottskAlksson  von  1540  (Luc  XVII,  2;  Apok.  XVIII,  21) 
und  in  der  GucTbrandsbiflfa  von  1584  (Mc.  IX,  42;  Apok.  XVIII,  21)  vor.  Doch  findet 
man  bei  Oddur  (Mc.  IX,  42)  und  bei  Gudbrandnr  (Luc.  XVII,  2)  noch  den  Genit. 
kvemar.  In  dor  {>orIiksbifl{a  von  1644  wird  man  dagegen  an  allen  diesen  Stellen  den 
Genit.  kvamar  finden.  Im  Compositum  kvemhd*  ist  dagegen  das  e  nicht  nur  bei  Oddur 
und  Gudbrandur,  sondern  auch  t>orlikur  bewahrt  (Mt  XXIV,  41).  Oddur  und  Gnd- 
braudur  schreiben  noch  durchgehends  h>eld  (fikuelld**)  und  tv^alda  und  in  der  Cor- 
vinuspostilla  (Rostock   1546)   habe   ich  nur   kvM  gefunden    (vgl.  b.  B.  8.  58a  fg.); 


ZUR  NEUISLJUlDISCHBN  GRABIMATIK.  267 

(altisländ.  hvimleidr  aus  hveim  leidr)  und  hvumsa  (aUisländ.  hvimsa) 
nachweisbar.  Der  Übergang  e  —  u  und  e  —  o  ist  vom  Verf.  (§.  2,  2) 
-  aber  nur  als  „Aussprache"  —  erwähnt;  den  Übergang  i  —  u  finde 
ich  dagegen  nicht  besprochen.  Offenbar  hat  das  v  eine  Assimilation 
des  folgenden  e-  oder  t-Lautes  bewirkt  und  die  Erscheinung  ist  dem- 
Dach  dem  Übergange  vd  —  vö  —  vo  vollständig  analog.  £in  ganz  ent- 
sprechender Übergang  findet  sich  auch  in  der  alten  Sprache ;  indem 
ve  zn  u  (o)  übergeht;  hier  hat  selbstverständlich  auch  vu  den  Über- 
gang vermittelt;   das  v  fUllt  aber  in  der  alten  Sprache  vor  u  fort*). 

2.  Der  Übergang  0  —  e  wird  bewirkt:  a)  durch  i-Umlaut; 
i)  durch  Analogie;  c)  von  einem  vorhergehenden  y,  dem  ein  Consonant 
Yorausgeht,  durch  eine  gewisse  progressive  Assimilation. 

d)  Der  speciell  neuisländische  t-Umlaut  ö  —  e  tritt  hervor  im 
Präs.  Ind.  1.,  2.  und  3.  Pers.  Sg.  der  starken  Verba,  deren  Wurzel  auf 
•V  ausgeht  und  die  a  in  der  Wurzelsilbe  haben  **).  So  lautet  das  Präs. 
Ind.  von  stökkva  und  sökkva  jetzt  immer  1.  Pers.  stekk,  sekk]  2.  und 
3.  Pers.  insgemein  stekkur,  sekkur^  während  die  früher  besprochenen 
Formen  stokkur^  sökkur  nur  in  einigen  Gegenden  gebräuchlich  sind. 
Offenbar  hat  der  Umlaut  hier  nicht  auf  den  ursprünglichen  Wurzel- 
vocal  Gj  sondern  auf  das  daraus  durch  v- Umlaut  entstandene  ö  gewirkt, 
UDd  die  Erscheinung  ist  demnach  richtig  als  t-Umlaut  von  ö  zu  e  be- 
zeichnet. Die  Formen  Präs.  Ind.  sekk,  stekk  verhalten  sich  augenscheinlich 


t^orlikur  aber  Bohreibt  obenao  conseqnent  kvöld,  tvöfalda  (man  vgl.  die  Stellen :  Mt. 
Vin,16.  XXVI,  20.  Mc  I,  32.  XI,  11  u.  19.  Jac  V,  7.  Cor.  I,  11,  26.  Apok.  XVIU,  6). 
Oddnr  und  Qudbrandnr  schreiben  noch  immer  hver.  Auch  die  CorvinuspostUla  hat 
6t«t8  hver,  hoör  (nicht  hour),  findet  man  aber  überall  schon  in  dem  Buche:  „Um  6- 
daudleik  siUarinnar.  Hölom  1601**  und  in  späteren  Schriften.  Dies  scheint  dafür  zu 
sprechen,  daß  das  e  snerst  in  Ö  Übergegangen  sei.  Daß  man  aber  früher  auch  hvölfa 
gesagt,  wird  aus  folgendem  Beime  des  Jon  {>orlÄkBson  (f  1819)  wahrscheinlich: 

Tveir  vom'  ad  hvOlfa 

elfum  ölva 

i  idra  %k\ 

ekki  fOlvar  yflr  })A; 

spila,  bölva, 

bij6ta  og  mOWa 

byrstir  allt  hvad  sjdL 

tn/er  poMUä. 
Jon  l^orUksson,  Ljödmeele,  Hrappsey  1783,  S.  94.  Ljödabök,  Khöfn  1842,  I,  S.  339. 
•)  K.  G.  §.  118,  14.  Man  yergleiche  auch  den  Übergang  vi,  ««  —  y,  und  ve  —  Ö 
(K.  6.  §.  118,  15).    In  allen   diesen  Fällen  ist  in  der  alten  Sprache  das  v  vor  dem 
tt-ühnllohen  Vocal  weggeworfen. 
*♦)  W.  §.   109  a. 


268  BJÖRN  MA6NUS80N  OLSEN 

zum  Infinit,  sokhva^  stökkva  wie  Präs.  Ind.  9ef,  tred^  kern  zum  Infinit. 
sofa,  trodaj  kona.  Dies  hat  aber  der  Verf.  übersehen  und  die  Erschei- 
nung als  vereinzelt  im  §.  17,  6  a  erwähnt.  Derselbe  Umlaut  tritt  her- 
vor in  einigen  Neubildungen,  wie  dekkja  aus  altisländ.  dekkva,  klekkja, 
in  der  Verbindung  klekkja  d  dnhvwrjum  (vgl.  J£D  u.  d.  W.),  das  wohl 
aus  altisländ.  klekkva  entstanden  ist,  femer  in  Blengja  aus  altisländ. 
slengva^  prengja  aus  altisländ.  prengva  vgl.  W.  §.   143,  C.  1. 

b)  In  den  altisländ.  Substantiven  avöppr  und  mölr  ist  das  ö  jetzt 
überall  in  e  übergegangen;  dies  hat  offenbar  die  Analogie  der  Formen, 
die  e  enthielten  (Dat.  Sg.  aveppif  meli;  N.  Plur.  sveppir,  melir  und  später 
auch  Acc.  Plur.  sveppi^  mdi)  bewirkt.  Auch  lautet  das  Wort  hond  im  N. 
und  Acc.  Sg.,  wenn  der  Artikel  angefügt  wird,  nicht  selten  resp.  hendin 
statt  höndin  und  hendina  statt  höndina,  welche  Formen  aus  dem  Dativ 
durch  Analogie  eingedrungen  sind. 

c)  Nach  j  mit  vorhergehendem  Consonanten  geht  ö  nicht  selten 
in  e  über.  Beispiele  sind:  neuisländ.  mjel  (altisländ.  nijöt),  neuisländ. 
smjer  (altisländ.  fstnjör),  das  Nomen  proprium  neuisländ.  Vidiker  (=  Vi- 
dikjer  aus  altisländ.  FidtA/örr  entstanden),  ferner  die  dialektischen  Formen 
fjegur  xxnA  fjeritiu  statt  der  allgemeinen  neuisländ.  fj'ögur  und  Jjörutiu^ 
ket  {•=  kjet,  altisländ.  kjöt).  Indessen  wird  in  den  Austfirdir  mjöl,  kjöty 
arnjör  gesprochen.  Dagegen  ist  es  zweifelhaft,  ob  das  neuisländ.  gera 
hieher  gehört,  denn  in  diesem  Falle  sind  die  Formen  mit  e  ursprüng- 
licher als  diejenigen  mit  ö,  und  wahrscheinlich  ist  der  t;-UmIaut  in 
diesem  Worte  nie  vollständig  durchgedrungen;  in  der  alten  Sprache 
finden  sich  die  Formen  mit  e  in  den  ältesten  und  besten  Handschriften 
neben  denjenigen  mit  ö  (vgl.  W.  §.  143,  C.  2);  jetzt  spricht  man  aber 
nur  in  den  Anstfirdir  ({jöra.  Offenbar  ist  dieser  Übergang  des  ö  zu  e 
nachy  dem  früher  besprochenen  Übergange  e  —  ö  nach  v  ganz  analog, 
nur  veranlasst  hier  der  i-ähnliche  Halbvocal  j  eine  Annäherung  des 
folgenden  Lautes  an  die  t-Reihe  der  Vocale.  Hieher  gehört  vielleicht 
auch  das  Subst.  stjel,  Vogelschwanz,  welches  in  der  neuen  Sprache 
stets  Neutrum  ist;  in  der  alten  Sprache  findet  sich  aber  nur  stjöir, 
Masc.  (ein  it-Stamm),  vgl.  JEO  und  Sveinbjörn  Egilsson,  Lexicon 
poeticum  u.  d.W.;  wahrscheinlich  ist  jedoch  in  diesem  Falle  die  Ana- 
logie des  gleichbedeutenden  vjel  mitwirkend  gewesen. 

Außerdem  sind  mir  drei  Fälle  bekannt,  in  welchen  der  Übergang 
ö  —  e  sich  nicht  nach  den  angefiihrten  Regeln  erklären  läßt.  Diese 
sind :  Der  Eigenname  Ovendur  aus  älterem  jetzt  wenig  gebräuchlichem 
Qvöndur  —  eine  Verkürzung  des  Eigennamens  Oudmundui^  —  ferner 
sielpa^  kleines  Mädchen,  welches  aus  staulpa  durch  die  Zwischenstufe 


ZUR  NEUISIJLNDISOHEK  GRAMMATIK.  269 

stölpa  entwickelt  zu  sein  scheint*),  und  endlich  tetur  (Neutr.),  welches 
oft  etwa  in  der  Bedeutung  ^^armer  Teufel^^  oder  am  häufigsten  in  der 
Verb,  ^ietrid  mitt^  (deutsch  ,mein  Liebchen")  i  als  Diminutiv-  oder 
Kosewort  gebraucht  wird;  sonst  wird  das  Wort  auch  sehr  häufig  im 
Plural  in  eigentlicher  und  alter  Bedeutung  gebraucht,  und  lautet 
dann  stets  tötrar  (Masc);  zuweilen  —  aber  selten  —  wird  das  Neutrum 
aach  mit  ö  (tötur)  ausgesprochen.  Es  kann  wohl  kaum  ein  Zufall  sein^ 
daß  alle  diese  Wörter,  die  sich  nicht  den  gegebenen  Regeln  fügen, 
von  Liebkosenden  in  zärtlicher  Bede  gebraucht  werden ,  und  dadurch 
muß  man  wohl  hier  den  Übergang  erklären. 

In  der  Geschichte  der  isländischen  Sprache  gibt  es  wohl  kaum 
ein  Ereigniß,  das  für  die  Entwickelang  der  Sprache  verhängnißvoller 
gewesen  ist,  als  die  Verrttckung  der  alten  Gesetze  der  Quantität. 
Das  Gesetz  der  neuisläudischen  Quantität  ist  von  Wimmer  (W.  §.  6) 
im  Ganzen  richtig  festgestellt,  und  der  Verf.  hat  die  Regel  Wimmers 
aufgenommen  (§.  4).  Nach  diesem  Gesetze  kann  jeder  Vocal  sowohl 
kurz  als  lang  sein,  und  zwar  sind  die  Vocale  vor  Doppelconsonanten 
und  Consonantenverbindungen  in  der  Regel  kurz,  in  andern  Fällen 
lang.  Es  gibt  demnach  sowohl  ein  ä  als  ein  äy  sowohl  ein  d  als  ein  ä^ 
u.  8.  w.  Um  Mißverständnissen  vorzubeugen,  hat  deshalb  Wimmer  — 
seibat  in  seiner  Grammatik  der  alten  Sprache  —  es  f(ir  nöthig  ge- 
halten zu  bemerken,  daß  er  die  Bezeichnung  n^^^^S^  ^^  alten  Sinne 
gebrauche.  Der  Verf.  gebraucht  aber  in  einer  neuisländ.  Grammatik 
ohne  Weiteres  die  Bezeichnungen  „lang^  und  ^kurz^  von  den  Vocalen 
ganz  in  der  altherkömmlichen  Weise,  als  ob  die  Quantität  sich  nicht 
verändert  hätte,  ohne  sie  etwa  durch  die  Zusetzung  eines  ^früher*^ 
oder  i^ursprünglich"  genauer  zu  präcisiren.  So  spricht  er  auch  von 
pVocalverkttrzung^  und  „Vocalverlängerung^  ganz  im  alten  Sinne'*''*'). 
Offenbar  hat  auch  hier  die  jetzige  altherkömmliche  Orthographie  den 
Verf.  irregeführt,  denn  die  alte  Bezeichnung  der  Länge  wird  noch  in 
der  Schrift  beibehalten,  obwohl  man  damit  nicht  mehr  die  Quantität, 
sondern  nur  die  Qualität  der  Vocale  bezeichnet. 

*)  In  der  alten  Sprache  kenne  ich  nar  zwei  Stellen,  beide  aas  der  Sturlunga 
Bsga,  wo  das  Wort  vorkommt.  Vgl.  JED  nnd  Fritzner,  „Ordbog  over  det  gamle  norske 
sprog  a.  d.  W.  m^staulpa;  Sturl.  s.  ed.  by  Qudbrand  VigMsson,  Oxford  1878,  I,  B, 
S.  146  **  nnd  282  '^.  Qndbr.  Vigfüssou  schreibt  an  beiden  Stellen  »taulpa,  welches  wohl 
auch  die  Aussprache  Hölpa  wiedergeben  könnte.  Indessen  bat  die  älteste  Handschr. 
der  Stnrl.  s.  »telpa,  und  es  ist  demnach  nicht  ganz  sicher,  welche  von  den  beiden 
Formen  die  ältere  ist. 

**)  Vgl  §.  13,  §.  U;  §.  16b  Anm.;  §.  20A,  b;  §.  22d  Anm.;  §.  31;  §.  38b, 
§.  106,  §.  107,  §.  108  n.  s.  w. 


270  BJORN  MAGNÜS80N  OL8EN 

Diese  Beispiele ,  die  sich  noch  beträchtKch  vermehren  lassen, 
genügen,  um  zu  zeigen ,  wie  bedenklich  es  ist,  die  jetzige  Schrift- 
sprache einer  neuislftndischen  Grammatik  zu  Grunde  zu  legen. 

Die  Lautlehre. 

Auch  in  einer  anderen  Hinsicht  hat  der  Verf.  unseren  ursprüng- 
lichen Plan  geändert;  er  hat  eine  Lautlehre  hinzugefiigt.  Ich  war  mir 
selbst  bevnisst;  daß  es  mir,  um  eine  nur  ziemlich  vollständige  neu- 
isländische Lautlehre  zu  schreiben,  noch  an  den  nöthigen  Vorarbeiten 
fehlte,  und  da  ich  mich  nicht  der  Aufgabe  gewachsen  ftlhlte,  wollte 
ich  dieselbe  nicht  unternehmen.  Der  Verf.  hat  keine  solchen  Bedenken 
gehegt;  obwohl  er  bei  seiner  Ankunft  in  Island  kaum  die  ersten 
Anfangsgründe  der  isländischen  Sprache  kannte,  hat  er  nach  einem 
sechsmonatlichen  Aufenthalte  auf  unserer  Insel  geglaubt,  von  den 
Erscheinungen  der  Sprache  genug  ^beobachtete  zu  haben,  um  eine 
vollständige  Lautlehre  zu  verfaßen.  Mit  zugebundenen  Augen  hat  er 
sich  an  die  Aufgabe  gemacht,  und  —  fällt  selbstverständlich  in  den 
Brunnen.  Wichtige  Gesetze  sind  in  seiner  Lautlehre  entweder  über- 
gangen, oder  doch  —  wie  schon  hervorgehoben  —  nur  beiläufig  als 
„Aussprache''  erwähnt.  Von  Neuem  bietet  sie  wenig  und  von  Fehlem 
sehr  viele.  In  der  Regel  hat  der  Verf.  Gislason  und  Wimmer  geradezu 
abgeschrieben,  in  vielen  Fällen  hat  er  sie  aber  mißverstanden  oder 
auch  ohne  Weiteres  die  Gesetze  der  alten  Sprache  Mschlich  auf  die 
neue  übertragen.  Die  im  Vorhergehenden  besprochenen  Fehler  und 
Ungenauigkeiten  gehen  sämmtlich  die  Lautlehre  an.  Im  Folgenden 
werde  ich  die  nicht  eben  erfreuliche  Arbeit  unternehmen,  an  derselben 
Correctur  zu  lesen. 

Was  zunächst  den  Abschnitt:  ,,Die  Buchstaben  und  ihre  Aus- 
sprache'' betri£ft,  so  ist  er  hauptsächlich  Wimmer  entnommen*).  Die 
Definition  der  Aussprache  des  ü  und  des  nn  nach  Diphthongen  oder 
nach  accentuirten  Vocalen  und  des  rn-Lautes,  wodurch  diese  Laute, 
wie  ich  hoffe,  genauer  als  zuvor  bestimmt  worden  sind,  ist  von  mir 
dem  Verf.  mitgetheilt.  Sonst  bietet  der  Abschnitt  nichts  Neues.  Da- 
gegen finden  sich  zahlreiche  Fehler,  von  welchen  die  folgenden  die 
bedeutendsten  sind. 

Der  Buchstabe  r  wird  nicht  ^er**,  sondern  „err'^,  der  Buchstabe  8 
nicht  „es'^,  sondern  „ess"  genannt.  In  §.  2.  3  heißt  es  von  den  Vocalen 
i  und  y,  daß  sie  in  der  Verbindung  y^ig**)  +  Vocal"  wie  „i,  y"  lauten. 

*)  Man  vg\.  W.  §.  8  und  §.  6—7  mit  den  §§.  2—6  des  QrandriOes. 
**)  Wanim  nicht  auch  yg9 


ZUR  NEUISLiNDISCHISN  OBAHlfATIK.  271 

Diese  Begel  ist  durchaus  falsch.  Man  spricht  zum  Beispiel  —  um  ein 
▼on  dem  Verf.  angeführtes  Beispiel  zu  wählen  —  nie  8viga  (Acc,  Dat. 
und  Gen.  Sg.  und  Acc.  und  Gen.  Plur.),  sondern  tviga  und  überall 
unterscheidet  man  z.  B.  die  Verba  siga^  hetzen,  und  sigay  sinken.  Das 
von  dem  Verf.  angefiihrte  Beispiel  tiguU  wird  jetzt  nie  in  der  Bedeu- 
^i^uig  „Ziegel"  gebraucht  und  das  Beispiel  bi/giü  kommt  nie  im  neu- 
isllind.  vor.  Die  Quelle  des  Verf.  ist  W.  §.5,  1,  wo  die  Regel  richtig 
ist.  §.  2,  5  hat  der  Verf.  die  „Aussprache^  des  ö  wie  au  vor  ng  und 
nk  nicht  erwähnt,  obgleich  er  die  ganz  analoge  „Aussprache"  des  a,  e, 
iy  u  vor  denselben  Consonanten  erwähnt  hat.  In  §.  3,  a  ist  die  Regel 
über  die  Aussprache  der  Consonanten  k  und  g  ,,yor  6,  ei,  ey^  i,  i,  y,  j/,  cb^ 
verwirrend;  statt  ,,palatales  k  und  gxindj^  sollte  es  „palatales  k  und  g 
plus  ^"^  heißen.  Auch  sind  k  und  g  palatal  vor  je;  und  überhaupt  vor^\ 
was  der  Verf.  übergangen  hat  Die  Quelle  des  Verf.  —  W.  §.  5,  1  — 
ist  klar  und  deutlich,  und  gibt  die  Regel  ganz  richtig  und  vollständig  an. 
Die  Regel  über  die  Ausstoßung  des  k  in  der  Aussprache  zwischen  s 
und  t  ist  W.  §.  6,  12  entlehnt,  ist  aber  nicht  ganz  richtig,  indem  ein 
dem  8  vorausgehendes  n  in  einem  solchen  Falle  sehr  häufig  guttural 
ausgesprochen  wird,  und  gerade  in  den  von  dem  Verf.  angeführten 
Beispielen  hört  man  gewöhnlich  das  gutturale  n  (in  soßnskty  ialenzkt). 
Die  in  §.  3,  6  gegebene  Regel  über  die  Ausstoßung  des  d  und  t  am 
Ende  einer  Silbe  vor  s  ist  in  Bezug  auf  das  d  giltig;  dieser  Consonant 
findet  sich  aber  im  Inlaut  nur  nach  einem  anderen  Consonanten,.  und 
die  Ausstoßung  desselben  kann  demnach  nur  zwischen  zwei  Consonanten 
stattfinden,  wobei  bemerkenswerth  ist,  daß  dds  gewöhnlich  mit  ver- 
doppeltem d  ausgesprochen  oder  zu  88  assimilirt  wird.  In  Bezug  auf 
das  t  beschränkt  die  Ausstoßung  sich  dagegen  auf  die  Fälle,  wo  ein 
anderer  Consonant  als  t  dem  t  vorausgeht,  findet  aber  nach  einem 
Vocal  und  bei  Verdoppelung  des  t  nicht  statt;  in  diesen  Fällen  wird 
das  t  oder  tt  entweder  in  der  Aussprache  beibehalten,  oder  es  wird 
dem  folgenden  8  assimilirt  {U  oder  Ü8  wird  dann  wie  88  ausge- 
sprochen). So  wird  flj6i8  in  der  Regel  flj688j  zuweilen  aber  auch  fljöts, 
rjeU8  (Genit.  Sg.,  Masc.  und  Ntr.  von  rjettur  Adj.  =  altisländ.  rettr)  sowohl 
fjf88  als  fjetU  ausgesprochen.  Die  Aussprache  ^'J«,  die  der  Verf.  an- 
fahrt, ist  beispiellos.  —  Die  Verbindung  ptj  die  der  Verf.  in  §.  3,  c 
bespricht,  ist  in  den  meisten  Fällen  sowohl  etymologisch  als  phonetisch 
'=fty  und  wird  auch  häufig  ft  geschrieben,  wie  z.  B.  von  J6n  torkels- 
8on  überall,  wo  die  Etymologie  nicht  ein  wirkliches  pt  ergibt;  das  pt 
ist  demnach  in  den  meisten  Fällen  nur  graphisch.  In  dlft  {dlpt)  hört 
man  häufig  ein  —  gewöhnlich  bilabiales — /vor  oder  nachdem/, 


272  BJÖBN  MAaNÜSSON  OLSEN 

and  die  von  dem  Verf.  angeAihrte  Ausspraclie  „dft^  ist  demnach  nicht 
unbedingt  richtig.  Auch  in  der  Verb,  rfi  hört  man  häufig  ein  schwaches 
(in  der  Regel  bilabiales)  /*).  Die  Consonantenverbindungen  fnä, 
und  fn^  finden  sich  nicht  im  neuisländ.  (§•  3,  c).  Das  n  in  tki&iyi  wird 
nie  wie  m  ausgesprochen  (§.  3  f.).  Wie  schon  bemerkt,  ist  die  in  §.  3,  g 
enthaltene  Definition  der  Laute  {/,  m  und  nn  nach  Diphthongen  oder 
accentuirten  Vocalen  dem  Verf.  von  mir  mitgetheilt  worden.  Dagegen 
hat  er  selbst  die  ebenda  angeflihrten  Beispiele:  „mtfld^  und  yfoUtid^ 
erfunden^  denn  sie  existiren  nicht  in  der  Sprache.  —  Etymologisch  ist 
freilich  —  wie  §.  3,  i  bemerkt  wird  —  das  x  ^=  ks  oder  g9y  phonetisch 
aber  nicht;  vor  t  und  8  wird  nämlich  g  und  k  —  nicht  wie  g  oder  k  — 
sondern  ungefähr  wie  deutsches  ch  in  machte  ausgesprochen  (oeA- 
Laut**).  In  diesen  Fällen  werden  beide  Laute  —  sowohl  g  bIb  k  — 
tonlos  ausgesprochen.  Dagegen  ist  g  sonst  nach  einem  Vocal,  wenn 
gf  If  d  nicht  folgt  oder  das  g  nicht  wegflillty  tönend.  Es  wird  dem- 
nach nicht  einmal  „ungefähr"  wie  deutsches  ch  in  fnachen  ausge- 
sprochen (§.  3,  a). 

Daß  die  Regeln  über  die  Aussprache  nicht  vollständig  sind,  kann 
bei  der  ganzen  Anlage  des  Grundrißos  nicht  verwundem.  Von  h  vor 
w,  i,  r,  jf  und  v  bemerkt  der  Verf.,  daß  es  „ausgesprochen  wird" 
(§.  3,  d)y  von  der  Beschaffenheit  dieser  Laute  wird  femer  nichts 
bemerkt,  obwohl  es  fllr  die  Geschichte  nicht  nur  der  isländischen, 
sondern  auch  sämmtl icher  germanischer  Sprachen  von  der  größten 
Wichtigkeit  sein  muß,  diese  Aussprache,  wo  sie  sich  erhalten  hat, 
genau  zu  kennen.  Bei  der  Aussprache  des  hl  wird  die  Zunge  in  der 
gewöhnlichen  2-Stellung  gehalten  und  das  h  wird  nun  dadurch  hervor- 
gebracht, daß  ein  starker  Exspirationsstrora  an  den  beiden  Seiten- 
wänden der  Zunge  durch  den  Mund  getrieben  wird;  dann  folgt  an- 
mittelbar das  l,  welches  nach  meiner  Ansicht  tönend  ist.  In  Wirklich- 
keit wird  auch  dieser  Laut  von  allen  Eingeborenen  als  Doppellaut 
gehört  und  betrachtet.  Ganz  entsprechend  ist  die  Aussprache  des  hn; 
die  Zunge  wird  in  der  n*Stellung  gehalten  und  ein  starker  Exspira- 
tionshauch  durch  die  Nase  getrieben,  an  welchen  sich  das  tönende  n 
unmittelbar  schließt.  Auch  in  diesem  Falle  ist  der  Laut  ein  wirklicher 


*)  Vgl.  K.  G.  §.  114,  2,  h. 
**)  Vgl.  Sievers,  Qrandiüge  der  Lautphysiologie ,  Leipzig  1876,  S.  73.'  Dies 
war  anch  wahrscheinlich  die  alte  Aussprache,  denn  vor  9  und  t  werden  k  und  g  in 
den  alten  Hss.  oft  verwechselt,  welches  darauf  hindeutet,  daß  weder  das  eine  noch 
das  andere  den  Laut  genau  beseichnet  habe.  Vgl.  K.  Gfslason,  Frumpartar  S.  84 
(Ath.  1). 


ZUR  NEÜISLÄNDI8CHEN  GRAMMATIK.  273 

Doppellaut.  Beim  hr  wird  die  Zunge  in  der  r-Stellung  gehalten  und 
die  Zungenspitze  durch  eine  kräftige  Exspiration  in  eine  starke  Vibra- 
tion gesetzt;  es  folgt  dann  das  r,  welches  tönend  hervorgebracht  wird. 
Auch  bei  der  Aussprache  des  hj  ist  der  Vorgang  ganz  analog;  zunächst 
wird  ein  starker  Hauch  durch  den  Mund  getrieben,  indem  die  Zunge 
in  der  j-Stellung  bleibt;  dann  tritt  mit  dem  ^'  der  Stimmton  ein.  In- 
dessen wird  oft,  besonders  bei  heftigem  Sprechen,  der  Stimmton  aus- 
gelassen, und  man  geht  dann  von  dem  tonlosen  Hauche  unmittelbar 
zum  folgenden  Vocal  über,  ohne  das  zwischentretende  tönende  Z,  n, 
r,  j  auszusprechen;  man  könnte  dies  vielleicht  die  reducirte  Aussprache 
des  hl^  An,  Ar,  hj  nennen.  In  Bezug  auf  hv  ist  die  Aussprache  ganz 
verschieden.  Hier  ist  das  h  ein  gutturaler  ,,ach-Laut^  und  wird  von 
dem  folgenden  t;  durch  die  an  zwei  verschiedenen  Stellen  nach  einander 
stattfindende  Eogenbildung  deutlich  getrennt;  in  der  Regel  wird  dann 
das  t;  bilabial  ausgesprochen,  selten  labiodental  wie  das  gewöhnliche  t;, 
und  nähert  sich  mehr  als  dieses  dem  Vocal  u.  Diese  Aussprache  herrscht 
im  ganzen  Süden  und  Osten  der  Insel,  im  Nordlande  und  in  den  Vest- 
firdir  lautet  hv  dagegen  ganz  wie  kv^  die  Grenze  liegt  im  Osten  un- 
gefähr an  der  Ostgrenze  der  I^ingeyjarsysla  und  im  Westen  in  der 
Snsefellsnessysla.  —  Die  besondere  Aussprache  des  l  vor  t  ist  nicht  er- 
wähnt, obwohl  Wimmer  sie  bemerkt  hat;  doch  wird  das  U  nicht  wie 
U  -{-  t  ausgesprochen,  wie  es  Wimmer  angibt)  sondern  wie  das  oben 
besprochene  reducirte  U*)»  —  Auch  ist  es  anstößig,  daß  der  Vert. 
nicht  die  gutturale  Aussprache  des  n  vor  g  und  k  erwähnt  hat  (W. 
§.  4  und  §.  5,  11). 

Im  folgenden  Abschnitte  behandelt  der  Verf.  die  Lautübergänge. 
Der  §.  7  ist  Wimmer  (W.  §.  9)  entlehnt.  Die  in  §.  7,  a— c  erwähnten 
Vorgänge  gelten  nicht  ftir  die  neue  und  nicht  einmal  ftir  die  altislän- 
dische Sprache,  sondern  ftlr  ein  noch  älteres  Stadium  in  der  Ent- 
wickelnng  der  Sprache;  dennoch  erwähnt  der  Verf.  nicht  mit  einem 
Worte,  daß  er  hier  die  Gb*enzen  des  neuisländischen  überschreitet,  und 
wendet  ohne  Weiteres  Bezeichnungen  wie  a,  t  an,  die  im  neuisländi- 
Bchen  Alphabete  nicht  gebräuchlich  sind.  Auch  sind  diese  Vorgänge 
so  kurz  behandelt,  daß  man  die  Meinung  des  Verfaßers  ohne  Zuhilfe- 
nahme anderer  Schriften  nicht  verstehen  kann.  Das  Ganze  ist  dem 
Zwecke  des  Grundrißes  fremd  und  durfte  wegbleiben.  In  den  folgen- 
den Paragraphen  (8—11)  wird  der  Umlaut  nach  W.  §§.  10 — 14  be^ 
handelt.  Ich  vermisse  hier  eine  allgemeine  Bemerkung  über  die  größere 


^  W.  §.  6,  10  Änm.  JED  unter  dem  Bachstaben  L. 
OBSHANU.  Nene  Beihe  XY.  (XIVU.)  Jahrg.  18 


274  hJ&SS  liAQNUSSON  OLSEN 

Festigkeit  des  Umlautes  in  der  neuen  Sprache*).  Von  der  in  §.  9,  a 
Anm.  2y  gegebenen  Regel,  daß  das  eingeschobene  u  keinen  Umlaut  be- 
wirkt, habe  ich  schon  vermuthete  Ausnahmen  hervorgehoben.  In  §.  9,  b 
bemerkt  der  Verf.:  „Gehört  das  a  nicht  der  Wurzelsilbe,  sondern  einer 
Flexions-  oder  Ableitungsendung  an,  so  wird  es  nicht  in  öy  sondern 
in  u  verwandelt.^  Diese  Regel  ist  indessen  nur  auf  die  Flexion  der 
Verba  zu  beschränken,  in  der  Nominalflexion  dagegen  geht  das  a  in 
solchen  Fällen  sehr  häufig  nicht  in  Uy  sondern  in  ö  über;  dies  ist  schon 
von  Eonrad  Oislason  (E.  G.  §.  46)  hervorgehoben ;  so  lautet  das  von 
dem  Verf.  angeführte  Beispiel  hjertnä  stets  im  Plural.  N.  und  Acc.  Iger^j 
Dat.  hjeröä)um,  nicht  aber  hjerud,  hjerudum]  auch  sagt  man  stets  vesol 
(bisweilen  veacel)  im  N.  Sg.  Fem.  und  N.  und  Acc.  Plur.  Neutr.,  nicht 
aber  ve9ul.  (Vgl.  Grundriß  §.  67  A  Anm.  2) ;  auf  dieses  Wort  werde 
ich  später  zurückkommen.  In  §.  9,  b  Anm.  heißt  es:  „Der  te-Umlaut 
von  ä  zu.  ö  ist  jetzt  ganz  aufgegeben  ...  dieser  alte  Umlaut  ist 
aber  bewahrt  in  nött  Nacht,  «/dir,  See,  snjtfr,  Schnee  u.  s.  w.^  £ine  selt- 
same Logik! 

In  §.  10  geht  der  Verf.  zum  t-Umlaute  über;  hier  übergeht  er 
den  Umlaut  rf  —  y  (neuisländ.  i),  obgleich  seine  Quelle  (W.  §.  12) 
denselben  erwähnt  hat,  und  er  auch  fUr  die  neue  Sprache  gilt.  Auch 
ist  der  speciell  neuisländische  Umlaut  ö  —  e,  wie  schon  bemerkt,  Qber* 
gangen.  Den  Umlaut  a  —  ce  (altisländ.  ce  oder  cß  [0])  hat  der  Verf. 
nicht  gekannt;  als  Beispiele  führe  ich  an:  Vainsdcdingar ^  Vid- 
dcBlingar  etc.  aus  Vatnsdaluri  VididcUur  (altisländ.  Vatnsdoelir,  Vld- 
doelir)  gebildet,  femer  hcefur  habilis  (altisländ.  hmfr)  und  ör(B/i  (alt- 
isländ. örcefi,  älter  örhopß)^  welche  mit  dem  Verbum  hafa  (vgl.  höfn) 
verwandt  sind. 

In  den  §§.  13 — 14  behandelt  der  Verf.  die  „Vocalverlängerung" 
und  die  „Vocalverkürzung".  Daß  diese  Bezeichnungen  von  dem  Ge- 
sichtspunkte der  neuen  Sprache  aus  unpassend  sind,  habe  ich  bereits 
hervorgehoben.  Ich  kann  nicht  umhin,  zu  bedauern,  daß  der  Verf.  die 
Bemerkung  Wimmers  (W.  §.  17)  über  die  speciell  neuisländische  Vocal- 
verkürzung  nicht  aufgenommen  hat.  Die  hieher  gehörigen  Fragen  sind 
von  Eonrad  Gislason  in  seiner  trefflichen  Abhandlung:  „Forandringer 
af  ,quantitet^  i  oldnordisk-islandsk^  in  den  „Aarb.  for  nord.  oldkjndig- 
hed  og  bist.  1866^  ausführlich  behandelt  worden.  Diese  Abhandlung 
scheint  der  Verf.  nicht  gekannt  zu  haben.  Das  Präs.  help  (Grundriß 
§.  13,  c)  ist  altisländisch  und  kommt  in  der  jetzigen  Sprache  nicht 
mehr  vor.    Von  der  größten  Unklarheit  auf  dem  Gebiete  der  isläudi- 

•)  Vgl.  K.  G.  §.  46. 


ZUR  NEÜISLlNDISCHEN  GRAMMATIK.  275 

sehen  SprachgeBchichte  zeugen  die  Bemerkungen;  daß  die  ^VerlftngeruDg 
von  a,  t,  Uy  y  und  e  nur  der  jüngsten  Sprache  angehörig  ist"  (§.  13,  d), 
und  daß  ,,das  i  der  Possessivpronomina  ininn^  pinn,  sinn  vor  nn  und  tt 
im  Neuisländischen  zu  i  verktLrzt  wird"  (§.  14).  Die  Verlängerung 
vor  ng  tritt  wenigstens  in  Bezug  auf  den  Übergang  e  —  ei  schon  im 
14.  Jahrhundert  hervor*),  und  die  Verkürzung  des  {  in  minn,  pinUy 
9tnn  ist  bereits  altisländisch**).  Auch  die  Form  göti  findet  sich  schon 
in  der  alten  Sprache  verkürzt***). 

In  §.  15  behandelt  der  Verf.  die  Vocalausstoßung  nach  W.  §.  18. 
Die  unter  a)  besprochene  Vocalausstoßung  i^t  in  der  neuen  Sprache 
weniger  umfaßend  als  in  der  alten  Sprache,  namentlich  in  Bezug  auf 
die  Ädjectiva;  so  werden  z.  B.  die  Adj.  auf  -v^r  nicht  contrahirt, 
and  das  von  dem  Verf.  angefahrte  Beispiel  audgan,  Acc.  Sg.  Masc.  von 
audugur  ist  altislftndisch  statt  des  neuisländ.  audugan\  auch  vesallund 
die  meisten  Ädjectiva  auf  -ull  werden  nicht  contrahirt.  Im  neuisländ. 
hnjdm  hat  nicht  eine  Ausstoßung  eines  u  nach  d  stattgefunden,  und 
es  steht  nicht  für  hnjdum,  welche  Form  gar  nicht  isländisch  ist;  da- 
gegen ist  diese  Form  aus  altisländ.  kneom,  knjöm^  knjdm  entwickelt^). 
Auch  wird  das  a  im  Genit.  Plur.  der  Substantiva  im  Neuisländischen 
nie  aasgestoßen,  außer  wenn  der  Artikel  angefügt  wird  (Qrundriß 
§.  15^  b).  Die  in  der  Anmerkung  zu  demselben  Paragraph  gegebene 
Regel  ist  auch  nicht  ohne  Ausnahme ;  man  sagt  z.  B.  sehr  häufig  fdm 
statt  fdum.  Die  in  dieser  Anmerkung  für  altisländisch  ausgegebenen 
Formen  Acc.  Sg.  Masc.  trän  (!)  und  Acc.  Sg.  Fem.  trü  (!)  sind  falsch 
für  altisländ.  trüanj  träa,  denn  nur  das  t4,  nicht  aber  das  a  der  Endung 
wird  in  diesem  Worte  nach  ü  weggeworfen  (W.  §.  81). 

In  §.  17  behandelt  der  Verf.  verschiedene  speciell  neuisländ ische 
Vocalveränderungen,  und  zunächst  den  Übergang  vd  —  vö  —  vo.  Die 
Hauptregel:  „d  mit  vorhergehendem  v  ist  in  t«^  übergegangen,  welches 
stets  Verkürzung  des  Vocals  erleidet  und  überall  als  vo  erscheint''  ist 
im  Allgemeinen  richtig.  Doch  gibt  es  von  derselben  verschiedene  Aus- 
nahmen; z.B.  sagt  man  in  verschiedenen  Gegenden  vJrtim,  vörud,  v6ru 
statt  der  von  dem  Verf.  angeführten  Formen  vorum^  vorud,  voruy  auch 
häufig  v6  statt  vo'y    dies  ist  auch  von  Eonrad  Gislason  ausdrücklich 

*)  Vgl.  E.  B.  FUUeuJarbSk,  Christiania  1860—68,  Fortale  S.  XXI. 
**)  Konrad  Qfslason,  Forandringer  af  „qnantitet**  in  den  Aarb.  f.  nord.  Oldk. 
1866,  S.  68  -  62. 

•*♦)  Konrad  Gislason,  angef.  St.  8.  67. 

+)  Vgl.  Jon  |>orkels8on,  Athugasemdir  um  islenzkar  milmyndir,  Reykjavik  1874, 
8.  6;  W.  §.   38,  Anm.  2. 

18* 


276  BJÖRN  MAGNUS80N  OLSEK 

hervorgehoben*).  Auch  bleibt  das  d  in  kvddum,  svdfum,  welches  Gisla- 
son  auch  erwähnt ,  und  außerdem  im  Verbum  hvd  (vgl.  JED),  und 
im  dichterischen  und  alterthümlichen  Adjectiy  tvds;  in  vadmdl  statt 
vddmdl  ist  das  d  nur  „verkürzt^  *'^).  Gegen  die  nächstfolgende  Regel 
—  „wo  V  im  Anlaut  (und  bisweilen  im  Inlaut)  fortgefallen  ist  vor  d, 
wird  6  beibehalten^  —  sprechen  z.  B.  so  aus  9vo,  svö,  svdy  komum  aus 
himumy  kvömum^  kvdmumy  und  kotra  aus  altisländ.  kvdtra  entstanden. 
Die  von  dem  Verf.  ftlr  ursprünglich  ausgegebenen  Formen  ft9vory 
9vorum^  haben  nie  in  der  Sprache  existirt ;  auch  vogum  ist  falsch  statt 
vögum.  Nach  §.  17|  2  soll  man  jetzt  überall  einakipta  sagen  |  die  ge- 
wöhnliche Form  ist  aber  einakepta.  Nach  §.  17,  3|  a  ist  gamdU  die 
alleinige  Ausnahme  von  der  Regel,  daß  a  in  den  alten  Adjectiven  auf 
-all  in  u  übergeht;  eine  zweite  Ausnahme  bildet  indessen  veaalli  wenn 
es  nicht  —  durch  eine  falsche  volksthümliche  Ableitung  —  in  vesceü 
übergeht;  die  Form  vesaü  scheint  der  Verf.  nicht  gekannt  zu  haben. 
(Vgl.  Grundr.  §.  67,  A,  Anm.  2).  In  §.  17,  3,  a  vermisse  ich  auch  die 
Erwähnung  des  Überganges  a  —  t«  in  den  femininen  Verbalsubstantiven 
auf  (altisländ.)  -an,  die  von  den  Verben  der  vierten  Classe  (W.  §.  152) 
gebildet  sind.  Von  den  in  §.  17,  3,  b  angeführten  Beispielen  ist  hver- 
ugur  nicht  gebräuchlich,  sondern  nur  das  aus  hvdrigr  entstandene  hvur- 
ugur  {hvorugvr),  und  wird  ausschließlich  in  der  Bedeutung  keiner  von 
beiden  gebraucht***).  In  §.  17,  6,  a  wird  der  Übei^ang  a  —  t  im 
Indicat.  Präterit  1. Pers.  Sg.  der  schwachen Verba  nicht  erwähnt,  z.B. 
neuisländ.  dcBmdf\  taldi,  vakti,  kalladi  für  altisländ.  doemda^  talda^  vakta, 
kcUlada]  übrigens  hört  man  auch  bisweilen  in  einigen  Gegenden  die 
alten  Formen,  namentlich  im  Präteritum  des  Verbum  segja,  wenn  das 
Pron.  der  1.  Person  nachgesetzt  wird  {sagda  jeg).  Auch  ist  es  nicht 
ganz  genau,  wenn  es  §.  17,  6,  c  heißt:  |,Der  Plur.  Conj.  wird  nach 
dem  Plur.  Prät.  gebildet  mit  Übergang  des  t  der  Endung  zu  u^^  denn 
nicht  nur  der  Plural,  sondern  auch  der  Sing.  Conj.  Prät.  wird  dem 
Plur.  Ind.  Prät.  nachgebildet;  es  genügte  |zu  sagen:  „im  Plur.  Conj. 
Prät.  geht  das  t  der  Endung  in  u  über^.  Hier  sollte  der  Verf.  auch 
die  besondere  Stellung  der  starken  Verba,  deren  Wurzel  auf  k  oder  </, 
kfo  oder  gv  ausgeht,  erwähnt  haben;  diese  Verba  schieben  im  Plur. 
Prät.  Conj.  ein jf  vor  der  Endung  ein,  mit  anderen  Worten:  das  k  oder  g 

*)  K.  Q.  §.  118.  13,  Hier  ist  die  Regel  gAnz  richtig  und  genau. 
**)  Konrad  Qfslason,  For andringer  af  „q^antitet** ;  in  den  Aarb.  f.  nord.  oldk. 
1866,  S.  .Sl. 

***)  hvdrigr  hat  nie  —  wie  der  Verf.  es  angibt  —  „wer  auch  immer  von  bei- 
den **,  hvertgr  nie  „wer  aneh  immer*'  bedeutet;  dies  bedeuten  diese  Wörter  nur  in 
Verbindung  mit  dem  Pron.  relat.;  allein  flir  sich  bedeuten  sie  aber  «teroi«,  quivit. 


ZUR  NEUISLÄNDI8CHEN  GRAMMATIK.  277 

behält  die  palatale  Aussprache,  auch  nachdem  das  folgende  i  nach 
den  Gesetzen  der  neuen  Sprache  in  u  übergegangen  ist.  Dies  scheint 
aber  der  Verf.  nicht  „beobachtet"  zu  haben ,  denn  §.  94  f.  wird  die 
falsche  Form  tcekum  statt  tcßkjum  aufgeführt,  und  die  Einschiebung 
des  j  soll  nur  denjenigen  Verben  gelten ,  deren  Stamm  auf  k  oder  g 
ausgeht  und  die  zugleich  ein  v  nach  k  oder  g  im  Infinitiv  haben, 
wie  stökkva^).  Auch  durfte  der  Verf.  die  Thatsache  nicht  übergehen, 
daß  die  3.  Person  Plur.  Prät.  Conj.  nicht  ganz  das  alte  i  eingebüßt  hat, 
indem  man  hier  zuweilen  die  alten  Formen  {byndt,  vceri,  fceri  etc.)  in 
der  Volkssprache  hört. 

Die  Regel  von  dem  eingeschobenen  u  (§.  18)  ist  nicht  vollständig, 
denn  ein  verdoppeltes  r  wird  entweder  vereinfacht  (vgl.  Qrundr.  §.  22,  C) 
oder  es  wird  in  einigen  Fällen,  wo  beide  r  zum  Stamme  gehören,  ohne 
Einschiebung  eines  u  beibehalten;  in  einigen  Fällen  gelten  ganz  ver- 
schiedene Regeln,  wie  z.  B.  bezüglich  der  meisten  Femininstämme  auf 
-J€Lj  welche  das  altisländ.  r  im  Nom.  durch  i  ersetzt  haben,  z.  B.  neu* 
isländ.  heidi  (altisländ.  heiä^).  Hier  sind  offenbar  die  Formen  des  Acc. 
und  Dat.  Sg.  in  den  Nominativ  eingedrungen.  Auch  umfaßt  die  Regel 
nicht  die  Fälle,  wo  das  eingeschobene  u  sich  vor  einem  r  im  Inlaut 
findet,  wie  z.  B.  die  Substantiva  fegurd^  megvrdy  Genitive  wie  aldurs, 
akurs  (altisländ.  fegrd,  megrdy  aidrs,  ahrs)  u.  s.  w.  In  der  Anm.  1  zu 
§.18  finden  sich  Fehler,  die  von  einer  ganz  unglaublichen  Unwißen- 
heit  zeugen;  fotgur  soll  sein  u  „durch  die  ganze  Flexion^  behalten  (!), 
und  daß  dies  nicht  etwa  ein  zufälliger,  aus  augenblicklicher  Unacht- 
samkeit entsprofiener  Fehler  ist,  ersieht  man  aus  §.  65,  wo  eine  un- 
erhörte Declination  des  bezüglichen  Adjectivs  aufgestellt  wird.  Das 
Wort  wird  ganz  regelmäßig  wie  gamaü  vor  den  vocalisch  anlautenden 
Endungen  contrahirt;  um  der  größeren  Klarheit  willen  ftihre  ich  hier 
die  richtige  Declination  auf: 

Maac.  Fem.  Neutr. 

Sing,  Nom.  fagwr  fögur  fctgttrt 

Gen.    foLgurs  fagwrrar         fagwrs 

Dat.    fogrum         fagurri  ß)gru 

Aoc.   fagran  /«jT«  f<tgurt 

Plur.  Nom.  fagrir  fagrar  /^wr. 

Gen.  fagurra 

Dat.  fögrum 

Acc.   fagra  fagrar  fögwr, 

*)  Der  Verf.  scheint  das  o  Im  Lofin.  dieser  Verba  als  eingeschoben  und  nicht 
dar  Wnnel  sogehdrig  la  betrachtea  Dagegen  vgl  W.  §•  109,  a. 


278  BJÖBN  MAaNUSfiON  OLSBN 

In  derselben  Anmerkung  heißt  es  ferner:  „sonst  (das  ist,  wenn 
man  von  fagwr  und  dem  Subst.  fegurd  absieht)  kommt  es  (das  ein- 
geschobene u)  in  der  Flexion  nicht  vor,  außer  in  den  Neubildungen 
ßngurSf  födursy  Jrrfdfwr«**  *).  Was  meint  der  Verf.  mit  „Flexion?"  Er 
kann  doch  wohl  nicht  z.  B.  den  Nominativ  Sg.  der  starken  Masculin- 
stämme  oder  die  2.  und  3.  Pers.  Sing.  Präs.  Ind.  der  starken  Verba, 
welche  Formen  er  selbst  um  einige  Zeilen  frtther  als  Beispiele  des 
eingeschobenen  u  angeführt  hatte,  außerhalb  der  Flexion  stellen;  er 
brauchte  nur  an  diese  Beispiele  sich  zu  erinnern,  um  sich  davon  zu 
überzeugen,  daß  das  eingeschobene  u  in  der  Flexion  besonders  häufig 
vorkommt  Aber  nicht  nur  im  Nominativ,  sondern  auch  sonst  überall 
vor  consonantisch  anlautenden  Flexions-  und  Ableitungsendungen  wird 
das  eingeschobene  u  beibehalten,  z.  B.  die  Genitive  galdurs  (altisländ. 
galdrs),  akurs  (altisländ.  akrs)  etc.;  Genit.  Sg.  Masc.  und  Neutr.  viburs 
(altisländ.  vitrijy  Gen.  Sg.  Femin.  vüurrar  (altisländ.  vibrar  aus  vibrraT\ 
Dat.  Sg.  Femin.  viturri  (altisländ.  vitri  aus  vÄr-W),  Genit.  Plur.  viturra 
(altisländ.  vitra  aus  vitrra)]  die  früher  angeführten  Substantiva  fegurd, 
megvrd.  Die  Regel  von  dem  eingeschobenen  u  im  Neuisländ.  muß  also 
etwa  in  folgender  Weise  ausgedrückt  werden :  Vor  jedem  auslautenden  r, 
dem  ein  anderer  Consonant  als  r  vorausgeht,  wird  ein  u  eingeschoben. 
Dieses  u  wird  vor  consonantisch  anlautenden  Flexions-  und  Ableitungs- 
endungen beibehalten,  und  bewirkt  in  der  Regel  keinen  Umlaut.  Wo 
ein  Vocal  dem  r  vorausgeht,  kann  kein  u  eingeschoben  werden.  Elin 
auslautendes  rr  wird  in  der  Regel  vereinfacht,  bleibt  indessen  in  einigen 
Fällen,  wo  auch  das  letztere  r  zum  Stamme  gehört.  Besondere  Aus- 
nahmen, wie  heidi^  sind  in  dieser  Regel  nicht  berücksichtigt 

Die  Consonantenübergänge  werden  in  §§.  19 — 24  behandelt 
Die  Regeln  über  die  Veränderungen  des  d  (§.  19,  a)  sind  fast  wörtlich 
aus  der  Flexionslehre  (Grundr.  §.  105)  übertragen,  und  ich  habe  sie 
dem  Verf  mitgetheilt.  Indessen  sind  in  diesen  Paragraphen  folgende 
Fehler  eingedrungen:  In  §.  19,  3  (S.  15^^)  muß  man  statt  rdi  r  lesen. 
In  §.  105  hätte  idi  lieber  die  Fälle,  wo  nur  -i  im  Prät.  angefügt  wird 
und  das  ({  also  wegfällt,  ausgesondert  (vgl.  W.  §.  134,  e).  Unrichtig  ist 
es  aber,  wenn  der  Verf.  nach  nd  die  Endung  -dt  folgen  läßt  (§.  105,  b) ; 
hier  folgt  nur  -i  (vgl.  W.  §.  24,  B;  Grundr.  §.  22,  B)  oder  auch  -ti 
mit  Ausstoßung  des  d  des  Stammes.  Auch  ist  es  ganz  absurd,  wenn 
es  heißt,  daß  das  ^d,  dy  t  des  Stammes"  nach  t  mit  vorhergehendem 
Consonanten  wegfallt   (§.  105,  c).    Wie   kann  das  d,   d  des  Stammes 


*)  ÜbrigeoB  ist  das  «  in  f^äun,  brödun  Dicht  eingeschoben. 


ZUR  NEUISLÄMDISOHEM  GKAMM ATIK.  279 

wegfallen,  wenn  der  Stamm  kein  d,  d  enthält?  Der  Verf.  hat  wohl  das 
y,d  der  Endung^  gemeint.  —  In  Besug  auf  die  Conjunction  hvorki 
{kourki)  ist  «u  bemerken,  daß  sie  nicht  aus  hvärgi  (Grundr.  §.  19,  b), 
sondern  aus  hvdrtki  entstanden  ist;  hvdrgi  hat  überhaupt  als  Con- 
jonctioD  nie  in  der  Sprache  existirt.  Die  Regel  in  §.  19,  c  über  den 
Übergang  nnr  —  dir  ist  —  wie  sie  da  steht  —  nur  für  die  alte  Sprache 
giltig;  will  man  sie  aber  der  neuen  Sprache  anpassen,  muß  sie  lauten: 
Ursprüngliches  nnr  wird  bisweilen  zu  dr  oder  —  wenn  ein  Vocal  nicht 
folgt  and  im  Auslaute  —  zu  dur.  In  §.  20  behandelt  der  Verf.  nach 
W.  §.  22  die  Consonanten-Assimilation.  Hier  habe  ich  folgende  Fehler 
gefunden.  Die  Form  *dragtur  (§«  20,  A,  b)  hat  wohl  nie  in  der  Sprache 
existirt.  Die  Formen  *mint,  *pinty  *sint  (§.  20,  A,  c)  sind  unmöglich. 
Der  Übergang  ra  —  sa  tritt  nicht  nur  „in  vereinzelten  Fällen^,  sondern 
überall  ein,  wo  das  s  nicht  zu  einer  Flexionsendung  gehört  Beispiele 
sind:  neuislftnd.  vess  (altisländ.  vers),  puaai  aus  altisländ.  pwrs  durch 
Erweiterung  des  Stammes  gebildet,  Beaai  (altisländ.  Berat),  Die  in 
§.  20,  B,  b,  1  besprochene  Vereinfachung  des  aus  nr  entstandenen  nn 
ist  keine  progressive  Assimilation,  sondern  eine  Consonantenausstoßung, 
gehört  also  nicht  zum  §•  20,  B,  sondern  zu  §•  22;  eine  Ausnahme  von 
der  ebenda  (unter  2)  gegebenen  Regel  bildet  z.  B.  Audunn,  das  jetzt 
immer  nicht  nur  im  Nominativ,  sondern  auch  im  ganzen  Singular  mit 
verdoppeltem  n  ausgesprochen  wird;  das  von  dem  Verf.  erwählte  Bei- 
spiel afian  ist  der  Volkssprache  nur  im  Compositum  midaflan  ge- 
läufig. Auch  ist  die  Anmerkung  2  zu  demselben  Paragraph  nicht  klar; 
es  sollte  heißen:  Adjectivstämme  auf  -la  und  -na  assimiliren  das  an- 
lautende r  der  Endung  im  Dat.  und  Genit.  Sg.  Femin.  und  Gen.  Plur., 
und  schieben  außerdem  häufig  nach  der  so  entstandenen  Consonanten- 
Verbindung  (11  oder  nn)  noch  ein  r  ein;  dasselbe  geschieht  auch  zu* 
weilen  im  Comparativ  derselben  Adjectiva,  wo  -n'  (nicht  -ari)  ange- 
fügt wird.  Nach  dem  Wortlaute  des  §.  20,  B,  2  sollte  man  glauben, 
daß  das  auslautende  as  im  Neuisländischen  stets  vereinfacht  werde; 
dies  ist  aber  nur  der  Fall  mit  dem  aus  ar  entstandenen  aa.  Die  von 
dem  Verf.  in  den  Berichtigungen  (S.  XVI)  nachgetragene  Ausnahme 
koaa  gehört  nicht  hieher,  denn  in  diesem  Worte  sind  beide  a  thema- 
tisch ,  und  das  r  muß  (nach  Grundr.  §•  22,  C,  a)  wegfallen.  In  §.  21 
hat  der  Verf.  mehrere  der  wichtigsten  neuisländischen  Consonanten- 
verdoppelungen  nicht  erwähnt,  z«  B.  die  von  Eonr.  Gislason  (E.  G. 
§.  92, 2)  besprochene  Verdoppelung  des  n,  femer  die  des  auslautenden  m 
(K.  G.  §.  94). 

Die  Consonantenausstoßung  wird  in  §•  22  nach  W.  §.  24  behandelt. 


280  BJÖBN  MAGNUSSON  OL8£N 

Von  der  in  §.  22,  C,  a,  3  gegebenen  Regel  bildet  wenigstens  die  Form 
neglur  oder  nöglw*  (Nom.  Plur.  von  nögly  Femin.  =  altisländ.  nagl,  Masc.) 
eine  Ausnahme,  die  durch  Analogie  leicht  zu  erklären  ist.  Die  Anm.  1 
zu  §.  22,  C,  a  ist  geradezu   absurd,    denn  das  r  in  annar  gehört  be- 
kanntlich  dem  Stamme  zu,  und  durfte  nach  den  Gesetzen  der  Sprache 
nicht  ausgestoßen  werden.  Auch  ist  die  häufig  stattfindende  Ausstoßung 
desselben  Consonanten  in  vin  und  namentlich  in  son*)  nicht  besprochen, 
obgleich  Wimmer    sie    erwähnt    hat  (W.  §.  24,  C;  a,    Anm.).    Die    in 
§.  22,  C,  c,  2  besprochene  Ausstoßung  des  v  im  Anlaut  vor  o,  ö,  u,  y 
ist  in  der  Volkssprache  keineswegs  durchgehend,  man  hört  z.  B.  nicht 
selten  vöd  statt  öd  (Prät.  Ind.  von  vada)  und  im  Prät.  Conj.  ist  vcBdi 
die  allgemeine  Form  (altisländ.  ceda).  Auch  nach  h  wird  das  v  vor  u,  o 
ausgestoßen,  z.  B.  hv/rfum  (neben  hvurfufn)^  Prät  Ind.  1.  Pers.  Plur. 
von  hverfüj  korfinn  (neben  hvorfinn),  Prät.  Partie.  Die  Form  kvodum**), 
die  §.  98  wieder  vorkommt,  ist  falsch ;  —  man  sagt,  wie  schon  bemerkt, 
stets  kvddum  (vgl.  oben  die  Bemerkung  zu  §.  17,  1).  Die  Regel:  „bei 
den  Verben   fällt  t;  vor  den  oben  genannten  Vocalen  fort,    wenn  die- 
selben die  Flexion  beginnen  (I)^  ist  mir  unbegreiflich;    auch  sehe 
ich  nicht,  in  welcher  Weise  ein  Beispiel  wie  stykki  fttr  altisländ.  stykkva 
die  Regel   über  die  Ausstoßung  des  v  vor  o,  6,  Uj  y  angehen  kann. 
Für   die  Verba  gilt  ganz  einfach  die  Regel:    „das  v  wird  im  ganzen 
Präteritum  ausgestoßen ,   im  Präsens  aber  —  außer  in  den  jetzt  oder 
in  der  alten  Sprache  einsilbigen  Formen  —  überall  (auch  vor  u)  bei- 
behalten^. Die  Adjectivstämme  auf  -va  werfen  nicht  durchgängig  das  v 
fort,    wie  ebenda  bemerkt  wird.    Man  sagt  z.  B.  sehr  häufig  röskoir, 
röskvar,  röskva  etc.,  prmgvir,  pröngvar^  pröngva  etc.  und  das  v  wird 
häufig  selbst  vor  u  beibehalten  (röskvumf  prängvumj  röskvu,  prlkiffwi)***). 
In  einer  Anmerkung  zu  §.  22,    die   ich   schon  theil weise   besprochen 
habe,  bemerkt  der  Verf.,  daß  das  j'  in  gjöra  „nur  graphisch^  sei;  dies 
ist  aber  falsch ;    das  j  ist  hier  wegen  der  palatalen  Aussprache  des  g 
nothwendig. 

In  §.  23  behandelt  der  Verf.  zunächst  die  Erweichung  des  aus- 
lautenden k  und  ^  zu  ^  und  d  nach  K.  G.  §.  118,  1  und  5.  In  Bezug 
auf  die  Präposition  altisländ.  aty  neuisländ.  ad  hat  Eonr.  Gislason  be- 
merkt, daß  sie  in  einigen  Composita  sich  unverändert  erhalten  hat; 
dies  hat  aber  der  Verf.  übergangen.  Wenn  es  hier  (§.  22,  a,  2)  heißt: 

*)  Z.  B.  stets,    wenn  dieses  SubsL   dem  Eigennamen  des  Vaters  (im  Genit.) 
angehängt  wird. 

**)  Der  Verf.  schreibt  „kvodum'^;  hier  ist  das  d  wohl  nur  ein  Druckfehler. 
*♦•)  Vgl.  W.  §.  82. 


ZUB  NlTUIBLiNDIBCHEN  GRAMMATIK.  281 

„t  wird  SQ  <f  .  • .  •  in  der  2.  Pers.  Plur.  -id^  -ud  bei  Verben*^,  und  die 
Formen  binditf  bundtU*)  seien  älter  als  bindtd^  bundiid,  so  ist  dies  nur 
relativ  richtig  y  denn  in  der  That  sind  bindid^  bundud  älter  als  die 
Formen  mit  -<;  das  Neuisländische  hat  sich  in  diesem  Falle  an  den 
älteren  Sprachgebrauch  angeschloßen.  Die  in  §.  23,  b  Anm.  aufgestellten 
Formen  hnidra^  hnidrun**}  sind  nur  in  wenigen  Gegenden  gebräuchlich; 
nidrcL,  nidrun  sind  die  gewöhnlichen  Formen. 

In  §.  24  wird  die  Zusammenziehung  erörtert;  hier  ist  zu  bemerken, 
daß  die  Wörter  pannig  y  einnig,  hvemig  nie  panninn^  einninn^  hveminn 
aasgesprochen  werden;  diese  Formen  sind  vielmehr  als  selbständige 
Nebenformen  zu  betrachten.  In  der  Volkssprache  kommt  pött  jetzt  nur 
sehen  vor;  man  sagt  am  häufigsten  pö  auch  in  der  Bedeutung  quam- 
qmm. 

Die  UnVollständigkeit  der  Carpenter'schen  Lautlehre  im  Ganzen 
klar  und  deutlich  au  den  Tag  zu  legen  ist  nur  dadurch  möglich,  daß 
man  ihr  eine  vollständige  gegenüberstellt;  dazu  fehlen  mir  aber  noch 
die  nöthigen  Vorarbeiten;  um  dieses  Ziel  zu  erreichen,  muß  ganz 
Island  durchreist  und  durchforscht  werden,  wozu  ich  weder  Zeit  noch 
Gelegenheit  gehabt  habe;  auch  liegt  dies  ganz  außerhalb  der  Grenzen 
dieser  Abhandlung.  Indessen  habe  ich  doch  im  Vorhergehenden  mit 
so  vielen  Beispielen  die  Unvollständigkeit  der  Lautlehre  nachgewiesen 
und  auch  so  viele  und  grobe  Fehler  und  Verstöße  beinahe  in  jeder 
Zeile  notirt,  daß  man  das  harte  Urtheil  gerechtfertigt  finden  wird, 
daß  der  Versuch  des  Verf.  gänzlich  verfehlt  und  seine  Lautlehre  ganz 
unbrauchbar  ist»  Ich  gehe  nun  zum  zweiten  Hauptabschnitte  des 
Grundrißes,  der  Flexionslehre  über. 

Die  Flexionslehre. 
Da  die  Grundzttge  der  ganzen  Flexionslehre  —  wie  schon  be- 
merkt —  von  mir  herrühren,  und  ich  folglich  mit  der  ganzen  Anlage 
derselben  einverstanden  bin,  kann  ich  mich  darauf  beschränken,  die 
einzelnen  Fehler  und  Verstösse,  die  der  Verf  begangen,  an  jeder 
Stelle  zu  notiren. 

a)  Die  Substantiva. 
Die  Regel  in  §.  36  über  die  Stämme  auf  -t?a  muß  etwa  in  folgen- 
der Weise  ausgedrückt  werden:   Die  Masculina  und  Feminina,  deren 
Stamm  auf  -va  ausgeht,  werfen  das  v  des  Stammes  stets  im  Auslaut 

*)  Der  Verf.  schreibt  irrthttmlich  hvndud^  hindut  statt  bundad,  bundut. 
♦*)  Der  Verf.  schreibt  y^htMrafn^, 


282  BJÖBN  MA€»nJ8eON  OLSEN 

des  Wortes  und  sonst  vor  den  in  der  alten  Sprache  consonantisch  an- 
lautenden Endungen,  zuweilen  auch  vor  u  fort.  Das  Paradigma  der 
neutralen  -va-Stämme  war  überflüssig,  denn  sie  werden  jetzt  immer 
wie  ord  flectirt  (Grundr.  §.  26). 

In  §.  37  findet  sich  ein  Fehler,  der  von  der  größten  Unklarheit 
auf  dem  Gebiete  isländischer  Flexion  zeugt:  „Nomina  agentis^,  sagt 
der  Verf.,  „haben  die  Neigung,  im  Pluralis  auch  schwach  zu  gehen; 
so  findet  sich  Ton  Iceknir  im  Flur,  neben  den  regelmäßigen  Formen 
auch  Nom.  Flur.  Imknirar,  Gen.  Icßknira,  Dat.  Icßknirum,  Acc.  Icehnira^, 
Aber  die  von  dem  Verf.  angeführten  Formen  sind  eben  gerade  die 
regelmäßigen  und  starken.  Die  Wahrheit  ist,  daß  die  Nomina  agentis 
auf  -ir  sehr  häufig  ihren  Pluralis  auf  -aror  bilden,  als  ob  der  Stamm 
nicht  ein  starker  auf  -ja,  sondern  ein  schwacher  auf  -aran  wäre;  die 
unregelmäßigen  Formen  sind  demnach:  Flur.  Nom.  loeknarar^  Genit. 
Icßlmaray  Dat.  loiknurum,  Acc.  Iceknara  (vgl.  Grundr.  §•  55.  W.  §.  63). 

Der  Pluralis  des  Wortes  osäm*  ist  nie  ceäir  (Grundr.  §•  38  a), 
sondern  cedur  und  flectirt  wie  tüngur,  außer  im  Genit.,  der  cbSü  heißt 
(Grundr.  §.  55) ;  sonst  kommt  der  Flur,  dieses  Wortes  nur  selten  vor. 
Im  Sing,  ist  das  Wort  stets  indeclinabile,  außer  im  Genitiv^  der  ent- 
weder Cedur  oder  auch  —  besonders  in  Zusammensetzungen  —  cedar 
heißt.  Der  Genit.  des  Wortes  önd  ist  nie  öndar  (§.  40),  sondern  stets 
andar.  Der  Dat.  von  söl  mit  suifigirtem  Artikel  ist  sowohl  sdUnni  als 
sölunni  (§.  44).  Der  Genitiv  von  fötur  ist  sowohl  föta/r  als  —  weniger 
häufig  —  föta.  alin  hat  im  Gen.  Flur,  nicht  alna^  sondern  dlna  (§.  44 
Anm.).  Der  Gen.  von  mMc  ist  häufiger  merkwr  als  morkar.  $yr  kommt 
in  der  jetzigen  Volkssprache  nicht  vor.  Der  Gen.  Flur,  von  cbt  ist  nie  a, 
sondern  da.  fjandi  bedeutet  in  der  Volkssprache  nicht  „Feind''  über- 
haupt (Grundr.  §.  53),  sondern  „Teufel",  und  wird  gewöhnlich  schwach 
flectirt  (wie  bogi,  Grundr.  §.  55).  Genit.  und  Dat»  Flur,  von  böudt  ist 
nie  bönda,  böndum  (§.  53),  sondern  bcmda,  btJBindum* 

b)  Die  Adjectiva. 
Der  Nom.  Flur.  Fem.  von  spakur  ist  nicht  spakrar^  sondern  tpakar 
(Grundr.  §.  63).  Doppelconsonanten  vor  -t  im  Neutrum  der  Adjectiva 
werden  ebenso  häufig  zweifach  als  einfach  (Grundr.  §.  64,  4)  ge- 
schrieben. Wörter  auf  s  bekommen  ein  neues  s  im  Gen.  Sg.,  wenn 
kein  anderer  Consonant  dem  s  vorausgeht  (z.  B.  Ijöhs,  hdss  Genit  von 
Ijös^  hd$;  gehen  sie  aber  auf  8  mit  vorhergehendem  Consonanten  aus, 
kann  kein  neues  8  im  Genit.  zugefUgt  werden  (§.  65).  Wie  gamaU  so 
haben   auch  sämmtliche  zweisilbige  Adjectiva  auf  -ü  die  unter  gamaü 


ZUR  NBUIBLiNDIBCHEN  ORAUMATIK.  283 

iffi  Qen.  und  Dat.  Sg.  Fem.  und  im  Gen.  Plur.  angeführten  Doppel* 
formen  (z.  B.  lÜiUar  und  lüiürary  lüiüi  und  lüiüri  u.  s.  w.);  gamall 
bildet  folglich  keine  Ausnahme  (§.  67,  A,  Anm.  1).  Die  Formen  ymair^ 
IftMor^  ywMy  ymaraf  yfMa,  ymtum  (§.  67,  B,  vgl.  §.  86,  d,  2,  Anm.  2) 
werden  gewöhnlich  mit  y  geschrieben  und  ausgesprochen.  Ich  kenne 
kein  einziges  Beispiel  der  Regel,  daß  Adjectiva  auf  -igr  in  -egr  über- 
gegangen sind  (Ghrundr.  §«  67,  B,  Anm.);  dagegen  ist  i  in  den  Adj. 
auf  -%r  in  e  übergegangen;  diese  darf  man  aber  nicbt  mit  denjenigen 
auf  'igr  vermischen.  Die  Formen  k»*d  und  hd  im  Nom.  Sg.  Fem.  und 
Nentp.  in  der  bestimmten  Form  von  hrdrj  hdr  sind  falsch  statt  hrda^ 
hda  (Grundr.  §.  71).  In  §.  72  sind  die  Beispiele  ümäli,  üvüi  altisländisch. 
horginn  und  borgnari  (§.  76,  b  Anm.)  kommen  nur  im  Neutrum  bargid 
and  borgnara  vor.  Neben  den  Formen  glöggvari^  glögvaatur,  örvari^ 
orvastur  sind  auch  Formen  mit  weggeworfenem  v  gebräuoblich,  ja  die 
Formen  örvari^  örvastur  sind  kaum  neuisländisch.  Zu  §.  76,  d  ist  femer 
zu  bemerken,  daß  sämmtliche  Adjectiva,  deren  Stamm  in  der  alten 
Sprache  auf  -kja,  -gja  ausging,  das  j  in  der  neuen  Sprache  eingebüßt 
haben;  auch  ist  nyjarri  falsch  {i\r  nyjari.  Neben  dem  Superlativ  sid- 
aghir  (spätest)  ist  auch  stztur  in  der  Bedeutung  „schlechteste  gebräuch- 
lich, und  neben  synnstur^  welches  jetzt  nur  selten  oder  gar  nicht  vor- 
kommt (das  gewöhnliche)  sydatur  (§.  78). 

c)  Die  Pronomina. 
In  §.  82  rechnet  der  Verf.  die  Formen  okkar,  ykkar^  ydar  zu  den 
Pronomina  possessiva,  und  bemerkt,  daß  »sie  (die  Pronom.  possess.) 
wie  die  unbestimmte  Form  der  Adjectiva  flectiren'' ;  dies  ist  aber  nicht 
wahr;  die  Formen  okkar^  ykkar,  ydar  sind  eigentlich  Genitive  der  ent- 
sprechenden Pronomina  personalia  {pkkar^  ykkar  Dualis  von  jeg^  pü, 
ydar  Plur.  von  pü)  und  sind  folglich  Indeclinabilia*).  Das  Neutrum 
des  Pron.  demonstrat.  hinn  ist  stets  kitty  nie  aber  hid  (Grundr.  §.  83,  b), 
welche  Form  nur  für  den  bestimmten  Artikel  statthaft  ist.  Übrigens 
wird  hinn  als  bestimmter  Artikel  vor  Adjectiven  in  der  Volkssprache 
nicht  gebraucht;  der  neuisländische  bestimmte  Artikel  ist  in  diesem 
Falle  das  Pron.  demonstr.  sd.  In  Bezug  auf  den  suffigirten  Artikel  ist 
zu  bemerken,  daß  das  auslautende  n  im  Nom.  Sg.  Fem.  und  Nom.  und 
Acc.  Plur.  Neutr.  stets  verdoppelt  ausgesprochen  wird ;  auch  sagt  man 
im  Dativ  Plur.  in  der  Volkssprache  am  häufigsten  -onum  statt  -unum 
(z.  B.  laugonunij  ordonum  u.  s.  w.).   §.  83,  b,  Anm.  1  ist  W.  §.  96,  b, 

*)  Der  Verf.  sagt  selbst  etwas  unklar:  „okkar,  ykkar,  ydar  werden  nur  als  Per- 
sonilia  verwendet*. 


284  BJÖBN  MAONUSSON  OLSEN 

Anm.  1  entlehnt,  ist  aber  nur  zum  Theil  auf  das  NeuiBländisohe  an- 
wendbar. Man  sagt  z.  B.  jetzt  am  häufigsten  ttje-d  (Nom.  und  Acc.  Sg.) 
und  irje-n^  auch  stets  hnje-d  (das  Knie) ,  hnje-n^  fj^t  nicht  aber  hnje- 
i(f ,  hnje-iUy  fje-id.  Das  Beispiel  6rt*n-tn,  Plur.  hr^r-nar  ist  kaum  ver- 
ständlich, denn  der  Verf.  hat  nicht  bemerkt,  daß  hrün  jetzt  im  Plur. 
hryr  hat  (altisländ.  brjjnn  statt  *brynr).  Die  Form  br^  ist  wahrscheinlich 
eben  durch  eine  verkehrte  Zerlegung  der  alten  Form  br^rmar^  Nom. 
und  Acc.  Plur.  mit  suffigirtem  Artikel,  zu  erklären;  nachdem  die  Aus- 
sprache des  nn  nach  (ursprünglich)  langen  Vocalen  mit  der  des  m 
identisch  geworden  war,  hat  man  wohl  die  alte  Form  (br^tmar)  als 
bryrnar  aufgefasst  und  geschrieben,  diese  aber  irrthttmlich  in  hryr-fuir 
zerlegt,  und  daraus  ist  dann  der  Plur.  br^  entstanden,  wobei  auch 
eine  Vermischung  mit  dem  gleichfalls  femin.  Subst.  brte,  dessen  Pluralis 
jetzt  stets  br^  lautet  (altisländ.  bruar)  thätig  gewesen  sein  mag.  In 
§.  85  unterscheidet  der  Verf.  hvor  und  Aver;  die  Volkssprache  kennt 
in  den  meisten  Oegenden  diesen  Unterschied  nicht;  nur  in  der  Arnes- 
sysla  und  vielleicht  auch  in  der  Rangirvallasysla  (Süden)  soll  man 
diese  Pronomina  noch  sondern;  sonst  sagt  man  jetzt  immer  Aüur,  so- 
wohl in  der  Bedeutung  nJter  als  in  der  Bedeutung  quü.  Da  der  Verf. 
aber  hver  und  hvw  sondert,  so  mußte  er  consequent  koißrugur  und 
hvortveggja  schreiben.  Übrigens  ist  die  volksthümliche  Declination  des 
Pron.  hvortveggja  (hvurtveggja)  zweifelhaft,  denn  das  Wort  ist  außer 
im  Neutrum  wenig  gebräuchlich.  Das  Neutrum  Plur.  bcedi  von  bddir 
ist  ebenso  häufig  als  die  übrigen  Formen  dieses  Wortes,  welches  der 
Volkssprache  sehr  geläufig  ist  (§.  86,  c,  4,  Anm.).  Im  Gen.  Sg.  Fem. 
hat  einginn  aungrar^  nicht  aber  aungvar  (§.  86,  d,  1). 

d)  Die  Zahlwörter. 
Hier  ist  Folgendes  zu  beachten :  Statt  JjorSi^  soll  es  ffdrdiy  statt 
^jtfruHu*^  —  das  dreimal  vorkommt  —  fjöruUu,  statt  hundraäasti  og 
tuttugcuti:  hundradogtuttugasti  heißen.  Auch  sind  die  dialektischen 
Formen  fjeritiu  und  fjegwr  (vgl.  oben)  nicht  erwähnt.  Neben  dem 
Dat.  tveimur  (§.  88)  war  auch  die  Form  tveim  zu  erwähnen.  Die  Be- 
zeichnung stört  hundrad  für  120  (§.  89)  ist  neuisländisch;  die  alt- 
isländ. Bezeichnung  ist  hundrad  tölfrostt  oder  nur  hundrad.  pümnd  als 
neutrales  Substantiv  wird  nicht  nur  in  Verbindung  mit  dem  Genit., 
sondern  auch  in  anderen  Verbindungen  gebraucht  (§.  89).  Das  Adjectiv 
ellefurasdur  ist  mir  weder  aus  der  Schrift  noch  aus  der  Volkssprache 
bekannt,  ist  aber  richtig  gebildet  (§.  91,  a,  1).  Statt  tvlfaldur  und 
prifaUur  (§.  91,  a,  2)  spricht  und  schreibt  man  tvö/aldur,  prefaldur. 


ZUR  NEUISLlin>ISCHBN  GRAMMATIK.  285 

Das  Subst.  fmd  (§.  91^  b)  ist  in  der  jetzigen  Sprache  verschollen. 
Von  den  Zahlsubstantiven  auf  -bikg  (ebenda)  sind  nur  eining  und  prenning, 
von  den  auf  -üngur  neben  den  von  dem  Verf.  angeführten  nur  tölfi- 
ungur  gebräuchlich. 

e)  Die  Verba. 

In  diesem  Abschnitte  hat  der  Verf.  unsere  ursprüngliche  Arbeit 
vielleicht  am  wenigsten  entstellt.  Doch  sind  verschiedene  Fehler  ein- 
gedrungen^ von  denen  ich  einige  schon  besprochen  habe.  Außerdem 
finde  ich  aber  Folgendes  zu  berichtigen:  In  §.  94^  b  bemerkt  der  Verf. 
von  der  Endung  -um  im  Präs.  Conj.  1.  Pers.  Plur,,  daß  sie  „umlautftlhig  ist** 
statt  „Umlaut  bewirkt^.  §.  97^  A,  1  ist  hrind  im  Präs.  Ind.  des  Verbum 
hrinda  eine  altisländ.Form;  jetzt  wird  stets  die  schwache  Form  hrindi 
gebraucht;  im  Prät.  hat  dasselbe  Verbum  neben  den  von  dem  Verf.  an- 
gefahrten starken  Formen  auch  die  schwachen  hrintiy  Jirint  In  §.  97,  A,  2 
waren  die  volksthümlichen  Formen  hvurfum  (Prät.  Ind.  Plur.)  und 
h^^rfinn  (Part.  Prät)  neben  hurfumy  horfinn  zu  erwähnen;  ferner  be- 
deutet das  starke  Verbum  sleppa  nicht  ^gleiten  lassen''  (transitiv), 
sondern :  entschlüpfen;  entrinnen ;  das  transitive  Verbum  wird  schwach 
flectirt;  auch  bedeutet  verpa  in  der  Volkssprache  nicht  „werfen^  son- 
dern (Eier)  legen.  In  §.  98,  3  ist  die  Form  fiofum  als  Prät.  Ind.  Plur. 
von  8ofa  falsch  ftlr  sodfum.  Der  Conj.  Prät.  von  vaxa  ist  nicht  yxa 
(§.  99,  1),  sondern  yxL  Zu  §.  100  kann  noch  das  Verbum  difa  gefügt 
werden;  in  der  alten  Sprache  ist  es  stets  schwach  (dy/a,  d^fda)\  jetzt 
sind  aber  neben  den  schwachen  Formen  (namentlich  im  Präteritum) 
auch  die  starken  (deifj  difinn)  gebräuchlich;  das  Verbum  ist  also  in 
derselben  Bewegung  begriffen,  die  altisländ.  Jdypa  vollendet  hat.  In 
§.  102,  A,  1  ist  falifm  in  faUinn  zu  ändern.  Auch  waren  hier  (§.  102,  B,  2) 
die  volksthümlichen  Formen  spü,  apüa  neben  sp^'a  im  Infinit,  zu  erwähnen. 
In  den  Paradigmata  der  starken  Verba  (§•  103)  ist  stekktu  falsch  für 
HöklOu  (Imperat.  von  stökkva).  Auch  ist  der  Imperat.  von  falla  nie 
fcUÜUf  sondern  —  wenn  dieser  übrigens  seltene  Imperativ  vorkommt  — 
stets  getrennt  fall  pü.  Das  Part.  Prät.  von  hl^ja  (§.  107,  D)  ist  nicht 
AZunm,  sondern  Idüdj  nur  im  Neutrum  gebräuchlich,  luma  (§.  108) 
bedeutet  in  der  jetzigen  Sprache  nie  „loslassen^;  auch  ist  das  Part. 
Prät  skortad  (§.  108)  als  nicht  gebräuchlich  zu  streichen.  Sehr  häufig 
ist  der  Imperat  pegt  in  Verbindung  mit  dem  Pron.  der  2.  Pers.  pü, 
Pegi  pü  oder  geschwächt  pegiäu  (§.  108,  S.  82,  n.  1). 

In  der  allgemeinen  Einleitung  zu  den  Verba  präterito-präsentia 
(§.  113)  bemerkt  der  Verf.  ganz  einfach,  daß  diese  Verba  „ihr  Präsens 


286    BJÖRN  MAGNUS80N  OLSEN,  ZÜB  NEUISL&NDISCHEN  GBAMICATIK. 

Mrie  das  Präteritam  der  starken  Verba  bilden";  hier  sind  aber  die  fol- 
genden Eigenthümlichkeiten  zu  beachten: 

Die  2.  Pers.  Sing,  des  Präs.  Indic.  wird  nicht  durch  die  An- 
fügung eines  -st  (Grundr.  §.  94,  d),  sondern,  wie  in  der  alten  Sprache, 
durch  die  Anfügung  eines  -t  gebildet ;  von  dieser  Regel  gibt  es  eigentlich 
nur  eine  Ausnahme:  manai  von  mima,  sich  erinnern  (der  Verf.  hat 
iniihümlich  mant),  denn  veizt  (von  väa)  ist  auch  nach  den  Gesetzen 
der  alten  Sprache  regelrecht  gebildet. 

2.  Im  Pluralis  dieser  Verba  werden  jetzt  die  gewöhnlichen  prä- 
sentischen Endungen:  -um,  -id,  -a  statt  -um^  -ud,  -u  angefügt,  in  munu, 
werden,  und  skulu  sind  jedoch  die  alten  Endungen  erhalten*).  Das 
Prät.  Indic.  von  unna,  welches  in  der  Volkssprache  nur  selten  in  der 
Bedeutung  „lieben^  vorkommt,  ist  sowohl  unni  als  unnti,  und  das 
Prät.  Conj.  folglich  sowohl  ynni  als  ynnti]  bei  dem  Verf.  erscheint  die 
Form  unni  S.  86^^  als  die  normale,  im  Paradigma  ist  aber  nur  unnii 
angeführt.  Im  Partie  Prät.  kommt  auch  nnnoiS  neben  unnt  vor.  Der 
Imperat.  kunndu  hat  nie  existirt;  man  sagt  stets  getrennt  kann  pü. 
Das  Part.  Präs.  skulandi  von  akulu  kommt  jetzt  nicht  vor.  In  §.  114,  b 
sind  die  Formen  „oü"'  und  „yß"  (!)  falsch  statt  oMi,  ylli.  In  §.  115 
möchte  ich  bei  der  Besprechung  des  Medium  (Reflexivum)  hervor- 
heben, daß  keine  Reflexivform  in  der  neuen  Sprache  für  das  Part. 
Präs.  vorhanden  ist. 

/)  Die  Adverbia. 
saldnar  (§.  118)  ist  wohl  nur  ein  Druckfehler  statt  ^aldnar\ 
dagegen  ist  die  falsche  Form  sjaldar  etwas  viel  Schlimmeres  als  ein 
Druckfehler.  Außerdem  ist  die  Form  litt  altisländisch  und  aid,  sidla 
der  Volkssprache  nicht  geläufig.  Statt  litt  sagt  man  jetzt  {fttct,  und 
statt  sidy  sidla  wird  gewöhnlich  das  gleichbedeutende  seint  gebraucht. 
Statt  des  seltenen  fjarri  sagt  man  gewöhnlich  ßcerri. 


Die  dem  Buche  beigefügten  Lesestücke  sollen  nach  dem  Vor- 
worte (S.  XIV)  für  „Beispiele  der  besten  Sprache  und  Orthographie 
der  Jetztzeit^  gelten.  Dies  sind  sie  aber  keineswegs.  Die  Orthographie 
an  und  fllr  sich  ist  ganz  und  gar  nicht  consequent,  und  steht  in  sehr 
vielen  Fällen  mit  den  im  Grundriß  gegebenen  Regeln  im  entschiedensten 
Widerspruche.  Es  wäre  leicht,  dies  im  Einzelnen  nachzuweisen;  ich 
halte  es  aber  nicht  für  nothwendig,  da  diese  Fehler  für  die  Wißenschaft 
kaum  verhängnißvoU  sein  können.   Das  überaus  schlechte  Glosaar  zu 

*)  Auch  das  Verbnin  ^oera  flectirt  im  Präs.  er  wie  ein  Präteritum  {firt,  erud,  eru). 


K  SPRENaSS,  ALBEB  VON  REGENSBÜBa  UND  DIE  ENETDE.        287 

diesen  Lesestückeii,  welehee  von  einer  ganz  unerhörten  Unwißenheit 
zeugt;  würde  ich  dagegen  —  um  einer  Verbreitung  der  darin  begegnen- 
den Fehler  vorzubeugen  —  genöthigt  Bein  näher  zu  besprechen;  hätte 
nicht  schon  Finnur  Jönsson  in  einer  Anzeige  des  Buches  im  Literatur- 
blatt flir  german.  und  roman.  Philologie  1881;  Nr.  2,  dieses  Olossar 
einer  berechtigten  Kritik  unterzogen*). 

Vielleicht  habe  ich  im  Vorhergehenden  einige  wesentliche  Fehler 
nicht  bemerkt;  mehrere  Ungenauigkeiten  habe  ich  absichtlich  als  un- 
wesentlich übergangen  und  offenbare  Druckfehler  in  der  Regel  nicht 
notirt.  Von  solchen  hat  Finnur  Jönsson  „die  hübsche  Anzahl  von  ÖO^ 
gesammelt 

Sehr  zu  bedauern  ist;  daß  der  erste  Versuch;  eine  wirkliche  neu- 
isländische  Grammatik  zu  schreiben;  so  ärmlich  ausgefallen  ist.  Möge 
der  nächste  beßer  gelingen! 

BJÖRN  MAGNÜS80N  ÖL8EN. 


ALBER  VON  REGENSBURG  UND  DIE  ENEIDE**). 

Folgende  Momente  scheinen  mir  zu  beweisen;  daß  der  Verfaßer 
desTundalus  die  Beschreibung  der  Hölle  inVeldecke's  Eneit  (2881  — 
3552)  kannte. 

1.  E.  2941  gelangen  Eneas  und  Sibille  zu  einem  brennenden 
Waßer;  an  dem  sich  eine  Menge  armer  Seelen  hin-  und  herbewegt. 
Dieselben  werden  von  Ungeheuern  verfolgt: 

2956  die  lintworme 

die  Boechten  b!  met  storme. 


*)  Diesen  Artikel  habe  ich  eben  empfangen  und  ich  kann  mich  im  Ganzen 
damit  einverstanden  erklären.  Doch  will  ich  hervorheben ,  daß  mir  —  wie  schon  be- 
merkt —  besfiglich  der  neutralen  -«a-St&mme  (Grnndr.  §.  35)  kein  Beispiel  eines  bei- 
behaltenen V  bekannt  ist.  Anch  habe  ich  selbst  häufig  in  der  Volkssprache  die  Formen 
8)69  und  «n^  neben  tjSar  und  tnjöar  gehOri  —  tjdwir  ist  nur  in  einigen  Composita 
flblieh  und  m^dvar  ist  jetst  veraltet.  Die  Formen  heUira,  heUfiJrar,  heUfiJrum,  hdlfijra 
sind  auch  die  wahren  nenisländischen  Formen,  und  die  Genitive  hjörta  und  bjom» 
sind  der  Volkssprache  geläufig,  obwohl  sie  selten,  außer  als  Nomina  propria,  vor- 
kommen, da  beide  Thiere  auf  Island  nicht  einheimisch  sind.  Diese  Ausstellungen  kann 
ich  alao  von  dem  Gesichtspunkte  der  neuen  Sprache  aus  nicht  motivirt  finden ;  da  aber 
der  Verf.  nach  dem  Vorworte  seine  Grammatik  auch  für  eine  Grammatik  der  jetzigen 
Schriftsprache  gelten  lassen  will,  und  sttmmtliche  getadelten  Formen  in  der  Schrift 
kaum  statthaft  sind,  so  sind  die  Ausstellungen  insofern  berechtigt. 

**)  EM  naoh  DmeUegong  dieses  Aufsatzes  erschien:  Visio  Tnugdali,  Latei- 
nisch und  Altdeutsch,  herausgeg.  von  Albreoht  Wagner.  Erlangen  1889. 


288        R-  SPRENGER,  ALBER  VON  REaBNSBUBG  UfiTD  DIE  ENEIDE. 

Ganz  ähnlich  lauten  die  Verse  49,  66  bei  Beschreibung  des  gewitter- 
schwangeren Sees: 

die  menige  der  wurme 

die  fuoren  üz  einem  stürme 

wider  einander  in  dem  sd: 

si  tasten  den  armen  Men  w6. 
Die  Visio  Tnügdali  (ed.  Schade)   8,  3   bat    an   entsprechender  Stelle 
nur  den  Satz:    Inerat  etiam  ibi  multitudo  bestiarum  terribilium ,    que 
mugientes  nil  aliud  poscebant  nisi  ut  animas  devorarent 

2.  Mehr  als  zufällige  Ähnlichkeit  scheint  mir  auch  stattzufinden 
bei  den  Versen: 

Tund.  54,  13.  £n.  3216. 

si  (die  Seele)  begunde  harte  switzen        wie  starc  end  wie  heit  he  was? 
und  nÄch  dem  Bweize  brinnen,  dat  Sibille  end  findas 

▼il  schiere  zerinnen  van  der  hitten  sich  broaden. 

alsd  daz  iser  denne  tnot  die  tande  hem  glceden 

86  iz  gftt  durch  die  gluot  als  dat  tser  in  den  fftre 

3.  Die  ironische  Wendung:  ein  übel  nächgebüre  'ein  Held,  in  dessen 
Nähe  zu  kommen  sehr  ge&hrlich  ist'  (Martin  z.  Oudr.  650,  4)  muß 
wohl,  wo  sie  erscheint,  auf  En.  3238  zurückgeführt  werden,  wo  Heinrich 
vom  Cerberus  sagt:  hs  was  ein  ovele  nägehÜTy  jedenfalls  aber  beruht 
es  auf  fTachahmung  dieser  Stelle,  wenn  Alber  55^  70  die  Teufel  leide 
nachgebüren  der  Seele  nennt,  wofUr  sich  in  der  Vorlage  (S.  14  unten) 
kein  Anhalt  fand.  Die  weitere  Verwendung  von  näehgAü/r  61,  60. 
64,  1  scheint  aus  dieser  Stelle  abgeleitet '*'). 

4.  Tund.  66,  1  heißt  es  von  der  Hölle:  hie  ist  vinster  dne  lieht, 
schon  V.  39  ff.  wird  aber  ein  großes  Feuer  erwähnt,  welches  von  den 
Teufeln  mit  Blasbälgen  angefacht  wird.  Sollte  deshalb  nicht  zu  lesen 
sein:  hie  ist  viwer  äne  lieht?  Das  entspräche  dann  genau  En.  3409 
Jiere  ßür  es  äne  liehi.  Die  Vorlage  14,  33:  'Veni  et  vide!  hoc  tamen 
scito,  quod  lumen  Mjsj  qui  hie  deputantur,  minime  lucefy  scheint  mir 
eher  für  als  gegen  diese  Vermuthung  zu  sprechen.  Wollte  der  Autor 
angeben,  daß  hier  überhaupt  nichts  Brennendes  vorhanden  sei,  so 
würde  er  sich  doch  wohl  deutlicher  (quod  bis  lumen  minime  e^  oder 
dergl.)   ausgedrückt  haben. 

Schließlich  ist  zu  bemerken  die  Übereinstimmung  einiger  Formeln 
des  Überganges :  Tund.  47, 51  nu  vememet  von  =  En.  7983;  Tund.  51, 40 
nu  suU  ir  vememen  vfi&re  =  I,  2216  (s.  Behaghels  Einleitung  S.CXXXn). 

NOBTHEIlf.  R.  SPRENOBR 


*)  Dies  Eur  Beriehti^nog  des  in  meiner  Dissertation  Ober  Albers  Tnudahis  S.  55 
Bemerkten. 


F.  KEINZ,  WIOAUUR.  289 

WIGAMÜR 

Münchener  Braehstücke. 


Das  altdentsche  Gedicht  ^Wigamu/  schien  bis  in  die  neueste  Zeit 
nur  in  der  einzigen  WoIfenbütÜer  Handschrift  (W),  Papier,  aus  dem 
£nde  des  XV.  Jahrhunderts ^  erhalten  zu  sein,  nach  welcher  es  von 
Büsching  in  den  'Deutschen  Gedichten  des  Mittelalters^  (D)  abgedruckt 
worden  ist.  Vor  einiger  Zeit  aber  wurden  in  Salzburg  Pergament- 
brachstücke  desselben  entdeckt  (S)  und  von  R.  M.  Werner  in  der  Zeit- 
schrift ftir  deutsches  Alterthum,  XXIII,  100  ff.  veröffentlicht.  Hiezu 
kommen  nun  die  Münchener  Bruchstücke  (M),  welche  im  Nachstehenden 
behandelt  werden  sollen.  Ihr  Abdruck,  aus  verschiedenen  Gründen 
bisher  aufgeschoben,  darf  jetzt,  nachdem  sich  die  Forschung  mit  er- 
höhter Theilnahme  diesem  Werke  zuzuwenden  scheint,  nicht  weiter 
verzögert  werden,  um  so  weniger,  als  dasselbe  in  der  Gestalt,  wie  es 
die  S.  und  M.  Bruchstücke  geben,  mindestens  in  sprachlicher  Be- 
ziehung, gegenüber  der  verwahrlosten*)  Handschrift  W  und  dem  Druck 
bedeutend  an  Werth  gewinnt. 

Bei  meinen  Studien  zur  mittelalterlichen  Geographie  Baiems  kam 
mir  vor  einigen  Jahren  eine  Handschrift  des  hiesigen  k.  allg.  Reichs- 
archivB  —  ein  Diplomatarium  des  Klosters  Kaisheim  —  zu  Händen,  * 
anf  deren  Deckel  an  der  innern  Seite  Pergamentblätter  aufgeklebt 
waren,  die  sich  als  dem  Wigamur  angehörig  erkennen  ließen.  Die  Er- 
iaabniss  zum  Ablösen  wurde  von  der  k.  Archivdirection  in  dankens- 
werthester  Weise  bereitwillig  ertheilt.  Zu  meiner  Überraschung  zeigte 
sich,  als  die  zu  Tage  liegenden  Blätter  weggenommen  waren,  eine 
weitere  Lage  aufgeleimt.  Da  hiedurch  und  durch  früher  in  Kaisheimer 
Handschriften  der  kön.  Bibliothek  gemachte  Funde  meine  Neugierde 
schon  gereizt  war,    hob  ich  auch  an  der  Außenseite  des  Holzdeckels 


*)  Eis  paar  Beispiele  mögen  gestattet  sein: 

Dnick.  Mfinch.  Handschrift. 

1664  von  preyssen  gefrünt  sin  von  vrawen  gepriset  sin 

1691  schön  beweiset  sich  die  magetEydey 8      san  erbeizte  die  maget  endis 
2270  so  het  ich  nngemach  vnd  knmer  bo  nehet  ich  mage  noch  knnne. 

907  durch  Sand  Peter  er  mich  behielt         [dureh]  sine  b[ete  er  m.  b. 
Die  letzte  Verbeßemng  wurde  schon  von  Doceu  per  conjectaram  hergestellt  und  ist 
jetst  durch  M  best&tigt,   von  welchem   an  dieser  Stelle   gerade  so  viele  Buchstaben 
erbalten  sind,  als  diese  Lesart  zu  ihrer  Sicherstellnng  bedarf. 

01EBMANIA.  Nene  R«Uie  XY.  (XXYII.)  Jahrg.  19 


290  F.  KEmz 

den  Schweinslederüberzug  in  die  Höhe^  und  wirklich  war  auch  diese 
mit  eben  solchen  Blättern  bedeckt  Auf  diese  Art  erhielt  ich  im  Ganzen 
sechs  wenig  oder  gar  nicht  beschädigte  Doppelblätter,  drei  größere 
Bruchstücke  eines  solchen  und  von  zwei  Doppelblättem  je  die  größere 
Hälfte.  Bei  dem  mittlerweile  zwischen  den  erwähnten  beiden  Anstalten 
eingeleiteten  Handschriftenaustausche  sind  diese  BruchsttLcke  in  das 
Eigenthum  der  k.  Bibliothek  übergegangen.  Sie  tragen  jetzt  die  Be- 
zeichnung Cgm  5249  Nr.  28. 

Das  Ergebniss  der  später  folgenden  Berechnung  des  ursprüng- 
lichen Umfanges  der  Handschrift,  der  diese  Blätter  entstammen,  hier 
zum  Zwecke  der  allgemeinen  Beschreibung  im  Voraus  benützend,  be- 
merke ich,  daß  diese  Bruchstücke  drei  verschiedenen  Lagen  von  je 
vier  Doppelblättem  angehörten,  und  zwar  der  2.,  4.  und  8.  Lage,  die 
ich  aber  hier  zunächst  als  1.,  2.  und  3.  Lage  bezeichne.  Das  Perga- 
ment, durchgängig  sehr  stark,  hatte  eine  Blattbreite  von  etwas  über 
12,  eine  Höhe  von  etwas  mehr  als  17  Centimeter.  Es  war  früher  schon 
fUr  einen  anderen,  und  zwar  lateinischen  Text  verwendet  gewesen,  ist 
aber  so  sorgfältig  gereinigt,  daß  im  Räume  der  jetzigen  Schrift  von 
der  alten  nur  die  Spuren  einiger  rothen  Initialen,  ausserdem  aber  nur 
an  einzelnen  Stellen  an  den  Rändern  Spuren  der  alten  Textschrift  er- 
kennbar sind. 

Die  Verse  sind  nicht  abgesetzt,  aber  hinter  dem  Reimworte  durch 
einen  Punkt,  auf  ein  paar  Seiten  der  zweiten  Lage  auch  häufig  durch 
zwei  Punkte  über  einander,  oder  hie  und  da  durch  ein  verticales 
Strichlein  markirt;  ausserdem  ist  auch  der  erste  Buchstabe  —  in  der 
1.  Lage  meist,  in  den  beiden  andern  hie  und  da  Majuskel  —  in  der 
1.  Lage  immer,  in  der  2.  L.  bis  zur  6.  (14.)  Seite  (V.  2210)  regel- 
mäßig, in  der  3.  Lage  auf  der  1.  Seite  roth  durchstrichen;  die  übrigen 
Seiten  der  2.  und  3.  Lage  haben  diese  Auszeichnung  des  Versanfangs 
nicht.  Die  größeren  Absätze,  theils  mit  D  übereinstimmend,  theils  ab- 
weichend ,  sind  dadurch  hervorgehoben ,  daß  ihr  erster  Buchstabe, 
meist  in  der  Höhe  sich  über  zwei  Zeilen  erstreckend,  ganz  in  Menig 
ausgeführt  und  fast  immer  an  den  Anfang  einer  neuen  Schriftzeile 
gestellt  wurde,  wobei  dann  der  leer  gebliebene  Raum  der  Vorderzeile 
in  der  1.  Lage  durch  rothe  Striche  ausgefüllt  ist.  Im  Innern  der 
Schriftzeilen  stehen  solche  rothe  Majuskeln,  diese  dann  nur  in  der 
zwischen  zwei  Zeilen  gestatteten  Höhe,  bei  V.  1655,  1702,  2211,  2214 
sämmtlich  in  der  2.  Lage.  Zu  V.  2211  ist  indeß  die  Anmerkung  zu 
beachten.  Die  Zahl  der  Zeilen  einer  Seite  ist  in  der  1.  Lage  28^ 
sämmtlich  liniirt,  die  2.   Lage  hat  auf  der  ersten  und  letzten  Seite  29 


WIGAMUR.  291 

liaiirte  Zeileo,  auf  der  2. — 5.  26  Linien  und  darunter  noch  drei  Zeilen 
Schrift ;  auf  der  6.  und  7.  27  Linien  und  drei  Zeilen  Schrift,  die  3.  L. 
hat  30  Linien  und  unter  Freilassung  der  ersten  davon  29  Schriftzeilen ; 
Verticallinien,  um  den  Anfang  und  das  Ende  der  Zeilen  zu  markiren, 
finden  sich  in  allen  drei  Lagen. 

Die  Berechnung  des  Umfanges  der  Handschrift  ^  welcher  unsere 
Bruchstücke  einst  angehörten,  ist  zwar  dadurch  etwas  erschwert,  daß 
auch  W  nicht  vollständig  ist ;  doch  lassen  sich  wenigstens  die  Lagen 
and  noch  einiges  darüber  mit  genügender  Sicherheit  bestimmen,  wie 
die  unten  stehende  Übersicht  zeigt.  Dieser  sind  indeß  einige  Bemer- 
kungen vorauszuschicken.  Büsching  gibt  für  W  fUnf  Lücken  an: 
1.  nach  V.  280  fehlt  1  Blatt;  2.  nach  V.  557  fehlt  zwar  kein  Blatt, 
aber  ein  größeres  Stück  Text;  3.  nach  V.  1099  fehlt  1  Blatt;  4.  nach 
V.  6040  fehlt  1  Blatt;  5.  nach  V.  6094  fehlen  4  Blätter.  £b  fehlen 
demnach  bei  1.  und  4.  je  48  Verse,  bei  5.,  vorausgesetzt,  daß  sich 
kein  Bild  auf  diesen  Blättern  fand,  192  Verse;  daß  bei  2.  nichts  fehlt, 
hat  schon  Docen  nachgewiesen  und  den  Zusammenhang  des  Sinnes 
durch  die  Änderung  von  'sprach'  in  sprancte  in  jenem  Verse  herge- 
stellt Bei  3.  giengen,  wenn  Büsching's  Angabe  richtig  ist,  die  Hand- 
schriften bedeutend  auseinander.  Für  W  würde  sich  nämlich  dadurch 
nur  ein  Defect  von  48  Versen  ergeben,  M  aber  bringt  zur  Ergänzung 
desselben  schon  94  Verse  bei  und  füllt  damit  die  Lücke ,  wie  das 
Fehlen  des  Zusammenhangs  und  die  untenstehende  Lagenberechnung 
ergibt,  nicht  vollständig  aus.  Dieser  Widerspruch  dürfte  sich  aber 
ziemlich  einfach  damit  aufklären,  daß  in  W  nicht  bloß  1  Blatt,  son- 
dern die  ganze  nächste  Lage  fehlt.  Ob  mit  dem  in  W  ebenfalls  feh- 
lenden ersten  Blatte  Text  verloren  gegangen  ist,  läßt  sich  nicht  be- 
haupten. 

Ein  dem  obigen  entgegengesetzter  Fall  ist,  daß  sich  in  W  ein 
nnechtes  Einschiebsel  von  48  Versen  (4905— 52) '  findet,  wie  durch  M 
und  S  erwiesen  ist  (Vgl.  die  Bemerkung  zu  V.  4905). 

unter  Einrechnung  der  angegebenen  Thatsachen  ergibt  also  eine 
Vergleichung  des  Textes  von  W  und  M  für  den  einstigen  Bestand  der 
letzteren  Handschrift  folgende  annähernd  sichere  Angaben. 

ä)  Verloren :  h)  Theilweise  erhalten  : 

1.  Lage  =  V.  1—584,  dazu  48  für 
das  in  W  fehlende  10.  Blatt  und 
vielleicht  auch  eine  geringere 
Zahl  für  das  1.  Bl. 

19* 


292 


F.  KEINZ 


a)  Verloren :  h)  TheilweiBe  erhalten : 

2.  Lage  =  V.  585—1099,  dazu  94 
V.  zur  Ausfüllung  der  darauf- 
folgenden Lücke. 


3.  L.  weitere  Ausfüllung  der  Lücke 
und  V.  1100-1566. 

5.  L.  =  V.  2362-3192. 

6.  L.  =  V.  3193-4023. 

7.  L.  =  V.  4024—4853. 


4.  L.  =  V.  1567—2361. 


8.  L.  =  V.  4854—5684. 


9.  L.  =  V.  5685—6106,  dazu  ftlr  1 
in  W  fehlendes  Bl.  48  und  ftlr 
weitere  vier  Blätter  192  Verse. 

Zur  3.  Lage  ist  noch  zu  bemerken,  daß  ihr  Inhalt,  beziehungs- 
weise die  Anzahl  der  zur  Ausfüllung  der  LOcke  fehlenden  Verse  ver- 
schieden anzunehmen  ist,  je  nachdem  sie  von  dem  Schreiber  der  2. 
oder  der  4.  Lage  (oder  von  beiden  theilweise)  geschrieben  war,  da 
ersterer  etwa  660,  letzterer  aber  gegen  800  Verse  in  einer  Lage  unter- 
brachte. 

Der  wirkliche  Bestand  des  Erhaltenen  ist  indeß,  da  keine  der 
drei  Lagen  vollständig  gerettet  ist,  geringer  als  man  nach  obiger  Dar- 
legung erwarten  sollte.  Es  sind  nämlich  vorhanden:  von  der  2.  Lage 
das  1.  und  3.  Doppelblatt  ganz;  vom  2.  ist  aber  der  Schrifiraum  des 

1.  Blattes  ganz  weggeschnitten;  vom  4.  Doppelblatt  ist  das  2.  Blatt 
nur  auf  die  Breite  der  ersten  5  —  6  Buchstaben  der  einen  Seite  er- 
halten, d.  h.  es  fehlt  von  der  Lage  das  2.  Bl.  ganz,  das  5.  größten- 
theils;  von  der  4.  Lage  ist  das  1.  und  2.  Doppelblatt  mit  geringen 
Verstümmelungen  vorhanden;  von  der  8.  Lage  findet  sich  das  1.  und 

2.  Doppelblatt  mit  geringen  Schädigungen  vollständig;  vom  3.  sind 
zwei  größere  Bruchstücke  gerettet.  Das  Nähere  über  die  Defecte  er- 
gibt sich  aus  dem  später  folgenden  Texte  und  den  denselben  beglei- 
tenden Bemerkungen.  Im  Ganzen  liefern  uns  diese  Bruchstücke,  kleine 
Schädigungen  abgerechnet,  in  runder  Zahl  1400  Verse  (von  welchen 
ungefähr  430  Verse  auch  in  S  vorkommen)  oder  reichlich  ein  Fünftel 
des  ganzen  Gedichtes.  Dieser  beträchtliche  Bruchtheil  wird  nicht  bloß 
hinreichen,  um  ein  von  dem  bisherigen  ziemlich  verschiedenes  Urtheil 
über  das  Werk,  namentlich  dessen  Sprache,  zu  ermöglichen,  sondern 
er  wird  auch  die  Herstellung  eines  dem  ursprünglichen  näher  treten- 
den Textes  erleichtern;   denn  wenn   auch  unsere  Abschrift  schon  hie 


WIGAMUR.  293 

und  da  einzelne  Spuren  von  Verderbniß  zeigt;  so  steht  sie  doch  schon 
darch  ihr  Alter  —  sie  ist  fast  zwei  Jahrhunderte  vor  W  niederge- 
schrieben —  der  von  Sarrazin  auf  die  Jahre  1210 — 1250  bestimmten 
Abfaßnng  des  Gedichtes  nahe,  und  läßt  in  der  Sprache  und  selbst  in 
der  Orthographie  auf  eine  sehr  gute  Vorlage  schließen. 

Daß  sämmtliche  drei  Lagen  einst  einer  einzigen  Handschrift 
angehörten,  darf  man  wohl  als  sicher  annehmen.  Allerdings  finden  sich, 
wie  schon  erwähnt,  Verschiedenheiten  in  der  Liniirung,  der  Bezeich- 
nung der  Versanfänge;  aber  abgesehen  davon,  daß  dies  auch  in  ein 
and  derselben  Lage  vorkommt,  dürften  schon  das  gleiche  Format, 
sowie  die  gleichmäßige  Verwendung  von  früher  für  andere  Zwecke 
benutztem  Pergament  für  die  Einheit  sprechen,  und  sicher  wäre  sehr 
schwer  anzunehmen,  daß  die  Kaisheimer  Mönche  zu  gleicher  Zeit 
zwei  Handschriften  eines  offenbar  nicht  sehr  verbreiteten  Gedichtes 
sum  Vernichten  zur  Verfügung  gehabt  hätten.  Dagegen  steht  außer 
Zweifel,  daß  die  Handschrift  von  zwei  verschiedenen  Schreibern  ge- 
fertigt wurde,  von  deren  einem  die  2.  Lage  herrührt,  während  die 
4.  und  8.  Lage  von  einem  andern  geschrieben  ist.  Die  Verschiedenheit 
zeigt  sich  schon  in  der  Schrift,  dann  aber  auch  in  der  gewissenhafteren 
Arbeit  des  ersten,  welcher  sich  weniger  Auslassungen  von  Wörtern  und 
Zeilen  zu  Schulden  kommen  läßt,  auch  die  Sprache  und  Schreibweise 
seiner  Vorlage,  deren  baierischer  Charakter  nicht  zu  bezweifeln  ist, 
treuer  beibehält. 

Von  Besonderheiten  zeigt  der  erste  Schreiber  unter  andern:  ein 
paarmal,  aber  nur  ausnahmsweise,  die  2.  Plur*  auf  -ent:  999  beitent, 
1026  merkent  (Weinhold,  Mhd.  Gramm.  §.  379);  häufig,  nicht  immer, 
u  fbr  itt,  aber  nie  i  für  ie;  Einzelheiten  628/29  heubt :  bereubt,  dar 
gegen  754  beroubt  etc. ;  982  twoo,  1001  daes  (wohl  nur  Correctur) ;  der 
Inf.  henke  in  760  dürfte  Schreibfehler  oder  der  Strich  über  e  vergilbt 
sein  (bedenklicher  ist  der  Reim  gevaugen  :  lange  in  V.  26/27  der  Lücken- 
aosfbUung  nach  V.  1099) ;  der  zweite  Schreiber  wechselt  ebenfalls  mit 
u  und  tu,  hat  häufig  i  6\t  ie,  besonders  in  enphinc  und  vil,  sonst  aber 
ganz  regellos  z.  B.  2349  dienen,  2351  dineu;  sehr  gelüufig  ist  ihm  i 
flir  kurzes  e  in  den  Vorsilben  er  und  ver  und  in  den  Endungen  en, 
er,  ers;  Einzelheiten  1689  ummer,  5408  untweich,  5555  urlap  etc.  etc. 

Wie  man  sieht,  ist  Grund  vorhanden,  bei  dem  zweiten  Schreiber 
an  mitteldeutschen  Einfluß  zu  denken ;  doch  gibt  gerade  seine  Unsicher- 
heit nur  für  ihn,  keineswegs  aber  ftlr  seine  Vorlage  Zeugniß.  Immerhin 
dürfte  der  Gegenstand  einer  besondem  Behandlung  werth  sein,  die 
ihm  von  den  tüchtigen  Forschem,  welche  die  Untersuchung  über  den 


294  F-  KEINZ 

Wigamur  bereits  in  Händen  haben  oder  sich  noch  weiter  finden,  wohl 
zu  Theil  werden  wird.  Sie  dürfte  um  so  mehr  Interesse  bieten,  da  das 
Gedicht  seit  seinem  Bekanntwerden  von  einem  nordischen  Schatten 
begleitet  wird,  vgl.  Büsching  in  der  Einleitung  zur  Ausgabe  p.  VII, 
Sarrazin,  Wigamur  p*  21. 

Bezüglich  der  Zeit  dürften  beide  Schreiber  ihre  Arbeit  um  die 
Scheide  des  XIII.  und  XIV.  Jahrhunderts  vollendet  haben. 

Für  die  Frage  der  Herkunft  der  Handschrift  gibt  außer  der 
Mundart  nur  ihr  letzter  Standort  Auskunft,  welcher  aber  zur  ersteren 
stimmt.  Das  ehemalige  Kloster  Eaisheim,  jetzt  auch  Eaisersheim  ge- 
nannt, bei  Donauwörth,  darf  noch  ins  Grenzgebiet  der  schwäbischen 
und  bairischen  Mundart  gerechnet  werden.  Hiezu  ist  von  Interesse  zu 
bemerken,  daß  auch  die  Wolfenbüttler  Handschrift  aus  dieser  Gegend 
zu  stammen  scheint.  Sie  zeigt  nämlich  auf  dem  Deckel  den  Namen 
Jerg  Wallaser,  wohl  ihres  einstigen  Besitzers,  eingetragen;  und  von 
diesem  gibt  Docen,  allerdings  mit  dem  Beisatz  'wenn  ich  nicht  sehr 
irre'  und  ohne  Beleg  an,  daß  er  um  1550  Buchhändler  in  Dillingen 
gewesen  sei.  Auch  ich  habe  keinen  Beleg  dafür  finden  können ;  weder 
in  Weiß'  Geschichte  von  Dillingen,  noch  in  zahllosen  Büchertiteln 
dieser  Zeit,  die  ich  zu  dem  Zwecke  durchgesehen  habe.  —  Die  etwaige 
Vermuthung,  daß  W  eine  Abschrift  von  M  sein  könnte,  dürfte  sich 
kaum  haltbar  erweisen,  da  auch  der  lüderlichste  Abschreiber  bei  der 
sehr  deutlichen  Schrift  von  M  seine  Vorlage  nicht  so  verhunzt  wieder- 
geben würde,  wie  viele  Stellen  in  W  sind. 

Der  Abdruck  schließt  sich  thunlichst  genau  an  die  Handschrift  an; 
die  Abweichungen  sind  die  auch  sonst  gebräuchlichen.  Die  Verszeilen 
wurden  —  mit  Ausnahme  eines  Blattes  (VIII,  3)  —  abgesetzt,  die  in 
der  Handschrift  für  diesen  Zweck  verwendeten  Majuskeln  nicht  bei- 
beibehalten, außer  wo  sie  zugleich  einen  neuen  Abschnitt  bezeichnen^ 
und  dann,  wie  oben  erwähnt,  in  Farben  ausgeführt  sind. 

Von  den  Abkürzungen  wurden  aufgelöst:  die  gewöhnlichen  für 
n  und  er,  die  fftr  w  in  dem  Worte  Wigamur,  die  für  ra,  ri  in  den 
Worten  sprach  und  pris  (einmal  auch  für  rtt  in  truwen  778),  die  flir 
az  (d*);  sie  wurden  indeß  auch  beibehalten,  wo  irgend  ein  Zweifel 
möglich  war  oder  sonst  ein  Grund  dafUr  sprach. 

Ergänzungen  wurden  nur,  wo  sie  ganz  zweifellos  waren,  für  ein- 
zelne Buchstaben  oder  Wörter  eingesetzt,  und  zwar,  wo  vorhandene 
Buchstabenreste  zum  bekannten  Texte  stimmten,  stillschweigend,  wäh- 
rend ganz  fehlende  Buchstaben  oder  Wörter  durch  Cursivschrift  oder 
durch  Einschließung  in  EUammern  angedeutet  sind. 


WIGAMÜR.  295 

Lage  Uy  Blatt  1  ist  unverletzt  Ad  der  Vorderseite  die  Buch* 
Stäben  ssum  Tbeil  etwas  vergilbt  oder  abgerieben;  aber  noch  er- 
kennbar. 

Vorderseite. 

585  wan  er  begonde  gaben 

vn  sich  ze  were  bereiten 

die  ro8  vil  kume  erbeiten 

daz  sie  die  vngeliohen  man 

vor  deme  walde  also  vram 
590  ZV  einander  brahten 

die  beidsamt  gahten 

ere  vn  pris  gewinnen 

vn  doch  mit  vngelichen  sinnen 

der  eine  ritterlichen  streit 
595  der  ander  kintlichen  reit 

der  ritterlichen  stach 

sin  sper  mit  kreften  daz  ez  zerbrach 

▼f  deme  iyngelinge 

wan  die  herten  ringe 
600  des  halsbges  den  er  vürte 

do  er  vf  in  rvrte 

er  were  da  gelegen  tot 

avch  was  daz  ein  michel  not 

do  sie  zesamne  liezen 
605  die  ros  einander  stiezen 

daz  sie  beide  vielen  nider 

gahens  sprvngen  sie  wider 
610  die  swert  sie  geviengen 

ZV  ein  ander  sie  giengen 

die  zwene  vngelichen 

vahten  stritclichen 

allen  einen  langen  tac 
615  der  ritter  mangen  grozen  slac 

slvc  vf  den  ivngen 

mit  snellichen  sprvngen 

wigamur  ime  ofte  entran 

vn  lief  in  ofte  wider  an 
620  mit  siegen  er  in  vmbe  treip 

daz  ime  des  schiltes  niht  beleip 

wan  da  die  bukle  was  dar  an 

nach  prise  striten  die  zwene  man 
A  Ise  der  ritter  do  gesach 
625  ^^daz  sich  der  inngelinc  also  räch 

600  in  halsbge*  ist  der  zu  ergSnsende  Haken  fttr  er  nicht  erkennbar.  607  nach 
diesem  Verse  hat  D  zwei  weitere,  die  hieher  gehören  werden:  vf  von  der  erden 
seumene  sie  gerden  (D:  znsamen  was  jr  gerden). 


296  F.  KEINZ 

do  enbran  «in  gemute 
▼on  des  zornes  glvte 
er  slüc  in  ▼£  daz  heubt 
er  wolt  in  han  berenbt 

II,  1  Rflckseite. 

630  des  libes  an  der  wile 
mit  zornlicher  ile 
der  ivnge  sich  erholte 
er  tet  alse  er  weite 
in  mit  deme  s werte  gestochen  han 

635  den  stach  er  louc  er  ime  an 
vn  slvc  in  durch  den  heln  gvt 
daz  ime  begonde  daz  blvt 
gegen  der  erden  nider  gan 
vü  daz  er  nit  langer  mohte  gestan 

640  daz  swert  ime  vz  der  fvr 
dar  nach  lief  Wigamur 
er  wolt  ime  den  lib  han  benomen 
do  er  yber  in  waz  komen 
do  sprach  der  ritter  an  der  zit 

645  neina  helt  gvt  nn  bit 
la  mihc  herre  leben 
in  dine  gnade  wil  ich  mich  geben 
Yil  wil  werden  din  man 
vn  wil  dir  nimmer  abe  gegan 
triwen  mit  stetekeit 
vii  wil  dir  swem  einen  eid 

650  daz  ich  dir  diene  swie  du  wil 
der  rede  bot  er  ime  so  vil 
vnze  ime  der  kindische  man 
alsus  entwrten  began 
T^itter  gvt  nu  sage  mir 

655  ^^waz  schulde  het  ich  hin  zv  dir 
do  ich  dir  hivte  wider  reit 
▼f  dirre  beide  so  breit 
do  bestvnde  du  mit  zome 
des  bist  du  der  uerlome 

660  du  hast  mir  vil  we  getan 

des  antwrte  ime  der  wnde  man 
do  ich  dich  hivte  balde 
sach  riten  vor  deme  walde 


633  dieser  Vers  steht  zweimal  nacheinander.  686  fehlt  in  W,  vielleicht  wegen 
Unverständlichkeit;  es  wird  wohl  zu  lesen  sein:  den  stich  erlouc  er  etc.,  d.  h.  der  Stich 
war  eine  Finte,  es  folgte  ein  Hieb«  640  hende  fehlt.  649  statt  dieses  Verses  von 
W  hat  M  drei. 


WIGAMÜB.  297 

do  rite  da  werlichen 
665  gar  ynbescheidenlicben 

daz  ich  des  verwände  mich 
daz  ich  schiere  hete  dich 
von  diner  habe  entsest 

L.  n^  BL  2.  Von  diesem  ist  der  ganze  Schriftraum  weggeschnitten. 
Es  ist  nur  der  vordere  Theil  einer  besonders  verzierten  rothen  Initiale 
erhalten,  die  dem  Platze  nach  ungefähr  auf  V.  677  fallen  müßte.  Der 
vorhandene  Theil  scheint  einem  M  anzugehören. 

L«  II,  BL  3  ist  vollständig  erhalten. 

Vorderseite. 

oder  mvse  sin  leben 

ze  pfände  da  lazen 

den  walt  vn  die  strazen 

beroubt  also  mangen  tage 
755  vnze  demo  kvnge  qua  die  dage 
«  von  deme  mort  grimmen  man 

daz  er  in  die  ahte  wart  getan 

SYS  lebter  wol  zehen  iar 

nu  wil  der  kvnic  daz  wizze  für  war 
760  in  morgen  henke  alse  einen  diep 

daz  ist  den  luten  allen  lieb 

nv  mvgen  sie  ir  sache 

wol  werben  mit  gemache 

beide  wider  vn  für 
765  do  sprach  aber  wigamur 

ob  ich  dich  nu  laze 

riten  dine  straze 

so  kumt  ez  übte  dar  zv 

daz  ich  dich  han  betwngen  nv 
770  daz  du  daz  an  mir  riebest 

vn  daz  glubde  brich  est 

VA  vergizzest  diner  truwen 

so  mak  mich  wol  ruwen 

ob  ich  daz  leben  laze  dir 
775  do  sprach  glacotesflorir 

ob  du  mich  las  genesen 

so  solt  du  des  gewis  wesen 

daz  ich  dich  mit  truwen  han 

alse  einen  herren  so!  sin  man 

666  ich  de»  «er-   unsicher,   weil   bei   der  chemischen  Behandlung   eine   zweite 
Schrift  BU  Tage  trat.  754  von  beroubt  sind  nur  die  Buchstaben  eroub  sicher;  für 

'er  ist  aber  kein  Baum  zwischen  diesem  und  dem  folgenden  Wort.  755  auf  diesen 
Vers  folgt  in  der  Hs.  der  Vers  'swer  hie  gienc  oder  reit',  er  scheint  aber  roth  über- 
strichen (getilgt)  zu  sein.  760  über  dem  letzten  e  von  henke  scheint  kein  Strich 
gestanden  zu  haben.         778  ttoen,  über  dem  t  ein  v  fQr  ru. 


