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GERMANIA.
VIERTELJAHRSSCHRIFT /
DEUTSCHE ALTERTHÜM8KUNDE.
BEGRÜNDET VON FRANZ PFEIFFER.
HEBAUSOEGEBEN
yOK
KARL BARTSCH.
SIEBENUNDZWANZIOSTEH JAHBGAMG.
METJE REIHE FÜNFZEHNTER JAHROANO.
WIEN.
VERLAG VON CARL OEROLD'S SOHN
1882.
<PJaU\ tro L
INHALT.
SeHe
Iroo und Apollonias. (ThiArekssaga Cap. 246—276.) Ton Friedrieh Neumann 1
KritiMiie UntenaehoBgen über den Einfloß des Lateinischen aaf die g^otieohe
BibelflberaetBiinc^. Von Carl Marold. (Fortsetsimg.) 28
lopenhagener Binchstfleke Ton Hndolfo Weltohronik. Von A. Edeardi nnd
E. Mogk 60
I>oageD. Von Fedor Bech 101
Dts Waßer des Lebens. Von Th. Vernaleken 108
Di% Legende rom Jadenknaben. Von B. Sprenger 129
1. Alter und Verfaßer des Jttdel 186
2L Qaelle der Ersählnng im Passional 189
Bnichstaek einer Handschrift yon Reinbots Georg. Von F. Pf äff 144
Heatige Oeschleehtsnamen ans TTiiuda, Diei, Von K. G. Andresen 149
Zum Wortschatae des Chemnitser Urknndenbaohes. Von F. Bech 169
Von Schhom als Wildpret. Von Demselben 189
üne. Von Demselben 190
Die Entwiekelnng der Ortnitdichinng und der Ortnitsage. Von Friedrich Neu-
mann 191
KlRse Mittheilongen. Von Ferdinand Vetter 219
I. Eine neue Handschrift Ton Boner*s Edelstein 219
U Konrad yon Ammenhansen 220
m. Znr Schaehspiel-Litterator nnd in Schillers „Bürgschaft'' 221
IV. Rothwelsoh 228
V. Johannes Panli 224
Volkslieder des XV. Jahrhunderts. Von K. Bartsch 226
Zur neoiallndischen Grammatik. Von BjOrn Magniisson Olsen 267
Über Ton Eegensburg nnd die Eneide. Von R. Sprenger 287
Wigamnr. Mfinehener Bmchstficke. Von F. Kein s 289
Fenaalir nnd Vegtamskrida 12, 6 ff. Von A. Edsardi 830
Paalterien mit deutschen Randbemerkungen. Von C. M. Blaas, K. Bartsch und
F. Keine 889
Zq Hartmanns Iwein V. 8478. 74. Von K. Nerger 860
BrachsUleke Ton Konrads Trojanerkriege. Von K. Bartsch 866
Kritische Glossen su einem unkritischen Texte. Von Demselben 869
Volkssagen. Von Th. Vernaleken 867
Zu Konrads Ton Fußesbrunnen Kindheit Jesu. Von R.8prenger 870
Zq Hartmanns Erec. Von Demselben 874
Zg Hartmanns 2. Bflchlein. Von Demselben 876
Zq den Pariser Tageseiten. Von Fedor Bech 886
Kleine Beiträge zur Geschichte und Erklärung der Eddalieder. Von A. E d z a r d i 3J
16. Nachträgliches zur Grfpisspä ^^
Kieler Bruchstück aus Bertholds von Holle Demantin Von E. Steffenhagen -Ml
Kleine Mittheilungen. Von Ferdinand Vetter -41
Die vier Temperamente. Von C. v. Hardenberg . 41
Zum Heliand. Von O. Behaghel 411
Kleine Beiträge. Von R. Sprenger 42^
LITTERATUR.
Alwin Schultz, Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger. Von Reinhold
Bechstein 10c
Am^lie Sohr, Heinrich Rückert in seinem Leben und Wirken. Von K. Schröer lU
Eva WigstrOm, Folkdigtning. Von Felix Liebrecht 115
Paul S^billot, Les Litt^ratures populaires de toutes les nations. Von Felix Lieb-
recht 228
Hermann Faul, Zur Nibelungenfrage. Von Hermann Fischer 233
Eugene Rolland, Faune populaire de la France. Von F. Liebrecht 376
BIBLIOGRAPHIE.
Bibliographische Übersicht der Erscheinungen auf dem Gebiete der germanischen
Philologie im Jahre 1881. Von K. Bartsch 421
MISCELLEN.
Entgegnung. Von Dr. Gustav Milchsack 123
Bruchstück von Konrads Trojanerkriege. Von K. Bartsch 127
Bruchstück einer Handschrift des Passionais. Von Demselben 127
Personalnotizen 128. 256. 384
Berichtigung 128
Die chta^ Xsy6[i>sva im Nibelungenliede. Von K. Bartsch. . 255
Volkslied auf Gustav Adolfs Tod. Von F. Pf äff 266
Zum Sachsenspiegel. Von A. L ii b b e n ..,.,.., ^ . a:
Preisaufgaben .*.*--..-,.,,.,
Register zum fünfundzwanzigsten hh sieben au d^wftnflfgit&n Jahrgang . . . . . &i>
' ^ w g f
F:b 9 1882
GERMANIA.
VreRTFXJAHRSSCHRIFT
FÜn
DEUTSCHE ALTERTHÜMSKÜNDK
BEGBÜNDET VON FRANZ PFEIFFER.
KARL BARTSCH,
SIEBENUNDÄWANZIGSTEE JABEGANG.
lOilJi; R£IBE FÜNFZEHNTEM JAHRQANO.
BfiBTES EEFT,
lEN,
VÄL GEEOLD^S SOHN.
j i
Akademisolie VerlagsbucUiandlaiig von J. C. B. Mohr (Paul Siebeok)
in Freiburg i/B. nnd Tübingen.
(Zn beziehen durch jede ßuchhandUng.)
Tentsche GrammatiGa Valentin Ickelsamers, herauBgegeben
Fon Dr. Kohler, Unterbibliothekai an der k. üniyersitäts- Bibliothek in
München. Mit Faoslnile-Titei- und Inltlalien nach dem Originalwerk.
Dritte durchgei^ehene Auflage des Neudrucks, kl. 8. (XII. 48 Seiten.) 1 M.
Von der ersten Auflage des Neudrucks erschien auch eine feine Ausgabe,
die geheftet 1 M. 60 Pf., in ganz Sohweintleder gebunden 3 M. kostet,
aber nur noch in wenigen Exemplaren yorhanden ist.
Von Ickelsamers tentscher Grammatica sind nur noch wenige Exemplare
der Ori^lnaldrucke yorhanden. Der yorliegende Neudruck ist nach einem der
Üniyersitäts-Blbliothek in München gehörigen Exemplar (der zweiten Original-
Auflage) hergestellt und hat den Zweck, den sehr seltenen Text genau so, wie
er uns in dem Münchener Exemplar erhalten ist, für billigen Preis wieder zu-
gänglich zu machen. Wie schon die Ausstattung zeigt, ist dieser Neudruck
nicht für den Forscher bestimmt, sondern für ein grösseres Publikum,
weshalb nicht beabsichtigt werden konnte textkritische Anmerkungen und ge-
lehrten Apparat beizufügen.
9n CavI ^finitv'* ||[nitifrfltilt#-$ttfl|^giti^ittttg; in #fi>fi-
btv^ ifl fotbtn frfd|itnm:
$rie0f«« ^U0 ^irgmben j3l(tttrm, fonflignt iDrudiioerken unb (anbfd^rifl-
Uditn l^ueUtn gefammtU unb nebfl brn «Singionftn ^urammengtllettt oon ^rttttf
iPii^ditt Stti^tvvn V0n ^iifuriki. herausgegeben oon $ari $artrii|«
gr. 8. brod|. 12 ^arlt, ft\^x eleg. geb. 15 ^ark. p
BV^ jDit letzte unb raol)! bebetttenbfle ^xbtxi bes bekannten Rammler«! ^
P (Sin gan^e0 J3ltüdi OHulturgeFd^td^te entnt(kelt pd) in biefem ^ud|e not unferen ^
^ ;^ttgen. i^etr gel). jQofratl) i^axif^ l)at nad| bem Stöbe beo Herfalfer» bte ^erono- ^
^ gäbe ttbemommtn. ^
Akademische Verkf^buchhandlung von J. G. B. Mohr (Paul Siebeck) in
Freiburk i/B. und Tübingen. Soeben erschien — zu bezieben durch jede
Buchhandlung :
GERNIANiSCHER BÜCHERSCHATZ
herausgegeben von
ALFRED HOLDER.
Band I-IV.
I. Gomelii Taciti de origine et situ Germanoram liber. Edidit Alfred
Holder, kl. 8. (22 Seiten.) 40 Pf.
IL Einhardi nita Karoli imperatoris. Edidit Alfred Holder. kL 8.
(33 Seiten.) 60 Pf.
III. I. Beownlf L Herausgegeben yon Alfred Holder. Abdruck der Hand-
schrift im British Museum, Cottou Vitellius A. XY. Zweite Auflage,
kl. 8 (70 Seiten.) 1 M. 60 Pf.
IV. Otfrid's Evangelienbach. Herausgegeben yon Paul Piper, kl. 8.
(VL 344 Seiten.) 4 M.
Eine Saramliuig von QoellenBclinften ffir germanischei Alterthiiin und MittoUlier, gleich-
riel in welcher Sprache oder Mandart ftberliMert, ist bei dem mehr and mehr snr CRiltnng
kommenden BedftrfiiiM unseres Volkes, mit Leben nnd Weben der eigenen Vergangenheit sich
Tertrant zu machen, gewiss gerechtfertigt.
Durch BOrgf<ig reridirte Texte, gute Ausstattung und billige Preise empfehlen sieh die
Ausgaben des Bftcherschaties.
Den TOrliegendanB&nden schliessen sich in rascher Folge an: Jeviani^ de origine actibnsqne
Oetarum, Nitkardi historiarum Ubri IV, BasdM historia ecclesiastica g«ntis Anglorum, Saxonii
grammatiet hiatoria damea, simmtlich herausgegeben Ton Alfred Hol der.
IRON UND APOLLONIUS.
(ThiareksMera Cap. 846—276.)
In der folgenden Untersuchung über die Capitel 246 — 275 der
ThiArekssaga soll versucht werden:
L die durch willkürliche Contamination verbundenen Sagen von
Iron und ÄpoUonius zu sondern und ihrem Inhalt nach in möglichst
reiner Gestalt wiederherzustellen;
n. die Beziehungen der ApoUoniussage zur Kttdrunsage zu ver-
n;
UL die Entstehung des jetzigen Textes zu erklären.
Daß Iron und Apolloniua nicht von jeher in ein and demselben
Texte brüderlich vereint gewesen sind, kann man schon aus ihren
verschiedenen Neigungen vermuthen. Was hat die Wisentjagd Irons
mit der Liebe des ApoUonius zur Herburg zu schaffen? Den bestimm-
testen Beweis fllr die Contamination liefert Cap. 256. Wenn Iron hier
seinen Gast fragt: Er Salumon konungr mikill hofdingi. huat hefir
bann optazt til skemtanar. eda huat er hans idn, so muß man an-
nehmen, daß er früher nie von Salomo gehört hat. Als Interpolation
sind diese Fragen nicht zu begreifen in einem TextC; wo Iron seinem
Bruder (Cap. 246) erklärt hatte, huersu rikr Salomon konungr er.
00 secki fa ]>eir hans dottur med her. sua er bann rikr oc feolmennr;
wo Iron ApoUonius in Salomos Land begleitet hatte (Cap. 247) , wo
Iron nur auf den Wink seines Bruders harrte^ um mit ihm in Salomos
Land einzufallen (Cap. 249). Wohl aber ist es einem ungeschickten
Contaminator zuzutrauen, daß er das Zwiegespräch Irons mit dem
gardsvein beibehielt, obwohl er vorher Iron schon in Beziehung zu
Salomo gesetzt hatte.
Andrerseits, wenn es am Schluß von Cap. 266 heißt: ferr gard-
sveinnenn brot of morginenn. En jarl ihugar ])etta meoc, so können
wir als Resultat seiner Überlegung nur erwarten, daß er in Salomos
«SBMANIA. Nene Beihe. X?. (XXVII.) Jahrg. 1
2 FRIEDRICH NEÜMANN
Walde den Wisent aufsuchen wird, von dem sein Gast ihm erzählt
hat. Das ganze Cap. 256 wird völlig bedeutungslos^ wenn im Folgen-
den Salomo durch einen gänzlich unmotivirten Einfall in den plötzlich
sehr unerwartet vor uns auftauchenden Wald des ApoUonius dessen
Bruder Iron Veranlassung gibt zu einem Gegenbesuche^ wo Iren nun
nicht mehr muthwillig nach fremdem, seltenem Wilde jagt, sondern
ganz zufUUig die Fährte des Wisent findet. Auf Cap. 256 folgte ur-
sprünglich der Einfall Irons in den Valslangawald , wie ihn Cap. 263
erzählt, und sehr bezeichnend ist es, wenn hier mitgetheilt wird, daß
ApoUonius krank wurde und nicht mitreiten konnte.
Daß die seltsame Episode vom Ritter Wandilmar Cap. 263 der
ältesten Sage nicht angehört, ist selbstredend. Nachdem die übrigen
Hunde im Kampf mit dem Wisent den Tod gefunden haben ^ werden
Faron und Bonikt auf denselben gehetzt* Paron und Bonikt bringen ihn
noch jetzt zum Stehen, nicht der wunderliche Reiter.
Wenn Irons Gemahlin Cap. 264 träumt, at mikit illt mun af
standa })ui mikla dyri er Iron hefir veitt, so sollte dieser Traum gewiß
nicht hindeuten auf eine Gefangennahme, Auslösung und Versöhnung
Irons mit Salomo. Ebensowenig werden wir glauben, daß der der
Sage als Jäger bekannte Iron schließlich seinen Tod als Ehebrecher
fand. Gefangen und ausgelöst wurde Iron, als er sein Abenteuer mit
Bolfriana bestehen sollte ; ursprünglich starb er als Jäger. Salomo f^Ut
in seinen Wald ein, um Rache zu nehmen für den Tod des Wisent,
da begegnet ihm Iron. En jarl er sua mikill reystimadr. at helldr vill
hann fa bana en flyia (Cap. 265), und er findet den Tod. Wenn der
Dichter des Weinschwelg sagt:
der herzöge Iran
der was gar äne wisheit,
daz er einen wisent nd.chreit,
er unt sin jeger NordiRn.
si solden den win gejaget hän,
so wsern si wise als ich bin;
mir ist vil samfter, denne in,
so weist er mit den letzten Worten zweifellos auf einen unsanften Tod
hin, der durch die unweise Wisentjagd veranlaßt war.
Cap. 274 findet Nordian das Grabmal seines Herrn, rida })eir
})ar til. 00 kenna })ar sinn herra Iron jarll daudan med sin en storu
sar. kenna? (A verbessert finna) med sin en storu sar? im Grabe?
Es ist klar, daß erst der Interpolator, der Dietrich Cap. 273 einführte,
IRON UND AP0LL0NIÜ8. 8
ihm die Bestattung Irons übertrug, daß in der Vorlage dieses Inter-
polators Nordian seinen Herrn unbeerdigt fand.
So wäre der Gang der alten Ironsage etwa folgender gewesen.
Iren der Jäger hört von dem fernen Valslangwald eines fremden
Königs und von einem seltenen Wisent ^ der in diesem Walde haust
(256). Er beschließt dorthin zu ziehen und verheißt nicht eher heim-
zukehren, als bis er den Wisent erlegt habe. (s. 263 Schluß: ok hefir
na eint sina heitstrenging vel ok prydiliga.) Mit seinem Jäger Nordian
und seinen Hunden zieht er aus. Er trifft den Wisent, der einen
schweren Kampf mit den Hunden zu bestehen hat, wie ihn Cap. 263
schildert. Der Wisent fällt, Iren kehrt heim. Als er einst wieder zur
Jagd reiten will, fleht ihn seine Gemahlin an, daheim zu bleiben; ein
Traum habe ihr Unheil verkündet, das von dem Wisent kommen solle.
Iron gelobt, nur in seinem eigenen Walde zu jagen und reitet fort.
Inzwischen hat der Herr des Valslangwaldes vernommen, daß Iron
seinen Wisent getödtet hat; er bricht ein in Irons Wald (Cap. 265).
Eines Tages sieht er einen Mann auf sich zureiten* firir honum renna.
iL hundar. a vinstri sinni hendi hevir bann haue, bann heevir fagran
oc fridan skioUd oc markadr a hauor af guUi oc hundr. Daran er-
kannte er, daß es Iron war. Sie rannten zusammen ; Iron wehrte sich
ritterlich, oc adr en letti. skilsk bann vid sinn best oc Isetr sigaz til
jardarennar med .morgum storum sarum (Cap. 272). Da Iron nicht
zurückkehrt, macht sich Nordian auf, ihn zu suchen. Das Heulen der
Hunde, wohl auch das Krächzen der Habichte (Cap. 273) weist ihm
imd seinen Begleitern die Spur, oc er })eir koma at fram. sea })eir
]>ar oc. i. best med riddara sodli. sea bestr bitr oc berr til })eirra oo
vill seigi lata hoendla sie septir sinn herra. })ar eru oc. ii. hundar. oc
noUra ^eir oc grenia« })eir vilia oc »igi a lata takä sinum herra. })ar
ero oc baucar. ii. i trenu uppi oc gialla hatt (273). oc kenna })ar sinn
herra Iron jarll daudan med sin en storu sar (274). Ob nicht aus
dieser Inhaltsangabe der Traum der Isolt zu entfernen ist, ob die
älteste Sage überhaupt eine Gemahlin Irons kannte, muß zweifelhaft
bleiben. Wohl möglich ist es auch, daß ursprünglich Nordian mit Iron
fiel. Noch jetzt will er sich Cap. 265 nicht von ihm trennen, (bans
godi vinr Nordian vill eigi flyia fra honum.) Dann hätten die Thiere
die Leichen Beider gegen Fremde vertheidigt, wie jetzt gegen Dietricb.
(VgL die Stelle des Weinscbwelg.)
Wenn ApoUonius und Herburg bei ihrer Trennung die Stelle ver-
abredet haben, wo er sie, von ihr gerufen, erwarten soll (Cap. 250
Scbluß), wenn er, von ihr gerufen, dort erschienen ist, so braucht er
1*
GERMANIA.
17 .
VIERTELJAHRSSCHRIFT / '"
FÜR
DEUTSCHE ALTEKTHUMSKUNDE.
BEGRÜNDET VON FRANZ PFEIFFER.
HEBAUSGEaEBEN
VOM
KARL BARTSCH.
SIEBENUNDZWANZIOSTER JAHRGANG.
METTE BEIHE FÜNFZEHNTER JAHRaANO.
WIEN.
VERLAG VON CARL GEROLD'S SOHN.
1882.
<PJuU\ tTo L
. Id'
INHALT.
Seit«
Iron vnd ApoUonias. (Thidrekssaga Gap. 246—276.) Yon Friedrich Neumann 1
Kritüebe Untenuehimgeii Über den Einflaß dee Lateiniacheo aaf die g^otische
fiibelftbenetsiuig. Von Carl Marold. (Fortsetsang.) 23
lopenbagener Bracbstflcke von Budolfs Weltohroiük. Von A. Edcardi nnd
E. Mogk 60
Doogem Von Fedor Beck 101
Dat Waßer des Lebens. Von Tb. Yernaleken 108
Die Legende vom Jadenknaben. Von B. Sprenger 129
1. Alter nnd VerfaAer des Jttdel 1S6
2. Quelle der Enlblnng im Fassional 189
Bmchflftflck einer Handschrift von Beinbota Georg. Von F. Pf äff 144
Heutige Geachlecbtsnamen ans TTUuda, Diet, Von K. G. Andre sen 149
ZsB Wortachatee des Chemnitier Urknndenbnohes. Von F. Bech 169
Tom Etdiiiom als Wildpret. Von Demselben 189
Ti&ne, Von Demselben 190
Die Entwickelnng der Ortnitdiehtnng nnd der Ortnitsage. Von Friedrich Nen-
mann 191
Kleine llittbeilnngen. Von Ferdinand Vetter 219
L Eine neue Handaohrift von Boner's Edelstein 219
II Konrad von Ammenhaosen 220
m. Zur Schaehspiel-Litterator nnd sn Schillers »Bürgschaft" 221
IV. Rothwelsch 228
V. Johannes Panli 224
Volkslieder des XV. Jahrhunderts. Von K. Bartsch 226
Zor nenisltndischen Grammatik. Von Björn Magndsson Olsen 267
Alber Ton Begensbnrg nnd die Eneide. Von R. Sprenger 287
Wigamnr. Mtlnchener Bmchstficke. Von F. Kein a 289
Fenaatir nnd VegtamskriAa 12, 6 ff. Von A. Edzardi 830
Psalterien mit deutschen Bandbemerknngen. Von C. M. Blaas, K. Bartsch nnd
F. Keinz 889
Zu Hartmanns Iwein V. 8478. 74. Von K. Nerger 860
Bnichgtacke von Konrads Trojanerkriege. Von K. Bartsch 866
Kritisehe Glossen au einem unkritischen Texte. Von Demselben 869
Volkssagen. Von Tb. Vernaleken 867
Zu Konrads von Fußesbmnnen Kindheit Jesu. Von B.8prenger 870
Ia Hartmanns Erec. Von Demselben 874
2q Hartmanna 2. Btichlein. Von Demselben 876
Zaden Pariaer Tageaeiten. Von Fedor Bech 885
8 FREEDBICH NEUMANN
eiDem Kampfe drohen? Und was erwidert Eudrun auf die Drohung?
Mob erlachte diu vil wol getane* (771, 4). Dieses Lachen ist berechtigt,
wenn sie den starken Vater sich zur Seite weiß, auf dessen Macht sie
vertraut, sinnlos ist es, wenn sie wehrlos ist. Eudrun wehrlos? Sie
stampft namenlose Helden aus der Erde: woher sie kommen, wissen
wir nicht, genug, sie sind da und kämpfen mit bewunderungswürdigem
Muthe gegen Hartmuots 20.000 Mann.
Wilmanns hat bereits gesehen, daß Hartmuot und Ludwig erst
durch Contamination verschiedener Texte zu Vater und Sohn geworden
sind. So lange sie selbständig handelten, handelten sie consequent;
seitdem jeder von ihnen mitmachen muß, was früher der andere allein
that, macht die Dichtung die tollsten Sprünge. Der eine von ihnen
war ein mächtiger Fürst, der durch seine Gesandten um die Hand
einer Königstochter anhielt und ursprünglich wohl aus demselben
Grunde zurückgewiesen wurde, aus dem auch Salomo Cap. 245 alle
konunga synir eda hertuga abweist, weil er nämlich sua mikit ann henni.
at oengum vill hann hana gipta. Er erschien mit starker Heeresmacht
und erzwang sich den Besitz der Königstochter, indem er den Vater
besiegte, sowie jetzt in der Kudrun Herwig Kudrun gewinnt. Der
andere war zu offenem Kampfe zu schwach; darum sandte er seine
Späher, um die günstige Gelegenheit zu erkunden, wo er die Geliebte
entfClhren könne. Er kam heimlich, als der Vater auf einem Kriegszug
abwesend war; er hatte das größte Interesse (Str. 751), daß sein Er-
scheinen vor der Burg dem Könige nicht bekannt wurde. Dieser
schwache, wegen seiner geringen Abkunft verschmähte Freier hat es
nun gewiß nicht gewagt, gleich dem mächtigen Könige durch Gesandte
um die Hand der schönen Königstochter anzuhalten. Wie ApoUonius
muß er persönlich erschienen sein, wie ApoUonius muß er gehofft
haben, daß seine Schönheit und Ritterlichkeit alle Vorurtheile besiegen
würden. Daß der eine der beiden Entßihrer der Kudrun nicht nur am
Hofe Hetels erschienen ist, sondern auch die Liebe der Kudrun er-
warb, beweist die elfte Aventiure, die man bisher einfach als Inter-
polation aus dem Text auszustoßen beliebte, ohne zu bedenken, daß
im Epos solche mit der Grundanschauung der ganzen Dichtung im
directesten Widerspruch stehende Partien als Interpolation nimmer-
mehr zu begreifen sind, sondern nur auf dem Wege mechanischer Con-
tamination in den Text gekommen sein können.
ApoUonius var allra manna fridastr, das ist das erste, was wir
von ihm hören. Wenn auch Kudrun jetzt inconsequent genug Str. 623
und 626, 4 den schönen Hartmuot von sich weist, während sie gleich-
IRON UND APOLLONIÜS. 9
zeitig durch die Augen ihre Liebe verräth (Str. 624, 2), so beweisen
doch diese *ougen blicke* zur Genüge^ daß der Held der 11. Aventiure
einmal die Liebe der Eudrun besessen hat, daß die 11. Aventiure,
als sie an ihrem Platze stand, demselben Zwecke diente, wie die Unter-
redung des Apollonius und der Herburg.
Auf welche Weise der EntfUhrer der 11. Aventiure in dem Texte,
dem die Aventiure entlehnt ist, bei der Geliebten Zutritt erhielt, dar-
über schweigt der Kudrun-Text. Eine Abweichung ist es jedenfalls,
wenn Hartmuot durch Späher Kunde erhält von Hetels Abzug, wäh-
rend Herburg dem Geliebten die Abreise des Vaters durch ihre Boten
mittheilt, Abweichungen würden sich vielleicht in Menge finden, wenn
der in der Eudrun benutzte Text uns vollständig vorläge. Als über-
einstimmende Züge bleiben, daß der vom Vater des Mädchens wegen
seiner geringen Abkunft abgewiesene Freier in einer heimlichen Zu-
sammenkunft mit der Geliebten, deren Herz er durch seine Schönheit
gewonnen hat, die Entführung verabredet, daß die Entführung ins
Werk gesetzt wird, während der Vater abwesend ist. Diese Überein-
stimmung aber wird ftlr den, der nicht auf den Müllenhoffschen Kudrun-
Text schwört, genügen, um in der Apolloniussage ein wichtiges Zeugniss
lUr die Kudrun zu sehen.
Bei unserem Versuch, die Sage von Apollonius in ihrer ältesten
Gestalt herzustellen, haben wir zwei Stellen stillschweigend übergangen,
die den Zusammenhang störend unterbrechen. Cap. 247 hat Apollonius
seinen Ring der Herburg zugestellt, sie hat ihm darauf glückliche
Reise gewünscht. Damach ist es verständlich, wenn die Jarle sich
Cap. 248 wirklich zur Heimfahrt rüsten, verständlich auch, wenn es
heißt: una illa sinni ferd. Apollonius glaubt eben nicht an den Zauber.
Aber nun hält Apollonius eine gar seltsame Rede: Salomon konungr
hftvir gort vara ferd at oUu osoemilega oc helldr suivirdlega. er honum
|)ickir skom at gipta sina dottur oss. Oc nu msstti sua til bera. at ek
feoga hans dottur med suivirding. oc »nn msetti sua vera. at hans
riki stcedi litla rid i fridi. So spricht der ohnmächtige Jarl dem starken
König gegenüber? Hat er denn ganz vergessen, was Iren ihm Cap. 246
p;esagt hat, daß er Herburg mit Gewalt nicht gewinnen könne ? Salomo
thut recht, er hört gar nicht auf den Bramarbas, biräir allitt um.
])o at jarll hceti honum soekum eda hemadi.
Skiliaz at sua bunu. fara iarllar heim. Was soll das wieder?
Erst im folgenden Capitel reitet Apollonius von Salomos Burg hin-
unter, um mit Herburg zusammenzutreffen.
10 FRIEDRICH NEUMANN
Die zweite Stelle ist der Schluß von Cap. 249: Iren iarl er i sinni
borg. 00 uill buinn vera at heria. ef bans brodir uill )>at. Apollonius
iarl segir. at ])eir skulu bida seit misseri oc buaz vid. oc sua gerir
))eir. So soll es also doch Ernst werden mit der Heerfahrt? Selbst der
verständige Iron hat vergessen, was er Cap. 246 gesagt hat? Und
solche Pläne werden gefaßt, nachdem eben Herburg den Apollonius
gebeten hat, heimlich zu ihr zu kommen, wenn sie ihm Botschaft sende,
nachdem sie ihn ausdrücklich gebeten hat, daß seigi skal bann gera
skada a riki Salomonis konungs?
Da haben wir denselben Widerspruch wie in der Kudrun. Der
Jarl, der auf den Zauberring vertraut und früher durch den Apfel
zum Ziele kam, steht dem, der mit Gewalt droht, so fremd gegenüber,
wie der Hartmuot, der die Späher aussendet, dem, der die 20.000 Mann
ins Feld führt. Der Bruder des Apollonius, der jetzt Iron heißt, muß
auf dieselbe Weise sein Bruder geworden sein, wie Hartmuot der Sohn
Ludwigs. Als freie Erfindung eines Interpolators sind die beiden an-
geführten Stellen der Apolloniussage so wenig zu begreifen, wie etwa
die elfte Aventiure der Kudrun.
Der Contaminator der Iron- und Apolloniussage fand die letztere
bereits in erweiterter Gestalt vor. Der Hartmuot, der persönlich an
Hetels Hof erscheint und wegen seiner geringen Abkunft weichen muß,
ist nicht derselbe, wie der stolze Hartmuot, der seine Abgesandten
schickt. Der Apollonius, der Cap. 246 seine Boten schickt, ist nicht
derselbe, der nachher persönlich vor Saloroo tritt. Apollonius Boten
werden seinlega empfangen; mehr erfahren wir nicht. Die Antwort,
die sie brachten, gibt der Schluß von Cap. 245: at oBugum vil hann
hana gipta. Aber wie der mächtige Hartmuot Erde und Meer in Be-
wegung setzt, um Kudrun zu gewinnen, so erklärt auch der mächtige
Apollonius (Cap. 246) at a osugum lut er honum ])vilikr hugr sem at
fa ])essa mey. oc vill hellzt fa ser her oc fa sua konuna. Und er
rüstet ein Heer; nach einem halben Jahr liegt er vor Salomos Burg.
So haben wir in der erweiterten Apolloniussage ein interessantes
Gegenstück zur Kudrun. Während der Verfasser unseres Kudrun-Textes
den Entführer in den Vordergrund drängt, der Gewalt braucht, wäh-
rend er daher einen Kampf vor Hetels Burg stattfinden läßt, obwohl
Hetel abwesend ist, tritt umgekehrt in der erweiterten Apolloniussage
der Entführer in den Vordergrund, der die Geliebte heimlich entführt.
Hat der Contaminator die Kämpfe, die seine beiden Vorlagen boten,
sämmtlich benutzt, so haben sie sich an die Entführung des Cap. 252
angeschlossen.
IRON UND APOLLONIUS. 11
Daß in der ÄpoIloDiassage kein Name aus der Kudrun wieder-
kehrt, kann gegen die Verwandtschaft der Sagen nicht geltend gemacht
werden. Denn Apollonius von TyruB verräth sich schon durch seinen
Namen als späten Eindringling; Iren der Jäger wurde erst bei der
Contamination der Iren- und Apolloniussage zum Bruder des Apollonius;
der Name Salomo ist sonst der deutschen Heldensage völlig unbekannt.
Herbarg hat wenigstens einen guten deutschen Klang. Über eine
huimische Königin Herborg s. W. Grimm, Deutsche Heldensage p. 351.
Ist der Name hier alt? Die Geliebte des Apollonius wird consequent
Herborg genannt. Einmal aber, in der einzigen Stelle des Cap. 251,
wo ihr Name erwähnt wird (zum letzten Male vorher wurde jungfru
Herborg im Anfang von Cap. 250 genannt) bietet die älteste Hand-
echrift statt Herburg hilldi. (Hinter feck til hennar ist das Subject
aasgefallen.) Wie kommt der Name Hilde hier hinein? Cap. 233 ff.
wird erzählt, wie Herburt am Hofe des König Artus erscheint und die
Liebe seiner Tochter Hilde gewinnt. In Erinnerung an diese Hilde
kdonte der Schreiber des Cap. 250 der Membran unwillkürlich hier
den Namen Hilde fälschlich eingeführt haben. Andrerseits ist es wohl
möglich, daß derjenige, der die Apolloniussage an ihrer jetzigen Stelle
in die Thidrekssaga aufnahm, für die Geliebte des Apollonius noch
den Namen Hilde vorfand, daß er um der Artustochter Hilde willen
an dem Namen Hilde hier Anstoß nahm und willkürlich Herburg ein-
filbrte. Während er den neuen Namen gewissenhaft durchführte, hätte
er an der einen Stelle Cap. 251 den Namen seiner Vorlage gedankenlos
beibehalten. Ob wir ihm die willkürliche Änderung zutrauen dürfen,
muß die weitere Untersuchung lehren.
ni.
Auf Cap. 256, sahen wir, folgte ursprünglich Cap. 263. Wollte
ein Interpolator vor Cap. 263 noch einige Jagdzüge seiner eigenen
Erfindung zugeben, so konnte er auf den Schluß von Cap. 256 ver-
ständiger Weise nur den Einfall Irons in den Valslangwald Cap. 258,
und zwar als muthwilligen Einfall folgen lassen. Fiel darauf Salomo
Cap. 260 f., um Rache zu nehmen, in Irons Wald ein, so war Iren
Anlaß gegeben zu seinem zweiten Zuge Cap. 263. Sollte auch Apol^
lonius noch eine Bolle spielen, so konnte ihn ja Iron zur Theilnahme
an seinen Unternehmungen einladen. Wenn statt dessen der Interpolator,
als wäre Cap. 256 gar nicht vorhanden, Salomo den Anfang machen
läßt mit den Feindseligkeiten, wenn er gar Salomo in einen uns unbe-
kannten Wald des Apollonius einfallen läßt, den wir als Jäger gar
12 FRIEDRICH NEUMANN
nicht kenneD) und Iren aus seinem Walde in den des ApoUonius eilen
läßt, so liegt die Vermuthung nahe, daß dem Interpolator zu einer
so wunderlichen Erfindung nicht die eigene Phantasie verhelfen hat,
sondern daß die Wunderlichkeiten durch ganz bestimmte äußere Grtlnde
veranlaßt worden sind.
In dem Texte, in dem ApoUonius sich zur Heerfahrt rüstet, folgte
nach Ablauf des halben Jahres in der That ein Eriegszug, der mit
der Besiegung des feindlichen Königs und der gewaltsamen Entführung
der Königstochter endete. Wie in der Kudrun wird sich in diesem
Texte an die Gefangennahme der Jungfrau ein Zug zu ihrer Befreiung
angeschlossen haben. Andrerseits folgte zweifellos in dem Texte, in dem
die Tochter in der Abwesenheit des Vaters entführt wurde, auf die
Entführung ein Rachezug des Vaters. Die Tochter suchte ihn zu ver-
söhnen, aber: likar honura storilla (253). Der Geliebte muß mit dem
Vater kämpfen. Zweifellos aber hat auch der Contaminator, der die
Rüstung des ApoUonius Cap. 249 meldet, ApoUonius in den Kampf
ziehen lassen, zweifellos sind die in unserer ApoUoniussage verarbei-
teten Texte nur zu dem Zwecke verbunden worden, um die drei Heer-
fahrten, die sich auf diese beiden Texte vertheilten, in einem Texte
zu vereinen. Auf die Entführung der Herburg ließ der Contaminator,
derselben Vorlage folgend, den Rachezug des Vaters folgen. Dann
ging er zu dem zweiten Texte über; aus dem Raubzuge des Jarls
machte er einen Rachezug für den in seinem Lande angerichteten
Schaden (oder war dem Vater die Befreiung der Tochter gelungen?),
aus dem Befreiungszug machte er einen Rachezug gegen den Rachezug.
So var alla stund sidan illa a millum )>eirra.
Daß die Contamination in dieser Weise voUzogen wurde, be-
weisen die Cap. 257 — 262 unserer Saga; denn die drei Jagdzüge dieser
Capitel decken sich mit den drei Heereszügen der erweiterten Apol-
loniussage. Salomo f^Ut jetzt Cap. 257 in den Wald des ApoUonius
ein, weil er in der Vorlage des Contaminators der Iren- und ApoUonius-
sage nach der Entführung der Herburg in dessen Land einfiel. WoUte
dieser Contaminator, nachdem die Entführung der Herburg geglückt
war, zur Wisentjagd Irons übergehen, und doch die drei Züge ver-
werthen, so konnte er dies nur so bewerkstelligen, wie es in unserem
Texte geschehen ist. Zunächst ließ er Herburg sterben, um den Be-
freiungszug Salomos gegenstandslos zu machen (Cap. 253), um aus
den Heereszügen Jagdzüge machen und statt der Menschen Hirsdie
und Bären fallen lassen zu können. Wenn ApoUonius, nachdem Salomo
fortgezogen ist, Iren zur Theilnahme an seinem Rachezuge auffordert,
IRON UKD AP0LL0NIÜ8. 13
80 folgt der Contaminator hier der Vorlage, in welcher Iren vil bainn
Vera at heria. ef hans brodir uill ))at. Wenn er darauf Nordian mit
den Hunden antreten läßt, deren Namen er auB Cap. 263 ausschreibt,
wenn er Isolde einen vergeblichen Versuch machen läßt Iren zurück-
zuhalten wie Cap. 264 , wenn er Cap. 258 dem Wisent Junge gibt,
um eine Wisentjagd improvisiren zu können, so zeigt der Contaminator
durch diese elenden Entlehnungen, welche Mühe es ihm macht, seine
Schablone auszufilUen.
Interessant ist Cap. 259 die Unterredung der beiden Brüder.
Einen Monat haben sie im Valslangwald gehaust; lange genug, um
großen Schaden anzurichten. Sie können getrost heimkehren und mit
ihrem Werke zufrieden sein. Da wird nun die Heimkehr besonders
motivirt und zwar mit den Worten : ver hofum lecki lid viä Salomon
konnngi. ef bann spyrr ferd vara. Aber auf eine Begegnung mit Salomo
hfttten sie doch schon am ersten Tage gefaßt sein sollen^ wo sie seinen
Wald betraten. Und sie waren darauf gefaßt. Denn Iron hat seine
lütter sich gut lüsten lassen ; 60 Mann hat er mitgenommen. Wie stark
soll denn sein Gefolge bei dem nächsten Zuge sein? Will er sich rüsten
zu einer Schlacht unter den Bäumen des Waldes? Besonders auffallend
sind die Worte: ver hofum her dualz lengi i riki Salomons konungs.
i riki? den Wald haben sie abgestreift.
Nach der Schlacht auf dem Wülpensand machen sich die Nor-
mannen heimlieh davon ^ weil Hartmuot und Ludwig ihr Leben noch
brauchen Air den letzten Kampf Str. 899 rücken die Hegelinge ^ze
rosse und euch ze vuoze' gegen die Entflohenen aus^ ^mit den si weiten
triten^ aber schon Str. 904 räth Fruote von einer Verfolgung ab:
Ouch mugen wir der liute die State niht gehän.
Nordisch: ver hofum »cki lid vid Salomon konungi. Denselben
Vorwand wie die Kudrun brauchte die Vorlage unseres Contaminators,
um dem Verlust kostbarer Menschenleben vorzubeugen. Wenn wir noch
jetzt an drei Stellen (s. u.) das Wort *riki' finden, wo einzig der Wald
am Platze ist, so erhalten wir damit eine unzweideutige Bestätigung
für unsere Annahme, daß der Wald hier jungen Ursprungs ist, so er-
kennen wir die Ungeschicklichkeit des Contaminators , der nicht im
Stande ist, an der von ihm geschaffenen Anschauung seiner Vorlage
gegenüber festzuhalten.
Ob auch der Unterredung Rolfs mit Salomo etwas älteres zu
Ghrunde liegt, ist zweifelhaft. Indem der Contaminator Cap. 262 die
Tochter Irons ihre Bitten mit denen der Mutter vereinen läßt, über-
bietet er seine eigene Interpolation Cap. 257.
14 FRIEDBICH NEUMANtf
Cap. 266 läßt Iron seiner Gemahlin eotbieten, at hon skal koma
oc samna hinum mestum gersimum }>eim er eru i hans landi. ok bioda
til utlausnar iarli. Isolde verspricht^ seine Auslösung unverzüglich ins
Werk setzen zu wollen; so sendet sie denn Boten in dem ganzen
Reich umher, legt Jedermann Schätzung auf, und bringt es so weit,
at hon hseuir ladit seinn uagn af guUi oc silfri oc goäum gersimum.
Hon ferr nu — wohin soll sie mit ihrem Wagen anders fahren als zu
König Salomo? Hon ferr nu a fnnd Ättila konungs, um dessen Bei-
stand zur Auslösung Irons in Anspruch zu nehmen. Attila gibt ihr
einen Brief an Salomo mit; sie gibt den Brief an Salomo ab. Doch
ohne seine Antwort abzuwarten, fällt sie ihm zu Füßen und fleht ihn
an, für ihre reichen Schätze Iron freizugeben. Attilas erwähnt sie mit
keinem Worte. Doch ihre Bitten sind so wirkungslos wie Attilas Brief.
Erst als Salomos Gemahlin ihre Bitten mit denen der Isolde vereinigt,
läßt er sich erweichen. In dem ganzen Capitel 267 erinnern nur die
Worte: synir honum bref Attila konungs uud die Schlußworte der
Gemahlin Salomos: med ordsending vars ens kerstavinar Attila konungs
an die Existenz dieses Retters in der Noth. Die Darstellung Cap. 266 f.
stellt es außer Zweifel, daß derjenige, der das Abenteuer mit Bolfriana
in die Ironsage aufnahm und in Folge dessen Iron in Gefangenschaft
gerathen ließ, von Attila noch nichts wußte, daß ihm noch die Schätze
der Isolde genügten, um Salomos Herz zu erweichen. Auch sonst ist
Attila völlig bedeutungslos; Iron wird in ein Abhängigkeitsverhältniss
zu ihm gesetzt, lediglich damit Attila genannt werden kann. Wenn
Cap. 268 Iron die Verzeihung Attilas nachsuchen muß, so vergißt der
Erfinder dieser Episode ganz, daß in unserem Texte Salomo den Streit
angefangen hat, daß Iron sich nur an den berechtigten Rachezügen
seines Bruders betheiligt hat. Oder trat etwa Attila schon so zwecklos
in der Ironsage auf, ehe sie mit der Apolloniussage vereinigt wurde?
Man darf wohl als sicher ansehen, daß erst derjenige, der die con-
taminii*te Iron- und Apolloniussage in die Thidrekssaga aufnahm,
da er das Bedürfniss fühlte, Iron und ApoUonius zu den Helden der
Saga in Verbindung zu setzen, Attila und mit ihm zugleich Dietrich
von Bern und auch Ake hier einführte. Unter den Stellen, die dieso
Verbindung herzustellen suchen, verdient der Aofang des Cap. 245
besondere Beachtung. Derjenige, der die Cap. 245—275 in die Thidreks-
saga einfügte, war mit der Saga sehr vertraut, wie gleich die Erwäh-
nung Isungs und unter anderem der Schluß von Cap. 269 beweist.
So wußte er also auch, daß Artus dem Leser ein alter Bekannter war,
Und deshalb ist es ihm nicht zuzutrauen, daß er ihn hier neu einge^
IKON UND APOLLONIÜS. 15
führt hatte. Die Worte: I landi |)vi er heitir Bertangaland var. i.
koouDgr er heitir Artus, bann er mikiil maär firir ser geben gewiß
Jen Anfang der Apoiloniusdicbtung , die ApoUoniiis zum Sohne des
Artus gemacht hatte. Wenn ein König gamall wird, so ist das immer
das Zeichen^ daß er zum Sterben kommt, en sßptir bans dauda kemr
ül rikis — sein Sohn, der nun daran denken muß, sich zu vermählen.
Hier benutzte nun gleich unser Sagencompilator die Gelegenheit, die
ihm der Name Bertangaland, das Reich des Artus und Isung gab,
zu der Erfindung, nach Artus Tode habe Isung dessen Söhne ver-
trieben. So gewinnt er zugleich ein Mittel, Attila als Schutzherrn des
Iron und Apollonius einzuführen. Daß er sich dabei in einen Wider-
spruch verwickelt hat, sah W. Grimm ^ Deutsche Heldensage p. 180.
gSintram flieht zu dem Herzoge Iron von Brandenburg (Cap. 231).
Späterhin wird Herbort, Sintrams Bruder, an den Hof des Königs
Artufl gesendet (Cap. 233) und gleichwohl bald darauf (Cap. 245) er-
zählt, daß Iron erst nach dem Tode des Artus, seines Vaters, von
Isung aus seinem väterlichen Reiche vertrieben, durch Attilas Wohl-
wollen Brandenburg erhalten habe.^
Fand nun der Verfasser der Cap. 245—275 der Thidrekssaga
die Iron- und ApoUoniussage bereits contaminirt vor, so kann er aus
seiner Vorlage — nach dem von ihm geschaffenen Texte zu schließen —
nur den Eindruck gewonnen haben, daß Salomo und Apollonius sich
gegenseitig ihre Thiere getödtet haben, daß Salomo schließlich einen
Waldbrand angerichtet hat (Cap. 261). Dieser Eindruck konnte nicht
abgeBchwächt werden, selbst wenn er schon die Worte vorfand (Cap. 259) :
ver hoium her dualz lengi i riki Salomons konungs, selbst wenn in
seiner Vorlage schon Salomo klagte (Cap. 267) : Iron jarll hsevir sua
mart illt gort i minu riki; denn sonst ist eben immer nur von den
beiderseitigen Wäldern die Rede. Ist nun die Annahme richtig, daß
erst der Verfasser der Cap. 245—275 unserer Saga Attila in Bezie-
hung setzte zu Iron und Apollonius, so rührt auch der Schluß des
Cap. 266 von ihm her. Hier aber finden wir nicht nur das Wort 'riki'
wieder, nein, es heißt: heriadi Salomon konungr i riki Irons iarlls eda
Apollonius bans brodur. In unserem Texte tödtete Salomo Apollonius
Wild, und nimmermehr kann es dafür heißen, er beerte in seinem
Reiche; in der ApoUoniussage, sahen wir, heriadi Salomon konungr
i riki Apollonius jarlls; da paßt der Ausdruck vortrefflich. Wir werden
zu der Annahme gedrängt, daß der Contaminator der Iron- und Apol*
loniagsage kein anderer ist als der Verfasser der Cap. 245 — 275 der
Tbidrekssaga, daß eben dieser an den drei bezeichneten Stellen das
16 FRIEDRICH NEUMAKN
Wort Viki' aus der ApolloniuBsage gedankenlos beibehaL .4 iiat.
In der That ist die Verbindung der ApoUoniussage mit der Ironsage
so wunderlich, fehlt es zwischen den beiden Sagen so ganz an jeder
Beziehung, daß man nicht begreift, wie der deutsche Volksgesang darauf
verfallen wäre, diese beiden Sagen zu verbinden. Dagegen ist es ver-
ständlich, daß Jemand, der die Sagen-Contamination im Großen betrieb,
der, was ihm nur an deutschen Liedern unter die H&nde kam, zu
einem Texte zu vereinen suchte, aus .irgend einem äußerlichen Grunde
zu dieser seltsamen Contamination bewogen wurde.
Einen Beweis für das willkürliche Verfahren des Verfassers unseres
Textes gibt Cap. 254. Daß Isolde ihren Gemahl von einem Zusammen-
treffen mit Salomo fernzuhalten sucht, obwohl Iren den Namen Salomo
im folgenden Capitel zum ersten Mal hört, wäre freilich noch kein
Beweis dafür, daß das ganze Cap. 254 interpolirt ist, da die £r wäh-
nung SalomoB durch spätere Interpolation erklärt werden könnte.
Freilich würde Isolde dann den Entschluß, sich der schwersten Erkäl-
tung auszusetzen, nicht mehr fassen, um den Gatten vor Lebensgefahr
zu schützen, sondern nur um ihn zu hindern seiner Lieblingsneigung
nachzugehen. Aber konnte sie diesen Zweck durch ihr Mittel überhaupt
erreichen? Hätte sie ihm nun klar gemacht, daß sie ein edleres Wild
sei als draußen die Hirsche und Bären — was weiter? er hätte das
edlere Wild gejagt und wäre spätestens am nächsten Morgen doch
auf 12 Tage fortgeritten. Und nun das Mittel selbst! Um ihren Mann
an sich zu fesseln, legt sich die Frau nackt in den Schnee, und zeigt
ihm nachher die Stelle, wo sie gelegen hat Der Einfall ist zu toll!
Warum zeigt sie ihm nicht einfach im warmen Zimmer das liebe-
wunde Wild, so wie es Gott geschaffen hat? Der Einfall ist so toll,
daß man ihn weder dem ersten Dichter noch einem Interpolator zu-
trauen kann. Wo die Sage derartige unsinnige Erfindungen bietet,
da kann man stets sicher sein, daß nur der ursprüngliche Zusammen-
hang verdunkelt, daß die Scene aus dem natürlichen Zusammenhang
gerissen ist. Als Iren vor dem Bilde im Schnee steht, sagt Isolde:
villtu eeigi veiäa )>at, |)a veidir }>at annarr madr. Wie? Isolde, die
eärtliche Gattin, die einzig darauf bedacht ist, daß Iren keinen
Schaden nimmt, die ihm — jedesmal müssen wir es mit ansehen —
jedesmal um den Hals fällt, und ihn zurückzuhalten sucht, wenn er
fortreiten will, Isolde droht mit Ehebruch? Die Drohung kann Iron
nicht schrecken. Ja, wenn noch Bolfriana so redete!
BRON UND APOLLONIÜB. 17
dp. 273 erklärt Ake: hann (Iron) villdi veida i morkanni tvi-
ÜBtt ijTf deshalb hat er ihn getödtet. Ich denke, der ursprüngliche
Zflsammenhang, in dem Cap. 254 stand , ist gefunden. Als Ake die
Untreue seiner Frau erkannt hatte , trieb er sie nackt hinaus in den
Sehnee zu dem Jäger, der ihrer harrte. Die Bestätigung ftir unsere An*
aahme gibt Cap. 271. Wenn hier Ake sein Weib trunken macht, wenn
die Binnlos Betrunkene in ihr Bett getragen werden muß, um dort in
den Kleidern ihren Bausch aU82nischlafen, so ist diese plumpe, rohe
Effindung gewiß erst veranlaßt durch das Trinkgelage Cap. 269.
In der alten Sage hatte Iron ein anständigeres Mittel , um Bolfriana
sQ flberf&hren. Jetzt nimmt Ake den Brief aus der Tasche der Schla-
fenden, liest den verhängnißvollen Inhalt und — geht zu Bett und
Bchlfift den Schlaf der Gerechten. Aber nun am nächsten Morgen!
Da er ausgeschlafen hat, gengr ))angst sem Bolfriana sefr. vecr hana
npp —Wehe, arme Bolfriana! er enn katasti vid hana! Wenn
er weiter nichts will, warum läßt er sie nicht scUafen? Sie ist des
Scbkb 80 bedürftig. Sein freundlicher Morgengruß ist zu widersinnig,
als daß er durch Interpolation hier hineingekommen sein könnte.
In der alten Dichtung war Ake besonders liebenswürdig gegen seine
Frau, als sie den Brief erhalten hatte, um ihr jeden Verdacht zu
nehmen, daß er Argwohn geschöpft habe. Durch seine harmlose Lie«
beoBwttrdigkeit erreichte er seinen Zweck, daß sie Abends, als sie zur
Rohe ging, keine Sorge trug, den Brief sicher zu verwahren; als er
aber den Brief gelesen hatte, da war es aus mit der Liebenswürdigkeit
ih jagte er sie hinaus in die Nacht und in den Frost mit dem Be-
deaten, sie solle den nicht länger warten lassen, der draußen im Walde
ilirer harre. Den Jäger aber, der ausgegangen war, das zweifüßige
W3d zu jagen, tödtete er yielleicht an der Stelle, wo das Wild unter
dem Lindenbaum (Ci^. 256) in den Schnee gesunken war.
Wenn nun die Rolle der Bolfriana mit den nöthigen Änderungen
auf Isolde übertragen wurde, so kann der Grund fhr diese Übertragung
Qor der gewesen sein, daß Bolfriana zu einem bestimmten Zwecke am
Leben bleiben sollte. Dieser Zweck ist ihre V^mählung mit Witege.
I)ie V^bindüng zwischen Bolfriana und Witege ist aber fhr das
Folgende ohne jede Bedeutung; nie wieder wird Bolfriana genannt.
Keinem Bearbeiter aber konnte es in den Sinn kommen, um solch
einer müßigen Erfindung willen eine tiefgreifende Änderung seiner
Vorlage vorzunehmen. Mit einer müßigen Erfindung können wir es hier
oiclitsuthun haben; vielmehr hat der Bearbeiter eine Notiz anbringen
voUen, die nicht rerloren gehen sollte. Daß er einer bestimmten Quelle
GBOIABU. Nene BcOie ZV. (XXVU.) Jalizf . 2
lg FRIEDBICH NEUHAKN
folgte, beweist der Umstand, daß Boliriana, die Gattin Akes vo^
Fritilaburg, bei ihrer Vermählung plötzlich Bolfriana von Drekanfll
heißt. In der That barg die Burg Drekanfil nenn heiratsfthige M&ä
chen, von denen drei bereits Cap. 240 mit Dietrich, Fasold und Diet
leib vermählt werden. Daß aber vor Allen Witege ein Anrecht hatt^
in nähere Beziehung zu der Burg Drekanfil zu treten, geht aus Cap. 9C
hervor, wo er als der Einzige bezeichnet wird, der um Dietrichs ersten
Zug nach dieser Burg wußte, oc engi veit hvert hann fer nema Vidga.
hanom segir hann »tlan sina. ^
In dem mhd. Eckenliede zieht Zupitza die drei Königinnen gewill
mit Recht als mythisch an, (Deutsches Heldenbuch V, XLIV) ,
daz du den Bemer bringst gesunt ,
her uns drin küneginnen:
s6 solt du wellen an der stunt
und unser eine minnen,
swelchiu dir dar zuo baz behage. (Str. 30.) '
Wir sehen, in dem deutschen Liede ist Eckes Herz noch frei, als er
den Kampf mit Dietrich besteht In der Thidrekssaga ist er nicht
nur mit der Königin von Drekanfil verlobt, sondern es muß auch
noch ein gewisser Drusian sterben, damit der Verlobung nichts im Wege
stehe. Von diesem Drusian erfahren wir weiter nichts, als daß er neun
Töchter gezeugt hatte, als er in die Grube fiihr, woraus wir schließen
dürfen, daß Eckes Braut eine nicht mehr ganz junge Witwe war.
Es ist klar, daß Ecke nicht freiwillig an die Stelle Drusians getreten ist
Der Umstand, daß Ecke ebenso wie Drusian sein Schwert fbr Frauen
zieht, hat Veranlassung gegeben zur Contamination der Ecke- und der
Drusian-Dichtung. Wenn Ecke Cap. 98 erklärt: Niv konungs do&tr.
oc ))eirra modir er min festarkona. en }>»r bivggo mic til }>essa vigs
oc firir ))eirra soc com ec her oc ))8Br fengo mer }>essor vapn, so hat
er so gut wie Weib und Töchter auch diese Worte von Drusian über-
nommen. Als Dietrich Ecke getödtet hat, reitet er auf die Burg Dre-
kanfil zu. Die Königin bemerkt ihn (Cap. 101) von einem Thurme aus^
hält ihn für Ecke und eilt ihm, festlich geschmückt, mit ihren Töchtern
entgegen. Da sie aber ihres Irrthums gewahr wird, bricht sie ohn-
mächtig zusammen. Nichts davon in dem deutschen Eckenliede , wo
Fasolt Ecke ablöst. Cap. 101 gehört in die Drusian-Dichtung.
Den Widerspruch, daß Witege Cap. 96 einzig weiß wohin Diet-
rich zieht, während Dietrich selbst im Folgenden sein Ziel nicht kennt,
erkläre ich dadurch, daß es ursprünglich Witege war, der in der
Drusian-Dichtung in den Osningwald gerieth und hier von der Burg
IRON UND APOLLONroS. 19
^kanfil hörte, daß der Contaminator der Drusian- und Ecken-Dich-
■ng ^Witege dafbr^ daß er seine Bolle an Dietrich abtreten mußte,
ladurch zu entschädigen suchte, daß er ihn einzig in das Geheimniss
mweihte, wobei er sich denn in den groben Widerspruch verwickelte,
io wäre ursprtlnglich Witege vor der Burg der Herrin von Drekanfil
^ Bolfiriana? — erschienen.
lat uns der Schluß der erweiterten Ironsage unter der Bearbeitung
les letzten Contaminators verloren gegangen, so ist auch sonst der
Abschnitt, der von Bolfriana handelt, durch Zusätze stark verunstaltet
worden.
Wenn es Cap. 269 heißt, Attila sei mit Iron til veizlu til Roma-
horgar gefahren til ^rminriks konungs, mit denselben Worten, mit
denen Cap. 250 Herburg dem ÄpoUonius den Aufbruch ihres Vaters
mittheilt, so zeigt sich hier wie dort deutlich die Thätigkeit unseres
letzten Bearbeiters. Ake, der Bruder Ermanrichs, ist ebenso verdächtig
wie Attila und Dietrich. In der Vorlage unseres Contaminators war
Iron mit anderen Edlen zu Gaste geladen bei einem Fürsten, der
eine bildschöne Frau hatte (allra kuenna fridaz), die den Gästen bei
fröhlichem Gelage den Wein schänkte« Da sah sie unter den Gästen
snn mann mikinn. sa hsevir har sua micit oc fagrt. sem barit gull.
bleict skegg oc biart andlit oc at ollu fagrt. faugr augu haefir hann
oc hvita hond. oc »igi er hans iafhingi i ]>eBsu samsseti at f»grd.
Diese Beschreibung der Schönheit des Gastes ist echt sagenhaft. Von
dem Ehebrecher der in der Ironsage aufgenommenen Sage hatte schon
in der Vorlage unseres Contaminators Iron die Schönheit übernommen,
Ton der er als Wisentjäger keinen Gebrauch machen konnte; nament-
lich die weißen Hände stehen dem wilden Jäger nicht sonderlich an
Sagenhaft ist es, daß die schöne Frau dem schönen Gaste verstohlen
freundliche Blicke zuwirft, daß auch er ihre Schönheit bemerkt und
aber ihrem Anblick das Trinken vergißt. Ob schon in der ältesten
Dichtung die Gäste schließlich mit dem Wirth trunken unter den Tisch
sanken, ist zweifelhaft; sicherlich gelang es den Liebenden schließlich
sich auszusprechen, ohne Verdacht zu erregen. ]>a talaz ]>au vid sin
a milli huat huaru ]>eirra bjr i skapi vid annat. Jedenfalls ist es eine
müßige Erfindung unseres Contaminators, wenn er Iron der Bolfriana
den Zauberring der Isolde anstecken läßt, der bei Herburg so gute
Wirkung gethan hat; denn hier ist die Wirkung vor dem Zauber vor-
Iianden. Nachdem Iron sich mit der Geliebten verständigt hat, dürfen
wir erwarten, daß wenn Iron das nächste Mal erscheint, ins Werk
2*
20 FBIEDBICH NEUMANN
gesetst werden wird, was hier verabredet wurde. Sehr ttberfltlBBig ist
die Erfindung, daß Iron, aus Rom heimkehrend, noch einmal bei Ake
vorspricht, um sich noch einmal bewirthen zu lassen. Gauss seltsam
aber ist es, wenn Cap. 270 gesagt wird: £n at ]>eBsi ueizlu gilldrar
til Iren jarll at tala vid Bolfriana. Das klingt doch so, als hätten sie
noch nicht mit einander geredet. Und was haben sie sich noch mitzu-
theilen, nachdem sie ihre Herzen das erste Mal schon so gründlich
ausgeschüttet hatten? at skilnadi }>eirra tals biuda }>an sin a milli
med iarteinum* Cap. 271 hat Ermanrich wieder einmal ein Gastgebot
ergehen lassen; diesmal aber sind nicht Attila und Iron die Geladenen,
sondern Dietrich und Ake, der das vorige Mal zu Hause bleiben mußte,
sind an der Reihe. Ist Ake fortgeritten, so steht einem ungestörten
Verkehr der Liebenden nichts mehr im Wege. Statt nun auf Akes
Abreise zu warten, schickt der waghalsige Lron der Bolfriana unbe-
greiflicher Weise noch während der Anwesenheit des Gemahls einen
Brief ins Haus. Ake hat gerade seine Freunde noch einmal vor dem
Abschied um sich versammelt, und so triffl: Irons Bote Bolfiriana bei
dem dryckia micil mit dem Einschänken beschäftigt, gerade wie wir
sie kennen lernten. Ursprünglich muß dieser Bote angewiesen gewesen
sein, seinen Brief heimlich abzugeben. Denn wenn Ake überhaupt Nei-
gung zur Eifersucht hat, so findet diese Nahrung, wenn seine Frau
einen Brief annimmt, und es ist dabei ganz gleichgültig, ob der Über-
bringer ein Ritter oder ein Spielmann ist. In unserem Texte erscheint
nicht nur Irons ritterlicher Bote als Spielmann an Akes Hofe, sondern
dieser Spielmann tritt sogar ganz offen vor Akes Augen vor Bolfriana
und verhandelt ganz offen mit ihr, obwohl er sich schließlich skyn-
dilega entfernt, wie einer, der nicht bemerkt werden will. Aber was
hat er überhaupt mit Bolfriana zu reden, wenn er einen Brief mit-
bringt, der alle Worte überflüssig macht? Soll er ihr die Cap. 270 ver-
abredeten iartegnir sagen, wozu dann noch der Brief? fsr henni brefit
ihondocsfisgir henni iartegnir! Aber freilich, den Brief liest Bolfriana
gar nicht. Iron schreibt: Wenn Ake fortgeritten ist, so komm am Abend
zu mir hinaus in den Wald — ein unsinniges Ansinnen , da er doch
wahrlich bequemer zu der Verlassenen in die Burg kommen kann,
als daß sie ihn im Walde aufsucht — , sie steckt den Brief einfach
in die Tasche und sagt dem Boten, wenn Ake fortgeritten sei, so solle
Iron rida i sttegina, wie die älteste Handschrift bietet
In der Vorlage unseres Contaminators werden sich die Liebenden
geeinigt haben, wie jetzt Cap. 269. Dann hieß es weiter: Nookoru
sidarr er ]>at, da schickte Iron heimlich durch einen Ritter einen Brief
IBOK UND AP0LL0NI(7S. 21
an die Geliebte, in dem er bat; sie möchte an einem in dem Briefe
nSher bezeichneten Orte im Walde mit ihm susammentreffen. Er wird
äe in dasselbe mysteriöse Haus geladen haben, wo jetzt Ake, nach^
dem er Iren getödtet hat, die Nachtruhe hält. Er schickte ihr den
Brief, er beschied sie zu sich in den Wald, weil Ake noch nicht Erman-
richs Bekanntschaft gemacht hatte, weil Ake noch nicht daran dachte,
leine Burg zu verlassen. Dies Abenteuer Irons nun wird unseren Con-
timinator an ein Spielmannslied erinnert haben, wo gleichfalls ein
Ilitter die Liebe einer verheirateten Frau gewann. Hier verabredeten
die Liebenden iartegnir, an denen sie sich erkennen wollten; als Spiel-
mann fand der Ritter Einlaß in die Burg, durch die iartegnir gab er
sich der Geliebten zu erkennen. Schwerlich warteten sie ab, bis der
Gatte nach Rom reiste, um traulich beisammen zu sein.
Um dieses Lied zu verwerthen, ließ unser Contaminater, nach-
dem er Cap. 270 eingeschoben hatte, Ake den so beliebten Ritt nach
Rom unternehmen, ließ er den Ritter zum Spielmann werden und neben
dem Brief die iartegnir zu ihrem Rechte kommen, ließ er endlich Lron
Bolfriana in den Wald, Bolfriana lron in die Burg einladen. Blieb die
Ehebrecherin des Spielmannsiiedes ungestraft, so konnte der Con-
Uminator um so eher auf den Einfall kommen, statt der Bolfriana
Isolde in den Schnee hinauszuschicken.
Zq dem der Chronik von Ostreich entnommenen Zeugniss macht
W. Grimm (Deutsche Heldensage p. 160) die Bemerkung: Ton dem
herzöge Lran, dessen Jäger Nordian hier nur fehlt, ein abermaliges
zeugni8\ Zunächst scheint es mir nicht über jeden Zweifel erhaben,
daß Enenkel an den beiden von Ghrimm angefahrten Stellen wirklich
Iran sehrieb. Denn in der Chronik von Ostreich ist Van\ in der Welt-
ehronik von einer Handschrift Iwan überliefert*)» Femer aber wäre der
Iran, der wegen der Tapferkeit, die er *üf dem velde* bewährt, eben-
bürtig neben Dietrich von Bern tritt, schwerlich mit Ifon dem Jäger
zu identificiren. Wer das Schwert so meisterlich führt, hat wichtigeres
zu &un als Thiere zu jagen, der gehört ein- ftlr allemal auf das Schlacht-
feld, nicht in den Wald. Jedenfalls wäre es ein seiner durchaus unwür-
diges Ende, wenn er schließlich ohne langen Kampf von einem Könige
erschlagen würde, dessen Wisent er erlegt hat. Der Iran des Enenkel
*) Hach frenndUcher Idittheilung von Dr. Strauch lesen in der Stelle der Welt-
ehronik alle Hss. Iran (cgm. 260 ierQf/C^\ die Leipzig^er hat cyran. Im Fflrstenhnche
haben die besten Hss. ebenfalls ira/n, yran\ die Wiener Hss. 2778. 2782 wan (nicht
harn). K. B.
22 FRIEDBICH NEÜMAKN, IRON UND APOLLONTOS.
wird daher mit unserem Iron so wenig gemein gehabt haben, wie etwa
der Hagen der Eudron mit dem Hagen der Nibelungen. Kannte aber
die Sage neben Iron dem Jäger einen kriegerischen Iron, so wäre es
möglich; daß dieser in der contaminirten Apolloniussage neben Apol-
lonins stand, wie in der Eudrun Hartmuot neben Ludwig. Dann wäre
die wundersame Contamination der Iron- und Apolloniussage auf die-
selbe Weise zu Stande gekommen, wie die Verbindung der Bolfriana,
der Gemahlin Akes, mit der Bolfriana von Drekanfil: die zufiülige
Übereinstimmung der Namen hätte den Anknüpfungspunkt gegeben.
Doch mit solchen unsicheren Vermuthungen ist uns nicht ge-
holfen. Beschränken wir uns darauf, die Resultate kurz zusammeD-
zufassen, zu denen wir auf Gbrund der Ungereimtheiten und Wider-
sprüche unseres Textes gelangten.
Der Verfasser der Cap. 246 — 275 der Thidrekssaga fand die
SagO; deren Held jetzt ApoUonius ist, ebenso wie die Ironsage noch
vollständig vor. Die ihm bekannte Apollonius-Dichtung war darch
Contamination zweier Texte entstanden; in dem einen wurde die Königs-
tochter heimlich, in dem andern mit Gewalt entfahrt. Der natürliche
Zusammenhang in der ersteren war dadurch gestört worden, daß der
Zauberring der Isolde den Apfel der Herburg seiner ursprünglichen
Bedeutung beraubt hatte. In der Ironsage fand unser Verfasser das
Abenteuer mit Bolfriana bereits als Interpolation vor. Er selbst vollzog
die Contamination der Iron- und Apolloniussage in der Weise, daß
er Iron den Jäger zum Bruder des ApoUonius machte, daß er die
Eriegszüge, die auf die Entführung der Herburg folgten, in Jagdzüge
verwandelte, an die er die sagenhafte Wisentjagd Lrons anschloß.
Mit dem Abenteuer der Bolfriana verschmolz er ein Spielmannslied
ähnlichen Inhalts. Um Witoges Vermählung mit einer Bolfriana an-
bringen zu können, ließ er — vielleicht dem Spielmannsliede folgend —
Akes Gemahlin am Leben^ die in seiner Vorlage noch von dem Gatten
in den Schnee hinausgejagt wurde. Ihre Rolle übertrug er mit den
nöthigen Änderungen auf die Gemahlin lrons, die er, wenn auch nicht
mit dem Namen Isolde, vorfand. Um schließlich Iron imd ApoUonius
in Verbindung zu setzen mit den Helden der Thidrekssaga, Alhrte
er Ermanrich, Attila, Dietrich u« s. w. willkürlich ein. Auch Ake
wird er als den Bruder Ermanrichs an die Stelle des früheren Ge-
mahls der Bolfriana gesetzt haben.
BEBUN. FBIEDRICH NEUMANN.
C. UASOLD, LATEIN. EWFLUSS AUF DIE ttOT. BIBELÜBEBSETZUNQ. 28
KRITISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN EIN-
FLÜSS DES LATEINISCHEN AUF DIE GOTISCHE
BIBELÜBERSETZUNG.
(FortsetBong.)
Mt. VI, 24 habe ich bereits in den wißenschaftlichen Monats-
blfittem VII, S. 91 zusammen mit den Parallelstellen behandelt, daher
ich nicht alles wiederholen will ; nur einige Zusätze mögen hier folgen.
Mt VI, 24 steht patietur auch in c, bei Aug., und hat auch Juvencus
Torgelegen; femer ist unter den dort aufgeführten Texten g^ statt g*
zu setzen. Lc. XVI, 13 steht in d noch adprehendit, bei Hieron.
audiet, sonst aber in allen, außer in abg^, adherebit Tit. I, 9 wäre
noch Hil. und Hier, (nur an einigen Stellen) mit obtinentem zu
erwähnen. Außerdem über die letztere Stelle noch einige Worte.
Andanemeigs gehört zum Substantiv andauern (Phil. IV, 16 = Xfjt^i
Annahme) und bezeichnet demnach die bleibende Eigenschaft des An-
nehmens. Das latein. tenax, das wir beim Ambrosiaster lesen, hat
ebenfalls die Bedeutung einer anhaftenden Neigung, etwas festzuhalten.
Es ist daher, besonders wegen der Wahl eines Adjectivums, wahr-
scheinlieh, daß Ulfilas in seinem latein. Texte tenax las, wozu noch
kommt, daß die Übereinstimmung mit dem Texte des Ambrst sich
bis auf die Construction mit dem Genetiv erstreckt. Andererseits ist
freilich die Erscheinung, daß gotisches Adjectivum ftlr griechisches,
resp. lateinisches Participium steht, nicht vereinzelt, wie die Zusam-
menstellung bei GL. §. 190, 3 lehrt, wo allerdings eine ganze Anzahl
von Beispielen fortfällt, da schon lateinische Texte Adjectiva bieten
(unsere Stelle habe ich übrigens vermisst). Es käme also nur darauf an,
zu zeigen, daß die Bedeutung von andanemeigs zu der von amplectens
stimmt. Amplecti hat zunächst die sinnliche Bedeutung „umfassen^,
dann aber auch die tropische „schätzen", „lieben^, „sich zu Herzen
nehmen^; es könnte demnach sehr wohl als Vorbild ftLr das gotische
andanemeigs an dieser Stelle gedient haben, und es muß unentschieden
bleiben, welches lateinische Wort dem Übersetzer vorgelegen, zumal
im Allgemeinen in den Episteln zwar auffallende Übereinstimmungen
mit Ambrst. , aber auch wieder evidente Angleichung an einen latei-
nischen Text, wie er in de vorliegt, sich zeigen. Daß aber das Latei-
nische an den hier in Frage kommenden Stellen überhaupt benutzt
24 ^' MABOLD
ist^ zeigt die Auaftihrang in den wißenschaftlichen Monatsblättem wohl
deutlich genug.
In demselben Verse Mt VI^ 24 ist noch die Übereinstimmung
von mammonin = (la ii€9va mit cf£f^g^hqyg. mammonae (nicht nur f,
wie Bernhardt angibt) zu beachten. Die gotischen Fremdwörter er-
fordern aber eine eigene Behandlung, die hier nicht am Platze wäre.
Mt. VI; 26 niu jus mais yul]>rizans 8iju)> }>aim? = ovx viistg
HakXov 8caq>iQSts avtmv; Für das griechische diatpigBiv in der
übertragenen Bedeutung „einen Unterschied ausmachen^, „ausgezeichnet
«ein vor Jemand^ hat der Gote verschiedene Ausdrücke. Gal. 11, 6
iflt der griechische unpersönliche Ausdruck ovtf^f' fio^ diatpiQai durch
ni vaiht mis yul]>ris ist übersetzt (vgl. über das Wort Bernhardt
in Zachers Zeitschrifi: ü, S. 297 und Schade, Altdeutsches Wörterbuch^
S. 1210). Als.dftnn ist unsere Stelle mit dem Comparativ vom Adjectiv
vul)»r8. Femer Mt X, 31 icoXlmv özQOv^lav d^atpiQ^xB v^^
^ managaim sparvam batizans siju}> jus. Endlich Qal. IV; 1 ist
das griechische w8lv 8cag>iQBi dovlov xvQi^g („so lange der Erbe
noch ein E[näibleiQ ist, imterscheidet sich ein Herr über alles in nichts
von einem Sclaven^) übersetzt durch ni und vaiht iusiza ist skalka
frauja. Wir finden also jedesmal ein anderes Wort und jedesmal eine
Umschreibung für daxipiQScv. Wiederum ist es aber das Lateinische,
welches eine Parallele zu diesen Ausdrücken enthält und somit ftlr
seine Berücksichtigung durch Ulfilas spricht Gal. 11, 6 steht in d e
rAmbrst Aug. nihil mea interest, g nihil mea interest l differt
Mt VI, 26 haben aff^vg. nonne vos magis pluris estis illis, bfg^
aur. nur plures ftlr pluris, g^ nonne magis vos pluris estis illis, h wie
vorher, nur plus für pluris, c nonne vos pluris estis illis« Mt X, 31
it. vg. meliores estis, die Texte variiren nur in der Stellung und
bog^h haben multo statt multis (auf passeribus bezogen). Gal. IV, 1
deg Ambrst Victor, vg. nihil differt Die Abhängigkeit d«8 Gotischen
vom Lateinischen ist bei einer solchen Übereinstimmung wohl nicht
zu leugnen*) und für mais vul}>rizans haben wir somit das vollständig
zutreffende Vorbild in magis pluris; ein bloßer Pleonasmus „wie im
Griechischen und Lateinischen^ (so Bernhardt) ist es aber doch wohl
nicht, außerdem darf die Übereinstimmung des Comparativs im Goti-
schen und Lateinischen durchaus nicht unbeachtet bleiben. Bernhardt
*) Vergflichen mit dem lat differt scheint die EtTmoIogie des got. iasixa, wie
si^ Grimm in der Vorrede m Schnlse^s Glossar S. V, der es Bur Präposition ns stellt,
angibt, mehr Berechtigung in haben als die yon L. Meyer, Gothische Spr. S. 176.
1S6, 864» 488 yermnthete^ der das Wort mit grieoh. bv zoaammenstellt.
DEB EINELU88 DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBEBSETZÜNG. 25
dtirt Air den ▼ermeintüeheii neonasmttB noch Me. V^ 26 und 2 Cor.
VUL 22. Aach diese Stellen sind wichtig filr die Bertlcksichtigang
des Lateinischen. Mc. V, 26 heißt es von der Frau^ die den Blutfluß
hatte nnd noch durch nichts hatte geheilt werden können: it^ijdhv
m^€lif^8t6a diXa \t&kkov alq %d %BtQov ^AdotJtfa, wofür Ulfilas
sagt jah ni vaihtai botida, ak mais yairs habaida (daß vairs ein
Comparatiy ist^ siehe Gr. Qramm. III, S. 689 f.). Die letzten Worte
sind in den lateinisehen Handschriften aber folgendermaßen gegeben:
dfaur.vg. sed magis deterius habebat^ asedplus deterius habebat,
bcff sed peius habebat; i sed deterius habebat. Die ungewöhnliche
gtiediiBehe Wendung gab Ulfilas also in dem Streben nach Klarheit
auf und übersetzte das Lateinische als das Verstllndlichere (vgl. ubil
haban und ubilaba haban). Daher stammt auch das Verbum finitum
botida und habaida, denn das vorhergehende mq>sXri^6V6a dst auch
durch profecerat (d proficiebat) wiedergegeben. Beide lateinischen
Verba schließen sich aber an ein vorangehendes Relativum an, welches
das daMavii6a6a auflöst , während Ulfilas sie als einen selbständigen
parenthetischen Hauptsatz fasste. 2 Cor. VIU, 22 gibt A a)>|>an nu
Bai fila usdaudozan trauainai managai in izvis, B aber a)>]>an nu
lai filaus mais usdaudozan u. s. w. ftir «^tn/l di nokv 6nov8ai-
o%BQov %8siok%^6Mt nolly t^ sig vfiäg. Von den lateinischen Hand-
schriften gewähren de diese Lesart: nunc vero multo soUicitiorem
confidentia multa in nobis, g nunc autem multo soUicitiorem confidentia,
quae in vobis (FG* und g lassen aro^g fort) und beim Ambrst. lesen
wir nunc vero multo soUicitiorem multa fiducia vestri. Es fläUt diese
SteUe, wie auf den ersten Blick einleuchtet, nicht in die Kategorie
der beiden SteUen aus Mt und Mc. (Bernhardt hätte der VoUständig-
keit halber eher PhU. I, 23 und filu mais batizo = noXkp pkäXlov
kqUööov citiren können). Bernhardt fügt nun in den kritischen Bemer-
kungen zu der Lesart von A (2 Cor. VHI, 22) hinzu: „eine nach-
trägliche Verbesserung^. Wenn wir zu dieser Bemerkung seinen kri-
tischen Gh*undsatB ftir die Behandlung des gotischen Textes der Episteln,
den er in der Einleitung S. LXIH ausgesprochen, halten, so muß es
uns um so mehr wundem, als die lakonische Kürze jener Bemerkung
fiber die Gründe im Dunkeln läßt, die ihn zu der Behauptung veran-
laßt«!. In der Einleitung heißt es an der citirten SteUe: „Somit glaube
ich nicht fehlgegangen zu sein, wenn ich A, als zuverläßigere Quelle
der Überlieferung, im AUgemeinen bevorzugt und da, wo der grie-
chische Text, die lateinische Version und der Sprachgebrauch nicht
entscheiden, die Lesart von A in den Text gesetzt habe.^ Ich meiner-
26 C- MAROLD
seits glaube y daß der griechiBohe Text; die lateinische Version und
der Sprachgebrauch hier durchaus zu Gunsten der Lesart von A
sprechen, und daß Bernhardt nicht nöthig gehabt hätte, von seinem
durchaus richtigen Princip abzugehen. Welchen Sinn hat nun nallav
= magis = mais an den beiden Stellen Mt VI, 26 und Mc. V, 26?
Der Comparativbegriff liegt bereits in iiag>iQ8i.v und sig to xsigov
iMstv und fkäXlov ist keineswegs pleonastisch , nur den Comparativ
dieser Ausdrücke verstärkend, hinzugesetzt*), sondern es steht selb-
ständig in der Bedeutung von „vielmehr^*'*'), und die beiden Stellen
haben demnach folgenden Sinn : Mt. VI, 26 „Seid ihr denn nicht viel-
mehr von höherem Werthe als sie^ und Mc. V, 26 „Sondern sie be-
fand sich vielmehr noch schlimmer daran^. Ebenso muß wohl der
Pleonasmus aus Phil. I. 23 (und filu mais batizo ist = noXl^ iiäXXov
xQ€t66ov) erklärt werden: „und was diesem den Vorzug gibt, es ist
beßer^. Denn daß Ulfilas solch ein rein pleonastisoh hinzugefttgtes
liäXXav zu übersetzen vermied, zeigt Mc. VII, 36 hvan filu is im ana-
bau}), mais }>amma eis meridedun = o6ov 8h avzog avtotg dis-
etikXstOj avtol iiäl}^ov icsqiööoxsqov ixiiQv66ov und 2 Cor.
VII, 13 filaus mais faginodedum ana fahedai Teitaus =r nsQi6~
eotiQag nkälkov ixagtifgev inl t^ %aQ^ Krov***). Für die Ände-
rung Mc. VII, 36 geben uns aber wieder die lateinischen Handschriften
einen Anhalt; ftanto magis illi plus praedicabant, a tanto magis
clamabant, cg'aur.vg. (illi) tanto magis plus praedicabant (c illi
vero etc.), bdff'ilq at (bdi ad) illi magis tantum praed. Der latei-
nische Text, der Ulfilas vorgelegen, muß also wohl eine Vermischung
der Lesart von a mit der von f enthalten haben (daß f erst im 6. Jahrb.
geschrieben zu sein scheint, darf man nicht als Hindemiss für diese
Vermuthung ansehen); vielleicht ist auch das plus in f erst durch
den Abschreiber hinzugekommen, während seine Vorlage tanto magis
illi enthielt, ähnlich muß aber auch die Vorlage von a gelautet haben^
so daß wir auch hier wieder auf eine enge Zusammengehörigkeit von
a und f geführt werden. Weniger sicher, aber auch wahrscheinlich ist
der Einfluß des Lateinischen 2 Cor. VII, 13, wo deg vg. haben abun-
dantius magis gavisi sumus, r plus magis und Ambrst. magis magis-
que, so daß es scheint, als ob Ulfilas den verstärkten Begriff des
magis magisque (was ja eigentlich kein Pleonasmus mehr ist) durch
*) Vgl. Winer, Grammatik' S. 226.
**) Ober diese Bedeutung von ^luXIov vgl. Krttger, Griech. Sprachlehre
§. 49, 7, 5. Nach dem Obigen ist anch zu berichtigen, was GL. Gramm. S. 178 über
das verstärkende mais gesagt haben.
***) HXufiger scheint dieser Pleonasmus im n. Test, nicht vorzukommen.
DES EIKFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 27
filaas mais wiedergeben wollte*)« Alles dieses nun wohlerwogen , ist
es doch onmöglich anch 2 Cor. VIII, 22 filaas mais selbstftndig zu
fibersetzen, es würde einfach den Begriff von usdaudozan in allge-
meinerer Form wiederholen, und diesen Pleonasmus vermeidet eben
Ulfilas. Demnach ist auch hier die Lesart von A die ursprüngliche
und filaus mais mag in B in Folge einer Glosse der Vorlage aus
Beminiscenz an VII, 13 hineingerathen sein.
Mt. YII, 16 ibai lisanda af ]>aumum veinabasja ai]>]>au af
vigadeinom smakkans? = fiifri ^vXkiyov^iv ä%6 anav^üv (in
keiner Handschr. steht täv axav^äv^ wie Bernhardt in den Text
setzt) 6taq>vkig (so mit MBitvg., die übrigen Texte tfra^vAijv,
C^ €taq>vXipfag) q äxo xQißoXmv 6vxa; Es ist eine nicht eben selten
auftretende Erscheinung, daß ftbr griechisches Activum gotisches Pas-
siviun und umgekehrt von Ulfilas gesetzt ist; bei GL in der Gbram-
matik §. 177 wird diese Thatsache auch ausführlich erwldint und mit
Beispielen erhärtet. Auch diese Abweichung soll im Folgenden mit
Rfickaicht auf das Lateinische ins Auge gefasst werden. Selbstver-
at&ndlich wird, falls Übereinstimmungen der Art sich finden sollten,
auch nach einem inneren Ghrunde gesucht werden müssen, der Ulfilas
veranlassen konnte, dem Lateinischen den Vorzug zu geben. An der
obigen Stelle nun haben alle lateinischen Texte übereinstimmend mit
dem Ghriechischen num(quid) colligunt de spinis uvas etc.; der fbr
unsere Frage wichtige Codex e ist hier leider nicht vorhanden.
In der Parallelstelle Lc. VI, 44 heiüt es aber ni auk us ]>aumum
lisanda smakkans, nih )>an us aihvatundjai trudanda veinabasja
:= ov yaQ ii u%av%äv 6vXXiyov0cv 6vxa avdh ix ßdtov tqv-
yS6iv 6xaffvk^v (in dieser Stellung mit AEHKMSUVr^^i7,
L, der andere Stellung hat, setzt zwar 6%a^vXagy doch ist wohl als
sicher anzunehmen, daß Ulfilas im Ghriechischen hier nicht den Pluralis
vor sich hatte). Hier lauten die Worte nun in e: de spinis enim ficus
non leguntur neque de rubo vendemiantur**) ubae, in den an-
*) Außerdem ist, mit Ausnabme von 2 Cor. VIII, 22 in B, dieses die einzige
Stelle in der gotischen Bibel, wo filans beim Comparativ steht, wXhrend es in der
Skeireins 8mal yorkommt, md, Vc, YIIc. Andererseits steht filn mais nur einmal in
der Skeireins, Vlld, aber 2mal in der Bibel, Mo. X, 48 und 1 Cor. Xu, 22 (wosa
dann 2 Cor. YIII, 22 die Lesart von A als Beispiel für filn mit Comparativ kirne). •—
Über Mi V, 20, wo xUioif den Comparativbegriff yon xagiccsvenf m verstlrken
scheint, s. m Mt X, 42.
**) Das gotische tmdan weicht hier in der Bedentang vom griechischen nnd
lateinischen Verbnm ab. Es fehlte dem €k>ten ein terminns technicns für die Wein-
ernte nnd so nahm Ulfilas ein Wort dafür, das, weil es dem griechischen natsiv
28 <?• M ABOLD
deren Texten: legunt (cf coIKgant) de spinis (fg^'^vg. in anderer
Stellang de spinis legont oder colligunt) ficus (b nvas), neqne de rubo
vindemiant uvam (e mit Cop. Syr. auch uras). Es ist demnach höchst
wahrscheinlich, daß in e auch die Matthäusstelle passivisch übersetzt
war und daß Ulfilas diese Übersetzung yor sich hatte; dadurch wurde
er auf die Stelle aufmerksam und gab dem Passivum aus dem Grunde
(der sich an den übrigen Stellen auch bestätigt) den Vorzug, um ein
bestimmtes Subject im Satze zu haben, denn die unbestimmte dritte
Person im Pluralis schien ihm nicht verständlich genug, wenn sie als
die unbestimmte Person = man gelten sollte. Das Lateinische werden
wir, wenigstens in den bekannten Texten, nicht durchweg so con-
sequent finden, Ulfilas jedoch führt das einmal Begonnene durch und
nimmt keinen Anstoß, nachdem ihm das Lateinische einmal den Weg
gezeigt, die Umänderung auch einmal abweichend von beiden Texten
vorzunehmen. Auch Mt. XI, 8 ist hieherzüziehen, obwohl das gotische
im Passivum stehende Verbum nur ein Synonymum des griechischen ist ;
es heißt daselbst: sai )>aiei hnasqjaim vasidai sind, in gardim
]>iudane sind =? idov ot tä fi^aXaxtt ipoQOvvrsg iv rotg otnots %mv
ßa6iXic9v Biöiv. In den lateinischen Texten steht nur in d ecce qui
mollibus utuntur, sonst in allen ecce, qui mollibus vestiuntur,
in domibuB regum sunt. Ulfilas fürchtete wohl, wenn er den Ausdruck
wörtlich und demnach q>OQstv mit bairan übersetzte, nicht hinreichend
deutlich zu sein, zumal ihn die Rücksicht auf den vorangehenden
Fragesatz schon auf eine womöglich gleiche Wendung hinwies. Das
Lateinische gab ihm den deutlicheren Ausdruck an die Hand und
ging ihm auch in der Wahl der Relativconstruction voran; nur ver-
änderte er das lateinische Praesens Passivi (in medialem Sinne) in das
Perfectum, um das dauernde Bekleidetsein auszudrücken. Das grie-
chische ipOQBlv steht noch dreimal, wo wir auch zur Vergleiohung den
gotischen Text besitzen, Jh. XIX, 6. Rom. XIII, 4. 1 Cor. XV, 49.
An der ersten Stelle ist es von Jesus gesagt, der die Domenkrone
und den Purpurmantel ti*ägt (bairands), an der zweiten von Gott, der
(Lc. X, 19) und dem lateinischen caloare entspricht, bedeuten muß „keltern''. —
Den PlnraÜB veinabaBJa wird der Übersetier wohl anoh nach dem lateinischen uvae
gewählt haben, die Stellung aber behielt er nach dem Qriecfaisohen bei. — Übrigens
ist anffallend, dafS D*' auch ov yaQ i%X4yo9tai hat, was also hier aaf irgend einen
Zusammenhang mit e hindeutet; doch ist das für das Gotische von keinem Belang,
es gehört diese Lesart au den Angleichungen an lateinische Lesarten, deren sich
mehrere in D finden. Ulfilas kOnnte dieselbe unmöglich yoigelegen haben, da der-
selbe ixXiyBü^ai mit gavaljan flbersetct.
DBB EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE QOT. BIBELÜBERSETZUNG. 29
das Schwert der Bache nicht umsonst trftgt (bairi)))^ und an der dritten
Yon uns Menschen I die wir das Bild des hinunlischen Menschen an
uis tragen (svasve beruxn — bairaima). Die lateinischen Texte setzen
an der ersten Stelle habens, sonst portare. Der Vergleich mit diesen
Stellen seigt besonders deutlich, daß Ulfilas an der Matthäusa teile das
Lateinische vor sich hatte. Wiederum allein mit e in Übereinstimmung
steht Lc. VI, 38 mitads goda jah ufarfulla jah gavigana jah ufargutana
gibada in barm izvarana = fkixQOv xaXov xsn^söfbivov xal 6$6aX8v^
pivov xul vMSQSXXw{v)6fLsvov ddeovö^v sig Tov xoAflfov viimvf
e mensura bona commota superfundens dabitur in sinos vestros
Jedoch ist nur das Passivum im Einklang mit dem Gotischen; zunächst
fehlt der dem griechischen nsn^e^iUvov entsprechende Ausdruck in e
ganzy der in d lautet impletam, aofg' cumulatam (a in anderer Stellung),
die übrigen confersam, confertam, confestam; alsdann fehlt die Ver-
bindung der attributiven Fartidpia durch et (zwischen den ersten
beiden Attributen steht es nur in V vg*"^* und in einigen Codices der-
selben xmd in Syr.'*^); schließlich ist der Pluralis in sinos vestros nur
in e, wohl eine Änderung des klügelnden Abschreibers. Daß also
eine dem Codex e ganz nahestehende Handschrift Ulfilas vorgelegen,
ist schwerlich anzunehmen, aber immerhin sind sehr wichtige Lesarten,
wie sich wiederholt gezeigt hat und noch mehr zeigen wird, in e
vorhanden, die aus dem lateinischen Text des Ulfilas gefloßen sein
müssen. Alsdann ist hieher zu ziehen Jh. XV, 6 niba saei visi}) in
uns, usvairpada ut sve veinatains jah ga]>aursni]> jah galisada jah
in fon galagjand jah inbrannjada = iav fii} t^g ti^sivn iv ii^lj ißXij^hi
(QLi hcßXii^ii) iia mg to xX^im nal iiijQdv^ xal 6vviyov6iv
av%6 (so in K DL X^JI; die übrigen avtä, dieses stimmt nicht zum
Sinfralaris galisada) xal slg t6 xvq ßdXlov6iv xci xaCsta^. Hier
schließt sieh nun e an das Griechische mit coUignnt . an, wie die an-
deren lateinischen Texte mit colUgent (a congregabunt). Es ist aber
auffallend, daß Ulfilas nur das eine activisohe Verbum ins Passivum
umgewandelt hat, nicht auch ßdXXov6cVy zumal ihm hier das Latei-
nische nicht die Veranlassung gegeben zu haben scheint*). Der Ghomd
mag ein formaler gewesen sein, um die Eintöni^eit der gleichen
Passivendungen zu unterbrechen; die gotische Übersetzung des vor-
liegenden Verses ist auf diese Weise symmetrisch angeordnet, womit
die Literpunction des Cod. arg. übereinstimmt: von niba bis veinatains
*) Ober nilMi M«i =: iav firj Tifi «nd die lateiDisohen Texte sn dieser Stelle
8. Oerm. XYI, 158.
30 C. MAROLD
erstes Glied; gewissermaßen das Thema des Gedankens, der durch
zwei Doppelbegriffe amplificirt wird, die mit activischer und passi-
vischer Endung abwechseln. Es folgt sodann Jh« XYI, 21 qino ]>an
bairi}) saurga habaid, unte qam hyeila izos; i)> bi]>e gabauran ist
barn, ni })anas6i)>s gaman ]>izos agions faura fahedai, unte gabaurans
yar]> manna in fairhvau = ij yvv^ oxav tixtji kvxfiv ixsc^ ort ^X^sv
^ ßget avt^g' otav 8h ysvvijö'g to naiSCov ovxiti ^vimovevei t^s
%'Xli>eioq dia rijt/ %aQav^ Ott iyevvii^ avd'Qmxog Big tov »6if (lov.
Dazu ist aber zu vergleichen f : mulier cum parit tristitiam habet, quia
venit hora eins, cum autem natus fuerit infans, ultra non meminit
tribulationis prae gaudio, quia natus est homo in mundo; auch in e
lautet die Stelle ähnlich: cum autem natus fuerit infans; abweichend
ist jedoch dies (noch in abcff* Syr."^, und danach in D) fbr hora,
femer iam non habet in mentem praessuram propter gaudium, und
zum Schluß in saeculü (in Übereinstimmung mit dem Griechischen).
Die Umwandlung der activischen in die passivische Construction ist
ohne Frage aus dem Lateinischen entlehnt und zwar im Ganzen in
der Form, wie sie in f vorliegt. Daftbr spricht außerdem nämlich auch
faura fahedai = dta tijv xagav = prae gaudio (prae hier nur in f,
sonst propter). Dieses faura in prohibitiver Bedeutung kommt filr 8ui
cum accus, noch an folgenden Stellen vor. Mc. 11, 4 jah ni magan-
dans nehva qiman imma faura manageim = xal fi^ dwdfiBvot itgog-
syyiöai avtp d$ä tov ojAoi/, it^^vg. prae turba (e -bam), b prae
multitudine, a propter turbam. Auch hier ist faura nach dem latei-
nischen prae gewählt, denn dem griechischen 8ta cum accus., lat.
propter, entspricht sonst got. in cum genetivo. Freilich bleibt noch
der Pluralis manageim unerklärt, den jedoch Ulfilas immerhin auch
aus dem Lateinischen haben kann, wenn er auch an dieser Stelle in
keinem bekannten Texte steht; so steht aber z. B. Lc. VIII, 19 und
XIX, 3 in e per turbas, während alle übrigen Texte den Singularis
aufweisen. Auch Lc. VIII, 19 ist faura managein = dia tov o%Xov
nach bfvg. prae turba (a propter turbam, e per turbas). Dazu noch
Lc. XIX, 3, wo es von Zacchäus heißt jah ni mahta faura mana-
gein = xai ovx iqdvvato ano tov o%Xov^ was auch nach dem lateini-
schen prae turba gemacht ist (so in abfvg., e per turbas). Schließlich
bleibt dabei noch erwähnenswerth Jh. XII, 42 faura Fareisaium ni
andhaihaitun = ^ta tovg 9aQt6aCovg ov% myLoXoyow, Hier nun
haben die bekannten lateinischen Texte zwar propter Pharisaeos non
confitebantur, womit also Ulfilas nicht übereinstimmt. Wenn er jedoch
einmal darauf aufmerksam gemacht war, wird er es auch hier nicht
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 31
verfehlt haben , zumal es wohl unzweifelhaft sicher ist, daß er das
Johannes-Evangelium nach den andern übersetzte. Um nun den unter-
brochenen Faden wieder aufzunehmen^ so ist ein weiteres Beispiel flOr
die Änderung im genus verbi Böm« IX, 19 qi]>i8 mis nu: a|>))an hva
nanh faianda? = igetg fiot ovv* %C wv itv fiifitipsrai; (so mit
BDEFQ). Es ist an der Stelle yon den Gnadenwerken Gottes die
Rede, daß die Erwfthlung oder Nichterwfthlung nicht durch unser
Verdienst geschieht, sondern nach Gottes Willen, und so bedeuten die
citirten Worte im Gotischen: Warum werden wir also noch getadelt?
während das Griechische heißt: Warum tadelt er uns also noch?
Wenn wir nun in de Ambrst. lesen quid (igitur nur in d zugesetzt)
adhuc quaeritur, so liegt die Vermuthung nahe, daß dieses auch
die lateinische Lesart des Ulfilas gewesen (in den anderen Texten
steht queritur). Die durch das Passivum quaeritur (denn als solches
hat er es alsdann angesehen, nicht als verschiedene Schreibung filr
qaeritor) gegebene Anregung verwendete er freier und legte dadurch
den Satzton auf die Menschen (als Subject zu faianda), vielleicht um
dadurch den wenn auch nur scheinbaren Vorwurf gegen Gott zu
mildenL 1 Cor. XV, 64 ]>anuh )>an )>ata divano gavasjada undivanein
= oxav di %6 fhnjftov %oiito iv8v67ixai a^avaötav (so mit H*G*
IM). Es ist dieses eine von den Stellen, die man als Belege für das
gotische Medium anführte, man fragt sich aber vergebens, welchen
Zweck hier das Medium haben sollte, da doch Ulfilas so oft das grie-
chiache ivdv96%ai zu ttbersetzen hatte und nirgends sonst daftlr
mediale Formen setzte; sondern er setzt dafOr entweder activische
Formen von gahamon und auch von gavasjan (vasjan) oder passi-
vische Formen dieser Verba (Eph. VI, 14 noch gapaido)>s ftlr iv-
dvciiupog), und zwar ist der Sinn an den Stellen, wo das Activum
steht, ein reflexiver, also das entsprechende Pronomen ausgelassen
(vgl. über die Auslassung des Reflexivpronomens auch bei anderen
Verben GL. Gr. §. 176 Anm. und §. 178 Anm. 3), an den andern
Stellen sind die Formen rein passivisch, d. h. der Übersetzer will aus-
drücken, daß die Bekleidung von einer andern Person bewirkt wird.
So konnte auch an der Corintherstelle nur das Passivum gesetzt wer-
den, denn Ulfilas ist in solchen scharfen Unterscheidungen ungemein
consequent Kurz vorher bat Paulus ausdrücklich gesagt (v. 50), daß
Fleisch und Blut nicht das Reich Gottes ererben können; daß femer
jede Erhöhung des Menschen von der Gnadenwahl Gottes abhängt,
ist em häufig ausgesprochener Gedanke bei Paulus, wie sollte also
hier Ulfilas ivdv6aö9ai mit gavasjan (sik) oder gar mit einem Medium
32 C. lUBOLD
übersetzen, selbst als sicher vorausgesetzt , daß ihm eines zu Gbbote
gestanden? Der in v.. 53 stehende Infinitiv gahamon hat demnach eben-
falls passivischen Sinn, was wegen des regierenden skuld ist regel-
mäßig bleibt (vgl. GL. Gr. §. 177 Anm. 4). Undivanein ist in v. 54
natürlich Dativ. Die lateinischen Texte haben induerit^ Ulfilas hat idso
selbständig die Constraetion geändert (fg lassen übrigens mit FG den
ganzen Passus fort^ in Dd ist er noch von der ersten Hand nach-
getragen und der gotische Codex B läßt ihn ebenfalls fort; daß A das
Ursprüngliche enthält^ zeigt wohl das Passivam gavasjada). Noch zwei
Stellen gehören hieher, die ebenfalls mit Unrecht als Belege für das
Medium angesehen wurden. Zunächst 2 Cor. IV, 17 unte )>ata and-
vair]>o hveilahvairb jah leiht aglons unsaraizos bi ufarassau aiveinis
vul]>aas kaurei vaurkjada unsis = to yäp xagttvtixa xqoöhoiq^^v
xal (diese beiden Worte nur in D*£FG) iXatp^ov tijg 4^Uifsapg iffiinfr
ua9^* vfcsgßoJi^v (dieses ohne Zusatz nur in tt^C^K, die vorige Les-
art neben dieser auch in der Armeniaca vereint) aUiv%ov ßafog do^i^g
HatsQyai^^ai ^fktv. Daß vaurkjada Passivum ist, zeigt der Nomi-
nativ kaurei, und so lange keine unbedingt zwingenden Gründe fUr
Annahme eines Schreibfehlers in B statt kaurein beigebracht werden,
darf daran nicht gerüttelt werden. Es würde aber, auch wenn wir die
Möglichkeit annähmen, die Schärfe der Übersetzung verloren gehen
bei der Annahme, daß vaurkjada eine Medialform sein könnte. Auch
hier liegt in den gotischen Worten das innige AbbängigkeitsgeAlhl von
Gott, wie wir es in der ulfilanischen Übersetzung überall antreffen.
Wenn die Vergänglichkeit und Leichtigkeit der irdischen Trübsal uns
zum Übermaß an ewigem Ruhme gedeiht, so ist nach Ulfilas' Auffas-
sung eben immer Gott der Geber; daß die Vergänglichkeit u. s. w.
selbst dieses bewirkt, daran sollen seine Goten auch nicht im entfern-
testen denken, darum nahm er die kleine Änderung vor und stellte
diesen Gedanken auch dadurch in einen genaueren Parallelismus zum
Gedanken von v. 16. HiefUr bot ihm nun die lateinische Übersetzung
nicht die Handhabe, daß er sie hier aber einsah, zeigt eine andere
minder wichtige Änderung, indem er das Adjectivum aiveins nach
vul]>aus und nicht mit dem Griechischen nach kaurei construirte.
In de lauten nämlich die Worte: nam quod in praesenti est momen-
taneum et. leve tribulationis nostrae secundum excellentiam in sub-
limitate aeternae gloriae pondus operatur in nobis, in den übrigen
Texten nach dem Griechischen aetemum etc. (die andern Worte wei.
chen nur in unwesentlichen Punkten ab). Ähnlich steht es nun auch
mit der andern Stelle 2 Cor. VII, 10 unte so bi gu)> saurga idreiga
DER EINFLÜSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 33
da ganistai gatulgida (Cod. B gatulgidai) ustiuhada = q yag natu
^eov Xvnri ^Bxavoiav si$ öcattigiav aiisrafiBXfitov xaxBQyalatat
so (k*FGKL, die übrigen iQydisrai). Auch hier trägt das Passivurn
zur Deutlichkeit wesentlich bei und zeugt von derselben Gesinnung
des Übersetzers. Dia Traurigkeit im Hinblick auf Gott ist schon der
Anfang der Reue und erregt die Barmherzigkeit Gottes, der die Reue
zum bleibenden Segen gedeihen läßt, sie erreicht also ihre Voll-
endung in der bleibenden Sinnesänderung. Auch hier weist ein
anderes Wort wieder auf die Benutzung des Lateinischen hin. Denn
da lauten die Worte : nam secundum deum tristitia (Ambrst. Aug. vg.
quae enim secundum deum est tristitia, vg. tristitia est) paenitentiam
in (Ambrst. ad) salutem stabilem (Aug. inpaenitendam) operatur.
Das gotische gatulgida fUr afiSTafi^Xijtov ist wohl unzweifelhaft nach
dem lateinischen stabilem gewählt. — In zweiter Linie gehören hieher
diejenigen Fälle, wo ein griechisches Intransitivum durch das Passi-
Tum eines transitiven Verbums im Gotischen wiedergegeben wird.
So Mo. IV, 29 ]>anuh bi})e atgibada akran, suns insandei)) gi]])a
= oxav dh na gada (so M'^ACL^^iJunc^.) o nagnog^ sv^iag aTto-
öriXXst ro dgsnavov, Ulfilas nahm das griechische Activum (Grimm,
Lexicon Graeco-Latinum in libros Ni. Ti. S. 334 b übersetzt es an
dieser Stelle: quando fructus permiserit, i. e. quando per fructus
maturitatem licuerit) als ein Intransitivum („waim die Frucht zu-
genommen hat") und übersetzte es synonym mit dem Passivum von
atgiban*). Für diese Bedeutung hat ihm aber wiederum das Latei-
nische den Weg gewiesen; so lesen wir in £f^g'aur.vg. cum se pro-
duxerit fructus, vg.'^' ohne se, dfg*il cum produxerit fructum, c cum
mutaverit fructum, a cum fructum fecerit, b cum fructum ediderit (ich
gebe die Varianten in dieser Ausführlichkeit, weil Bernhardts Angaben
ganz ungenau sind). Somit ist auch diese Stelle charakteristisch für
die Methode des Ulfilas: er entnahm die Bedeutung aus dem Latei-
nischen, die Construction behandelt er selbständig. In demselben Verse
ist außerdem atist =: Ttagiötr^nBv auch nach dem lateinischen adest
(nur g' adstat nach dem Griechischen) gewählt. Femer Mc. VII, 10
saei ubil qi|>ai attin seinamma ai})})au ai])ein seinai dau})au afdau])-
jaidau = 6 TtaxoXoymv natiga iq iir/tiga d-avatq^ tBlsvtata.
Ulfilas scheute sich hier etwa gadau})nan zu setzen, um bestimmt das
gewaltsame Befördern vom Leben zum Tode auszudrücken ; im Latei-
*) StephanoB im Thesaarns erklärt unter naQudidovai diese Stelle ebenfalls
intranflitiT = emerserit
QEIUCANIA. Neve Beihe XY. (XXVn.) Jahrg. 3
34 C. MAROLD
nischen steht überall, in Übereinstimmung mit dem Griechischen, morte
moriatur (d morietnr). Afdau))jan ist sonst =: ^avatovv^ während tslsv-
tav Mc. IX, 48 von dem Wurm des Gewissens, der nie stirbt, mit gadau})-
nan (lat. auch mori) übersetzt wird. Mc. IX, 42 go}) ist imma mais
ei galagjaidau asiluqairnus ana halsaggan is = nakov i6rtv avt^
fiäAAov, st TtsQtxsitav (itvXog ovixog (kBCDL^) Ttegl (D iTtl) xov
TQaxrjXov avtov^ it. vg. bonum est Uli (cdk lassen est fort, aur. vg.
ei) magis (fehlt in a), si (fehlt in b) circumdaretur (k ut sus-
pensa esset) mola asinaria (1 mola asinaricia, d nur mola, q lapis mola-
ris) circa Collum (adfilvg. nur coUo, g' in collo) eins. Schon die
Umänderung der ganzen Construction weist auf eine Abhängigkeit des
Gotischen vom Lateinischen hin; denn das Griechische fasst den Ge-
danken als bestimmte Thatsache: es ist ihm beßer, wenn ihm ein
Mühlstein um den Hals liegt u. s. w., während das Lateinische und
nach ihm das Gotische den Wunsch betont, das letztere noch genauer,
indem es ei für si setzt (oder sollte ülfilas die Lesart von k vor-
gelegen haben?). Aus dem Lateinischen hat Ulfilas demnach auch die
Wahl des Passivum entnommen, was übrigens durch die erwähnte
Änderung des Sinnes bedingt war. Für die Übersetzung des griechi-
schen xstö^ai und seiner Composita wendet außerdem Ulfilas noch
7mal Passiva an, ebenfalls an 8 Stellen aber das genau entsprechende
ligan. Vorzugsweise ist das Passivum von galagjan gesetzt, so noch
Lc. 11, 12. Lc. XIX, 20. 2 Tim. IV, 8 (lat. repositum esse, Lc. H, 12
positum esse); sodann von ufarlagjan für ixcHstö^at Jh. XI, 38, wo
die Lesart von f maßgebend gewesen ist : superpositus erat supra (ähn-
lich noch vg., wo ei für supra steht); ferner von satjan 1 Th. III, 3
und 1 Tim. I, 9 und von gasatjan Phil. I, 16 (im Lateinischen nur
positum esse). Die Unterscheidung zwischen galagjan und gasatjan
liegt natürlich in dem synonymischen Unterschiede der beiden goti-
schen Verba begründet. Wo Ulfilas ligan setzt, steht im Lateinischen
allerdings 4mal auch positum esse: Lc. II, 16. 34. III, 9. 2 Cor. III, 15,
4mal aber iacere: Mc. I, 30 (e adcumbere, aur. vg. discumbere). 11, 4
(a decumbere). V, 40 (in cdfflPgaur. vg., in den übrigen fehlt es).
Lc. V, 25. Eine andere Stelle legt ebenfalls zwar nicht für die Be-
nutzung des Lateinischen Zeugniss ab, zeigt aber das eminente Ge-
schick des Übersetzers: Lc. VI, 21 audagai jus gretandans nu, unte
ufhlohjanda = iiaxaQioi ot xlaiovtsg vvv^ oxi ysXäöstSj it. vg.
quoniam (f quia) ridebitis. Es fragt sich, aus welchem Grunde Ulfilas
das Passivum eines transitiven Verbums wählte, das bedeuten muß
^zum Lachen bringen^, während es doch v* 25 heißt: vai izvis jus
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 35
hlahjandans nu = oval vfitv ol yakävxBQ vvv, Hiebei kommt
O. Ohrloff, Die Bruchstücke vom alten Testament der gotischen Bibel-
übersetzung (Halle 1876) S. 33 f. zu dem Resultat^ ufhlohjan gehöre
einem Abschreiber an. Wunderbar sind aber seine Schlußfolgerungen,
die ihn dazu fdhren. Er nimmt Anstoß daran, daß hlahjan, das er,
trotz der von ihm citirten Stellen, an denen das Praeteritum bi*hlohun
steht (Mt. IX, 24. Mc, V, 40. Lc. VIII, 53), flir ein schwaches Verbum
„mit bewahrtem kurzen Stammes-a'' hält, neben dem vom Präterital-
stamme gebildeten Compositum uf-hlohjan erscheint, und zwar in dem
kurzen Zwischenräume von wenigen Versen. Darauf heißt es: „Nun
ist es aber wenig wahrscheinlich, daß ein so genauer und consequenter
Übersetzer wie Vulfila flir ein und daselbe Verbum yakäv zuerst —
uf-hloh-jan und vier Verse weiter in ganz demselben Sinne — hlahjan
gebrauchte^ ; daraus schließt Ohrloff, daß das erstere wohl von einem
Abschreiber stamme. Schon daß ufhlohjan im Passivum steht, hlahjan
aber im Activum, hätte ihn doch auf das Richtige hinführen müssen*).
Und nun, wenn wir die beiden Worte in ihrer richtigen Bedeutung
mit einander an ihren Stellen vergleichen, zeigt sich der „genaue und
consequente Übersetzer*^ erst recht und in ganz anderem Lichte als
in dem mechanischen Sinne, wie OhrloflF nach den citirten Worten
meint. Den jetzt Weinenden sagt Jesus nach des Ulfilas Auffassung,
daß sie würden „zum Lachen gebracht werden^ und dann den jetzt
wirklich Lachenden, sie würden „zu klagen und weinen beginnen^,
wodurch auch die Umschreibung der Futura Ttsv^ijösrs und xXavaets
mit gaunon jah gretan duginnid geeignetes Licht erhält (vgl. übri-
gens Wißensch. Monatsblätter III, S. 171). Einige Schwierigkeiten
bieten die Übersetzungen des medialen änoQStö^ai^j die ich hier an-
schließe. Ich gehe von 2 Cor. IV, 8 aus: in allamma })raihanai akei
ni gaagvidai, andbitanai akei ni af slau})idai -= iv navxl d'Xtßo"
(isvoi akX ov fJTBvoxmQovfitsvoi^ äytoQovf^evot akX ovx i^aseogov"
(isvot. Die beiden letzten Ausdrücke sind im Lateinischen folgender-
maßen übersetzt: in devg. aporiamur sed non destituimur, von Tert.
indigeamus sed non perindigeamus, in r nur aporiamur sed non ex-
aporiamur, beim Ambrst. inopiam passi sed non destituti, endlich in g
aporiamur t contringimur sed non destituimur } destituti und
dazu noch am Rande aporia i angor constricti i ancti t destituti«
*) Hiermit fällt swar die Beweiakrafb der Analogie für die spätere Bildung
Ton ogjan (Neh. VI, 19) gegenüber in-a^r-jan, ua-ag-jan, af-ag-jan, welche Bildungen
die Übersetzung des n« Test aufweist, jedoch kann dabei diese Thatsache immer
besteben bleiben.
3*
36 0. BfAROLD
Das gotische andbitanai ist Particip von andbeitan, das sonst = im-
xi^dv und incnkij^ifsiv ist, also „schelten^, „tadeln" bedeutet; af-
slau))jan heißt „gleiten machen'', „aus dem Geleise bringen" (Schade^
Altd. Wörterbuch' S. 825). Demnach entspricht afslau})idai dem Sinne
nach dem lateinischen destituti, von destituere, dessen eigentliche Be-
deutung ist „wegstellen" d. i. von der eigentlich zukommenden Stelle
entfernen, woraus dann die Bedeutungen „täuschen", „verlassen", „unter-
lassen" u. s. w. sich entwickeln. Für andbitanai aber könnte nur con-
stricti (contringimur wohl nur verschrieben ftlr constr.) als Vorlage
gedient haben, wobei die Bedeutung von constringere = „einschränken",
z. B. legibus^ religione^ necessitate, einen Anhalt gewähren dürfte ; oder
sollte Ulfilas es in der Bedeutung von perstringere = „verletzen",
„tadeln" genommen haben? Wir sind also hier genöthigt uns an die
Lesarten von g zu halten, wovon die betreffenden Worte aus der auf-
fallenden Fülle von Varianten des Ulfilas lateinischem Texte zuzu-
weisen sind. Noch GaL IV, 20 heißt es unte afslau])i})s im in izvis
= ort d7togov(iac iv v^tVy it. vg. quoniam (quia) confundor in vobis.
Das Lateinische scheint auch hier von Einfluß gewesen zu sein, jedoch
ist auf diese Stelle wenig Gewicht zu legen, zumal Ulfilas ja schon
an der vorher besprochenen Stelle das Wort gebraucht. Dazu kommt
alsdann noch 2 Cor. I, 8, wo es in A heißt: kauridai vesum ufar mäht,
svasve afsvaggvidai veseima jal liban, in B aber skamaidedeima
ims und diese Variante ist am Rande von A ebenfalls notirt (nur ohne
uns). Das Griechische lautet ißagijdififisv vTihg ävvu^iVy &6xs H^a-
JtoQTi^^vat rifiäg xal tov ^^i/, degrvg. gravati sumus supra (de
super) virtutem (r vires), ita ut taederet nos et vivere. Hier. Ambrst.
ita ut desperaremus , Tert. haesitaremus. Cod. A wird hier, wie mei-
stens, das Ursprüngliche enthalten; Ulfilas fand in seinem lateinischen
Texte wahrscheinlich ita ut taederet nos, und da ihm beide Ausdrücke
Schwierigkeiten verursachten, wählte er den ungewöhnlichen, nur ein-
mal hier vorkommenden Ausdruck (af-svaggvjan wird von G L. richtig
übersetzt mit „abschwenken", „ungewiß machen", zweifelhaft machen").
Was aber den Ausdruck aus B betriffit, so entspricht skaman sik sonst
al(S%vvB6^(Uy lat. confundi, welches letztere im Kirchenlatein sehr
gewöhnlich die Bedeutung „sich schämen" hat, allerdings neben der
Bedeutung „in Verwirrung gerathen", die es oben Gal. IV, 20 hatte.
Und so scheint dieses lateinische Wort die Variante in B veranlasst
zu haben; vielleicht in der Weise, daß Ulfilas selbst, nachdem er
Gal. IV, 20 übersetzt hatte, in sein Exemplar an der Corintherstelle
die Variante beischrieb, so daß dann in eine Reihe der Abschriften
DEB EINFLÜSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 37
die eine, in eine andere die zweite Lesart gelangte. Oder sollte es ein
Versuch gewesen sein, taedet zu übersetzen? Einen synonymen Aus-
druck gebraucht Ulfilas sodann 1 Tim. I, 6 afairzidai fUr a6xo%'q-
öavxeg. Der Bedeutung nach entnahm er das Wort hier aus dem
Lateinischen, wo in yg. Ambrst. Ambr. aberrantes, ing errantes
1 declinantes steht, in den übrigen excidentes (1 Tim. VI, 10 ist af-
airzidai yaur])un = aTCsnXavijd'ijöav = erraverunt, sonst überhaupt
ist airzjan und afairzjan = jclaväv oder aTtoxlavävy errare), die Con-
struction machte er aber selbständig. 'Afftoxsti/ ist 2 Tim. II, 18 mit
osvisB usmitan übersetzt, d. i. „ungebunden wandeln^, auch hier steht
beim Ambrst. deerraverunt, bei Aug. aberraverunt, sonst aber durch-
weg exciderunt, und dieses letztere scheint hier maßgebend flir die
Wahl des gotischen Wortes gewesen zu sein. -> Schließlich sei noch
eine Stelle erwähnt, wo Ulfilas ein mediales Verbum mit einem Pas-
ßivum übersetzte. Eph. I, 11 in })ammei (seil, in Xristau) hlauts ga-
satidai vesum = iv a ixX7iQci^7i(i€v (mit kBKLP). Wenn es
nun Ambrst.'''"' Ambr. heißt: in quo (et) nos sorte constituti sumus,
so ist ohne Zweifel diese Lesart das Vorbild für das Gotische ge-
wesen, nur daß Ulfilas den doppelten Nominativ setzte (vgl. oben zu
2 Cor. IV, 17 und VII, 10). Die übrigen lat. Texte haben folgende
Lesarten: fvg Hier. Or. sorte vocati sumus, Ambrst. ^*'' sortiti sumus,
Aug. Victorin. sortem consecuti sumus, deg vocati sumus nach inlfj^
^ilfisv der andern Texte. Zu gasatidai vesum = constituti sumus
vgl. 20 gasatida = constituit. Daß Ulfilas statt des lateinischen sumus
das Praeteritum von visan setzte, liegt in der Eigenthümlichkeit des
Gotischen, das in Rücksicht auf Unvollendetheit oder Vollendung bei
der Umschreibung des passivischen Aorists genauer ist als die Itala
(vgl. GL. Gr. §. 181, 4). 2 Tim. 11, 26 jah usskavjaindau us un-
hul)}ins vruggon = xal avavij\ttfa6iv ix tiJQ tov diaßoXov ytaytiog^
it. vg. et resipiscant (g respiciant) a diaboli laqueo (laqueis). Im Codex
Ambr. A ist hier die Variante usskarjaindau und im griech. Codex
Claromontanus (D) die Variante avaX'q^ipünoiv, Die Stelle ist aus-
führlich von Schade, Wörterbuch' S. 1066 behandelt, doch scheint
mir fraglich, daß die Lesart von Ambr. A mit der Variante von D
in Zusammenhang gebracht werden könnte, da die sinnliche Bedeutung
von avaXa^ßivBLv in medialem Sinne durch kein Beispiel belegt ist
i^vgl. Stephanus, Thesaurus sub. v.), wohl aber kommt avaXayi,ßavBi,v
auch ohne iavTOv^ besonders bei medicinischen Schriftstellern^ in der
Bedeutung „sich erholen*' vor (Stephanus a. a. O. U, p. 432), so daß
auch zu avaXijfuJjfoöLv nur usskavjaindau paßen würde. Es mag us-
38 C. MABOLD
Bkarjaindau nur eine von einem Leser an den Rand der Vorlage von A
geschriebene Glosse gewesen sein. Um Gott als den Urheber der Be-
freiung aus dem Netze des Teufels zu bezeichnen; übersetzte Ulfilas
das neutrale Verbum passivisch; vielleicht hat ihm im Lateinischen
die Lesart von g vorgelegen ^ wenigstens würde die Bedeutung der
wachsamen Vorsicht darauf fUhreU; wie 1 Cor. XV^ 34 usskavji}) izvis
= ixvi^^axB auf die Lesart der Vulgata hinzuweisen scheint: evigilatC;
oder des Ambrst. : vigilate (die anderen: sobrii estote).
Für das gotische Activum ftlr griechisches Passivum sind nun
zunächst folgende Fälle in Erwägung zu ziehen. Mc. 11; 22 ak vein
juggata in balgins niujans giutand ^ akka olvov viov ils aöxovg
xatvovg ßkrixiov (mit K'ACLr*J77 unc.9). In e flauten die Worte:
sed vinum novum in utres novos mittunt* Bernhardt bemerkt zu der
Stelle: „Nur ef cop. aeth. mittunt, aber ef mit dem weiteren Zusatz
;et ambo conservantur^; demgemäß ist giutand ftlr ßkfjtiov schwerlich
eine Änderung nach f, da sonst auch der weitere Zusatz eingedrungen
wäre, sondern eine Reminiscenz aus Mt. und Lc.^. Zunächst nun ist
es sehr fraglich, ob Ulfilas Lo. V; 38 in seinem griechischen Texte
ßakkov6iv^ was Bernhardt aufnimmt; vor sich gehabt habe und nicht
vielmehr auch ßkritiov (Mt. IX; 17 steht nur ßdkkovöiv). Jenes steht
nämlich in «*D; dieses aber in K'ABCRXr.^^U unc,® (außer in
kBL steht noch der Zusatz ; den Ulfilas übersetzt; in allen übrigen
Texten). Die Itala hat hier in allen Texten mittunt (die Vulgata da-
gegen mittendum est) und auch den Zusatz. Fast dieselben Texte
haben nun aber auch an der Marcusstelle ßkfjtdov und ohne den
Zusatz. Wie hätte Ulfilas das VerbaladjectiV; dem im Lateinischen
die Gerundivconstruction entspricht, übersetzen sollen? mit skulan
oder skulds visan? Man sieht leicht ein, daß der Begriff dadurch schief
geworden wäre. Darum nahm Ulfilas wieder Zuflucht zum Lateinischen;
wie auch wohl Lc. V, 38 und sein lateinischer Codex enthielt wie e f
mittunt; das er wiedergab; ohne den Zusatz ; den sein griechischer
Codex ja nicht hattC; mit zu übersetzen. Die Annahme einer Reminis-
cenz an die Parallelstellen im Mt. und Lc erklärt die Änderung durch-
aus nicht leichter; denn auch dort folgte der Zusatz und wurdC; weil
ihn das Griechische ebenfalls hatte, von Ulfilas übersetzt. Mc. V, 4
unte is — gabundäns vas jah galausida af sis |)os naudibandjos
jah \>o ana fotum eisarna gabrak = dia to avtov dsdiö^ai xal Sv€~
6na6^tti vn avtov rag akvöeig xal tag niäjxg tSvvxBtgZfpd'at,
Das Gotische ist augenscheinlich nach dem Lateinischen gemacht,
wie es in b vorliegt: quia — alligatus — disruperat a se oatenas
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 39
et compedes confregit; ferner hat e eo quod — alligatas faerat •—
et dissipasset catenaa et compedes comminuerit; f quoniam — alligatuB
dürupisset catenas et compedes comminuisset^ die tlbrigen quoniam —
qnibas ligatus erat (q fuisset) disrnpisset etc. (leider fehlt a fUr diesen
Passus). Ulfilas gab der lateinischen Wendung den Vorzug , weil sie
den Wechsel des Subjects vermied; daß die lateinische Lesart von b
mit dem Gotischen übereinstimmt; ist hinlänglich klar. Lc. HI, 21
yar|> pan bi})e daupida alla managein = i}/ei/firo Si iv zip ßaxti^
ö^^vat atcavxa xov XaoVy it. vg. factum est autem cum baptizatus
esset omnis populus. Hier lag die Nothwendigkeit der Änderung in
dem Mangel der gotischen Sprache, daß das Passivum kein Praeteri-
tum hatte. Die Umschreibung mit dem Participium Praet. und dem
Praeteritum von visan, die sonst angewendet wird (GL. Gr. §. 181, Ib),
würde hier nicht am Platze sein, weil dadurch das durch das grie-
chisclie iv ausgedrückte Verhältniss der Gleichzeitigkeit verwischt
würde. Das Lateinische konnte ihm hier keinen Anhalt geben, wäh-
rend es ihm in der Satzconstruction ein Vorbild war, was jedoch nicht
in dieses Capitel gehört. Lc. IV, 43 vailamerjan ik skal bi ])iudan-
gardja gu])s, unte du])e mik insandida = svayyeXiöaifd'cU f(€ iel
xf^v ßaöiliiav tov %bov^ oxi slg avxo xovxo dni6xaX(iai, (das Perf.
in AQRr'-^^J7unc.9, sonst der Aor.), itvg. oportet me evangelizare
(e bene nuntiare) regnum dei, quia ob hoc (f ad hoc, bvg. ideo)
missus sum (e in hoc enim sum missus). Die bescheidene Fügung in
den Willen Gottes sucht Ulfilas in den Worten Jesu auch sonst noch
mehr als sie schon ursprünglich darin lag, in den Vordergrund zu
stellen. Aus diesem Grunde wählt er auch bi c. accus, statt des Objects-
accnsativs (nicht das ganze Reich Gottes verkündigt er, sondern nur
„über" dasselbe), aus demselben Grunde aber ist auch die Umwandlung
in das Activum zu erklären, indem Gott als Subject des Sendens da-
durch schärfer betont wird. Wegen des Mangels eines Praet. Pass.
scheint auch Lc LS, 7 geändert zu sein: unte qe})un sumai = Sia
x6 Idysö^ai vno xivcnv^ it. vg. eo quod diceretur a quibusdam.
Jh. X, 14 wird von GL. auch hieher gezogen, muß aber fortfallen,
denn schon mBDL haben das Activum yiyvci6x0(iksv xa iy^a. Rom.
X, 10 weicht Ulfilas wiederum von allen Texten ab: hairto auk ga-
laubei]> du garaihtij)ai = nagdla yag ntöxsvsxai sls dixaioövvfiv,
it. vg. corde enim creditur ad iustitiam. Galaubjan kommt 2mal im
Passivum vor, 2 Th. I, 10 und 1 Tim. III, 16 (Umschreibung mit
Partie. Praet.), jedoch mit dem wesentlichen Unterschiede, daß ein
bestimmtes Subject dabei steht (einmal veitvodei und dann saei mit
40 C. MAROLD
Bezug auf Jesus). Ulfilas wollte also an der Römerstelle nicht den
impersonellen Gebrauch im Passivum wagen, zumal hier durch eine
Zurückbeziehung auf Jesus und den Glauben an seine Auferstehung
(im vorangehenden Verse) Unklarheit entstanden wäre. Dieselbe Ab-
neigung gegen eine unpersönliche passivische Wendung erklärt uns
auch Mc. II, 1 jah gafrehun J)atei in garda ist = xal rixovö&rj
Ott sig olxov iativ^ it. vg. (et) auditum est (a cognitum est), quia in
domo (e domi, g^ in domum) est. Die Rtlcksicht auf eine scharfe und
klare Ausdrucksweise*) zeigt sich hier im Verein mit treuem An-
schluß an das überlieferte Gotteswort, jedoch so, daß die Deutlichkeit
den Vorzug erhielt, selbst wenn kein Text dieselbe Umänderung bereits
hatte. Weit verbreiteter und in das Gebiet der speciell gotischen
Semasiologie weit hineinragend ist der Gebrauch synonymer Intran-
sitiva und Reflexiva von verwandter Bedeutung. Er ist so häufig, daß
eine eigene Untersuchung erforderlich wäre, die zu der von mir hier
gewählten Anordnung in ein Missverhältniß treten würde, wenn ich sie
hier gleich anfügte. Nur einige Einzelheiten hebe ich darum hervor.
Lc. XX, 6 triggvaba galaubjand auk allai = nsnsiif^Bvog
yag itsxvv (seil, nag 6 Xaog aus den vorangehenden Worten desselben
Verses). Daß diese Änderung eine Berücksichtigung des Lateinischen
verräth, zeigt ein Blick auf die lateinischen Lesarten: cfilqaur. vg.
certi sunt enim, e persuasum est enim illis, a sciunt enim (ff' certum
est enim, b fehlt). Welche dieser Lesarten Ulfilas vor sich gehabt,
wird sich allerdings nicht sicher bestimmen lassen, vielleicht die von e
oder auch von a, er entnahm aber die Anregung zur Änderung aus
einer derselben und übersetzte dann selbständig. Dadurch wird es
auch unnöthig, mit Bernhardt fUr den griechischen Text die entschieden
latinisirte Wendung aus D jcsnsuJf^svot yag sioiv aufzunehmen. 1 Cor.
XI, 6 bricht die Handschrift mit gahuljai ab, im Griechischen steht xata
xakvuxiöd'm. Vielleicht folgte noch sik, vielleicht haubi]) sein, was GL.
hinzuftlgen; aber der Punkt dahinter, den Uppström als in der Hand-
schrift stehend angibt, scheint anzudeuten, daß kein Object ursprünglich
dabei gestanden hat und also aus dem vorhergehenden huljai sik das
letztere zu ergänzen war. Nun steht it. vg. zuerst überall si enim
(Ambrst. autem) non velatur, für xataxakvxxia^io aber velet caput suum
*) Zugleich ist bei allen den obigen Vertauschangen von Activum und Pas-
si\ruin in Ansehlag zu bringen, daß das Passivum eine schärfere Betonung der All-
gemeinheit und Nothwendigkeit enthält, während im Activum nur eine bedingte All-
gemeinheit liegt. Es gilt dieses besonders von den Fällen, wo wir heutzutage das
Indefinitam „man" setzen würden.
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 41
(AmbrBt. g ohne Bunin, g Algt hinzu l velet se), so daß auch hier ein
Einflaß des Lateinischen wird angenommen werden müssen , zumal
auch das mediale xsLQciöd'fo in demselben Verse nach lat. tondeatur mit
skabaidaa übersetzt wird (auf das lateinische Lehnwort kapillon weise
ich hier nur vorübergehend hin). Hieher gehören nun auch Ausdrücke,
wie bota sis taujan und })aurfi gataujan sis = cig>slsl6^at, die zu-
sammen mit den übrigen Umschreibungen mit taujan und vaurkjan zu
behandeln sind (zu Mt. VIII, 32); oder ]>arbos })ulan = vötsQstö^at
und aglons oder agli})os vinnan ^ ^lißsö^ai^ vraka vinnan = dici"
»i0^aij das mit ähnlichen Umschreibungen im Zusammenhang vor-
geführt werden muß.
Mt. VIII; 6 })iumagus meins ligi]) in garda = 6 natg imv
ßißXijrat iv %fi oixla^ it. vg. puer meus jacet in domo. Dieser Fall
gehört somit eigentlich noch zum Vorhergehenden, doch will ich hier
mehr die Wortbedeutung ins Auge fassen. Auch im 14. Verse des-
selben Capitels heißt es gasahv svaihron is ligandein = bISsv riqv
xiv^BQav avtov ßsßXfKidvfjv^ it. vg. vidit socrum eins jacentem.
Mt IX, 2 atberun — usli]>an ana ligra ligandan ^ Ttgoöitpegov —
xaQaXvTiHov inl xl^vrig ßsßXrifiivov^ it. vg. obtulerunt (ff^ offere-
bant) — paralyticum jacentem in lecto. Mc. VII, 30 bigat — })o
dauhtar ligandein ana ligra = svqsv — xf^v ^vyaxiga ßsßXri"
^ivriv im f^g nkivrig^ die Handschriften der Itala und Vulgata
varüren an dieser Stelle, stimmen aber überein in den Worten jacentem
sapra lectum (nur a recumbentem in lecto). Als Gegenprobe fbr die
Übereinstimmung mit dem Lateinischen diene Lc. XVI, 20, wo es von
Lazarus heißt atvaurpans vas du daura = ißißkrixo ngog tov
zvXiovaj e projectus erat ad januam, d missus erat, die übrigen
jacebat. Die Itala ist im Verhältniss zum Gotischen arm an Ausdrücken
für ßaÄXetv und seine Composita, meistens steht ihr nur ein mittere
oder ein Compositum davon zu Gebote. So wird inißdlXsiv in der
Parabel von dem neuen Lappen, der auf ein altes Kleid geheftet wird,
Mt. IX, 16 und Lc. V, 36 dort mit inmittere und committere, hier mit
inmittere (nur e hat addere, a assuere) übersetzt. Ulfilas nun ver-
wendet an allen Stellen, wo nicht ein gewaltsames Werfen im Sinne
liegt, lagjan und seine Composita, verfährt also selbständig, dem Geiste
seiner Sprache angemessen. Aber auch in der Wahl der Composita
geht er seinen eigenen Weg und benutzt nur dann das Lateinische,
wo es andere Worte als mittere wählt. So hat Ulfilas an den letzt-
«Twähnten beiden Stellen lagjan, das gewöhnlich dem Simplex ßak-
luv in der eben erwähnten Bedeutung entspricht. Doch übersetzt er
42 C. MABOLD
auch wieder das Simplex ßäXXsiv mit ga-lagjan, und zwar an solchen
SteUen, wo (entsprechend der Bedentang des ga- in ga-driusan) der
Zweck des ga4agjan eine Vernichtung ist. So steht es Mt. V, 25 und
Jh. m, 24 in Verbindung mit in karkara(i) *), Mt. VI, 30. Lc. III, 9.
Jh. XV, 6 mit in fon. In letzterem Falle wählt Ulfilas wiederum Mt.
VII, 19 atlagjan für ßdkXsiv^ d. i. „heranlegen^, weil ein ganzer Baum
nur an das Feuer herangeiegt werden kann. Galagjan tlbersetzt aber
auch das griechische STCißdkXßiv Mc. XI, 7, allerdings mit hinzu-
gefügtem ana, wo von dem Bedecken des EselAlllens mit ELleidern
(die es völlig einhüllen) die Rede ist; von den lateinischen Texten
haben b ff' (g^)il vg. imponunt (aur. imponentes), af straverunt, cet
imposuerunt. Für imßäXXeiv ist noch ein Compositum zu erwähnen,
uslagjan, wo man eine Rücksichtnahme auf das Lateinische vermuthen
darf. Die betreffenden Stellen sind Mc. XIV, 46. Lc. IX, 62. XX, 19.
Jh. VII, 30. 40. Überall ist es verwendet in der Verbindung „Hand
an Jemanden legen ^. Die lateinischen Texte haben nun hier zum
größten Theil inicere zur Seite, daneben mittere, nur Lc. IX, 62 steht
in a extendens, e superponens, in dem übrigen Text auch mittere.
Nun ist bekanntlich die Überlieferung der Itala für die letzten
Capitel des Marcus-Evangeliums sehr lückenhaft, es ist daher wohl
denkbar, daß Ulfilas in seinem lateinischen Texte auch hier schon
extendere gelesen hat, wie es höchst wahrscheinlich bei ihm Lc.
IX, 62 stand (nach a), und daß er die einmal erhaltene Anregung
auch für die anderen Stellen verwendete (daß er die Evangelien in
der uns bekannten Reihenfolge übertrug, ist bereits angedeutet). Die
Andeutung des „Ausstreckens ^ der Hände durch us- ist jedesfalls
sehr sinngemäß, das Griechische betont nur das An- oder Auf-
legen der Hände. Dem entsprechend übersetzte er auch Lc. XV, 5
initi.^ivai mit uslagjan; es ist von dem Hirten die Rede, der sein
gefundenes Schaf sich auf die Schultern legt, und uslagjan hat auch
hier wieder die Nebenbedeutung des Ausstreckens: um das Schaf sich
auf die Schultern zu legen, muß er es ausstrecken, damit es seinem
Nacken sich anfügt. Die lateinischen Texte haben hier imponere.
Für das griechische ix /Sa AA^ti/ (heraustreiben, aussenden) hat Ulfilas
eine bunte Reihe verschiedener Verba. Das häufigste Wort dafür ist
usdreiban. In den lateinischen Texten steht dafür gewöhnlich das
ebenso unbestimmte eicere, nur Lc. IX, 49 hat e expellentem (v. 40
*) Vgl. Tert. contra Marc. IV c. 34 p. 327 coujectus in carcerem (freies
Citat von Lc. III, 20).
DEB iHNFLUSS DES LATEIN. AUF DIE QOT. BIBELÜBERSETZUNG. 43
setzt e liberare, das dem usdreiban = iußdkXtiv entspricht), Mc.
VI, 13 b expellebant, IX, 18 a expellerent (hier stimmt auch
die Stellang des folgenden ina mit den meisten Italatexten und der
Vnlgata). Daß usdreiban dem lateinischen expellere entspricht, zeigt
Mc. V, 10 y wo es das griechische äxo^tilXsiv übersetzt, wo aber in
der Itala und Vulgata expellere steht. Noch deutUcher aber wird es
dargethan durch Jh. XVI, 2, wo wir für die griechischen Worte ano-
6vpay€iyovg noi,r^6ov6vv vfitag bei ülfilas lesen: us gaqum})im
dreiband izvis; dieses aber ist eine Übersetzung nach dem Latei-
nischen ^ wie es in ef vorliegt: e expulerunt vos a synagogas (sie!),
f de synagoga vos expellent (also Umschreibung nach dem Latei-
msehen und Stellung nach dem Griechischen) ; außerdem hat d ähnlich
wie f, nur eicient für exp., die übrigen Texte folgen dem Griechischen.
Über die letztere Stelle s. noch weiter unten. Sodann ist an zwei Stellen
ixßaXXiiv mit ussandjan übersetzt, Mt. IX, 38 und Mc. I, 43, in den
lateinischen Texten lesen wir dort: ut mittat (d eiciat), hier in adf
Fg* dimisit (die übrigen haben eiecit). An zwei andern Stellen
wiederum ist es mit ustiuhan übersetzt, Mc. I, 12 und Jh. X, 4,
und auch hier ist wieder das Lateinische von Wichtigkeit, denn dort
lesen wir in f eduxit, a duxit (b aur. expulit, vg. expellit, ff^ tulit),
hier wieder in f (und Mm.) eduxerit, cff* produxerit (ae eiecerit,
b aur. vg. emiserit); es ist also wörtliche Übersetzung der Lesart von f.
Sodann bleiben noch zwei gotische Verba übrig, die ftlr ixßdXXßiv
stehen; Lc. X, 2 bidji]) nu (raujan asanais, ei ussatjai vaurstvjans
in ])o asan seina = dsii^r/ts ovv xov kvqIov tov ^SQi6(i0Vj onag
ixßaXy iQydtag sig tov ^eQiöfjLOv avzov und Lc. IV, 29 jah usstan-
dandans uskusun imma ut us baurg = xai dvaötdvtsg iliißaXov
ttvzov i^a T^g jtoXscog. Die erste Stelle ist die Parallele zu der oben
besprochenen Stelle Mt IX, 38, wo in derselben Verbindung ussandjai
steht; die lateinischen Texte haben an beiden Stellen ut mittat. Us-
satjan, das auch die Bedeutung „erwecken^, „hervorbringen^ hat, gibt
zwar hier einen verständlichen Sinn, aber es ist immerhin auffallend
ein Verbum hier anzutreffen, dessen eigentliche Bedeutung ist ^aus
etwas heraus einsetzen oder einpflanzen^; vielleicht liegt hier eine
Interpolation vor, indem das an den Rand geschriebene Synonjmum
ussatjai das ursprüngliche ussandjai verdrängte. Die lateinischen Texte
haben ut mittat operarios. Noch auffallender ist die Abweichung an
der anderen Stelle, wo die lateinischen Texte eiecerunt und eiciebant
(e expulerunt) haben, üskiusan ist sonst = aTtodoxifidtsiv oder dd^s-
zeti'y lat. reprobare (diesed steht auch 1 Cor. I, 19, wo allein a^ststv
44 0. MABOLD
durch uskiusan übersetzt wird); heißt also „verwerfen^, „Dicht an-
erkennen^. Die Stelle, wo es fUr doxifid^siv steht, 1 Th. V, 21, klärt
sich dadurch auf, daß d exanimate (Verschreibung ftlr examinate)
hat und Ambrst. zwar den Text von gvg. (probate) citirt, aber im
Commentar dafdr examinare setzt. Der Lucasstelle nun geht voran
die Erzählung, wie Jesus in der Synagoge die Jesaiasstelle erklärt
und sie als eine Weissagung auf sich bezieht, worüber alle sich ver-
wundernd die Köpfe schütteln; wie er darüber unmuthig wird und
durch das Beispiel von der Heilung des syrischen Feldhauptmanns
Naiman ihnen ihren Unglauben und dessen Folgen vorhält. Die Schrift-
gelehrten werden darüber zornig, treiben ihn aus Nazareth heraus
und wollen ihn von einem Abhänge herabstürzen, ihm den Mund fllr
immer zu stopfen. Man sieht deutlich, das blasse uskusun imma „sie
verwarfen ihn"" paßt in den aufgeregten Ton der Erzählung nicht,
und Ulfilas, der stets bestrebt war, deutlich und dem Sinne angemessen
seine Worte zu wählen, wird schwerlich dies Versehen begangen haben.
Aber ein Glossator mag sich als Urtheil über das Verhalten der Juden
gegen Jesus an den Rand geschrieben haben: uskusun imma („sie
wollten von ihm nichts wißen") und der Abschreiber verstand die
Sache unrecht und setzte es an Stelle des ursprünglichen Wortes
(etwa usdribun ina) in den Text. Ein anderes Compositum, intßäXXBiv^
wurde oben bereits bei Gelegenheit des gotischen lagjan erwähnt,
es bleiben noch zwei Verba übrig, die dafür vorkommen. Mc. IV, 37
jah vegos valtidedun in skip = xal rä xvfiata indßaXov Big
to nlotoVf f ascendebant, e immittebantur, g^ mittebantur, a nur
at, die übrigen mittebat (fluctus im Sing, ist Subject, nur
aur. mittebant). Das Simplex valtjan, d. i. „wälzen**, „sich wälzen"
steht nur an dieser Stelle; Ulfilas scheint die Lesart von f vor sich
gehabt zu haben, die er nur insofern umänderte, als er den Sinn des
gewaltsamen Eindringens vom griechischen Worte beibehielt. Lc. XV, 12
gif mis sei undrinnai mik dail aiginis = Sog (loi t6 ixtßäXXov
(D fttgt hinzu fioi) (/tigog tijg ovöiag^ it. vg. setzen dafür aber quae
me contingit (e quae me tangit). Undrinnan kommt nur an dieser
Xiucasstelle vor; aber Eph. V, 4 lesen wir ])oei du ]>aurftai ni fair-
rinnand = a ovx dv^xBv {oder td ovx dvi^xovta), de fvg. Ambrst.
Iren. Victor. Cypr. Hier, quae ad rem non pertinent, g quae ad
rem non pertinent } ad rem non pertinentia; 2 Cor. X, 13 mita}> fair-
rinnandein und jah izvis = ^stgov icpLxiö^at*) u%ql xai vfniv^
*) So hat Ulfilas gelesen, nicht acpiHsa&m, wie GL. im Glossar angeben.
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 45
Ambrsi Aug. yg. mensuram pertingendi*) usque ad yos, g mensura
) ablativuB pertingendi usque ad vos , d e mensuram contingendi
üsqae ad vos; 2 Cor. X, 14 svasve ni fairrinnandans und izvis
-og Uli ifpixvov^svoi sig v^g^ deg Ambrst. vg. quasi non per-
tingentes usque ad vos. Diese Zusammenstellung zeigt wiederum
•ieatlich die Rücksichtnahme des Ulfilas auf das Lateinische, er setzte
also andrinnan = contingore, fairrinnan = pertingere oder pertinere.
Dabei ist Eph. V, 4 der Zusatz von du })aurftai bemerkenswerth, er
eDtspricht dem lateinischen ad rem, ist aber ausdrucksvoller gewählt.
Aacb hier ist es interessant die betreffende Stelle aus dem Commentar
des Ambrosiaster zu vergleichen**): Ad rem salutarem non per-
tinent haec. Quare haec agenda et loquenda monet, quae ad utili-
tatem proficiant nostram. KataßäXXsiv =r gadrausjan 2 Cor. IV, 9
(deicimur) bedarf keiner weiteren Erörterung. Jedoch auf neQtßaXkBiv
ist es noch nöthig einen Blick zu werfen. Es wird mit den gotischen
Worten vasjan, gavasjan, bivaibjan und bigraban wiedergegeben, die
alle ausdrucksvoller als das griechische xsQiß. sind. Mt. VI, 31 hve
VÄ8Jaima = T^ xsQißaXmfisd'a, aber cg*h Cypr. quid vestiemur,
aar. quo vestiemur, die flbrigen quo operiemur. Mt. XXV, 38 jah
rasidedum = xal nsQLBßakoykSV^ acCypr. et vestivimus,
S* et tezimus, die übrigen et cooperuimus (h aur. et op.). Mt. XXV, 43
Jan ni vasideduj) = xal ov nsgiBßaksxs^ ff* Cypr. et non ves-
UBtis, abg*aur. vg."^**- et non operuistis, fhvg."^" et non cooperuistis.
Sodann lesen wir Mt. VI, 29gavasida 8ik = nsQhsßdXsro, bfff*
eoopertns est, a vestiebatur, h vestitus est. Jh. XIX, 2 gavasi-
dednn ina = nsgtdßaXov avxoVy beaur. circumdederunt, af in-
iuerunt cum. Ferner ist Mc. XIV, 51 bivaibi])s leina = nagi-
ß^ßkrifidvog öivdova, it- vg. amictus lino (oder sindone). Mc. XV, 5
bivaibidana vastjai hveitai = fCSQißBßk-qykBvov (JroAjyv Xbvtctiv^
cg^Tg. coopertum veste alba (oder stola Candida), d indutum, die
Qbrigen amictum (aur. nur in stola Candida). GL. citiren für dieselbe
Bedeutung bivindan = nBQißdkXBiv^ das ist ein Irrthum; die Stellen,
^e sie als Belege dafilr anführen, sind dieselben, wie unter bivaibjan
= mgißakkBiv. Endlich ist Lc. XIX, 43 jah bigraband fijands ^ei-
naigrabai J)uk = xal nsgißakovaiv (so ABCRF-^^il, kC*L
^(tQBUßakovöiVy G ijcißakovöiv y D ßakov^iv inC) ol i%^Qol 0ov xa-
*) Pertingere ist in der lateinischen Schriftsprache ein seltenes Wort In Uand-
schrifien steht es jedoch öfters fdr pertinere, z. B. Cic. de nat d. U 9. Caesar B. Q.
% 68. Liv. XXV, 24 etc.
♦*) Vgl. Germ. XXVI, S. 164 «u 2 Cor. HI, 6. 6 und 2 Tim. II, 2.
46 C. MAROLD
Qaxd fJoi^ e circumfo dient — fossam, a inicient — saepem, s ein
gent — vallo, die übrigen circumdabunt — vallo (d mittent supe
te etc.); die Berücksichtigung einer lateinischen Übersetzung wie de
in e ist demnach außer allem Zweifel. Auch bei diesem Verse ist bc
GL. derselbe Irrthum; unter bivaibjan ist als griechische Bedeutunj
TtBQixvxlovv angegeben mit unserer Stelle, während unter bistandan
wo es eigentlich hingehört, dasselbe Wort angegeben ist, bivaibjai
ist hier Übersetzung von 6vv-i%Biv. Noch ein Compositum bleibt übrig
^vikßdXksw. Lc. XIV, 31 heißt es in dem Beispiel von dem Königi
gaggands stigqan vi})ra an])arana })iudan du vigana (oder vigna!
wie Bernhardt vorschlägt) = 9ropct;o'f(£i/o$ fJvfißaXetv ixigp ßaöilBl
Big TCokBfjLov, Das vi])ra deutet auf die Benutzung des Lateinischen
denn in bcfff'ilq aur. vg. lesen wir committere bellum adversui
alium regem, a committere cum alio rege bellum, e committere ali
regi ad bellum, d alio regi committere in pugnam. Das Gotische ist
somit wieder eine Verschmelzung des Griechischen mit dem Lateini-
schen; daß jedoch Ulfilas erst durch das lateinische committere auj
seine Übersetzung von 6viißälXBiv geführt sei, darf nicht behauptet
werden. Ebensowenig scheint ihm Lc. II, 19, wo er ifv^ßdXlovtfa mil
])agkjandei übersetzte, das Lateinische einen Anhalt gegeben zu haben,
da hier conferens oder committens steht. — Zum Schluß füge ich noch
die Stellen hinzu, wo vairpan und Composita davon andere Verba als
ßdXXBiv mit seinen Compositis wiedergeben. Lc. V, 5 i|) afar vaurda
})einamma vairpam natja = inl di tp ^fjfiati 6ov xaldöo^sv ro
dixtvov*). Die lateinischen Texte haben folgende Lesarten: e super
verbo autem tuo non intermittimus und ähnlich d in tuo autem verbo
non praeteribo, a sed in verbo tuo expandam retiam, die übrigen
*) Welche griechische Lesart hier Ulfilas vorgelegen, ist eine schwierige Ent-
scheidnng. K hat j^a^affo^cv, aber ro Smtvov, TI ;i;ailof<ra>f££f und ebenso ro Sixtvovy
KBL ;paXa<ra> tu Si%tvtt, kCXFJA %aXaa(o ro Si%xvov. Nor 1. und einige an-
dere Minuskelhandschriften haben %aXuaaiii,iv xä ^ixrva. Die Biinaskeltexte haben
nur selten eine alte Einzellesart aufbewahrt, and wir müssen zonfichst bei den
Lesarten der Uncialhandschriften Umschau halten. Die Lesart, die Bernhardt auf-
nimmt, ist nicht zu rechtfertigen, denn die Verbindung iaXdLOop,sv za, SivLzva steht
in keiner griechischen Handschrift; die Anmerkungen bei ihm geben keine Auf-
klärung darüber. KV d ATI sind nun (daneben A) diejenigen Codices, denen der grie-
chische Text des Ulfilas am nächsten gestanden haben muß. Es ist also wohl möglich,
daß Ulfilas nur xaXaüm zo dtntvov gelesen hat, wenn aber die erste Person Pinr.,
dann nur mit dem Singularis to 9inzvov. K und TI scheinen übrigens hier dieselbe
Lesart zu haben, denn die Vertauschung von o und m wäre durchaus kein Grund
dagegen.
DER EINFLÜ88 DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 47
ged in yerbo tuo (yg, in y. autem tuo) laxabo retia (c aar. Ambr.)
oder rete (fg^'^vg.) oder retiam {hfP). e fährt dann y. 6 statt et cam
hoc fecissent = xal tovto noii^öavTsg fort mit den Worten et con-
tinuo misernnt retia et — und d et confestim mittentes retias.
Beide Handschriften, e nnd d, gehören zu den stark iuterpolirten
(d noch mehr als e) Texten der Itala, doch scheinen namentlich in e
die Interpolationen schon sehr alt zu sein, und es hindert nichts fdr
Ulfilas solch einen lateinischen Text anzunehmen. Es wtLrde sich als-
dann vairpam mit Beibehaltung der griechischen Construction im
Sinne an miserunt aus e anschließen. Vielleicht aber stand auch im
Archetypus yon e und in des Ulfilas lateinischem Texte mittemus
retia, wozu dann erst ein Glossator, indem er das griechische 6ov ftlr
ot; las, an den Rand schrieb : non intermittimus et continuo miserunt.
Aus solch einem yerderbten lateinischen Texte ist alsdann die Lesart
vodD ov fiiq Tcaganovöofitai (D' naQaxovöOfitsv) xal ev^g xaXaöav-
US TU iixrva und daraus wieder der Text yon d non praeteribo et
confestim mittentes retias entstanden. Mc. IX, 18 heißt es yon dem
bösen Oeiste: gayairpi}) ina = (liöiJst avtov^ it. yg. allidit, allidet^
adlidit oder elidit; k aber collidit. Dasselbe griechische Verbum ist
an der Parallelstelle Lc. IX^ 42 mit gabrikan übersetzt, und da heißt
es in e (für die Marcusstelle fehlt e) conlisit. Das actiye ^ijfJöstv
ist sonst mit distairan übersetzt, so an den beiden Stellen yon den
allen Schläuchen, in die neuer Wein gegossen wird. Mc. 11, 22 und
Lc. V, 37; hier haben Itala und Vulgata dirumpere, Mc. XII, 10 stains,
))anunei usyaurpun ])ai timrjans := Xl^ovy ov axsdoxii^aöav ot
olnodonovvtss f it. yg. lapidem, quem reprobayerunt aedificantes (die-
selben Worte stehen an der Parallelstelle Mt. XXI, 42). Diese Stelle
bildet somit einen gewißen Gegensatz zu der oben besprochenen Stelle
Lc. IV, 29. Ob hier auch eine in den Text gedrungene Glosse yor-
liegt, oder ob hier in einer lateinischen Handschrift eicere gestanden
bat, welches ebenfalls die Bedeutung „gänzlich yerwerfen^ hat (z. B.
Cic. de or. I, 146. H, 102)? Vgl. jedoch Lc. VI, 22, wo auch ix-
^kXiiv = usvairpan in derselben Bedeutung steht.
Mt. Vm, 10 amen qi})a izyis, ni in Israela syalauda galaubein
bigatzzafi^v Isya v[itv, ovdh iv tp '/(^pai^A toöavtriv nl6xiv bvqov.
I)ie wörtliche Übertragung yon ovdi sowohl in der Bedeutung „und
Dicbt**, „auch nicht", als in der Bedeutung „nicht einmal" ist nih,
das in Form und Bedeutung dem lateinischen neque, nee entspricht
(Qrimm Gr. HI, 23. 69. 719. 746). So gebraucht es auch Ulfilas mei-
stens; die Stellen aber, wo einfaches ni fOr ovdi steht, sind auch eben
48 0. MAROLD
nicht selten. An der obigen Stelle steht nun in bcff^g'hl aur.vg« non
inveni tantam fidem in Israhel, g* non inveni in nullo etc.^ äkq in
nullo tantam fidem inveni in Istrahel (der Name ist so in a geschrieben,
desgl. in b); f dagegen nee in Israhel tantam fidem inveni. Daß hier
das Lateinische von Einfluß gewesen, liegt wohl auf der Hand. Dazu
kommt die tiberein stimmende Parallelstelle Lc. VII, 9; wo in e steht
non inveni talem fidem in Isdrahel, abcff^g^lp aur. in nullo tantam
fidem inveni in Is., die übrigen nee (auch Tert), Mt. XXV, 45 jah
J>anei ni tavidedu}) ainamma ])ize leitilane, mis ni tavidedu]) = iq?
q6ov^ ovh ixoifjöate ivl tovzav tmv ika%i6xmvy ovS\ i^kol ixoiijoats.
Über den Positiv leitilane fllr ilaxiotcov s. zu Mt. X, 42. Die latei-
nischen Texte haben hier alle nee mihi fecistis; es ist aber zu be-
achten, daß zu Anfang des Satzes icp oöov mit jah ])anei übersetzt,
also jah zugefügt ist, so daß eigentlich jah — ni dem griechischen
ovdi entspricht''^). V. 40 in der Ansprache an die Rechten ist freilich
ebenfalls jah zugefügt, obwohl daselbst der Ausdruck positiv und im
Griechischen und Lateinischen nur i^ oöov^ quamdiu den Satz be-
ginnen. Mt. XXVII, 14 jah ni andhof imma vi})ra ni ainhun vaurde
= xal ovK amxgi^ avtp ngog ovdh ^v ^^ficcy it. et non respondit
ei uUum (d unum) verbum, h vg. ad ullum verbum. Der vereinfachte
lateinische Ausdruck wird auch hier das Vorbild gewesen sein, nur
daß Ulfilas die Negation wiederholte, denn im Gotischen heben zwei
Negationen in einem Satze sich nicht auf; vgl, GL. Gr. §. 213, 4.
Mc. V« 3 jah ni naudibandjom eisarneinaim manna mahta ina gabindan
= Tcal ovxs (so mit A/7unc.% oväi in kBCDLX) aXvosöiv (BC*L
haben den Singularis) ovdalg (ohne ovxiti mit AC'/Zunc^) idvvaro
avtov d^6ai^ it. vg. et ueque — (jam) quisquam etc. Wegen des be-
ginnenden jah mag hier Ulfilas selbst die einfache Negation gesetzt
haben. Mc. XII, 21 jah ni sa bilai}) fraiva = xal ovSh avtos aq)^x£v
öfcigfia (so mit ADXF-^iZ unc.^), bcffPg'k et non (g* nee, cg'-*
fügen ipse hinzu) reliquit (k remisit, c obiit non relicto s.) semen, die
übrigen et nee etc. Mc. XIV, 59 jah ni sva samaleika vas veitvodi}>a
ize — xal ovtf' ovtcog [07} ^v iq fiagtvgia avtcSv^ cflPlqaur. vg. et
*) Doch scheint mir auch nicht übersehen werden eu müssen, wie Ang^stln,
de civitate dei XXI, 27 (ed. Dombart 11, p. 479, 7 f.) diese Stelle citirt: Qaando uni
ex minimis meis non fecistis, mihi non fecistis; da schließt sich auch ))anei, das wohl
nur eine Nebenform für )>an = wann ist, eng an quando an. Übrigens citirt auch
Gaudentius Brizianns in der 18. Homilie die Stelle mit cum, desgleichen wird v. 40
von ihm Senn. 18 mit cum citirt, wo auch Aug. in Joh. evang. tom. m, p. 2. 631
d (sup. tract. 21 col. 459 f.; dies Citat ist nach Sabatier) com angibt.
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 49
non erat conveniens testimonium illorum (o aequale, ff* erant con-
renientia testimonia illorum). Lc. VII, 7 du])ei ni mik silban vair])ana
r&hnida = *to ovdh ifiavtov t^iimöa^ ff"**g*'aur. vg. propter quod
et me ipsum non sum dignam arbitratus, f nec^ die übrigen lassen den
Säte fort. Während also die Umschreibung von tj^imöa wörtlich nach
d^n Lateinischen übertragen ist, weicht ni ab. Lc. XX, 8 ni ik izvJs
qijja = ovdh iyto Xiym vfitv (nur U v^tv Xdyai), it. vg. nee (neque)
ego dico 'C'obis, Tert. et ego non dico vobis. Hier ist die Abweichung
Tom Griechischen und Lateinischen um so auffallender, als an der
ParallelBtelle Mc. XI, 34 steht nih ik izvis qi]>a; zum Schluß komme
ich noch einmal auf diese Stelle zurück. Jh. VII, 5 ni auk ))ai bro])r-
jus is galaubidedun imma = ovii yäg ol aSektpol avtov ixiötsvov
itg avTov (der Minuskeltext 69 hat ov\ it. vg. neque enim &atres eius
(Tedebant (q crediderunt) in cum (oder illum, außerdem fCLgen acfi^q
tune nach enim, efl foss. nach eius, bd nach credebant hinzu), Tert.
Carn. c. 7 fratres domini non crediderant (credidenmt) in illum.
Rom. XI, 21 ibai aufto ni ])uk freidjai = (iTjTCfog (DFGL) ovdh 6oiS
fpsCöstai^ it. vg. ne forte nee tibi parcat. 1 Cor. V, 11 i}> nu gamelida
izvis ni blandan, — }>amma svaleikamma ni mi]>matjan = vvv dh
lyguipa vfitv fii} öwavafiiyvvö^at^ — t^ toLOvtp fitidi (A hat jedoch
nur ftij, und es liegt kein Hindemiß vor anzunehmen, Ulfilas habe
auch 80 gelesen) 6ws6^Uiv^ it. vg. nunc autem scripsi vobis non com-
miaceri (Ämbrst ne commisceamini , g fägt vos zu und } non com-
misceamini) — cum eiusmodi nee (g non } nee) cibum (Ambrst. Tert.
ne cibum quidem) sumere (g comedere). Gesetzt auch, Ulfilas hätte
^^8i vor sich gehabt, so braucht man doch nicht mit Bernhardt hier
^rfii in der Bedeutung „nicht einmal^ zu nehmen, es kann ebenso
auch mit ^auch nicht" übersetzt werden und setzt dann nur das erste
n ioTty so daß dann ulfilas fiif — i^tfit mit ni — ni übersetzt htttte.
1 Cor. XIV, 21 Jan ni sva andhausjand mis = »ul ovit ovt(os ^^S"
a%ovöor%a£ ^ov, deg et nondum exaudient me (d hat in der Aus-
gabe dieses Codex von Tischendorf p. 164, 18 diese Lesart, während
derselbe Herausgeber in seiner 8. Ausgabe des n. Test, d mit f vg.
zusammenstellt^ wo es heißt: et nee sie etc etc.; g exaudiet). Oal. 11, 5
imd 2 Th. III, 10 werden von GL. auch angeführt, doch steht an beiden
Stellen im Cod. Ambros. A nih und in B ni, so daß Bernhardt durch-
aus Recht daran gethan hat, nih in den Text aufzunehmen. Diese
beiden Stellen zeigen aber, daß die gotischen Handschriften in Kück-
sicht auf das auslautende h nicht immer zuverläßig sind und geben
der Vermuthung Raum, daß Ulfilas auch an manchen der citirten
GEBHANIA. Neue Beihe XV. (XXYII.) Jährt;. 4
50 CI* MABOLD
Stellen nih gesohrieben, obwohl wir jetzt ni leseo. So ist jedesfalla
Le. XX, 8 nih ursprOnglich, wenn wir die Parallelstelle dazuhalten.
Wo der Satz eine andere coordinirende Conjonetion, besonders jab,
hat, wird dagegen wohl schon Ulfilas bloßes ni geschrieben haben.
Wie schwankend die gotischen Schreiber in Betreff der Wahl von ni
und nih, oder auch von )>a])ro und ])a])roh, inu und inuh waren, zeigen
die Codices Ambrosiani an zahlreichen Stellen , und zwar ist es mei-
stens Ay wo nih steht, in B ni, ebenso |>a|>roh in A, |>a})ro in B, da-
gegen inu in A, inuh in B. Daß bei ni und nih A in den meisten
FAllen das Richtige hat, zeigt z. B. 2 Cor. I, 19. XII, 3 und 1 Tim. III, 3,
wo das durchaus richtige ni in A, das unrichtige nih in B steht. Dem-
gemäß darf man auch GaL VI, 15 A folgen, das ni — nih für ovti —
ovts gibt, während B nih ni setzt; es ist nicht nöthig, beides zu ye^
einen, wie Bernhardt thut, und nih — nih zu schreiben. Nih — ni
wäre sehr fraglich ftir ovt« — ovta^ am häufigsten ist ni — nih, dem-
nächst nih — nih. Nih — ni steht nur noch Lc. XIV, 35 im Cod. arg.
und da werden wir auch Uppström beistimmen können, der nih fEü* ni
annimmt. 1 Tim. III, 8 freilich, wo nur A vorhanden ist, wird Smal
nih zu setzen sein. Die Handschriften selbst sind Übrigens an ein-
zelnen Stellen schon dahin verbeßert; so ist Mt. VI, 20 im Cod. arg.
ttber ni ein h nachgetragen und desgleichen 2 Cor. IV, 1 im Cod. Ä
(hier aber gegen alle griechischen und lateinischen Texte).
Mt. Vin, 18 haihait galei])an siponjans hindar marein = i%il'
SV6SV axsM^stv $ig to xdQaVj it. vg. jussit, ire disoipulos saoB
(h praecepit discipulis suis, ut irent, ff^kvg. nur jussit ire) trans
fretum. Zunächst steht der Zusatz im Einklang mit der Itala, nur
daß das Possessivpronomen fehlt, das Ulfilas leicht als selbstverständlich
weglassen konnte, das aber auch wegen der gleichen Endung mit
siponjans vom Abschreiber tibergangen sein mag. Es ist auch hier das
Streben nach deutlicher Ausdrucks weise, das Ulfilas veranlaß te den
Zusatz aufzunehmen, da das Subject zu dxsMitv nicht so leicht er-
sichtlich ist und erst aus v. 23 sich ergibt. Dann ist es aber die
Übersetzung von iig zo xigav^ die mich veranlaßt hier über die Stelle
zu sprechen. Auch darin zeigt sich Übereinstimmung mit dem Latei-
nischen, denn fretum ist „Meer^ und im Bibellatein speciell das gali-
läische Meer (vgl. Hagen, Sprachliche Erörterungen zur Vulgata S. 87).
Derselbe Fall ist v. 28 qimandin imma hindar marein = il&ovtt
avtp (so EELMSUVX^iZ) slg to nigavy itvg. et cum venisset
trans fretum« Mc. V, 21 jah uslei|>andin Jesua in skipa aftra hi
dar marein = nal iuixsQaöavtog tov *Iii6ov iv tp nXotp nuXiv
DER EINFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 51
(an dieser Stelle alle außer mD) sig to adgav, g^aur. vg. et cum
transisset (g^ ascendisset et venisset; yg. transcendisset) Jesus in navi
roTBas trans fretum (g^ trans fretum iterum; die übrigen Texte,
soweit sie es nicht ganz fortlassen, haben contra oder in contra,
d ultra). Dazu ist noch Mc. V; 1 heranzuziehen: jah qemun hin dar
marein = xal '^X^ov (mit HABDiZunc^ sig ro nigav t^g da-
Aatftf^ffy befli^^'^'^'aur. et venerunt (aur. et veniunt) trans fretum
(e trans mare)*). Mc VIII, 13 uslai}) hindar marein -=' ixfiM'sv
ü^ ro xdgav, afg^**aur. vg. abiit trans fretum. Dazu kommt
schließUch Lc. VTII, 22 galei])am hindar })ana marisaiv; jah
gali))an = didX^mfisv slg to xigav t%g XiuLVTig' xal avr^%^6av^
abffl'g'-'aur.vg. transfretemus trans stagnum (a läßt trans fort);
et ascenderunt (bff* leraverunt, a sustulerunt). Die Abhängigkeit
dieser Übertragung von Big x6 niQUv vom Lateinischen wird noch
: evidenter y wenn wir Mc. IV, 35 dazuhalten. Daselbst heißt es: us-
lei})am jainis stadis = diiX^mfisv sig to niQav und in allen
: lateinischen Texten transeamus (e transfretemus) contra (d ultra).
i Wo die Übereinstimmung so gesetzmäßig vorliegt, ist Zufall gewiß
I aasgeschlossen , d. h. wir können unmöglich annehmen , ülfilas selbst
I liabe zufälligerweise diese übereinstimmende Übertragung unabhängig
i Tom Lateinischen gewählt. Aber ebenso unmöglich ist es anzunehmen,
gotische Textkritiker, d. h. Interpolatoren hätten diese Übereinstim-
.' iQODg hineincorrigirt Im letzteren Falle müßte man eine so umfassende
spätere Redaction annehmen, daß von der Übersetzung des Dlfilas kein
^ Stein auf dem andern geblieben wäre. Dafür fehlt jedoch jeder sichere
AQBgangspunkt.
Mt. Vm, 32 jah sai run gavaurhtedun sis alla so hairda
. = xal liov £q (11^6 SV xä6u ^ aydXi^. Das intransitive in reflexivem
Sinne gebrauchte äQfi,vflBv ist also durch die Worte run gav. sis um-
schrieben. Von den lateinischen Texten haben d f impetum fecit (nicht,
: wie Bernhardt citirt: ,impetum fecerunt'), abcflPg***h vg. impetu(m)
^«biit (dazu aur. magno impetu abiit). Impetus ist „Anstrengung^,
i »Angrifft, aber auch „heftige Bewegung^. Ulfilas lehnte sich also an
(die lateinische Übersetzung an, ftlgte aber noch sis hinzu, weil ga-
TfV&urkjan noch eine selbständigere Bedeutung hat als das lateinische
^ncere, das in solchen umschreibenden Ausdrücken völlig in dem all-
o^meinen Begriff seine ursprüngliche Bedeutung verliert, [n den
isfarallelstellen Mc. V, 13 und Lc. VIII, 33 setzt ülfilas das einfache
lir .
cf *) Jb. VI, 22 und 26 ist hindar marein = nigav t^s d'aXdaarjs , trans mare-
4*
52 C. MAROLD
rann. Wenn hier die lateinischen Übersetzungen auch nur ein geringes
Licht auf die Wahl des Ausdrucks werfen^ so will ich sie doch der
Vollständigkeit wegen anführen. Mc. V^ 13 haben it^^vg. magno im-
petu — praecipitatus est^ b et fecerunt impetu Ire graegem per prae-
ceps et ceciderunty e ierunt cum impetu in gregem et per praeripium
caeciderunt. Lc. YIII, 33 haben bf aur. vg. impetu abiit grez per prae-
ceps; a impetum fecit. Es scheint alsO; als ob impetu (ab)ire an diesen
Stellen auf Ulfilas von Einfluß gewesen wäre, doch kann er^ wenn er
einmal im Matthäus-Evangelium die Umschreibung mit dem Substantiv
gewählt hatte, ebensowohl selbständig an den Parallelstellen das ein-
fache Verbum desselben Stammes gewählt haben, in ähnlicher Weise,
wie er das Simplex eines Wortes zu setzen pflegte im Sinne des kurz
vorher gebrauchten Compositums; vgl. GL. zu 1 Tim. VI, 6 und Lc.
XV, 24. — Da wir bei Ulfilas häufiger derartige Umschreibungen, und
zwar mehr mit dem synonymen taujan und gataujan antreffen, so eignet
sich dieser Ort dazu, alle im Zusammenhange zu behandeln. Ich unter-
scheide nun bei diesen Umschreibungen mit taujan, gataujan und ga-
vaurkjan zunächst die in der Art des oben behandelten Beispiels, wo
also durch dieselben neutrale oder mediale Verbalbegriffe wieder-
gegeben werden. Zweitens wird dadurch, wenn im Gotischen der ent-
sprechende Verbalbegriff nur in intransitiver Form vorhanden ist, eine
causative Bedeutung bewirkt. Ferner dienen diese Umschreibungen
zur Wiedergabe complicirterer Verbalbegriffe, wo die gelenkige grie-
chische Sprache nur ein Wort nöthig hatte. Endlich werden dadurch
meistens diejenigen Verba, welche im Griechischen Composita aus
einem Nominalbegriff mit noulv sind, in ihre Bestandtheile zerlegt.
Zur ersten Art gehören außer dem obigen Beispiel noch Lc. IX, 25
und 1 Cor. XIII, 3. Lc. IX, 25 hvo allis ])aurfte gatauji]> ais
manna gageigands ])0 manased alla ==- zC yäg <Dg>BlBiraL av^Qmxog
xegdijöag roi/ xoöfiov oAoi/. Unter den lateinischen Texten bieten fP
g^' ' aur. vg. Cypr. quid enim proficit homo, abcdefl quid enim prode
est (cf prodest) homini. Daß hier das lateinische proficit homo von
Einfluß gewesen ist, geht schon aus der persönlichen Constructiou
hervor, aber auch das gataujan ist mit Rücksicht auf den zweiten
Theil des proficit gewählt Außerdem ist das Citat aus des Ambro-
siaster Conmaentar zu Eph. V, 4 (oben S. 45) zu vergleichen. Aber noch
Mc. Vn, 11 lesen wir (iq>€X€t6^(u in der Stelle xogßav — o iav ig
ifiov iog>sXfjd'^g^ wo Ulfilas übersetzt: kaurban — ])ishvah |>atei us
mis gabatnis. Gabatnan erscheint nur an dieser Stelle, kann aber
nur als ein Verbum auf >nan bedeuten „in gutem^ oder „in beßerm
DBB EINFLÜ8S DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBEE8ETZÜNG. 53
Zastande sich befinden", „Nutzen haben". Warum Ulfilas hier nicht
)>aarft gataujan eis setzen konnte, ist leicht ersichtlich, da die Eltern
ja hier von ihrem Kinde Nutzen empfangen. Da heißt es in a: donum
— quo a me meliorfactusfueris^ in den übrigen Texten: Cor-
ban — qnodconque ex me tibi proderit. Zu dem Verhältniß des goti-
schen gabatnan zu meliorem factum esse vgl. Mt. X, 31. Die Um-
schreibung mit taujan lesen wir aber wieder 1 Cor. XUI^ 3 ni vaiht
botosmis taujau :=^ ovdlv mg>6koviia^^ wo also wieder eineSelbst-
thätigkeit in (oipskoviiat liegt. Ambrst. g bieten hier nihil mihi prodest,
de nihil prodest mihi, geben also keinen Anhalt für die Erklärung
des Gotischen, und wenn nicht in einem lateinischen Exemplar nihil
proficio noch aufgefunden wird, müssen wir annehmen, daß Ulfilas
nach dem Vorgange von Lc IX, 25 fi*ei verfuhr. Paurfts bedeutet das
was für die eigenen Ansprüche von Vortheil ist, daher es auch sonst
2p£UK und aväyxTi übersetzt*), während bota den Nutzen im Allge-
meinen als eine Aufbeßerung eines vorangegangenen Zustandes be-
zeichnet. Darum ist Lc. IX, 25 das erstere und 1 Cor. XIII, 3 das
zweite Wort gewählt. — Die Beispiele ftlr die Wahl einer der be-
treffenden Umschreibungen in causativem Sinne sind Lc. IX, 14. 15.
2 Cor. IX, 10. 1 Th. III, 12. Von großer Wichtigkeit sind die beiden
Lucasstellen. V. 14 sagt Jesus zu seinen Jüngern: gavaurkei]) im
anakumbjan kubituns, ana hvarjanoh fimf tiguns = xata^
%Xiva%B avtovs xKtötas dva nsvtjixovza, bcfff^g^'^aur. vg. fa-
cite illos discumbere per convivia quinquagenos (c discumbere
illos p. c. q.), a ebenso außer recumbere, e facite eos recumbere
convivia quasi quinquagenos und d redinate eos discubitiones sicut
quinquagenos. Nicht allein die Umschreibung mit gavaurkjan ist hier dem
lateinischen facere nachgebildet, sondern auch die Stellung des im vor
anakumbjan entsprechend dem illos vor discumbere**). Aber auch
hier wiederum ist eine freiere Benutzung des Lateinischen zu con-
statiren. Ulfilas zog per convivia zu quinquagenos, übersetzte aber
^) Wenn daher 2 Tim. III. 16 aipiXifios mit ))aarft8 übersetet ist, so ist das
eise durchaus richtige Auffassung und verräth wieder die Strenge in der Gesinnung
de« Obersetxers. Nicht nur „nützlich** ist die heilige Schrift , sondern „noth wendig",
um die darauf erwähnten Zwecke zu erreichen.
**) Es ist also gavaurkjan mit dem Dativ eine Parallele zu var)> mit dem
Dativ. Auch dieses ist eine Bestätigung mehr fQr die Ansicht Apelts (Über den Aecu-
sativoa c. Inf. im Oothischen; Germania 1874, S. 288), da0 diese Construction nicht,
wie Miklosich behauptet, ein Dativus e. inf. ist, sondern da5 der Dativ zum regieren-
den Verbum gehört.
54 C. MABOLD
kubituns dem xXiölus entsprechend und drflckt das per c. nebst der
Distributivzahl durch ana hvarjaDoh fimf tiguns aus. Außerdem wählte
er hier ein entsprechendes lateinisches Fremdwort, da convivium sich
nicht recht in den Sinn ftlgte (cubitus = Lager, Lagerstatt s. z. B.
Plin. N. H. XXIV, 9. 38; weitere Beispiele siehe bei Rönsch, Itala
und Vulgata). Dabei ist aber auffallend, daß statt des lateinischen
Acc. c. inf. ein Dativus und der Infinitiv eingetreten ist O. Apelt ia
seiner Abhandlung ^Über den Accusativus c. infin. im Gothischen"
(Germania 1874, S. 280 ff.); wo er auch ausftlhrlich über den Dativus
c. inf. spricht (S. 287 f.) erwähnt diese Stelle nicht. Kurz vorher
S. 286, citirt er als ohne Bedeutung, nur der Vollständigkeit wegen
Lc. IX, 16. Jh. V, 21. VI, 63. 2 Cor. IX, 10. 1 Th. HI, 12. Mc. HI, 14
und meint dabei, es verlohne sich nicht, die lateinischen Übersetzungen
anzuführen. Freilich dann verlohnt es sich nicht, wenn man der An-
sicht ist (S. 284), „der spätere Einfluß des Lateinischen ist evident
erwiesen durch die Anmerkungen von Gabelentz und Loebe und durch
die eingehenden und gründlichen Untersuchungen von Bernhardt".
Ich bin der Ansicht, Lc. IX, 14 ist wieder eine Stelle zum Beweise,
daß Ulfilas die Construction des Accusativus c. inf. als etwas Fremd-
artiges ansah, zumal gavaurkjan stets die selbständige Bedeutung be-
wahrt: „etwas hervorbringen durch eine energische oder umsichtige
Thätigkeit^ (so ist auch Mc. III, 14 gavaurhta tvalif du visau gesetzt
statt visan). Noch evidenter wird aber die Benutzung des Lateinischen,
wenn wir die anderen Stellen hinzunehmen. So gleich v. 16: jah
gatavidedun anakumbjan allans = xal avixXivav anavxag^
e et recumbere fecerunt omnes, faur. vg. et discumbere fecerunt
omnes (die übrigen ganz abweichend); gatavidedun ist vorangestellt,
vielleicht wegen v. 14 oder um die dadurch veränderte Structor
sogleich zu zeigen. 2 Cor. IX, 10 jah vahsjan gataujai akrana
usvaurhtais izvaraizos = xal avii^öei tä ysvijiiata f^g dixaioövvfig
vuLmv^ Ambrst. et amplifioabit fructum justitiae vestrae, der et
augebit (r augevit nascentes fruges) nascentia justitiae vestrae, g et
augebit } ampliabit opera } nascentia justitiae vestrae, Aug. aug. cre-
scentes fruges, vg. Cypr. aug. incrementa frugum. Wo av^avaiv sonst
vorkommt; ist es intransitiv und mit vahsjan übersetzt (2 Cor. X, 15
und Mc. IV, 8 steht im Griechischen das Medium av^avB69ai)j wäh-
rend in den lateinischen Texten crescere steht (an den beiden Stellen
mit Medium im Griechischen ist daneben in einigen Texten increscere
gebraucht). An unserer Stelle gehen zwar die lateinischen Texte mit
der Umschreibung voran; es scheint aber Ulfilas die Lesart des
DER £INFLUBS D£B LAT£IN. AUF DIE GOT. BIBEL0BEBS£TZUNG. 56
Ambrosiaster vorgelegen zu haben, wofilr die Wahl von akran für
^mfftora nach dem lateinischen fractum spricht Bfinder sicher ist es
anzunehmen, die Umschreibung mit gataujan sei nach ampli-ficare
gewählt, aber nicht unwahrscheinlich (im Commentar des Ambrosiaster
lesen wir die Worte omnia dei sunt et semina et nascentia dei nutu
crescunt). 1 Th. HI, 12 a})})an izvis frauja managjai jah ganohnan
gat auj ai fria])va in izvis misso jah allans = vfiag 81 6 xvQiog nXsovd^tn
%al x€Qi66€V6ai rg ayäxji slg aXXiiXovs Hai slg Kavtag^ it. vg. vos
aatem dominus (deg fügen hinzu Jesus) multiplicet et abundare
faciat caritatem (so fgvg.*), Ambrst. caritate, deAmbr. Aug. in
caritate) in (g läßt dieses in fort) invicem (Ambrst.^*^ folgt noch in
tos) et in omnes. Die griechischen Worte haben folgenden Sinn:
„Aber der Herr mehre euch und lasse euch überströmen in Liebe
gegen einander und gegen AUe^ ; im Gotischen heißt es dagegen wört-
lich: yAber der Herr mehre euch und bewirke, daß die Liebe gegen
einander und gegen Alle reichlich (vorhanden) sei''. Ulfilas erreichte
den transitiven Sinn von xsq^Cösvsiv also durch gataujan (bewirken)
mit Accusativ c. inf. Dieselbe Umschreibung mit facere liegt in den
lateinischen Texten vor und zwar in derselben Construction in f g vg.,
vielleicht auch in dem Texte des Ambrosiaster, denn das m des Accu-
Bativ filllt im Spätlatein sehr häufig weg (zum größten Theil mag es
nur ein graphischer Fehler sein), eine in der Itala nicht zu seltene
ErseheiBting (von Rönsch, Itala und Vulgata S. 462 vielleicht allzu
vorsichtig behandelt). Daß Ulfilas diese Umschreibung nach dem
Lateinischen wählte, geht daraus deutlich hervor, daß nur an dieser
Stelle Jt€Qi66svHv in transitiver Bedeutung von den Lateinern mit
abundare facere wiedergegeben wird (2 Cor. IX, 8 hat der Text des
Ambrosiaster das erste Mal auch abundare facere, an zweiter Stelle
aber nur abundare), während sonst abundare ausreichte, und einmal
Eph. I, 8, superabundare gesetzt wurde; und Ulfilas seinerseits setzt
an den übrigen Stellen ein einziges transitives Verbum, gaaukan, ufar-
assjan, ufarfulljan und Eph. I, 8 afarassau ganohjan, also auch wieder
einen Pleonasmus mit Rücksicht auf das Lateinische. Zum weiteren
Beweise, wie Ulfilas auch hier unausgesetzt auf das Lateinische sein
Augenmerk richtete, diene 2 Cor. IV, 16 ei ansts managnandei ])airh
managizans aviliud ufarassjai du vul])au gu])a = tva ^ x^Qig kIso-
va6a6a dia xäv »Xsiopmv ti^v BV%aQt6tlttv nsQi06sv6j^ slg ti^v 96\av
10 V %Bov. Es ist nämlich zweifelhaft, ob ti^ 9v%aQi6tlav als Object
*) Nicht nnr Tg., wie Bernhardt bu der Stelle citirt.
56 C. MAROLD
zu nBQi66sv6ri oder abhängig von övi und xbqi666v6ij intransitiv
gefaßt werden soll. Ulfilas faßte es, wie Bernhardt richtig erwähnt,
transitiv, aber darin ging ihm wieder das Lateinische voran ; in d e vg.
lesen wir (dieses führt Bernhardt nicht an) ut gratia abandans per
muitos gratiarum actionem abnndet in gloriam dei, Ulfilas tLber-
nahm die Construction, behielt aber fUr muitos den Comparativ
managizans nach dem Griechischen bei. — Von besonderer Wichtig-
keit sind alsdann, und zwar vorzugsweise in den Episteln, die Um-
schreibungen complicirter griechischer Verbalbegriffe durch mehrere
Worte, wo ebenfalls taujan und gataujan eine Rolle spielen. Derartige
Stellen sind 1 Cor. I, 20. XVI, 13. 2 Cor. IV, 2. XI, 5. XIU, 11.
Qal II, 8. Eph. IV, 15. 1 Tim. V, 12. 1 Cor. I, 20 lesen wir ni
dvala gatavida gu]) handugein })is fairhvaus? = ovjl ifimgavsv
0 ^iog xiiv 6oiplav xov xoiSfiov tovtov; it vg. nonne stultam
(d stulta) fecit deus sapientiam huius mundi (Tert. Cypr. infatuavit)?
Deutlicher kann die Übereinstimmung nicht sein, zumal auch die
Stellung genau dem Lateinischen nachgebildet ist. 1 Cor. XVI, 13
vairaleiko taujai}) = ävÖQtiBöd'B^ it* vg. aber bieten viriliter
agite; taujan ist also auch Übersetzung des lateinischen agere, wozu
noch eine andere Stelle 2 Cor. XIII, 10 zu ziehen ist: ei — harduba
ni taujau = tva — (i^ axotoiicDg XQiiömfia^, itvg. ne — durius
agam. 2 Cor. IV, 2 nih galiug taujandans vaurd gu])s = firjdi
dolovvtss TOI/ Xoyov roti ^bov. Die lateinischen Handschriften geben
mit neque adulterantes verbum dei keinen Anhalt, doch vergleiche
man zur Bedeutung von adulterare, was der Ambrosiaster zu dieser
Stelle sagt: Adulterare est autem verum sensum per falsum volle
exdudere. 2 Cor. XI, 5 man auk ni vaihtai mik minnizo gatau-
jan = loytiofiai. yag iiridhv vfs';cBQifixivctL, Daß die Übersetzung
hier nach dem Lateinischen gemacht ist, ist ohne Frage und wird
selbst von Apelt a. a. 0. S. 286 zugegeben. Doch schreibt er mit
GL. und Bernhardt solche Übereinstimmungen mit den lateinischen
Texten natürlich einem spätem Einfluße derselben zu, während doch
eigentlich nichts einen Anhaltspunkt fUr eine wenn auch nur theilweise
spätere Überarbeitung des ursprünp^lichen gotischen Textes durch die
vielgeschmähten Abschreiber in der Art gewährt, daß sie Constructionen
und Satzfügungen verändert haben sollten (zumal wir diese Änderungen
auch nicht einmal einzelne Worte betreffend annähernd in dem Grade
annehmen dürfen, wie es von den erwähnten Gelehrten geschieht).
Die lateinischen Texte enthalten nun folgende Lesarten : d e r existimo
enimme nihil minus fecisse, fvg. existimo enim nihil me minus
fecisse, Ambrst. existimo enim me in nullo inferiorem fuisse, g exist.
DER EINPLU88 DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNG. 57
me enim in nullo inferiorem eBse. Daß Ulfilas die Übersetzung von
v^xBQslv und v6tsQ€t6^av Schwierigkeiten verursacht habe, zeigt die
Mannigfaltigkeit der gotischen entsprechenden Ausdrücke. So steht
2 Cor. XU, 11 unte ni vaihtai mins habaida = ovSsv yaQ v6xi^
Qflöa, und deAmbrst. gewähren nihil enim minus feci, g non enim
minus feci, vg. nihil enim minus fui. Hier haben die lateinischen Über«
Setzungen zwar ein anderes Zeitwort , daß aber habere in ähnlichen
Verbindungen auch gebräuchlich war^ zeigt v. 13; wo o i^TTjfdqre
(k^BD* '^ööci^ti) überall durch quod minus habuistis übersetzt ist,
von Ulfilas aber in engerem Anschluß an das Griechische mit ))izei
vanai vesei]) übersetzt ist. Vielleicht, daß auch v. 11 habere von
ulfilas vorgefunden wurde; doch wahrscheinlicher ist es, daß er das
ihm dargebotene Material freier und selbständig verwendete. Außer*
dem übersetzte Ulfilas Mc. X, 21 vötsgstv^ auch mit van visan, wie
wir 2 Cor. XII^ 11 in der Vulgata minus fui lesen, jedoch steht in
allen mir zugänglichen lateinischen Texten deesse; desgleichen Lc.
XVllI, 22 ksixsiv mit van visan, wo im Lateinischen auch nur de-
esse zu stehen scheint, und Tit. I, 5 tä Isinovta mit vanata, wo beim
Ambrst. quae desunt, in d quae deerant, g quae deerant l minus sunt
steht Femer haben wir für v6t8Q€t6^ai Phil. IV, 12 ))arbos ])ulan,
und wiederum geben uns die lateinischen Texte darüber Aufschluß:
Ambrst. vg. Aug. penuriam pati, g penuriam pati l egere, de egere;
nur daß Ulfilas zur Amplificirung des Begriffs den Pluralis ))arbos
wählte. Lc. XV, 14 ist vöTSQstö^at mit ala])arba vair))an übersetzt,
aber die lateinischen Texte bieten nur egere, außer b, wo wir egere
victiun lesen, also eine selbständige freie Wiedergabe, dem Sinne aber
vortreflflich sich anpaßend. Noch bleibt übrig 2 Cor. XI, 8 ushaists,
ein dunkles Wort, womit Ulfilas vötsgrfiBiq übersetzt; de bietet
egens, g Ambrst. egerem. Wir kehren nun noch zu 2 Cor. XI, 5 zurück.
Der Accusativus c. inf. und die Stellung von mik, das ganz und gar
nach dem Lateinischen zugefügt ist, sprechen fiir die Benutzung des
Lateinischen, und hält man die anderen Stellen hinzu, so ist kein
Zweifel, daß diese Veränderung des Wortlauts von dem Übersetzer
und nicht von einem Abschreiber herrührt. 2 Cor. XIII, 11 gavair)>i
taujandans sijai]) = %lQr^ivszB^ deg pacifici estote, Ambrst
in pace agite. Ulfilas löste das lateinische paci-fici in seine Bestand-
theile auf und übersetzte wörtlich gavair])i taujandans, d. i. pacem
facientes*). Mc. IX, 50 hatte Ulfilas ein Adjectivum, dessen Bedeu-
*) Col. I, 20 ist gavAir))! tanjands == e^^T^fOTrofiffforg, tlgrivonoit^v ist aber
wohl einer yon den vielen Latinismen im neutestamentlichen Qriechisch, dem lateini-
58 O. MABOLD
tung dem pacificus entspricht , gavair])eigSy und er übersetzte dort
stgiivsvBts mit gavairbeigai 8ijai|>*). Es zeigt aber wieder von der
tiefen Überlegung des Übersetzers^ wenn er in der Corintherstelle den
Paulus auf die eigene Wirksamkeit und Selbstthätigkeit fär den Frie-
den und die Eintracht hinweisen läßt; während es im Bfunde Jesu vor
seinen Jüngern angemessen ist, zu sagen : Seid friedlich unter einander.
Die lateinischen Texte haben an der Marcusstelle pacem habete. Dieses
übersetzte ülfilas hier nicht, weil er genau die Bedeutung des gotischen
haban beachtete, denn dieses hat noch keinen auxiliaren Sinn, sondern
bedeutet noch „besitzen^. Darum aber folgt er auch an zwei anderen
Stellen hierin der lateinischen Übersetzung, Rom. XU, 18 und 1 TL
V, 13. Dort ist gavair})i habandans = stQijvevovtsg und hier gavair)>i
habai|> = stQtivsvBxs, An beiden Stellen haben die lateinischen Texte
pacem habere (Rom. XTT, 18 it. vg. pacem habentes, 1 Tb. V, 13
g Ambrst. vg. pacem habete, d e pacem habentes). Für die Bedeutung
von pacem habere ist übrigens wichtig, was der Ambrosiaster 2 Gor.
XIII, 11 zur Erklärung der Worte in pace agite hinzufügt: Si con-
cordes fuerunt, habebunt pacem. Des ähnlichen Ausdrucks wegen folge
hier gleich Eph. IV, 15 i]) sunja taujandans in {rija])vai vahsjaima
= aXij^svovtss 9i iv aydxji avSiftfiO|i£v, alle Handschriften der
Itala und Vulgata und die Patres bieten aber veritatem autem
facientes (nur Hieron jrmus citirt einmal veritatem autem loquentes)
crescamus (Ambrst. augeamur) in caritate. Nach dieser lateiiiischen
Umschreibung sind auch FG, die reich sind an solchen Änderungen
nach lateinischen Texten, geändert, denn hier lesen wir: alijd'iav
dh xoMvvxeg. Wunderbar genug nehmen sich aber diese Worte in
dem griechischen Texte bei Bernhardt aus, der doch möglichst die
Gestalt repräsentiren soll, in der ihn Ulfilas vor sich gehabt. Daß hier
Ulfilas in seiner griechischen Vorkge ältj^svovfes Iab ^^^ die Um-
schreibung aus seinem lateinischen Texte entnahm, ergibt ein Vergleich
mit Gal. IV, 16, welche Stelle zwar Bernhardt auch citirt, aber ohne
auf ihre Bedeutung aufmerksam zu machen. Da ist nämlich aXij(^$vmv
mit sunja gateihands übersetzt und g Victor. Aug. und Sedul. (außer-
dem noch ein Italafragment aus der Abtei Göttweih, herausgeg. von
H. Rönsch in Hilgenfelds Zeitschrift XXH, S. 224—238) gewähren
sehen paoifioare nachgebildet Die Isteinisohen Handschriften haben natttrlieh an dieser
Stelle auch pacificans.
*) Bernhardt setst durch ein Versehen den Indioativ sija)» statt des erforder-
lichen imperativen Conjanctivs, den Uppströms Abdruck des Codex argenteus richtig
bietet Über ein gleiches Versehen s. Qerm. ZXVI, 8. 141.
D£B EIKFLUSS DES LATEIN. AUF DIE GOT. BIBELÜBERSETZUNO. 59
fast wörtlich : verum praedicans, während in d e Ambrst. Cypr. vg. die
Worte heißen verum dicens (Hier, citirt veritatem dicens). Beidemale
stimmt die gotische Übersetzung mit der lateinischen überein, wodurch
die Evidenz der Benutzung der letzteren um so größer wird. Gal. 11^ 8
onte saei vaurstveig gatavida Paitrau du apaustaulein bimaitis^
vaurstveig gatavida Jah mis in ])iudos = o yäg ivsQy^flag
nhgp Bts änoötoXilv t^g x^ptro^^^, iviQyij<ssv xdfiol siß ta l^ij.
*Ev6(^€tv und ivBQyst^f^at übersetzt Ulfilas sonst mit vaurkjan und
gavaorkjan^ nur einmal (CoL I, 29) mit inna vaurkjan*). Die lateini-
schen Übersetzungen geben hier keinen Anhalt, sie übersetzen wie
sonst operari, d. i. „wirken'^. Ulfilas wandte sich, wie es scheint, von
allen Autoritäten ab, und mit Recht. Die Bedeutung von ivsgyitv ist
hier wieder eine causative; während an allen sonstigen Stellen ein
Objeet dabei stand oder leicht zu ergänzen war (also ivegysVv bedeutet
„wirken^, „bewirken^, „wirksam sein*'). Es heißt hier, wie GL. richtig
angeben „Wirksamkeit geben^, und die Construction ist zu vergleichen
mit den oben behandelten Ausdrücken ])aurft gataujan sis, bota sis
taujan oder auch run gavaurkjan sis. Vaurstveigs übersetzt sonst
iv€(fyiig (1 Cor. XVI, 9) und iv6Qyov(isvog (2 Cor. I, 6. Gal- V, 6),
dort haben Itala und Vulgata evidens (d. i. ivaQyijg), nur Ambrst.
operoBum und Hier, citirt efficax; hier an beiden Stellen operatur.
Es heißt also „wirksam^, ^thätig^ (operosus) ; vaurstveig ist substan-
tivirtes Neutrum = „Wirksames^, d. i. „Wirksamkeit^, also vaurstveig
gataujan wörtlich zu übersetzen mit „Wirksamkeit verschaffen^. C Hof-
mann in einem Aufsatz „Gotische Conjecturen und Worterklärungen^
(Germania VIU, S. 1 ff.) hält vaurstveig filr verschrieben filr vaurst-
vein (n dem folgenden g von einem Abschreiber assimilirt). Vaurstvei
übersetzt Eph. IV, 19 igyaeCa „Bewirkung", „Ausübung^ ; daß dieses
Wort hier durchaus nicht den Sinn treffen würde, ist leicht ersichtlich.
Vaurstvein gatavida würde nur eine figura etymologica mit syno-
nymem Zeitwort sein, während vaurstveig ein selbständiges Objeet ist.
Es bleibt nun noch übrig 1 Tim. V, 12, eine arg zugerichtete Stelle;
wo die Worte noch lesbar sind, heißt es: galaubein vana gatavide-
dun (vana ist sehr undeutlich zu lesen) = ntöxiv iq^injöav. Wir
sahen, daß 1 Cor. I, 19 i&ststv durch uskiusan übersetzt und dieses
nach reprobare gewählt ist, das in allen lateinischen Texten steht
Auch an unserer Stelle ist das Lateinische zu Rathe gezogen; de
*) Vgl. dasu das lateinische iuop«rari bei TertuUiau nnd Hieronymus; Rönsch,
lula und Vulgata S. 194.
60 A. EDZARDI
bieten fidem inritam fecerunt (Ämbrst. f irritam und so auch v^.),
g irritaverunt l reprobaverunt (repr. auch bei Cyprian), Tert. reseide-
runt; also vans ist Air irritus gesetzt. Leider ist Gal. III^ 15 und 17
nicht im Gotischen vorhanden , dort ist a^ststv und hier dxvgovv in
denselben Handschriften tibersetzt wie an der Timotheusstelle. — Zum
Schluß ftige ich nun noch die Fälle hinzu, wo Dlfilas mit taujan einen
mit xoietv zusammengesetzten Verbalbegriff in seine Bestandtheile auf-
löst. Ein einfaches Citat genügt hier, da hier der Einfluß des Latei-
nischen schwer wahrzunehmen ist, weil das Griechische bereits die Auf-
lösung an die Hand gab. Mc, HI, 4 ist |>iu]) taujan Übersetzung von
aya^onotitv^ von lateinischen Handschriften gewährt e bonum aliquid
facere, b aliquid bene facere, die übrigen benefacere. Dasselbe Wort
steht Lc. VI; 9. 33. 35, wo die lateinischen Texte nur benefacere geben
(Rom. XTTT, 3 haben wir bereits im Griechischen die Auflösung t6
ayad-ov xoiBtv und im Gotischen natürlich ])iu]) taujan). Mc. HI, 4
und Lc. VI; 9 lesen wir auch das Gegentheil un]>iu]) taujan ftlr xaxo-
noLBtv^ male facere (e malum facere). Dazu ist zu ziehen 2 Th. HI, 13
vaila taujan für xaXozoutVy wo im Lateinischen auch bene facere
(g bene l um facientes). Col. I, 20 gavair})i taujan für sigtivonoutv ist
bereits erwähnt und es bleibt nur noch Jh. VI; 63 liban taujan und
V; 21 liban gataujan übrig als Übersetzung von ^moxoietv (im Latei-
nischen vivificare). In den Episteln hat Dlfilas übrigens ein eigenes
Wort daftir, gaqiujan (gaquiunan = ai/a^^i/ schon im Lucas-Evangelium);
welches denn auch in der Skeireins Vb einmal vorkommt; ein neuer
BeweiS; wie Ulfilas bei der Übersetzung der Episteln bereits sich freier
im Gebrauch seiner Muttersprache bewegte, während er andrerseits
auch in den Episteln aus Rücksicht auf die Deutlichkeit mehr das
Lateinische beachtete.
(FortsetEQiig folgt.)
KOPENHAGENER BRÜCHSTÜCKE VON RUDOLFS
WELTCHRONIK.
Auf der großen königlichen Bibliothek in Kopenhagen befinden
sich 11 Fragmente von zwölf Blättern, die zu einer und derselben
Bilderhandschrift einer der verschiedenen Recensionen *) der Weltchronik
*) Ich habe nur cod. paL 321 (Vilmar , Die zwei Recc. p, 61 ff.) vergleichen
können, der (270'/, = T'd. fgd. Abdr.; 270* = r»j 270* = T«; 271* = r«)
KOPENHAGENER BRÜCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 61
Rudolfs voD Ems gehören. Dieselben sind als „11 Stjoker af en versi-
ficeret Bibelhistorie paa Höitjdsk, dog i afvigende Dialect, indehol-
dende Bradstykker af III & IV lib. Regam^ lib. Machabseorum & lib.
Judith" bezeichnet und haben die Signatur: l?*" Fol. (Ny kgl. Saml.)*
Diese Bl&tter sind; wie mir Hr. Weeke, Assistent an der kgl. Bibliothek,
freundlichst mittheilte , durch ihn 1862 von Deckeln zu einer juristi-
schen Bibliothek gehöriger Bücher abgelöst. Es fanden sich dabei noch
manche andere Pergamentblätter, meist lateinisch, deutsch nur diese.
Indem ich einige schon vor Jahren gemachte, jüngst nachgeprüfte
Notizen über diese Blätter endlich veröffentliche, überlasse ich Weiteres
meinem jüngeren Freunde, Hm. Dr. Mogk, der seine sorgfältige
Abschrift dieser Fragmente nachfolgend veröffentlicht, sowie Anderen,
deren Studien der Gegenstand näher liegt.
Die Zählung der Fragmente ist ohne Rücksicht auf den Inhalt
geschehen. Es ist daher anders zu ordnen, auch in Betreff der Vorder-
nnd Bückseiten der einzelnen Blätter. Wenn ich die Blätter nach ihrer
jetzigen Reihenfolge mit 1, 2 u. s. w. bezeichne, die Blattzahl aber,
welche ich ihnen zuweise, in [ ] gebe, so ergeben sich folgende Ent-
sprechungen: 1 = [12], 2 = [V^\, 3 = [3], 4 = [4], 5 = [6], 6 = [2],
7 = [9 und 10, zusammenhängend], 8 = [8], 9 = [7], 10 = [5],
11 = [11].
Es ist also nach der gegenwärtigen Paginirung so zu ordnen:
2*': 3. K.önige. — •: Daniel. - 3. 4. ir\ S: Judith. — 9. 8. 7. (Doppel-
blatt). IP*. 1: 1. Machabäer. Bei Petrus Comestor'^) ist nämlich die
Reihenfolge der Stücke diese: Reges 1—4, Thobias, Jeremias, Eze-
chiel, Daniel, Judith, Hester**), Machabäer 1 und 2. — Blatt 3,
4, 5 (nach meiner Zählung) müssen unmittelbar aufeinander gefolgt
sein, desgl. auch Bl. 8, 9, 10.
Die Hs. scheint etwa um 1300 geschrieben zu sein, schwerlich
viel später (wie auch sachverständigere Beurtheiler als ich meinen).
Sie ist auf Pergament sauber geschrieben, in zwei Spalten, mit breitem
Rande, und hat mehrere, nicht über die Spalte hinausstehende, saubere
Bilder; sie ist liniirt und hat 61 Zeilen in jeder Spalte. Die Seiten-
überschriften sowie die Überschriften kleiner Abschnitte sind mit rother
Tinte, meist rechts neben den Text, seltener in denselben hinein ge-
schrieben. Die Verse sind abgesetzt, ohne Schlußpunkt; ihre ersten
dem Koph. Texte, bei Abweichnngen in einseinen Lesarten, im Allgemeinen genaa
entspricht.
*) Seholastica bistoria (Straßbnrger Druck Ton 1486), die anch hier neben der
Yiügato benntst ist (s. Vümar a. a. O. p. 13).
**) YgL K. Schröder, German. Stadien I, 247-*816; II, 169-197.
62 £• MOGK
Bachstaben sind ausgerttokt und roth durchstrichen. Die Bilder haben
mit rother Tinte geschriebene Überschriften. A. EDZABDI.
Obigen Bemerkungen des Herrn Dr. Edzardi lasse ich rinen
genauen Abdruck der besprochenen Fragmente ^ welche ich wfthrend
eines längeren Aufenthaltes in Kopenhagen abgeschrieben habe, folgen.
In der Anordnung derselben habe ich mich Hrn. Dr. Edzardi
angeschlossen; die Nummer, welche die einzelnen Blätter in der Ha.
haben, habe ich in () beigefUgt
Der Abdruck hält sich genau an die Schreibweise der Hand-
schrift; nur die Doppelschreibung des M und J|, r und r, z und {, s und t
wird stets durch ersteren Buchstaben wiedergegeben. Die Abkürzungen
sind beibehalten. Die roth geschriebenen Überschriften werden cursiv
wiedergegeben; ich bezeichne dieselben in den Überschriften zum Unter-
schied von dem Texte (Vs.) mit Z. E. mogk.
l'* (Hs. 2').
TerduB liber regum ....
Dit enbot tU minnencliche
Salomone der konig yram
Als er die botshaft da ▼emam Der kanig
Er was ir won hersen tro wo» der rede e.
5 Z6 haut bis er gewinnen do fro. Dem is h&mi
Der siner driseg dosint man vklb also
Vnde von den bis er senden dan
Zeben dosin man da bin
Vnde gereytshaft auch mit in
10 Nach fnlleclicher wise
Er sbibte in dar ir spise
Driseg dosint obere weysen dar
Dar z& bis er der selben sbar
Olejes sehen dusint chore geben
15 Der spise snlden se do leben
Das iar bis vf des iares ril
Vnde gab in ieglich alsa vil Da »ekm dui{nt
T^& hatte das mit wisbeyt dannen gingen
^^ Konig salomon vf geleyt Ander »ehen du
20 Sa die sehen dasint man eint iz wieder ane
Die sich des haawenes namen an fingen
Bieben eynen manet da
1' * Die Spalte ist cnm Theil verblasst, doch noch lesbar. T in der Überschrift
blan. 4 s. = salomon, gehört sor vorhergehenden Zeile : Der konig s. 6 driseg]
eg undeutlich; so (vgl. 18) oder ig (vgl. 26). IS der selben] das zweite e fast on-
lesbar. 16 da a undeutlich, so oder o, der obere Theil des Buchstabens entspricht
mehr dem o, der untere mehr dem a. 18 N roth.
KOPENHAGENEB BRUCHSTOCKE VON RUDOLFS WELTOHRONIK. 63
Sa f6ren sie von danne sa
Ynde f&r dan alse manicher dar
25 Fon der drisrig dnsent manne shar Wie vber
TTber die werclade er gewan doM werg der
^ Ejnen wergmeyster hfs Tran kamg gewan
Der ir plach apate ynde fro egn megtter uxu
!'• (Hb. 2^*).
T&nsiui Über regum ....
T^ie litt wehten die meyster wie
^^D knuBt hatten desen pris Die hmst
Die waren biblij genant no mähten die meyet^
Wan s s was genant das lant w<e. Die fon
5 Fon deme sie als ich han ynomen kuneten hat
Z6 salomone waren komen dm den pris.
Den fvgete der wise degen
Fmf das£nt die ir snlden plegen
Ynde Hs mit groser richoyt kraft
10 Berihten ir gereytshaft
Der sie bedorfen wolden
Sa sie wirken snlden
Als noch eyxL mejster dot [Sie nam]en eynee ufurmes
Sie namen eynes warmes blot Uot Dar so
15 Der hfs thamnr als ich is las egn cnd was d
Eyn krut auch sos gehejzen ?ras dar »8 got
Des saf mishzeten sie dar in
Ynde bestrichen her mde hin
Die steyne besneden sfe so hant
20 Dar nach ir liste was erkant
Wie se se machen wolden
Als sie se machen snlden
Nach der glest^ mde nach dem siede Wie ealamon
sie die marmel niede godis dienea
25 man. Den tempel Imwe no began, Vf egner
hofeetat alda. Die wob heheymi mane moria.
