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Full text of "Germanistische Abhandlungen"

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Germanistische  Abhandlungen 


herausgegeben 


Karl  Weinhold, 


Der  Infinitiv 

in  den  Epen  Hartmaiins  von  Aue. 

Von 

Dr.  SylTius  von  Moiisterberg-MĂĽnckeiiau. 


Breslau. 

Verlag  von   Wilhelm   Koebner. 

1885. 


Der  Infinitiv 


in  den 


Epen  Hartmanns  von  Aue 


Von 


Dr.  Sylvius  von  Monsterberg- MĂĽnckenau. 


Breslau. 

Verlag  von  Wilhelm  Koebner. 

1885. 


Ăśbersicht  des  Inhalts. 


Seite 

Vorrede • 1 

Einleitung 5 

I.  Der  luflnitiv  als  nrsprĂĽngliclies  nomeii  actionis       6 

1.  Der  Nominativ  des  nomen  actionis (> 

2.  Der  Accusativ  des  nomen  actionis       11 

3.  Der  Genitiv  des  nomen  actionis 13 

4.  Der  Dativ  des  nomen  actionis 17 

IL  Der  luflnitiv  als  eine  Kategorie  des  Verbnm 19 

A.  Die    Entwicklung  des  Infinitivs  als  einer  Kategorie  des  Verbum 

aus  dem  verbalen  Nomen  durch  Aufgabe  der  Casusnatur    ....  19 

1.  Der  finale  Infinitiv 23 

a.  Der  freie  finale  Infinitiv 23 

b.  Der  finale  Infinitiv  in  Abhängigkeit  von  Verben 25 

a.  Der  finale  Infinitiv  nach  den  Verben  der  Bewegung     .     .  26 

Ăź.  Der  finale  Infinitiv  nach  den  Verben  des  Erstrebens     .     ,  32 

wellen 49 

y.  Der  finale  Infinitiv  nach  den  Verben  des  Antreibens    .     .  52 

Die  Verba  des  Erlaubens 63 

d.   Der  finale  Infinitiv  nach  Verben  einer  geäusserten  Absicht  74 

2.  Der  Infinitiv  der  Ilichtung       .     .     .     . 77 

a.  Der  freie  consecutive  Infinitiv 79 

b.  Der  consecutive  Infinitiv  in  Abhängigkeit  von  Verben       .     .  82 

a.  Der  consecutive  Infinitiv  abhängig  von  Verben  des  Ge- 
schehens   82 

ß.  Der  consecutive  Infinitiv  abhängig  von  Verben  einer  Fähig- 
keit oder  Bereitschaft  (praeteritopraesentia) 93 

Verwandte  AusdrĂĽcke 99 

c.  Der  Infinitiv    der  Richtung   in  Abhängigkeit  von  Adjectiven  102 

3.  Der  Infinitiv  als  blosser  Wortbegriff       104 

a.  Der  appositive  Infinitiv    nach  Verben   eines   allgemeinen 

Tuns  etc 109 

Ăź.  Der   appositive  Infinitiv  nach  Verben  einer    allgemeinen 

Phase  von  Tun 114 

y.   Der   a-  positive   Infinitiv   nach  Verben   einer  allgemeinen 

Art  des  Tuns 120 

ö.  Der  appositive  Infinitiv  nach  Verben  der  sinnlichen  Wahr- 
nehmung eines  Tuns 123 


VI 

Nach  Substantiven       131 

Nach  durch        133 

Absolut .  134 

B.  Die    Entwicklung   des   Infinitivs  als   einer  Kategorie   des   Verbum 
aus   dem    verbalen  Nomen  durch  weitere  Ausbildung   der  Verbal- 

rection  und  Annahme   verbaler  Tempus  -  und  Genusunterscheidung  135 

1.  Die  weitere  Ausbreitung  der  Verbalrection 135 

2.  Annahme  verbaler  Tempus-  und  G-enusunterscheidung    ....  156 

a.  Die  Tempusausbildung  des  Infinitivs       156 

b.  Die  Genusatjsbildung  des  Infinitivs,     Sein  Subject     ....  163 
III.  Der  lufluitiy  als  vou  neuem  substantivirtes  Xoinen 170 

1.  Der  Nominativ 171 

2.  Der  Accusativ 173 

3.  Der  Genitiv 174 

4.  Der  Dativ 17ö 


Voi?i^ecie. 