298  F.  K£INZ 

780  die  wile  daz  mir  der  Hb  wert 

nu  habe  mir  herre  daz  swert 

ich  wil  dir'  swem  einen  eid 

das  ich  dir  nimmer  dekein  leid 

von  mir  geschihet  hinnan  fvr 
785  do  sprach  aber  wigamur 

ich  wil  dich  lazen  ritter  gvt 

durch  dinen  ritterlichen  mvt 

diner  manscheft  ich  nit  enwil 

wan  dea  were  mir  ze  vil 
790  gesellen  wurden  sie  do 

L.  n,  3  Bttckseite. 

des  wart  der  ritter  harte  Tro 

die  ros  viengen  sie  sa 

mit  minnen  schieden  sie  sa 

"1^0  wigamur  wider  vf  daz  ros  gesaz 
795  ^^do  konde  er  niht  vil  baz  riten  baz 

denne  er  auch  da  uor  reit 

doch  was  sin  herze  des  gemeit 

daz  ime  so  richiv  ayentvre 

an  deme  ritter  also  ture 
800  wider  vir  was  da  ze  stunde 

daz  ros  san  begonde 

wider  keren  uf  die  sla 

gegen  der  bürge  ilte  es  sa 

die  dort  stvnt  verbraut 
805  wan  ez  da  ofte  vant 

warmen  stal  yn  spise  bort 

die  wile  daz  lupindrafort 

mit  gesYndeme  libe  da  lebte 

yn  der  bürge  pflegte 
810  die  straze  ez  wol  erkante 

do  ez  nieman  wante 

do  fvr  ez  yaste  vber  die  graben 

ez  bete  den  wol  gebor  knben 

an  die  erden  geyellet  nahe 
815  wan  daz  ime  daz  heil  geschach 

daz  ez  den  berc  yf  spranc 

va  ez  durch  die  husche  dranc 

daz  ein  ast  den  zoyn  geyie 

vn  daz  ros  behabte  hie 
820  daz  ez  stille  stvnt 

wigamur  sprach  do  zestunt 

du  hast  mich  geleret  wol 

des  selben  ich  dir  volgen  sol 

784  hlnS.  813  statt  es  scheint  er%  zu  stehen,  wohl  in  Correctur  eines  Schreib- 
ehlers.  822  nach  mich  ist  wol  getilgt;  das  1  in  geleret  ist  nach  unten  so  yerllngert, 
daß  es  einem  s  Sbnelt 


WIGAMÜR.  299 


den  zoun  er  mit  der  hant  gevie 
825  er  zoch  deme  rosse  daz  ez  gie 
an  deme  wege  ynde  rebte  reise 
der  sinnen  gar  ein  weise 
ze  gvter  maze 

L.  II;  Bl.  4  ganz  erhalten. 

Vordorseite. 

828  reit 

daz  vngeverte  er  do  uermeit 

830  T^ie  bure  was  gar  in  fivre 
^^die  knappen  waren  tivre 
die  ime  solte  engegen  gan 
oder  den  steigreif  enpfahen 
er  ?ant  die  byrc  lere 

835  wan  die  bvrgere 

waren  alle  gelegen  tot 
der  wec  waz  von  bluote  rot 
nzzerbalb  vor  deme  tor 
waz  gemacbet  enbor 

840  ein  weniges  kemerlin 
da  inne  mobte  wol  sin 
des  wehters  wip  gewesen 
daz  was  vor  viare  genesen 
sin  ros  er  dar  vnder  bant 

845  der  berberge  er  sieb  vnderwant 
er  wolte  selber  wirt  gesin 
er  vant  da  stende  einen  scbrin 
dar  inne  was  vuters  gendc 
fvr  daz  pfert  er  ez  truc 

850  zwei  schoniv  brot  er  do  sach 
daz  gesinde  bete  gvt  gemach 
die  nabt  wolte  er  beliben  da 
er  west  niht  war  anderswa 


Der  wil  rore  reine 


855  '^was  da  alterseine 

vmbe  die  bare  giene  er  schowen 

eine  clare  iyncvrowen 

vant  er  eine  da  sitzen 

wigamar  mit  deinen  wizen 
860  ZV  der  iuncvrowen  gienc 

mit  grozen  vorbten  sie  in  enpfienc 

826  da8  a  ist   stark   mit  Menig   getupft   und    auch   größer   als   gewöhnlich. 
828  die  Worte  'er  do'  scheint  der  Schreiber  beim  Seitenwechsel  vergeßen  zu  haben. 
8»0  für  das  D  von  Die  ist  nur  der  Platz  da;  der  Miniator  hat  es  übersehen.      854  die 
zuvor   ganz  nnlesbare  Zeile  zeigte   nach   chemischer  Behandlung  deutlich  die  obigen 
nnveretändlichen  Worte. 


300  F.  KEINZ 

si  was  ruwe  var  getan 
▼on  roteme  scharlacben  hete  sie  an 
rok  vn  karsit 
865  wol  gesDiten  lanc  vn  wit 

ein  lieht  veder  was  dar  vnde 
mit  rosen  rote 

L.  n,  4  Rttckseite. 
munde 
was  sie  schone  kvsch  vii  clar 
der  tübe  qnam  gegangen  dar 

870  wer  sit  ir  sprach  er  vnverzagt 
sie  antwrte  sus  ich  bin  ein  maget 
nv  saget  mir  ovch  wie  heiszet  ir 
Pioles  geloube  mir 
was  tvt  ir  hie  sos  eine 

875  da  sitze  ich  vn  weine 

vrowe  was  ist  7  geschehen 

groz  leit  des  wil  ich  iehen 

▼rowe  wolt  ir  daz  leit  ie  manne  sagen 

herre  ia  ich  mac  wol  dagen 

880  vii  immer  me  wol  weinen 
wan  mir  trost  dekeinen 
bringen  mohte  man  noch  wip 
owe  daz  ich  minen  lib 
ZV  dirre  weite  ie  gewan 

885  daz  ich  ersterben  nit  enkan 
gar  vergezzen  hat  min  got 
ane  trost  ist  min  not 
der  tot  mvze  sie  enden 
mit  ir  wizen  henden 

890  ZV  den  brvsten  sie  sich  sivc 
jamers  hete  sie  genvc 
XTTie  mohte  mir  herre  me  gesin 

^^  min  mvter  was  von  gimasmalin 
min  vater  was  kvnic  ze  toriswarlanz 

895  ir  beider  ere  was  vii  ganz 
si  beten  kindes  nit  wan  min 
harzir  der  kvnic  von  norendin 
des  hant  beiagte  mangen  pris 
der  solte  gewesen  sin  min  amis 

900  vz  mins  vater  has  er  mich  nam 
alse  er  in  disen  walt  do  qua 
ein  ritter  sagete  ime  mere 
wie  ein  tumei  were 
vor  der  burc  zv  beldroger 

905  er  hiez  mich  sin  biten  al  her 


WIGAMUR.  801 

L.  n,  Bl.  5.  Von  diesem  Blatte  ist  nur  ein  2  Ctm.  breiter,  mit 
dem  4.  Blatte  zusammenhängender  Hochstreifen  erhalten,  der  auf  der 
Vorderseite  die  ersten  4 — 5  Buchstaben,  auf  der  Rückseite  die  letzten 
4—8  Buchstaben  der  Schriftzeilen  erhalten  hat  Da  diese  Reste  hie 
and  da  brauchbare  Fingerzeige  geben  und  auch  sonst  zur  Sicher- 
stellung des  Textes  von  W  dienen,  so  sollen  sie  vollständig  —  soweit 
lesbar  —  mitgetheilt  sein.  Die  letzten  Zeilen  der  Vorderseite  sind  sehr 
abgerieben.  Zur  Erleichterung  der  Vergleichung  habe  ich  die  Worte  in 
ihre  Verszeilen  eingewiesen. 

Vorderseite:  906  der  907  sine  b.  908  (?)  hivte  909  sehen 
911  vn  in  913  von  914  selber  915  gen-  917  svlt  919  hvre 
920  ligen  921  von  z  922  griba  923  ligro  925  owe  926  niht 
927  ich  n  928  de  bi  930  daz  931  der  si  932  gehab  933  ovgen 
934  Wig    935  mvt?    937  siner  w?    938  vf    940  wir?    941  vn? 

Rückseite:  Die  erste  Schriftzeile  fehlt.      946  wolt      947  mich 
949  (?)  har       948  (?)  was       950  man       952  o  niht      vch  ich      ?  der 
stat     956  d'e  mvt     958  ch  in?    959  gemach    961  dert    962  anne 
964  ch-   doch    ?en-  ob    966  -der    967  swie    969  e  were    970  durch 
leeren  Raum  und   rothe  Striche   angedeuteter  Absatz       971  chonen 
972  ros  was     973  stvnden     975  amur    976  zoch    977  am    978  asch 
half    979  8  der. 

L.  n,  Bl.  6. 

Vorderseite, 
iuncliche  knabe 
980  von  dem  isen  rame  var 

ein  wazser  brahte  diu  maget  dar 

deu  ram   twoc  sie  ime  mit  flize  dan 

do  was  er  rosen  glich  getan 

sie  sach  wol  daz  er  was  von  hoher  art 
985  die  svcze  maget  von  ime  do  wart 

ergetzet  ir  leides  ein  teil 

an  aller  slahte  schänden  meil 

beliben  sie  die  naht  du 

des  andern  morgens  vil  vrv 
990  wigamur  wolte  riten  dan 

die  inncvrowe  begnnde  aben  (so)  san 

jemerlich  gehaben  sich. 

sie  sprach  herre  wolt  ir  mich 

erslahen  mit  vwerme  swerte 
995  daz  ich  sus  niht  en werte 

lebende  in  disme  walde 

des  antwrte  ir  balde 

der  knabe  ane  sinne 

vrowe  nu  beitent  hinno 


302  F.  KEINZ 

1000  ich  kyme  her  wider  oder  mich  irret  not 

sine  tmwe  er  ir  daes  bot 

T^er  tore  also  minneclich 

^^was  von  krefteu  also  rieh 

so  er  ZV  deme  rosse  gie 
1005  er  dracte  ez  nider  an  die  knie 

er  habte  ez  bi  deme  beine 

vnze  die  maget  reine 

den  zoum  dar  an  gelegetc 

daz  sich  niender  regete 
1010  sin  hamasch  gevienc  er  nv 

die  maget  half  ime  aach  dar  zv 

daz  er  sich  gewapende  darin 

Lage  II,  Bl.  e,  Rfickseite. 

er  lie  sie  hie  vn  reit  er  hin 

mit  trurigeme  mvte 
1015  saz  diu  maget  gvte 

zv  Cime  vensterlin  sie  sach  ime  nach 

er  reit  hin  ime  was  gach 

sie  bat  ime  heiles  da  er  reit 

sin  herze  ouch   daz  niht  vermeit 
1020  ez  gedehte  an  daz  megetin 

wie  er  ir  frvme  mohte  gesin 

er  hete  sorge  dekeine 

wan  vmbe  die  maget  eine 

wie  er  vbte  die  getat 
1025  da  uon  ir  wrde  sorgen  rat. 
Tu  merkent  al  geliche 
'  wie  rehte  wnderliche 

got  bervchet  sine  hant  getat 

die  er  in  siner  hvte  hat 
1030  manigen  richert  er  mit  der  kvnst 

daz  ist  alles  sin  gynst 

daz  prvvet  allez  sin  kraft 

manigen  eret  er  mit  ritterschaft 

manigen  mit  deme  pflvge 
1035  mit  andern  dingen  gnvgen 

also  bervht  er  disiv  kint 

die  beidiu  krancker  wize  sint 

die  iuncvro  were  da  tot 

wan  daz  ir  der  knape  half  von  der  not 
1040  hete  in  ouch  der  megde  trost 

von  vilwiczen  nit  erlost 

1002  Nene  Zeile  and  rother  Anfangsbnchstabe.  1012  sieh  undeutlich,    fast 

wie  such;  er  unter  der  Zeile  nachgetragen. 


WIQAMUS.  a03 

were  er  iiiht  erstorben 
er  were  doch  verdorben 
BUB  let  got  nieman  vnderwegen 
1045  des  sine  gnade  rächet  pflegen 

8V8  gab  ietwedeme  des  andern  getat 
helfe  TS  seiden  rat« 

L.  II,  BL  7  wohl  erhalten. 

Vorderseite. 

T^en  langen  tac  reit  Wigamur 

'^daz  ime  geiegdes  niht  wider  wr 
1050  des  trurte  er  sere 

doch  so  mvt  in  mere 

▼mbe  die  iuncfrowen  reine 

die  sin  dort  beitet  eine 

bvngeric  vh  gnade  blos 
1055  einen  rasant  er  do  schoz 

an  den  satel  er  in  do  bant 

er  reit  wider  da  er  vant 

die  ivncyrowen  die  in  enpflenc 

mit  ile  sie  gegen  ime  gienc 
1060  alse  sie  in  zv  riten  sach 

sie  enpfienc  daz  ros  vii  sprach 

wilkomen  herre 

wie  were  du  so  verre 

in  den  walt  von  mir  geriten 
1065  ich  han  din  hivte  vil  kume  erbiten 

daz  ros  zoch  sie  in  den  stal 

entwapent  wart  er  vber  al 

den  vasant  beroufte  er  mit  vlize 

sie  briet  in  mit  ir  henden  wize 
1070  der  hvnger  was  ir  beider  koch 

wa  sie  bei  diu  vastent  noch 

sie  heten  noch  ein  ganzes  brot 

sie  vergazen  beidin  ir  not 

sie  tranken  wazzer  für  den  win 
1075  sie  taten  ein  ander  trvwe  schin 

mit  liebe  sie  die  naht  vertriben 

ungemehelt  sie  beliben. 

Torgens  do  aber  schein  der  tac 
^wigamur  sich  des  bewac 
1080  er  svhte  aber  glnkes  rat 

beide  ros  nnde  wat 

bereite  ime  aber  diu  maget  gvt 

1046  das  e  in  gnade  oben  am  d  und  daneben.         1046  -tat  verwischt. 


mt 


304  WIGAMÜR. 

L.  II;  Bl.  7.  Nach  V.  1099  beginnt  die  theilweise  Ausfallung  der 
Lncke  von  W. 

Rttckteite. 

weinen  yfi  rawigen  m^t 

benam  ir  der  iuncberre  gar 
1085  do  er  ir  ge  heiz  für  war 

das  er  sie  nit  lieze  da 

808  reit  er  bin  ime  was  gacb 

in  den  walt  er  yerre  reit 

die  breite  strazen  er  yermeit 
1090  eime  stige  er  yolgen  began 

einen  bere  wolgetan 

vant  er  hoch  vü  breit 

einen  stic  er  dar  vf  reit 

der  was  smal  vii  vergraset 
1095  ein  alt  gemyre  yn  verwaset 

▼ant  er  an  deme  berge 

eime  kleinen  getwerge 

gewartet  er  in  daz  bürge  tor 
1099  daz  getwerc  wart  ouch  sin  da  yor 

nu  vil  schiere  gewar 

ez  ilte  wider  zv  ime  dar 

gegen  ime  ez  her  vz  gienc 

gvtlich  ez  in  enpfienc 
5  ez  sprach  herre  saget  mir 

wes  botschaft  werbet  ir 

ich  bin  niemans  böte  sprach   wigamur 

ich  bin  wider  yii  für 

geriten  allen  disen  tac 
10  daz  ich  beiagen  nit  en  mac 

einer  iuncvrowen  spise 

na  bin  ich  nit  so  wise 

daz  wisse  war  ich  mvge  dar  nach 

daz  getwerc  do  vil  gvtlichen  sprach 
15  Q^it  daz  ir  herre  spise  gert 

^*^ist  ez  diu  iuncyrowe  wert 

ich  wil  ir  senden  bi  iv 

einen  kappen  vn  and^e  hvnr  driu 

einen  kese  vn  zwei  wizziu  brot 
20  herre  da  mite  behvt  ivch  got 

daz  iv  iht  widervar  kein  leit 

1099  die  hier  folgenden,  die  Lücko  theilweise  ausfallenden  Verse  habe  ich  be- 
sonders gezählt,  am  einer  Umnnmerining  bei  einer  neuen  Ausgabe  des  Gedichtes  nicht 
vorzugreifen. 


I 


WIGAMUR.  305 

L.  II;  Bl.  8  ganz  erhalten  ^  aber  die  letzten  Zeilen  der  Vorder- 
seite nnd  die  ersten  der  Bückseite  stark  abgerieben  und  tbeilweise 
nicht  mehr  lesbar. 

Vorderseite, 
tcs  grimmekeit 

der  ist  tivuels  valant 
25  sin  naxne  heizet  lespurant 

er  hat  mich  gevaDgen 

behalten  txy  vil  lange 

mine  vrowen  ligroniten    . 

vn  die  schonen  flogrisiten 
30  des  herzogen  iohiotes  tohterlin 

des  disiv  bürg  solte  sin 

mit  yntruwen  er  in  erslvc 

also  toten  er  in  tr^c 

yf  eine  breite  beide 
35  sinen  ze  leide  (so) 

daz  in  die  tier  da  gazzen 

also  hat  der  verwazen 

noch  gevangen  siniv  kint 

die  hie  vf  dirre  bürge  sint 
40  ime  dienent  hite  vii  lant 

daz  ist  allen  den  bekant 

die  in  disme  lande  sint  gesezen 

daz  nieman  ist  so  vermezen 

der  in  geturre  bestan 
45  er  ist  des  tivvels  man 

Tr  hortet  ie  sagen  wol 

^swaz  ZV  uezelen  werden  sol 

daz  sol  vruo  brennen 

hie  bi  schult  ir  erkennen 
50  daz  disses  iungelinges  hant 

erstritet  noch  hoch  prises  pfant 

wan  ime  sin  herze  gab  den  rat 

daz  er  vi!   manlieher  tat 

in  siner  kintheite  began 
55  zu  deme  getwerge  sprach  er  san 

der  iuncvrowen  leit  mvz  ich  clagen 

dime  herren  solt  du  sagen 

daz  er  sich  niht  sume 

der  iuncvrowen 

88  Es  steht  sininiv.  69  fast  ganz  abgerieben;    ob  ¥ume  dastand,   ist  nicht 

l^hr  zu  erkennen. 


OERMANtA.  ttdM  Beih«  XV.  (XXYn.)  Jahr;.  20 


306  F.  KEINZ 


L.  IT,  8  Rttckseite. 

60  ir  bvre  yn  ir  lant  vn  ir  walt 

yfi.  8waz  ir  zv  erbe  ist  gesalt. 

vinde  ich  in  morgen  vrv. 

hie  •  • .  •  gern  wip  du.  •  ,nv 

der  iuncyrowen  kein  leit  erbot 
65  manic  h^n  vfi  brot 

brinc  mir  ber  mit  ile 

•  •  ch  blaget  der  wile 

die  scbonen  maget  reine 

sie  beitet  min  alleine 
70  daz  getwerc  brabt  ime  die  spise  san 

die  enpfieno  er  nnd  reit  dan. 

T^az  getwerc  zv  deme  wirte  qnam 

•*^ez  aeite  ime  alse  ez  yemam 

die  rede  enpfienc  er  mit  zome 
75  er  were  der  verlorne 

bet  icb  in  vor  der  bnrc  erseben 

er  ist  wol  bin  des  mak  er  ieben 

sprach  der  vngebvre 

ich  bringe  ime  noch  ze  svre 
80  siniv  betrogenlichen  wort 

wigamnr  der  quam  doch  dort 

da  er  die  iuncvrowen  vant 

ros  vn  sin  gewant 

enpfienc  sie  nach  ir  gewonheit 
85  ir  ietweders  deme  andern  was  bereit 

mit  zvhten  bieten  ere 

ietweders  sorget  mere 

vmbe  daz  ander  dane  vmbe  sich 

die  aventvre  sus  berihtet  mich 
90  sie  waren  aber  die  naht  da 

des  andern  morgens  iltc  sa 

der  knappe  von  deme  bette  sin 

diu  maget  sprach  wa  wilt  du  hin  . 

94  da  svln  wir  sprach  der  ivngelinc  ' 

I 

60  das   zweite  vn  ist  roth    getopft   und    davor   ein  Punkt,    Die   ganze  Stelle; 
V.  61 — 66  war  fast  vollständig  abgerieben   und  nur  nach  mehrfacher  Behandlung  ir    I 
Reagens  wurde  das  oben  Gegebene  erkennbar,  auch  dieses  in  den  V.  62 — 66  f.  n*     . 
sicher  und  die  ErgXnzungen  nur  mit  Wahrscheinlichkeit  vermuthet  67  vielle         ' 

euch.        1.  blanget  s=  belanget.  -^    ^ 


WIGAMITR.  307 

L.  IV,  Bl.  1  gut  erhalten;  nur  von  der  ersten  Zeile  ist  die  obere 
Hälfte  und  von  3  Zeilen  in  der  Mitte  durch  einen  Randausschnitt 
3—5  Buchstaben  weggesohnitten. 

Vorderseite. 

daz  nieman  dicheinem  wibe  mite 

redete  wan  daz  sie  ducbte  gut 

der  ritter  alsus  wol  gemut 
1570  enphiQC  sie  schone  u5  sprach 

do  er  die  iuncurowen  sach 

willekumen  si  min  vrawe  mir 

a  wan  gemcbet  ir 

ze  sagenne  mir  daz  mere 
1575  war  uwer  wille  were 

oder  wannan  kumet  ir  geriten  so 

die  maget  sprach  des  bin  ich  aro 

daz  ich  dir  ritter  chlagen  sol 

mine  swere  die  ich  dol 
1580  wan  ich  lide  groze  mve 

na  such  ich  helfe  dar  zu 

in  dem  lande  swa  ich  mach 

wan  ez  ist  nil  manic  tac 

daz  mich  bestunt  min  arebeit 
1585  yn  daz  mir  nil  manic  leid 

min  müme  hat  getan 

an  minem  erbe  daz  ich  han 

braht  an  dise  stünde 

yn  sie  mit  ir  münde 
1590  miner  uiriach  (so!) 

da  ez  manic  man  horte  vü  sach 

daz  sie  lant   yh  bürge 

liude  yil  erbe 

mit  einandir  geteilet  beten 
1595  yn  mit  ganzen  reten 

yf  eina ....  taten  verzigen 
L  daz  mac  mich  nu  gehel/en  ntht 

I  ir  rede  div  ist  manic  yalt 

I  yn  wil  mir  nemen  mit  gewak 

.  1600  eine  linden  schone 

r  die  ze  aller  zit  ist  grüne 

fidc 

ieben.  1684  yor  mieh  ist  ieh  radirt.  1688  die  und  über  dem  t  ein  «. 

I     10^71  in  D  umgestelU«  1692  in  bürge  stehen  der  zweite  Strich  des  b  und  4er 

*st#  des  n  Übereinander  und  darüber  ein  Punkt.         1696  nach  t<Uen  ein  Punkt. 

20* 


1567  die  Zeile  ist  fast  ganz  weggeschnitten ,  nur  '  daz'  und  *  mite'  deutlich  yor- 

den,  doch  stimmen   die  untersten  Spitzen  der  Zahl  und  Form  nach  genau  zu  den 

^  fmutbeten  obigen  Worten«  1682  *9wa  steht  auf  Basnr,  dayor  ist  ein  d  stehen 


308  F.  KEINZ 

sanier  un  winter  zit 

also  uerre  so  siy  schaten  git 

do  neueilet  niemer  rife  noch  sne 
1605  dar  übe  stent  blumen  vn  cle 

die  newerdent  2&  keiner  üt  val 

da  habent  die  nogele  EVzen  schal 

Yii  singent  da  wol  von  prise 

mit  arolicher  wise 
1610  bi  der  linden  daz  ist  war 

enspringe  ein  brüne  vii  dar 

gat  vü  reine 

L.  IV,  1  Bückseite. 
1616  swer  in  trinket  dristant 

der  ist  iemer  mer  gesant 

die  wii  vn  er  hat  den  lip 

ez  sie  man  oder  wip 
1620  vn  ist  iemmer  wiSinnechlich 

Stare  vS  tagentlich 

aiser  schinet  an  der  arist 

so  er  drizic  iar  alt  ist 

der  selbe  brunne  hat  den  site 
1625  da  ist  er  gezieret  mite 

er  smeket  iegelichem  man 

alse  sin  müt  ist  getan 

er  dem  win  der  wines  gert 

swer  aber  wil  mete  der  ist  gewert 
1630  dem  abir  stet  sin  gedanc 

dem  ist  er  moraz  vä  lattranc 

also  wandelt  er  sich  zu  allen  stünden 

in  iegeliches  mundes 

als  ich  dir  han  geseit 
1635  den  briinnen  vh  die  linden  breit 

han  ich  behabet  zehen  iar 

daz  ich  nie  umbe  ein  har 

dar  ane  nieman  wider  saz 

na  hat  min  mnme  grozeo  haz 
1640  her  zu  mir  gewnnen 

vii  wil  mir  den  selben  brünnen 

nemen  mit  ir  gewalt 

na  ist  min  sorge  manieaalt 

wan  ez  so  gelobet  ist 
1645  dcui  ich  zu  einer  kurzen  vrist 

1611  luUr   fehlt   in  M.  1616  die    obere  Hälfte   der    ersten  Zeile   ist 

geschnitten;   darnach  scheinen  also   die  Verse  1613—15  in  M  zu  fehlen,   wenn    -oi 
nicht  annehmen  will ,    daß  eine  weitere  ganze  Zeile  abgetrennt  sei ,   was  bei  der.  Un< 
regelmftßigkeit  der  Liniinmg  denkbar  ist.  \ 


WIGAMUR.  309 

mit  eime  kem^hen  kumeu  sol 

yffe  den  hof  zu  karidol 

von  hivte  an  dem  nivnden  tage 

da  8ol  enden  sich  die  klage 
1650  da  8ol  ich  vn  die  mame  min 

mit  kemphen  bereit  sin 

beide  in  eime  ringe 

wederre  da  gelinge  » 

T^a  bin  ich  leider  niht  so  wis 
1655  ^^  sprach  aber  die  maget  eudis 

daz  ich  wesse  war  ich  keren  müge 

nach  eime  kemphen  der  mir  tuge 

der  durch  sine  gute 

vli  durch  sin  ritterlich  gemüte 
1660  Yur  mich  wolte  yecheten 

vn  mir  nach  dem  rechten 

L.  IV;  Bl.  2.  Das  Blatt  ist  ungefähr  beim  sechsten  Buchstaben 
der  Zeile  von  oben  nach  unten  durchschnitten  und  hat  an  diesem 
Schnitte  2 — 3  Buchstaben  verloren,  die  bei  voller  Zweifellosigkeit 
stillschweigend  eingesetzt  sind;  außerdem  sind  zum  Durchziehen  des 
Bastes  vier  Löcher  ausgeschnitten. 

Vorderseite, 
hülfe  durch  sin  ere 
der  solde  iemer  mere 
von  vrawen  ^epriset  sin 
1665  vn  solde  in  dem  lande  min 
ge&ie ten  mit  gewalte 
vbir  iunc  yii  ubir  sAte 
do  sprach  der  ritter  wigamur 
mit  dem  der  [adeljar  vür 
1670  vwer  mwe  vii  swere 

vrowe  [die]  ist  klagebere 
nu  bin  ich  leider  ein  man 
der  geraten  niht  enkan 
wan  mir  [liute  unde]  lant 

1675  g nt 

ez  new  —  —  r  ger  —  — 
—  —  ich  uwer  kemphs  sin 
vn  wolde  durch  uwer  hulde 
rechen  uti^er  schulde 
1680  oder  den  tot  kiesen 

vü  den  lip  Verliesen  • 

sprach  der  ritter  mit  dem  am 
herre  nu  müz  vch  bewarn 

1649  'sich'  an  den  Rand  geschriebeD.  1670  es  stand  vwerey  v  ist  radirt  und 
tm  Bande  steht  ein  s. 


310  ^'  KEINZ 

got  durch  sine  mt^echeit 
1685  sprach  die  iuocurawe  gemein 

Bit  uwer  lip  ist  so  gut 

daz  ir  durch  uwern  reinen  mut 

mir  zu  helfe  wollet  stan 

des  sult  ir  ümer  Ion  han 
1690  von  gote  vfi  der  rreUe  pris 

san  erhej|te  die  maget  eudis 

▼n  yil  dem  ritter  an  den  v&s 

sprach  nu  muz  dir  herre  werden  buz 
1695  aller  diner  sorgen 

nu  sule  wir  beide  morgen 

gegen  britanie  keren 

dar  bringe  ich  dich  mit  eren 
1700  da  min  ^age  sol  nemen  ende 

von  der  helfe  diner  hende 

"1^0  der  riter  wol  gemüt 

'^gesach  das  [die]  urawe  gut 

sich  ime  zu  vuzen  bieten  wolte 
1705  [vil  unjgerner  daz  uerdolte 

gahens  er  dorzu  gte 

—  iunc  —   —  —  e 

—  e  kome  z  —  — 
er  spr  —  — 

1710  mir  vil  gar  ze  grozUcA 
ich  bin  v  ungenozlich 
an  eren  vn  an  gute 

L.  IV,  2,  Rückseite. 

ich  sol  v  mit  dem  mute 

dienen  [vii]  mit  getut 
1715  avch  ist  daz  urawe   min  rat 

daz  [wir]  niht  langer  beitten 

wir  suln  uns  bereiten 

dahin  da  ich  uechten  sol 

daz  geuiel  in  beiden  wol 
1720  wider  üf  die  ros  sie  sozen 

die  urawe  wolle  niht  gelazen 

vor  liebe  sie  weinen  began 

der  ritter  tröste  sie  sa 

so  er  beste  mohte 
1725  yn  sin  züht  tochte 

-. -te 

zu  —  j —  —  —Ute 

1694  W  scheint  hier  ein  Verspaar  interpolirt   zu  haben.  Ist  es  falsch,   so  fiUlt 
auch   das  Citat  Weinholds   in   §.129    der   mhd.  Grammatik    und   Sarrazins   p.  18. 
1706  bei  dieser  Zeile  steht  am  Rande  s  ut  (?).        1717  ndn  ain  Rande. 


WIGAMUR.  311 

da  worn 

. .  e  iun was  des  wol  bedacht 

1780  ir  kemphen  sie  sc/ione  phlegen  hiei 

der  adelar  doch  niht  eolies 

er  newere  sime  herren  mite 

er  gienge  oder  ritte 

beide  spate  yii  vro 
1735  wigamar  der  wart  a. .  .nu 

von  dem  am  wol  bekant 

yii  andir«  niht  genät 

swa  er  hin  qam  gevarn 

wan  der  n'^er  mit  [dem]  adilarn 
1740  TJludis  die  gemeite 

'^mit  vliie  sie  sich  breite 

alse  sie  zu  hone  yrolde  varn 

sie  nemoht  ez  langer  niht  ge^parn 

mit  spise  yii  mit  getregede 
1745  ynnfzt^  schöner  megede 

die  kleidete  sie  prisliche 

yfi  reit  vil  houeliche 

von  brun  Scharia. .  gut 

yn  samit  rot  als  ein  blut 

da  . . ,  was  in  kleit  gesniten 

die  zeldenden  p/ert  die  sie  ritten 
1750  die  warn  brun  blan..  rot 

mit  vliz  gesatelot 

behängen  mit  schellen 

man  manigen  ualken  scnellen 

yurten  «ie  durch  houisch . . . 
1755 emet  (einet?)  —  gemeit 

ge  —  —  —  —  en  wol 

wes  ein  ritter  habin  sol 

des  beten  ste  alles  genuoc 

L.  IV,  Bl.  3 — 6  fehlen.  Bl.  7  ist  ganz  erhalten,  nur  an  einer  Stelle  findet 
sich  einRandauBBchnitt,  der  von  vier  Zeilen  je4  —öBuchstaben  wegnimmt. 

Vorderseite. 
2161  lieber  tat 

der  sol  dise  crone 
von  mir  haben  ze  lone 
yii  daz  kunincgriche 
2165  nu  sprechet  algelicbe 

wem  ir  der  eren  wollet  ien 
ich  han  hivte  gesehen 
1196  yon  dem  hier  durch  den  Schnitt  yerlomen  Worte  ist  nur  a  und  der  Best 
des  leisten  Buchstaben  erhalten,  der  aber  kein  r  andeutet  1738  in  qam  das  a  (offen) 
äbeigeschrieben,  ohne  u.  1741  in  breite  das  r  übergeschrieben.  1742  am  Bande 
steht  mUs,  also  für  wolde.  1745  die  zwei  folgenden  Verse  fehlen  in  D.  1763  man 
steht  sus  Versehen  am  Ende  und  Anfange  der  Zeilen.       2163  haben  übergeschrieben. 


3J2  ^-  KEINZ 

manic  kleinot  wol  getan 

vil  ritterliche  uirtan. 
2170  Tr\ie  swigen  algeliche 

^^kawan  der  tugende  riebe 

sprach  nnuirborgen 

der  ritter  der  gestcr  morgen 

in  dem  [rin]ge  da  streit 
2175  dem  hete  div  kuneginn  ge[meit] 

eudis  vur  die  er  vacht 

bereit  an  dirre  [nacht] 

einen  wapenroch  von  richer  kost 

dal  hat  er  manige  iost 
2180  hinte  geriten  wol 

ich  sage  als  ich  ez  sweren  sol 

das  er  der  beste  was 

der  hiute  uf  dichcin  ors  gesaz 

do  sprach  pliopeerim 
2185  wan  ich  sin  geuangene  bin 

so  wil  ich  der  warheite  iehen 

sone  dorfte  nie  nichein  man  gesehen 

ritter  also  tugenthaft 

er  hete  manliche  craft 
2190  do  sprach  der  ritter  unarc 

ich  wolte  geben  tusent  marc 

daz  mir  hie  zu  karidol 

were  gelungen  also  wol 

des  mac  er  wol  sin  gemeit 
2195  do  sprach  samurte  breit 

ich  wil  gehen  er  hat  den  pris 

same  sprach  der  ritter  portenis 

erec  vn  lanzevlet 

rinranz  un  gamuret] 
2200  gagavn  (?)   vn  pagofrical 

dar  noch  die  ritter  ybir  al 

sprachen  mit  einer  stimme 

daz  wigamur  ein  gimme 

wäre  siner  manheit 
2205  gnugen  was  daz  lett 

daz  sin  lop  so  groz  was 

wanne  was  niht  nit  vn  has 

doch  bleib  im  der  pris  gare 

der  kuninc  hiez  ime  gewinnen  dare 
2210  vn  enphinc 

2168  Mnot  mit  übergeschriebenem  1.  2179  hinter  hat  sind  am  Rande  noch 

die  untern  Spitzen  von  zwei  Buchstaben  (ma?)  sichtbar.        2182  der  übergesohrieben. 
2186  wü  am  Bande.  2192  hie  am  Rande.  2210  enphine  geht  über  die  Zeile 

hinaus. 


WIGAMUR.  313 

L.  lY,  Bl.  7,  Rflckseite. 
2210  in  harte  schone 

T\er  hiez  im  dar  tragen  die  crone 

^^die  er  verdinet  hete  da 

dem  ritter  bot  er  sie  sa 

TTer  nemt  wie  der  kuninc  sprach 
2215     '^  do  er         ritter  an  sach 

herre  ir  muget  gerne  leben 

daz  V  die  selde  hat  gegeben 

also  groze  werdekeit 

wan  uwer  lob  ist  so  breit 
2220  worden  alhie  xu  karidol 

wan  ir  hebertet  habit  wol 

das  ir  . . .  .s  wert  sit 

ir  Salt  habin  ane  strit 

beide  [cron]e  vn  lant 
2325  et  wart  durch  uch  her  gesant 

[wes?]  beitet  ir  na 

get  grifet  zu 

vn  richtet  zu  rechte 

dem  herren  vii  dem  knehte 
2230  armen  vn  riehen 

do  sprach   gezogenlichen 

der  ritter  mit  dem  am 

herre  ir  salt  baz  eruarn 

an  den  ritteren  wer  er  sie 
2235  min  ist  hie  gespotet  bi 

min  lob  ist  leider  hie  ze  cranc 

der  kuninc  trat  uf  einen  banc 

daz  er  si  alle  ubir  sach 

gutlich  er  abir  sprach 
2240  na  iehet  edele  ritter  halt 

die  zii  der  tauelrunden  sin  gezalt 

wem  ir  die  crone  vil  lant 

erteilen  weit  do  sprach  czü  hant 

neauton  uon  moncazin 
2245  ich  nemez  an  die  triwe  min 

daz  ich  hie  niht  han  gesehen 

nicheinen  ritter  dem  ich  wolle  iehen 

2211  die  reihe  Majuskel  D  ist  hier  jedenfalls  fehlerhaft  gesetzt;  er  steht  weit 
diTOD  ab  nnd  gerade  über  D  ist  von  der  Hand  des  Schreibers  das  Wort  whtme  als 
u  diese  SteUe  gehörend  nachgetragen.  2216  nach  er  V erweisungszeichen ,   aber 

^  nachgetragene  Wort  (den)  am  Bande,  wie  es  scheint,  weggeschnitten.  221S  graxe 
>m  Sande,  nrsprfinglieh  von  gleichzeitiger,  dann  darüber  von  jüngerer  Hand  und  daher 
nicht  sicher  lesbar.  2220  hier  hat  W  zwei  Verse  interpolirt;    dagegen   bei  2226 

>«ei  solche    durch   gefSlschten  Beim   eliminirt.  2222  etwa  8  oder  4  Buchstaben 

(voU  lobe)  weggeschnittex».        9247—66  hier  hat  W  bedeutend  geibidert 


314  *'.  KEINZ 

daz  er  so  prisiiche  rite 
vh  80  ritterliche  strite 
2250  also  dir  ritter  hiote  tet 

die  anderen  sprachen  da  ze  stet 

berre  daz  ist  die  warheit 

er  ist  in  der  werdekeit 

daz  er  sal  tragen  die  crone 

des  antworte  abir  schone 

der  ritter  gut  wigamur 

mit  dem  der  adelare  vür 

Terre  wer  ich  als  ir  geruchet  iehen 
^80  wer  mir  harte  wol  geschehen 


H! 


L.  IV,  Bl.  8.  Auch  dieses  Blatt  ist,  vrie  IV,  2,  von  oben  nach 
unten  durchschnitten  und  mit  vier  Löchern  fUr  den  Bast  versehen. 
Auch  ist  die  Vorderseite  an  mehreren  Stellen  sehr  abgerieben. 

Vorderseite. 

an  . . .  uii  an  frumecheit 

daz  des  niht  [ist  daz?]  ist  mir  \e\t 

gerne  ich  uirdienen  sol 

daz  ir  mir  sprechet  also  wol 
2260  wie  mehtich  landes  wert  sin 

wan  ich  ne  loeiz  niht  wer  ich  bin 

nemo  ich  daz  ^nichriche  nu 

lihte  kemez  d^  zv 

so  die  herren  in  dem  lande 
2265  mine  geburt  niht  erkand.. 

si  betten  mich  smclicben 

vü  begonden  min  riche 

beide  rawben  vn  hern 

vn  ich  mich  danne  solte  wern 
2270  so  nebet  ich  mage  noch  kunne 

so  ^etich  schaden  vn  schände 

zu  crone  vn  zv  lande 

han  ich  vriunt  noch  gut 
2275  von  div  sol  ich  minen  müt 

zu  den  dingen  leiten 

daz  ich  muge  irbetten 

daz  ich  baz  werde  bekant 

kunincrich  uH  lant 
2280  were  mir  zu  grozlich 

2250  in  hiote  ist  das  i  auf  den  letzten  Strich  des  h  gerathen,  aber  erkennbai*. 
2264  er  am  Rande.        22^6  Punkt  vor  statt  nach  wigamur.        ♦2271  dieser  Vers  und 
V.  2281  fehlen  in  M, 


WIGAMUR.  315 

das  ich  mit  dienst«  si  gerioht 
er  si  ritter  oder  kneht 
swer  ez  an  mich  dort  ruchet 
2285  vn  ez  mit  züchten  suchet 

A  rtus  der  kuninc  lobesam 
^^sprach  oZse  sime  —  — 
zu  dem  ritter — 

2290  der  mich  dunket  wunderlich 

daz  ir  der  iuncurawen  rieh 

weigert  zu  wibe 

die  an  gut  yn  an  übe 

einer  Ä:uneginne  geliehen  mac 
2295  yn  habet  allen  di«en  tac 

eines  kunichriches  uch  gewert 

y  ist  .z  erbescert 

ob  ir  des  woldit  yolgen 

ich  w[en?]  v  ist  irbolgen 
2300  uwer  eigen  gemute 

do  Bpj*acA  abir  mit  gute 

der  ritter  mit  dem  am 

han  ic^  dar  an  misseuarn 

oder  wider  uwern  hulden  ich^  getan 
2305  daz  sult  ir  herre  uarn  lan 

yn  der  rede  bogen  gare 

ich  sol  an  uwere  schare 

schinen      . .  mer  mere 

swa  ich  hin  kere 
2310  kuninc 

L.  lY,  Bl.  8,  Rückseite. 

2310  riebe  vn  lant 

were  niht  zu  mir  gewann 

mit  dienste  sol  ich  bereit  sin 

swer  so  ^eruc^et  min 

T\er  kuninc  so  gutliche  tet« 
2315  ^^ er  hiez  im  ze  stete 

ein  ors  bringet  daz  tros  gut 

Bwenne  er  durch  sinen  hohen  mnt 

wolte  r.  .en  stechen 

daz  er  mohte  brechen 
2820  anderen  ritern  daz  zil 

der  riter  stunt  da  harte  yil 

do  man  daz  ors  uve  zoch 

daz  was  starc  vn  hoch 

2284  Wi9t  nicht  sicher;  von  ior«  nur  rt  sicher.       228ß  am  Rande  aßrta%\  in  der 
Zelle  steht  nur  das  rothe  A,        2806  am  Rande  von  etwas  spfiterer  Hand:  fte^eöen. 


316  F.  KEIKZ 

daz  dtd  ritterQ  iahen 
2325  daz  sie  nie  gesahen 

kein  ros  al«o  zierlich 

do  sprach  der  kdnc  gutlich 

edeler  ritter  yil  gut 

durch  uweren  ritter  m&t 
2330  diz  or«  ^eruchet  riten 

daz  ist  an  beiden  siten 

zu  den  s . .  en  wol  gewachsen 

beformos  uon  engelach  . . . 
2335  daz  selbe  ors  er  mir  sante 

vbir  mere  non  sime  lande 

daz  ist  Stare  vn  laufet  wol 

auch  snlt  ir  hie  zu  karidol 

beliben  etteliche  wile  urist 
2340  8wez  uwer  möt  gerende  ist 

daz  Bult  ir  uinden  an  mir 

—  —  —  —   —  ruch 

—  sult  hab  —  —  — 

[wa]n  ir  m[ich  des]  danket  wert 
2845    A  rtus  nach  disen sweic 

*^wigamur  mit  züchten  netc 

deme  kunige  yn  sprach  also 

herre  er  mac  tool  wesen  vro 

der  V  icht  gedienen  mac 
2350  gerne  lebt  ich  den  tac 

daz  ich  uirdinen  mochte 

mit  dienste  daz  v  tochte 

die  ere  also  manic  [valjt 

die  innc  yn  alt 
2355  in  uwerme  houe  ir[bo}ten  hat 

daz  hat  uwer  knnincliche  haut 

allez  ubirguldit  wol 

daz  gesinde  hie  zu  kmdol 

hat  der  eren  also  yil 
2360  daz  ich  des  wol  iehen   [wil] 

daz  ich 

2333  enffel  und  aeh  stehen  so  bei  einander,  daß  ein  langes  f  dazwischen  Platz 
hätte;  engelsachsen  hat  übrigens  schon  Büsching  yennnthet  statt  des  in  W  stehenden 
Engelanndt;  die  Scblußsilbe  ist  durch  den  Schnitt  ausgefallen.  2839  wUe  noch  in 
der  Zeile,   am  Rande  aber  urUt,  2346  nach  diien  ist  leerer  Baum,    auf  welchem 

*  werten'  gut  Platz  hStte;    es  steht  aber  nichts,    dagegen  steht  9weie  am  Rande  noch 
einmal. 


WIGAMUB.  317 

L.  Vin,  Bl.  1  bescbädigt  durch  vier  Bastl««her;  auf  der  Rück- 
seite ist  durch  Abreibung  an  einer  Kante  ein  Streifen  von  2—3  Buch- 
staben schwer  lesbai*  geworden. 

Vorderseite, 
der  kuninc  ^ugenthaft 
4855  wol  gczimieret  reit  dort  her 

er  fur^«  von  golde  gemalet  ein  sper 

an  den  kerde  lahiluin 

den  mnaer  lidin  ualles  pin 

von  spaniot  kunig  riel 
4860  reit  mit  siner  tropel 

ritterliche  uffe  den  rinc 

die  schellen  s 

swa  die  ritter hin 

z  rt  hin 

4865  uffe  hohen  orse  . .  • . 

von  gurgalet  l5rpondrigrant 

des  cjmir  was  ein  crone 

aach  was  gesniten  schone 

sin  wapenrok  lank  vü  wit 
4870  ein  cyclat  in  ein  samit 

der  samit  rot  der  cyclat  gel 

er  was  starc  vn  snel 

•ie  riten  beidenthalben  in 

sie  vuren  her  vii  hin 
4875  die  non  der  tauelrnnden 

taten  da  michel  wunder 

auch  wurden  sie  da  schadehaft 

gamuret  vur  mit  craft 

nf  eime  ranit  daz  was  swarz 
4880  der  lange  riter  non  graarz 

was  wol  gezimieret 

do  wart  geturnieret 
Tu  verme     algeliche 
'  von  der  kuniginne  riche 
4885  die  den  turnei  hete  dar  geleit 

wie  houischliche  sie  reit 

an  deme  ringe  schavwen 

mit  vnnfzic  iuncurawen 

die  waren  alle  irwelt 
4890  dise  auentivre  ans  zeit 

4866  das  n  von  lypondrigrunt  ist  nicht  sicher,  das  dazu  gehörige  Beimwort  des 
Vorderverses  scheint  nach  den  vorhandenen  untern  Spitzen  der  Buchstaben  bnm  zu 
sein.  4870  über  dem  ersten  ein  Strich.  4855  von  rtel  ist  nur  das  e  zweifel- 

haft,   aber    durch    den  Reim    gesichert;    im  Erec  ist  Riel  ein  Land:    V.  2074  künec 
Jemis  von  Riel.  4875  das  Schluß-n  von  -runden  hat  nicht  ganz  die  gewöhnliche 

Form:  es  könnte  wohl  aus  r  oorrigirt  sein.  4883  hinter  verme  ist  freier  Raum  für 

etwa  vier  Buchstaben. 


318  F.  KEINZ 

Bie  waren  alle  Tursten  kint 

da  wart  maiiic  avge  blint 

daz  doch  Hechte  e  gesach 

manic  riter  de«  niriach 
4895  daz  gotes  wunsc  gelege  an  in 

dinifrogar  die  kanigin 

▼f  eine  blanken  mnle  reit 

vbir  den  satel  wap  gebreit 

ein  brun  phell  —  — 
4900 alneche 

hie  uor  —  iech  —  — 

—  —  —  —  llen  vorchten 

.  .  •  hemede  dein  sidin  wiz 

dar  anlac  spechelt  yn  vliz 
4904  da  was  sie  gepriset  in 

ein 

L.  VIU,  1,  Rückseite, 
roch  dribalt  phellin 
(4958)  vurte  sie  obir  hemeäe 

ein  speher  gurtel  aremede 
4955  von  golde  mit  gesteine 

den  vurte  die  magit  reine 

sie  vur^e  ein  vnrspan  tivre 

daz  was  in  fivre 

geluter^  mit  vlize 
4960  vmbe  ir  [arme  wize] 

vnrte  daz  me^etin 

zwene  bav  —  —  — 

—  ma n 

vf  ir  houbet  schein 
4965  von  rotem  gol one 

dar  inne  schein  nil  schone 

vz  andern  steinen  ein  mbin 

sus  reit  daz  schone  megetin 

beidenthalben  des  ringes 
4970  allir  slahte  dinges 

virgaz  da  manic  helt  gut 

in  stunt  aller  der  mut 

4900  vor  a  scheint  noch  der  obere  Best  eines  s  zu  stehen,  und  über  dem  ersten 
e  ein  i.  4901  das  h  von  hier  ist  nicht  sicher,    es  ist  als  erstes  Wort  des  VerBes 

roth  getupft.  4902  die  ersten  drei  Buchstaben  von  aUen  nicht  ganz  sicher,    aber 

sehr  wahrscheinlich.  4905  die  Verse  4905—4952  fehlen  in  M.  Sarrazin  hat  eie  in 
seiner  Abhandlung  über  Wigamur  als  aus  Suchenwirt  entlehnt  nachgewiesen  und  sclion 
die  Vermuthung  ausgesprochen,  daß  sie  der  Schreiber  von  W  eigenmächtig  an  dieser 
Stelle  einschaltete.  Die  Richtigkeit  dieser  Anschauung  ist  nun  durch  M  und  durch  8, 
wo  sie  ebenfalls  fehlen,  bestätigt.  4957  nach  em  steht,  am  Schluß  der  Zeile»  «c, 

d.  h.  der  Schreiber  wollte  scone  schreiben« 


WIOAMÜR.  319 

wie  sie  den  pris  beiageten 

da  Qon  ne  behabeten 
4975  die  kaniginne  gemeit 

die  alsas  honiBcliehe  reit 

TTon  diire  guten  rittenchaft 
^  wart  zebrochen  manic  schaft 

yfi  manic  cleinot  nerton 
4080  naeh  eren  uf  prises  wan 

manic  iost  wart  geriten 

die  gar  were  nermiten 

wan  die  knnigin  dynifrogar 

ze  langest  nü  der  pris  gar 
4985  alse  sie  alle  iahen 

die  den  tnmei  [sahen] 

yf  drie  ritter  lobelich 

daz  eine  was  der  knninc  rieh 

von  naleise  gamaret 
4990  Ijpondrignn  uon  gur^alet 

was  der  ander  genant 

der  dritte  was  bekant 

daz  was  der  knninc  wigamur 

mit  dem  der  adilar  fnr 
4995  daz  waren  kunige  alle  dri 

do  gebot  die  knnigin  hie  bie 

daz  sie  liezen  den  schal 

san  wart  ein  stille  nbir  al 

sie —  w . . 

5000  —  sprach  die  knnigin  — 

[rit?] habe  ende 

uwer  arme  vii  uwere  hende 

mngen  wol  müde  sin 

ez  ist  hivte  worden  schin 

daz  ich  hör 

L.  VIII,  Bl.  2  beschädigt  durch  vier  Bastlöcher;  ferner  durch 
einen  fast  durch  das  ganze  Blatt  von  oben  nach  unten  gehenden  Schnitt, 
durch  welchen  die  meisten  Zeilen  1 — 2  Buchstaben  verloren  haben. 

Vorderseite. 
5005  te  sagen  ie 

daz  bezzer  riter  warde  nie 
dan  ich  hivte  sihe 
hin  za  v  allen  ich  des  iche 
ich  ne  sihe  nndir  y  chetnen  zagen 
5010  ir  muget  wol  siges  cronen  tragen 

49S4  tM  sobeint  sicher  zu  sein,  für  niel  reicht  der  Platz  nicht  5<)08  über  v 
ein  HSkchen  nnd  vor  y  ein  gerades  Strichlein,  also  hier  doch  wohl  ««. 


320  F.  KEINZ 

r 

ich  muz  V  allen  prises  gehen 
yii  han  daz  wol  irsehen 
daz  gnuge  hie  sin  gevangen 
daz  ist  abir  also  irgangen 

5015  daz  ir  lob  da  von  nicht  wirdet  cranc 
sie  habent  wol  verdienet  danc 
von  allen  schonen  vrauwen 
ich  sihe  hie  airhoawen 
manigen  schilt  yn  heim  dar  zn 

5020  die  ganz  waren  hivte  vr& 

T^o  sprach  abir  die  magit  dar 
^^ich  han  gelobt  daz  .... 
BW hivte  hie ezal. 


5025  der  sal  kaninc  yn  herre  sin 
mines  landes  yn  min 
ob  ich  ime  geualle 
nu  sprecht  riter  alle 
wem  die  ere  si  widervarn 

5030  einer  heizet  mit  dem  am 

der  ist  hie  grozes  lobis  wert 
ime  hat  sin  sper  yn  sin  Bw«rt 
beiaget  hie  groze  ere 
dan  noch  ist  ir  mere 

5035  lypondrigun  uon  gurgralet 
yii  der  kaninc  gamaret 
der  ist  miner  basen  sun 
nu  8ult  ir  also  wol  tvn 
yn  sult  uns  bescheiden 

5040  vndir  ienen  beiden 

wederm  ir  des  wellet  gunnen 
daz  er  habe  gewannen 
vor  dem  andirn  den  pris 
wan  ich  bin  leider  nicht  so  wis 

5045  daz  ich  kunne  irdenken 
daz  ir  wederen  krenken 
sie  tragend  beide  hohen  mut 
nu  yirnemet  edelen  riter  gut 
wie  ich  hie  zn  kam  si 

5050  nu  merket  hie  bi 

[daz]  ich  durch  . . .  ne  unkuscheit 
zu  dise  tumei  nie  gereit 
un  daz  mich  dar  zu  twiget  not 
ein  beiden  Aeizet  granigrinot 

5055  des  lant 


6011  in  gehen  über  dem  ersten  e  ein  Pmikt.         6016  vor  eie  ein  Zeiehen  wie 
ein  2  mit  langem  untern  Strich. 


WIGAMUB.  321 

L.  Vm,  Bl.  2,  Bückseite. 
5055  merket  an  daz  min 

nn  wil  er  so  gewaldic  sin 

daz  er  min  lant  wil  twingen 

vn  wil  mich  dar  zu  bringen 

daz  ich  sin  kebes  muze  sin 
5060  e  woldich  den  Hb  min 

eime  garznne  geben 

odir  nirliesen  min  leben 

e  er  gewänne  den  mm 

daz  er  minen  magetam 
5065  mir  nach  lästere  an  irstrite 

michel  gerner  ich  daz  lite 

daz  ich  den  • .  •  nach  ere  yirlare 

nu  wil  ich  haben  dise  kure 

daz  zeit  zu  zu  (sicl)  keiner  nnkuscheit 
5070  dnrch  vwer  allir  houischeit 

T\ie  herren  al  gemeine 

^^ sprachen  daz 

—  — —  so  stet 

.  • .  we  so  ist  daz 

5075 r  tvg 

mit  einer  iost  uirsuchen  sich 

wederm  die  selde  wolle  gönnen 

daz  er  habe  gewannen 

vwem  magetam  an  uwer  lant 
5080  den  hat  got  wol  irkät 

▼n  zu  dirre  werlte  geeret 

nu  worden  san  gekeret 

die  ors  af  einen  puneiz 

in  wart  gerumet  der  creiz 
5085  do  sie  zusamene  Bolden  yam 

do  sprach  der  riter  mit  dem  am 

wir  mugen  wol  den  strit  lau 

wir.  haben  ein  andir  niht  getan 

wan  daz  ich  verdienen  sol 
5090  [ich]  gan  y  der  eren  wol 

ob  uch  min  urawe  beladen  wil 

hie  ist  riter  harte  vil 

die  [an]  werdicheite  ob  mir  sint 

ich  bin  herre  nicht  so  kint 
5095  ich  ne  wizze  wol  waz  ich  gefrumen  muge 

redet  ich  andir«  ich  luge 

5065  das  n  von  an  wahrscheinlich;  ein  b  war  es  nach  dem  yorhandenen  Reste 
nicht.  5067  nach  dm  stand  ein  Wort  yon  2 — 3  Bnohstaben  (lip?),  nach  den  Besten 
scheint  1  sicher,  p  möglich.  5084  von  m  nor  das  n  vorhanden,  doch,  wie  es  mir 

schemt,  sicher;  W  hat  no. 

OElUfANIA.    Neu«  Reih«  XY.  (XXYIL)  Jahrg.  21 


322  P-  KEINZ 

min  orawe  sol  min  dieuBt  han 
ich  Kol  mich  nicht  zih .  .    .  .  n 
da  tH>n  mir  widervure  spot 
5100  das  8ol  mich  ir^azen  got 
ich  bin 

L.  VIII;  Bl.  3.    Das  dritte  Doppelblatt  der  Lage,  die  Blätter  3 
und  6  gebend,  ist  nur  verstümmelt  erhalten,  und  zwar  in  einem  Bchmä- 
leren  obern  (in  zwei  Stücken)  und  einem  breiteren  untern  Quartstreifen, 
von  denen  jener  10,    dieser  16  Zeilen  (von  29)  ganz   oder  theilweise 
gerettet  hat.  Außerdem  finden  sich  in  Bl.  3  auch  zwei  Bastlöcher  und 
zwei  Verticalscbnitte,    welch'    letztere    auch    einige  Buchstaben    weg- 
nehmen. Um  ein  getreues  Bild  sowohl  dieser  Schäden,  als  —  bei  dieser 
Gelegenheit   auch  —  des    sonstigen  Zustandes    der  Handschrift,    der 
Zcilenabtheilung,  der  Abkürzungen  zu  geben,  wird  dieses  dritte  Blatt 
in  allen  Einzelheiten  möglichst  genau  wiedergegeben. 
Vorderseite  (V.  6101—5119  und  61S1— 6146). 
cht  kum  her.  d  ich 
D  mir  gebet  den  jjn.  D*  erkenne  ich  wol 

billich  8.  d     ch  ywer  sucht  ir  d    tat.  do  spch 

XXerre       pse        ante  man.  (di  kaniginne  gnt. 
^^D^n        1  baz       nnen  kan.  an  eime  riter 
riters  ta        wer  tag     des  geholfen  hat.  Dan  ich 
tumbez  getin.  ere  •&  taget  ist  an  v  schin.  Do 

spch  d^  c  gamnret.  vö  ald^  riterschefte  bet,  sft 

d^  kuni         also,  niftel  ich  bin  des  harte  vre.  Das 
lieber  tat.  got  hie  gesendet  hat.  einen 

nennen.  y5  sine  ge 
nnet.  den  solt  du  haben  za  einem  man. 
Do       ch  die  kn     igin  san.  ich  weis  wol  d^  er  ist 
ei     kanlc.  ede         che  vii  frnmTc.  Tn  treit  die 
crone  alsam  ich.  ein  schade  der  irret  mich. 

D*  er  sine  den  yater         n.ane  man  wolt  ich 
iemer  sin.  e  dan  ich  wnrde  sin  wip.  mineme 
yater  n  m  er  den  üb.  an  den  trwwen  a5  er  in 
graste         ol.  er  were  min  ail  rechter  schol.  ob 
ich  hete     annes  Üb.  Leider  na  bin  ich  ein  wib. 
ich  nem     dar  widir  nieht  getan,  do  spch  der 
l^v  ho     t  alle  die  hie  (konic  Ijrpondrignn 
^^sin.      n  arauwe  hie  die  kanigin.   nehet 
mich  am     e  ir  oater  tot  Dar  su  twane  mich 
gros  not     er  tet  mir  alle  tage  leit.  mit 
in  min  lant  reit,   mine  1 
6101    die    erste  Zeile   stark   beschnitten;    doch   scheinen   auch  in  der   sweiten 
H&lfte  derselben  die  Bachstabenreste  sum  Text  von  W:  *der  eren  icht  ger'  su  stimmen. 


WIGAlfUB.  323 

L.  Vin,  3,  Rückseite  (Y.  5146  (?)— 5160  und  6162-5189). 
den  livten.  D  ich  uil  rech 
was.  do  spch  d^  kunic  atroglas.  ich  wil  aage 

d\  wie  grison  d^  kunic  wart  ir         en.       t  mir 
gar   gewizen.   eines    tages  was         piz        in  einem 
walde  da  er  birsen  reit,    vn  me  m       c  helt 

gemeit.   Dar    kom    Ijpondr  n  gerite       n  enphi 

enc  grason  mit  hoaischlich    n  siten.  er       ime  schenc 
en  guten   win.    er  bat  in  vbir   nach  da       Do  lobet 
d^  knnic  uö  gurg'alet.  einen  brachen  n       en  sie 
zu    stet.   Sie   suchten    wilde   tier   eine 

an  sine  wart  liezen  sie 
d*  illte  nach.  Nach  dem  hyrze  was  ga 
kunige  beide,  die  riten  an  d^  h      de.  sie  zw     e 
un  nieman    mer.   lypondrigr         vurde  ein     per 
Den  kunic  er  durch  den  1         stach.  D^  groze  mort 
also  geschach«  yö  dem  s         e  lac  er  tot.  awe  daz 
irbarme  got.  Riefen  sie  algemeine,  nv  irschein 
te  sich  uö  dem  meine.  Ijpondrigrun     uß  spch.  swer 
des  hivte  uiriach .  D*  ich  truwelose  s      •  er  si  ku 
nie   Yurst   odir   vri.   der   ist   ungetr     wer  dan 
ich  si .  getar  er  bestan  mich .  ich  scha     e  d*  er  mich 
des  irlat.  die  wile  d'  die  weit  stat. 
T\o  spch  d^  helt  wigam.    dise  red     sal  gen  Yur 
^^hene  uö  grugralet.   ich  wil  u  h  wem  hie 
zu    stet,     der    kunigin    vn    ir    min    e.     ob    ir    sie 
mit  ritersch 

L.  VIII,  BI.  4  und  5  fehlen.  BL  6  ist  wie  Bl.  3  (s.  oben)  zum 
größeren  Theile  in  zwei  Querstreifen  ohne  weitere  Verletzung  erhalten, 
nur  in  V.  5456  sind  ein  paar  Worte  durch  einen  Fettfleck  unleserlich 
geworden,  ebenso  ein  paar  Silben  in  5459  und  5461. 

Vorderseite, 
gen 
er  were  gern  bi  ir  gelegen 
zu  —  —  —  sie  haben  genumen 
5400  do  kond  er  sie  nicht  ubir  kumen 
daz  ez  ir  wille  were 
ir  was  die  wile  swere 
swie  groz  ere  man  ir  bot 
ir  äugen  wurden  offte  rot 
5405  wan  sie  weinte  zu  allen  stunden 
die  rote  an  ir  munde 

5146  zwischen  diesem  und  dem  folgenden  Verse  scheinen  ein  paar  Verse  in  W 
ftiugefslleo  zu  sein.         rr5172  6anns,  aber  über  dem  ersten  r  der  schrftge  i*Strieb. 
617S  es  scheint  durch  Schreibfehler  Triefen  zu  stehen. 

21» 


324  P*  KEIHZ 

wart  misseyar  an  bleich 
alle  ir  schone  ir  untweich 
^KT^  ist  gevangen  dulciflnr 
5410  ^^  atroglas  vn  wigamor 
8 .  •  • .  noch  sü  Dnnsigralt 
vii  mit  in  ma 

(6418—6417  und  6419  fehlen.) 

(5418) waren  — 

5420  —  —  —  dee  tagcB  solten 

do  was  die  maget  riyweTar 

die  e  was  schone  vn  dar 

sie  tet  in  leide  mer  knnt 

nu  wart  ril  rirwie  an  der  stant 
5425  atroglas  uon  rerat 

er  sachte  helfe  ^  rat 

za  den  ritren  vbir  al 

na  wart  michel  der  schal 

sie  ilten  alle  nach  yarn 
5430  der  jange  knninc  mit  dem  am 

siner  wuoden  er  yirgas 

uf  ein  raait  er  gesaz 

er  ilte  ze  aorderst  an  die  vart 

des  tarneies  gar  airgezzen  wart 
5435  sie  heten  gerne  die  magit  benamen 

wer  in  ir  Täter  an  kamen 

odir  der  kaninc  aon  lendri 

swie  ancreftic  er  sie 

er  hete  die  magit  genamen  wider 
5440  dar  ambe  maser  liden  sider 

beide 

die  ritere  gemeit 

L.  Vm,  6,  Bückseite. 

[wan?]  die  zwene  kanige  balt 
5450  riten  eine  in  den  walt 

gegen  gargralet  sie  kerten 

sie  lieten  (l.  heten)  nicht  mer  geuerten 

wan  des  am  der  ylaac  mit  in 

sie  komen  za  alanslivrin 
5455  daz  was  ein  stat  lac  bi  dem  mere 

die  hete  aon  tarr 

die  was  des  kaniges  uon  zahlet 

y&  was  der  aon  gurgralet 

mit  der  megede  geri^en  far 
5460  do  sprach  der  riter  wigamar 

5422  Aber  e  ein  in  seiner  Form  nicht  recht  erkennbares  Zeichen;  Lllngezeicfaen 
kommen  sonst  nicht  vor.  6449  wan  ziemlich  sicher.    Das  Schlaßwort  der  Vorseile 

fing  mit  g  an;  auf  Atrodas  reimte  es  aber  nicht,  eher,  wie  es  scheint,  auf  ie. 


WIGAMÜB.  325 

Tng  sol         ntcht  betragen 
wir  saln  der 

(6468—6468  fehlen.) 

gere 
5470  Trageten         sie  der  mere 

von  dem  lande  uS  uon  der  stat 

do  seit  in  der  wirt  swes  man  in  bat 

er  uragete  auch  sine  geste 

ob  ir  weder  dar  nmbe  it  weste 
5475  daz  sie  ime  gerächten  sagen 

ez  kom  da  her  uor  nier  tagen 

ein  riter  ilte  da  her  in 

der  vArte  ein  schonez  megetin 

die  was  mit  phelle  wol  gekleit 
548(X  sie  gebarte  als  es  ir  were  leit 

das  sie  mit  ime  solte  varn 

do  sprach  der  riter  mit  dem  am 

Herre  daz  wil  v  kunt  tfin 
ez  was  der  kunic  non  lypondrigrun 
5485  der  reit  da  her  uon  nunsigralt 

da  wart  ime  der  beste  pris  gezalt 
des  nolgete  ime  daz  megetin 
dTnifrogar  die  konigin 
die  sol  ör  haben  zu  wibe 
5490  ZV 

Lage  VIII;  Bl.  7  ganz  erhalten  bis  auf  einen  kleinen  Randaus 
schnitt,  der  von  3  Zeilen  je  5 — 6  Buchstaben  wegnimmt.  Die  Vorder- 
seite theilweise,  besonders  zu  Anfang,  sehr  abgerieben. 

Vorderseite. 
5495  vn  ich  nch  nicht  besweren  wil 
da  non  soltich  v  sagen  vil 
von  der  magit  die  er  vürte 
aiser  sie  i . . .  en  rurte 
ane  maze  sie  do  weinte 
5500  da  mite  sie  bescheinte 

daz  sie  ungeme  mit  im  vur 
sie  was  geheizen  dulcifl&r 
von  rerat  atroglas 
der  selben  megede  vater  was 
5505  avch  hete  daz  selbe  megetin 

an  der  hant  ein  guldin  vingerlin 

6461  nach  sol  hfttte  de»  Platz,  ist  aber  nicht  zu  erkennen.  6469  vrageten 

ist  jedenfalls  das  erste  Wort  in  der  Zeile;  für  das  vorhergehende  gere  vermuthe  ich 
bürgere,       6489  von  sol  an  nnr  die  obersten  Spitzen,  diese  aber  zweifellos  erkennbar. 


326  ^«  KEINZ 

als  ofte  sie  daz  ane  sach 

daz  wort  sie  darnach  sprach 

eia  kuninc  wigamnr 
5510  sol  ich  iemer  hinoen  var 

dinen  lip  beschauwen 

80  begond  ir  sa  dmuwen 

der  riter  mit  dem  scharphen    werten 

als  sie  daz  gehorte 
5515  so  wart  ir  weinen  gralich 

daz  er  irb.»..te  mich 

sie  want  ir  wizen  hende 

sie  sluc  a.   ...  wende 

ir  wol  geschaffen  haubit 
5520  ^raweden  was  sie  berawbit 

groz  was  ir  ungemach 

sus  vertriben  sie  die  nacht 

in  disem  hus  daz  ich  in  sach 

ich  maz  der  arawen  ungemach 
5525  clagen  unz  an  sinen  tot 

ach  ach  sie  leit  so  groze  not 
fy  der  wirt  begynde  sagen 
'  vii  der  megede  kammer  clagen 

ia  ubir  liefen  taugen 
5530  ^^°>  vater  eine  aygen 

er  sprach  zu  dem  wirte  sa 

kunnet  ir  uns  gesagen  wa 

ist  sin  laut  hine  gelegen 

wie  lange  ist  er  undir  wegen 
5585  e  er  mugen  heim  kümen 

do  sprach  der  wirt  ich  han  yernumen 

er  müz  yam  lange  wege 

breite  mos  smale  stege 

hohe  berge  tife  tal 
5540  in  dem  walde  stige  smal 

durch  den  walt  zu  deloyr 

in  daz  laut  ze  effloyr 

ybir  den  se  zu  munsigret 

in  daz  laut  zu  gurgralet 
5545  da  sal  er  tragen  die  crone 

eia  dulciflur  die  scone 

wie  tiyre  ich  dich  ame  mAz 

5618  yon  dru\uu)mi  das  r  nicht  deutlich.        5616  m  unsicher.        5516  yon  dem 
b  in  M  nur   der  erste  Strich   yorbanden,    dann   4 — 6  Buchstaben  weggeschnitten. 
6617  es  scheint  wiegen  zu  stehen.        5531.  32  W  hat  hier  den  Reim  so  :  wo,  und  ist 
darnach  citirt  in  Weinholds  Mhd.  Gramm.  §.  76.        5540  em  oder  m  unsicher,  letzteres 
wahrscheinlich. 


WIGAMUB.  327 


L.  Vm,  Bl  7,  Rückseite, 
ich  getan  dir  noch  sorgen  bus 
swie  nremede  Ewischen  uns  si 

5560  sprach  der  kaninc  von  lendri 

der  rede  wart  geswigen  hie  mite 
nach  yil  honischlichen  siten 
des  nachtes  ir  der  wirt  phalc  (so) 
als  in  do  kom  der  andir  tao 

5555  yrlap  namen  sie  lehant 
sie  riten  wait  tR  lant 
si  riten  manige  mile 
ez  kom  yil  manige  wile 
das  sie  e  gerne  weren  tot 

5560  wan  si  liden  grose  not 

Iy  ist  hie  vor  wol  gesagit 
wie  lypondrigrun  die  magit 
dnldflur  die  schonen  yienc 
nu  uimemet  wie  ei  ergieno 

5565  do  er  sie  heim  brachte 

eines  dinges  er   .m(?)  gedachte 
das  in  ir  yater  suchte  mit  her 
da  gegen  schuf  er  sine  wer 
er  dachte  in  sinem  mute 

5570  wie  er  die  magit  gute 
mit  listen  nbir  keme 
das  sie  in  gerne  nemo 
swie  er  do  sime  dinge  tet 
ez  were  dro  odir  bet 

5575  die  waren  ir  beide  gelich 

yndir  des  komen  die  kunige  rieh 
zu  dem  se  ze  munsigret 
der  sohlet  das  lant  eu  gorgralet 
yn  daz  lant  zu  deloyr 

5580  an  einer  beide  eu  eflo/r 
ein  riter  in  da  widir  reit 
daz  was  der  iunge  kaninc  gemeit 
harsir  von  norendin 
die  zwene  kunige  gruseten  in 

5585  mit  houisclicheme  gruze 
des  danchter  in  suze 
sie  urageten  in  der  mere 
do  clageter  sine  swere 
iamerliche  gebere  het  er  dar  zu 

5590  er  clagete  arbeit  uii  mu 

er  sprach  ich  unseliger  man 
wände  ich 


328  ^'  KEINZ 

L.  VIII  ^  BL  8  nur  zwei  Defecte:  ein  kleiner  Randausscbnitt, 
durch  den  auf  der  Vorderseite  von  4  Zeilen  je  4—6,  auf  der  Rück- 
seite durch  Abreibung  an  den  Umgebungen  desselben  von  6  Zeilen 
e  4 — 7  Buchstaben  fehlen;  und  ein  kleines  Loch  im  Pergament. 

Yorderoeite. 
selde  nie  gewan 

vn  niemer  me  gewinnen  mac 

des  ist  nv  uil  manic  tac 
5695  daz  mir  widir  vur  diz  leit 

eines  tages  do  ich  reit 

vze  dem  walde  eü  deloyr 

ein  iuncurawe  hete  geaolget  mir 

von  doriswarlans  die  kunigin 
.5600  ir  muter  was  uou  (sie)  ..masmalin 

pioles  ir  name  was 

owe  daz  ich  ie .  • .  as 

daz  ich  mit  ir  nicht  leit  den  tot 

o rme  got 

5605  yffe  eine  burc  ich  sie  hra,  • . . 

vil  wenio  ich  gedachte 

ich  ne  solde  sie  da  .  . .  vinden 

dem  wirte  un  einen  kinden 

bev .  .  ch  ich  sie  zu  triwen 
5610  daz  sol  mich  iemer  rivwen 

daz  ich  den  tarnei  nich  uirmeit 

da  ich  unselich  man  hin  reit 

als  ich  do  qua  dar  widir 

do  lac  die  burc  danid^ 
5615  uirbrant  vn  serbrochen 

do  hete  der  kuninc  gerochen 

an  dem  wirte  gerochen  sinen  zorn 

des  hete  manic  man  virlom 

iemerliche  sinen  Hb 
5620  da  bronnen  urauwe  un  wip 

vn  allez  daz  da  was 

daz  da  nieman  genas 

da  airlos  ich  die  iuncurawen  min 

daz  muze  gote  geclaget  sin 
5625  TTTigamur  der  riter  halt 

^^  sach  da  neben  sich  in  den  walt 

er  clagete  wa  er  were 

er  uirstunt  sich  an  de  mere 

daz  iz  die  iuncurawe  was 
5630  der  er  da  half  daz  sie  genas 

6609  von  oh  ich  nur  die  untersten  Spitzen  vorhanden.  6617  dieses  gerochen 

mit  Punkt  (als  Verstheiler)   dahinter:   Schreibfehler.  6686  neben  scheint  deutlich 

SU  stehen.        6628  de  mit  Verweisungszeichen  am  Bande,  wie  es  scheint,  von  anderer 
Hand. 


WIOABCUB.  329 

die  er  bi  der  bürge  vant 
die  in  dem  walde  was  airbrant 
do  er  ernte  uz  dem  mer  echiet 
vü  er  sinne  hete  niet 
5635  er  dachte  her  un  hin 
wa  die  burc  mochte  sin 
da  er  die  urauwen  hete  virlan 
vbir  lanc  er  sich  uirsan 
daz  ez  was  daz  selbe  lant 

L.  Vm,  Bl.  8,  Rückseite. 
5640  na  begonde  er  trachten  zehant 

er .  sach  al  umbe  uerre 

zu  jungest  irsach  der  herre 

eine  burc  uf  eine  berge 

da  er  dem  getwerge 
5645  beuolhen  hete  die  magit  dar 

des  were  wol  achte  iar 

der  rede  er  niemene  zage .... 

er  sprach  wir  haben   geriten  genunc 

llen  bliben  hie 

5650  die  herren  spräche.    .  , . 

wan  wir  nicht  haben  spise 

d ach  wise 

sprach  der  kunic  uö  lendri 

urc  stet  hie  nahe  bi 

5655  dar  wil  ich  ei.,  riten 

ir  sult  miu   hie  biten 

ich  bringe  uns  spise  ob  ich  mac 

wir  han  geriten  disen  tac 

die  ors  sint  müde  auch  wir 
5660  do  sprach  der  kuninc  harzir 

herre  ir  habet  gesprochen  wol 

ob  ez  also  wesen  sol 

daz  ich  uwer  gunst  des  haben  sol 

vn  mir  Des  tugent  des  gan 
5665  daz  ich  alhie  blibe 

vii  die  nacht  uertribe 

mit  gesellicher  tat 

nv  sprach  der  kuninc  uon  rerat 

herre  daz  ist  unsir  bete 
5670  iy  si  geheizen  hie  zu  stete 

dienst  un  geselleschaft 

die  dri  riter  tugenthaft 

5664  hinter  Des  freier  Raum  für  zwei  Buchstaben,    ohne  Spur  vom   einstigen 
Dasein  derselben. 


330  A.  EDZABDI 

lobeten  daz  mit  eiden 

daz  sie  oiht  gescheiden 
5675  warden   darch  keine  not 

ezne  were  gevancnisse  odir  tot 

die  geselleschaft  solle  sten  ein  iar 

also  liezen  sie  es  war 

^TTigamur  der  tagende  riebe 
5680    ^^  reit  uroliche 

er  reit  uf  an  den  bero 

nv  vant  er  abir  dai  getwercb 

vor  der  borge  sitzen 

da  kom  uon  gute 
MÜNCHEN.  F.  KEINZ. 


FENSALIR  UND  VEGTAMSKVIßA  12,  5  E 


In  seinea  Studier  over  de  nordiske  Gude-og  Heltesagns  Oprind- 
eise  I,  252—6  (vgl.  205  f.)  hat  Bugge*)  sich  der  von  Jessen  (Z.  f. 
d.  Ph.  III,  75  f.)  aufgestellten,  von  mir  (Germ.  24,  57)  vertheidigten 
Ansicht  angeschloOen,  daß  die  Strophen  der  Vegtkv.  7  ff.  eine,  spä- 
terem Geschmack  entsprechende  Paraphrase  von  Vsp.  32—34  (Hildbr.) 
sind  (S.  213),  und  daß  die  Räthselfrage  Vegtkv.  12,  5-8: 

hverjar  'ru  ])8er  mejjar, 

er  at  muni  grata, 

ok  ä  himin  verpa 

hilsa  skavtumP 
eine  Nachahmung  der  Frage  in  Vaf)).  54  sei: 

hvat  mflelti  Ödinn, 

ädr  d  bäl  stigi, 

själfr  1  eyra  syni? 
an  welcher  Odin  gerade  so  erkannt  wird  wie  hier.  Auch  nimmt  Bugge 
an,  daß  letztere  Frage  auf  die  Wiederkunft  Baldrs  deute;  aber  er 
ignorirt  merkwtlrdiger  Weise  die  aus  beiden  Auffaßungen  consequent 
sich  ergebende  Erklärung,  daß  nämlich  die  meyjar  Friggs  Augen  seien 
(wie  schon  Jessen  deutete),  und  stellt  vielmehr  eine  sehr  viel  gezwun- 
genere Erklärung  auf,  indem  er  die  Antwort  auf  die  Räthselfrage  im 


*)  Da  dieser  kleine  Aufsatz  zur  Ergänzung  meiner  Anzeige  des  zweiten  Heftes 
von  Bugge's  Studien  (im  Aprilhefte  des  Literatnrblattes  t  german.  u«  roman.  Phil.  DI) 
bestimmt  ist  und  daher  möglichst  bald  gedruckt  werden  sollte,  habe  ich,  nm  ihn 
nicht  zu  umfinglich  werden  zu  lassen,  wiederholt  das  Resultat  anderer  Untersnehnngen, 
die  ich  hoffe  bald  gedruckt  vorlegen  zu  können,  vorwegnehmen  müssen.  Die  Begrfin- 
düng  werden  jene  Untersuchungen  bringen. 


FENSALIR  UND  VEQTAHSKyiDA  12,  6  ff.  331 

homerischen  xovqul  aXioio  ydgovtog  findet;  d.  h.  die  meyjar  sollen  die 
Meermaide  sein,  welche  Achills  Tod  beklagen;  denn  Baldr  ist  ihm  ja 
Achilles.  Und  auch  an  der  entsprechenden  Stelle  in  Vsp.  34,  5  ff.: 
en  Frigg  um  gröt 
i  Fens9lum 
vä  Valhallar 
soll  Frigg's  Wohnung  i  Fensohm  sie  als  Meergöttin  kennzeichnen,  und 
ihr  Vorbild  soll  hier  die  Meergöttin  Thetis,  Achills  Mutter,  sein. 

Ich  meine,  daß  man  an  beiden  Stellen  eine  viel  einfachere  und 
befiriedigendere  Erklärung  aus  der  germanischen  Mythologie  heraus 
geben  kann,  und  möchte  an  diesem  Beispiel  eingehcDder,  als  ich  es 
andern  Ortes*)  an  andern  konnte,  zeigen,  wie  wenig  gerechtfertigt  es 
hier  und  meiner  Ansicht  nach  überhaupt  ist,  zur  Erklärung  nordischer 
Mythen  auf  die  classischen  Mythen  und  Sagen  zurückzugreifen.  Und 
zwar  werde  ich  erst  die  Unwahrscheinlichkeit  der  Auffaßung  Bugge's 
darzuthun  suchen  und  dann  meine  eigene  Erklärung  vorbringen. 

Bugge  erkennt  auch  den  Zusammenhang  von  Vsp.  34,  5  ff.  mit 
Vgtkv.  12,  5  ff.  an,  aber  er  meiot,  Fensalir  bedeute  'Meersäle,  und 
deshalb  soll  hier  Frigg  an  Stelle  der  Meergöttin  Thetis  der  Achilles- 
sage getreten  sein.  Aber  abgesehen  davon,  daß  diese  Erklärung  von 
Frigg  i  Fensolum  die  Herstammung  der  Baldrsage  von  der  Achilles- 
sage —  wogegen  ich  mich  a.  a.  O.  entschieden  ausgesprochen  habe  — 
voraussetzt^  erscheint  sie  mir  auch  aus  andern  Gründen  nicht  haltbar. 
Einmal  ist  die  Deutung  von  Fensalir  =  'Meersäle'  wenig  wahr- 
scheinlich* Wenn  auch  fen  ^Sumpf,  Teich'  (got.  fani^  ags.  /en,  ahd. 
fenna,  fenm)  wie  jedes  andere  Gewäßer  gelegentlich  in  skaldischen 
Umschreibungen  =  'Meer,  Fluth^  etc.  vorkommt  und  Einmal  vom  Skalden 
Kormak  im  Stabreim  geradezu  =:^Meer'  gebraucht  wird,  so  beweist 
das  doch  nicht,  daß  außer  im  skaldischen  Stil  fen  =  'Meer'  gebräuch- 
lich gewesen  wäre,  und  auch  Bugge  behauptet  das  nicht.  Jedenfalls 
ist  *Sumpf  (oder  etwa  ^Teich')  wie  in  den  andern  germanischen  Spra- 
chen 80  auch  im  Nordischen  (gegen  Z.  f.  d.  A.  7,  17^)  die  ursprüng- 
liche und  gewöhnliche  Bedeutung.  Daß  unter  solchen  Umständen  Fen- 
salir  statt  Hafsalir  oder,  wenn  es  sich  um  einen  Stabreim  zu  Frigg 
handelte**),  statt  Flödsalir  in  der  Bedeutung  ^Meersäle'  gebildet  sein 
könnte,  ist  an  sich  höchst  unwahrscheinlich. 


*)  In  meinen  Besprechungen  der  Bugge'schen  Schrift  (Literaturblatt  f.  german. 
0.   roman.  Phil.  III,  2  fF.  125  fF.),  auf  die  ich  überhaupt  verweise. 

**)  Bugge  macht  S.  205'  geltend,  daß  meist  die  Namen  mythischer  Wesen  mit 
denen  ilirer  Wohnungen  alliteriren  —  übrigens  doch  auch  häufig  nicht. 


332  A.  EDZARDI 

Sodann  ergibt  sich  f&r  Fensalir  eine  durchaus  natürliche  und 
naheliegende*)  Erklärung  aus  der  deutschen  Mythologie,  nämlich  aus 
den  Brunnen,  Teichen  oder  Sümpfen ,  welche  den  Eingang  zu  Frau 
Holda's  Reich  bilden  ^  beziehungsweise  in  demselben  sich  befinden 
(Mannhardt,  GM.  255  ff.)  und,  wie  ich  andern  Ortes  ausfahren  werde, 
mit  dem  Nornenbrunnen**)  und  Jungbrunnen  in  engstem  Zusammen- 
hange stehen.  Wie  in  den  Seen  und  Teichen,  an  deren  Grunde  man 
die  grünen  Auen  der  Holda  zu  erblicken  glaubt,  die  Nixen,  so  treiben 
bekanntlich  nach  allgemeinem  Volksglauben  auch  in  den  Sümpfen 
Geister  ihr  Wesen  und  suchen  Menschen  in  den  Tod  zu  locken***). 
Auch  daraus  erhellt  der  Zusammenhang  der  Sümpfe  mit  dem  Seelen- 
reich der  Holda  (vgl.  Schwartz,  Urspr.  d.  Mythol.  265).  Daß  die  ganze 
Vorstellung  alt  ist,  daß  die  Brunnen  und  Gewäßer  oder  Berge,  in 
denen  Fiia-Holda  haust,  die  auf  die  Erde,  bezw.  unter  die  Erde  ver- 
setzten Wolkenbrunnen  und  Wolkenberge  sind,  hat  man  ja  längst 
erkannt. 

Noch  von  einer  andern  Seite,  meine  ich,  läßt  sich  die  Vorstellung, 
daß  Sümpfe  und  Teiche  (Seen)  den  Eingang  zum  Todtenreicbe  der 
Fria-Holda-Hel  bildeten,  als  altgermanisch  wahrscheinlich  machen. 
Bei  verschiedenen  deutschen  und  skandinavischen  Völkern  ist  nämlich 
eine  zweifache  Todesart  der  Geopferten  bezeugt:  sie  werden  theik 
erhängt,  theils  in  Sümpfe  oder  Gewäßer  gestürzt  Ich  vermutho 
nun,  wie  ich  in  anderm  Zusammenhange  weiter  ausführen  werde,  daß 
die  Wahl  der  letzteren  Todesart  mit  dem  fraglichen  Glauben  in  Zu- 
sammenhang stand.  Aus  den  verschiedenen  Berichten  scheint  sich  nämlich 
zu  ergeben,  daß  die  kampffähigen  Männer  (Kriegsgefangene  etc.)  er- 
hängt, die  unkriegerischen  (inibeUes,  senescentes,  ignavi)  in  Sümpfe  oder 
Gewäßer  gestürzt  wurden:  während  das  Erhängen  charakteristisch  ist 
fürs  Wodanopfer,  gingen  die  andern  ins  unterirdische  Reich  der  Todes- 
göttin ein.  Sollte  ich  hierin  Recht  haben,  so  darf  damit  vielleicht  die 
Nachricht  des  Tacitus  (Germ,  12)  zusammengestellt  ^werden:  distinctio 
poRtiarum  ex  delicto:  proditares  et  tranrfugaa  (also  Krieger,  die  sich  ver- 


*)  Sie  ist  schon  von  Mannhardt,  QM.  296^  aufgestellt. 

**)  Ein  den  Nomen  gleichendes  Wesen  (halb  Nom,  halb  Valkyije)  ist  Fenja 
{m  Grottasongr;  wie  sie  stammen  die  Nornen  aus  Riesenheim,  genauer  aus  dem  unter- 
weltlichen  Seelenlande,  dessen  unfreundlichen  Theil,  Niflheim,  die  Riesen  bewohnen, 
das  Reich  der  nordischen  Hei  (eigentlich  Niflhel),  aus  dem  Fen-rir  (Bruder  der  Welt- 
schlange) stammt  (Z.  f.  d.  A.  7,  17),  wie  OrendePund  seine  Mutter  im  fsn  (Sumpf, 
Sumpfmeer)  hausen. 

•••)  Vgl  auch  Mannhardt,  GM.  383  f. 


FEN8ALIR  UND  VEGTAM8KVIDA  12,  6  ff.  333 

gangOD)  arboribus  suspendunt,  tgnavos  et  imbeUea  et  corpore  infames 
cano  ac  palude,  injecta  ineuiper  crate,  mergunt  Denn  es  wird  erlaubt 
sein,  hier,  wie  sonst  mehrfach,  Tacitus'  Erklärung  der  berichteten 
Thatsacben  als  seine  subjective  Deutung  aufzufaßen.  Zusammenhang 
mit  Opfern  haben  schon  andere  dabei  vermuthet*).  Die  der  Nerthus 
geopferten  Sclaven  werden  in  ihren  heiligen  See  gestürzt.  Nerthus 
selbst  kommt  im  Frühling  erst  in  ihr  Heiligthum  (adesse  penetrali 
deam  inteUegit)^  doch  wohl  eben  aus  diesem  See,  in  dem  sie  eigentlich 
auch  wohl  wieder  verschwindet,  nicht  gebadet  wird,  wie  Tacitus  [viel- 
leicht das  Bad  der  Terra  mater'  auf  Nerthus  übertragend  (?),  s.  Mann« 
hardt,  Baumk.  573]  angibt. 

Daß  man  mit  Fensalir  auch  im  Norden  ursprünglich  die  Vor- 
stellung von  der  durch  Teiche  und  Sümpfe  zugänglichen  Wohnung  der 
Erdmutter  (Vegetationsgöttin,  Wolkenfrau)  verband,  dafür  spricht,  wie 
mir  scheint,  auch  folgende  Erwägung.  Fensalir  erscheint  außer  in  Vsp. 
bekanntlich  noch  Sn.  E.  I,  172.  Da  Bugge  diese  Stelle  in  einer  An- 
merkung (205^  anfuhrt,  obgleich  er  im  Text  sagt,  Fensalir  als  Woh- 
Dang  Friggs  komme  nur  in  der  Vsp.  vor,  so  muß  er  wohl  meinen,  die 
Oylfaginning  habe  hier  aus  Vsp.  geschöpft.  Und  doch  liegt  hier  sicht- 
lich ein  verlorenes  Lied  zu  Grunde,  wie  schon  Jessen  (Z.  f.  d.  Ph. 
in,  64)  sah  und  auch  Bugge  S.  48  anerkennt.  Loke  kommt  zu  Frigg 
nach  Fensalir  und  entlockt  ihr  das  Geheimniß,  daß  Baldr  durch  den 
mstüteinn  verwundbar  ist.  Bei  Sazo  (113)  gibt  allerdings  Gevarus 
an,  aufweiche  Weise  Baldr  verwundet  Werden  könne,  aber  unmittel- 
bar nach  der  ersten  Begegnung  mit  den  Waldnymphen. 
Da  nun  später  (123)  eben  diese**)  drei  nymph»  —  Nomen  und  Val- 
kyijen  zugleich,  Vervielßlltigungen  der  Erdmutter,  die  Lebens-  und 
Todesgöttin  zugleich  ist***)  —  wider  Willen  ihm  gegen  Baldr  helfen 
und  ihm  (122)  verrathen  wie  Baldr  besiegt  werden  könne  (durch  Vor- 
wegnahme der  wunderbar  stärkenden  Speise),  so  waren  ursprünglich 
wohl  sie  es  auch,  die  ihm  zur  Erwerbung  des  Schwertes  (=:  mietil' 
ffinn)  riethen.  Darauf  deutet  geradezu,  daß  Hotherus  ihnen  wegen 
der  Erfolglosigkeit  Vorwürfe  macht  (ßde  earum  damnata  122),  während 
sie  ihm   doch  bei   der  ersten  Begegnung   gar  nichts  gerathen  haben. 


*)  8.  Wh.  Malier,  GeBoh.  a.  Syst  d.  altd.  Rel.  78*;  Baomstark,  Germania  etc. 

**)  Daß  in  allen  drei  Fällen  dieselben  nymphse  gemeint  sein  müssen  —  wenn 
auch  nicht  von  Saxo,  so  doch  von  der  ursprünglichen  Sage  —  habe  ich  schon  im 
Literatnrblatt  a.  a.  O.  127  angedeutet. 

***)  Ich  werde  diese  Anffaßnng  demnächst  in  einer  eigenen  kleinen  Schrift 
begrfinden.  Vgl.  auch  unten  S.  884**. 


334  A.  EDZABDI 

Auch  Bugge  (S.  96)  hat  das  erkannt^  die  Beobachtung  aber  in  seinem 
Sinne  verwerthet.  Daß  sie  bei  der  ersten  Begegnung  Hother  mit  dem 
unverletzlichen  Gewände  {insecahüis  vestü)  beschenkt  hätten,  wie  Bugge 
meint,  scheint  allerdings  aus  Saxo's  Worten  hervorzugehen.  Doch  liegt 
hier  offenbar  eine  Ungenauigkeit  oder  ein  MiOverständniß  Saxo's  vor. 
Denn  von  solcher  Beschenkung  Hothers  war  nichts  erwähnt  und  wir 
finden  bei  ihm  keine  Spur  von  Unverletzlichkeit  (vgl.  Saxo  131  f.). 
Dagegen  hatte  Gevarus  —  nach  obiger  Ausführung  wohl  eigentlich 
die  nymphse  —  auf  die  scuyra  corporis  ßrmitcts  Baldrs  hingewiesen,  die 
ihn  durch  Eisen  unverletzlich  mache,  außer  durch  an  Schwert  (113), 
gerade  wie  Sigfrids  Körper  unverletzlich  ist,  außer  durch  äin  Schwert 
(bezw.  Sper),  nämlich  sein  eigenes.  Dies,  und  daß  Sigfrids  Unver- 
letzlichkeit später  theils  durch  die  Hornhaut,  theils  durch  einen  un- 
verletzlichenPanzer*)  motivirt  wurde,  fllhre  ich  in  einer  eigenen 
Untersuchung  über  Sigfrids  Unverletzlichkeit  weiter  aus.  Gerade  so 
nun  wie  hier  [Gevarus,  eigentlich  aber  wohl]  die  nymph»,  weist  auch 
Frigg,  als  sie  das  Geheimniß  von  der  Mistelruthe  sich  entlocken  läßt, 
auf  Baldrs  UnverletzHchkeit  hin^  die  sie  ihm  verliehen;  und  ebenso 
erwähnen  die  nymph»  (122)  der  wunderbaren  Speise,  mit  der  sie  selbst 
(s.  oben  S.'333**)  Baldr  stärken.  Dies  alles  spricht  entschieden  dafür, 
daß  sie  das  unverletzliche  Gewand  in  Wahrheit  Baldr,  nicht  Hother 
verliehen  hatten. 

Hother  erhielt  also  ursprünglich  sowohl  die  Belehrung  über  das 
Schwert  als  auch  die  über  die  Ivunderbar  stärkende  Speise  —  die  ich 
im  Literaturbl.  a.  a.  O.  mit  dem  Jungbrunnen**)  und  den  Lebens 
äpfeln  verglichen  habe  —  von  den  nymph».  Offenbar  liegt  hier  eine 
Spaltung  vor,  wodurch  sich  die  von  Bugge  S.  100  f.  vorgebrachten 
Bedenken  erledigen.  Ursprünglich  verriethen  ihm  wohl  die  nymphae 
wider  Willen,  weil  sie  ihn  nämlich  nicht  erkannten,  nur  die  Mög- 
lichkeit der  Verwundung  durch  das  Schwert,  wie  Frigg***)  in  Fen- 
salir  die  Möglichkeit  der  Verwundung  durch  die  Mistelruthe^).    Frigg 

*)  Vgl.  Ortnit's  Panzer  und  Wolfdietrich's  unverletzliches  Hemd,  welches 
er  von  seiner  Mutter  oder  Sigeminne  erhält. 

**)  Darauf  deuten  geradezu  die  roseida  (thauigen)  vestiffia,  welche  die  nymphie, 
die  jene  geheimnißvoU  stärkende  Speise  tragen,  hinterlassen;  vgl.  u.  8.  337 ^i',  337***. 

***)  Daß  hier  Frigg  den  drei  njmphse  entspricht,  kann  bei  meiner  oben 
(ß.  833  ***)  angedeuteten  Auffaßung  nicht  befremden  und  wird  auch  von  Bugge  nicht 
beanstandet  werden,  da  er  ja  auch  (S.  95)  eine  Begegnung  mit  Fre^a  der  Begegnung 
mit  den  drei  nymphse   entsprechen  läßt. 

^)  Die  Verbindung  zwischen  beiden  stellt  das  Schwert  MistiÜ&inn  (Bugge 
3«  47')  her;  vgL  auch  unten  die  Anmerkung  335^  fiber  UeoaUkm, 


FKNSALIR  UND  VEQTAMSKVIDA  12,  6  ff.  835 

sowohl  wie  die  nymph»  lasnen  sich  das  Geheimniß  endocken^  weil 
Loke  sowohl  wie  Hother  verkleidet  zu  ihnen  kommen,  Loke  als  Frau, 
Hother  als  Spielmann  (eitharoßdus  123).  Hierin  hat  die  dritte  Begegnung 
offenbar  die  arsprttnglichere  Auffaßung  bewahrt,  während  bei  den  ersten 
Begegnimgen  die  nymph»  als  Hother  begünstigend  erscheinen  — 
eine  Entstellung,  die  bei  Saxo's  tlberhaupt  hervortretender  Tendenz,  Air 
Hother*)  und  gegen  Baldr  Partei  zu  nehmen  (vgl.  Bugge  S.  88  f.),  sehr 
erklärlich  ist  Daß  die  njmph»  in  der  Waldhöhle  als  Nomen  in  der 
Onterwelt  (am  Nornenbrunnen  =  Jungbrunnen)  gedacht  wurden,  ist 
klar  (vgl.  Literaturbl.  a.  a.  O.  Sp.  127*^;  und  dazu  Mannbardt,  GM. 
268  f.).  Da  nun,  wie  ich  hoffe  nachgewiesen  zu  haben,  Frigg  in  Fen- 
salir  diesen  Nomen  in  der  Unterwelt  entspricht,  so  wird  man  ur- 
sprfinglich  in  diesem  Mythus  auch  Fensalir  als  die  unterweltliche 
Wohnung  Frigg-Idnn-Hers  angesehen  haben,  wenn  auch  in  unsern 
eddischen  Quellen  diese  Auffaßung  nicht  mehr  hervortritt. 

Die  Gylfag.,  die  hier  dem  verlorenen  Liede  offenbar  wörtlich 
folgt,  läßt  den  mütiüeinn  fyrir  ve^fan**)  Valhqll  wachsen,  dachte  ihn  also 
wohl  nicht  mehr,  wie  das  nach  der  Erzählung  doch  eigentlich  zu  er- 
warten wäre,  in  oder  bei  Fensalir,  d.  h.  in  der  Unterwelt.  Wohl  aber 
die  Saxo's  Bericht  zu  Grunde  liegende  dänische  Sage.  Auch  Bugge 
(101*)  hat  erkannt,  daß  Mimifigus,  silvarum  safyrti»***)  ein  Zwerg  [d.  h. 
ein  Wesen  der  unterirdischen  Todtenwelt]  ist,  und  ganz  richtig  ver- 
gleicht er  Hother^s  Weg  dahin  mit  Svipdags^)  Wege^),  der  bekanntlich 
io  die  außerirdische  Riesen-  und  Todtenwelt  führt  —  er  hätte  auch 
Hermod's  Ritt  zu  Hei,  den  Weg  des  Hadingus  (Saxo  51),  des  Thor- 
killus  zu  Gemthus  (Saxo  421  ff.)  und  U[t]garth]locus  (ebd.  429),  Bryn- 

*)  Den  er  mit  einem  dänischen  Sagenhelden  (Ottarr,  Otter  =  Ohthere?)  snsammen- 
geworfen  sn  haben  scheint  (vgl.  Literaturbl.  a.  a.  O.  Sp.  126"). 

**)  So  WU;  dem  gegenüber  ist  austan  r  schwerlich  zu  halten;  vgl.  auch  Mogk, 
Bcitr.  VI,  496. 

***)  =:  Mfmir,  Blimi,  Mimr,  dessen  Quelle  (ursprünglich  =  dem  Nomenbrunnen) 
in  der  Unterwelt  liegt.  Über  die  Beziehung  der  Wälder  zur  Unterwelt  handle  ich  an 
Inderm  Orte. 

^)  Eine  Baldr  und  Frey  verwandte  Hypostase  Wodan's,  Sigfrid^s  Prototyp  (s.  meine 
[v.  d.  Hagens]  Heldensagen  m,  S*  LXXII  f.). 

tt)  Auch  den  Utvatminn  (*Unheilsruthe'),  mit  dem  allein  der  goldene  Hahn  (auch 
ein  Bild  der  Sonne)  getödtet  werden  kann  —  der  also  dem  müHUeirm  im  Baldr- 
mythos  entspricht  —  vergleicht  er  richtig  mit  dem  Schwerte,  durch  das  allein  Baldr 
getodtet  werden  kann.  Dieser  lavatemn,  der  also  wieder  (vgl.  oben  S.  334'*')  eine  Ver- 
bindung zwischen  jenem  Schwerte  und  dem  miitiUeirm  herstellt  —  liegt  fyr  ndgrindr 
nedan  (Fi^lsv.  26)  in  der  Hut  einer  Riesin,  fest  verscbloßen  {ok  haida  njardtdaar  rAu) 
gerade  wie  das  Schwert  in  Mimin  g*s  Hut  {aretiaHmU  ob$eraium  elaustria). 


336  ^  £DZABDI 

hild's  Todtenfahrt  etc.  vergleichen  können,  wo  überall  dieselben  Züge 
begegnen.  Man  kann  es  also  wohl  nur  aus  einer  gewissen  Einseitigkeit 
der  Auffaßungy  die  sich  bei  Bugge's  Anschauungsweise  natürlich  ein- 
stellen muß;  erklären,  wenn  er  nicht  erkannt  hat,  daß  Hotherus  das 
Schwert  aus  der  unterirdischen  Todtenwelt  holt.  Der  mistil- 
teinn,  die  Unglücksruthe  (loBvateinn),  die  bestimmt  ist  zum  Wurfgeschoß 
(s.  Bugge  S.  199*.  201*,  vgl.  auch  47*),  dem  der  Lichtgott  erliegen 
soll,  stammt  natürlich  aus  dem  Lande  des  Todes.  Da  die  Todtenwelt 
aber  winterlich,  eisstarrend  gedacht  ward  (vgl.  hier  gdu  rigentia  juga)j 
so  ist  es  begreiflich,  daß  Saxo's  und  anderer  euhemeristische  Auf- 
faßung der  Mythen  dafür  die  winterlichen  Gegenden  des  hohen  Nor- 
dens''')  setzte,  wie  Saxo  auch  seinen  Mimingus  offenbar  im  hohen 
Norden  dachte  (s.  F.  E.  Müllers  Anmerkung).  Dort  aber  hausen  die 
Finnen,  und  deshalb  —  nicht  aber  (oder  doch  nur  in  zweiter  Linie) 
wegen  ihrer  Fertigkeit  in  Zauber  und  Weißagung,  wie  Bugge  (139) 
mit  P.  E.  Müller  meint  —  sind  die  Wesen  der  Riesen-  und  Todten- 
welt bei  Saxo  (z.  B.  Eostiophus  Phinnicus  126),  aber  auch  sonst  (z.  B. 
in  der  Prosa  von  Volkv.)  zu  Finnen  geworden.  Wie  Volund  und  seine 
Brüder,  übt  Uli,  das  winterliche  Gegenbild  Odin's,  die  ^finnische'  Kunst 
(Saxo  487)  des  'Schneeschuhlaufs^  ebenso  die  winterliche  Skade. 

Aus  dieser  Betrachtung  ergibt  sich,  denke  ich,  daß  sowohl  Fen- 
salir,  wo  der  Gegner  Baldrs  das  Geheimniß  von  der  Mistelnithe  er- 
forscht, als  auch  der  Ort,  wo  diese  wächst,  ursprünglich  in  der  Unter- 
welt gedacht  wurde.  Und  wenn  ich  das  Resultat  alles  bisher  Gesagten 
dahin  zusammenfaße,  daß  wir  keinen  Grund  haben,  Fensalir 
anders  denn  als  ^Sumpfsäle'  oder  ^Teichsäle'  zu  deuten,  so 
wird  diese  Behauptung  hoffentlich  als  nicht  unbegründet  gelten  dürfen. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  der  entsprechenden  Stelle  der  Vegtaras- 
kvida!  Bugge  meint  hdlsa  skavium  auf  die  Ecken  der  Segel  und  die 
dieselben  haltenden  Taue  beziehen  zu  sollen.  Diese  Deutung  ist  an 
sich  gewiß  nicht  unmöglich,  aber  ebenso  gewiß  sehr  künstlich,  und 
setzt  außerdem  den  Mythos  von  Baldrs  Bestattung  auf  dem  Schiffe 
Hringhome  voraus,  von  dem  die  Vsp.  an  der  entsprechenden  Stelle 
nichts  erwähnt,  während  sonst  Vers  für  Vers  die  Umschreibung  der 
Vsp.  in  Vgtkv.  sich  nachweisen  läßt  (Germ.  24,  57).  Dies  und  die 
auch  von  Bugge  angenommene  Nachahmung  der  Vaf  }>r.  54  an  unserer 
Stelle  weisen  auf  die  von  Jessen  aufgestellte  Erklärung,  daß  mit  den 


*)  Wo,   wohl   deshalb,   anch  sonst  mehrfach,   statt  im  Osten,    das  Riesenland 
gedacht  wird. 


PENSALIB  UND  VEGTAM8KVIDA  12,  6  ff.  337 

mei/jcer  Prigg's  Augen  gemeint  sind.  Das  Weinen  Frigg's  gehörte  durch- 
aas sum  Baldrmythos,  als  derselbe  noch  Tagesmythos  vom  Sonnengott 
war.  AU  solcher  ist  Baldr  Hypostase  Wodan's,  Wod's  (Od's).  Wie 
Frejja  um  den  geschiedenen  Geliebten  Od,  weinte  auch  Frigg  ur- 
sprünglieh  um  den  ihr  entrißenen  Gatten  Wodan-Baldr.  Erst  als  Baldr 
als  Hypostase  Wodan's  zu  dessen  Sohne  ward,  ward  Frigg  des  Sonnen- 
gottes Mutter  (s.  Literaturbl.  HI,  7.  126).  Frigg  und  Freyja  sind  durch 
Spaltung  aus  der  einen  Fria-Holda  entstanden*).  Wenn  also  Freyja's 
Thräoen  zu  Gold  werden,  so  wird  von  Frigg's  Thrftnen  ursprünglich 
dasselbe  gegolten  haben  —  und  ganz  natürlich,  wenn  anders  ich  Freyja's 
(und  Frigg's)  Thränen  mit  Simrock  richtig  als  die  Thautropfen**) 
gedeutet  habe,  welche  die  Vegetationsgöttin  nächtlich  um  den  gestor- 
benen (oder  ihr  entflohenen)  Sonnengott  weint.  Kommt  der  Ersehnte 
wieder,  dann  schimmern  die  Thautropfen  in  der  Morgensonne  goldig; 
dann  werden  Freyja-Frigg's  Thränen  zu  Gold.  Man  darf  mit  Sicherheit 
annehmen,  daß  ursprünglich  eben  die  Thränen  der  Verlassenen  den 
dahingeschiedenen  Sonnengott  wieder  zurückführten***),  wie  das  all- 
gemeine Weinen  um  Baldr  zeigt,  das  ihn  wieder  aus  dem  Todtenlande 
zurückführen  sollte,  ja  fast  zurückgefllhrt  hätte,  und  —  dürfen  wir 
hinzusetzen  —  ursprünglich  gewiß  wirklich  zurückfilhrte,  wenn  anders 
der  Mythos  dem  täglichen  Schwinden  und  Wiederkehren  der  Sonne 
galt.  Über  die  Macht  der  Thränen*),  geliebte  Todte  wieder  ins  Leben 
zurückzurufen  (Helg.  Hund.  H,  44)  vergleiche  man  Bugge  S.  239  f. 
Auch  sonst  dachte  man  Baldr  noch  selbst  (nicht  in  seinem  Bruder 
Vale)  wiederkehrend  (Eiriksmäl  2),  während  meistens  freilich  —  weil 
der  Mythos  aufs  große  Weltjahr  übertragen  war,  s.  Literaturbl.  a.  a.  O. 
126  —  seine  Wiederkunft  nach  dem  Weltuntergange  gedacht  wird. 

*)  So  schon  Geijer  und  Manch;  später  Weinhold,  Simrock  u.  A. ;  8.  Rudolf, 
Die  GOttergestalt  der  Frigg  S.  18  fif. 

**)  Die  stabreimende  Verbindung  'vor  Thau  und  Tage'  zeigt  beide  Begriffe  eng 
Terbanden  (vgl.  H.  Hund.  I,  42,  7).  Der  Sonnenhirsch  (die  aufgehende  Sonne)  heißt 
dt^gu  9hmgina  H.  Hund.  H,  87,  5.  D9glingr,  Dags  Vater,  deutet  Mogk  (Beitr.  VI, 
526)  =  d^sglm^  als  den  '  dem  Morgenthau  entsproßenen  Qott'.  S.  auch  d.  folg.  Anm. 

***)  Vgl  die  roseida  veetigia  der  r^fTnpha  areancB  dapie  geruUK  bei  Saxo  (s.  oben 
S.  334**)  und  dazu  die  vorige  und  folgende  Anmerkung. 

+)  Ähnlich  wird  auch  dem  Thau  (der  Johannisnacht  etc.)  heilende,  verschönende, 
verjüngende  Kraft  «ugeschrieben  (Mannhardt,  GM.  29  ff.,  Simrock,  D.  Myth.^  688) 
und  er  steht  darin  dem  Lebenswaßer  (Jungbrunnen)  sehr  nahe;  vgl.  Vaf)>r.  45  (wo 
es  von  den  wiedergeborenen  Menschen  der  neuen  Welt  heißt  fnorgindoggffor  p<m  sir  at 
umK  hafa)  und  Vsp.  22  (und  dazu  Sn.  E.  I,  76:  der  Thau,  mit  dem  die  Weltesche 
besprengt  wird  und  der  von  da  auf  die  Erde  trieft,  kommt  aus  dem  Jungbrunnen). 
Vgl.  auch  die  vorigen  Anmerkungen. 

aSBHAIiU.  Nene  fieihe.  X?.  (XXVII.)  Jahrg.  22 


338  A.  EDZABDI,  FEN8ALIB  UND  yEGTAMSKVI&A  18, 6  ff. 

Ist  meine  AufifaßuBg  richtig^  daß  im  ursprttnglichen  Natarmythos 
Frigg  als  Gattin  um  den  Entschwundenen  Thränen  weinte,  die  zu  Gold 
wurden*)  und  die  Baldr  ursprünglich  zurückführten,  so  hätten  wir  in 
den  dunklen  Worten 

ok  &  himinn  verpa 
hAlsa  skavtum 
eine  Beziehung  auf  die  goldenen  Thrftnen  zu  suchen.  Denn  wie  Gold 
als  grdtr  Freyju  bezeichnet  ward,  und  wie  man  sagte  Freyja  groBstr  guü, 
so  konnte  man  auch  sagen  n^^^SS  ^^int  Gold^;  und  wenn  Hnoss 
(Schmuckstück)  und  Gersemi  (Kleinod)  sogar  ^^Freyja's  [und  Od's] 
Töchter^  genannt  werden  konnten  (TngL  s.  Cap.  13:  Sn.  E.  I,  114. 
348),  so  konnte  auch  wohl  für  Frigg's  Thrftnen  „Halsschmuck^  oder 
der  gl.  stehen. 

Wie  nun  in  Vaf  })r.  die  verhängniß volle  Frage  auf  Baldr's  Wieder- 
kunft; sich  bezieht,  so  würde  die,  jene  nachahmende  Frage  in  Vegtkv., 
die  auch  Odin^s  Erkennung  herbeiftahrt,  gleichfalls  auf  Baldrs  Wieder- 
kunft dunkel  hingedeutet  haben,  indem  sie  auf  die  goldenen  Thränen 
Erigg's  hinweist,  die  Baldr  zurückfuhren  sollten.  Es  hätte  sich  also 
ein  Rest  der  älteren  naturmythischen  Auffaßung,  die  sonst  in  der 
eddischen  Mythologie  fast  ganz  verdrängt  ist,  hier  erhalten,  natürlich 
ohne  daß  dem  Dichter  der  natürliche  Hintergrund  des  Mythos  noch 
klar  gewesen  wäre.  (Übrigens  ist  es  für  meine  Deutung  im  Ganzen 
nicht  von  wesentlicher  Bedeutung,  ob  dem  Dichter  hier  noch  der 
Zusammenhang  von  Friggs  Thränen  mit  Baldrs  Wiederkunft  vor- 
schwebte oder  nicht) 

Es  fragt  sich  nun,  wie  man  den  nach  meiner  Auffaßung  voraus- 
zusetzenden Sinn  aus  den  Worten  herausdeuten  kann,  verpa  hdlsa 
»kavtwn  d  himinn  kann  wie  verpa  vaJtni  d  einn  u.  dgl«  verstanden  wer- 
den: „den  Himmel  mit  hdlsa  skavtum  bewerfen  (bep^ießen,  bestreuen)^. 
Könnte  man  nun  hdlsa  skavt  als  ^Gold,  Goldschmuck'  deuten,  so  wür- 
den die  Worte  gut  auf  den  goldenen  Thränenregen  Friggs  gehen 
können.  Da  der  Dichter  sich  Fensalir  wohl  als  himmlischen 
Wohnsitz  dachte,  den  natürlichen  Hintergrund  des  Mythos  aber  nicht 
mehr  kannte,  so  darf  es  nicht  befremden,  daß  er  die  goldenen  Thränen 
nicht  auf  die  Erde,  sondern  auf  den  Himmel  niederregnen  läßt. 

Kann  aber  Jidlsa  skavtum  [die  Hs.  hat  nach  Bugge  skivtum] 
*Gold'  bedeuten?  Jessen  schreibt  ^fSkautum  {skötwn^  sköttum?)^^  scheint 
also  an  skOHum  statt  skottum  von  skattr  zu  denken,  und  skattr  in  der 


*)  Oder  ZQ  Perlen  =  Thaaperlen,  vgl.  unten  S.  389^ 


CM.  BLAAS,  PSALTERIEN  MIT  DEUTSCHEN  RANDBEMERKUNGEN.         339 

Bedeutung  ^Schatz,  Hort'  ist  ja  in  der  altern  Sprache  genügend  belegt*). 
'Hals-Schätze'  wäre  Qold,  weil  man  am  Halse  goldene  Ringe  trug 
(Weinhold,  Altn.  Leb.  185).  Oder  wären  überhaupt  nur  Perlen  (nicht 
Goldperlen)  gemeint,  die  in  älterer  Zeit  als  Halsschmuck  getragen 
wurden"^*),  so  daß  die  Thautropfen  einfach  mit  Perlen  verglichen 
würden?  Auch  könnte  akaut  (skdvt)  richtig  sein:  skaut  =  'Haube, 
Kopiputz'  (C.-V.  540^)  könnte  allgemein  =  *^Sohmuck,  Patz'  gebraucht 
sein,  also  auch  hdlaa  akaut  =  ^Halschmuck^  =  'Gold'  oder  spedell 
=  *Hals-Schmuckstücke\  d»  h.  Perlen. 

Es  bieten  sich  also  mehrere  Erklärungen,  die  ich  zwar  keines- 
wegs als  ganz  ungezwungen  oder  als  zweifellos  hinstellen  möchte, 
deren  jede  mir  aber  immer  noch  viel  natürlicher  erscheinen  will,  als 
Bugge's  Erklärung. 

LEIPZIG,  im  Februar  1882.  A.  EDZARDI. 


PSALTERIEN    MIT    DEUTSCHEN   RANDBEMER- 
KUNGEN. 


I. 

Im  vorletzten  Winter  habe  ich  im  Stadtarchiv  von  Korneuburg 
das  Psalterium  eines  mittelalterlichen  Breviers  aufgestöbert,  in  welchem 
sich  viele  deutsche  Randbemerkungen  vorfinden.  Die  betreffende  Hand- 
schrift besteht  aus  146  zweispaltig  beschriebenen  Pergamentblättern 
in4'y  und  ist  in  Leder  mit  Holzdeckel  gebunden.  Es  fehlen  jedoch  ungefähr 
25  Blätter,  zumeist  vom  Anfang  und  Ende,  und  die  Zählung  derselben 
ist  unvollständig  und  zudem  unrichtig,  indem  zwei  mit  122  bezeichnete 
Blätter  vorkommen.  Von  diesen  Randbemerkungen,  welche  immer 
gleich  am  Anfang  des  betreffenden  Psalmes  oder  Canticums  stehen, 
sind   indeß  mehrere  theilweise  verwischt,    bei  andern  wurden  wieder, 


*)  Sollte  etwa  Skafaiundr  (Helr.  9)  auch  für  skaUcUundr  (* Schatz wald',  vgl. 
imeralundr  Z.  f.  d.  Ph.  III,  37)  stehen  =  Schildhurg,  die  aus  goldenen  und  silbernen 
(rothen  und  weißen)  Schilden  gebaut  ist,  wie  schon  Wislicenus  (Symbol,  von  Sonne 
and  Tag,  S.  52)  vermuthete:  also  lauk  hairm  mik  »kji^ldum  i  akaUalundi,  raudum  ok 
heUmn^  Nach  Fdfn.  42  ist  diese  Schildburg  erbaut  dr  6dökkum  ögnar  lj6ma,  d.,h.  aus 
leuchtenden  (=  goldenen  und  silbernen)  Schilden,  s.  Germ.  23,  165  (Sigdr.  Prosa-Einl.). 

**)  Vgl.  Sn.  E.  I,  834:  fyrir  pvi  er  kona  kermd  tu  gimateina  eda  glerateina,  at 
Pat  vor  ifomeakju  kvmna  b^madr,  er  kaUat  wm-  eteinaaonfi,  er  pcer  h^du  d  hMii  »^. 
Vgl  auch  Oudr.  I,  18. 

22* 


340  O'  ^'  BLAAS 

beim  spätem  Beschneiden  des  Buches,  meist  einzelne  Buchstaben  weg- 
geschnitten, und  bei  einigen  sind  Stttckchen  weggerißen.  Das  Psal- 
ter! um  sowie  die  Randnoten  stammen,  nach  einer  gütigen  Mittheilung 
des  Herrn  Dr.  Gustav  Winter  in  Wien,  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
Xin.  Jahrhunderts,  und  die  letztem  sind  alle  von  äiner,  aber  andern 
Hand  als  das  Psalterium,  deutlich  und  zierlich  geschrieben,  wobei 
jedoch  die  Buchstaben  v  v  und  w  graphisch  nicht  unterschieden  sind. 
Bei  der  hier  folgenden  Wiedergabe  habe  ich,  mit  Ausnahme  von  t^n, 
die  wenigen  Abkürzungen  aufgelöst ,  das  in  der  Hs.  duf-chstrichene 
mit  eckigen  Klammern  versehen,  das  fehlende  und  unleserliche  durch 
Punkte  mit  rundlichen  Klammern,  und  das  von  mir  ergänzte  durch 
CursivBchrift  angedeutet  Die  Reste  von  fünf  solchen  Randnoten  habe 
ich,  weil  ihre  wenigen  leserlichen  Wörter  keinen  Sinn  geben,  nicht 
aufgenommen,  und  bei  den  in  der  Hs.  nirgends  mit  Zahlen  bezeich- 
neten Psalmen  die  Zählung  der  ^Vulgata'  angewendet.  Von  diesen 
Randbemerkungen  sind  übrigens  mehrere  gereimt,  und  schon  die 
durchstrichenen  Stellen  weisen  auf  eine  ältere  Vorlage  hin,  wobei  ich 
hier  noch  bemerke,  daß  damit  —  aus  späterer  Zeit  —  ein  deutsches 
Psalterium  aus  der  ersten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts  des  Prämon- 
stratenser-Stiftes  Qeras,  Pap.-Hs.  bez.  mit  C.  h.  14  sowie  das  Register 
der  in  Haines  Repertorium  unter  Nr.  13.510  verzeichneten  lat.-deutschen 
Psalter-Incunabel  zu  vergleichen  ist*). 

STÖCKERAU  in  Niederösterreicb.  C.  M.  BLAAS. 

1  (16^)  Ps.  2.  Den  sprich  vrre  rsBTber.  Ivze.    «v   dir   obere,    vii  dich    mit 
er  ist  gft  vvre  aller  slaht  not  ^riweo.  vS  minen  an  «eche. 

2  (16')  Ps.  4.  60  dy  den  niwen  manen  7  (18*^)  Ps.  9.  sprich  daz  dir';  helfe 
an  sehest.  vn  gebe  gnsaidicblich  vrtail  swenne 

3  (17*)  Ps.  5.    sprich  den  seien,  vn  diu  sele  von  dem  Übe  sheide. 

ob  Tnrecht.    lewt   varen  di(...)e.  8  (20*)    Ps.  10.    sprich    das    got    di 

eren  so  sprich  den  salm  mit  wein-  sele  ner.    vii  dich   des    hellewitzes 

den')  avgen.  wberbefe. 

4  (17'')  Ps.  6.  sprich  den  seien.  9  (20**)    Ps.   12.     lis    ynsers    herren 

5  (18*J  Ps.   7.    sprich  ob  dv  habest  martir  vmbe  din  ende. 

einen  werltliohen  frifnt.  daz  in  got  10  (21*)  Ps.   13.  sprich  den  salm  ob 

von  den.  svnden  bechere.  din    frivnt   in  vrlovge    wele    yaren 

6  (18^)  Ps.  8.  sprich  den  salm.  vnsers  daz   im   got   sig  vii  hseil   gebe  yü 
heren  antlyze.  daz  er  allez  sin  ant-  chom  wider  heim  gesynt 

■)  a.  weiden.        «)  fehit  got 


*)  Das    in    der   k.  k.  Hofbibliothek    zu  Wien    befindliche  Exemplar   trägt    die 
Jahreszahl  1494  und  ist  mit  6.  H.  16.  bezeichnet. 


PSALTERIEN  MIT  DEUTSCHEN  RÄNDBEMERKUNGEN. 


341 


11  (21^)  Fb.  14.  Disen  solt  dv  sprehen 
Bwa  dv  siheat.  ein  chirchwiheD.  dv 
solt  in  avch  sprehen  dem  heUigen 
geist.  80  ist  selig  dein  le&en. 

12  (22**)  Ps.  15.  lis  den  so  dy  gotes 
lichnomen  nemest.  yn  lis  in  den 
peicfatignreo«  dar  nach  allen  gotee 
heiligen. 

13  (22^)  Ps.  16.  Lis  den  allen  gotes 
marteraBrin  an  dem  Stent  siben 
domine  ezavdi.  dy  solt  des  gewis 
•ein  ymbe  swelh  not  dy  in  lisest 
ein  iar  daz  dich  got  erhdret  dar 
ao.  dv  mäht  in  aych  lesen  vmbe 
man  yn  wip  yn  ymbe  sele  yfi  ymbe 
dinen  lip. 

U  (25*)  Ps.  18.  lis  inere  der  zwelf- 
poten.  daz  si  dir  genaden  helfen. 
ymbe  ynseren  herren. 

15  (26^)  Ps.  19.  lis  dem  ewart  der  die 
misae  singet  so  er  sich  ymbe  chere^ 
yn  sprich,  orate.  prome.  so  wirdesty 
der  messe  t&lha/L 

16  (26"")  Ps.  20.  jDeii  lis  dem  chfnige 
daz  er  daz  rtche  recht  bericht  lis 

in  a«ch  an  dem  syntage  sant  ( ) 

ymbe  din  ere. 

17  (29^)  Ps.  21.  Mit  dem  salm  lobe 
got  wand  er  in  sprach,  do  er  an  dem 
chryze  erstarbe. 

18  (31*)  Ps.  24.  den  solt  dy  oft  lesen 
y^r  din  s-^nde.  lis  in  aych  ynsers 
herren  sele  ynder  der  stille  messe, 
yn  chym  an  diy  chnie  ze  dem  yerse 
de  delicta  iaaentatis  mee  das  ist 
gyt  vyer  aller  stacht  not. 

19  (31*)  Ps.  26.  lis  so  dv  y^r  den 
alter,  in  die  chirhen  gest. 