%A alse] s siemlich rerwisoht. 86 U blau. 28 spate Hs. te oder de.
1' * nicht so sehr verwaschen wie die vorige« D roth« wehten ==: worhten.
2 am Anfang nnr D erkennbar, das flbrige ist durchlöchert 4 Wan] ; a oder e, un-
deotlich. Yom aweiten Worte ist nur der erste und letste Buchstabe erkennbar.
9 Us liemlich verwischt. 18 nach] a oder o. Z« 13 Sie nam in der Hs. anlesbar.
28 der] r über der Linie, glest^] der untere Theil dieses Wortes ist durchlöchert
24 das erste Wort ist anlesbar. Nach Z. 26 folgte ursprünglich ein Bild; dasselbe
ist jedoch abgeschnitten and nur der Anfang der Überschrift: Salomd ist noch er-
halten.
64 E. MOOK
r* (Hs. 2").
Terdua Über regum ....
Vude en was nit fnllecliche wit
Ejn stechel balde to ejner sit
Die hiz mit festen sachen
Salomon der konig vermachen
5 EjDe muren starg die wart begraben
Mit erden alsa vnder haben
Mit starken b&we veste yn rieh
Daz die hofstat wart da glich
Vnde in rehter maze brejrt
10 Da wart die graut festen geleyt
Vf den aller besten grünt Wie nach drin iare
Der in wart fn der erden kunt komg [S€ihman], Vf lede
Qalomon der koneg riebe deten tempel thon
^^Begunde gar wisliche
15 Den tempel büwen daz ist war
Da er hatte drü far
Dfe chrone bf denselben dagen
In sineme lande shone gedragen
Vnde f^ilebrahte is nach der zit
2t) An dem ejlfteme {are sit
Daz er konig was genant
N6 dut vns die shrift erkant
Daz der wise reyne man
In der geshepede began Wie mit sa groeer
25 Den tempel mit wislicher kraft wiskeyt
Daz aller der wende geshach Dirre tempel
Mit bezejchen warhejt wart vf geleyt
Bezejchenlich was dran g —
1^* (Hs. 2'*).
Ttrciua Über regttm ....
In der lere godes gebodes
Sa worde der rede gar z6 vil
Da oon ich des geswigen wil
Vnde da von daz lange seder
6 Der tempal wart gebrochen neder
Vnde z6 störet vf fon gmnde
Da von ich niht me künde
1*1 gut erhalten, der untere Theil abgeschnitten. T der Überschrift ist eine
blaue Majuskel. 4 r in ,der' Über der Linie. 6 ,alsa vnder haben' auf radirtem
Gründe. Z. 12 Sidomon fehlt in der Hs. (ohne Lücke). 18 S roth. 16 dr&iar Hs.
24 e in began scheint ausgebeßert. 28 der unterste Theil der Zeile ist abgeschnitten.
1^^ Die Spalte ist von oben nach unten gut erhalten.
KOPENHAGENER BRÜCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 65
Wan {ch wil sinnerfcheo luden
Z& dÄtahe wol beduden
10 Wie hohe die gröze richeyt wag
Die an deme goges tempel lag
Ynde die bezeychenüge groz
Die Bin geshepede besloz No wart der tempel
gewthet. C^enit t;7l gefriet, wo dinste deme hosten
15 Qif<Kfe]. Nach konig sahmonü gebode.
*
27 T^a der tempel was bereyt
^^Mit der grosten richejt
2'» (Hs. 6'J).
QuarHu Über regum • • • .
'P'ber din folg gekunet ist
Ynde vber iernsalem die stat
Die far got gesundet hat
Ir wOBtekejt wirt ir abe genomen
6 Z6 rowe salt ir wieder komen
Ir 8iinde nimit ejn ende dar
Lt boBheyt wirt ferdiligit g^r
Ir wirt gegeben gerehtekeyt
Eweclich ane ▼nderaheyt
10 Fon der werden ppheten gesiht
Ir dogencliehe wirt geshiht
Ynde wird erhorit an deme • . . .
Aller hejlegen hejlekejt da der engel dU gespr
T^aniel da salt wiszen das ach. Der engel aber
15 ■'^Ynde ker herzo din sine bai »o eme iach
Daz nach desen werten .seder
Aber wirt gemachet wieder
Jerusalem die werde stat
Dar in der tempel ist gesät
20 Vber sebenzig wuehen zai
Vnde zwa Yfi seszig ^ber al
9 d&tshe] t Aber der Linie. 10 wag] g in der Hs. etwas undeutlich, doch
zeigt der Strich am Kopfe g^, daD wir g, nicht s zu lesen haben. 11 goges
= godes. 15 gode fehlt 16—26 ein Bild, die Weihung des Tempels dar-
stellend, mit der Oberschrifk: Salomon rex, 27 D rotb. Nach V. 28 ist die Hs.
abgeselmitten.
V^ von oben nach unten gut erhalten« Das ursprünglich blaue Q der Über-
schrift ist fast Tollstfindig yerwischt. 3 gesundet] nd ziemlich verwischt 4 wirt]
t Ober der Linie« Das gSDze Wort ist etwas verwischt 6 wieder] das i verdeckt
ein weißer Fleck. 10 der] r undeutlich. So oder n. ppheten ohne Abkfinung.
12 deme] undeutlich. Das folgende Wort voUst&ndig verwischt 14 D schOn ver-
sierte rothe Initiale. 16 baz undeutlich. 19 gesät] von t ist der Querstrich nicht
mehr erkennbar. 21 seszig] so die Hs. (Weinhold mitteihd. Gramm. §. 820.)
eiRMANU. Nene Beihe. X7. (XXYII.) Jahrg. 5
66 E. MOGK
Sa wden ir gazzen wieder bereyt
Ir miiren mit grose arbeyt
Ynde fr gazzen sa man quit
25 Ir muren in engeslicher zit da dese rede biz dar
Vnde darnach nach denselbin dagen geahach, d[er]
Alse die wisen alle sagen enget ah^ furhaz iach
Sa wirdit criBtiu dar
Ymme aller dirre wemde n[ot]
2'* (Hb. 6").
Qtuwtua Über rtgum ....
Daz danfeie was aber kom
Ynde Tffenb&ret fon gode
Ejn wort nach godes gebode
Daz wort das was eyn wares wort
5 In grozer ster ▼£ allez ort
Daniel ferstont daz wort
In siner bekentnisse biz an daz ort
Iz ist natze fn der geshist
Z6 aller zft wan se geshiht. hie letU man wie
10 In der zft ich danfei daniel. FaHete drier wehe
Weynete drfer wachen zil nl
Br6t ioch keyner hande maz
^t begfrde auch ich da nit enaz.
Fleysh ▼& wfn ich nie genam
15 In mfnen münt auch nie enquam
Bfz drf wachen mit yngedult
Mit grozen noden wart erfolt
Yf den zwirnft zwelfte dag
Des ersten mandes da der gelag
20 Ich was bi deme wazer zh hant
Daz da lygris ist genant No daniel dit wort ge
Ich hob mfn aagen yf ich sach aprach, daniel and*"
Eyne gesiht dfe mfr geshach werbe sach
Eyn man der stant for mir z6 haut
25 Lfnen doch was sin gewant
Ich sach vmme sine lenden Hn
Eyn gurtel was fon galde fin
Sin Hb als eyn ehr
Sin antlitze was geshaffen sas
28 groze Hs. (Weinh. S. 492.) 26 der] er fehlt in der Hs. 29 not] ot ist
abgeschnitten.
2'* ist gat Yon oben nach unten erhalten. 6 ster] zwischen e and r findet
sich über der Linie ein * . 8 geshist] so = geshiht Z. 10 wehe] ohne Abkar-
znng. 18 zwelfte] es scheint Über dem zweiten e ein ~ gestanden zu haben.
22 sAch] ziemlich verwischt. 28 Der Schloß des Verses ist durch den Kniff zerstört.
KOPENHAGENEB BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 67
2^* (Hs. 6^').
Quartua Über regum . • . .
Das ist vf ims gefallen dar
Der floch vnde alle Tiignade gar
Als {z in deme boche stat
Daz mojsea beshreben hat
5 Der godis kneht ist sunder wan
Waz wir geyn gode gesundet han
Vnde wir des wenig ban vemomen
Da ist dit vbel vf vns komen
Hie sprichet daniel sin gtbet. Alse er zo gode die
O Werder got fon hemelrich ke det
Durch din antlitze minnenclich
Ker Tus von Tnser mfssedat
Die hie der lib begangen hat
Vnde du herre z& deme zil
F. . . «e daz fnlg von israhel
15 Mit kreften tz egypten laut
Mit diner geweldeclichen haut
Des sis dii her n& gemant
Daz din zom ferge z6 haut
Fon ierusalem der stat
20 Die dich sere erzumit hat
Vnde sjon dem berge din
Laz dine gnade in werden shin
Daz ge vnser svnde yf alliz zil
Vnde dines fnlkes fon israhel
25 S in lidene ane vnderbint
F. . . .en den die vm vns sint Wie daniel ejpn
[D]urch din godelich gebot
Des din kneht nü biedet dich
ehet furhm me
2^* (Hs. 6^*).
Quariue Uber regum
ich dich lerin dit feretan
2""* von oben nach unten erhalten. Die zweiten und dritten Buchstaben der
Verse sind mehr oder weniger durch den von oben nach unten gehenden Kniff ver-
Dichtet. Das Q der Überschrift ist blau. 8 Da] so oder Do Hs. 10 O roth.
16 Die auf F folgenden Buchstaben sind vollBtftndig unlesbar. Fürte? 20 dich]
ch durch ein Loch ziemlich vernichtet. 26—26 sind die nach den ersten Buch-
staben folgenden unlesbar. 27 durch einen Kniff von links nach rechts unlesbar.
28 D abgeschnitten.
2^* Die Spalte, von oben nach unten erhalten, ist fast voUstSndig verwaschen.
Nach der noch lesbaren Z. 1 folgt in der Hs. ein 10 Zellen umfaOendes Bild mit der
Überschzift: daniel en gabriel.
5*
68 £• MOGK
T^ dese wort
^^ gar . . • . fort
V lande veriach
Vnde die fon deme falke geshach
5 D fon israhel
V da fil
Z gebet
AIb ich det
G quam
10 Der er nam
leder fon
Den Bten
£r gar frolich
M er mich
16 Da k6 der vesper zit
S gelit
Hores du das daniel
8'\
(^riuB Über regum ....
Alt iung groz vn auch der clejne
Wie olophemua ßar h^ geyn iudee. fm bescuen me
"Clon dannen für er geyn inde dam vn gäbe
^ Vnde besazten medam vn gäbe
6 Er ferwoste gar ir lant
Daz wart beraubet vn ^brant
Er stalde iamer vn not
Als der konig eme gebot
Drfzeg dage er da gelach
10 Siner rowe er da plag
Biz er daz her z& hanf gelas
Daz mit eme vz komen was me irV dese rede fer
N& isrhel dit wort vemam nam. Groze fohU die
Daz in der man sa nahe quam m wnder quam
15 In iudea fn daz lant
Vnde anch femamen sa z& hant
Vaz er det der hejdenshaft
Holofemus mit siner kraft
Eyn fdrste vber alle ritter shar
20 Die sin herre sante dar
1 Die blaue Initiale D ist noch ziemlich gut erhalten. 17 durch den Kniff
von links nach rechts Tollständig yemichtet.
3'* Die Spalte ist gut Ton oben nach unten erhalten. Das Q der Über-
schrift ist blau. 3 F roth. 5 Hs. fer woste. 13 isrhel = israhel. Hs. ver nam.
19 ritter shar] die ersten 4 Buchstaben ziemlich verwischt; ich wage nicht zu ent-
scheiden, ob die Hs. tt oder dd hat
KOPENHAQENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 69
Der konig nabuchodonosor
Den wir han genennit for
Ejn konig in asajrien lant
Se ershraken sa zo hant /oti denr bosin mere*
25 Se forien sich gar Bere Sa wart in alzo twere
Wan se horten mere
Waz er der den hejden hatte gedan
Olophemns der grimme man
Daz er ir gode ferkerte
8".
QuartuB liber regum ....
Yas gewihet Yn berejt
Fon aller einer wostekejt Wie u fii santen
K6 santen se in alle die lant in alle die lant
Die godes falke waren benant Ir bri^e da
5 In Btede ▼& in kaatella miede se wrden gemant
In g ynde in prouincia
In moce vnde in boatha
In abelmoym vnde in bechoron
In iericho vnde in achebon
10 IN belon vnde in allonia
IN salem vn in athalia
Shreyb ioachim der prister dar
Das se des nemen gode war
Daz se die wege ferlehten
15 Vnde se gar enge mehten
Die da gent hin geyn ierusalem
Wanne dar olophemos quem
Das die wege weren sa enge
Daz Bwene betten gedrenge
20 Die die wege sulden gan
Daz wart alliz wol gedan Wie in ioachim gebot
Daz in iochim gebot Daz se got beden für dese
Der werde pster in der not not
Hiz daz fulg fon israhel
25 Die da waren zO deme sil
S3 assyrien lint] das zweite a ziemlich nndeuUioh. 25 forten sa forhten.
Sonit UUSt der Schreiber regehnißig r vor der Consonantengnippe ht weg. 28 gximme]
Hfl. giimnne, ohne daß ein Strich nnterpnnctirt ist. 29 Daz] D ziemlich abge-
schnitten.
3' * ist von oben nach unten gut erhalten. Einige Schnitte im Pergament schX*
digen die Worte nicht. 6 nach g ein Loch; durch dasselbe ist auch ein großer
Theil des t in Tnde yeinichtet 11 salem] so oder selem. 18 gode] so gode?
U wege] g aus d verbeßeri 18 wege steht doppelt, das erste ist ziemlich ver-
wueht. 19 zwene] n verwischt und ganz undeutlich. 22 iochim] so die Hs. fflr
ioachim.
70 E- HOGK
In ierusalem der werden [stad]
Mit gansem flise er se bad
Die alden vnde der ionger shar
Dai aie mit eyn ander gar
80 Biefen so gode mit stedekejt.
Quarhu liber regum • • . .
Gk>de8 alter wart gedeht Wh godis alter be
In dan se sich hetten gelebt raubet wart. Fon aller
Mit beren doeben unwerde fsierde vf der fart.
Die bingen yf die erde
6 Se badin iarabelis got
Dnreb sin godelich gebot
Daz er ir wib un aucb ir
Wai mensben in der stat . . . •
Id gebe gefange in dar . . .
10 Den din name ist vmbekant Wie ee sich gäbin
Se balt vnB berre in diner in godis hant
Daz dese stat id werde t. . • Daz se fon gode
Daz dines tempels beylekeyt so tourden gewant
Id werde ferstoret an der • • • •
15 Fon deseme fdlke böse
Din kraft Tns berre erlose elyachim sin ge
T\er wde prister eljacbim bet vn ieder man zo
^^Jn der stat ierusalem gode det
Ging alvmme in der stat
20 Alle die lade er da bat
Das se bieben an wane
Das ieder man so gode dede
Mit fasten vn mit fenie
Got erloset yf fon der menie
26 aof radirtem Grande. Das Reimwort fehlt.
8*^ Diese Spalte, von oben nach unten erhalten, war aofgeklebt; die Buch-
staben sind daher eum Theil yerwiscbt Auch finden sich auf derselben Spuren der
Buchstaben des Werkes, auf welchem das Blatt aufgeklebt war. Das ursprünglich
blase Q der Obersehrift ist yoUstindig yerwischt 1 gedeht] eht siemlieh yer-
wiaeht 2 In] n yoUstXndig yerwischt. 3 Mit] it siemUch verwischt, unwerde]
de verwischt. 6 badin] oder en siemlich verwischt. 7 wih] so hat die Hb.
deutlioh« 7—8 Die Reimworte sind vollständig unlesbar. 8 Hs. nnenshen. 9 Reim-
wort nnlesbar. 11 Se ^ Sa. 11 — 12 Die Reim werte unlesbar, hant — vbrant?
18 beylekcTt] t verwischt. 14 Das Reimwort unlesbar. Z. 16 Das sweite Wort
der Überschrift unlesbar, spraoh^ 17 Die ursprünglich blaue Initiale ist vollständig
verwischt Der] r über der Linie. 21 Daz] az undeutlich. Das Reimwort ver-
wischt: stede? 28 fenie] das zweite e siemlich verwischt. Ebenso Vs. 24 in menie.
24 vf Hs. s ys = vns?
KOPENHAGENER BRÜCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 71
25 Des bösen holofernes
Des Bult ir alle sin gewia Wie die prieter
Die besten die da waren deyt
Gewesit for manigen iaren eich geleyt
Vnde die prister snnder wan
30 Hatten ane gedan
Quairiua Über regwn . • • .
D. «B. mäht nit durch mit diner ehar
Vnde do die wieder kere
Behalt geyn in dfn ere
Okfemue eante nach moab. Der eme fil dicke
5 TTolophemus zornig wart lere gab
•^^In zome sante er vfife der fart
Nach den forsten fon moab
Irr rat im dicke lere gab
Vnde nach den herzogen anch ammon
lö Die mit eme reden shon
Er sante nach aller mejstershaft
Die wisheyt hatten mft aller kraft
Daz mir der keyner abe ge
Fon deme riebe ma, . . .e Da no d^ rat for in
15 Ir kint gebom von kanaan geahach, Olofemua
Sprach er z6 in no saget an so einen sp
Wie ist daz folg gehejzen da
Daz da besazsit montana
Wie sint ir stede
20 Daz Tns der name werde erkant
Wie fil krefte mogent se han
An weme mag ir gewalt n& stan Okfemue
Wer ist vber se gestalt frade ^ mere, wer ir ge
Wer hat vber se gewalt weidig were
25 Sie sint nit geyn mir gegangen
Se hant mich nit enpangen
Alse alle die gegene die da sint
No olopkemue dit geepraeh. Achior der furete
25 holofemes] es ziemlich verwischt. Z. 26-^27 Die punktirten Stellen der
Übenchrift anlesbar. 28 iaren] fast ganz verwischt. 30 Das zweite Wort ziem-
lich verwischt, kann ich nur als ciUoia lesen.
3* * von oben nach onten leidlich erhalten. 1 Vom Anfang sind nur D und s
noch nemlieh lesbar. 5 Die ursprünglich blaue Initiale H ist fast vollstftndig ver-
wischt. 8 Irr sie Hs. 14 Die Buchstaben oben zwischen a und e sind unlesbar.
16 «p*] 80 die Hs. sp*ch =s sprach. 18 besazzet] a etwas undeutlich. 19 sint
ir sUde undeutlich, der Schluß des Verses unleserlich. 20 Daz] az und der ziem-
lich verwischt. 22 An] n ziemlich verwischt. 24 weidig doppelt. 28 durch
emen Bruch vollständig vernichtet.
72 £. MOGK
QuartuB Über regum ....
Se quamen in mesopotamea
Ynde woneten etwaz zide da Er eade im aber
N6 sprach aber ir got zh in fon irme gode
Daz 86 daunen Bälden gen vn fon siner wden
5 H/n in canaan daz lant e gebode
Daz in fon gode was benant
Vnde weren da biz an dfe zit
Alse moyses fon in da quit
Wie ctchior der wde man, Abir reden me began
10 '^\^ so shfeden no fon dan
•^^Beyde frauwen vii man
Se hatten gult vnde silbers gnog
Daz da daz falg mit eme drog
Si drehen fehes alsa fil
15 Yber maze vnde ane zil Wie se in egypten qua
Se qnamen in egjptenland me, Chroz arbeyt se
Daz efn g^r wenfg was erkant da namen,
Wan groz honger ging da an
In deme lande canaan
20 Dar vmme dft falg was komen dar
Daz se nemen ir libnar vn da is in egypten q
Daz fulg da w&s da alzo hant Äho sere iz zo
Daz man ir da nit zal en fant da nam
Daz fulg in al egypten lant
25 Drohte ser daz falg z6 hant
Se beswereten se sere mit arbeyt
Se dadin in qaale vnde manig leyt
[W]az mistes an deme wege was
Quartus Über regum ....
Da se darch den rodan
Als wir • . gelesin han
Se besazten se gar daz land
Daz mo genant Wie se f erwoben ca
5 Se ferw6ben .... neam naneum, vn auch die
Vnde aach phereseam gegen phereseum
4' ^ gat von oben nach unten erhalten. Das ursprünglich blaue Q der Über-
schrift ist fast Tollstfindig verwischt. 10 Die ursprünglich blaue Initiale D ganz
verwischt 28 Waz] W ist vollständig, vom a ein Theil abgeschnitten.
4' • von oben nach unten erhalten , war aufgeklebt und ist daher zum Theil
schlecht erhalten. Von einem großen Theile der Buchstaben ist nur noch der Ein-
draek der Feder erhalten, die Farbe ist verwischt 1 Das dritte Wort unlesbar:
quamen? 2 AU wir ez gelesen? 4 Vom Namen des Landes ist nur mo noch zu
lesen. 5 S. f. cananenm?
KOPENHAGENER BRÜCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 73
Sichern rs gebiuiam
Vnde d&rso . . . .semn
Se woneten in deme lande
10 Ane ..••▼£ ane shande
For godes angen alle zit
Als TD« die shrift yrknnde git Wie got ist mit
Got iBt mit in yfi Bin lere in cdlewege, vfi
Lr god hauet die sonde sere at aint in nner plt
15 Wen se draden fon godfs wege ge
Sa waren se nit in siner plege
In striden wart ix fil erslagen
Lr frende se begunden lagen
Se wurde gefangen sa z6 hant
20 Vnde gefiret in ejn ander lant
leren tempel man dar neder brach
Der stat geshach gros Tngemach
Fon eren wedersachen
Die das konde gemachen Wie se her wieder qua
25 Nö sint se her weder komen men. jr lant se an
Als wir fon in han yemomen sidi namen
N6 r&fent se ane eren got
Vnde sin godelich gebot
Das er se erlosen
Quartus liber regum ....
Das se blibent ane krot
Sa mozen wir in den shande
Wa wir des landes hene g
Da aekiar s(n wort gesprach Olofemus dar
5 T^a achior no dese wort wieder iach
•*-^For eme geredet hatte tort
Das folg gar sere ersomet [ ]
Olofemus vf der £art
Sprach zo deme fnrsten ach[ior]
10 Do hast hie gesaget for
Fon eyneme gode z6 dirre fri[8t]
Der da abene in deme hemel . • . Wie olofemus
Sa wil ich dir sagen for dos gespraeh. olo
Dai konig nabuchodonosor femus ab^ tach
10 Ane Bonde? 21 leren] so die Hs. 25 weder] der erste Bnchstabe ganz
nndentlich, w oder ni. 29 Der antere Theil der Zeile ist abgeschnitten.
4*1 Ton oben nach onten erhalten; die rechte Seite ist zum Theil ganz unlös-
bar. Überschrift: das nrsprihiglich blaue Q ist ToUst&ndig verwischt. 1 krot] über
0 findet sich ein HXkelchen o. 8 Das Beimwort ist yoUstftndig unlesbar. 5 D roth.
Da] a fast TollstShidig verwischt. 7 Das Reimwort anlesbar: wart? 9 acbior]
iornnlesbar. 11 frist] st unlesbar. 12 Das Reiinwort unlesbar; ist«
74 < £• MOQK
15 Eyn forste in al asserien lant
Ist got vber alle got erk[ant] Ni sprachen aUe
No sprachen alle fvrsten gar fiirsten twor
Die da waren in olofernus sh[ar] No tnoe sterbin
Wir wollen dodin achior <ichtor
20 Der dit hat geredet for
Vnser fohte ist nit gar fil
Geyn dem fulke fon israhel
Wan daz folg hat keyne ge. . . •
Keyn kraft die ist an se gest. . .
26 In striden groz des danket . . .
Wa man die ... nu Da die rede fon
... geshach
Daz wir werden da gewar Olofemus aber sprah.
Quartus Über regum . • . •
Vmmerme gebflfen dan
Se werdent alle gar erslan
Sa werden wir gerochen
Do wirdest mit in erstochen
5 Fon minen knehten yn minen man
Wirdestu erslagen dan
No wart grfangen achior, Fon deme ich han
XXolofemuB in der not geredU for
^^•Sinen knehten no gebot
10 Daz sie no fingen achior
Fon deme ich han gesaget for
Se forten in betullam
Vn gebS den vil werdin man
Den kinde da fon irl'
15 Daz dadin se vf deme zil
£ dan die stede wurden berant
Vnde gar z&storit vnde ferbrant Wie achior ge-
Die knehte begri£Pen achior fangen wart. Fon
Fon deme vns ist gesaget for den knehten vf
20 Se forten in geyn betuliam der fart
N& er z6 der stede quam
Da forten se in yf daz feit
Vmme siner werte gelt
16 »Eyn* und ,lant' Terwischt und undeutlich. 16 erkant] ant unlesbar.
18 shar] ar unlesbar. 23 — 24 sind die Reime unlesbar: gewalt — gestalt?
Desgleichen 26 mich? 26 ist zum Theil durch den V. 27 vertilgenden Bruch ver-
nichtet. 27 eme geshach? Vor geshach ist ein Wort unlesbar. 28 sprah] nur sp
ist noch deutlich zu lesen.
V* von oben nach unten gut erhalten. 8 H roth. 12 in geyn betuliam?
Vgl. 20. 20 geyn be~ ziemlich verwischt.
KOFENHAGENEB BBUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 75
Se wnlden dodin achior
25 De se enurnit hatte for
Se fohten rieh nit alz& fil
For deme folke yon itrahel
Wan das in got erwerete
6'' (H». 10^')-
Ynde iiteTne daz fulg sosamen |
Se miutai sin ir knehte
Z6 allem (rme rehte Wie ir rofm ao gode
No rif das fulg z& gode hfn geahach. Wie got
5 Das er ir liden wulde yersten ir groeen arb^
Qot plagete sere egyptfn lant sach.
Die em vil wenig wart erkant
Die in in knrten stunden
Nit ferhejien konden
10 N6 dit geshach in egyptenlant
Se ferdrebin se s6 hant
Ir got gesh&f in yf der fart
Daz das mer gedeylet wart
Er forte se durch daz rode mer
15 Gar ane aller hande wer
Er forte se z6 derselben stant
Dorch w&ste woi gesont dohior der sat hie me
Er forte se in cades barne Wie se quame tn cades
Als man hat gesaget auch me barne
20 Se ferdreben was se funden da
Wonende in heremo
Se ferwisteten allez daz
Daz in amorreorum was
6'» (Hs. JO^*).
Fon allen sachen bösen
Daz se id werden z6 strauwet gar
Als se aö strauwet waren bis dar Wie ee eint ho-
Ni sin se aber in der stat men in die etat
5 Dar in der tempil ist auch gesät dar in der tem
Das mit irs godis heylekeyt pU ist gesät
Nach godes willen ist yf geiejt
Se wonint nO hie in montana
Die fore warent zo strauwet alsa
25 enurnit etwas yerwischt.
5'^ von unt«n nach oben gut erhalten. 1 Nach soaamen abgeschnitten.
Z. 5 ir (yor ^oMn) doppelt. 13 daz doppelt, doch das zweitemal unterpunktirt
l- n me] e unlesbar.
5' * gut yon unten nach oben erhalten. Von 1 sind die Spitzen der größeren
Buchstaben abgeschnitten. 2 id] d scheint aus n verbeßert
66 E. MOQK
Sa wden ir gazzen wieder bereyt
Ir muren mit groze arbeyt
Vnde fr gazzen sa man qnit
25 Ir muren in engeslicher zit da dese rede bis dar
Vnde darnach nach denselbin dagen geahack, d[er\
AUe die wisen alle sagen engel ah^ furhaz iach
Sa wirdit criBtas dar
Vnune aller dfrre wemde n[ot]
2'* (Hb. 6").
Quartua Über regum ....
Daz danfeie was aber kom
Vnde yffenb&ret fon gode
Ejn wort nach godes gebode
Daz wort das was ejn wares wort
5 In grozer ster ▼£ allez ort
Daniel ferstont daz wort
In siner bekentnisse biz an daz ort
Iz ist natze fn der geshist
Z6 aller zft wan se geshiht. hU letU man wie
10 In der zft ich danfei damel. Fastete drier wchi
Weynete drfer wuchen zil zU
Brot loch keyner hande maz
^t begfrde auch ich da nit enaz.
Flejsh v& wfn ich nie genam
16 In mfnen münt auch nie enquam
Bfz drf wachen mit ▼ngedult
Mit grozen noden wart erfult
Vf den zwimft zwelfte dag
Des ersten mandes da der gelag
20 Ich was bi deme wazer zh haut
Daz da fygris ist genant No damel dU wort ge
Ich hob mfn äugen yf ich sach 9pr<ich. danid and^
Eyne gesiht dfe mfr geshach werbe sack
Eyn man der stunt for mir z6 haut
26 Linen doch was sin gewant
Ich sach Tmme sfne lenden lin
Eyn gurtel was fon galde fin
Sin Hb als eyn ehr
Sin anüitze was geshaffen sus
28 groze Hs. (Weinh. S. 492.) 26 der] er fehlt in der Hs. 29 not] ot ist
abgeschnitten.
2'* ist gut von oben nach unten erhalteu. 5 ster] zwischen e und r findet
sich über der Linie ein * . 8 geshist] so = geshiht Z. 10 wehe] ohne Abkür-
zung. 18 zwölfte] es scheint über dem zweiten e ein ~ gestanden zu haben.
22 sach] ziemlich verwischt. 28 Der Schluß des Verses ist durch den Kniff zerstört.
KOPENHAGENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 67
2^* (Hfl. 6^').
Quarlua liber regum ....
Das ist yf yub gefallen dar
Der floch vnde alle Tiignade gar
Als iz in deme b6che stat
Daz moTsefl beshreben hat
5 Der godis kneht iflt sunder wan
Waz wir geyn gode gesundet ban
Vnde wir des wenig ban vemomen
Da ist dlt vbel yf vns komen
Hie sprichet daniel sin gebet. Älse er tso gode die
Owerder got fon bemelrich he det
Durch din antlitze minnenclicb
Ker Tns Ton ynser mfssedat
Die hie der lib begangen hat
Vnde dft herre i6 deme sil
F. . . «e daz fiilg yoq israhel
15 Mit kreften tz egypten lant
Mit diner geweldeclichen hant
Des sis dii her n& gemant
Daz din zom ferge z6 hant
Fon ierusalem der stat
20 Die dich sere erzumit hat
Vnde syon dem berge din
Laz dine gnade in werden shin
Daz ge Yuser sTude yf allis zil
Vnde dines folkes fon israhel
25 8 in lidene ane ynderbint
F. . . .en den die ym yns sint Wie damel apn
[D]ureh din godelich gebot
Des din kneht nii biedet dich
ehet fu/rha» me
r^ (Hs. 6^*).
Qucuiue liber regum • • . •
ich dich Urin dU feretan
• • •
2^1 yon oben nach unten erhalten. Die zweiten und dritten Buchstaben der
Vene sind mehr oder weniger durch den yon oben nach unten gehenden Kniff yer-
Dichtet. Das Q der Überschrift ist blau. 8 Da] so oder Do Hs. 10 O roth.
16 Die auf F folgenden Buchstaben sind yoUstftndig unlesbar. Fürte? 20 dich]
ch durch ein Loch ziemlich yemichtet. 26—26 sind die nach den ersten Buch-
staben folgenden unlesbar. 27 durch einen Kniff yon links nach rechts unlesbar.
28 D abgeschnitten.
2^* Die Spalte, yon oben nach unten erhalten, ist fast yoUstSndig yerwaschen.
Nach der noch lesbaren Z. 1 folgt in der Hs. ein 10 Zellen umfaOendes Bild mit der
Überschrift: dani^ en gabriel,
5*
78 S. MOGK
Daz folg das lidet durstes not
Iz liget in den gazzen dot
20 Se rieden yds nü alle die wort
Die du fon vns hast gebort
Daz wir daz namen yf den [ejyt
Daz in daz solde tin gerejrt
N6 bede got des biede wir dich
25 Daz vns got belfe gnedicHcb
Daz YUB got einen regen sende
Vnde mache dirre not eyn ende
Daz Ynser cistemin werden erfult
Sa stillet dese groz vngedult
30 No d€B6 rede foti
6'* (Hs. 6'*X
Quartus liber regum . • • .
Die min sin bedrahtet hat
Iz wirt Tch nimmer me gekunt
Fon mir hin biz an die stunt
Daz iz wirdet fullebraht
5 Des ich zb d6nne han gedaht
• Da die firauwe du getpraeh, Otyaa d' priHer ab'
NO sprach der prister ozjras iach
Vnde die anderen forsten was ir was
Nö gang in frede des bieden wir
10 Got ynser herre si mit dir
Dai wir werden gerochen gar
An aller ynser fiende shar
Ozyas yfi dei ander shar
Shieden fon ir alle gar
16 Se gingen wieder an ir waht
Die iedem manne was gemäht Wie no doM fulg
N6 se quamen fon dannen fon dannen quam
Die forsten mit allin den mannen • Vn iedor
Nach den iudith hatte gesant tnan da vrlaub
20 ladith die franwe ging z& hant natu
Wieder hin an ir gebet
Ejn herin deyt se ane det
Se lede auch des gelaabit
Eshen 6f ir hanbit
25 Se fil yf ir antlitse
Alse ejn menshe ane alle witze
20 wort] fast ganz yerwischt. 22 eyt] e durch ein Loch zerstört; t fast
ganz yerwischt. 24 dich] ic ziemlich nnlesbar. 25 gnedeclich] ich fast ganz
yerwischt 26—27 de am Ende fast ganz yerwischt. 30 Nach fon ist das Blatt
abgeschnitten.
6'* yon oben nach unten gat erhalten. 7 N gut eihaltene blaue Initiale,
prister] das zweite r mehr z als r.
KOPENHAQENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 79
Se rif mit luder stimme ho
Z6 gode hin se sprach also Wie dese frauw[e]
0 werder got ich bfeden dich no aber
6^» (Es. 5^').
(iuarttu liber regum ....
Z6 male den assjrien geben
ladith die werde frauwe g6t
Se fing des eynen goden mot
Se sante ir maget abram
5 Z6 dem pster oziam
Vnde a6 den besten allin gar
Das se aO ir qaemen dar
N6 se die rede yemamen
Mit eyn die besten qoamen
10 For dese franwen iudith
Als in die frauwe for beshit . Da se die herrin
ane aach. JudUU die wde frauwe iach. Ja dcu waz
fdt eyn ivm« wort, dos ir hat geredit dort
N
0 sie die herren ane sach
Iudith die rejne frauwe iach
ir herren ober all
30 . . . herren fon der fursten shar.
6^' (Hs. 5^«).
QuartUB liber regum . .
— — _ — — — — — zom
5 — — — ferlom Die frauwe gab
— — — — — — — ut in goden rat. Der
— — — — -T- — — ist milden h?zen wole
— — cheyt stat
2S frauwe] 0 abgeschnitten.
6*1 von oben nach nnten gut erb alten. Das blaue Q der Überschrift etwas
verwischt 5 pster] er in Folge eines weißen Fleckes ziemlich unlesbar. Des-
gleichen 6 besten] es. 12 JudiJU so hier die Hs. für das gewöhnliche Judith.
Nach 18 folgt ein 12 Zeilen umfaßendes Bild, welches Judith und die Ältesten dar-
stellt. 26 N roth. 28 Anfang und 29 ist durch einen Kniff yoUst&ndig ver-
nichtet. 30 Das erste Wort abgeschnitten* Ir?
6** war aufgeklebt und ist fast vollständig yerwaschen, nur die rothen Über-
schriften und sum Theü die Reimworte noch erkennbar.
80 £. MOGK
10 — gnade
keyt
eyt
15
— — geweain
nesen
dot
"^ — — — — not Die tode frauwe no
20 — a6* epraeh. In ffonten
— druwen vn iocÄ
vnde hin gesant
— — ende hant
got
25
— No gab te aber godm
rat du ir hene mn
Waz yns leydis hie gesh. ... diu hat
80
7" (Hb. 9'*).
Liber machabearum . . . .
Vm den so risze gar lo hant
Vnde in deme fare darnach ferbrant
Der konig Am ferbudü die t. Die ee hatten
ii ntiochuB gebot zh hant fon moyee.
5 ^^Bi weme man die bocber fant
Da inne stnnt die godes e
Vnde der se farbaa bilde me
Der were sicherliche
Des dodes eygentliche
10 Die wiber die da waren
Vnde ir kint gebaren
Vnde besneden hatten ir kint
Die starben ane alles vnderbint
Se dadin in fil groze not
15 Antiochus aber gebot
Man sulde die kint vf heynkin
Doden Tnde erdrenken
29 Der untere Theil der Zeile ist dorch den Kniff vertilgt. Der Schluß des
Verses unlesbar: geshibt?
7» » Ton oben nach unten Tollst&ndig erhalten. Die mittleren Verse sind zum
Theil vollständig verwischt. Das ursprünglich blaue L der Überschrift fast gans ver-
waschen. 4 Die blaue Initiale ist noch ziemlich gut erhalten. 14 aber] etwas
verwischt. 16 erdrenken] er verwischt.
KOPENHAGENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. gl
Wa 86 die wib geberen
Wa te zo hüse wercn
20 Ynde die heften besoeden
in den selben seden
Solde se Terderbin
Ynde grimmen dodis sterbin
Des fnlkes de fon israhel
25 bilden der was fil
30
. . . . se fergingen godes ....
man se sezen
Ynde dmnken wol Tn ezen
Der koneclichen spise
35 Nach beydenesher wise
Das was deme konige harte lom Hie U$ii man
Dar Tmme wart ir fil ferlom fon mathaiyOB
wu tüerdeä mannes da§ er was, Vnde fan einer
eone lehin. Die da waren eme gegeben,
7'* (Hs. 9'*).
Liber machaheorum • . , .
^6 der Sit TDde z6 den dagen
^^Alse wir die bncher horin sagen
Er stont auch mathatias
Der iohannes son auch was
5 Der son was sjmeonis
Eyn werder prister sa gewis
Fon deme gesiebte ioarim
In der stat iemsalem
Der wonete yf deme gebirge modim
10 Der hatte sone funffe bi im
Der ejne der hiz ionathan
Der was eyn zerlicber man
Sin so name was genant gaddis
Der ander symeon no bis
15 Des so name was genant tasi
Deme waren wise sinne bi
21 Der Anfang des Yerses ist Yollstlndig nnlesbar. S5 Anfang sowie 26— 30
^d Anfang Ton 31 — 32 Terwasohen. Nach Z. 89 folgt ein 12 Zeiten omfaßendes
aorh gut erhaltenes Bild. Dasselbe Mtellt Mathatyas nnd seine ffinf SOhne dar.
V* Yon oben nach nnten TollstAndig erhalten. Die mittelsten Yerse sind ver-
**KheD. 1 Z roth. 8 iemsalem] so oder Hm; der Yorletste Baehstabe nn-
dentHch.
OmUHlA. Nm« IMke XY. PCXYII.) Jahrr. 6
g2 ^ MOGK
Der dritte son der his indas
Der godis werder kempe was
Der wart gehejzen inachabeus
20 Der ferde hiz eleasarus
Des z6 namen waren genant alsus
Abaron vnde magnus
Er was der bant ejn werder man
Wa z6 febten er began
25 Der fanfte son biz
Wi maihaiyoM der werde man. No eprichet nne
HfU bie an
Daz israbel deme fulke gesbaft
Fon der bösen hejdensbaft
Die se brabten unter kraft
Da spracb ber mathatias
Der dirre sone fater was
85 We daz icb ie geborin wart
Daz icb no seben z6 dirre fart
Daz werde falg fon israbel
In grozeme lidene no sa fii
Vnde ierusalem die beylege stat
40 In groz liden ist gesät
Vnde eren fienden bin gegebin
Z6 eyn ander lebfn
Der tempel stet z6 dirre frist
Als eyn ding des gar fergezzen ftt
45 Was borte z6 godes eren dar
Des ist er beraabit gar
Ir kint die lident groze not
Se Hgent in den gazzen dot
Ir iugelinge in den dagen
50 Mit swerten sint erslagen
7'* (Hs. 9^').
Liber nuu^bearum
Alle ir babe vn ir gewin
Alle ir fiende drogen bin
28 = zer bant (ygl. ein belt ser bant, ein holt sen banden). 26 Der 8cblu
Ton diesem Vers sowie die vier folgenden ^verwischt. 29 Die orsprUnglich blau
Initiale ist fast YoUstllndig verwaschen. 42 Das anf Zo folgende ist fast gan
unlesbar. Icb lese : durfte in (?)
7^ ^ von oben naob unten vollstfindig und siemlich gut erhalten. Das arsprfinf
lieh blaue L der Oberschrift fast vollständig verwischt. 1 gewin] der s weite The
des Wortes durch mehreie Schnitte ziemlich vernichtet
KOPENHAGENER BBUGH8TÜCIt£ VON EUDOLf'S WELTCHlKONlK. 83
Die tri wareo in der stat
Die sint x6 dfntte n6 geaat
5 Wai man fon vnser heylekeyt
Ynde fon vnser shone seyt
Vnde fon vnser wunne dar
Das ist ver wOstet alles gar
Das hat no allis besmizseii
10 Die heyden vnferwissen
Er sprach vminer we
Was sal vns no gelebet me
Hie wo rissen se ir eleyt. Vmme ir groteß kerne
^^iTathatias sa so hant leyt
16 ^^^Reys fon eme sin gewant
Vnde sine sone lle
Sich so rissen alle
Se dadin heren clejder an
Ifathatias der werde man
20 Vnde sine sone gliche
W^yneten birmecliche
No qnamen bodin in das lant
Die s6 in warin dar gesant
Fon deme konige anthiocho
25 Das se se alle betwingen do
Die da waren komin hin
In die stat hin s6 modin
Das se solden ir opper gebin
Irin godin • • • • • me ir leben
30 Vnde brehten dar wirauch
Vnde lissen fon frme glaabin auch
No redeten die bodin gar eenfte ufort. Die warin
N6 was ir fil fon israhel fcde vf aUiz ort
IH» so in bilden vf das sil
35 Dan der werde mathatias
Der alle sit sa stede was
Vnde dar s6 alle sine kint
Die feste an godis namen sint
Die boden spräche sa so hant
40 Die dar waren s6 eme gesant
Fon deme konige antioeho
Mit sa senften reden also
Mathatia dir si gesät
0 groser fnrste in dirre stat
10 beiden] so oder heidin Hs, 11 Das anf sprach folgende unlesbar.
12 Was oder Wa. Nach a ist radirt 14 Die rothe Initiale M ist gat erhalten.
16 Das sweite Wort ist mehr sime als sine. Das folgende anlesbar. 29 siemlich
▼erwischt Ebenso 80—81 glaubin] so oder glanben. 1*3 Die ursprünglich blaue
Initiale ist fSast vollstftndig verwischt.
6»
84 ^< MOOR
45 Do bist gesieret mit kinden gar
Tn aller diner frande shar
Dar Tmme gang forhin sander spot
Erfülle des koniges gebot
Alse iene dadin fon der shar
Die fon iuda qoamen dar
50 Die da waren in iemsalem
7^* (Hs. 9^»).
Ldber machabeorvm . • • •
Das dir des selben anch gezem
Sa wfrdis do vnde dine kint
Die fon dir geborin sint
Fmnt des koniges antiochus
5 Do wirdist aach erhohit gros
Mit Silber ynde mit galde fil
Mit maniger gäbe sander zil
Da der bode dit gesprach
Mathatias der werde iach
10 Obe se alle gingen also
Z6 deme konige antiocho
Vnde bilden sin gehorsam gar
Vnde se alle an ejner shar
Ferlizsen der alden feder gebot
15 Daz in hat gebodin got
Ich ynde aUe mine kint
Vnde die br&der min die mit mir tint
Wir halden vnser feder gebot
Daz in hat gebodin got
20 Got 81 TBS gnedig z6 aller frist
Wan iz auch kejn nutze en ist
Z6 hege sine almehtekeyt
Vnde alle sine gerehtekeyt
Vnde haldin Tns z6
25 Des koniges antioch
nit
Waz ms auch geshit
Do mathatias dit gesprach
Mit sinen aügen er da sach
30 Daz eyner snnder langen
For ir aller angen
Walde opper bringen deme abgode
Nach des koniges gebode
48 iene] Hb. hene.
7^ * Yollstftndig und ziemlich gut erhalten. 21—22 etwas yerwiseht. Des*
gleichen sind Yon den folgenden einzelne Theile ganz anlesbar. 22 almehtekeyt]
Hs« almehtejt. 28 Du] sehr undeutlich. Ich wage nicht zu entscheiden, ob der
erste Buchstabe D oder N ist. 30 sander] r serfreCen.
KOPENHAGENER BRUCHSTÜCKE VON KUDOLFS WELTCHRONIK. 85
In raodin der werder stat
35 Da was eyn abgot in gesät
Da mathatias daz gesach
Fil lidens im dar vme geshach
Sin lendin erbebeten her vnde dar
Fon zome wart er erfullit gar
40 Nach deme rehte des gebodis
Vnde auch geheyz des werden godis
Lif er do besragen hin
Vnde vf den alter stiz er in
Der man der dar e was gesant
45 Fon konig antioches lant
Der die lüde des betwang
Daz se opperten snnder dan[g]
Konig antiochas gode
Vnde stunden auch nach sime gebode
50 Den er sl&g er zo der zit
Vnde brach im auch den tempel sit.
. . .ei' nutehabeorum ....
o geshit hie fon Juda$ 9tT%dvna
Zö deme geshlehte amon nam aieh cm
degen er da font bu dem er doch
den 9(g gewan
5
forsten starg
grimme vnde arg
herzöge was
10 Inda an sich las
Er na des mit in an
Biz daz er doch den seg gewan
For a der bosin hejdenshaft
Daz ge e godis kraft
15 Er nam . • . . sich die stat z6 hant
Die da ist genant
Vnde was
For eme da genas WU ihymotetu
42 besragen] a undeutlich. 47 Als letztes Wort des Verses steht nur dan.
E« ist kein Bachstabe in der Hs, vernichtet. Der Lantitand der Hs. verlangt dang;
denn g finden wir in Shnlicben Worten consequent im Auslaut (ful^, stary), k stets
ÜB blaut (fulkes, starkes).
8'> von oben nach unten vollständig erhalten; die Schrift dagegen ist fast
gioslich verwischt. Die linken (obere nnd nntere) Ecken sind abgeschnitten. Daher
iit nur von dem ersten Worte der Überschrift -er erhalten. Die Mitte der Spalte ist
nun Theil durchlöchert.
; E. MOOR
1^6 gesach quam al dar
20 ^^ gemach .Mit eyner fient
Unde lidken Aair
Thym
Da
25 ..'!!!!!!!!!!'!!!!!!!
Die er . . • .
Wieder dai.
80 Die da ... .
35
Der brife
Die heyden
Mit groser
Die In
40 Wieder
Se ferd fil
Vnde alliz iarahel
ladas
So hant
45 Da wir
8'».
Lib^r machäbeorf¥n
Erlose tüs no fon sioer hant
Wan ynser fil ferfallen ist
Der ynser br&der so • . • • frist
10
zal Da dese meir
19 Die rothe Initiale N ist gat erhalten. Von 46 an sind die VersanfUnge
abgeriDen.
8' * ebenfalls vollständig erhalten, ist mit Ausnahme der ersten drei Verse gänz-
lich Terwaschen Nur hier und da sind die Eindrttcke des Griffels erkennbar, nirgends
aber läßt sich aus denselben ein Wort reconstmiren. 8 ist durch den Kniff siemlich
yernichtet. Z. 11 mehr so die Hs.
KOPENHAGENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 87
T^ torden ferküi
^^ hidaz so der
<e^5«n ^Mitd
15
lAber machß^bwnma ....
Das die böte heydenshaft
Den tempel storete mit ir kraft
Das er da wart gewihet wieder
Fon den hejlegen pristern seder
5 Se quamen alle an eyner shar
Vnde brahten ir reynes opper dar
Zo lobe deme werden gode
Vnde dadin nach der e gebode
Se sirten den tempel shone
10 Ifit ejner gülden crone
Se hildin dar nach ahte dage
Die kirwihe nach der warheyt sage
Mit singen vnde mit freyden fil
Mit symbeln vii mit sejten spil
15 N6 sie dit alles gedadin
Den werdin got se baden
Se lagen Tf ir antlitse
Fil gar in g&der witse
Das got dareh sine gode
20 Mit sine kraft beh&de
Israhel sin fil sarte dit
Die er ts egypten shit
Das se id wurde me gesant
ZÖ qnelene . • • der
25
30 Dit heylege
^Clon dirre wise sprichet man so shriff die sprtc
^ In deme ewangelio het aUo. In deme
Facta est encinia ierosolimis ewangelio
Das ist gesprochen in der wis
18 Die ursprünglich blane Initiale ist vollständig verwaschen.
8^ > vollstftndig und Biemlieh gut erhalten. Das nrsprttngHeh blane L der Über-
schrift sowie die ganse Überschrift fast vollsUlndig verwischt. 8i snm Theil,
25—30 vollstllndig nnlesbar. 31 F roth. wise sprichet] siemlich nndentlieh. eh durch-
löchert, 83 eneinia] mehr encima; vgl. griech. iynatvia.
88 £. MOOK
35 In ierasalem eyn kirwihe was
Id dem winter als ich iz las
Se ^iereten den tempel shone
Mit eyner gülden crone
Vnde daz falg fon israhel
40 Hatte freydin alsa fil
Se mähten wieder z6 der zit
AU die shrift der warheyt qnit
Eyn fon herzen feste werg
Fon muren vmme syon den berg
45 Die muren '*'alsa höh ^ waren
Das se sich in die lüfte zoch
Mit turnen die waren feste
Vnde ob in quemen geste
Fon der bosin heydenshaft
50 Daz sie in nit mit irre kraft
Mohten se nit gewinnen
Über machabearu, • •
loch ihtes mit in beginnen
Als se da fore daden
Da se se vber draden
Er sazte dar Tf eyn mehteg her
5 Die in da bilden in gewer
Vnde bilden in eren betsuram
Den werden got sa lobesam
Daz das falg da hede
Gar g6den frede stede
10 For der ferbannen heydenshaft
Daz se got feile mit siner kraft Die heydinshafl
lCr6 iz in die wfse quam gar zom^| wart
•^^ Daz iz die heydenshaft femam vmme eren
Die ymme se da waren /rede mo der 'ffvrt
15 Gesezin in den iaren
Daz der alter was gemäht
Vnde sin heylekeyt yfgeraht
Das der alter stunt als e
Vnde israhel was gestirket me
20 Die heydfnshaft gar zornig wart
Se gedahten yi der fart
46 So die Hs., d, L Die muren waren alsa höh.
8^ » ToUstftndig und ziemlich gut erhalten. Die Ecken sind rechts oben und
unten abgeschnitten. Die rothe Obenchrift ist etwas Tcrwischt, das m danelbeo ist
abgeschnitten. 12 Die ursprttngUch blaue Initiale N ist fiut ToUstiadig Tarwiseht.
KOPENHAOENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 89
Z6 diligene Tmme der wernde ....
Das geshlehte fon
Die isrfihfel] vmme sasen
Mit sa boflin gelaaen
Vnde die in dadfn lejdis fil
35 ^ber mase vn ane zil Se gedahien tick
^MTo dit iudas wart geseyt rechen, vn den fre
^^ Fil faste er dar wieder streyt de gar %o brechen
Er gedabte an ir botheyt
Vnde an daz grimmecliche leyt
40 Dai die beydin fon bekan
Sineme fulke batten gedan
Z6 sbaden vnde z6 ahanden fil
Vber maze Tnde ane zii
Se lageten in in den wegen
45 An brücken vnde an Stegen
In ir tarne se se iizzen
Vnde bart dar in besliszen
Er quam z6 in ir lant
Se wurden fer bau wen vnde geshant
50 Ir festen turne wurden ferbrant
AI i'r wonäge wart ferwant
9'» (Hs. 7').
Hundert dusent vber a. .
Die so fuzze gingen dar vn hui
Se wulden fm z& belfe stan ehar
Vnde dar nacb drizfg dasfnt man
5 Die eme gereden q'men
Se quamen per ydomeom
Se foren hin gej
Da streden se gar lange zil
Se mähten werkes alsa fil
28 — 28 am Schluß nnlesbar. Die folgenden Verse (24—31) ganz verwischt, das
Pergament ziun Theii durchlöchert 32 israhel] nach h ein Loch im Pergament.
33 Mit] der erste Buchstabe ziemlich unlesbar. 36 N gut erhalten, roth. 46 Iizzen]
der erste Buchstabe sehr nndeatlich.
9'* Von diesem Blatt, welches mit dem folgenden zusammenhingt, ist nur die
eiste und vierte Spalte erhalten. Die Spalte ist unten ziemlich sohlecht erhalten,
ein großer Theil der Wdrter ist verwischt Der obere Theil ist abgeschnitten.
1 Der Schluß des Verses abgeschnitten. Ebenso der größere Theil der rothen Über-
schrift Z. 2-3. 2 dar] £ist vollständig unleserlich. 6—10 sind vollständig ver-
waseken. Auch von den folgenden Wörtern ist von manehen nur nooh der Eindruck des
GrÜFels su erkennen.
90 E. MOOK
15 Fon desin vz der stat lOhant
Waz iz mft fare gar ferbrant
der degent riche
Werete sich krefitecliche
Dar fon den
20 Sine fmnt er an zieh nam
Vnde bewegete alliz daz
Daz fn sfner was
Für die stat am
Mit heres kraft . • • • quam
25 Gefarn mit sinen
Wfeder des konigez festen
Z6 er
Als iz sin ... • halte
Er bewegete gar
30 Daz se sich steden
Vnde sich alle leden
Vnder die festen
Da fndith dese wort gesprach
Das fnlg man kreftecHche zach
35 Sich in ir wapen
Vnde sich zo stride
sieh z6 gar
.... laden ynde der heyden shar
Se ir her. • . •
40 Die z6 stride waren tz erkom
Ir helfant wurden darzi gestall
Daz se z6 stride worden halt
Se deylten in zwa Tnde drizig shar
Die helfant die se brahten dar
45 eyn dir
shir,
9'* (Hs. 7").
• .sara
• .nnen allez das
bethsnra was
spise mit
5 daz fnlg fon dannen shit
mohden neren
hangers sie erweren
[D]az was ?f eynen sabbat
Da daz falg z6 genne plag
10 N6 der konig daz femam
Daz daz folg fon dannen quam
80 steden] das d ist ganz nndsntlich.
9^ * Ton unten nach oben erhalten. Die linke Ecke oben ist abgeschnitten.
4 spise] pi ziemlieh verwiseht. 8 Daz] D abgeschnitten.
KOPENHAGENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 91
Er besas dfe stat i6 bethsuram
Mit deme falke dai mit im quam
Er besaite se mit h&de gar
15 Das se fr nemen g6de war
Dnrcb das er se behtide
Ynde fr mft stede wflde
Er ferkarte gar fr hejlekejt
Die gode s6 dfnste was bereyt
30 Manigen dag Tnde manfge sft
Als dfe shrift Trkande git
Er det dar fn ül manfg armbrost
Mit aoderme gesbatse manige kost
Furbnssen ynde blfden gros
25 Da mfede er manfg gesteyne shos
Ynde mobte gesbissen s6 aller stnnt
Ynde anders maniger bände fnnt
Was er no des erdrabte
Ynde sfn sin rf gelabte
30 Dar wfeder se ancb funden
Z6 den selben stunden
Sa manfger bände gewerde gros
Da mfede se faste wfeder sboeb
Ynde sieb fil faste wereten
35 Bis das se sieb emereten
Mit groseme krege fil manfgen dag
Des se mft deme konfge plag Wie in d'' fMe no ge
WTo was keyn spise fn der stat bragf. Fon d' hm^den
^^Das se mobten werden sat iber Iwt
40 Wan fs was wol seben iar
Als Tns sat die sbrift farwar
Das die da bieben in inda
Fon der beydensbefte da
Die fersereten alliz das
45 Das ergen in deme lande was
N6 blebin fil wenfg lade alsa
10" (Hs. 7°).
....feder man fon sfner sbar Wie philippue
1^& dese rede eyn ende nam i$t hertoeder ho
^'Vnde pbylippns her weder quam men, fon
Deme der konig antbyocbas deme wir rede
5 seb sfn kint antiocbus han fil femome
33 shocb] so die Us. 88 N roth. 40 wol] sehr yerwiscbt. 41 farwar]
^v ist fast YoUstXndig yerwasoben.
10" von unten nach oben leidlich erhalten. 1 ist ziemlich frans abgeschnitten.
2 Die blaue Initiale ist fast YollsUndig yerwischt. 4 anthyochus] a darchlOchert
^ Am Anfang des Yerses ist das Pergament durchlöchert und daher das erste Wort
92 £. MOOK
Da er noch was an lebene
Daz er in söge gar ebene
Deme riche in anthiochian(i)
Daz er von deme konige nam
10 Daz zeptram vn die crone
Das wart im alliz shone
Daz er daz bilde sbone
Antiocho sincme sone
Biz daz er dar z6 dohte
15 Das er regieren mohte Wie philipput
^^hyWppu» dit alliz an sich nam der degen qua
^^ Mit den sinen er da quam hm in anthy
Hin in anthyochiam ochiam
Des riches er sich ane nam
20 Mit zepter rnde mit crone
Das eme da gap sa sbone
Der werde konig anthiochas
Daz er ir sulde bebalden alsus
In wirdekeyde shone
25 Antiocho sineme sone No lyeitu da war
T\i lysias dit ding femam t gefoi er quam
^^Mit sinen frunden er da quam ge$ogit m de
In anthyochiam die stat eUU
Als yns die ebedare sat
30 Er fant phylippam den frechen man
Strafen sere er in began
Vrome sine groae missedat
Die er nO begangen hat
Gejn deme konige antioehns
36 Daz er in wulde fersrechen alsus
Sa gar an deme riche
Er strafete in bitterliche
Vmme des konigrich
Die deme riche g Wi lyeicu her
40 ICTo lysias her wieder quam wieder quam mii
■^^ Sine frunt er mit eme nam deme here daz
vernichtet, antioehns] so habe ich geschriebeni die Hs. scheint regelmäiSig amiochas
oder annochus (vgl. 10** Z. 7 anochus) zn haben. Den Qaerstrich des t'kann ich
nirgends erkennen; Aber dem vierten Strich ist dagegen zweimal das Zeichen des i (')
ziemlich denttich sichtbar. 8 Hs. antyochian.
18 Hs. Amiocho (so aach V. 26. 34). 15 regieren] n darch Loch vernichtet
Von 16 an ist die rechte Seite der Spalte siemlieh verblaßt. 16 P roth. 86 Die
blaue Initiale D ist siemlieh verwischt. 38 begangen] beide n sind oben durch-
löchert 86 fersrechen] der Buchstabe zwischen r und oh undeutlich; es kann eben-
falls a oder i sein. Der Schluß von 88 > 39 ist vollstlndig unlesbar. 40 N roth.
KOPENHAGENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 93
Fon deme lande psie er da nam
Vnde auch fon deme mede
Mit deme her daz er da nam
45 Mit deme er in das lant hin qaam
Vmme der psarum riche
Z6 merene wirdeeliche
10'» (He. 7").
De konig hatte nit spise
Da sprach lyBias der wise
Daz fnlg yns alles abe get
Dax wenig ieman bi ms bestet
5 Die stat die wir besessen han
Die ist sa fredelich gedan
Daz wir mit vnsen sinnen
Ir können nit gewinnen
Wir mosen se n& lasen stan
10 Vnde m6zen wir fon hinnen gan
Wan ich wil raden vf min leben
Das wir deseme fulke geben
In frede vnser rehten hant
Das ganser frede werde erkant
15 Mit allem deseme falke no
Vfi alliz daz in horit so
Das se dan fredeliche
Gen in irme riche
Als se da fore daden
20 la da se frede baden
Vnde lebeten nach erme gesetze gsr
In der israhelshen shar
Daz wir an in Ter smehet han
De« lazen wir se in frede stan Wie d' konig
25 l^te rede dem konige wol gefil gab fredes fil
"'^Das er deme folke yon israhel allem deme
Frede gab yft allen drost fulke van irV
Da se fon sorgen wurden erlost
Vnde aller siner fnrsten shar
30 Santen eren frede dar
Der konig sw6r in sicherheyt
Ynde alle formten ejnen eyt
Se hede frede vf alliz zil
Vnde alKz folg fon irl'
42 psie] am Schltiße des Verses ist im Pergament ein Loch ; es iMßt sich nicht ent-
sdieiden, ob e oder a dag^estanden hat.
JO** Ton nnten nach oben sehr gnt erhalten. 8 Ir] die Hs. hat zwei angel-
sftchsische r, der untere Schwung^ des zweiten ist darohstrichen. 26 Der erste Strich
der blanen Initiale ist verwischt.
94 K MOQIt
85 Er redete in groses h%y\ da mede
Se gingen vz der stede frede
leder man nach sineme sede
In alle dorf in alle stede
Vnde enfohten sich niht hie fon
40 Da ging er yf den berg syon
Er sach der stede festekeTt
Der konig brach da einen eyt
Den er gesworen hade
Der konig gebot ta drade
45 Dax man die muren i6 lehte
Vnde ir nit wieder mehte.
Der konig dannen for lo hant
10^* (H«. 7°).
Also de shrift fon eme tat
Antiochn« der konig n6 began
Sich kriges gejn eme nemen an
Er besas die lirden etat i6 hant
5 Bis dai er in vber want. In deseme capiHl U
nt mä ni, Fan deme kanige demefyrio. Wie er so
konige wart gemäht. Da anoekue wart ge
Tx was funfieg Til hundert iar iaht
^Alse vns sat die shrift furwar
Da ging vs demetrius
Der was selenci filins
10 Vx der stat fon rome er quam
Eyn cleynei her er an sich nan
Er quam hin in maritimam
Die werden stat er an sich nam
Da inne regnerete er shone
15 Mit des landes kröne
N6 quam is daz demetrius
Quam mit den sinen gevaren alsns
In das hus des fulkes hin
Da eder waren for im
46 so doppelt, das erstemal durchstriohen. 46 Am Schluß ein Punkt, das
einsige Interpunciionsseichen in den Versen.
10^ > von oben nach unten, zum Theil recht verwaschen, erhalten. % Auch
hier kann ich in der Hs. nur Amioehns lesen (vgl. zu lO* * V. 6). 4 z3 zweimal, doch
scheint es das erstemal Yom Schreiber selbst durchstrichen zu sein. Nach 7 folgt
ein bild, 11 Zeilen Raum einnehmend. Dasselbe ist, wie die noch folgenden Verse,
ziemlich verwaschen. 6 I roth. 9 seleuci] in der Hs. scheint selenti zu stehen.
11 nan] so fOr nam. 19 Das auf Da folgende ist vollständig verwischt; ebenso die
Mitte von 20.
KOPENHAQENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 95
20 Sin her ge den werdia man
Vnde alle die in hören an
Antbiocham vil lytiam
Sin her se alle ane sich nam
Se forten te für den konig i6 hant
25 Is was im allix vmbekant
Oer sprach no nit enwisit se mich
Ir wesG ist mir gar ynglich
Se forten se fon dannen
Antiochnm mit «inen mannen
30 der alles sin her
x& der stunt ane alle wer Man luü ab&r no
|6 dese rede für ai§o, Fan deme ko
'Demetrins der m</e demetri
An sich s6 mal da o
Di
10^» (Hs. 7").
Er wulde gerne oberster prister sin
Se dadin for deme konige shin
Groier clage der was fil
'^ber das folg fon israhel
5 Fon in da wart gesproohen
hU Udt man mer
fon iudcu. Der
Av god%8 wde kern
P^
Wie der toi$e
man, vme des«
ding er eich
25 /er ean.
ir* (Hs. ir»).
Liber maehabeorvm • .
83 ane] an fast vollständig verwischt. 87 wesu] so kann ich dies nnr losen,
doch ist das ani s folgende sehr verwischt (wesin?) S9 Hs. Annochiom oder
Amioeb. 80 ff. ziemlich verwaschen. 32 Die nrsprQnglieh blaue Initiale ist fast
gXnslich verwischt, o das o gänzlich anlesbar.
10* * von onten nach oben erhalten , ist vom Kniff an (V. 6) vollständig ver-
waschen. Die rechte Seite der Spalte ist außerdem ziemlich zerfreßen. Z. 8 mer]
dnrcb L9cher ziemlich vernichtet 9 Rothe Initiale. 88 fehlt offenbar nach Wer
der Name. 23 Die blane Initiale D ist vollständig vernichtet. 24 Nach sich
folgt in der Hs. ein f, aber vom Schreiber unterpunktirt.
11*^^ vollständig erhalten, war aufgeklebt und ist daher fast ganz verwaschen.
Das ursprünglich blaue L der Überschrift verwischt
96 K. MOOK
Des di hast begeret
Phtolemen« ynde süie maa
PMometM <r ii
de sprach . to aUx
and' vn iadi
Die sbone was
Alexander der werde quam
Da man zalte hnndert iar
15 Wie aUaand^
quam geredin.
AUe eme
no woä da for
bu^edin
Wie kofdg a
hxander . . .
ionate de
30
feraeme
z6 siner boaheyt qneme me fwnUn her
Jonathas die rede femam
.... shone mit aller uaht er quam
Zwenne konige geyn eme gingen
40 Die in mit lobe enpingen
gab er .... «a werden «alt
Beyde selber vnde gnlt
Das er gesament bade
51 Das se sander allen nit
11'* (He. ir*).
lÄher ffiaoAa6eor« .
Des
6 Alse he
Er det in bi sieh setsen
In konedicben witsen
4 O roth. Ebenso D S8. 28 Auch ein Theil der rothen Überschrift rer-
wischt. Z. 46—48 ist nur noch zu lesen 46: Win die; 47: *€n,ßm irl; 48 tf alle,
11' B war aufgeklebt und ist ebenfalls fast Tollstftndig Terwitcht I>ie rechten
Ecken sind oben und unten abgeschnitten. Ebenso ist ron der gansen rechten Seite
ein Stttck abgeschnitten.
KOPENHAOENER BRUCHSTÜCKE VON RUDOLFS WELTCHRONIK. 97
£r sprach zo einer forsten shar
No getar mit eme gar
1 0 I>ort mitten in die
Tr herren daz su
Sa rehte Hb als
Daz nieman fehte wieder ....
Pon kejner hande sache
15 I>ie eme Tnfrede mache
25 No toas u 9i
Xj^ kerzogm
^^ gen de die v
n groz
35 Was er ynde allen sin
I>a man zaite
Hundert ynde fnnf iar
Da quam eyn
Des son was konig . •
40 Fon deme lande
51 Daz se der nemin mit. .
ir» (Hs. 11'*).
chctbeorum . •
iom der kontg acute appol
herzogend6m lonium. In e%fn
ferie rieh herzogen döü
5 grozer eren nie
appollonius
gebot demetrins
semente mit ejn her
queme ir gewer
10 hin geyn iamnam
an ionathan
oberste prister ist
get kurzer frist
allejne wieder vns sin
15 wirkest vns gar manige pin
fersmehet iemerlich
86 ff. rechts von der rothen Überschrift das Pergament abgeschnitten.
26 £ roth. 86 Das erste Wort sehr nndentlich.
ll""* Die rechte Seite der Spalte ist Yollständig erhalten; die linke ist ab-
geschnitten. 8 ir] so oder in.
0ESMAH1A. Neu« BeOie XV. (XXYII.) Jahrg. 7
l E. MOGK
en laden danket mich
hast wile die gewalt
z6 erregene wan d& sali
20 nü glaabist diner mäht
lieh ist an
her z6 vns yf • . • .
ieder
25 ejn den wider
er den andern
den willen
vnde lerne we # • . . .
mit helfe Nö appoUonitu du ge
30 aget rades fil sprach. Appolloni
ist aach daz gesaget ... tu aber tack
er fVE mag nit besten
aach wa gen
eint se geflohen
85 eter vnde ge zogen
t dir stred
e siege led
seges walden
eren pris behalden
40 strides glicheyt
as dir si gesejt
z& felde ziehen
an kau gefliehen
berge loch kejn stejn
45 gefliehen ynser keyn Hie leeit man
athas die rede vemam fon ionatae Wie
also .... quam er der rede bewe
en appolonio get was
beweget ho
50 dnsint man
stan
at
11^' (Hs. ii;;).
lAber maehabeorum • • .
Alse appoUonias in bat Smon ein broder mit
^ymon sin bröder gejn eme zoch sineme
^Fon eyneme gebirge daz was hoch her. Qua
17 wäle] so die Hs.I 18 erregene] mehr ri als re. 19 mäht] ht ganz
nndentlich. 20 ff. ist das erhaltene zum großen Theil recht verwischt 81 fvz
oder foz die Hs. — Von der Spalte ist ebenfalls die untere nnd obere linke Ecke ab-
geschnitten.
ll^> Die Spalte, vollständig erhalten, ist in der Mitte vollständig verwaschen.
Die blane Initiale ist fast vollständig verwischt
KOPENHAQENEB BSUOHSTOCKE VON RU]>OLFB WELTCHRONIK.
99
10
15
20
Eyn michel shar fon luden stdrg
Ynde eren fienden waren se arg
Se slogen ir herberge in ioppe
Se dadin ereu fienden we
Se drehen se alle yx der etat
Die sich dar fnne hatten gesät
Wan in ioppe was sin enthalt
Mit sfneme here manigfalt
Se wurden alle ferstorit gar
FoD lonathe vnde siner shar
Die in der stede waren
Gewesit for manigen iaren
Die dadin im vf die porten
Gar Wide an allin orten
Se Ilsen in in vnde alles sin her
stat ane alle wer
^X fernam
ionaihe mü
grozer wer
Wie appolloni[tu]
des wart gewar
er floch fon
danne mit einer
ehar
30
35
den der lüde fil
Vnde zo fua fil manigen man
Als wir die mere horten san
Jonathas dem was sa gach
Br fulgete eme alliz hinden nach
Bis an azotum die stat
Da wart der strit auch vf gesät
A ppollonins der Hz
•^^Hinder eme in der herberge lis
Wol dusint man gar heTmelich
Die z& desten weren sulden sich
AO Daz wart ionathe bekant
Daz im läge wart gesant
Jonathas ynde sine man
Namen sich z6 werfen an
Se gingen ?mme vnde vmme
45 Die sichte vnde auch die crumme
Se würfen drin mit stejnen
Mit grosen vnde mit clejnen
In daz
Daz da hinden lag z6
50 Des morgens bis an vesper zit
Da flohen ..«.••• wieder strit
Wie der fwtt
e appoUoniua
hüt eyn after
läge dlsua
19 ff. verwischt. appoUoni] so die Hs. us fehlt. 20 N roth. 86 A (blau)
&st TollstSndig verwaschen, fb? 89 zo desten so die Hs.
7*
100 E. MOGK, KOPENHAGENEB BRUCHSTÜCKE V. R. W.
12" (H«. 1).
Da Alexander die rede fernam
Daz fonathae mit eren quam
Er began in aber eren
Sfn werdes lob ermeren
5 Er sante im fibulam anream
Alse sinen eren wol gezam
Vnde als ejn gewonheyt fst
Durch ere z6 gebene z6 aller frist
Eyns konfges frunde durch ere
10 Z6 gebene vmmer mere
Er gab fm dar zb ackaran
Daz er dfe festen sulde ban
Z6 besitzene ewecliche
Dfe stont in sfneme ricb[e] Der konig von egyp
15 ^^o besamenete sich z6 haut Un lant. Der ht
^^Der konig yz egyptenlant samente sieh
Mit ejueme engeslichen her zo hont
12'* ist gut von unten nach oben erhalten. Der obere Tkeil des Blattes ist
abgeschnitten; ebenso die linke Spalte. Von letzterer ist noch ein Theil einer rothen
Überschrift zu lesen: ümatoB
te. Dam er
ae .. er
Die Rückseite des Blattes war aufgeklebt und ist vollständig unlesbar. 14 Hs.
rieh. 15 Die ursprünglich blaue Initiale ist fast vollst&ndig verwischt 17 ,slichen'
in der Hs. ziemlich undeutlich«
Daß die abgedruckten Fragmente unmöglich alle auf das Werk
Rudolfs von Ems zurückgeben können, liegt auf der Hand, da dieses
bekanntlich mit dem Tode Salomos schließt. (Vgl. Vilmar, die zwei
Recensionen S. 10 — 11.) Das hier abgedruckte Blatt 1 ist das einzige,
welches seinem Inhalt nach auf Rudolfs Werk zurückgehen kann und
wohl sicher auf dasselbe zurückgeht, da die Christherre-Recension
diesen Abschnitt nicht enthält. Auch Stücke aus den ältesten Fort-
setzungen (Vilmar S. 11) enthalten unsere Fragmente nicht. Blatt 2
bis 6 behandeln die Geschichte Nebucadnezars und hauptsächlich
Olofernes Auftreten unter den Kindern Israel (nach dem Buche Judith).
— Bl. 7 — 12 endlich enthalten Theile der Geschichte der Juden unter
den Machabäem (nach L Machab. und Petrus Comestor). — Leider
konnte ich andere Hss. dieser unter Rudolfs Namen gehenden literari-
schen Erscheinungen nicht heranziehen, aber nach Vilmar S. 36 zu
schließen, scheint keine der bis jetzt bekannten Hss. den letzten Theil
zu enthalten. Wir hätten es also hier mit einer neuen Phase der im
Mittelalter so beliebt gewesenen Weltchronik zu thun. Bl. 1 , welches
PEDOR BECH, DOUGEN. 101
Herr Dr. Edzardi mit Cod. Pal. 321 verglichen hat^ stimmt mit diesem
Cod. im Ganzen überein (s. oben S. 60) und hat, wie nach Vilmar
S. 13 das ganze Werk Rudolfs, neben der Vulgata die Scholastica
historia des Petrus Comestor*) benutzt. Ob auch Bl. 2 — 6 sich einer
bekannten Hs. zur Seite stellen lassen, bedarf noch der Untersuchung.
Auf jeden Fall sind unsere Fragmente fdr die Geschichte von Rudolfs
Werk und seinen Fortsetzungen insofern von Wichtigkeit, als sie den
Schriftzügen nach, die noch ganz die des 13. Jahrh. sind, unmöglich
viel nach 1300 geschrieben sein können.
LEIPZIG, im October 1879. E. MOGK.
DOUGEN.
In mehreren mitteld. Quellen begegnet man einem Zeitworte
dcugen (dotgen) iougen, das offenbar nicht verschieden ist von dem bei
Schiller-Lübben I, 532 verzeichneten mittelniederd. Worte ddgen swv.
= pcAi, perferre, sustinere**). Die Stellen, in welchen sich dasselbe
findet, sind in Lexers Handwörterbuche theils nicht aufgenommen,
theils nach der frühem Auffaßung W. Grimms und Franz Pfeiffers
an ungehörigem Orte untergebracht.
Am frühesten und am häufigsten tritt das Wort auf in Schriften,
deren Verfaßer dem westlichen Mitteldeutschland angehören ; so in den
von W. Grimm herausgegebenen Marienlegenden (= Haupts Zeit-
schrift 10) 25, 6 mines herzen smerzen -^ — den ich arme dougen
(: <mgen) ; 25, 7 ich dougen des scharpfen swerdes alach; 29, 6 owS wat wir
dougen (: oiugen) ; 104, 30 den vreisRchen döt sach ei ei douchen (: ouchen
= ougen)] 113, 32 he müz die grdze sehemede dogen (: ogen). In der
Anmerkung zu 25, 6 sagte W. Grimm: „dotigen verborgen tragen, ver-
heimlichen'^ ; daher wurde es von Lexer unter tougenen, tougen, swv.
verheimlichen, untergebracht, mit dem es in der That nichts zu thun hat.
Femer in dem mnrh. Osterspiel, das J. Zacher herausgab in Haupts
Ztschr. 2, 343, V. 1272 gedouget % laist beeiden ! V. 1443 den doit
im muz du doigen nü zeetunt] V. 1494 gedouge wir uns nü zu siede.
Bei Gotfrid Hagen in der Kölnischen Reimchronik 5241 goi untrüwe
•) 1'* Biblij, Tamir, M&M Maria nach Petr. Com. 3. Reg. 8. [A. E.]
**) Man yergleiche noch das ans dem 18. Jahrh. stammende mnd. Bruchstück
Tom Antichrist in v. d. Hagens Genfiania 10, 139, Z. 16
al de an got gdauwen,
de moten de martirie dougen}
»owie Bedentiner Spiel bei Mone II, 94, 1686 ih tJoil dy nicht lengher ddghen (: ßghen).
102 PEDOR BECH, DOÜGEN.
Tieit enwiU d(mgen (: ougen). Auch ans der Rede vom Glauben 685 ge-
hört wohl hierher: di di taufen*) tougent \ unde an den gotes t^un geloubint.
Dem hessischen oder dem wetterauischen Sprachgebiete gehört
der mystische Tractat Scdomonis hüs an in Adrians Mitth. 417 folg.
Dort heißt es S. 429: du soU din ofßnhdre ßnde wedersäzin mtnnfn-
eliche t(mgin\ S. 430: daz dritte sprichit aber Salamün : usque cd tempus
ausHnebit paciens, daz quid : der geduldige menshe sal sich zu einen stun-
den sich (so!) dougin.
Endlich ist das Wort auch im Osten von Mitteldeutschland zu
finden und zwar bei Nie. von Jeroschin 4985 daz si daz anevechtin —
nicht lengir moehtin dougin (: bougin)^ wofür die Handschriften K und H
doygin : hoygin haben; 20800 von der di brüdi'e uhirlast hattin genüc
gedoigit (: geurloigit). Pfeiffer identificirte hier dougen in seinem Glossar
zu Nie. V. Jeroschin 138 mit douwen, verdauen, obwohl er es richtig
mit „vertragen" übersetzte; ihm folgte wieder Lexer, indem er dougen
als Nebenform von dHuwen I, 455 aufführte, sowie Weinhold Gramm.
§. 206. Das Wort findet man auch noch in den Trebnitzer Psalmen
ed. Pietsch 24, 5 sustinui te, ich toyte (= toigete, togete) dich; und
meiner Vermuthung nach gehört hierher auch Ps. 68, 21 et sustinui,
qui simul contristarentur, und ich hongite (?) wer mit mir unvrouwete
sich, wo ich tougiie fUr bongite lesen möchte.
FEDOR BECH.
*) Bei Lexer II, 1480 ist toif/e nar als st. Fem. verzeiclmet. Indessen im Wart-
bargkrieg;e 116, 6 ed. Simrock heißt es: mit der toufen : verhot^en, entsprechend dem
Niederdeutschen: tn der däpen im Trierer Theophilus ed. Hoffmann v. Fallersleben
692 ; anch im Pari. 48, 6 steht »tarb er dne toufen «K, woraas bei Leser in den Nach-
trägen 876 „kn^fm stn.** angesetzt ist Auch ist es wohl fraglich , ob man nicht vielmehr
einen Nominativ tou/ene, UA^fen als Nebenform von Un^e anzunehmen habe. In der
St. Galler Psalmenübersetsung bei Graff, Deutsche Interlinearversiouen der Ps. 21, 22
(8. 81) steht als Nominativ haptiamium, toujßßn ; dazu citirt Graff in seinem Sprachschatz
6, 887 aus Isidor als Genit. Sing, dat^fin; dieselbe Form erscheint in den Einträgen
hinter dem von Meyer herausgegebenen Stadtbuche von Augsburg S. 269: Uem ex
guUen XU dheiner tami0n mihr gaun dann 8 man und 12 frawen; item ez sol
menum mehiat mer vergeben mt ^ner taufßn voeder mannen noch frawen tn dhf^ßMn weg.
So findet sich bekanntlich neben bürde bürde f. die Form burdine (Mechtild 156)
bardene (Germania 26, 209 und Ztschr. f. deutsche Philol. 10, 489), neben habe die
Form habene mnd. ha>oene, neben haffe — hoffene {eh, Reißenbergers Dissertation fiber
Hartmanns Rede vom Glauben S. 82) mnd. hopene, A;2l6e — kl^ene (? annunciatio
Mariae)f lüge — Wgene mnd. logene loggene, mute — mittene, male — müUne, ti^e —
ti^ene (=s md. tüfe » tüfene d<ifene und dat^fene, cfr. Trierer Psalmen 67, 26; 68, l'
u. 8 und 18 u. 19; 106, 24; 129, 1; Zeitzer Ps. mnscr. 68, 18 und fol. 168'); trüge —
triigene mnd. drogene, veete — vestene, volle — vollene, vrevele — vreveline, fMe —
i^Aana^ vit^ — tt^sene (nipplidum), %oüe$te — toüeetene mnd. todHine; vergl. Grimm
Graoun. 2, 171 und Weinhold Gramm. 266.
TH. VESNALEKEN, DAS WASSEB DES LEBENS. 103
DAS WASSER DES LEBENS.
Wir meinen nicht das Waßer des Lebens, von dem Jesus spricht^
im Evangel. Job. 4 in sinnbildlicber Rede. Wir baben es bier mit'
heidniscber, mythologischer Volkspoesie zu thun, die, wie es sich zeigen
wird^ im deutschen Märchen bis auf unsere Zeit reicht.
Die wunderbare Wirkung eines Lebenswaßers hängt mit der
Idee einer Unterwelt zusammen, aus der eine Erfrischung der Lebens-
geister kommt. Da diese Vorstellung mit Zauberei in Verbindung stand,
so war sie bei den Juden verpönt, denn als Saul, von den Philistern
bekriegt, Hath bei einer Wahrsagerin sucht, ftlrchtet sie gesteinigt zu
werden (1 Samuel 28; 3 Mos. 20, 27). Sie ruft aber den Samuel aus
der Unterwelt ui,d der gibt dem Saul einen Kath, der ihm Schrecken
einflößt. Das unter den Juden verbreitete Zauberwesen steht in West*
asien nicht vereinzelt da; wir erfahren Ähnliches z. B. aus Schraders
^Höllenfahrt der Istar. Ein altbabylonisches Epos" (Gießen 1874).
Die babylonische Istar repräsentirt vorzugsweise den Morgenstern als
Göttin der Fruchtbarkeit. Nach dem babylonischen Mythus unternimmt
Istar eine Wanderung in das Todtenreich. DafUr muß sie aber büßen,
die Befruchtung hört auf, bis die obern Götter dagegen einschreiten.
San Diener erhält den Auftrag, den Genius der Erde heraufzuführen
and Istar mit dem Waßer des Lebens zu besprengen, damit sie
in die Oberwelt zurückkehren könne. Das erinnert doch lebhaft nicht
bloß an die Sprengungen (Lavationen) im hebräischen Alterthum*),
sondern auch an die Mythe von Persephone (Proserpina), die im Hades
verweilt hat und Unfruchtbarkeit im Gefolge hatte. Hier sind auch die
Berührungen mit dem hebräischen Todtenreiche Scheol. Die prächtige
Schilderung (Jesaias 14, 9 ff.), wie der König von Babel in den Hades
(„die Hölle*) kommt, fQgt sich ganz in diesen Rahmen. Die Unterwelt
birgt Waßer der Verjüngung; damit besprengt, kann man auf die Ober-
welt zurückkehren. Die Göttin der Fruchtbarkeit muß in die Tiefen
hinabsteigen, woher die Keime des vegetativen und animalischen Lebens
entsprießen. Auch aus deutschen Sagen ist es bekannt, daß Neugeborne
ans Brunnen oder Bächen hervorgeholt werden (vgl. die Mythen von
der Holda).
Damit treten wir auf das germanische Gebiet über.
*) SoUte du in den röm.-kathol. Kirchen ttblicbe Besprengpen mit WeihwaCer
nicht daher seinen Uraprong genommen haben?
104 TH. VERNALEKEN, DAS WASSER DES LEBEN&
Unter einer Wurzel der Weltesche, das Bild der Vergänglichkeit,
ist der Nomen- oder Urdsbrunnen, welcher verjüngende Kraft hat.
Darum schöpfen die Nornen täglich aus diesem Brunnen und besprengen
die Esche, und „immergrün steht Yggdrasil über Urds Brunnen"
(Wöluspa). In deutschen Märchen, wo dieser Brunnen häufig vor-
kommt, soll das Waßer des Lebens aus ihm geholt werden, von dem
Baume aber goldene Äpfel, welche ebenfalls verjüngende oder heilende
Kraft haben (vgl. Symrock Mythol.« S. 38 fg.; 462). Bekannt ist arimms
Märchen Nr. 97 „das Waßer des Lebens". Einzelne Züge finden wir
auch in andern Märchen, z. B. Zingerle K. u. HM. aus Süddeutschland
S. 165 fil Bei Grimm sind es drei Brüder, die auf den Rath eines
Zwerges ausgingen, das Waßer des Lebens für ihren Vater, den
kranken König, zu holen ; die altern betrogen aber den jüngsten, ohne
daß es ihnen etwas genützt hätte. Zu diesem Märchen theilen wir
ein bisher unbekanntes Seitenstück mit und zwar aus Schrattenthal
(Retzer Kreis in Niederösterreich). Für unsern Zweck nur die wesent-
lichsten Züge.
Ein König, der am Siechthum damiederliegt, hört, daß er nur
dann gesunde, wenn ihm einer seiner fUnf Söhne das Waßer des Lebens
hole. Einer nach dem andern zieht aus, jedoch keiner kehrt zurück.
Zuletzt geht der jüngste, der einem großen Bären begegnet. Diesem
sagt er den Zweck seiner Wanderung. Der Bär eröffnet dem Königs-
sohne, daß seine Brüder in eine tiefe Schlucht verbannt seien, weil
sie ihm grob begegnet, und er ladet ihn ein sich auf seinen Rücken
zu setzen. Der Bär bringt ihn in ein Schloß, wo der Königssohn als
Vogelbüter Aufnahme findet. Auf des Bären Rath solle er nach einiger
Zeit einen Vogel entführen, aber ja nicht in einem goldenen Käfig,
und weil der Königssohn dennoch dies that, so rief der Vogel: He, he,
er stiehlt mich. Die Wachen eilen herbei und der Dieb wird eingespen*t.
Der Bär gibt dem Unfolgsamen nun den Rath, er solle dem Könige
versprechen, daß er ihm die Schönste unter der Sonne geben wolle.
Darauf ward er freigelaßen. Auf dem Rücken des Bären kam er zu
einem Königssohloße, wo er als Kammerdiener der schönen Prinzessin
blieb. Diese solle er entführen, aber nur in ihren einfachen Kleidern.
Er folgte dem Rathe aber nicht und ward wieder eingekerkert. Nach
dem Rathe seines Beschützers versprach er dem Könige das schnellste
Pferd auf Erden. Der Bär ftlhrte ihn zu einem Rappen mit hölzernem
Sattel, den solle er ja nicht mit einem goldenen vertauschen. Der
Königssohn, als ungehorsamer Stalljunge, ward beim Diebstahl wieder
ergriffen. Dem Könige mußte er dann den größten Diamanten ver-
j LITTEHATUB: ALWIN SCHULTZ, DAS HÖFISCHE LEBEN etc. 105
I
I sprechen. Diesen fand er in einem gläsernen Berge. Dafür erbat er
sich die Erlaubnis, noch einmal das schnelle Pferd besteigen zu dürfen.
Hit diesem gelang es ihm auch, die schöne Königstochter zu entfahren,
und ebenso den Wundervogel. Da sagte ihm der Bär: Jetzt fehlt dir
noch das Waßer des Lebens. Das wirst du mit Hülfe des Vogels
bekommen; hüte dich aber vor deinen Brüdern und gedenke meiner
bei der Hochzeit. Im Besitze des Waßers, schlief er an einem großen
See ein, die Brüder nahmen ihm Alles und eilten nach Hause. Aber
der Stein glich einem gewöhnlichen Straßensteine , die Jungfrau war
traurig, der Vogel schwieg, das Ross war ungeberdig und das Waßer
w«r in Eis verwandelt. Da kam plötzlich auch der jüngste nach Hanse,
die JoDgfirau fiel ihm um den Hals, das Pferd sprang vor Freude, der
Stein funkelte und das Eis schmolz. Dann reichte er das Waßer dem
Tater und dieser ward gesund. Die Brüder wurden des Landes ver-
wiesen nnd der jüngste hielt Hochzeit Zu dieser kam auch der Bär
und bat den Bräutigam, er möge ihm den Kopf abhauen. Lange zögernd
that dies der Eönigssohn, und so war der Zauber von dem Bären
gewichen. Er war ebenfalls ein Königssohn, und beide regierten von
nun an das Reich gemeinschaftlich.
GRAZ. TH. VERNALEREN.
LITTERATÜR.
Alwin gdmltSy Das hofische Leben zur Zeit der Minnesinger. Erster Band.
Mit 111 Hollschnitten. Leipzig, Hirzel^ 1879. gr. 8."*).
Viel später als es nrsprünglich meine Absicht war, gelange ich dazu,
<iu rorliegende Werk aninzeigen. Es ist schon so vielfach besprochen , daß
ich mir ersparen kann, allgemeine Bedenken gegen die nicht durchaus philo-
logische Haltung des Buches, gegen die Benutzung veralteter Ausgaben und
Tote, gegen die nidit ausreichende Verwerthung der bisherigen einschlagenden
Arbeiten zu äußern. Ebenso kann ich absehen von einer Darlegung seines
Inhalts. Ausdrücklich aber will ich meine Freude bezeugen über diese ebenso
lehnreiche wie anregende wißenschaftliche Gabe, obwohl ich nicht leugnen kann,
<l&ß ich Angesichts des behandelten Stoffes, der so voll nnd ganz dem Qebiete
<ier deutschen Philologie angehört, einen gelinden Ingrimm nicht unterdrücken
kann, daß uns ein Kunsthistoriker zuTorgekommen ist. Halte ich freilich eine
Umschau unter den Fachgenossen und bedenke ich, daß Wackernagel dahin
gegangen ist und daß Weinhold, statt seinem wirklichen Berufe zu folgen,
*) Anm. Die Torliegende Reeension erscheint spSter als mir lieb ist, lediglich
wegen Raummangeb. Sie mOge daher nicht als Anzeige einer literarischen Neuigkeit.
>ondeni als Beitrag zu den Privatalterthümem des Hittelalters angesehen werden.
K« B.
106 LIETERATUB: ALWIN SCHULTZ, DAS HÖFISCHE LEBEN etc.
die Alierthamskiinde und Cultargetchicbte za pflegen, es fort und fort Torzieht,
grammatische Werke sa schaffen, die andere ebenso gut, wenn nicht beßer
liefern könnten, während er anf seinem eigentlichen Gebiete unbestrittener
Meister ist und unvergleichlich wirkte, so finde ich keinen, aber auch keinen
einzigen unter den Vertretern des Faches, der auch nur annähernd im Stande
wäre, ein Buch wie das yorliegende zu leisten. Das ist doch eine bedenkliche
Erscheinung inmitten einer Wißenschaft, die so viel Erfreuliches und zum Theil
selbst Bedeutendes schafft und fördert. So kann es aber nicht bleiben. Wir
müßen den Realien fortan einen größeren Einfluß einräumen. Die Realien
müßen unsere kritischen und hermeneutischen , selbst unsere grammatischen
Studien durchdringen und befruchten, sonst bleiben wir im leblosen Kranae
stecken. Und dazu wird das Buch von Schultz sein Theil beitragen. Das habe
ich schon in der Einleitung zu meinem höfischen Epos principiell ausgesprochen ;
auch habe ich das Buch praktisch schon in den Anmerkungen benutzt und
angezogen. Nicht alles genügt mir, nicht alles gefallt mir, aber ich hab' es
doch lieb gewonnen^ und von Herzen wünsche ich, daß es eine belebende Wir-
kung ausübe.
An uns ist es, das Werk nach Kräften zu fördern und zu seiner Ver-
vollkommnung beizutragen. Daß es bei der ersten Auflage sein Bewenden nicht
haben wird, das dürfen wir aus der ungewöhnlich freundlichen Aufnahme
schließen, die das Buch auch in weiteren Kreisen gefunden hat. Das Buch ist
in einer Menge von populären Organen angezeigt und besprochen worden, frei-
lich auch von Leuten, die von diesen Dingen nichts verstehen, ja es hat selbst
nicht an Besprechungen gefehlt, die unglaublich albernes Zeug vorbrachten.
Auch gelehrte und fachgemäße Beurtheilungen sind erschienen, die Beße-
rungen und Nachträge darboten. Gar manches, was ich in ihnen fand, hatte ich
mir auch notirt; Einzelnem stimme ich nicht bei. Keineswegs ist durch diese
Besprechungen die Aufgabe erledigt, das Bach von Schultz zu verbeßern.
Als eine Förderung, nicht als eine Kritik der Leistung, wünsche ich die nach-
folgenden Bemerkungen angesehen. Es versteht sich , daß Schultz nicht alles,
was ihm so von verschiedenen Seiten dargeboten wird, vollständig benutzen
und hinschreiben kann; er wird auswählen, sich öfters mit ganz kurzer Notiz
begnügen müßen. Aber er wird finden , daß die fleißigsten und dankbarsten
Benutzer seines Buches, daß seine bereitwilligsten Mitarbeiter an der zu hoffen-
den zweiten Ausgabe nicht die eigentlichen Alterthümler , auch nicht seine
speciellen Fachgenossen, die Kunsthistoriker, sondern die deutschen Philo-
logen sind.
I. S. 37. Zum Namen „ Burgverließ ** ist zu bemerken, daß er ganz
modernen Ursprungs ist. J. Grimm weist im D. Wb. 2, 644 nur zwei Stellen
aus Jean Paul und Schiller nach, ebenso Sanders II, 1, 140, und Weigand
bemerkt 2^ 998 „Verließ" sei Schriftdeutsch erst nach 1750. Durch die
Romantik ist uns das Wort ganz geläufig geworden und man ist geneigt, es
für uralt zu halten. — S. 37. 38. Ein solches, oben mit einer Öffnung ver-
sehenes Thurmgewölbe befindet sich wohlbehalten auch auf der Raine Henne-
berg, dem Stammschloß des bekannten Grafenhauses, bei Meiningen. — S. 42,
Anm. 3. Die Stelle aus dem Erec, gegen die schon Weinhold sein Bedenken
geäußert hat, kann beßer als Beweis für die Umhegung eines Jagdbezirks ge-
braucht werden. Die Mauern, die üartmann erwähnt, brauchen wir uns nicht
LITTERATUR: ALWIN SCHULTZ, DAS HÖFISCHE LEBEN etc. 107
sehr hoch zu deDken, sie waren wohl nur das Fnndament für den darauf ge-
setzten Wildzaun. Das Schloß Penefreo fand dadurch seinen besten Schutz^
daß es mitten im See lag. Schade, daß Chrestien hier nicht Auskunft gibt.
Harttnaim bewegt sich in dieser Schilderung durchaus frei (vgl. Bartsch, Germ.
7, 171). Übrigens ist in V. 7182 der Text yerdorben in Haupts Ausgabe,
welcher Seh. folgte. Die Beßerung Becbs, die freilich einen röhrenden Reim
cchftfft, möge Seh. wenigstens in Klammem hinzufügen. — S. 45. 46. Der
Host ist gewiß zum Kochen bestimmt, aber weshalb sollte er nicht auch zum
Braten kleinerer Fleischstücke und der Würste gedient haben? Das Wort röst
hat verschiedene Bedeutungen; als Küchengeräth entspricht es entweder unserm
gRost^ oder einer Pfanne. Ausdrücklich wird manchmal das Verbum hrdüen
mit ihm ?erbunden, und das Verbum roeatm ist früher schon wie heute eine
bestimmte Form des Bratens. — S. 59. Die Winterzeit wird von Seh. wohl
etwaz zu ungünstig geschildert. Wir dürfen doch nicht vergessen^ daß unsere
Vorfahren nicht solche Stubenmenschen wie wir gewesen sind, daß sie sich
durch den Aufenthalt in frischer Luft viel mehr abhärteten, worauf ja Seh.
auch S. 137 eu sprechen kommt. Auch pflegten sie sich wärmer als wir zu
tragen, aber warme Kleider, wenn es nicht Pelzmäntel sind, brauchen nicht
als unbequem zu gelten. — S. 61. Die genauere Schilderung der Bildnisse,
die Tristan durch den Riesen Beliagog anfertigen läßt, jetzt in dem von Köl-
bing edirten nordischen Prosaroman, den ja Seh. später öfters heranzieht. —
Hier hätten auch die Fresken des Schloßes Runkelstein Erwähnung verdient,
wenn sie auch einer jüngeren Periode angehören. — S. 63. Zu den Stellen aus
der Literatur über Darstellungen gestickter Teppiche kann auch gerechnet
werden die Schilderung von Parzivals Traum im 5. Buch, 635 ffg., in welcher
die Traumbilder als Kämpfe und Waffenembleme erscheinen. — Es wäre er-
wünscht, wenn hier auch der bekannten uns erhaltenen Teppiche gedacht würde,
die freilich nicht mehr dem 18. Jahrb. angehören. Aber die Darstellungen
weisen sie .doch in diese ältere Zeit. Ich denke hier zunächst an die beiden
Tristan- und Isolde-Teppiche in Wienhausen und in Erfurt (der letztere wohl
ein Tafeltuch) und an den mit Liebesscenen in Medaillons geschmückten Teppich
im Rathhanse zu Regensburg, der, so viel mir bekannt, noch nicht publicirt
and in allen seinen Theilen gedeutet ist (vgl. Jacob in der Germ. 18, 276).
Solche Teppiche gibt es noch mehrere in den Sammlungen, aber sie sind noch
nicht für die Philologie verwerthet. — S. 80, Anm. 5. Zu der Stelle aus Hein-
riche Tristan konnte auf meine Anmerkung hingewiesen werden, weil hier die
Sitte des Zusammenschlafens genauer in Erwägung gezogen wird. — (S. 98
die erste Zeile gehört auf S. 100.)
II. S. 117. Lichtenstein bemerkt in seiner Recension (Anzeiger 7, 103)^
er vermöge im Augenblick nicht festzustellen, ob aus Schusters Buch „Das
Spiel, seine Entwicklung und Bedeutung im deutschen Recht*, Wien 1878,
etwas für Schultz zu gewinnen gewesen wäre. Ich erlaube mir ergänzend hinzu-
zufügen, daß dies allerdings der Fall ist. Schultz wird gut thun, diese mannig-
&ch interessante Monographie, soweit sie eben culturhis torisch es Material liefert,
zu benutzen, namentlich den zweiten und dritten Abschnitt. — S. 119 fg.
Auf Gottfrieds Tristan ist in diesem Capitel über die höfische Erziehung zwar
hingewiesen, aber doch nicht recht ausgiebig genag. Die Sitte, die jungen
Adeligen oder Prinzen an die Fürstenhöfe in den Dienst zu geben, hätte etwas
108 LITTERATUB: ALWIN SCHULTZ, DAS HÖFISCHE LEBEN etc.
genauer geschildert werden sollen. Es bieten sich da reiche Stellenbeweise.
Vor Allem wäre hier auch der Hof Etzels zvl erwähnen gewesen. Die jüngere
Nibelungendicbtung hätte diese erzieherischen Verhältnisse unerwähnt gelassen
oder kürzer berührt, wenn nicht auch in jüngerer Zeit die großen Höfe als
die hohe Schule für die Courtoisie betrachtet worden wären. — S. 128, Anm. 4.
Hier wäre auch die bekannte Affaire ans Ulrichs Fraueodienst anzubringen
gewesen. — S. 126. In dem Citate aus Walthers Nieman kan beherUn schreibt
Scb. dem ist iin wort als ein slac» Warum ^tn? Der metrische Accent ruht
allerdings auf stn, aber nicht der logische : wort und slae sind die Gegensätze ;
vgl. meine Anmerkung zur Schulausgabe 85, 4. — S. 128. Zur Etymologie
des franz. escrime würde ein Hinweis auf Diez* Wörterbuch sich empfehlen. —
S. 131. Es ist möglich, daß das Messerwerfen an der angezogenen Stelle des
Tristan auf die Gaukelkunst geht (s. meine Anm* zu 4712). Die Stelle würde
alsdann S. 448 zu verwerthen sein. — S. 142. Bei Betrachtung der Schwert-
leite verdient auch Gottfrieds Tristan Erwähnung. — S. 149. „Als Ritter war
er (der Jüngling nach erlangter Ritterweihe) dem Fürsten ebenbürtig^ mit Ver-
weis auf Partonop. 19992. Ebenbürtig nicht, wenigstens ist ebenbürtig ein
zweideutiger Ausdruck ; der Rittor ist aber dem Fürsten gegenüber satisfactions-
fähigi wie wir das jetzt ausdrücken würden; aber dabei ist doch noch die Be-
dingung, daß er von freier Geburt, kein Dieostmann ist. So steht es aus-
drücklich an jener Stelle und geht auch aus dem Vorhergehenden hervor. —
S. 154 ffg. Für das Capitel über die Anstandsiehren für Damen ist namentlich
der 15. Abschnitt in Gottfrieds Tristan ganz besonders lehrreich; er ist auch
das Vorbild für Schilderungen jüngerer Dichter, namentlich Konrads von Würz*
bürg; der Terminus für den maßvollen Gang neben Itse treten ist sliehen, der
zwar in den angezogenen Stellen öfters erscheint, aber auch für sich erwähnt
und im Einzelnen (aus den Wörterbüchern) belegt zu werden verdient. —
S. 158 fg. Lichtenstein weist mit Recht auf die Heilkunst der jungen Isolde
in Eilharts Tristan hin. In der Tradition Gotfrieds sind beide Isolden arznei-
kundig, vorzugsweise aber die Mutter. — Triakel (Theriak) [übrigens gewöhnlich
driakel] braucht auch die alte Isolt als Schwitzmittel für Tristan. — Auch
gegen Geistesstörung haben die Ärztinnen Salben bereitet, wie die bekannte
Erzählung im Iwein beweist. — S. 160. Der Truchseß ist allerding« über das
Küchendepartement gesetzt Allein das Amt wird schon im 13. Jahrhundert
ausgedehnter. Truchseß ist nicht nur ein Hofbeamter, sondern auch landsäßiger
Verwaltungsbeamter. (Das hat sich noch in „Drost^ erhalten.) Ich habe dar-
auf im Wörterbuch zu Heinrichs Tristan aufmerksam gemacht. Vgl. auch
Müller im mhd. Wb. II, 2, 841 und J. Grimm im D. Wb. 2, 1437. (Die
Etymologie von Truchseß ist immer noch nicht endgültig festgestellt.) —
S. 163 fg. Die Stelle aus dem Erec (6517) ist an sich ganz gut, doch muß
sie etwas anders gedeutet werden. Der Graf, der Enite schlägt, ist bereits ihr
Gatte, er beruft sich ausdrücklich auf sein Recht zu diesem Thun (6539 bis
6548) und will dadurch die Vorwürfe, die ihm von Seite seiner Gäste gemacht
wurden, zm'ückweisen. Das formelle Recht werden ihm diese gewiß im Stillen
zugestanden haben, aber sie tadelten ihn doch wegen seiner Unzucht, und
das eben ist das Bezeichnende und zugleich für uns Erfreuliche dieser
Stelle. — S. 165. Seh. bezieht sich hier auf seine Habilitationsschrift j^quid
de perfecta corporis humani pulchritudine Germani saeculi XU et XIII sen*
LITTERATÜR: ALWIN SCHULTZ, DAS HÖFISCHE LEBEN etc. 109
•erint* und will daher auf eine nochmalige VorfShTung der Belege verzichten.
Solche Enthaltsamkeit ist anter Umständen lobenswerth und auch praktisch,
aber bei der Unzngänglichkeit der Dissertationen würde wenigstens ein Aaszug
der bedeutendsten Belegstellen doch recht willkommen sein. — S. 167. Seh.
knüpft an die Schilderung des „Schönheitsideals'' auch eine kurzgefaßte des
.Ideals der Häßlichkeit". Auch hier wären einige Belege erwünscht. Hier
wäre namentlich Cundrte im Parsival nicht zu vergeßen. Zu der Bemerkung,
daß man den Rothköpfen Falschheit und Bosheit zutraute, mag hinzugefugt
werden, daß das Wort r^ deshalb geradezu die Bedeutung „falsch, bösartig,
listig" gewinnt.
III. 8. 168 fg. Daß man sich nackt zu Bette legte, zeigen auch außer
Malereien geschnitzte Bildwerke, wie das englische vofl Michel abgebildete
ElfSenbeinkästehen mit Darstellungen aus der Tristansage. Zu den Stellen aus
der Literatur könnte nachgetragen werden Parzival, 5. Buch, 604. — S. 175. Zu
Anftug* der Betrachtung über die Spiegel ist auf mhd. Wb. I, 545 (spiegelglas)
▼erwiesen; noch reicher ist der Artikel II* 494 (spiegel). Auch Wackernagels
Abhandlung (Kl. Sehr. 1, 128 fFg.), obwohl von geringem Umfang, verdient
genannt zu werden. — S. 178. In den Sammlungen werden sich solche Elfen-
beinkästchen mit Reliefdarstellungen noch viel mehr vorfinden. — S. 184. Ja,
was bedeutet wippeil in Bertholds Crane? Bartsch gibt keine Erklärung, und
Lexer stellt es wie vorher Müller fragend zu zipfeL Daß es eine Art Kopfputz
bezeichnen soll, ist gar nicht in Zweifel zu ziehen. Aber das Wort ist doch
zu seltsam, sonst nirgends aufzutreiben. Sollte eine Verderbniß vorliegen?
I aus c = I;, i aus e? also vielleicht keppeH Aber diese Diminutivbilduog ist
nicht nieder- und mitteldeutbch. Auch erlangt erst spätter Kappe die Bedeutung
der Kopfbedeckung. Hoffentlich gelingt es noch, das Wort zu enträthseln *}. —
S. 194. Zorn Belege des französischen Kleiderschnittes würde auch die Stelle
im 15. Abschnitte des Qottfriedischen Tristan recht dienlich sein (V. 10905 fg.).
— S. 208, Anm. 1 . die (die Sticker und Stickerinnen) wurden gemacht reich kann
nicht heißen: Alle wurden bei den Arbeiten „reich^, sondern nur: sie wurden
reichlich belohnt. — S. 214 ffg. Die Zopftracht der Männer ist durch eine
Abbildung, durch die Statue Chlotar*s I. aus dem 13. Jahrb. zur Anschauung
gebracht y aber die Figur ist beinahe typisch gehalten. Könnte nicht auch ein
Zengniß aus dem 18. Jahrb. gegeben werden? etwa ein Mitglied der Zopf-
gesellschaft mit dem Zopfbehälter nach der Abbildung im Anzeiger f. K. d. d. V.?
— S. 217. Seh. fragt nach Besprechung der Kurzhose (hruoch): „Was ist aber
der Brachseckel?^ und vermuthet, es sei vielleicht „Senkel^ zu lesen. Der
Recensent in der Zeitschr. f. d. Philol. gibt kurz und bündig die Antwort:
„vergleiche Leser I, 861 Saccus hemiosus^. Sich Raths zu erholen in bereit-
liegenden HilfBmitteln , das ist schön und wohlgethan, und diesen Rath auch
für solche, welche der Hilfsmittel entbehrten oder sie verschmähten , zu ver-
wenden, zeugt von großer Menschenfreundlichkeit. Nur muß man mit der Ver-
abreichung von geborgten Gaben vorsichtig zu Werke gehen, auf daß man
sich nicht vergreife und einen Stein statt Brotes biete. Was hat sich wohl der
Recensent unter »<iccus hemiostt» gedacht, welches bei. Leser neben bniocJiseckel
*) Es ist = 9ehappel, 9ehapeU auch im Ritterspiegel, ts = s im Anlaut; s. Lexer
2, 669. K. B.
110 LITTERATÜR: ALWIN SCHULTZ, DAS HÖFISCHE LEBEN etc.
steht? Hätte er als dassischer Philolog (die GermaniBtik treibt er ja doch nur
in seinen Maßestanden zum Priratvergnägeo) nicht sofort merken müßen; daü
Lexer hier irrthiimlich bruochseckel statt bruchseekel schrieb and demgemäß an
unrichtiger Stelle im Alphabet einreihte, oder daß Lezer, wenn er wirklich
bruochseckel haben wollte, eine falsche Erklärung gab? Was hat denn hermoeu»
mit bruoch, mit der Hose, sa than, während es auf hemiaf den Brach (den
chirurgischen), den Leibesschaden geht? Diese Erklärang Mctceus hemiosw stammt
aus dem deutschen Wb., wo sie zu dem Worte »Braohsack*' gesetzt ist ohne
Stellenangabe, und dieses also zu den bekannten Wortbildungen J. Q-rimms
gehört. Somit ist es mit der Erklärang saccus hemiosus nichts. In der einzigen
Stelle aus dem Wolfdietrich, welche bis jetzt bruchseekel bietet, kann das Wort
nur = bruochseckel {nicht bruchs. oder brüehs.) sein , weil im Folgenden von
der bruoch und dem bruochgürlel die Rede ist. Hosentasche würde das Nächst-
liegende sein, wenn nur die Hosen damals Taschen hätten aufnehmen können.
Sie waren ja viel zu eng. Deshalb yermuthe ich: bruochseckel ist das, was wir
jetzt Hosenlatz nennen (und noch nennen^ obgleich die Mode in diesem Jahr-
hundert aus dem Latz schon fast durchgängig den Hosenschlitz gemacht hat).
Für diese Erklärung könnte vielleicht geltend gemacht werden, daß das Wort
in einem volksthümlichen Qedicht erscheint, während es in Erzählungen des
höfischen Stils nicht gefunden wird, bruochseckel würde nach meiner Deutung
an der gewöhnlichen Kleidung sein, was au der jüngeren Eisenrüstung die
brayette, die manchmal die Qestalt eines kleinen Helmes hat*). — S. 222. Die
Einführung der Schnabelschuhe hängt wahrscheinlich mit der Änderung des
Stils, die den Spitzbogen und Spitzwinkel als Kunstprincip einführte, zusammen,
wenigstens sicherte der Stil der Kleidermode eine längere Dauer. Es ist doch
auch auffallend, daß mit der Renaissance der spitze Schuh ▼erschwindet and
der runde breite, das Kuhmaul oder der Entenschnabel, die Herrschaft erhält.
Ich gebe diesen Gedanken nur als eine beiläufige Anregung, aber ich wünsche
doch, daß man ihn in Erwägung ziehe. — S. 223. Die Ähnlichkeit der Männer-
tracht und der Frauentracht ist besonders auffallend bei den Mänteln. Zu
Anm. 2 wäre darum die Stelle aus Parziral 5. Buch 129 — 136 nachzutragen,
wo der junge Ankömmling den Mantel der Repanse de Schoje geliehen erhält.
— Auch in dem Schmucke mit Kleinodien thun es die Herren den Damen
gleich. Die von Seh. S. 229 beigebrachten Stellen aus der Literatur sind etwas
dürftig. Hier sei es mir gestattet auf etwas aufmerksam zu machen, was zwar
unmöglich in einem Werke wie das vorliegende erschöpft und ausführlich dar-
gestellt werden kann^ was aber doch wenigstens einigermaßen behandelt zn
werden verdient: das ist die Symbolik der Edelsteine. Ich bin überzeugt, daß
i Q den meisten Gedichtstellen aus der guten Zeit die Edelsteine nicht bloß die
materielle Bedeutung des Schmuckes haben, sondern zugleich die Situation zu
symbolisiren bestimmt sind. Denn wohin ipr im Mittelalter blicken mögen,
allüberall tritt uns das Symbol, die Mystik, die Allegorie entgegen. Seh. kommt
auch auf die Cameon zu sprechen (S. 230 fg.) und bemerkt, man habe sie
sehr geschätzt, „zumal man sowohl den Edelsteinen als auch den eingravirten
*) Nachträglich: Auch G. Bötticher citirt Neue Jahrb. f. Phil. u. Päd. 123/24
S. 248 Lexers smcu» hemiosua und Übersetzt „Hosenboden*'. Wie reimt sich das zu-
sammen ?
UTTESATUR: ALWIN SCHULTZ, DAS HÖFISCHE LEBEN etc. Hl
Figuren y die man langst nicht mehr zu deuten wußte ^ geheimniflvoUe Wir-
kungen soachrieb''. Diese kurze Hindeutung genügt mir nicht. Hier wäre viel-
leicht die geeignete Stelle, sich über die Symbolik und die Magie der Edel-
steine and der Gemmen im Anschluß an die naturhistorische Literatur und an die
poetischen Steinbücher und mit Hinweis auf unzweifelhafte Stellen der Gedichte
in Terbreiten. Ich habe in meinem höfischen Epos auf solche Stellen im Par-
liral 5y 224 und im Tristan 10974. 11139 die Aufmerksamkeit hinzulenken
gesucht. £8 wäre gewiß eine lohnende Aufgabe, diese Beobachtung weiter auszu-
dehnen. Daß es in jüngerer Zeit völlig einerlei ist, ob ein Bitter oder eine
Dame diese oder jene Edelsteine trägt, wenn sie nur recht groß, prächtig und
kostbar sind, glaube ich gerne von ▼ornherein. — S. 232. Bei Erwähnung des
Glasschmuckes könnte auf Walthers gleäin vingerltn hingewiesen werden. Im
Helmbrecht trägt der Held Kristallknöpfe in verschiedenen Farben. Sollte das
echter Bergkristall sein ? Dann wäre es doch bei Gelegenheit zu erwähnen.
Oder sind es Glasknöpfe? Dann könnte hier beim Glasschmuck darauf Rück-
sieht genommen werden. — S. 234. „Handschuhe tragen vornehme Leute
immer.'' Immer? Doch nur bei Gelegenheit, bei Festen, beim Ausritt, auf der
Jagd. — S. 236 wird nach der Stelle im Demantin erwähnt, daß die Ritter
Reitkleider ans geringerem blauen Stoffe erhielten. Also der geringere Stoff
ist blau. £s ist mir aufgefallen, daß ich auf Bildern älterer Zeit niemals aus-
sebließlich blaue Gewandung fand. Wo blau erscheint, ist es mit einer andern
Farbe zusammengestellt , oder der blaue Stoff ist mit Gold oder Silber durch-
wirkt. Nur die Jungfrau Maria trägt den blauen Mantel. Das aber ist offenbar
•ymboliach, es deutet die Farbe des Himmels an, Maria ist die Königin des
Himmels. Aber die Bauern tragen blau, wahrscheinlich dunkelblau, vergl.
Helmbrecht 169 (von Seh. S. 242 auch erwähnt): das ist die Farbe für
das Sonntagskleid der Bauern; erst später kommt auch blau in der Tracht
der Vornehmen vor, wie nicht allein Bilder, sondern auch Literaturstellen
beweisen« Ist das Zufall oder täusche ich mich? Sollte blau, weil es die Farbe
der Treue und Demuth war, von der vornehmen Welt f&r das Festkleid ver-
sehmäht worden sein? Im Feudalstaat verstand sich die Treue von selbst.
Bei den Bauern mochte die Farbe das Zeichen der Unterwürfigkeit sein. Wenn
■omit die Farbe bauernmäßig war, so wird es sich erklären, wenn zu gewöhn-
lichen Reitkleidern blau genommen wurde, während die Hofkleider von braunem
Scharlach sein soUten. — Da ich hier auf die Farben geführt werde, so erlaube
ich mir noch die Bemerkung, daß es doch recht lehrreich wäre, wenn der
Yerf. aneh über die symbolische Farbenwahl etwas beibringen wollte. Jacob
Falke leugnet (1, 159) für die eigentlich höfische Zeit die symboHsche Be-
deutung der Farben, während er sie für die jüngere Periode in Anspruch nimmt.
Hierin stimme ich nicht bei. In älterer Zeit sind die Besiehungen nur feiner,
liegen nicht so auf der Oberfläche. Hier gilt es nach meiner Meinung mit
Anschluß an Wackernagels Aufsatz (Kl. Sehr. 1, 143) weiter zu forschen und
die Überlieferung mit der Poesie in Einklang zu setzen. Sollte es denn z. B.
ganz gleichgiltig sein, daß der Gral auf einem grünen Kissen gebracht wird?
Warum denn gerade auf einer Farbe, welche die Freude bedeutet? Ist hier
keine Symbolik? (s. meine Bemerkung zu Parsival 5, 850, femer zu 266). —
S. 241. Auf Helmbrecht bezieht sich Seh. in dem Abschnitt über die Kleider
der Bauern öfters. Hier ist Vorsicht nöthig, denn der junge Geck ist nicht
112 LITTERATUB: ALWIN SCHULTZ, DAS HÖFISCHE USibEN eie.
Repräsentant seines Standes, sondern eine Ausnahme, wenn anch keine ver-
einselte. Er ftfißt den Rittern nach. — S. 259. Seh. erwShnt schwan und
grünen Dimit In Gotfr. Tr. erscheint V. 11125 auch branner (▼ioletter). —
S. 271. Zu nauAt in Heinrichs Tristan Tgl. meine Anmerkung zu 1932.
Auch für die folgenden Abschnitte IV — VII hittte ich noch gar manche
Bemerkungen und Nachträge bereit, doch wttrde ich mit ihnen allen das Maß
einer Anseige ungebfihrlich überschreiten. Ich begnSge mich daher, indem ich
mir ein weiteres Eingehen auf das wichtige und schöne Buch in einseloen Auf-
sätsen vorbehalte, nur noch einige wenige Wünsche zu äußern, welche die Yer-
beßemng des Werkes nach der bibliographischen wie philologischen Seite hin
bezwecken.
IV. S. 307. Zu dndpel ist zu bemerken, daß Paul (Beiträge 2, 78)
sich für nr6pel entscheidet (vgl. auch meine Anmerkung zu Parz. 5. Buch,
451); dies wird künftig nicht unerwähnt bleiben dürfen.
V. S. 344. Die unsaubere Geschichte mit dem Veilchen ist Neidhart
nur untergeschoben und stammt aus yiel jüngerer Zeit. Ist also zu atreichen.
— S. 368 fg. In Betreff der Erklärung der Falkennamen Terweise ich aaf
die Anmerkungen zu der Neubearbeitung des GK>tfriedischen Tristan Ton Wil-
helm Hertz, S. 550 %., die Seh. ja benutzen m5ge. — Auch wird die Schrift
von Mynsinger von den Falken, Pferden und Hunden (71. Public des litcrar.
Vereins 1863), wenn sie auch aus jüngerer Zeit stammt, gute Dienste thuD.
VI. S. 388. Die Erklärung von «Obergurt oder Surzengel" befriedigt
mich nicht, ich weiß aber allerdings vorderhand keine beßere. Die Stelle in
Hartmanns Qregor 1432, die Schultzens Erklärung direet zurückweist , gibt
vielleicht noch die Lösung des Wortes mrMengelf welches die Herausgeber and
Lezicographen hinreichend erklärt zu haben meinen, wenn sie es mit Ober-
oder Übergurt übersetzen. Damit sind wir aber so klug wie zuvor. — S. 415.
Auf Wackemagels Abhandlung über das Schachspiel ist Seh. schon von anderer
Seite hingewiesen worden. Die Literatur der Schachgedichte ist in letater Zeit
mannigfach vermehrt worden. Auf diese möge Seh. sein Augenmerk richten.
Wichtig sind für ihn auch die verschiedenen Werke von A. v. Linde, nament-
lich das letzte: Quellenstudien zur Geschichte des Schachspiels. Berlin, Springer,
1881* — S. 424 ffg. Für die Betrachtung des Tanzes, in welcher mit Recht
vielfach auf Neidhart verwiesen wird, empfiehlt sich eine Durcharbeitung anch
des Aufsatzes von R. v. Liliencron in der Zeitschr. 6, 69 ffg. — Im Einzelnen
will ich noch nachtragen, daß auch unter den Runkelsteiner Fresken ein höfischer
Tanz, in welchem Herren und Damen eine Chaine bilden, dargestellt ist. Das
Bild ist auch für die Costümgeschichte nicht uninteressant. — S. 429. Scb.
hat sich bei der Schilderung der Instrumente vorzugsweise an französiBche
Werke angeschloßen. Hier weise ich nochmals auf die Anmerkungen von
W. Hertz zu Tristan hin, die viel Lehrreiches bieten. Neuerdings sind nun
anch zwei illustrirte Musikgeschichten erschieneui eine von Naumann, die andere
von Reißmann. Die erstere kenne ich noch nicht, die von Reißmann läßt zwar
viel zu wünschen übrig, kann aber doch benutzt werden und ist besonders der
instructiven Bilder wegen werthvoU.
VU. S. 474 werden auch die Wäohterlieder erwähnt, aber auch nur
erwähnt. Hier sollte der Verf. doch etwas länger verweilen und darthun, in
wieweit in dieser typisch gewordenen Gattung sich das wirkliche Leben ab-
LITTERATUB: A. SOHR, H. RÜCKEST IN SEII^EM LEBEN UNO WIRKEN. US
spiegelt. Sehr beachtenswerth ist hier anch der Aufsats von Bartsch im Album
des literariacheD Vereins in Nürnberg 1865. — 8. 486 fg. handelt Seh. von
der Trauung. Hier könnte mit ein paar Worten auf das Wort „trauen ** hin-
gemesen werden, wie es bei Heinrich von Freiberg im Tristan 1074 (vgl.
meme Anmerkung) erscheint. Auch dieses Wort beweist, daß die Trauung
nnprunglich nicht kirchlich war, sondern vom Vater ausgehend auf einem
Rechtsgeschäfte beruhte, also nur die Ausführung der Verlobung bedeutete. —
S. 496. Daß Gottfried im Tristan die Sitte des Weinbringens in der Hoch-
zeitsnacht nicht fingirt hat, wie Seh. Termnthet, das seigt uns jetzt die ent-
iprechende Stelle im 46. Cap. des nordischen Prosaromans ed. Kölbing. Aber
hier reicht Brangaene den Wein, nicht Tristan. — S. 519. „Der Frau reicht
der Meßner die Paz sum küßen.** Die »Paz" ist nicht richtig, es muß heißen:
die (gewöhnlicher ist das Neutrum) Pas {pocti, p<wce aus pacem). Eine kurze
Erklärung dieses gewiß vielen Lesern unverständlichen Wortes würde sich
empfehlen.
ROSTOCK, AprU 1881. REINHOLD BECHSTEIN.
Heinrich Küokert in seinem Leben und Wirken, dargestellt von Am^lie
Sehr. Weimar, Hermann Böhlau 1880. 8. 318 S.
Dieses gehaltvolle Buch befaßt sich gründlich mit einem uns Allen
tfaearen Manne, der auch auf germanistischem Gebiete so fruchtbar gewirkt,
daß ihm eine Besprechung an dieser Stelle nicht vorenthalten werden darf.
Heinrich Rückert kann nicht von seinem Vater getrennt betrachtet
werden, wie dies die Verfasserin richtig erkannt hat. Der große sprachgewaltige
Lyriker und Sprachforscher, der in seiner Jugend schon darauf ausging einen
Wettkampf unserer Sprache mit allen Sprachen der Welt einzugehn, um für
de den Rang einer wahren Weltsprache zu erringen, war in der allseitig auf-
flammenden Begeisterung der Befreiungskriege aus seinen Dichterträumen er-
vaeht und hatte sich der Schar der vaterländischen Sänger jener Zeit an-
gesehloßen, und damit begann in ihm erst jene ernst patriotische Tendenz, die
denn auch die Studien seines erstgebornen Sohnes Heinrich Rückert
beherrschen sollte, der sein Leben ganz der Forschung auf dem Gebiete der
deutschen Sprache und der deutschen Geschichte widmete.
Das innige Verhältniß zwischen Vater und Sohn hatte etwas Weihevolles.
Der Vater hatte seine sichtbare Freude daran, wie der Sohn ihn gewissermaßen
fortsetzte und er^nzte, und der Sohn blickte mit Stolz und Begeisterung lebens-
linglich zu seinem Vater hinan*).
*) Hdchst bezeichnend für beide schrieb er an den Referenten einmal 22./11*
ld64: yiW^B meinen Vater betrifft, so habe ich ihn bei meinem Besuche im vorigen
Jalire noch ebenso körperlich frisch und geistig unglaublich thätig wie sonst gefunden.
— Sprachwissenschaft, Literatur und Politik können ihn noch immer wie den Jüngsten
mit fortreißen und namentlich auf dem ersten Qebiete ist er rüstig inmitten der weit-
sehiehtigsten Arbeiten und Untersuchungen. Zuletzt war er mit der Neuconstruotion
der koptischen Grammatik beschäftigt, wovon er sich für die methodische Sprach-
vergleichung die grösten Resultate versprach. — Auch unsern Sprachkreis betritt
er gelegentlich^ obwohl er niemals längere Zeit ausschließlich sich auf ihn
beiehriLnkt hat, was sehr zu bedauern ist, denn wo er hintritt, da sprießen
wahrhaftig überall Geistesblumen auf.**
emCAHU. Ntas Bsihs. X?. (XXYII.) Jshrg. 8
114 LTTTERATÜB: A. SOHB, H. RÜCBnSBT IN SEINEM LEBEN UND WIRKEN.
Eine aua so hoher, edler Quelle stammende Lebenstendenz verrieth ihren
Ursprung auch fortwährend durch eine Haltung, die hoch stand über jedem
Parteigetriebe, bei dessen Anblick man immer bekannter Worte gedenken
möchte :
du bist kurzer, ich bin langer:
als6 stiitents üf dem anger —
bluomen unde kUI
Ganz der Sache des Vaterlandes, der Sache der W^ahrheit hingegeben, fiel bei
Heinrich Rückert alles Persönliche weg. Er stand wohl über den Parteien in
politischen, religiösen und wißenschaftlichen Fragen.
Es ist in diesen Blättern schon seines Lebens und vielseitigen Wirkens
im Zusammenhange gedacht. Hier sei denn nur auch noch Ton dem vorliegen-
den biographischen Denkmal die Redfe. Es ist zugleich ein Zeugniß seltener
Treue und opferwilliger Thatkraft einer Frau, die seit Jahren mit der Rückert-
Bchen Familie in freundschaftlicher Beziehung stand. Ihr war durch eine testa-
mentarische Verfügung Heinrichs die Aufgabe gewoxden zur Herausgabe seiner
kleinen Schriften , die sie mit größter Sorgfalt unter Beihilfe Prof. Reifferschetds
ausgeführt hat. Sie wurde dann auch noch von der Familie aufgefordert
zu vorliegender Biographie. „Bis zu meinem sechzigsten Lebensjahre^, sagt
sie von sich selbst im Vorwort, „hatte ich nie die Feder im Dienste schrift-
stellerischer Production geführt**, und damit ist ihr Werk schon als ein Werk
bezeichnet, das nur die That der reinsten Treue ist. Es verdient nun auch die
Anerkennung, daß die Verfaßerin die erforderliche Befähigung dazu in vollem
Maße besitzt. Sie hat mit sicherm Takt den reichen Stoff umsichtig geordnet
und wahr und anschaulich zur Darstellung gebracht, so daß ein Werk von
großem culturgoschichtlichen Werthe entstanden ist, das jeder Gebildete mit
Erhebung lesen wird.
Mit äußerst sorgfältiger Benutzung von Briefen und Familionpapieren
gibt die Darstellung ein Bild von Großeltern und Eltern , von der Kindheit
und den Studienjahren Heinrichs, und so gewinnen wir auch von Rückerts
weiterem Leben und Wirken als Lehrer und Schriftsteller, aus seinen Bezie-
hungen zu vielen bedeutenden Personen der Zeit immer durch Mittheilungen
aus Briefen reichlich belebte Schilderungen, die uns ebenso anziehende Ein-
blicke in das Leben als auch in alle großen Ereignisse des Tages, der Lite-
ratur und Wißenschaft gewähren, so daß wir uns fort und fort auf das Leben-
digste angeregt fühlen. Ich hebe nur hervor die Abschnitte: Bestimmender
Einfluß von A. Böckh, J. Grimm und G. Homeyer in Berlin auf Studien
und Berufswahl H. Rückerts; H. Rückerts Zuhörer im Althochdeutschen; die
Partei Beckerath, Dahlmann, Gervinus, Welcker, Bassermann and
Gagern; die Herausgabe des welschen Gastes, Brief von J. Grimm;
J. Grimms Bericht über H. Rückert an das Ministerium; Erscheinen des
Lohengrin; Rückerts Schüler in seinem Privatissimum ; H. Rückert nnd
Karl von Holtei; Entstehung der Geschichte der neuhochdeutschen
Schriftsprache; Herausgabe des Rother und Heiland; Briefwechsel mit
Bartsch u. s. w.
Die vaterländische Wärme H. Rückerts, die wir aus seinen Schriften
kennen, kommt besonders erquickend und erhebend zum Ausdruck in den
LITTEKATUR: KVA WIGSTRÖM, FOLKDIGTNING. 116
Briefen, die durch das ganze Werk zerstreut roitgetbeilt sind, wenn auch die
Ideale, deren Verwirklicbang Rückert hoffte, Ideale geblieben sind *).
Dorch das ganze Werk zieht sich freilich ein Zug schmerzlicher Theil-
nähme an Rückert selbst^ der bei einem kräftigen hochstrebenden Blick, bei
einer außerordentlichen Arbeitskraft doch mit einem von Kindheit auf höchst
bedenklichen Gesundheitszustande zu kämpfen hat. Der Abschluß seines Lebens —
der rasche Tod seiner Frau und sein eigenes Zusammenbrechen hat etwas
Enefautteindes , wie der plötzliche Stillstand einer großen Tbätigkeit, deren
Aufhören wir gar nicht begi*eifen können. Gesteigert wird jene Theilnahme
noch, wenn wir sehen, wie Rückert fortwährend mit der Noth des Lebens zu
ringen hat, ein trauriges und wenig ehrenvolles Zeichen für die damaligen
Zutände in Preußen.
Besonders hervorzuheben sind auch noch die Beilagen, insbesondere Dr.
£. Hermanns Aufsatz über Heinrich Rückerts Culturgeschichte des deutschen
Volkes S. 281—87 und Dr. P. Cauers: Heinrich Rückerts kritische Tbätigkeit,
ebarakterisirende Gesammtüb ersiebt.
Mit Interesse liest man auch die Mittheilungen über den wißenschaftlichen
Nachlaß Friedrich Rückerts S. 298 — 308 sowie über den Ankauf des
linguistischen, zum Theil handschriftlichen Nachlaßes desselben für die könig-
iiche Bibliothek in Berlin S. 808 — 318.
So ist denn das ganze Buch eine höchst erwünschte Ergänzung zu den
kleinen Schriften Heinr. Rückerts^ auch für die Geschichte der ger-
manischen Philologie wichtig. Die Ausstattung ist schön und des edlen Gehalts
Tollkommen würdig.
WIEN, Juni 1881. K. J. SCHRÖER
I
I Folkdigtnmg, visor, sägner, sagor, gätor, ordsprik , ringdansar, lekar och
bamvisor, samlad och upptecknad i SkSne af Eva Wigström (Ave).
I Köbenhavn. Karl Schönbergs bokhandel. 1880. 314 S. 8.
Die vorliegende Sammlung ist, abgesehen von der Einleitung der Frau
Wigström, die als Schriftstellerin unter dem Namen Ave bekannt ist, auch noch
I von Prof. Svend Grundtrig und P. Chr. Asbjömsen mit einem empfehlenden
Vorwort begleitet und daher der Werth und das Interesse derselben auf ge-
oBgende Weise verbürgt, so daß ein etwas näheres Eingehen auf den Inhalt
sieht unwillkommen sein wird.
Wir erhalten hier also zuvörderst 79 Volkslieder, zwar meist nur Varianten
voo Stoffen, die schon in andern Sammlungen z. B. Grundtvigs Danmarks Gamle
Polkeriser, Geijer und Afzelius u. s. w. erscheinen, doch sind die Abweichungen
80 bedeutend oder interessant oder die ganze Behau dlungsweise des Stoffes so
Tersehieden, daß die Mittheilung dieser Lieder jedenfalls sehr willkommen ist,
^faon, wie Grundtvig bemerkt, als Verbindungsglied zwischen schwedischer und
*) Eine Stelle ans einem Briefe vom 20. Juni 1848 S. 114 will ich tÜB Beispiel
uführen. Er spricht von Frankfurt a. M. : „Ach, es ist doch ein alUra herrliches Nest
QDsere neue Hauptstadt; und keine andere verdient es zu sein und darf sie sein.
Cod was für ein derber lustiger Schlag von Menschen — Mftunlein und Fräulein —
Boit klaren Augen und gesunden Herzen, mitunter — geldprotzig; aber doch Kern-
natoren, wie sie sich — nirgends in Deutschland finden!'*
8*
116 LITTEBATUR: EVA WIG8THÖM, FOLKDIGTNING.
däniflcher Volksdichtung; man vergleiche z. B. gleich das erste Lied „Agneta
och hafsmanncn" mit Grundtvigs Nr. 38 „Agnete og Havmanden*^. —
Von den übrigen Liedern, namentlich von denen, die meines Wißens sonst nicht
vorkommen, hebe ich hervor Nr. 35 „Balte!'', welches ich seines wunder-
lichen Inhalts wegen hier ganz mittheile:
1. Det var en söndagsmorgon, jag skulle tili kjrkan rida,
s£ tog jag pä mig haltet mit, tj jag skulle nt i verlden vida.
— Hej, ro i land I hej I ropade han, der känna de mig och de mina. —
2. När jag kom til kyrkan fram, sä band jag min hast vid en stätta.
St manga som i kyrkan vor, de Ijfte pa hatt och hätta.
3. När jag kom i kyrkan in, der var bade gamla och nnga;
sä manga som mitt halte säg, de glömde bade lasa och sjunga.
4. Frästen stod for altaret och skulle pa knä nedfalla;
när han fick mitt halte se, han glömde bade Gnd och alla.
5. Frästen bjÖd mid oxar tolf och alla voro de hvita,
jag skulle dem ta för haltet mitt, men jag tyckte det var for liteL
6. Knngen bjöd mig dottern sin, och halfva kungariket,
jag skulle dem ta för haltet mitt, men jag tjckte det var för litte.
7. Det var en mandagsmorgon, jag blef sä galen i tankar,
Da bjtte jag bort haltet mitt mot tvä gamla vantar.
8. Det var icke sa mjcket med haltet mitt, som mangen man väl tankte;
det var flätadt af sillafjäll och langa vidjelänkar.
— Hej, ro i landl hej! ropade han, der känna de mig och mina. —
Das Lied scheint mir spätere Umarbeitung eines älteren Stoffes, worin vielleicht
statt des Jünglings eine Jungfrau und statt des Gurteis deren wunderbare
Schönheit eintrat; vgl. mein Buch „Zur Volkskunde** S. 217 f. (Jeannarakts
no. 292.)
Von andern Einzelheiten hebe ich folgende hervor. In dem Liede Nr. 3
„Agneta och bergamannen^ lautet die 18. Strophe: „Bergamannen si^
utom dörren sprang; — Agneta hon sig öfver bredan bord svang.** Hinsichtlich
dieses Springens über den Tisch s. meinen Aufsatz über die Zimmerische Chronik
in der Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte. Neue Folge. 1872. S. 858 f.
und danach Svend Grundtvigs Dsnmarks Gamle Folkeviser 4, 754, wo auch
die an ersterer Stelle erwähnte Verordnung Friedrichs HI. von Dänemark mit-
getheilt ist; s. oben Bd. XXV, S. 296 f. — Wenn es in dem Liede Nr. 15
„Kung Walmon** Str. 5 heißt: „Kung Walmon han gjorde sina armar &ä
stark', — 'Nu ma du ej nämna Kung Walmos namn ", so wird mit dem
letztem Verse auf das weit verbreitete Verbot des Namennennens , welches
Verbot unter gewißen Umständen stattfindet, angespielt, und worüber nachzu-
sehen ist Svend Grundtvig, Dg F. 2, 839. 340; Tylor, Early Histoiy of
Mankind 2*^ ed. p. 142 f. cf. 127 f. (deutsch: Forschungen über die Ur-
geschichte der Menschheit. Leipzig 1866, S. 179. 159); Richard Andree,
Ethnographische Parallelen und Vergleiche. Stuttgart 1878, S. 179 £ — Das
Lied Nr« 19 ,|Sven Svanevind^ ist ein Räthsellied, über welche Gattung
s. Uhland, Schriften 8, 189 ff. — Das Lied Nr. 29 „Den bortsilda** gehört
zu dem Liederkreis, den ich „Zur Volkskunde'' S. 238 ff. behandelt. Auch
in Norwegen ist eine Version desselben bekannt, da mir Herr Moltke Moe
in Christiania eine solche aus Bob im Telemarken mittheilt, wobei er bemerkt:
LITTERATÜR: EVA WIG8TRÖM, POLKDIGTNING. 117
.Trods den mindre foldstsandige og i alle fald noget uatoB (schwankend) form,
i liTilken digtet meddeltes, gynes det mig dog i mere retninger interessant;
iäser forekommer forholdet til det FasroBiske kvasde, specielt den pl flere steder
ordlige overenstemmelse mellem begge traditioner, mig merkvierdig.'' — Anderes
übergehe ich.
Auf die Lieder folgen Sägner (Sagen) in mehreren Abtheilangeu, deren
erste überBchrieLen ist „Tufve JÖnsson i DufTeBtubbe**. Frau Wigström
bemerkt hiersu, es sei durchaus nicht zu verwundern, daß unter den auf eigener
Habe anaäßigen Bauerngescblechtem in Schonen sich Geschlechtsagen finden,
die ziemlich weit zurückreichen und sich gewöhnlich an den Stammvater knüpfen.
Sie fahrt davon diejenigen an, die sich auf den genannten Stammvater eines
Geschlechtes beziehen, welches mehrere angesehene Reichstagsmänner geliefert
hat, und die auch dechalb mitgetheilt zu werden verdienen, weil sich iu ihnen
der Schonische Volkscharakter treu abspiegelt. Tufve Jönsson war 1684 ge-
boren und starb 1747, hatte also unter den Regenten Karl XL, Karl XII.,
Ulrike Eleonore und Friedrich I. gelebt und besaß das Freigut Dufvestubbe im
Logg^de Härad. Von den Tufve Jönsson betreffenden Sagen theile ich folgende
mit, die zu spaßhaft ist, als daß ich sie den Lesern der Germania vorenthalten
sollte. Es durfte die älteste derselben sein und wird in die Jugendzeit Karls XL
Teilegt. Vorher muß ich jedoch bemerken, daß es unter den Bauern in Schonen
zweierlei Weisen gibt ein Butterbrot (gis) zu schmieren, entweder nämlich mit
dem Messer (knif^agls) oder mit dem Daumen (tummagis)*). Es wird also
erzählt, daß, als der genannte König eines Tages in den damals vorhandenen
Wäldern zwischen Helsingborg und Allerum jagte, er bei Dufvestubbe Rast
mzchte und in Begleitung einiger Hofleute in das Bauernhaus eintrat, wo
er die Hausmutter um einige Butterbrote für sich und seine Begleiter bat
Diese deckte alsbald den Tisch und hieß den König niedersitzen, worauf sie
?on dem großen Roggenbrot gewaltige Scheiben abschnitt und aus der an-
stoßenden Kammer den Buttertopf holte. Da sie sah, daß der König und seine
Leute in der Stube ihre dicken Handschuhe anbehielten, so schloß sie daraus,
daß sie wohl erstarrte Hände haben müßten und erbot sich daher dienstfertig,
ihnen die Brotschnitte sulbst zu schmieren, was auch der König alsbald an-
nahm, denn er sowie alle seine Begleiter hatten großen Hunger und auch große
Eile. — „Messerbämme oder Daumenbämme?" fragte die Bäuerin. — „Daumen-
bimme!" antwortete der Könige der da wahrgenocnmen hatte, daß die Wirthin
zu denen gehörte, die sich nicht bloß an jedem Sonnabend zu waschen pflegen.
Letztere aber dachte in ihrem Sinne, daß dies für einen so jungen König eine
*) Letztere Art das Brot zu schmieren scheint ehedem auch anderwärts g^e-
briochlich gewesen zu sein. So heißt es in einer satirischen Ballade auf den Ritter
Sl Georg (den Prätendenten) vom J. 1717, betitelt *The Hero in Blue. A New Song
for the Torlos':
„I sing the bold mau ihat sleeps in his Boots,
Thftt lies upon straw, and that feeds npon Roots,
And at random he prays, makes Invasions and Shoots,
Believe me 'tis all of it true:
His Reliipon consists in Trumpets and Drums,
In storming of Castles, and heaving of Bombs,
And spreads all his Butter on Bread with his Thumbs,
Unlike a Brave Hero in Blue.**
118 LITTER ATÜB: EVA WIG8TEÖM, FOLKDIGTNING.
gans kluge Wahl war, denn sie seigte ja, er wiße recht gut, daß die Butter
dreimal im Jahre närrisch (galet) ist; denn im Sommer ist sie zu weich, im
Winter ist sie zu hart und im Frühling fehlt sie überhaupt im Hause« Die
Wirthin befeuchtete also ihren Daumen mit der Zungenspitze und schmierte
dem Könige rasch eine Bämme, ohne für den Fürsten, der die gute Bauern-
sitte nicht verachtete, die Butter zu sparen. — „Nun für die Herren da, Hebe
Mutter I^ sagte der König. — „Messerbämme, Mutter! Jedenfalls Messerbämme ! ^
riefen die Hofleute« — „Wenn die Kinder ihren Willen bekommen, dann weinen
sie nicht", sprach die Wirthin und ergriff das Messer. Aber die Butter war
kurz und brÖcklich, denn es war mitten im kalten Winter, wo kein vernünf-
tiger Mensch erwartet, daß die Butter sich schmieren lassen wird, ehe sie
weich gemacht ist; so aber lag sie lose da auf den Brotscheiben, und ein
Bröckchen rief dem andern zu: „Hier bin ich, wo bist du?" — Zu Pferd,
meine Herren!" rief nun der König, als Alle mit den Bämmen in der Hand
dastanden; wir essen unterwegs!" — „Dann holt der Kukuk der Herren Butter!*^
sagte die Bäuerin ihnen voraus, während sie im vollen Gallop von dem Hofe
fortritten. Als sie dann die Pferde in langsamem Gang brachten, um ihre
Bämmen zu essen, hatte blos der König Butter auf seinem Brote; seinen Be-
gleitern aber war auch das kleinste Krümelchen herabgeflogen.
Die nun folgenden Bondkvinnans berättelser (S. 92 ff.) berichten
meist Aberglauben; so z. B. muß jedes neugeborene Kind, besonders vor der
Taufe, sorgfältig gehütet und das Licht bei Nacht niemals ausgelöscht werden
(S. 98); s. hierüber „Zur Volkskunde^ (S. 81). — Wenn bei einem Begräbniß
der Sarg den Hof verläßt^ muß man demselben das Waßer, worin die Leiche
gewaschen worden, nachgießen, dann bleiben meist die Todten da, wo man sie
hingelegt bat (S. 106); s. „Zur Volkskunde'' S. 350 f. Doch sieht man oft auf
den Armen der Kinder und altern Leute blaue Flecken, wie von fünf Fingern,
die von den Gestorbenen herrühren sollen, welche auf unsichtbare Weise die ihnen
theuren Zurückgebliebenen besuchen und sie durch jene Zeichen vor irgend
einer Sünde oder drohenden Gefahr warnen (S. 107). Auf dänisch, wie ich
hinzufüge, nennt man diese Flecken dadningkneb'. — Auch in Schonen ist es
mit den Elstern *eine eigene Sache; denn auch sie begeben sich nach 'Blä-
knlla' und zwar fliegen sie dorthin am Montag der Osterwoche und kommen
am Gründonnerstag wieder, wo man dann bemerkt, daß alle ihre Nackenfedern
ausgerupft sind (S. IH); vgl. über den diese Vögel betreffenden Aberglauben
Germ. XXVI, 125. — Wenn sich des Abends am brennenden Licht ein 'Span
bildet, so bedeutet dies eine Leiche (S. 118). „Ein Span am Lichte (zurück-
fließendes Talg) bedeutet einen Sarg im Hause." Wuttke, der deutsche Volks-
aberglaube ^ §.296. Ebenso in Nordengland und Schottland, in welchem erstem
daher der Span winding-sheet heißt, auf Schottisch 'a dead spale . Henderson,
Notes on the Folk-Lore of the Northern Counties of England and the Borders.
London 1866 p. 33 (11^ ed. 1879 p. 48). Statt 'a dead spale sollte wohl
geschrieben werden 'a dead's pale (pale = pall d. h. winding-sheet).
Hierauf folgen Vedhuggarens berättelser (S. Vj9 ff.) meist Sagen
von Eiben, Hexen, Wiedergängem u. s. w., so z. B. die vom'Grönjette' (S. 131,
vgl. 238) y über welche s. Gervasins von Tilbury S. 204; die von dem
geraubten Trollbecher (S. 132), die auch sonst noch mehrfach wiederkehrt;
8. Gervas. S. 129; F. L. W. Schwartz, Ursprung der Rfythol. S. 202 f.;
LITTERATÜE: EVA WIGSTRÖM, FOLKDIGTNINO. 119
W. Mensel, Odin S. 244 ff« a. A. — Ycm den Wiedergängern (jordafblk,
gipnguigare) hei£t es (S. 151), daß sie meist bei Naefat vierzehn Tage vor
Weihnachten, wann die Dunkelheit auf der Erde am größten ist, umzugehen
und dann auf das kläglichste zu jammern pflegen, sobald sie Licht sehen oder
über ein fließendes Waßer hinweg sollen. Hinsichtlich letzterer beiden Um-
stände 8. Zur Volkskunde S. 31. 316 ff. — Aus diesem Abschnitte erfahren
wir auch (S. 140), daß des Teufels MuUer 'Madam Eliu heißt.
Torparens berättelser (S. 151 ff.) enthalten Sagen von Hexen,
Eiben, Riesen, Schätzen und anderes der Art, woraus wir z. B. ersehen, daß
bei einem Gewitter die Weiber ehedem nie, wie jetzt wohl geschieht, den
obersten Rock über den Kopf zu schlagen pflegten, denn dann konnte sich
leicht ein Troll darin verbergen, so daß die Frau der Gefahr ausgesetzt war,
Ton dem für den letztem bestimmten Donnerstein getroffen zu werden (S. 152).
— Weiterhin (S. 165) wird von einem Gaukler erzählt, der die Leute durch
GesichtstäuschuDg irreführte und einst nach einem Dorfe kam, wo ein Pumpen-
rohr auf der Gkisse lag, durch welches er mehrere Mal angesichts der ver-
sammelten Dorfbevölkerung von einem Ende bis zum andern ganz hindurch-
kroch« Endlich aber kam ein junges Mädchen herbei, das vorher auf dem
Felde gewesen war, und fragte die Leute, warum sie denn da stünden und
■o verwundert auf den Mann sähen, der oben auf dem Pumpenrohr um-
faerkrieche. Als so der Gaukler horte, daß das Mädchen klar sehen konnte,
so kaufte er ihr die Kräuter ab, die sie auf dem Felde gesammelt und in ihrer
Schurze trug; denn sie könnte ja andere pflücken. Kaum aber hatte sie das
Geld in der Hand, so fing sie an ihre Röcke in die Höhe zu ziehen, bis sie
endlich die Knie erreichten, wobei sie den andern Leuten zurief, ob sie denn
nicht merkten, daß sie im Waßer stünden; denn jetzt, wo sie das unter den
Kräutern befindliche vierblätterige Kleeblatt verkauft hatte, konnte der
Gaukler an ihr noch größere Gesichtstäuschung üben als an den andern Leuten.
Vgl. hierzu Zur Volkskunde S. 115 und Germ. XXV, 294. — Aus einer
andern Stelle (S. 171) erfahren wir, daß das nächtliche Getöse in der Luft,
welches an einigen Orten 'Odensjagt' heißt und anderwärts von den unglück-
lichen Geistern herkommen soll, die bei der Nacht von dem kirkogi'im aus
ihren Gräbern hervorgejagt werden und als Nachtraben über die Erde fliegen,
in der Gegend von Skanör König Rolfs Wagen genannt wird, der durch die
Straßen der Stadt einherrolle, gewöhnlich zwar des Abends, zuweilen aber
auch am hellen lichten Tage, wobei zwei rothe Huude vor dem Wagen einher*
springen. Hinsichtlich des kirkogrim s. Grimm D« M.' 461, vergl. 1095;
Äfzelins, Swenska Folkets Sago-Häfder 3^ 111 f.; Hjltön-Cavallius , Wärend
och Wirdarne 1, 341 ff.
Die Erzählungen der Frau Grundström (Grundströmskans berät-
telser S. 179 ff.) handeln besonders von Spuk und Zauberei; so finden wir
darin z. £. die Geschichte von dem Geistergottesdienst, die auch anderwärts
vielfach wiederkehrt, so bei AsbjÖrnsen, Norske Huldre Eventyr og Folkesagn^,
79 (deutsch in: Auswahl Norweg. Volksmärchen und Waldgeister-Sagen von
P. Chr. Asbj. Leipzig 1881. S. 11 ffj; Hylt^n-Cavallius, Wärend och Wir-
dame 1, 490 ff.; Arnason, Islenzkar rj6dsögur og ^fintjri 1, 223; Luzel,
Gwerziou Breis-Izel Chants pop. de la Bretagne 1, 61 f.; andere Nachweise
hinsichtlich Deutschlands bei W. Menzel, die vorchristliche Unsterblichkeitslehre
120 LITTERATÜB: EVA WIGSTBÖM, POLKDIGTNING.
1, 151 f.; füge hinsa Rochholtz, Drei Ghiagöttinnen 8. 178; Sehöppoer, Dent*
sches Sagenbuch Nr. 1147; WaUke, Der deateche Volksabergl.^ §. 751. —
Weiterhin (S. 186) wird erzählt, wie einst ein Maler auf ein Mädchen, die
sich gegen ihn zu unwirsch erwiesen hattet böse wurde, und daher äußerte,
er werde sie dazu bringen, daß sie in der nächsten Nacht im bloßen Hemde
vor sein Bett komme. Das Mädchen jedoch zog in der gefährlichen Stunde
bloß ihr Hemde aus und zog es über eine Stuhllehne, worauf sie sich wieder
niederlegte und ruhig bis zum nächsten Morgen schlief; der Stuhl aber war
fort, denn er war Ton selbst zu dem Maler gegangen und stand da mit dem
Hemde vor seinem Bette, so daß jener sich Qber seine mißglückte Zanberknost
schämte und kurz darauf den Ort verließ. Bald nachher (S. 188) erzählt Frau
Grundström, daß sie einen Mann gekannt, der einen Frosch in einer Schachtel,
worin er viele Löcher gemacht , in einen Ameisenhaufen setzte , und als die
Thierchen nun alles Fleisch des Frosches verzehrt, nahm er die Gebeine her-
aus, da sich unter ihnen ein Bein befindet, womit man, wen man will zu sich
ziehen kann. Ich fuge hinzu, daß nach dänischem Volksglauben der g^lekrog
(Freierhaken^ Liebeshaken) ein krummes Beinchen im Frosche ist, das dem,
der es bei sich träg^, die Liebe des andern Geschlechts verschaffSui soll. In
Betreff des Herbeizaubems von Personen s. Zur Volkskunde S. 205 f.
Die Landtbrukarens berättelser (S. 203 ff.) enthalten besonders
Vogelaberglauben, Sagen von Quellen, Lindwürmern, schwängern Frauen u. s. w.
Wir erfahren hier (S. 205), daß nach einem unter altern Leuten verbreiteten
Glauben die Störche jeden Herbst, ehe sie fortziehen, eine Versammlung halten,
wo die ehebrecherischen Störchinnen zum Tode verurtheilt und alsbald von den
Störchen mit ihren Schnäbeln todtgehackt werden. Über diese sich auch sonst
vorfindende Sage s. zu Gervas. S. 156 f.; Rochholtz, Schweizersagen aus dem
Aargau 2, 41; Aelian H. A. 3, 44 cf. 8, 20. — Aus einer andern Stelle
(8. 223 f.) ersehen wir, daß auch in Schonen der Siebzauber zur Entdeckung
von Dieben üblich ist. Über diesen Zauber s. Zur Volkskunde S. 344. —
Schon früher (S. 207) wird angeführt^ daß fast jeder Herrensitz in Schonen
seinen eingemauerten Menschen besitzt, dessen Geist in vielen Sagen eine her-
vorragende Rolle spielt, und da weithin über Europa von derartigem Einmauern,
als Strafe in Klöstern, xlie Rede ist, so fühle ich mich veranlaßt, aus der
'Academy vom 11. December 1880 p. 422 folgende Stelle mitzutheilen, ent-
halten in einer Besprechung des Werkes 'The Camp of Refuge : a Tale of the
Conquest of the Isle of Ely. Edited with Notes and an Appendix, bj Samuel
H. Miller (Wisbech. Leach and Son). Es ist darin unter anderm gesagt: ,)This
cdition is illustrated bj two good maps and many very apt notes. We are
Horry, however, to find that one of them gives additional currency to the
horrible fable that it was a monastic practice for the authorities to cause evil
monks and nuns to be walled up in niches. The splendid description in Mar-
m i 0 n of such a scene renders it well-nigh impossible to convince people that
such things were not ; but it is necessary to do what one can to remove such
an undeserved stigma from the memories of men and women who wonld have
shrunk from such refinement of cruelty with as much horror as ourselves.
We must beg of Mr. Miller , before he issues a new edition, which we bope
and believe will soon be called for, to read what the late Archedeacon
Churton has said on this painfui subject in the Reports of the Associa-
UTTERATÜR: EVA WIGSTBÖM, POLKDIGTNINO. 121
ted Architectaral Societies vol. II p. 311 — 15. No man of his day
vas more capable of investigatiog tach a story as Scott teils, with judicial
impartiallty; and of it he Baya, withoat hesitation, tbat as a part of monaatic
diseipline „there never was a time when it conld bave been true^'^. Es wärde
■ich wohl lohnen diese Sacbe genauer su untersucben, denn was oben von
den 'tender mercies' der Mönche und Nonnen gesagt ist, dankt mir dnrcbaus
nicht stiebbaltig; die Geschichte, selbst die der Gegenwart, spricht dagegen.
Demnächst bietet uns Frau Wigström acht S a g o r (Märchen) , deren
Überschriften ich folgen lasse, zugleich bei einigen auf die Kreise hindeutend,
denen sie angehören. 1. Prinz Lindorm (Grimm KHM. Nr. 108 'Hans mein
Igel* und 31 'Das Mädchen ohne Hände, zweiter Theil) ; -- 2. Kung Volle r-
mansBon (KHM. Nr. 88 'Das Löweneckerchen ) ; — 3. Vogel Grip (ebend.
Nr. 165 'Der Vogel Greif'); — 4. Svarta fröken (ebend. Nr. 3 'Marien-
kind*); — 5. Den närsynta 'Die einfaltige Tochter und die kluge Stief>
tochter); — 6. Den dumme pojken (KHM. Nr. 32 Der gescheidte Hans') ;
^ 7. Räfrens motgingar; — 8. Vandringen til himmelriket ('rasches
Verfließen großer Zeiträume) ; s. Zur Volkskunde 8. 28 f.
Hierauf folgen Gätor och Skämtfrlgor (73 Nummern), woraus ich
berrorhebe Nr. 34: „Welches ist das schwerste Holz in der Welt?'' (Der
Bettelstab). — Nr. 68 „Heimliche Liebesbotschaft eines Ritters an eine Jung-
frau.^ Der Bote sagt: ;,£s ist draußen trübe, aber innen hell, — mein Herr
«ill haben die Antwort schnell." Die Jungfrau erwidert: „Ja, wann der Lein
raucht und das Grüne vertrocknet sowie auch das Hörn sein schmales Ende
spaltet, dann werden wir den knotenlosen Gürtel mit zehn Enden spannen.*'
(Anfloaung: Wann das Licht erlischt und der Docht raucht, das Gras ver-
trocknet und der Habn kräht, werden wir einander in die Arme und Hände
nehmen)."
Von den demnächstigen Ordspräk och Ordstäf (120 Nummern) er-
wähne ich beispielsweise Nr. 72: La Jerusalem bränna, de e ente vir sta
(Laß Jerusalem brennen; es ist nicht unsere Stadt)*); — Nr. 89: Nlr höns
vella gora g^^gy spricker r — n [rumpan]; Nr« 92: Hun er visst blöjer! När
hun gär te dans, gar hun allti a satter si i en krog midt pa gulled (Sie ist
gewiß Bchüchtem. Wenn sie zu Tanz geht, setzt sie sich stets in einen Winkel
mitten in die Stube [eigentlich mitten auf den Fußboden]); — Nr. 93: Dar
e falskhed i allt udan i tjärnemiltj, forr did e hallten vann (Da ist Falschheit
überall außer in der Buttermilch, ehe man Waßer hineingießt); — Nr. 101:
Min päg ska bÖ prest, forr han fär allri nock (Mein Junge soll Geistlicher
«erden, denn er bekommt nie genug); — Nr. 112: „Fän I se mär an Gud ha
skaft?*^ sa pijan, nar hun gickj nygjen („Bekommt ihr mehr zu sehen als Gott
geschaffen hat?" sagte das Mädchen, als sie nackt ging).
Hierauf folgen 10 Ringdansar und 10 Lekar, von welchen letztem
eiDs ein Pfänderspiel ist Dabei kommt es zuweilen vor, daß, wer ein Pfand
IQ lösen hat, die Aufgabe erhält, sich auf den Kopf zu stellen und Petersilie
zu pflücken. Dies wird so ausgeführt, daß er sich auf den Kopf eines Nagels
im Fußboden stellt und thut als ob er auf demselben Petersilie pflücke, wenn
er nämlich das in der Aufgabe enthaltene Wortspiel versteht oder es schon
*} Ähnlich das span. „Arda Bayonal**
122 LITTER ATUR: EVA WIQSTRÖM, FOLKDIGTNING.
kennt. Andernfalls vermehrt er die allgemeine Heiterkeit dadorchf daß er sich
auf seinen eigenen Kopf stellt. -— Überhaupt werden bei der Pfändereinlösang
häufig Wortspiele in Anwendung gebracht. So lautet eine andere Aufgabe:
„Tag bort en bokstaf ur (ordet) ^konungen, si ban (det) blir tili kalf!^
,Ko — ungen.*
Den Schluß des Buches bilden 15 Barnvisor (Kinderlieder und Wiegen-
lieder).
Die hier gegebene Übersicht des Buches der Frau Wigström wird ge-
nügen, um die Empfehlung desselben durch Svend Grundtvig und AsbjöroteD
als wohlbegründet erscheinen zu lassen, ebenso wie nnsern Wunsch« die genannte
Dame bald wieder ihre literarische Thätigkeit dem ihr so heimischen Gebiete
der Volkskunde zuwenden zu sehen ''^)*
LÜTTICfl. FELIX LIEBEECHT.
'*') Von den frühem Publicationen der Frau Wigström erwähne ich folgende:
För fyrtio ir sedan, taflor ur sk&nska folklifvet. Lund 1870. Eine
in Novellenform gehaltene treue Schilderung des Landvolkes in Schonen.
Brett och Straff, eller lifvet i ett svensk straff&ngelse. Stockholm
1872. Schilderung des Lebens in einem schwedischen GefSngniß vor sehn Jahren.
Das Buch ist hidb in Novellenform (der Gatte der Frau WigstrOm war zehn Jahre
lang bei einem StaatsgefSngniß angestellt).
För ro skull. Helsingborg 1873. Gleichfalls ein. Bild des Volkslebens in
Schonen.
För hemmet. Kristiansstad 1878. Gleichen Inhalts, ebenso wie das folgende.
Pm vers och prosa. örebro 1878.
Kloka Nanna. Stockholm 1880. Eine romantisirte Schilderung eines jangen
Mädchens, welches iu den Jahren 1837—38 durch Auflegung der Hände wirklich
Kranke heilte, wie Frau Wigström anfuhrt. Die eigentliche Geschichte des Mädchens
hat letztere in einem kleinen Heft bekannt gemacht, betitelt:
Tvänne kloka fr an Skäne. Örebro 1878. Zu diesen zwei Publicationen
bemerkt mir die Yerfaßerin: ^^ie betreffende Person ist mir persönlich bekannt. Im
Alter von etwa öVa Jahren sah ich sie in meinem elterlichen Hause durch Hände-
auflegung Kranke heilen, und zwar nicht blos meine noch lebende weit Ültere Schwester;
auch viele hundert Personen bezeugten dies. Sie wurde von dem dänischen Hofe
nach Kopenhagen berufen, wurde daselbst von Ärzten ins Verhör genommen, und
über dieses Phänomen soll von einem dänischen Professor eine kleine Schrift er-
schienen sein , die es mir aber nicht geglückt ist, auf der Kopenhagener Bibliothek
zu finden. Die Erscheinung ist um so merkwürdiger, als das Mädchen sich ihrer Heil-
kraft nur ungern bediente und dieselbe mit religiöser Schwärmerei auch nicht den
geringsten Zusammenhang hatte, obschon der Ausgangspunkt darauf hinzudeuten seheint
Ich selbst halte mich ganz und gar von allem Spiritismus fern, weil ich nicht glaube,
daß man auf diesem Wege irgend einer Wahrheit nahe kommt; und doch hat ein
Spiritist in Stockholm in diesem meinem Buche (Kloka Nanna) eine Bestätigung der
spiritistischen Theorien sehen wollen. Dasselbe habe ich übrigens schon vor mehreren
Jahren niedergeschrieben, wenn es auch später gedruckt worden.^
Skanska visor, sagor och sägner. Herausgegeben von der Skanska land-
skapens historiska och arkeologiska förening i Lund. I88ü.
Außerdem hat Frau W. noch zahlreiche Beiträge in schwedischen, dänischen
und norwegischen Zeitschriften erscheinen lassen, die sich meist auf das scbonische
Volksleben beziehen. Von den oben angeführten Publicationen sind alle, mit Ausnahme
der letztgenannten und der vorliegenden, unter dem Pseudonymon Ave ans Liclit
getreten.
MISOBLLBN. 123
MISCELLEN.
Entgejfnung.
Herr Professor Anton Schönbach in Graz hat im Anzeiger für deutsches
Alterthuin 7 (1881), S. 402 — 404 eine Besprechung meiner Ausgabe des
Heidelberger PassionsspieU (Bibliothek des literarischen Vereins no. 150)
veröffentlicht, die ich mit Stillschweigen nicht übergehen darf. Ich bedauere
dies auf das lebhafteste. Allein, so wenig die an meiner Arbeit gemachten,
nur die nebensächlichsten Dinge verfolgenden Ausstellungen einer Berichtigung
werth sind, zumal sie bis auf eine vielmehr sämmtlich auf Irrthümer des
Hm. Schönbach hinauslaufen, die animose Form dieser Anzeige fordert eine
Erwiederung geradezu heraus.
Die von Hrn. Schönbach gemachten Ausstellungen sind folgende.
Er billigt zunächst das Unternehmen, die noch ungedruckten Passions-
spiele zu publicieren , und fährt dann fort „nicht ebenso vermag ich dem
zuzustimmen, was der Herausgeber an dem Stücke gethan hat. Zwar die An-
merkungen, welche die Parallelen anderer Spiele notieren, sind ebenfalls sehr
erwünscht, nur hätte Hr. M., da er doch auch die übrigen Passionen edieren
will, warten sollen, bis er sie erlangt hätte, um dann die Vergleichung
auch auf diese zu erstrecken. So erhalten wir nur Stückwerk*^.
Ich constatiere zuerst, daß ich die Abschriften der beiden Dramen, die
ich nach dem Heidelberger Paseionsspiele noch zu edieren beabsichtigte,
längst besitze, die des Künzelsauer seit dem Frühjahr 1877, die des Egerer
seit dem Herbst 1878; zweitens, daß die Nachweise zum einzelnen Spiele
immer nur Stückwerk sind und sein müssen, weil ja natürlicherweise bei dem
einen nicht die Beziehungen aller Spiele untereinander vorkommen können.
Etwas Neues ist es aber, von Jemandem zu verlangen, daß er Handschriften
citiere. Und von welchem besonderen Nutzen es gewesen wäre, die ver-
häitnißmäßig geringeren Berührungen mit dem Egerer und Künzelsauer schon
dort zu besitzen, vermag ich nicht abzusehen. Die Zahl der noch ungedruckten
Spiele ist mit diesen beiden keineswegs schon erschöpft und das vollständige
Material kann überhaupt nicht durch Anmerkungen, sondern erst durch ge«
eignete Zusammenstellungen gewonnen werden, die der Fortsetzung meiner
Untersuchungen vorbehalten sind.
„Sonst hat sich Hr. M. die Arbeit recht leicht gemacht. Er druckt die
Hs. mit Haut und Haar ab und fügt nur eine nachlässige Interpunction hinzu.
Was die Unmasse der Consonantendoppelungen und der ganze graphische
Schmutz irgend Jemandem nutzen soll, ist mir nicht erfindlich; das Lesen
wird schwerer und unangenehm, dem Dialectforscher hätte eine Zusammen-
stellung im Nachworte genügt. Damit meine ich nicht; daß etwas noch so
Geringes für die Sprache des Stückes Charakteristisches hätte getilgt werden
sollen; aus dem Wust, wie er da steht, lernt Niemand.^
In Bezug auf die Beibehaltung der handschriftlichen Orthographie habe
ich nur meinen von demjenigen des Hm. Seh. verschiedenen Grundsatz noefar
124 MISCELIiEN.
mals zu präcisieren. Ich lebe allerdings der Ansicht, daß die älteren Denk-
mäler unserer Literatur, sofern es sich um diplomatische Abdrücke handelt,
in dem Gewände vor uns zu erscheinen ein Becht haben, in welchem sie
einst gelesen wurden. Wie sehr auch die jeweilige Orthographie ein
charakteristisches Zeichen ihrer Zeit ist, empfindet heute jeder Literator.
Eine nach modernen oder nach selbstgemachten Regeln unternommene Aendernng
derselben ist nicht viel anders als eine Fälschung des Bildes, welches
man aus dem Denkmal gewinnen soll, und die Grenze, bis zu welcher die
Verdoppelungen der Consonanten grammatischen Werth haben, vermag doch
bei der gegenwärtig noch in ihren Anfängen stehenden Dialectforschung so
genau noch Niemand zu ziehen. Daß man selbst bei einer kritischen Ausgabe
das orthographische Gewand wahren könne, hat Lachmann in seinem Wolfram
von Eschenbach gezeigt. Wenn Hr. Seh. solche Texte nicht wohl lesen kann,
so ist das doch gewiss kein Grund, von dem als richtig erkannten Princip
abzugehen. Übrigens stehe ich mit dieser Anschauung keineswegs isoliert;
fast alle in neuester Zeit von wissenschaftlicher Seite veranstalteten Bepro-
ductionen älterer Schriftwerke befolgen genau dieselben Grundsätze , so die
Neudrucke Braune's, Seuffert's, die der elsässischen Literaturdenkmäler von
Martin und Schmidt u. s. w. Ja es hat sogar Scherer kürzlich eine Auswahl
deutscher Drucke älterer Zeit in photholitographischer Nachbildung zu edieren
unternommen. Man muß sich wundern, daß diese Sammlungen Jemandem, der
Über deutsche Literatur zu lesen berufen ist, so wenig bekannt sind.
Becht unbesonnen ist die Äußerung des Hrn. Seh., ich habe mir meine
Arbeit auf diese Weise erleichtert. Denn wie ist es nur möglich zu be-
haupten, die Abschrift, Collation und Correctur eines mit so ungleichmäßiger
Schreibung ausgestatteten Denkmals sei weniger mühsam, als eines solchen
mit regelrichtiger. Hr. Seh. hat in diesem Punkte offenbar nur geringe
Erfahrung.
Meine Interpunktion sei nachlässig. Hr. Seh. hat schon einmal eine
solche Behauptung in die Welt geschleudert, ohne daß er (was gewiß kein
ehrliebender Mann unterlassen haben würde) auch nur die Spur eines Beweises
hinzugefügt hätte. In der Recension über meine Oster- und Passionsspiele
sagt Hr. Seh. „er hat in seinem ganzen Buch bis in technische Details den
Mechanismus meiner Schrift über die Marienklagen nachgebildet''. Ich erkläre
auf das bestimmteste, daß auch diese, zu seiner eigenen Glorificierung erfundene
Behauptung vollständig unwahr ist.
„Mancherlei Wunderlichkeiten sind noch zu bemerken. Hr. M. setzt
häufig in die Lesart [sie!] ein Wort mit Abkürzung, im Texte [sie!] ohne
dieselbe, z. B. S. 10 Lesart: oplacuj, Text complacuj. Das hat nur Sinn,
wenn der Herausgeber seiner Kenntniß der Abbreviaturen nicht traut."
Hr. Seh. weiß also thatsächlich nicht, daß die Abbreviatur o auch in
con aufgelöst werden kann, und daß in der Orthographie des Mittelalters
conplacui neben complacui außerordentlich häufig ist.
„Ganz unrecht scheint er darin allerdings nicht zu haben, s. 161 n. a.
wird nazare^ in Nazareus aufgelöst"
Das Wort steht in dem Gespräch Simsons mit Delila. Auf die Frage
der Letzteren, worin seine große Stärke ihren Grund habe, antwortet Simson
(die Stelle ist in meinem Buche vollständig ausgedruckt): Ferrum numquam
MI8CELLEN. 126
ucendit super caputt meam quia Nazareas, id est consecratuB
deo snm de utero matria meae. Der erklärende Satz id est etc. hätte
Hm. Seh. darauf aufmerksam machen sollen, daß Nazarenus (= ein Nazarener)
hier keinen Sinn haben könne. Hr. Scb. hat keine Ahnung davon, was
NazarsBus bedeutet, ich will es ihm sagen. Ein Nasir, Nasiräer oder Nazaräer
ist ein ^Auserlesener, Abgesonderter oder Verlobter, derjenige, welcher sich
durch ein Gelübde entweder auf Zeit seines Lebens oder nur auf gewisse
Zeit (Apostelgesch. 18, 8) von Andern absondert (Klagel. 4, 7; Arnos 2, 11, 12).
Ihr Gesetz steht 4. Mos. 6, 2 ff.**. Ein solcher Verlobter war Simson (Bicht.
13, 6), Samuel (1. Sam. 1, 10. 11. 24), Johannes der Täufer (Luc 1, 15).
Die handschriftliche Lesart nazare^ war also fslsch und musste in die Varianten,
in den Text aber Nazareus gesetzt werden, wie es in meinem Buche ge-
schehen ist.
„Stellenweise erwecken die Varianten Zweifel, ob Hr. M. richtig gelesen
habe. Daß der Schreiber, welcher Latein verstand, durch das ganze Stück
hin sollte eontumädo geschrieben haben fflr continuädo, glaube ich nicht.
Auch sonst, denke ich, wird Hr. M. öfters n für u und umgekehrt angesehen
haben. Z. B. S. 84. 112. 121. v. 1602. 1605 u. s. w. j liest Hr. M., wo die Hs.
wahrscheinlich das im XV. Jh. geläufige ij hat s. 112. 127. 135. — S. 101
scheint mir ex ne nur die falsch gelesene Abkürzung des etiam ne, welches
Hr. M. in den Text setzt. Es wird doch in Wolfenbüttel ein Exemplar von
Chassant geben, wenn schon keine giößeren Werke über Abkürzungen.^
Hinsichtlich dieser ins Vage gehenden Tadelsucht des Hrn. Seh. hätte
ich einfach auf die Bicht igkeit meines Textes verweisen können, an dessen
Genauigkeit zu zweifeln für mich nicht die mindeste Veranlassung vorlag.
Da ich aber doch einmal Most in alte Schläuche zu fassen gezwungen war,
so mochte auch hier noch ein Ueberfiüssiges geschehen. Herr Dr. Adolf Koch
in Heidelberg hat die außerordentliche GeföUigkeit gehabt» die Hs. nochmals
zu vergleichen. Sein Urtheil lautet kurz und bündig: „Im Auftrage des Herrn
Prof. Zangemeister habe ich die betrefienden Stellen genau geprüft und freue
mich, Ihnen die Bichtigkeit Ihrer Lesung durchweg bestätigen zu können.^
Herr Prof. Zangemeister schreibt mir noch besonders, daß Hr. Dr. Koch
große Übung im Lesen solcher Handschriften habe und das Besultat seiner
Prüfung daher als zuverlässig gelten dürfe. Das eontumädo habe er selbst
an mehreren Stellen verglichen, meine Lesung sei über jeden Zweifel erhaben.
Auch mit dem Übrigen, was Hr. Seh. noch urgiert, steht es um nichts
besser, als mit dem schon Besprochenen. Mit vielem Behagen bedrängt sein
kleinlicher Geist das Kleinste, unvermögend sich auf den freieren Standpunkt
des qualificierten Beurtheilers zu erheben. Einiges sei daraus noch hervor-
gehoben.
V. 1737 flF. lauten in meinem Text
Helizeus, höre mein stym offenbar:
Ich weys, das glawbich [glawlich Hs.] für war,
das kein ander gott vfF erdenn jst.. .
Hr. Seh. hält das Komma nach weys und meine Besserung des Schreibfehlers,
die einfachste und passendste, für unnöthig ; er selbst conjiciert für das hand-
sehriftl. glawlich, glawblich; da hätte doch wohl noch ein ist hinzugefElgt
126 MI80ELLEN.
werden müsBen. Wenn Hr. Seh. so etwas dnicken lässty was wird er erst
seinen Zuhörern bieten?
Den kleinen geographischen Lapsns gönne ich seiner schadenfrohen
Seele von Herzen. Mit Cividale verhält es sich aber doch etwas anders, als
Hr. Seh. denkt und wenn er bei etwas weniger Eitelkeit etwas mehr Ge-
wissenhaftigkeit besäße, 80 würde er hier nicht seine Recension, sondern die
des literar. Centralblatts angezogen haben, wo dieses Versehen vor ihm be-
richtigt war.
Daß das M. G. H. der Schlnssschrift „Magister Gymnasii Heidel-
bergensis" bedeuten solle, ist mir nicht eingefallen zu behaupten; ich habe
nur die Richtung andeuten wollen, in welcher die Lösung, wie ich glaube,
gesucht werden müsse. Daß es „einfach^' „Mit Gottes Hülf'' heißen werde,
ist doch so ganz einfach noch nicht ^ und es zu beweisen, dürfte Hrn. Seh.
genau ebenso schwer fallen, als mir, wenn ich es behauptet hätte, jenes.
Meinen Stil wird mir Hr. Seh. nun schon lassen müssen. Ich habe
allerdings bis jetzt noch nicht daran gedacht^ mir damit seinen Dank zn
erwerben, und getröste mich gerne, daß der größere Werth meiner Arbeiten
in ihren Resultaten liege, was man von den seinigen ja nicht sagen kann.
Sehr erstaunt aber hat es mich, zu bemerken , daß Hr. Seh. das von mir
S. 296 gebrauchte und so bekannte Dictum Shakespeares nicht kennt. Doch
es ist auch belehrend: das englische Citat, mit welchem Hr. Seh. an einem
andern Orte zu glänzen versucht hat, war nur ein Blender.
So die Recension des Hrn. Seh. Nimmt man hinzu, daß er die in meiner
Arbeit niedergelegten, nicht ganz unbedeutenden Studien und die redliche
Bemühung, eine nach aUen Seiten correcte und vollständige Ausgabe zu
liefern, kaum berührt, verkleinert oder verschweigt, ja daß er es sogar ver-
meidet seinen Lesern ein ordentliches Referat über den Inhalt des Baches zu
geben, so liegt seine Absicht, es in ein möglichst schlechtes Licht zu setzen,
am Tage. Die Ursache seines Zornes ist denen , die seine und meine Arbeiten
kennen, nicht verborgen; seine Untersuchungen haben sich als durchaus un-
solide und sehr oberflächliche Fabricate erwiesen und das hat seine Eitelkeit
um so weniger ertragen können, als sich seine wissenschaftlichen Arbeiten
bislang, abgesehen von Textabdrücken, fast einzig auf diese Leistungen
beschränken.
Wegen der im Hochmuth der Unwissenheit gemachten Bemängelungen
mag man Hm. Seh. bemitleiden; die mit knabenhafter Bosheit beabsichtigte
Yerunglimpfang aber verdient eine Bezeichnung, die ich meinen Lesern zu
finden lieber überlasse. Ich halte mich fGlr entschuldigt, wenn ich die Unter-
suchungen des Hrn. Seh. fürder nicht mehr eitlere; die Wissenschaft hat
davon keinen Schaden und ich bin des unerfreulichen Widerlegens so ober-
flächlicher Elaborate enthoben.
WOLFENBÜTTEL, den 13. November 1881.
Dr. GUSTAV MILCHSACK,
Seeretär an der herzog] ichen Bibliothek.
HISCELLEM.
127
Brnchstilok von Xonradt Trojaneikriege.
Ein unbemerkt gebliebenes Bruchstück aas Ronrads Trojanerkriege ist
bereits im Jahre 1813 gedruckt worden. Es stammt aus dem Cisteroieuser-
kloster Camens in Schlesien und wurde in Gräters Idunna und Hermode 1818,
S. 22 f. Teroffentlicht. 'Auf einem alten kleinen Pergamentstreifchen befinden
rieb nachstehende altdeutsche Verse, von denen man, da der Zusammenhang
EU oft nnterbroohen ist, nicht weiß, wohin sie gehören.' Ich wiederhole sie
hier mit Angabe der Versieilen der Ausgabe.
22355 fhrnt ir endurfent wid* mich 22436 zu stiezen algeliche
nicht and*8 sprechen hie zestTut tA si da kerten an dz laut
ich(l.och) hiezerkvndenin zehant
vii bat in allen werden seh in
dz ir segel solte sin
wiz yS swartz geferwet wol
22442 er solte halber als ein kol
22476 dz si geswinde keme(kemS?)dar
geschiffet als ich hau geseit
do wart dv ritterschaft bereit
dar vf mit willen vn darzv
dz si kam dez morgens frv
gernschet vü gerueret
22482 ein segel wart gefueret
Es war also eine Pergamenthandschrift, welche 40 Zeilen auf der Spalte,
160 auf dem Blatte enthielt. Gleiches Format haben die Ponickauschen Bruch-
stacke, doch sind einige Verschiedenheiten der Schreibung vorhanden, die nicht
ohne weiteres gestatten, die Bruchstücke derselben Hs. zuzuweisen ; namentlich
fehlen in dem Camenzer Bruchstück die mitteldeutschen % in Endungen und
Vorsilben. Alles übrige würde stimmen , zwischen dem Schluß des Camenzer
Bruchstücks und dem ersten Ponickauschen lägen dann sieben Blätter. Doch
sind Handschriften mit Spalten zu 40 Zeilen zu häufig, um daraus etwas
schließen zu können. K. BARTSCH.
mir ist daz alles worden kvnt
daz ir wollent sin gewert
wez an mich ivw^ herze gert
daz weiz ich vn erkenne wol
22362 dar vmbe endarf ich noh ensol
22396 tH er in vnmaht nid' viel
als im geswunden were
dar nach d^ tvgende kere (I. bere)
wart mir (l. mit) iamer vf genvmen
wan dz gesinde wz do kvmen
dz in fürte an sin gemach
32402 Yii al zehant do dz geschach
BrnchtttLok einer Handschrift des Pa«tionalt.
Ein Pergamentstreifen einer
Besitz enthält eine Anzahl Verse
C) Hahn 12, 4:
hter einvalt
leglich nemen ein rvte.
Ynde so wil got der gute.
Vch wisen was im wil gezemen.
Di mten sal man alle nemo
Vn bi den alter legen nidcr.
AU man si vf hebet wider
Swes rvte sich ergrvet hat.
Vnd ir bletere schowen lat
Handschrift des 14. Jahrhunderts in meinem
aus dem ersten Buche des Passionais.
0 12, 46:
Daz si im wurde
Hi von begvnde er slichen.
Vnde vil heimelichen
Sin rvten von den andern stein.
Lichte wolde er sich euch heln
Durch ein ander swindekoit.
Hete er sich von der kintheit
Heimlich in di kvsche ergeben
Daz wolde er halden alle sin leben
(*) 1 von einoaU nur die untern Reste der Buchstaben erhalten,
^d urde nur die untern Reste.
(^) 1 von Ikut M
128
HISCELLEN.
C) 12, 88:
rt
Zv hant vure er von ienualeiii
In sin hus sv bethleem
Yf das er ez berichte gar.
E er di ivncvrowen dar.
Brechte in sine hüte.
Maria di uil gute
Siben ivncvrowen mit ir nam.
Mit den si zv der mvter quam
(*) 13, 34:
Vii gros mit im g
Daz niman dorfte argen wan
Vf die guten vrowen han.
Vnd iren namen swachen.
Durch alsulche sachen
Maria zv der e quam.
AU gote an ir wol gezam.
Et spriehet da» buch wi vn3^ K'rs w
gehoUchaftet vnter vrowen, (roth.)
(") 1 von OffmUch g untere Beste erhalten. (^) 1 Yh groz mit untere Reste.
2 m w€M untere Reste. K. BABTSCH.
Notiien.
Dr. Ronrat h, Professor an der Communal-Oberrcalschnle in der inne
Stadt Wien, ist als außerordentlicher Professor der englischen Philologie n«
Greifswald berufen.
Der außerordentliche Professor der deutschen Literatur E. Schmidt i
Wien ist zum Ordinarius ernannt worden.
An der Universität Upsala ist eine Professur für schwedische Spracii
errichtet und dieselbe dem Dr. L. F. Leffler übertragen worden.
Professor K. Wein hold in Breslau wurde aus Anlaß der Feier voi
Eichhorns hundertjährigem Geburtstage von der juristischen Facultät in Göl
tingen zum Dr. juris hon. c. ernannt.
Am 9. August 1881 f Dr. Friedrich Compart in Güstrow.
Am 4. September 1881 f der Prof. der deutschen Sprache und Lite
ratur am Borromaeum in Salzburg, Joseph Fasching.
Beriehtigimg.
S. 507 Z. 1 V. u. 1. Bübelein.
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Die OfFenbarungen der Margaretha Ebner (f 1851) zu Maria Medingen
erscheinen hier zum ersten Male nach der Medinger Handschrift des Jahres 1353
gedruckt. Ihnen folgt die Correspondenz Heinrichs von Nördlingen und einiger
anderer Mystiker mit Margaretha. Die Einleitung berichtet über die Handschriften,
ihr gegenseitiges Verhältniss, über die Sprache der Denkmäler und bringt eine
Darstellung der LebeilsTerhältnisse der Ebnerin und Heinrichs von Nördlingen.
Den Schluss bildet ein fortlaufender Commentar zu den Schriften in Gestalt
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1 lUfjr fc^miftfdft ^^IkulU^tV. «tbcrfri^t oon «nvi f urtfiir. i
i üebfl (itttr CEtnltttttna über baa fran}ö|!fd|e Dolkelieb be« 12. bis 16. fat^x- i
I l^unbert» 8. brsfdp. o ^ark^ tltg. geb. o ^ark. |
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^tische Bibelübersetsnng. Von Carl Karold. (FortBetanng.) . . 88
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Dongen. Von Fedor Bech 101
Daa Waßer des Lebens. Von Th. Vernaleken 103
Litteratur: ' *•
Alwin Sebults, Daa hOfiaeha Leb#a aqr Zeit der MiaaetlD^^. Von
Beinhold Beehetein 105
Am^lie Bohr, Heinrich Rttckert in seinem Leben und Wirken. Voa
K. Schröer 113
Eva Wigström, Folkdigtning. Von Felix Liebrecht 116
MisceHen?
Entgegnung. Von Dr. CNistar Milchsaok 128
Brachstüok von Konrads Trojanerkviege. Von K. Bartsch . . . . . 127
Braohstüok einer Baadsehiift des Passioaals. Von Desselben .... 127
Notisen 128
Berichtigung 128
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so gestaltet worden, dass in ihr ein Anklang in finden ist an die Zeit der Sntstehnng des Heliana
dnrcb Nacbahmang der Art und Weise, wie im 9. Jahrbondert werthgebaltene Mannseripte mit
Ornamenten reisrou gesobmftdkt worden. Allen Yerehrem des erhabenen dichterischen Stoies, den
Frevnden unserer alten Literatur und Liebhabern stylgerechter Ansstattucg sei das Buch hiermit
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(1790).
In der umprlliigliölieii Gestalt neu herausgegeben von
Wilhelm Ludwig Holland
Professor an der üniyersitat TAbingen.
Klein 8. (168 u. X Seiten.)
Ansgabe anf Dmokpapier 1 M. Ansgabe anf hollindisohem Bttttenpapier 4 M.
Per Neudruck ist nach Dr. 8. Hiraels Exemplar des ftchten Fraf
selten- und seilengleich hergestellt; das Format stimmt mit dem des (
ftberein ; die sum Neudruck Terwendeten Typen sind denen des alten Druckes m<
gewihlt worden.
Seiner eigenthftmlichen Ausstattung wegen wird dieser interessante ]
Bftehertiebhabem, sowie dem giiisseren Publikum willkommen sein.
Kritische Bemerkungen linden sich im Nachwort des Herausgebers.-
DIE LEGENDE VOM JUDENKNABEN.
Die Legende von dem Judenknaben, der mit seinen christlichen
Gespielen zum Abendmahl geht, von seinem Vater zur Strafe dafür
in die Flammen geworfen, aber von der heiligen Jungfrau daraus er*
rettet wird, hat sich im Mittelalter einer großen Beliebtheit zu erfreuen
gehabt Es gibt davon die weite Verbreitung des Stoffes Zeugniß, denn
wir besitzen nicht weniger als fünf griechische, vierzehn lateinische
nnd acht französische Texte, die neuerdings von Eugen Wolter [Biblio-
theca normannica ed. H. Suchier Bd. IL Halle 1879] zusammen ver-
öffentlicht sind. Außerdem sind noch Bearbeitungen in spanischer,
arabischer und äthiopischer Sprache erhalten, und schließlich zwei
deutsche: 1. das Jüdel, gedruckt in Hahns Gedichten des 12. und
13. Jahrhunderts, Quedlinburg 1840, S. 129—134, und in Müllenhoffs
Altdeutschen Sprachproben 3. Aufl. 1878, S. 107—112, und 2. der
Judenknabe in Franz Pfeiffers 'Marienlegenden' Stuttgart 1846 und
Wien 1863, S. 237 — 260; beide deutsche Bearbeitungen zeichnen sich
Tor den in den übrigen Sprachen dadurch aus, daß sie eine von allen
übrigen Texten abweichende freie Behandlung unserer Fabel enthalten
(8. Wolter S. 24), die anmuthig und in gewählter Sprache vorgetragen
wird. Vor Allem scheint mir 'das JüdeF als das ältere und ursprüng-
liche, das auch der anderen Bearbeitung, wie ich zeigen werde, zur
Vorlage gedient hat, einer eingehenderen Behandlung werth. Dasselbe
ist bis jetzt nur in rohem Textabdruck (der von Müllenhoff soll spe-
ciell dem Zweck seminaristischer Übungen dienen) veröffentlicht. Ich
werde deshalb zuerst nach den vorhandenen Hilfsmitteln eine kritische
Bearbeitung zu liefern, sodann Alter und Verfaßer des Gedichtes zu
bestimmen versuchen, und schließlich über die Quelle des Gedichtes,
sowie über sein Verhältniß zu dem jüngeren *Judenknaben' handeln.
R. SPBEI7GEB.
Das Jüdel.
Das Gedicht ist nur in einer vollständigen Hs. erhalten, nämlich
in der Wiener Hs. 2696 (rec. 3176) S. 69*— 75*. Die Handschrift ist
in kl. Folio, hat 312 bezeichnete Seiten, ist zweispaltig und zählt auf
jeder Seite 38 Zeilen. [Vgl. Hoflmann v. Pallersleben, Verzeichniß der
«SBIUliU. Neae Reihe lY. (XXYU.) Jahrg. 9
130
R. SPRENGER
altdeutBchen Handschriften der k. k. Hofbibliothek zu Wien. Leipzig
1841]. Wir bezeichnen dieselbe mit A. Daza kommen noch Bruchstacke
einer Ha«, die Franz Schmidt in der gräflich Ortenburgischen Bibliothek
zu Tambach in Oberfiranken gefunden und in Naumanns Serapeum HI,
Nr. 22 (30. November 1842), aber ohne daß er erkannte ; wohin die
Bruchstücke gehören, vollständig mitgetheilt hat Es sind im Ganzen
89 Verse, die sich auf zwei Seiten vertheilen, nämlich V. 178 — 189
(Hahn S. 131, 28-39); 203-234 (Hahn S. 131, 53-132, 4); 241 bis
276 (Hahn S. 132, 11—46); 296-316 (Hahn 132, 11-138, 6). Wir
bezeichnen dieselben mit B.
Wir haben manegen lieben trdst
Ton ir genftden ▼eroomen,
was der von sorgen ist erlöst
dem si ze helfe raohte keinen, '
5 maoter unde maget ftne meü:
genftden vol daz 6rite heil
der werlde ü wider brfthte,
dd got werden gedfthte
b6dia ir sun und ir trüt,
10 si gotes mttoter ont sta brüt.
Stern des wüetendes mers,
geleite des wtseldsen bers,
das in der wüeste irre vert
ont sieb nibt wan ir gnftden nert.
15 nn gedinge ich helfe an sie
umb eine rede der ich hie
▼il unwirdic beginne
unt mit krankem sinne,
min herze si küme bestftt:
20 wan daz ich weiz daz st hftt
datze himel bete ont gebot
si gebintet ir son ant bltet got
das b§dia helfen mir dar zuo
daz ich der werlte kont getno
25 ein genftde die st begie
an einem menschen der sie nie
ombe dehein helfe gebat.
ditz geschach in einer grözen stat
dft rtche Juden sftzen.
80 der eine b^t gelftzen
ze der kristen scbuole stnen snon,
und bat in geldret taon
die wtsheite. beide
Hep unde leide
85 geschach im stt dft von gennoc
daz kint guoten willen tmoc
dar zno daz im bcTolhen was:
ez tibte schreib nnde las.
Der meister sich dar ambe vleiz
40 darcb guotes manigen gebeis
den im des kindes vater gehiez,
und oncb ftne gäbe nibt enliez
•tne scbnolgen6ze.
kleine unde g^ze
45 williget er mit dem guote
das si im geselleger huote
deste bereiter waoren
und ez leides Tcrbsdren.
umbe 86 getanen seit
50 wftren st dem kinde holt,
alle die scbuolsBre;
und ob ez ein kristen wsre,
sine mohten im nibt holder wesen.
decltnen singen nnde lesen
55 Idrten stz wider strtt.
nü was ze der selben zit
dft nfthen bt der sträze
ein kapeile in der mize:
st giengen ze scbuole oder dervon,
60 als st wftren gewon,
ir wec gienc rebte dar für.
under der lonben vor der tfir
stuont ein bilde wol getftn.
daz sach man in der scbdze b&n
Überschrift in A: Das buch beizset das Jfldel. 4 den. 8 dy. 11 mer.
16 sei. S8 unt 89 dar ombe sich. 40 guten. 44 chlein unt gr. 47 denter.
66 ceit 68 inder. 61 recht. 64 schösse.
DIE LEGENDE VOM JUDENENABEN.
131
65 ein kmdelin rii h6re.
in ODBer froniren 6re
was bddia bilde unde »tat.
Til dicke weinnnde bat
manic tambei kindelfn
70 unser fronwen» dai si. raohte stn
des tage* in der scbaole phlegen
nnd es behnote ror den siegen.
dits kint was einest dft mite
nnt fragte nfteh der kinde site
75 was st dft tsBten
nnt wen st sd tiore basten.
dd sagten si im rnttre,
das es noser froQwe were,
des almehtigen gotes maoter«
80 ^ sprachen: ^nieman ist b6 gaoter
der leit a6 sanfte büeze.
nnt wsdr ir gnftde nibt sd süeze,
s6 wfirde wir tU dioke geslagen.
ir güete nieman kan volsagen.'
85 Nn gelonbet es an die wftrbeit
nnt lernet nfteh ir gwonbeit
bitm nnde ntgen dar.
eines tages wart ex gewar,
dd es sines gebetes pblac,
90 das stottb t£ dem bilde lac.
ein spinnen weppe es dA vant.
dd names stn schosnes gewant
nnt wiscbet es karte Itse
nnt sprach wnrm, wnrstd wtse,
95 du rihtest dtn werc anderswft.
es enknmt dir nibt se mftsen dÄ.
nnt west ich wft ich dich fnnde,
dn mueseet an dirre stände,
amen dise missetftt,
100 dnne weist wies nmb die fronwen
stftt/
Diu rede dft mite ein ende nam.
das kint wider se schnole qnam
«it lernet ie bas nnde bas.
nnser fronwe an im nibt rergas
105 der kintlichen dren.
sich begnnde an im mdren
ir lop mit der gotes kraft.
den kinden gebdt ir meisterschaft
an einem antlAsmorgen firno
110 das si sich bereiten dar sno
nnt se kirchen giengen,
wirdedtche enphiengen
▼r6n corpus domint.
das kint was alles dft bt.
115 din oogen es nie dar abe yerlie
dft man das ambet begie
uns im üf dem altere erschein
der aller schoettist kinde ein
das dehein ouge ie fibersaob.
120 der briester rleisch dar abe brach
unt gab es den liuten in den munt.
dd dilht es in wol tüsent stunt
schcener unde sterker danne 6
und entet nibt als im w»re w6.
125 nnd ob es inder waare wnnt,
es erschein ie gans unt wol gesunt.
Dd des kindes engen
die grdsen gotes tougen
sd offenliche gesftben,
180 dd gert euch es enpbfthen
ein teil der selben sptse.
es begnnde harte Itse
sltchen under der menige dar.
die Hute nftmen stn nibt war
135 noch der herre der das ambet
tete
nftch stner d an der stete.
den bristen gemeine er es bdt.
do enphienc das lebendige brdt
ouch ditse kint nnt wart tU vrd.
140 se herbergen hnob es sich dd,
als es der vater ane sach,
ein teil er somecltche sprach
'sun, wft wnre dd ie stt?
es ist über imbtistt.
67 nnt. 68 diehe. 72 behüte. 78 einest fihU. 74 fragt 77 in.
80 vAfikÜ. 82 nnt wart 84 ir gat chan dir n. v. s. 86 gewonheit 92 nam
tt lehoaes g. 100 d. w. nicht w. es um. 108 nnt 108 er. 110 si fihU,
U5 do. 115, 16 wmgmML 117 alter. 122 do dovcht es ie. 128 nnd starc.
129 effealichen. 187 der eh. g. er im b. 188 den phien. 189 das ehindelin.
142 lomchlieh. 144 imbeseit
9*
132
R. SPRINGER
145 wir sin enbizzen ant da vastest noch •
daz kint sprach nein ich doch.
ich bin enbizzen. er sprach: 'wft?'
dd verjach im daz kint sft
unt versweig im niht mnb ein gruz.
150 vor leide brach er dd üz
sfn hftr unt zarte sin gewant.
sin kint er weinunde bant,
daz ez im niht entrünne.
er sande nftcb shn künne
155 ant nftch sinen mägen.
er begundes rfttes yrägen
unt sagte in besonder
diu manicvalten wunder,
der im daz kindelfo verjach.
160 ein Jude dd wtslichen sprach
'ich sag iu rehte minen muot
waz mich dar umbe dnnket guot.
wir schulen an dirre stunde
von sin selbes munde
165 vememen wes ez dar umbe vergibt.
unt enlougent ez der rede niht,
dar zuo hcsret denne rät.
wie ob ez nd gerouwen hftt
sin tumplicher muot
170 unt nü sinnelichen tuet?
daz Iftt iu wol gevallen.'
der ritt geliebt in allen.
man hiez daz kint dar für gftn
dft erz hdte in getan.
175 baltlichen ez dar für gie«
ir gesfthet von eim kinde nie
sd gar unverzagten muot.
si sprächen 'du tobest, 'nein ich
bin fruot
[sprach ez] unt sit ir gar ftne sin.'
180 [sispr&chen] ^swic unt tuo die rede
hin.
du bist ze edele dar zuo.
vril got, lebe unde tue
als din vater habe getftn.
der h&t als ein getriuwer man
1 85 unser 6 behalten.
wir tuen dich noch gewalten
vil werltlicher dren.
wil du dinen muot kdren
ze menKchem sinne,
190 sd wirdestn des wol inne
daz ez dir ze staten kumt
hie bi uns unt wider got gefrumt.
dune wellest aber dich m&zen
und uns vil gar erl&sen
195 diner unnützen tombheit,
sd müez wir unser herzen leit
an dir tuon unde sehen/
sol mir dar umbe daz reht ge-
schehen ?
dar umb verlür ich niht ein hftr/
200 [si spr&chen] 'sd ist doch diu rede
war
der din vater üf dich gibt?*
ja entriuwen! gloubet ir im niht?'
Ich sage iu rehte wie es ergie:
dd ellin ir drd niht vervie
205 unt si vil geb&ten,
dd giengen si sich beraten.
ir muot was in betröebet :
sich hdt an in gefibet
mit leide gemischter zorn.
210 [si sprächen] ' uns ist wsrlich geborn
daz kint zuo grdzem sdre,
unt sul wir unser dre
niemdr vor im gefristen,
gevreischent ez die kristen :
215 si gestdnt im vlizeclichen bi.
nd sehet wftz uns bezzer si,
ob wir ez heizen toBten,
denne ez uns ze solhen noeten
werde lebendic gespart.
220 sin vater sol de ez haben bewart
154 sinem. 166 begnnde sin. 160 dv. 172 der rat von in allen. 173 ge-
lobt do er in.hete getan. 174 man hiez daz ehxnt dar for gan. 178 sen B;
MifehU, 179 f [frut] spr. B. . 180 seu B. 181 denn B. 182 wil] weil AB.
185 S wehalten B. 187 werltleichen B. 189 mensohleichem B. 198 dar] das.
202 entriwen] in triwen. 904 dro undeutUeh B. 210 werlich B. 211 chinde.
212 schul B. 218 immer. 214 ez A; sein B. 215 vlssizchlichen.
217 ob fehU B.
DIE LEGENDE VOM JUDENKNABEN.
133
eSt er des niht bftt getftn,
8d läse wir in daz rebt begftn.
Bin hende des wol wert eint
das er uns riebet über daz kint
225 alsd das unser alte 6
ongestoeret von im bestd,
unt wir dft baben unser dr
unt binnen flir immer mdr
dbeineu andern des dürfe gelangen.'
230 nü was der rftt ergangen
unt wart dem vater kunt get&n.
nu gesach man nie debeinen man
als nnmsBziclicben klagen:
er bot sieb selben nfteb erslagen.
235 sin yleiseb er ab den wangen bracb :
se im selben er jsBmerltehen spracb
owd, icb yil arme!
wie lützel icb erbarme
den almebtigen got.
240 Bol ieb bebalten ditz gebot,
daz müeze icb nimmer geleben.
er bat im ein wftfen geben,
ein swert oder ein mezser.
er spracb mir ist bezzer
245 daz icb mir selbe tuo den töt
denne ich dise ungewonltch ndt
an minem kinde begd.
% icb das tuon, icb wil 6
micb selbe ze t6de stecben :
250 sd müese denne ein ander reeben
an minem kinde dise gescbiht.
weiz got, ieb entuon stn niht.'
Der ungefBege swaore last
überwant den Juden, das im gebrast
255 an den witsen und an der mäht,
er bekande den tac noch die naht,
er Tiel hin daz er niht sprach :
er engeh6rte noch gesach
unt wart vil toedeltch gevar:
260 sd tmogen st ein wazzer dar
dft mite man in labte,
daz er sich baz behabte.
nü ribt er sich üf unde gesaz.
die jaden verwizzen ime daz;
265 er tSBt unmenltohe.
[st sprächen] 'wir seiden billtche
dats iu suocben und vinden rät.
nü sehe wir wol das sich Tcrkdret
bat
iuwer menltch muot se wtbtn siten.'
270 er spracb 'wer solde den andern
biten
umb sfnes Heben kindes t6t?
daz ich s6re klage des g6t mir ndt,
wan ez ist harte nnbeteltob.'
dd sprächen die Juden alle gelich
275 ez ist niht bete, ez ist gebot.'
'nü erlät mich stn durch got.
ich bän vil starke knehte;
den gebietet bt dem rehte
alles das iwer wille st.'
280 nü stuont ein bachoTen da bt.
dar hiesen si wite bereiten
und den so vaste eiten
daz daz fiwer Taste her üz sluoc.
daz kint man schiere dar truoc
285 gebunden unt warf ez dar in«
d6 vluhen die Juden alle bin
daz st iht snben die ndt,
wie es den bitteren tdt,
erlite, der im bereitet was.
290 nü half im got deiz wol genas.
Nu wil icb iu sagen wie es quam
unde was dem fiwer benam
stne meisterlüse kraft;
das das kint unschadebaft
295 muose beltben.
diu gesegente ob allen wtben
lie sich da schtnbsBrltcben sehen
und lie dem kinde niht geschehen
224 daz er richte. 226 'unser . .e B; äUo /ehU ein Wort, 229 dehflsine A.
233 ummsetichlich A. 284 nah A. 245 selben A. 246 mir dise ungewonliebe B ;
Tgl. 249. 249 ze tot erstechen B. 250 danne B. 261 diser B. 96a swflsr A;
iworer B. 265 der fehlt A. 266 er wechande B. 268 er enhort B* 269 tod-
lick B. 260 do trügen seu B. 268 riecht B. 266 wir fehli A. 268 sehe B.
271 liebes B. 273 nnbentUch B. 274 dv A. 276 michsen A. 282 hsaisen.
290 deiz] daz ez. 291 ich] inch. Ob Vvl s=s ich in? 296 gesegent B.
134
B. SPSENQEB
daz im leit wsere.
800 b! sprach ^wis ftae swaure :
dir ist min helfe ie bereit,
du dientest mir in dtner kintheit.
ich gedenke wol das du ex bist
der den stonp nnd den mist
305 furbte von des bildes wftt
das Tor miner kapeUe stftt«
nü schinet vil wol an dir:
der minem sun oder mir
ie deheinen dienest erbdt,
810 daz des ze deheiner ndt
unser helfe vergaz.
dir wirt noch geldnet bas
toofe dich unt wirt gotes kint
sam die ander stunt geboren sint
315 von Wasser unt von dem beilegen
geiste
und wizze daz ich dir leiste
müeter liehe triawe.
sorge niht deiz dich geriawe,
swie vient dir dtn vater ist«
820 sd dd bi uns datz himel bist/
Das kint wart der rede vrd.
▼lisedichen lobt ez dd
ze leisten swas si im gebdt
es düht ein jftr in der ndt
825 kaner danne der gestric tac.
die wfle der Tater alles d4 lac
nnm&htic als er wssr erslagen,
hende winden unde klagen
ant weinen was dft wider strtt
380 ans nAhen ze compldte zlt
daz man dft tavelte In der stat.
dö wart er mähtic nnde bat
die jaden daz si sashen dar
ant ambe das kint nssmen war
385 ob ez verbrannen wssre
nnt im siner swsdre
ein teil benemen dA mite
unt ez bestaten nftch ir site
als von rehte ir genoz.
840 er sprach 'min schade ist dannoch
gros,
oach h&t es umb dise muset&t,
die sin üp begangen hit
ein bitter ende genomen.
in des was ein jade kernen ;
845 der seit im das ez lebte noch.
* wergot, sprach er, taot ez doch ?*
'ja ez/ 'wer hftt ia s6 geseit?'
'ich selbe saeh die wArheit.
daz fiwer im dheinen schaden tuet.'
850 dd vriwet sich des jaden maot.
ex staont üf ant licdf dA hin,
nnt wffir vil gerne zim dar in,
hdten im die andern niht gewert,
er sprach 'san, wer hftt dich genert
855 vor dem grimmegen fiare^
[ez sprach] dia reine ant diu gehiare
maoter des obristen gotes.
ir genftden ande ir gebotes
gen6z ich daz ich bin genesen.
860 ez enmohte anders sin gewesen,
[er sprach] Ver ist dia od w& ist sie?'
'der engel kfinigtnne ist hie/
'w& uü? Ift mich sie sehen/
'nü toafe dich, s6 magea geschehen.
865 'nü wie kamt, daz du sie sihst
ant du noch nngetoafet bist?'
'd& hAn ich ez geheizen ir/
'nü ginc her für. ich wil mit dir
die selben toafe enphün.'
870 *jA sd woldestü mich aber vüo
nnt niwer marter an legen,
hie entwich ich wol dtnen siegen,
du für swaor er manegen eit.
sd taont mir aber die andern leit
875 die dA üzen bi dir sint/
wisliche sprach dd das kint
'wil du daz ich hin üz gd,
sd maostü der kristen d
301 helfe .... werait B. 306 wtete A; wftte : stite B. 306 chapeUen B.
808 meinea A. 313 teofe B; wierde B. 316 heiligem B. 318 das es. 328 vliBieh-
liehen, 328 winnonde unt 830 nahen unt se complet. 332 unt 341 es fikU.
349 dehieinen. 360 vreiut. 361 fü JMl. 362 wer. 364 er sp. sun herre w^
366 neiniu. 360 ez mooht anders nicht. 861 si. 366 sihest .S68 für bas ich.
869 enphahen : vahen; vgl. gel&n : vervftn Himme^. 726.
DIE L£Q£ND£ VOM JUDENKNABEN.
135
485
440
ein miehel teil her bringen.
380 an die wil ich gedingen
das ai mich eratadten gote.'
tft ze hant d6 lief ein böte
ae dem tnome üf den yrdnhof
ää er den biachof
385 mit atnen kapellAnen vant.
er aagete in aft aehant
diae atarken geachiht.
dd aümte aich der biachof niht
nnt mit im din pfafheit:
390 ri fimden ala in waa geaeit.
Daa kint man in dem fiwer sach«
ae dem biachofe ea dd aprach
'herre, ich wil hin üa aia gdn.
nü bitet mtnen vater hinder at^n
395 and ander mine mftge.
j& forht ich aSre ir Iftge:
st habent mir hie yeratanden.
ich wil von inwem banden
den kriatentuom enphllhen.
400 minin ongen wunder alLhen :
daa ich daa getorate aagen,
dar umbe weiden at mich hiLn eralagen/
dd bat der biachof minneclichen
die jaden eine wüe entwichen.
405 somlicbe daa t&ten,
die ander in tiwer bftten
daa er aie lieae d4 beat&n,
stt at ainen willen beg&n
ant gehdraamen atme geböte.
410 der biachof dancte dd gote
mit frceltchem aange.
dd wart manic wange
▼on weinenden oogen naa.
die jaden weinden oach, daa
415 fli es ad lange beten geapart
ont ad lange wider den gart
tumplichen beten geatrebet
nnt nfteh dem tiavel gelebet.
ir riawe ai wol beacheinten.
420 die kriaten yreadenweinten.
381 daa d mich dir nem nn eratiete g. 882 aasehan . . bot. 888 aedem
töm ff TTon hoye. 884 biachofe. 386 aft ßhlL 887 diae] die. 891 fiwf.
S94 hinder] hindan a. Parz. 670, 14. 897 mir] mich. 404 saine. 407 atAn.
408 bH /Mi, 409 sSme] seinem, gebot : got. 411 geaango. 420 d. ch« alle vor
▼. w. 488 nnt w. dar in. 480 allen. 481 dehs^. 482 chSr. 484 aich.
486 gem. 446 nnt 446 m6 /ehU\ v^l. BimiMff. 264. 448 lieb\ 460 allen g.
461 homc 466 dienat
Der biachof wolde niht lenger
beiten.
er hiea dats münater bereiten
botigen ande wazaer drin,
aelbe gie er dft hin:
425 der linte volgeten im genaoc.
daa kint er an dem arme traoc:
minnedtch er es an each,
den geloaben er im yor aprach ;
dea aagt er anaerm herren danc:
480 er gie den aller yroeltchaten gano
den ie dhein ain genda gegie«
der kdr in wirdecliche enphie
ont mit im dia jüdiachiu diet
wialtch er aie dd beriet,
ea enaolde niemen föaten :
die gerne wurden kriaten
and dea mit triawen wolden gern,
die aolde man ain gerne gewem.
der rftt in sinem heraen waa.
ob der toofe er aelbe laa
den yil heiligen aegen.
die ander herren bat er phlegen
der die d& w&ren bekdret,
daa ai wurden geldret
445 den geloaben ande gotea d.
brieater ande liute md
aungen alle daa gotea wort,
daa waa den Juden eia lieberr bort
danne golt od edel geateine.
450 ea amaht in algemeine
aam das honic üf der sungen.
yil yaste at dd drungen
d& in diu toufe waa bereit
unt lieaen alle ir tumpheit
455 unt enphiengen daa dwige lieht,
nü aümt iuch an ir dieneat nicht
diu einea ad kleinen niht yergaa,
entlthet ir, weia got, at gilt iu baa.
Amen.
136 R- SPRENGER
Anmerkungen.
11 Maria = maris HeUa; Eonrad v. Wfirzbnrg, goldene Scbmiede 139 ff.:
Maria muoter imde maget, diu »am der morgenateme taget dem vkaeloaen arnMn her da»
<tfdem wUden Uhermer der grtmtlS»en werlde eioebet, W. Qrimm S. XIX. Wamang* 1164.
92 Marl. 244, 188 ez nam An aller be»te kleit.
109 antldzmorgen bisher unbelegt.
138 dass lebendige hröt, 'Christus Leib, die Hostie.* Auch Christus selbst wird
so genannt, nach Job. 6, 86 ego aum pani» viUte. K. y. FuGesbrunnen 1086, H. v. Kro-
lewiz 654; gold. Schmiede 651 lebende semele,
150 Ähnliche LeidesKußerung Kindh. Jesu 92, 86 an tr selber A Heh roch aU
ein tobende u^p A brach daz hdr {Iz der awarte vor leide A verwarte die kleider von
dem A6e. Vgl. auch Er. 6760 fg.
198 sol mir dar umbe daz reht geeeheken *soll kh danim den Tod erleiden?*
y. 222 daz reht begdn etwa 'das Todesurtheil yoUstrecken.' Ähnlich Urst. 114, 34 ez
ist ungeloupllieh der toärheit nienoter geäch daes iem^ mermische erst^ dar ane der tot
An reht beg^ Hmf. 44; 602.
224 Die Verbeßerung nach Marl. 250, 312 s6 reche uru dUn selbes Turnt über daz
f>ervlueJUe kint. Vgl. noch: daz er got über in rceche Genes. D. 93, 3. Das bsl. richte
könnte an und für sich ebensowohl in rilUe als Hehet geändert werden.
256 ff. Vgl. Er. 8826 ff.; Iw. 1327 ff.; Wig. 127, 35 ff.
273 ist zu lesen: untoendelieh *nicht zu ändern ?
279 &( dem rehte *nach dem Gesetz*.
313 ff. ygl. Urst 108, 30 ff.
331 tofoeln sw. y. wird im mhd. Wb. nur durch unsere Stelle belegt und durch
Tafel halten, *speiaen erklärt Bei Lezer II, 1410 finden sich andere Belege für die
Bedeutung „durch Anschlagen an eine hölzerne Tafel ein Zeichen geben (statt des
Läutens)". Vgl. biur. täfyem Schm. Fr. I, 587. Diese Bedeutung ist auch hier anzu-
nehmen. Noch heute darf in katholischen Ländern am Charfreitag keine Glocke ge-
läutet werden, und es wird das Zeichen zum Beginn des Gottesdienstes durch Schlagen
an eine hölzerne Tafel gegeben. Tafeln = speisen ist daher erst nhd. und Weigand
n', 871 demgemäß zu berichtigen.
397 si Juibent mir hie verstanden *sie haben mir hier den Weg zu euch yertreten*.
408 Man erwartet den conj. imperf., nicht praes. Es ist wohl zu schreiben : wiUen
toolden b,
416 tpider den gart streben act. 9, 5 durum est tibi contra stimulum calci trare.
Belege aus mhd. Schriftstellern bei C. Schulze, die bibl. Sprichwörter der deutschen
Sprache (Göttingen 1860) S. 169.
420 vröudentoemen *das Weinen yor Freude' Passional E. 649, 37; ähnlich toeine-
klagen Eyang. 323^.
^22 datz = da se.
456 daz ^wige lieht hier: 'der christliche Glaube', auch Christus selbst wird so
genannt z. B. Kindh. Jesu 76, 66 nach Job, 8, 12; 9, 5 ego sum lux mundi.
1« Alter und Verfaßer des Jüdel.
Der Verfaßer des Jttdel hat sich nicht genannt, tritt auch mit
seiner Persönlichkeit nicht heryori außer daß er in einer bei den Bear-
beitern geistlicher Stoffe fast stehend gewordenen Weise (s. Weinhold
DIE LEGENDE VOM JUDENKNABEN. 137
Z. f. d. Ph. 8, 254) über sein UDgeschick zum Dichten klagt und daran
eine Bitte zur heiUgen Jungfrau um ihren Beistand (der antiken An-
mfiing der Muse entsprechend, wie Weinhold a. a. O. bemerkt) schließt.
Weniger zweifelhaft können wir über die Zeit der Abfaßung des
Gedichtes sein: es fällt nach Metrik und Beim in die beste Zeit der
mhd. Dichtkunst, wie es denn auch Wackernagel (2. A.) S. 205 A. 52
an den Schluß des 12. Jahrhunderts verlegt.
In Folgendem will ich den Beweis liefern, daß einem schon be-
kannten Dichter, nämlich Konrad v. Heimesfurt, dem Verfaßer von
Urstende und einer Himmelfahrt Mariae auch unser Gedicht
zuzuschreiben ist. Schon der Umstand, daß es in der Wiener Hs.
mitten zwischen größeren Oedichten unmittelbar hinter der Urstende
überliefert ist, möchte auf ein näheres Verhältniß zu jenem größeren
Gedichte schließen lassen. Doch will ich hierauf ebensowenig Gewicht
legen^ als darauf, daß in der Einleitung aller drei Gedichte derselbe
Grundgedanke, wenn auch in etwas veränderter Form wiederkehrt.
Derselbe ist eben, wie oben gezeigt, Gemeingut. Wichtiger ist dagegen
die Übereinstimmung im Beim"*"). In allen drei Gedichten finden sich
häufig rührende Beime. wärheif : gewanheä 85; affne : erbarme 237;
enphän : vän 369; in allen dreien reimt: euon : tuen 31; lieht : nicht 455;
Himmelf. 633; Urst. 106, 22; 110, 22; 127, 30; daneben aber auch
gfschihtmiht 887; Hmf. 507; 1009; gesiht: lieht 655; Urst. 119, 78;
funde (Conj.) : stunde 97; funden : gebunden U. 105, 30; tele : etete 135;
ilete Hmf. 875; aber täten : bäten Hmf. 877; : raten U. 106, 10; : Pylä-
ien Urst 108, 84. Von 'stehn' und *gehn^ werden in allen drei Ge-
dichten mit Ausnahme des Conj. Praes. nur die Formen mit ä ge-
braucht: wät : stät 305; gän : getan 173; lät : etat Hmf. 453; hat : gä
736; gast : hast Urst 105, 6; län: stdn 105, 74. Auch dieselben Fälle
der Apokope des e wird man in allen drei Gedichten finden. Ferner
finden wir dieselben bildlichen Verstärkungen der Negation: niht ein
har 198: Urst 109, 55; 114, 4; 120, 65; 126, 4. umb ein ffrüz 149;
Urst. 115, 26, wo ebenfalls zu lesen ist: als umb ein grüz. Den sicher-
sten Beweis aber liefert die verhältniß mäßig häufige Übereinstimmung
in ganzen Versen, einzelnen Ausdrücken und Beimwörtern^ von der
ich in Folgendem eine Übersicht gebe:
tccer ir gnäde niht sd süeze 82. Hmf. 1040 ir gnade was sS süeze.
em kumt dir ftiht ze mäzen 96. Urst. 119, 5 als ez in kam ze mäzen,
amen dise missetät 99. Urst. 123, 40 amen den haz.
*) VgL zum Folgenden Pfeiffer H. Z. 8, 168 ff. ; Gombert, de tribus carmimbus
theotiscis Halle, DisB. 1861.
138
R. SPBENOEB
meistersehaß, die Priester 108.
Jüdel 156 er begundes rdtes wägen,
162 iüazmiehdarumbe dunkel
guot..
191 ze staten kamt : gefrumt
daz reht 'der Tod* 198: dca reht
begän 'das Todesurtheil voll-
strecken' 222.
nu sehet wä 216
243 ein8wertodereinmezxer(:bezsser).
276 nü erlät mich sin durch gat.
280 nu stuonb ein hachoven da In
dar hiezens wite bereitsfi
und den sd vaste eiten
313 toufe dich und wirde gotes kint
sam die ander stunt gebom sint
vcn wasoMT und dem heüegengeist
326 der vater cdlez da lac,
Maria heißt: diu reine und diu ge-
Mure 356.
und der enget höniginne 362
ein michel teil 379
382 säeehant lief ein bäte*
3SS hof : bisehof
387 dise starken gesthiht
428 den gehuben er im vor sprach.
446 briester unde Hute mS.
434 wisUch er siedS beriet.
447 daz gotes wart
daz waz den Juden ein lieber
hört . . ,
hart noch Hmf. 31.
ürst. 121, 28.
U. 104, 34 er begundes räles wägen,
WC» si dar umbe douhte guot
U. 104,51 gefirunUiunt uns ze besten
staten kwat
122, 19 daz erinze staten keeme.
vgl. Hmf. 44; 502; Urst 114, 34.
= Hmf. 984.
Urst* 101, 15 mü pwmiz oder mit
mezzer (: bezzer).
Hmf. 385 er suU mich ^ durch goi
erlän.
Urst. 123, 22 stne schergen beUermi
wite (Hs. wizze) bereiten:
ir chot>en gülen und eiten,
Urst. 108, 30 des (Qottesreiches)
niemant teiOcunftig wirt
wan er den ander stunt gebirt
wazzer und der heHege geisL
Hmf. 684 stuontderbischofaüezhie,
diu gehiure Hmf. 512.
= Hmf. 404, 1063.
= Urst. 106, 16 ; ein michel zal Hmf.
972.
Urst 120, 66 sidi huop ein bete sd-
zehoad.
Urst. 106, 72.
Urst. 120, lArstarkiu mcere. 106,82
stcurke rüege.
Hmf. 754 er sprach in den geUmbea
vor.
Hmf. 264 dannoch guoter Hute ml
Hmf. 976 als er die armen do beriet
Hmf. 99 den iemer wemden hoi^
der sele sfise, dez gotes worL
DIE LEGENDE VOM JUDENKNABEN. 139
Fragt sich somit nur noch^ welche Stelle seiner Entstehungsseit nach
dts Gedicht unter den drei nunmehr nachweisUch dem Dichter ge-
börigen einninunt^ so möchte ich es fbr nach der Himmelfahrt,
da des Dichters Kunst in ihm schon entwickelter ist, aber vor der
Urs t ende entstanden halten. Letzteres schließe ich unter anderem
daraus, daß sich die allerdings sonst nicht ungewöhnliche Bindung
ä:ä (getan: man Jttd. 183) in der Urstende nicht mehr findet. Die
Entstehungszeit des Jttdel ist also das erste Jahrzehent des 13. Jahr-
honderts. Übergangen habe ich oben den nur aus dem Jttdel zu
belegenden Reim siht : bist 365. Ein Seitenstttck findet derselbe bei
Konrad ▼. Fußesbrunnen, Kindh. Jesu 75^ 6 ütigihtt Da» wie viel-
fache Entlehnungen in Urstende, Himmelf« und Jttdel, die ich einmal
Bpftter zusammenstellen werde, beweisen, Konrad v. Heimesfurt ein Nach-
ahmer des Fußesbrunnen ist, so ist dieser Umstand leicht zu erklären.
Doch möchte ich auch noch der Erwägung anheimgeben, ob der Beim
braht : Hat Urst. 119, 16, wo ebenfalls Ausfall des h anzunehmen ist,
wirklich, wie Bartsch will, als verderbt anzusehen ist
2. Quelle der Erzählung im Passional.
Über die Quelle der in dem Passional enthaltenen 'Marienlegenden*
sind die Meinungen getheilt. Pfeiffer hält dafbr des Botho Prunvenin-
gensis liber de miraculis sanctae Mariae virginis, aus dem er im An-
hange zu seiner Ausgabe einige Legenden mitgetheilt hat; nach Josef
Haupt (aber das mitteldeutsche Buch der Väter, Sitzungsberichte der
philo8.-histor. Classe der Wiener Akademie d. Wißenschaften Bd. 69,
S. 71—146) soll die Legenda aurea (verfaßt vor 1293) wie fOr die
'Marienlegenden' ttberhaupt, so auch für den ^Judenknaben' die Quelle
gewesen sein. Bei genauerer Vergleichung kann kein Zweifel sein, daß
wir uns fttr Pfeiffers Ansicht zu entscheiden haben, da bei Botho oft
Nebenumstände erwähnt werden, die wir in der Legenda aurea nicht,
wohl aber in den *Marienlegenden' erwähnt finden. So wird, um gleich
bei unserer Legende zu bleiben, bei Botho und von dem Verfaßer des
Passionals als Zeit der Begebenheit Ostern genannt, während bei
Jacobus a Voragine eine Zeitangabe ttberhaupt fehlt, ferner wird bei
jenem zwar ein Bild der Maria ttber dem Altar, nicht aber die wunder-
bare Erscheinung des Christkindes bei der Communion erwähnt, die
sich bei Botho und in den Marienlegenden findet. Während aber bei
den ttbrigen Legenden die Sache so liegt, daß Botho für dieselben
die alleinige Quelle gewesen zu sein scheint, ist dies ftlr den 'Juden-
knaben' nicht möglich. Derselbe stimmt vielmehr in einer Menge Einzel^
140
R. SPBENGEß
heiten nur mit dem deutschen ^Jüdel' ttberein. So findet sich z. B. die
Angabe, wodurch besonders der Knabe die Gunst der Maria erworben
habe, nämlich dadurch, daß er ihr Bild von einem Spinngewebe rei-
nigte, in keiner anderen bekannten Recension. Es wäre nun das natür-
lichste anzunehmen, daß eine andere verlorene Behandlung des Stoffes
beiden zugleich als Quelle gedient habe. Da aber eine Anzahl von
Versen des 'Jüdel' im ^Judenknaben*, wenn auch vielfach verändert
und erweitert erscheint, so ist wohl anzunehmen, daß das ältere deutsche
Gedicht selbst vom Verfaßer des Passionals gekannt und benutzt ist.
Bekanntlich benutzte derselbe eine große Anzahl von BtLchern zu seinem
großen Werke, darunter auch deutsche. So hat ftir den Abschnitt, der
die sagengeschmückte Kindheit Jesu behandelt, das Gedicht des Konrad
V. Fußesbrunnen als Vorlage gedient, wie Bartsch (Germania 5, 432 ff.)
bewiesen hat. Die Art der Benutzung hat für dieses Gedicht Bartsch
a. a. O. durch Gegenüberstellung der entsprechenden Verse beider
Gedichte gezeigt. Ein gleiches Verfahren wird zur Erkenntniß des
Verhältnißes beider auch für unser Gedicht ersprießlich sein.
So entsprechen zuerst die Verse Jüd. 94 — 100 bis ins Einzelne
Marl. 145 — 155. Beide Stellen enthalten eine Anrede an die verborgene
Spinne (beide Male wurm genannt).
Jüd. Marl.
94 unt sprach Vurm waerstü wise 154 und soldest (vorher: her wurm)
du rihtest d!n werc anderswä
148
üwer werc üf slan
wol anderswä danne hie.
ich wold üch also stillen
(west ich dt wd ir wiret)
daz ir m& wol verhöret
diz bilde miner frouwen.
Auch die Verse Jüd. 101—107 sind inhaltlich genau = Marl, 158
bis 169. Ferner:
97 und weat ich wä ich dich fimde
du müesest an dirre stunde
amen dise misset&t.
Jüd.
115 die ougen ez nie dar abe verlie
da man daz ambet begie
unz im üf dem altssre erschein
der aller schomist Jdnde ein
daz dehein ouge ie übersach.
der briester vleisch dar abe
brach
unt gab ez den liuten in den
munt.
Marl.
182 hin üf den alter ez sach
unt wart gewar waz da lac,
des es vor vreuden erschrac :
daz aller schönste hindern
sach ez al dar üffe sin,
daz ie ouge me besach.
derbristervondem kinde brach
swaz er den lüten hine gab.
unt swie vil er gebrach her ab,
DIE LEOENDE VOM JUDENKNABEN. 141
doch düht ez in ie wol tüsent so lac daz kint ie yiiUeDkuinen.
stont unt wart im nihtes niht benumen
schoener unde sterker danne ^ der Bchdne noch der sterke stn.
und entet niht als im wsdre we.
und ob ez Inder w«re wxint,
ez erschein ie ganz unt wol
gesunt
Jüd. Marl.
132 ez begunde harte Itse 198 sus quam ez heimlichen
suchen ander der menige dar. in dem gemeinen volc aldar.
die liate nämen sin niht war stn wart nieman gewar.
Öfter wendet der Verfaßer des Passionais mit Absicht andere Bezeich-
Qongen an. So wird J. 138 die Hostie daz lebendige brSt genannt^ welche
in den Marl. 210 aus derselben Anschauung, aber mit anderem Aus-
druck : die ewige lipnar genannt wird. Manchmal finden sich in beiden
seltene Wendungen, die sonst nicht weiter zu belegen sind, z. B. ze
herbergeH komen, sich z. h. heben 'nach Hause gehen' Jüd. 140,
Marl. 217, von Lexer II, 1252 nur mit letzterer Stelle belegt. Vergl.
ferner :
Jüd. mit Marl.
150 vor leide brach er dö üz 263 mit betrubnisse hart
sin här unt zarte sin gewant. beide h^ unde hart
roufte er unde brach enzwei.
Die Verse Jüdel 210—215 finden sich zweimal paraphrasirt in den
Marl, wieder: v, 331—333 und v. 304 ff. Die Übereinstimmung erstreckt
sich hier theilweise bis auf die Gleichheit der Reimworte. Vgl.
Jüd. mit Marl.
212 sul wir unser öre 331 ob wir das kint vristen
inuner vor im gefristen, unz ez vernemen die kristen
gevreischent es die kristen : wir werden über ein geschant.
sie gestInt im vlizeclichen bt.
Gleiche Motivirung auch Jüdel 220 ff. und Marl. 310 ff.
Femer ist zu vergleichen:
Jttd. and Marl.
280 nü stuont ein bachoven dft bi. 340 nu stnnt da, nftch gewonheit,
dar hiezen si wite bereiten ein bachoven gröz genuc,
und den sd vaste eiten (Hs. dk man dorre holz tn truc
heizen) und heizte in einen halben tac.
daz daz fiwer vaste her üz sluoc
142
B. 8PSENGBB
Nicht nur den Vater, Belbst die übrigen Juden ergreift, im Gegensatz
zu den übrigen Bearbeitungen, in denen sie durchaus als hartherzig
erscheinen, Mitleid:
Jüd. Marl.
284 daz kint man schiere dar truoc 387 sine vmnt, die valsche diet,
gebunden unt warf ez dar tn.
dd vluhen die Juden alle hin
daz «t iht scßhen die u$t
wie ez den bitteren t6t
erlite der im bereitet was.
betrübet wftren euch ein teil
um daz groze unheil,
daz im d& solde zu treten:
d6 si ez drin geworfen beten
und ez die vlamme bezdch,
ieglich von dem wege vlöch,
wan er niht mohte an gesehen
welich jftmer solde an im ge-
schehen
in des füres ungemach.
Femer findet sich in beiden die Wendung, daß der alte Jude vor Ver-
langen nach seinem Sohn in den Ofen hinein will, wovon ihn seine
Freunde nur mit Mühe abhalten:
Jüd.
351 er stuont üf unt lief d& hin
unt w»r vil gerne zim dar in,
hSten im die andern niht gewert.
Jüd.
354 er sprach *sun, wer h&t dich
genert'
Jüd.
377 wil du daz ich hin üz g6,
s6 muostü der kristen 3
ein michel teil her bringen,
an die wil ich gedingen
daz sS mich erstieten gote.
sä zehant dö lief ein böte
ze dem tuome üf den vrSnhof,
Marl,
er stunt üf bald unde lief
für den oven vil drftte,
als8 betoubet in hftte
die vroude und daz ungemach
daz sich in im in Wechsel brach,
daz er von dem gesinde
hin zu stnem kinde
wold in den oven stn gestigen.
idoch s6 wart er uberkrigen
und dft vor gehalden«
Marl.
431 dö sprach er 'liebez kint sag an.
sag an, wer h&t dich emert?
Marl.
454 du Salt mir 6 der kristen
für den oven Iftsen kumen
als6 vil üf mtnen frumen,
den ich wol mac getrüwen:
und wil euch üf sie büwen
verre baz danne üf dich
und üf die vrunt gemeinlich.
DIE LEGENDE YOH JUDENKNABEN. 143
d& er den bischof 478 er sande balde stnen boten
mit sinen kapeilftnen vant. BÖ hin üf der pfaffen hof.
er sagete in sä zehant onoh wart besant der bischof
diae starken geschiht &f diz grdze wander.
Wir sehen in dieser Stelle recht deutlich, wie der Verfaßer des Pas-
sioDals die Erzählung ausspinnt. Hier hat derselbe 17 Verse einge-
schoben, die ganz sein Eigenthum sind.
Auch die Worte, die der Judenknabe an den Bischof richtet,
stimmen, dem Inhalte und auch theilweise der Form nach, in beiden
Gedichten ttberein:
Jfld. Marl.
393 *herre, ich wil hin üz ziu ggn. 509 herre, ich wil ü gerne kumen.
nfi bitet mtnen vater hinder st3n idooh sult ir baz underdrumen
und ander mtne mftge. mtn angest zu den frunden.
ja ftarht ich sSre ir Ifige/ ir sult dem vater künden
und dft bt minen mftgen
daz si mir niht enlfigen « .
Jüd. Marl.
412 dö wart manic wange 540 des wart euch manicwangenaz
von weinunden ougen naz von der yrouden ubervlut
Jüd. Marl.
420 die kristen alle vor vriuden 502 sin'tugentlich gemuote
weinten. vor vreuden weinte.
Zum Schluß sei erwähnt:
Jüd. 426 daz kint er (der Bischof) an dem arme truoc.
Der Verfaßer des Passionais hat daraus fünf Verse gemacht:
Marl. 526 mit vrolichen armen
druckt ez der bischof an die brüst,
nftch stnes willen gelust
truoc er es selber schßne
an der processione.
Die obigen Zusammenstellungen werden genügend die Abhängigkeit
des 'Judenknaben' vom ^JüdeP beweisen. Doch finden sich in dem
enteren auch Momente, die darauf hinweisen, daß der Verfaßer noch
eine andere Vorlage benutzte. Zwar wenn die Verehrung, die der
Judenknabe der Maria erweist, Marl. 241, 56 zuerst nur durch die
144
P. PPAFP
Furcht vor den Schlägen des Schulmeistera erzwungen erscheint*),
so kann diese Angabe auf Mißverständniß von Jttd. 82, 83:
wser niht ir gn&de stteze
sd würde wir vil dicke geslagen
beruhen, anders ist es aber, wenn es 248 ff. heißt:
die muter euch alsam erschrac
von irm üben kinde.
allez daz gesinde
was betrübet unde unvrö.
Entsprechende Verse, die zwischen 153, 154 stehen müßten, fehlen im
Jüdel, wo die Mutter des Knaben überhaupt nirgends erwähnt wird.
Dagegen heißt es bei Botho (Wolter, der Judenknabe 44, 21): mater
vero pueri nimio dolore constricta ejulando clamare coepit, multosque
tarn Christianoram quam Judaeorum ad lacrymas commovit Es ist
somit mindestens höchst wahrscheinlich, daß, wie er ihm für die übri^^en
Legenden die einzige Quelle war, so auch bei dieser, Botho dem
Dichter des Passionals, vorlag. Hat ja der Dichter auch in der be-
treffenden Partie (s. oben) neben Konrads v. Fußesbrunnen Gedichte
das lateinische Evangelium infantiae benutzt, wie O. Schade, liber de
infantia p. S*' bewiesen hat.
BRÜCHSTÜCK EINER HANDSCHRIFT VON
. REINBOTS GEORG.
S. 1, Sp. a,
4680 da in kan ime nieman ge wegen
her hiez in uil gahis segin
sa zu vier stackin
her sprach die sal man drucken
in einen fulin pul
4685 her hat mir ninen kunig stui
lestirlich gesetzit
des ist her hie geletzit
daz her ime noch iesum
nummir mir wirdet frum
4690 ynd auch die konigin hat nit war
yme daz sebindehalh iar
diz gebot her vnde geschach
zu vier stucken man in brach
mit einer starken kom segin
4695 die stucke hetins in ir plegin
rnz man sie für den keiser drug
her sprach her hat sin gnag
nu werfit in in die putze
her ist ime vnd mir vnnutze
*) daz judelin ez neic oueh dar
und nam dar an mS nihtes war
wan daz in die angest twanc.
BRÜCHSTÜCK EINER HANDSCHRIFT VON REINBOTS GEORG. 145
4700 da mit varen wir inbiszin sa
▼nd Uge her in dem pule da
dis geschaeh als her gebot
Tissche fleisch win vnd brot
da mit der disch gerichtit wart
4705 na inliez ab ime nicht sin vart
cherubin Ynde michahel
die brachtin die reine sele
Widder za dem lichamen
vnd sprach du macht dich wol
schämen
4710 weder geori uz paiastin
waz von dir die keiserin
sprach daz sal nicht werden war
wol uf edel rittir dar
bi gote vnd auch durch yus zwene
4715 als du were zu millene
in diner bestin duginde
in den deiden in der iugindc
als sie gesprochen vollen daz wort
. . stunt der margraue dort
4720(5) als her ein meien were
ane nalde sunder schere
wurden yme die cleider bereit
die plagin solichir richeit
daz deme konige vnd dem keiser
were
4725 zu geltin alzu swere.
wan iz waz engelische wat
weder gewebin noch genat
licht var waz sin har
von gesteine druf ein schappel dar
4730 gesetzt t in solichin schin
daz her desto menlicher muste sin
zu den brüsten wit da mitten crang
ein gnrtil in zu samen twang
der waz riebe vnde dure
4735 gevar nach dem füre
von edeln rubinen
die sach man da uz schinen
abir wie waz her hie gestalt
daz ist von mir vngezalt
4739 a vnde bete salomonis sin
47396 yedoch wil ich prafin in
4740 da her sich selbir ane sach
her behagit ime wole vnd sprach
geerit sistu herre got
geerit sy din hohir bot
der engil furste michahel
4745 der mir brachte weder die sei
nu hat die keisirine war
die Seite mir sunder bar
man mochte mich nit uerdirben
mit dek einer not irsterben
4750 ej gut sage so dir got
von dorn liebir Reimbot
sal alliz ding daz ie wart
glichin rechte sin er art
so muz die liechte rose sin
4755 mutir des von palastin
die sunne der vatir auch dar zu
wanne sie an deme morgen fru
(c) Sunder alliz wolkin stat
vnde also birninde uf gat
4760 so brichit ir dar rechter schin
in der rosin kemmerlin
da bluete der same inne
von ir zwder minne
de same ist baisam lelien blut
4765 dar uz wart der degin gut
der uz irkom marckis
deme sin zwei lobiz ris
also hoch gestoszin
daz ich kan nicht genoszin
4770 vff der breitin erden
so ist her in solichim werde
in deme darin hinnel obin
dez muszin in mit gesange laben
die zehin chore ubir al
4775 vnd waz in des hiemels sal
wie ist daz rosin kint gezogen
hat iz wibiz brast gesagin
nein daz mag nit sin
muscat blude vnde negelin
4780 daz waz die spise die her az
sin driockin waz der viol waz
obe man in nicnt an brüsten söge
vnd bette her danne zwene fluge
ich wulde in für einen engil han
4785 nein ir sult iz sus uirstan
da her in deme dume lag
vnd got den boum ab ime wag
4719 da 9tmü M.
kennen.
QEBKAIIIA. Neue Seihe. X?. (XXYII.) Jahrg.
Die noch vorhandene Spur läßt auch in F noch ein .a er-
10
146
F. PFAFP
YDde ime in siner crefte irschein
Bint wart die creatare die keine
4790 die ie von menschen fruchtig wart
dese schone vnde so xart
were nach wansche in allen wis
als geori waz der marckis
daz snlt ir wissin sunder wan
4795 na sal der minnencliche gan
alhin da der keiser saz
da her uil hoch sich uermaz
(2*) nu der marckis were dot
so wulte her fugin grosze not
4800 sinen brudern beiden
her wulte sie gahis scheiden
yon ir laut zu palastin '
da muste her sunder werlich sin
diz hiez her künden ubir al
4805 ynder des ging her in den sal
der markis vnd horte daz
her ging hin da der konig saz
▼me in wart also getrang
daz were zu saginne zu lang
4810 allir wunder wunder
pruftin die besunder
die sinen dot sahin
zu hant sie do iahin
her waz geurteilit
4815 der in da hat gehelt
daz ist der waltigere,
von deme die starkin mere
die wissagin hant gesagit
den drug uz galiiea die magit
4820 wir gleiben an den keinen mere
keisir. konig, vatir here
hilf vns uf dirre erden
das wir getaufit werden
hie begoz sie der heilige geist
4825 vnd wart ir bete voUeist
zwttlf dusint der beiden waren
die hiez der keisir var Tahen
mit wunderlichin notin
hiez her sie alle dotin
4830 her sprach zu deuie magrauen sa
eia alezandrina
din rede mag wole wesen war
iz mos ie sebindehalb iar
nach irre zale hine komen
4835 e uch der lip wurde benomen
wult ir bi mir bliben sus
vncz djoclecianos
(b) kumit 7nd sin geselle maxi man
ich bin ir beider Yuder tan
4840 yntz sie kamen in daz lant
ich halte ach schone sonder baut
diz labit uf rittirlichen eit
da by sj uch doch geseit
als sich die lune wandelt
4845 also wert ir gehandelt
mit nuwer martil sunder wan
des getat ich nicht uirlan
Da sprach der margraue zu liant
sint uch got bt nit bekant
4850 vnd wult nit sine wunder spehen
die ir an mir hant gesehen
die urteil muz über uch irgan
ir mugit sin nicht abe gestan
nu dez nicht rat wesin mag
4855 so wil ich loben uf den dag
als vns beschiet die konigin
da sie die engil furtin hin
des bot her sine sichirheit
vff sinen rittirlichin eit
4860 ane daz eine laz ich vor
daz mir uf&n si din dor
obe ir wult zu palastin
da wil ich die bruder min
behüten daz ich ymmer mag
4865 ich kan noch den altin slag
den ich do for han gesiagen
kunt ir mir doch nicht beiagen
so irzeige ich doch den willen min
ich muz auch abir in palastin
4870 da kan ich noch den alten sliech
da ich mit hurte manigen stich
von minen brudern han gesefain
als mag iz noch geschehen
ich inkome von uch nicht zwar
4875 in sebinthalbem iar
gebit mir schilt vnd sper
daz ist minis hertzin ger
(c) vnd min swert licht gemal
daz heisch ich hie sunder twal
4880 daz namit vnrittirlichen ir
herre mit gewalt mir
nu sit gewis herre min
e uch minen bulin uz palastin
BRUCHSTÜCK EINER HANDSCHRIFT VON REINBOTS QEORG. 147
werde gescheiden der banere suBin als groz
4885 ix getmwit e manigen beiden daz iz wole dut weder stoz
gescbeiden von deme Übe deme doner von deme lüfte
e man sie uirtribe 4905 icb rede iz nicht von gnfte
e man die bilde vmme du min bolin werent bo irbalcb
iz muste e sorgen ban dar lu daz man moebte einen kalcb
4890 berge vnde birte flinse von tranzunen brennen
vnd keinen nocb den linsen der sieb kan irkennen
oder cleinre danne mel 4910 der git mir der warbeit
suB kunen sie die beide snel von in der luft dreit nocb di deit
nacb valkin dacke stecbin mit galine vnd von füre
4895 mit bnrte die scbare brecben daz man git zu anentare
e man in die girde uirbabe ir werdent uon ir zweier bant
geleibet daz dar abe 4915 die ponider also nacb zirtrant
vil manigiz amien daz sieb die rate werrent
vil Inte woffin scbrien vnd ruB von stiebe kerrint
4900 vnd knmen wir dri noch zu samen
da Wirt in iesoB namen
Zu den bisher bekannten vollständigen Hss. und Fragmenten des
heiligen Georg Reinbots vom Turn tritt nun nocb das vorstehende
240 Verse umfaßende Bruchstück; das sich auf dem Stadtarchive zu
Frankfurt a. M. befindet. Es ist auf einem Pergamentblatte in Folio
flberlieferty dessen Seiten in je drei Spalten zu 40 Zeilen zerfallen.
Dem Charakter der Schrift nach dürfte die Hs. aus dem Ende des
XIV. Jh. stammen. Das Blatt ist in der Mitte zusammengebrochen
und hatte als Aktenrücken gedient. Das linke Untereck fehlt, doch ist
dadurch nur ein Wort der Spalte a (S. 1) unleserlich geworden. Das
Blatt gehörte einer großen Sammelhs. an, die offenbar auf dem Frank-
furter Archive ihren Untergang fand. Zwei weitere Bruchstücke der-
selben Hb., ein vollständiges und ein halbes Blatt, enthalten den An-
fang des Freidank und den des deutschen Cato. Daß diese drei Frag-
mente derselben Hs. angehörten, beweist neben der Gleichheit des
Formats bei gleicher Zeilenzahl jeder Seite die völlige Gleichheit der
Schrift, die besonders in der Übereinstimmung der fratzenhaften Ver-
zierung der Initialen (so des S in Sunder 4758) hervortritt. Die Frei-
dank- und Catofragmente sind übrigens zweispaltig geschrieben. Von
beiden^ die mir — wie das hier abgedruckte und das im vorletzten Jahr-
gang der Germania veröffentlichte Bruchstück von Gottfrieds Tristan —
Herr Stadtarchivar Dr. Grotefend in Frankfurt a. M. in der dankens-
werthesten Weise zur Verfügung stellte, habe ich gleichfalls Abschrift
genommen.
Mono (Anz. 1835, 186 ff.) hat bereits hervorgehoben, daß die
Mösersche Hs. lückenhaft sei; dies bestätigt auch das Frankfurter
10*
148 F. PFAIT, BRUCHSTÜCK EINER HANDSCHRIFT VON REINBOTS GEORG.
Bruchstück, indem es zwischen den Versen 4739 und 4740 ein Verspaar
mehr bietet^ dessen Echtheit wohl nicht anzuzweifeln ist. Eine abschlie-
ßende Ansicht über den Werth oder Unwerth des Frankfurter Bruch-
stückes ließe sich erst nach Vergleichung der Wiener [und Zürcher] Hs.
aufstellen ; daß es einer wesentlich beßern Hs. als die Mösersche angehörte,
leuchtet nach Betrachtung einiger abweichenden Lesarten ein. So ist 4681
balde M(ö8ersche Hs.) sicher Glossem flir gahis P(rankfurter Br.). Vgl.
4801. Die Lesart 4689 geft^m M belegt Lexer 1, 967 nur aus M, ebenso
die immerhin zweifelhafte hornsegen M 4694. 4700 essen M ist Glossem für
inbiszin F. Mit meien 4720 F weiß ich wenig anzufangen. Sollte viel-
leicht meie^zn zu lesen sein? oder wäre an eine Personification des meze
zu denken? engel M erscheint Glossem. 4727 gewebin F dürfte sich
gegenüber gestiytten M, das durch die vorhergegangene Nennung der
schere (4721) eingeführt sein könnte, empfehlen. 4730, 1 ziehe ich die
Lesarten von F vor. 4732 erweist F das in M durchstrichene und
durch swang glossirte crang als richtig. 4748 sunder bar F im Sinne
von „unaufhörlich" empfiehlt sich gegenüber sunder vcn* M, denn wenn
die keiserinne war hat (4746), braucht nicht noch hinzugesetzt zu werden
sie habe sunder var geredet. 4781 der viol toaz F ist richtig; M hat
d. V. raz. Ebenso 4792 vmnsche F gegenüber vmchse M, 4850 sine
wunder F gegenüber sunder wunder M. 4883 hulin F im Sinne von „Ver-
wandte" ist wohl ursprünglicher als bruder M. Vgl. 4906. 4894 ducke F
beßer als dusse M. 4908 struntzen M ist in der Bedeutung „Lanzen-
splitter^ nur aus dieser Stelle bei Lexer 2, 1254 belegt; trunzunen F
ist aber vorzuziehen. 4910 git F beßer als sprichet M. Das Frankfurter
&nichBtück ist md.
FRANKFÜRT a. M. F. PFAFF.
Ich füge ein Verzeichniß der uns erhaltenen Handschriften und
Handschriftenbruchstücke von Reinbots Georg bei.
1. Wiener Hs. 2724 (bist. eccL 149) Perg. 1376. 122 Bl. 4. Hoff-
mann S. 115.
2. Zürich, Waßerkirchbibliothek collect. Simmleriana Nr. 430.
Pap. 14. Jh. 4. Bl. 23*-147\
3. Berlin, die ehemalige Mösersche Handschrift. Pap. 1446.
104 Bl. fol.
4. Wiener Hs. 13567. Pap. 15. Jahrh. Bl. 183—215. Unvollständig.
Tabulae VII, 234.
5. München, cgm. 5249, Nr. 15. Perg. 6 Bl. 14. Jahrh. enthält
V. 5631—5882. Vgl. den Katalog der deutschen Hss. S. 539; Keinz in
den Sitzungsberichten 1869^ II, 321.
K G, ANDREÖEN, HEUTIGE GESCHLECfITSNAMEN AUS THIUBA, BIET, 149
6. Mone's Bruchstück. Perg. 2 BL 14. Jahrh. enthält V. 630-844.
Gedruckt in Mone's Anzeiger 4, 186 — 191.
7. Roths Bruchstück. Perg. 14. Jahrh. Doppelblatt. Kl. 4. V. 3005
bis 3110 u. 3537—3642, Gedruckt in K. Roths Dichtungen des deut-
schen Mittelalters (1845), S. 126—134.
8. Frankfurter Bruchstück. Perg. 14. Jahrh. 1 Blatt, enthalt
V. 4680—4917. K. BARTSCH,
HEUTIGE GESCHLECHTSNAMEN AUS THIÜDA,
BIET.
Je mehr seit geraumer Zeit die Erkenntniß zugenommen hat,
daß unter den deutschen Geschlechts- oder Familiennamen, deren
bunte Mannigfaltigkeit kaum übersehbar zu sein scheint, den ältesten
heimischen Personennamen der erste Rang gebtlhrt, desto klarer und
erfreulicher treten die Bemühungen der Forscher hervor, aus der
Menge der bisher entweder anders oder gar nicht gedeuteten Formen
immer mehr neue jenen Namen einzuordnen.
Daß die verschiedenen Stämme, welche im deutschen Alterthume
zur Namengebung verwendet worden sind, große Unterschiede der
Fruchtbarkeit aufweisen, begreift sich leicht, kann auch aus der
heute vorliegenden Vertheilung der als Familiennamen dienenden
Formen nach den Stämmen, denen sie angehören, wenn nicht be-
wiesen 80 doch geschloßen werden, obschon es feststeht, daß eine
große Zahl von Namen im Laufe der Zeiten verloren gegangen sind.
Zur Veranschaulichung der Vermehrungskraft, welche einem ein-
zigen Stamme nicht bloß in der Theorie, die sich im allgemeinen
ziemlich gleich bleibt, sondern in der Praxis innewohnt, dürfte kein
anderer sich mit dem Stamme meßen können, den das Gotische durch
Thiuda (Volk), das Mittelhochdeutsche durch i) 1 6 i bezeichnet, obgleich
derselbe als zweites Glied einer Zusammensetzung fast gar keine Ver-
wendung gefunden zu haben scheint, in heutigen Geschlechtsnamen
aber an dieser Stelle unerhört ist.
Neben Thiuda und Diet sind als Hauptformen der verschie-
denen Sprachzweige zu berücksichtigen: im Althochdeutschen Diot,
Deot, im Niedersächsischen Thed, Det, im Friesischen Thiada, Zu
den ftlnf hier vorliegenden Diphthongen treten noch ei, eu, au und ou
hinzu, während ie sich oft in i kürzt. Nun aber ereignet sich der
150 K. G. ANDRESEN
außerordentliche Fall, daß, da das i der Diphthongea ia, io, iu ge-
wöhnlich unterdrückt wird und e und i flir sich allein stehen, in der
That sämmtliche einfache Vocale auf anlautendes D oder T oder Th,
welche anscheinend willkürlich, theils dialektisch, theils graphisch, mit
einander wechseln, folgen können. Zunächst also gehören alle Namen
hierher, welche mit einer Formel beginnen, deren Vocal oder Diphthong,
Umlaute natürlich mitbegriffen, von zwei Dentalen eingeschloßen wird,
Ist die zweite Dentalis abgefallen, was sehr oft geschieht, so können
sich einige Zweifel erheben; Rücksicht erfordert insbesondere, wenn
der Vocal der Formel a ist, der Stamm Dag*).
Der alphabetischen Ordnung des Altdeutschen gemäß darf nun-
mehr zur Aufstellung der unter Thiuda, Di et einzureihenden Familien-
namen geschritten werden. Die Belege der einzelnen Formen gründen
sich auf vieljährige Sammlungen; ist das Local der Beispiele, wie sich
denken läßt, gleichwohl ein beschränktes, so wäre es doch auffallend,
wenn besonders lehrreiche Namen, Vollnamen oder Kosenamen, nach-
gewiesen werden könnten, die in dem Verzeichnisse unvertreten ge-
blieben sind. Damit der Raum nicht allzu sehr und unnöthig in An-
spruch genommen werde, muß in Betreff der oft überaus zahlreichen
Formen desselben Namens, da die verschiedenen Wechsel und Ver-
änderungen der Buchstaben theils im allgemeinen bereits angegeben,
theils sonst bekannt sind, eine Beschränkung auf diejenigen stattfinden,
welche im Verhältniß zu entsprechenden heutigen Qeschlechtsnamen
einen erforderlichen oder wünschenswerthen Beweis zu liefern ver-
mögen.
Zuerst sind zusammengesetzte Namen aufzuführen, deren zweiter
Theil mit b oder p anlautet.
Aus ThetcJobald, Tietpold, Dotbald gehen hervor: Theobald,
Theopold, Thiebold, Thiepold, Diebold, Diepold, Typold, Tiebelt, DiebbaU,
Dippoldt, Tippelt, Debald, Dehold, Dephold, Dobold, TöpoU, Deulold,
Deybaldt, Tobald, Toboldt, Taxibold, Taubaldt, Dübelt; Tiebel, Diebel und
latinisirt Dibelius, Dibell, Tippel, Dippel, Deibel, Teipel, Teupel, Teubel,
Deubel**) und lat. Deubelius, Debel, Tepel***), Döbel, Doepel, Töbel,
*) Vgl. Dahbert, Tappert, die zu Dagobert passen, aber auch su Tiadbert,
**) Daß diese Form und die Form Dübel niederdeutsch gleich Teufel seien,
der allerdings in unsern Familiennamen mehrfach vertreten ist, darf im Hinblick au^
den vorhergehenden Namen Teuhel bezweifelt werden; auf jeden Fall sind beide
Formen hier aufzutreten berechtigt.
*♦*) Tepel ist auch der Name eines alten böhmischen Stifts ; aber unbedenklich
darf Tepelmann wie Depelniann verstanden werden.
HEUTIGE GESCHLECHTSNAMEN AUS THIÜDA, DIET. 151
lopef, Dobbel, Doppel, Dobel, Topel, Dübel, Duppd. Aus dem patrony-
mischen Verbältniß und dem der Deminutiou ergeben sich folgende
Erweiterungen: Tiebels, Diebels, Debets; Thebelmg, Debeling, Döbeling,
Dobbeling; Depelmann, Tepelmann, Tebehnann, Töbelmann, Töpelmänn,
Töppelmann,Dubelmann, Dubbelmann; Dehbelin, Döbelin, Dobbelin; Teipelke.
Zu Teutbert, Dietpreht, Dotbert, Tiadbert gehören: Dib-
bert, Debert, Deppert, Döppert, Döbbert, Dobbert, Dobert, Tobert, Daubert,
Taubert, Tauierth, Tauberecht, Täuh&i% Teubert, Deubert, Dubbert, Düoert,
Dobbert? Tappert? Dieber, Depper, Döbber, Töpper, Dober, Deuber, Dauber,
Teuber, Dubber^ Dilpper, Tilpper, Dapper? Dazu treten die patrony mi-
schen und deminutiven Formen Dobers, Dabbers, Dübbers\ Tebeding*)^
Tjaberings] Tiebermann^ Tiepermann, Tepermann, Teppermann, Deppermann,
Dobbermann'j Deberien? Dubbei^Ie, Dobberke, Diibb&rke\ Doberitz? Dobe-
renz? Tober enz?
Zusammensetzung mit -brand enthalten nicht allein Dittebrand
und Dittebrandt, sondern auch die durch Metathesis und Abfall des d
gebildeten friesischen Namen Dettbam, Dibbern, Dubbern.
Aus Dietbold, Dietpreekt, Dietbrand entstehen nun weiter
eiue große Menge zweistämmiger Kosenamen, in denen die zweite
Dentalis des Hauptstammes regelmäßig ausgefallen oder assimilirt, ihre
Stelle mithin äußerlich von der Labialis eingenommen ist. Die meisten
dieser verkürzten Namen finden sich auf niederdeutschem, vorzüglich
friesischem Gebiete; Urkundeo weisen unter andern folgende Formen
auf: Tiebbo, Tabo, Teupo, Tiabco, Tepezo. Die nächsten heu-
tigen Koseformen sind: Tiebe^ Tibbe uud lat. Tkibus^ Dippe^ Tippe, Tipp,
Debo, Debe und lat, Debus**)^ Depe, Tepe, Debbe, Deppe^ Tebbe, Teppe,
Toeppe, Topp, Döpp, Dopp, Topp, Toppe, Toobe, Tabe? Tappe? Tapp?
Taube? Daube? Taupp, Daub? Dub, Dube, Dubbe, Duve? Tuve, Tut>be.
Durch die verkleinernden Silben -ilo und -iko werden diese Namen
äußerlich vermehrt: Diebl, Dibl, Deuble***); Tiepke, Tiebeck^ Tipke^
Typke, Dipke, Depke, Debke, Döbke, Töbke, Döpke, Töpke, Többicke,
Döbbecke, Döbich, Doppich, I^abcke? Diipke^ Dubbecke, Dubigk, Tübeke^
♦) Tebeding verhält sich zu Deotbert wie VoUbeding zu Volchert. Über -het
aas -heri Tgl. Stark, Die Kosenamen der Germanen 8. 164.
♦♦) In der ßchweia aus Matthaeu9 gekürzt (Becker, Progr. Basel 1864 8. 19).
Da sieh aber der Name auch gaos anderswo findet, z. B. in Elberfeld und Wetzlar,
insbesondere da Thiinu nebenher geht, so ist es erlaubt zu erklären, wie geschehen ist.
***) Außer diesen drei Formen, die vor dem l keinen Vocal haben, können im
allgemeinen die vorher unter -bald und -pold gestellten Namen auf 'bßl und -pel
als Deminutiva erklärt werden; hierüber vgl. Andresen, Die altdeutschen Personen-
namen 8. 12.
152 K. G. ANDBESEN
Tübbecke, Auf hypokoristisches z (-izo) scheint kein Name dieser Art
auszugehen, es sei denn, daß man Daubitz^ Tavbitz hierher und nicht
zum Stamme Dau rechnen oder Tobisch berücksichtigen wolle. Patro-
nymischen Genetiv zeigen: ThiebeSy Thievesy Tievesy Thivea, Tips, Debes*),
DubSy Dup8\ Tieberiy Dieben, Diepen, Tjahen, Tjabben^ Tappen, Teppen,
Tebben, Deppen, Debben, Theben, Dehben, Toppen, Toben, Dauben? Düben,
Tiibben. Starker und schwacher Genetiv vereint finden sich in Tjabbens,
Tebbens, Devens, Tobbens, Den mit k gebildeten Koseformen fdgt sich
der Genetiv an in den friesischen Namen Tjebkes, Tjebken, Depken,
Tapken, Tabken, Töpken» Zusammensetzung mit -mann und der uner-
weiterten Koseform offenbaren Tipmonn, Dopmann, Doppmann; patro-
nymisches -ing enthalten Dipping, Depping, Tabing, Doepping, Döpcking,
Tapking. Die Form Dobbinga gehört ausschließlich der friesischen
Mundart an; desgleichen Tubbesing und Tilbhesingy wo sich ein Patro-
nymicum an das andere schließt (vgl. Tubbe und Dubs),
Der Zusammensetzung mit -frid sind zu überweisen: Differt,
Defert, Teufert, Tuffert, Duffert, Diifert, Diefer, Teffer nebst den Kose-
formen Tiffe, Doff, Tiefet, Teyffel, Tmfel? Deufel, Dopffel, Düffel, Diefke,
Tefke.
Der altdeutsche Name Dietger ist nicht blos in Ditger und Dittger
erhalten, sondern steckt auch in Theger, Theeger und dem Patrony-
micum Tegers, in TöUcher und Toger, vielleicht in Dücker, Deucker und
Tuekermann.
Diethard ergibt Dietert, Dittert, Didert, Dethart, Detert, Dehard'i
Daudert; Tjarts, Tiarts, Tjardes, Tjaards, Tjaars, Tjai'dsen] Detharding^
Deterding, Dederding; Dirtinga. Da die auslautende Dentalis eines alt-
deutschen Vollnamens sehr häufig abfUUt**), so können insbesondere
Namen , die man zunächst geneigt sein dürfte aus Zusammensetzung
mit -her zu deuten ^ es nicht selten zweifelhaft erscheinen lassen, ob
der zweite Theil nicht vielmehr -hart sei***). In dieser Richtung sind
die folgenden heutigen Namen zu beurtheilen: Dietter, Ditter, Dietherr,
Died&r, Deterfj, Detter, Teder, Thädei-, Thäter, Thater, Tatter, Dadder,
Dater, Töter, Tödter, Dödter, Dotter, Deuter, Dauter, Dauder, Deüer,
*) Auch Ddtes wird von Becker a, a. O. aU schweizerische Küraang ans Mat"
thaenu angegeben. Allein jener Geschlecbtsname , der gleichfalls in Elberfeld and
Wetzlar angetroffen wird, verhält sich buchstäblich wie Stbet (aus Sigibald^ -bert,
'brand, 'bodo),
**) Vgl. Siebel, ülber, Eüffer aas Sigibold, üodalbert, Hugfrid.
***) Vgl. JBtfer, HiUer aus Agilhard, Hiltihard (Stark, Kosenamen 182-
Andresen, Personennamen 12).
t) Auch Dethierf französisch gesprochen? s. Pott, Personennamen 238.
HEUTIGE GESCHLECHTSNAMEN AUS THIUDA, BIET, 153
Dier? Thier'i^). Dazu deren Deminutiva und Patronymica Dieterle,
DeterleSy DoederUin^ Thierlein? Diercke? Dierieke*f Dietei'Sy Dieders**)^
Diers? JTiiers? Diersch? TTiiei^sch? Deters, Beider 8, Deiters , Datier 8^
Dieren? Dietermann, Tietermanny Diedermannf Thiermann? Diermann
and Diet'smann? Determann, Deiering, Dering^ Diefei'Ung, Deierling,
Teterling, Thierling? Dieringa, Diiringa,
In der Zusammensetzung mit -mann werden eine große Menge
mehr oder minder Unterschiedener Formen offenbar^ welche hier neben
und nacheinander aufzuführen angemessen erscheint, ohne daß damit
ausgesprochen sein soll, daß sie alle ins deutsche Alterthum zurück-
reichen, da die Form mehrerer und wohl der meisten unter ihnen viel-
mehr auf viel spätere Verbindungen mit den einstämmigen Kosenamen
hindeutet. Die Namen der beiden an und für sich gründlich zu unter-
scheidenden, aber augenscheinlich vielfach in einander gemischten
Klassen sind: Dietmann, THedmann, Dittmann^ THtimann, Tiedemann,
Thidematifiy Tidemann^ Tidemand, Diedemann, Tiemann und lat. TimanuSj
Thiemann^ Thimann, Timmann, Diemann^ Dieynand?***) Deimann^ Dett-
mann, Dedtmann^ Tetimanny Tedimann, Dehmann, Deimann, Theimann^
Dodemann^ Todemann, Todtmann^ Thomann? Tödtmann, Tuttnann^ Thu-
laann.
Aus Dietmar haben sich gestaltet: Ditimar, Dittmerf), Dithmer,
Diemor, Diemer, Thiemer, Tiemer, Detmar, Dethmar, Dettmar, Tetmar,
Dämer^ Dettmer^ Themarff) ^ T/iemer, Teimer^ Teutmarfff), Tkeumer,
Dommer? Donur? Döhmer? Daumer; dazu die Patronymica 2>it^rwers, Tied-
mers^ Tyedmers, Detmers, Demmer8? Dettmaring, Detmering, Dettmering.
Ob der Nnme Diemund, der sich z. B. in Köln findet, hierher
gehöre, oder zu dem weit seltenern Stamme Thiu, Dio, woher Demuth
entsprungen ist^ läßt sich mit Sicherheit nicht entscheiden.
Aus den VoUnamen^ deren zweiter Theil mit 7n beginnt, vorzugs-
weise aus den Namen auf -mar, haben sich folgende Koseformen ent-
wickelt: Thieme, Thiem, Diem, Diehm, Dihm^ Thimmo, Thimme, Timme^
*) So beißt auch ein Ort in der Rheinprovinz.
**) Und Diederü, welcher Name sich mindestens äußerlich zu Bieder, Ditders
buchstäblich yerhält, wie Siebelxa zn Siebü, SiebeWi
***) Jedoch vgl. mittelhochd. diemant und die diesem Worte entsprechenden
jetzigen Oescblecbtsnamen Diamant and Demant,
t) Daraus vielleicht omgedeutet Dittmeier.
tt) Es gibt auch einen Ort dieses Namens bei Meiningen,
ttt) Ist es erlaubt mit diesem Namen dadurch, daß das g als verkleinernd
betrachtet wird, den Namen Deutmorg in Verbindung lu bringen (vgl. TeipeUce^ Dobberke) ?
154 K. G. ANDRESEN
Thime, Time, Tim und lat Tkimus^ Ttmm, Thyrnm^ Temme, Temm,
Demme, Tamm?*) Dumm? Thümm? Thimd, Diml, Dehmel? Deimell
Dommel? Thiemcke, Thiemke, Diemke^ Thiemüsh, Thiemig^ Tltimieg, Timko,
Timke, Dilhmke? Thiemes, Thiema, Tiems, Timmen, Tammen, Thymen,
TiemenSj Timken, Timmken^ Thimming^ Temming^ Tkimmling, Dimmling,
Timmsen^ Tamsen, Tiemesmann,
In Betreff des Namens Denant erhebt sich wieder die Frage, ob
er mit Diot oder Dio componirt sei; in Förstemanns Namenbuch
stehen vier alte Beispiele jener Zusammensetzung verzeichnet, während
es von dieser kein einziges bietet.
Ohne Zweifel entspricht der im Fürstenthum Lübeck vorhandene
Qeschlechtsname Thedran**) der nachweisbaren alten Form Thetram,
d. i. Dietram {-hraban).
Der Name Dietrich ist in dieser buchstäblich erhaltenen Form
als Vor- und Zuname allgemein bekannt und weit verbreitet; daneben
gibt es eine g^oße Mannigfaltigkeit von Formen innerhalb der Familien-
namen, nämlich: Dietei^ch, Piethrich^ Diettrich, Dietreichy Diederichj
Diedrichy Ditterich^ Dittrichy Tittrich, Ditirick, Thierigy Dirk^ Detlrich,
Dedrichy D^deriehy Tlierig, Dereich, Deitrich, Deutrich; femer die Patro-
nymica Dieter ichs, Diederichs, Diderichs, lat. Dieterici und Diedericyy
DederichSf Dederix^ Dierickx, Dierkes, Dierks, Dirkes, Dirks ^ Dilrksj
DerkSf Derichs, Derigs, DeriXy Tjerks, Tjarksy Tiarksy Tiaarks^ Thyarks^
Dierken, Dirken^ Dörken^ Thürichens , Dierking, Dierckinck, Dirklng^
Diedrichsohriy Diedrichsen^ Dierkserij Dirkseriy Dirxsen, Derkseriy Dörksen,
Diersen? Dierssen? Dirkmanriy fries. Tjarkesna\ endlich das allein
stehende Deminutiv Dirigl,
Aus Dietold entspringen Diethold^ Dietwald, DiedeU, Ditwald,
Dittwald^ Diewaldf Deicaldy Thewald^ TheioaUy Thadewaldy Dowald,
Duwcdd\ Dedolz,
Wie Hevwath als Herwart zu verstehen ist***), scheint Dewath
gleich Dietwart, Tetwart zu sein.
Der Name Detoin darf unbedenklich auf Deotwin, welches in
vielen Beispielen bei Förstemann aufgeführt steht, zurückgeführt werden;
ein altes Deowin, Diowin findet sich nicht.
Dietolf hat sich buchstäblich erhalten, dasselbe bedeuten Diedolph,
Didolff, Dietloffy Diedloff, Tietlofy Titloff, Dethlof, Dehtloff, Detthffy Tete-
loff, Dedolph, Detlef, Delff, Doetloff, Dötlof, Teutloff, Deutloff, Deudeloff,
*) Strackeijan, Die Jevorlftndischen Personennamen S. 20.
•*) Knorr, Progr. Euün 1876, S. 11.
***) Andresen, Personennamen 13,
HEUTIGE GESCHLECHTSNAMEN AUS THIÜDA, DIET. 155
Teudloffj Tülfj Tülff*); patronymische Erweiterungen sind Dethloßs,
DetAlefSf Tjadeleffs, Delfs, Detheleven; Ditlefaen, Detlef am, Dählevsetty
TelLfgen; Delfinann.
Vermöge der zu Anfang hervorgehobenen Reichhaltigkeit und
Mannigfaltigkeit des Vocalismus innerhalb der beiden Dentalen sowie
des mehrfachen Wechsels dieser Consonanten s.elbst ist es erklärlich,
daß die im allgemeinen für sämmtliche Vollnamen geeigneten ein-
stUmmigen Koseformen einen sehr großen Umfang einnehmen. Kaum
läßt sich eine Form denken, die gar nicht vertreten wäre; Zweifel
sind in einigen Fällen an sich zwar berechtigt, können aber durch
Analogie leicht beseitigt werden. Kosenamen, in denen der reine
Stamm und nichts weiter entgegentritt, sind folgende: Diele , Tiefe,
Diethe, Diede, Tiede, Thiede, Dieth, Ticde**), Thiedt, Didde, Diu, Titho,
Tido, Tidow? Tidau***)? Tyd, Tydt, Thie, Thye, Thete, Thede, Dedef),
Dette, Dee, Deite, Theye, Thei, Thäte, Thate, Täte, Tade, Thai, Dato, Date,
Dathey Daht, Thode, Tode, Tohte, Todt, Tod, Toth, Dode, Doodt, Doht,
Doky Tödt, Deute, Deut, Teuth, Tavie^ Taut, Tauth^ Daute, Daude, Dauth,
Daut, Datie? Dau? Dada, Dute, Dvde^ Dudde, Due, Dutt, Thude^ Tude,
Tuitj IMde,Düef-f), Die nächsten einfachen Deminutiva von Namen dieser
Art sind noch weit zahlreicher, und zwar 1. reinvocalisch : Dudy*^
2. mit l: Dietel, Dietl, Dietle^ Diedely Dittel^ Diehle, Dihle, Diel, Diehl,
DaUj Dill, Thiele, Thilo, Thiele, Thiel, Tiele, Tille, Till, TJiill, Thile, Tilo,
Itle, Tittel, Title, Titel, Dedel, Theele, Thele, Theel, Theidel, Teidel, Deitel,
Deile, Deyhle, Theile, Deyhl, Dheil, Theil, Deul, Taddel, Dautel, Dodel,
Dodeü, Dodl, Dottf, Dohle, Dolle? Doli? Tolle? Toll? Döttl, Dohle, Doehl,
Thöle, Thoel, Toel, DöU, Dölle, TölU, Thuk, Tkul, Tutel, Thüle, Düll;
3. mit k: Thiedecke^ Tiedeke, Diedike, lietig, Tiedtke, Tiedke, Tietge,
Tief je, Tiedge, Tiedje, Thieeke, Tiege, Tieck, Diko, Diekoto? Dickow?
Ticke, Tedicke, Dedicke, Dedich, Dettke, Detje, Deecke, Tegge, Teitge^
Theige, Taddach, Thatge, Tafge, Talje, Daake, Tagge, lacke, Tack, Tage?
Toche, Töck, Doege, Datich? Thoke, Dockefff), Dogge? Doch, Tock,
♦) Vgl. Ählff, Rolf Ana Adolf, Rodolf; Lvlfi, Rahlfa aus Ludoff, Badolf.
**) Mit dem Namen üntiedt, der in niederdeutschen Gegenden angetroffen wird
und schon Jahrhunderte alt ist, wird Niemand heweisen wollen, daß der Name Tiedt
'Zelt* bedeute.
***) Pott, Personennamen 167; Mertens, Progr. Hannover J876, S. 31,
-f) Mit diesem Namen scheint Dedekind zusammengesetzt, also anstatt *Sohn*
vgl. später Thedaen) ausnahmsweise *Kind* eingetreten zu sein.
tt) In alten Urkunden finden sich eine Anzahl solcher hjpokoristischen Namen,
wie Tido, Diddo, Tete, Thyo, Theudo, Tado, Bodo, Todo, Dolo, Dudo-
ttt) Crecelius, Zeitschr. f. d. Philol. 4, 344.
156 K. G. ANDRESEN
Tuticke^ Dudik, Duttke^ Duttge^ Ducke y Tücke ^ Duch^ Tuch^ Tüige,
Tücke] 4. mit«: Dieze, Diez, Dietze^ Dietz, Tietze, Tietz, ThietZf Tietsche^
Tietzsch, Tietsch, Thietsch, Dietzschj Dietsch, Diesck, Diese? Diess? Dies?
Diest? Tüzey Thitz, Titsch, Ditz, Düch, Diss, Deetz% Teetz, Detsch, Tesche?
Tesch? Taetsch, Deitz, Deisz? Deiss? Theiss? Theise? TaatZy Ta-iche?
Tasch? Deuiz? Deutsch?**) Teutsch? Deusch, Teuschy Theussy Deussy
Deusy Dütsch? Tutzschy DtäZy Tuschy Duschy Duss, DavJbZy TaubZy Tausch^
Thauschy ThausSy Dötze, Dötschy Dotz, Totz, Totschy Tosch, Doschy DosSy
Thoßy DossCy Dose***)'^ 5. mit l und n: Dietlein] 6. mit k und n, welche
Form sich im allgemeinen mit derjenigen mischt, die sich aus der Ver-
bindung des verkleinernden k mit dem schwachen Genetiv der Ab-
stammung ergibt, weshalb wir uns hier auf Dittcherty Deutchen und
Deutgen beschränken. — Zwei Verkleinerungen nacheinander treten auf,
a) l und *;: Thielickey Thielcke, Tieleke, Tilikey Tillich y ThieUcey Tieüce,
Tilke, Tilge y Dilje, Tilchy Deilicke, Theilig, Theilichy Theylichy Talligl
Töhleke, Tölkey Thölke-, Dölke^ Tolg? Tkulkey Thülecke, Tülecke; b) k und l:
Tickely Tiegel? Digly Deigl, Dogly Dökel; c) z und /: Diezely Dietzel,
Dießel^ Diessly Diesel, Diestel? Ditzel, Difzell, Tietzd, Tietzschel, Tetzel,
Teitzely Teutzel^ Deutschel, DetUschle^ Deuschle^ Dötzel, Doetzschely Dössel,
Duschely Dussel, Tiifzely d) z und k: Titzk, Ditschkey Teschke? Tatzkei
Toizke, Toczeky Toszeky Tauschkey Tausig? Dutschkey Tutscheky Tuczek,
Tuschkey Dutschkey wozu etwa auch die patrony mischen Formen Deusken
und Doskens gefügt werden dürfenf). Ein seltenes Beispiel dreifacher
Deminution ist Dietzelke. Während l und k, wie die Namen gezeigt
haben, jede Stelle in der zweifachen Verkleinerung einnehmen können,
scheint z auf die erste beschränkt zu sein ; daher gehören Namen wie
Diltz^ Tielschy Dölzy die man hierher zu ziehen sich versucht gefühlt
hat, vermuthlich anderswohin. — Der starke Genetiv der Abstammung
hinter dem reinen Stamme wird nur sparsam vertreten sein: Diets,
Tiefs y DeetSy Dyefy der schwache findet sich häufig und ist besonders
im Niederdeutschen und Friesischen zu Hause: TieteUy Tieden, Titten^
*) Latinißirt Deeitia?
**) Jedoch vgl. die Namen ündeutschy ündüUch,
***) In Betreff der hier aufgeführten Namen mit ach, ss, a anstatt z muß an
analoge Beispiele, welche sich urkundlich beglaubigt finden, erinnert werden, wie
Ooache, Chseh aus dem Stamme Ood, Busse aus Burchard, Heinse, Herne neben
HehUze, Henxe.
t) Urkundlich beglaubigte alte Formen der Deminutiva dieser yerschiedenen
Klassen sind: Deotilo, Dodilo, Tilo, Tiediko, Thieko, Dyko, Tetico, Deko,
Tadako, Tiacco, Dedeko, Deko, Dodiko, Deco, Duttik, Diexo, Tho^
Tezoj Tiazoj Teuzo, Thieziko,
^ HEUTIGE GESCHLECHTSNAMBN AUS THIUDA, BIET, 157
Diddm^ Thimj TAycn, Teddeny Teten, Tehen, Teyen, Tjaden, Tiaden^
Thadm, Tliadden, Thaten^ Thoden^ Doden^ Doeden, Tuhteuy Duden, Dou-
den, Dudden^ Düdden, woran sich Patronymica auf -a reihen: Thydsna,
Thadena, Tadena, Auf dieselben Mundarten weist die Verbindung beider
GfenetiTe mit dem Stamme: Tiedens, Tittends, Diddens, Tettens, Tetens,
Thedens, Thens, Tödtena. Während die Namen />ieb, Tieü, TeiU aus-
nahmsweise den auf eine Koseform mit l folgenden starken Genetiv
offenbaren y kommt der schwache an dieser Stelle öfter vor: Dielen,
Thielen und lat. Thileniu», Dillen und lat. Dilleniua, Thelen^ Theilen,
Thaiten, Tholen, Dolen^ Dohlen, Thölen. In Dillgee ließe sich die Ver-
mehrung eines doppelt verkleinerten Namens durch das genetivische e
erkennen. Den durch k gebildeten Deminutivformen folgen beide Gene-
tive, jedoch wohl häufiger der schwache als der starke: Ditges^ Dieges,
Tigges, Tiegs, Tix? Taddiks, Taddige, Taaijes, Taaks, Dockes, Dookea,
Doogs, Dockes, Doecks] Tiedken^ Tiedgen, Dieken, Dicken? Detken,
Deägen, Deetjen, Detjen^ Deeken^ Decken, Tecken^ Taddiken, Taken,
docken, Duken, Tütken, Tittgen, nebst den Bildungen auf -a: Diekena,
Deckena, Dackena. Die Namen auf -ken können es aber, wie bereits
bemerkt worden ist, zuweilen zweifelhaft lassen, ob das n patronymisch
m oder zu der verkleinernden Silbe -kin gehöre*). Diesen Namen
fügt sich auch der starke Genetiv an : Tiedgens^ Tietjens^ Ditgens, Die-
ckensj Detgens, Takens, Tütgens; selten findet dasselbe nach dein ver-
kleinernden l statt, wie in Tolens und Tollens. Auf die doppelte Demi-
notion mittelst l und k folgt der schwache Genetiv: Tielken, Dieücen^
Tolken, Tölken, Thölken. Dem hypokoristischen z schließt sich einige
Male patronymisches n an: Ttetzen^ Tüzen, Ditzen.
Ableitendes -ing zeigen nach verschiedenen Stufen der Weiterbil-
dung die Namen Döding nebst dem friesischen Tkedinga, Dieling, Tiling,
DilUng^ Detiling, Tettling, Dehlingy Theiling, Deuling, Tjalling, Döttling,
BiMng, Döhling, Thöling, Tölling, Doling\ Tücking\ Thüsing^ Tüssing,
Tha^ising; Tielking, Tilking. — Zusammensetzung mit -«^n enthalten Te(2^«^
Thfdsen und Teesen^ Todsen, ThieUen, Tilcksen und Tüxen, Detissen;
Zusammensetzung mit -mann, außer den früher genannten die sich ent-
weder mit dem reinen Stamm verbinden oder auf einen zweistämmigen
Namen gestützt sind, diejenigen, welche als Erweiterungen einer Ver-
kleinerungsform erscheinen, wie Thielemann, Thielmann, Tilmanny Till-
^am {Tilmanns^ Tillmanns, Tillmans, Thilmany), Dillmann, Thelemann,
*) Vgl« Stark, Kosenamen 61. 62, wo dieselbe Rficksicht für die Form -lin in
sprach genommen wird.
158 K. G. ANDRESEN, HEUTIGE GESCHLECHTS NAMEN AUS TtilUDA, DIET.
Teleniann, Deümann? Tdmann? Theilrnann^ DeUmann^ Thuhnann, Tiege-
fnann, Diekmann? Tackmann ^ Dieasmann, Dietzmanny Diamann? Teetz-
mann, Deißmann^ Deutschmann? Dötschmann, Tuschmann, Dusmann?
Tieckelmanny Tichelmann^ Dösselmann? — Den Namen auf -mann gleichen
diejenigen auf -meier oder -meyer in gewisser, besonders in formeller
Hinsicht, z. B. Tibelmeier^ Tetmeyer , Tötemeier ^ Tütemeyer ^ Detelmeiery
Thölemeyer, Dissmetery Disselmeyer*). — Auch der Endung -er, welche
in südlichen Landschaften, besonders Kärnten, patronymische Geltung
hat**), ist hier zu gedenken; Qeschlechtsnamen, denen diese Form an-
gehängt sein kann, sind: Dietzer, Dietschery Tetzery l'iUzer, Tütscher,
Tützsehery Didner? Töttier? Doler? Dösseier? Töpler? Topperzer?
Nachdem früher angenommen worden war, daß kein altdeutscher
Name aus mehr als zwei Stämmen bestehe, und Weinhold***) als
Grundsatz aufgestellt hatte, daß hypokoristische Formen nicht als
erster Theil einer wirklichen Composition verwandt werden können,
hat man sich in neuem Zeiten einer Menge sonst schwer zu deutender
Namen gegenüber geneigt erklärt einzuräumen, daß in Jüngern Perioden
der deutschen Namengebung einzelne Stämme, solche insbesondere,
deren Bedeutung mehr oder minder abgeschliffen sei, wie hart und oU,
eine Verbindung mit Kosenamen eingegangen seien. Diesem Urtheile
gemäß läßt sich der heutige Geschlechtsname Diezold, woneben auch
Dietzold und Dieizschold vorkommen, bequem verstehen, und ToUeri
kann aus Todilo und hart zusammengesetzt sein. Darf man derVer-
muthung Raum geben, daß der Name Derikartz^ der sich z. B« in Köln
findet, die Verbindung des Vollnamens Derich (Dietrich) mit hart ent-
halte, und dazu noch hypokoristisches z oder auch genetivisches s,
das sich oft in z verwandelt, getreten sei?
BONN. K. G. ANDRESEN.
*) Vgl, Franz Mejer in Osnabrück, Der Name Mejer und seine Znsammen-
setzongen (1870) S. 20. 21. 22.
**} Vgl. Germania 18, 310; 16, 103.
***) Die Personennamen des Kieler Stadtbachs S. 10.
P. BECH, ZUM WOBTSCHATZE DKS CHEMNlTZEK URKUNDENBUCHES. 159
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER
URKUNDENBUCHES.
Auf den hohen Werth, welchen das von Hubert Ermisch heraus-
gegebene ürkundenbuch von Chemnitz (= Codex diplomaticus
Saxoniae, zweiter Haupttheil, VI. Band) für die deutsche Sprache
des Mittelalters, zumal ftlr den obersächsischen Dialekt hat^ ist schon
wiederholt hingewiesen. Sein Wortschatz aber, obwohl so reich an
neuen und seltenen Ausdrücken, ist im Ganzen noch ungehoben ge-
blieben. Auch enth< das Glossar, welches demselben beigegeben ist,
eine ungenügende Auswahl daraus und bringt für manche Worte eine
unzureichende oder verfehlte Erklärung. Darum schien es der Mühe
werth, das in den sorgfältig redigirten Urkunden gebotene Material,
soweit es in sprachlicher oder culturhistorischer Hinsicht von Interesse
ist, unter Heranziehung verwandter Erscheinungen, wie sie sich auf
Nachbargebieten finden, einer eingehenderen Besprechung zu unter-
ziehen.
abbruchlieh f adj. nocivus, nachtheilig, 393, 17 (a. 1393), vgl.
Schiller-Lübben I, 20 s. v. afbroklich
abekouf, m. 120, 27 (a. 1449) heczalunge u, abekauff.
älehorth, f 408, 34 (a. 1508) eine aUhorth, die in seinem molgraben
gestanden'^ gemeint ist aeptum, captura, clausura anguillarum = ^hort
bei Schiller-Lübben I, 53^
algereiten an, adv. 117, 2 (a. 1449) wenne wir vamemen, das
etliche algereiten an ir gespotte dorüß haben. Hier hat algereiten an den-
selben Sinn wie das mhd. allez an, alzan. Über dieses an, welches ver-
schiedenen adverbialen Ausdrücken nachgesetzt zunächst den Beginn,
dann den Fortschritt oder die Dauer bezeichnet, vgl. D. Wb. I, 285,
namentlich 1498—99 über bereit an, ferner Schiller-Lübben I, 78',
37 folg., Benecke-Müller I, 38; dazu Laßberg LS. IV, 408, 358 si
aussen (aßen) da by für sich an (in einem fort), bisz in der gürtel recht
kan% für an (fortan) bei Lexer III, 589; nü ßlran Nürnberg. Poliz. 111,
Z. 12; fürdhn (zuvor) Weist. II, 60, Z, 37 und in diesem Sinne voran
im Dyocletian 8016; voran heim, var. zu Erec 2879; zuwyran Diefenb.
GlosB. 8. V. aide:, Nürnb. Poliz. 235 u. 241 ; DRAkten I, 301, 37; 236, 15;
zavorenan Cod. dipl. Silesiae 8, 102, Z. 2 (a. 1396); vertan (hinfort)
Ernst von Kirchberg 703 u. 704; vordan Scriptores rer. Pruss. III,
628, 629 u. 630; Schiller-Lübben V, 471' ; umgestellt an fort im Als-
160 FEBOR BECH
feld. Passionsp. 6926; — mit dem Srstin an {ab initio) Joh. Rothe Bittersp.
506; zu dem Srstin an 2390; — von dad an (iUtco) Espe^ Leipz. Berichte
vom J. 1845, S. 11 (a. 1358); cmstundan S. 29 (a. 1399).
aUpuUer, m. 42, 19 (a. 1379), Bcheinbar verderbt für aüpultzer,
altbüzer; doch vgl. Diefenbach Gloss. 492** s. v. renovator, wo gleich-
falls ein aUpuher aus einem alten Glossar verzeichnet ist
anhrengen, stn. die Meldung, 161, 25 (a. 1467).
anteidingen, swv. gerichtlich angreifen, belangen, 40, 29 (a. 1375) ;
54, 23 (a. 1395) ; Urkundenb. von Mühlhausen i. D. ed. Herqaet no. 975
(a. 1346) sie anzuthedingene u. ze besckuldigene urah einen Juden] Nord-
häuser Weisthümer in Förstern. NM. I, 3, 23 (14. Jahrh.) worde daz
güd edir der eine angetedinget] 35: her habe eyme an einen eid geletfdingä;
Schiller-Lübben I, 80 s. v. andegedingen] daher ehe u» etad in anteding
(Anspruch) nemen bei Dreyhaupt, Beschreibung des Saalkreyses I, S. 150
(a. 1463).
bedacht, f. Überlegung, Bedenkzeit, 235, 37; 336, 2 (a. 1478).
begencnisse, n. Lebensunterhalt, 53, 34 (a. 1395) ir b, und narunge;
dieselbe Bedeutung hat das Wort im Cod. dipl. Siles. 8, S. 30* (a. 1349);
37 (a. 1352); 40, 46, 57, 91; Altprager Stadtr. ed. Rößler S. 70.
bekundigen, swv. accusare, belangen: einen voi^ fureten nach vor
keinen richtem 6., 64, 29 (a. 1402).
beleser, m. 133, 21 (a. 1453) ein b, und vorweeer des aUaris\ einer
der den Altar bellet, vgl. 105, 22 und Benecke-Müüer I, 1009% Schiller-
Löbben I, 223\
belestunge, f. Beschwerung, 229, 16 (a. 1477).
belistigen, swv. überlisten, täuschen 167, 3 (a. 1470); SchiUer-
Lübben I, 225'.
benümunge, f. Benennung, namentliche Anführung, 25, 9 (a. 1368).
berufen, swv. appelliren, sich berufen, 91, 21 (a. 1421) dy burger
— — beruften an unser gnedigen hirren dy herzogen; sonst nur sich
berufen üblich.
bescheidunge, f. assignatioy legatio, Vermachung, letztwillige Ver-
fügung, 57, 8 (a. 1399); Haltaus, Gloss. 142; Rechtsb. nach Distinct.
III, 8, 1; Zeitz. Copialb. (15. Jahrb.) fol. 230* die bescheidunge ist ge-
schehen yn syner kranckheit, yn der nacht do Nickel starp, do sdbi^t dann
von stunt myn hüsfrowe sulche bescheidunge widersprach und sprach:
Neyne, ich hSsche der bescheidunge nicht
beoai-n, stv. 63, 32 (a. 1402) er sal daz bevam also anderswo uf
vnsem gutem] 64, 11; Urk. von Weißenfels (a. 1354) bei Förstern.
N. M. in, 2, 85 d<iz statchin Ranstete zal he unde alle zyne erbin vor uns
ZUM WORTSCHÄTZE DES CHEMNITZER ÜRKUNDENBUCHE8. 161
bewMryn unde bezizcin äne aUirleie anspräche; Urkundenb. von Meißen
n, HO. 766 (a. 1402) mit bevarin unde umbevarin eckem; no. 972
(a. 1406); cfr. Schiller-Lübben I, 306 und Nachtr. I, 63*).
bevriunge, f. 141, 22 (a. 1457) befryhunge] Lexer, Naohtr. 79,
bibleiche, f. Nebenbleiche (neben der Hauptbleichanstalt) 129, 34
(a. 1451); beybleyche 139, 16; biebleiche 198, 13.
bUegunge, f. Beihilfe, Beistand 130, 6 (a. 1451); vgl. biliginge
bei Schiller-Lübben I, 335* ; legen und legende = ligen und ligende findet
sich öfter, z. B. 187, 37 (a. 1470) und 222, 4 (a. 1474).
bilöufiig, adv. obiter, circiter\ 115, 4 beyleufftig dryhundert (a. 1449) ;
beäet£ffiigk achtzigk jdr Weist. III, 597 (a. 1450).
hleichgewe9*ke, swm., Arbeiter an der Bleiche 76, 18 (1420).
bleichhüsy n. Haus zur Bleichanstalt gehörig, 122, 26 (a. 1449).
bleickrichter , m. der über die Bleiche gesetzte Richter, 76, 15
(a. 1420); 198, 10 (a. 1471).
bUichwirdig , adj. 114, 36 (a. 1449) etlicke Unwante nicht bl. ge-
macht toerden.
breit, stn. = mhd. bret 106, 2 (bald nach 1442) in einem Zoll-
rodel: iiem von holczwerckey feigen ^ breit y aehindü, lattin 3 heller; nach
breit hat hier der Herausgeber kein Komma gesetzt. Vgl. 111, 12
breitsnUerin f. = bretenUerin; geiben = geben 104, 29; 106, 9 (a. 1442);
neimen = nemen 105, 31; leider = leder^ otyrivm^ 105, 33 (a. 1442);
Weinhold Mhd. Gr. 105.
briezey f. 68, 22 (a. 1411) gebende y priczen, mngerUn und desgltch;
im Glossar 522 erklärt: Einfaßung an EHeidungsstücken ; aber das
wäre brise y euparuSy was schwerlich gemeint ist. Die Nebenstellung
von vingertin deutet vielmehr darauf hin, daß braze darunter zu ver-
stehen ist, franz. broehe, lat. bracca^ ßbula, von dem sich niederd. die
Formen brece, brese, bresaey bretze finden, vgl. Schiller-Lübben I, 411
und Alte Statuten von Halle in Förstemanns N. M. I, 2, 80 breczen^ finger-
lein (15. Jahrh.) = Dreyhaupt 1. 1. II, 317; broedsche in den deutschen
Chrou. 12, 350, 4. Bratze oder bretze findet man auch sonst noch öfter
mit vingerKn zusammen erwähnt.
brotungej f. Brotnahrung, 222, 3 (a. 1474) eine brotunge irbaioen;
Thomas v. Buttelstedt in NM. des thür. sächs. Vereins XII, 441 ye
*) Auch bevdren, metuere, besorgen, findet sich ziemlich früh, und zwar in Job.
Bothes Chron. 8. 665 Hch des nicht h^ahren; Weist II, 46 einen brfakren;\\md 62
unbefarL Die Form befehren, gefährden, bei Marc. Spittendorff, GIoss. 621; bei der
Nonne Ton Engelthal 12, 16 nu bevSr, nu bev^ = nun sieh dich vor and paße auf!
Tgl. D. Wb. I, 1248, wo diaselbe Form auch aus B. Waldis nachgewiesen ist.
GERKANU. Nene Beihe XY. (XXYII.) Jahrg. 11
162 PEDOB BECH
des Jarea 6 malder Jcoms zcu brotunge und 4 maldir gerstin zcu getrenke
tmd 12 maldir wm futter\ vgl. D. Wb. II, 406.
h'ueUng', m. 413, 22 (a. 1522) drey oehssenn, fswey speckschweynn
aufi der moUnn, vier hruelinge\ das Wort schoD um das J. 1334 bei
Würdtwein Dipl. Magunt II, S. 575 porcos qui dicuntur prulinge; in
den Weist. I, 798 (14. Jahrb.); ü, 208, vgLD.Wb. H, 426; ürkundenb.
der Stadt Leipzig 11, S* 433 (a. 1541) 5 speckachweyn, 6 bnding ; Sta-
tuten der Stadt Stolpe bei Schott I, 241 für ein speckschwein 2 ßo,
für ein breyling 1 gL] Müller und Weitz Aachener Mund. 35 bröiUng-^
Frommanns Mund. VI, 13 hruling (aus der Eifler Mundart). Für ge-
wöhnlich erklärt man es mit: ein einjähriges Schwein; nach Grimm
D. Wb. 1. 1. „porciis anniculiiSj Frischling, wie es in den Brühl ge-
trieben wird''; Sanders I, 228 denkt an eine Ableitung von hruch
(Sumpf), wie frisehling von frische (sumpfige Gegend). Die Gegen-
überstellung von bechen stmn aber oder von gpeckswin führt auf eine
andere Ableitung oder zeigt wenigstens, daß man sich unter einem
brüling etwas anderes 'gedacht habe. Nämlich bechen smn — nicht
richtig beekenndin gedruckt bei Lexer Nachtr. 46 und mit Bäcker-
Schwein übersetzt — ist das zu dem backen^ d. i. Speck oder Schinken
bestimmte Schwein, vom Adj. bechin, peminus (vgl. bechin fleisch in
Weist. V, 70), dasselbe was bokchenewin genannt wird in dem Zeitz.
Mscr. LXXXV (26) fol. 1 u. 2, bwhenswein fol. 3 u. 4, oder bachmin
bei Lexer 1. 1. 37. Im Gegensatz hierzu wird brüling wohl ein Schwein
sein, das nicht zum Räuchern (seiner Schinken und Speckseiten), son-
dern zum „Brühen" bestimmt ist, ein Koch- oder Wurstschwein. Ein
wnn brüejen hieß zunächst allerdings nur es mit heißer Flüßigkeit
begießen, um es leichter von seinen Borsten zu reinigen, so beim König
vom Odenwald IX, 11; in dem Buche von guter Speise no. 8 nim ein
verkeim und brüe daz küele (d. h. nicht zu heiß); im Augsb. Stadtr.
ed. Meyer S. 200 verher brun\ ebenso ein huon br. beim König v. 0.
II, 200; ein krüt br. beim Mönch von Heilsbronn S. 36 = Alemannia
ni, 213, 27. Brüejen hieß aber auch: in heiße Brühe thun, darin sieden,
wie das niederd. brqjen, broien bei Schiller-Lübben I, 427**, so wohl auch
bei den aewprüem oder schweinprüem in Nürnberg, von denen in den
dortigen Polizeiordnungen ed. Baader S. 233 und 234 die Rede ist;
letztere sotten das Schweinefleisch vorzugsweise, um daraus Wurst zu
machen, wie man aus S. 235 ersieht. Denselben Sinn hat brügen in
einer Urkunde von Glaz im Cod. dipl. Siles. VIII, S. 53 (a. 1354)
gebruet Schweinen selten (gekochte Schweineschinken) — verkauf en\ im
Alemannischen Büchlein von guter Speise ed» Birlinger 198 (54) g^-
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 163
brüte küchUn; bei Schmeller-Frommaiin I, 337 prueseüten under den
penken ackroeten (a. 1364) ; 344 porcus gut dicitur pruepaueh . . . prüech-
pauch (14. Jahrfa.) = ein Mich oder huoCy der zum Kochen bestimmt
oder bereits gekocht ist. Für brüeling sagte man endlich noch brüe-
Stern, vgl. Schmeller-Frommann I, 337 pmeswein (a. 1364); Thomas
T. Buttelstedt 1. 1. XII, 468 item 8 baehmcyn und 7 hruswyn (a. 1443)
und die in der Anm. dazu citirten Stellen aus Dtlringer Urkunden«
Im sächsischen Osterlande existirt noch der Name Brühachwein, auch
hört man um Weida die Redensart: er ist betrunken wie ein brüh-
achwßin.
bühaßigk, adj. 141, 23 (a. 1457) buwhaftigk holden die etat] vgl.
b%netMeht{ch bei Schiller-Lübben I, 466.
bürdt, baurdt, m. 106, 8 u. 11 (a. 1442), Baumaterial; dasselbe
Wort Termuthlich bei Tzschoppe und Stenzel, Urkundenb. S. 329 cum
ut^nsiltbus et eubpellectili domus suae quod bowart (?) dicitur (a. 1263) ;
vgl Schiller-Lübben I, 468.
darlegunge, f. Kostenaufwand 221, 36 (a. 1474) grdß haben ober
seine d.; 222, 3 cleyn haben ober sei'Qe d.; 237, 10 u. 13 (a. 1479);
D. Wb. n, 779.
derjenige^ pron., erscheint hier schon früh und zwar in fllrstlichen
Urkunden: 181, 25 (a. 1470) wa^ sich dieihenigen^ die die ding ange-
zogen haben ^ besorgen] 206, 10 (a. 1472) dieihenigen die solchs noch
schuldig seint\ 206, 14 gein denihenigen {Ulis) daran sein; 207, 16
(a. 1472) so wullen wir dich seibist und dyihenigen ungestraft nicht
lassen ; 207, 27 wy du dich kein denihenigen holden salt ; 244, 20 (a. 1480)
'mit denihenigen; Weist. 4, 679 (9) niederdeutsch: de jenie. Grimm und
Weigand haben das Wort erst aus dem 16. Jahrb. nachgewiesen.
drelichy m. „mit drei Fäden gewebtes Leinenzeug", 49, 23 (a. 1390) ;
116, 3 u. 35 an halben linwotten adir an drelichen (a. 1449); 194, 6
zu groben dreylichen und grober leymat] 235, 13 (a. 1478) lynwat und
ireüeh\ vgl. Germania 25, 349.
durchüz^ adv. durchweg, im ganzen 170, 26 (a. 1470) daz tüch
uf dem slage ein besser pfunt hcU danne dafi tüch an im selber dmxhüfi
ist; Weist. 4, 521 (a. 1434) das dei' hüf durch üsz mit eyme ysen ge-
hrennt sy; 1, 361 do ward uff gesetzt uff yedes lehen III JJ. ^ durchuss.
J. Grimm im D. Wb. I, 1583 vermuthete, die Zusammensetzung wäre
erst im 16. Jahrhundert aufgekommen.
eintreten, stv. zertreten, durch Treten zerstören, 192, 37 (a. 1471)
sye lassen auch (durch die eselpferde) dye gießgraben eintreten und ver-
unreinen; cfr, intredden bei Schiller-Lübben II, 382*.
II*
164 FEDOB BEOH
entöffeneriy entöffen^ swv. eröffiien, 221^ 9 (a. 1474) enJtöffen und
irkennen zui geben; Der Minne Kegel 3918 enioffin sy miry des biddich
dich; mnd. entopenen, entopen bei Schiiler-Lübben I, 683.
erbewee, m. 52, 22 (a. 1395) ein e, durch unser grübe in ire grübe
haben.
erbreickunge^ f. ius eonferendi bona hereditaria, 87, 6 — 7 (a. 1428)
der Wien und e, von dem apte begem, beten u. muten] — der Wien und
e. nicht vorsagen; efr. Haltaus 381.
erkunden, bwv., in der Bedeutung von Urkunden, urkundlich dar-
thun: 242, 32 es mit dem brive erkunden (a. 1480) und 243, 9 sie werden
biUich in beiderseit gerechtigkeit zu erkunden zugelassen ; Germania 14, 462
(12. Jahrh.) du ganc, irchunde daz riche gotis = Lucas 9, 10 tu vade
ei annuncia regnum dei; ebenda Id mich ze dem Srsten gSn, daz ick ez
irchunde den die dd heime sint = Lucas 9, 61 permitte mihi primum
renuncia/re his gui domi sunt. Wahrscheinlich ist auch war erkunde zu
lesen auf S. 245, 5 (a. 1480) des 'wir in wärer kande (?) quämen von
den dy dobey gewest waren; sonst steht zweimal eu)rkunde fUr Urkunde
34, 5 (a. 1368) und 43, 5 (a. J381).
em {em) und hem, als Nominativ in der Titulatur = her {here) ;
J. Gbimm sagt im D. Wb. DI, 52: es ist Unverstand, schon dem
Nominativ ein obliques eAm, ehren beizusetzen, wie Bürger 48^ that
Gleichwohl geschieht dies schon in einer Originalurkunde des Rathes
zu Chemnitz aus dem X 1423: so 82, 29 so ma^ der vorgenante em
Heynrich die czinse ußgewynnen in iuden adir cristen; 82, 38 oueh hat
uns der mSgnante em Heynrich Pegaw eulche fruntschaft unde gunst getan;
83, 5 auch ist gered , daz der vorgnante em Heynrich Pegaw unser
aüariste dy 2 schogk groschin czins bestellen wil\ ferner in
einer Aufzeichnung von 1430 auf S. 90, 32 anno domini ist der
irwirdige herre hem Johannes apt zcu Kempnicz in czweytra^ht gewest;
90, 37 dorumbe hat uns der irwirdige herre hem Johannes apt
sulche rede unde gelobde tan; ebenso 91, 3 und 5. An den vier letzten
Stellen hat der Herausgeber sich gemüßigt gesehen her für hem in
den Text zu setzen. Übrigens ist dieser Nominativ vor Namen bereits
von Ahrens in Hannoverschen Urkunden seit dem J. 1435 nach-
gewiesen worden, vgl. dessen Abhandlung im Progr. des Lyceums von
Hannover a. 1869, S, 26, femer Sanders I, 344*, sowie über verwandte
Erscheinungen Hildebrand in der Zeitschr.^f. d. Philol. I, 442 folg.
emäch, adv» = hemäch; 70, 3 (a. 1414) ; Schwabensp. ed. Wacker-
nagel 22, 2; 50, 12; 57, 30 u. s. w. Eonrad Stolle Chron. fol. 176'
und 268\
<r
ZUM WORTSCHATZE DE8 CHEMUnTZER URKUNDENBUCHES. 166
eroberigen, swv. erttbrigen^ gewinnen, 384, 11 (a. 1483) nichts da
ätH zeu derobergen; 384, 19 icMü erhobergin; Zeitzer Copialb. fol. 310*
her wolde ierltehen 100 gülden am SchloU Tarand haven dirobirigiL
ersteigungej f. Steigerung, Erhöhung in der Steuer 27, 27 (a» 1367)
äne allerley e. unde niderunge.
eselpfert, n. burdo, 192, 35 (a. 1471); gewöhnlicher pfertesel, vgl.
Lexer II, 242 und Diefenb. NGl. 62.
Salden, felden, stv., technischer Ausdruck der Tuchmacher. Auf
S. 166; 36 (a. 1470) beschweren sich dieselben über das hatihoergk
der sneider, dy do gewant sneiden unde mancherlHe fremde tüch keuffen
unde bie nch brengen, auch under yn gewand preisen^ by sich schicken
unde fremde tüch zcu zcUen ^iff unsem slagk felden unde einsetzen unde
aUdanne vor Kempnitzer tüch vorkaufft werden] 168, 16 (a. 1470) ist die
Rede von der gedrengniss der tüchmechet^ daß tüch uff iren schlag von
andern hanttcerk und undir yn seihe, die tüch schneiden, gefalden geferbet
unde vorkaufft werden\ 170, 1 es eal nymande fremde tüch ansläen, be-
reyien'*) oder uff der tüchmecher slagk czu Kempniiz felden \ 178, 2 auch
haben sy fremde tüch uff unseren slagk gefalden und für Kempnitzer tüch
verkouß; vgl Schiller-Ltibben V, 192*, 2 und 297^ 18 folg. u. 44 folg.
Über die Art des Faltens handelt auch das Stadtbuch von Augsburg
315 (ä. 1324) die rätgeben sint ze rate worden daz sie wellent daz
man zwiUch und einlich eines gewantstabes breit*'^) sol machen zwiflachez
und daz man baxdiu ende gelich legen sol swan man ez valde.
verdfäzen, swv. 176, 21 (a. 1470) die sehneyder werden verdutzt ;
vgl. Lexer III, 279 s. v. vefiwszen,
verenzeln, swv. 167, 16 (a. 1470) tV gewant müssen die tüchmechir
aus Noth versniden und vorenczeln; dasselbe Wort im Sinne von ver-
*) Hier ist bsreUen offenbar wieder Kunstausdrnck der Tachmacher und be-
deutet, wie Adelung s. v. tueJibereiter bemerkt hat, dem gewebten and gewalkten Tuche
durch Rauben, Scheren und Pressen ein gutes Aussehen geben; ausfUhrlicher noch
handelt darfiber Rüdiger bei Schiller-LÜbben , Nachtr. 60-51 s. v. heriden. Das
D. Wb. I, 1499 bat unter bereuen nichts darüber, auch Lexer erwähnt nichts davon.
Vgl. die Stellen, welche von mir aus mittelalterlichen Quellen zusammengetragen sind
in dieser Zeitschrift 22, 46; was Laurent über bereiden in seiner Einleitung zu den
Aachener Zuständen S. 42 sagt, ist demnach nicht stichhaltig.
**) GewanMap -- gebildet wie mdxatap, etlenatap (cfr. Konr. von Ammenhausen
nach der Zofinger Hs. 184* und Lexer I, 640) — bezeichnet das für Schnittwaaren
^brüuchliche Maß, vgl. Schmeller-Fromm. I, 716; ähnlich wie ffewanUtabea breit so
sagte man auch weppe breit (vgl. Lexer it, 766) = acht Viertel breit — nach der
Baireutber Taxordnung vom J. 1644 bei Schmeller-Fromm. II, 880;. vgl. auch unten
a. V. kamp: gtÜMi eines gewvrhies»
166 FEDOR BECH
theilen, an Einzelne austheilen, bei Herrn, von Fritzlar 180, 27: m
vctlekiimenheü gotUcher natüre varenztlt iibernai^rliehkeit vernünftigen
krSatüren.
verkoren, swv., 93, 8 (a. 1433) sich mit einem verbrivet und ver-
hört haben; vgl. Schiller-Lübben V, 381^ Lexer III, 151, Zeitz. Progr.
vom Jahre 1879^ S. 19; dem Sinne nach gleich ist sieh vorwälekom
mit einem bei Lexer III, 308.
vei^lächen^ vorldchen, swv., mit Idch- oder lochsteinen abgrenzen,
397, 4 (a. 1493) die sträszen nicht vorldcht oder vorsteynet sind.
vermackehy swv., durch makel verderben, 147, 11 (a. 1458) der
brif ist vormcLckelt czurissen ader verloren worden; 192, 35 u. 38 (a. 1471)
die esellpfert gSn mit iren eisen auf dem gut unde vermackeln das grewlidi
unde das gut (die Leinwand) dodupch verunreinet mrt; sye lassen attch
dys gyßgraben eintreten und verunreinen ; sd man lauter reynß wasser
auf das gut gyssen sal, so ist es unrein und der levie gut wirt vermackeU;
vgl. Bruder Erhart Groß, Karthäusermönch zu Nürnberg, nach einer
Mittheilung Hoffmanns v. F. aus einer Breslauer Handschr. im Anzeiger
von Aufseß II, 13 (a. 1436) : wer diße pücUein list ader abschreibt, der
mache nicht kreuize ader hende ze vermackeln das exemplar, wan es ist
gestraft^ und es darf nicht das er das bescheisse noch seim willen; Schiller-
Lübben V, 401.
verpetscMren, swv., versiegeln, 152, 2 (a. 1459) mit unserm petschir
vorpetschiH; vgl. Lexer Nachtr. 194; Förstemann NM. VII, 2, 102 u.
103 den wein verpitzschiren u. verungelden; Urkundenb. der St. Leipzig I,
S. 312 vorpitczim (a. 1464); Ofner Stadtr. ed. Michnay u. Lichner
S. 122 den wein verpeczin und zaichen.
ferste^ adv. = verreste, maxime 95, 18 (a. 1436) so ich ferste kan,
vgl. Flore 7370 *ö sie verrest künden; Pass. K. 204, 43 so ich aller
verrest kan; Zarncke-MüUer III, 300\
verwetUch, stm., 170, 6 (a. 1470) nymand sal einen ferbetüche under
40 gengen schem noch einen ferbetüche korzer danne 40 eilen schem;
vgl. Fahne, Forsch. I, 2, 59 (a. 1344) eyn vardüch van Deist; Tzschoppe
u. Stenzel, Urkundens. S. 573 (Innungsreeht der Wollenweber zu Rei-
chenbach aus dem J. 1356) von einem verwetüche (Hs. werbe U) sebinzcen
phennynge, von eyme blo gekemmitin zwencik pf; 574 wer smelir scherit
zcu eime verwetüche wenne vyr und virzcik genge, der bessirs; zco zcowene*)
*) Zouwm, 8wy. = touwen, neetere, texere bei Corael. Kil ed. Hasaelt 680;
Böhmer, Urk. v. Frankf. 636 (a. 1355) toer eyme ein dCick icybit adir zouwet not hft9m\
687 auch aal nyman wm eyms d&ehe mS gtbm dan modf tchiüinge tu zou/wm ; Schiller-
Lübben IV, 596^, 14 v)wen unde tautoen, dal ya de laken to beredende', allgemeiner
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER ÜRKUNDENBUCHE8. 167
ffon eyme verhetüche seehzcen pfenninge; — von eyme geverbetimy das man
scwir sehirty fumf pfenninge; — auch sal kein man brüne wolle mengin
zeu verhetUchin. Ottch ml kein man mit Idrvxiczer*) vorhin , he inwalde
denne is im selbe zu gewande und zu kleidim; vgl. Lexer III; 27 b« v.
fertaettioch,
festereiy f. (?) 468, 35 in einer Inventarisation des Klostjers heißt es:
in, der feHerei uffm schhffhause, tn der oberf esterei: VI bloßbeige zu der
argel, 1 ah eiser m gegitter u, s. w. £twa = vestiarifum , gerwekammer?
an p^fisten^ pistrina zu denken verbietet die Lage.
vihezehendey m. 63, 32 (a. 1402) der sal uns gehen unsem vye-
czenden,
vyrßickeoy swv. = vorfUcken^ Flecke annähen vom an das Schuh-
werk, 92; 8 (a. 1432) die nüwe schüstir suUen nicht aide schue kouffin^
sy kaufßn sy denne wedir dy altrussin^ unde suüen nicht v^rflicken unde
nicht nüwe seien undir alt ohirledir setzin; cfr. vorbas.
vorbaSj m. 92, 2 folg. (a. 1432) es ist dirkanty das dy alirussin
suüen nütoe solen seczczin an alt gemechte**) unde dy solen sullen gO'
ezeichint nen mit schildichin, Unde toas en liUhe ynwenig der stad unde
nßwenig nüwe vorbas unde solen (so!); dy des ledir selbir brengen^ das
mogin sy wol anseczczin und ungeczeichent unde dovon czu nemen als sich
das geboret. Was hier vorbas unde solen genannt werden, sind vorbussen
u. solen im Urkundenb. von Leipzig I, 176 (a, 14dl 46) : vnr scheiden
die nüwen schüster unde altrüsen, daz die aUrüsen mogin schü solen unde
nicht nüwe vorbussen machen mit leschen, mit Sternen unde mit heken***)
= intiruere, suhomare, anstellen, in den Chroniken der D. St. 18, 68, 29. Davon jr«-
e, n. Webstohl, bei BObmer 1. 1. S. 636; Urkundenb. von Leipzig I, 882 u. 888
(a. 1470); Tzschoppe n. Stenzel 1. 1. S. 678; Cod. dipl. Siles. 8, 17 ffeczew
(a. 1335); S. 114 gexuwe; Chemnitzer Urk. 227, 13 (a. 1477) sleutoenoirkm uff Umgea
geezew tre&>en\ 228, 24 tleawer vf langen geczaw mit gesinde u. l^rdymen arbeiten;
247, 9 (a. 1481) die Uymat %}on dem geczew nemen\ 412, 11 leinwebergecat^e\ 412, 28
(a. 1522) gezate; Freiberger Stadtr. bei Schott S. 297 lange gezaw der Leinweber;
Daniels u. Ghmben, Das sächs. Weichb. 291, 29 gezau; Weinhold, Beitr. s, schles.
Wb. 101\
*) Über Idnoaaszer = loutoenoasaser , Garbrühe, Gerberlaache (?) , vgl. Schröer,
Vocab. 1880 nautea lotDoaaer vel stoercze. Bei Böhmer 1. 1. 686 heißt es: wd man ein
d&ch vindei, da» genoerczit ist mit stoerzen, der hat da» düch virlom,
**) Gemeehte, n, = Fabrikat (Werk, Arbeit); ebenso im Freiberger Stadtr. S. 289
wa9 »ulch» gemecht» addir geameide» nach erkentteniß der mei»ter mt geringe w^, »uUen
die meiner ztulden; Conr. v. Weinsberg 62, Z. 7; Nid. v. Wyle Translat. 826, 19 aUe
tooüin gemeeJUe ; Schmeller- Fromm. 1, 1668: „on^emäc^en Stiefel, sie yorschuhen lassen.^
***) Vgl. Urk. des histor. Ver. für Nieders. VDI, no. 248* (a. 1802): neen aÜboter
en »eJuU neye zoelen zelten wnder olt overledder unde ok neen nyge ledder uppe olde zoelen.
X68 FEDOB BECH
vor dm vorderen scheßen abegeenytten, eundefrn mit afraese*) addir selb-
etorbigen ledim mögen sie vorbüsaen, unde die aalen aoüen mit rSten flecken
vorne undir deme füaae tmde hinden undir den feraen geczeyehent ein.
Hier bezeichnet vorbüeae^ vorbaa den Lederansatz über der Sohle^ der
bis zum Knöchel reicht; die Kappe, bei Adelung s. v. achuhblatt das
vorblatt genannt; vorbüsaen (vorbüzen) swv. eine solche Kappe ansetzen,
wie noch bei Stieler 262 vorbüßen, praeauere^ praeaptare**). Daneben
sagte man aber schon früh auch filrvuoZy vorvüzy cfr. Lexer III, 617;
Weigand im D. Wb. IV, 728—29; mnd. vort?8«, plur. vorßlte bei
Schiller-Lübben IV, 728—29. Dazu halte man, was in der Schweid-
nitzer Handfeste von 1328 steht, in der Urkundensammlung von
Tzschoppe u. Stenzel S. 526: innewendic der mile in den dorferen kein
hantwerchtman toonen aal, an die vorvüaen und aolen anaetzen; S. 540
in der Handfeste von Frankenstein heißt es daftlr pi'opedia et aoleas]
im Cod. dipl. Siles. VIU, S. 24, ebenfalls in einer Schweidnitzer
Urkunde (von 1347): davon aal man gebin zu wandil — — von czuen
parn aolin einin heUer vnn von czuen pam vorvuain einin heller. Im
Volksmunde hat das Wort seither etwas abweichende Formen ange-
nommen: ferba bei Adelung s. v. Schuhblatt '^ forbea^ wörbea in Sieben-
bürgen, förbaa in der Zips nach D. Wb. IV, 720; fUrbea bei Vilmar,
Id. 112; ferpaf ferwea^ forma, färma im sächsischen Osterlande, wo man
aber auch den Spann oder Rist des Fußes darunter begreift. Ähnlicher
iunder m moeten v)ol olde »choe läppen unde btUen mit etemen unde mid weren (?) van
eyner rinde» hued; dazu Schiller-Lübben III, 225 und die dort citirte Stelle aus dem
Lib. arbitr. civ. Rost f. !&": de oltbutere mögen kopen heUe^ euere unde »lerne unde
mögen dar de olden »ch6 mede heteren tiä crem »chdne»ten; ^ ok »o mögen de olUndere
kopen unde vorarheyden voreumede rugge . . Unde de oltbutere »cholen nenerlege wii» hele
»alen »etten under de olden »ch6, noch wm voraumeden ruggen edder heUen, eueren edder
»temen»
*) Derselbe Ausdruck erscheint zweimal in den Varianten aus der Brüsseler
Handschrift ku Berthold I, 266, 86 u. 267, 3 an Stelle des im Text stehenden du)eh»d,
über welches man sehe Lexer Nachtr. 36. Für Uip in verächtlichem Sinne gebraucht
hat es der Dichter des Reinfrid 19105: t6de» ket er sich bewegen und wdget das: afraxzt
(: tf&emusAse)', in gleicher Weise wird ^ für Jxp gesagt, vgl. Beneck e-MüIler I, 64 uud
Ereo 4396.
**) Auch in der LiylSndischen Reimchronik glaube ich das Wort zu finden
und zwar in dem erweiterten Sinne von damman reearcire, Y. 8234 folg.
»ie (die Belagerer) vmrfen ctbe der blanken vU
al umme die burc her unde dar.
die brüdere nämen de» toar
unde hUxten wuie vure,
dae man die bure ieht verlure.
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 169
Laatwandlimg unterliegen hier die Wörter harfAß und d/reifüfi^ fiir
welche die Mundart harbes u. drShes spricht. Stieler bringt noch S. 262
aas Dfiringen ferbsen^ fUrhserij tibialia praeapiare, und fährt dies auf
Mäßen zurück, sowie ferbeaung auf vörbüßung, mtela. Dieses Zeitwort
wrbuzen sowie die oben genannten Plurale vorbüssen und vorvüaen lassen
es fast zweifelhaft erscheinen, ob förbes^ ferbea aus vorvuoz und nicht
vielmehr aus vorbuoz oder vorbuoze sich entwickelt habe. Büezen^ md.
huzm, ausbeßem, war bei den Alten bekanntlich technischer Ausdruck
des betreffenden Handwerkes^ zu dem sich der achuohbüezer (ahd. scuo-
lum) and der aübiiezer bekannten, vgl. Altd. Oespr. von W. Grimm 79
and Anm. sowie D. Wb. II, 572. Der Ausdruck vorbüze bringt auch
das alte Ackermaß schtiopoze, bei Gaupp D. Stadtr. des Mittelalters
I, 73 sehuchbt^ze (im Stadtr. von Straßburg), wieder in Erinnerung mit
der Deutung, welche ihm einst J. Grimm in Haupts Ztschr. 8, 396 gab :
Schuhfleck, Schuhlappe; dazu vergleiche man auch biiozfiec^ asaumen-
tm, in einer Preßburger Schusterordnung vom J. 1376, in den Anm.
zum Ofher Stadtrecht citirt von Michnay und Lichner S. 87*.
v^ding, n. 79, 14 (a. 1423) vordinge[n] und geriehte] 161, 32
(a. 1467) zu den fordtngen und gerichten in der Stadt. Gewöhnlicher ist
tärding, ein tageding, bei dem es sich um väre handelt, vgl. Freiberger
Stadtr. 251 in den värdingen [Var. vordinge] so hat der richter sine büze
dran; und 259 diz der Arier vdrdinge einiz ist; das Cönnernsche Stadt-
bach (a. 1434) in Förstemanns N. M. I, 4, 119 in dem uünachten-vär-
dinge; 120 (a. 1436) nä dem vdrdinge nä toynachten; in Mersebürger
Urkunden ebenda II, 407 (a. 1362) alle jär zu den vier färdingen;
417 (a. 1435) stoeren zum färdinge in geinwerdikeit unsirs gnedigen herren
mie smer ndehkomeny amptlüten unde thümherren; Haltaus Gloss. 438.
vorjdhen, verjdhen, swv. zugestehen, 70, 4 (a. 1412) daz ist mit
rate und willen des N. geeynt und vorjohit;'75, 1 (a. 1416) sich des vor-
icäkn und vorjohen; 75, 13 ez ist vorjohit u. vorwillet. Vgl. das mnd.
Partie, vorghud und das Präteritum vorghude bei Schiller-Lübben
V, 353* und in der Germania 23, 1—2; verjäht = verjach erwähnt
Strauch in der Einleitung zu den Offenb. der A. Langmann S. XXXIX.
vomheUy stv. = mhd. verziehen^ 217, 9 notdibftigliclie vorschrlhung
darüber vorzihen; 218, 27 der begrif (Entwurf) des brtfes werde also
torzogen unde vorsigeU von <Lch\ 218, 30 die briefe foi*dem u, vorzihen ]
33 80 ir die brife gemacht vollzogen u. vorsigiU habit] 219, 4 der hrifj
den üch mein herre hat vorzogen (a. 1474). Die Bedeutung, welche hier
^rzidien hat, ist selten und sehr wenig belegt; es ist so viel wie voU
^^j eonsummare. Am frühesten erscheint das nd. vorten in diesem
170 FEDOB BECH
Sinne, bei Schiller-Lübben V, 472^ 12 nur mit Einern Beispiele be-
zeugt; aber auch unvortogen gehört hierher ebenda 92% 36 in der Stelle:
dat schölle liggende bliven unberürt und unvortogen ; dazu bringt Sanders
ein Beispiel aus den Denkwürdigkeiten des schlesischen Ritters Hans
von Schweinichen: verziehung = vokiehung. In ähnlioher Weise findet
sich vervüeren im Sinne von vol-vüeren bei Lexer III, 290.
fürbrengmg^ f. Erwähnung, Auslassung 142, 10 (a. 1457) uff sei-
liehe schrifftliche /. des raths,
gang^ m. Kunstausdruck in der Weberei: eine bestimmte Anzahl
Fäden in der Kette oder zum Aufzug, nach Frisch I, SIG**, D. Wb-
IV, 1, 1235; in dem Chemnitzer ürkundenb. 116, 3 (a. 1449) item dcts
die linwatj die golczachen und <{ü d/reliche zcu smal sind, sai man die
hemme domach mache^ das ieglich linwaty golczsch und drelieh von gengen
gemacht als für alder gescheen ist] 127, 20 (a. 1451) die linweber sollen
die hemme von sd vil gengen machen^ das ein icdich linwat^ golczsch und
drelieh sine Ireite habe] 180, 6 die linweber sollen die kemme von so vil
gengen machen also das für alder ist gehalden worden] 170, 6 (a. 1470)
es sal nymand einen ferbetüche*) under virtzig gengen schem unde einen
gräwen under 34 gengen und einen ferbetüche kortzer dann 40 eilen.
Innungsrecht der Wollenweber zu Reichenbach aus dem J. 1356 bei
Tzschoppe u. Stenzel S. 573: wer smdir schert wenne 38 genge, der
gebe 6 grose zu wirkin^ von dem smalin von 38 gengen dryzcen pfennyngej
von 40 gengin 15 pfenninge; 574 wer smelir scherit zcu eime verbetüche
wenne vyr und vii*zcik genge, der bessirs] Rechte der Schweidnitzer Lein-
weber vom J. 1387 im Cod. dipl. Siles. 8, S. 81 : auch sullen sie den czwe-
lieh machin czweer elen breite an deme rdre**) czu nerlichste (zum wenigsten)
sechs u. virczig genge; Rechte der Liegnitzer Tuchweber S. 126: keyn
man toi yn dem halben gange eynen vadem lyen***) by der buse noch
*) 7\L0ch, md. idLchf als mascul. gebraacht, findet sich sonst nur noch aaf niederd.
Sprachgebiete, vgl. Schiller-Lübben I, 634.
**) Vgl. Müller, Die Bprachdenkm. aus Siebenbürgen B. 111 der oder die so nmer
irer czeck todren und iolick hlaio geczogen arbeit tzu achmal machtenf der oder dyeHXhen
9uUen fxm yedem ror, 90 vil ea tzu smal isly eyn pfund toacha gestrafft toerden (a. 1487) ;
dasselbe wiederholt S. 155 (a. 1508). Unter rdr verstehe ich hier das Rohrblatt der
Weber, sonst auch riet, md. ri< genannt; vgl. Schminke, Monim. Hass. IT, 705 tJDoUe^
toe5em unde Unenwtbem ndd man tmi im kemmen, ryden unde andern gettüge ^ehen,
das sie das meehten als vor aldirs sieh geboret] Diefenb. Gloss. 582** textale, rideham,
ridekampt textoris; dazu Vilmar Id. 325 und was aus Karmarsch III, 699 citirt ist bei
Sanders n, 753° s. v. Bied, sowie Adelung s. v. Bielhkamm^ wo noch andere Namen
dafür angeführt werden.
^**) Was lyen hier bedeute, ist schwer zu sagen. Kann es den Sinn haben von
mutuo sumere, anders woher nehmen, von einem fremden Stoffe entlehnen? Oder steht
ZUM WOBTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 171
gnaden; — Rechtsbuch nach Distinctionen V, 8, 15 waz Tnan falsches
nff deme Jumtwerke findet an tücfie, an wollen^ an czu wincz*gen gengen^
das sal man alles offenbar bumen*
gamkouf, m. 115, 31 (a. 1449) und 127, 24.
gamkou/ery m. 127, 25; 130, 29 (a. 1452).
gartenpfenningj m. eine Abgabe an die Kirche, wohl (wie garten-
hwm) vom zehenden der Gartenfrüchte, 63, 38 (a. 1402); 86, 3 (a. 1428);
90, 9.
geüicht, adj. adv. 170, 27 (a. 1470) tOch^ das do streif, zu donne,
uffwarffadir toeffil geworcht, gellicht gekart adir nicht einen guten grund
luU; ähnlich heißt es in den Statuten von Schleiz bei Walch, Beitr.
Vm, 118 (a. 1625): tilch, das warfsträfig*) oder glaU gekorttet oder
sonst zu dünne oder von pflocken viel oder wenig gemacht ist. Hier scheint
glatt verderbte Schreibung zu sein. Ein gellicht gekart tüch faße ich
als ein solches, das vom Karden gaUen d. h. naevos erhalten hat; vgl.
den KOnig vom Odenwalde in Pfeiffers Übungsbuch 157, 76, wo der Esel
sagt: ich bin gellecht gerifen, habe vom Reiten oder Säcketragen Gallen
bekommen; dazu Hildebrand im D. Wb. IV, 1196.
g^y V. an., 177, 11 (a. 1470) der sneyder schätzt das gewant vü
zcu tütcer vnd weist im ander geioant das do gegangen und gesehorn ist
und achtet es nSher^ so ist das noch ungegangen und ungeschom, so das
is gar unscheynbar ist, domit »y uns dy koufflute zcu schaden entzcyhen.
Gemeint ist wohl das in gen des Tuches, das Einlaufen, vgl. Konrad
V. Ammenhausen in den Beitr. von Kurz u. Weißenbach I, 210 und
es für N-jen = liegen? Obwohl palatale Aussprache des ff von Rückert 1. 1. 172 dem
schlesischen Dialekte abgesprochen wird, so steht es doch noch dahin, ob nicht der
Yocalisirang des g in Wörtern wie wogn, getlayn und andern (S. 85 ebenda) eine pala-
tale Anasprache Yoraufging, wie sie in andern niitteld. Dialekten fortlebte; in letzterer
Beziehung Tergleiche man die Beispiele, welche Hildebrand anführt im D. Wb. 4, 1, 1107
{njelen, hesislen, Orient n. s. w); dazu Weinbold, Gramm. §.207, der auch Ijfm, noyen
= Ugen, sv^en erwähnt ^t7i«n vadem liegen würde dann heißen: einen Faden er-
lägen, einen F. mehr angeben als in Wirklichkeit vorhanden ist ; ygl. Ntlmberg. Poliz.
165 Jtoer ein tüch nicht macht noch seinem rechten an der praite, cUe vU est seiner federn
st wenige hat, als oft mvz er geben ßar ieden fadem eivien heUer, Beispiele von dem
transitiT gebrauchten liegen mit dem Acc hat Lezer verzeichnet I, 1905; es gehört
iber noch hierher Wigal. 149, S7 die rede tr mich nihl liegen Idt, vgl. dazu Beneoke
S. 464 ; femer J. Tit. 2775 herzogen niune die hat er alle hehoungen. D6 huop eich ein
gtriune, wie da» geschehen mohte von dem jungen^ und jdhen, dax er riter liegen hxnde*
Endlich die Beispiele ans nhd. Schriftstellern bei Sanders II, 178^, 2, b.
*) = warfitiAfeht, toarfatrye bei Lexer III, 689-90; tourfitreifig t,, parmue
Shmen dinereitate mactdatua, bei Frisch II, 460; toarpeti^pet und wm^eUtripieh bei
SchUler-Lflbben V, 607.
172 FEDOR BECH
Hildebrand im D. Wb. IV, 2, 2400 u. 2427; dazu des Teufels Netz
9185: daz tuoch ist ^om netzen ingangen, so es ist gehangen an der Stangen;
im übertragenen Sinne bei Heinrich v. Krolewitz 3105 da (= an dem
kriuze) unser alte schulde ingiench, so daz wir alle wurden irlSst
gemdich, adj. = mhd, geniezliehy fruduosus^ lucrosus, mit Nieß-
gebrauch verbunden, einträglich, 221; 35 (a. 1474) g, acker; 222, 6
gen. gut; 283, 24 (a. 1483) genisthlich] vgl. Haltaus, Gloss. 658; Pur-
goldts Rechtsb. HI, 55 gentslich pfant; Zeitzer Copialb. 207* (15. Jahrh.)
unr haben sulch gut gehai yn unfiem genissenlichen geweren,
gerlichen, adv. 17, 11 (a. 1352) a&ö daz sie uns farbaz mer hundert
und ßmfzin schock gerlichen zcu rechter idrbete geben sullen. Ge-
meint i&t jdrlichen, jerlicJien; vgl. Rückert, Schles. Mundart 156, wo
gerlich ^ quotannis aus alter Zeit nachgewiesen ist; Weinhold, Gramm.
§. 204; ferner die Mitteldeutschen Predigtbruchstücke in der Germania
19, 309, Z. 6 u. 8 aller gSrgdich und gSrgelichesj sowie 11, 321, wo
gär für jdr aus dem Meißner Dialekt vermerkt ist (um 1626) ; ferner
Gomsdorf :=i Jordenstorf in dem Chemnitzer Urkundenb. 73, 27 (a. 1415);
Mono, Altdeutsche Schausp. 103, 63 begagen = bejagen] Michelsen,
Rechtsdenkm. 273 Urgunge = lerjunge. Zwischen Zeitz und Altenburg
werden die aufgeführten Worte heute noch mit g für j gesprochen ;
vgl. auch K. Albrecht, Die Leipziger Mundart S. 13 §. 76.
gemeUche, adv. gern, willig, 173, 30 (a. 1470) deßde gemelichir^
um so lieber.
gesneitCf n. 61, 20 (a. 1402); näheres darüber sieh unten unter
rampanien,
gewantsnitj m. der Handel mit Schnittwaaren, 172, 27 (a. 1470);
vgl. Germania 18, 377 gewandmyd (a. 1363); Zeitz. Copialb. fol. 392*
u. 393* hei' heldet mir vor die register obir den gewantsnyt] ^^* gewand-
sneyd haben.
gezoCy n. 53, 36 (a. 1395) ab in denselben unsem hüsem icht ge-
czogeSy ufloufie adir totslege enstunden. Das betreiffende Wort erscheint
in mitteld. Urkunden ziemlich häufig, hat aber in diesem Zusammen-
hange niemals die Bedeutung von „Raub, Diebstahl", wie durch das
mhd. Wörterbuch geleitet der Herausgeber glaubt, sondern ist dem
hier dabei stehenden ufloufi synonym, das Raufen, die Balgerei, das
Gedränge, Handgemenge, der Zank, der Streit =: werre, gereize, ge-
zei^e. Je nachdem es auf zogen, mnd. lochen, oder auf zocken (zucken),
mnd. locken zurückgeht, hat man wohl zwischen gezoc, -ckes, und gezoc
•ges zu unterscheiden. Über das letztere vgl. Förstemann NM. UI, 1, 58
(105) swelich burger gienge in eine thauerne uf ein gezoky zöget he sieh
ZUM WOBitSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDEN BUCHES. 173
dcerinney der vorltut etc.; 61 (128) ein g* mit deme andern k(iben; zu dem
gezoge komen mit were] 62 (132) werre oder g.; 64 (155) sweleh burgei*
treit ein armbrust ader einen bogin zu eime gezoge = ^qui arcum vel baU-
•ftam poi^ai propter offendere^^ 2, 21 (102) hübe sich ein gezoc edir ein
tcerre in deme tvipilde; Walch, Beitr. I, 20 (23) und 119 (42); VI, 16;
Michels., Rechtsdenkm« 195 u 211; Purgoldts Rechtsb. 9, 121; Eber-
nand 2378; Mich. Beheim 347, 22 ein ungefügez gezak, unfrid und
hadereie. Oleichen Sinn hat »ich zogen, vgl. die Stellen in der Germ.
V, 247.
gezügfOrer, m. einer, der Zeugen oder Zeugnisse als Beweismittel
beibringt, 282, 7 (a. 1483) der apt mit den zweyen mannen, domit er
meynJb zcu volkommen, — — nicht volkommen mag, stmdem er muß selr
bist mit seiner eygin person und mit eeyns aelbis hant alzo eyn geizugfurer
dozü tkün alzo recht ist. Über tüch vüren, gezCtge fören, testes afferre cfr.
das Zeitzer Frogr. von 1879, II, 33.
gezwidigm, swv. willfahren, 449, 12 (a. 1489); vgl. Lexer I, 1008
and 8. V. getwedigen 952; Glossar zu M. Spittendorf 531 s. v. gezweigen.
gießgrabe y m. Graben, in dem der Bleichanstalt das Waßer zur
Begießung der Leinwand zugeführt wird, 192, 36 (a. 1471) ; vgl. oben
unter eintreten.
giezwazzer, n. 194, 4 (a. 1471).
golzsch, st. sw. m. 21, 6 (a. 1357) rohen golzsch üz unsem
landen ßlren\ 44, 14 (a. 1383) den flec der toisen oder die bleiche mit
golzsehen belegen] 49, 13 g.^ lynwat u. drelich; 50, 8 smale lynwat u.
rohen golzsch ausführen ist verboten; 116, 3 die golzsehen u. dreliche.
Vgl. Lexer I, 1665, s. v. kölsch, kölnisches Zeug, Barchent; in einem
Preßburger ZoUtarif vom J. 1436, mitgetheilt im Ofner Stadtrecht von
Michnay u. Lichner S. 275'' = pannus Colonicalis; ebenda 282'' aus
einem Vocabularius von 1420 bissus golcz phellyn ; dort auch aus einem
Preßburger Protokoll (a. 1350—90) die Form iolcz und 275'' yö&cA;
S. 212 Auspergil golcz (i. e. von ürsberg in Schwaben), Watueller golcz
(„von Wattenweil; Vatteville?**), Reinischer golcz plab und roth leinbat;
Cod. dipl. Siles. 81, 6 (a. 1387) den goltsch.
hertinphrunde, f. Abgabe zur Unterhaltung des Hirten, 63, 28
(a. 1402) dy burger sollen — v<m uns und unserm goczhuße geschoßes
frye sin, hertinphrunde ledig sin\ vgl, hirtenlehen bei Lexer.
hinderbunt, m. Geheimbund, 253, 29 (a. 1484) die becker sollen
uffenwei'liche noch heymliche hinderpunde nicht machen.
hüsbrechen, stn., das Abbrechen, Einreißen des Hauses 16, 10
(a. 1352).
174 FEDOR BEGH
inkomelinCf m. 68, 37 (a. 1411); dasselbe Wort bei Ad. v. Keller,
Altd. Oed. 2, 35; Schiller-Lttbben 11, 365^ inkumelig bei Wiggert,
Scherfl. I, 11, 9 = cdvena, inkomen man^ vgl. Hildebrand, Gloss. z.
Sachsenspiegel.
kamp, kam, m. Weberkamm; vgL die Stellen oben unter gang
und Hildebrand im D. Wb. V, 103; Lexer I, 1505; Freiberger Stadtr.
292 ein iczlich schortüch aal dryer dien breyt äne eyn virtegl bekalden
vor dem kambe] nach emer Verordnung von 1324, abgedruckt hinter
dem Stadtbuche von Augsburg ed. Meyer S. 315, sollen die Weber-
meister darauf achten, daz die chamben geUch An eines gewurchtes da
mitten als vom und hinten] ebenda S. 216 in ewes gewaJjb man eine
valsche chamben vindet oder in swee tuncehen, der ist echuldic u. s« w.
kegelj m. filiua epurius, 171, 10 (a. 1470) kein meister sal einen
knappen setzen, so er weiß u, offenbar ist^ das er ein kegd ist ader ein
offenbar buffe adir sust ein toandel an im habe; vgl. Hildebrand im
D. Wb. V, 389; Alemannia 7, 167; ein Beynhardus Kegel im ürkun-
denbuch von Mühlhausen ed. Herquet no. 815 (a. 1327).
kirehensehrtber, m. (?) 156, 25 (a. 1463) Wir Friderich be-
kennen — nachdem die ersamen unser Üben — der rdte zcu Kempnttz
Erharden Müseler unserm kirchenschriber — den altar des heiligen Uch-
nams — — gelegen u. s. w. Das Wort ist wohl verlesen für kUchen-
Schreiber^ cfr. Hildebrand im D, Wb. V, 2509; küchenschrtbere am Hofe
des Markgrafen Friedrich von Brandenburg im J. 1438 erwähnt bei
Janssen, Frankf. Beichscorresp. I, 423.
comentus? 468, 33 (16. Jahrh.) werden unter verschiedenen Inven-
tarienstücken des Klosters genannt: 27 comentus, 60 remptorschüsselchen -,
ich denke an commentchen, Nebenformen von komaneken^ kümpchen bei
Hildebrand, D. Wb. V, 2612 und bei Adelung s. v. kumpf; SchiUer-
Lübben II, 522 s. v. komp und commentel. Man verstand eine Art
Napf oder Schüssel darunter. Die Form commentchen fand ich auch in
einem Handelbuche des Zeitzer Weichbildgerichts a. 1667 fol. 503,
sowie eine commentchenform ebenda in einem Rathshandelbuche von
1674 — 76; vgl. auch franz. compotier.
korblenlegen, n, das Legen von Fischkörben oder Reusen, 402, 37
(a. 1502) mit korblenlegen fischen-, vgl. Hildebrand, D. Wb. V, 1806
s. V. körblein] Alemannia V, 153 mit korfekn ze legen und gebrüehen
zeug zu fischen] Weist. II, 791 sy solen gayn myt yren pulsen ind myt
foyden-kurvelen ind myt stechamen,
kouft, m. = mhd. kauf] 82, 26 (a. 1423) dy wyle desir kauft
etehit, wo der Herausgeber ohne Noth kauft in kouf geändert hat.
ZUM WORTSCHATZE DBS CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 175
während tüekt (= tüch^ pannus) 175, 28 (a. 1470) stehen geblieben ist.
Diese Form schon in einem Weisthum von Sarbrücken bei Grimm,
W. n, 4 (a. 1321) zu aUerleye kaufft und hrame\ 8 (1557) was zu feilen
kouffi uff den mark gehörig'^ Purgold ts Rechtsb. 3, 35 so ist der kaufft
hesietiget'^ in einer Originalurkunde des Zeitzer Domcapitels vom J. 1505
al die weyle disser kaufft wert\ Urkundenb. der St. Leipzig I, 156
(a. 1440) uff einen rechten unddirkouffi unde ahelosunge. Ebenso findet
man knaufb neben knouf haft neben louf. Im sächsischen Osterlande
ist die Form kdft (kSfi) heute noch im Volke die mundrechtere.
kaufbriefy m. 76, 22 (a. 1420) ; Urkundenb. von Meißen II, no. 894
(a. 1416); Schreiber, Urk. v. Freiburg II, 388 (a. 1434); bei Lexer
I, 1693 nur Citate aus jungem Quellen.
kcußoirdig, adj. 16, 194 (a. 1471).
kuohär, kähar^ n. nach 169, 34 (a. 1470) darf kühdr nicht unter
TnchwoUe gemengt werden, vgl. unten s. v. snitzeling\ dasselbe ist
Hutmachern im Urkundenb. von Leipzig I, no. 169 (a. 1429) und
Sattlern in des Teufels Netz 11194 untersagt. Konrad von Ammen-
hausen foL 163^ tadelt am vmüenw^erey daß er dar under vermisehet
hai rinders und geissen här,
lantgefluckte, n. das Fliehen der Landbewohner vor dem Feinde
10, 32 (a. 1331).
lenge, adj. 174, 35 (a. 1470) moget ir — dt/ gebrechen in dy lenge
trune legen. Vgl. Servatius 382 lenge (: strenge) ; Kindheit 68, 90 (: ane-
genge); St Trutberter HLied 63, 14; J. Tit. 3964, 1; 4149, 4; 4490, 3
(: strenge) und so bei Zarncke, Der Priester Johannes I. Abth* 976, 24 ;
977, 34; Bartsch, Wörterb. z. d. Nibel. 194; unlenge (: gedrenge) J. Tit.
3309, 1; 3609, 4, vgl. Bartsch in der Germ. 13, 236. Wie die hier
und im Mbd. Wb. gesammelten Beispiele zeigen, kömmt die Form in
Mitteldeutschland sonst nicht weiter vor. Ähnliche Formen sind scherpfe
neben scharpf wehse oder wesse neben wahs oder was.
ItbesUhenserhe j m. 67, 26 (a. 1410) die rechtin Itbeslehinserbin'^
Zeitzer Copialb. fol. 203»» (J5. Jahrb.).
I6ß, n. 170, 24 (a. 1470) ez sal nymand under den tüchmachem zu
httden stehen unde in das Idße under sie treten \ 176, 13 die schneyder
suln mit den tüchmachem auf den merckten^ do sie zu büden sten, loß in
legen; 177, 31 nymand sal an der tüchmecher loufi stehen. Oemeint ist
der durchs Loß gezogene, dem Händler zugewiesene Theil des Markt-
platzes oder Standort. Im sächsischen Osterlande heißen die Antheile
vom Gemeindelande hie imd da noch die loße oder Ußer', vgl. lufi bei
Schmeller-Fromm. I, 1519.
176 PEDOR BECH
lougenhüs, n. 192, 17 (a. 1471) lawgenheuser auf der bleiche;
198, 17.
mandelf f. = mangel.
mandelfiy swy. = mangeln.
mandelmöle, f. Mühle in der gemandeU i. e. gemangelt wird, 201, 29.
mangels f. Walze zum Glätten der Gewirke, namentlich der
Wäsche; Rolle; 194, 8 folg. (a. 1471) umbe dye mangel — so berichtet
der Bleichrichter an seinen Landesherm — wirt ewer gnäde verstehenn,
Wenne do ist auch eyn groß radt, dorinne lawffenn drey oder vier, dye
treybenn das radt umbe. Unde neben dem rade ist eyn iyseh, auff dem
tysch eyn langer käste vol steyne als lang der tysch. Nu ireybet das radtj
do dye lewie inne lawffenn, den kastenn mit den steynen auf dem tysch
hyn und her wider, Auff den tysch leyt mann das weysse gütj leymatj
dreylich. Und dorzü sindt keulecht holczer siecht unnd en wenigk lenger
wenne der tysch unde koste breyt ist. Unde wenne dye kriecht iunckfrawen
oder frawenn lawffenn in dem rade, so treybt das rat den kastenn auß
den kewlechtenn holczernn uher das weisse gut auff dem tysch; denne wer-
denn dye leymat, dreylich siecht frysch unnd wol weyfi gestalt unde kawff-
wirdigk. Vgl. Weigand s. v. mange. Daneben die Form mandel^ f. 199, 13
(a. 1471); 247, 12 u. 13 und 32 die mandeln (a. 1481) doruff man die
gebleichten leymaten pfleget zu mandeln; 248, 22; dazu das unter roäe
und waUcemangel unten vermerkte*
mangeln, swv. mit der mangel glätten, rollen, 127, 22 (a. 1451)
alle rdhe linu)at, golczsche u. dreliche sollen ungemangelt bUben; 116, 5
(a. 1449) keine rdhe linwat, golczsche oder drelich scd gemandeU werden]
vgl. Schiller-Lübben III, 34. Die Formen mit -»d- statt mit -ng-*)
lassen sich als einen frühen, verfehlten Versuch ansehen, das dialek-
tisch scheinende Wort zu verhochdeutschen.
miteseWschuldiger, m. 144, 33 (a. 1457); plur. die mitselbschüdigen
145, 24; vgl. mitselbgelde in den N. M. des thür.-sächs. Vereins 12, 38.
mulgrabe, m. 64, 19 (a. 1402) möelgrdbe; malgrabe bei Espe, Leipz.
Ber. von 1848, S. 30 (a. 1333); Cod. dipl. Siles. 8, 77 u. 78 (a. 1382);
Weist in, 599.
nestmälsj adv, proxime, neulich, vor kurzem, 93, 36 (a. 1434) und
119, 31 (a. 1449) = naehest, iiähest^ nechstens, am nechsten^ über welche
Ausdrücke man sehe das Zeitzer Progr. vom Jahre 1875, S. 20;
*) Über den umgekehrten Fall, den in den Dialekten so hiCnfi^en Übergang des
•tui- in -ng- vgl. Frommann, Mnud. VI, 614 und Weigand im D. Wb. IV, 936 s* ▼•
fiirtoengen.
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHE9. 177
MUller-Zarncke II , 286^; 11; Bartsch, Gloss. zu den Liederdichtem
39^; Eilhart von Oberge 3686; allimest ebenda 1301 u. 7524; nägat
Genn. 9, 52.
nütoe-schikter ^ m.; im Gegensatz zum aUi*üs8en 91, 32 (a. 14S2);
92, 7; Urkundenb. der St. Leipzig I, 176; vgl. netimeister in der Ale-
mannia I, 164 und reu8z oder aüenachümacher, aus einem Vocab. citirt
im zweiten Bande der D. Chron. S. 564*; Schiller-Lübben III, 225
8. V. oüboter.
cberledeTy n., 92, 2 (a. 1432) nHwe solenTundir alt o, setzen ist den
nüw€'8ckÜ8tern verboten ; Urkunden des histor. Ver. fllr Nieders. VIIF,
no. 248* (a. 1302) overledder.
apfertac, m., 40, 19 (a. 1375) ezu den ^'sten an den syhen opflHagen
und dazu die Anmerkung; Lexer, Nachtr. 335.
orbar, orher^ f. = mhd. urbor, urhav^ 79, 16 (a. 1423) zol, den
man nennet die orber; 79, 33 gericht, zol und orbar.
preeeen, swv. ^texturam prelo complanare et nitidam facere^^ 166, 35
gewand pressen; 172, 28 tttoch pressen und valden (a. 1470); Weist.
2, 12 alle jär dem sehoUhessen zu Sarbrucken eynen pressten rocke geben;
vgl. Stieler 2346; Frisch II, 71\
puie, swf., 394,5 (a. 1491 — 93) hunner, genfie und puten hält der
Abt von Chemnitz. Bei Nemnich III, 539 heißt so meleagris gaUo-pavo.
Hier muß es ein anderes Thier bedeuten, wenn die Zeitangabe der
Urkunde richtig ist, da nach Nemnich der betreffende Vogel aus
Amerika stammt und erst im Anfange des 16. Jahrhunderts Europa
zugefllhrt worden ist.
rampanien, plur., 61, 20 (a. 1402) die fleischawer sollen rampanien
tdder gesnegte nicht meher zu marckte bringen; vgl. Leser II, 340 und
Stieler 1521 rampanien — notant Omentum^ interanea^ intestina^ pantices,
atias kuttelfleckef quae tarnen sunt zerschnittene rampanien, intestina minu-
tütim eonsecta^ alias heckerling; in den Zeitzer Eämmereirechnungen
von 1560 wird ein Fleischer bestraft, weil er rampanien vorkaufl.
Zu gesneitej n., vgl. außer Lexer I, 920 noch Nyerup, Symb. 275 seoa-
mma, ingesntde (cod. ingesinde) und Diefenb. Gloss. 523*, N. Oloss«
333* 8. V. seeameny em gesnaidt, gesnede, geschnSthe und Frisch 11, 214*;
D. Wb. m, 189 B. V. eingeschneide; Walch, Beitr. 8, 122 (= Statuten
▼on Schleiz, a« 1625) die fleischauer sollen niemand kein eingeschneid
eindringen, es woUe sie dann iemand aus guten wiUen nehmen,
restaur, st. n. u. f., 40, 9 (a. 1375) zcu eyme wydirstad der pfarre
adir restaur; 40, 24 durch des restauris willen; 29 daz restaur; Oster-
l&ndische Mittheilungen I, 4, 69 : 20 gl, choralibus restauer ; die restaur
QEBMANU. Heue B«he XY. (XXYU.) Jahrg. 12
178 FEDOR BECH
VI, 96; Urkundenb. von Leipzig 11, 321, 351, 364; Diefenb. s. v.
restaurum; = Ersatz, Entschädigung.
roemerzcdy f., 243, 20 (a. 1480) romerzal, indictio genant; Weist.
I, 549 u. 556 (a. 1453); vgl. Lexer III, 1130 s. v. zintzaL
rollsy f., = mange^ mangels mandel 234, 4 (a» 1477) die leymet uf
die rolle bringeji. In anderer Bedeutung erscheint das Wort schon
früher als von Weigand und Lexer vermerkt ist, so bei Laurent
Aachen. Zust. 342, 27 item 10 M.y die wir men (d. h. min, weniger)
geteckent hadden in den vurleedenen moynde, dat man in der rollen varU
(a. 1386) ; hier ist es = Verzeichniß, Liste, Album ; ebenda öfter roUa^
z. B. 148, 39; 207, 26; 211, 25; 223, 15—19; 224, 4; 246, 15 u. s. w.;
Janssen, Frankf. Reichscorresp. II, 308 (a. 1474) nach lüde der rollen^
ebenso 311; — eine Localität bezeichnete ruUe in Magdeburg nach
der Schöppenchronik ed. Janicke 378, 3, vgl. die Anm. dazu und das
Glossar; ein rallenhaua bei Birlinger, Rotw. Stadtr. S. 61.
roUmeister, m., der, welcher über die Rolle in der Bleiche gesetzt ist^
234, 4 (a. 1477).
romköpf, m«, als Zuname: Niclas Romkopf 100, 16 (a. 1438)
= ramkopf, Widderkopf, vgl. Adelung unter diesem Worte und Nem-
nich 5. Lief. S. 454; Zeitzer Unterhaltungsblatt vom J. 1814, no. 37,
S. 308: ein einjaehriger Rothf%Achs, mit einem Ramskopfe y an der SHrne
ein Blühmchen und cfet' Hinterfuß weiß bis über die Fessel; = eaput
arouaium, cheval ä tele de belier. Im sächsischen Osterlande wird es noch
oft als Scheltwort gehört.
rorbuchse^ f., Lauf (oder Einfassung) einer Brunnenröhre? 104, 28
(a. 1441) an roeren oder rorbuchsen. Etwas anderes war rSrbotte in den
ältesten Statuten von Görlitz 398, 29: item das man das u)asser Hss
den Rorbotten zcu keinerlei anderm gebrückte denn zeu kachin und zcu
notdurfft der kochin; letzteres war ein Gef&ß oder Behälter fCLr Röhren-
wafier, cfr. hiUe bei Lexer I, 401 und böte bei Schiller-Lübben I, 404^
schade^ m., unorganisch im Plural: die scheden 198, 33 (a. 1471)
und 216, 36 (a. 1474) ; aber auch sonst noch und zwar schon im
14. Jahrh. vorkommend, so im Cod. dipl. Siles. 8, S. 104 (a. 1399)
grosse scheden, vgl. Rückert, Schles. Mundart 230; Urkundenb. von
Seitenstetten ed. Raab S. 255 (a. 1370) die schaeden; 259 (a. 1372)
an alle schaeden; 326 (a. 1385); 335 (a. 1386); scheden 262 (a. 1373);
333 (a. 1386); Gesta Roman. 157.
schildichin^ n., 92, 3 (a. 1432) die seien (welche die altrüssen auf-
nähen) sullen gezeichent sien mit sehildichin,
schneidegast, m., Kunde des Gewandschneiders, 256, 25: es sal
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBÜCHE8. 179
OHch keiner dem andern die aehneidegeste entphremden; vgl. Hildebrand
im D. Wb. IVf 1461—62 und Qlossar zu M. Spittendorf s. v. salzgast.
schoekttnioät, f., 113, 37 (a. 1449) das beste garn macht man zcu
aehenstueken und schagleybatin, und das ödste wirt geerbit uff dy bleiche ;
llBy 16 das die weher nicht gut uf die bleiche machen, sundei'n sie machen
sehogUnwat unde zcichenstugke, darczü sie das beste garn nemen, unde das
ergesie arbeiten sie uff die bleiche; ebenso 122, 20 schogklymmet. Vgl. die
ZasammensetzuDgen schockgroschen bei Frisch II, 218^ und schockhok
im Oioss« zu M. Spittendorf 539; letzteres ist Brennholz in Bttndeln
zu Schocken^ vgl. Handelbuch vom Kloster Bosau (a. 1536) fol. 34^
acht schock gebundt ader schockhoüz,
schüfe, Bwf., 15, 29 (a. 1352) im Glossar von Ermisch als ^Schaufel''
aufgefaßt, vielmehr haustrum, SchöpfgefKß, hier eine Art Feuereimer,
anter den Löschapparaten bei den Alten öfter genannt, vgl. Kirchhoff
in der Anm. zu dem Erfurter Bibrabüchlein 43, 35: schaffen darmete
man lesche (a. 1429); Urkundenbuch von Leipzig I, 174 (a. 1444),
ebenfalls in einer Feuerordnung: eß sal ein itdicher behüseter habin in
sgnem hüße zcwü lange leitem, eyne schaffen ; Kechtsb. nach Distinetionen
y, 17, 3 der brüwer und sin gesinde — suUen alleczid gereite sin, wen
eyn für uskempt, das sg -^ — gereite sint darczü zu kamen — mit
sckuffen u, oren weren; Geraische Statuten bei Walch 1. 1. II, 120 ob
/euer — auskehm, — darzu soll ein iglicher bilrger — mit schufen, leitem,
hcJcen, stunizen — laufen\ nach dem hallischen Thalrecht von 1360 in
den N. Mitth. XI ed. Opel, S. 441 sal der bomemeister zeugen (be-
schaffen) egn schogk schuppen (gleich darauf schupen und schufen be-
nannt) und acht füerhaken ti. sechczehn leythem, ah ein fUer ufquSme;
Nürnberger Polizeiordn. 297 item so hat der fewermeister ir jeder drey
bfderein schaffen an stylen zu rettung des fewers dynent, und ebenso heifit
es in Endres Tüchers Baumeisterb. 140. Vgl. Lexer II, 821 s. v. sdiuofe,
Weigand s. v. schoppen, Schüler-Lübben IV, 117 s. v. schope; dazu
Redentiner Spiel bei Mono, Schausp. II, 87, 1497, wo Lucifer den
kroger (tabemator) seinen Knechten mit folgenden Wollten einhändigt:
settet ene bi de heten küpen unt ghevet em drynken mit der sehüpen!
Im Meißnischen wie im sächs. Osterlande heißt das Gefäß heute noch
hie und da schaffe , ist dort vorzugsweise als Instrument der Brauer
bekannt, hat einen langen Stiel wie die zuvor erwähnten ledernen
Schafen in Nürnberg, vgl. besonders Adelung s. v. schuffe.
sehikzmeister, m., 100, 16 (a. 1438) der, welcher Armbrüste zu
verfertigen, zu repariren versteht; sonst der, welcher des Bogenschießens
kundig ist, der schuteemeister bei Lexer 11, 835, Alemannia HI, 238^;
12*
IgO FEDOR BECH
Schatzmeister bei Schaefer^ Sachsenchron. I, 44; schüizenmeister im
Urkundenb. von Klosterneuburg S. 54 (a. 1296), im Urkundenb. vom
Schottenkloster ed. Hauswirth S. 240 (a. 1342).
seigirhutte, segirhutte, f., Hütte, in der Silber- und Kupfererz von
einander geschieden (geseigert) werden, 196, 26 u. 32 (a. 1471); 197,2
u. 6; 239, 30 (a. 1479); Frisch II, 260. Vgl. den Namen Silberzeiger
(= silherseigei^) im Altprager Stadtr. S. 31, 37, 39, 44, 176.
sinlich, adj., 119, 28 (a. 1449) uns wart synlich (= wir kamen auf
den Gedanken) anders dm^uf zu sprechen i 200, 6 (a. 1471) ist im das
sinlich^ ist er des Willens. In dieser Bedeutung finde ich das Wort
nur bei Schiller-Ltibben IV, 213\
sipmäzy n., quarta pars modiiy ein im Meißnischen wie im Alten-
burgischen ehemals sehr übliches Getreidemaß, hie und da heute noch
unter dem Namen sippens gekannt, 352, 33 (a. 1401) sechczene scheffele
w. eyn sipmas gersten; Osterländische Mitth. I, 185; Frisch II, 281;
Germania 17, 369 — 70. Der erste Theil des Wortes wahrscheinlich das
slavische zip, ziphyrn, ehemals eine Leistung Zinspfiichtiger zwischen
Elbe und Saale, nach den Mitth. des Freiberger Alterthumsvereins
a. 1866, S. 487 folg.; annona quae zip vulgariter appellatur (a. 1277);
pro iustitia quae zip vocatur (a. 1154); septem modios iritici et totidem
avenae de dp (a. 1277) ; tres modios iritici et avenae quas vocaJtur zip-
eom (a. 1282); zipzins in einem Kataster des Klosters Pegau = Ab-
gabe eines Bauern von % Maß Weizen. y^Sip-lju slav. == ich schütte
= oberl. wendisch syp-u ; syp = Schüttung, Körnerschüttung im Gegen-
satz zu Garbenzehend." Kronbiegel, Über die Sitten, Kleidertrachten
und Gebräuche der altenburg. Bauern, sagt S. 29: „ein ganzes Sippen-
maas Getreide hatte Raum in den Hosen des altenburgischen Bauern."
Neben dieser Bezeichnung stand seit dem 15. Jahrh. bis noch vor
kurzem in der Gegend zwischen Zeitz und Altenburg das Wort vierde-
maz, viermaß, meist mit quartale übersetzt in den alten Zeitzer Obe-
dienzrechnungen ; ebenda (15. Jahrh.) steht z. B. : LIII virtel haffer:
macht der virde theil XIII virtel 1 viermaß ; darnach sind 4 viermaß
= 1 viertel'^ im Volksmunde hieß es firmß oder fermeß.
slagkf m. , die der Tuchmacherinnung eigene Art das Tuch zu
falten, ihr Faltenschlag, vgl. die unter valden vermerkten Beispiele;
Cod. dipl. Siles. 8, 107 (a. 1399) der weber zal uff das tüch, das her
macht j syn zeichen legin uff das irste ende an deme slage. Auch sonst
slagk = forma ^ Art und Weise (cfr. slahte) z. B. bei Leo von Roz-
mital 170: die frauen — sein ser köstlich gekleidet auf den heidnischen,
oder türkischen schlage cfr. Schiller-Lübben IV, 220.
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 181
snitzerling, m., Abfälle von Wolle beim Scheeren; 169, 34 (a. 1470)
ist verboten falsch {tüch) machen von kampwolle, schnytzerling y pflocken,
hßehär noch von andern hdm'^ 177, 20 tüch von anytzerlingea y dy man
von der vmlle abesneydt\ 181, 33; vgl. Kornelius Kil ed. Hasselt 605'
und 603^ enutterlingh, enipperingh^ snipperlingh, segmenta; Stieler 1903
schmtzling et sehnipperling. In den Nürnberger Polizeiordnongen 162 wird
ftLr strafbar erklärt gestoertz werch^ gnippinc (?) oder här under toollen
gemischet. Ist etwa hier snippering, oder snipperling gemeint? Lexer
I, 1042 fUhrt aus dem Rotenb. B. noch gurppinc an. Noch ein anderer
Ausdruck dafür findet sich im Cod. dipl. Siles. 8, 66 (a. 1369): wer
gam machit und dor undir menget flocken adir asschirwoUe das
sal he bessim. Höchst wahrscheinlich soll es aber ursprünglich ä-scher-
KoUe heißen; vgl. scherwoUej tomentum bei Frisch II, 168% nach Ade-
lung h. V. die Wolle, welche die Tuchscherer von den gewebten
Tüchern scheren, auch scherflocken genannt. Über das Einmengen von
l^flocken und Haaren vgl. Germania 19, 48 — 49.
stanteigeuy n., 149, 24 (a. 1458) legende gründe und stantetgen; vgl.
Zeitzer Copialb. fol. 302* ires mutterlichen erbis stand eigen '^ 302** in
tcarheit so ist yn unser* mutter gewere keyn stanteigen unde legender gründe
oder ander verende habe czu erbe gehörende vor^storben'^ Haltaus 1729
slant-erb- eigen, bonum allodiale immobile.
strdbrüty f., „Braut, die nicht mehr Jungfer ist"; 56, 32 (a. 1399)
hahen die strobrüie ere lichte uf die altir gestackt bie des pharers vorvarn
linde haben die Hecht ayne vorvarn in eren nocz nicht gewantj so sal der
phartr die och nicht nemen\ in der Kämmereirechnung von 1582 zu
Zeitz steht: 1 gl, vor ein hauhenn einer sirobrautt; dazu vergleiche man
das, was im Zeitzer Handelbuche aus den Jahren 1576 — 78 steht:
A'. und iV., die mit einander unzucht getrieben, werden in der Jdoster-
kirche getraut, dann durch die knechte aufs rathavs gebracht, ihnen ir
hurisch leben verunesen, der magd durch der knechte weiber eine haube
aufgesetzt, und beide ins gefängniß gesetzt \ Alemannia II, 125; Adelung
8. V. Strohkranz und strohvntwe. Bei Schmeller-Fromm. II, 80 heißt sie
strojungfer,
uberlistigen, swv,, 128, 8 (a. 1451) die üzsa^unge u., die Verordnung
listig umgehen; Purgoldts Rechtsb. VIII, 12 es wer dan das der richter
uberliebiget wer.
überlouf, m., Überschuß, 60, 19 (a. 1401) alzo vil, alz obirlouff
mak werden 'ober das geschos\ öbirlaufft, Überschuß, 199, 8 u. 26 (a. 1471)
im Gegensatz zu zübüfi^ Zuschuß. Dieselbe Bedeutung bei Schiller-
182 FEDOR BKCH
Ltibben IQ, 269* belegt b. v. cverJßp und in einer Koborger Urkunde
vom Jahre 1439 bei Förstemann N. M. 111, 1, 77.
übersleehtig y oberslechtig , adj., 64, 18 (a, 1402) obirslecktig möd]
Weist. VI, 15 die uberschlechtigen mulen (a. 1465); = Mühlen, bei
denen das Aufschlage waß er in die oberen Schaufeln des Waßerrades
filllt. Sonst versteht man im Volksmunde zwischen Zeitz und Alten-
burg unter einem Uberschlechtigen järe ein Schaltjahr, ebenso wie in
zwei alten Glossarien bei Diefenbach Gloss. 199"" s. v. emboUsmus^ eyn
ubershchiig jare.
unaJmemelichy adv., unabtragbar, unerlaßbar, unabänderlich, 250, 19
(a. 1481) die strafe an einer person unabnemelieh erscMnen lassen.
unbehabet, partic, 88, 23 (a. 1421) einen unbehabit u. unvorteidingt
I6zen\ Urkundenb. von Leipzig I, no. 136 (a. 1423) einen unbehaht
(verschont) und unverdacht lassen.
unberadt^ partic, nicht mit räde oder get^dde (Aussteuer) bedacht,
259, 24 (15. Jahrh.) eine unberadt «. unüfihestadt tochter.
underschiezeifiy stv., 16, 17 (a. 1352) gibel und wende mit schind-i
oder brete unden'schiezen ; hier in der Bedeutung von erschiezen, coassarej
coniabularej vgl. was ich darüber in der Germania 17, 171 — 72 bei-
gebracht habe.
unretterinnej uurelerinne^ f., in einer Verordnung des Rathes gegen
den Aufwand bei festlichen Gelegenheiten aus dem Jahre 1401, S. 59, 23:
ouch sal die unretterinne nicht umbe gehen. Im Glossar übersetzt der
Herausgeber das Wort mit „Hebamme^, obwohl schon Lexer s. v.
unrdt und unra^ter ihn eines Beßern hätte belehren können. Man lese
Purgoldts Rechtsbuch 11, 24 nach: nüen sache sint ddvon eyn frowe er
Itpgedinge vorlaset — — — die nuhende (neunte) ist, ab sie äne des
mannes willen lotternde toorde, also eyn lirem^ ecclenern (?), unrethern*)
unnd desglichin ; ferner Diefenb. Gloss. 377^ nebulatrix, unreteryn. Es ist,
wie auch aus Schiller-Lübben V, 70 zu ersehen ist, de Jcokenbeckersche
de den unraed beckt oder vielmehr, wie es weiter dort hei St, das unrats-
*) Nach der Hamburger Handschrift lautet diese Stelle: lyrerin, cocAwrMrn, «er-
tthem. Die Form eoclenem, welche bei Ortloff im Texte steht, ist offenbar verderbt
An MkeUm, Gauklerin (vgl. das masc. kdkeUre in der Düringischen Fortsetzung der
Weltehronik 294, 84 und im Anzeiger UI, 804) = mhd. gouffelaerwme (bei Lexer
I, 1069) kann man hier kaum denken wegen des dabei stehenden teurem, eher
mit der Hamburger Handschr. an kSkenerrif dflringisch kßcTienem, = eupidfnariOj
paHiUaria, torUUa, die Kucbenbäckerin , KuchenTerkäuferin , bei Mathesius Sar. 10*
kilchdbeckeriny vgl. Diefenb. Gloss. 589' s. v. tortelhu, koken6re\ Hildebrand im D.Wb. V,
8. ▼. käehler.
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 183
vnf (in OberdeutBofaland etwa die holhiphrin), die unrät herumträgt
and feil bietet, die wohl auch als ioculatrix^ als mima auftrat, anderer
Geschäfte nicht su gedenken. Unrät aber ist zunächst wohl so viel
wie res prodiga, uunützer Aufwand (vgl. Schiller- Lübben V, 69^, 20),
Leckerei, Naschwerk, dann vorzugsweise das zum Naschen dienende
Backwerk. Doch scheint nicht immer und nicht überall ein bestimmtes
Gebäck darunter verstanden worden zu seiu, so wenig wie nebula
immer dasselbe Qebäck meint, das als panis tenuia^ p. suhtilisaimus^
vapar*) in den Glossaren bei Diefeubach erklärt und durch unrat,
hppe fnandatenbröt (Oblaten), ncelen vel woffeUny getränt hrot (vgl. prante
eMckel im Urkundenb. von Klosterneuburg, Einl. XUV und Germania
9, 201 u. 204) erläutert wird, lauter Backwaaren, die dem Stoffe, der
Bereitung wie der Form nach unter sich wieder verschieden waren.
Nach den Görlitzer Statuten S. 388 (vgl. Lexer 1. 1.) war unrat so
etwas wie pletze] in der Änra. dazu heißt es: „unrat nennt man in der
Lausitz dünne Kuchen, welche in Milch oder andere Getränke ein-
getaucht und gegessen werden. Mit Zimmt vermischt heißen sie zimmt-
platze. In der Kamenzer Willkür: Es sal hinfurdir keyne aechawocheryn
fladeuj pletze, werge (?) unrad nach keinerleye bagken.^ Aber plaJtz ist
auch wieder nicht überall dasselbe Gebäck. In dem Urkundenb. von
Mühlhausen i./D. ed. Herquet no. 324 u. 328 (a. 1285) bezeichnet es
unam tcrtam quae platz vtdgariter nominaiur valentem unum solidum^
eine Leistung Zinspflichtiger um Weihnachten an das Nonnenkloster.
Eine der letzteren ähnliche Abgabe war wohl in Straßburg platzerat,
neben krapel und andern Speisen im 14. Jahrhundert zu bestimmten
Festtagen den dortigen Capitelsherren gereicht, vgl. die Chroniken
der D. Städte 9, 1065—66. Wieder etwas anderes endlich ist platz in
den Stellen bei Weinhold, Beitr. zum Schles. Wb. 71'; Weist. II, 160
u. 167, 646 u. 654.
Bei der Bildung des Wortes unrät kann auch der Ausdruck 9'äte^
honic-räte bei Lexer, Nachtr. 236**), mnd. honnichrdte bei Schiller-
Lübben II, 295, honicräz, honicrässe bei Diefenbach N. GL 169 s. v.
favus mitgewirkt haben. Ebenso geht auch toaffel wohl auf wabe = räz,
rate zurück, vgl. Weigand unter Waffel
unetathaßigy adj. unbemittelt, 127, 17 (a. 1451); vgl. statehaftic,
*) Hinter dem latein. Worte f>apor soheint sich ein deutscher Ansdrack wie dun^t
ra verbergen; oder darf man gar an nunnenfurtt nwmafilmdi denken, wovon bei Schiller-
Labben III, 208 die Rede ist? In Düringen und in Obersachsen (z. B. fiisleben und
Leipvig) sind die Nonnenförzchen noch belcannt; man versteht darunter PfeifemüiSe.
**) Aue Versehen ist dort Tumsckrate statt Iionec-rdte angesetzt
184 FEDOR BEGH
82, 39 (a. 1423); Weist. 4, 185 (a. 1339) = vermögend, wohlhabend;
gtadhaßig bei Joh. von Posilge in Script, rer. Prass. DI, 340; unstate-
hafi, inops^ in Graffs Interlinearvers. der Ps. 10, 5; 35, 1; 139, 13.
unubergriffUchf adv., ohne etwas zu übertreten oder zu umgehen,
234, 2 (a. 1477) das die legnddungen dem hantwercke unobirgriffUeh ge-
Halden werden; Urkundenb« der St. Leipzig I, 380 (a. 1470) das die
(artickel) hinfxtrder von allen vestiglich unde unobergreiffenlich sollen ge-
halten werden; vgl. Michelsen, Rechtsdenkm. 408: welcher aber davon
ubergriffUch ader bruchlichen erfunden wurde,
unverschimpfi, pari, 140, 22 (a. 1456) unverhSnet und unverschimpfi.
unvormälet^ part, 118, 17; vormäiet 118, 11 (a. 1449); vgl. Lexer
III, 173 vormälen^ durch mälsteine oder 'bäume abgrenzen.
unvorminnert^ non imminutus 109, 17«
urburer^ m., Zinseinnehmer, 20, 2 (a. 1355) NycJcel Manheubt
urburer zcu Firiberg; Schweidnitzer Handfeste vom Jahre 1328 bei
Tzschoppe u. Steozel S. 525; vgl. urborer bei Lexer IE, 201.
vrkundic, orhandig^ adj., urkundlich, 121, 11 (a. 1449) zeu orkun-
digem u. wärem bekenteniss.
urloupy orloupy m. (?), 171, 26 (a. 1470) in einer Handwerksord-
nung der Tuchmacher: hebet eyner eynen orloup in eynem gemeinem bire^
so sal er das hvre beczalen oder das faß f ollen ; in einer Ordnung des
Schneiderhandwerkes 256, 9 (15. Jahrh.) ap dy meyster bey enander
wSm zcu eynem gemeynen byr an eyner zceche unde ab sye weiden eynen
urlop hohen j es wer spil adder ander unfuge^ das suUen sy von keynem
nicht dulden. Der sonderbare Ausdruck findet sich aber auch ander-
wärts. So in den Statuten von Orlamünde in Walchs Beitr. II, 76:
item welch burgir adir lantman eyn hadir ader urlaup hebit in deme
rätishüse^ wann man darinne schencket; ebenda: welch burger eyn hadir
ader Urlaub macht in deme rätishüse zcu deme voitsdinge^ wdchis jdrs
das were, der sal das faß widder füllen] auch wohl in St. Maigarethen
Marter (German. 4, 451) 396 si sprach: urloup der helle ^ briuwel aller
siünden\ Außerdem beruft sich Walch 1. 1. auf Haltaus Gloss. und die
Freibergischen Statuten; aber bei Haltaus 2004 und in dem Freiberger
Stadtrecht 185, 217, 235, 263 findet sich nur urhap an den verwandten
Stellen, und dies scheint auch in den zuvor angeführten Beispielen
das ursprüngliche und echte gewesen zu sein, das vom Schreiber ver-
lesen wurde, = Aufstand, Aufruhr, Streit, Zank, vgl. Lexer Nachtr. 388.
ÜiZ'dieneny swv., als knecht oder lerknecht seine Zeit zu Ende dienen,
172, 2 (a. 1470) worde der lerknecht seine zewey järe nicht ausdynen;
Cod. dipl. Siles. 8, 59 (a. 1365) der selbe knecht sal auch by em blyben
ZUM WOBTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 185
unde sjfnen tag us dynen] Böhmer, Urk« von Frankf. 753 (a. 1377) auch
ensal niemand dem andern »inen knechte abe spannen y e dan der Jcnecht
sin zjft liszgedienet; Urkundenb. von Leipzig I, 243 (a. 1453) item so
sullen dy geseUin keyn btr kouffen loenne sy haben ußgedtni; Görlitzer
Statuten 387, 20.
waldenbergen, ewv,, Gewaltthätigkeit verüben, 181, 11 (a. 1470)
sieh hüfen (zu Haufen ansammeln) und waldenbergen; das Bäohs. Weich-
bildrecht ed. Daniela u. Gruben 226, 28 dy pfaffheit werit dem volg,
daz sy uffdeme kirchhove nicht louffin noch waldenbergen\ Zeitz, Copialb.
168'' her gibt em achuüy daß her yn seym hufie eigethum unde kuchene
uff der borgk zu Herleke sulde gewaldenborgit haben u. suUe em syn knechte
haben angegriffen; fol. 454^ her sulde haben yn seyme lande u. gerichte
grobeUchen gewaldinborgit; Script rer. Pruss. IV, 401 (a. 1416) sie Itffen
tor daz rathhuws und hyben daz vff und haben doruff gewaldenbergit ;
vgl. Schiller-Ltlbben V, 761 s. v. woldebergen. Dazu das Subst. walden-
bergk oder woldenbergk in Script, rer. Pruss. 1. 1. 127 (a. 1454) er hatte
priester und ander goties dienner gefangen u. geschlagen v^ verdrencket
tt. ander woldenbergk (Gewaltthat) an geistlichen personen begangen. In
den Chroniken der D. Städte XIII, 118 wird erzählt, daß 1418 in
Deutz ein bohoerk errichtet ward an sent Waiden dage, darumb wart
dat b. genant WaldenbercL In Michelsens Rechtsdenkm. 213 der walden^
berger y d. h. der gewalt oder schaden tut = tyrannus in Schroers Voc.
2964; ebenda tyrannis^ waldenbergunge. Man vgl. woldany m., bei Lexer
UI, 965.
walkemangely f., die Mange oder Rolle in der Walkmühle, 190, 35 ;
191, 38; 192, 14 n. 33 (a. 1471).
toarstaty f., 91, 24 (a. 1431) den tSdin weder uf die w. füren, d. h.
dahin, wo man seiner zuerst gewahr worden ist.
wermuthbier, n., 468, 25 (16. Jahrb.) ; bei Schiller-Lübben V, 770% 6,
Stieler I, 146, Frisch I, 94'' und bei Adelung: ca^evisia absinthio infusaj
absinthites. Etwas anderes scheint aber darunter verstanden worden zu
sein in den chronikalischen Aufzeichnungen zur Geschichte der Stadt
Halle vom Jahre 1464—1512, welche Wächter in den N. Mitth. des
thür. Bachs. Vereins ed. Opel XV, 131 veröffentlicht hat : Jorge Drackstet,
der schenckte guten freunden deszmals zur collation hauszwermut bier. Hier
scheint wermut verändert zu sein aus wermet, wermede, Wärme, vgl. Schiller-
Lübben V, 606*; hüswermet aber ist dasselbe, was hauswärme im zweiten
Theile des vierten Bandes des D. Wörterbuchs 696, eine im östlichen
Mitteldeutschland übliche Benennung des Einzugs- oder Richtschmauses ;
vgl. hüswermunge bei J. Rothe in der Germania 18, 379; Frommanns
Igg FBDOR BEGH
Mond. IV^ 171; Zeitzer Eämmereirechnungen des 17. Jahrb.: Ifl, 3 gl
vor vier kannen wein, welche dem eonvivio mtmeo, so bei herm Dr Haber-
körn gehauen, und zugleich die haußwarme außgericht, darzu burgermeister
Zader u. Joh. Krimmer invitiret. Dasselbe hieß auch bloß wermunge im
Cod. dipl. Siles. 8, 125: keyn man sol seczen noch wermunge haben uff
unser vrauwen tag noch uff des heiligen tychnams tag] ferner den herd
wärmen bei Reinwald II; 59 and in Frommanns Mund. VII, 298 ; end-
lich hebeschmauSf hebemahl bei Adelung und im D. Wb. IV; 2, 720 u.
732'*'). Darnach wäre das hüswermeibier dasselbe , was richtebier bei
Adelung s. v. riohtessen, ein Ausdruck, der im sächs. Osterlande noch
unter dem Volke gebräuchlich ist.
widerstatj m., Ersatz, Entschädigung, 40, 9 (a. 1375) ; siehe oben
8. y. restauT] Magdeb. Schöppenchron. 164, 3 to wedderstade] als Femi-
ninum bei Ludewig, Reliqu. Mscr. I, 216 einem dise w. tuon (14. Jahrh.
in einer Urk. von Doberlug).
widerwag, m. und widerwage, f., die Gegenströmung, 386, 36
(a. 1497) von dem wedderwag des wassers an dem teieh] 397, 31 von
der widerwage des wassers,
wusch, m. = wisch, fasciculus straminis, 114, 31 (a. 1449) Item
haben die von der Mitteweide furbracht, das sy by yn einen fryen margkt
habeii, das mit yn kewffi wer da wil, das werde yn zcu Rockelicz etc.
geweret (untersagt), die toyle der wussclis stecket] ebenda 115, 6 den van
Miiteweide zu gunnen under dem wussche aüeine gam zu kewffen.
So lange der Wisch aufgesteckt war, durften Gäste, sowie Höker und
andere Wieder Verkäufer nicht auf dem Markte kaufen, vgl. Urkundenb.
von Leipzig I, 315 (a. 1464): kein burger noch gast kein getreide kouffen
solle uff vorkauff uff zu schütten, dei weile der wusch sticket] erst wenne
der wusch nedder gelegit ist, so mag ydermann keuffen. Ebenso in den
Statuten von Zeitz bei Schott I, 273: under dem wüsche kauffen ist nicht
jedem gestattet, wohl aber nach gefallenem wüsche oder nach dem wüsche^
wie es gleichfalls hier heißt nach dem Originale. Nach den Statuten
von Gera ebenda S. 180—81 hatte der Marktmeister alle Markttage
einen Strohwisch auf den Röhrkasten zu stecken; auch hier hieß es:
die weil der wisch stecket; im andern Falle: bis der wisch fället, oder
80 balden der wisch vom roerkasten geworffen ist^ wie bei Schmeller-
Frommann II, 1041. Nach einem Citate bei Haltaus, Gloss. 2056:
dy schragener und dy markthokin ensullen uf den markitag nicht koufin
*) Dieselbe Festlichkeit hieß auf niederd. Sprachgebiete die A^^ioerutn^e, das
BecieheD des neuen Hauses, vgl. Schiller-Lübben 11, 84^^
ZUM WORTSCHATZE DES CHEMNITZER URKUNDENBUCHES. 187
WH 9pUdamfe dy wile mcpiide ezeichen uf steckit In Zeitz und Um-
gegend herrscht daher die Redensart: under (Dialekt: onger) dem wiaehe
f&r: verstohlener Weise, heimlich.
zaltpinneley zalapilU^ f., die Zaspel, der Strang, eine bestimmte
Anzahl Linnenfäden, erscheint als Zuname 92, 16 (a. 1432) Chufi
Czalapil; ebenso Cflaus Czansjnl 83, 20 (a. 1423) und 105, 2 (a. 1441) ;
vgl. Urkundenb. von Göttingen ed. Schmidt I, no. 306, 41 Bertolt
Talspiüe (a. 1383); Vilmar, Id. 466 s, v. zaspel und meine Beiträge
dazu S. 23.
zedierte y -en, f., ein Gelage in oder von Seiten der Zeche, und
zwar gegen Einlage oder der Reihe nach von den einzelnen Genossen
veranstaltet; in einem Schreiben des Abtes an den Rath (a. 1502)
402» 16: 80 konnten wir wol erleiden , das efi (sc. das Bier) den etc^em
meht allein bei einer hohen pin zu Iiolen unde tzechortten ermtlieh vor»
hotten u. B. w. Über orte (orten) vgl. Diefenb. , Gloss. 534^ s. v. sym-
hdum und Lexer 11^ 2014 s. v. ilrte. Letzteres war seit dem 14. Jahr-
hundert ein in der Gegend zwischen Elbe und Säle sehr häufig auf-
tretendes Wort und ist im Altenburgischen wie um Zeitz beute noch
anter dem Namen erte^ irte^ irtenachmaus sehr gewöhnlich. Ähnliche
Zusammensetzungen waren früher: a) bierorte ^ so bei Schott, Samml.
I, 268 (in den Statuten von Zeitz) es mag ein ieglicher hvrger seinen
hausgenoasen um seinen versessenen hauszins pfänden, desgleichen um seinen
vnbezaUen wein oder bieroerthen ohne laub des richters; in der Zeitzer
Chronik von Tham II, 300^ mit den bierörtten und zechenn soll es wie
folgt gehalten werden: das hier soll mit den gesatzlen kenndelein auff-
getragen und ahngeschrieben, auch die orthen (der bei der gemeinsamen
Zeche auf den Einzelnen fallende Beitrag) darnach ahgenohmen und
bezahlet werden; Walch, Beitr. II, 200 (Statuten von Geithayn a. 1553):
niemand soll an f eiertagen vor und ehr die frühe- und nachpredigt in der
'Pfarrkirchen gentzlich geendet offenperliche bierorten halten nochpfligenn]
auch: ein Trinkgeld, so viel als die Zeche fElr eine Kanne Bier be-
trägt, in. den EämmereirechDungen von Zeitz a. 1576: 6 gL Andreas
Dörings vor zwo bierorten ins gedinge die stemme zu führen (d. h. fahren)
teindt gegeben*^ nach Eronbiegel 1. 1. S. 13 ward den Dienstboten in
Altenburg als Miethgeld eine bierihrte gereicht. — b) früeorte^ f., vgl.
Lexer III, 545; Urkundenb. von Leipzig I, 296 ; Schott, Samml. 1, 185. —
c) meisterwte^ f., in Böhmers Urkundenb. von Frankf. 636 (a. 1355):
wer üz unsir meystir urten unbezalt git^ der sal unsern meystern eynen
virdung zu büzse gebin; 638 au^h wer in unser meyster urten eynre den
andern heizset lygen mit ernste müde^ der sal ein halp virteä wynes gebin^ *-
Igg F£DOR BECH
d) kUinSrte nennt man heute um Zeitz eine Nachfeier von einem erten-
schmause.
Ziechenstucke, n., 113, 37 (a. 1449); 116, 16; vgl. das Citat unter
schocklinu)at; Augsburger Stadtr. ed. Meyer S. 365 üem atn ziechstuck
1 dn.
zinsbezalunge, f., 354, 4 (a. 1401).
zinsgeireide, n., 354, 30 (a. 1401).
zinsreichunge, f., 125, 26 (a. 1452); 146, 34 (a. 1458).
zitunge, f., Zeitlage, Zeit, 222, 9 (a. 1474); Urkunde des Rathes
von Cöln aus dem Jahre 1327 (in dem sogen. Ersten Kölner Eidbuche
fol. 40) bei Fahne, Forsch. II, 2, 77: dese vuiieorde die gelove wir ze
haldene sunder alrehande argelust den vurgenanten Juden die sAdinge di
sy van uns haint nä formen irre brive als it da vur gescreuin steit-
Cölner Jahrbücher des 14. u. 15. Jahrhunderts in den Chroniken der
D. St. 13, 179, 6: zo Aiche droich man auch dat hilge sacrament
gode zo eren — — om ein zidich weter, ind ouch om ein duire zit, dai
ans got de afriemen moiste ind verlenen ons eine goide sndonge (im Glossar
dazu S. 1007 nicht richtig übersetzt). — Im Sinne von Kunde, Nach-
richt, Botschaft steht es in Bruder Hansens Marienliedern 1321: Ave
bracht de waraftige ssidung (: verbltdung), ebenso 2673 ziding (iver-
blxding) ; Script, rer. pruss. IV, 129 (a. 1454) am tag Steffani kam war-
hafftige zytung gen Marienburg von dem von Plauen; III, 252 (= Job.
von Posilge ed. Voigt 143) ouch worin vil und manchirley Umffe und
sntunge, das zu lang were ai czumole czu schrtfbene; D. R.-Acten VII, 188, 11
(a. 1412) nüwe zidunge. Zum Theil fallen die hier citirten Beispiele
weit früher als die Nachweise bei Weigand und Lexer.
zukeinwertig ^ adj., 327, 32 (a. 1368) = zegegenwerlic bei Lexer
III, 1041 und ürkundenb. von Freiburg ed. Schreiber I, 117 dawären
siniu kint zegegenwertig an dem gerichte (a. 1291).
zünemunge^ f , adauctio, 79, 11 (a. 1423) durch z. unde besserunge
= Ürkundenb. von Leipzig I, S. 88 (a. 1423); Qraff, Interl. Ps. S. 417
zünemungSf assumtio] Mechtild, Oflfenb. 10: du bist ein zünemunge miner
hoeehsten minne.
ZEITZ, April 1881. FEDOR BECH.
VOM EICHHORK ALS WILDPBET. 189
VOM EICHHORN ALS WILDPRET
hat AIwiD Schulz in seinem interessanten Buche, das höfische Leben
zur Zeit der Minnesinger, da wo er von den verschiedenen Arten des
Wildprets spricht; die ehemals auf die fürstliche oder ritterliche Tafel
kamen ; S. 285 folg. nichts zu berichten gewusst. Und doch war es
höchst wahrscheinlich schon von alter Zeit her in den Namen toiüprciet
mit inbegriffen, wenn man aus mehreren sichern Aufzeichnungen des
14. und 15. Jahrhunderts auf die frühere Zeit zurückschließea darf.
Mir sind bis jetzt folgende Stellen zur Hand; in denen Eichhomfleisch
als Speise erwähnt ist.
Laut der Aufzeichnung des Oberschreibers Thomas von Büttel-
stedt aus dem Jahre 1442 — zu lesen in den Neuen Mittheilungen des
Thür.-Sächs. Vereins, herausgeg. von Opel B. XII, S. 441 folg. — hatte
der voit von Swarzmwalde an den Hof seines Herrn, des Landgrafen
von Düringen, unter andern zu liefern: clein wiltprety also hasilhüneTy
berghüner^ suepphen, clein vogily eichorner etc. — jedenfalls eine Leistung,
die scbon aus alter Zeit datirte.
In der Einleitung zum Urkundenbuche des Stiftes Elosterneuburg
zählt Hartmann Zeibig auf S. XLV eine Reihe Gerichte auf, mit wel-
chen nach den alten Küchenamtsrechnungen die Tafel der Kloster-
neuburger Chorherren im 14. Jahrhundert besetzt zu werden pflegte.
Unter verschiedenen Leckerbißen fehlen hier auch die anperioHy d. h,
die Eichbörnchen nicht '^j.
In den Scriptores rer. Pruss. IV, 354 ist beim Jahre 1424 eine
amtliche Aufzeichnung aus Danzig mitgetheilt mit der Aufschrift con-
siitutio carnium ferinainim: darin wird neben reefleisch, hinden- und
herzfleischy hose auch das eichhorn aufgeführt.
In den Nürnberger Polizeiordnungen aus dem 13. — 15. Jahrb.
lautet S. 193 eine Verordnung des Rathes: man hat auch gesetzet und
gepeien gar vestielich daz man sol geben ain hasenflaisch mit fWr-
Äe»«e**) mit allem umb XVI haUer und nicht hoher ^ ayn aychornflaisch
*) Vgl. Diefenb. Gloss. 64"* s. ▼. aapriolu»^ sonst auch tperioku, spiriohUf
ßornerl. 38, 6; 48, 36; auch teureoUa 63, 62 gehört hierher, wo eichumo statt emhumo
m lesen ist; vifarrus Altd. Bl. I, 349.
**) Über fiirheta^ färhef^ fürhäa, den vorderen Theil des Hasen, der zum Hasen-
pfeffer oder Hasenschwarz verwendet wurde, vgl. vor allen andern Birlinger, Aleman^
Biscbes Büchlein von guter Speise S. 182—88, Weigand im D. Wb. IV, 744; Diefenb.
Gloss. s. V. pu laridarum; = gehäte bei Frisch I, 420".
190 FEDOR BECH, TINNE.
umb V haller f ain rephune oder ain haseUiune oder ainen antvogel umb
VI haüer u. s. w. und S. 312: es sei Mnfür kein wildener durcA
sich oder iren gewalt eynich hirschein ^ reherein oder sweinein mldpreth
noch rephuncTf haselhunery aichom^ hosen oder g^ügel das sie
wider verkauffen wollen^ hie ßlrkauffen.
Nach dem Mttnchener Stadtrechte, herausgegeben von Auer, Art. 428
sol man hasen und aichom neur ainen tag vail haben under den paelgen
und fürbaz sol man sie gestraift (d. h. abgezogen) vail haben ; ebenda
in Artikel 442: all käuffel — — süUen hasen und aichom gesirämbt
(= gestreift, geströuft) hie vail haben und nicht under den pälgen.
Das Ofener Stadtrecbt, herausgegeben von Michnay und Lichner,
bestimmt in §. 108: u)a8 von unüpret und wilden waid- und fdtvögelein
ist, als hirsehen, hinden (Hs. hinder), rechen, peren, wUdsehwein, hasen,
aichhoren, fashuner, haselhuner — — mugen sy (= die wUtpreter) fail
haben.
Wenn es daher in der mnd. Visio Philiberti (herausgegeben von
W. Seelmanh im Nd. Jahrb. V, 21 folg.) V. 179, da wo die Seele aum
Leichnam spricht, heißt:
du haddest güde kost ghekorn:
störe las unde de edelen vom,
de f lasen unde icom:
so wird man wohl an ^com, welches die Lesart der Berliner Hs. ist,
keinen Anstoß mehr nehmen. In der Nürnberger Bearbeitung desselben
Stoffes bei Bartsch hinter der Erlösung S. 314 heißt eBi wo nu fleisch
und auch toilpret, vogel grosz und deine, murmdtier und ander geret su
gutem starkem weine f
TINNE
hatte ich in dieser Zeitschrift 24, 146 zu lesen vorgeschlagen für das
mir unverständliche tibme in den von Fr. Pfeiffer herausgegebenen
Arzneibüchern II, 4^ Sprenger vertheidigt dagegen in den Beiträgen
zur Kunde ig. Spr. IV, 159 iüme und versteht hier darunter den unter
dem Daumen befindlichen Muskelballen, der bei sehr alten und kranken
Personen einfalle. Gegen tüme spricht aber schon die Reihenfolge der
Symptome, in der es mit aufgezählt ist, und mit Recht bemerkte bereits
Pfeiffer in dem Glossar zu der genannten Schrift, an däme, doume,
Daumen sei hier neben den Schläfen und Lippen nicht zu denken.
Auch der in medicinischen Dingen nicht unerfahrene Berthold von
FRIEDB. NEUMANN, DIE ENTWIOKELUNO DES OBTNITDICHTUNQ etc. 191
Begenflbiurg weiß nichts vom Einfallen des^Danmenballen, da^ wo er
anafährlich die verschiedenen Todeszeichen am menschlichen Körper
bespricht, I, 509, 31—510, 18; 514, 1—517, 11. So weit ich mich er-
kundigt habe, rechnen selbst neuere Ärzte das Einfallen des Daumen-
moakels nicht unter die sogenannten CoUapserscheinungen, d. h. die
Vorseichen des unmittelbar berorstehenden Todes. Überdies wird meine
Vermothung jetzt bestätigt durch das Komeubnrger Fragment, welches
Blaas in dieser Zeitschrift 26, 380 folg. mitgetheilt hat. Der Text ist
hier in mehrfacher Beziehung beßer gehalten als in der Tegernseer
Handschrift, welche Pfeiffers Ausgabe zu Grunde liegt; hier heißt es
nämlich S. 341*: so er die [ncLee] vceete spitzet unde so im diu ougen
holent unde swindenty unde so im diu tmewange uride die tinnen enpfallent,
oder die lefse nider vaUentj unde so im diu oren ehalt sint unde si sieh
veru^erfent iwedemhcdbe^ an swelhem siechen du diu zeichen stehest, zwäre
der ist veige. Nur für ein Mißverständniß kann ich es danach ansehen,
wenn spätere Schreiber oder Überarbeiter bei Wiedergabe derselben
Stelle dümen setzen ftLr tinnen^ wie in dem mnd. Arzneibuche geschieht,
ans welchem von Schiller-Lübben V, 220 s. v. vege die betreffende
Stelle citirt ist, oder in der oberdeutschen Bearbeitung bei J. Haupt,
Über das md. Arzneibuch des Meisters Bartholomäus S. 50: So er dew
nasen vast spiczet und ym auch waychet und ym die gv^emen wanchel (?)
und die dawmen enphallent und die aren ehalt sindt, der ist vayge.
ZEITZ, Aagast 1881. FEDOR BECH.
DIE ENTWICKELÜNG DER ORTNITDICHTÜNG
UND DER ORTNITSAGE.
Zu Ortnit Str. 73 bemerkt Amelung: „der Inhalt dieser Strophe
ist ungenügend, man erfährt nicht, was Ortnit denn im Traume bekannt
geworden ist; und Vers 3. 4 scheinen fast aus 70, 1. 2 entlehnt. —
Überhaupt ist die ganze Darstellung von Str. 70—77 sehr confus:
nachdem die Mutter Ortnit vor der Reise, von der noch gar nicht die
Rede war, gewarnt (70), dieser den Ermahnungen entschieden wider-
sprochen (71), darauf die Mutter ihm beigestimmt hat (72), folgt
in A (73) zuerst ohne rechten Zusammenhang Dö sprach der Lam-
parte u. s. w. Nun versucht es die Mutter noch einmal ihn zurückzu-
halten und darauf spinnt sich die ganze Unterhandlung, die doch schon
zum Zweck geführt hatte, noch einmal ganz in derselben Weise ab.
192 FRIEDRICH NEUMAKN
Dann steht wieder Str. 77 ganz unvermittelt da. — Die richtige Stro-
phenfolge mit einiger Wahrscheinlichkeit herzustellen, ist nicht mehr
möglich. — 73— 75. 70. 71. 76. 72. 77 gäbe einen leidlichen Zusammen-
hang, wäre aber allzu künstlich.^ Hinzuzufügen ist, daß Str. 76 in
ihrer jetzigen Gestalt keinen Sinn gibt Ist Ortnit deshalb seiner
Mutter 'liebez kint*, weil ihre Verwandten an ihn und Yljas ^gedigen'
sind? Hinter 76, 1 ist ein Punkt zu setzen; 76, 2 — 4 sind der Vorder-
satz zu dem verlorenen Nachsatz: so wende dich an den, *der dir ie
getriuwe was' und handle nicht *äne rät' (70, 4) deiner Freunde.
Läßt sich nun selbst durch eine künstliche Strophenumstellung
kein guter Zusammenhang erzielen, so ist auch die Annahme nicht
berechtigt, daß die confuse Darstellung durch Strophenverwirrung
entstanden sei« Auch an Interpolation ist nicht zu denken. Denn in-
haltlich sind Str. 77, 1 = 73, 2, 77, 2 = 75, 1, 77, 3. 4 = 74, 70, 1. 2
= 73, 3. 4, 70, 3. 4 =r 76 und dem dahinter verlorenen Nachsatz, 71
= 75, 2 — 4, d. h. wenn etwa 77, 70—72 die alte Grundlage wären,
so enthielten die übrigen Strophen nichts als eine Umdichtang ihres
Inhalts; wer aber eine Anzahl Strophen des Textes um dichtete, kann
doch nur die Absicht gehabt haben, die neuen Strophen an Stelle des
Überlieferten zu setzen, nicht aber sie störend, zum Theil zusammen-
hangslos in seine Vorlage aufzunehmen. Nehmen wir dagegen an, daß
die entsprechenden Strophen aus zwei selbständigen Texten von einem
Contaminator zusammengeworfen sind, so begreift sich die Verwirrung.
Eine unumstößliche Thatsache ist es freilich, daß unsere Omitdichtung
durchweg änem Dichter ihre jetzige Gestalt verdankt. Daraus folgt
aber noch nicht, daß dieser Dichter den ganzen Text freigestaltet hat,
daß er nicht verschiedene Vorlagen benutzt haben kann.
Str. 13 ist Machorel 'geborn von Muntabüre\
Str. 14 heißt es:
Suders in Surfe daz ist sin houbetstat.
Aber nachher ist Muntabüre seine Hauptstadt. Dorthin bringt
Alberich die Kriegserklärung, als Ortnit vor Suders gelandet ist. In
Suders läßt sich Machorel nicht einmal sehen, als es bestürmt wird.
Ein seltsamer Widerspruch bei einem frei erfindenden Dichter!
Str. 260, 3. 4 sagt Ortnit:
nü rät an unde Idre, vil lieber Alberich,
wie wir die stat gewinnen,
aber ohne auf Alberichs Antwort zu warten, macht er selbst den un-
maßgeblichen Vorschlag Str. 261:
Diu porte diu st§t offen, ich w»n uns iemen wer,
swenn alle liute entsläfen, wir dringen in mit her.
DIE ENTWICKELÜNG DEB OKTNITDICHTÜNG U. DEB OBTNITS^GE. 193
Alberich weist diese 'list* ritterlich zarück, er will dem Feinde offen
widersagen y and so begibt er sich denn — nicht etwa nach Suders^
am dessen Einnahme es sich zunächst einzig handeln muß, sondern
nach Mimtabüre. Er kehrt mit dem Bescheid zurück, daß Machorel
seine Tochter nicht gutwillig herausgebe, und wieder fragt Ortnit 289, 2
Alberich um Rath, wie nun — Suders genommen werden kann. Er
bemerkt dazu: 'gewinne wir die veste' — daß er Suders meint, zeigt
Alberichs Antwort — 's5 habe wir al daz laut', also doch auch Mun-
tabüre« Um Muntabüre dreht sich indessen nachher der Hauptkampf.
Und welchen Rath ertheilt jetzt Alberich? Str. 290:
Diu naht ist iezuo vinster, den mftnen niemen siht
8Ö hüetent üf der müre die wahtiere niht.
wir suln in barken fliezen verholne zuo den staden.
si ftlrhtent üf dem wfige deheines vindes schaden.
Im Schutze der Dunkelheit landen sie. Str. 295:
Nu r&t an, Albertch,
daz wir die stat zestosren ze leide dem künege rieh«
ir seht wol, sprach der kleine, daz diu porte offen stftt.
ich kan zuo iuwerm strite geben deheinen rät.
Aber da handelt und räth ja Alberich genau so, wie Ortnit Str. 261
handeln will. Wozu also die sittliche Entrüstung Str. 262? Wird der
unangemeldete Besuch in Suders dadurch gerechtfertigt, daß Alberich
Machorel einen Angriff auf Muntabüre offen angekündigt hat? Die
fhhrerlosen Leute in Suders überfällt man nächtlicherweile, und dem
wohlgerüsteten Herrscher auf Muntabüre schickt man die Kriegs*
erklärung? Suders wird genommen, die Heiden geben Ortnit 'üf ge-
näde ir l!p und euch die stat.' Aber gar nichts ist damit gewonnen.
Wozu also der Kampf um Suders? Wenn noch der nächste Weg nach
dem mons Tabor über Tyrus ginge! Tyrus indessen liegt weitab nörd-
lich von der geraden Straße. Sollten historische Ereignisse der Dar-
stellung zu Grunde liegen? Die Kreuzfahrer, die im Jahre 1217 den
mens Tabor bestürmten, waren, wie dies einzig vernünftig war, in
Ackers gelandet Suders könnte aus irgend welchen zweifelhaften
Gründen willkürlich für Ackers gesetzt sein, aber die wirre Darstel-
lung, die sich nicht einmal darüber klar ist, welche von den beiden
Städten Machorels Hauptstadt ist, ist so wenig auf Qrund historischer
Vorgänge entstanden, wie sie dem Kopf eines frei erfindenden Dichters
. entsprangen sein kann. Wenn jetzt Yljas Str. 305 des Königs Fahne
mitten auf den wie es scheint unbewohnten 'palas' in Suders stößt,
80 können wir versichert sein, daß Machorel diesen 'palas' bewohnt
GESMAiaA. Neue Baihe XY. (ZZYII.) Jahrg. 13
194 ' FRIEDRICH NAUMANN
hat; ehe ihn unser Dichter nach Muntabdre übersiedeln ließ; wir
können versichert sein, daß die Sendung Alberichs nach Muntabüre,
die die Str. 260, 3. 4 und 295^ 3, deren ursprüngliche Verbindung
unyerkennbar ist^ so widersinnig auseinander reißt, einmal einem an-
deren Texte angehört hat als eben diese Strophen. Vgl. 260^ 3. 4 mit
295, 1. 2, 261, 1. 2 mit 295, 3. 4.
Unser Dichter rechnet bekanntlich sehr genau. Seine Rechnung
ist bereits revidirt, aber eine Superrevision ist nüthig. Wenn auch die
72 Dienstmannen Ortnit nicht über das Meer begleiten, so müssen wir
uns doch über ihre Stellung zu der sonstigen Umgebung des Königs
Eüarheit zu verschaffen suchen. Wenn Str. 7 die 'sine' Ortnit ratheu
ein Weib zu nehmen, so sind wir geneigt, die Rathgeber zu den 72
zu rechnen, in Helmn6t (10) und Yljas (11) die Vertreter seiner 72
Dienstmannen (Str. 5, 4) zu sehen. Nun heißt es Str. 60:
urloup si dö n&men. von Garte si dö riten.
mit minneclichem muote er in allen urloup gap.
Alle scheiden nnz an den einen man* den Heiden von Pülle und
'den künec von Riuzen* Str. 61, aber auch diese beiden nehmen Str. 69
Abschied. Darum sitzt nun aber Ortnit nicht mutterseelenallein auf
seiner Burg. Als er von seinem Abenteuer mit Alberich zurückkehrt^
treten ihm Str. 204 seine 72 Dienstmannen entgegen. Die Vermuthung,
daß es einmal einen Text gab, wo eben nur die 72 Ortnit zur Seite
standen, wird durch die Betrachtung der Str. 28—40 zur Gewißheit
erhoben. Yljas hat sich energisch bemüht, den König von seinem
Unternehmen zurückzuhalten, Ortnit beharrt bei seinem Beschluß und
so erklärt denn Yljas 28:
von rehte sol ich wägen bt dir lip unt leben.
ich wil dir fünf tüsent ritter und euch mich selben geben.
Str. 36 verspricht auch Helmnöt 5000, Str. 39 G§rwart 5000 Mann.
Die Zusammengehörigkeit dieser Strophen kann keinem Zweifel unter-
liegen. Da macht nun Str. 30 mitten in diesem Zusammenhang der
Burggraf Engelwän, der sonst nur noch Str. 205 ff. an der Spitze der
72 erscheint, einen Versuch Ortnit mit Berufung auf eben diese 72
zurückzuhalten. Sein Bruder Helmnöt tritt ihm entgegen, Ortnit erklärt
noch einmal zu dem Zuge entschlossen zu sein, und so verspricht denn
schließlich der alte HiutegSr — nur an dieser einen Stelle genannt — :
da dein Wille nicht zu beugen ist, so geben dir deine 72 Dienstmannen
jeder 100 Ritter. Ortnit ist offenbar über das Anerbieten hoch erfreut:
daz ist ein fnundes rät.
DIE ENTWICKELUNG DER ORTNIT DICHTUNG U. DER ORTNITSAGE. 195
sit disin bare ze Garte sd manegen ritter h&t
(vor aller miner hilfe wftms ie min Erster strtt) —
wir erwarten: so sollen sie mir auch diesmal 'ferste* zum Siege ver-
helfen — 'si suln der marke hüeten.* Sie, die ihm stets treu zur Seite
gestanden haben, sein 'Erster strft^, sollen diesmal daheim bleiben, die
Mannen aber, die ihm ^kne Garte' (35) zu Gebote stehen, sollen die
Gefahr mit ihm theilen. Um so auffallender ist die Zurücksetzung der
72 Getreuen, als nachher Str. 37 f. Ortnit Miute unde laut' in Helmnöts
Schatz stellt:
Garte und al mtn dre sol dir bevolhen sin,
und auch Gferwart Str. 40 Helmnöt beigegeben wird:
du solt hie heime selbe des hergebirges pflegen.
Was bleibt denn da für die 72 zu thun? Str. 30—34, 3 enthalten einen
Rest älterer Überlieferung. Hiuteger und seine Söhne Engelwän und
Helmnot (vielleicht ist hier der ursprüngliche Name verloren) sind
durch Yljas, Helmndt und G^rwart verdrängt worden; die Pietät hat
den ausgedienten Recken ein bescheidenes Plätzchen angewiesen, wo
sie sich leider störend bemerklich machen.
Unmöglich kann nun derselbe Dichter, der die 72 von dem Schau-
platz abtreten ließ, Helmnöt und Gerwart einzig zu dem Zwecke ein-
geftahrt haben, um sie gleichfalls aus der Ferne müßig dem Kampfe
zuschauen zu lassen.
Lesen wir Str. 46 — 49. Wenn Ortnit Str. 45 verlangt, daß alle,
die ihm folgen, wohl gerüstet sind, so ist es ganz in der Ordnung,
wenn er eine Zusage auf seine Forderung erhält; doch eine Strophe
würde dafür genügen. Befremdlich klingt es, wenn Yljas Str. 46 noch
einmal anhebt:
ich füer dir über s6 fünf tüserit sneller beide,
Str. 47 Helmnöt fortführt:
fbnf tüsent sneller beide daz ist min Erster gruoz,
Str. 48 Görwart schließt:
Nutschir und Bönavente daz ist mir undert&n:
dar üz wil ich dir senden euch fünf tüsent man,
wenn dann gar Ortnit Str. 49 addirt : so bekomme ich also im Ganzen
15.000 Mann. Das wußte er ja schon Str. 40 so gut wie wir.
Ich nehme an, daß der Verfasser der älteren Vorlage a unseres
Dichters die Erinnerung an Hiutegör und Engelwän noch gewahrt hat,
daß der Verfasser der jüngeren Vorlage b, weil er Helmnöt und Gör-
wart so wenig mehr brauchte, wie a Hiutegör und Engelwän, die ihm
völlig gleichgiltigen Helden Hiutegör und Engelwän der Vergessenheit
13*
196 FRIEDRICH NEUMANN
anheimgab und an ihrer Stelle Helmnot und Gerwart in Garte zurück-
ließ. Die Episode Str. 30—34^ 3 wie das doppelte Angebot der 15.000
Mann wird verständlich, wenn wir die Annahme der Contamination
zu Hilfe nehmen. Str. 30—35. 45-49 stammen aus a, Str. 28 f. 36—
40 aus b. Daß aber der Contaminator nicht mechanisch die Strophen
der verschiedenen Texte verband, daß er auch reimen kann, lehrt
Str. 44. Wie kommt denn Ortnit auf den Einfall, wenn seine Helden
nur 15.000 Mann stellen können, gerade das Doppelte zu verlangen?
Es ist klar, daß unser Contaminator die 30.000 verlangt, damit Ortnit
zum zweiten Mal 15.000 Mann nach der zweiten Vorlage angeboten
werden können. Gegen Suders zogen 15.000 Mann, gegen Muntabüre
15.000 Mann; in a und b blieben schließlich 1000 Mann am Leben.
So kann unser Dichter vor Muntabüre tlber 16.000 Mann gebieten
(Str. 352), von denen nur tausend die Heimat wiedersehen. (Str. 479, 4).
Amelung identificirt die 15.000 Mann Str. 49 mit den frtiher auf-
gebrachten und nimmt an, daß die Zahl 30.000 'durch hinzukommende
Söldner (50, 3. 51) vollständig* wird. Aber wo ist es sonst erhört,
daß ein stattliches Heer durch hinzugelaufene ^Ritter' (53, 3) ver-
doppelt wird, die sich zum großen Theil 'durch gäbe und euch durch
guot' herandrängen? Die 30.000 'Ritter' (53, 3) hat erst unser Con-
taminator auf ihre jetzige Stärke gebracht. Gleich freigebig war der
Dichter b gegen 15.000 Ritter. Daß diesen 'ros unde ringe' 51, 3 ver-
abreicht werden, verträgt sich freilich nicht mit Ortnits Forderung
Str. 45, aber Str. 45 gehört auch dem Texte a an.
Wenn Str. 23, 4 Yljas erklärt hat:
iedoch wil ich dir helfen sd ich aller beste mao,
so ist damit die Verhandlung zu Ende, er braucht eben nur noch die
Zahl seiner Streiter anzugeben. Statt dessen macht Ortnit Str. 24 ff.
noch einmal den Versuch seine Mannen für das Unternehmen zu ge-
winnen, und das Mittel, das er dazu anwendet^ das Versprechen von
Silber und Gold
*lant unde bürge dar zuo liute unt guot^
ist um so weniger angebracht, als er es schon Str. 18 gebraucht hat
Str. 23 hat der Verfasser unseres Textes hier angefügt, weil sie sich
äußerlich ebenso passend an Str. 22, 4 wie an die energische Erklärung
Str. 18, 4 anschließt, auf die sie ursprünglich folgte. Wenn in a (Str. 18)
so gut wie in b (Str. 24) Ortnit seinen Helden Silber und Gold ver-
spricht, und wenn er in a (Str. 45) trotzdem verlangt, daß alle 15.000
Ritter wohlgerüstet kommen, so geschieht dies nicht, weil er seinen
Schatz schonen und sich der Ausrüstung entziehen will, sondern weil
DIE ENT WICKELUNG DER ORTNITDICHTÜNQ ü. DER 0RTNIT8AQE. 197
er keinen mitfllhren will, 'er b! euch ein edel ritter oder rittera gendz'
(45y 3) und weil er sich einen Ritter ohne Stnrmgewand^ einen Ritter,
dem anch nur 'ein vinger blöz\ nicht vorstellen kann. Der Dichter b
dagegen sah in dem Ausrüsten der Mannschaften ein den Führern
zugemuthetes Opfer, von dem er sie befreite. In seinem Texte h5ren
wir nichts von Ortnits Forderung; das bloße Versprechen der 15.000
Mann macht ihn überglücklich. In die Ausrüstung muß sich mit ihm
der reiche Zacharis theilen, hinter dessen Freigebigkeit der König nicht
zurückstehen will. Hat er schon Str. 24 außer Silber und Qold
*lant unde bürge dar zuo liute unt guot'
versprochen, hat er Str. 29 Yljas sein Königreich zu mehren verheißen,
80 überbietet er Zaohads, der 20.000 Mann auszustatten sich anheischig
gemacht hat, indem er Str. 50 selbst 100.000 den Sold zahlen wilL
Steht ihm doch der gewiß uralte goldgefüllte Thurm zur Verfügung,
zu dem sich schon in dem ältesten Text die Theiinehmer an der Fahrt
herangedrängt haben werden 'durch gäbe und euch durch guot.' Bei
dem Dichter, der die Helden nach der Verhandlung fortreiten ließ,
obwohl er sie nicht hatte rufen lassen, ist auch die Unklarheit nicht
befremdlich, daß er Str. 50 ff., wo er nur die Vos unde ringe' Schilde
und ntters dach"" neu einführte, so gut wie seine Vorgänger an eine
Ausstattung der versprochenen Helden dachte, ohne zu überlegen, daß
diese ja noch sorglos in Riuzen, Tuscän und Troyen weilen. Die Worte
Str. 51, 1. 2:
Si wären alle willic dem liehen künege h^r.
des gesach ir sumelicher Lamparten nimmer m@r,
hätten ebenso in dem ältesten Texte stehen können, wo noch die 72
mit ihren Mannen den König umgaben.