20  (35*)  Ps.  27.  Dm  lU  daz  des  tie- 
yels.  willean  dir  nicht  eryyoilet  werde. 

21  (86*)  Ps.  28.  daz  ist  gyt.  zelesen 
dem  heiligen  geiste.  lis  in  aych 
swenne  ez  ze  yil  regen,  daz  got 
bezser  weter  gebe. 

22  (86")  Ps.  29.  den  lis  daz.  daz  dich 
got  [m]  niemer.  yer  dampne  in  sinem 
zorn. 

')  DJeie  Note  ßndet  sieh  in  der  Et. 
^Domkie  läbia  mea  aperiu*  u.  9,  w. 


23  (87*)  Ps.  30.  den  lis  daz  dich  got 
bewar.  yor  hayppt  haften  syenden 
yn  yor  werltlichen  schänden,  lis  in 
aych  in  sande  nicolayser.  er  ist  yon 
ynsers  heren  marter. 

24  (38*)  Ps.  31.  den  lis  daz  dir  got. 
yergebe  dine  synden.  daz  er  dire 
icht  yer  wizze.  als  er  laeder  mane- 
ger sele  hat  getan. 

25  (38*)  Ps.  32.  Sprich  disen  salm 
allen  gotes  heiligen  zelobe  ynd  ze 
erin  daz  si  dir  nerin  lip  ynd  sele. 

26  (39°)  Ps.  38   lis  den  zwelf  poten. 

27  (40^)  Ps.  34.  des  tages  so  dy  yasten 
lis  den  salm. 

28  (41*)  Ps.  35.  Der  liyt  ynd  wihe 
habe  ze  bewaren  der  les  dieen  «alm 
alle  tage. 

29  (42*)  Ps.  36.  Den  lis  den  liyten. 
die  zeder  yrtaile  svlen.  [gen.]  richten. 

30  (43')  Ps.  37.  So  dy  zepeiht  cho- 
mest  t  t>n  dy  yergezzest  der  pyzze 
eo  ^rewinne   hvide  mit  disem  eaim, 

31  (49*)  Ps.  38.  den  lis  so  dy  ynsers 
herren  lichuamen  nemst.  lis  in  aych 
dinem  engel^). 

32  (59*)  Ps.  52.  Den  salm  lis  so  din 
friynt  sei  geyange. 

33  (60*)  Ps.  54.  2>en  salm  lis  das  dich 
got  erldse  von  ewichlichhen  panden. 
lis  in  atH^h  ynsers  herren  marter. 
ynd  siner  zeswen.  vmbe  swen  dir 
( . . . .  )e  ist.  daz  er  dir  den  behyte. 

34  (61^)  Ps.  55.  Swaz  dir  an  dem 
libe  wer  so  lis  den  salm  gerne,  lis 
in  aych  swenne  dy  grozze  not  ynd 
angest  yon  din  er  meisterschaft  ha- 
best, er  ist  der  siben  exavdi  einer. 

35  (61*)  Ps.  56.  Daz  ist  der  yirde 
salm  den  dayid  spräche  ynze  in 
got  an  sinem  syn.  räch. 

36  (62^)  Ps.  57.  Disen  salm  sprich 
zayberierinne.  spottsarinne.  lygnie- 
rinne  daz  si  got  becher  daz  si 
nerin  lip.  yfi  sele. 

37  (62*)  Ps.  58.  Den  salm  solt  dy 
sprechen    der   herzen   ^ynt  habe. 

auch  fMrÜich  auf  BL  48^  mim  VerHe^dum: 


342 


C.  M.  BLAA8 


vn    sprich    dem     ewangelio    über 
generationis. 

38  (63°)  Ps.  59.  Den  salin  solt  dy 
sprechen,  der  dechein  trvbesal  habe. 

39  (64*)  Pb.  60.  der  ist  der  dritte 
domine  exavdi. 

40  (64^)  Ps.  61.  Den  salm  sprich  des 
morgen«  frv  an  dem  pette. 

41  (64^)  Ps.  62.  Den  sprich  alle  [mae] 
morgen  frv.  so  get  dir  nvn  heil  zt. 

42  (65*)  Ps.  63.  daz  ist  der  vierde 
domine  ezaTdi. 

43  (65°)  Ps.  64.  Den  salm  sprich  den 
seien. 

44  (66*)  P8.  65.  Den  salm  sprich  an 
dem  perhtetage. 

45  (66*^)  Ps.  66.  Den  salm  sprich  von 
chrfcen.  ynz  hinz  svnwenten. 

46  (67*)  Ps.  67.  Den  salm  sprich  sand 
lavrentinv.  vii  allen  gutes  marte- 
rsarin. 

47  (70^)  Ps.  68.  Sprich  den  salm  dinem 
friynde  so  er  vber  mer  var  lis  in 
Tnsercm  herren  v&  siner  martirseren 
▼mbe  rechtes  weder. 

48  (72*")  Ps.  69.  Den  salm  sprich  so 
dv  zedienem  werche  griffest«  sprich 
in  aveh  dem  heiligen  geist. 

49  (72°)  Ps.  70.  Disen  salm  sprich 
vn  habe  in  trvt.  er  ist  gft  ge- 
sunden Ivten.  er  Ut  der  fvmft  den 
danid  sprach. 

50  (73°)  Ps.  71.  Den  salm  sprich  ze- 
perhtnahten  mit  dem  solt  dv  manen. 
ynsern  herren  siner  martir  yS  siner 
barmynge.  vnd  des  gerichtes  der 
flizset  in  siner  magenchreft.  an  der 
imgensten  wile. 

51  (74°)  Ps.  72.  Den  lis  hyrseren  daz 
daz  si  got  becher  von  so  getanem 
gewerte. 

52  (75°)  Ps.  73.  Den  lis  inere  allen 
gotes  martersaren. 

58  (76^)  Ps.  74.    Den  lis   einer  sele 

div  dir  wol  getrvwe. 
54  (76^)  Ps.  75.    Den    lis    allen    ge- 

lavbigen  sein. 

^  {.  schulde. 


55  (77^)  Ps.  76.  Den  lis  den  Ivten 
die  vber  mer  wellen  varen. 

56  (78*)  Ps.  77.  Den  ir  spise  tiwer 
sie  die  svln  lesen  disen  salm  vn 
wizze  so  din  lieber  frivnt  vnd  er 
wegen  sei.  so  lis  disen  salm  vn- 
serem  herren  vn  siner  marter. 

57  (80°)  Ps.  78.  Den  lis  den  chindelin 
daz  si  vns  helfen,  daz  wir  daz  ewige 
rieh  besizzen. 

58  (81^)  Ps.  79.  Den  lis  dem  heiligem 
geist  vmbe   cherge. 

59  (84^)  Ps.  80.  Den  lis  den  Ivten 
die  hervar^  wellen  varen.  daz  si 
go^  bewar. 

60  (84^)  Ps.  81.  Den  lis  den  dieben 
▼S  den  schacharen  so  si  zegeiht 
svln  gen  dvrch  einen  diebe  vn  ein 
dinch  lis  in  sant  [marien]  Katerinen 
siben  stvnt  zv  iegelichem  verse 
eine  venige.  wellestv  daz.  alle  din 
schvde^)  verholn  sein,  so  sprich 
disen  salm.  vor  einem  chrvce  siben 
stvnt.  vü  habestv  deheinen  mvt  so 
sprich  in  nivn  stvnt.  vor  dem  chrvce. 

61  (85*)  Ps.  82.  den  lis  den  wider- 
wsertigen. 

62  (85°)  Ps.  83.  den  lis  zechircfawien. 

63  (86*)  Ps.  34.  Den  lis  vmbe  din 
ertvübir.  lis  in  avch  der  gensodige. 
sant  marien.  daz  si  dich  beshlrme 
vor  hercenleide  an  dinem  bseidiv 
eren  vfi  an  dinem  frivnt. 

64  (86°)  Ps.  85.  Den  lis  vmbe  din 
ende. 

65  (87^)  Ps.  86.  Den  lis  den  heiligen 
matden  lis  in  avch  vnserem  herren 
got. 

66  (87°)  Ps.  87.  Den  lia  vnsera  herren 
dode  vn  stnen  fvmfe  wnden.  so  wirt 
dir  virlichen.  daz  dv  ze  dem  rehten 
werdest  5e/imden. 

67  (88^)  Ps.  88.  Den  lis  das  sich  got 
erbarme  wber  die  armen. 

68  (90«)  Ps.  89.  Den  lis  daz  dich  got 
gevrist  VBz  dv  gerihtest. 

69  (90°)  Ps.  90.  Dm  lis  vnsers  herren 


P8ALTEHIEN  MIT  DEUTSCHEN  RANDBEMERKUNGEN. 


343 


hansxwnge.  das  er  dir  tnWiche.  das 
dr  in  myzzest  tntnnen.  mz  an  din 
ende. 

70  (91^)  Ps.  91.  Den  lis  ynsen  herren 
barmm^e. 

71  (91'')  Ps.  92.  Den  lis  ynsen  herren 
ehrvce  so  dv  vliesest  daz  dv  ez 
Yindest« 

72  (91^  Ps.  98.  Den  lis  den  altherren. 

73  (92**)  Ps.  94.  Den  «alm  solt.  min- 
nen  er  ist  ein  angenge  aller  ^vten 
dingen. 

74  (95^  Ps.  97.  Mit  dem  solt  dv  yn- 
sem  herren.  loben  als  in  die  drei 
chrnige  lobten. 

75  (96*)  Ps.  98.  Den  lis  vnsers  herren 
besnidvnge. 

76  (96**)  Ps.  99.  Mit  dem  lobe  vusern 
[hen]  herren  daz  er  dich  gensedeeh- 
licben  enphahe.  zeder  porten^  da 
er  die  sei  svndert  mit  chyrzen  werten. 

77  (96'')  Ps.  100.  Mit  Den  lis  vnsers 
herren  tavfe.  swer  sei  vber  mftich 
dem  lis  diesen  salm.  daz  im  got 
gebe,  dylticheit  v5  diem^t. 

78  (98*)  Ps.  102.  Den  lis  inere  aller 
engel. 

79  (98^)  Ps.  108.  lis  dem  heiligem 
geiet  ymb  din  svnde  so  wirdvstv 
nieht  zesehanden. 

80  (100*)  Ps.  104.  lis  die  fiymf  con- 
fitemini  ynder  den  vir  passiones  yn 
lob  daz  leiyt  da  mit  ynsers  herren. 
das  yszer  egypto  wart  geyyret.  lis 
in  ayeh  ynsers  herren  genaden  so 
ehymst  dy  in  aberhams  bovsem. 

81  (101^)  Ps.  105.  Den  lis  der  chymft. 
ynsers  herren.  daz  er  [siner  chymft 
sei]  ynser  yrchvnde  siner  chymft  sei. 

82  (102*)  Ps.  106.  Swer  mit  [go]  groz- 
zem  herzen  leide  beyangen  sei.  der 
les  disen  salm  der  ist  trostsam. 

83  (104^)  Ps.  107.  Den  lis  ynsers 
herren  zeswen. 

84  (104')  Ps.  108.  Der  ist  der  fiymft* 
zende  salm  da  ist.  der  tivel  mit 
yerfvlcht.  vnd  sin  genozze.  [Den 
lis  ynses  ers  herren  zeswen.] 


85  (107*)  Ps.  109.  Den  lis  ynsers 
herren  anshdwe. 

86  (107')  Ps.  110.  Disen  salm  solt 
dy  lesen  ymb  rehtes.  gerihte  ai^ 
diuem  erbteil. 

87  (108*)  Ps.  111.  Dem  ynser  herre 
siner  gotheit  ers  »iget  daz  ist  sand 
iohannes   ewangeliste. 

88  (108")  Ps.  112.  Ze  der  hohsit  des 
palmtages  li»  disem  salm.  swenne 
dir  icht  zelibe  geshehe  so  lob  sin 
ynsem  herren  mit  disim  salm. 

89  (108')  Ps.  113.  Den  lis  ynsers  her- 
ren tayfe. 

90  (110')  Ps.  114.  Den  lis  allen  sein 
zetrost  vnd  zehilfe. 

91  (111*)  Ps.  1 15.  [Den  lis  allen  seien 
zetrost.  vS  zehilfe]  lob  vnsern  her- 
ren mit  disen  salm  daz  vnser  herre 
hie  enerde   gie  mit  sinen  ivngem« 

92  (111')  Ps.  117.  Den  lis  daz  dich 
got  valles  vnd  vlvches  vber  hebe. 

93  (118*)  Ps.  118.  die  Den  einlif  salm 
lis  inere  des  heiligen  geist.  lis  si 
avch  allen  sein,  lis  si  iner  vnser 
vrowen  sand  marien.  vn  swelher 
heiligen  tult  sei.  die  mäht  dv  der 
mit  eren.  lis  si  allen  seien,  daz  si 
dir  helfen  daz  dv  werdest  erchant. 
daz  got  alle  sei  erchennet.  zegvt 
vii  zegenaden. 

94  (121')  Ps.  119.  Daz  wizze  wol 
zeware  daz  dv  mit  disen  fivmf- 
zehen  salm.  mäht  ewrben  michel 
frvde.  vnd  genade. 

95  (122^*)  Ps.  120.  lis  den  dinem 
lieben  frivnde. 

96  (122**)  Ps.  122.  Den  lis  tvgen. 
vnsers  herren  bilde.-  vmb  diniv 
ovgen.  vn  dem  hereen  ynsers 
herren.  als  er  sin  herce.  zv  sinem 
zwelf  ivngem  chert  daz  er  also 
min  herce.  zv  im  eher*  mit  triwen 
vn  mit  stSBtem  fride. 

97  (122**^)  Ps.  123.    Den  lis  diche. 
daz  dich  der  tiveL   mit  sinem  list 
iht  bestriche. 
98  (122^)  Ps.  124.    Swer  siner  mei- 


344 


K.  BABTSGH 


ster  shefte  exurvnneii  sei.  der  les. 
dlBen    salm  das  in  got  richte  ze- 
siner  meistersheft 
99  (122**)  Pb.   125.    Den   lis   inere 
aller  engel. 

100  (123'')  Ps.  126.  Daz  wip  sol.  lesen 
disen  salm  als  si  sich  yerseche 
daz  si  swanger  werde. 

101  (123')  Ps.  127.  Mit  disin  salm 
solt  dv  sei  segen  so  si  genesen  sei. 

102  (124^)  Ps.  128.  So  sich  ein  mensch, 
bechert  vn  sich  got  an  im.  selben, 
eret  so  lis  den  salm. 

103  (124^)  Ps.  129.  Den  lis  den  sein. 

104  (125^)  Ps.  131.  Den  lis  da  ein 
lichnam  werde  bestattet. 

105  (125**)  Ps.  132.  Den  lis  von  den 
dy  brvderschaft  habest  enphangen. 

106  (126*)  Ps.  133.  Den  lis  so  dv 
slaffen  gest.  daz  dich  got  erlazze[D] 
b6ser  gedanche. 

107  (1260  Ps.  134.  Den  lis  daz  dich 
got  bewar.  vnd  din  fivmf  sinne 
vnz  an  din  ende. 

108  (126^  Ps.  135.  Den  lis  daz  dir 
got  geh  die  spise  der  dv  dvrftich 
sist  zesel  vn  zeleibe. 

109  (127*»)  Ps.  186.  Den  lis  daz  dir 
got  gebe,  sin  genade  vn  den  Ivten. 
die  sich  haben  beavndert.  vmb 
ir  missetat. 

110  (128^  Ps.  137.  Den  lis  in  ere 
aller  engel. 

111  (128°)P8. 138.Denlisdemvasten 
vnsers  herren  dv  macht  dar  mit 
helfen  allen  seien. 

112  (129*^)  Ps.  139.  Den  lis  inere 
aller  engel  vn  aller  heiligen,    lis 

m( )^ 

113  (129'')  Ps.  140.  Den  lis  dem  ze 
erin  der  dich  von  der  helle  erlost. 

114  (ISO'')  Ps.  141.  Den  lis  vnsers 
herren  antlvtse.  vn  allen  Binen 
namen. 


115  (131^  Ps.  142.  Den  lU  vmbe 
din  ere.  er  ist  der  sibent.  domine 
ezaudi.  so  dv  dehein  dinch  tvst. 
dar  vmbe  dv  werstest  daz  dv  sin 
zered  werdest,  so  lis  disem  salm. 

116  (131*)  Ps.  143.  Den  lis  diennen 
frivnden  so  die  veinde  mit  in  vehtin. 

117  (134*)  Ps.  147.  Den  lis  inere 
Sanct  peter  daz  er  dir  gensedich- 
leichen  vrt seile. 

118  (136')  Ps.  148  (149  u.  150).  Der 
salm.  ist.  behalten  ze  vrchvnde. 
dem  gotes  gewalte. 

119  (136*)  Cant  Isaiae,  12.  Den  lis. 
vnd  erpitte.  vnsern  herren  daz 
er  sich  dvrch  siner  martyr.ere. 
vnde  dvch  siner  mvter.  ere.  sioes 
Zornes  enthabe. 

120  (137')  Cant.  Ezechiae,  38,  10. 
Den  lis  den  seien. 

121  (137')  Cant.  Aunae,  1.  Reg.  2. 
Dem  got  von  armvt  zerih^vm  helfe, 
der  les  disen  salm. 

122  (138*»)  Cant.  Moysi,  Exod.  15. 
Den  lis  den  Ivten  daz  got  des  iht 
welle,  daz  ir  sei  immer  drinne.  in 
dem  bech  icht  walZe. 

123  (139')Cant.Habacac,  8.  Ich  weiz 
wol  daz.  adam  disiv  wort  sprach, 
do  er  gotes  gebot  zebrach.  den  solt 
dv  sprechen,  daz  got.  den  selben 
zorn.  an  dir  iht  rehhe. 

124  (140")  Cant.  Moysi,  Deut  32.  der 
Der  salm  ist  von  dem  vrtale  ge- 
shriben.  nv  svln  wir  piten  vnsern. 
herren  daz  wir  reine  werden  bracht 
v^r.  in  sin  wir  shvldich  so  wirt 
vnser.  zedeheinem  neoj  gvte  ge- 
daht. 

125  (144')  Symbol  8.  Athanasii.  Den 
f  salm  solt  dv  minnen  er  ist  gvt  ze- 

manigen  dingen. 


*)  Hierfolgm  in  der  A.  nooh  zwei  ufUenrUehe  ZeUen, 


PSALTERIEN  MIT  DEUTSCHEN  BANDBEMERKUNGEN. 


345 


18 


IL 

Die  vorstehend  abgedruckten  Randbemerkungen  veranlassen  mich 
von  zwei  andern  ähnlichen  Handschriften  Mittheilung  zu  machen.  Die 
eine  ist  der  cgm.  2311t  (vgl.  Catalogus  t.  II,  p.  IV,  p.  55)  aus  dem 
12./13.  Jahrhundert,  die  Randbemerkungen  wohl  erst  aus  dem  13.  Jh., 
die  andere  die  Erlanger  Hs.  570,  nach  Irmischer  aus  dem  12.,  sicher 
aus  dem  13.  Jahrh.  Die  Gefälligkeit  der  Bibliotheksverwaltungen  in 
München  und  Erlangen  hat  mir  die  Benutzung  auf  der  hiesigen  Uni- 
versitätsbibliothek möglich  gemacht.  In  beiden  Handschriften  ist  durch 
Beschneiden  der  Ränder  ein  Theil  der  Bemerkungen  verloren  gegangen; 
ich  habe  die  Ergänzungen  durch  Cursivdruck  bezeichnet.  In  der 
Erlanger  Hs.  ist  außerdem  die  Schrift  stellenweise  sehr  verblaßt; 
mittelst  Anwendung  von  Schwefelammonium,  die  von  Seiten  der  Ver- 
waltung in  liberaler  Weise  gestattet  wurde,  war  es  möglich  fast  alles 
zu  lesen.  K.  BARTSCH. 

1  (2*)  Ps.  2.  Disen  salm  sprich  vber 
diebe  vnde  ^er  rober.  (=Kom.  1, 
Erl.  2) 

2  (3*)  Ps.  3.  Den  sprich  vber  die  die  dir 
din  gvt  nemen  mit  gewalte.  (=  £  3) 

3  (3^)  Ps.  4.  Den  sprich  so  du  den 
niwen  manen  sehest  (=  K  2,  £  4) 

4  (4**)  Ps,  6.  Den  sprich  den  siechen. 
(=E  6;  vgl.  K  4) 

5  (5*)  Ps.  7.  Op  du  einen  werltlichen 
▼riYnt  hast  dem  sprich  den  salm. 
(=  K  6) 

6  (6*)  Ps.  8.  Mit  disem  salme  wnsche 
dine  manne  heiles. 

7  (6^)  Ps.  9.  Den  sprich  daz  dir  got 
helfe  an  dine  ende.   (Vgl.  K  7.  9) 

8  (9^)  Ps.  11.  So  dv  weist  daz  dich 
lernen  nide  so  sprich  den  salm. 

9  (9^)  Ps.  12.  Den  sprich  nur  den 
gsB^en  ende.  (=  K  9.) 

10  (10*)  Ps.  13.  So  din  vrivnt  in 
nrlivge  si  so  sprich  disen  salm. 
(=  K  10) 

11  (10**)  Ps.  14.  i>en  sprich  so  du  in 
die  chircben  gest.  (=  K  11) 

12  (1 1*)  Ps.  15.  Den  sprich  so  dugotes 
lichnamen  wil   nemen.    (=  K  12) 


(11**)  Ps.   16.    Ez  Stent   siben  ex- 

audi ')  an  dem  «alter  vmbe  «waz  du 

si  «prichest  daz  geschiht.  (=  K  13) 

(12**)  Ps.  17.  £>en  sprich  got  dem 

gvten.  so  hilffei  dir  drate. 

(15*)  Ps.  18.   Den  sprich  den  zwelf 

boten.  (=  K   14) 

(15**)  Ps.   19.   i>en  sprich  so  sich 

der    briester    vmbe    Ärere    vnd    er 

spreche  orate.  (==  K  15) 

(16*)     Ps.   20.     Den    sprich     dem 

chfnige    daz    er    daz    riebe    rehte 

vure.  (=  K   16) 

(17*)  Ps.  21.  Den  sprich  vnsern') 

herren.   wan  er  in  sprach  do  er  an 

dem  chrüce  erstarp.  (=  K   17) 

(18**)  Ps.  22.  Den  sprich  den  die 

gevangen    sin    daz    si    got    erlöse. 

(Vgl.  K  32) 

(19*)  Ps.  23.    Den  sprach  got  do 

er  die  helle  brach. 

21  (19**)  Ps.  24.  Den  sprich  ofte  vmbe 
dine  s^nde.  (=  K  18) 

22  (20**)   Ps.   25.  Den  sprich  so  dich 
din  men^cbait  an  ein  «fnde  verleitte. 

23  (21*)  Ps.  26.    Den  sprich  so  dick 
böser   dinge    geltM^e  vnd  dich  der 


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^  X  nur  Tialb  wrhanden.         ')  Von  n  die  letzte  Häufte  ahguehniUen  wie  m  an 
Jwr  ein  m  tehekU  A^etn  Bmim  su  «et». 


346 


K.  BAHTSCH 


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tüuel   dem   engel   &enem  Tude  den      39 
Dsebsten  danach. 
24  (22^)  Ps.  28.    Den    sprich    so   ez 
zevil  geregene.  (=  K  21) 
(23*)  Ps.  29.    Den   sprich   so    du 
aüt  in  sorgen,  das  dt<^  got  erlose 
Ton  alme  zome.  (=  K  22) 
(23**)  Ps.  30.  Den  sprich  das  cfich 
got  vber  heue  groser  «vnden.   (= 
K  28) 

27  (25*)  Ps.  31.  Den  sprich  das  dir 
got  vergebe  din  groze  missetat. 
(=  K  24) 

28  (26*)  Ps.  32.  Den  sprich  das  sich 
got  ober  dich  erbarme.  (Vgl.  K  25) 

29  (26^)  Ps.  33.  Den  sprich  allen  hei- 
ligen zeren.  (Vgl.  K  26) 

30  (27^)  Ps.  34.  Des  tages  so  du^ 
aastest  so  «prich  den.  (=  K  27) 
(29*)  Ps.  35.  Daz  dir  got  din  vibe 
bewar  sprich  den  salm.  (=  K  28) 
f29*^)  Ps.  36.  Die  vf  vrteile  sulen 
ze  gerihte  gen  den  sprich  den  sal- 
inen. (=  K  29) 

(31^)  Ps.  37.    Den   sprich   so  du 
dine  bihte  wil  tvn,  (=  K  30) 

34  (32^)  Ps.  38.  Den  sprich  dinS  engel 

zeren.  (=  K  31) 
85  (33^)  Ps.  39.    Den   sprich   so   da 

angest  habest. 

(34^)    Ps.  40.    Daz    dich    got   ze 

rehtem  ^eben  sterke. 

(35*)  Ps.  41.  Swa  ein  mensch  an 

dem  tode  lige  so  sprich  den. 
38  (36*)  Ps.  42.  Den  sprich  so  so  du 

uor  dem  alter  stest. 


(36*)  Ps.  43.  Disen  salm  sprooA 
dauit  vnz  if»  got  an  sinen  yienden 
räch.  (=  K  35) 

40  (37**)  Ps.  44.  Den  sprich  in  ere 
sancte  Marien. 

41  {BS^}  Ps.  45.  Den  sprich  allen 
gotes  ^enden  zeren. 

42  (39*)  Ps.  46.  Den  sprich  zeren 
▼nsers  herren  vf  verte. 

43  (39*)  Ps.  47.  Den  sprich  in  ere 
der  ....  die^)  die  engel  beten  do 
si  got  ze  himel  enpfiengen. 

44  (39*")  Ps.  48.  2>en  sprich  daz  dioh 
got  beker  diner  svnden. 

45  (40**)  Ps.  49.  Den  sprich  ze  lob 
ynsers  herren  zvchvnfte. 

46  (42*)  Ps.  50.  Dirre  salm  ist  g&t 
mannen  vnde  wiben. 

47  (42^)  Ps.  51.  Den  sprich  daz  dir 
got   riwen    verUhe  an  dinem  ende. 

48  (43*)  Ps.  52.  Den  sprich  daz  du 
iht  verzwiaelst  an  got(.) 

49  (43^)  Ps.  53.  Den  sprich  Tmb  vr- 
lose  diner  atigest. 

50  (44')  Pa.  64.  Den  sprich  so  da 
gewalt  daltest  von  iemen. 

51  (45*)  Ps.  55.  Den  sprich  so  dich 
din  naehster  verdrachen  welle«  (Vgl. 
R  34) 

52  (46*)  Ps.  87.  Dm  sprich  Tnsern*) 

53  (49*»)  Ps.  62.  Den  sprich *) 

54  (91*)  Ps.  105.  Den  salm  sprieß  alz 
da  an  dem  dot  ligst^. 


III.  Erlanger  Handschrift. 

1  (3*)  Ps.  1.  disen  salin  lis  den  hei-  2  (3*)   Ps.  2.     Lut    den^)    salffi   Jttr 

ligen  go^e«.   du  solt  wizzen  daz  in  rodare^   vn  fir  diebe.  daz  sie  got 

daaid    rihte  do  er  daz   gotes  riche  bechere.    (=  K   1,   H   1) 

berihte.  3  (4*)  Ps.  3.  LU  den  salm  ob  db  iem 

')  Von  u  die  eine  SHlfte  toeggesehniUen,  *)  Von  Den  bii  die  durchUriehen; 

das   Wort  nach  der  toar  tookl  yrevde.         ^)  Die^  Bandsehrift,  nicht  weiter  gehend,  iH 
von  jüngerer  Hand  (14.  Jh.).  ^)  ÄtugekratsU;  von  deredben  Hand  wie  die  vorige, 

^)  Von  einer  amdem  Hand, 

')  Von  D  die  Hälfte  erhalten,        ^)  Von  r'  noch  ein  BeH,  b  erUmhrn, 


P8ALTEBIEN  MIT  DEUTSCHEN  RANDBEMERKUNGEN. 


347 


15 


90  Wirt  saelic  din  leben.  (=  KU, 
M  11) 

(13^)  Fe.  15.  Den  aalm  lis  so  da 
gotes  lichnsL^  nemest.  daz  du  in 
80  enpbaliest.  dae  er  dir  chome  ze 
gnaden.  (=  K   12,  M   12) 

16  (14*)  Pb.  16.  An  dem  salt^  stat 
aiben  exandi.  des  soltn  gewie  sin. 
▼mbe  swelbe  not  du  si  lisest  ein 
iar  alles  an  dai  du  dar  ane  wirdeaf 
begnadet,  vn  mM^  in  och  lesen 
▼mbe  sele  vtl  lip  dar^)  dir  got  si 
erner.  (=  K  13,  M  13) 
(15*)  Ps.  17.  Den  salm  lis  das  dtr 
got  belfe  das  du  enjghahest}^  sinen 
lichenafii  an  ditne  ende,  swenne  du  von 
disme  übe  wendet«.  (Vgl  M  Uy^) 
(19^)  Ps.  20.  Den  salin  lis  alle 
iiire  tage  Tmbe  die  ere  sce  Erasme 
daz  er  dir  in  disme  li^  ^ebe  das 
du  in  mutest  geloben. 
(20^)  Ps.  21.  An  dem  salm  lobe 
got  wan  er  in  do  sprach  do  er  an 
der  martjT  starp.  (=  K  17,  M  18) 
(22^)  Ps.  22.  Li8  den  salm  den 
die  tncarrinen  gen  daz  in  got  helfe 
müze.  daz  sl  ir  sunde  gebösen. 
(—  M   19) 

23  (23*)  Fe.  23.  Lis  den  salm  nnserme 
herren  wan  er  in  do  sprach  do 
er  die  helle  brach  (=  M  20) 
(23^)  Ps.  24.  Lie  den  salm  unsers 
Ferren  sele.  vnder  der  aiiWe  misse« 
vn  von  Kerzen,  vii  kvm  an  div 
knie,  da  ze  dem  veree  delicta  iaue- 
tutia  daz  ist  gut  um&e  alle  not. 
(=  K  18,  M  21) 
(24^)  Ps.  25.  Den  ealm  lis  so  du 
in  die  kirchen  gest  vn  vur  den 
alter  geateat  daz  dir  got  ^enadic  si. 
vn  die  heiligen  die  da  vor  tu»  sin. 
(=  K  19) 

Vielleicht  atand  unser  frouwen.  ^)  under- 
dinge  tat  futeh  dem  Beim  auf  minne  loahraeheinlicher  ala  underdigene;  vgl,  Lit.  621, 
Lexer  2,  178S.  ^)  l.  seien.  "0  Nur  der  Reat  von  m  erhalten,  ')  Van  h  noch 

dar  Anfang.         ^  daz  sei  heßemf         '*)  Von  h'  noch  der  Anfang.  '*)  Die  Über- 

achnften  zu  Pa.  18  und  19^«tnd  auaradirt  und  lateiniacJiea  von  jüngerer  Sand  darüber 
geachrieken.  Von  der  zu  Pa,  18  iat  noch  erkmnhar  s,  wohl  von  zweifboten. 


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dm  gut  mit  gewalte  welle  nemen')« 
lis  in  OTch  vnaera  Aerren  martyr. 
▼n  unkest . .  .  .^)  ere  do  si  ir  chint 
aaeh  crvcigen.  er  hilfet  /vr  alle  not. 
(=M  2) 

(5*)  Ps.  4.  Lis  den  salü!  so  du  den 
mwen  manen  sehest  daz  dich  got 
minne.  durcA  einer  müter  vnder 
dinge^).  (=  K  2,  M  3) 
(5**)  Ps.  5.  Den  aalni  lis  den  sele*). 
die  sin  in  noten.  daz  in  got  helfe 
durch  sine  gote.  (=  K  3) 
(6^)  Ps.  6.  Den  aalm  ^  lis  den  sie- 
chen, daz  in  got  helfe.  (=  M  4, 
▼gl.  K  4) 

(7*)  Ps.  7.  Habestu  dech  einen  werll- 
liehen  vriunt,  lis  im  den  aalni  daz 
in  got  beu^ar.  (=  K  5,  M  5) 
(8*)  Ps.  8.  Lis  den  salffi.  unser« 
herren  antlutte.  daz  er  al^  der 
antlutte  ze  minnen  welle  keren  die 
dich  sehen.  (=r  K  6) 
(8^)  Ps.  9.  Den  aalm  lis  daz  dir 
got  helfe  gnedeclicAe  se  heile,  so  din 
sele  von  dime  libe  acheide.  (=  K  7, 
vgl.  M  7) 

(11*)  Ps.  10.  Den  salin  lis  daz  dir 
got  die  sele  gen  er.  v/i  dich  der  helle 
wize  t;6er  heue.  (=  K  8) 
(11^)  Ps.  11.  Lia  den  salm  ob  dich 
iemea  mit  ungenaden  vehe,  daz  in 
got  bekere.  (=  M  8) 
(12*)  Ps.  12.  Den  salm  lis  umbe 
dm  ende  unsers  herren  mar^  daz 
er  dir  in  gnediclich  hinnen  sende. 
(=K  9) 

(12^)  Ps.  13.  Den  aalm  lis  so  din 
frinnt  in  ein    vrliuge    rite    daz  im 
got  gebe  heil,  vn  in  geaunt  sende 
wider  heim.  (=  K   10,  M  10) 
(13*)  Ps.  14.  Den  salm  soltu  \eaen. 

^Vonn  noch  die  HiHfte  da.         *) 


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348 


K.  BÄSTSCH 


26  (25^)  Fb.  26.  LU  den  salm  vnsers 
herren  martyr  er  \obet  #n  vor  den 
allen  anderen'^,  da  solt  in  ouch 
sprechen  so  dir  der  dinge  gezeme. 
90  dich  der  tievel  d9  engde  beneme. 
(=  M  23) 

27  (26"*)  Ps.  27.  Den  »a\m  lis  daz  des 
tievels  Wille,  an  dir  nihi  en  werde 
ervulUt.  (=  K  20) 

28  (27^)  Ps.  28.  LU  den  salm  so  ez 
se  uil  geregene.  daz  got  bezzer 
we^er  gebe.  (=  R  21,  M  24) 

29  (28*)  Ps.  29.  Lis  den  salm  daz 
dich  got  niemer  verder&e  in  sineme 
zom«.  (=K  22,  M  26) 

30  (28^)  Ps.  30.  Lis  den  salm  scö 
iohanm  ze  eren  er  epraoh  in  onserme 
herren  selbe  do  er  an  daz  er  nee 
gienc  ynie  an  daz  toort  In  manus 
tnas  dne  dabo.  (=  vgl.  K  23,  M  26) 

31  (30*)  Ps.  31.   Lis  den  salm  Ytnhe 

e 

dine  missetat.  das  dich  der  tinel 
iht  Yerwize  aiser  mani^en  getan  hat. 
(=  K  24,  H  27) 

32  (31*)  Ps.  32.  Den  salm  lis  y5  ze 
^enedicä.  allen  heiligen  ze  lobe,  daz 
si  dir  dtne  sele  neren.  (=  E  25, 
vgl.  M  28) 

33  (32^  Ps.  33.  Den  salm  lis  den 
zwelf  poten  dos  sie  dir  helfen, 
daz  du  sine  hulde  werbest,  e  äu 
ersterbest**).  (=  K  26,  vgl.  M  29) 

34  (33*)  Ps.  34.  De  salm  lis  des  tagea 
so  du  vastes.  daz  dir  got  helfe,  daz 
du  wol  ^ol  getrerdest")  (=K  27, 
M  30) 

35  (34**)  Ps.  35.  Der  Hute  vn  vihe 
ze  bewtime  habe  der  leee  den  salm 
alU  tage.  (=  K  28,  M  31) 

36  (35^)  Ps.  36.  Den  ralm  lis  luten 
die  ze  vrteile  soholn  gan.  daz  in 
got  helfe  doM  ei  frolichen  da  m&sen 
stan.  (=  E  29,  M  82) 


37  (37^)  Ps.  37.  So  dtf  ze  bihte  körnest 
diner  schvlde.  vii  du  vergezzest  der 
buze  80  kum  mit  dimne  salme  ze 
hulde.  (=  K  30,  M  33)  '*) 

39  (40*)  Ps.  39.  Den  salm  lis  so  du 
groze  angest  habee<  daz  dir  got  helfe 
daz  du  si  vber  körnest.  (=  M  35) 

40  (41^)  Ps.  40.    Den   ealm    lis    den 

. .  • .  en  daz  io  got n  helfe. 

(Vgl.  M  36) 

41  (42*)  Ps.  41.  So  ein  mennisiche 
lige  an  d§  tode  vn  ni^  rehies  ge- 
l&ben  habe,  so  lis  den  salm  gote 
ze  eren  daz  er  rehten  glöbet»  gwinne. 
{=  M  37) 

42  (43*)  Ps.  42.  Sprich  den  salm  eo 
du  f&r  den  alt^  geet  fM  din  höbet 
neigest  daz  du  da  muzest  also  ge- 
wesen, daz  din  got  m5ze  phlegen. 
(=  M  38) 

43  (43")  Ps.  43.  Disi  iei  der  ander 
ecK^me  den  daaid  sprach  do  got  in 
an  sime  svne  roch,  (=  M  39) 

44  (45*)  Ps.  44.  disen  salm  lis  yneer 
frowa  ze  eren  doM  sie  dir  helfe  an 
dem  übe  vn  an  der  eeZe.  (=  M  40) 

45  (46*)  Ps.  45.  So  din  friunt  über 
mer  welle  vam  so  lis  disen  salm 
dos  in  got  bewar.  (=  K  47) 

46  (46^)  Ps.  46.  Zw  den  salm  vnsers 
Aerren  vrstende  da»  er  dir  zinen 
heiUgexk  geist  sende.  (=  M  42) 

47  (47*)  Ps.  47.  Den  salffi  lis  so  du 
dine  bihte  getvst.  vn  lis  in  ovch 
dem  heiligen  feiste,  daz  er  dich 
(jrereiche. 

48  (47^)  Ps.  48.  Lm  den  salm  ob  dv 
iem  in  vverltlichen  sunden  vindest 
daz  in  got  welle  von  den  en6inden. 

49  (49")  Ps.  49.  Den  salm  lis  in  ad- 
uentu  dni.  daz  dir  got  genadic  si, 
(=  M  45) 

50  (50*)  Ps.  50.    Ob  du  wellest  daz 


'')  Von  n  noch  ein  Best.  '')  Die  Beste  des  unlesbaren  Wortes  stimmen  zu  der 
Oonjectur  ersterbest  '^  gWol  iH  wu  streichen,.  '«)  jDie  Bandschnft  bei  Ps.  38  (39*) 
ist  ausradirt  nnd  eine  jüngere  lateinische  darüber  gesehrieben. 


PSALTERIEN  MIT  DEUTSCHEN  RANDBEMEBKUNGEN. 


349 


dich  got  bekere  von  dinen  sunden. 
80^^  lü  d^  dri  miserere  m*  yvd- 
hen^'')  du  weUeat.  (=  M  44) 

51  (52*)  Ps.  M.  Den  salin  lis  da«  dir 
got  nerlihe  dine  riwen  das  da  im 
mit  triwe  wider  gebest  cUle  kunst 
die  er  dir  gap  do  er  dir  die  sele  ^^ 
ftevalch.  (=  M  47) 

52  (52*)  Ps.  62.  So  din  *»)  friunt  werde 
gevange.  so  lis  im  disen  salin  das 
in  got  welle  mit  genaden*^  bringeu 
dannen.  (=  K  32,  vgl.  M  48) 

53  (53*)  Ps.  53.  Lis  den  salSi  unsers 
herren  seswen  vn  vmh  swen  dir  ande 
81  daz  in  got  beschirme.  (=  K  33) 

54  (58*)  Ps.  54.  Den  sa\fR  lis  so  du 
jprose  not  yn  angeat  habest,  deist 
de'M  siben  exaudi  einer  v^  «was 
dir  an  deme  fiebe  werre  dar  Tmbe 
sprich  den  salSS  gerne.  (=  K  34)  '^ 

55  (55*)  Ps.  55.  Lis  disen  salin  so 
dich  dine  nahisten  mage^^)  wellen 
droken  vnde  ovch  den  pha^  dat 
in  got  helfe  dds  ei  mit  ir  lere  dte 
Jfcrtstenheit  becheren.  (-=  M  51) 

56  (55*)  Ps.  56.  Diz  tst  der  vierde 
ealme  den  dauid  sprach  do  er  an 
sineme  snn  räch  (=  K  35) 

57  (56*)  Ps.  57.  Den  ea\m  lis  vber 
rohere  '^)  vber  diebe  vber  spottere 
vber  lugenete  das  sie  got  bechere. 
(=  K  36) 

58  (57*)  Ps.  58.  Den  salin  sol  din 
«under  herze  ftivmt  eage  daz  in  got 
bewar  eine  tage.  (=-  K  37) 

59  (58*)  Ps.  59.  Lis  den  salin  so  du 
groze  trvbesal  habest  dos  dir  got 
helfe  genadfcZtcA  der  von  (=r  K  38) 

60  (59*)  Ps.  60.  Diz  ist  der  siben 
exauAx  einer  die  solti«  jirerno  minnen 
da«  dich  got  von  grosen  sorgen  en- 
bwide.  (=K  39)»*) 

**)  Beet  dee  s.        '^  Hälfte  de*  w  erhalten.        *')  Von  e  vor  l  noch  ein  Best. 
'*}  Von  D  die  Hälfte  da.       **)  tmleeerlich.       **)  de  =  der.       *')  Unten  am  Bande  des 
Blatte»  von  jüngerer  Hand:    Der  ander  ezandi.  *')  von  m  Ys  erhalten.  **)  oder 

zahmere?  '')  Unten  am  Bande:  der  dirte  exandi.  ")  d.  A.  ertwaocher;   die 

SchreHnmg  heweiat,  daß  dieee  Jüngern  Bemerkungen  aus  einer  älteren  Vorlage  stammen. 
Vgl.  K  68. 


Von  59*  an  sind  die  Randschriften 
Ton  jüngerer  Hand  (14.  Jahrb.). 

61  (59*)  Ps.  61.  Der  ^tich  si  vn  tm- 
rehten  gew»n  ^inne  dem  aol  man 
disen  ealni  lesen. 

62  (60*)  Ps.  62.  Disen  salmen  lis  des 
morgen«  frv  so  get  dir  heil  zv. 
(=  K  40) 

63  (61*)  Ps.  63.  60  dich  iemen  nide 
so  du  «tn  dine  ir  wenden  vilt. 

64  (61*)P8.64.  ..denselen.(=K43) 

65  (62*)  Ps.  65.  ...TOre  ...m  siec 
.  .  .ime. 

66  (63**)  Ps.  66.  ttmme  den  ertuohor**). 

67  (64*)  Ps.  67.  den  mertereren  (= 
K  46) 

68  (74*)  Ps.  74.  den  heiigen  zwelf 
boten. 

69  (75*)  Ps.  75.  einer  sele  du  dir 
vlge.  (Vgl.  K  54) 

70  (76*)  Ps.  77.  den  ir  spise  gebriet. 
(=  K  56) 

71  (82*)  Ps.  80.  . .  .e  herfart . . .  mine 
got  vor.   (=  K  59) 

72  (83*)  Ps.  81.  Der  ze  gerite  well 
der  lese  dieen  salmen  eant  Araterinen 
• .  .fer  anne   .  .  .-I  (=  K  60) 

73  (84*)   Ps.  82.    daz    dir    got    dioe 
figende  ze  gute  bekere.  (Vgl.  K  61) 

74  (84*)  Ps.  83.  . .  zu  der  . «  kiruihe 
. .  den  enllen.  (=  K  62) 

75  (85*)  Ps.  84.  timme  den  ert  vber. 
(=  66.  K  63) 

76  (86*)  Ps.  85.  Tmme  din  einde  daz 
dir  got  sinen  bo^  sende.  (=  K  64) 

77  (87*)  Ps.  87.  Den  heiigen  meit  daz 
tn  ^ot  heil  vnd  selde  ^ebe.  (=  K  65) 

78  (lOl**)  Ps.  102.  Den  eingelen  daz 
si  got  ze  dime  einde  aende.  (=  K  78) 

79  (102*)  Ps.  103.  . .  derdonr  . .  deden 


350  K-  NEBOER 

IV. 

Älmliche  Bemerkangen  finden  sich  auf  Bruchstücken  zweier  latei- 
nischen  Psalmenhandschriften;  die  in  hiesiger  Bibliothek  verwahrt  sind. 
Es  sind  ein  Doppelblatt  und  vier  einzelne  Blätter,  in  welchen  zu  den 
lateinischen  Psalmen  am  obem  oder  Seitenrande  die  folgenden  Bemer- 
kungen gegeben  sind: 
Zu  Ps.   99.      Mit   disem    salm    lob   vuseren    herren   daz  er  dich    gnadechlichen 

enpfaabe  da  ze  der   porte«    da  er  die   sele   sunderdt   mit  luselen 

werten  (=  K  76) 
Zu  Ps.   94.     Dirre  aalm  ist  ein  angenge  aller  guten  dinge  (=  K  73) 
Zu  Ps.   100.  Swer   vnmut  si  dem    spcb    den   saim    das  im  got   geb  dnlt  vnde 

diemüt  (=K  77)»). 
Diese  von   äner  Hand.    Eine   andere  Hand  eines  besonders  kundigen 
Exegeten  bemerkt  zu 
Ps.  50:     dirre   salme   ist   nuzze  wibS  ü  mannen  an  der  sele  ü  an  dem    Übe 

(=  M  46) 
Beide  Hände    dürften    der  Grenzscheide    des  Xn./XIH.  Jahrhunderts 
angehören.  Die  Bruchsttlcke  sind  noch  nicht  eingereiht. 

MÜNCHEN.  F.  KEINZ. 


ZU  HARTMANNS  IWEIN  V.  3473.  74. 


Das  Verspaar  3473/74  des  Hartmann'schen  Iwein  hat  das  selt- 
same Schicksal  gehabt,  mit  „leichtem  Gewissen*'  hingegeben,  als  ver- 
dächtig bezeichnet  oder  wenigstens  für  beßerungsbedttrftig  erklärt  zu 
werden,  obwohl  es  von  den  alten  Handschriften  mit  hervorragender 
Einmüthigkeit  überliefert  worden  ist.  Dies  harte  Verfahren  hat  man 
mit  drei  Gründen  zu  rechtfertigen  gesucht:  erstens  mit  dem  Gesetze 
der  Verszählung y  wonach  Hartmanns  Iwein  aus  272  X  30  Versen  zu 
bestehen  habe,  zweitens  mit  der  Bedenklichkeit  des  Reim  wortes  sweick, 
insofern  es  hier  für  sonst  übliches  sweic  stehe,  endlich  mit  dem  Vor- 
wurfe mangelhaften  Inhalts.  Der  erste  Grund  zur  Verwerfung  wird 
nicht  mehr  als  rechtsbeständig  angesehen;  dem  zweiten  Bedenken 
gegenüber  ist  durch  Weinholds  alemannische  Grammatik  (S.  190  f.) 
und  durch  Pauls  Untersuchungen  (Beitr.  I)  so  viel  ausgemacht,  daß 
sicher  bei  Hartmanns  Landsleuten,  vielleicht  bei  ihm  selber  der  Wandel 
eines  wurzelhaften  g  zu  eh  im  Auslaute  nicht  unerhört  sei.    Aber  — 

*)  Hier  ein  weiterer  Beleg  für  das  einfache  duU  im  Mittelhochdeutschen,  wofiir 
das  Wörterbuch  nur  einen,  diesen  aber  in  der  gleichen  alliterirenden  Zusammen- 
stellung hat. 


zu  HARTICANNS  IWEIN  V.  8478.  74.  351 

auch  diese  Möglichkeit  zugegeben  —  soll  dennoch  um  des  dritten  Vor- 
wurfs willen  das  Verspaar  nicht  zu  vollem  Rechte  zugelassen  werden^ 
vielmehr  wird  der  zweite  Vers  seinem  Inhalte  nach  theils  ihr  arm- 
selig, theils  für  müßig,  theils  ftir  ^Randglosse  eines  wohlmeinenden 
Lesers''  erklärt.  Trotz  der  gewichtigen  Autoritäten,  von  denen  solche 
Verurtheilungen  herrühren,  dürfte  das  Verspaar  in  der  handschriftlich 
gesicherten  Gestalt 

unz  81  in  (lUenthalven  (Van:  aUen,  gar  be')streich 
darzuo  $i  vil  stille  stoeich 
als  Hartmannisch  auch  ohne  Coujectur  gerettet  werden  können. 

Was  mich  bestimmt,  diesen  Versuch  zu  machen,  ist  vornehmlich 
das  Gewicht  der  handschriftlichen  Überlieferung,  welches  mir  jeden 
Versuch  der  Tilgung  oder  Änderung  schlechthin  zu  verbieten  scheint, 
vielmehr  die  Forderung  nahelegt,  einen  befriedigenden  Inhalt  durch 
Änderung  der  Exegese,  nicht  des  Textes,  zu  erzielen.  Die  Textüber- 
lieferung  ist  nämlich  ftlr  unser  Verspaar  und  speciell  den  problematischen 
Vers  3474  eine  so  vorzüglich  einhellige,  daß  selbst  der  ihn  verwerfende 
Lachmann  nicht  umhin  konnte,  das  Verspaar  „in  allen  Handschriften 
überliefert''  zu  nennen.  Denn  nicht  genug,  daß  die  wichtigsten  Hand- 
schriften in  der  Form  des  Verses  3474  darztw  n  vil  stille  eweich  überein- 
stimmen, —  es  geben  auch  die  beiden  nach  Lachmanns  Apparat  allein 
abweichenden  Handschriften  (a,  h)  durch  den  offensichtlichen  Irrthum, 
in  welchen  sie^verfallen,  indem  sie,  jede  in  ihrer  Weise,  ändern,  daftlr 
Zeugniß,  daß  ihre  Abweichungen  nichts  als  unberechtigte  Conjecturen 
seien. 

Die  Dresdener  Handschrift  (a)  nämlich,  ihrerseits  so  radikal  ver- 
fahrend, daß  von  der  gemeinen  Lesart  nur  die  Buchstaben  w.ieh  an 
ihrer  Stelle  bleiben,  bringt  den  geänderten  Vers  in  der  Form  bis  im 
die  Stiche  enttvich.  Sie  sagt  also,  die  Jungfer  habe  den  Irren  so  lange 
gesalbt,  bis  er  genesen  sei.  Diese  Behauptung  steht  aber  mit  dem 
Context  in  entschiedenem,  so  zu  sagen  doppeltem  Widerspruch;  denn 
nach  der  weiteren  Erzählung  setzt  die  Jungfer  erstlich  ihre  Salbung 
ungeachtet  des  ausdrücklichen  Befehls  ihrer  Herrin,  nur  den  kranken 
Körpertheil  zu  bestreichen,  was  zur  Heilung  genügte,  so  lange  fort, 
bis  die  Salbe  gänzlich  verbraucht  ist,  und  zieht  sich  dann  in  ein  Ver- 
steck zurück,  um  dort  die  Wirkung  des  Heilmittels  abzuwarten,  die 
denn  auch  allmählich  eintritt 

Deutlicher  noch  läßt  sich  die  Lesart  der  zweiten  Heidelberger 
Handschrift  (b) :  vil  stiHe  sie  dai'tzu  sleich  als  eine  Correctur  erkennen, 
einzig   zu   dem  Zwecke  vorgenommen,   um  das  irgendwie   anstößige 


352  K.  NERGEB 

Reimwort  sweich  zu  entfernen.  Denn  so  treu  der  Wortlaut  im  übrigen 
dem  gemein  überlieferten  Texte  bleibt,  so  wird  doch  durch  das  eine 
l  statt  w  eine  derartig  täppische  Wiederholung  dessen,  was  erst  drei 
Verse  vorher  gesagt  war,  herbeigeftlhrt^  wie  sie  dem  Dichter  des  Iwein 
nimmermehr  zuzutrauen  wäre. 

Auch  die  im  letzten  Jahrgang  der  Germania  (XX VI^  S.  388  ff.)  von 
meinem  verehrten  Freunde  Bechstein  vertretene  und  in  seine  Schul- 
ausgabe aufgenommene  Änderung:  darztw  si  im  vil  stille  gesweich,  so 
leicht  und  gefällig  sie  erscheint^  indem  sie  die  überlieferte  Textgestalt, 
geringfügigst  erweiternd ,  fast  nur  umdeutet ,  fährt  zu  einem  leisen 
Fehler  der  Anordnung.  Faßen  wir  nämlich  gesweich  im  als  Verließ  ihn' 
auf,  so  wird  schon  V.  3474  berichtet,  was  der  Dichter  doch  eigentlich 
erst  vierzehn  Verse  weiter  erzählen  will.  Bechstein  ist  diesem  Ein- 
wurf schon  zuvorgekommen,  indem  er  darauf  aufmerksam  macht,  daß 
V.  3488  nicht  von  dem  geräuschlosen  Entschlüpfen,  sondern  nur  von 
dem  schnellen  Enteilen  geredet  werde.  Aber  Jeder,  der  einmal  einen 
Schlafenden  in  der  Ruhe  störte,  indem  er  ihm  etwa  eine  freudige  Über- 
raschung vorbereitete,  wird  erfahrungsgemäß  zugeben,  daß  ihm  selber 
in  solchem  Falle  stets  mehr  darum  zu  thun  war,  sich  schnell,  als 
sich  leise  zu  entfernen,  wenn  er  unentdeckt  zu  bleiben  wünschte, 
und  er  wird  es  also  auch  dem  Dichter  zugute  halten,  wenn  er  die 
freundliche  Retterin  Iweins  nur  drdte^  nicht  stille  sich  hätte  entfernen 
lassen.  Doch  zugegeben,  V.  3474  sei  in  der  Übersetzung:  "^dazu  (d.  h. 
und  ebenso)  sie  ihn  ganz  stille  verliess  inhaltlich  von  V«  3488  genugsam 
verschieden,  oder  zugegeben,  daß  die  kurze  Vorausnahme  keinen 
Anstoß  erregen  dürfe,  zugegeben  auch,  daß  trotz  des  oben  über  die 
Handschrift  a  Bemerkten  aus  dieser  das  Object  im  zur  Verbeßerung 
der  gemeinen  Lesart  herangezogen  werden  könne:  —  so  bleibt  doch 
das  eine  gewichtige  Bedenken  übrig,  ob  das  conjicirte  im  ...  gesweich 
durch  verließ  ihn  übersetzt  werden  dürfe.  Dem  Etymon  sivichen,  welches 
wie  in  den  andern  germanischen  Sprachen  so  auch  im  Mhd.  nur  die 
Bedeutung  betrügen  aufweist,  angemessen  trägt  das  Verbum  geswtchen 
in  der  Construction  mit  dem  Dativ  den  Begriff  der  Untreue  und 
Schädigung  in  sich.  Danach  ist  es  begreiflich,  daß  in  der  großen 
Anzahl  von  Belegen,  welche  unsere  vorzüglichen  lexikalischen  Hilfs- 
mittel für  gesunchen  c.  Dativ  darbieten,  zwar  die  nhd.  Phrasen  ab- 
trünnig werden,  im  Stiche  lassen,  den  Dienst  oder  die  Hilfe  versagen  zur 
Übersetzung  dienen  können,  unser  verlassen  aber  nur  im  Sinne  der 
„böslichen  Verlassung",  z.  B.  er  wolde  tougentichen  der  vrouwen 
geswichen.    Dagegen    fehlt   ein    zwingender   Beleg    für   die   allgemeine 


zu  HARTMANNS  IWEIN  V.  8473.  74.  353 

Bedeutung  verlassen,  da  ja  auch  die  von  BechBtein  aus  dem  2.  Büchlein 
567  citirte  Stelle  zu  übersetzen  ist:  Mie  Freude  ward  mir  untreu  und 
ging  von  mir*. 

Versuchen  wir  es  darum  einmal  mit  der  ungeänderten  Textgestalt 
der  gemeinen  Lesart  darzuo  sie  vil  stille  sioeich  und  faßen  dies  sweich 
im  Sinne  ^schwieg'!  Wir  übersetzen  V.  3467—3474:  „Da  sie  ihn  noch 
wie  vorher  liegen  sah,  band  sie  unverweilt  die  beiden  Pferde  an  einem 
Aste  fest  und  schlich  so  leise  herzu,  daß  er  ihrer  nicht  gewahr  wurde^ 
bis  sie  ihn  ganz  und  gar  bestrichen  hatte,  wobei  sie  völlig  stille  schwieg"  — 
nnd  fragen  nun,  was  des  Dichters  Meinung  sei.  Die  von  Paul,  als 
Vertheidiger  der  Echtheit  unseres  Verspaares  in  der  gemein  über- 
lieferten Textgestalt,  vor  neun  Jahren  (Beitr.  I,  S.  375)  angedeutete 
Erklärung,  welche  in  diesem  Schweigen  das  Correlat  zu  dem  leisen 
Herzuschleichen  findet,  vermag  allerdings  nicht  zu  befriedigen,  und 
gern  stimme  ich  der  Bemerkung  Bechsteins  zu,  daß  die  Jungfrau  weder 
zu  einem  Gespräch  mit  dem  Schlafenden,  noch  zu  einem  lauten  Monolog 
in  ihrer  Situation  sonderliche  Veranlassung  habe,  daß  also  dahin  be- 
zogen unser  sweich  müßig  sei.  In  der  That  würde  sich  der  Dichter 
einer  unpoetischen  Breite,  wie  sie  ihm  wohl  im  Erec,  aber  nicht  im 
Iwein  zuzutrauen  ist,  schuldig  machen,  wenn  es  ihm  nicht  genügt 
hätte,  zu  erzählen,  daß  die  Jungfer  leise  herzugeschlichen  sei,  um  den 
Schläfer  nicht  zu  wecken;  denn  wer  in  solcher  Absicht  verständiger 
Weise  leise  herangeschlichen  ist,  von  dem  braucht  doch  wahrlich  nicht 
noch  ausdrücklich  versichert  zu  werden,  daß  er  in  unmittelbarer 
Nähe  des  Schlafenden,  ja  über  ihn  gebeugt,  sich  stille  verhalten  habe. 
Das  Schweigen,  welches  Hartmann  V.  3474  specieller  Erwähnung  werth 
hält,  kann  nicht  denselben  Zweck  mit  dem  Schleichen  in  V.  3471 
verfolgen,  sondern  muß  seinen  Grund  in  dem  Acte  des  Bestrei- 
ch ens  in  V.  3473  haben.  Schon  Benecke  hat  diese  Beziehung  richtig 
erkannt,  aber  sie  Hartmann  abgesprochen  und  einem  „wohlmeinenden 
Leser"  zugewiesen,  der  „sich  gedrungen  fühlte,  am  Rande  einzuschärfen, 
daß  so  etwas  ja  stillschweigend  geschehen  müsse^. 

Lassen  wir  vor  der  Hand  unerörtert,  ob  der  Dichter  oder  ein 
Leser  den  Satz  geschrieben,  und  fragen  nur,  ob  der  Schreiber  jener 
Zeile  vielleicht  einen  vom  Dichter  gebotenen  Anlaß  zu  seiner  Bemer- 
kung hatte!  Freilich,  wenn  die  Dame  dem  hirnsiechen  Ritter  nur  eine 
medicinische  Einreibung  mit  grauer  Salbe  verordnet  hätte,  so  gäbe 
das  der  Jungfer  kein  besonderes  Motiv,  bei  ihrer  ärztlichen  Hilfe- 
leistung stille  zu  schweigen;  wohl  aber  hat  sie  genügenden  Grund, 
peinliches  Stillsehweigen  zu  beobachten    bei  Vollziehung   einer  sym- 

OBBMANU.  Neue  Beihe  XY.  (XXYU.)  Jahrg.  23 


354  K.  NERGER 

pathetischen  Kur  mittels  einer  Wundersalbe,  welche  die  Fee  Morgan 
oder  Zauberin  Peimurgan  höchsteigenhändig  (V.  3425)  verfertigt  hat. 
Bei  Krankenheilung  durch  Sympathie  oder  Cibernatürliche  Mittel  sind 
nämlich^  wie  Volksglaube^  Theologie  und  Jurisprudenz  einstimmig 
lehrten ;  zwei  Arten ,  die  weiße  und  die  schwarze  Zaubeusi  wohl  zu 
unterscheiden.  Jene  wendet  Gebete  an,  versieht  den  Kranken  mit  dem 
Zeichen  des  Kreuzes,  spricht  dazu  den  Namen  des  Gekreuzigten,  des 
Dreieinigen  oder  der  Heiligen  und  schließt  ihre  Formeln  mit  Amen. 
Diese,  sich  wohl  bewußt,  nicht  christlichen,  sondern  dämonischen 
Ursprungs  zu  sein,  macht  geheimnisvolle  Zeichen,  schreibt  Formeln 
nur  auf,  statt  sie  zu  sprechen,  und  kennt,  um  nicht  den  finstern 
Mächten  zu  verfallen,  deren  Dienst  sie  ja  in  Anspruch  nimmt,  kein 
dringlicheres  Gebot  als  des  {vil  stille  steigen)  absoluten  Stillschweigens. 
Zu  welcher  Art  Zauberei  gehört  nun  der  Act,  welcher  hier  an 
Iwein  vollzogen  wird?  Darauf  gibt  uns  der  Dichter  selber  die  Ant- 
wort, wenn  auch  nicht  an  unserer  Stelle,  so  doch  im  Erec.  Die  dort 
V.  5155  ß.  geschehende  Erwähnung  der  Fee  und  einer  mit  ihrer  Salbe 
zu  vollziehenden  Wunderheilung  gibt  dem  Dichter,  seiner  ganzen  Weise 
im  Erec  entsprechend,  zu  einem  breiten,  von  Chrestien  unabhängigen 
Excurs  über  diese  Zauberin  (Er.  5158—5241)  Veranlassung.  Wir  er- 
fahren dort,  daß  seit  Erikto,  die  selbst  die  Todten  wieder  lebendig 
gemacht  habe,  keine  Zauberin  gelebt,  der  so  alle  Kräfte  und  Creaturen 
der  Erde  und  alle  Teufel  der  Hölle  unterthan  gewesen  seien,  wie  der 
Feimurgan.  Und  damit  Niemand  zweifle,  wo  das  hinziele  und  welcher 
Art  ihre  Zaubermittel  gewesen,  so  sagt  Hartmann  es  mit  dürren  Worten, 
daß  sie  vaste  wider  gote  lebte,  daß  der  tiuvel  ir  geselle  war  und  daß 
sie  sö  kräftige  Zaubermittel  wider  Oriste  zur  Anwendung  brachte. 
Was  Hartmann  im  Erec  so  ausführlich  und  unzweideutig  aasge- 
sprochen, das  konnte  allerdings  ein  aufmerksamer  Leser  seiner  Dich- 
tungen wissen  und  hier  in  analoger  Situation  des  Helden  zu  einer 
Randglosse  verwerthen,  der  wenigstens  nicht  abgestritten  werden  kann, 
daß  sie  ihrem  Inhalte  nach  zu  den  sonstigen  Aussagen  des  Dichters 
stimme.  Ja  der  vermeintliche  wohlmeinende  Leser  könnte  zum  Schutze 
seiner  Randglosse  auch  darauf  hinweisen,  daß  sie  ganz  in  des  Dichters 
Weise  geschrieben  sei,  der  gern  auf  den  Volksbrauch  Rücksicht  und 
Beziehung  nehme,  wie  er,  und  zwar  gleichfalls  von  Chrestien  unab- 
hängig, im  Erec  z.  B.  St.  Gertruden  Minne  erwähne  und  über  Vor- 
zeichen und  Angang  sich  verbreite  (Er.  4018—20  und  8122—39),  daß 
es  also  auch  wohl  der  Dichter  sein  könne,  der  hier  leise  anzudeuten 
sich  begnüge,   was  er  in  seiner  fipühem,   minder  vollkommenen  Dich- 


zu  HARTMANNS  IWEIN  V.  3478.  74.  365 

tung  des  Breiteren  aaseinandergesetzt  habe.  Wenn  aber  die  angebliche 
Randglosse  in  allen  alten^  notorisch  von  einander  unabhängigen  Hand- 
schriften sich  findet,  so  muß  sie  jedenfalls  in  einem  der  ersten  Exem- 
plare der  Dichtung  oder  gar  im  Handexemplar  des  Dichters  selbst 
gestanden  haben.  Und  wenn  endlich  durch  Paul  (Beitr.  I,  S.  375)  zur 
Genfige  constatirt  ist,  daß  die  Zeile  3473  einer  Zeile  bei  Chrestien 
entspreche,  so  bleibt  doch  am  Ende  nichts  weiter  tlbrig,  als  den  wohl- 
meinenden Leser  von  dem  Verdachte  der  Unterschiebung  freizusprechen 
and  dem  deutschen  Interpreten  Chrestiens,  dem  Dichter  Hartmann 
7on  Aue,  das  ganze  Verspaar  zuzuschreiben,  oder  anders  ausgedrückt, 
mit  der  Authentie  des  Verspaars  Iw.  3473.  74  auch  die  Integrität  des 
Verses  3474  zuzugeben,  ohne  länger  an  der  Form  des  Reimwortes 
stoeich  Anstoß  zu  nehmen. 

Werfen  wir  nach  gewonnenem  Resultate  noch  einen  Blick  auf  die 
Handschriften,  so  tritt  zunächst  die  älteste  Heidelberger  Handschrift  (Ä) 
mit  dem  ihr  eigenthümlichen  streich  statt  bestreich  (V.  3473)  gewisser- 
maßen als  alter  classischer  Zeuge  ftir  die  im  Vorstehenden  ver- 
tretene Auslegung  des  Verses  3474  ein;  denn  wenn  auch  das  Verb 
strichen  allgemein  auf  die  Salbung  kann  bezogen  werden,  so  gehört 
doch  zu  den  Kunstausdrücken,  mit  denen  die  Manipulationen  der  sym- 
pathetischen Kur  bezeichnet  werden,  bis  zum  heutigen  Tage  das  Zeit- 
wort sb^eiehen.  Aber  mag  man  auf  dies  Argument  auch  kein  Gewicht 
legen,  so  enthalten  doch  sämmtliche  Handschriften  der  gemeinen, 
oder,  wie  ich  nun  wohl  sagen  darf,  der  genuinen  Lesart  des  V.  3474 
wenigstens  nichts  gegen  unsere  Auffassung;  und  vollends  die  Con- 
jecturen  der  beiden  abweichenden  Handschriften  aus  dem  15.  Jahr- 
hundert erhalten  von  unserer  Auffaßung  des  in  ihnen  geänderten 
Verses  eine  neue  Beleuchtung. 

Mit  Recht  erklärt  Bechstein,  es  sei  nicht  anzunehmen,  daß  man 
in  der  Herstellungszeit  dieser  Handschriften  an  der  Form  des  Reim- 
wortes sweich  Anstoß  genommen.  Wie  aber  steht  es  mit  einem  Anstoß 
am  Inhalt?  Welches  Motiv  der  Schreiber  der  Dresdner  Handschrift  a 
zu  seiner  Änderung  hatte,  liegt  klar  vor.  Tilgte  der  Jude,  der  nach 
Henrici's  Nachweis  (Ztschr.  f.  d.  A.  25,  123  ff.)  diese  Handschrift  um 
1390  anfertigte,  Christum,  den  h.  Geist  und  alle  guten  Heiligen  aus 
Hartmanns  Werke,  so  handelte  er  als  orthodoxer  Jude  nur  con- 
sequent,  wenn  er  auch  jede  Beziehung  auf  Zauberei  beseitigte,  laut 
der  Worte  des  Gesetzes  (Deut.  18,  9 — 11):  „Du  sollst  nicht  lernen 
gleich  den  Greueln  dieser  Völker  thun,  daß  nicht  unter  dir  gefunden 
werde,  wer  .•  verdeckte  Künste  ••  und  Zauberei  treibt,  Zauber- 

23* 


K.  BARTSCH 

kundiger  und  Todtenbeschwörer;  denn  ein  Greuel  des  Ewigen  ist, 
wer  solches  thut."  Und  er  hatte  einen  Grund  mehr,  aus  der  Wunder- 
kur eine  ärztliche  Hilfeleistung  zu  machen ,  wenn  er  die  Handschrift, 
wie  zu  vermuthen  steht,  im  Auftrage  jenes  Glaubensgenossen  an- 
fertigte, der  sie  1433  noch  besaß  oder  seinem  Erben  hinterlassen 
hatte.  Weniger  ersichtlich  ist  das  Änderungsmotiy  ftlr  den  Schreiber 
der  Handschrift  6,  nur  daß  es  ihm  darauf  ankam,  um  jeden  Preis  das 
Wort  sweich  zu  entfernen.  Sollte  nicht  etwa  auch  ein  christlicher 
Schreiber  des  15.  Jahrhunderts  eine  Anspielung  auf  schwarze  Zauberei 
bedenklich  geftmden  haben,  die  dem  Dichter  selbst  noch  unverfänglich 
schien,  als  er  sie  geraume  Zeit  vor  jenem  vierten  Lateranconcil  nieder- 
schrieb, welches  1215  die  erste  Anordnung  der  Inquisition  traf?  Eben 
im  15.  Jahrb.  discutirte  man  ernstlich  die  Hexerei.  Es  gab  noch  frei- 
sinnige Leute,  welche  wie  jener  Ulrich  Molitor  in  Konstanz  auf  Grund 
des  Decr.  Grat.  26,  5,  12  die  Möglichkeit  der  Hexerei  bestritten,  aber 
die  gegentheilige  Meinung,  welche  mit  der  Bulle  Summis  desiderantes 
(1484)  den  endlichen  Sieg  davontrug,  war  die  stärkere.  Sebr  wohl 
konnte  in  solcher  Zeit  ein  'wohlmeinender'  Schreiber  es  f(lr  ein  gutes 
Werk  erachten,  wenn  er  durch  eine  geringe  Veränderung  der  Wort- 
folge und  ein  l  statt  w  den  edlen  Löwenritter  dem  Verdachte  entzog, 
durch  schwarze  Zauberei  von  seinem  Wahnsinne  geheilt  zu  sein. 
ROSTOCK.  K.  NEROEa 


BRUCHSTÜCKE  VON  KONRADS  TROJANER- 
KRIEGE. 


1. 

Zwei  Pergamentblätter  einer  Pergamenthandschrift  vom  Ende  des 
13.  Jahrhunderts  im  Besitze  des  Freiherrn  von  Hardenberg  in  Posen. 
Sie  wurden,  zerschnitten,  zu  einem  Büchereinband  verwendet  Zwischen 
beiden  fehlen  vier  Blätter;  sie  waren  also  wahrscheinlich  2.  und  7.  Blatt 
einer  Lage  von  acht  Blättern.  Jede  Seite  enthält  zwei  Spalten  zu 
40  Zeilen.  Doch  ist  von  der  zweiten  und  dritten  Spalte  jedes  Blattes 
nur  ein  kleiner  Rest  erhalten,  das  übrige  weggeschnitten.  Ich  gebe  als 
Probe  ein  kleines  Stück  des  Textes  und  vom  übrigen  die  Lesarten. 
(!•)    ein  teil  desto  el de. .     (10405) 

wie  kan  mir  vf. . .    erd. . . 

wirde  vn  lop  zen..  ze  kvmen 

sit  minem  vater  ist  benvmen 


BBUCHSTOCKE  von  KONBADS  TBOJANEBKBIEGE.  357 

frAide  vn  hochgemvte. 

ist  do  im  ^wer  gvete. 

die  Btire  vnd  die  gnade  birt. 

de  er  von  iv  geivnget  wirt. 

80  wil  ich  iemer  selic  wip. 

vch  minnen  wr  min  selbes  lip. 
10418  gewesen]  gesen.      19  evget.      21  dvrh.     24  sid.     25  em- 
phlfthet  sime.      26  er  ist.      29  habe.      30  dvrh.       31  ich  zweimal. 
32  sime.      36  sid.      37  spate  vü  frv.       38  derzv.      40  kvneginne. 

42  kvnege.  45  beginnt  Sp,  6,  von  der  aber  nur  ein  pcutr  Buchstaben 
jeder  Zeile  {vm  10455—57,  10467—70,  14479-83  gar  nichts)  erhalten 
sind,  62  dvrh, .  •  71  dvrh.  Mit  84  beginnt  Sp.  c,  von  der  nur  ein 
Theil  der  Zeilenschlüße  erhalten  ist.  10517  .  «oltz.  Mit  10525  beginnt 
Sp.  c2,  die  fast  vollständig  erhalten  ist,  27  ist  unten  am  Ende  der  Spalte 
nachgetragen  von  ^  gemvniet  (=  Acd).  gemünjet  ist  zu  schreiben. 
28  ein  göttinne  eckaten  genant.  32  gervht.  33  gnade.  34  volen- 
den.  36  frefelliehe.  38  wald.  39  begonde:  vgl.  zu  Parten.  328.  41  da 
zerclovb.  42  stovb.  44  loub  vfi  —  vn.  45  begonden.  47  ...g  an 
ir  bete.  50  zeime.  52  figvren.  55  wunderlicher:  die  richtige  Lesart^ 
vgL  meine  Anm.  8.  109.     bovchstaben.     56  mvste  =  bcdf. 

10557  getreib.    58  geschreib.    60  es. 

(2*)    leite  vf  ein  ander  wip  zehant.     11205 

Qeevsa  d^  wc  genant  (=  ae). 

vn  lohte  sohAne  vnd  vzerkom. 

von  Theban  waz  si  genant. 

vn  hete  mit  ir  frvntschaft. 

Jasones  hertze  also  behaft. 

de  er  dvrh  si  wart  t^vwelos. 

vn  er  sin  elich  wip  verk... 
11215  manichfalt.      20  deine.      22  waz.      29  dv,   une  es  fieißen 
muß.     wanken  {=Ebcd).     32  manigen.     35  vvrwitz.    36  dvrh  gantze 
liebi.     38  sin  (=  cd);  vgl.  Anm.    39  dvrh.     41  Teb.     42  erfrischet. 

43  dvrh.  44  gvtem  frevde.  45  beginnt  Sp.  b,  fast  ganz  weggeschnitten^ 
icie  l^  (11250—53,  63—65,  75—77  ganz).  62  ditz.  72  nvn.  73  ge- 
fe. .  •  78  emp. . .  83  emp. . .  Mü  86  beginnt  2%  wovon  nur  einige 
Zeilenschlüße  erhalten.  Mit  11325  beginnt  die  fast  vollständig  erhaltene 
Spalte  2^.  32  do  =  abcde,  richtig.  vorbran.  36  bitterclicher> 
11343  dvrh.  47  gezvket.  48  da  clagich  dvr.  53  wvrde.  55  hie 
von  mir  =  b.  57  dvrh.  malis.  59  kvndene.  60  de  mir  toc  ize 
dagene. .     Mü  11364  schließt  2^. 


868  K-  BARTSCH 

Ich  habe  fast  nur  orthographische  Varianten  zn  verzeichnen  ge- 
habt, habe  sie  aber  verzeichnet,  um  erkennen  zu  laßen,  welche  reine 
Formen  dieses  Bruchstück  hat,  dem  an  Güte  kaum  ein  anderes  gleich- 
konmit. 

2. 
'Zwei  zusammenhängende  Blätter  einer  Papierhandschrift  des 
15.  Jahrhunderts  in  Folio ;  das  erste  trägt  die  Zahl  OXLVI,  das  zweite 
die  Zahl  CLIir,  auf  der  Pariser  Nationalbibliothek,  bezeichnet  Ms. 
allem.  18,  i.  Die  Blätter  stammen  aus  Oberlins  Nachlaße.  Friedrich 
Apfelstedt  hat  mir  eine  Abschrift  derselben  mitgetheilt;  bei  der  ge- 
ringen Güte  der  Handschrift  beschränke  ich  mich  auf  Mittheilung  der 
Lesarten  und  gebe  auch  hier  als  Probe  den  Anfang  des  ersten  Blattes. 
(1*)    In  witze  vnd  in  bescheideheyt     17967 

Die  selde  wz  vf  in  geleyt 

Dz  er  fvr  vff  der  ere  spor 

Geheissen  wz  antheür 

Der  selbe  ritter  vs  genvme 

Vnd  WZ  ein  here  wolkvme 

An  libe  v&  an  gesiebte 

Er  bette  vö  lantrehte 

Geleret  ä  d^  geschrift  gnvg 

Sin  zunge  ei  edel  sprach  trvg 

Vn  wz  vnmassen  redehaft. 
17979  was]  vor.    80  vserwelt.    83  priamus.     84  gvt.     85  fehlt. 
86  rieh    vö    wiser.  87  Ahsaiz.       hin    zu    de.  97  verryehten. 

18001  Ivytte.     10  da  ein  wnder.     11  ritterschaft.     14  want. 

18017  by  der  stunde.         18  samhaft        21  Ir  iegelychem  de. 
22  digelyche.      24  Als  er  —  rede.      36  gewalle.      39  zytte.     42  mit] 
nie.     54  verstoeret.     62  ir]  der  =  Aace,  richtig,     75  vant  =  6dc. 
81  stant.     88  wider  sendent,  damit  schließt  Bl.  1. 

Blatt  2  umfaßt   V.  18811—18933.      18813  Dz  die  mynne  hvnde 
nan.       14  deine.       16  myn.       18  gewilde.       25  kament.       30  pfliht] 
pflege.     32  vn  erbeissen.     ich  fehlt  =  bcd.     33  vf  dz  gryen.     34  wol 
myt  liebte  blvme.     35Gemy8set.     gestrWet  =?  ae.     38  krest.     44  Mit  — 
mit  =:  hc(d).       47  venis.        55  helena.        56  wangen.    vnderleyte. 
60  venis.      61  betrwe.      63  wnneklychS  =  d.      67  wirde  =  ac;  vgl, 
Anm.  8,  188.      68  best      70  die  meht  =  c.      72  wane  nvn;  vgl.  c. 
74  Absatz,      77  stoltz.      90  knvgete.      97  sy  mir  =  Abde  richtig. 
98  da.     18903  ger.     10  nach  din.     12  helena  wurt. 

18927  Dyse.    33  dannan.     der.  K.  BARTSCH. 


KBlTISCmS  GLOSSEN  ZU  EINEM  UNKEITISCHEN  TEXTE.  359 

KRITISCHE  GLOSSEN  ZU  EINEM  UNKRITISCHEN 

TEXTE. 


Herr  Dr.  Licfatenstein  hat  lange  Zeit  gebraucht,  ehe  er  auf  meine 
7or  vier  Jahren  geschriebene  Kritik  seiner  Eilhartausgabe  geantwortet. 
Nun^  vielleicht  trifft  das  Sprichwort  von  dem,  was  lange  währt,  hier  zu. 

Er  nimmt,  Z.  f.  d.  A.  26,  1  ff.,  Anlaß  einige  Punkte  Von  prin- 
cipieller  Bedeutung'  zu  berühren,  deren  Nichtbeachtung  'den  verderb 
liebsten  Einfluß^  auf  meine  beabsichtigte  'Edition  des  Eilhart'  |'zu 
nehmen  drohe'.  Ich  bin  Dr.  L.  für  die  sichtlich  sehr  wohlgemeinte 
Absicht  und  Warnung  dankbar;  aber  leider  muß  ich  meine  Verstockt- 
heit bekennen:  seine  Ausfuhrungen  haben  mich  an  keinem  Punkte  von 
meinen  'groben  IrrthtLmern'  überzeugt.  Seine  Ansicht  von  dem,  was 
'echt-philologische'  Art  der  Textbehandlung  ist,  geht  von  der  meinigen 
allerdings  recht  weit  ab.  Ich  schreibe  das  folgende  auch  nicht,  um 
ihn  zu~  überzeugen,  —  denn  daran  liegt  mir  nichts,  —  auch  nicht  um 
meine  Art  zu  rechtfertigen  —  dessen  bedarf  sie  nicht,  schon  deswegen, 
weil  sie  nicht  eine  von  mir  erfundene  ist  —  sondern  nur,  um  zu  zeigen, 
welche  kritischen  Grundsätze  in  einer  gewissen  Schule  gelehrt  werden. 

Es  ist  ein  allgemeiner  Grundsatz  der  Kritik,  daß  da,  wo  eine 
Textstelle  aus  sachlichen  oder  sprachlichen,  stilistischen  oder  metri- 
schen Gründen  Anstoß  oder  Anlaß  zum  Verdacht  bietet,  das  Recht 
der  Besserung  eintritt.  Wo  die  vorhandenen  Quellen  und  Hilfsmittel 
nicht  ausreichen,  sondern  einen  mangelhaften  Text  bieten,  ist  es  Pflicht 
des  Herausgebers  ihn  zu  bessern.  Die  Auslassung  und  Entstellung  von 
Worten  durch  die  Schreiber  nöthigt  einer  großen  Zahl  unserer  alten 
Texte  gegenüber  zu  Conjecturen.  Je  nach  der  Art  des  Falles  wird 
das  Richtige  leichter  oder  schwerer  zu  finden  sein.  Die  Thatsache, 
daß  in  Conjecturen  (ich  erinnere  z.  B.  an  Walthers  Lieder,  an  den 
Text  der  Eudrun)  die  Herausgeber  und  Kritiker  sehr  von  einander 
abweichen,  zeigt,  wie  schwer  es  oft  ist,  objectiv  überzeugende  und 
zwingende  Resultate  zu  gewinnen.  Dadurch  soll  und  darf  sich  aber 
die  Kritik  nicht  abschrecken  lassen;  sie  muß  überall,  wo  sie  etwas  als 
entstellt  erkannt  hat,  Hand  anlegen.  Das  Mangelhafite  kann  sich  aber 
auch  auf  ganze  Satztheile,  halbe  und  ganze  Verse  erstrecken.  Da  wird 
Hr.  L.  freilich,  wenn  er  nicht  andere  Quellen  zur  Seite  hat,  wie  bei 
Ergänzung  der  Bruchstücke  des  alten  Gedichtes,  vom  Standpunkte 
seiner  'conservativen  Textbehandlung'  es  vorziehen,  lieber  Lücken  zu 


360  K-  BARTSCH 

lassen  als  die  Leser  'mit  Versen  eigenen  Fabrikates'  zu  begltlcken. 
Ich  denke  darüber  anders;  ich  habe  seinerzeit  im  Texte  der  Mil- 
Städter  Handschrift  viele  Zeilen  durch  'eigenes  Fabrikat'  ergänzt; 
Rödiger  hat  das  meiste  davon  einfach  acceptirt.  Im  Trierer  Aegidius 
waren  eine  Unmasse  von  Ergänzungen  des  mangelhaft  erhaltenen  Textes 
zu  machen,  von  denen  nur  einen  Theil,  meist  die  leichteren,  mein 
Vorgänger  gemacht;  auch  hier  also  wird  Hr.  L.  vieles  von  'meinem 
Fabrikat'  finden.  Ich  rühme  mich  dessen,  und  glaube,  daß  nicht  jeder 
Philologe  —  und  Hr.  L.  am  allerletzten  —  solch  einen  Text  herzu- 
stellen vermocht  hätte.  Im  Partonopier  habe  ich  eine  beträchtliche  An- 
zahl vom  Schreiber  ausgelassener  Verse  ergänzt,  und  ich  denke ,  bei 
den  meisten  werde  ich  das  richtige  getroffen  haben.  Es  ist  nun  in 
der  Sache  gar  kein  Unterschied,  ob  etwas  in  einem  Texte  abgeschnitten, 
ausgelassen,  oder  durch  Änderungen  des  Schreibers  entstellt  worden. 
Daß  etwas  weggeschnitten,  sieht  auch  das  blödeste  Auge;  Auslassangen 
erkennt  schon  nicht  jeder;  und  ob  ein  Text  entstellt  und  corrumpirt 
ist,  noch  weniger.  In  allen  Fällen  ist  das  Echte  verloren;  es  zu  finden, 
Aufgabe  der  Kritik. 

Daß  im  Albrecht  von  Halberstadt  nicht  das  Ziel  erreicht  werden 
konnte,  den  Wortlaut  des  in  einer  Überarbeitung  des  16.  Jahrhs.  er- 
haltenen Gedichtes  zu  gewinnen,  ist  selbstverständlich.  Es  hätte  ein 
Wunder  sein  müssen,  wenn  die  Auffindung  eines  neuen  Fragmentes 
meinen  Text  bestätigt  hätte.  Wenn  L.  die  Vorrede  meines  Buches 
gelesen,  so  würde  er  sich  seine  Bemerkung  gespart  haben.  Auch 
J.  Grimm,  der  einige  Stellen  zu  restituiren  versuchte,  hat  ebenso  wie 
ich  nur  den  Stil  des  alten  Gedichtes  dabei  im  Auge  gehabt.  Ob  nach 
dieser  Seite  hin  mein  Versuch  so  'kläglich  verfehlt'  zu  nennen  ist, 
darüber  zu  urtheilen  ist  Hr.  L.  wohl  nicht  der  Mann.  Ein  Gelehrtei* 
von  hohem  Range,  der  in  den  Geist  unserer  alten  Dichtung  so  ein- 
gelebt war,  daß  er  mit  'Versen  eigenen  Fabrikates'  selbst  einen  Kenner 
wie  Lachmann  täuschen  konnte,  Wilhelm  Wackernagel,  schrieb  mir 
über  mein  Buch  (7.  Juni  1861):  *Jetzt  Ihr  Albrecht  setzt  mich  ganz 
eigentlich  in  Verwunderung  durch  die  Kühnheit  des  Unternehmens 
und  durch  das  schöne  Gelingen,  das  Ihre  Kühnheit  gekrönt  hat.  Ich 
habe  freilich  Wickram  und  Sie  noch  nicht  durchweg  vergleichen  können, 
aber  doch  hie  und  da  an  vielen  einzelnen  Stellen,  und  bin  jedesmal 
bis  zum  Jauchzen  erstaunt  gewesen,  wie  gut  Sie  es  getroffen,  gut  wie 
es  keiner  getroffen,  der  bloß  Grammatik  oder  bloß  Belesenheit  oder 
bloß  dichterischen  Sinn  besessen  hätte.  Zwar  wäre  manchmal  noch  eine 
andere  Besserung  denkbar,  ich  hüte  mich  aber  wohl,  Ihnen  jetzt  schon. 


KBITISCHB  GLOSSEN  ZU  EINEM  UNKRITISCHEN  TEXTE. 


361 


wo  ich  das  Ghanze  noch  nicht  habe  durcharbeiten  können,  mit  Bemer- 
knogen  der  Art  zu  kommen  und  freue  mich  rein  des  Qesammtein- 
druckcB/ 

Daß  der  Versuch,  aus  einem  überarbeiteten  Texte  späterer  Zeit 
einen  filteren  herzustellen,  wie  ich  ihn  wiederholt  gemacht,  nicht  etwas 
Ton  mir  erfundenes  ist,  weiß  jeder,  der  mit  der  Geschichte  der  Kritik 
auf  germanistischem  Gebiete  bekannt  ist.  In  den  Liederdichtern  des 
12.  Jahrhs.  haben  die  Herausgeber  des  MF.  wiederholt  Assonanzen 
gegenüber  den  reinen  Reimen  der  Überlieferung  hergestellt;  und  mit 
vollem  Rechte.  Ob  sie  überall  das  Richtige  getroffen,  ist  eine  andere 
Frage.  Ein  sehr  auffallendes  Beispiel  bietet  die  Herstellung  des  Textes 
einer  Margaretenlegende  durch  Haupt  im  1.  Bande  seiner  Zeitschrift 
S.  151  ff.  Ich  will  ein  paar  Stellen  des  überlieferten  Textes  dem  von 
H&Upt  restituirten  gegenüberstellen ,  da  es  hier  sich  um  den  gleichen 
Fall  wie  bei  Eilhart  handelt:  ein  Gedicht  des  12.  Jhs.  ist  in  Über- 
arbeitung des  15.  erhalten. 
109  £  In  Antyochiam  jnn  das  lant 

got  sein  prieff  sand 
146  f.  Dj  poten  chamen  dar  gerant 

Vnd  sahen  dj  magt  zehant. 
217  f.  Do  entgegen  sprach  der  unrayn 


der  wüetreich  vor  aller  gemain 
225  ff.  du  magst  sein  nit  gewissen 
du  wärst  dan  ain  cristen 
der  ewychlichen  mynnen 
wan  du  dich  lyest  rainigen 
vnd  von  deynem  glauben  pringen 
277  f.  vnd  des  gleichen  nymant  chund  ge- 
sehen 
der  schönen  sand  margareten 
Ö24  ff.  vnd  gib  auch  valsebon  rat 
lüg  vnd  auch  manaid 
zw  dem  übel  pin  ich  altzeyt  berait 
fluchen  vnd  auch  schelten 
mit  neyd  vnd  mit  haß 
füll  ich  gar  vil  manigs  vaß 


In  Antiochie 

got  sante  sine  brieve. 

Die  boten  dar  kämen 

die  maget  si  sähen*). 

da  engegen  sprach  der  wuo- 

tertch 
vor  aller  manne  geltch. 
dune  mäht  niht  gewinnen 

der  ^widtchen  minne; 
wan  liezestu  dich  toufen 
von  dinem  gelouben. 
daz  ieman  gesehen  mohte, 

sante  Margareten. 

unde  gibe  euch  valschen  eit : 

fluochen  unde  schelten 
daz  läze  ich  selten : 
mit  ntde  und  mit  hazze 
falle  ich  vil  manec  herze. 


*)  Vgl.  damit  meine  Bemerknng  zu  Eilh.  2724  (Qerm.  28,  360)  und  Lachtensteiii 
a.  a.  O.  S.  12. 


362  K.  BARTSCH 

551  f.  do  hyss  der  wüetreioh  mit  grymmen     döhiez  der  grimme  waoterich 
dy  magt  fUr  in  pringen.  die  maget  pringen ftlr  sich*). 

684  f.  das  dn  in  gebst  ein  erben  daz  du  in  gebest  ein  erben 

säligen  gueten  vnd  auch  reychen         säligen  unde  guoten 
vnd  pey  dir  wanund  ewikleichen  unde  wol  gemuoten. 

do  cham  dj  gottes  stym  dar  Dd  kam  diu  gotes  stimme 

zw  der  magt  ein  engelschar  ze  dem  magetlichen  kinde. 

699  f.  do  nw  dj  magt  vil  rain  Dd  diu  maget  guote 

jr  gepet  tet  allain  ir  gebet  getftn  hfite. 

739  f.  nw  pit  wir  got  all  gemain  ntL  bite  wir  gemeine  got, 

wann  er  ist  gnädig  vnd  rayn  wan  er  ist  genaedic   unde 

guot 
Da  haben  wir  ja  eine  ganz  beträchtliche  Zahl  Verse  ^eigenen  Fabri- 
kates' von  Haupt,  die  natürlich  L.  ebenso  verwerfen  muß.  Haupt  spricht 
sich  über  seinen  Herstellungsversuch  so  aus  (S.  152):  *In  der  Marter 
der  heiligen  Margaretha  lag  trotz  der  argen  Entstellung  ein  Gedicht  des 
12.  Jh.  vor  Augen,  das  den  Versuch  verdiente  es  zu  seiner  ursprüng- 
lichen Gestalt  zurückzufuhren,  obwohl  ich  fürchten  muste  die  echten 
Worte  oft  nicht  zu  treffen.  Zuweilen  mögen  meine  Vermutungen  nicht 
kühn  genug  sein,  öfter  zu  kühn."  Daß  in  diese  Lage  jeder  kommen 
wird  und  muß,  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  kann  aber  die  Berech- 
tigung solcher  Versuche  nicht  in  Frage  stellen.  Freilich  wird  nicht 
jeder  dazu  beflKhigt  sein,  und  solche  Leute  thun  allerdings  gut,  die 
'echt  philologische,  mehr  conservative  Art'  einzuhalten,  die  Hr.  L. 
empfiehlt. 

Dasselbe,  was  Haupt  von  seinem  Versuch  sagte,  wird  man  auch 
von  meinen  Restitutionsversuchen  des  überlieferten  Nibelungentextes 
sagen  können;  man  darf  die  Richtigkeit  des  Wortlautes  bezweifeln; 
und  ich  selbst  habe  nie  behauptet,  daß  ich  die  alten  Worte  überall 
getroffen;  aber  im  Princip  ist  der  Versuch  berechtigt,  so  lange  nicht 
die  Ansicht  widerlegt  ist,  daß  unsere  Nibelungentexte  auf  eine  ältere 
gemeinsame  Vorlage  zurückgehen.  Jedenfalls  ist  sicher,  daß  wenn  eine 
Spur  der  alten  Vorlage  zu  Tage  käme,  dieselbe  meinen  Herstellungs- 
versuchen ähnlicher  aussehen  würde  als  die  Volkslieder  des  12.  Jhs. 
über  die  Nibelungen  den  'zwanzig  Liedern'  Lachmanns,  der  sich  ver- 
maß, den  Wortlaut  derselben  wieder  gewonnen  zu  haben. 

Derselbe  M.  Haupt  hat  bekanntlich  einen  lateinisch  überlieferten 


*)  Hier  kann  man  mit  Recht  fragen,   ob  diese  Fassung  za  der  Ändenmg  der 
Hs.  Anlaß  gegeben  hfttte? 


KRITISCHE  GLOSSBN  ZU  EINEM  UNKRITISCHEN  TEXTE.  363 

Spielmannsvers  ins  Althochdeutsche  zurttckübertragen,  und  die  Heraus- 
geber der  ^Denkmäler'  haben  kein  Bedenken  gehabt,  seinen  Restitntions- 
yersuch  ab  ein  wirklich  vorhandenes  ahd.  Denkmal  in  ihre  Sammlung 
aufzunehmen.  Der  Monachus  SangalL  überliefert:  'Nunc  habet  Uodal- 
ricus  honores  perditos  in  Oriente  et  oceidente,  defuncta  sua  sorore* 
Danach  Haupt: 

Nu  habgt  Uodalrih  firloran  SrSno  gilfh^ 

östar  enti  uuestar^  sld  irstarp  s!n  suester. 

Einen  solchen  Text  aufnehmen,  heißt  vielleicht  etwas  weit  gehen; 
immerhin  ist  derartiges  viel  mehr  als  eine  'unwissenschaftliche  Spie- 
lerei.* Dergleichen  frivole  Äußerungen,  die,  wie  man  sieht,  die  Häupter 
der  Schule  treffen,  könnten  Hrn.  L.  leicht  eine  scharfe  Rüge  eintragen. 
Doch  nein,  ihm  wird  vergeben,  denn  er  gehört  zur  Zahl  derer,  von 
denen  geschrieben  steht:  'sie  wissen  nicht  was  sie  thun. 

J.  Grimm  hat  an  ein  paai'  kleinen  Proben  den  Versuch  gemacht, 
Ratperts  Leich  auf  den  h.  Gallus  in  seine  ahd.  Urform  zurückzuüber- 
tragen.  Gesetzt,  es  hätte  sich  ein  Philologe  so  in  unsere  ahd.  Sprache 
und  deren  dichterischen  Stil  hineingelebt,  daß  er  im  Stande  wäre, 
unter  Zugrundelegung  des  lat.  Textes  das  Ahd.  frei  zu  reproduciren  — 
ich  würde  das  nicht  eine  unwissenschaftliche  Spielerei,  ich  würde  es 
ein  kleines  philologisches  Kunstwerk  nennen. 

Aber  um  dergleichen  weitgehende  Aufgaben  handelt  es  sich  in 
unserem  Falle  gar  nicht,  sondern  nur  darum,  die  gemeinsame  Vorlage 
der  Eilharttexte  HDB  zu  gewinnen.  Daß  diese  nicht  den  ursprüng- 
lichen Eilhart  darstellte,  das  zu  finden  war  nicht  schwer;  die  Verglei- 
chung  mit  den  Bruchstücken  von  A  führt  ja  jeden  darauf.  Was  ich 
auch  jetzt  noch  behaupte,  ist,  daß  die  Fragmente  von  A,  wie  sie  uns 
erhalten  sind,  ebenfalls  nicht  unüberarbeitet  sind.  Sie  stellen  also  eben- 
falls nicht  den  ursprünglichen  Eilhart  dar;  nur  das  Maß  der  Über- 
arbeitung ist  ein  etwas  verschiedenes.  Daß  die  Texte  D  H  in  manchen 
Punkten  gegenüber  den  Bruchstücken  das  echte  bewahrt  haben,  deutet 
schon  Lachmann  zur  Klage  S.  288  an. 

Auf  dem  Wege,  den  L.  eingeschlagen,  war  die  Vorlage  von  DHB 
nicht  zu  gewinnen;  hier  mußte  daher  eine  kühnere  Kritik  eintreten, 
für  welche  die  von  L.  vernachläßigte  Benutzung  der  Prosa  aller- 
dings sehr  wesentlich  ist.  Was  L's  Ausgabe  uns  bietet,  ist  ein  Misch- 
masch aus  zwei  bis  drei  jungen  Texten,  aber  nichts  weniger  als  der 
Text  von  X.  L's  eigenes  Verfahren  gegenüber  X,  an  den  Stellen,  wo 
die  Fragmente  von  A  zur  Seite  stehen,  widerstreitet  seiner  Behandlung 


364  K.  BABTSCH 

des  übrigen  Textes,  während  es  meinem  Princip  durchaus  zur  Stütze 
gereicht    V.  1664  überliefert 

D  do  gesegete  der  heü  san  H  da  gesigt  der  kün  man; 
Lichtenstein  nimmt  aus  A  als  gemeinsame  Vorlage  auf  der  hell  do 
den  sige  genam.  Wäre  hier  A  nicht  erhalten ,  und  ein  Ejritiker  hätte 
aus  der  Abweichung  von  DH  auf  eine  verlorne  Assonanz  geschlossen, 
so  würde  das  Verfahren  dieses  Assonanzensuchers  ohne  Frage  von 
Hm.  L.  als  leichtsinnig  etc.  bezeichnet  worden  sein. 

1766  vomeToety  mit  welchir  toisheit 
D  frauwe  Isolde  vomä  in  cluge  H  Die  fraw  erfur  gefög; 

A  und  X  bei  L.  frauwe  laalde  do  ervüre. 
2892  S.  H  do  clagt  sy  offenbar 

der  getruwen  brangenen 

gebot  yeald  vaUch  getan  (D  fehlen  die  Verse) 
Licht,  nimmt  aus  A  auf: 

daz  clagite  vil  sere 

BrangSne  die  getrüwe, 

dd  sprach  die  falsche  frawe. 
2953  ff.  do  sie  bie  dem  koninge  lach    DH 

do  wart  es  mir  zcu  nichte  gemacht    D, 
dar  zu  kam  ein  sölieh  schaden  schlag    H, 

das  es  was  ze  mal  zerßlrt    H  (fehlt  D). 
L.  setzt  mit  A 

dd  sie  lach  bi  dem  koninge, 

dd  wart  ez  mir  obeU 

in  irem  dienste  zevSrt. 
Hier  kann  man  doch  sehr  zweifeln,   ob  X  noch  den  alten  Reim  bei- 
behielt Jedenfalls  würde  das  Verfahren  desjenigen,  der  hier  auf  Qrund 
der  Prosa   den   abweichenden  Text   von  DH   umgestaltet  hätte,    von 
Hrn.  L.  arg  getadelt  worden  sein. 
3048  ff.  (in  H  fehlend)  in  D: 

ouch  suchte  Brangene  sän 

gnade  als  sie  zcu  rechte  solde 

vnd  bat  daz  sie  ir  vorgebin  loolde, 
wofür  L.  mit  A  setzt 

ouch  suchte  Brangene  sän 

der  koninginne  gendde, 

daz  sie.  ir  vorgäbe; 
was  wiederum  sehr  leichtsinnig  ist,  denn  woher  weiß  L.,  daß  X  hier 
die  alte  Assonanz  beibehielt?  Ist  es  aber  nicht  leichtsinnigi   dann  ist 


KBITISCHE  GLOSSEN  ZU  EINEM  UNKRITISCHEN  TEXTE.  365 

dasselbe  Verfahren    auch    an  Stellen    gerechtfertigt,    wo  A  nicht    zur 
Seite  steht. 

3059  f.  (nur  in  H): 

Bald  sie  do  uf  stunden 

sie  ketten  baid  gnad  funden. 
L.  mit  A :  dcui  sie  dS  üf  stunden 

und  den  nit  vorsOi/nden, 
Ohne  die  Hilfe  von  A  hätte  L.  unzweifelhaft  den  Test  von  H  bei- 
behalten und  denjenigen;  der  auf  Gh*und  von  P  {do  stünden  sy  auff  vnd 
versöneten  iren  neyd,  von  H  abgewichen  und  den  Reim  stunden  :  versfOnden 
conjicirt  hätte,  einen  Vertrauensseligen'  Kritiker  oder  ähnlich  genannt. 
Die  häufige  Aufnahme  von  Versen  aus  A^  da  wo  D  und  H  aus- 
einandergehen, oder  nur  an  Text  sich  erhalten  hat,  entspricht  durch- 
aus dem  von  mir  aufgestellten  und  geforderten  Princip,  nicht  bei  der 
Überlieferung  von  D  und  H  sich  zu  beruhigen,  sondern  wo  namentlich 
die  Hinzuziehung  der  Prosa  darauf  ftlhrt,  eine  Überarbeitung  anzu- 
nehmen. Die  Schwierigkeit,  die  Verderbniß  des  Textes  zu  heben, 
kann  die  Richtigkeit  des  Princips  nicht  gefährden.  Ich  forderte  also 
von  dem  Herausgeber,  daß  er  dasselbe  Verfahren,  das  er  an  den 
Stellen,  wo  A  erhalten  ist,  gegenüber  DH  einschlug,  auch  in  den 
übrigen  Partien  einschlage.  Diese  Aufgabe  hat,  abgesehen  von  den 
übrigen  Mängeln  seines  Buches,  der  Herausgeber  nicht  erfüllt. 

Jetzt  noch  einige  vereinzelte  Bemerkungen.  S.  2  sagt  L.,  ich 
hätte  Oerm.  25,  376  nach  Veröffentlichung  seiner  CoUation  noch  einige 
kleine  Versehen  berichtigt.  Nun,  so  klein  ist  die  Zahl  denn  doch  nicht ; 
auch  wenn  ich  die  in  den  Nachträgen  berichtigten  Fehler  ausnehme, 
bleiben  auf  den  Raum  von  250  Versen  immerhin  noch  24  Fehler  übrig, 
also  durchschnittlich  auf  zehn  Verse  einer.  Das  reicht  wohl  hin,  um  die 
völlige  UnZuverlässigkeit  des  kritischen  Apparates  darzuthun.  Meinen 
Tadel  seiner  Lesartenangabe  nennt  L.  'in  mehreren  Punkten  ganz 
nngerechtfertigt'.  So  meine  Bemerkung  zu  8180;  seine  Verweisung  auf 
das  Komma  zwischen  den  Lesarten  von  H  und  B  zeigt  aber,  daß  er 
von  der  Bedeutung  des  Kommas  zwischen  Lesarten  keine  Ahnung  hat. 
Ich  würde  ihm  das  Studium  der  Lacbmann'schen  Apparate  empfehlen, 
wenn  ich  nicht  fürchtete,  er  wird  es  auch  dann  nicht  verstehen.  — 
Die  Lesart  zu  8307  nennt  L.  jedermann  deutlich,  nur  nicht  Hrn.  B.' 
Die  Textzeile  lautet  Wen  he  schob  sich  da  mit  obir  den  vliz;  dazu  als 
Lesart  von  B:  wann  do  mit  für.  Und  wo  bleibt  das  er,  das  die  Hs. 
nach  fUr  setzt?  Mußte  ein  weniger  leichtfertiger  Herausgeber  das  nicht 
aufnehmen? 


366     K.  BABTSOH,  KETTISCHE  GLOSSEN  ZU  EINEM  UNKRITISCHEN  TEXTE. 

Anderseits  macht  L.  mehrere  Ausstellungen  an  meinen  Lesarten, 
die  ich  zu  dem  aus  B  ausgehobenen  Stücke  (Germ.  25,  367  ff.)  mit- 
getheilt.  Er  vermißt  die  Angabe  V.  11.  12  meines  Textes,  daß  B  so  :  do 
habe.  Freilich  steht  in  seinem  Apparate  so  :  do,  aber  die  Hs.  hat  sa :  da^ 
wie  mein  Text;  mithin  ist  diese  Gegenbemerkung  nur  ein  neues  Zeugniß 
fUr  die  lüderlichen  Lesungen  L's.  '44  ist  wirklich  auch  mit  dem  besten 
Willen  nicht  zu  errathen,  welches  und  in  der  Hs.  fehlt.*  Wirklich? 
Der  Vers  heißt  und  Tristrant  und  daz  wvp  sm;  dazu  meine  Lesarten- 
angabe und  fehlt.  Tristan.  Daß  hier  nur  das  erste  und  gemeint  sein 
kann,  ist  'fllr  jeden ,  der  so  viel  von  der  Anordnung  eines  kritischen 
Apparates  weiß,  daß  die  Lesarten  zu  einer  Stelle  der  Reihenfolge  der 
Worte  sich  anschließen,  ^deutlich^  nur  nicht  Hrn.  —  Lichtenstein*. 
47  lese  ich  allerdings  karoes,  und  so  hat  die  Hs.,  wie  ich  in  meinem 
Exemplar,  L's  Lesung  karces  corrigirend,  ausdrücklich  notirt  habe. 

Gegen  das  Alter  der  Vorlage  von  B,  die  ich  ins  13.  Jabrh.  *eher 
in  den  Anfang  als  an  den  Schluß  desselben'  gesetzt,  macht  L.  S.  5 
Anm.  einige  Einwendungen,  ^wcm  ekt*  7264  ist  falsches  Citat';  aber 
15  Zeilen  vorher  konnte  er  die  richtige  Zahl  7624  finden:  man  sieht 
wie  aufmerksam  er  gelesen.  Für  zutz  führt  L.  als  Beleg  spätem  Vor- 
kommens die  Wiener  Hss.  von  Ottokars  Reimchronik  an;  aber  beweist 
Abschrift  eines  älteren  Werkes  das  Vorkommen  in  jüngerer  Zeit?  Und 
daß  am  Ende  des  13.  Jhs.  schon  jenes  zuoze  unüblich  war,  zeigen 
z.  B.  die  Nibel.  Hss.  AD,  welche  nur  selten  es  noch  aus  ihrer  Vor- 
lage beibehalten  haben.  Bei  brieven  meinte  ich  natürlich  nicht  die 
Bedeutung,  sondern  die  Form,  die  Jüngern  Belege  tüv  prüfen  waren 
daher  zu  sparen.  Das  Vorkommen  von  gemelich  in  Glossaren  des 
15.  Jhs.  kann  gar  nichts  beweisen,  da  Glossare  oft  aus  älteren  Quellen 
nur  abgeschrieben  sind. 

Zu  jeder  der  Bemerkungen,  welche  L.  gegen  meine  Kritik  seines 
Textes  macht,  könnte  ich  eine  Gegenbemerkung  machen ;  aber  ich  will 
meine  Leser  nicht  länger  behelligen.  Daher  nur  noch  weniges.  S.  7  f. 
(zu  Vni,  62  f.) :  selbstverständlich  konnte,  da  bei  mir  (Germ.  23,  349) 
nur  von  der  Beseitigung  von  Assonanzen  die  Rede  ist,  unter  der  zu- 
fälligen Übereinstimmung  zwischen  D  und  H  nur  die  im  Reime  ver- 
standen sein.  —  648  f.  wählt  L.  als  ein  'dassisches  Beispiel*  fUr  Mie 
Sicherheit  solcher  Herstellungen'  (nämlich  wie  der  meinigen},  indem 
er  meinem  Beßerungsversuche  den  von  Xanthippus  (Sandvoß)  gegen- 
überstellt Den  des  letzteren  nennt  er  ^entschieden  geistreicher  und 
nicht  so  in  den  Tag  hinein'.  Sandvoß  schrieb 
du  sali  dorch  den  wiUen  min 
dises  kamphea  iniänin. 


TH.  VEBNALEKEN,  VOLKSSAGEN.  367 

Freilich  auf  diese  BeBserung  wäre  ich  nicht  gekommen.  Aber  das 
Bedenken,  daß  hier  intänin  auf  zagin  reimen  soll  und  daß  entänen  hier 
refl.  stehen  müßte  —  scheint  Hrn.  L.  nicht  genirt  zu  haben.  Es  stimmt 
zu  seiner  übrigen  sprachlichen  uod  metrischen  Sicherheit.  Übrigens 
glaube  ich  jetzt,  daß  in  näherem  Anschluß  an  die  Überlieferung  zu 
schreiben  ist:  denn  kamph  läzen  varen  (:  zeigen).  —  802  f.  ist  wieder 
ein  prächtiger  Beweis  methodischen  Denkens.  Ich  hatte  gesagt,  nicht 
an  H,  sondern  an  D  habe  der  Text  sich  anzuschließen,  um  so  mehr, 
als  P  in  der  Construction  des  Satzes  mit  D  stimmt.  Dazu  L.  '802  f. 
besagt  die  Lesart  von  D  völlig  dasselbe  wie  H,  nur  hat  H  die  etwas 
unklare  und  schwerfällige  Ausdrucksweise  verinfacht  Wie  sollte  um- 
gekehrt D  von  dem  durchsichtigen  Texte  von  H  aus  zu  seiner  Lesung 
kommen?'  Nun  daraus  folgt  doch  wohl,  daß  H  die  ändernde  Hs.  war 
und  D  zu  folgen  ist.  Das  war  ja  was  ich  sagte.  Also:  wozu  der  Lärm? 

Daß  ich  den  sprachlichen  Abschnitt  nicht  in  allen  Einzelheiten 
gelesen,  dafbr  sollte  Hr.  L.  mir  dankbar  sein;  sonst  hätte  ich  auch 
'aufmerksam  gemacht'  auf  solche  colossale  grammatische  Schnitzer, 
wie  S.  LXXXI,  wo  toorde  an  zwei  Stellen  (4167.  5332)  als  ^nach  Ana- 
logie des  Plur.  gebildeter  Sing,  prät/  (3.  ps.)  bezeichnet  wird;  also 
=  nhd.  tourdel  Einem  Studenten,  der  im  ersten  Semester  Deutsch 
Btudirt,  würde  ich  einen  solchen  Bock  nicht  verzeihen. 

Meine  Ausgabe  des  Eilhart,  deren  Erscheinen  Hr.  L.,  wie  er  sagt, 
habe  abwarten  wollen,  bevor  er  antwortete,  wird  ihm  Gelegenheit 
geben,  seine  Kritik  an  mir  zu  üben.  Vielleicht  hat  er  bis  dahin,  da 
doch  noch  einige  Jahre  vergehen,  etwas  in  Grammatik,  Metrik  und 
kritischer  Methode  gelernt.  Ist  es  nicht  ein  Hohn,  daß  die  Schule, 
aus  welcher  solche  Früchte  hervorgehen,  sich  nach  dem  Manne  zu 
nennen  wagt,  der  der  Pfadfinder  der  kritischen  Methode  war  —  nach 
Lachmann? 

HEIDELBERG,  1.  Mai  1882.  K.  BARTSCH. 


VOLKSSAGEN. 


Ich  halte  es  in  Anbetracht  so  zahlreicher  deutscher  Sagensamm- 
luDgen  nicht  mehr  ftir  nothwendig,  alle  Varianten  ausführlich  zu  geben, 
ausgenommen  wenn  besondere  Züge  für  den  weitern  Aufbau  unserer 
Mythologie  zu  belegen  sind  oder  die  örtliche  Verbreitung  zu  con- 
statiren  ist  Darum  theile  ich  von  meinen  Sagenforschungen  in  Öster- 
reich nur  kurze  Berichte  mit,    bevor  die  slavische  und  magyarische 


368  '^H.  VERNALEEEN 

Fluth  das  österreichische  Deutschthum  überschwemmt.  Wessen  ich  bis- 
her habhaft  werden  konnte,  ist  niedergelegt  in  meinen  ^ Alpensagen*' 
(Wien,  Seidel  1858),  ^Mythen  und  Bräuche  des  Volkes  in  Österreich" 
(Wien,  Braumüller  1859)  und  in  den  „Österr.  Kinder-  und  Haus- 
märchen" (Wien,  Braumüller  1864).    Eine  Nachlese  soll   hier  folgen. 

1.  Ein  Eber  erlöst*).  Barbara,  die  Tochter  eines  Müllers, 
mußte  ihrer  Stiefmutter  wegen  das  Haus  verlassen,  und  kam  in  einen 
Wald.  Dort  sah  sie  von  fem  eine  Gestalt  auf  einem  wilden  Eber 
heranreiten.  Einige  Schritte  vor  ihr  blieb  das  reitende  Wesen  stehen 
und  kam  als  altes  Mütterchen  zu  B.  und  warnte  sie  vor  der  gefürch- 
teten Stelle.  Die  Alte  nahm  das  Mädchen  mit  sich  und  bewirthete  es. 
B.  befand  sich  nach  Aussage  der  Alten  in  einer  Hütte,  die  früher  ein 
verwünschtes  Schloß  gewesen  war.  Nur  ein  unschuldiges  Mädchen 
könne  den  Schloßherrn  erlösen,  wenn  es  drei  Tage  und  drei  Nächte 
bei  dem  Eber  verweile.  B.  that  dies,  und  der  Eber,  der  die  Alte  ge- 
tragen hatte,  war  erlöst  und  kam  als  Schloßherr  zum  Vorscheine. 
Die  Heirat  versteht  sich  von  selbst. 

2.  Der  ewige  Jäger**).  In  Mähren  erzählt  man  von  einem 
grausamen  Ritter,  der  in  jeder  Freitagnacht,  von  einem  Wildschwein 
gehetzt,  im  Walde  laufen  muß. 

Bei  Warnsdorf  (im  nördlichen  Böhmen)  erhebt  sich  ein  einzelner 
Fels,  Siebers  Halde  genannt«  Das  Volk  erzählt  von  einem  Grafen, 
der  auf  seinem  Schlosse  ein  wüstes  Leben  führte  und  einst  am  Palm- 
sonntag den  Gottesdienst  durch  sein  wildes  Jagdgefolge  störte.  Im 
Walde  hetzte  er  dann  einen  Hirschen.  Ein  Einsiedler  trat  dem  wilden 
Grafen  entgegen,  ein  Kreuz  hoch  emporhaltend.  Der  Graf  schlug  das 
Kreuz  entzwei  und  alsbald  erdröhnte  ein  Donnerschlag  und  alles  ver- . 
schwand  an  der  Stelle,  wo  jener  Fels  sich  erhebt.  Und  zur  Strafe 
ward  der  Graf  zum  ewigen  Jagen  verdammt. 

3.  Der  Schimmelreiter.  Ein  gewisser  Straubinger  ging  am 
Vorabend  der  „Zwölften"  nach  Kautzen  (V.  O.  Manh.  Berge  in  Nieder- 
österreich) um  Einkäufe  zu  machen.  Da  er  bis  kurz  vor  Mittemacht 
in  der  Schenke  geblieben  war  und  dann  fort  wollte,  so  warnte  man  ihn, 
er  könne  leicht  in  die  Gewalt  des  Schimmelreiters  fallen.  Trotzdem 
machte  er  sich  auf  den  Heimweg.  Hier  suchte  ihn  eine  schöne  weiße 
Gans  von   dem  Fußwege  abzulenken,    der  an  dem  Homteich  vorbei 

*)  Erzählt   von    einem    Slowaken   aas   Hrosinkau   in   Mähren.    Vgl.    Simrock, 
Mythol.  *  S.  220.    Kuhn,  Sagen  aus  Westfalen  I,  S.  859. 

**)  Zu  den  vielen  Varianten  gehören  u.  a.  die  von  Banadietrich  (in  meinen 
Mythen,  8.  4t),  die  vom  Haokelberg  (Kuhn,  nordd.  Sagen  S,  250). 


VOLKSSAQEN.  369 

nach  Dachsen  fdhrt.  Er  verscheuchte  die  Gaos  und  als  er  aus  dem 
Walde  traty  hörte  er  hinter  sich  das  Schnauben  eines  Pferdes.  Dieses 
schlug  ihm  mit  einem  Vorderfuße  die  Laterne  aus  der  Hand  und  der 
Reiter  stieß  ein  höhnisches  Lachen  aus.  Erzürnt  wollte  sich  Strau- 
bioger  wehren,  aber  vergebens.  Keuchend  zottelte  er  weiter.  Schon 
war  er  fast  beim  Teiche  vorüber,  da  hörte  er  Raben  krächzen,  die 
vor  ihm  herflogen*).  Einige  Schritte  von  dem  Kreuzwege,  der  ihn 
gerettet  haben  würde,  stürzte  das  Pferd  mit  dem  Reiter  auf  ihn  und 
er  erlag  unter  solcher  Last.  Roß  und  Reiter  und  die  zwölf  Raben  vor 
ihnen  her  verschwanden  mit  rasender  Schnelle  aus  der  Gegend.  Ein 
Kreuz   bezeichnet  noch  heute  die  Stelle,    wo  der  Unglückliche  starb. 

Auch  ich,  fügte  der  Erzähler  hinzu,  ging  einmal  vor  Mitternacht 
zur  Mette  (in  der  h.  Christnacht),  als  ich  hinter  mir  den  Schimmel- 
reiter hörte,  aber  ich  sah  mich  weder  um,  noch  redete  ich  ein  Wörtchen. 
Als  ich  beim  Kreuze  ankam,  erhob  sich  der  Schimmelreiter  mit  großem 
Lärm  in  die  Luft;  vor  ihm  her  die  Raben  und  so  verschwand  er  mir 
bald  hus  dem  Gesichte.  Da  habe  ich  auch  gesehen ,  so  schloß  der 
Erzähler,  daß  das  Pferd  nur  drei  Füße  hatte**). 

GRAZ.  TH.  VERNALEKEN. 


*)  Über  den  Kabeiigott  Wuotan  s.  Simrock,  Mythol.,  S.  192.  Nach  dem  Erzähler 
waren  es  iwOlf  Raben.   Todverkündeude  Raben:  vgl.  Kuhn,  westfSl    Sagen  11,  S.  60. 

**)  Die  Dreizahl  der  FUße  steht  nicht  vereinz'lt.  Der  sog.  KÜblerbauer  Qeorg 
bei  Reicbenhall  erzählte  mir,  daß  Kaiser  Karl,  wenn  er  die  Schlacht  auf  dem  WaUer- 
felde  wird  gewonnen  haben,  auf  einem  dreifttßigen  Schimmel  mit  der  Siegesfahne 
davon  reiten  und  seinen  Schild  auf  den  Baum  hängen  wird.  Vgl.  Simrock,  Mythol. ', 
S.  213  fg.  Ober  das  dreibeinige  Pferd  s.  meine  Mythen,  S.  24.  35.  36.  Schließlich 
sei  hier  noch  folgendes  bemerkt.  In  meinen  bisherigen  mythologischen  Forschungen 
in  Österreich  ist  Wuotau  reichlich  vertreten.  Während  mir  auf  Donar  Bezügliches  in 
diesem  Lande  noch  nirgend  vorgekommen  ist,  finden  wir  in  dem  verwandten  Süd- 
baiem  sogar  den  nordischen  Namen  Thor,  z.  B.  in  den  „ Sittenbildern  von  Clem. 
Steyrer,  durch  Irren  zur  Einsicht",  S.  300 :  Beim  dumpfen  Rollen  des  Donners  „Mutter, 
hörst  du  den  Thor?**  Auf  S.  301:  „Sei  nur  nöd  so  viel  lapped,  Dirndl,  der  Thor  thut 
dir  ja  nix  n6t  zu  leid."  S.  303:  „Jetzt  hat  der  Thor  eingeschlagen."  Die  Erinnerungen 
sn  Donar  scheinen  sich  mehr  in  die  Märchen  vom  „starken  Hans"  gerettet  zu  haben, 
deren  wir  in  Österreich  viele  finden. 


alSKlUKIA.  De««  B«ih«  XV.  (XXVlI.)  Jahr^  24 


370  R-  SPRENGER 

Zu  KONRADS  VON  FÜSSESBRÜNNEN  KINDHEIT 

JESU. 


I. 

Konrad  und  seine  Vorgänger. 
Es  ist  bekannt y  daß  Eonrad  von  Fußesbrunnen  die  Dichtungen 
Hartmanns  von  Aue  gekannt  und  viele  Stellen  denselben  nachgebildet 
und  entlehnt  hat.  Daß  die  Zahl  dieser  Entlehnungen  mit  den  jetzt  in 
Kochendörffers  Ausgabe  zusammengestellten  durchaus  nicht  erschöpft 
ist,  werde  ich  später  zeigen,  wo  ich  dieselben  als  Hilfsmittel  zur  Text- 
kritik herbeiziehen  werde,  hier  dagegen  soll  der  Nachweis  geliefert 
werden,  daß  Eonrad  auch  drei  anderea  seiner  Vorgänger:  Heinrich 
von  VeldeckO;  Ulrich  von  Zazikhofen  und  Gotfried  von  Straßburg 
manches  verdankt. 

1.  Konrad  und  die  Eneide. 
Während   die  Beschreibung    des  Gartens   1821  ff.  Erec  8715  ff. 
nachgebildet  ist,  so  hat  bei  der  Beschreibung  des  Gastmahls  in  dem- 
selben offenbar  En.  13136 — 80  eingewirkt.  Man  vergleiche 
Kindh.  2458—60  mit  £n.   13149. 

swaz  in  walde  od  in  gevilde  eten  unde  drinken 

in  luft  oder  in  ünde  des  iemen  konde  erdenken 

ieman  erdenken  künde,  und  des  sin  herte  gerde 

des  was  alles  d&  diu  kraft.  wie  wale  man  st's  gewerde. 

Vgl.  auchEn.  894-97 ;  Erec  760 1  ff. 

Femer: 

Kindh.  2462  f.  and                       En.  13179. 

euch  zierten  die  Wirtschaft  badde  ouch  dat  goet 

der  wille  mit  der  itcheit;  dar  toe  den  willigen  moet^). 
kunst  guot  unde  becUMekeit 

die  zugen  sd  e 

Überhaupt  finden  sich  gerade  in  dieser  von  Eonrad  freier  gestalteten 

Partie  (der  Räuberepisode)  viele  Entlehnungen: 

Kindh.  1755.  En.  9959. 

daz  ich  dir  immer  Idne  sk6ne, 

lege  dich  an  und  bint  dir  schdne  dat  ich  dir's  iemer  Idne 

Kindh.  1877.  En.   10451. 

Nu  was  zergangen  diu  naht  Doe  tegangen  was  der  dach 


')  Nachgeahmt   auch  yon  Hartmann  Iwein  367    num  gap   tau  ajAge,   diu 
guot,  darxuo  (den  BD  cd)  willigen  muot. 


zu  KONRADS  VON  FUSSESBRUNNEN  KINDHEIT  JESU. 


371 


Kindh.  1880. 
dem  wirt  si  gnäde  Seiten 
ond  ouch  der  wirtinne 
^ren  ande  minne 
der  si  in  erzeiget  hftte 

Kindh.  1919. 
ans  si  wol  ze  wege  k&men. 
arloop  81  dd  n&men. 

Kindh.  2218. 
li  streich  mit  gooter  and&ht 
dem  man  in  die  wanden. 
no  wart  er  in  kurzen  standen 
ganz   and  ftne  mäsen  heil 

Kindh.  2219. 
froelicb  er  üf  spranc. 