Sehen wir zu, wie weit sich die contaminirende Thätigkeit unseres
Dichters im Einzelnen nachweisen läßt Der Dichter, der Str. 14 schloß :
waz wil du mSr ze fragen? si wirt nimmer din,
mußte vernünftiger Weise mit diesen Worten auch Yljas seine Rede
schließen lassen. Denn widersinnig ist es zu erklären : ^si wirt nimmer
din' und in demselben Äthem die Schönheit der Unerreichbaren in
grellen Farben zu schildern und das Verlangen nach ihr bei dem
Könige zu erregen. Der Preis ihrer Schönheit gehört vor 14, 4 und
würde sich passend an Str. 11, 3 anschließen; dort folgt die Bemer-
kung: der gebat nie man, erbiete daz houbet stn verlorn, die wieder
Str. 14 vorgreift. Auf Str. 18 folgt statt der Erklärung, zur Fahrt
bereit zu sein, die auf Ortnits energische Worte einzig folgen kann,
198 FBIEDBICH NEUICANN
die Wiederholung der schon Str. 14 gegebenen Mittheilung, daß die
Liebesboten bei Machorel ihr Leben einzubüßen pflegen. Auch die
Worte 19, 4:
*daz ich ir ie ged&hte, daz wil ich gote klagen'
sind nur eine Wiederholung von 17, 1. 2:
'nu si ez gote gekleit,
daz ich dir disiu msere hiute h&n geseit/
Text a: [Ich weiß eine schöne Maid]. Str. 15. 12, 3. 4. [Ihr Vater
heißt Machorel]. 14. 16--18. 23. 30-35. 45—49. Text b: 11, 3—12, 2.
13. 19—22. 24—29. 36-43. 50—53. (Str. 53 15.000.)
Daß erst der Dichter b den Heiden Zacharts einftlhrte, beweist
der Schluß der ersten Aventiure, der zugleich lehrt, daß erst der
Dichter b auf den Einfall kam, die Helden nach der Berathung heim-
reiten zu lassen. Wäre der Schluß die freie Erfindung äines Dichters,
so wäre die Existenz der Str. 59, 3. 4 unbegreiflich. Es ist beschlossen
worden das Frühjahr abzuwarten. Ortnit läßt sich noch von seinen
Helden geloben, daß sie Uin nicht im Stich lassen werden Str. 59, 1. 2:
Diu triuwe wart geleistet, si lobten im alsd
daz siz vil gerne testen, des wart der künic fr6.
So ist denn Alles geregelt.
dem künege wart der winder und die kurzen tage lanc
dfi. von daz in diu miime und der meide schoene twanc.
Eine deutliche Schlußstrophe I Daß sie dem Dichter b als Schlußstrophe
vorlag, beweisen V. 2. 3 seiner Schluß strophe 69. Wir erwarten: Da
nun der Mai erschienen war ... und lesen statt dessen:
Si wären frö der vldge swes er si wolde biten.
urloup si dö nämen, von Garte si dd riten.
Man sieht, an Str. 54 — 59 aus a sind von unserem contaminirenden
Dichter die Schlußstrophen von b rein äußerlich angefUgt, ohne daß
er es sich diesmal irgend hätte angelegen sein lassen zwischen beiden
Texten zu vermitteln. Wenn Ortnit hier gar nicht von Zacharfs lassen
kann (61, 2), wenn er ihm überschwenglich für seine Hilfe dankt und
sich des genaueren erkundigt, wo er die verheißenen Schifie finden
wird, so erkennen wir hier das Streben des Dichters b, seinem Lieb-
ling, der ihm erst sein Dasein verdankt, auch die gehörige Geltung
zu geben.
Wenn Str. 88, 4 schließt: 'des rttens in verdröz', so machen wir
uns darauf gefaßt, daß Ortnit absteigen wird. Doch erst Str. 91, 3
lesen wir: *do erbeizte er von dem rosse'. Übergehen wir Str. 89 bis
91, 2, so ergibt sich ein tadelloser Zusammenhang. Der Anweisung
DIE ENTWICKELÜNG DER ORTNITDICHTUNG U. DER 0RTNIT8AGE. 199
seiner Matter gemäß reitet Ortnit *ze tal die steinwaDt^, den Ring
gegen die Sonne haltend, er kommt auf eine Aue^ auf der Blumen
imd Klee sprießen. Süßer Vogelsang schallt ihm entgegen. Da er müde
ist, steigt er hier ab und zieht sein Pferd nach sich.
Dö freute sich stn herze, da er die linden vant.
In unserem Texte reitet Ortnit getrost trotz seiner Müdigkeit in
den neuen Tag hinein. Denn reitend müssen wir ihn uns Str. 89, 2
so gut wie 87, 3 denken: er sieht den Ring Vil dicke* an, um den Weg
nicht zu verlieren. Er folgt einem von kleinen Füßen getretenen Fuß-
pfad and findet schon 90, 2 — die Linde. (Vgl. 91, 4). Er ist am
Ziel; aber die Linde interessirt ihn nicht, 'er sach die grüenen heide* —
aber er reitet ja schon geraume Zeit darauf umher (s. 88, 2), er hört
aufs neue die Vöglein singen Vil lüte wider strft* (vgl. 88, 3). *ich
waen ich rite rehte.' Aber was ist hier noch zu wähnen und zu reiten?
Er hält ja nnter der Linde. Er zieht es denn auch vor abzusteigen
und nun freudig staunend den Baum zu betrachten. Str. 89—91, 2
können so wenig von dem ersten frei erfindenden, wie von einem inter-
polirenden Dichter in dieser Weise hier eingeschaltet sein. Hätte ein
Interpolator noch den Fußpfad und den Brunnen in den Text bringen
wollen, 80 hätte er nur Str. 89, 3—90, 2 — natüriich ohne die Linde —
zwischen Str. 88, 2 und 88, 3 einzuschieben brauchen. Daß er nach
90, 2 a angesichts der Verse 91, 3. 4 Ortnit hätte auf die Linde stoßen
lassen, um dann noch vier Verse mit Ungereimtheiten zu ftlllen, ist
undenkbar. Str. 87. 88. 91, 3. 4 müssen wir einem der älteren Texte
zuweisen, die dazwischen stehenden Verse ordneten sich in dem an-
deren folgendermaßen:
89^ 1 : Diu sunne gegen dem morgen durch diu wölken ichein.
2 : do beschouwete er vil dicke daz golt und den stein, (s. 87, 3.)
90, 3 : er sach die grüenen beide . . .
(statt Mer linden ast' natürlich ^bluomen unde den kl&* wie 88, 2)
91, 1. die vögele ... sungen vil lüte wider strit (s. 88, 3)
2. *ich w»n ich rite rehte* sprach der künec Ortnit.
89, 3. d6 vant er über anger daz grüene gras geweten:
4. er sach mit kleinen füezen ein smalez phat getreten.
90, 1. Dem selben phade er volgte under die stein want,
4. da er den küelen brunnen und euch die linden vant.
Die Angabe 'die naht het er gewachet' wird unser contaminiren-
der Dichter Str. 88, 4 mit Rücksicht auf 89, 1 gemacht haben; keinem
seiner Vorgänger kann es in den Sinn gekommen sein, Ortnit bei
200 FRIEDRICH NEUMANN
Nacht reiten za lassen, da der Ring ihn ja grade mit Hilfe des Sonnen-
lichts leitete.
Str. 93 ff. handeln 93, 3. 4, 94, 1. 95, 1. 97, 1. 98, 3 von der
schönen Kleidung des Kindes, das ist des Guten denn doch zu viel.
Die Frage *ouw& wä ist din muoter?* Str. 94, 3 wiederholt sich wörtlich
96, 4. Zweimal sagt Ortnit, daß er sich nicht getraut das Kind anzu-
rühren (95, 2. 3 getar — tar). Zweimal gibt er denselben Grund dafür
an (94^ 4. 96, 3). Zwischen 95, 2 und 95, 3 sehe ich die Fuge, wo
die beiden älteren Texte zusammenstoßen. Dem einen folgte der Con-
taminator Str. 93—95, 2, dann ftlgte er sehr bequem das Ende der
zweiten Parallelstelle an das Ende der ersten, worauf er sich durch
Umstellung der Zeilen bis zum Anfang der zweiten hindurcharbeitete:
Ez kom von einem steine (97, 4) daz er ez ligende vant (98, 2)
in einem vingerline, daz fuorte er an der hant. (98, 1)
er stuont in manegem muote (98, 2), da er in ligen sach (97, 4)
in dühte harte schoene daz kint und ouch sin dach. (97, 3)
Dö stuont er unde schouwet den lip und ouch daz h&r (97, 2)
von golde und ouch von siden was sin gewsste gar. (97, 1)
*ouw8 WÄ ist din muoter, vil liebez kindelin? (96, 4)
ich biet sin lUtzel 8re, sit niemen httetet din, (96^ 3)
Ob ich dich mit mir fuorte. waz hulf mich der gewalt? (96, 2)
du bist in kindes mäze, des vierden jftres alt. (96, 1)
daz wolte got von himele^ und wserest du min suon! (95,4)
durch din kindes schoene tar ich dir niht getuon. (95^ 3).
Die zweite Erwägung, die sich Ortnit 'in manegem «muote^, in
seinem schwankenden Sinn, aufdrängt Str. 98, 3^ schließt sich passend
an 95, 2 wie an 95^ 3 an. Möglicherweise sind vor 98, 3 einige Zeilen
ausgefallen, 'in denen sich Ortnit zum Fortgehen anschickte, da sie der
Contaminator nach 98, 2 nicht mehr verwenden konnte.
Daß Ortnit über Alberichs Faustschlag den Verstand verloren
hat, müßten wir aus Str. 102 schließen, wenn nicht durch zwei kleine
Änderungen Sinn in die Strophe zu bringen wäre. 102, 1 ist zu lesen
'kleine' statt *Lamparte*, 102, 4 *friunde* statt Vunden'. V. 2 stellt sich
Alberich Ortnit als Freund vor, V. 4 empfiehlt er ihm den kleinen
Freund. Alberichs Worte verhallen ungehört. Ortnits Worte Str. 103
sind durch den Faustschlag Str. 101 veranlaßt. Darum ist aber Str. 102
nicht interpolirt oder aus anderem Zusammenhang hierher gerathen.
Ich sehe in der Bauferei 103 fif. und dem, was sich au dieselbe schließt,
eine jüngere Zuthat, die natürlich schon der Dichter a vorgefunden
haben kann. Auf einer älteren Stufe der Dichtung leitete wohl Str. 102
DIE ENTWICKELÜNG DER ORTNITDICHTUNO U. DER ORTNITSAQE. 201
ein Qesprftch ein, das Ortnit jeden Grund nahm Alberioh nach dem
Leben zn trachten.
Str. 109 ist die breitere Aasfilhrung des 108, 1. 2 Gesäßen,
Str. 110, 1. 2 entspricht 108, 3. 4. Zweimal sagt Ortnit: ich kann dich
nicht gefangen nehmen, und auch tödten kann ich dich nicht, ursprüng-
lich natürlich in zwei verschiedenen Texten. Auch der Fußfall Albe-
richs und der neue Beginn seiner Rede kommt Str. 111 sehr unerwaHet,
nachdem er schon Str. 110, 4 in ganz anderer Tonart zu sprechen
begonnen hat. Str. 110, 4 und 111 sind der Anfang von Alberichs
Erwiderung in den älteren Texten.
,111 — 117^, sagt Amelung; „sind schwerlich in der richtigen
Reihenfolge überliefert: es ist erst von der Brünne die Rede, dann
Fom Schwert, dann von der Brünne, dann wieder vom Schwert. Daß
die Folge der Strophen verwirrt sei^ wird um so wahrscheinlicher, als
d und K jede wieder eine andere Reihe geben^. In diesen Abwei-
chungen sehe ich nur den Beweis dafUr, daß die Schreiber von d und E
die Verwirrung bemerkten, die herauszufinden geringe Aufmerksamkeit
nöthig war, und abzuhelfen suchten. Daß der Versuch mißglückte,
ist nicht zu verwundern; denn auch Amelungs Vorschlag 111. 113.
114. 112. 116. 115. 117 zu ordnen, hat sein Bedenkliches, da doch
Str. 115 eher gedichtet zu sein scheint, um auf 113 f. als um auf
116 zu folgen. Vgl. 113, 3 und 115, 1. Auch hier heißt es: die vor-
geschlagene Ordnung ^gäbe einen leidlichen Zusammenhang, wäre aber
allzu künstlich'. Zwischen Str. 112 und 116 wird unser Contaminator
Str. 113 — 115 aus dem anderen Texte eingeschaltet haben.
Das unausstehliche Hin- und Hergerede Str. 124 ff. ist wieder
dorch Contamination zu erklären. Das ist ein beständiges 'lä mich'
(125, 4) *lft mich' (127, 3) 1ä mich* (128, 1) 'Nu la mich* (130, 1) mit
den entsprechenden Antworten Ortnits. Ich verbinde: Str. 127, 3. 4.
130 als zu a, Str. 125, 3—127, 2. 128. 129 als zu b gehörig. (Vgl.
126, 1. 2 und 127, 4.) Str. 127, 3a und 130, la sind vielleicht absicht-
lich vertauscht.
Die Frage: *was mac diu bete stn?' muß Ortnit 133, 1 wieder-
holen. Denn auf das Wt zühten sprach der kleine' 132, 4 a (= 133, 2 a)
folgt eine nichtssagende Antwort. Str. 133 wird in b Str. 132, 3. 4 in a
entsprochen haben. 132, 4 b hat der Contaminator eingesetzt für das
ursprüngliche: *gip mir dtn vingerlin' = 133, 4 b. Bittet Alberich zwei-
mal um den Bing, so antwortet Ortnit dreimal (134, 2. 4. 136, 4) mit
denselben Worten : *ich gsebe dirz vil gerne.' Was a Str. 134, 1. 2 kurz
sagt, führte b 134, 3 — 137, 2 breit aus. Springt die Contamination
202 FRIEDRICH NEÜMANN
Str. 132 — 137 auch nicht so in die Augen wie an anderen Stellen,
würde man in einem anderen Texte die Strophen sogar ohne Bedenken
hinnehmen, so scheint mir doch in unserem an Contaminationen so
reichen Text auch an derartigen Stellen die Erklärung der Uneben-
heiten durch Contamination die natürlichste.
Den albernen Einwurf des Zwerges Str. 138, 1. 2 hat Ortnit im
folgenden würdig zurückgewiesen. Wie ist es möglich, daß ein frei
erfindender Dichter denselben Einwurf 139, 3. 4 noch einmal vor-
gebracht hätte, ohne eine Erwiderung folgen zu lassen? In a folgte
auf 134, 1. 2 unmittelbar 139, 3. 4. 1. 2. Die Worte: 'D!n muoter slüege
dich* griff der Dichter b auf, um (137, 3 — 138, 4) mit Gerten dazwischen
zu fahren. Vgl. 139, 4 und 137, 2. Auch hier hat der Contaminator
an den Schluß in b (138, 3. 4) den Schluß in a (139, 1. 2) angefügt,
um den Anfang aus a (139, 3. 4) nachzutragen, der nun natürlich in
der Luft schwebt.
Str. 155,4 verlangt Alberich:
gip mir des dtn triuwe, daz du mir iht entuost.
156 antwortet ihm Ortnit:
ich wil dirs mtn triuwe geben,
daz ich dich niht erzürne al die wil wir leben.
157 aber hebt Alberich noch einmal an:
ez muoz nu gelobet sin.
ich warte üf dine triuwe.
Dazu vergleiche man die Worte: *du mäht reden also lange daz ichs
niht hoBren wir 156, 4 mit den freilich weniger höflichen, aber doch
dasselbe besagenden Worten 157, 4 *ich enruoch waz du geklaffest/
Str. 162, 3 scheint Amelung auf Alberich zu beziehen. Aber wes-
halb soll Alberich erröthen? Daß ihm die bleiche Furcht fern ist, be-
weist 163, 1. Ist dem Kleinen nach 162, 1 Angst geworden, so gibt
ihm Ortnits Verhalten 162, 3. 4 wieder Muth. Amelungs Conjectur:
*in sage niht m^re' scheint mir 163, 1 gegenüber unmöglich.
Str. 165 f. sind höchst wunderlich. 165, 1 weist Ortnit Alberichs
Enthüllung als Lüge zurück, darauf fährt er ihn 'üz zomes munde* an :
*und bin ab ichz dtn suon?' Alberich wiederholt seine Aussage: Mu
bist min kindelin*, (s. 164, 4) und Ortnit will seine Mütter verbrennen.
Wodurch ist es motivirt, daß er ihm jetzt plötzlich glaubt? Dazu
kommt, daß 165, 2. 3 ohne Verbindung sind. Ich vermuthe, daß Ortnit,
während er in b zum Schwerte grifT (162, 1), sich in a nach Alberichs
Erklärung: 'si het zw&ne man' damit begnügte, ihn ^üz zomes munde*
165, 4 anzufahren :
DIE ENTWICKELUNG DER ORTNITDICHTÜNa ü. DER OETNITSAaE. 203
du b&st iezuo gelogen.
br»che ich niht mtn triuwe und wser niht ungezogen^
80 tödtete ich dich.
min herze ist ungeAlege und tar doch niht getuon.
Als sich dann Alberich selbst als seinen Vater bezeichnete^ glaubte er
ihm in beiden Texten und wollte seine Mutter verbrennen. So wäre
auf 162 — 164 in b sofort die Drohung gefolgt: ich werde meine Mutter
verbrennen. Zwischen 165, 1—3 und 166 in a wäre eine Lücke anzu-
nehmen, in der wohl Ortnit fragte, wer denn sein Vater sei, eine Frage,
die der Contaminator nach 164^ 4 nicht beibehalten wollte. Er half
sich, indem er die nach 165^ 2 vermißte Zeile opferte und dafür mit
den eigenen Worten 165, 4 kurz entschlossen zu 166 überleitete.
Str. 190 reitet Ortnit auf Abenteuer vor im in den walt* auf
demselben Wege, auf dem er gekommen war. Betrübt, daß er *niht
ze striten' findet, tröstet er sich:
mit mir enstrttet niemen, ez muoz vor der bürge geschehen.
Statt aber vor die Burg zu reiten, zu der ihn der eingeschlagene Weg
fährt ^ irrt er noch einmal bis an den dritten Tag im Walde umher^
um sich schließlich 192, 4 wieder wie 191, 2 zu betrüben, daß er 'niht
se vehten h&C Str. 191 ist wohl auB a, 192 aus b.
Str. 201, 3 fragt der Burggraf Ortnit: *hgr, wer müget ir stn?
Darauf antwortet Ortnit 202 mit verstellter Stimme und 'ungefüegem
döz', doch was er sagt, erfahren wir nicht. 202, 3 muß der Burggraf
seine Frage wiederholen, und jetzt gibt sich Ortnit ohne weiteres zu
erkennen. Warum hat er erst seine Stimme verstellt?
Str. 202, 3—203 werden aus a sein. Der Dichter b gab dem
Heiden die 'gröze', die ungefüge grobe Rede. An 201, 3 — 202, 2 wird
sich in b gleich eine 203, 4 entsprechende Aussage angeknüpft haben.
Str. 208 f. klagt Ortnit schmerzlich den Burggrafen verwundet
zu haben. 209, 4 fragt er nach seiner Mutter, 210 wird er zu ihr ge-
führt, aber während sie vor Freude weint, geht er, ohne ein Wort mit
ihr gewechselt zu haben, wieder *über den wunden* und jammert mit
denselben Worten wie 208 £ :
211,2: OUW& daz ich dir hiute gesluoc deheinen slac!
daz müeze got erbarmen.
208, 4: nu müeze ez got erbarmen, daz ich in hiute sluoc.
211, 3: du solt mirz vergeben.
209,2: nu vergebt mir diso untugende.
Dann fragt plötzlich die Mutter wieder — wie kommt der Burggraf, der
Verhouwen* vor Ortnit liegt, in das Prauengemach, wohin Ortnit sich
201 FRIEDRICH NEUMANN
hat führen lassen? — ohne Rttcksicht auf Ortnits Klage: 'Nu sage mir,
wer gap dir daz gewant?*
Str. 208, 3 — 209, 2 und 211 entsprechen sich in a und b. Das-
selbe gilt von Str. 212 und 213. Wenn Ortnit einmal die Frage be-
antwortet hat, woher er sein Gewand hat (212), so braucht die Mutter
nicht mehr zu fragen: 'w& nseme du daz dach?
Das eine Mal antwortet er:
ich reit als du mich hieze neben der steinwant.
d& hän ich din genozzen, daz ich dir vil wsege bin.
Das andere Mal heißt es:
dö sagte er ir von erste allez daz im dort geschach.
Zwischen den entsprechenden Stellen lesen wir, als wollte uns der
Contaminator das Mechanische seines Verfahrens recht deutlich vor
Augen fahren, die Worte 212, 4: Ortnides Äventiure ist aber einiu hin.
Str. 217, 2 hat Ortnit die Meerfahrt hinter sich:
an dem zwölften morgen d6 kom er über mer.
Dem entsprechend ruft der Marner 218: ich sehe Suders; wir sind
dem Ziele nahe. Da erklärt nun Str. 219 der Marner 'der der scheffe
phlac':
der wint sieht uns ze verre: st kom wir nimmer wider.
Hat der erste gesagt: man sol also fliezen daz man an angest si, so
sagt der zweite: w»n ich iu niht guotes nu geraten mac. Zwischen
den widersprechenden Äußerungen Str. 218 und 219 muß man sich
also geraume Zeit verstrichen denken, in der ein Sturm die Schiffe in
das offene Meer zurückgeschleudert hat. Der Dichter hätte hier einen
kühnen Sprung gemacht, wie wir ihn bei ihm nicht gewohnt sind.
Um so auffallender ist der Sprung, als er zwecklos ist Denn schon
221 heißt es wieder:
Nu si wir rehte geflozzen ze Suders g8n der habe.
Der Dichter macht 219, 4 einen zweiten Sprung. Er überläßt es dem
Leser sich auszumalen, wie man energisch gegen den Sturm und die
Strömung arbeitet. Daß der Wind, der in Str. 219 weht, mindestens
verdächtig ist, wird man zugeben. Str. 221 räth der Marner von der
Landung ab, da er ^manio roupgaltn' in dem feindlichen Hafen be-
merkt. Da erklärt Ortnit Str. 222: mir ist niht künde woL
swie gerne ich fürbaz füere, ich weiz nibt war ich soL
Glücklich an dem ersehnten Ziele angelangt, sagt er 'ich solte wider
kSren, waz hilfet mich min vart?* Ortnit hat 12 Schiffe (Str. 42) und
30.000 Streiter, und er verzagt bei der Wahrnehmung, daß der Feind
auch Schiffe hat? Darauf mußte er doch gefaßt sein. Kann er aber
die Landung nicht wagen, so ist doch nicht zweifelhaft, wohin er
DIE ENTWICKELUNO DER ORTNITDICHTUNG ü. DER 0RTNIT8AGE. 205
fahren muß. Er braucht nur an der Küste entlang zu fahren, bis er
einen günstigeren Landungsplatz findet.
Die Worte 'Du mäht dich selbe troesten* 223, 4 klingen so ab-
gerissen, wie wir sie lesen, recht befremdlich. Der ursprüngliche Zu-
sammenhang ist klar:
Str. 234, 3: der mir dk helfen solde von den sorgen min,
der ist mir ze verre,
darauf Yljas:
Du mäht dich selbe troesten. du h&st doch alle die,
die dir d& helfen solden, die b&st euch bt dir hie.
Dieser Zusammenhang wird durch eine Strophe zerrissen, die in V. 3. 4
noch einmal sagt, was mit andern Worten 222, 3. 4 gesagt war.
Wie man Str. 231 in der jetzigen Verbindung verstehen will,
weiß ich nicht. Yljas hört Ortnit mit Alberich sprechen und fragt:
mit wem hästu gerünet?
Du mäht da von Verliesen lihte dinen lip.
Aber wovon denn nur? von dem *rünen ?
wäfen s! gerüefet über daz selbe wip!
Woher denn plötzlich diese Verzweiflung? Wie vertragen sich diese
kleinmüthigen Worte mit der stolzen Rede desselben Yljas 225? Was
soll hier überhaupt Maz selbe wip'?
Text a ließ Ortnit ohne Schwierigkeiten sein Ziel erreichen. Erst
als die 40 feindlichen Schiffe heransegelten, wünschte sich Ortnit
Alberichs Hilfe. Der jüngere Dichter b ließ, wie in dem Abschnitt
Str. 353 ff., wo der Riuze wie 222 Ortnit erklärt:
ich weiz niht war ich sol.
in walhischen riehen biet ich die künde wol,
daz ich die liute ftiorte die rehten str&ze hin.
si riten nach mir irre: ich enweiz selb wä ich bin,
und wo Alberich die Führung übernimmt, an dieser Stelle ebenfalls
eine Irrfahrt eintreten, bei der Alberich die Führung hatte. Was dem
Erscheinen Alberichs in beiden Texten voranging, hat unser Dichter
contaminirt : glückliche Meerfahrt und Irrfahrt.
Die Drohung Str. 220: 'und seist du mir niht rehte, ez g^t dir
an daz leben\ läßt auf eine Situation schließen, wo Ortnit eine un-
günstige Antwort erwartete. Ich vermuthe daher, in b ging Str. 220
Str. 219 voran. ^Ist dir bekannt, ob wir auf dem rechten Wege sind?
Bei deinem Leben sage die Wahrheit!** ^Ich kann keinen guten Be-
scheid geben; der Wind 'sieht uns ze verre\ Es folgten Str. 222 bis
206 FRIEDRICH NEUMANN
223, 3. 223, 4 etwa: *Ouwg uns diser verte, sprach von Riuzen Yljas,
nnd dann gleich weiter:
Du mäht da von Verliesen Ithte dtnen lip u. s. w. 231, 1 — 3.
Alberich erscheint. Er wird die Beruhigung gegeben haben, der feind-
lichen Hauptstadt ^der si wir nähen bt, daz man sol also fliezen, daz
man ftn angest si (218), dann wird der Marner oder Alberich ^des
beiden houbetstat' (217, 4) gesehen und gerufen haben Str. 221, 1. 2:
Nu si wir reht geflozzen.
ich wil dir widerraten daz du iht sitzest abe.
In a wird der Marner verkündet haben:
ich hftn ze Surfe daz wtte laut gesehen. (218, 2)
euch wsßne wir ze nähen der stat geflozzen sin:
ze Suders in der veste ist manic roupgalin. (221, 3. 4)
(ouch = doch, dennoch, s. Amelung zu Str. 69, 3. Nach 221, 2 ist
dieses ^ouch* sinnlos, da man eine Begründung des vorhergehenden
Satzes erwartet.) Darauf werden die Schiffe der Feinde herangesegelt
sein (s. Str. 235 f. 250) und nun jammerte Ortnit Str. 224, 2—4: 'Nu
müeze ez got erbarmen' u. s. w. (Vgl. 222, 3. 4), worauf
mit zomeclichem muote sprach von Riuzen 'S'ljas:
du mäht dich selbe troesten (223, 4) du hast doch alle die,
die dir dft helfen solden, die hast ouch bi dir hie.
Str. 225. Aber Ortnit jammert weiter Str. 226, da erblickt er Alberich.
Da der Contaminator in dem eben besprochenen Abschnitt be-
sonders rücksichtslos mit den Strophen seiner Vorlagen umgesprungen
ist, so bereitet die Vertheilung der Strophen auf die verschiedenen
Texte hier ganz besondere Schwierigkeiten. Uns kann es genügen,
wenn die Contamination auch hier erwiesen ist. Auch in den folgenden
Strophen ist die Verwirrung groß. Die Worte 231, 4 *ich wil dir guotiu
msere sagen', greifen 232 ungeschickt vor, wo Alberich Ortnit erst ver-
anlaßt Yljas in das Geheimniß zu ziehen. So heißt es denn auch
Str. 233, 2 von neuem: Vil du mirs immer danken, ich sage dir guotiu
mser.' Auf die Aufforderung heranzutreten 233, 3. 4 geht Yljas erst
234, 4 ein, um vorher noch einmal unnütz seine Frage zu wiederholen:
wer ist mit dir da?* 234, 1. Auf Str. 230 kann unmittelbar 232 f.
gefolgt sein. Str. 234, 1. 2 entsprach 230, 4 in dem zweiten Text. Mit
den Schlußworten der Antwort Ortnits : *ich wil dir guotiu msere sagen'
füllte der Contaminator die aus ihrem Zusammenhang gerissene Str. 231.
An diese Worte oder an Str. 233 schloß sich 234, 3. 4. Die unver-
ständlichen Worte: nu gebt iu selben rät! 235, 1 zeigen, daß auch
Str. 235 — 236, 2 aus ihrem Zusammenhang gerissen sind. Die Strophen
DDE ENTWICKELUNG DER ORTNIT DICHTUNG U. DER 0RTNIT8AGE. 207
gehören einem anderen Texte ao, als 249 f., wo zum zweiten Mal das
Nahen der feindliehen Schiffe gemeldet wird. Die Frage 250, 4 ent-
Bpricht wieder Str. 252, 1. 2, die Antwort 251, 1. 2 der Antwort 253, 3 ff.
Weiß der barkensere schon, daß er mit Kaufleuten zu thun hat, so ist
die Frage 252, 1. 2 thöricht.
Der Dichter b war seinem Vorgänger bis zu dem Aufbruch au0
Garte im Wesentlichen gefolgt, schon die Seefahrt und die Landung
schilderte er völlig selbst&ndig, ebenso die folgenden Kämpfe. E[ier
wichen die Darstellungen so vollständig von einander ab, daß es
unserem Contaminator beim besten Willen unmöglich war entsprechende
Stellen durcheinanderzuwerfen. So begegnen wir im Folgenden keinen
Spuren der bisher beobachteten Contamination, dafür hält sich unser
Dichter schadlos, indem er beide Darstellungen, wie schon gezeigt,
in der Weise vereinte, daß er erst Suders, dann Muntablre erobern
ließ. Erst am Schluß der ganzen Dichtung war es ihm noch einmal
vergönnt seine elende Mosaikarbeit fortzusetzen. In der 6. Aventiure
finde ich nur eine verdächtige Stelle. Die Worte *wil du mirz immer
danken^ 487, 4 wiederholen sich 488, 3 und 489, 1 ist nach 488, 4
mindestens überflüssig. Str. 488 könnte aus dem zweiten Text zwischen
487 und 489 eingeschoben sein, während auf 487, 4 folgte:
Davon dem Lamparte der Itp wirt benomen.
Anders steht die Sache in der 7. Aventiure. Str. 524, 3. 4. 525, 1
klagt Ortnit:
ob mir nu misselinget, verliuse ich mtnen lip,
owl wem läze ich danne daz eilende wtp,
diu vater unde muoter durch mich hat verkom?
Man vergleiche die Klage der Königin 529:
künic unde h&rre, wem wilt du mich nu l&n?
nu h&n ich gel&zen
vater unde muoter durch den willen dtn
und alle mtne mäge.
Die 'mfige' wurden freilich Str. 525 nicht erwähnt, dafür lesen wir
Str- 530, 3. 4:
alle mine mfige liez ich h&r durch dich.
richer künic edele, wem wil du läzen mich?
Sagt er Str. 525,2:
ich weiz wol, stirbe ich eine, s6 st wir beide vlom,
so klagt sie Str. 530,2:
vlius icb dich alters einen, sd hftn ich niemen m@r.
Auf Str. 527, 1. 2 mit gleichen Endreimen wie 524, 1. 2 folgt die An-
gabe^ daß Murchbrast ir herze', daß sie mit Thränenströmen seine
208 FRIEDRICH NBUMANK
Brust begoß, ihn ans Herz drflckie and tausendmal kfißte. 541, 2 hört
er ihr Herz krachen, *dazz in ir Itbe brach.' Str. 543 umarmt sie ihn
aufs neue und beide weinen so bitterlich, daß ^daz wazzer über ir
brüste flöz^ Sagt er Str. 533, 1
Von dines vater listen kom der wurm in ditze laut,
IM wiederholt er sich Str. 537, 1:
Daz sint die edeln steine die mir dtn vater h&t gesant.
Beginnt er Str. 532, 4 seine Rede mit den Worten : *ich wil den wann
bestUn', so schließt er Str. 537 ^ich muoz die würme sehen/ (Vgl. auch
Str. 534, 2. 3 mit 537, 2. 3.) Hat die Königin schon 535, 4. 536, 1. 2
gesagt:
jft fdrhte ich sdre, du habest den llp verlorn,
Sit daz der wurm sd übele und sd unsselic ist,
daz von siner erge niemen nu genist,
so braucht sie nicht 541, 4 zu wiederholen: ^dir kumt diu reise übele',
542, 2: *du wilt ze sSre nl^ch dinem tdde streben.' Der Gedanke der
Str. 541, 1 Nu müeze ez got erbarmen daz ich dich ie gesach, wieder-
holt sich in weiterer Ausführung 528, 4:
w&fen über diu ougen, d& mit ich dich hUn gesehen!
und wftfen über die arme, dfi mit ich umvangen h&n
dich künec unde harre.
So sollte sich derselbe Dichter wiederholt haben? Der Contami-
nator verräth sich auch hier. Was sollen Str. 535, 1 die Worte: Ma
solt dich selbe troesten'P Er will doch nicht gar sagen: bei Gott brauchst
du keinen Trost zu suchen? (534, 4). So gut wie die Worte ^du mäht
dich selbe trossten' 223, 4 haben auch diese Worte einmal in gutem
Zusammenhang gestanden. Sie folgten aaf 542, 1 :
Nu soldest du mich trossten, so verweisenst mir min leben,
die jetzt gesprochen werden, nachdem sich die Königin bereits in das
Unvermeidliche gefügt hat:
du wilt des niht erwinden, du wellest h^rre dar. (539, 1),
ich muoz mich dtn verwegen. (539, 3.)
Mit Str. 539, 1—3 schloß einmal unzweifelhaft die Scene. Wäre
es aber einem Interpolator, der das Folgende frei erfanden hätte, zu-
zutrauen, daß er diese Worte, die er eben nur am Schluß brauchen
konnte, hier mitten im Zusammenhang hätte stehen lassen, um dann
an seinem Schluß ihren Inhalt mit seinen eigenen Worten (544) zu
wiederholen?
Verschiedene Gruppirungen der Strophen sind möglich. Folgende
Anordnung scheint mir die beste:
DIE ENTWICKELUNG DER OJBTNIT DICHTUNG U, DER 0RTNIT8AGE. 209
e: 527, 1. 527, 8—530, 2. 542, 1. (2). 635— 537, 544.
b: 524,1.2. 525,3-526,3. 542,3-^3,4. 539,4—641,4. 524,3--
525, 2. 530, 3—634, 4. 538—539, 3.
Natürlich muß fbr Str. 524, 3—526, 2 als ursprüngliche Form
angenommen werden:
ob dir nu misselinget, Terliusest du den lip,
owd, wem wil du l&Een dtn ellendez wlp,
diu vater unde muoter durch dich hat verkorn.
ich weiz wol| stirbst du eine, sd si wir beide vlom.
mit der natürlichen Fortsetzung
alle mlne m&ge liez ich, hdr, durch dich u. s. w.
Nach 546, 4 erwarten wir, daß angegeben wird, was der Über-
bringer des Ringes *mere' bringt. Dies folgt erst Str. 549. Str. 649 ist
mit 548 unvereinbar:
«wer dir die Rosen bringe und die liebten brünne min,
der bringet euch vil Ithte den heim und euch daz swert.
Aber das ist ja die Rose! 547, !• 2 sind verstümmelt.
Swer des wurmes houbet bringet, hat niht den wurm erslagen,
od aber zehowen die zungen — wofern er nicht die Zunge
vorlegen kann. Str. 546. 549 einerseits, 647 f. andererseits gehören
zusammeiL Der Ortnit der Dichtung a dachte noch nicht daran, daß
Jemand das zungenlose Drachenhaupt aufweisen könnte, ihm genügten
Bing, HehB xmd Schwert als Beweis.
Str. 666, 1 steigt Ortnit ab, um ein wenig zu ruhen. (566,2:
do het er euch vil gerne eine wSle dft gelegen.), Str. 667 wird er
von neuem müde, legt er sich *ein wtle' Murch sine ruowe' nieder.
567, 4 schläft er bereits fest Aber noch einmal wird er 668 müde,
des Wachens in verdröz.^ 568, 1 wird an 566, 2 anzuschließen und
566, 3 — 567, 4 werden in den anderen Text zu verweisen sein.
Alberich spielt in dem Kampfe vor Suders, in der Dichtung a,
eine klägliche Bolle. Als ihn Str. 296 Ortnit um Rath fragt, wie die
Stadt gewonnen werden könne, sagt er kühl abweisend:
ir seht wol daz diu porte offen stät.
ich kan zuo iuwerm strite geben deheinen rät.
Wenn er, nachdem Yljas die Fahne Ortnits bereits auf dem Palast des
Königs aufgepflanzt hat (305), während die Heiden in wilder Flucht
vor Ortnit herstürzen (307, 1. 2), Str. 308 f. ruft:
dÄ weUent dir die beiden entrinnen, künio rieh.
si brennent dir die kiele und nement swaz dar df lit,
eBSMAMU, ÜMe Reihe. XV. (XXYII.) Jalirg. 14
210 FRIEDRICH NEUMANN
80 zeigt er, daß er die Situation nicht übersieht. Str. 312 ruft er
Ortnit Yljas zu Hilfe, 325 zeigt er Yljas 1000 Heiden, die sich ver-
steckt haben, 332 klagt er Yljas bei Ortnit an, weil er die Frauen
nicht schont, 336 hilft er Ortnit beim Taufen, 338 beschwert er sich
wieder über Yljas' Grausamkeit, 343 werden auf seinen Rath Todte
tnd Verwundete geschieden, 344 stellt er die Zahl der Todten fest.
Der Dichter bemüht sich so den im Kampf überflüssigen Alberich nicht
in Vergessenheit gerathen zu lassen.
In der Dichtung b ist Alberich die Seele des Unternehmens.
Der Dichter erfindet eine Fülle launiger Scenen, indem er sich Albe-
richs Fähigkeit, unsichtbar aufzutreten, zu Nutze macht. Unsichtbar
überbringt er dem Heiden auf Muntabüre die Kriegserklärung (264 ff.),
gibt er dem König, der etwas Schriftliches wünscht, den lautschallen-
den *^mülslac^ der den Heiden zum Rasen bringt (285), unsichtbar
reitet er als Engel Oottes, die Fahne in der Hand, dem Heere Ortnits
voran (354 ff.), wirft er die feindlichen G-eschütze in den Burggraben
(368), verhandelt er mit der Königin und ihrer Tochter (389 ff.), wirft
er die Götzenbilder zum Fenster hinaus (407), veranlaßt er die Königs-
tochter, die Burg zu verlassen, trägt er ein Götzenbild in die Stadt
hinein und redet er im Namen des Götzen zu dem versammelten
Kriegsvolk. (440 ff.)
Sehen wir uns jetzt den Landungsbericht an. Die Schiffe sind
Suders nähen bi', da kommen feindliche Schiffe heran. Auf Alberichs
Rath gibt sich Ortnit als Kaufmann aus. Der Constabel gewährt ihnen
^friäe bi dem halse und bi der wide^ der Stadtrichter fährt ihnen unter
Posaunenscha]! entgegen. Feierlich werden sie 4n den Hafen geleitet
(259, 3). Die Aufforderung:
swenne ir wellet, s6 vart in barken abe
klingt befremdlich; sie sind ja im Hafen; wir würden erwarten: so
steigt aus. Die Gäste denken nicht daran der freundlichen Einladung
Folge zu leisten. *den tac unz an die naht' rührt sich die verdächtige
Gesellschaft nicht. Den ganzen folgenden Tag verharren sie in der
gleichen unthätigen fiuhe auf ihren Schiffen. Denn erst am nächsten
Abend kehrt Alberich (288) von Muntabüre zurück. Aber nun das
Merkwürdigste! Als der Kampf beschlossen ist, muß Alberich erst in
der Dunkelheit thatsächlich Barken stehlen, damit sie landen können,
und dabei liegen sie 'in der habe*.
In a wurden die Feinde, nachdem sie sich als Kaufleute aus-
gegeben hatten, von den nichtsahnenden Bürgern in den Hafen geführt.
Als sie erst darin sind, kann Alberich 'deheinen rät* mehr geben.
DDE ENT WICKELUNG DER OETNITDICHTÜNÖ Q. DER ORTNITSAGE. 211
Es folgt der Kampf. In b handelte Alberich auch bei dieser Gelegen-
heit unsichtbar. Muntabüre liegt landeinwärts; um vor die Stadt zu
kommen, mnß von der Küste aQs im Folgenden ein längerer Marsch
zurückgelegt werden. Von einem Geleit in den Hafen kann hier nicht
mehr die Rede sein.
Dft wftrens üf dem w&ge den tac unz an die naht 260, 1.
Draußen auf der hohen See (vgl. 290, 4) liegen sie bis zur Nacht.
Dann aber bereitet Alberich den Schiffern , die ihre Barken am Ufer
liegen haben, das wundersame Schauspiel, daß die Ketten ihrer Schiff-
lein sich wie von selbst lösen, daß die Schifflein, wie vom Winde ge-
trieben, auf die hohe See hinausfahren, um die Feinde von ihren
Kriegsschiffen an das flache Ufer zu bringen.
So wäre also in a auf Str. 259, 3 260, 3. 4 gefolgt, resp. 295, 1. 2,
auf sie der Rath Alberichs 295, 3. 4 = 261. Der Contaminator gab
259, 4 zu, schob dahinter 260, 1. 2 aus b ein, legte darauf die Worte
261 Ortnit in den Mund, um zu der Sendung Alberichs nach Munta-
büre aus b überzuleiten, die dort erst auf die Landung folgte. Folgte
in b auf Str. 294 eben jene Sendung Alberichs, so folgt jetzt 295 die
einfache Wiederholung der Worte 260, 2 — 261, wodurch sich der Con-
taminator den Übergang bahnt, um den Kampf in Suders und die
Einnahme aus a herttberzunehmen (296 — 347) und dann den Kampf
aas b in der 5. Aventiure folgen zu lassen.
MüUenhoff hat gezeigt, daß die Schilderung des Kampfes vor
Muntabüre durch den historischen Kampf vor dem mens Tabor im
Jahre 1217 beeinflußt ist. Wir gewinnen so das sichere Ergebniß,
daü der Text b nicht lange nach 1217 entstanden ist. Dafür, daß
Suders 'des beiden houbetstat' heißt, obwohl Tyrus 'schon 1124 er-
obert, erst 1291 von den Christen verlassen und inzwischen nie von
den Heiden eingenommen wurde*, kann uns MüUenhoff bei seiner Auf-
fassung von der Entstehung des Gedichtes keine genügende Erklärung
geben, uns gibt hier die Geschichte die Bestätigung für das durch die
kritische Betrachtung des Gedichts gewonnene Resultat. Gerade so wie
der Dichter b durch die Kämpfe des Jahres 1217 veranlaßt wurde
Ortnit nach Muntabüre ziehen zu lassen, hatten hundert Jahre früher
die Kämpfe um Tyrus (1124) einen Sänger bewogen Tjrus zum Ziel
f)lr Ortnits Brautfahrt zu machen. Hundert Jahre lang — noch bei
dem jungen Dichter a — ist Ortnit nach Suders gefahren, bis unser
Dichter b frei gestaltend seinen neuen Text schuf; ob aus Anlaß der
Vermählung des Kaisers mit Isabella von Jerusalem am 9. November
14»
212 FRIEDRICH KEUMANN
1226, wie MüUenboff meint, erscheint mir sehr zweifelhaft Der Ein-
scbiffimg der Isabella in Tjrus können wir kein Gewicht beilegen.
Denn wenn in unserem Text Ortnit von Suders abfährt (480), so ist
dies die Folge der Contamination. Der Contaminator ließ Ortnit Aber
Suders zurückkehren; weil er von Suders gekommen war, weil er dort
die Schiffe zurückgelassen hatte, während b Suders nicht erwähnte.
Wenn wir einen Versuch machen wollen die Ortnitsage weiter
Burückzuverfolgen , so ergibt sich aus den bisher gewonnenen Bestil-
taten, daß für diesen Zweck Text b werthlos ist, daß wir uns einzig
an a zu halten haben. Daß die zweite Aventiure mit der Sage, die
in der ersten beginnt und sich in der dritten fortsetzt, nichts zu thun
hat, unterliegt keinem Zweifel. Der einzige Versuch, der gemacht wird,
die zweite Aventiure mit ihrer Umgebung in Beziehung zu setzen
(Str. 120 ff.), rührt, wenn nicht von dem Verfasser unseres Textes,
von dem Dichter b her. Der Anfang der Aventiure ist noch jetzt ohne
jede Beziehung zu dem Vorhergehenden. Str. 59 (Schluß der ersten
Aventiure in a) denkt Ortnit in den kurzen, ihm so langen Winter-
tagen sehnsüchtig der fernen Geliebten, Str. 70 will er hinaus auf
Abenteuer, weiß er von keiner Geliebten. Die zweite Aventiure muß
demnach aus anderem Zusammenhang herübergenommen und hier
mechanisch eingefügt sein.
Sehr merkwürdig sind die Worte Str. 72, 2:
vater unde h§rre; man unde kindelin.
Will die Mutter sagen : Als mein Kind bist du mir Gehorsam schuldig,
als Mann hast du deinen eigenen Willen? Was soll die Gegenüber-
stellung? Nun aber gar Vater unde herre'. Die Mutter nennt den Suhn
Vater. Nun redet Ortnit Str. 227 Alberich an Vater unde h^rre', und
auf Alberich passen auch allein die Worte 'man unde kindelin'. Wie
kommt nun diese Anrede in die Sir. 72? Ich sehe nur eine Ek'klärung.
Die Anrede an seinen Vater: Vater unde h^rre, man unde kindelin'
war Ortnit einmal so geläufig, daß es einem gedankenlosen Bearbeiter
begegnen konnte, daß er sie auch der Mutter einmal dem Sohne gegen-
tlber in den Mund legte. Durch Zufall ist die Anrede bis auf die eine
Spur 227 aus dem Texte verschwunden und einzig an der unrechten
Stelle vollständig erhalten geblieben. Dieser gewiß allmähliohe Vor-
gang wie gleich darauf die jetzt dunkle Berufung auf einen Traum
(Str. 73) lassen auf eine längere Entwickelung der zweiten Aventiure
schließen.
DIE ENTWICKELUNG DER OBTNITDICHTÜNG U. DER 0BTNIT8AGE 213
Amelung sagt p. XXI : ^Alberich mag schon in der Überlieferung
zu irgend einem Könige oder Helden in einem ähnlichen Verhältniß
gestanden haben wie hier zu Ortnit\ Ich sehe nicht ein, warum er
nicht von jeher der Vater des Ortnit gewesen sein soll, der in der
7. Aventiure zum Drachenkampf auszieht ^ sich vorher bei Alberich
Rath holt und ihm seinen Ring zurückgibt Die Zusammengehörigkeit
der 2., 7. und 8. Aventiure ist unverkennbar. Hat also die 2. Aven-
tiure mit Ortnits Brautfahrt nichts zu schaffen, so folgt dasselbe ftlr
die 7. und 8. Aventiure. Es sind hier zwei verschiedene Sagen durch
Contamination zu einem Ganzen verbunden worden. Die Annahme
wird durch die Thidrekssaga bestätigt. Dort sendet Cap. 32 Osantrix
Hertnity den Sohn des Ilias von Griechenland^ auf Brautwerbung nach
Heonenland; Cap. 417 kämpft Hertnit; König von Bergara^ mit dem
Drachen, Dietrich erschlägt den Drachen, gewinnt Hertnits glänzende
Rüstung und heiratet Hertnits Gemahlin Isolde* So finden wir hier
die beiden Ortnit getrennt^ die in unserem Texte zu trennen die Com-
Position der Dichtung zwingt. Die Übereinstimmung der Namen wird
die Contamination in der hochdeutschen Dichtung veranlaßt haben.
Alberich wird also nicht willkürlich zum Vater des Ortnit gemacht,
er hat gleiches Anrecht wie Yljas. Einer muß weichen und so wird
Yijas zum Oheim, der indessen Vaterstelle einnimmt (Str. 5ö). Ortnit
der Lamparte kämpft mit dem Drachen , Ortnit der Riuze geht auf
die Brautwerbung.
Aber dürfen wir auf die Übereinstimmung der Namen Ortnit und
Yljas mit Hertnit und Ilias hin schließen, daß der Ortnit , der mit
Machorel kämpft, mit Hertnit, dem Gesandten des Osantrix; der im
Kerker schmachten muß, identisch ist? Sie spielen doch eine sehr
verschiedene Rolle.
Wir sagten schon früher, daß Helmnöt und Gdrwart nicht zu
dem Zwecke in unsere Dichtung eingeführt sein können, um daheim
zu bleiben. Diese beiden Helden, sahen wir, haben Hiutegdr mit zwei
Söhnen, die Repräsentanten der 72 Dienstmannen, verdrängt. Auf der
ältesten Stufe, bis zu der wir unsere Dichtung verfolgen können, zog
Ortnit, der Sohn des Yljas, mit seinem alten Vater und seinen 72 Dienst-
mannen, an ihrer Spitze Hiuteg^r und seine Söhne, über Meer. Jetzt
steht neben Ortnit einzig Yljas und Alberich, der erst in Folge der
Contamination der beiden Ortnitsagen an den Kämpfen theilnahm.
Mit Alberichs Eintreten werden die anderen Helden mehr in den
Hintergrund getreten sein, wenn sie auch in a noch wacker mitge-
stritten haben mögen. Wenn G^rwart und Helmnöt jetzt aus dem
214 FRIEDRICH NEUMANN
Kampf vor Suders gesehwunden sind, so hat dies Beinen Qrund darin,
daß unser Contaminator sie, b folgend^ in Garte zurttckließ. Die jetzt
80 thörichten, in die Situation gar nicht passenden Worte 309, 4 lassen
schließen, daß, als sich Ortnit und Yljas noch nicht allein in die
Eaiegsarbeit theilten, der Kampf vor Suders ganz anders aussah, daß
gleichzeitig an verschiedenen Stellen — natürlich unter berühmten
Führern — heftig gekämpft wurde, daß die Heiden wirklich bis za
den Schiffen gedrungen waren und Ortnit zum Entsatz dorthin eilen
mußte. Str. 312 ruft ihn Alberich zurQck:
du h&st den künec von Riuzen und sine beide verlorn.
Wir nehmen an: Tljas ist todt. Str. 313 jammert denn auch Ortnit:
oBheim ^Ijas,
ich muoz n&ch dinem töde immer trfiric wesen.
Doch dann hilft er ihm — genesen. Diese Auferstehung verdankt der
Todte — ursprünglich wohl nicht Yljas — natürlich einzig dem Um-
stand, daß ihn der Dichter im Folgenden nicht entbehren kann. Mit
den Helden mag mancher sagenhafte Zug geschwunden sein. Weiter
sahen wir, daß bald nach 1124, nach der Einnahme von Tyrus, ein
Bearbeiter Suders in die Dichtung einführte. So gut wie in dem Texte b
die historischen Kämpfe um Muntabüre berücksichtigt wurden, mag
auch er die geschichtlichen Kämpfe um Tyrus im Auge gehabt haben
Da kann wieder mancher sagenhafte Zug geschwunden sein. So konnte
jener Dichter z. B. die 72 Dienstmannen nicht mehr brauchen; er fdhrte
angemessenere Zahlen ein. Nehmen wir nun an, daß sich seine Dichtung
100 Jahre lang im Wesentlichen unverändert gehalten hat, daß sich
der Dichter a darauf beschränkte, ihr eine neue, zeitgemäße Form zu
geben, so hat sie jedenfalls unter der Hand unseres contaminireaden
Dichters schwer gelitten. Nicht nur wichtige Führer beseitigte er, wie
schon hervorgehoben, selbst Maehorel mußte weichen, so daß jetzt der
Constabel seinen Palast vertheidigen muß. Der Schlachtbericht ist
farblos, unklar, arg verstümmelt, und doch springt uns noch jetzt trotz
der Verunstaltung ein alter, hochwichtiger Sagenzug in die Augen.
Als Yljas glücklich von den Todten erstanden ist, wird er so
rasend, daß er^ als kein Feind mehr zu sehen ist, verzweifelt fragt:
mit wem sol ich nu vehten? Str. 324. Alberich zeigt ihm 1000 Heiden
in einem Verstecke. Mit den Füßen stößt er Thür und Riegel auf,
nimmt die Feinde einzeln beim Haar und schlägt ihnen die Köpfe ab.
Er stürmt weiter und kommt zu einem Gewölbe voller Frauen.
*ir stt mir alle geltche, wip unde man'.
er nam si bt ir hftre und tet in euch alsam. (331.)
DIK ENTWICKELÜNG DER ORTNITDICHTUNG ü. DER ORTNITSAGE. 215
und weiter stttrmt er: wo ein Verwundeter sich aufrichtet, stößt er ihn
nieder.
den kristen zno den heiden den trat er in den munt.
Schlieülich kommt er zu der Heiden Bethaus. Er trägt die 'sarke' der
Oötzen hinaus und schlägt sie um die Wand. Wenn er nicht Ortnits
Vater wäre, man hätte diesen 'tievel' (338, 2) gewiß mit Ketten ge-
bunden wie — Widolf mit der Stange in unserm Abschnitt der Thidreks-
saga. Cap. 36: )>a brytr hann i sundr alla iarnrecendr )>a er hann var
btmdinn med* oc |)rifr sina iarnstong oc loeypr um borgina innan oc
drepr baedi karlla oc konur oc bom oc fenaä oc allt ])at er firir
honum vard kvikt« oc kallar hatt. Huar erttu nu herra Hertnit iarll.
Der ^mdlslac' des Textes b (285) wird aus a mit Machorel verschwunden
sein. Denn auch Aspilian gibt dem Könige einen Backenstreich, sua
at bann feil ])8Bgar i svima. Die Sage von Osantrix geht bekanntlich
aaf eine dem Abschnitt der Thidreksaga und dem König Bother gemein-
same Quelle zurück. Man darf annehmen, daß der Rother unserem
hochdeutschen Gedichte näher steht als die Thidrekssaga.
Da lesen wir nun gleich V. 7 ff.:
zwSne unde sibinzieh kuninge
biderve unde vrumige
die wären ime al undertän.
Daß die Freunde rathen Ortn. 7
daz er im n»me ein wtp, diu im ze habene zssme
= R. 27 f.: daz er ein wip nime
de ime zu vrouwen gez@me,
daß er Sorge trägt, daß er 'der schäme beltbe frl' wie R. 35—37 sind
keine besonderen Züge. Sehr bemerkenswerth scheint mir die Über-
einstimmung R. 64 ff.
tcA weiz — einis riken kuninges tochter
riu lüchtü üz dem gedigene,
so daz gesteme van deme himele.
9iu lüektU vor anderen wiben,
sd daz goü von der stden.
und Ortnit 11, 3: ich toeiz eine frouwen
15 : Si liuht üz allen frouwen, als daz schcene goU
tuet neben krankem blte: daz du gelouben solt.
ai Uiiht üz allen wiben reht als diu rdse tuet
Hier haben wir auch die in unserm Texte vermißte Disposition: erst
der Preis der Schönheit, dann die Mittheilung V. 81 ff.:
216 FBEBDBIGH NEÜUANN
nmbe dd stftt iz m$wel$ohe,
wände ir ne bat nie nechein man,
er moste den Itf yirloren h&n.
=: Ortnit 14 in a:
Bwer in botscheften der frouwen ie gebat,
der muoBte den lip Verliesen durch die kttnigtn«
Vgl. femer Ortnit 18, 1. 2:
Swer mir daz widerrsdtet, dem wirde ich nimmer holt,
ich h&n geheien lange silber unde golt:
den hört wil ich nu bieten
mit R. 146 ff.: sie wären dem kuninge alle faolt^
daz machete silber unde golt,
daz er in kunincliche gaf.
0. 51, 3. 52, l und R. 150—160, O. 250:
die roupgaltne fluzzen vaste üf dem sd.
ir segel lüte duzzen, wtz als der 8n§
mit dem im Ortnit seltenen Cftsurreim und
R 182 f. eiä, wie die segele duzzen,
dd sie inouwe vluzzen.
In Witolt tritt uns hier der zweite Teufel entgegen, der sich Yljas
würdig an die Seite stellt.
R. 4253: Witolt nicht insprach,
bis ime die stange zebrach.
dd zeuch der grimmige man
ein w&fen daz was vreissam.
Witolt ist ein frommer Christ und fürchtet trotz seiner Hürltchen bül-
slege^ (4318) den Heiland (4423); aber sein christlicher Sinn wehrt
ihm nicht, Yljas' tückischtes und teuflischtes Beginnen nachzuahmen.
R. 4280: die siechen lägen in den wal,
svä sigein wl rief,
Widolt in ane lief
unde trat eme in den murd,
der newart nimSr gesunt.
Vgl. O. 337:
Mit zome gie der Riuze von im in daz uxd.
swelch wunter sich üf rihte, den stiez er wider ze tat.
den kristen zuo den beiden den trat er in den munii
die wol genesen wasren, machte er ungesunt.
Derselbe Gedanke, dieselben Reimworte.
DIB ENTWICKELUNG DER ORTNITDICHTÜNG U. DER 0RTNIT8A0E. 217
Wie in der Thidrekssaga Dietrich den Tod Hertnits von Bergara
rScht und seine Qattin heiratet, so haben aueh die 2., 7. und 8. Aven-
tinre eine Fortsetsang gehabt mit einem dem Abschnitt der Thidreks-
saga entsprechenden Inhalt. Müllenhoff hat den au Grunde liegenden
Mythus auf seine einfachste Gestalt surtUskgefUhri
Als Ortnit die Rüstung erhalten hat, kann er (178) Vor lichtem
glaste der ringe niht gesehen\ Str. 195:
'als der morgensteme durch vinster wölken brach,
dem Sterne schein geliche sfn schilt und euch sin dach'.
Wo er kommt, da wird es lichter Tag. (196, 4.)
Von ftioze unz an daz houbet ist er gesundet an\ (199, 2.)
In seinem Helme strahlt aus 'iegellchem orte' ein Karfunkelstein (180, 4).
Der Held mit der strahlenden Rüstung ist der Sommer. Der Sonne
folgend (87) gewinnt er sein blitzendes Strahlenkleid. Wo er erscheint/
da sprießen ^bluomen unde kl^', da schallt ihm süßer Vogelaang ent-
gegen (Str. 88). Der unnatürliche Kampf Ortnits mit seinem treuen
Borggrafen, der jetzt wenigstens mit dem Leben davon kommt, er-
klärt sich durch die Umbildung der ursprünglichen Darstellung, in der
Ortnit, wie Müllenhoff gezeigt hat^ g^gcn das 'riesige^ winterliche Ge-
schlecht' der Isunge kämpfte. Der Sommer befreit die Erde von den
winterlichen Gewalten, die sie gefangen hielten. Aber neuer Kampf
steht ihm bevor. Er muß hinausziehen gegen den Drachen, der die
Kinder des Sommers verschlingt und rings das Land verwüstet. Ehe
er von der Gattin scheidet, weist er auf einen neuen Sommer hin, der
nach ihm kommt; auf ihn soll sie warten, wenn er im Kampfe erliegt.
Er würde nicht erliegen, da seine Waffen unwiderstehlich sind; aber
er schläft ein, nachdem er sich des Ringes entäußert hat, der ihn der
Sonne nachgehen hieß. (0.561). So verschlingt ihn der Drache Winter.
Zi^ar kommt der Drache mit großem Sturm (Th. s. 417), zwar bricht
er 'durch loubes dicke' und drückt er die Bäume nieder (O. 569, 1)
gleich den Herbststürmen, doch der Sommer schläft. Die jungen Dra-
chen nagen ihm das Fleisch von dem Gebein (Th. s. 417), sie 'sagen
in durch daz werc' (O. 574, 4) ; die Nachtfröste nagen das Laub von
den Ästen, saugen den Lebenssaft aus den Bäumen, dem starren Ge-
bein des Sommers, das den Winter überdauert Es folgt eine Zeit
schwerer Bedrängniß fbr die Erde, sehnsüchtig harrt sie der Wieder-
kehr des Sonmiers Tag ein, Tag aus. Endlich naht der Erlöser. Von
Weitem schon hört er lautes Gebrüll, gewaltige Schläge und großes
Krachen. Er findet wie in den Wolfdietrichen auch in der Thidreks-
Baga den Drachen im Kampf mit einem Löwen. 'Das war der Sturm,
218 FBIEDR. NEÜMANN, DIE ENTWICKELUNO DEB OBTNITDICHTÜNG etc.
den er gehört hatte'. Stürme gehen dem Erwachen des Frühjahrs
vorher. Er kämpft mit dem Drachen; aber sein Schwert schneidet
nicht, zerbricht, entfiült seiner Hand. Erst als er Ortnits Rüstung ge-
funden hat, als der neue* Sommer in der vollen Herrlichkeit des alten
dasteht, erliegt ihm der Drache. Noch immer harrt die Erde des Gatten.
Eines Tages, erzählt die Thidrekssaga C. 420, stand die Königin auf
ihrem höchsten Thurm ok ser at af skoginum ridr einn madr. ok hans
hemeskia er oll at sia sem gull. ok hans hialmr gloar sem fim stiornur.
ok er gullit gloar a hans vapnum. er til at sia sem logandi elldr'.
Wie im Ortnit das Nahen des ersten, wird in der Thidreksaga das
Nahen des zweiten Gatten geschildert Aber diesmal herrscht Freude
in der Burg, die Thore erschließen sich dem vermeintlichen Herrn,
jubelnd will ihn die Gattin begrüßen. Er nimmt den Helm ab und
zeigt ihr ein fremdes Gesicht Der Gatte ist todt, der alte Sommer mit
seiner Lust kehrt nimmer wieder, aber in demselben sonnigen Glänze
steht ein neuer Sommer der Erde gegenüber, und die Erde leggr upp
badar hendr um hans hals ok kyssir hann. ok bidr hann kominn allra
konunga heilastan. Und so thront der neue Gatte auf dem Hochsitz
des alten.
Als der Mythus in die Heldensage übertrat, wird man bald darauf
verfallen sein, das Erscheinen des zweiten Helden vor Ortnits Burg
zu motiviren: er war von seinen Brüdern seines Reiches beraubt worden.
An diesen vielleicht auch sonst erweiterten Kern wurde vorn die Braut-
fahrt Ortnits, des Sohnes der Tljas, angesetzt, der so wenig wie Ruther
eine blendende Rüstung trug, so wenig wie Ruther mit Drachen in
Berührung gekommen war. Gleichzeitig traten hinten die elf Dienst-
mannen ein. Man hat längst erkannt, wie nahe sich vielfach Ruther
und Wolfdietrich berühren. Über die Verwandtschaft Ruthers mit Ortnit
dem Riuzen haben wir oben gesprochen. Ortnit* der Riuze hat so wenig
wie die elf Dienstmannen mit Ortnit dem Lamparten zu thun, dessen
Tod die Brücke bildet zwischen der Ortnit- und Wolfdietrichdichtung.
So kommen wir zu dem Schluß, daß Ortnit der Riuze und die elf
Dienstmannen ursprünglich zusammengehörten so gut wie Ruther und
seine Getreuen, daß derselbe EJrweiterer, der vom die Brautfahrt hinzu-
fügte, die Befreiung der Dienstmannen fbr den zweiten Theil der Dich-
tung aufsparte. Es gab eine dem Ruther nahe verwandte Dichtung,
in der Ortnit von Riuzen, der Sohn des Yljas, über Meer fuhr, seine
in Gefangenschaft schmaishtenden Boten befreite und mit dem Schwert
die Hand der Königstochter errang, wie die Thidrekssaga bezeugt.
Denn dort hat Osantrix erst Hertnit aus seiner ursprünglichen Stellung
FEBD. VETTER, KLEINE MITTHEILUNQEN. 219
verdrängt Ein Contaminator vereinte in einem Texte, wae von Ortnit
gesangen und gesagt wurde , gleichgiltig, ob Ortnit Biuze oder Lam-
parte war.
Fassen wir unsere Resultate kurz zusammen.
1. Die Ortnit- Wolf dietricb-Dichtung ist durch Verbindung zweier
selbständiger Dichtungen entstanden. Ortnit der Lamparte, der Dra-
cfaenkämpfer, ist ein anderer, als Ortnit der Riuze, der tLber Meer fuhr.
2. Bald nach der Einnahme von Tyrus im Jahre 1124 entstand
eine Bearbeitung, in der Suders zur Hauptstadt des feindlichen Königs
wurde.
3. Veranlaßt durch die Kämpfe um den mons Tabor 1217 setzte
ein späterer Dichter Muntabüre fbr Suders ein. Derselbe hat Alberich,
der bis dahin auf der Meerfahrt und im Kampfe eine sehr unter-
geordnete Rolle spielte, in den Mittelpunkt gestellt, durch die ganze
Dichtung zu dem fast allein handelnden gemacht.
4 Der Dichter unseres Textes hat zwei Vorlagen contaminirt:
in der älteren war Suders, in der jtLngeren Muntabüre das Ziel der
Fahrt. Der Dichter hat sich bemüht, einen einheitlichen Text zu
schaffen. Aber er glaubte dies Ziel zu erreichen, indem er in Kleinig-
keiten und Äußerlichkeiten Widersprüche mied. Für die Widersprüche
in der ganzen Anlage seines Textes hatte er kein Auge. Indem er sich
ferner ^icht nur im Wortlaut oft sklavisch an seine Vorlagen hielt,
sondern auch die Vorlagen in größerer Vollständigkeit benutzen wollte,
als mit einer widerspruchslosen Dichtung vereinbar war, hat er eine
Menge von Ungereimtheiten zu Stande gebracht, von deren richtiger
Beortheilung die richtige Entscheidung über die Beschaffenheit seiner
Vorlagen im Einzelnen abhängt.
BEBLIK. FRIEDRICH NEUMANK.
KLEINE MITTHEILÜNGEN.
L Eine neue Handschrift von Boner's Edelstein hat sich
vor einigen Jahren in der Bibliothek der Familie von Erlach zu Spiez
am Thunersee gefunden, und ist von da durch die Vermittelung des
Hm. F. Bürki in die Stadtbibliothek zu Bern gelangt, wo sie die Be-
zeichnung Mss. Eist. Helv. X. 49 trägt. Diese einzige Boner-Hs.,
welche Bern besitzt, ist nicht vollständig; es fehlen zunächst Fab. 1
bis 22 (Pfeiffer); die folgenden erscheinen in nachstehender Ordnung:
220 FERDINAND VETTER
23-27 (Schluß und ganz 28 fehlt). 29—49 (Schloß und ganz
50 fehlt). 51--*3 (54 fehlt). 55 (56 fehlt). 5T-60 (Schluß fehlt).
62 (63 fehlt). 64-71. 83. 90—97. 72. 73. 61. 74-82 (Schluß von
79 fehlt), 84-88 (89 fehlt). 98-100. Nachrede.
Die am Anfang verstttminelte Ha. gehört gleichwohl noch in
Pfeiffers erste Classe (AB CD); mit der zweiten und dritten theilt sie
das Fehlen von Fab. 54 und 56.
Schrift- und Wortformen weisen die Hs. ins 15. Jahrhundert und
ins alemannische Gebiet. Sie gehörte dem „wysen vnd iromen hemen
egli vogt zA erlach von gottes gnaden^, spftter einem Jacob von Bol-
lingen und einer Kath. Müller zu Bern. Sie zeigt viele Fehler, Vers-
auslaßungen u. dgl.
Im Anschluß an Boner sei noch darauf hingewiesen, daß sein
Geschlechtsname im 14. Jahrh. auch zu Stein a. Rh. und Diessenhofen
vorkommt; Pupikofer, Gesch. des Thurgau's I, Beilage S. 68: 1860
Joh. Boner de Stain. Ebd. S. 67 ein Fridank.
II. Eonrad von Ammenhausen» der Ende Homung 1337 im
Kloster zu Stein a. Rh. sein Schachzabelbuch abschloss, ist durch eine
im XXXII. Bande des „Geschichtsfreundes^ (Mittheilungen des histor.
Vereins der fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unter walden und Zug
1877) S. 192—194 bekannt gemachte Urkunde zum ersten Mal aus
Acten nachgewiesen*). Dieselbe betrifft einen im Jahre 1328 vor dem
Abt von Stein und dem Pfarrer von Andelfingen zum Austrag ge-
brachten Zehntstreit zwischen dem Pfarrer von Gailingen und dem
Kaplan von Randegg; der erste Zeuge scheint unser Konrad zu sein,
dessen Name hier freilich eine von der uns akrostichisch verbürgten
Form Ammenhusen etwas abweichende Gestalt zeigt: Facta sunt
hec presentibus testibus infra scriptis ad hoc vocatis etrogatis: fraire
diclo de Amelhusen, fratre dicto de Ballingen , conventualibus in Stain,
Die Urkunde^ deren Original im Staatsarchiv zu Schaffhausen sich
befindet, ist ausgestellt zu „Diessenhouen in curia Dapiferorum^ unter
dem 13. Weinmonat 1328; wenn also nicht ziemlich gleichzeitig zwei
Mönche gleichen oder ähnlichen Namens im Kloster zu Stein gelebt
haben, so ist dieser Amelshusen mit unserm Ammenhusen — bei
Gallus Oehm scheint daneben Amelhusen zu stehen (Pupikofer» Gesch.
des Thurgau's I, Beilage II, 29) — dieselbe Person.
*) Die Verweisong auf diese Urkunde sowie auf die su V angeführte verdanke
ieh Herrn Staatsarchivar Th. von Liebonau in Lueern.
KLEINE MITTHEILUNOEN. 221
Ein Heinrich von Ammenhusen erscheint 1290 als Zeuge in
einer Urkunde von Feibach bei Stein; Bächtold möchte ihm die Ab-
faßang der Eingangsverse des Briefes zuschreiben (Bächtold, der Lan-
zelet des ülr. v. Zatzikhoven S. 11).
III. Zur Schachspiel-Litteratur und zu Schillers ^Bürg-
schaft''. Zu den Darstellungen der „Bürgschaft", welche — vor-
nehmlich aus der von J. de Cessolis ausgehenden Schachspielliteratur —
in meinen „Neuen Mittheilungen aus Eonrads von Ammenhausen Schach-
zabelbuch'^i Aarau 1877 zusammengestellt sind*); erhielt ich seinerzeit
von Herrn v. Heydebrand, damals deutschem Gesandten in Kopenhagen,
noch zwei Beiträge aus einem englischen und einem schwedischen Schach-
gedichte des spätem Mittelalters. Das erstere, „the Büke of ye Chess^
von Alexander Boswell^ ist in „Frondes caduc»^ 1818, das letztere
anter dem Titel „De ludo scacchorum . . . poema suecanum vetustum*'
von Ernst Rietz, Lund 1849 — 1859 nach einer Kopenhagener Hs. (Frag-
ment in Stockholm) herausgegeben. Da beide Ausgaben in Deutsch-
land selten sein dürften, so seien die betreffenden Abschnitte, zur
Charakteristik dieser zwei Gedichte, sowie zu etwelcher Vervollstän-
digung der oben erwähnten Übersicht, hier mitgetheilt
The Bake of ye Chess (Hs. vom Anfang des 16. Jahrb.), Bl. 19 b.
De Amicicia.
And of twa knychts ferther reid we yns,
That callit was Damone and Physiufi,
So lelely yai luffit v^ weile,
Tbat qnhen Denyae, ye gret king of Cecile,
Determyte was yat Damone suld be slane,
Thia Damone askit no remeid agane,
Bot yat he suld go tili his hoase y nicht
For to dispone his guds and his micht,
And to his deid yan snld be cü agane;
And his fallow baid yndemeth ye pane
Or Damone passit. Yis oy knycht he thocht
Suld Damone de, langer lyf wald he nocbt.
Bl. 20. And chargit him he snld cü noeht agane,
Aiid he suld byd w* all ye Charge & pane.
*) Genta Romanomm Cap. 108; Heinrich von Berngen 87* £f.; I'farrer znm
Hechte, Z. f. d. A. XVII, 227 ff.; Meister Stephan XXX b ff.; Vintler 849 ff.; Der
Seele Trost II, 9; Deutscher Cessolis 1477. Vgl. Ztschr. f. deutsche Philo!. II, 186;
die dortige Bemerkung, daß Vintler's ErzXhlung „die Klteste deutsche Bearbeitung
des Stoffes der „Btlrgschaft'* sein dürfte, corrigiert sich aus den obigen Anführungen.
222 FEBDINAND VETTER
Sone come je hour yat Damone suld compeir.
And in bis steid cum farth bis fallow deir,
As he had hecht, to wnderlye je pane;
And in j&t ijme j\b Damone thocht agane,
How siild he leif and his trew fallow deid,
Off his awne lyf refusit je remeid,
And come agane to kepe jis knycht vnslane,
And zit yai straif abont je dedijre pane.
The king woundrit how sie ane Inf snld be
In tuo knychtsy and of j gret lawte,
Remittit all je quereil & je scaith,
So yai wald bim tak broj to yai baith.
As thrid fallow tnke yai bim & broy.
And trewar was j neuer vnto vj.
Off Julius Cesar, j worthy king,
We reid, jst frendschip, our all other tbing,
He admittit w^ most difficulte,
And most constantlye j tbing kepit be.
De ludo sccuxhorum ed. Rietz 1358 ff.
Aliud exemplum Valerius libro IV^ capitulo VII® de istis duobas.
1858 Wi läsom äff ädela riddara twa
at hwar wille for annan j dödhen gaa
1360 then eene het pbiseas ok annan damon
om theras kSrlek war stoor mon
om een tidb tbz bende saa
at een war gripin äff ibe twa
then konung bonom gripa leetb
1365 ban war j sinne wrede heet
ban Wille ej bötber äff bonom fanga
wtan bans liff tbz skulle forganga
bans stalbrodber gik for bonom j pant
ok hiölt for bonom troo ok sant
1870 thy konungen gaff bonom loff
at fara til sit egbit hoff
ok skikka sina ttghor eptber sin wilia
ffor en ban skulle sik Iran wärlden skilia
thimen förleed ok war ej seen
1375 at ban skulle koma j geen
tba böriade konungen til bans kompa mella
ma ske tbs faar thit liff at gella
at tbin stalbrodber swiker tik
ok baller ey tbs ban sagde mik
1880 som the stodo ok talade ther om
swa braat biin ginom dörren kom
ok talade til konungenom saa
j latben min pant nw lösen gaa
KLEINE MITTHEILÜKQEN. 228
ok men jak är nw komen häre
1385 tha gören a£F mik hwad j begäre
konuDgen böriade tenkia här aa
tha ban tbera troskap saa
mädhan the bafwa til sik godwilia
ekke skal jak tom at skilia
1390 the takkade konangen for bans nadba
ok liffdo sidan lenge baadhe
ban lot bonom sit Uff behalda
tbz mwnde tbera troskap walla
här ma man merkia kerlex makt
1395 bo ban baffwer j godba ackt
bans första makt hon &r saa
at en troen wen for annon wil gaa
j dödben ok ej sit liff at spara
ffor en bans wen skulle illa fara
1400 tben annan at konnnngsens grymogbet
wendhis om j blygligbet
tben tridhia at ban awnd wendber
til wenskap tbz opta hendbär
fierde at een gor androm boot
1405 kerlek gör tber got j mot
wi läsom äff Julius tben keyaar god etc.
Zu den späteren Bearbeitungen der „Bürgschaft^ spcciell vgl. noch
6&deke, Ordr. 1, 333 (ein Schauspiel des 16. Jahrh.}.
IV. Rothwelsch. Die Edlibach*sche Hs. des Ammenhausen,
welche mir in öiner Abschrift von Herrn Bibliothekar Pupikofer in
Fraaenfeld vorliegt, enthält außer einem Melibeus noch eine astro-
logische Abhandlung, welcher ein Verzeichniß rothwelscher Wörter
beigegeben ist.
hie etat Fikabel der rotwelschen.
gatzen: kind, man, £row. stabuU: krttppel.
glid: dirn. stabuller: bettelstab.
»chreff: hör. brawt: bettlet,
krömerin: Efrow. barlet: gret.
krimmesierer (Erklärung fehlt). täffret: geschwetz.
figant: student. sippen: gutzlet.
lefrantz: pfaff. ferwen: wortuerkert.
jaonner: spiller. drautten: glichnet«
brawer: bettler. ditzen: gfordret
rubel: fryhait. bappelybrechen: glogen.
bappeler: lügner. hutz: pur.
zim8(?): blind. hützzin: pürrin.
224
FERD. VETTER, KLEINE MITTHEILUNQEN.
zwirlinfi: ]
klärlinl I ***««°-
dierret: gesächen.
hochsentz: ain grosser herr.
sientz: herr.
wittich: tor oder nar.
fktzer: wirt.
glidrufktzer: frowenwirt.
buss: huss.
Bunnenbuss : frowenhuss.
uerlünsehtz : uerstanden.
gfralcht: hinweg.
gschwentz : hingeschlichen.
alcha: gan.
fladen: bad.
dist: kilchen.
klemens: statt.
brise: tum.
glathar: tisch.
Bchrantz: stuben.
lechem: brott.
jochem: win.
wendruh: kftss.
boshart: fleisch,
rägenwurm: warst
spranckhart: saltz.
schmenk: anken.
bätling: eier.
gdtzlin: bettlerstdckly
mäss: gelt
spältling: haller.
tull: angster.
bläch: blaphart
richtigen häller
stettinger
funckhart: liecht
floshart: waser
flossing: fisch.
1
\ gülden.
V. Bruder Johannes Pauli war, ehe er nach Schlettstadt und
Thann kam, Guardian im Franziskanerkloster (jetzt UniTersitAts-
gebäude) zu Bern. 1504 (Donnerstag vor Kaiser Heinrichs Tag)
stellten Schultheiß und Rath von Bern an den Provinzial des Franzis-
kanerordens das Ansuchen: weil „sich Brfider Jobanns Pauli yor-
mals in sölichem gotshus wberlich und wol gehalltenn hatt • . . denselben
wider zu einem G-ardian solichs Irs gottshuss zu verordnen^. Teutsch
Missivenbuch von Bern L, fol. 28b;Liebenau im Anzeiger £ Schweiz.
Gesch. 1879, S. 217.
Der frühere Guardian war wegen eines Vergehens bestraft und
entlassen worden. (T. Miss. B. L^ 12 a); ob Pauli wirklich sein Nach-
folger ward, Iftßt sich aus den spätem Missiven nicht ersehen. Es ist
nicht wahrscheinlich; denn 1606 (Mittw. nach Fronfasten) ersuchen
Schultheiß und Rath das zu Sohaffhausen versammelte Ordenscapitel
und den Provinzial um Abberufung des gewesenen „Gardian Bruder
Johansen Häßler''. (T. Miss. B.)
In der Schweiz (Luzerne Zürich; Freiburg) spielen mehrere von
Pauli's Erzählungen.
FERDINAND VETTER.
K. BABT8CH, VOLKSLIEDEB DES XY. JAHHHUNDESTS. 225
VOLKSLIEDER DES XV. JAHRHUNDERTS.
Die nachfolgenden Lieder stehen im Cod. palat. lat 381; vgl.
Pertz' Archiv 12, 335. Ich verdanke ihre Mittheilung Herrn Ober-
bibliothekar ZangemeiBter, für den ein Freund in Rom sie copirte.
I.
(263"^ Daz onß der arge winter
80 lejde hat getan,
deß wel er nnß ergettzen
den österlichen tag.
5 settz an den munt, trenck lang!
mjn Hb trejt hochen müt:
god ere deß rebenholtsichen
daz unß daz winchen trüg.
Da sprach der selbe jungelinck
10 er werd, wegt her den wjn,
dar iczu dy daren semelen
dj nß der maßeii sjn:
dy hören sich dar czu
und machen unß decke fro«
15 God ere etc.
Da sprach der werd geringe
da machst eyn czerer sjn ;
wer daz lant dyn eygen
Ton Ungern hiß an den Rjn,
20 du soldest eß wol Tortzeren
myt dyner geringen band,
hastu dan deß geldes nit,
so geh tu mer eyn pffand.'
Yß wart eme getzogen
25 alle syn gewant
biß uff eyn lylgen tzwigelin,
färt he in syner hant^
'nu seyt, er üben lüde,
dyt ist myn lylgen zwig,
30 den had deß wertes frauwelin
genuttzet manche zyd.
I. 1 wint. 4 08t*lich. 7 holtsichn] holtzekyn wm moeüer Hand. 8 winchn.
10 wegt] w {durehttriehen) vegz. 18 dy. 21 dyr, darüher von mDeUer Hand eyn.
^ tu twi9chmg߻ehrMen. 26 vor lylgen, dureJutriehen, lyge. 28 vor er, dureh-
'^ieAai, ere. 80 Werts. 81 genottzt mace (dureJutrichen) ifianche.
OKRIUHU. Nene Befte XY. (XXYn.) Jahrg. 15
226 KARL BABTSCH
Du tprach der wert geringe
'da machst eyn swettter tyn;
wer der 7 keyn gad geschaen
85 Ton melden adder Ton wiben,
da aoldest eß 7 nit geseyn;
da «oldett eß hemelichen
in dyme hertsen treyn.'
Da sprach der gast geringe
40 'deß thü ich werlich nicht.
da list mer e7nen faden
an m7me libe nicht:
m7n hemedichen woldesta han,
dar lu m7n nedderwa7d|
45 das ich so schemidichen
Tor allen fraawichen stan/
Da sprach des wertes fraawelin
*gesell) blib h7 b7 mer:
alles das ich e7geniS han,
50 das wel ich te7len m7d der;
ich wel der ane sn7den
en engellisß gewant;
hasta dan deß geldes n7tf
ich wel der Ijen eyn p£bnt.'
55 Da sprach der gast g^eringe
'ich thn S7n werlich nicht;
da scTst in dasßeme tyche
soHcher fische nicht
ich wel bnwen fremmede lant;
60 han ich dan deß geldes n7tf
so borge ich off e7n pant'
IL
(264) Ach gode W7 gar e7n edel par,
wo sich swei m7t trawen me7nen!
deß wel ich mich fraawen sa dassem nawen jar
7 lenger 7 baß m7t er Tore7nen.
5 Ke7n klepper sul S7 le7den mer,
S7 ist d7 fracht d7 mich eroerd;
ke7n antrawe sparte ich n7 an er,
der libe god hat S7 mer bescherd,
86 L Ton wibe adder meydelin. 86 ge wm sioeftsr Hand wmg^fl^, 87 heme-
lichen. 88 dy. 89 gering. 46 schemclioh. 47 werts. 66 gering. 66 uy.
n. 2 mejä. 8 iai*. firaawen w^M sm Hreichmi, 4 vor eyn.
VOLKBIililDER DES XV. JAHBHUNDEBTS. 327
Wer du had eyn suberlioh firaawichen fyn
10 genUlich in syneii bertsen synaen
▼nd 8ul ynd muß nit alle 17t bj eme njUf
wi meohte der umber rüwe adder ratte gewinnen?
Libe ober feld, du machst mich griß,
mer tbet keyn Bcbeyden nach ny bo we;
15 wer han unß Hb in rechter wiß:
god gebe das unß an gude aß gee.
IIL
(364) Si macht mer decke ragen
all myn bar zu berge;
Torbaß wil ich jagen,
Torlangt mich nach er.
5 Mut hertz vnd alle synne
Tortjmnet sich nach er:
aeh gody wer ich er dynne
in hertsen aUo sy mer.
Wolde ty mer dan nit txttcken,
10 dy mynnioliche zart,
off gnade so wolde ich rOcken
by zy zu aller fard.
IV.
(266) Ach du leyde fasthnacht,
daz dyn y ward gedacht!
ich han npp dich gebouwen,
daz muß mich nmmer rauwen,
5 tzu truren hast mich bracht*
Ich heyt myr eyn bulen
irkorn, dy waß hubß md fyn;
den han ich vorlaren:
ach god, wu snl ich gebaren,
10 ich armeß dimelyn.
9 franwieh. 10 syn. 11 und sul ii< m Ureiehm, 12 rfiwe adder iH wu
'Stichen, gewin. 16 wiße.
in. 1. 8 {. Si machet decke ragen al myn har zu berge mer. 6 ^yn.
10 niTmclich. 11 ich /ML
IV. 3 geboübet 6. 7 L Ich bete mir irkoren ein bulen, was hubsoh und fin.
8 dj hau,
15*
228 LITTERATUB: PAUL S^BILLOT, LES LITT^RATURES POPUL AIRES etc.
Myn Tater Vnd 0070 fninde
dy gaben mjr eynen man;
vnde moB ich hy eme alten,
da maß syn als anglack walten:
15 ez kost das bertze mjn.
Mer mjT als Ton traren,
mjn tniren das ist groß,
bejtte icb der fastbnacbt ny erbeyd
▼nd bäte micb an syn arm geleyd
20 in myme heymdcben bloß! K. BARTSCH.
11 vnd fninde. 12 eyn. 14 Da, . als tooU tu tir^iehen. 16 Dom Wori
nach mer undmUUch, etwa wie jnglit? Vielleicht wu heßmm Man jonget nicht yod
tniren? 20 heymchn.
LITTERATÜR.
Les Littiratures popnlaires de tontes las nations. Traditions, L^endes, Contes,
Chansons, Proverbes, Devinettes, Saperstitions. Tome I. Litt^ratare orale
de la Haute Bretagne par Paal S^billot. Paris, Maisonnenve & Oe.
25, Quai Voltaire. 1881. XU, 400 Seiten kl. Octav.
Was wir von dieser Sammlang sa erwarten haben, erhellt aas dem obigen
Titel zur Genüge, obwohl es auch nicht gerade überflüssig gewesen wäre, wenn
ein übersichtliches Vorwort sich darüber des näheren ausgesprochen and z. B.
mitgetheilt hätte, ob auch außereuropäische Volksliteratnren in derselben mit
inbegriffen sein sollen. Indeß, wie dem auch sei, der Torliegende Band läßt
Ton dem Unternehmen nur Befriedigendes erwarten, wie wir gleich sehen werden,
nachdem wir vorher bemerkt, daß der Verfaßer oder vielmehr Sammler sich
besonders mit der nur französisch sprechenden Ober-Bretagne, wo er heimisch
ist, befaßt und bereits vorher auf dieselbe bezügliche Arbeiten der Öffentlich-
keit übergeben hat, von denen die 'Traditions, Legendes et Superstitions de la
Haute Bretagne' und die 'Contes popnlaires de la Haute Bretagne nächstens
in zweiter Auflage erscheinen werden. Als Gelegenheiten, wo die litt^rature orale
am ehesten anzutreffen und zu vernehmen ist, nennt S^billot vorzugsweise die
langen Winterabende, wo man auf dem Lande zusammenkommt, um in Gesellschaft
zu arbeiten und zu schwatzen, Geschichten zu erzählen a. s. w., wie dies ja in
allen Ländern geschieht; dergleichen Abendversammlungen heißen in der Ober-
Bretagne ^Filouas', wo man, wie bei den deutschen 'Spinnstuben', zusammenkommt,
„pour filouasser, c'est ä dire filer & la quenouille ou au rouet; les gar^ons qui
pnt de 'bonnes amies' y viennent pour accompagner les Alles et leur aider ^
toumer leur rouet^ ; an verschiedenen Orten heißen diese Zusammenkünfte
'Filanderies' ; war der Zweck derselben besonders Spielen und Tanzen, so hießen
sie 'Veillouas' (veill^es), wobei, wie überall, Geschichten, Räthsel, Lieder gleich-
falls nicht fehlten ; bei den 'Erusseries' half das junge Volk einander die Flachs-
agen heraussuchen; bei den 'Cuiseries de pomm^' kam man zusammen, ,ypour
faire une sorte de confiture avec des pommes cuites dans de grands bassins
et arros^es de cidre doux"; die ^Lessives de noit' erklären sich selbst Was
UTTEBATUB: PAUL S^BILLOT, LES UTTJ^BATUBES POPULAIBES ete. 229
den Beichthum, die erstaunenswertbe Fülle des yon Sdibillot Gesammelten betriffit,
80 sagt er: „Dans les quatre mois que j*ai passes k Erc^ pr^ Liffr6 de 1878
k 1880, j'ai r^uni plus de cent contes; k Saint-Cast, j'en ai recueilli soixante-dix
l'aun^ passöe, cent qnarante cette ann6e et je ne crois pas ces deaz pajs
epulsda.** Hinsichtlich der Torliegenden Sammlung beißt es: „J*ai diyis^ ce lirre
en deoz parties : la premi^e contient seulement des specimens des divers genres
de contes les plus repandos; en tdte de chaque groape j'ai plac6 one sorte
d'introdnction oü j'ai essaj^ de d^terminer la caract^ristiqae de chacun d'eux
. . . .Les contes sont suivis de r^förences g^n^ralement conrtes: sans m'interdire
absoloment les excarsions hors de France, j'ai surtout vis^ les recueils fran9ais
.... Dans la seconde partie du volume, j'ai fait entrer un choiz de cbansons,
de devinettesy de formulettes et de provorbes, et, pour donner une id^e de l'esprit
des pajsans gallots*), j'ai termin6 le volume par une sörie de petits contes ou de
facöties qn'on pourrait appeler lesNouvelles k la main de la campagne." Der Verf.
hat indeß bei weitem nicht alles gegeben, was er vorräthig hatte, denn, bemerkt er :
gdepois que ce volume est sous presse, j'ai recueilli plusieurs centaines de pro-
Yerbes, de devinettes on de formulettes qui n*auraient puyprendre place, sans beule-
▼erser tout le plan primitif et lui donner une grosseur ezager^e". — Den ersten
Abecbnitt der ersten Abtheilung (Märchen und andere Ersählungen) bilden
,Les F6^ries et les Aventures merveilleuses". Hieraus hebe ich
henror 'La Goule-ös-F^es' (die Feenhöhle). Eine Hebamme wird bei Nacht
▼on einer unbekannten Frau geholt, um einer femewohnenden Kreißerin bei-
zustehen; dieß ist aber eine Fee und die bretonischen Feen entsprechen oft
unsem Unterirdischen. Die reich belohnte Hebamme kehrt dann nach Verrich-
tung ihres Amtes nach Hause zurück ; da sie aber bei den Feen etwas Zaaber-
salbe, Termöge deren man alle Dinge in ihrer eigentlichen BeschaflFenheit sehen
und erkennen konnte, unwillkürlich auf ihr Auge gestrichen hat und dieß bei
gewißer Gelegenheit unbedachtsamerweise verrätb, wird ihr das Auge von einer
Fee aosgerißen und sie bleibt stets einäugig. Über ähnliche Sagen s. meine
Anmerkung zu Gervas. v. Tilbury S. 135 f., femer Arnason, Pjödsogur og
iEfintyri I, 14—22, Faje, Norske Folkesagn, Christ. 1844 p. 32 f., Erin u. s. w.
▼on K. K(illinger). Stuttg. u. Tüb. 1847 3, 243—250; Kuhn, Westfäl. Sagen
no. 381; Baiston, The Songs of the Russian People, pag. 150, sagt: „When
a Water Sprite's wife is about to bear a child he assumes the appearance of
an ordinarj mortal and fetches a midwife from some neighbouring village to
attend her.** Was die obenerwähnte Zanbersalbe betrifft, s. su Gervas. S. 122 f.
sowie die daselbst angeführten Sagen. — Den z w e i t e n Abschnitt der ersten Ab-
theilung bilden 'Les Face ti es et les bons Tours'. Hier finden wir z. B.
Les Boutons d'or, wo eine Frau ihrem einfältigen Manne, der einen Beutel mit
Goldstücken gefunden und letztere für Knöpfe hält, weiß macht, er sei krank,
ihn zu Bette gehen heißt und ihm^ nachdem er eingeschlafen, zwei Eier ins
Bett legt, welche er dann am Morgen selbst producirt zu haben glaubt. Als er
demnächst sich auf die Arbeit begibt und er dem ihm begegnenden Verlierer
jenes Beutels auf deßen Befragen sich als Finder desselben zu erkennen gibt,
die Frau aber, zu welcher sie zurückkehren, dieß in Abrede stellt, bekräftigt
*) gaüot nur französisch sprechend (in der Bretagne, im Gegensatz zu breton-
nant, nur bretonisch sprechend); gälht hat im fem. gallaUe,
230 LITTEBATÜR: PAUL ßÖBILLOT, LE8 L1TTÄRATURE8 POPULAIBES etc.
j
ener seine Auesage dadurch, daß er den Beutel an dem Tage gefunden zu
baben behauptet, wo er iwei Eier gelegt und es Buttermilch geregnet habe
(seine Frau hatte nämlich damals dergleichen auf den Hof gegoßen)* Als er
dieß h5rt, hält der Verlierer ihn für nicht recht bei Sinnen und geht seines
Weges. — S^billot ▼erweist hierzu auf die Anmerkungen zu Miss Maive Stokes,
Indian Fairy Tales 'Foolish Sachüli', wo unter andern Reinh. Köhler zu Laura
Gonzenbachs Sicilianische Märchen Nr. 37 ^Giuf&' angeführt ist. — Femer er-
wähne ich das Märchen 'C'est nous antres, Messieurs', ähnlich der Nr. 120
bei Grimm HKM. 'Die drei Handwerksburschen ; sowie das folgende *Le fia
Voleur ähnlich der Nr. 189 ebend. Dat Mäken ron Brakel'; jedoch nur in
der Einleitung (in letsterem Märchen heißt es: ,, Dat Mäken awerst meinde dat
Marien Kinneken, dat bie de Mudder Anne steiht, hedde um dat to ropen, da
wer et beuse nn reip: pepperlepepp, dumme Blae, halt de Schnuten, un lat
de Mohme küren'; in dem bretonisehen : „Tais-toi, petit babillard! s'öcria la
bonne femme, qui crut que l'enfant J^sus lui r^pondait, tais-toi et laisse ta
möre dire).'' Aach in einem sicilischen Märchen (bei Pitrö, Fiabe etc. Palermo
1875. III, 828 *Lu viddanu santocchiu ) antwortet der hinter dem Grucifiz Ter-
steckte Küster, so daß der Frager über die ungünstige Antwort ganz erbost
wird und ausruft: „Und auch du hängst hier am Kreuze, wegen der hosen
Zunge, die du hast.*^ — Der erste Theil von 'Le Pr6tre qui n'a pas de chance'
entspricht Grimm 's Nr. 77 'Das kluge Gretel*; s. dazu Oesterley zu Pauli*s
Schimpf und Ernst c. 864; füge hinzu Pitr^'s Fiabe no. 175 'Lu Burgisi e li
Prfdicaturi.' — Der dritte Abschnitt enthält 'Les Diableri es, Sorcelleries
et Histoires de RcTenants', darunter p. 197 ff. 'Les deuz Fiancös', wozu
S^billot auf Bürger*s Lenore verweist: s. auch mein 'Zur Volkskunde' S. 196 f.
— Der vierte Abschnitt umfaßt Contes divers, worunter St. Antoine
portier du Paradis , weil dieser Heilige nämlich wegen eines Versehens des ge-
wöhnlichen Himmelspförtners diesen eine Zeitlang ersetzt, jedoch darüber sehr
mürrisch ist, weil ihn das wohlbekannte kleine Schwein nicht begleiten darf,
so daß er einen alten Pfarrer sowie eine barmherzige Schwester nicht in das
Paradis eintreten läßt. Einen ungebärdigen, zu Roß ankommenden Artilleristen
jedoch hält er nicht auf, da er Furcht vor ihm hat. Da kommt der Priester
auf die Idee, die Nonne auf alle Viere niederknieen zu laßen und dieselbe zu
besteigen, worauf er mit heftigem Pochen Einlaß begehrt, was er auch erlangt,
nachdem er dem öfinenden Heiligen auf dessen Frage, wer er sei, geantwortet:
«Ein Artillerist, tausend Bomben und Granaten !" Der Heilige aber schloß dann
wieder die Pforte und brummte in den Bart: »Wird denn heute eine ganze
Schwadron hierherkommen?^ Der Verf. hat diesen Schwank ganz vortrefflich
erzählt. — Der fünfte Abschnitt 'Contes des Marins et Pdcheurs'* ent-
hält nur zwei Erzählungen, von denen eine überschrieben ist: 'Les Jaguens k
Tauberge*, wozu bemerkt ist: »Les Jaguens sont les habitants de Saint Jacut
de la Her, arrondissement de Dinan : ils sont presque tous marins, et sur tont
le littorali les contes ei!i les Jaguens jouent un r61e sont nombreuz et tr^s-
populaires. Mais il ne faudrait pas condure des divers aventures dont ils sont
les h^ros qu'ils soient les B^otiens de la Haute-Bretsgne etc.'' Auch in dem
vorliegenden Schwank spielen zwei Jaguens die Rolle unserer Schildbürger oder
sieben Schwaben, sehen ein blühendes Flachsfeld für das offene Meer an und
springen hinein, um sich zu baden, (s. mein Buch 'Zur Volkskunde' 8. 115);
LITTEaATUR:^PAUL'8i;BILL0T, LES LlTT^SBiLTUBBS POPULAIRBS eto. 231
kehren dann in einem Wirthshans ein, wo man ihnen, ohne daß sie et merken,
den Abtritt als Nachtlager anweist and sie ihre Kleidungsstücke über Kaeht
in dem KofiFer aufbewahren, dessen Deckel aus einem runden Brett besteht
Am Morgen sind dieselben so lief hinuntergesnnken , daß einer der beiden
Jaf^ens sich hinunterlaßen muß, um sie wieder heraufsuholen, wobei er sieh
in die H&nde spuckt, um sich fester lu halten, dafür aber gans in die Tiefe
fällt (s. meine Bern. Gkrman. 14, 390), so daß er erst mit Hilfe seines Käme-
Twäen ganz schmutsig und übelriechend wieder herauskommt. Schließlich ver-
mogen sie nicht sich su e&hlen, und dieß gelingt ihnen erst, nachdem die Magd
ihnen zugerufen: „Qu*est-ce que vous faites 1& tous les deuz (cf. German.
26, 118 f. tto. 83, wo statt 'Sieben Schwaben zu lesen ist 'Laienbuch')« —
Wir kommen nun zur zweiten Abtheilung der yorliegenden Arbeit (Lieder,
RStfasel u. s. w.) und deren ersten Abschnitt Les Chansons', in Betreff
deren Söbillot bemerkt: „Si Ton juge par oe qui a Heu dans le pa3rs gallot,
les chansons populaires d'aotrefois sont en train de disparaitre, et il est grand
temps de recueilUr Celles qui restent eneore** u. s. w. Dergleichen Auffbrde-
mnf^en, zu sammeln, so lange noch Zeit ist, erschallen von allen Seiten, und
zwar in Bezug auf alle Arten von Volksfiberlieferungen, Lieder, M&rchen u. s. w.,
hinaichtlich welcher letzteren der Verf. früher schon gesagt hat: 'N6 en 1848,
j*ai d^jk constat^ que des contes couramment racont^ dans mon enfance, e-
qae toates les femmes savaient, ne se retrouvent plus aujourd'hui, et je n'at
pa, malgrä des recherehes obstin6es, m'en procurer que des rersions i demis
efißacdes: sonvent des personnes iig^es m*ont cite des fragments de contes qu*eUei
affirmaient aToir entendu conter jadis et qu'alors toot le monde savait d'un bout
k l'autre." Was die Volkslieder betrifft und in welchem Maße sie trotz ihrer
oft erstaunlichen Langlebigkeit dennoch häufig verloren gehen, erhellt a. B. aus
Svend Grundtvigs Angabe, wonach in Dänemark in ungefähr dreihundert Jahren
(die älteste dänische Liederhandschrift ist nämlich vom J. 1 650) fdnfundachtsig
Lieder aus dem Volksmunde verschwunden sind, und daß, seitdem er für den
Zweck seines großen Werkes (Danmarks gamle Folkeviser) einen öffentlichen
Aufruf zur Sammlung alter, mündlich überlieferter Volkslieder erließ, er in Folge
dessen im Laufe von siebenundzwanzig Jahren von 170 Personen etwa nur 130
solcher Lieder zugesandt erhielt. Doch darf man nicht ermüden und der Zulall
thut oft viel; denn so geschah es^ daß durch die Bemühungen eines einzigen
Mannes, eines Schullehrers, innerhalb dreier Jahre (1868 — 1870) in einem
kleinen Umkreis und vorzugsweise in einem einzigen Kirchspiel JüÜands nicht
weniger als 150 alte Lieder aus dem Volksmnnde aufgezeichnet worden sind,
darunter 75, die sonst nicht mehr in der dänischen Tradition der Qegenwart
vorhanden sind, und 14, die verschiedene, bisher in Dänemark ganz unbekannte
Stoffe behandeln, und alles dieß im Ganzen genommen, in reinerer und echterer
Überlieferung, als sie an irgend welchen anderen Stellen des Landes anzutreffen
ist. Diese Umstände sind wohl dazu angethan, den Eifer der Sammler lebendig zu
erhalten und sie anzutreiben, auch in den entlegensten Winkeln nachzuforschen.
Zu der vorliegenden Sammlung zurückkehrend, erwähne ich von den Liedern
'La Servante du Meunier, wo es unter anderm heißt: „11. Si ton coeur empörte
le mien — Nous coucherons ensemble — 12. Dans un beau lit carr^ -^ Gkmi
de roses blanches ; — 1 3. Et aux quat' coins du lit — Quatre belies pommes
d'orange; **^ 14. Et au milieu du lit — Le rossignol 7 chante.'' Hier be-
232 UTTERATÜR: PAUL SÄBILLOT, LE8 LITTÄBATURES POPÜLAIRES etc.
gei^nen wir also der Nachtigall wieder, die wir schon aus v. d. Hageos G«-
sammtabenteaer Nr. 58 'Das Rädlein V. 459 ff. kennen, wo es heißt: ^Dö
sprach aber diu guote: — mir was in mtnem muote, — Die wile ich den
Tröuden lebte, — wie ich in den lüften s webte.' — An des spiles ende —
d6 greif sie zuo der wende — Unde erwischte cwd nahtigal — die bäten also
lüten schal, — Als &^ wer in dem meijen." Vgl. auch noch Nr. 25 'Die
Nachtigall'. Noch erwähne ich unter den 'Chansons satiriques et gouaiüeuses'
ein Lügenlied (Chanson de mensonges)i über welche Liedergattung ich oben
(Bd. XXVI S. 119 f.) gesprochen. — Der zweite Abschnitt enthält 'Eres
Devinettes, der dritte 'Les Formulettes, von welchen letzteren ich eine oder
zwei anführe. „On prend la main de Tenfant en lui touchant chaque doigt I'an
apr^ l'autre, et en disant: 'Poucette — Benrrette — Mattre doigt — Capitaine
— Et petit doigt'.^ Vgl. Rochhols Alemann. Kinderlied. S. 108 ff. 544. Fiedler,
Dessauer Volksreime S. 5. 24 f. Die oben angeführte Benennung des Zeigefingers
'beurrette' erklärt sich durch seinen in Bremen und Holstein gebräuchlichen
Spitznamen 'Botterlicker (Butter lecker). Warum aber der Goldfinger 'capitaine'
heißt, weiß ich nicht zu sagen. Von den Lerchen heißt es: „Les alouettes disent
quand elles volent bien haut: 'Ouvrez moi la porte du paradis. — Je ne p^cherai
plus(ter).' Quand elles sont descendues, elles disent: 'Mille diables, que j'etas
haut!' Yar. Quand elles sont en haut: 'Je ne jurerai p'u8.(ter)'. — 'Je jurerai
cor.' (t er) disent elles quand elles sont revenues sur terre.^ Vgl. oben Germ.
XXVI, 125 (zu Rolland p. 209). — Der Tierte Abschnitt enthält 'Les Pro-
Terbes et Dictons. Unter den Redensarten wird angeführt: 9)Couper comme les
genottx d'une nonne^, was man von einem schlechten Messer sagt. V7o ist hier
das tertium comparationis ? Ferner: „V'lä le diable qui bat sa femme. — II fait
du soleil et de la plnie.^ Gleiche Redensarten finden sich bei uns, in der Schweiz,
in England u. s. w.; s. Zur Volkskunde S. 494. — Der fünfte und letzte
Abschnitt handelt von L'Esprit k la Campagne' in dreierlei Beziehung : I. Propos
sur les prdtres et Propos de catöchisme; II. Propos rnstiques; III. Les mentiries.
Hier eine Probe aus Nr. I: „Un h^ritier ^tait all^ au presbytöre pour savoir
combien lui coüteraient les messes qu*il voulait faire dire pour le defunt. —
^Combien les messest demanda-t-il. — *Trente sons.' — *Et les ▼öpres?' —
Xes Tdpres sont pour rien. — 'Alors dites les röpres.'" — Aus Nr. II:
„Jean M^nar monta sur son ftne et il tenait & la main un fagot. — L'ftne
se trouvait eharg^ et se plaignait k sa fa^on. — 'Commentl' lui dit son maitre,
'tu geins, bougresse^ et c'est moi qui porte toutf** Über Nr. III bemerkt der
Verfaßer: „Les mentiries ou jeux de mensonges sont une sorte d'amusements
qui consiste k raconter des histoires sans queue ni t^te, ou des aventures in-
▼raisemblables .... C'est, comme le disait un de mes conteurs': *k qui mentira le
plns.^ Diese mentiries' und die Lügenlieder gehören also gewissermaßen zu-
sammen. Hier eine Probe: „Une fille disait: J'ai vu un chien enraig^ Ik-bas
qui mordait dans la terre et regardait en haut; il avait la quore [queue] aussi
longue que mon bras et Tavait ^court^e au ras du cu.^**
Aus dem Mitgetheilten wird man zur Genüge erkennen, daß der vor-
liegende erste Band der Litt^ratures populaires' des Anziehenden und für die
Volkskunde Wichtigen gar viel enthält und daß man der Fortsetzung des
Unternehmens mit großem Verlangen entgegensehen muß.
LÜTTICH. FELIX LIEBRECHT.
LTTTERATÜBI: HEBM. PAUL, ZUR NIBELüNGBNPRAGB. ^3^
Zur Hibelangenfirage, tod Hermann Paul. Halle a/S. Max Niemeyer. 1877.
8^ 118 8. (Sonderabdmck ans Paul und Branne's Beiträgen, Bd. HI.)
Im 24. Bande dieser Zeitschrift habe ich den Versuch gemacht, die geist-
rdcbste, scharfsinnigste und tiefgreifendste Hypothese zu widerlegen, welche seit
Lachmann (und Tielleicht ihn mitgerechnet) vom atomistischen Standpunkt aus
über die Nibelungen aufgestellt worden ist. Dießmal habe ich über keine neue
Theorie zu referireU} wohl aber über eine vortreffliche Kritik einer der wich-
tigsten Nibelungen hypothesen. Das Torliegende Werk will nichts anderes sein,
als eine kritische Prüfung der Theorie von Bartsch, und es ist in der That die
erste gründliche Kritik, besiehungsweise Modificatiou; welche dieser Theorie
widerfahrt
Bartsch's „Untersuchungen^ haben, soweit nicht eine total gegnerische
Auffassung des Sachverhalts ein rein ablehnendes Verhalten gegen sie eingab,
im Prineip sehr vielen Beifall gefunden, zugleich jedoch bei Vielen — so werde
ich wohl sagen dürfen — * hinsichtlich einzelner Punkte, insbesondere hinsicht-
lieh der Consequenaen, bis zu welchen gewisse Resultate verfolgt waren, Zweifel
erregt; Niemand aber hatte bisher diese Zweifel in eingehender Ausführung
begründet. Paul hat das nunmehr gethan. Er hat die wichtigsten Punkte aus
Bartsch's Theorie herausgegriffen und einer genauen Untersuchung unterworfen.
Es sind ungefähr die nämlichen Punkte, welche auch schon von anderer Seite
Widerspruch oder doch Zweifel gefunden hatten; und wenn ich auch in Be-
zifthung auf einen dieser Punkte — die Stellung der Handschriftengruppe J*
— gar nicht, in anderen wenigstens nicht in der vollsten Consequenz mit PauVs
Resnltaten einverstanden sein kann, so glaube ich andererseits mit der Be-
hauptung nicht zu weit zu gehen: Paul hat das Verdienst, denjenigen Theil
von Bartsch's Resultaten, welcher sicher steht und stehen wird, durch eigene
Betraehtungen befestigt zu haben, während er das Unhaltbare in Bartsch's
Theorie, welches auch den principiellen Gegnern derselben am meisten Angriffs-
punkte geboten hat, von dem Feststehenden getrennt und — was besonders
wichtig — gezeigt hat, daß das eine nicht unabweisliche Consequenz des andern
ist. Wenn er dabei im Einzelnen wieder zu weit gegangen sein mag, so kann
das dem Qesammtwerthe seiner Arbeit als einer ebenso gründlichen und scharf-
sinnigen, wie unbefangenen und vomrtheilsfreien Untersuchung keinen Ein-
trag ihun.
Ich werde den Gedankengang Paulis kurz darlegen und, ohne mich bei
allen Einzelheiten aufzuhalten, da und dort bekräftigende oder bestreitende
Anmerkungen einwerfen«
Ganz unbedingt schließt sich Paul an Bartsch an in seinem ersten Ab-
schnitt, in welchem er Bartsch's Beweise für die Inferiorität der Handschrift A
durch die Widerlegung der Versuche zu stützen bemüht ist, welche seit Bartsch's
Untersuchungen zur Rettung von A gemacht worden sind. Daß er dabei zuerst
auf Seh er er' 8 bestechende Ausführung in den „Deutschen Studien ** zu reden
kommt, ist naturgemäß gegeben durch Zeit und Wichtigkeit derselben, sowie
durch die autoritative Geltung, die sie (wie kaum anders zu erwarten) bei den
Anhängern der Liedertheorie gewonnen hat. Scherer's Hypothese ist von Paul
mit so unwiderleglicher Schärfe und Klarheit zurückgewiesen worden, daß ich
mich der Aufgabe enthoben achten kann, allen Einzelheiten seiner Kritik nach-
zugehen.
231 UTTEEATUB: mSBM. PAUL, ZUR NIBC^UNOENFBAOE.
Paul wendet sich in erster Linie gegen die Sehererisehe Theorie von der
Urhandschrift von 7 Qaatemionen und 51 Langseilen auf der Seite; und dieser
Theorie zaliebe ist überhaupt die ganze Ausfahrung Scherer *s gemacht worden '*') .
Der wichtigste und entscheidendste Einwurf, den Paul gegen dieselbe gemacht
hat| ist der, daß eine Handschrift, die ganz oben auf der ersten Seite angefaulten
und ganz unten auf der letzten geschloßen hätte, deren Schreiber also weder
etwas ausgelaßen noch auch einmal zu einer Strophe mehr Raum als zu der
anderen gebraucht haben dürfte, nach unseren Kenntnissen von Handschriften
unerhört und undenkbar ist. Man könnte in der That versucht sein hinzuzuaetsen,
hier liegt eine ähnliche Verwechslung mit modernen Drucken vor, wo man —
wenn man will — so etwas machen kann, wie sie in der höheren Kritik der
Liedertheoretiker mit modernen Diehterwerken zu Tage tritt. Paul hat aber
nicht versäumt^ die reine Zufölligkeit jener Zahl, aus der Scherer seine sieben
Quatemionen gemacht hat, hervorzuheben. Es können (und müßen fast bei
einer großen Anzahl von Werken der Wahrscheinlichkeit nach) solche Zahlen
oft genug durch einfachen Zufall herauskommen. Paul hat die Nibelungen-
recension B* (ohne die Plusstrophen von J*) angeführt, in welcher Nibelungen
und Klage zusammen 11696 Langzeilen haben; also eine Urhandschrift von
17 Quaternioneui die Seite zu 43 Langzeilen. Man braucht nicht sehr lange
zu suchen, um ähnliches zu finden. Die Klage hat nach A 2160 Langzeilen;
darin hat schon Lachmann 141 X ^^ Kurzzeilen, Scherer aber (D. Studien,
L Wiener Sitz.-Ber., phil.-hist. Classe, 64, S. 308) 47, Quatemionen zwei-
spaltiger oder 9 einspaltiger Seiten gefunden; schade^ daß die 30 nun einmal
canonisch sind, man könnte sonst ebensowohl 16 X ^^^ Langzeilen darin finden,
d. h. 3 Quatemionen mit zweispaltig geschriebenen Kurz- oder einspaltigen
Langzeilen, die Seite zu 45 Zeilen; eine von beiden Erklärungen muß aber
doch jedenfalls als zufällig auch falsch sein! Gottfried*s Tristan hat mit W^g^
laßung der zwei letzten Verse (ic& cUte in wunderlicher klage mMu jdr und
mlne tage), welche nicht in allen Handschriften überliefert und schon dadurch
verdächtig sind, 19552 Kurzzeilen, also 13 Quatemionen, die zweispaltige Seite
zu 47 Zeilen ; und hier wird der Zufall doch unbezweifelbar sein, wiewohl ich
dem kritischen Scharfsinn hypothesenlustiger Entdecker damit nicht vorgegriffen
haben will. — Paul macht überhaupt geltend, daß eine solche Vertheilung der
Zeilen eines Werkes auf Quatemionen „vielleicht nicht selten möglich^ sei.
„Es ist dazu nöthig, daß die betrefiende Zahl durch 32 theilbar ist und daß
der durch die Theilung entstehende Quotient | sich in ein Prodact aus zwei
Zahlen zerlegen läßt, deren « eine weder zu groß noch zu klein ist, um als
Zeilenzahl einer Spalte gelten zu können. ]| Bedenkt man, daß die Zeilenzahl
einer Seite sehr großen Spielraum hat, daß dieselbe vielleicht zwischen 20 und
80 schwanken msg und daß auch die häufiger vorkommenden Zahlen sich immer
noch von 30 bis 60 erstrecken, so wird ein solches zufalliges Eintreffen nicht
gerade gar zu selten zu erwsrten sein.
*) Auf Henning's Kritik im Anzeiger f. d. A. lY, 46 ff. und auf Scherer^s Aus-
fall ebendort S. 106 hat Paul Beiträge V, 428 ff. in einem vortrefflichen, dem vor-
liegenden Werke zur Ergänzung dienenden Aufsatz „Nibelongenfrage und philologische
Methode" geantwortet, ivelcher nur hier kurs erwähnt sein mag, obwohl er aueh andere
Partien unseres Werkes vortheilhaft ergänzt
LITTERATUB: HEBM. PAUL, ZUB NIBELUNGENFRAQE. 235
Kurier als bei Scherer^s Versuch, die Ursprünglicbkeit toh A su erweisen,
hat sieh Paul bei denen Ton Conrad Hofmann nnd Henning aufgehalten^
nnd ich kann es mir ersparen, auf diese nebensächlichen Partien seines Werkes
überhaupt einzugehen.
. • *
Mit der Elimioirung von A als einer irgendwie maßgebenden Handschrift
bat Bartach den wesentlichsten Einwurf weggeschafft, der im Voraus gegen seine
Theorie erhoben werden konnte. So geht nun auch Paul su dem positiven In-
halte derselben über.
Mit vollem Recht trennt Paul das allgemeinste Besultat in Bartsch's Uuter-
sachungen, daß die Recensionen B* und C* unabhängig von einander aus einer
gemeinaamen Quelle stammen, sunächst von der speciellen Ausführung. Jenes
Besultat erscheint ihm durchaus als erwiesen, diese Ausführung nöthigt ihm
nun Theil, wenigstens in ihren weitesten Consequensen, Widerspruch ab; daß
sber jenes Resultat auch ohne diese Consequenzen stehen bleibt, daß lur Siche-
rung deeselben eben in Bartsch's Untersuchungen ▼ollständig genügende Funda*
mente Torhanden sind, ist, wie ich su Anfang berührte, das wichtigste Ergebnis
?on PauFs Kritik. Er weist Scherer *s kurz hingeworfene Einwände gegen jenes
Besuhat zurück. In der That würde der eine jener Einwände, Zs. f. d. A. 17,
566, zumal so kurz und so allgemein, wie Scherer ihn ausgesprochen hat, jede
Conjeeturalkritik, auch wenn sie mit den besten Mitteln arbeitet, ron yornherein
abschneiden. Der andere Einwand Scherer's aber, a. a. 0. S. 662, daß von der
älteren Gestalt des N. L. sich doch irgend etwas hätte erhalten müßen, ist
von Panl aufs treffendste durch die Bemerkung zurückgewiesen worden, daß
sich dasselbe von den Schererischen Liederbüchern mindestens ebenso richtig
ragen ließe. Richtig ist auch die folgende Bemerkung Paul's, daß Scherer's
Kritik auf Bartoch's um 1140 — 1150 angesetzte erste Gestalt des Liedes
immerhin beßer Anwendung finden dürfte, als auf eine, wie Paul annimmt,
weit später entstandene Originalfaßung des Gedichtes. Und das führt mich
weiter zu einem Punkte, wo ich Paol's These ebenso entgegentreten muß, wie
ich andererseits der Bartsch'schen Datirung 1140 — 1150 schon früher entgegen-
getreten bin (Forsch, ü. d. N. L. Seite 86 f. und 255 ff.).
Paul führt gegen die letztere Datirung verschiedene Gründe ins Feld.
Die Verwandtschaft mit dem höfischen Epos, die psychologische Detailmalerei,
die deutliche Ausprägung des höfischen Frauendienstes, die französischen Wörter
lollen dieselbe unmöglich machen, und weiterhin soll das Verhältniß von ge-
nauen und ungenauen Reimen, welches Bartsch für das Original annimmt,
nndenkbar sein. Den letzten Punkt werden wir unten wiederkehren sehen*
Was die übrigen betrifft, so gebe ich sofort zu, daß dieselben starke Wahr-
scheinlichkeitsgrunde gegen Bartsch's Datirung bilden. Ich selbst habe an das
Original von 1140 — 1150 nie geglaubt, weil mir in den ungenauen Reimen
des N. L. kein Grund für dasselbe zu liegen schien; in diesem Punkte gebe
ich also Paul vollkommen Recht. Anders, wenn er nun auch die Zeit von
1170 — 1180 für die zweite von Bartsch angenommene Gestalt des N. L. (für
mich natürlich die erste) verwirft und vielmehr deren Entstehung im letzten
Jahrzehnt des 12. Jh. zu erweisen sucht. Er meinte »daß die beiden Gedichte
(Nib. und Klage) kurz nach ihrer Entstehung, noch ehe sie in vielen Hm»
236 UTTERATUB: HEBM. PAUL, ZUB NIBELUNOENFRAGE.
verbreitet waren, amgearbeitet mirden''* Ob mit Paol's Datimng nicht schon
das Alter mehrerer Hsa., die bis an den Anfang des 13. Jh. znrückreicheiiy
schwer Tereinbar sei, muß solchen, welche die betr. Hss. gesehen haben, zur
Benrtheilung überlaßen werden, wiewohl ich sehr gut weiß, daß eine so
genane Bestimmung des Alters einer Hs., wie zu solchem Zwecke nöthig
wäre, ein höchst misliches Ding ist; immerhin ist der Zeitraum aach Ton
1190 an für die noth wendigen Zwischenglieder zwischen dem Original von
B* und 0* und einzelnen Hss., die von manchen noch ins 12. Jh., obschon
ohne sichern Anhalt, hinauf geriickt worden sind, etwas gar kurz. Die von
Bartsch hergestellten ungenauen Reime kann ich gegen die Zeit 1190 — 1200
hier nicht ins Feld fuhren, da Paul nachher eben zu beweisen sucht, daß
deren Zahl und der Grad ihrer Ungenauigkeit geringer gewesen sei, als
Bartsch annimmt. Hier kann ich nur ausfuhren, daß die von Paul angesogenen
Gründe gegen die Zeit von 1170—1180 durchaus nicht sprechen. Von den
psychologischen und cnlturhistorischen Momenten der Darstellung muß das Paul
angesichts der Ton ihm selbst citirten Eneit wohl sofort einräumen. Daß die
französischen Worter vor der Eneit und dem Grafen Rudolf nicht Torkommen, ist
für mich gleiehgiltig ; denn jene Gedichte fallen ja eben in den von mir wer-
fochtenen Zeitraum. Ich halte mich bei diesem Punkt etwas auf. Die Nibelun^^n
enthalten nach der Zusammenstellung 0. St eine r's (Germanist Studien II, 239 '^)
18 französische Wörter; dagegen der Arme Heinrich 2, Klage 3, Gregor 6,
Graf Rudolf 10, Iwein 19, Eneit 23, Gudrun 26, Erec 41, Gottfried*s Tristan
134, Willehalm 173, Parcival 184. Anders (und Tielleicht zum Theil ricbtigrer)
zählen wir, wenn wir rechnen, auf wieviel Verse je ein französisches Wort
kommt, wobei ich die Nibelungenstrophe etwa gleich 7, die Gudrnnstrophe
gleich 8 Kurzzeilen rechne: in der Klage auf 1578, Arm. Heinrich 765,
Gregor 425, Nibelungen 350—400, Gudrun etwa 800, Eneit 287, Iwein 283,
Gr. Rudolf (-f-) 100, Erec 91 ; von Wolfram und Gottfried sehe ich hier ab,
da sie außer jedem Vergleich mit diesen sämmtlich noch großen VerhiÜtaiß-
zahlen stehen. Was sagen diese beiden Zahlenreihen? Einmal daß wir von
Hartmanns Werken nach dem Erec absehen mfißen; denn abgesehen davon,
daß im A. Heinr. gar nicht, im Gregor nur ganz vorübergehend von ritter-
lichen Festen die Bede ist, somit in beiden der hauptsächlichste Anlaß zur
Anbringung französischer Wörter wegfällt, abgesehen davon zeigt sich in diesen
Werken ein absichtlicher Purismus, eine bewußte Umkehr von der Sprach-
mengung des Erec**). Auffallend ist die besonders geringe Zahl der Fremd-
*) Diese Zusammenstellung hahe ich dem Folgenden zu Grunde gelegt, da
eigenes Nachrechnen in so vielen Gedichten sich fEir meinen Fall kaum gelohnt hätte.
Wiewohl ich St*8 Aufsählungen nicht für unbedingt sieher halte — ich finde in den
Nib. 22 französische WOrter — , so wird wohl anzunehmen sein, daß er sich bei den
verschiedenen Gedichten in gleichem Maße geirrt habe, so daß ioh seine Ziüiilen immer-
hin werde verwenden können; z. B. im G afen Rudolf finde ioh auch ein Fremdwort
mehr als Steiner u. s. f.
**) Instructiy ist die verschiedene Stellung des Iwein in beiden Zahlenreihen.
Er hat weniger Fremdwörter, aber die wenigen verhältnißmäßig häufiger. Es ist, als
ob Hartmann im Erec in der ersten Freude des Schaffens, fast aus Eitelkeit mochte
man sagen, eine große Anzahl französischer Wörter hingeworfen hätte, viele nur so
geschwind einmal, wie um seine Bekanntschaft mit ihnen zu zeigen. Im Iwein ist er
weiser geworden : er verwendet weniger Fremdwörter, diese aber, da er sie mit gutem
Bedaoht ausgewählt hat, auch ohne Scheu, wo sie gerade passen.
LITTERATUR: HERM. PAUL, ZUB NIBELUNGENFRAGK 237
Wörter in der Klage; aber der ganxe Inhalt derselben läßt jene erklärlich
finden, und die Terbältnismäßige Kürze des Gedichtes gibt aaoh dem Zufall
etwas mehr Spielraum. Sehen wir also von diesen vier Gedichten ab, so finden
wir die Nibelungen im Gebrauch der Fremdwörter sparsamer als die Eneit und,
was noch wichtiger, sogar sparsamer als den Grafen Rudolf^ wenn wir dessen
genni^e Yerszahl bedenken. Ihre Versetzung zwischen 1170 und 1180 dürfte
also jedenfalls keinem Widerspruch von dieser Seite her begegnen. Gleich der
£rec neigt schon eine unTcrhältnismäßig größere Menge französischer Wörter.
Daß deßhalb die Nibelungen beträchtliche Zeit vor demselben gedichtet sein
mfißen, folgt daraus zwar noch nicht; vielmehr ließe sich gegen diesen Schluß
Paul • Bemerkung anwenden, daß französische Wörter in Werken, die aus dem
Fransosiachen fibersetzt sind, früher zu erwarten seien als in andern; immerhin
aber ut die mit Anlehnung an den Stil des N. L. und ohne französische Vor-
lage verfaßte Gudrun schon ziemlich reicher daran. Jedenfalls aber läßt sich
aus der Znsammenstellung von Nibelungen und Erec der Schluß ziehen, daß
jene ziemlich lange Zeit vor diesem verfaßt sein können. Wenn aber die
Nibelungen nicht mehr Fremdwörter haben als die Eneit und der Graf Rudolf,
so läßt sich die Möglichkeit^ daß jene Fremdwörter etwa jüngeren Ursprungs
wären, mit gar nichts erweisen^ da die Entscheidung dieser Frage wesentlich
eben ans diesen drei Gedichten selbst zu holen wäre. Haben die Nibelungen
10 Fremdwörter, welche in den beiden andern fehlen, so hat Graf Rudolf
8, Eneit aber 20; welche den Nibelungen mangeln. Ich wollte mit dieser Ans-
fuhrang bloß gegen Paul beweisen, daß von dieser Seite her für keines der
drei Gedichte eine zeitliche Priorität zu erweisen , somit die Entstehung der
Nibelungen am 1170 — 1180, zumal da das Original von B* und C* noch
einzelner, nur in je einer Bearbeitung erscheinender Wörter entbehrt haben
mag, durchaus nicht unwahrscheinlich zu machen ist; — es fragt sich aber,
ob man fiberhaupt diesem Beweismittel große positive Beweiskraft für eine
bestimmte Abfaßungszeit zutrauen darf. Der Gebrauch von Fremdwörtern ist
denn doch neben der Mode der Zeit auch dem Geschmack des Einzelnen unter-
worfen; und z. B. die jedenfalls nach dem N. L. fallende Klage hat ja weniger
französische Wörter als dieses.
Paul tritt nun den Gründen, mit welchen Bartsch seine frühe Datirung
der Nibelungen zu erhärten gedachte, näher. Wie bekannt, liegen dieselben
wesentlich theils in den alterthümlichCn Reimen, theils in der Sjnkopirung der
Senkungen.
Zuerst die Reime, denen böi Bartsch die entscheidendste Rolle für die
Genealogie der beiden Recensionen zugefallen ist. Bartsch ist von vornherein
geneigt, bei Abweichung im Reim ursprüngliche Reimfreiheit anzunehmen«
Dagegen fragt Paul, ob denn nicht ähnliche Abweichungen der Reime ^ wie
sie in den Nibelungen erscheinen, auch da vorkommen, wo an ursprüngliche
ungenaue Reime gar nicht zu denken ist. Und solche Beispiele findet er in
der That. Im jüngeren Titurel, wo Reimfreiheiten; die leichtesten abgerechnet,
onstatthaft sind, weicht in 27Q beiden Recensionen gemeinsamen Strophen das
erste Reim wort 2, das zweite 17, beide 18mal ab; zusammen 38 Fälle. Aber
auch im Nibelungenliede selbst weichen innerhalb der einzelnen Recensionen,
wo ein genauer Reim mit Sicherheit als ursprünglich angenommen werden kann,
einzelne Handschriften in derselben Weise von einander im Reim ab, wie die
238 LITTERATUR: HERM. PAUL, ZUR NIBELUKGENFRAGE.
ganzen BecenBionen, nur seltener; ebenso in der Klage. Im Nibe Inngenlied ut
das erste Beimwort in 46, das zweite in 105, beide in 89, in der Klage das
erste in 2, das zweite in 18, beide in 8 Fällen ge&ndert; und auch die Probe
hat Paul an mehreren Stellen gemacht, daß sich nach der Analogie von Bartsch's
Versnoben öfters ursprüngliche Assonanzen herstellen laßen. Und doch sind die
allermeisten dieser Abweichungen nicht durch formale, sondern durch sachliche
Gründe entstanden. A priori also wäre dieselbe Erklärung auch auf das Ver-
hältniß von *B und *C anwendbar ; es handelt sich nur darum, zu untersuchen,
ob hier nicht die speciell en Verhältnisse solche sind, welche auf die ursprüng-
liche Existenz ungenauer Beime hinweisen; und hiebei kommt Paul wieder
Bartsch's Ansichten weit näher.
Es ist Tielleicht überflüßig, darauf hinzuweisen, daß Panl's einschlägige
Ausführung ziemlich akademisch ist, daß Bartsch die Möglichkeit anderer Er-
klärung in andern Fällen gewiß nicht leugnen wollte, und daß alles auf die
Indifidualität des Falles ankommt Paul kann erwidern, daß er ja selbst sofort
im wesentlichen auf Bartsch's Besultate hinziele, daß er die genannten Parallelen
eben nur zu dem Zweck gezogen habe, um gegen Bartsch's allzugroße Neigung,
Beimabweichungen durch alte Beimfreiheiten zu erklären, die Nothwendigkeit
einer Individualisirung der Fälle darzuthun. Nicht versagen aber kann ich mir
die Bemerkung: Paul hätte nicht allein, wie er im Folgenden thnt, darlegen
sollen, daß und inwiefern die Beimabweichungen in den Nibelungen die An-
nahme alter Beimfreiheiten fordern ; sondern er hätte bemerken müßen, daß die
angeführten Vergleiche aus Gründen hinken, welche ohne die Untersuchung der
speciellen Verhältniße, wie er sie nachher anstellt, zu erkennen sind. Daß das
bei dem jungem Titurel der Fall ist, brauche ich nicht lange auseinander-
zusetzen ; an ursprüngliche Assonanzen ist ja hier nicht zu denken. Ajiders mit
den verschiedenen Nibdungenhandschriften. Paul hat hier einen Fehler begangen,
indem er die Abweichungen verschiedener Hss. von ihr^ Becensionen
zusammengezählt hat, statt nur je die einer einzelnen von ihrer Beeonsion,
bzw. die zwischen zwei einzelnen Hss. zu berechnen. Die Zahlen wären im
letzten Fall so niedrig geworden, daß er selbst wohl nicht damit hätte operiren
mögen.
Auf die Sache selbst hat dieser Einwand wenig Einfluß. Paul untersucht
sofort, ob nicht speciell im Nibelungenlied ein besonderer Grund für die An-
nahme ursprünglicher Assonanzen vorhanden sei. Das Mittel, dessen er sich für
diese Untersuchung bedient, ist, wenngleich seine Anwendung viel Vorsieht und
weiten Spielraum erfordert, jedenfalls als eines der sichersten und methodischsten
anzusehen: die Herbeiziehung der Zahlenstatistik und deren Verwerthung durch
Wahrscheinlichkeitsrechnung. Ist die Divergenz der Beime eben aus dem Be-
streben, die Beime zu ändern, hervorgegangen, so läßt sich keinerlei Wahr-
scheinlichkeit f&r absolute und relative Häufigkeit der Fälle finden, da die Zahl
der ursprünglichen Assonanzen selbst irrationell und zufällig ist Ist dagegen
jene Divergenz der Beime aus irgend welchen andern, nicht im Beim gelegenen
Gründen zu erklären, so werden sich durch Wahrscheinlichkeitsrechnung Zahlen
für das Zusammentreffen der ungenauen Beime und der Beimdivergenzen finden
Paul geht auf diese Weise vor. Die beiden Becensionen der Nibelongen
haben gewisse Ungenauigkeiten oder doch Freiheiten im Beim, welche ihnen
UTTERATUB: HERM. PAUL, ZUR NIBELUNQENFRAGE. 239
dnrebans gemeiD und daher als reine Beime ancasehen sind. Dahin gehören die
auch in andern Gedichten anstandslosen Bindangen an ; än^ sun : tuotif fmo : d6
(= duo), icA : ich, tn : in, Gtsdhir : wer*) ; außerdem die dem N. L. eigen-
thomliche Bindnng Hagene : degene.
Außer diesen als rein su betrachtenden Reimen haben beide Bearbeitungen
$a einer Anzahl Ton Stellen sweifellos ungenaue Reime, größtentheils beide die-
selben, nur nicht eben an den nämlichen Stellen.**)
Wie Tcrtheilen sich nun diese ungenauen Reime auf das ganze Gedicht?
Wenn sie zufällig, d. h. Ton den Bearbeitern bald hineingebracht, bald zufällig
w^gelaßen sind, so müßen sie sich auf die 4170 Reimpaare, die in B* und
C* gleich sind, auf die 206 — Sil 2, die mit einem, die 168, die mit beiden
Beimworten abweichen^ auf die 76 in den Plusstropfaen von B* und die 200
m den tou C* Jd* nach dem Verhältniß dieser Zahlen Tcrtheilen, also auf
jese 4170 etwa */.^, auf die andern 650 etwa Yt derselben fallen; ein ziem-
fidies Schwanken in den Zahlen wäre dabei wohl denkbar. Allein dem ist nicht
80. Vielmehr finden sich die ungenauen Reime nur da, wo die Recensionen im
Beim abweichen, und zwar mit einer Ausnahme nur da, wo bloß ein Reim-
«ort abweicht***); also auf 874 — 380 Reimpaare, Via ^^^^^t ▼ertheilt.
Durch diese Thatsache ist der Zufall ansgeschloßen ; die ungenauen Reime
müßen Ton den Bearbeitern entweder (natürlich zufällig) hineingebracht oder
(dann mit Absicht) beseitigt worden sein. Das letztere ist das wahrscheinlichere
imd gibt die einzige Erklärung, welche ein Motiv für die Abweichungen ent-
halt Die Klage, welche im wesentlichen dieselben Verhältnisse zeigt, bestätigt
dieses B«sultat. Wir sehen also Paul hier wieder ganz auf dem Boden von
Bartsch's Theorie«
Ist die hier reproducirte Beweisführung richtig? Ich glaube, sie ist un-
tnfeehtbary sobald die Zahlen für die Vertheilung der ungenauen Reime richtig
liod; und diese Frage hängt von der weitem ab, ob die als unanstÖßig aus-
geaehiedenen Beimfreiheiten (an : an u. s. f.) nicht doch unter dem gleichen
Gesichtspunkt au betrachten sind, wie die andern. Henning hat diesen Einwand
erhoben (Anz. f. d. A. IV 68 f.) und Paul darauf geantwortet (Beitr. Y 486).
Henning ist der Ansicht, daß mehrere nach Paul reine Reime ebenso gut als
nnreüi anzusehen seien wie die andern, daß zwischen ßruo : dd und G^imöt : tuot^
zwischen m : s€n und naht : beddhi, nm : tuon und wn : firum kein Unterschied
m der Ungenauigkeit j^ei ; daß brd/U : mäht und Kort : gehdrt in Plusstrophen
Ton C* vorkommen. Was die stärkste unter diesen Reimfreiheiten betrifft, so
hat Paul entgegnet, daß duo für d$ eine althergebrachte Form sei, die häufig
im Rdme gebraucht werde ; im Übrigen hat er mit der Entgegnung, daß Reime
mit consonantischer Ungenauigkeit in den gemeinsamen Stellen nicht vorkommen,
*) Letzteres Beispiel gehört nicht bisher; denn — her ist kurz und "wird nur
nnorganiseh verlängert, wie Slm^ n. ä. in der Cäsar etc.
**) Es ist überflüssig, P.*b Aufzählung hier zu controliren; ob ein paar Stellen
wegfallen oder hinzukommen, macht für das Qanze nichts aas.
***) Bas möchte ich noch mehr premiren, als Panl thut Würden bei Abwei-
ehong beider Reimpaare ungenaue Bindungen häufiger vorkommen, so könnte gegen
den Schluß auf Ursprüng^chkeit der Assonanzen eingewendet werden: warum wurde
denn zur Beseitigung der angeblichen Assonanz nicht blos ein Reim wort beseitigt? —
ein Einwand, der gegenüber der vorhandenen Mehrzahl der Fälle, wo nur eines be-
Nitigt ist, nicht gemacht werden kann.
240 UTTEBATUB: HERH. PAUL, ZOR NIBELUNOENFRAOE.
a l df i : tf o : 6f wn : twm auch sonst nichts ungewöhnliches seien, Henning's
Einwarf die Spitse abgebrochen. Es kann aber gefragt werden, ob dieser Ein-
wurf, auch wenn er richtig wäre, so sehr yiel bedeutet. Nehmen wir Paulis Re-
sultat vorauf, 80 ist es, falls die Bearbeiter unreine Reime inconsequent beseitigt
haben, gar nicht unmöglich, daß sie sehr leichte Reimfreiheiten auch dann
und wann beide beibehalten hätten, wie dieß in der Klage zweimal mit etwaa
schwereren geschehen ist (Paul S*414). Unter allen Umständen ist die
Zahl der in den 374 — 880 Reimpaaren, wo der Reim abweicht, vorkommenden
Reimfreiheiten gegenüber den in allen übrigen erscheinenden so unverhältnis-
mäßig groß, daß schon dieses Zahlenverhältnis den Schluß mehr als nahe
legen muß, den Paul daraus gezogen hat.
Haben aber die Bearbeiter wirklich ungenaue Reime des Originals be-
seitigt, so ist der Zufall nicht denkbar, daß jeder von ihnen bloß die beseitigt
hätte, die der andere stehen ließ. Vielmehr, schließt Paul mit vollem Rechte,
„daraus, daß im Liede keiner von den anstößigen Reimen sich in allen beiden
Bearbeitungen erhalten hat, haben wir das Recht, zu vermuthen, daß die größere
Menge derselben in der einen wie in der andern weggeschafft ist**. Ein be*
stimmt es Zahlenverhältnis dafür anzugeben ist nicht möglich; aber wir werden,
da gar kein Fall im N. L., in der Klage nur zwei vorhanden sind^ wo B*
und C* die Assonanz beide erhalten haben, gegen 10 — 20 Fälle einseitiger
Änderung im N. L., mehr als 10 in der Klage, wohl annehmen dürfen, daß
die bei weitem größere Anzahl der Assonanzen von B* und C* gemeinsam
beseitigt worden ist (s. u.).
Der Ermittlung von Wahrscheinlichkeitszahlen sucht Paul näher zu rücken.
Er findet, daß von den verschiedenen Möglichkeiten der Reimänderung nur eine
hinterdrein sicher erkannt werden kann : diejenige, daß der eine Bearbeiter das
eine, der andere das andere Reimwort geändert hat, insofern nämlich in diesem
Falle sich aus den überlieferten Reimworten eine Assonanz herstellen
läßt: aus B*** nam : geMom und C* dan : hegan z. B. läßt sich für das Original
nam : began oder dan i gezam herstellen. Die Fälle nun, in welchen durch
Kreuzung der Reimwörter von B* und C* sich ein ungenauer Reim herstellen
läßt, benutzt Paul zu einer neuen Wahrscheinlichkeitsrechnung. Er zählt bei-
spielshalber die Reime auf am und die auf an\ aus der Zahl ihres Vorkommens
muß sich eine Probabilität ergeben, wie oft bei reinem Zufall das Znsammen -
treflfen des Reimklangs am : am in der einen Recension. mit dem Reimklang
an : an in der andern zu erwarten wäre. Man kann diese Berechnung ver-
scheiden anstellen; nach der einen Rechnung findet Paul 1, 28 Fälle, nach der
andern nur 0,39 für dieses Zusammentreffen. Da dasselbe aber siebenmal vor-
kommt, so kann hier nicht reiner Zufall angenommen werden, sondern es maß
wenigstens die Mehrzahl dieser Fälle auf ursprüngliche Assonanz am : an
oder Oft : am zurückgehen.
Es ließe sich gegen Paul's Berechnung dieses und jenes einwenden.
Nicht zwar in dem Sinne, wie Henning dagegen opponirt hat (Anzeiger IV,
64 f.); aber man könnte einmal sich noch verschiedene andere Arten des An-
satzes denken, die zu verschiedenen Resultaten führen würden, wie auch die
verschiedenen Berechnungen Paul's sehr verschiedene Zahlen ergeben haben.
Man könnte z. B. sagen: wird Hagene : menege u. ä. gereimt, so kann das
Original auch Reime wie an : ant, an : anc, ant : anc, am : an enthalten haben.
UTTERITUB: HEBM. PAUL, ZUR NlBELUNGENFRAGE. 241
Die Beime auf ant sind nun im N. L. sehr häufig; ich fand anf demselben
beliebig gewühlten Räume 88 auf ant^ 82 auf an^ 6 anf am, 17 auf dn und
41 von an anf dn. Es findet sich an den 16 Stellen, wo Kreusung möglich
ist, von diesen verschiedenen Reimklängen nur der auf dn 1285, 3. 4 und
920, 3. 4, wo beide Male sich der Reim am : dn leicht und ohne Änderung her-
•tellen ließe. Der letzten Formel, welche Paul gebraucht, ließe sich für diese
Beimbindung folgende gegenüberstellen. Ist unter 167 Reimen der auf am
l,22mal in jeder Recension zu erwarten, so wird es der auf dn, wenn man nur
17 ^^ 1 22
reine Bindung annimmt, = — ^ = 4,15, wenn man dagegen die mit an
5
fl7 -4- — ) V 1 22
ingleich suläßt, V ^ a/ /^ > -. 9^iönial sein*). Diese Zahlen ergeben
5
far das Zusammentreffen mit einem Reim auf am folgende Brüche;
(4 X 4,15) + (4 X ^>15) ^ ^ 2
167
oder
(4 X 9,lö) + (4 X 9,15)
= 0,43.
167
Also allerdings Zahlen, die ebenfalls unter den wirklichen sind. Nicht
aber wäre das der Fall, wenn wir das wahrscheinliche Zusammentreffen s. B.
ron an und ant berechnen wollten. Ein Reim auf ant wäre auf 167 Reimpaare
88 X 1>22
= 21,45mal zu erwarten, also das Zusammentreffen mit einem auf an
(27 X 21.45) + (26 X 21,4&) _ . „ ..
— _ 6,8mal;
dasselbe kommt aber gar nicht vor. Hier steht also die durch Wahrschein-
lichkeit errechnete Zahl über der wirklichen. Allerdings kann Paul sagen
(ond ich wäre gar nicht abgeneigt, ihm darin beizustimmen): der Umstand,
daß der sonst so häufige Reim auf ant in den 16 Fällen gar nicht, häufig
sber die sonst weit selteneren auf am und an vorkommen, beweist eben für
die Ursprfinglichkeit dieser Assonanz ; der Dichter hat eben keine Reime an : ant
verwendet. Allein diese Beweisführung läuft der von ihm gebrauchten Wahr-
scheinlichkeitsrechnung direct entgegen, und es zeigt sich, wie vorsichtig man
mit dieser sein muß.
Noch eine andere Frage könnte aufgeworfen werden: ob denn wirklich
auch das Material genügend sei? Bei so kleinen Zahlen wie 1,28 oder 0,39
gegen 7 kann man nicht so frischweg wie bei größeren mit dem relativen
Größen Verhältnis rechnen, sondern muß auch das absolute berücksichtigen und
bedenken, daß ein mehr oder weniger von ein oder zwei zufälligen Vorkomm-
nissen das relative Verhältnis total ändert.
*) Die Zahl 41 mußte mit 2 dividirt werden, weil, wenn eine Recension an : dn,
die andere am : am hat, hlos in der einen Hälfte der Fälle die Krenznng zu am : du,
in der andern die zn am : an geschehen kann. Nimmt man dazu, daß der Versschluß
sof an häufiger ist als der anf dn, so hätte statt mit 2 auch mit einer entsprechend
größeren Zahl dividirt werden können; das Resultat hätte sich aber nur wenig geändert
OKBMABU. Neue BeUie XY. (XXYn.) Jelirg. 16
242 LITTEfiATUß: HEBM. PAUL, ZUB NIHELUKGEMFRAaE.
Wenn ieh aber Paars matbematUcher BeweiBfQbrung minderes Gewicht
beimeße, so stimme icb binsicbtiich der Annabme ursprünglicher Assonanzen,
wo sie durch Ejreuzung herzustellen sind, dennoch mit ihm überein. Mich be-
wegt dasu nicht allein die besonders bei selteneren Reimklängen wie uoc, uot, öt
doch unverhältnismäßige Häufigkeit dieser Möglichkeit; der Zufall wäre hier
immerhin nicht ausgeschlossen. Wichtiger scheint mir, daß die Kreuzung in
allen 16 Fällen möglich ist ohne irgend eine Änderung des Textes; höchstens
ist es dann und wann erforderlich, statt einer anderthalb Zeilen aus einer Be-
arbeitung zu nehmen, woran nichts hindern kann*). Das ist doch bei einer
Menge von 16 Fällen für die Annahme des Zufalls zu viel; dieser oder jeoer
Fall mag ja zufällig sein^ aber beweisen wird sich das nicht lassen.
Die Bemerkungen, welche Paul über das Verfahren Bartsch's bei der
Reconstruction des durch Kreuzung herstellbaren Originals macht, zielen darauf
hin, die von Bartsch dabei angebrachten Änderungen als überflüssig zu er-
weisen (s. die letzte Note). Ich kann sie hier übergehen.
Paul geht über zu den weit häufigeren Fällen, wo ein Reimwort in B*
und C* gleich, das andere verschieden ist. Er findet, indem er der Zählung
Bartsch*s noch etliche Stellen beifugt, 142 Stellen, wo das zweite, 55, wo das
erste Reimwort abweicht. Fast für alle diese Stellen hatte Bartsch die Beseitigung
einer ursprünglichen Reimfreiheit angenommen. Darin tritt ihm nun Paul ent-
schieden gegenüber. Seine Calculation ist folgende : Wenn zwei Bearbeiter eine
Assonanz durch Änderung eines Reimwortes beseitigen, und angenommen wird,
daß beide gleich oft das erste Reimwort ändern wie das zweite, so folgt dar-
aus mit ebensoviel Wahrscheinlichkeit, daß beide dasselbe, wie daß beide ver-
schiedene Reimwörter ändern. Haben sie also in 197 Fällen das gleiche
Reimwort geändert, so werden sie auch in 197 Fällen der eine das eine, der
andere das andere geändert haben, es wird also 197mal Kreuzung möglich
sein. Da diese aber bloß 19mal**) möglich ist, so wird auch in den 197 Fällen
nur etwa 19mal die Beseitigung einer alten Assonanz anzunehmen sein; also
ist bei weitem der kleinste Theil der Abweichungen auf ursprüngliche Asso-
nanz zurückzuführen,
Diesen Schluß halte ich für einen gründlichen Fehlschluß. Es ist nicht
richtig, daß nach dem Gesetze der Wahrscheinlichkeit die Änderung des näm-
lichen und die verschiedener Reimwörter gleich oft zu erwarten sei. Viel-
mehr wird weit häufiger dasselbe Reimwort geändert werden. Denn 1. wird
in vielen, ja den meisten Fällen das eine Reimwort leichter zu ändern sein
als das andere, und das ans verschiedenen Gründen; es werden also die
Bearbeiter sehr oft fast nothwendig in der Wahl des Beizubehaltenden und
des zu Verändernden zusammentreffen***). 2. wird die Änderung des zweiten
*) Bartsch, Unters. 13 — 16 hat allerdings verschiedene Änderungen vorgenommen,
deren einige Paul im Folgenden als überflüssig zurückgewiesen hat. Nothwendig ist
gar keine; verwerfllich mehrere deshalb, weil sie mit parteilicher Vorliebe für sjn-
kopirte achte Halbzeilen gemacht sind; anch alterthümliche Wortformen hat Bartech
unnOthigerweise in den Text (gesetzt.
**) Paul hat EU den 16 Fällen noch 1424, 1. 2; 1618, 3. 4; 2040, 8. 4 hinzu-
gefügt, wo zur Herstellung der Assonanz erst ein Beimwort in seiner Form geändert
werden muß.
***) Nur ein ganz zufällig gewähltes Beispiel: 626, 7. 8. Falls, was ich nicht
untersuchen will , Bartsch^s Reconstruction halt : vani richtig ist, so konnte das Wort
LIETERATUR: HERM. PAUL, ZUR NIBELUNQENFRAOE. 243
Reimworts häufiger stattfinden als die des ersten, wof&r nicht allein das Gesetz
der Trägheit, psychologisch gefaßt, spricht, sondern auch die Betrachtung, daß
der Schreiber oft die erste Zeile wohl schon geschrieben hatte, als ihm die Ände-
rung der zweiten betfiel. Das Zahlenverhältnis 142 zu 55 gibt dieser Betrach-
toDg Recht, man mag nun willkürliche Änderung in einer Bearbeitung oder
£otfernung einer Assonanz in beiden annehmen.
Dieses Zahlenverhältnis hat denn Paul auch berücksichtigt und so in.
eiDer weiteren Berechnung herausgebracht, daß neben den 142 und 55 Fällen
176, 75 Fälle der Kreuzung, also neben den 19 Fällen der Kreuzung nur
15, 26 statt 142 und 5, 91 statt 55 zu erwarten seien, also zusammen 21, 17.
Damit hat er zwar den unter 2. vorgebrachten Einwand beseitigt, der unter
1. aber bleibt bestehen.
Für die Fälle, wo beide Reimwörter abweichen, ohne daß Kreuzung
möglich wäre, läßt sich keinerlei Berechnung anstellen. Recht wird Paul mit
der Bemerkung haben, daß in diesen Fällen ursprüngliche Assonanz im Ver-
hältnis zu ihrer Anzahl nicht häufiger anzunehmen sein werde, als bei Gemein-
samkeit eines Reimwortes, Paul kommt also zu dem Schluße, daß sich „für
das Original des N. L. günstigsten Falls immer nur ein geringer Procentsatz
TOQ ungenauen Reimen ergebe, viel zu wenig für ein Gedicht aus dem fünften
Decennium des 12. Jahrhunderts, auch wenn man die ganz willkürlich angenom-
mene Bearbeitung um 1170 zugeben wollte".
Ehe ich weiter gehe, ein paar Worte. Ich muß zugestehen, daß ich in
der Annahme alter Assonanzen auch durchaus nicht so weit gehen will, wie
Bartsch, daß ich manche seiner Reconstructionen für unberechtigt halte und
es für seltsam, ja unerhört erachten müßte, wenn der Zufall gar nie sein Spiel
getrieben haben sollte« Allein daß der alten Assonanzen doch mehr gewesen
sein werden als Paul annimmt, geht nicht nur aus meiner vorigen Ausführung
hervor: Paul hat sich mit seiner früheren Aufstellung, daß die größere Menge
der Assonanzen entfernt worden sein müße (Seite 417), hier in einigen Wider-
iprach verwickelt. Die durch Kreuzung hergestellten Assonanzen sind 19; daraus
berechnet er für die Fälle, wo ein Reim wort abweicht, 21, und für die 151,
wo beide abweichen ohne Möglichkeit der Kreuzung, würden sich demnach
höchstens 16 ergeben, zusammen 56, was aber nach Paul zu viel sein wird,
da auch unter den 19 suflUlige sein können. Wörtlich genommen sind aller-
dings auch 50 mehr als die 10 — 20 erhaltenen Assonanzen; allein die obige
Beweisführung Paulis schien, wie ich oben angedeutet habe, auf weit größere
Verhältnisse zu deuten.
Weiterhin wendet sich Paul gegen den Grad der von Bartsch angenom-
menen Assonanzen , und hierin kann ich ihm fast durchaus beistimmen. Er
sagt: „nur solche Reimarten sind für das Original gesichert, die noch in einer
von beiden Recensionen erhalten sind , einigermaßen auch die , welche sich
durch Kreusung herstellen lassen." Man wird zwar die Annahme kaum wider-
legen können, daß die Bearbeiter, wenn sie die Mehrzahl der Assonanzen be-
seitigten, wohl gerade die stärksten beide beseitigt haben dürften; allein dar-
auf gestützt nun irgend eine unbezeugte Assonanz wirklich einzusetzen, dazu
hau viel eher geändert werden, wie B* und C* gethan haben, als das andere Reim-
wort, weil die Reime auf vani viel häufiger sind als die auf baU,
16*
244 LITTESATUR: HEBM. PAUL, ZUR NIBELUKOENFRAGE.
hat man kein Recht, weil keine Nothignng; und chronologische Schlüge dürften
ans solchen reconstmirten Assonanzen vollends keine gezogen werden*).
Paul findet alle sicheren Assonanzen des N. L. auch in den andern
Volksepen, zum Theil auch bei Wolfram und dem Stricker, ja bei Walther.
Auch die alterthümlichen Formen im Reim findet Paul noch in späterer Zeit;
wenn er Superlative auf -öst im Alemannischen noch im 14. Jahrb. findet, so
konnte ich ihm solche noch in einer Hs. des 16. Jahrb. nachweisen.
Sehr dankbar muß man für die Kritik sein, die Paul an Bartsch's freien
Binnenreimen geübt bat. Ich hebe die Hauptpunkte heraus. Erstlich finden
sich eben solche im Ortnit, also einem zweifellos ins 18. Jahrhundert fallenden
Gedichte. Zweitens mußten solche schon durch bloßen Zufall in Y^^ oder mehr
aller Zeilenpaare entstehen, da es nur 15 Vocale und Diphthongen gibt, deren
Vorkommen sehr ungleich häufig ist. Drittens (und hierin sehe ich einen be-
sonders starken Beweis) finden sich solche auch zwischen der zweiten und
dritten, sowie zwischen der vierten und ersten Langzeile, und zwar jedenfalls
eben so viele als Bartsch gefunden hat. Somit ist die Zufälligkeit dieser Alsso-
.nanzen kaum zweifelhaft zu nennen.
Eine kurze Ausführung Paul's über den rührenden Reim übergehe ich.
Paul glaubt mit seinen Ausführungen nicht nur jeden Beweis für die
Entstehung des N. L. um 1150 oder 1170 widerlegt, sondern diese Datirungeo
unmöglich gemacht zu haben. In den Assonanzen und deren Beseitigung findet
er überhaupt nicht älteres und neueres Datum, sondern populäre Runstübung
und den Versuch, diese der strengeren höfischen anzunähern. Zur Analogie
führt er mehrere Stellen Wolfram's an, wo die Schreiber gleichfalls Assonanzen
beseitigt haben sollen. Ich denke, daß ich mir eine Discussion darüber ersparen
kann. Von der Jahreszahl 1150 will ich auch nichts: daß die Datirung um
1170 — 1180 unmöglich sei, hat Paul nicht bewiesen. Daß das Original we-
nigstens etwas früher fallen dürfte als Paul glaubt, habe ich oben wahrschein-
lich zu machen gesucht Und welches die Motive sind, denen die ursprüng-
lichen Assonanzen zum Opfer fielen, das ist dann noch eine weitere , von un-
serer Untersuchung zunächst unabhängige Frage. Paulis Datirung nach 1190
kann ich nicht annehmen; auf jede genauere werden wir verzichten müßen,
so lange sich nicht neue Quellen öffiien, und das wird schwerlich zu erwar-
ten sein.
*
Im dritten Abschnitt seiner Schrift untersucht Paul die Aufstellungen
Bartsch *s über die Ausfüllung der Senkung. Der Weg, den er dabei nimmt,
ist so ziemlich derselbe wie bisher.
Bartsch 's Grundanschauung ist die, daß bei Abweichung der Bearbei-
tungen theils diejenige Lesart die ursprüngliche sei, welche eine Synkope zeigt,
theils auch aus den vorhandenen, nicht sjnkopirten Lesarten auf eine von den
Bearbeitern beseitigte Synkope im Original rückzuschließen sei. Besonders aus-
geführt und besonders wichtig ist dieses Gesetz bei Bartsch in seiner Anwen-
*) Ich versäume nicht zu bemerken, daß das Bartsch auch nicht gethan hat,
wenigstens nicht aus dem Grade der von ihm reconstruirten Reimfreiheiten, s. Unters.
358 in.; ans der Zahl derselben, für die wir keinerlei Beweis haben, hat er es aller-
dings gethan.
UTTEitATUE: HEBM. PAUL, ZUB NIBELUNGENFRAGE. 245
doDg auf die achte Halbseile. Paal seigt nan wieder zanächst, daß das kein allge-
mein giltiger Grundsatz sein könne. Er führt die Hs. A an, in der nach Bartsch
lahlreiche kleine Wörter aasgelassen and dadurch Synkopen herbeigeführt sind ;
zufällige Entstehung von Synkopen durch anderweitig veranlagte Änderungen
kommt auch vor. Auch durch Combination der Lesarten verschiedener einzelner
Hbs. könnte man, wie Paul zeigt, oft genug vermeintliche ursprüngliche Syn-
kopen herstellen. Es fragt sich, ob dieser auf zehn Seiten mit viel Mühe ge-
führte Beweis der Mühe werth war. Es steht hier doch anders als bei den
Assonanzen; eine chronologische Bestimmung kann aus dieser Untersuchung
nicht hervorgehen. Noch erhebliche Zeit nach 1200 haben sich wenigstens
nnsere Epiker die Auslassung der Senkung in einem Maße erlaubt, hinter dem
sie bei den Dichtem des 12. Jahrhunderts manchmal zurückbleibt, so daß
manches Gedicht des 12. Jahrhunderts, wenn man die Synkopirung absolut
zb ältere Kunstübung ansehen wollte, für jünger gehalten werden müßte als
dieses oder jenes aus dem dreizehnten. Das hat auch Bartsch sehr wohl ge-
wußt and nicht bezweifelt, wie nicht allein seine Beurtheilung der Auslaßungen
in A, sondern auch seine Äußerung Unters. 366 fin. und 367 in. zeigt. Die
gsnze Untersuchung ist somit etwas gegenstandslos.
Vielmehr sind wir hier durchaus genöthigt , die Frage dahin zu prftci-
siren: Sind nicht da, wo B* und C* übereinstimmen, die Synkopen so viel
häufiger als wo sie auseinander gehen, daß wir doch eine Neigung eines oder
beider Bearbeiter zur Ausfüllung annehmen müßen?
In einer gewissen Richtung und bis zu einem gewißen Grade gibt das
Paul zu. Nämlich in Bezug auf die achte Halbzeiie, hinsichtlich deren er auch
in einer gehaltvollen Anmerkung Bartsch's metrische Theorie gegen Scherer mit
Glück vertheidigt. Die Zahl der Stellen, wo C* ausgefüllt hat, ist gegenüber
denen im gemeinsamen Text so groß, daß nothwendig eine Tendenz des Be-
arbeiters C* zur Ausfüllung angenommen, also die Divergenzen der Bearbei-
tungen durch Beseitigung der Synkope in 0* erklärt werden müßen. Dieselbe
Neigoog zur Ausfüllung, nur schwächer, findet Paul auch in B*.
Das stimmt ja mit Bartflch's Ergebnißen vortrefflich überein. Vielleicht
hätte Paul sich dabei beruhigen können. Die Neigung zur Ausfüllung wird
sieh wohl nicht auf die achte Halbzeile beschränkt haben; wenigstens will
unser modernes Gefühl die Synkope an dieser Stelle weit schöner und anstands-
loser finden als an anderen Orten der Strophe. Damit läßt sich nun freilich
nicht an allen Stellen blindlings durchfahren. Es ist gar nicht unmöglich, daß
beide Bearbeiter, C* natürlich weit seltener, auch dann und wann Synkopen
durch anderweitige Änderung hereingebracht haben. Die Assonanzen kamen
außer Gebrauch und wir kennen mehrere sichere Beispiele von absichtlicher
Beseitignng derselben durch spätere Bearbeiter; einem solchen werden wir
kaum zutrauen wollen, daß er solche auch hereingebracht habe, höchstens ließ
er etliche stehen. Aber die Nichtausfüllung der Senkung dauert in der höfischen
Epik wie im Yolksgesang noch später fort, als das N. L. entstanden sein kann ;
es war also kein Hindernis, sie auch da noch anzubringen. Somit bliebe nichts
anderes übrig, als in jedem einzelnen Falle eine Entscheidung zu suchen, die
freilich auch durch Berücksichtigung aller Instanzen nicht immer zu gewinnen
sein wild.
Paul verharrt übrigens bei der achten Halbzeile und sucht auch hier
246 LITTERATUR: HERM. PAUL, ZUR NIBELUNGENPRAGE.
durch WahrscheinlicbkeitsrechnuDg weiter zu gelangen. Er sieht dabei von den
Fällen, wo die Bearbeitungen stärker abweichen, ab. Bartsch hat angenommen,
daß da, wo B* und C* abweichen und beide ausfüllen, ursprüngliche Synkope
in beiden beseitigt sei. Paul untersucht, in wie vielen dieser Fälle (es sind 86)
die sonst feststehenden Zahlen ein Zusammentreffen beider Bearbeiter zur Aus-
füllung erwarten lassen, und findet statt 86 nur 6^68 Fälle; eine Anzahl, die
nach seiner Ansicht durch anderweitige Erwägungen nur unerheblich vergrößert
werden kann. Seine Berechnung ist nicht gerade sehr einfach; sie führt zu
Gleichungen des zweiten Grades und ergibt daher zweierlei Resultate, von
denen aber nur das eben mitgetheilte zu brauchen ist. Ich will ihm nicht
nachrechnen; denn ich habe gegen seine Berechnung im voraus denselben Ein-
wand zu machen. Es ist durchaus nicht bloß Zufall, daß die Bearbeiter da
und dort zusammentreffen; Paul selbst sagt, es werden wohl gewisse Stellen
leichter zu ändern gewesen sein als andere und daß sich dieses Moment „nur
in sehr untergeordnetem Maße" habe geltend machen können, ist eine Behaup-
tung ohne Beweis. Jedenfalls schließt diese Erwägung die Möglichkeit einer
Wahrscheinlichkeitsrechnung aus. Nicht alle die 86 Fälle, das gebe ich gerne
zu, werden nothwendig auf ursprüngliche Synkope hinweisen; aber wie viele,
dafür gibt es kein Mittel der Berechnung. Im einzelnen Falle wird dann und
wann eine synkopirte Originallesart mit vieler Wahrscheinlichkeit herzustellen,
aber vielleicht in den meisten Fällen keine Sicherheit zu finden sein.
Diejenigen Stellen, wo B* und C* stärker, namentlich auch im Reim,
abweichen^ hat Paul nicht betrachtet. Sie bieten noch weniger Anhalt und
sind auch für Bartsch minder günstig, weil hier alterthümliche Reime oder dem
Inhalte nach anstößige Worte den Anlaß zur Änderung gegeben haben können.
Paul zieht den definitiven Schluß, „daß bei weitem in den meisten Fällen,
wo B* und C* die Senkungen verschieden ausfüllen, kein formales Motiv für
die Abweichung vorliegt, und überhaupt für die Erklärung derartiger Ab-
weichungen hier so wenig wie anderwärts erforderlich ist. — Wir haben wohl
weniger eine deutlich bewußte Tendenz zur Ausfüllung anzunehmen, als eine
mehr unbewußt wirkende Vorliebe, die der auch sonst sich geltend machenden
Neigung zu allerhand kleinen Änderungen eine bestimmte Richtung gab^.
Etwas verwunderlich ist dabei nur, daß doch diese Bearbeiter die Senkung
in der letzten Halbzeile nie am unrechten Platz ausgelassen haben. Das
wäre^ wenn sie wirklich so ganz ohne Plan und Bewußtsein arbeiteten, fast
zu erwarten gewesen; denn daß sie nie eine Synkope hereingebracht hätten,
kann ich mir selbst nicht denken. Es dürften also diese Bearbeiter leicht mit
mehr Bewußtsein gehandelt haben, als Paul annimmt. Freilich wäre erst noch
zu untersuchen, ob denn wirklich weder in B* noch in C* eine Synkope je
an falschem Ort angebracht worden sei.
Konnte ich in diesem Abschnitte im ganzen mehr auf Paul*8 Seite treten
als zuvor y so wird das hinsichtlich des letzten um so weniger der Fall sein.
Paul untersucht hier „die Stellung der Gruppe Jd'*. Ich will auf
seine Ausführungen mehr im Einzelnen eingehen als bisher, weil ich hier zu
ganz andern Resultaten komme und weil hier nur die Einzeluntersuchung etwas
ausrichten kann.
LITTEBITUR: HEBM. PAUL, ZUB NIBELUNOENFRAQE. 247
Innerhalb der Grandanschaaungen Bart0oh*8 sind über die Stellung der
Grrappe Jd* zwei Ansiebten möglieb: 1. dieselbe bat da» wo sie mit C* gebt,
das Echte gegenüber von B*; 2. die Lesarten nod Strophen, welche Jd*** mit
C* gemein bat, sind durch Mitbenutsung einer Us. ron C^ neben der im All-
gemeinen an Grande liegenden der Volgata hereingekommen. Letzteres ist be-
kanntlich Bartsch^s Ansicht, Paul neigt sich der ersten Erklärung su. Er hat
gleich einen Grund allgemeiner Art beigebracht, der gegen Bartsoh's Erklä-
mng spreche. Es ist denkbar, sagt er, und nachweislich, daß in einer Hand-
schrift die eine Hälfte aus diesem, die andere aus jenem Codex abgeschrieben
ist; auch daß ^mit einer Art von Kritik bald die Lesart dieser, bald die jener
anagew&hlt wäre^, ließe sich denken. Dagegen ist es höchst unwahrscheinlich,
daß ein Schreiber in allem Wesentlichen einer Hs. folge und nur eine Beihe
ziemücb unbedeutender Varianten aus der andern aufnehme; und das wäre nach
Bartsch der Fall. — Daß hier an sich eine Schwierigkeit Torliegt, wird wohl
susngeben sein; die Specialuntersuchung muß aber erst zeigen, ob nicht
andere Gründe zu der Annahme derselben zwingen.
Die Sache ist noch weiter complicirt. Die Gruppe Jd'*' zerfUlt in zwei
Gruppen, welche zwar hinsichtlich der mit C* gemeinsamen Strophen überein-
stimmen, aber hinsichtlich der Lesarten auseinandergehen: HOd und JKQl,
kürzer mit Paul als d'*' und J'*' zu bezeichnen. Die ganze Gruppe Jd*** hat eine
Anzahl von Lesarten mit C* gemein, J'*' allein eine weit größere. Daraas müßte
nun, wie Paul meint, für Bartsch eines der beiden folgenden Diagramme her-
▼orgehen : B* C* B* C*
j2? j oder | J*
^1*" Jd*
Was allerdings beides auf ziemlich stark verwickelte Verhältnisse führen würde.
Es ist aber diesen beiden Genealogien gegenüber eine doppelte Frage aufzu-
werfen. Erstens: können nicht die Übereinstimmungen zwischen C* und der
im Diagramm zu unterst stehenden Gruppe, also je nachdem J* oder Jd*, auf
Zufall beruhen? Eine bei Betrachtung der einzelnen Stellen zu entscheidende
Frage. Zweitens: läßt sich diesen Genealogien eine andere gegenüberstellen,
welche keine derartigen Schwierigkeiten bietet? Paul versucht das. Da Jd*
QDd B* nur an den Stellen erheblicher von einander abweichen, wo Jd* mit
C* geht , 80 glaubt er J* und d* trennen zu dürfen und gelangt zu dieser
Darstellung : x*
J» " V*
F*" B*
Über die Möglichkeit dieser Genealogie muß die Betrachtung der in Jd*
und C* vorhandenen Plusstrophen entscheiden. Sind diese als ursprünglich an-
zusehen, so hat PauVs Darstellung keine Schwierigkeit; sind sie aber un-
nrsprünglicb, d. h. aus C* entlehnt, so käme folgendes Diagramm heraus, das
noch onwahrscheinlicher ist als die zwei ersten:
248 LITTEKATUE: HEBM. PAUL, ZUR NIBELUNOENFRAGE.
Denn wie sollte d* dazu gekommen sein, gans dieselben Strophen ans C* aus-
zuwählen wie J*?
Betrachten wir mit Paul die einzelnen Lesarten; zunächst die, welche
die ganze Gruppe Jd* mit C* gemein hat. Es wird sich dabei zweierlei
fragen: sind diese Übereinstimmungen zufällig oder nicht? und yerdient B*
oder Jd* C* den Vorzug? In den meisten Fällen ist eine Entscheidung gegen
die Möglichkeit des Zufalls und für eine der beiden Lesarten a priori anmög-
lich. Denn es sind Fälle von höchst unbedeutender und indifiFereater Verschie-
denheit darunter. Wir finden bloße Buchstabenyerwechslungen , die zum Theil
kaum zu den Lesarten gehören, wie 532, 3 Schemen = schone, 1081, 1 iteniuwem
leide = iteniuwen leiden, 1284, 4 den = der, 1680, 4 wcetltche = wcerltche
n. ä. Das eine Mal sind beide Lesarten denkbar , das andere Mal nur eine ;
aber von irgend welcher Beweiskraft ist keiner dieser Fälle. Daneben finden
sich Stellen , wo jedenfalls eigenmächtige Änderung in B* oder Jd* C* yot-
liegen muß, wo aber theils beide richtig sein können, theils zufälliges Zusam-
mentreffen möglich ist: riehen für guoten u. ä. Eine Gegenprobe würde zeigen,
daß solch zufälliges Zusammentreffen gar nicht selten bei gänzlich unverwandten
Hss. vorkommt, wie Paul selbst zugibt. Besondere Bedeutsamkeit will Paul in
solchen Stellen finden, wo die Lesart von Jd*** ein Mittelglied zwischen C* und
B* darstellt, wie 1280, 4. Ich mache aber darauf aufmerksam, daß dieses
Argument nur von den Anhängern von C* gebraucht werden kann; bei An-
nahme der Paurschen Handschriften-Genealogie kann dasselbe doch eigentlich
keinen Sinn haben*). Es kommt auch vor, daß C* und Jd* zwar nicht über-
einstimmen, daß aber nach Paul die Lesart von Jd* auf ursprüngliche Über-
einstimmung mit C* deutet: 1726, 4; wo aber die unter sich abweichenden
JKd mit C* kaum ein Jota mehr Ähnlichkeit haben als mit B*, vielmehr auch
aus B* abzuleiten wären. Auch findet es sich, daß Jd* nicht mit C*, wie Paul
meint, sondern mit B* mehr Ähnlichkeit hat. Oder ist 971, 2 die Lesart do
vorhU si s6 harte nicht der von A B D b dö varhte si [vil D b] harte (harte fehlt
B) näher verwandt als der von 0* d6 vorhte si so sire\ mit der sie nur das
leicht wegzulassende oder zuzusetzende s6 gemein hat?**}
An einer Anzahl von Stellen will Paul die richtigere Lesart ganz sicher
auf der Seite von C*Jd* finden. Es ist dies an mehreren Stellen unbedingt
der Fall, aber die Abweichung so gering oder die Emendation so nahe liegend,
daß leicht zufalliges Zusammentreffen statuirt werden kann; so 246, 2; 282, 2;
823, 1. 2 (hier liegen im und nu einander auch graphisch sehr nahe); 417,
3; 1262, 4 (hier wird Paulis Erklärung annehmbar sein, aber die Ausfüllung
Etzelen lag nahe genug); 1288, 2; 1823, 3. Besonders zu betrachten sind
die Stellen, wo ich sei's die wirkliche Übereinstimmung von Jd* und C*, sei's
die Vorzüglichkeit ihrer Lesart nicht zugeben kann. 472, 4 (Paul schreibt
fälschlich 427, 4) nimmt Paul an der Lesart von B Anstoß. Auch die von
*) Wohl aber ist eine solche Zwischenstellung von Jd* erklärlich, wenn man
die Entstehung dieser Gruppe durch eine stellenweise Combination von B* und C*
erklärt.
**) Merkwürdig ist Paul's Bemerkung zu dieser und etlichen andern Stellen:
„an mehremn Stellen ist auch gegen beide Lesarten nichts einzuwenden, aber G* J^ d*
hahen die in B* fehlende Senkung ausgefüllt''. Nach Paulis frtlheren Ausführungen
soll ja das weder pro noch contra zu verwerthen sein.
LFTTEfiATUB: HEBM. PAUL, ZUR NIBELUNGENFRAGE. 149
C* QDd d* ist nicht ganz glatt: die Nibelungen wißen ja noch gar nicht,
daß sie Siegfried zu einer Auefahrt berufen will, welche Grund zur Besorgnis
geben kann; immerhin aber ist die Lesart nicht unmöglich. — 719, 4 könnte
die Priorität der Lesart von C* Jd* bezweifelt werden ; des adgeU in GHmthir
do dänc mit dem verklemmten d6 ist eben nicht schön und könnte auch wohl
ein von C* und Jd* unabhängig unternommener oder von letzterer aus ersterer
entlehnter Emendationsversuch sein. — 1085, 1 ist C* Jd* beßer, B* nicht
unmöglich. — Zu 1048, 1 — 3 ist Paul's Bemerkung sehr verständig; da
jedoch Jd* blos in Bezug auf das Wort uns mit 0* geht, sonst aber in dieser
Strophe dem sehr abweichenden Texte von B* folgt, so ist die Annahme, daß
dieses uns aus dem alten echten Text stamme, sehr zweifelhaft. Vielmehr
Bcheint mir die Annahme weit wahrscheinlicher: Jd* hat entweder von sich
ans uns gesetzt, was sehr nahe lag, oder das Wort aus C* entlehnt. — 1140,
2 waren si und s6 graphisch leicht zu verwechseln; Paul gibt selbst zu, daß
auch nach seiner auf C* Jd* begründeten Erklärung die Stelle nicht ganz eben
ist — Li 1233, 3 ist das Handschriften Verhältnis unklar, da H von Jd* ab-
weicht und der Lesart von A näher steht; auch hier hat Paul wieder mit der
Zwischenstellung der Gruppe zwischen C* und B* operirt (nur steht hier d
zwischen C*J und B), wogegen ich mich bereits erklärt habe. — 1234, 2
hat Paul entschieden Recht: C* Jd* verdient den Vorzug vor B*. — 1258, 2
ist von wenig Beweiskraft; C* Jd* immerhin vorzuziehen. — 1303, 4 wird
Paul Recht haben. — 1304, 4 ist zweifelhaft. — 1313, 4 ist CJd* weit
beßer. — 1701, 3 (nicht 1703, 3, wie Paul schreibt) könnte, wenn Paul's
Vermuthung der ursprünglichen Corruptel heie iV muot richtig ist (sie ist sehr
ansprechend), die Übereinstimmung von C* und Jd* zuftlllig sein. — 1713, 3
(nicht 1775, 3; denn Paul citirt sonst nicht nach Bartsch) sind C* Jd* deut-
licher, könnten aber deshalb leicht eines Emendirungs Versuches verdächtigt
werden; brauchbar ist auch B*.
Paul fuhrt selbst noch ein paar Stellen an, wo B* gegen 0* Jd* im Vor-
theil sei. Dieselben sind unbedeutend und jedenfalls von keiner besonderen
Beweiskraft — 1184, 4 möchte ich sogar gegen Paul für C* Jd* sprechen:
kone B* ist auflfliillend, da das Wort sonst im N. L. nie erscheint, während
doch von Gemahlinnen fürstlicher Personen oft genug die Rede ist. Daß das
Wort in dem Original von B* und C* häufiger gewesen sei, ist denkbar, aber
nicht zu beweisen; freilich ist auch schwer anzunehmen, daß ein Bearbeiter
das gewöhnlichere kUneginne in kone geändert habe. Für unsere Frage beweist
die Stelle nichts, da das Wort käneginne nahe genug lag. — Zu 1226, 1
meint Paul, es könnte die Assonanz dan : geaamy welche sich in B* gegen
C*Jd* findet, auch erst von B* hereingebracht worden sein. Allein zu dieser
Annahme ist keinerlei Anlaß vorhanden; wozu also, da sie doch zu Paul's
sonstiger Anschauung von den Assonanzen wo nicht im Widerspruch^ so doch
im Gegensatze steht? — 1569, 2 ist die Wahl zwischen gelegen, und gepflegen
nieht leicht, origineller mag das erstere erscheinen.
Die Fälle, wo außer Jd* noch eine weitere Hs. zu 0* stimmt, können
wir hier wie weiter unten außer Betracht lassen ; eine befriedigende Erklärung
for solche wohl meist zufällige Übereinstimmungen läßt sich aus keiner von
beiden möglichen Hypothesen gewinnen.
Paul hat, wie er die gegen seine Aufstellungen möglichen Einwände
250 UTTERATUB: HEBM. PAUL, ZUB NIBELUSTOElCPRAaE.
nie suräekgebalten hat, anch hier darauf aufmerksam gemacht, daß die meisten
ÜbereiuBtimmungen Bfrisohen C* und Jd* in die Str. 1000 — 1400 fallen; ein
Moment, waches nicht durch seine; wohl aber durch Bartsch*s Hypothese er-
klärt wird.
Bis jetst sind wir so weit:
Von den Übereinstimmungen s wischen C* und Jd* ist ein Theii wohl
auf Beehnnng des Zufalls su setsen; bei einem andern Theil ist dies nicht
wohl möglich. Würde die yorsüglichere Lesart in allen oder nahezu allen Fftllen
auf der Seite von C* Jd* sein, so wäre das ein schwerwiegendes Moment f&r
die Priorität dieser Lesarten. Aber das ist nicht der Fall; an den meisten
Stellen muß die Wahl swischen beiden Lesarten schwanken. Wenn nun da
und dort das Beßere auf Seiten von C*Jd* ist, so ist das kein Beweis gegen
Bartsch. Solche Herübemahme guter Lesarten konnte rein anfällig erfolgen,
wenn wir, bei so manchem Indifferenten, was Jd'*' mit C* gemeinsam hat, keine
bewußte Auswahl annehmen wollen. Einen Fall fanden wir, wo die Annahme
des Zufalls oder aber der Entlehnung aus C* wahrscheinlicher ist als die der
Ursprünglichkeit der Lesart. Die eigenthümliche Vertheilung der gemeinsamen
Lesarten ist ein weiteres Moment für Bartsch's AuflGassung.
Eine größere Anzahl Ton Lesarten hat nur J*, nicht d*, mit C* gemein.
In der engeren Gruppe J* ist J die einzige vollständige Handschrift ; die Frag-
mente KQl umfassen miteinander nur gegen 350 Strophen. In diesen 350
Strophen nun finden sich, falls ich recht gesählt habe, Übereinstimmungen mit
C* in K 4, in Q 1, in 1 12, zusammen 17. Da in K und Q durch Weg-
schneiden Manches verloren gegangen ist^ so dürfen wir vielleicht diese Zahl
etwas erhöhen, etwa auf 30. Diesen 20 gegenüber müßen nun in den 2379
20 . 2370
Strophen der Vulgata — , d, h. rund 140, eher aber weniger zu er-
warten sein; da in J einige Strophen fehlen. Paul zählt aber zwischen C* und
J* nicht weniger als 280 Übereinstimmungen. Es wäre also dayon eine ganze
Hälfte auf Rechnung der Handschrift J zu setsen. Da wir aber auf keinen
Fall annehmen werden, es habe erst das Original von J*, dann der Schreiber
der Handschrift J je eine Anzahl Lesarten aus 0* herübergenommen, so
muß das Plus in J gegenüber der Ghruppe J* auf Rechnung des Zufalls kommen,
der, wie Paul selbst bemerkt, unter den vielen eigenmächtigen Änderungen
der Hs. J gewiß auch viele Übereinstimmungen mit C* hervorrufen mußte,
wie er denn auch (nach Paul's späterer Aufiiählung) eine ganze Anzahl von
Übereinstimmungen zwischen C* J* und einer weiteren Handschrift gegenüber
von B* bewirkt bat. Diese Betrachtung wird verstärkt dadurch, daß die Hs. 1,
welche sich viele eigene Änderungen erlaubt, einerseits mit B* manche Les-
arten gegen C* J* gemein hat , andererseits aber auch weit häufiger zu 0*
stimmt (auf etwa IdO Strophen 12mal), als K und Q (zusammen auf etwa
165 Strophen 6mal); eigene Änderung ist also häufig durch Zufall mit der
Lesart irgend einer andern Handschrift oder Handschriftengruppe zusammen-
getroffen.
Ein starkes Moment für die Annahme des Zufiftlls ist aber femer, daß
Paul hier weit weniger Stellen gef^omden hat, wo er sich entschieden für C* J*
erklären konnte, als oben bei den Lesarten von 0* J*^ d*. Ich will mieh hier
im übrigen auf die einzelnen Stellen gar nicht weiter räüassen; es wiederholen
LITTERITUÄ: HERM. PAUL, ZUR NIBELUNÖENPRAG'E. 251
sich dieselben Eategorien wie oben; die Stellen, wo Paul die echte Lesart
entschieden aaf Seiten von C* J* sucht, gehe ich karz dnrch. — 87, 1 ist
dan in ABd ausgefallen, kann aber in J leicht selbständig ergänzt worden
sein. — 177; 1 ist C*J* ansprechender, htieten c. acc. aber dnrchans nicht
anmöglich ; jedenfalls konnte eins f9r das andere leicht durch Zufall oder eigen-
mächtige Correctur substituirt werden, — 216, 4 fällt ziemlieh unter denselben
Gesichtspunkt. — 1452, 2 wird Paul Recht haben. — Die wichtigste aller
hieher gehörigen Stellen ist aber Str. 1849. Hier bildet J wieder ein Zwischen-
glied zwischen B* und C*, indem sie statt d6 wart in dm sal getragen setzt
KriemhiU hies in den eal tragen: der Wortlaut stimmt mehr zu C*, der Inhalt
zu B*^. Eine zufällige Übereinstimmung mit C* ist hier nicht denkbar. Re-
prSsentirt aber C* das echte, wie kam dann J dasu , die vielsagende Ände-
nmg anzubringen? Doch nur aus Kenntnis der Darstellung von B*. Woher
aber diese Kenntnis? Hiebei kommt es schließlich darauf an, wie über das
Verhältnis der Thidrekssage zum N. L. geurtheilt wird. War die Darstellung,
womach Kriemhild ihren Sohn holen ließ, um durch seinen Mord den Kampf
herbeizufuhren, vor dem N. L. vorhanden*), so könnte J ans sonstiger Kenntniß
diese Änderung angebracht haben; war sie es nicht (wer will das aber be-
weisen?), so muß die Änderung aus C* stammen. Diese Frage aber kann hier
nicht ausgemacht werden. Paul selbst entscheidet sich an dieser Stelle dafür,
daß J eine Mischung von B* und C* enthalte; möglich ist aber auch die Prio-
rität von C* (doch habe ich Germania XXIV, 229 f. B* zu rechtfertigen ge-
sucht) und die zufällige Entstehung der Lesart von J durch selbständige Än-
derung. Diese Frage wird kaum zu entscheiden sein; wichtig ist hier, daß
wohl die Übereinstimmung von J und B*, nicht aber die von J und C* Sache
des Zufalls sein kann.
Wir haben gesehen, daß in J* jcdenfolls weit mehr zufällige Congnienzen
mit C* anzunehmen sind als in Jd*; allein die letzterwähnte Stelle schließt
den Zufall aus und auch manche andere stimmen so wörtlich, daß er bei einer
so großen Zahl von Stellen schwer annehmbar erscheint. Es erhebt sich nun
also die Schwierigkeit: kann eine Benutzung von 0* in Jd* und eine aber-
malige in J* angenommen werden? Gegenüber dieser Schwierigkeit steht aber
die weit grössere: sind J* und d* so trennbar, wie sie es sein mOßen, wenn
Paul's Theorie richtig sein soll? Dagegen spricht, wie Paul selbst erinnert, daß
Str. 7 — 12 und 16 — 17 in J und d fehlen. Vor allem aber wird die Beant-
wortung dieser Frage abhängen von dem Resultate der Untersuchung der 20
Plusstrophen, welche sowohl J* als d'*' mit 0* gemein hat.
Paul versucht zunächst Bartsch's Beweis zu widerlegen, daß der metri-
sche Gebrauch diesei Strophen nöthige, sie für das Eigenthum von C* zu
halten. Ich muß dagegen constatiren, daß jedenfalls auch kein Hindernis
besteht, sie dafür zu halten« Das Fehlen des Cäsurreims kann bei einer ver-
hältnismäßig so geringen Anzahl von Strophen wohl auf Rechnung des Zufalls
gesetzt werden; zumal da man nicht mit Paul sagen darf, derselbe komme in
den 80 nur in C* stehenden Strophen 19mal vor. For unsere Betrachtung
*) Sie hat ihre Analogie in der nordischen Sage, wo Gudrun dem Atli seine
S5hne zum Mahl vorsetzt; daß aber diese Version nicht <}u«ile von J gewesen sein
kami, liegt auf der Hand.
252 UTTEBATUR: HEBM. PAUL, ZUB NIBIXÜKGENFRAGE.
dürfen die Strophen, welche awei Cäsarreime haben, nur einmal gerechnet
werden, und so kommen nur 15 heraus; sind also die 20 Strophen Eigenthum
von C*, so ist in ihnen der Cäsurreim = 3mal su erwarten; ein
100
Minus von 8 aber gibt noch keinen Beweis ab. Und zudem stehen die 20
Strophen sonst in metrischer Beziehung den 80 von C* wenigstens sehr nahe.
Dagegen scheint mir der von Zamcke für die Entlehnung aus C* ange-
führte Grund, daß die Strophen in Jd* sum Theil an anderer Stellen stehen als
in C*, von Paul nicht völlig gewürdigt zu sein, obwohl er ihn „vielleicht das
stärkste Argument für die Annahme der Mischung" nennt. Er meint: die Exi-
stenz einer Handschrift anzunehmen, wo ein Nachtrag bis zu 3 Strophen am
Rande möglich gewesen wäre, sei »nicht unbedenklich^. Nun, die drei Strophen,
1528 a — c*), stehen am Ende einer Aventüre, wo leicht mehr Platz für solche
Zusätze sein konnte; ebenso 989 a; und für eine Strophe wird doch wohl in
jeder einigermaßen splendid geschriebenen Handschrift Raum gewesen sein.
Paul führt weiter an, daß diese verschieden eingefügten Strophen stets an beiden
Orten passen. Das aber kann nicht gegen Zamcke's Vermuthung sprechen;
der Schreiber, der die Strophen vom Ruid in den Contezt setzte* kann sich
auch besonnen haben, wohin sie passen; und abgesehen davon lassen sich bei
der Abgeschlossenheit der Diction in den einzelnen Strophen solche Ver-
setzungen häufig bewerkstelligen, ohne daß der Sinn und Zusammenhang dar-
unter leidet; wie schon die wenigen sonst zwischen einzelnen Handschriften
vorkommenden Diflferenzen dieser Art beweisen. Es fragt sich aber, ob die
Thatsache richtig ist. 989 a (= 948 a, nicht = 984 a, wie Paul schreibt)
passt da beßer, wo sie in C* steht, am Schluß der Aventüre (die Aventüren-
eintheilung aber war schon vor B* und C* da); abfresehen davon, daß 0*
Plusstrophen am Ende einer Aventüre einzuschieben liebt — was ich jetzt noch
nicht vorbringen kann, da ich die Autorschaft von C* noch nicht erwiesen
habe — passen solche geographische Notizen am besten am Schluß eines Ab-
schnitts. — 1511 a (nicht 1571 a, was Bartsch's Zählung ist) passt so oder
so; daß das Pronomen er 1514, 1 nach Jd* unmittelbare Besiehung auf das
vorhergehende TroMgasre hat, könnte für Jd* sprechen, wäre aber ein sehr
unbedeutendes Moment Die Strophe selbst gibt keinen Ausschlag. Zeile 2 bis
4 passen beßer nach 1512, 1. 2; dagegen passt Zeile 2 nach der Lesart
von Hd (ßlnf hundert unde mh-e ss wol ss mdle truoe) besser vor 1518, 1;
wogegen die Lesart von C* indifferent ist. Eine Entscheidung ist also nicht
möglich. — 1528 a — o (nicht 1584 a — c, was wiederum Bartsch's Zählung
ist) ist überhaupt eine ungeschickte Interpolation, zumal neben der formel-
haften, auf den Schluß des Abschnitts deutenden Str. 1524; diese Interpo-
lation passt vor oder nach 1524 gleich gut oder schlecht Doch ist hier das
Verhältnis nicht so ganz einfach: 1525 fehlt in C*, steht in Jd*, dagegen hat
C* die zwei in Jd* fehlenden Str. 1528 d e. loh glaube, die ganze Inter-
polation hatte zum Zweck die Anbringung des Fluches in 1523 d; es fehlt
also in Jd* etwas Wesentliches. Spricht dieser Umstand dafür, daß die drei
*) Nicht „1624 a-c», wie Bartsch, Unters. 816, und Paul schreiben; zählt man
überhaupt nach Lacbmann, so muß man doch auch diese Plusstrophen so benennen
LTTTERATÜR: HERBl PAUL, ZUR NIBELUNGENFRAGE. 258
Strophen Ton Jd* aus C* entlehnt sind^ so kann Ich auch den Umstand, daß
sie in C* am Schluß der Ayentüre stehen, in Jd* nicht, hier zu Gunsten der
Reihenfolge in C* anfuhren, — Vergeßen hat Paul die Str. 910 a (Bartsch's
Unters. 316 ist sie angeführt), welche in C*, nach 905, weit beßer passt als
in Jd*; denn Zeile 2/3 bezieht sich unmittelbar und vortrefflich auf 906, 8. 4.
War also tod den vier Stellen eine der Entlehnung aus C* inhaltlich
verdächtig, so sahen wir, daß jedenfalls zwei andere in C* an passenderem
Platze stehen, und das macht die Entlehnung dieser vier aus C* sehr wahr-
scheinlich, ob man nun Zamcke's Hypothese, daß sie im Original von Jd* am
Rande gestanden seien, adoptiren will oder nicht (sie bietet übrigens schließ-
lich doch die plausibelste Erklärung). Was aber für diese vier Stellen folgt,
muß auch für die andern folgen.
Paul hat noch ein Moment , das doch gegen die Entlehnung sprechen
soll, beigebracht. Zwischen Jd* und C* finden sich in den 20 Strophen ziemlich
ebenso viele Abweichungen wie sonst zwischen D* und C*. Man muß aber in
Betracht ziehen, daß das, worin eine einzelne Handschrift, zumal J, die sonst
80 viel ändert , von C* abweicht , nicht auf Rechnung der Gruppe Jd* zu
kommen braucht; und alsdann finde ich, von bloßen Schreibfehlem und ähn-
lichem abgesehen, im Ganzen nicht 20 Abweichungen zwischen Jd* und C*:
wogegen ich in Bartsch's Text (nicht in den Lesarten, die wohl noch mehr
ergeben haben würden) in dreimal 20 beliebig gewählten Strophen deren 29,
36 und 42 gefunden habe, worunter stets mehrere Abweichungen halber und
ganzer Zeilen, auch des Reimes. Eine solche stärkere Discrepanz zwischen Jd*
and C* findet sich nur 1611 a (s. o.), wo die Entscheidung für oder gegen
eine beider Lesarten aus dem Sinne der Strophe nicht möglich ist. Stand die
Strophe im Original von Jd* am Rand, so mag leicht etwas unleserlich ge-
wesen sein. Warum aber soll Jd* sich an entlehntem Gute nicht ebensowohl
eine Änderung erlaubt haben als an solchem, das der Bearbeitung B* von
Haus aus angehörte? Alle sonstigen Abweichungen sind minutiös und Sache
des Zufalls oder gedankenloser Willkür; und wenn es lohnte, wäre erst noch
die Untersuchung anzustellen, ob nicht in solchen Kleinigkeiten Jd* von B*
gerade so oft abweiche.
Das Moment , das in der verschiedenen Stellung der Plusstrophen für
Bartsch's Auffassung liegt; scheint mir, weil es subjective Anschauungen aus-
schließt, bei weitem wichtiger zu sein als alles, was aus dem Inhalt der
Strophen dafür oder dagegen abgeleitet werden kann. Ich gehe jedoch auf
diese letzten Ausführungen Paul's ein. Zuvor aber noch eine Bemerkung über
eine äußerliche Erscheinung an diesen Strophen, welche ich oben kurz ge-
streift habe.
Es sind ihrer, wenn man die Strophengruppen je einfach zählt, 14.
Von diesen stehen nicht weniger als vier am Schluß von Aventüren, 756 a b.
858 a. 939 a. 1523 a— c. Bekanntlich hat C* sehr oft am Ende einer Aventüre
Plusstrophen zugesetzt : außer den genannten vier Stellen noch elfmal, zu Ende
von Av. 2, 12, 17, 19, 20, 27, 29, 31, 32, 34, 39. Es liegt also nahe, an-
lunehmen, daß jene Strophen aus demselben Motive von demselben Beobachter
eingefügt seien, also von C* herstammen; eine Betrachtung, die dadurch noch
verstärkt wird, daß jene vier Strophen denselben hinlänglich bekannten Cha-
rakter des erklärenden, pragmatisirenden Zusatzes haben, wie die Plusstrophen
Ton C*, flEumal jene elf.
254 LITTEBATUB: HEBM. PAUL, ZUR NIBELUNQENFRAO£.
Eine weitere Ähnlichkeit des Inhalts zwischen den Piasstrophen von Jd*
und der Bearbeitung C* hat Paul selbst erwähnt: 1201 a weist auf die Klage
hin (wogegen 1837 a b fraglich ist).
Für unentbehrlich hält Paul nur 756 a b und 1052 ab. Seine Gründe
für die erste Strophe sind ungenügend. Geht aus dem Wortlaut von B* nicht
schon genügend heryor, wann der Zwist der Königinnen stattfand? Daß 757
nicht mit d6 an die Zeitbestimmung in 7 56, 4 anknüpft (wie 756 a thut),
ist zu Anfang einer neuen Aventüre erklärlich genug. Übrigens tragen die
beiden Strophen ganz den Charakter der Plnsstrophen von C* ; sie knüpfen in
übertriebener Ängstlichkeit, der Leser möchte das Folgende nicht ganz ver-
stehen, an 667 an. — 1052 a b misse ich auch ungerne; sie sind jedenfalli
sehr schön , zumal die zweite und achte Zeile. Unentbehrlich sind sie aber
nicht. 1052, 6. 7. paßt nicht ganz zu 1051, 1^ obwohl die Leidenschaft der
Rede diesen Widerspruch gering erscheinen läßt; und es stimmt besser z. B.
zu 1675; 3, wenn Giselher, als wenn Gernot seine Schwester zur Versöbnang
bringt. Wären übrigens die Strophen echt, so könnte, wie Paul erinnert, ihr
Ausfall leicht graphisch veranlaßt sein. Die nicht in J, sondern nur in C*dk
(die letzte nur in dk) enthaltenen Strophen 329 a — c sind zwar wünschen swerth,
aber nicht unentbehrlich; jedenfalls macht das hier ganz sonderbare Hand-
schrift enverhältnis eine Entscheidung unmöglich.
Mein Resultat ist also: die 20 Plusstrophen sind nicht ein Originalgut
des Gedichtes, das nur in der engeren Gruppe B* ausgefallen wäre; vielmehr
sind sie von Jd* aus C^ entlehnt. Somit bilden Jd* eine eigene Gruppe für
sich, und Paul's Handschriftengenealogie ist unmöglich. Es bleibt nur die
Bartsch 's, für welche ich mehrere Gründe gefunden zu haben glaube; und
wenn ihr die Schwierigkeit gegenüber steht, die Verschiedenheit der in Jd* C*
und der nur in J* C* gemeinsamen Lesarten zu erklären, so finde ich in Paul's
Ansicht eine Unmöglichkeit, die weit bedeutender ist: daß zwei Schreiber, be-
ziehungsweise Bearbeiter, aus einer andern Bearbeitung unabhängig von ein-
ander gerade die nämlichen Strophen ausgewählt haben müßten.
*
Paul's angemein fleißige und gewissenhafte Schrift ist ein äußerst dan-
kenswerther Beitrag zur Erklärung der Handschriftenfrage; wenn die Resultate
meiner Nachprüfung seine wenig positiven Ergebnisse nicht positiver gemacht
haben, so ist eben das Verhältniß der beiden Bearbeitungen des N. L., welche
wir beide mit Bartsch annehmen, zu ihrem gemeinsamen Original ein solches,
das an der äußersten Grenze aller möglichen Kritik steht und zu dessen Auf-
hellung wenig — viel ist,
STUTTGART. HERBiANN FISCHER.
firafiM-T-Bn
266
MI8CELLEN.
Die Sxal layd^uva im Nibelungenliede
hat B. SymoDB in der Anieige meines Nibelungen -Wörterbuches im Literatur-
blatt 1882, Nr. 1 zusammenzustellen Tsrsucht. Becb macht mich aufmerksam,
düiS eine Aniahl der dort aufgeführten Worte nicht lu den nur im NL. vor-
kommenden gehören, angetten intrans. auch im Tmdberter HLiede 127, 26.
Martina 82, 8. K. Stolle foU 802\ Vgl. mir angstet Schönbach , Mitth. II,
206, 27; Kolm. Lied. 118, 9. — hdmklanc auch J. Tit. 4714, 8. — miwe-
diinen: Chr. d. d. Stildte XIII, 458, 15. — iobwiwU Tgl. sabeiüiUer tofse
J. Tit. 3212. — Außer im NL. und im Biterolf kommen noch vor: gewahSf
im Trudb. HLied 50, 15. — hu^flf Kehrein, Samml. IA\ Z. f. d. Philol.
XIII, 81. Kirchhoff, Weist Ton Erfurt S. 47 u. Anm. Ordensb. ▼. Schönhuth
S. 22. — eritmivwen^ Qraff, Windberger Ps. 38, 3. 50, 11. 108, 34. —
tekiUgupengtj ▼. d. Hagen, Heldenbuch I, 160 (807). — tuworc^SM, Zamcke,
Priester Johann 8. 14», 10; 150, 15; J. Tit. 8619, 2.
K. BABTSCH.
VolkBlied auf OuBtav Adolfii Tod.
1.
Gustav sich su uns begab
mit wenig Yolk besonder,
and bat manchen feind trieben ab.
Dicht ohne große wunder,
hat in einem Jahr,
ist gewißlich wahr,
durch hfilf Ton Qott bekommen,
Hundert und neun
and achtzig Stadt,
in Teutschland eingenommen«
2.
Wann seine feind Er thät greifen an
wie die Zeitung bekennet,
stellt Er sich allzeit yomen dran,
wollt kein König seyn genennet:
wie dann mit Klag,
den sechsten tag
NoYembris thut man schreiben,
derselbe wie
ein feste mauer,
Tor seinem Feind thät bleiben.
8.
Bei Luxen, in der großen Schlacht,
Toran Er selbst thät streiten,
für gottes-wort, bei tag und nacht,
der Feind auf allen Seiten
wehrt sich auch hart,
kein Fleiß nicht spart,
die Kugeln hört man brummen,
der König werth
ist aufs dritt' Pferd
in dieser Schlacht gekommen.
Er war gar sehr mit Blut besprengt,
dennoch gani unverdroßen,
mit seinem Volk auf den Feind zudringt,
in dem wurd Er geschoßen,
durch einen arm,
das gott erbarm!
doch wollt Er nicht nach laßen,
stritt' weiter fort,
für gottes wort,
einen Helden-Muth thät faßen.
256
ICISCELLEN.
6.
Drauf hat er sich lum feind gewendt,
der sich wollt wiedersezen,
Er ihn ganz Ton einander trennt,
nnd thät ihm eins yersezen;
hat aher bald,
vom hinterhalt,
meuchlerisch zween Schoß bekommen,
sank von dem Pferd,
nieder zur Erd,
redt doch noch diese Summen:
6.
O Jesu, Jesul Gottes-Sohn,
was du mir hast befohlen,
das hab ich ausgerichtet nun,
drum komm und thu mich hohlen,
es ist vollbracht^
die große Schlacht,
der feind der ist bezwungen,
jezund muß sejn
der letzte Streit,
und mit dem Tod gerungen.
Das lezte wort thät dieses seyn,
das tröstlich Er thät sagen:
Jezt sehe ich die Engellein,
die mich in Himmel tragen;
O Jesu mein!
den diener dein,
laß fahren hin mit freuden:
also der Held,
aus dieser weit,
thät in den Himmel scheiden*
8.
Nun du verfolgte Christenheit,
thu diesen Held betrauren;
und die ihr evangelisch sejd,
bleibt standhaft wie die Mauren.
So wird euch Gott,
weiter aus Noth,
helfen nnd zur ruh bringen,
wofür wir ihm,
mit heller stimm,
stets Lob und Dank wollen singen.
Dieses Lied, das wohl noch der Zeit des dreißigjährigen Krieges an-
gehören dürfte und das meines Wissens noch nirgends abgedruckt ist, /and
ich als Eintrag auf der BQckseite eines zu Seite 27 des Anhangs zum andern
Theile des luventariam Sneciae von Job. Ludwig Gottfried (Frankfurt am Majn^
bey Wolffgang Hof mann 1633) gehörigen Kupfers von der Hand des Benedict
Fnrckel, der das Buch 1764 erwarb, mit der Überschrift: Über den tod des
Helden aus Mitternacht, wurde damahls folgendes Lied gemacht. Das Buch
befindet sich noch jetzt im Besitze eines Nachkommen Furckels, des Herrn
Kaysser zu Frankfurt a. M.
FKANKFÜRT a. M. F. PFAFF.
Penonaliiotiseii.
Die Privatdocenten an der Universität Heidelberg, Dr. 0. Behagbel
und Dr. Fr. Neumann sind zu außerordentlichen Professoren ernannt worden.
Am 4. Januar 1882 f in Görbersdorf (Schlesien) Dr. Friedrich Apfel-
stedt in noch nicht vollendetem 23, Lebensjahre.
Verlag von Woldemar Urban in Leipzig.
Goetzinger's
Eeallexikon der Deutschen Alterthümen
Ein Hand- und Nachschlagebuch für Historiker und L4uen.
Complet in 20 Lief orangen ä Mark 1 . — oder 4 Abtheilungen a Mark 6.^
■^ Durch alle Buchhandlungen zu beziehen.
Verlag von Oarl Oerold's Sohn in Wien.
Ein Vermächtniss
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Anselm Peuerbach.
12 Bogen gr. 8. in eleganter Ausstattung.
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Allen Künstlern und den zahlreichen Freunden, des so früh dahin-
geschiedenen talentvollen Malers wird diese Autobiographie, welche ausserdem
Yiele an seine Mutter gerichtete Briefe enthält, eine willkommene Gabe sein.
Bie detttseben Frauw in dem Mittelalter.
Von
2S:a#rl "^^^TaizilioldL
Professor a. d. kgl. Univorsitit in Breslau.
Zweite Auflage. Zwei Bände. Preis 13 Mark 20 Pf. =: 6 fl. <I0 kr.
Die Relativsätze
bei den
äMdeutscheo llebersetzern des 8. und i Jahrhunderts.
Von
Carl Tomanetz.
8. Preis 2 Mark 40 Pf. = 1 fi. 20 kr.
üeber den
Ursprung der homerischen Gedichte.
Vortrag
gehalten im Ständehaiise zu Wien Ton
Herrn. Bonitz.
5. Auflage besorgt von R. NEUBAUER.
8. Preis 2 M. 60 Pf. = 1 fl. 30 kr.
INHALT.
Seite
Die Legende Tom Jndenknmben. Von R. Sprenger 129
1. Alter und Verfaßer des Jüdel 136
2. Quelle der ErsShlung im Passionml 139
Bmcbatttck einer Handschrift Ton Beinbots Georg. Von F. Pfmff . . 144
Heutige OeBoblechtsnamen ans 7%uidm, JXet. Von K. Q. Andreaen. 149
Zum Wortsehatie des Chemnitser Urkondenbuehes. Von F. Bech . . 169
Vom Eichhorn als Wildpret Von Demselben . 189
Tinne. Von Demselben 190
Die Entwickelang der Ortnitdichtang und der Ortuitsage. Von Friedrich
Nenmann 191
Kldne ^ttheüongen. Von Ferdinand Vetter . 219
1 Eine neae Handschrift Ton Boner*s Edelstein 219
II. Konrad von Ammenhaasen 220
ni. Zar Schaospiel-Litteratur and in Schillers „Bfirgsehaft*^ . . 221
rV. Botfiwelsdi 223
Volkslieder des XV. Jahrhunderts. Von K. Bartsch 226
Litteratnr:
Paul S^biUot, Lcs Littiratares populaires de toates les nations. Von
Felix Liebrecht 228
Hermann Paul, Zur Nibelungenfrage. Von Hermann Fischer . . . . 233
Bf isaeHea:
Die Ihtai Xiyofuva im Nibelungenliede. Von K. Bartsch 266
VolksUed aaf OusUt Adolfs Tod. Von F. Pfaff 266
Personalnotiaen 266
Btt«Mi«cker«l tob Carl Oerold'i Sohn In Wlas.
**^=F^=r-=*=s=
JUL 101682
GERMANIA.
VIERTELJA HKSSCHUIF'J'
r<3K
DEUTSCHE ALTERTHUMSKÜNDE.
BEGRÜNDET VON FRANZ. PFEIKFER.