Kindh.  2446. 
dane  dorfto  nieman  frftgen, 
wft  der  sptssere 
oder  der  schenke  wsere 

Es  folgen   nun   die   übrigen  Entlehnungen   nach   der  Reihenfolge   der 
Verse  in  Eonrads  Oedicht: 


£n.  1412. 
die  naht  tegienc 

En.  477. 
Doe  gn&den  si  der  froawen 
der  minnen  end  der  troawen 
der  st  an   her  yonden; 

En.  4029. 
dat  st  ie  dare  quAmen. 
orlof  si  d6  n&men. 

En. 
he  hielt  her  spftde  ende  frd 
dat  für  an  die  wonde. 
si  wart  in  körten  stonden 
vel  misseltke  geyare 

En.  7837. 
manltke  er  op  spranc. 

En.  724. 
81  endorhten  niwet  frftgen, 
welich  der  hdre  wftre; 


Kindh.   139. 

do  diz  also  was   kernen '^^ 
als  ir  dicke  habet  remomen 

Kindh.  386. 
(owl)  daz  ich  ze  dirre  werlde  ie  wart 
üf  solhe  hoende  geborni 
ich  hftn  alle  mtn  6re  verlorn 
Kindh.   739. 


En.  1857. 
Doe  et  alsd  was  komen, 
alse  ir  wale  hat  vernomen 

En.  11396. 
ich  moet  wale  onfrd  stn, 
dat  ich  ie  wart  geborn, 
sint  dat  ich  mtn  dre  hftn  verlorn. 

En.  2680. 
doe  he  dat  wort  Tolle  sprac 


als  er  diz  wort  yol  sprach 
Kindh.  967.  Na  habet  ir  wol  Temomen  ^  En.  1. 

Kindh.   I2l9  gaot  =  En.  8195  goet 

and  kam  in  vaste  in  den  mnot.  et  qaam  mir  wale  an  mtnen  moet. 


Kindh.  1312 
808  racb  der  y&Iant  stnen  zom. 

Kindh.  1414 
da  gewannens  michel  arbeit 

Kindh.  1449 
dat  is  min  (aller  AD)  meiste  n6t. 


En.  2345. 
st  rac  onsahte  heren  toren; 

En.   10030. 
des  gewan  st  mekel  arbeit. 

En.  7704. 
dat  is  die  alre  meiste  n6t. 


*)  Doch  gehören  diese  Verse  vielleicht  nnr  dem  Schreiber  "^o  ß« 

24* 


372 


R.  SPRENGER 


Kindh.  1455 
die  under  dem  bouine  s&zeu 
die  kl  übten   uude  ftzen 
swie  ^)  vil  86  si  ^)  wolden 

Kindh.  2077 
der  gemeine  t6t  h&t  si  genomen 

Kindh.   2538 
Hßrödis  Bun  Arch^laus 
h^te  gewaltecliche 
sines  vatcr  riche 


£n.   11009. 
die  d&  vor  hem  säten 
si  dronken  ende  ftten 
als  vele  bö  sis  wolden; 

En.   2084. 
hen  nam  der  gemeine  ddt. 

En.   13307. 
Siut  hadde  der  koninc  EnSas 


Kindh.  2846 
vor  fröuden  st  spningen; 

Kindh.  2892 
war  umbe  er  h^te  enw&ge 
alflö  gesetzet  Bin  leben 


al  italiske  rike 
harde  geweldeJike. 
=  En.   7281. 

vati^)  frouden  b!  sprengen 
=  En.  5456. 

of  er  an  die  w&ge 
Bin  ieven  welle  Iftten. 
Vgl.  auch  Erec  5479. 
Schließlich  habe  ich  noch  auf  eine  Bemerkung  O.  Bebaghels  zu 
verweisen  (Einleitung  seiner  Ausg.  S.  CLXXIX).  Dieser  weist  n&mlich 
nach,   daß  die  eigenthümliche  Art  der  Höllenstrafe,    die  Heinrich  mit 
den  Versen  8416  f.: 

si  Valien  t'  allen  tiden  neder 
in  dat  afgronde 
schildert,    außerdem  nur  noch  bei  Heinrich  v.  Melk  sich  finde,     dem 
sie  y eidecke  entlehnt  habe.   Da  sich  nun  bei  Konrad  keine  Spur  der 
Bekanntschaft  mit  H.  von  Melk  zeigt,  so  muß  der  Vers  1974 

und  vallen(t)  iemer  mSre 
ebenfalls  auf  Veldecke  zurttckgeführt  werden. 

2.  Konrad  und  der  Lanzelet 
Der  Einfluß  Ulrichs   zeigt   sich  ebenfalls  am  deutlichsten  in  der 
Räuberepisode.    Vergleiche 


Lanzel.  823  ff. 
do   was  das  ezzen  bereit. 
Bwaz  man  von  wirtschefte  Beit 
und  von  manegen  trabten, 
daz  enkunde  niemen  geahten 


mit  Kindh.  2413  f. 

Nu  was  daz  ezzen  bereit 
und  wart  dem  wirte  geseit 

und  2449: 
Ich  enbin  niht  sd  wfse, 
daz  ich  in  die  manegen  spise 
und  die  fremden  trahte 
mit  deheiner  ganzer  ahte 
bescheidenliche  genennen  möge. 
Daneben    haben   offenbar   auch   die  Verse  Erec  7600  ff. ;    387  ff.   ein- 
gewirkt. Ferner  hat  die  Situation  Lanzel.  831  ff.  eine  solche  Ähnlich- 


als  ADC. 


')  ««  D. 


»)/or  BMw. 


zu  KONRADS  VON  FÜ88ESBRUNNEN  KINDHEIT  JESU.  373 

keit  mit  Kiodh.  2469  ff.,  daß  dieselbe  kaum  zufällig  soin  kann.  Dazu 
kommt  die  wörtliche  Übereinstimmung  von 

Lanzel.   831.  Kindh.   2469. 

Na  wart  in  gebettet  wo],  Nu  wart  (in  C)  gebettet  wol 

a18  man   lieben  gcsten  sol.  so  man  friunde  in  friundes  hüso  aol* 

*C  stimmt  hier  wörtlich,  und  dies  scheint  mir  die  allein  richtige  Les- 
art, während  die  von  B  wohl  durch  Erinnerung  an  Erec  179  ent- 
standen ist,  wie  diese  Reminiscenz  vielleicht  auch  auf  die  Gestaltung 
der  Lanzeletstelle  in  Hs.  P  (friunden)  eingewirkt  hat.  Ich  will  noch 
etwa  auf  Kindh.  1901  =  Lanzel.  843;  Kindh.  2473  f.  =  Lanzel.  854 
aufmerksam  machen.    Ich  vergleiche  ferner 

Lanzel.   1006.  Kindb.  781. 

ich  gedien  ez  iemer  umbe  dich.  daz  diente  er  iemer  umbe  st. 

Lanzel.    1214.  kernen  =  Kindh.  2843.  willekomen 

ich  schaffe  gerne  stnen  fromen  unde  schaffet  iuwern  fromen 

Inhaltlich  ähnlich  sind  auch  die  Verse 

Lanzel.   6696.  Kindh.  2491   ff. 

darch  stn  selbes  drc  Alsus   enbizzen  st  d& 

fuor  der  wirt  mit  in  dan  und  karten  üf  ir  strftze  6&; 

und  kondewiert  die  fremden  man  u.s.w.      der  wirt  fuor  selbe  mit  in 

einen  verren  wec  aldort  hin  u.  s.  w. 

Lanzel.   8328.  Kindh.   2348. 

wan  dazs  &n  alle  rede  ir  Iip  gebietet  über  minen  lip 

dar  suo  kint  unde  wtp  dar  »uo  kint  unde  wtp 

antwurten  swar  er  wolde.  die  suln  iu  wesen  uiidort&n. 

Lanzel.   8648.  Kindh.  1280. 

si  heten  sich  des  wol  bed&ht  (:  br&ht)      si  beten  sich  wol  bedAht  (:  br&ht) 
Zu  der  wörtlichen  Übereinstimmung  der  letzten  Verse  kommt  noch  der 
Umstand,  daß  sie  beide  in  demselben  Zusammenhange,  nach  der  Er- 
wähnung von  Qeschenken,  sich  finden. 

3.  Gotfried  von  Straßburg. 
Daß  Konrad  diesen  Dichter  gekannt  habe,  hat  Gombert  (S.  29 
seiner  Dissertation)  direct  geleugnet,  und  allerdings  läßt  sich  auch 
eine  Einwirkung  des  Qotfriedischen  Stiles  nirgends  im  Gedichte  nach- 
weisen. Gleichwohl  läßt  sich  beweisen,  daß  unser  Dichter  den  Tristan 
gelesen  hat.  In  der  Episode  'das  glühende  Eisen'  schildert  Gotfried 
den  Eindruck^  den  die  Begebenheit  auf  die  zuschauende  Menge  macht; 
mit  folgenden  Versen  15697  ff.: 

8U8  gie  das  kriegen  nnder  in 

nmbe   ir  eit  her  unde  hin: 

der  was  ir  iti>el  und  dirre  guot, 

als  man  ze  solhen  dingen  tuet 


374  B*  SPRENGER,  ZU  HARTMANNS  EREG. 

Diese  Verse  nun  hat  Konrad  nachgeahmt;  wo  er  den  Eindrack 
schildern  will,    den  der  Umstand,    daß  Maria  aus  dem  Gottesgericht 
gerechtfertigt  hervorgeht,  auf  die  Gemtlther  der  Juden  macht: 
687     nu  teilte  sich  der  jaden  sin 

und  wart  gr6z  muriner  under  in, 
ir  iegltch  redet  besunder, 
cUs  man  se  solhen  dingen  9ol^ 
der  eine  übel,  der  ander  tool 
In  der  Quelle  C.  12  heißt  es:  Coeperunt  tnter  se  vaina  popuU  loquadtate 
turbari,   cdii  dicebant  sanctam  et  immaculatam  y    alii  vero  malam  et  con- 
taminatam.    Noch    bemerken   will   ich,    daß  C  691    und  692    umstellt^ 
wodurch  die  Stelle  der  Qotfriedischen  noch  mehr  angeglichen  wird. 
Ähnlichkeiten  zeigen  auch  die  Stellen 

Trist  504.  Kindh.  2343. 

er  sprach    got  und  mir  wiilekomen!  na  sit  ir  gote  willekomen 

lip  und  gaot  and  swas  ich  hftn  ande  schaffet  iawem  fromen 

daz  sol  ze  iawerm  geböte  stän  gewalteclichen  über  min  habe. 

des  engdt  in,  weiz  got,  niht  abe — 
wie  dem  Dichter  bei  dem  ersten  Kirchgänge  Marias  1153  ff*,  vielleicht 
auch  Trist.  1593  flF.  mit  vorgeschwebt  hat  Von  den  Versen  Trist.  770  ff., 
Eindh.  559  ff.  wird  anderwärts  die  Rede  sein. 


zu  HARTMANNS  EREC. 


7174  and  swes  muot  begunde  gern 
ze  jagen  swin  oder  bern, 
der  vant  ze  dem  genieze 
TÜ  dicke  breite  spieze. 
und  wolde  er  den  hasen  jagen, 
als  ir  6  hdrtet  sagen, 
der  mohte  vinden 
den  wünsch  von  hasenwinden. 

hasenwinden  ist  bisher  abgeleitet  von  dem  sonst  nicht  weiter  be- 
legten Compositum  hasentoint  ^Windhund  zum  Jagen  der  Hasen\  Dieser 
Erklärung  widerspricht  aber,  daß  schon  7155  ff.  ausfllhrlich  von  den 
Jagdhunden  geredet  ist.  Auch  ist  zu  beachten,  daß  wint  =  Windhund 
bei  Hartmann  sonst  nicht  vorkommt  "*")*   Der  Zusammenhang  erfordert 


*)  B  I,  1664  erkläre  ich  teini  mit  Schmahl,  Progr.  1881  der  Latina  sa  Halle 
9=  yentas. 


R  SPRENGEB,  ZU  HARTMANNS  2.  BÜCHLEIN.  375 

vielmehr  winden  als  'Waffen,  Instrumente  zur  Hasenjagd'  zu  erklären. 
Diese  Erklärung  wird  bestätigt  durch  Gerhard  von  Minden  ed.  Seel- 
mann  fab.  47,  62  ff.,  wo  die  Taube  zum  Fuchs  spricht: 

6k  komet  jegere  al  her  getreket 

mit  winden,  panden  and  mit  hunden, 

ik  sach,  dat  se  twene  basen  vunden, 

de  en  entlopen  nicht  ne  künden. 
Hier  schließt  die  besondere  Erwähnung  der  Hunde  die  Erklärung  von 
wird  =  Windhund  gänzlich  aus,  vielmehr  sind  winden  oder  winde  (der 
Nom.  Sing,  ist  aus  beiden  Stellen  nicht  zu  erschließen)  hier  deutlich 
Instrumente  zur  Hasenjagd.  Welcher  Art  sie  gewesen,  weiß  vielleicht 
ein  Kundigerer  anzugeben.  Nicht  versäumen  will  ich,  als  möglicher- 
weise zur  Erklärung  dienlich,  den  Hinweis  auf  Mnd.  Wb.  5,  724  winde, 
wo  angeführt  wird :  tvindasboeghe,  windhoghe^  arcus,  qui  trochlea  tenditur. 


zu  HARTMANNS  2.  BÜCHLEIN. 


Auch  aus  dem  2.  Büchlein  sind,  was  bisher  unbemerkt  geblieben, 
die  Verse  670.  71 

zi^äre  Bi  wellent  mir  den  sin 

und  daz  herze  brechen 
nachgeahmt    von    Konrad    von    Fußesbrunnen,    Kindheit   Jesu    1642 
(H.  86.  40.  41): 

daz  mohte  jenem  den  sin 

und  daz  herze  brechen 
Ich  möchte  daraus  einen  indirecten  Schluß  für  die  Verfasserschaft 
Hartmanns  ziehen.  Die  Annahme,  daß  das  Werkchen  von  einem  späteren 
Nachahmer  Hartmanns  verfaßt  sei,  wird  durch  die  Zeit,  in  welche  wir 
die  Entstehung  der  Kindheit  Jesu  setzen  müssen,  jedenfalls  hinfällig. 
V.  1681  ist  gewant  nicht  mit  Lachmann  in  gelant  zu  ändern,  da  auch 
dieses  dem  Sinne  genügt  und  die  Aufeinanderfolge  grammatisch  zu- 
sammengehöriger Worte  im  Reime  hier  beabsichtigt  ist. 

NORTHEIM.  R.  SPRENGER. 


376     I-ITTERATUR:  E.  ROLLAND,  FAUNE  POPULAIRE  DE  LA  FRANCE 

LITTERATÜR. 


Engine  Eolland,  Faune  popnlaire  de  la  Franoe.  Tome  IIL  Les  Reptiles, 
les  Poissons,    les  Mollusques,    les  Crustac^es    et   les  Insectes.    Noms  vul- 
gaires,    Dictons,    Proverbes,    Legendes,    Contes    et  Superstitions.     Paris. 
Maisonneuve  &  Cie.   1881.  XV  und  365   Seiten  Großoctav. 
In  dem  vorigen  Jahrgang  der  Germania  habe  ich  die  beiden  ersten  Bände 
dieses  trefflichen  Werkes  besprochen,  welches  in  dem  vorliegenden  Bande  ganz 
in  der  nämlichen  Weise  und  mit  der  nämlichen  fast  erschöpfenden  Gründlichkeit 
fortgeführt   ist      Da  der  Titel  den  Inhalt  desselben  hinlänglich   bezeichnet ,    so 
kann  ich  mich  darauf  beschränken,  einige  Bemerkungen  mitzutheilen,   die  sich 
mir  hin  und  wieder  dargeboten  und  vielleicht  sur  Erläuterung  des  Textes  dienen 
können.   So  heißt  es  (p.  29):   „La  morsure  de  la  vipAre  se  gu^rit  par  l'appli- 
cation  de  la  t^te  coup^e  de  la  coupable"  und  der  Verf.  fugt  hinzu:    „La  croyance 
k  ce  rem6de  est  tr^s  r^pandue  en  Europe  et  en  Orient."   Dies  ist  ganz  richtig 
und    mehrfache    Beispiele    findet    man    in    meinem    Buche    «Zur  Volkskunde** 
S.   353  f.;    füge    hinzu  Henderson,    Notes  on  the  Folk-Lore    of  the  Northern 
Counties  of  England  and  the  Borders.  A  new  Edition  etc.  London :   Pablishcd 
for  the  Folk-Lore  Society  1879,  p.   160  ff.,  wo  unter  anderm  auch  der  Volks- 
glaube angeführt  wird:    ,,If  any  one  is  bitten  by  a  viper,  the  viper  is  to  be 
killed  and  the  fat  applied  to  the  wound ,   as  an  infallible  remedy."    —  p.  34 
heißt  es:   „Les  aspics  naissent  de  crins  de  cheval  pIong6s  dans  Teau  dormante, 
nu  lever  du  soleil,  k  certaines  ^poques  de  l'ann^e*;  und  weiterhin:    „Dans  un 
sortilige    employ^    pour    ae    procurer    de  Tor  on  se  sert    d'un    crin  de  jument 
qu*on  met  dans  un  pot  de  terre  neuf  rempli  d^ean  pendant  neuf  jour.   Ce  crin 
se  change  alors  en  serpent^   etc.  Dieser  Aberglaube  findet  sich  auch  anderswo. 
Nares,  Glossary  s.  v.  Hair  of  a  Horse  bemerkt:   „It  was  a  current  notion  for- 
merly    that  a  horse-hair    dropped    into  corrupted  water  would  soon  become  an 
animal.    „„A  horse-hair  laid  in  a  pale  füll  of  the  like  water,  will  in  a  short 
time  stirre  and  become  a  living  creature«^^  Holinshed,  Descr.  of  England  p.  224. 
„„Much  is  breeding 
Which,  like  a  conrser^s  hair,  has  yet  but  life, 
And  not  a  serpent's  poison.^'*      Anton,  et  Cleop.  I,  2; 
und    ein    sicilianischer  Aberglaube  ist:     „I  crini  medesimi  degli  animali  equini 
non  sono  privi  di  loro  virtu;  gittati  e  lasciati  alcnni  giorni  nell'  acqua  acqui- 
stano  la  vita  e  diventano  tante  piccole  serpi.'    Castelli,  Credenze  ed  usi  pop. 
siciliani  p.   13   (aus  den  Nuove  Effem.  Sicil.  vol.  IX).  —  Zu  dem  von  Grimm 
RA.  355  f.    besprochenen  Frohndienst:     „die  Frösche    stillen''    (le  silence    des 
grenouilles)  finden  wir  bei  Rolland  p.  72  noch  einige  weitere  Beispiele;  so  fol- 
gendes:  »Vers  1688,    au  jour  de  la  Vigile    de   saint  Jean-Baptiste ,    les  pro- 
pri^taires  de  deuz  maisons  sises ,  etc.  • . .  ^taient  obligds  de  battre  Teau  d'un 
ruisseau  (prös  de  la  r^sidence  seigneuriale)  en  disant  par  trois  fois  ces  paroles 
„  „Renouesselles,  taisez  vous  (3  fois) 
Monsieur  dort,  laissez  dormir  Monsieur."* 


LITTERATUR:  E.  ROLLAND,  FAUNE  POPÜLAIRE  DE  LA  FRANCE.     377 

lU  ^taient  tenns"  ensuite  de  se  transporter  aa  manoir  et  d'j  dedarer 
qu'ils  avaient  fait  leur  devoir,  que  les  grenonilles  ne  disaient 
plus  rien  et  qa'elles  ne  faisaient  plus  de  bruit. 

„Cette  servitude  s'appelait  le  ddprj  des  grenouilles".  HabasquOi 
Notions  hist.  sur  le  littoral  des  Cdtes  du  Nord  II,  45.  Hier  also  handelt  es 
flieh  von  einem  Lehndienst,  einem  Froschlehn;  ein  anderes  von  Rolland  an- 
gefahrtes Be<Rpiel  bezieht  sich  anf  ein^n  eigentlichen  Frohndienst.  Vgl.  auch 
German.  XIV,  389.  —  p.  73:  »Le  jeu  de  saute-mouton  ou  de  coupe- 
tete  est  sppcl^  dans  le  pays  de  Vaud  jeu  de  la  grenouille**  Ahnlich 
heißt  es  auf  Englisch  leap-frog  oder  skip-frog;  deutsch  heißt  es  'Bock, 
steh  fest;  s.  Sanders  WB.  s.  v.  Bock  12;  vgl.  Rochholz,  Alemann.  Kinderlied 
u.  8.  w.  S.  454,  Nr.  77.  —  p.  196  ff.  finden  sich  eine  große  Zahl  Sehnccken- 
liedchen,  d.  h.  solche,  wodurch  die  Kinder  die  Schnecken  zum  Zeigen  ihrer 
Hörner  bringen  wollen >  meint  französische,  aber  auch  andere;  füge  hinzu 
meine  Übersetzung  von  Basile's  Pentamerone  1,  406;  Fiedler,  Volksreime  und 
Volkslieder  in  Anhalt-Df ssau  S.  95  f. ;  Pitrö,  Canti  pop.  sicil.  2,  31  n.  a.  — 
Über  die  p.  322  angeführte  Bernikelgans  (Anatifa  laevis.  Lamarck)  s.  Aus- 
führliches in  Max  Müllers  Lectures  on  the  Science  of  Language.  Sixth  Edition. 
Lond.  1871,  2,  582  ff.;  s.  auch  De  Gnbernatis,  Mythol.  des  Plantes  1,  65; 
Kenfeys  Orient  und  Occident  3,  189.  —  p.  tf56  heißt  es:  nl^^ns  un  conte 
portugais  (Coelho,  Contos  popal.  Lisboa  1879 ,  p.  92)  un  poAi  arrivo  k  une 
croissance  eztraordinaire  sur  la  t^te  du  roi,  qui  le  fait  äcoroher,  fait  faire  avec 
la  peau  un  tambour  et  promet  la  main  de  sa  fiUc  &  celui  qui  devinera  de 
quel  animal  provient  cette  peau";  und  „Dans  an  conte  gascon  (C^nac-Moncaut, 
Litt.  pop.  de  la  Gase,  p.  85),  la  fille  du  roi  ölöve  une  punaise  qui  dcvieut 
enorme.  Elle  se  sert  de  la  peau  pour  en  recouyrir  un  coffret,  et  eile  doit 
epouoer  celui  qui  devinera  quel  animal  Ta  fournie.'^  Die  zwei  hier  angeführten 
Märchen  gehören  in  den  Kreis  derer  von  der  großgefütterten  Laus,  wofür  auch 
ein  Floh  u.  s.  w.  eintritt  und  worüber  nachzusehen  Reinhold  Köhler  zu  Qonzen* 
bach,  Sicilian.  Märchen;  Svend  Qrundtvig,  Danske  Folke  ffiventjr,  Nr.  16 
,Ulv  Kongcsiern";  Jean  Pio  NeoeXXrjvixa  ITaga^vd-M  Contes  populaires  grecs  etc. 
Copenhague  1879  p.  104  ff.  (Dieses  Märchen  stammt  aus  Astjpalaea,  einer 
kleinen  türkischen  Insel  des  Archipels,  und  befindet  sich  nicht  in  Uabn*8  Samm- 
lung.) —  p.  267 :  „Quand  le  maitre  est  mort,  il  est  d'usage  dans  toute  la  France 
d'annoncer  ce  ddc^s  aux  abeilles  et  de  couvrir  les  ruches  d'un  crdpe  noir.  Sans 
cette  pr^caution,  les  abeilles  p^riraienf  Ein  auch  in  Deutschland,  England, 
Litthauen  und  wahrscheinlich  auch  sonst  noch  sich  wiederfindender  Gebrauch; 
8.  Wuttke,  Der  deutsche  Volksglaube  §.  671  (2.  A.);  A.  Kuhn,  Westfäl.  Sagm 
2,47  ff.;  Rochholzi  Glaube  und  Brauch  u.  s.  w.  1,  147;  Bartsch,  Meklenb.  Sagen 
2,  90;  Choice  Notes  from  'Notes  and  Queries'  Lond.  1859,  p.  208  ff.  (2t  1  Lit- 
thauen).—  Unter  dem  Artikel  Staphylinus,  franz.  diable  (ainsi  appelö  parce 
qu'il  est  tont  noir)  [deutsch  Bärenräuber]  theilt  der  Verf.  aus  den  Transact. 
of  the  Phil.  Soc.  1859,  p.  94)  folgendes  irische  Märchen  nvt  (p.  326):  „Apr^ 
le  massRcre  des  innocents  la  Sainte  Familie  rencontre  en  Kgjpte  des  semeurs 
&  qui  eile  demande  des  secours.  Ces  secours  sont  accorüds.  En  recomponse  le  blä 
icm4  devient  subitement  mür.  Arrivent  les  ^missaires  d*Hörode;  ils  questionnent 
imm^diatement  les  semeurs  qui  sont  maintenant  des  moissonneurs ;  ceux-ci 
repondent   pour  ne  pas   mentir  que  depuis  qu'ils  ont  sem^s  le  h\6  ils  n  ont  va 


878  LITTERATUR:  E.  ROLLAND,  FAUNE  POPULAIRE  DE  LA  FRANCE. 

penonne.    Les   ^missaires   sont   aar  le  point   de  repar^r,    lorsqne  le  m^cfaant 
insecte,    qui  cach^  sous  une  pierre,    avait  tout  va,    tont  entenda^  sort  de  sa 
retraite    et   lenr   raconte    tout.     II  ^tait  jasqne  Ik  d'an    bean    rooge   cramoisi; 
par  la  rolont^  du  Ciel  il  deyieot  d'un  noir  sataniqne;    il  est  vou^  k  l'ex^cra- 
tion  UDiveraelle,    et  il  est  decid^    que   ceux  qui  l'^craseront  avec  le  pouce  de 
la  main  droite,  seront  consid^r^s  comme  des  bienfaiteun  de  f  humanit^  et  que 
les  sept  p^cb^  capitaux  leur  seront  remis.  ^  Diese  Legende,  wie  ich  hinzufüge, 
findet  sieb  mit  geringer  Abweichung  auch  anderwärts  wieder ;  so  in  Catalonien. 
Als   nämlich    die   heilige  Familie  vor  dem    bethlebemitiscben  Kindermord  floh, 
kam  sie  zu  einem  Säemann,  den  die  Jungfrau  Maria  seine  Sense  holen  hieß, 
um  das  Getreide  abzumähen,  und  er,  roll  Glauben,  ging  hin  und  fand  bei  der 
Rückkehr  das  Getreide  reif,  so  daß  die  heilige  Familie  sich  hinter  der  ersten 
Garbe,  die  er  band,  ror  den  Verfolgern  yerstecken  konnte.    Zu  letzteren,  als 
sie  anlangten  und  ihn  befragten,    sagte  der  Schnitter,    die  Flüchtlinge  wären 
Torübergekommen,  als  er  das  Getreidefeld  säete,  worauf  jene  ganz  bestürzt  um- 
kehrten und  nicht  horten,  wie  ein  Strauch  Minze,  und  ein  Dürrvogel  (eigentlich 
'Heber   gaitx,    garrulns  glandarius)  ausriefen:    „Hinter  der  Garbe,  hinter  der 
Garbe!*  so  daß  Gott   beide   verfluchte  und  zu  der  Pflanse  sprach:    »Du  bist 
die  Minze  und  wirst  es  aufs  Lügen  münzen ;  du  wirst  blühen  und  keine  Komer 
tragen!**  (Tu  ets  menta  y  mentir&s  —  Florir&s  y  no  granar&s).  Zu  dem  Vogel 
aber   sprach  er:    „Dürr  bist  du   und  dürr  wirst  du  bleiben;    so  viel  du  auch 
frißest,    wirt  du  doch   nimmer   fett  werden!*  (Gaitx  ets  y  gaitx  serks  —  Per 
tant  que  menjis,  no  engraizarks.)  Daher  trägt  die  Minse  niemals  Korner,  und 
wenn  sich  auch  der  Dürrvogel  (Heber)  auf  ein  Bucbweizenfeld  stürzt  und  nicht 
aufhört  zu   freßen,    so  wird  er  doch   nimmer  fett.    (Lo  Rondallajre.    Qnentos 
populäre  catalons,  collectionats  per  Francisco  Maspons  y  Labr6s.  Segona  Serie. 
Barcelona  1871  p.  28:  La  Menta  7*1  Gaitx.)  Auch  in  der  Lausitz  und  Klein- 
rnßland   ist   diese  Legende   bekannt,    doch  fehlt  dabei  das  auf  den  Dümrogel 
Bezügliche.    „There  is  a  tradition  among  the  Lusatian  Wends  that  the  Virgin 
Mary    and    the   Infant  Christ   once  passed  by  a  field  in  which  a  peasant  was 
sowing  barley,  and  she  said  to  him:   „God  be  with  thee,  good  man!  As  soon 
as  thou  hast  sown,  take  tby  sickle  and  begin  to  reap.*  In  a  little  time  came 
a  crowd    of  Jews   in  pursuit  of  her    and    asked   the    peasant  if  he    had    seen 
a  mother  and  child  go  by.   „She  passed  not  long  ago,  he  replied,  just  when 
I  was  sowing  this  barley."  —   „Idiot!  why,  that  must  be  twelve  weeks  ago!'* 
exclaimed   the  Jews,    seeing  that   the  barley  was  now  ripe,    and  the  peasant 
was   reaping  it,    and   they   turned  back.    The  same  story  is  told  in  a  Little- 
Russian  Kolyadka  (Weihnachtslied),  only  the  Virgin  carries  on  her  band  a  hawk 
instead  of  leading   the   Infant  Christ^   (W.  R.  S.  Ralston,    The  Songs    of  the 
Bussian  People.  Second  Edition.  London  1872,  p.  194).  Hüchst  wahrscheinlich 
ist  die  in  Rede  stehende  Legende  aus  einem  orientalischen  Märchen  entstanden ; 
wenigstens   berichtet  Azz  Eddin  Elmocadessi  (f  1280)  in  seinen  Allegorien 
(übersetzt   von  Garcin  de  Tassy,    Les  Oiseaux   et   les  Fleurs  etc.    Paris 
1822,    auch  in  dessen  All^gories,    Recits  po^tiques  etc.    Paris  1876), 
daß    sich    unter  den  Blumen  auch  eine  'Angeberin'  befinde:    „il  existe  un  d^- 
lateur  (la  menthe)  parmi  les  ßtres  de  mon  espöce'',  sagt  nämlich  eine  Blume, 
und   es  ist  wahrscheinlich,   daß  Elmocadessi  die  betreffende  Pflanzensage,    die 
er  übrigens  übergeht,  nur  zu  seinem  Zweck  umgedeutet  hat.  Wie  sie  ursprünglich 


MISCELLEN.  379 

gelautet  haben  mag,  ist  mir  nicht  bekannt;  eine  Andeutung  hiertiber  gibt  jedoch 
die  obige  catalonische  Legende,  die  vielleicht  mit  den  Arabern  nach  Spanien 
kam.  —  Aas  Rolland's  Arbeit  erw&fane  ich  nur  noch  sum  Schluß  den  Mai- 
käfer (melolontha  vulgaris),  von  dem  er  hundert  und  ein  französische 
Benennungen  anfahrt,  außer  82  andern  für  dessen  Larve.  Auch  findet  man 
eine  große  Zahl  auf  diesen  Käfer  bezügliche  Kinderliedchen  nebst  mehreren 
Melodien  derselben  u.  s.  w.  Gelegentlich  der  erstem  wftre  auch  auf  Mannhardts 
Germanische  Mythen  S.  248  ff.  868  ff.  zu  verweisen  gewesen,  welches  Werk 
überhaupt  mancherlei  Znsätze  zu  den  sämmtlichen  Bänden  des  Rolland*schen 
geliefert  hätte.  Doch  gewährt  letzteres  auch  ohne  dieses  einen  bewunderns- 
werthen  Reichthum,  and  wir  erwarten  mit  großem  Verlangen  die  noch  übrigen 
bereits  in  Druck  befindlichen  vier  Bände,  von  denen  zwei  'Les  Mammiföres 
domestiques',  die  andern  beiden  'Les  Oiseanz  domestiqnes  et  la  Fauconnerie 
enthalten  werden.  (Les  Mammif^res.  Premiere  Partie  sind  bereits  erschienen.) 
LÜmCH.  FELIX  LIEBRECHT. 


MISCELLEN. 


Zum  SaohsenspiegeL 

,Der  Text  des  Oldenburger  Codex  ist  die  niederdeutsche  Rückübersetzung 
eines  hochdeutschen  Textes",  behauptet  Richard  Schröder  in  Nr.  9  des  Literatur- 
blattes für  germanische  und  romanische  Philologen  (1880)  S.  827.  Die  Gewiß- 
heit ergebe  sich  aus  Ssp.  I,  55,  §.  2,  wo  die  Hs.  „de  gan  dar  ton  richte^ 
statt  ,,de  gaen  dat  (gähe  That)  to  richtene'',  und  I,  62,  §.  8,  wo  sie  „bl5t 
gerächte^  statt  ,,bIot  geruchte*  habe.  Zur  näheren  Begründung  werden  wir 
auf  Homeyer  S.   16  and  209  Anm.  verwiesen. 

Ich  erlaube  mir  im  Folgenden  dies  in  nähere  Betrachtung  zu  ziehen. 

Hätten  alle  niederdeutsche  Handschriften  de  gaen  dat  to  richtene  und 
alle  oberdeutsche  de  gaen  dar  to  richtene  oder  tom  (ton)  richte,  so  wäre  die 
Sache  entschieden.  Aber  so  liegt  sie  nicht  Nicht  alle  niederdeutschen  Hand- 
schriften lesen  so,  sondern  Homeyer  sagt  (S.  209):  „de  gan  (ghan»  gayn)  dat 
die  niederd.  Anx  Br  CsiD^  De  Ena^/''.  Übersetzen  wir  das  aus  der  Zeichen- 
sprache, so  heißt  das,  wie  der  Schlüßel  (S.   117)  ausweist: 

1.  An    =  der  Nürnberger  Nr.  521  (14.  Jh.). 

2.  Ax    =     „     Celler  „     120  (14.  Jh.). 

3.  Br    =     „    Rostocker       „     590  (14./15.  Jh.). 

4.  Cs     =     „     Handschrift  von  Seibertz  Nr.  616  (S.  118  steht  617)  (14.  Jh.). 

5.  Ca>   =     „     Wolfenbüttler  Nr.  698  (1367). 

6.  Cfi    =     „     Münstersche       „     496  (1405). 

7.  De    =     „     Berliner  „     34,  35  (1382). 

8.  En    =     „  „  „24  (1369). 

9.  £a     =     „     Magdeburger     „     432  (1390). 
10.  Ey  ist  S.  119  nicht  weiter  angegeben. 


980  MISCELLEN. 

Das  sind  zebn  Handschriften;  sind  das  aber  alle?  bei  weitem  nicht.  Nieder- 
deutsch sind  noch  1.  Ah  (die  Haager  Nr.  8);  2.  Am  (die  Bremer  Nr.  79); 
3.  A£  (die  Oießener  Nr.  21 4);  4.  Ay  die  Berliner  Nr.  374);  5.  Ad  die 
Roukenssche  Nr.  593);  6.  Ba  (die  Leidener  Nr.  376).  Doch  wosn  alle  anf- 
zählen?  Wenn  ich  richtig  gerechnet  habe,  führt  Homeyer  noch  35  niedcr- 
deatsche  Handschriften  an,  die  fragliche  nicht  mitgerechnet.  Da  nun  Homoycr 
sagt,  daß  die  obengenannten  zehn  Handschriften  de  ghaen  dat  lesen,  so  maß 
man  doch  annehmen,  daß  er  dsmit  sagen  will,  die  anderen  niederdeutp'^hen 
Handschriften  lesen  nicht  so,  sondern  anders,  d.  h.  in  diesem  Falle:  de  gaen 
dar.  Hätte  Homeyer  gesagt,  so  lesen  die  niederd.  alle,  oder  der  Mehrzahl  nach, 
oder  die  ältesten  oder  die  jüngsten,  oder  hätte  er  sie  irgendwie  allgemeiner 
bestimmt,  so  könnte  man  den  obigen  Schluß  fiberbnupt  nicht,  oder  doch  nicht 
zwingend  ziehen ;  da  er  aber  gans  bestimmt  die  Lesart  dat  nur  den  zehn  Hand- 
schriften beilegt,  so  ist  man  zu  dem  Schluß  berechtigt,  die  anderen  35  lesen 
dar.  Ich  weiß  wenigstens  nicht,  was  sonst  diese  Angabe,  diese  Beschränkung 
auf  zehn,  bedeuten  soll.  Es  ist  doch  selbstverständlich,  daß,  wenn  die  Hand- 
schriften nur  zwischen  zwei  Lesarten  schwanken  —  wie  hier,  denn  es  handelt 
sich  hier  doch  nur  um  dat  oder  dar  —  und  man  angegeben  findf^t,  eine  be- 
stimmte Anzahl  von  Handschrifiten  habe  die  eine  Lesart,  die  anderen  Hand- 
schriften  doch  die  andere  Lesart  haben  müssen. 

Ist  diese  Auseinaudersetsung  richtig,  so  glaube  ich,  daß  mit  dem  Hinweis 
auf  Homeyer  die  Behauptung  nicht  begründet  ist,  daß  der  oldenbuigische  Codex 
eine  Abschrift  eines  oberdeutschen  Urtextes  sei.  Denn  er  kann  ebensowohl  die 
Abschrift  eines  niederdeutschen  Urtextes  sein,  der  den  andern  35  Yorgelegen 
hat.  Daß  übrigens  Homojer  selbst  nicht  den  Schluß  macht,  daß,  wer  de  gaen 
dar  schreibe,  einen  oberdeutschen  Text  vor  sich  gehabt  haben  müsse,  geht 
evident  aus  seiner  Bemerkung  über  den  Quedlinburger  Codex  hervor  (S.  16). 
Denn,  obwohl  dieser  gaen  dar  liest,  sagt  er  doch  von  diesem,  daß  er  ein 
niederdeutsches  Vorbild  gehabt  zu  haben  scheine.  Ja  sogar  urtheilt  er  so  über 
ihn:  «Er  theilt  nicht  nur  in  seiner  Lesart  gaen  dar  jenes  allgemeinere  Mis- 
verständniß,  sondern  fügt  auch  ihm  eigenthümliche  hinzu**,  woraus  man  allen- 
falls schließen  könnte,  weil  er  gaen  dar  lese,  sei  er  niederdeutscher  Vorlage 
entsproßen;  aber  so  scharf  wollen  wir  den  Ausdruck  nicht  nehmen  t  genug, 
Homeyer  selbst  sieht  in  der  Lesart  gaen  dar  keinen  Grund,  einem  Texte  die 
niederdeutsche  Grundlage  abzusprechen. 

Ein  Einwurf  könnte  hier  noch  gemacht  werden  Wie,  wenn  die  Aufzäh- 
lung bei  Homeyer  nicht  vollständig,  sondern  mangelhaft  wäre?  Und  dieser 
Einwurf  ist  nicht  ganz  ohne  Grund.  Homeyer  selbst  sagt  S.  96 ,  daß  er  von 
den  Handschriften  voll  52,  beschränkt  49  und  gar  nicht  69  verglichen  habe. 
UnttT  den  nicht  verglichenen  werden  doch  auch  mehrere  niederdeutsch  ge- 
wesen sein;  wie  lesen  die?  lesen  die  alle  dat?  Ich  habe,  weil  es  mir  am 
nächsten  lag,  in  Bremen  nachgefragt,  wie  die  dort  befindlichen  Handschriften 
lesen.  Herr  Bibliothekar  Bulthaupt  hst  die  Gute  gehabt  für  mich  nachzusehen 
und  gefunden,  daß  beide  Handschriften,  die  von  1342  (A(D,  Nr.  79)  und  die 
von  1417  (von  Homeyer  nur  mit  Nr.  80  bezeichnet)  gaen  (gan)  dat  haben. 
Diese  beiden  gehen  also  zu  den  von  Homeyer  erwähnten  10  noch  hinzu;  bei 
der  Menge  der  Handschriften  will  ich  aber  gern  noch  ein  Dutzend  concedieren 
mit  der  Lesart  dat;  es  werden  doch  sicherlich  noch  niederdeutsche  genug  vor- 


MI6GELLEN.  3gi 

banden  sein,  die  dar  bieten.  Und,  wenn  wir  das  Gebiet  der  Möglichkeiten 
betreten,  wie  steht  es  mit  den  verschollenen  Handschriften  ?  Von  iwölfen  wissen 
wir,  da6  dieses  Schicksal  sie  betroffen  hat;  und  anter  ihnen  sind  gerade  zwei 
Biiderhandschriften ,  die  mit  höchster  Wahrscheinlichkeit  in  niederdeutscher 
Sprache  geschrieben  waren,  die  Dortmunder  (Nr.  150)  und  die  Qoslarer  (Nr.  277). 
Wie,  wenn  der  Rasteder  Mönch  Qloystein  eine  von  diesen  als  Vorlage  benützt 
Lütte,  da  ja  seine  Arbeit  den  Bilderschmuck  hat?  Doch  es  ist  mislich  mit 
Möglichkeiten  ins  Feld  zu  ziehen;  eine  Möglichkeit  schlägt  die  andere^  und 
Sieg  oder  Niederlage  bleibt  ungewiß. 

Die  mittel-  oder  oberdeutschen  Handschriften  bieten  auch  zum  Theil  das 
richtige  dat;  es  wäre  also  ein  eigenthümliches  Misgeschick,  daß  gerade  eine 
verderbte  mitteldeutsche  Handschrift  dem  Rasteder  Abschreiber  unter  die  Hände 
kommen  mußte ;  doch  möglich  wäre  es  allerdings.  Wie  steht  es  indeß  mit  dem 
Alter  der  mitteldeutschen  Handschriften?  So  viel  ich  sehe,  geht  keine  der 
Oldenburger  an  Alter  vor,  mit  Ausnahme  der  Quedlinburger,  die  Homeyer  in 
das  13.  Jahrhundert  setzt.  Von  dieser  aber,  die  gaen  dar  hat,  sagt  Homeyer, 
wie  bereits  oben  angegeben  ist  —  und  seiner  Autorität  darf  man  ja  wohl  in 
dieser  Hinsicht  folgen,  da  ihm  eine  solche  Fülle  von  Handschriften  des  Sachsen- 
spiegels zur  Vergleichung  vorgelegen  hat,  wie  keinem  sonst  —  daß  sie  eine 
niederdentsche  Vorlage  gehabt  zu  haben  scheine.  Also  auch  angenommen,  daß 
der  Oldenburger  Abschreiber,  der  doch  eine  ältere  Handschrift  als  vom  Jahre 
1336,  wo  er  die  seiuige  schrieb,  vor  sich  gehabt  haben  muß,  diese  Quedlin- 
burger Handschrift  (oder  eine  aus  ihr  geflossene,  oder  überhaupt  eine  dieser 
Familie  angehörige)  benutzt  hätte,  was  nicht  so  ganz  unwahrscheinlich  ist,  da 
in  beiden  Handschriften  der  §.  3  des  ersten  Artikels  des  Lehnrechts  fehlt,  so 
wäre  doch  noch  immer  nicht  damit  erwiesen,  was  bewiesen  werden  soll,  daß 
sein  Text  nur  die  Röckübersetzung  eines  hochdeutschen  Textes  sei.  Denn  seine 
(muthmaßliche  oder  angenommene)  Vorlage  war  ja,  so  scheint  es,  im  Grunde 
niederdeutsch.  Hat  er  aber  nicht  die  Quedlinburger  Handschrift  zurückübersetzt, 
sondern  eine  andere  oberdeutsche,  so  muß  sie  doch  vor  1336  fallen;  eine 
solche  kennen  wir  aber  nicht.  Voraussetzen  und  vermuthen  mag  man  sie  alier- 
dbgs;  aber  damit  gerathen  wir  wieder  in  das  Gebiet  des  Scheines,  wo  die 
Meinungen  hin  und  her  sehwanken.  Von  einer  Gewissheit,  die  ja  aus  der  fal- 
•eben  Lesart  hervorgehen  soll,  daß  nämlich  der  Oldenburger  Text  eine  Rück- 
übersetzung eines  hochdeutschen  Textes  sei,  kann  meines  Erachtens  nicht  die 
Hede  sein;  die  Möglichkeit  bentreite  ich  nicht  und  kann  keiner  bestreiten;  ich 
bestreite  nnr  die  angebliche  Gkwissheit.  Die  Wahrscheinlichkeit  aber,  wenn  man 
Zeit  und  Ort  der  Abschrift  in  Betracht  zieht,  spricht  indeß  eher  für  das  Gegeu- 
theil.  Doch  will  ich  hier  nicht  näher  darauf  eingehen,  da  es  mir  hier  nnr 
darum  zu  thuu  ist,  eine  nach  meiner  Ansicht  falsche  Gewissheit  zu  bekämpfen, 
nicht  eine  Möglichkeit  zu  erweisen,  die  ich  für  die  richtige  halte. 

Um  meine  persönliche  Ansicht  über  diese  anstößige  Stelle  auszusprechen, 
so  halte  ich  dafür,  daß  ein  niederdeutscher  Abschreiber  zuerst  einen  Schreib- 
fehler gemacht  hat»  indem  er  hier  dar  statt  des  richtigen  dat  schrieb,  ein 
Schreibfehler,  der  mir  auch  sonst  wohl  begegnet  ist  (wie  war  statt  wat  nnd 
umgekehrt) ,  namentlich  gerade  bei  diesen  Wörtern  dar  nnd  dat  Der  folgende 
Abschreiber,  so  wie  jeder,  der  dieses  dar  für  keinen  Schreibfehler,  sondern 
iur  die  richtige  Lesart  hielt,    mußte,  um  Sinn  in  den  Sats  zu  bringen ,    gaen 


382  MISCELLEN. 

für  geben  (eoDt,  vadunt)  nehmen»  und,  wenn  er  es  fiir  nöthig  hielt,  bekundete 
er  auch  seine  Auffassung  durch  Änderung  des  Textes.  Der  Einwand,  der  hier 
möglicherweise  gemacht  werden  könnte,  daß  man  nämlich  nicht  gewufit  habe, 
was  gaen  dat  eigentlich  bedeute  und  deßbalb  eine  Änderung  gemacht  sei,  ist 
nicht  haltbar,  denn  nur  zwei  Zeilen  weiter  wird  ja  ,gaen  dat^  in  der  unzweifel- 
haften Bedeutung  Ton  ,Jäher  That^  gesetzt ;  nur  einige  wenige  haben  es  hier 
nicht  verstanden,  indem  sie  statt  dat  sionloserweise  stat,  tage  oder  tit  setzen; 
die  erdrückende  Mehrheit  der  Handschriften  sowohl  der  nieder-  als  der  ober- 
deutschen faßen  es  ganz  richtig.  Der  ganze  Wirrwarr,  den  diese  Stelle  erregt 
hat,  muß  aber  ans  dem  Schreibfehler  eines  niederdeutschen  Abschreibers  ent- 
sprungen sein,  da  dat  und  dar  miteinander  yerwechselt  sind,  nicht  etwa  tat 
und  dar,  was  auf  einen  oberdeutschen  Schreiber  führen  würde.  Aber  diesen 
Abschreiber,  oder  vielmehr  seine  Abschrift,  in  der  zuerst  dieser  Fehler  vor- 
kommt, ausfindig  zu  machen,  ist  uns  bis  jetzt  nicht  vergönnt,  da  ja  bereits  die 
Quedlinburger  Handschrift  diesen  Fehler  hat,  und  eine  Handschrift,  die  urkundlich 
weiter  zurückliegt  als  diese,  die  nach  Homejers  Urtheil  ins  13.  Jahrhundert 
gehört,  kennen  wir  bis  jetzt  nicht. 

Noch  eins  gelegentlich.  Homejer  sagt,  daß  die  Handschrift  Ea,  d.  h.  die 
mitteldeutsche  Gothaer  vom  Jahre  1381  lese:  »dai,  nach  dem  späteren  to  richte". 
Ganz  richtig;  wer  to  richte  las,  mußte  gaen  als  Verbum  faßen  und  dat  als 
das,  falls  er  ein  Oberdeutscher  war;  einem  Niederdeutschen  hätte  das  schwerlich 
begegnen  können.  Aber  warum  sagt  Homeyer  „nach  dem  späteren"  ?  Findet  ea 
sich  doch  bereits  in  der  ältesten  datierten  nd.  Handschrift,  d.  h.  der  Olden* 
burger,  welche  ton  richte  hat.  Es  ist  dies  also  ein  Fehler,  der  zwar  später 
häufiger  gemacht  sein  mag}  aber  doch  schon  sehr  früh  auftritt.  Es  mag  das 
eine  Mahnung  zur  Vorsicht  sein,  wenn  man  Schlüsse  ans  so  allgemeinen 
Zeitbestimmungen  ziehen  will. 

Der  andere  Grund  für  die  „Gewissheit",  daß  der  oldenbnrgische  Codex 
nur  eine  Rückübersetzung  aus  dem  hochdeutschen  sei,  soll  der  sein,  daß  er  an 
der  Stelle  I,  62,  §.  3  bl^>t  geruchte  statt  blot  geruchte  habe.  Dieser  Grund 
spricht  weder  für  noch  gegen,  sondern  entscheidet  hier  nichts.  Denn  die  Schrei- 
bung blut  bezeichnet  nicht  etwa  den  Diphthong  uo  noch  den  Diphthong  oti, 
also  weder  bluot  noch  blout,  sondern  ist  einfach  ein  üblicher  Schriftansdruck 
für  die  Länge,  ebenso  wie  in  dem  häufig  vorkommenden  got  (gut),  das  nicht 
guot  ist,  auch  nicht  gout,  sondern  =  got.  Man  könnte  sonst  auch  ja  dies 
göt  und  andere  mit  ö  bezeichnete  Wörter  als  Beweis  für  eine  hochdeutsche 
Vorlage  verwenden,  nicht  etwa  bloß  für  den  Sachsenspiegel,  sondern  auch  für 
viele  andere  Schriften,  in  denen  dieselbe  Schreibweise  herrscht;  es  ist  aber 
noch  keinem  eingefallen,  eine  Urkunde,  die  in  Lübeck  oder  Riga  und  für 
Lübeck  oder  Riga  geschrieben  ist,  deß wegen  für  eine  Übersetzung  aus  dem 
Hochdeutschen  zu  halten,  weil  sie  nach  üblicher  Weise  g6t,  dön,  houet  schreibt. 

Wir  wollen  aber  annehmen,  der  Rasteder  Mönch  habe  einen  oberdeutschen 
Sachsenspiegel  vor  sich  gehabt,  der  „bloß**  und  „Blut^  aus  Unkenntniß  des 
Niederdeutschen  verwechselt  habe.  Homeyer  sagt  (S.  16),  daß  ,^sehr  viele  mittel- 
deutsche Handschriften  Blut  statt  bloß  haben ^.  Gut;  Gloystein  hatte  abo  eine 
von  diesen  Handschriften  vor  sich  und  stieß  in  derselben  auf  das  Wort:  bluot 
geruchte.  Wollte  er  das  Wort  nicht  umschreiben,  sondern  einfach  niederdeutsch 
wiedergeben,  so  blieb  ihm  keine  andere  Wahl  als  blot  geruchte  zu  setzen.  Nach 


MISOELLEN.  383 

Belieben  konnte  er  entweder  die  LSnge  anbezeichnet  lassen,  wie  er  auch  sonst 
es  nnterließ  die  Vocale  mit  einem  Längezeichen  zu  versehen  und  mit  ihm  viele 
es  unterlassen  haben ,  da  hierüber  anter  den  Schreibern  durchaus  keine  be- 
stimmte Regel  herrscht,  sondern  der  Eine  mehr,  der  Andere  weniger,  ein  Dritter 
sich  gar  nicht  der  Längezeichen  bediente  and  es  dem  Leser  überließ,  sich  selber 
zarecht  za  finden ;  oder  er  konnte  sie  bezeichnen.  Nun  hatte  er  aber  als  Länge- 
zeichen des  o  das  ö  benützt,  wie  bei  got;  folglich  wandte  er  es  aach  hier  an; 
er  hätte  auch  bloot  oder  bl6t  setzen  können,  dies  war  aber  seiner  Schreib- 
weise nicht  gemäß.  Daß  er  aber  das  oberdeutsche  bluot  nicht  mit  blut  wieder- 
gaby  das  ja  auch  niederdeutsch  vorkommt  (wie  z.  B.  im  Lübecker  Recht  II,  CX 
ed.  Hach,  im  Register  steht  blawe  unde  blut,  während  der  Text  selbec  in  der 
Überschrift  und  im  Inhalt  des  Paragraphen  bla  unde  blot  hat),  sondern  darch 
blot,  blot,  dazu  nöthigte  ihn  sein  Dialect,  der  stets  ao  zu  6  verdichtet.  Schrieb 
er  doch  auch  I,  68,  §.  2  blotrinnich^  nicht  blutrunnich,  wie  der  Berliner  von 
Homeyer  bevorzugte  Codex  hat,  der  ja  überhaupt  eine  starke  Vorliebe  für  u 
zeigt  und  Formen  wie  müder,  mut,  vul,  suken  u.  a.  bietet,  die  im  Oldenburger 
Sachsenspiegel  sich  gar  nicht  finden,  und  nur  da  sich  häufiger  einstellen,  wo 
der  niederdeutsche  Dialect  vom  mittel-  oder  oberdeutschen  angehaucht  ist. 

Nehmen  wir  nun  den  andern  Fall,  daß  dem  Rasteder  Mönch  eine  hoch- 
deutsche Handschrift  in  die  Hände  gerieth,  die  'bloß  geruchte'  hatte.  Denn  die 
Möglichkeit  kann  man  nicht  abweisen »  da  ja  nicht  alle  hochdeutschen  Hand- 
schriften bluot  haben,  sondern  nur  „sehr  viele".  Zwar  gibt  Homeyer  an  der 
betreffenden  Stelle  nur  drei  Handschriften  an,  die  bloß  lesen,  und  das  sind 
neaere,  die  älteste  ist  die  Görlitzer,  Nr.  250,  vom  Jahre  1387,  aber  der  Fehler 
konnte  ja  schon  alt  sein,  wie  oben  bei  dar  statt  dat.  Darauf  indeß  kommt  es 
für  den  Beweis,  den  ich  hier  antreten  will,  auch  gar  nicht  an,  ebensowenig 
darauf,  ob  juristisch  „Blut^  oder  „bloß^  das  richtige  ist.  Genug,  es  war  möglich, 
daß  dem  Übersetzer  oloß'  vorlag.  Wie  sollte  er  das  übersetzen?  Er  konnte  nur 
blot  oder  nach  seiner  Weise  der  Längenbezeichnnng  blöt  setzen ,  also  gerade 
80,  als  wenn  er  bluot  za  übersetzen  gehabt  hätte.  Der  Schluß  ist  demnach  so : 
da  mittel-  oder  oberdeutsches  bluot  nach  dem  Dialecte  des  Rasteder  Mönches 
mit  blot,  bl6t  wiedergegeben  werden  mußte,  ebenso  aber  auch  das  mittel-  oder 
hochdeutsche  bloß,  mithin  für  beide  Wörter  nur  eine  und  dieselbe  Form  zur 
Verfugung  stand^  so  folgt  nicht  daraus,  daß  er  eine  Handschrift  vor  sich  haben 
mußte,  die  bluot  las,  aber  auch  nicht,  daß  es  eine  sein  mußte,  die  bloß  hatte, 
sondern  es  folgt  nur,  daß  beides  möglich  war>  aber  keines  gewiß.  Und  dies 
nur  wollte  ich  hier  bewiesen  haben.  Denn  das  Concludente  der  Argumentation, 
daß  w^en  dar  und  blot  der  Oldenburger  Codex  nur  eine  Rückübersetzung 
sein  müsse,  will  mir  nicht  einleuchten.  Wenn  nun  aber  die  ^Gewissheit^  dieser 
Behauptung  mangelt,  so  bleibt  der  Oldeuburger  Codex  als  eines  der  ältesten 
Denkmäler  der  niederdeutschen  Sprache  und  des  Sachsenspiegels,  denn  das  ist 
er  ja  nach  seiner  Datierung  unbestreitbar,  in  der  ihm  gebührenden  Ehre  be- 
stehen, die  man  ja  allerdings,  je  nachdem  man  den  Standpunkt  der  Betrach- 
tung wählt,  höher  oder  niedriger  anschlagen  mag. 


Daß  der  Ausgabe  nicht  mehr  Bilder  beigegeben  sind,  bedauert  gewiß 
niemand  lebhafter  als  die  Herausgeber  selbst.  Hätten  wir  eine  Akademie  oder 
sonst  ein  wissenschaftliches  Institut  hinter  uns  gehabt,  das  uns  mit  den  nöthigen 


384  MISCELLEN. 

Mitteln  versehen  hätte,  so  hätten  wir  gern  alle  Bilder  veröffentlicht  Nach  L«a^ 
der  Verhältnisse  mußten  wir  uns  nur  mit  einer  Probe  begnügen.  Daß  die 
Schi-iftprobe  auch  schon  bei  Spangenberg  steht,  den  wir  allerdingti  kennen, 
wird  uns  doch  wohl  niemand  verSbeln,  da  man  ja  gerne  die  erste  und  letzte 
Seite  einer  Handschrift  fHCsimiliert,  zumal  wenn  sie  von  großer  Bedeutung  sind, 
wie  in  diesem  Falle.  Zudem  ist  es  schon  über  fünfzig  Jahre  her,  daß  Spangt*n- 
bergs  Werk  erschien;  und  auch  die  Mittheilung  des  charakteristischen  Bildes, 
das  wir  mit  Spangenberg  gemeinschaftlich  den  Augen  der  Leser  vorführen, 
mag  darin  seine  Rechtfertigung  finden.  Werden  wir  aber  auf  irgend  eine  \Vei»e 
in  Stand  gesetzt  den  gesammten  Bilderschmuck  geben  zu  können ,  so  soll  es 
an  unserer  Bereitwilligkeit,  nach  Maß  unserer  Kräfte  dabei  thätig  zu  sein, 
nicht  fehlen. 

OLDENBURG,  November  1880.  A.  LÜBBEN. 


Personalnotiien. 

Der  Privatdocent  an  der  Universität  Wien,  Dr.  J.  Minor,  hat  einen 
Ruf  als  Professor  der  deutschen  Literatur  an  die  Universität  Mailand  erhalten 
und  angenommen. 

Professor  Dr.  Richard  Schröder  m  Würzbarg  ist  einem  Rufe  an  die 
Universität  Straßburg  gefolgt ;  sein  Nachfolger  in  Würzbarg  i«t  Prof.  Dr.  Hugo 
BÖhlau,  bisher  in  Rostock. 

Der  außerordentliche  Prwfcfisor  Dr.  A.  Schultz  in  Breslau  ist  ab  ordent- 
licher Professor   der  Kunstgeschichte  an  die  Universität  Prag  berufen  worden. 

Dr.  J.  E.  Wackerneil  hat  sich  als  Privatdocent  för  germanische  Philo- 
logie an  der  Universität  Innsbruck  habilitirt. 

Dr.  £.  Wilken  in  Qöttingen  hat  seine  Stellung  als  Privatdocent  an  der 
dortigen  Universität  aufgegben;  dagegen  wird  Dr.  A.  Wagner,  Privatdocent 
in  Erlangen,  nach  Qöttingen  übersiedeln. 

Am  11.  November  1881  f  Professor  C.  Engelhardt  in  Kopenhagen, 
der  verdiente  AI terthumsfor scher  und  langjährige  Secretär  der  liönigl.  Gesell- 
schaft für  nordische  Altfrthumskunde.  An  seiner  Stelle  hat  D..  Sophus  Müil>T 
das  Secretariat  übernommen. 

Am  28.  März  1882  f  in  Christiansand  Bischof  J.  E.  Moe,  der  bekannte 
Sagenforscher,  im  69.  Lebensjahre. 


Preisani^ben. 

1.  Der  Universität  Rostock  1882^83:  Die  Figur  des  Teufels  in  dcM- 
deutschen  Dichtung   des  Mittelalters. 

2.  Der  Jablonowski*8chen  Oes.Uschaft  in  Leipzig  (für  1884):  Darstellung 
der  geschichtlichen  Entwickelang  und  des  gegenwärtigen  Bestandes  der  Grenze 
zwischen  dem  hochdeutschen  und  dem  niederdeutschen  Sprachgebiete  östlich 
der  Elbe. 


r        -T^r- 


Bei  S.  Hirzel  in  Leipzig  ist  soeben  erschienen: 

Des  Minnesangs  Frühling. 

Herausgegeben  von 

Carl  Lach  mann  and  Morlz  Haupt. 

S ritte  .^-uLsg-siloe 

besorgt  von 

Dr.  Fr.  Vogt. 

gr.  8.    Preis  geh^  8  Mark. 


Im  Verlage  von  Carl  6erold*8  Sohn  in  Wien  sind  erschienen: 

Die  Relativsätze 

bei  den 

al  thochdeutschen    Ueber se tzern 

des  8.  nnd  9.  Jahrhanderts. 

Von 
Karl  Tomanetz. 

8.    Preis  1  iL  20  kr.  =  2  Mark  40  Pf. 

Roswitha. 

Eine  aitgermanische  Sage  aus  Kärnten. 

Ell  episclies  ßeiiclit 

von 

Thomas  Schlegel. 

8.    Preis  80  kr.  =  1  Mark  60  Pf. 

Deutschland's 
Dichterinen  und  SchriftsteUerinen. 

Eine  literarhistorische  Skizze 
von 

Heinrieh  Gross, 

Professor  am  deatschen  Staatsgymnasiam  in  Triest. 

Zweite  Ausgabe,    gr.  8.  Preis  3  fl.  =  6  Mark. 

FneJr.  Got  Eloptoers  Winpll 

Kritische  Ausgabe  mit  Commentar 

von 

Jaro  Pawel. 

8.    Preis  1  fl.  80  kr.  =  3  Mark  60  Pf. 


INHALT. 


SiH» 
Zur  fifriia^THiiilUchen  GrAinmattk^  Von  ßjnrn  Magnü^soQ  dUeo.  •  ld7 
Afbtjf  von  Kegeneburg  und  diö  Eneule.  Von  K.  Spraiiger  *  .  .  .  587 
Wlgnmttr.    MGoctieocr  ßnicfa^ck«.    F.  K«ln£  *   *   ,   ,   .    .  <   280 

rennaÜr  und  Vegtaunskyidä  If,  o  tf.  Von  A.  £d«ardi  .....  S30 
Fs^UeHen  mit  deittAcbänBandb^m^rktitig^n,  Voo  C.M.Blaai,  E.  Burlioli 

utitl  F.  Keim,    .    , .*.«,.  SS9 

All  HflrtmiiJiiia  Iwetn  V\  3473*  74,     Von  K*  Normer*    .    ♦  ,   330 

1!  '    von  KonrndB  Tro|A»«fkni.^gfi,     Voii  E,  Baris cb     ,    «    .    ,  366 

h'  irlaisen  %n  hinein  upkntisaben  Texte.     Von  Demselben  .    *    .  169 

Volkuwi^cn.     Von  Th.  Vernal^ken  .   , *   . S67 

Zu  Kütjrftda  Toti  Fuße«bfimfieii  Kindheit  Je«ti,  Von  B*  Spreu g^er  .  .  3T0 
Zu  HArtmannii  Erec  Von  Demselben  ...,.,,»...,.».  974 
Zu  Horimiiniia  %  Baeblem.    Von  Demielben.    .    ,  .  S76 

L  i  1 1  e  f  Ji  t  n  r « 

Eogüuc  Rollaüd,    Faun«  popnUire  de  h  FfÄnce,     Von  F;  Lt^^brcchl  81« 


M  i  s  «  e  n  e  n  t 

Zum  S«öb»en»pi«g^eL     Von  A.  Lübbeu    . 

Per^ofiabiotiKen  ...,.«.., 


370 


Dmfcdruavwi  ran  C\ftr«  Otvnlil^  ^bu  Lu  Win 


....,,    "■ 


"./. 


vi/    ' 


GERMANIA. 

VIERTELJAHRSSCHRIFT 

fOs 

DEUTSCHE  ALTERTHÜM8KUNDE. 

BEGRÜNDET  VON  FRANZ  PFEIFFER. 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

KARL  BARTSCH. 


8IEBENUNDZWANZI0STER  JAHRGANG. 
NEUE  REIHE  FÜNFZEHNTER  JAHRGANG. 

YIEBTES  HEFT. 


WIEN. 

VERLAG  VON  CARL  GEROLD'ß  SOHN. 
1882. 


zu  DEN  PARISER  TAGEZEITEN.*) 

Daß  der  Verfasser  der  Pariser  Tagezeiten  Frauenlobs  Gedichte 
kannte,  hat  zwar  der  Herausgeber  in  der  Einleitung  zu  seiner  Text- 
ausgabe S.  VIII  sowie  in  seiner  Dissertation  S.  44 — 48  erwähnt,  aber 
dabei  unterlassen,  auf  alle  die  Stellen  hinzuweisen,  aus  denen  man 
ziemlich  deutlich  ersieht,  daß  der  Dichter  ein  Nachahmer  Frauenlobs 
war.   Ich  weise  zu  diesem  Behufe  folgende  Übereinstimmungen  nach : 

PTagez.  45 abe  er  der  pm 

dich  ohirhaben  mochte. 
=  Frauenl.  Spr.  20,  5  tievels  reue 

der  überhabe  wj«**), 
PTagez.  94  daz  ich  mit  freuden  unt  (Hs.  mit)  gewalt***) 
möge  Hein  da  zu  der  zU, 
sd  dm  ei^bermede  nider  tU. 
=  Frauenl.  Lied.  8,  3,  12  daz  ich  behalde  mit 

gewalde  under  vnlen  mtnen  müt. 
PTagez.  108    Waz  wasszer  unde  erde  d/reit  (:  vAsheit), 
für,  loft,  ceffitrum  und  daz  frUj 
waz  fiügit,  flüzit  odir  git  u.  s.  w. 
—     1635  Für,  centrum  und  die  speren, 
der  sonnen^  mAnen  k^en, 
daz  firmamentum  und  daz  fret, 
wie  Osten,  norden,  westen  stet  u.  s.  w. 


*)  [Vgl.  meine  Recension  in  Gött.  Qel.  Anz.  1881,  S.  874— 88ß,  die  Becb  noch 
nicht  kennen  konnte.  Wir  treffen  zusammen  in  den  Bemerkungen  zu  65.  59.  245.  253. 
732.  1323.  2581.  3390.     K.  B.] 

**)  Die  gewöhnliche  Form  des  Prftsens  lautet  bekanntlich  iiherheben.  Von  iiber^ 
haben  kennt  Lexer  II,  1623  Tier  Beispiele ;  Tgl.  noch  Jänicke  zum  Ritter  Ton  Staufen^ 
berg  777;  Des  BÜhelers  Königstochter  3899:  überhabe  mich  der  noete. 

***)  Die  Bemerkung  des  Herausgebers  hierzu  ist  wie  das  Citat  aus  Erec  Ter- 
fehlt.  Mit  gewaUe  heißt  hier:  unTcrrÜckt,  fest,  getrost.  So  gebraucht  findet  man  den 
Ausdruck  noch  bei  Gotfrid  Ton  Nifen  12,  17  ir  »piegeUiehten  cugen  klär,  »old  ich  diu 
mU  gewaüe  an  sehen,  »6  twüere  ich  tool,  daz  mir  gewüehse  niemer  grdtoez  hdr:  28,  33 
der  in  liepl^h  aiht  in  äugen  mit  gewalde  und  dd  51  taugen,  dem  iat  al  t^  Irüren  t6i; 
Martina  89,  28  diu  äugen  der  marteraere  aint  -  —  gedruckt  in  den  apiegel  der  drivalt, 
schoutoen  got  mit  geuxUt. 

QEBMAmA.   Neae  Bftihe  lY.  (XXYJI.)  Jahrg.  26 


386  FEDOR  BECH 

=  Frauenl.  Minneleich  32, 1  flg.  ich  swerey  ob  mir  die  volge  enket, 
Ivft,  vüwer,  centrum  noch  daz  vret*) 
nicht  hohei'  dinc  hesliezen. 
PTagez.  180  Unser  seiden  ummefach**), 
—       213  0  aller  kusche  ein  ummefach, 
Marioy  an  dm  ungemach 
man  ich  dich  u.  s«  w. 
=  Frauenl.  Lied.  9,  14  Hilf^   Minne,    hilf  mir  uf  der   lieben 

umhevach, 
PTagez.  226  in  jämers  glüt  (:  amiüt). 

=  Frauenl.  Spr.  94,  5  in  der  schänden  glüte\  125,  16  vor  schän- 
den  glüt]    301,  19  in  gieres   glitt;    7,  18  der    Sünden    glut\ 
448,  2  in  Sünden  glüte\  409,  16  in  tumhes  sinnes  glüte. 
PTagez.  588  mit  foller  kur  (?  Hs.  nit  folkur). 
:=  Frauenl.  Kreuzl.  15,  18  in  vollei*  kur. 
PTagez.  1509  Ich  mane  dich,  daz  die  eine  hant 
mit  grimme  an  des  crUces  want***) 
genegeU  —  wart. 
=  Frauenl.  Ereuzl.  20,  18  wir  klimmen  y  kriuz,  an  dtner  want 

hin  wider  an  unser  erbestat, 
PTagez.  1863  Ich  bit  dichj  hoher  p^tsbejac, 
Maria,  daz  u.  s.  w. 

—  2783  disen  hohen  prisbejac. 

=  Frauenl.  Spr.  438,  8  dne  dinen  danc  im  iciH  otich  prisbejac 

(:  slacY). 
Frauenl.  in  Kolmar.  Lied.  I,  36  durch  dinen  jyi'isbi'jac. 
PTagez.  735   0  tounneclicher  freuden  masl  (:  last)^). 

—  2240  Ere  und  lop  dei*  wirdekeit 

n  dir  geseit,  du  freudenmast. 

*)  Die  Wiener  Hs.  hat  hier  vriel  und  darüber  aqua,  die  Weimarer  daz  erfrayi. 
VUt,  das  im  Texte  steht,  ist  eine  Vermuthung  EttmÜllers,  die  mit  Hinblick  auf  die 
angeführten  Stellen  der  Tagezeiten  nun  schwerlich  jemand  noch  halten  wird ;  auch  die 
Bemerkung  in  dieser  Zeitschrift  26,  276  wird  dadurch  zum  Theil  hinfällig.  Ich  schließe 
mich  jetzt  Schönbach  an,  der  im  Anzeiger  VII,  232  unter  fiit  das  lat.  fretum  Tersteht. 

**)  V'gl.  die  Beispiele  bei  Lexer  II,  1744,  wo  die  Unterscheidung  von  umhevach 
und  wnhwäch  nicht  nöthig  scheint.  Hinzuzufügen  ist  noch  eine  Stelle  in  einem  unechten 
dem  Mamer  beigelegten  Liede  MSH.  II,  247'  (.3)  aller  kiuache  ein  umbevaek  (:  er  Jach). 

***)  Vgl.  Kolmar.  Lied.  75,  137  uf  huoben  sie  des  eriuees  want;  Pass.  H.  70,  58 
er  wart  geliaben  und  getragen  hin  an  des  crüces  wende  (:  hende). 

+)  Vgl.  MSH.  3,  293»»  (ö)  und  Lexer  II,  297. 

^■♦)  Die  Bedeutung  von   mast  ist  in  den  Wörterbüchern   bei    dem  Worte  himel- 


zu  DEN  PARISER  TAGEZEITEN.  387 

=  Franenl.  Ereuzl.  21,  10  merket,  welch  ein  lebender  meist, 

mit  dem  unsere  geistes  last 

sigelet  van  dem  immer  kumber  tragenden  mer. 
:=  Spr.  286,  8  von  Jericho  du  himelmast. 
PTagez.  2262  ich  bite  dich,  in  hiemeldouwe 

ein  rose,  magit^  der  engil  frouwe. 

—  2397  ich  man  dich,  edel  frouwe, 

rose  in  hiemeldouwe. 
=  Frauenl.  Spr.  17,  6  u.  18  du  rdse  in  süezem  touwe  — 

:  hoher  enget  fi^ouwe, 
=  Frauenleich  3,  1  vrouwe  :  von  dem  grozen  himeüouwe. 
=  Spr.  148,  12  u.  18  si  rose  in  süezem  touwe 

:  der  reinekeit  ein  vrouwe*). 
PTagez.  2590  flg.  0  meienblüt  in  histe^ 

der  dich  vor  ertgeruste 

in  der  gotheide  firme, 

dich  eme  mit  rtcher  dirme 

in  sriner  hoher  majestät 

geschaffen  und  gedirmet  hat 
=  Frnl.  Frauenleich  17,  22  wie  gestecket  in  die  firme 

sint  die  steme,  daz  ich  tirme**). 
=  Minneleich  5,  4  u.  8  mit  der  firme  :  zu  der  tirme. 
PTagez.  2827  ö  tempel  der  drefaldekeit  (=  Maria)  und 

—  2587  ö  tempel,  sarc  des  hiemsls  wirt. 

=  Frnl.  Minneleich  22,  1  meit,  wtp  unt  frouwe, 

ganzer  vröuden  tempel 

gezirkelt  hat  sich  uf  die  drt  genende***). 
Dazu  kommen  bei  beiden  Dichtern   einige  Lieblings  Wörter,    die  sehr 
oft  wiederkehren,    weil   sie   sich   im  Reime    leicht    verwenden    lassen. 
So  besonders  folgende: 


mast  Dicht  richtig  angegeben.  Nach  Ettmüllers  Vorgang  boU  dies  j,himelbr6t,  Himmel' 
futter"  bedeuten.  Der  Zusammenhang  jedoch,  in  welchem  sich  in  den  oben  vermerkten 
Beispielen  das  Wort  mögt  findet,  lehrt,  daß  himelmaat  vielmehr  synonym  ist  den 
Ausdrücken  himelvan,  leüvan,  über  welche  man  nachsehe  W.  Grimm,  Einleitung  s. 
GSchmiede  XLV,  3-5  (=  Zarncke,  Der  Graltempel  S.  608,  13;  MSH.  II,  247^  6). 
Dieselbe  Bedeutung  hat  das  Wort  bei  Heinrich  von  Müglin,  ed.  Müller  S.  24  u.  26 
80  binde  ich  an  mtns  herzen  ast  d^n»  Iröstea  maal. 

*)  Vgl.  GSchmiede  1907  und  S.  XXXIV,  30. 
♦♦)  =  da  ich  *'  Ifrmt'f 
***)  Vgl.  MSH.  HI,  SS»*  (II,  1)  Maria       du  gotea  aedel,  tempel  der  d9iva:idikeU. 

25* 


388  FEDOR  BECH 

hwt  in  den  PTagezs.  405,  1317,  1343,  1972,  2131,  2186,  2417, 
2745,  2947,  2979,  3612  =  Frnl.  Frauenleich  8,  2,  Kreuzleich  2,  4; 
13,  7;  Sprüche  24,  8;  51,  8;  79,  5;  85,  14;  147,  1 ;  236,  18;  257,  2; 
296,  18;  320,  5;  323,  5;  388,  11. 

fln  in  PTagez.  11,  317  (u.  3154),  586,  1260*),  1374,  1812  (ebenso 
1865,  1960,  2066,  2071,  2167,  2387,  3365,  3843,  4026),  2015,  2513, 
3464,  3839,  3897,  3968,  4012  =  Frln.  Frauenleich  14,  14;  Minneleich 
18,  ll;Spr.  2.16;  25,5;  76,1;  133,1;  151,17;  159,1;  179,4;  270,4; 
291,8;    357,12;    369,8;   377,15;    382,  11;  409,  19;  410,  20;    441,2. 

funt  in  PTagez.  118,  291,  352,  640,  1255,  2688,  2868,  3144 
=  FrnL  Frauenleich  6,  14;  Spr.  73,  11 ;  78, 17;  93, 17;  110,  10;  144,  7; 
166,  6;  186,  1;  287,  20;  312,  10;  403,  9;  437,  11. 

zart  in  PTagez.  602,  609  (u.  1098,  2162,  2823,  2832),  870,  1206, 
1313,  4009  =  Frnl.  Spr.  25,  8;  36,  17;  43,  15;  57,  5;  90,  14;  111,  8; 
126,  14;  161,  15;  358,  10;  369,  15;  386,  16;  393,  3. 

Endlich  der  häufige  Gebrauch  der  Anaphora  in  den  Tagezeiten 
den  bereits  Wätzold  in  seiner  Dissertation  S.  45  vermerkt  hat,  wo  nur 
noch  das  Beispiel  mxtfirserit  1709 — 1723  hinzuzufügen  ist.  Von  Frauen- 
lob notire  ich  dieselbe  Figur  an  folgenden  Stellen :  wiederholt  wird 
waz  8ol  in  Spr.  303;  waz  Spr.  372;  loar  kam  281;  wädurch  256;  wä 
257  und  Minneleich  34-38;  wer  24-28;  Kreuzleich  7;  Spr.  350; 
wie  258;  sun  288;  noch  Minneleich  15—19;  ich  binz  Frauenleich  9 — 16; 
tcüp  Spr.  310  und  Lied  5;  gegriiezet  Spr.  398;  ewer  402;  p-w  287. 

Aus  diesen  Übereinstimmungen  darf  man  schließen,  daß  der  Ver- 
fasser der  Tagezeiten  wahrscheinlich  ein  Schüler  Frauenlobs  war;  und 
dafür  spricht  auch  noch  besonders  der  Umstand,  daß  er  gleich  wie 
sein  Meister  öfter  solche  Wendungen  und  Bilder  verwerthet,  wie  man 
sie  bei  Eonrad  v.  Würzburg,  zumal  in  dessen  Goldener  Schmiede  antrifft. 

Noch  wichtiger  aber  ist  eine  andere,  dem  Herausgeber  der  Tage- 
zeiten und  seinen  Recensenten  entgangene  Wahrnehmung,  das  ist  die 
große  Übereinstimmung,  welche  sich  zwischen  dem  in  Rede  stehenden 
Gedichte  und  einem  durch  v.  d.  Hagen  in  seiner  Germania  6,  251  folg. 
mitgetheilten  mnrh.  Gedichte  auf  den  Tod  des  Grafen  Wilhelm  von 
Holland  findet. 

PTagez.  735  u.  2240  du  freuden  mast. 
=  WvHolland  201  der  center'**)  oaerhomit  halt 
unser  h$er  wouden  mast. 


*)  =  mit  MUer-finen  voorten;   vgl.   die  Zusammensetzungen  MUerbHlin,   lülergrd, 
UUergrüene  (im  J.  Tit.  3316,  2),  UUermd  (J.  Tit.  1173),  l<Uen>ar. 
**)  Verschrieben  für  camber  =  mbd.  kumber7 


zu  DEN  PARISER  TAGEZEITEN.  389 

PTagez.  2038  frauwe  gerümet  ho. 

—  2564  ein  herre  richj  gerümet  kd. 

—  3697  wU  gekundit  und  gerdmit  ho. 

=  WvH.  245  der  ich  was  hd  gerdmit  (:  geblomit). 
PTagez.  2506—7  zodiacua  der  sonnen  reify 

8%n  zwefaidio  ummesweif. 
=  WvH.  365 — 66  zodiacus  der  aunnen  reif, 

eint  (?)  zwiualdich  ummeeweif. 
PTagez.  2518—19  das  laufen  der  pkmeten, 

plaüster'*)  und  cometen. 
=  WvH.  363—64  dat  lüßen  der  planeten, 

planster  unde  comiten. 
PTagez.  2528  Die  warte\n\  der  orizünten 

sa  gar  an  allen  punten 

wären  betrubit  und  in  not 

umme  sterben  iris  scheppers  ddt 
=  WvH.  367 — 68  Dey  wartin  der  aHsmünten**) 

vinde  ich  in  geynen  p&nten. 
PTagez.  2532—37  die  wanne  (?)  an  dem  gestirre 

was  alle  lauf  es  irre 

do  in  dem  firmamente 

do  zwischen  Oriente 

biz  hein  gein  dei*  sunnen  fal 

was  firii^et  oberaL 
=  WvH.  357—62  daz  vinde  ich  an  deme  gestirre, 

dat  si  lofent  irre 

in  deme  firmamente, 

dicke  tuschen  Oriente 

bis  hin  iegen  der  sunnen  val 

is  verirret  overal. 
PTagez.  2538 — 39  und  ouch  in  kranker  wonne 

die  hiemel  und  ir  könne***). 

*)  Planster  bat  wohl  mit  ^plauHrvm,  ursa  major ,  wie  Wätsoldt  S.  44  meint, 
nichts  zn  thnn,  sondern  ist  eher  aus  plantter  verderbt,  nicht  umgekehrt  Etwas  anderes 
mag  zoBtem  bei  Fraaenl.  Spr.  364,  6  bedeuten,  vielleicht  Nebenstern,  wie  zuosunne 
=  pfxrelios  bei  Konr.  v.  Megenberg  97,  2,  12. 

**)  =  arctu9  mtmd«?    =  polu9  arcHcua  und  p,  antaretiau'f 

***)  Der  Ausdruck  und  ir  könne  scheint  sagen  su  sollen:  und  das  was  bu  ihnen 
gehört,  hier  eher  die  Gestirne  als  die  himmlischen  Ueerschaaren;  bei  Walther  v.  Rheinan 
68,  18  heißt  der  Gottessohn  de»  himeU  künne. 


390  PEDOR  BECH 

=  WvH.  383—84  des  sint  in  kranker  tounne 

dey  hemele  und  ir  könne, 
PTagez.  2540—41  des  hiemeü  center*)  det*  leit  tiot 

umme  strenge  smis  seheppers  dot. 
r=:  WvH.  375 — 76  des  hemels  center  Itdent  noyt, 

mich  duncht  id  meyne  eyns  heren  doit 
PTagez.  2575—76  sunne,  mäne,  sin  geschaßt 

sin  aüe  worden  mechtelds. 
=  WvH.  377  durg  dat  sint  si  mechtelois, 
PTagez.  2587  des  hiemels  wirt. 
=  WvH.  411  des  hemels  wirL 
PTagez.  2591 — 95  der  dich  vor  e9*tgeruste 

in  der  gotheide  ßi^me 

dich  eme  mit  r icher  dirme 

geschaffen  und  gedirmet  hat. 
=  WvH.  399—401  prüve  den  ich  dir  dirme, 

der  düdet  mir  üs  deme  firme 

eyn  wunderlich  geschigle, 
PTagez.  2602—4  alsa  waz  gar  fefi^dorhin, 

ferleschen  und  ersUyi'bin 

in  dir  din  reinis  herze. 
=  WvH.  102  verleschen  is  der  carhunkel 

—       290  ve)*lei8chin**)  is  min  lichter  schin. 
Wie  nun  aber  mit  den  Tagezeiten^  so  stimmt  das  zweite  der  hier 
eben  verglichenen  Gedichte   auch  wieder  mit  Fraueniob  rttcksichtlich 
einzelner  Ausdrücke  überein.    So 

WvH.  16  ret/ner  Spruche  vach. 

=  Frnl.  Frauenleich  16,  24  wärer  spruche  vach, 

WvH.  24  niL  dar!  so  wille  ichz  läsin  sin. 

—      56  nu  dar!  of  ich  muys  steruen, 
:=  Frnl.  Lied,  nu  dar!  nu  wie  sol  ich  gebären! 
=-.  Spr.  377,  1. 
WvH.  74  ey  gelich  sin  sunderwxsel 

in  vroudenricheni  done  sanc. 
=  Frnl.  Spr.  396,  8  daz  ist  ein  sunderwise. 

*)  Von  Wätzoldt  verb.  fttr  das  in  der  Hs.  stehende  eanter  oder  Cancer, 
**)  Die  Form  des  Partie,  aerleschen  scheint  ripuarisch  gewesen  zu  sein.  Auch 
in  der  Trierer  Hs.  des  Muscatblut  steht  28,  25  gras»  honger  wart  geleschen  (:  gedreachen). 
Vgl.  über  dretchen  (wovon  das  Paitic.  gedroacJien  in  den  Altd.  Predd.  Wackemagels 
44,  53)  und  ähnliche  Verba,  die  in  eine  andere  Conjugation  übertreten,  Weinhold 
Or.  331  u.  832.  Sonst  findet  sich  in  den  PTagez.  2295  hat  geles9Ü. 


zu  DEN  PARISER  TAGEZEITEN.  39I 

WvH.  92  ich  karme. 

=  Frnl.  Spr.  357  min  langez  karmen*). 

WvH.  164 — 67  ich  qtiam  hJ&  in  den  malt 

up  eyn  grünes  zesper 

zu  mmes  liues  vesper. 
=  Frnl.  Spr.  286,  15  (Anrede  an  Maria): 

der  siben  heilikeit  ein  spet^egespei*,**) 

uf  gotea  wise  ein  violin&r  zespet*,  ***) 

hilf^  swenn  unser  vesper 

des  endes  kom  u.  b.  w. 


*)  Zu  kat^men  vgl.  Lczer  I,  1620;  Morolf  II,  348  got  inkoret  nit  An  karmen 
(:  arvien);    Haupt  Ztschr.  II,  306,   113  die   up   dig   scrien    ende   karmen  (:  if^armen)', 

Eberhard  Zersne  1725  dy  Zte6en  armen hän  leiüich  totlich  härmen^  Gotfrid  Hagen 

RChron.  1104  u.  4020;  Deut.  Chron.  XIII,  179,  1;  Birlinger  und  Crecelius  Altd.  Neuj. 
8.  126. 

**)  Bei  dieser  Stelle  sind  die  Erklärer  rathlos.  EttmUller  in  seiner  Anmerkung 
dazu  schöpft  zum  Theil  aus  Sprachgebieten,  die  dem  des  Dichters  zu  fern  liegen. 
Ich  denke  mir  gesper  zusammenhängend  mit  dem  mnl.  ghespe  =  fibula,  confihula} 
orbiculua,  arua,  flandrisch  g€ispe  bei  Cornelius  Kil  ed.  Hasselt  187*,  und  ghttpen, 
fUmlare,  inJUmlare\  bei  Diefenb.  GIoss.  233*  fibula,  gatpen,  getpeiT',  335"  logium,  brutt- 
gespir,  brustgesperr^  366"  monüe,  gepair,  bruatgespir;  522"  scutula,  geapir  fson  gold  oder 
Silber  gemacht]  546*"  apvnter,  geapir,  acftoudergheape  (=  fibula,  humeratHa  bei  Komel. 
Kil),  eyn  Izonge  van  eyn  gheape  off  eyn  henoßel;  329**  ligula,  gaape,  iaapia;  dazu  Hilde- 
brand im  DW.  VII,  1484  s.  v.  gaape.  Mit  geap4rre  hat  aber  giaper  eigentlich  nichts 
gemein;  man  müsste  denn  annehmen,  daß  hier  eine  Vermischung  oder  Vertauschung 
von  geap6rre  und  g4apir  stattgefunden  habe;  das  t  in  geapir  ließe  sich  allenfalls  so 
deuten,  als  hätte  der  Ton  auf  der  ersten  Silbe  gelegen;  allein  dem  scheint  doch  die 
althochd.  Form  geapirre  entgegenzustehen.  Daher  glaube  ich  eher,  daß  gaape y  geape, 
geaper  zurückzuführen  ist  auf  den  Edelstein  iaapia  y  aus  dem  solche  Spangen  oder 
Agraffen  ursprünglich  gefertigt  wurden.  Man  sagte  dafür  auch  iaape,  iaap ,  so  beim 
Megenberger  448,  31;  449,  13;  bei  Heinr.  v.  d.  Türlin  15688  im  Plural  von  iaapen; 
vgl.  auch  das  englische  jaaper,  diaper,  franz.  diaapre,  diaper,  ital.  di€upro.  Bei  Muscat- 
blut  8,  367  heißt  es:  daz  rechte  jaspia  bia  du  genant,  du  roae  von  Jerachia,  Leichter 
läßt  sich  der  erste  Theil  der  Zusammensetzung  apere-geaper  erklären.  Er  scheint  hier 
denselben  Sinn  zu  haben  wie  in  den  bekannten  zusammengesetzten  V^örtern  aper- 
lachen,  aperlaken,  apervenater ,  apenoagen  (vergl.  zumal  Schiller-Lübben  über  diese 
Formen),  apargolze]  in  diesen  drückt  aper-  (apar-)  die  Sperr-  oder  Verschließbarkeit 
aus.  Daß  Maria  die  Spange  der  sieben  Heiligkeiten  gensnnt  wird,  erinnert  übrigens 
an  eine  Stelle  im  Frauenleich  6,  10  folg.,  welche  in  dieser  Zeitschrift  26,  257—68 
besprochen  worden  ist. 

***)  Zeaper  halte  ich  für  dasselbe  Wort  wie  diaaper,  das  in  der  Krone  und  bei 
Eilhart  2080  vorkömmt  als  Name  für  ein  feines,  buntes  Gewebe,  vgl.  Lexer  I,  422; 
gerade  so  ist  zeta  aus  diaeta,  tabulua  aus  diabokia  entstanden.  Ein  vioHner  zeaper  wäre 
dann  etwa  ein  Veilchenteppich,  ein  ähnlicher  Ausdruck  wie  ^U>elt,  das  mehrfach  von 
der  Maria  gebraucht  ist,  vgl.  Mhd.  Wb.  III,  296^  oder  wurzbetie,  areola  aromatum, 
Hoffinann  im  Glossar  zu  Williram  und  Trudberter  HLied  80,  26;  81,  2;  91,  11;  92,  17. 


392  FEDOR  BECH 

WvH.  201   hJoer  vrouden  maaU 

=  Frnl.  Spr.  286,  8  himelmast. 

=  Kreuzleich  11,  10. 

WvH.  256  flg.  in  noch  ney  bevilte 

dwrch  mich  aicheynea  Schatzes, 

manges  wedersatzes 

erwerte  he  sich  mit  geuendei*  hant. 

=  Frnl.  Spr.  83,  8  folg.  man  sol  ie  gehen 
und  geben  ie  zu  trotze 
gen  dem  widersatze^ 
ez  komt  ein  gäbe  iüsentvaÜ  wider  zu  rechtem  schätze 

WvH.  ^\\  des  hemels  wirt 

=  Frnl.  Spr.  404,  2  des  himeli%ches  wiH. 
Nach  den  hier  gegebenen  Gegenüberstellungen  wird  man  zugeben 
müssen,  daß  der  Verfaüer  der  Tagezeiten  wie  der  des  Klageliedes  auf 
den  Grafen  von  Holland  die  Gedichte  Frauenlobs  kannte,  ja  gewisse 
Ausdrücke  und  Wendungen  daraus  nachahmte;  vgl.  dazu  noch  die 
Bemerkung  über  V.  2935  folg.  S.  397.  Noch  engere  Verwandtschaft 
findet  unstreitig  zwischen  den  Nachahmern  Frauenlobs  selber  statt. 
Hier  ist  an  mehreren  Stellen  eine  wörtliche  Entlehnung  nachgewiesen 
worden.  Dazu  kommt,  daß  beide  auch  dem  Dialekte  nach  nahe  ver- 
wandt sind.  Man  könnte  daher  auf  den  ersten  31ick  sicK  versucht 
fehlen,  für  beide  Gedichte  einen  Verfasser  anzunehmen,  wenn  nicht 
hinsichtlich  des  Stiles  beide  wieder  von  einander  so  verschieden 
wären;  ich  erinnere  nur  an  die  auffallende  Wortstellung,  die  in  den 
Tagezeiten  so  oft  begegnet  (vgl.  Schönbach  1.  1.  S.  230  und  232)  und 
schwerlich  überall  dem  Abschreiber  zur  Last  fällt*).  Nach  meinem 
DafUrhalten  ist  es  hienach  gerathener  anzunehmen,  entweder  daß  von 
den  beiden  Verfassern  der  eine  den  andern  ausgeschrieben  —  und  es 
entstünde  dann  die  nicht  leicht  zu  entscheidende  Frage,  welcher  von 
beiden  der  Ausschreiber  des  andern  gewesen  —  oder  daß  beide  einen 
dritten  Autor  benutzt  hätten.  Das  letztere  ist  für  mich  das  Wahr- 
scheinlichere. Und  zwar,  wenn  man  bedenkt,  daß  seit  dem  Ende  des 
13.  Jahrhunderts  das  Wohlgefallen  an  gelehrtem  Zierath  und  an  leerem 
Wortgepränge  besonders  durch  Frauenlob  und  seine  Schule  genährt 
und  gefördert  wurde,  so  ließe  sich  die  Vermuthung  wohl  wagen,  daß 


*)  Am  auffallendsten  ist  die  Stellung,  welche  hier  dem  Adjeotivum  öfter  gegeben 
wird,  so  daß  es  seheint,  als  habe  der  Verf.  nach  einer  lateinischen  Vorlage  gearbeitet« 
Derartige  Versetsungen  begegnen  sonst  nur  in  Interlinearversionen  und  ähnlichen 
Übersetzungen. 


zu  DEN  PARISER  TAOEZEITEN.  393 

Frauenlob  auch  derjenige  gewesen,  von  dem  die  Verfasser  der  Tage- 
zeiten und  des  Gedichtes  auf  den  Gr.  v.  Holland  ihre  gelehrte  Staffage 
entlehnten.  Die  Quelle,  aus  der  der  erstere  seine  gelehrt  klingenden 
Verse :  /t2r  loft  cenU^um  und  daz  frSt  und  dcui  firmamentum  und  daz  frSt 
schöpfte,  ist  uns  erhalten  und  virar  gewiß  Frauenlob;  die  andern  ge- 
lehrten Beiwerke,  in  denen  er  wörtlich  übereinstimmt  mit  dem  Ver- 
fasser des  Gedichtes  auf  den  Gr.  v.  Holland,  könnte  er  recht  wohl 
eben  daher  sich  geholt  haben.  Da  unter  den  vorhandenen  Gedichten 
Frauenlobs  eine  solche  Quelle  sich  nicht  mehr  vorfindet,  so  müßte 
man  denn  annehmen,  daß  das  betreffende  Gedicht,  dem  diese  Entleh- 
nungen entstammten,  uns  verloren  gegangen  wäre.  Unter  die  uns  bis 
jetzt  abhanden  gekommenen  Lieder  des  Dichters  gehört  nun  auch  das 
Klagelied  auf  König  Wenzel  H.,  in  Bezug  auf  welches  Ottokar  in 
seiner  Chronik  c.  755  folgendes  berichtet: 

die  er  (Wenzel)  het  gertchet  ie 

unt  von  armüete  achiety 

die  sungen  manic  klageliet 

mit  grdzer  zaketmüsse 

sim  lob  ze  gekügenüsae 

khgebaere  unt  lobelichj 

Vrouwenlop  meUier  Heinrich^ 

der  üf  die  kunst  ist  kluoc^ 

und  ander  singer  genüge. 

diz  ergie,  do  man  spürte 

nach  Kristes  gebürte 

driuzehen  hundert  jdr,  sd  man  JacÄ, 

und  in  dem  vunften  dar  nach. 
Wie  in  den  Tagezeiten  der  Tod  des  Weltheilandes,  in  dem  andern 
Gedichte  der  Tod  des  Grafen  als  ein  Ereigniß  dargestellt  wird,  das 
den  Himmel  und  die  Gestirne  in  Mitleidenschaft  zog,  ebenso,  denke 
ich  mir,  könnte  auch  die  vom  Dichter  geschaffene  Situation  in  dem 
Klageliede  auf  König  Wenzel  gewesen  sein.  Frauenlob  hätte  hier 
Gelegenheit  gehabt,  seine  astrologischen  Kenntnisse  zu  zeigen.  Und 
daß  er  damit  zu  prunken  wußte,  ersehen  wir  heute  noch  aus  einigen 
erhaltenen  Gedichten,  wie  z.  B.  aus  dem  Frauenleich  17,  20  folg., 
aus  Spr.  364,  Lied  XI,  2  u.  3. 

Doch  —  ich  sehe  wohl,  meine  Vermuthungen  übersteigen  bereits 
das  Maß  und  werden  sich  eher  ein  Lächeln  als  eine  Zustimmung  sei- 
tens der  Fachgenossen  erwerben.  Warum  könnte  es  nicht  auch  ein 
anderer  gewesen  sein,  der  von  zweien  zugleich  ausgeplündert  worden 


394  FEDOR  BECH 

Wäre?  War  es  denn  Frauenlob  allein,  der  als  Meister  mit  seinem  Stil 
und  Geschmack  für  das  14.  Jahrhundert  den  Ton  angab?  Hören  wir 
z.  B.  Bruder  Hans,  wie  er  sich  über  die  in  seiner  Gegend  und  seiner 
Zeit  bewunderten  und  mustergiltigen  Dichter  äußert:  an  der  einen 
Stelle,  4095,  nennt  er  Frauenlob  und  Poppe,  an  einer  andern,  5037, 
einen  Hans  von  Lothringen  *).  Von  Letzterem  wissen  wir  sonst  weiter 
nichts.  Jedenfalls  aber  ist  die  Art  und  Weise,  wie  hier  sein  Name 
genannt  wird,  dazu  angethan,  daß  wir  in  ihm  einen  geistlichen  Dichter 
vermuthen  dürfen,  nach  dem  sich  damals  viele  andere  richteten,  und 
wir  uns  leicht  irren  könnten,  wenn  wir  Frauenlob  als  den  einzigen 
gefeierten  Sänger  hinstellen  wollten,  den  die  Zeitgenossen  nachzuahmen 
beflissen  waren. 

Zum  Schluß  noch  einige  Bemerkungen  zu  einzelnen  Stellen  der 
Tagezeiten. 

V.  55  muß  es  heißen:  durck  uns  den  bitterlichen  sweiz  rerte  (Hs. 
nerte)  du  u.  s.  w.,  vgl.  V.  104;  eine  Umstellung  uns  durch  wird  damit 
erspart. 

V.  59  ich  manen  dich  dme?*  swere,  der  din  reines  herze  leit\  der 
in  die  zu  ändern  ist  kein  nöthigender  Grund,  da  der  Dichter  derartige 
Attractionen  liebt,  z.  B.  V.  37,  680,  869,  1234,  1348,  1519,  2327, 
2414,  3603.  Auch  V.  1323  hieß  wohl  ursprünglich:  und  alles  güdes  des 
du  hast  mir  gedän,  wo  eher  des  als  daz  nach  güdes  ausgefallen  ist.  Vgl. 
J.  Grimm,  Kl.  Sehr.  3,  318. 

V.  220  Dln  kint  loas  int  alleine  Umme  unsir  schult  gefangen:  flir 
int  alleine  stand  wohl  in  der  Vorlage  nit  toan  eine'^  vgl.  andere  Bei- 
spiele im  Mhd.  Wb.  I,  421%  2  folg. 

V.  245  ist  mit  Tilgung  von  die  zu  lesen:  ist  daz  er  genäden  geri\ 
vgl.  Bartsch  zu  Strick.  Karl  5208;  Gotfrid  Hagen  4926. 

V.  253  dan  üz  lose,  herre,  mich;  an  dan  üz  war  nichts  zu  ändern; 
ebenso  heißt  es  bei  Frauenlob  Spr.  407,  9;  Vom  Glauben  741  u.  1006, 
Bartsch  in  der  Germ.  7,  16. 

V.  307  mit  bemde  herzen  mvvne\  ich  verstehe  und  ändere  bemder 
=  beimetider,  brennender;  vgl.  MSH.  Hl,  422'  (XXH,  1)  ein  bemde 
ger  tuol  kumberhefiig  selben  sich;  Pass.  K.  35,  14  in  der  bemenden 
flammen   rot-,    Kolm.   Lied.    115,  60;    Süßkint   v.   Trimberg   in  MSH. 


*)  Bruder  Hans  Marienl.  4095  Und  wasr  ich  dichtem  als  vundieh  Älzo  her  vxu 
der  Vrauwenhp  0/ meister  Pop;  6035  Hed  ich  nu  cunst  von  allen  dingen,  Daz  ich 
tilLBenlwdi  baz  cund  singen  Wen  der  Hang  deyt  von  Lotrvnghen, 


zu  DEN  PARISER  TAGEZEITEN.  395 

II,  259'  (III)  du  betonest  himel  mit  den  8tet^n\   E.  v.  Kirchberg  S.  799 
gebermn. 

V.  522  der  dac  gefriget,  an  welchem  des  menschen  son hat 

gefriget  sine  hantgetät,    vgl.   mit  Walther  36,  31  an  dem  friiage  wurd 
wir  vor  der  helle  gefriget 

V.  533  der  ummer  wäre  freude  gtt    Waz  der  da  grösser  freude  plac\ 
im  zweiten  Verse  ist  leide  für  freude  zu  lesen;  vgl.  V.  580. 

V.  563  mit  daz  si  zu  den  stunden  Vil  falscher  ort^l  funden:  auf- 
fallend ist  der  Ausdruck  mit  daz;  gewöhnlicher  war  im  Mittelhochd. 
biz  daz,  vgl  Mhd.  Wb.  I,  19P,  42,  oder  bz  daz,  bedaz,  ebenda  113^  48 
und  Lexer  I,  139  =  während;  es  läßt  sich  vermuthen,  daß  der 
Schreiber  bit  daz  in  seiner  Vorlage  hatte;  bit  =  biz  verzeichnet  Lexer 
als  md.  Form  aus  Morolf;  aber  ein  mit  =  bit  =  biz  findet  sich  noch 
einigemale  in  einem  Frauensteiner  Weisthum  bei  J.  Grimm  IV,  569 
und  570.  Sonst  erscheint  bit  =  mit  in  den  Tagezeiten  1531  u.  1802. 
V.  596  Wil  ich  in  g[e]ndden  dagen  Bin  ick  in  eine  mensclich  lebin\ 
der  Herausgeber  will  das  zweite  ich  getilgt  wissen ;  besser  ist  es,  wenn 
man  meine  schreibt  statt  in  eine\  vgl.  V.  156. 
V.  725  folg.    [Christus]  wolde  Itden  unde  leit 

Schade,  schände  und  smachheit, 

Siege,  stose  und  bdse  wart, 

Verspten,  pine  obir  ort^ 

Lachen,  spotten,  bösen  schal, 
730    Ritfen  flocken,  obir  obir  al. 

Da  mede  uns  spot  des  düfels  wart 

Benummen,  und  fast  die  helle  versparty 

Und  ein  ewio  lebin 

Mit  siner  pin  uns  wart  gegebin. 
Für  obir  ort  vermuthe  ich  obirhoi%  vgl.  V.  2947  ganzer  tiHwen  oberkort ; 
auch  V.  3612  könnte  man  freaden  oberkort  lesen  statt  frevde  fremden- 
h(yrt.  In  V.  730  hat  der  Herausgeber  das  eine  obir  in  obir  obir  al 
getilgt.  Obwohl  aber  obiral  sonst  häufig  zur  Ausfüllung  im  Reime 
verwandt  wird,  vermuthe  ich  doch,  daß  wie  so  oft  so  auch  hier  ein 
selteneres  Wort  vom  Schreiber  unterdrückt  ist,  ich  meine  obirbral,  m., 
übermäßiges  Lärmen,  gebildet  wie  überbrasty  overbrost  (Magdeb.  Fragen 
S.  272),  iiberddn,  übei^duz,  übei^klaf,  übersckal]  vgl.  Elisab.  ed.  Rieger 
4719  daz  mere  mockte  iezü  erbiben  von  des  ruf  es  bralle  (:  alle)  und  Schiller- 
Lübben  III,  369  s.  v.  pi^al.  Außerdem  ist  die  keUe  aus  V.  732  in  den 
Anfang  des  folgenden  Verses  zu  rücken. 


396  FEDOR  BECH 

V.  900  folg.  Von  der  grdzen  schänden  damede  ich  bin  befleckit  ver- 
atunchen  und  versteckit:  eine  Änderung  in  versunken  halte  ich  für 
unnöthig,  denn  vgl.  Legende  vom  Heil.  Andreas  in  dieser  Zeitschrift 
12,  78,  20  3$  muz  mm  sUe  irtrinchin,  in  der  helle  iretinchin  mit  samä 
dem  lichamen;  Leysers  Predd.  16;  23  daz  vihe  ist  in  ein  selbes  miste 
ervülei :  daz  vihe  bediutet  den  sunder  der  in  einen  sunden  erstunken  ist 

V.  952  lies  ein  crone  (Hs.  trone)  aller  megede,  wie  V.  1580. 

V.  1225  —  —  e  mich  begriffe  der  ddt  sunder  rtfe:  hier  beßere 
ich  begrtfe  und  der  sunden  statt  sunder]  der  Dichter  ahmt  offenbar 
Konrad  nach  in  der  G Schmiede  863  du  schoßne  mandelbou/nes  bhwt, 
die  sunden  rt/e  nie  getraf  und  1872  (bereits  von  Sehönbach  angemerkt) 
kle,  den  Sünden  rtfe  noch  ir  sne  gederren  nie  getorste. 

V.  1528  flg.  daz  dir  die  glieder  dannen  mußten  alle  iiäwichen  ir 
etat  besunderlichen;  dieselbe  Construction  hat  entwichen  bei  Frauenl. 
Spr.  398,  6  und  ob  daz  mittel  im  der  giiete  entwichet, 

V.  1747  das  des  blüdis  beche  grdz,  frauwe  magit^  uf  dich  ßoz: 
hier  steht  grdz  substantivisch  im  Sinne  von  vii 

V.  1885—86  lese  ich  graben  in  dem  herzen  min  swachen  (Hs.  suchen) 
einen  fullemunt:  vgl.  V.  1875  und  1877;  im  Gedicht  kehrt  diese  auf- 
fallende Wortstellung  öfter  wieder. 

V.  1856  helfe  rät  ist  Wolfram  nachgesprochen,  der  im  Parz.  715, 11 
sagt:  din  minne  git  mir  helfe  rät. 

V.  2182  schlage  ich  vor,  nach  Tilgung  von  trüren,  das  aus  V.  218Ü 
wiederholt  und  durchaus  wider  den  Sinn  ist,  zu  lesen:  vor  ahne  misse- 
wende,  vor  ßenden  gar  behende. 

V.  2302  din  senftekeit  dm  füUe  müt:  flir  das  letztere  ist  etwa 
wolemüt  zu  lesen. 

V.  2555  daz  crüce  heilic  fil  gar  zubrast:  der  Schreiber  scheint  hier 
heilic  für  vrdn  gesetzt  zu  haben ;  vrone  hat  er  auch  wohl  im  Folgenden, 
V.  2563,  ausgelassen;  dasselbe  Wort  scheint  er  da,  wo  son*)  auf  ddn 
in  allzu  modemer  Weise  gereimt  ist,  in  V.  1995  und  2372,  durch  einen 
ihm  geläufigeren  Ausdruck  ersetzt  zu  haben;  nur  V.  4033  und  4038 
ist  vrdn  bnangetastet  geblieben« 

V.  2581  0  gimme  vor  dem  zigel  (:  spigel)  ist  Nachahmung  von 
Konrad  in  der  GSchmiede  244  den  gotes  briufen  allen  ireit  din  schoene 
vor  den  Spiegel*^  alsam  daz  goU  den  sieget  überglesiet  u.  s.  w.  und  861 
du  gimme  ob  allen  steinen  guoL 


*)  y%\*  weiter  unten  bu  V.  8936  folg.,  wo  der  Schreiber  ebenfalls  wn  geseilt 
hat  statt  eines  ihm  ungeläufigen  Ausdnickes. 


zu  DEN  PART8ER  TAQEZEITEN.  397 

V.  2695  folg.  ein  rüler  sieh  da  fägete 
zu  dime  dddin  tibe  sus^ 
genennit  was  Longinus. 
AuslaBSUDg   des  Pronomens   im  letzten  Verse   anzunehmen,    wie   der 
Herausgeber  thut,   ist  gar  nicht  nöthig;    der  Dichter  scheint,   seinem 
Dialekte  entsprechend,  auch  sonst  das  Pronomen  öfter  gespart  zu  haben, 
80  in  V.  2017,  2560;  vgl.  Gott.  Gel.  Anz.  vom  J.  1863,  S.  1304;  dazu 
Tobler  in  dieser  Zeitschr.  17,  257  folg.   und  Jänicko  zu  Wolfdietrich 
D.  V.  123. 

V.  2782  lies  uf  deti  testen  dac  statt  besten  d, 
V.  2926  lies  d6  getöst  statt  daz  gelöste. 
V.  2935  folg.  ich  mane  dich  der  clage  gr^z, 
der  du  spreehey  reine  frueht, 
dS  dtn  eingeborn  son 
doth  in  dime  schdse  lae. 
Der  Herausgeber  hat  hier  zucht   vermuthet  ftir  son.    Das  würde   der 
Schreiber  wohl  unberührt  gelassen  haben.    Eher  nahm  er  Anstoß  an 
dem  seltenen  truchty  das  bei  Frauenlob  mehrmals  erscheint,  und  zwar 
im  Sinne  von  onus^   zumal   onus  gravidi  ventris,   paritis,   Leibesbürde, 
Leib;;sfrucht,    Creatur,    so   in  Spr.  63,  13    und   in   den  Varianten   zu 
Spr.  157,  11,    wo  nach  meiner  Auifassung  das  Wort  vrouwe  spielend 
gedeutet   wird   mit:    vrö  w^-bemder  truehte  (:  wuchte  :  züchte) ;    in  Spr. 
315,  15  6  süeze   trucht,   was   wieder   nachgeahmt    ist   von  Wizlav   in 
MSH.  III,  78^:  Maria  ^    du  süze  vrucht,    emphtnge  ein  Mhe  drucht  von 
Gahri^les  bodeschaft]    die  Handschr.    hat   hier  diu  für  du]    Ettmüllers 
Erklärung  in  der  Ausgabe  der  Sprüche  und  Lieder  Wizlav's  S.  69  ist 
äußerst  gezwungen.  Auch  in  Frauenlob's  Spr.  262,  2  ist  lebendige  trucht 
nur  poetische  Umschreibung  für  Creatur,  menschlich  Wesen;  an  „Schaar" 
oder  gar  an  „Gesindel^,   wie  EttmüUer  wollte,    wird  man  heute  nicht 
mehr  denken. 

V.  2960  — 61  die  zu  beschriben  etat,  wa  nientan  folles  sinnes  liat: 
für  wa  nieman  möchte  ich  wän  oder  win  ieman  =  schwerlich  jemand 
lesen;  vgl.  V.  3602  ich  wene  ieman  gesagen  kan;  auch  stät  ist  aber  ver- 
dächtig; vielleicht  sind  die  Worte  so  zu  stellen:  die  win  zu  heschnben 
sat  ieman  volles  sinnes  hat, 

V.  2974  folg.  läßt  der  Dichter  den  Johannes  zum  Herrn  sprechen: 
wie  ist  dm  herze  dm  ferwonty 
daz  mir  nechieni  det  drüwe  kunt 
getrüwer  sjnsen;  wer  sal  mich 
mi  spiseny  sage,  trüwelich  vl^  b.  w. 


398  FEDOR  BECH,  ZU  DEN  PARISER  TAGEZEITEN. 

Ich  setze  nach  kunt  ein  Ausruftingszeichen  und  fahre  fort:  gehüwe 
(oder  getrüwer)  spisevy  wer  aal  mich  u.  s.  w.5  über  splaer  vgl.  St.  übrichs 
Leben  131. 

V.  3041  daz  zu  bedüden  nicht  Mit  (:  zit)  =  daß  es  (Schönbach 
vermuthet  daz  'z)  nicht  zu  sagen,  za  beschreiben  ist;  ebenso  zu  fassen 
ist  V.  1459  daz  uwer  beider  ungemach  niet  zu  bedüden  (so  nach  Schön- 
bach  für  belüden)  ganz  inlit.  Hier  ist  ligen  ganz  entsprechend  dem 
Verb,  stän  verwendet,  vgl.  z.  B.  ez  stSt  zu  bedütin,  zuschrtben^  zu  merkene 
in  den  Beispielen,  welche  in  Germ.  6,  64  und  Mhd.  Wb.  IP,  673^ 
1 — 8  verzeichnet  stehen. 

V.  3063  Su^  clagete  ei*  da  lange  Mit  groger  jämer  stränge;  hier 
könnte  groger'  ^  kroger  =  kri  stehen  und  zwar  im  Sinne  von  vod- 
feratioy  ejulatio,  vgl.  in  dieser  Zeitschrift  22,  43  sowie  ttber  die  Schrei- 
bung gri  =  krt  ebenda  26,  270;  fttr  jämer  müßte  dann  jäm&rs  ge- 
schrieben werden;  ähnlich  bei  Clara  Hätzlerin  1,  1,  49  in  des  jämers 
hrey  und  in  den  Beispielen  bei  Hildebrand  D.  Wb.  V,  2136—37.  Das 
Adjectiv  stränge  kömmt  noch  in  V.  2117  vor,  wo  es  wohl  ebenso 
unantastbar  ist  wie  bei  Lachmann,  Über  drei  Bruchstücke  mnrh.  Gedd. 
13,  147:   zv)ene  risen  stränge  stunden  in  grdzem  getwange. 

V.  3221  der  in  getrüweltcher  dat 

dich  for  Simon  gesprochen  hat; 
den  zweiten  Vers  ändere  ich  in:  dich  gein  Simon  vorsprochen  hcU,  vgl. 
V.  3844-45. 

V.  3317 — 18  er  want  dich  in  ein  stden  düch  |  mit  riehen  toorten, 
sit  daz  buch.  Daß  sin  aus  fegen  contrahirt  werde,  wie  der  Herausgeber 
zu  sit  bemerkt,  ist  ein  Irrthum,  der  auf  einem  Misverständniß  dessen 
beruht,  das  Rieger  zur  Eiisab.  2174  vermerkt  hat.  Wenn  man  nicht 
seit  schreiben  will,  so  läßt  sich  eher  vermuthen,  daß  der  Schreiber 
hier  wieder  einen  ihm  zu  altfränkisch  oder  zu  unverständlich  lauten- 
den Ausdruck  vor  sich  gehabt  hat,  nämlich  qutt  oder  kit,  vgl.  Lexer 
s.  V.  queden  und  Hildebrand  im  D.  Wb.  V,  s.  v.  keden.  Das  Verbum 
hat  sich  bekanntlich  nur  im  Präsens  und  zwar  in  formelhaften  Aus- 
drücken erhalten.  Unter  dem  Lüch  ist  die  Heilige  Schrift  oder  eine 
Evangelienharmonie  gemeint;  Evang.  Joh.  19,  40  heißt  es:  acceperunt 
autem  corpus  Je^u  et  b'gaverunt  illud  linteis  cum  aromatibus;  darnach  wäre 
Worten  in  worcen  oder  worzen  zu  ändern  gewesen,  nicht  aber  in  borten. 

V.  3331  irzeuge  kindis  trüge  mir;  daß  hier  trüge  für  trütve  gesetzt 
sei,  ist  mir  trotz  der  Verweisung  auf  Weinhold,  Gramm.  §.  202  nicht 
wahrscheinlich;  eher  möchteich  annehmen,  in  der  Vorlage  des  Schreibers 
habe  gestanden:  trü  gein  mir;  vgl.  Parz.  715,  8  stt  din  het^e  gein  mir 
triwen  pfligt. 


A,  EDZARDI,  KLEINE  BEITRÄGE  ZU  DEN  KDDALIEDERN.  399 

y.  3390  80  daz  mm  fient  nedir  aegü  (:  v)ol  gesegit)  ist  unmöglich 
richtig;  aegü  kann  nicht  für  »igit  stehen;  es  ist  vielmehr  legit  dafür 
zu  schreiben,  das  sich  hier  zuweilen  neben  den  Formen  leit  und  lit 
gebraucht  findet;  vgl.  V.  3030  anegesegit :  fers^rü  ligü. 

y.  3613  ftlr  gürt  ist  gürc  oder  giric  zu  lesen. 

V.  3848  daa  mir  beslossen  si  der  dal  den  er  brach  (Hs.  erbrach). 
Unter  dal  ist  der  helletal  gemeint  (Erlös.  1025);  zu  brechen  halte  man 
Stellen  wie  Altd.  Predd.  aus  St.  Paul  76,  IT  si  gäben  urchunde  dem 
heiligen  Christ^  wie  gewaUichltchen  er  die  helle  brSche;  109,  11  dd  er  die 
helle  brahj  do  wären  ei  in  einem  dienet, 

V.  3985  gelobet  si  der  hSre  dac,  den  niernan  follenfüren  mac ;  passen- 
den Sinn  gewährt  hier  nur  follenfiren. 

ZEITZ,  August  1881.  FEDOR  BECH. 


KLEINE  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  UND 
ERKLÄRUNG  DER  EDDALIEDER. 


15.  Nachträgliches  zur  Gripisspä. 

Über  die  Gripisspä  habe  ich  in  dieser  Zeitschrift  23,  325  ff. 
gehandelt,  über  ihren  Werth  als  Ersatz  für  den  in  der  Lücke  des 
cod.  reg.  der  Lieder- Edda  ausgefallenen  Theil  der  'Sigurdssaga'  außer- 
dem noch  24;  359.  Inzwischen  hat  fortgesetzte  Beschäftigung  mit 
diesem  Liede  mich  zu  der  Überzeugung  gebracht,  daß  die  Überliefe- 
rung desselben  an  einer  Stelle  unvollständig  und  verwirrter  ist,  als 
raan  (auch  ich)  bisher  annahm.  Ich  meine  die  Strophen  33 — 44  (Hild). 
Daß  hier  nicht  alles  in  Ordnung  sein  kann,  ergibt  sich  aus  folgenden 
Beobachtungen. 

Im  zweiten  Theil*)  enthalten  die  von  Sigurd  gesprochenen  Stro- 
phen sachlich  nie  etwas  neues,  sondern  recapituliren  die  vorhergehende 
Prophezeiung  und  knüpfen  daran  die  zum  Folgenden  hinüberleitende 
Frage,  wie  denn  das  geschehen  könne,  oder  wie  es  denn  weiter  er- 
gehen  werde.    Eine  Ausnahme  macht  Str.  50,    woraus  man,   wie  ich 


*)  Dabin  sind  meine  Bemerkungen  Genn.  23,  327  und  330  zu  berichtigen. 
Im  ersten  Theil  bringen  allerdings  auch  die  von  Sigurd  gesprochenen  Strophen  neue 
Züge  (so  14,  5  f.  [?  vgl.  Germ.  23,  323  ff.],  16,  2  ff.)  oder  weisen  doch  bestimmter, 
als  das  mehrfach  auch  im  zweiten  Theil  geschieht,  auf  die  folgende  Prophezeiung  hin, 
nämlich  10,  5  ff.  12,  1  f.  16,  6  ff.  18,  3  ff. 


400  ^'  EDZARDI 

Bd.  23, 327  f.  ausführte,  auf  den  Verlast  mindestens  öines  Strophenpaares 
Bohlieflen  muß.  Qenau  so  verhftlt  es  sich  aber  mit  Str.  34,  wo  Sigurd 
spricht: 

man  ek  vid  pk  Qannar       görra  hlejti 

ok  Oudninu  ganga  at  eiga. 
görva  hleyti  kann  hier  schwerlich,  wie  sonst  ja  mehrfach,  bedeuten 
'Schwägerschaft  schließ en\  also  ganz  dasselbe  unbestimmt  ausdrücken, 
was  die  beiden  folgenden  Verse  noch  einmal  bestimmt  aassprecheo. 
Vielmehr  muß  das  görva  hleyti  mit  Gunnar  [und  Hognej  hier  auf  das 
Eingehen  jener  besonderen  engen  Verbindung  gehen,  welche  die  Sage 
in  allen  ihren  andern  Darstellungen'*')  in  Verbindung  mit  Sigards  Ver* 
lobung,  beziehungsweise  Vermählung  mit  Gudrun  kennt,  nämlich  auf 
die  Blutsbruderschaft**).  In  Str.  33  war  aber  von  dieser  Blutsbrüder- 
schaft gar  nicht  die  Rede,  von  seiner  Vermählung  mit  Gudrun  — 
worauf  doch  Sigurds  Recapitulation  (eiga)  sich  zu  beziehen  scheint  — 
eigentlich  auch  nicht,  sondern  es  war  nur  gesagt,  daß  Grimhild  sie 
ihm  anbieten  werde.  Es  wird  also  vor  Str.  34  ein  Strophenpaar  fehlen. 
Wenn  nun  nach  Str.  33  eine  Strophe  (♦33^)  fehlt,  in  der  Sigurd 
etwa  fragte,  *wie  kommt  es  denn,  daß  ich  Grimhilds  Anerbieten  an- 
nehme?' so  muß  darauf  Gripi  in  einer  zweiten  fehlenden  Strophe 
('*'33^)  1.  dies  motivirt  haben,  vermuthlich  durch  den  Vergessenheits- 
trank***); 2.  der  mit  Gunnar  und  Hogne  geschlossenen  Blutsbrüder- 
schaft erwähnt  haben.«  Dieser  letztere  Theil  der  Strophe  ist  nun  nicht 
verloren,  sondern  in  Str.  37,  1—4  erhalten,  wohin  er  irrthümlich  ge- 
rathen  sein  muß.  Denn  die  Blutsbrüderschaft  wird  nicht  erst  auf  dem 
Ritte  zu  Brynhild  (oder  doch  gelegentlich  dieses  Rittes)  geschlossen, 
sondern  nach  dem  übereinstimmenden  Zeugnisse  der  übrigen  Über- 
lieferungen, welche  ebenfalls  die  auf  den  verlorenen  Blättern  des  cod. 
reg.   ausgefallenen   Lieder   benutzten^),   in   unmittelbarem  Zusammen- 


•)  Sig.  sk.  1-2;  Sn.  E.  I,  360,  Vols.  8.  (Bn^ge)  143,  3  f.  20-24.  [Vgl.  auch 
Brot  18.] 

**)  hleyti  bezeichnet  sunSchst  jedes  enge,  meist  yerwandtschaftliche  VerhSItniß, 
das  geschlossen  wird.  Das  wird  meist  von  SchwSgerHchaft  gelten,  kann  aber  an 
sieh  ebensogut  von  der  BlutsbrQderschaft  (femer  vom  Adoptiv •  Verhftitniß  etc.)  gesagt 
werden. 

***)  Dieser  Trank  darf  dem  ganzen  Znsammenhange  nach  gar  nicht  fehlen 
(vgl.  81,  6—8).  Auch  kennt  ihn  die  hier  aus  gleicher  Quelle  schöpfende  Vols.  148,  1 
bis  6  an  dieser  Stelle,  wovon  unten.  (Vgl.  V9IS.  149,  10  ff.  168,  19  ff.)  Auch  dregr 
hon  M  at  gram  38,  8  scheint  auf  eine  folgende  Erwähnung  des  Zaubertrankes  hinza- 
deuten. 

♦)  Sig.  sk.  1—2:  Ukvid  trygdum  U»eggja  hrcbdra,  selduik  eida  eljunfrceknir,  Mey 
budu  hdnum  . . .  ChtdrAnu  ungu  QJüka  dSUur,  drukku  ok  dcemdu  etc.   . . .  tms  peir  Bryn- 


KLEINE  BEITRÄGE  ZUR  aESCHICHTE  ü.  ERKLÄRUNG  D.  EDDALIEDER,     401 

hange  mit  der  Vermählung,  bezw.  Verlobung  Sigurds  mit  Gudrun,  wie 
ja  auch  für  Grlp.  aus  Str.  34,  1—4  bei  meiner  Auffassung  der  Verse 
diese  Verbindung  erwiesen  wird.  In  Sig.  sk.  gehen  die  Brudereide 
sogar  der  Verlobung  und  Vermählung  mit  Gudrun  vorher,  der  Ver- 
mählung wenigstens  auch  in  Vols.  (wenn  hier  zwei  Paralleldarstellungen 
yerbnnden  sind  —  wie  ich  glaube  —  anscheinend  in  beiden  benutzten 
Darstellungen). 

So  hätten  wir  in  Str.  31 — 34  folgenden  Zusammenhang:  Gripi 
(31):  „Du  wirst  Brynhild  und  deine  Eide,  die  du  ihr  geschworen,  ver- 
geßen  (=  Vols.  143,  5;  149,  11),  sobald  du  eine  Nacht  Gjuke's  Gast 
gewesen  bist."  —  Sigurd  (32):  „Wie  sollte  ich  zu  diesem  Treubruch 
kommen  gegenüber  einer  Maid,  die  ich  von  ganzem  Herzen  liebe?" 
(Vgl.  V9IS.  142,  20).  —  Gripi  (33) :  „Andere  werden  mit  Trug  und 
List  dich  dahin  bringen:  Grimhild  wird  mit  listigem  Sinne  dir  ihre 
Tochter  anbieten"  (vgl.  Vols.  142,  21  ff.;  143,  10—13  [143,  19  f. 
=  Sig.  sk.]).  [Sigurd  (*33*):  „Werde  ich  denn  aber  dieser  Lockung 
nicht  widerstehen?"  —  Gripi  (*33*):  „Gunnar  und  Hogne  werden  die 
Brudereide  schwören  (==  37,  1 — 4  =  Vols.  143,  4)  und  Grimhild  wird 
durch  einen  Vergessenheitstrank  (=  Vols.  143,  5)  deine  Vermählung  mit 
Gudrun  bewirken."]  —  Sigurd  (34) :  „Also  werden  Gunnar  und  Hogne 
meine  Blutsbrüder,  Gudrun  meine  Gattin  werden:  das  wäre  eine 
treffliche  Ehe,  wenn  nicht  Gewissensbisse  mich  quälten."  —  Gripi  (35): 
^Grimhild  wird  dich  sogar  so  weit  bethören,  daß  du  selber  fUr 
Gunnar  um  Brynhild  werben  wirst."  Und  so  schließt  sich  hier  wie  in 
den  andern  Quellen  die  Werbung  um  Brynhild  Str.  35  ff.  an.  Hier  ist 
also  37,  1 — 4  zu  entfernen.  Vielleicht  stand  dafür,  daß  sie  alle  drei 
{Gunnar  ok  Hogni,  en  pH,  gramr,  pridi*),  vgl.  Sn.  E.  Sigurdr  ok  Gjüka- 
synir)  auf  die  Werbung  ritten.  Fast  sollte  man  vermuthen,  daß  hier 
noch   mehr   ausgefallen   sei,   namentlich   das  Ziel  des  Rittes  (=  Vols. 


hüdar  hidja  foru  etc.  —  Sn.  E.  I,  360  />ar  doaldist  Sigurdr  langa  hrld,  pd  fekk  kann 
Gudrunar  ößikadöUur ,  en  Qttnnarr  ok  Hqgni  a6rust  i  hrciäiroilag  vid  Sigurd,  pvi  neut 
foru  peir  Sigurdr  ok  Gßikaaynir  at  hidja  Qtmnari  konu,  tu  Alla  Budlawnar,  Bryn- 
kildctr,  »yatur  hang  :  lion  aat  d  Hindqffalli  etc.  —  Vpis.  143,  3  ff.  hrcßdr  pinir  [akulu 
vera]  Chirmarr  ok  Hogni]  ok  allir  ir  eida  wnnid  [so  zu  lesen,  vgl.  Grfp.  37:  6r 
mutmd  allir  eida  wnn€k\  . . .  Sigurdr  . . .  dvaldist  par  um  krid  ...  19  ff.:  viljum  vSr  til 
ffinna  . . .  hcBdi  riki  ok  vdra  ayatur  med  hodi  . . .  peir  averfaat  71A  i  hroedralag  . . ,  n& 
^  g^  dgatlig  veissla,  ok  9t6d  marga  daga;  drekkr  Sigurdr  nA  brüc^laup  tu  Chidrünar 
[=  Sig.  sk.  2,  1—4;  1,  6—8;  2,  6—8].  Dann  folgt  148,  31  ff.  [=  Sig.  sk.  3,  1  ff.] 
die  Werbung  um  Brynhild;  sie  reiten  zuBudle  (nicht  Atle;  vgl.  aber  Germ.  23,  188). 
•)  Wenn  so  die  Verse  37,  8  f.  und  *33*,  3  f.  gleich  lauteten,  so  wäre  die  Ver- 
wechslung der  Halbstropfaen  leicht  erklärlich. 

GERMANIA.  Nene  Reih«.  XV  (XXVII.)  Jahrg.  26 


402  A.  £DZABDI 

und  Sil  £.)  und  doch  auch  wohl  eine  Hinweisung  auf  die  Waberlohe. 
Freilich  sind  über  die  Form  der  Sage  von  der  Werbung*),  die  Grip. 
voraussetzt,  höchstens  Vermuthungen  möglich. 

Im  Folgenden  muß  aber  auch  noch  Unordnung  herrschen.  Die 
Strophen  42  und  43  (Hildbr.)  stehen  in  der  Hb.  in  umgekehrter  Reihen- 
folge: a  =  Str.  40  (Hbr.),  b  ==  Str.  41,  c  =  Str.  43,  d  =  Str.  42. 
Daß  b/c  (=  41/43)  ursprtlnglich  aufeinanderfolgten,  ist  unmöglich^  weil 
beide  Strophen  Grripi  spricht^  während  nachher  Sigurd  zwei  Strophen 
(42/44)  hinter  einander  spricht  Daß  hier  eine  Umstellung  nöthig  ist, 
wird  wohl  Niemand  bestreiten;  nur  darf  man  nicht  wieBugge,  Grundtvig 
und  HUdebrand  o  hinter  d  rtlcken,  sondern  b  (41)  hinter  cd  (43/42), 
wie  ich  im  Folgenden  zeigen  werde. 

Ferner  widerspricht  der  Inhalt  von  43,  1—4,  daß  Sigurds  und 
Gunnars  Hochzeit  zusammen  gefeiert  werden  sollen  (wie  im  Nibe- 
lungenliede!)  den  sonstigen  Angaben  der  nordischen  Sagenquellen 
(Vols. ;  Sn.  E. ;  Sig.  sk.) ,  ja  der  Grip.  selbst,  in  der  ja  schon  34,  3  f. 
Sigurd  recapitulirend  bemerkt:  mun  ek  ...  Oudrünu  gonga  at  eiga, 
fallhvceni  pd  fylkir  vceri  etc.  Offenbar  ist  hier  schon  Sigurds  Ve^ 
mählung  mit  Gudrun  gemeint,  gerade  wie  in  dem  entsprechenden 
Abschnitte  der  V9IS.  und  in  den  andern  Quellen.  Außerdem  passen  die 
Verse  43,  1—4  weder  nach  Str.  42  noch  nach  Str.  40  in  den  Zusammen- 
hang der  Strophe,  da  der  Inhalt  von  43,  5^8  dem  von  43,  1—4  doch 
vorhergegangen  sein  müsste;  und  überhaupt  passen  beide  Strophen- 
hälften schlecht  zusanmien. 

Ferner  spricht  Sigurd  von  drei  Nächten,  die  er  bei  Brynhild 
geweUt  (=  Vols.  146,  8) ,  während  Gripi  dieser  drei  Nächte  im  über- 
lieferten Text  vorher  gar  nicht  erwähnt  hat  Da  nun,  wie  gesagt,  im 
zweiten  Theil  der  Grip.  die  von  Sigurd  gesprochenen  Strophen  sonst 
stets  nur  das  Gesagte  recapituliren  und  niemals  neue  oder  speciellere 
Züge  hinzufügen,  so  ist  zu  vermuthen,  daß  Gripi  vorher  in  verlorenen 
Versen  (entsprechend  der  hier  wohl  aus  gleicher  Quelle  schöpfenden 
Vols.  8.)  der  drei  Nächte  erwähnt  hatte. 

Endlich  ist  Sigurds  Frage  in  Str.  42,  wie  denn  Gunnar  eine  Maid, 
die  schon  bei  ihm  (Sigurd)  drei  Nächte  geschlafen,  werde  zur  Frau 
nehmen  mögen,  nach  Str.  41  geradezu  sinnlos.  Denn  die  darauf  zu 
erwartende  Antwort  kann  doch  nur  die  gewesen  sein:  „du  wirst  sie 
in  den  drei  Nächten  nicht  berühren^  —  und   das  sagt  eben  Gripi  in 


*)  Über   die   Terscbiedenen  Fassniigen,    welche   die   nordische  Sage  in  diesem 
Punkte  aufweist,  hoffe  ich  bald  an  anderm  Orte  handehi  zu  können. 


KLEINE  BEITRÄGE  ZUR  GESCHIOBPTE  ü.  ERKLÄRUNG  D.  EDDALIEDER.      403 

Str.  41.  Also  Str.  42  muß  vor  Str.  41  gestanden  haben,  so  daß 
letztere  die  Antwort  auf  erstere  enthält. 

Aus  dem  allen  ergibt  sich,  wie  ich  meine,  unzweifelhaft,  daß  die 
unleugbar  vorhandene  Unordnung  der  Strophen  nicht  dadurch  ent- 
stand, daß  o  (43)  vor  d  (42)  gestellt  ward,  sondern  daß  b  (41)  vor 
c/d  (43/42)  gerieth.  Es  ist  also  nach  Hildebrands  Strophenzählung  so 
zu  ordnen:  40.  43,  42.  41. 

Ferner  ergibt  sich,  daß  die  Halbstrophe  43,  1 — 4 

Saman  munu  brullaup       hsdäi  drukkin, 

Sigurdar  ok  Gunnars,  i  solum  Gjüka*) 
hier  nicht  echt  sein  kann,  sondern  die  echte  Halbstrophe  verdrängt 
haben  muß.  Aus  der  Vergleichung  der  Vols.  146,  8  (Par  dvelst  kann 
pfjdr  ncetr,  ok  büa  eina  rekkju)  und  Sigurds,  offenbar  auf  die  verlorene 
Halbstrophe  Bezug  nehmender  Erwähnung  der  prjdr  ncetr  (42,  5)  er- 
gibt sich,  daß  der  Inhalt  dieser  Halbstrophe  war:  „du  wirst  drei 
Nächte  der  Maid  Lager  theilen.^'  Alsdann  begreift  sich  auch,  wie  statt 
dieser  Halbstrophe  die  inhaltlich  verwandte  Halbstrophe  41,  1  ff.  dem 
Schreiber  in  die  Feder  kommen  konnte,  so  daß  auf  diese  Weise 
Str.  41  vor  43/42  gerieth. 

Zu  erklären  bliebe  nur  noch,  wie  die  jetzigen  Verse  43,  1—4 
mit  ihrer,  der  nordischen  Sage  fremdartigen  Auffassung**)  die  zu  er- 
schließenden echten  verdrängen  konnten.  Das  wäre  am  ehesten  er« 
klärlich,  wenn  die  verdrängten  Verse  ähnlich  gelautet  oder  doch  ähnlich 
begonnen  hätten,  etwa: 

Saman  munud  ^r  briidr       i  sseing  einni 

prj&r  nsBtr  sofa       i  9<^him  Heimis  (?) 
Eher  sollte  man  freilich  etwa  eine  Fassung  wie  die  folgende  erwarten: 

Manud  ^r  brüdr       bssdi  sofa 

})rj&r  D8Btr  saman '*^**)  i  sseing  einni^). 
Und  in  diesem  Falle  böte  sich  für  das  Hineingerathen  der  jetzigen 
Verse  43,  1 — 4  vielleicht  noch  eine  andere  Erklärung.  Man  könnte 
nämlich  zwischen  Str.  43,  8  und  42,  1  ein  Strophenpaar  ausgefallen 
denken,  welches  angedeutet  hätte,  daß  Sigurd  Brynhild  dem  Gunnar 
als  Gattin  ikberlassen  oder  zuführen  werde,  und  Gunnars  Hochzeit 
erwähnt  hätte  (vgl.  Sig.  sk.  4,  10).  Fast  könnte  darauf  42,  1  f.  deuten: 

*)  Man   vergleiche   übrigens    dazn  Fas.  II,  64  Sigurd  kommg  i  «pto»  Qjika 
(Beitr.  8,  361). 

**)  Gehörten  sie  einem  TerloreDen  Ltede  rü,  welches  der  jungem  (deutschen) 
Sagenfassung  folgte? 

***)  Vgl.  Rigs]>iila  20,  1  n.  ö.  Jbr/dr  nmir  saman, 
t)  Vgl.  Helr.  12:  avdfit  vü  ok  undum  i  sceing  einni. 

26* 


404  A.  EDZABDI 

Mun  göda  kvdn       Gunnarr  eiga.    Aber  beweisend  für  dea  Aus- 
fall eines  Strophenpaares  sind  diese  Worte  nicht. 

Schließlich  lasse  ich  zu  bequemerer  Übersicht  die  fragliche  Partie 
des  Liedes  in  der  Anordnung  folgen,  die  ich  als  die  ursprüngliche  zu 
erweisen  suchte,  indem  ich  im  Übrigen  Hildebrands  Text  unverändert 
wiedergebe: 

33.    Pü  verdr,  sfklingr,         fyr  Byiknm  aniiars     (H.  33) 

mundu  Grimhildar         gialda  r4da; 

mun  biöda  (>^r  biarthaddat  mau, 

d6ttnr  sfna,          dregr  hön  y^l  at  gram. 
34 (♦33^) 


*) 

35.  £r  muQud  allir         eida  vinoa     (H.  37,  1—4) 

Gunnarr  ok"  Hogni,  en  ))i!i,  gramr,  Jsniti 

(*33^) 

**\ 

36.  Man  ek  vid  pk  Gunnar  görva  bleyti,  (H.   34) 
ok  Gu(trünu          ganga  at  eiga; 

fuUkvffini  }>&  fylkir  vffiri, 

ef  meintregar         m^r  angractit. 

37.  I^ik  man  Grfmhildr         görva  y^la,     (ü.   35) 
mun  hön  Brynhildar         bidja  fysa 
Gunnari  til  handa,  Gotna  dr6ttni; 

heitr  p^  fliötliga  fpr  fylkis  m6dar. 

38.  Mein  era  fyr  hondum,  mk  ek  Iita  ])at,     (H.   36) 
ratar  görliga          rkä  Sigurdar^ 

ef  ek  skal  mrorrar  meyjar  biÄja 

pdram  til  handa,  |)eirar  er  ek  anna  vel. 

39.  [&  munud  allir  til  Atla  rida  (??) 
Chmnarr  ok  Hqgni  en  pü^  gramr^  priäi'i] 

pk  it  litam  vfxlid,         er  k  leid  erad,     (H.  37,  5—8) 

Gannarr  ok  ])ü,  Gripir  lygr  eigi. 

40.  Hvf  gegnir  })at?  hvi  skulum  skipta     [H.  38] 
litum  ok  ]4tum,  er  k  leid  erum? 

t)ar  mun  fl&raedi  fylgja  annat 

atalt  med  pjln;         enn  segda,  Grfpir! 


*)  Inhalt  etwa:    „werde  ich  denn  aber  dieser  Locknng  nicht  widerstehen? 
Und  was  flir  List  wird  Grimfaild  anwenden?" 

**)  Inhalt  etwa:    „Grimliild  wird  durch   einen  Vergeßenheitstrank  diese  Ver- 
bindung mit  Gudrun  herbeiffibren.** 


KLEINE  BKITRiGE  ZUR  GESCHICHTE  U.  ERKLÄRUNG  D.  EDDALIEDER.     405 

41.  Lit  hefir  pil  Ghinnara         ok  l»ti  haus,     (H.  39) 
msßlskn  ))ina         ok  meginhyggjar ; 

mundu  fastna  p4r         framlundada 
föstra  Heimisy         s^r  vsetr  fyr  pYi, 

42.  Verst  hyggjam  pvi^         v&ndr  mank  heitinn     (H.  40) 
Sigurdr  med  soggjam         at  sog^ru; 

vilda  ek  eigi         völam  beita 
ipfra  bnidiy         er  ek  cezta  veitk. 

43.  [Saman  munud  ir  brüär         i  aadng  eitmi 
Prjdr  noBtr  9ofa         i  B^lum  J^cimM?]*) 

\>k  h9mam  vfxlid         er  it  heim  komid,     (H.  43,  5 — 8) 
hefir  hverr  fyr  J)vi         byggju  sfna**). 

44.  Man  g6da  kvin  Gannarr  eiga     (H.  42) 
mffirr  med  mpnnam  —         mär  segdu,  Gripir!  — 
}>6at  hafi  |)rj&r  nsstr         ]>egQ8  briüdr  bj4  mör 
snarljnd  sofit?         sliks  erat  dsBmi! 

45.  N  mant  hvila,         hers  oddviti     (H.  41) 
mserr,  hj&  meyju,         sem  j^in  m6dir  bö. 
t)v{  man  uppi,         medan  pld  lifir, 
))j6dar  )>engil]y         J)ftt  nafn  vera***). 

46.  Hve  man  at  yndi         eptir  verda     (H.  44) 
msBgd  med  m^nnam?   etc. 

LEIPZIG,  im  Mai  1882.  A.  EDZARDL 


*)  Dafür  überliefert:    jS<aman  mtmti  hr%Mawg  bofäi  drukkin 
Sigurdar  ok  Qwmar»  i  »olum  Qjüka, 
**)  Hier  ist  vielleicht  ein  Strophenpaar  ausgefallen;   s.  die  Schlußbemerkung 
obiger  Abhandlung. 

***)  Sollte  die  Eweite  Halhatropbe,  die  28,  5-^  jedenfalls  passender  steht,  hier 
▼ielleicht  unrichtig  wiederholt  sein  statt  einer  verlorenen,  die  des  zwischengelegten 
Schwertes  erwähnt  hätte?  Alle  Paralleldarstellungen  erwähnen  desselben  an  dieser 
Stelle  übereinstimmend,  ja  theils  wörtlich  Übereinstimmend,  nämlioh:  Sig.  sk.  4:  lagdi 
averd  nokkmt  . .,  d  medal  psfra;  n4  härm  konu  kjf99a  gerdi  eto.  -**  Sn.  E.  I,  362 
er  pau  kpdmu  i  Mcskig,  pd  drö  Jumn  averdU  Qram  or  tUdrw»  ok  lagdi  i  milU  pekra.  *- 
V9I8.  146,  8  ff.  dvtUt  haiwn  prjdr  ncBtr,  ok  hua  eina  rtkkjtk,  Hann  tekr  wer  du  Qram 
ok  Uggr  i  wieddl  peira  bert.  —  Vgl.  Brot  20  benv^nd  of  Ut  ...  d  medal  okkar.  — 
Sig.  sk.  68  liggi  okkar  enn  i  müli  . . .  eggkoatt  idm  wd  endr  lagü ;  pd  er  vU  hoadi  bed 
etrni  sügum,  ok  hitum  pd  hiöna  nqfni. 


406  E-  STEFFENHAGEN 

KIELER  BRUCHSTÜCK   AUS   BERTHOLDS  VON 
HOLLE  DEMANTIN. 


Das  nachstehend  mitgetheilte  Bruchstück  (K.  B.  48"),  über  dessen 
Zugehörigkeit  zu  Bertholds  von  Holle  „Demantin"  Herr  Privatdocent 
Dr.  Pietsch  mich  freundlichst  aufgeklärt  hat,  wurde  von  den  beiden 
Deckeln  eines  Quartbandes  im  Besitze  der  königl.  Universitäts-Bibliothek 
zu  Kiel  abgelöst.  Der  Band  enthält  „In  postremos  tres  prophetas,  nempe 
Haggaeum,  Zachariam^  &  Malachiam,  Common tarius  loan.  Oecolam- 
padij"  (Basileae  1527)  und  ^loannis  Oecolampadii  in  librum  lob  exege- 
mata^  (ibid.  1532).  Über  die  Provenienz  oder  einen  früheren  Besitzer 
des  Bandes  war  leider  nichts  zu  ermitteln. 

Die  beiden  Pergamentblätter  in  Quart,  welche  den  Innenseiten 
der  Deckel  eingeklebt  waren,  setzen  sich  zu  einem  in  der  Mitte  quer 
durchgeschnittenen  Folioblatte  zusammen.  Dasselbe  ist  doppelspaltig 
geschrieben,  die  Spalte  zu  38  Zeilen,  und  nahezu  vollständig  erhalten. 
Nur  oben  ist  ein  Stück  fortgeschnitten ,  so  daß  von  Spalte  1  und  4 
die  erste  Zeile,  von  Spalte  2  und  3  die  vier  ersten  Zeilen  verstümmelt 
sind.  Außerdem  sind  in  der  unteren  Hälfte  der  Spalte  3  die  Anfangs- 
buchstaben der  Zeilen  theilweise  weggeschnitten. 

Die  Schriftzüge  weisen  auf  das  vierzehnte  Jahrhundert.  Die  erste 
Zeile  jedes  Reimpaares  beginnt  mit  einem  großen  Anfangsbuchstaben. 
Roth  gemalt  sind  die  Anfangsbuchstaben  der  Abschnitte.  Der  Inhalt 
des  Bruchstücks  entspricht  den  Versen  1287—1438  (S.  40—45)  der 
vollständigen  Ausgabe  von  Karl  Bartsch*).  Unser  Bruchstück  gehört 
nicht  zu  derjenigen  Handschrift,  aus  welcher  die  Magdeburger  (jetzt 
Heidelberger)  und  die  Rostocker  Fragmente  herstammen*^),  es  bildet 
also  neben  diesen  Fragmenten  und  der  Dessauer  Handschrift  den  Rest 
einer  dritten  Handschrift. 

Ich  lasse  den  ganzen  Wortlaut  des  Kieler  Bruckstücks  mit  bei- 
gefügter Interpunction  folgen  und  setze  die  ergänzten  Worte  und  Buch- 
staben in  Parenthese.  Die  Abkürzungen  sind  aufgelöst.  Die  Verszahlen 
beziehen  sich  auf  die  Ausgabe  von  Bartsch.    In  den  Noten  gebe  ich 


*)  In  der  Bibliothek  des  litterarischen  Vereins  in  Stuttgart.  CXXIII.  Tübingen 
1875.  Vgl.  noch  Berthold  von  Holle,  herausgegeben  von  K.  Bartsch.  Nürnberg  1868.  8', 
und  Steinmeyer  in  der  Allgemeinen  deutschen  Biographie  XII,  765  nebst  der  dort 
angeführten  Literatur. 

**)  Bartsch,  Demantin  S.  861  ff. 


KIELER  BRUCHSTÜCK  AUS  BERTHOLDS  VON  HOLLE  DEMANTIN.     407 

zur  Vergleichung  die  abweichende  Lesung  der  Dessauer  Handschrift 
(D)  nach  Bartsch.  Es  zeigt  sich,  daß  das  Kieler  Bruchstück  bessere 
Lesarten  hat*). 

KIEL,  im  März  1882.  E.  STEFFENHAGEN. 

(a)  Dorch  (daz  herze  min  geslozzeii.) 
ich  wolde  *)  vnvordrozzen 
Legen  tod  vor  uwir  hant 
1290         dan  mir  sterbin  si  bekant 

Di  langen  iare  zcii  den  tagen 

mit  sufzcen  vnd  mit^  herzceclagen.^ 

Da  sprach  der  werde  demantjn: 

„ich  han  euch  an  dem  herzcen  min 
1295         Irkorn  zcu  vrowen  eine  maget, 

di  hat  ir  vater  mir  vorsaget. 

Ich  sage  ueh  vorwar  daz  minen  Hb 

getröstet  niimmir  ander  wib, 

Ob  ich  si  nicht  irwerbin  kan. 
1300         ich  sag  neb,  hochgelobeter  man, 

Uch  mag  noch  gut  von  ir^)  gesehen. 

ich  wil  nch  werliche  ihen, 

Di  vrowen  habin  sulchin  mut 

daz  si  al^)  vnbetwungen  tut 
1305         Dorch  libe  me  dan  dorch  gebot. 

hat  si  uch  gesch  affin  got, 

Sa  kan  si  nummir  des  intgan 

(si  muze)^)  uch  zcu  herren  han. 

Herre,  ich  muz  bekennen  mich. 
1310         wi  gerne  ich  wolde,  io  inkan  ich 

Nicht  gestriten  uwir  baut. 

der  sig  der  ist  uch^)  bekant.^ 

Demantyn  di  vrowen  bat 

vnd  di  rittet  uf  der  stat 
1315         Und  den  koning  zon  im  nidir^)  gan 

da  der  strit  was  getan, 

Vnd  beamvnde  daz  ist  war, 

vnd  mannige  iungvrowin  dar. 

Her  bat  den  vorsten  alzcuhant 
1320         daz  her  in  tede  bekant 

Ob  si  von  im  ledig  were. 

du  sprach  der  vorste  here: 

')  D  ßigt  hinzu  e.  ^)  ynd  mit]  D  unde.  ')  von  ir]  D  und  ere.  *)  al 

fihU  D.         *)  JHesB  beiden  Worte  sind  ahgeeeheuert,         ^)  der  —  uch]  D  herre,  uch 
es  di  sege.         '')  D  darnider. 

*)  [Es  bestätigt  meine  Besserungen  zu  1290.  1306.  1313.  1829.  1368.  1362.  1367. 
1377.  1391.  1394.  U26.    K.  B.] 


408  S*  STEFFENHAGEN 

„Daz  mochte  wol  irbanaen  got, 
daz  gewalt  vnde  gebot 

1825  (6)  (Jungvrowe  an  manne  mag  bogen, 
ich  wil  sagen  unde  ihen|) 
W(er  ich  weidig  obir  alle  lant) 
▼nd  mir  daz  (riebe  bekant,) 
Daz  Hz  ich  al,  ob  siz  geböte, 

1330         weren  des  soldanes  gote 

Bi  mir,  di  wold  ich  na  an  beten 
▼nd  dorch  si  uz  dem  gelonbin  treten. 
Owe  daz  ymmir  magt  noch^)  wib 
8a  ubil  tut  dorch  mannes  üb! 

1335         Want  ir  di  warheit  ist  bekant 
daz  ich  Hb  vnd  lant 
Han  an  ir  walt  gegebin, 
sold  ich*)  biz^^  an  ende  lebin. 
Nu  muz  ich  von  ir  ledig  sin, 

1340         dar  zcu  von  al  der  vroude^^)  min. 
Jangvrowe,  ich  han  Ton  ach  gelan. 
hat  ir  wol  an  mir  getan, 
Daz  mag  ach  an  der  sele  vromen. 
ich  bin  an  uwirme  dinste  komen, 

1345         Dar  ^')  man  mir  mit  swerte  ^  galt 
man  machte  stechin  einen  walt 
Uon  speren  di  af  den  brasten  min 
dorch  uwim  pris^^)  vorstochin  sin. 
Daz  maz  na  al  ein  ende  han. 

1350         wi  hat  ir  sas  an  mir  getan? 
Sal  ichz  alliz  han  vorlorn, 
sa  wer  ich  bezzer  **)  Yngeborn,*  *®) 

Du  sprach  der  von   engelant: 
^sint  uch  der  sig  ist  bekant, 

1356         Sa  tun  ich  ach  mit  warheit  ^^)  kant, 
hir  stet  min  oheim  ^^)  beamvnt. 
Ir  hat  vor  si  hi  gestriten 
▼nd  az  awirme  lande  geriten^^). 
Mit  strite  ir  si  irworbin  hat, 

1360         in  awir  gewalt  si  hir  etat, 
Beide  ir  lute  ^)  vnd  ir  gat, 
lib'^)  vnd  lant:  waz  ir  tat 


')  D  und.  ')  ich   tat   mit   kUmerer  Schrift  über   die  Zeile  geachrieben» 

*•)  D  ewig.  ")  D  den  vroudin.  ")  D  daz.  ")  D  swerten.  *<)  B  willen. 
**)  D  baz  al.  *•)  D  ni  gebom.  ^"^  D  werten.  .  ")  D  mume.  '*)  B  her  ger. 
«•)  B  Hb,  Vgl.  die  folgende  Note,        ")  B  lute.  Vgl.  die  vorige  Note, 


KIELER  BRUCHSTÜCK  AUS  BERTHOLDS  VON  HOLLE  DEMANTIN.    409 

(e)  (Dar  mete,  daz  moz  alles  sin.* 

du  sprach  der  werde  demarUyn: 

„JaDgvrowe,  is  das  also  her  saget  ?** 
1365         du  sprach  di  mionecliche)  maget: 

„Waz  min  ohim  spricht,  daz  ist  war.^ 

du  trat  der  hochgelobete  dar; 

Her  sprach:   „her  koning  Yon  engelant, 
1370         ich  tun  ttch  werlioh  bekaiit| 

Ir  hat  gegebin  mir  gewalt 

ubir  di  iungyrowen  wol  gestalte 

Daz  si  stet^')  zca  mime  geböte. 

herre,  ich  sag  iz  uch  bi  gote, 
1375         Hir  stet  der  werde  fyrganant. 

si  ist  an  dem  vorsten  baz  bewant 

Dan  ich  y  ritter  habe  gesehn. 

min  hant  di  muz  im  prises  ihen 

Uor  al  den  di  ich  7  bestreit. 
1380         ich  wil  ucb  sagen  di  warheit, 

Ich  wil  si  dem  vorsten  gebin: 

her  kan  noch  wibe  lone  strebin.  ^ 

Du  sprach  der  koning  riebe: 

„ir  hat  erliche 
1385         An  disim  vorsten  getan. 

(i)z  ist  nach  wonsche  hi  irgan« 

Min  oheim  sal  des  willig  sin.^ 

(d)a  begunde  vragen  demantjn, 

Ob  iz  ir  wille  were. 
1390         (d)i  iungvrowe  here 

(S)prach:  „herre,  daz  wil  ich  uch  sagen. 

(i)z  sal  mir  alliz  wol  behagen 

Daz  ir  biten  wollit  mich. 

mit  rechter  Übe  sa  wil  ich 
1395         Dem  vorsten  wesin  vndirtan. 

(d)az  ich  in  versprochen  han, 

Daz  wirt  mit  truwen  widerleget. 

(B)wes  vrowen  Üben  mannes^^)  pfleget, 

Daz  sal  im  werden  algetan 
1400         mit  steten  truwen  svnder  wan.'' 

{d)  D(er  werde  koning  von  engelant) 
der  gebot  alzcuhant 
Den  vorsten  die  dar  waren  komen 
vnd  mannigem  stolzcen  ritter  vromen^ 
1405         Si  selten  alle  blibin  dar. 

her  sprach:   „ich  sage  uch,  daz  ist^)  war, 
Di  hochzcit  sal  vos  hüte  intstan 
vnd  bi  vier  wochin  nicht  vorgan.**'*) 

")  2>  ste.        ^')  J9  lib  an  lieben  mannen.       **)  daz  ist]  Z>  vor.       *^)  Z>  irgan. 


410  FERDINAND  VETTER 

Waz  mannig  schone  vrowe  dar 
1410         quam  zcu  grozen  yrouden*®)  dar, 

Di  mit  fyrganande  waren  komen! 

man  sach  dar  mannigen  stolzcen  vromen 

An  Trolichen  mute, 

du^'^)  demantyn  der  gute 
1415         Fyrganande  tede  bekant 

beide  ir  lib  vnde  ir  lant, 

Der  schonen  beamonde. 

daz  was  ein  saug  stunde 

Daz  81  dem  werden  wart  gegebin, 
1420         want  her  nach  eren  künde  strebin. 

Waz  man  dar  vrowen^)  mochte  sehn 

vnd  manniger  vrowen  schone  ihen. 

Du  di  hochzcit  intstunt! 

man  sach  dar  mannigen  roten  mnnt, 
1425         Du  di  minnenclichen  wib 

hatten  gezcymmert^)  iren  lib 

Mit  sa  grozer  richeit. 

fyrganant  der  heit  gern  ei  t 

AI  siner  sorge  uf  ein  ende  quam. 
1430         der  koning  von  engelant  in  nam. 

Her  hiz  in  sitzcen,  daz  ist  war, 

bi  di  schonen  beamunde  dar* 

Demantyn  begunde 
setzcen,  so  her  kunde^ 
•  1435         Di  vorsten,  swi  her  wolte. 
swer  in  dinen  solte, 
Di  sazte  her  alle,  daz  ist  war« 
iz  wart  sa  wol  geschaffin  dar, 

'•)  D  groeer  froude.        «')  du  fehlt  D.        ••)  D  frouden.        *»)  D  geziret. 


KLEINE  MITTHEILUNGEN. 


VI.  Einen  kleinen  Beitrag  zur  Geschichte  der  deutschen 
Mystik  liefert  die  Vorbemerkung  zu  einer  Einsiedler  Eckhart- 
handschrift (Cod.  278,  Perg.,  14.  Jahrb.,  von  Pfeiffer  benutzt:  vgl. 
Deutsche  Mystiker  II,  S.  VIII,  Nr.  7) : 

Den  swesteren  in  alleg  jr  sSnt  wissen  dz  das  buch  dz  vch  ward 
von  jungfrov  greten  zem  guldin  Ring  dz  künginit  (küngunt?)  har 
antuwürte  des  s6nt  ir  wol  wämemen  jr  swesteren  !  albeg  as  so  das 


KLEINE  MITTHEILUNGEN.  411 

es  dienen  8ol  in  die  iiij  büser  im  wald  jr  85nt  wissen  dz  jra  nüt  vsser 
dem  wald  nüt  sfint  len)  vnd  sol  ie  ein  manat  in  eim  huse  sin  vnd 
sol  mans  ie  wider  antwirten  jn  albeg 

Von  mir  her  heiricb  von  Ramershein  ze  sant  peter  ze  basel  der  ir 
bichter  was  bittent  ouch  für  mich. 

(Andere  Schrift): 

Dis  buch  hßret  in  die  vier  hüser  in  dem  walde. 

(Spätere  Hand): 

Dem  gots  huß  S.  Peter  vff  dem  bach  jn  schwitz  gehörig. 

An  den  hier  erwähnten  Lesezirkel  der  Waldschwestern  von 
Einsiedeln  ward  auch  durch  Heinrich  von  Nördlingen  das 
(von  ihm  für  Marg.  Ebner  in's  Hochdeutsche  übersetzte)  „Fließende 
Licht  der  Gottheit"  Mechthildens  von  Magdeburg  überschickt  (Preger, 
Geschichte  d.  deutschen  Mystik  I;  70).  Hier  nun  erscheinen  diese 
Schwestern  auch  in  Verbindung  mit  der  Mystikerfamilie  zum  Goldenen 
Ring  an  der  Spiegelgasse  zu  Basel;  die  als  Geberin  des  Buches  ge- 
nannte „Grete"  ist  ohne  Zweifel  identisch  mit  der  Freundin  Heinrichs 
von  Nördlingen  (bei  Heumann,  Opuscula  393  und  Schmidt ,  Nicolaus 
von  Basel  71),  von  dem  also  vielleicht  auch  diese  Sendung  (Pre- 
digten und  Sprüche  Meister  Eckharts)  ausging.  Vgl.  „Ein  Mystiker- 
paar des  14.  Jahrb."  (in  „Öflfentliche  Vorträge,  gehalten  in  der  Schweiz 
1882*^),  S*  55  [und  jetzt  Strauch,  Margaretha  Ebner  S.  371]. 

VIL  Die  deutsche  Einsiedler  Hs.  745  („Ars  moriendi  Script.  1400") 
enthält  einen  Spruch  auf  das  römische  Jubiläum,  —  nach  Vs.  4 
und  dem  Datum  am  Schluß  des  ganzen  Bandes  (s.  u.)  wohl  eher  auf 
das   berühmte  große  Jubeljahr  von  1450  als  auf  dasjenige  von  1400. 

wir  hant  gesundet  ver  (==  toaere)  es  Tervorn  (l.  verhorn) 

wen  es  nit  rüwet  der  ist  verlorn 

daz  haut  Vns  got  die  gnade  gesant 

dz  fünfzogosten  jar  in  römischem  land 

Das  sdllet  wir  eUi  saohen  zwar 

wir  Bumend  vns  dz  gantz  jar 

nü  sollet  wir  vnser  wesen  loh 

ze  ro°m  sollet  wir  in  gon 

So  werdet  wir  vnser  sündS  quit 

sant  peter  Sant  Paul  fiLr  vns  bitt 

si  wellet  vnser  ftlrspreeh  sin 

rnd  Idsen  vö  der  hell!  pin 

Die  bilgry  band  ain  friges  gelait 

das  ewig  leben  ist  in  berait 

ver  («o)  nun  kumpt  mit  ruwen  dar 

die  sees  man  an  der  eogellsobar 


412  FERD.  VETTER,  KLEINE  MITTHEILUNGEN. 

Wnser  frow  gaat  mit  de  bilgiin  in 
vn  wil  och  ynser  fürsprech  sin 
vn  wil  vnB  helfen  yß  Bünden  not 
vii  lÖBsen  vö  dem  ewigen  tott 
Wer  nit  mag  kumen  vff  die  fart  (I.  han^) 
der  ruff  gott  einer  gnaden  ain  (so) 
vü  sin  lieb§  m&ter  bQb 
die  kain  sfinder  nit  geließ 
GroBser  BÜnder  nie  verczag 
got  yergit  vnß  alle  tag 
ruff  an  sin  liebe  müter  zart 
Die  al  BÜnder  wol  bewart 
Da  8ol  nieman  zwifflen  ain 
für  pin  vn  schuld  git  er  vns  hm 
yn  wil  "vns  füren  mit  siner  müter  zart 
in  die  ewigen  gloria  amen. 
Am  Schluß  der  Hs.  steht: 

Hoc  (!)  Über  (!)  schribsig  (!)  Har*man  Keller  de  schafhusen  anno 
dni  milesimo  quadragentesemo  M*  cccc"*  IJ  jar. 

VIII.  Die  bisher  nur  als  alter  Druck  bekannteProBaauflösung 
des  Wilhelm  von  Österreich  von  Johann  von  Würzburg  (über  das 
Gedicht:  Goedeke,  Grdr.  74,  D.  D.  im  MA.  865;  Wackemagel,  Littg. 
I,  240;  AuBzug  in  Z.  f.  d.  A.  I,  214  ffi,  vgl.  Z.  f.  d.  Ph.  VII,  168  ff. 
[Röhricht-Regel];  —  über  den  Prosadruck  [Augsb.,  Sorg  1481],  Goe- 
deke,  Grdr.  116;  Wackemagel,  Littg.  454.  448;  Panzer,  I,  121,  Dra- 
matisiruDg  bei  Hans  Sachs)  findet  sich  handschriftlich  auf  der  Zürcher 
Stadtbibliothek.  Sie  steht  in  einem  kleinen  Sammelband^  der  einst  im 
Besitze  eines  Sohnes  des  Chronisten  Gerold  Edlibach  war,  und  neben 
Familienaufzeichnungen  des  Besitzers,  einer  kleinen  Spruchsammlung; 
und  der  Übersetzung  eines  Briefes  von  Aeneas  Sylvius  von  des  Vaters 
Hand,  zwei  weitere  Stücke  eines  andern  Schreibers  enthält:  1.  die 
von  Pfeiffer  im  ^Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit"  1854,  S.  76 
angeführte  spätere  Umarbeitung  und  Verkürzung  des  Wilhelm  von 
Orleans  (hier  ArlerUz)  von  Rudolf  von  Ems,  datirt  1477;  2.  den  be- 
sagten, wohl  gleichzeitig  geschriebenen  Prosaroman.  Derselbe  ist  stark 
beschädigt  und  geplündert:  von  ursprünglich  104  Blättern  sind  zu 
Anfang  5  ausgerissen  und  weiterhin  35  —  wie  es  scheint  alle  mit  Bildern 
versehenen,  wovon  nur  eines,  ein  sehr  schlechtes,  erhalten  ist.  (Mitthei- 
lungen des  verstorbenen  Herrn  Bibliothekars  Prof.  Dr.  S.  Vögelin  in 
Zürich.) 

Den  Anfang  macht  auf  Bl.  6  a  die  Erzählung,  wie  der  Marschalk 
den  Herzog  Wilhelm  zum  König  Agrand  von  Zissia  (mo)  sa  bringen 


0.  T.  HAKDBNBEBG,  DIE  VIER  TEUPERAlfENTE.  413 

verheißt.  Von  Capitelüberschriften  finden  sich  im  Verlauf  des  Bomans 
noch  17 ;  in  der  letzten  ist  Agleyens  Tod  erwähnt.  Wir  notiren  daraus 
die  vom  Gedicht  abweichenden  Namensformen:  Wegrach  (=  Wigerich), 
Jaraffin  (Joraphim),  Melchnor  (Melchinor),  Merlin  (Moriin),  SoUia  (Solia), 
GrygoUet  (Gaigalet),  Pelgalgon  (Belgalgan),  und  begnügen  uns  im 
Übrigen,  den  oder  die  Bearbeiter  des  Gedichtes  lediglich  auf  die  Exi- 
stenz dieser  firilhesten  Prosabearbeitung  aufmerksam  gemacht  zu  haben. 
BERN.  FERDINAND  VETTER. 


DIE  VIER  TEMPERAMENTE. 


Eine  Papierhandschrift  des  XV.  Jahrhunderts  von  acht  Quart- 
seiten enthält  das  nachstehende  Gedicht  und  vier  Federzeichnungen, 
auf  denen  die  vier  Temperamente  als  verschieden  costümirte  Beiter 
abgebildet  sind,  von  welchen  je  einer  in  Wolken,  in  Flammen,  im 
Wasser  und  auf  der  Landstrasse  einherreitet.  Das  Manuscript  befand 
sieh  früher  zu  Nürnberg  im  Privatbesitz  und  nachher  in  dem  anti- 
quarischen Bücherlager  des  Herrn  Völker  in  Frankfurt  a.  M.,  von 
dem  ich  dasselbe  erworben  habe. 

Sangwineus  Luft 

Ir  secht  den  Bangwineus  an 
So  gar  ein  wuniklichen  man 
Sein  prawnes  bar  gar  schon  gewedelt 
All  sejn  gelyder  sind  geedelt 
Mit  seinem  roten  antlutz  schon 
Manhafft  ist  er  Tnd  dartzu  k(3n 
Von  seyner  natur  feucht  vnd  warm 
Was  frawenpild  kumpt  an  sein  arm 
Vnd  die  enpfacht  da  auff  der  vart 
Das  kumbt  von  seiner  edlen  art 
Auch  aller  frumkait  ist  er  &olt 
Die  lobt  er  für  das  rotte  golt 
Den  schalck  hast  er  gar  grjmmigkleids 
Er  sey  iunck  alt  arm  oder  reich 
Auch  alle  vngerechtikait 
Vnd  die  ist  jm  von  hertsen  laidt 
Vom  lufft  hat  er  sein  edels  pluet 
Des  hat  er  albeg  trewen  muet 
Sein  puls  ist  geng  sein  harin  weinfar 
So  sagen  vns  die  maister  dar 


414  C.  V.  HARDENBERG,  DIK  VDER  TEMPERAMENTE. 


ColericQB  Fewr 

ColericuB  mit  grjmmen  fewr 
Den  siecht  man  tragen  spyeß  vnd  wer 
Er  eicht  auch  gern  ein  grosses  her 
Vnd  ist  fressig  vnd  tuet  vast  ser 
Mit  kransem  oder  praittem  har 
Er  ist  auch  gech  zornig  für  war 
Auch  hat  er  gar  ain  rauhe  prust 
Des  sieht  man  yn  mit  reichem  lust 
Er  ist  gar  einer  gähen  räch 
Vnd  hat  ain  schndle  scharfife  sprach 
Dartzu  ist  er  auch  hoher  list 
Damit  er  woU  tzu  preisen  ist 
Er  ist  durstig  vnd  raues  leibs 
Dartzu  begert  er  manches  weibs 
Vnd  mag  nit  vil  gelb  ist  sein  pild 
G-ibt  mer  durch  rome  den  durch  mild 
Er  nitt  vill  spart  als  ich  yn  waiß 
Des  fewrea  art  trucken  vnd  hayß 
Bayd  zorn  vnd  guet  ym  nahent  leist 
Pald  frolich  gmüt  vnd  behent  verhaist*). 

Flegmaticus  Wasser 

Flegmaticns  den  well  wir  schawen 
Der  schertzet  gern  mit  frawen 
Dartzu  hat  er  ain  faisten  leib 
Ein  weyßes  antlutz  als  ein  weib 
Naturlich  ist  er  feucht  vnd  kalt 
Vom  schlaff  ein  tusemlich  gestalt 
Langksam  ist  er  vnd  dartzu  treg 
Vnd  yast  ynsauber  alle  weg 
Des  Wassers  art  sagt  sein  gestalt 
.  .**)  wie  recht  kaum  so  wirt  er  alt 
Er  reuspert  vnd  wirt  leicht  suchtig 
In  der  gepurd  ist  er  vntuchtig 
Er  mag  vill  gert  wenig  weibs 
Faul  fressig  vngeschicktes  leibs 
Sein  feintten  sigt  selten  er  an 
In  tzomes  nott  ist  er  kain  man 
Doch  ist  sein  aller  pester  list 
Das  er  gar  barmhertzig  ist 
Vnd  pettet  gern  vnd  ist  frum 
Des  hilft  im  got  auch  weil  aufkum 


*)  [In  diesem  und  den  drei  vorhergehenden  Zeilen  ist  sicherlich  innerer  Reim 
beabsichtigt.     K.  B.] 

**)  Durch  Feuchtigkeit  ist  ein  Wort  verwischt. 


O.  BEHA,aH£L,  ZUM  HEUAND.  415 

Melancolicus  Erd 

Da  bej  kent  melancolicus 
Vnd  der  bat  kainen  last  alsuB 
Vor  seytiicb  sorg  zu  kainer  ft-eud 
Mit  seinem  guet  mag  er  nit  geud 
Klainat  von  silber  vnd  das  golt 
Vnd  scbön  geticbt  das  bat  er  bolt 
Dartzu  ist  neydig  vnd  kargk 
Vnd  geitsikait  er  nye  verbargk 
Doch  ist  er  dechtig  vnd  auch  wejß 
Wie  er  sein  sach  icht  fürt  zu  preyß 
Der  erdn  art  sagt  sein  natur 
Vnd  plod  ist  er  ein  plaich  figur 
Groß  lieb  hat  er  za  schätz  vnd  kunst 
Wem  er  das  gibt  des  hat  er  gunst 
Trucken  vnd  kalt  ist  sein  nataar 
Er  ist  gern  allain  in  sainer  maur 
Vjid  ist  sorgfeltig  seines  guetz 
Darumb  ist  er  eins  schwären  muetz 
Sein  harin  der  ist  rott  gefar 
Sagen  die  maister  vns  für  war 
POSEN.  C.  V.  HARDENBERG, 


ZUM  HELIAND. 


Meine  Ausgabe  des  Heliand  gibt  mir  Anlaß  zu  einer  Reihe  von 
Bemerkungen  und  Fragen. 

Erstens  ein  grammatisches  Bedenken:  Ist  hahda  o&r  haida  an- 
zusetzen? In  den  Versen  2000 — 2500  ist  in  C  die  inlautende  Labial- 
Spirans^  abgesehen  von  Praeteriten  von  hebbian,  65mal  mit  6,  26mal 
mit  b  bezeichnet.  Dagegen  erscheint  im  gleichen  Abschnitt  das  Prae- 
teritum  von  hebbton  20mal  mit  bdy  einmal  mit  id  geschrieben.  Eine 
Form  hdbda  ist  somit  unzweifelhaft.  Aber  auch  hatda  begegnet  mehr- 
fach; 5058  schreibt  M  sogar  haßun.  Es  müssen  also  offenbar  Doppel - 
formen  angenommen  werden. 

Was  den  Text  betrifft^  so  sei  zunächst  auf  eine  eigenthümliche 
Art  von  Fehlem  aufmerksam  gemacht.  1187  steht  in  C:  wtzs  im  is 
huldi  hdpono  tharf;  wir  haben  hier  ein  zweifelloses  Beispiel  dafür^ 
daß  der  Schreiber  zuerst  ein  falsches  Wort  niederschrieb^  dann  seinen 
Irrthnm  bemerkend,  das  richtige  Worte  folgen  ließ,  ohne  das  fehler- 
hafte zu  tilgen.  Ebenso  erklärt  sich  C  544:  an  dar  langan  weff, 
C  1049  8uno   drohtines   helandan  Crist^    C  1484  uuliti  uuili,   M  5107 


4t6  O.  BEHAGHEL 

tho  thes  für  thea  (der  Schreiber  war  auf  thoh  5108  abgeirrt).  Hierher 
gehört  nun  wohl  auch  C  299,  wo  der  Schreiber  auf  m  uunda  ab- 
gein't  war;  ferner  V.  681:  Rödiger  will  im  lesen,  abhängig  von  gäogde, 
indem  er  ganz  richtig  gidrog  als  Substantiv  fasst.  Allein  diese  Lesung 
ergibt  eine  unzulässige  Wortsteilung;  im  (in)  muß  vielmehr  ganz 
getilgt  werden.  Die  Vorlage  von  M  und  C  hatte  aber  wohl  zuerst 
in  statt  an  geschrieben.  Ebenso  fasse  ich  3892:  ich  streiche  das 
unerklärte  geth^  indem  ich  annehme,  daß  der  Schreiber  der  Vorlage 
ursprünglich  ein  anderes  Wort  im  Sinne  hatte;  vielleicht  wollte  er 
gideriu  schreiben  und  schrieb  fälschlich  ein  th.  In  3894  ist  so  wohl 
bloß  ein  misslungener  Anfang  des  Wortes  sundig,  5662  wollte  der 
Schreiber  nach  antkennian  zuerst  einen  abhängigen  Behauptungssatz 
beginnen,  kehrte  dann  aber  zu  dem  Texte  der  Vorlage  zurück,  die 
freilich  hier  wohl  lückenhaft  war:  ich  ergänze  gißtolian. 

Zu  einzelnen  Stellen  bemerke  ich  Folgendes. 

45,  Die  naheliegende,  durch  Rödiger  vorgeschlagene  Änderung 
von  htoar  in  kwan  scheint  mir  unnöthig,  da  auch  thar  im  Heliand  mehr- 
mals temporale  (conditionale)  Bedeutung  besitzt  (s.  Heyne,   Glossar). 

47.  thiuy  das  Rödiger  tilgen  will,  bietet  keinen  Anstoß.  Denn 
die  Vorstellung  von  den  sechs  Weltaltern  war  verbreitet  genug,  um 
vom  Dichter  als  bekannt  vorausgesetzt  zu  werden. 

137.  Rückert  und  Rödiger  wollen  sie  in  git  ändern:  gänzlich 
sinnlos.  Die  Überlieferung  ist  correct  und  besagt,  daß  sie  beide, 
Christus  und  Johannes,  in  Bälde  als  Boten  Gottes  erscheinen  würden ; 
cf.  V.  895. 

682.  Nath  weide  einen  Punkt  zu  setzen,  wie  Rödiger  will,  ist 
unzulässig,  denn  es  steht  bei  thunkian  vor  abhängigem  Satze  kein 
Pronomen,  um  den  Inhalt  der  Vorstellung  anzudeuten. 

851.  Sievers  hat  den  Artikel  aus  C  aufgenommen.  Um  die  Frage 
zu  beantworten,  ob  dies  mit  Recht  geschehen  sei,  habe  ich  aus  v.  1  bis 
2000  die  Fälle  gesammelt,  in  welchen  an  ein  anticipirendes  Pronomen 
sich  ein  Substantiv  anschließt.  Es  ergibt  sich  Folgendes.  Hat  das 
Substantiv  eine  nähere  Bestimmung  durch  Adjectiv,  Pronomen  posse- 
sivum,  oder  Genitiv,  so  fehlt  der  Artikel.  Die  Beispiele  sind  zahl- 
reich. Einzige  Ausnahme  v.  1996:  he  te  enum  gomun  ward  gd>edan 
that  harn  godes.  Ebenso  stehen  waldand  und  drohtin  als  Bezeichnungen 
Gottes  stets  ohne  Artikel:  39,  1253,  1281,  1684.  Einfaches  Substantiv 
im  obliquen  Casus  hat  den  Artikel:  21,  454,  576,  606,  1863.  Für  den 
Nominativ  muß  die  Unterscheidung  gemacht  werden,  ob  zwischen  Pro- 
nomen und  Nomen  das  Verbum  finitum  steht  oder  nicht.  Im  letzteren 


ZUM  HEUAND.  417 

Falle  fehlt  der  Artikel:  683,  795,  861,  1365.  Im  ersteren  Falle  — 
hierher  gehört  unser  Vers  —  kann  der  Artikel  stehen  oder  fehlen. 
Ersteht:  393,  1311  (Plurale);  407,  741,  785,  1083  (Singulare);  er  fehlt: 
1222,  1309,  1359,  1276,  1777  (Plurale);  1761  (Singular).  Gegen  M  ist 
also  nichts  einzuwenden. 

911.  endi  fragodun  wird  gegen  Rödigers  Atethese  gesichert  durch 
ut  inierrogarmt  des  Originals  und  durch  den  Umstand,  daß  der  Be- 
griff des  Ausforschens  im  Alterthum  dem  Verbum  sokian  gänzlich 
fremd  ist. 

1004.  quat  erscheint  niemals  in  dieser  Weise  eingeschaltet;  es  ist 
mit  P  thcU  ^uat  that  zu  lesen;  cf  912 — 13. 

1067.  Zum  Wechsel  von  negativem  Fragesatz  und  positivem 
Imperativ  vgl.  Rol.  1355:  wau  ne  läzestu  thie  Earlinge  Handelen  ire 
Sache  Unde  leve  thu  mit  gemache. 

1191.  jungororif  was  beide  Handschriften  überliefern,  war  offenbar 
ursprünglich  die  Glosse  zu  ßßon  1190  und  hat,  gänzlich  unpassend, 
die  ursprüngliche  Bezeichnung  für  Mattheus  verdrängt:  1.  thegan. 

1212.  Mit  Recht  schreibt  Rückert  torlitlico^  denn  bei  Verbindung 
von  manag  +  Substantiv  +  Adjectiv  steht  niemals  das  Adjectiv  an  erster 
Stelle«  1724:  sulic  sint  hir  foh  manag  gewährt  nur  eine  soheinbare 
Parallele,  denn  hier  ist  sulic  praedicativ. 

1221.  Die  Lesung  von  M  wird  gesichert  durch  die  Vergleichung 
von  3900  ff. 

1273.  Factisch  hat  Sievers  in  seinem  Tadel  gegen  Rückert  doch 
recht,  denn  nach  hie  kann  sich  eben  nur  ein  Particip,  kein  Substantiv 
anschließen. 

1325«  welono  wunaamost  C  ist  parallel  mit  gestUc  lif  1323.  Es  ist 
leicht  begreiflich,  wie  M  aus  C  entstehen  konnte,  aber  nicht  umgekehrt 
C  aus  M  herzuleiten. 

1354.  Gegen  Sievers  Erklärung:  „wenn  ihr  Sinn  sie  antreibt" 
hatte  ich  (Jenaer  Literaturzeitung  1878,  S.  338)  geltend  gemacht,  daß 
bei  ihr  an  betont  sein  müsste.  Das  ist  nicht  noth wendig;  vgl.  1291 
mdi  sah  sie  an  lango. 

1364.  Rödigers  Vermuthung  beddian  (zu  gihada)  ist  schwerlich 
zutreffend,  denn  1.  erscheint  das  Verbum  baten  nicht  in  der  älteren 
Sprache  —  undarbaddn  wird  von  Holtzmann  zu  badu  gestellt;  2.  be- 
gegnet nirgends  eine  Bildung  des  Verbs  nach  der  -jan-Classe. 

1468.  Wenn  ti?/d,  nicht  widar  im  Original  stand,  so  erklärt  sich 
am  leichtesten  der  Ausfall  der  Praeposition  in  C,  indem  dem  Schreiber 
eine  Dittographie  vorzuliegen  schien. 

aBRMAHIA.  Nene  Reihe  XV.  (XXVII.)  Jftlirg.  27 


418  O.  BEHAGHEL 

1492.  Die  gänzlich  unlogisch  gebautiö  Stelle  wird  durch  den  Ver- 
gleich von  2442 — 47  gerechtfertigt,  wo  eine  ähnliche  Constructions- 
mischung  vorliegt. 

1699.  Danach  darf  nicht,  Wie  Rödiger  will,  starke  Interpunction 
stehen,  denn  1700  führt  nicht  einen  neuen  Gedanken  ein,  sondern 
cumit  tegegnes  ist  genaue  Wiedergabe  und  Variation  von  motean  1698. 
1699^  steht  äno  xoivov  (wie  2496^-98'),  cf.  meine  „Modi"  S.  15  und 
Eneide,  Einl.  S.  CVIII. 

1738.  Bei  der  Interpunction  der  bisherigen  Herausgeber —  Strich- 
punkt oder  Punkt  nach  hugi  —  bleibt  sulicom  1737  unverständlich, 
das  einen  Folgesatz  nach  sich  verlangt;  dieser  ist,  freilich  in  anako- 
luthischer  Weise,  in  1739  enthalten. 

1883.  Ich  habe  dädiun  ergänzt,  dessen  Ausfall  wegen  des  folgen- 
den Verses  sich  am  leichtesten  erklärt. 

1971.  liudibamo  ist  von  Rödiger  mit  Unrecht  angefochten;  es  ver- 
hält sich  zu  liudi  genau  wie  eldibarn  zu  eldi,  Vergleiche  außerdem  die 
Sachsen  Liudeg^r  und  Liudegast. 

2505.  Mit  der  Beanstandung  der  Überliefenmg  ist  Rödiger  im 
Recht,  aber  das  von  ihm  vorgeschlagene  gikugdi  ist  falsch,  es  kann 
nur  gihugda  heißen;  cf.  meine  Modi  §.  14. 

2688*  Ich  nehme  nach  2688^  eine  Lücke  an,  denn  das  Erkennen 
Christi  hängt  doch  nicht  vom  guten  oder  bösen  Willen  der  Leute  ab. 
Diese  Lücke  war  schon  in  der  Vorlage  von  M  und  C  vorhanden ,  und 
das  Fehlen  von  2688"*  und  2689  in  C  steht  damit  nicht  im  Zusammenhang: 
die  hier  fehlenden  Worte  sind  übersprungen,  weil  2688*"  und  2690  gleichen 
Anfang  haben,  schwerlich,  wie  Rödiger  will,  weil  C  Kritik  übte. 

2730.  Daß  statt  des  durch  den  Zusammenhang  erforderten  iJio 
die  Vorlage  von  MC  huo  las  (etwa  mit  verblaßtem  t),  weist  darauf 
hin,  daß  im  Archetypus  dieser  Vorlage  sich  einzelne  uo  -=■  got.  6  fanden. 
Ich  wage  aber  daraus  keine  allgemeinere  Folgerung  zu  ziehen. 

2786.  Es  ist  leichter  zu  denken,  daß  ein  Abschreiber  den  stili- 
stischen Wechsel  verwischt,  als  daß  er  ihn  erst  eingeführt.  Daher  ziehe 
ich  die  Lesung  von  C  vor. 

2991.  Das  Fehlen  des  Pronomens  wäre  an  sich  durch  die  von 
Behrmann,  die  Pronomina  personalia  und  ihr  Gebrauch  im  Heliand 
S.  20  verzeichneten  Fälle  gerechtfertigt,  allein  der  Parallelismus  des 
folgenden  Verses  spricht  fllr  die  Lesart  von  C. 

3072.  Sievers  verwirft  himtlriceaa  C;  dieses  wird  aber  durch  den 
Text  der  Vulgata  als  das  Ursprüngliche  erwiesen :  claves  regni  caelorum. 


ZUM  HELIAKD.  419 

3075.  Die  von  Rüdiger  gebilligte  Interpunction  Rückerts  ist  falsch, 
denn  der  mit  huene  eingeleitete  Satz  kann  nur  Frage-,  nicht  Relativsatz 
sein.  Vgl.  KU  der  Stelle  meine  ^Modi"  S.  49.  Auch  eine  Änderung  von 
htene  in  so  hkme  ist  unzulässig,  weil  danach  der  Indicativ  stehen  mflsste. 

3166.  Meine  Ergänzung  von  her  nach  3637. 

3227.  Behrmann  will  ü  ergänzen  nach  «/  (S.  20):  ohne  Grund. 
In  dem  einen  „Explicativsatze^  (s.  meine  „Modi"  S.  23)  überge- 
ordneten Satze  steht  häufig  kein  Pronomen  beim  Verbum;  cf.  3729 
was  them  Judinn  härm  an  mMe,  tkat  tvarhtun  ^=:  4868.  1122  im  tho 
liobora  ward,  that  cüdien  wolda,  5867  tho  waHh  san  öfter  tkiu  them 
tmb&n  an  tm7/ir>n,  that  sia  gihdrduriy  4422  ni  was  tu  werd  eowikt,  that 
gi  mtn  gihugdin.  Dadurch  rechtfertigt  sich  denn  auch  das  Fehlen  des 
Pronomens  in  1560:  sQ  %s  ^tswnm  drohtine  werd. 

3234.  Heyne  gibt  den  Wortlaut  der  Überlieferung  so  wieder: 
gWenn  er  hört;  daß  viele  Männer  darauf  Acht  haben''  (s.  v.  ahtdn), 
und  eine  andere  Überseteung  ist  in  der  That  nicht  möglich.  Das  passt 
aber  durchaus  nicht  in  den  Zusammenhang.  Zudem  ist  ein  Acc.  cum 
Infin.  nach  h&rian  dem  fieiiand  fremd.  Ich  habe  daher  he  gestrichen; 
dessen  Eindringen  hat  die  Änderung  des  ursprünglichen  ahtid  in  ahtan 
nach  sroh  gezogen. 

3216.  aüaro  C,  ist  überflüssig;  ef.  2732,  3874,  4377. 

3372.  „wo  sie  als  Wahrzeichen  hat  schlimme  QuaP  (Rödiger) 
ist  so  wenig  möglich  als  meine  Erklärung  von  mcurida  v.  4,  die  Sievers 
mit  Recht  bekämpft. 

3577.  Der  Anlaut  sc  neben  s  ist  nicht  fehlerhaft,  vgl.  scinandia 
8unni€L  3438:  sodlic  sagde.  than  was  sunnon  skin,  4908:  svide  onsaeton 
'^Ifa  forstddon,  Genes.  769.  tasten  onsundran  tndan  seif  es  gesceapu 
Qenes.  842. 

3904.  Meine  Ergänzung  von  te  beruht  darauf  daß  C  rehte  liest, 
während  es  auslautendes  a  nicht  zu  e  scbwäctit.  Für  eine  Lücke  in 
der  Vorlage  von  MC  kann  «uoh  in  Anschlag  gebracht  werden,  daß  C 
ruomuod  statt  romodun  bietet. 

4086.  huat,  sagde  ik  ist  unzulässig,  denn  nach  hwat  tritt  keine 
Inversion  ein,  sondern  das  Pronomen  folgt  unmittelbar  auf  den  Ausruf. 

4282.  Sievers  Erklärung  trifft  das  Richtige;  ich  verweise  noch 
aaf  V.  4608. 

4344  witin  gi  C  =^  scitote. 

4347^  msrde  lässt  sich  zur  Noth  rechtfertigen,  wenn  man  ni  mSt 
tefaran  versteht:  soll  nicht  vergehen,  und  es  stünde  dann  Conjunctiv 
im  Nebensatz  des  Heischesatzes  (Modi  §.  19). 

27* 


420  R-  8PKENQER,  KLEINE  BEITRiGE. 

4645.  Sievers  liest  mit  C  /or  thero  menigi:  ohne  Grund,  vgl.  305, 
1572, 

4862.  sie  kann  hier  nicht  fehlen;  die  Stellen,  wo  sonst  das  Pro- 
nomen im  Nebensatze  ausgelassen  ist,  sind  anders  geartet:  893,  1656, 
2713,  2991,  3122,  3785,  4173. 

4898.  Die  Entstellung  von  eß  in  ofi  begegpiet  auch  5192  G. 

5054.   cf.  5119. 

5508.  craftigna  ist  natürlich  in  craßiga  zu  ändern.  Wie  haben 
sich  die  Herausgeber,  die  alle  creßigna  beliessen,  die  Beziehung  von 
8ta  5508*»  und  10*  wohl  gedacht? 

5524.  Eine  merkwürdige  Contradictio :  glücklich  die  Mütter ,  die 
unfruchtbar  geblieben  sind! 

5617.  antheizan  heißt  nie  und  nimmer  gebieten;  ich  lese  hiet  und 
nehme  zur  Erklärung  der  Entstellung  Abirren  auf  antfeng  v.  5619  an. 

5690.  thuru  thena  helagan  dag  mit  Heyne  und  Sievers  zu  streichen 
ist  unzulässig,  denn  es  entspricht  dem  lateinischen:  quoniam  para- 
scheve  erat.  Möglicherweise  ist  ein  Halbvers  verloren  gegangen« 

5728.  Sievers  fragt,  ob  hie  zu  ergänzen  ist  Neinl  s.  Behrmann, 
die  Pronomina  personalia  und  ihr  Gebrauch  im  Heliand  S.  19. 

Schließlich  einige  Fragen:  was  bedeutet  seU  1407?  im  Original 
steht  candelabrum.  —  Was  heißt  an  themu  dage  2407?  —  Was  ist  middi 
dag  5395?  l  metododag? 

HEIDELBERG,  den  6.  Jani  1882.  O.  BEHAGHEL. 


KLEINE  BEITRAGE, 


Erec  2265  lese  ich: 

swaz  aber  im  des  gebrast 

{daz  meinde  daz  er  was  dft  gast: 

stn  lant  was  im  verre), 

Artus  der  herre 

gap  im  swaz  er  vor  sprach. 
meinen  hat  hier  die  Bedeutung  ^bewirken,  verursachen*.  So  gebraucht 
es  auch  E.  v.  Heimesfurt,    Urstende   113,  41.  daz  er  des  $rsten  genas 
(mit  dem  Tode  fürs  erste  verschont  blieb)  daz  meinde  deiz  was  späte, 

R.  SPRENGEN. 


BIBLIOGRAPHISCHE  ÜBERSICHT 

DES 

ERSCHEINUNGEN  AUF  DEM  GEBIETE  DER  GERMANISCHEN 
PHILOLOGIE  IM  JAHRE  1881. 

VON 

KARL  BARTSCH*). 


I.  Begriff  und  Geschiebte  der  germanischen  Philologie. 

1.  Germanische  Philologie. 

In:  Lexieon  der  Gegenwart  (Leipiig,  Bibliograph.  Institut)  II,  65 — 71.  Übersicht 
der  Entwickelnng  in  den  letzten  10  Jahren. 

2.  Körting,  G.,  Gedanken  und  Bemerkungen  über  das  Studium  der  neueren 
Sprachen  auf  den  deutschen  Hochschulen.  8.  (83  S.)  Heilbronn  1882.  Hen* 
ninger.  M.   1,40. 

Vgl.  Literatnrblatt  1882,  4  (Sallwürk);  Anglia  V,  S  (Trautmann);  Herrigs  Archiv 
67,  2  (Biltz). 

3.  Schmitz,  Bernhard,  Encjdopädie  des  philologischen  Studiums  der  neueren 
Sprachen,  hauptsächlich  der  französischen  and  englischen.  3.  Suppl.  2.  Aufl. 
Nebst  einer  Abhandlung  über  englische  Philologie  insbesondere,  herausgeg. 
von  A.  Kesseler.   8.   (X,   138  S.)  Leipzig   1881.  Koch.  M.  2.80. 

4.  Bartsch,  Karl,  Romantiker  und  germanistische  Studien  in  Heidelberg  1804 
bis  1808.  (46  S.)  4.  Heidelberg  1881. 

Prorektoratsrede  am  22.  November  1881.  Vgl.  Literatnrblatt  1882,  4  (Minor). 

5.  Theodor  Benfey. 

lUnstrirte  Zeitung  Nr.  1987  (1881). 

6.  Th.  Benfey. 

Academy  1881,  9.  Juli.  Beproduction  eines  Artikels  aus  „Times*^. 

7.  Th.   Benfey. 

Athenaeum  Nr.  2802. 

8.  Bormans.  -—  Willems,  P. ,  Notice  sur  Jean-Henri  Bormans,  professeur 
k  l'universit^  de  Louvain.  8.  (61   S.)  Bruxelles   1881. 

£xtrait  de  TAnnuaire  de  PAcad^mie  rojale  de  Belgique.  Mit  dem  Bildniss  Bor- 
mans* (geb.  1801,  f  1878).  Von  besonderem  Interesse  für  uns  ist  der  Abschnitt 
über  B.*s  Verdienste  auf  dem  Gebiete  der  niederländ.  Literatur  (S.  28  ff.),  der 
auch  der  umfangreichste  ist.    Ein  Verzeichniss  von  B.'s  Schriften  ist  beigefügt. 

9.  Gosijn.  —  Beer,  T.  H.  de,   A.  J.  Cosijn. 

De  Portefeuille  1881,  9.  Juli 
10.  Grecelins.  —  Festgabe    für  Wilhelm  Crecelius    zur  Feier    seiner   fünf- 
undzwanzigjährigen Lehrthätigkeit  in  Elberfeld.  8.  (297  S.)  Elberfeld   1881. 
Gedruckt  bei  S.  Lucas. 

Die  einzelnen  Beitr&ge  sind  an  den  betreffenden  Stellen  verzeichnet. 


*)  Mit  Beiträgen  von  J.  H.  GalUe  in  Utrecht,  K.  Gislason  in  Kopenhagen  und 
F.  Stfdervall  in  Lund. 


422  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

11.  Oerß,  Hermann  Friedrich. 

Nekrolog  in  der  Zeitschrift  des  Bergischen  Geschichtsvereins  16  (1881),  S.  243 
bis  246.  Geb.  1836,  f  1880.  Mehreres  germanistische  in  der  Zeitschrift  f.  denteche 
PhÜologie,  Bd.  IX -XI. 

12.  Grimm.  —  Briefwechsel  zwischen  Jacob  und  Wilhelm  Grimm  aus  der 
Jugendzeit.  Herausgegeben  von  Herrn.  Grimm  und  G.  Hinrichs.  8.  (VIII, 
542  S.)  Weimar  1881.   Böhlau.   10  M. 

Vgl.  D.  Liter.  Zeitung  1881,  17  (Rödiger);  Anz.  f.  d.  Alterthum  7,  801—304 
(Steinmejer);  Im  neuen  Reich  1880,  51  (Bildebraad);  Neue  Freie  Preise,  Nr  6829 
(Seherer). 

13.  Schmidt,  Julian,  die  Brüder  Grimm. 

Deutsche  Rundschau  1881,  Januar,  8. 112  -  129.  Anknfipfend  an  den  Briefwechsel. 

14.  Beiger,   Ch.,  von  den  Brüdern  Grimm. 

Allgem.  Ztg.  1881,  Beilage  139.  Ebenfalls  über  den  Briefwechsel. 

15.  Braun,  Karl,  die  Gebrüder  Grimm  und  der  Minister  Hassenpflug. 

Die  Gartenlaube  1881,  Nr.  1.  2. 

16.  Ein  Brief  J.  Grimms  an  F.   H.  yan  der  Hagen.   Von  G.   Hinrichs. 

Anzeiger  f.  d.  Alterthum  7  (1881),  467—467. 

17.  Ein  Brief  J.  Grimms  an  Julias  Ludwig  Klee. 

Germania  26,  127. 

18.  Ein  Brief  J.Grimms  an  J6n  Arnason.  Mitgetheilt  von  Herrn  W.  S.  Car- 
penter  in  Leipzig. 

Zeitochrift  f.  d.  Philologie  12  (1881),  353.  Vom  16.  Märe  1862. 

19.  Hinrichs,  G.,  Jacob  Grimms  Antrittsrede  De  desiderio  patriae. 

Anzeiger  f.  d.  Alterthum  7,  319—326. 

20.  Holtsmann.  —  Seh  er  er,  W.,  A.  Holtzmann. 

Allgemeine  deutsche  Biographie  13  (1881),  8.  16—18. 

21.  Holtzmann,  Adolf. 

In:  Fritzlari  Hermann  Sente  Elsebitje.  Kolozsvdr  o.  J.  S.  14 — 16. 

22.  Homeyer.  —  FrensdorflF,  F.,  G.  Homeyer. 

Allgem.  deutsche  Biographie  13  (1861),  S.  44—63. 

23.  Humboldt.  —  Dove,  A.,  Wilhelm  von  Humboldt. 

Allgem.  deutsche  Biographie  13  (1881),  S.  338—358. 

24.  Jacobi.  —  Scherer,  W.,  Theodor  Jacobi. 

Allgem.  deutsche  Bibliographie  64.  66.  Lief.  (1881). 

25.  Jftnicke.  —  Gombert,  0.  Jänicke. 

Ebenda. 

26.  Jnnins.  —  Slee  und  Liliencron,  Franciscus  Junius. 

Allgem.  deutsche  Biographie  69.  70.  Lief.  (1881),  S    734—736. 

27.  Knlin.  —  Schmidt,  Joh.,  Adalbcrt  Kuhn. 

BeUage  zur  Zeitschrift  f.  vergleichende  Sprachforschung,  N.  F.  VI,  1  (1881). 

28.  Pröhle,  H.,  Adalbert  Kuhn  und  die  märkischen  Volksgebräuche. 

Vossische  Ztg.  1881,  Sonntagsbeilage  Nr,  24. 

29.  Kurs.  —  Schumann,  A.,  Schweizerische  Schriftsteller.  &  Heinrich  Kurz. 

Neuer  Anzeiger  f.  Bibliographie  1881,  12.  Heft;  1882,  1.  Heft. 

30.  Leo.  —  Rudioff,  Erinnerungen  an  H.  Leo«.  Zum  swe^äbrigeo  Todestage 
Leos  den  24.  April. 

Die  Grenzboten  1881,  Nr.  19. 

31.  Lindemann,  Wilhelm.  Nekrolog. 

Literarischer  Handweiser,  Nr.  266. 

32.  Mannliardt.  —  Pröhle,  H.^  Zur  Erinnerung  an  Wilhelm  Manohardt. 

Vossische  Ztg.  1881,  Sonntagsbeilage  Nr«  6. 

33.  Wilhehn  Mannhardt. 

Altpreussische  Monatsschrift,  N.  F.  18.  Bd.  3.  4.  Heft  (l88l). 


n.  HANDSCHRIFTENKUNDE  UND  BIBLIOGRAPHIE.  423 

34.  Dr.  Johann  Wilhelm  Emannel    Mannhardt. 

Danziger  Ztg.  1881,  5.  Januar.  Von  R.  S.  Vgl.  auch  Siebenbürg.  Korrespondenz- 
blatt  IV,  48. 

35.  Mannhardt,   Wilh. «  Gedichte.    Mit  einer  Lebensskizse  des  Dichters.   8. 
(XXVII,  152  S.)  Danzig  1881.  Scheinert.  2  M. 

Heransgegeben  von  L.  und  Q.  Mannhardt. 

36.  Michelien.  —  v.  Giesebrecht,  Nekrolog  auf  Andreas  Ludwig  Jacob 
Michelsen. 

Sitzungsberichte  der  k.  bajer.  Akademie  1881,  II,  107—11$. 

37.  Müller.   —  Kölbing,  E.,  Eduard  Müller. 

Englische  Studien  6  (1881),  268. 

38.  Deutschbein,  C,  Eduard  Müller. 

Anglia  4,  421-425. 

39.  NicoL  —  Sweet,  fl.,  Henry  NicoL 

Academy  12.  Febr.  1881,  S.  118  f.  f  80.  Jan.  in  Algier;  geb.  Oct.  1846  in  London. 

40.  Bückert.  — ■  Rei  ff  erscheid,  über  H.  Rückerts  Bedeutung  als  Germanist. 

Verhandlungen  der  36.  Philologenversammlung  8.  212 — 214. 

41.  Marold,  C,  Bericht  über  die  Verhandlungen  der  deutsch-romanischen  Section 
auf  der  35.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner  in  Stettin. 

Germania  26,  260^266. 
43.  Henrici,  Emil,  Bericht  über  die  Verhandlungen  der  deutsch-romanischen 
Abtheilung  der  XXXV.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner 
zu  Stettin  vom  27. — 30.  Sept.   1880. 

Zeitschrift  f.  deutsehe  Philologie  12  (1881),  861—864. 

43.  Seelmann,  W. ,  dii^  Jahresversammlung  des  Vereins  für  niederdeutsche 
Sprachforschung  in  Hildesheim  am   17.  —  20.  Mai    1880. 

Zeitschrift  f.  deuUche  Philologie  12  (1881),  363—360. 

44.  Centervall,  Julius,  Det  andra  nordiska  filolog-mötet  in  Kristiania  den 
10—13  Augusti  1881. 

In:  Nordisk  Tidskrift  för  vetenskap  1881,  7.  Heft,  8.  668-568. 

IL  Handschriftenkunde  und  Bibliographie. 

45.  Keller,  A.  y.,  altdeutsche  Handschriften.  6.  Tübingen  1881.  Druck  von 
Laupp.  8.  2  Bl. 

EnthlQt  die  Beschreibung  der  Karlsruher  Hs.  cod.  pg.  germ.  30  (Walthers 
V.  Rheinau  Marienlebeu). 

46.  Schmidt,  Gustav,  die  Handschriften  der  Gymnasial- Bibliothek.  II.  Halber- 
stadt 1881.  4.   32  S. 

Programm  des  Dom- Gymnasiums  1881  (Nr.  197).  Darin  8.  25  f.  26  ff.  31  f. 
Ab^uck  von  interessanten  altdeutschen  Fragmenten. 

47.  Schmid,  B.,  Catalogus  codicum  mannscriptorum  in  bibliolheca  monasterii 
Cremifanensis  asservatorum.  T.  I.  fasc.  3.  8.  (8.  129—192.)  Lentii  1881. 
Ebenböch.   M.  1.60. 

48.  Handschriften,  geschichtliche,  der  fürstlich  Ottingen- Wallersteinischen 
Bibliothek  in  Maihingen,  verseichnet  von  Ph.  JaffS,  mitgetheilt  you  W.  Wat- 
tenbach. 

Neues  Archiv  der  Gesellschaft  für  Altere  deutsche  Geschichte  VII  (1881),  171 
bis  186.  EnthSlt  n.  a.  ein  histor.  Gedicht  (=3  Liliencron,  Volkslieder  I,  497  ff.) 
und  ein  anderes  (=:  H,  45—58).  —  S.  174  wird  aus  einer  Chronik  die  Stelle 
mitgetheilt:  Post  cujus  Athile  mortem  in  Eczelburk  fnit  bellum  Kriemheldinum, 
omninm  preteritorum  bellomm  mazimum.  —  S.  176  Schwabenspiegel;  bairisches 
Bechtsbuch.  —  S.  179  althochd.  Windnamen;  Notkers  Bibel,  1  Blatt  etc. 


424  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

49.  Halm,  C,  et  G.  Meyer,  Catalogns  codicnm  latinorum  bibliothecae  regiae 
Monacensis.  T.  II,  p.  4.  Codices  Num.  21406—27268  complectens.  8.  (2  Bl., 
300  S.)  München    1881.  Palm.  6  M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  16. 

50.  Waitz,   G,,  Pariser  Handschriften. 

Neues  Archiv  der  Gesellschaft  fttr  ältere  deutsche  Geschichte  6  (1881),  S.  473 
bis  495.  Darin  Nr.  9666  11.  Jh.  Runenalphabet;  10758  Lex  Salica.  Nouv.  acquis. 
241  Properz  mit  deutschen  Glossen,  Außerdem  viele  Handschriften  mit  latei- 
nischen Gedichten. 

51.  Gillert,  K.,  lateinische  Handschriften  in  St.  Petersburg. 

Neues  Archiv  der  Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichte  VI,  497—511. 
Fortsetzung  von  Bibliographie  1880,  Nr.  45.  Enthält  nichts  Deutsches,  aber 
manche  lateinische  Dichtungen. 

52.  Zakal,  J.t  aus  der  Troppauer  Mnseumsbibliothek.  Jahresbericht  der  Ober- 
realschule  in  Troppau  (1881).  8.   36   S. 

Darin  ein  Vocabulafins  latino-germanicus  von  1418. 

53.  Lübben,  A. ,  die  niederdentschen ,  noch  nicht  weiter  bekannten  Hand- 
schriften der  Bibliothek  zu  Wolfen btittel. 

Jahresbericht  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  68—73. 

54.  Bech,  F.,  Verzeichniss  der  alten  Handschriften  und  Drucke  in  der  Dom- 
berrenbibiiothek  zu  Zeitz.  Lex.  8.  (58  S.)  Berlin   1881.    Weidmann.     5   M. 

Enthält  nur  wenig  Deutsches,  das  meist  von  Bech  in  Zeitschriften  bereits 
publicirt  ist.  Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  23. 

55.  Ewald,  P.,  Reise  nach  Spanien  im   Winter  von   1878  auf  1879. 

Neues  Archiv  der  Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichte  VI  (1881),  217—398. 
Ich  mache  aufmerksam  auf  folgendes:  Escorial.  S.  228  f.  werden  westgotische 
Namen  mitgetheilt.  —  S.  259  Sammlung  lateinischer  Gedichte  in  O.  Hl.  2,  Bl.  88 
bis  103;  Bl.  198  ein  Minnelied  in  nd.  (?)  Sprache  (14.  Jh.)  Genaden  ze  allerstAnt  — 
derreichte  minen  pant  (wohl  md.);  ein  latein.  Räthsel  S.  280;  ein  Vagantenlied 
Veris  dulcis  in  tempore  (=  Carmina  Burana  p.  195).  —  Sevilla.  S.  374,  Nr.  5. 
3.  18  (16.  Jh.)  enthält  einige  nd.  Stücke.  —  Granada  S.  384.  1.  1.  13  (14.  Jb.) 
Albertus  magnus  historia  naturalis,  neben  dem  lat.  Text  auf  den  ersten  Seiten 
eine  nd.  Übersetzung:  Etlike  mjnschen  de  syn  in  dat  osten  mydelmatesch  van 
persone  etc. 

56.  Verzeichniss  des  antiquarischen  Bücherlager  von  A.  Bielefeld's  Hof- 
buchhandlung in  Karlsruhe.   1881.  Nr.   90. 

Enthält  die  2.  Abtheilung  der  Bibliothek  von  F.  J.  Mone.  Am  Schlüsse  Hand- 
schriften und  Fragmente.  Verschiedene  Prosaschriften.  Mystisches.  Fragmeute 
aus  Parzival,  Rudolfs  Weltchronik  etc. 

57.  Völcker,  Georg,  Register  zu  Wendelin  v.  Maltzahn's  deutschem  Bacher- 
schätz  des  16.,  17.  u«  18.  bis  um  die  Mitte  des  1 9.  Jahrhunderts.  8.  Frank- 
furt a,  M.   1881.   Völcker.  M.   2.40. 

58.  CXXXVI.  Katalog  des  Antiquarischen  Bücherlagers  von  Albert  Cohu  in 
Berlin.   Berlin   1881.   8. 

Enthält  viele  Seltenheiten  und  manche  Unica  zur  Literatur  des  16.  Jahrhunderts. 
Ich  erwähne  die  clagredt  (Nr.  2796),  von  1656,  S.  12;  die  zwei  Drucke  des 
Curtisan,  S.  13;  Sachen  von  Fischart,  S.  14;  Bech.stein's  Liederbuch,  das  mit 
dem  der  Gl.  Hätzlerin  stimmt,  S.  24;  die  hochdeutsche  Bearbeitung  von  Wier- 
straat,  S.  26  f.;  Nr.  3076,  S.  30;  Nr.  3164,  S.  36;  Nr.  3173,  S.  37;  Hs.  des 
deutschen  Belial,  S.  41  u.  a. 

59.  Büoherverzeichniss  von  Karl  J. Trübner«  XXXI.  Germanische  Sprachen. 
8.  Straßburg  1882. 

Enthält  seltene  Ausgaben  von  S.  Brant,  Fisohart,  Geiler  von  Kaisersberg,  Gengen- 
bach, N.  Manuel,  Mumer. 


m.  SPRACHWISSENSCHAFT  UND  SPRACHVERGLEICHUNG.  425 

60.  Bartsch,  K.,  Bibliographiscbe  Obersicbt  der  Erscbeinungen  auf  dem  Ge- 
biete der  germanifchen  Philologie  im  Jahre  1880. 

Germania  26,  428^505. 

61.  Jahresbericht  über  die  Erscheinangen  aaf  dem  Gebiete  der  gpermanisohen 
Philologie  für  das  Jahr  1880.  Herausgeg.  toh  der  Gesellschaft  f8r  deutsche 
Philologie  in  Berlin.  2.  Jahrgang  1880.  8.  (IV,  807  S.)  Berlin  1881.  Cal- 
vary  u.  Co.  8  M. 

Vgl  Korrespondensblatt   d.  Vereins   f.   siebenbttrg.  Landeskunde   1881,    Nr.  9; 
Bulletin  critique  d^histoire  H,  18. 

62.  Literatarblatt  für  germanische  und  romanische  Philologie.  Unter  Mit- 
wirkung von  K.  Bartsch  herausgeg.  von  0.  Behaghel  und  F.  Neumann. 
2.  Jahrg.   1881.  4.  Heilbronn   1881.  Henninger. 

63.  Bibliotheca  philologica,  oder  geordnete  Übersicht  aller  auf  dem  Gebiete 
der  classischen  Alterthums Wissenschaft  wie  der  älteren  und  neueren  Sprach- 
wissenschaft in  Deutschland  und  dem  Ausland  neu  erschienenen  Bucher,  heraus- 
gegeben von  E.  Ehrenfeuchter.  83.  Jahrg.  (1880).  8.  444  S.  Göttingen  1881. 
Vandenhoek  u.  Ruprecht.  4  M. 

64.  Doorninck,  J.  J.  van,  Vermomde  en  naamlooze  schryvers  opgespoord  op 
het  gebied  der  Nederlandsche  en  Vlaamsche  lotteren.  Leiden  1881.  Brill.  f.  10. 

65.  Trautmann,  M.,  Übersicht  der  in  den  Jahren  1877,  1878  u.  1879  auf 
dem  Gebiete  der  englischen  Philologie  erschienenen  Bücher  und  Aufsätze. 
8.  (67  S.) 

Beilage  su  Anglia  IV,  2. 

66.  Skyrslur  og  reikningar  hins  islenzka  bökmentafMags  1879 — 80.  8. 
(XL VIII,  31   S.)  Kaupmannahöfn. 

Nicht   im  Buchhandel.    Enthält    n.  a.  Bibliographisches,    z.  B.    über  *Islenzka 
bakur,  og  um  Island  Ofr  islenzkar  bökmentir . 

67.  Stjernström,  Gust.,  Literaturhistorisk  bibliografi.  1.  Bibliografi  och  litera- 
turhistoria.  2.  Svenska  spräket.   14  S. 

Samlaren  1880,  H.  2. 

III.  Sprachwissenschaft  und  Sprachvergleichung. 

68.  Müller,  Friedrich,  Grundriß  der  Sprachwissenschaft.  1.  Abth.  2.  Hälfte. 
8.  (X,  177—489  S.)  Wien  1882.  Holder.  M.  6.60. 

69.  Steinthal,  H.,  Abriß  der  Sprachwissenschaft,  l.  Theil.  2.  Abth.  8.  (XXV, 
u.  S.  401—496).  Berlin  1881.  Dfimmler.  M.   1.50. 

Vgl.  Academy  1881,  20.  August,  S.  145.  D.  Liter.  Ztg.  36. 

70.  Steinthal,  H.,  Einleitung  in  die  Psychologie  und  Sprachwissenschaft. 
Zusätze  zur  1.  Auflage.  8.  (9  S.)  Ebd.  50  Pf. 

71.  B(erg8tedt),  C.   F.,  Hyad.är  sprSkyetenskap ? 

Nordisk  Tidskrift  f5r  Tetenskap,  konst  ooh  industri,  H.  3,  S.  243—281. 

72.  Madvlg,  J.  N.,  Hvad  er  Sprogvidenskab  ?  Foredrag  holdt  ved  det  andet 
nordiske  möde  af  filologer  och  skolemand  i  Kristiania,  den  10.  August  1881. 

Nordisk  Tidskrift  fttr  vetenskap,  konst  och  industri  1881,  H.  6,  S.  481-493. 

73.  Lövy-Bing,  L.,  la  linguistique  d^oil^e.   8.  (240  S.)  Paris  1881.   Vieweg. 

74.  Adam,  Lucicn,  la  linguistique  est-elle  une  science  naturelle  ou  une  science 
historique?  (deuxi^me  articie). 

Bevue  de  linguistique,  T.  10*  Oct.  1881. 

75.  Adam,  L.,  les  classifications  de  la  linguistique. 

Bevue  de  linguistique  XIV,  3  (1881). 


426  BIBUOGRAPHIE  VON  1881. 

76.  Babusen,  Julius,  Aphorismen  über  Sprachpbilosophie.  Progr.  (Nr.  108) 
1881.  8.   35  S.  Lauenburg  in  Pommern.  Leipzig  1881.  Grieben.   1    M. 

77.  Rosentbal,  L.  A. ,  die  neue  Sprachwissenschaft  und  4ie  Philosophie  in 
ihrem  Verhältniß  zu  einander. 

Literarischer  Merkur  1881,  Nr.  24. 

78.  Delbrück,  B. ,  Introduzione  allo  studio  della  scienia  del  liagoa^gio: 
contributo  alla  storia  ed  alla  metodica  della  glottologia  comparativa.  Tradnz. 
da  P.  Merlo.  8.  (XI,  158  S.)  Torino   1881.  Loesoher.  8  1.  50  c 

79.  Ceci,  Bertoldo  Delbrück  e  la  scienza  del  linguaggio  indogermanico. 

Giornale  Napoletano  1881,  Nov. 

80.  D'Ovidio,  d*un  recente  libro  di  Delbrück  e  della  traduzione  del  Merlo 
e  di  due  nuoye  dissertazioni  del  Whitney. 

Bivista  di  filologia  X,  6—7  (1881). 

81.  Whitney,  W.  D.,  language  and  its  study:  seven  lectures.  Edited,  with 
introductioD,  notes  etc.  by  B,  Morris.  2nd.  edition.  8.  (322  S.)  London  1881. 
Trübner.   5  sh. 

82.  Whitney,  W.  D.,  Taal  ea  taaUtudie.  Yoorlezingen  pver  de  gronden  der 
wetenschappelijke  taalbeoefening.  Volgens  der  derde  uitgaye  voor  Neder- 
landers  bewerkt  door  J.  Beckering  Vinckers.  2*  serie,  8.  (4  und  476  S.) 
Haarlem   1881.  Bohn.  6  f. 'lO  c. 

83.  Müller,  Max,  Sprache  und  Sprachen. 

Deutsche  Rundschau  1881,  August,  S.  306—8. 

84.  Müller,  Max,  Selected  essays  on  language,  mytboiogy  and  religion.  London 
1881.  Longmans  and  Co. 

Vgl.  Atheuaeum  1881,  20.  August,  S.  237. 

85.  Abel«  C,  über  den  Ursprung  der  Sprache.  2.  Ausgabe.  8.  (23  S.)  Berlin 
1881.   Liepmannssohn.  M.   1.50. 

Erweiterte  Bearbeitung  eines  in  'Nord  und  Sttd'  erschienenen  Aufsatse«. 

86.  Gelger,  L.,  der  Ursprung  der  Sprache.  2.  Auflage.  8.  (XXIV,  190  S.) 
Stuttgart  1881   (1878).  Cotta.   6  M. 

87.  Te8ch,P.,  Ursprung  und  Entwickelung  der  Sprach^.  Vortrag.  8.  (39  S.) 
Neuwied   1881.  Heuser.  60  Pf. 

88.  Gelmetti,  L. ,  la  dottrina  mansoniana  «oU*  vnit&  della  lingua  ne  suoi 
difensori  Morandi  e  d^OWdio:  nuOTi  studii  critici  suüo  a^lo  de^itiro  della 
questione.  8.  (312  8.)  Milano  1881.  5  lire. 

89.  Wäschke,  H.,  über  die  Entatebung  der  Sprache  und  d^v  Einxelsprachen. 
4.  (23  S.)  Dessau  1881. 

Programm. 

90.  Driyal,  £.  van,  de  ToHgine  et  de  la  Constitution  intfme  du  langage. 
8.  (153  S.)  Paris  1881.  Maisonneuve.  6  M. 

91.  Krause,  die  Ursprache  in  ihrer  ersten  Entwickelung.  IIL  Theil. 

Programm  des  Gymnasiums  bu  Gleiwits  1881  (Nr.  164).  4.  26  S. 

92.  Sweet,  H.,  on  recent  inyestigations  on  the  Aryan  Ursprache. 

Transaetions  of  the  Philologioal  Society  1880— 8L  Part  L 

93.  Hart,  J.  M.,  Keltic  and  Germanic. 

American  Journal  of  Pbilology  I,  4. 

94.  Place  of  Celtic  in  the  Indo-European  Family  of  Languages;  Tests  of 
Etymological  affinity ;  Grimms  law ;  Ilustrations  of  the  application  of  Grim^ns  Ift^* 

The  Scottish  Celtic  Review  1  (1881). 


ni.  SPRACHWISSKNßOHAFT  UND  SPRACHVERGLEICHUNG.  427 

95.  Sie y er 8 y  Ed.,  Grandsäge  der  Phonetik  zur  Einführung  in  das  Studium 
der  Lautlehre  der  indogermanisohep  Spraoheo«  Zweite  wesentlich  umgearbeitete 
und  vermehrte  Auflage  der  'Grundsüge  zur  Lautphjsiologie'.  8.  (XV,  224  S.) 
Leipzig  1881.  Breitkopf  u.  Härtel.  6  M. 

Bibliothek  indogermaniacher  Grammatiken.  1.  Bd.  Vgl.  Literar.  Centralblatt 
1881,  Nr.  41  (Braune);  Gott.  Gel.  Anzeigen  S.  885—896  (J.  Storm);  D.  Liter. 
Ztg.  1882,  Nr.  22  (CoUits);  Anglla  IV,  2.  H.  (Trautmann). 

96.  Tuloy,  M.,  über  die  Elementarlaute  der  menschlichen  Stimme  und  über 
das  Alphabet.    8.  (112  S.)  Kiew  1881. 

In  russischer  Sprache. 

97.  Michaelis,  G.,  über  die  Anordnung  der  Vokale. 

Archiv  f.  d.  Studium  d.  neueren  Sprachen  66  (1881),  403—460,  und  Nachtrag  66, 
77-^96.  Die  Abhandlung  selbst  ist  separat  erschienen.  8.  (79  S.)  Berlin  1881. 
Barthol  u.  Co.  M.  tBO.  Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  16  (Hoflfory). 

98.  Kruszewski,  N.,  Privatdooent,  über  Lautabwechslung.  8.  (41  S.)  Mit 
2  Tabellen.  Kasan  1881.  Uniy.-BQehhandlnng.   1   M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  12  (Brugman). 

99.  Ost  hoff,  H.,  die  Tiefstnfe  im  indogermanischen  Vocalismua. 
Morphologische  Studien  IV  (1881),  S.  1—406. 

100.  Kirste,  H.^  die  constitntionellen  Verschiedenheiten  der  Verschlußlaute  im 
Indogermanisohen.   8.  (84  S.)  Graz   1880.  Leuschner  u.  Lubensky.  M.  2.60. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  17  (Vemer) ;  Literar.  Centralblatt  22  (Sievers). 

101.  Osthoff,  H.,  Zum  grammatischen  Wechsel  der  velaren  A'-Reibe. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge  8,  266—287. 

102.  Müller,  Gerb.  Heinr. ,  über  den  Accnsatir  und  sein  Verhältnies  zu  den 
übrigen  Casus.  Ein  Beitrag  zur  indogermanisohen  Oasuslehre. 

Zeitsrhrift  für  Völkerpsychologie  18  (1881),  S.  1—81. 
lOS.  Osthoff,  H.y  über  Aoristpraesens  und  Impsrfeotpraesens. 
Paul  u.  Braune,  BeitrXge  8,  287—811. 

104.  Weise,  O.,  Wortentlehnnng  und  Wortschöpfung.  Sprachgeschiehtliche 
8tBdie. 

Zeitschrift  für  Völkerpsychologie  XIII,  8  (1881). 

105.  Weise,  0.,  Verschmelzung  des  Artikels  mit  dem  Wortstamme. 
Zeitschrift  für  Völkeipsyohologie  XUI,  8  (1881). 

106.  Danielflson,  0-  A. ,  Graimmatiska  anmftrkningar.  I.  Om  de  indoeuro- 
peiska  femininstammame  p&  -»  och  nigra  dermed  beslägtade  bildningar  i 
grelusrka  och  latinska  ^rtken.  8.  (68  S.)  Upsala  1881.  Akademiska  Bok- 
handeln.   1  kr.  60  öre. 

Upsala  Universitets  Irsskrift  1881. 

107.  Gow,  J.,  Note  on  gender,  especially  in  Indo-Buropden  langnages. 
The  Journal  of  Philology  Vol.  Z,  Kr.  19  (1881). 

108.  Moltzer,  H.  £.,  De  volksverbeelding  in  het  rijk  der  taal.  Redevoaring 
by  de  overdracht  van  het  Rectoraat  der  Universiteit  te  Groningen.  8.  (80  S.) 
Groningen   1881.  Wolters,  f.  0.60. 

109.  Bezzenberger,  A.  und  A.  Fick,  Nachträge  zum  indogermanischen 
Wörterbuch. 

Bezzenberger,  Beiträge  VI,  4  (1881),  S.  236—240. 


428  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 


IV.  Grammatik. 

110.  Meyer,  L.,  über  die  gothische  Sprache. 

Sitzungsberichte   der  k.  gelehrten   estnischen  Gesellschaft  zu  Dorpat  1880 — 81. 

111.  Kossinna,  Gustav,  über  die  ältesten  hochfränkischen  Sprachdenkmäler. 
Ein  Beitrag  zur  Grammatik  des  Althochdeutschen.  8.  (XIII,  99  S.)  Straß- 
burg 1881.  Trübner. 

Quellen  und  Forschungen,  XLYI.  Heft. 

112.  Paul,  Hermann,  mittelhochdeutsche  Grammatik.  (Sammlung  kurzer  Gram- 
matiken germanischer  Dialekte.  11.)  8.  (VIII,  69  S.)  Halle  1881.  Niemcyer. 
M.   1.20. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  115  (Behaghel);  Zeitschrift  f.  d.  PhUologie  12,  48.S  ff. 
(Bahder);  Anseiger  f.  deutsches  Alterthnm  7,  806  ff.  (Franck);  D.  Liter.  Ztg. 
1881,  44  (Rödiger);  American  Journal  of  Philology  1881,  Nr.  6. 

113.  Weinhold,  Karl,  Kleine  mittelhochdeutsche  Grammatik.  8.  (VIII,  100  S.) 
Wien  1881.  Braumüller. 

Vgl.  Zeitschrift  f.  d.  Philologie  12,  483  ff.  (Bahder);  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  44 
(Rödiger);  American  Journal  of  Philology,  Nr.  6. 

114.  Bernhardt,  E.,  Abriß  der  mittelhochdeutschen  Laut-  und  Flezionslehre 
zum  Schulgebrauche.  Mit  einem  Anhang  über  mhd.  Versbau.  2.  yerbesserte 
Auflage.    8.  (VI,   33  S.)  Halle   1881.   Waisenhaus. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  Sp.  114;  Anseiger  f.  deutsches  Alterthum  7,  306  f. 
(Franck);  Zeitschrift  f.  d.  Gymnasialwesen  1881,  S.  369  f.  (Rödiger). 

115.  Blatfs,  Friedrich,  Neuhochdeutsche  Grammatik  mit  Berücksichtigung  der 
historischen  £ntwickelung  der  deutschen  Sprache.  Zweite  theilweise  verbesserte 
und  vermehrte  Auflage.  8.  (XXVIII,  884  S.)  Tanberbiscbofsheim  1881.   Lang. 

Mit  einer  sprachgeschichtlichen  Einleitni^  und  Belegen  aus  allen  Perioden 
unserer  Sprachgeschichte  und  Literatur. 

116.  Frauer,  Ludwig,  neuhochdeutsche  Grammatik,  mit  besonderer  R€cksicht 
auf  den  Unterricht  an  höheren  Schulen  und  zugleich  als  Leitfaden  für  aka- 
demische Vorträge.  8.  (XX,  332  S.)   Heidelberg  1881.  Winter. 

Vgl.  Zeitschrift  f.  d.  Gymnas.  1882,  8.  368  ff.  (Wilmanns). 

117.  Valentin  Ickelsamers  Teutsche  Grammatica.  Herausgeg.  von  Dr.  Kohler. 
2.  u.  3.  Auflage  des  Neudrucks.  8.  (XII,  48  S.)  Freiborg  i.  B.  1881.  Mohr. 
1  M. 

Vgl.  laterar.  Centralblatt  1881,  39  (Braune);  D.  Liter  Ztg.  Nr.  45  (Bfichaelis). 

118.  Geistbeck,  Michael,  historische  Wandlungen  in  unserer  Muttersprache. 
Ein  Beitrag  zur  Förderung  des  grammatischon  Studiums  und  Unterrichts. 
8.  (62  S.)  München  1881.  Ackermann.  M.   1.20. 

Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  7,  331;  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  41. 

119.  Leder  er,  Einführung  in  die  Geschichte  der  dentschcn  Sprache.  Programm 
des  Gymnasiums  zu  Arnstadt  1881  (Nr.  619).  4.  37   S. 

120.  Linnig,  Franz,  Bilder  zur  Geschichte  der  deutschen  Sprache.  8.  (600  S.) 
Paderborn   1881.  Schöningh.  6  M* 

121.  Ottenthal,  E.V.,  die  deutsch- romanische  Sprachgrenze  im  Vinstgaa  za 
Ende  des    14.  Jahrhunderts. 

Mittheilungen  des  Instituts  für  österr.  Geschichtsforschung  II,  112—114.  Vgl. 
Jahresbericht  1881,  S.  36. 

122.  Bech,F.,  Merkwürdiges ,Zeugniss  von  der  in  Halle  a./S.  um  1477  herr- 
schenden Sprache. 

Germania  26,  351  f. 


ly.  GRABiMATIK.  429 

133.  Lübben,  A«,  mittelniederdeotflche  Grammatik  nebst  Chrestomathie  und 
Glossar«  8.  (Vm»  221   S.)  Leipzig   1882.  T.  0.  Weigel.   6  M. 

Vgl.  Liter.  CentralbUtt  1882,  17  (Braune);  Literatarblatt  1882,  6  (Tümpel). 

1S4.  Roch,  C.  F.,  historische  Grammatik  der  Englischen  Sprache.  I.  Hand. 
Laut-  und  Flezionslehre.  Zweite  unveränderte  Auflage.  8.  (X^  498  S.)  Rassel 
1882.  Wigand.  10  M. 

125.  Storm,  Johann,  Englische  Philologie.  Anleitung  zum  wissenschaftlichen 
Studium  der  englischen  Sprache.  Vom  Verfasser  für  das  deutsche  Publikum 
bearbeitet.  I.  Die  lebende  Sprache.  8.  (XVI,  468  S.)  Heilbroun  1881.  Hcuninger. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  14  (Napier);  Taalstudie  II,  6;  Literar.  Centralblatt 
1881,  26  (R.  Wtilckers);  Henigs  Archiv  66,  321  ff.  (Asher);  Taalstudie  III,  1; 
Englische  Studien  6.  266  ff.  (Tham);  Anglia  IV,  4  (Trautmann);  Engl.  Studien 
6,  398  ff.  (Regel);  Literaturblatt  1882,  7  (Sievers). 

126.  Oosijn,  F.  J. ,  kurzgefasste  altwestsächsische  Grammatik.  1.  Theil.  Die 
Vocale  der  Stammsilben.  8.  (IV,  56  S.).  Leiden  1881.  Brill.  M.   1.50. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  Sp.  73  f.  (Neumann);  Nord  en  Zuid  IV,  6. 

127.  Feyerabend,  W.,  in  what  manner  did  the  French  influence  the  for- 
mation  of  tho  Englisb  language? 

Programm  der  kgl.  Gewerbeschule  zu  Elberfeld  1881  (Nr.  430).  4.   11  S. 

128.  Cummins,  a  grammar  of  the  old  friesic  language.  8.  (84  S.)  London 
1881.  Trübner.   8  s.   6  d. 

Vgl.  D.  Lit  Ztg.  1882,  1  (Feit);  Athenaeum,  30.  Juli  1881,  S.  142. 

129.  Nilsson,  L.  G.,  Fornisländsk  Grammatik.  Andra  Haftet.  8.  (S.  89  bis 
160.)  Stockholm  1881.   1   kr. 

130.  Aasen,  J.,  norsk  Grammatik.  Omarbeidet Udgaye  af  Det  norske  Folkesprogs 
Grammatik.'  Ny  Subskription.  2.  Heft.   8.  Christlania  1881.  Mailing.  &  1  kr. 

131.  Schwartz,  Eugene,  och  Adolf  Noreen,  Svensk  spriklära  för  högre 
undenrisning  och  tili  själfstudium.  Första  haftet.  8.  (6,  64,  LII  S.)  Stock- 
holm 1881«  Norstedt  &  Söner.  1   kr.  50  öre. 


182.  Vogel,  Hilarius,   das  phonetisch -etymologische  Element  in  der  deutschen 
Sprache.  Ein  Beitrag  zur  Genesis  der  Sprache.  8.  (23  S.) 

Jahresbericht  über   die  k.  k.  Staats-Oberrealschule  im  HI.  Bezirk.    Wien  1881. 

133.  Devantier^  Franz,  über  die  Lautverschiebung  und  das  Verbältniss  des 
Hochdeutschen  zum  Niederdeutschen.  8.  (44  S.  mit  1   Holzschn.) 

Sammlung  gemeinverständlicher  wissenschaftlicher  Vorträge  876.  Berlin  1881. 
Habel.  1  M. 

134.  Stein  er  y  W. ,    zur  Geschichte  der  Ablautfrage  in  der  deutschen  Gram- 
matik. 8.  (81   S.) 

Programm  der  Oberrealschule  in  Czemowits  1881.  Vgl.  Jahresbericht  S.  29. 
185.  Bezzenberger,  A.,  Grammatische  Bemerkungen. 

Beiträge  von  Bezzenberger  7  (1881);  S.  76  f.  Über  substant.  Bildungen  mit 
RedupTication ;  8.  77  f.  über  wwirar  etc.;  8.  76  über  die  Abneigung  gegen  die 
Folge  zweier  r  oder  zweier  2. 

136.  Paul,  H.,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Lautontwicklung  und  Formenassocia- 
tion.    9.  Noch  einmal  gotisch  au  vor  Vocalen.     10.  Tönende  Verschlussfortis. 

Paul  u.  Braune,  Beiträge  8,  210—224. 

137.  Kluge,   F.y  zur  altgermaniscben  Sprachgeschichte. 

Zeitschrift  f.  vergleichende  Sprachforschung  26  (1881),  68—103.  1.  Verbalpar- 
tikeln in  der  Zusammensetzung.  2.  Lautverschiebung  in  zusammengesetzten 
Worten.  3.  Hochd.  beben,  4.  Etymologica.  6.  Die  indogerm.  Tenues  adspiratae 
im  Gkrman.    6.  Aecentwechsel  in  der  Nominalflexion. 


430  BTBUOÖRAPHIB  VOlf  1881. 

138.  Klttge,  F.,  Gtiammftträehes.  IL 

Panl  u.  Braune,  BeitrSge  6,  634 — 842.  1.  Indogenn.  6  =  g^tta.  6.  2,  Noehraals 
das  verb    aubst  ae.  bmm.    8.  Drei  Verba  dea  Zittern«. 

139.  Schmidt,  Johanne«,  die  gertnapischen  Prftpositiooen  und  das  A  oalautagesetz. 
Zeitschrift  f.  vergleichende  Sprachforschung  26  (1881),  S.  20--4fl. 

140.  Puls,  A. ,  Untersuchung  über  die  Lautlehre  der  Lieder  Moscatbiüt's. 
8.   (XVII,  53  S.)  Kiel   1881.   Lipstus  u.  Tischer  in  Comm.   2   M. 

Kieler  Dissertation.  Vgl.  Literaturblatt  1882,  3  (Behaghel). 

141.  Beckering  Vinckers  and  Gall^e,  Dutch  Phonology. 
Eucyclopaedia  Brittannica  s.  v.  Holland. 

142.  Van  Helten,  Vonders  Taal.  I  vormleer,  II  Syntaxis.  Rotterdam  1881. 
Otto  Petri.  f.  3.Ö0. 

Vgl.  Literaturblait  1882,  7  (Bebagel). 

143.  Helten,  W.  L.  van,  Verscheidenheden. 

Tijdskrift  Toor  nederl.  taal-  en  letterkunde  1  (1881),  169—164. 

144.  Kluge,  F.,   Anglosaxonica. 
Anglia  4,  106-106.  ^ 

145.  Loh  mann,  0.,  Nachträge  zu  Anglia  III,   1   £F. 
Anglia  4,  418  f. 

146.  S  trat  mann,  F.   H.,    Notizen  zur  mittelenglischen  Lautlehre. 
Englische  Studien  4  (1881),  99—100. 

147.  Columbus,  Samuel ,  En  svensk  ordeskötsel  angäende  bokstafver,  ord 
och  ordesätt.  Med  inledning,  anmärkningar  och  register  «tgifven  af  Oust. 
Stjernström  och  Adolf  Noreen.  8.  (XXV,  77  S.)  Upsala  1881.  Aka- 
demiska  Bocktryckeriet.  2  kr. 

In :  Skriftor  utgifna  af  Syeoska  Literatursällskapet.  Vgl.  Nj  Svensk  Tidskrift  1882,  3. 

148.  Brekke,   K.,   Bidrag  til  dansk-norskens  lydlaere.   8.  (66  S.) 

Abdruck  aus  Aars  og  Voss's  skoles  indbydelsesskrift  1881.  Kristiania.  Nicht  im 
Buchhandel. 

149.  Schmidt,  Johannes,  die  Vertreter  von  ursprünglich  8v,  öv  in  den  |^er- 
manischen  Sprachen. 

Zeitschrift  f.  vergleichende  Sprachforschung  26  (1881),  S.  1—19. 

150.  Franc k  ,  Johannes,  der  Klang  der  heiden  kurzen  e  im  Mittelhochdeutscli«n. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  26,  218-226. 

151.  Franck,  Johannes,  die  Behandlung  des  e  bei  Maerlant 
Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  26  (1881),  30  -50. 

152.  Stratmann,  F.  H.,  zur  mittelenglischen  Grammatik. 

Englische  Studien  4  (1881),   289.    Neutrale  a-Stämme,  die  im  Büttel  englischen 
ein  paragogisches  e  erhalten. 

153.  Rock,  Axel,  ein  consonantisches  Auslautsgesetz  des  Gotischen  ai^s  dem 
Accent  erklärt. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  26,  226     232. 

154.  Kunkel,  G.,  der  Consonant  G  in  Declamation  und  Gesang.  Ein  Beitrag 
zur  Polemik  in  dieser  Frage.  8.  (42  S.)  Frankfurt  a.  M.  1881.  Mahian  u. 
Waldschmidt.   1   M. 

155.  Leach,  A. ,  The  letter  H,  past  prcsent  and  future:  a  treatise.  With 
rules  for  the  silent  H  based  on  modern  nsage.  12.  (84  S.)  London  1881. 
Griffith  and  Farran.   1   sh. 

156.  Stratmann,  F.  H.,  das  parag^gische  n. 
Anglia  4,  107—108. 

157.  Sievers,  Ed.,  kleine  Beiträge  zur  deutschen  Grammatik.  X.  Der  angel- 
sächsische Instrumental. 

Paul  u.  Braune,  Beiträge  8,  324—838« 


IV.  GRAtofATlK.  431 

158.  Primer,  S.,  on  tlie  consonant  decleDsion  in  oldnorse. 

The  American  jonrnal  of  philology  Nr.  6  (1881),  S.  30—49;  Nr.  6,  S.  181-203. 

159.  Schmidt,  Johannes ,  die  germanische  Flexion  des  verbum  Bubstantivam 
und  das  hiatusfüllende  r  im  Hochdeutschen. 

Zeltschrift  f.  yergleichende  Sprachforschung  26  (1881),  692—600.  Gelangt  zn 
dem  Resultat,  *daß  das  hiatusfCllIende  r  im  Wortinnera  aus  der  Grammatik 
yerschwinden  muß*. 

160.  Brugmann,  K. ,  die  gotische  Imperativform  hiri  und  die  Denominativa 
von  consonantiscben  Stämmen. 

Morphologische  Studien  4,  (1881),  414—417. 

161.  Walt  ström,  artikeln  i  engelska  spriket.  Ett  bihang  tili  grammatikor. 
8.   (46  S.)  Stockholm   1881.  kr.  0.75. 

162.  Schrader,  August,  das  altenglische  Relativpronomen  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Sprache  Chaacer*s.  8.  (X,  43  S.) 

Kieler  Dissertation  1881. 

163.  Kluge,  F.,  Verbalpartikeln  in  der  Zusammensetzung. 

Zeitschrift  f.  vergleichende  Sprachforschung  26, 828  (1881).  Ergänzung  zn  26,  70  ff. 
Aber  die  betonten  Formen  mit  gd  (ge). 

164.  Qallöe,  J.  H.,  nog  eenige  ten  opzicbte  van  Genus  of  Flectie  onzekere 
Gotische  woorden. 

Tijdscbrift  voor  Nederlandsche  Taal-  en  Letterknnde  3.  Aflev.  (1881),  S.  220    231. 

165.  Bernhardt,  £.,  zur  gotischen  Casuslebre.  II. 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13,  1  -  80. 

166.  Pratje,  H.,  Zum  Gebrauch  des  Accusativ  im  Heliand. 
In:  Festgabe  fBr  W.  Crecelins.  Elberfeld  1881,  S.  112—117. 

167.  Pratje,  H.,  Dativ  und  Instmmentalis  im  Heliand,  unter  Berücksichtigung 
der  Ergebnisse  der  vergleichenden  Sprachforschung  syntaktisch  dargestellt. 
S.  (75  S.)  Göttingen  1881.  Deuerlich.  M.   1.20. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  21 ;  D.  Liter.  Ztg.  45  (Ries). 

168.  Wilhelmy,  Em.,  die  Einleitungen  der  Relativsätze  im  HeKand.  8.  (44  S. 
Iicipsiger  Dissertation  (1881). 

169.  Marold,  C,  über  die  gotischen  Konjunktionen,  welche  ow  und  yecQ  ver- 
treten. Programm  des  konigl.  Friedrichs -Collegiu ms  zu  Königsberg  i.  Pr. 
Ostern   1881.  (Progr.  Nr.   3.)  4.  (30  S.) 

170.  Frommann,  K.,  Zur  Luther-Grammatik. 
Germania  26,  409-415. 

171.  Weingartner,  die  von  L.  Bock  aufgestellten  Kategorien  des  Conjunctivs 
im  Mittelhochdeutschen,  untersucht  an  Hartmann  von  Aue.  8.  Programm  des 
Btaatsgymnasiums   in  Troppau  1881. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  Nr.  12  (Tomanetz);  Zeitschrift  f.  d.  österr.  Gymn.  38, 158. 

172.  Herford,   Eugen,    über  den  Accusativ  mit  dem  Infinitiv  im  Deutschen. 
Progranun  (Nr.  32)  des  Gynmasiums  zu  Thom  1881.  4.  (18  S.) 

173.  Sattler,  V^.,  Beiträge  cur  Präpositionslehre. 
Anglia  4,  168—179.  292-306  (1881). 

174.  Kynast,  R. ,  die  temporalen  Adverbialsätze  bei  Hartmann  von  Ane.  8. 
(70  S.)  Breslau  1880.  Kern.  M.    1. 

Breslaner  Dissertation.  Vgl.  D.Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  43;  Zeitschrift  f  d.  Philo- 
logie 13,  128  (Erdmann). 

175.  Sattler,  W.,  zur  englischen  Grammatik.  IV. 
Englische  Studien  4,  68-93  (1881).  Über  no  more  —  not  more. 

176.  Pettersson,  E.  W.,  Om  Inversion  i  tyska  spräket. 
Pedagogisk  Tidskrift  1881,  H.  4,  S.  163—161. 


432  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

177.  Andreseil,  K«G.,  Sprachgebrauch  und  Sprachrichtigkeit  im  Deutschen. 
Zweite  verm.  Auflage.   8.   (304  S.)   Ileilbronn    1881.  Henninger.  5   M. 

Vgl.  Literaturblatt  J881,  Sp.  373  (Behaghel);  Blätter  f.  Uterar.  ünterh.  1881, 
37  (Sanders);  Athenaeum  beige  1881,  15.  Not;  Revue  critique  1882,  22;  Gotting. 
Gel.  Ana.  Nr.  28  (Sauer). 

V.  Lexikographie. 

178.  Grimm,  J. ,  und  W.  Grimm,  deutsches  Wörterbuch.  Fortgesetzt  von 
M.  Heyne,  R.  Hildebnmd,  M.  Lexer  und  K.  Weigand.  VL  Bd.  7.  u.  8.  Ljef. 
Bearb.  von  M.  Heyne.  8.  (Sp.  1153—1536.)  —  IV.  Bd.  1.  Abth.  2.  Hälfte. 
3.  Lief.  Bearb.  von  R.  Hildebrand.  (Sp.  2537—2728.)  —  VIL  Bd.  1.  Lief. 
Bearb.  von  M.  Lexer.   (Sp.    1—192.)  Leipzig   1881.  Hirzel. 

Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  8,  172—178  (Gombert). 

179.  Lexer,  M. ,  mittelhochdeutsches  Taschenwörterbuch  mit  grammatischer 
Einleitung.  2.  Auflage.  Mit  Nachträgen.  8.  (XXIII,  320  S.)  Leipzig  1881. 
Hiizel.   4  M. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  22. 

180.  Kalcher,  die  Witteisbacher  Fürsten  -  Urkunden  des  Stadt  •  Archivei 
Landshut. 

Verhandlungen  des  historischen  Vereines  fQr  Niederbayem.  21.  Bd.  1.  u.  2.  Heft. 
Die  älteste  deutsche  Urkunde  ist  von  1316.  Geht  bis  1487.  Angehängt  ein  altd. 
Glossar. 

181.  Fahre  d*£nvieu,  J. ,  le  dictionnaire  allemand  enseign^  par  Tanalyse 
^tymologique  des  noms  propres  individuels,  familiaux,  ethniques  et  geogra- 
phiques  et  par  Texplication  de  quelques  noms  franco-tudesques.  Onomatologie 
de  rhistoire,  de  la  mythologie,  de  i'ethnographie  et  de  la  g^ographie  des 
contröes  occup^es  par  les  Allemands.  Paris   1881.  8.  (XX,  346  S.) 

Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  8,  8  ff.  (Feit);  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  8. 

182.  Schiller,  K. ,  und  A.  Lübben,  mittelniederdoutsches  Wörterbuch.  30. 
31.  (Schluß-)  Heft  und  Nachträge.  (S.  141—319.)  Bremen  1881.  Kühtmann. 

183.  Holstein,  H.,  ein  lateinisch- deutsches  Vokabelbuch  von  1542. 
Jahrbuch  d.  Vereins  f.  nd«  Sprachforschung  6,  123  —  129. 

184.  Woordenboek  der  Nederlandsche  taal  ir  deel  afl.  1.  Bewerkt  door 
M.  de  Vries  (Akant^-AUeens).  Haag  1881.  Nyhoff.  f.  0.87. 

185.  Sprachproben,  altenglische.  Herausgegeben  von  £.  Mätaner.  Wörter- 
buch.  7.  Lief.   (S.  129—240.)  Berlin   1880.  Weidmann.  M.  3.60. 

186.  Catholicon-Anglicnm,  an  English  latin  Wordbook,  dated  1483, 
edited  from  the  Ms.  No.  168  in  the  Library  of  Lord  Morson,  collated  witb 
the  add.  Ms.  15.562  Brit.  Mus.  with  introduction  and  notes  by  S.  J.  H. 
Herrtage,  with  a  preface  by  H.  B.  Wheatley.  8.  (LH,  482  S.)  London  1881. 
Trübner.  20  sh. 

Early  English  Text  Society  75.  Vgl.  Anglia  V,  2  (Smith). 

187.  Skeat,  W.  W. ,  an  etymological  dictionary  of  the  English  language. 
P.  H:  Dor— Lit.  P.  III:  Lit— Red.  Oxford   1880.  Clarendon  Press. 

Vgl.  Anglia  IV,  2  (Trautmann). 

188.  Standard  Etymological  Dictionary  of  the  English  language.  Ward, 
Lock  &  Co.   1881.  (530  S.) 

Vgl.  Athenaeum  17.  Sept.  1881,  8.  367. 

189.  Transactions  of  the  Philological  Society  1880  —  81.  S.  121 — 139. 
Enthält  einen  Bericht  Über  das  von  der  Gesellschaft  vorbereitete  große  Engl. 
Wörterbuch. 


y.  LEXIKOGRAPHIE.  433 

190.  Jamieson,  Jobn,  an  etymological  dictionary  of  the  Scotisb  language. 
Vol.  I— in. 

Vgl.  Aeademj  20.  kugaat  1881,  S.  187. 

191.  PorkelBsoD,  Jon,  Supplement  til  islandskc  ordb^ger.  Anden  Sämling. 
8.  (S.  129  —  208:  fuUgengit-broeddr). 

Schalprogramm  von  Reykjavik  1880 — 81. 

192.  Aasen,  J.,  Norsk  Ordbog  med  dansk  Forklaring.  Omarbeidet  og  foraget 
Udgave  af  en  aeldre  *  Ordbog  over  det  norske  Folkesprog.  Ny  Snbskription. 
2.   Heft.   8.  Cbristiania  1881.  Mailing. 

193.  Kaikar,  0.,  Ordbog  til  det  aeldre  danske  sprog  (1300—  1700).  1.  2.  Heft. 
(Abbot— Balges.)  8.  (S.  1—208.)  Kabenhavn  1881.  Reitzel  iu  Comm.   3  kr. 


194.  Fick,  A.y  Etymologien. 

Bezsenberger,  Ueitrfige  0,  1  (1880).  Ahd.  chrdnan  =7  altbnlg.  graja;  ags.  gecanc 
-=  skr.  giäja. 

195.  Fick,  A.,  Etymologien. 
Bezzenberger,  Beitrüge  VU,  1.  U.  a.  plegan. 

196.  Ehlers,  Geschichtliche  Entwickelang  der  französischen  Sprache.  (Fort- 
setzung.) 

Lingoae  franco-gallicae  glossarimn  germanicum:  satjan-Auuja.  Progr.  der  Real- 
schule II.  Ord.  zu  Hanau  1881.  4.  (16  8.) 

197.  Weise,  0.,  Zur  Charakteristik  der  Volksetymologie. 
Zeitschrift  f.  Völkerpsychologie  12  (1880),  203-228. 

198.  Pröhle,  H.,  Volksetymologien.   1.  2. 
Vossische  Ztg.  1881,  Sonntagsbeilage  18.  20. 

199.  Wer sh Oven,  F.  J.,  englische  Volksetymologie. 
Herrigs  Archiv  68,  476. 

200.  Blandinger  udgiyne  af  Universitets-Jubilaeets  dansko  Samfund  yed 
Samfundets  Sekretaer.  1.  Heft.  8.  (70,  IX  S.)  Kabenhayn  1881.  Reitzel 
in  Comm.  kr.  2.50. 