H£AAUSGE(IEBEN
KARL BARTSCH.
S1EBENIIND2WÄNZ1Q9TEK JAHRGANG
NEUE REIHE FÜNFZEHNTER JAEHGANQ.
DElTTÜTä SKFT.
WIEN.
VERLAG VON CARL GEßOLD'S SOHN.
1383.
M
Deutsches Wörterbuch
von
Dr. Friedrieh Ludwig Kar) Wergand.
Vierte Arafl*ge*
2 Blinde. Ft&h 34 Mark.
Ten dor Kritik tlflstimmig als das faists deat^^ Wörter l>acb onerkftQnt.
Verlag von Carl Konegen, Wien (Hemnchöhof;,
Jlinor. i)r. J,, dja LdcKe und Lieder des Scbeikeii üldcii von Winter-
«tfiltea. gi-. B. tirösch. Preis 1 ü. 50 kr. — 3 Mark.
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17. bi« 0ü, $*?|»temi<«?r l J. üj Kiirlsrtihe abgehaltüfl werdeo. Dns PrHsidiqm
(0tn!Ctr/r Wendt In Karlsruhe und Geh. Hofrath FrofesiSür Waohsmuth in
Mi4d^borg) ei'sneht die Herren Fach genossen, welche Vortrage in halleii wier
Tb«-iHai tn stellen g'c^deiikeo, wm baldlp AnmeldaDg derselben.
Ini Vurlajtre von CiH Sfifold's Sohn in Wien sind erschienen;
Die deutscheu Frauen in dem Mittelalten
Von
Zweit« Atillftge. Zwei Bände. Preis 6 il, 60 kr, = 13 Mark 20 Pf,
V()luspa
und
die silo3rllin.isc!tLen Orakel.
Von
0r. theoU A. Chr. Btng.
Aus dem Dänieehea übersetxt und cfwcU«rt
von
Jos. Cal, Foestion,
8* fnh 60 kr, =3 1 MÄik ^20 Pf.
ZUR NEUISLÄNDISCHEN GRAMMATIK.
In den letzten Jahrzehnten hat das Studium der altisländischen*)
Sprache und Literatur in Deutsehland große Fortschritte gemacht.
Während früher nur einzelne tüchtige Forscher sich demselben wid-
meten, gibt es deren jetzt gar manche, und von allen Seiten wird
seine Bedeutung fUr den Sprachforscher und Germanisten anerkannt.
Für das richtige Verständniß der altisländischen Sprache und Schrift-
denkmäler ist aber die neuisländische Volkssprache von der größten
Bedeatung. In der That ruht die jetzige altisländische Lexikographie
hauptsächlich auf den Arbeiten eingeborener Isländer, die für die
richtige Erklärung der alten Sprache eine unmittelbare lebendige An-
schauung der Volkssprache mitbrachten. Die Mundarten Norwegens,
Schwedens und Dänemarks sind von hervorragenden Gelehrten er-
forscht und in einer zugänglichen Form aufgezeichnet worden, wäh-
rend der überaus reiche neuisländische Wortschatz noch auf seinen
Lexikographen harrt. Diese scheinbare Vernachläßigung der neuen
Sprache hat in der Entwickelung unserer Wißenschaft einen natür-
lichen Grund. Früher hatte man für den Unterschied zwischen dem
Altislftndischen und dem Neuisländisohen keinen scharfen Blick; die
alte Sprache wurde mit der gegenwärtigen Volkssprache beinahe iden-
tificirt. Erst in unserem Jahrhundert fing man allmählich an zwischen
beiden zu scheiden, und es war natürlich, daß man dabei haupt-
sächlich seine Augen auf die alte Sprache heftete und die neuislän-
dischen Wörter und Wortformen aus Wörterbuch und Grammatik aus-
zuscheiden suchte, während nur wenige Gelehrte sich gleichzeitig der
neuen Sprache als solcher zuwendeten. Durch die Bestrebungen meh-
rerer ausgezeichneter Forscher ist es jetzt gelungen, den Wörterschatz
der alten Sprache ziemlich vollständig aufzuzeichnen und ihre Gesetze
und Formen im Wesentlichen festzustellen. Dagegen gibt es filr das
Studium der neuen Sprache nur wenige und nicht zureichende Hilfs-
mittel. Und doch läßt die alte Sprache sich nicht ohne Weiteres von
*) Ans Daheliegenden Gründen gebrauche ich in dieser Abhandlung „altisländisch**
statt des gewöhnlichen ^altnordisch^, welche Besseichnnng meines Erachtens irre-
f&hrend ist.
•BRMANU. Neue Beilie XV. (XXVII.) Jahrg. 17
258 BJÖBN IIAGNUSSON OLSEN
der neuen losreißen. Jedes altisländische Lautsystem, das den £nt-
wickelungsgang der Sprache von den ältesten bis zu den neuesten
Zeiten außer Acht läßt, ist einseitig und unvollständig, ja sogar falsch«
Freilich kann man die neueren Sprachformen nur aus den älteren
erklären; die neuisländische Volkssprache wirft aber hinwiederum auf
die alten Formen ein helles Licht zurück. Nie wird man z. B. die
vielbestrittene und für die Geschichte der germanischen Sprache so
wichtige Frage nach der altisländischen Aussprache vollständig lösen
können, ehe man einen das Allgemeine sowie das Einzelne umfaßenden
Überblick über die ganze Entwickelungsgeschichte der isländischen
Sprache bis zur Gegenwart erworben hat. Die alte Aussprache kann
nur mit Zuhilfenahme der neuen verstanden und richtig festgestellt
werden, und jede Theorie, die zwischen beiden nicht zu vermitteln
weiß, muß verworfen werden. Folglich ist das Studium der neuislän-
dischen Sprache fdr die Sprachwißenschaft von einer nicht geringen
Wichtigkeit.
Es kann also für die Wißenschaft nicht gleichgiltig sein, wenn
sich auf diesem bis jetzt nur wenig bearbeiteten Felde irrthümliclie
und fehlerhafte Ansichten ohne Widerspruch verbreiten. Solche können
nur dem sicheren Fortschritte derselben hinderlich sein und zu neuen
Fehlschlüßen verleiten. Gegenwärtige Abhandlung bezweckt in einem
neuerdings erschienenen Werke mehrere solche Irrthümer und Fehler
zu berichtigen. Dieses Buch führt den Titel: „Grundriß der neu-
isländischen Grammatik von William H. Carpenter. Leipzig
1881«.
Neben der eben angedeuteten allgemeinen habe ich auch eine
besondere persönliche Aufforderung, gegen dieses Werk Einspruch zu
erheben. Man wird meinen Namen im Vorworte erwähnt finden, und
überhaupt stehe ich zur Abfaßung des Buches in einer solchen Bezie-
hung, daß es mir nothwendig scheint, ehe ich zu einer möglichst sach-
lichen Beurtheilung des Buches übergehe, einige persönliche Bemer-
kungen vorauszuschicken.
Im Herbste des Jahres 1879, als der Verf., Herr William H. Car-
penter, hier in Reykjavik sich aufhielt, wurden wir darüber einig, daß
wir gemeinschaftlich einen Grundriß der neuisländischen Flexionslehre
nebst kurzen Regeln über die neuisländische Aussprache in deutscher
Sprache schreiben und später unter unser beider Namen veröffentlichen
wollten. Von der lebendigen Volkssprache ausgehend, sollte diese
Flexionslehre sich nur in der Orthographie an die jetzige Schriftsprache
anschließen, sonst aber sollte diese nur beiläufig und ausnahmsweise
ZUB NEUiSLiNDISCHBN OBAMBIATIK. 269
berücksichtigt werden. Wimmer'ß treffliche altnordische Qrammatik
wurde zu Grunde gelegt, und nachdem ich mit Herrn Carpenter dieses
Werk durchgegangen und darin die Abweichungen der neuen Sprache
notirt hatte, blieb ihm nachher wesentlich nur die Redaction und
deutsche Faßung des Ganzen. Als nun Herr Carpenter (Februar 1880)
bland verließ; war das Manuscript im Ganzen fertig; leider aber noch
nicht von mir revidirt. Wir kamen tiberein, daß er mir die Druck-
bogen zuschicken sollte, und ich hoffte, daß eine solche Revision hin-
reichend sein würde. Im Verlaufe des Sommers empfing ich von Herrn
Carpenter einen Brief, in welchem er mir anzeigte, daß er in Folge
mehrerer an unserer Arbeit vorgenommenen Änderungen und Vermeh-
rungen die Verfaßerschaft für sich allein in Anspruch zu nehmen denke.
Ich erwiderte, daß ich ihm, unter der Voraussetzung, daß unsere
gemeinschaftliche Arbeit im Wesentlichen verändert und erweitert sei,
nicht nur die Autorschaft gönne, sondern auch nicht einmal zulassen
könne, meinen Namen auf dem Titelblatte mitanzuführen, wenn ich
nicht vor dem Drucke eine Gelegenheit zu einer Revision des Werkes
bekomme, daß ich aber wünsche, daß er in der Vorrede erwähnen
möge, welchen Antheil ich an dem Buche gehabt habe, und namentlich,
daß die Behandlung der Verba — wie er in seinem Briefe zuge-
standen hatte — wesentlich von mir herrühre. Später hat Herr
Carpenter, ohne mir die gewünschte Gelegenheit zu einer Revision zu
geben und auch ohne meine Bedingungen im Übrigen zu erfüllen, die
Arbeit, an der ich einen so wesentlichen Antheil gehabt hatte, unter
seinem Namen herausgegeben. Beim Empfange des Buches sah ich
gleich, daß die Grundzüge der ganzen Flexionslehre von mir her-
rOhrten ; doch hat der Verf. die ihm von mir gemachten Mittheilungen
in sehr vielen Fällen mißverstanden oder gar nicht verstanden, in
anderen wohl auch absichtlich verändert und entstellt oder durch
angeschickte Zusätze interpolirt; doch sind in diesem Abschnitte des
Buches, wie sich später ergeben wird, die meisten Fehler der Art,
daß es leicht gewesen wäre, sie durch einen Federstrich zu entfernen.
Hätte der Verf. mir Gelegenheit zur Revision des Werkes geboten,
würde ich mich für diese Fehler als mitverantwortlich fühlen; da er
es aber unterlassen hat, so hat er auch allein die Verantwortung über-
nommen. Auch die kurzen Regeln über die Aussprache sind in einer
ähnlichen Weise entstellt. An allen übrigen Theilen des Buches habe
ich dagegen keinen unmittelbaren Antheil gehabt; diese sind spätere
Erweiterungen, die unserem ursprünglichen Plane fremd waren. Der
17«
260 BJÖRN MAGNU890N OLSEN
wißenschaftliche Werth dieser Abschnitte wird ans dem Folgenden
erhellen.
Das Buch ist durch ein Vorwort eingeleitet, in welchem der Verf.
sich ganz im Allgemeinen über die Geschichte der Sprache ausspricht;
doch sind es mehr einzelne aus ihrem Zusammenhange losgerißene
Literaturnotizen als sprachgeschichtliche Erörterungen, die der Verf.
in dieser Vorrede gibt, und hauptsächlich dem ^Icelandic Reader"
von Guäbrandur Vigfiisson und dem Aufsatze von Möbius „Über die
altnordische Sprache*' entlehnt, bieten sie nichts neues. Nach Gud-
brandur Vigfiisson hat der Verf. den Gang der neuisländischen Lite-
ratur nach der Reformation in aller Kürze geschildert, bricht aber am
Anfange dieses Jahrhunderts plötzlich ab, und wir bekommen somit
über dasjenige, was dem Zwecke des Werkes am nächsten liegt, nämlich
über die Literatur der Gegenwart, keine Aufklärung.
Nach dem Vorworte (S. XIII) bezweckt die Grammatik „nicht
eine historische Darstellung der Entwickelung der verschiedenen neu-
isländischen Formen aus den alten zu geben^, auch gibt sie nicht die
Sprache „„wie sie war oder wie sie theoretisch sein sollte**", sondern
„wie sie heutzutage auf Island gesprochen und geschrieben wird",
mit anderen Worten: neben der Volkssprache soll auch die Schrift-
sprache in der Grammatik berücksichtigt werden. Diese principielle
Erweiterung unseres ursprünglichen Planes, der nur die Volkssprache
umfaßte, ist meines Erachtens sehr mißlich, da die heutige Schrift-
sprache je nach der verschiedenen Individualität der Schriftsteller
zwischen Altem und Neuem im höchsten Grade schwankt. Es gibt
kaum eine einzige alte Form, die man nicht aus der modernen Schrift-
sprache zu belegen im Stande wäre. Namentlich wird das alte aus-
lautende r in der Schriftsprache vielleicht ebenso häufig als das neu-
isländische 'Ur gebraucht, und von unwißenden Leuten sogar oft in
Fällen, wo die alte Sprache -nr hat, wie im Plur. der schwachen
Feminina; auch werden z. B. die masculinen Stämme auf -ja in der
Schrift gewöhnlich wie in der alten Sprache declinirt; ferner ist tjer
als Pluralis — und zuweilen auch als Dualis — gebräuchlich anstatt
des modernen vid, und er ist als Pron. relat. und Conjunction der
Schriftsprache geläufig statt des sem und pegar der Umgangssprache;
von einigen Schriftstellern werden noch die alten Conjunctivformen
des Prät. Plur. (auf -ifn, -iä, -t) und des Präs. 1. Pers. Plur. (auf -im)
gebraucht, und wo ein starkes Verbum im Präteritum in die schwache
Conjugation übergegangen ist, sind in der Literatur die alten Formen
insgemein ebenso häufig als die neuen. Diese archaisirende Bewegung
ZUR NEUI8L&NDI8CHEN ORAMBiATIK. 261
macht 68 nach meiner Aosicht beinahe unmöglich, zu gleicher Zeit
eine Grammatik der neuen Volkssprache und der neuen Schrift-
sprache zu schreiben. Man müßte dann in den meisten Fällen, wo
das neuisländische Idiom vom altisländischen abweicht, hinzufügen,
daß die alte Form sich uoch in der Schriftsprache finde, welches Ver-
fahren zur größten Verwirrung Anlaß geben würde. Eine wirkliche
nenisländische Grammatik kann in der That nur geschrieben werden,
w&asx man, von der heutigen Volkssprache ausgehend, streng zwischen
Altem und Neuem scheidet. Wirklich ist es auch die Volkssprache,
wie sie auf Island im Munde des Volkes lebt, und nicht unsere nationale
paristisch- archaistische Sprachbewegung, die die Sprach wißenschaft
interessirt. Kein Wunder also, daß es dem Verf. nicht gelungen ist,
die einander widerstrebenden Formen der Schriftsprache und der
Volkssprache zu einem einheitlichen Ganzen zu verschmelzen! Mei-
stens ist glücklicherweise nur die Volkssprache berücksichtigt, und der
Verf. hat nur in einzelnen Fällen bemerkt, daß abweichende Formen
in der Schriftsprache sich finden. Diese tritt dadurch in den Hinter-
grand und der Verf. erreicht nur unvollständig seinen Zweck, zugleich
ein Bild der Schriftsprache zu geben. Namentlich gilt dies von der
Flexionslehre, da die Grundzüge derselben nach unserem ursprüng-
lichen Plane verfaßt sind. Hier wird man also am wenigsten die nach-
theiligen Folgen der Erweiterung des ursprünglichen Planes empfinden.
Daß solche aber nicht ausgeblieben sind, werde ich durch einige Bei-
spiele erläutern.
Wenn man, wie in der neuisländischen Schriftsprache ^ eine alt-
herkömmliche auf einem theilweise verschollenen Lautsysteme be-
ruhende Orthographie vor Augen hat, wird man geneigt sein, die
neueren lautlichen Abweichungen nur als abweichende „Aussprache"
der alten versteinerten Schriftzeichen zu betrachten, während sie doch
in der Regel als wirkliche Lautübergänge und, wenn die Verände-
rung auf dem ganzen Sprachgebiete hervortritt, sogar als auf Laut-
gesetzen beruhend aufgefaßt werden müssen. So ist es ein Laut-
gesetz, daß der im Altisländischen ursprünglich lange Vocal S in der
neueren Sprache in je übergegangen ist Dieser Laütübergang tritt
schon im Altisländischen hervor und ist in der jetzigen Sprache ganz
durchgedrungen. Man erwartet also dieses ftlr die isländische Sprach-
geschichte so wichtige Gesetz unter anderen Lautübergängen als
solchen besprochen zu finden. Dies hat aber der Verf. nicht gethan,
sondern es nur als eine Aussprache des „^" erwähnt (§. 2, 2). Übrigens
wird nie — wie der Verf. (ebenda die Anm.) anzunehmen scheint —
262 BJÖRN 1CAGKUS80N OLSEN
zwischen einem (neuisländischen) i und einem (altisländischen) e ge-
schieden, und es war nie die Meinung Rask's, i als ein speciell neu-
isländisches Sohriftzeichen einzuftthreo, vielmehr sollte das i als gemein-
schaftliche Bezeichnung sowohl fbr die alte als fUr die neue Sprache
dienen; daher findet man dieses Zeichen in allen altislftndischen Texten,
die mit der Raskischen Orthographie herausgegeben sind. Offenbar hat
der Verf. seine Quelle — Wimmer, Fornnordisk formlära. Lund 1874,
§.2, 1. Anm.*^) — mißverstanden. In den Ausgaben der altisländischen
Sprachdenkmäler ist jetzt das Raskische handschriftlich nicht bezeugte
i durchgehend von i abgelöst worden, während einige Herausgeber,
an das handschriftliche ie und die heutige Aussprache sich an-
schließend, den Laut nicht als i, sondern als je wiedergeben. In der
neuen Schriftsprache hat sich das i zum Theil erhalten, zum Theil ist
es entweder durch e oder durch jie ersetzt; aber die meisten Schrift-
steller sind sich nicht bewußt, daß der Laut früher ein anderer ge-
wesen, und Herr Carpenter ist der erste, der das 6 als ein speciell
neuisländisches Schriftzeichen angewandt hat. Meines Erachtens wirkt
aber eine solche Unterscheidung zwischen i und 4 nur verwirrend,
und beide Bezeichnungen müssen in einer neuisländischen Grammatik
dem je weichen, das auch vielleicht ebenso häufig als d oder S in der
heutigen Schrift vorkommt, und die jetzige Aussprache (Ja) ganz folge-
richtig wiedergibt. Wenigstens darf man verlangen, daß der Verf. in
der Anwendung seines i consequent sei. Dies ist er aber gar nicht
So werden z. B. die Pronomina personalia mit je geschrieben (§. 81),
welches mit einer Orthographie, die sonst i gebraucht, im entschiedensten
Widerspruche steht, denn es ist durchaus falsch, wenn der Verf.
(§. 2, 2) bemerkt, daß diese Pronomina besonders häufig — er sagt
sogar ^gewöhnlich" — mit je geschrieben werden. Auch hat der Verf.
das je nicht auf die Pronomina personalia beschränkt. So schreibt er:
hjercid (§. 33 und im Register S. 126) ; fjelagi (§. 56 — sonst aber fi
§. 45); «/e, sjerd, yedur (§. 94 a und 98, 3); »je, »jert^ sje, tjeum, 9jeud,
yeu (§. 98, 1); Jcto, jet, jetinn (§. 98, 3)**); Ijezt, Ijetumatj Ijetustum
u. s. w. (§. 115).
*) Im Folgenden wird dies Werk durch W. beseichnet.
**) In Bezug mof jeta wird (§. 22 Anm.) bemerkt , daß das j „Dur graphiflch**
sei; dies ist aber unrichtig, denn das Wort wird stets mit anlautendem J gesprochen.
Gerade das Qegentheil ist der Fall, denn das Verbum wird häufig mit e ohne Accent
oder anlautendem j geschrieben : eine solche Schreibart ist aber nur graphisch. Übri-
gens erscheint das Wort schon in der alten Sprache mit einer langen Wurselsilbe im
Prfts., obgleich es gewöhnlich als kura betrachtet wird. Das Präteritum Sing, wird von
ZUR NEUISLiNDISCHEN GRAMMATIK. 263
Ein anderes neuisländisohes Lautgesetz ist, daß altisländ. y und y
resp. in i und % übergegangen sind. Dieser Übergang ist ziemlich jung.
Im neuen Testament des Oddur Gottsk&lksson (1540 gedruckt) werden
diese Vocale noch nie verwechselt, und in der Guäbrandsbiflia (1584
herausgegeben) scheint dasselbe der Fall zu sein, wie mein verehrter
Freund, Dr. J6n I^orkelsson mir mitgetheilt hat*). Erst am Anfange
des 17. Jahrhunderts beginnen die beiden y zu schwanken; um die
Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde y und i noch in einigen Gegenden
gesondert gehalten; jetzt aber ist die Bewegung auf dem ganzen Sprach-
gebiete vollständig durchgedrungen, mit wenigen Ausnahmen, die jedoch
Dar das y, nicht aber das ^ betreffen, indem y in einigen Fällen wie u
aasgesprochen wird**). Ich benütze diese Gelegenheit, um die spora-
disch noch vorhandenen Überreste dieser Aussprache, soweit sie mir
bekannt sind, vollständig vorzufahren. So wird das Adj. kyr (ruhig)
sehr häufig wie Tqun' ausgesprochen, auch drykkur stets wie drukkur
in der Bedeutung: saure Molken — in der Bedeutung: Trank sagt man
dagegen stets drikkur — ferner wird gesprochen stumra, vom alten
ityrma durch Metathesis gebildet, forusta statt des alten fwysta {for-
owfci)***), Iwrgvvr statt des alten lyrgr^). Zuweilen — und im Norden
der Insel sogar gewöhnlich — wird auch ykkur (euch) wie ukkur und
ykkar (eu[r]er) wie ukkar gesprochen; auch ist die Aussprache üfi^m,
ufradf ufrd .statt des alten yfir um, yfir aty yfir d in einigen Gegenden
häufig. Sehr häufig spricht man auch u statt y (i) im ganzen Präsens
der Verba «pyrja und smyrja, und bei einigen anderen Verba, die wie
tpyrfa und smyrja flectiren (W. §. 146 B.), ist dieselbe Aussprache in
Allen als IsDg^ unerkaimt. Dies IKßt schon auf einen langen Vocal im PrXs. sohließen,
und wirklich findet man in der Handschr. AM 677, 4*, die nach Gislason der ersten
Hälfte des 13. Jahrhunderts angehört, die Form „^ti*" (Präs. Conj. 3. Fers. Sg.) und
den Imperat. »i^t^- (»Leifar fomra kristinna frceda islenzkra", herausgeg. von {>orvaldr
BjamarsoD, Khöfo 1878, 8. 129^' und 149<*) und in dem his jetzt nicht vollständig
herausgegebenen „Bestiarius**, der sich in der Hs. AM 673 A, 4* findet, kommt die
Form Präs. Ind. 3. Pers. Sg. ie^ vor (s. die Hs. S. 16); diese Hs. ist ans dem Anfange
des 13. Jahrhunderts (vgl. Möbius, Analecta Norroena, S. XV). Die Belegstellen sind
mir von Dr. J6n |>orkelsson mitgetheilt
*) VgL auch GuAbrandr Yigfüsson, Icelandio-English Dictionary. Oxford 1874.
[Im folgenden JED beseichnet] unter dem Buchstaben Y.
**) Vgl. Konr. Gislason, Oldn. forml»re. Forste hefte. Kjöbenhavn 1858 [im
folgenden KG beaeichoet], §. 23.
***) Jedoch scheint dieses Wort schon früh sein y in u oder o verändert au
haben. Vgl. JED unter dem W. und Gr^. Kb. udg. og overs. af Vilhjälmur Finsen.
Khavn 1862. H, S. 193,»«.
t) Vgl. JED unter dem W.
264 BJÖRN MAGNUS80N OLSEN
verschiedenen Gegenden häufig , wenn das j der Wurzel nicht weg-
geworfen wird, und außerdem besonders im Imperat. 2. Pers. Sg., wenn
das Pronomen der 2. Person angehängt wird. So spricht man im Westen
flufja statt flytja, im Norden krufja statt hryfja (Präs. Inf. und Präs.
Ind. 3. Pers. Plur.); hrufdu statt hryfdu (Imperat.); brudja (Präs. Inf.
und Ind. 3. Pers. Plur.); brudjum (Präs. Ind. und Conj. und Imperat.
1. Pers. Plur.), brudjid (ebendasselbe 2. Pers. Plur), brtiddu (Imperat.)
statt bryäjay hrydjum, hrydjidy bryddu etc. — stuäja, shtdjum, siudßi^
studdu statt stydja, stydjmn, stydßdf styddu etc. Dagegen sagt man
nicht brud statt brydy atud statt styd u. s. w. (Präs. Ind. 1. Pers. Sg.)
oder brtidur statt brydur, studur statt stydwr u. s. w. (Präs. Ind. 2. und
3. Pers. Sg.). In den Austfiräir hört man auch kjasm statt des alten
kyasa. Das Verbum fuaaa und die Interjection fuasum fei — welche
augenscheinlich von der Interjection fif gebildet sind — könnte man
vielleicht als einen vereinzelten Überrest des alten ^ betrachten; doch
ist in diesem Falle wohl eher anzunehmen, daß eine Vocalverkttrzung
(im alten Sinne) vor der Doppelconsonanz eingetreten, wodurch das
heutige u der Nachklang eines y wird. Wenn man von diesen ver-
einzelten Ausnahmen absieht, ist der Übergang y — i und y — i im
Neuisländischen überall vollendet, und auch der Diphthong ey ist jetzt
mit ei identisch. Dieses Lautgesetz hat indessen der Verf. nur als eine
Aussprache des alten j^ und y erwähnt und die Volkssprache tritt
damit in den Hintergrund. Wie bedenklich es ist, die heutige Ortho-
graphie — wie der Verf. es gethan — als das Normale, und die lebendige
Volkssprache als eine Abweichung davon gelten zu lassen, hat sich
am deutlichsten in diesem Falle gezeigt. §. 16, 1 bemerkt der Verf.:
^y und % wechseln noch in einigen Wörtern, z. B. Pykja und pHga,
glauben, Präs. pyki und piki (aber stets /ynV, vor; yfir über)." Diese
Regel ist W. §. 19, 4 entlehnt, wo sie bezüglich der alten Sprache
ganz an ihrem Platze ist. Im Neuisländischen kann man aber nicht
von einem wirklichen Wechsel des y und i sprechen, da beide jetzt
in der Volkssprache identisch sind, und y in den wenigen Fällen, wo
es nicht in i übergegangen ist, mit u zusammenflällt. In Bezug auf
die Volkssprache ist demnach die Regel des Verf. durchaus absurd.
Wenn man ihr aber eine bloß orthographische Bedeutung unterlegen
will, so ist es zwar richtig, daß Leute, die in der alten Sprache nicht
bewandert sind, in der Orthographie mehrfach y und i verwechseln;
eine solche Verwirrung kann aber auf dem ganzen Gebiete der Sprache
eintreten, und ist nicht besonders häufig in pykja, das jetzt stets mit
y geschrieben wird.
ZUR NEUISLlin)ISGHEN GRAMMATIK 265
Noch ein Beispiel derBelben Art! In §.17, 5a Anm. bemerkt der
Verf.: „e und ö werden überhaupt in der Aussprache oft ver-
wechselt^ Eine solche Verwechselung findet aber nie statt; das islän-
discbe Sprachorgan und Ohr ist fttr die Verschiedenheit dieser beiden
Vocale sehr empfindlich. Wohl aber geht e in ö und umgekehrt d in 6
mehrfach Aber; dieser Übergang wird durch gewisse benachbarte Laute
bew^irkt, und kann nur verstanden und erklärt werden, wenn man diese
mit in Betracht nimmt. Die hieher gehörigen Fälle wird man in folgen-
der Ordnung am leichtesten überblicken*).
1. Der Übergang e — ö wird bewirkt: a) durch t^-Umlaut
(oder Analogie oder beides); b) von einem vorhergehenden Vy dem ein
Consonant vorausgeht, durch eine gewisse progressive Assimilation.
a) In §. 2, 2 Anm. bemerkt der Verf.: „In den Wörtern mit a
in der Stammsilbe (also ö im Nominativ) lautet e oft wie ö, so z. B.
in Nom. plur. hendur^ tennur von händy Hand; tonn, Zahn." Diese Regel
erleidet doch eine bedeutende Beschränkung , denn 1. sind wohl nur
die Substantiva gemeint; 2. von diesen gilt die Regel nur für die so-
genannten „consonantischen^ Stämme (nicht z. B. vöüur, jörd etc.);
3. von den „consonantischen^ Stämmen kann die Regel nur fUr die
Feniinina gelten; 4. von den consonantischen Femininstämmen gilt sie
zmr für einige wenige ; namentlich: hönd, tonn, ''^ögl**)f die im Plur.
sehr häufig mit ö gesprochen werden {hJbndwTy tönnur, nöglur) — nicht
aber »pong, atöng, Wng, mörky die im Plur. nie spöngur (spaungur);
stänguT (staungur) etc. haben. Bei köndy tonn, nögl sind die Formen
mit e {hendur, tennur ^ neglwr) auch sehr häufig in der Volkssprache.
Offenbar haben wir in den Formen mit ö einen geregelten Lautüber-
gang, indem das (eingeschobene) u der Endung wie im Dat. Plur.
{kandum) einen Umlaut veranlasst hat^ wozu auch die Analogie der
Fornaen ö im Singularis beigetragen haben mag. Durch Analogie ist
jedenfalls der Dativ Sg. Aönd, den man neben hendi zuweilen hört,
zu erklären. Ein ähnlicher t^-Umlaut. tritt zuweilen auch hervor im
Präs. Ind. 2. u. 3. Pers. Sg. der starken Verba, deren Wurzel auf -v
ausgeht (W. §. 109 a) und die a in der Wurzelsilbe haben. Neben den
allgemeineu neuisländ. Formen mit e — altisländ. ö (0) — wie sekkur,
hegffUTy stekhir etc.^ sind auch in einigen Gegenden Formen mit ö
*) leb sehe hier you dem nicht speciel) neuisländ. Wechsel swiBchen e und ö
ab» der Yon Konrad Gislason (Fmmpartar islenzkrar tung^, Kanpmannahöfn 1846
S. 129 fg. und K. G. §. 66) und Wimmer (W. §. 13) besprochen ist.
**) nögl wird jetzt stets als Femininum gebraucht und flectirt wie mÖrk Qmndr.
(§. 50), nicht aber wie 'dnd (Qrundr. §. 40), wie der Verf. (§. 49 Anm.) angibt.
266 BJÖRN tf AONU880N OLSEN
(sökkur^ höggwTy stökkur) gebräuchlich. Auch hier hat wohl das (ein-
geBchobene) u der Endung einen Umlaut bewirkt, obwohl die Analogie
der übrigen Formen im Präs. zugleich thätig gewesen sein mag. Diese
Formen sind demnach späteren Ursprungs und aus den Formen mit e,
die wir später besprechen worden, entwickelt. Möglich ist es auch,
in diesen Verbalformen einen Nachklang der alten Formen mit ö (0)
zu suchen ; in diesem Falle hat doch jedenfalls das u der Endung das ö
geschützt.
Mit dem hier besprochenen Lautübergange verwandt ist auch der
Übergang S — je — - jö im altisländ. pSl, das jetzt pjöl lautet, und im
Zahlwort altisländ. sitti, welches jetzt in yöUi übergegangen ist. Im
ersten Falle hat wohl die Analogie der Feminina, die ein durch Epen-
thesis (Brechung) gebildetes jö im Nom. Sg« haben (wie jörd, fjöl etc.),
den Übergang bewirkt; bei afUi hat dagegen ohne Zweifel eine Assi-
milation an das nächstfolgende Zahlwort, neuisländ. «;oundi, statt-
gefunden.
6) Nach V mit vorhergehendem Consonanten geht e häufig in
ö, u oder 0 über. Beispiele sind die Substantiva hvöld (altisländ. kvdd)
und kvöm (altisländ. kvern)^ das Verbum tvöfalda (altisländ. toefalda
aus tvifalda)] das Pronomen hvur (altisländ. hver) mit seinen Com-
posita und Derivata, wie einhvur, sjerhvur — nokkur hat schon früh
denselben Weg eingeschlagen — hvumig^ hvurt u. s. w., femer das
Adv. hvurgi (altisländ. hvergi)^ hvu statt hve (altisländ. h^ und hvurm
(altisländ. hversu); endlich das Verbum hvolfa (altisländ. hvelfa) und
hvolpur (altiHländ. hvelpr). Aus diesen Beispielen erhellt, daß das e nach
hv in u, und in zwei Fällen — wo l labial oder labiodental folgt —
in 0 übergegangen ist. Sonst geht es in ö über. Indessen hat ö auch den
Übergang e — u, 0 vermittelt. Der Übergang bricht ungeftlhr am An-
fange des 17. Jahrhunderts durch, äußert sich aber sporadisch noch
früher*). Ein ähnlicher Übergang des i ist im neuisländ. hvumleidur
*) Schon in der Flateyjarb6k, Chmt. 1868, III, S. 266 >" findet Bich ffXmoUi",
aber in einem späteren Zusatse, den die HerauBgeber in die sweite Hälfte des 15. Jahr-
hunderts setzen. Der den Nominat. kvöm voraussetsende Gentt, kvamar kommt im
neuen Testamente des Oddur QottskAlksson von 1540 (Luc XVII, 2; Apok. XVIII, 21)
und in der GucTbrandsbiflfa von 1584 (Mc. IX, 42; Apok. XVIII, 21) vor. Doch findet
man bei Oddur (Mc. IX, 42) und bei Gudbrandnr (Luc. XVII, 2) noch den Genit.
kvemar. In dor {>orIiksbifl{a von 1644 wird man dagegen an allen diesen Stellen den
Genit. kvamar finden. Im Compositum kvemhd* ist dagegen das e nicht nur bei Oddur
und Gudbrandur, sondern auch t>orlikur bewahrt (Mt XXIV, 41). Oddur und Gnd-
braudur schreiben noch durchgehends h>eld (fikuelld**) und tv^alda und in der Cor-
vinuspostilla (Rostock 1546) habe ich nur kvM gefunden (vgl. b. B. 8. 58a fg.);
ZUR NEUISLJUlDISCHBN GRABIMATIK. 267
(altisländ. hvimleidr aus hveim leidr) und hvumsa (aUisländ. hvimsa)
nachweisbar. Der Übergang e — u und e — o ist vom Verf. (§. 2, 2)
- aber nur als „Aussprache" — erwähnt; den Übergang i — u finde
ich dagegen nicht besprochen. Offenbar hat das v eine Assimilation
des folgenden e- oder t-Lautes bewirkt und die Erscheinung ist dem-
Dach dem Übergange vd — vö — vo vollständig analog. £in ganz ent-
sprechender Übergang findet sich auch in der alten Sprache ; indem
ve zn u (o) übergeht; hier hat selbstverständlich auch vu den Über-
gang vermittelt; das v fUllt aber in der alten Sprache vor u fort*).
2. Der Übergang 0 — e wird bewirkt: a) durch i-Umlaut;
i) durch Analogie; c) von einem vorhergehenden y, dem ein Consonant
Yorausgeht, durch eine gewisse progressive Assimilation.
d) Der speciell neuisländische t-Umlaut ö — e tritt hervor im
Präs. Ind. 1., 2. und 3. Pers. Sg. der starken Verba, deren Wurzel auf
•V ausgeht und die a in der Wurzelsilbe haben **). So lautet das Präs.
Ind. von stökkva und sökkva jetzt immer 1. Pers. stekk, sekk] 2. und
3. Pers. insgemein stekkur, sekkur^ während die früher besprochenen
Formen stokkur^ sökkur nur in einigen Gegenden gebräuchlich sind.
Offenbar hat der Umlaut hier nicht auf den ursprünglichen Wurzel-
vocal Gj sondern auf das daraus durch v- Umlaut entstandene ö gewirkt,
UDd die Erscheinung ist demnach richtig als t-Umlaut von ö zu e be-
zeichnet. Die Formen Präs. Ind. sekk, stekk verhalten sich augenscheinlich
t^orlikur aber Bohreibt obenao conseqnent kvöld, tvöfalda (man vgl. die Stellen : Mt.
Vin,16. XXVI, 20. Mc I, 32. XI, 11 u. 19. Jac V, 7. Cor. I, 11, 26. Apok. XVIU, 6).
Oddnr und Qudbrandnr schreiben noch immer hver. Auch die CorvinuspostUla hat
6t«t8 hver, hoör (nicht hour), findet man aber überall schon in dem Buche: „Um 6-
daudleik siUarinnar. Hölom 1601** und in späteren Schriften. Dies scheint dafür zu
sprechen, daß das e snerst in Ö Übergegangen sei. Daß man aber früher auch hvölfa
gesagt, wird aus folgendem Beime des Jon {>orlÄkBson (f 1819) wahrscheinlich:
Tveir vom' ad hvOlfa
elfum ölva
i idra %k\
ekki fOlvar yflr })A;
spila, bölva,
bij6ta og mOWa
byrstir allt hvad sjdL
tn/er poMUä.
Jon l^orUksson, Ljödmeele, Hrappsey 1783, S. 94. Ljödabök, Khöfn 1842, I, S. 339.
•) K. G. §. 118, 14. Man yergleiche auch den Übergang vi, «« — y, und ve — Ö
(K. 6. §. 118, 15). In allen diesen Fällen ist in der alten Sprache das v vor dem
tt-ühnllohen Vocal weggeworfen.
*♦) W. §. 109 a.
268 BJÖRN MA6NUS80N OLSEN
zum Infinit, sokhva^ stökkva wie Präs. Ind. 9ef, tred^ kern zum Infinit.
sofa, trodaj kona. Dies hat aber der Verf. übersehen und die Erschei-
nung als vereinzelt im §. 17, 6 a erwähnt. Derselbe Umlaut tritt her-
vor in einigen Neubildungen, wie dekkja aus altisländ. dekkva, klekkja,
in der Verbindung klekkja d dnhvwrjum (vgl. J£D u. d. W.), das wohl
aus altisländ. klekkva entstanden ist, femer in Blengja aus altisländ.
slengva^ prengja aus altisländ. prengva vgl. W. §. 143, C. 1.
b) In den altisländ. Substantiven avöppr und mölr ist das ö jetzt
überall in e übergegangen; dies hat offenbar die Analogie der Formen,
die e enthielten (Dat. Sg. aveppif meli; N. Plur. sveppir, melir und später
auch Acc. Plur. sveppi^ mdi) bewirkt. Auch lautet das Wort hond im N.
und Acc. Sg., wenn der Artikel angefügt wird, nicht selten resp. hendin
statt höndin und hendina statt höndina, welche Formen aus dem Dativ
durch Analogie eingedrungen sind.
c) Nach j mit vorhergehendem Consonanten geht ö nicht selten
in e über. Beispiele sind: neuisländ. mjel (altisländ. nijöt), neuisländ.
smjer (altisländ. fstnjör), das Nomen proprium neuisländ. Vidiker (= Vi-
dikjer aus altisländ. FidtA/örr entstanden), ferner die dialektischen Formen
fjegur xxnA fjeritiu statt der allgemeinen neuisländ. fj'ögur und Jjörutiu^
ket {•= kjet, altisländ. kjöt). Indessen wird in den Austfirdir mjöl, kjöty
arnjör gesprochen. Dagegen ist es zweifelhaft, ob das neuisländ. gera
hieher gehört, denn in diesem Falle sind die Formen mit e ursprüng-
licher als diejenigen mit ö, und wahrscheinlich ist der t;-UmIaut in
diesem Worte nie vollständig durchgedrungen; in der alten Sprache
finden sich die Formen mit e in den ältesten und besten Handschriften
neben denjenigen mit ö (vgl. W. §. 143, C. 2); jetzt spricht man aber
nur in den Anstfirdir ({jöra. Offenbar ist dieser Übergang des ö zu e
nachy dem früher besprochenen Übergange e — ö nach v ganz analog,
nur veranlasst hier der i-ähnliche Halbvocal j eine Annäherung des
folgenden Lautes an die t-Reihe der Vocale. Hieher gehört vielleicht
auch das Subst. stjel, Vogelschwanz, welches in der neuen Sprache
stets Neutrum ist; in der alten Sprache findet sich aber nur stjöir,
Masc. (ein it-Stamm), vgl. JEO und Sveinbjörn Egilsson, Lexicon
poeticum u. d.W.; wahrscheinlich ist jedoch in diesem Falle die Ana-
logie des gleichbedeutenden vjel mitwirkend gewesen.
Außerdem sind mir drei Fälle bekannt, in welchen der Übergang
ö — e sich nicht nach den angefiihrten Regeln erklären läßt. Diese
sind : Der Eigenname Ovendur aus älterem jetzt wenig gebräuchlichem
Qvöndur — eine Verkürzung des Eigennamens Oudmundui^ — ferner
sielpa^ kleines Mädchen, welches aus staulpa durch die Zwischenstufe
ZUR NEUISIJLNDISOHEK GRAMMATIK. 269
stölpa entwickelt zu sein scheint*), und endlich tetur (Neutr.), welches
oft etwa in der Bedeutung ^^armer Teufel^^ oder am häufigsten in der
Verb, ^ietrid mitt^ (deutsch ,mein Liebchen") i als Diminutiv- oder
Kosewort gebraucht wird; sonst wird das Wort auch sehr häufig im
Plural in eigentlicher und alter Bedeutung gebraucht, und lautet
dann stets tötrar (Masc); zuweilen — aber selten — wird das Neutrum
aach mit ö (tötur) ausgesprochen. Es kann wohl kaum ein Zufall sein^
daß alle diese Wörter, die sich nicht den gegebenen Regeln fügen,
von Liebkosenden in zärtlicher Bede gebraucht werden , und dadurch
muß man wohl hier den Übergang erklären.
In der Geschichte der isländischen Sprache gibt es wohl kaum
ein Ereigniß, das für die Entwickelang der Sprache verhängnißvoller
gewesen ist, als die Verrttckung der alten Gesetze der Quantität.
Das Gesetz der neuisläudischen Quantität ist von Wimmer (W. §. 6)
im Ganzen richtig festgestellt, und der Verf. hat die Regel Wimmers
aufgenommen (§. 4). Nach diesem Gesetze kann jeder Vocal sowohl
kurz als lang sein, und zwar sind die Vocale vor Doppelconsonanten
und Consonantenverbindungen in der Regel kurz, in andern Fällen
lang. Es gibt demnach sowohl ein ä als ein äy sowohl ein d als ein ä^
u. 8. w. Um Mißverständnissen vorzubeugen, hat deshalb Wimmer —
seibat in seiner Grammatik der alten Sprache — es f(ir nöthig ge-
halten zu bemerken, daß er die Bezeichnung n^^^^S^ ^^ alten Sinne
gebrauche. Der Verf. gebraucht aber in einer neuisländ. Grammatik
ohne Weiteres die Bezeichnungen „lang^ und ^kurz^ von den Vocalen
ganz in der altherkömmlichen Weise, als ob die Quantität sich nicht
verändert hätte, ohne sie etwa durch die Zusetzung eines ^früher*^
oder i^ursprünglich" genauer zu präcisiren. So spricht er auch von
pVocalverkttrzung^ und „Vocalverlängerung^ ganz im alten Sinne'*''*').
Offenbar hat auch hier die jetzige altherkömmliche Orthographie den
Verf. irregeführt, denn die alte Bezeichnung der Länge wird noch in
der Schrift beibehalten, obwohl man damit nicht mehr die Quantität,
sondern nur die Qualität der Vocale bezeichnet.
*) In der alten Sprache kenne ich nar zwei Stellen, beide aas der Sturlunga
Bsga, wo das Wort vorkommt. Vgl. JED nnd Fritzner, „Ordbog over det gamle norske
sprog a. d. W. m^staulpa; Sturl. s. ed. by Qudbrand VigMsson, Oxford 1878, I, B,
S. 146 ** nnd 282 '^. Qndbr. Vigfüssou schreibt an beiden Stellen »taulpa, welches wohl
auch die Aussprache Hölpa wiedergeben könnte. Indessen bat die älteste Handschr.
der Stnrl. s. »telpa, und es ist demnach nicht ganz sicher, welche von den beiden
Formen die ältere ist.
**) Vgl §. 13, §. U; §. 16b Anm.; §. 20A, b; §. 22d Anm.; §. 31; §. 38b,
§. 106, §. 107, §. 108 n. s. w.
270 BJORN MAGNÜS80N OL8EN
Diese Beispiele , die sich noch beträchtKch vermehren lassen,
genügen, um zu zeigen , wie bedenklich es ist, die jetzige Schrift-
sprache einer neuislftndischen Grammatik zu Grunde zu legen.
Die Lautlehre.
Auch in einer anderen Hinsicht hat der Verf. unseren ursprüng-
lichen Plan geändert; er hat eine Lautlehre hinzugefiigt. Ich war mir
selbst bevnisst; daß es mir, um eine nur ziemlich vollständige neu-
isländische Lautlehre zu schreiben, noch an den nöthigen Vorarbeiten
fehlte, und da ich mich nicht der Aufgabe gewachsen ftlhlte, wollte
ich dieselbe nicht unternehmen. Der Verf. hat keine solchen Bedenken
gehegt; obwohl er bei seiner Ankunft in Island kaum die ersten
Anfangsgründe der isländischen Sprache kannte, hat er nach einem
sechsmonatlichen Aufenthalte auf unserer Insel geglaubt, von den
Erscheinungen der Sprache genug ^beobachtete zu haben, um eine
vollständige Lautlehre zu verfaßen. Mit zugebundenen Augen hat er
sich an die Aufgabe gemacht, und — fällt selbstverständlich in den
Brunnen. Wichtige Gesetze sind in seiner Lautlehre entweder über-
gangen, oder doch — wie schon hervorgehoben — nur beiläufig als
„Aussprache'' erwähnt. Von Neuem bietet sie wenig und von Fehlem
sehr viele. In der Regel hat der Verf. Gislason und Wimmer geradezu
abgeschrieben, in vielen Fällen hat er sie aber mißverstanden oder
auch ohne Weiteres die Gesetze der alten Sprache Mschlich auf die
neue übertragen. Die im Vorhergehenden besprochenen Fehler und
Ungenauigkeiten gehen sämmtlich die Lautlehre an. Im Folgenden
werde ich die nicht eben erfreuliche Arbeit unternehmen, an derselben
Correctur zu lesen.
Was zunächst den Abschnitt: ,,Die Buchstaben und ihre Aus-
sprache'' betri£ft, so ist er hauptsächlich Wimmer entnommen*). Die
Definition der Aussprache des ü und des nn nach Diphthongen oder
nach accentuirten Vocalen und des rn-Lautes, wodurch diese Laute,
wie ich hoffe, genauer als zuvor bestimmt worden sind, ist von mir
dem Verf. mitgetheilt. Sonst bietet der Abschnitt nichts Neues. Da-
gegen finden sich zahlreiche Fehler, von welchen die folgenden die
bedeutendsten sind.
Der Buchstabe r wird nicht ^er**, sondern „err'^, der Buchstabe 8
nicht „es'^, sondern „ess" genannt. In §. 2. 3 heißt es von den Vocalen
i und y, daß sie in der Verbindung y^ig**) + Vocal" wie „i, y" lauten.
*) Man vg\. W. §. 8 und §. 6—7 mit den §§. 2—6 des QrandriOes.
**) Wanim nicht auch yg9
ZUR NEUISLiNDISCHISN OBAHlfATIK. 271
Diese Begel ist durchaus falsch. Man spricht zum Beispiel — um ein
▼on dem Verf. angeführtes Beispiel zu wählen — nie 8viga (Acc, Dat.
und Gen. Sg. und Acc. und Gen. Plur.), sondern tviga und überall
unterscheidet man z. B. die Verba siga^ hetzen, und sigay sinken. Das
von dem Verf. angefiihrte Beispiel tiguU wird jetzt nie in der Bedeu-
^i^uig „Ziegel" gebraucht und das Beispiel bi/giü kommt nie im neu-
isllind. vor. Die Quelle des Verf. ist W. §.5, 1, wo die Regel richtig
ist. §. 2, 5 hat der Verf. die „Aussprache^ des ö wie au vor ng und
nk nicht erwähnt, obgleich er die ganz analoge „Aussprache" des a, e,
iy u vor denselben Consonanten erwähnt hat. In §. 3, a ist die Regel
über die Aussprache der Consonanten k und g ,,yor 6, ei, ey^ i, i, y, j/, cb^
verwirrend; statt ,,palatales k und gxindj^ sollte es „palatales k und g
plus ^"^ heißen. Auch sind k und g palatal vor je; und überhaupt vor^\
was der Verf. übergangen hat Die Quelle des Verf. — W. §. 5, 1 —
ist klar und deutlich, und gibt die Regel ganz richtig und vollständig an.
Die Regel über die Ausstoßung des k in der Aussprache zwischen s
und t ist W. §. 6, 12 entlehnt, ist aber nicht ganz richtig, indem ein
dem 8 vorausgehendes n in einem solchen Falle sehr häufig guttural
ausgesprochen wird, und gerade in den von dem Verf. angeführten
Beispielen hört man gewöhnlich das gutturale n (in soßnskty ialenzkt).
Die in §. 3, 6 gegebene Regel über die Ausstoßung des d und t am
Ende einer Silbe vor s ist in Bezug auf das d giltig; dieser Consonant
findet sich aber im Inlaut nur nach einem anderen Consonanten,. und
die Ausstoßung desselben kann demnach nur zwischen zwei Consonanten
stattfinden, wobei bemerkenswerth ist, daß dds gewöhnlich mit ver-
doppeltem d ausgesprochen oder zu 88 assimilirt wird. In Bezug auf
das t beschränkt die Ausstoßung sich dagegen auf die Fälle, wo ein
anderer Consonant als t dem t vorausgeht, findet aber nach einem
Vocal und bei Verdoppelung des t nicht statt; in diesen Fällen wird
das t oder tt entweder in der Aussprache beibehalten, oder es wird
dem folgenden 8 assimilirt {U oder Ü8 wird dann wie 88 ausge-
sprochen). So wird flj6i8 in der Regel flj688j zuweilen aber auch fljöts,
rjeU8 (Genit. Sg., Masc. und Ntr. von rjettur Adj. = altisländ. rettr) sowohl
fjf88 als fjetU ausgesprochen. Die Aussprache ^'J«, die der Verf. an-
fahrt, ist beispiellos. — Die Verbindung ptj die der Verf. in §. 3, c
bespricht, ist in den meisten Fällen sowohl etymologisch als phonetisch
'=fty und wird auch häufig ft geschrieben, wie z. B. von J6n torkels-
8on überall, wo die Etymologie nicht ein wirkliches pt ergibt; das pt
ist demnach in den meisten Fällen nur graphisch. In dlft {dlpt) hört
man häufig ein — gewöhnlich bilabiales — /vor oder nachdem/,
272 BJÖBN MAaNÜSSON OLSEN
and die von dem Verf. angeAihrte Ausspraclie „dft^ ist demnach nicht
unbedingt richtig. Auch in der Verb, rfi hört man häufig ein schwaches
(in der Regel bilabiales) /*). Die Consonantenverbindungen fnä,
und fn^ finden sich nicht im neuisländ. (§• 3, c). Das n in tki&iyi wird
nie wie m ausgesprochen (§. 3 f.). Wie schon bemerkt, ist die in §. 3, g
enthaltene Definition der Laute {/, m und nn nach Diphthongen oder
accentuirten Vocalen dem Verf. von mir mitgetheilt worden. Dagegen
hat er selbst die ebenda angeflihrten Beispiele: „mtfld^ und yfoUtid^
erfunden^ denn sie existiren nicht in der Sprache. — Etymologisch ist
freilich — wie §. 3, i bemerkt wird — das x ^= ks oder g9y phonetisch
aber nicht; vor t und 8 wird nämlich g und k — nicht wie g oder k —
sondern ungefähr wie deutsches ch in machte ausgesprochen (oeA-
Laut**). In diesen Fällen werden beide Laute — sowohl g bIb k —
tonlos ausgesprochen. Dagegen ist g sonst nach einem Vocal, wenn
gf If d nicht folgt oder das g nicht wegflillty tönend. Es wird dem-
nach nicht einmal „ungefähr" wie deutsches ch in fnachen ausge-
sprochen (§. 3, a).
Daß die Regeln über die Aussprache nicht vollständig sind, kann
bei der ganzen Anlage des Grundrißos nicht verwundem. Von h vor
w, i, r, jf und v bemerkt der Verf., daß es „ausgesprochen wird"
(§. 3, d)y von der Beschaffenheit dieser Laute wird femer nichts
bemerkt, obwohl es fllr die Geschichte nicht nur der isländischen,
sondern auch sämmtl icher germanischer Sprachen von der größten
Wichtigkeit sein muß, diese Aussprache, wo sie sich erhalten hat,
genau zu kennen. Bei der Aussprache des hl wird die Zunge in der
gewöhnlichen 2-Stellung gehalten und das h wird nun dadurch hervor-
gebracht, daß ein starker Exspirationsstrora an den beiden Seiten-
wänden der Zunge durch den Mund getrieben wird; dann folgt an-
mittelbar das l, welches nach meiner Ansicht tönend ist. In Wirklich-
keit wird auch dieser Laut von allen Eingeborenen als Doppellaut
gehört und betrachtet. Ganz entsprechend ist die Aussprache des hn;
die Zunge wird in der n*Stellung gehalten und ein starker Exspira-
tionshauch durch die Nase getrieben, an welchen sich das tönende n
unmittelbar schließt. Auch in diesem Falle ist der Laut ein wirklicher
*) Vgl. K. G. §. 114, 2, h.
**) Vgl. Sievers, Qrandiüge der Lautphysiologie , Leipzig 1876, S. 73.' Dies
war anch wahrscheinlich die alte Aussprache, denn vor 9 und t werden k und g in
den alten Hss. oft verwechselt, welches darauf hindeutet, daß weder das eine noch
das andere den Laut genau beseichnet habe. Vgl. K. Gfslason, Frumpartar S. 84
(Ath. 1).
ZUR NEÜISLÄNDI8CHEN GRAMMATIK. 273
Doppellaut. Beim hr wird die Zunge in der r-Stellung gehalten und
die Zungenspitze durch eine kräftige Exspiration in eine starke Vibra-
tion gesetzt; es folgt dann das r, welches tönend hervorgebracht wird.
Auch bei der Aussprache des hj ist der Vorgang ganz analog; zunächst
wird ein starker Hauch durch den Mund getrieben, indem die Zunge
in der j-Stellung bleibt; dann tritt mit dem ^' der Stimmton ein. In-
dessen wird oft, besonders bei heftigem Sprechen, der Stimmton aus-
gelassen, und man geht dann von dem tonlosen Hauche unmittelbar
zum folgenden Vocal über, ohne das zwischentretende tönende Z, n,
r, j auszusprechen; man könnte dies vielleicht die reducirte Aussprache
des hl^ An, Ar, hj nennen. In Bezug auf hv ist die Aussprache ganz
verschieden. Hier ist das h ein gutturaler ,,ach-Laut^ und wird von
dem folgenden t; durch die an zwei verschiedenen Stellen nach einander
stattfindende Eogenbildung deutlich getrennt; in der Regel wird dann
das t; bilabial ausgesprochen, selten labiodental wie das gewöhnliche t;,
und nähert sich mehr als dieses dem Vocal u. Diese Aussprache herrscht
im ganzen Süden und Osten der Insel, im Nordlande und in den Vest-
firdir lautet hv dagegen ganz wie kv^ die Grenze liegt im Osten un-
gefähr an der Ostgrenze der I^ingeyjarsysla und im Westen in der
Snsefellsnessysla. — Die besondere Aussprache des l vor t ist nicht er-
wähnt, obwohl Wimmer sie bemerkt hat; doch wird das U nicht wie
U -{- t ausgesprochen, wie es Wimmer angibt) sondern wie das oben
besprochene reducirte U*)» — Auch ist es anstößig, daß der Vert.
nicht die gutturale Aussprache des n vor g und k erwähnt hat (W.
§. 4 und §. 5, 11).
Im folgenden Abschnitte behandelt der Verf. die Lautübergänge.
Der §. 7 ist Wimmer (W. §. 9) entlehnt. Die in §. 7, a— c erwähnten
Vorgänge gelten nicht ftir die neue und nicht einmal ftir die altislän-
dische Sprache, sondern ftlr ein noch älteres Stadium in der Ent-
wickelnng der Sprache; dennoch erwähnt der Verf. nicht mit einem
Worte, daß er hier die Gb*enzen des neuisländischen überschreitet, und
wendet ohne Weiteres Bezeichnungen wie a, t an, die im neuisländi-
Bchen Alphabete nicht gebräuchlich sind. Auch sind diese Vorgänge
so kurz behandelt, daß man die Meinung des Verfaßers ohne Zuhilfe-
nahme anderer Schriften nicht verstehen kann. Das Ganze ist dem
Zwecke des Grundrißes fremd und durfte wegbleiben. In den folgen-
den Paragraphen (8—11) wird der Umlaut nach W. §§. 10 — 14 be^
handelt. Ich vermisse hier eine allgemeine Bemerkung über die größere
^ W. §. 6, 10 Änm. JED unter dem Bachstaben L.
OBSHANU. Nene Beihe XY. (XIVU.) Jahrg. 18
274 hJ&SS liAQNUSSON OLSEN
Festigkeit des Umlautes in der neuen Sprache*). Von der in §. 9, a
Anm. 2y gegebenen Regel, daß das eingeschobene u keinen Umlaut be-
wirkt, habe ich schon vermuthete Ausnahmen hervorgehoben. In §. 9, b
bemerkt der Verf.: „Gehört das a nicht der Wurzelsilbe, sondern einer
Flexions- oder Ableitungsendung an, so wird es nicht in öy sondern
in u verwandelt.^ Diese Regel ist indessen nur auf die Flexion der
Verba zu beschränken, in der Nominalflexion dagegen geht das a in
solchen Fällen sehr häufig nicht in Uy sondern in ö über; dies ist schon
von Eonrad Oislason (E. G. §. 46) hervorgehoben ; so lautet das von
dem Verf. angeführte Beispiel hjertnä stets im Plural. N. und Acc. Iger^j
Dat. hjeröä)um, nicht aber hjerud, hjerudum] auch sagt man stets vesol
(bisweilen veacel) im N. Sg. Fem. und N. und Acc. Plur. Neutr., nicht
aber ve9ul. (Vgl. Grundriß §. 67 A Anm. 2) ; auf dieses Wort werde
ich später zurückkommen. In §. 9, b Anm. heißt es: „Der te-Umlaut
von ä zu. ö ist jetzt ganz aufgegeben ... dieser alte Umlaut ist
aber bewahrt in nött Nacht, «/dir, See, snjtfr, Schnee u. s. w.^ £ine selt-
same Logik!
In §. 10 geht der Verf. zum t-Umlaute über; hier übergeht er
den Umlaut rf — y (neuisländ. i), obgleich seine Quelle (W. §. 12)
denselben erwähnt hat, und er auch fUr die neue Sprache gilt. Auch
ist der speciell neuisländische Umlaut ö — e, wie schon bemerkt, Qber*
gangen. Den Umlaut a — ce (altisländ. ce oder cß [0]) hat der Verf.
nicht gekannt; als Beispiele führe ich an: Vainsdcdingar ^ Vid-
dcBlingar etc. aus Vatnsdaluri VididcUur (altisländ. Vatnsdoelir, Vld-
doelir) gebildet, femer hcefur habilis (altisländ. hmfr) und ör(B/i (alt-
isländ. örcefi, älter örhopß)^ welche mit dem Verbum hafa (vgl. höfn)
verwandt sind.
In den §§. 13 — 14 behandelt der Verf. die „Vocalverlängerung"
und die „Vocalverkürzung". Daß diese Bezeichnungen von dem Ge-
sichtspunkte der neuen Sprache aus unpassend sind, habe ich bereits
hervorgehoben. Ich kann nicht umhin, zu bedauern, daß der Verf. die
Bemerkung Wimmers (W. §. 17) über die speciell neuisländische Vocal-
verkürzung nicht aufgenommen hat. Die hieher gehörigen Fragen sind
von Eonrad Gislason in seiner trefflichen Abhandlung: „Forandringer
af ,quantitet^ i oldnordisk-islandsk^ in den „Aarb. for nord. oldkjndig-
hed og bist. 1866^ ausführlich behandelt worden. Diese Abhandlung
scheint der Verf. nicht gekannt zu haben. Das Präs. help (Grundriß
§. 13, c) ist altisländisch und kommt in der jetzigen Sprache nicht
mehr vor. Von der größten Unklarheit auf dem Gebiete der isläudi-
•) Vgl. K. G. §. 46.
ZUR NEÜISLlNDISCHEN GRAMMATIK. 275
sehen SprachgeBchichte zeugen die Bemerkungen; daß die ^VerlftngeruDg
von a, t, Uy y und e nur der jüngsten Sprache angehörig ist" (§. 13, d),
und daß ,,das i der Possessivpronomina ininn^ pinn, sinn vor nn und tt
im Neuisländischen zu i verktLrzt wird" (§. 14). Die Verlängerung
vor ng tritt wenigstens in Bezug auf den Übergang e — ei schon im
14. Jahrhundert hervor*), und die Verkürzung des { in minn, pinUy
9tnn ist bereits altisländisch**). Auch die Form göti findet sich schon
in der alten Sprache verkürzt***).
In §. 15 behandelt der Verf. die Vocalausstoßung nach W. §. 18.
Die unter a) besprochene Vocalausstoßung i^t in der neuen Sprache
weniger umfaßend als in der alten Sprache, namentlich in Bezug auf
die Ädjectiva; so werden z. B. die Adj. auf -v^r nicht contrahirt,
and das von dem Verf. angefahrte Beispiel audgan, Acc. Sg. Masc. von
audugur ist altislftndisch statt des neuisländ. audugan\ auch vesallund
die meisten Ädjectiva auf -ull werden nicht contrahirt. Im neuisländ.
hnjdm hat nicht eine Ausstoßung eines u nach d stattgefunden, und
es steht nicht für hnjdum, welche Form gar nicht isländisch ist; da-
gegen ist diese Form aus altisländ. kneom, knjöm^ knjdm entwickelt^).
Auch wird das a im Genit. Plur. der Substantiva im Neuisländischen
nie aasgestoßen, außer wenn der Artikel angefügt wird (Qrundriß
§. 15^ b). Die in der Anmerkung zu demselben Paragraph gegebene
Regel ist auch nicht ohne Ausnahme ; man sagt z. B. sehr häufig fdm
statt fdum. Die in dieser Anmerkung für altisländisch ausgegebenen
Formen Acc. Sg. Masc. trän (!) und Acc. Sg. Fem. trü (!) sind falsch
für altisländ. trüanj träa, denn nur das t4, nicht aber das a der Endung
wird in diesem Worte nach ü weggeworfen (W. §. 81).
In §. 17 behandelt der Verf. verschiedene speciell neuisländ ische
Vocalveränderungen, und zunächst den Übergang vd — vö — vo. Die
Hauptregel: „d mit vorhergehendem v ist in t«^ übergegangen, welches
stets Verkürzung des Vocals erleidet und überall als vo erscheint'' ist
im Allgemeinen richtig. Doch gibt es von derselben verschiedene Aus-
nahmen; z.B. sagt man in verschiedenen Gegenden vJrtim, vörud, v6ru
statt der von dem Verf. angeführten Formen vorum^ vorud, voruy auch
häufig v6 statt vo'y dies ist auch von Eonrad Gislason ausdrücklich
*) Vgl. E. B. FUUeuJarbSk, Christiania 1860—68, Fortale S. XXI.
**) Konrad Qfslason, Forandringer af „qnantitet** in den Aarb. f. nord. Oldk.
1866, S. 68 - 62.
•*♦) Konrad Gislason, angef. St. 8. 67.
+) Vgl. Jon |>orkels8on, Athugasemdir um islenzkar milmyndir, Reykjavik 1874,
8. 6; W. §. 38, Anm. 2.
18*
276 BJÖRN MAGNUS80N OLSEK
hervorgehoben*). Auch bleibt das d in kvddum, svdfum, welches Gisla-
son auch erwähnt , und außerdem im Verbum hvd (vgl. JED), und
im dichterischen und alterthümlichen Adjectiy tvds; in vadmdl statt
vddmdl ist das d nur „verkürzt^ *'^). Gegen die nächstfolgende Regel
— „wo V im Anlaut (und bisweilen im Inlaut) fortgefallen ist vor d,
wird 6 beibehalten^ — sprechen z. B. so aus 9vo, svö, svdy komum aus
himumy kvömum^ kvdmumy und kotra aus altisländ. kvdtra entstanden.
Die von dem Verf. ftlr ursprünglich ausgegebenen Formen ft9vory
9vorum^ haben nie in der Sprache existirt ; auch vogum ist falsch statt
vögum. Nach §. 17| 2 soll man jetzt überall einakipta sagen | die ge-
wöhnliche Form ist aber einakepta. Nach §. 17, 3| a ist gamdU die
alleinige Ausnahme von der Regel, daß a in den alten Adjectiven auf
-all in u übergeht; eine zweite Ausnahme bildet indessen veaalli wenn
es nicht — durch eine falsche volksthümliche Ableitung — in vesceü
übergeht; die Form vesaü scheint der Verf. nicht gekannt zu haben.
(Vgl. Grundr. §. 67, A, Anm. 2). In §. 17, 3, a vermisse ich auch die
Erwähnung des Überganges a — t« in den femininen Verbalsubstantiven
auf (altisländ.) -an, die von den Verben der vierten Classe (W. §. 152)
gebildet sind. Von den in §. 17, 3, b angeführten Beispielen ist hver-
ugur nicht gebräuchlich, sondern nur das aus hvdrigr entstandene hvur-
ugur {hvorugvr), und wird ausschließlich in der Bedeutung keiner von
beiden gebraucht***). In §. 17, 6, a wird der Übei^ang a — t im
Indicat. Präterit 1. Pers. Sg. der schwachen Verba nicht erwähnt, z.B.
neuisländ. dcBmdf\ taldi, vakti, kalladi für altisländ. doemda^ talda^ vakta,
kcUlada] übrigens hört man auch bisweilen in einigen Gegenden die
alten Formen, namentlich im Präteritum des Verbum segja, wenn das
Pron. der 1. Person nachgesetzt wird {sagda jeg). Auch ist es nicht
ganz genau, wenn es §. 17, 6, c heißt: |,Der Plur. Conj. wird nach
dem Plur. Prät. gebildet mit Übergang des t der Endung zu u^^ denn
nicht nur der Plural, sondern auch der Sing. Conj. Prät. wird dem
Plur. Ind. Prät. nachgebildet; es genügte |zu sagen: „im Plur. Conj.
Prät. geht das t der Endung in u über^. Hier sollte der Verf. auch
die besondere Stellung der starken Verba, deren Wurzel auf k oder </,
kfo oder gv ausgeht, erwähnt haben; diese Verba schieben im Plur.
Prät. Conj. ein jf vor der Endung ein, mit anderen Worten: das k oder g
*) K. Q. §. 118. 13, Hier ist die Regel gAnz richtig und genau.
**) Konrad Qfslason, For andringer af „q^antitet** ; in den Aarb. f. nord. oldk.
1866, S. .Sl.
***) hvdrigr hat nie — wie der Verf. es angibt — „wer auch immer von bei-
den **, hvertgr nie „wer aneh immer*' bedeutet; dies bedeuten diese Wörter nur in
Verbindung mit dem Pron. relat.; allein flir sich bedeuten sie aber «teroi«, quivit.
ZUR NEUISLÄNDI8CHEN GRAMMATIK. 277
behält die palatale Aussprache, auch nachdem das folgende i nach
den Gesetzen der neuen Sprache in u übergegangen ist. Dies scheint
aber der Verf. nicht „beobachtet" zu haben , denn §. 94 f. wird die
falsche Form tcekum statt tcßkjum aufgeführt, und die Einschiebung
des j soll nur denjenigen Verben gelten , deren Stamm auf k oder g
ausgeht und die zugleich ein v nach k oder g im Infinitiv haben,
wie stökkva^). Auch durfte der Verf. die Thatsache nicht übergehen,
daß die 3. Person Plur. Prät. Conj. nicht ganz das alte i eingebüßt hat,
indem man hier zuweilen die alten Formen {byndt, vceri, fceri etc.) in
der Volkssprache hört.
Die Regel von dem eingeschobenen u (§. 18) ist nicht vollständig,
denn ein verdoppeltes r wird entweder vereinfacht (vgl. Qrundr. §. 22, C)
oder es wird in einigen Fällen, wo beide r zum Stamme gehören, ohne
Einschiebung eines u beibehalten; in einigen Fällen gelten ganz ver-
schiedene Regeln, wie z. B. bezüglich der meisten Femininstämme auf
-J€Lj welche das altisländ. r im Nom. durch i ersetzt haben, z. B. neu*
isländ. heidi (altisländ. heiä^). Hier sind offenbar die Formen des Acc.
und Dat. Sg. in den Nominativ eingedrungen. Auch umfaßt die Regel
nicht die Fälle, wo das eingeschobene u sich vor einem r im Inlaut
findet, wie z. B. die Substantiva fegurd^ megvrdy Genitive wie aldurs,
akurs (altisländ. fegrd, megrdy aidrs, ahrs) u. s. w. In der Anm. 1 zu
§.18 finden sich Fehler, die von einer ganz unglaublichen Unwißen-
heit zeugen; fotgur soll sein u „durch die ganze Flexion^ behalten (!),
und daß dies nicht etwa ein zufälliger, aus augenblicklicher Unacht-
samkeit entsprofiener Fehler ist, ersieht man aus §. 65, wo eine un-
erhörte Declination des bezüglichen Adjectivs aufgestellt wird. Das
Wort wird ganz regelmäßig wie gamaü vor den vocalisch anlautenden
Endungen contrahirt; um der größeren Klarheit willen ftihre ich hier
die richtige Declination auf:
Maac. Fem. Neutr.
Sing, Nom. fagwr fögur fctgttrt
Gen. foLgurs fagwrrar fagwrs
Dat. fogrum fagurri ß)gru
Aoc. fagran /«jT« f<tgurt
Plur. Nom. fagrir fagrar /^wr.
Gen. fagurra
Dat. fögrum
Acc. fagra fagrar fögwr,
*) Der Verf. scheint das o Im Lofin. dieser Verba als eingeschoben und nicht
dar Wnnel sogehdrig la betrachtea Dagegen vgl W. §• 109, a.
278 BJÖBN MAaNUSfiON OLSBN
In derselben Anmerkung heißt es ferner: „sonst (das ist, wenn
man von fagwr und dem Subst. fegurd absieht) kommt es (das ein-
geschobene u) in der Flexion nicht vor, außer in den Neubildungen
ßngurSf födursy Jrrfdfwr«** *). Was meint der Verf. mit „Flexion?" Er
kann doch wohl nicht z. B. den Nominativ Sg. der starken Masculin-
stämme oder die 2. und 3. Pers. Sing. Präs. Ind. der starken Verba,
welche Formen er selbst um einige Zeilen frtther als Beispiele des
eingeschobenen u angeführt hatte, außerhalb der Flexion stellen; er
brauchte nur an diese Beispiele sich zu erinnern, um sich davon zu
überzeugen, daß das eingeschobene u in der Flexion besonders häufig
vorkommt Aber nicht nur im Nominativ, sondern auch sonst überall
vor consonantisch anlautenden Flexions- und Ableitungsendungen wird
das eingeschobene u beibehalten, z. B. die Genitive galdurs (altisländ.
galdrs), akurs (altisländ. akrs) etc.; Genit. Sg. Masc. und Neutr. viburs
(altisländ. vitrijy Gen. Sg. Femin. vüurrar (altisländ. vibrar aus vibrraT\
Dat. Sg. Femin. viturri (altisländ. vitri aus vÄr-W), Genit. Plur. viturra
(altisländ. vitra aus vitrra)] die früher angeführten Substantiva fegurd,
megvrd. Die Regel von dem eingeschobenen u im Neuisländ. muß also
etwa in folgender Weise ausgedrückt werden : Vor jedem auslautenden r,
dem ein anderer Consonant als r vorausgeht, wird ein u eingeschoben.
Dieses u wird vor consonantisch anlautenden Flexions- und Ableitungs-
endungen beibehalten, und bewirkt in der Regel keinen Umlaut. Wo
ein Vocal dem r vorausgeht, kann kein u eingeschoben werden. Elin
auslautendes rr wird in der Regel vereinfacht, bleibt indessen in einigen
Fällen, wo auch das letztere r zum Stamme gehört. Besondere Aus-
nahmen, wie heidi^ sind in dieser Regel nicht berücksichtigt
Die Consonantenübergänge werden in §§. 19 — 24 behandelt
Die Regeln über die Veränderungen des d (§. 19, a) sind fast wörtlich
aus der Flexionslehre (Grundr. §. 105) übertragen, und ich habe sie
dem Verf mitgetheilt. Indessen sind in diesen Paragraphen folgende
Fehler eingedrungen: In §. 19, 3 (S. 15^^) muß man statt rdi r lesen.
In §. 105 hätte idi lieber die Fälle, wo nur -i im Prät. angefügt wird
und das ({ also wegfällt, ausgesondert (vgl. W. §. 134, e). Unrichtig ist
es aber, wenn der Verf. nach nd die Endung -dt folgen läßt (§. 105, b) ;
hier folgt nur -i (vgl. W. §. 24, B; Grundr. §. 22, B) oder auch -ti
mit Ausstoßung des d des Stammes. Auch ist es ganz absurd, wenn
es heißt, daß das ^d, dy t des Stammes" nach t mit vorhergehendem
Consonanten wegfallt (§. 105, c). Wie kann das d, d des Stammes
*) ÜbrigeoB ist das « in f^äun, brödun Dicht eingeschoben.
ZUR NEUISLÄMDISOHEM GKAMM ATIK. 279
wegfallen, wenn der Stamm kein d, d enthält? Der Verf. hat wohl das
y,d der Endung^ gemeint. — In Besug auf die Conjunction hvorki
{kourki) ist «u bemerken, daß sie nicht aus hvärgi (Grundr. §. 19, b),
sondern aus hvdrtki entstanden ist; hvdrgi hat überhaupt als Con-
jonctioD nie in der Sprache existirt. Die Regel in §. 19, c über den
Übergang nnr — dir ist — wie sie da steht — nur für die alte Sprache
giltig; will man sie aber der neuen Sprache anpassen, muß sie lauten:
Ursprüngliches nnr wird bisweilen zu dr oder — wenn ein Vocal nicht
folgt and im Auslaute — zu dur. In §. 20 behandelt der Verf. nach
W. §. 22 die Consonanten-Assimilation. Hier habe ich folgende Fehler
gefunden. Die Form *dragtur (§« 20, A, b) hat wohl nie in der Sprache
existirt. Die Formen *mint, *pinty *sint (§. 20, A, c) sind unmöglich.
Der Übergang ra — sa tritt nicht nur „in vereinzelten Fällen^, sondern
überall ein, wo das s nicht zu einer Flexionsendung gehört Beispiele
sind: neuislftnd. vess (altisländ. vers), puaai aus altisländ. pwrs durch
Erweiterung des Stammes gebildet, Beaai (altisländ. Berat), Die in
§. 20, B, b, 1 besprochene Vereinfachung des aus nr entstandenen nn
ist keine progressive Assimilation, sondern eine Consonantenausstoßung,
gehört also nicht zum §• 20, B, sondern zu §• 22; eine Ausnahme von
der ebenda (unter 2) gegebenen Regel bildet z. B. Audunn, das jetzt
immer nicht nur im Nominativ, sondern auch im ganzen Singular mit
verdoppeltem n ausgesprochen wird; das von dem Verf. erwählte Bei-
spiel afian ist der Volkssprache nur im Compositum midaflan ge-
läufig. Auch ist die Anmerkung 2 zu demselben Paragraph nicht klar;
es sollte heißen: Adjectivstämme auf -la und -na assimiliren das an-
lautende r der Endung im Dat. und Genit. Sg. Femin. und Gen. Plur.,
und schieben außerdem häufig nach der so entstandenen Consonanten-
Verbindung (11 oder nn) noch ein r ein; dasselbe geschieht auch zu*
weilen im Comparativ derselben Adjectiva, wo -n' (nicht -ari) ange-
fügt wird. Nach dem Wortlaute des §. 20, B, 2 sollte man glauben,
daß das auslautende as im Neuisländischen stets vereinfacht werde;
dies ist aber nur der Fall mit dem aus ar entstandenen aa. Die von
dem Verf. in den Berichtigungen (S. XVI) nachgetragene Ausnahme
koaa gehört nicht hieher, denn in diesem Worte sind beide a thema-
tisch , und das r muß (nach Grundr. §• 22, C, a) wegfallen. In §. 21
hat der Verf. mehrere der wichtigsten neuisländischen Consonanten-
verdoppelungen nicht erwähnt, z« B. die von Eonr. Gislason (E. G.
§. 92, 2) besprochene Verdoppelung des n, femer die des auslautenden m
(K. G. §. 94).
Die Consonantenausstoßung wird in §• 22 nach W. §. 24 behandelt.
280 BJÖBN MAGNUSSON OL8£N
Von der in §. 22, C, a, 3 gegebenen Regel bildet wenigstens die Form
neglur oder nöglw* (Nom. Plur. von nögly Femin. = altisländ. nagl, Masc.)
eine Ausnahme, die durch Analogie leicht zu erklären ist. Die Anm. 1
zu §. 22, C, a ist geradezu absurd, denn das r in annar gehört be-
kanntlich dem Stamme zu, und durfte nach den Gesetzen der Sprache
nicht ausgestoßen werden. Auch ist die häufig stattfindende Ausstoßung
desselben Consonanten in vin und namentlich in son*) nicht besprochen,
obgleich Wimmer sie erwähnt hat (W. §. 24, C; a, Anm.). Die in
§. 22, C, c, 2 besprochene Ausstoßung des v im Anlaut vor o, ö, u, y
ist in der Volkssprache keineswegs durchgehend, man hört z. B. nicht
selten vöd statt öd (Prät. Ind. von vada) und im Prät. Conj. ist vcBdi
die allgemeine Form (altisländ. ceda). Auch nach h wird das v vor u, o
ausgestoßen, z. B. hv/rfum (neben hvurfufn)^ Prät Ind. 1. Pers. Plur.
von hverfüj korfinn (neben hvorfinn), Prät. Partie. Die Form kvodum**),
die §. 98 wieder vorkommt, ist falsch ; — man sagt, wie schon bemerkt,
stets kvddum (vgl. oben die Bemerkung zu §. 17, 1). Die Regel: „bei
den Verben fällt t; vor den oben genannten Vocalen fort, wenn die-
selben die Flexion beginnen (I)^ ist mir unbegreiflich; auch sehe
ich nicht, in welcher Weise ein Beispiel wie stykki fttr altisländ. stykkva
die Regel über die Ausstoßung des v vor o, 6, Uj y angehen kann.
Für die Verba gilt ganz einfach die Regel: „das v wird im ganzen
Präteritum ausgestoßen , im Präsens aber — außer in den jetzt oder
in der alten Sprache einsilbigen Formen — überall (auch vor u) bei-
behalten^. Die Adjectivstämme auf -va werfen nicht durchgängig das v
fort, wie ebenda bemerkt wird. Man sagt z. B. sehr häufig röskoir,
röskvar, röskva etc., prmgvir, pröngvar^ pröngva etc. und das v wird
häufig selbst vor u beibehalten (röskvumf prängvumj röskvu, prlkiffwi)***).
In einer Anmerkung zu §. 22, die ich schon theil weise besprochen
habe, bemerkt der Verf., daß das j' in gjöra „nur graphisch^ sei; dies
ist aber falsch ; das j ist hier wegen der palatalen Aussprache des g
nothwendig.
In §. 23 behandelt der Verf. zunächst die Erweichung des aus-
lautenden k und ^ zu ^ und d nach K. G. §. 118, 1 und 5. In Bezug
auf die Präposition altisländ. aty neuisländ. ad hat Eonr. Gislason be-
merkt, daß sie in einigen Composita sich unverändert erhalten hat;
dies hat aber der Verf. übergangen. Wenn es hier (§. 22, a, 2) heißt:
*) Z. B. stets, wenn dieses SubsL dem Eigennamen des Vaters (im Genit.)
angehängt wird.
**) Der Verf. schreibt „kvodum'^; hier ist das d wohl nur ein Druckfehler.
*♦•) Vgl. W. §. 82.
ZUB NlTUIBLiNDIBCHEN GRAMMATIK. 281
„t wird SQ <f . • . • in der 2. Pers. Plur. -id^ -ud bei Verben*^, und die
Formen binditf bundtU*) seien älter als bindtd^ bundiid, so ist dies nur
relativ richtig y denn in der That sind bindid^ bundud älter als die
Formen mit -<; das Neuisländische hat sich in diesem Falle an den
älteren Sprachgebrauch angeschloßen. Die in §. 23, b Anm. aufgestellten
Formen hnidra^ hnidrun**} sind nur in wenigen Gegenden gebräuchlich;
nidrcL, nidrun sind die gewöhnlichen Formen.
In §. 24 wird die Zusammenziehung erörtert; hier ist zu bemerken,
daß die Wörter pannig y einnig, hvemig nie panninn^ einninn^ hveminn
aasgesprochen werden; diese Formen sind vielmehr als selbständige
Nebenformen zu betrachten. In der Volkssprache kommt pött jetzt nur
sehen vor; man sagt am häufigsten pö auch in der Bedeutung quam-
qmm.
Die UnVollständigkeit der Carpenter'schen Lautlehre im Ganzen
klar und deutlich au den Tag zu legen ist nur dadurch möglich, daß
man ihr eine vollständige gegenüberstellt; dazu fehlen mir aber noch
die nöthigen Vorarbeiten; um dieses Ziel zu erreichen, muß ganz
Island durchreist und durchforscht werden, wozu ich weder Zeit noch
Gelegenheit gehabt habe; auch liegt dies ganz außerhalb der Grenzen
dieser Abhandlung. Indessen habe ich doch im Vorhergehenden mit
so vielen Beispielen die Unvollständigkeit der Lautlehre nachgewiesen
und auch so viele und grobe Fehler und Verstöße beinahe in jeder
Zeile notirt, daß man das harte Urtheil gerechtfertigt finden wird,
daß der Versuch des Verf. gänzlich verfehlt und seine Lautlehre ganz
unbrauchbar ist» Ich gehe nun zum zweiten Hauptabschnitte des
Grundrißes, der Flexionslehre über.
Die Flexionslehre.
Da die Grundzttge der ganzen Flexionslehre — wie schon be-
merkt — von mir herrühren, und ich folglich mit der ganzen Anlage
derselben einverstanden bin, kann ich mich darauf beschränken, die
einzelnen Fehler und Verstösse, die der Verf begangen, an jeder
Stelle zu notiren.
a) Die Substantiva.
Die Regel in §. 36 über die Stämme auf -t?a muß etwa in folgen-
der Weise ausgedrückt werden: Die Masculina und Feminina, deren
Stamm auf -va ausgeht, werfen das v des Stammes stets im Auslaut
*) Der Verf. schreibt irrthttmlich hvndud^ hindut statt bundad, bundut.
♦*) Der Verf. schreibt y^htMrafn^,
282 BJÖBN MA€»nJ8eON OLSEN
des Wortes und sonst vor den in der alten Sprache consonantisch an-
lautenden Endungen, zuweilen auch vor u fort. Das Paradigma der
neutralen -va-Stämme war überflüssig, denn sie werden jetzt immer
wie ord flectirt (Grundr. §. 26).
In §. 37 findet sich ein Fehler, der von der größten Unklarheit
auf dem Gebiete isländischer Flexion zeugt: „Nomina agentis^, sagt
der Verf., „haben die Neigung, im Pluralis auch schwach zu gehen;
so findet sich Ton Iceknir im Flur, neben den regelmäßigen Formen
auch Nom. Flur. Imknirar, Gen. Icßknira, Dat. Icßknirum, Acc. Icehnira^,
Aber die von dem Verf. angeführten Formen sind eben gerade die
regelmäßigen und starken. Die Wahrheit ist, daß die Nomina agentis
auf -ir sehr häufig ihren Pluralis auf -aror bilden, als ob der Stamm
nicht ein starker auf -ja, sondern ein schwacher auf -aran wäre; die
unregelmäßigen Formen sind demnach: Flur. Nom. loeknarar^ Genit.
Icßlmaray Dat. loiknurum, Acc. Iceknara (vgl. Grundr. §• 55. W. §. 63).
Der Pluralis des Wortes osäm* ist nie ceäir (Grundr. §• 38 a),
sondern cedur und flectirt wie tüngur, außer im Genit., der cbSü heißt
(Grundr. §. 55) ; sonst kommt der Flur, dieses Wortes nur selten vor.
Im Sing, ist das Wort stets indeclinabile, außer im Genitiv^ der ent-
weder Cedur oder auch — besonders in Zusammensetzungen — cedar
heißt. Der Genit. des Wortes önd ist nie öndar (§. 40), sondern stets
andar. Der Dat. von söl mit suifigirtem Artikel ist sowohl sdUnni als
sölunni (§. 44). Der Genitiv von fötur ist sowohl föta/r als — weniger
häufig — föta. alin hat im Gen. Flur, nicht alna^ sondern dlna (§. 44
Anm.). Der Gen. von mMc ist häufiger merkwr als morkar. $yr kommt
in der jetzigen Volkssprache nicht vor. Der Gen. Flur, von cbt ist nie a,
sondern da. fjandi bedeutet in der Volkssprache nicht „Feind'' über-
haupt (Grundr. §. 53), sondern „Teufel", und wird gewöhnlich schwach
flectirt (wie bogi, Grundr. §. 55). Genit. und Dat» Flur, von böudt ist
nie bönda, böndum (§. 53), sondern bcmda, btJBindum*
b) Die Adjectiva.
Der Nom. Flur. Fem. von spakur ist nicht spakrar^ sondern tpakar
(Grundr. §. 63). Doppelconsonanten vor -t im Neutrum der Adjectiva
werden ebenso häufig zweifach als einfach (Grundr. §. 64, 4) ge-
schrieben. Wörter auf s bekommen ein neues s im Gen. Sg., wenn
kein anderer Consonant dem s vorausgeht (z. B. Ijöhs, hdss Genit von
Ijös^ hd$; gehen sie aber auf 8 mit vorhergehendem Consonanten aus,
kann kein neues 8 im Genit. zugefUgt werden (§. 65). Wie gamaU so
haben auch sämmtliche zweisilbige Adjectiva auf -ü die unter gamaü
ZUR NBUIBLiNDIBCHEN ORAUMATIK. 283
iffi Qen. und Dat. Sg. Fem. und im Gen. Plur. angeführten Doppel*
formen (z. B. lÜiUar und lüiürary lüiüi und lüiüri u. s. w.); gamall
bildet folglich keine Ausnahme (§. 67, A, Anm. 1). Die Formen ymair^
IftMor^ ywMy ymaraf yfMa, ymtum (§. 67, B, vgl. §. 86, d, 2, Anm. 2)
werden gewöhnlich mit y geschrieben und ausgesprochen. Ich kenne
kein einziges Beispiel der Regel, daß Adjectiva auf -igr in -egr über-
gegangen sind (Ghrundr. §« 67, B, Anm.); dagegen ist i in den Adj.
auf -%r in e übergegangen; diese darf man aber nicbt mit denjenigen
auf 'igr vermischen. Die Formen k»*d und hd im Nom. Sg. Fem. und
Nentp. in der bestimmten Form von hrdrj hdr sind falsch statt hrda^
hda (Grundr. §. 71). In §. 72 sind die Beispiele ümäli, üvüi altisländisch.
horginn und borgnari (§. 76, b Anm.) kommen nur im Neutrum bargid
and borgnara vor. Neben den Formen glöggvari^ glögvaatur, örvari^
orvastur sind auch Formen mit weggeworfenem v gebräuoblich, ja die
Formen örvari^ örvastur sind kaum neuisländisch. Zu §. 76, d ist femer
zu bemerken, daß sämmtliche Adjectiva, deren Stamm in der alten
Sprache auf -kja, -gja ausging, das j in der neuen Sprache eingebüßt
haben; auch ist nyjarri falsch {i\r nyjari. Neben dem Superlativ sid-
aghir (spätest) ist auch stztur in der Bedeutung „schlechteste gebräuch-
lich, und neben synnstur^ welches jetzt nur selten oder gar nicht vor-
kommt (das gewöhnliche) sydatur (§. 78).
c) Die Pronomina.
In §. 82 rechnet der Verf. die Formen okkar, ykkar^ ydar zu den
Pronomina possessiva, und bemerkt, daß »sie (die Pronom. possess.)
wie die unbestimmte Form der Adjectiva flectiren'' ; dies ist aber nicht
wahr; die Formen okkar^ ykkar, ydar sind eigentlich Genitive der ent-
sprechenden Pronomina personalia {pkkar^ ykkar Dualis von jeg^ pü,
ydar Plur. von pü) und sind folglich Indeclinabilia*). Das Neutrum
des Pron. demonstrat. hinn ist stets kitty nie aber hid (Grundr. §. 83, b),
welche Form nur für den bestimmten Artikel statthaft ist. Übrigens
wird hinn als bestimmter Artikel vor Adjectiven in der Volkssprache
nicht gebraucht; der neuisländische bestimmte Artikel ist in diesem
Falle das Pron. demonstr. sd. In Bezug auf den suffigirten Artikel ist
zu bemerken, daß das auslautende n im Nom. Sg. Fem. und Nom. und
Acc. Plur. Neutr. stets verdoppelt ausgesprochen wird ; auch sagt man
im Dativ Plur. in der Volkssprache am häufigsten -onum statt -unum
(z. B. laugonunij ordonum u. s. w.). §. 83, b, Anm. 1 ist W. §. 96, b,
*) Der Verf. sagt selbst etwas unklar: „okkar, ykkar, ydar werden nur als Per-
sonilia verwendet*.
284 BJÖBN MAONUSSON OLSEN
Anm. 1 entlehnt, ist aber nur zum Theil auf das NeuiBländisohe an-
wendbar. Man sagt z. B. jetzt am häufigsten ttje-d (Nom. und Acc. Sg.)
und irje-n^ auch stets hnje-d (das Knie) , hnje-n^ fj^t nicht aber hnje-
i(f , hnje-iUy fje-id. Das Beispiel 6rt*n-tn, Plur. hr^r-nar ist kaum ver-
ständlich, denn der Verf. hat nicht bemerkt, daß hrün jetzt im Plur.
hryr hat (altisländ. brjjnn statt *brynr). Die Form br^ ist wahrscheinlich
eben durch eine verkehrte Zerlegung der alten Form br^rmar^ Nom.
und Acc. Plur. mit suffigirtem Artikel, zu erklären; nachdem die Aus-
sprache des nn nach (ursprünglich) langen Vocalen mit der des m
identisch geworden war, hat man wohl die alte Form (br^tmar) als
bryrnar aufgefasst und geschrieben, diese aber irrthttmlich in hryr-fuir
zerlegt, und daraus ist dann der Plur. br^ entstanden, wobei auch
eine Vermischung mit dem gleichfalls femin. Subst. brte, dessen Pluralis
jetzt stets br^ lautet (altisländ. bruar) thätig gewesen sein mag. In
§. 85 unterscheidet der Verf. hvor und Aver; die Volkssprache kennt
in den meisten Oegenden diesen Unterschied nicht; nur in der Arnes-
sysla und vielleicht auch in der Rangirvallasysla (Süden) soll man
diese Pronomina noch sondern; sonst sagt man jetzt immer Aüur, so-
wohl in der Bedeutung nJter als in der Bedeutung quü. Da der Verf.
aber hver und hvw sondert, so mußte er consequent koißrugur und
hvortveggja schreiben. Übrigens ist die volksthümliche Declination des
Pron. hvortveggja (hvurtveggja) zweifelhaft, denn das Wort ist außer
im Neutrum wenig gebräuchlich. Das Neutrum Plur. bcedi von bddir
ist ebenso häufig als die übrigen Formen dieses Wortes, welches der
Volkssprache sehr geläufig ist (§. 86, c, 4, Anm.). Im Gen. Sg. Fem.
hat einginn aungrar^ nicht aber aungvar (§. 86, d, 1).
d) Die Zahlwörter.
Hier ist Folgendes zu beachten : Statt JjorSi^ soll es ffdrdiy statt
^jtfruHu*^ — das dreimal vorkommt — fjöruUu, statt hundraäasti og
tuttugcuti: hundradogtuttugasti heißen. Auch sind die dialektischen
Formen fjeritiu und fjegwr (vgl. oben) nicht erwähnt. Neben dem
Dat. tveimur (§. 88) war auch die Form tveim zu erwähnen. Die Be-
zeichnung stört hundrad für 120 (§. 89) ist neuisländisch; die alt-
isländ. Bezeichnung ist hundrad tölfrostt oder nur hundrad. pümnd als
neutrales Substantiv wird nicht nur in Verbindung mit dem Genit.,
sondern auch in anderen Verbindungen gebraucht (§. 89). Das Adjectiv
ellefurasdur ist mir weder aus der Schrift noch aus der Volkssprache
bekannt, ist aber richtig gebildet (§. 91, a, 1). Statt tvlfaldur und
prifaUur (§. 91, a, 2) spricht und schreibt man tvö/aldur, prefaldur.
ZUR NEUISLlin>ISCHBN GRAMMATIK. 285
Das Subst. fmd (§. 91^ b) ist in der jetzigen Sprache verschollen.
Von den Zahlsubstantiven auf -bikg (ebenda) sind nur eining und prenning,
von den auf -üngur neben den von dem Verf. angeführten nur tölfi-
ungur gebräuchlich.
e) Die Verba.
In diesem Abschnitte hat der Verf. unsere ursprüngliche Arbeit
vielleicht am wenigsten entstellt. Doch sind verschiedene Fehler ein-
gedrungen^ von denen ich einige schon besprochen habe. Außerdem
finde ich aber Folgendes zu berichtigen: In §. 94^ b bemerkt der Verf.
von der Endung -um im Präs. Conj. 1. Pers. Plur,, daß sie „umlautftlhig ist**
statt „Umlaut bewirkt^. §. 97^ A, 1 ist hrind im Präs. Ind. des Verbum
hrinda eine altisländ.Form; jetzt wird stets die schwache Form hrindi
gebraucht; im Prät. hat dasselbe Verbum neben den von dem Verf. an-
gefahrten starken Formen auch die schwachen hrintiy Jirint In §. 97, A, 2
waren die volksthümlichen Formen hvurfum (Prät. Ind. Plur.) und
h^^rfinn (Part. Prät) neben hurfumy horfinn zu erwähnen; ferner be-
deutet das starke Verbum sleppa nicht ^gleiten lassen'' (transitiv),
sondern : entschlüpfen; entrinnen ; das transitive Verbum wird schwach
flectirt; auch bedeutet verpa in der Volkssprache nicht „werfen^ son-
dern (Eier) legen. In §. 98, 3 ist die Form fiofum als Prät. Ind. Plur.
von 8ofa falsch ftlr sodfum. Der Conj. Prät. von vaxa ist nicht yxa
(§. 99, 1), sondern yxL Zu §. 100 kann noch das Verbum difa gefügt
werden; in der alten Sprache ist es stets schwach (dy/a, d^fda)\ jetzt
sind aber neben den schwachen Formen (namentlich im Präteritum)
auch die starken (deifj difinn) gebräuchlich; das Verbum ist also in
derselben Bewegung begriffen, die altisländ. Jdypa vollendet hat. In
§. 102, A, 1 ist falifm in faUinn zu ändern. Auch waren hier (§. 102, B, 2)
die volksthümlichen Formen spü, apüa neben sp^'a im Infinit, zu erwähnen.
In den Paradigmata der starken Verba (§• 103) ist stekktu falsch für
HöklOu (Imperat. von stökkva). Auch ist der Imperat. von falla nie
fcUÜUf sondern — wenn dieser übrigens seltene Imperativ vorkommt —
stets getrennt fall pü. Das Part. Prät. von hl^ja (§. 107, D) ist nicht
AZunm, sondern Idüdj nur im Neutrum gebräuchlich, luma (§. 108)
bedeutet in der jetzigen Sprache nie „loslassen^; auch ist das Part.
Prät skortad (§. 108) als nicht gebräuchlich zu streichen. Sehr häufig
ist der Imperat pegt in Verbindung mit dem Pron. der 2. Pers. pü,
Pegi pü oder geschwächt pegiäu (§. 108, S. 82, n. 1).
In der allgemeinen Einleitung zu den Verba präterito-präsentia
(§. 113) bemerkt der Verf. ganz einfach, daß diese Verba „ihr Präsens
286 BJÖRN MAGNUS80N OLSEN, ZÜB NEUISL&NDISCHEN GBAMICATIK.
Mrie das Präteritam der starken Verba bilden"; hier sind aber die fol-
genden Eigenthümlichkeiten zu beachten:
Die 2. Pers. Sing, des Präs. Indic. wird nicht durch die An-
fügung eines -st (Grundr. §. 94, d), sondern, wie in der alten Sprache,
durch die Anfügung eines -t gebildet ; von dieser Regel gibt es eigentlich
nur eine Ausnahme: manai von mima, sich erinnern (der Verf. hat
iniihümlich mant), denn veizt (von väa) ist auch nach den Gesetzen
der alten Sprache regelrecht gebildet.
2. Im Pluralis dieser Verba werden jetzt die gewöhnlichen prä-
sentischen Endungen: -um, -id, -a statt -um^ -ud, -u angefügt, in munu,
werden, und skulu sind jedoch die alten Endungen erhalten*). Das
Prät. Indic. von unna, welches in der Volkssprache nur selten in der
Bedeutung „lieben^ vorkommt, ist sowohl unni als unnti, und das
Prät. Conj. folglich sowohl ynni als ynnti] bei dem Verf. erscheint die
Form unni S. 86^^ als die normale, im Paradigma ist aber nur unnii
angeführt. Im Partie Prät. kommt auch nnnoiS neben unnt vor. Der
Imperat. kunndu hat nie existirt; man sagt stets getrennt kann pü.
Das Part. Präs. skulandi von akulu kommt jetzt nicht vor. In §. 114, b
sind die Formen „oü"' und „yß" (!) falsch statt oMi, ylli. In §. 115
möchte ich bei der Besprechung des Medium (Reflexivum) hervor-
heben, daß keine Reflexivform in der neuen Sprache für das Part.
Präs. vorhanden ist.
/) Die Adverbia.
saldnar (§. 118) ist wohl nur ein Druckfehler statt ^aldnar\
dagegen ist die falsche Form sjaldar etwas viel Schlimmeres als ein
Druckfehler. Außerdem ist die Form litt altisländisch und aid, sidla
der Volkssprache nicht geläufig. Statt litt sagt man jetzt {fttct, und
statt sidy sidla wird gewöhnlich das gleichbedeutende seint gebraucht.
Statt des seltenen fjarri sagt man gewöhnlich ßcerri.
Die dem Buche beigefügten Lesestücke sollen nach dem Vor-
worte (S. XIV) für „Beispiele der besten Sprache und Orthographie
der Jetztzeit^ gelten. Dies sind sie aber keineswegs. Die Orthographie
an und fllr sich ist ganz und gar nicht consequent, und steht in sehr
vielen Fällen mit den im Grundriß gegebenen Regeln im entschiedensten
Widerspruche. Es wäre leicht, dies im Einzelnen nachzuweisen; ich
halte es aber nicht für nothwendig, da diese Fehler für die Wißenschaft
kaum verhängnißvoU sein können. Das überaus schlechte Glosaar zu
*) Auch das Verbnin ^oera flectirt im Präs. er wie ein Präteritum {firt, erud, eru).
K SPRENaSS, ALBEB VON REGENSBÜBa UND DIE ENETDE. 287
diesen Lesestückeii, welehee von einer ganz unerhörten Unwißenheit
zeugt; würde ich dagegen — um einer Verbreitung der darin begegnen-
den Fehler vorzubeugen — genöthigt Bein näher zu besprechen; hätte
nicht schon Finnur Jönsson in einer Anzeige des Buches im Literatur-
blatt flir german. und roman. Philologie 1881; Nr. 2, dieses Olossar
einer berechtigten Kritik unterzogen*).
Vielleicht habe ich im Vorhergehenden einige wesentliche Fehler
nicht bemerkt; mehrere Ungenauigkeiten habe ich absichtlich als un-
wesentlich übergangen und offenbare Druckfehler in der Regel nicht
notirt. Von solchen hat Finnur Jönsson „die hübsche Anzahl von ÖO^
gesammelt
Sehr zu bedauern ist; daß der erste Versuch; eine wirkliche neu-
isländische Grammatik zu schreiben; so ärmlich ausgefallen ist. Möge
der nächste beßer gelingen!
BJÖRN MAGNÜS80N ÖL8EN.
ALBER VON REGENSBURG UND DIE ENEIDE**).
Folgende Momente scheinen mir zu beweisen; daß der Verfaßer
desTundalus die Beschreibung der Hölle inVeldecke's Eneit (2881 —
3552) kannte.
1. E. 2941 gelangen Eneas und Sibille zu einem brennenden
Waßer; an dem sich eine Menge armer Seelen hin- und herbewegt.
Dieselben werden von Ungeheuern verfolgt:
2956 die lintworme
die Boechten b! met storme.
*) Diesen Artikel habe ich eben empfangen und ich kann mich im Ganzen
damit einverstanden erklären. Doch will ich hervorheben , daß mir — wie schon be-
merkt — besfiglich der neutralen -«a-St&mme (Grnndr. §. 35) kein Beispiel eines bei-
behaltenen V bekannt ist. Anch habe ich selbst häufig in der Volkssprache die Formen
8)69 und «n^ neben tjSar und tnjöar gehOri — tjdwir ist nur in einigen Composita
flblieh und m^dvar ist jetst veraltet. Die Formen heUira, heUfiJrar, heUfiJrum, hdlfijra
sind auch die wahren nenisländischen Formen, und die Genitive hjörta und bjom»
sind der Volkssprache geläufig, obwohl sie selten, außer als Nomina propria, vor-
kommen, da beide Thiere auf Island nicht einheimisch sind. Diese Ausstellungen kann
ich alao von dem Gesichtspunkte der neuen Sprache aus nicht motivirt finden ; da aber
der Verf. nach dem Vorworte seine Grammatik auch für eine Grammatik der jetzigen
Schriftsprache gelten lassen will, und sttmmtliche getadelten Formen in der Schrift
kaum statthaft sind, so sind die Ausstellungen insofern berechtigt.
**) EM naoh DmeUegong dieses Aufsatzes erschien: Visio Tnugdali, Latei-
nisch und Altdeutsch, herausgeg. von Albreoht Wagner. Erlangen 1889.
288 R- SPRENGER, ALBER VON REaBNSBUBG UfiTD DIE ENEIDE.
Ganz ähnlich lauten die Verse 49, 66 bei Beschreibung des gewitter-
schwangeren Sees:
die menige der wurme
die fuoren üz einem stürme
wider einander in dem sd:
si tasten den armen Men w6.
Die Visio Tnügdali (ed. Schade) 8, 3 bat an entsprechender Stelle
nur den Satz: Inerat etiam ibi multitudo bestiarum terribilium , que
mugientes nil aliud poscebant nisi ut animas devorarent
2. Mehr als zufällige Ähnlichkeit scheint mir auch stattzufinden
bei den Versen:
Tund. 54, 13. £n. 3216.
si (die Seele) begunde harte switzen wie starc end wie heit he was?
und nÄch dem Bweize brinnen, dat Sibille end findas
▼il schiere zerinnen van der hitten sich broaden.
alsd daz iser denne tnot die tande hem glceden
86 iz gftt durch die gluot als dat tser in den fftre
3. Die ironische Wendung: ein übel nächgebüre 'ein Held, in dessen
Nähe zu kommen sehr ge&hrlich ist' (Martin z. Oudr. 650, 4) muß
wohl, wo sie erscheint, auf En. 3238 zurückgeführt werden, wo Heinrich
vom Cerberus sagt: hs was ein ovele nägehÜTy jedenfalls aber beruht
es auf fTachahmung dieser Stelle, wenn Alber 55^ 70 die Teufel leide
nachgebüren der Seele nennt, wofUr sich in der Vorlage (S. 14 unten)
kein Anhalt fand. Die weitere Verwendung von näehgAü/r 61, 60.
64, 1 scheint aus dieser Stelle abgeleitet '*').
4. Tund. 66, 1 heißt es von der Hölle: hie ist vinster dne lieht,
schon V. 39 ff. wird aber ein großes Feuer erwähnt, welches von den
Teufeln mit Blasbälgen angefacht wird. Sollte deshalb nicht zu lesen
sein: hie ist viwer äne lieht? Das entspräche dann genau En. 3409
Jiere ßür es äne liehi. Die Vorlage 14, 33: 'Veni et vide! hoc tamen
scito, quod lumen Mjsj qui hie deputantur, minime lucefy scheint mir
eher für als gegen diese Vermuthung zu sprechen. Wollte der Autor
angeben, daß hier überhaupt nichts Brennendes vorhanden sei, so
würde er sich doch wohl deutlicher (quod bis lumen minime e^ oder
dergl.) ausgedrückt haben.
Schließlich ist zu bemerken die Übereinstimmung einiger Formeln
des Überganges : Tund. 47, 51 nu vememet von = En. 7983; Tund. 51, 40
nu suU ir vememen vfi&re = I, 2216 (s. Behaghels Einleitung S.CXXXn).
NOBTHEIlf. R. SPRENOBR
*) Dies Eur Beriehti^nog des in meiner Dissertation Ober Albers Tnudahis S. 55
Bemerkten.
F. KEINZ, WIOAUUR. 289
WIGAMÜR
Münchener Braehstücke.
Das altdentsche Gedicht ^Wigamu/ schien bis in die neueste Zeit
nur in der einzigen WoIfenbütÜer Handschrift (W), Papier, aus dem
£nde des XV. Jahrhunderts ^ erhalten zu sein, nach welcher es von
Büsching in den 'Deutschen Gedichten des Mittelalters^ (D) abgedruckt
worden ist. Vor einiger Zeit aber wurden in Salzburg Pergament-
brachstücke desselben entdeckt (S) und von R. M. Werner in der Zeit-
schrift ftir deutsches Alterthum, XXIII, 100 ff. veröffentlicht. Hiezu
kommen nun die Münchener Bruchstücke (M), welche im Nachstehenden
behandelt werden sollen. Ihr Abdruck, aus verschiedenen Gründen
bisher aufgeschoben, darf jetzt, nachdem sich die Forschung mit er-
höhter Theilnahme diesem Werke zuzuwenden scheint, nicht weiter
verzögert werden, um so weniger, als dasselbe in der Gestalt, wie es
die S. und M. Bruchstücke geben, mindestens in sprachlicher Be-
ziehung, gegenüber der verwahrlosten*) Handschrift W und dem Druck
bedeutend an Werth gewinnt.
Bei meinen Studien zur mittelalterlichen Geographie Baiems kam
mir vor einigen Jahren eine Handschrift des hiesigen k. allg. Reichs-
archivB — ein Diplomatarium des Klosters Kaisheim — zu Händen, *
anf deren Deckel an der innern Seite Pergamentblätter aufgeklebt
waren, die sich als dem Wigamur angehörig erkennen ließen. Die Er-
iaabniss zum Ablösen wurde von der k. Archivdirection in dankens-
werthester Weise bereitwillig ertheilt. Zu meiner Überraschung zeigte
sich, als die zu Tage liegenden Blätter weggenommen waren, eine
weitere Lage aufgeleimt. Da hiedurch und durch früher in Kaisheimer
Handschriften der kön. Bibliothek gemachte Funde meine Neugierde
schon gereizt war, hob ich auch an der Außenseite des Holzdeckels
*) Eis paar Beispiele mögen gestattet sein:
Dnick. Mfinch. Handschrift.
1664 von preyssen gefrünt sin von vrawen gepriset sin
1691 schön beweiset sich die magetEydey 8 san erbeizte die maget endis
2270 so het ich nngemach vnd knmer bo nehet ich mage noch knnne.
907 durch Sand Peter er mich behielt [dureh] sine b[ete er m. b.
Die letzte Verbeßemng wurde schon von Doceu per conjectaram hergestellt und ist
jetst durch M best&tigt, von welchem an dieser Stelle gerade so viele Buchstaben
erbalten sind, als diese Lesart zu ihrer Sicherstellnng bedarf.
01EBMANIA. Nene R«Uie XY. (XXYII.) Jahrg. 19
290 F. KEmz
den Schweinslederüberzug in die Höhe^ und wirklich war auch diese
mit eben solchen Blättern bedeckt Auf diese Art erhielt ich im Ganzen
sechs wenig oder gar nicht beschädigte Doppelblätter, drei größere
Bruchstücke eines solchen und von zwei Doppelblättem je die größere
Hälfte. Bei dem mittlerweile zwischen den erwähnten beiden Anstalten
eingeleiteten Handschriftenaustausche sind diese BruchsttLcke in das
Eigenthum der k. Bibliothek übergegangen. Sie tragen jetzt die Be-
zeichnung Cgm 5249 Nr. 28.
Das Ergebniss der später folgenden Berechnung des ursprüng-
lichen Umfanges der Handschrift, der diese Blätter entstammen, hier
zum Zwecke der allgemeinen Beschreibung im Voraus benützend, be-
merke ich, daß diese Bruchstücke drei verschiedenen Lagen von je
vier Doppelblättem angehörten, und zwar der 2., 4. und 8. Lage, die
ich aber hier zunächst als 1., 2. und 3. Lage bezeichne. Das Perga-
ment, durchgängig sehr stark, hatte eine Blattbreite von etwas über
12, eine Höhe von etwas mehr als 17 Centimeter. Es war früher schon
fUr einen anderen, und zwar lateinischen Text verwendet gewesen, ist
aber so sorgfältig gereinigt, daß im Räume der jetzigen Schrift von
der alten nur die Spuren einiger rothen Initialen, ausserdem aber nur
an einzelnen Stellen an den Rändern Spuren der alten Textschrift er-
kennbar sind.
Die Verse sind nicht abgesetzt, aber hinter dem Reimworte durch
einen Punkt, auf ein paar Seiten der zweiten Lage auch häufig durch
zwei Punkte über einander, oder hie und da durch ein verticales
Strichlein markirt; ausserdem ist auch der erste Buchstabe — in der
1. Lage meist, in den beiden andern hie und da Majuskel — in der
1. Lage immer, in der 2. L. bis zur 6. (14.) Seite (V. 2210) regel-
mäßig, in der 3. Lage auf der 1. Seite roth durchstrichen; die übrigen
Seiten der 2. und 3. Lage haben diese Auszeichnung des Versanfangs
nicht. Die größeren Absätze, theils mit D übereinstimmend, theils ab-
weichend , sind dadurch hervorgehoben , daß ihr erster Buchstabe,
meist in der Höhe sich über zwei Zeilen erstreckend, ganz in Menig
ausgeführt und fast immer an den Anfang einer neuen Schriftzeile
gestellt wurde, wobei dann der leer gebliebene Raum der Vorderzeile
in der 1. Lage durch rothe Striche ausgefüllt ist. Im Innern der
Schriftzeilen stehen solche rothe Majuskeln, diese dann nur in der
zwischen zwei Zeilen gestatteten Höhe, bei V. 1655, 1702, 2211, 2214
sämmtlich in der 2. Lage. Zu V. 2211 ist indeß die Anmerkung zu
beachten. Die Zahl der Zeilen einer Seite ist in der 1. Lage 28^
sämmtlich liniirt, die 2. Lage hat auf der ersten und letzten Seite 29
WIGAMUR. 291
liaiirte Zeileo, auf der 2. — 5. 26 Linien und darunter noch drei Zeilen
Schrift ; auf der 6. und 7. 27 Linien und drei Zeilen Schrift, die 3. L.
hat 30 Linien und unter Freilassung der ersten davon 29 Schriftzeilen ;
Verticallinien, um den Anfang und das Ende der Zeilen zu markiren,
finden sich in allen drei Lagen.
Die Berechnung des Umfanges der Handschrift ^ welcher unsere
Bruchstücke einst angehörten, ist zwar dadurch etwas erschwert, daß
auch W nicht vollständig ist ; doch lassen sich wenigstens die Lagen
and noch einiges darüber mit genügender Sicherheit bestimmen, wie
die unten stehende Übersicht zeigt. Dieser sind indeß einige Bemer-
kungen vorauszuschicken. Büsching gibt für W fUnf Lücken an:
1. nach V. 280 fehlt 1 Blatt; 2. nach V. 557 fehlt zwar kein Blatt,
aber ein größeres Stück Text; 3. nach V. 1099 fehlt 1 Blatt; 4. nach
V. 6040 fehlt 1 Blatt; 5. nach V. 6094 fehlen 4 Blätter. £b fehlen
demnach bei 1. und 4. je 48 Verse, bei 5., vorausgesetzt, daß sich
kein Bild auf diesen Blättern fand, 192 Verse; daß bei 2. nichts fehlt,
hat schon Docen nachgewiesen und den Zusammenhang des Sinnes
durch die Änderung von 'sprach' in sprancte in jenem Verse herge-
stellt Bei 3. giengen, wenn Büsching's Angabe richtig ist, die Hand-
schriften bedeutend auseinander. Für W würde sich nämlich dadurch
nur ein Defect von 48 Versen ergeben, M aber bringt zur Ergänzung
desselben schon 94 Verse bei und füllt damit die Lücke , wie das
Fehlen des Zusammenhangs und die untenstehende Lagenberechnung
ergibt, nicht vollständig aus. Dieser Widerspruch dürfte sich aber
ziemlich einfach damit aufklären, daß in W nicht bloß 1 Blatt, son-
dern die ganze nächste Lage fehlt. Ob mit dem in W ebenfalls feh-
lenden ersten Blatte Text verloren gegangen ist, läßt sich nicht be-
haupten.
Ein dem obigen entgegengesetzter Fall ist, daß sich in W ein
nnechtes Einschiebsel von 48 Versen (4905— 52) ' findet, wie durch M
und S erwiesen ist (Vgl. die Bemerkung zu V. 4905).
unter Einrechnung der angegebenen Thatsachen ergibt also eine
Vergleichung des Textes von W und M für den einstigen Bestand der
letzteren Handschrift folgende annähernd sichere Angaben.
ä) Verloren : h) Theilweise erhalten :
1. Lage = V. 1—584, dazu 48 für
das in W fehlende 10. Blatt und
vielleicht auch eine geringere
Zahl für das 1. Bl.
19*
292
F. KEINZ
a) Verloren : h) TheilweiBe erhalten :
2. Lage = V. 585—1099, dazu 94
V. zur Ausfüllung der darauf-
folgenden Lücke.
3. L. weitere Ausfüllung der Lücke
und V. 1100-1566.
5. L. = V. 2362-3192.
6. L. = V. 3193-4023.
7. L. = V. 4024—4853.
4. L. = V. 1567—2361.
8. L. = V. 4854—5684.
9. L. = V. 5685—6106, dazu ftlr 1
in W fehlendes Bl. 48 und ftlr
weitere vier Blätter 192 Verse.
Zur 3. Lage ist noch zu bemerken, daß ihr Inhalt, beziehungs-
weise die Anzahl der zur Ausfüllung der LOcke fehlenden Verse ver-
schieden anzunehmen ist, je nachdem sie von dem Schreiber der 2.
oder der 4. Lage (oder von beiden theilweise) geschrieben war, da
ersterer etwa 660, letzterer aber gegen 800 Verse in einer Lage unter-
brachte.
Der wirkliche Bestand des Erhaltenen ist indeß, da keine der
drei Lagen vollständig gerettet ist, geringer als man nach obiger Dar-
legung erwarten sollte. Es sind nämlich vorhanden: von der 2. Lage
das 1. und 3. Doppelblatt ganz; vom 2. ist aber der Schrifiraum des
1. Blattes ganz weggeschnitten; vom 4. Doppelblatt ist das 2. Blatt
nur auf die Breite der ersten 5 — 6 Buchstaben der einen Seite er-
halten, d. h. es fehlt von der Lage das 2. Bl. ganz, das 5. größten-
theils; von der 4. Lage ist das 1. und 2. Doppelblatt mit geringen
Verstümmelungen vorhanden; von der 8. Lage findet sich das 1. und
2. Doppelblatt mit geringen Schädigungen vollständig; vom 3. sind
zwei größere Bruchstücke gerettet. Das Nähere über die Defecte er-
gibt sich aus dem später folgenden Texte und den denselben beglei-
tenden Bemerkungen. Im Ganzen liefern uns diese Bruchstücke, kleine
Schädigungen abgerechnet, in runder Zahl 1400 Verse (von welchen
ungefähr 430 Verse auch in S vorkommen) oder reichlich ein Fünftel
des ganzen Gedichtes. Dieser beträchtliche Bruchtheil wird nicht bloß
hinreichen, um ein von dem bisherigen ziemlich verschiedenes Urtheil
über das Werk, namentlich dessen Sprache, zu ermöglichen, sondern
er wird auch die Herstellung eines dem ursprünglichen näher treten-
den Textes erleichtern; denn wenn auch unsere Abschrift schon hie
WIGAMUR. 293
und da einzelne Spuren von Verderbniß zeigt; so steht sie doch schon
darch ihr Alter — sie ist fast zwei Jahrhunderte vor W niederge-
schrieben — der von Sarrazin auf die Jahre 1210 — 1250 bestimmten
Abfaßnng des Gedichtes nahe, und läßt in der Sprache und selbst in
der Orthographie auf eine sehr gute Vorlage schließen.
Daß sämmtliche drei Lagen einst einer einzigen Handschrift
angehörten, darf man wohl als sicher annehmen. Allerdings finden sich,
wie schon erwähnt, Verschiedenheiten in der Liniirung, der Bezeich-
nung der Versanfänge; aber abgesehen davon, daß dies auch in ein
and derselben Lage vorkommt, dürften schon das gleiche Format,
sowie die gleichmäßige Verwendung von früher für andere Zwecke
benutztem Pergament für die Einheit sprechen, und sicher wäre sehr
schwer anzunehmen, daß die Kaisheimer Mönche zu gleicher Zeit
zwei Handschriften eines offenbar nicht sehr verbreiteten Gedichtes
sum Vernichten zur Verfügung gehabt hätten. Dagegen steht außer
Zweifel, daß die Handschrift von zwei verschiedenen Schreibern ge-
fertigt wurde, von deren einem die 2. Lage herrührt, während die
4. und 8. Lage von einem andern geschrieben ist. Die Verschiedenheit
zeigt sich schon in der Schrift, dann aber auch in der gewissenhafteren
Arbeit des ersten, welcher sich weniger Auslassungen von Wörtern und
Zeilen zu Schulden kommen läßt, auch die Sprache und Schreibweise
seiner Vorlage, deren baierischer Charakter nicht zu bezweifeln ist,
treuer beibehält.
Von Besonderheiten zeigt der erste Schreiber unter andern: ein
paarmal, aber nur ausnahmsweise, die 2. Plur* auf -ent: 999 beitent,
1026 merkent (Weinhold, Mhd. Gramm. §. 379); häufig, nicht immer,
u fbr itt, aber nie i für ie; Einzelheiten 628/29 heubt : bereubt, dar
gegen 754 beroubt etc. ; 982 twoo, 1001 daes (wohl nur Correctur) ; der
Inf. henke in 760 dürfte Schreibfehler oder der Strich über e vergilbt
sein (bedenklicher ist der Reim gevaugen : lange in V. 26/27 der Lücken-
aosfbUung nach V. 1099) ; der zweite Schreiber wechselt ebenfalls mit
u und tu, hat häufig i 6\t ie, besonders in enphinc und vil, sonst aber
ganz regellos z. B. 2349 dienen, 2351 dineu; sehr gelüufig ist ihm i
flir kurzes e in den Vorsilben er und ver und in den Endungen en,
er, ers; Einzelheiten 1689 ummer, 5408 untweich, 5555 urlap etc. etc.
Wie man sieht, ist Grund vorhanden, bei dem zweiten Schreiber
an mitteldeutschen Einfluß zu denken ; doch gibt gerade seine Unsicher-
heit nur für ihn, keineswegs aber ftlr seine Vorlage Zeugniß. Immerhin
dürfte der Gegenstand einer besondem Behandlung werth sein, die
ihm von den tüchtigen Forschem, welche die Untersuchung über den
294 F- KEINZ
Wigamur bereits in Händen haben oder sich noch weiter finden, wohl
zu Theil werden wird. Sie dürfte um so mehr Interesse bieten, da das
Gedicht seit seinem Bekanntwerden von einem nordischen Schatten
begleitet wird, vgl. Büsching in der Einleitung zur Ausgabe p. VII,
Sarrazin, Wigamur p* 21.
Bezüglich der Zeit dürften beide Schreiber ihre Arbeit um die
Scheide des XIII. und XIV. Jahrhunderts vollendet haben.
Für die Frage der Herkunft der Handschrift gibt außer der
Mundart nur ihr letzter Standort Auskunft, welcher aber zur ersteren
stimmt. Das ehemalige Kloster Eaisheim, jetzt auch Eaisersheim ge-
nannt, bei Donauwörth, darf noch ins Grenzgebiet der schwäbischen
und bairischen Mundart gerechnet werden. Hiezu ist von Interesse zu
bemerken, daß auch die Wolfenbüttler Handschrift aus dieser Gegend
zu stammen scheint. Sie zeigt nämlich auf dem Deckel den Namen
Jerg Wallaser, wohl ihres einstigen Besitzers, eingetragen; und von
diesem gibt Docen, allerdings mit dem Beisatz 'wenn ich nicht sehr
irre' und ohne Beleg an, daß er um 1550 Buchhändler in Dillingen
gewesen sei. Auch ich habe keinen Beleg dafür finden können ; weder
in Weiß' Geschichte von Dillingen, noch in zahllosen Büchertiteln
dieser Zeit, die ich zu dem Zwecke durchgesehen habe. — Die etwaige
Vermuthung, daß W eine Abschrift von M sein könnte, dürfte sich
kaum haltbar erweisen, da auch der lüderlichste Abschreiber bei der
sehr deutlichen Schrift von M seine Vorlage nicht so verhunzt wieder-
geben würde, wie viele Stellen in W sind.
Der Abdruck schließt sich thunlichst genau an die Handschrift an;
die Abweichungen sind die auch sonst gebräuchlichen. Die Verszeilen
wurden — mit Ausnahme eines Blattes (VIII, 3) — abgesetzt, die in
der Handschrift für diesen Zweck verwendeten Majuskeln nicht bei-
beibehalten, außer wo sie zugleich einen neuen Abschnitt bezeichnen^
und dann, wie oben erwähnt, in Farben ausgeführt sind.
Von den Abkürzungen wurden aufgelöst: die gewöhnlichen für
n und er, die fftr w in dem Worte Wigamur, die für ra, ri in den
Worten sprach und pris (einmal auch für rtt in truwen 778), die flir
az (d*); sie wurden indeß auch beibehalten, wo irgend ein Zweifel
möglich war oder sonst ein Grund dafUr sprach.
Ergänzungen wurden nur, wo sie ganz zweifellos waren, für ein-
zelne Buchstaben oder Wörter eingesetzt, und zwar, wo vorhandene
Buchstabenreste zum bekannten Texte stimmten, stillschweigend, wäh-
rend ganz fehlende Buchstaben oder Wörter durch Cursivschrift oder
durch Einschließung in EUammern angedeutet sind.
WIGAMÜR. 295
Lage Uy Blatt 1 ist unverletzt Ad der Vorderseite die Buch*
Stäben ssum Tbeil etwas vergilbt oder abgerieben; aber noch er-
kennbar.
Vorderseite.
585 wan er begonde gaben
vn sich ze were bereiten
die ro8 vil kume erbeiten
daz sie die vngeliohen man
vor deme walde also vram
590 ZV einander brahten
die beidsamt gahten
ere vn pris gewinnen
vn doch mit vngelichen sinnen
der eine ritterlichen streit
595 der ander kintlichen reit
der ritterlichen stach
sin sper mit kreften daz ez zerbrach
▼f deme iyngelinge
wan die herten ringe
600 des halsbges den er vürte
do er vf in rvrte
er were da gelegen tot
avch was daz ein michel not
do sie zesamne liezen
605 die ros einander stiezen
daz sie beide vielen nider
gahens sprvngen sie wider
610 die swert sie geviengen
ZV ein ander sie giengen
die zwene vngelichen
vahten stritclichen
allen einen langen tac
615 der ritter mangen grozen slac
slvc vf den ivngen
mit snellichen sprvngen
wigamur ime ofte entran
vn lief in ofte wider an
620 mit siegen er in vmbe treip
daz ime des schiltes niht beleip
wan da die bukle was dar an
nach prise striten die zwene man
A Ise der ritter do gesach
625 ^^daz sich der inngelinc also räch
600 in halsbge* ist der zu ergSnsende Haken fttr er nicht erkennbar. 607 nach
diesem Verse hat D zwei weitere, die hieher gehören werden: vf von der erden
seumene sie gerden (D: znsamen was jr gerden).
296 F. KEINZ
do enbran «in gemute
▼on des zornes glvte
er slüc in ▼£ daz heubt
er wolt in han berenbt
II, 1 Rflckseite.
630 des libes an der wile
mit zornlicher ile
der ivnge sich erholte
er tet alse er weite
in mit deme s werte gestochen han
635 den stach er louc er ime an
vn slvc in durch den heln gvt
daz ime begonde daz blvt
gegen der erden nider gan
vü daz er nit langer mohte gestan
640 daz swert ime vz der fvr
dar nach lief Wigamur
er wolt ime den lib han benomen
do er yber in waz komen
do sprach der ritter an der zit
645 neina helt gvt nn bit
la mihc herre leben
in dine gnade wil ich mich geben
Yil wil werden din man
vn wil dir nimmer abe gegan
triwen mit stetekeit
vii wil dir swem einen eid
650 daz ich dir diene swie du wil
der rede bot er ime so vil
vnze ime der kindische man
alsus entwrten began
T^itter gvt nu sage mir
655 ^^waz schulde het ich hin zv dir
do ich dir hivte wider reit
▼f dirre beide so breit
do bestvnde du mit zome
des bist du der uerlome
660 du hast mir vil we getan
des antwrte ime der wnde man
do ich dich hivte balde
sach riten vor deme walde
633 dieser Vers steht zweimal nacheinander. 686 fehlt in W, vielleicht wegen
Unverständlichkeit; es wird wohl zu lesen sein: den stich erlouc er etc., d. h. der Stich
war eine Finte, es folgte ein Hieb« 640 hende fehlt. 649 statt dieses Verses von
W hat M drei.
WIGAMÜB. 297
do rite da werlichen
665 gar ynbescheidenlicben
daz ich des verwände mich
daz ich schiere hete dich
von diner habe entsest
L. n^ BL 2. Von diesem ist der ganze Schriftraum weggeschnitten.
Es ist nur der vordere Theil einer besonders verzierten rothen Initiale
erhalten, die dem Platze nach ungefähr auf V. 677 fallen müßte. Der
vorhandene Theil scheint einem M anzugehören.
L« II, BL 3 ist vollständig erhalten.
Vorderseite.
oder mvse sin leben
ze pfände da lazen
den walt vn die strazen
beroubt also mangen tage
755 vnze demo kvnge qua die dage
« von deme mort grimmen man
daz er in die ahte wart getan
SYS lebter wol zehen iar
nu wil der kvnic daz wizze für war
760 in morgen henke alse einen diep
daz ist den luten allen lieb
nv mvgen sie ir sache
wol werben mit gemache
beide wider vn für
765 do sprach aber wigamur
ob ich dich nu laze
riten dine straze
so kumt ez übte dar zv
daz ich dich han betwngen nv
770 daz du daz an mir riebest
vn daz glubde brich est
VA vergizzest diner truwen
so mak mich wol ruwen
ob ich daz leben laze dir
775 do sprach glacotesflorir
ob du mich las genesen
so solt du des gewis wesen
daz ich dich mit truwen han
alse einen herren so! sin man
666 ich de» «er- unsicher, weil bei der chemischen Behandlung eine zweite
Schrift BU Tage trat. 754 von beroubt sind nur die Buchstaben eroub sicher; für
'er ist aber kein Baum zwischen diesem und dem folgenden Wort. 755 auf diesen
Vers folgt in der Hs. der Vers 'swer hie gienc oder reit', er scheint aber roth über-
strichen (getilgt) zu sein. 760 über dem letzten e von henke scheint kein Strich
gestanden zu haben. 778 ttoen, über dem t ein v fQr ru.
298 F. K£INZ
780 die wile daz mir der Hb wert
nu habe mir herre daz swert
ich wil dir' swem einen eid
das ich dir nimmer dekein leid
von mir geschihet hinnan fvr
785 do sprach aber wigamur
ich wil dich lazen ritter gvt
durch dinen ritterlichen mvt
diner manscheft ich nit enwil
wan dea were mir ze vil
790 gesellen wurden sie do
L. n, 3 Bttckseite.
des wart der ritter harte Tro
die ros viengen sie sa
mit minnen schieden sie sa
"1^0 wigamur wider vf daz ros gesaz
795 ^^do konde er niht vil baz riten baz
denne er auch da uor reit
doch was sin herze des gemeit
daz ime so richiv ayentvre
an deme ritter also ture
800 wider vir was da ze stunde
daz ros san begonde
wider keren uf die sla
gegen der bürge ilte es sa
die dort stvnt verbraut
805 wan ez da ofte vant
warmen stal yn spise bort
die wile daz lupindrafort
mit gesYndeme libe da lebte
yn der bürge pflegte
810 die straze ez wol erkante
do ez nieman wante
do fvr ez yaste vber die graben
ez bete den wol gebor knben
an die erden geyellet nahe
815 wan daz ime daz heil geschach
daz ez den berc yf spranc
va ez durch die husche dranc
daz ein ast den zoyn geyie
vn daz ros behabte hie
820 daz ez stille stvnt
wigamur sprach do zestunt
du hast mich geleret wol
des selben ich dir volgen sol
784 hlnS. 813 statt es scheint er% zu stehen, wohl in Correctur eines Schreib-
ehlers. 822 nach mich ist wol getilgt; das 1 in geleret ist nach unten so yerllngert,
daß es einem s Sbnelt
WIGAMÜR. 299
den zoun er mit der hant gevie
825 er zoch deme rosse daz ez gie
an deme wege ynde rebte reise
der sinnen gar ein weise
ze gvter maze
L. II; Bl. 4 ganz erhalten.
Vordorseite.
828 reit
daz vngeverte er do uermeit
830 T^ie bure was gar in fivre
^^die knappen waren tivre
die ime solte engegen gan
oder den steigreif enpfahen
er ?ant die byrc lere
835 wan die bvrgere
waren alle gelegen tot
der wec waz von bluote rot
nzzerbalb vor deme tor
waz gemacbet enbor
840 ein weniges kemerlin
da inne mobte wol sin
des wehters wip gewesen
daz was vor viare genesen
sin ros er dar vnder bant
845 der berberge er sieb vnderwant
er wolte selber wirt gesin
er vant da stende einen scbrin
dar inne was vuters gendc
fvr daz pfert er ez truc
850 zwei schoniv brot er do sach
daz gesinde bete gvt gemach
die nabt wolte er beliben da
er west niht war anderswa
Der wil rore reine
855 '^was da alterseine
vmbe die bare giene er schowen
eine clare iyncvrowen
vant er eine da sitzen
wigamar mit deinen wizen
860 ZV der iuncvrowen gienc
mit grozen vorbten sie in enpfienc
826 da8 a ist stark mit Menig getupft und auch größer als gewöhnlich.
828 die Worte 'er do' scheint der Schreiber beim Seitenwechsel vergeßen zu haben.
8»0 für das D von Die ist nur der Platz da; der Miniator hat es übersehen. 854 die
zuvor ganz nnlesbare Zeile zeigte nach chemischer Behandlung deutlich die obigen
nnveretändlichen Worte.
300 F. KEINZ
si was ruwe var getan
▼on roteme scharlacben hete sie an
rok vn karsit
865 wol gesDiten lanc vn wit
ein lieht veder was dar vnde
mit rosen rote
L. n, 4 Rttckseite.
munde
was sie schone kvsch vii clar
der tübe qnam gegangen dar
870 wer sit ir sprach er vnverzagt
sie antwrte sus ich bin ein maget
nv saget mir ovch wie heiszet ir
Pioles geloube mir
was tvt ir hie sos eine
875 da sitze ich vn weine
vrowe was ist 7 geschehen
groz leit des wil ich iehen
▼rowe wolt ir daz leit ie manne sagen
herre ia ich mac wol dagen
880 vii immer me wol weinen
wan mir trost dekeinen
bringen mohte man noch wip
owe daz ich minen lib
ZV dirre weite ie gewan
885 daz ich ersterben nit enkan
gar vergezzen hat min got
ane trost ist min not
der tot mvze sie enden
mit ir wizen henden
890 ZV den brvsten sie sich sivc
jamers hete sie genvc
XTTie mohte mir herre me gesin
^^ min mvter was von gimasmalin
min vater was kvnic ze toriswarlanz
895 ir beider ere was vii ganz
si beten kindes nit wan min
harzir der kvnic von norendin
des hant beiagte mangen pris
der solte gewesen sin min amis
900 vz mins vater has er mich nam
alse er in disen walt do qua
ein ritter sagete ime mere
wie ein tumei were
vor der burc zv beldroger
905 er hiez mich sin biten al her
WIGAMUR. 801
L. n, Bl. 5. Von diesem Blatte ist nur ein 2 Ctm. breiter, mit
dem 4. Blatte zusammenhängender Hochstreifen erhalten, der auf der
Vorderseite die ersten 4 — 5 Buchstaben, auf der Rückseite die letzten
4—8 Buchstaben der Schriftzeilen erhalten hat Da diese Reste hie
and da brauchbare Fingerzeige geben und auch sonst zur Sicher-
stellung des Textes von W dienen, so sollen sie vollständig — soweit
lesbar — mitgetheilt sein. Die letzten Zeilen der Vorderseite sind sehr
abgerieben. Zur Erleichterung der Vergleichung habe ich die Worte in
ihre Verszeilen eingewiesen.
Vorderseite: 906 der 907 sine b. 908 (?) hivte 909 sehen
911 vn in 913 von 914 selber 915 gen- 917 svlt 919 hvre
920 ligen 921 von z 922 griba 923 ligro 925 owe 926 niht
927 ich n 928 de bi 930 daz 931 der si 932 gehab 933 ovgen
934 Wig 935 mvt? 937 siner w? 938 vf 940 wir? 941 vn?
Rückseite: Die erste Schriftzeile fehlt. 946 wolt 947 mich
949 (?) har 948 (?) was 950 man 952 o niht vch ich ? der
stat 956 d'e mvt 958 ch in? 959 gemach 961 dert 962 anne
964 ch- doch ?en- ob 966 -der 967 swie 969 e were 970 durch
leeren Raum und rothe Striche angedeuteter Absatz 971 chonen
972 ros was 973 stvnden 975 amur 976 zoch 977 am 978 asch
half 979 8 der.
L. n, Bl. 6.
Vorderseite,
iuncliche knabe
980 von dem isen rame var
ein wazser brahte diu maget dar
deu ram twoc sie ime mit flize dan
do was er rosen glich getan
sie sach wol daz er was von hoher art
985 die svcze maget von ime do wart
ergetzet ir leides ein teil
an aller slahte schänden meil
beliben sie die naht du
des andern morgens vil vrv
990 wigamur wolte riten dan
die inncvrowe begnnde aben (so) san
jemerlich gehaben sich.
sie sprach herre wolt ir mich
erslahen mit vwerme swerte
995 daz ich sus niht en werte
lebende in disme walde
des antwrte ir balde
der knabe ane sinne
vrowe nu beitent hinno
302 F. KEINZ
1000 ich kyme her wider oder mich irret not
sine tmwe er ir daes bot
T^er tore also minneclich
^^was von krefteu also rieh
so er ZV deme rosse gie
1005 er dracte ez nider an die knie
er habte ez bi deme beine
vnze die maget reine
den zoum dar an gelegetc
daz sich niender regete
1010 sin hamasch gevienc er nv
die maget half ime aach dar zv
daz er sich gewapende darin
Lage II, Bl. e, Rfickseite.
er lie sie hie vn reit er hin
mit trurigeme mvte
1015 saz diu maget gvte
zv Cime vensterlin sie sach ime nach
er reit hin ime was gach
sie bat ime heiles da er reit
sin herze ouch daz niht vermeit
1020 ez gedehte an daz megetin
wie er ir frvme mohte gesin
er hete sorge dekeine
wan vmbe die maget eine
wie er vbte die getat
1025 da uon ir wrde sorgen rat.
Tu merkent al geliche
' wie rehte wnderliche
got bervchet sine hant getat
die er in siner hvte hat
1030 manigen richert er mit der kvnst
daz ist alles sin gynst
daz prvvet allez sin kraft
manigen eret er mit ritterschaft
manigen mit deme pflvge
1035 mit andern dingen gnvgen
also bervht er disiv kint
die beidiu krancker wize sint
die iuncvro were da tot
wan daz ir der knape half von der not
1040 hete in ouch der megde trost
von vilwiczen nit erlost
1002 Nene Zeile and rother Anfangsbnchstabe. 1012 sieh undeutlich, fast
wie such; er unter der Zeile nachgetragen.
WIQAMUS. a03
were er iiiht erstorben
er were doch verdorben
BUB let got nieman vnderwegen
1045 des sine gnade rächet pflegen
8V8 gab ietwedeme des andern getat
helfe TS seiden rat«
L. II, BL 7 wohl erhalten.
Vorderseite.
T^en langen tac reit Wigamur
'^daz ime geiegdes niht wider wr
1050 des trurte er sere
doch so mvt in mere
▼mbe die iuncfrowen reine
die sin dort beitet eine
bvngeric vh gnade blos
1055 einen rasant er do schoz
an den satel er in do bant
er reit wider da er vant
die ivncyrowen die in enpflenc
mit ile sie gegen ime gienc
1060 alse sie in zv riten sach
sie enpfienc daz ros vii sprach
wilkomen herre
wie were du so verre
in den walt von mir geriten
1065 ich han din hivte vil kume erbiten
daz ros zoch sie in den stal
entwapent wart er vber al
den vasant beroufte er mit vlize
sie briet in mit ir henden wize
1070 der hvnger was ir beider koch
wa sie bei diu vastent noch
sie heten noch ein ganzes brot
sie vergazen beidin ir not
sie tranken wazzer für den win
1075 sie taten ein ander trvwe schin
mit liebe sie die naht vertriben
ungemehelt sie beliben.
Torgens do aber schein der tac
^wigamur sich des bewac
1080 er svhte aber glnkes rat
beide ros nnde wat
bereite ime aber diu maget gvt
1046 das e in gnade oben am d und daneben. 1046 -tat verwischt.
mt
304 WIGAMÜR.
L. II; Bl. 7. Nach V. 1099 beginnt die theilweise Ausfallung der
Lncke von W.
Rttckteite.
weinen yfi rawigen m^t
benam ir der iuncberre gar
1085 do er ir ge heiz für war
das er sie nit lieze da
808 reit er bin ime was gacb
in den walt er yerre reit
die breite strazen er yermeit
1090 eime stige er yolgen began
einen bere wolgetan
vant er hoch vü breit
einen stic er dar vf reit
der was smal vii vergraset
1095 ein alt gemyre yn verwaset
▼ant er an deme berge
eime kleinen getwerge
gewartet er in daz bürge tor
1099 daz getwerc wart ouch sin da yor
nu vil schiere gewar
ez ilte wider zv ime dar
gegen ime ez her vz gienc
gvtlich ez in enpfienc
5 ez sprach herre saget mir
wes botschaft werbet ir
ich bin niemans böte sprach wigamur
ich bin wider yii für
geriten allen disen tac
10 daz ich beiagen nit en mac
einer iuncvrowen spise
na bin ich nit so wise
daz wisse war ich mvge dar nach
daz getwerc do vil gvtlichen sprach
15 Q^it daz ir herre spise gert
^*^ist ez diu iuncyrowe wert
ich wil ir senden bi iv
einen kappen vn and^e hvnr driu
einen kese vn zwei wizziu brot
20 herre da mite behvt ivch got
daz iv iht widervar kein leit
1099 die hier folgenden, die Lücko theilweise ausfallenden Verse habe ich be-
sonders gezählt, am einer Umnnmerining bei einer neuen Ausgabe des Gedichtes nicht
vorzugreifen.
I
WIGAMUR. 305
L. II; Bl. 8 ganz erhalten ^ aber die letzten Zeilen der Vorder-
seite nnd die ersten der Bückseite stark abgerieben und tbeilweise
nicht mehr lesbar.
Vorderseite,
tcs grimmekeit
der ist tivuels valant
25 sin naxne heizet lespurant
er hat mich gevaDgen
behalten txy vil lange
mine vrowen ligroniten .
vn die schonen flogrisiten
30 des herzogen iohiotes tohterlin
des disiv bürg solte sin
mit yntruwen er in erslvc
also toten er in tr^c
yf eine breite beide
35 sinen ze leide (so)
daz in die tier da gazzen
also hat der verwazen
noch gevangen siniv kint
die hie vf dirre bürge sint
40 ime dienent hite vii lant
daz ist allen den bekant
die in disme lande sint gesezen
daz nieman ist so vermezen
der in geturre bestan
45 er ist des tivvels man
Tr hortet ie sagen wol
^swaz ZV uezelen werden sol
daz sol vruo brennen
hie bi schult ir erkennen
50 daz disses iungelinges hant
erstritet noch hoch prises pfant
wan ime sin herze gab den rat
daz er vi! manlieher tat
in siner kintheite began
55 zu deme getwerge sprach er san
der iuncvrowen leit mvz ich clagen
dime herren solt du sagen
daz er sich niht sume
der iuncvrowen
88 Es steht sininiv. 69 fast ganz abgerieben; ob ¥ume dastand, ist nicht
l^hr zu erkennen.
OERMANtA. ttdM Beih« XV. (XXYn.) Jahr;. 20
306 F. KEINZ
L. IT, 8 Rttckseite.
60 ir bvre yn ir lant vn ir walt
yfi. 8waz ir zv erbe ist gesalt.
vinde ich in morgen vrv.
hie • • . • gern wip du. • ,nv
der iuncyrowen kein leit erbot
65 manic h^n vfi brot
brinc mir ber mit ile
• • ch blaget der wile
die scbonen maget reine
sie beitet min alleine
70 daz getwerc brabt ime die spise san
die enpfieno er nnd reit dan.
T^az getwerc zv deme wirte qnam
•*^ez aeite ime alse ez yemam
die rede enpfienc er mit zome
75 er were der verlorne
bet icb in vor der bnrc erseben
er ist wol bin des mak er ieben
sprach der vngebvre
ich bringe ime noch ze svre
80 siniv betrogenlichen wort
wigamnr der quam doch dort
da er die iuncvrowen vant
ros vn sin gewant
enpfienc sie nach ir gewonheit
85 ir ietweders deme andern was bereit
mit zvhten bieten ere
ietweders sorget mere
vmbe daz ander dane vmbe sich
die aventvre sus berihtet mich
90 sie waren aber die naht da
des andern morgens iltc sa
der knappe von deme bette sin
diu maget sprach wa wilt du hin .
94 da svln wir sprach der ivngelinc '
I
60 das zweite vn ist roth getopft und davor ein Punkt, Die ganze Stelle;
V. 61 — 66 war fast vollständig abgerieben und nur nach mehrfacher Behandlung ir I
Reagens wurde das oben Gegebene erkennbar, auch dieses in den V. 62 — 66 f. n* .
sicher und die ErgXnzungen nur mit Wahrscheinlichkeit vermuthet 67 vielle '
euch. 1. blanget s= belanget. -^ ^
WIGAMITR. 307
L. IV, Bl. 1 gut erhalten; nur von der ersten Zeile ist die obere
Hälfte und von 3 Zeilen in der Mitte durch einen Randausschnitt
3—5 Buchstaben weggesohnitten.
Vorderseite.
daz nieman dicheinem wibe mite
redete wan daz sie ducbte gut
der ritter alsus wol gemut
1570 enphiQC sie schone u5 sprach
do er die iuncurowen sach
willekumen si min vrawe mir
a wan gemcbet ir
ze sagenne mir daz mere
1575 war uwer wille were
oder wannan kumet ir geriten so
die maget sprach des bin ich aro
daz ich dir ritter chlagen sol
mine swere die ich dol
1580 wan ich lide groze mve
na such ich helfe dar zu
in dem lande swa ich mach
wan ez ist nil manic tac
daz mich bestunt min arebeit
1585 yn daz mir nil manic leid
min müme hat getan
an minem erbe daz ich han
braht an dise stünde
yn sie mit ir münde
1590 miner uiriach (so!)
da ez manic man horte vü sach
daz sie lant yh bürge
liude yil erbe
mit einandir geteilet beten
1595 yn mit ganzen reten
yf eina .... taten verzigen
L daz mac mich nu gehel/en ntht
I ir rede div ist manic yalt
I yn wil mir nemen mit gewak
. 1600 eine linden schone
r die ze aller zit ist grüne
fidc
ieben. 1684 yor mieh ist ieh radirt. 1688 die und über dem t ein «.
I 10^71 in D umgestelU« 1692 in bürge stehen der zweite Strich des b und 4er
*st# des n Übereinander und darüber ein Punkt. 1696 nach t<Uen ein Punkt.
20*
1567 die Zeile ist fast ganz weggeschnitten , nur ' daz' und * mite' deutlich yor-
den, doch stimmen die untersten Spitzen der Zahl und Form nach genau zu den
^ fmutbeten obigen Worten« 1682 *9wa steht auf Basnr, dayor ist ein d stehen
308 F. KEINZ
sanier un winter zit
also uerre so siy schaten git
do neueilet niemer rife noch sne
1605 dar übe stent blumen vn cle
die newerdent 2& keiner üt val
da habent die nogele EVzen schal
Yii singent da wol von prise
mit arolicher wise
1610 bi der linden daz ist war
enspringe ein brüne vii dar
gat vü reine
L. IV, 1 Bückseite.
1616 swer in trinket dristant
der ist iemer mer gesant
die wii vn er hat den lip
ez sie man oder wip
1620 vn ist iemmer wiSinnechlich
Stare vS tagentlich
aiser schinet an der arist
so er drizic iar alt ist
der selbe brunne hat den site
1625 da ist er gezieret mite
er smeket iegelichem man
alse sin müt ist getan
er dem win der wines gert
swer aber wil mete der ist gewert
1630 dem abir stet sin gedanc
dem ist er moraz vä lattranc
also wandelt er sich zu allen stünden
in iegeliches mundes
als ich dir han geseit
1635 den briinnen vh die linden breit
han ich behabet zehen iar
daz ich nie umbe ein har
dar ane nieman wider saz
na hat min mnme grozeo haz
1640 her zu mir gewnnen
vii wil mir den selben brünnen
nemen mit ir gewalt
na ist min sorge manieaalt
wan ez so gelobet ist
1645 dcui ich zu einer kurzen vrist
1611 luUr fehlt in M. 1616 die obere Hälfte der ersten Zeile ist
geschnitten; darnach scheinen also die Verse 1613—15 in M zu fehlen, wenn -oi
nicht annehmen will , daß eine weitere ganze Zeile abgetrennt sei , was bei der. Un<
regelmftßigkeit der Liniinmg denkbar ist. \
WIGAMUR. 309
mit eime kem^hen kumeu sol
yffe den hof zu karidol
von hivte an dem nivnden tage
da 8ol enden sich die klage
1650 da 8ol ich vn die mame min
mit kemphen bereit sin
beide in eime ringe
wederre da gelinge »
T^a bin ich leider niht so wis
1655 ^^ sprach aber die maget eudis
daz ich wesse war ich keren müge
nach eime kemphen der mir tuge
der durch sine gute
vli durch sin ritterlich gemüte
1660 Yur mich wolte yecheten
vn mir nach dem rechten
L. IV; Bl. 2. Das Blatt ist ungefähr beim sechsten Buchstaben
der Zeile von oben nach unten durchschnitten und hat an diesem
Schnitte 2 — 3 Buchstaben verloren, die bei voller Zweifellosigkeit
stillschweigend eingesetzt sind; außerdem sind zum Durchziehen des
Bastes vier Löcher ausgeschnitten.
Vorderseite,
hülfe durch sin ere
der solde iemer mere
von vrawen ^epriset sin
1665 vn solde in dem lande min
ge&ie ten mit gewalte
vbir iunc yii ubir sAte
do sprach der ritter wigamur
mit dem der [adeljar vür
1670 vwer mwe vii swere
vrowe [die] ist klagebere
nu bin ich leider ein man
der geraten niht enkan
wan mir [liute unde] lant
1675 g nt
ez new — — r ger — —
— — ich uwer kemphs sin
vn wolde durch uwer hulde
rechen uti^er schulde
1680 oder den tot kiesen
vü den lip Verliesen •
sprach der ritter mit dem am
herre nu müz vch bewarn
1649 'sich' an den Rand geschriebeD. 1670 es stand vwerey v ist radirt und
tm Bande steht ein s.
310 ^' KEINZ
got durch sine mt^echeit
1685 sprach die iuocurawe gemein
Bit uwer lip ist so gut
daz ir durch uwern reinen mut
mir zu helfe wollet stan
des sult ir ümer Ion han
1690 von gote vfi der rreUe pris
san erhej|te die maget eudis
▼n yil dem ritter an den v&s
sprach nu muz dir herre werden buz
1695 aller diner sorgen
nu sule wir beide morgen
gegen britanie keren
dar bringe ich dich mit eren
1700 da min ^age sol nemen ende
von der helfe diner hende
"1^0 der riter wol gemüt
'^gesach das [die] urawe gut
sich ime zu vuzen bieten wolte
1705 [vil unjgerner daz uerdolte
gahens er dorzu gte
— iunc — — — e
— e kome z — —
er spr — —
1710 mir vil gar ze grozUcA
ich bin v ungenozlich
an eren vn an gute
L. IV, 2, Rückseite.
ich sol v mit dem mute
dienen [vii] mit getut
1715 avch ist daz urawe min rat
daz [wir] niht langer beitten
wir suln uns bereiten
dahin da ich uechten sol
daz geuiel in beiden wol
1720 wider üf die ros sie sozen
die urawe wolle niht gelazen
vor liebe sie weinen began
der ritter tröste sie sa
so er beste mohte
1725 yn sin züht tochte
-. -te
zu — j — — —Ute
1694 W scheint hier ein Verspaar interpolirt zu haben. Ist es falsch, so fiUlt
auch das Citat Weinholds in §.129 der mhd. Grammatik und Sarrazins p. 18.
1706 bei dieser Zeile steht am Rande s ut (?). 1717 ndn ain Rande.
WIGAMUR. 311
da worn
. . e iun was des wol bedacht
1780 ir kemphen sie sc/ione phlegen hiei
der adelar doch niht eolies
er newere sime herren mite
er gienge oder ritte
beide spate yii vro
1735 wigamar der wart a. . .nu
von dem am wol bekant
yii andir« niht genät
swa er hin qam gevarn
wan der n'^er mit [dem] adilarn
1740 TJludis die gemeite
'^mit vliie sie sich breite
alse sie zu hone yrolde varn
sie nemoht ez langer niht ge^parn
mit spise yii mit getregede
1745 ynnfzt^ schöner megede
die kleidete sie prisliche
yfi reit vil houeliche
von brun Scharia. . gut
yn samit rot als ein blut
da . . , was in kleit gesniten
die zeldenden p/ert die sie ritten
1750 die warn brun blan.. rot
mit vliz gesatelot
behängen mit schellen
man manigen ualken scnellen
yurten «ie durch houisch . . .
1755 emet (einet?) — gemeit
ge — — — — en wol
wes ein ritter habin sol
des beten ste alles genuoc
L. IV, Bl. 3 — 6 fehlen. Bl. 7 ist ganz erhalten, nur an einer Stelle findet
sich einRandauBBchnitt, der von vier Zeilen je4 —öBuchstaben wegnimmt.
Vorderseite.
2161 lieber tat
der sol dise crone
von mir haben ze lone
yii daz kunincgriche
2165 nu sprechet algelicbe
wem ir der eren wollet ien
ich han hivte gesehen
1196 yon dem hier durch den Schnitt yerlomen Worte ist nur a und der Best
des leisten Buchstaben erhalten, der aber kein r andeutet 1738 in qam das a (offen)
äbeigeschrieben, ohne u. 1741 in breite das r übergeschrieben. 1742 am Bande
steht mUs, also für wolde. 1745 die zwei folgenden Verse fehlen in D. 1763 man
steht sus Versehen am Ende und Anfange der Zeilen. 2163 haben übergeschrieben.
3J2 ^- KEINZ
manic kleinot wol getan
vil ritterliche uirtan.
2170 Tr\ie swigen algeliche
^^kawan der tugende riebe
sprach nnuirborgen
der ritter der gestcr morgen
in dem [rin]ge da streit
2175 dem hete div kuneginn ge[meit]
eudis vur die er vacht
bereit an dirre [nacht]
einen wapenroch von richer kost
dal hat er manige iost
2180 hinte geriten wol
ich sage als ich ez sweren sol
das er der beste was
der hiute uf dichcin ors gesaz
do sprach pliopeerim
2185 wan ich sin geuangene bin
so wil ich der warheite iehen
sone dorfte nie nichein man gesehen
ritter also tugenthaft
er hete manliche craft
2190 do sprach der ritter unarc
ich wolte geben tusent marc
daz mir hie zu karidol
were gelungen also wol
des mac er wol sin gemeit
2195 do sprach samurte breit
ich wil gehen er hat den pris
same sprach der ritter portenis
erec vn lanzevlet
rinranz un gamuret]
2200 gagavn (?) vn pagofrical
dar noch die ritter ybir al
sprachen mit einer stimme
daz wigamur ein gimme
wäre siner manheit
2205 gnugen was daz lett
daz sin lop so groz was
wanne was niht nit vn has
doch bleib im der pris gare
der kuninc hiez ime gewinnen dare
2210 vn enphinc
2168 Mnot mit übergeschriebenem 1. 2179 hinter hat sind am Rande noch
die untern Spitzen von zwei Buchstaben (ma?) sichtbar. 2182 der übergesohrieben.
2186 wü am Bande. 2192 hie am Rande. 2210 enphine geht über die Zeile
hinaus.
WIGAMUR. 313
L. lY, Bl. 7, Rflckseite.
2210 in harte schone
T\er hiez im dar tragen die crone
^^die er verdinet hete da
dem ritter bot er sie sa
TTer nemt wie der kuninc sprach
2215 '^ do er ritter an sach
herre ir muget gerne leben
daz V die selde hat gegeben
also groze werdekeit
wan uwer lob ist so breit
2220 worden alhie xu karidol
wan ir hebertet habit wol
das ir . . . .s wert sit
ir Salt habin ane strit
beide [cron]e vn lant
2325 et wart durch uch her gesant
[wes?] beitet ir na
get grifet zu
vn richtet zu rechte
dem herren vii dem knehte
2230 armen vn riehen
do sprach gezogenlichen
der ritter mit dem am
herre ir salt baz eruarn
an den ritteren wer er sie
2235 min ist hie gespotet bi
min lob ist leider hie ze cranc
der kuninc trat uf einen banc
daz er si alle ubir sach
gutlich er abir sprach
2240 na iehet edele ritter halt
die zii der tauelrunden sin gezalt
wem ir die crone vil lant
erteilen weit do sprach czü hant
neauton uon moncazin
2245 ich nemez an die triwe min
daz ich hie niht han gesehen
nicheinen ritter dem ich wolle iehen
2211 die reihe Majuskel D ist hier jedenfalls fehlerhaft gesetzt; er steht weit
diTOD ab nnd gerade über D ist von der Hand des Schreibers das Wort whtme als
u diese SteUe gehörend nachgetragen. 2216 nach er V erweisungszeichen , aber
^ nachgetragene Wort (den) am Bande, wie es scheint, weggeschnitten. 221S graxe
>m Sande, nrsprfinglieh von gleichzeitiger, dann darüber von jüngerer Hand und daher
nicht sicher lesbar. 2220 hier hat W zwei Verse interpolirt; dagegen bei 2226
>«ei solche durch gefSlschten Beim eliminirt. 2222 etwa 8 oder 4 Buchstaben
(voU lobe) weggeschnittex». 9247—66 hier hat W bedeutend geibidert
314 *'. KEINZ
daz er so prisiiche rite
vh 80 ritterliche strite
2250 also dir ritter hiote tet
die anderen sprachen da ze stet
berre daz ist die warheit
er ist in der werdekeit
daz er sal tragen die crone
des antworte abir schone
der ritter gut wigamur
mit dem der adelare vür
Terre wer ich als ir geruchet iehen
^80 wer mir harte wol geschehen
H!
L. IV, Bl. 8. Auch dieses Blatt ist, vrie IV, 2, von oben nach
unten durchschnitten und mit vier Löchern fUr den Bast versehen.
Auch ist die Vorderseite an mehreren Stellen sehr abgerieben.
Vorderseite.
an . . . uii an frumecheit
daz des niht [ist daz?] ist mir \e\t
gerne ich uirdienen sol
daz ir mir sprechet also wol
2260 wie mehtich landes wert sin
wan ich ne loeiz niht wer ich bin
nemo ich daz ^nichriche nu
lihte kemez d^ zv
so die herren in dem lande
2265 mine geburt niht erkand..
si betten mich smclicben
vü begonden min riche
beide rawben vn hern
vn ich mich danne solte wern
2270 so nebet ich mage noch kunne
so ^etich schaden vn schände
zu crone vn zv lande
han ich vriunt noch gut
2275 von div sol ich minen müt
zu den dingen leiten
daz ich muge irbetten
daz ich baz werde bekant
kunincrich uH lant
2280 were mir zu grozlich
2250 in hiote ist das i auf den letzten Strich des h gerathen, aber erkennbai*.
2264 er am Rande. 22^6 Punkt vor statt nach wigamur. ♦2271 dieser Vers und
V. 2281 fehlen in M,
WIGAMUR. 315
das ich mit dienst« si gerioht
er si ritter oder kneht
swer ez an mich dort ruchet
2285 vn ez mit züchten suchet
A rtus der kuninc lobesam
^^sprach oZse sime — —
zu dem ritter —
2290 der mich dunket wunderlich
daz ir der iuncurawen rieh
weigert zu wibe
die an gut yn an übe
einer Ä:uneginne geliehen mac
2295 yn habet allen di«en tac
eines kunichriches uch gewert
y ist .z erbescert
ob ir des woldit yolgen
ich w[en?] v ist irbolgen
2300 uwer eigen gemute
do Bpj*acA abir mit gute
der ritter mit dem am
han ic^ dar an misseuarn
oder wider uwern hulden ich^ getan
2305 daz sult ir herre uarn lan
yn der rede bogen gare
ich sol an uwere schare
schinen . . mer mere
swa ich hin kere
2310 kuninc
L. lY, Bl. 8, Rückseite.
2310 riebe vn lant
were niht zu mir gewann
mit dienste sol ich bereit sin
swer so ^eruc^et min
T\er kuninc so gutliche tet«
2315 ^^ er hiez im ze stete
ein ors bringet daz tros gut
Bwenne er durch sinen hohen mnt
wolte r. .en stechen
daz er mohte brechen
2820 anderen ritern daz zil
der riter stunt da harte yil
do man daz ors uve zoch
daz was starc vn hoch
2284 Wi9t nicht sicher; von ior« nur rt sicher. 228ß am Rande aßrta%\ in der
Zelle steht nur das rothe A, 2806 am Rande von etwas spfiterer Hand: fte^eöen.
316 F. KEIKZ
daz dtd ritterQ iahen
2325 daz sie nie gesahen
kein ros al«o zierlich
do sprach der kdnc gutlich
edeler ritter yil gut
durch uweren ritter m&t
2330 diz or« ^eruchet riten
daz ist an beiden siten
zu den s . . en wol gewachsen
beformos uon engelach . . .
2335 daz selbe ors er mir sante
vbir mere non sime lande
daz ist Stare vn laufet wol
auch snlt ir hie zu karidol
beliben etteliche wile urist
2340 8wez uwer möt gerende ist
daz Bult ir uinden an mir
— — — — — ruch
— sult hab — — —
[wa]n ir m[ich des] danket wert
2845 A rtus nach disen sweic
*^wigamur mit züchten netc
deme kunige yn sprach also
herre er mac tool wesen vro
der V icht gedienen mac
2350 gerne lebt ich den tac
daz ich uirdinen mochte
mit dienste daz v tochte
die ere also manic [valjt
die innc yn alt
2355 in uwerme houe ir[bo}ten hat
daz hat uwer knnincliche haut
allez ubirguldit wol
daz gesinde hie zu kmdol
hat der eren also yil
2360 daz ich des wol iehen [wil]
daz ich
2333 enffel und aeh stehen so bei einander, daß ein langes f dazwischen Platz
hätte; engelsachsen hat übrigens schon Büsching yennnthet statt des in W stehenden
Engelanndt; die Scblußsilbe ist durch den Schnitt ausgefallen. 2839 wUe noch in
der Zeile, am Rande aber urUt, 2346 nach diien ist leerer Baum, auf welchem
* werten' gut Platz hStte; es steht aber nichts, dagegen steht 9weie am Rande noch
einmal.
WIGAMUB. 317
L. Vin, Bl. 1 bescbädigt durch vier Bastl««her; auf der Rück-
seite ist durch Abreibung an einer Kante ein Streifen von 2—3 Buch-
staben schwer lesbai* geworden.
Vorderseite,
der kuninc ^ugenthaft
4855 wol gczimieret reit dort her
er fur^« von golde gemalet ein sper
an den kerde lahiluin
den mnaer lidin ualles pin
von spaniot kunig riel
4860 reit mit siner tropel
ritterliche uffe den rinc
die schellen s
swa die ritter hin
z rt hin
4865 uffe hohen orse . . • .
von gurgalet l5rpondrigrant
des cjmir was ein crone
aach was gesniten schone
sin wapenrok lank vü wit
4870 ein cyclat in ein samit
der samit rot der cyclat gel
er was starc vn snel
•ie riten beidenthalben in
sie vuren her vii hin
4875 die non der tauelrnnden
taten da michel wunder
auch wurden sie da schadehaft
gamuret vur mit craft
nf eime ranit daz was swarz
4880 der lange riter non graarz
was wol gezimieret
do wart geturnieret
Tu verme algeliche
' von der kuniginne riche
4885 die den turnei hete dar geleit
wie houischliche sie reit
an deme ringe schavwen
mit vnnfzic iuncurawen
die waren alle irwelt
4890 dise auentivre ans zeit
4866 das n von lypondrigrunt ist nicht sicher, das dazu gehörige Beimwort des
Vorderverses scheint nach den vorhandenen untern Spitzen der Buchstaben bnm zu
sein. 4870 über dem ersten ein Strich. 4855 von rtel ist nur das e zweifel-
haft, aber durch den Reim gesichert; im Erec ist Riel ein Land: V. 2074 künec
Jemis von Riel. 4875 das Schluß-n von -runden hat nicht ganz die gewöhnliche
Form: es könnte wohl aus r oorrigirt sein. 4883 hinter verme ist freier Raum für
etwa vier Buchstaben.
318 F. KEINZ
Bie waren alle Tursten kint
da wart maiiic avge blint
daz doch Hechte e gesach
manic riter de« niriach
4895 daz gotes wunsc gelege an in
dinifrogar die kanigin
▼f eine blanken mnle reit
vbir den satel wap gebreit
ein brun phell — —
4900 alneche
hie uor — iech — —
— — — — llen vorchten
. . • hemede dein sidin wiz
dar anlac spechelt yn vliz
4904 da was sie gepriset in
ein
L. VIU, 1, Rückseite,
roch dribalt phellin
(4958) vurte sie obir hemeäe
ein speher gurtel aremede
4955 von golde mit gesteine
den vurte die magit reine
sie vur^e ein vnrspan tivre
daz was in fivre
geluter^ mit vlize
4960 vmbe ir [arme wize]
vnrte daz me^etin
zwene bav — — —
— ma n
vf ir houbet schein
4965 von rotem gol one
dar inne schein nil schone
vz andern steinen ein mbin
sus reit daz schone megetin
beidenthalben des ringes
4970 allir slahte dinges
virgaz da manic helt gut
in stunt aller der mut
4900 vor a scheint noch der obere Best eines s zu stehen, und über dem ersten
e ein i. 4901 das h von hier ist nicht sicher, es ist als erstes Wort des VerBes
roth getupft. 4902 die ersten drei Buchstaben von aUen nicht ganz sicher, aber
sehr wahrscheinlich. 4905 die Verse 4905—4952 fehlen in M. Sarrazin hat eie in
seiner Abhandlung über Wigamur als aus Suchenwirt entlehnt nachgewiesen und sclion
die Vermuthung ausgesprochen, daß sie der Schreiber von W eigenmächtig an dieser
Stelle einschaltete. Die Richtigkeit dieser Anschauung ist nun durch M und durch 8,
wo sie ebenfalls fehlen, bestätigt. 4957 nach em steht, am Schluß der Zeile» «c,
d. h. der Schreiber wollte scone schreiben«
WIOAMÜR. 319
wie sie den pris beiageten
da Qon ne behabeten
4975 die kaniginne gemeit
die alsas honiBcliehe reit
TTon diire guten rittenchaft
^ wart zebrochen manic schaft
yfi manic cleinot nerton
4080 naeh eren uf prises wan
manic iost wart geriten
die gar were nermiten
wan die knnigin dynifrogar
ze langest nü der pris gar
4985 alse sie alle iahen
die den tnmei [sahen]
yf drie ritter lobelich
daz eine was der knninc rieh
von naleise gamaret
4990 Ijpondrignn uon gur^alet
was der ander genant
der dritte was bekant
daz was der knninc wigamur
mit dem der adilar fnr
4995 daz waren kunige alle dri
do gebot die knnigin hie bie
daz sie liezen den schal
san wart ein stille nbir al
sie — w . .
5000 — sprach die knnigin —
[rit?] habe ende
uwer arme vii uwere hende
mngen wol müde sin
ez ist hivte worden schin
daz ich hör
L. VIII, Bl. 2 beschädigt durch vier Bastlöcher; ferner durch
einen fast durch das ganze Blatt von oben nach unten gehenden Schnitt,
durch welchen die meisten Zeilen 1 — 2 Buchstaben verloren haben.
Vorderseite.
5005 te sagen ie
daz bezzer riter warde nie
dan ich hivte sihe
hin za v allen ich des iche
ich ne sihe nndir y chetnen zagen
5010 ir muget wol siges cronen tragen
49S4 tM sobeint sicher zu sein, für niel reicht der Platz nicht 5<)08 über v
ein HSkchen nnd vor y ein gerades Strichlein, also hier doch wohl ««.
320 F. KEINZ
r
ich muz V allen prises gehen
yii han daz wol irsehen
daz gnuge hie sin gevangen
daz ist abir also irgangen
5015 daz ir lob da von nicht wirdet cranc
sie habent wol verdienet danc
von allen schonen vrauwen
ich sihe hie airhoawen
manigen schilt yn heim dar zn
5020 die ganz waren hivte vr&
T^o sprach abir die magit dar
^^ich han gelobt daz ....
BW hivte hie ezal.
5025 der sal kaninc yn herre sin
mines landes yn min
ob ich ime geualle
nu sprecht riter alle
wem die ere si widervarn
5030 einer heizet mit dem am
der ist hie grozes lobis wert
ime hat sin sper yn sin Bw«rt
beiaget hie groze ere
dan noch ist ir mere
5035 lypondrigun uon gurgralet
yii der kaninc gamaret
der ist miner basen sun
nu 8ult ir also wol tvn
yn sult uns bescheiden
5040 vndir ienen beiden
wederm ir des wellet gunnen
daz er habe gewannen
vor dem andirn den pris
wan ich bin leider nicht so wis
5045 daz ich kunne irdenken
daz ir wederen krenken
sie tragend beide hohen mut
nu yirnemet edelen riter gut
wie ich hie zn kam si
5050 nu merket hie bi
[daz] ich durch . . . ne unkuscheit
zu dise tumei nie gereit
un daz mich dar zu twiget not
ein beiden Aeizet granigrinot
5055 des lant
6011 in gehen über dem ersten e ein Pmikt. 6016 vor eie ein Zeiehen wie
ein 2 mit langem untern Strich.
WIGAMUB. 321
L. Vm, Bl. 2, Bückseite.
5055 merket an daz min
nn wil er so gewaldic sin
daz er min lant wil twingen
vn wil mich dar zu bringen
daz ich sin kebes muze sin
5060 e woldich den Hb min
eime garznne geben
odir nirliesen min leben
e er gewänne den mm
daz er minen magetam
5065 mir nach lästere an irstrite
michel gerner ich daz lite
daz ich den • . • nach ere yirlare
nu wil ich haben dise kure
daz zeit zu zu (sicl) keiner nnkuscheit
5070 dnrch vwer allir houischeit
T\ie herren al gemeine
^^ sprachen daz
— — — so stet
. • . we so ist daz
5075 r tvg
mit einer iost uirsuchen sich
wederm die selde wolle gönnen
daz er habe gewannen
vwem magetam an uwer lant
5080 den hat got wol irkät
▼n zu dirre werlte geeret
nu worden san gekeret
die ors af einen puneiz
in wart gerumet der creiz
5085 do sie zusamene Bolden yam
do sprach der riter mit dem am
wir mugen wol den strit lau
wir. haben ein andir niht getan
wan daz ich verdienen sol
5090 [ich] gan y der eren wol
ob uch min urawe beladen wil
hie ist riter harte vil
die [an] werdicheite ob mir sint
ich bin herre nicht so kint
5095 ich ne wizze wol waz ich gefrumen muge
redet ich andir« ich luge
5065 das n von an wahrscheinlich; ein b war es nach dem yorhandenen Reste
nicht. 5067 nach dm stand ein Wort yon 2 — 3 Bnohstaben (lip?), nach den Besten
scheint 1 sicher, p möglich. 5084 von m nor das n vorhanden, doch, wie es mir
schemt, sicher; W hat no.
OElUfANIA. Neu« Reih« XY. (XXYIL) Jahrg. 21
322 P- KEINZ
min orawe sol min dieuBt han
ich Kol mich nicht zih . . . . n
da tH>n mir widervure spot
5100 das 8ol mich ir^azen got
ich bin
L. VIII; Bl. 3. Das dritte Doppelblatt der Lage, die Blätter 3
und 6 gebend, ist nur verstümmelt erhalten, und zwar in einem Bchmä-
leren obern (in zwei Stücken) und einem breiteren untern Quartstreifen,
von denen jener 10, dieser 16 Zeilen (von 29) ganz oder theilweise
gerettet hat. Außerdem finden sich in Bl. 3 auch zwei Bastlöcher und
zwei Verticalscbnitte, welch' letztere auch einige Buchstaben weg-
nehmen. Um ein getreues Bild sowohl dieser Schäden, als — bei dieser
Gelegenheit auch — des sonstigen Zustandes der Handschrift, der
Zcilenabtheilung, der Abkürzungen zu geben, wird dieses dritte Blatt
in allen Einzelheiten möglichst genau wiedergegeben.
Vorderseite (V. 6101—5119 und 61S1— 6146).
cht kum her. d ich
D mir gebet den jjn. D* erkenne ich wol
billich 8. d ch ywer sucht ir d tat. do spch
XXerre pse ante man. (di kaniginne gnt.
^^D^n 1 baz nnen kan. an eime riter
riters ta wer tag des geholfen hat. Dan ich
tumbez getin. ere •& taget ist an v schin. Do
spch d^ c gamnret. vö ald^ riterschefte bet, sft
d^ kuni also, niftel ich bin des harte vre. Das
lieber tat. got hie gesendet hat. einen
nennen. y5 sine ge
nnet. den solt du haben za einem man.
Do ch die kn igin san. ich weis wol d^ er ist
ei kanlc. ede che vii frnmTc. Tn treit die
crone alsam ich. ein schade der irret mich.
D* er sine den yater n.ane man wolt ich
iemer sin. e dan ich wnrde sin wip. mineme
yater n m er den üb. an den trwwen a5 er in
graste ol. er were min ail rechter schol. ob
ich hete annes Üb. Leider na bin ich ein wib.
ich nem dar widir nieht getan, do spch der
l^v ho t alle die hie (konic Ijrpondrignn
^^sin. n arauwe hie die kanigin. nehet
mich am e ir oater tot Dar su twane mich
gros not er tet mir alle tage leit. mit
in min lant reit, mine 1
6101 die erste Zeile stark beschnitten; doch scheinen auch in der sweiten
H&lfte derselben die Bachstabenreste sum Text von W: *der eren icht ger' su stimmen.
WIGAlfUB. 323
L. Vin, 3, Rückseite (Y. 5146 (?)— 5160 und 6162-5189).
den livten. D ich uil rech
was. do spch d^ kunic atroglas. ich wil aage
d\ wie grison d^ kunic wart ir en. t mir
gar gewizen. eines tages was piz in einem
walde da er birsen reit, vn me m c helt
gemeit. Dar kom Ijpondr n gerite n enphi
enc grason mit hoaischlich n siten. er ime schenc
en guten win. er bat in vbir nach da Do lobet
d^ knnic uö gurg'alet. einen brachen n en sie
zu stet. Sie suchten wilde tier eine
an sine wart liezen sie
d* illte nach. Nach dem hyrze was ga
kunige beide, die riten an d^ h de. sie zw e
un nieman mer. lypondrigr vurde ein per
Den kunic er durch den 1 stach. D^ groze mort
also geschach« yö dem s e lac er tot. awe daz
irbarme got. Riefen sie algemeine, nv irschein
te sich uö dem meine. Ijpondrigrun uß spch. swer
des hivte uiriach . D* ich truwelose s • er si ku
nie Yurst odir vri. der ist ungetr wer dan
ich si . getar er bestan mich . ich scha e d* er mich
des irlat. die wile d' die weit stat.
T\o spch d^ helt wigam. dise red sal gen Yur
^^hene uö grugralet. ich wil u h wem hie
zu stet, der kunigin vn ir min e. ob ir sie
mit ritersch
L. VIII, BI. 4 und 5 fehlen. BL 6 ist wie Bl. 3 (s. oben) zum
größeren Theile in zwei Querstreifen ohne weitere Verletzung erhalten,
nur in V. 5456 sind ein paar Worte durch einen Fettfleck unleserlich
geworden, ebenso ein paar Silben in 5459 und 5461.
Vorderseite,
gen
er were gern bi ir gelegen
zu — — — sie haben genumen
5400 do kond er sie nicht ubir kumen
daz ez ir wille were
ir was die wile swere
swie groz ere man ir bot
ir äugen wurden offte rot
5405 wan sie weinte zu allen stunden
die rote an ir munde
5146 zwischen diesem und dem folgenden Verse scheinen ein paar Verse in W
ftiugefslleo zu sein. rr5172 6anns, aber über dem ersten r der schrftge i*Strieb.
617S es scheint durch Schreibfehler Triefen zu stehen.
21»
324 P* KEIHZ
wart misseyar an bleich
alle ir schone ir untweich
^KT^ ist gevangen dulciflnr
5410 ^^ atroglas vn wigamor
8 . • • . noch sü Dnnsigralt
vii mit in ma
(6418—6417 und 6419 fehlen.)
(5418) waren —
5420 — — — dee tagcB solten
do was die maget riyweTar
die e was schone vn dar
sie tet in leide mer knnt
nu wart ril rirwie an der stant
5425 atroglas uon rerat
er sachte helfe ^ rat
za den ritren vbir al
na wart michel der schal
sie ilten alle nach yarn
5430 der jange knninc mit dem am
siner wuoden er yirgas
uf ein raait er gesaz
er ilte ze aorderst an die vart
des tarneies gar airgezzen wart
5435 sie heten gerne die magit benamen
wer in ir Täter an kamen
odir der kaninc aon lendri
swie ancreftic er sie
er hete die magit genamen wider
5440 dar ambe maser liden sider
beide
die ritere gemeit
L. Vm, 6, Bückseite.
[wan?] die zwene kanige balt
5450 riten eine in den walt
gegen gargralet sie kerten
sie lieten (l. heten) nicht mer geuerten
wan des am der ylaac mit in
sie komen za alanslivrin
5455 daz was ein stat lac bi dem mere
die hete aon tarr
die was des kaniges uon zahlet
y& was der aon gurgralet
mit der megede geri^en far
5460 do sprach der riter wigamar
5422 Aber e ein in seiner Form nicht recht erkennbares Zeichen; Lllngezeicfaen
kommen sonst nicht vor. 6449 wan ziemlich sicher. Das Schlaßwort der Vorseile
fing mit g an; auf Atrodas reimte es aber nicht, eher, wie es scheint, auf ie.
WIGAMÜB. 325
Tng sol ntcht betragen
wir saln der
(6468—6468 fehlen.)
gere
5470 Trageten sie der mere
von dem lande uS uon der stat
do seit in der wirt swes man in bat
er uragete auch sine geste
ob ir weder dar nmbe it weste
5475 daz sie ime gerächten sagen
ez kom da her uor nier tagen
ein riter ilte da her in
der vArte ein schonez megetin
die was mit phelle wol gekleit
548(X sie gebarte als es ir were leit
das sie mit ime solte varn
do sprach der riter mit dem am
Herre daz wil v kunt tfin
ez was der kunic non lypondrigrun
5485 der reit da her uon nunsigralt
da wart ime der beste pris gezalt
des nolgete ime daz megetin
dTnifrogar die konigin
die sol ör haben zu wibe
5490 ZV
Lage VIII; Bl. 7 ganz erhalten bis auf einen kleinen Randaus
schnitt, der von 3 Zeilen je 5 — 6 Buchstaben wegnimmt. Die Vorder-
seite theilweise, besonders zu Anfang, sehr abgerieben.
Vorderseite.
5495 vn ich nch nicht besweren wil
da non soltich v sagen vil
von der magit die er vürte
aiser sie i . . . en rurte
ane maze sie do weinte
5500 da mite sie bescheinte
daz sie ungeme mit im vur
sie was geheizen dulcifl&r
von rerat atroglas
der selben megede vater was
5505 avch hete daz selbe megetin
an der hant ein guldin vingerlin
6461 nach sol hfttte de» Platz, ist aber nicht zu erkennen. 6469 vrageten
ist jedenfalls das erste Wort in der Zeile; für das vorhergehende gere vermuthe ich
bürgere, 6489 von sol an nnr die obersten Spitzen, diese aber zweifellos erkennbar.
326 ^« KEINZ
als ofte sie daz ane sach
daz wort sie darnach sprach
eia kuninc wigamnr
5510 sol ich iemer hinoen var
dinen lip beschauwen
80 begond ir sa dmuwen
der riter mit dem scharphen werten
als sie daz gehorte
5515 so wart ir weinen gralich
daz er irb.»..te mich
sie want ir wizen hende
sie sluc a. ... wende
ir wol geschaffen haubit
5520 ^raweden was sie berawbit
groz was ir ungemach
sus vertriben sie die nacht
in disem hus daz ich in sach
ich maz der arawen ungemach
5525 clagen unz an sinen tot
ach ach sie leit so groze not
fy der wirt begynde sagen
' vii der megede kammer clagen
ia ubir liefen taugen
5530 ^^°> vater eine aygen
er sprach zu dem wirte sa
kunnet ir uns gesagen wa
ist sin laut hine gelegen
wie lange ist er undir wegen
5585 e er mugen heim kümen
do sprach der wirt ich han yernumen
er müz yam lange wege
breite mos smale stege
hohe berge tife tal
5540 in dem walde stige smal
durch den walt zu deloyr
in daz laut ze effloyr
ybir den se zu munsigret
in daz laut zu gurgralet
5545 da sal er tragen die crone
eia dulciflur die scone
wie tiyre ich dich ame mAz
5618 yon dru\uu)mi das r nicht deutlich. 5616 m unsicher. 5516 yon dem
b in M nur der erste Strich yorbanden, dann 4 — 6 Buchstaben weggeschnitten.
6617 es scheint wiegen zu stehen. 5531. 32 W hat hier den Reim so : wo, und ist
darnach citirt in Weinholds Mhd. Gramm. §. 76. 5540 em oder m unsicher, letzteres
wahrscheinlich.
WIGAMUB. 327
L. Vm, Bl 7, Rückseite,
ich getan dir noch sorgen bus
swie nremede Ewischen uns si
5560 sprach der kaninc von lendri
der rede wart geswigen hie mite
nach yil honischlichen siten
des nachtes ir der wirt phalc (so)
als in do kom der andir tao
5555 yrlap namen sie lehant
sie riten wait tR lant
si riten manige mile
ez kom yil manige wile
das sie e gerne weren tot
5560 wan si liden grose not
Iy ist hie vor wol gesagit
wie lypondrigrun die magit
dnldflur die schonen yienc
nu uimemet wie ei ergieno
5565 do er sie heim brachte
eines dinges er .m(?) gedachte
das in ir yater suchte mit her
da gegen schuf er sine wer
er dachte in sinem mute
5570 wie er die magit gute
mit listen nbir keme
das sie in gerne nemo
swie er do sime dinge tet
ez were dro odir bet
5575 die waren ir beide gelich
yndir des komen die kunige rieh
zu dem se ze munsigret
der sohlet das lant eu gorgralet
yn daz lant zu deloyr
5580 an einer beide eu eflo/r
ein riter in da widir reit
daz was der iunge kaninc gemeit
harsir von norendin
die zwene kunige gruseten in
5585 mit houisclicheme gruze
des danchter in suze
sie urageten in der mere
do clageter sine swere
iamerliche gebere het er dar zu
5590 er clagete arbeit uii mu
er sprach ich unseliger man
wände ich
328 ^' KEINZ
L. VIII ^ BL 8 nur zwei Defecte: ein kleiner Randausscbnitt,
durch den auf der Vorderseite von 4 Zeilen je 4—6, auf der Rück-
seite durch Abreibung an den Umgebungen desselben von 6 Zeilen
e 4 — 7 Buchstaben fehlen; und ein kleines Loch im Pergament.
Yorderoeite.
selde nie gewan
vn niemer me gewinnen mac
des ist nv uil manic tac
5695 daz mir widir vur diz leit
eines tages do ich reit
vze dem walde eü deloyr
ein iuncurawe hete geaolget mir
von doriswarlans die kunigin
.5600 ir muter was uou (sie) ..masmalin
pioles ir name was
owe daz ich ie . • . as
daz ich mit ir nicht leit den tot
o rme got
5605 yffe eine burc ich sie hra, • . .
vil wenio ich gedachte
ich ne solde sie da . . . vinden
dem wirte un einen kinden
bev . . ch ich sie zu triwen
5610 daz sol mich iemer rivwen
daz ich den tarnei nich uirmeit
da ich unselich man hin reit
als ich do qua dar widir
do lac die burc danid^
5615 uirbrant vn serbrochen
do hete der kuninc gerochen
an dem wirte gerochen sinen zorn
des hete manic man virlom
iemerliche sinen Hb
5620 da bronnen urauwe un wip
vn allez daz da was
daz da nieman genas
da airlos ich die iuncurawen min
daz muze gote geclaget sin
5625 TTTigamur der riter halt
^^ sach da neben sich in den walt
er clagete wa er were
er uirstunt sich an de mere
daz iz die iuncurawe was
5630 der er da half daz sie genas
6609 von oh ich nur die untersten Spitzen vorhanden. 6617 dieses gerochen
mit Punkt (als Verstheiler) dahinter: Schreibfehler. 6686 neben scheint deutlich
SU stehen. 6628 de mit Verweisungszeichen am Bande, wie es scheint, von anderer
Hand.
WIOABCUB. 329
die er bi der bürge vant
die in dem walde was airbrant
do er ernte uz dem mer echiet
vü er sinne hete niet
5635 er dachte her un hin
wa die burc mochte sin
da er die urauwen hete virlan
vbir lanc er sich uirsan
daz ez was daz selbe lant
L. Vm, Bl. 8, Rückseite.
5640 na begonde er trachten zehant
er . sach al umbe uerre
zu jungest irsach der herre
eine burc uf eine berge
da er dem getwerge
5645 beuolhen hete die magit dar
des were wol achte iar
der rede er niemene zage ....
er sprach wir haben geriten genunc
llen bliben hie
5650 die herren spräche. . , .
wan wir nicht haben spise
d ach wise
sprach der kunic uö lendri
urc stet hie nahe bi
5655 dar wil ich ei., riten
ir sult miu hie biten
ich bringe uns spise ob ich mac
wir han geriten disen tac
die ors sint müde auch wir
5660 do sprach der kuninc harzir
herre ir habet gesprochen wol
ob ez also wesen sol
daz ich uwer gunst des haben sol
vn mir Des tugent des gan
5665 daz ich alhie blibe
vii die nacht uertribe
mit gesellicher tat
nv sprach der kuninc uon rerat
herre daz ist unsir bete
5670 iy si geheizen hie zu stete
dienst un geselleschaft
die dri riter tugenthaft
5664 hinter Des freier Raum für zwei Buchstaben, ohne Spur vom einstigen
Dasein derselben.
330 A. EDZABDI
lobeten daz mit eiden
daz sie oiht gescheiden
5675 warden darch keine not
ezne were gevancnisse odir tot
die geselleschaft solle sten ein iar
also liezen sie es war
^TTigamur der tagende riebe
5680 ^^ reit uroliche
er reit uf an den bero
nv vant er abir dai getwercb
vor der borge sitzen
da kom uon gute
MÜNCHEN. F. KEINZ.
FENSALIR UND VEGTAMSKVIßA 12, 5 E
In seinea Studier over de nordiske Gude-og Heltesagns Oprind-
eise I, 252—6 (vgl. 205 f.) hat Bugge*) sich der von Jessen (Z. f.
d. Ph. III, 75 f.) aufgestellten, von mir (Germ. 24, 57) vertheidigten
Ansicht angeschloOen, daß die Strophen der Vegtkv. 7 ff. eine, spä-
terem Geschmack entsprechende Paraphrase von Vsp. 32—34 (Hildbr.)
sind (S. 213), und daß die Räthselfrage Vegtkv. 12, 5-8:
hverjar 'ru ])8er mejjar,
er at muni grata,
ok ä himin verpa
hilsa skavtumP
eine Nachahmung der Frage in Vaf)). 54 sei:
hvat mflelti Ödinn,
ädr d bäl stigi,
själfr 1 eyra syni?
an welcher Odin gerade so erkannt wird wie hier. Auch nimmt Bugge
an, daß letztere Frage auf die Wiederkunft Baldrs deute; aber er
ignorirt merkwtlrdiger Weise die aus beiden Auffaßungen consequent
sich ergebende Erklärung, daß nämlich die meyjar Friggs Augen seien
(wie schon Jessen deutete), und stellt vielmehr eine sehr viel gezwun-
genere Erklärung auf, indem er die Antwort auf die Räthselfrage im
*) Da dieser kleine Aufsatz zur Ergänzung meiner Anzeige des zweiten Heftes
von Bugge's Studien (im Aprilhefte des Literatnrblattes t german. u« roman. Phil. DI)
bestimmt ist und daher möglichst bald gedruckt werden sollte, habe ich, nm ihn
nicht zu umfinglich werden zu lassen, wiederholt das Resultat anderer Untersnehnngen,
die ich hoffe bald gedruckt vorlegen zu können, vorwegnehmen müssen. Die Begrfin-
düng werden jene Untersuchungen bringen.
FENSALIR UND VEQTAHSKyiDA 12, 6 ff. 331
homerischen xovqul aXioio ydgovtog findet; d. h. die meyjar sollen die
Meermaide sein, welche Achills Tod beklagen; denn Baldr ist ihm ja
Achilles. Und auch an der entsprechenden Stelle in Vsp. 34, 5 ff.:
en Frigg um gröt
i Fens9lum
vä Valhallar
soll Frigg's Wohnung i Fensohm sie als Meergöttin kennzeichnen, und
ihr Vorbild soll hier die Meergöttin Thetis, Achills Mutter, sein.
Ich meine, daß man an beiden Stellen eine viel einfachere und
befiriedigendere Erklärung aus der germanischen Mythologie heraus
geben kann, und möchte an diesem Beispiel eingehcDder, als ich es
andern Ortes*) an andern konnte, zeigen, wie wenig gerechtfertigt es
hier und meiner Ansicht nach überhaupt ist, zur Erklärung nordischer
Mythen auf die classischen Mythen und Sagen zurückzugreifen. Und
zwar werde ich erst die Unwahrscheinlichkeit der Auffaßung Bugge's
darzuthun suchen und dann meine eigene Erklärung vorbringen.
Bugge erkennt auch den Zusammenhang von Vsp. 34, 5 ff. mit
Vgtkv. 12, 5 ff. an, aber er meiot, Fensalir bedeute 'Meersäle, und
deshalb soll hier Frigg an Stelle der Meergöttin Thetis der Achilles-
sage getreten sein. Aber abgesehen davon, daß diese Erklärung von
Frigg i Fensolum die Herstammung der Baldrsage von der Achilles-
sage — wogegen ich mich a. a. O. entschieden ausgesprochen habe —
voraussetzt^ erscheint sie mir auch aus andern Gründen nicht haltbar.
Einmal ist die Deutung von Fensalir = 'Meersäle' wenig wahr-
scheinlich* Wenn auch fen ^Sumpf, Teich' (got. fani^ ags. /en, ahd.
fenna, fenm) wie jedes andere Gewäßer gelegentlich in skaldischen
Umschreibungen = 'Meer, Fluth^ etc. vorkommt und Einmal vom Skalden
Kormak im Stabreim geradezu =:^Meer' gebraucht wird, so beweist
das doch nicht, daß außer im skaldischen Stil fen = 'Meer' gebräuch-
lich gewesen wäre, und auch Bugge behauptet das nicht. Jedenfalls
ist *Sumpf (oder etwa ^Teich') wie in den andern germanischen Spra-
chen 80 auch im Nordischen (gegen Z. f. d. A. 7, 17^) die ursprüng-
liche und gewöhnliche Bedeutung. Daß unter solchen Umständen Fen-
salir statt Hafsalir oder, wenn es sich um einen Stabreim zu Frigg
handelte**), statt Flödsalir in der Bedeutung ^Meersäle' gebildet sein
könnte, ist an sich höchst unwahrscheinlich.
*) In meinen Besprechungen der Bugge'schen Schrift (Literaturblatt f. german.
0. roman. Phil. III, 2 fF. 125 fF.), auf die ich überhaupt verweise.
**) Bugge macht S. 205' geltend, daß meist die Namen mythischer Wesen mit
denen ilirer Wohnungen alliteriren — übrigens doch auch häufig nicht.
332 A. EDZARDI
Sodann ergibt sich f&r Fensalir eine durchaus natürliche und
naheliegende*) Erklärung aus der deutschen Mythologie, nämlich aus
den Brunnen, Teichen oder Sümpfen , welche den Eingang zu Frau
Holda's Reich bilden ^ beziehungsweise in demselben sich befinden
(Mannhardt, GM. 255 ff.) und, wie ich andern Ortes ausfahren werde,
mit dem Nornenbrunnen**) und Jungbrunnen in engstem Zusammen-
hange stehen. Wie in den Seen und Teichen, an deren Grunde man
die grünen Auen der Holda zu erblicken glaubt, die Nixen, so treiben
bekanntlich nach allgemeinem Volksglauben auch in den Sümpfen
Geister ihr Wesen und suchen Menschen in den Tod zu locken***).
Auch daraus erhellt der Zusammenhang der Sümpfe mit dem Seelen-
reich der Holda (vgl. Schwartz, Urspr. d. Mythol. 265). Daß die ganze
Vorstellung alt ist, daß die Brunnen und Gewäßer oder Berge, in
denen Fiia-Holda haust, die auf die Erde, bezw. unter die Erde ver-
setzten Wolkenbrunnen und Wolkenberge sind, hat man ja längst
erkannt.
Noch von einer andern Seite, meine ich, läßt sich die Vorstellung,
daß Sümpfe und Teiche (Seen) den Eingang zum Todtenreicbe der
Fria-Holda-Hel bildeten, als altgermanisch wahrscheinlich machen.
Bei verschiedenen deutschen und skandinavischen Völkern ist nämlich
eine zweifache Todesart der Geopferten bezeugt: sie werden theik
erhängt, theils in Sümpfe oder Gewäßer gestürzt Ich vermutho
nun, wie ich in anderm Zusammenhange weiter ausführen werde, daß
die Wahl der letzteren Todesart mit dem fraglichen Glauben in Zu-
sammenhang stand. Aus den verschiedenen Berichten scheint sich nämlich
zu ergeben, daß die kampffähigen Männer (Kriegsgefangene etc.) er-
hängt, die unkriegerischen (inibeUes, senescentes, ignavi) in Sümpfe oder
Gewäßer gestürzt wurden: während das Erhängen charakteristisch ist
fürs Wodanopfer, gingen die andern ins unterirdische Reich der Todes-
göttin ein. Sollte ich hierin Recht haben, so darf damit vielleicht die
Nachricht des Tacitus (Germ, 12) zusammengestellt ^werden: distinctio
poRtiarum ex delicto: proditares et tranrfugaa (also Krieger, die sich ver-
*) Sie ist schon von Mannhardt, QM. 296^ aufgestellt.
**) Ein den Nomen gleichendes Wesen (halb Nom, halb Valkyije) ist Fenja
{m Grottasongr; wie sie stammen die Nornen aus Riesenheim, genauer aus dem unter-
weltlichen Seelenlande, dessen unfreundlichen Theil, Niflheim, die Riesen bewohnen,
das Reich der nordischen Hei (eigentlich Niflhel), aus dem Fen-rir (Bruder der Welt-
schlange) stammt (Z. f. d. A. 7, 17), wie OrendePund seine Mutter im fsn (Sumpf,
Sumpfmeer) hausen.
•••) Vgl auch Mannhardt, GM. 383 f.
FEN8ALIR UND VEGTAM8KVIDA 12, 6 ff. 333
gangOD) arboribus suspendunt, tgnavos et imbeUea et corpore infames
cano ac palude, injecta ineuiper crate, mergunt Denn es wird erlaubt
sein, hier, wie sonst mehrfach, Tacitus' Erklärung der berichteten
Thatsacben als seine subjective Deutung aufzufaßen. Zusammenhang
mit Opfern haben schon andere dabei vermuthet*). Die der Nerthus
geopferten Sclaven werden in ihren heiligen See gestürzt. Nerthus
selbst kommt im Frühling erst in ihr Heiligthum (adesse penetrali
deam inteUegit)^ doch wohl eben aus diesem See, in dem sie eigentlich
auch wohl wieder verschwindet, nicht gebadet wird, wie Tacitus [viel-
leicht das Bad der Terra mater' auf Nerthus übertragend (?), s. Mann«
hardt, Baumk. 573] angibt.
Daß man mit Fensalir auch im Norden ursprünglich die Vor-
stellung von der durch Teiche und Sümpfe zugänglichen Wohnung der
Erdmutter (Vegetationsgöttin, Wolkenfrau) verband, dafür spricht, wie
mir scheint, auch folgende Erwägung. Fensalir erscheint außer in Vsp.
bekanntlich noch Sn. E. I, 172. Da Bugge diese Stelle in einer An-
merkung (205^ anfuhrt, obgleich er im Text sagt, Fensalir als Woh-
Dang Friggs komme nur in der Vsp. vor, so muß er wohl meinen, die
Oylfaginning habe hier aus Vsp. geschöpft. Und doch liegt hier sicht-
lich ein verlorenes Lied zu Grunde, wie schon Jessen (Z. f. d. Ph.
in, 64) sah und auch Bugge S. 48 anerkennt. Loke kommt zu Frigg
nach Fensalir und entlockt ihr das Geheimniß, daß Baldr durch den
mstüteinn verwundbar ist. Bei Sazo (113) gibt allerdings Gevarus
an, aufweiche Weise Baldr verwundet Werden könne, aber unmittel-
bar nach der ersten Begegnung mit den Waldnymphen.
Da nun später (123) eben diese**) drei nymph» — Nomen und Val-
kyijen zugleich, Vervielßlltigungen der Erdmutter, die Lebens- und
Todesgöttin zugleich ist***) — wider Willen ihm gegen Baldr helfen
und ihm (122) verrathen wie Baldr besiegt werden könne (durch Vor-
wegnahme der wunderbar stärkenden Speise), so waren ursprünglich
wohl sie es auch, die ihm zur Erwerbung des Schwertes (=: mietil'
ffinn) riethen. Darauf deutet geradezu, daß Hotherus ihnen wegen
der Erfolglosigkeit Vorwürfe macht (ßde earum damnata 122), während
sie ihm doch bei der ersten Begegnung gar nichts gerathen haben.
*) 8. Wh. Malier, GeBoh. a. Syst d. altd. Rel. 78*; Baomstark, Germania etc.
**) Daß in allen drei Fällen dieselben nymphse gemeint sein müssen — wenn
auch nicht von Saxo, so doch von der ursprünglichen Sage — habe ich schon im
Literatnrblatt a. a. O. 127 angedeutet.
***) Ich werde diese Anffaßnng demnächst in einer eigenen kleinen Schrift
begrfinden. Vgl. auch unten S. 884**.
334 A. EDZABDI
Auch Bugge (S. 96) hat das erkannt^ die Beobachtung aber in seinem
Sinne verwerthet. Daß sie bei der ersten Begegnung Hother mit dem
unverletzlichen Gewände {insecahüis vestü) beschenkt hätten, wie Bugge
meint, scheint allerdings aus Saxo's Worten hervorzugehen. Doch liegt
hier offenbar eine Ungenauigkeit oder ein MiOverständniß Saxo's vor.
Denn von solcher Beschenkung Hothers war nichts erwähnt und wir
finden bei ihm keine Spur von Unverletzlichkeit (vgl. Saxo 131 f.).
Dagegen hatte Gevarus — nach obiger Ausführung wohl eigentlich
die nymphse — auf die scuyra corporis ßrmitcts Baldrs hingewiesen, die
ihn durch Eisen unverletzlich mache, außer durch an Schwert (113),
gerade wie Sigfrids Körper unverletzlich ist, außer durch äin Schwert
(bezw. Sper), nämlich sein eigenes. Dies, und daß Sigfrids Unver-
letzlichkeit später theils durch die Hornhaut, theils durch einen un-
verletzlichenPanzer*) motivirt wurde, fllhre ich in einer eigenen
Untersuchung über Sigfrids Unverletzlichkeit weiter aus. Gerade so
nun wie hier [Gevarus, eigentlich aber wohl] die nymph», weist auch
Frigg, als sie das Geheimniß von der Mistelruthe sich entlocken läßt,
auf Baldrs UnverletzHchkeit hin^ die sie ihm verliehen; und ebenso
erwähnen die nymph» (122) der wunderbaren Speise, mit der sie selbst
(s. oben S.'333**) Baldr stärken. Dies alles spricht entschieden dafür,
daß sie das unverletzliche Gewand in Wahrheit Baldr, nicht Hother
verliehen hatten.
Hother erhielt also ursprünglich sowohl die Belehrung über das
Schwert als auch die über die Ivunderbar stärkende Speise — die ich
im Literaturbl. a. a. O. mit dem Jungbrunnen**) und den Lebens
äpfeln verglichen habe — von den nymph». Offenbar liegt hier eine
Spaltung vor, wodurch sich die von Bugge S. 100 f. vorgebrachten
Bedenken erledigen. Ursprünglich verriethen ihm wohl die nymphae
wider Willen, weil sie ihn nämlich nicht erkannten, nur die Mög-
lichkeit der Verwundung durch das Schwert, wie Frigg***) in Fen-
salir die Möglichkeit der Verwundung durch die Mistelruthe^). Frigg
*) Vgl. Ortnit's Panzer und Wolfdietrich's unverletzliches Hemd, welches
er von seiner Mutter oder Sigeminne erhält.
**) Darauf deuten geradezu die roseida (thauigen) vestiffia, welche die nymphie,
die jene geheimnißvoU stärkende Speise tragen, hinterlassen; vgl. u. 8. 337 ^i', 337***.
***) Daß hier Frigg den drei njmphse entspricht, kann bei meiner oben
(ß. 833 ***) angedeuteten Auffaßung nicht befremden und wird auch von Bugge nicht
beanstandet werden, da er ja auch (S. 95) eine Begegnung mit Fre^a der Begegnung
mit den drei nymphse entsprechen läßt.
^) Die Verbindung zwischen beiden stellt das Schwert MistiÜ&inn (Bugge
3« 47') her; vgL auch unten die Anmerkung 335^ fiber UeoaUkm,
FKNSALIR UND VEQTAMSKVIDA 12, 6 ff. 835
sowohl wie die nymph» lasnen sich das Geheimniß endocken^ weil
Loke sowohl wie Hother verkleidet zu ihnen kommen, Loke als Frau,
Hother als Spielmann (eitharoßdus 123). Hierin hat die dritte Begegnung
offenbar die arsprttnglichere Auffaßung bewahrt, während bei den ersten
Begegnimgen die nymph» als Hother begünstigend erscheinen —
eine Entstellung, die bei Saxo's tlberhaupt hervortretender Tendenz, Air
Hother*) und gegen Baldr Partei zu nehmen (vgl. Bugge S. 88 f.), sehr
erklärlich ist Daß die njmph» in der Waldhöhle als Nomen in der
Onterwelt (am Nornenbrunnen = Jungbrunnen) gedacht wurden, ist
klar (vgl. Literaturbl. a. a. O. Sp. 127*^; und dazu Mannbardt, GM.
268 f.). Da nun, wie ich hoffe nachgewiesen zu haben, Frigg in Fen-
salir diesen Nomen in der Unterwelt entspricht, so wird man ur-
sprfinglich in diesem Mythus auch Fensalir als die unterweltliche
Wohnung Frigg-Idnn-Hers angesehen haben, wenn auch in unsern
eddischen Quellen diese Auffaßung nicht mehr hervortritt.
Die Gylfag., die hier dem verlorenen Liede offenbar wörtlich
folgt, läßt den mütiüeinn fyrir ve^fan**) Valhqll wachsen, dachte ihn also
wohl nicht mehr, wie das nach der Erzählung doch eigentlich zu er-
warten wäre, in oder bei Fensalir, d. h. in der Unterwelt. Wohl aber
die Saxo's Bericht zu Grunde liegende dänische Sage. Auch Bugge
(101*) hat erkannt, daß Mimifigus, silvarum safyrti»***) ein Zwerg [d. h.
ein Wesen der unterirdischen Todtenwelt] ist, und ganz richtig ver-
gleicht er Hother^s Weg dahin mit Svipdags^) Wege^), der bekanntlich
io die außerirdische Riesen- und Todtenwelt führt — er hätte auch
Hermod's Ritt zu Hei, den Weg des Hadingus (Saxo 51), des Thor-
killus zu Gemthus (Saxo 421 ff.) und U[t]garth]locus (ebd. 429), Bryn-
*) Den er mit einem dänischen Sagenhelden (Ottarr, Otter = Ohthere?) snsammen-
geworfen sn haben scheint (vgl. Literaturbl. a. a. O. Sp. 126").
**) So WU; dem gegenüber ist austan r schwerlich zu halten; vgl. auch Mogk,
Bcitr. VI, 496.
***) =: Mfmir, Blimi, Mimr, dessen Quelle (ursprünglich = dem Nomenbrunnen)
in der Unterwelt liegt. Über die Beziehung der Wälder zur Unterwelt handle ich an
Inderm Orte.
^) Eine Baldr und Frey verwandte Hypostase Wodan's, Sigfrid^s Prototyp (s. meine
[v. d. Hagens] Heldensagen m, S* LXXII f.).
tt) Auch den Utvatminn (*Unheilsruthe'), mit dem allein der goldene Hahn (auch
ein Bild der Sonne) getödtet werden kann — der also dem müHUeirm im Baldr-
mythos entspricht — vergleicht er richtig mit dem Schwerte, durch das allein Baldr
getodtet werden kann. Dieser lavatemn, der also wieder (vgl. oben S. 334'*') eine Ver-
bindung zwischen jenem Schwerte und dem miitiUeirm herstellt — liegt fyr ndgrindr
nedan (Fi^lsv. 26) in der Hut einer Riesin, fest verscbloßen {ok haida njardtdaar rAu)
gerade wie das Schwert in Mimin g*s Hut {aretiaHmU ob$eraium elaustria).
336 ^ £DZABDI
hild's Todtenfahrt etc. vergleichen können, wo überall dieselben Züge
begegnen. Man kann es also wohl nur aus einer gewissen Einseitigkeit
der Auffaßungy die sich bei Bugge's Anschauungsweise natürlich ein-
stellen muß; erklären, wenn er nicht erkannt hat, daß Hotherus das
Schwert aus der unterirdischen Todtenwelt holt. Der mistil-
teinn, die Unglücksruthe (loBvateinn), die bestimmt ist zum Wurfgeschoß
(s. Bugge S. 199*. 201*, vgl. auch 47*), dem der Lichtgott erliegen
soll, stammt natürlich aus dem Lande des Todes. Da die Todtenwelt
aber winterlich, eisstarrend gedacht ward (vgl. hier gdu rigentia juga)j
so ist es begreiflich, daß Saxo's und anderer euhemeristische Auf-
faßung der Mythen dafür die winterlichen Gegenden des hohen Nor-
dens''') setzte, wie Saxo auch seinen Mimingus offenbar im hohen
Norden dachte (s. F. E. Müllers Anmerkung). Dort aber hausen die
Finnen, und deshalb — nicht aber (oder doch nur in zweiter Linie)
wegen ihrer Fertigkeit in Zauber und Weißagung, wie Bugge (139)
mit P. E. Müller meint — sind die Wesen der Riesen- und Todten-
welt bei Saxo (z. B. Eostiophus Phinnicus 126), aber auch sonst (z. B.
in der Prosa von Volkv.) zu Finnen geworden. Wie Volund und seine
Brüder, übt Uli, das winterliche Gegenbild Odin's, die ^finnische' Kunst
(Saxo 487) des 'Schneeschuhlaufs^ ebenso die winterliche Skade.
Aus dieser Betrachtung ergibt sich, denke ich, daß sowohl Fen-
salir, wo der Gegner Baldrs das Geheimniß von der Mistelnithe er-
forscht, als auch der Ort, wo diese wächst, ursprünglich in der Unter-
welt gedacht wurde. Und wenn ich das Resultat alles bisher Gesagten
dahin zusammenfaße, daß wir keinen Grund haben, Fensalir
anders denn als ^Sumpfsäle' oder ^Teichsäle' zu deuten, so
wird diese Behauptung hoffentlich als nicht unbegründet gelten dürfen.
Wenden wir uns nun zu der entsprechenden Stelle der Vegtaras-
kvida! Bugge meint hdlsa skavium auf die Ecken der Segel und die
dieselben haltenden Taue beziehen zu sollen. Diese Deutung ist an
sich gewiß nicht unmöglich, aber ebenso gewiß sehr künstlich, und
setzt außerdem den Mythos von Baldrs Bestattung auf dem Schiffe
Hringhome voraus, von dem die Vsp. an der entsprechenden Stelle
nichts erwähnt, während sonst Vers für Vers die Umschreibung der
Vsp. in Vgtkv. sich nachweisen läßt (Germ. 24, 57). Dies und die
auch von Bugge angenommene Nachahmung der Vaf }>r. 54 an unserer
Stelle weisen auf die von Jessen aufgestellte Erklärung, daß mit den
*) Wo, wohl deshalb, anch sonst mehrfach, statt im Osten, das Riesenland
gedacht wird.
PENSALIB UND VEGTAM8KVIDA 12, 6 ff. 337
mei/jcer Prigg's Augen gemeint sind. Das Weinen Frigg's gehörte durch-
aas sum Baldrmythos, als derselbe noch Tagesmythos vom Sonnengott
war. AU solcher ist Baldr Hypostase Wodan's, Wod's (Od's). Wie
Frejja um den geschiedenen Geliebten Od, weinte auch Frigg ur-
sprünglieh um den ihr entrißenen Gatten Wodan-Baldr. Erst als Baldr
als Hypostase Wodan's zu dessen Sohne ward, ward Frigg des Sonnen-
gottes Mutter (s. Literaturbl. HI, 7. 126). Frigg und Freyja sind durch
Spaltung aus der einen Fria-Holda entstanden*). Wenn also Freyja's
Thräoen zu Gold werden, so wird von Frigg's Thrftnen ursprünglich
dasselbe gegolten haben — und ganz natürlich, wenn anders ich Freyja's
(und Frigg's) Thränen mit Simrock richtig als die Thautropfen**)
gedeutet habe, welche die Vegetationsgöttin nächtlich um den gestor-
benen (oder ihr entflohenen) Sonnengott weint. Kommt der Ersehnte
wieder, dann schimmern die Thautropfen in der Morgensonne goldig;
dann werden Freyja-Frigg's Thränen zu Gold. Man darf mit Sicherheit
annehmen, daß ursprünglich eben die Thränen der Verlassenen den
dahingeschiedenen Sonnengott wieder zurückführten***), wie das all-
gemeine Weinen um Baldr zeigt, das ihn wieder aus dem Todtenlande
zurückführen sollte, ja fast zurückgefllhrt hätte, und — dürfen wir
hinzusetzen — ursprünglich gewiß wirklich zurückfilhrte, wenn anders
der Mythos dem täglichen Schwinden und Wiederkehren der Sonne
galt. Über die Macht der Thränen*), geliebte Todte wieder ins Leben
zurückzurufen (Helg. Hund. H, 44) vergleiche man Bugge S. 239 f.
Auch sonst dachte man Baldr noch selbst (nicht in seinem Bruder
Vale) wiederkehrend (Eiriksmäl 2), während meistens freilich — weil
der Mythos aufs große Weltjahr übertragen war, s. Literaturbl. a. a. O.
126 — seine Wiederkunft nach dem Weltuntergange gedacht wird.
*) So schon Geijer und Manch; später Weinhold, Simrock u. A. ; 8. Rudolf,
Die GOttergestalt der Frigg S. 18 fif.
**) Die stabreimende Verbindung 'vor Thau und Tage' zeigt beide Begriffe eng
Terbanden (vgl. H. Hund. I, 42, 7). Der Sonnenhirsch (die aufgehende Sonne) heißt
dt^gu 9hmgina H. Hund. H, 87, 5. D9glingr, Dags Vater, deutet Mogk (Beitr. VI,
526) = d^sglm^ als den ' dem Morgenthau entsproßenen Qott'. S. auch d. folg. Anm.
***) Vgl die roseida veetigia der r^fTnpha areancB dapie geruUK bei Saxo (s. oben
S. 334**) und dazu die vorige und folgende Anmerkung.
+) Ähnlich wird auch dem Thau (der Johannisnacht etc.) heilende, verschönende,
verjüngende Kraft «ugeschrieben (Mannhardt, GM. 29 ff., Simrock, D. Myth.^ 688)
und er steht darin dem Lebenswaßer (Jungbrunnen) sehr nahe; vgl. Vaf)>r. 45 (wo
es von den wiedergeborenen Menschen der neuen Welt heißt fnorgindoggffor p<m sir at
umK hafa) und Vsp. 22 (und dazu Sn. E. I, 76: der Thau, mit dem die Weltesche
besprengt wird und der von da auf die Erde trieft, kommt aus dem Jungbrunnen).
Vgl. auch die vorigen Anmerkungen.
aSBHAIiU. Nene fieihe. X?. (XXVII.) Jahrg. 22
338 A. EDZABDI, FEN8ALIB UND yEGTAMSKVI&A 18, 6 ff.
Ist meine AufifaßuBg richtig^ daß im ursprttnglichen Natarmythos
Frigg als Gattin um den Entschwundenen Thränen weinte, die zu Gold
wurden*) und die Baldr ursprünglich zurückführten, so hätten wir in
den dunklen Worten
ok & himinn verpa
hAlsa skavtum
eine Beziehung auf die goldenen Thrftnen zu suchen. Denn wie Gold
als grdtr Freyju bezeichnet ward, und wie man sagte Freyja groBstr guü,
so konnte man auch sagen n^^^SS ^^int Gold^; und wenn Hnoss
(Schmuckstück) und Gersemi (Kleinod) sogar ^^Freyja's [und Od's]
Töchter^ genannt werden konnten (TngL s. Cap. 13: Sn. E. I, 114.
348), so konnte auch wohl für Frigg's Thrftnen „Halsschmuck^ oder
der gl. stehen.
Wie nun in Vaf })r. die verhängniß volle Frage auf Baldr's Wieder-
kunft; sich bezieht, so würde die, jene nachahmende Frage in Vegtkv.,
die auch Odin^s Erkennung herbeiftahrt, gleichfalls auf Baldrs Wieder-
kunft dunkel hingedeutet haben, indem sie auf die goldenen Thränen
Erigg's hinweist, die Baldr zurückfuhren sollten. Es hätte sich also
ein Rest der älteren naturmythischen Auffaßung, die sonst in der
eddischen Mythologie fast ganz verdrängt ist, hier erhalten, natürlich
ohne daß dem Dichter der natürliche Hintergrund des Mythos noch
klar gewesen wäre. (Übrigens ist es für meine Deutung im Ganzen
nicht von wesentlicher Bedeutung, ob dem Dichter hier noch der
Zusammenhang von Friggs Thränen mit Baldrs Wiederkunft vor-
schwebte oder nicht)
Es fragt sich nun, wie man den nach meiner Auffaßung voraus-
zusetzenden Sinn aus den Worten herausdeuten kann, verpa hdlsa
»kavtwn d himinn kann wie verpa vaJtni d einn u. dgl« verstanden wer-
den: „den Himmel mit hdlsa skavtum bewerfen (bep^ießen, bestreuen)^.
Könnte man nun hdlsa skavt als ^Gold, Goldschmuck' deuten, so wür-
den die Worte gut auf den goldenen Thränenregen Friggs gehen
können. Da der Dichter sich Fensalir wohl als himmlischen
Wohnsitz dachte, den natürlichen Hintergrund des Mythos aber nicht
mehr kannte, so darf es nicht befremden, daß er die goldenen Thränen
nicht auf die Erde, sondern auf den Himmel niederregnen läßt.
Kann aber Jidlsa skavtum [die Hs. hat nach Bugge skivtum]
*Gold' bedeuten? Jessen schreibt ^fSkautum {skötwn^ sköttum?)^^ scheint
also an skOHum statt skottum von skattr zu denken, und skattr in der
*) Oder ZQ Perlen = Thaaperlen, vgl. unten S. 389^
CM. BLAAS, PSALTERIEN MIT DEUTSCHEN RANDBEMERKUNGEN. 339
Bedeutung ^Schatz, Hort' ist ja in der altern Sprache genügend belegt*).
'Hals-Schätze' wäre Qold, weil man am Halse goldene Ringe trug
(Weinhold, Altn. Leb. 185). Oder wären überhaupt nur Perlen (nicht
Goldperlen) gemeint, die in älterer Zeit als Halsschmuck getragen
wurden"^*), so daß die Thautropfen einfach mit Perlen verglichen
würden? Auch könnte akaut (skdvt) richtig sein: skaut = 'Haube,
Kopiputz' (C.-V. 540^) könnte allgemein = *^Sohmuck, Patz' gebraucht
sein, also auch hdlaa akaut = ^Halschmuck^ = 'Gold' oder spedell
= *Hals-Schmuckstücke\ d» h. Perlen.
Es bieten sich also mehrere Erklärungen, die ich zwar keines-
wegs als ganz ungezwungen oder als zweifellos hinstellen möchte,
deren jede mir aber immer noch viel natürlicher erscheinen will, als
Bugge's Erklärung.
LEIPZIG, im Februar 1882. A. EDZARDI.
PSALTERIEN MIT DEUTSCHEN RANDBEMER-
KUNGEN.
I.
Im vorletzten Winter habe ich im Stadtarchiv von Korneuburg
das Psalterium eines mittelalterlichen Breviers aufgestöbert, in welchem
sich viele deutsche Randbemerkungen vorfinden. Die betreffende Hand-
schrift besteht aus 146 zweispaltig beschriebenen Pergamentblättern
in4'y und ist in Leder mit Holzdeckel gebunden. Es fehlen jedoch ungefähr
25 Blätter, zumeist vom Anfang und Ende, und die Zählung derselben
ist unvollständig und zudem unrichtig, indem zwei mit 122 bezeichnete
Blätter vorkommen. Von diesen Randbemerkungen, welche immer
gleich am Anfang des betreffenden Psalmes oder Canticums stehen,
sind indeß mehrere theilweise verwischt, bei andern wurden wieder,
*) Sollte etwa Skafaiundr (Helr. 9) auch für skaUcUundr (* Schatz wald', vgl.
imeralundr Z. f. d. Ph. III, 37) stehen = Schildhurg, die aus goldenen und silbernen
(rothen und weißen) Schilden gebaut ist, wie schon Wislicenus (Symbol, von Sonne
and Tag, S. 52) vermuthete: also lauk hairm mik »kji^ldum i akaUalundi, raudum ok
heUmn^ Nach Fdfn. 42 ist diese Schildburg erbaut dr 6dökkum ögnar lj6ma, d.,h. aus
leuchtenden (= goldenen und silbernen) Schilden, s. Germ. 23, 165 (Sigdr. Prosa-Einl.).
**) Vgl. Sn. E. I, 834: fyrir pvi er kona kermd tu gimateina eda glerateina, at
Pat vor ifomeakju kvmna b^madr, er kaUat wm- eteinaaonfi, er pcer h^du d hMii »^.
Vgl auch Oudr. I, 18.
22*
340 O' ^' BLAAS
beim spätem Beschneiden des Buches, meist einzelne Buchstaben weg-
geschnitten, und bei einigen sind Stttckchen weggerißen. Das Psal-
ter! um sowie die Randnoten stammen, nach einer gütigen Mittheilung
des Herrn Dr. Gustav Winter in Wien, aus der zweiten Hälfte des
Xin. Jahrhunderts, und die letztem sind alle von äiner, aber andern
Hand als das Psalterium, deutlich und zierlich geschrieben, wobei
jedoch die Buchstaben v v und w graphisch nicht unterschieden sind.
Bei der hier folgenden Wiedergabe habe ich, mit Ausnahme von t^n,
die wenigen Abkürzungen aufgelöst , das in der Hs. duf-chstrichene
mit eckigen Klammern versehen, das fehlende und unleserliche durch
Punkte mit rundlichen Klammern, und das von mir ergänzte durch
CursivBchrift angedeutet Die Reste von fünf solchen Randnoten habe
ich, weil ihre wenigen leserlichen Wörter keinen Sinn geben, nicht
aufgenommen, und bei den in der Hs. nirgends mit Zahlen bezeich-
neten Psalmen die Zählung der ^Vulgata' angewendet. Von diesen
Randbemerkungen sind übrigens mehrere gereimt, und schon die
durchstrichenen Stellen weisen auf eine ältere Vorlage hin, wobei ich
hier noch bemerke, daß damit — aus späterer Zeit — ein deutsches
Psalterium aus der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts des Prämon-
stratenser-Stiftes Qeras, Pap.-Hs. bez. mit C. h. 14 sowie das Register
der in Haines Repertorium unter Nr. 13.510 verzeichneten lat.-deutschen
Psalter-Incunabel zu vergleichen ist*).
STÖCKERAU in Niederösterreicb. C. M. BLAAS.
1 (16^) Ps. 2. Den sprich vrre rsBTber. Ivze. «v dir obere, vii dich mit
er ist gft vvre aller slaht not ^riweo. vS minen an «eche.
2 (16') Ps. 4. 60 dy den niwen manen 7 (18*^) Ps. 9. sprich daz dir'; helfe
an sehest. vn gebe gnsaidicblich vrtail swenne
3 (17*) Ps. 5. sprich den seien, vn diu sele von dem Übe sheide.
ob Tnrecht. lewt varen di(...)e. 8 (20*) Ps. 10. sprich das got di
eren so sprich den salm mit wein- sele ner. vii dich des hellewitzes
den') avgen. wberbefe.
4 (17'') Ps. 6. sprich den seien. 9 (20**) Ps. 12. lis ynsers herren
5 (18*J Ps. 7. sprich ob dv habest martir vmbe din ende.
einen werltliohen frifnt. daz in got 10 (21*) Ps. 13. sprich den salm ob
von den. svnden bechere. din frivnt in vrlovge wele yaren
6 (18^) Ps. 8. sprich den salm. vnsers daz im got sig vii hseil gebe yü
heren antlyze. daz er allez sin ant- chom wider heim gesynt
■) a. weiden. «) fehit got
*) Das in der k. k. Hofbibliothek zu Wien befindliche Exemplar trägt die
Jahreszahl 1494 und ist mit 6. H. 16. bezeichnet.
PSALTERIEN MIT DEUTSCHEN RÄNDBEMERKUNGEN.
341
11 (21^) Fb. 14. Disen solt dv sprehen
Bwa dv siheat. ein chirchwiheD. dv
solt in avch sprehen dem heUigen
geist. 80 ist selig dein le&en.
12 (22**) Ps. 15. lis den so dy gotes
lichnomen nemest. yn lis in den
peicfatignreo« dar nach allen gotee
heiligen.
13 (22^) Ps. 16. Lis den allen gotes
marteraBrin an dem Stent siben
domine ezavdi. dy solt des gewis
•ein ymbe swelh not dy in lisest
ein iar daz dich got erhdret dar
ao. dv mäht in aych lesen vmbe
man yn wip yn ymbe sele yfi ymbe
dinen lip.
U (25*) Ps. 18. lis inere der zwelf-
poten. daz si dir genaden helfen.
ymbe ynseren herren.
15 (26^) Ps. 19. lis dem ewart der die
misae singet so er sich ymbe chere^
yn sprich, orate. prome. so wirdesty
der messe t&lha/L
16 (26"") Ps. 20. jDeii lis dem chfnige
daz er daz rtche recht bericht lis
in a«ch an dem syntage sant ( )
ymbe din ere.
17 (29^) Ps. 21. Mit dem salm lobe
got wand er in sprach, do er an dem
chryze erstarbe.
18 (31*) Ps. 24. den solt dy oft lesen
y^r din s-^nde. lis in aych ynsers
herren sele ynder der stille messe,
yn chym an diy chnie ze dem yerse
de delicta iaaentatis mee das ist
gyt vyer aller stacht not.
19 (31*) Ps. 26. lis so dv y^r den
alter, in die chirhen gest.
20 (35*) Ps. 27. Dm lU daz des tie-
yels. willean dir nicht eryyoilet werde.
21 (86*) Ps. 28. daz ist gyt. zelesen
dem heiligen geiste. lis in aych
swenne ez ze yil regen, daz got
bezser weter gebe.
22 (86") Ps. 29. den lis daz. daz dich
got [m] niemer. yer dampne in sinem
zorn.
') DJeie Note ßndet sieh in der Et.
^Domkie läbia mea aperiu* u. 9, w.
23 (87*) Ps. 30. den lis daz dich got
bewar. yor hayppt haften syenden
yn yor werltlichen schänden, lis in
aych in sande nicolayser. er ist yon
ynsers heren marter.
24 (38*) Ps. 31. den lis daz dir got.
yergebe dine synden. daz er dire
icht yer wizze. als er laeder mane-
ger sele hat getan.
25 (38*) Ps. 32. Sprich disen salm
allen gotes heiligen zelobe ynd ze
erin daz si dir nerin lip ynd sele.
26 (39°) Ps. 38 lis den zwelf poten.
27 (40^) Ps. 34. des tages so dy yasten
lis den salm.
28 (41*) Ps. 35. Der liyt ynd wihe
habe ze bewaren der les dieen «alm
alle tage.
29 (42*) Ps. 36. Den lis den liyten.
die zeder yrtaile svlen. [gen.] richten.
30 (43') Ps. 37. So dy zepeiht cho-
mest t t>n dy yergezzest der pyzze
eo ^rewinne hvide mit disem eaim,
31 (49*) Ps. 38. den lis so dy ynsers
herren lichuamen nemst. lis in aych
dinem engel^).
32 (59*) Ps. 52. Den salm lis so din
friynt sei geyange.
33 (60*) Ps. 54. 2>en salm lis das dich
got erldse von ewichlichhen panden.
lis in atH^h ynsers herren marter.
ynd siner zeswen. vmbe swen dir
( . . . . )e ist. daz er dir den behyte.
34 (61^) Ps. 55. Swaz dir an dem
libe wer so lis den salm gerne, lis
in aych swenne dy grozze not ynd
angest yon din er meisterschaft ha-
best, er ist der siben exavdi einer.
35 (61*) Ps. 56. Daz ist der yirde
salm den dayid spräche ynze in
got an sinem syn. räch.
36 (62^) Ps. 57. Disen salm sprich
zayberierinne. spottsarinne. lygnie-
rinne daz si got becher daz si
nerin lip. yfi sele.
37 (62*) Ps. 58. Den salm solt dy
sprechen der herzen ^ynt habe.
auch fMrÜich auf BL 48^ mim VerHe^dum:
342
C. M. BLAA8
vn sprich dem ewangelio über
generationis.
38 (63°) Ps. 59. Den salin solt dy
sprechen, der dechein trvbesal habe.
39 (64*) Pb. 60. der ist der dritte
domine exavdi.
40 (64^) Ps. 61. Den salm sprich des
morgen« frv an dem pette.
41 (64^) Ps. 62. Den sprich alle [mae]
morgen frv. so get dir nvn heil zt.
42 (65*) Ps. 63. daz ist der vierde
domine ezaTdi.
43 (65°) Ps. 64. Den salm sprich den
seien.
44 (66*) P8. 65. Den salm sprich an
dem perhtetage.
45 (66*^) Ps. 66. Den salm sprich von
chrfcen. ynz hinz svnwenten.
46 (67*) Ps. 67. Den salm sprich sand
lavrentinv. vii allen gutes marte-
rsarin.
47 (70^) Ps. 68. Sprich den salm dinem
friynde so er vber mer var lis in
Tnsercm herren v& siner martirseren
▼mbe rechtes weder.
48 (72*") Ps. 69. Den salm sprich so
dv zedienem werche griffest« sprich
in aveh dem heiligen geist.
49 (72°) Ps. 70. Disen salm sprich
vn habe in trvt. er ist gft ge-
sunden Ivten. er Ut der fvmft den
danid sprach.
50 (73°) Ps. 71. Den salm sprich ze-
perhtnahten mit dem solt dv manen.
ynsern herren siner martir yS siner
barmynge. vnd des gerichtes der
flizset in siner magenchreft. an der
imgensten wile.
51 (74°) Ps. 72. Den lis hyrseren daz
daz si got becher von so getanem
gewerte.
52 (75°) Ps. 73. Den lis inere allen
gotes martersaren.
58 (76^) Ps. 74. Den lis einer sele
div dir wol getrvwe.
54 (76^) Ps. 75. Den lis allen ge-
lavbigen sein.
^ {. schulde.
55 (77^) Ps. 76. Den lis den Ivten
die vber mer wellen varen.
56 (78*) Ps. 77. Den ir spise tiwer
sie die svln lesen disen salm vn
wizze so din lieber frivnt vnd er
wegen sei. so lis disen salm vn-
serem herren vn siner marter.
57 (80°) Ps. 78. Den lis den chindelin
daz si vns helfen, daz wir daz ewige
rieh besizzen.
58 (81^) Ps. 79. Den lis dem heiligem
geist vmbe cherge.
59 (84^) Ps. 80. Den lis den Ivten
die hervar^ wellen varen. daz si
go^ bewar.
60 (84^) Ps. 81. Den lis den dieben
▼S den schacharen so si zegeiht
svln gen dvrch einen diebe vn ein
dinch lis in sant [marien] Katerinen
siben stvnt zv iegelichem verse
eine venige. wellestv daz. alle din
schvde^) verholn sein, so sprich
disen salm. vor einem chrvce siben
stvnt. vü habestv deheinen mvt so
sprich in nivn stvnt. vor dem chrvce.
61 (85*) Ps. 82. den lis den wider-
wsertigen.
62 (85°) Ps. 83. den lis zechircfawien.
63 (86*) Ps. 34. Den lis vmbe din
ertvübir. lis in avch der gensodige.
sant marien. daz si dich beshlrme
vor hercenleide an dinem bseidiv
eren vfi an dinem frivnt.
64 (86°) Ps. 85. Den lis vmbe din
ende.
65 (87^) Ps. 86. Den lis den heiligen
matden lis in avch vnserem herren
got.
66 (87°) Ps. 87. Den lia vnsera herren
dode vn stnen fvmfe wnden. so wirt
dir virlichen. daz dv ze dem rehten
werdest 5e/imden.
67 (88^) Ps. 88. Den lis das sich got
erbarme wber die armen.
68 (90«) Ps. 89. Den lis daz dich got
gevrist VBz dv gerihtest.
69 (90°) Ps. 90. Dm lis vnsers herren
P8ALTEHIEN MIT DEUTSCHEN RANDBEMERKUNGEN.
343
hansxwnge. das er dir tnWiche. das
dr in myzzest tntnnen. mz an din
ende.
70 (91^) Ps. 91. Den lis ynsen herren
barmm^e.
71 (91'') Ps. 92. Den lis ynsen herren
ehrvce so dv vliesest daz dv ez
Yindest«
72 (91^ Ps. 98. Den lis den altherren.
73 (92**) Ps. 94. Den «alm solt. min-
nen er ist ein angenge aller ^vten
dingen.
74 (95^ Ps. 97. Mit dem solt dv yn-
sem herren. loben als in die drei
chrnige lobten.
75 (96*) Ps. 98. Den lis vnsers herren
besnidvnge.
76 (96**) Ps. 99. Mit dem lobe vusern
[hen] herren daz er dich gensedeeh-
licben enphahe. zeder porten^ da
er die sei svndert mit chyrzen werten.
77 (96'') Ps. 100. Mit Den lis vnsers
herren tavfe. swer sei vber mftich
dem lis diesen salm. daz im got
gebe, dylticheit v5 diem^t.
78 (98*) Ps. 102. Den lis inere aller
engel.
79 (98^) Ps. 108. lis dem heiligem
geiet ymb din svnde so wirdvstv
nieht zesehanden.
80 (100*) Ps. 104. lis die fiymf con-
fitemini ynder den vir passiones yn
lob daz leiyt da mit ynsers herren.
das yszer egypto wart geyyret. lis
in ayeh ynsers herren genaden so
ehymst dy in aberhams bovsem.
81 (101^) Ps. 105. Den lis der chymft.
ynsers herren. daz er [siner chymft
sei] ynser yrchvnde siner chymft sei.
82 (102*) Ps. 106. Swer mit [go] groz-
zem herzen leide beyangen sei. der
les disen salm der ist trostsam.
83 (104^) Ps. 107. Den lis ynsers
herren zeswen.
84 (104') Ps. 108. Der ist der fiymft*
zende salm da ist. der tivel mit
yerfvlcht. vnd sin genozze. [Den
lis ynses ers herren zeswen.]
85 (107*) Ps. 109. Den lis ynsers
herren anshdwe.
86 (107') Ps. 110. Disen salm solt
dy lesen ymb rehtes. gerihte ai^
diuem erbteil.
87 (108*) Ps. 111. Dem ynser herre
siner gotheit ers »iget daz ist sand
iohannes ewangeliste.
88 (108") Ps. 112. Ze der hohsit des
palmtages li» disem salm. swenne
dir icht zelibe geshehe so lob sin
ynsem herren mit disim salm.
89 (108') Ps. 113. Den lis ynsers her-
ren tayfe.
90 (110') Ps. 114. Den lis allen sein
zetrost vnd zehilfe.
91 (111*) Ps. 1 15. [Den lis allen seien
zetrost. vS zehilfe] lob vnsern her-
ren mit disen salm daz vnser herre
hie enerde gie mit sinen ivngem«
92 (111') Ps. 117. Den lis daz dich
got valles vnd vlvches vber hebe.
93 (118*) Ps. 118. die Den einlif salm
lis inere des heiligen geist. lis si
avch allen sein, lis si iner vnser
vrowen sand marien. vn swelher
heiligen tult sei. die mäht dv der
mit eren. lis si allen seien, daz si
dir helfen daz dv werdest erchant.
daz got alle sei erchennet. zegvt
vii zegenaden.
94 (121') Ps. 119. Daz wizze wol
zeware daz dv mit disen fivmf-
zehen salm. mäht ewrben michel
frvde. vnd genade.
95 (122^*) Ps. 120. lis den dinem
lieben frivnde.
96 (122**) Ps. 122. Den lis tvgen.
vnsers herren bilde.- vmb diniv
ovgen. vn dem hereen ynsers
herren. als er sin herce. zv sinem
zwelf ivngem chert daz er also
min herce. zv im eher* mit triwen
vn mit stSBtem fride.
97 (122**^) Ps. 123. Den lis diche.
daz dich der tiveL mit sinem list
iht bestriche.
98 (122^) Ps. 124. Swer siner mei-
344
K. BABTSGH
ster shefte exurvnneii sei. der les.
dlBen salm das in got richte ze-
siner meistersheft
99 (122**) Pb. 125. Den lis inere
aller engel.
100 (123'') Ps. 126. Daz wip sol. lesen
disen salm als si sich yerseche
daz si swanger werde.
101 (123') Ps. 127. Mit disin salm
solt dv sei segen so si genesen sei.
102 (124^) Ps. 128. So sich ein mensch,
bechert vn sich got an im. selben,
eret so lis den salm.
103 (124^) Ps. 129. Den lis den sein.
104 (125^) Ps. 131. Den lis da ein
lichnam werde bestattet.
105 (125**) Ps. 132. Den lis von den
dy brvderschaft habest enphangen.
106 (126*) Ps. 133. Den lis so dv
slaffen gest. daz dich got erlazze[D]
b6ser gedanche.
107 (1260 Ps. 134. Den lis daz dich
got bewar. vnd din fivmf sinne
vnz an din ende.
108 (126^ Ps. 135. Den lis daz dir
got geh die spise der dv dvrftich
sist zesel vn zeleibe.
109 (127*») Ps. 186. Den lis daz dir
got gebe, sin genade vn den Ivten.
die sich haben beavndert. vmb
ir missetat.
110 (128^ Ps. 137. Den lis in ere
aller engel.
111 (128°)P8. 138.Denlisdemvasten
vnsers herren dv macht dar mit
helfen allen seien.
112 (129*^) Ps. 139. Den lis inere
aller engel vn aller heiligen, lis
m( )^
113 (129'') Ps. 140. Den lis dem ze
erin der dich von der helle erlost.
114 (ISO'') Ps. 141. Den lis vnsers
herren antlvtse. vn allen Binen
namen.
115 (131^ Ps. 142. Den lU vmbe
din ere. er ist der sibent. domine
ezaudi. so dv dehein dinch tvst.
dar vmbe dv werstest daz dv sin
zered werdest, so lis disem salm.
116 (131*) Ps. 143. Den lis diennen
frivnden so die veinde mit in vehtin.
117 (134*) Ps. 147. Den lis inere
Sanct peter daz er dir gensedich-
leichen vrt seile.
118 (136') Ps. 148 (149 u. 150). Der
salm. ist. behalten ze vrchvnde.
dem gotes gewalte.
119 (136*) Cant Isaiae, 12. Den lis.
vnd erpitte. vnsern herren daz
er sich dvrch siner martyr.ere.
vnde dvch siner mvter. ere. sioes
Zornes enthabe.
120 (137') Cant. Ezechiae, 38, 10.
Den lis den seien.
121 (137') Cant. Aunae, 1. Reg. 2.
Dem got von armvt zerih^vm helfe,
der les disen salm.
122 (138*») Cant. Moysi, Exod. 15.
Den lis den Ivten daz got des iht
welle, daz ir sei immer drinne. in
dem bech icht walZe.
123 (139')Cant.Habacac, 8. Ich weiz
wol daz. adam disiv wort sprach,
do er gotes gebot zebrach. den solt
dv sprechen, daz got. den selben
zorn. an dir iht rehhe.
124 (140") Cant. Moysi, Deut 32. der
Der salm ist von dem vrtale ge-
shriben. nv svln wir piten vnsern.
herren daz wir reine werden bracht
v^r. in sin wir shvldich so wirt
vnser. zedeheinem neoj gvte ge-
daht.
125 (144') Symbol 8. Athanasii. Den
f salm solt dv minnen er ist gvt ze-
manigen dingen.
*) Hierfolgm in der A. nooh zwei ufUenrUehe ZeUen,
PSALTERIEN MIT DEUTSCHEN BANDBEMERKUNGEN.
345
18
IL
Die vorstehend abgedruckten Randbemerkungen veranlassen mich
von zwei andern ähnlichen Handschriften Mittheilung zu machen. Die
eine ist der cgm. 2311t (vgl. Catalogus t. II, p. IV, p. 55) aus dem
12./13. Jahrhundert, die Randbemerkungen wohl erst aus dem 13. Jh.,
die andere die Erlanger Hs. 570, nach Irmischer aus dem 12., sicher
aus dem 13. Jahrh. Die Gefälligkeit der Bibliotheksverwaltungen in
München und Erlangen hat mir die Benutzung auf der hiesigen Uni-
versitätsbibliothek möglich gemacht. In beiden Handschriften ist durch
Beschneiden der Ränder ein Theil der Bemerkungen verloren gegangen;
ich habe die Ergänzungen durch Cursivdruck bezeichnet. In der
Erlanger Hs. ist außerdem die Schrift stellenweise sehr verblaßt;
mittelst Anwendung von Schwefelammonium, die von Seiten der Ver-
waltung in liberaler Weise gestattet wurde, war es möglich fast alles
zu lesen. K. BARTSCH.
1 (2*) Ps. 2. Disen salm sprich vber
diebe vnde ^er rober. (=Kom. 1,
Erl. 2)
2 (3*) Ps. 3. Den sprich vber die die dir
din gvt nemen mit gewalte. (= £ 3)
3 (3^) Ps. 4. Den sprich so du den
niwen manen sehest (= K 2, £ 4)
4 (4**) Ps, 6. Den sprich den siechen.
(=E 6; vgl. K 4)
5 (5*) Ps. 7. Op du einen werltlichen
▼riYnt hast dem sprich den salm.
(= K 6)
6 (6*) Ps. 8. Mit disem salme wnsche
dine manne heiles.
7 (6^) Ps. 9. Den sprich daz dir got
helfe an dine ende. (Vgl. K 7. 9)
8 (9^) Ps. 11. So dv weist daz dich
lernen nide so sprich den salm.
9 (9^) Ps. 12. Den sprich nur den
gsB^en ende. (= K 9.)
10 (10*) Ps. 13. So din vrivnt in
nrlivge si so sprich disen salm.
(= K 10)
11 (10**) Ps. 14. i>en sprich so du in
die chircben gest. (= K 11)
12 (1 1*) Ps. 15. Den sprich so dugotes
lichnamen wil nemen. (= K 12)
(11**) Ps. 16. Ez Stent siben ex-
audi ') an dem «alter vmbe «waz du
si «prichest daz geschiht. (= K 13)
(12**) Ps. 17. £>en sprich got dem
gvten. so hilffei dir drate.
(15*) Ps. 18. Den sprich den zwelf
boten. (= K 14)
(15**) Ps. 19. i>en sprich so sich
der briester vmbe Ärere vnd er
spreche orate. (== K 15)
(16*) Ps. 20. Den sprich dem
chfnige daz er daz riebe rehte
vure. (= K 16)
(17*) Ps. 21. Den sprich vnsern')
herren. wan er in sprach do er an
dem chrüce erstarp. (= K 17)
(18**) Ps. 22. Den sprich den die
gevangen sin daz si got erlöse.
(Vgl. K 32)
(19*) Ps. 23. Den sprach got do
er die helle brach.
21 (19**) Ps. 24. Den sprich ofte vmbe
dine s^nde. (= K 18)
22 (20**) Ps. 25. Den sprich so dich
din men^cbait an ein «fnde verleitte.
23 (21*) Ps. 26. Den sprich so dick
böser dinge geltM^e vnd dich der
14
15
16
17
18
19
20
^ X nur Tialb wrhanden. ') Von n die letzte Häufte ahguehniUen wie m an
Jwr ein m tehekU A^etn Bmim su «et».
346
K. BAHTSCH
25
26
81
32
33
36
37
tüuel dem engel &enem Tude den 39
Dsebsten danach.
24 (22^) Ps. 28. Den sprich so ez
zevil geregene. (= K 21)
(23*) Ps. 29. Den sprich so du
aüt in sorgen, das dt<^ got erlose
Ton alme zome. (= K 22)
(23**) Ps. 30. Den sprich das cfich
got vber heue groser «vnden. (=
K 28)
27 (25*) Ps. 31. Den sprich das dir
got vergebe din groze missetat.
(= K 24)
28 (26*) Ps. 32. Den sprich das sich
got ober dich erbarme. (Vgl. K 25)
29 (26^) Ps. 33. Den sprich allen hei-
ligen zeren. (Vgl. K 26)
30 (27^) Ps. 34. Des tages so du^
aastest so «prich den. (= K 27)
(29*) Ps. 35. Daz dir got din vibe
bewar sprich den salm. (= K 28)
f29*^) Ps. 36. Die vf vrteile sulen
ze gerihte gen den sprich den sal-
inen. (= K 29)
(31^) Ps. 37. Den sprich so du
dine bihte wil tvn, (= K 30)
34 (32^) Ps. 38. Den sprich dinS engel
zeren. (= K 31)
85 (33^) Ps. 39. Den sprich so da
angest habest.
(34^) Ps. 40. Daz dich got ze
rehtem ^eben sterke.
(35*) Ps. 41. Swa ein mensch an
dem tode lige so sprich den.
38 (36*) Ps. 42. Den sprich so so du
uor dem alter stest.
(36*) Ps. 43. Disen salm sprooA
dauit vnz if» got an sinen yienden
räch. (= K 35)
40 (37**) Ps. 44. Den sprich in ere
sancte Marien.
41 {BS^} Ps. 45. Den sprich allen
gotes ^enden zeren.
42 (39*) Ps. 46. Den sprich zeren
▼nsers herren vf verte.
43 (39*) Ps. 47. Den sprich in ere
der .... die^) die engel beten do
si got ze himel enpfiengen.
44 (39*") Ps. 48. 2>en sprich daz dioh
got beker diner svnden.
45 (40**) Ps. 49. Den sprich ze lob
ynsers herren zvchvnfte.
46 (42*) Ps. 50. Dirre salm ist g&t
mannen vnde wiben.
47 (42^) Ps. 51. Den sprich daz dir
got riwen verUhe an dinem ende.
48 (43*) Ps. 52. Den sprich daz du
iht verzwiaelst an got(.)
49 (43^) Ps. 53. Den sprich Tmb vr-
lose diner atigest.
50 (44') Pa. 64. Den sprich so da
gewalt daltest von iemen.
51 (45*) Ps. 55. Den sprich so dich
din naehster verdrachen welle« (Vgl.
R 34)
52 (46*) Ps. 87. Dm sprich Tnsern*)
53 (49*») Ps. 62. Den sprich *)
54 (91*) Ps. 105. Den salm sprieß alz
da an dem dot ligst^.
III. Erlanger Handschrift.
1 (3*) Ps. 1. disen salin lis den hei- 2 (3*) Ps. 2. Lut den^) salffi Jttr
ligen go^e«. du solt wizzen daz in rodare^ vn fir diebe. daz sie got
daaid rihte do er daz gotes riche bechere. (= K 1, H 1)
berihte. 3 (4*) Ps. 3. LU den salm ob db iem
') Von u die eine SHlfte toeggesehniUen, *) Von Den bii die durchUriehen;
das Wort nach der toar tookl yrevde. ^) Die^ Bandsehrift, nicht weiter gehend, iH
von jüngerer Hand (14. Jh.). ^) ÄtugekratsU; von deredben Hand wie die vorige,
^) Von einer amdem Hand,
') Von D die Hälfte erhalten, ^) Von r' noch ein BeH, b erUmhrn,
P8ALTEBIEN MIT DEUTSCHEN RANDBEMERKUNGEN.
347
15
90 Wirt saelic din leben. (= KU,
M 11)
(13^) Fe. 15. Den aalm lis so da
gotes lichnsL^ nemest. daz du in
80 enpbaliest. dae er dir chome ze
gnaden. (= K 12, M 12)
16 (14*) Pb. 16. An dem salt^ stat
aiben exandi. des soltn gewie sin.
▼mbe swelbe not du si lisest ein
iar alles an dai du dar ane wirdeaf
begnadet, vn mM^ in och lesen
▼mbe sele vtl lip dar^) dir got si
erner. (= K 13, M 13)
(15*) Ps. 17. Den salm lis das dtr
got belfe das du enjghahest}^ sinen
lichenafii an ditne ende, swenne du von
disme übe wendet«. (Vgl M Uy^)
(19^) Ps. 20. Den salin lis alle
iiire tage Tmbe die ere sce Erasme
daz er dir in disme li^ ^ebe das
du in mutest geloben.
(20^) Ps. 21. An dem salm lobe
got wan er in do sprach do er an
der martjT starp. (= K 17, M 18)
(22^) Ps. 22. Li8 den salm den
die tncarrinen gen daz in got helfe
müze. daz sl ir sunde gebösen.
(— M 19)
23 (23*) Fe. 23. Lis den salm nnserme
herren wan er in do sprach do
er die helle brach (= M 20)
(23^) Ps. 24. Lie den salm unsers
Ferren sele. vnder der aiiWe misse«
vn von Kerzen, vii kvm an div
knie, da ze dem veree delicta iaue-
tutia daz ist gut um&e alle not.
(= K 18, M 21)
(24^) Ps. 25. Den ealm lis so du
in die kirchen gest vn vur den
alter geateat daz dir got ^enadic si.
vn die heiligen die da vor tu» sin.
(= K 19)
Vielleicht atand unser frouwen. ^) under-
dinge tat futeh dem Beim auf minne loahraeheinlicher ala underdigene; vgl, Lit. 621,
Lexer 2, 178S. ^) l. seien. "0 Nur der Reat von m erhalten, ') Van h noch
dar Anfang. ^ daz sei heßemf '*) Von h' noch der Anfang. '*) Die Über-
achnften zu Pa. 18 und 19^«tnd auaradirt und lateiniacJiea von jüngerer Sand darüber
geachrieken. Von der zu Pa, 18 iat noch erkmnhar s, wohl von zweifboten.
10
11
12
13
14
dm gut mit gewalte welle nemen')«
lis in OTch vnaera Aerren martyr.
▼n unkest . . . .^) ere do si ir chint
aaeh crvcigen. er hilfet /vr alle not.
(=M 2)
(5*) Ps. 4. Lis den salü! so du den
mwen manen sehest daz dich got
minne. durcA einer müter vnder
dinge^). (= K 2, M 3)
(5**) Ps. 5. Den aalni lis den sele*).
die sin in noten. daz in got helfe
durch sine gote. (= K 3)
(6^) Ps. 6. Den aalm ^ lis den sie-
chen, daz in got helfe. (= M 4,
▼gl. K 4)
(7*) Ps. 7. Habestu dech einen werll-
liehen vriunt, lis im den aalni daz
in got beu^ar. (= K 5, M 5)
(8*) Ps. 8. Lis den salffi. unser«
herren antlutte. daz er al^ der
antlutte ze minnen welle keren die
dich sehen. (=r K 6)
(8^) Ps. 9. Den aalm lis daz dir
got helfe gnedeclicAe se heile, so din
sele von dime libe acheide. (= K 7,
vgl. M 7)
(11*) Ps. 10. Den salin lis daz dir
got die sele gen er. v/i dich der helle
wize t;6er heue. (= K 8)
(11^) Ps. 11. Lia den salm ob dich
iemea mit ungenaden vehe, daz in
got bekere. (= M 8)
(12*) Ps. 12. Den salm lis umbe
dm ende unsers herren mar^ daz
er dir in gnediclich hinnen sende.
(=K 9)
(12^) Ps. 13. Den aalm lis so din
frinnt in ein vrliuge rite daz im
got gebe heil, vn in geaunt sende
wider heim. (= K 10, M 10)
(13*) Ps. 14. Den salm soltu \eaen.
^Vonn noch die HiHfte da. *)
17
20
21
22
24
25
348
K. BÄSTSCH
26 (25^) Fb. 26. LU den salm vnsers
herren martyr er \obet #n vor den
allen anderen'^, da solt in ouch
sprechen so dir der dinge gezeme.
90 dich der tievel d9 engde beneme.
(= M 23)
27 (26"*) Ps. 27. Den »a\m lis daz des
tievels Wille, an dir nihi en werde
ervulUt. (= K 20)
28 (27^) Ps. 28. LU den salm so ez
se uil geregene. daz got bezzer
we^er gebe. (= R 21, M 24)
29 (28*) Ps. 29. Lis den salm daz
dich got niemer verder&e in sineme
zom«. (=K 22, M 26)
30 (28^) Ps. 30. Lis den salm scö
iohanm ze eren er epraoh in onserme
herren selbe do er an daz er nee
gienc ynie an daz toort In manus
tnas dne dabo. (= vgl. K 23, M 26)
31 (30*) Ps. 31. Lis den salm Ytnhe
e
dine missetat. das dich der tinel
iht Yerwize aiser mani^en getan hat.
(= K 24, H 27)
32 (31*) Ps. 32. Den salm lis y5 ze
^enedicä. allen heiligen ze lobe, daz
si dir dtne sele neren. (= E 25,
vgl. M 28)
33 (32^ Ps. 33. Den salm lis den
zwelf poten dos sie dir helfen,
daz du sine hulde werbest, e äu
ersterbest**). (= K 26, vgl. M 29)
34 (33*) Ps. 34. De salm lis des tagea
so du vastes. daz dir got helfe, daz
du wol ^ol getrerdest") (=K 27,
M 30)
35 (34**) Ps. 35. Der Hute vn vihe
ze bewtime habe der leee den salm
alU tage. (= K 28, M 31)
36 (35^) Ps. 36. Den ralm lis luten
die ze vrteile soholn gan. daz in
got helfe doM ei frolichen da m&sen
stan. (= E 29, M 82)
37 (37^) Ps. 37. So dtf ze bihte körnest
diner schvlde. vii du vergezzest der
buze 80 kum mit dimne salme ze
hulde. (= K 30, M 33) '*)
39 (40*) Ps. 39. Den salm lis so du
groze angest habee< daz dir got helfe
daz du si vber körnest. (= M 35)
40 (41^) Ps. 40. Den ealm lis den
. . • . en daz io got n helfe.
(Vgl. M 36)
41 (42*) Ps. 41. So ein mennisiche
lige an d§ tode vn ni^ rehies ge-
l&ben habe, so lis den salm gote
ze eren daz er rehten glöbet» gwinne.
{= M 37)
42 (43*) Ps. 42. Sprich den salm eo
du f&r den alt^ geet fM din höbet
neigest daz du da muzest also ge-
wesen, daz din got m5ze phlegen.
(= M 38)
43 (43") Ps. 43. Disi iei der ander
ecK^me den daaid sprach do got in
an sime svne roch, (= M 39)
44 (45*) Ps. 44. disen salm lis yneer
frowa ze eren doM sie dir helfe an
dem übe vn an der eeZe. (= M 40)
45 (46*) Ps. 45. So din friunt über
mer welle vam so lis disen salm
dos in got bewar. (= K 47)
46 (46^) Ps. 46. Zw den salm vnsers
Aerren vrstende da» er dir zinen
heiUgexk geist sende. (= M 42)
47 (47*) Ps. 47. Den salffi lis so du
dine bihte getvst. vn lis in ovch
dem heiligen feiste, daz er dich
(jrereiche.
48 (47^) Ps. 48. Lm den salm ob dv
iem in vverltlichen sunden vindest
daz in got welle von den en6inden.
49 (49") Ps. 49. Den salm lis in ad-
uentu dni. daz dir got genadic si,
(= M 45)
50 (50*) Ps. 50. Ob du wellest daz
'') Von n noch ein Best. '') Die Beste des unlesbaren Wortes stimmen zu der
Oonjectur ersterbest '^ gWol iH wu streichen,. '«) jDie Bandschnft bei Ps. 38 (39*)
ist ausradirt nnd eine jüngere lateinische darüber gesehrieben.
PSALTERIEN MIT DEUTSCHEN RANDBEMEBKUNGEN.
349
dich got bekere von dinen sunden.
80^^ lü d^ dri miserere m* yvd-
hen^'') du weUeat. (= M 44)
51 (52*) Ps. M. Den salin lis da« dir
got nerlihe dine riwen das da im
mit triwe wider gebest cUle kunst
die er dir gap do er dir die sele ^^
ftevalch. (= M 47)
52 (52*) Ps. 62. So din *») friunt werde
gevange. so lis im disen salin das
in got welle mit genaden*^ bringeu
dannen. (= K 32, vgl. M 48)
53 (53*) Ps. 53. Lis den salSi unsers
herren seswen vn vmh swen dir ande
81 daz in got beschirme. (= K 33)
54 (58*) Ps. 54. Den sa\fR lis so du
jprose not yn angeat habest, deist
de'M siben exaudi einer v^ «was
dir an deme fiebe werre dar Tmbe
sprich den salSS gerne. (= K 34) '^
55 (55*) Ps. 55. Lis disen salin so
dich dine nahisten mage^^) wellen
droken vnde ovch den pha^ dat
in got helfe dds ei mit ir lere dte
Jfcrtstenheit becheren. (-= M 51)
56 (55*) Ps. 56. Diz tst der vierde
ealme den dauid sprach do er an
sineme snn räch (= K 35)
57 (56*) Ps. 57. Den ea\m lis vber
rohere '^) vber diebe vber spottere
vber lugenete das sie got bechere.
(= K 36)
58 (57*) Ps. 58. Den salin sol din
«under herze ftivmt eage daz in got
bewar eine tage. (=- K 37)
59 (58*) Ps. 59. Lis den salin so du
groze trvbesal habest dos dir got
helfe genadfcZtcA der von (=r K 38)
60 (59*) Ps. 60. Diz ist der siben
exauAx einer die solti« jirerno minnen
da« dich got von grosen sorgen en-
bwide. (=K 39)»*)
**) Beet dee s. '^ Hälfte de* w erhalten. *') Von e vor l noch ein Best.
'*} Von D die Hälfte da. **) tmleeerlich. **) de = der. *') Unten am Bande des
Blatte» von jüngerer Hand: Der ander ezandi. *') von m Ys erhalten. **) oder
zahmere? '') Unten am Bande: der dirte exandi. ") d. A. ertwaocher; die
SchreHnmg heweiat, daß dieee Jüngern Bemerkungen aus einer älteren Vorlage stammen.
Vgl. K 68.
Von 59* an sind die Randschriften
Ton jüngerer Hand (14. Jahrb.).
61 (59*) Ps. 61. Der ^tich si vn tm-
rehten gew»n ^inne dem aol man
disen ealni lesen.
62 (60*) Ps. 62. Disen salmen lis des
morgen« frv so get dir heil zv.
(= K 40)
63 (61*) Ps. 63. 60 dich iemen nide
so du «tn dine ir wenden vilt.
64 (61*)P8.64. ..denselen.(=K43)
65 (62*) Ps. 65. ...TOre ...m siec
. . .ime.
66 (63**) Ps. 66. ttmme den ertuohor**).
67 (64*) Ps. 67. den mertereren (=
K 46)
68 (74*) Ps. 74. den heiigen zwelf
boten.
69 (75*) Ps. 75. einer sele du dir
vlge. (Vgl. K 54)
70 (76*) Ps. 77. den ir spise gebriet.
(= K 56)
71 (82*) Ps. 80. . . .e herfart . . . mine
got vor. (= K 59)
72 (83*) Ps. 81. Der ze gerite well
der lese dieen salmen eant Araterinen
• . .fer anne . . .-I (= K 60)
73 (84*) Ps. 82. daz dir got dioe
figende ze gute bekere. (Vgl. K 61)
74 (84*) Ps. 83. . . zu der . « kiruihe
. . den enllen. (= K 62)
75 (85*) Ps. 84. timme den ert vber.
(= 66. K 63)
76 (86*) Ps. 85. Tmme din einde daz
dir got sinen bo^ sende. (= K 64)
77 (87*) Ps. 87. Den heiigen meit daz
tn ^ot heil vnd selde ^ebe. (= K 65)
78 (lOl**) Ps. 102. Den eingelen daz
si got ze dime einde aende. (= K 78)
79 (102*) Ps. 103. . . derdonr . . deden
350 K- NEBOER
IV.
Älmliche Bemerkangen finden sich auf Bruchstücken zweier latei-
nischen Psalmenhandschriften; die in hiesiger Bibliothek verwahrt sind.
Es sind ein Doppelblatt und vier einzelne Blätter, in welchen zu den
lateinischen Psalmen am obem oder Seitenrande die folgenden Bemer-
kungen gegeben sind:
Zu Ps. 99. Mit disem salm lob vuseren herren daz er dich gnadechlichen
enpfaabe da ze der porte« da er die sele sunderdt mit luselen
werten (= K 76)
Zu Ps. 94. Dirre aalm ist ein angenge aller guten dinge (= K 73)
Zu Ps. 100. Swer vnmut si dem spcb den saim das im got geb dnlt vnde
diemüt (=K 77)»).
Diese von äner Hand. Eine andere Hand eines besonders kundigen
Exegeten bemerkt zu
Ps. 50: dirre salme ist nuzze wibS ü mannen an der sele ü an dem Übe
(= M 46)
Beide Hände dürften der Grenzscheide des Xn./XIH. Jahrhunderts
angehören. Die Bruchsttlcke sind noch nicht eingereiht.
MÜNCHEN. F. KEINZ.
ZU HARTMANNS IWEIN V. 3473. 74.
Das Verspaar 3473/74 des Hartmann'schen Iwein hat das selt-
same Schicksal gehabt, mit „leichtem Gewissen*' hingegeben, als ver-
dächtig bezeichnet oder wenigstens für beßerungsbedttrftig erklärt zu
werden, obwohl es von den alten Handschriften mit hervorragender
Einmüthigkeit überliefert worden ist. Dies harte Verfahren hat man
mit drei Gründen zu rechtfertigen gesucht: erstens mit dem Gesetze
der Verszählung y wonach Hartmanns Iwein aus 272 X 30 Versen zu
bestehen habe, zweitens mit der Bedenklichkeit des Reim wortes sweick,
insofern es hier für sonst übliches sweic stehe, endlich mit dem Vor-
wurfe mangelhaften Inhalts. Der erste Grund zur Verwerfung wird
nicht mehr als rechtsbeständig angesehen; dem zweiten Bedenken
gegenüber ist durch Weinholds alemannische Grammatik (S. 190 f.)
und durch Pauls Untersuchungen (Beitr. I) so viel ausgemacht, daß
sicher bei Hartmanns Landsleuten, vielleicht bei ihm selber der Wandel
eines wurzelhaften g zu eh im Auslaute nicht unerhört sei. Aber —
*) Hier ein weiterer Beleg für das einfache duU im Mittelhochdeutschen, wofiir
das Wörterbuch nur einen, diesen aber in der gleichen alliterirenden Zusammen-
stellung hat.
zu HARTICANNS IWEIN V. 8478. 74. 351
auch diese Möglichkeit zugegeben — soll dennoch um des dritten Vor-
wurfs willen das Verspaar nicht zu vollem Rechte zugelassen werden^
vielmehr wird der zweite Vers seinem Inhalte nach theils ihr arm-
selig, theils für müßig, theils ftir ^Randglosse eines wohlmeinenden
Lesers'' erklärt. Trotz der gewichtigen Autoritäten, von denen solche
Verurtheilungen herrühren, dürfte das Verspaar in der handschriftlich
gesicherten Gestalt
unz 81 in (lUenthalven (Van: aUen, gar be')streich
darzuo $i vil stille stoeich
als Hartmannisch auch ohne Coujectur gerettet werden können.
Was mich bestimmt, diesen Versuch zu machen, ist vornehmlich
das Gewicht der handschriftlichen Überlieferung, welches mir jeden
Versuch der Tilgung oder Änderung schlechthin zu verbieten scheint,
vielmehr die Forderung nahelegt, einen befriedigenden Inhalt durch
Änderung der Exegese, nicht des Textes, zu erzielen. Die Textüber-
lieferung ist nämlich ftlr unser Verspaar und speciell den problematischen
Vers 3474 eine so vorzüglich einhellige, daß selbst der ihn verwerfende
Lachmann nicht umhin konnte, das Verspaar „in allen Handschriften
überliefert'' zu nennen. Denn nicht genug, daß die wichtigsten Hand-
schriften in der Form des Verses 3474 darztw n vil stille eweich überein-
stimmen, — es geben auch die beiden nach Lachmanns Apparat allein
abweichenden Handschriften (a, h) durch den offensichtlichen Irrthum,
in welchen sie^verfallen, indem sie, jede in ihrer Weise, ändern, daftlr
Zeugniß, daß ihre Abweichungen nichts als unberechtigte Conjecturen
seien.
Die Dresdener Handschrift (a) nämlich, ihrerseits so radikal ver-
fahrend, daß von der gemeinen Lesart nur die Buchstaben w.ieh an
ihrer Stelle bleiben, bringt den geänderten Vers in der Form bis im
die Stiche enttvich. Sie sagt also, die Jungfer habe den Irren so lange
gesalbt, bis er genesen sei. Diese Behauptung steht aber mit dem
Context in entschiedenem, so zu sagen doppeltem Widerspruch; denn
nach der weiteren Erzählung setzt die Jungfer erstlich ihre Salbung
ungeachtet des ausdrücklichen Befehls ihrer Herrin, nur den kranken
Körpertheil zu bestreichen, was zur Heilung genügte, so lange fort,
bis die Salbe gänzlich verbraucht ist, und zieht sich dann in ein Ver-
steck zurück, um dort die Wirkung des Heilmittels abzuwarten, die
denn auch allmählich eintritt
Deutlicher noch läßt sich die Lesart der zweiten Heidelberger
Handschrift (b) : vil stiHe sie dai'tzu sleich als eine Correctur erkennen,
einzig zu dem Zwecke vorgenommen, um das irgendwie anstößige
352 K. NERGEB
Reimwort sweich zu entfernen. Denn so treu der Wortlaut im übrigen
dem gemein überlieferten Texte bleibt, so wird doch durch das eine
l statt w eine derartig täppische Wiederholung dessen, was erst drei
Verse vorher gesagt war, herbeigeftlhrt^ wie sie dem Dichter des Iwein
nimmermehr zuzutrauen wäre.
Auch die im letzten Jahrgang der Germania (XX VI^ S. 388 ff.) von
meinem verehrten Freunde Bechstein vertretene und in seine Schul-
ausgabe aufgenommene Änderung: darztw si im vil stille gesweich, so
leicht und gefällig sie erscheint^ indem sie die überlieferte Textgestalt,
geringfügigst erweiternd , fast nur umdeutet , fährt zu einem leisen
Fehler der Anordnung. Faßen wir nämlich gesweich im als Verließ ihn'
auf, so wird schon V. 3474 berichtet, was der Dichter doch eigentlich
erst vierzehn Verse weiter erzählen will. Bechstein ist diesem Ein-
wurf schon zuvorgekommen, indem er darauf aufmerksam macht, daß
V. 3488 nicht von dem geräuschlosen Entschlüpfen, sondern nur von
dem schnellen Enteilen geredet werde. Aber Jeder, der einmal einen
Schlafenden in der Ruhe störte, indem er ihm etwa eine freudige Über-
raschung vorbereitete, wird erfahrungsgemäß zugeben, daß ihm selber
in solchem Falle stets mehr darum zu thun war, sich schnell, als
sich leise zu entfernen, wenn er unentdeckt zu bleiben wünschte,
und er wird es also auch dem Dichter zugute halten, wenn er die
freundliche Retterin Iweins nur drdte^ nicht stille sich hätte entfernen
lassen. Doch zugegeben, V. 3474 sei in der Übersetzung: "^dazu (d. h.
und ebenso) sie ihn ganz stille verliess inhaltlich von V« 3488 genugsam
verschieden, oder zugegeben, daß die kurze Vorausnahme keinen
Anstoß erregen dürfe, zugegeben auch, daß trotz des oben über die
Handschrift a Bemerkten aus dieser das Object im zur Verbeßerung
der gemeinen Lesart herangezogen werden könne: — so bleibt doch
das eine gewichtige Bedenken übrig, ob das conjicirte im ... gesweich
durch verließ ihn übersetzt werden dürfe. Dem Etymon sivichen, welches
wie in den andern germanischen Sprachen so auch im Mhd. nur die
Bedeutung betrügen aufweist, angemessen trägt das Verbum geswtchen
in der Construction mit dem Dativ den Begriff der Untreue und
Schädigung in sich. Danach ist es begreiflich, daß in der großen
Anzahl von Belegen, welche unsere vorzüglichen lexikalischen Hilfs-
mittel für gesunchen c. Dativ darbieten, zwar die nhd. Phrasen ab-
trünnig werden, im Stiche lassen, den Dienst oder die Hilfe versagen zur
Übersetzung dienen können, unser verlassen aber nur im Sinne der
„böslichen Verlassung", z. B. er wolde tougentichen der vrouwen
geswichen. Dagegen fehlt ein zwingender Beleg für die allgemeine
zu HARTMANNS IWEIN V. 8473. 74. 353
Bedeutung verlassen, da ja auch die von BechBtein aus dem 2. Büchlein
567 citirte Stelle zu übersetzen ist: Mie Freude ward mir untreu und
ging von mir*.
Versuchen wir es darum einmal mit der ungeänderten Textgestalt
der gemeinen Lesart darzuo sie vil stille sioeich und faßen dies sweich
im Sinne ^schwieg'! Wir übersetzen V. 3467—3474: „Da sie ihn noch
wie vorher liegen sah, band sie unverweilt die beiden Pferde an einem
Aste fest und schlich so leise herzu, daß er ihrer nicht gewahr wurde^
bis sie ihn ganz und gar bestrichen hatte, wobei sie völlig stille schwieg" —
nnd fragen nun, was des Dichters Meinung sei. Die von Paul, als
Vertheidiger der Echtheit unseres Verspaares in der gemein über-
lieferten Textgestalt, vor neun Jahren (Beitr. I, S. 375) angedeutete
Erklärung, welche in diesem Schweigen das Correlat zu dem leisen
Herzuschleichen findet, vermag allerdings nicht zu befriedigen, und
gern stimme ich der Bemerkung Bechsteins zu, daß die Jungfrau weder
zu einem Gespräch mit dem Schlafenden, noch zu einem lauten Monolog
in ihrer Situation sonderliche Veranlassung habe, daß also dahin be-
zogen unser sweich müßig sei. In der That würde sich der Dichter
einer unpoetischen Breite, wie sie ihm wohl im Erec, aber nicht im
Iwein zuzutrauen ist, schuldig machen, wenn es ihm nicht genügt
hätte, zu erzählen, daß die Jungfer leise herzugeschlichen sei, um den
Schläfer nicht zu wecken; denn wer in solcher Absicht verständiger
Weise leise herangeschlichen ist, von dem braucht doch wahrlich nicht
noch ausdrücklich versichert zu werden, daß er in unmittelbarer
Nähe des Schlafenden, ja über ihn gebeugt, sich stille verhalten habe.
Das Schweigen, welches Hartmann V. 3474 specieller Erwähnung werth
hält, kann nicht denselben Zweck mit dem Schleichen in V. 3471
verfolgen, sondern muß seinen Grund in dem Acte des Bestrei-
ch ens in V. 3473 haben. Schon Benecke hat diese Beziehung richtig
erkannt, aber sie Hartmann abgesprochen und einem „wohlmeinenden
Leser" zugewiesen, der „sich gedrungen fühlte, am Rande einzuschärfen,
daß so etwas ja stillschweigend geschehen müsse^.
Lassen wir vor der Hand unerörtert, ob der Dichter oder ein
Leser den Satz geschrieben, und fragen nur, ob der Schreiber jener
Zeile vielleicht einen vom Dichter gebotenen Anlaß zu seiner Bemer-
kung hatte! Freilich, wenn die Dame dem hirnsiechen Ritter nur eine
medicinische Einreibung mit grauer Salbe verordnet hätte, so gäbe
das der Jungfer kein besonderes Motiv, bei ihrer ärztlichen Hilfe-
leistung stille zu schweigen; wohl aber hat sie genügenden Grund,
peinliches Stillsehweigen zu beobachten bei Vollziehung einer sym-
OBBMANU. Neue Beihe XY. (XXYU.) Jahrg. 23
354 K. NERGER
pathetischen Kur mittels einer Wundersalbe, welche die Fee Morgan
oder Zauberin Peimurgan höchsteigenhändig (V. 3425) verfertigt hat.
Bei Krankenheilung durch Sympathie oder Cibernatürliche Mittel sind
nämlich^ wie Volksglaube^ Theologie und Jurisprudenz einstimmig
lehrten ; zwei Arten , die weiße und die schwarze Zaubeusi wohl zu
unterscheiden. Jene wendet Gebete an, versieht den Kranken mit dem
Zeichen des Kreuzes, spricht dazu den Namen des Gekreuzigten, des
Dreieinigen oder der Heiligen und schließt ihre Formeln mit Amen.
Diese, sich wohl bewußt, nicht christlichen, sondern dämonischen
Ursprungs zu sein, macht geheimnisvolle Zeichen, schreibt Formeln
nur auf, statt sie zu sprechen, und kennt, um nicht den finstern
Mächten zu verfallen, deren Dienst sie ja in Anspruch nimmt, kein
dringlicheres Gebot als des {vil stille steigen) absoluten Stillschweigens.
Zu welcher Art Zauberei gehört nun der Act, welcher hier an
Iwein vollzogen wird? Darauf gibt uns der Dichter selber die Ant-
wort, wenn auch nicht an unserer Stelle, so doch im Erec. Die dort
V. 5155 ß. geschehende Erwähnung der Fee und einer mit ihrer Salbe
zu vollziehenden Wunderheilung gibt dem Dichter, seiner ganzen Weise
im Erec entsprechend, zu einem breiten, von Chrestien unabhängigen
Excurs über diese Zauberin (Er. 5158—5241) Veranlassung. Wir er-
fahren dort, daß seit Erikto, die selbst die Todten wieder lebendig
gemacht habe, keine Zauberin gelebt, der so alle Kräfte und Creaturen
der Erde und alle Teufel der Hölle unterthan gewesen seien, wie der
Feimurgan. Und damit Niemand zweifle, wo das hinziele und welcher
Art ihre Zaubermittel gewesen, so sagt Hartmann es mit dürren Worten,
daß sie vaste wider gote lebte, daß der tiuvel ir geselle war und daß
sie sö kräftige Zaubermittel wider Oriste zur Anwendung brachte.
Was Hartmann im Erec so ausführlich und unzweideutig aasge-
sprochen, das konnte allerdings ein aufmerksamer Leser seiner Dich-
tungen wissen und hier in analoger Situation des Helden zu einer
Randglosse verwerthen, der wenigstens nicht abgestritten werden kann,
daß sie ihrem Inhalte nach zu den sonstigen Aussagen des Dichters
stimme. Ja der vermeintliche wohlmeinende Leser könnte zum Schutze
seiner Randglosse auch darauf hinweisen, daß sie ganz in des Dichters
Weise geschrieben sei, der gern auf den Volksbrauch Rücksicht und
Beziehung nehme, wie er, und zwar gleichfalls von Chrestien unab-
hängig, im Erec z. B. St. Gertruden Minne erwähne und über Vor-
zeichen und Angang sich verbreite (Er. 4018—20 und 8122—39), daß
es also auch wohl der Dichter sein könne, der hier leise anzudeuten
sich begnüge, was er in seiner fipühem, minder vollkommenen Dich-
zu HARTMANNS IWEIN V. 3478. 74. 365
tung des Breiteren aaseinandergesetzt habe. Wenn aber die angebliche
Randglosse in allen alten^ notorisch von einander unabhängigen Hand-
schriften sich findet, so muß sie jedenfalls in einem der ersten Exem-
plare der Dichtung oder gar im Handexemplar des Dichters selbst
gestanden haben. Und wenn endlich durch Paul (Beitr. I, S. 375) zur
Genfige constatirt ist, daß die Zeile 3473 einer Zeile bei Chrestien
entspreche, so bleibt doch am Ende nichts weiter tlbrig, als den wohl-
meinenden Leser von dem Verdachte der Unterschiebung freizusprechen
and dem deutschen Interpreten Chrestiens, dem Dichter Hartmann
7on Aue, das ganze Verspaar zuzuschreiben, oder anders ausgedrückt,
mit der Authentie des Verspaars Iw. 3473. 74 auch die Integrität des
Verses 3474 zuzugeben, ohne länger an der Form des Reimwortes
stoeich Anstoß zu nehmen.
Werfen wir nach gewonnenem Resultate noch einen Blick auf die
Handschriften, so tritt zunächst die älteste Heidelberger Handschrift (Ä)
mit dem ihr eigenthümlichen streich statt bestreich (V. 3473) gewisser-
maßen als alter classischer Zeuge ftir die im Vorstehenden ver-
tretene Auslegung des Verses 3474 ein; denn wenn auch das Verb
strichen allgemein auf die Salbung kann bezogen werden, so gehört
doch zu den Kunstausdrücken, mit denen die Manipulationen der sym-
pathetischen Kur bezeichnet werden, bis zum heutigen Tage das Zeit-
wort sb^eiehen. Aber mag man auf dies Argument auch kein Gewicht
legen, so enthalten doch sämmtliche Handschriften der gemeinen,
oder, wie ich nun wohl sagen darf, der genuinen Lesart des V. 3474
wenigstens nichts gegen unsere Auffassung; und vollends die Con-
jecturen der beiden abweichenden Handschriften aus dem 15. Jahr-
hundert erhalten von unserer Auffaßung des in ihnen geänderten
Verses eine neue Beleuchtung.
Mit Recht erklärt Bechstein, es sei nicht anzunehmen, daß man
in der Herstellungszeit dieser Handschriften an der Form des Reim-
wortes sweich Anstoß genommen. Wie aber steht es mit einem Anstoß
am Inhalt? Welches Motiv der Schreiber der Dresdner Handschrift a
zu seiner Änderung hatte, liegt klar vor. Tilgte der Jude, der nach
Henrici's Nachweis (Ztschr. f. d. A. 25, 123 ff.) diese Handschrift um
1390 anfertigte, Christum, den h. Geist und alle guten Heiligen aus
Hartmanns Werke, so handelte er als orthodoxer Jude nur con-
sequent, wenn er auch jede Beziehung auf Zauberei beseitigte, laut
der Worte des Gesetzes (Deut. 18, 9 — 11): „Du sollst nicht lernen
gleich den Greueln dieser Völker thun, daß nicht unter dir gefunden
werde, wer .• verdeckte Künste •• und Zauberei treibt, Zauber-
23*
K. BARTSCH
kundiger und Todtenbeschwörer; denn ein Greuel des Ewigen ist,
wer solches thut." Und er hatte einen Grund mehr, aus der Wunder-
kur eine ärztliche Hilfeleistung zu machen , wenn er die Handschrift,
wie zu vermuthen steht, im Auftrage jenes Glaubensgenossen an-
fertigte, der sie 1433 noch besaß oder seinem Erben hinterlassen
hatte. Weniger ersichtlich ist das Änderungsmotiy ftlr den Schreiber
der Handschrift 6, nur daß es ihm darauf ankam, um jeden Preis das
Wort sweich zu entfernen. Sollte nicht etwa auch ein christlicher
Schreiber des 15. Jahrhunderts eine Anspielung auf schwarze Zauberei
bedenklich geftmden haben, die dem Dichter selbst noch unverfänglich
schien, als er sie geraume Zeit vor jenem vierten Lateranconcil nieder-
schrieb, welches 1215 die erste Anordnung der Inquisition traf? Eben
im 15. Jahrb. discutirte man ernstlich die Hexerei. Es gab noch frei-
sinnige Leute, welche wie jener Ulrich Molitor in Konstanz auf Grund
des Decr. Grat. 26, 5, 12 die Möglichkeit der Hexerei bestritten, aber
die gegentheilige Meinung, welche mit der Bulle Summis desiderantes
(1484) den endlichen Sieg davontrug, war die stärkere. Sebr wohl
konnte in solcher Zeit ein 'wohlmeinender' Schreiber es f(lr ein gutes
Werk erachten, wenn er durch eine geringe Veränderung der Wort-
folge und ein l statt w den edlen Löwenritter dem Verdachte entzog,
durch schwarze Zauberei von seinem Wahnsinne geheilt zu sein.
ROSTOCK. K. NEROEa
BRUCHSTÜCKE VON KONRADS TROJANER-
KRIEGE.
1.
Zwei Pergamentblätter einer Pergamenthandschrift vom Ende des
13. Jahrhunderts im Besitze des Freiherrn von Hardenberg in Posen.
Sie wurden, zerschnitten, zu einem Büchereinband verwendet Zwischen
beiden fehlen vier Blätter; sie waren also wahrscheinlich 2. und 7. Blatt
einer Lage von acht Blättern. Jede Seite enthält zwei Spalten zu
40 Zeilen. Doch ist von der zweiten und dritten Spalte jedes Blattes
nur ein kleiner Rest erhalten, das übrige weggeschnitten. Ich gebe als
Probe ein kleines Stück des Textes und vom übrigen die Lesarten.
(!•) ein teil desto el de. . (10405)
wie kan mir vf. . . erd. . .
wirde vn lop zen.. ze kvmen
sit minem vater ist benvmen
BBUCHSTOCKE von KONBADS TBOJANEBKBIEGE. 357
frAide vn hochgemvte.
ist do im ^wer gvete.
die Btire vnd die gnade birt.
de er von iv geivnget wirt.
80 wil ich iemer selic wip.
vch minnen wr min selbes lip.
10418 gewesen] gesen. 19 evget. 21 dvrh. 24 sid. 25 em-
phlfthet sime. 26 er ist. 29 habe. 30 dvrh. 31 ich zweimal.
32 sime. 36 sid. 37 spate vü frv. 38 derzv. 40 kvneginne.
42 kvnege. 45 beginnt Sp, 6, von der aber nur ein pcutr Buchstaben
jeder Zeile {vm 10455—57, 10467—70, 14479-83 gar nichts) erhalten
sind, 62 dvrh, . • 71 dvrh. Mit 84 beginnt Sp. c, von der nur ein
Theil der Zeilenschlüße erhalten ist. 10517 . «oltz. Mit 10525 beginnt
Sp. c2, die fast vollständig erhalten ist, 27 ist unten am Ende der Spalte
nachgetragen von ^ gemvniet (= Acd). gemünjet ist zu schreiben.
28 ein göttinne eckaten genant. 32 gervht. 33 gnade. 34 volen-
den. 36 frefelliehe. 38 wald. 39 begonde: vgl. zu Parten. 328. 41 da
zerclovb. 42 stovb. 44 loub vfi — vn. 45 begonden. 47 ...g an
ir bete. 50 zeime. 52 figvren. 55 wunderlicher: die richtige Lesart^
vgL meine Anm. 8. 109. bovchstaben. 56 mvste = bcdf.
10557 getreib. 58 geschreib. 60 es.
(2*) leite vf ein ander wip zehant. 11205
Qeevsa d^ wc genant (= ae).
vn lohte sohAne vnd vzerkom.
von Theban waz si genant.
vn hete mit ir frvntschaft.
Jasones hertze also behaft.
de er dvrh si wart t^vwelos.
vn er sin elich wip verk...
11215 manichfalt. 20 deine. 22 waz. 29 dv, une es fieißen
muß. wanken {=Ebcd). 32 manigen. 35 vvrwitz. 36 dvrh gantze
liebi. 38 sin (= cd); vgl. Anm. 39 dvrh. 41 Teb. 42 erfrischet.
43 dvrh. 44 gvtem frevde. 45 beginnt Sp. b, fast ganz weggeschnitten^
icie l^ (11250—53, 63—65, 75—77 ganz). 62 ditz. 72 nvn. 73 ge-
fe. . • 78 emp. . . 83 emp. . . Mü 86 beginnt 2% wovon nur einige
Zeilenschlüße erhalten. Mit 11325 beginnt die fast vollständig erhaltene
Spalte 2^. 32 do = abcde, richtig. vorbran. 36 bitterclicher>
11343 dvrh. 47 gezvket. 48 da clagich dvr. 53 wvrde. 55 hie
von mir = b. 57 dvrh. malis. 59 kvndene. 60 de mir toc ize
dagene. . Mü 11364 schließt 2^.
868 K- BARTSCH
Ich habe fast nur orthographische Varianten zn verzeichnen ge-
habt, habe sie aber verzeichnet, um erkennen zu laßen, welche reine
Formen dieses Bruchstück hat, dem an Güte kaum ein anderes gleich-
konmit.
2.
'Zwei zusammenhängende Blätter einer Papierhandschrift des
15. Jahrhunderts in Folio ; das erste trägt die Zahl OXLVI, das zweite
die Zahl CLIir, auf der Pariser Nationalbibliothek, bezeichnet Ms.
allem. 18, i. Die Blätter stammen aus Oberlins Nachlaße. Friedrich
Apfelstedt hat mir eine Abschrift derselben mitgetheilt; bei der ge-
ringen Güte der Handschrift beschränke ich mich auf Mittheilung der
Lesarten und gebe auch hier als Probe den Anfang des ersten Blattes.
(1*) In witze vnd in bescheideheyt 17967
Die selde wz vf in geleyt
Dz er fvr vff der ere spor
Geheissen wz antheür
Der selbe ritter vs genvme
Vnd WZ ein here wolkvme
An libe v& an gesiebte
Er bette vö lantrehte
Geleret ä d^ geschrift gnvg
Sin zunge ei edel sprach trvg
Vn wz vnmassen redehaft.
17979 was] vor. 80 vserwelt. 83 priamus. 84 gvt. 85 fehlt.
86 rieh vö wiser. 87 Ahsaiz. hin zu de. 97 verryehten.
18001 Ivytte. 10 da ein wnder. 11 ritterschaft. 14 want.
18017 by der stunde. 18 samhaft 21 Ir iegelychem de.
22 digelyche. 24 Als er — rede. 36 gewalle. 39 zytte. 42 mit]
nie. 54 verstoeret. 62 ir] der = Aace, richtig, 75 vant = 6dc.
81 stant. 88 wider sendent, damit schließt Bl. 1.
Blatt 2 umfaßt V. 18811—18933. 18813 Dz die mynne hvnde
nan. 14 deine. 16 myn. 18 gewilde. 25 kament. 30 pfliht]
pflege. 32 vn erbeissen. ich fehlt = bcd. 33 vf dz gryen. 34 wol
myt liebte blvme. 35Gemy8set. gestrWet =? ae. 38 krest. 44 Mit —
mit =: hc(d). 47 venis. 55 helena. 56 wangen. vnderleyte.
60 venis. 61 betrwe. 63 wnneklychS = d. 67 wirde = ac; vgl,
Anm. 8, 188. 68 best 70 die meht = c. 72 wane nvn; vgl. c.
74 Absatz, 77 stoltz. 90 knvgete. 97 sy mir = Abde richtig.
98 da. 18903 ger. 10 nach din. 12 helena wurt.
18927 Dyse. 33 dannan. der. K. BARTSCH.
KBlTISCmS GLOSSEN ZU EINEM UNKEITISCHEN TEXTE. 359
KRITISCHE GLOSSEN ZU EINEM UNKRITISCHEN
TEXTE.
Herr Dr. Licfatenstein hat lange Zeit gebraucht, ehe er auf meine
7or vier Jahren geschriebene Kritik seiner Eilhartausgabe geantwortet.
Nun^ vielleicht trifft das Sprichwort von dem, was lange währt, hier zu.
Er nimmt, Z. f. d. A. 26, 1 ff., Anlaß einige Punkte Von prin-
cipieller Bedeutung' zu berühren, deren Nichtbeachtung 'den verderb
liebsten Einfluß^ auf meine beabsichtigte 'Edition des Eilhart' |'zu
nehmen drohe'. Ich bin Dr. L. für die sichtlich sehr wohlgemeinte
Absicht und Warnung dankbar; aber leider muß ich meine Verstockt-
heit bekennen: seine Ausfuhrungen haben mich an keinem Punkte von
meinen 'groben IrrthtLmern' überzeugt. Seine Ansicht von dem, was
'echt-philologische' Art der Textbehandlung ist, geht von der meinigen
allerdings recht weit ab. Ich schreibe das folgende auch nicht, um
ihn zu~ überzeugen, — denn daran liegt mir nichts, — auch nicht um
meine Art zu rechtfertigen — dessen bedarf sie nicht, schon deswegen,
weil sie nicht eine von mir erfundene ist — sondern nur, um zu zeigen,
welche kritischen Grundsätze in einer gewissen Schule gelehrt werden.
Es ist ein allgemeiner Grundsatz der Kritik, daß da, wo eine
Textstelle aus sachlichen oder sprachlichen, stilistischen oder metri-
schen Gründen Anstoß oder Anlaß zum Verdacht bietet, das Recht
der Besserung eintritt. Wo die vorhandenen Quellen und Hilfsmittel
nicht ausreichen, sondern einen mangelhaften Text bieten, ist es Pflicht
des Herausgebers ihn zu bessern. Die Auslassung und Entstellung von
Worten durch die Schreiber nöthigt einer großen Zahl unserer alten
Texte gegenüber zu Conjecturen. Je nach der Art des Falles wird
das Richtige leichter oder schwerer zu finden sein. Die Thatsache,
daß in Conjecturen (ich erinnere z. B. an Walthers Lieder, an den
Text der Eudrun) die Herausgeber und Kritiker sehr von einander
abweichen, zeigt, wie schwer es oft ist, objectiv überzeugende und
zwingende Resultate zu gewinnen. Dadurch soll und darf sich aber
die Kritik nicht abschrecken lassen; sie muß überall, wo sie etwas als
entstellt erkannt hat, Hand anlegen. Das Mangelhafite kann sich aber
auch auf ganze Satztheile, halbe und ganze Verse erstrecken. Da wird
Hr. L. freilich, wenn er nicht andere Quellen zur Seite hat, wie bei
Ergänzung der Bruchstücke des alten Gedichtes, vom Standpunkte
seiner 'conservativen Textbehandlung' es vorziehen, lieber Lücken zu
360 K- BARTSCH
lassen als die Leser 'mit Versen eigenen Fabrikates' zu begltlcken.
Ich denke darüber anders; ich habe seinerzeit im Texte der Mil-
Städter Handschrift viele Zeilen durch 'eigenes Fabrikat' ergänzt;
Rödiger hat das meiste davon einfach acceptirt. Im Trierer Aegidius
waren eine Unmasse von Ergänzungen des mangelhaft erhaltenen Textes
zu machen, von denen nur einen Theil, meist die leichteren, mein
Vorgänger gemacht; auch hier also wird Hr. L. vieles von 'meinem
Fabrikat' finden. Ich rühme mich dessen, und glaube, daß nicht jeder
Philologe — und Hr. L. am allerletzten — solch einen Text herzu-
stellen vermocht hätte. Im Partonopier habe ich eine beträchtliche An-
zahl vom Schreiber ausgelassener Verse ergänzt, und ich denke , bei
den meisten werde ich das richtige getroffen haben. Es ist nun in
der Sache gar kein Unterschied, ob etwas in einem Texte abgeschnitten,
ausgelassen, oder durch Änderungen des Schreibers entstellt worden.
Daß etwas weggeschnitten, sieht auch das blödeste Auge; Auslassangen
erkennt schon nicht jeder; und ob ein Text entstellt und corrumpirt
ist, noch weniger. In allen Fällen ist das Echte verloren; es zu finden,
Aufgabe der Kritik.
Daß im Albrecht von Halberstadt nicht das Ziel erreicht werden
konnte, den Wortlaut des in einer Überarbeitung des 16. Jahrhs. er-
haltenen Gedichtes zu gewinnen, ist selbstverständlich. Es hätte ein
Wunder sein müssen, wenn die Auffindung eines neuen Fragmentes
meinen Text bestätigt hätte. Wenn L. die Vorrede meines Buches
gelesen, so würde er sich seine Bemerkung gespart haben. Auch
J. Grimm, der einige Stellen zu restituiren versuchte, hat ebenso wie
ich nur den Stil des alten Gedichtes dabei im Auge gehabt. Ob nach
dieser Seite hin mein Versuch so 'kläglich verfehlt' zu nennen ist,
darüber zu urtheilen ist Hr. L. wohl nicht der Mann. Ein Gelehrtei*
von hohem Range, der in den Geist unserer alten Dichtung so ein-
gelebt war, daß er mit 'Versen eigenen Fabrikates' selbst einen Kenner
wie Lachmann täuschen konnte, Wilhelm Wackernagel, schrieb mir
über mein Buch (7. Juni 1861): *Jetzt Ihr Albrecht setzt mich ganz
eigentlich in Verwunderung durch die Kühnheit des Unternehmens
und durch das schöne Gelingen, das Ihre Kühnheit gekrönt hat. Ich
habe freilich Wickram und Sie noch nicht durchweg vergleichen können,
aber doch hie und da an vielen einzelnen Stellen, und bin jedesmal
bis zum Jauchzen erstaunt gewesen, wie gut Sie es getroffen, gut wie
es keiner getroffen, der bloß Grammatik oder bloß Belesenheit oder
bloß dichterischen Sinn besessen hätte. Zwar wäre manchmal noch eine
andere Besserung denkbar, ich hüte mich aber wohl, Ihnen jetzt schon.
KBITISCHB GLOSSEN ZU EINEM UNKRITISCHEN TEXTE.
361
wo ich das Ghanze noch nicht habe durcharbeiten können, mit Bemer-
knogen der Art zu kommen und freue mich rein des Qesammtein-
druckcB/
Daß der Versuch, aus einem überarbeiteten Texte späterer Zeit
einen filteren herzustellen, wie ich ihn wiederholt gemacht, nicht etwas
Ton mir erfundenes ist, weiß jeder, der mit der Geschichte der Kritik
auf germanistischem Gebiete bekannt ist. In den Liederdichtern des
12. Jahrhs. haben die Herausgeber des MF. wiederholt Assonanzen
gegenüber den reinen Reimen der Überlieferung hergestellt; und mit
vollem Rechte. Ob sie überall das Richtige getroffen, ist eine andere
Frage. Ein sehr auffallendes Beispiel bietet die Herstellung des Textes
einer Margaretenlegende durch Haupt im 1. Bande seiner Zeitschrift
S. 151 ff. Ich will ein paar Stellen des überlieferten Textes dem von
H&Upt restituirten gegenüberstellen , da es hier sich um den gleichen
Fall wie bei Eilhart handelt: ein Gedicht des 12. Jhs. ist in Über-
arbeitung des 15. erhalten.
109 £ In Antyochiam jnn das lant
got sein prieff sand
146 f. Dj poten chamen dar gerant
Vnd sahen dj magt zehant.
217 f. Do entgegen sprach der unrayn
der wüetreich vor aller gemain
225 ff. du magst sein nit gewissen
du wärst dan ain cristen
der ewychlichen mynnen
wan du dich lyest rainigen
vnd von deynem glauben pringen
277 f. vnd des gleichen nymant chund ge-
sehen
der schönen sand margareten
Ö24 ff. vnd gib auch valsebon rat
lüg vnd auch manaid
zw dem übel pin ich altzeyt berait
fluchen vnd auch schelten
mit neyd vnd mit haß
füll ich gar vil manigs vaß
In Antiochie
got sante sine brieve.
Die boten dar kämen
die maget si sähen*).
da engegen sprach der wuo-
tertch
vor aller manne geltch.
dune mäht niht gewinnen
der ^widtchen minne;
wan liezestu dich toufen
von dinem gelouben.
daz ieman gesehen mohte,
sante Margareten.
unde gibe euch valschen eit :
fluochen unde schelten
daz läze ich selten :
mit ntde und mit hazze
falle ich vil manec herze.
*) Vgl. damit meine Bemerknng zu Eilh. 2724 (Qerm. 28, 360) und Lachtensteiii
a. a. O. S. 12.
362 K. BARTSCH
551 f. do hyss der wüetreioh mit grymmen döhiez der grimme waoterich
dy magt fUr in pringen. die maget pringen ftlr sich*).
684 f. das dn in gebst ein erben daz du in gebest ein erben
säligen gueten vnd auch reychen säligen unde guoten
vnd pey dir wanund ewikleichen unde wol gemuoten.
do cham dj gottes stym dar Dd kam diu gotes stimme
zw der magt ein engelschar ze dem magetlichen kinde.
699 f. do nw dj magt vil rain Dd diu maget guote
jr gepet tet allain ir gebet getftn hfite.
739 f. nw pit wir got all gemain ntL bite wir gemeine got,
wann er ist gnädig vnd rayn wan er ist genaedic unde
guot
Da haben wir ja eine ganz beträchtliche Zahl Verse ^eigenen Fabri-
kates' von Haupt, die natürlich L. ebenso verwerfen muß. Haupt spricht
sich über seinen Herstellungsversuch so aus (S. 152): *In der Marter
der heiligen Margaretha lag trotz der argen Entstellung ein Gedicht des
12. Jh. vor Augen, das den Versuch verdiente es zu seiner ursprüng-
lichen Gestalt zurückzufuhren, obwohl ich fürchten muste die echten
Worte oft nicht zu treffen. Zuweilen mögen meine Vermutungen nicht
kühn genug sein, öfter zu kühn." Daß in diese Lage jeder kommen
wird und muß, liegt in der Natur der Sache, kann aber die Berech-
tigung solcher Versuche nicht in Frage stellen. Freilich wird nicht
jeder dazu beflKhigt sein, und solche Leute thun allerdings gut, die
'echt philologische, mehr conservative Art' einzuhalten, die Hr. L.
empfiehlt.
Dasselbe, was Haupt von seinem Versuch sagte, wird man auch
von meinen Restitutionsversuchen des überlieferten Nibelungentextes
sagen können; man darf die Richtigkeit des Wortlautes bezweifeln;
und ich selbst habe nie behauptet, daß ich die alten Worte überall
getroffen; aber im Princip ist der Versuch berechtigt, so lange nicht
die Ansicht widerlegt ist, daß unsere Nibelungentexte auf eine ältere
gemeinsame Vorlage zurückgehen. Jedenfalls ist sicher, daß wenn eine
Spur der alten Vorlage zu Tage käme, dieselbe meinen Herstellungs-
versuchen ähnlicher aussehen würde als die Volkslieder des 12. Jhs.
über die Nibelungen den 'zwanzig Liedern' Lachmanns, der sich ver-
maß, den Wortlaut derselben wieder gewonnen zu haben.
Derselbe M. Haupt hat bekanntlich einen lateinisch überlieferten
*) Hier kann man mit Recht fragen, ob diese Fassung za der Ändenmg der
Hs. Anlaß gegeben hfttte?
KRITISCHE GLOSSBN ZU EINEM UNKRITISCHEN TEXTE. 363
Spielmannsvers ins Althochdeutsche zurttckübertragen, und die Heraus-
geber der ^Denkmäler' haben kein Bedenken gehabt, seinen Restitntions-
yersuch ab ein wirklich vorhandenes ahd. Denkmal in ihre Sammlung
aufzunehmen. Der Monachus SangalL überliefert: 'Nunc habet Uodal-
ricus honores perditos in Oriente et oceidente, defuncta sua sorore*
Danach Haupt:
Nu habgt Uodalrih firloran SrSno gilfh^
östar enti uuestar^ sld irstarp s!n suester.
Einen solchen Text aufnehmen, heißt vielleicht etwas weit gehen;
immerhin ist derartiges viel mehr als eine 'unwissenschaftliche Spie-
lerei.* Dergleichen frivole Äußerungen, die, wie man sieht, die Häupter
der Schule treffen, könnten Hrn. L. leicht eine scharfe Rüge eintragen.
Doch nein, ihm wird vergeben, denn er gehört zur Zahl derer, von
denen geschrieben steht: 'sie wissen nicht was sie thun.
J. Grimm hat an ein paai' kleinen Proben den Versuch gemacht,
Ratperts Leich auf den h. Gallus in seine ahd. Urform zurückzuüber-
tragen. Gesetzt, es hätte sich ein Philologe so in unsere ahd. Sprache
und deren dichterischen Stil hineingelebt, daß er im Stande wäre,
unter Zugrundelegung des lat. Textes das Ahd. frei zu reproduciren —
ich würde das nicht eine unwissenschaftliche Spielerei, ich würde es
ein kleines philologisches Kunstwerk nennen.
Aber um dergleichen weitgehende Aufgaben handelt es sich in
unserem Falle gar nicht, sondern nur darum, die gemeinsame Vorlage
der Eilharttexte HDB zu gewinnen. Daß diese nicht den ursprüng-
lichen Eilhart darstellte, das zu finden war nicht schwer; die Verglei-
chung mit den Bruchstücken von A führt ja jeden darauf. Was ich
auch jetzt noch behaupte, ist, daß die Fragmente von A, wie sie uns
erhalten sind, ebenfalls nicht unüberarbeitet sind. Sie stellen also eben-
falls nicht den ursprünglichen Eilhart dar; nur das Maß der Über-
arbeitung ist ein etwas verschiedenes. Daß die Texte D H in manchen
Punkten gegenüber den Bruchstücken das echte bewahrt haben, deutet
schon Lachmann zur Klage S. 288 an.
Auf dem Wege, den L. eingeschlagen, war die Vorlage von DHB
nicht zu gewinnen; hier mußte daher eine kühnere Kritik eintreten,
für welche die von L. vernachläßigte Benutzung der Prosa aller-
dings sehr wesentlich ist. Was L's Ausgabe uns bietet, ist ein Misch-
masch aus zwei bis drei jungen Texten, aber nichts weniger als der
Text von X. L's eigenes Verfahren gegenüber X, an den Stellen, wo
die Fragmente von A zur Seite stehen, widerstreitet seiner Behandlung
364 K. BABTSCH
des übrigen Textes, während es meinem Princip durchaus zur Stütze
gereicht V. 1664 überliefert
D do gesegete der heü san H da gesigt der kün man;
Lichtenstein nimmt aus A als gemeinsame Vorlage auf der hell do
den sige genam. Wäre hier A nicht erhalten , und ein Ejritiker hätte
aus der Abweichung von DH auf eine verlorne Assonanz geschlossen,
so würde das Verfahren dieses Assonanzensuchers ohne Frage von
Hm. L. als leichtsinnig etc. bezeichnet worden sein.
1766 vomeToety mit welchir toisheit
D frauwe Isolde vomä in cluge H Die fraw erfur gefög;
A und X bei L. frauwe laalde do ervüre.
2892 S. H do clagt sy offenbar
der getruwen brangenen
gebot yeald vaUch getan (D fehlen die Verse)
Licht, nimmt aus A auf:
daz clagite vil sere
BrangSne die getrüwe,
dd sprach die falsche frawe.
2953 ff. do sie bie dem koninge lach DH
do wart es mir zcu nichte gemacht D,
dar zu kam ein sölieh schaden schlag H,
das es was ze mal zerßlrt H (fehlt D).
L. setzt mit A
dd sie lach bi dem koninge,
dd wart ez mir obeU
in irem dienste zevSrt.
Hier kann man doch sehr zweifeln, ob X noch den alten Reim bei-
behielt Jedenfalls würde das Verfahren desjenigen, der hier auf Qrund
der Prosa den abweichenden Text von DH umgestaltet hätte, von
Hrn. L. arg getadelt worden sein.
3048 ff. (in H fehlend) in D:
ouch suchte Brangene sän
gnade als sie zcu rechte solde
vnd bat daz sie ir vorgebin loolde,
wofür L. mit A setzt
ouch suchte Brangene sän
der koninginne gendde,
daz sie. ir vorgäbe;
was wiederum sehr leichtsinnig ist, denn woher weiß L., daß X hier
die alte Assonanz beibehielt? Ist es aber nicht leichtsinnigi dann ist
KBITISCHE GLOSSEN ZU EINEM UNKRITISCHEN TEXTE. 365
dasselbe Verfahren auch an Stellen gerechtfertigt, wo A nicht zur
Seite steht.
3059 f. (nur in H):
Bald sie do uf stunden
sie ketten baid gnad funden.
L. mit A : dcui sie dS üf stunden
und den nit vorsOi/nden,
Ohne die Hilfe von A hätte L. unzweifelhaft den Test von H bei-
behalten und denjenigen; der auf Gh*und von P {do stünden sy auff vnd
versöneten iren neyd, von H abgewichen und den Reim stunden : versfOnden
conjicirt hätte, einen Vertrauensseligen' Kritiker oder ähnlich genannt.
Die häufige Aufnahme von Versen aus A^ da wo D und H aus-
einandergehen, oder nur an Text sich erhalten hat, entspricht durch-
aus dem von mir aufgestellten und geforderten Princip, nicht bei der
Überlieferung von D und H sich zu beruhigen, sondern wo namentlich
die Hinzuziehung der Prosa darauf ftlhrt, eine Überarbeitung anzu-
nehmen. Die Schwierigkeit, die Verderbniß des Textes zu heben,
kann die Richtigkeit des Princips nicht gefährden. Ich forderte also
von dem Herausgeber, daß er dasselbe Verfahren, das er an den
Stellen, wo A erhalten ist, gegenüber DH einschlug, auch in den
übrigen Partien einschlage. Diese Aufgabe hat, abgesehen von den
übrigen Mängeln seines Buches, der Herausgeber nicht erfüllt.
Jetzt noch einige vereinzelte Bemerkungen. S. 2 sagt L., ich
hätte Oerm. 25, 376 nach Veröffentlichung seiner CoUation noch einige
kleine Versehen berichtigt. Nun, so klein ist die Zahl denn doch nicht ;
auch wenn ich die in den Nachträgen berichtigten Fehler ausnehme,
bleiben auf den Raum von 250 Versen immerhin noch 24 Fehler übrig,
also durchschnittlich auf zehn Verse einer. Das reicht wohl hin, um die
völlige UnZuverlässigkeit des kritischen Apparates darzuthun. Meinen
Tadel seiner Lesartenangabe nennt L. 'in mehreren Punkten ganz
nngerechtfertigt'. So meine Bemerkung zu 8180; seine Verweisung auf
das Komma zwischen den Lesarten von H und B zeigt aber, daß er
von der Bedeutung des Kommas zwischen Lesarten keine Ahnung hat.
Ich würde ihm das Studium der Lacbmann'schen Apparate empfehlen,
wenn ich nicht fürchtete, er wird es auch dann nicht verstehen. —
Die Lesart zu 8307 nennt L. jedermann deutlich, nur nicht Hrn. B.'
Die Textzeile lautet Wen he schob sich da mit obir den vliz; dazu als
Lesart von B: wann do mit für. Und wo bleibt das er, das die Hs.
nach fUr setzt? Mußte ein weniger leichtfertiger Herausgeber das nicht
aufnehmen?
366 K. BABTSOH, KETTISCHE GLOSSEN ZU EINEM UNKRITISCHEN TEXTE.
Anderseits macht L. mehrere Ausstellungen an meinen Lesarten,
die ich zu dem aus B ausgehobenen Stücke (Germ. 25, 367 ff.) mit-
getheilt. Er vermißt die Angabe V. 11. 12 meines Textes, daß B so : do
habe. Freilich steht in seinem Apparate so : do, aber die Hs. hat sa : da^
wie mein Text; mithin ist diese Gegenbemerkung nur ein neues Zeugniß
fUr die lüderlichen Lesungen L's. '44 ist wirklich auch mit dem besten
Willen nicht zu errathen, welches und in der Hs. fehlt.* Wirklich?
Der Vers heißt und Tristrant und daz wvp sm; dazu meine Lesarten-
angabe und fehlt. Tristan. Daß hier nur das erste und gemeint sein
kann, ist 'fllr jeden , der so viel von der Anordnung eines kritischen
Apparates weiß, daß die Lesarten zu einer Stelle der Reihenfolge der
Worte sich anschließen, ^deutlich^ nur nicht Hrn. — Lichtenstein*.
47 lese ich allerdings karoes, und so hat die Hs., wie ich in meinem
Exemplar, L's Lesung karces corrigirend, ausdrücklich notirt habe.
Gegen das Alter der Vorlage von B, die ich ins 13. Jabrh. *eher
in den Anfang als an den Schluß desselben' gesetzt, macht L. S. 5
Anm. einige Einwendungen, ^wcm ekt* 7264 ist falsches Citat'; aber
15 Zeilen vorher konnte er die richtige Zahl 7624 finden: man sieht
wie aufmerksam er gelesen. Für zutz führt L. als Beleg spätem Vor-
kommens die Wiener Hss. von Ottokars Reimchronik an; aber beweist
Abschrift eines älteren Werkes das Vorkommen in jüngerer Zeit? Und
daß am Ende des 13. Jhs. schon jenes zuoze unüblich war, zeigen
z. B. die Nibel. Hss. AD, welche nur selten es noch aus ihrer Vor-
lage beibehalten haben. Bei brieven meinte ich natürlich nicht die
Bedeutung, sondern die Form, die Jüngern Belege tüv prüfen waren
daher zu sparen. Das Vorkommen von gemelich in Glossaren des
15. Jhs. kann gar nichts beweisen, da Glossare oft aus älteren Quellen
nur abgeschrieben sind.
Zu jeder der Bemerkungen, welche L. gegen meine Kritik seines
Textes macht, könnte ich eine Gegenbemerkung machen ; aber ich will
meine Leser nicht länger behelligen. Daher nur noch weniges. S. 7 f.
(zu Vni, 62 f.) : selbstverständlich konnte, da bei mir (Germ. 23, 349)
nur von der Beseitigung von Assonanzen die Rede ist, unter der zu-
fälligen Übereinstimmung zwischen D und H nur die im Reime ver-
standen sein. — 648 f. wählt L. als ein 'dassisches Beispiel* fUr Mie
Sicherheit solcher Herstellungen' (nämlich wie der meinigen}, indem
er meinem Beßerungsversuche den von Xanthippus (Sandvoß) gegen-
überstellt Den des letzteren nennt er ^entschieden geistreicher und
nicht so in den Tag hinein'. Sandvoß schrieb
du sali dorch den wiUen min
dises kamphea iniänin.
TH. VEBNALEKEN, VOLKSSAGEN. 367
Freilich auf diese BeBserung wäre ich nicht gekommen. Aber das
Bedenken, daß hier intänin auf zagin reimen soll und daß entänen hier
refl. stehen müßte — scheint Hrn. L. nicht genirt zu haben. Es stimmt
zu seiner übrigen sprachlichen uod metrischen Sicherheit. Übrigens
glaube ich jetzt, daß in näherem Anschluß an die Überlieferung zu
schreiben ist: denn kamph läzen varen (: zeigen). — 802 f. ist wieder
ein prächtiger Beweis methodischen Denkens. Ich hatte gesagt, nicht
an H, sondern an D habe der Text sich anzuschließen, um so mehr,
als P in der Construction des Satzes mit D stimmt. Dazu L. '802 f.
besagt die Lesart von D völlig dasselbe wie H, nur hat H die etwas
unklare und schwerfällige Ausdrucksweise verinfacht Wie sollte um-
gekehrt D von dem durchsichtigen Texte von H aus zu seiner Lesung
kommen?' Nun daraus folgt doch wohl, daß H die ändernde Hs. war
und D zu folgen ist. Das war ja was ich sagte. Also: wozu der Lärm?
Daß ich den sprachlichen Abschnitt nicht in allen Einzelheiten
gelesen, dafbr sollte Hr. L. mir dankbar sein; sonst hätte ich auch
'aufmerksam gemacht' auf solche colossale grammatische Schnitzer,
wie S. LXXXI, wo toorde an zwei Stellen (4167. 5332) als ^nach Ana-
logie des Plur. gebildeter Sing, prät/ (3. ps.) bezeichnet wird; also
= nhd. tourdel Einem Studenten, der im ersten Semester Deutsch
Btudirt, würde ich einen solchen Bock nicht verzeihen.
Meine Ausgabe des Eilhart, deren Erscheinen Hr. L., wie er sagt,
habe abwarten wollen, bevor er antwortete, wird ihm Gelegenheit
geben, seine Kritik an mir zu üben. Vielleicht hat er bis dahin, da
doch noch einige Jahre vergehen, etwas in Grammatik, Metrik und
kritischer Methode gelernt. Ist es nicht ein Hohn, daß die Schule,
aus welcher solche Früchte hervorgehen, sich nach dem Manne zu
nennen wagt, der der Pfadfinder der kritischen Methode war — nach
Lachmann?
HEIDELBERG, 1. Mai 1882. K. BARTSCH.
VOLKSSAGEN.
Ich halte es in Anbetracht so zahlreicher deutscher Sagensamm-
luDgen nicht mehr ftir nothwendig, alle Varianten ausführlich zu geben,
ausgenommen wenn besondere Züge für den weitern Aufbau unserer
Mythologie zu belegen sind oder die örtliche Verbreitung zu con-
statiren ist Darum theile ich von meinen Sagenforschungen in Öster-
reich nur kurze Berichte mit, bevor die slavische und magyarische
368 '^H. VERNALEEEN
Fluth das österreichische Deutschthum überschwemmt. Wessen ich bis-
her habhaft werden konnte, ist niedergelegt in meinen ^ Alpensagen*'
(Wien, Seidel 1858), ^Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich"
(Wien, Braumüller 1859) und in den „Österr. Kinder- und Haus-
märchen" (Wien, Braumüller 1864). Eine Nachlese soll hier folgen.
1. Ein Eber erlöst*). Barbara, die Tochter eines Müllers,
mußte ihrer Stiefmutter wegen das Haus verlassen, und kam in einen
Wald. Dort sah sie von fem eine Gestalt auf einem wilden Eber
heranreiten. Einige Schritte vor ihr blieb das reitende Wesen stehen
und kam als altes Mütterchen zu B. und warnte sie vor der gefürch-
teten Stelle. Die Alte nahm das Mädchen mit sich und bewirthete es.
B. befand sich nach Aussage der Alten in einer Hütte, die früher ein
verwünschtes Schloß gewesen war. Nur ein unschuldiges Mädchen
könne den Schloßherrn erlösen, wenn es drei Tage und drei Nächte
bei dem Eber verweile. B. that dies, und der Eber, der die Alte ge-
tragen hatte, war erlöst und kam als Schloßherr zum Vorscheine.
Die Heirat versteht sich von selbst.
2. Der ewige Jäger**). In Mähren erzählt man von einem
grausamen Ritter, der in jeder Freitagnacht, von einem Wildschwein
gehetzt, im Walde laufen muß.
Bei Warnsdorf (im nördlichen Böhmen) erhebt sich ein einzelner
Fels, Siebers Halde genannt« Das Volk erzählt von einem Grafen,
der auf seinem Schlosse ein wüstes Leben führte und einst am Palm-
sonntag den Gottesdienst durch sein wildes Jagdgefolge störte. Im
Walde hetzte er dann einen Hirschen. Ein Einsiedler trat dem wilden
Grafen entgegen, ein Kreuz hoch emporhaltend. Der Graf schlug das
Kreuz entzwei und alsbald erdröhnte ein Donnerschlag und alles ver- .
schwand an der Stelle, wo jener Fels sich erhebt. Und zur Strafe
ward der Graf zum ewigen Jagen verdammt.
3. Der Schimmelreiter. Ein gewisser Straubinger ging am
Vorabend der „Zwölften" nach Kautzen (V. O. Manh. Berge in Nieder-
österreich) um Einkäufe zu machen. Da er bis kurz vor Mittemacht
in der Schenke geblieben war und dann fort wollte, so warnte man ihn,
er könne leicht in die Gewalt des Schimmelreiters fallen. Trotzdem
machte er sich auf den Heimweg. Hier suchte ihn eine schöne weiße
Gans von dem Fußwege abzulenken, der an dem Homteich vorbei
*) Erzählt von einem Slowaken aas Hrosinkau in Mähren. Vgl. Simrock,
Mythol. * S. 220. Kuhn, Sagen aus Westfalen I, S. 859.
**) Zu den vielen Varianten gehören u. a. die von Banadietrich (in meinen
Mythen, 8. 4t), die vom Haokelberg (Kuhn, nordd. Sagen S, 250).
VOLKSSAQEN. 369
nach Dachsen fdhrt. Er verscheuchte die Gaos und als er aus dem
Walde traty hörte er hinter sich das Schnauben eines Pferdes. Dieses
schlug ihm mit einem Vorderfuße die Laterne aus der Hand und der
Reiter stieß ein höhnisches Lachen aus. Erzürnt wollte sich Strau-
bioger wehren, aber vergebens. Keuchend zottelte er weiter. Schon
war er fast beim Teiche vorüber, da hörte er Raben krächzen, die
vor ihm herflogen*). Einige Schritte von dem Kreuzwege, der ihn
gerettet haben würde, stürzte das Pferd mit dem Reiter auf ihn und
er erlag unter solcher Last. Roß und Reiter und die zwölf Raben vor
ihnen her verschwanden mit rasender Schnelle aus der Gegend. Ein
Kreuz bezeichnet noch heute die Stelle, wo der Unglückliche starb.
Auch ich, fügte der Erzähler hinzu, ging einmal vor Mitternacht
zur Mette (in der h. Christnacht), als ich hinter mir den Schimmel-
reiter hörte, aber ich sah mich weder um, noch redete ich ein Wörtchen.
Als ich beim Kreuze ankam, erhob sich der Schimmelreiter mit großem
Lärm in die Luft; vor ihm her die Raben und so verschwand er mir
bald hus dem Gesichte. Da habe ich auch gesehen , so schloß der
Erzähler, daß das Pferd nur drei Füße hatte**).
GRAZ. TH. VERNALEKEN.
*) Über den Kabeiigott Wuotan s. Simrock, Mythol., S. 192. Nach dem Erzähler
waren es iwOlf Raben. Todverkündeude Raben: vgl. Kuhn, westfSl Sagen 11, S. 60.
**) Die Dreizahl der FUße steht nicht vereinz'lt. Der sog. KÜblerbauer Qeorg
bei Reicbenhall erzählte mir, daß Kaiser Karl, wenn er die Schlacht auf dem WaUer-
felde wird gewonnen haben, auf einem dreifttßigen Schimmel mit der Siegesfahne
davon reiten und seinen Schild auf den Baum hängen wird. Vgl. Simrock, Mythol. ',
S. 213 fg. Ober das dreibeinige Pferd s. meine Mythen, S. 24. 35. 36. Schließlich
sei hier noch folgendes bemerkt. In meinen bisherigen mythologischen Forschungen
in Österreich ist Wuotau reichlich vertreten. Während mir auf Donar Bezügliches in
diesem Lande noch nirgend vorgekommen ist, finden wir in dem verwandten Süd-
baiem sogar den nordischen Namen Thor, z. B. in den „ Sittenbildern von Clem.
Steyrer, durch Irren zur Einsicht", S. 300 : Beim dumpfen Rollen des Donners „Mutter,
hörst du den Thor?** Auf S. 301: „Sei nur nöd so viel lapped, Dirndl, der Thor thut
dir ja nix n6t zu leid." S. 303: „Jetzt hat der Thor eingeschlagen." Die Erinnerungen
sn Donar scheinen sich mehr in die Märchen vom „starken Hans" gerettet zu haben,
deren wir in Österreich viele finden.
alSKlUKIA. De«« B«ih« XV. (XXVlI.) Jahr^ 24
370 R- SPRENGER
Zu KONRADS VON FÜSSESBRÜNNEN KINDHEIT
JESU.
I.
Konrad und seine Vorgänger.
Es ist bekannt y daß Eonrad von Fußesbrunnen die Dichtungen
Hartmanns von Aue gekannt und viele Stellen denselben nachgebildet
und entlehnt hat. Daß die Zahl dieser Entlehnungen mit den jetzt in
Kochendörffers Ausgabe zusammengestellten durchaus nicht erschöpft
ist, werde ich später zeigen, wo ich dieselben als Hilfsmittel zur Text-
kritik herbeiziehen werde, hier dagegen soll der Nachweis geliefert
werden, daß Eonrad auch drei anderea seiner Vorgänger: Heinrich
von VeldeckO; Ulrich von Zazikhofen und Gotfried von Straßburg
manches verdankt.
1. Konrad und die Eneide.
Während die Beschreibung des Gartens 1821 ff. Erec 8715 ff.
nachgebildet ist, so hat bei der Beschreibung des Gastmahls in dem-
selben offenbar En. 13136 — 80 eingewirkt. Man vergleiche
Kindh. 2458—60 mit £n. 13149.
swaz in walde od in gevilde eten unde drinken
in luft oder in ünde des iemen konde erdenken
ieman erdenken künde, und des sin herte gerde
des was alles d& diu kraft. wie wale man st's gewerde.
Vgl. auchEn. 894-97 ; Erec 760 1 ff.
Femer:
Kindh. 2462 f. and En. 13179.
euch zierten die Wirtschaft badde ouch dat goet
der wille mit der itcheit; dar toe den willigen moet^).
kunst guot unde becUMekeit
die zugen sd e
Überhaupt finden sich gerade in dieser von Eonrad freier gestalteten
Partie (der Räuberepisode) viele Entlehnungen:
Kindh. 1755. En. 9959.
daz ich dir immer Idne sk6ne,
lege dich an und bint dir schdne dat ich dir's iemer Idne
Kindh. 1877. En. 10451.
Nu was zergangen diu naht Doe tegangen was der dach
') Nachgeahmt auch yon Hartmann Iwein 367 num gap tau ajAge, diu
guot, darxuo (den BD cd) willigen muot.
zu KONRADS VON FUSSESBRUNNEN KINDHEIT JESU.
371
Kindh. 1880.
dem wirt si gnäde Seiten
ond ouch der wirtinne
^ren ande minne
der si in erzeiget hftte
Kindh. 1919.
ans si wol ze wege k&men.
arloop 81 dd n&men.
Kindh. 2218.
li streich mit gooter and&ht
dem man in die wanden.
no wart er in kurzen standen
ganz and ftne mäsen heil
Kindh. 2219.
froelicb er üf spranc.
Kindh. 2446.
dane dorfto nieman frftgen,
wft der sptssere
oder der schenke wsere
Es folgen nun die übrigen Entlehnungen nach der Reihenfolge der
Verse in Eonrads Oedicht:
£n. 1412.
die naht tegienc
En. 477.
Doe gn&den si der froawen
der minnen end der troawen
der st an her yonden;
En. 4029.
dat st ie dare quAmen.
orlof si d6 n&men.
En.
he hielt her spftde ende frd
dat für an die wonde.
si wart in körten stonden
vel misseltke geyare
En. 7837.
manltke er op spranc.
En. 724.
81 endorhten niwet frftgen,
welich der hdre wftre;
Kindh. 139.
do diz also was kernen '^^
als ir dicke habet remomen
Kindh. 386.
(owl) daz ich ze dirre werlde ie wart
üf solhe hoende geborni
ich hftn alle mtn 6re verlorn
Kindh. 739.
En. 1857.
Doe et alsd was komen,
alse ir wale hat vernomen
En. 11396.
ich moet wale onfrd stn,
dat ich ie wart geborn,
sint dat ich mtn dre hftn verlorn.
En. 2680.
doe he dat wort Tolle sprac
als er diz wort yol sprach
Kindh. 967. Na habet ir wol Temomen ^ En. 1.
Kindh. I2l9 gaot = En. 8195 goet
and kam in vaste in den mnot. et qaam mir wale an mtnen moet.
Kindh. 1312
808 racb der y&Iant stnen zom.
Kindh. 1414
da gewannens michel arbeit
Kindh. 1449
dat is min (aller AD) meiste n6t.
En. 2345.
st rac onsahte heren toren;
En. 10030.
des gewan st mekel arbeit.
En. 7704.
dat is die alre meiste n6t.
*) Doch gehören diese Verse vielleicht nnr dem Schreiber "^o ß«
24*
372
R. SPRENGER
Kindh. 1455
die under dem bouine s&zeu
die kl übten uude ftzen
swie ^) vil 86 si ^) wolden
Kindh. 2077
der gemeine t6t h&t si genomen
Kindh. 2538
Hßrödis Bun Arch^laus
h^te gewaltecliche
sines vatcr riche
£n. 11009.
die d& vor hem säten
si dronken ende ftten
als vele bö sis wolden;
En. 2084.
hen nam der gemeine ddt.
En. 13307.
Siut hadde der koninc EnSas
Kindh. 2846
vor fröuden st spningen;
Kindh. 2892
war umbe er h^te enw&ge
alflö gesetzet Bin leben
al italiske rike
harde geweldeJike.
= En. 7281.
vati^) frouden b! sprengen
= En. 5456.
of er an die w&ge
Bin ieven welle Iftten.
Vgl. auch Erec 5479.
Schließlich habe ich noch auf eine Bemerkung O. Bebaghels zu
verweisen (Einleitung seiner Ausg. S. CLXXIX). Dieser weist n&mlich
nach, daß die eigenthümliche Art der Höllenstrafe, die Heinrich mit
den Versen 8416 f.:
si Valien t' allen tiden neder
in dat afgronde
schildert, außerdem nur noch bei Heinrich v. Melk sich finde, dem
sie y eidecke entlehnt habe. Da sich nun bei Konrad keine Spur der
Bekanntschaft mit H. von Melk zeigt, so muß der Vers 1974
und vallen(t) iemer mSre
ebenfalls auf Veldecke zurttckgeführt werden.
2. Konrad und der Lanzelet
Der Einfluß Ulrichs zeigt sich ebenfalls am deutlichsten in der
Räuberepisode. Vergleiche
Lanzel. 823 ff.
do was das ezzen bereit.
Bwaz man von wirtschefte Beit
und von manegen trabten,
daz enkunde niemen geahten
mit Kindh. 2413 f.
Nu was daz ezzen bereit
und wart dem wirte geseit
und 2449:
Ich enbin niht sd wfse,
daz ich in die manegen spise
und die fremden trahte
mit deheiner ganzer ahte
bescheidenliche genennen möge.
Daneben haben offenbar auch die Verse Erec 7600 ff. ; 387 ff. ein-
gewirkt. Ferner hat die Situation Lanzel. 831 ff. eine solche Ähnlich-
als ADC.
') «« D.
»)/or BMw.
zu KONRADS VON FÜ88ESBRUNNEN KINDHEIT JESU. 373
keit mit Kiodh. 2469 ff., daß dieselbe kaum zufällig soin kann. Dazu
kommt die wörtliche Übereinstimmung von
Lanzel. 831. Kindh. 2469.
Na wart in gebettet wo], Nu wart (in C) gebettet wol
a18 man lieben gcsten sol. so man friunde in friundes hüso aol*
*C stimmt hier wörtlich, und dies scheint mir die allein richtige Les-
art, während die von B wohl durch Erinnerung an Erec 179 ent-
standen ist, wie diese Reminiscenz vielleicht auch auf die Gestaltung
der Lanzeletstelle in Hs. P (friunden) eingewirkt hat. Ich will noch
etwa auf Kindh. 1901 = Lanzel. 843; Kindh. 2473 f. = Lanzel. 854
aufmerksam machen. Ich vergleiche ferner
Lanzel. 1006. Kindb. 781.
ich gedien ez iemer umbe dich. daz diente er iemer umbe st.
Lanzel. 1214. kernen = Kindh. 2843. willekomen
ich schaffe gerne stnen fromen unde schaffet iuwern fromen
Inhaltlich ähnlich sind auch die Verse
Lanzel. 6696. Kindh. 2491 ff.
darch stn selbes drc Alsus enbizzen st d&
fuor der wirt mit in dan und karten üf ir strftze 6&;
und kondewiert die fremden man u.s.w. der wirt fuor selbe mit in
einen verren wec aldort hin u. s. w.
Lanzel. 8328. Kindh. 2348.
wan dazs &n alle rede ir Iip gebietet über minen lip
dar suo kint unde wtp dar »uo kint unde wtp
antwurten swar er wolde. die suln iu wesen uiidort&n.
Lanzel. 8648. Kindh. 1280.
si heten sich des wol bed&ht (: br&ht) si beten sich wol bedAht (: br&ht)
Zu der wörtlichen Übereinstimmung der letzten Verse kommt noch der
Umstand, daß sie beide in demselben Zusammenhange, nach der Er-
wähnung von Qeschenken, sich finden.
3. Gotfried von Straßburg.
Daß Konrad diesen Dichter gekannt habe, hat Gombert (S. 29
seiner Dissertation) direct geleugnet, und allerdings läßt sich auch
eine Einwirkung des Qotfriedischen Stiles nirgends im Gedichte nach-
weisen. Gleichwohl läßt sich beweisen, daß unser Dichter den Tristan
gelesen hat. In der Episode 'das glühende Eisen' schildert Gotfried
den Eindruck^ den die Begebenheit auf die zuschauende Menge macht;
mit folgenden Versen 15697 ff.:
8U8 gie das kriegen nnder in
nmbe ir eit her unde hin:
der was ir iti>el und dirre guot,
als man ze solhen dingen tuet
374 B* SPRENGER, ZU HARTMANNS EREG.
Diese Verse nun hat Konrad nachgeahmt; wo er den Eindrack
schildern will, den der Umstand, daß Maria aus dem Gottesgericht
gerechtfertigt hervorgeht, auf die Gemtlther der Juden macht:
687 nu teilte sich der jaden sin
und wart gr6z muriner under in,
ir iegltch redet besunder,
cUs man se solhen dingen 9ol^
der eine übel, der ander tool
In der Quelle C. 12 heißt es: Coeperunt tnter se vaina popuU loquadtate
turbari, cdii dicebant sanctam et immaculatam y alii vero malam et con-
taminatam. Noch bemerken will ich, daß C 691 und 692 umstellt^
wodurch die Stelle der Qotfriedischen noch mehr angeglichen wird.
Ähnlichkeiten zeigen auch die Stellen
Trist 504. Kindh. 2343.
er sprach got und mir wiilekomen! na sit ir gote willekomen
lip und gaot and swas ich hftn ande schaffet iawem fromen
daz sol ze iawerm geböte stän gewalteclichen über min habe.
des engdt in, weiz got, niht abe —
wie dem Dichter bei dem ersten Kirchgänge Marias 1153 ff*, vielleicht
auch Trist. 1593 flF. mit vorgeschwebt hat Von den Versen Trist. 770 ff.,
Eindh. 559 ff. wird anderwärts die Rede sein.
zu HARTMANNS EREC.
7174 and swes muot begunde gern
ze jagen swin oder bern,
der vant ze dem genieze
TÜ dicke breite spieze.
und wolde er den hasen jagen,
als ir 6 hdrtet sagen,
der mohte vinden
den wünsch von hasenwinden.
hasenwinden ist bisher abgeleitet von dem sonst nicht weiter be-
legten Compositum hasentoint ^Windhund zum Jagen der Hasen\ Dieser
Erklärung widerspricht aber, daß schon 7155 ff. ausfllhrlich von den
Jagdhunden geredet ist. Auch ist zu beachten, daß wint = Windhund
bei Hartmann sonst nicht vorkommt "*")* Der Zusammenhang erfordert
*) B I, 1664 erkläre ich teini mit Schmahl, Progr. 1881 der Latina sa Halle
9= yentas.
R SPRENGEB, ZU HARTMANNS 2. BÜCHLEIN. 375
vielmehr winden als 'Waffen, Instrumente zur Hasenjagd' zu erklären.
Diese Erklärung wird bestätigt durch Gerhard von Minden ed. Seel-
mann fab. 47, 62 ff., wo die Taube zum Fuchs spricht:
6k komet jegere al her getreket
mit winden, panden and mit hunden,
ik sach, dat se twene basen vunden,
de en entlopen nicht ne künden.
Hier schließt die besondere Erwähnung der Hunde die Erklärung von
wird = Windhund gänzlich aus, vielmehr sind winden oder winde (der
Nom. Sing, ist aus beiden Stellen nicht zu erschließen) hier deutlich
Instrumente zur Hasenjagd. Welcher Art sie gewesen, weiß vielleicht
ein Kundigerer anzugeben. Nicht versäumen will ich, als möglicher-
weise zur Erklärung dienlich, den Hinweis auf Mnd. Wb. 5, 724 winde,
wo angeführt wird : tvindasboeghe, windhoghe^ arcus, qui trochlea tenditur.
zu HARTMANNS 2. BÜCHLEIN.
Auch aus dem 2. Büchlein sind, was bisher unbemerkt geblieben,
die Verse 670. 71
zi^äre Bi wellent mir den sin
und daz herze brechen
nachgeahmt von Konrad von Fußesbrunnen, Kindheit Jesu 1642
(H. 86. 40. 41):
daz mohte jenem den sin
und daz herze brechen
Ich möchte daraus einen indirecten Schluß für die Verfasserschaft
Hartmanns ziehen. Die Annahme, daß das Werkchen von einem späteren
Nachahmer Hartmanns verfaßt sei, wird durch die Zeit, in welche wir
die Entstehung der Kindheit Jesu setzen müssen, jedenfalls hinfällig.
V. 1681 ist gewant nicht mit Lachmann in gelant zu ändern, da auch
dieses dem Sinne genügt und die Aufeinanderfolge grammatisch zu-
sammengehöriger Worte im Reime hier beabsichtigt ist.
NORTHEIM. R. SPRENGER.
376 I-ITTERATUR: E. ROLLAND, FAUNE POPULAIRE DE LA FRANCE
LITTERATÜR.
Engine Eolland, Faune popnlaire de la Franoe. Tome IIL Les Reptiles,
les Poissons, les Mollusques, les Crustac^es et les Insectes. Noms vul-
gaires, Dictons, Proverbes, Legendes, Contes et Superstitions. Paris.
Maisonneuve & Cie. 1881. XV und 365 Seiten Großoctav.
In dem vorigen Jahrgang der Germania habe ich die beiden ersten Bände
dieses trefflichen Werkes besprochen, welches in dem vorliegenden Bande ganz
in der nämlichen Weise und mit der nämlichen fast erschöpfenden Gründlichkeit
fortgeführt ist Da der Titel den Inhalt desselben hinlänglich bezeichnet , so
kann ich mich darauf beschränken, einige Bemerkungen mitzutheilen, die sich
mir hin und wieder dargeboten und vielleicht sur Erläuterung des Textes dienen
können. So heißt es (p. 29): „La morsure de la vipAre se gu^rit par l'appli-
cation de la t^te coup^e de la coupable" und der Verf. fugt hinzu: „La croyance
k ce rem6de est tr^s r^pandue en Europe et en Orient." Dies ist ganz richtig
und mehrfache Beispiele findet man in meinem Buche «Zur Volkskunde**
S. 353 f.; füge hinzu Henderson, Notes on the Folk-Lore of the Northern
Counties of England and the Borders. A new Edition etc. London : Pablishcd
for the Folk-Lore Society 1879, p. 160 ff., wo unter anderm auch der Volks-
glaube angeführt wird: ,,If any one is bitten by a viper, the viper is to be
killed and the fat applied to the wound , as an infallible remedy." — p. 34
heißt es: „Les aspics naissent de crins de cheval pIong6s dans Teau dormante,
nu lever du soleil, k certaines ^poques de l'ann^e*; und weiterhin: „Dans un
sortilige employ^ pour ae procurer de Tor on se sert d'un crin de jument
qu*on met dans un pot de terre neuf rempli d^ean pendant neuf jour. Ce crin
se change alors en serpent^ etc. Dieser Aberglaube findet sich auch anderswo.
Nares, Glossary s. v. Hair of a Horse bemerkt: „It was a current notion for-
merly that a horse-hair dropped into corrupted water would soon become an
animal. „„A horse-hair laid in a pale füll of the like water, will in a short
time stirre and become a living creature«^^ Holinshed, Descr. of England p. 224.
„„Much is breeding
Which, like a conrser^s hair, has yet but life,
And not a serpent's poison.^'* Anton, et Cleop. I, 2;
und ein sicilianischer Aberglaube ist: „I crini medesimi degli animali equini
non sono privi di loro virtu; gittati e lasciati alcnni giorni nell' acqua acqui-
stano la vita e diventano tante piccole serpi.' Castelli, Credenze ed usi pop.
siciliani p. 13 (aus den Nuove Effem. Sicil. vol. IX). — Zu dem von Grimm
RA. 355 f. besprochenen Frohndienst: „die Frösche stillen'' (le silence des
grenouilles) finden wir bei Rolland p. 72 noch einige weitere Beispiele; so fol-
gendes: »Vers 1688, au jour de la Vigile de saint Jean-Baptiste , les pro-
pri^taires de deuz maisons sises , etc. • . . ^taient obligds de battre Teau d'un
ruisseau (prös de la r^sidence seigneuriale) en disant par trois fois ces paroles
„ „Renouesselles, taisez vous (3 fois)
Monsieur dort, laissez dormir Monsieur."*
LITTERATUR: E. ROLLAND, FAUNE POPÜLAIRE DE LA FRANCE. 377
lU ^taient tenns" ensuite de se transporter aa manoir et d'j dedarer
qu'ils avaient fait leur devoir, que les grenonilles ne disaient
plus rien et qa'elles ne faisaient plus de bruit.
„Cette servitude s'appelait le ddprj des grenouilles". HabasquOi
Notions hist. sur le littoral des Cdtes du Nord II, 45. Hier also handelt es
flieh von einem Lehndienst, einem Froschlehn; ein anderes von Rolland an-
gefahrtes Be<Rpiel bezieht sich anf ein^n eigentlichen Frohndienst. Vgl. auch
German. XIV, 389. — p. 73: »Le jeu de saute-mouton ou de coupe-
tete est sppcl^ dans le pays de Vaud jeu de la grenouille** Ahnlich
heißt es auf Englisch leap-frog oder skip-frog; deutsch heißt es 'Bock,
steh fest; s. Sanders WB. s. v. Bock 12; vgl. Rochholz, Alemann. Kinderlied
u. 8. w. S. 454, Nr. 77. — p. 196 ff. finden sich eine große Zahl Sehnccken-
liedchen, d. h. solche, wodurch die Kinder die Schnecken zum Zeigen ihrer
Hörner bringen wollen > meint französische, aber auch andere; füge hinzu
meine Übersetzung von Basile's Pentamerone 1, 406; Fiedler, Volksreime und
Volkslieder in Anhalt-Df ssau S. 95 f. ; Pitrö, Canti pop. sicil. 2, 31 n. a. —
Über die p. 322 angeführte Bernikelgans (Anatifa laevis. Lamarck) s. Aus-
führliches in Max Müllers Lectures on the Science of Language. Sixth Edition.
Lond. 1871, 2, 582 ff.; s. auch De Gnbernatis, Mythol. des Plantes 1, 65;
Kenfeys Orient und Occident 3, 189. — p. tf56 heißt es: nl^^ns un conte
portugais (Coelho, Contos popal. Lisboa 1879 , p. 92) un poAi arrivo k une
croissance eztraordinaire sur la t^te du roi, qui le fait äcoroher, fait faire avec
la peau un tambour et promet la main de sa fiUc & celui qui devinera de
quel animal provient cette peau"; und „Dans an conte gascon (C^nac-Moncaut,
Litt. pop. de la Gase, p. 85), la fille du roi ölöve une punaise qui dcvieut
enorme. Elle se sert de la peau pour en recouyrir un coffret, et eile doit
epouoer celui qui devinera quel animal Ta fournie.'^ Die zwei hier angeführten
Märchen gehören in den Kreis derer von der großgefütterten Laus, wofür auch
ein Floh u. s. w. eintritt und worüber nachzusehen Reinhold Köhler zu Qonzen*
bach, Sicilian. Märchen; Svend Qrundtvig, Danske Folke ffiventjr, Nr. 16
,Ulv Kongcsiern"; Jean Pio NeoeXXrjvixa ITaga^vd-M Contes populaires grecs etc.
Copenhague 1879 p. 104 ff. (Dieses Märchen stammt aus Astjpalaea, einer
kleinen türkischen Insel des Archipels, und befindet sich nicht in Uabn*8 Samm-
lung.) — p. 267 : „Quand le maitre est mort, il est d'usage dans toute la France
d'annoncer ce ddc^s aux abeilles et de couvrir les ruches d'un crdpe noir. Sans
cette pr^caution, les abeilles p^riraienf Ein auch in Deutschland, England,
Litthauen und wahrscheinlich auch sonst noch sich wiederfindender Gebrauch;
8. Wuttke, Der deutsche Volksglaube §. 671 (2. A.); A. Kuhn, Westfäl. Sagm
2,47 ff.; Rochholzi Glaube und Brauch u. s. w. 1, 147; Bartsch, Meklenb. Sagen
2, 90; Choice Notes from 'Notes and Queries' Lond. 1859, p. 208 ff. (2t 1 Lit-
thauen).— Unter dem Artikel Staphylinus, franz. diable (ainsi appelö parce
qu'il est tont noir) [deutsch Bärenräuber] theilt der Verf. aus den Transact.
of the Phil. Soc. 1859, p. 94) folgendes irische Märchen nvt (p. 326): „Apr^
le massRcre des innocents la Sainte Familie rencontre en Kgjpte des semeurs
& qui eile demande des secours. Ces secours sont accorüds. En recomponse le blä
icm4 devient subitement mür. Arrivent les ^missaires d*Hörode; ils questionnent
imm^diatement les semeurs qui sont maintenant des moissonneurs ; ceux-ci
repondent pour ne pas mentir que depuis qu'ils ont sem^s le h\6 ils n ont va
878 LITTERATUR: E. ROLLAND, FAUNE POPULAIRE DE LA FRANCE.
penonne. Les ^missaires sont aar le point de repar^r, lorsqne le m^cfaant
insecte, qui cach^ sous une pierre, avait tout va, tont entenda^ sort de sa
retraite et lenr raconte tout. II ^tait jasqne Ik d'an bean rooge cramoisi;
par la rolont^ du Ciel il deyieot d'un noir sataniqne; il est vou^ k l'ex^cra-
tion UDiveraelle, et il est decid^ que ceux qui l'^craseront avec le pouce de
la main droite, seront consid^r^s comme des bienfaiteun de f humanit^ et que
les sept p^cb^ capitaux leur seront remis. ^ Diese Legende, wie ich hinzufüge,
findet sieb mit geringer Abweichung auch anderwärts wieder ; so in Catalonien.
Als nämlich die heilige Familie vor dem bethlebemitiscben Kindermord floh,
kam sie zu einem Säemann, den die Jungfrau Maria seine Sense holen hieß,
um das Getreide abzumähen, und er, roll Glauben, ging hin und fand bei der
Rückkehr das Getreide reif, so daß die heilige Familie sich hinter der ersten
Garbe, die er band, ror den Verfolgern yerstecken konnte. Zu letzteren, als
sie anlangten und ihn befragten, sagte der Schnitter, die Flüchtlinge wären
Torübergekommen, als er das Getreidefeld säete, worauf jene ganz bestürzt um-
kehrten und nicht horten, wie ein Strauch Minze, und ein Dürrvogel (eigentlich
'Heber gaitx, garrulns glandarius) ausriefen: „Hinter der Garbe, hinter der
Garbe!* so daß Gott beide verfluchte und zu der Pflanse sprach: »Du bist
die Minze und wirst es aufs Lügen münzen ; du wirst blühen und keine Komer
tragen!** (Tu ets menta y mentir&s — Florir&s y no granar&s). Zu dem Vogel
aber sprach er: „Dürr bist du und dürr wirst du bleiben; so viel du auch
frißest, wirt du doch nimmer fett werden!* (Gaitx ets y gaitx serks — Per
tant que menjis, no engraizarks.) Daher trägt die Minse niemals Korner, und
wenn sich auch der Dürrvogel (Heber) auf ein Bucbweizenfeld stürzt und nicht
aufhört zu freßen, so wird er doch nimmer fett. (Lo Rondallajre. Qnentos
populäre catalons, collectionats per Francisco Maspons y Labr6s. Segona Serie.
Barcelona 1871 p. 28: La Menta 7*1 Gaitx.) Auch in der Lausitz und Klein-
rnßland ist diese Legende bekannt, doch fehlt dabei das auf den Dümrogel
Bezügliche. „There is a tradition among the Lusatian Wends that the Virgin
Mary and the Infant Christ once passed by a field in which a peasant was
sowing barley, and she said to him: „God be with thee, good man! As soon
as thou hast sown, take tby sickle and begin to reap.* In a little time came
a crowd of Jews in pursuit of her and asked the peasant if he had seen
a mother and child go by. „She passed not long ago, he replied, just when
I was sowing this barley." — „Idiot! why, that must be twelve weeks ago!'*
exclaimed the Jews, seeing that the barley was now ripe, and the peasant
was reaping it, and they turned back. The same story is told in a Little-
Russian Kolyadka (Weihnachtslied), only the Virgin carries on her band a hawk
instead of leading the Infant Christ^ (W. R. S. Ralston, The Songs of the
Bussian People. Second Edition. London 1872, p. 194). Hüchst wahrscheinlich
ist die in Rede stehende Legende aus einem orientalischen Märchen entstanden ;
wenigstens berichtet Azz Eddin Elmocadessi (f 1280) in seinen Allegorien
(übersetzt von Garcin de Tassy, Les Oiseaux et les Fleurs etc. Paris
1822, auch in dessen All^gories, Recits po^tiques etc. Paris 1876),
daß sich unter den Blumen auch eine 'Angeberin' befinde: „il existe un d^-
lateur (la menthe) parmi les ßtres de mon espöce'', sagt nämlich eine Blume,
und es ist wahrscheinlich, daß Elmocadessi die betreffende Pflanzensage, die
er übrigens übergeht, nur zu seinem Zweck umgedeutet hat. Wie sie ursprünglich
MISCELLEN. 379
gelautet haben mag, ist mir nicht bekannt; eine Andeutung hiertiber gibt jedoch
die obige catalonische Legende, die vielleicht mit den Arabern nach Spanien
kam. — Aas Rolland's Arbeit erw&fane ich nur noch sum Schluß den Mai-
käfer (melolontha vulgaris), von dem er hundert und ein französische
Benennungen anfahrt, außer 82 andern für dessen Larve. Auch findet man
eine große Zahl auf diesen Käfer bezügliche Kinderliedchen nebst mehreren
Melodien derselben u. s. w. Gelegentlich der erstem wftre auch auf Mannhardts
Germanische Mythen S. 248 ff. 868 ff. zu verweisen gewesen, welches Werk
überhaupt mancherlei Znsätze zu den sämmtlichen Bänden des Rolland*schen
geliefert hätte. Doch gewährt letzteres auch ohne dieses einen bewunderns-
werthen Reichthum, and wir erwarten mit großem Verlangen die noch übrigen
bereits in Druck befindlichen vier Bände, von denen zwei 'Les Mammiföres
domestiques', die andern beiden 'Les Oiseanz domestiqnes et la Fauconnerie
enthalten werden. (Les Mammif^res. Premiere Partie sind bereits erschienen.)
LÜmCH. FELIX LIEBRECHT.
MISCELLEN.
Zum SaohsenspiegeL
,Der Text des Oldenburger Codex ist die niederdeutsche Rückübersetzung
eines hochdeutschen Textes", behauptet Richard Schröder in Nr. 9 des Literatur-
blattes für germanische und romanische Philologen (1880) S. 827. Die Gewiß-
heit ergebe sich aus Ssp. I, 55, §. 2, wo die Hs. „de gan dar ton richte^
statt ,,de gaen dat (gähe That) to richtene'', und I, 62, §. 8, wo sie „bl5t
gerächte^ statt ,,bIot geruchte* habe. Zur näheren Begründung werden wir
auf Homeyer S. 16 and 209 Anm. verwiesen.
Ich erlaube mir im Folgenden dies in nähere Betrachtung zu ziehen.
Hätten alle niederdeutsche Handschriften de gaen dat to richtene und
alle oberdeutsche de gaen dar to richtene oder tom (ton) richte, so wäre die
Sache entschieden. Aber so liegt sie nicht Nicht alle niederdeutschen Hand-
schriften lesen so, sondern Homeyer sagt (S. 209): „de gan (ghan» gayn) dat
die niederd. Anx Br CsiD^ De Ena^/''. Übersetzen wir das aus der Zeichen-
sprache, so heißt das, wie der Schlüßel (S. 117) ausweist:
1. An = der Nürnberger Nr. 521 (14. Jh.).
2. Ax = „ Celler „ 120 (14. Jh.).
3. Br = „ Rostocker „ 590 (14./15. Jh.).
4. Cs = „ Handschrift von Seibertz Nr. 616 (S. 118 steht 617) (14. Jh.).
5. Ca> = „ Wolfenbüttler Nr. 698 (1367).
6. Cfi = „ Münstersche „ 496 (1405).
7. De = „ Berliner „ 34, 35 (1382).
8. En = „ „ „24 (1369).
9. £a = „ Magdeburger „ 432 (1390).
10. Ey ist S. 119 nicht weiter angegeben.
980 MISCELLEN.
Das sind zebn Handschriften; sind das aber alle? bei weitem nicht. Nieder-
deutsch sind noch 1. Ah (die Haager Nr. 8); 2. Am (die Bremer Nr. 79);
3. A£ (die Oießener Nr. 21 4); 4. Ay die Berliner Nr. 374); 5. Ad die
Roukenssche Nr. 593); 6. Ba (die Leidener Nr. 376). Doch wosn alle anf-
zählen? Wenn ich richtig gerechnet habe, führt Homeyer noch 35 niedcr-
deatsche Handschriften an, die fragliche nicht mitgerechnet. Da nun Homoycr
sagt, daß die obengenannten zehn Handschriften de ghaen dat lesen, so maß
man doch annehmen, daß er dsmit sagen will, die anderen niederdeutp'^hen
Handschriften lesen nicht so, sondern anders, d. h. in diesem Falle: de gaen
dar. Hätte Homeyer gesagt, so lesen die niederd. alle, oder der Mehrzahl nach,
oder die ältesten oder die jüngsten, oder hätte er sie irgendwie allgemeiner
bestimmt, so könnte man den obigen Schluß fiberbnupt nicht, oder doch nicht
zwingend ziehen ; da er aber gans bestimmt die Lesart dat nur den zehn Hand-
schriften beilegt, so ist man zu dem Schluß berechtigt, die anderen 35 lesen
dar. Ich weiß wenigstens nicht, was sonst diese Angabe, diese Beschränkung
auf zehn, bedeuten soll. Es ist doch selbstverständlich, daß, wenn die Hand-
schriften nur zwischen zwei Lesarten schwanken — wie hier, denn es handelt
sich hier doch nur um dat oder dar — und man angegeben findf^t, eine be-
stimmte Anzahl von Handschrifiten habe die eine Lesart, die anderen Hand-
schriften doch die andere Lesart haben müssen.
Ist diese Auseinaudersetsung richtig, so glaube ich, daß mit dem Hinweis
auf Homeyer die Behauptung nicht begründet ist, daß der oldenbuigische Codex
eine Abschrift eines oberdeutschen Urtextes sei. Denn er kann ebensowohl die
Abschrift eines niederdeutschen Urtextes sein, der den andern 35 Yorgelegen
hat. Daß übrigens Homojer selbst nicht den Schluß macht, daß, wer de gaen
dar schreibe, einen oberdeutschen Text vor sich gehabt haben müsse, geht
evident aus seiner Bemerkung über den Quedlinburger Codex hervor (S. 16).
Denn, obwohl dieser gaen dar liest, sagt er doch von diesem, daß er ein
niederdeutsches Vorbild gehabt zu haben scheine. Ja sogar urtheilt er so über
ihn: «Er theilt nicht nur in seiner Lesart gaen dar jenes allgemeinere Mis-
verständniß, sondern fügt auch ihm eigenthümliche hinzu**, woraus man allen-
falls schließen könnte, weil er gaen dar lese, sei er niederdeutscher Vorlage
entsproßen; aber so scharf wollen wir den Ausdruck nicht nehmen t genug,
Homeyer selbst sieht in der Lesart gaen dar keinen Grund, einem Texte die
niederdeutsche Grundlage abzusprechen.
Ein Einwurf könnte hier noch gemacht werden Wie, wenn die Aufzäh-
lung bei Homeyer nicht vollständig, sondern mangelhaft wäre? Und dieser
Einwurf ist nicht ganz ohne Grund. Homeyer selbst sagt S. 96 , daß er von
den Handschriften voll 52, beschränkt 49 und gar nicht 69 verglichen habe.
UnttT den nicht verglichenen werden doch auch mehrere niederdeutsch ge-
wesen sein; wie lesen die? lesen die alle dat? Ich habe, weil es mir am
nächsten lag, in Bremen nachgefragt, wie die dort befindlichen Handschriften
lesen. Herr Bibliothekar Bulthaupt hst die Gute gehabt für mich nachzusehen
und gefunden, daß beide Handschriften, die von 1342 (A(D, Nr. 79) und die
von 1417 (von Homeyer nur mit Nr. 80 bezeichnet) gaen (gan) dat haben.
Diese beiden gehen also zu den von Homeyer erwähnten 10 noch hinzu; bei
der Menge der Handschriften will ich aber gern noch ein Dutzend concedieren
mit der Lesart dat; es werden doch sicherlich noch niederdeutsche genug vor-
MI6GELLEN. 3gi
banden sein, die dar bieten. Und, wenn wir das Gebiet der Möglichkeiten
betreten, wie steht es mit den verschollenen Handschriften ? Von iwölfen wissen
wir, da6 dieses Schicksal sie betroffen hat; und anter ihnen sind gerade zwei
Biiderhandschriften , die mit höchster Wahrscheinlichkeit in niederdeutscher
Sprache geschrieben waren, die Dortmunder (Nr. 150) und die Qoslarer (Nr. 277).
Wie, wenn der Rasteder Mönch Qloystein eine von diesen als Vorlage benützt
Lütte, da ja seine Arbeit den Bilderschmuck hat? Doch es ist mislich mit
Möglichkeiten ins Feld zu ziehen; eine Möglichkeit schlägt die andere^ und
Sieg oder Niederlage bleibt ungewiß.
Die mittel- oder oberdeutschen Handschriften bieten auch zum Theil das
richtige dat; es wäre also ein eigenthümliches Misgeschick, daß gerade eine
verderbte mitteldeutsche Handschrift dem Rasteder Abschreiber unter die Hände
kommen mußte ; doch möglich wäre es allerdings. Wie steht es indeß mit dem
Alter der mitteldeutschen Handschriften? So viel ich sehe, geht keine der
Oldenburger an Alter vor, mit Ausnahme der Quedlinburger, die Homeyer in
das 13. Jahrhundert setzt. Von dieser aber, die gaen dar hat, sagt Homeyer,
wie bereits oben angegeben ist — und seiner Autorität darf man ja wohl in
dieser Hinsicht folgen, da ihm eine solche Fülle von Handschriften des Sachsen-
spiegels zur Vergleichung vorgelegen hat, wie keinem sonst — daß sie eine
niederdentsche Vorlage gehabt zu haben scheine. Also auch angenommen, daß
der Oldenburger Abschreiber, der doch eine ältere Handschrift als vom Jahre
1336, wo er die seiuige schrieb, vor sich gehabt haben muß, diese Quedlin-
burger Handschrift (oder eine aus ihr geflossene, oder überhaupt eine dieser
Familie angehörige) benutzt hätte, was nicht so ganz unwahrscheinlich ist, da
in beiden Handschriften der §. 3 des ersten Artikels des Lehnrechts fehlt, so
wäre doch noch immer nicht damit erwiesen, was bewiesen werden soll, daß
sein Text nur die Röckübersetzung eines hochdeutschen Textes sei. Denn seine
(muthmaßliche oder angenommene) Vorlage war ja, so scheint es, im Grunde
niederdeutsch. Hat er aber nicht die Quedlinburger Handschrift zurückübersetzt,
sondern eine andere oberdeutsche, so muß sie doch vor 1336 fallen; eine
solche kennen wir aber nicht. Voraussetzen und vermuthen mag man sie alier-
dbgs; aber damit gerathen wir wieder in das Gebiet des Scheines, wo die
Meinungen hin und her sehwanken. Von einer Gewissheit, die ja aus der fal-
•eben Lesart hervorgehen soll, daß nämlich der Oldenburger Text eine Rück-
übersetzung eines hochdeutschen Textes sei, kann meines Erachtens nicht die
Hede sein; die Möglichkeit bentreite ich nicht und kann keiner bestreiten; ich
bestreite nnr die angebliche Gkwissheit. Die Wahrscheinlichkeit aber, wenn man
Zeit und Ort der Abschrift in Betracht zieht, spricht indeß eher für das Gegeu-
theil. Doch will ich hier nicht näher darauf eingehen, da es mir hier nnr
darum zu thuu ist, eine nach meiner Ansicht falsche Gewissheit zu bekämpfen,
nicht eine Möglichkeit zu erweisen, die ich für die richtige halte.
Um meine persönliche Ansicht über diese anstößige Stelle auszusprechen,
so halte ich dafür, daß ein niederdeutscher Abschreiber zuerst einen Schreib-
fehler gemacht hat» indem er hier dar statt des richtigen dat schrieb, ein
Schreibfehler, der mir auch sonst wohl begegnet ist (wie war statt wat nnd
umgekehrt) , namentlich gerade bei diesen Wörtern dar nnd dat Der folgende
Abschreiber, so wie jeder, der dieses dar für keinen Schreibfehler, sondern
iur die richtige Lesart hielt, mußte, um Sinn in den Sats zu bringen , gaen
382 MISCELLEN.
für geben (eoDt, vadunt) nehmen» und, wenn er es fiir nöthig hielt, bekundete
er auch seine Auffassung durch Änderung des Textes. Der Einwand, der hier
möglicherweise gemacht werden könnte, daß man nämlich nicht gewufit habe,
was gaen dat eigentlich bedeute und deßbalb eine Änderung gemacht sei, ist
nicht haltbar, denn nur zwei Zeilen weiter wird ja ,gaen dat^ in der unzweifel-
haften Bedeutung Ton ,Jäher That^ gesetzt ; nur einige wenige haben es hier
nicht verstanden, indem sie statt dat sionloserweise stat, tage oder tit setzen;
die erdrückende Mehrheit der Handschriften sowohl der nieder- als der ober-
deutschen faßen es ganz richtig. Der ganze Wirrwarr, den diese Stelle erregt
hat, muß aber ans dem Schreibfehler eines niederdeutschen Abschreibers ent-
sprungen sein, da dat und dar miteinander yerwechselt sind, nicht etwa tat
und dar, was auf einen oberdeutschen Schreiber führen würde. Aber diesen
Abschreiber, oder vielmehr seine Abschrift, in der zuerst dieser Fehler vor-
kommt, ausfindig zu machen, ist uns bis jetzt nicht vergönnt, da ja bereits die
Quedlinburger Handschrift diesen Fehler hat, und eine Handschrift, die urkundlich
weiter zurückliegt als diese, die nach Homejers Urtheil ins 13. Jahrhundert
gehört, kennen wir bis jetzt nicht.
Noch eins gelegentlich. Homejer sagt, daß die Handschrift Ea, d. h. die
mitteldeutsche Gothaer vom Jahre 1381 lese: »dai, nach dem späteren to richte".
Ganz richtig; wer to richte las, mußte gaen als Verbum faßen und dat als
das, falls er ein Oberdeutscher war; einem Niederdeutschen hätte das schwerlich
begegnen können. Aber warum sagt Homeyer „nach dem späteren" ? Findet ea
sich doch bereits in der ältesten datierten nd. Handschrift, d. h. der Olden*
burger, welche ton richte hat. Es ist dies also ein Fehler, der zwar später
häufiger gemacht sein mag} aber doch schon sehr früh auftritt. Es mag das
eine Mahnung zur Vorsicht sein, wenn man Schlüsse ans so allgemeinen
Zeitbestimmungen ziehen will.
Der andere Grund für die „Gewissheit", daß der oldenbnrgische Codex
nur eine Rückübersetzung aus dem hochdeutschen sei, soll der sein, daß er an
der Stelle I, 62, §. 3 bl^>t geruchte statt blot geruchte habe. Dieser Grund
spricht weder für noch gegen, sondern entscheidet hier nichts. Denn die Schrei-
bung blut bezeichnet nicht etwa den Diphthong uo noch den Diphthong oti,
also weder bluot noch blout, sondern ist einfach ein üblicher Schriftansdruck
für die Länge, ebenso wie in dem häufig vorkommenden got (gut), das nicht
guot ist, auch nicht gout, sondern = got. Man könnte sonst auch ja dies
göt und andere mit ö bezeichnete Wörter als Beweis für eine hochdeutsche
Vorlage verwenden, nicht etwa bloß für den Sachsenspiegel, sondern auch für
viele andere Schriften, in denen dieselbe Schreibweise herrscht; es ist aber
noch keinem eingefallen, eine Urkunde, die in Lübeck oder Riga und für
Lübeck oder Riga geschrieben ist, deß wegen für eine Übersetzung aus dem
Hochdeutschen zu halten, weil sie nach üblicher Weise g6t, dön, houet schreibt.
Wir wollen aber annehmen, der Rasteder Mönch habe einen oberdeutschen
Sachsenspiegel vor sich gehabt, der „bloß** und „Blut^ aus Unkenntniß des
Niederdeutschen verwechselt habe. Homeyer sagt (S. 16), daß ,^sehr viele mittel-
deutsche Handschriften Blut statt bloß haben ^. Gut; Gloystein hatte abo eine
von diesen Handschriften vor sich und stieß in derselben auf das Wort: bluot
geruchte. Wollte er das Wort nicht umschreiben, sondern einfach niederdeutsch
wiedergeben, so blieb ihm keine andere Wahl als blot geruchte zu setzen. Nach
MISOELLEN. 383
Belieben konnte er entweder die LSnge anbezeichnet lassen, wie er auch sonst
es nnterließ die Vocale mit einem Längezeichen zu versehen und mit ihm viele
es unterlassen haben , da hierüber anter den Schreibern durchaus keine be-
stimmte Regel herrscht, sondern der Eine mehr, der Andere weniger, ein Dritter
sich gar nicht der Längezeichen bediente and es dem Leser überließ, sich selber
zarecht za finden ; oder er konnte sie bezeichnen. Nun hatte er aber als Länge-
zeichen des o das ö benützt, wie bei got; folglich wandte er es aach hier an;
er hätte auch bloot oder bl6t setzen können, dies war aber seiner Schreib-
weise nicht gemäß. Daß er aber das oberdeutsche bluot nicht mit blut wieder-
gaby das ja auch niederdeutsch vorkommt (wie z. B. im Lübecker Recht II, CX
ed. Hach, im Register steht blawe unde blut, während der Text selbec in der
Überschrift und im Inhalt des Paragraphen bla unde blot hat), sondern darch
blot, blot, dazu nöthigte ihn sein Dialect, der stets ao zu 6 verdichtet. Schrieb
er doch auch I, 68, §. 2 blotrinnich^ nicht blutrunnich, wie der Berliner von
Homeyer bevorzugte Codex hat, der ja überhaupt eine starke Vorliebe für u
zeigt und Formen wie müder, mut, vul, suken u. a. bietet, die im Oldenburger
Sachsenspiegel sich gar nicht finden, und nur da sich häufiger einstellen, wo
der niederdeutsche Dialect vom mittel- oder oberdeutschen angehaucht ist.
Nehmen wir nun den andern Fall, daß dem Rasteder Mönch eine hoch-
deutsche Handschrift in die Hände gerieth, die 'bloß geruchte' hatte. Denn die
Möglichkeit kann man nicht abweisen » da ja nicht alle hochdeutschen Hand-
schriften bluot haben, sondern nur „sehr viele". Zwar gibt Homeyer an der
betreffenden Stelle nur drei Handschriften an, die bloß lesen, und das sind
neaere, die älteste ist die Görlitzer, Nr. 250, vom Jahre 1387, aber der Fehler
konnte ja schon alt sein, wie oben bei dar statt dat. Darauf indeß kommt es
für den Beweis, den ich hier antreten will, auch gar nicht an, ebensowenig
darauf, ob juristisch „Blut^ oder „bloß^ das richtige ist. Genug, es war möglich,
daß dem Übersetzer oloß' vorlag. Wie sollte er das übersetzen? Er konnte nur
blot oder nach seiner Weise der Längenbezeichnnng blöt setzen , also gerade
80, als wenn er bluot za übersetzen gehabt hätte. Der Schluß ist demnach so :
da mittel- oder oberdeutsches bluot nach dem Dialecte des Rasteder Mönches
mit blot, bl6t wiedergegeben werden mußte, ebenso aber auch das mittel- oder
hochdeutsche bloß, mithin für beide Wörter nur eine und dieselbe Form zur
Verfugung stand^ so folgt nicht daraus, daß er eine Handschrift vor sich haben
mußte, die bluot las, aber auch nicht, daß es eine sein mußte, die bloß hatte,
sondern es folgt nur, daß beides möglich war> aber keines gewiß. Und dies
nur wollte ich hier bewiesen haben. Denn das Concludente der Argumentation,
daß w^en dar und blot der Oldenburger Codex nur eine Rückübersetzung
sein müsse, will mir nicht einleuchten. Wenn nun aber die ^Gewissheit^ dieser
Behauptung mangelt, so bleibt der Oldeuburger Codex als eines der ältesten
Denkmäler der niederdeutschen Sprache und des Sachsenspiegels, denn das ist
er ja nach seiner Datierung unbestreitbar, in der ihm gebührenden Ehre be-
stehen, die man ja allerdings, je nachdem man den Standpunkt der Betrach-
tung wählt, höher oder niedriger anschlagen mag.
Daß der Ausgabe nicht mehr Bilder beigegeben sind, bedauert gewiß
niemand lebhafter als die Herausgeber selbst. Hätten wir eine Akademie oder
sonst ein wissenschaftliches Institut hinter uns gehabt, das uns mit den nöthigen
384 MISCELLEN.
Mitteln versehen hätte, so hätten wir gern alle Bilder veröffentlicht Nach L«a^
der Verhältnisse mußten wir uns nur mit einer Probe begnügen. Daß die
Schi-iftprobe auch schon bei Spangenberg steht, den wir allerdingti kennen,
wird uns doch wohl niemand verSbeln, da man ja gerne die erste und letzte
Seite einer Handschrift fHCsimiliert, zumal wenn sie von großer Bedeutung sind,
wie in diesem Falle. Zudem ist es schon über fünfzig Jahre her, daß Spangt*n-
bergs Werk erschien; und auch die Mittheilung des charakteristischen Bildes,
das wir mit Spangenberg gemeinschaftlich den Augen der Leser vorführen,
mag darin seine Rechtfertigung finden. Werden wir aber auf irgend eine \Vei»e
in Stand gesetzt den gesammten Bilderschmuck geben zu können , so soll es
an unserer Bereitwilligkeit, nach Maß unserer Kräfte dabei thätig zu sein,
nicht fehlen.
OLDENBURG, November 1880. A. LÜBBEN.
Personalnotiien.
Der Privatdocent an der Universität Wien, Dr. J. Minor, hat einen
Ruf als Professor der deutschen Literatur an die Universität Mailand erhalten
und angenommen.
Professor Dr. Richard Schröder m Würzbarg ist einem Rufe an die
Universität Straßburg gefolgt ; sein Nachfolger in Würzbarg i«t Prof. Dr. Hugo
BÖhlau, bisher in Rostock.
Der außerordentliche Prwfcfisor Dr. A. Schultz in Breslau ist ab ordent-
licher Professor der Kunstgeschichte an die Universität Prag berufen worden.
Dr. J. E. Wackerneil hat sich als Privatdocent för germanische Philo-
logie an der Universität Innsbruck habilitirt.
Dr. £. Wilken in Qöttingen hat seine Stellung als Privatdocent an der
dortigen Universität aufgegben; dagegen wird Dr. A. Wagner, Privatdocent
in Erlangen, nach Qöttingen übersiedeln.
Am 11. November 1881 f Professor C. Engelhardt in Kopenhagen,
der verdiente AI terthumsfor scher und langjährige Secretär der liönigl. Gesell-
schaft für nordische Altfrthumskunde. An seiner Stelle hat D.. Sophus Müil>T
das Secretariat übernommen.
Am 28. März 1882 f in Christiansand Bischof J. E. Moe, der bekannte
Sagenforscher, im 69. Lebensjahre.
Preisani^ben.
1. Der Universität Rostock 1882^83: Die Figur des Teufels in dcM-
deutschen Dichtung des Mittelalters.
2. Der Jablonowski*8chen Oes.Uschaft in Leipzig (für 1884): Darstellung
der geschichtlichen Entwickelang und des gegenwärtigen Bestandes der Grenze
zwischen dem hochdeutschen und dem niederdeutschen Sprachgebiete östlich
der Elbe.
r -T^r-
Bei S. Hirzel in Leipzig ist soeben erschienen:
Des Minnesangs Frühling.
Herausgegeben von
Carl Lach mann and Morlz Haupt.
S ritte .^-uLsg-siloe
besorgt von
Dr. Fr. Vogt.
gr. 8. Preis geh^ 8 Mark.
Im Verlage von Carl 6erold*8 Sohn in Wien sind erschienen:
Die Relativsätze
bei den
al thochdeutschen Ueber se tzern
des 8. nnd 9. Jahrhanderts.
Von
Karl Tomanetz.
8. Preis 1 iL 20 kr. = 2 Mark 40 Pf.
Roswitha.
Eine aitgermanische Sage aus Kärnten.
Ell episclies ßeiiclit
von
Thomas Schlegel.
8. Preis 80 kr. = 1 Mark 60 Pf.
Deutschland's
Dichterinen und SchriftsteUerinen.
Eine literarhistorische Skizze
von
Heinrieh Gross,
Professor am deatschen Staatsgymnasiam in Triest.
Zweite Ausgabe, gr. 8. Preis 3 fl. = 6 Mark.
FneJr. Got Eloptoers Winpll
Kritische Ausgabe mit Commentar
von
Jaro Pawel.
8. Preis 1 fl. 80 kr. = 3 Mark 60 Pf.
INHALT.
SiH»
Zur fifriia^THiiilUchen GrAinmattk^ Von ßjnrn Magnü^soQ dUeo. • ld7
Afbtjf von Kegeneburg und diö Eneule. Von K. Spraiiger * . . . 587
Wlgnmttr. MGoctieocr ßnicfa^ck«. F. K«ln£ * * , , . . < 280
rennaÜr und Vegtaunskyidä If, o tf. Von A. £d«ardi ..... S30
Fs^UeHen mit deittAcbänBandb^m^rktitig^n, Voo C.M.Blaai, E. Burlioli
utitl F. Keim, . , .*.«,. SS9
All HflrtmiiJiiia Iwetn V\ 3473* 74, Von K* Normer* . ♦ , 330
1! ' von KonrndB Tro|A»«fkni.^gfi, Voii E, Baris cb , « . , 366
h' irlaisen %n hinein upkntisaben Texte. Von Demselben . * . 169
Volkuwi^cn. Von Th. Vernal^ken . , * . S67
Zu Kütjrftda Toti Fuße«bfimfieii Kindheit Je«ti, Von B* Spreu g^er . . 3T0
Zu HArtmannii Erec Von Demselben ...,.,,»...,.». 974
Zu Horimiiniia % Baeblem. Von Demielben. . , . S76
L i 1 1 e f Ji t n r «
Eogüuc Rollaüd, Faun« popnUire de h FfÄnce, Von F; Lt^^brcchl 81«
M i s « e n e n t
Zum S«öb»en»pi«g^eL Von A. Lübbeu .
Per^ofiabiotiKen ...,.«..,
370
Dmfcdruavwi ran C\ftr« Otvnlil^ ^bu Lu Win
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GERMANIA.
VIERTELJAHRSSCHRIFT
fOs
DEUTSCHE ALTERTHÜM8KUNDE.
BEGRÜNDET VON FRANZ PFEIFFER.
HERAUSGEGEBEN
VON
KARL BARTSCH.
8IEBENUNDZWANZI0STER JAHRGANG.
NEUE REIHE FÜNFZEHNTER JAHRGANG.
YIEBTES HEFT.
WIEN.
VERLAG VON CARL GEROLD'ß SOHN.
1882.
zu DEN PARISER TAGEZEITEN.*)
Daß der Verfasser der Pariser Tagezeiten Frauenlobs Gedichte
kannte, hat zwar der Herausgeber in der Einleitung zu seiner Text-
ausgabe S. VIII sowie in seiner Dissertation S. 44 — 48 erwähnt, aber
dabei unterlassen, auf alle die Stellen hinzuweisen, aus denen man
ziemlich deutlich ersieht, daß der Dichter ein Nachahmer Frauenlobs
war. Ich weise zu diesem Behufe folgende Übereinstimmungen nach :
PTagez. 45 abe er der pm
dich ohirhaben mochte.
= Frauenl. Spr. 20, 5 tievels reue
der überhabe wj«**),
PTagez. 94 daz ich mit freuden unt (Hs. mit) gewalt***)
möge Hein da zu der zU,
sd dm ei^bermede nider tU.
= Frauenl. Lied. 8, 3, 12 daz ich behalde mit
gewalde under vnlen mtnen müt.
PTagez. 108 Waz wasszer unde erde d/reit (: vAsheit),
für, loft, ceffitrum und daz frUj
waz fiügit, flüzit odir git u. s. w.
— 1635 Für, centrum und die speren,
der sonnen^ mAnen k^en,
daz firmamentum und daz fret,
wie Osten, norden, westen stet u. s. w.
*) [Vgl. meine Recension in Gött. Qel. Anz. 1881, S. 874— 88ß, die Becb noch
nicht kennen konnte. Wir treffen zusammen in den Bemerkungen zu 65. 59. 245. 253.
732. 1323. 2581. 3390. K. B.]
**) Die gewöhnliche Form des Prftsens lautet bekanntlich iiherheben. Von iiber^
haben kennt Lexer II, 1623 Tier Beispiele ; Tgl. noch Jänicke zum Ritter Ton Staufen^
berg 777; Des BÜhelers Königstochter 3899: überhabe mich der noete.
***) Die Bemerkung des Herausgebers hierzu ist wie das Citat aus Erec Ter-
fehlt. Mit gewaUe heißt hier: unTcrrÜckt, fest, getrost. So gebraucht findet man den
Ausdruck noch bei Gotfrid Ton Nifen 12, 17 ir »piegeUiehten cugen klär, »old ich diu
mU gewaüe an sehen, »6 twüere ich tool, daz mir gewüehse niemer grdtoez hdr: 28, 33
der in liepl^h aiht in äugen mit gewalde und dd 51 taugen, dem iat al t^ Irüren t6i;
Martina 89, 28 diu äugen der marteraere aint - — gedruckt in den apiegel der drivalt,
schoutoen got mit geuxUt.
QEBMAmA. Neae Bftihe lY. (XXYJI.) Jahrg. 26
386 FEDOR BECH
= Frauenl. Minneleich 32, 1 flg. ich swerey ob mir die volge enket,
Ivft, vüwer, centrum noch daz vret*)
nicht hohei' dinc hesliezen.
PTagez. 180 Unser seiden ummefach**),
— 213 0 aller kusche ein ummefach,
Marioy an dm ungemach
man ich dich u. s« w.
= Frauenl. Lied. 9, 14 Hilf^ Minne, hilf mir uf der lieben
umhevach,
PTagez. 226 in jämers glüt (: amiüt).
= Frauenl. Spr. 94, 5 in der schänden glüte\ 125, 16 vor schän-
den glüt] 301, 19 in gieres glitt; 7, 18 der Sünden glut\
448, 2 in Sünden glüte\ 409, 16 in tumhes sinnes glüte.
PTagez. 588 mit foller kur (? Hs. nit folkur).
:= Frauenl. Kreuzl. 15, 18 in vollei* kur.
PTagez. 1509 Ich mane dich, daz die eine hant
mit grimme an des crUces want***)
genegeU — wart.
= Frauenl. Ereuzl. 20, 18 wir klimmen y kriuz, an dtner want
hin wider an unser erbestat,
PTagez. 1863 Ich bit dichj hoher p^tsbejac,
Maria, daz u. s. w.
— 2783 disen hohen prisbejac.
= Frauenl. Spr. 438, 8 dne dinen danc im iciH otich prisbejac
(: slacY).
Frauenl. in Kolmar. Lied. I, 36 durch dinen jyi'isbi'jac.
PTagez. 735 0 tounneclicher freuden masl (: last)^).
— 2240 Ere und lop dei* wirdekeit
n dir geseit, du freudenmast.
*) Die Wiener Hs. hat hier vriel und darüber aqua, die Weimarer daz erfrayi.
VUt, das im Texte steht, ist eine Vermuthung EttmÜllers, die mit Hinblick auf die
angeführten Stellen der Tagezeiten nun schwerlich jemand noch halten wird ; auch die
Bemerkung in dieser Zeitschrift 26, 276 wird dadurch zum Theil hinfällig. Ich schließe
mich jetzt Schönbach an, der im Anzeiger VII, 232 unter fiit das lat. fretum Tersteht.
**) V'gl. die Beispiele bei Lexer II, 1744, wo die Unterscheidung von umhevach
und wnhwäch nicht nöthig scheint. Hinzuzufügen ist noch eine Stelle in einem unechten
dem Mamer beigelegten Liede MSH. II, 247' (.3) aller kiuache ein umbevaek (: er Jach).
***) Vgl. Kolmar. Lied. 75, 137 uf huoben sie des eriuees want; Pass. H. 70, 58
er wart geliaben und getragen hin an des crüces wende (: hende).
+) Vgl. MSH. 3, 293»» (ö) und Lexer II, 297.
^■♦) Die Bedeutung von mast ist in den Wörterbüchern bei dem Worte himel-
zu DEN PARISER TAGEZEITEN. 387
= Franenl. Ereuzl. 21, 10 merket, welch ein lebender meist,
mit dem unsere geistes last
sigelet van dem immer kumber tragenden mer.
:= Spr. 286, 8 von Jericho du himelmast.
PTagez. 2262 ich bite dich, in hiemeldouwe
ein rose, magit^ der engil frouwe.
— 2397 ich man dich, edel frouwe,
rose in hiemeldouwe.
= Frauenl. Spr. 17, 6 u. 18 du rdse in süezem touwe —
: hoher enget fi^ouwe,
= Frauenleich 3, 1 vrouwe : von dem grozen himeüouwe.
= Spr. 148, 12 u. 18 si rose in süezem touwe
: der reinekeit ein vrouwe*).
PTagez. 2590 flg. 0 meienblüt in histe^
der dich vor ertgeruste
in der gotheide firme,
dich eme mit rtcher dirme
in sriner hoher majestät
geschaffen und gedirmet hat
= Frnl. Frauenleich 17, 22 wie gestecket in die firme
sint die steme, daz ich tirme**).
= Minneleich 5, 4 u. 8 mit der firme : zu der tirme.
PTagez. 2827 ö tempel der drefaldekeit (= Maria) und
— 2587 ö tempel, sarc des hiemsls wirt.
= Frnl. Minneleich 22, 1 meit, wtp unt frouwe,
ganzer vröuden tempel
gezirkelt hat sich uf die drt genende***).
Dazu kommen bei beiden Dichtern einige Lieblings Wörter, die sehr
oft wiederkehren, weil sie sich im Reime leicht verwenden lassen.
So besonders folgende:
mast Dicht richtig angegeben. Nach Ettmüllers Vorgang boU dies j,himelbr6t, Himmel'
futter" bedeuten. Der Zusammenhang jedoch, in welchem sich in den oben vermerkten
Beispielen das Wort mögt findet, lehrt, daß himelmaat vielmehr synonym ist den
Ausdrücken himelvan, leüvan, über welche man nachsehe W. Grimm, Einleitung s.
GSchmiede XLV, 3-5 (= Zarncke, Der Graltempel S. 608, 13; MSH. II, 247^ 6).
Dieselbe Bedeutung hat das Wort bei Heinrich von Müglin, ed. Müller S. 24 u. 26
80 binde ich an mtns herzen ast d^n» Iröstea maal.
*) Vgl. GSchmiede 1907 und S. XXXIV, 30.
♦♦) = da ich *' Ifrmt'f
***) Vgl. MSH. HI, SS»* (II, 1) Maria du gotea aedel, tempel der d9iva:idikeU.
25*
388 FEDOR BECH
hwt in den PTagezs. 405, 1317, 1343, 1972, 2131, 2186, 2417,
2745, 2947, 2979, 3612 = Frnl. Frauenleich 8, 2, Kreuzleich 2, 4;
13, 7; Sprüche 24, 8; 51, 8; 79, 5; 85, 14; 147, 1 ; 236, 18; 257, 2;
296, 18; 320, 5; 323, 5; 388, 11.
fln in PTagez. 11, 317 (u. 3154), 586, 1260*), 1374, 1812 (ebenso
1865, 1960, 2066, 2071, 2167, 2387, 3365, 3843, 4026), 2015, 2513,
3464, 3839, 3897, 3968, 4012 = Frln. Frauenleich 14, 14; Minneleich
18, ll;Spr. 2.16; 25,5; 76,1; 133,1; 151,17; 159,1; 179,4; 270,4;
291,8; 357,12; 369,8; 377,15; 382, 11; 409, 19; 410, 20; 441,2.
funt in PTagez. 118, 291, 352, 640, 1255, 2688, 2868, 3144
= FrnL Frauenleich 6, 14; Spr. 73, 11 ; 78, 17; 93, 17; 110, 10; 144, 7;
166, 6; 186, 1; 287, 20; 312, 10; 403, 9; 437, 11.
zart in PTagez. 602, 609 (u. 1098, 2162, 2823, 2832), 870, 1206,
1313, 4009 = Frnl. Spr. 25, 8; 36, 17; 43, 15; 57, 5; 90, 14; 111, 8;
126, 14; 161, 15; 358, 10; 369, 15; 386, 16; 393, 3.
Endlich der häufige Gebrauch der Anaphora in den Tagezeiten
den bereits Wätzold in seiner Dissertation S. 45 vermerkt hat, wo nur
noch das Beispiel mxtfirserit 1709 — 1723 hinzuzufügen ist. Von Frauen-
lob notire ich dieselbe Figur an folgenden Stellen : wiederholt wird
waz 8ol in Spr. 303; waz Spr. 372; loar kam 281; wädurch 256; wä
257 und Minneleich 34-38; wer 24-28; Kreuzleich 7; Spr. 350;
wie 258; sun 288; noch Minneleich 15—19; ich binz Frauenleich 9 — 16;
tcüp Spr. 310 und Lied 5; gegriiezet Spr. 398; ewer 402; p-w 287.
Aus diesen Übereinstimmungen darf man schließen, daß der Ver-
fasser der Tagezeiten wahrscheinlich ein Schüler Frauenlobs war; und
dafür spricht auch noch besonders der Umstand, daß er gleich wie
sein Meister öfter solche Wendungen und Bilder verwerthet, wie man
sie bei Eonrad v. Würzburg, zumal in dessen Goldener Schmiede antrifft.
Noch wichtiger aber ist eine andere, dem Herausgeber der Tage-
zeiten und seinen Recensenten entgangene Wahrnehmung, das ist die
große Übereinstimmung, welche sich zwischen dem in Rede stehenden
Gedichte und einem durch v. d. Hagen in seiner Germania 6, 251 folg.
mitgetheilten mnrh. Gedichte auf den Tod des Grafen Wilhelm von
Holland findet.
PTagez. 735 u. 2240 du freuden mast.
= WvHolland 201 der center'**) oaerhomit halt
unser h$er wouden mast.
*) = mit MUer-finen voorten; vgl. die Zusammensetzungen MUerbHlin, lülergrd,
UUergrüene (im J. Tit. 3316, 2), UUermd (J. Tit. 1173), l<Uen>ar.
**) Verschrieben für camber = mbd. kumber7
zu DEN PARISER TAGEZEITEN. 389
PTagez. 2038 frauwe gerümet ho.
— 2564 ein herre richj gerümet kd.
— 3697 wU gekundit und gerdmit ho.
= WvH. 245 der ich was hd gerdmit (: geblomit).
PTagez. 2506—7 zodiacua der sonnen reify
8%n zwefaidio ummesweif.
= WvH. 365 — 66 zodiacus der aunnen reif,
eint (?) zwiualdich ummeeweif.
PTagez. 2518—19 das laufen der pkmeten,
plaüster'*) und cometen.
= WvH. 363—64 dat lüßen der planeten,
planster unde comiten.
PTagez. 2528 Die warte\n\ der orizünten
sa gar an allen punten
wären betrubit und in not
umme sterben iris scheppers ddt
= WvH. 367 — 68 Dey wartin der aHsmünten**)
vinde ich in geynen p&nten.
PTagez. 2532—37 die wanne (?) an dem gestirre
was alle lauf es irre
do in dem firmamente
do zwischen Oriente
biz hein gein dei* sunnen fal
was firii^et oberaL
= WvH. 357—62 daz vinde ich an deme gestirre,
dat si lofent irre
in deme firmamente,
dicke tuschen Oriente
bis hin iegen der sunnen val
is verirret overal.
PTagez. 2538 — 39 und ouch in kranker wonne
die hiemel und ir könne***).
*) Planster bat wohl mit ^plauHrvm, ursa major , wie Wätsoldt S. 44 meint,
nichts zn thnn, sondern ist eher aus plantter verderbt, nicht umgekehrt Etwas anderes
mag zoBtem bei Fraaenl. Spr. 364, 6 bedeuten, vielleicht Nebenstern, wie zuosunne
= pfxrelios bei Konr. v. Megenberg 97, 2, 12.
**) = arctu9 mtmd«? = polu9 arcHcua und p, antaretiau'f
***) Der Ausdruck und ir könne scheint sagen su sollen: und das was bu ihnen
gehört, hier eher die Gestirne als die himmlischen Ueerschaaren; bei Walther v. Rheinan
68, 18 heißt der Gottessohn de» himeU künne.
390 PEDOR BECH
= WvH. 383—84 des sint in kranker tounne
dey hemele und ir könne,
PTagez. 2540—41 des hiemeü center*) det* leit tiot
umme strenge smis seheppers dot.
r=: WvH. 375 — 76 des hemels center Itdent noyt,
mich duncht id meyne eyns heren doit
PTagez. 2575—76 sunne, mäne, sin geschaßt
sin aüe worden mechtelds.
= WvH. 377 durg dat sint si mechtelois,
PTagez. 2587 des hiemels wirt.
= WvH. 411 des hemels wirL
PTagez. 2591 — 95 der dich vor e9*tgeruste
in der gotheide ßi^me
dich eme mit r icher dirme
geschaffen und gedirmet hat.
= WvH. 399—401 prüve den ich dir dirme,
der düdet mir üs deme firme
eyn wunderlich geschigle,
PTagez. 2602—4 alsa waz gar fefi^dorhin,
ferleschen und ersUyi'bin
in dir din reinis herze.
= WvH. 102 verleschen is der carhunkel
— 290 ve)*lei8chin**) is min lichter schin.
Wie nun aber mit den Tagezeiten^ so stimmt das zweite der hier
eben verglichenen Gedichte auch wieder mit Fraueniob rttcksichtlich
einzelner Ausdrücke überein. So
WvH. 16 ret/ner Spruche vach.
= Frnl. Frauenleich 16, 24 wärer spruche vach,
WvH. 24 niL dar! so wille ichz läsin sin.
— 56 nu dar! of ich muys steruen,
:= Frnl. Lied, nu dar! nu wie sol ich gebären!
=-. Spr. 377, 1.
WvH. 74 ey gelich sin sunderwxsel
in vroudenricheni done sanc.
= Frnl. Spr. 396, 8 daz ist ein sunderwise.
*) Von Wätzoldt verb. fttr das in der Hs. stehende eanter oder Cancer,
**) Die Form des Partie, aerleschen scheint ripuarisch gewesen zu sein. Auch
in der Trierer Hs. des Muscatblut steht 28, 25 gras» honger wart geleschen (: gedreachen).
Vgl. über dretchen (wovon das Paitic. gedroacJien in den Altd. Predd. Wackemagels
44, 53) und ähnliche Verba, die in eine andere Conjugation übertreten, Weinhold
Or. 331 u. 832. Sonst findet sich in den PTagez. 2295 hat geles9Ü.
zu DEN PARISER TAGEZEITEN. 39I
WvH. 92 ich karme.
= Frnl. Spr. 357 min langez karmen*).
WvH. 164 — 67 ich qtiam hJ& in den malt
up eyn grünes zesper
zu mmes liues vesper.
= Frnl. Spr. 286, 15 (Anrede an Maria):
der siben heilikeit ein spet^egespei*,**)
uf gotea wise ein violin&r zespet*, ***)
hilf^ swenn unser vesper
des endes kom u. b. w.
*) Zu kat^men vgl. Lczer I, 1620; Morolf II, 348 got inkoret nit An karmen
(: arvien); Haupt Ztschr. II, 306, 113 die up dig scrien ende karmen (: if^armen)',
Eberhard Zersne 1725 dy Zte6en armen hän leiüich totlich härmen^ Gotfrid Hagen
RChron. 1104 u. 4020; Deut. Chron. XIII, 179, 1; Birlinger und Crecelius Altd. Neuj.
8. 126.
**) Bei dieser Stelle sind die Erklärer rathlos. EttmUller in seiner Anmerkung
dazu schöpft zum Theil aus Sprachgebieten, die dem des Dichters zu fern liegen.
Ich denke mir gesper zusammenhängend mit dem mnl. ghespe = fibula, confihula}
orbiculua, arua, flandrisch g€ispe bei Cornelius Kil ed. Hasselt 187*, und ghttpen,
fUmlare, inJUmlare\ bei Diefenb. GIoss. 233* fibula, gatpen, getpeiT', 335" logium, brutt-
gespir, brustgesperr^ 366" monüe, gepair, bruatgespir; 522" scutula, geapir fson gold oder
Silber gemacht] 546*" apvnter, geapir, acftoudergheape (= fibula, humeratHa bei Komel.
Kil), eyn Izonge van eyn gheape off eyn henoßel; 329** ligula, gaape, iaapia; dazu Hilde-
brand im DW. VII, 1484 s. v. gaape. Mit geap4rre hat aber giaper eigentlich nichts
gemein; man müsste denn annehmen, daß hier eine Vermischung oder Vertauschung
von geap6rre und g4apir stattgefunden habe; das t in geapir ließe sich allenfalls so
deuten, als hätte der Ton auf der ersten Silbe gelegen; allein dem scheint doch die
althochd. Form geapirre entgegenzustehen. Daher glaube ich eher, daß gaape y geape,
geaper zurückzuführen ist auf den Edelstein iaapia y aus dem solche Spangen oder
Agraffen ursprünglich gefertigt wurden. Man sagte dafür auch iaape, iaap , so beim
Megenberger 448, 31; 449, 13; bei Heinr. v. d. Türlin 15688 im Plural von iaapen;
vgl. auch das englische jaaper, diaper, franz. diaapre, diaper, ital. di€upro. Bei Muscat-
blut 8, 367 heißt es: daz rechte jaspia bia du genant, du roae von Jerachia, Leichter
läßt sich der erste Theil der Zusammensetzung apere-geaper erklären. Er scheint hier
denselben Sinn zu haben wie in den bekannten zusammengesetzten V^örtern aper-
lachen, aperlaken, apervenater , apenoagen (vergl. zumal Schiller-Lübben über diese
Formen), apargolze] in diesen drückt aper- (apar-) die Sperr- oder Verschließbarkeit
aus. Daß Maria die Spange der sieben Heiligkeiten gensnnt wird, erinnert übrigens
an eine Stelle im Frauenleich 6, 10 folg., welche in dieser Zeitschrift 26, 257—68
besprochen worden ist.
***) Zeaper halte ich für dasselbe Wort wie diaaper, das in der Krone und bei
Eilhart 2080 vorkömmt als Name für ein feines, buntes Gewebe, vgl. Lexer I, 422;
gerade so ist zeta aus diaeta, tabulua aus diabokia entstanden. Ein vioHner zeaper wäre
dann etwa ein Veilchenteppich, ein ähnlicher Ausdruck wie ^U>elt, das mehrfach von
der Maria gebraucht ist, vgl. Mhd. Wb. III, 296^ oder wurzbetie, areola aromatum,
Hoffinann im Glossar zu Williram und Trudberter HLied 80, 26; 81, 2; 91, 11; 92, 17.
392 FEDOR BECH
WvH. 201 hJoer vrouden maaU
= Frnl. Spr. 286, 8 himelmast.
= Kreuzleich 11, 10.
WvH. 256 flg. in noch ney bevilte
dwrch mich aicheynea Schatzes,
manges wedersatzes
erwerte he sich mit geuendei* hant.
= Frnl. Spr. 83, 8 folg. man sol ie gehen
und geben ie zu trotze
gen dem widersatze^
ez komt ein gäbe iüsentvaÜ wider zu rechtem schätze
WvH. ^\\ des hemels wirt
= Frnl. Spr. 404, 2 des himeli%ches wiH.
Nach den hier gegebenen Gegenüberstellungen wird man zugeben
müssen, daß der Verfaüer der Tagezeiten wie der des Klageliedes auf
den Grafen von Holland die Gedichte Frauenlobs kannte, ja gewisse
Ausdrücke und Wendungen daraus nachahmte; vgl. dazu noch die
Bemerkung über V. 2935 folg. S. 397. Noch engere Verwandtschaft
findet unstreitig zwischen den Nachahmern Frauenlobs selber statt.
Hier ist an mehreren Stellen eine wörtliche Entlehnung nachgewiesen
worden. Dazu kommt, daß beide auch dem Dialekte nach nahe ver-
wandt sind. Man könnte daher auf den ersten 31ick sicK versucht
fehlen, für beide Gedichte einen Verfasser anzunehmen, wenn nicht
hinsichtlich des Stiles beide wieder von einander so verschieden
wären; ich erinnere nur an die auffallende Wortstellung, die in den
Tagezeiten so oft begegnet (vgl. Schönbach 1. 1. S. 230 und 232) und
schwerlich überall dem Abschreiber zur Last fällt*). Nach meinem
DafUrhalten ist es hienach gerathener anzunehmen, entweder daß von
den beiden Verfassern der eine den andern ausgeschrieben — und es
entstünde dann die nicht leicht zu entscheidende Frage, welcher von
beiden der Ausschreiber des andern gewesen — oder daß beide einen
dritten Autor benutzt hätten. Das letztere ist für mich das Wahr-
scheinlichere. Und zwar, wenn man bedenkt, daß seit dem Ende des
13. Jahrhunderts das Wohlgefallen an gelehrtem Zierath und an leerem
Wortgepränge besonders durch Frauenlob und seine Schule genährt
und gefördert wurde, so ließe sich die Vermuthung wohl wagen, daß
*) Am auffallendsten ist die Stellung, welche hier dem Adjeotivum öfter gegeben
wird, so daß es seheint, als habe der Verf. nach einer lateinischen Vorlage gearbeitet«
Derartige Versetsungen begegnen sonst nur in Interlinearversionen und ähnlichen
Übersetzungen.
zu DEN PARISER TAOEZEITEN. 393
Frauenlob auch derjenige gewesen, von dem die Verfasser der Tage-
zeiten und des Gedichtes auf den Gr. v. Holland ihre gelehrte Staffage
entlehnten. Die Quelle, aus der der erstere seine gelehrt klingenden
Verse : /t2r loft cenU^um und daz frSt und dcui firmamentum und daz frSt
schöpfte, ist uns erhalten und virar gewiß Frauenlob; die andern ge-
lehrten Beiwerke, in denen er wörtlich übereinstimmt mit dem Ver-
fasser des Gedichtes auf den Gr. v. Holland, könnte er recht wohl
eben daher sich geholt haben. Da unter den vorhandenen Gedichten
Frauenlobs eine solche Quelle sich nicht mehr vorfindet, so müßte
man denn annehmen, daß das betreffende Gedicht, dem diese Entleh-
nungen entstammten, uns verloren gegangen wäre. Unter die uns bis
jetzt abhanden gekommenen Lieder des Dichters gehört nun auch das
Klagelied auf König Wenzel H., in Bezug auf welches Ottokar in
seiner Chronik c. 755 folgendes berichtet:
die er (Wenzel) het gertchet ie
unt von armüete achiety
die sungen manic klageliet
mit grdzer zaketmüsse
sim lob ze gekügenüsae
khgebaere unt lobelichj
Vrouwenlop meUier Heinrich^
der üf die kunst ist kluoc^
und ander singer genüge.
diz ergie, do man spürte
nach Kristes gebürte
driuzehen hundert jdr, sd man JacÄ,
und in dem vunften dar nach.
Wie in den Tagezeiten der Tod des Weltheilandes, in dem andern
Gedichte der Tod des Grafen als ein Ereigniß dargestellt wird, das
den Himmel und die Gestirne in Mitleidenschaft zog, ebenso, denke
ich mir, könnte auch die vom Dichter geschaffene Situation in dem
Klageliede auf König Wenzel gewesen sein. Frauenlob hätte hier
Gelegenheit gehabt, seine astrologischen Kenntnisse zu zeigen. Und
daß er damit zu prunken wußte, ersehen wir heute noch aus einigen
erhaltenen Gedichten, wie z. B. aus dem Frauenleich 17, 20 folg.,
aus Spr. 364, Lied XI, 2 u. 3.
Doch — ich sehe wohl, meine Vermuthungen übersteigen bereits
das Maß und werden sich eher ein Lächeln als eine Zustimmung sei-
tens der Fachgenossen erwerben. Warum könnte es nicht auch ein
anderer gewesen sein, der von zweien zugleich ausgeplündert worden
394 FEDOR BECH
Wäre? War es denn Frauenlob allein, der als Meister mit seinem Stil
und Geschmack für das 14. Jahrhundert den Ton angab? Hören wir
z. B. Bruder Hans, wie er sich über die in seiner Gegend und seiner
Zeit bewunderten und mustergiltigen Dichter äußert: an der einen
Stelle, 4095, nennt er Frauenlob und Poppe, an einer andern, 5037,
einen Hans von Lothringen *). Von Letzterem wissen wir sonst weiter
nichts. Jedenfalls aber ist die Art und Weise, wie hier sein Name
genannt wird, dazu angethan, daß wir in ihm einen geistlichen Dichter
vermuthen dürfen, nach dem sich damals viele andere richteten, und
wir uns leicht irren könnten, wenn wir Frauenlob als den einzigen
gefeierten Sänger hinstellen wollten, den die Zeitgenossen nachzuahmen
beflissen waren.
Zum Schluß noch einige Bemerkungen zu einzelnen Stellen der
Tagezeiten.
V. 55 muß es heißen: durck uns den bitterlichen sweiz rerte (Hs.
nerte) du u. s. w., vgl. V. 104; eine Umstellung uns durch wird damit
erspart.
V. 59 ich manen dich dme?* swere, der din reines herze leit\ der
in die zu ändern ist kein nöthigender Grund, da der Dichter derartige
Attractionen liebt, z. B. V. 37, 680, 869, 1234, 1348, 1519, 2327,
2414, 3603. Auch V. 1323 hieß wohl ursprünglich: und alles güdes des
du hast mir gedän, wo eher des als daz nach güdes ausgefallen ist. Vgl.
J. Grimm, Kl. Sehr. 3, 318.
V. 220 Dln kint loas int alleine Umme unsir schult gefangen: flir
int alleine stand wohl in der Vorlage nit toan eine'^ vgl. andere Bei-
spiele im Mhd. Wb. I, 421% 2 folg.
V. 245 ist mit Tilgung von die zu lesen: ist daz er genäden geri\
vgl. Bartsch zu Strick. Karl 5208; Gotfrid Hagen 4926.
V. 253 dan üz lose, herre, mich; an dan üz war nichts zu ändern;
ebenso heißt es bei Frauenlob Spr. 407, 9; Vom Glauben 741 u. 1006,
Bartsch in der Germ. 7, 16.
V. 307 mit bemde herzen mvvne\ ich verstehe und ändere bemder
= beimetider, brennender; vgl. MSH. Hl, 422' (XXH, 1) ein bemde
ger tuol kumberhefiig selben sich; Pass. K. 35, 14 in der bemenden
flammen rot-, Kolm. Lied. 115, 60; Süßkint v. Trimberg in MSH.
*) Bruder Hans Marienl. 4095 Und wasr ich dichtem als vundieh Älzo her vxu
der Vrauwenhp 0/ meister Pop; 6035 Hed ich nu cunst von allen dingen, Daz ich
tilLBenlwdi baz cund singen Wen der Hang deyt von Lotrvnghen,
zu DEN PARISER TAGEZEITEN. 395
II, 259' (III) du betonest himel mit den 8tet^n\ E. v. Kirchberg S. 799
gebermn.
V. 522 der dac gefriget, an welchem des menschen son hat
gefriget sine hantgetät, vgl. mit Walther 36, 31 an dem friiage wurd
wir vor der helle gefriget
V. 533 der ummer wäre freude gtt Waz der da grösser freude plac\
im zweiten Verse ist leide für freude zu lesen; vgl. V. 580.
V. 563 mit daz si zu den stunden Vil falscher ort^l funden: auf-
fallend ist der Ausdruck mit daz; gewöhnlicher war im Mittelhochd.
biz daz, vgl Mhd. Wb. I, 19P, 42, oder bz daz, bedaz, ebenda 113^ 48
und Lexer I, 139 = während; es läßt sich vermuthen, daß der
Schreiber bit daz in seiner Vorlage hatte; bit = biz verzeichnet Lexer
als md. Form aus Morolf; aber ein mit = bit = biz findet sich noch
einigemale in einem Frauensteiner Weisthum bei J. Grimm IV, 569
und 570. Sonst erscheint bit = mit in den Tagezeiten 1531 u. 1802.
V. 596 Wil ich in g[e]ndden dagen Bin ick in eine mensclich lebin\
der Herausgeber will das zweite ich getilgt wissen ; besser ist es, wenn
man meine schreibt statt in eine\ vgl. V. 156.
V. 725 folg. [Christus] wolde Itden unde leit
Schade, schände und smachheit,
Siege, stose und bdse wart,
Verspten, pine obir ort^
Lachen, spotten, bösen schal,
730 Ritfen flocken, obir obir al.
Da mede uns spot des düfels wart
Benummen, und fast die helle versparty
Und ein ewio lebin
Mit siner pin uns wart gegebin.
Für obir ort vermuthe ich obirhoi% vgl. V. 2947 ganzer tiHwen oberkort ;
auch V. 3612 könnte man freaden oberkort lesen statt frevde fremden-
h(yrt. In V. 730 hat der Herausgeber das eine obir in obir obir al
getilgt. Obwohl aber obiral sonst häufig zur Ausfüllung im Reime
verwandt wird, vermuthe ich doch, daß wie so oft so auch hier ein
selteneres Wort vom Schreiber unterdrückt ist, ich meine obirbral, m.,
übermäßiges Lärmen, gebildet wie überbrasty overbrost (Magdeb. Fragen
S. 272), iiberddn, übei^duz, übei^klaf, übersckal] vgl. Elisab. ed. Rieger
4719 daz mere mockte iezü erbiben von des ruf es bralle (: alle) und Schiller-
Lübben III, 369 s. v. pi^al. Außerdem ist die keUe aus V. 732 in den
Anfang des folgenden Verses zu rücken.
396 FEDOR BECH
V. 900 folg. Von der grdzen schänden damede ich bin befleckit ver-
atunchen und versteckit: eine Änderung in versunken halte ich für
unnöthig, denn vgl. Legende vom Heil. Andreas in dieser Zeitschrift
12, 78, 20 3$ muz mm sUe irtrinchin, in der helle iretinchin mit samä
dem lichamen; Leysers Predd. 16; 23 daz vihe ist in ein selbes miste
ervülei : daz vihe bediutet den sunder der in einen sunden erstunken ist
V. 952 lies ein crone (Hs. trone) aller megede, wie V. 1580.
V. 1225 — — e mich begriffe der ddt sunder rtfe: hier beßere
ich begrtfe und der sunden statt sunder] der Dichter ahmt offenbar
Konrad nach in der G Schmiede 863 du schoßne mandelbou/nes bhwt,
die sunden rt/e nie getraf und 1872 (bereits von Sehönbach angemerkt)
kle, den Sünden rtfe noch ir sne gederren nie getorste.
V. 1528 flg. daz dir die glieder dannen mußten alle iiäwichen ir
etat besunderlichen; dieselbe Construction hat entwichen bei Frauenl.
Spr. 398, 6 und ob daz mittel im der giiete entwichet,
V. 1747 das des blüdis beche grdz, frauwe magit^ uf dich ßoz:
hier steht grdz substantivisch im Sinne von vii
V. 1885—86 lese ich graben in dem herzen min swachen (Hs. suchen)
einen fullemunt: vgl. V. 1875 und 1877; im Gedicht kehrt diese auf-
fallende Wortstellung öfter wieder.
V. 1856 helfe rät ist Wolfram nachgesprochen, der im Parz. 715, 11
sagt: din minne git mir helfe rät.
V. 2182 schlage ich vor, nach Tilgung von trüren, das aus V. 218Ü
wiederholt und durchaus wider den Sinn ist, zu lesen: vor ahne misse-
wende, vor ßenden gar behende.
V. 2302 din senftekeit dm füUe müt: flir das letztere ist etwa
wolemüt zu lesen.
V. 2555 daz crüce heilic fil gar zubrast: der Schreiber scheint hier
heilic für vrdn gesetzt zu haben ; vrone hat er auch wohl im Folgenden,
V. 2563, ausgelassen; dasselbe Wort scheint er da, wo son*) auf ddn
in allzu modemer Weise gereimt ist, in V. 1995 und 2372, durch einen
ihm geläufigeren Ausdruck ersetzt zu haben; nur V. 4033 und 4038
ist vrdn bnangetastet geblieben«
V. 2581 0 gimme vor dem zigel (: spigel) ist Nachahmung von
Konrad in der GSchmiede 244 den gotes briufen allen ireit din schoene
vor den Spiegel*^ alsam daz goU den sieget überglesiet u. s. w. und 861
du gimme ob allen steinen guoL
*) y%\* weiter unten bu V. 8936 folg., wo der Schreiber ebenfalls wn geseilt
hat statt eines ihm ungeläufigen Ausdnickes.
zu DEN PART8ER TAQEZEITEN. 397
V. 2695 folg. ein rüler sieh da fägete
zu dime dddin tibe sus^
genennit was Longinus.
AuslaBSUDg des Pronomens im letzten Verse anzunehmen, wie der
Herausgeber thut, ist gar nicht nöthig; der Dichter scheint, seinem
Dialekte entsprechend, auch sonst das Pronomen öfter gespart zu haben,
80 in V. 2017, 2560; vgl. Gott. Gel. Anz. vom J. 1863, S. 1304; dazu
Tobler in dieser Zeitschr. 17, 257 folg. und Jänicko zu Wolfdietrich
D. V. 123.
V. 2782 lies uf deti testen dac statt besten d,
V. 2926 lies d6 getöst statt daz gelöste.
V. 2935 folg. ich mane dich der clage gr^z,
der du spreehey reine frueht,
dS dtn eingeborn son
doth in dime schdse lae.
Der Herausgeber hat hier zucht vermuthet ftir son. Das würde der
Schreiber wohl unberührt gelassen haben. Eher nahm er Anstoß an
dem seltenen truchty das bei Frauenlob mehrmals erscheint, und zwar
im Sinne von onus^ zumal onus gravidi ventris, paritis, Leibesbürde,
Leib;;sfrucht, Creatur, so in Spr. 63, 13 und in den Varianten zu
Spr. 157, 11, wo nach meiner Auifassung das Wort vrouwe spielend
gedeutet wird mit: vrö w^-bemder truehte (: wuchte : züchte) ; in Spr.
315, 15 6 süeze trucht, was wieder nachgeahmt ist von Wizlav in
MSH. III, 78^: Maria ^ du süze vrucht, emphtnge ein Mhe drucht von
Gahri^les bodeschaft] die Handschr. hat hier diu für du] Ettmüllers
Erklärung in der Ausgabe der Sprüche und Lieder Wizlav's S. 69 ist
äußerst gezwungen. Auch in Frauenlob's Spr. 262, 2 ist lebendige trucht
nur poetische Umschreibung für Creatur, menschlich Wesen; an „Schaar"
oder gar an „Gesindel^, wie EttmüUer wollte, wird man heute nicht
mehr denken.
V. 2960 — 61 die zu beschriben etat, wa nientan folles sinnes liat:
für wa nieman möchte ich wän oder win ieman = schwerlich jemand
lesen; vgl. V. 3602 ich wene ieman gesagen kan; auch stät ist aber ver-
dächtig; vielleicht sind die Worte so zu stellen: die win zu heschnben
sat ieman volles sinnes hat,
V. 2974 folg. läßt der Dichter den Johannes zum Herrn sprechen:
wie ist dm herze dm ferwonty
daz mir nechieni det drüwe kunt
getrüwer sjnsen; wer sal mich
mi spiseny sage, trüwelich vl^ b. w.
398 FEDOR BECH, ZU DEN PARISER TAGEZEITEN.
Ich setze nach kunt ein Ausruftingszeichen und fahre fort: gehüwe
(oder getrüwer) spisevy wer aal mich u. s. w.5 über splaer vgl. St. übrichs
Leben 131.
V. 3041 daz zu bedüden nicht Mit (: zit) = daß es (Schönbach
vermuthet daz 'z) nicht zu sagen, za beschreiben ist; ebenso zu fassen
ist V. 1459 daz uwer beider ungemach niet zu bedüden (so nach Schön-
bach für belüden) ganz inlit. Hier ist ligen ganz entsprechend dem
Verb, stän verwendet, vgl. z. B. ez stSt zu bedütin, zuschrtben^ zu merkene
in den Beispielen, welche in Germ. 6, 64 und Mhd. Wb. IP, 673^
1 — 8 verzeichnet stehen.
V. 3063 Su^ clagete ei* da lange Mit groger jämer stränge; hier
könnte groger' ^ kroger = kri stehen und zwar im Sinne von vod-
feratioy ejulatio, vgl. in dieser Zeitschrift 22, 43 sowie ttber die Schrei-
bung gri = krt ebenda 26, 270; fttr jämer müßte dann jäm&rs ge-
schrieben werden; ähnlich bei Clara Hätzlerin 1, 1, 49 in des jämers
hrey und in den Beispielen bei Hildebrand D. Wb. V, 2136—37. Das
Adjectiv stränge kömmt noch in V. 2117 vor, wo es wohl ebenso
unantastbar ist wie bei Lachmann, Über drei Bruchstücke mnrh. Gedd.
13, 147: zv)ene risen stränge stunden in grdzem getwange.
V. 3221 der in getrüweltcher dat
dich for Simon gesprochen hat;
den zweiten Vers ändere ich in: dich gein Simon vorsprochen hcU, vgl.
V. 3844-45.
V. 3317 — 18 er want dich in ein stden düch | mit riehen toorten,
sit daz buch. Daß sin aus fegen contrahirt werde, wie der Herausgeber
zu sit bemerkt, ist ein Irrthum, der auf einem Misverständniß dessen
beruht, das Rieger zur Eiisab. 2174 vermerkt hat. Wenn man nicht
seit schreiben will, so läßt sich eher vermuthen, daß der Schreiber
hier wieder einen ihm zu altfränkisch oder zu unverständlich lauten-
den Ausdruck vor sich gehabt hat, nämlich qutt oder kit, vgl. Lexer
s. V. queden und Hildebrand im D. Wb. V, s. v. keden. Das Verbum
hat sich bekanntlich nur im Präsens und zwar in formelhaften Aus-
drücken erhalten. Unter dem Lüch ist die Heilige Schrift oder eine
Evangelienharmonie gemeint; Evang. Joh. 19, 40 heißt es: acceperunt
autem corpus Je^u et b'gaverunt illud linteis cum aromatibus; darnach wäre
Worten in worcen oder worzen zu ändern gewesen, nicht aber in borten.
V. 3331 irzeuge kindis trüge mir; daß hier trüge für trütve gesetzt
sei, ist mir trotz der Verweisung auf Weinhold, Gramm. §. 202 nicht
wahrscheinlich; eher möchteich annehmen, in der Vorlage des Schreibers
habe gestanden: trü gein mir; vgl. Parz. 715, 8 stt din het^e gein mir
triwen pfligt.
A, EDZARDI, KLEINE BEITRÄGE ZU DEN KDDALIEDERN. 399
y. 3390 80 daz mm fient nedir aegü (: v)ol gesegit) ist unmöglich
richtig; aegü kann nicht für »igit stehen; es ist vielmehr legit dafür
zu schreiben, das sich hier zuweilen neben den Formen leit und lit
gebraucht findet; vgl. V. 3030 anegesegit : fers^rü ligü.
y. 3613 ftlr gürt ist gürc oder giric zu lesen.
V. 3848 daa mir beslossen si der dal den er brach (Hs. erbrach).
Unter dal ist der helletal gemeint (Erlös. 1025); zu brechen halte man
Stellen wie Altd. Predd. aus St. Paul 76, IT si gäben urchunde dem
heiligen Christ^ wie gewaUichltchen er die helle brSche; 109, 11 dd er die
helle brahj do wären ei in einem dienet,
V. 3985 gelobet si der hSre dac, den niernan follenfüren mac ; passen-
den Sinn gewährt hier nur follenfiren.
ZEITZ, August 1881. FEDOR BECH.
KLEINE BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND
ERKLÄRUNG DER EDDALIEDER.
15. Nachträgliches zur Gripisspä.
Über die Gripisspä habe ich in dieser Zeitschrift 23, 325 ff.
gehandelt, über ihren Werth als Ersatz für den in der Lücke des
cod. reg. der Lieder- Edda ausgefallenen Theil der 'Sigurdssaga' außer-
dem noch 24; 359. Inzwischen hat fortgesetzte Beschäftigung mit
diesem Liede mich zu der Überzeugung gebracht, daß die Überliefe-
rung desselben an einer Stelle unvollständig und verwirrter ist, als
raan (auch ich) bisher annahm. Ich meine die Strophen 33 — 44 (Hild).
Daß hier nicht alles in Ordnung sein kann, ergibt sich aus folgenden
Beobachtungen.
Im zweiten Theil*) enthalten die von Sigurd gesprochenen Stro-
phen sachlich nie etwas neues, sondern recapituliren die vorhergehende
Prophezeiung und knüpfen daran die zum Folgenden hinüberleitende
Frage, wie denn das geschehen könne, oder wie es denn weiter er-
gehen werde. Eine Ausnahme macht Str. 50, woraus man, wie ich
*) Dabin sind meine Bemerkungen Genn. 23, 327 und 330 zu berichtigen.
Im ersten Theil bringen allerdings auch die von Sigurd gesprochenen Strophen neue
Züge (so 14, 5 f. [? vgl. Germ. 23, 323 ff.], 16, 2 ff.) oder weisen doch bestimmter,
als das mehrfach auch im zweiten Theil geschieht, auf die folgende Prophezeiung hin,
nämlich 10, 5 ff. 12, 1 f. 16, 6 ff. 18, 3 ff.
400 ^' EDZARDI
Bd. 23, 327 f. ausführte, auf den Verlast mindestens öines Strophenpaares
Bohlieflen muß. Qenau so verhftlt es sich aber mit Str. 34, wo Sigurd
spricht:
man ek vid pk Qannar görra hlejti
ok Oudninu ganga at eiga.
görva hleyti kann hier schwerlich, wie sonst ja mehrfach, bedeuten
'Schwägerschaft schließ en\ also ganz dasselbe unbestimmt ausdrücken,
was die beiden folgenden Verse noch einmal bestimmt aassprecheo.