Darin:  Siby,  Eksempler  p&  uorganiske  lydformer  i  Dansk  (über  d&nische  Volks- 
etymologie etc.). 

201.  Kleinpanl,  R.,  Degradation  der  Wörter. 
Das  AusUnd  1881,  Nr.  16. 

202.  Einige    germanische,    besonders    niederdeutsche  Wörter    im  Litauischen, 
lüttheilungen  der  litauischen  literarischen  Gesellschaft.  4.  Heft  (1881). 

203.  Bech,  F.,  Nachträge. 
Germania  26,  482.  Lexicalisches. 

204.  Sprenger,  R.,  Zum  mhd.  Wortschatz.  IV. 

Bezzenberger,  Beiträge  VI,  S.  154—160.  Behandelt:  bdr,  bickelieren,  gülle, 
gflttel,  hamenwurst,  hüswerunge,  jagen,  kerz,  kuskar,  kiurisch,  niuvren,  rat, 
rftzkOpfe,  taveln,  t6r,  tugent,  betwinc,  tuome,  wile,  zadel,  ziunen,  zoche. 

205.  Birlinger,  A.,  Lexikalisches. 

Alemannia  9  (1881),  91 — 100.  Meist  ans  einer  Augsb.  Inkunabel  entnommen. 

206.  Birlinger,  A.,  Lexikalisches. 

Alemannia  9  (1881),  220—224.  Aus  Quellen  des  16.— 17.  Jhs. 

207.  Moses,  Hermann,  die  deutschen  Pflanzennamen  in  ihrer  Bedeutung  für 
die  Geschichte  und  Alterthumskunde. 

Die  Natur,  N.  F.  7.  Jahrg.  (1881),  Nr.  4. 

208.  Kaiser,  W.,  die  deutschen  Pflanzenuamen.   1.  2. 
nie  Natur,  N.  F.  7.  Jahrg.  (1881),  Nr.  6.  8. 

OBBMANU.  N«M  Beih«  XV.  (XXYU.)  Jahrg.  28 


434  BIBLIOGffiAPHDS  VON  1881. 

209.  Mejer,  Ludwig,  über  die  Deutung  der  PflaueBiiameii. 
Die  Natur,  N.  F.  VH,  62  (1881). 

210.  Lübben,  A.,  Zur  deutschen  Lexikographie.  L  Weidmätmieclra  Aosdrncke. 
II.  AuB  den  Scbiffiihrten  des  Levinus  Hulms. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13,  d67<-38i.  (Schluß  folgt) 

211.  Woeste,  F.,  Beitrage  aus  dem  Niederdentsohen. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  12,  302— -304.    Behandelt  düng,   däfchen,    bß- 
latm,  bordea.  Fortsetsung  12,  479.  13,  303—4. 

212.  Rorrespondenzblatt  des  Vereios  für  nd.  Sprachforschung  VI  (1881). 
Enthält  viele  lexikalische  Beiträge,  z.  B.  Fische  S.  8  f.;  epeltem  S.  9 — 11; 
Abraham  S.   11  f.  u.  s.  w. 

213.  Imperativische  Thier-  und  Pflanzennamen. 
Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  18. 

214.  Birlinger,  A.,  Flüche,  Verwünschungen. 
Korrespondensblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  90  f. 

215.  Verdam,  J.,  dietsche  verscheid enheden. 

Tijdschrift  voor  nederl.  Taal-  en  Letterkunde  1  (1881),  124—143.  Lezikaliaehes. 

216.  Verdam,  J.,  dietsche  verscheidenheden.    36.  Binalecs.    86.  Amete. 
Tijdschrift  voor  nederl.  Taal-  en  Letteikunde  1,  297-303  (1881). 

217.  Verdam,  J.,  Mots  d'origine  germanique  repris  dans  la  langne  holhtndaise 
sous  v6tement  fran^ais.  I. 

TaaUtudie  U.  1.  2.  (1881). 

218.  Lingen,  T.  v.,  Woordfamilien.  III.   Binden. 

Noord  en  Zuid  IV,  2  (1881).   Ebenda:   L.  D61y,   foeteren;    J.  E.    ter  Qonw, 
wispelturig;  ongedurig  n.  a. 

219.  Cosijn,  Langzaam,  lang  en  lengen;  G-ering;  Waden;  Belyden ;  Losto- 
sams;  unmanarig. 

Noord  en  Zuid  213,  216,  218,  220,  298,  218. 

220.  Edgren,  the  kindred  germanic  words  of  german  and  english,  exhibited 
with  reference  to  their  consonantrelations.  (Extract  from  the  Transactions  of 
the  American  Philological  Association  for  1880,  vol.  XL)  8.  43  8.  Lund.  1  kr. 

221.  Baumann,  H.,  a  comparativo  study  of  Sazon-English.  London  1880. 
(30  S.)  Programm  der  dentsch-eugl.  Knabenschule  zu  Brizton. 

Vgl.  Herrigs  Archiv  66,  470.  Ober  die  deutschen  Elemente  des  Englisdien. 

222.  Davies,  a  comparison  of  Celtic  words  found  in  oid  english  literature 
and  english  dialects  with  modern  forma. 

Archaeologia  Cambrensis  1881,  Nr.  47—49. 

223.  Fritzner,  J.,  Sproglige  og  kulturhistoriske  Studier  over  gamle  norske 
Ord  og  Udtryk.  L— IIl.  8.  (22  S.)  Chrktiania.  Dybwad  in  Comm.  kr.  0,40. 

Christiania  Videnskabsselskabs   Forhandlinger   1880,   Nr.   16«    Über  aannia  at 
höndnm;  ]>ekja,  baug])ak,  yfirgjöf»  vingjöf  etc.;  über  den  Namen  der  Insel  Selja. 

224.  Koek,  Axel,  Tydning  af  gamla  Svenaka  ord.  8.  (86  S.)  Land  1881. 
Gleerup.  76  öre. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  43  (K.  V(emer) ;  Literar.  Centralblatt  Nr.  50  (Edzsrdi). 

225.  Tamm,Fredr.,  Svenska  ord  belysta  genom  slaviska  och  baltivks  spriken. 
8.  (86  SO  Upsala  1881.  Akademiska  Bokbandeln.  1  kr. 

Upsala  Universitets  Irsskriffc  1881. 

226.  Tegnör,  Esaias,  Hemmets  ord.  Aftryck  ur  Tidskrift  for  hemmet.  8. 
(77  S.)  Stockholm  1881.  Norstedt  &  Söner.  1  kr.  25  öre. 

227.  Larsen,  A.,  Af  en  Afskrivers  optegnelser.  Nogle  aeldre  Betydninger  af 
nuvaerende  danske  Ord,  navnlig  fira  17  Aarhundrede.  8.  Köbenhavn  1881. 
Gyldendal» 


T  LfiXIKOlGhSAPHIE.  436 

228.  ZupitBtt,  J*,  tfaf^  meäning  of  aestel. 
The  Aeademy  1861^  8.  896;  vgl.  S.  415. 

229.  Kern,  H.,  Bidden.  Genezen. 

Tijdskrift  voor  nederl.  Taal-  en  Letterkunde  1,  32—40. 

230.  Sprenger,  B.,  Bockshorn. 

Jahr1>ach  d.  Vereins  f.  nd.  Bprachforschong  6,  134.  Name  einer  Pflanze. 

231.  Boonstrai  R.,  Brägen^  bregen,  brein. 
Noord  en  Zuid  IV,  6  (1881). 

232.  Skeat,  W.  W.,  on  tfae  etymology  of  Weh'. 
Anglia  4,  412-414. 

283.  Schroer,  A.,  zur  Etymologie  von  'catch*. 
Anßlia  4,  414—416. 

234.  Vries,  M.  de,  Edwijt. 

Tijdschrift  voor  nederl.  Taal-  en  Letterkunde  1,  803—305.  =  itewis. 

235.  Weise,  0.,   etymologische  Beiträge. 
Beszenberger,  Beiträge  VI,  233—235.  abd.  fartii  Famkraut. 

236.  Hand-Browne,  W.,  an  old  name  for  March. 
The  Academy  1881,  28.  Juli,  S.  72.  Ober  ags.  U^da, 

237.  Pietsch,  P.,  sum  ^Judenspiess''. 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  18,  230. 

238.  Verdam,  J.,  en  ottde  kennte  uit  het  gotisch  terugge  vonden. 
T^'dsehrift  voor  nederl.  Taal-  en  Letterkuude  1,  30—82.  Herleitang  des  hoU.  kä 
ans  got.  hUpH, 

239.  Earle,  John,  The  history  of  tbe  word  'ifind'. 

Mlnd  1681,  Nr.  28,  8.  801—320.  Vgl.  Jabredbericht  1881,  8.  186  f. 

240.  Vries,  M.  de,  Poot,  Potig. 

Tijdschrift  voor  nederl.  Taal-  en  Letterkunde  1,  42—46. 

241.  Ost  hoff,  H.,  got.  «a»,  ahd.  mhd.  s€. 

Paul  u.  Braune,  Beitrftge  8,  811—312.  #a<  =^  art.  m  und  dem.  id  (==  skr.  M, 
SS  «ft  Mi). 

242.  Liebrecht,  F.,  Tpru,  Purt 
Germania  26,  508. 


243.  Ocsterley,  H.,  historisch •  geographisches  Wörterbuch  des  deutschen 
Mittelalters.   1.— 5.  Lief.  8.  (S.  1—400.)  Gotha  1881.  Perthes.  &  M.  2,40. 

Vgl.  Correspondenzblatt  des  Qesammtvereins  1881,  8.  46  f.;  Petermanns  liit- 
theilungen  27,  5;  Literar.  Centralblatt  1881,  32. 

244.  Lohmeyer,  Theodor,  Beiträge  zur  Etymologie  deutscher  Flufinamen. 
8.  (VI,   126  8.)  Göttingen   1881.  Vandenhoeck  u.  Ruprecht.  2  M. 

Eine  erweiternde  Bearbeitung  der  Abhandlung  im  63.  Bande  von  Herrigs  Archiv. 
Vgl.  Literaturblatt  1882,  6  (Jeflinghaus) ;  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  51  (MüHenhoff); 
Herrigs  Arohiv  67,  2.  Durchaus  unwissenschafttich. 

245.  Buck^  Richard,  ansere  Flußnamen. 
Alemannia  8  (1880),  145—185. 

246.  Flnr-  und  Ortsnamen. 

Literar.  Beilage  der  Gemeindezeitung  fOr  Elsaß  und  Lothringen  1881,  Nr.  31. 

247.  Back,  R.,  Oberdeutsches  Flurnamenbuch.  Ein  alphabetisch  geordneter 
Handweiser  für  Fr^nnd^  deutscher  Sprach-  und  Kuliurgeschichte,  namentlich 
auch  für  gebildete  Forst- und  Landwirthe.  8.  (XXTV,  316  S.)  Stuttgart  1880. 
Rohlhammer.  M.  4,50. 

Vgl.  LHeratorblatt  1880,  Sp.  318;  Korrespondemsblatt  d.  Vereins  f.  siebenbürg. 
Landeskunde  1881,  1. 

28* 


436  BIBLIOaRAPHIE  VON  1881. 

248.  Birlinger,  A.,  zur  Oberamtsbeechreibong  von  Mergentheim. 
Württemberg.  Yierteljahrshefte  4  (1881),.  8.  295—297.  Namentlich  snr  Dentong 
von  Ortsnamen. 

249.  Schaff  1er,  A.,  und  J.  E.  Brandl,  Orts-  und  PersonenyerzeichniBs   zum 
ältesten  Lehenbuchc  des  Hochstiftes  Würzburg. 

Archiv  des  histor.  Vereines  von  Unterfranken  und  Aschaffenbnrg  24,  153 — 285 
(1880). 

250.  Reitzenstein,  H.  Freih.  v.,   Beitrage  zur  Erklärung  urkundlicher  Orts- 
namen. 

Archiv  für  Geschichte  von  Oberfranken  XV,  1  (1881). 

251.  Steub,  L. ,  die  romanischen  Ortsnamen  im  Lande  Salzburg.  Mit  Erklä- 
rungen. 

Mittheilungen  d.  Gesellschaft  f.  Salzhnrger  Landeskunde  XXI  (1881),  S.  98— 102. 

252.  Luschin  v.  Ebengreuth,  Über  Orts-  und  Personennamen  in  Krain. 
Mittheilungen  der  Anthropolog.  Gesellschaft  in  Wien,  X.  Bd.  (1880). 

253.  Wolff,  J.,   Deutsche  Ortsnamen  in  Siebenbürgen.  (Fortsetzung.) 
Programm  des  evangel.  üntergymnasiums  in  Mühlbach  (Siebenbürgen)  1880/81. 
Hermannstadt  1881.  4.  (30  S.)  Umfasst  die  Namen  Bependorf-Zekeschdorf.  Vgl. 
Herrigs  Archiv  66,  336;  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  8,  88. 

254.  FuBs,  Rheinische  Verwandte  der  siebenbürgizch-deutschen  Ortsnamen. 
Siebenbürg.  Korrespondenzblatt  1881,  8.  62—64.  116  <  117. 

255.  Über  deutsche  Ortsnamen  mit  besonderer  Beziehung  auf  Thüringen. 
Jahrbuch  der  k.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften  zu  Erfurt  X,  143  bis 
188.  Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  10. 

256.  Falk,  Dr.,  Zu  dem  Aufsatz:  drei  Mainzer  Necrologien  von  C.  Will. 
Correspondenzblatt  des  Gesanuntvereins   der   deutschen  Gesehichts-  und  Alter- 
thumsvereine  1881,  Nr.  7,  S.  49 — 61.  Mit  einem  alphabetiaehen  Verzeichnisa  der 
darin  enthaltenen  Ortsnamen. 

257.  Marjan,  Keltische  Ortsnamen  in  der  Rheinprovinz.  4.  (16  8.)  1881. 
Progranun  der  Realschule  I.  Ord.  zu  Aachen.  2.  Abtfaeilnng. 

258.  Evelt,  Julius,   über  einige,  jetzt  nicht  mehr  gebräuchliche  Ortsbeaeich- 
nungen  in  und  bei  dem  Dome  zu  Paderborn. 

Zeitschrift  für  vaterländische  Geschichte  (1881),  8.  74—104. 

259.  Kühnel,  P.,  die  slayischen  Ortsnamen  in  Meklenburg. 
Jahrbücher  d.  Vereins  f  meklenburg.  Geschichte  46,  3—168. 

260.  Kühnel,  P.,  die  slavischen  Ortsnamen  in  Meklenburg-Strelitz.  L  Theil. 
4.  (31  S.) 

Programm  des  Gymnasiums  zu  Neubrandenburg  1881  (Nr.  672). 

261.  Lemcke,  H.,  die  älteren  Stettiner  Straßennamen  gesammelt  und  erklärt. 
8.  (IV,  50  S.)  Stettin  1881.  Saunier.  2  M. 

262.  Hoppe,   F.,    Orts-    und  Personennamen    der  Provinzen  Ost-    und  West- 
preussen.  VII.  8.  (26  S.)  Gumbinnen  1881*  Sterzel.   1  M. 

Aus:  'Altprenssische  Monatsschrift'  abgedruckt 

263.  Bernaerts,  Etudes  dtymologiques  et  lingnistiques  sur  les  noms  de  lienz 
Normans  et  Bas-AIlemands  de  la  Belgique. 

Annales  de  TAcadämie  royale  de  la  Belgique  VIF,  2  (1881). 

264.  Coz,  J.  C,  Place  and  Field  Names  of  Derbyshire ,  which  iudicate  vege- 
table  productions. 

In:  Journal  of  the  Derbyshire  Archaeolog.  Soc.  Vol.  III. 

265.  Gomme,  G.  L.,  Field-Naroes. 
The  Antiquary  III,  262  ff. 

266.  Browne,  distribution  of  Place-Names  in  the  Scottish  Low-lands. 
Transactions  of  the  Phiiological  Society  (1880 — 81). 


V.  LEXIKOGRAPHIE.  437 

267.  Olsen,  Björn  Magnnssöii,  et  islandsk  Rtedsnavn« 

Aarbager  for  nordisk  Oldkyndighed  1881,   S.  88-45.    Undirfell  =  Undornfell. 

268.  Djnrklott,  G«,  om  svenska  prtnamn,  stälda  i  samband  med  historiska 
ocb  kamerala  forskniogar.  Föredrag. 

In :   Lundell's  Nyare  bidrag  tili  Kftnnedom   om  de  Svenska  landsmälen  1879 — 
1880  (1881),  S.  646-666. 

269.  Varming,  L.,  Bemaerkninger  til  A«  Hansens  Afhandling  Gamle  sjae- 
landske  Stedsnavne,  i  Aarbagerne  for  1879. 

Aarbager  for  Nordisk  Oldkjndighed  1881,  8.  46—49. 

270.  Eckmayer,  Darlegung  einer  vom  yerstorhenen  Pfarrer  Hirscb  unter  dem 
Titel  Etymologisch- historiscbe  Untersuchung  über  den  Namen  und  Ursprung 
der  Stadt  Bayreuth  und  der  Altenstadt'  verfassten  Abhandlung. 

Archiv  fBr  Geschichte  von  Oberfranken  XY,  1  (1881). 
271«  Esaer,  Q»,  Zur  Etymologie  der  Ortsnamen  Sourbrodt  und  Bosfange. 
Picks  Monatsschrift  VII  (1881),  8.  69—72. 

272.  Thole,  Theodor,  der  Name  des  Berges  Hohenzoller.  Ein  Beitrag  zur  Mytho- 
logie und  ältesten  GeBchichte  des  Landes  und  Geschlechtes  Hohenzollem. 
Programm  der  höheren  Bürgerschule  zu  Hecbingen  1881  (Nr.  420).  8.  (36  S.) 

273.  Hohenbühel,  Ludwig  Freih.  ▼. ,  Untersuchungen  über  den  tiroHschen 
Ortsnamen  Igels. 

Zeitschrift  des  Ferdinand  eum,  S.Folge.  26.  Heft.  1881.  Auch  separat  erschienen : 
Innsbrack  1881.  Wagner.  8.  (16  S.)  30  Pf. 

274.  Esser,  Q.,  Was  bedeutet  der  Lokalname  'Kahrel'? 
Picks  Monatssdurift  1881,  VIT,  296—298. 

276.  Bück,  Zum  Namen  Ulm. 

Württembergische  Vierteljabrshefte  4  (1881),  8.  46. 

276.  Günthner,  A.,   Auch  eine  Erklärung  des  Namens  Weinsberg. 
Württembergische  Vierteljahrshefte  4  (1881),  8.  286  f. 

277.  Birlinger,  A.,  Liber  viventium  et  defunctorum  von  Pfa£Pers. 
Alemannia  9  (1881),  67 — 71.  Mit  einer  großen  Zahl  ahd.  Namen. 

278.  Bück,  M.  R.,  Zu  den  welschen  Namen  des  Liber  viventium  et  defunc- 
torum von  Pfäffers. 

Alemannia  9  (1881),  176-186. 

279.  Löhner,  Rudolf,  althochdeutsche  Eigennamen. 

Zeitschrift  f.   deutsches  Alterthum  26,  214—217.   Aus  Cod.  pal.   494  der  Vati- 
eana.  11.  Jh. 

280.  Zahn,  v.,  über  steiermärkische  Taufnamen. 

Mittheilungen  d.  histor.  Vereins  f.  8teiermark  29.  Heft  (1881),  8.  3     66. 

281.  Wernicke,  E.,  Vor-  und  Zunamen  aus  mittelalterlichen  Dichtungen  in 
schlesischen  Urkunden. 

Anseiger  f.  Kunde  d.  deutsehen  Vorseit  1881,   Sp.  78-— 80.    U.  a.  Vogelweide, 
Fridank,  Nebelung,  Lanrin,  Klinsor,  Parsival,  Gawin,  Isalde  etc. 

282.  Prittwitz  und  Gaffron,  deutsche  Personennamen.  Vortrag.  8.  (31  S.) 
Berlin  1881.  Mitseher  u.  Rösteil.  M.  0,50. 

Abdruck  aus  der  Vierteljahrschrift  für  Heraldik  1880,  Heft  4. 

283.  Stephens,  G.,  en  Yorkshire- liste  over  dansk-engelske  mandsnavne  fra 
det   11.  Irh. 

In:  Blandinger  udgivne  af  Universitets- Jubilaeets  danske  8amfund.  Kj9benh.  1881. 

284.  H  e  i  n  t  z  e ;  Albert,  die  deutschen  Familiennamen  geschichtlich,  geographisch, 
sprachlich.  8.  (VIIl,  227  S.)  Halle  a.S.  1 882.  Waisenhausbuchhandlung.  M.  4,50. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  8;  D.  Liter.  Ztg.  Nr.  28  (Schröder). 


4$s  bibuooraphus  yojf  1881. 

285.  Bück,  M.  B.,  oberdeutsch«  FamilieDaamea  aaf  -1er,  «eler. 

Alemannia  9  (1881),  25—29. 

286.  Back,  M.  R«,  SaDunliing  oberdeutscher  personifiairter  Lokalaawen  auf  -1er. 
Ebenda  9,  89—30. 

287.  Lübben,  A«,  etwas  über  uiederdeutsche  FamilienBaineii. 
Jahrbach  d«  Vereins  f.  nd.  Spraehforachong  6,  146— 16t. 

288.  Win  kl  er,  Job.,  Een  en  ander  over  Friesche  eigeunaxnpn. 
De  vrije  Vries  (1881).  

289.  Bossberg,  Konrad,  Deutsehe  Lehnwörter  in  alpahetjscber  Anordnung. 
ZusammengestelU  und  auf  ihren  Ursprung  zurückgefährt.  8.  (IX,  120  S.) 
Hagen  1881.  Bisel  u.  Co.  3  M. 

YgL  Literatnrblatt  1882,  Nr.  2  (Pietsch);  D.  Uter.  Ztg.  1882,  2  (Klage). 

290.  Neumann»  W. ,  über  die  Betonung  der  Fremdwörter  im  Doulschen. 
4.  (13  S.) 

Programm  des  QTmnasioms  lu  arolS-8trelitB  1881.  (Nr.  177).  K3el,  Lipsius  und 
Tisoher  in  Comm.  80  PI.  Vgl.  Anse^er  t  dentsches  Alterthum  7,  332. 

291.  Knudsen,  K.,  Unorsk  og  norsk  eller  fremmedords  avlesniug.  8.  (KS^V, 
994  S.)  Christiania  1881.  Cammermc^er*  5  kr. 

VI.  Mundarten. 

292.  Pf  äff.  F.,  Dialekt  und  Schriftsprache  und  die  Formnbeftragung  in  der 
Orthographie.   1.  2. 

Zeitschrift  für  Orthographie  I,  6.  6  (1881). 

293.  Lundell,  J.  A.,  Om  dialektstudier  med  särskild  hänsyn  tili  de  nordiska 
spraken.  Föredrag  vid  andra  nordiska  filologmÖtet  i  Krietiania.  (31   S.) 

Nyare  bidrag^  tili  kännedom  om  de  syeoska  landsm&len  (t881).    VgL  D.  Liter. 
Ztg.  1881,  Nr.  50  (Hoffory);  Zeitschrift  f.  dentsche  Philologie  14,  100  ff.  (Gering). 

294.  Wenker,  G.,  Sprach-Atlaa  von  Nord-  und  Mitteldeutschland.  AulOnind 
von  systematisch  mit  üilfe  der  Volkssckullehrcr  gesanuneHem  Material  aus 
ciroa  30.000  Orten  bearbeitet,  entworfen  und  gezeichnet  1.  Lief.  fol.  Straß- 
burg  1881.  Trfibner. 

Vgl.  Literatorblatt  1881,  Nr.  12  (Behaghel);  D.  Liter.  Ztg.  1882,  7  (Radiger); 
Anseiger  f.  deutsches  Alterthum  8,  283  f. 

295.  Humperdinck,  G.,  die  Vooale  und  die  phonetischen  Ersckeinungen  ihres 
Wandels  in  Sprachen  und  Mundarten.  Eine  physiologisch-sprachwissenschaft- 
liche Untersuchung.  8.  (4ö  S.)  Bonn   1881.   Behrendt  in  Comm.  60  Pf. 

Schon  Siegburg  1874   erschienen,  jetzt   erst   mit   neuer  Firma  in  den  Handel 
gekommen.  VgL  Bibliographie  1876,  Nv.  156. 

296.  Jellinghaus,   H.,  Grenzen  westfälischer  Mundarten. 
Korrespondensblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Spraobforsckung  VI,  74  f. 

297.  Ottiker,  A.,  ein  schweiserischer  Dichter. 

BibKographie  der  Schweiz  1881,  Nr.  2.  3.  Mit  Bemerkungen  ttber  die  alemann. 
Mundart  und  die  Dialektdichtungen  der  Schweiz.  Vgl.  Jaluresbericht  1881,  8.  39. 

298.  C zornig,  C.  Freih.  y.,  die  dentsche  Spraohinsei  Sauris  in  FriskuL  Vortrag. 
Manchen  1881.  Lindauer.  M.  0,80. 

299.  Kirchmayr,  Besuch  einer  deutschen  Sprachinsel  in  Mähren.  8.  Brunn 
1881.  M.  0,60. 

300.  Wolff,  Epithetiscfaes  t. 

Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  siebenbUrg.  Landeskunde  1861,  S.4-6.  ia^l8. 
37—40. 


VI.  MUiOUJftTEN.  439 

301.  Albrecht,  K.,  die  Leipziger  Mundart.  Grammatik  and  Wörterbuch  der 
Leipziger  Vtlkaspracbe.    Zugleich    ein  Beitrag    zur  Schilderung    der  Volks- 
sprache im  Allgemeinen.  Mit  einem  Vorwort  von  R.  Hiidebrand.  8.  (XVIII, 
243  S.)  Leipzig  1881.  AinokL  4  M. 
Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  86. 

302«  Velde,  A.  ▼.  d.,  zu  Fritz  Reuter.  Praktische  Anleitung  zum  Verständniss 
de«  Plattdeutschen  an  der  Hand  des  ersten  Kapitels  des  Fritz  Reuterschen 
Romanes:  Ct  mine  Stromtid.  8.  (63  S.)  Leipzig  1881.  Koeh.  M.  0,60. 

303.  Bartels,  Geschichte  der  holländischen  Sprache  in  Ostfriesland. 
Jahrbuch  der  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Alterthttmer 
zu  Emden  4,  2.  S.  1—19  (1881). 

304.  Mielck,  W.  H.,  de  quantiteit  in  de  Noord-Brabantsche  Volkstaal. 
In:  Onze  Volkstaal  Nr.  1. 

305.  Njare  Bidrag  tfll  kännedom  om  de  Svenska  Landsmälen  eck  Syenskt 
FolkKf.  Tidskrüt  utgiven  pä  uppdrag  af  Landsmilfbreningarne  i  Cppsala, 
Helsingfors  ock  Lnnd  genom  J.  A.  Lundell.  1879  ock  1881.  8.  Stock- 
holm (1881).  SamsoD  &  Wallin. 

Bnthlh  Bogen  19  41  (Bibliographie  1879,  218).  Mit  folgendem  Inhalt:  L.  F. 
Leffler,  ordei  M  belyst  af  de  svenska  landsmftlen  S*  271  -282.  A.  Noreen, 
FärömlUets  Ijndlära  S.  283—369.  J.  Nordlander,  Norrläudska  husdjursnamn 
S.  371—482.  G.  Bn.,  Folkmelodier  S.  443—446.  Landsm^lsfÖreningarnes  fest 
i  Uppsala.  7  Nov.  1879  S.  446—626.  Darin:  Lundell,  Öf^ersikt  af  de  senaste 
ärtiondenas  värksamhet  fbr  kSnnedom  om  folkmll  ock  folklif  i  Sverige  ock 
andra  ISnder  S.  469—644.    Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  60  (Hoffoiy). 

306.  Kocky  Axel,  SSrbygdmälet.  Anmälan  ock  iagttagelser. 

Nyare  Bidrag  tili  k&BDedom  om  de  Svenska  landsmalen  I,  S.  679—689. 

307.  Noreen,  Ad^,  Inledning  tili  daknälet,  med  karta* 

Nyare  Bidrag  tili  kftnnedom  om  de  svenska  landsmllen  1881,  December. 

308.  V ende  11,  H.,  Laut-  und  Formlehre  der  schwedischen  Mundarten  in  den 
Kirchspielen  Ormsö  und  Nukkö  in  Esthhind.  4.  (222  S.)  Helsingfors   1881. 

Akademische  Abbandlang. 

309.  Geete^  R. ,  Nigra  iakttagelser  med  anledning  af  den  uynorska  spräk- 
rÖr eisen,  betraktad  fr&n  svensk  synpunkt. 

Ny  Svensk  Tidskrift  1881.  H.  3,  S.  162--176;  fi.  4,  S.  199-216. 

310.  Varmingy  L.,  Ofd  og  Taleformer  af  det  jyske  Folkesprog. 
Samlinger  til  jysk  historie  og  topografi  YIU,  3. 


311.  Seh weiEerisches  Idiotikon.  Wörterbuch  der  Schweizer-deutschen  Sprache. 
Gesammelt  anf  Veranlassfong  der  Antiquarischen  G-esellschaft  in  Zürich  unter 
Beihilfe  ans  allen  Kreiaen  des  Schweiservolkes.  Herausgegeben  mit  Unter- 
stfitzung  des  Bundes  und  der  Kantone.  1.  u.  2.  Heft.  Bearbeitet  von  F.  Staub 
und  L.  Tobler.  4.  Franenfeld  1881.  Huber. 

Vgl.  Im  neuen  Reich  1881,  20;  AUgem.  Ztg.  1881,  16.  Mai  (M.  K(ooh);  Revue 
critique  1881,  Nr.  34;  D.  Liter.  Ztg.  Nr.  30  (Rödiger);  LiteraiurblaU  Nr  11  (Wein- 
hold); Magasin  f.  d.  Literatur  d.  Auslandes  1882,  Nr.  22;  Anzeiger  f.  deutsches 
Alterthum  8,  183  &  (Lichtenstein). 

312.  Bucher,  J.,  die  Orthographie  des  Schweizer  Idiotikons. 
Zeitschrift  f.  Orthographie  1881,  10. 

313.  Tschumpert,  M.,  Versuch  eines  bündnerischen  Idiotikon,  zugleich  ein 
Beitrag  sur  Darstellung  der  mittelhochdeutschen  Sprache  und  der  Kultur- 
geecUehta  von  Granbiinden.   l.  Lief.  8.  (164  S.)  Chur  1881.  3  M. 


440  BIBLIOORAPHIK  TON  1881. 

314.  Schnepff,  Italobayarismen. 

Collectaneen-Blatt  itir  die  QeBchichte  Bayerns,  45.  Jahrg.  (1881). 

315.  Wolff,  J.,  Beiträge  zum  siebenbürgiBchen  Wörterbache. 
SiebenbOrg.  Korrespondensblatt  1881 ,  8.  90—94. 

316.  Wolff,  J.,  Haus,  Hof  und  Heim.  I. 
Siebenbürg.  Korrespondensblatt  1881,  S.  127—130. 

317.  Berghaus,  Heinrich,  Sprachschatz  der  Sassen.  Wörterbuch  der  platt- 
deutschen Sprache  in  den  hauptsächlichsten  ihrer  Mundarten.  13. — 15.  Heft. 
(2.  Bd.  S.  177—416.)  Brandenburg  1881.  Müller. 

Vgl.  Korresponden^blatt  f.  siebenbürg.  Landeskunde  1882,  Nr.  4. 

318.  Doorukaat-Koolmann,J.  ten,  Wörterbuch  der  ostfriesischen  Sprache. 
12.   13.  Heft.  (2.   Bd.  bis  S.   528.)  Norden   1881. 

319.  Schemionek,  A.,  Ausdrücke  und  Redensarten  der  Elbing'schen  Mundart 
mit  einem  Anbang  ron  Anekdoten,  dem  Volke  nacherzählt.  Gesammelt  und 
erklärt.  8.   (VI,  53  S.)  Daniig  1881.  Bertling.   75  Pf. 

320.  Salomon,  Carl,  Wörterbuch  der  deutschen  Pflanzenoamen,  besonders 
der  im  Volksmunde  gebräuchlichen  Benennungen  wichtiger  heimischer  wie 
fremder  Gewächse.  Mit  Beifügung  der  botanischen  Namen.  12.  (FV,  183  S.) 
Stuttgart  1881.  Ulmer.  geb.  M.   1,50. 

821.  Ulrich,  Ursprung  und  Bedeutung  der  Pflanzennamen. 
Europa  1881,  Nr.  19.  20.  Vgl.  auch  Nr.  207—209. 

322.  Treichel,  A.,  Volksthümliches  aus  der  Pflanzenwelt,  besonders  für  West- 
preussen.  I.   8.  (6  S.)  Danzig  1881.  Bertling.  M.  0,40. 

Aus:  *  Schriften  der  naturforschenden  Gesellschaft  su  Danzig'. 

323.  Treichel,  A.,  polnisch-westpreussische  Vulgärnamen  von  Pflanzen.  8. 
(14  S.)  Ebenda.  60  Pf. 

324.  Goemans,  J. ,  lijst  yan  woorden,  die  gebruikt  worden  op  het  eiland 
Schouwen,  in  den  omtrek  yan  het  dorp  Serooskerke. 

Onze  Volkstaal  Nr.  1. 

325.  Evans,  A.  B. ,  and  S.,  Leicestershire  words,  phrases  and  proverbs. 
10  sh.  6  d. 

Publication  der  English  Dialect  Society. 

326.  Pive  Original  Glossaries,  viz:  Isle  of  Wight  words,  bj  H.  Smith  and 
C.  R.  Smith;  Ozfordshire  words  by  Mrs.  Parker;  Oumberland  words  hy 
W.  Dickinson ;  North  Lincolnsbire  words  hy  E.  Sutton ;  Radnorshire  words 
by  W.  E.  T.   Morgan.  London.  Trübner. 

PublicJition  der  English  Dialect  Society. 

327.  Jackson,  G.  F.,  Sbropshire  Word  Book:  a  glossary  of  Arehaic  and 
Provincial  words  etc.  used  in  tbe  county-  8.  (614  S.)  London  1881.  Trdbner. 
31  s.  6  d. 

828«  Turner,  W.,  the  names  of  herbes  a.  d.  1548.  Edited,  with  an  intro- 
duction,  index  of  english  names,  and  identiflcation  of  the  plants  enumerated 
by  Turner,  by  J.   Britten.  London,  Trübner. 
Publication  der  English  Dialect  Society. 
829.  Azon,  W.  £.  A.,  George  Eliot's  ose  of  dialect.  London,  Trübner.   6  d. 
Publication  der  English  Dialect  Society. 

330.  Ericsson,  G.,  Ordlista  öfver  akers  och  Oster-Rekarne  härads  folksprak. 
Bidrag  tili  Södermanlands  aeldre  kulturhistoria  II  (1881),  S.  31—91. 

331.  Magnussen,  J.,  Tillägg  tili  Adolf  Noreens  ordbok  Öfver  FryksdalsmSlet. 
In:  Lundell,  Nyare  bidrag  tili  kännedom  om  de  svenska  landsm&len  1881. 


VI.  MUNDARTEN.  441 

33S.  Ur  VästmanlandB-Dala   landsm^bfÖreningB  samlingar  tili  en  ordbok 
ofver  landsmälet  i  Vftstmanland  och  DalarDo.  III.  8.  (31   S.)  Upsala  1881. 
Als  Hb.  gedruckt,  nicht  im  Handel. 


333.  Gysi,  A.,  Mfillerriiedi's  Pariserfahrt  snr  Weltaiustelliing  yom  Jahre  1878. 
Seinen  Kameraden  im  Dorfwirthshaus  ersählt.  In  Aargauer  Mundart.  8. 
(VII,   122  S.)  Aaran  1881.  Sanerländer.  M.  1,40. 

334.  Schild,  F.  J.,  d'r  Qroßätti  nß'  am  Leberberg.  2.  Bd.  Gedichte  und 
Sagen  in  Solothnmer  Mundart.  2.  yerm.  u.  verb.  Auflage.  8.  (219  S.)  Burg- 
dorf  1881.  Langlois.  M.  2,40. 

335.  V7ipfli,  J.,  der  poetische  Kinderfreund.  Deklamationsstücke  für  Schul- 
kinder im  Umerdialekt.  16.  (192  S.)  Einsiedeln  1881.  Eberle,  Kälin  u.  Co. 
M.   1,16. 

336.  Hirts,  Daniel,  Fuf^ig  Fawle  frei  nooch'm  Lafontaine.  Als  Anhang  d'rzue: 
'Unsri  Dieiistbotte',  Sittegemäld  in  zwei  Akten  un  in  Vers,  mit  noch  et1iche-n- 
anderi  Gedicht,  Alles  in  Stroßbunjer  Mundart.  8.  (140  S.)  Straßburg  1880. 
Schultz.  M.   1,50. 

337.  Ludwig,  Hermann,  Ein  Straßburger  Bürgergespräch  über  die  deutsche 
Sprache. 

Magazin  für  die  Literatur  des  In-  und  Auslandes  1881,  Nr.  44.  Aus  dem  Jahre 
1790:  in  Straßburger  Mundart. 

338.  Meininger,  E. ,  D^Reis  uf  Ziri  yo  der  St.-Cecile  yo  Milhüsk  an  den 
Festiyaal«  Discours  en  yers  et  en  dialecte  Mulhonsien.  8*  (15  S.)  Mülhausen 
u  E.   1881.  Detloff  in  Comm.  80  Pf. 

339.  Trenkel,  J.  B.,  die  alemannische  Dichtung  seit  J.  P.  Hebel.  Ein  Beitrag 
zur  Geschichte  der  deutschen  mundartlichen  Dichtung.  Mit  einer  Auslese 
alemannischer  Gedichte«  8.  (XII,  225  S.)  Tauberbischofsheim  1881.  Lang. 
M.  3. 

Vgl.  literar.  Beilage  der  Karlsruher  Ztg.  1881,  15. 

340.  Längin,  G.,  aus  ungedruckten  Papieren  J.  P.  Hebels. 
Alemannia  9  (1881),  211-219. 

341.  Egler,  L.,  Aus'm  Zollerländle.  Gedichte  und  Volksthümliches  in  schwä- 
bischer Mundart.   12.  (XIV,  222  S.)  Sigmaringen   1881.  Tappen.  2  M. 

342.  Hasner,  F.,  D'r  Hebel  in  Ulm.  Hebers  lyrische  Gedichte  aus  der  ale- 
mannischen in  die  Ulmer  Mundart  übertragen,  8.  (V,  60  S.)  Ulm  1881. 
Nübling.   M.  0,40. 

343.  Keller,  F.,  Duranand.  Eine  Sammlung  yon  Gedichten  in  schwäbischer 
Mundart.  12.  (183  S.)  Kempten  1881.  Kösel.  M.   1,20. 

344.  Keller,  F.,  Eile  Hagabutza'.  Eine  Sammlung  yon  Gedichten  in  schwä- 
bischer Mundart.  3.  Auflage.   12.  (166  S.)  Kempten  1881.  Kösel.   1   M. 

345.  Wäckerle,  H.,  Nägelastrauß.  Neue  Gedichte  in  schwäbischer  Mundart. 
16.  (232  S.)  Augsburg  1881.  Lampart  u.  Co.   M.    1,20. 

346.  Gr üb eTs  Gedichte  in  Nürnberger  Mundart.  In  einer  Auswahl  herausgeg. 
yon  Fr.  Hartmann.  Mit  Wörterbuch.  8.  (XI,  181  S.)  München  1881.  Bibliogr.- 
artist.  Institut.   2  M. 

347.  Entmooser,  J.  G-,  Almröserl.  Gedichte  und  Schnaderhüpfl'n  in  ober- 
bayerischer [Chiemgauer]  und  Berliner  Mundart.  3.  yerb.  u.  yerm.  Auflage  der 
„Gemüthlichen  Stunden**.  8.  (IV,   140$.)  Traunstein   1881.  Fleschhut.  2  M. 


4i2  'BIBLI09«*rQIP  ¥OH  188t. 

348.  Stieler,  K.,  H«bt*8  a  Sohoeidt  Nene  Gediehte  m  obe«bairkc)iet  Mmd^rU 
3.  Auflage,  8.  (YIU,  117  S.)  Stangart  1881.  Bt9M  «.  Co.  3  M. 

349.  Puchner,  C.,  Hötschnpitschn.  Qeditiite  üi  ob  der  enoeiiebea  llandart. 
2.  Auflage.  8.  (Vm,  191  S.)  Gmundeo  1881.  Mänbardt  2  M. 

350.  Landsteiner,  Karl,  über  niederösterreichiscbe  Dialektliteratur  mit  be- 
sonderer Beffücksiohtigang  der  Dichtang—  liitsoae  und  Strobls.  8.  49  S. 

Programm  des  Gymnasiuvia  sn  Wien  (Vm  Beärk)  1880. 

351.  Kiesheim,  Anton  ▼.,  's  Schwarablattü  au8*n  Weaner  Wald.  Gedichte  in 
österreichischer  Volksmondart.  2.  Bd^  Vierte  vermehrte  Alflage.  13.  (IV, 
163  S.)  Wien  1881.  Gerold«  M,  3,20, 

352.  Lamberg,  H.  Graf,  Bcrgkränteln.  2.  Folge.  Gedichte  ia  oaterreic^iach- 
deatocher  Gebir^imundart  ^2,  (V,  1398«)  SaUbarg  1881.  Dieter.  M.  1,80. 

353.  Rosegger,  P.  K.,  Taw^enhans  and  Fiohtennadelo.  Si»  GescUchteabuch 
in  steinscher  Mundart.  2.  Auflage.  Mit  einem  Anhang  von  Erkl&mngen  and 
Wörtenrerfteichniss.  8.  (VI,  320  S.)  Gras  1881.  Leykwn-JoiielMal.  ML  4,40. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881^  Nr.  43  (Werner). 

354.  Heinzel,  Max,  a  Schläsches  PuketteU  Gereimtes  und  Uagereimtes. 
2.  vermehrte  Auflage.  8.  (IV,   124  S.)  Breslau  1881.  Mu  n.  Co.  M.  1»B0. 

355.  Heinzel,Maz,  Ock  ni  trobetimpelig.  Scbläsdie  Venäblsel.  1. — 3.  Atiflage* 
12.  (112  S.)  Breslau  1881.  Max  u.  Co.   1  M. 

356.  Maschke,  Hans,  Aus  Osterreiohisch-ScUletiea.  Gedichte  in  sehlesischer 
Mundart.  8.  (IV,  104  S.)  Teschen  1881.  Proohaska.  M.  l,«Ow 

357.  Rößler,  R.,  Wie  der  Schnoabel  gewazen.  Neue  schleeisohe  Gedicbte« 
8.  (VIII,  182  S.)  Beriin   18S1.  JFanke.  M.  1,00. 

358.  Weigel,  £.,  ollerhand  neckisches  G^ramMl>.  Era&blvngen  in  sehlesisoker 
Mundart.  8.  (HI,   144  S.)  BevKn   1881.  Thiele.   M.  2^50. 

359.  Zeh,  F.,  Blumen  aua  den  schlesischen  Bergen.  Gedichte  und  firstt&ia«|gen 
in  scUesischer  nnd  hoehdeatseher  Ma&dart.  12.  (XIV,  288  S.)  Wüslaglers- 
dorf  1881.  Jacob.  M.  1,50. 

360.  Saalborn  und  Jul.  Schmidt,  Sprachprobeu  in  der  altbaoerischen 
Mundart  aus  dem  Kreise  Sorau  in  der  Nieder-Lausitz.  Abdruck  aus  N.  Lausitz. 
Magazin  .  Nebst :  Resultate  der  prähistorischen  Forschungen  im  Kreise  Sorau. 
Mit  4  eingedr.  Holzschn.  8.  (57  S.)  Sorau  1881.  Zeidler.  1  M. 

361.  Saalborn,  Dr.,  Sprachproben  aus  der  Landschaft  um  Sorau. 
Neues  Lansitzisches  MagAzin  67  (1882),  8.  184-227. 

362.  Allerlee  aus  dar  Äberl^usitz.  Heiteres  und  Ernstes  in  OberlausitEer 
Mundart.   1.  Bdchn.  4.  Auflage.  (IV,  157  S.)  Bautzen   1881.  ROhl.  M.  1,50. 

363.  Seydel,  P. ,  da  Glocke,  ä  Gedicht  in  eberarzgebärgscher  Sprache.  Ei- 
fälle  un  Värschmooß  noach  Schiller.  8.  (15  S.)  Potschappel  1881.  Engel- 
mann.  M.  0,50. 

364.  Bormann,  £. ,  mei  Leibzig  low*  ich  mir!  Boedische  Dagebuchbl&dder 
ennes  alten  Leibzigers.  1.  u.  2.  Uflage.  8.  (56  S.)  Leipzig  1881.  Liebeskind. 
1  M. 

365.  Sommer,  A.,  Bilder  und  Klänge  aus  Radolstadt  in  Volksmundart. 
Gesammt-Ausgabe.  2  Bde.  11.  Auflage.  19.  (VIU,  436  u.  410  S.)  Radol- 
stadt 1881.  Hofbuchdruckerei,  geb.  M.  7,50. 

366.  Nadler,  K.  G.,  Fröhlich  Palz,  Gott  erhalt*s!  Gedichte  in  Pf&lzer  Mundart. 
Herausgeg.  von  L.  Eichrodt.  2.  Auflage.  Mit  Holzschn.  8.  (VHI,  275  S.) 
Lahr  1881.  Schauenbarg.  M.  2,25. 


VL  MUlfPAVTBN.  4i3 

367.  NadUr,  K-  G«,  Fi^hUah  P«Ji,  Gott  erlmlt*8.  Gedickte  io  Pmmv  MqndaFt. 
8.  Origmel-Aiiigabe.  12.  (VIII,  388  SL)  Franl^fart  a.  W.  1882.  Winter,  geb,  3  M. 

368.  WoH,  K.  4.,  PfiUziaehe  Gedichte.  3«  Auflsfo.  8«  (X,  156  8«)  Heidelberg 
1881.  Groos.  M.  1,60. 

369.  Will,  C,  Pie  Vertbeidigung  der  Stadt  Bingen  in  Kriegszeiteo.  Satzung 
▼cm  Jahre  1410. 

Qeartalbl&tter  d.  biptor«  Verein»  f.  d.  GroßberBogtbum  HeMen.  1880,  8.  30—35. 
(X>ann8tadt  ^881.) 

370.  Keller,  L. ,  Öcber  Dütsch.  Prosa  und  Gedichte  in  Aachener  Mundart 
nebst  einer  kurzen  grammatikalischen  Abhandlung  und  einem  Wörter  -Verzeich- 
nisse. 2.  Terb.  Auflage.  12.  (78  S.)  Aachen   1881.  Jacobi  in  Comm.  25  Pf. 

371.  Werners,  H.  J.,  Dürener  Volksthum.  Eine  Sammlung  von  ßedensarten, 
Sprichwörtern,  Sätbseln,  Spielen  u,  .a.  w-  nebst  einem  Wörterbache  der  merk- 
würdigsten in  der  Dürener  Volkssprache  vorkommenden  AusdrUcke.  8.  Aachen 
1881,  Jaoobi  in  Comm.  2  M. 

372.  Leopold,  J.  Ai*  und  Leopold,  L.,  Van  de  Scheide  tot  de  Weiebsel. 
Nederduitscbe  Dialecten  in  dicht  en  ondicht.  17. — 21.  aflev«  1881. 

Vgl.  Litteratnrblatt  1882,  3  (Wefcener). 

373.  GaedertZy  K.  Th.,  Gabriel  Bollenhagen,  sein  Leben  und  seine  Werke* 
Beitrag  zur  Geschichte  der  deutschen  Literatur,  des  deutschen  Dramas  und 
der  niederdeutschen  Dialektdichtung.  8.  (3  Bl.  130  S.)  Leipzig  1881.  Hirzel. 

Der  Sohn  von  Georg  Rollenhagen.  Vgl.  Nord  und  Süd  1882,  Febniar;  Götting. 
Gel.  Anz.  1882,  Nr.  2  (Minor);  Magdeb.  Ztg.  1881,  Beilage  Nr.  47;  Archiv  für 
Literaturgeschichte  XI,  2  (E.  Schmidt);  Blfitter  f.  literar.  Unterhaltung  1883,  le 
(Boxberger);  D.  Liter.  Ztg.  1882,  13  (Schröder);  Literar.  Centralblatt  1881,  62; 
Köln.  Ztg.  1882,  349;  Bostocker  Ztg.  18  (Krause);  D.  Literaturblatt  21;  Hamb. 
Correspondent,  Soyntagsbeilage  857;  Nat.  Ztg.  27  (Genie);  ZeiMchri^  f.  deutsche 
Philolofae  14,  122-128  (Seeln^ann);  Literaturblatt  1882,  Nr.  6  (Bechstein); 
Petzholds  Anzeiger  Nr.  6;  Revue  critique  Nr.  26. 

374.  Derboeok,  C.  V.,  Spledder  un  Spöhn.  II.  Ut  de  Bläüthentid.  Snaksche 
Yertelling.  12.  (Vin,  512  S.)  Berlin   1880.  Drewitz.  3   M. 

375.  Kindermann,  C,  Feldblomenstruß.  Humoristisch  •  plattdeutsche  Ge- 
dichte. 8.  (VHI,  184  S.)  Lübeck  1881.  Schmersabi  in  Comm.  M.  2,50. 

376.  Rehder,  Franz,  Se  wuU'n  ehr'n  Nachtwächter  nich  begraben.  Lebens- 
bild in  een  Optog.  8.  (87  S.)  Gsrding  1881.  Luhr  u.  Dircks.  75  Pf. 

377.  Rocco,  W.,  Scheermann  &  Co.  En  plattdütsche  Geschichte.  8.  (VIII, 
250  S.)  Bremen  1881.  Schünemann.  3  M. 

378.  Sackmann's,  Jobst(1643-— 1718),  Plattdeutsche  Predigten  nebst  Bericht 
über  sein  Leben  und  seine  Zeit.  Mit  einer  Zugabe  von  andern  merkwürdigen 
Predigten,  gehalten  zu  Anfang  des  vorigen  Jahrhs.  2;  Auflage.  8.  (III,  112  S.) 
Celle  1881.  Schulze. 

Vgl.  Theol.  Liter.  Ztg.  1881,  8. 

379.  Schröder,  Helmuth,  as't  de  Garw  giwt.  Ptattdütsohe  Dichtes  vor  Lütt 
un  Grot.  8.  (224  S.)  Güstrow   18^0.  Opite  in  Comm.  2  M. 

380.  Ut  mine  Jungenstid.  Von  A.  D.  8.  (45  S.)  Oldenburg  1881.  Hintzen.   50  Pf. 

381.  Prümer,  K.,  de  westfölsche  Ulenspiegel.  Lustige  Mstorien  f5r  Unlustige. 
2.  Aufl.   1«  Bdchn.   8.  (120  S.)  Barmen   1881.   Prümer.   1   M. 

382.  Kempen,  Joseph,  der  Bonenjäger,  eine  Forschung  auf  dem  Gebiete  der 
Münster'schen  Mundart.   8.  ,(52  S.)   1881.  Aschendorff.   1   M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  Nr.  30  (Edzardi).  Sucht  den  Odinonltus  im 
Anschlnft  an  die  Überliefening  von  wilden  Jftger  bei  Holtwiok  n.  Gerleve  nach- 
zuweisen. 


444  BEBLIOORAPHIE  VON  1881. 

383.  Laodois,  H.,  Frans  Essink,  sien  Liäwen  an  Driewen  fis  olt  Monstersk 
Kind.  1.  Theil.  Bi  Liäwtiden.  4«  im  Müusterschen  Dialekte  geschriebene, 
gänslich  amgearbeitete  Anflage.  8.  (XVI,  167  S.)  Künster  1881.  Brunn. 
M.  1,20. 

384.  Grimme,  F.  W.,  Grain  Tuig.  Schwanke  and  Gedichte  in  Saaerländischer 
Mondart.  4.  Auflage.  8.  (100  S.)  Manster   1881.  Nasse.   1    M. 

385.  Gerardi  Oldebrochs,  Pastoris  za  Banda  in  Reiderland,  kleine  ost- 
friesische  Chronike,  betreffend  die  Jahre  1558 — 1605.  Mitgeteilt  von  Dr. 
H.  Deiter. 

Jahrbuch  der  Gesellschaft  zu  Emden  IV,  2  76-95  (1881). 

386.  Börsmann,  M.,  mehr  G15ck  as  Verstand.  En  le^e  drollige  Geschichte. 
2.  Auflage.   8.  (10  S.)   Hannover  1881.  Kniep.   M.  0,40. 

387.  Büsing,  P.,  wie  Harm  Ahlers  apper  Melkstraten  seilde.  En  plattdatach 
Verteilsei  van  Gerd  Tenjers.   16.  Bremen   1880.  Haake.   1  M. 

388.  Piening,  Th.,  de  Reis  naa*n  Hamborger  Dom.  8  Deele.  8.  1.  10.  Oplag. 
(97  S.)  2.  3.  3.  Oplag.  (136  a.  170  S.)  Hamburg  1882.  Richter,    k  1    M. 

389.  De  Hamborger  Uutroop,  singwyse  vSrgestellet.  8.  (8  S.)  Hamburg 
o.  J.  (1881). 

390.  Grabe,  F.,  van  de  Elwkant  ut  Hadelnland.  Plattdätsche  Unnerhollangen 
in  RimelB.  8.  (IV,   174  S.)  CeUe  1880.  Schulze.  M.   1,50. 

391.  Carstens,  H. ,    Dei  Hauarn.    Ditmarscher  Mundart.   Gegend  von  Delve. 
Jahrhuch  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6,  119  f. 

392.  Derselbe,  Datt Broudbakk*n.  Ditmarscher  Mundart.  Gegend  von  Lunden. 
Ebenda  8.  121-122. 

393.  Kloth,  Heinrich,  de  Landrathsdochder.  En  Geschieh  at*  Ostlich  Holsteen. 
2.  Bd.  8.  (293  S.)  Kiel  1880.  Lipsius  u.  Tischer.  M.  2,70. 

394.  Geißler,  R  .  Hinnerk  Brodersen.  12.  (XVI,  132  S.)  Wismar  1880. 
Hinstorfi".  geb.  3  M. 

395.  Gildemeister,  Karl,  plattdüteche  Gedichte.  8.  (VIII,  198  S.)  Wismar 
1881.  Hinstorff  in  Comm.  3  M. 

396.  Malm,  Joh.  Jac,  Die  Oberpaalsche  Freundschaft.  Geschichte  in  Deutach- 
esthnischer  Mundart  (aus  dem  J.  1818)  mit  einer  linguistisch-literar.  Ein- 
leitung zum  ersten  Mal  herausgeg.  von  P.  Ph«  Falck.  8.  (96  S.)  Leipzig  1881. 
Friedrich.  2  M. 

397.  Hylkema,  S.  H.,  Jonker  Frans.  Toanielspii  mei  sang.  Yn  ien  bidriuw. 
8.  (36  S.)  Ljouwert  1881.  Wester.  35  c. 

398.  Hylkema,  S.  H.,  it  siiveren  horloasje,  toanielspii  mei  sang^  yn  ien 
bidriuw.  8.  (45  S.)  Ljouwert  1881.  Ruipers.   85  c. 

399.  Velstra,  T.,  it  gouden  kroantsje,  toanielstik  yn  i^o^^o^  bidriuwen,  der 
er  de  Earepris,  utlove  troch  't  Selskip  for  Frjske  Tael  en  Skriftenkennisse 
yn   1879.  8.  (8  a.  111  S.)  Ljouwert.  90  c. 

400.  Capern,  Edward,  a  Devonshire  dialect  poem.  'in  Memoriam  Henry 
Baird.' 

The  Academy  1881,  28.  Mai,  S.  392. 

401.  Pres  ton,  Ben,  Dialect  and  other  poems.  With  a  glossary  of  the  local 
words.  London   1881.  Simpkin,  Marshall  a.  Co. 

Vgl.  Academy,  19.  Nov.  1881.  Dialekt  des  westlichen  Yorkshire. 

402.  Slow,  E.,  Wiltshire  Rhymes:  a  series  of  poems  in  the  Wiltshire  dialect. 
12.  (140  S.)  Salisbuiy  1881.  Blake  (London,  Simpkin).  1  sh. 


VIL  MTTHOLOOIE.  445 

403.  One  handred  Scoteh  Hymns  and  Poems«  Chiefiy  in  the  Scotch  Dialect. 
13.  (192  S.)  Edinburgh  1881.  Taylor.   1  8.  6  d. 

404.  Feil  berg,  H.  F.,  Smiprflnrer  af  forskellige  jyske  landBkabsmal  med  1yd- 
akrift.  8.   (12  S.)  Ki&benhavn   1881. 

Festschrift  für  die  nord.  Philologeoyersammlang  in  Chrfatiania. 

VII.  Mythologie. 

405.  Arentzen,  K.,  ogL.  Thorsteinsson,  nordisk  Mythologie  efter  Kilderne. 
4.  oplag.  8.  (128  S.)  1881. 

406«  Kayser-Langerhannßy  A. ,  Odin.  Nordisch-germanische  Göttersage. 
Mit  12  Illastrationen.  4.  (III,  171  S.)  München  1881.  Bruckmann  in  Comm. 
geb.  45  M. 

407.  NoveryJ.,  nordisch-germanische  Götter-  und  Heldensagen  für  Schule  und 
Volk.  Unter  Mitwirkung  von  W.  Wägener  herausgegeben.  8.  (VIII,  214  S.) 
Leipzig  1881.  Spamer.  M.   1,60. 

408.  Schalk,  Gustav ,  Nordisch-germanische  Götter-  und  Heldensagen.  Für 
Jung'  und  Alt.  8.  (198  S.)  Oldenburg   1881.  Stalling.  M    1,50. 

V^I.  Literar.  Centralblatt  1881,  28  (£dzardi).  Umfaßt  S.  1-106  die  eddische 
MjTthologie,  8.  107—167  die  eddischen  Heldensagen;  am  Schluß  (S.  159—198) 
eine  ziemlich  mmOthige  Wiedergabe  des  Inhalts  von  Tegn^r*s  Frithjofssage. 

409.  Wagner,  W.,  Unsere  Vorzeit.  (1.  Bd.)  Nordisch-germanische  Götter  nnd 
Helden.  In  Schilderungen  für  Jugend  und  Volk.  Herausgeg.  in  3.  verb.  Aufl. 
unter  Mitwirkung  von  J.  Nover.  2  Abth.  in  1  Bde.  (I.  Göttersagen.  II.  Nor- 
dische Heldensagen)  8.  (XVI,  826  n.  156  S.)  Leipzig  1882.  Spamer.  M.  7,50. 

Eine  popnlftre  Darstellung  der  germanischen  Mythologie. 

410.  Engelmann,  £.,  Volksmärchen  und  Göttersagen  aus  germanischer  Vor- 
zeit Epische  Dichtungen.  2.  (Titel-)  Auflage.  8.  (XV,  206  S.)  Stuttgart 
(1880)  1882.  Bonz  u.  Co.  M.  2,40. 

Vgl  Literar.  Merkur  1882,  Nr.  12;  Tägl.  Rundschau  21.  Dec.  1881. 

411.  Durmayer,  J.,  Einführung  in  die  deutsche  Götter-  und  Heldensage^ 
insbesonders  zum  Verständnisse  des  Nibelungenliedes.  Für  höhere  Lehranstalten 
und  zum  Selbststudium.  8.  (56  S.)  Nürnberg  1881.  Korn.  80  Pf. 

412.  Kress,  Joseph,  Enchiridion  für  das  Studium  der  griechischen  und  römi- 
schen Geschichte.  Mit  Anhang:  I.  Aus  der  germanischen  Mythologie.  8.  (IV, 
215  S.)  Wien  1881.  Gräser.  2  M. 

413.  Bugge,  Sophus,  über  den  Ursprung  der  nordischen  Götter-  und  Helden- 
sage. Vortrag. 

Das  Ausland,  53.  Jahrg.  (1880),  Nr.  3. 

414.  Bugge,  Sophus,  :<ftudier  over  de  nordiske  Gude-  og  Heltesagns  Oprindelse. 
1.  Raekke.   1.  Heft.  8.  (80  S.)  Christiania  1881.  Feilberg  og  Landmark. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  16  (Maurer).  'Das  1.  Heft  gibt  S.  1-^31  allge- 
meine Andeutungen  über  die  Grandsätze,  und  behandelt  sodann  speciell  die 
Baldnr-Sage;  Athenaenm  beige  1881,  Nr.  13;  D.  Liter.  Ztg.  (1881),  Nr.  31 
(Müllenhoff;  durchaus  ablehnend);  Literaturblatt  1882,  Nr.  1.  4  (Edsardi); 
Theolog.  Literaturblatt  Nr.  14  (Strauß  u.  Thomey);  Anglia  IV,  4  (Wüleker). 

415.  Bugge,  Sophus^  Studien  über  die  Entstehung  der  nordischen  Götter- 
und  Heldensagen.  1.  Reihe.  Vom  Verf.  autorisirte  und  durchgesehene  Uber- 
seteung  von  O.   Brenner.   1.  Heft*  8.  (96  S.)  München  1881.   Kaiser.  2  M. 

VgL  Herbsts  Literaturblatt  1881,  15.  Nov.  (Keck);  Magasin  f.  d.  Literatur  des 
Auslandes  1882,  3  (Bender). 


446  BIBLIODRAPHIB  VOÜC  1881. 

416.  Breuner,  O.^  über  den  ürtprang  der  m>Mi8ch€»i  Götter-  und  &eld«A- 
sagen. 

Allgem.  Ztg.  1881,   Betkge  Nfr.  112.    Anka^rfend  to  die  Sebriften  von  Biigge 

und  Schiereuberg. 

41 7.  RasmuB  B.  A  n  d  e  r  t  o  n ,  die  Zerstörttng  der  germanisehen  M^tbelogie  darcb 
Bang  und  Bagge. 

Daheim,  17.  Jahrg.  (1881),  Nr.  16. 

418.  BeauYois,  Bulletin  critiqoe  de  la  Mythologie  scandinave. 
Revne  de  Phistoire  et  des  religions  II,  4  (1881). 

419.  Hahn,  W.,  die  neuen  Ideen  Sophns  Bagge'e. 

Allgem.  Ztg.  1881,  Beilage  127-128.  Gegen  Bugge  gerichtet 

420.  The  origin  of  Norse  mytbology. 

The  Academy  1881,  28.  May,  S.  893—394.  Bericht  ttber  die  Vortrage  von  Prof. 
Stephens  in  Kopenhagen  Eur  Widerlegung  yon  Bugge's  Ansichten. 

421.  Ursprung  und  Alter  der  nordischen  Göttersagen. 

Das  Ausland  1881,  Nr.  6.  Bericht  über  Worsaae's  Deutung  einiger  Goldringe 
mit  mythischen  Darstellungen,  durch  deren  Alter  W.  die  Ansichten  Bngge's  zu 
widerlegen  glaubt 

422.  Keary,  C.  F.,  the  genuine  and  the  spnrious  in  E2ddaic  Mythology* 
The  Academy  1881,  2.  July,  S.  15. 

423.  Lehmann,  £.,  die  Götterdämmening  in  der  nordiechen  Mythologie. 
8.  (28  8.)  Königsberg  1881.  Bon's  Buchhandlung.  80  Pf. 

424.  Rieß,  Minna,  über  vier  Eddasagen.  Die  Bagnarok-,  Heimdall-,  Ifraiir- 
und  Heisage.  8.  (127  B.)  Gardelegen  1881.  Selbstverlag  der  Verfasserin. 
(Leipzig,  M.  Seh&fer  in  Oomm.) 

Vgl  D.  Uteratnrblatt  1881,  16.  Not.  (Keck). 

425.  Wieseler,  Karl,  Gerafanisohe  Götter  in  griechischer  Umgebung. 
Fleckeisens  Jahrb.  128,  828 — ^24  (1881).  Olaebt  in  mehreren  griech.  Alterthümem 
in  Berlin  germanische  Göttemamen  geAmden  bu  haben. 

426.  Not  er,  J.,  über  Steinskulpturen  von  angeblich  heidniseh-eymbolischer 
Bedeutung. 

Dae  Ausland  1881,  Nr.  44,  8.  871—873.  Ober  die  Sculpturen  der  Extemsteine. 

437.  Rudolf,  Adalbert,  Agilo,  Alinna  «nd  Araweniii,  Gottheiten  and  Heilige 
im  Rhein-Motel-Gaae. 

Archiy  f.  d.  Studium  d.  neueren  Sprachen  66  (1881),  8.  117—121. 

438.  Bazing,  Belsenberg  eine  Balderskultstätte. 
Württembergische  Vierteljahrshefte  4  (1881),  283—286. 

429.  Frey  tag,  L.,  Die  Göttin  Bercht-Öolda  und  ihr  Gefolge.  Beiträge  zur 
Erklärung  ihres  Cultus  und  der  darauf  bezüglichen  VoIksbräu<She. 

Zeitschrift  des  deutschen  und  österr.  Alpenvereins  1881,  178—216.  89(6 — ^861. 

430.  Brendsted,  K.  G.,  en  kirkelig  allegori  og  en  nordisk  mythe. 
Historisk  Tidskrift  N.  R.    111,  1  (1881).    Vgl.   Literaturblaft   1881,   äp.  302  f. 
(Dahlerup).  liSAt  den  nordischen  Mythus  yon  Thorr  und  der  Midgardsschlange 
aus  der  altchristlftchen  Überliefening  von  Christus  und  dem  Leviathan  entstehen. 

431.  Zehetmayr,  NerthuS;  Isie,  Nehalennia. 

Blätter  f.  d.  bayer.  Gymnasialschulweseu  1881,  S.  170—172.  Vgl.  Bibliographie 
1881,  Nr.  886. 

432.  Handelmann,  H. ,  über  Denkmäler  und  Örtlichkeiten ,  an  welche  sich 
die  Sage  vom  Nerthusdienst  anknüpft. 

Archiy  für  Anthropologie  XUE,  1.  2. 

433.  Lewin,  Wodan,  der  wilde  Jäger  und  der  wandernde  Ahasrer. 

Das  Jüdische  Literarturblatt  10.  Jahrg.  (1881),  S.  81  f.  Vgl.  Bibliographie  1880, 
Nr.  386. 


VII.  iirrHOLoom  447 

434.  Blind,  K«,  germaBische  WaBserg^ottfaeiten« 

VossUohe  Ztg.  1881,  Sonntagsbeilage  Nr.  8-- 12. 
485.  Blind,  Karl^  Seottish  Shetlandic  and  Germanic  Water  Tales. 

The  Contemporary  Reyiew  1881.  Ang. — Oet. 
436«  Manrer,  K.,  die  Riesin  Hitt. 

Gemania  S6,  605  f.  Vgl.  Bibliographie  1880,  Nr.  400. 

437.  Schwartz,  F.  L.  W.,  Wolken  und  Wind,  Blits  und  Donner. 
Correspondensblatt  der  deutschen  Gesellschalt  för  Anthropologie  1881,  S.  41— 44. 

438.  Kemper,  Joseph,  Der  Bonenjiger;  s.  oben  Nr.  382. 
489.  Der  Mond  im  Mythus. 

Europa  1881,  Nr.  8« 

440.  Bühl  er,  C,  der  Frühlings-  oder  Otterkreis. 
Ostfriesisohes  MonatsbUtt  1881,  S.  146-154. 

441.  Laistner,  Ludwig,  Nobishaus  und  Verwandtes. 
Germania  26,  66—96.  176—199. 

442.  Henne-am-Rhyn,  0.,  das  Jenseits.  KulturgescbichtUche  Darstellung 
der  Ansichten  über  Schöpfung  und  Weltuntergang,  die  andere  Welt  und  das 
Geisterreich.  8.  (VIII,  302  S.)  Leipzig  1881.  0.  Wigand.  4  M. 

443.  Das  Todtenreich  im  germanischen  Volksglauben. 
Vossische  Ztg.  1881,  SonnUgsbeilage  Nr.  49.  60. 

444.  Henrici,  Emil,  Schiltebürger  als  Name  des  Todes.  Zu  Iwein  7162. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  127. 

445.  Blaas,  C.  M.,   Volksthümliches  aus  Niederösterreich.  III.  Besegnungen. 
Germania  26,  229—242. 

446.  Vidskepelse,  besvärjelse  och  läsning  vid  sjukdomar. 
Bidrag  tili  Södermanlands  äldre  kulturhistoria.  II.  S.  102— >113. 

447.  Henke,  Oskar,  der  G«spensterglaube  der  Gegenwart.  Eine  Darstellung 
and  Widerlegung  des  Spiritismus.  Programm  der  Realschule  I.  Ord.  zu  Mül- 
heim a.  d.  R.  1881.  (Nr.  414.)  8.  30  S. 

Enth&lt  auch  Mittheilungen  aus  Hexenpro cessen. 

448.  Grotefend,  fiexen  in  Frankfurt. 

Mitteilungen  an  die  Mitglieder  d.  Vereins  f.  Frankfurter  Geschichte  VI  (1881),  8.  70. 

449.  Mirbaeh-Harff,  Wilhelm  Graf  y.^  Die  Hexenprocesse  im  Ländchen 
Drachenfels  [bei  Bonn]  1630—1645. 

Forsehungea  rar  deutschen  Qeeekiehte  81,  616—621. 
460.  Beauvois,  E.,    les  sorciöres   de  Maebeth   et  lours   oongönöres  chez  les 
SealMtinaYM. 

BeTue  critiqne  1881,  Nr.  61,  8.  492  f.  Im  Anschlnü  an  H.  GaiOx/z*  Artikel  *une 
tradition  celtique  dans  Macbeth'  Nr.  46,  S.  876  f. 

451.  Beiträge  zur  friesischen  Mythologie.  HI« 

Ostfriesisehe  Monatsblätter  1881,  8.  466 — 164.  Aus  der  Volksüb  erlief  er  ang;  ein 
Chorreigen,  der  mythisch  gedeutet  wird« 

452.  Nordlander,  Johan,  Minnen  af  hedentro  och  kalt  i  norrländska  ort- 
namn.  4.  (25  S.)  Hemösand  1881. 

453.  Caspari,  C.  P.,  eine  Homilia  de  Sacrilegiis. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  26,  313—316.  Aus  Einsiedehi.  8.  Jh.  Wichtig 
fttr  den  Aberglanben  und  die  Mythologie. 


454.  Müller^  M. ,  Essays.  2.  Band.  Beiträge  enr  vergleichenden  Mythologie 
und  Bthnologie.  2.  Auflage  besorgt  Ton  O.  Francke.  8.  (V,  666  S.)  Leipzig 
1881.  £n*g«Imann.  10  M. 

Vgl.  Ho*d  ttad  dttd  1882,  Februar. 


448  BIBLIOOBAPHIE  VON  1881. 

455.  Lang,  Max,  Mäller's  Philosophy  of  Mythology. 
Fraaer^B  Magazine  1881,  August. 

456.  Cox,  G.  W.,  an  introduetion  to  the  Scienc«  of  comparative  Myihology 
and  folk-lore.  London   1881.  Kegan  Paul  &  Co. 

Vgl.  Athenaeum  14.  Mai  1881. 

457.  Cox,  G.  W.,  Mythology  of  the  Aryan  nations.  New  edition.  8.  2  toIb. 
London  1881.  Kegan  Paul.   28  eh. 

458.  Krumme ly  L.,  die  Religion  der  Arier  nach  den  indischen  Vedas.  8. 
(51   S.)  Heidelberg  1881.  Winter.   1  M. 

Sammlung   von  Vortrigen   herausgeg.    von  W.  Frommel   und    F.  Pfaff.    6  Bd« 
5.  n.  6.  Heft.  Vgl.  Theolog.  Liter.  Ztg.  1882,  12  (Hertheau). 

459.  Troyon^  Fr^d.,  Cours  de  mythologie  ou  les  religions  paiennes  au  point 
de  vue  de  r^v^lation,  k  Tusage  de«  ^coles  et  des  familles.  Seconde  Edition. 
12.  Lausanne   1881.   Bride!. 

460.  Seh  war  tz,  Zur  indogermanischen  Mythologie. 
Zeitschrift  f.  Ethnologie  XIII,  3  (1881). 

461.  Lippert,  J.,  die  Religionen  der  europäischen  Coltarvölker,  der  Litauer, 
Slaven,  Germanen,  Griechen  und  Römer  in  ihrem  geschichtlichen  Ursprünge. 
8.  (XVI,  496  S.)  Berlin  1881.  Th.  Hofinann.  8  M. 

462.  Engel,  Jacob,  Der  Tod  im  Glauben  indogermanischer  Völker. 
Programm  der  Realschule  I.  Ordnung  in  Stralsund  1881  (Nr.  121).  4.  21  8. 

463.  Schildgen,  Theodor,  St.  Vitus  und  der  slavische  Swantowit  in  ihrer 
Beziehung  zu  einander. 

Programm  der  Realschule  I.  Ordnung  zu  Münster  1881  (Nr.  321).  4.  18  S. 

VIU.  Märchen  und  Sagen. 

464.  Grimm,  Brüder,  Kinder- nnd  Hausmärchen.  Große  Ausgabe.  17.  Auflage. 
8.  (XX,  704  S.)  Berlin   1881.  Hertz.  6  M. 

465.  Grimm,  J.  u.  W.,  Kinder-  u.  Hausmärchen.  Kleine  Aasgabe.  29.  Auflage. 
16.  (IV,  Sil  S.)  Berlin  1881.  Dümmler.  M.  1,50. 

466.  Bechstein,  L.,  Neues  deutsches  Märchenbach.  40.  Auflage.  Pracht- 
ausgabe. (VI,  271  S.)  Wien  1882. 

467.  Bechstein,  L.,  Neues  deutsches  Märchenbach.  Volksanagabe.  48.  Stereotyp- 
Auflage.  (VI,  271  S.)  Wien  1882. 

468.  Mus  aus,  J.  K.  A.,  Volksmärchen  der  Deutschen.  Für  die  Jagend  bear- 
beitet von  W.  Werther.   16.  (820  S.) 

Universalbibliothek  für  die  Jagend  Nr.  77—80.  Stuttgart  1881.  Kröner.  M.  1,20. 

469.  Hoffmann,  Franz,  Volksmärchen  der  Deutschen  nach  Musäus.  Für  die 
reifere  Jugend  bearbeitet.  3.  verb.  Auflage.  8.  (V,  309  S.)  Stuttgart  1881. 
Schmidt  u.  Spring,  geb.  6  M. 

470.  Lausch,  £.,  das  Buch  der  schönsten  Kinder-  und  Volksmärchen,  Sagen 
und  Schwanke.   18.  Auflage.  8.  (VIII,  262  S.)  Leipzig  1882.  Spamer.  2  M. 

471.  Otto,  F.,  Unter  Kobolden  und  Unholden.  Sagen  und  Märchen  aus  dem 
Beiche  der  Riesen  und  Zwerge,  Gnomen,  Wichte,  Kobolde,  Elfen  u.  Nixen. 
Dem  deutschen  Volke  und  der  Jugend  erzählt.  Mit  einer  Einfuhrung  von 
Villamaria.  Mit  Illustrationen.  8.  (X,  228  S.)  Leipiig  1882.  Spamer.  M.    2,50. 

472.  Der  Wunderborn.  Eine  Sammlung  der  schönsten  Märchen  qqcI  Sagen 
aus  deutschen  Gauen,  herausgeg.  von  Karl  Sei^t.  Ulustrirt  Ton  £.  1^.  )feu- 
reuther.  gr.  4.  1.  Lief.  (16  S.)  Stuttgart  1861.  Krdner.  50  F£. 

Vollständig  in  12  Lieferungen. 


VnL  lilBCHEN  UND  SAGEN.  449 

473.  Villamaria,  Elfenreigen.  Deutsche  und  nordische  Märchen  ans  dem 
Reiche  der  Riesen  nnd  Zwerge,  der  Elfen,  Nixen  und  Kobolde*  4«  Anflage. 
8.  (IX,  414  S.)  Leipzig  1882.  Spamer.  M.  5,60. 

474«  Bilder  far  Schule  nnd  Haus.  15.  Hefl.  Deutsche  Sagen  und  M&rchen. 
fol.  Leipzig  1881.  Expedition  der  lllustr.  Zeitung.  50  Pf. 

475.  Bo  witsch,  L.,  Vom  Donaustrande.  Märlein  und  Sagen.  3.  Auflage.  12. 
(63  S.)  Wien  1881.  Pichler. 

Jessen's  Volks-  nnd  Jngendbibliothek.  8.  Bündchen.   70  PL 

476.  Hai  tri  ch,  Josef,  die  Welt  unserer  Märchen  und  unserer  Kinder.  8.  (15  S.) 
Aus  dem  Siebenbllrg.  D.  Tageblatt  Nr.  2402  iL  Vgl.  Korrespondensblatt  des 
Vereins  für  siebenbürg.  I^andeskunde  1882,  8.  24. 

477.  Bo  witsch,  L.,  Rübezahl.  Märlein  für  Groß  und  Klein.  8.  Auflage.  12. 
(70  S.)  Wien  1881.  Pichler. 

Jessen's  Volks-  nnd  Jugendbibliotbek.  6.  Bttndohen.  tO  Pf. 

478.  Reuper,  J.,  schlesische  Sagen  und  Märehen.  12.  (57  S.)  Wien  1881. 
Pichler.  70  Pf. 

Jessen's  Volks-  nnd  JngendbibEothek  Nr.  45. 

479.  Stephens,  6.,  Two  engKsh  fblk-tales. 
The  Folk-Lore  Record  toI.  HI. 

480.  Corte,  H.  C,  Catskin,  the  engUsh  and  irish  Peau  d*ine. 
The  Folk-Lore  Record  yoI.  DI. 

481.  Carpenter,  W.  H.,  the  Icelandic  story  of  Cinderella.' 
The  Folk-Lore  Record  toI  IU. 

482.  Asbjornsen,  P.  Chr.,  Auswahl  norwegischer  Volksmärchen  und  Wald- 
geister-Sagen. Aus  dem  Norwegischen  ftbersetst  von  H.  Denhardt.  Mit  106 
Illnstrationen.  8.  (VIII,  289  S.)  Leipaig  1880.  Refelshöfer.  6  M. 

Vgl.  D.  RcTue  1881,  April  (über  die  Original- Ausgabe) ;  Blätter  f.  literar.  Unter- 
haltung 1881,  Nr.  60;  Arcldvio  delle  tradisioni  popnlari  I,  1. 
483*  Asbjörnsen,  P.  Chr.,  Round  the  Ynle  Log:  Norwegian  Folk  and  Fairy 
Tales.  Translated  hj  H.  L.  Braekstade  with  an  introduction  by  £•  W.  Gosse. 
London  1881.  Sampson,  Low  and  Co. 

Vgl.  Aeadesifty  1881,  24.  Dec.,  p.  469  f.;  Athenaeum  7.  Januar  1882. 

484.  Turley,  B.,  schwedische  Volksmärchen.  Ausgewählt  und  bearbeitet.  Mit 
Illustrationen.  8.  (VIII,  816  S.)  Leipzig  1881.  Abel.  M.  2,50. 

485.  Orundtvig,  S.,  Danske  Folke^aerentyr^  efter  trykte  og  utrykte  kilder. 
Anden  udgave.  8.  (240  S.)  Kopenhagen   1881.  ReitzeL  kr.  1,60. 

486.  Mulley,  Danish  populär  tales. 
The  Folk-Lore  Record  Yol.  III. 

487.  Kristensen,  B.  T.,  Even^r  fra  Jylland,  samlede  i  Folkemunde.  8. 
(400  8.)  Kj^benham  1881.  Sehönberg.  4  kr. 

Aneh  u.  d«  Titel:   Jydske  Folkeminder,   isaer  fira  Hammonun  Henred.  Femte 
Sämling.  Entbllt  am  Schlau  ein  jütländisches  Glossar. 


488,  Pfeil»  B.,  Deutsche  Sagen.  Der  denlsoben  Jugend  und  unserem  Volke 
wieder  enählt.  2.  Auflage.  Mit  Illustrationen.  8.  (VIII,  326  S«)  Leipaig 
1882.  Spamer.   M.  8,60.  .  . 

VgLTigUohe  Rundsohau  38$1,  4.  Dee.,  Beilage. 

489.  Hagen  buch,  F.,  Staufberger  Sitten  und  Sagen« 

AigoTia.  Jahresbericht  der  histor.  Oesellschaft  des  Gsntona  Aargau.    12.  Band 
(1881). 

GKBMAMU.   Nta«  BsUm  ZT.  (IZYIL)  Jaliig.  29 


450  BIBUOGRAPHIE  VON  1881. 

4^0.  Mündel,  K.,  YolkstQmliches  aus  dem  Elsaß. 

Alemannia  9  (1881),  80 — 40.  Sagen,  DreikOnigslied,  Haasinschriften,  8.  231—248 
Sagen,  Lieder  nnd  Reime,  HausinBchiiften. 

491.  Eiae  elsäasische  Volkssage. 

Gemeinde-Zeitung  für  Elsaß-Lothringen,  Literar.  Beilage  1881,  Nr.  12. 

492.  Weißenberger,  A.,  Schwarzwaldsagen  und  Geschiebten.  8.  (VII,  160  S.) 
Baden-Baden  1881.  Wild.  2  M. 

493.  Schan-in's-Land.  Blätter  für  Geschichte,  Sage,  Kunst  und  Natur- 
schönheiten  des  Breisgaua.  8.  Jahrg.  1881.  12  Nrn.  4.  Freiburg  i.  Br.  1881. 
6  M. 

494.  Birlinger,  A.,  Volksthümlichea.  Spttkaagen^  Aberglauben,  Geschichtliche 
Sagen,  Legenden. 

Alemannia  9  (1881),    249—258. 

495.  Birlinger,  A.,  Scbwabenneckereien. 
Alemannia  9  (1881),  102—121. 

496.  Waizer,  Rudolf,  Reiskofl- Sagen. 

Die  Heimat  von  J.  Emmer,  6.  Jahrg.  (1881),  Nr.  61. 

497.  Branky,  F.,  Fünf  Sagen  vom  Hochschwab. 

Zeitschrift  fttr  deutsche  Philologie  12  (1881),  342-^348. 

498.  Siebenbürgische  Sagen.  Von  J.  Wolff  nnd  G.  Fischer. 
Siebenbürg.  Korrespondensblatt  1881,  S.  68  f. 

499.  Schwebel,  0.,  der  Sagenkreis  des  Breuschthales. 
Norddeutsche  AUgem.  Ztg.  1881,  31.  Juli,  Sonntagsbeilage. 

500.  Klose,  M.,    die  Kynastsage   in   verschiedener  Darstellung.    Gresammelte 
.,  Qediohte«  8.  (24  S.)  Hirschberg  i.  Schi.  1881.  Heilig.   15  Pf. 

501.  Richter,  Ed.  J«,  Südböhmische  Sagen  and  Geschichten*  Komeubarg 
1881.  Kühkopf. 

Vgl.  Blittheilnngen  d.  Vereins  f.  Ckschiebte  d.  Deutschen  in  Böhmen  XXII,  Nr.  2. 
5X)2.  Urban,  Michael,  Ans  dem  Sagenbnche  der  ehemaligen  Herrschaft  Königs- 
wart. 

Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen  19  (1881), 
S.  824—^25.  10.  Der  Planen'sche  Familienschmuok.  20,  108:  11.  Der  Zwerge 
Strafe. 

503.  Richter,  J.  W.  O.,  kleines  deutsches  K7ffhän8erbnch.  Natur,  Geschichte 
nnd  Sage  des  KTffhäusergebirges.  16.  (VIII,  59  S.)  Eisleben  1881.  Mähnert 
M.  0,50. 

504.  Warnats,  Mathias,  die  Wartburg  und  Eisenach  in  Sage  und  Gesehichte. 
8.  (Vn,   148  8.)  Wien  1881.  Braumülier.  2  M. 

505.  Both,  F,W.  E.^  Nassau's  Kunden  und  Sagen  ans  dem  Munde  des  Volkes, 
der  Chronik  und  deutscher  Dichter.  Gesammelt  und  kritisch  beleuchtet. 
2.  Auflage.  8  Bde.  8.  (Vm,  239;  IV,  176;  IV,  224  S.)  Wiesbaden  1881. 
Limbarth.  6  M. 

506.  Bücking,  G.,  Geschichten  und  Sagen  ron  Heidelberg  und  der  Um- 
gegend. 8.  (24  S.)  Heidelberg  1880.  Winter's  Sortiment  1  M. 

507.  Christ,  Karl,  das  alte  Schloß  Hundheim  am  Neckar  und  das  Hündlein 
▼OD-  (Bretten. 

Literar.  Beilage  d.  Karlsruher  Ztg.  1881,  Nr.  84. 

508.  Kurs,  A.,  des  Bheinlandes  Sagen  nnd  Legenden.  8«  (XIV,  290  S.) 
Köln  1881.  Ahn.  geb.  6  M. 

509.  Lehmann,  O.,  die  schönsten  Sagen  des  Rheins.  V.  VL   12.  (68  n.  64  S.) 
Kleine  Volksenihinngen  Nr.  772.  773.  Mttlheim  a.  d.  Ruhr  1881.  Bagel.  i  25  Pf. 


Vni.  MÄRCH£K  UND  SAGfiK.  451 

510.  Heimken,  F.  Tb.,  the  cathedral  of  Cologne,  its  legends,  histoiy,  archi- 
tecture,  plastic  decoratiöns  and  art  treasares.  Translated  by  J.  W.  Watkins. 
8.  (88  S.)  Kola  1881.  Boisser^e.  2  M. 

511.  Niederrbeiniscber  Gescb  icbtsfreand  1881.  Enthalt:  S.  13 
J.  Storm,  die  Gräfin  von  Cleve  (zur  Scbwanensage).  S.  19  Fiscbbacb,  die 
Kirchenstuble  (Sage).  S.  28  Smety,  der  Ärmelranb  (Sage).  S.  53  Smets,  die 
Rose  der  Warnung  (Klottersage).  S.  101  ff.  Schmitz,  Märchen  ans  der  Gegend 
Ton  Bbeinberg.  J.  Cremer,  AbergläufoiBcbes.  S.  8.  16.  24.  32.  47.  56.  72. 
96*  104.  Koppen,  zum  Kapitel  Abergläabiscbee  S.  34. 

512.  Leibnizens  Urtheil  über  die  Sage  roa  dem  Afuzoge  der  Hammefaifchen 
Kinder.  Mitgetheilt  von  £.  Bodemann. 

ZeitBchrift  d.  histor.  Vereins  f.  Niedeoriachsen,  Jahrg.  1881. 
613.  Handelmann,  H.,  anliqnariiehe  Jüeeelien.  1.  Nftcbträge  mr  Sammlmig 
der  Sagen  uad  Sitten. 

ZeitRchrift   der  (^eseUaehaft  für  ScUeswig-HoIstein-Laaenbiirg.  Geschichte  XI 
(1881),  8.  229—842. 

514.  Dixon,  J.  K. ,  Chronicles  and  Stories  of  the  Craven  Dales.  With  an 
introduction  by  R.  OoUyer.  8.  (XIU,  472  S.)  London    1881. 

Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  184. 

515.  Fnrniyally  F.  J.,  an  earfier  English  original  of  Mr.  Browning's  'Pied 
Piper. 

Aeademy  19.  Nov.  1881,  S.  385  f. 

516.  Laoh-Sayrma,  W.  S.,  Polk-Lore  Traditions  of  historioal  erente. 
The  Folk-Lore  Becord  yoL  UI. 

517.  Nordland  fahrten.  Malerische  Wanderungen  durch  Norwegen  und 
Schweden,  Irland,  Schottland,  England  und  Wales»  Mit  besonderer  Berück- 
sichtigirog  von  Sage  und  Geschichte,  Literatur  und  Kunst.  1.---15.  Lief.  4. 
Leipzig  1881.  Hirt  u.  Sohn,  ii  2  M. 

518.  Lindström,  G.  £.,  Njländska  folksägner.  Album  utgifret  af  Nylän- 
dingar.  YHI.  Helsingfors  1881.  S.   155—161. 

519.  Vigström,  Eva,  Folkdiktning,  yisor,  folktro^  sägner  och  en  svartkonst- 
bok,  'samlad  och  upptecknad  i  Sklne.  Andra  samlingen.  8.  (VI,  416  S.) 
Göteborg  1881.  Torsten  Hedlund.  3  kr. 

Über  die  erste  ygL  Liebrecht  in  QeirmHnia  27,  115 — 122. 

520.  Folkesagn,  samlede  i  Lister  og  Mandals  Amt  af  J.  T.  Storacker  og 
O.  :^uglesto«]t  Udg.  Ted  O.  Fuglestoedt.  1.  DeU  Med  Tillaeg:  Sagn  fra 
Lbterlandet,  meddelte  af  J.  BL  Osmnndsen.  8.  (124  n.  21  S.)  Flekke^ord 
1881. 

521.  Norske  Bygdesagn,  sandede  af  L.  Daae.  1.  Sämling.  Anden  udgare. 
8.  (YIU,  243  S.)  Kjobenhavn  1881.  Cappelen.  2  kr.  76  öre. 

522.  Sägner. 

Bl£ag  tili  85dermanlands  äldre  knlturhistoria.  H.  8.  114—116. 


523.  Sagnets  historiske  Yaerd. 
Histoiisk  Tidskrift  N.  R.  H.  3  (1881)« 

524.  Gaste r,.M.^  Beiträge  zur  vergleichenden  Sagen-  und  Märchenkunde, 
Graz,  Monatsschrift  für  Geschichte  des  Jndsnthnms  1881. 


525.  Gast  er,  M.,  zur  Quellenkunde  deutscher  Sagen  und  Märchen.  VIU — XIV. 
Germania  26  (1881),  199—218. 

29* 


4Ö2  BIBUCGHAPOIE  VOM  18$1. 

596.  R^vBmaDD,  A.,  Wodan  vtßd.  die  Nibelnnge, 

dormiuiia  26,  279— 316.  Mit  Nachtrag  S.  876-379. 

527.  Finger,  F.  A.,  die  Sage  von  den  Kibelangen .  für  die  Jagend  erzählt. 
4.  Aafl.  8.  (XVI,  180  S.)  Frankfurt  a.  M.   1881.  Winter.  2  M. 

528.  Soldan,  Friedrich,  Dentsche  Heldensagen  auf  dem  Boden  der  alten 
Stadt  Worms.  8.  (164  S.)  Gütersloh   1881.  Bertelsmann.  2  M. 

Enthält:  Walther  und  Hüdegund.  Der  hömene  Sigfried.  Der  Wormser  Rosen- 
garten. Die  Nibelungen. 

529.  Keck,  K.  H.,  Idutia.  Dentsche  Heldensagen.  4.  Teil.  Dietiieh  Ton  Bern 
und  seine  QeseUen.  Na(h  der  echten  Überileferang  ersfthlt.  8.  (318  S.) 
Leipzig  1881.  Teabner.  M.  2,?0< 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  16. 

530.  Wagner,  W.,  Dentsehe  Heldensagen  fHr  Sehule  uad  Volk,  lilea  bear- 
MtateiC  Ansang  des  St  Bandes  seines  großem  Werkest  'Nordisoh-germaikiacl» 
Vorzeit'.  Sagenkreis  der  Amelnngen.  Sagenkreis  der  Nlbel«»gen*  Gn4r«n. 
BeowUlf.  KaroHngiscber  Sagenkreis.  König  Artus  und  der  heil.  Gral.  8.  (VI, 
268  S.)  Leipzig  1881.  Spamer.  M.  1,60. 

531.  Der  alte  Bildebrand.  Von  B.  Köhler  und  R.  Sprenger. 
Korrespondenzblatt  f.  nd.  fipraehforschung  VI,  46  f. 

532.  Nyrop,  K.,  Sagnet  om  Odysseus  og  Polyphem. 

Nordlsk  Tidskrift   for   fllologi   N.  R.  V,  216—255.    Auch    tfeparnt   erschienen: 

Kopenhafi^en  1881.  44  S.  8.   Vgl.  Arehivio  delle  tradisioni  popalari  I,  1  (1882); 

Literaturblatt  1882,  1  (Liebreoht). 

583.  Conatana,  L.,  la  legende  d'Oedipe  ^tndi^  dans  TanCkitiittf,  au  noy^i- 

&ge  et  dans   les   temps   modernes  en  particulier  dans  le  Roman  de  Th^bes. 

8.  (X,  890,  XCI  S.)  Paris  1881.  Maisonneuire  et  Co.  10  fr. 

Vgl.  LSteratoi^lsHtlSSI,  8p.  7»(Neninann);  Oiomale  di  filologia  ronama  8^  110; 
Apadmy  90.  Augoit  1881;  Utenn  Osntraiblatt  188S,  Nr.  4  (Förster^ 

534.  L^vi,  J.,  La  legende  d^Alezandra  dtnt  le  Talmud« 
ReiTua  4s8  ^1^4es  ju^ves  1881,  p.  293--80a. 

535.  Eberhard,  Alfred,  In  Julium  Valerium  Conjeetanea. 
In:  Festgabe  für  W.  Crecelins  (Elberfeld  1881),  8.  22-26. 

536.  Meyer,  Wilhelm,  die  Geschichte  des  Kreuzholzes  vor  Christus.  4.  (66  S.) 
Mtlnchen   1881.  Franz  in  Comm. 

Ans  den  Abhandlungen  der  k.  bayer.  Akademie  I.  Cl.  XVI.  Bd.  II.  Abtb. 

537.  Meyer,  6.^  die  Sage  vom  Kreuzholz  Christi. 
Sitzungsberichte  der  k.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften  1881. 

588.  Conway,  M.D.,  the  wandring  Jew.  London  1881.  Chatte ftWindns.  'i^Lbh. 
Vgl.  Magazin  f.  d.  Literatur  d«  Auslandes  1881,  Nr<  87  (Engel))  The  Aeadetny 
1881,  20.  August  (MahafiP^). 

539.  Barine,  A.,  Le  JuifEcrant 

Revue  politique  et  Utt^aire  1881,  ^r.  14,  2.  Oct  In  AnsehluA  an  Gonway's  Buch. 

540.  d*Ancona,  A.,  le  juif  errant  en  Italie  au  XIII*  si^le. 
Romania  1881,  8.  212—216. 

541.  Schwartz,W.,  zur  Herodiassage. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  26,  170—173  (1881). 

542.  Latstner,  Ludwig,  zu  Zs.  25,   170  ff. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  26,  244— 46.'Kaelhwei8iingeh  kor  Herodiassage. 

543.  Joret,  Charfes,  la  Idgende  de  Saint  Alexis  en  AUemagne.  6.  (80  S.) 
Paris  1881.  Vieweg. 

Extrait  des  Annales  de  la  Facnlt^  des  lettres  de  Bordeaux.  Vgl.  Revue  critiqne 
1881,  Nr.  10,  &  199L  Verglaiohnng  der  eitf  deutsehen  Bearbeltungan  unter  ein- 
ander und  mit  den  latein.  Fassungen. 


Vin.  MASCHEN  UND  SAGEN.  458 

644«  Hertz,  Wilhelm,  die  Sage  tod  Parsiral  und  Tom  GraL    . 
Noxd  und  Sfld,  Juli  1881,  a  84—11^ 

546.  Die  Sage  von  Parti val. 

Allgemeine  denksehe  MnsilEieitaiig  188i,  Nr.  l^-^-a  M it  Blloknckt  asfR  Wagners 
Tondiohlmig. 

546.  Cassel,  Paulus,  der  GrAl  und  sein  Name.  S«  Ausgabe.  .8.  (28  S.): Berlin 
1880  (1878).  Wohlgmnth.  75  Pf. 

547.  Der  Prosaroman  von  Joseph  von  Arimathla.  Mit  einer  Einleihm^  über 
die  handschriftliche  Überlieferang  heransgeg.  von  6.  Weidner.  8.  (LXV, 
148  S.)  Oppeln  1881.  Pranck  in  Comm« 

VgK  Literar.  Centralblatt  1881,  16;  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Id  (Tobler).  Ich  mhre 
dies  Bneh  wegen  des  Quellenstadiums  hier  mit  an. 

548.  Rjdberg,  Vi<;tor,  Astrologien  och  Merlin.  (Om  källorna  tili  stjärneskil- 
dringen  i  Galfrids  Historia  regum  Brittaniae.) 

Nordisk  Tidskrift  för  vetenskap,  konst  och  iudustri.  1881.  H.  6,  S.  377^409, 
H.  6,  8.  447—480. 

549.  Lambel,  H.,  rar  Geschichte  der  Sage  yoti  Tristan  and  Isdde. 
Magazin  f.  d.  Literatnr  d.  In-  nnd  Anslandes  1881,  Nr.  81.* 

550.  Leith,  E.  P.,  on  the  legend  of  Tristan.  London,  Trfibnet.  l^,  sh. 

551.  Trentlel*,  H.,  die  Otinelsage  im  Mittelalter. 

Kolbing,  Englische  Stadien  V  (1881),  S.  97—149.  Über  die  französischen,  nor- 
dischen, eng^schen  Bearbeitnngen. 

553.  Sybel,  H.  ▼.,   Sagen  imd  Oedicfate  über  die  Kreuazilge. 
In  Sybel's  kleinen  bistor.  Schriften.  S.  Bd.  Stattgart  1880.  Cotta. 

558.  Zimmermann,  P.,  Heinrich  der  L5we  in  dentaober  Sage  and  Dichtung. 
9raimtchweigisehB  Anzeigen  1881,  2.^8.  April. 

554.  Albertvs. Magnus  in  Geiohichte  and  Sage.  Feslsehrilk  sttr  «eoheten 
Süculatfeier  seines  Todestages  am  15.  NoTember  1880.  8.  (172  S.)  Köln  lft80. 
Bachern.  M.  1,50. 

555.  Meyer  Ton  Knonaa,  G.,  die  Sage  von  der  Befreiang  der  Waldstätte. 
In:  Ans  Geschichte,  Litterator  and  Kunst.  Popal&re  Vottrlge  von  Q.Kinkel  etc. 
Basel  1881.  Sehireighaaser.  ^ 

556.  Neu  mann;  Friedrich,  Teil— Dellingr — Heimdall. 
Germania  26,  348-348. 

557.  SoJbürler,  M.  v.,  z«r  Winkelriedfrage« 

Anzeiger  f.  sohweiBerisohe  Alterthamsknnde  N.  F.  12.  Jahrg.,  Nr.  2  (1881). 

558.  Sar  la  l^gepde  de  Winkelried. 

Bibliographie  xmd  Uterarische  Chronik  der  Schweiz  XI,  9. 

559.  Cassel,  Paalas,  Iron  nnd  Isolde,  ein  altdeutsches  Sagenbild,  and  der  Bar 
▼on  Berlin.  Zwei  Abhandlungen,  kl.  8.  (4  BI.,  86  S.)  Berlin  ^881.  Wohlgemuth. 

Die  erste  amfasst  8.  1—60,  die  zweite  S.  61—86.  Des  Verf. 's  aosgebreitete 
Sagenkenntniss  and  Belesenheit  ^bt  sich  hier  wieder  kandj  freilich  fehlt  es 
auch  nicht  an  bedenklichen  Anfstellongen,  wie  wenn  Iron  =s  Orion  gesetzt  wird. 
Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Altertbum  7,  880  f.  (Martan);  Literar.  Merkur  1881, 
16.  17;  Literar.  Cenkralblatt  1881,  Nr.  44  (Edaardi). 

560.  Knaath,P.,  die  Faustsage  in  ihrer  Entstehang^  Verwickeiang  und  Ent- 
'  ^riekelimgi  Rede.  8.  (15  S.)  Freiberg  1881.  Engefhardl.   50  Pf. 

561.  Budolf,  Adalbert,  Theophilus-Faast  und  Mepbistopheles. 
Archiv  f.  d.  Stadium  d.  neueren  ^rächen  66  (1881),  S.  841-^272* 

562.  Hauff,  Gastav,  Vorstudien  sa  Goetho*s  Fabst 

Archiy  f.  d.  Studium  d.  neueren  Sprachen  66  (1881),  S.  296—308. 
563«  Birlinger,- A.,  die  Thiersage  and  der  Beichtstuhl. 
Archiv  für  Literaturgeschichte  X,  2. 


464  BIBLIOORAPHIE  VOM  1881« 

564.  Cassel,  Pktulds,  der  Phönix  atid  Beine  Aera.  Sin  Beitrag  rar  älteren 
Kunst-Symbolik  und  Chronologie.  Berlin  1880.  A.  Hofmann.  M.  1,50. 

565.  Die  Sage  vom  Einhorn. 

Pablieaüon  des  Mflnsterbau -Vereins  sn  Constaaa  (1881). 

566.  SundeliD,  Hans,  die  Bienen  in  Sage  und  Coltorgeschi^te. 
Das  Ausland  1881,  Nr.  20. 

567.  Haberlandy  Biene  und  Honig  im  Ydlksglauben. 
Qlobus  39.  Band,  Nr.  15—17. 

IX.  Volks-  und  Kinderlieder,  Sprichwörter,  Sit  tenund  Gebräuche. 

568.  Volkslieder,  alte  hoch-  und  niederdeutsche,  mit  Abhandlung  und  An- 
merkungen, herausgeg.  Ton  L.  Uhland.  2.  unveränderte  Auflage.  1.  Band. 
Liedersammlung  in  fünf  BQchem.  8.  (VI,  842  S.)  Stuttgart  1881.  Getto. 
10  M. 

569.  Birlinger,  A.,  und  W,  Crecelius,  zu  des  Knaben  Wunderhom  VI. 
Alemannia  9  (1881),  47—64,  161— -174.  Zu  dem  auf  S.  162  gedruckte»  Liede 
ist  EU  yergleichen  Gennania  24,  899. 

570.  Atzler,  Felix,  Nachträge  und  Bemerkungen  zu  „Des  Knaben  Wunder- 
hom". 

In:  Festgabe  für  W.  Crecelius  (Elberfeld  1881),  S.  124--182. 

571.  Walther,  C,  Anfinge  Ton  alten  Liedern. 
KorrespoBdeazblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  8,  4—6. 

572.  Volkslieder,  die  historisch-politischen  des  dreißigjährigen  Krieges.  Aus 
fliegenden  Blättern,  sonstigen  Druckwerken  und  handschriftlichen  Quellen 
gesammelt  und  nebst  den  Singweisen  zusammengestellt  von  Frans  Wilh.  Frei* 
herm  ▼.  Ditfnrth.  Herausgeg.  von  K.  Bartsch.  8.  (XVI,  855  S.)  Heidel- 
berg 1882.  Winter. 

Vgl.  Magazin  f.   d.  Literatur  des  In-  und  Auslandes  1882,   Nr.  19  (Freytag); 
Allgem.  Ztg.,  Beilage  27;  Miltheilungen  d.  Vereins  f.  Geschichte  d.  Deutschen 
in  Böhmon  XX,  4  (Lambel);  Die  Presse  (Wien)  Nr.  107,  llterar.  Beilage. 
578.  Baumert,  L.,  deutsche  Volkslieder.  3.  Auflage*  8.  (m,  84  S«)  Laugen- 
salca  1881.  Beyer  u.  Söhne.  M.  0,40. 

574.  Urbach,  K.,  100  der  schönsten  deutschen  Volkslieder.  Eine  Sammlung 
zweistimmiger  Lieder.  8.  Leipzig  1881.  Hesse.  80  Pf. 

575.  Zimmer,  F.,  Studien  über  das  deutsche  Volkslied  im  Anschlüsse  an 
L.  Erck's  deutschen  Liederhort.  8.  (VIII,  89  S.)  Quedlinburg  1881.  Vieweg. 
2  M. 

Vgl.  Idterar.  Centralbatt  1882,  22  (Riemann). 

576.  Cassel,  P.,  das  Bohnenlied. 
Vossische  Ztg.  1881,  SonntagsbeiUige  Nr.  8. 

577.  Rudel,  R.,    geistliche  Volkslieder.    8.  (16  S.)    Kropp  1881.    M.  0,40. 

578.  Bartsch,  K.,  zwei  geistliche  Volkslieder. 
GMrmama  26,  101-104. 

579.  ZurKeuntniss  derMartinslieder.  Von W. Crecelius,  H. Pkiien,  H. Kahler, 
E.  Lohmeyer,  W.  H.  Mielck. 

Korrespondemblatl  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  %1^S9. 

580.  Jeitteles,  Ad.,  das  Volkslied  Ton  Fanst. 
Germania  86,  862—356. 

581.  Thimme,  Ad.,  die  Blntaen  und  Baume  im  Volkslied.. 
Daheim,  17.  Jahrg.,  Nr.  48  (1881). 


IX.  VOLKS-  UND  KINDEBUEDER,  BPiUCHWÖBTER  etc.  455 

582.  Winkler,  J.,  u.  Wolff,  'Der  Schlüuel  der  den  Tag  au&chlietat.' 

Siebenbürg.  Korrespondensblatt  1881,  S.  66  f. 

583.  Hörmann,  L.  y.,  Schnaderhüpfln  a«s  den  Alpen.   16.  (XXIV,  376  S.) 
'      Innsbrack  1881.  Wagner.  2  Sl 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  44  (Sohönbaoh). 

584.  Spann,  Ritter  von,  ÖBterreichische  Volksweisen  in  einer  Auswabl  von 
Liedern,  Alpenmelodien  und  Tänzen.  3.  Aufl.  4.  Mit  Illustrationen.  (111  S.) 
Wien  1882.  Manz.  8  M. 

585.  Majer,  Tannhäuser-Lieder  in  Tirol. 
Allgem.  deutsche  Musikceitong  1881,  Nr.  29. 

586.  Schlossar^  Anton,  Deutsche  Volkslieder  aus  Steiermark.  Zugleich  Bei- 
träge zur  Kenntniss  der  Mundart  und  der  Volkspoesie  auf  bairisch-österr. 
Sprachgebiete  mit  Einleitung,  Anmerkungen  und  ausgewählten  Melodien  her- 
ausgegeben. Innsbruck   1881.  Wagner.   8.  (XXXII,  482  S.)   10  M. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,   Nr.  12  (Weinhold);   Magazin  f.  d.  Literatur   d.  Aus- 
landes 1881,  46  (Freytag). 

587.  Schröder,  E.,  Zwei  Volkslieder  aus  der  Geschichte  der  Stadt  Rhein- 
felden.  8.  (13  S.)  Rheinfelden  1881. 

Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  99. 

588.  Schollen,  M. ,  Volksthümliches  aus  Aachen.  Volks-  und  Kinderlieder, 
Wetter,  Gesundbeits-  und  Rechtsregeln,  Sprichwörter  etc.  16.  (VII,  78  S.) 
Aachen  1881.  Jacobi  u.  Co.  M.  0,40. 

589.  Mielck,  W.  H.,  das  Kinderlied  vom  filius  Jesus.  Ein  Nachbleibsel  aus 
dem  christlichen  Mittelalter. 

Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  26—29.  Vgl.  S.  47—- 49. 

590.  Winkler,  Job.,  und  Sundermann,  Ein  Matrosengesang. 
Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6,  o.  2—4. 

591.  Sohnrey,  H.,  Volkslied  aus  dem  Göttingischen. 
Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VT,  29. 

592.  Altfriesische  Volkspoesie?  von  v.  J. 

Ostfriesisches  Monatsblatt  1881,  S.  48--4Ö.  Ein  Volkslied,  das  auch  in  andern 
Gegenden  gesungen  wird  'Es  ging  ein  Bauer  ins  Holz*. 

593.  Zwei  alte  Mai  r  ei  gen. 

Ostfriesisches  Monatsblatt  1881,  S.  388-391. 

594.  Percy  Anecdotes:  a  verbatim  reprintofthe  original  edition.  With  a  pre- 
face  by  J.  Timbs.  New  ed.  4  vols.  8.  London  1881. 

595.  Hunt,  R.,  populär  Romances  of  the  West  of  England.  3rd  ed.,  revised 
and  enlarged.  8.  (472  S.)  London  1881.  Chatton  and  Windus.  7  eh.  6  d. 

596.  Smith,  G.  B.,  illustrated  British  ballads,  old  and  new.  2  vols.  8.  London 
1881.  Oassell.   21  sh. 

597.  Vaynes,  J.  H.  L.  de,  The  Kentish  Garland.  Witb  additional  notes.bj 
J.  W.  Ebsworth.  Vol.  L  8.  (XX,  455  S.)  Hertford  1880.  Austin  and  Sons. 

Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  184.  \ 

598.  Die  Lieder  von  der  Otterburner  Schlacht.  .... 
Vossische  Ztg.  1881,  Sonntagsbeilage  Nr.  30  f. 

599.  Grundtvig,  a  wonderfuU  ballad  of  the  seafaring  man. 
Tho  Folk-Lore  Record  vol.  in. 

600.  Smith,  G.  B.,  the  ballad  of  the  'Scottish  King'. 
Athenaeum  1881,  30.  April,  S.  692  f. 

601.  Smith,  G.  B.,  the  oldest  english  printed  ballad. 
Athenaeum  1881,  16.  April.  Vom  J.  1503. 


466  BIBUOQRAPHIE  VON  18S1. 

602.  Dickaon,  R,  a  gest  of  Bobyn  Hode. 
The  Athenaeom  11.  Juni  1881,   8.  788  f. 

603.  Old  Rnral  Songs  and  Cnstoma. 
The  Antiquaiy  vol.  ü,  p.  244. 

604.  Bidrag  tili  Sddexmanlands  iUdre  koltorhietoria  utg.  af  H.  Amioson.  IL 
Stoekholm  1881. 

Enthält  S.  16 — 80  Folkruor  med  melodier,   upptecknade  inom  Södermanland 
af  E.  Öberg.  (FortsetEong  von  L) 
605«  Folkmasik   Ma   öfre  Srerige   apptecknad   af  G.  B(ladi)n.    8.  (13  S.) 
Stockholm  1880. 

Nyare  Bidrag  tili  kftimedom  om  de  sreiiaka  landsmUen  ok  svenskt  folklif.  I.  10. 

606.  Grandtvig,  Srend,  Elveskad,  daiuk,  aveusk,  norsk,  faer^sk,  islandak, 
skotsky  vendisk,  b^misk,  tjsk,  fransk,  italieosk,  katalonsk,  spansk,  bretonsk 
folkräe,  i  orerblik.   kl.  8.  (96  8.)  Karbenhayn  1881.    Thieles  Bogtrykkeri. 

Abdraek  ans  Damnarks  gamle  Folkeylser.  4'*  Del. 

607.  Meltal,  Hugo  tod,  Edward,  der  schottischen  Volksballade  Arche^on 
unter  den  Sz^klem,  nebst  Varianten  Terschiedener  Nationen.  Vergleichend 
literarhistorische  Untersuchung.  (29  S.)  8.  Kolozsvir  1881. 

Nur  in  100  Exemplaren  fredraokt.  Vgl.  Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  siebenbtlrg. 
Landeskunde  1880,  126  (Wolff). 

608.  Thorsteinsson,  St.,  Thnla. 

Acta  oompar.  Uterar.  nnireii.,  Jahrg.  1881.  Der  abgetrumpfte  Freier  in  magya- 
risch-isländisch-germanisoher  Tradition. 


609.  Mother  Goose  or  the  old  nnrsery  rhjmes  told  hj  Kate  Greenaway.  12* 
1881.  3  8.  6  d. 

610.  Car rington,  E.,  sing^ng  Games. 
The  Folk-Lore  Becord  vol.  DL 

611.  Additions  to  'Torkshire  Local  Bhymes  and  Sajrings. 
The  Folk-Lore  Becord  toL  DI.  Ergftnsungen  au  voL  I. 


612.  Mäta,  J.,  Siebenbttrgisehe  B&thsel. 
Siebenbtlrg.  Korrespondensblatt  1881,  S.  67. 

613.  Haltrich,  Jos«,    Sächsischer  Volkswitz   nnd  Volkshumor.    Ein  Vortrag, 
d.  0.  n.  J.  (1881). 

Vgl.  Korrespondensblatt   d.  Vereins   f.    siebenbfirg.  Landeskunde   1881 ,  8.  33. 
Siebenbttig.  Neek-  und  Spottnamen,  Bfithsel,  UgenKedehen  etc. 

614.  Gltor  frln  Ikers  och  Öster  Bekäme  härad. 

Bidrag  tili  Södermanlands  fildre  kultnrhistona  11  (1881),  S.  92-101. 


615.  Simrock,  K«,  die  deutschen  Sprichwörter.  4.  Auflage.  8.  (V,  677  8.) 
Frankfurt  a.  M.  1881.  Winter.  5  If. 

616.  Heriog,  H.,  Deutsche  Sprichwörter  gesammelt  fUr  Jung  und  Alt  8, 
(IV,  171  8.)  Aaran  1882.  Saueriftnder.  M.  1,60. 

617.  Wunderlich,  G.,  deutsche  Sprichwörter,  rolksthamUch  erklärt  nnd 
gruppirt.  8.  1.  Bdchn.  4.  Aufl.  (VIII,  72  S.)  2.  Bdchn.  3.  Aufl.  (VIII,  80  S.) 
3.  Bdehn.  2.  Anfl.  8.  (VIII,  104  8.)  Langensalsa  1881.  Sckulbuchhandlang. 
k  75  Pf. 

618.  Heraog,  H.,  Beiipieliapriohwörtor.  8.  (IV,  70  8.)  Aanw  1882.  Saar- 
länder. 70  Pf. 


IX.  VOLKS-  UND  KINDEBUEDteE,  SPRICHWÖRTER  etc.  457 

619.  BirliDger,  A.,  Sprichwörter. 
Alemannia  9  (1881^,  10h 

620.  Seiler,  F.,  su  Zs*  22,  422  f. 

Zeitsohrift  I.  deateehee  Akerthnm  tf ,  188.  Latein.  Sprlekwöiter. 

621.  Cnrti,  F.,  Lebensweisheit  in  deutschen  Sprichwörtern,  Sprüchen  und 
Sentensen.  3.  Aufl.  8.  (VIII,  477  B.)  Ztfrich  1861.  Schmidt.  5  M. 

622.  Ripb erger,  G.,  der  gemüthliche  Sachse  in  volksth Umliehen  Redens- 
arten und  Witzwörtern.  1.  Lief,  enthaltend  500  im  s&chsischen  Yolksmande 
gebräuchliche,  witzige  Redensarten,  mit  eitlem  Anhang  TOn  Kinderspiel-  und 
Abzählversen  und  einigen  Lieblingsaasdrflcken  des  sächsischen  Volkes.  8. 
(39  S.)  Dresden  1881.  Hockner  in  Comm.  50  Pf. 

623.  Fischbach,  P.  J.,  und  J.  van  der  Giese,  Dürener  Volksthum.  Eine 
Sammlung  von  Redensarten,  Sprichwörtern ,  ftäthseln,  Spielen  etc.  nebst  einem 
V^örterbnehe  der  merkwürdigsten  in  der  Dnrener  Volkssprache  vorkommenden 
Ausdrücke.  Herausgegeben  von  H.  J.  Werners.  8.  (204  S.)  Düren  1880. 
(Aachen,  Jacobi.)  2  M. 

624.  Sprichwörtliches  ?on  F.  Latendorf  und  K.  Koppmano« 
Korvespoadenzblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  S.  6—6.  Anderes  über 
Sprichwörter  S.  6.  7.  17  f.  20  f.  84.  84  f.  35.  36  fF.  49. 

626.  Prümer,  K.,  westfiUiache  Volksweisheit  Plattdeutsche  Sprichwörter« 
Redensarten,  Volkslieder  und  Reime.  8.  (VTH,  91  S.)  Barmen  1881.  HöUen- 
hoff.  1  M.  . 

626«  Ki^hwald,  K«,  niederdeutsehe  Sprichwörter  nnd  Redensarten,  oder  wi^ 
das  Volk  spricht,  gesammelt  und  mit  einem  Glossar  versehen«  5.  Aiifiage. 
8.  (92  S.)  Bremen  ^1881.  Haake.  M.  1,60. 

627.  Geete,  Robert,  ^Morgenstiinde  hat  Gold  im  Munde'. 
Germania  96,  648--8A0. 

628.  Deutsche  Redensarten. 

Illnstrirte  Ztg.  1881,  durch  eine  ganze  Reihe  von  dummem. 

629.  Weisheit  und  Witz  in  altdeutschen  Reimen  und  Sprüchen.  Gesammelt 
vom  Heransgeber  von  'Altdeutscher  Witz  .and  Verstand*.  1*  u.  2.  Auflage. 
8.  (182  S.)  Berlin  1881.  Enslm.  M.  2,50. 

Vgl.  Deutsche  Revue  1881,  Juni;  Blätter  für  literar.  Unterhaltmig  1888,  Nr.  13 
(Schröder). 
680.  Köhler,  C.  S.,  das  Tierleben  im  i^riehwort  der  Griechen  und  Römer. 
Nach  Quellen  und  Stellen   in  Parallele    aoift    dem    deutschen  Sprichwort.    8. 
(221  S.)  Leipzig  1880.  Feman  in  Oomm.  M.  4,60. 
Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  89. 

631.  Mitzschke,  Paul,  Navmbvrger  iDschriften ,  geeammeli  und  erläutert. 
6.  (Schluß)  Lief.  16.  (S.  401--488.)  Naumburg  1881.  Domrieb,  k  50,Pf. 

632.  Cheales,  A.  B.,  Proverbial  Folk-Lore.  2nd  ed.  revised  and  enlarged. 
8.  (174  8.)  London   1881.  Simpkin.  1  sh. 

638.  Long,  J.,  Proverbs  in  English  and  Keltic^  wüh  iheir  Eltern  reUtioni* 
The  Folk-Lore  Record  vol.  m. 

634.  B  ritten,  J.,  Proverbs  and  Folk-Lore  fr  om  William  Etlis^s  *  Modem  hoz- 
bandman    (1760). 

The  Folk-Lore  Record  toI.  HI. 

635.  Empson,  C.  W.,  weather  proverbs  and  iajings  not  contained  in  Inwards' 
or  Swainson's  books. 

Folk-Lore  Society.  Pnblication  VHI. 


458  BIBUOQRAPHIE  VON  1891. 

636.  Volksbücher,  die  deataehen,  für  AU  und  Juog  wiedererzählt  von 
G.  Schwab  u.  G.  Klee.  Neae  Folge.  8.  (VIII,  520  S.)  Gütersloh  a.  Leipzig 
1881.  Bertelsmann. 

Enthält  20  Volksbüoher  in  sehr  geschickter  und  ansprechender  Bearbeitung  von 
Klee. 

637.  Die  deutschen  Volksbücher,  für  Jung  und  AU  wiedererzählt  von 
G.  Schwab.  2.-8.  Heft. 

Bedam's  Universal-Bibliothek  Nr.  1447.  1464.  1484.  1498.  1603.  1615.  1626. 

638.  Schwab,  G.,  Volksbücher.  Für  die  Jugend  herausgeg.  von  B.  Berg. 
2  Bde.  12.  (322  u.  368  S.)  k  M.   1,20. 

Universal-Bibliothek  für  die  Jugend  Nr.  101—108.  Stuttgart  1881,  Kröner. 

639.  Volksbücher,  die  schönsten  deutschen;  herausgeg.  von  Rudolf  Müldener. 
8.  (VII,  312  S.)  Halle  1881.   Schwetschke.  4  M. 

640.  Osterwald,  K.  W.,  alte  deutsche  Volksbücher  in  neuer  Bearbeitung. 
VI.  Oberen.  Die  geduldige  Helena.  Kaiser  Octavianus.  8.  (295  S.)  Halle 
1881.  Waisenhaus.  M.  2,70. 

641.  Birlinger,  A.,  die  Volksbücher  in  Reformationsstreitschriften. 
Archiv  für  Literaturgeschichte  X,  2. 

642.  Grimm,  Herman,  die  Entstehung  des  Volksbuches  vom  Dr.  Faust. 
Preußische  Jahrbücher  47  (1881).  8.  446-466. 

643.  Fausts.  Leben  von  G.  R.  Widmann.  Herausgeg.  von  A.  v.  Keller. 
146.  Publication  des  litierar.  Vereins.  Tübingen  1880. 

Vgl.  Literatnrblatt  1881,  9  (Sprenger);  Revue  critique  1888,  Nr.  117. 

644.  Hystorya  o  Grjzeldze  i  inargrabi  Walterze,  z  ksiaiek  dhi  Inda  pnez 
Marbacha  Wydanych.   8.  Wadowice. 

Übersetsung  von  Marbach*s  Griseldis  und  Walter  ins  Polnisehe. 

645.  Die  sieben  weisen  Meister.  Ein  Voiksbueh.   16.  (126  S.) 
Hans-Bibliothek  11.  Bdchn.  Leipzig.  1881.  Goldhansen.  20  PI 

646.  Obentraut*s  Jugend- Bibliothek,  Nr.  59.  Aus  der  dentsehen  TfaSereage 
(Reineke  Fuchs).  12.  Wien  1881.  Manz.  80  Pf. 


647.  Nutt,  A.,  Monsieur  Sebillot*8  scheme  for  the  collection  and  Classification 
of  Folk-Lore. 

The  FolkLore  Becord  vol.  HI. 

648.  Base,  Ernst,    der  Volksaberglaube.   Vortrag  gehalten  im  BemouUianum 
in  Basel.  8.  (86  S.)  Basel  1881.  Sohweighauser.  SO  Pf. 

649.  Zur  Charakteristik  des  Geisterglaubens  ansetes  Volkes. 
Europa  1881,  Nr.  38. 

650.  Hartfelder,  K.,  Sitten  und  Unsitten  aus  dem  Renchtale. 
Alemannia  9  (1881),  40—47. 

651.  Hörmann,    L.  v.,    Aus    den)   Tirpler  Dorfleben.     2..  Die  Hausordnung. 
3.  Die  Stör.     4.   Die  Kirchfahrt.    • 

Die  Heimat  VI,  20.  27.  32. 

652.  Blaas,  C.  M.,  Volksthümliches  aus  NiederÖsterreich. 
Anieiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  330—334. 

658.  W(olff),  Feldwirtschaftlicher  Glaube  und  Brauch  unter  den  Sachsen. 
Siebenbürg.  D.  Tageblatt  1881,  Nr.  2313.  ^16—24. 

654.  H  e  i  n  r  i  c  h ,  G.,  Ag^arischei;  Brauch  und  Aberglauben. 
Slebenbfirg.  Korresf»ondenzblatt  1881,  S.  28 — 30. 

655.  Sitten  und  Bräuche  im  Grabfeld. 
Europa  1881,  Nr.  47.  ' 


IX.  VOLKS-  Umy  IUNDERLIBDBB,  SPSICHWÖRTEB  etc.  459 

656.  Birlinger,  A.,    Siltengetehichftliohe«   and  SpmehlieKei  ana  Hefaen.    6, 
(27  S.)  Darmstadt  1881. 

I.  Zur  Symbolik  und  mm  Aberglauben  der  Pflansen,  wetterauuch ;  ans  C.  Boes- 
bach*8  Paradeißgärtlein.  1688;  FUoHsbereitnng ,  wetterauisch ,  ebendaher ;  zum 
Wörterbnche,  ebendaher.  U.  Aus  R.  Hadamarius  (1587),  lexicalieehes.  III.  Wild- 
diebetrafe.  Lob  der  tapfem  Heasen. 