Vielmehr muß das görva hleyti mit Gunnar [und Hognej hier auf das
Eingehen jener besonderen engen Verbindung gehen, welche die Sage
in allen ihren andern Darstellungen'*') in Verbindung mit Sigards Ver*
lobung, beziehungsweise Vermählung mit Gudrun kennt, nämlich auf
die Blutsbruderschaft**). In Str. 33 war aber von dieser Blutsbrüder-
schaft gar nicht die Rede, von seiner Vermählung mit Gudrun —
worauf doch Sigurds Recapitulation (eiga) sich zu beziehen scheint —
eigentlich auch nicht, sondern es war nur gesagt, daß Grimhild sie
ihm anbieten werde. Es wird also vor Str. 34 ein Strophenpaar fehlen.
Wenn nun nach Str. 33 eine Strophe (♦33^) fehlt, in der Sigurd
etwa fragte, *wie kommt es denn, daß ich Grimhilds Anerbieten an-
nehme?' so muß darauf Gripi in einer zweiten fehlenden Strophe
('*'33^) 1. dies motivirt haben, vermuthlich durch den Vergessenheits-
trank***); 2. der mit Gunnar und Hogne geschlossenen Blutsbrüder-
schaft erwähnt haben.« Dieser letztere Theil der Strophe ist nun nicht
verloren, sondern in Str. 37, 1—4 erhalten, wohin er irrthümlich ge-
rathen sein muß. Denn die Blutsbrüderschaft wird nicht erst auf dem
Ritte zu Brynhild (oder doch gelegentlich dieses Rittes) geschlossen,
sondern nach dem übereinstimmenden Zeugnisse der übrigen Über-
lieferungen, welche ebenfalls die auf den verlorenen Blättern des cod.
reg. ausgefallenen Lieder benutzten^), in unmittelbarem Zusammen-
•) Sig. sk. 1-2; Sn. E. I, 360, Vols. 8. (Bn^ge) 143, 3 f. 20-24. [Vgl. auch
Brot 18.]
**) hleyti bezeichnet sunSchst jedes enge, meist yerwandtschaftliche VerhSItniß,
das geschlossen wird. Das wird meist von SchwSgerHchaft gelten, kann aber an
sieh ebensogut von der BlutsbrQderschaft (femer vom Adoptiv • Verhftitniß etc.) gesagt
werden.
***) Dieser Trank darf dem ganzen Znsammenhange nach gar nicht fehlen
(vgl. 81, 6—8). Auch kennt ihn die hier aus gleicher Quelle schöpfende Vols. 148, 1
bis 6 an dieser Stelle, wovon unten. (Vgl. V9IS. 149, 10 ff. 168, 19 ff.) Auch dregr
hon M at gram 38, 8 scheint auf eine folgende Erwähnung des Zaubertrankes hinza-
deuten.
♦) Sig. sk. 1—2: Ukvid trygdum U»eggja hrcbdra, selduik eida eljunfrceknir, Mey
budu hdnum . . . ChtdrAnu ungu QJüka dSUur, drukku ok dcemdu etc. . . . tms peir Bryn-
KLEINE BEITRÄGE ZUR aESCHICHTE ü. ERKLÄRUNG D. EDDALIEDER, 401
hange mit der Vermählung, bezw. Verlobung Sigurds mit Gudrun, wie
ja auch für Grlp. aus Str. 34, 1—4 bei meiner Auffassung der Verse
diese Verbindung erwiesen wird. In Sig. sk. gehen die Brudereide
sogar der Verlobung und Vermählung mit Gudrun vorher, der Ver-
mählung wenigstens auch in Vols. (wenn hier zwei Paralleldarstellungen
yerbnnden sind — wie ich glaube — anscheinend in beiden benutzten
Darstellungen).
So hätten wir in Str. 31 — 34 folgenden Zusammenhang: Gripi
(31): „Du wirst Brynhild und deine Eide, die du ihr geschworen, ver-
geßen (= Vols. 143, 5; 149, 11), sobald du eine Nacht Gjuke's Gast
gewesen bist." — Sigurd (32): „Wie sollte ich zu diesem Treubruch
kommen gegenüber einer Maid, die ich von ganzem Herzen liebe?"
(Vgl. V9IS. 142, 20). — Gripi (33) : „Andere werden mit Trug und
List dich dahin bringen: Grimhild wird mit listigem Sinne dir ihre
Tochter anbieten" (vgl. Vols. 142, 21 ff.; 143, 10—13 [143, 19 f.
= Sig. sk.]). [Sigurd (*33*): „Werde ich denn aber dieser Lockung
nicht widerstehen?" — Gripi (*33*): „Gunnar und Hogne werden die
Brudereide schwören (== 37, 1 — 4 = Vols. 143, 4) und Grimhild wird
durch einen Vergessenheitstrank (= Vols. 143, 5) deine Vermählung mit
Gudrun bewirken."] — Sigurd (34) : „Also werden Gunnar und Hogne
meine Blutsbrüder, Gudrun meine Gattin werden: das wäre eine
treffliche Ehe, wenn nicht Gewissensbisse mich quälten." — Gripi (35):
^Grimhild wird dich sogar so weit bethören, daß du selber fUr
Gunnar um Brynhild werben wirst." Und so schließt sich hier wie in
den andern Quellen die Werbung um Brynhild Str. 35 ff. an. Hier ist
also 37, 1 — 4 zu entfernen. Vielleicht stand dafür, daß sie alle drei
{Gunnar ok Hogni, en pH, gramr, pridi*), vgl. Sn. E. Sigurdr ok Gjüka-
synir) auf die Werbung ritten. Fast sollte man vermuthen, daß hier
noch mehr ausgefallen sei, namentlich das Ziel des Rittes (= Vols.
hüdar hidja foru etc. — Sn. E. I, 360 />ar doaldist Sigurdr langa hrld, pd fekk kann
Gudrunar ößikadöUur , en Qttnnarr ok Hqgni a6rust i hrciäiroilag vid Sigurd, pvi neut
foru peir Sigurdr ok Gßikaaynir at hidja Qtmnari konu, tu Alla Budlawnar, Bryn-
kildctr, »yatur hang : lion aat d Hindqffalli etc. — Vpis. 143, 3 ff. hrcßdr pinir [akulu
vera] Chirmarr ok Hogni] ok allir ir eida wnnid [so zu lesen, vgl. Grfp. 37: 6r
mutmd allir eida wnn€k\ . . . Sigurdr . . . dvaldist par um krid ... 19 ff.: viljum vSr til
ffinna . . . hcBdi riki ok vdra ayatur med hodi . . . peir averfaat 71A i hroedralag . . , n&
^ g^ dgatlig veissla, ok 9t6d marga daga; drekkr Sigurdr nA brüc^laup tu Chidrünar
[= Sig. sk. 2, 1—4; 1, 6—8; 2, 6—8]. Dann folgt 148, 31 ff. [= Sig. sk. 3, 1 ff.]
die Werbung um Brynhild; sie reiten zuBudle (nicht Atle; vgl. aber Germ. 23, 188).
•) Wenn so die Verse 37, 8 f. und *33*, 3 f. gleich lauteten, so wäre die Ver-
wechslung der Halbstropfaen leicht erklärlich.
GERMANIA. Nene Reih«. XV (XXVII.) Jahrg. 26
402 A. £DZABDI
und Sil £.) und doch auch wohl eine Hinweisung auf die Waberlohe.
Freilich sind über die Form der Sage von der Werbung*), die Grip.
voraussetzt, höchstens Vermuthungen möglich.
Im Folgenden muß aber auch noch Unordnung herrschen. Die
Strophen 42 und 43 (Hildbr.) stehen in der Hb. in umgekehrter Reihen-
folge: a = Str. 40 (Hbr.), b == Str. 41, c = Str. 43, d = Str. 42.
Daß b/c (= 41/43) ursprtlnglich aufeinanderfolgten, ist unmöglich^ weil
beide Strophen Grripi spricht^ während nachher Sigurd zwei Strophen
(42/44) hinter einander spricht Daß hier eine Umstellung nöthig ist,
wird wohl Niemand bestreiten; nur darf man nicht wieBugge, Grundtvig
und HUdebrand o hinter d rtlcken, sondern b (41) hinter cd (43/42),
wie ich im Folgenden zeigen werde.
Ferner widerspricht der Inhalt von 43, 1—4, daß Sigurds und
Gunnars Hochzeit zusammen gefeiert werden sollen (wie im Nibe-
lungenliede!) den sonstigen Angaben der nordischen Sagenquellen
(Vols. ; Sn. E. ; Sig. sk.) , ja der Grip. selbst, in der ja schon 34, 3 f.
Sigurd recapitulirend bemerkt: mun ek ... Oudrünu gonga at eiga,
fallhvceni pd fylkir vceri etc. Offenbar ist hier schon Sigurds Ve^
mählung mit Gudrun gemeint, gerade wie in dem entsprechenden
Abschnitte der V9IS. und in den andern Quellen. Außerdem passen die
Verse 43, 1—4 weder nach Str. 42 noch nach Str. 40 in den Zusammen-
hang der Strophe, da der Inhalt von 43, 5^8 dem von 43, 1—4 doch
vorhergegangen sein müsste; und überhaupt passen beide Strophen-
hälften schlecht zusanmien.
Ferner spricht Sigurd von drei Nächten, die er bei Brynhild
geweUt (= Vols. 146, 8) , während Gripi dieser drei Nächte im über-
lieferten Text vorher gar nicht erwähnt hat Da nun, wie gesagt, im
zweiten Theil der Grip. die von Sigurd gesprochenen Strophen sonst
stets nur das Gesagte recapituliren und niemals neue oder speciellere
Züge hinzufügen, so ist zu vermuthen, daß Gripi vorher in verlorenen
Versen (entsprechend der hier wohl aus gleicher Quelle schöpfenden
Vols. 8.) der drei Nächte erwähnt hatte.
Endlich ist Sigurds Frage in Str. 42, wie denn Gunnar eine Maid,
die schon bei ihm (Sigurd) drei Nächte geschlafen, werde zur Frau
nehmen mögen, nach Str. 41 geradezu sinnlos. Denn die darauf zu
erwartende Antwort kann doch nur die gewesen sein: „du wirst sie
in den drei Nächten nicht berühren^ — und das sagt eben Gripi in
*) Über die Terscbiedenen Fassniigen, welche die nordische Sage in diesem
Punkte aufweist, hoffe ich bald an anderm Orte handehi zu können.
KLEINE BEITRÄGE ZUR GESCHIOBPTE ü. ERKLÄRUNG D. EDDALIEDER. 403
Str. 41. Also Str. 42 muß vor Str. 41 gestanden haben, so daß
letztere die Antwort auf erstere enthält.
Aus dem allen ergibt sich, wie ich meine, unzweifelhaft, daß die
unleugbar vorhandene Unordnung der Strophen nicht dadurch ent-
stand, daß o (43) vor d (42) gestellt ward, sondern daß b (41) vor
c/d (43/42) gerieth. Es ist also nach Hildebrands Strophenzählung so
zu ordnen: 40. 43, 42. 41.
Ferner ergibt sich, daß die Halbstrophe 43, 1 — 4
Saman munu brullaup hsdäi drukkin,
Sigurdar ok Gunnars, i solum Gjüka*)
hier nicht echt sein kann, sondern die echte Halbstrophe verdrängt
haben muß. Aus der Vergleichung der Vols. 146, 8 (Par dvelst kann
pfjdr ncetr, ok büa eina rekkju) und Sigurds, offenbar auf die verlorene
Halbstrophe Bezug nehmender Erwähnung der prjdr ncetr (42, 5) er-
gibt sich, daß der Inhalt dieser Halbstrophe war: „du wirst drei
Nächte der Maid Lager theilen.^' Alsdann begreift sich auch, wie statt
dieser Halbstrophe die inhaltlich verwandte Halbstrophe 41, 1 ff. dem
Schreiber in die Feder kommen konnte, so daß auf diese Weise
Str. 41 vor 43/42 gerieth.
Zu erklären bliebe nur noch, wie die jetzigen Verse 43, 1—4
mit ihrer, der nordischen Sage fremdartigen Auffassung**) die zu er-
schließenden echten verdrängen konnten. Das wäre am ehesten er«
klärlich, wenn die verdrängten Verse ähnlich gelautet oder doch ähnlich
begonnen hätten, etwa:
Saman munud ^r briidr i sseing einni
prj&r nsBtr sofa i 9<^him Heimis (?)
Eher sollte man freilich etwa eine Fassung wie die folgende erwarten:
Manud ^r brüdr bssdi sofa
})rj&r D8Btr saman '*^**) i sseing einni^).
Und in diesem Falle böte sich für das Hineingerathen der jetzigen
Verse 43, 1 — 4 vielleicht noch eine andere Erklärung. Man könnte
nämlich zwischen Str. 43, 8 und 42, 1 ein Strophenpaar ausgefallen
denken, welches angedeutet hätte, daß Sigurd Brynhild dem Gunnar
als Gattin ikberlassen oder zuführen werde, und Gunnars Hochzeit
erwähnt hätte (vgl. Sig. sk. 4, 10). Fast könnte darauf 42, 1 f. deuten:
*) Man vergleiche übrigens dazn Fas. II, 64 Sigurd kommg i «pto» Qjika
(Beitr. 8, 361).
**) Gehörten sie einem TerloreDen Ltede rü, welches der jungem (deutschen)
Sagenfassung folgte?
***) Vgl. Rigs]>iila 20, 1 n. ö. Jbr/dr nmir saman,
t) Vgl. Helr. 12: avdfit vü ok undum i sceing einni.
26*
404 A. EDZABDI
Mun göda kvdn Gunnarr eiga. Aber beweisend für dea Aus-
fall eines Strophenpaares sind diese Worte nicht.
Schließlich lasse ich zu bequemerer Übersicht die fragliche Partie
des Liedes in der Anordnung folgen, die ich als die ursprüngliche zu
erweisen suchte, indem ich im Übrigen Hildebrands Text unverändert
wiedergebe:
33. Pü verdr, sfklingr, fyr Byiknm aniiars (H. 33)
mundu Grimhildar gialda r4da;
mun biöda (>^r biarthaddat mau,
d6ttnr sfna, dregr hön y^l at gram.
34 (♦33^)
*)
35. £r muQud allir eida vinoa (H. 37, 1—4)
Gunnarr ok" Hogni, en ))i!i, gramr, Jsniti
(*33^)
**\
36. Man ek vid pk Gunnar görva bleyti, (H. 34)
ok Gu(trünu ganga at eiga;
fuUkvffini }>& fylkir vffiri,
ef meintregar m^r angractit.
37. I^ik man Grfmhildr görva y^la, (ü. 35)
mun hön Brynhildar bidja fysa
Gunnari til handa, Gotna dr6ttni;
heitr p^ fliötliga fpr fylkis m6dar.
38. Mein era fyr hondum, mk ek Iita ])at, (H. 36)
ratar görliga rkä Sigurdar^
ef ek skal mrorrar meyjar biÄja
pdram til handa, |)eirar er ek anna vel.
39. [& munud allir til Atla rida (??)
Chmnarr ok Hqgni en pü^ gramr^ priäi'i]
pk it litam vfxlid, er k leid erad, (H. 37, 5—8)
Gannarr ok ])ü, Gripir lygr eigi.
40. Hvf gegnir })at? hvi skulum skipta [H. 38]
litum ok ]4tum, er k leid erum?
t)ar mun fl&raedi fylgja annat
atalt med pjln; enn segda, Grfpir!
*) Inhalt etwa: „werde ich denn aber dieser Locknng nicht widerstehen?
Und was flir List wird Grimfaild anwenden?"
**) Inhalt etwa: „Grimliild wird durch einen Vergeßenheitstrank diese Ver-
bindung mit Gudrun herbeiffibren.**
KLEINE BKITRiGE ZUR GESCHICHTE U. ERKLÄRUNG D. EDDALIEDER. 405
41. Lit hefir pil Ghinnara ok l»ti haus, (H. 39)
msßlskn ))ina ok meginhyggjar ;
mundu fastna p4r framlundada
föstra Heimisy s^r vsetr fyr pYi,
42. Verst hyggjam pvi^ v&ndr mank heitinn (H. 40)
Sigurdr med soggjam at sog^ru;
vilda ek eigi völam beita
ipfra bnidiy er ek cezta veitk.
43. [Saman munud ir brüär i aadng eitmi
Prjdr noBtr 9ofa i B^lum J^cimM?]*)
\>k h9mam vfxlid er it heim komid, (H. 43, 5 — 8)
hefir hverr fyr J)vi byggju sfna**).
44. Man g6da kvin Gannarr eiga (H. 42)
mffirr med mpnnam — mär segdu, Gripir! —
}>6at hafi |)rj&r nsstr ]>egQ8 briüdr bj4 mör
snarljnd sofit? sliks erat dsBmi!
45. N mant hvila, hers oddviti (H. 41)
mserr, hj& meyju, sem j^in m6dir bö.
t)v{ man uppi, medan pld lifir,
))j6dar )>engil]y J)ftt nafn vera***).
46. Hve man at yndi eptir verda (H. 44)
msBgd med m^nnam? etc.
LEIPZIG, im Mai 1882. A. EDZARDL
*) Dafür überliefert: jS<aman mtmti hr%Mawg bofäi drukkin
Sigurdar ok Qwmar» i »olum Qjüka,
**) Hier ist vielleicht ein Strophenpaar ausgefallen; s. die Schlußbemerkung
obiger Abhandlung.
***) Sollte die Eweite Halhatropbe, die 28, 5-^ jedenfalls passender steht, hier
▼ielleicht unrichtig wiederholt sein statt einer verlorenen, die des zwischengelegten
Schwertes erwähnt hätte? Alle Paralleldarstellungen erwähnen desselben an dieser
Stelle übereinstimmend, ja theils wörtlich Übereinstimmend, nämlioh: Sig. sk. 4: lagdi
averd nokkmt . ., d medal psfra; n4 härm konu kjf99a gerdi eto. -** Sn. E. I, 362
er pau kpdmu i Mcskig, pd drö Jumn averdU Qram or tUdrw» ok lagdi i milU pekra. *-
V9I8. 146, 8 ff. dvtUt haiwn prjdr ncBtr, ok hua eina rtkkjtk, Hann tekr wer du Qram
ok Uggr i wieddl peira bert. — Vgl. Brot 20 benv^nd of Ut ... d medal okkar. —
Sig. sk. 68 liggi okkar enn i müli . . . eggkoatt idm wd endr lagü ; pd er vU hoadi bed
etrni sügum, ok hitum pd hiöna nqfni.
406 E- STEFFENHAGEN
KIELER BRUCHSTÜCK AUS BERTHOLDS VON
HOLLE DEMANTIN.
Das nachstehend mitgetheilte Bruchstück (K. B. 48"), über dessen
Zugehörigkeit zu Bertholds von Holle „Demantin" Herr Privatdocent
Dr. Pietsch mich freundlichst aufgeklärt hat, wurde von den beiden
Deckeln eines Quartbandes im Besitze der königl. Universitäts-Bibliothek
zu Kiel abgelöst. Der Band enthält „In postremos tres prophetas, nempe
Haggaeum, Zachariam^ & Malachiam, Common tarius loan. Oecolam-
padij" (Basileae 1527) und ^loannis Oecolampadii in librum lob exege-
mata^ (ibid. 1532). Über die Provenienz oder einen früheren Besitzer
des Bandes war leider nichts zu ermitteln.
Die beiden Pergamentblätter in Quart, welche den Innenseiten
der Deckel eingeklebt waren, setzen sich zu einem in der Mitte quer
durchgeschnittenen Folioblatte zusammen. Dasselbe ist doppelspaltig
geschrieben, die Spalte zu 38 Zeilen, und nahezu vollständig erhalten.
Nur oben ist ein Stück fortgeschnitten , so daß von Spalte 1 und 4
die erste Zeile, von Spalte 2 und 3 die vier ersten Zeilen verstümmelt
sind. Außerdem sind in der unteren Hälfte der Spalte 3 die Anfangs-
buchstaben der Zeilen theilweise weggeschnitten.
Die Schriftzüge weisen auf das vierzehnte Jahrhundert. Die erste
Zeile jedes Reimpaares beginnt mit einem großen Anfangsbuchstaben.
Roth gemalt sind die Anfangsbuchstaben der Abschnitte. Der Inhalt
des Bruchstücks entspricht den Versen 1287—1438 (S. 40—45) der
vollständigen Ausgabe von Karl Bartsch*). Unser Bruchstück gehört
nicht zu derjenigen Handschrift, aus welcher die Magdeburger (jetzt
Heidelberger) und die Rostocker Fragmente herstammen*^), es bildet
also neben diesen Fragmenten und der Dessauer Handschrift den Rest
einer dritten Handschrift.
Ich lasse den ganzen Wortlaut des Kieler Bruckstücks mit bei-
gefügter Interpunction folgen und setze die ergänzten Worte und Buch-
staben in Parenthese. Die Abkürzungen sind aufgelöst. Die Verszahlen
beziehen sich auf die Ausgabe von Bartsch. In den Noten gebe ich
*) In der Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart. CXXIII. Tübingen
1875. Vgl. noch Berthold von Holle, herausgegeben von K. Bartsch. Nürnberg 1868. 8',
und Steinmeyer in der Allgemeinen deutschen Biographie XII, 765 nebst der dort
angeführten Literatur.
**) Bartsch, Demantin S. 861 ff.
KIELER BRUCHSTÜCK AUS BERTHOLDS VON HOLLE DEMANTIN. 407
zur Vergleichung die abweichende Lesung der Dessauer Handschrift
(D) nach Bartsch. Es zeigt sich, daß das Kieler Bruchstück bessere
Lesarten hat*).
KIEL, im März 1882. E. STEFFENHAGEN.
(a) Dorch (daz herze min geslozzeii.)
ich wolde *) vnvordrozzen
Legen tod vor uwir hant
1290 dan mir sterbin si bekant
Di langen iare zcii den tagen
mit sufzcen vnd mit^ herzceclagen.^
Da sprach der werde demantjn:
„ich han euch an dem herzcen min
1295 Irkorn zcu vrowen eine maget,
di hat ir vater mir vorsaget.
Ich sage ueh vorwar daz minen Hb
getröstet niimmir ander wib,
Ob ich si nicht irwerbin kan.
1300 ich sag neb, hochgelobeter man,
Uch mag noch gut von ir^) gesehen.
ich wil nch werliche ihen,
Di vrowen habin sulchin mut
daz si al^) vnbetwungen tut
1305 Dorch libe me dan dorch gebot.
hat si uch gesch affin got,
Sa kan si nummir des intgan
(si muze)^) uch zcu herren han.
Herre, ich muz bekennen mich.
1310 wi gerne ich wolde, io inkan ich
Nicht gestriten uwir baut.
der sig der ist uch^) bekant.^
Demantyn di vrowen bat
vnd di rittet uf der stat
1315 Und den koning zon im nidir^) gan
da der strit was getan,
Vnd beamvnde daz ist war,
vnd mannige iungvrowin dar.
Her bat den vorsten alzcuhant
1320 daz her in tede bekant
Ob si von im ledig were.
du sprach der vorste here:
') D ßigt hinzu e. ^) ynd mit] D unde. ') von ir] D und ere. *) al
fihU D. *) JHesB beiden Worte sind ahgeeeheuert, ^) der — uch] D herre, uch
es di sege. '') D darnider.
*) [Es bestätigt meine Besserungen zu 1290. 1306. 1313. 1829. 1368. 1362. 1367.
1377. 1391. 1394. U26. K. B.]
408 S* STEFFENHAGEN
„Daz mochte wol irbanaen got,
daz gewalt vnde gebot
1825 (6) (Jungvrowe an manne mag bogen,
ich wil sagen unde ihen|)
W(er ich weidig obir alle lant)
▼nd mir daz (riebe bekant,)
Daz Hz ich al, ob siz geböte,
1330 weren des soldanes gote
Bi mir, di wold ich na an beten
▼nd dorch si uz dem gelonbin treten.
Owe daz ymmir magt noch^) wib
8a ubil tut dorch mannes üb!
1335 Want ir di warheit ist bekant
daz ich Hb vnd lant
Han an ir walt gegebin,
sold ich*) biz^^ an ende lebin.
Nu muz ich von ir ledig sin,
1340 dar zcu von al der vroude^^) min.
Jangvrowe, ich han Ton ach gelan.
hat ir wol an mir getan,
Daz mag ach an der sele vromen.
ich bin an uwirme dinste komen,
1345 Dar ^') man mir mit swerte ^ galt
man machte stechin einen walt
Uon speren di af den brasten min
dorch uwim pris^^) vorstochin sin.
Daz maz na al ein ende han.
1350 wi hat ir sas an mir getan?
Sal ichz alliz han vorlorn,
sa wer ich bezzer **) Yngeborn,* *®)
Du sprach der von engelant:
^sint uch der sig ist bekant,
1356 Sa tun ich ach mit warheit ^^) kant,
hir stet min oheim ^^) beamvnt.
Ir hat vor si hi gestriten
▼nd az awirme lande geriten^^).
Mit strite ir si irworbin hat,
1360 in awir gewalt si hir etat,
Beide ir lute ^) vnd ir gat,
lib'^) vnd lant: waz ir tat
') D und. ') ich tat mit kUmerer Schrift über die Zeile geachrieben»
*•) D ewig. ") D den vroudin. ") D daz. ") D swerten. *<) B willen.
**) D baz al. *•) D ni gebom. ^"^ D werten. . ") D mume. '*) B her ger.
«•) B Hb, Vgl. die folgende Note, ") B lute. Vgl. die vorige Note,
KIELER BRUCHSTÜCK AUS BERTHOLDS VON HOLLE DEMANTIN. 409
(e) (Dar mete, daz moz alles sin.*
du sprach der werde demarUyn:
„JaDgvrowe, is das also her saget ?**
1365 du sprach di mionecliche) maget:
„Waz min ohim spricht, daz ist war.^
du trat der hochgelobete dar;
Her sprach: „her koning Yon engelant,
1370 ich tun ttch werlioh bekaiit|
Ir hat gegebin mir gewalt
ubir di iungyrowen wol gestalte
Daz si stet^') zca mime geböte.
herre, ich sag iz uch bi gote,
1375 Hir stet der werde fyrganant.
si ist an dem vorsten baz bewant
Dan ich y ritter habe gesehn.
min hant di muz im prises ihen
Uor al den di ich 7 bestreit.
1380 ich wil ucb sagen di warheit,
Ich wil si dem vorsten gebin:
her kan noch wibe lone strebin. ^
Du sprach der koning riebe:
„ir hat erliche
1385 An disim vorsten getan.
(i)z ist nach wonsche hi irgan«
Min oheim sal des willig sin.^
(d)a begunde vragen demantjn,
Ob iz ir wille were.
1390 (d)i iungvrowe here
(S)prach: „herre, daz wil ich uch sagen.
(i)z sal mir alliz wol behagen
Daz ir biten wollit mich.
mit rechter Übe sa wil ich
1395 Dem vorsten wesin vndirtan.
(d)az ich in versprochen han,
Daz wirt mit truwen widerleget.
(B)wes vrowen Üben mannes^^) pfleget,
Daz sal im werden algetan
1400 mit steten truwen svnder wan.''
{d) D(er werde koning von engelant)
der gebot alzcuhant
Den vorsten die dar waren komen
vnd mannigem stolzcen ritter vromen^
1405 Si selten alle blibin dar.
her sprach: „ich sage uch, daz ist^) war,
Di hochzcit sal vos hüte intstan
vnd bi vier wochin nicht vorgan.**'*)
") 2> ste. ^') J9 lib an lieben mannen. **) daz ist] Z> vor. *^) Z> irgan.
410 FERDINAND VETTER
Waz mannig schone vrowe dar
1410 quam zcu grozen yrouden*®) dar,
Di mit fyrganande waren komen!
man sach dar mannigen stolzcen vromen
An Trolichen mute,
du^'^) demantyn der gute
1415 Fyrganande tede bekant
beide ir lib vnde ir lant,
Der schonen beamonde.
daz was ein saug stunde
Daz 81 dem werden wart gegebin,
1420 want her nach eren künde strebin.
Waz man dar vrowen^) mochte sehn
vnd manniger vrowen schone ihen.
Du di hochzcit intstunt!
man sach dar mannigen roten mnnt,
1425 Du di minnenclichen wib
hatten gezcymmert^) iren lib
Mit sa grozer richeit.
fyrganant der heit gern ei t
AI siner sorge uf ein ende quam.
1430 der koning von engelant in nam.
Her hiz in sitzcen, daz ist war,
bi di schonen beamunde dar*
Demantyn begunde
setzcen, so her kunde^
• 1435 Di vorsten, swi her wolte.
swer in dinen solte,
Di sazte her alle, daz ist war«
iz wart sa wol geschaffin dar,
'•) D groeer froude. «') du fehlt D. ••) D frouden. *») D geziret.
KLEINE MITTHEILUNGEN.
VI. Einen kleinen Beitrag zur Geschichte der deutschen
Mystik liefert die Vorbemerkung zu einer Einsiedler Eckhart-
handschrift (Cod. 278, Perg., 14. Jahrb., von Pfeiffer benutzt: vgl.
Deutsche Mystiker II, S. VIII, Nr. 7) :
Den swesteren in alleg jr sSnt wissen dz das buch dz vch ward
von jungfrov greten zem guldin Ring dz künginit (küngunt?) har
antuwürte des s6nt ir wol wämemen jr swesteren ! albeg as so das
KLEINE MITTHEILUNGEN. 411
es dienen 8ol in die iiij büser im wald jr 85nt wissen dz jra nüt vsser
dem wald nüt sfint len) vnd sol ie ein manat in eim huse sin vnd
sol mans ie wider antwirten jn albeg
Von mir her heiricb von Ramershein ze sant peter ze basel der ir
bichter was bittent ouch für mich.
(Andere Schrift):
Dis buch hßret in die vier hüser in dem walde.
(Spätere Hand):
Dem gots huß S. Peter vff dem bach jn schwitz gehörig.
An den hier erwähnten Lesezirkel der Waldschwestern von
Einsiedeln ward auch durch Heinrich von Nördlingen das
(von ihm für Marg. Ebner in's Hochdeutsche übersetzte) „Fließende
Licht der Gottheit" Mechthildens von Magdeburg überschickt (Preger,
Geschichte d. deutschen Mystik I; 70). Hier nun erscheinen diese
Schwestern auch in Verbindung mit der Mystikerfamilie zum Goldenen
Ring an der Spiegelgasse zu Basel; die als Geberin des Buches ge-
nannte „Grete" ist ohne Zweifel identisch mit der Freundin Heinrichs
von Nördlingen (bei Heumann, Opuscula 393 und Schmidt , Nicolaus
von Basel 71), von dem also vielleicht auch diese Sendung (Pre-
digten und Sprüche Meister Eckharts) ausging. Vgl. „Ein Mystiker-
paar des 14. Jahrb." (in „Öflfentliche Vorträge, gehalten in der Schweiz
1882*^), S* 55 [und jetzt Strauch, Margaretha Ebner S. 371].
VIL Die deutsche Einsiedler Hs. 745 („Ars moriendi Script. 1400")
enthält einen Spruch auf das römische Jubiläum, — nach Vs. 4
und dem Datum am Schluß des ganzen Bandes (s. u.) wohl eher auf
das berühmte große Jubeljahr von 1450 als auf dasjenige von 1400.
wir hant gesundet ver (== toaere) es Tervorn (l. verhorn)
wen es nit rüwet der ist verlorn
daz haut Vns got die gnade gesant
dz fünfzogosten jar in römischem land
Das sdllet wir eUi saohen zwar
wir Bumend vns dz gantz jar
nü sollet wir vnser wesen loh
ze ro°m sollet wir in gon
So werdet wir vnser sündS quit
sant peter Sant Paul fiLr vns bitt
si wellet vnser ftlrspreeh sin
rnd Idsen vö der hell! pin
Die bilgry band ain friges gelait
das ewig leben ist in berait
ver («o) nun kumpt mit ruwen dar
die sees man an der eogellsobar
412 FERD. VETTER, KLEINE MITTHEILUNGEN.
Wnser frow gaat mit de bilgiin in
vn wil och ynser fürsprech sin
vn wil vnB helfen yß Bünden not
vii lÖBsen vö dem ewigen tott
Wer nit mag kumen vff die fart (I. han^)
der ruff gott einer gnaden ain (so)
vü sin lieb§ m&ter bQb
die kain sfinder nit geließ
GroBser BÜnder nie verczag
got yergit vnß alle tag
ruff an sin liebe müter zart
Die al BÜnder wol bewart
Da 8ol nieman zwifflen ain
für pin vn schuld git er vns hm
yn wil "vns füren mit siner müter zart
in die ewigen gloria amen.
Am Schluß der Hs. steht:
Hoc (!) Über (!) schribsig (!) Har*man Keller de schafhusen anno
dni milesimo quadragentesemo M* cccc"* IJ jar.
VIII. Die bisher nur als alter Druck bekannteProBaauflösung
des Wilhelm von Österreich von Johann von Würzburg (über das
Gedicht: Goedeke, Grdr. 74, D. D. im MA. 865; Wackemagel, Littg.
I, 240; AuBzug in Z. f. d. A. I, 214 ffi, vgl. Z. f. d. Ph. VII, 168 ff.
[Röhricht-Regel]; — über den Prosadruck [Augsb., Sorg 1481], Goe-
deke, Grdr. 116; Wackemagel, Littg. 454. 448; Panzer, I, 121, Dra-
matisiruDg bei Hans Sachs) findet sich handschriftlich auf der Zürcher
Stadtbibliothek. Sie steht in einem kleinen Sammelband^ der einst im
Besitze eines Sohnes des Chronisten Gerold Edlibach war, und neben
Familienaufzeichnungen des Besitzers, einer kleinen Spruchsammlung;
und der Übersetzung eines Briefes von Aeneas Sylvius von des Vaters
Hand, zwei weitere Stücke eines andern Schreibers enthält: 1. die
von Pfeiffer im ^Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit" 1854, S. 76
angeführte spätere Umarbeitung und Verkürzung des Wilhelm von
Orleans (hier ArlerUz) von Rudolf von Ems, datirt 1477; 2. den be-
sagten, wohl gleichzeitig geschriebenen Prosaroman. Derselbe ist stark
beschädigt und geplündert: von ursprünglich 104 Blättern sind zu
Anfang 5 ausgerissen und weiterhin 35 — wie es scheint alle mit Bildern
versehenen, wovon nur eines, ein sehr schlechtes, erhalten ist. (Mitthei-
lungen des verstorbenen Herrn Bibliothekars Prof. Dr. S. Vögelin in
Zürich.)
Den Anfang macht auf Bl. 6 a die Erzählung, wie der Marschalk
den Herzog Wilhelm zum König Agrand von Zissia (mo) sa bringen
0. T. HAKDBNBEBG, DIE VIER TEUPERAlfENTE. 413
verheißt. Von Capitelüberschriften finden sich im Verlauf des Bomans
noch 17 ; in der letzten ist Agleyens Tod erwähnt. Wir notiren daraus
die vom Gedicht abweichenden Namensformen: Wegrach (= Wigerich),
Jaraffin (Joraphim), Melchnor (Melchinor), Merlin (Moriin), SoUia (Solia),
GrygoUet (Gaigalet), Pelgalgon (Belgalgan), und begnügen uns im
Übrigen, den oder die Bearbeiter des Gedichtes lediglich auf die Exi-
stenz dieser firilhesten Prosabearbeitung aufmerksam gemacht zu haben.
BERN. FERDINAND VETTER.
DIE VIER TEMPERAMENTE.
Eine Papierhandschrift des XV. Jahrhunderts von acht Quart-
seiten enthält das nachstehende Gedicht und vier Federzeichnungen,
auf denen die vier Temperamente als verschieden costümirte Beiter
abgebildet sind, von welchen je einer in Wolken, in Flammen, im
Wasser und auf der Landstrasse einherreitet. Das Manuscript befand
sieh früher zu Nürnberg im Privatbesitz und nachher in dem anti-
quarischen Bücherlager des Herrn Völker in Frankfurt a. M., von
dem ich dasselbe erworben habe.
Sangwineus Luft
Ir secht den Bangwineus an
So gar ein wuniklichen man
Sein prawnes bar gar schon gewedelt
All sejn gelyder sind geedelt
Mit seinem roten antlutz schon
Manhafft ist er Tnd dartzu k(3n
Von seyner natur feucht vnd warm
Was frawenpild kumpt an sein arm
Vnd die enpfacht da auff der vart
Das kumbt von seiner edlen art
Auch aller frumkait ist er &olt
Die lobt er für das rotte golt
Den schalck hast er gar grjmmigkleids
Er sey iunck alt arm oder reich
Auch alle vngerechtikait
Vnd die ist jm von hertsen laidt
Vom lufft hat er sein edels pluet
Des hat er albeg trewen muet
Sein puls ist geng sein harin weinfar
So sagen vns die maister dar
414 C. V. HARDENBERG, DIK VDER TEMPERAMENTE.
ColericQB Fewr
ColericuB mit grjmmen fewr
Den siecht man tragen spyeß vnd wer
Er eicht auch gern ein grosses her
Vnd ist fressig vnd tuet vast ser
Mit kransem oder praittem har
Er ist auch gech zornig für war
Auch hat er gar ain rauhe prust
Des sieht man yn mit reichem lust
Er ist gar einer gähen räch
Vnd hat ain schndle scharfife sprach
Dartzu ist er auch hoher list
Damit er woU tzu preisen ist
Er ist durstig vnd raues leibs
Dartzu begert er manches weibs
Vnd mag nit vil gelb ist sein pild
G-ibt mer durch rome den durch mild
Er nitt vill spart als ich yn waiß
Des fewrea art trucken vnd hayß
Bayd zorn vnd guet ym nahent leist
Pald frolich gmüt vnd behent verhaist*).
Flegmaticus Wasser
Flegmaticns den well wir schawen
Der schertzet gern mit frawen
Dartzu hat er ain faisten leib
Ein weyßes antlutz als ein weib
Naturlich ist er feucht vnd kalt
Vom schlaff ein tusemlich gestalt
Langksam ist er vnd dartzu treg
Vnd yast ynsauber alle weg
Des Wassers art sagt sein gestalt
. .**) wie recht kaum so wirt er alt
Er reuspert vnd wirt leicht suchtig
In der gepurd ist er vntuchtig
Er mag vill gert wenig weibs
Faul fressig vngeschicktes leibs
Sein feintten sigt selten er an
In tzomes nott ist er kain man
Doch ist sein aller pester list
Das er gar barmhertzig ist
Vnd pettet gern vnd ist frum
Des hilft im got auch weil aufkum
*) [In diesem und den drei vorhergehenden Zeilen ist sicherlich innerer Reim
beabsichtigt. K. B.]
**) Durch Feuchtigkeit ist ein Wort verwischt.
O. BEHA,aH£L, ZUM HEUAND. 415
Melancolicus Erd
Da bej kent melancolicus
Vnd der bat kainen last alsuB
Vor seytiicb sorg zu kainer ft-eud
Mit seinem guet mag er nit geud
Klainat von silber vnd das golt
Vnd scbön geticbt das bat er bolt
Dartzu ist neydig vnd kargk
Vnd geitsikait er nye verbargk
Doch ist er dechtig vnd auch wejß
Wie er sein sach icht fürt zu preyß
Der erdn art sagt sein natur
Vnd plod ist er ein plaich figur
Groß lieb hat er za schätz vnd kunst
Wem er das gibt des hat er gunst
Trucken vnd kalt ist sein nataar
Er ist gern allain in sainer maur
Vjid ist sorgfeltig seines guetz
Darumb ist er eins schwären muetz
Sein harin der ist rott gefar
Sagen die maister vns für war
POSEN. C. V. HARDENBERG,
ZUM HELIAND.
Meine Ausgabe des Heliand gibt mir Anlaß zu einer Reihe von
Bemerkungen und Fragen.
Erstens ein grammatisches Bedenken: Ist hahda o&r haida an-
zusetzen? In den Versen 2000 — 2500 ist in C die inlautende Labial-
Spirans^ abgesehen von Praeteriten von hebbian, 65mal mit 6, 26mal
mit b bezeichnet. Dagegen erscheint im gleichen Abschnitt das Prae-
teritum von hebbton 20mal mit bdy einmal mit id geschrieben. Eine
Form hdbda ist somit unzweifelhaft. Aber auch hatda begegnet mehr-
fach; 5058 schreibt M sogar haßun. Es müssen also offenbar Doppel -
formen angenommen werden.
Was den Text betrifft^ so sei zunächst auf eine eigenthümliche
Art von Fehlem aufmerksam gemacht. 1187 steht in C: wtzs im is
huldi hdpono tharf; wir haben hier ein zweifelloses Beispiel dafür^
daß der Schreiber zuerst ein falsches Wort niederschrieb^ dann seinen
Irrthnm bemerkend, das richtige Worte folgen ließ, ohne das fehler-
hafte zu tilgen. Ebenso erklärt sich C 544: an dar langan weff,
C 1049 8uno drohtines helandan Crist^ C 1484 uuliti uuili, M 5107
4t6 O. BEHAGHEL
tho thes für thea (der Schreiber war auf thoh 5108 abgeirrt). Hierher
gehört nun wohl auch C 299, wo der Schreiber auf m uunda ab-
gein't war; ferner V. 681: Rödiger will im lesen, abhängig von gäogde,
indem er ganz richtig gidrog als Substantiv fasst. Allein diese Lesung
ergibt eine unzulässige Wortsteilung; im (in) muß vielmehr ganz
getilgt werden. Die Vorlage von M und C hatte aber wohl zuerst
in statt an geschrieben. Ebenso fasse ich 3892: ich streiche das
unerklärte geth^ indem ich annehme, daß der Schreiber der Vorlage
ursprünglich ein anderes Wort im Sinne hatte; vielleicht wollte er
gideriu schreiben und schrieb fälschlich ein th. In 3894 ist so wohl
bloß ein misslungener Anfang des Wortes sundig, 5662 wollte der
Schreiber nach antkennian zuerst einen abhängigen Behauptungssatz
beginnen, kehrte dann aber zu dem Texte der Vorlage zurück, die
freilich hier wohl lückenhaft war: ich ergänze gißtolian.
Zu einzelnen Stellen bemerke ich Folgendes.
45, Die naheliegende, durch Rödiger vorgeschlagene Änderung
von htoar in kwan scheint mir unnöthig, da auch thar im Heliand mehr-
mals temporale (conditionale) Bedeutung besitzt (s. Heyne, Glossar).
47. thiuy das Rödiger tilgen will, bietet keinen Anstoß. Denn
die Vorstellung von den sechs Weltaltern war verbreitet genug, um
vom Dichter als bekannt vorausgesetzt zu werden.
137. Rückert und Rödiger wollen sie in git ändern: gänzlich
sinnlos. Die Überlieferung ist correct und besagt, daß sie beide,
Christus und Johannes, in Bälde als Boten Gottes erscheinen würden ;
cf. V. 895.
682. Nath weide einen Punkt zu setzen, wie Rödiger will, ist
unzulässig, denn es steht bei thunkian vor abhängigem Satze kein
Pronomen, um den Inhalt der Vorstellung anzudeuten.
851. Sievers hat den Artikel aus C aufgenommen. Um die Frage
zu beantworten, ob dies mit Recht geschehen sei, habe ich aus v. 1 bis
2000 die Fälle gesammelt, in welchen an ein anticipirendes Pronomen
sich ein Substantiv anschließt. Es ergibt sich Folgendes. Hat das
Substantiv eine nähere Bestimmung durch Adjectiv, Pronomen posse-
sivum, oder Genitiv, so fehlt der Artikel. Die Beispiele sind zahl-
reich. Einzige Ausnahme v. 1996: he te enum gomun ward gd>edan
that harn godes. Ebenso stehen waldand und drohtin als Bezeichnungen
Gottes stets ohne Artikel: 39, 1253, 1281, 1684. Einfaches Substantiv
im obliquen Casus hat den Artikel: 21, 454, 576, 606, 1863. Für den
Nominativ muß die Unterscheidung gemacht werden, ob zwischen Pro-
nomen und Nomen das Verbum finitum steht oder nicht. Im letzteren
ZUM HEUAND. 417
Falle fehlt der Artikel: 683, 795, 861, 1365. Im ersteren Falle —
hierher gehört unser Vers — kann der Artikel stehen oder fehlen.
Ersteht: 393, 1311 (Plurale); 407, 741, 785, 1083 (Singulare); er fehlt:
1222, 1309, 1359, 1276, 1777 (Plurale); 1761 (Singular). Gegen M ist
also nichts einzuwenden.
911. endi fragodun wird gegen Rödigers Atethese gesichert durch
ut inierrogarmt des Originals und durch den Umstand, daß der Be-
griff des Ausforschens im Alterthum dem Verbum sokian gänzlich
fremd ist.
1004. quat erscheint niemals in dieser Weise eingeschaltet; es ist
mit P thcU ^uat that zu lesen; cf 912 — 13.
1067. Zum Wechsel von negativem Fragesatz und positivem
Imperativ vgl. Rol. 1355: wau ne läzestu thie Earlinge Handelen ire
Sache Unde leve thu mit gemache.
1191. jungororif was beide Handschriften überliefern, war offenbar
ursprünglich die Glosse zu ßßon 1190 und hat, gänzlich unpassend,
die ursprüngliche Bezeichnung für Mattheus verdrängt: 1. thegan.
1212. Mit Recht schreibt Rückert torlitlico^ denn bei Verbindung
von manag + Substantiv + Adjectiv steht niemals das Adjectiv an erster
Stelle« 1724: sulic sint hir foh manag gewährt nur eine soheinbare
Parallele, denn hier ist sulic praedicativ.
1221. Die Lesung von M wird gesichert durch die Vergleichung
von 3900 ff.
1273. Factisch hat Sievers in seinem Tadel gegen Rückert doch
recht, denn nach hie kann sich eben nur ein Particip, kein Substantiv
anschließen.
1325« welono wunaamost C ist parallel mit gestUc lif 1323. Es ist
leicht begreiflich, wie M aus C entstehen konnte, aber nicht umgekehrt
C aus M herzuleiten.
1354. Gegen Sievers Erklärung: „wenn ihr Sinn sie antreibt"
hatte ich (Jenaer Literaturzeitung 1878, S. 338) geltend gemacht, daß
bei ihr an betont sein müsste. Das ist nicht noth wendig; vgl. 1291
mdi sah sie an lango.
1364. Rödigers Vermuthung beddian (zu gihada) ist schwerlich
zutreffend, denn 1. erscheint das Verbum baten nicht in der älteren
Sprache — undarbaddn wird von Holtzmann zu badu gestellt; 2. be-
gegnet nirgends eine Bildung des Verbs nach der -jan-Classe.
1468. Wenn ti?/d, nicht widar im Original stand, so erklärt sich
am leichtesten der Ausfall der Praeposition in C, indem dem Schreiber
eine Dittographie vorzuliegen schien.
aBRMAHIA. Nene Reihe XV. (XXVII.) Jftlirg. 27
418 O. BEHAGHEL
1492. Die gänzlich unlogisch gebautiö Stelle wird durch den Ver-
gleich von 2442 — 47 gerechtfertigt, wo eine ähnliche Constructions-
mischung vorliegt.
1699. Danach darf nicht, Wie Rödiger will, starke Interpunction
stehen, denn 1700 führt nicht einen neuen Gedanken ein, sondern
cumit tegegnes ist genaue Wiedergabe und Variation von motean 1698.
1699^ steht äno xoivov (wie 2496^-98'), cf. meine „Modi" S. 15 und
Eneide, Einl. S. CVIII.
1738. Bei der Interpunction der bisherigen Herausgeber — Strich-
punkt oder Punkt nach hugi — bleibt sulicom 1737 unverständlich,
das einen Folgesatz nach sich verlangt; dieser ist, freilich in anako-
luthischer Weise, in 1739 enthalten.
1883. Ich habe dädiun ergänzt, dessen Ausfall wegen des folgen-
den Verses sich am leichtesten erklärt.
1971. liudibamo ist von Rödiger mit Unrecht angefochten; es ver-
hält sich zu liudi genau wie eldibarn zu eldi, Vergleiche außerdem die
Sachsen Liudeg^r und Liudegast.
2505. Mit der Beanstandung der Überliefenmg ist Rödiger im
Recht, aber das von ihm vorgeschlagene gikugdi ist falsch, es kann
nur gihugda heißen; cf. meine Modi §. 14.
2688* Ich nehme nach 2688^ eine Lücke an, denn das Erkennen
Christi hängt doch nicht vom guten oder bösen Willen der Leute ab.
Diese Lücke war schon in der Vorlage von M und C vorhanden , und
das Fehlen von 2688"* und 2689 in C steht damit nicht im Zusammenhang:
die hier fehlenden Worte sind übersprungen, weil 2688*" und 2690 gleichen
Anfang haben, schwerlich, wie Rödiger will, weil C Kritik übte.
2730. Daß statt des durch den Zusammenhang erforderten iJio
die Vorlage von MC huo las (etwa mit verblaßtem t), weist darauf
hin, daß im Archetypus dieser Vorlage sich einzelne uo -=■ got. 6 fanden.
Ich wage aber daraus keine allgemeinere Folgerung zu ziehen.
2786. Es ist leichter zu denken, daß ein Abschreiber den stili-
stischen Wechsel verwischt, als daß er ihn erst eingeführt. Daher ziehe
ich die Lesung von C vor.
2991. Das Fehlen des Pronomens wäre an sich durch die von
Behrmann, die Pronomina personalia und ihr Gebrauch im Heliand
S. 20 verzeichneten Fälle gerechtfertigt, allein der Parallelismus des
folgenden Verses spricht fllr die Lesart von C.
3072. Sievers verwirft himtlriceaa C; dieses wird aber durch den
Text der Vulgata als das Ursprüngliche erwiesen : claves regni caelorum.
ZUM HELIAKD. 419
3075. Die von Rüdiger gebilligte Interpunction Rückerts ist falsch,
denn der mit huene eingeleitete Satz kann nur Frage-, nicht Relativsatz
sein. Vgl. KU der Stelle meine ^Modi" S. 49. Auch eine Änderung von
htene in so hkme ist unzulässig, weil danach der Indicativ stehen mflsste.
3166. Meine Ergänzung von her nach 3637.
3227. Behrmann will ü ergänzen nach «/ (S. 20): ohne Grund.
In dem einen „Explicativsatze^ (s. meine „Modi" S. 23) überge-
ordneten Satze steht häufig kein Pronomen beim Verbum; cf. 3729
was them Judinn härm an mMe, tkat tvarhtun ^=: 4868. 1122 im tho
liobora ward, that cüdien wolda, 5867 tho waHh san öfter tkiu them
tmb&n an tm7/ir>n, that sia gihdrduriy 4422 ni was tu werd eowikt, that
gi mtn gihugdin. Dadurch rechtfertigt sich denn auch das Fehlen des
Pronomens in 1560: sQ %s ^tswnm drohtine werd.
3234. Heyne gibt den Wortlaut der Überlieferung so wieder:
gWenn er hört; daß viele Männer darauf Acht haben'' (s. v. ahtdn),
und eine andere Überseteung ist in der That nicht möglich. Das passt
aber durchaus nicht in den Zusammenhang. Zudem ist ein Acc. cum
Infin. nach h&rian dem fieiiand fremd. Ich habe daher he gestrichen;
dessen Eindringen hat die Änderung des ursprünglichen ahtid in ahtan
nach sroh gezogen.
3216. aüaro C, ist überflüssig; ef. 2732, 3874, 4377.
3372. „wo sie als Wahrzeichen hat schlimme QuaP (Rödiger)
ist so wenig möglich als meine Erklärung von mcurida v. 4, die Sievers
mit Recht bekämpft.
3577. Der Anlaut sc neben s ist nicht fehlerhaft, vgl. scinandia
8unni€L 3438: sodlic sagde. than was sunnon skin, 4908: svide onsaeton
'^Ifa forstddon, Genes. 769. tasten onsundran tndan seif es gesceapu
Qenes. 842.
3904. Meine Ergänzung von te beruht darauf daß C rehte liest,
während es auslautendes a nicht zu e scbwäctit. Für eine Lücke in
der Vorlage von MC kann «uoh in Anschlag gebracht werden, daß C
ruomuod statt romodun bietet.
4086. huat, sagde ik ist unzulässig, denn nach hwat tritt keine
Inversion ein, sondern das Pronomen folgt unmittelbar auf den Ausruf.
4282. Sievers Erklärung trifft das Richtige; ich verweise noch
aaf V. 4608.
4344 witin gi C =^ scitote.
4347^ msrde lässt sich zur Noth rechtfertigen, wenn man ni mSt
tefaran versteht: soll nicht vergehen, und es stünde dann Conjunctiv
im Nebensatz des Heischesatzes (Modi §. 19).
27*
420 R- 8PKENQER, KLEINE BEITRiGE.
4645. Sievers liest mit C /or thero menigi: ohne Grund, vgl. 305,
1572,
4862. sie kann hier nicht fehlen; die Stellen, wo sonst das Pro-
nomen im Nebensatze ausgelassen ist, sind anders geartet: 893, 1656,
2713, 2991, 3122, 3785, 4173.
4898. Die Entstellung von eß in ofi begegpiet auch 5192 G.
5054. cf. 5119.
5508. craftigna ist natürlich in craßiga zu ändern. Wie haben
sich die Herausgeber, die alle creßigna beliessen, die Beziehung von
8ta 5508*» und 10* wohl gedacht?
5524. Eine merkwürdige Contradictio : glücklich die Mütter , die
unfruchtbar geblieben sind!
5617. antheizan heißt nie und nimmer gebieten; ich lese hiet und
nehme zur Erklärung der Entstellung Abirren auf antfeng v. 5619 an.
5690. thuru thena helagan dag mit Heyne und Sievers zu streichen
ist unzulässig, denn es entspricht dem lateinischen: quoniam para-
scheve erat. Möglicherweise ist ein Halbvers verloren gegangen«
5728. Sievers fragt, ob hie zu ergänzen ist Neinl s. Behrmann,
die Pronomina personalia und ihr Gebrauch im Heliand S. 19.
Schließlich einige Fragen: was bedeutet seU 1407? im Original
steht candelabrum. — Was heißt an themu dage 2407? — Was ist middi
dag 5395? l metododag?
HEIDELBERG, den 6. Jani 1882. O. BEHAGHEL.
KLEINE BEITRAGE,
Erec 2265 lese ich:
swaz aber im des gebrast
{daz meinde daz er was dft gast:
stn lant was im verre),
Artus der herre
gap im swaz er vor sprach.
meinen hat hier die Bedeutung ^bewirken, verursachen*. So gebraucht
es auch E. v. Heimesfurt, Urstende 113, 41. daz er des $rsten genas
(mit dem Tode fürs erste verschont blieb) daz meinde deiz was späte,
R. SPRENGEN.
BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT
DES
ERSCHEINUNGEN AUF DEM GEBIETE DER GERMANISCHEN
PHILOLOGIE IM JAHRE 1881.
VON
KARL BARTSCH*).
I. Begriff und Geschiebte der germanischen Philologie.
1. Germanische Philologie.
In: Lexieon der Gegenwart (Leipiig, Bibliograph. Institut) II, 65 — 71. Übersicht
der Entwickelnng in den letzten 10 Jahren.
2. Körting, G., Gedanken und Bemerkungen über das Studium der neueren
Sprachen auf den deutschen Hochschulen. 8. (83 S.) Heilbronn 1882. Hen*
ninger. M. 1,40.
Vgl. Literatnrblatt 1882, 4 (Sallwürk); Anglia V, S (Trautmann); Herrigs Archiv
67, 2 (Biltz).
3. Schmitz, Bernhard, Encjdopädie des philologischen Studiums der neueren
Sprachen, hauptsächlich der französischen and englischen. 3. Suppl. 2. Aufl.
Nebst einer Abhandlung über englische Philologie insbesondere, herausgeg.
von A. Kesseler. 8. (X, 138 S.) Leipzig 1881. Koch. M. 2.80.
4. Bartsch, Karl, Romantiker und germanistische Studien in Heidelberg 1804
bis 1808. (46 S.) 4. Heidelberg 1881.
Prorektoratsrede am 22. November 1881. Vgl. Literatnrblatt 1882, 4 (Minor).
5. Theodor Benfey.
lUnstrirte Zeitung Nr. 1987 (1881).
6. Th. Benfey.
Academy 1881, 9. Juli. Beproduction eines Artikels aus „Times*^.
7. Th. Benfey.
Athenaeum Nr. 2802.
8. Bormans. -— Willems, P. , Notice sur Jean-Henri Bormans, professeur
k l'universit^ de Louvain. 8. (61 S.) Bruxelles 1881.
£xtrait de TAnnuaire de PAcad^mie rojale de Belgique. Mit dem Bildniss Bor-
mans* (geb. 1801, f 1878). Von besonderem Interesse für uns ist der Abschnitt
über B.*s Verdienste auf dem Gebiete der niederländ. Literatur (S. 28 ff.), der
auch der umfangreichste ist. Ein Verzeichniss von B.'s Schriften ist beigefügt.
9. Gosijn. — Beer, T. H. de, A. J. Cosijn.
De Portefeuille 1881, 9. Juli
10. Grecelins. — Festgabe für Wilhelm Crecelius zur Feier seiner fünf-
undzwanzigjährigen Lehrthätigkeit in Elberfeld. 8. (297 S.) Elberfeld 1881.
Gedruckt bei S. Lucas.
Die einzelnen Beitr&ge sind an den betreffenden Stellen verzeichnet.
*) Mit Beiträgen von J. H. GalUe in Utrecht, K. Gislason in Kopenhagen und
F. Stfdervall in Lund.
422 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
11. Oerß, Hermann Friedrich.
Nekrolog in der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 16 (1881), S. 243
bis 246. Geb. 1836, f 1880. Mehreres germanistische in der Zeitschrift f. denteche
PhÜologie, Bd. IX -XI.
12. Grimm. — Briefwechsel zwischen Jacob und Wilhelm Grimm aus der
Jugendzeit. Herausgegeben von Herrn. Grimm und G. Hinrichs. 8. (VIII,
542 S.) Weimar 1881. Böhlau. 10 M.
Vgl. D. Liter. Zeitung 1881, 17 (Rödiger); Anz. f. d. Alterthum 7, 801—304
(Steinmejer); Im neuen Reich 1880, 51 (Bildebraad); Neue Freie Preise, Nr 6829
(Seherer).
13. Schmidt, Julian, die Brüder Grimm.
Deutsche Rundschau 1881, Januar, 8. 112 - 129. Anknfipfend an den Briefwechsel.
14. Beiger, Ch., von den Brüdern Grimm.
Allgem. Ztg. 1881, Beilage 139. Ebenfalls über den Briefwechsel.
15. Braun, Karl, die Gebrüder Grimm und der Minister Hassenpflug.
Die Gartenlaube 1881, Nr. 1. 2.
16. Ein Brief J. Grimms an F. H. yan der Hagen. Von G. Hinrichs.
Anzeiger f. d. Alterthum 7 (1881), 467—467.
17. Ein Brief J. Grimms an Julias Ludwig Klee.
Germania 26, 127.
18. Ein Brief J.Grimms an J6n Arnason. Mitgetheilt von Herrn W. S. Car-
penter in Leipzig.
Zeitochrift f. d. Philologie 12 (1881), 353. Vom 16. Märe 1862.
19. Hinrichs, G., Jacob Grimms Antrittsrede De desiderio patriae.
Anzeiger f. d. Alterthum 7, 319—326.
20. Holtsmann. — Seh er er, W., A. Holtzmann.
Allgemeine deutsche Biographie 13 (1881), 8. 16—18.
21. Holtzmann, Adolf.
In: Fritzlari Hermann Sente Elsebitje. Kolozsvdr o. J. S. 14 — 16.
22. Homeyer. — FrensdorflF, F., G. Homeyer.
Allgem. deutsche Biographie 13 (1861), S. 44—63.
23. Humboldt. — Dove, A., Wilhelm von Humboldt.
Allgem. deutsche Biographie 13 (1881), S. 338—358.
24. Jacobi. — Scherer, W., Theodor Jacobi.
Allgem. deutsche Bibliographie 64. 66. Lief. (1881).
25. Jftnicke. — Gombert, 0. Jänicke.
Ebenda.
26. Jnnins. — Slee und Liliencron, Franciscus Junius.
Allgem. deutsche Biographie 69. 70. Lief. (1881), S 734—736.
27. Knlin. — Schmidt, Joh., Adalbcrt Kuhn.
BeUage zur Zeitschrift f. vergleichende Sprachforschung, N. F. VI, 1 (1881).
28. Pröhle, H., Adalbert Kuhn und die märkischen Volksgebräuche.
Vossische Ztg. 1881, Sonntagsbeilage Nr, 24.
29. Kurs. — Schumann, A., Schweizerische Schriftsteller. & Heinrich Kurz.
Neuer Anzeiger f. Bibliographie 1881, 12. Heft; 1882, 1. Heft.
30. Leo. — Rudioff, Erinnerungen an H. Leo«. Zum swe^äbrigeo Todestage
Leos den 24. April.
Die Grenzboten 1881, Nr. 19.
31. Lindemann, Wilhelm. Nekrolog.
Literarischer Handweiser, Nr. 266.
32. Mannliardt. — Pröhle, H.^ Zur Erinnerung an Wilhelm Manohardt.
Vossische Ztg. 1881, Sonntagsbeilage Nr« 6.
33. Wilhehn Mannhardt.
Altpreussische Monatsschrift, N. F. 18. Bd. 3. 4. Heft (l88l).
n. HANDSCHRIFTENKUNDE UND BIBLIOGRAPHIE. 423
34. Dr. Johann Wilhelm Emannel Mannhardt.
Danziger Ztg. 1881, 5. Januar. Von R. S. Vgl. auch Siebenbürg. Korrespondenz-
blatt IV, 48.
35. Mannhardt, Wilh. « Gedichte. Mit einer Lebensskizse des Dichters. 8.
(XXVII, 152 S.) Danzig 1881. Scheinert. 2 M.
Heransgegeben von L. und Q. Mannhardt.
36. Michelien. — v. Giesebrecht, Nekrolog auf Andreas Ludwig Jacob
Michelsen.
Sitzungsberichte der k. bajer. Akademie 1881, II, 107—11$.
37. Müller. — Kölbing, E., Eduard Müller.
Englische Studien 6 (1881), 268.
38. Deutschbein, C, Eduard Müller.
Anglia 4, 421-425.
39. NicoL — Sweet, fl., Henry NicoL
Academy 12. Febr. 1881, S. 118 f. f 80. Jan. in Algier; geb. Oct. 1846 in London.
40. Bückert. — ■ Rei ff erscheid, über H. Rückerts Bedeutung als Germanist.
Verhandlungen der 36. Philologenversammlung 8. 212 — 214.
41. Marold, C, Bericht über die Verhandlungen der deutsch-romanischen Section
auf der 35. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Stettin.
Germania 26, 260^266.
43. Henrici, Emil, Bericht über die Verhandlungen der deutsch-romanischen
Abtheilung der XXXV. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner
zu Stettin vom 27. — 30. Sept. 1880.
Zeitschrift f. deutsehe Philologie 12 (1881), 861—864.
43. Seelmann, W. , dii^ Jahresversammlung des Vereins für niederdeutsche
Sprachforschung in Hildesheim am 17. — 20. Mai 1880.
Zeitschrift f. deuUche Philologie 12 (1881), 363—360.
44. Centervall, Julius, Det andra nordiska filolog-mötet in Kristiania den
10—13 Augusti 1881.
In: Nordisk Tidskrift för vetenskap 1881, 7. Heft, 8. 668-568.
IL Handschriftenkunde und Bibliographie.
45. Keller, A. y., altdeutsche Handschriften. 6. Tübingen 1881. Druck von
Laupp. 8. 2 Bl.
EnthlQt die Beschreibung der Karlsruher Hs. cod. pg. germ. 30 (Walthers
V. Rheinau Marienlebeu).
46. Schmidt, Gustav, die Handschriften der Gymnasial- Bibliothek. II. Halber-
stadt 1881. 4. 32 S.
Programm des Dom- Gymnasiums 1881 (Nr. 197). Darin 8. 25 f. 26 ff. 31 f.
Ab^uck von interessanten altdeutschen Fragmenten.
47. Schmid, B., Catalogus codicum mannscriptorum in bibliolheca monasterii
Cremifanensis asservatorum. T. I. fasc. 3. 8. (8. 129—192.) Lentii 1881.
Ebenböch. M. 1.60.
48. Handschriften, geschichtliche, der fürstlich Ottingen- Wallersteinischen
Bibliothek in Maihingen, verseichnet von Ph. JaffS, mitgetheilt you W. Wat-
tenbach.
Neues Archiv der Gesellschaft für Altere deutsche Geschichte VII (1881), 171
bis 186. EnthSlt n. a. ein histor. Gedicht (=3 Liliencron, Volkslieder I, 497 ff.)
und ein anderes (=: H, 45—58). — S. 174 wird aus einer Chronik die Stelle
mitgetheilt: Post cujus Athile mortem in Eczelburk fnit bellum Kriemheldinum,
omninm preteritorum bellomm mazimum. — S. 176 Schwabenspiegel; bairisches
Bechtsbuch. — S. 179 althochd. Windnamen; Notkers Bibel, 1 Blatt etc.
424 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
49. Halm, C, et G. Meyer, Catalogns codicnm latinorum bibliothecae regiae
Monacensis. T. II, p. 4. Codices Num. 21406—27268 complectens. 8. (2 Bl.,
300 S.) München 1881. Palm. 6 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, Nr. 16.
50. Waitz, G,, Pariser Handschriften.
Neues Archiv der Gesellschaft fttr ältere deutsche Geschichte 6 (1881), S. 473
bis 495. Darin Nr. 9666 11. Jh. Runenalphabet; 10758 Lex Salica. Nouv. acquis.
241 Properz mit deutschen Glossen, Außerdem viele Handschriften mit latei-
nischen Gedichten.
51. Gillert, K., lateinische Handschriften in St. Petersburg.
Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichte VI, 497—511.
Fortsetzung von Bibliographie 1880, Nr. 45. Enthält nichts Deutsches, aber
manche lateinische Dichtungen.
52. Zakal, J.t aus der Troppauer Mnseumsbibliothek. Jahresbericht der Ober-
realschule in Troppau (1881). 8. 36 S.
Darin ein Vocabulafins latino-germanicus von 1418.
53. Lübben, A. , die niederdentschen , noch nicht weiter bekannten Hand-
schriften der Bibliothek zu Wolfen btittel.
Jahresbericht d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, 68—73.
54. Bech, F., Verzeichniss der alten Handschriften und Drucke in der Dom-
berrenbibiiothek zu Zeitz. Lex. 8. (58 S.) Berlin 1881. Weidmann. 5 M.
Enthält nur wenig Deutsches, das meist von Bech in Zeitschriften bereits
publicirt ist. Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 23.
55. Ewald, P., Reise nach Spanien im Winter von 1878 auf 1879.
Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichte VI (1881), 217—398.
Ich mache aufmerksam auf folgendes: Escorial. S. 228 f. werden westgotische
Namen mitgetheilt. — S. 259 Sammlung lateinischer Gedichte in O. Hl. 2, Bl. 88
bis 103; Bl. 198 ein Minnelied in nd. (?) Sprache (14. Jh.) Genaden ze allerstAnt —
derreichte minen pant (wohl md.); ein latein. Räthsel S. 280; ein Vagantenlied
Veris dulcis in tempore (= Carmina Burana p. 195). — Sevilla. S. 374, Nr. 5.
3. 18 (16. Jh.) enthält einige nd. Stücke. — Granada S. 384. 1. 1. 13 (14. Jb.)
Albertus magnus historia naturalis, neben dem lat. Text auf den ersten Seiten
eine nd. Übersetzung: Etlike mjnschen de syn in dat osten mydelmatesch van
persone etc.
56. Verzeichniss des antiquarischen Bücherlager von A. Bielefeld's Hof-
buchhandlung in Karlsruhe. 1881. Nr. 90.
Enthält die 2. Abtheilung der Bibliothek von F. J. Mone. Am Schlüsse Hand-
schriften und Fragmente. Verschiedene Prosaschriften. Mystisches. Fragmeute
aus Parzival, Rudolfs Weltchronik etc.
57. Völcker, Georg, Register zu Wendelin v. Maltzahn's deutschem Bacher-
schätz des 16., 17. u« 18. bis um die Mitte des 1 9. Jahrhunderts. 8. Frank-
furt a, M. 1881. Völcker. M. 2.40.
58. CXXXVI. Katalog des Antiquarischen Bücherlagers von Albert Cohu in
Berlin. Berlin 1881. 8.
Enthält viele Seltenheiten und manche Unica zur Literatur des 16. Jahrhunderts.
Ich erwähne die clagredt (Nr. 2796), von 1656, S. 12; die zwei Drucke des
Curtisan, S. 13; Sachen von Fischart, S. 14; Bech.stein's Liederbuch, das mit
dem der Gl. Hätzlerin stimmt, S. 24; die hochdeutsche Bearbeitung von Wier-
straat, S. 26 f.; Nr. 3076, S. 30; Nr. 3164, S. 36; Nr. 3173, S. 37; Hs. des
deutschen Belial, S. 41 u. a.
59. Büoherverzeichniss von Karl J. Trübner« XXXI. Germanische Sprachen.
8. Straßburg 1882.
Enthält seltene Ausgaben von S. Brant, Fisohart, Geiler von Kaisersberg, Gengen-
bach, N. Manuel, Mumer.
m. SPRACHWISSENSCHAFT UND SPRACHVERGLEICHUNG. 425
60. Bartsch, K., Bibliographiscbe Obersicbt der Erscbeinungen auf dem Ge-
biete der germanifchen Philologie im Jahre 1880.
Germania 26, 428^505.
61. Jahresbericht über die Erscheinangen aaf dem Gebiete der gpermanisohen
Philologie für das Jahr 1880. Herausgeg. toh der Gesellschaft f8r deutsche
Philologie in Berlin. 2. Jahrgang 1880. 8. (IV, 807 S.) Berlin 1881. Cal-
vary u. Co. 8 M.
Vgl Korrespondensblatt d. Vereins f. siebenbttrg. Landeskunde 1881, Nr. 9;
Bulletin critique d^histoire H, 18.
62. Literatarblatt für germanische und romanische Philologie. Unter Mit-
wirkung von K. Bartsch herausgeg. von 0. Behaghel und F. Neumann.
2. Jahrg. 1881. 4. Heilbronn 1881. Henninger.
63. Bibliotheca philologica, oder geordnete Übersicht aller auf dem Gebiete
der classischen Alterthums Wissenschaft wie der älteren und neueren Sprach-
wissenschaft in Deutschland und dem Ausland neu erschienenen Bucher, heraus-
gegeben von E. Ehrenfeuchter. 83. Jahrg. (1880). 8. 444 S. Göttingen 1881.
Vandenhoek u. Ruprecht. 4 M.
64. Doorninck, J. J. van, Vermomde en naamlooze schryvers opgespoord op
het gebied der Nederlandsche en Vlaamsche lotteren. Leiden 1881. Brill. f. 10.
65. Trautmann, M., Übersicht der in den Jahren 1877, 1878 u. 1879 auf
dem Gebiete der englischen Philologie erschienenen Bücher und Aufsätze.
8. (67 S.)
Beilage su Anglia IV, 2.
66. Skyrslur og reikningar hins islenzka bökmentafMags 1879 — 80. 8.
(XL VIII, 31 S.) Kaupmannahöfn.
Nicht im Buchhandel. Enthält n. a. Bibliographisches, z. B. über *Islenzka
bakur, og um Island Ofr islenzkar bökmentir .
67. Stjernström, Gust., Literaturhistorisk bibliografi. 1. Bibliografi och litera-
turhistoria. 2. Svenska spräket. 14 S.
Samlaren 1880, H. 2.
III. Sprachwissenschaft und Sprachvergleichung.
68. Müller, Friedrich, Grundriß der Sprachwissenschaft. 1. Abth. 2. Hälfte.
8. (X, 177—489 S.) Wien 1882. Holder. M. 6.60.
69. Steinthal, H., Abriß der Sprachwissenschaft, l. Theil. 2. Abth. 8. (XXV,
u. S. 401—496). Berlin 1881. Dfimmler. M. 1.50.
Vgl. Academy 1881, 20. August, S. 145. D. Liter. Ztg. 36.
70. Steinthal, H., Einleitung in die Psychologie und Sprachwissenschaft.
Zusätze zur 1. Auflage. 8. (9 S.) Ebd. 50 Pf.
71. B(erg8tedt), C. F., Hyad.är sprSkyetenskap ?
Nordisk Tidskrift f5r Tetenskap, konst ooh industri, H. 3, S. 243—281.
72. Madvlg, J. N., Hvad er Sprogvidenskab ? Foredrag holdt ved det andet
nordiske möde af filologer och skolemand i Kristiania, den 10. August 1881.
Nordisk Tidskrift fttr vetenskap, konst och industri 1881, H. 6, S. 481-493.
73. Lövy-Bing, L., la linguistique d^oil^e. 8. (240 S.) Paris 1881. Vieweg.
74. Adam, Lucicn, la linguistique est-elle une science naturelle ou une science
historique? (deuxi^me articie).
Bevue de linguistique, T. 10* Oct. 1881.
75. Adam, L., les classifications de la linguistique.
Bevue de linguistique XIV, 3 (1881).
426 BIBUOGRAPHIE VON 1881.
76. Babusen, Julius, Aphorismen über Sprachpbilosophie. Progr. (Nr. 108)
1881. 8. 35 S. Lauenburg in Pommern. Leipzig 1881. Grieben. 1 M.
77. Rosentbal, L. A. , die neue Sprachwissenschaft und 4ie Philosophie in
ihrem Verhältniß zu einander.
Literarischer Merkur 1881, Nr. 24.
78. Delbrück, B. , Introduzione allo studio della scienia del liagoa^gio:
contributo alla storia ed alla metodica della glottologia comparativa. Tradnz.
da P. Merlo. 8. (XI, 158 S.) Torino 1881. Loesoher. 8 1. 50 c
79. Ceci, Bertoldo Delbrück e la scienza del linguaggio indogermanico.
Giornale Napoletano 1881, Nov.
80. D'Ovidio, d*un recente libro di Delbrück e della traduzione del Merlo
e di due nuoye dissertazioni del Whitney.
Bivista di filologia X, 6—7 (1881).
81. Whitney, W. D., language and its study: seven lectures. Edited, with
introductioD, notes etc. by B, Morris. 2nd. edition. 8. (322 S.) London 1881.
Trübner. 5 sh.
82. Whitney, W. D., Taal ea taaUtudie. Yoorlezingen pver de gronden der
wetenschappelijke taalbeoefening. Volgens der derde uitgaye voor Neder-
landers bewerkt door J. Beckering Vinckers. 2* serie, 8. (4 und 476 S.)
Haarlem 1881. Bohn. 6 f. 'lO c.
83. Müller, Max, Sprache und Sprachen.
Deutsche Rundschau 1881, August, S. 306—8.
84. Müller, Max, Selected essays on language, mytboiogy and religion. London
1881. Longmans and Co.
Vgl. Atheuaeum 1881, 20. August, S. 237.
85. Abel« C, über den Ursprung der Sprache. 2. Ausgabe. 8. (23 S.) Berlin
1881. Liepmannssohn. M. 1.50.
Erweiterte Bearbeitung eines in 'Nord und Sttd' erschienenen Aufsatse«.
86. Gelger, L., der Ursprung der Sprache. 2. Auflage. 8. (XXIV, 190 S.)
Stuttgart 1881 (1878). Cotta. 6 M.
87. Te8ch,P., Ursprung und Entwickelung der Sprach^. Vortrag. 8. (39 S.)
Neuwied 1881. Heuser. 60 Pf.
88. Gelmetti, L. , la dottrina mansoniana «oU* vnit& della lingua ne suoi
difensori Morandi e d^OWdio: nuOTi studii critici suüo a^lo de^itiro della
questione. 8. (312 8.) Milano 1881. 5 lire.
89. Wäschke, H., über die Entatebung der Sprache und d^v Einxelsprachen.
4. (23 S.) Dessau 1881.
Programm.
90. Driyal, £. van, de ToHgine et de la Constitution intfme du langage.
8. (153 S.) Paris 1881. Maisonneuve. 6 M.
91. Krause, die Ursprache in ihrer ersten Entwickelung. IIL Theil.
Programm des Gymnasiums bu Gleiwits 1881 (Nr. 164). 4. 26 S.
92. Sweet, H., on recent inyestigations on the Aryan Ursprache.
Transaetions of the Philologioal Society 1880— 8L Part L
93. Hart, J. M., Keltic and Germanic.
American Journal of Pbilology I, 4.
94. Place of Celtic in the Indo-European Family of Languages; Tests of
Etymological affinity ; Grimms law ; Ilustrations of the application of Grim^ns Ift^*
The Scottish Celtic Review 1 (1881).
ni. SPRACHWISSKNßOHAFT UND SPRACHVERGLEICHUNG. 427
95. Sie y er 8 y Ed., Grandsäge der Phonetik zur Einführung in das Studium
der Lautlehre der indogermanisohep Spraoheo« Zweite wesentlich umgearbeitete
und vermehrte Auflage der 'Grundsüge zur Lautphjsiologie'. 8. (XV, 224 S.)
Leipzig 1881. Breitkopf u. Härtel. 6 M.
Bibliothek indogermaniacher Grammatiken. 1. Bd. Vgl. Literar. Centralblatt
1881, Nr. 41 (Braune); Gott. Gel. Anzeigen S. 885—896 (J. Storm); D. Liter.
Ztg. 1882, Nr. 22 (CoUits); Anglla IV, 2. H. (Trautmann).
96. Tuloy, M., über die Elementarlaute der menschlichen Stimme und über
das Alphabet. 8. (112 S.) Kiew 1881.
In russischer Sprache.
97. Michaelis, G., über die Anordnung der Vokale.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen 66 (1881), 403—460, und Nachtrag 66,
77-^96. Die Abhandlung selbst ist separat erschienen. 8. (79 S.) Berlin 1881.
Barthol u. Co. M. tBO. Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 16 (Hoflfory).
98. Kruszewski, N., Privatdooent, über Lautabwechslung. 8. (41 S.) Mit
2 Tabellen. Kasan 1881. Uniy.-BQehhandlnng. 1 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, 12 (Brugman).
99. Ost hoff, H., die Tiefstnfe im indogermanischen Vocalismua.
Morphologische Studien IV (1881), S. 1—406.
100. Kirste, H.^ die constitntionellen Verschiedenheiten der Verschlußlaute im
Indogermanisohen. 8. (84 S.) Graz 1880. Leuschner u. Lubensky. M. 2.60.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, 17 (Vemer) ; Literar. Centralblatt 22 (Sievers).
101. Osthoff, H., Zum grammatischen Wechsel der velaren A'-Reibe.
Paul u. Braune, Beiträge 8, 266—287.
102. Müller, Gerb. Heinr. , über den Accnsatir und sein Verhältnies zu den
übrigen Casus. Ein Beitrag zur indogermanisohen Oasuslehre.
Zeitsrhrift für Völkerpsychologie 18 (1881), S. 1—81.
lOS. Osthoff, H.y über Aoristpraesens und Impsrfeotpraesens.
Paul u. Braune, BeitrXge 8, 287—811.
104. Weise, O., Wortentlehnnng und Wortschöpfung. Sprachgeschiehtliche
8tBdie.
Zeitschrift für Völkerpsychologie XIII, 8 (1881).
105. Weise, 0., Verschmelzung des Artikels mit dem Wortstamme.
Zeitschrift für Völkeipsyohologie XUI, 8 (1881).
106. Danielflson, 0- A. , Graimmatiska anmftrkningar. I. Om de indoeuro-
peiska femininstammame p& -» och nigra dermed beslägtade bildningar i
grelusrka och latinska ^rtken. 8. (68 S.) Upsala 1881. Akademiska Bok-
handeln. 1 kr. 60 öre.
Upsala Universitets Irsskrift 1881.
107. Gow, J., Note on gender, especially in Indo-Buropden langnages.
The Journal of Philology Vol. Z, Kr. 19 (1881).
108. Moltzer, H. £., De volksverbeelding in het rijk der taal. Redevoaring
by de overdracht van het Rectoraat der Universiteit te Groningen. 8. (80 S.)
Groningen 1881. Wolters, f. 0.60.
109. Bezzenberger, A. und A. Fick, Nachträge zum indogermanischen
Wörterbuch.
Bezzenberger, Beiträge VI, 4 (1881), S. 236—240.
428 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
IV. Grammatik.
110. Meyer, L., über die gothische Sprache.
Sitzungsberichte der k. gelehrten estnischen Gesellschaft zu Dorpat 1880 — 81.
111. Kossinna, Gustav, über die ältesten hochfränkischen Sprachdenkmäler.
Ein Beitrag zur Grammatik des Althochdeutschen. 8. (XIII, 99 S.) Straß-
burg 1881. Trübner.
Quellen und Forschungen, XLYI. Heft.
112. Paul, Hermann, mittelhochdeutsche Grammatik. (Sammlung kurzer Gram-
matiken germanischer Dialekte. 11.) 8. (VIII, 69 S.) Halle 1881. Niemcyer.
M. 1.20.
Vgl. Literaturblatt 1881, 115 (Behaghel); Zeitschrift f. d. PhUologie 12, 48.S ff.
(Bahder); Anseiger f. deutsches Alterthnm 7, 806 ff. (Franck); D. Liter. Ztg.
1881, 44 (Rödiger); American Journal of Philology 1881, Nr. 6.
113. Weinhold, Karl, Kleine mittelhochdeutsche Grammatik. 8. (VIII, 100 S.)
Wien 1881. Braumüller.
Vgl. Zeitschrift f. d. Philologie 12, 483 ff. (Bahder); D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 44
(Rödiger); American Journal of Philology, Nr. 6.
114. Bernhardt, E., Abriß der mittelhochdeutschen Laut- und Flezionslehre
zum Schulgebrauche. Mit einem Anhang über mhd. Versbau. 2. yerbesserte
Auflage. 8. (VI, 33 S.) Halle 1881. Waisenhaus.
Vgl. Literaturblatt 1881, Sp. 114; Anseiger f. deutsches Alterthum 7, 306 f.
(Franck); Zeitschrift f. d. Gymnasialwesen 1881, S. 369 f. (Rödiger).
115. Blatfs, Friedrich, Neuhochdeutsche Grammatik mit Berücksichtigung der
historischen £ntwickelung der deutschen Sprache. Zweite theilweise verbesserte
und vermehrte Auflage. 8. (XXVIII, 884 S.) Tanberbiscbofsheim 1881. Lang.
Mit einer sprachgeschichtlichen Einleitni^ und Belegen aus allen Perioden
unserer Sprachgeschichte und Literatur.
116. Frauer, Ludwig, neuhochdeutsche Grammatik, mit besonderer R€cksicht
auf den Unterricht an höheren Schulen und zugleich als Leitfaden für aka-
demische Vorträge. 8. (XX, 332 S.) Heidelberg 1881. Winter.
Vgl. Zeitschrift f. d. Gymnas. 1882, 8. 368 ff. (Wilmanns).
117. Valentin Ickelsamers Teutsche Grammatica. Herausgeg. von Dr. Kohler.
2. u. 3. Auflage des Neudrucks. 8. (XII, 48 S.) Freiborg i. B. 1881. Mohr.
1 M.
Vgl. laterar. Centralblatt 1881, 39 (Braune); D. Liter Ztg. Nr. 45 (Bfichaelis).
118. Geistbeck, Michael, historische Wandlungen in unserer Muttersprache.
Ein Beitrag zur Förderung des grammatischon Studiums und Unterrichts.
8. (62 S.) München 1881. Ackermann. M. 1.20.
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 7, 331; D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 41.
119. Leder er, Einführung in die Geschichte der dentschcn Sprache. Programm
des Gymnasiums zu Arnstadt 1881 (Nr. 619). 4. 37 S.
120. Linnig, Franz, Bilder zur Geschichte der deutschen Sprache. 8. (600 S.)
Paderborn 1881. Schöningh. 6 M*
121. Ottenthal, E.V., die deutsch- romanische Sprachgrenze im Vinstgaa za
Ende des 14. Jahrhunderts.
Mittheilungen des Instituts für österr. Geschichtsforschung II, 112—114. Vgl.
Jahresbericht 1881, S. 36.
122. Bech,F., Merkwürdiges ,Zeugniss von der in Halle a./S. um 1477 herr-
schenden Sprache.
Germania 26, 351 f.
ly. GRABiMATIK. 429
133. Lübben, A«, mittelniederdeotflche Grammatik nebst Chrestomathie und
Glossar« 8. (Vm» 221 S.) Leipzig 1882. T. 0. Weigel. 6 M.
Vgl. Liter. CentralbUtt 1882, 17 (Braune); Literatarblatt 1882, 6 (Tümpel).
1S4. Roch, C. F., historische Grammatik der Englischen Sprache. I. Hand.
Laut- und Flezionslehre. Zweite unveränderte Auflage. 8. (X^ 498 S.) Rassel
1882. Wigand. 10 M.
125. Storm, Johann, Englische Philologie. Anleitung zum wissenschaftlichen
Studium der englischen Sprache. Vom Verfasser für das deutsche Publikum
bearbeitet. I. Die lebende Sprache. 8. (XVI, 468 S.) Heilbroun 1881. Hcuninger.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, 14 (Napier); Taalstudie II, 6; Literar. Centralblatt
1881, 26 (R. Wtilckers); Henigs Archiv 66, 321 ff. (Asher); Taalstudie III, 1;
Englische Studien 6. 266 ff. (Tham); Anglia IV, 4 (Trautmann); Engl. Studien
6, 398 ff. (Regel); Literaturblatt 1882, 7 (Sievers).
126. Oosijn, F. J. , kurzgefasste altwestsächsische Grammatik. 1. Theil. Die
Vocale der Stammsilben. 8. (IV, 56 S.). Leiden 1881. Brill. M. 1.50.
Vgl. Literaturblatt 1881, Sp. 73 f. (Neumann); Nord en Zuid IV, 6.
127. Feyerabend, W., in what manner did the French influence the for-
mation of tho Englisb language?
Programm der kgl. Gewerbeschule zu Elberfeld 1881 (Nr. 430). 4. 11 S.
128. Cummins, a grammar of the old friesic language. 8. (84 S.) London
1881. Trübner. 8 s. 6 d.
Vgl. D. Lit Ztg. 1882, 1 (Feit); Athenaeum, 30. Juli 1881, S. 142.
129. Nilsson, L. G., Fornisländsk Grammatik. Andra Haftet. 8. (S. 89 bis
160.) Stockholm 1881. 1 kr.
130. Aasen, J., norsk Grammatik. Omarbeidet Udgaye af Det norske Folkesprogs
Grammatik.' Ny Subskription. 2. Heft. 8. Christlania 1881. Mailing. & 1 kr.
131. Schwartz, Eugene, och Adolf Noreen, Svensk spriklära för högre
undenrisning och tili själfstudium. Första haftet. 8. (6, 64, LII S.) Stock-
holm 1881« Norstedt & Söner. 1 kr. 50 öre.
182. Vogel, Hilarius, das phonetisch -etymologische Element in der deutschen
Sprache. Ein Beitrag zur Genesis der Sprache. 8. (23 S.)
Jahresbericht über die k. k. Staats-Oberrealschule im HI. Bezirk. Wien 1881.
133. Devantier^ Franz, über die Lautverschiebung und das Verbältniss des
Hochdeutschen zum Niederdeutschen. 8. (44 S. mit 1 Holzschn.)
Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge 876. Berlin 1881.
Habel. 1 M.
134. Stein er y W. , zur Geschichte der Ablautfrage in der deutschen Gram-
matik. 8. (81 S.)
Programm der Oberrealschule in Czemowits 1881. Vgl. Jahresbericht S. 29.
185. Bezzenberger, A., Grammatische Bemerkungen.
Beiträge von Bezzenberger 7 (1881); S. 76 f. Über substant. Bildungen mit
RedupTication ; 8. 77 f. über wwirar etc.; 8. 76 über die Abneigung gegen die
Folge zweier r oder zweier 2.
136. Paul, H., Beiträge zur Geschichte der Lautontwicklung und Formenassocia-
tion. 9. Noch einmal gotisch au vor Vocalen. 10. Tönende Verschlussfortis.
Paul u. Braune, Beiträge 8, 210—224.
137. Kluge, F.y zur altgermaniscben Sprachgeschichte.
Zeitschrift f. vergleichende Sprachforschung 26 (1881), 68—103. 1. Verbalpar-
tikeln in der Zusammensetzung. 2. Lautverschiebung in zusammengesetzten
Worten. 3. Hochd. beben, 4. Etymologica. 6. Die indogerm. Tenues adspiratae
im Gkrman. 6. Aecentwechsel in der Nominalflexion.
430 BTBUOÖRAPHIB VOlf 1881.
138. Klttge, F., Gtiammftträehes. IL
Panl u. Braune, BeitrSge 6, 634 — 842. 1. Indogenn. 6 = g^tta. 6. 2, Noehraals
das verb aubst ae. bmm. 8. Drei Verba dea Zittern«.
139. Schmidt, Johanne«, die gertnapischen Prftpositiooen und das A oalautagesetz.
Zeitschrift f. vergleichende Sprachforschung 26 (1881), S. 20--4fl.
140. Puls, A. , Untersuchung über die Lautlehre der Lieder Moscatbiüt's.
8. (XVII, 53 S.) Kiel 1881. Lipstus u. Tischer in Comm. 2 M.
Kieler Dissertation. Vgl. Literaturblatt 1882, 3 (Behaghel).
141. Beckering Vinckers and Gall^e, Dutch Phonology.
Eucyclopaedia Brittannica s. v. Holland.
142. Van Helten, Vonders Taal. I vormleer, II Syntaxis. Rotterdam 1881.
Otto Petri. f. 3.Ö0.
Vgl. Literaturblait 1882, 7 (Bebagel).
143. Helten, W. L. van, Verscheidenheden.
Tijdskrift Toor nederl. taal- en letterkunde 1 (1881), 169—164.
144. Kluge, F., Anglosaxonica.
Anglia 4, 106-106. ^
145. Loh mann, 0., Nachträge zu Anglia III, 1 £F.
Anglia 4, 418 f.
146. S trat mann, F. H., Notizen zur mittelenglischen Lautlehre.
Englische Studien 4 (1881), 99—100.
147. Columbus, Samuel , En svensk ordeskötsel angäende bokstafver, ord
och ordesätt. Med inledning, anmärkningar och register «tgifven af Oust.
Stjernström och Adolf Noreen. 8. (XXV, 77 S.) Upsala 1881. Aka-
demiska Bocktryckeriet. 2 kr.
In : Skriftor utgifna af Syeoska Literatursällskapet. Vgl. Nj Svensk Tidskrift 1882, 3.
148. Brekke, K., Bidrag til dansk-norskens lydlaere. 8. (66 S.)
Abdruck aus Aars og Voss's skoles indbydelsesskrift 1881. Kristiania. Nicht im
Buchhandel.
149. Schmidt, Johannes, die Vertreter von ursprünglich 8v, öv in den |^er-
manischen Sprachen.
Zeitschrift f. vergleichende Sprachforschung 26 (1881), S. 1—19.
150. Franc k , Johannes, der Klang der heiden kurzen e im Mittelhochdeutscli«n.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 26, 218-226.
151. Franck, Johannes, die Behandlung des e bei Maerlant
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 26 (1881), 30 -50.
152. Stratmann, F. H., zur mittelenglischen Grammatik.
Englische Studien 4 (1881), 289. Neutrale a-Stämme, die im Büttel englischen
ein paragogisches e erhalten.
153. Rock, Axel, ein consonantisches Auslautsgesetz des Gotischen ai^s dem
Accent erklärt.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 26, 226 232.
154. Kunkel, G., der Consonant G in Declamation und Gesang. Ein Beitrag
zur Polemik in dieser Frage. 8. (42 S.) Frankfurt a. M. 1881. Mahian u.
Waldschmidt. 1 M.
155. Leach, A. , The letter H, past prcsent and future: a treatise. With
rules for the silent H based on modern nsage. 12. (84 S.) London 1881.
Griffith and Farran. 1 sh.
156. Stratmann, F. H., das parag^gische n.
Anglia 4, 107—108.
157. Sievers, Ed., kleine Beiträge zur deutschen Grammatik. X. Der angel-
sächsische Instrumental.
Paul u. Braune, Beiträge 8, 324—838«
IV. GRAtofATlK. 431
158. Primer, S., on tlie consonant decleDsion in oldnorse.
The American jonrnal of philology Nr. 6 (1881), S. 30—49; Nr. 6, S. 181-203.
159. Schmidt, Johannes , die germanische Flexion des verbum Bubstantivam
und das hiatusfüllende r im Hochdeutschen.
Zeltschrift f. yergleichende Sprachforschung 26 (1881), 692—600. Gelangt zn
dem Resultat, *daß das hiatusfCllIende r im Wortinnera aus der Grammatik
yerschwinden muß*.
160. Brugmann, K. , die gotische Imperativform hiri und die Denominativa
von consonantiscben Stämmen.
Morphologische Studien 4, (1881), 414—417.
161. Walt ström, artikeln i engelska spriket. Ett bihang tili grammatikor.
8. (46 S.) Stockholm 1881. kr. 0.75.
162. Schrader, August, das altenglische Relativpronomen mit besonderer
Berücksichtigung der Sprache Chaacer*s. 8. (X, 43 S.)
Kieler Dissertation 1881.
163. Kluge, F., Verbalpartikeln in der Zusammensetzung.
Zeitschrift f. vergleichende Sprachforschung 26, 828 (1881). Ergänzung zn 26, 70 ff.
Aber die betonten Formen mit gd (ge).
164. Qallöe, J. H., nog eenige ten opzicbte van Genus of Flectie onzekere
Gotische woorden.
Tijdscbrift voor Nederlandsche Taal- en Letterknnde 3. Aflev. (1881), S. 220 231.
165. Bernhardt, £., zur gotischen Casuslebre. II.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13, 1 - 80.
166. Pratje, H., Zum Gebrauch des Accusativ im Heliand.
In: Festgabe fBr W. Crecelins. Elberfeld 1881, S. 112—117.
167. Pratje, H., Dativ und Instmmentalis im Heliand, unter Berücksichtigung
der Ergebnisse der vergleichenden Sprachforschung syntaktisch dargestellt.
S. (75 S.) Göttingen 1881. Deuerlich. M. 1.20.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 21 ; D. Liter. Ztg. 45 (Ries).
168. Wilhelmy, Em., die Einleitungen der Relativsätze im HeKand. 8. (44 S.
Iicipsiger Dissertation (1881).
169. Marold, C, über die gotischen Konjunktionen, welche ow und yecQ ver-
treten. Programm des konigl. Friedrichs -Collegiu ms zu Königsberg i. Pr.
Ostern 1881. (Progr. Nr. 3.) 4. (30 S.)
170. Frommann, K., Zur Luther-Grammatik.
Germania 26, 409-415.
171. Weingartner, die von L. Bock aufgestellten Kategorien des Conjunctivs
im Mittelhochdeutschen, untersucht an Hartmann von Aue. 8. Programm des
Btaatsgymnasiums in Troppau 1881.
Vgl. Literaturblatt 1881, Nr. 12 (Tomanetz); Zeitschrift f. d. österr. Gymn. 38, 158.
172. Herford, Eugen, über den Accusativ mit dem Infinitiv im Deutschen.
Progranun (Nr. 32) des Gynmasiums zu Thom 1881. 4. (18 S.)
173. Sattler, V^., Beiträge cur Präpositionslehre.
Anglia 4, 168—179. 292-306 (1881).
174. Kynast, R. , die temporalen Adverbialsätze bei Hartmann von Ane. 8.
(70 S.) Breslau 1880. Kern. M. 1.
Breslaner Dissertation. Vgl. D.Liter. Ztg. 1881, Nr. 43; Zeitschrift f d. Philo-
logie 13, 128 (Erdmann).
175. Sattler, W., zur englischen Grammatik. IV.
Englische Studien 4, 68-93 (1881). Über no more — not more.
176. Pettersson, E. W., Om Inversion i tyska spräket.
Pedagogisk Tidskrift 1881, H. 4, S. 163—161.
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Zweite verm. Auflage. 8. (304 S.) Ileilbronn 1881. Henninger. 5 M.
Vgl. Literaturblatt J881, Sp. 373 (Behaghel); Blätter f. Uterar. ünterh. 1881,
37 (Sanders); Athenaeum beige 1881, 15. Not; Revue critique 1882, 22; Gotting.
Gel. Ana. Nr. 28 (Sauer).
V. Lexikographie.
178. Grimm, J. , und W. Grimm, deutsches Wörterbuch. Fortgesetzt von
M. Heyne, R. Hildebnmd, M. Lexer und K. Weigand. VL Bd. 7. u. 8. Ljef.
Bearb. von M. Heyne. 8. (Sp. 1153—1536.) — IV. Bd. 1. Abth. 2. Hälfte.
3. Lief. Bearb. von R. Hildebrand. (Sp. 2537—2728.) — VIL Bd. 1. Lief.
Bearb. von M. Lexer. (Sp. 1—192.) Leipzig 1881. Hirzel.
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 8, 172—178 (Gombert).
179. Lexer, M. , mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch mit grammatischer
Einleitung. 2. Auflage. Mit Nachträgen. 8. (XXIII, 320 S.) Leipzig 1881.
Hiizel. 4 M.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 22.
180. Kalcher, die Witteisbacher Fürsten - Urkunden des Stadt • Archivei
Landshut.
Verhandlungen des historischen Vereines fQr Niederbayem. 21. Bd. 1. u. 2. Heft.
Die älteste deutsche Urkunde ist von 1316. Geht bis 1487. Angehängt ein altd.
Glossar.
181. Fahre d*£nvieu, J. , le dictionnaire allemand enseign^ par Tanalyse
^tymologique des noms propres individuels, familiaux, ethniques et geogra-
phiques et par Texplication de quelques noms franco-tudesques. Onomatologie
de rhistoire, de la mythologie, de i'ethnographie et de la g^ographie des
contröes occup^es par les Allemands. Paris 1881. 8. (XX, 346 S.)
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 8, 8 ff. (Feit); Literar. Centralblatt 1882, Nr. 8.
182. Schiller, K. , und A. Lübben, mittelniederdoutsches Wörterbuch. 30.
31. (Schluß-) Heft und Nachträge. (S. 141—319.) Bremen 1881. Kühtmann.
183. Holstein, H., ein lateinisch- deutsches Vokabelbuch von 1542.
Jahrbuch d. Vereins f. nd« Sprachforschung 6, 123 — 129.
184. Woordenboek der Nederlandsche taal ir deel afl. 1. Bewerkt door
M. de Vries (Akant^-AUeens). Haag 1881. Nyhoff. f. 0.87.
185. Sprachproben, altenglische. Herausgegeben von £. Mätaner. Wörter-
buch. 7. Lief. (S. 129—240.) Berlin 1880. Weidmann. M. 3.60.
186. Catholicon-Anglicnm, an English latin Wordbook, dated 1483,
edited from the Ms. No. 168 in the Library of Lord Morson, collated witb
the add. Ms. 15.562 Brit. Mus. with introduction and notes by S. J. H.
Herrtage, with a preface by H. B. Wheatley. 8. (LH, 482 S.) London 1881.
Trübner. 20 sh.
Early English Text Society 75. Vgl. Anglia V, 2 (Smith).
187. Skeat, W. W. , an etymological dictionary of the English language.
P. H: Dor— Lit. P. III: Lit— Red. Oxford 1880. Clarendon Press.
Vgl. Anglia IV, 2 (Trautmann).
188. Standard Etymological Dictionary of the English language. Ward,
Lock & Co. 1881. (530 S.)
Vgl. Athenaeum 17. Sept. 1881, 8. 367.
189. Transactions of the Philological Society 1880 — 81. S. 121 — 139.
Enthält einen Bericht Über das von der Gesellschaft vorbereitete große Engl.
Wörterbuch.
y. LEXIKOGRAPHIE. 433
190. Jamieson, Jobn, an etymological dictionary of the Scotisb language.
Vol. I— in.
Vgl. Aeademj 20. kugaat 1881, S. 187.
191. PorkelBsoD, Jon, Supplement til islandskc ordb^ger. Anden Sämling.
8. (S. 129 — 208: fuUgengit-broeddr).
Schalprogramm von Reykjavik 1880 — 81.
192. Aasen, J., Norsk Ordbog med dansk Forklaring. Omarbeidet og foraget
Udgave af en aeldre * Ordbog over det norske Folkesprog. Ny Snbskription.
2. Heft. 8. Cbristiania 1881. Mailing.
193. Kaikar, 0., Ordbog til det aeldre danske sprog (1300— 1700). 1. 2. Heft.
(Abbot— Balges.) 8. (S. 1—208.) Kabenhavn 1881. Reitzel iu Comm. 3 kr.
194. Fick, A.y Etymologien.
Bezsenberger, Ueitrfige 0, 1 (1880). Ahd. chrdnan =7 altbnlg. graja; ags. gecanc
-= skr. giäja.
195. Fick, A., Etymologien.
Bezzenberger, Beitrüge VU, 1. U. a. plegan.
196. Ehlers, Geschichtliche Entwickelang der französischen Sprache. (Fort-
setzung.)
Lingoae franco-gallicae glossarimn germanicum: satjan-Auuja. Progr. der Real-
schule II. Ord. zu Hanau 1881. 4. (16 8.)
197. Weise, 0., Zur Charakteristik der Volksetymologie.
Zeitschrift f. Völkerpsychologie 12 (1880), 203-228.
198. Pröhle, H., Volksetymologien. 1. 2.
Vossische Ztg. 1881, Sonntagsbeilage 18. 20.
199. Wer sh Oven, F. J., englische Volksetymologie.
Herrigs Archiv 68, 476.
200. Blandinger udgiyne af Universitets-Jubilaeets dansko Samfund yed
Samfundets Sekretaer. 1. Heft. 8. (70, IX S.) Kabenhayn 1881. Reitzel
in Comm. kr. 2.50.
Darin: Siby, Eksempler p& uorganiske lydformer i Dansk (über d&nische Volks-
etymologie etc.).
201. Kleinpanl, R., Degradation der Wörter.
Das AusUnd 1881, Nr. 16.
202. Einige germanische, besonders niederdeutsche Wörter im Litauischen,
lüttheilungen der litauischen literarischen Gesellschaft. 4. Heft (1881).
203. Bech, F., Nachträge.
Germania 26, 482. Lexicalisches.
204. Sprenger, R., Zum mhd. Wortschatz. IV.
Bezzenberger, Beiträge VI, S. 154—160. Behandelt: bdr, bickelieren, gülle,
gflttel, hamenwurst, hüswerunge, jagen, kerz, kuskar, kiurisch, niuvren, rat,
rftzkOpfe, taveln, t6r, tugent, betwinc, tuome, wile, zadel, ziunen, zoche.
205. Birlinger, A., Lexikalisches.
Alemannia 9 (1881), 91 — 100. Meist ans einer Augsb. Inkunabel entnommen.
206. Birlinger, A., Lexikalisches.
Alemannia 9 (1881), 220—224. Aus Quellen des 16.— 17. Jhs.
207. Moses, Hermann, die deutschen Pflanzennamen in ihrer Bedeutung für
die Geschichte und Alterthumskunde.
Die Natur, N. F. 7. Jahrg. (1881), Nr. 4.
208. Kaiser, W., die deutschen Pflanzenuamen. 1. 2.
nie Natur, N. F. 7. Jahrg. (1881), Nr. 6. 8.
OBBMANU. N«M Beih« XV. (XXYU.) Jahrg. 28
434 BIBLIOGffiAPHDS VON 1881.
209. Mejer, Ludwig, über die Deutung der PflaueBiiameii.
Die Natur, N. F. VH, 62 (1881).
210. Lübben, A., Zur deutschen Lexikographie. L Weidmätmieclra Aosdrncke.
II. AuB den Scbiffiihrten des Levinus Hulms.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13, d67<-38i. (Schluß folgt)
211. Woeste, F., Beitrage aus dem Niederdentsohen.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 12, 302— -304. Behandelt düng, däfchen, bß-
latm, bordea. Fortsetsung 12, 479. 13, 303—4.
212. Rorrespondenzblatt des Vereios für nd. Sprachforschung VI (1881).
Enthält viele lexikalische Beiträge, z. B. Fische S. 8 f.; epeltem S. 9 — 11;
Abraham S. 11 f. u. s. w.
213. Imperativische Thier- und Pflanzennamen.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, 18.
214. Birlinger, A., Flüche, Verwünschungen.
Korrespondensblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, 90 f.
215. Verdam, J., dietsche verscheid enheden.
Tijdschrift voor nederl. Taal- en Letterkunde 1 (1881), 124—143. Lezikaliaehes.
216. Verdam, J., dietsche verscheidenheden. 36. Binalecs. 86. Amete.
Tijdschrift voor nederl. Taal- en Letteikunde 1, 297-303 (1881).
217. Verdam, J., Mots d'origine germanique repris dans la langne holhtndaise
sous v6tement fran^ais. I.
TaaUtudie U. 1. 2. (1881).
218. Lingen, T. v., Woordfamilien. III. Binden.
Noord en Zuid IV, 2 (1881). Ebenda: L. D61y, foeteren; J. E. ter Qonw,
wispelturig; ongedurig n. a.
219. Cosijn, Langzaam, lang en lengen; G-ering; Waden; Belyden ; Losto-
sams; unmanarig.
Noord en Zuid 213, 216, 218, 220, 298, 218.
220. Edgren, the kindred germanic words of german and english, exhibited
with reference to their consonantrelations. (Extract from the Transactions of
the American Philological Association for 1880, vol. XL) 8. 43 8. Lund. 1 kr.
221. Baumann, H., a comparativo study of Sazon-English. London 1880.
(30 S.) Programm der dentsch-eugl. Knabenschule zu Brizton.
Vgl. Herrigs Archiv 66, 470. Ober die deutschen Elemente des Englisdien.
222. Davies, a comparison of Celtic words found in oid english literature
and english dialects with modern forma.
Archaeologia Cambrensis 1881, Nr. 47—49.
223. Fritzner, J., Sproglige og kulturhistoriske Studier over gamle norske
Ord og Udtryk. L— IIl. 8. (22 S.) Chrktiania. Dybwad in Comm. kr. 0,40.
Christiania Videnskabsselskabs Forhandlinger 1880, Nr. 16« Über aannia at
höndnm; ]>ekja, baug])ak, yfirgjöf» vingjöf etc.; über den Namen der Insel Selja.
224. Koek, Axel, Tydning af gamla Svenaka ord. 8. (86 S.) Land 1881.
Gleerup. 76 öre.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 43 (K. V(emer) ; Literar. Centralblatt Nr. 50 (Edzsrdi).
225. Tamm,Fredr., Svenska ord belysta genom slaviska och baltivks spriken.
8. (86 SO Upsala 1881. Akademiska Bokbandeln. 1 kr.
Upsala Universitets Irsskriffc 1881.
226. Tegnör, Esaias, Hemmets ord. Aftryck ur Tidskrift for hemmet. 8.
(77 S.) Stockholm 1881. Norstedt & Söner. 1 kr. 25 öre.
227. Larsen, A., Af en Afskrivers optegnelser. Nogle aeldre Betydninger af
nuvaerende danske Ord, navnlig fira 17 Aarhundrede. 8. Köbenhavn 1881.
Gyldendal»
T LfiXIKOlGhSAPHIE. 436
228. ZupitBtt, J*, tfaf^ meäning of aestel.
The Aeademy 1861^ 8. 896; vgl. S. 415.
229. Kern, H., Bidden. Genezen.
Tijdskrift voor nederl. Taal- en Letterkunde 1, 32—40.
230. Sprenger, B., Bockshorn.
Jahr1>ach d. Vereins f. nd. Bprachforschong 6, 134. Name einer Pflanze.
231. Boonstrai R., Brägen^ bregen, brein.
Noord en Zuid IV, 6 (1881).
232. Skeat, W. W., on tfae etymology of Weh'.
Anglia 4, 412-414.
283. Schroer, A., zur Etymologie von 'catch*.
Anßlia 4, 414—416.
234. Vries, M. de, Edwijt.
Tijdschrift voor nederl. Taal- en Letterkunde 1, 803—305. = itewis.
235. Weise, 0., etymologische Beiträge.
Beszenberger, Beiträge VI, 233—235. abd. fartii Famkraut.
236. Hand-Browne, W., an old name for March.
The Academy 1881, 28. Juli, S. 72. Ober ags. U^da,
237. Pietsch, P., sum ^Judenspiess''.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 18, 230.
238. Verdam, J., en ottde kennte uit het gotisch terugge vonden.
T^'dsehrift voor nederl. Taal- en Letterkuude 1, 30—82. Herleitang des hoU. kä
ans got. hUpH,
239. Earle, John, The history of tbe word 'ifind'.
Mlnd 1681, Nr. 28, 8. 801—320. Vgl. Jabredbericht 1881, 8. 186 f.
240. Vries, M. de, Poot, Potig.
Tijdschrift voor nederl. Taal- en Letterkunde 1, 42—46.
241. Ost hoff, H., got. «a», ahd. mhd. s€.
Paul u. Braune, Beitrftge 8, 811—312. #a< =^ art. m und dem. id (== skr. M,
SS «ft Mi).
242. Liebrecht, F., Tpru, Purt
Germania 26, 508.
243. Ocsterley, H., historisch • geographisches Wörterbuch des deutschen
Mittelalters. 1.— 5. Lief. 8. (S. 1—400.) Gotha 1881. Perthes. & M. 2,40.
Vgl. Correspondenzblatt des Qesammtvereins 1881, 8. 46 f.; Petermanns liit-
theilungen 27, 5; Literar. Centralblatt 1881, 32.
244. Lohmeyer, Theodor, Beiträge zur Etymologie deutscher Flufinamen.
8. (VI, 126 8.) Göttingen 1881. Vandenhoeck u. Ruprecht. 2 M.
Eine erweiternde Bearbeitung der Abhandlung im 63. Bande von Herrigs Archiv.
Vgl. Literaturblatt 1882, 6 (Jeflinghaus) ; D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 51 (MüHenhoff);
Herrigs Arohiv 67, 2. Durchaus unwissenschafttich.
245. Buck^ Richard, ansere Flußnamen.
Alemannia 8 (1880), 145—185.
246. Flnr- und Ortsnamen.
Literar. Beilage der Gemeindezeitung fOr Elsaß und Lothringen 1881, Nr. 31.
247. Back, R., Oberdeutsches Flurnamenbuch. Ein alphabetisch geordneter
Handweiser für Fr^nnd^ deutscher Sprach- und Kuliurgeschichte, namentlich
auch für gebildete Forst- und Landwirthe. 8. (XXTV, 316 S.) Stuttgart 1880.
Rohlhammer. M. 4,50.
Vgl. LHeratorblatt 1880, Sp. 318; Korrespondemsblatt d. Vereins f. siebenbürg.
Landeskunde 1881, 1.
28*
436 BIBLIOaRAPHIE VON 1881.
248. Birlinger, A., zur Oberamtsbeechreibong von Mergentheim.
Württemberg. Yierteljahrshefte 4 (1881),. 8. 295—297. Namentlich snr Dentong
von Ortsnamen.
249. Schaff 1er, A., und J. E. Brandl, Orts- und PersonenyerzeichniBs zum
ältesten Lehenbuchc des Hochstiftes Würzburg.
Archiv des histor. Vereines von Unterfranken und Aschaffenbnrg 24, 153 — 285
(1880).
250. Reitzenstein, H. Freih. v., Beitrage zur Erklärung urkundlicher Orts-
namen.
Archiv für Geschichte von Oberfranken XV, 1 (1881).
251. Steub, L. , die romanischen Ortsnamen im Lande Salzburg. Mit Erklä-
rungen.
Mittheilungen d. Gesellschaft f. Salzhnrger Landeskunde XXI (1881), S. 98— 102.
252. Luschin v. Ebengreuth, Über Orts- und Personennamen in Krain.
Mittheilungen der Anthropolog. Gesellschaft in Wien, X. Bd. (1880).
253. Wolff, J., Deutsche Ortsnamen in Siebenbürgen. (Fortsetzung.)
Programm des evangel. üntergymnasiums in Mühlbach (Siebenbürgen) 1880/81.
Hermannstadt 1881. 4. (30 S.) Umfasst die Namen Bependorf-Zekeschdorf. Vgl.
Herrigs Archiv 66, 336; Anzeiger f. deutsches Alterthum 8, 88.
254. FuBs, Rheinische Verwandte der siebenbürgizch-deutschen Ortsnamen.
Siebenbürg. Korrespondenzblatt 1881, 8. 62—64. 116 < 117.
255. Über deutsche Ortsnamen mit besonderer Beziehung auf Thüringen.
Jahrbuch der k. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt X, 143 bis
188. Vgl. Jahresbericht 1881, S. 10.
256. Falk, Dr., Zu dem Aufsatz: drei Mainzer Necrologien von C. Will.
Correspondenzblatt des Gesanuntvereins der deutschen Gesehichts- und Alter-
thumsvereine 1881, Nr. 7, S. 49 — 61. Mit einem alphabetiaehen Verzeichnisa der
darin enthaltenen Ortsnamen.
257. Marjan, Keltische Ortsnamen in der Rheinprovinz. 4. (16 8.) 1881.
Progranun der Realschule I. Ord. zu Aachen. 2. Abtfaeilnng.
258. Evelt, Julius, über einige, jetzt nicht mehr gebräuchliche Ortsbeaeich-
nungen in und bei dem Dome zu Paderborn.
Zeitschrift für vaterländische Geschichte (1881), 8. 74—104.
259. Kühnel, P., die slayischen Ortsnamen in Meklenburg.
Jahrbücher d. Vereins f meklenburg. Geschichte 46, 3—168.
260. Kühnel, P., die slavischen Ortsnamen in Meklenburg-Strelitz. L Theil.
4. (31 S.)
Programm des Gymnasiums zu Neubrandenburg 1881 (Nr. 672).
261. Lemcke, H., die älteren Stettiner Straßennamen gesammelt und erklärt.
8. (IV, 50 S.) Stettin 1881. Saunier. 2 M.
262. Hoppe, F., Orts- und Personennamen der Provinzen Ost- und West-
preussen. VII. 8. (26 S.) Gumbinnen 1881* Sterzel. 1 M.
Aus: 'Altprenssische Monatsschrift' abgedruckt
263. Bernaerts, Etudes dtymologiques et lingnistiques sur les noms de lienz
Normans et Bas-AIlemands de la Belgique.
Annales de TAcadämie royale de la Belgique VIF, 2 (1881).
264. Coz, J. C, Place and Field Names of Derbyshire , which iudicate vege-
table productions.
In: Journal of the Derbyshire Archaeolog. Soc. Vol. III.
265. Gomme, G. L., Field-Naroes.
The Antiquary III, 262 ff.
266. Browne, distribution of Place-Names in the Scottish Low-lands.
Transactions of the Phiiological Society (1880 — 81).
V. LEXIKOGRAPHIE. 437
267. Olsen, Björn Magnnssöii, et islandsk Rtedsnavn«
Aarbager for nordisk Oldkyndighed 1881, S. 88-45. Undirfell = Undornfell.
268. Djnrklott, G«, om svenska prtnamn, stälda i samband med historiska
ocb kamerala forskniogar. Föredrag.
In : Lundell's Nyare bidrag tili Kftnnedom om de Svenska landsmälen 1879 —
1880 (1881), S. 646-666.
269. Varming, L., Bemaerkninger til A« Hansens Afhandling Gamle sjae-
landske Stedsnavne, i Aarbagerne for 1879.
Aarbager for Nordisk Oldkjndighed 1881, 8. 46—49.
270. Eckmayer, Darlegung einer vom yerstorhenen Pfarrer Hirscb unter dem
Titel Etymologisch- historiscbe Untersuchung über den Namen und Ursprung
der Stadt Bayreuth und der Altenstadt' verfassten Abhandlung.
Archiv fBr Geschichte von Oberfranken XY, 1 (1881).
271« Esaer, Q», Zur Etymologie der Ortsnamen Sourbrodt und Bosfange.
Picks Monatsschrift VII (1881), 8. 69—72.
272. Thole, Theodor, der Name des Berges Hohenzoller. Ein Beitrag zur Mytho-
logie und ältesten GeBchichte des Landes und Geschlechtes Hohenzollem.
Programm der höheren Bürgerschule zu Hecbingen 1881 (Nr. 420). 8. (36 S.)
273. Hohenbühel, Ludwig Freih. ▼. , Untersuchungen über den tiroHschen
Ortsnamen Igels.
Zeitschrift des Ferdinand eum, S.Folge. 26. Heft. 1881. Auch separat erschienen :
Innsbrack 1881. Wagner. 8. (16 S.) 30 Pf.
274. Esser, Q., Was bedeutet der Lokalname 'Kahrel'?
Picks Monatssdurift 1881, VIT, 296—298.
276. Bück, Zum Namen Ulm.
Württembergische Vierteljabrshefte 4 (1881), 8. 46.
276. Günthner, A., Auch eine Erklärung des Namens Weinsberg.
Württembergische Vierteljahrshefte 4 (1881), 8. 286 f.
277. Birlinger, A., Liber viventium et defunctorum von Pfa£Pers.
Alemannia 9 (1881), 67 — 71. Mit einer großen Zahl ahd. Namen.
278. Bück, M. R., Zu den welschen Namen des Liber viventium et defunc-
torum von Pfäffers.
Alemannia 9 (1881), 176-186.
279. Löhner, Rudolf, althochdeutsche Eigennamen.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 26, 214—217. Aus Cod. pal. 494 der Vati-
eana. 11. Jh.
280. Zahn, v., über steiermärkische Taufnamen.
Mittheilungen d. histor. Vereins f. 8teiermark 29. Heft (1881), 8. 3 66.
281. Wernicke, E., Vor- und Zunamen aus mittelalterlichen Dichtungen in
schlesischen Urkunden.
Anseiger f. Kunde d. deutsehen Vorseit 1881, Sp. 78-— 80. U. a. Vogelweide,
Fridank, Nebelung, Lanrin, Klinsor, Parsival, Gawin, Isalde etc.
282. Prittwitz und Gaffron, deutsche Personennamen. Vortrag. 8. (31 S.)
Berlin 1881. Mitseher u. Rösteil. M. 0,50.
Abdruck aus der Vierteljahrschrift für Heraldik 1880, Heft 4.
283. Stephens, G., en Yorkshire- liste over dansk-engelske mandsnavne fra
det 11. Irh.
In: Blandinger udgivne af Universitets- Jubilaeets danske 8amfund. Kj9benh. 1881.
284. H e i n t z e ; Albert, die deutschen Familiennamen geschichtlich, geographisch,
sprachlich. 8. (VIIl, 227 S.) Halle a.S. 1 882. Waisenhausbuchhandlung. M. 4,50.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, Nr. 8; D. Liter. Ztg. Nr. 28 (Schröder).
4$s bibuooraphus yojf 1881.
285. Bück, M. B., oberdeutsch« FamilieDaamea aaf -1er, «eler.
Alemannia 9 (1881), 25—29.
286. Back, M. R«, SaDunliing oberdeutscher personifiairter Lokalaawen auf -1er.
Ebenda 9, 89—30.
287. Lübben, A«, etwas über uiederdeutsche FamilienBaineii.
Jahrbach d« Vereins f. nd. Spraehforachong 6, 146— 16t.
288. Win kl er, Job., Een en ander over Friesche eigeunaxnpn.
De vrije Vries (1881).
289. Bossberg, Konrad, Deutsehe Lehnwörter in alpahetjscber Anordnung.
ZusammengestelU und auf ihren Ursprung zurückgefährt. 8. (IX, 120 S.)
Hagen 1881. Bisel u. Co. 3 M.
YgL Literatnrblatt 1882, Nr. 2 (Pietsch); D. Uter. Ztg. 1882, 2 (Klage).
290. Neumann» W. , über die Betonung der Fremdwörter im Doulschen.
4. (13 S.)
Programm des QTmnasioms lu arolS-8trelitB 1881. (Nr. 177). K3el, Lipsius und
Tisoher in Comm. 80 PI. Vgl. Anse^er t dentsches Alterthum 7, 332.
291. Knudsen, K., Unorsk og norsk eller fremmedords avlesniug. 8. (KS^V,
994 S.) Christiania 1881. Cammermc^er* 5 kr.
VI. Mundarten.
292. Pf äff. F., Dialekt und Schriftsprache und die Formnbeftragung in der
Orthographie. 1. 2.
Zeitschrift für Orthographie I, 6. 6 (1881).
293. Lundell, J. A., Om dialektstudier med särskild hänsyn tili de nordiska
spraken. Föredrag vid andra nordiska filologmÖtet i Krietiania. (31 S.)
Nyare bidrag^ tili kännedom om de syeoska landsm&len (t881). VgL D. Liter.
Ztg. 1881, Nr. 50 (Hoffory); Zeitschrift f. dentsche Philologie 14, 100 ff. (Gering).
294. Wenker, G., Sprach-Atlaa von Nord- und Mitteldeutschland. AulOnind
von systematisch mit üilfe der Volkssckullehrcr gesanuneHem Material aus
ciroa 30.000 Orten bearbeitet, entworfen und gezeichnet 1. Lief. fol. Straß-
burg 1881. Trfibner.
Vgl. Literatorblatt 1881, Nr. 12 (Behaghel); D. Liter. Ztg. 1882, 7 (Radiger);
Anseiger f. deutsches Alterthum 8, 283 f.
295. Humperdinck, G., die Vooale und die phonetischen Ersckeinungen ihres
Wandels in Sprachen und Mundarten. Eine physiologisch-sprachwissenschaft-
liche Untersuchung. 8. (4ö S.) Bonn 1881. Behrendt in Comm. 60 Pf.
Schon Siegburg 1874 erschienen, jetzt erst mit neuer Firma in den Handel
gekommen. VgL Bibliographie 1876, Nv. 156.
296. Jellinghaus, H., Grenzen westfälischer Mundarten.
Korrespondensblatt d. Vereins f. nd. Spraobforsckung VI, 74 f.
297. Ottiker, A., ein schweiserischer Dichter.
BibKographie der Schweiz 1881, Nr. 2. 3. Mit Bemerkungen ttber die alemann.
Mundart und die Dialektdichtungen der Schweiz. Vgl. Jaluresbericht 1881, 8. 39.
298. C zornig, C. Freih. y., die dentsche Spraohinsei Sauris in FriskuL Vortrag.
Manchen 1881. Lindauer. M. 0,80.
299. Kirchmayr, Besuch einer deutschen Sprachinsel in Mähren. 8. Brunn
1881. M. 0,60.
300. Wolff, Epithetiscfaes t.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. siebenbUrg. Landeskunde 1861, S.4-6. ia^l8.
37—40.
VI. MUiOUJftTEN. 439
301. Albrecht, K., die Leipziger Mundart. Grammatik and Wörterbuch der
Leipziger Vtlkaspracbe. Zugleich ein Beitrag zur Schilderung der Volks-
sprache im Allgemeinen. Mit einem Vorwort von R. Hiidebrand. 8. (XVIII,
243 S.) Leipzig 1881. AinokL 4 M.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, 86.
302« Velde, A. ▼. d., zu Fritz Reuter. Praktische Anleitung zum Verständniss
de« Plattdeutschen an der Hand des ersten Kapitels des Fritz Reuterschen
Romanes: Ct mine Stromtid. 8. (63 S.) Leipzig 1881. Koeh. M. 0,60.
303. Bartels, Geschichte der holländischen Sprache in Ostfriesland.
Jahrbuch der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Alterthttmer
zu Emden 4, 2. S. 1—19 (1881).
304. Mielck, W. H., de quantiteit in de Noord-Brabantsche Volkstaal.
In: Onze Volkstaal Nr. 1.
305. Njare Bidrag tfll kännedom om de Svenska Landsmälen eck Syenskt
FolkKf. Tidskrüt utgiven pä uppdrag af Landsmilfbreningarne i Cppsala,
Helsingfors ock Lnnd genom J. A. Lundell. 1879 ock 1881. 8. Stock-
holm (1881). SamsoD & Wallin.
Bnthlh Bogen 19 41 (Bibliographie 1879, 218). Mit folgendem Inhalt: L. F.
Leffler, ordei M belyst af de svenska landsmftlen S* 271 -282. A. Noreen,
FärömlUets Ijndlära S. 283—369. J. Nordlander, Norrläudska husdjursnamn
S. 371—482. G. Bn., Folkmelodier S. 443—446. Landsm^lsfÖreningarnes fest
i Uppsala. 7 Nov. 1879 S. 446—626. Darin: Lundell, Öf^ersikt af de senaste
ärtiondenas värksamhet fbr kSnnedom om folkmll ock folklif i Sverige ock
andra ISnder S. 469—644. Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, 60 (Hoffoiy).
306. Kocky Axel, SSrbygdmälet. Anmälan ock iagttagelser.
Nyare Bidrag tili k&BDedom om de Svenska landsmalen I, S. 679—689.
307. Noreen, Ad^, Inledning tili daknälet, med karta*
Nyare Bidrag tili kftnnedom om de svenska landsmllen 1881, December.
308. V ende 11, H., Laut- und Formlehre der schwedischen Mundarten in den
Kirchspielen Ormsö und Nukkö in Esthhind. 4. (222 S.) Helsingfors 1881.
Akademische Abbandlang.
309. Geete^ R. , Nigra iakttagelser med anledning af den uynorska spräk-
rÖr eisen, betraktad fr&n svensk synpunkt.
Ny Svensk Tidskrift 1881. H. 3, S. 162--176; fi. 4, S. 199-216.
310. Varmingy L., Ofd og Taleformer af det jyske Folkesprog.
Samlinger til jysk historie og topografi YIU, 3.
311. Seh weiEerisches Idiotikon. Wörterbuch der Schweizer-deutschen Sprache.
Gesammelt anf Veranlassfong der Antiquarischen G-esellschaft in Zürich unter
Beihilfe ans allen Kreiaen des Schweiservolkes. Herausgegeben mit Unter-
stfitzung des Bundes und der Kantone. 1. u. 2. Heft. Bearbeitet von F. Staub
und L. Tobler. 4. Franenfeld 1881. Huber.
Vgl. Im neuen Reich 1881, 20; AUgem. Ztg. 1881, 16. Mai (M. K(ooh); Revue
critique 1881, Nr. 34; D. Liter. Ztg. Nr. 30 (Rödiger); LiteraiurblaU Nr 11 (Wein-
hold); Magasin f. d. Literatur d. Auslandes 1882, Nr. 22; Anzeiger f. deutsches
Alterthum 8, 183 & (Lichtenstein).
312. Bucher, J., die Orthographie des Schweizer Idiotikons.
Zeitschrift f. Orthographie 1881, 10.
313. Tschumpert, M., Versuch eines bündnerischen Idiotikon, zugleich ein
Beitrag sur Darstellung der mittelhochdeutschen Sprache und der Kultur-
geecUehta von Granbiinden. l. Lief. 8. (164 S.) Chur 1881. 3 M.
440 BIBLIOORAPHIK TON 1881.
314. Schnepff, Italobayarismen.
Collectaneen-Blatt itir die QeBchichte Bayerns, 45. Jahrg. (1881).
315. Wolff, J., Beiträge zum siebenbürgiBchen Wörterbache.
SiebenbOrg. Korrespondensblatt 1881 , 8. 90—94.
316. Wolff, J., Haus, Hof und Heim. I.
Siebenbürg. Korrespondensblatt 1881, S. 127—130.
317. Berghaus, Heinrich, Sprachschatz der Sassen. Wörterbuch der platt-
deutschen Sprache in den hauptsächlichsten ihrer Mundarten. 13. — 15. Heft.
(2. Bd. S. 177—416.) Brandenburg 1881. Müller.
Vgl. Korresponden^blatt f. siebenbürg. Landeskunde 1882, Nr. 4.
318. Doorukaat-Koolmann,J. ten, Wörterbuch der ostfriesischen Sprache.
12. 13. Heft. (2. Bd. bis S. 528.) Norden 1881.
319. Schemionek, A., Ausdrücke und Redensarten der Elbing'schen Mundart
mit einem Anbang ron Anekdoten, dem Volke nacherzählt. Gesammelt und
erklärt. 8. (VI, 53 S.) Daniig 1881. Bertling. 75 Pf.
320. Salomon, Carl, Wörterbuch der deutschen Pflanzenoamen, besonders
der im Volksmunde gebräuchlichen Benennungen wichtiger heimischer wie
fremder Gewächse. Mit Beifügung der botanischen Namen. 12. (FV, 183 S.)
Stuttgart 1881. Ulmer. geb. M. 1,50.
821. Ulrich, Ursprung und Bedeutung der Pflanzennamen.
Europa 1881, Nr. 19. 20. Vgl. auch Nr. 207—209.
322. Treichel, A., Volksthümliches aus der Pflanzenwelt, besonders für West-
preussen. I. 8. (6 S.) Danzig 1881. Bertling. M. 0,40.
Aus: * Schriften der naturforschenden Gesellschaft su Danzig'.
323. Treichel, A., polnisch-westpreussische Vulgärnamen von Pflanzen. 8.
(14 S.) Ebenda. 60 Pf.
324. Goemans, J. , lijst yan woorden, die gebruikt worden op het eiland
Schouwen, in den omtrek yan het dorp Serooskerke.
Onze Volkstaal Nr. 1.
325. Evans, A. B. , and S., Leicestershire words, phrases and proverbs.
10 sh. 6 d.
Publication der English Dialect Society.
326. Pive Original Glossaries, viz: Isle of Wight words, bj H. Smith and
C. R. Smith; Ozfordshire words by Mrs. Parker; Oumberland words hy
W. Dickinson ; North Lincolnsbire words hy E. Sutton ; Radnorshire words
by W. E. T. Morgan. London. Trübner.
PublicJition der English Dialect Society.
327. Jackson, G. F., Sbropshire Word Book: a glossary of Arehaic and
Provincial words etc. used in tbe county- 8. (614 S.) London 1881. Trdbner.
31 s. 6 d.
828« Turner, W., the names of herbes a. d. 1548. Edited, with an intro-
duction, index of english names, and identiflcation of the plants enumerated
by Turner, by J. Britten. London, Trübner.
Publication der English Dialect Society.
829. Azon, W. £. A., George Eliot's ose of dialect. London, Trübner. 6 d.
Publication der English Dialect Society.
330. Ericsson, G., Ordlista öfver akers och Oster-Rekarne härads folksprak.
Bidrag tili Södermanlands aeldre kulturhistoria II (1881), S. 31—91.
331. Magnussen, J., Tillägg tili Adolf Noreens ordbok Öfver FryksdalsmSlet.
In: Lundell, Nyare bidrag tili kännedom om de svenska landsm&len 1881.
VI. MUNDARTEN. 441
33S. Ur VästmanlandB-Dala landsm^bfÖreningB samlingar tili en ordbok
ofver landsmälet i Vftstmanland och DalarDo. III. 8. (31 S.) Upsala 1881.
Als Hb. gedruckt, nicht im Handel.
333. Gysi, A., Mfillerriiedi's Pariserfahrt snr Weltaiustelliing yom Jahre 1878.
Seinen Kameraden im Dorfwirthshaus ersählt. In Aargauer Mundart. 8.
(VII, 122 S.) Aaran 1881. Sanerländer. M. 1,40.
334. Schild, F. J., d'r Qroßätti nß' am Leberberg. 2. Bd. Gedichte und
Sagen in Solothnmer Mundart. 2. yerm. u. verb. Auflage. 8. (219 S.) Burg-
dorf 1881. Langlois. M. 2,40.
335. V7ipfli, J., der poetische Kinderfreund. Deklamationsstücke für Schul-
kinder im Umerdialekt. 16. (192 S.) Einsiedeln 1881. Eberle, Kälin u. Co.
M. 1,16.
336. Hirts, Daniel, Fuf^ig Fawle frei nooch'm Lafontaine. Als Anhang d'rzue:
'Unsri Dieiistbotte', Sittegemäld in zwei Akten un in Vers, mit noch et1iche-n-
anderi Gedicht, Alles in Stroßbunjer Mundart. 8. (140 S.) Straßburg 1880.
Schultz. M. 1,50.
337. Ludwig, Hermann, Ein Straßburger Bürgergespräch über die deutsche
Sprache.
Magazin für die Literatur des In- und Auslandes 1881, Nr. 44. Aus dem Jahre
1790: in Straßburger Mundart.
338. Meininger, E. , D^Reis uf Ziri yo der St.-Cecile yo Milhüsk an den
Festiyaal« Discours en yers et en dialecte Mulhonsien. 8* (15 S.) Mülhausen
u E. 1881. Detloff in Comm. 80 Pf.
339. Trenkel, J. B., die alemannische Dichtung seit J. P. Hebel. Ein Beitrag
zur Geschichte der deutschen mundartlichen Dichtung. Mit einer Auslese
alemannischer Gedichte« 8. (XII, 225 S.) Tauberbischofsheim 1881. Lang.
M. 3.
Vgl. literar. Beilage der Karlsruher Ztg. 1881, 15.
340. Längin, G., aus ungedruckten Papieren J. P. Hebels.
Alemannia 9 (1881), 211-219.
341. Egler, L., Aus'm Zollerländle. Gedichte und Volksthümliches in schwä-
bischer Mundart. 12. (XIV, 222 S.) Sigmaringen 1881. Tappen. 2 M.
342. Hasner, F., D'r Hebel in Ulm. Hebers lyrische Gedichte aus der ale-
mannischen in die Ulmer Mundart übertragen, 8. (V, 60 S.) Ulm 1881.
Nübling. M. 0,40.
343. Keller, F., Duranand. Eine Sammlung yon Gedichten in schwäbischer
Mundart. 12. (183 S.) Kempten 1881. Kösel. M. 1,20.
344. Keller, F., Eile Hagabutza'. Eine Sammlung yon Gedichten in schwä-
bischer Mundart. 3. Auflage. 12. (166 S.) Kempten 1881. Kösel. 1 M.
345. Wäckerle, H., Nägelastrauß. Neue Gedichte in schwäbischer Mundart.
16. (232 S.) Augsburg 1881. Lampart u. Co. M. 1,20.
346. Gr üb eTs Gedichte in Nürnberger Mundart. In einer Auswahl herausgeg.
yon Fr. Hartmann. Mit Wörterbuch. 8. (XI, 181 S.) München 1881. Bibliogr.-
artist. Institut. 2 M.
347. Entmooser, J. G-, Almröserl. Gedichte und Schnaderhüpfl'n in ober-
bayerischer [Chiemgauer] und Berliner Mundart. 3. yerb. u. yerm. Auflage der
„Gemüthlichen Stunden**. 8. (IV, 140$.) Traunstein 1881. Fleschhut. 2 M.
4i2 'BIBLI09«*rQIP ¥OH 188t.
348. Stieler, K., H«bt*8 a Sohoeidt Nene Gediehte m obe«bairkc)iet Mmd^rU
3. Auflage, 8. (YIU, 117 S.) Stangart 1881. Bt9M «. Co. 3 M.
349. Puchner, C., Hötschnpitschn. Qeditiite üi ob der enoeiiebea llandart.
2. Auflage. 8. (Vm, 191 S.) Gmundeo 1881. Mänbardt 2 M.
350. Landsteiner, Karl, über niederösterreichiscbe Dialektliteratur mit be-
sonderer Beffücksiohtigang der Dichtang— liitsoae und Strobls. 8. 49 S.
Programm des Gymnasiuvia sn Wien (Vm Beärk) 1880.
351. Kiesheim, Anton ▼., 's Schwarablattü au8*n Weaner Wald. Gedichte in
österreichischer Volksmondart. 2. Bd^ Vierte vermehrte Alflage. 13. (IV,
163 S.) Wien 1881. Gerold« M, 3,20,
352. Lamberg, H. Graf, Bcrgkränteln. 2. Folge. Gedichte ia oaterreic^iach-
deatocher Gebir^imundart ^2, (V, 1398«) SaUbarg 1881. Dieter. M. 1,80.
353. Rosegger, P. K., Taw^enhans and Fiohtennadelo. Si» GescUchteabuch
in steinscher Mundart. 2. Auflage. Mit einem Anhang von Erkl&mngen and
Wörtenrerfteichniss. 8. (VI, 320 S.) Gras 1881. Leykwn-JoiielMal. ML 4,40.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881^ Nr. 43 (Werner).
354. Heinzel, Max, a Schläsches PuketteU Gereimtes und Uagereimtes.
2. vermehrte Auflage. 8. (IV, 124 S.) Breslau 1881. Mu n. Co. M. 1»B0.
355. Heinzel,Maz, Ock ni trobetimpelig. Scbläsdie Venäblsel. 1. — 3. Atiflage*
12. (112 S.) Breslau 1881. Max u. Co. 1 M.
356. Maschke, Hans, Aus Osterreiohisch-ScUletiea. Gedichte in sehlesischer
Mundart. 8. (IV, 104 S.) Teschen 1881. Proohaska. M. l,«Ow
357. Rößler, R., Wie der Schnoabel gewazen. Neue schleeisohe Gedicbte«
8. (VIII, 182 S.) Beriin 18S1. JFanke. M. 1,00.
358. Weigel, £., ollerhand neckisches G^ramMl>. Era&blvngen in sehlesisoker
Mundart. 8. (HI, 144 S.) BevKn 1881. Thiele. M. 2^50.
359. Zeh, F., Blumen aua den schlesischen Bergen. Gedichte und firstt&ia«|gen
in scUesischer nnd hoehdeatseher Ma&dart. 12. (XIV, 288 S.) Wüslaglers-
dorf 1881. Jacob. M. 1,50.
360. Saalborn und Jul. Schmidt, Sprachprobeu in der altbaoerischen
Mundart aus dem Kreise Sorau in der Nieder-Lausitz. Abdruck aus N. Lausitz.
Magazin . Nebst : Resultate der prähistorischen Forschungen im Kreise Sorau.
Mit 4 eingedr. Holzschn. 8. (57 S.) Sorau 1881. Zeidler. 1 M.
361. Saalborn, Dr., Sprachproben aus der Landschaft um Sorau.
Neues Lansitzisches MagAzin 67 (1882), 8. 184-227.
362. Allerlee aus dar Äberl^usitz. Heiteres und Ernstes in OberlausitEer
Mundart. 1. Bdchn. 4. Auflage. (IV, 157 S.) Bautzen 1881. ROhl. M. 1,50.
363. Seydel, P. , da Glocke, ä Gedicht in eberarzgebärgscher Sprache. Ei-
fälle un Värschmooß noach Schiller. 8. (15 S.) Potschappel 1881. Engel-
mann. M. 0,50.
364. Bormann, £. , mei Leibzig low* ich mir! Boedische Dagebuchbl&dder
ennes alten Leibzigers. 1. u. 2. Uflage. 8. (56 S.) Leipzig 1881. Liebeskind.
1 M.
365. Sommer, A., Bilder und Klänge aus Radolstadt in Volksmundart.
Gesammt-Ausgabe. 2 Bde. 11. Auflage. 19. (VIU, 436 u. 410 S.) Radol-
stadt 1881. Hofbuchdruckerei, geb. M. 7,50.
366. Nadler, K. G., Fröhlich Palz, Gott erhalt*s! Gedichte in Pf&lzer Mundart.
Herausgeg. von L. Eichrodt. 2. Auflage. Mit Holzschn. 8. (VHI, 275 S.)
Lahr 1881. Schauenbarg. M. 2,25.
VL MUlfPAVTBN. 4i3
367. NadUr, K- G«, Fi^hUah P«Ji, Gott erlmlt*8. Gedickte io Pmmv MqndaFt.
8. Origmel-Aiiigabe. 12. (VIII, 388 SL) Franl^fart a. W. 1882. Winter, geb, 3 M.
368. WoH, K. 4., PfiUziaehe Gedichte. 3« Auflsfo. 8« (X, 156 8«) Heidelberg
1881. Groos. M. 1,60.
369. Will, C, Pie Vertbeidigung der Stadt Bingen in Kriegszeiteo. Satzung
▼cm Jahre 1410.
Qeartalbl&tter d. biptor« Verein» f. d. GroßberBogtbum HeMen. 1880, 8. 30—35.
(X>ann8tadt ^881.)
370. Keller, L. , Öcber Dütsch. Prosa und Gedichte in Aachener Mundart
nebst einer kurzen grammatikalischen Abhandlung und einem Wörter -Verzeich-
nisse. 2. Terb. Auflage. 12. (78 S.) Aachen 1881. Jacobi in Comm. 25 Pf.
371. Werners, H. J., Dürener Volksthum. Eine Sammlung von ßedensarten,
Sprichwörtern, Sätbseln, Spielen u, .a. w- nebst einem Wörterbache der merk-
würdigsten in der Dürener Volkssprache vorkommenden AusdrUcke. 8. Aachen
1881, Jaoobi in Comm. 2 M.
372. Leopold, J. Ai* und Leopold, L., Van de Scheide tot de Weiebsel.
Nederduitscbe Dialecten in dicht en ondicht. 17. — 21. aflev« 1881.
Vgl. Litteratnrblatt 1882, 3 (Wefcener).
373. GaedertZy K. Th., Gabriel Bollenhagen, sein Leben und seine Werke*
Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur, des deutschen Dramas und
der niederdeutschen Dialektdichtung. 8. (3 Bl. 130 S.) Leipzig 1881. Hirzel.
Der Sohn von Georg Rollenhagen. Vgl. Nord und Süd 1882, Febniar; Götting.
Gel. Anz. 1882, Nr. 2 (Minor); Magdeb. Ztg. 1881, Beilage Nr. 47; Archiv für
Literaturgeschichte XI, 2 (E. Schmidt); Blfitter f. literar. Unterhaltung 1883, le
(Boxberger); D. Liter. Ztg. 1882, 13 (Schröder); Literar. Centralblatt 1881, 62;
Köln. Ztg. 1882, 349; Bostocker Ztg. 18 (Krause); D. Literaturblatt 21; Hamb.
Correspondent, Soyntagsbeilage 857; Nat. Ztg. 27 (Genie); ZeiMchri^ f. deutsche
Philolofae 14, 122-128 (Seeln^ann); Literaturblatt 1882, Nr. 6 (Bechstein);
Petzholds Anzeiger Nr. 6; Revue critique Nr. 26.
374. Derboeok, C. V., Spledder un Spöhn. II. Ut de Bläüthentid. Snaksche
Yertelling. 12. (Vin, 512 S.) Berlin 1880. Drewitz. 3 M.
375. Kindermann, C, Feldblomenstruß. Humoristisch • plattdeutsche Ge-
dichte. 8. (VHI, 184 S.) Lübeck 1881. Schmersabi in Comm. M. 2,50.
376. Rehder, Franz, Se wuU'n ehr'n Nachtwächter nich begraben. Lebens-
bild in een Optog. 8. (87 S.) Gsrding 1881. Luhr u. Dircks. 75 Pf.
377. Rocco, W., Scheermann & Co. En plattdütsche Geschichte. 8. (VIII,
250 S.) Bremen 1881. Schünemann. 3 M.
378. Sackmann's, Jobst(1643-— 1718), Plattdeutsche Predigten nebst Bericht
über sein Leben und seine Zeit. Mit einer Zugabe von andern merkwürdigen
Predigten, gehalten zu Anfang des vorigen Jahrhs. 2; Auflage. 8. (III, 112 S.)
Celle 1881. Schulze.
Vgl. Theol. Liter. Ztg. 1881, 8.
379. Schröder, Helmuth, as't de Garw giwt. Ptattdütsohe Dichtes vor Lütt
un Grot. 8. (224 S.) Güstrow 18^0. Opite in Comm. 2 M.
380. Ut mine Jungenstid. Von A. D. 8. (45 S.) Oldenburg 1881. Hintzen. 50 Pf.
381. Prümer, K., de westfölsche Ulenspiegel. Lustige Mstorien f5r Unlustige.
2. Aufl. 1« Bdchn. 8. (120 S.) Barmen 1881. Prümer. 1 M.
382. Kempen, Joseph, der Bonenjäger, eine Forschung auf dem Gebiete der
Münster'schen Mundart. 8. ,(52 S.) 1881. Aschendorff. 1 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, Nr. 30 (Edzardi). Sucht den Odinonltus im
Anschlnft an die Überliefening von wilden Jftger bei Holtwiok n. Gerleve nach-
zuweisen.
444 BEBLIOORAPHIE VON 1881.
383. Laodois, H., Frans Essink, sien Liäwen an Driewen fis olt Monstersk
Kind. 1. Theil. Bi Liäwtiden. 4« im Müusterschen Dialekte geschriebene,
gänslich amgearbeitete Anflage. 8. (XVI, 167 S.) Künster 1881. Brunn.
M. 1,20.
384. Grimme, F. W., Grain Tuig. Schwanke and Gedichte in Saaerländischer
Mondart. 4. Auflage. 8. (100 S.) Manster 1881. Nasse. 1 M.
385. Gerardi Oldebrochs, Pastoris za Banda in Reiderland, kleine ost-
friesische Chronike, betreffend die Jahre 1558 — 1605. Mitgeteilt von Dr.
H. Deiter.
Jahrbuch der Gesellschaft zu Emden IV, 2 76-95 (1881).
386. Börsmann, M., mehr G15ck as Verstand. En le^e drollige Geschichte.
2. Auflage. 8. (10 S.) Hannover 1881. Kniep. M. 0,40.
387. Büsing, P., wie Harm Ahlers apper Melkstraten seilde. En plattdatach
Verteilsei van Gerd Tenjers. 16. Bremen 1880. Haake. 1 M.
388. Piening, Th., de Reis naa*n Hamborger Dom. 8 Deele. 8. 1. 10. Oplag.
(97 S.) 2. 3. 3. Oplag. (136 a. 170 S.) Hamburg 1882. Richter, k 1 M.
389. De Hamborger Uutroop, singwyse vSrgestellet. 8. (8 S.) Hamburg
o. J. (1881).
390. Grabe, F., van de Elwkant ut Hadelnland. Plattdätsche Unnerhollangen
in RimelB. 8. (IV, 174 S.) CeUe 1880. Schulze. M. 1,50.
391. Carstens, H. , Dei Hauarn. Ditmarscher Mundart. Gegend von Delve.
Jahrhuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6, 119 f.
392. Derselbe, Datt Broudbakk*n. Ditmarscher Mundart. Gegend von Lunden.
Ebenda 8. 121-122.
393. Kloth, Heinrich, de Landrathsdochder. En Geschieh at* Ostlich Holsteen.
2. Bd. 8. (293 S.) Kiel 1880. Lipsius u. Tischer. M. 2,70.
394. Geißler, R . Hinnerk Brodersen. 12. (XVI, 132 S.) Wismar 1880.
Hinstorfi". geb. 3 M.
395. Gildemeister, Karl, plattdüteche Gedichte. 8. (VIII, 198 S.) Wismar
1881. Hinstorff in Comm. 3 M.
396. Malm, Joh. Jac, Die Oberpaalsche Freundschaft. Geschichte in Deutach-
esthnischer Mundart (aus dem J. 1818) mit einer linguistisch-literar. Ein-
leitung zum ersten Mal herausgeg. von P. Ph« Falck. 8. (96 S.) Leipzig 1881.
Friedrich. 2 M.
397. Hylkema, S. H., Jonker Frans. Toanielspii mei sang. Yn ien bidriuw.
8. (36 S.) Ljouwert 1881. Wester. 35 c.
398. Hylkema, S. H., it siiveren horloasje, toanielspii mei sang^ yn ien
bidriuw. 8. (45 S.) Ljouwert 1881. Ruipers. 85 c.
399. Velstra, T., it gouden kroantsje, toanielstik yn i^o^^o^ bidriuwen, der
er de Earepris, utlove troch 't Selskip for Frjske Tael en Skriftenkennisse
yn 1879. 8. (8 a. 111 S.) Ljouwert. 90 c.
400. Capern, Edward, a Devonshire dialect poem. 'in Memoriam Henry
Baird.'
The Academy 1881, 28. Mai, S. 392.
401. Pres ton, Ben, Dialect and other poems. With a glossary of the local
words. London 1881. Simpkin, Marshall a. Co.
Vgl. Academy, 19. Nov. 1881. Dialekt des westlichen Yorkshire.
402. Slow, E., Wiltshire Rhymes: a series of poems in the Wiltshire dialect.
12. (140 S.) Salisbuiy 1881. Blake (London, Simpkin). 1 sh.
VIL MTTHOLOOIE. 445
403. One handred Scoteh Hymns and Poems« Chiefiy in the Scotch Dialect.
13. (192 S.) Edinburgh 1881. Taylor. 1 8. 6 d.
404. Feil berg, H. F., Smiprflnrer af forskellige jyske landBkabsmal med 1yd-
akrift. 8. (12 S.) Ki&benhavn 1881.
Festschrift für die nord. Philologeoyersammlang in Chrfatiania.
VII. Mythologie.
405. Arentzen, K., ogL. Thorsteinsson, nordisk Mythologie efter Kilderne.
4. oplag. 8. (128 S.) 1881.
406« Kayser-Langerhannßy A. , Odin. Nordisch-germanische Göttersage.
Mit 12 Illastrationen. 4. (III, 171 S.) München 1881. Bruckmann in Comm.
geb. 45 M.
407. NoveryJ., nordisch-germanische Götter- und Heldensagen für Schule und
Volk. Unter Mitwirkung von W. Wägener herausgegeben. 8. (VIII, 214 S.)
Leipzig 1881. Spamer. M. 1,60.
408. Schalk, Gustav , Nordisch-germanische Götter- und Heldensagen. Für
Jung' und Alt. 8. (198 S.) Oldenburg 1881. Stalling. M 1,50.
V^I. Literar. Centralblatt 1881, 28 (£dzardi). Umfaßt S. 1-106 die eddische
MjTthologie, 8. 107—167 die eddischen Heldensagen; am Schluß (S. 159—198)
eine ziemlich mmOthige Wiedergabe des Inhalts von Tegn^r*s Frithjofssage.
409. Wagner, W., Unsere Vorzeit. (1. Bd.) Nordisch-germanische Götter nnd
Helden. In Schilderungen für Jugend und Volk. Herausgeg. in 3. verb. Aufl.
unter Mitwirkung von J. Nover. 2 Abth. in 1 Bde. (I. Göttersagen. II. Nor-
dische Heldensagen) 8. (XVI, 826 n. 156 S.) Leipzig 1882. Spamer. M. 7,50.
Eine popnlftre Darstellung der germanischen Mythologie.
410. Engelmann, £., Volksmärchen und Göttersagen aus germanischer Vor-
zeit Epische Dichtungen. 2. (Titel-) Auflage. 8. (XV, 206 S.) Stuttgart
(1880) 1882. Bonz u. Co. M. 2,40.
Vgl Literar. Merkur 1882, Nr. 12; Tägl. Rundschau 21. Dec. 1881.
411. Durmayer, J., Einführung in die deutsche Götter- und Heldensage^
insbesonders zum Verständnisse des Nibelungenliedes. Für höhere Lehranstalten
und zum Selbststudium. 8. (56 S.) Nürnberg 1881. Korn. 80 Pf.
412. Kress, Joseph, Enchiridion für das Studium der griechischen und römi-
schen Geschichte. Mit Anhang: I. Aus der germanischen Mythologie. 8. (IV,
215 S.) Wien 1881. Gräser. 2 M.
413. Bugge, Sophus, über den Ursprung der nordischen Götter- und Helden-
sage. Vortrag.
Das Ausland, 53. Jahrg. (1880), Nr. 3.
414. Bugge, Sophus, :<ftudier over de nordiske Gude- og Heltesagns Oprindelse.
1. Raekke. 1. Heft. 8. (80 S.) Christiania 1881. Feilberg og Landmark.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 16 (Maurer). 'Das 1. Heft gibt S. 1-^31 allge-
meine Andeutungen über die Grandsätze, und behandelt sodann speciell die
Baldnr-Sage; Athenaenm beige 1881, Nr. 13; D. Liter. Ztg. (1881), Nr. 31
(Müllenhoff; durchaus ablehnend); Literaturblatt 1882, Nr. 1. 4 (Edsardi);
Theolog. Literaturblatt Nr. 14 (Strauß u. Thomey); Anglia IV, 4 (Wüleker).
415. Bugge, Sophus^ Studien über die Entstehung der nordischen Götter-
und Heldensagen. 1. Reihe. Vom Verf. autorisirte und durchgesehene Uber-
seteung von O. Brenner. 1. Heft* 8. (96 S.) München 1881. Kaiser. 2 M.
VgL Herbsts Literaturblatt 1881, 15. Nov. (Keck); Magasin f. d. Literatur des
Auslandes 1882, 3 (Bender).
446 BIBLIODRAPHIB VOÜC 1881.
416. Breuner, O.^ über den ürtprang der m>Mi8ch€»i Götter- und &eld«A-
sagen.
Allgem. Ztg. 1881, Betkge Nfr. 112. Anka^rfend to die Sebriften von Biigge
und Schiereuberg.
41 7. RasmuB B. A n d e r t o n , die Zerstörttng der germanisehen M^tbelogie darcb
Bang und Bagge.
Daheim, 17. Jahrg. (1881), Nr. 16.
418. BeauYois, Bulletin critiqoe de la Mythologie scandinave.
Revne de Phistoire et des religions II, 4 (1881).
419. Hahn, W., die neuen Ideen Sophns Bagge'e.
Allgem. Ztg. 1881, Beilage 127-128. Gegen Bugge gerichtet
420. The origin of Norse mytbology.
The Academy 1881, 28. May, S. 893—394. Bericht ttber die Vortrage von Prof.
Stephens in Kopenhagen Eur Widerlegung yon Bugge's Ansichten.
421. Ursprung und Alter der nordischen Göttersagen.
Das Ausland 1881, Nr. 6. Bericht über Worsaae's Deutung einiger Goldringe
mit mythischen Darstellungen, durch deren Alter W. die Ansichten Bngge's zu
widerlegen glaubt
422. Keary, C. F., the genuine and the spnrious in E2ddaic Mythology*
The Academy 1881, 2. July, S. 15.
423. Lehmann, £., die Götterdämmening in der nordiechen Mythologie.
8. (28 8.) Königsberg 1881. Bon's Buchhandlung. 80 Pf.
424. Rieß, Minna, über vier Eddasagen. Die Bagnarok-, Heimdall-, Ifraiir-
und Heisage. 8. (127 B.) Gardelegen 1881. Selbstverlag der Verfasserin.
(Leipzig, M. Seh&fer in Oomm.)
Vgl D. Uteratnrblatt 1881, 16. Not. (Keck).
425. Wieseler, Karl, Gerafanisohe Götter in griechischer Umgebung.
Fleckeisens Jahrb. 128, 828 — ^24 (1881). Olaebt in mehreren griech. Alterthümem
in Berlin germanische Göttemamen geAmden bu haben.
426. Not er, J., über Steinskulpturen von angeblich heidniseh-eymbolischer
Bedeutung.
Dae Ausland 1881, Nr. 44, 8. 871—873. Ober die Sculpturen der Extemsteine.
437. Rudolf, Adalbert, Agilo, Alinna «nd Araweniii, Gottheiten and Heilige
im Rhein-Motel-Gaae.
Archiy f. d. Studium d. neueren Sprachen 66 (1881), 8. 117—121.
438. Bazing, Belsenberg eine Balderskultstätte.
Württembergische Vierteljahrshefte 4 (1881), 283—286.
429. Frey tag, L., Die Göttin Bercht-Öolda und ihr Gefolge. Beiträge zur
Erklärung ihres Cultus und der darauf bezüglichen VoIksbräu<She.
Zeitschrift des deutschen und österr. Alpenvereins 1881, 178—216. 89(6 — ^861.
430. Brendsted, K. G., en kirkelig allegori og en nordisk mythe.
Historisk Tidskrift N. R. 111, 1 (1881). Vgl. Literaturblaft 1881, äp. 302 f.
(Dahlerup). liSAt den nordischen Mythus yon Thorr und der Midgardsschlange
aus der altchristlftchen Überliefening von Christus und dem Leviathan entstehen.
431. Zehetmayr, NerthuS; Isie, Nehalennia.
Blätter f. d. bayer. Gymnasialschulweseu 1881, S. 170—172. Vgl. Bibliographie
1881, Nr. 886.
432. Handelmann, H. , über Denkmäler und Örtlichkeiten , an welche sich
die Sage vom Nerthusdienst anknüpft.
Archiy für Anthropologie XUE, 1. 2.
433. Lewin, Wodan, der wilde Jäger und der wandernde Ahasrer.
Das Jüdische Literarturblatt 10. Jahrg. (1881), S. 81 f. Vgl. Bibliographie 1880,
Nr. 386.
VII. iirrHOLoom 447
434. Blind, K«, germaBische WaBserg^ottfaeiten«
VossUohe Ztg. 1881, Sonntagsbeilage Nr. 8-- 12.
485. Blind, Karl^ Seottish Shetlandic and Germanic Water Tales.
The Contemporary Reyiew 1881. Ang. — Oet.
436« Manrer, K., die Riesin Hitt.
Gemania S6, 605 f. Vgl. Bibliographie 1880, Nr. 400.
437. Schwartz, F. L. W., Wolken und Wind, Blits und Donner.
Correspondensblatt der deutschen Gesellschalt för Anthropologie 1881, S. 41— 44.
438. Kemper, Joseph, Der Bonenjiger; s. oben Nr. 382.
489. Der Mond im Mythus.
Europa 1881, Nr. 8«
440. Bühl er, C, der Frühlings- oder Otterkreis.
Ostfriesisohes MonatsbUtt 1881, S. 146-154.
441. Laistner, Ludwig, Nobishaus und Verwandtes.
Germania 26, 66—96. 176—199.
442. Henne-am-Rhyn, 0., das Jenseits. KulturgescbichtUche Darstellung
der Ansichten über Schöpfung und Weltuntergang, die andere Welt und das
Geisterreich. 8. (VIII, 302 S.) Leipzig 1881. 0. Wigand. 4 M.
443. Das Todtenreich im germanischen Volksglauben.
Vossische Ztg. 1881, SonnUgsbeilage Nr. 49. 60.
444. Henrici, Emil, Schiltebürger als Name des Todes. Zu Iwein 7162.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 127.
445. Blaas, C. M., Volksthümliches aus Niederösterreich. III. Besegnungen.
Germania 26, 229—242.
446. Vidskepelse, besvärjelse och läsning vid sjukdomar.
Bidrag tili Södermanlands äldre kulturhistoria. II. S. 102— >113.
447. Henke, Oskar, der G«spensterglaube der Gegenwart. Eine Darstellung
and Widerlegung des Spiritismus. Programm der Realschule I. Ord. zu Mül-
heim a. d. R. 1881. (Nr. 414.) 8. 30 S.
Enth< auch Mittheilungen aus Hexenpro cessen.
448. Grotefend, fiexen in Frankfurt.
Mitteilungen an die Mitglieder d. Vereins f. Frankfurter Geschichte VI (1881), 8. 70.
449. Mirbaeh-Harff, Wilhelm Graf y.^ Die Hexenprocesse im Ländchen
Drachenfels [bei Bonn] 1630—1645.
Forsehungea rar deutschen Qeeekiehte 81, 616—621.
460. Beauvois, E., les sorciöres de Maebeth et lours oongönöres chez les
SealMtinaYM.
BeTue critiqne 1881, Nr. 61, 8. 492 f. Im Anschlnü an H. GaiOx/z* Artikel *une
tradition celtique dans Macbeth' Nr. 46, S. 876 f.
451. Beiträge zur friesischen Mythologie. HI«
Ostfriesisehe Monatsblätter 1881, 8. 466 — 164. Aus der Volksüb erlief er ang; ein
Chorreigen, der mythisch gedeutet wird«
452. Nordlander, Johan, Minnen af hedentro och kalt i norrländska ort-
namn. 4. (25 S.) Hemösand 1881.
453. Caspari, C. P., eine Homilia de Sacrilegiis.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 26, 313—316. Aus Einsiedehi. 8. Jh. Wichtig
fttr den Aberglanben und die Mythologie.
454. Müller^ M. , Essays. 2. Band. Beiträge enr vergleichenden Mythologie
und Bthnologie. 2. Auflage besorgt Ton O. Francke. 8. (V, 666 S.) Leipzig
1881. £n*g«Imann. 10 M.
Vgl. Ho*d ttad dttd 1882, Februar.
448 BIBLIOOBAPHIE VON 1881.
455. Lang, Max, Mäller's Philosophy of Mythology.
Fraaer^B Magazine 1881, August.
456. Cox, G. W., an introduetion to the Scienc« of comparative Myihology
and folk-lore. London 1881. Kegan Paul & Co.
Vgl. Athenaeum 14. Mai 1881.
457. Cox, G. W., Mythology of the Aryan nations. New edition. 8. 2 toIb.
London 1881. Kegan Paul. 28 eh.
458. Krumme ly L., die Religion der Arier nach den indischen Vedas. 8.
(51 S.) Heidelberg 1881. Winter. 1 M.
Sammlung von Vortrigen herausgeg. von W. Frommel und F. Pfaff. 6 Bd«
5. n. 6. Heft. Vgl. Theolog. Liter. Ztg. 1882, 12 (Hertheau).
459. Troyon^ Fr^d., Cours de mythologie ou les religions paiennes au point
de vue de r^v^lation, k Tusage de« ^coles et des familles. Seconde Edition.
12. Lausanne 1881. Bride!.
460. Seh war tz, Zur indogermanischen Mythologie.
Zeitschrift f. Ethnologie XIII, 3 (1881).
461. Lippert, J., die Religionen der europäischen Coltarvölker, der Litauer,
Slaven, Germanen, Griechen und Römer in ihrem geschichtlichen Ursprünge.
8. (XVI, 496 S.) Berlin 1881. Th. Hofinann. 8 M.
462. Engel, Jacob, Der Tod im Glauben indogermanischer Völker.
Programm der Realschule I. Ordnung in Stralsund 1881 (Nr. 121). 4. 21 8.
463. Schildgen, Theodor, St. Vitus und der slavische Swantowit in ihrer
Beziehung zu einander.
Programm der Realschule I. Ordnung zu Münster 1881 (Nr. 321). 4. 18 S.
VIU. Märchen und Sagen.
464. Grimm, Brüder, Kinder- nnd Hausmärchen. Große Ausgabe. 17. Auflage.
8. (XX, 704 S.) Berlin 1881. Hertz. 6 M.
465. Grimm, J. u. W., Kinder- u. Hausmärchen. Kleine Aasgabe. 29. Auflage.
16. (IV, Sil S.) Berlin 1881. Dümmler. M. 1,50.
466. Bechstein, L., Neues deutsches Märchenbach. 40. Auflage. Pracht-
ausgabe. (VI, 271 S.) Wien 1882.
467. Bechstein, L., Neues deutsches Märchenbach. Volksanagabe. 48. Stereotyp-
Auflage. (VI, 271 S.) Wien 1882.
468. Mus aus, J. K. A., Volksmärchen der Deutschen. Für die Jagend bear-
beitet von W. Werther. 16. (820 S.)
Universalbibliothek für die Jagend Nr. 77—80. Stuttgart 1881. Kröner. M. 1,20.
469. Hoffmann, Franz, Volksmärchen der Deutschen nach Musäus. Für die
reifere Jugend bearbeitet. 3. verb. Auflage. 8. (V, 309 S.) Stuttgart 1881.
Schmidt u. Spring, geb. 6 M.
470. Lausch, £., das Buch der schönsten Kinder- und Volksmärchen, Sagen
und Schwanke. 18. Auflage. 8. (VIII, 262 S.) Leipzig 1882. Spamer. 2 M.
471. Otto, F., Unter Kobolden und Unholden. Sagen und Märchen aus dem
Beiche der Riesen und Zwerge, Gnomen, Wichte, Kobolde, Elfen u. Nixen.
Dem deutschen Volke und der Jugend erzählt. Mit einer Einfuhrung von
Villamaria. Mit Illustrationen. 8. (X, 228 S.) Leipiig 1882. Spamer. M. 2,50.
472. Der Wunderborn. Eine Sammlung der schönsten Märchen qqcI Sagen
aus deutschen Gauen, herausgeg. von Karl Sei^t. Ulustrirt Ton £. 1^. )feu-
reuther. gr. 4. 1. Lief. (16 S.) Stuttgart 1861. Krdner. 50 F£.
Vollständig in 12 Lieferungen.
VnL lilBCHEN UND SAGEN. 449
473. Villamaria, Elfenreigen. Deutsche und nordische Märchen ans dem
Reiche der Riesen nnd Zwerge, der Elfen, Nixen und Kobolde* 4« Anflage.
8. (IX, 414 S.) Leipzig 1882. Spamer. M. 5,60.
474« Bilder far Schule nnd Haus. 15. Hefl. Deutsche Sagen und M&rchen.
fol. Leipzig 1881. Expedition der lllustr. Zeitung. 50 Pf.
475. Bo witsch, L., Vom Donaustrande. Märlein und Sagen. 3. Auflage. 12.
(63 S.) Wien 1881. Pichler.
Jessen's Volks- nnd Jngendbibliothek. 8. Bündchen. 70 PL
476. Hai tri ch, Josef, die Welt unserer Märchen und unserer Kinder. 8. (15 S.)
Aus dem Siebenbllrg. D. Tageblatt Nr. 2402 iL Vgl. Korrespondensblatt des
Vereins für siebenbürg. I^andeskunde 1882, 8. 24.
477. Bo witsch, L., Rübezahl. Märlein für Groß und Klein. 8. Auflage. 12.
(70 S.) Wien 1881. Pichler.
Jessen's Volks- nnd Jugendbibliotbek. 6. Bttndohen. tO Pf.
478. Reuper, J., schlesische Sagen und Märehen. 12. (57 S.) Wien 1881.
Pichler. 70 Pf.
Jessen's Volks- nnd JngendbibEothek Nr. 45.
479. Stephens, 6., Two engKsh fblk-tales.
The Folk-Lore Record toI. HI.
480. Corte, H. C, Catskin, the engUsh and irish Peau d*ine.
The Folk-Lore Record yoI. DI.
481. Carpenter, W. H., the Icelandic story of Cinderella.'
The Folk-Lore Record toI IU.
482. Asbjornsen, P. Chr., Auswahl norwegischer Volksmärchen und Wald-
geister-Sagen. Aus dem Norwegischen ftbersetst von H. Denhardt. Mit 106
Illnstrationen. 8. (VIII, 289 S.) Leipaig 1880. Refelshöfer. 6 M.
Vgl. D. RcTue 1881, April (über die Original- Ausgabe) ; Blätter f. literar. Unter-
haltung 1881, Nr. 60; Arcldvio delle tradisioni popnlari I, 1.
483* Asbjörnsen, P. Chr., Round the Ynle Log: Norwegian Folk and Fairy
Tales. Translated hj H. L. Braekstade with an introduction by £• W. Gosse.
London 1881. Sampson, Low and Co.
Vgl. Aeadesifty 1881, 24. Dec., p. 469 f.; Athenaeum 7. Januar 1882.
484. Turley, B., schwedische Volksmärchen. Ausgewählt und bearbeitet. Mit
Illustrationen. 8. (VIII, 816 S.) Leipzig 1881. Abel. M. 2,50.
485. Orundtvig, S., Danske Folke^aerentyr^ efter trykte og utrykte kilder.
Anden udgave. 8. (240 S.) Kopenhagen 1881. ReitzeL kr. 1,60.
486. Mulley, Danish populär tales.
The Folk-Lore Record Yol. III.
487. Kristensen, B. T., Even^r fra Jylland, samlede i Folkemunde. 8.
(400 8.) Kj^benham 1881. Sehönberg. 4 kr.
Aneh u. d« Titel: Jydske Folkeminder, isaer fira Hammonun Henred. Femte
Sämling. Entbllt am Schlau ein jütländisches Glossar.
488, Pfeil» B., Deutsche Sagen. Der denlsoben Jugend und unserem Volke
wieder enählt. 2. Auflage. Mit Illustrationen. 8. (VIII, 326 S«) Leipaig
1882. Spamer. M. 8,60. . .
VgLTigUohe Rundsohau 38$1, 4. Dee., Beilage.
489. Hagen buch, F., Staufberger Sitten und Sagen«
AigoTia. Jahresbericht der histor. Oesellschaft des Gsntona Aargau. 12. Band
(1881).
GKBMAMU. Nta« BsUm ZT. (IZYIL) Jaliig. 29
450 BIBUOGRAPHIE VON 1881.
4^0. Mündel, K., YolkstQmliches aus dem Elsaß.
Alemannia 9 (1881), 80 — 40. Sagen, DreikOnigslied, Haasinschriften, 8. 231—248
Sagen, Lieder nnd Reime, HausinBchiiften.
491. Eiae elsäasische Volkssage.
Gemeinde-Zeitung für Elsaß-Lothringen, Literar. Beilage 1881, Nr. 12.
492. Weißenberger, A., Schwarzwaldsagen und Geschiebten. 8. (VII, 160 S.)
Baden-Baden 1881. Wild. 2 M.
493. Schan-in's-Land. Blätter für Geschichte, Sage, Kunst und Natur-
schönheiten des Breisgaua. 8. Jahrg. 1881. 12 Nrn. 4. Freiburg i. Br. 1881.
6 M.
494. Birlinger, A., Volksthümlichea. Spttkaagen^ Aberglauben, Geschichtliche
Sagen, Legenden.
Alemannia 9 (1881), 249—258.
495. Birlinger, A., Scbwabenneckereien.
Alemannia 9 (1881), 102—121.
496. Waizer, Rudolf, Reiskofl- Sagen.
Die Heimat von J. Emmer, 6. Jahrg. (1881), Nr. 61.
497. Branky, F., Fünf Sagen vom Hochschwab.
Zeitschrift fttr deutsche Philologie 12 (1881), 342-^348.
498. Siebenbürgische Sagen. Von J. Wolff nnd G. Fischer.
Siebenbürg. Korrespondensblatt 1881, S. 68 f.
499. Schwebel, 0., der Sagenkreis des Breuschthales.
Norddeutsche AUgem. Ztg. 1881, 31. Juli, Sonntagsbeilage.
500. Klose, M., die Kynastsage in verschiedener Darstellung. Gresammelte
., Qediohte« 8. (24 S.) Hirschberg i. Schi. 1881. Heilig. 15 Pf.
501. Richter, Ed. J«, Südböhmische Sagen and Geschichten* Komeubarg
1881. Kühkopf.
Vgl. Blittheilnngen d. Vereins f. Ckschiebte d. Deutschen in Böhmen XXII, Nr. 2.
5X)2. Urban, Michael, Ans dem Sagenbnche der ehemaligen Herrschaft Königs-
wart.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen 19 (1881),
S. 824—^25. 10. Der Planen'sche Familienschmuok. 20, 108: 11. Der Zwerge
Strafe.
503. Richter, J. W. O., kleines deutsches K7ffhän8erbnch. Natur, Geschichte
nnd Sage des KTffhäusergebirges. 16. (VIII, 59 S.) Eisleben 1881. Mähnert
M. 0,50.
504. Warnats, Mathias, die Wartburg und Eisenach in Sage und Gesehichte.
8. (Vn, 148 8.) Wien 1881. Braumülier. 2 M.
505. Both, F,W. E.^ Nassau's Kunden und Sagen ans dem Munde des Volkes,
der Chronik und deutscher Dichter. Gesammelt und kritisch beleuchtet.
2. Auflage. 8 Bde. 8. (Vm, 239; IV, 176; IV, 224 S.) Wiesbaden 1881.
Limbarth. 6 M.
506. Bücking, G., Geschichten und Sagen ron Heidelberg und der Um-
gegend. 8. (24 S.) Heidelberg 1880. Winter's Sortiment 1 M.
507. Christ, Karl, das alte Schloß Hundheim am Neckar und das Hündlein
▼OD- (Bretten.
Literar. Beilage d. Karlsruher Ztg. 1881, Nr. 84.
508. Kurs, A., des Bheinlandes Sagen nnd Legenden. 8« (XIV, 290 S.)
Köln 1881. Ahn. geb. 6 M.
509. Lehmann, O., die schönsten Sagen des Rheins. V. VL 12. (68 n. 64 S.)
Kleine Volksenihinngen Nr. 772. 773. Mttlheim a. d. Ruhr 1881. Bagel. i 25 Pf.
Vni. MÄRCH£K UND SAGfiK. 451
510. Heimken, F. Tb., the cathedral of Cologne, its legends, histoiy, archi-
tecture, plastic decoratiöns and art treasares. Translated by J. W. Watkins.
8. (88 S.) Kola 1881. Boisser^e. 2 M.
511. Niederrbeiniscber Gescb icbtsfreand 1881. Enthalt: S. 13
J. Storm, die Gräfin von Cleve (zur Scbwanensage). S. 19 Fiscbbacb, die
Kirchenstuble (Sage). S. 28 Smety, der Ärmelranb (Sage). S. 53 Smets, die
Rose der Warnung (Klottersage). S. 101 ff. Schmitz, Märchen ans der Gegend
Ton Bbeinberg. J. Cremer, AbergläufoiBcbes. S. 8. 16. 24. 32. 47. 56. 72.
96* 104. Koppen, zum Kapitel Abergläabiscbee S. 34.
512. Leibnizens Urtheil über die Sage roa dem Afuzoge der Hammefaifchen
Kinder. Mitgetheilt von £. Bodemann.
ZeitBchrift d. histor. Vereins f. Niedeoriachsen, Jahrg. 1881.
613. Handelmann, H., anliqnariiehe Jüeeelien. 1. Nftcbträge mr Sammlmig
der Sagen uad Sitten.
ZeitRchrift der (^eseUaehaft für ScUeswig-HoIstein-Laaenbiirg. Geschichte XI
(1881), 8. 229—842.
514. Dixon, J. K. , Chronicles and Stories of the Craven Dales. With an
introduction by R. OoUyer. 8. (XIU, 472 S.) London 1881.
Vgl. Jahresbericht 1881, S. 184.
515. Fnrniyally F. J., an earfier English original of Mr. Browning's 'Pied
Piper.
Aeademy 19. Nov. 1881, S. 385 f.
516. Laoh-Sayrma, W. S., Polk-Lore Traditions of historioal erente.
The Folk-Lore Becord yoL UI.
517. Nordland fahrten. Malerische Wanderungen durch Norwegen und
Schweden, Irland, Schottland, England und Wales» Mit besonderer Berück-
sichtigirog von Sage und Geschichte, Literatur und Kunst. 1.---15. Lief. 4.
Leipzig 1881. Hirt u. Sohn, ii 2 M.
518. Lindström, G. £., Njländska folksägner. Album utgifret af Nylän-
dingar. YHI. Helsingfors 1881. S. 155—161.
519. Vigström, Eva, Folkdiktning, yisor, folktro^ sägner och en svartkonst-
bok, 'samlad och upptecknad i Sklne. Andra samlingen. 8. (VI, 416 S.)
Göteborg 1881. Torsten Hedlund. 3 kr.
Über die erste ygL Liebrecht in QeirmHnia 27, 115 — 122.
520. Folkesagn, samlede i Lister og Mandals Amt af J. T. Storacker og
O. :^uglesto«]t Udg. Ted O. Fuglestoedt. 1. DeU Med Tillaeg: Sagn fra
Lbterlandet, meddelte af J. BL Osmnndsen. 8. (124 n. 21 S.) Flekke^ord
1881.
521. Norske Bygdesagn, sandede af L. Daae. 1. Sämling. Anden udgare.
8. (YIU, 243 S.) Kjobenhavn 1881. Cappelen. 2 kr. 76 öre.
522. Sägner.
Bl£ag tili 85dermanlands äldre knlturhistoria. H. 8. 114—116.
523. Sagnets historiske Yaerd.
Histoiisk Tidskrift N. R. H. 3 (1881)«
524. Gaste r,.M.^ Beiträge zur vergleichenden Sagen- und Märchenkunde,
Graz, Monatsschrift für Geschichte des Jndsnthnms 1881.
525. Gast er, M., zur Quellenkunde deutscher Sagen und Märchen. VIU — XIV.
Germania 26 (1881), 199—218.
29*
4Ö2 BIBUCGHAPOIE VOM 18$1.
596. R^vBmaDD, A., Wodan vtßd. die Nibelnnge,
dormiuiia 26, 279— 316. Mit Nachtrag S. 876-379.
527. Finger, F. A., die Sage von den Kibelangen . für die Jagend erzählt.
4. Aafl. 8. (XVI, 180 S.) Frankfurt a. M. 1881. Winter. 2 M.
528. Soldan, Friedrich, Dentsche Heldensagen auf dem Boden der alten
Stadt Worms. 8. (164 S.) Gütersloh 1881. Bertelsmann. 2 M.
Enthält: Walther und Hüdegund. Der hömene Sigfried. Der Wormser Rosen-
garten. Die Nibelungen.
529. Keck, K. H., Idutia. Dentsche Heldensagen. 4. Teil. Dietiieh Ton Bern
und seine QeseUen. Na(h der echten Überileferang ersfthlt. 8. (318 S.)
Leipzig 1881. Teabner. M. 2,?0<
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, 16.
530. Wagner, W., Dentsehe Heldensagen fHr Sehule uad Volk, lilea bear-
MtateiC Ansang des St Bandes seines großem Werkest 'Nordisoh-germaikiacl»
Vorzeit'. Sagenkreis der Amelnngen. Sagenkreis der Nlbel«»gen* Gn4r«n.
BeowUlf. KaroHngiscber Sagenkreis. König Artus und der heil. Gral. 8. (VI,
268 S.) Leipzig 1881. Spamer. M. 1,60.
531. Der alte Bildebrand. Von B. Köhler und R. Sprenger.
Korrespondenzblatt f. nd. fipraehforschung VI, 46 f.
532. Nyrop, K., Sagnet om Odysseus og Polyphem.
Nordlsk Tidskrift for fllologi N. R. V, 216—255. Auch tfeparnt erschienen:
Kopenhafi^en 1881. 44 S. 8. Vgl. Arehivio delle tradisioni popalari I, 1 (1882);
Literaturblatt 1882, 1 (Liebreoht).
583. Conatana, L., la legende d'Oedipe ^tndi^ dans TanCkitiittf, au noy^i-
&ge et dans les temps modernes en particulier dans le Roman de Th^bes.
8. (X, 890, XCI S.) Paris 1881. Maisonneuire et Co. 10 fr.
Vgl. LSteratoi^lsHtlSSI, 8p. 7»(Neninann); Oiomale di filologia ronama 8^ 110;
Apadmy 90. Augoit 1881; Utenn Osntraiblatt 188S, Nr. 4 (Förster^
534. L^vi, J., La legende d^Alezandra dtnt le Talmud«
ReiTua 4s8 ^1^4es ju^ves 1881, p. 293--80a.
535. Eberhard, Alfred, In Julium Valerium Conjeetanea.
In: Festgabe für W. Crecelins (Elberfeld 1881), 8. 22-26.
536. Meyer, Wilhelm, die Geschichte des Kreuzholzes vor Christus. 4. (66 S.)
Mtlnchen 1881. Franz in Comm.
Ans den Abhandlungen der k. bayer. Akademie I. Cl. XVI. Bd. II. Abtb.
537. Meyer, 6.^ die Sage vom Kreuzholz Christi.
Sitzungsberichte der k. bayer. Akademie der Wissenschaften 1881.
588. Conway, M.D., the wandring Jew. London 1881. Chatte ftWindns. 'i^Lbh.
Vgl. Magazin f. d. Literatur d« Auslandes 1881, Nr< 87 (Engel)) The Aeadetny
1881, 20. August (MahafiP^).
539. Barine, A., Le JuifEcrant
Revue politique et Utt^aire 1881, ^r. 14, 2. Oct In AnsehluA an Gonway's Buch.
540. d*Ancona, A., le juif errant en Italie au XIII* si^le.
Romania 1881, 8. 212—216.
541. Schwartz,W., zur Herodiassage.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 26, 170—173 (1881).
542. Latstner, Ludwig, zu Zs. 25, 170 ff.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 26, 244— 46.'Kaelhwei8iingeh kor Herodiassage.
543. Joret, Charfes, la Idgende de Saint Alexis en AUemagne. 6. (80 S.)
Paris 1881. Vieweg.
Extrait des Annales de la Facnlt^ des lettres de Bordeaux. Vgl. Revue critiqne
1881, Nr. 10, & 199L Verglaiohnng der eitf deutsehen Bearbeltungan unter ein-
ander und mit den latein. Fassungen.
Vin. MASCHEN UND SAGEN. 458
644« Hertz, Wilhelm, die Sage tod Parsiral und Tom GraL .
Noxd und Sfld, Juli 1881, a 84—11^
546. Die Sage von Parti val.
Allgemeine denksehe MnsilEieitaiig 188i, Nr. l^-^-a M it Blloknckt asfR Wagners
Tondiohlmig.
546. Cassel, Paulus, der GrAl und sein Name. S« Ausgabe. .8. (28 S.): Berlin
1880 (1878). Wohlgmnth. 75 Pf.
547. Der Prosaroman von Joseph von Arimathla. Mit einer Einleihm^ über
die handschriftliche Überlieferang heransgeg. von 6. Weidner. 8. (LXV,
148 S.) Oppeln 1881. Pranck in Comm«
VgK Literar. Centralblatt 1881, 16; D. Liter. Ztg. 1882, Id (Tobler). Ich mhre
dies Bneh wegen des Quellenstadiums hier mit an.
548. Rjdberg, Vi<;tor, Astrologien och Merlin. (Om källorna tili stjärneskil-
dringen i Galfrids Historia regum Brittaniae.)
Nordisk Tidskrift för vetenskap, konst och iudustri. 1881. H. 6, S. 377^409,
H. 6, 8. 447—480.
549. Lambel, H., rar Geschichte der Sage yoti Tristan and Isdde.
Magazin f. d. Literatnr d. In- nnd Anslandes 1881, Nr. 81.*
550. Leith, E. P., on the legend of Tristan. London, Trfibnet. l^, sh.
551. Trentlel*, H., die Otinelsage im Mittelalter.
Kolbing, Englische Stadien V (1881), S. 97—149. Über die französischen, nor-
dischen, eng^schen Bearbeitnngen.
553. Sybel, H. ▼., Sagen imd Oedicfate über die Kreuazilge.
In Sybel's kleinen bistor. Schriften. S. Bd. Stattgart 1880. Cotta.
558. Zimmermann, P., Heinrich der L5we in dentaober Sage and Dichtung.
9raimtchweigisehB Anzeigen 1881, 2.^8. April.
554. Albertvs. Magnus in Geiohichte and Sage. Feslsehrilk sttr «eoheten
Süculatfeier seines Todestages am 15. NoTember 1880. 8. (172 S.) Köln lft80.
Bachern. M. 1,50.
555. Meyer Ton Knonaa, G., die Sage von der Befreiang der Waldstätte.
In: Ans Geschichte, Litterator and Kunst. Popal&re Vottrlge von Q.Kinkel etc.
Basel 1881. Sehireighaaser. ^
556. Neu mann; Friedrich, Teil— Dellingr — Heimdall.
Germania 26, 348-348.
557. SoJbürler, M. v., z«r Winkelriedfrage«
Anzeiger f. sohweiBerisohe Alterthamsknnde N. F. 12. Jahrg., Nr. 2 (1881).
558. Sar la l^gepde de Winkelried.
Bibliographie xmd Uterarische Chronik der Schweiz XI, 9.
559. Cassel, Paalas, Iron nnd Isolde, ein altdeutsches Sagenbild, and der Bar
▼on Berlin. Zwei Abhandlungen, kl. 8. (4 BI., 86 S.) Berlin ^881. Wohlgemuth.
Die erste amfasst 8. 1—60, die zweite S. 61—86. Des Verf. 's aosgebreitete
Sagenkenntniss and Belesenheit ^bt sich hier wieder kandj freilich fehlt es
auch nicht an bedenklichen Anfstellongen, wie wenn Iron =s Orion gesetzt wird.
Vgl. Anzeiger f. deutsches Altertbum 7, 880 f. (Martan); Literar. Merkur 1881,
16. 17; Literar. Cenkralblatt 1881, Nr. 44 (Edaardi).
560. Knaath,P., die Faustsage in ihrer Entstehang^ Verwickeiang und Ent-
' ^riekelimgi Rede. 8. (15 S.) Freiberg 1881. Engefhardl. 50 Pf.
561. Budolf, Adalbert, Theophilus-Faast und Mepbistopheles.
Archiv f. d. Stadium d. neueren ^rächen 66 (1881), S. 841-^272*
562. Hauff, Gastav, Vorstudien sa Goetho*s Fabst
Archiy f. d. Studium d. neueren Sprachen 66 (1881), S. 296—308.
563« Birlinger,- A., die Thiersage and der Beichtstuhl.
Archiv für Literaturgeschichte X, 2.
464 BIBLIOORAPHIE VOM 1881«
564. Cassel, Pktulds, der Phönix atid Beine Aera. Sin Beitrag rar älteren
Kunst-Symbolik und Chronologie. Berlin 1880. A. Hofmann. M. 1,50.
565. Die Sage vom Einhorn.
Pablieaüon des Mflnsterbau -Vereins sn Constaaa (1881).
566. SundeliD, Hans, die Bienen in Sage und Coltorgeschi^te.
Das Ausland 1881, Nr. 20.
567. Haberlandy Biene und Honig im Ydlksglauben.
Qlobus 39. Band, Nr. 15—17.
IX. Volks- und Kinderlieder, Sprichwörter, Sit tenund Gebräuche.
568. Volkslieder, alte hoch- und niederdeutsche, mit Abhandlung und An-
merkungen, herausgeg. Ton L. Uhland. 2. unveränderte Auflage. 1. Band.
Liedersammlung in fünf BQchem. 8. (VI, 842 S.) Stuttgart 1881. Getto.
10 M.
569. Birlinger, A., und W, Crecelius, zu des Knaben Wunderhom VI.
Alemannia 9 (1881), 47—64, 161— -174. Zu dem auf S. 162 gedruckte» Liede
ist EU yergleichen Gennania 24, 899.
570. Atzler, Felix, Nachträge und Bemerkungen zu „Des Knaben Wunder-
hom".
In: Festgabe für W. Crecelius (Elberfeld 1881), S. 124--182.
571. Walther, C, Anfinge Ton alten Liedern.
KorrespoBdeazblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, 8, 4—6.
572. Volkslieder, die historisch-politischen des dreißigjährigen Krieges. Aus
fliegenden Blättern, sonstigen Druckwerken und handschriftlichen Quellen
gesammelt und nebst den Singweisen zusammengestellt von Frans Wilh. Frei*
herm ▼. Ditfnrth. Herausgeg. von K. Bartsch. 8. (XVI, 855 S.) Heidel-
berg 1882. Winter.
Vgl. Magazin f. d. Literatur des In- und Auslandes 1882, Nr. 19 (Freytag);
Allgem. Ztg., Beilage 27; Miltheilungen d. Vereins f. Geschichte d. Deutschen
in Böhmon XX, 4 (Lambel); Die Presse (Wien) Nr. 107, llterar. Beilage.
578. Baumert, L., deutsche Volkslieder. 3. Auflage* 8. (m, 84 S«) Laugen-
salca 1881. Beyer u. Söhne. M. 0,40.
574. Urbach, K., 100 der schönsten deutschen Volkslieder. Eine Sammlung
zweistimmiger Lieder. 8. Leipzig 1881. Hesse. 80 Pf.
575. Zimmer, F., Studien über das deutsche Volkslied im Anschlüsse an
L. Erck's deutschen Liederhort. 8. (VIII, 89 S.) Quedlinburg 1881. Vieweg.
2 M.
Vgl. Idterar. Centralbatt 1882, 22 (Riemann).
576. Cassel, P., das Bohnenlied.
Vossische Ztg. 1881, SonntagsbeiUige Nr. 8.
577. Rudel, R., geistliche Volkslieder. 8. (16 S.) Kropp 1881. M. 0,40.
578. Bartsch, K., zwei geistliche Volkslieder.
GMrmama 26, 101-104.
579. ZurKeuntniss derMartinslieder. Von W. Crecelius, H. Pkiien, H. Kahler,
E. Lohmeyer, W. H. Mielck.
Korrespondemblatl f. nd. Sprachforschung VI, %1^S9.
580. Jeitteles, Ad., das Volkslied Ton Fanst.
Germania 86, 862—356.
581. Thimme, Ad., die Blntaen und Baume im Volkslied..
Daheim, 17. Jahrg., Nr. 48 (1881).
IX. VOLKS- UND KINDEBUEDER, BPiUCHWÖBTER etc. 455
582. Winkler, J., u. Wolff, 'Der Schlüuel der den Tag au&chlietat.'
Siebenbürg. Korrespondensblatt 1881, S. 66 f.
583. Hörmann, L. y., Schnaderhüpfln a«s den Alpen. 16. (XXIV, 376 S.)
' Innsbrack 1881. Wagner. 2 Sl
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 44 (Sohönbaoh).
584. Spann, Ritter von, ÖBterreichische Volksweisen in einer Auswabl von
Liedern, Alpenmelodien und Tänzen. 3. Aufl. 4. Mit Illustrationen. (111 S.)
Wien 1882. Manz. 8 M.
585. Majer, Tannhäuser-Lieder in Tirol.
Allgem. deutsche Musikceitong 1881, Nr. 29.
586. Schlossar^ Anton, Deutsche Volkslieder aus Steiermark. Zugleich Bei-
träge zur Kenntniss der Mundart und der Volkspoesie auf bairisch-österr.
Sprachgebiete mit Einleitung, Anmerkungen und ausgewählten Melodien her-
ausgegeben. Innsbruck 1881. Wagner. 8. (XXXII, 482 S.) 10 M.
Vgl. Literaturblatt 1881, Nr. 12 (Weinhold); Magazin f. d. Literatur d. Aus-
landes 1881, 46 (Freytag).
587. Schröder, E., Zwei Volkslieder aus der Geschichte der Stadt Rhein-
felden. 8. (13 S.) Rheinfelden 1881.
Vgl. Jahresbericht 1881, S. 99.
588. Schollen, M. , Volksthümliches aus Aachen. Volks- und Kinderlieder,
Wetter, Gesundbeits- und Rechtsregeln, Sprichwörter etc. 16. (VII, 78 S.)
Aachen 1881. Jacobi u. Co. M. 0,40.
589. Mielck, W. H., das Kinderlied vom filius Jesus. Ein Nachbleibsel aus
dem christlichen Mittelalter.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, 26—29. Vgl. S. 47—- 49.
590. Winkler, Job., und Sundermann, Ein Matrosengesang.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6, o. 2—4.
591. Sohnrey, H., Volkslied aus dem Göttingischen.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VT, 29.
592. Altfriesische Volkspoesie? von v. J.
Ostfriesisches Monatsblatt 1881, S. 48--4Ö. Ein Volkslied, das auch in andern
Gegenden gesungen wird 'Es ging ein Bauer ins Holz*.
593. Zwei alte Mai r ei gen.
Ostfriesisches Monatsblatt 1881, S. 388-391.
594. Percy Anecdotes: a verbatim reprintofthe original edition. With a pre-
face by J. Timbs. New ed. 4 vols. 8. London 1881.
595. Hunt, R., populär Romances of the West of England. 3rd ed., revised
and enlarged. 8. (472 S.) London 1881. Chatton and Windus. 7 eh. 6 d.
596. Smith, G. B., illustrated British ballads, old and new. 2 vols. 8. London
1881. Oassell. 21 sh.
597. Vaynes, J. H. L. de, The Kentish Garland. Witb additional notes.bj
J. W. Ebsworth. Vol. L 8. (XX, 455 S.) Hertford 1880. Austin and Sons.
Vgl. Jahresbericht 1881, S. 184. \
598. Die Lieder von der Otterburner Schlacht. ....
Vossische Ztg. 1881, Sonntagsbeilage Nr. 30 f.
599. Grundtvig, a wonderfuU ballad of the seafaring man.
Tho Folk-Lore Record vol. in.
600. Smith, G. B., the ballad of the 'Scottish King'.
Athenaeum 1881, 30. April, S. 692 f.
601. Smith, G. B., the oldest english printed ballad.
Athenaeum 1881, 16. April. Vom J. 1503.
466 BIBUOQRAPHIE VON 18S1.
602. Dickaon, R, a gest of Bobyn Hode.
The Athenaeom 11. Juni 1881, 8. 788 f.
603. Old Rnral Songs and Cnstoma.
The Antiquaiy vol. ü, p. 244.
604. Bidrag tili Sddexmanlands iUdre koltorhietoria utg. af H. Amioson. IL
Stoekholm 1881.
Enthält S. 16 — 80 Folkruor med melodier, upptecknade inom Södermanland
af E. Öberg. (FortsetEong von L)
605« Folkmasik Ma öfre Srerige apptecknad af G. B(ladi)n. 8. (13 S.)
Stockholm 1880.
Nyare Bidrag tili kftimedom om de sreiiaka landsmUen ok svenskt folklif. I. 10.
606. Grandtvig, Srend, Elveskad, daiuk, aveusk, norsk, faer^sk, islandak,
skotsky vendisk, b^misk, tjsk, fransk, italieosk, katalonsk, spansk, bretonsk
folkräe, i orerblik. kl. 8. (96 8.) Karbenhayn 1881. Thieles Bogtrykkeri.
Abdraek ans Damnarks gamle Folkeylser. 4'* Del.
607. Meltal, Hugo tod, Edward, der schottischen Volksballade Arche^on
unter den Sz^klem, nebst Varianten Terschiedener Nationen. Vergleichend
literarhistorische Untersuchung. (29 S.) 8. Kolozsvir 1881.
Nur in 100 Exemplaren fredraokt. Vgl. Korrespondenzblatt d. Vereins f. siebenbtlrg.
Landeskunde 1880, 126 (Wolff).
608. Thorsteinsson, St., Thnla.
Acta oompar. Uterar. nnireii., Jahrg. 1881. Der abgetrumpfte Freier in magya-
risch-isländisch-germanisoher Tradition.
609. Mother Goose or the old nnrsery rhjmes told hj Kate Greenaway. 12*
1881. 3 8. 6 d.
610. Car rington, E., sing^ng Games.
The Folk-Lore Becord vol. DL
611. Additions to 'Torkshire Local Bhymes and Sajrings.
The Folk-Lore Becord toL DI. Ergftnsungen au voL I.
612. Mäta, J., Siebenbttrgisehe B&thsel.
Siebenbtlrg. Korrespondensblatt 1881, S. 67.
613. Haltrich, Jos«, Sächsischer Volkswitz nnd Volkshumor. Ein Vortrag,
d. 0. n. J. (1881).
Vgl. Korrespondensblatt d. Vereins f. siebenbfirg. Landeskunde 1881 , 8. 33.
Siebenbttig. Neek- und Spottnamen, Bfithsel, UgenKedehen etc.
614. Gltor frln Ikers och Öster Bekäme härad.
Bidrag tili Södermanlands fildre kultnrhistona 11 (1881), S. 92-101.
615. Simrock, K«, die deutschen Sprichwörter. 4. Auflage. 8. (V, 677 8.)
Frankfurt a. M. 1881. Winter. 5 If.
616. Heriog, H., Deutsche Sprichwörter gesammelt fUr Jung und Alt 8,
(IV, 171 8.) Aaran 1882. Saueriftnder. M. 1,60.
617. Wunderlich, G., deutsche Sprichwörter, rolksthamUch erklärt nnd
gruppirt. 8. 1. Bdchn. 4. Aufl. (VIII, 72 S.) 2. Bdchn. 3. Aufl. (VIII, 80 S.)
3. Bdehn. 2. Anfl. 8. (VIII, 104 8.) Langensalsa 1881. Sckulbuchhandlang.
k 75 Pf.
618. Heraog, H., Beiipieliapriohwörtor. 8. (IV, 70 8.) Aanw 1882. Saar-
länder. 70 Pf.
IX. VOLKS- UND KINDEBUEDteE, SPRICHWÖRTER etc. 457
619. BirliDger, A., Sprichwörter.
Alemannia 9 (1881^, 10h
620. Seiler, F., su Zs* 22, 422 f.
Zeitsohrift I. deateehee Akerthnm tf , 188. Latein. Sprlekwöiter.
621. Cnrti, F., Lebensweisheit in deutschen Sprichwörtern, Sprüchen und
Sentensen. 3. Aufl. 8. (VIII, 477 B.) Ztfrich 1861. Schmidt. 5 M.
622. Ripb erger, G., der gemüthliche Sachse in volksth Umliehen Redens-
arten und Witzwörtern. 1. Lief, enthaltend 500 im s&chsischen Yolksmande
gebräuchliche, witzige Redensarten, mit eitlem Anhang TOn Kinderspiel- und
Abzählversen und einigen Lieblingsaasdrflcken des sächsischen Volkes. 8.
(39 S.) Dresden 1881. Hockner in Comm. 50 Pf.
623. Fischbach, P. J., und J. van der Giese, Dürener Volksthum. Eine
Sammlung von Redensarten, Sprichwörtern , ftäthseln, Spielen etc. nebst einem
V^örterbnehe der merkwürdigsten in der Dnrener Volkssprache vorkommenden
Ausdrücke. Herausgegeben von H. J. Werners. 8. (204 S.) Düren 1880.
(Aachen, Jacobi.) 2 M.
624. Sprichwörtliches ?on F. Latendorf und K. Koppmano«
Korvespoadenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, S. 6—6. Anderes über
Sprichwörter S. 6. 7. 17 f. 20 f. 84. 84 f. 35. 36 fF. 49.
626. Prümer, K., westfiUiache Volksweisheit Plattdeutsche Sprichwörter«
Redensarten, Volkslieder und Reime. 8. (VTH, 91 S.) Barmen 1881. HöUen-
hoff. 1 M. .
626« Ki^hwald, K«, niederdeutsehe Sprichwörter nnd Redensarten, oder wi^
das Volk spricht, gesammelt und mit einem Glossar versehen« 5. Aiifiage.
8. (92 S.) Bremen ^1881. Haake. M. 1,60.
627. Geete, Robert, ^Morgenstiinde hat Gold im Munde'.
Germania 96, 648--8A0.
628. Deutsche Redensarten.
Illnstrirte Ztg. 1881, durch eine ganze Reihe von dummem.
629. Weisheit und Witz in altdeutschen Reimen und Sprüchen. Gesammelt
vom Heransgeber von 'Altdeutscher Witz .and Verstand*. 1* u. 2. Auflage.
8. (182 S.) Berlin 1881. Enslm. M. 2,50.
Vgl. Deutsche Revue 1881, Juni; Blätter für literar. Unterhaltmig 1888, Nr. 13
(Schröder).
680. Köhler, C. S., das Tierleben im i^riehwort der Griechen und Römer.
Nach Quellen und Stellen in Parallele aoift dem deutschen Sprichwort. 8.
(221 S.) Leipzig 1880. Feman in Oomm. M. 4,60.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 89.
631. Mitzschke, Paul, Navmbvrger iDschriften , geeammeli und erläutert.
6. (Schluß) Lief. 16. (S. 401--488.) Naumburg 1881. Domrieb, k 50,Pf.
632. Cheales, A. B., Proverbial Folk-Lore. 2nd ed. revised and enlarged.
8. (174 8.) London 1881. Simpkin. 1 sh.
638. Long, J., Proverbs in English and Keltic^ wüh iheir Eltern reUtioni*
The Folk-Lore Record vol. m.
634. B ritten, J., Proverbs and Folk-Lore fr om William Etlis^s * Modem hoz-
bandman (1760).
The Folk-Lore Record toI. HI.
635. Empson, C. W., weather proverbs and iajings not contained in Inwards'
or Swainson's books.
Folk-Lore Society. Pnblication VHI.
458 BIBUOQRAPHIE VON 1891.
636. Volksbücher, die deataehen, für AU und Juog wiedererzählt von
G. Schwab u. G. Klee. Neae Folge. 8. (VIII, 520 S.) Gütersloh a. Leipzig
1881. Bertelsmann.
Enthält 20 Volksbüoher in sehr geschickter und ansprechender Bearbeitung von
Klee.
637. Die deutschen Volksbücher, für Jung und AU wiedererzählt von
G. Schwab. 2.-8. Heft.
Bedam's Universal-Bibliothek Nr. 1447. 1464. 1484. 1498. 1603. 1615. 1626.
638. Schwab, G., Volksbücher. Für die Jugend herausgeg. von B. Berg.
2 Bde. 12. (322 u. 368 S.) k M. 1,20.
Universal-Bibliothek für die Jugend Nr. 101—108. Stuttgart 1881, Kröner.
639. Volksbücher, die schönsten deutschen; herausgeg. von Rudolf Müldener.
8. (VII, 312 S.) Halle 1881. Schwetschke. 4 M.
640. Osterwald, K. W., alte deutsche Volksbücher in neuer Bearbeitung.
VI. Oberen. Die geduldige Helena. Kaiser Octavianus. 8. (295 S.) Halle
1881. Waisenhaus. M. 2,70.
641. Birlinger, A., die Volksbücher in Reformationsstreitschriften.
Archiv für Literaturgeschichte X, 2.
642. Grimm, Herman, die Entstehung des Volksbuches vom Dr. Faust.
Preußische Jahrbücher 47 (1881). 8. 446-466.
643. Fausts. Leben von G. R. Widmann. Herausgeg. von A. v. Keller.
146. Publication des litierar. Vereins. Tübingen 1880.
Vgl. Literatnrblatt 1881, 9 (Sprenger); Revue critique 1888, Nr. 117.
644. Hystorya o Grjzeldze i inargrabi Walterze, z ksiaiek dhi Inda pnez
Marbacha Wydanych. 8. Wadowice.
Übersetsung von Marbach*s Griseldis und Walter ins Polnisehe.
645. Die sieben weisen Meister. Ein Voiksbueh. 16. (126 S.)
Hans-Bibliothek 11. Bdchn. Leipzig. 1881. Goldhansen. 20 PI
646. Obentraut*s Jugend- Bibliothek, Nr. 59. Aus der dentsehen TfaSereage
(Reineke Fuchs). 12. Wien 1881. Manz. 80 Pf.
647. Nutt, A., Monsieur Sebillot*8 scheme for the collection and Classification
of Folk-Lore.
The FolkLore Becord vol. HI.
648. Base, Ernst, der Volksaberglaube. Vortrag gehalten im BemouUianum
in Basel. 8. (86 S.) Basel 1881. Sohweighauser. SO Pf.
649. Zur Charakteristik des Geisterglaubens ansetes Volkes.
Europa 1881, Nr. 38.
650. Hartfelder, K., Sitten und Unsitten aus dem Renchtale.
Alemannia 9 (1881), 40—47.
651. Hörmann, L. v., Aus den) Tirpler Dorfleben. 2.. Die Hausordnung.
3. Die Stör. 4. Die Kirchfahrt. •
Die Heimat VI, 20. 27. 32.
652. Blaas, C. M., Volksthümliches aus NiederÖsterreich.
Anieiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 330—334.
658. W(olff), Feldwirtschaftlicher Glaube und Brauch unter den Sachsen.
Siebenbürg. D. Tageblatt 1881, Nr. 2313. ^16—24.
654. H e i n r i c h , G., Ag^arischei; Brauch und Aberglauben.
Slebenbfirg. Korresf»ondenzblatt 1881, S. 28 — 30.
655. Sitten und Bräuche im Grabfeld.
Europa 1881, Nr. 47. '
IX. VOLKS- Umy IUNDERLIBDBB, SPSICHWÖRTEB etc. 459
656. Birlinger, A., Siltengetehichftliohe« and SpmehlieKei ana Hefaen. 6,
(27 S.) Darmstadt 1881.
I. Zur Symbolik und mm Aberglauben der Pflansen, wetterauuch ; ans C. Boes-
bach*8 Paradeißgärtlein. 1688; FUoHsbereitnng , wetterauisch , ebendaher ; zum
Wörterbnche, ebendaher. U. Aus R. Hadamarius (1587), lexicalieehes. III. Wild-
diebetrafe. Lob der tapfem Heasen.
657. Wegen er; Ph., Aberglauben des Magdeburger Landes aus dem Volks-
mnnde gesammelt.
(}eschichtsblfttter d. Vereins f. Oeschichte von Magdeburg XVI, 8 (1881).
658. Latendorf, F., Gebräuche und Aberglaube in Mecklenburg.
Mecklenburgische Aneeigen 1881, Beilage vom 16. Juni.
659. H. K«, Gebräuche und Aberglaube in Mecklenburg.
Mecklenburgische Anzeigen 1881, Nr. 116. 127. 182. Nachträge zu meinem Buch.
660. Beele, S. ?an den, het volkageloof ?aki het boTen aatuurlijke in ket
rijk der Planeten. II.
Gide 1881, «hini.
661. The Folk-Lore Becord. Vol. IIL part. L IL London 1-880—81.
Folk-Lore Society. Vgl. Liebrechts Referat in KClbIngs Engl. Studien 6 (1881X
S. 167—167.
662. Gregor, Notes on the folk-lore of tbe northeast of Scotland.
Folk-Lore Society (1880). Vgl. Academy 1881, 8. Sept
663. Thiselton-Dyer, F. F., Domestic folk-lore. 8. (l88 8.)
Ebenda.
664. The Antiquary vol. IH. IV.
Enthält u. a. Old english-customs still sunriTing on the European eontinenl III,
d. 246 ff. Folk-Lore and church custom III, S. 193 f. Gorame, arehaic Und
customs in Scotland IV, 99 ff.
665. Gomme, G. L., some traditions and supersUtions conneeted with buildings.
The Antiquary HI, 8--18.
666. The Boke named the Gouernor, deuised by SSr Tb. Blyot, ed. by H. H.
St Croffc. 2 Yols. 4. (1190 S.) London 1881. Kegan Paul. 50 s.
Kulturgeschichtlich interessant, über Sagen, Sitten, Spiele etc. Vgl. Jahresbericht
S. 182.
667. Jonsson, M., Folktro, seder och bruk iMäre under nittonde ärhundradet.
8. (25 S*) Stockholm 1881.
Nyare Bidrag tili kännedom om de svenska l&ndsmalen ock svenskt folklif. II. 61
668. M 0 1 1 e r , P. y., strödda utkastrorande svenska jordbrukets historia. 1. 2. Heft.
8. (S. 1—176.) Stockholm 1881: Norstedt. 2 kr. 25 öre.
Enthält: Einleitung. Ortsnamen. Hausthiere.
669. Fastnachtsbräuche in Urwegen. Von M. Seh.
Siebenbllrg. Korrespondenablatt 1881, S. 117 f.
670'. EBoer, Q., Verbremieii der Strcdipuppe atn Aschermittwoch. i i
Pudes MonatflsehHft 7 (1881), 80^82.
671. Crecelius, der Name Luther für die beim Frühlingsspiel yerbrapnte
Strohpuppe;
Picks Monatsschrift 7 (1881), 86—86.
672. Hör mann, L. ▼., Ostereier und Ostereierverse (in Tirol).
Baierische Literatnrblätter 1881, Nr. 16.
673. Hartmann, H., Maifest zu Wehdem, Kreis Lübbecke, Prov. Westfalen.
Picks Monatsschrift 1881', VII, 184.
674. Nagele, Anton, der Jobannisabend.
Europa 1881, Nr. 26. S6.
460 BOKilOaRAPHIB VON 1881.
675. SolgeV, die Kräuter in den JobAnniiUdilein.
Anseiger f. Kunde d. deutschen Voneit 1881, Sp. 804—6.
676. Bübler, C, WeihnacbtsbrSache, eine ansfa&olo^eebe Skizze.
OatfriesiBches Monatsblatt 1880, 8. 256-266.
677« Weibnachtsbränche.
Sonntagsblatt ¥on £lcho 1881, Ni;. 8.
678. Sternbald, Franz, der Weihnachtabanm und seine Bedeutung«
Veim Fels zum Meer 1. Bd. i. Beft (1881), S. 408-411.
679. Swazb^, Albert* Weibfacbten in deutsober Dichtung. 8. Leipzig 1881.
Hinrichs.
Vgl. Deutsche Bevue 1881, Februar. Der erste Abschnitt bebandelt 'das Jolfest
und die Weihnachtsfeier in Geschichte und Sage', dann die Auswabl aus der
Dichtung, beginnend mit dem Heliand.
6d0. Udal, J. 8., OMstfenas Unnitterz in DoraeUbire.
The Folk-Lore Record toI. III.
681. Lohn-Siegel, Anna, alte Hochzeitsgebräuche im GrH^dirarthaL
WissenechaWehe Beilage der Leipaiger Ztg. 1881, Hr. 1.
689. Der RoaniLarin im Vielksleben «nd Volksglaaben.
Europa 1881, Nr. 9.
683. Blaaa, C. M.^ die Kräuterweihe.
Wiener Abendpost 1880, Kr. 66 (Beilage).
684. Blaas, C. M.| der thau in der Volksmedicin und Kosmetik.
Wiener Abendpost 188Ö, Nr. 218 (Beilage).
685. Hartmann, H., Westfälischer Aberglaube in Beziehung auf die soge-
nannten Donnerkeile«
Pioks Monalssehrift VII (1881), 167-169.
686. Schalen bürg, W. ▼., die Steine im Volksglaaben des Spreearaldea.
Zeitaefarilk der GeaeUsehaft fttr Anthropologie an Berlin XU, 4.
687. Hörmann, L. y., das Erdbeben im Volksglaaben.
Litorar. Beilage zur (Wiener) MoategsreToe 1881, Nr. 10.
686. Bchlossar, Antoo, Baaeniepiele and Volkskomödien in den Alpenländem.
Die Heimst Ton J. Emmer VH, 2.
689t Pailler, Wilh., Weihnaobtslieder und Krippenspiele ans Oberösterreich
oad Tirol. Gesammelt and herausgegeben. 1. Bd. Weibnacbtalieder ans Ober-
Österreich. Mit 138 Singweisen. 8. {iL, 424 S.) Innsbruck 1881. VTagner.
M. 7,60.
690. Fellöcker, S., Kripplga&^ and Kripplapiel in der oberösterreicbischen
Volksmundart. 8. Bdchn. 8. (VHI, 1^4 S.) Linz 1881. HasUager. M. 0,80.
691. Iluysse«! O., Obriati Leihen im daatsehea Volkaacbaaspicil, namentlich
im Oberammergauer Passionspiel. 8« (VII, S65 S.) Bannen 1881. Klein.
M. ^,80.
692. Engel, K., das Volksscbaaspiel Doctor Johann Faust. BeraoagegelMa
mit geschichtlichen Nachrichten über den Trftger der Faustsage und mit einer
Bühnengesehichte des Faust. 2. umgearbeitete Auflage. 8. (IV, 250 S.) Olden-
burg 1882. 3chulze. 4 M.
Vgl Literar. Centralblatt 1882, Nr. 3 (Creizenach) ; D. Bundschau 1882, Juli
X. ALTERTHOMBR und KU](.TUIUa^CHICHT£. 461
X. Altert1^fiia€fF ^^^ KqltQxgeackichte*
693. Oötsinger, Erasty Reallexikon der deutocben Alierfhümer. Ein Hand-
und Nachschlagebuch ffir Studirende und Laien. Liefv Ir— 5. Leipzig 18B1*
Urban. (6. 1^204.) oompl. in 20 Lief, ä 1 M.
Vgl« Korrespondenxblatt d. Vereins f. siebenbürg. Landeskunde 1^1, Nr. 9;
D, Liter, 7tg. 18S8, N^ 7 {JL Sebults); Anseiger f. deutoches Alterthom 8, 178 f.;
Beilage zur AUgem. Zeitnns: 1882, Nr. 197 (Schlossar); Revne critiqae Nr. 26;
Nord u. Süd 1881, Nov.; Tägliche Rundschau 1881, 19. Not.; Qrensboten 1881.
Nr. M); Beilage cur AUgem. Ztg. 1882, Nr. 197 (SehleBMHf); Bevue etiUqvle Nr. 26;
Hittheihnigen a. d« hiator. Literator X, 3.
694. Faulmanik, Karl, lUnstritte Culturgeeohicbte^ Für Leper aller Stände.
9.— 30. (Schluß-) Lief. 8. (VIU S. u. S« 267^656.) Wien 1681. BarUeben.
Vgl. P. Liter. Ztg. 1881, Nr. 44 (Qothetn).
695^ Arnold, Wilh.| Deutseb« Uraeit. 8. Auflago Yermehrt darch ein Register.
8. (462 S.) Gotha 1881. Perthes. M. 8,40.
Vgl. Historische Zeitschrift 48, 1.
696« Dahn, Felix, Urgeschicbte der germanischen und i:omanischen Völke|r.
!• Bd. S. 321 — 603, 2. Bd. S. 1 — 336. Mit eingedruckten Holascbnitten.
Berlin 1881. Grote.
Allgemeine Geschichte in Einseldarstellnngen. Vgl. Im neuen Reich 1881« Nr. 48
D. Liter. Ztg. 1881, 46 (Holder-Egger) ; Literar. Centralblatt Nr. 42; Corre-
spondensblatt d. GesamUitvereins f. deutsehe Geschichte 188^, Nr. 1 ; JEtistor.
Zeitsehrift 47, 806 ff.; Literar. Centm>blatt 18>A, l4 und 82; Bevista hlspano-
amerioana VI, S4.
697. Dahn« F., tberneoet D^nteMongeft der deHtsehen Urges«bicht|8t
Im neuen Beich 1881, 4. Kritik der Werke Ton Lindenschmit, Arnold, Inama-
Stemegg u. a. ' /
698. Kinkelin, Friedrich, die Urbewoboer peutsebl^ds. 8. (fiS S.), ifind^v^
u. Leipsig 1882. W. Ludwig. M. 1,20.
699. Dahn, F., Bausteine. Geaammelt0 kleine S^briftevi. 3^ Reihe., 8. (YII,
442 S.) Berlin 1882. Janke. 7 IL
Vgl Histor. Zeitnlttlit 46, 299 1
700. Böhn»! Darid» Beiträge, welche G. J. GäCfeir in tmm Commen^ien
««M b^o gallice'^ sur EthMlegie der CknnaneB iiäfert« (24 Sw)
Programm des Gjnuusiitms toh 8äehiisoh«Begeti:(8i«benbürgett) 1861. Vgl.
Koiresp«nd4niblatt 1881» S. 99«
701. Taeiti, C», de oiigioe et eitu Qermanoriim über ed.A.HeWer^ 8.(29 8.)
Frfiburg i. Br. IWl. Mehr. 40 Pf,
Vgl. Beyue critique 1882, Nr. 21 ; Philolog. Wochenschrift 1881, Octeb^r; Literar
Centralblatt 1882, 29 (Arndt).
t02. Taciti, C. C, life of Agricola and Oennany ed. bj W. F. Alleh. bostöii
1881. 12.
703. Tacitusi C. C, die Oennania. Übersetzt Ton k. Bacmeister. 2. Aufl.
8. (74 8.) Stuttgart 1881. Neff. M. 1^20.
704. Schlüter, Joseph, Übersetsuog des allgemeinen Tbeils der Germania
des Tacitus.
Programm des Gyn^nashuns zu Andernach 1880 (Nr. 868). 12 8. 4.
705. Heraeut, C, Über einige unbeachtet gebliebene Fehler und controTerse
Stellen im Texte der Germania des Tacitus. 3. 1-^1 4. Progf. d. Gymn. zu
Hamm 1880.
Die Emendationen sind in den Jahrbflchem für Philol. u. Pädag. 124, ^27 an-
gegeben.
462 BIBLIOORAPfliB VON 1881.
706. Hochstetter, za Tteitns Gtennania Käp. II.
CorrespondexiEblatt f. d. GelehrteD- und BeaUchnlen Wortembergs XXYIII, 5. 6
(1881).
707. KratisB, zu Tacitus Germania.
CorreBpondensblatt f. d. Gelehrten- ttnd Realsehnlen Wtfrtembergs XXVIIIy S. 4
(1881).
708. Böttger, Heinr., Gescbicbte der Bmnonen * Weifen Tom Urbeginne der-
selben in Hochasien, der Wiege des Menschengescblecbts, bis Herzog Heinrich
dem Löwen, mit einer oolorirten Völkerkarte, das Gebiet der Germania des
Tacitus, unser großes Vaterland in drei Fflnftel Dentschlaods umfassend.
8. (XXIX, 278 S. mit 4 genealog. Tafialn.) Hannorer 1B80. Schulbiich-
handlung.- 6 M.
709. Diefenbach, Lorenz, Völkerkunde Ostearopas, insbesondere der Hftemos-
halbinsel und der unteren Donaugebiete. 2. (Schluß-) Band. 8. (VIII, 414 S.)
Darmstadt 1880. Brill. 5 M.
Vgl. Uterar. Centralblatt 1880, 52; Götting. Gel. Anseigen 1881, 84 (Gerland).
710. Büdinger, M., Zeit und Raum bei dem indogermanischen Volke. Eine
uniyersalhistorische Studie. 8. (22 8.) Wien 1681. Gerold in Comm. M. 0,40.
Aus den 'Sitzungsberichten der Akademie*.
711. Arnold, W., Ansiedelungen und Wanderungen deutscher Stämme, zumeist
nach hessischen Ortsnamen. 2. unveränderte (Titel-) Ausgabe. 2. u. 8. (Schluß-)
Abth. 8. (Xiy, 8. 241—694). Marburg (1875) 1881. Elwert. i 5 M.
712. Wieseler, K., Untersuchungen zur Geschichte und Religion der alten
Germanen in Asien und Buropa. 8. (VII, 178 8.) Leipzig 1881. HUirichs.
M. 6,60.
Vgl Saturday-Review Nr. 1856.
713. Bück, Richard, Noch einmal die Alemannen.
Alemannia 8 (1880), 216-219.
714. Rieger, M., über die Ansiedelungen der Chatten*
Archiv fttr hessische Geschichte 16 (188D),' 1-^28.
715. Pfister, H. y., Chattische Stammeskunde. Volfcsthümliche, spraebliche
und gescfaichtliehe Arbeit. Mit Karte. 8. (195 8.) Rassel. 1S80.
Vgl. QtMTtalblätUr d. histor. Vereins f. d. Qrofikersogthum Hessen 1880 (Darm-
4tadt 1881), 8. 80 f.; D. liter. Ztg. 1881, Nr. 62 (Heyne).
716. Iddekinge, Hooft Tan, Friesland en de Friezen in de Middeleeuwen.
Bijdragen tot de geschiedenis, reehtskennis , mnntknnde en geografie der
Friesche gewesten, inzonderheid gedurende de elfde eeu^. 8. Leiden 1881.
Brill. 9 M.
717. Tomaschek, Wilb., Die Goten in Taurien. (Ethnologische Forschungen
über Ost-Europa und Kord-Asien I.) 8. (78 8.) Wien 1881. Holder. 2 M.
Dies 1. Heft einer Reihe von ethnologischen, eultureeschiehtlichen und linguisti-
schen Abhandlungen stellt sorgfältig - alle Nachricnten Ober ' die Goten auf der
tanriseben Halbinsel (Krim) zusammen; 8. 68— -87 werden die yon Basbeoke
mitgetheilteo got. Worte eingehend erörtert. Vgl, Zeitschrift f. d. 68terr. Gym-
nasien 1881, 12.
718. Jordanis J^mana et Getica^ recensnit Th. ICommsen. Berol. 1882. 4.
(200 S.) (Monnmenta Germaniae historica, auctores antiquissimi. T. V, p. U)
Mit vielen Bemerkungen Müllenboffs über Personen- oder Ortsnamen.
fl9. Mehlisj Dr. CT., Hermunduren und Thüringer.
Das Ausland 1881, Nr. 98 ff.
720. Howorth, H.H., theEthnology ofGermany. V.The Jutes and Fomorians.
Journal of the anthropol. Institute of Great Britein Z, % (1881).
X. ALTERTHtfMER UND KÜLTÜKÖBÖCHICHTE. 463
721. Loserth, J., die Herrschaft der Longobarden in BShmen, Mähren und
Bagiland. Ein Beitrag zur Frage über den Zeitpunkt der Einwanderung der
Baiern.
Kittherinngen äw Institats fQr Saterr. Cfeschichtsforschnng II, 3' (1881).
722. Schneider, L., Böhmen« Einnahme znr Zeit des Tacitus.
SSeitsclurift der Gesellschaft für Anthropologie zu Berlin XII, 2.
728. Schober, Karl, die Deutschen in Nieder- und Ober-Ö»terreich> Salsburg,
Steiermark, Kämthen und Krain. 1. Bd. 8. (396 S.) Wien 1881. Prochaska.
A. n. d. T, Die Volker österreich-UDgam«. Ethnographische u. coltnrhistorische
Sobildemngen.
724. Kraus, F. X., Kunst und Alterthum in Elsaß-Lothringen. Beschreibende
Statistik. 2. Bd. 1. Abth. Mit 47 Holzschnitten. 8. (224 S.) Strassburg 1881.
Schmidt. 5 M.
Der erste Band erschien 1877 (15 M.).
725. Blaas, C. M., Das sogenannte Götzen- oder Heidenmännchen der Stadt
Drosendorf (in Niederösterreich).
Mittheilongen der k. k. Centraloommission zur Erforschung and Erhaltung der
Kunst- und historischen Denkmale VI, CLVIH— CUX.
726. Kolbe, W., heidnische Altertümer in Oberhessen. 1. Marburgs Rosen-
garten und die Frühlingsfeier. II. Der lange Stein und das Wuotansblld an
der Kirche zu Langenstein. Zwei Vorträge, gehalten in den Versammlungen
des hessischen Geschichtsvereixfs zu Marburg. 8. (50 S. mit 1 Steintafel.)
Marburg 1881. Elwert
Vgl. Correspondenzblatt d. Gesammtvereios d. deutschen Geschichts- und Alter-
thnmsvereine 1881, 8. 54; Mittheilungen aus der histor. Literatur X, 1; Histor.
Zeitschrift 48, 1.
727. Christ, Karl, die Lippegegenden und AKso.
Picks Monatsschrift (1881), VH, 186—216.
728. Kasiskiy F. W., Beschreibung der yaterländischen Alterthfimer im Neu-
stettiner und Schlochauer Kreise. Mit 6 Tafeln Abbildungen . und 1 Karte.
8. (Vn, 106 S.) Danzig 1881. Bertling, M. 2,40:
729. Handelmann^ H., Funde auf Sylt.
Correspondenzblatt d. Gesammtvereins d. deutschen Geschichts- und Alterthums-
▼ereine 1881, 8. 48. Besonders bemerkenswerth die Fragmente einer thOnemen
Gußform für ein Bronzeschwert.
730. Der Goldschmuck von Hiddensoe. Im Provinzial- Museum zu Stralsund.
3 Blätter Lichtdruck. Berlin 1881. Bette. 5 M.
731. Mehlis^ C, Studien zur ältesten G^sohicbte der Rheinlande. 5. Abth.
8. (III, 71 S.) Leipzig 1881. Dmncker u. Humblot. M. 2,40.
Vgl Literar. Centralblatt 1882, Nr. 28.
732. Schneider, J., neue Beiträge zur alten Geschichte und Geographie der
Bheinlande. 13. Folge. 8. (30 S.) Düsseldorf 1880. Schaub. .1 M.
Inhalt: Ober die alten Grenzwehren und Heerstral^en in Deutschland. Zum
Theil aus der 'Monatsschrift f. d« Geschichte Westdeutschlands*.
733. Nordhoff, J. B., die alten Wallungen, Landstraßen, Dammstraßen und
anderweitige Alterthümer.
Zeitschrift für vaterländische Geschichte. Münster 1881, 8. 1S6— 15i(.
734. Plejte, nederlandsche oudheden yan de Vroegsten tijiden tot op Karel
den Groote« Afd. Drente, afl. 8. (S. 33—40, PI. XXXU—^Jil.) ro7.:4*
Lejdpn 1881. 10 fl.
735. Briscoe, John Potter, Old Nottinghamshire. 8. (KVI, 151 S.) Hamilton
1881. Adams and Co.
464 BIBXJOOBAPHIB VON 18$1.
736. Smilk, WiUmm, Old Yorkshire. 8. (XV> 802 S.) Lo^doo 1881.
737. Rje» Walter^ The Norfolk Antiq^uarian MiscellaDj. Vol. 11, pari I. 8.
(330 S.) Norwich 1880.
738. Fpreoingen til Nonke Fortidsmindetmerker« Bevaring. AarBbaretning
for 1880. Kmtiaiiia 188U 8. Ettthält: K. Bygh, UndersögeUer af Giet-
haager i Sparbnea og paa IndwBtaa. --^ K« Lössios og A* Lanea, Indberet-
ninger om Udgramiiiger paa Tborgaard. -^ Bendixen, B. £., Jagttagelaeir
paa en Siipendienre<se i Sd^ndm^re 1880; Antikvariske JagUegehes i Hard-
anger, Vos og Sogn. — Th. Wintlier, nnden^geleer i Nedeaaee Amt i 1880;
Arkaeologiske UDderaageber i Bratoberg Amt 1879 og 1880. — N. Nico-
laysen, Udgravninger paa vestre fingelaog I Leiten 1880.
739. Kreüger, J., det äryska elementet i den fornsvenska famitjens och
sl>ens Organisation. 8. (120 S.) Lund 1881«
All Mannscript gedruckt
740. Montelinsy 0«, Den fSrhistoriska fornforskningen i 8Yerig6 ander tren
1880 oeh 1881.
Srenska fomminneafQreoingen« Tidakrift V, 1—52.
741. Honteliue, 0.» Sveriges arkeologiska litteratur Sren 1880 och 1881.
Bvenska fomminnesföreDingens Tidakrift V, 102—108.
742. Worsaae, J. J. A., Nordens Fornhistorie efter samtidige Mindesmaerker.
8. (IV, 198 S.) K5benhavn 1881. Oyldendal. kr. 2,25.
Vgl. Mitthdhmgen mr histor. Literatur VHZ, 4.
743. Worsaae, J. L. A., des iges de pierre et de bronae dans l'anei^n et
le noiiYeaa monde. Comparaisons archäobgico-^thnograpbiqnes. Traduit par
E. BeauYois.
M^moires de la soei^U royiles des antuLuaires du Nord N. 8. 1880. Copenbagne.
8. 244 8. n. i Tafel.
744. Undsetj Jemalderens begyndelse i Nord-Europa. Eo studio i aamen-
lignende forhistorisk Arkaeologü Med 209 Bill, og 82 Plancher. 8. (464 S.)
Christiana* 1881. Cammermejer. 15 kr«
Vgl. Correspondeniblatt ftlr Anthropologie 1882, Nr. 8.
745. Petersen, Henry, Om Stenalderens GraYfonner i Danmark og deres
. indbjjrdes Tidsforhold.
AarbOger for nordisk Oldkyndighed 1881, & 299—868.
746. £i|gelbardt| C, Jemalderens GraYskikke i Jytland.
AarbOger for Nordisk Oldlqrndighed 1881, 8.79-184. Kit einer Tafel und vielen
Abbildungen im Text
747. Feddersen; Arthur, To Hosefund.
Aarböger for nordSsk OIArpidigfaed 1881, 8. 869^889.
748. RjghyFuodfraBroncealderenidetNordengeldskeNorge. Bfed2 PI. 8.(15 8.)
Aus: Cfaiistiania ^denskabsselskabs Forhandl. 1881^, Nr. 7.
749. Dessen, tbe discörery of a Vfking's 9htp.
Journal of the British Arefaaeological Association XXXVII, 4 (1881).
750. Müller, Sophns, die Thier-Ornamentik im Norden. Ursprung, Entwicklung
und VerhIUtniss derselben sü gleichzeitigen Stilarten. Arch&oiogische Unter-
snchang. Ans dem D&nischen übersetat Yon J. Bfestorf. 8. (VIH, 191 S.)
Hamburg 188L Meißner. 5 M.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, 18 (Undset).
751. Hildebrand, H., Bidrag tili vit medeltids k&nnedom frlti ftren 1880
och 1881.
Brenska fommilnimsfttreningens Tidskrift V, 71^87.
X. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 465
752. Realencjclopädie der christlichen Alterthümer. Heraasgeg. von F. X.
Kraus. 4. u. 5. Lief. 8. (S. 289—480.) Preibnrg i. Br. 1881. Herder.
k M. 1,80.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 27.
753. Richter, A., Bilder aus der deutschen Kulturgeschichte. 1. Bd. 1. Lief.
8. (S. 1—96 mit eingedruckten Holzschnitten.) Leipzig 1881. Brandstetter.
1 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, Nr. 27.
754. Frey tag, G., Bilder aus der deutschen Vergangenheit 1. Bd. Bilder
aus dem Mittelalter. 13. Auflage. 8. (VI, 555 S.) Leipzig 1881. Hirzel.
M. 6,75.
755. Seiler, F., Culturhistorisches aus dem Ruodlieb. 4. (19 S.) Trarbach 1881.
Programm. Vgl. Anzeiger f. deutsches AUerthum 7, 833.
756. Wessely, J. E., Culturgcschichtliches aus deutscher Vorzeit. 1. Fest-
belustiguogen und Schauspiele. 2. Zur letzten Ruhestätte.
Vossische Ztg. 1881, Sonntagsbeilage 1. 2.
757. Rosenberg, C, Nordboemes Ändsliv fra Oldtiden til rore Dage. II, 3.
Kjöbenhayn 1881. 3 kr.
Vgl. Histor. Zeitschrift 46, 865 f.
758. Hildebrand, Hans, Syeriges Medeltid. Kultorhistorbk skildring. Första
delen. m. (S. 225—400.) Stockholm 1881. Norstedt kr. 3,50.
Vgl. Nordisk Tidskrift for Filologi 1881, 7. Heft (Noreen).
759. Strindberg, Aug., Svenska folket i helg och söken, i krig och fred,
hemma och ute, eller ett tusen h" af svenska bildningens och sedernas historia.
H. 1—5. 8. (272 S.) Stockholm 1881. Fritze. 5 kr.
760. Haussen, Georg, Agrarhistorische Abhandlungen. 8. (IV, 568 S.) Leipzig
1880. Hirzel.
. Vgl Jahresbericht 1881, S. 80.
761. Jahns, Max, die Entwicklung der Feudalität und das deutsche Kriegs-
wesen im frühen Mittelalter.
Die Grenzboten 1881, Nr. 29 ff.
762. Kriegfahrung im Mittelalter. 1. 2.
Die Grenzboten 1881, 2. 3. Anknüpfend an Schultz, 2. Bd. (Bibliographie 1880,
Nr. 718.)
763. Lindt, Karl, Beiträge zur Gesehichte des deutschen Kriegswesens in der
staufischen Zeit im Anschluss an die Kämpfe zwischen Philipp von Schwaben
und Otto IV. 8. (71 S.) Freiburg i. Br. 1881.Mohr. M. 1,50.
Tübinger Dissertation.
764. Niedner, F., das deutsche Turnier im 12. und 18. Jahrhundert. 8.
(90 S.) Berlin 1881. Weidmann. 2 M.
Vgl. D. Uter.Ztg. 1881, 47 (A. SchulU); Anzeiger f. deutsches Alterihum 8, 14 ff.
(Lichtenstein); Revae cri|iqae 1881, Nr. 68.
765. Freydal, des Kaiser Maximilians I Turniere und Mnmmereien. Herausgeg.
Ton Q. V. Leitner. Wien 1880.
Vgl. Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 67 f.
766. Essenwein, A., Beiträge aus dem germanischen Museum zur Geschichte
der Bewaffnung im Mittelalter. VI — XIU.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Nr. 1—12.
767. Varnhagen, H., Über Schellen an Rei^ferden.
Anglia 4, 417.
OEBMAMU. Nene Reihe. XV. (XZVII.) JOrg. 30
466 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
768. Kaiser Maximilians I geheimes Jagdbuch und von den Zeichen des
Hirsches, eine Abhandlung des 14. Jahrhunderts. Beides zum ersten Male
herausgeg. von Th. G. v. Karajan. 1859. 2. Aufl. 8. (XV, 79 S.) Wien
1881, Gerold u. Co. 3 M.
769. Weinhold, Karl^ die deutschen Frauen in dem Mittelalter. 2. Auflage.
2 Bde. 8. (VIII, 413, 374 S.) Wien 1882. Gerold. M. 13,20.
770. Dahn, F., das Weib im altgermanischen Recht und Leben. Prag o. J.
(1882). 8. (17 S.)
Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse.
771. Buschmann^ Aug., deutsche Frauen der Vorzeit. 4. (22 S.)
Programm des Gymnasiums in Warendorf 1880. Über die Stellung der Frauen
im Mittelalter.
772. Die siebenbürgisch-süchsische Frau im Mittelalter.
Im nenen Reich 1881, Nr. 33.
773. König, Robert, Deutsches Frauenleben im deutschen Liede. 8. (VII,
461 S.) Oldenburg 1882. Stalling. 6 M.
1. Deutsches Frauenleben in Mythologie und Sage. 2. Deutsches Frauenleben
in der Dichtung des Mittelalters.
774. Die Ehe in ihren ursprünglichen Gestalten. L
Das Ausland 1881, Nr. 43, S. 851—65.
775. Kalckmann, Ludolf, zur Geschichte der hamburgischen Testamente.
Zeitschrift des Vereins für hamburgische Geschichte. N. F. IV, 193 — 202 (1881).
776. Koppmann, Karl, Aus bamburgischen Testamenten.
Ebenda S« 203—222.
777. Ploss, H., das Kind in Brauch und Sitte der Völker. Anthropologische
Studien. 2. bedeutend verm. Auflage. 1. u. 2. Halbband 8. (1 Bd. IV, 394 S.)
Berlin 1882. Auerbach. 3 M.
778. Bnchwald, G. v. , holsteinische Lohnverhältnisse im 15. Jahrhundert.
Zeitschrift der Gesellschaft fUr Schleswig - Holstein - Lauenburg. Geschichte XI
(1881), 165—206.
779. Falke, Jacob v., Costümgeschichte der Culturvölker. 5. — 16. (Schluß-)
Lief. 1881.
Vgl. Nord und Süd 1881, Nov.
780. Hefner-Alteneck, J. H. v., Trachten, Kunstwerke und Geräthsehafteu
vom frühen Mittelalter bis Ende des 18. Jahrb. nach gleichzeitigen Originalen.
2. Aufl. 12.— 24. Lief. Frankfurt a. M. 1881. Keller. & Lief. 10 M.
Vgl. Nord und Süd 1881, Nov.
781. HottenrothfFr., Trachten, Haus , Feld- u.Kriegsgeräthschafteu der Völker
alter und neuer Zeit. Gezeichnet und beschrieben. 6. Lief. (S. 81 — 96 mit
eingedr. Holzschn. u. 12 Steintafeln). Stuttgart 1881. Weise, k M. 3,50.
782. Kretschmer, A., u. C. Rohr b ach, die Trachten der Völker vom Beginn
der Geschichte bis zum 19. Jahrb. 2. Aufl. 2. — 21. Lief. Leipzig 1881.
. Bach. & 4 M.
783. Weiß, H., Kostümkunde. Geschichte der Tracht und der Geräthe der
Völker des Alterthums. 2. Aufl. 1. Bd. 8. (XLI, 603 S.) Stuttgart 1881.
Ebner u. Seubert. 16 M.
784. Kunst og Haandverk fra Norgens Fortid udgivet af Foreningen til Norske
Fortidsmindesmerkers Bevaring ved N. Nicolaysen. 1. Hefte. (PI. I — VI).
Kristiania 1881. fol.
X. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 467
785. Blaasy C. M. , Kleinode, Silbergeschmeid , „Frauenzier* n. a. eines
Stockerauer Bürgerhauses im 16. Jahrb.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 199—204.
786. Gradl, H., aus dem Egerer Archive.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 173—176. 1. Eine Schul-
ordnung von c. 1350. 2. Zum Kleiderluxus Alt-Egers. 3. Gauner-Zeichen.
787. Baudrillart, histoire du luxe priv^ et public, depuis Tantiquit^ jusqu*
a nos jours. Paris 1880. 4 vols. (IX, 552; 618; 704, 740 S.)
Vgl. Journal des Sarants 1881, August.
788. WÖrner, E., n. M. Heck mann, über mittelalterliche Ortsbefestigungen,
Landwehren, Warten und Passsperren mit besonderer Rücksicht auf die hessi-
schen und angrenzenden Territorien. (Fortsetzung.)
Correspondenzblatt d. Gesammtvereins d. deutschen Geschichts- n. Alterthums-
vereine 1881, Nr. 1 ff.
789. Cohausen, v., die Wehrbauten zwischen Rhein, Main und Lahn von
den Troglodyten bis zur Renaissance. Höhlenwohnungen. Mittelalterliche
Burgen. Entwickelung der Befestigungen gegen Feuergeschütz.
Zeitsdurift für Baukunde. München 1880. fol.
790. Hartmann, W., über Reste altgermanischer Wohnstätten in Bayern mit
Rücksicht auf die Trichtergruben und Mardellen.
Zeitschrift für Ethnologie XIII, 5 (1881).
791. Lamprecht, K., die ältesten Nachrichten über das Hof- und DorfsjBtem,
speciell am Niederrhein.
Zeitschrift des Bergischen Geschichts -Vereins 1881, S. 192—200.
792. Henning, über das germanische Haus.
Verhandlungen der 36. Philologenversammlung. Leipzig 1881. S. 204—5.
793. Franck, Wilhelm, der deutsche Burgenbau mit besonderer Rücksicht auf
die Burgen des Großherzogthums Hessen und der benachbarten Rheingegenden.
Picks Monatsschrift 1881, VH, 108-128. 226— 2ö7.
794. Haushalter, B., über die Anlage mittefalter lieber Burgen. Nachgewiesen
an der Burgruine Greifenstein. 12. (23 S.) Rudolstadt 1880. Hofbuchdruckerei.
M. 0,50.
Abdruck aus der * Schwarzburg-Rudolstädter Landeszeitung'.
795. Zosmair, Jos., über die Burgen Alt- und Neu-Montfort in Vorarlberg.
(Mit Abbild.)
Schriften d. Vereins f. Geschichte d. Bodensee's. 10. Heft (1880).
796. Kaufmann, Alexander, über Gartenbau im Mittelalter und während der
Periode der Renaissance.
Picks Monatsschrift VH (1881), 129—- lö5. .
797. Falke, J. v., die Kunst im Hause. Geschichtliche u. kritisch-ästhetische
Studien über die Decoration und Ausstattung der Wohnung. 4. verm. Aufl.
4. (VU, 508 S.) Wien 1881. Gerold.
798. Heyne, M., Kunst im Hause. 34 Tafeln Abbildungen von Gegenständen
aus der Mittelalterlichen Sammlung zu Basel. Herausgegeben und mit einer
Einleitung versehen. Gezeichnet von W. Bubeck. 4. (IV, 15 S. u. 34 Tafeln)
Basel 1881. Babnmaier. 10 M.
Vgl. Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, 27 f. (Essenwein); Liter.
Centralblatt 1881, 12; D. Liter. Ztg. 36.
799. Haberland, Karl, der Spiegel im Glauben und Brauch der Volker.
Zeitschrift für Völkerpsychologie XHI, 3 (1881).
30*
468 BIBUOGRAPHIE VON 1881.
'800. Heinrich, S., der Hahn auf den Kirchtürmen.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. siebenbürfr. Landeskunde 1881 , S. 19 — 21.
Weist auf die heidnische Abstammung dieses Brauches hin.
801 • Kaiser^ W., die Brotfrüchte der alten Deutschen nach den Zeugnissen
der alten Schriftsteller.
In: Festgabe für W. Crecelins (Elberfeld 1881), S. 145—149.
802. Meitzen, A., der älteste Anbau der Deutschen.
Jahrbücher f. Nationalökonomie N. F. II, 1. Heft (1881).
803. Thudichum, G., Traube und Wein in der Kulturgeschichte. 8, (VI,
106 S.) Tübingen 1881. Laupp. M. 1,50.
804. Kudriaffaky, £ufemia von, die historische Küche. Wien 1880. Hart-
leben. 8. M. 4,50.
Vgl. Blätter f. literar. Unterhaltung 1882, Nr. 11.
805. An Early Cookery Book.
In: The Antiquary IV, 96—98. Hs. des 16. Jhs.
806. Dymond, Robert, The Old Inns and Taverns of Ezeter. 8. (32 S.)
Abdruck ans Transactions of the Devonshire Association 1880.
807. Loose, W., Inventar einer von Leipzig nach Nürnberg verkauften Specerei-
handiung 1503.
Anzeiger f. Kunde d. deutsehen Vorzeit 1881, Sp. 299—302.
808. Fr euch, R. V., the history of toasting or drinking healths in England.
London 1881.
Vgl. Athenaeum vom 30. Juli 1881.
809. Marggraff, Hugo, Badewesen und Badetecbnik der Vergangenheit.
Sammlung gemeinverständlicher Vorträge 380. Heft. Berlin 1881. HabeL 8. (32 S.)
Der mittelalterliche Theil meist nach J. Falke, über Bäder im Mittelalter (in
Westermanns Monatsheften Bd. 11, S. 35 ff.).
810. Stosch, J., der Hofdienst der Spielleute im deutschen Mittelalter. Berlin
1881. 8. (28 S.)
Dissertation.
811. Heyne, M., Hörn und Trompete und ein Refrain bei Neidhart.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 263-266.
812. Eichborn, Herm., die Trompete in alter und neuer Zeit. Ein Beitrag
zur Musikgeschichte und Instrumentationslehre. Mit Noten-Beispielen. 8.
(V, 118 S.) Leipzig 1881. Breitkopf u. Härtel. 4 M.
Vgl D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 19 (Bellermann); Literar. Gentralblatt 1882, 12
(bemann).
813. Macgeorge, A., Flags: some account of their history and uses. 8.
(102 S.) London 1881. Blackie and Son.
Über die Geschichte der Fahnen. Vgl. Jahresbericht 1881, S. 182.
814. Linde, A. y. d. , Quellenstudien zur Greschichte des Schachspiels. 8.
(VIII, 412 S.) Berlin 1881. Springer. 20 M.
Vgl. Literar. Gentralblatt 1881, Nr. 15; Academy 16. n. 30. Juli 1881 ; D. Liter.
zQf. Nr. 31 (Kraus); Anzeiger f. deutsches Alterthum 8, 19 ff. (Rottmanner).
815. Meyer, H., die Straßbnrger Goldschmiedekunst von ihrem Entstehen bis
1681. Urkunden und Darstellung. (XII, 224 S.)
Staats- und sociAlwissenscbaftliche Forschungen. Herausgeg. von G. ScbmoUer.
8. Bd. 2. Heft. 8. Leipzig 1881. Duncker u. Humblot. 6 M. Vgl. Liter. Gentral-
blatt 1881, 38.
816. Zingerle, 0., Statut der Kurschnerzunft zu Bruneck vom J. 1433.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 36—42.
X. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 469
817. Zimmermann, F., das Register der Johannes-Bruderschaft und die
Artikel der Hermannstudter Schusterzunft aus dem 16. u. 17. Jahrh.
Archiv d. Vereins f. siebenbürg. Landeskunde N. F. XVI, 2 (1881).
818. Das Buch der Brüderschaft des heiligen Leichnams zu St. Marien Mag-
dalenen.
Zeitschrift d. Vereins f. hamburgische Geschichte N. F. IV, 261—268. Nieder-
deutsch. 15. Jahrh. Von C. F. Gaedechens.
819. Koppmann, Karl, Aus dem Archi? des Elisabethen-Hospitals.
Ebenda 8. 269—804.
820. Volbehr, Fr., Eine Krämerrolle.
Zeitschrift d. Gesellschaft f. Schleswig-Holstein-Lauenburg. Geschichte XI (1881),
365—868.
821. Krause, K. E. H., zu den Bergen*schen Spielen.
Hansische GeschichtsblStter X, 109—121. Eine Art des Henselns bei Aufnahme
eines Neulings.
822. K^bke, P., Tore For^edres Skrifttegn. Med 28 Figurer. Ved Ud-
valget fra Folkeoplysnings Frommer. 8. (46 S.) Kj^erbenhayn 1881. God.
kr. 0,40.
Saertiyk af „Folke-laesning" Nr. 117. Eine populäre Abhandlung Über die
Runen.
8t23. Uenrici, Ernst, Nachtrag über den Heinersdorfer Stein.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 57—59.
824. Huemer, J., zur Geschichte der classischen Studien im Mittelalter.
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien 82, 415—422. Vgl. Jahresbericht 1881, S. 64.
825. Pauls en, Friedrich, Organisation und Lebensordnungen der deutschen
Universitäten im Mittelalter.
Histor. Zeitschrift 45 (1881), 8. 885 - 440.
826. Poelchan, Arthur, das Büoberwesen im Mittelalter. 8. (36 S.)
Sammlung gemeinyerständlich wissenschaftlicher Vorträge 877. Berlin 1881. Habel.
75 Pf.
827. Rechnungsbuch der Froben und Episcopius, Buchdrucker und Buch-
händler zu Basel, 1557 — 1564. Uerausgeg. durch R. Wackernagel. 8. VII,
150 S.) Basel 1881. Schwabe. 10 M.
828. Günther, die kosmographiochen Anscbanangen des Mittelalters.
Deutsche Rundschau für Geographie IV, 6.
829. Hoeniger, R., Gang und Verbreitung des schwarzen Todes in Deutsch-
land Yon 1348 — 1351 und sein Zusammenhang mit den Judenverfolgungen
und G-eiselfahrten dieser Jahre. 8. Göttingen 1881. Vandenhoeck u. Ruprecht.
M. 1,20.
830. Hoeniger, R., der schwarze Tod in Deutschland. Ein Beitrag zur Ge-
schichte des 14. Jahrh. 8. (VI, 180 S.) Berlin 1882. GroÜer. 4 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, Nr. 20. Verf. zeigt, daß die Geisler fahrten der
Zeit nach dem schwarzen Tod Toransgingen. D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 19 ; Theolog.
Liter. Ztg. 188S, 14.
831. Conradj, Ludw«, Mala frantzosa.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 334—836.
832. Fritssche, 0. F., der Brief des Ratramnus über die Hundsköpfe.
Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie 24 (1881), 56—67. Aus einer Leipziger
Hs. (Paulin. 190) des 11.— 12. Jahrh.
470 BIBUOGRAPHIE VON 1881.
XI. Kunst.
833. Springer, Anton, die Kunst des Alterthums, des Mittelalters und der
neueren Zeit. Textbuch zu Seemann's kunsthistorischen Bilderbogen, 2. verm.
u. verbesserte Auflage. 8. (VIH, 407 S.) Leipzig 1881. Seemann. 3 M.
834. Seibt, G. K. W. , Studien zur Kunst- und Kulturgeschichte. I. Hans
Sebald Beham und seine Zeit. II. Deutsche Trinkgläser des 16. u. 17. Jahrhs.
8. (64 S.) Frankfurt a. M. 1882. Keller. 1 M.
835. Svenska konstminnen fran medeltiden och renässancen antecknade
och beskrifna pl föranstaltande af Svenska fornminnesföreningen. Andra
haftet. Dalhem, Lye. fol. (4 PL, 1 Bl. Text.) Stockholm 1881. Svenska
fomminnesföreniugens förlag. 4 kr.
836« Kunst- und Geschichts-Denkmäler der Provinz Westfalen. Her-
ausgegeben vom westfal. Pro vinzial -Verein für Wissenschaft u. Kunst Stück I.
gr. 4. (VII, 146 S. mit eiogedr. Holzschn., 5 Holzschnitttafeln u. 9 Lichtdr.)
Münster 1881. 12 M.
Inhalt: Die Kunst- und Geschichts-Denkm&ler des Kreises Hamm faeransgeg.
von J. B. Nordhoff.
837. Memminger, die Kunstdenkmäler des Kreises Soest, kurz beschriebeo.
4. (30 S.) Essen 1881. Soest, Reitter. M. 1,85.
838. Redtenbacher, Rudolf, Leitfaden zum Studium der mittelalterliche u
Baukunst. Formenlehre der deutschen und französischen Baukunst des roman.
und goth. Styles auf Grundlage ihrer hi^tor. Entwickelnng. (Mit 544 Figuren
und 4 Tafeln Abbild.) 8. (XX, 274 S.) Leipzig 1881. T. 0. Weigel. 8 M.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, 6.
839. Hans Schmuttermajer's Fialenbüchlein.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, März, Sp. 65 78. Zur Baukunst
des 16. Jahrh. Deutscher Text nach einem alten Druck.
840. Stadibaur, K. , Grabmal und Name des Baumeisters der St. Martins-
kirche zu Landshut.
Verhandlungen des histor. Vereins in Niederbayem 20, 205—218.
841. Preuß, Otto, die baulichen Alterthümer des Lippischen Landes. 2. Aufl.
8. (IV, 172 S.) Detmold 1881. Meyer. 2 M.
842. Posselt, F., die kirchliche Kunst in Schleswig-Holstein.
Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburg. Geschieht« XI
(1881), 8. 261—340.
843. Bogge, W., die St. Marienkirche zu Rostock. Ein Beitrag zur Geschichte
des mittelalterlichen Backsteinbaues in Norddeutschland. 4. (10 S.) Berlin
1881. Prüfer. M. 1,60.
844. Brock, £. P. L., Saxon Art and Architecture.
The Antiqnary HI, 103 ff.
845. Bidrag tili Södermanlands äldre kulturhistoria utg. af H. Aminsou. IL
Stockholm 1881. 8. II, 116 S. 2 PI. 2 kr.
Darin: Om Härads kyrka; Relikskrin frln Härads kyrka.
846. Werner, Hilder, Wamhems kloster och kyrka. 4. I. (51 S., 10 PI.)
Lidköping 1878. IL (64 S. 4 PI.) Lidköping 1881. L 4 kr., IL 3 kr.
847. Korn er up, J. , Om Esrom Ellosters Forbindelser med Venden og de
architektoniske Spor deraf.
Aarböger for nordisk Oldkyndighed 1881, S. 1—37.
848. Löffler, J. B., Tamdrup Kirke.
Aarböger for nordisk Oldkyndighed 1881, S. 69—78.
XI. KUNST. 471
849. SÖdermanlands forumiDnesförenings kyrkomaseum: kork apor och niess-
hakar.
Bidrag tili Södermaulands äldre kalturhistoria. II. S. 5 — 15.
850. Lübke, W., Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis zur Gegen-
wart. 3. Aufl. lO.—l 1. (Schluß) Lief. Lex. 8. Leipzig 1880. Seemann, i 2 M.
851. Petersen, Henry, Gm Dronning Margrete Spranghadsts Gravmonument
i Doberan.
Aarböper for nordisk Oldkyndighed 1881, S. 60—66.
852. Korneriip, J., Gm den tidlige Middelalders Stenhuggerkunst i Danmark.
Aarböger for nordisk Gldkyndighed 1881, S. 256—280.
858. Bernau, R., die Goldschmiede Krug.
Die Wartburg 1881, S. 76—78. Von den beiden H. Krug ist wohl der Zeit nach
der ältere (c 1465 bis gegen 1619) identisch mit dem Spracbdichter (German.
26, 107).
854. Schäfer, Carl, die Glasmalerei des Mittelalters und der Renaissance.
Im Abriß dargestellt. 8. (IV, 47 S. mit 21 eingedr. Holzschn.) Berlin 1881.
Ernst u. Korn. M. 2,50.
855. Atz, C, Einige interessante Beiwerke an älteren Marienbildern.
Der Kirchen-Schmuck. 12. Jahrg. 1881, Nr. 12.
856. St. Thomas in der mittelalterlichen Malerei.
Historisch-politische Blätter 88. Bd. 12. Heft.
857. Bäumker, W., der Todtentanz. Studie. 31 S. mit I Holzschn itttaf. 8.
Frankfurter zeitgemässe Broschüren 2. Bd. Nr. 6. Frankfurt a. M. 1881. Foesser.
50 Pf.
858. Rahn, J. R., zur Geschichte des Todtentanzes.
Der Geachichtsfreund 36. Bd. Einsiedeln 1881.
859 Holbein, Jean, le triomphe de la mort, grav6 d'apres les dessins origi-
naux par Ch. de Mechel, graveur k Basle. 1780. 8. (47 Kupfertaf.) Stutt-
gart 1881. Wittwer. 12 M.
860*. Klemm, mittelalterliche Wandgemälde.
Württembergische Vierteljahrshefte 4 (1881), S. 118—119. In Wärtemberg.
861. Blume, E., Farbige Handzeichnungen aus dem 15. Jahrhundurt.
Mittheilungen des Verems für Anhaltische Geschichte HI (1881), S. 238—246.
Kulturgeschichtlich sehr interessant, namentlich für die Geschichte der Tracht
und des Privatlebens.
862. Meissner, A. L. , die bildlichen Darstellungen des Reineke Fuchs im
Mittelalter.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen 66 (1881), S. 199-232.
863. Dahlke, G., Altdeutsche Bilder aus der v. Vintlerschen Galerie in Bruneck.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission. 7. Bd. Wien 1881.
864. II g, A., zur Erforschuug der Scbwazer Kreuzgang-Gemälde.
Mittheilungeu der k. k. Central-Commission. 7. Bd. Wien 1881.
865. Donner, v. , Untersuchungen über mittelalterliche Wandmalereien in
Frankfurter Kirchen und Klöstern.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte zu Frankfurt a. M. VI, 2 (1881).
866. Die Romfahrt Kaiser Heinrichs VII. im Bildercydus des Codex Balduini
Trevirensis, herausgeg. von der Direktion der k. preuß. Staatsarchive. Erläutern-
der Text bearbeitet (unter Benutzung des literar. Nachlasses von L. v. El-
tester) von G. Irmer. 4. (XII, 120 S. mit 37 Chromolith. u. 2 Lichtdr.
nebst Initialen in Buntdruck.) Berlin 1881. Weidmann. 45 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, 9; Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins
lY, 216 flf.
472 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
867. Lamprecht, der Bilderachmack des Cod. Egberti und des Cod. Epter-
nacensis. (Mit 8 Tafeln.)
Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreanden in Rheinland 70 ( 1881) , S. 56
bis 112. Mit Tielen latein. Versen und knlturgesehichtUch interessanten Dar-
stellungen.
868. HällristDingar frän Bohuslän (Sverige) tecknade och utgiftia af
L. Baltzer. Med förord af Viktor Rjdberg. fol. 1. Heft. Göteborg 1881.
15 S. u. 8 Taf. mit Abbildungen.
869. Ambros, A. W., Geschichte der Musik. 18. — 30. (Schluß-) Lief. 8.
Leipzig 1881. Leuckart. k 1 M.
870. Bäumker, Wilh«, sur Geschichte der Tonkunst in Deutschland ron den
ersten Anfängen bis zur Reformation. 8. (VIII, 188 S.) Freiburg i. Br. 1881.
Herder. M. 1,60.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, 26.
871. Brambach, W., dasTonsystem und die Tonarten des christlichen Abend-
landes im Mittelalter, ihre Beziehungen zur griechisch-römischen Musik und
ihre Entwicklung bis auf die Schule Guido's von Arezzo. Mit einer Wieder-
herstellung der Musiktheorie Berno's von der Reichenau nach einer Karls-
ruher Hs. 8. (IV, 58 S.) Leipzig 1881. Teubner. M. 1,60.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 7 (Bellermann); Literar. Centralblatt Nr. 30 (Nie-
mann).
872. Riemann, H., die Entwickelung unserer Notenschrift.
Sammlung musikalischer Vorträge 3. Reihe, Nr. 28. 8. (22 9.) Leipzig 1881.
Breitkopf u. Härtel. 1 M.
XII* Rechtsgeschichte und Rechtsalterthümer.
878. Schulte, J. F. r., Lehrbuch der deutschen Reichs- u. Rechtsgesehich te.
5. verb. Aufl. 8. (XIV, 646 S.) Stuttgart 1881. Nitzschke. 12 M.
874. Osenbrüggen, E., Studien zur deutschen und schweizerischen Rechts-
geschichte. Wohlfeile (Titel-) Ausgabe. 8. (Xu, 440 S.) Basel (1868) 1881.
Schwabe. M. 3,20.
875. Grimm, Jacob, Deutsche Rechtsalterthümer. 3i Ausgabe. 8. (XXVI,
971 S.) Göttingen 1881. Dietrich. 12 M.
876. Schröder, R., die Franken und ihr Recht.
Zeitschrift der SaTignj-Stiftang für Rechtsgeschichte II, 2 (S. 1—82). Weimar
1881 (Böhlau). Auch separat. (82 S.) 11 1,60. Vgl. Mittheihmgen aus der histor.
Literatur X, 8.
877. Blaasy C. M., Ein Revers über das „Reihenrecht'' ans dem Jahre 1388.
Anseiger f. Kunde d. deutschen Voneit 1881, 140 f.
878. Blaas, C. M., der „Prangerhansl*' der Stadt Drosendorf.
Berichte und Mittheilungen des Alterthumsrereins in Wien 1881.
879. Borch, Freih. L. r., Beiträge aur Rechtsgeschichte des Mittelalters mit
besonderer Rücksicht auf die Ritter und Dienstmannen fürstlicher und gräf-
licher Herkunft 4. (84 S.) Innsbruck 1881. Rauch. 4 M.
880. Buchwald, G., snm Verfahren bei Gottesurtheilen.
Mittheilungen des Instituts für österr. Geschichtsforschung II, 287— -294.
881. Erdmann, der Tod im Recht Ein Vortrag. 8. (20 S.) Dorpat 1881.
Elarow. M. 0,60.
XII. RECHTSGESCHICHTE UND RECHTSALTERTHÜMER. 473
882. Frauenstftdt, Paul, Blutrache and Todtschlagvühne im deatschen Mittel-
alter. Studien zur deutschen Kultur- und Rechtsgeschichte. 8. (XIII) 250 S.)
Leipzig 1881. Duncker u. Humblot. Ö M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, 24; Zeitschrift für das Privat- und Öffentliche
Recht IX, 8.
883. Hermann, £., Entwicklung des altdeutschen Schöffengerichts. 8. (VII,
264 S.)
Untersuchungen zur deutschen Staats- und Rechtsgesohichte herausgeg* von
O. Oierke. Breslau 1881. Köbner. 6 M.
884. Kaufmann, A., über das Freibitten Verurtheiltor durch Jungfrauen.
Picks Monatsschrift VII, 267—270. Populäre Vorträge etc. IV.
885. Meyer, Georg, die Gerichtsbarkeit über Unfreie und Hintersassen nach
ältestem Recht.
Zeitocbrift der Savigny-Stiftung fUr Reuhtsgeschiohte I, 8. 83-114.
886. Meyer, Georg, die Verleihung des Königsbannes und das Dingen bei
markgraflicher Huld. 8. (V, 46 S.) Jena 1881. Fischer. 2 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, 20; Kritische Vierteljahrsschrift N. F. IV, 4;
D. Liter. Ztg. 1882, 24 (Gierke).
887. Schmidt, Karl, Jus primae noctis. Eine geschichtliche Untersuchung.
8. (XLIII, 397 S.) Freiburg i. Br. 1881. Herder.
Auf Grund eines reichhaltigen Urkundenmaterials wird erwiesen, daß das ge-
nannte Recht in der heut üblichen Auffassung im Mittelalter nicht bestanden
habe. Vgl. Im neuen Reich 1881, Nr. 61 ; Literar. Centralblatt 1882, Nr. C; D. Liter.
Ztg. Nr. 21 (E. Fischer); Götting. Gel. Anz. S. 496->608 (Liebrecht); Academy
1882, 26. März; Reyue critique 1882, 6. (VioUet; einige Schmidt unbekannte'
Texte werden hinzugefügt, die für das 16. Jh., wenigstens für Frankreich, das
Recht doch bezeugen); Historisch-politische Blätter 89, 11; Zeitschrift des Ber-
gischen Geschichtsvereins 17, 218 — 220.
888. Sello, Die Geschichtsrerfassung and das Schöffenrecht Berlins bis zur
Mitte des XV. Jahrhunderts.
Märkische Forschungen 16. Band.
889. Storck, Arthur, die Freilassung im Zeitalter der Volksrechte. 8. (47 S.)
Halle'sehe Dissertation (1881).
890. Sybel, H. r., Entstehung des deutschen Königthums 2. umgearb. Aufl.
8. (V, 497 S.) Frankfurt a. M. 1881. Literar. Anstalt. 10 M.
891. Vogel, Beiträge zur Geschichte des deutschen Reichshofgerichtes.
Zeitschrift der Savigny-Sttftung für Rechtsgeschichte II, 2, S. 161 — 197.
892. Zacke, Sachsenrecht und Schöffenstuhl.
Geschichtsblätter des Vereins für Geschichte Magdeburgs 1881, 1.
893. PynackerHordjkyC, de Taak von den beoefenaar der Nederl. rechts*
geschiedenis. Rederooring. Utrecht. Beyers, f. 0,75.
894. Bigelow, M. M., History of procedure in England from the Norman
Conquest. The Norman Period 1066 — 1204. London 1881. Sampson and Co.
Vgl. Academy 1881, 26. März.
895. Maurer, über die norwegisch-isländische Gagnfostur.
Sitzungsberichte d. k. bayer. Akademie d. Wissenschaften 1881, II, 3, S. 226—268.
896. Liljenstrand, Axel, De nordiska Bygningabalkarne. Deras rättsordning
i organisk utveckling. 8. (IV, 372 S.) Helsingfors 1881. Författarens förlag.
Stockholm. Norstedt & Söner. 4 kr. 75 öre.
474 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
897. Loersch, H., und R. Schröder, Urkunden zur Geschichte des deutschen
Rechtes. Für den Gebrauch bei Vorlesungen und Übungen herausgegeben.
I. Privatrecht. 2. verm. u. verb. Auflage. 8. (XII, 274 S.) Bonn 1881.
Marcus. 5 M.
898. Palaeographical Society, enthält p1. 184 die erste Seite der Lex
Salica, St. Gallen. Hs. 7dl.
899. Thonissen, J. J., Torganisation judiciaire, le droit p^nal et la procedure
pönale de la loi Salique. Bruxelles 1881. 4. (398 S.)
900. Capitularia regum Francorum. Denuo ed. A. Boretiu» T. I, p. 1.
4. (Vm, 259 S.) Hannover 1881. Hahn. 7 M.
Monumenta Germaniae historica. Legum sectio II.
901. Steffenhagen, Emil, die Entwicklung der Laudrechtsglosse des Sachbon-
spiegels. I. Eine interpolierte Glossenhaudachrift. 8. (39 S.) Wien 1881.
Gerold in Comm.
Aus Band 98 der Sitzungsberichte der Wiener Akademie. Vgl. D. Liter. Ztg.
1881, 60 (Laband).
902. Steffenhagen, E., Plan zu einer kritischen Bearbeitung der Sachsen-
spiegel-Glosse, Land- und Lehnrecht
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Recht sgeschichte II, 2, S. 232--236.
903. Wasserschieben, Mittheilungen über ein in dem Cod. Nr. 2667 der
großherzogl. Hofbibliothek zu Darmstadt enthaltenes, für die Rechts- und
Kunstgeschichte interessantes Werk.
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte H, 2, S. 131— löO. 'Tafel
vain des kristen gelaufe und leuen* genannt (an anderer Stelle: Tabula fidei
vitae christianae) , darin auch ein Anszug ans dem Sachsenspiegel, die gereimte
Vorrede zum Tbeil.
904. Hasse, P., neue Fragmente des Lubschen Rechts.
Zeitschrift der Gesellschaft fttr Schleswig- Holstein -Lauenburg. Geschichte XI
(1881), 126—160. Aus einer Handschrift der Universitätsbibliothek in Kiel.
905. Frensdorff, F., Dritter Bericht über die zur Herausgabe der altern
deutschen Stadtrechte unternommenen Vorarbeiten.
Neues Archiv d. Gesellschaft f. ältere deutsche Geschichte 7 (1881), S. 9—17.
906. Lehr, Ernest, la Handfeste de Fribourg dans l'Uechtland de lanMCCXLIX.
Textes latin, fran^ais et allemand, traduction, commentaire, glossaire, etude
comparatire sur le droit des trois villes Kybourgeoises de Fribourg, Thoune
et Berthoud au XUI* si6cle. 8. Lausanne 1881. Benda. M. 6.40.
907. Schell, die Rechtsquellen des Oantons Freiburg.
Zeitschrift für schweizer. Recht XXII, 1 (1881).
908. Der Burgfriede von Aschhausen aus dem Jahre 1393, Mitgetheilt von
Alberti.
• Wttrttembergische Vierteljahrshefte 4 (1881), 8 233 f.
909. Rhu 11, Ferdinand, die Stadtgesetze von Eger aus den Jahren 1352 —
1460. 8. Separatabdruck aus dem 12. Jahresberichte des 2. Staatsgymnasiuins
in Graz. Graz 1881. (44 S.)
Abdruck mit sprachlichen und lezicalischen Bemerkungen. Vgl. Zeitschrift f. d.
Osterr. Gymnasien 1882, S. 169; Anzeiger f. deutsches Altcrthum 8, 180; Mit
theilungen d. Vereins f. Geschichte d. Deutschen in Böhmen 1881 , 2. Heft ;
vgl. Khulls Entgegnung ebd. 1882, S. 36.
910. Korth, Dr., über ein Eilenburger Stadtbuch.
Neues Archiv für sächsische Geschichte I. Band. 1880.
911. Augsburger Judeneid. Von A. Jeitteles.
Germania 26, 376.
Xm. LITTERATÜRGESCHICHTE UND SPRACHDENKMÄLER. 475
912. Baumann, F. L., Weistum des Kellhofes Horn am Untersee.
Alemannia 9 (1881), 5 — 16. Abschrift des 16. Jhs. in Donauesohingen.
913. Uartfelder, Weisthum des üsenbergiscben Dinghofes zu Bischoffingen.
1279.
Zeitschrift f. d. Geschichte d. Oberrheins 34. Bd., S. 234-239.
1 914. Weisthümer, Österreichische. 6. Bd. Steirische und kärnthische Taidinge.
! Herausgeg. von F. Bischoff u. A. Schönbach. 8. (XII, 735 S.) Wien 1881.
Braumüller. 19 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 26.
915. Ney, E., Weistum der Otterberger Waldgemark von 1567.
MittheituDgen des histor. Vereins der Pfalz IX (Speier 1880. 8), S. 235—240.
916. Weistum von Weiler bei Monzingen (Kreis Kreuznach).
Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 16. Band (1881), S. 323—234.
917. Disselbeck, 2ur Geschichte Rheinbachs.
Programm des Progymnasinms zu Rheinbach 1881. 4. (23 S.) Enthält u. a. den
Wiederabdruck eines bei Lacomblet gedruckten Weisthums.
I 918. Jan icke, K., Weisthümer aus dem Hildesheimischen.
I Zeitschrift des historischen Vereins fQr Niedersachsen 1881, S. 181—204.
919. Wetzel, August, Drei Kieler Burspraken aus dem Anfang des 15, Jahr-
hunderts«
Zeitschrift der Qesellschaft für Schleswig- Holstein-Lauenburgische Landeskunde
10 (1881), 171=198.
' 920. Mull er, S., Costumen van Njenburg en van Bunschoten. Keminck.
921. Rechtsbronnen der Stad Zutphen van het begin der 14. tot de tweede
helft der 16. eeuw. Uitgegeven door C, Pijnacker Hordijk. 8. (XXVIII, 164 S.)
Haag 1881. Nijhoff. 7 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 32.
922. lets over de keuren der westfriesche steden.
Verslagen en Mededeelingen 1 (1880).
923. Dareste, R., les anciennes lois de TXsIande.
Journal des Savants 1881, August. Auch separat erschienen. 11 S. 4. Paris,
imprim. nationale.
924. Ostgötalagen. Aftryck efter 1830 ars upplaga ombesörjdt af L. F.
Leffler. 8. (153 S.) Upsala 1880. 4 kr.
925. Schlyter, C. J.) om en föregifven ännu i behall varandc äldre redaktion
af Södermannlagen. 4. (5 S.)
In: Lunds universitets irrskrift T. XVII, 1880—81.
926. Storm, Magnus Erlingssans Lov om Kongevalg og Lerfte om Kronens
Ofring. 8. (16 8.)
Aus: Christiania Videnskabsselskabs Forhandlinger 1881, Nr. 14. 25 öre.
927. Lind, £. H., om rim och verslemningar i de svenska landskapslagarne.
8. (91 S.) Upsala 1881. 1 kr. 75 öre.
Upsala Universitets irsskrift 1881. Vgl Literaturblatt 1882, 3 (Kock).
XIIL Litteraturgeschichte und Sprachdenkmäler.
928. Scherr, Johannes, allgemeine Geschichte der Literatur. Ein Handbuch
in 2 Bänden, umfassend die nationalliterarische Entwickelung sämmtiicher
Völker des Erdkreises. 6. Auflage. (In 12 Lief.) 8. Stuttgart 1881.
929. Seh er r, J4no8, a vilagirodalom tört^nete. 8. Budapest.
Magyarische Übersetzung von J. Scherrs AUgem. Geschichte der Literatur.
476 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
930. Scherr, Jan, Historya literatary powazechn^j. 8. Warschau.
Polnische Übersetzung^.
981. Norrenberg, Peter , Allgemeine Literaturgeschichte. 1. Band. 3. Lief.
8. (S. 129—192.) Münster 1881. Russell. 60 Pf.
932. Gödeke, K., Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. 3. Bd.
7. Heft Dresden 1881. Ehlermann.
Vgl. Blätter für literar. Unterhaltung 1882, 8.
938. Scherer, W., Geschichte der deutschen Literatur. 4. Lief. (S. 225—304.)
Berlin 1881. Weidmann. 1 M.
Vgl. Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien 8*2, 11 (Seemüller); Neue evangel. Kirchen-
zeitung 1882, 7; Nene Jahrbücher f. Philol. u. Pädag. 1882, Bd. 126, S. 47—50
(Gerlach); Zeitschrift f. d. Gymnasialwesen 1882, April (Wilmanns); Herri^s
Archir 67, 2 (Biltz).
934. Althof, G., Literaturheft zur deutschen Sprachsehule. 8. (94 S.) Har-
burg 1881. Elkan. 40 Pf.
935. Brugier, G., Geschichte der deutschen Nationallitteratur. Nebst kurz-
gefasster Poetik. Für Schule und Selbstbelehrung mit vielen Proben und
einem Glossar. 6. verb. u. verm. Aufl. 8. (LXXX, 749 8.) Freibarg i. Br.
1880. Herder. 6 M.
936. Egelhaaf, G., Grandzuge der deatschen Literatargeschichte. Ein Hilfs-
buch für Schulen und zum Privatgebrauch. 8. (60 S.) Heilbronn 1881.
Henninger. 2 M.
Vgl. Literaturblatt 1881, 9 (Wendt).
937. Hahn, W., Deatsche Litteraturgeschichte in Tabellen. 8. verb. Auflage.
8. (57 S.) Berlin 1881. Besser. 1 M.
938. König, R., deutsche Literaturgeschichte. 10. u. 11. verb. u. verm. Aufl.
8. Bielefeld 1881. Velbagen u. Klasing. 8 M.
939. Leixner, 0. v., illustrirte Literaturgeschichte in volksthümlicher Dar-
stellung. 31.— 41. Lief. Leipzig 1881. Spamer. k 50 Pf.
Vgl Blätter ffir literar. Unterhaltung 1881, Nr. 42.
940. Mai er, Elisa, Leitfaden zur Geschichte der deutschen Litteratur, bear-
beitet für höhere Töchterschulen, weibliche Erziehungsanstalten und zum
Selbstunterrichte. 6. verm. Aufl. 8. (VI^ 186 S.) Dresden 1881. Ehlermann.
1 M.
941. Philipp!, J., histoire de la Htt^ratare allemande d'apr^s le Doctcur
Kluge. Avee une pr^face de L. Crooil^. 18. (344 8.) Paris 1881. Bonhoure
et Co.
942. Pütz, W., Obersicht der Geschichte der deutschen Litteratur fSr höhere
Lehranstalten. 8. Auflage von W. F. Conrads. 8. (IV, 112 S.) Leipzig 1881.
Bädeker. 80 Pf.
943. Schräm, W. C, deutsche Literaturgeschichte, nebst einer mnemotech-
nischen Anleitung zur leichteren Aneignung literarhistorischer Zahlen. 8. (VII,
134 S.) Brunn 1881. Epstein. M. 1,60.
944. Sehrwald, Fr., Deutsche Dichter and Denker. Geschichte der deutschen
Literatur mit Probensammlnng. 2. Aufl. 2. Lief. 1. Abtb. 8. (S. '241—480.)
Altenburg 1881. Bonde. 2 M.
945. Vjmazal, Fr., Dftjiny nßmeek^ n&rodn{ literatary. Podle Kluge, Kurce
a jinych (Geschichte der deutschen Literatur nach Klage, Kurz u. a.). 8.
(114 S.) V Bmft 1879. M. 1,80.
XHL LITTERATÜRGESCHICHTE UND SPRACHDENKMÄLER. 477
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Yan den nieoweren tyd. Arnhem, Bleeker en Ybes. f. 9.
947. Taine, H., histoire de la Utt^ratare anglaise. T. 1. 5* äd. 18. (L, 416 S.)
Paris 1881. Hachette. fr. 3,50.
948. Hart, J. M., a syllabus of anglosazon literature : adapted from B. ton Brink's
Geschichte der englischeu Literatur. 8. (II, 69 S.) Oincinnati 1881. 5 8b.
Vgl. The American Journal of Philology Nr. 5, 8. 107 f.
949. Rudolf, U. J., an abridgment of the history of englisb literature, for the
use of the npper classes. 8. (VI, 35 S.) Solotburn 1881. Jent u. Gaßmann.
M. 0,80.
Vgl. Aeademy 1881, 2. April, 8. 242.
950. Wilkins, John, Repetitorinm der Engliechen Sprach- und Literatur-
geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Altenglischen (Angelsächsi-
schen) und Mittelenglischen Periode nebst bibliographischen Notizen, Inhalts-
angaben und grammaticalischen Fragen zur Beantwortung für Candidaten
und Studirende der modernen Philologie. 8. (28 S.) Berlin 1881. Kühl. 1 M.
951. Hörn, F. V^T., den danske Literaturs Historie fra dens Begyndelse til
vore Dage. 5. — 10. Heft. 8. Kopenhagen 1881. Gjldendal. k 1 kr.
952. Strierm, T., dansk L'teratur historie. 3. udgave. 8. (380 S.) 1881.
953. Grimm, Wilhelm, kleinere Schriften. Herausgegeben Ton G. Hinrichs.
1. Bd. 8. (IX, 587 S.) Berlin 1881. Weidmann.
Der 1. Band der in jedem Betracht willkommenen Sammlung von kleineren
Schriften W. Grimms umfasst folgende Abschnitte, in welche der Heraasgeber
den Stoff geordnet: Biographisches; Wissenschaftliche Anfänge; Naturposie;
Knnstpoesie; Zu den Märchen; Reden; Kosmos; Zeitgeschichtliches; Erzählungen.
Zum ersten Mal hier gedruckt erscheinen: Gleichnisse im Ossian und Parsival
(S. 48-57), und drei Reden (S. 49S— 507). Der Umsicht und Sorgfalt des Herans-
gebers gebührt alle Anerkennung. Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, 46 (Rödiger).
954. Keyser, R. , Samlede Afhandlinger udgivne af 0. Rygh. 1. — 3. Heft.
8. (VI, 480 S.) Christiania 1881. Mailing. 1 kr.
955. Keyser, R., Efterladte Skrifter udgivet af 0. Rygh. I. Bd. 3. u. 4. Heft.
Ebd. (S. 321—588 S.) k 1 kr.
956. Pfalz, Fr., litteraturgeschichtliche Lebensbilder. Leipzig 1882. Siegis-
mund u. Volkening. 8. (IV, 117 S.) M. 1,20.
Vgl. Fleckeisen 126, 218 f. (Zimmermann). Enthält 1. Sigurd und Siegfried.
2. Hans Sachs und seine Zeit.
957. Seelmann, Ferdinand, vom deutschen Geiste in deutscher Dichtung.
Ein Vortrag. Dessau 1881. 8. (40 S.) 50 Pf.
Sammlung gemeinverständlicher Vorträge Nr. 2.
958. Jacoby, L., über die Nachahmung von Naturstimmen in der Poesie.
8. (31 S.) Heidelberg 1880.
Vgl. Literar. Centralblatt 1880, Nr. 30.
959. Keinz, F., alte Passauer in der deutschen Literaturgeschichte. Bei Ge-
legenheit des Passauer Studiengenossenfestes seinen Freunden gewidmet.
8. (15 S.) München 1881.
I. Bischof Piligrim (Nibelungenlied). IL Bischof Wolfger (Walther Ton der
Vogelweide). III. Der Minnesänger Albrecht von Jahenstorf.
960. Groß, H., Deutschlands Dichterinnen und Schriftstellerinnen. Eine literar-
historische Skizze. L II. (71, 94 S.) Triest 1880—81.
Programm des Gymnasiums in Triest. Vgl. Jahresbericht 1881, S. 44.
478 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
961. Schopf, Alois, Nation alepos und Balladendichtang. Eine ethnographische
Studie. 8. (IV, 36 S.) Wien 1881. Gerold in Comm. 80 Pf.
962. Lorens, über das lehrhafte Element in den deutschen Kunstepen der
Übergangsperiode und der ersten Blüthezeit. 8. (52 S.)
Rostocker Dissertation 1881.
963. Paris, Gaston, Etudes sur les romans de la Table ronde. Lancelot du Lac.
I. Le Lanzelet d^Ulrich de Zatzikhoven.
Romania 1881, p. 465—496.
964. Boeling, Alezander, Goethe^s Reinecke Fuchs nach dem ersten Druck
vom J. 1794, mit Proben der älteren Tierepen herausgeg. und erläutert.
8. (224 S.) Berlin 1882. Weidmann. 4 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, 26.
965. Dimter, A., die lyrisch- epische Dichtung in der deutschen Literatur.
8. (15 S.)
Programm der Oborrealschule in Teschen. Vgl. Jahresbericht 1881, S. 93 f.
966. Mülier-Fraureuth, Carl, die deutschen Lügendichtungen bis auf Miineh-
hausen dargestellt. 8. (III, 142 S.) Halle 1881. Niemeyer. 3 M.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, 28 (Lichtenstein).
967. Bach mann, Johannes, Geschichte des evangelischen Kirchengesanges in
Mecklenburg, insbesondere der Mecklenburgischen Gesangbücher. Ein hymno-
logischer Beitrag. RectoratsProgramm für 1879/80. 8. (XII, 340 S.) Rostock
1881. Stillersche Hof- und Universitäts-Buchhandlung.
968. Haß 1er, ältestes protestantisches Gesangbüchlein von Ulm.
Württembergische Vierteljahrshefte 4 (1881), S. 26-38.
969. Prölß, Robert, Geschichte des neaern Dramas. 1. Bd. 1. Hälfte. Räek-
biick auf die Entwickelung des mittelalterlichen Dramas. Das neuere Drama
der Spanier. 8. (VIII, 412 S.) Leipzig 1880. Schlicke. 10 M.
Die Übersicht über das mittelalterliche Drama entbehrt einer übersichtlichen
Gruppirung des Stoffes und leidet im Einzelnen an Ungenauigkeiten, Unrichtipr-
keiten. Vgl. Blätter für literar. Unterhaltung 1880, Nr. 1: Literar. Centralblatt
Nr. 29 (Creizenach) ; Literaturblatt 1881, 1 (Lemcke); Anzeiger f. deutsches
Alterthum 7, 471.
970. Pfl ei derer, 0., das religiöse Drama.
Protestantische Eirchenzeitung 1881, Nr. 19 fg.
971. Lange, die lateinischen Osterfeiern. I.
Programm der Realschule I. Ord. In Halberstadt 1881 (Nr. 223). 4. (35 S.)
972. Kummer, K. F., eine lateinische Osterfeier.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 251 f. Aus einem Breviarium der Wiener
Bibliothek (Venetüs 1472).
P73. Jundt, A., die dramatischen Aufführungen im Gymnasium zu Straß-
burg. Ein Beitrag zur Geschichte des Schuldramas im 16. u. 17. Jahrb. 4.
(69 S.) Straßburg 1881. Schmidt M. 2,40.
Vgl. Revue critique 1881. Nr. 45 (S. 358-59) ; D. Liter. Ztg. 1882, 17 (E. Schmidt) ;
Literar. Centralblatt 1881, Nr. 51.
974. Kinkel, Theaterspiele in Dortmund aus der letzten Zeit des Mittelalters
und im Jahrhundert der Reformation.
Picks Monatoschrift 1881, VU, 8.
975. Wehrmanu, C, Fastnachtspiele der Patrizier in Lübeck.
976. Walt her, C, über die Lübecker Fastnacbtspiele.
Jahrbuch d. Vereins f. niederd. Sprachforschung VI, 1—31.
Xm. HTTERATURGESCHICHTE UND SPRACHDENKMÄLER. 479
977. Preger, W., Geschichte der deutschen Mystik im Mittelalter. Nach den
Quellen untersucht und dargestellt. 2. Theil. Altere und neuere Mystik in
der 1. Hälfte des XIV. Jahrh. Heinrich Suso. 8. (VI, 468 S.) Leipzig 1881.
Dörffling u. Franke. 9 M.
Vgl. Theolog. Literaturblatt 1882, Nr. 16; D. Liter. Ztg. Nr. 6 (Denifle); Revue
critique 1882, 8 (Schmidt).
978. Penon,G., bijdragcn tot de geschiedenis der nederlandsche letterkunde.
1. deel. 8. (III, 188 S.) Groningen 1881. Wolters.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 1 (Sijmons); Noord en Zuid IV, 1. Enthält u.a.
einen Abdruck des niederl. Volksbuches von Apollonins, nebst einer literar.
Abhandlung.
979. Gummere, Fr. B., The Anglo-Saxon Metaphor. 8. (63 S.) Halle 1881.
Freiburger Dissertation.
Vgl. The American Journal of Philology Nr. 5, 8. 108 f.; Academy 14. Mai
1881. Gerichtet gegen Heinzeis Schrift vom Stil in der altgermanischen Poesie.
980. Jusserand, le th^fttre en Angleterre depuis la conqu^te jusqn^aux pr^-
d^cesseurs imm^diats de Shakespeare. 2 Edition. 8. (VI, 350 S.) Paris 1881.
LeroQx.
981. Page, Emil, über zwei prosaische Darstellungen der Nibelungensage in
der nordischen Literatur. 4. (23 S.) Programm der Realschule I. Ord. in
Chemnitz. 1881. (Nr. 478.)
982. Heinzel, R,, Beschreibung der isländischen Saga. 8. (204 S.) Wien
1880. Gerold in Comm. 8. 3,40.
Aus dem Jahrg. 1880 der Sitzungsberichte 8. 106-308. Vgl. Literar. Central-
blatt 1881, 6 (K. Maurer), wo die ganz falsche Auffassung des Begriffs der
isländ. Saga hervorgehoben wird.
983. Arbök hins islenzka fornleifaf^iags 1880 og 1881.
Enthält Sig. Vigfüsson. Rannsökn & hinnm foma a])>fngisstad Islendinc^a og
fleira; Brüarfundrinn ; Hannsökn a blöthdsinu ad ))yrli og fleira i Hvalsfirdi og
nm Kjalames; um hof og blötsidu 1 fomÖld. ^- Bj. Magn. Olsen, Borgarwirki. —
A. Thorstenson, Godholl.
984. Heyne, M., Übungsstücke zur Laut- und Flexionslehre der alten ger
manischen Dialekte, Gothisch, Althochdeutsch, Altsächsisch, Angelsächsisch,.
Altfriesisch, Altnordisch. 8. (2 Bl. 94 S.) Paderborn 1881. Schöningb.
M. 1,35.
Eine beschränkte aber zweckmäßige Auswahl von Texten mit erklärenden An-
merkungen, unter Verweis auf Heyne's Laut- und Flexionslehre. Bei Uifila und
den alid. Übersetzern sind griech. und latein. Originale beigefügt. Vgl. Anzeiger
f. deutsches Alterthum 7, 307 (Franck) ; Literaturblatt 1881, Juni (Kluge) : Engl.
Studien 4, 614 (Kölbing); Götting. Gel. Anz. 1881, 36 (Wilken); Zeitschrift
f. deutsche Philologie 14, 240 — 246 (Sievers).
985. Braune, Wilhelm, Althochdeutsches Lesebuch. Zusammengestellt und
mit Glossar versehen. 2. Auflage. 8. (VIII, 228 S.) Halle 1881. Niemeyer.
3 M.
Vgl. Literaturblatt 1881, 7 (Behaghel).
986. Das höfische Epos. Auswahl aus den Erzählungen Hartmann's von
Aue, Wolfram's von Escheubach und Gottfried *8 von Straß bürg. Schulausgabe.
Mit Einleitung, Anmerkungen und Wörterbnch von R. Bech stein, kl. 8.
(XXIV, 132 S.) Stuttgart 1881. Cotta.
Vgl. Blätter f. literar. Unterhaltung 1882, Nr. 13 (Schröder); N. Jahrb. f. Philo-
logie 1882, 310 f. (Kluge); Zeitschrift f. d. Gymnasialwesen 471 f. (Loschhom).
480 BIBLIOGRAPHIE VOM 1881.
987. Jauker,J., und E. Noe^ mittelhochdeutsches Lesebuch für Oberreal-
schuleo. 2. verb. a. renn. Aufl. 8. (IV, 144 S.) Wien 1881. Graeser. geb.
M. 1,84.
988. Lüben, Aug., Auswahl charakteristischer Dichtungen und Prosastückc
zur Einführung in die deutsehe Litteratur. Ein Lehr- und Lesebuch für
höhere Schulanstalten und zum Selbstunterricht. 1. Theil. 5. Aufl. Aus den
Quellen vermehrt und verbessert von H. Huth. 8. (VIII, 302 S.) Leipzig
1880. Brandstetter.
I >- VI. Zeitraum von der Urzeit bis Lessing.
989. Beichel, Karl, mittelhochdeutsches Lesebuch mit Glossar für Gymnasien.
4. Auflage besorgt von Rudolf Reichel. 8. (275 S.) Wien 1881. Gerold.
3 M.
990. Sommer, W., Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten nebst einem
Abriß der Poetik und Litteraturgeschiohte. 3. Aufl. 8. (XX, 920 S.) Cöln
1881. Du Mont-Schauberg. 7 M.
991. Zupitza, Julius, alt- und mittelenglisches Übungsbuch zum Gebrauche
bei Universitätsvorlesungen mit einem Wörterbuche. 2. verm. u. verb. Aufl.
8. (VUI, 192 S.) Wien 1882. Braumüller.
Vgl. AngUa IV, 2, 14 ff. (Kluge).
992. CasselTs Library of English Literature, selected, edited and arranged
by H. Morley. 5 volf. London 1876—81.
Vgl. Jahresbericht 1881, S. 206 f.
993. Flor, C, Uaandbog i den danske Literatur, samt nogle Prierver af norske
og svenske Forfattere. 18. udg. 8. (814 S.) Kjebenhavn 1881. Gyldendal.
994. Sanders, Daniel, Abriß der deutschen Silbenmessung und Verskunst.
8. (rV, 133, XIII S.) Berlin 1881. Langenscbeidt. M. 2,50.
Vgl. Literatnrblatt 1881, 10 (Kräuter).
995. Siegfried, zur Metrik der kleineren gereimten althochdeutschen Ge-
dichte. 8. (20 S.)
In: Festschrift zu der 2. Sftcalarfeier des Friedrich -Werdersehen Gymnasiums
zu Berlin. Berlin 1881. Weidmann.
996. Güth, Aber den Begriff des Leichs.
Programm 1881, Nr. 356.
997. Müller, Richard, der Auftakt in den Liedern Wolframs von Eschenbach.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25 (1881), 50—57. Ein mäßiger Versuch, ein
System des Auftakts hineineubringen , wobei fast ebensoviel Ausnahmen als
Regeln.
998. Riffert, Julius, der dramatische Vers der Deutschen.
Allgem. literar. Gorrespondenz 8. Bd., Nr. 90 (1881).
999. M&hly, Jacob, deutsche Hexameterbehandlung sonst und jetzt. 1781 u.
1881.
Allgem. literar. Gorrespondenz 8. Bd. (1881), Nr. 86.
1000. Ueremans, J. F., Beknopte Nederlandsche Metriek. Gent. Hoste, f. 0,60.
1001. Schipper, J., Englische Metrik in historischer und systematischer Ent-
wicklung dargestellt. 1. Theil: Altenglische Metrik. 8. (XXVII, 565 S.)
Bonn. 1882. Strauß.
Vgl. Literatnrblatt 1882, Nr. 4 (Wissmann); Anglia V, 2 (Einenkel).
1002. Zeuner, M., die Alliteration bei altenglischen Dichtern. 8. (60 S.)
Halle 1881. Dissertation,
Xra. A. G0TI8CH, B. ALTHOCHDEUTSCH. 481
1003. Schröer, A., Über die Anfänge des Blankverses in England.
Anelia 4, 1—72.
1004. Wagner, tbe english dramatic blanc-verse before Marlowe. I. (14 S«)
Programm der höheren Bürgersehale za Osterode 1881 (Nr. 16).
1005. Waddington, S., tbe origin of the sonnet»
Academy 1881, 22. Januar.
1006. Edzardi, A., zur Eddametrik.
Paul a. Braune, Beiträge 8, S43— 349.
1007. Recke, E. T. d., Principerne for den danske Verskuust efter dens histo-
riske og systematiske Udrikling. To Dele. 8. (232 u. 276 S.) Samt 1 TaWe.
Kopenhagen 1881. Gyldendal. 7 kr.
Dissertation.
A. Gotiseb.
1008. Ulfilas, Evangelium Marci grammatisch erläutert von R. Müller und
H. Hoeppe. 8. (72 S.) Berlin 1881. Grieben. M. 1,50.
Vgl. Anseiger f. deutsches AUerthum 7, 332; Literaturblatt 1881, Nr. 10 (Behaghel) ;
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13, 252 ff. (Gering); Academy 1881, 26. Juni.
1009. Ulf i las. Aivaggeljo thairb Mathtbaiu. K. V — VII. Herausgegeben von
August Schäfer, großherzogl. bad. Landgerichtsdirektor in Waldsbat. gr. 8*
(54 S.) Waldshut 1881. Zimmermann.
Eine gutgemeinte Begrttßungsschrift eines Dilettanten sum 20. September 1881.
1010. Marold, über die Vorlagen der gotischen Bibelübersetzung.
Verhandlungen der 86. Philologenversammlung S. 209^210.
1011. Marold, C, kritische Untersuchungen über den Einfluß des Lateini-
schen auf die gotische Bibelübersetzung.
Germania 26 (1881), S. 129—172.
1012. Marold, C. , kritische Untersuchungen über den Einfluß des Lateini-
schen auf die gotische Bibelübersetzung. 1. Theil. Königsberger Dissertation.
Wien 1881. 44 S. 8.
Unter den Thesen: Die Evangelien hat Ulf. in der fast allen griech. Texten
gemeinsamen Folge: Matthaeus, Marcus, Lucas, Johannes übersetzt. Got uriie
leitet weder einen Inhaltssatz noch eine directe Rede ein , sondern ist überall
Causalconjugation.
B« Althochdeutsch.
1013. Piper, P., Aue St. Galler Handschriften. IIL
Zeitschrift f. deutsche Philologie 18, 306—337.
1014. Heinemann, Karl, das Verhältniss des brabanischen zum keronischc^
Glossar. 8. (48 S.) Leipzig 1881. Dissertation.
Ist der erste Theil von: Heinemann, Karl, über das hrabanische Glossar.
8. (2 Bl. 92 S.) Halle 1881. Niemeyer. M. 2,40. Vgl. Literaturblatt 188t, Nr. 8
(Behaghel); D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 22 (Steinmeyer).
1015. Madan, F., Old german glosses from a Bodleian Manuscript«
The Journal of PhÜology Vol. X, Nr. 19.
1016. Pflanzennamen, altdeutsche. Von P. Piper.
Germania 26, 401—409.
1017. Hortzschansky, A., Aus dem Summarium Heinrici.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 12 (1881), 306—322. 2 PergamentblXtter aus
Erfurt. 12 Jahrb.
1018. Hubad, Fr«, slaviscbe Parallelen zum Hildebrandlied*
Das Ausland 1881, Nr. 46.
GS&MAinA. Msn« BsQie XY. (XXYII.) Jahrg. 31
482 BIBUOGRAPHIE VON 1881.
1019. Seiler, F., Zum Memento mori V. 115—122.
Zeitschrift f. deutsches Altertham 26, 118.
1020. Otfrids Evangelienbnch heraasgegeben und erklärt von Oskar Erdmann.
8. (LXXVII, 493 S.) Halle a. S. 1882. WaisenhauBbuchhandlang. 10 M.
(Germanistische Handbibliothek von J. Zacher. V. V^ Literar. Centralblatt
1882, Nr. 20; D. Liter. Ztg. Nr. 27 (Kelle).
1021. Kelle, Job., Glossar zu Otfrids Evangelienbuch. 4. — 6. (Schluß-) Heft.
8. (S. 278—372.) Regensburg 1881. Manz. h 2,80.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 27 (Seemüller).
1022. Piper, P., Zu Otfrid.
Paul u. Braune, Beiträge 8, 225—265. 1. Otfrids Accente. 2. Zu 0.*s Leben.
3. Noch einmal die Handschriften.
1023. Schulze, Karl, die Parabeln Jesu im Krist and Heliand zugleich ein
Beitrag zur ästhetischen und theologischen Würdigung beider Dichtungen.
1. Teil.
Programm der Realschule I. Ord. zu Lippstadt 1881 (Nr. 320). 4, 26 S.
C. Mittelhochdeutsch.
1024. Schönbach, A., Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. 3. und
4. Stuck. 8. (12 und 70 S.) Wien 1881. Gerold in Comm. M. 1,80.
Aus den * Sitzungsberichten der Wiener Akademie*. 3. Neue Fragmente des
Gedichtes Über die Zerstörung von Accon. 4. Benedictinerregeln.
1025. Aelschker, Edmund, In Kärnten aufgefundene Bruchstücke aus alt-
deutschen Dicbterwerken.
Carinthia 71. Jahrg. 1881.
1026. Wernicke, £., Findlinge.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 80. Enthält die wohl aus dem
Gedächtnisse aufgezeichneten Anfänge dreier Lieder: *0 du liebstes mindleyn
rodt.' 'Zart liebste fraw, nu lass erbarmen dich.* *Ich horte ein jnngis frauwelin
klajn/ Aus Freiberg in Sachseu. Das zweite ist aus einem Liede O. v. Wolkeu-
stein: vgL Anzeiger Sp. 144.
1027. Schwarzer, Jos., Visionslegende. Zehn Gebote. Beichtgebet.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13, 338-354. Die Verse von den 10 Geboten
finden sich in mehreren andern Hss.: nach einer Leipziger und Wiener sind
sie bei Ph. Wackernagel 2, 50 gedruckt. Das ahd. Beichtgebet ist Martene,
de antiquis ecdesiae ritibus (1705) entnommen und war bisher übersehen, daher
der Wiederabdruck sehr dankenswerth ist
1028. AegidiüB. — Der Trierer Aegidius. Herausgegeben von K. Bartsch.
Germania 26, 1—57.
1029. Anegenge. — Schröder, Eduard, Das Anegenge. Eine litterarhisto-
rische Untersuchung. 8. (VHI, 96 S.) Straßburg 1881. Trübner, 2 M.
Quellen und Forschungen XLIV. Heft. Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 28 (Schön-
bach); Anzeiger für deutsches Alterthum 7, 333; Literaturblatt 1882, Nr. 4
(Bartsch).
1030. Das Annolied. Aus dem Ripuarischen übersetzt von A« Stern. (48 S.)
Beclams Universal-Bibliothek Nr. 1416 (1881). 20 Pf.
1031. ArmeibuclL — Blaas, C. M., Bruchstücke aus einem mitteldeutschen
Arzneibüchlein.
Germania 26, 338—342.
1032. AugastinTUI. — Benedict, Anton, über eine mhd. Übersetzung der
Meditationes des heil. Augustinus. 8. (15 S«)
Progranun der Bealschule zu Prag 1881.
Xra. C. MITTELHOCHDEUTSCH» 483
1033. BeiohtbüOh. —Münaenberger^E. F. A., das Frankfurter and Magde-
burger Beicbtbüchlein und das Bucb »vom sterbenden Menschen^. Ein Bei-
trag zur Kenntniss der religiösen mittelalterlichen Volksliteratur. 8. (72 S.)
Mainz 1881. Kirchheim. 1 M.
Vgl. Bibliographie 1880, Nr. 996.
1034. Berthold. — Birlinger^ A., zu Berthold ron Kegensburg.
Germania 26, 381 f.
1035. Resch, zur Syntax des Berthold von Regensburg.
Programm der Oberrealschule in Leitmerits 1880.
1036. Rehorn, K., die Chronistenberichte über Bruder Bertholds Leben.
Germania 26, 816—838.
1037. Bibel. — Der Codex Teplensis, enthaltend „Die Schrift des newen
Gezeuges^. Älteste deutsche Handschrift, welche den im XV. Jahrb. ge-
druckten deutschen Bibeln zu Grunde gelegen. I. Theil. Die vier heiligen
Evangelien. 4. (157 S.) Augsburg 1881. Literar. Institut. 6 M.
Vgl. Theolog. Liter. Ztg. 1881, 26 (Bertheau); D. Liter. Ztg. 35 (E. Schröder);
Theolog. Quartalschrift 63, 3 (Schanz); Literaturblatt 1881, Nr. 11 (Pietsch);
Literar. Handweiser 1882, Nr.- 6; Mittheilungen des Vereins für Geschichte der
Deutschen in Böhmen XX, 4; Zeitschrift f. deutsche Philologie 14, 112 ff. (Pietsch).
1038. Boner. — Seh och, Rudolf, über Boners Sprache. 8. (55 S.) Frauen-
feld 1881. Huberts Buchdruckerei.
Züricher Doctor-Dissertation. Vgl. Literaturblatt 1881, Nr. 11 (Vetter); Anzeiger
f. deutsches Alterthom 8, 182 f. (Schönbaoh).
1039. Baoh der Märtyrer. — Meyer, J., Bruchstücke eines Passionais.
Alemannia 9 (1881), 1—5. In Frauenfeld (Schweiz).
1040. Die Olironiken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert.
Herausgegeben durch die histor. Commission bei der kön. Akad. d. Wissen-
schaften. 17. Bd. Die Chroniken der mittelrheinischen Städte. Mainz. 1. Bd.
8. (XXV, 414 S.) Leipzig 1881. Hirael. 10 M.
Vgl. Bech im Literar. Centralblatt 1882, Nr. 6, der Glas Reise als Verf. der hier
veröffentlichten Chronik wahrscheinlich macht. Der sprachliche Theil, nament-
lich das Glossar (von A. Wagner) ist sehr mangelhaft. Über Band 15. 16 vgl.
histor. Jahrbuch 11, 4 (Schulte).
1041. Christian Kuchimeisters Nüwe Casus Monasterii sancti Gralli.
In: Mittheilungen sur vaterländischen Qeschichte 18. Heft. Herausgegeben von
G. Meyer v. Knonau. Vgl. Literar. Centralblatt 1882, Nr. 28.
1042. Basler Chroniken, herausgeg. von der historischen und antiquarischen
Gesellschaft in Basel. 2. Bd. Herausgegeben durch W. Vischer u. H. Boos.
8. (XIII, 515 S.) Leipzig 1880. Hirzel. 10 M.
1043. Cardauns, H., eine deutsche Kölner Kaiserchronik.
Historisches Jahrbuch II, 3, 416-446 (1881).
1044. Hartmann, 0., Wo hat der Verfasser der oberrheinischen Chronik
von Grieshaber geschrieben?
Anzeiger für Schweizer. Geschichte 1881, 8. 382—86.
1045. Chronik des Stiftes Marienberg > verfasst von P. Goswin, herausgeg.
von B. Schwitzer. 8. (XLIV, 275 S.) Innsbruck 1880. Wagner.
Tirolische Geschichtsquellen Bd. II.
1046. Denkwürdigkeiten des Hallischen Rathsmeisters Spittendorff, heraus-
gegeben von J. Opel. 8. (XLVIIl, 581 S.) Halle 1880. Hendel.
Geschichtsquellen der Provinz Sachsen XI. Bd. Vgl. Jahresbericht 1881, S. 172 f.
1047. Dangkrotzheim, Conrad, das heilige Namenbuch. 8. (22 S. mit Illustr.)
Augsburg 1881. Hattler. M. 1,50.
31»
484 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
1048. Edolanz. — Schönbach, A., Neue Brudhstücke des Edolanz.
Zeitschrift für deutsches Alterthum 26, 271—287. Aus 8traßburg in Kärnten
stammend« 1 Doppelblatt Perg. 14. Jahrh.
1049« Eilhart. — Spreu dritte Hampfel ausgeworfen von Xanthippus. Zur
Tezteskritik Eilharts von Oberge. 8. (63 S.) Rom 1881. Löscher u. Co.
Vgl. Literaturblatt 1881, Sp. 34 (Pfa£Ö.
1050. Episteln. — Stejskal, H., altdeutsches Epistel- und Evangelienbnch. II.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 12 (1881), 323-333.
1051. Erzählungen. — Apfelstedt, Friedrich, Bruchstücke eines unbekannten
epischen Gedichtes.
Germania 26, 95—99. Vgl. Bibliographie 1880, Nr. 1015.
1052. Sprenger, R., zu von der Hagens Gesammtabenteuer.
Germania 26, 104.
1053. Floyris. — Bartsch, Karl, sum Flojris.
Germania 26, 64—65.
1054. Franenlob. — Börckel, Alfred, Frauenlob, sein Leben und Dichten
dargestellt. 2. mit einem Anhang: die Gründung der ersten Meisters ingschule
vermehrte Auflage. 8. (XIII, 123 S.) Mainz 1881. Zabern. M. 2,25.
1055. Grenser, A., Frauenlob*s Geschlecht und Wappen.
Monatsblatt des heraldisch-genealog. Vereins * Adler* in Wien 1881, Nr. 2.
1056. Der Minnesinger Heinrich zur Meise.
Picks Monatsschrift YII (1881), 76. Damach wäre nicht Heinrich von Meißen,
sondern zur Meise (ad parum) der echte Name.
1057. Bech, F., zu Heinrich Frauenlob.
Germania 26, 267—278. Mit Nachtrag S. 379 f.
1058. Friedrioh von Sonnenbnrg von G. Dahlke.
Im neuen Beich 1881, Nr. 31, S. 188—192.
1059. Gtoilers von KaiBersberg ausgewählte Schriften nebst einer Abhandlung
über Geilers Leben und echte Schriften von Philipp de Lorenzi. 1. n. 2. Bd.
8. (XI, 447 u. X, 430 S.) Trier 1881. Groppe. 5 u. 4 M.
Vgl. Literar. Rundschau 1881, Nr. 22; Der Katholik, 1881, Juni; Literar. Hand-
weiser 1882, Nr. 4; D. Liter. Ztg. 1882, 22 (£. Schmidt); Zeitschrift f. deutsche
Philologie 14, 120 ff. (Bötticher).
1060. OeistUohe Gedichte. — Tragi, Alex., Zwei Bruchstücke geistlicher
Dichtung.
Vgl. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 26, 246—248. Aus Prag, 2 Perg. Bl.
(das Alter wird nicht angegeben).
1061. Gottfried von StraObnrg. — Lüth, Karl, der Ausdruck dichterischer
Individualität in Gottfrieds Tristan. 4. (33 S.)
Programm des Gymnasiums zu Parchim 1881 (Nr. 661).
1062. Hartmann von Ane, der arme Heinrich und die Büchlein. Herausgeg.
von M. Haupt. 2. Auflage der ^Lieder und Büchlein und des armen Heinrich'
besorgt von E. Martin. 8. (XX, 148 S.) Leipzig 1881. Hirzel. 4 M.
Der Herausgeber hat, was man billigen wird, ein durchaus conservatives Ver-
fahren eingeschlagen. Db& Haupt aber gegenüber so einleuchtenden Besserungen,
wie 2. Büchl. 660 daa uns müre noch want auf der Lachmannschen Lesart be-
harrte, verdient bemerkt zu werden. Vgl. Literaturblatt 1881, Nr. 12 (Behaghel);
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien 1881, Nr. 12 (Sauer).
1063. Hartmann von Aue, der arme Heinrich. II povero Enrico. Versione
inprosa di A. Baragiola. 8. (IV, 45 S.) Straßburg 1881. Trübner. M. 1,20.
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 8, 169 f.
1064. Henri ci, über die Hss. des Iwein.
Verhandlungen der 36. PhUologen -Versammlung S. 208->209.
Xra. C. MITTELHOCHDEUTSCH. 485
1065. Birlinger, A.^ Bruchstücke aus Hartmanns Iwein.
Germania 26, 99—101.
1066. Henri ci, Emil, die Dresdner Iweinhandschriffc.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 123—127.
1067. Bechstein, R., Drei Conjecturen au Hartmanns Iwein.
Germania 26, 386—393.
1068. Henrici, Emil, Schiltebiirger als Name des Todes. Zu Iwein 7162.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 127.
1069. Schmu hl, Carl, Beiträge zur Würdigung des Stiles Hartmanns von
Aue. 4. (32 S.)
Beilage zum Programm der latein. Hauptschule sra Halle. Michaelis 1881.
(Nr. 198.)
1070. Hartmann von Aue s. Kynast (Nr. 174.)
1071. Hartmann ron Auo s. Weingartner (Nr. 171).
1072. Hayden. — Schaubach, Ernst, Gregor Hajden's Salomon und Morolf.
8. (58 S.) Leipziger Dissertation (1881).
1073. Heinrich von Breslan. — Wernicke, Ewald, Zur Geschichte der
Minnelieder Heinrichs von Breslau.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 852. Die hier mitgetheilte
Notiz ist von mir berichtigt Anz. 1882, Sp. 48.
1074. Heinrieh von Freiberg. — Fietz, A., Gedicht vom heil. Kreuz von
Heinrich von Freiberg. 8. (18 S.)
Programm des Staatsgymnaaiums in Cilli 1881.
1075. Heinrich von Momngen. — Mülvcrstedt, G. A. v., des Minne-
sängers Heinrich von Momngen Heimat und Geschlecht.
Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Alterthumskande XIII. Jahrg.
Schlußheft (1881).
1076. Hermann von Fritzlar. — Fritzlar! Hermann Sente Elsebfetje. Beve-
zet^s. Kfn. Megigazitott Szöveg. Krifikai jegjzetek. Kolozsvir (1881). 8.
Sumptibus editorum actornm comp. litt. univ.
1077. Hugo von Montfort mit Abhandlungen zur Geschichte der deutschon
Literatur, Sprache und Metrik im XIV. u. XV. Jahrhundert. Herausgegeben
von J. E. Wackernell. 8. (CCLX, 282 S.) Innsbruck 1881. Wagner.
Ältere tirolische Dichter 3. Band. Vgl. Qött. Gel. Anz. 1882, Nr. 15 (Bartsch);
Literaturblatt Nr. 3 (Brandt); Literar. Centralblatt 1882, 14 (G. R.); Zeitschrift
f. deutsche Philologie 13, 492—496 (Rinzel); Auveiger f. deutsches Alterthum
8, 231 flf. (Emil Henrici).
1078. Judith. — Pir ig, Joseph, Untersuchungen über die sogenannte Jüngere
Judith, mittelhochdeutsches Gedicht der Übergangsperiode. Inaugural -Disser-
tation. 8. (76 S.) Bonn 1881.
Die angehängten Thesen enthalten außer einigen Emendationen zur Judith solche
zum Alex. 2307 W. {t%n für din) und Annolied B. 23 ff,, wo zwei Verse ge-
strichen werden und vorgeschlagen wird: da wir inne birin, daz ander ist
geistin. Vgl Anzeiger f. deutsches Alterthum 7, 332 f.; D. Liter. Ztg. 1881, 41
(Bödiger) ; Literaturblatt 1882, 5 (Vogt).
1079. Eonrad von Fnßesbrannen, die Kindheit Jesu. Herausgeg. von Karl
Kochendörffer 8. (VIIT, 186 S.) Straßburg 1881. Trübner.
Quellen u. Forschungen XLIII. Heft Vgl. D. Liter. Ztg. 188->, Nr. 17 (Schönhach);
Anzeiger f. dentsches Alterthum 8, 217 ff. (Strauch).
1080. Kochendörffer, Handschriften -Verb ältniss und Quelle der Kindheit
Jesu von Konrad von Fußesbrunnen. 8.
Straßburger Dissertation 1881 ; enthKlt die Einleitung zur Ausgabe.
486 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
1081. Konrad von Würzbnrg. — Petelenz, K. J., Ronrads von Wünbnrg
Leben and Bedeatang. 8. (33 S.)
Jahresbericht des Qyinnasrams la S. Hyaeinth in Krakan 1881. Vg^l. Zeitschrift
f. d. österr. Gymnasien 1882, 159.
1082. Look, Heinrich van, der Partonopier Ronrads v. Wurzbufg nnd der
Partonopeus de Blois. Goch 1881. 8. (43 S.)
Straßbnrger DisserUtion. Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, 47 (E. Schröder); Anzeiger
f. deutsches Alterthom 8, 181.
1083. Konrad von Zabern. — Falk, Pfarrer, Zu Konrad von Zabem.
Germania 26, 882.
1084. Kndmn. Nach Mällenhoff und Martin verkürzte Ausgabe mit gramma-
tischer und metrischer Einleitung und Wörterbuch für Schulen nnd zum
Selbstunterricht, von A. £. Zwitzers. 8. (VIII, 94 S.) Hannover 1881.
Hahn. 1 M.
1085. Gibb, John, Gudrun, and other stories from the Epics of the Middle
Ages. 1881. (Marshall, Jupp and Son.)
Vgl. Academy vom 22. Oet. 1881, 8. 308.
1086. Kny, Hans, der Gebrauch der Negation im Kudrnnliede. 8. (18 S )
Programm der Oberrealschule in Bielitz 1800. Vgl. Jahresbericht 1881, 8. 137.
1087. Kudrun s. auch Nibelungen (Reinhardt Nr. 1112).
1088. Lamprecht, Pfaffe. — Die Basler Bearbeitung von Lambrechts Ale-
xander herausgeg. von R. M. Werner. 8. (230 S.) Tubingen 1881.
164. Publication des litterarischen Vereins. Vgl. Zeitschrift f. deutsche Philo-
logie 14, 379—384 (Kinzel).
1089. Legendep. — Birlinger, A. , Leben heiliger alemannischer Franen
des XIV. XV. Jahrhunderts. J. Dit erst Büchlyn ist von der seligen Klu-
seneryn von Rüthy, die genant waz Elizabeth.
Alemannia 9 (1881), 276—292. Nach einer Straßbnrger Hs. gedruckt. Die Inns-
bmcker Hs., die S. 292 erwähnt wird, ist nicht verloren ; vgl. Germania 26, 490,
Nr. 887.
1090. Lieder. — P all mann, zehn Lieder aus dem Frankfurter Stadtarchiv.
Mittheilungen des Vereins für Frankfurter Geschichte VI (1881), S. 128.
1091. Liederdichter. » Apfelstedt, F., zur Pariser Liederhandschrift.
Germania 26, 218—229.
1092. Die Minnesänger. Ausgewählt und übersetzt mit Einleitung und An-
merkungen von K. Pannier. 1. u. 2. Auflage. 12. (858 S.) Görlitz 1881.
Förster.
Vgl. Magazin f. d. Literatur d. Auslandes 1881, 43 (Freytag); Literaturblatt 1882, 2
(Schroeter).
1093. Pannier, Karl, die Minnesänger.
Europa 1881, Nr. 26.
1094. Seh web el, Oskar, Deutsche Minnesänger. 1. 2.
Vossische Ztg. 1881, Sonntagsbeilage 44. 46. (2. Reinmar von Brennenberg.)
1095. Lntwins Adam und Eva. Zum ersten Male herausgegeben von Konrad
Hofmann und Wilhelm Meyer. 8. (132 S.)
163. Publication des litterarischen Vereins. Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum
8, 222 ff. (Steinmeyer) i Literaturblatt 1882, 7 (Sprenger).
1096. Margareta. — Hasenjäger, R. , Bruchstück einer mitteldeutschen
Margareten legende.
Zeitochrift f. deutsche Philologie 12 (1881), 468-479. 7 Bl. einer 8. Hs. Pap.
15. Jh. in Stettin. Das Bruchstück gehört zu der Bearbeitung, welche Stejskal
(Wien 1880) herausgegeben; schließt sich am nächsten an den alten Druck (h) an.
Xm. C. MITTELHOCHDEUTSCH. 48?
1097. Mariendiehtniig. — Schröder, Edaard, Zur Marienlyrik. L Bruder
Hans. n. Die Mariengrüße.
Zeitsohrift f. deutsches Alterthnm 25, 127—180.
1098. Muscatblut. — Puls, Alfred, Untersuchung über die Lautlere der
Lieder Muscatbluts. 8. (54 S.) Hirschberg i. Schi, 1881. (Kiel, Lipsins u.
Tischer.) Kieler Dissertation.
Vgl. Literatorblatt 1882, Nr. 3 (Behaghel).
1099. Mystiker. — Denlfle, die Dichtungen R. Merswins. 5. Epilog.
Zeitschrift f. deutches Alterthum 25, 101—122.
1100. Jundt; das Büchlein des Frankfurter Deutschherre und Gottesfreundes :
Eyn deutsch Theologie new untersucht.
Programm 1881, Nr. 441.
1101. Strauch, Philipp, Margaretha Ebner und Heinrich von NÖrdlingen. Ein
Beitrag zur Geschichte der deutschen Mystik. 8. (CVIII, 416 S.) Freiberg
u. Tübingen 1882. Mohr (Siebeck).
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, Nr. 6 (Bech); Anzeiger f. Kunde d. deutschen
Vorzeit Nr. 1; Deutsche Bundschau 1882, März.
1102. Neidhart s. Nr. 811.
1103. Der Nibelunge Kotll und die Klage. Nach der ältesten Überlieferung
herausgeg. von K. Lachmann. Kleine Ausgabe. 10. Abdruck des Textes.
8. (297 S.) Berlin 1881. Reimer. M. 1,60.
1104. Das Nibelungenlied herausgeg. von Fr. Zarncke. Ausgabe für Schulen
mit Einleitung und Glossar. 4. Auflage (9. Abdruck des Textes). Leipzig
1881. Wigand. M. 1,80.
1105. Khull, F., Nibelungenhandschrift ü.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 26, 77—79. Perg.-Blatt des 13. Jahrh. in kl. 4.
Im Besitz von Herrn Ploner in Innsbruck. Umfasst 1272, 8— 1286, 2 meiner
Ausgabe. Das Fragment gehört zur Bearbeitung C? (H); doch stimmt 1272, 4^
mehr mit I überein. 1276, 4 chemenaien = BD ab. 1277, 2 er für man. Vgl.
noch 1280, 1. 2. Beachtenswerth ist auch 1288, 4, wo die von mir vermuthete
Assonanz degen : geUhen thatsächlich steht
1106. Pie66 o Nibeinngach w przekladzie A* J. Szabra^skiego« 8. Warschau.
Übersetzung des Nibelungenliedes ins Polnische. Erscheint bogenweise in nBiblio-
teka najeclni^jszych utworöw".
1107. Germ an, L., Niedola Nibelungöw, przeklad z jezyka oredniowiecznego
görno-niemickiego (wedlug wydania K. Bartscha). 8. (37 S.) Krakau 1881.
Programm der Oberrealschule. Übersetzung Ton Str. 1—264 meiner Ausgabe
ins Polnische.
1108. Bech, F., Nibel. 698, 2—3 ed. Bartsch.
Germania 26, 850—851.
1109. Ein Brief Wilhelm Grimms über das Nibelungenlied. Mitgetheilt
von G. Hinrichs.
Anzeiger f. deutsches Alterthum 7, 327. Vom 10. Juni 1841.
1110. Hallberg, E., Les Nibelungen.
Annales de la FacultS des lettres de Bordeaux 1881, Nr. 3. Über den gegen-
wärtigen Stand der Nibelungenfrage und die neuesten Arbeiten.
1111. Schuh mann, L, Nibelungen.
Giomale Napoletano N. 8. Fase. 16 (1881).
1112. Reinhardt, F., zur Charakteristik des Nibelungenliedes: Vergleich des
epischen Stiles der Nibelungen und der Kudrun. 4. (12 S.) Aschersleben
1881. Euch. In Comm. 80 Pf.
Programm der Realschule I. Ordnung 1881 (Nr. 221).
488 BIBUOaRAPHIE VON 188t.
1113* Das Nibelungenlied. Ein Helden-Epo«. Umgedichtet von Ohr. Stecher.
In : Deutsche Dichtung für die christliche Familie und Schule von Chr, Stecher.
9.-11. Heft. (896 S.) Graz 1881. Styria. k 60 Pf.
1114. Das Nibelungenlied in seiner ursprünglichen Form. Nach einer alten
Runenhandschrift ins Neuhochdeutsche übertragen und mit einem gelehrten
Vorwort versehen von L. Hözeltn. 12. (32 S.) Leipzig 1881. Ehrlich. 50 Pf.
Ein Scherz.
1115. Esser, Die Formen der Periode im Nibelungenliede. (8 S.)
Programm des Gymnasiums zu Weissenburg 1880.
1116. Nibelungenlied s. auch Durmayer (Nr. 411).
1117. Nibelungen s. Nr. 523.
1118. Nicolaas von Jeroscllill. — Ni gg, Hans, Jeroschinfragmente.
Zeitschrift f. deutsches Altertum 26 (1881), 80. Im Kreisarchiv zu Amberg,
5 halbe Perg. Blätter.
1119. Oswald von Wolkenstein. -^ Nachtrag zu Prof. Schmid's Lebensabriss
des Oswald von Wolkenstein.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte in Hobenzollem 14. Jahrg. (1880—81).
Vgl. Bibliographie 1880, Nr. 1106.
1120« Bosch, Hans, Oswald von Wolkenstetn und Aldriget von Castelbarco.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, 99 f. Eine Urkunde Oswalds von
1427 und ein Revers des auf seine Fürbitte freigelassenen Aldriget.
1121. Bosch, Hans, Ordnung and Gewalt des Minnesängers Oswald von Wol-
kenstein zur Vornahme der Inventur des Nachlasses seines Vetters Veit von
Wolkenstein (f 1442).
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 296—299.
1122. Lieder, gedichtet und componirt von Oswald von Wolkenstein, dem
letzten deutschen Minnesänger (nach seinem Original- Manuscript 1432 zum
ersten Mal aufgeführt). Donnerstag 7. und 21. April (1881) in Meran, in
dem Harfenconcert von Adolf Sjöddn. 7 Lieder, deren Texte auf dem Zettel ab-
gedruckt aind| am 7. April aufgeführt, zum Theil wiederholt und mit 3 andern
vermehrt am 21. April.
1122*. Ottaoker. — Diirnwirth, R., zwei Bruchstiicke aus altdouUchen
Dichtwerken. A. Aus dem jungem Titurel. B. Aus Ottackers Reimchronik.
8. (89 S.) Programm der Oberrealschule in Klagenfnrt 1881. Riagenfurt
1881. Heyn in Comm. M. 1,20.
1123. £in Steiermärkisches Dichterblatt aus dem 14. Jahrhunderte.
Steierm&rkische Geschichtsbl&tter 1880, 284.
1124. Bussen, A,j der Krieg von 1278 und die Schlacht bei Dürnkrut.
8. (146 S.) Wien 1880. Gerold.
Behandelt auch Ottackers Quellen. Vgl. Jahresbericht 1881, S. 140.
1126. Fleier. — Walz, Michael, Gärel von dem blfienden tal. 8. (66 S.)
Separatabdruck aus dem Jahresbericht des akadem. Gymnasiums in Wien.
Wien 1881. Selbstverlag.
Als Vorläufer einer kritischen Ausgabe des Gedichtes. Nach dieser Probe darf
man eine sorgfältige Arbeit erwarten. Vgl. Literaturblatt 1882, Nr. 1 (Bech);
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien 33, 168.
1126. Fredigt. — Birlinger, A., Altdeutsche Predigt von Kristi Geburt
Xn.— XIll. Jahrhundert.
Alemannia 9 (1881), 259-260. Aus einer Perg. Hs. des 13. Jhii.
1127. Schönbach, A., Predigtbruchstiicke. V.
Zeitschrift f. deutsches Altertum 26, 288—290.
Xm. C. MITTELHOCHDEUTSCH. 489
1128. Jeitteles, Adalbert, die St Panier Predigten and Herr Aston Sehön*
bach. Abwehr einer Receusion. Zugleich ein Beitrag zur literarischen Kritik
unserer Tage. 8. (XII, 149 S.) Innsbrack 1881. Wagner.
Aach als Beilage za Germania Bd. XXVI. Vgl. Schönbach in Anzeiger f. deutsches
Alterthnm 7, 827—329.
1129. Sprenger, R., Zu den Predigten aus St. Paul.
Germania 26, 105.
1130. Fsalmen. — Schlesische Denkmäler des deutschen Schrifttums im
Mittelalter herausgeg. von P. Pietsch. I. Trebnitzer Psalmen herausgeg. von
P. Pietsch. 8. (CXII, 126 S.) Breslau 1881. Köbner. M. 6,40.
YgL Literaturblatt 1881, 9 (Bech); Anzeiger f. deutsches AUerthum 8, 284 ff.
(KochendÖrffer).
1131. Beimpredigt. Von A. Schönbach.
Zeitschrift f. deuUches AUerthum 26, 213 f. Über das Vorkommen von Beim-
predigteu.
1132. Beinfried. — Laistner, L., zum Reinfried und Archipoeta.
Germania 26, 420-^422.
1133. Beiflen. — Henri ci, Ernst, Beschreibung einer Seereise von Venedig
nach Beirut im Jahre 1434.
Zeitschrift f. deutsches Altertum 25 (1881), 69—70. Aus der Hb. Arundel 6,
Flut CLXIII D des British Museum.
1134. Krause, K. E.H., Bemerkungen zu der Reise von Venedig nach Beirut.
Zeitschrift f. deutsches Altertum 26, 182—188.
1135. Pilgerreisen der Basler Hans und Peter Rvt 1440 u. 1453. Heraus-
gegeben von A. Bernoulli. 8. (96 S.) Basel 1881. Georg.
Separatdruok aus den BeitrKgen znr vaterländischen Geschichte Bd. I (N. F.)
1136. Bosenblut. — Mi Ich sack, G., Zu Rosenblut.
Archiv für Literaturgeschichte XI, 1.
1137. Bosengarten. — Edzardi, A., Rosengarten und Nibelnngensage.
Germania 26 (1881), 172—176.
1138. Titz, K. W., Fragmente eines fiechischen Rosengartens,
Zeitschrift f. deutsches Altertum 26, 263—271,
1139. Budolf von Ems. — Koch, John, Fragmente von Rudolfs von Ems
Barlaam und Josaphat in einer Handschrift des britischen Museums in London.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13 (1881), 78-^9.
1140. Pietsch, P., Fragment einer Handschrift von Barlaam und Josaphat.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 18, 168—164. Aus Breslau.
1141. Balke, G., und Fuhlhage, Fragmente von Rudolfs Weltchronik.
Zeitschrift f. deutsches Alterthnm 26, 802 — 812. Aus Straßburg und Minden.
Die 808 — 812 gedruckten Fragmente gehören vielmehr zur Christherrechronik.
1142. Lob Strasburgs aus der Weltchronik Rudolfs von Ems.
Literar. Beilage der Gemeindezeitung für Elsaß-Lothringen 188 i, 16.
1143. D oberen tz, 0., die Erd- und Völkerkunde in der WeJtcbronik des
Rudolf von Ems.
Zeitochrift f. deutsche Philologie 112 (1881), 267—801. 387—454. 13, 29—67.
166—223. Behandelt hauptsächlich den Nachweis der Zugehörigkeit dieses
Abschnittes zu Rudolfs Werke sowie die Quelle (Honorius Imago mundi).
1144. Salman und Morolt. — Vogt, Fr., zur Salman-Morolfssage.
Paul TU Braune, Beitr&ge 8, 818—828.
1145. Schauspiel •— Fronleichnamsspiel, Egerer, herausgegeben von
G. Milchsack. 8. (364 S.) Tübingen 1881.
166. Pnblication des litterar. Vereins in Stuttgart. Vgl. Anzeiger f. deutsches
Alterthnm 8, 169 (Schönbach).
490 BIBUOGRAPHIE VON 1881.
1146. Silveiter. — B|art8ch, K.^ zam Trierer Silvester.
Qermania 26, 67 — 68.
1147. Sprüche. — Henrici, Ernst, Spruch vom Römischen Reich ans dem
Jahre 1422.
Zeitschrift f. dentsches Alterthum 25, 71^77. Aus der Hs. Anindel 6 des British
Musenm. Anfang: 'Geystliche ertznndung warer mynnenn."
1148. Trautmann, F., das TegemseeV Kloster-Einschreihebuch und Spruche
aus Stammbüchern.
Die Wartburg 1881, Nr. 8, S. 28—29. Enthält n. a. die bekannten lat.-deutschen
Hexameter 'Iß gans Martini*.
1149. SteinhSwel. — Efarle, Dr. Heinrich Stainhöwers regimen sanitatis.
Deutsches Archiv für Geschichte der Medizin 4. Bd. 2.-4. Heft. Vgl Biblio-
graphie 1880, Nr. 1128.
1150. Stricker. Kummer, K. F., Strickers Frauenlob.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 290—301. Varianten aus einem in der
Ambraser Hs. erhaltenen Stücke, Das auf S. 294 ff. mitgetheilte maere vom
Ackermann steht in BC als selbständiges Stück.
1151. Titurel, jüngerer s. Ottacker (Nr. 1122*).
1152. Tristan. — Lambel^ H.^ Fragment einer Tristandichtung.
Germania 26, 356—364.
1153. Titz; K. W., Fragment eines niederdeutschen Tristant.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 248 — 251. Gleichzeitig mit dem Lambel-
sehen Abdruck erschienen. Man wird sich leicht Überzeugen, um wie viel soi^-
fältiger die LambePsche Bearbeitung ist.
1154. Franck, Johannes, Ein vermißter Roman.
Über die eben erwähnten Fragmente eines niederdeutschen Tristan. Spectator
(1881), Nr. 34.
1155. Tristrant und Isalde. Prosaroman des 15. Jahrhunderts herausgeg.
von Friedrich Pfaff. 8. (237 S.)
152. Publication des litterarischen Vereins.
1156. Trnchsess von S. Gallen. — Meyer von Knonau, die St. Galler
Ministerialen, Trucbsesse von Singenberg.
Anzeiger für Schweizer. Geschichte 1880, S. 288 f. Weist den Minnesänger 1209
bis 1228 nach.
1157. TTlrich von Eschenbaeh. — Toischer, W., über die Alexandreis Ulrichs
?on Eschenbach. 8. (ICD S.) Wien 1881. Gerold in Comm. M. 1,50.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, 16; Anzeiger f. dentsches Alterthum 7, 334; Literatur-
blatt 1881, Nr. 8 (Strauch).
1158. Martin Hattala a Adolf Patera: Zbytky rymovanych Alexandreid
staroöeskych. Dil I. Texty a transkripce. V Praze 1881.
Text und Transscription der Überbleibsel der gereimten altSechischen Alexan-
derlieder. Der Herausgeber nimmt als Quelle nur die latein. Dichtung von
Gnalterus de Gastellione an; aber der Einfluß Ulrichs ist unleugbar. Vgl. Mit-
theilungen d. Vereins f. Geschichte d. Deutschen in Böhmen 19, 8, 83 ff. (Tits).
1159. Titz, K. W. , Ulrich von Eschenbach und der Alexander boemicalis.
8. (12 S.) Prag 1881. Selbstverlag.
Vgl. Literaturblatt 1881, Sp. 263 (Behaghel).
1160. iririoh von Türheim. — Kohl, 0., Zu dem Willebalm Ulrichs von
Türheim.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13, 129—163. 277—303.
1161. ürbarien, älteste, des Klosters Rathhausen. Mitgetheilt von J. L. Brand-
stetter.
Der Geschichtsfreund 86. Band. Einsiedeln 1881.
Xin. C. MITTELHOCHDEUTSCH. 491
1162. Urkunden. — Stalin, P., Urkunden zur Geschichte der Ritterbündnisee
des 14. Jahrhunderts.
Württembergische Yierteljahrsheffce für Landesgeschichte 4 (1881), S. 1—- 7.
3 deutsche Urkunden von 1381. Ich beabsichtige keineswegs alles Urkunden-
material zu verzeichnen, sondern gebe nur einiges, namentlich was in Zeit-
schriften verstreut leicht der Aufmerksamkeit entgeht.
1 1 63. Grimm, Julius, Zu dem Streite der Geschlechter und der Zünfte von Mainz.
Quartalblätter d. histor. Vereins f. d. Großherzogthum Hessen, J. 1880, 8. 43
bis 46. Darmstadt 1881. Urkunde von 1386.
1164. Dortmunder Urkundenbuch. Bearbeitet von K. Rubel. Bd. 1. 1. Hälfte.
. (Nr. 1—547.) 899—1840. 8. (VII, 376 S.) Dortmund 1881. Koppen. 9 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 24.
1165. Urkunden der Stadt Göttingen aus dem XVI. Jahrhundert. Beiträge
zur Geschichte von Braunschweig-Lüneburg 1500 — 1533 von A. Hasselblatt
und G. Kästner. 8. (IX, 471 S.) Göttingen 1881. Vandenhoeck u. Ruprecht.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 24
1166. Zu Walther und Hildegunde. Von A. Schönbach.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 181 f. Ergänzungen und Berichtigungen
zu Weinholds Lesung. Meine Vermuthung (Germ. 12, 89) zu S. I, Sp. 1, Z. 5
bestätigt sich.
1167. Walther von der Vogelweide. — Die Gedichte Walthers von der
Vogelweide. Herausgegeben von Hermann Paul. (Altdeutsche Teztbibliothek
herausgeg. von H. Paul Nr. 1.) 8. (IV, 199 S.) Halle 1882. Niemeyer. M. 1,80.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, 19; Zeitschrift f. deutsche Philologie 14, 246 ff.
(Wackemell).
1168. Paul, Hermann, zu Walther von der Vogelweide.
Paul u. Braune, Beiträge 8, 161—209. 1. Zur Chronologie der Spruche W's.
2. W. u. Reinmar. 3. Kürzung und Mehrsilbigkeit der Senkungen. 4. Syncope
der Senkung. 6. Zweisilbiger Auftakt. 6. Zu einzelnen Stellen.
1169. Samhaber, £., Walther von der Vogelweide. 8. (VII, 128 S.) Laibach
1882. V. Kleinmayr u. Bamberg. M. 2,60.
Freie Nachdichtung der Lieder, die in romanhafter Weise an den Faden des
Lebens angereiht werden; im Ganzen recht gelungen. Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, 24
(Werner).
1170. Lasser, H., über die religiöse Lebensanschauung Walthers von der
Vogelweide.
In: Festschiift zur 2. Säcularfeier des Friedrich -Werdersohen Gymnasiums.
Berlin 1881. (8. 217—223.)
1171. Zingerle, J. V., Vogelsang.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 13 (1881), 28. Zu Vogelweide; vgl. Biblio-
graphie 1880, Nr. 227.
1172. Wimt von Oravenberg. Eine literarhistorische Untersuchung. Von
Richard Bethge. 8. (80 S.) Berlin 1881. Weidmann. 2 M.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 8 (Strobl); Literaturblatt Nr. 3 (Sprenger); Anzeiger
f. deutsches Alterthum 8^ 170 (Martin); Zeitschrift f. deutsche Philologie 14,
117 flP. (Bötticher).
1173. Schönbach, Anton, zu Wigalois HI.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 26, 207—213. Abdruck der Freiburger Frag-
mente. Bezüglich der Bemerkungen auf S. 211 ff. erwidere ich, daß mein
Hinweis auf zwei Stellen, an denen der Pfeiffersche Abdruck besser ist, die
Behauptung von Schönbach, 'besser von MtlUenhoff' als nicht so ohne weiteres
richtig erweisen sollte. Wenn Seh. bei seinem 'besser' jene beiden Stellen igno-
rirte, so hatte ich keine Verpflichtung, diejenigen Stellen hervorzuheben, an
denen Storm richtiger gelesen. Was endlich den Schluß der Bemerkung (S. 213)
angeht, so wolle Seh. gefälligst meine Bearbeitung Kobersteins S. VH des
1. Bandes nachlesen.
492 BIBUOGRA.PHIE VOK 1881 .
1174. Wolfram von Eachenbaoh. — Stosch, Jobaones, Wolframs Titurel-
lieder.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 26, 189^207.
1175« Lncae, K., zum Parzival 463, 15.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 12 (1881), 383 »386. L. nimmt, wie schon
Sprenger in Bezsenbergers Beiträgen 3, 176, 9chdr im Sinne von'Fleisch' (frsnz,
char).
1176. Seeber, die leitenden Ideen im Parzival. I, II.
Historisches Jahrbuch der Qörres- Gesellschaft II (1881), 1. 2.
1177. Suchier, Hermann, Handschriften und Bruchstücko von Wolframs
Willehahn.
Zeitschrift f. deutsche Philologie XIU, 267—276.
1178. Wolfram v. Eschenbach s. Nr. 997.
1179. Holstein, H., Ackermann und Agricola.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 12 (1881), 466—467.
1180. Aventin. — Johann Turmair's genannt Aventinas sämmtliche Werke.
2. Bd. 1. Hälfte. Annales ducum Boiariae, bearbeitet von Archivrath S. Riezler.
Buch I— III. 8. (418 S.) München 1881. Kaiser. M. 7,50.
Vgl. Literar. Gentralblatt 1882, 26; Bevue critique 1882, Nr. 2 (A. Stern);
Blätter f. literar. Unterhaltung 1882, Nr. 13.
1181. Chronik, Zimmersche, herausgegeben von K. A. Barack. 2. verbesserte
Auflage. I. 8. (VIII, 631 S.) Preiburg i. Br. u. Tübingen 1881. Mohr.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, 1 (Rödiger); Literaturblatt 1881, Nr. 11 (Liebrecht).
1182. FiBcliart. — Emonf, lettre relative au nBienenkorb*' de Fischart
Bulletin du bibliophile 1881, Dec.
1183. Oedicht. — Kawerau, eine maccaronische Dichtung vom J. 1548.
Archiv für Literaturgeschichte X, 4 (1881).
1184. Oeschiohte, Ein wunderbarlich, Wye dje merckischen Juden das hoch-
wirdig sacrament gekaufft und zu martern sich unterstanden Anno domin i
1510. Facstmile-Abdruck. 4. (6 S.) Berlin 1881. Friedländer. 50 Pf.
1184*. Herzog EeinriGh Jalius und die Anfänge des deutschen Theaters.
Vortrag von 0. v. Heinemann.
In: Heinemann, Aus der Vergangenheit des Weifischen Hauses. Wolfenbüttel
1881. 8. (VI, 246 8.) Zwißler. 8 M.
1185. Peter Himmelreioh'i und Michael Friedwald^t, des Lowentödters, Elbin-
gisch-preußische Geschichten. Herausgegeben von M. Toppen. 8. (435 S.)
Leipzig 1881. Duncker u. Humblot. 10 M.
Publication des Vereins für die Geschichte von Ost- und Westpreußen.
1186. Euober, K.y der hohenlohische Reformator, als Dichter und Komponist.
Von G. Bossert,
Württembergische Vierteljahrshefte 4 (1881), 63 — 66. Ein akrostichisches Lied
nebst der Melodie.
1187. Hatten. — Bauch, Gustav, ein bisher unbekannt gebliebenes Jugend-
gedicht Ulrich's von Hütten.
Archiv fUr Literaturgeschichte X, 4 (1881).
1188. Hütten, U. v., von L. Geiger.
Allgemeine deutsche Biographie 13. Bd. B. 464 — 480.
1189. Liederbach aus dem 16. Jahrhundert. 2. Auflage. 8. (XXVI, 399 S.)
Leipzig 1881. Brockhaus. M. 3,50.
Deutsche Dichter des 16. Jahrhs. 1. Band. Vgl. Blätter fUr literar. Unterhaltung
1882, Nr. 22 (Boxberger).
Xm. C. MITTELHOCHDEUTSCH. 493
1189\ Luther, der nngefälsclite, nach den Urdrucken der königl. öffentlichen
Bibliothek in Stuttgart hergestellt von K. Haas. 6.-15. Bdchn. 12. Stuttgart
1881. Metzler. ä M. 0>40.
Vgl. Theolog. Liter. Ztg. 1881, Nr. 19 (Lemme).
1190. K n a a k e , J. K« F., Luther's Lied 'Ein feste Burg' im Jahre 1527 gedichtet.
Zeitschrift für kirchl. Wissenschaft und kirchl. Theologfie 1881, 1, 8. 39—48.
1191. Fünf Briefe aus den Tagen des Todes Luthers. Mitgetheilt von G. Kawerau.
Theologische Studien und Kritiken 1881, S. 160—174. Über Luthers letate Tage
und seinen Tod.
1192. Luther s. Nr. J70.
1193. Mumer. — Deutsche Drucke älterer Zeit, in photolithographischer Nach-
bildung, ausgewählt von W. Scherer. 1. Bd.
Thomas Murners Schelmenzunft 1512. Nach dem Exemplar der königlichen
Bibliothek zu Berlin. Mit einem Vorwort von W. Scherer. Berlin 1881. 4 M.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, 1 (E. Schmidt).
1194. Nachtigall. — Li er, H. A., Ottmar Nachtigalls Joci ac sales mire
festivi . Ein Beitrag zur Kenntniss der Schwan kliteratnr im 16. Jahrb.
Archiv für Literaturgeschichte XI, 1.
1195. Heander. — Meister, F., Michael Neander. Vortrag.
N. Jahrbücher f. Philologie u. Pädagogik 124. Bd. Heft 4 fg. (1881).
1196. Koth, Nicolaus, Cunntz von Kauffungen. Komödie in 5 Acten, gedichtet
im J. 1585. Zum erstenmal herausgegeben von Bruno Stübel.
Mittheiluogen der Deutschen Gesellschaft in Leipzig 7. Bd. (1881), S. 29^112.
Eine unbekannte und zwar die älteste dramatische Bearbeitung aus einer Hs.
im Besitz der Gesellschaft.
1197. Sachs^ Hans. — Goetze, E., Neue Mittheilungen über die Schicksale
der von Hans Sachs eigenhändig geschriebenen Sammlung seiner Werke.
Archiv för Literaturgeschichte XI, 1.
1198. Gen^e, Rudolf, Hans Sachs.
Westermanns illustrirte Monatshefte 1881, Mai, S. 187—204. Mit 2 Porträts,
einem Facsimile, der Abbildung seines ehemaligen Wohnhauses etc.
1199. Bechstein, B., Nachtrag zu Germ. 24, 407. (Warum betrübst du
dich, mein Herz).
Germania 26, 380 f.
1200. Salat's, Hans, Drama vom verlornen Sohne. Herausgeg. von J. Baech-
told. 8. (90 S.) Einsiedeln 1881. Benziger.
Abdruck aus dem Geschichtsfreund Bd. 36. Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 40;
D. Liter. Ztg. 1882, o (E. Schmidt).
1201. Sehmelsl. — Crecelius, W., Wolfgang Schmeltzle.
Monatshefte filr Musikforschung XIII, Nr. 7. 8 (1881).
1202. Saliger, W., einiges L über Wolfgang Schmehl, IL über Hieronymus
Arconatus.
Programm des Oborgymnasiums zu Olmütz 1880. 8. (15 S.)
1203. Stammbnchverse des 16. Jahrb.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 47 f.
1204. Deiter, H., Hochdeutsche Stammbuchverse aus dem Ende dea 16. Jahr-
hunderts.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, 8p. 237—240.
1205. Vögeli. — Birlinger, A., Jörg Vögeli. Zur Litteraturgeschichte des
XVI. Jarhundei-ts.
Alemannia 9 (1881), 226—230. Theilt eine poetische Bearbeitung der Sprüche
Salomonis, ein schon bei Wackemagel (Kirchenlied 4, 146) gedrucktes Lied
und ein gereimtes Vaterunser mit.
494 BIBUOQBAPHIE VON 1881.
1206. Waldily Barkard, der Terlorene Sohn, ein FastnaehtspieL (1627.)
Neudrucke deutscher Litteraturwerke des 16. u. 17« Jhs. , Nr. 30. Halle 1881.
Nienieyer. 60 Pf. Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 40; Anzeiger f. deutsches Alter-
thum 7, 416 (Schröder).
1207. Milchsack, G., Burkard Waldis. Nebst einem Anhang : Ein Lobsprach
der alten Deutschen.
Neudrucke deutscher Litteraturwerke des 16. u. 17. Jhs. Ergänzungsheft (xu
Nr. 30). Halle 1881. Niemeyer. 60 Pf. Vgl. Anseiger f. deutsches Alterthnm
7, 416 (Schröder); Histor. Zeitschrift 48, 1.
1208. Milchsack, G., zu Burkard Waldis.
Archiv für Literaturgeschichte XI, 1.
1209. Well er, Emil, Nachlese zu 'die ersten deatscfaen Zeitungen'.
Germania 26, 106—114.
D. Altsächsisch.
1210. Lambel) Hans, ein neuentdecktes Blatt einer Heliandhaudschrift. (Mit
1 Tafel.) 8. (14 S.) Wien 1881. Gerold in Comm.
Aus den Sitzungsberichten 1880, 97. Bd. 2. H. S. 613 ff. abgedruckt Gefunden
auf der Prager Uniyersitätsbibliothek, umfasst das Bruchstfick (1 Bl.) Vers 958
bis 1006. ]
1211. Lambel, H., Zum Prager Bruchstück des Heiland.
Germania 26, 256. Berichtigungen.
1212. GalUe, J. H., H^leand 984.
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde 3. Aflev. (1881), S. 268—260.
Schlägt oitdp f. qf9t6p vor.
1213. Cosijn, P. J., Holland 2477.
Tijdschrift voor Nederl« Taal- en Letterkunde 1, 41. Schlägt statt gUcrund vor
Hgrwid.
1214. Wagner, A.^ die Heliand vorreden.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 173—181.
1215. K eiber, L. , der Heliand in theologischer und ästhetischer BeaiefauDg.
Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben 1881, S. 79—95.
164-167.
1216. Heliand s. Nr. 1023.
1217. Heliand s. Pratj.e (Nr. 166 und 167).
1218. HeUand s. Wilh'elmy (Nr. 168).
£. Mittelniederdeutsch.
1219. Walther, C«| Braunschweigische Fündlinge. 6. KalenderorakeL T.Frag-
ment eines Dramas von Simson.
Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforsohnng 6, 135-144.
1220« Deiter, H«, auB niederdeutschen Handschriften.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, 89 f. Aus Emden.
16. Jh. Prosa.
1211. Deiter, H., theologische Weisheit.
Korrespondensblatt d. Vereins £ nd. Sprachforschung VI (1881), 16 f. Aus einer
Emdener Hs. des 15. Jhs.
1222. Jellinghaus, H., zu den niederdeutschen Bauernkomödien.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, S. 7—8.
1223. Seelmann, Wilhelm, Amt Buschmans Mirakel.
Jahrbuch d. Vereins f* nd* Sprachforschung VI, 32 — 67.
Xni. D. ALTSÄCHSISCH. B. MITTELNIEDERD. F. MITTELNIEDERLÄND. 4^
1224. Lübben, A.» sn Gerhard von Minden (3, 102. 17, 13).
In: Festgabe für W. Crecelius (Elberfeld 1881), S. lOS-lll.
1226* JellinghauB, H., Mittelniederdeutscher Katechismus.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 18 (1881), 20^28.
1226. Walther, C, der Koker.
Eorrespondenzhiatt f. nd. Sprachforschung VI, 67-70.
1227. Zacher^ J., zu Macer Floridus.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 12 (1881), 849—352. Mittheilungen aus dem
nd. Herbarius (Lübeck 1483).
1228. Bartsch, Karl, Marien Rosenkranz. Niederdeutsch.
Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6, 100—113.
1229* Ein historisches Kirchenlied Abraham Meyer's Tom Jahre 1559. Von
C. M^alther.
Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6, 114—119.
1230. Deiter, Heinrich, Tractaet inholdende Tele kostelycke remedien off
medecjnen weder alle kranchejt der Peerden.
Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6, 74—99.
1231. Keinz, F.^ Mitteldeutsche Psalm enparaphrasen.
Zeitschrift f. deutsehe Philologie 13 (1881), 70-78.
1232. Krause^ K. E. H., zur Ditmarschenschlacht von 1500.
Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte
XI (1881), 1—24. Niederdeutsche Reimchronik, aus einem latein. Gedichte
(in Distichen) übersetzt.
1233. Haagi G., eine pommersche Reimcbronik*
Baltische Studien XXXI (1881).
1234. Sprenger, R., Zu Reineke Vos.
Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung VI, 31. Zu *Meibdm t6
Aken.
1235. Grotefend, zu Goethe's Reinecke Fuchs.
Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für frankfurtische Geschichte VI
(1881), S. 238. Über: den Maibaum zu Aachen.
1236. Zur mnd. Seelenklage. Von W. Seelmann und F. Sandvoß.
Korrespondenzblatt f. nd. Sprachforschung VI, 76 f.
1237. Deiter, H., Niederdeutsche Stammbuchverse aus dem Jahre 1600.
Germania 26, 506.
1238. Sprenger, R., Zur mnd. Visio Philiberti.
Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung 6, 130—133.
1239. Hasse, P., Aktenstücke zur Geschichte der Jahre 1440 und 1443.
Mitgetheilt.
Zeitschrift der Gesellschaft für Sohleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte
XI (1881), 161—164. Niederdeutsche Urkunden.
1240. Denkelbok der ISt. Nikolai-Kirche zu Kiel von 1487—1601.
Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburg^sche Geschichte
XI (1881), 216—236. Niederdeutsch. Herausgeg. von P. Hasse.
F. Mittelniederländisch.
1241. Esopet. Opnienw naer het handschrift uitgegeven en van een inleiding
en woordenlijst voorzieen door te Winkel. 8. (4 u. 109 S.) Groningen 1881.
fl. 1,50.
Bibliotheek van mnl. Letterkunde. Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 20.
1242. Bibliotheek van Middelnederlandsche Letterkunde. 30. Lief. Ferguut,
uitgeg. door E. Verwijs.
496 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
1243. Bibliotheek tad Middelnederlandsohe Letterkunde. 27 en 28. J, van
Maerlaot*8 AlexaDder door Dr. Franck.
1244. Jacob van Maerlant's Merlijn, uitgegeven door J. van Vloten. Aflev.
3. u. 4. Leiden. Brill. 4 fl. 1,25.
1245. Winkel, J. te^ de Borron's Joseph d'Arimathie en Merlin in Maerlant's
verialing.
Tijdschrift voor nederl. Taal- en Letterkande 1, 305—363.
1246. van de Sande Bakhuyaen, W. H., aanteekeningen op der Naturen
Bloeme (Vervolg).
Tijdschrift voor nederlandsche Taal- en Letterkunde I, 191—219. 261—280.
1247. Vriesy M. de, een nieuw hoofdstak der Tweeda partie van den Spiegel
Historiael.
Tijdskrift voor NederL Taal- en Letterkunde 1 (1881), 116-124.
1248. GalUe, J. H., Over Maerlant.
Gids 1881, 8, 324 f.
1249. Maerlant s. Nr. 151 (Fianck).
1250. Regel, K., Bruchstück einer Handschrift des Leken-Spieghel.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 16, 22i--229 (1881).
1251. Verdanif J., de dietsche Lucidarius.
Tijdschrift voor Nederlandsche Taal- en Letterkunde 3. Adev. (1881), 8. 232
bis 267. Bemerkungen zu einseinen Stellen.
1252. V er dam, J., Reinaerdiana.
Tijdschrift voor Nederiandsohe Taal- en Letterkunde I, 1-29.
1253. y er dam, J., Velthem's episoden uit Hildegardis.
Tijdschrift voor Nederiandsohe Taal- en Letterkunde 1, 281—297.
1254. Refe reinen en andere gedichten uit de XVF eeuw verzameld en af-
geschreven door Jan de Bruyne, nitgeg. door K. Raelens. 2 delen. 8.
(XXV, 206, 237 S.) Antwerpen 1880. 10 fl.
1255. Berijmd Verb aal van het beleg van LJsselstein door Gelder en Utrecht
in 1511, uitgegeven door J. H. Gall^e en S. Muller.
Bijdragen en Mededeelingen van het historisch Genootschap te Utrecht IV Deel
(1881).
1256. Garrer, A. H., £en hollandschc klucht in latynsch gewaad.
Latjnsche navolging, onder den titel Vitulus, der klucht: van den boer int kalfs-
vel, door Cornelis Schonaeus rector te Haarlem van 1675—1600. In: Spectator
no. 30 en 81.
G. Altenglisch.
1257« Bibliothek der angelsächsischen Poesie. Begründet von Ch. W. M.
Grein. Neu bearbeitet u. herausgeg. von R. P. Wfilcker. 1. Bd. 1. Hälfte.
8. (VI, 148 S.) Kassel 1881. Wigand. 4 M.
VkI. Literaturblatt 1881, Nr. 10 (Brenner); Engl. Studien 6, 2S9 ff. (Kölbing);
Anglla IV, 4 (Wfilcker).
1258. Cosijn, P. J., Anglosaxonica.
Tijdskrift voor nederl Taal- en Letterkunde 1 (1881), 143—168. Kritisches zu
Elene, den Versus Gnomici, Judith, Crist, Disticha Catonis.
1259. Einenkel, Engen, über die Verfasser einiger neuangelsächsischer
Schriften. 8. (132 S.) Leipzig 1881. Fock in Comm. M. 3,50.
Vgl. Literaturblatt 1881, Nr. 12 (Wissmann).
1260. Kölbing, E., Kleine Beiträge zur Erklärung und Textkritik englischer
Dichter. IIL
EngUsche Studien 6 (1881), 150 ff. U. a. Piers the Plowman Paasns V, V. 827
Skeat
XIU. 0. ALTEMQLISCH. 497
1261. Stratmann, F. H,, Verbesserangen za altenglischeii SchxiftsteUen).
Englische Stadien 4 (1881), 93—99. Za S. Marharete, 8. Jnliana, Hali maiden-
had, Cid english homilies, Layamon, Genesis and Exodns, Cid English Miscel-
lany, William of Paleme,
1262. Varnhagen, H., Za mitlelengli sehen Gedichten. XI. Zn den Sprich-
wörtern Hending's (Cambridge- and Oxford-Text). XII. Za William de Schor-
ham. Xni. Zu dem Streitgedichte zwischen Drossel nnd Nachtigall.
Anglia 4, 180—810.
1263. Arber' 8 Neudracke alter englischer Werke.
Vgl. Magazin f. d. Literatar d. Aaslandes 1881, 31, wo namentlich der Wieder-
abdruck Ton Gaxton's Obersetzang des Reineke Vos (nach dein holländischen)
vom J. 1481 erwähnt wird.
1264. Aelfric's Lives of Saints, being a Set of sermons on Saints' Days
formerly observed bj the English Church. Edited by W. W. Skeat. Part I.
8. (VII, 256 S.) London 1881. Trübner. 10 sh.
Early English Text Societj 76. Aas der Cottonian. Hs. Jalias E* VII., mit den
Lesarten der übrigen Hss. Rechts englische Übersetzang.
1265. Baskervill, W. M., the anglo-saxon version of the epistola Alexandri
ad Aristotelem. 8. (Bl S.) Leipziger DizsertatioD.
Ana Anglia 4, 189—167 (1881).
1266. Napier, A., Za Andreas v. 1182.
Anglia 4, 411 (1881).
1267. Barboa r's des schottischen Nationaldichters Legen densammlang aebst den
Fragmenten seines Trojanerkriegs. Zum ersten Mal heraosgegebea ond kritisch
bearbeitet von C. Horstmann. 8. (XII, 248 S.) Heilbronn 1881. Henninger. SM.
Vgl. Athenaeom beige 1881, 16. Nov.; D. Liter. Ztg. 1882, 18 (Znpitaa); Literar.
Centralblatt 1882, 32 (Wülcker).
1268. Beowalf heraasgegeben von Alfred Holder. I. Abdrnck der Handschrift
im British Maseam, Cotton. Vitellius A. XV. Freibarg a. Tübingen (1881).
8. (70 S.) M. 1,60.
„Germanischer Bücherschatz**. Vgl. Literar. Centralblatt 1882, 81 (Wülcker);
D. Liter. Ztg. 25 (Zapitza).
1269. Zinsser, G., der 'Kampf Beovolfs mit Grendef als Probe einer metri-
schen Übersetzang des angelsächsischen Epos ^Beowalf* •
Programm der Bealschule za Forbach (Nr. 448) 1881. 4. (18 S.) Die Über-
setzang ist in reimlosen Jamben (fünffüft.) and mit Anmerkangen begleitet
1270. Beowalf. Translated into modern rhymes by H. W. Lamsden. Leipzig
1881. Brockhaas Sortiment. (London. Kegan Paiü.)
Vgl. Anglia IV, 4 (Wülcker); Athenaenm 30. April 1881.
1271. Bär weif, die älteste deatsche Heldensage. Erzählt von F. L. Kob&nyi.
2. Aaflage. Wien 1881. Pichler.
Jessen*s Volks- and Jagendbibliothek. 6. Bdchn. 12. (81 S.) 70 Ff.
1272. Leonard, H. C, a translation of the anglo-saxon version of St Mark's
gospel: with preface and notes. 16. (94 S.) London 1881. Clarke. 1 s.
1273. Wülcker, B. P., Caedmon and Milton.
AngUa 4, 401--406.
1274. The English Gharlemagne Bomances. P.IV. The Lyf of the Noble
and Crysten Prynce, Charles the Grete, translated from the French by Will.
Cazton, and printed by him 1485. Edited now for the first time from the aniqae
copy in the British Mnsenm. With introdaction^ notes and glossary by S. J. H.
Herrtage. Part. IL (XH S. n. S. 193—288.) London 1881. Trübner. 15 sh.
Early Englisch Text Society, Extra Series XXX VH. Vgl. Bomania XI, 1.
GBBICANU. Nett« B«Um XY. (HYIL) Jalur«. 32
498 BIBIIOGRAPHIB VON 1881.
1275, Okaacer Society.
Die aeaMton Publieationen enth&Iten den 2« Theil der *SappIement Parallel
Texte of Gk.'s Minor Poems*; den 2. Theil der *Odd Texts' der Minor Poeme
and den 3. Theil des *One-Text Print* der Minor Poems.
1376. Chaucer, G., the prologae to tbe Canterburj Tales. The Text collated
with the 7 oldest Mss. and a life of the aathor, introdactory Doticee, grammar,
critical and explanatory notes and index to obsolete and diffieult words.
By E. F. Willoughby. 12. (112 S.) London 1881. Blackie.
1277. HaweiSfH. R., Chaucer for SchooU. 8. (206 8.) London 1881. Chatte
a&d Windus. 2 sh. 6 d.
1278. Furnivall, F. J., Chaucer's Priorese's Non-Chapiain.
AngUa 4, 238-240.
1279. Furnivall, F. J., the hymn of Chancer'a Oxford Clerk.
Academy 1881, 12. Not. 8. 866, mit dem lateia Original. Vgl S. 472 f.
1280. Haies, John W., Cbancer's Parliament of Fools.
Academy 29. Nov. 81, S. 884 £.
1281. Brugari, G., Jeffirey Chancer e la letteratora inglese del secolo XIV.
8. (46 S.) Genova.
Ans: Giomale della Soeieti di Lottere e eonvers. soient.
1282. Bye, Walter, a tabalar statement of what has hitherto been fonnd
out as to the family of Chaucer of London. 1881.
Nicht im Handel.
1283. FmrniTall, F. J., Chaucer's Grandfather.
Athenaenm 1881, 8. 21 f.
1984. Bye, W., Cbaucer's Grandfather.
Athenaenm 29. Nov. 1881, 8. 160 f.
1285. Fleay, F. G., Chaucerian System of English Spelling.
Zeitiohrili für Orthographie I, 6 (1881).
1286. Sehr ad er, Aug., das altenglische Relativpronomen mit besonderer
Berücksichtigung der Sprache Chaucer s. 8. (X, 43 S.) Kiel 1881. Lipsius
u. Tiseher.
Kieler Dissertation.
1287. MoBumenta Germaniae historica. Scriptorum t XIIL fol. (XI, 832 S.)
Hannover 1881. Hahn. 40 M.
Enthält 8. 103—120 Ex annalibns anglosaxonieis (in ags. Sprache mit latein.
Übenetanng).
1288. Hickey, E. H., the wanderer, from the english of Cjmewulf.
Academy 1881, 14. Mai, 8. 866. Metrische Übersetsnng ins Nenengl. (Reime).
1289. B ran dl, A., be domes daege.
Anglia 4, 97—104.
1290. The Erl ofTolous and the Emperes of Almayn. Eine englische
Romanze aus dem Anftinge des 15. Jhs. nebst literar. Untersuchung &ber
ihre Quelle, die ihr verwandten Darstellungen und ihre geschichtliche Grund-
lage herausgeg. von G. Lfidtke. 8. (XII, 291 S.) Berlin 1881. Weidmann.
6 M.
Sammlung englischer Denkmäler in kritischen Ausgaben. 3. Bd« Vgl. D. Liter.
Ztg. 1882, 18 (Varnhagen); Aeademy 1881, 26. Nov., 8. 407; Literatarb latt
1882, 6 (Wissmann) ; Anglia V, 2 (Dönne).
1291. Nicholson, £. B., Mispunctuatioa in €K>wer and Ronsard.
The Academy 1881, 8. Sept. 8. 162.
1292. Haies, John W., the 'Confessio amantis'.
Athenaenm 1881, 24. Sept., & 861—63.
Xra. G. ALTENGLISCH. 499
1293. The Blickling Homilies of the tenth Century ed. #itb a translation
and index of words by R. Morris. London^ Trübner«
Ausgabe in Qaart Vgl. Athenaeum 1881, 12* Nov.
1294. Das Lied von King Hörn. Mit Einleitung, Anmerkungen und Glossar
heransgeg. von Theodor Wissmann. 8. (XXII, 155 S.) Strasburg 1881. Trfibner.
Quellen u. Forschungen XLV. Heft. Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, 31 (Hausknecht) ;
Englische Studien 6, 407 f. (Stratmann).
1295. Wies mann, Th., Studien zu Ring Hörn.
Änglia 4, 342-400.
1296. Legenden, altenglieche. Neue Folge. Mit Einleitung und Anmerkungen
herausgeg. von C. Horstmann. 8. (CXXXVIII, 536 S.) Heilbronn 1881.
Henninger. 21 M.
Vgl. Literaturblatt 1881, Nr. 11 (Brandl); Literar. Centralblatt Nr. 46 (Wttlcker);
Anzeiger f. deutsches Alterthnm 8, 98-126 (Schröder); D. Liter. Ztg. 1881,
Nr. 19 (Zupitsa); Academy 14. Mai} Anglia V, 2 (Trautmann).
1297. Horstmann y C, Prosalegenden. 8. Antonius.
Anglia 4, 109-138.
1298. Lyndsay, SirD«, poetical works. Edited by D. Laing. London, Simpkin.
3 vols. 8. 63 sh.
1299. Gierth, F., über die älteste mittelenglische Version der Aasumptio
Mariae. 8. (37 S) Breslau 1881. Köhler in Comm. 1 M.
Aus 'Englische Studien .
1300. Furnivall, F. J., An early English poem to the Virgin (15^^ Cen-
tury) and a Welshman's phonetic copy of it.
Tnasaotions of the Philological Society 1880—81. Part L
1301. Warren, F. E., anglo-sazon missals.
Acadeoay 17. Dec. 1881, p. 466—467.
1302. Sachse, Richard, das unorganische E im Orrmulum, lugleicb eine Unter-
suchung über die Flexionsweise Orms. 8. (74 S.) Halle 1881. Dissertation.
1303. Lewin, H., das mittelcnglische Poema morale. Im kritinchen Text nach
den 6 vorhandenen Hss. inim ersten Male herausgeg. 8. (78 8.) Halle 1881.
Niemeyer. 2 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1881, 43 (Wülcker); D. Liter. Ztg. 1882, 18 (Vam-
hj^en); Anglia IV, 4 (Einenkel); Englische Btndien 6, 408 (Stratmann).
1304. Znpitca, J., Zum poesta morale.
Anglia 4, 406—410.
1305. Schleich, Gustav, Beiträge «im Mittelenglisohen Boland.
Anglia 4, 307—841 (1881).
1306. Haies, John W., the Eomannt of the Rose.
Athenaeum 1881, 12. Nov., S. 680.
1307. Brae, A. E., the romaunt of the Böse.
The Antiquarian 1881, Februar, S. 71 f.
1308. Hauffe, E., Zu den 'Reden der Seele in der Worcester-Hn.'
Anglia 4, 237 (1881).
1309. The Bomaunce of the Sowdone of Babylone and of Fernmbras
bis Sone who conquerede Bome. Be-edited hom the uniqne Ms. of tbc
late Sir Thomas Philippe, with introduction, notea and glossaiy by E. Haus-
knecht. 8. (LXVII, 174 S.) London 1881. Trübner. 15 ah.
Early EngUsh Text Society Extra Series XXXVIIL
1310. Thomas of Erceldoune. Herausgegeben von A. Brandt.
Sammlung englischer Denkmäler in kritischen Ausgaben. 2. Bd. 8. (XU, 147 S.)
Berlin 1881. Weidmann. 6 M. Vgl. Anglia V, 2 (Mushacke).
32*
500 BIBLIOGRAPHIE VON 1881.
1311. Kölbing» E., Die Walderefragmente.
Eoglisclie Stadien 5 (1881), 292 f. Zu S. 240.
1312. Kalnia, M. , über das Verhältniss des mitteloDglischen alliterirendeD
Gedichtes 'William of Paleme za seiner französischen Vorlage.
Englische Stadien 4 (1881), 196—287. Der 1. Theil (36 S.) als Breslaner Disser-
tation. (Köhler in Gonun. 1 11.)
H. Altnordisch«
1313. Edda. En isländisk Sämling folkliga fomtidsdikter om Nordens gudar
och l^ältar. Pa svenska af F. A. Gödecke. Andra upplagan. 8. (XXIY,
896 8.) Stockholm 1881. Norotedt og Söner. 5 kr.
1314. Bergmann, F. V., uj allitterati6i theori&j4nak jelentös^e es alkalma-
z&sa különösön az Eddabeli Atlam&Ua. Kolozsv&r (1881). 8. (24 S.)
Abdruck ans Acta eompar. litt oniT. 1881, 99-^114.
1316. Edzardi, A., über die Heimat der Eddalieder.
Paol Q. Branne, BeitrKge 8, 849-870.
1316. Schierenberg, G. A. B., die Götterdämmerung und die Goldtafeln
des Idafeldes oder die Teutobnrger Schlacht in den Liedern der Edda.
Eine Streitschrift über die Heimat und die Bedeutung der Edda-Lieder.
8. fXXXII, 156 S.) Detmold 1881. Schenk in Comm. M. 1,25.
Soll eine Widerlegung der von Bugge und Bang aufgestellten Ansichten sein.
Vgl. O. Brenner in der Allgem. Ztg. 1881, Beilage 112; Academy 1. April 1882,
S. 828.
1317. Rydberg, Viktor, Sibyllema och Völuspl U.
Nordisk Tidskrift fftrVetenskap 1881, 8. 118*162. Gegen Bang gerichtet Vgl.
Literaturblatt 1881, Sp. 222 (Edsardi).
1318. Bugge, S., Nogle bemaerkninger om SibyUiname og Völiisp4.
Nordisk Tidskrift fOr Vetenskap 3881, 8. 168—172. Vgl. Literaturblatt 1881,
Sp. 222 (Edzardi).
1319. Rieß, M., über vier £ddasagen. Die Ragnorok-, Heimdali-, Mimir- und
Heisage. 8. (skrdelegen (Leipzig, Schäfer) 1881. M. 2,50.
1320. Cüppers, J., Helge und Sigrun. 12. (64 S.) Düsseldorf 1881. Schwann.
1 M.
1321. Edda Snorra Sturlosonar. Edda Snorronis Stnrlaei. Tomi III p. prior.
Accednnt tabulae lithogr. qutnque. 8. (UI, 498 S.) Hafoiae 1880. Gyldendal
in Comm. 5 kr.
Enthält: Oommentarii in oarmina von Sv. Egilsson S. 1—168 und J. Sigurdsson
S. 163 — 204; SkÜdatal mit Commentar von J. Sigurdsson. Vgl. Literar. Oentral-
bUtt 1881, Nr. 44 (Edzardi); Uteraturblatt 1882, 8 (Jönsson).
1322. Bugge, S., Rune-Indskriften paa Ringen i Forsa Kirke i Nordre Hei-
Singland. 4. (III, 58 S.) Christiania (1881).
1823. Hjärno, Harald, Runinskriften pl Forsaringen.
Nordisk Tidskrift for Fflologi N. R. V (1881), 177—188.
1324. Lindal, P. J., Runstename i Upsala beskrifha och tolkade. Fotogra-
fiema af A. Löfstrom. 8. (11 S.) Mit 8 Photogr. Upsala 1881. Löfström. 5 kr.
1825. Lindal, P. J., Nyfunnen runsten.
Uplands foraminnesfdremngs Tidskrift IL 4. 8. LXXVHI-LXXIX.
1326. Thors en, P. G., de danske Runemindesmaerker , beskrevno og for-
klarede. Anden Afdeling. Jyllands Runemindesmaerker, tilligemed Meddel-
eiser om alleeemes. Afbildninger og Text. H. Text. Imp. 8. (292 S.) Kaben-
havn 1881. Hagerup. 15 kr.
Xm. H. ALTNORDISCH. 501
1827. Snorre Sturlassöns nonke Kongers Ssgaer ovenatte af P.A. Manch.
2 0plag. 1,2 — 5. 8. (S. 97— 480.) Christiauia 1881. Feilberg u. Landmark.
1328. Oislason, Konr., Nogle bemsorkninger ang&ende Ynglingatal.
Aarböger for nordisk OldkTndighed 1881, 8. 186—261.
1329. HAttatal Snorra Sturlnsonar. Herausgeg. von Th. MöbiuB. 2. Thoil.
(Gedicht und Commentar.) 8. (140 S) Halle 1881. Waisenbaas. M. 2,80.
Vgl. D.Liter. Ztg. 1881, Nr. 60 (Brenner); Literar. Centralblatt Nr. 46 (Edsardi);
Zeitschrift f. deutsche Philologie 18, 831 ff. (Mogk); Bevne critique 1882, 16
(CederschiOld); Literatorblatt 1882, 7 (Symons).
1330. Gl s lasen, Konr., Bemserkning til en ^▼fsuhekningr' af Snorri Stnrliieon.
Aarböger for nordisk Oldkyndighed 1881, S, 268—266.
1331. Islenzkar Fornsögur, gefidar dt af bind islenska bökmentaf^Jagi.
H. Beykdala og Valla-Ljöts saga F. Jönsson gaf dt. 8. (XX, 206 S.) Kaup-
mannahöfn 1881. Gjldendal in Comm.
1332. Elis Saga ok Bosamunda. Mit Einleitung, deutscher Übersetzung und
Anmerkungen zum ersten Mal herausgeg. von E. Kölbing. 8. (XLI, 217 8.)
Heilbronn 1881. Henninger. M. 8,50.
Vgl. Literar. Centralblatt 1882, 26 (Edzardi); Anzeiger f. deutsches Alterthum
8, 198 ff. (Heinzel); Romania XI, 178.
1333. Sigurdarson, 8., Nogle Bemserkninger til det Dr. Geringe udgave
af Finnbogasaga (Halle 1879) vedföjede glossar.
Aarböger for nordisk Oldkyndighed 1881, S. 67—68.
1334. Sagan om Gunnlog Ormtunga och 8kald-Ram. P& srenska tolkad af
P. Aug. Gödecke. N7, omarbetad upplaga. 8. (47 S.) Stockholm 1881. Nor-
stedt & Söner. 50 öre.
1335. Gjdinga saga, en bearbejdelse fra midten af det 18. ärh. vedBrandr
JdnsBon. Udg. af Gudm. Thdrlakflson. 8. (XIV; 117 8.) Köbenhayn 1882.
Gyldendah („Samfundet'' eto. 3.) 8 kr.
1336. Olsen, B. M., Mast eda melt.
Timarit hins fsl. bökmentafilags 1880. Isl. s. H, 887, 81 1. melt
1337. Die Saga von den Volsungen und Nibelungen. Aus der altnordischen
Volsunga Saga frei übertragen von A. Edzardi. 8. (XVI, 123 8.) Stuttgart
1881. Heiti. 2 M.
1338. Nikol&s dr&pa Halls prests, an Icelandic poem from circa a. d. 1400.
Dissertation (University of Freiburg) by W. H. Carpenter. 8. (82 8.) Halle 1881.
Vgl. Zeitschrift 1 deutsche PhUologie 13, 496-600 (Möbius).
1339. Riddara rfmur, efter handskriftema utgifna af Theodor Wisdn.
8. (XLVm, 176 S.) Köpenhamn, Lund 1881. 5 kr.
In den Publioationen des ^Samfund til ndgiTelse af gammel-nordisk litteratur*^.
1340. Speoulnm regale. Ein altnorwegischer Dialog nach Cod. Amamagn.
248. fol. B. und den ältesten Fragmenten herausgeg. von O. Brenner.
8. (XVI, 212 8.) München 1881. Kaiser. 4 M.
Eine sum ersten Mal den sprachlichen Charakter treu wiedergebende Ausgabe
dieses sachlich wie sprachlich interessanten Denkmals. Vgl. Revue critique 1888,
Nr. 6 (Beauvois); Literaturblatt Nr. 6 (Larssen), D. Liter. Ztg. Nr. 11 (Dahle-
mp); Zeitschrift f deutsche Philologie 14, 102 ff. (Mogk); Literar. OentralblaU
1882, 89 (Edsardi).
1341. Tdukvaedhi. An Icelandic Poem from about 1650 A. D. Edlted
by W. H. Carpenter.
American Journal of Phüology Nr. 7 (1881), &. 804—209.
502 BIBUOOBAPHIE VON 1881.
I. AltBchwedisch.
1342. So der wall, K. F«, smärre bidrag tili teztkritiken af svenaka medel-
tidBBkrifter.
Aütiqvarisk Tidakrift fOr Sverige Del 6, Nr. 4. Eine beträchtliche Reihe wohl-
überlegter Verbessenmgen zu einer Anzahl altschwedischer Texte.
1343. Medeltidsdikter och rim, utglfna af G. £. Klemming. 6. H. 1.
(8. 1—172). H. 2. (S. 173—312.) Stockholm 1881. 6 kr.
Samlingar utgifna af Svenaka Fornakrift-SäUskapet. H. 78, 79.
1344. Klockhoff, Oakar, Studier öfver Eafemiaviaamar. 8. (86 S.) Upsala
1881. kr. 1,75.
In: Upaala ünireniteta ftraakrift 1881. Vgl. Literar. Gentralblatt 1881, 9 (Maurer).
Yaif. ancht uachsttwaiaen , daß die altachwed. Gedichte ron Iwan, Flores und
H. Friedrich nicht auf französischen} reap. deutschen Dichtungen, sondern auf
altnorwegiachen Proaatexten beruhen. Allein die Bec. von £. Schröder in den
Gott. GeL Anz. 1882, Nr. 1 zeigt, daß dem* Herzog Friedrich von Normandie'
ein niederrheiniaehea Gedicht zu Grunde liegt.
1345. Geraona lärdom harn man akall dö. Trjckt i Upaala 1514. Fotogra*
fiakt ätergifen. 8. (36 S.) Stockholm 1881. 2 kr. 50 öre.
Samlii^ar utgifna af Svenaka Fomskrift-Sällskapet H. 77.
1346. Sverigea Erönika (vanligen kallad den Proaaiska) fran Gog tUl och
med Carl Knotaaon aamt otdrag ur Danmarks kröoika. (Utg. af G. £L Klem-
ming.) 8. (80 S.)
Bilaga tili : Svenaka Fomakrift-Sällakapeta Allmänna Arsmöte 1881.
1347. Svenaka M edeltida-poatillor, efter gamla handskrififcer utgifna af
G. E. Klemming. II. 2. 8. (S. 145—305.) Stockholm 1880. 2 kr. 50 öre.
Samlingar utgifna af Svenaka Fornakrift-SKllakapet. H. 76.
1348. Bidrag tili Finlanda hiatoria. Med nnderetöd af atatamedel i tryck ut-
gifba af Finaka Stataarkivet genom Reinhold Hanaen. L 1* 8. (14 S. Facs.,
224 S.) Helsingfon 1881. 1 kr. 90 öre.
Enthllt: Calendarium eoeleai» aboenaia, Dombok för Sydöatra Tavaatland 1443—
1602, Dombok fÖr aydveatra TavaaÜand 1506—1610.
1349. Svenakt Diplomatarium frän och med är 1401. Utgilvet af Rika-
arohiTet genom Cad Süfverttolpe. II. 2. 4. (S. 241—456.) Stockholm 1881.
Nontedt & Söner. 5 kr.
K. Altdäniach.
1350p Nielsen» 0«, Et bmdatykke af et dansk legendarium.
In: Blandmger udg. af Univ. Jnbil. danake Samfond. Kebenh. 1881.
1351. HandeTilles r<(j«e, pl danak fil 15^° ärhundrede, efter häAdekrifteme
ndgivne af M. Lorenzen. 1. Heft. 8. (96 S.) Köbenhatn 1881. Gyldendal
in Comm. kr. 2,50.
Samlund til udgivelae af gammel nordiak literatur.
1352. Traktat, en Ijstig, om S. Pedera trende dMre pS ny udgiven ved
V. Säby. 8. C^V, 9 S.) K^benhavn 1881. 1 kr.
1358. Jnlen. Gamle danake Praedikener og Sänge udgive af S. Müller. 8.
(88 S.) Kjabenhavn 1881. H^at.
Xni. I. ALTSCHWEDISCH. K. ALTDÄNISCH. L* MITTELLAT. POESIE. 603
L. Mittellateinische Poesie.
1854. Poetarum latinorum medii aevi T. I.: Poetae latini aevi Carolini rec.
E. Dnemmler. 4. (VIII, 652 S.) Berolini 1881. Weidmann. 17 M.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1881, Nr. 7 (Huemer); lüttheilungen aus d. histor. Literatur
X, 1; Literar. Centralblatt 1881, Nr. 48 (Ebert).
1855. Dümmler, E., rhythmorum ecclesiaBticorom aevi Carolini specimen.
4. (24 S.) Berlin 1881. Weidmann. M. 1,20.
1356. Seiler, F.^ Zu den carolingischen rythmen (sie!)
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 26 (1881), 26—30.
1357. Dfimmter, E., Verse des 11. Jahrhunderts.
N. Archiv d. Gesellschaft f. «tere deutsche Geschichte VI, 443—446 (1881).
1358. Monumenta Germaniae historica scriptor. t. XXV (1880), enthält u. a.
Chronica Villariensis Monasterii ed. Waite, darin verschiedene lat. Gkdichte ;
Vita Antonii abbatis Senoniensis S. 845 — 348; Chronicon rhjthm. austria-
cum ed. Wattenbach 'Etas nostri temporis brevis non senescit S. 349 — 368.
Von Friedrich dem leteten Babenherger sagt der Dichter: 'Juvenili motui
supra modum favit'. Chronici rhythmici Coloniensis fragmenta S. 369 — 380
ed. Waitz; (warum aber ein 'rhythm.' genannt, da es Hexameter sind, aller-
dings gereimte). Genealogia ducum Brabantiae metriea S. 400 — 404.
1359. Versus de abbatibus P. Martini Tomacensis u. a.
In: Monumenta Germaniae historica, SS. tom. Xm, S. 384—386.
1360. Schmitz^ Wilhelm, Fragment eines mittelalterlichen Schölerliedes.
In: Festgabe für W. Crecelius (Elberfeld 1881), S. 66—69. Aus dem 8. Jahrb.,
aus Fulda; eu Ostern gesungen von den Schülern. Akrostichisch (aiphabet. Gedicht).
1361. Mejer, W.^ Verse auf König Rudolf.
N. Archiv d. Gesellschaft f. ältere deutsche Geschichte 7, 216—217.
1362. Schmidt, Job., die älteste Alba.
Zeitschrift f. deutsche Philologie 12 (1881), 338—341. Lateinisch-provensalisch.
Aus Rom. cod. Regln. 1462. 10. Jahrb.
1363. Wattenbach, W., das Fest des Abtes von Gloucester.
Anseiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 121^128. Lateinisches Spott«
lied, hier nach einer Mllnchener und Baseler Hs.
1364. Crecelius, W., das Fest des Abtes von Gloucester.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Nr. 7. Andere Fassung des von
Wattenbach in Nr. 6 gedruckten latein. Gedichtes.
1365. Pernwerth v. Bärnstein, Adolf, ubi sunt qui ante noi In mundo
fuere? Auagewählte lateinische Studenten-, Trink-, liehes- und andere Lieder
des XIV. — XVIII. Jahrhunderts ans verschiedenen Quellen mit neudeutschen
Übertragungen, geschichtlicher Einleitung, Erläuterungen, Beigabe und einer
Abbildung. Eine literatnrgeschichtliche Studie, zugleich ein Liederhuch.
8. (XIV; 162 S.) Warzburg 1881. Stuber. 3 M.
Vgl. D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 21 (E. Schmidt); Magazin f. d. Literatur d. In-
und Auslandes Nr. 17 (Keil).
1366. Wattenhach^ W., Weiteres aus der Weimarer Handschrift.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1881, Sp. 161— 166. 238—286. 267—268.
Namentlich latein. Gedichte über Karl den Kühnen.
1367. Latendorf, F., versus Leonini.
Anzeiger f. Kunde d. deutsehen Vorzeit 1881, 96. Latein.-deutsche Hexameter.
1368. Prutz, Hans, ein zeitgenössisches Gedicht auf die Belagerung Accons.
Mitgetheilt.
Forschungen zur deutschen Geschichte 21, 449—494. Aus einer Pariser Hs.
Latein. Distichen.
504 BIBLIOQBAPHIE VON 1881.
1369. Misset, E. , Essai philologiqae et litt^raire sur les oeuvres po^tiques
d'Adam de Saint -Victor.
Les Lettres chr^tieimes t. U, 8. 76 ff. 288 ff. (1880), III 368 ff. (1881), IV, 204
bis 236 (1882).
1370. Leist, O., der Anticlaudianus.
Hß'ortsetzang der Abbandlnng des Jahres 1879). Programm des Gymnasiums zu
Seehausen i. A. 1881. 4. (S. 33—66.)
1371. Zingerle, Anton von, Zu Hildebert und Alanus.
Sitzungsberichte der k. bayer. Akademie 1881, 3. Heft.
1372. Thielmann, Philipp, über Sprache und Kritik des lateinischen ApoU
loniasromanes, Programm der königl. Studienanstalt Speier. 1881. 8. (74 S.)
Vgl. Philolog. Bundschau 188], Nr. 16 (Landgraf).
1873. Celtes, Eonrad, fQnf Bücher Epigramme. Herausgeg. von Dr. Karl
Hartfelder. 8. (VHI, 125 S.) Berlin 1881.
Zum erstenmal aus der in der Nürnberger Stadtbibliothek befindlichen Hand-
schrift herausgegeben. Unter dem Text erklärende Anmerkungen, am Schluß
ein Register der in den Epigrammen vorkommenden Namen. Vgl. Anzeiger f.
deutsches Alterthnm 8, 280 ff. (Wattenbach).
1374. Hartfelder, K., Konrad Geltes nnd der Heidelberger Humanistenkreis.
Historische Zeitschrift N. F. XI, 1.
1375. Meyer v. Knonau, G., die Ekkeharte Ton St. Gallen.
In : Aus Geschichte, Litteratur u. Kunst. Populäre Vorträge von G. Kinkel etc.
Basel 1881.
1376. Ekkeharti IV. Sangallensis nersns ad pictnras domns Domini Mogen-
tinae. Aus dem Codex Sangallensis 898 mit Ekkeharis eigenen Glossen her-
ausgegeben und erläutert von Jos. Kieffer. 4. (22 S.) Mainz 1881. Kirch-
heim. M* 0,76.
Programm des Gymnasiums (Nr. 648).
1377. GuntheruB Parisiensis Solimarias ed. G. Wattenbach. 4. (13 S.) G&nes
1881.
1378« Zingerle, Anton v., Zu Hildebert und Alanus.
SitBungsberichte der k. bayer. Akademie 1881, H, 3.
1379. Wattenbach, W«, Vita Hildegundis metrica und andere Verse.
N. Archiv d. Gesellschaft f. ältere deutsche Geschichte 6 (1881), S. 631—540.
1380. Osborne, A. C, Roswitha the nun of Gandersheim.
New Englander 1881, Nov., 8. 728--740.
1381. Die Chronik des Hugo von Reutlingen herausgegeben von K. Gillert.
Forschungen sur deutschen Geschichte 21 (1881), S. 21—65. In latein. Heza>
metem: darin die Geislerlieder (= Germ. 25, 40 &) S. 54 ff.
1382. Gillert^ K., Lateinische Hymnen aus St. Petersburger Hss.
Zeitschrift f. Kirchengeschichte IV, 4 (1881).
1383. C. K., die lateinischen Hymnen und Sequenzen des Halbcrstädter Breviers.
Siona, October 1881, S. 149—153.
1384. Buch der Hymnen. Neue Sammlung alter Kirchenlieder mit den latei-
nischen Originalen. Deutsch von Eduard Hobein. 8. (XVI, 200 S.) Gütersloh
1881. Bertelsmann.
Der durch ähnliche Arbeiten schon fHlher bekannte Verf. gibt hier eine Auswahl
ans latein. Hymnen in einer gewandten Obersetaung: firelHch die Schwierigkeit
des berühmten 'Dies irae' eu überwinden ist auch ihm nicht gelungen.
1385. Kayser, J., Beiträge zur Geschichte und Erklärung der ältesten Kirchen-
hymnen. 2. Aufl. 8. (XIV, 477 S.) Paderborn 1881. Schöningh. M. 5,40.
Vgl D. Liter. Ztg. 1882, Nr. 4 (Kraus); Theolog. Liter. Ztg. 1881, 23 (Beitheau).
REGISTER ZUM XXY.— XXYIL JAHRGANG.
605
1386. VarnhageD, H. , Zwei lateinische metrische Versionen der Legende
von PlaciduB-Eustachiue. II. Eine Version in Hexametern.
Zeitschrift f. deutsches Altertham 25 (1881), 1—26. Aus einer Hs. der Bodleiana.
1387. Brieden, Hub., historischer Werth des poeta Sazo für die Geschichte
Karls des Großen. 4. (16 S.) Programm des Gymnasiums zu Arnsberg 1881«
1388. Boissier, Gaston, Sedalius.
Journal des Savants 1881, 8. 668—666.
1389. Spitzen, Nalezing op mjn Thomas k Kempis, benevens tien onbekcnde
cantica Spiritualia van Th. a. K. Utrecht. Beyers, f. 1.
1390. Monumenta Germaniae historica« Auctores antiquissimi. T. IV, p. I.
Venanti Honori Clementiani Fortunati presbyteri itaHci opera poetica
recensuit et emendavit Fridericus Leo. 4. (428 S.) Berolini 1881. Weidmann.
1391. Dümmler, E., Walahfrid Strabus über deutsche Sprache.
Zeitschrift f. deutsches Alterthum 25, 99 f.
1392. Vita S. Willibrordi archiepiscopi Ultraiectensis a Theofrido abbate
Epternacensi versibus conscripta. Ex codice mscr. bibliothecae Treverensis
primum ed. R. Decker.
Programm des Gymnasiums zu Trier 1881. 4. 26 8. (Nr. 899).
BEGISTEB
ZUM
FÜNFUNDZWANZIGSTEN BIS SIEBENUNDZWANZIGSTEN JAHRGANG.
abbruohUeh 27, 159.
abekouf 27, 169.
abeslag 26, 348.
aefint^ri, isländische 26, 129.
afterseil 25, 349.
Aegidius 26, 1.
Akrostichon 26, 96.
Alba, die älteste, 26, 416.
Albers v. Regensburg Tundalns 27, 287.
&Iehorth 27, 159.
Alexiuslegende 25, 414.
algereiten 27, 159.
alke 26, 190. 196.
älke, ftleke 26, 195.
Alphart 26, 61. 300.
alteil, altel 25, 350.
Altfransösische Epik 26, 365.
altpulser 27, 160.
anbrengen 27, 160.
anrichtleffel 25, 355.
anteidingen 27, 160.
Apollonius 27, 1.
Archipoeta 26, 420.
arken 25, 857.
Armeibuch 26, 888.
atrium 26, 66. 70.
aulke 26, 190.
Aventlnus 26, 320.
B.
hackstockfisch 26, 362.
balcitch 26, 276.
balle 25, 352.
bedacht 27, 160.
begencoisse 27, 160.
beide 26, 882.
beige 25, 368.
beissel 26, 860.
bekundigen 27, 160.
beleser 27, 160.
belestunge 27, 160.
belisten 27, 160.
benfimunge 27, 160.
Berthold, Bruder, 26, 316. 881.
Bertholds von HoUe Demantin 27, 410.
berufen 27, 160.
bescheidunge 27, 160.
bevftren 27, 161.
bevam 27, 160.
bevriunge 27, 161.
Bibelübersetiung, gotische 26, 129. 263.
27 23
bibleiche 27, 161.
Bibliographie, germanistisehe , für 1879:
25, 433; für 1880: 26, 428; für 1881:
27, 421.
Bibliographisches cum 16. Jahrb. 25, 420.
27, 422.
506
ISBOISTBB ZUM XXV.— XXVn. JAHRGANG.
büegunge 27, 161.
baöaftig 27, 161.
blau 27, 111.
blauer Montag 26, 606.
bleichgewerke , -hfts, -lichter, -wirdig
27, 161.
blichem 26, 367.
Blutsegen 26, 68.
bock 26, 866.
Boner 27, 219-
Boswell, Alezander 27, 221.
botterweck 26, 367.
bracken 26, 360.
brantrejde 26, 364.
breit = bret 27, 161.
bricze 27, 161.
brymel 26, 363.
brötnnge 27, 161.
brueling 27, 162.
bruochseckel 27, 109.
bug 26, 864.
bühaftigk 27, 163.
Büke of ye chesa 27, 221.
büne 26, 407.
bürftt 27, 163.
Burgrerließ 27, 106.
butelkaste 26, 360.
C. 8. auch K.
Chronicon Novaliciense 26, 49.
Chronik, Limbnrger 26, 41.
Claras Saga 86, 142.
Constantinus 26, 132.
darlegunge 27, 163.
das, das 26, 409.
deokenele 26, 349.
decketücber 26, 349.
decksteine 26, 349.
Dellingr 26, 343.
derjenige 27, 163.
Deutsche verspottet 26, 88.
deutsche Wörter der Thidrekssaga 26, 160.
Dewin 27, 154.
Diaiektgrammatikea 26, 118.
diet 27, 149.
Dietbold 27, 161.
Dietbrand 27, 161.
Bietfrid 27, 162.
Dietger 27, 162.
Diethard 27, 152.
Dietman 27, 163.
Dietmar 27, 153.
Dietold 27, 154.
Dietolf 27, 164.
Dietprecht 27, 161.
Dielram 27, 164.
Dietrich 27, 164.
Dietrichs Flucht 26, 61.
Dietwart 27, 164.
Diphthongisirung von ü, in, i 25, 381.
Donnerbart 26, 207.
Donnerkraut 26, 207.
Dotbald 27, 150.
Dotbert 27, 161.
dougen 27, 101.
Dramen, Schweiser, 25, 361.
dreUch 26. 349. 27, 163.
Dnnstan, heil. 25, 133.
dnrchüs 27, 168.
E.
e isl. = neuisl. ö 27, 265.
6 isl. = neuisl. jö 27, 266.
Ebner, Margaretha 27, 411.
ecken 26, 274. 26, 422.
Eckenlied 26, 58.
Edda 27, 330. 899.
efese, efesing 26, 81.
Eichhorn 27, 189.
Eilhart von Oberge 25, 365. 27, 359.
eintreten 27, 163.
Elbe 26, 190.
eise 25, 351.
-ending, endig, ening 26, 271.
Enenkel 27, 21.
engel 25, 352.
entöffenen 27, 164.
enslingen 26, 348.
Epik, altfransösisohe 26, 365.
Epische Formeln 25, 151.
Episches Gedicht, Brachstücke 25, 192.
26, 95.
erbewec 27, 164.
erbreichunge 27, 164.
erd^en 26, 350.
erkunden 27, 164.
era 27, 164.
ernfioh 27, 164.
eroberigen 27, 165.
ersteigunge 27, 165.
eselpfert 27. 165.
Eulenspiegel 25, 508.
Eustachiuslegende 25, 413.
F. 8. V.
G.
Galilea, galiUe 26, 67.
gang 27, 170.
garakouf, -koufer 27, 171.
gartenpfenning 27, 171,
Gebet des XU Jhs. 25, 393.
Gebete in Reimen 25, 190.
gebeuge 25, 355.
gebone 25, 855.
Geislerlieder 26, 40.
RESaiSTEK ZUiM XXV.-^XXYn. JAHBGAiNa
507
Geister mit VVgelfässen 25, 290.
Geistliche Gedichte 26, 186. 339.
Geistliche Volkslieder 26, 101.
geUicht 27, 171.
gemere 25, 360.
gön 27, 171.
genizlich 27, 172.
geremcs 26, 369.
Gerhard, der gate, 25, 274. 26, 199.
gdrlichen 27, 172.
gerneliche 27, 172.
Geschlechtsnamen aus thiuda, diet 27, 149.
gesneite 27, 172.
gesper 25, 359. 27, 391.
gestempe 26, 364.
gewantsnit 27, 172.
gewantstap 27, 166.
gesal 25, 362.
gesoc 27, 172.
gesügf&rer 27, 173.
gezwidigen 27, 173.
gießgrabe 27, 173.
giezwazzer 27, 173.
giselitze 26, 432.
Glossen, ahd. 26, 401.
golzoch 27, 173.
Gott 25, 288.
Gottes 72 Namen 26, 203.
Gottesnrtheil 26, 209.
Gottfried von Strassbiirg 27, 373; Tristan
25, 192. 366. 403. 26, 398.
Grigas 26, 232.
Gralsage 25, 117.
Grimm, Jacob, 26, 127.
Gnpisspä 27, 399.
gropp 26, 366.
Gustav Adolf 27, 266.
gnsten 26, 276.
H.
halle 26, 66.
Halle, Sprache daselbst um 1477 26, 861.
hamerheche 26, 364.
Handschiifken: in Augsburg 25, 211. 214.
217.
n n Basel 25, 72.
„ „ Berlin 26, 365.
„ „ Bern 27, 219.
„ „ Einsiedeln 27,410. 411.
„ „ Engelherg 26, 210.
„ „ ErlAngen 27, 846.
„ „ Frankfurt a. M. 25, 105.
417. 27, 144.
„ „ Gpras 27, 340.
„ „ Hildesheim 25, 409.
„ „ Innsbruck 26, 376.
„ „ Kiel 25, 211. 27, 406.
„ „ Kopenhagen 26, 129.
27, 60.
Handschriften: in Komeiidburg 26, 888*
27, 889.
„ „ Mfinehen 25, 82. 210.
336. 26, 401. 27, 289.
345. 350.
„ „ Nürnberg 26, 98. 107.
„ „ Paris 26, 9S5.. 218. 27, 86«^
„ Prag 26, 366.
„ Bäm 27, 226.
„ „ St. Gallen 25, 67.
,. „ St. Petersburg 26, 40.
„ ^ Stockholm 26, 241.
9 „ Strassburg 26, 103. 161.
210. 211. 216.
„ „ Tambach 27, 132.
„ „ Trier 26, 1. 57. 64.
„ „ Wien 26, 339. 403. 407.
27, 130.
„ „ Zürieh 27, 412.
„ Bartsch*» 27, 127.
„ Birlingers 26, 99.
„ y. Buchwalds 26, 396.
„ y. Hardenbergs 27, 356.
413.
Hans ▼. Rute 25, 363.
Hartmanns 2. Büchlein 27, 376; £reo
25,319. 27, 374. 420; Iwein 25, 39&
26, 99. 263. 386. 27, 360.
hasenwinde 27, 374.
hebebencke 26, 358.
Heimdall 26, 343.
Heinrich, Kaiser 25, 130.
Heinrich yon Nördlingen 27, 411.
Heinrich von dem Türlin 26, 96.
Heinrich von Veldeke 25, 118. 344. 27, 287.
370.
Hekelvelde 26, 176.
Heldenbuch, Anhang 26, 64.
Heliand 26, 256. 27, 416.
Helleviur 26. 73. 79.
Helmbrecht 26, 407. 432.
hep hep 26, 382.
hertinphrunde 27, 173.
Hildebrandslied, jüngeres 25, 66.
hinderbunt 27, 173.
Hit, Biesin 26, 606.
hoed, hoede 25, 848.
hoffen 26, 262.
höfisches Leben 27, 106.
Höhenburg 25, 829.
höUe 26, 66.
hüshreohen 27, 173.
I. J.
t 25, 381.
JSger, der ewige 27, 868.
inkomelino 27, 174.
in Yüeren 26, 422.
Johann von Würsburg 27^ 412.
Iron 27, 1.
508
BEOISTER ZUM XXV.— XXVIL JAHRQANO.
i66nei8che 86, 426.
isländische a6fiiit;fri 26, 129.
iftUndisohe Grammatik 27, 267.
in 26, S8l
Jüdel, Gedicht 27, 129.
Jadeneid 26, 876.
Jadenknahe, Lehrende 27, 129.
K.
Kaiserchronik 26, 98.
kamp, kam 27, 174.
Karlamagnnssag^a 26, 141.
karmen 27, 891.
Katharinenlecrende 26, 198. 200. 201.
kegel 27, 174.
Kelin, Meister 26, 78.
kese 26, 868.
keskar 26, 104.
Kettenreime 26, 886.
Kinder, uncretanfte 26, 86.
Kinderreime 27, 121. 122.
Kinderspiel 26, 884.
kirohenschitber 27, 174.
Kirchhof 26, 76.
Kitige 26, 66.
clapper 26, 867.
Klanber, H. R 26, 861.
Klee, J. L. »6, 127.
eleuber, oleaben 26, 861.
Closener 26, 41.
oomentos 27, 174.
Konrad von Ammenhansen 27, 220. 221.
Konrad von Fofiesbrnnnen 26, 194. 27, 870.
876.
Konrad Ton Heimesfurt 27, 187; Verf. des
Jüdel 27, 187.
Konrads von WttrBbnrfl: Trojanerkrieir
27, 127. 866.
Konrad von Zabern 26, 166. 26, 882.
korblenlefi^en 27, 174.
korpbaloMn 25, 861.
koofbrief 27, 176.
koufl 27, 174.
koufwirdig 27, 176.
Krankheit Übertragen 26, 297.
krappe 26, 869.
Kreosang, erster, 26, 181.
Krug, Hans 26, 107.
kuohenloch 26, 864.
Kudmn 26, 396. 27, 6.
kuohAr 27, 176.
L.
Landsknechtlieder 26, 91.
Lanfrancus 26, 181.
lantgefluehte 27, 176.
leben 26, 860.
Lebenswasser 27, 108.
lebermer 26, 69.
Legenden 26, 418. 27, 129.
Lehnsleistung 26, 296.
lenge adj. 27, 176.
lenffen 26, 363.
libesldhenserbe 27, 176.
Lieder, norwegische 26, 390.
Liederhandschrift, Bruchstücke 26, 72:
ParUer 26, 218.
Limbnrger Chronik 26, 41.
Lindenschmied 26, 383.
Idß 27, 176.
lougenhüs 27, 176.
Lügenlieder 26, 119.
Luther, Sprache 26, 409.
malesecke 26, 860.
malnslOssel 26, 860.
mandAte 26, 361.
mande 26, 361.
mandel, mandeln 27, 176.
mangel, mangeln 27, 176.
Mann sftugt ein Kind 26, 289.
Manna 26, 288.
mantel 26, 862.
Manuel, Nicolans 26, 861. 864.
Mftrchen 26, 274. 27, 229; norwegische
26, 388; schwedische 26, 116. 27, 121.
Biargaretenlegende 26, 418.
Marienlegenden 26, 82. 134.
Marienlob 26, 107.
Bfarinos 26, 184.
Markbegang 26, 179.
mast 27, 886.
Meister und Geselle 26, 297.
Meisterdiebe 26, 189.
meistern 26, 891.
Melodie, altdeutsche 26, 226.
Minnesängerhandschrift,Bruohstücke26, 72.
mit das 27, 896.
miteselbschuldig«r 27, 176.
Mittelfränkisch 26, 847.
Montag, blauer 26, 606.
Morgenstunde hat Gold im Munde 26, 80.
26, 348.
Morolf 26, 83.
motter 26, 367.
Mund 26, 80. S6, 348.
Mundarten, norwegische 26, 18.
Murer 26, 868. 864.
müßcrüt 26, 363.
Mystik 27, 410.
Nägelabschneiden 26, 204.
naglfar 26, 204.
Namen Gottes, 72: 26, 203.
necken 26, 272.
nedenche 26, 864.
REGISTER ZUM XXV. -XXYII. JAHRGANG,
509
nesse 25, 69.
odstmalfl 27, 176.
Nenisl&iidiBohe Grammatik 27, 267.
Neujahrsgrass 26, 107.
NibelnngenUed 26, 840. 26, 360. 27, 233.
266.
Nibelnngensag« 26, 172. 279.
Nieolaos von Jerosdiin 26, 184.
Nicolaos von Landau 26, 418.
Niederdeutsches 26, 416.
Nobelskrug 26, 178.
Nobishaus 26, 66. 176.
Nobiskratte 26, 89.
Nobiskrug 26, 91.
Nobiskuhle 26, 186.
noemen, ndmen, nümeu 26, 269.
Norwegische SprachbeweguDg 26, 1 ; Volks-
kunde 26, 388.
Novellen 26, 129.
nüweschüster 27, 177.
5 isL = neuisl. e 27, 267.
Oberleder 27, 177.
obese 26, 80.
5lken 26, 194.
opfertac 27, 177.
opisa 26, 80.
opperwerk 26, 361.
orbar, -er 27, 177.
ort 26, 366.
Ortnit 26, 61. 27, 191.
Oswald 26, 66.
Otter 26, 298. 376.
Ottokar von Steier 26, 333.
P.
Paradies 26, 134. 136.
paradisus 26, 66.
participia ohne gt 26, 267.
Parzival in nord. Bearbeitung 27, 386.
Passional 27, 127. 139.
Passtonsspiel, Heidelberger 27, 123.
Pauli, Johannes 27, 224.
Pescara, Marchese 26, 91.
Peter von Arberg 26, 210.
pferdegesauw 26, 349.
Pflanzennamen, altdeutsche 26, 401.
Philologenversammlung. Bericht über die
Verhandlungen der deutsch-romanischen
Abtheilong in Trier 26, 117; in Stettin
26, 260.
Placiduslegende 26, 413.
phicken 26, 364.
Predigten 26, 418. 26, 106.
pressen 27, 177.
Psalterien mit deutschen Randbemerkungen
27, 339.
PuUer von Hohenberg 26, 329.
purt 26, 88. 26, 608.
pute 27, 177.
Qnantitätsgesetse im isUnd. 27, 269.
qnaste 26, 349.
Rabensehlaoht 26, 64.
rampanien 27, 177.
RStsel 27, 121; norwegische 26, 892.
Ratte 26, 122.
Reinbots Georg 27, 144.
Reineke Vos 26, 608.
Reinfrid 26, 420.
Remigius 26, 138.
restaur 27, 177.
reuffe 26, 366.
reuffen 26, 368.
Riesin Hit 26, 606.
roide tttcher 26, 362.
Rolandssage 26, 367.
rolle 27, 178.
Rolle des BartholomXusstiftes 26, 417.
roUmeifiter 27, 178.
Romanus 26, 137.
roemersal 27, 178.
r6r 26, 73.
romkopf 27, 178.
rdrbuchse 27, 178.
rose 26, 72.
Rosengarten 26, 49. 26, 70. 172.
röst 26, 78. 27, 107.
rot hun 26, 363.
Rother 26, 66. 144. 27, 216.
Rothwelsch 27, 223.
ruckeleders 26, 362.
Rückert, Heinrieh 26, 266. 27, 118.
Radiger von Hunkhofen 26, 104.
Rudolf von Ems 26, 274; Barlaam 26, 377;
Weltchronik 26, 166. 27, 60.
Rueff, Jacob 26. 368.
Rummeldeus 26, 416.
rat 26, 338.
S.
Sachs, Hans 26, 230. 26, 380.
Sachsenspiegel 27, 879.
Sagen 26,274. 27, 229. 367; norwegische
26, 389; schwedische 26, 116. 27, 117^
Salomon und Morolf 26, 33.
sappel 26, 338.
Schachspiel 27, 221.
schade 27, 178.
Schatten 26, 210.
Schauspiel 26, 417.
scheffen im6 26, 367.
scheider 26, 368.
schellic 26, 388.
510
BEGISTER ZUM XXV.— XXVn. JAHRGANG.
schemelbande 26, 366.
schildichin 27, 178.
Sohülero Bürgschaft 27, 221.
Schiltebürger 26, 360.
Schimmelreiter 27, 868.
Schläfer, die sieben 26, 413.
SchloBS, ein selts&mes 26, 296.
schneidegast 27, 178.
schockltnw&t 27, 179.
schrancken 26, 367.
Schriftsprache, ihr Verhältniss sa den Mund-
arten 26, 20.
schüfe 27, 179.
schücsmeister 27, 179,
Schweizer Dramen 26, 361.
Secnndns 26, 136.
Segensprttche 26, 67. 607. 26, 229.
seigir-, sdgirhatte 27, 180.
selch 26, 268.
sevenboum 26, 422.
siben 26, 408.
Sigfridslied 26, 64.
Sigenot 26, 68.
Silvester 26, 67.
Silvester 11 26, 133.
sinlich 27, 180.
sipm&s 27, 180.
Sitten u. Gebräache, norwegische 26, 391.
slagk 27, 180.
slange 26, 349.
slankel 26, 338.
sleoffe 26, 349.
smicke 26, 349.
sneiseln 26^ 363.
snitzerling 27, 181.
somer 26, 362.
spicher 26, 349.
Sprachbewegimg in Norwegen 26, 1.
Sprache in Halle mn 1477 26, 361.
Sprichwörter 26, 80. 26, 122. 123. 27, 121^
norwegische 26, 392.
Spmchgedicht 27, 411.
Sudarh61sb6k 26, 232.
Stammbnchverse, nd. 26, 606.
stamphel 26, 338.
stanteigen 27, 181.
stoppeln 26, 367.
stoppen 26, 360.
stranck 26, 364.
stflchtüch 26, 361.
8tr6bTÜt 27, 181.
stndhauwe 26, 367.
Sympathetische Kuren 27, 360.
ß 26, 261.
T.
Tagelied 26, 416.
Tageweise, geistliche 26, 210.
Tageseiten, Pariser 27, 886.
Talmud 26, 280. 287. 289. 291. 26, 210.
TauE 27, 112.
Tellsage 26, 343.
Temperamente, die vier 27, 413.
Teppiche 27, 107.
Teutbert 27, 161.
Thaustreicherinnen 26, 297.
Theophilns 26, 370.
Theudobald 27, 160.
|>idrekssaga 26, 47. 142. 240. 2.57. 384.
26, 242. 27, 1. 216.
Thigelingen 26, 71.
thiuda 27, 149.
Tiadbert 27, 161.
Tietpold 27, 160.
tinne 27, 190.
Tisch, über den-, springen 26, 296.
Titnrel, jüngere 26, 169. 177.
tocken 26, 369.
Tod 26, 360.
Todte, dankbare 26, 274. 26, 199.
Todtenreich 26, 66.
tpru 26, 88. 26, 608.
trapp 26, 366.
trappel 26, 338.
Tristandichtung, Fragment 26, 366.
trucht 27, 397.
trat 26, 339.
Tundalus 27, 287.
u eingeschoben 27, 277.
ü 26, 381.
überhaben 27, 386.
uber^istigen 27, Ibl.
überlouf 27, 181.
überslechtig 27, 182.
ufruckeu 26, 360.
ülfila 26, 128. 129. 27, 23.
Ulks 26, 194.
üUeken 26, 194.
ulner 26, 360.
Ulrich von Türheim 26, 366.
Ulrich von dem Türlin 26, 180.
Ulrich von Zacikhofen 26, 344. 27, 372.
unabnemelich 27, 182.
unbehabet 27, 182.
unberadt 27, 182.
underschiesen 27, 182.
underslag 26, 366.
unrftt 27, 183.
unretterinne 27, 182.
unstathaftig 27, 183.
unübergrifflich 27, 184.
unverschimpft 27, 184.
unvormftlet 27, 184.
unvorminnert 27, 184.
urburer 27, 184.
urkundig 27, 184.
urloup 27, 184.
ÜB-dienen 27, 184.
KEGISTER ZUM XXV.— XXVa JAHRGANG.
511
V. F.
va-Stämme, isl. 27, 281.
yaf)>niani8m&l 27, 330.
falden 27, 165.
Valvers )>ittr 25, 885.
Farbensymbolik 27, 111.
Faust, Yolkslied 26, 362.
Vegeviur 26, 73. 79.
Vegtamskviaa 27, 830.
felden-27, 165.
Felix, Mönch 25, 841.
Fensalir 27, 330.
Yerdutzen 27, 165.
verenseln 27, 165.
veij&hen 27, 169.
verkoren 27, 166.
verkom bort 26, 360.
▼erl&chen 27, 166.
verleschen 27, 390.
Yennackeln 27, 166.
Yeipetschiren 27, 166.
ferste 27, 166.
vertim 25^ 358.
verwetüch 27, 166.
festerei 27, 167.
Veterbüoh 26, 409.
Fiebersegen 25, 69.
Yiebsegen 25, 67. 70.
▼ihezehende 27, 167.
Vüchin 26, 140.
YirflickeD 27, 167.
Virginal 25, 54.
Floamannasaga 26, 289.
Floyris 26, 64.
Vocalausstoßung 27, 275.
Vögel, auf Bäumen wachsend 26, 208.
VOgelfÜße 25, 290.
volblech 26, 366.
Volkskunde 26, 121; norwegische 25,888.
Volkslieder 27, 116. 226. 281. 265; geist-
Uche 26, 101.
Volkslied von Faust 26, 852.
Volksthümliches ans Niederösterreich
25, 426. 26, 229.
Volksttberliefemng 27, 228. 376; schwe-
dische 27, 115.
Völuspi 27, 880.
vorbas 27, 167.
vorbüsse 27, 168.
Ydrding 27, 169.
Yoij6hen 27, 169.
Yorldchen 27, 166.
Formatns (Formosns) 25, 133.
Formeln, epische 26, 151.
Yorrechten 25, 364.
Yorzihen 27, 169.
Frauenlob 26, 257. 379. 27, 385.
Fremdwörter aus dem Französischen
27, 286.
Yr6t 27, 886.
Freunde 26, 139.
Friedrich Ton Sonaenhnrg 25, 118.
vrönhof 26, 70.
fElrbrengnng 27, 170.
Furseus 25, 131.
furstickel 26, 858.
w.
Waffensegen 26, 70.
waldenbergen 27, 185.
Waldis, Burkard 26, 298.
walkemangel 27, 186.
warstat 27, 185.
Wasichenstein 25, 329. 26, 380.
Wasser des Lebens 27, 108.
Wassergrab 26, 296.
welboum 25, 348.
wermuthbier 27, 185.
Widerstat 27, 186.
widerw&g, -wage 27, 186.
Wiesel 26, 122.
Wigamur 27, 289.
Wilhelm Yon Holland, Gedieht anf ihn,
27, 888.
Wilhelm von Österreich 27, 412«
Wirtshaus 26, 77.
Withingowe 25, 71.
wochenkuste 25, 868.
Wodan 26, 279.
Wolfdietrich 25, 51. 60.
Wolfger Yon Passau 25, 71.
Wolfram Yon Esohenbach 25, 117; Par-
sival, Eingang 26, 403; Willehalm
26, 162.
WolframUteratur 26, 248.
Wurmsegen 25, 68. 508.
wwch 27, 186.
Y.
y := neuisl. i 27, 263.
j s=z neuisl i 27, 268.
Z.
Zabem 25, 105.
Zahlen, formelhaft 26, 157.
ulspille, -spinnele 27, 187.
sappenbore 26, 860.
Ecchorte 27, 187.
Zeitungen, erste deutsche 26, 106.
selch 26, 269.
sesper 27, 891.
siechenstucke 27, 188»
zinsbezalunge, -getreide, -relohiuige27, 188.
lÜVe 25, 862.
zltunge 27, 188.
souwen 27, 166.
Eukeinwertig 27, 188.
zünemunge 27, 188.
zweiling 26, 850.
Zweiige 26, 190.
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INHALT.
Seite
Zu den Pariser Tagezeiten. Von Fedor Beeh 886
Kleine BeitrSge zur Geschichte and Erklärung der Eddalieder. Von
A. Edzardi 399
16. Nachtrftgliches zur QripLsspi. 899
Kieler Bruchstück aus Bertholds von Holle Demantin. Von E. Steffen-
hagen 406
Kleine Mittheilungen. Von Ferdinand Vetter 410
Die Tier Temperamente. Von G. y. Hardenberg 418
Zum Heliand. Von O. Behaghel 416
Kleine Beiträge. Von R. Sprenger 420
Bibliographie:
Bibliographische Übersicht der Erscheinungen auf dem Gebiete der ger-
manischen Philologie im Jahre 1881. Von K. Bartsch 421
Register zum fünfnndzwanzigsten bis siebenundzwanzigsten Jahrgang 606
Bucbdruekerei von C&rl Oerold^s Sohn in Wien.
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2044098 637 838
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