657.  Wegen  er;  Ph.,  Aberglauben  des  Magdeburger  Landes  aus  dem  Volks- 
mnnde  gesammelt. 

(}eschichtsblfttter  d.  Vereins  f.  Oeschichte  von  Magdeburg  XVI,  8  (1881). 

658.  Latendorf,  F.,  Gebräuche  und  Aberglaube  in  Mecklenburg. 
Mecklenburgische  Aneeigen  1881,  Beilage  vom  16.  Juni. 

659.  H.  K«,  Gebräuche  und  Aberglaube  in  Mecklenburg. 
Mecklenburgische  Anzeigen  1881,  Nr.  116.  127.  182.  Nachträge  zu  meinem  Buch. 

660.  Beele,   S.  ?an  den,    het  volkageloof  ?aki   het  boTen  aatuurlijke  in  ket 
rijk  der  Planeten.  II. 

Gide  1881,  «hini. 

661.  The  Folk-Lore  Becord.  Vol.  IIL  part.  L  IL  London  1-880—81. 
Folk-Lore  Society.  Vgl.  Liebrechts  Referat  in  KClbIngs  Engl.  Studien  6  (1881X 
S.  167—167. 

662.  Gregor,  Notes  on  the  folk-lore  of  tbe  northeast  of  Scotland. 
Folk-Lore  Society  (1880).  Vgl.  Academy  1881,  8.  Sept 

663.  Thiselton-Dyer,  F.  F.,  Domestic  folk-lore.  8.  (l88  8.) 
Ebenda. 

664.  The  Antiquary  vol.  IH.  IV. 

Enthält  u.  a.  Old  english-customs  still  sunriTing  on  the  European  eontinenl  III, 
d.  246  ff.  Folk-Lore  and  church  custom  III,  S.  193  f.  Gorame,  arehaic  Und 
customs  in  Scotland  IV,  99  ff. 

665.  Gomme,  G.  L.,  some  traditions  and  supersUtions  conneeted  with  buildings. 
The  Antiquary  HI,  8--18. 

666.  The  Boke  named  the  Gouernor,  deuised  by  SSr  Tb.  Blyot,  ed.  by  H.  H. 
St  Croffc.  2  Yols.  4.  (1190  S.)  London  1881.  Kegan  Paul.   50  s. 

Kulturgeschichtlich  interessant,  über  Sagen,  Sitten,  Spiele  etc.  Vgl.  Jahresbericht 
S.  182. 

667.  Jonsson,  M.,  Folktro,  seder  och  bruk  iMäre  under  nittonde  ärhundradet. 
8.  (25  S*)  Stockholm  1881. 

Nyare  Bidrag  tili  kännedom  om  de  svenska  l&ndsmalen  ock  svenskt  folklif.  II.  61 

668.  M  0 1 1  e  r ,  P.  y.,  strödda  utkastrorande  svenska  jordbrukets  historia.  1.  2.  Heft. 
8.   (S.   1—176.)  Stockholm  1881:  Norstedt.  2  kr.  25  öre. 

Enthält:  Einleitung.  Ortsnamen.  Hausthiere. 

669.  Fastnachtsbräuche  in  Urwegen.  Von  M.  Seh. 
Siebenbllrg.  Korrespondenablatt  1881,  S.  117  f. 

670'.  EBoer,  Q.,  Verbremieii  der  Strcdipuppe  atn  Aschermittwoch.  i     i 

Pudes  MonatflsehHft  7  (1881),  80^82. 

671.  Crecelius,    der  Name  Luther    für    die    beim  Frühlingsspiel   yerbrapnte 
Strohpuppe; 

Picks  Monatsschrift  7  (1881),  86—86. 

672.  Hör  mann,  L.  ▼.,  Ostereier  und  Ostereierverse  (in  Tirol). 
Baierische  Literatnrblätter  1881,  Nr.  16. 

673.  Hartmann,  H.,  Maifest  zu  Wehdem,  Kreis  Lübbecke,   Prov.  Westfalen. 
Picks  Monatsschrift  1881',  VII,  184. 

674.  Nagele,  Anton,  der  Jobannisabend. 
Europa  1881,  Nr.  26.  S6. 


460  BOKilOaRAPHIB  VON  1881. 

675.  SolgeV,  die  Kräuter  in  den  JobAnniiUdilein. 
Anseiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Voneit  1881,  Sp.  804—6. 

676.  Bübler,  C,  WeihnacbtsbrSache,  eine  ansfa&olo^eebe  Skizze. 
OatfriesiBches  Monatsblatt  1880,  8.  256-266. 

677«  Weibnachtsbränche. 

Sonntagsblatt  ¥on  £lcho  1881,  Ni;.  8. 

678.  Sternbald,  Franz,  der  Weihnachtabanm  und  seine  Bedeutung« 
Veim  Fels  zum  Meer  1.  Bd.  i.  Beft  (1881),  S.  408-411. 

679.  Swazb^,  Albert*  Weibfacbten  in  deutsober  Dichtung.  8.  Leipzig  1881. 
Hinrichs. 

Vgl.  Deutsche  Bevue  1881,  Februar.  Der  erste  Abschnitt  bebandelt  'das  Jolfest 

und  die  Weihnachtsfeier  in  Geschichte  und  Sage',  dann  die  Auswabl  aus  der 

Dichtung,  beginnend  mit  dem  Heliand. 
6d0.  Udal,  J.  8.,  OMstfenas  Unnitterz  in  DoraeUbire. 

The  Folk-Lore  Record  toI.  III. 
681.  Lohn-Siegel,  Anna,  alte  Hochzeitsgebräuche  im  GrH^dirarthaL 

WissenechaWehe  Beilage  der  Leipaiger  Ztg.  1881,  Hr.  1. 
689.  Der  RoaniLarin  im  Vielksleben  «nd  Volksglaaben. 

Europa  1881,  Nr.  9. 

683.  Blaaa,  C.  M.^  die  Kräuterweihe. 
Wiener  Abendpost  1880,  Kr.  66  (Beilage). 

684.  Blaas,  C.  M.|  der  thau  in  der  Volksmedicin  und  Kosmetik. 
Wiener  Abendpost  188Ö,  Nr.  218  (Beilage). 

685.  Hartmann,  H.,    Westfälischer  Aberglaube  in  Beziehung  auf  die  soge- 
nannten Donnerkeile« 

Pioks  Monalssehrift  VII  (1881),  167-169. 

686.  Schalen  bürg,  W.  ▼.,  die  Steine  im  Volksglaaben  des  Spreearaldea. 
Zeitaefarilk  der  GeaeUsehaft  fttr  Anthropologie  an  Berlin  XU,  4. 

687.  Hörmann,  L.  y.,  das  Erdbeben  im  Volksglaaben. 
Litorar.  Beilage  zur  (Wiener)  MoategsreToe  1881,  Nr.  10. 


686.  Bchlossar,  Antoo,  Baaeniepiele  and  Volkskomödien  in  den  Alpenländem. 
Die  Heimst  Ton  J.  Emmer  VH,  2. 

689t  Pailler,  Wilh.,  Weihnaobtslieder  und  Krippenspiele  ans  Oberösterreich 
oad  Tirol.  Gesammelt  and  herausgegeben.  1.  Bd.  Weibnacbtalieder  ans  Ober- 
Österreich.  Mit  138  Singweisen.  8.  {iL,  424  S.)  Innsbruck  1881.  VTagner. 
M.  7,60. 

690.  Fellöcker,  S.,  Kripplga&^  and  Kripplapiel  in  der  oberösterreicbischen 
Volksmundart.  8.  Bdchn.  8.  (VHI,  1^4  S.)  Linz  1881.  HasUager.  M.  0,80. 

691.  Iluysse«!  O.,  Obriati  Leihen  im  daatsehea  Volkaacbaaspicil,  namentlich 
im  Oberammergauer  Passionspiel.  8«  (VII,  S65  S.)  Bannen  1881.  Klein. 
M.  ^,80. 

692.  Engel,  K.,  das  Volksscbaaspiel  Doctor  Johann  Faust.  BeraoagegelMa 
mit  geschichtlichen  Nachrichten  über  den  Trftger  der  Faustsage  und  mit  einer 
Bühnengesehichte  des  Faust.  2.  umgearbeitete  Auflage.  8.  (IV,  250  S.)  Olden- 
burg 1882.  3chulze.  4  M. 

Vgl  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  3  (Creizenach) ;   D.  Bundschau  1882,  Juli 


X.  ALTERTHOMBR  und  KU](.TUIUa^CHICHT£.  461 

X.  Altert1^fiia€fF  ^^^  KqltQxgeackichte* 

693.  Oötsinger,  Erasty  Reallexikon  der  deutocben  Alierfhümer.  Ein  Hand- 
und  Nachschlagebuch  ffir  Studirende  und  Laien.  Liefv  Ir— 5.  Leipzig  18B1* 
Urban.  (6.  1^204.)  oompl.  in  20  Lief,  ä  1  M. 

Vgl«  Korrespondenxblatt  d.  Vereins  f.  siebenbürg.  Landeskunde  1^1,  Nr.  9; 
D,  Liter,  7tg.  18S8,  N^  7  {JL  Sebults);  Anseiger  f.  deutoches  Alterthom  8,  178  f.; 
Beilage  zur  AUgem.  Zeitnns:  1882,  Nr.  197  (Schlossar);  Revne  critiqae  Nr.  26; 
Nord  u.  Süd  1881,  Nov.;  Tägliche  Rundschau  1881,  19.  Not.;  Qrensboten  1881. 
Nr.  M);  Beilage  cur  AUgem.  Ztg.  1882,  Nr.  197  (SehleBMHf);  Bevue  etiUqvle  Nr.  26; 
Hittheihnigen  a.  d«  hiator.  Literator  X,  3. 

694.  Faulmanik,  Karl,  lUnstritte  Culturgeeohicbte^  Für  Leper  aller  Stände. 
9.— 30.  (Schluß-)  Lief.  8.  (VIU  S.  u.  S«  267^656.)  Wien  1681.  BarUeben. 

Vgl.  P.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  44  (Qothetn). 
695^  Arnold,  Wilh.|  Deutseb«  Uraeit.  8.  Auflago  Yermehrt  darch  ein  Register. 
8.  (462  S.)  Gotha  1881.  Perthes.  M.  8,40. 
Vgl.  Historische  Zeitschrift  48,  1. 
696«  Dahn,   Felix,    Urgeschicbte  der  germanischen  und  i:omanischen  Völke|r. 
!•  Bd.  S.  321 — 603,  2.  Bd.  S.  1 — 336.  Mit  eingedruckten  Holascbnitten. 
Berlin  1881.  Grote. 

Allgemeine  Geschichte  in  Einseldarstellnngen.  Vgl.  Im  neuen  Reich  1881«  Nr.  48 
D.  Liter.  Ztg.   1881,  46  (Holder-Egger) ;   Literar.  Centralblatt  Nr.  42;    Corre- 
spondensblatt  d.  GesamUitvereins  f.  deutsehe  Geschichte  188^,  Nr.  1 ;   JEtistor. 
Zeitsehrift  47,  806  ff.;   Literar.  Centm>blatt  18>A,  l4  und  82;  Bevista  hlspano- 
amerioana  VI,  S4. 

697.  Dahn«  F.,  tberneoet  D^nteMongeft  der  deHtsehen  Urges«bicht|8t 

Im  neuen  Beich  1881,  4.  Kritik  der  Werke  Ton  Lindenschmit,  Arnold,  Inama- 
Stemegg  u.  a.  '    / 

698.  Kinkelin,  Friedrich,  die  Urbewoboer  peutsebl^ds.  8.  (fiS  S.),  ifind^v^ 
u.  Leipsig  1882.  W.  Ludwig.  M.  1,20. 

699.  Dahn,  F.,  Bausteine.  Geaammelt0  kleine  S^briftevi.  3^  Reihe.,  8.  (YII, 
442  S.)  Berlin  1882.  Janke.  7  IL 

Vgl  Histor.  Zeitnlttlit  46,  299  1 

700.  Böhn»!  Darid»  Beiträge,  welche  G.  J.  GäCfeir  in  tmm  Commen^ien 
««M  b^o  gallice'^  sur  EthMlegie  der  CknnaneB  iiäfert«  (24  Sw) 

Programm  des  Gjnuusiitms  toh  8äehiisoh«Begeti:(8i«benbürgett)  1861.  Vgl. 
Koiresp«nd4niblatt  1881»  S.  99« 

701.  Taeiti,  C»,  de  oiigioe  et  eitu  Qermanoriim  über  ed.A.HeWer^  8.(29  8.) 
Frfiburg  i.  Br.  IWl.  Mehr.   40  Pf, 

Vgl.  Beyue  critique  1882,  Nr.  21 ;  Philolog.  Wochenschrift  1881,  Octeb^r;  Literar 
Centralblatt  1882,  29  (Arndt). 
t02.  Taciti,  C.  C,  life  of  Agricola  and  Oennany  ed.  bj  W.  F.  Alleh.  bostöii 
1881.  12. 

703.  Tacitusi  C.  C,  die  Oennania.  Übersetzt  Ton  k.  Bacmeister.  2.  Aufl. 
8.  (74  8.)  Stuttgart  1881.  Neff.  M.  1^20. 

704.  Schlüter,  Joseph,  Übersetsuog  des  allgemeinen  Tbeils  der  Germania 
des  Tacitus. 

Programm  des  Gyn^nashuns  zu  Andernach  1880  (Nr.  868).  12  8.  4. 

705.  Heraeut,  C,  Über  einige  unbeachtet  gebliebene  Fehler  und  controTerse 
Stellen  im  Texte  der  Germania  des  Tacitus.  3.  1-^1 4.  Progf.  d.  Gymn.  zu 
Hamm   1880. 

Die  Emendationen  sind  in  den  Jahrbflchem  für  Philol.  u.  Pädag.  124,  ^27  an- 
gegeben. 


462  BIBLIOORAPfliB  VON  1881. 

706.  Hochstetter,  za  Tteitns  Gtennania  Käp.  II. 

CorrespondexiEblatt  f.  d.  GelehrteD-  und  BeaUchnlen  Wortembergs  XXYIII,  5.  6 
(1881). 

707.  KratisB,  zu  Tacitus  Germania. 

CorreBpondensblatt  f.  d.  Gelehrten-  ttnd  Realsehnlen  Wtfrtembergs  XXVIIIy  S.  4 
(1881). 

708.  Böttger,  Heinr.,  Gescbicbte  der  Bmnonen  *  Weifen  Tom  Urbeginne  der- 
selben in  Hochasien,  der  Wiege  des  Menschengescblecbts,  bis  Herzog  Heinrich 
dem  Löwen,  mit  einer  oolorirten  Völkerkarte,  das  Gebiet  der  Germania  des 
Tacitus,  unser  großes  Vaterland  in  drei  Fflnftel  Dentschlaods  umfassend. 
8.  (XXIX,  278  S.  mit  4  genealog.  Tafialn.)  Hannorer  1B80.  Schulbiich- 
handlung.-  6  M. 

709.  Diefenbach,  Lorenz,  Völkerkunde  Ostearopas,  insbesondere  der  Hftemos- 
halbinsel  und  der  unteren  Donaugebiete.  2.  (Schluß-)  Band.  8.  (VIII,  414  S.) 
Darmstadt  1880.  Brill.  5  M. 

Vgl.  Uterar.  Centralblatt  1880,  52;  Götting.  Gel.  Anseigen  1881,  84  (Gerland). 

710.  Büdinger,  M.,  Zeit  und  Raum  bei  dem  indogermanischen  Volke.  Eine 
uniyersalhistorische  Studie.  8.  (22  8.)  Wien  1681.  Gerold  in  Comm.  M.  0,40. 

Aus  den  'Sitzungsberichten  der  Akademie*. 

711.  Arnold,  W.,  Ansiedelungen  und  Wanderungen  deutscher  Stämme,  zumeist 
nach  hessischen  Ortsnamen.  2.  unveränderte  (Titel-)  Ausgabe.  2.  u.  8.  (Schluß-) 
Abth.  8.  (Xiy,  8.  241—694).  Marburg  (1875)  1881.  Elwert.  i  5  M. 

712.  Wieseler,  K.,  Untersuchungen  zur  Geschichte  und  Religion  der  alten 
Germanen  in  Asien  und  Buropa.  8.  (VII,  178  8.)  Leipzig  1881.  HUirichs. 
M.  6,60. 

Vgl  Saturday-Review  Nr.  1856. 

713.  Bück,  Richard,  Noch  einmal  die  Alemannen. 
Alemannia  8  (1880),  216-219. 

714.  Rieger,  M.,  über  die  Ansiedelungen  der  Chatten* 
Archiv  fttr  hessische  Geschichte  16  (188D),' 1-^28. 

715.  Pfister,  H.  y.,  Chattische  Stammeskunde.  Volfcsthümliche,  spraebliche 
und  gescfaichtliehe  Arbeit.  Mit  Karte.  8.  (195  8.)  Rassel.  1S80. 

Vgl.  QtMTtalblätUr  d.  histor.  Vereins  f.  d.  Qrofikersogthum  Hessen  1880  (Darm- 
4tadt  1881),  8.  80  f.;  D.  liter.  Ztg.  1881,  Nr.  62  (Heyne). 

716.  Iddekinge,  Hooft  Tan,  Friesland  en  de  Friezen  in  de  Middeleeuwen. 
Bijdragen  tot  de  geschiedenis,  reehtskennis ,  mnntknnde  en  geografie  der 
Friesche  gewesten,  inzonderheid  gedurende  de  elfde  eeu^.  8.  Leiden  1881. 
Brill.  9  M. 

717.  Tomaschek,  Wilb.,  Die  Goten  in  Taurien.  (Ethnologische  Forschungen 
über  Ost-Europa  und  Kord-Asien  I.)  8.  (78  8.)  Wien  1881.  Holder.    2  M. 

Dies  1.  Heft  einer  Reihe  von  ethnologischen,  eultureeschiehtlichen  und  linguisti- 
schen Abhandlungen  stellt  sorgfältig  -  alle  Nachricnten  Ober '  die  Goten  auf  der 
tanriseben  Halbinsel  (Krim)  zusammen;  8.  68— -87  werden  die  yon  Basbeoke 
mitgetheilteo  got.  Worte  eingehend  erörtert.  Vgl,  Zeitschrift  f.  d.  68terr.  Gym- 
nasien 1881,  12. 

718.  Jordanis  J^mana  et  Getica^  recensnit  Th.  ICommsen.  Berol.  1882.  4. 
(200  S.)  (Monnmenta  Germaniae  historica,  auctores  antiquissimi.  T.  V,  p.  U) 

Mit  vielen  Bemerkungen  Müllenboffs  über  Personen-  oder  Ortsnamen. 
fl9.  Mehlisj  Dr.  CT.,  Hermunduren  und  Thüringer. 

Das  Ausland  1881,  Nr.  98  ff. 
720.  Howorth,  H.H.,  theEthnology  ofGermany.  V.The  Jutes  and  Fomorians. 

Journal  of  the  anthropol.  Institute  of  Great  Britein  Z,  %  (1881). 


X.  ALTERTHtfMER  UND  KÜLTÜKÖBÖCHICHTE.  463 

721.  Loserth,  J.,  die  Herrschaft  der  Longobarden  in  BShmen,  Mähren  und 
Bagiland.  Ein  Beitrag  zur  Frage  über  den  Zeitpunkt  der  Einwanderung  der 
Baiern. 

Kittherinngen  äw  Institats  fQr  Saterr.  Cfeschichtsforschnng  II,  3'  (1881). 

722.  Schneider,  L.,  Böhmen«  Einnahme  znr  Zeit  des  Tacitus. 
SSeitsclurift  der  Gesellschaft  für  Anthropologie  zu  Berlin  XII,  2. 

728.  Schober,  Karl,  die  Deutschen  in  Nieder-  und  Ober-Ö»terreich>  Salsburg, 
Steiermark,  Kämthen  und  Krain.  1.  Bd.  8.  (396  S.)  Wien  1881.  Prochaska. 
A.  n.  d.  T,  Die  Volker  österreich-UDgam«.  Ethnographische  u.  coltnrhistorische 
Sobildemngen. 

724.  Kraus,  F.  X.,  Kunst  und  Alterthum  in  Elsaß-Lothringen.  Beschreibende 
Statistik.  2.  Bd.  1.  Abth.  Mit  47  Holzschnitten.  8.  (224  S.)  Strassburg  1881. 
Schmidt.  5  M. 

Der  erste  Band  erschien  1877  (15  M.). 

725.  Blaas,  C.  M.,  Das  sogenannte  Götzen-  oder  Heidenmännchen  der  Stadt 
Drosendorf  (in  Niederösterreich). 

Mittheilongen  der  k.  k.  Centraloommission  zur  Erforschung  and  Erhaltung  der 
Kunst-  und  historischen  Denkmale  VI,  CLVIH— CUX. 

726.  Kolbe,  W.,  heidnische  Altertümer  in  Oberhessen.  1.  Marburgs  Rosen- 
garten und  die  Frühlingsfeier.  II.  Der  lange  Stein  und  das  Wuotansblld  an 
der  Kirche  zu  Langenstein.  Zwei  Vorträge,  gehalten  in  den  Versammlungen 
des  hessischen  Geschichtsvereixfs  zu  Marburg.  8.  (50  S.  mit  1  Steintafel.) 
Marburg  1881.  Elwert 

Vgl.  Correspondenzblatt  d.  Gesammtvereios  d.  deutschen  Geschichts-  und  Alter- 
thnmsvereine  1881,  8.  54;  Mittheilungen  aus  der  histor.  Literatur  X,  1;  Histor. 
Zeitschrift  48,  1. 

727.  Christ,   Karl,  die  Lippegegenden  und  AKso. 
Picks  Monatsschrift  (1881),  VH,  186—216. 

728.  Kasiskiy  F.  W.,  Beschreibung  der  yaterländischen  Alterthfimer  im  Neu- 
stettiner  und  Schlochauer  Kreise.  Mit  6  Tafeln  Abbildungen .  und  1  Karte. 
8.  (Vn,  106  S.)  Danzig  1881.  Bertling,  M.  2,40: 

729.  Handelmann^  H.,  Funde  auf  Sylt. 

Correspondenzblatt  d.  Gesammtvereins  d.  deutschen  Geschichts-  und  Alterthums- 
▼ereine  1881,  8.  48.  Besonders  bemerkenswerth  die  Fragmente  einer  thOnemen 
Gußform  für  ein  Bronzeschwert. 

730.  Der  Goldschmuck  von  Hiddensoe.  Im  Provinzial- Museum  zu  Stralsund. 
3  Blätter  Lichtdruck.  Berlin  1881.  Bette.  5  M. 

731.  Mehlis^  C,  Studien  zur  ältesten  G^sohicbte  der  Rheinlande.  5.  Abth. 
8.  (III,  71   S.)  Leipzig  1881.  Dmncker  u.  Humblot.  M.  2,40. 

Vgl  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  28. 

732.  Schneider,  J.,  neue  Beiträge  zur  alten  Geschichte  und  Geographie  der 
Bheinlande.  13.  Folge.  8.  (30  S.)  Düsseldorf  1880.  Schaub.  .1  M. 

Inhalt:  Ober  die  alten  Grenzwehren  und  Heerstral^en  in  Deutschland.  Zum 
Theil  aus  der  'Monatsschrift  f.  d«  Geschichte  Westdeutschlands*. 

733.  Nordhoff,  J.  B.,  die  alten  Wallungen,  Landstraßen,  Dammstraßen  und 
anderweitige  Alterthümer. 

Zeitschrift  für  vaterländische  Geschichte.  Münster  1881,  8.  1S6— 15i(. 

734.  Plejte,  nederlandsche  oudheden  yan  de  Vroegsten  tijiden  tot  op  Karel 
den  Groote«  Afd.  Drente,  afl.  8.  (S.  33—40,  PI.  XXXU—^Jil.)  ro7.:4* 
Lejdpn  1881.   10  fl. 

735.  Briscoe,  John  Potter,  Old  Nottinghamshire.  8.  (KVI,  151  S.)  Hamilton 
1881.  Adams  and  Co. 


464  BIBXJOOBAPHIB  VON  18$1. 

736.  Smilk,  WiUmm,  Old  Yorkshire.  8.  (XV>  802  S.)  Lo^doo  1881. 

737.  Rje»  Walter^  The  Norfolk  Antiq^uarian  MiscellaDj.  Vol.  11,  pari  I.  8. 
(330  S.)  Norwich  1880. 

738.  Fpreoingen  til  Nonke  Fortidsmindetmerker«  Bevaring.  AarBbaretning 
for  1880.  Kmtiaiiia  188U  8.  Ettthält:  K.  Bygh,  UndersögeUer  af  Giet- 
haager  i  Sparbnea  og  paa  IndwBtaa.  --^  K«  Lössios  og  A*  Lanea,  Indberet- 
ninger  om  Udgramiiiger  paa  Tborgaard.  -^  Bendixen,  B.  £.,  Jagttagelaeir 
paa  en  Siipendienre<se  i  Sd^ndm^re  1880;  Antikvariske  JagUegehes  i  Hard- 
anger,  Vos  og  Sogn.  —  Th.  Wintlier,  nnden^geleer  i  Nedeaaee  Amt  i  1880; 
Arkaeologiske  UDderaageber  i  Bratoberg  Amt  1879  og  1880.  —  N.  Nico- 
laysen,  Udgravninger  paa  vestre  fingelaog  I  Leiten  1880. 

739.  Kreüger,  J.,  det  äryska  elementet  i  den  fornsvenska  famitjens  och 
sl&gtens  Organisation.  8.  (120  S.)  Lund  1881« 

All  Mannscript  gedruckt 

740.  Montelinsy  0«,  Den  fSrhistoriska  fornforskningen  i  8Yerig6  ander  tren 
1880  oeh  1881. 

Srenska  fomminneafQreoingen«  Tidakrift  V,  1—52. 

741.  Honteliue,  0.»    Sveriges  arkeologiska  litteratur  Sren  1880  och   1881. 
Bvenska  fomminnesföreDingens  Tidakrift  V,  102—108. 

742.  Worsaae,  J.  J.  A.,  Nordens  Fornhistorie  efter  samtidige  Mindesmaerker. 
8.  (IV,  198  S.)  K5benhavn  1881.  Oyldendal.  kr.  2,25. 

Vgl.  Mitthdhmgen  mr  histor.  Literatur  VHZ,  4. 

743.  Worsaae,  J.  L.  A.,  des  iges  de  pierre  et  de  bronae  dans  l'anei^n  et 
le  noiiYeaa  monde.  Comparaisons  archäobgico-^thnograpbiqnes.  Traduit  par 
E.  BeauYois. 

M^moires  de  la  soei^U  royiles  des  antuLuaires  du  Nord  N.  8.  1880.  Copenbagne. 
8.  244  8.  n.  i  Tafel. 

744.  Undsetj  Jemalderens  begyndelse  i  Nord-Europa.  Eo  studio  i  aamen- 
lignende  forhistorisk  Arkaeologü  Med  209  Bill,  og  82  Plancher.  8.  (464  S.) 
Christiana*  1881.  Cammermejer.   15  kr« 

Vgl.  Correspondeniblatt  ftlr  Anthropologie  1882,  Nr.  8. 

745.  Petersen,   Henry,    Om  Stenalderens  GraYfonner  i  Danmark   og   deres 
.   indbjjrdes  Tidsforhold. 

AarbOger  for  nordisk  Oldkyndighed  1881,  &  299—868. 

746.  £i|gelbardt|  C,  Jemalderens  GraYskikke  i  Jytland. 

AarbOger  for  Nordisk  Oldlqrndighed  1881,  8.79-184.  Kit  einer  Tafel  und  vielen 
Abbildungen  im  Text 

747.  Feddersen;  Arthur,  To  Hosefund. 

Aarböger  for  nordSsk  OIArpidigfaed  1881,  8.  869^889. 

748.  RjghyFuodfraBroncealderenidetNordengeldskeNorge.  Bfed2 PI. 8.(15  8.) 
Aus:  Cfaiistiania  ^denskabsselskabs  Forhandl.  1881^,  Nr.  7. 

749.  Dessen,  tbe  discörery  of  a  Vfking's  9htp. 

Journal  of  the  British  Arefaaeological  Association  XXXVII,  4  (1881). 

750.  Müller,  Sophns,  die Thier-Ornamentik  im  Norden.  Ursprung,  Entwicklung 
und  VerhIUtniss  derselben  sü  gleichzeitigen  Stilarten.  Arch&oiogische  Unter- 
snchang.  Ans  dem  D&nischen  übersetat  Yon  J.  Bfestorf.  8.  (VIH,  191  S.) 
Hamburg  188L  Meißner.  5  M. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  18  (Undset). 

751.  Hildebrand,  H.,  Bidrag  tili  vit  medeltids  k&nnedom  frlti  ftren  1880 
och  1881. 

Brenska  fommilnimsfttreningens  Tidskrift  V,  71^87. 


X.  ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.  465 

752.  Realencjclopädie  der  christlichen  Alterthümer.  Heraasgeg.  von  F.  X. 
Kraus.  4.  u.  5.  Lief.  8.  (S.  289—480.)  Preibnrg  i.  Br.  1881.  Herder. 
k  M.  1,80. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  27. 

753.  Richter,  A.,  Bilder  aus  der  deutschen  Kulturgeschichte.  1.  Bd.  1.  Lief. 
8.  (S.  1—96  mit  eingedruckten  Holzschnitten.)  Leipzig  1881.  Brandstetter. 
1  M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  27. 

754.  Frey  tag,  G.,  Bilder  aus  der  deutschen  Vergangenheit  1.  Bd.  Bilder 
aus  dem  Mittelalter.  13.  Auflage.  8.  (VI,  555  S.)  Leipzig  1881.  Hirzel. 
M.  6,75. 

755.  Seiler,  F.,  Culturhistorisches  aus  dem  Ruodlieb.  4.  (19  S.)  Trarbach  1881. 
Programm.  Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  AUerthum  7,  833. 

756.  Wessely,  J.  E.,  Culturgcschichtliches  aus  deutscher  Vorzeit.  1.  Fest- 
belustiguogen  und  Schauspiele.  2.  Zur  letzten  Ruhestätte. 

Vossische  Ztg.  1881,  Sonntagsbeilage  1.  2. 

757.  Rosenberg,  C,  Nordboemes  Ändsliv  fra  Oldtiden  til  rore  Dage.  II,  3. 
Kjöbenhayn  1881.   3  kr. 

Vgl.  Histor.  Zeitschrift  46,  865  f. 

758.  Hildebrand,  Hans,  Syeriges  Medeltid.  Kultorhistorbk  skildring.  Första 
delen.  m.  (S.  225—400.)  Stockholm  1881.  Norstedt  kr.  3,50. 

Vgl.  Nordisk  Tidskrift  for  Filologi  1881,  7.  Heft  (Noreen). 

759.  Strindberg,  Aug.,  Svenska  folket  i  helg  och  söken,  i  krig  och  fred, 
hemma  och  ute,  eller  ett  tusen  h"  af  svenska  bildningens  och  sedernas  historia. 
H.  1—5.  8.  (272  S.)  Stockholm  1881.  Fritze.  5  kr. 

760.  Haussen,  Georg,  Agrarhistorische  Abhandlungen.  8.  (IV,  568  S.)  Leipzig 
1880.  Hirzel. 

.  Vgl  Jahresbericht  1881,  S.  80. 

761.  Jahns,  Max,  die  Entwicklung  der  Feudalität  und  das  deutsche  Kriegs- 
wesen im  frühen  Mittelalter. 

Die  Grenzboten  1881,  Nr.  29  ff. 

762.  Kriegfahrung  im  Mittelalter.  1.  2. 

Die  Grenzboten  1881,  2.  3.  Anknüpfend  an  Schultz,  2.  Bd.  (Bibliographie  1880, 
Nr.  718.) 

763.  Lindt,  Karl,  Beiträge  zur  Gesehichte  des  deutschen  Kriegswesens  in  der 
staufischen  Zeit  im  Anschluss  an  die  Kämpfe  zwischen  Philipp  von  Schwaben 
und  Otto  IV.  8.  (71   S.)  Freiburg  i.  Br.  1881.Mohr.  M.   1,50. 

Tübinger  Dissertation. 

764.  Niedner,  F.,  das  deutsche  Turnier  im  12.  und  18.  Jahrhundert.  8. 
(90  S.)  Berlin  1881.  Weidmann.  2  M. 

Vgl.  D.  Uter.Ztg.  1881,  47  (A.  SchulU);  Anzeiger  f.  deutsches  Alterihum  8,  14  ff. 
(Lichtenstein);  Revae  cri|iqae  1881,  Nr.  68. 

765.  Freydal,  des  Kaiser  Maximilians  I Turniere  und  Mnmmereien.  Herausgeg. 
Ton  Q.  V.  Leitner.  Wien   1880. 

Vgl.  Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  67  f. 

766.  Essenwein,  A.,  Beiträge  aus  dem  germanischen  Museum  zur  Geschichte 
der  Bewaffnung  im  Mittelalter.  VI — XIU. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Nr.  1—12. 

767.  Varnhagen,  H.,  Über  Schellen  an  Rei^ferden. 
Anglia  4,  417. 

OEBMAMU.  Nene  Reihe.  XV.  (XZVII.)  JOrg.  30 


466  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

768.  Kaiser  Maximilians  I  geheimes  Jagdbuch  und  von  den  Zeichen  des 
Hirsches,  eine  Abhandlung  des  14.  Jahrhunderts.  Beides  zum  ersten  Male 
herausgeg.  von  Th.  G.  v.  Karajan.  1859.  2.  Aufl.  8.  (XV,  79  S.)  Wien 
1881,  Gerold  u.  Co.   3  M. 

769.  Weinhold,  Karl^  die  deutschen  Frauen  in  dem  Mittelalter.  2.  Auflage. 
2  Bde.  8.  (VIII,  413,  374  S.)  Wien   1882.  Gerold.  M.   13,20. 

770.  Dahn,  F.,  das  Weib  im  altgermanischen  Recht  und  Leben.  Prag  o.  J. 
(1882).   8.  (17  S.) 

Verein  zur  Verbreitung  gemeinnütziger  Kenntnisse. 

771.  Buschmann^  Aug.,  deutsche  Frauen  der  Vorzeit.   4.   (22  S.) 
Programm   des  Gymnasiums  in  Warendorf  1880.   Über  die  Stellung  der  Frauen 
im  Mittelalter. 

772.  Die  siebenbürgisch-süchsische  Frau  im  Mittelalter. 
Im  nenen  Reich  1881,  Nr.  33. 

773.  König,  Robert,  Deutsches  Frauenleben  im  deutschen  Liede.  8.  (VII, 
461   S.)  Oldenburg   1882.   Stalling.   6  M. 

1.  Deutsches  Frauenleben  in  Mythologie   und  Sage.    2.  Deutsches  Frauenleben 
in  der  Dichtung  des  Mittelalters. 

774.  Die  Ehe  in  ihren  ursprünglichen  Gestalten.  L 
Das  Ausland  1881,  Nr.  43,  S.  851—65. 

775.  Kalckmann,  Ludolf,  zur  Geschichte  der  hamburgischen  Testamente. 
Zeitschrift  des  Vereins  für  hamburgische  Geschichte.  N.  F.  IV,  193 — 202  (1881). 

776.  Koppmann,  Karl,  Aus  bamburgischen  Testamenten. 
Ebenda  S«  203—222. 

777.  Ploss,  H.,  das  Kind  in  Brauch  und  Sitte  der  Völker.  Anthropologische 
Studien.  2.  bedeutend  verm.  Auflage.  1.  u.  2.  Halbband  8.  (1  Bd.  IV,  394  S.) 
Berlin   1882.  Auerbach.  3   M. 

778.  Bnchwald,  G.  v. ,  holsteinische  Lohnverhältnisse  im  15.  Jahrhundert. 
Zeitschrift  der  Gesellschaft  fUr  Schleswig  -  Holstein  -  Lauenburg.  Geschichte  XI 
(1881),  165—206. 

779.  Falke,  Jacob  v.,  Costümgeschichte  der  Culturvölker.  5. — 16.  (Schluß-) 
Lief.  1881. 

Vgl.  Nord  und  Süd  1881,  Nov. 

780.  Hefner-Alteneck,  J.  H.  v.,  Trachten,  Kunstwerke  und  Geräthsehafteu 
vom  frühen  Mittelalter  bis  Ende  des  18.  Jahrb.  nach  gleichzeitigen  Originalen. 
2.  Aufl.   12.— 24.  Lief.  Frankfurt  a.  M.   1881.  Keller.  &  Lief.   10  M. 

Vgl.  Nord  und  Süd  1881,  Nov. 

781.  HottenrothfFr.,  Trachten,  Haus  ,  Feld-  u.Kriegsgeräthschafteu  der  Völker 
alter  und  neuer  Zeit.  Gezeichnet  und  beschrieben.  6.  Lief.  (S.  81 — 96  mit 
eingedr.  Holzschn.  u.   12   Steintafeln).     Stuttgart  1881.    Weise,    k  M.   3,50. 

782.  Kretschmer,  A.,  u.  C.  Rohr b ach,  die  Trachten  der  Völker  vom  Beginn 
der  Geschichte   bis   zum  19.  Jahrb.    2.  Aufl.  2. — 21.  Lief.    Leipzig  1881. 

.    Bach.  &  4  M. 

783.  Weiß,  H.,  Kostümkunde.  Geschichte  der  Tracht  und  der  Geräthe  der 
Völker  des  Alterthums.  2.  Aufl.  1.  Bd.  8.  (XLI,  603  S.)  Stuttgart  1881. 
Ebner  u.  Seubert.   16  M. 

784.  Kunst  og  Haandverk  fra  Norgens  Fortid  udgivet  af  Foreningen  til  Norske 
Fortidsmindesmerkers  Bevaring  ved  N.  Nicolaysen.  1.  Hefte.  (PI.  I — VI). 
Kristiania  1881.  fol. 


X.  ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.  467 

785.  Blaasy  C.  M. ,  Kleinode,  Silbergeschmeid ,  „Frauenzier*  n.  a.  eines 
Stockerauer  Bürgerhauses  im   16.  Jahrb. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  199—204. 

786.  Gradl,  H.,  aus  dem  Egerer  Archive. 

Anzeiger    f.  Kunde    d.   deutschen  Vorzeit  1881,    Sp.  173—176.    1.  Eine  Schul- 
ordnung von  c.  1350.    2.  Zum  Kleiderluxus  Alt-Egers.    3.  Gauner-Zeichen. 

787.  Baudrillart,  histoire  du  luxe  priv^  et  public,  depuis  Tantiquit^  jusqu* 
a  nos  jours.   Paris   1880.  4  vols.  (IX,  552;  618;  704,   740  S.) 

Vgl.  Journal  des  Sarants  1881,  August. 

788.  WÖrner,  E.,  n.  M.  Heck  mann,  über  mittelalterliche  Ortsbefestigungen, 
Landwehren,  Warten  und  Passsperren  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  hessi- 
schen und  angrenzenden  Territorien.  (Fortsetzung.) 

Correspondenzblatt  d.  Gesammtvereins  d.  deutschen  Geschichts-  n.  Alterthums- 
vereine  1881,  Nr.  1  ff. 

789.  Cohausen,  v.,  die  Wehrbauten  zwischen  Rhein,  Main  und  Lahn  von 
den  Troglodyten  bis  zur  Renaissance.  Höhlenwohnungen.  Mittelalterliche 
Burgen.  Entwickelung  der  Befestigungen  gegen  Feuergeschütz. 

Zeitsdurift  für  Baukunde.  München  1880.  fol. 

790.  Hartmann,  W.,  über  Reste  altgermanischer  Wohnstätten  in  Bayern  mit 
Rücksicht  auf  die  Trichtergruben  und  Mardellen. 

Zeitschrift  für  Ethnologie  XIII,  5  (1881). 

791.  Lamprecht,  K.,  die  ältesten  Nachrichten  über  das  Hof-  und  DorfsjBtem, 
speciell  am  Niederrhein. 

Zeitschrift  des  Bergischen  Geschichts -Vereins  1881,  S.  192—200. 

792.  Henning,  über  das  germanische  Haus. 

Verhandlungen  der  36.  Philologenversammlung.  Leipzig  1881.  S.  204—5. 

793.  Franck,  Wilhelm,  der  deutsche  Burgenbau  mit  besonderer  Rücksicht  auf 
die  Burgen  des  Großherzogthums  Hessen  und  der  benachbarten  Rheingegenden. 

Picks  Monatsschrift  1881,  VH,  108-128.  226— 2ö7. 

794.  Haushalter,  B.,  über  die  Anlage  mittefalter lieber  Burgen.  Nachgewiesen 
an  der  Burgruine  Greifenstein.  12.  (23  S.)  Rudolstadt  1880.  Hofbuchdruckerei. 
M.  0,50. 

Abdruck  aus  der  *  Schwarzburg-Rudolstädter  Landeszeitung'. 

795.  Zosmair,  Jos.,  über  die  Burgen  Alt-  und  Neu-Montfort  in  Vorarlberg. 
(Mit  Abbild.) 

Schriften  d.  Vereins  f.  Geschichte  d.  Bodensee's.  10.  Heft  (1880). 

796.  Kaufmann,  Alexander,  über  Gartenbau  im  Mittelalter  und  während  der 
Periode   der  Renaissance. 

Picks  Monatsschrift  VH  (1881),  129—- lö5.  . 

797.  Falke,  J.  v.,  die  Kunst  im  Hause.  Geschichtliche  u.  kritisch-ästhetische 
Studien  über  die  Decoration  und  Ausstattung  der  Wohnung.  4.  verm.  Aufl. 
4.  (VU,  508  S.)  Wien  1881.  Gerold. 

798.  Heyne,  M.,  Kunst  im  Hause.  34  Tafeln  Abbildungen  von  Gegenständen 
aus  der  Mittelalterlichen  Sammlung  zu  Basel.  Herausgegeben  und  mit  einer 
Einleitung  versehen.  Gezeichnet  von  W.  Bubeck.  4.  (IV,  15  S.  u.  34  Tafeln) 
Basel   1881.  Babnmaier.   10  M. 

Vgl.  Anzeiger   f.  Kunde    d.   deutschen  Vorzeit  1881,    27  f.  (Essenwein);    Liter. 
Centralblatt  1881,  12;  D.  Liter.  Ztg.  36. 

799.  Haberland,  Karl,  der  Spiegel  im  Glauben  und  Brauch  der  Volker. 
Zeitschrift  für  Völkerpsychologie  XHI,  3  (1881). 

30* 


468  BIBUOGRAPHIE  VON  1881. 

'800.  Heinrich,  S.,  der  Hahn  auf  den  Kirchtürmen. 

Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  siebenbürfr.  Landeskunde  1881 ,  S.  19 — 21. 
Weist  auf  die  heidnische  Abstammung  dieses  Brauches  hin. 

801  •  Kaiser^  W.,  die  Brotfrüchte  der  alten  Deutschen  nach  den  Zeugnissen 
der  alten  Schriftsteller. 

In:  Festgabe  für  W.  Crecelins  (Elberfeld  1881),  S.  145—149. 

802.  Meitzen,  A.,  der  älteste  Anbau  der  Deutschen. 
Jahrbücher  f.  Nationalökonomie  N.  F.  II,  1.  Heft  (1881). 

803.  Thudichum,  G.,  Traube  und  Wein  in  der  Kulturgeschichte.  8,  (VI, 
106  S.)  Tübingen  1881.  Laupp.  M.   1,50. 

804.  Kudriaffaky,  £ufemia  von,  die  historische  Küche.  Wien  1880.  Hart- 
leben. 8.  M.  4,50. 

Vgl.  Blätter  f.  literar.  Unterhaltung  1882,  Nr.  11. 

805.  An  Early  Cookery  Book. 

In:  The  Antiquary  IV,  96—98.    Hs.  des  16.  Jhs. 

806.  Dymond,   Robert,    The  Old   Inns   and  Taverns   of  Ezeter.    8.  (32  S.) 
Abdruck  ans  Transactions  of  the  Devonshire  Association  1880. 

807.  Loose,  W.,  Inventar  einer  von  Leipzig  nach  Nürnberg  verkauften  Specerei- 
handiung  1503. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutsehen  Vorzeit  1881,  Sp.  299—302. 

808.  Fr  euch,  R.  V.,  the  history  of  toasting  or  drinking  healths  in  England. 
London  1881. 

Vgl.  Athenaeum  vom  30.  Juli  1881. 

809.  Marggraff,  Hugo,  Badewesen  und  Badetecbnik  der  Vergangenheit. 
Sammlung  gemeinverständlicher  Vorträge  380.  Heft.  Berlin  1881.  HabeL  8.  (32  S.) 
Der  mittelalterliche  Theil  meist  nach  J.  Falke,    über  Bäder  im  Mittelalter  (in 
Westermanns  Monatsheften  Bd.  11,  S.  35  ff.). 

810.  Stosch,  J.,  der  Hofdienst  der  Spielleute  im  deutschen  Mittelalter.  Berlin 
1881.  8.  (28  S.) 

Dissertation. 

811.  Heyne,  M.,  Hörn  und  Trompete  und  ein  Refrain  bei  Neidhart. 
Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  263-266. 

812.  Eichborn,  Herm.,  die  Trompete  in  alter  und  neuer  Zeit.  Ein  Beitrag 
zur  Musikgeschichte  und  Instrumentationslehre.  Mit  Noten-Beispielen.  8. 
(V,  118  S.)  Leipzig  1881.  Breitkopf  u.  Härtel.  4  M. 

Vgl  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  19  (Bellermann);  Literar.  Gentralblatt  1882,  12 
(bemann). 

813.  Macgeorge,  A.,  Flags:  some  account  of  their  history  and  uses.  8. 
(102  S.)  London  1881.  Blackie  and  Son. 

Über  die  Geschichte  der  Fahnen.  Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  182. 

814.  Linde,  A.  y.  d. ,  Quellenstudien  zur  Greschichte  des  Schachspiels.  8. 
(VIII,  412  S.)  Berlin  1881.  Springer.  20  M. 

Vgl.  Literar.  Gentralblatt  1881,  Nr.  15;  Academy  16.  n.  30.  Juli  1881 ;  D.  Liter. 
zQf.  Nr.  31  (Kraus);  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  8,  19  ff.  (Rottmanner). 

815.  Meyer,  H.,  die  Straßbnrger  Goldschmiedekunst  von  ihrem  Entstehen  bis 
1681.  Urkunden  und  Darstellung.   (XII,  224  S.) 

Staats-  und  sociAlwissenscbaftliche  Forschungen.  Herausgeg.  von  G.  ScbmoUer. 
8.  Bd.  2.  Heft.  8.  Leipzig  1881.  Duncker  u.  Humblot.  6  M.  Vgl.  Liter.  Gentral- 
blatt 1881,  38. 

816.  Zingerle,  0.,  Statut  der  Kurschnerzunft  zu  Bruneck  vom  J.   1433. 
Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  36—42. 


X.  ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.  469 

817.  Zimmermann,  F.,  das  Register  der  Johannes-Bruderschaft  und  die 
Artikel   der  Hermannstudter  Schusterzunft  aus  dem   16.  u.   17.  Jahrh. 

Archiv  d.  Vereins  f.  siebenbürg.  Landeskunde  N.  F.  XVI,  2  (1881). 

818.  Das  Buch  der  Brüderschaft  des  heiligen  Leichnams  zu  St.  Marien  Mag- 
dalenen. 

Zeitschrift  d.  Vereins  f.  hamburgische  Geschichte  N.  F.  IV,  261—268.  Nieder- 
deutsch. 15.  Jahrh.  Von  C.  F.  Gaedechens. 

819.  Koppmann,  Karl,   Aus  dem  Archi?  des  Elisabethen-Hospitals. 
Ebenda  8.  269—804. 

820.  Volbehr,  Fr.,  Eine  Krämerrolle. 

Zeitschrift  d.  Gesellschaft  f.  Schleswig-Holstein-Lauenburg.  Geschichte  XI  (1881), 
365—868. 

821.  Krause,  K.  E.  H.,  zu  den  Bergen*schen  Spielen. 

Hansische  GeschichtsblStter  X,  109—121.  Eine  Art  des  Henselns  bei  Aufnahme 
eines  Neulings. 

822.  K^bke,  P.,  Tore  For^edres  Skrifttegn.  Med  28  Figurer.  Ved  Ud- 
valget  fra  Folkeoplysnings  Frommer.  8.  (46  S.)  Kj^erbenhayn  1881.  God. 
kr.  0,40. 

Saertiyk   af   „Folke-laesning"    Nr.  117.   Eine    populäre   Abhandlung    Über    die 
Runen. 
8t23.  Uenrici,  Ernst,  Nachtrag  über  den  Heinersdorfer  Stein. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  57—59. 

824.  Huemer,  J.,  zur  Geschichte  der  classischen  Studien  im  Mittelalter. 
Zeitschrift  f.  d.  österr.  Gymnasien  82,  415—422.  Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  64. 

825.  Pauls en,  Friedrich,  Organisation  und  Lebensordnungen  der  deutschen 
Universitäten  im  Mittelalter. 

Histor.  Zeitschrift  45  (1881),  8.  885  -  440. 

826.  Poelchan,  Arthur,  das  Büoberwesen  im  Mittelalter.  8.  (36  S.) 
Sammlung  gemeinyerständlich  wissenschaftlicher  Vorträge  877.  Berlin  1881.  Habel. 
75  Pf. 

827.  Rechnungsbuch  der  Froben  und  Episcopius,  Buchdrucker  und  Buch- 
händler zu  Basel,  1557  —  1564.  Uerausgeg.  durch  R.  Wackernagel.  8.  VII, 
150  S.)  Basel  1881.  Schwabe.  10  M. 

828.  Günther,  die  kosmographiochen  Anscbanangen  des  Mittelalters. 
Deutsche  Rundschau  für  Geographie  IV,  6. 

829.  Hoeniger,  R.,  Gang  und  Verbreitung  des  schwarzen  Todes  in  Deutsch- 
land Yon  1348 — 1351  und  sein  Zusammenhang  mit  den  Judenverfolgungen 
und  G-eiselfahrten  dieser  Jahre.  8.  Göttingen  1881.  Vandenhoeck  u.  Ruprecht. 
M.   1,20. 

830.  Hoeniger,  R.,  der  schwarze  Tod  in  Deutschland.  Ein  Beitrag  zur  Ge- 
schichte des  14.  Jahrh.  8.  (VI,   180  S.)  Berlin    1882.  GroÜer.  4  M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  20.  Verf.  zeigt,  daß  die  Geisler  fahrten  der 
Zeit  nach  dem  schwarzen  Tod  Toransgingen.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  19 ;  Theolog. 
Liter.  Ztg.  188S,  14. 

831.  Conradj,  Ludw«,  Mala  frantzosa. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  334—836. 

832.  Fritssche,  0.  F.,  der  Brief  des  Ratramnus  über  die  Hundsköpfe. 
Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Theologie  24  (1881),  56—67.  Aus  einer  Leipziger 
Hs.  (Paulin.  190)  des  11.— 12.  Jahrh. 


470  BIBUOGRAPHIE  VON  1881. 

XI.  Kunst. 

833.  Springer,  Anton,  die  Kunst  des  Alterthums,  des  Mittelalters  und  der 
neueren  Zeit.  Textbuch  zu  Seemann's  kunsthistorischen  Bilderbogen,  2.  verm. 
u.  verbesserte  Auflage.   8.  (VIH,  407   S.)  Leipzig  1881.  Seemann.  3   M. 

834.  Seibt,  G.  K.  W. ,  Studien  zur  Kunst-  und  Kulturgeschichte.  I.  Hans 
Sebald  Beham  und  seine  Zeit.  II.  Deutsche  Trinkgläser  des  16.  u.  17.  Jahrhs. 
8.  (64  S.)  Frankfurt  a.  M.  1882.  Keller.  1  M. 

835.  Svenska  konstminnen  fran  medeltiden  och  renässancen  antecknade 
och  beskrifna  pl  föranstaltande  af  Svenska  fornminnesföreningen.  Andra 
haftet.  Dalhem,  Lye.  fol.  (4  PL,  1  Bl.  Text.)  Stockholm  1881.  Svenska 
fomminnesföreniugens  förlag.  4  kr. 

836«  Kunst-  und  Geschichts-Denkmäler  der  Provinz  Westfalen.  Her- 
ausgegeben vom  westfal.  Pro vinzial -Verein  für  Wissenschaft  u.  Kunst  Stück  I. 
gr.  4.  (VII,  146  S.  mit  eiogedr.  Holzschn.,  5  Holzschnitttafeln  u.  9  Lichtdr.) 
Münster   1881.   12  M. 

Inhalt:   Die  Kunst-    und  Geschichts-Denkm&ler   des  Kreises  Hamm   faeransgeg. 

von  J.  B.  Nordhoff. 

837.  Memminger,  die  Kunstdenkmäler  des  Kreises  Soest,  kurz  beschriebeo. 
4.  (30  S.)  Essen  1881.  Soest,  Reitter.  M.   1,85. 

838.  Redtenbacher,  Rudolf,  Leitfaden  zum  Studium  der  mittelalterliche u 
Baukunst.  Formenlehre  der  deutschen  und  französischen  Baukunst  des  roman. 
und  goth.  Styles  auf  Grundlage  ihrer  hi^tor.  Entwickelnng.  (Mit  544  Figuren 
und  4  Tafeln  Abbild.)  8.  (XX,  274  S.)  Leipzig  1881.  T.  0.  Weigel.   8  M. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  6. 

839.  Hans  Schmuttermajer's  Fialenbüchlein. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  März,  Sp.  65     78.  Zur  Baukunst 
des  16.  Jahrh.    Deutscher  Text  nach  einem  alten  Druck. 

840.  Stadibaur,  K. ,  Grabmal  und  Name  des  Baumeisters  der  St.  Martins- 
kirche zu  Landshut. 

Verhandlungen  des  histor.  Vereins  in  Niederbayem  20,  205—218. 

841.  Preuß,  Otto,  die  baulichen  Alterthümer  des  Lippischen  Landes.  2.  Aufl. 
8.  (IV,  172  S.)  Detmold  1881.  Meyer.  2  M. 

842.  Posselt,  F.,  die  kirchliche  Kunst  in  Schleswig-Holstein. 

Zeitschrift   der    Gesellschaft   für   Schleswig-Holstein-Lauenburg.    Geschieht«  XI 
(1881),  8.  261—340. 

843.  Bogge,  W.,  die  St.  Marienkirche  zu  Rostock.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
des  mittelalterlichen  Backsteinbaues  in  Norddeutschland.  4.  (10  S.)  Berlin 
1881.  Prüfer.  M.  1,60. 

844.  Brock,  £.  P.  L.,  Saxon  Art  and  Architecture. 
The  Antiqnary  HI,  103  ff. 

845.  Bidrag  tili  Södermanlands  äldre  kulturhistoria  utg.  af  H.  Aminsou.  IL 
Stockholm   1881.  8.  II,   116  S.  2  PI.   2  kr. 

Darin:  Om  Härads  kyrka;  Relikskrin  frln  Härads  kyrka. 

846.  Werner,  Hilder,  Wamhems  kloster  och  kyrka.  4.  I.  (51  S.,  10  PI.) 
Lidköping  1878.  IL  (64  S.  4  PI.)  Lidköping  1881.  L  4  kr.,  IL  3  kr. 

847.  Korn  er  up,  J. ,  Om  Esrom  Ellosters  Forbindelser  med  Venden  og  de 
architektoniske  Spor  deraf. 

Aarböger  for  nordisk  Oldkyndighed  1881,  S.  1—37. 

848.  Löffler,  J.  B.,  Tamdrup  Kirke. 

Aarböger  for  nordisk  Oldkyndighed  1881,  S.  69—78. 


XI.  KUNST.  471 

849.  SÖdermanlands  forumiDnesförenings  kyrkomaseum:  kork apor  och  niess- 
hakar. 

Bidrag  tili  Södermaulands  äldre  kalturhistoria.  II.  S.  5 — 15. 

850.  Lübke,  W.,  Geschichte  der  Plastik  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegen- 
wart. 3.  Aufl.  lO.—l  1.  (Schluß)  Lief.  Lex.  8.  Leipzig  1880.  Seemann,  i  2  M. 

851.  Petersen,  Henry,  Gm  Dronning  Margrete  Spranghadsts  Gravmonument 
i   Doberan. 

Aarböper  for  nordisk  Oldkyndighed  1881,  S.  60—66. 

852.  Korneriip,  J.,  Gm  den  tidlige  Middelalders  Stenhuggerkunst  i  Danmark. 
Aarböger  for  nordisk  Gldkyndighed  1881,  S.  256—280. 

858.   Bernau,  R.,  die  Goldschmiede  Krug. 

Die  Wartburg  1881,  S.  76—78.  Von  den  beiden  H.  Krug  ist  wohl  der  Zeit  nach 
der  ältere  (c  1465  bis  gegen  1619)  identisch  mit  dem  Spracbdichter  (German. 
26,  107). 

854.  Schäfer,  Carl,  die  Glasmalerei  des  Mittelalters  und  der  Renaissance. 
Im  Abriß  dargestellt.  8.  (IV,  47  S.  mit  21  eingedr.  Holzschn.)  Berlin  1881. 
Ernst  u.  Korn.  M.   2,50. 

855.  Atz,   C,  Einige  interessante  Beiwerke  an  älteren  Marienbildern. 
Der  Kirchen-Schmuck.  12.  Jahrg.  1881,  Nr.  12. 

856.  St.  Thomas  in  der  mittelalterlichen  Malerei. 
Historisch-politische  Blätter  88.  Bd.   12.  Heft. 

857.  Bäumker,  W.,  der  Todtentanz.  Studie.  31  S.  mit  I  Holzschn itttaf.  8. 
Frankfurter  zeitgemässe  Broschüren  2.  Bd.  Nr.  6.  Frankfurt  a.  M.  1881.  Foesser. 
50  Pf. 

858.  Rahn,  J.  R.,  zur  Geschichte  des  Todtentanzes. 
Der  Geachichtsfreund  36.  Bd.  Einsiedeln  1881. 

859  Holbein,  Jean,  le  triomphe  de  la  mort,  grav6  d'apres  les  dessins  origi- 
naux  par  Ch.  de  Mechel,  graveur  k  Basle.  1780.  8.  (47  Kupfertaf.)  Stutt- 
gart 1881.  Wittwer.   12  M. 

860*.  Klemm,  mittelalterliche  Wandgemälde. 

Württembergische  Vierteljahrshefte  4  (1881),  S.  118—119.  In  Wärtemberg. 

861.  Blume,  E.,  Farbige  Handzeichnungen  aus  dem   15.  Jahrhundurt. 
Mittheilungen  des  Verems  für  Anhaltische  Geschichte  HI  (1881),    S.  238—246. 
Kulturgeschichtlich  sehr  interessant,  namentlich  für  die  Geschichte  der  Tracht 
und  des  Privatlebens. 

862.  Meissner,  A.  L. ,  die  bildlichen  Darstellungen  des  Reineke  Fuchs  im 
Mittelalter. 

Archiv  f.  d.  Studium  d.  neueren  Sprachen  66  (1881),  S.  199-232. 

863.  Dahlke,  G.,  Altdeutsche  Bilder  aus  der  v.  Vintlerschen  Galerie  in  Bruneck. 
Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commission.  7.  Bd.  Wien  1881. 

864.  II g,   A.,  zur  Erforschuug  der   Scbwazer  Kreuzgang-Gemälde. 
Mittheilungeu  der  k.  k.  Central-Commission.  7.  Bd.  Wien  1881. 

865.  Donner,  v. ,  Untersuchungen  über  mittelalterliche  Wandmalereien  in 
Frankfurter  Kirchen  und  Klöstern. 

Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  zu  Frankfurt  a.  M.  VI,  2  (1881). 

866.  Die  Romfahrt  Kaiser  Heinrichs  VII.  im  Bildercydus  des  Codex  Balduini 
Trevirensis,  herausgeg.  von  der  Direktion  der  k.  preuß.  Staatsarchive.  Erläutern- 
der Text  bearbeitet  (unter  Benutzung  des  literar.  Nachlasses  von  L.  v.  El- 
tester) von  G.  Irmer.  4.  (XII,  120  S.  mit  37  Chromolith.  u.  2  Lichtdr. 
nebst  Initialen  in  Buntdruck.)    Berlin   1881.  Weidmann.   45   M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  9;  Zeitschrift  des  Bergischen  Geschichtsvereins 
lY,  216  flf. 


472  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

867.  Lamprecht,  der  Bilderachmack  des  Cod.  Egberti  und  des  Cod.  Epter- 
nacensis.  (Mit  8  Tafeln.) 

Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthumsfreanden  in  Rheinland  70  ( 1881) ,  S.  56 
bis  112.  Mit  Tielen  latein.  Versen  und  knlturgesehichtUch  interessanten  Dar- 
stellungen. 

868.  HällristDingar  frän  Bohuslän  (Sverige)  tecknade  och  utgiftia  af 
L.  Baltzer.  Med  förord  af  Viktor  Rjdberg.  fol.  1.  Heft.  Göteborg  1881. 
15  S.  u.  8  Taf.  mit  Abbildungen. 

869.  Ambros,  A.  W.,  Geschichte  der  Musik.  18. — 30.  (Schluß-)  Lief.  8. 
Leipzig  1881.  Leuckart.  k  1  M. 

870.  Bäumker,  Wilh«,  sur  Geschichte  der  Tonkunst  in  Deutschland  ron  den 
ersten  Anfängen  bis  zur  Reformation.  8.  (VIII,  188  S.)  Freiburg  i.  Br.  1881. 
Herder.  M.   1,60. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  26. 

871.  Brambach,  W.,  dasTonsystem  und  die  Tonarten  des  christlichen  Abend- 
landes im  Mittelalter,  ihre  Beziehungen  zur  griechisch-römischen  Musik  und 
ihre  Entwicklung  bis  auf  die  Schule  Guido's  von  Arezzo.  Mit  einer  Wieder- 
herstellung der  Musiktheorie  Berno's  von  der  Reichenau  nach  einer  Karls- 
ruher Hs.  8.  (IV,  58  S.)  Leipzig   1881.  Teubner.  M.   1,60. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  7  (Bellermann);  Literar.  Centralblatt  Nr.  30  (Nie- 
mann). 

872.  Riemann,  H.,  die  Entwickelung  unserer  Notenschrift. 

Sammlung  musikalischer  Vorträge  3.  Reihe,  Nr.  28.  8.  (22  9.)  Leipzig  1881. 
Breitkopf  u.  Härtel.  1  M. 

XII*  Rechtsgeschichte  und  Rechtsalterthümer. 

878.  Schulte,  J.  F.  r.,  Lehrbuch  der  deutschen  Reichs-  u.  Rechtsgesehich te. 
5.  verb.  Aufl.  8.  (XIV,  646  S.)  Stuttgart  1881.  Nitzschke.  12  M. 

874.  Osenbrüggen,  E.,  Studien  zur  deutschen  und  schweizerischen  Rechts- 
geschichte. Wohlfeile  (Titel-)  Ausgabe.  8.  (Xu,  440  S.)  Basel  (1868)  1881. 
Schwabe.  M.  3,20. 

875.  Grimm,  Jacob,  Deutsche  Rechtsalterthümer.  3i  Ausgabe.  8.  (XXVI, 
971   S.)  Göttingen  1881.  Dietrich.  12  M. 

876.  Schröder,  R.,  die  Franken  und  ihr  Recht. 

Zeitschrift  der  SaTignj-Stiftang  für  Rechtsgeschichte  II,  2  (S.  1—82).  Weimar 
1881  (Böhlau).  Auch  separat.  (82  S.)  11 1,60.  Vgl.  Mittheihmgen  aus  der  histor. 
Literatur  X,  8. 

877.  Blaasy  C.  M.,  Ein  Revers  über  das  „Reihenrecht''  ans  dem  Jahre  1388. 
Anseiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Voneit  1881,  140  f. 

878.  Blaas,  C.  M.,  der  „Prangerhansl*'  der  Stadt  Drosendorf. 
Berichte  und  Mittheilungen  des  Alterthumsrereins  in  Wien  1881. 

879.  Borch,  Freih.  L.  r.,  Beiträge  aur  Rechtsgeschichte  des  Mittelalters  mit 
besonderer  Rücksicht  auf  die  Ritter  und  Dienstmannen  fürstlicher  und  gräf- 
licher Herkunft  4.  (84  S.)  Innsbruck  1881.  Rauch.  4  M. 

880.  Buchwald,  G.,  snm  Verfahren  bei  Gottesurtheilen. 
Mittheilungen  des  Instituts  für  österr.  Geschichtsforschung  II,  287— -294. 

881.  Erdmann,  der  Tod  im  Recht  Ein  Vortrag.  8.  (20  S.)  Dorpat  1881. 
Elarow.  M.  0,60. 


XII.  RECHTSGESCHICHTE  UND  RECHTSALTERTHÜMER.  473 

882.  Frauenstftdt,  Paul,  Blutrache  and  Todtschlagvühne  im  deatschen  Mittel- 
alter. Studien  zur  deutschen  Kultur-  und  Rechtsgeschichte.  8.  (XIII)  250  S.) 
Leipzig  1881.  Duncker  u.  Humblot.   Ö  M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  24;    Zeitschrift   für  das  Privat-  und  Öffentliche 
Recht  IX,  8. 

883.  Hermann,  £.,  Entwicklung  des  altdeutschen  Schöffengerichts.  8.  (VII, 
264  S.) 

Untersuchungen   zur   deutschen  Staats-    und  Rechtsgesohichte    herausgeg*  von 
O.  Oierke.  Breslau  1881.  Köbner.  6  M. 

884.  Kaufmann,  A.,    über   das   Freibitten  Verurtheiltor    durch    Jungfrauen. 
Picks  Monatsschrift  VII,  267—270.  Populäre  Vorträge  etc.  IV. 

885.  Meyer,  Georg,  die  Gerichtsbarkeit  über  Unfreie  und  Hintersassen  nach 
ältestem  Recht. 

Zeitocbrift  der  Savigny-Stiftung  fUr  Reuhtsgeschiohte  I,  8.  83-114. 

886.  Meyer,  Georg,  die  Verleihung  des  Königsbannes  und  das  Dingen  bei 
markgraflicher  Huld.  8.  (V,  46  S.)  Jena  1881.  Fischer.  2  M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt   1882,  20;   Kritische  Vierteljahrsschrift  N.  F.  IV,  4; 
D.  Liter.  Ztg.  1882,  24  (Gierke). 

887.  Schmidt,  Karl,  Jus  primae  noctis.  Eine  geschichtliche  Untersuchung. 
8.   (XLIII,  397  S.)  Freiburg  i.  Br.   1881.  Herder. 

Auf  Grund  eines  reichhaltigen  Urkundenmaterials  wird  erwiesen,  daß  das  ge- 
nannte Recht  in  der  heut  üblichen  Auffassung  im  Mittelalter  nicht  bestanden 
habe.  Vgl.  Im  neuen  Reich  1881,  Nr.  61 ;  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  C;  D.  Liter. 
Ztg.  Nr.  21  (E.  Fischer);  Götting.  Gel.  Anz.  S.  496->608  (Liebrecht);  Academy 
1882,  26.  März;  Reyue  critique  1882,  6.  (VioUet;  einige  Schmidt  unbekannte' 
Texte  werden  hinzugefügt,  die  für  das  16.  Jh.,  wenigstens  für  Frankreich,  das 
Recht  doch  bezeugen);  Historisch-politische  Blätter  89,  11;  Zeitschrift  des  Ber- 
gischen Geschichtsvereins  17,  218 — 220. 

888.  Sello,  Die  Geschichtsrerfassung  and  das  Schöffenrecht  Berlins  bis  zur 
Mitte  des  XV.  Jahrhunderts. 

Märkische  Forschungen  16.  Band. 

889.  Storck,  Arthur,  die  Freilassung  im  Zeitalter  der  Volksrechte.  8.  (47  S.) 
Halle'sehe  Dissertation  (1881). 

890.  Sybel,  H.  r.,  Entstehung  des  deutschen  Königthums  2.  umgearb.  Aufl. 
8.  (V,  497  S.)  Frankfurt  a.  M.  1881.  Literar.  Anstalt.  10  M. 

891.  Vogel,  Beiträge  zur  Geschichte  des  deutschen  Reichshofgerichtes. 
Zeitschrift  der  Savigny-Sttftung  für  Rechtsgeschichte  II,  2,  S.  161 — 197. 

892.  Zacke,  Sachsenrecht  und  Schöffenstuhl. 
Geschichtsblätter  des  Vereins  für  Geschichte  Magdeburgs  1881,  1. 

893.  PynackerHordjkyC,  de  Taak  von  den  beoefenaar  der  Nederl.  rechts* 
geschiedenis.  Rederooring.  Utrecht.  Beyers,  f.  0,75. 

894.  Bigelow,  M.  M.,  History  of  procedure  in  England  from  the  Norman 
Conquest.  The  Norman  Period  1066 — 1204.  London  1881.  Sampson  and  Co. 

Vgl.  Academy  1881,  26.  März. 

895.  Maurer,  über  die  norwegisch-isländische  Gagnfostur. 
Sitzungsberichte  d.  k.  bayer.  Akademie  d.  Wissenschaften  1881,  II,  3,  S.  226—268. 

896.  Liljenstrand,  Axel,  De  nordiska  Bygningabalkarne.  Deras  rättsordning 
i  organisk  utveckling.  8.  (IV,  372  S.)  Helsingfors  1881.  Författarens  förlag. 
Stockholm.  Norstedt  &  Söner.  4  kr.   75  öre. 


474  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

897.  Loersch,  H.,  und  R.  Schröder,  Urkunden  zur  Geschichte  des  deutschen 
Rechtes.  Für  den  Gebrauch  bei  Vorlesungen  und  Übungen  herausgegeben. 
I.  Privatrecht.  2.  verm.  u.  verb.  Auflage.  8.  (XII,  274  S.)  Bonn  1881. 
Marcus.  5  M. 

898.  Palaeographical  Society,  enthält  p1.  184  die  erste  Seite  der  Lex 
Salica,  St.  Gallen.  Hs.  7dl. 

899.  Thonissen,  J.  J.,  Torganisation  judiciaire,  le  droit  p^nal  et  la  procedure 
pönale  de  la  loi  Salique.   Bruxelles  1881.  4.  (398  S.) 

900.  Capitularia  regum  Francorum.  Denuo  ed.  A.  Boretiu»  T.  I,  p.  1. 
4.  (Vm,  259  S.)  Hannover   1881.  Hahn.   7   M. 

Monumenta  Germaniae  historica.  Legum  sectio  II. 

901.  Steffenhagen,  Emil,  die  Entwicklung  der  Laudrechtsglosse  des  Sachbon- 
spiegels.  I.  Eine  interpolierte  Glossenhaudachrift.  8.  (39  S.)  Wien  1881. 
Gerold  in  Comm. 

Aus  Band  98  der  Sitzungsberichte  der  Wiener  Akademie.  Vgl.  D.  Liter.  Ztg. 
1881,  60  (Laband). 

902.  Steffenhagen,  E.,  Plan  zu  einer  kritischen  Bearbeitung  der  Sachsen- 
spiegel-Glosse,  Land-  und  Lehnrecht 

Zeitschrift  der  Savigny-Stiftung  für  Recht sgeschichte  II,  2,  S.  232--236. 

903.  Wasserschieben,  Mittheilungen  über  ein  in  dem  Cod.  Nr.  2667  der 
großherzogl.  Hofbibliothek  zu  Darmstadt  enthaltenes,  für  die  Rechts-  und 
Kunstgeschichte  interessantes  Werk. 

Zeitschrift  der  Savigny-Stiftung  für  Rechtsgeschichte  H,  2,  S.  131— löO.  'Tafel 
vain  des  kristen  gelaufe  und  leuen*  genannt  (an  anderer  Stelle:  Tabula  fidei 
vitae  christianae) ,  darin  auch  ein  Anszug  ans  dem  Sachsenspiegel,  die  gereimte 
Vorrede  zum  Tbeil. 

904.  Hasse,  P.,  neue  Fragmente  des  Lubschen  Rechts. 

Zeitschrift  der  Gesellschaft  fttr  Schleswig- Holstein -Lauenburg.  Geschichte  XI 
(1881),  126—160.  Aus  einer  Handschrift  der  Universitätsbibliothek  in  Kiel. 

905.  Frensdorff,  F.,  Dritter  Bericht  über  die  zur  Herausgabe  der  altern 
deutschen  Stadtrechte  unternommenen  Vorarbeiten. 

Neues  Archiv  d.  Gesellschaft  f.  ältere  deutsche  Geschichte  7  (1881),  S.  9—17. 

906.  Lehr,  Ernest,  la  Handfeste  de  Fribourg  dans  l'Uechtland  de  lanMCCXLIX. 
Textes  latin,  fran^ais  et  allemand,  traduction,  commentaire,  glossaire,  etude 
comparatire  sur  le  droit  des  trois  villes  Kybourgeoises  de  Fribourg,  Thoune 
et  Berthoud  au  XUI*  si6cle.  8.  Lausanne   1881.  Benda.  M.   6.40. 

907.  Schell,  die  Rechtsquellen  des  Oantons  Freiburg. 
Zeitschrift  für  schweizer.  Recht  XXII,  1  (1881). 

908.  Der  Burgfriede  von  Aschhausen  aus  dem  Jahre  1393,  Mitgetheilt  von 
Alberti. 

•  Wttrttembergische  Vierteljahrshefte  4  (1881),  8    233  f. 

909.  Rhu  11,  Ferdinand,  die  Stadtgesetze  von  Eger  aus  den  Jahren  1352  — 
1460.  8.  Separatabdruck  aus  dem  12.  Jahresberichte  des  2.  Staatsgymnasiuins 
in  Graz.  Graz   1881.  (44  S.) 

Abdruck  mit  sprachlichen  und  lezicalischen  Bemerkungen.  Vgl.  Zeitschrift  f.  d. 
Osterr.  Gymnasien  1882,  S.  169;  Anzeiger  f.  deutsches  Altcrthum  8,  180;  Mit 
theilungen  d.  Vereins  f.  Geschichte  d.  Deutschen  in  Böhmen  1881 ,  2.  Heft ; 
vgl.  Khulls  Entgegnung  ebd.  1882,  S.  36. 

910.  Korth,  Dr.,  über  ein  Eilenburger  Stadtbuch. 
Neues  Archiv  für  sächsische  Geschichte  I.  Band.  1880. 

911.  Augsburger  Judeneid.  Von  A.  Jeitteles. 
Germania  26,  376. 


Xm.  LITTERATÜRGESCHICHTE  UND  SPRACHDENKMÄLER.         475 

912.  Baumann,  F.  L.,  Weistum  des  Kellhofes  Horn  am  Untersee. 
Alemannia  9  (1881),  5 — 16.  Abschrift  des  16.  Jhs.  in  Donauesohingen. 

913.  Uartfelder,  Weisthum  des  üsenbergiscben  Dinghofes  zu  Bischoffingen. 
1279. 

Zeitschrift  f.  d.  Geschichte  d.  Oberrheins  34.  Bd.,  S.  234-239. 

1  914.  Weisthümer,  Österreichische.   6.  Bd.  Steirische  und  kärnthische  Taidinge. 

!  Herausgeg.  von  F.  Bischoff  u.  A.  Schönbach.  8.   (XII,  735  S.)  Wien   1881. 

Braumüller.   19  M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  26. 

915.  Ney,  E.,  Weistum  der  Otterberger  Waldgemark  von   1567. 
MittheituDgen  des  histor.  Vereins  der  Pfalz  IX  (Speier  1880.   8),  S.  235—240. 

916.  Weistum  von  Weiler  bei  Monzingen   (Kreis  Kreuznach). 
Zeitschrift  des  Bergischen  Geschichtsvereins  16.  Band  (1881),  S.  323—234. 

917.  Disselbeck,  2ur  Geschichte  Rheinbachs. 

Programm  des  Progymnasinms  zu  Rheinbach  1881.  4.  (23  S.)  Enthält  u.  a.  den 
Wiederabdruck  eines  bei  Lacomblet  gedruckten  Weisthums. 
I  918.  Jan  icke,  K.,   Weisthümer  aus  dem  Hildesheimischen. 

I  Zeitschrift  des  historischen  Vereins  fQr  Niedersachsen  1881,  S.  181—204. 

919.  Wetzel,  August,  Drei  Kieler  Burspraken  aus  dem  Anfang  des  15,  Jahr- 
hunderts« 

Zeitschrift  der  Qesellschaft  für  Schleswig- Holstein-Lauenburgische  Landeskunde 
10  (1881),  171=198. 
'  920.  Mull  er,  S.,  Costumen  van  Njenburg  en  van  Bunschoten.  Keminck. 

921.  Rechtsbronnen  der  Stad  Zutphen  van  het  begin  der  14.  tot  de  tweede 
helft  der  16.  eeuw.  Uitgegeven  door  C,  Pijnacker  Hordijk.  8.  (XXVIII,  164  S.) 
Haag  1881.  Nijhoff.  7  M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  32. 

922.  lets  over  de  keuren  der  westfriesche  steden. 
Verslagen  en  Mededeelingen  1  (1880). 

923.  Dareste,  R.,  les  anciennes  lois  de  TXsIande. 

Journal  des  Savants  1881,   August.    Auch  separat  erschienen.    11  S.  4.    Paris, 
imprim.  nationale. 

924.  Ostgötalagen.  Aftryck  efter  1830  ars  upplaga  ombesörjdt  af  L.  F. 
Leffler.  8.  (153  S.)  Upsala  1880.  4  kr. 

925.  Schlyter,  C.  J.)  om  en  föregifven  ännu  i  behall  varandc  äldre  redaktion 
af  Södermannlagen.  4.  (5  S.) 

In:  Lunds  universitets  irrskrift  T.  XVII,  1880—81. 

926.  Storm,  Magnus  Erlingssans  Lov  om  Kongevalg  og  Lerfte  om  Kronens 
Ofring.   8.  (16  8.) 

Aus:  Christiania  Videnskabsselskabs  Forhandlinger  1881,  Nr.  14.  25  öre. 

927.  Lind,  £.  H.,  om  rim  och  verslemningar  i  de  svenska  landskapslagarne. 
8.  (91  S.)  Upsala  1881.   1   kr.  75  öre. 

Upsala  Universitets  irsskrift  1881.  Vgl  Literaturblatt  1882,  3  (Kock). 

XIIL  Litteraturgeschichte  und  Sprachdenkmäler. 

928.  Scherr,  Johannes,  allgemeine  Geschichte  der  Literatur.  Ein  Handbuch 
in  2  Bänden,  umfassend  die  nationalliterarische  Entwickelung  sämmtiicher 
Völker  des  Erdkreises.   6.  Auflage.  (In  12   Lief.)  8.  Stuttgart  1881. 

929.  Seh  er  r,  J4no8,  a  vilagirodalom  tört^nete.  8.  Budapest. 
Magyarische  Übersetzung  von  J.  Scherrs  AUgem.  Geschichte  der  Literatur. 


476  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

930.  Scherr,  Jan,  Historya  literatary  powazechn^j.  8.  Warschau. 
Polnische  Übersetzung^. 

981.  Norrenberg,  Peter ,   Allgemeine  Literaturgeschichte.   1.  Band.  3.   Lief. 

8.  (S.   129—192.)  Münster  1881.   Russell.   60  Pf. 
932.  Gödeke,  K.,   Grundriß  zur  Geschichte  der  deutschen  Dichtung.  3.  Bd. 

7.  Heft  Dresden  1881.  Ehlermann. 

Vgl.  Blätter  für  literar.  Unterhaltung  1882,  8. 

938.  Scherer,  W.,  Geschichte  der  deutschen  Literatur.  4.  Lief.  (S.  225—304.) 
Berlin  1881.  Weidmann.  1  M. 

Vgl.  Zeitschrift  f.  d.  österr.  Gymnasien  8*2,  11  (Seemüller);  Neue  evangel.  Kirchen- 
zeitung  1882,  7;  Nene  Jahrbücher  f.  Philol.  u.  Pädag.  1882,  Bd.  126,  S.  47—50 
(Gerlach);  Zeitschrift  f.  d.  Gymnasialwesen  1882,  April  (Wilmanns);  Herri^s 
Archir  67,  2  (Biltz). 

934.  Althof,  G.,  Literaturheft  zur  deutschen  Sprachsehule.  8.  (94  S.)  Har- 
burg 1881.  Elkan.  40  Pf. 

935.  Brugier,  G.,  Geschichte  der  deutschen  Nationallitteratur.  Nebst  kurz- 
gefasster  Poetik.  Für  Schule  und  Selbstbelehrung  mit  vielen  Proben  und 
einem  Glossar.  6.  verb.  u.  verm.  Aufl.  8.  (LXXX,  749  8.)  Freibarg  i.  Br. 
1880.  Herder.  6  M. 

936.  Egelhaaf,  G.,  Grandzuge  der  deatschen  Literatargeschichte.  Ein  Hilfs- 
buch für  Schulen  und  zum  Privatgebrauch.  8.  (60  S.)  Heilbronn  1881. 
Henninger.   2  M. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  9  (Wendt). 

937.  Hahn,  W.,  Deatsche  Litteraturgeschichte  in  Tabellen.  8.  verb.  Auflage. 

8.  (57  S.)  Berlin   1881.  Besser.   1   M. 

938.  König,  R.,  deutsche  Literaturgeschichte.  10.  u.  11.  verb.  u.  verm.  Aufl. 
8.  Bielefeld  1881.  Velbagen  u.  Klasing.  8  M. 

939.  Leixner,  0.  v.,  illustrirte  Literaturgeschichte  in  volksthümlicher  Dar- 
stellung. 31.— 41.  Lief.  Leipzig   1881.  Spamer.  k  50  Pf. 

Vgl  Blätter  ffir  literar.  Unterhaltung  1881,  Nr.  42. 

940.  Mai  er,  Elisa,  Leitfaden  zur  Geschichte  der  deutschen  Litteratur,  bear- 
beitet für  höhere  Töchterschulen,  weibliche  Erziehungsanstalten  und  zum 
Selbstunterrichte.  6.  verm.  Aufl.  8.  (VI^  186  S.)  Dresden  1881.  Ehlermann. 
1  M. 

941.  Philipp!,  J.,  histoire  de  la  Htt^ratare  allemande  d'apr^s  le  Doctcur 
Kluge.  Avee  une  pr^face  de  L.  Crooil^.  18.  (344  8.)  Paris  1881.  Bonhoure 
et  Co. 

942.  Pütz,  W.,  Obersicht  der  Geschichte  der  deutschen  Litteratur  fSr  höhere 
Lehranstalten.  8.  Auflage  von  W.  F.  Conrads.  8.  (IV,  112  S.)  Leipzig  1881. 
Bädeker.  80  Pf. 

943.  Schräm,  W.  C,  deutsche  Literaturgeschichte,  nebst  einer  mnemotech- 
nischen Anleitung  zur  leichteren  Aneignung  literarhistorischer  Zahlen.  8.  (VII, 
134  S.)  Brunn   1881.  Epstein.  M.   1,60. 

944.  Sehrwald,  Fr.,  Deutsche  Dichter  and  Denker.  Geschichte  der  deutschen 
Literatur  mit  Probensammlnng.  2.  Aufl.  2.  Lief.  1.  Abtb.  8.  (S.  '241—480.) 
Altenburg  1881.  Bonde.   2  M. 

945.  Vjmazal,  Fr.,  Dftjiny  nßmeek^  n&rodn{  literatary.  Podle  Kluge,  Kurce 
a  jinych  (Geschichte  der  deutschen  Literatur  nach  Klage,  Kurz  u.  a.).  8. 
(114  S.)  V  Bmft  1879.  M.  1,80. 


XHL  LITTERATÜRGESCHICHTE  UND  SPRACHDENKMÄLER.         477 

946.  Doorenbos,  W.,  Handleiding  tot  de  Geschiedenis  der  letterknnde,  voaral 
Yan  den  nieoweren  tyd.  Arnhem,  Bleeker  en  Ybes.  f.  9. 

947.  Taine,  H.,  histoire  de  la  Utt^ratare  anglaise.  T.  1.  5*  äd.  18.  (L,  416  S.) 
Paris  1881.  Hachette.  fr.  3,50. 

948.  Hart,  J.  M.,  a  syllabus  of  anglosazon  literature :  adapted  from  B.  ton  Brink's 
Geschichte  der  englischeu  Literatur.    8.  (II,   69   S.)  Oincinnati  1881.    5  8b. 

Vgl.  The  American  Journal  of  Philology  Nr.  5,  8.  107  f. 

949.  Rudolf,  U.  J.,  an  abridgment  of  the  history  of  englisb  literature,  for  the 
use  of  the  npper  classes.  8.  (VI,  35  S.)  Solotburn  1881.  Jent  u.  Gaßmann. 
M.  0,80. 

Vgl.  Aeademy  1881,  2.  April,  8.  242. 

950.  Wilkins,  John,  Repetitorinm  der  Engliechen  Sprach-  und  Literatur- 
geschichte mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Altenglischen  (Angelsächsi- 
schen) und  Mittelenglischen  Periode  nebst  bibliographischen  Notizen,  Inhalts- 
angaben und  grammaticalischen  Fragen  zur  Beantwortung  für  Candidaten 
und  Studirende  der  modernen  Philologie.  8.  (28  S.)  Berlin  1881.  Kühl.   1  M. 

951.  Hörn,  F.  V^T.,  den  danske  Literaturs  Historie  fra  dens  Begyndelse  til 
vore  Dage.  5. — 10.  Heft.  8.  Kopenhagen  1881.  Gjldendal.  k  1  kr. 

952.  Strierm,  T.,  dansk  L'teratur  historie.   3.  udgave.  8.  (380  S.)   1881. 


953.  Grimm,  Wilhelm,  kleinere  Schriften.  Herausgegeben  Ton  G.  Hinrichs. 
1.  Bd.  8.  (IX,  587  S.)  Berlin  1881.  Weidmann. 

Der  1.  Band  der  in  jedem  Betracht  willkommenen  Sammlung  von  kleineren 
Schriften  W.  Grimms  umfasst  folgende  Abschnitte,  in  welche  der  Heraasgeber 
den  Stoff  geordnet:  Biographisches;  Wissenschaftliche  Anfänge;  Naturposie; 
Knnstpoesie;  Zu  den  Märchen;  Reden;  Kosmos;  Zeitgeschichtliches;  Erzählungen. 
Zum  ersten  Mal  hier  gedruckt  erscheinen:  Gleichnisse  im  Ossian  und  Parsival 
(S.  48-57),  und  drei  Reden  (S.  49S— 507).  Der  Umsicht  und  Sorgfalt  des  Herans- 
gebers gebührt  alle  Anerkennung.    Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  46  (Rödiger). 

954.  Keyser,  R. ,  Samlede  Afhandlinger  udgivne  af  0.  Rygh.  1. — 3.  Heft. 
8.  (VI,  480  S.)  Christiania  1881.  Mailing.  1  kr. 

955.  Keyser,  R.,  Efterladte  Skrifter  udgivet  af  0.  Rygh.  I.  Bd.  3.  u.  4.  Heft. 
Ebd.  (S.  321—588  S.)  k  1  kr. 

956.  Pfalz,  Fr.,  litteraturgeschichtliche  Lebensbilder.  Leipzig  1882.  Siegis- 
mund  u.  Volkening.  8.   (IV,   117  S.)  M.   1,20. 

Vgl.  Fleckeisen  126,  218  f.  (Zimmermann).  Enthält  1.  Sigurd  und  Siegfried. 
2.  Hans  Sachs  und  seine  Zeit. 

957.  Seelmann,  Ferdinand,  vom  deutschen  Geiste  in  deutscher  Dichtung. 
Ein  Vortrag.  Dessau  1881.  8.  (40  S.)  50  Pf. 

Sammlung  gemeinverständlicher  Vorträge  Nr.  2. 

958.  Jacoby,  L.,  über  die  Nachahmung  von  Naturstimmen  in  der  Poesie. 
8.  (31   S.)  Heidelberg  1880. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1880,  Nr.  30. 

959.  Keinz,  F.,  alte  Passauer  in  der  deutschen  Literaturgeschichte.  Bei  Ge- 
legenheit des  Passauer  Studiengenossenfestes  seinen  Freunden  gewidmet. 
8.  (15  S.)  München  1881. 

I.  Bischof  Piligrim  (Nibelungenlied).  IL  Bischof  Wolfger  (Walther  Ton  der 
Vogelweide).   III.  Der  Minnesänger  Albrecht  von  Jahenstorf. 

960.  Groß,  H.,  Deutschlands  Dichterinnen  und  Schriftstellerinnen.  Eine  literar- 
historische Skizze.  L  II.  (71,  94  S.)  Triest  1880—81. 

Programm  des  Gymnasiums  in  Triest.  Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  44. 


478  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

961.  Schopf,  Alois,  Nation alepos  und  Balladendichtang.  Eine  ethnographische 
Studie.  8.  (IV,  36  S.)  Wien   1881.  Gerold  in  Comm.   80  Pf. 

962.  Lorens,  über  das  lehrhafte  Element  in  den  deutschen  Kunstepen  der 
Übergangsperiode  und  der  ersten  Blüthezeit.  8.  (52  S.) 

Rostocker  Dissertation  1881. 

963.  Paris,  Gaston,  Etudes  sur  les  romans  de  la Table  ronde.  Lancelot  du  Lac. 
I.  Le  Lanzelet  d^Ulrich  de  Zatzikhoven. 

Romania  1881,  p.  465—496. 

964.  Boeling,  Alezander,  Goethe^s  Reinecke  Fuchs  nach  dem  ersten  Druck 
vom  J.  1794,  mit  Proben  der  älteren  Tierepen  herausgeg.  und  erläutert. 
8.  (224  S.)  Berlin  1882.  Weidmann.  4  M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  26. 

965.  Dimter,  A.,  die  lyrisch- epische  Dichtung  in  der  deutschen  Literatur. 
8.  (15  S.) 

Programm  der  Oborrealschule  in  Teschen.  Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  93  f. 

966.  Mülier-Fraureuth,  Carl,  die  deutschen  Lügendichtungen  bis  auf  Miineh- 
hausen  dargestellt.   8.  (III,  142  S.)  Halle  1881.  Niemeyer.  3  M. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  28  (Lichtenstein). 

967.  Bach  mann,  Johannes,  Geschichte  des  evangelischen  Kirchengesanges  in 
Mecklenburg,  insbesondere  der  Mecklenburgischen  Gesangbücher.  Ein  hymno- 
logischer  Beitrag.  RectoratsProgramm  für  1879/80.  8.  (XII,  340  S.)  Rostock 
1881.  Stillersche  Hof-  und  Universitäts-Buchhandlung. 

968.  Haß  1er,  ältestes  protestantisches  Gesangbüchlein  von  Ulm. 
Württembergische  Vierteljahrshefte  4  (1881),  S.  26-38. 

969.  Prölß,  Robert,  Geschichte  des  neaern  Dramas.  1.  Bd.  1.  Hälfte.  Räek- 
biick  auf  die  Entwickelung  des  mittelalterlichen  Dramas.  Das  neuere  Drama 
der  Spanier.  8.   (VIII,  412  S.)  Leipzig   1880.   Schlicke.    10  M. 

Die  Übersicht  über  das  mittelalterliche  Drama  entbehrt  einer  übersichtlichen 
Gruppirung  des  Stoffes  und  leidet  im  Einzelnen  an  Ungenauigkeiten,  Unrichtipr- 
keiten.  Vgl.  Blätter  für  literar.  Unterhaltung  1880,  Nr.  1:  Literar.  Centralblatt 
Nr.  29  (Creizenach) ;  Literaturblatt  1881,  1  (Lemcke);  Anzeiger  f.  deutsches 
Alterthum  7,  471. 

970.  Pfl  ei  derer,  0.,  das  religiöse  Drama. 

Protestantische  Eirchenzeitung  1881,  Nr.  19  fg. 

971.  Lange,  die  lateinischen  Osterfeiern.  I. 

Programm  der  Realschule  I.  Ord.  In  Halberstadt  1881  (Nr.  223).  4.  (35  S.) 

972.  Kummer,  K.   F.,  eine  lateinische  Osterfeier. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  251  f.  Aus  einem  Breviarium  der  Wiener 

Bibliothek  (Venetüs  1472). 
P73.  Jundt,  A.,    die    dramatischen  Aufführungen    im   Gymnasium    zu  Straß- 
burg. Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Schuldramas  im  16.  u.   17.  Jahrb.  4. 
(69  S.)  Straßburg  1881.  Schmidt  M.  2,40. 

Vgl.  Revue  critique  1881.  Nr.  45  (S.  358-59) ;  D.  Liter.  Ztg.  1882, 17  (E.  Schmidt) ; 

Literar.  Centralblatt  1881,  Nr.  51. 

974.  Kinkel,  Theaterspiele  in  Dortmund  aus  der  letzten  Zeit  des  Mittelalters 
und  im  Jahrhundert  der  Reformation. 

Picks  Monatoschrift  1881,  VU,  8. 

975.  Wehrmanu,  C,  Fastnachtspiele  der  Patrizier  in  Lübeck. 

976.  Walt  her,  C,  über  die  Lübecker  Fastnacbtspiele. 
Jahrbuch  d.  Vereins  f.  niederd.  Sprachforschung  VI,  1—31. 


Xm.  HTTERATURGESCHICHTE  UND  SPRACHDENKMÄLER.  479 

977.  Preger,  W.,  Geschichte  der  deutschen  Mystik  im  Mittelalter.  Nach  den 
Quellen  untersucht  und  dargestellt.  2.  Theil.  Altere  und  neuere  Mystik  in 
der  1.  Hälfte  des  XIV.  Jahrh.  Heinrich  Suso.  8.  (VI,  468  S.)  Leipzig  1881. 
Dörffling  u.  Franke.   9   M. 

Vgl.  Theolog.  Literaturblatt  1882,  Nr.  16;  D.  Liter.  Ztg.  Nr.  6  (Denifle);  Revue 
critique  1882,  8  (Schmidt). 

978.  Penon,G.,  bijdragcn  tot  de  geschiedenis  der  nederlandsche  letterkunde. 
1.  deel.   8.  (III,   188   S.)  Groningen    1881.   Wolters. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  1  (Sijmons);  Noord  en  Zuid  IV,  1.  Enthält  u.a. 
einen  Abdruck  des  niederl.  Volksbuches  von  Apollonins,  nebst  einer  literar. 
Abhandlung. 

979.  Gummere,  Fr.  B.,  The  Anglo-Saxon  Metaphor.  8.  (63  S.)  Halle  1881. 
Freiburger  Dissertation. 

Vgl.  The  American  Journal  of  Philology  Nr.  5,  8.  108  f.;  Academy  14.  Mai 
1881.  Gerichtet  gegen  Heinzeis  Schrift  vom  Stil  in  der  altgermanischen  Poesie. 

980.  Jusserand,  le  th^fttre  en  Angleterre  depuis  la  conqu^te  jusqn^aux  pr^- 
d^cesseurs  imm^diats  de  Shakespeare.  2  Edition.  8.  (VI,  350  S.)  Paris  1881. 
LeroQx. 

981.  Page,  Emil,  über  zwei  prosaische  Darstellungen  der  Nibelungensage  in 
der  nordischen  Literatur.  4.  (23  S.)  Programm  der  Realschule  I.  Ord.  in 
Chemnitz.   1881.  (Nr.  478.) 

982.  Heinzel,  R,,  Beschreibung  der  isländischen  Saga.  8.  (204  S.)  Wien 
1880.  Gerold  in  Comm.  8.  3,40. 

Aus  dem  Jahrg.  1880  der  Sitzungsberichte  8.  106-308.  Vgl.  Literar.  Central- 
blatt 1881,  6  (K.  Maurer),  wo  die  ganz  falsche  Auffassung  des  Begriffs  der 
isländ.  Saga  hervorgehoben  wird. 

983.  Arbök   hins  islenzka  fornleifaf^iags   1880   og   1881. 

Enthält  Sig.  Vigfüsson.  Rannsökn  &  hinnm  foma  a])>fngisstad  Islendinc^a  og 
fleira;  Brüarfundrinn ;  Hannsökn  a  blöthdsinu  ad  ))yrli  og  fleira  i  Hvalsfirdi  og 
nm  Kjalames;  um  hof  og  blötsidu  1  fomÖld.  ^-  Bj.  Magn.  Olsen,  Borgarwirki.  — 
A.  Thorstenson,  Godholl. 


984.  Heyne,  M.,    Übungsstücke   zur  Laut-  und  Flexionslehre  der  alten  ger 
manischen  Dialekte,    Gothisch,  Althochdeutsch,  Altsächsisch,  Angelsächsisch,. 
Altfriesisch,    Altnordisch.    8.    (2   Bl.    94  S.)    Paderborn    1881.     Schöningb. 
M.   1,35. 

Eine  beschränkte  aber  zweckmäßige  Auswahl  von  Texten  mit  erklärenden  An- 
merkungen, unter  Verweis  auf  Heyne's  Laut-  und  Flexionslehre.  Bei  Uifila  und 
den  alid.  Übersetzern  sind  griech.  und  latein.  Originale  beigefügt.  Vgl.  Anzeiger 
f.  deutsches  Alterthum  7,  307  (Franck) ;  Literaturblatt  1881,  Juni  (Kluge) :  Engl. 
Studien  4,  614  (Kölbing);  Götting.  Gel.  Anz.  1881,  36  (Wilken);  Zeitschrift 
f.  deutsche  Philologie  14,  240 — 246  (Sievers). 

985.  Braune,  Wilhelm,  Althochdeutsches  Lesebuch.  Zusammengestellt  und 
mit  Glossar  versehen.  2.  Auflage.  8.  (VIII,  228  S.)  Halle  1881.  Niemeyer. 
3  M. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  7  (Behaghel). 

986.  Das  höfische  Epos.  Auswahl  aus  den  Erzählungen  Hartmann's  von 
Aue,  Wolfram's  von  Escheubach  und  Gottfried  *8  von  Straß  bürg.  Schulausgabe. 
Mit  Einleitung,  Anmerkungen  und  Wörterbnch  von  R.  Bech stein,  kl.  8. 
(XXIV,   132  S.)  Stuttgart  1881.   Cotta. 

Vgl.  Blätter  f.  literar.  Unterhaltung  1882,  Nr.  13  (Schröder);  N.  Jahrb.  f.  Philo- 
logie 1882,  310  f.  (Kluge);  Zeitschrift  f.  d.  Gymnasialwesen  471  f.  (Loschhom). 


480  BIBLIOGRAPHIE  VOM  1881. 

987.  Jauker,J.,  und  E.  Noe^  mittelhochdeutsches  Lesebuch  für  Oberreal- 
schuleo.  2.  verb.  a.  renn.  Aufl.  8.  (IV,  144  S.)  Wien  1881.  Graeser.  geb. 
M.  1,84. 

988.  Lüben,  Aug.,  Auswahl  charakteristischer  Dichtungen  und  Prosastückc 
zur  Einführung  in  die  deutsehe  Litteratur.  Ein  Lehr-  und  Lesebuch  für 
höhere  Schulanstalten  und  zum  Selbstunterricht.  1.  Theil.  5.  Aufl.  Aus  den 
Quellen  vermehrt  und  verbessert  von  H.  Huth.    8.    (VIII,  302  S.)    Leipzig 

1880.  Brandstetter. 

I  >-  VI.  Zeitraum  von  der  Urzeit  bis  Lessing. 

989.  Beichel,  Karl,  mittelhochdeutsches  Lesebuch  mit  Glossar  für  Gymnasien. 
4.  Auflage  besorgt  von  Rudolf  Reichel.  8.  (275  S.)  Wien  1881.  Gerold. 
3  M. 

990.  Sommer,  W.,  Deutsches  Lesebuch  für  höhere  Lehranstalten  nebst  einem 
Abriß  der  Poetik  und  Litteraturgeschiohte.   3.  Aufl.  8.  (XX,  920  S.)  Cöln 

1881.  Du  Mont-Schauberg.  7  M. 

991.  Zupitza,  Julius,  alt-  und  mittelenglisches  Übungsbuch  zum  Gebrauche 
bei  Universitätsvorlesungen  mit  einem  Wörterbuche.  2.  verm.  u.  verb.  Aufl. 
8.  (VUI,  192  S.)  Wien  1882.  Braumüller. 

Vgl.  AngUa  IV,  2,  14  ff.  (Kluge). 

992.  CasselTs  Library  of  English  Literature,  selected,  edited  and  arranged 
by  H.  Morley.  5  volf.  London  1876—81. 

Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  206  f. 

993.  Flor,  C,  Uaandbog  i  den  danske  Literatur,  samt  nogle  Prierver  af  norske 
og  svenske  Forfattere.  18.  udg.  8.  (814  S.)  Kjebenhavn  1881.  Gyldendal. 


994.  Sanders,  Daniel,    Abriß  der  deutschen  Silbenmessung  und  Verskunst. 
8.  (rV,  133,  XIII  S.)  Berlin  1881.  Langenscbeidt.  M.  2,50. 

Vgl.  Literatnrblatt  1881,  10  (Kräuter). 

995.  Siegfried,    zur  Metrik   der   kleineren  gereimten  althochdeutschen  Ge- 
dichte. 8.  (20  S.) 

In:   Festschrift  zu  der  2.  Sftcalarfeier  des  Friedrich -Werdersehen  Gymnasiums 
zu  Berlin.  Berlin  1881.  Weidmann. 

996.  Güth,  Aber  den  Begriff  des  Leichs. 
Programm  1881,  Nr.  356. 

997.  Müller,  Richard,  der  Auftakt  in  den  Liedern  Wolframs  von  Eschenbach. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25  (1881),  50—57.  Ein  mäßiger  Versuch,  ein 
System  des  Auftakts  hineineubringen ,  wobei  fast  ebensoviel  Ausnahmen  als 
Regeln. 

998.  Riffert,  Julius,  der  dramatische  Vers  der  Deutschen. 
Allgem.  literar.  Gorrespondenz  8.  Bd.,  Nr.  90  (1881). 

999.  M&hly,  Jacob,  deutsche  Hexameterbehandlung  sonst  und  jetzt.  1781  u. 
1881. 

Allgem.  literar.  Gorrespondenz  8.  Bd.  (1881),  Nr.  86. 

1000.  Ueremans,  J.  F.,  Beknopte  Nederlandsche  Metriek.  Gent.  Hoste,  f.  0,60. 

1001.  Schipper,  J.,  Englische  Metrik  in  historischer  und  systematischer  Ent- 
wicklung dargestellt.  1.  Theil:  Altenglische  Metrik.  8.  (XXVII,  565  S.) 
Bonn.   1882.  Strauß. 

Vgl.  Literatnrblatt  1882,  Nr.  4  (Wissmann);  Anglia  V,  2  (Einenkel). 

1002.  Zeuner,  M.,  die  Alliteration  bei  altenglischen  Dichtern.  8.  (60  S.) 
Halle  1881.  Dissertation, 


Xra.  A.  G0TI8CH,   B.  ALTHOCHDEUTSCH.  481 

1003.  Schröer,  A.,  Über  die  Anfänge  des  Blankverses  in  England. 
Anelia   4,  1—72. 

1004.  Wagner,  tbe  english  dramatic  blanc-verse  before  Marlowe.  I.  (14  S«) 
Programm  der  höheren  Bürgersehale  za  Osterode  1881  (Nr.  16). 

1005.  Waddington,  S.,  tbe  origin  of  the  sonnet» 
Academy  1881,  22.  Januar. 

1006.  Edzardi,  A.,  zur  Eddametrik. 
Paul  a.  Braune,  Beiträge  8,  S43— 349. 

1007.  Recke,  E.  T.  d.,  Principerne  for  den  danske  Verskuust  efter  dens  histo- 
riske  og  systematiske  Udrikling.  To  Dele.  8.  (232  u.  276  S.)  Samt  1  TaWe. 
Kopenhagen   1881.  Gyldendal.  7  kr. 

Dissertation. 

A.  Gotiseb. 

1008.  Ulfilas,  Evangelium  Marci  grammatisch  erläutert  von  R.  Müller  und 
H.  Hoeppe.  8.  (72  S.)  Berlin  1881.  Grieben.  M.  1,50. 

Vgl.  Anseiger  f.  deutsches  AUerthum  7,  332;  Literaturblatt  1881,  Nr.  10  (Behaghel) ; 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13,  252  ff.  (Gering);  Academy  1881,  26.  Juni. 

1009.  Ulf i las.  Aivaggeljo  thairb  Mathtbaiu.  K.  V — VII.  Herausgegeben  von 
August  Schäfer,  großherzogl.  bad.  Landgerichtsdirektor  in  Waldsbat.  gr.  8* 
(54  S.)  Waldshut  1881.  Zimmermann. 

Eine  gutgemeinte  Begrttßungsschrift  eines  Dilettanten  sum  20.  September  1881. 

1010.  Marold,  über  die  Vorlagen  der  gotischen  Bibelübersetzung. 
Verhandlungen  der  86.  Philologenversammlung  S.  209^210. 

1011.  Marold,  C,  kritische  Untersuchungen  über  den  Einfluß  des  Lateini- 
schen auf  die  gotische  Bibelübersetzung. 

Germania  26  (1881),  S.  129—172. 

1012.  Marold,  C. ,  kritische  Untersuchungen  über  den  Einfluß  des  Lateini- 
schen auf  die  gotische  Bibelübersetzung.  1.  Theil.  Königsberger  Dissertation. 
Wien  1881.  44  S.  8. 

Unter  den  Thesen:  Die  Evangelien  hat  Ulf.  in  der  fast  allen  griech.  Texten 
gemeinsamen  Folge:  Matthaeus,  Marcus,  Lucas,  Johannes  übersetzt.  Got  uriie 
leitet  weder  einen  Inhaltssatz  noch  eine  directe  Rede  ein ,  sondern  ist  überall 
Causalconjugation. 

B«  Althochdeutsch. 

1013.  Piper,  P.,  Aue  St.  Galler  Handschriften.  IIL 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  18,  306—337. 

1014.  Heinemann,  Karl,  das  Verhältniss  des  brabanischen  zum  keronischc^ 
Glossar.   8.   (48  S.)  Leipzig  1881.  Dissertation. 

Ist  der  erste  Theil  von:  Heinemann,  Karl,  über  das  hrabanische  Glossar. 
8.  (2  Bl.  92  S.)  Halle  1881.  Niemeyer.  M.  2,40.  Vgl.  Literaturblatt  188t,  Nr.  8 
(Behaghel);  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  22  (Steinmeyer). 

1015.  Madan,  F.,  Old  german  glosses  from  a  Bodleian  Manuscript« 
The  Journal  of  PhÜology  Vol.  X,  Nr.  19. 

1016.  Pflanzennamen,  altdeutsche.  Von  P.  Piper. 
Germania  26,  401—409. 

1017.  Hortzschansky,  A.,  Aus  dem  Summarium  Heinrici. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  12  (1881),  306—322.  2  PergamentblXtter  aus 
Erfurt.  12  Jahrb. 

1018.  Hubad,  Fr«,  slaviscbe  Parallelen  zum  Hildebrandlied* 
Das  Ausland  1881,  Nr.  46. 

GS&MAinA.  Msn«  BsQie  XY.  (XXYII.)  Jahrg.  31 


482  BIBUOGRAPHIE  VON  1881. 

1019.  Seiler,  F.,  Zum  Memento  mori  V.  115—122. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Altertham  26,  118. 

1020.  Otfrids  Evangelienbnch  heraasgegeben  und  erklärt  von  Oskar  Erdmann. 
8.  (LXXVII,  493  S.)    Halle  a.  S.  1882.  WaisenhauBbuchhandlang.    10  M. 

(Germanistische  Handbibliothek  von  J.  Zacher.  V.  V^  Literar.  Centralblatt 
1882,  Nr.  20;  D.  Liter.  Ztg.  Nr.  27  (Kelle). 

1021.  Kelle,  Job.,  Glossar  zu  Otfrids  Evangelienbuch.  4. — 6.  (Schluß-)  Heft. 
8.  (S.  278—372.)  Regensburg  1881.  Manz.  h  2,80. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  27  (Seemüller). 

1022.  Piper,  P.,  Zu  Otfrid. 

Paul  u.  Braune,  Beiträge  8,  225—265.  1.  Otfrids  Accente.  2.  Zu  0.*s  Leben. 
3.  Noch  einmal  die  Handschriften. 

1023.  Schulze,  Karl,  die  Parabeln  Jesu  im  Krist  and  Heliand  zugleich  ein 
Beitrag  zur  ästhetischen  und  theologischen  Würdigung  beider  Dichtungen. 
1.  Teil. 

Programm  der  Realschule  I.  Ord.  zu  Lippstadt  1881  (Nr.  320).  4,  26  S. 

C.  Mittelhochdeutsch. 

1024.  Schönbach,  A.,  Mittheilungen  aus  altdeutschen  Handschriften.  3.  und 
4.  Stuck.  8.  (12  und  70  S.)  Wien  1881.  Gerold  in  Comm.  M.  1,80. 

Aus  den  *  Sitzungsberichten  der  Wiener  Akademie*.  3.  Neue  Fragmente  des 
Gedichtes  Über  die  Zerstörung  von  Accon.    4.  Benedictinerregeln. 

1025.  Aelschker,  Edmund,  In  Kärnten  aufgefundene  Bruchstücke  aus  alt- 
deutschen Dicbterwerken. 

Carinthia  71.  Jahrg.  1881. 

1026.  Wernicke,  £.,  Findlinge. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  80.  Enthält  die  wohl  aus  dem 
Gedächtnisse  aufgezeichneten  Anfänge  dreier  Lieder:  *0  du  liebstes  mindleyn 
rodt.'  'Zart  liebste  fraw,  nu  lass  erbarmen  dich.*  *Ich  horte  ein  jnngis  frauwelin 
klajn/  Aus  Freiberg  in  Sachseu.  Das  zweite  ist  aus  einem  Liede  O.  v.  Wolkeu- 
stein:  vgL  Anzeiger  Sp.  144. 

1027.  Schwarzer,  Jos.,  Visionslegende.  Zehn  Gebote.  Beichtgebet. 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13,  338-354.  Die  Verse  von  den  10  Geboten 
finden  sich  in  mehreren  andern  Hss.:  nach  einer  Leipziger  und  Wiener  sind 
sie  bei  Ph.  Wackernagel  2,  50  gedruckt.  Das  ahd.  Beichtgebet  ist  Martene, 
de  antiquis  ecdesiae  ritibus  (1705)  entnommen  und  war  bisher  übersehen,  daher 
der  Wiederabdruck  sehr  dankenswerth  ist 

1028.  AegidiüB.  —  Der  Trierer  Aegidius.  Herausgegeben  von  K.  Bartsch. 
Germania  26,  1—57. 

1029.  Anegenge.  —  Schröder,  Eduard,  Das  Anegenge.  Eine  litterarhisto- 
rische  Untersuchung.  8.  (VHI,  96  S.)  Straßburg  1881.  Trübner,  2  M. 

Quellen  und  Forschungen  XLIV.  Heft.  Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  28  (Schön- 
bach); Anzeiger  für  deutsches  Alterthum  7,  333;  Literaturblatt  1882,  Nr.  4 
(Bartsch). 

1030.  Das  Annolied.  Aus  dem  Ripuarischen  übersetzt  von  A«  Stern.   (48  S.) 
Beclams  Universal-Bibliothek  Nr.  1416  (1881).  20  Pf. 

1031.  ArmeibuclL  —  Blaas,  C.  M.,  Bruchstücke  aus  einem  mitteldeutschen 
Arzneibüchlein. 

Germania  26,  338—342. 

1032.  AugastinTUI.  —  Benedict,  Anton,  über  eine  mhd.  Übersetzung  der 
Meditationes  des  heil.  Augustinus.  8.  (15  S«) 

Progranun  der  Bealschule  zu  Prag  1881. 


Xra.  C.  MITTELHOCHDEUTSCH»  483 

1033.  BeiohtbüOh.  —Münaenberger^E.  F.  A.,  das  Frankfurter  and  Magde- 
burger Beicbtbüchlein  und  das  Bucb  »vom  sterbenden  Menschen^.  Ein  Bei- 
trag zur  Kenntniss  der  religiösen  mittelalterlichen  Volksliteratur.  8.  (72  S.) 
Mainz  1881.  Kirchheim.  1   M. 

Vgl.  Bibliographie  1880,  Nr.  996. 

1034.  Berthold.  —  Birlinger^  A.,  zu  Berthold  ron  Kegensburg. 
Germania  26,  381  f. 

1035.  Resch,  zur  Syntax  des  Berthold  von  Regensburg. 
Programm  der  Oberrealschule  in  Leitmerits  1880. 

1036.  Rehorn,  K.,  die  Chronistenberichte  über  Bruder  Bertholds  Leben. 
Germania  26,  816—838. 

1037.  Bibel.  —  Der  Codex  Teplensis,  enthaltend  „Die  Schrift  des  newen 
Gezeuges^.  Älteste  deutsche  Handschrift,  welche  den  im  XV.  Jahrb.  ge- 
druckten deutschen  Bibeln  zu  Grunde  gelegen.  I.  Theil.  Die  vier  heiligen 
Evangelien.  4.  (157   S.)  Augsburg  1881.  Literar.  Institut.  6  M. 

Vgl.  Theolog.  Liter.  Ztg.  1881,  26  (Bertheau);  D.  Liter.  Ztg.  35  (E.  Schröder); 
Theolog.  Quartalschrift  63,  3  (Schanz);  Literaturblatt  1881,  Nr.  11  (Pietsch); 
Literar.  Handweiser  1882,  Nr.- 6;  Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  der 
Deutschen  in  Böhmen  XX,  4;  Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  14,  112  ff.  (Pietsch). 

1038.  Boner.  —  Seh  och,  Rudolf,  über  Boners  Sprache.  8.  (55  S.)  Frauen- 
feld   1881.  Huberts  Buchdruckerei. 

Züricher  Doctor-Dissertation.  Vgl.  Literaturblatt  1881,  Nr.  11  (Vetter);  Anzeiger 
f.  deutsches  Alterthom  8,  182  f.  (Schönbaoh). 

1039.  Baoh  der  Märtyrer.  —  Meyer,  J.,  Bruchstücke  eines  Passionais. 
Alemannia  9  (1881),  1—5.  In  Frauenfeld  (Schweiz). 

1040.  Die  Olironiken  der  deutschen  Städte  vom  14.  bis  ins  16.  Jahrhundert. 
Herausgegeben  durch  die  histor.  Commission  bei  der  kön.  Akad.  d.  Wissen- 
schaften. 17.  Bd.  Die  Chroniken  der  mittelrheinischen  Städte.  Mainz.  1.  Bd. 
8.  (XXV,  414  S.)  Leipzig  1881.  Hirael.   10  M. 

Vgl.  Bech  im  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  6,  der  Glas  Reise  als  Verf.  der  hier 
veröffentlichten  Chronik  wahrscheinlich  macht.  Der  sprachliche  Theil,  nament- 
lich das  Glossar  (von  A.  Wagner)  ist  sehr  mangelhaft.  Über  Band  15.  16  vgl. 
histor.  Jahrbuch  11,  4  (Schulte). 

1041.  Christian  Kuchimeisters  Nüwe  Casus  Monasterii  sancti  Gralli. 

In:  Mittheilungen  sur  vaterländischen  Qeschichte  18.  Heft.  Herausgegeben  von 
G.  Meyer  v.  Knonau.  Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  28. 

1042.  Basler  Chroniken,  herausgeg.  von  der  historischen  und  antiquarischen 
Gesellschaft  in  Basel.  2.  Bd.  Herausgegeben  durch  W.  Vischer  u.  H.  Boos. 
8.  (XIII,  515  S.)  Leipzig  1880.  Hirzel.  10  M. 

1043.  Cardauns,  H.,  eine  deutsche  Kölner  Kaiserchronik. 
Historisches  Jahrbuch  II,  3,  416-446  (1881). 

1044.  Hartmann,  0.,  Wo  hat  der  Verfasser  der  oberrheinischen  Chronik 
von  Grieshaber  geschrieben? 

Anzeiger  für  Schweizer.  Geschichte  1881,  8.  382—86. 

1045.  Chronik  des  Stiftes  Marienberg >  verfasst  von  P.  Goswin,  herausgeg. 
von  B.  Schwitzer.  8.  (XLIV,  275  S.)  Innsbruck  1880.  Wagner. 

Tirolische  Geschichtsquellen  Bd.  II. 

1046.  Denkwürdigkeiten  des  Hallischen  Rathsmeisters  Spittendorff,  heraus- 
gegeben von  J.  Opel.  8.  (XLVIIl,  581  S.)  Halle  1880.  Hendel. 

Geschichtsquellen  der  Provinz  Sachsen  XI.  Bd.  Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  172  f. 

1047.  Dangkrotzheim,  Conrad,  das  heilige  Namenbuch.  8.  (22  S.  mit  Illustr.) 
Augsburg  1881.  Hattler.  M.  1,50. 

31» 


484  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

1048.  Edolanz.  —  Schönbach,  A.,  Neue  Brudhstücke  des  Edolanz. 

Zeitschrift   für    deutsches  Alterthum  26,  271—287.    Aus  8traßburg   in  Kärnten 

stammend«  1  Doppelblatt  Perg.  14.  Jahrh. 
1049«  Eilhart.  —  Spreu   dritte  Hampfel   ausgeworfen   von  Xanthippus.    Zur 
Tezteskritik  Eilharts  von  Oberge.  8.  (63  S.)  Rom  1881.  Löscher  u.  Co. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  Sp.  34  (Pfa£Ö. 

1050.  Episteln. —  Stejskal,  H.,  altdeutsches  Epistel- und  Evangelienbnch.  II. 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  12  (1881),  323-333. 

1051.  Erzählungen.  —  Apfelstedt,  Friedrich,  Bruchstücke  eines  unbekannten 
epischen  Gedichtes. 

Germania  26,  95—99.  Vgl.  Bibliographie  1880,  Nr.  1015. 

1052.  Sprenger,  R.,  zu  von  der  Hagens  Gesammtabenteuer. 
Germania  26,  104. 

1053.  Floyris.  —  Bartsch,  Karl,  sum  Flojris. 
Germania  26,  64—65. 

1054.  Franenlob.  —  Börckel,  Alfred,  Frauenlob,  sein  Leben  und  Dichten 
dargestellt.  2.  mit  einem  Anhang:  die  Gründung  der  ersten  Meisters ingschule 
vermehrte  Auflage.  8.  (XIII,  123  S.)  Mainz  1881.  Zabern.  M.  2,25. 

1055.  Grenser,  A.,  Frauenlob*s  Geschlecht  und  Wappen. 
Monatsblatt  des  heraldisch-genealog.  Vereins  *  Adler*  in  Wien  1881,  Nr.  2. 

1056.  Der  Minnesinger  Heinrich  zur  Meise. 

Picks  Monatsschrift  YII  (1881),  76.  Damach  wäre  nicht  Heinrich  von  Meißen, 
sondern  zur  Meise  (ad  parum)  der  echte  Name. 

1057.  Bech,  F.,  zu  Heinrich  Frauenlob. 
Germania  26,  267—278.  Mit  Nachtrag  S.  379  f. 

1058.  Friedrioh  von  Sonnenbnrg  von  G.  Dahlke. 
Im  neuen  Beich  1881,  Nr.  31,  S.  188—192. 

1059.  Gtoilers  von  KaiBersberg  ausgewählte  Schriften  nebst  einer  Abhandlung 
über  Geilers  Leben  und  echte  Schriften  von  Philipp  de  Lorenzi.  1.  n.  2.  Bd. 
8.  (XI,  447  u.  X,  430  S.)  Trier  1881.  Groppe.  5  u.  4  M. 

Vgl.  Literar.  Rundschau  1881,  Nr.  22;  Der  Katholik,  1881,  Juni;  Literar.  Hand- 
weiser  1882,  Nr.  4;  D.  Liter.  Ztg.  1882,  22  (£.  Schmidt);  Zeitschrift  f.  deutsche 
Philologie  14,  120  ff.  (Bötticher). 

1060.  OeistUohe  Gedichte.  —  Tragi,  Alex.,  Zwei  Bruchstücke  geistlicher 
Dichtung. 

Vgl.  Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  26,  246—248.  Aus  Prag,  2  Perg.  Bl. 
(das  Alter  wird  nicht  angegeben). 

1061.  Gottfried  von  StraObnrg.  —  Lüth,  Karl,  der  Ausdruck  dichterischer 
Individualität  in  Gottfrieds  Tristan.  4.  (33  S.) 

Programm  des  Gymnasiums  zu  Parchim  1881  (Nr.  661). 

1062.  Hartmann  von  Ane,  der  arme  Heinrich  und  die  Büchlein.  Herausgeg. 
von  M.  Haupt.  2.  Auflage  der  ^Lieder  und  Büchlein  und  des  armen  Heinrich' 
besorgt  von  E.  Martin.  8.  (XX,   148  S.)  Leipzig  1881.  Hirzel.  4  M. 

Der  Herausgeber  hat,  was  man  billigen  wird,  ein  durchaus  conservatives  Ver- 
fahren eingeschlagen.  Db&  Haupt  aber  gegenüber  so  einleuchtenden  Besserungen, 
wie  2.  Büchl.  660  daa  uns  müre  noch  want  auf  der  Lachmannschen  Lesart  be- 
harrte,  verdient  bemerkt  zu  werden.  Vgl.  Literaturblatt  1881,  Nr.  12  (Behaghel); 
Zeitschrift  f.  d.  österr.  Gymnasien  1881,  Nr.  12  (Sauer). 

1063.  Hartmann  von  Aue,  der  arme  Heinrich.  II  povero  Enrico.  Versione 
inprosa  di  A.  Baragiola.  8.  (IV,  45  S.)  Straßburg  1881.  Trübner.  M.  1,20. 

Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  8,  169  f. 

1064.  Henri ci,  über  die  Hss.  des  Iwein. 
Verhandlungen  der  36.  PhUologen  -Versammlung  S.  208->209. 


Xra.  C.  MITTELHOCHDEUTSCH.  485 

1065.  Birlinger,  A.^  Bruchstücke  aus  Hartmanns  Iwein. 
Germania  26,  99—101. 

1066.  Henri ci,  Emil,  die  Dresdner  Iweinhandschriffc. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  123—127. 

1067.  Bechstein,  R.,  Drei  Conjecturen  au  Hartmanns  Iwein. 
Germania  26,  386—393. 

1068.  Henrici,  Emil,  Schiltebiirger  als  Name  des  Todes.  Zu  Iwein  7162. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  127. 

1069.  Schmu  hl,  Carl,  Beiträge  zur  Würdigung  des  Stiles  Hartmanns  von 
Aue.  4.  (32  S.) 

Beilage  zum  Programm  der  latein.  Hauptschule  sra  Halle.  Michaelis  1881. 
(Nr.  198.) 

1070.  Hartmann  von  Aue  s.  Kynast  (Nr.  174.) 

1071.  Hartmann  ron  Auo  s.  Weingartner  (Nr.   171). 

1072.  Hayden.  —  Schaubach,  Ernst,  Gregor  Hajden's  Salomon  und  Morolf. 
8.  (58  S.)  Leipziger  Dissertation  (1881). 

1073.  Heinrich  von  Breslan.  —  Wernicke,  Ewald,  Zur  Geschichte  der 
Minnelieder  Heinrichs  von  Breslau. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  852.  Die  hier  mitgetheilte 
Notiz  ist  von  mir  berichtigt  Anz.  1882,  Sp.  48. 

1074.  Heinrieh  von  Freiberg.  —  Fietz,  A.,  Gedicht  vom  heil.  Kreuz  von 
Heinrich  von  Freiberg.   8.  (18  S.) 

Programm  des  Staatsgymnaaiums  in  Cilli  1881. 

1075.  Heinrich  von  Momngen.  —  Mülvcrstedt,  G.  A.  v.,  des  Minne- 
sängers Heinrich  von  Momngen  Heimat  und  Geschlecht. 

Zeitschrift  des  Harzvereins  für  Geschichte  und  Alterthumskande  XIII.  Jahrg. 
Schlußheft  (1881). 

1076.  Hermann  von  Fritzlar.  —  Fritzlar!  Hermann  Sente  Elsebfetje.  Beve- 
zet^s.    Kfn.  Megigazitott  Szöveg.    Krifikai  jegjzetek.    Kolozsvir  (1881).    8. 

Sumptibus  editorum  actornm  comp.  litt.  univ. 

1077.  Hugo  von  Montfort  mit  Abhandlungen  zur  Geschichte  der  deutschon 
Literatur,  Sprache  und  Metrik  im  XIV.  u.  XV.  Jahrhundert.  Herausgegeben 
von  J.  E.  Wackernell.  8.  (CCLX,  282  S.)  Innsbruck  1881.  Wagner. 

Ältere  tirolische  Dichter  3.  Band.  Vgl.  Qött.  Gel.  Anz.  1882,  Nr.  15  (Bartsch); 
Literaturblatt  Nr.  3  (Brandt);  Literar.  Centralblatt  1882,  14  (G.  R.);  Zeitschrift 
f.  deutsche  Philologie  13,  492—496  (Rinzel);  Auveiger  f.  deutsches  Alterthum 
8,  231  flf.  (Emil  Henrici). 

1078.  Judith.  —  Pir ig,  Joseph,  Untersuchungen  über  die  sogenannte  Jüngere 
Judith,  mittelhochdeutsches  Gedicht  der  Übergangsperiode.  Inaugural -Disser- 
tation. 8.  (76  S.)  Bonn   1881. 

Die  angehängten  Thesen  enthalten  außer  einigen  Emendationen  zur  Judith  solche 
zum  Alex.  2307  W.  {t%n  für  din)  und  Annolied  B.  23  ff,,  wo  zwei  Verse  ge- 
strichen werden  und  vorgeschlagen  wird:  da  wir  inne  birin,  daz  ander  ist 
geistin.  Vgl  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  7,  332  f.;  D.  Liter.  Ztg.  1881,  41 
(Bödiger) ;  Literaturblatt  1882,  5  (Vogt). 

1079.  Eonrad  von  Fnßesbrannen,  die  Kindheit  Jesu.  Herausgeg.  von  Karl 
Kochendörffer  8.  (VIIT,   186  S.)  Straßburg  1881.  Trübner. 

Quellen  u.  Forschungen  XLIII.  Heft  Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  188->,  Nr.  17  (Schönhach); 
Anzeiger  f.  dentsches  Alterthum  8,  217  ff.  (Strauch). 

1080.  Kochendörffer,  Handschriften -Verb  ältniss  und  Quelle  der  Kindheit 
Jesu  von  Konrad  von  Fußesbrunnen.  8. 

Straßburger  Dissertation  1881 ;  enthKlt  die  Einleitung  zur  Ausgabe. 


486  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

1081.  Konrad  von  Würzbnrg.  —  Petelenz,  K.  J.,  Ronrads  von  Wünbnrg 
Leben  and  Bedeatang.  8.  (33  S.) 

Jahresbericht  des  Qyinnasrams  la  S.  Hyaeinth  in  Krakan  1881.  Vg^l.  Zeitschrift 
f.  d.  österr.  Gymnasien  1882,  159. 

1082.  Look,  Heinrich  van,  der  Partonopier  Ronrads  v.  Wurzbufg  nnd  der 
Partonopeus  de  Blois.  Goch  1881.  8.  (43  S.) 

Straßbnrger  DisserUtion.  Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  47  (E.  Schröder);  Anzeiger 
f.  deutsches  Alterthom  8,  181. 

1083.  Konrad  von  Zabern.  —  Falk,  Pfarrer,  Zu  Konrad  von  Zabem. 
Germania  26,  882. 

1084.  Kndmn.  Nach  Mällenhoff  und  Martin  verkürzte  Ausgabe  mit  gramma- 
tischer und  metrischer  Einleitung  und  Wörterbuch  für  Schulen  nnd  zum 
Selbstunterricht,  von  A.  £.  Zwitzers.  8.  (VIII,  94  S.)  Hannover  1881. 
Hahn.  1  M. 

1085.  Gibb,  John,  Gudrun,  and  other  stories  from  the  Epics  of  the  Middle 
Ages.  1881.  (Marshall,  Jupp  and  Son.) 

Vgl.  Academy  vom  22.  Oet.  1881,  8.  308. 

1086.  Kny,  Hans,    der  Gebrauch    der  Negation   im  Kudrnnliede.    8.  (18  S  ) 
Programm  der  Oberrealschule  in  Bielitz  1800.  Vgl.  Jahresbericht  1881,  8.  137. 

1087.  Kudrun  s.  auch  Nibelungen  (Reinhardt  Nr.   1112). 

1088.  Lamprecht,  Pfaffe.  —  Die  Basler  Bearbeitung  von  Lambrechts  Ale- 
xander herausgeg.  von  R.  M.  Werner.  8.  (230  S.)  Tubingen   1881. 

164.  Publication  des  litterarischen  Vereins.  Vgl.  Zeitschrift  f.  deutsche  Philo- 
logie 14,  379—384  (Kinzel). 

1089.  Legendep.  —  Birlinger,  A. ,  Leben  heiliger  alemannischer  Franen 
des  XIV.  XV.  Jahrhunderts.  J.  Dit  erst  Büchlyn  ist  von  der  seligen  Klu- 
seneryn  von  Rüthy,  die  genant  waz  Elizabeth. 

Alemannia  9  (1881),  276—292.  Nach  einer  Straßbnrger  Hs.  gedruckt.  Die  Inns- 
bmcker  Hs.,  die  S.  292  erwähnt  wird,  ist  nicht  verloren ;  vgl.  Germania  26,  490, 
Nr.  887. 

1090.  Lieder.  — P  all  mann,  zehn  Lieder  aus  dem  Frankfurter  Stadtarchiv. 
Mittheilungen  des  Vereins  für  Frankfurter  Geschichte  VI  (1881),  S.  128. 

1091.  Liederdichter.  »  Apfelstedt,  F.,  zur  Pariser  Liederhandschrift. 
Germania  26,  218—229. 

1092.  Die  Minnesänger.  Ausgewählt  und  übersetzt  mit  Einleitung  und  An- 
merkungen von  K.  Pannier.  1.  u.  2.  Auflage.  12.  (858  S.)  Görlitz  1881. 
Förster. 

Vgl.  Magazin  f.  d. Literatur  d.  Auslandes  1881,  43  (Freytag);  Literaturblatt  1882,  2 
(Schroeter). 

1093.  Pannier,  Karl,  die  Minnesänger. 
Europa  1881,  Nr.  26. 

1094.  Seh  web el,  Oskar,  Deutsche  Minnesänger.   1.  2. 

Vossische  Ztg.  1881,  Sonntagsbeilage  44.  46.  (2.  Reinmar  von  Brennenberg.) 

1095.  Lntwins  Adam  und  Eva.  Zum  ersten  Male  herausgegeben  von  Konrad 
Hofmann  und  Wilhelm  Meyer.  8.  (132  S.) 

163.  Publication  des  litterarischen  Vereins.  Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum 
8,  222  ff.  (Steinmeyer)  i  Literaturblatt  1882,  7  (Sprenger). 

1096.  Margareta.  —  Hasenjäger,  R. ,  Bruchstück  einer  mitteldeutschen 
Margareten  legende. 

Zeitochrift  f.  deutsche  Philologie  12  (1881),  468-479.  7  Bl.  einer  8.  Hs.  Pap. 
15.  Jh.  in  Stettin.  Das  Bruchstück  gehört  zu  der  Bearbeitung,  welche  Stejskal 
(Wien  1880)  herausgegeben;  schließt  sich  am  nächsten  an  den  alten  Druck  (h)  an. 


Xm.  C.  MITTELHOCHDEUTSCH.  48? 

1097.  Mariendiehtniig.  —  Schröder,  Edaard,  Zur  Marienlyrik.  L  Bruder 
Hans.  n.  Die  Mariengrüße. 

Zeitsohrift  f.  deutsches  Alterthnm  25,  127—180. 

1098.  Muscatblut.  —  Puls,  Alfred,  Untersuchung  über  die  Lautlere  der 
Lieder  Muscatbluts.  8.  (54  S.)  Hirschberg  i.  Schi,  1881.  (Kiel,  Lipsins  u. 
Tischer.)  Kieler  Dissertation. 

Vgl.  Literatorblatt  1882,  Nr.  3  (Behaghel). 

1099.  Mystiker.  —  Denlfle,  die  Dichtungen  R.  Merswins.  5.  Epilog. 
Zeitschrift  f.  deutches  Alterthum  25,  101—122. 

1100.  Jundt;  das  Büchlein  des  Frankfurter  Deutschherre  und  Gottesfreundes : 
Eyn  deutsch  Theologie  new  untersucht. 

Programm  1881,  Nr.  441. 

1101.  Strauch,  Philipp,  Margaretha  Ebner  und  Heinrich  von  NÖrdlingen.  Ein 
Beitrag  zur  Geschichte  der  deutschen  Mystik.  8.  (CVIII,  416  S.)  Freiberg 
u.  Tübingen  1882.  Mohr  (Siebeck). 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  Nr.  6  (Bech);  Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen 
Vorzeit  Nr.  1;  Deutsche  Bundschau  1882,  März. 

1102.  Neidhart  s.  Nr.  811. 

1103.  Der  Nibelunge  Kotll  und  die  Klage.  Nach  der  ältesten  Überlieferung 
herausgeg.  von  K.  Lachmann.  Kleine  Ausgabe.  10.  Abdruck  des  Textes. 
8.  (297  S.)  Berlin  1881.  Reimer.   M.  1,60. 

1104.  Das  Nibelungenlied  herausgeg.  von  Fr.  Zarncke.  Ausgabe  für  Schulen 
mit  Einleitung  und  Glossar.  4.  Auflage  (9.  Abdruck  des  Textes).  Leipzig 
1881.  Wigand.  M.  1,80. 

1105.  Khull,  F.,  Nibelungenhandschrift  ü. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  26,  77—79.  Perg.-Blatt  des  13.  Jahrh.  in  kl.  4. 
Im  Besitz  von  Herrn  Ploner  in  Innsbruck.  Umfasst  1272,  8— 1286,  2  meiner 
Ausgabe.  Das  Fragment  gehört  zur  Bearbeitung  C?  (H);  doch  stimmt  1272,  4^ 
mehr  mit  I  überein.  1276,  4  chemenaien  =  BD  ab.  1277,  2  er  für  man.  Vgl. 
noch  1280,  1.  2.  Beachtenswerth  ist  auch  1288,  4,  wo  die  von  mir  vermuthete 
Assonanz  degen  :  geUhen  thatsächlich  steht 

1106.  Pie66  o  Nibeinngach  w  przekladzie  A*  J.  Szabra^skiego«  8.  Warschau. 
Übersetzung  des  Nibelungenliedes  ins  Polnische.  Erscheint  bogenweise  in  nBiblio- 
teka  najeclni^jszych  utworöw". 

1107.  Germ  an,  L.,  Niedola  Nibelungöw,  przeklad  z  jezyka  oredniowiecznego 
görno-niemickiego  (wedlug  wydania  K.  Bartscha).  8.  (37  S.)  Krakau  1881. 

Programm  der  Oberrealschule.  Übersetzung  Ton  Str.  1—264  meiner  Ausgabe 
ins  Polnische. 

1108.  Bech,  F.,  Nibel.  698,  2—3  ed.  Bartsch. 
Germania  26,  850—851. 

1109.  Ein  Brief  Wilhelm  Grimms  über  das  Nibelungenlied.  Mitgetheilt 
von  G.  Hinrichs. 

Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  7,  327.  Vom  10.  Juni  1841. 

1110.  Hallberg,  E.,  Les  Nibelungen. 

Annales  de  la  FacultS  des  lettres  de  Bordeaux  1881,  Nr.  3.  Über  den  gegen- 
wärtigen Stand  der  Nibelungenfrage  und  die  neuesten  Arbeiten. 

1111.  Schuh  mann,  L,  Nibelungen. 
Giomale  Napoletano  N.  8.  Fase.  16  (1881). 

1112.  Reinhardt,  F.,  zur  Charakteristik  des  Nibelungenliedes:  Vergleich  des 
epischen  Stiles  der  Nibelungen  und  der  Kudrun.  4.  (12  S.)  Aschersleben 
1881.  Euch.  In  Comm.  80  Pf. 

Programm  der  Realschule  I.  Ordnung  1881  (Nr.  221). 


488  BIBUOaRAPHIE  VON  188t. 

1113*  Das  Nibelungenlied.  Ein  Helden-Epo«.  Umgedichtet  von  Ohr.  Stecher. 
In :  Deutsche  Dichtung  für  die  christliche  Familie  und  Schule  von  Chr,  Stecher. 
9.-11.  Heft.  (896  S.)  Graz  1881.  Styria.  k  60  Pf. 

1114.  Das  Nibelungenlied  in  seiner  ursprünglichen  Form.  Nach  einer  alten 
Runenhandschrift  ins  Neuhochdeutsche  übertragen  und  mit  einem  gelehrten 
Vorwort  versehen  von  L.  Hözeltn.   12.   (32  S.)  Leipzig  1881.  Ehrlich.   50  Pf. 

Ein  Scherz. 

1115.  Esser,  Die  Formen  der  Periode  im  Nibelungenliede.  (8  S.) 
Programm  des  Gymnasiums  zu  Weissenburg  1880. 

1116.  Nibelungenlied  s.  auch  Durmayer  (Nr.  411). 

1117.  Nibelungen  s.  Nr.  523. 

1118.  Nicolaas  von  Jeroscllill.  —  Ni gg,  Hans,  Jeroschinfragmente. 
Zeitschrift   f.   deutsches  Altertum  26  (1881),    80.    Im  Kreisarchiv    zu  Amberg, 
5  halbe  Perg.  Blätter. 

1119.  Oswald  von  Wolkenstein.  -^  Nachtrag  zu  Prof.  Schmid's  Lebensabriss 
des  Oswald  von  Wolkenstein. 

Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  in  Hobenzollem  14.  Jahrg.  (1880—81). 
Vgl.  Bibliographie  1880,  Nr.  1106. 
1120«  Bosch,  Hans,  Oswald  von  Wolkenstetn  und  Aldriget  von  Castelbarco. 
Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  99  f.  Eine  Urkunde  Oswalds  von 
1427  und  ein  Revers  des  auf  seine  Fürbitte  freigelassenen  Aldriget. 

1121.  Bosch,  Hans,  Ordnung  and  Gewalt  des  Minnesängers  Oswald  von  Wol- 
kenstein  zur  Vornahme  der  Inventur  des  Nachlasses  seines  Vetters  Veit  von 
Wolkenstein  (f  1442). 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  296—299. 

1122.  Lieder,  gedichtet  und  componirt  von  Oswald  von  Wolkenstein,  dem 
letzten  deutschen  Minnesänger  (nach  seinem  Original- Manuscript  1432  zum 
ersten  Mal  aufgeführt).  Donnerstag  7.  und  21.  April  (1881)  in  Meran,  in 
dem  Harfenconcert  von  Adolf  Sjöddn.  7  Lieder,  deren  Texte  auf  dem  Zettel  ab- 
gedruckt aind|  am  7.  April  aufgeführt,  zum  Theil  wiederholt  und  mit  3  andern 
vermehrt  am  21.  April. 

1122*.  Ottaoker.  —  Diirnwirth,  R.,  zwei  Bruchstiicke  aus  altdouUchen 
Dichtwerken.  A.  Aus  dem  jungem  Titurel.  B.  Aus  Ottackers  Reimchronik. 
8.  (89  S.)  Programm  der  Oberrealschule  in  Klagenfnrt  1881.  Riagenfurt 
1881.  Heyn  in  Comm.  M.  1,20. 

1123.  £in  Steiermärkisches  Dichterblatt  aus  dem  14.  Jahrhunderte. 
Steierm&rkische  Geschichtsbl&tter  1880,  284. 

1124.  Bussen,  A,j  der  Krieg  von  1278  und  die  Schlacht  bei  Dürnkrut. 
8.  (146  S.)  Wien  1880.  Gerold. 

Behandelt  auch  Ottackers  Quellen.  Vgl.  Jahresbericht  1881,  S.  140. 
1126.  Fleier.  —  Walz,   Michael,    Gärel  von  dem  blfienden  tal.    8.  (66  S.) 
Separatabdruck  aus   dem  Jahresbericht   des  akadem.  Gymnasiums  in  Wien. 
Wien  1881.  Selbstverlag. 

Als  Vorläufer  einer  kritischen  Ausgabe  des  Gedichtes.  Nach  dieser  Probe  darf 

man  eine  sorgfältige  Arbeit  erwarten.    Vgl.  Literaturblatt  1882,  Nr.  1  (Bech); 

Zeitschrift  f.  d.  österr.  Gymnasien  33,  168. 

1126.  Fredigt.  —  Birlinger,  A.,  Altdeutsche  Predigt  von  Kristi  Geburt 
Xn.— XIll.  Jahrhundert. 

Alemannia  9  (1881),  259-260.  Aus  einer  Perg.  Hs.  des  13.  Jhii. 

1127.  Schönbach,  A.,  Predigtbruchstiicke.  V. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Altertum  26,  288—290. 


Xm.  C.  MITTELHOCHDEUTSCH.  489 

1128.  Jeitteles,  Adalbert,  die  St  Panier  Predigten  and  Herr  Aston  Sehön* 
bach.  Abwehr  einer  Receusion.  Zugleich  ein  Beitrag  zur  literarischen  Kritik 
unserer  Tage.  8.  (XII,  149  S.)  Innsbrack  1881.  Wagner. 

Aach  als  Beilage  za  Germania  Bd.  XXVI.  Vgl.  Schönbach  in  Anzeiger  f.  deutsches 
Alterthnm  7,  827—329. 

1129.  Sprenger,  R.,  Zu  den  Predigten  aus  St.  Paul. 
Germania  26,  105. 

1130.  Fsalmen.  —  Schlesische  Denkmäler  des  deutschen  Schrifttums  im 
Mittelalter  herausgeg.  von  P.  Pietsch.  I.  Trebnitzer  Psalmen  herausgeg.  von 
P.  Pietsch.  8.  (CXII,  126  S.)  Breslau  1881.  Köbner.  M.  6,40. 

YgL  Literaturblatt  1881,  9  (Bech);  Anzeiger  f.  deutsches  AUerthum  8,  284  ff. 
(KochendÖrffer). 

1131.  Beimpredigt.  Von  A.  Schönbach. 

Zeitschrift  f.  deuUches  AUerthum  26,  213  f.  Über  das  Vorkommen  von  Beim- 
predigteu. 

1132.  Beinfried.  —  Laistner,  L.,  zum  Reinfried  und  Archipoeta. 
Germania  26,  420-^422. 

1133.  Beiflen.  —  Henri ci,  Ernst,  Beschreibung  einer  Seereise  von  Venedig 
nach  Beirut  im  Jahre  1434. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Altertum  25  (1881),  69—70.  Aus  der  Hb.  Arundel  6, 
Flut  CLXIII  D  des  British  Museum. 

1134.  Krause,  K.  E.H.,  Bemerkungen  zu  der  Reise  von  Venedig  nach  Beirut. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Altertum  26,  182—188. 

1135.  Pilgerreisen  der  Basler  Hans  und  Peter  Rvt  1440  u.  1453.  Heraus- 
gegeben von  A.  Bernoulli.  8.  (96  S.)  Basel  1881.  Georg. 

Separatdruok  aus  den  BeitrKgen  znr  vaterländischen  Geschichte  Bd.  I  (N.  F.) 

1136.  Bosenblut.  —  Mi  Ich  sack,  G.,  Zu  Rosenblut. 
Archiv  für  Literaturgeschichte  XI,  1. 

1137.  Bosengarten.  —  Edzardi,  A.,  Rosengarten  und  Nibelnngensage. 
Germania  26  (1881),  172—176. 

1138.  Titz,  K.  W.,  Fragmente  eines  fiechischen  Rosengartens, 
Zeitschrift  f.  deutsches  Altertum  26,  263—271, 

1139.  Budolf  von  Ems.  —  Koch,  John,  Fragmente  von  Rudolfs  von  Ems 
Barlaam  und  Josaphat  in  einer  Handschrift  des  britischen  Museums  in  London. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13  (1881),  78-^9. 

1140.  Pietsch,  P.,  Fragment  einer  Handschrift  von  Barlaam  und  Josaphat. 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  18,  168—164.  Aus  Breslau. 

1141.  Balke,  G.,  und  Fuhlhage,  Fragmente  von  Rudolfs   Weltchronik. 
Zeitschrift  f.   deutsches  Alterthnm  26,  802 — 812.    Aus  Straßburg  und  Minden. 
Die  808 — 812  gedruckten  Fragmente  gehören  vielmehr  zur  Christherrechronik. 

1142.  Lob  Strasburgs  aus  der  Weltchronik  Rudolfs  von  Ems. 
Literar.  Beilage  der  Gemeindezeitung  für  Elsaß-Lothringen  188  i,  16. 

1143.  D oberen tz,  0.,  die  Erd-  und  Völkerkunde  in  der  WeJtcbronik  des 
Rudolf  von  Ems. 

Zeitochrift  f.  deutsche  Philologie  112  (1881),  267—801.  387—454.  13,  29—67. 
166—223.  Behandelt  hauptsächlich  den  Nachweis  der  Zugehörigkeit  dieses 
Abschnittes  zu  Rudolfs  Werke  sowie  die  Quelle  (Honorius  Imago  mundi). 

1144.  Salman  und  Morolt.  —  Vogt,  Fr.,  zur  Salman-Morolfssage. 
Paul  TU  Braune,  Beitr&ge  8,  818—828. 

1145.  Schauspiel  •—  Fronleichnamsspiel,  Egerer,  herausgegeben  von 
G.  Milchsack.  8.  (364  S.)  Tübingen  1881. 

166.  Pnblication  des  litterar.  Vereins  in  Stuttgart.  Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches 
Alterthnm  8,  169  (Schönbach). 


490  BIBUOGRAPHIE  VON  1881. 

1146.  Silveiter.  —  B|art8ch,  K.^  zam  Trierer  Silvester. 
Qermania  26,  67  —  68. 

1147.  Sprüche.  —  Henrici,  Ernst,  Spruch  vom  Römischen  Reich  ans  dem 
Jahre  1422. 

Zeitschrift  f.  dentsches  Alterthum  25,  71^77.  Aus  der  Hs.  Anindel  6  des  British 
Musenm.  Anfang:  'Geystliche  ertznndung  warer  mynnenn." 

1148.  Trautmann,  F.,  das  TegemseeV  Kloster-Einschreihebuch  und  Spruche 
aus  Stammbüchern. 

Die  Wartburg  1881,  Nr.  8,  S.  28—29.  Enthält  n.  a.  die  bekannten  lat.-deutschen 
Hexameter  'Iß  gans  Martini*. 

1149.  SteinhSwel.  —  Efarle,  Dr.  Heinrich  Stainhöwers  regimen  sanitatis. 
Deutsches  Archiv  für  Geschichte  der  Medizin  4.  Bd.   2.-4.  Heft.    Vgl  Biblio- 
graphie 1880,  Nr.  1128. 

1150.  Stricker.  Kummer,  K.  F.,  Strickers  Frauenlob. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  290—301.  Varianten  aus  einem  in  der 
Ambraser  Hs.  erhaltenen  Stücke,  Das  auf  S.  294  ff.  mitgetheilte  maere  vom 
Ackermann  steht  in  BC  als  selbständiges  Stück. 

1151.  Titurel,  jüngerer  s.  Ottacker  (Nr.   1122*). 

1152.  Tristan.  —  Lambel^  H.^  Fragment  einer  Tristandichtung. 
Germania  26,  356—364. 

1153.  Titz;  K.  W.,  Fragment  eines  niederdeutschen  Tristant. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  248 — 251.  Gleichzeitig  mit  dem  Lambel- 
sehen  Abdruck  erschienen.  Man  wird  sich  leicht  Überzeugen,  um  wie  viel  soi^- 
fältiger  die  LambePsche  Bearbeitung  ist. 

1154.  Franck,  Johannes,  Ein  vermißter  Roman. 

Über  die  eben  erwähnten  Fragmente  eines  niederdeutschen  Tristan.  Spectator 
(1881),  Nr.  34. 

1155.  Tristrant   und  Isalde.    Prosaroman    des    15.  Jahrhunderts   herausgeg. 
von  Friedrich  Pfaff.  8.  (237  S.) 

152.  Publication  des  litterarischen  Vereins. 

1156.  Trnchsess    von    S.  Gallen.   —   Meyer   von   Knonau,    die  St.  Galler 
Ministerialen,  Trucbsesse  von  Singenberg. 

Anzeiger  für  Schweizer.  Geschichte  1880,  S.  288  f.  Weist  den  Minnesänger  1209 
bis  1228  nach. 

1157.  TTlrich  von  Eschenbaeh. — Toischer,  W.,  über  die  Alexandreis  Ulrichs 
?on  Eschenbach.   8.  (ICD  S.)  Wien  1881.  Gerold  in  Comm.  M.  1,50. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  16;  Anzeiger  f.  dentsches  Alterthum  7,  334;  Literatur- 
blatt 1881,  Nr.  8  (Strauch). 

1158.  Martin   Hattala    a  Adolf  Patera:    Zbytky   rymovanych   Alexandreid 
staroöeskych.  Dil  I.  Texty  a  transkripce.  V  Praze  1881. 

Text  und  Transscription  der  Überbleibsel  der  gereimten  altSechischen  Alexan- 
derlieder.  Der  Herausgeber  nimmt  als  Quelle  nur  die  latein.  Dichtung  von 
Gnalterus  de  Gastellione  an;  aber  der  Einfluß  Ulrichs  ist  unleugbar.  Vgl.  Mit- 
theilungen d.  Vereins  f.  Geschichte  d.  Deutschen  in  Böhmen  19,  8,  83  ff.  (Tits). 

1159.  Titz,  K.  W. ,    Ulrich  von  Eschenbach   und   der  Alexander  boemicalis. 
8.  (12  S.)  Prag  1881.  Selbstverlag. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  Sp.  263  (Behaghel). 

1160.  iririoh  von  Türheim.  —  Kohl,  0.,    Zu  dem  Willebalm  Ulrichs  von 
Türheim. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13,  129—163.  277—303. 

1161.  ürbarien,  älteste,  des  Klosters  Rathhausen.  Mitgetheilt  von  J.  L.  Brand- 
stetter. 

Der  Geschichtsfreund  86.  Band.  Einsiedeln  1881. 


Xin.  C.  MITTELHOCHDEUTSCH.  491 

1162.  Urkunden.  —  Stalin,  P.,  Urkunden  zur  Geschichte  der  Ritterbündnisee 
des  14.  Jahrhunderts. 

Württembergische  Yierteljahrsheffce  für  Landesgeschichte  4  (1881),  S.  1—- 7. 
3  deutsche  Urkunden  von  1381.  Ich  beabsichtige  keineswegs  alles  Urkunden- 
material  zu  verzeichnen,  sondern  gebe  nur  einiges,  namentlich  was  in  Zeit- 
schriften verstreut  leicht  der  Aufmerksamkeit  entgeht. 

1 1 63.  Grimm,  Julius,  Zu  dem  Streite  der  Geschlechter  und  der  Zünfte  von  Mainz. 
Quartalblätter  d.  histor.  Vereins  f.  d.  Großherzogthum  Hessen,  J.  1880,  8.  43 
bis  46.  Darmstadt  1881.  Urkunde  von  1386. 

1164.  Dortmunder  Urkundenbuch.  Bearbeitet  von  K.  Rubel.  Bd.  1.  1.  Hälfte. 
.   (Nr.  1—547.)  899—1840.  8.  (VII,  376  S.)  Dortmund  1881.  Koppen.  9  M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  24. 

1165.  Urkunden  der  Stadt  Göttingen  aus  dem  XVI.  Jahrhundert.  Beiträge 
zur  Geschichte  von  Braunschweig-Lüneburg  1500 — 1533  von  A.  Hasselblatt 
und  G.  Kästner.  8.  (IX,  471  S.)  Göttingen  1881.  Vandenhoeck  u.  Ruprecht. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  24 

1166.  Zu  Walther  und  Hildegunde.  Von  A.  Schönbach. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  181  f.  Ergänzungen  und  Berichtigungen 
zu  Weinholds  Lesung.  Meine  Vermuthung  (Germ.  12,  89)  zu  S.  I,  Sp.  1,  Z.  5 
bestätigt  sich. 

1167.  Walther  von  der  Vogelweide.  —  Die  Gedichte  Walthers  von  der 
Vogelweide.  Herausgegeben  von  Hermann  Paul.  (Altdeutsche  Teztbibliothek 
herausgeg.  von  H.  Paul  Nr.  1.)  8.  (IV,  199  S.)  Halle  1882.  Niemeyer.  M.  1,80. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  19;  Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  14,  246  ff. 
(Wackemell). 

1168.  Paul,  Hermann,  zu  Walther  von  der  Vogelweide. 

Paul  u.  Braune,  Beiträge  8,  161—209.  1.  Zur  Chronologie  der  Spruche  W's. 
2.  W.  u.  Reinmar.  3.  Kürzung  und  Mehrsilbigkeit  der  Senkungen.  4.  Syncope 
der  Senkung.    6.  Zweisilbiger  Auftakt.    6.  Zu  einzelnen  Stellen. 

1169.  Samhaber,  £.,  Walther  von  der  Vogelweide.  8.  (VII,  128  S.)  Laibach 
1882.  V.  Kleinmayr  u.  Bamberg.  M.  2,60. 

Freie  Nachdichtung  der  Lieder,  die  in  romanhafter  Weise  an  den  Faden  des 
Lebens  angereiht  werden;  im  Ganzen  recht  gelungen.  Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  24 
(Werner). 

1170.  Lasser,  H.,  über  die  religiöse  Lebensanschauung  Walthers  von  der 
Vogelweide. 

In:  Festschiift  zur  2.  Säcularfeier  des  Friedrich -Werdersohen  Gymnasiums. 
Berlin  1881.  (8.  217—223.) 

1171.  Zingerle,  J.  V.,   Vogelsang. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  13  (1881),  28.  Zu  Vogelweide;  vgl.  Biblio- 
graphie 1880,  Nr.  227. 

1172.  Wimt  von  Oravenberg.  Eine  literarhistorische  Untersuchung.  Von 
Richard  Bethge.  8.  (80  S.)  Berlin  1881.  Weidmann.  2  M. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  8  (Strobl);  Literaturblatt  Nr.  3  (Sprenger);  Anzeiger 
f.  deutsches  Alterthum  8^  170  (Martin);  Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  14, 
117  flP.  (Bötticher). 

1173.  Schönbach,  Anton,  zu  Wigalois  HI. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  26,  207—213.  Abdruck  der  Freiburger  Frag- 
mente. Bezüglich  der  Bemerkungen  auf  S.  211  ff.  erwidere  ich,  daß  mein 
Hinweis  auf  zwei  Stellen,  an  denen  der  Pfeiffersche  Abdruck  besser  ist,  die 
Behauptung  von  Schönbach,  'besser  von  MtlUenhoff'  als  nicht  so  ohne  weiteres 
richtig  erweisen  sollte.  Wenn  Seh.  bei  seinem  'besser'  jene  beiden  Stellen  igno- 
rirte,  so  hatte  ich  keine  Verpflichtung,  diejenigen  Stellen  hervorzuheben,  an 
denen  Storm  richtiger  gelesen.  Was  endlich  den  Schluß  der  Bemerkung  (S.  213) 
angeht,  so  wolle  Seh.  gefälligst  meine  Bearbeitung  Kobersteins  S.  VH  des 
1.  Bandes  nachlesen. 


492  BIBUOGRA.PHIE  VOK  1881 . 

1174.  Wolfram  von  Eachenbaoh.  —  Stosch,  Jobaones,  Wolframs  Titurel- 
lieder. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  26,  189^207. 
1175«  Lncae,  K.,  zum  Parzival  463,  15. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  12  (1881),   383 »386.    L.  nimmt,    wie    schon 

Sprenger  in  Bezsenbergers  Beiträgen  3,  176,  9chdr  im  Sinne  von'Fleisch'  (frsnz, 

char). 

1176.  Seeber,  die  leitenden  Ideen  im  Parzival.  I,  II. 
Historisches  Jahrbuch  der  Qörres- Gesellschaft  II  (1881),  1.  2. 

1177.  Suchier,    Hermann,    Handschriften    und    Bruchstücko    von  Wolframs 
Willehahn. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  XIU,  267—276. 

1178.  Wolfram  v.  Eschenbach  s.  Nr.  997. 


1179.  Holstein,  H.,  Ackermann  und  Agricola. 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  12  (1881),  466—467. 

1180.  Aventin.  —  Johann  Turmair's  genannt  Aventinas  sämmtliche  Werke. 
2.  Bd.  1.  Hälfte.  Annales  ducum  Boiariae,  bearbeitet  von  Archivrath  S.  Riezler. 
Buch  I— III.  8.  (418  S.)  München   1881.  Kaiser.  M.  7,50. 

Vgl.  Literar.  Gentralblatt    1882,    26;    Bevue   critique    1882,    Nr.  2   (A.  Stern); 
Blätter  f.  literar.  Unterhaltung  1882,  Nr.  13. 

1181.  Chronik,  Zimmersche,  herausgegeben  von  K.  A.  Barack.  2.  verbesserte 
Auflage.  I.  8.  (VIII,  631   S.)  Preiburg  i.  Br.  u.  Tübingen   1881.  Mohr. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  1  (Rödiger);  Literaturblatt  1881,  Nr.  11  (Liebrecht). 

1182.  FiBcliart.  —  Emonf,  lettre  relative  au   nBienenkorb*'   de  Fischart 
Bulletin  du  bibliophile  1881,  Dec. 

1183.  Oedicht.  —  Kawerau,    eine    maccaronische  Dichtung    vom  J.    1548. 
Archiv  für  Literaturgeschichte  X,  4  (1881). 

1184.  Oeschiohte,  Ein  wunderbarlich,  Wye  dje  merckischen  Juden  das  hoch- 
wirdig  sacrament  gekaufft  und  zu  martern  sich  unterstanden  Anno  domin i 
1510.  Facstmile-Abdruck.  4.  (6  S.)  Berlin  1881.  Friedländer.  50  Pf. 

1184*.  Herzog  EeinriGh  Jalius  und  die  Anfänge  des  deutschen  Theaters. 
Vortrag  von  0.  v.  Heinemann. 

In:  Heinemann,    Aus  der  Vergangenheit  des  Weifischen  Hauses.   Wolfenbüttel 

1881.  8.  (VI,  246  8.)  Zwißler.  8  M. 

1185.  Peter  Himmelreioh'i  und  Michael  Friedwald^t,  des  Lowentödters,  Elbin- 
gisch-preußische  Geschichten.  Herausgegeben  von  M.  Toppen.  8.  (435  S.) 
Leipzig  1881.  Duncker  u.  Humblot.  10  M. 

Publication  des  Vereins  für  die  Geschichte  von  Ost-  und  Westpreußen. 

1186.  Euober,  K.y  der  hohenlohische  Reformator,  als  Dichter  und  Komponist. 
Von  G.  Bossert, 

Württembergische  Vierteljahrshefte  4  (1881),  63 — 66.   Ein  akrostichisches  Lied 
nebst  der  Melodie. 

1187.  Hatten.  —  Bauch,  Gustav,  ein  bisher  unbekannt  gebliebenes  Jugend- 
gedicht Ulrich's  von  Hütten. 

Archiv  fUr  Literaturgeschichte  X,  4  (1881). 

1188.  Hütten,  U.  v.,  von  L.  Geiger. 

Allgemeine  deutsche  Biographie  13.  Bd.  B.  464 — 480. 

1189.  Liederbach  aus  dem  16.  Jahrhundert.  2.  Auflage.  8.  (XXVI,  399  S.) 
Leipzig  1881.  Brockhaus.  M.  3,50. 

Deutsche  Dichter  des  16.  Jahrhs.  1.  Band.  Vgl.  Blätter  fUr  literar.  Unterhaltung 

1882,  Nr.  22  (Boxberger). 


Xm.  C.  MITTELHOCHDEUTSCH.  493 

1189\  Luther,  der  nngefälsclite,  nach  den  Urdrucken  der  königl.  öffentlichen 
Bibliothek  in  Stuttgart  hergestellt  von  K.  Haas.  6.-15.  Bdchn.  12.  Stuttgart 
1881.  Metzler.  ä  M.  0>40. 

Vgl.  Theolog.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  19  (Lemme). 

1190.  K  n  a  a  k  e ,  J.  K«  F.,  Luther's  Lied  'Ein  feste  Burg'  im  Jahre  1527  gedichtet. 
Zeitschrift  für  kirchl.  Wissenschaft  und  kirchl.  Theologfie  1881,   1,  8.  39—48. 

1191.  Fünf  Briefe  aus  den  Tagen  des  Todes  Luthers.  Mitgetheilt  von  G.  Kawerau. 
Theologische  Studien  und  Kritiken  1881,  S.  160—174.  Über  Luthers  letate  Tage 
und  seinen  Tod. 

1192.  Luther  s.  Nr.   J70. 

1193.  Mumer.  —  Deutsche  Drucke  älterer  Zeit,  in  photolithographischer  Nach- 
bildung, ausgewählt  von  W.  Scherer.  1.  Bd. 

Thomas  Murners  Schelmenzunft  1512.  Nach  dem  Exemplar  der  königlichen 
Bibliothek  zu  Berlin.  Mit  einem  Vorwort  von  W.  Scherer.  Berlin  1881.  4  M. 
Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  1  (E.  Schmidt). 

1194.  Nachtigall.  —  Li  er,  H.  A.,  Ottmar  Nachtigalls  Joci  ac  sales  mire 
festivi .  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Schwan kliteratnr  im  16.  Jahrb. 

Archiv  für  Literaturgeschichte  XI,  1. 

1195.  Heander.  —  Meister,  F.,  Michael  Neander.  Vortrag. 

N.  Jahrbücher  f.  Philologie  u.  Pädagogik  124.  Bd.  Heft  4  fg.  (1881). 

1196.  Koth,  Nicolaus,  Cunntz  von  Kauffungen.  Komödie  in  5  Acten,  gedichtet 
im  J.   1585.  Zum  erstenmal  herausgegeben  von  Bruno  Stübel. 

Mittheiluogen  der  Deutschen  Gesellschaft  in  Leipzig  7.  Bd.  (1881),  S.  29^112. 
Eine  unbekannte  und  zwar  die  älteste  dramatische  Bearbeitung  aus  einer  Hs. 
im  Besitz  der  Gesellschaft. 

1197.  Sachs^  Hans.  —  Goetze,  E.,  Neue  Mittheilungen  über  die  Schicksale 
der  von  Hans  Sachs  eigenhändig  geschriebenen  Sammlung  seiner  Werke. 

Archiv  för  Literaturgeschichte  XI,  1. 

1198.  Gen^e,  Rudolf,  Hans  Sachs. 

Westermanns  illustrirte  Monatshefte  1881,  Mai,  S.  187—204.  Mit  2  Porträts, 
einem  Facsimile,  der  Abbildung  seines  ehemaligen  Wohnhauses  etc. 

1199.  Bechstein,  B.,  Nachtrag  zu  Germ.  24,  407.  (Warum  betrübst  du 
dich,  mein  Herz). 

Germania  26,  380  f. 

1200.  Salat's,  Hans,  Drama  vom  verlornen  Sohne.  Herausgeg.  von  J.  Baech- 
told.  8.  (90  S.)  Einsiedeln  1881.  Benziger. 

Abdruck  aus  dem  Geschichtsfreund  Bd.  36.  Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  40; 
D.  Liter.  Ztg.  1882,  o  (E.  Schmidt). 

1201.  Sehmelsl.  —  Crecelius,  W.,  Wolfgang  Schmeltzle. 
Monatshefte  filr  Musikforschung  XIII,  Nr.  7.  8  (1881). 

1202.  Saliger,  W.,  einiges  L  über  Wolfgang  Schmehl,  IL  über  Hieronymus 
Arconatus. 

Programm  des  Oborgymnasiums  zu  Olmütz  1880.  8.  (15  S.) 

1203.  Stammbnchverse  des  16.  Jahrb. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  47  f. 

1204.  Deiter,  H.,  Hochdeutsche  Stammbuchverse  aus  dem  Ende  dea  16.  Jahr- 
hunderts. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  8p.  237—240. 

1205.  Vögeli.  —  Birlinger,  A.,  Jörg  Vögeli.  Zur  Litteraturgeschichte  des 
XVI.  Jarhundei-ts. 

Alemannia  9  (1881),  226—230.  Theilt  eine  poetische  Bearbeitung  der  Sprüche 
Salomonis,  ein  schon  bei  Wackemagel  (Kirchenlied  4,  146)  gedrucktes  Lied 
und  ein  gereimtes  Vaterunser  mit. 


494  BIBUOQBAPHIE  VON  1881. 

1206.  Waldily  Barkard,  der  Terlorene  Sohn,  ein  FastnaehtspieL  (1627.) 
Neudrucke  deutscher  Litteraturwerke  des  16.  u.  17«  Jhs. ,  Nr.  30.    Halle  1881. 
Nienieyer.  60  Pf.  Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  40;  Anzeiger  f.  deutsches  Alter- 
thum  7,  416  (Schröder). 

1207.  Milchsack,  G.,  Burkard  Waldis.  Nebst  einem  Anhang :  Ein  Lobsprach 
der  alten  Deutschen. 

Neudrucke  deutscher  Litteraturwerke  des  16.  u.  17.  Jhs.  Ergänzungsheft  (xu 
Nr.  30).  Halle  1881.  Niemeyer.  60  Pf.  Vgl.  Anseiger  f.  deutsches  Alterthnm 
7,  416  (Schröder);  Histor.  Zeitschrift  48,  1. 

1208.  Milchsack,  G.,  zu  Burkard  Waldis. 
Archiv  für  Literaturgeschichte  XI,  1. 

1209.  Well  er,  Emil,  Nachlese  zu  'die  ersten  deatscfaen  Zeitungen'. 
Germania  26,  106—114. 


D.  Altsächsisch. 

1210.  Lambel)  Hans,  ein  neuentdecktes  Blatt  einer  Heliandhaudschrift.   (Mit 
1  Tafel.)  8.  (14  S.)  Wien  1881.  Gerold  in  Comm. 

Aus  den  Sitzungsberichten  1880,  97.  Bd.  2.  H.  S.  613  ff.  abgedruckt  Gefunden 
auf  der  Prager  Uniyersitätsbibliothek,  umfasst  das  Bruchstfick  (1  Bl.)  Vers  958 
bis  1006.  ] 

1211.  Lambel,  H.,  Zum  Prager  Bruchstück  des  Heiland. 
Germania  26,  256.  Berichtigungen. 

1212.  GalUe,  J.  H.,  H^leand  984. 

Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  3.  Aflev.  (1881),  S.  268—260. 
Schlägt  oitdp  f.  qf9t6p  vor. 

1213.  Cosijn,  P.  J.,  Holland  2477. 

Tijdschrift  voor  Nederl«  Taal-  en  Letterkunde  1,  41.  Schlägt  statt  gUcrund  vor 
Hgrwid. 

1214.  Wagner,  A.^  die  Heliand vorreden. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  173—181. 

1215.  K eiber,  L. ,  der  Heliand  in  theologischer  und  ästhetischer  BeaiefauDg. 
Zeitschrift  für  kirchliche  Wissenschaft  und  kirchliches  Leben  1881,  S.  79—95. 
164-167. 

1216.  Heliand  s.  Nr.   1023. 

1217.  Heliand  s.  Pratj.e  (Nr.   166  und  167). 

1218.  HeUand  s.  Wilh'elmy  (Nr.  168). 


£.  Mittelniederdeutsch. 

1219.  Walther,  C«|  Braunschweigische  Fündlinge.  6.  KalenderorakeL  T.Frag- 
ment eines  Dramas  von  Simson. 

Jahrbuch  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforsohnng  6,  135-144. 
1220«  Deiter,  H«,  auB  niederdeutschen  Handschriften. 

Korrespondenzblatt   d.  Vereins   f.  nd.  Sprachforschung  VI,  89  f.    Aus  Emden. 

16.  Jh.  Prosa. 
1211.  Deiter,  H.,  theologische  Weisheit. 

Korrespondensblatt  d.  Vereins  £  nd.  Sprachforschung  VI  (1881),  16  f.  Aus  einer 

Emdener  Hs.  des  15.  Jhs. 

1222.  Jellinghaus,  H.,  zu  den  niederdeutschen  Bauernkomödien. 
Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  S.  7—8. 

1223.  Seelmann,  Wilhelm,  Amt  Buschmans  Mirakel. 
Jahrbuch  d.  Vereins  f*  nd*  Sprachforschung  VI,  32 — 67. 


Xni.  D.  ALTSÄCHSISCH.  B.  MITTELNIEDERD.   F.  MITTELNIEDERLÄND.    4^ 

1224.  Lübben,  A.»  sn  Gerhard  von  Minden  (3,   102.  17,  13). 

In:  Festgabe  für  W.  Crecelius  (Elberfeld  1881),  S.  lOS-lll. 
1226*  JellinghauB,  H.,  Mittelniederdeutscher  Katechismus. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  18  (1881),  20^28. 

1226.  Walther,  C,  der  Koker. 
Eorrespondenzhiatt  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  67-70. 

1227.  Zacher^  J.,  zu  Macer  Floridus. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  12  (1881),  849—352.  Mittheilungen  aus  dem 
nd.  Herbarius  (Lübeck  1483). 

1228.  Bartsch,  Karl,  Marien  Rosenkranz.  Niederdeutsch. 
Jahrbuch  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6,  100—113. 

1229*  Ein  historisches  Kirchenlied  Abraham  Meyer's  Tom  Jahre  1559.  Von 
C.  M^alther. 

Jahrbuch  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6,  114—119. 

1230.  Deiter,  Heinrich,  Tractaet  inholdende  Tele  kostelycke  remedien  off 
medecjnen  weder  alle  kranchejt  der  Peerden. 

Jahrbuch  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6,  74—99. 

1231.  Keinz,  F.^  Mitteldeutsche  Psalm enparaphrasen. 
Zeitschrift  f.  deutsehe  Philologie  13  (1881),  70-78. 

1232.  Krause^  K.  E.  H.,  zur  Ditmarschenschlacht  von   1500. 

Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Schleswig-Holstein-Lauenburgische  Geschichte 
XI  (1881),  1—24.  Niederdeutsche  Reimchronik,  aus  einem  latein.  Gedichte 
(in  Distichen)  übersetzt. 

1233.  Haagi  G.,  eine  pommersche  Reimcbronik* 
Baltische  Studien  XXXI  (1881). 

1234.  Sprenger,  R.,  Zu  Reineke  Vos. 

Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  31.  Zu  *Meibdm  t6 
Aken. 

1235.  Grotefend,  zu  Goethe's  Reinecke  Fuchs. 

Mitteilungen  an  die  Mitglieder  des  Vereins  für  frankfurtische  Geschichte  VI 
(1881),  S.  238.    Über:  den  Maibaum  zu  Aachen. 

1236.  Zur  mnd.  Seelenklage.  Von  W.  Seelmann  und  F.  Sandvoß. 
Korrespondenzblatt  f.  nd.  Sprachforschung  VI,  76  f. 

1237.  Deiter,  H.,  Niederdeutsche  Stammbuchverse  aus  dem  Jahre  1600. 
Germania  26,  506. 

1238.  Sprenger,  R.,  Zur  mnd.  Visio  Philiberti. 
Jahrbuch  d.  Vereins  f.  nd.  Sprachforschung  6,  130—133. 

1239.  Hasse,  P.,  Aktenstücke  zur  Geschichte  der  Jahre  1440  und  1443. 
Mitgetheilt. 

Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Sohleswig-Holstein-Lauenburgische  Geschichte 
XI  (1881),  161—164.  Niederdeutsche  Urkunden. 

1240.  Denkelbok  der  ISt.  Nikolai-Kirche  zu  Kiel  von  1487—1601. 
Zeitschrift   der  Gesellschaft   für   Schleswig-Holstein-Lauenburg^sche    Geschichte 
XI  (1881),  216—236.  Niederdeutsch.  Herausgeg.  von  P.  Hasse. 

F.  Mittelniederländisch. 

1241.  Esopet.  Opnienw  naer  het  handschrift  uitgegeven  en  van  een  inleiding 
en  woordenlijst  voorzieen  door  te  Winkel.  8.  (4  u.  109  S.)  Groningen  1881. 
fl.  1,50. 

Bibliotheek  van  mnl.  Letterkunde.  Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  20. 

1242.  Bibliotheek  van  Middelnederlandsche  Letterkunde.  30.  Lief.  Ferguut, 
uitgeg.  door  E.  Verwijs. 


496  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

1243.  Bibliotheek  tad  Middelnederlandsohe  Letterkunde.  27  en  28.  J,  van 
Maerlaot*8  AlexaDder  door  Dr.  Franck. 

1244.  Jacob  van  Maerlant's  Merlijn,  uitgegeven  door  J.  van  Vloten.  Aflev. 
3.  u.  4.  Leiden.  Brill.  4  fl.  1,25. 

1245.  Winkel,  J.  te^  de  Borron's  Joseph  d'Arimathie  en  Merlin  in  Maerlant's 
verialing. 

Tijdschrift  voor  nederl.  Taal-  en  Letterkande  1,  305—363. 

1246.  van  de  Sande  Bakhuyaen,  W.  H.,  aanteekeningen  op  der  Naturen 
Bloeme  (Vervolg). 

Tijdschrift  voor  nederlandsche  Taal-  en  Letterkunde  I,  191—219.  261—280. 

1247.  Vriesy  M.  de,  een  nieuw  hoofdstak  der  Tweeda  partie  van  den  Spiegel 
Historiael. 

Tijdskrift  voor  NederL  Taal-  en  Letterkunde  1  (1881),  116-124. 

1248.  GalUe,  J.  H.,  Over  Maerlant. 
Gids  1881,  8,  324  f. 

1249.  Maerlant  s.  Nr.  151  (Fianck). 

1250.  Regel,  K.,  Bruchstück  einer  Handschrift  des  Leken-Spieghel. 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  16,  22i--229  (1881). 

1251.  Verdanif  J.,  de  dietsche  Lucidarius. 

Tijdschrift  voor  Nederlandsche  Taal-  en  Letterkunde  3.  Adev.  (1881),    8.  232 
bis  267.  Bemerkungen  zu  einseinen  Stellen. 

1252.  V  er  dam,  J.,  Reinaerdiana. 

Tijdschrift  voor  Nederiandsohe  Taal-  en  Letterkunde  I,  1-29. 

1253.  y  er  dam,  J.,  Velthem's  episoden  uit  Hildegardis. 
Tijdschrift  voor  Nederiandsohe  Taal-  en  Letterkunde  1,  281—297. 

1254.  Refe reinen  en  andere  gedichten  uit  de  XVF  eeuw  verzameld  en  af- 
geschreven  door  Jan  de  Bruyne,  nitgeg.  door  K.  Raelens.  2  delen.  8. 
(XXV,  206,  237  S.)  Antwerpen  1880.   10  fl. 

1255.  Berijmd  Verb  aal  van  het  beleg  van  LJsselstein  door  Gelder  en  Utrecht 
in  1511,  uitgegeven  door  J.  H.  Gall^e  en  S.  Muller. 

Bijdragen  en  Mededeelingen  van  het  historisch  Genootschap  te  Utrecht  IV  Deel 
(1881). 

1256.  Garrer,  A.  H.,  £en  hollandschc  klucht  in  latynsch  gewaad. 
Latjnsche  navolging,  onder  den  titel  Vitulus,  der  klucht:  van  den  boer  int  kalfs- 
vel,  door  Cornelis  Schonaeus  rector  te  Haarlem  van  1675—1600.  In:  Spectator 
no.  30  en  81. 

G.  Altenglisch. 

1257«  Bibliothek  der  angelsächsischen  Poesie.  Begründet  von  Ch.  W.  M. 
Grein.  Neu  bearbeitet  u.  herausgeg.  von  R.  P.  Wfilcker.  1.  Bd.  1.  Hälfte. 
8.  (VI,  148  S.)  Kassel  1881.  Wigand.  4  M. 

VkI.  Literaturblatt  1881,  Nr.  10  (Brenner);   Engl.  Studien  6,  2S9  ff.  (Kölbing); 

Anglla  IV,  4  (Wfilcker). 

1258.  Cosijn,  P.  J.,  Anglosaxonica. 

Tijdskrift  voor  nederl   Taal-  en  Letterkunde  1  (1881),  143—168.  Kritisches  zu 
Elene,  den  Versus  Gnomici,  Judith,  Crist,  Disticha  Catonis. 

1259.  Einenkel,  Engen,  über  die  Verfasser  einiger  neuangelsächsischer 
Schriften.  8.  (132  S.)  Leipzig  1881.  Fock  in  Comm.  M.  3,50. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  Nr.  12  (Wissmann). 

1260.  Kölbing,  E.,  Kleine  Beiträge  zur  Erklärung  und  Textkritik  englischer 
Dichter.  IIL 

EngUsche  Studien  6  (1881),  150  ff.  U.  a.  Piers  the  Plowman  Paasns  V,  V.  827 
Skeat 


XIU.  0.  ALTEMQLISCH.  497 

1261.  Stratmann,  F.  H,,  Verbesserangen  za  altenglischeii  SchxiftsteUen). 
Englische  Stadien  4  (1881),  93—99.  Za  S.  Marharete,  8.  Jnliana,  Hali  maiden- 
had,  Cid  english  homilies,  Layamon,  Genesis  and  Exodns,  Cid  English  Miscel- 
lany,  William  of  Paleme, 

1262.  Varnhagen,  H.,  Za  mitlelengli sehen  Gedichten.  XI.  Zn  den  Sprich- 
wörtern Hending's  (Cambridge-  and  Oxford-Text).  XII.  Za  William  de  Schor- 
ham.    Xni.  Zu  dem  Streitgedichte  zwischen  Drossel  nnd  Nachtigall. 

Anglia  4,  180—810. 

1263.  Arber' 8  Neudracke  alter  englischer  Werke. 

Vgl.  Magazin  f.  d.  Literatar  d.  Aaslandes  1881,  31,  wo  namentlich  der  Wieder- 
abdruck Ton  Gaxton's  Obersetzang  des  Reineke  Vos  (nach  dein  holländischen) 
vom  J.  1481  erwähnt  wird. 

1264.  Aelfric's  Lives  of  Saints,  being  a  Set  of  sermons  on  Saints'  Days 
formerly  observed  bj  the  English  Church.  Edited  by  W.  W.  Skeat.  Part  I. 
8.  (VII,  256  S.)  London  1881.  Trübner.  10  sh. 

Early  English  Text  Societj  76.  Aas  der  Cottonian.  Hs.  Jalias  E*  VII.,  mit  den 
Lesarten  der  übrigen  Hss.  Rechts  englische  Übersetzang. 

1265.  Baskervill,  W.  M.,  the  anglo-saxon  version  of  the  epistola  Alexandri 
ad  Aristotelem.  8.  (Bl  S.)  Leipziger  DizsertatioD. 

Ana  Anglia  4,  189—167  (1881). 

1266.  Napier,  A.,  Za  Andreas  v.  1182. 
Anglia  4,  411  (1881). 

1267.  Barboa r's  des  schottischen  Nationaldichters  Legen densammlang  aebst  den 
Fragmenten  seines  Trojanerkriegs.  Zum  ersten  Mal  heraosgegebea  ond  kritisch 
bearbeitet  von  C.  Horstmann.  8.  (XII,  248  S.)  Heilbronn  1881.  Henninger.  SM. 

Vgl.  Athenaeom  beige  1881,  16.  Nov.;  D.  Liter.  Ztg.  1882,  18  (Znpitaa);  Literar. 
Centralblatt  1882,  32  (Wülcker). 

1268.  Beowalf  heraasgegeben  von  Alfred  Holder.  I.  Abdrnck  der  Handschrift 
im  British  Maseam,  Cotton.  Vitellius  A.  XV.  Freibarg  a.  Tübingen  (1881). 
8.  (70  S.)  M.  1,60. 

„Germanischer  Bücherschatz**.  Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  81  (Wülcker); 
D.  Liter.  Ztg.  25  (Zapitza). 

1269.  Zinsser,  G.,  der  'Kampf  Beovolfs  mit  Grendef  als  Probe  einer  metri- 
schen Übersetzang  des  angelsächsischen  Epos  ^Beowalf* • 

Programm  der  Bealschule  za  Forbach  (Nr.  448)  1881.  4.  (18  S.)  Die  Über- 
setzang ist  in  reimlosen  Jamben  (fünffüft.)  and  mit  Anmerkangen  begleitet 

1270.  Beowalf.  Translated  into  modern  rhymes  by  H.  W.  Lamsden.  Leipzig 
1881.  Brockhaas  Sortiment.  (London.  Kegan  Paiü.) 

Vgl.  Anglia  IV,  4  (Wülcker);  Athenaenm  30.  April  1881. 

1271.  Bär  weif,  die  älteste  deatsche  Heldensage.  Erzählt  von  F.  L.  Kob&nyi. 
2.  Aaflage.  Wien  1881.  Pichler. 

Jessen*s  Volks-  and  Jagendbibliothek.  6.  Bdchn.  12.  (81  S.)  70  Ff. 

1272.  Leonard,  H.  C,  a  translation  of  the  anglo-saxon  version  of  St  Mark's 
gospel:  with  preface  and  notes.    16.  (94  S.)  London  1881.    Clarke.    1  s. 

1273.  Wülcker,  B.  P.,  Caedmon  and  Milton. 
AngUa  4,  401--406. 

1274.  The  English  Gharlemagne  Bomances.  P.IV.  The  Lyf  of  the  Noble 
and  Crysten  Prynce,  Charles  the  Grete,  translated  from  the  French  by  Will. 
Cazton,  and  printed  by  him  1485.  Edited  now  for  the  first  time  from  the  aniqae 
copy  in  the  British  Mnsenm.  With  introdaction^  notes  and  glossary  by  S.  J.  H. 
Herrtage.  Part.  IL  (XH  S.  n.  S.  193—288.)  London   1881.  Trübner.   15  sh. 

Early  Englisch  Text  Society,  Extra  Series  XXX VH.  Vgl.  Bomania  XI,  1. 
GBBICANU.   Nett«  B«Um  XY.  (HYIL)  Jalur«.  32 


498  BIBIIOGRAPHIB  VON  1881. 

1275,  Okaacer  Society. 

Die   aeaMton  Publieationen   enth&Iten   den   2«  Theil    der  *SappIement  Parallel 

Texte  of  Gk.'s  Minor  Poems*;    den  2.  Theil  der  *Odd  Texts'  der  Minor  Poeme 

and  den  3.  Theil  des  *One-Text  Print*  der  Minor  Poems. 

1376.  Chaucer,  G.,  the  prologae  to  tbe  Canterburj  Tales.  The  Text  collated 

with  the  7  oldest  Mss.  and  a  life  of  the  aathor,  introdactory  Doticee,  grammar, 

critical    and   explanatory    notes    and    index  to  obsolete    and  diffieult  words. 

By  E.  F.  Willoughby.  12.  (112  S.)  London  1881.  Blackie. 

1277.  HaweiSfH.  R.,  Chaucer  for  SchooU.  8.  (206  8.)  London  1881.  Chatte 
a&d  Windus.  2  sh.  6  d. 

1278.  Furnivall,  F.  J.,  Chaucer's  Priorese's  Non-Chapiain. 
AngUa  4,  238-240. 

1279.  Furnivall,  F.  J.,  the  hymn  of  Chancer'a  Oxford  Clerk. 
Academy  1881,  12.  Not.  8.  866,  mit  dem  lateia  Original.  Vgl  S.  472  f. 

1280.  Haies,  John  W.,  Cbancer's  Parliament  of  Fools. 
Academy  29.  Nov.  81,  S.  884  £. 

1281.  Brugari,  G.,  Jeffirey  Chancer  e  la  letteratora  inglese  del  secolo  XIV. 
8.  (46  S.)  Genova. 

Ans:  Giomale  della  Soeieti  di  Lottere  e  eonvers.  soient. 

1282.  Bye,  Walter,  a  tabalar  statement  of  what  has  hitherto  been  fonnd 
out  as  to  the  family  of  Chaucer  of  London.    1881. 

Nicht  im  Handel. 

1283.  FmrniTall,  F.  J.,  Chaucer's  Grandfather. 
Athenaenm  1881,  8.  21  f. 

1984.  Bye,  W.,  Cbaucer's  Grandfather. 
Athenaenm  29.  Nov.  1881,  8.  160  f. 

1285.  Fleay,  F.  G.,  Chaucerian  System  of  English  Spelling. 
Zeitiohrili  für  Orthographie  I,  6  (1881). 

1286.  Sehr  ad  er,  Aug.,  das  altenglische  Relativpronomen  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Sprache  Chaucer s.  8.  (X,  43  S.)  Kiel  1881.  Lipsius 
u.  Tiseher. 

Kieler  Dissertation. 

1287.  MoBumenta  Germaniae  historica.  Scriptorum  t  XIIL  fol.  (XI,  832  S.) 
Hannover  1881.  Hahn.  40  M. 

Enthält  8.  103—120  Ex  annalibns  anglosaxonieis  (in  ags.  Sprache  mit  latein. 
Übenetanng). 

1288.  Hickey,  E.  H.,  the  wanderer,  from  the  english  of  Cjmewulf. 
Academy  1881,  14.  Mai,  8.  866.   Metrische  Übersetsnng  ins  Nenengl.  (Reime). 

1289.  B ran  dl,  A.,  be  domes  daege. 
Anglia  4,  97—104. 

1290.  The  Erl  ofTolous  and  the  Emperes  of  Almayn.  Eine  englische 
Romanze  aus  dem  Anftinge  des  15.  Jhs.  nebst  literar.  Untersuchung  &ber 
ihre  Quelle,  die  ihr  verwandten  Darstellungen  und  ihre  geschichtliche  Grund- 
lage herausgeg.  von  G.  Lfidtke.  8.  (XII,  291  S.)  Berlin  1881.  Weidmann. 
6  M. 

Sammlung  englischer  Denkmäler  in  kritischen  Ausgaben.  3.  Bd«  Vgl.  D.  Liter. 
Ztg.  1882,  18  (Varnhagen);  Aeademy  1881,  26.  Nov.,  8.  407;  Literatarb latt 
1882,  6  (Wissmann) ;  Anglia  V,  2  (Dönne). 

1291.  Nicholson,  £.  B.,  Mispunctuatioa  in  €K>wer  and  Ronsard. 
The  Academy  1881,  8.  Sept.  8.  162. 

1292.  Haies,  John  W.,  the  'Confessio  amantis'. 
Athenaenm  1881,  24.  Sept.,  &  861—63. 


Xra.  G.  ALTENGLISCH.  499 

1293.  The  Blickling  Homilies  of  the  tenth  Century  ed.  #itb  a  translation 
and  index  of  words  by  R.  Morris.  London^  Trübner« 

Ausgabe  in  Qaart  Vgl.  Athenaeum  1881,  12*  Nov. 

1294.  Das  Lied  von  King  Hörn.  Mit  Einleitung,  Anmerkungen  und  Glossar 
heransgeg.  von  Theodor  Wissmann.  8.  (XXII,  155  S.)  Strasburg  1881.  Trfibner. 

Quellen  u.  Forschungen  XLV.  Heft.  Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  31  (Hausknecht) ; 
Englische  Studien  6,  407  f.  (Stratmann). 

1295.  Wies  mann,  Th.,  Studien  zu  Ring  Hörn. 
Änglia  4,  342-400. 

1296.  Legenden,  altenglieche.  Neue  Folge.  Mit  Einleitung  und  Anmerkungen 
herausgeg.  von  C.  Horstmann.  8.  (CXXXVIII,  536  S.)  Heilbronn  1881. 
Henninger.  21  M. 

Vgl.  Literaturblatt  1881,  Nr.  11  (Brandl);  Literar.  Centralblatt  Nr.  46  (Wttlcker); 
Anzeiger  f.  deutsches  Alterthnm  8,  98-126  (Schröder);  D.  Liter.  Ztg.  1881, 
Nr.  19  (Zupitsa);  Academy  14.  Mai}  Anglia  V,  2  (Trautmann). 

1297.  Horstmann y  C,  Prosalegenden.  8.  Antonius. 
Anglia  4,  109-138. 

1298.  Lyndsay,  SirD«,  poetical  works.  Edited  by  D.  Laing.  London,  Simpkin. 
3  vols.  8.  63  sh. 

1299.  Gierth,  F.,  über  die  älteste  mittelenglische  Version  der  Aasumptio 
Mariae.  8.  (37  S)  Breslau  1881.  Köhler  in  Comm.  1   M. 

Aus  'Englische  Studien . 

1300.  Furnivall,  F.  J.,  An  early  English  poem  to  the  Virgin  (15^^  Cen- 
tury) and  a  Welshman's  phonetic  copy  of  it. 

Tnasaotions  of  the  Philological  Society  1880—81.  Part  L 

1301.  Warren,  F.  E.,  anglo-sazon  missals. 
Acadeoay  17.  Dec.  1881,  p.  466—467. 

1302.  Sachse,  Richard,  das  unorganische  E  im  Orrmulum,  lugleicb  eine  Unter- 
suchung über  die  Flexionsweise  Orms.  8.  (74  S.)  Halle   1881.    Dissertation. 

1303.  Lewin,  H.,  das  mittelcnglische  Poema  morale.  Im  kritinchen  Text  nach 
den  6  vorhandenen  Hss.  inim  ersten  Male  herausgeg.  8.  (78  8.)  Halle  1881. 
Niemeyer.  2  M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1881,  43  (Wülcker);  D.  Liter.  Ztg.  1882,  18  (Vam- 
hj^en);  Anglia  IV,  4  (Einenkel);  Englische  Btndien  6,  408  (Stratmann). 

1304.  Znpitca,  J.,  Zum  poesta  morale. 
Anglia  4,  406—410. 

1305.  Schleich,  Gustav,  Beiträge  «im  Mittelenglisohen  Boland. 
Anglia  4,  307—841  (1881). 

1306.  Haies,  John  W.,  the  Eomannt  of  the  Rose. 
Athenaeum  1881,  12.  Nov.,  S.  680. 

1307.  Brae,  A.  E.,  the  romaunt  of  the  Böse. 
The  Antiquarian  1881,  Februar,  S.  71  f. 

1308.  Hauffe,  E.,  Zu  den  'Reden  der  Seele  in  der  Worcester-Hn.' 
Anglia  4,  237  (1881). 

1309.  The  Bomaunce  of  the  Sowdone  of  Babylone  and  of  Fernmbras 
bis  Sone  who  conquerede  Bome.  Be-edited  hom  the  uniqne  Ms.  of  tbc 
late  Sir  Thomas  Philippe,  with  introduction,  notea  and  glossaiy  by  E.  Haus- 
knecht. 8.  (LXVII,  174  S.)  London  1881.  Trübner.  15  ah. 

Early  EngUsh  Text  Society  Extra  Series  XXXVIIL 

1310.  Thomas  of  Erceldoune.  Herausgegeben  von  A.  Brandt. 
Sammlung  englischer  Denkmäler  in  kritischen  Ausgaben.  2.  Bd.  8.  (XU,  147  S.) 
Berlin  1881.  Weidmann.  6  M.  Vgl.  Anglia  V,  2  (Mushacke). 

32* 


500  BIBLIOGRAPHIE  VON  1881. 

1311.  Kölbing»  E.,  Die  Walderefragmente. 
Eoglisclie  Stadien  5  (1881),  292  f.  Zu  S.  240. 

1312.  Kalnia,  M. ,  über  das  Verhältniss  des  mitteloDglischen  alliterirendeD 
Gedichtes  'William  of  Paleme    za  seiner  französischen  Vorlage. 

Englische  Stadien  4  (1881),  196—287.  Der  1.  Theil  (36  S.)  als  Breslaner  Disser- 
tation. (Köhler  in  Gonun.  1  11.) 

H.  Altnordisch« 

1313.  Edda.  En  isländisk  Sämling  folkliga  fomtidsdikter  om  Nordens  gudar 
och  l^ältar.  Pa  svenska  af  F.  A.  Gödecke.  Andra  upplagan.  8.  (XXIY, 
896  8.)  Stockholm  1881.  Norotedt  og  Söner.  5  kr. 

1314.  Bergmann,  F.  V.,  uj  allitterati6i  theori&j4nak  jelentös^e  es  alkalma- 
z&sa  különösön  az  Eddabeli  Atlam&Ua.  Kolozsv&r  (1881).  8.  (24  S.) 

Abdruck  ans  Acta  eompar.  litt  oniT.  1881,  99-^114. 
1316.  Edzardi,  A.,  über  die  Heimat  der  Eddalieder. 
Paol  Q.  Branne,  BeitrKge  8,  849-870. 

1316.  Schierenberg,  G.  A.  B.,  die  Götterdämmerung  und  die  Goldtafeln 
des  Idafeldes  oder  die  Teutobnrger  Schlacht  in  den  Liedern  der  Edda. 
Eine  Streitschrift  über  die  Heimat  und  die  Bedeutung  der  Edda-Lieder. 
8.  fXXXII,  156  S.)  Detmold  1881.  Schenk  in  Comm.  M.  1,25. 

Soll  eine  Widerlegung  der  von  Bugge  und  Bang  aufgestellten  Ansichten  sein. 
Vgl.  O.  Brenner  in  der  Allgem.  Ztg.  1881,  Beilage  112;  Academy  1.  April  1882, 
S.  828. 

1317.  Rydberg,  Viktor,   Sibyllema  och  Völuspl  U. 

Nordisk  Tidskrift  fftrVetenskap  1881,  8.  118*162.  Gegen  Bang  gerichtet  Vgl. 
Literaturblatt  1881,  Sp.  222  (Edsardi). 

1318.  Bugge,  S.,  Nogle  bemaerkninger  om  SibyUiname  og  Völiisp4. 
Nordisk  Tidskrift  fOr  Vetenskap  3881,   8.  168—172.    Vgl.  Literaturblatt  1881, 
Sp.  222  (Edzardi). 

1319.  Rieß,  M.,  über  vier  £ddasagen.  Die  Ragnorok-,  Heimdali-,  Mimir-  und 
Heisage.  8.  (skrdelegen  (Leipzig,  Schäfer)  1881.  M.  2,50. 

1320.  Cüppers,  J.,  Helge  und  Sigrun.  12.  (64  S.)  Düsseldorf  1881.  Schwann. 
1  M. 

1321.  Edda  Snorra  Sturlosonar.  Edda  Snorronis  Stnrlaei.  Tomi  III  p.  prior. 
Accednnt  tabulae  lithogr.  qutnque.  8.  (UI,  498  S.)  Hafoiae  1880.  Gyldendal 
in  Comm.  5  kr. 

Enthält:  Oommentarii  in  oarmina  von  Sv.  Egilsson  S.  1—168  und  J.  Sigurdsson 
S.  163 — 204;  SkÜdatal  mit  Commentar  von  J.  Sigurdsson.  Vgl.  Literar.  Oentral- 
bUtt  1881,  Nr.  44  (Edzardi);  Uteraturblatt  1882,  8  (Jönsson). 

1322.  Bugge,  S.,  Rune-Indskriften  paa  Ringen  i  Forsa  Kirke  i  Nordre  Hei- 
Singland.  4.  (III,  58  S.)  Christiania  (1881). 

1823.  Hjärno,  Harald,  Runinskriften  pl  Forsaringen. 

Nordisk  Tidskrift  for  Fflologi  N.  R.  V  (1881),  177—188. 
1324.  Lindal,  P.  J.,  Runstename  i  Upsala  beskrifha  och  tolkade.    Fotogra- 

fiema  af  A.  Löfstrom.  8.  (11  S.)  Mit  8  Photogr.  Upsala  1881.  Löfström.  5  kr. 

1825.  Lindal,  P.  J.,  Nyfunnen  runsten.  

Uplands  foraminnesfdremngs  Tidskrift  IL  4.  8.  LXXVHI-LXXIX. 
1326.  Thors  en,  P.  G.,    de  danske  Runemindesmaerker ,   beskrevno   og   for- 

klarede.    Anden  Afdeling.    Jyllands  Runemindesmaerker,    tilligemed  Meddel- 

eiser  om  alleeemes.  Afbildninger  og  Text.  H.  Text.  Imp.  8.  (292  S.)  Kaben- 

havn  1881.  Hagerup.  15  kr. 


Xm.  H.  ALTNORDISCH.  501 

1827.  Snorre  Sturlassöns  nonke  Kongers  Ssgaer  ovenatte  af  P.A.  Manch. 
2  0plag.  1,2 — 5.  8.  (S.  97— 480.)  Christiauia  1881.  Feilberg  u.  Landmark. 

1328.  Oislason,  Konr.,  Nogle  bemsorkninger  ang&ende  Ynglingatal. 
Aarböger  for  nordisk  OldkTndighed  1881,  8.  186—261. 

1329.  HAttatal  Snorra  Sturlnsonar.  Herausgeg.  von  Th.  MöbiuB.  2.  Thoil. 
(Gedicht  und  Commentar.)   8.  (140  S)  Halle  1881.  Waisenbaas.    M.  2,80. 

Vgl.  D.Liter.  Ztg.  1881,  Nr. 60  (Brenner);  Literar.  Centralblatt  Nr.  46  (Edsardi); 
Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  18,  831  ff.  (Mogk);  Bevne  critique  1882,  16 
(CederschiOld);  Literatorblatt  1882,  7  (Symons). 

1330.  Gl s lasen,  Konr.,  Bemserkning  til  en  ^▼fsuhekningr'  af  Snorri  Stnrliieon. 
Aarböger  for  nordisk  Oldkyndighed  1881,  S,  268—266. 

1331.  Islenzkar  Fornsögur,  gefidar  dt  af  bind  islenska  bökmentaf^Jagi. 
H.  Beykdala  og  Valla-Ljöts  saga  F.  Jönsson  gaf  dt.  8.  (XX,  206  S.)  Kaup- 
mannahöfn  1881.  Gjldendal  in  Comm. 

1332.  Elis  Saga  ok  Bosamunda.  Mit  Einleitung,  deutscher  Übersetzung  und 
Anmerkungen  zum  ersten  Mal  herausgeg.  von  E.  Kölbing.  8.  (XLI,  217  8.) 
Heilbronn  1881.  Henninger.  M.  8,50. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1882,  26  (Edzardi);  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum 
8,  198  ff.  (Heinzel);  Romania  XI,  178. 

1333.  Sigurdarson,  8.,  Nogle  Bemserkninger  til  det  Dr.  Geringe  udgave 
af  Finnbogasaga  (Halle  1879)  vedföjede  glossar. 

Aarböger  for  nordisk  Oldkyndighed  1881,  S.  67—68. 

1334.  Sagan  om  Gunnlog  Ormtunga  och  8kald-Ram.  P&  srenska  tolkad  af 
P.  Aug.  Gödecke.  N7,  omarbetad  upplaga.  8.  (47  S.)  Stockholm  1881.  Nor- 
stedt  &  Söner.  50  öre. 

1335.  Gjdinga  saga,  en  bearbejdelse  fra  midten  af  det  18.  ärh.  vedBrandr 
JdnsBon.  Udg.  af  Gudm.  Thdrlakflson.  8.  (XIV;  117  8.)  Köbenhayn  1882. 
Gyldendah  („Samfundet''  eto.  3.)  8  kr. 

1336.  Olsen,  B.  M.,  Mast  eda  melt. 

Timarit  hins  fsl.  bökmentafilags  1880.  Isl.  s.  H,  887,  81  1.  melt 

1337.  Die  Saga  von  den  Volsungen  und  Nibelungen.  Aus  der  altnordischen 
Volsunga  Saga  frei  übertragen  von  A.  Edzardi.  8.  (XVI,  123  8.)  Stuttgart 
1881.  Heiti.  2  M. 

1338.  Nikol&s  dr&pa  Halls  prests,  an  Icelandic  poem  from  circa  a.  d.  1400. 
Dissertation  (University  of  Freiburg)  by  W.  H.  Carpenter.  8.  (82  8.)  Halle  1881. 

Vgl.  Zeitschrift  1  deutsche  PhUologie  13,  496-600  (Möbius). 

1339.  Riddara  rfmur,  efter  handskriftema  utgifna  af  Theodor  Wisdn. 
8.  (XLVm,  176  S.)  Köpenhamn,  Lund  1881.  5  kr. 

In  den  Publioationen  des  ^Samfund  til  ndgiTelse  af  gammel-nordisk  litteratur*^. 

1340.  Speoulnm  regale.  Ein  altnorwegischer  Dialog  nach  Cod.  Amamagn. 
248.  fol.  B.  und  den  ältesten  Fragmenten  herausgeg.  von  O.  Brenner. 
8.  (XVI,  212  8.)  München  1881.  Kaiser.   4  M. 

Eine  sum  ersten  Mal  den  sprachlichen  Charakter  treu  wiedergebende  Ausgabe 
dieses  sachlich  wie  sprachlich  interessanten  Denkmals.  Vgl.  Revue  critique  1888, 
Nr.  6  (Beauvois);  Literaturblatt  Nr.  6  (Larssen),  D.  Liter.  Ztg.  Nr.  11  (Dahle- 
mp);  Zeitschrift  f  deutsche  Philologie  14,  102  ff.  (Mogk);  Literar.  OentralblaU 
1882,  89  (Edsardi). 

1341.  Tdukvaedhi.  An  Icelandic  Poem  from  about  1650  A.  D.  Edlted 
by  W.  H.  Carpenter. 

American  Journal  of  Phüology  Nr.  7  (1881),  &.  804—209. 


502  BIBUOOBAPHIE  VON  1881. 


I.  AltBchwedisch. 


1342.  So  der  wall,  K.  F«,  smärre  bidrag  tili  teztkritiken  af  svenaka  medel- 
tidBBkrifter. 

Aütiqvarisk  Tidakrift  fOr  Sverige  Del  6,  Nr.  4.  Eine  beträchtliche  Reihe  wohl- 
überlegter Verbessenmgen  zu  einer  Anzahl  altschwedischer  Texte. 

1343.  Medeltidsdikter  och  rim,  utglfna  af  G.  £.  Klemming.  6.  H.  1. 
(8.  1—172).  H.  2.  (S.  173—312.)  Stockholm  1881.   6  kr. 

Samlingar  utgifna  af  Svenaka  Fornakrift-SäUskapet.  H.  78,  79. 

1344.  Klockhoff,  Oakar,  Studier  öfver  Eafemiaviaamar.  8.  (86  S.)  Upsala 
1881.  kr.  1,75. 

In:  Upaala  ünireniteta  ftraakrift  1881.  Vgl.  Literar.  Gentralblatt  1881,  9  (Maurer). 
Yaif.  ancht  uachsttwaiaen ,  daß  die  altachwed.  Gedichte  ron  Iwan,  Flores  und 
H.  Friedrich  nicht  auf  französischen}  reap.  deutschen  Dichtungen,  sondern  auf 
altnorwegiachen  Proaatexten  beruhen.  Allein  die  Bec.  von  £.  Schröder  in  den 
Gott.  GeL  Anz.  1882,  Nr.  1  zeigt,  daß  dem* Herzog  Friedrich  von  Normandie' 
ein  niederrheiniaehea  Gedicht  zu  Grunde  liegt. 

1345.  Geraona  lärdom  harn  man  akall  dö.  Trjckt  i  Upaala  1514.  Fotogra* 
fiakt  ätergifen.  8.  (36  S.)  Stockholm  1881.  2  kr.  50  öre. 

Samlii^ar  utgifna  af  Svenaka  Fomskrift-Sällskapet  H.  77. 

1346.  Sverigea  Erönika  (vanligen  kallad  den  Proaaiska)  fran  Gog  tUl  och 
med  Carl  Knotaaon  aamt  otdrag  ur  Danmarks  kröoika.  (Utg.  af  G.  £L  Klem- 
ming.) 8.  (80  S.) 

Bilaga  tili :  Svenaka  Fomakrift-Sällakapeta  Allmänna  Arsmöte  1881. 

1347.  Svenaka  M edeltida-poatillor,  efter  gamla  handskrififcer  utgifna  af 
G.  E.  Klemming.  II.  2.  8.  (S.   145—305.)  Stockholm  1880.  2  kr.  50  öre. 

Samlingar  utgifna  af  Svenaka  Fornakrift-SKllakapet.  H.  76. 

1348.  Bidrag  tili  Finlanda  hiatoria.  Med  nnderetöd  af  atatamedel  i  tryck  ut- 
gifba  af  Finaka  Stataarkivet  genom  Reinhold  Hanaen.  L  1*  8.  (14  S.  Facs., 
224  S.)  Helsingfon  1881.  1  kr.  90  öre. 

Enthllt:  Calendarium  eoeleai»  aboenaia,  Dombok  för  Sydöatra  Tavaatland  1443— 
1602,  Dombok  fÖr  aydveatra  TavaaÜand  1506—1610. 

1349.  Svenakt  Diplomatarium  frän  och  med  är  1401.  Utgilvet  af  Rika- 
arohiTet  genom  Cad  Süfverttolpe.  II.  2.  4.  (S.  241—456.)  Stockholm  1881. 
Nontedt  &  Söner.  5  kr. 

K.  Altdäniach. 

1350p  Nielsen»  0«,  Et  bmdatykke  af  et  dansk  legendarium. 

In:  Blandmger  udg.  af  Univ.  Jnbil.  danake  Samfond.  Kebenh.  1881. 

1351.  HandeTilles  r<(j«e,  pl  danak  fil  15^°  ärhundrede,  efter  häAdekrifteme 
ndgivne  af  M.  Lorenzen.  1.  Heft.  8.  (96  S.)  Köbenhatn  1881.  Gyldendal 
in  Comm.  kr.  2,50. 

Samlund  til  udgivelae  af  gammel  nordiak  literatur. 

1352.  Traktat,  en  Ijstig,  om  S.  Pedera  trende  dMre  pS  ny  udgiven  ved 
V.  Säby.  8.  C^V,  9  S.)  K^benhavn  1881.   1  kr. 

1358.  Jnlen.  Gamle  danake  Praedikener  og  Sänge  udgive  af  S.  Müller.  8. 
(88  S.)  Kjabenhavn  1881.  H^at. 


Xni.  I.  ALTSCHWEDISCH.    K.  ALTDÄNISCH.    L*  MITTELLAT.  POESIE.    603 

L.  Mittellateinische  Poesie. 

1854.  Poetarum  latinorum  medii  aevi  T.  I.:  Poetae  latini  aevi  Carolini  rec. 
E.  Dnemmler.  4.  (VIII,  652  S.)  Berolini  1881.  Weidmann.  17  M. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1881,  Nr.  7  (Huemer);  lüttheilungen  aus  d.  histor.  Literatur 
X,  1;  Literar.  Centralblatt  1881,  Nr.  48  (Ebert). 

1855.  Dümmler,  E.,  rhythmorum  ecclesiaBticorom  aevi  Carolini  specimen. 
4.  (24  S.)  Berlin  1881.  Weidmann.  M.  1,20. 

1356.  Seiler,  F.^  Zu  den  carolingischen  rythmen  (sie!) 
Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  26  (1881),  26—30. 

1357.  Dfimmter,  E.,  Verse  des  11.  Jahrhunderts. 

N.  Archiv  d.  Gesellschaft  f.  «tere  deutsche  Geschichte  VI,  443—446  (1881). 

1358.  Monumenta  Germaniae  historica  scriptor.  t.  XXV  (1880),  enthält  u.  a. 
Chronica  Villariensis  Monasterii  ed.  Waite,  darin  verschiedene  lat.  Gkdichte ; 
Vita  Antonii  abbatis  Senoniensis  S.  845 — 348;  Chronicon  rhjthm.  austria- 
cum  ed.  Wattenbach  'Etas  nostri  temporis  brevis  non  senescit  S.  349 — 368. 
Von  Friedrich  dem  leteten  Babenherger  sagt  der  Dichter:  'Juvenili  motui 
supra  modum  favit'.  Chronici  rhythmici  Coloniensis  fragmenta  S.  369 — 380 
ed.  Waitz;  (warum  aber  ein  'rhythm.'  genannt,  da  es  Hexameter  sind,  aller- 
dings gereimte).  Genealogia  ducum  Brabantiae  metriea  S.  400 — 404. 

1359.  Versus  de  abbatibus  P.  Martini  Tomacensis  u.  a. 

In:  Monumenta  Germaniae  historica,  SS.  tom.  Xm,  S.  384—386. 

1360.  Schmitz^  Wilhelm,  Fragment  eines  mittelalterlichen  Schölerliedes. 

In:  Festgabe  für  W.  Crecelius  (Elberfeld  1881),  S.  66—69.  Aus  dem  8.  Jahrb., 
aus  Fulda;  eu Ostern  gesungen  von  den  Schülern.  Akrostichisch  (aiphabet.  Gedicht). 

1361.  Mejer,  W.^  Verse  auf  König  Rudolf. 

N.  Archiv  d.  Gesellschaft  f.  ältere  deutsche  Geschichte  7,  216—217. 

1362.  Schmidt,  Job.,  die  älteste  Alba. 

Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie  12  (1881),  338—341.  Lateinisch-provensalisch. 
Aus  Rom.  cod.  Regln.  1462.  10.  Jahrb. 

1363.  Wattenbach,  W.,  das  Fest  des  Abtes  von  Gloucester. 

Anseiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  121^128.  Lateinisches  Spott« 
lied,  hier  nach  einer  Mllnchener  und  Baseler  Hs. 

1364.  Crecelius,  W.,  das  Fest  des  Abtes  von  Gloucester. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Nr.  7.   Andere  Fassung  des  von 
Wattenbach  in  Nr.  6  gedruckten  latein.  Gedichtes. 

1365.  Pernwerth  v.  Bärnstein,  Adolf,  ubi  sunt  qui  ante  noi  In  mundo 
fuere?  Auagewählte  lateinische  Studenten-,  Trink-,  liehes-  und  andere  Lieder 
des  XIV. — XVIII.  Jahrhunderts  ans  verschiedenen  Quellen  mit  neudeutschen 
Übertragungen,  geschichtlicher  Einleitung,  Erläuterungen,  Beigabe  und  einer 
Abbildung.  Eine  literatnrgeschichtliche  Studie,  zugleich  ein  Liederhuch. 
8.  (XIV;  162  S.)  Warzburg  1881.  Stuber.  3  M. 

Vgl.  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  21  (E.  Schmidt);  Magazin  f.  d.  Literatur  d.  In- 
und  Auslandes  Nr.  17  (Keil). 

1366.  Wattenhach^  W.,  Weiteres  aus  der  Weimarer  Handschrift. 
Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1881,  Sp.  161— 166.  238—286.  267—268. 
Namentlich  latein.  Gedichte  über  Karl  den  Kühnen. 

1367.  Latendorf,  F.,  versus  Leonini. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutsehen  Vorzeit  1881,  96.  Latein.-deutsche  Hexameter. 

1368.  Prutz,  Hans,  ein  zeitgenössisches  Gedicht  auf  die  Belagerung  Accons. 
Mitgetheilt. 

Forschungen   zur   deutschen  Geschichte  21,  449—494.    Aus  einer  Pariser  Hs. 
Latein.  Distichen. 


504  BIBLIOQBAPHIE  VON  1881. 

1369.  Misset,  E. ,  Essai  philologiqae  et  litt^raire  sur  les  oeuvres  po^tiques 
d'Adam  de  Saint -Victor. 

Les  Lettres  chr^tieimes  t.  U,  8.  76  ff.  288  ff.  (1880),  III  368  ff.  (1881),  IV,  204 
bis  236  (1882). 

1370.  Leist,  O.,  der  Anticlaudianus. 

Hß'ortsetzang  der  Abbandlnng  des  Jahres  1879).  Programm  des  Gymnasiums  zu 
Seehausen  i.  A.  1881.  4.  (S.  33—66.) 

1371.  Zingerle,  Anton  von,  Zu  Hildebert  und  Alanus. 
Sitzungsberichte  der  k.  bayer.  Akademie  1881,  3.  Heft. 

1372.  Thielmann,  Philipp,  über  Sprache  und  Kritik  des  lateinischen  ApoU 
loniasromanes,  Programm  der  königl.  Studienanstalt  Speier.  1881.  8.  (74  S.) 

Vgl.  Philolog.  Bundschau  188],  Nr.  16  (Landgraf). 
1873.  Celtes,   Eonrad,    fQnf  Bücher  Epigramme.    Herausgeg.    von  Dr.  Karl 
Hartfelder.  8.  (VHI,  125  S.)  Berlin  1881. 

Zum  erstenmal  aus  der  in  der  Nürnberger  Stadtbibliothek  befindlichen  Hand- 
schrift herausgegeben.  Unter  dem  Text  erklärende  Anmerkungen,  am  Schluß 
ein  Register  der  in  den  Epigrammen  vorkommenden  Namen.  Vgl.  Anzeiger  f. 
deutsches  Alterthnm  8,  280  ff.  (Wattenbach). 

1374.  Hartfelder,  K.,  Konrad  Geltes  nnd  der  Heidelberger  Humanistenkreis. 
Historische  Zeitschrift  N.  F.  XI,  1. 

1375.  Meyer  v.  Knonau,  G.,  die  Ekkeharte  Ton  St.  Gallen. 

In :  Aus  Geschichte,  Litteratur  u.  Kunst.  Populäre  Vorträge  von  G.  Kinkel  etc. 
Basel  1881. 

1376.  Ekkeharti  IV.  Sangallensis  nersns  ad  pictnras  domns  Domini  Mogen- 
tinae.  Aus  dem  Codex  Sangallensis  898  mit  Ekkeharis  eigenen  Glossen  her- 
ausgegeben und  erläutert  von  Jos.  Kieffer.  4.  (22  S.)  Mainz  1881.  Kirch- 
heim. M*  0,76. 

Programm  des  Gymnasiums  (Nr.  648). 

1377.  GuntheruB  Parisiensis  Solimarias  ed.  G.  Wattenbach.  4.  (13  S.)  G&nes 
1881. 

1378«  Zingerle,  Anton  v.,  Zu  Hildebert  und  Alanus. 
SitBungsberichte  der  k.  bayer.  Akademie  1881,  H,  3. 

1379.  Wattenbach,  W«,  Vita  Hildegundis  metrica  und  andere  Verse. 

N.  Archiv  d.  Gesellschaft  f.  ältere  deutsche  Geschichte  6  (1881),  S.  631—540. 

1380.  Osborne,  A.  C,  Roswitha  the  nun  of  Gandersheim. 
New  Englander  1881,  Nov.,  8.  728--740. 

1381.  Die  Chronik  des  Hugo  von  Reutlingen  herausgegeben  von  K.  Gillert. 
Forschungen  sur  deutschen  Geschichte  21  (1881),  S.  21—65.  In  latein.  Heza> 
metem:  darin  die  Geislerlieder  (=  Germ.  25,  40  &)  S.  54  ff. 

1382.  Gillert^  K.,  Lateinische  Hymnen  aus  St.   Petersburger  Hss. 
Zeitschrift  f.  Kirchengeschichte  IV,  4  (1881). 

1383.  C.  K.,  die  lateinischen  Hymnen  und  Sequenzen  des  Halbcrstädter  Breviers. 
Siona,  October  1881,  S.  149—153. 

1384.  Buch  der  Hymnen.  Neue  Sammlung  alter  Kirchenlieder  mit  den  latei- 
nischen Originalen.  Deutsch  von  Eduard  Hobein.  8.  (XVI,  200  S.)  Gütersloh 
1881.  Bertelsmann. 

Der  durch  ähnliche  Arbeiten  schon  fHlher  bekannte  Verf.  gibt  hier  eine  Auswahl 
ans  latein.  Hymnen  in  einer  gewandten  Obersetaung:  firelHch  die  Schwierigkeit 
des  berühmten  'Dies  irae'  eu  überwinden  ist  auch  ihm  nicht  gelungen. 

1385.  Kayser,  J.,  Beiträge  zur  Geschichte  und  Erklärung  der  ältesten  Kirchen- 
hymnen. 2.  Aufl.  8.  (XIV,  477  S.)  Paderborn  1881.  Schöningh.    M.  5,40. 

Vgl  D.  Liter.  Ztg.  1882,  Nr.  4  (Kraus);  Theolog.  Liter.  Ztg.  1881,  23  (Beitheau). 


REGISTER  ZUM  XXY.— XXYIL  JAHRGANG. 


605 


1386.  VarnhageD,  H. ,  Zwei  lateinische  metrische  Versionen  der  Legende 
von  PlaciduB-Eustachiue.  II.  Eine  Version  in  Hexametern. 

Zeitschrift  f.  deutsches  Altertham  25  (1881),  1—26.  Aus  einer  Hs.  der  Bodleiana. 

1387.  Brieden,  Hub.,  historischer  Werth  des  poeta  Sazo  für  die  Geschichte 
Karls  des  Großen.  4.  (16  S.)  Programm  des  Gymnasiums  zu  Arnsberg  1881« 

1388.  Boissier,  Gaston,  Sedalius. 
Journal  des  Savants  1881,  8.  668—666. 

1389.  Spitzen,  Nalezing  op  mjn  Thomas  k  Kempis,  benevens  tien  onbekcnde 
cantica  Spiritualia  van  Th.  a.  K.  Utrecht.   Beyers,  f.   1. 

1390.  Monumenta  Germaniae  historica«  Auctores  antiquissimi.  T.  IV,  p.  I. 
Venanti  Honori  Clementiani  Fortunati  presbyteri  itaHci  opera  poetica 
recensuit  et  emendavit  Fridericus  Leo.  4.  (428  S.)  Berolini  1881.  Weidmann. 

1391.  Dümmler,  E.,  Walahfrid  Strabus  über  deutsche  Sprache. 
Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthum  25,  99  f. 

1392.  Vita  S.  Willibrordi  archiepiscopi  Ultraiectensis  a  Theofrido  abbate 
Epternacensi  versibus  conscripta.  Ex  codice  mscr.  bibliothecae  Treverensis 
primum  ed.  R.  Decker. 

Programm  des  Gymnasiums  zu  Trier  1881.  4.  26  8.  (Nr.  899). 


BEGISTEB 

ZUM 
FÜNFUNDZWANZIGSTEN  BIS  SIEBENUNDZWANZIGSTEN  JAHRGANG. 


abbruohUeh  27,  159. 

abekouf  27,  169. 

abeslag  26,  348. 

aefint^ri,  isländische  26,  129. 

afterseil  25,  349. 

Aegidius  26,  1. 

Akrostichon  26,  96. 

Alba,  die  älteste,  26,  416. 

Albers  v.  Regensburg  Tundalns  27,  287. 

&Iehorth  27,  159. 

Alexiuslegende  25,  414. 

algereiten  27,  159. 

alke  26,  190.  196. 

älke,  ftleke  26,  195. 

Alphart  26,  61.  300. 

alteil,  altel  25,  350. 

Altfransösische  Epik  26,  365. 

altpulser  27,  160. 

anbrengen  27,  160. 

anrichtleffel  25,  355. 

anteidingen  27,  160. 

Apollonius  27,  1. 

Archipoeta  26,  420. 

arken  25,  857. 

Armeibuch  26,  888. 

atrium  26,  66.  70. 

aulke  26,  190. 

Aventlnus  26,  320. 


B. 

hackstockfisch  26,  362. 

balcitch  26,  276. 

balle  25,  352. 

bedacht  27,  160. 

begencoisse  27,  160. 

beide  26,  882. 

beige  25,  368. 

beissel  26,  860. 

bekundigen  27,  160. 

beleser  27,  160. 

belestunge  27,  160. 

belisten  27,  160. 

benfimunge  27,  160. 

Berthold,  Bruder,  26,  316.  881. 

Bertholds  von  HoUe  Demantin  27,  410. 

berufen  27,  160. 

bescheidunge  27,  160. 

bevftren  27,  161. 

bevam  27,  160. 

bevriunge  27,  161. 

Bibelübersetiung,   gotische  26,  129.   263. 

27    23 
bibleiche  27,  161. 
Bibliographie,   germanistisehe ,    für  1879: 

25,  433;   für  1880:  26,  428;   für  1881: 

27,  421. 
Bibliographisches  cum  16.  Jahrb.  25,  420. 

27,  422. 


506 


ISBOISTBB  ZUM  XXV.— XXVn.  JAHRGANG. 


büegunge  27,  161. 

baöaftig  27,  161. 

blau  27,  111. 

blauer  Montag  26,  606. 

bleichgewerke ,     -hfts,    -lichter,    -wirdig 

27,  161. 
blichem  26,  367. 
Blutsegen  26,  68. 
bock  26,  866. 
Boner  27,  219- 
Boswell,  Alezander  27,  221. 
botterweck  26,  367. 
bracken  26,  360. 
brantrejde  26,  364. 
breit  =  bret  27,  161. 
bricze  27,  161. 
brymel  26,  363. 
brötnnge  27,  161. 
brueling  27,  162. 
bruochseckel  27,  109. 
bug  26,  864. 
bühaftigk  27,  163. 
Büke  of  ye  chesa  27,  221. 
büne  26,  407. 
bürftt  27,  163. 
Burgrerließ  27,  106. 
butelkaste  26,  360. 

C.  8.  auch  K. 
Chronicon  Novaliciense  26,  49. 
Chronik,  Limbnrger  26,  41. 
Claras  Saga  86,  142. 
Constantinus  26,  132. 


darlegunge  27,  163. 

das,  das  26,  409. 

deokenele  26,  349. 

decketücber  26,  349. 

decksteine  26,  349. 

Dellingr  26,  343. 

derjenige  27,  163. 

Deutsche  verspottet  26,  88. 

deutsche  Wörter  der  Thidrekssaga  26, 160. 

Dewin  27,  154. 

Diaiektgrammatikea  26,  118. 

diet  27,  149. 

Dietbold  27,  161. 

Dietbrand  27,  161. 

Bietfrid  27,  162. 

Dietger  27,  162. 

Diethard  27,  152. 

Dietman  27,  163. 

Dietmar  27,  153. 

Dietold  27,  154. 

Dietolf  27,  164. 

Dietprecht  27,  161. 

Dielram  27,  164. 

Dietrich  27,  164. 


Dietrichs  Flucht  26,  61. 

Dietwart  27,  164. 

Diphthongisirung  von  ü,  in,  i  25,  381. 

Donnerbart  26,  207. 

Donnerkraut  26,  207. 

Dotbald  27,  150. 

Dotbert  27,  161. 

dougen  27,  101. 

Dramen,  Schweiser,  25,  361. 

dreUch  26.  349.  27,  163. 

Dnnstan,  heil.  25,  133. 

dnrchüs  27,  168. 

E. 

e  isl.  =  neuisl.  ö  27,  265. 

6  isl.  =  neuisl.  jö  27,  266. 

Ebner,  Margaretha  27,  411. 

ecken  26,  274.  26,  422. 

Eckenlied  26,  58. 

Edda  27,  330.  899. 

efese,  efesing  26,  81. 

Eichhorn  27,  189. 

Eilhart  von  Oberge  25,  365.  27,  359. 

eintreten  27,  163. 

Elbe  26,  190. 

eise  25,  351. 

-ending,  endig,  ening  26,  271. 

Enenkel  27,  21. 

engel  25,  352. 

entöffenen  27,  164. 

enslingen  26,  348. 

Epik,  altfransösisohe  26,  365. 

Epische  Formeln  25,  151. 

Episches  Gedicht,   Brachstücke   25,  192. 

26,  95. 
erbewec  27,  164. 
erbreichunge  27,  164. 
erd^en  26,  350. 
erkunden  27,  164. 
era  27,  164. 
ernfioh  27,  164. 
eroberigen  27,  165. 
ersteigunge  27,  165. 
eselpfert  27.  165. 
Eulenspiegel  25,  508. 
Eustachiuslegende  25,  413. 

F.  8.  V. 

G. 

Galilea,  galiUe  26,  67. 
gang  27,  170. 
garakouf,  -koufer  27,  171. 
gartenpfenning  27,  171, 
Gebet  des  XU  Jhs.  25,  393. 
Gebete  in  Reimen  25,  190. 
gebeuge  25,  355. 
gebone  25,  855. 
Geislerlieder  26,  40. 


RESaiSTEK  ZUiM  XXV.-^XXYn.  JAHBGAiNa 


507 


Geister  mit  VVgelfässen  25,  290. 

Geistliche  Gedichte  26,  186.  339. 

Geistliche  Volkslieder  26,  101. 

geUicht  27,  171. 

gemere  25,  360. 

gön  27,  171. 

genizlich  27,  172. 

geremcs  26,  369. 

Gerhard,  der  gate,  25,  274.  26,  199. 

gdrlichen  27,  172. 

gerneliche  27,  172. 

Geschlechtsnamen  aus  thiuda,  diet  27,  149. 

gesneite  27,  172. 

gesper  25,  359.  27,  391. 

gestempe  26,  364. 

gewantsnit  27,  172. 

gewantstap  27,  166. 

gesal  25,  362. 

gesoc  27,  172. 

gesügf&rer  27,  173. 

gezwidigen  27,  173. 

gießgrabe  27,  173. 

giezwazzer  27,  173. 

giselitze  26,  432. 

Glossen,  ahd.  26,  401. 

golzoch  27,  173. 

Gott  25,  288. 

Gottes  72  Namen  26,  203. 

Gottesnrtheil  26,  209. 

Gottfried  von  Strassbiirg  27,  373;  Tristan 

25,  192.  366.  403.  26,  398. 
Grigas  26,  232. 
Gralsage  25,  117. 
Grimm,  Jacob,  26,  127. 
Gnpisspä  27,  399. 
gropp  26,  366. 
Gustav  Adolf  27,  266. 
gnsten  26,  276. 

H. 

halle  26,  66. 

Halle,  Sprache  daselbst  um  1477  26,  861. 
hamerheche  26,  364. 

Handschiifken:  in  Augsburg  25,  211.  214. 
217. 

n  n  Basel  25,  72. 

„  „  Berlin  26,  365. 

„  „  Bern  27,  219. 

„  „  Einsiedeln  27,410.  411. 

„  „  Engelherg  26,  210. 

„  „  ErlAngen  27,  846. 

„  „  Frankfurt  a.  M.  25,  105. 

417.  27,  144. 

„  „   Gpras  27,  340. 

„  „  Hildesheim  25,  409. 

„  „  Innsbruck  26,  376. 

„  „  Kiel  25,  211.  27,  406. 

„  „  Kopenhagen      26,    129. 

27,  60. 


Handschriften:  in  Komeiidburg    26,    888* 
27,  889. 
„  „  Mfinehen   25,  82.    210. 

336.  26,  401.  27,  289. 
345.  350. 
„  „  Nürnberg  26,  98.  107. 

„  „  Paris  26, 9S5..  218.  27, 86«^ 

„  Prag  26,  366. 
„  Bäm  27,  226. 
„  „   St.  Gallen  25,  67. 

,.  „  St.  Petersburg  26,  40. 

„  ^   Stockholm  26,  241. 

9  „  Strassburg  26,  103.  161. 

210.  211.  216. 
„  „  Tambach  27,  132. 

„  „  Trier  26,  1.  57.  64. 

„  „  Wien  26,  339.  403.  407. 

27,  130. 
„  „  Zürieh  27,  412. 

„  Bartsch*»  27,  127. 

„  Birlingers  26,  99. 

„  y.  Buchwalds  26,  396. 

„  y.  Hardenbergs  27,  356. 

413. 
Hans  ▼.  Rute  25,  363. 
Hartmanns    2.   Büchlein    27,    376;    £reo 
25,319.   27,  374.  420;    Iwein  25,  39& 
26,  99.  263.  386.   27,  360. 
hasenwinde  27,  374. 
hebebencke  26,  358. 
Heimdall  26,  343. 
Heinrich,  Kaiser  25,  130. 
Heinrich  yon  Nördlingen  27,  411. 
Heinrich  von  dem  Türlin  26,  96. 
Heinrich  von  Veldeke  25, 118.  344.  27,  287. 

370. 
Hekelvelde  26,  176. 
Heldenbuch,  Anhang  26,  64. 
Heliand  26,  256.  27,  416. 
Helleviur  26.  73.  79. 
Helmbrecht  26,  407.  432. 
hep  hep  26,  382. 
hertinphrunde  27,  173. 
Hildebrandslied,  jüngeres  25,  66. 
hinderbunt  27,  173. 
Hit,  Biesin  26,  606. 
hoed,  hoede  25,  848. 
hoffen  26,  262. 
höfisches  Leben  27,  106. 
Höhenburg  25,  829. 
höUe  26,  66. 
hüshreohen  27,  173. 

I.  J. 

t  25,  381. 

JSger,  der  ewige  27,  868. 

inkomelino  27,  174. 

in  Yüeren  26,  422. 

Johann  von  Würsburg  27^  412. 

Iron  27,  1. 


508 


BEOISTER  ZUM  XXV.— XXVIL  JAHRQANO. 


i66nei8che  86,  426. 
isländische  a6fiiit;fri  26,  129. 
iftUndisohe  Grammatik  27,  267. 
in  26,  S8l 

Jüdel,  Gedicht  27,  129. 
Jadeneid  26,  876. 
Jadenknahe,  Lehrende  27,  129. 

K. 

Kaiserchronik  26,  98. 

kamp,  kam  27,  174. 

Karlamagnnssag^a  26,  141. 

karmen  27,  891. 

Katharinenlecrende  26,  198.  200.  201. 

kegel  27,  174. 

Kelin,  Meister  26,  78. 

kese  26,  868. 

keskar  26,  104. 

Kettenreime  26,  886. 

Kinder,  uncretanfte  26,  86. 

Kinderreime  27,  121.  122. 

Kinderspiel  26,  884. 

kirohenschitber  27,  174. 

Kirchhof  26,  76. 

Kitige  26,  66. 

clapper  26,  867. 

Klanber,  H.  R  26,  861. 

Klee,  J.  L.  »6,  127. 

eleuber,  oleaben  26,  861. 

Closener  26,  41. 

oomentos  27,  174. 

Konrad  von  Ammenhansen  27,  220.  221. 

Konrad  von  Fofiesbrnnnen  26,  194.  27,  870. 

876. 
Konrad  Ton  Heimesfurt  27,  187;  Verf.  des 

Jüdel  27,  187. 
Konrads     von    WttrBbnrfl:    Trojanerkrieir 

27,  127.  866. 
Konrad  von  Zabern  26,  166.  26,  882. 
korblenlefi^en  27,  174. 
korpbaloMn  25,  861. 
koofbrief  27,  176. 
koufl  27,  174. 
koufwirdig  27,  176. 
Krankheit  Übertragen  26,  297. 
krappe  26,  869. 
Kreosang,  erster,  26,  181. 
Krug,  Hans  26,  107. 
kuohenloch  26,  864. 
Kudmn  26,  396.  27,  6. 
kuohAr  27,  176. 

L. 

Landsknechtlieder  26,  91. 
Lanfrancus  26,  181. 
lantgefluehte  27,  176. 
leben  26,  860. 
Lebenswasser  27,  108. 
lebermer  26,  69. 


Legenden  26,  418.  27,  129. 

Lehnsleistung  26,  296. 

lenge  adj.  27,  176. 

lenffen  26,  363. 

libesldhenserbe  27,  176. 

Lieder,  norwegische  26,  390. 

Liederhandschrift,    Bruchstücke    26,    72: 

ParUer  26,  218. 
Limbnrger  Chronik  26,  41. 
Lindenschmied  26,  383. 
Idß  27,  176. 
lougenhüs  27,  176. 
Lügenlieder  26,  119. 
Luther,  Sprache  26,  409. 


malesecke  26,  860. 

malnslOssel  26,  860. 

mandAte  26,  361. 

mande  26,  361. 

mandel,  mandeln  27,  176. 

mangel,  mangeln  27,  176. 

Mann  sftugt  ein  Kind  26,  289. 

Manna  26,  288. 

mantel  26,  862. 

Manuel,  Nicolans  26,  861.  864. 

Mftrchen  26,  274.   27,  229;   norwegische 

26,  388;  schwedische  26,   116.  27,  121. 
Biargaretenlegende  26,  418. 
Marienlegenden  26,  82.  134. 
Marienlob  26,  107. 
Bfarinos  26,  184. 
Markbegang  26,  179. 
mast  27,  886. 

Meister  und  Geselle  26,  297. 
Meisterdiebe  26,  189. 
meistern  26,  891. 
Melodie,  altdeutsche  26,  226. 
Minnesängerhandschrift,Bruohstücke26, 72. 
mit  das  27,  896. 
miteselbschuldig«r  27,  176. 
Mittelfränkisch  26,  847. 
Montag,  blauer  26,  606. 
Morgenstunde  hat  Gold  im  Munde  26,  80. 

26,  348. 
Morolf  26,  83. 
motter  26,  367. 
Mund  26,  80.  S6,  348. 
Mundarten,  norwegische  26,  18. 
Murer  26,  868.  864. 
müßcrüt  26,  363. 
Mystik  27,  410. 

Nägelabschneiden  26,  204. 
naglfar  26,  204. 
Namen  Gottes,  72:  26,  203. 
necken  26,  272. 
nedenche  26,  864. 


REGISTER  ZUM  XXV.  -XXYII.  JAHRGANG, 


509 


nesse  25,  69. 

odstmalfl  27,  176. 

Nenisl&iidiBohe  Grammatik  27,  267. 

Neujahrsgrass  26,  107. 

NibelnngenUed  26,  840.  26,  360.  27,  233. 
266. 

Nibelnngensag«  26,  172.  279. 

Nieolaos  von  Jerosdiin  26,  184. 

Nicolaos  von  Landau  26,  418. 

Niederdeutsches  26,  416. 

Nobelskrug  26,  178. 

Nobishaus  26,  66.  176. 

Nobiskratte  26,  89. 

Nobiskrug  26,  91. 

Nobiskuhle  26,  186. 

noemen,  ndmen,  nümeu  26,  269. 

Norwegische  SprachbeweguDg  26, 1 ;  Volks- 
kunde 26,  388. 

Novellen  26,  129. 

nüweschüster  27,  177. 


5  isL  =  neuisl.  e  27,  267. 

Oberleder  27,  177. 

obese  26,  80. 

5lken  26,  194. 

opfertac  27,  177. 

opisa  26,  80. 

opperwerk  26,  361. 

orbar,  -er  27,  177. 

ort  26,  366. 

Ortnit  26,  61.  27,  191. 

Oswald  26,  66. 

Otter  26,  298.  376. 

Ottokar  von  Steier  26,  333. 

P. 

Paradies  26,  134.  136. 

paradisus  26,  66. 

participia  ohne  gt  26,  267. 

Parzival  in  nord.  Bearbeitung  27,  386. 

Passional  27,  127.  139. 

Passtonsspiel,  Heidelberger  27,  123. 

Pauli,  Johannes  27,  224. 

Pescara,  Marchese  26,  91. 

Peter  von  Arberg  26,  210. 

pferdegesauw  26,  349. 

Pflanzennamen,  altdeutsche  26,  401. 

Philologenversammlung.  Bericht  über  die 
Verhandlungen  der  deutsch-romanischen 
Abtheilong  in  Trier  26,  117;  in  Stettin 

26,  260. 
Placiduslegende  26,  413. 
phicken  26,  364. 
Predigten  26,  418.  26,  106. 
pressen  27,  177. 

Psalterien  mit  deutschen  Randbemerkungen 

27,  339. 

PuUer  von  Hohenberg  26,  329. 


purt  26,  88.  26,  608. 
pute  27,  177. 

Qnantitätsgesetse  im  isUnd.  27,  269. 
qnaste  26,  349. 


Rabensehlaoht  26,  64. 

rampanien  27,  177. 

RStsel  27,  121;  norwegische  26,  892. 

Ratte  26,  122. 

Reinbots  Georg  27,  144. 

Reineke  Vos  26,  608. 

Reinfrid  26,  420. 

Remigius  26,  138. 

restaur  27,  177. 

reuffe  26,  366. 

reuffen  26,  368. 

Riesin  Hit  26,  606. 

roide  tttcher  26,  362. 

Rolandssage  26,  367. 

rolle  27,  178. 

Rolle  des  BartholomXusstiftes  26,  417. 

roUmeifiter  27,  178. 

Romanus  26,  137. 

roemersal  27,  178. 

r6r  26,  73. 

romkopf  27,  178. 

rdrbuchse  27,  178. 

rose  26,  72. 

Rosengarten  26,  49.  26,  70.  172. 

röst  26,  78.  27,  107. 

rot  hun  26,  363. 

Rother  26,  66.  144.  27,  216. 

Rothwelsch  27,  223. 

ruckeleders  26,  362. 

Rückert,  Heinrieh  26,  266.  27,  118. 

Radiger  von  Hunkhofen  26,  104. 

Rudolf  von  Ems  26, 274;  Barlaam  26,  377; 

Weltchronik  26,  166.  27,  60. 
Rueff,  Jacob  26.  368. 
Rummeldeus  26,  416. 
rat  26,  338. 

S. 
Sachs,  Hans  26,  230.  26,  380. 
Sachsenspiegel  27,  879. 
Sagen  26,274.  27,  229.  367;  norwegische 
26,  389;  schwedische  26,  116.  27,  117^ 
Salomon  und  Morolf  26,  33. 
sappel  26,  338. 
Schachspiel  27,  221. 
schade  27,  178. 
Schatten  26,  210. 
Schauspiel  26,  417. 
scheffen  im6  26,  367. 
scheider  26,  368. 
schellic  26,  388. 


510 


BEGISTER  ZUM  XXV.— XXVn.  JAHRGANG. 


schemelbande  26,  366. 

schildichin  27,  178. 

Sohülero  Bürgschaft  27,  221. 

Schiltebürger  26,  360. 

Schimmelreiter  27,  868. 

Schläfer,  die  sieben  26,  413. 

SchloBS,  ein  selts&mes  26,  296. 

schneidegast  27,  178. 

schockltnw&t  27,  179. 

schrancken  26,  367. 

Schriftsprache,  ihr  Verhältniss  sa  den  Mund- 
arten 26,  20. 

schüfe  27,  179. 

schücsmeister  27,  179, 

Schweizer  Dramen  26,  361. 

Secnndns  26,  136. 

Segensprttche  26,  67.  607.  26,  229. 

seigir-,  sdgirhatte  27,  180. 

selch  26,  268. 

sevenboum  26,  422. 

siben  26,  408. 

Sigfridslied  26,  64. 

Sigenot  26,  68. 

Silvester  26,  67. 

Silvester  11  26,  133. 

sinlich  27,  180. 

sipm&s  27,  180. 

Sitten  u.  Gebräache,  norwegische  26,  391. 

slagk  27,  180. 

slange  26,  349. 

slankel  26,  338. 

sleoffe  26,  349. 

smicke  26,  349. 

sneiseln  26^  363. 

snitzerling  27,  181. 

somer  26,  362. 

spicher  26,  349. 

Sprachbewegimg  in  Norwegen  26,  1. 

Sprache  in  Halle  mn  1477  26,  361. 

Sprichwörter  26,  80.  26,  122.  123.  27,  121^ 
norwegische  26,  392. 

Spmchgedicht  27,  411. 

Sudarh61sb6k  26,  232. 

Stammbnchverse,  nd.  26,  606. 

stamphel  26,  338. 

stanteigen  27,  181. 

stoppeln  26,  367. 

stoppen  26,  360. 

stranck  26,  364. 

stflchtüch  26,  361. 

8tr6bTÜt  27,  181. 

stndhauwe  26,  367. 

Sympathetische  Kuren  27,  360. 

ß  26,  261. 

T. 

Tagelied  26,  416. 

Tageweise,  geistliche  26,  210. 

Tageseiten,  Pariser  27,  886. 

Talmud  26,  280.  287.  289.  291.  26,  210. 


TauE  27,  112. 

Tellsage  26,  343. 

Temperamente,  die  vier  27,  413. 

Teppiche  27,  107. 

Teutbert  27,  161. 

Thaustreicherinnen  26,  297. 

Theophilns  26,  370. 

Theudobald  27,  160. 

|>idrekssaga  26,  47.    142.  240.   2.57.   384. 

26,  242.  27,  1.  216. 
Thigelingen  26,  71. 
thiuda  27,  149. 
Tiadbert  27,  161. 
Tietpold  27,  160. 
tinne  27,  190. 

Tisch,  über  den-,  springen  26,  296. 
Titnrel,  jüngere  26,  169.  177. 
tocken  26,  369. 
Tod  26,  360. 

Todte,  dankbare  26,  274.  26,  199. 
Todtenreich  26,  66. 
tpru  26,  88.  26,  608. 
trapp  26,  366. 
trappel  26,  338. 

Tristandichtung,  Fragment  26,  366. 
trucht  27,  397. 
trat  26,  339. 
Tundalus  27,  287. 


u  eingeschoben  27,  277. 

ü  26,  381. 

überhaben  27,  386. 

uber^istigen  27,  Ibl. 

überlouf  27,  181. 

überslechtig  27,  182. 

ufruckeu  26,  360. 

ülfila  26,  128.  129.  27,  23. 

Ulks  26,  194. 

üUeken  26,  194. 

ulner  26,  360. 

Ulrich  von  Türheim  26,  366. 

Ulrich  von  dem  Türlin  26,  180. 

Ulrich  von  Zacikhofen  26,  344.  27,  372. 

unabnemelich  27,  182. 

unbehabet  27,  182. 

unberadt  27,  182. 

underschiesen  27,  182. 

underslag  26,  366. 

unrftt  27,  183. 

unretterinne  27,  182. 

unstathaftig  27,  183. 

unübergrifflich  27,  184. 

unverschimpft  27,  184. 

unvormftlet  27,  184. 

unvorminnert  27,  184. 

urburer  27,  184. 

urkundig  27,  184. 

urloup  27,  184. 

ÜB-dienen  27,  184. 


KEGISTER  ZUM  XXV.— XXVa  JAHRGANG. 


511 


V.  F. 

va-Stämme,  isl.  27,  281. 
yaf)>niani8m&l  27,  330. 
falden  27,  165. 
Valvers  )>ittr  25,  885. 
Farbensymbolik  27,  111. 
Faust,  Yolkslied  26,  362. 
Vegeviur  26,  73.  79. 
Vegtamskviaa  27,  830. 
felden-27,  165. 
Felix,  Mönch  25,  841. 
Fensalir  27,  330. 
Yerdutzen  27,  165. 
verenseln  27,  165. 
veij&hen  27,  169. 
verkoren  27,  166. 
verkom  bort  26,  360. 
▼erl&chen  27,  166. 
verleschen  27,  390. 
Yennackeln  27,  166. 
Yeipetschiren  27,  166. 
ferste  27,  166. 
vertim  25^  358. 
verwetüch  27,  166. 
festerei  27,  167. 
Veterbüoh  26,  409. 
Fiebersegen  25,  69. 
Yiebsegen  25,  67.  70. 

▼ihezehende  27,  167. 

Vüchin  26,  140. 

YirflickeD  27,  167. 

Virginal  25,  54. 

Floamannasaga  26,  289. 

Floyris  26,  64. 

Vocalausstoßung  27,  275. 

Vögel,  auf  Bäumen  wachsend  26,  208. 

VOgelfÜße  25,  290. 

volblech  26,  366. 

Volkskunde  26,  121;  norwegische  25,888. 

Volkslieder  27,  116.  226.  281.  265;  geist- 
Uche  26,  101. 

Volkslied  von  Faust  26,  852. 

Volksthümliches      ans      Niederösterreich 
25,  426.  26,  229. 

Volksttberliefemng  27,  228.  376;   schwe- 
dische 27,  115. 

Völuspi  27,  880. 

vorbas  27,  167. 

vorbüsse  27,  168. 

Ydrding  27,  169. 

Yoij6hen  27,  169. 

Yorldchen  27,  166. 

Formatns  (Formosns)  25,  133. 

Formeln,  epische  26,  151. 

Yorrechten  25,  364. 

Yorzihen  27,  169. 

Frauenlob  26,  257.  379.  27,  385. 

Fremdwörter     aus     dem     Französischen 
27,  286. 


Yr6t  27,  886. 

Freunde  26,  139. 

Friedrich  Ton  Sonaenhnrg  25,  118. 

vrönhof  26,  70. 

fElrbrengnng  27,  170. 

Furseus  25,  131. 

furstickel  26,  858. 

w. 

Waffensegen  26,  70. 

waldenbergen  27,  185. 

Waldis,  Burkard  26,  298. 

walkemangel  27,  186. 

warstat  27,  185. 

Wasichenstein  25,  329.  26,  380. 

Wasser  des  Lebens  27,  108. 

Wassergrab  26,  296. 

welboum  25,  348. 

wermuthbier  27,  185. 

Widerstat  27,  186. 

widerw&g,  -wage  27,  186. 

Wiesel  26,  122. 

Wigamur  27,  289. 

Wilhelm  Yon  Holland,   Gedieht   anf  ihn, 

27,  888. 
Wilhelm  von  Österreich  27,  412« 
Wirtshaus  26,  77. 
Withingowe  25,  71. 
wochenkuste  25,  868. 
Wodan  26,  279. 
Wolfdietrich  25,  51.  60. 
Wolfger  Yon  Passau  25,  71. 
Wolfram  Yon  Esohenbach  25,  117;   Par- 

sival,    Eingang    26,    403;     Willehalm 

26,  162. 
WolframUteratur  26,  248. 
Wurmsegen  25,  68.  508. 
wwch  27,  186. 

Y. 

y  :=  neuisl.  i  27,  263. 
j  s=z  neuisl  i  27,  268. 

Z. 

Zabem  25,  105. 

Zahlen,  formelhaft  26,  157. 

ulspille,  -spinnele  27,  187. 

sappenbore  26,  860. 

Ecchorte  27,  187. 

Zeitungen,  erste  deutsche  26,  106. 

selch  26,  269. 

sesper  27,  891. 

siechenstucke  27,  188» 

zinsbezalunge,  -getreide,  -relohiuige27, 188. 

lÜVe  25,  862. 

zltunge  27,  188. 

souwen  27,  166. 

Eukeinwertig  27,  188. 

zünemunge  27,  188. 

zweiling  26,  850. 

Zweiige  26,  190. 


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klärenden    Anmerkungen    und   ausfQhriichem    Glossar 
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INHALT. 


Seite 

Zu  den  Pariser  Tagezeiten.    Von  Fedor  Beeh 886 

Kleine  BeitrSge   zur  Geschichte   and  Erklärung  der  Eddalieder.    Von 

A.  Edzardi 399 

16.  Nachtrftgliches  zur  QripLsspi. 899 

Kieler  Bruchstück  aus  Bertholds  von  Holle  Demantin.    Von  E.  Steffen- 
hagen     406 

Kleine  Mittheilungen.     Von  Ferdinand  Vetter 410 

Die  Tier  Temperamente.     Von  G.  y.  Hardenberg 418 

Zum  Heliand.    Von  O.  Behaghel 416 

Kleine  Beiträge.     Von  R.  Sprenger 420 

Bibliographie: 

Bibliographische  Übersicht  der  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der  ger- 
manischen Philologie  im  Jahre  1881.     Von  K.  Bartsch 421 

Register   zum    fünfnndzwanzigsten    bis   siebenundzwanzigsten   Jahrgang  606 


Bucbdruekerei  von  C&rl  Oerold^s  Sohn  in  Wien. 


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