Im  November  1882  ersuchte  ich  Herrn  Professor  Weinhold 
um  SteUung  eines  Thema  zu  einer  Arbeit  für  das  königl.  ger- 
manistische Seminar,  an  dessen  Ăśbungen  ich  damals  als  ausser- 
ordentliches Mitglied  teilnahm.  Herr  Professor  Weinhold  wählte 
zur  Bearbeitung  den  Gebrauch  des  Infinitivs  bei  Hartmann  von  Aue 
und  zwar  zunächst  auf  den  armen  Heinrich  beschränkt.  Als  aber 
im  Laufe  der  Bearbeitung  bei  Gelegenheit  der  LeetĂĽre  im  Seminar 
und  bei  wiederholter  mĂĽndlicher  Besprechung  Herr  Professor  Wein- 
hold mein  Augenmerk  auf  die  Wichtigkeit  der  Verba  praeterito- 
praesentia  und  deren  begriffliche  Entwickelung  für  die  Veränderungen 
der  Functionen  des  deutschen  Infinitivs  hinwies  und  mir  die  einzu- 
schlagende Richtung  kennzeichnete,  machte  dies  den  Ăśberblick 
über  ein  grösseres  Material  wünschenswert,  um  die  vermittelnden 
Übergänge  in  jener  Entwicklung  vollständiger  belegen  zu  können. 
Er  erweiterte  daher  das  Thema  auf  alle  vier  Epen  Hartmanns  und  hielt 
zugleich  eine  nähere  Untersuchung  des  Praefixes  ge  beim  Infinitiv, 
das  ich  bis  dahin  nur  statistisch  behandelt  hatte,  fĂĽr  wĂĽnschenswerth. 

So  ist  es  gekommen,  dass  die  ursprĂĽngliche  Seminararbeit  den 
äusseren  Umfang  der  vorliegenden  Abhandlung  erreichte  und,  was 
fĂĽr  ihren  Inhalt  und  ihre  Anlage  wesentlich  ist,  dass  der  eigent- 
liche Mittelpunkt  meiner  ganzen  Untersuchung  die  Praeterito- 
praesentia  in  ihrem  Verhältniss  zum  Infinitiv  geworden  sind;  dass  aber 
in  ihrer  hier  zum  erstenmal  in  grösserem  Umfange  gewagten  Unter- 
suchung die  psychologische  Auffassung  der  sprachlichen  Erscheinung 
als  massgebende  Methode  in  den  Vordergrund  gerĂĽckt  ist  und, 
denke  ich,  durch  die  ganze  Bearbeitung  gebĂĽhrende  BerĂĽck- 
sichtigung erfahren  hat,  ist  ebenfalls  das  Werk  der  unmittelbaren 
Belehrung  und  Aufklärung  Herrn  Professor  Weinholds. 

FĂĽr  meine  Behandlung  des  Infinitivs  speciell  dagegen  verdanke 
ich  die  Hauptanregung  dem  Colleg  des  Herrn  Professor  Reifferscheid 
ĂĽber  lateinische  Syntax,  namentlich  seinem  Abschnitt  ĂĽber  den 
lateinischen  Infinitiv.  Er  namentlich  war  es,  durch  den  ich  zu  der 
Überzeugung    von    der    unerlässlichen    Noth wendigkeit    strengster 

S.  V.  Motist«rberg  -  Münekencni,  Der  lufiiiitiv  in  d.  Epen  Hartmanns  von  Aue.  \ 


historischer  Methode  kam,  wenn  ich  auch  im  Einzelnen  fĂĽr  das 
Deutsche,  soweit  ich  mich  nicht  an  die  allgemeinen  AusfĂĽhrungen 
Jollys  haken  konnte,  meine  eignen  Wege  gehen  musste. 

Schliesslich  verdanke  ich  mehrfache  schätzenswerthe  Anregung 
und  Belehrung  der  Vorlesung  Herrn  Professor  Dr.  Rossbachs  ĂĽljer 
griechische  Syntax. 

Allen  diesen  von  mir  hochverehrten  Männern  spreche  ich  hier- 
mit fĂĽr  ihre  lehrreiche  Unterweisung  und  freundliche  Leitung 
meinen  wärmsten  Dank  aus,  besonders  aber  fühle  ich  mich  noch 
Herrn  Professor  Weinhold  fĂĽr  die  unermĂĽdliche  Bereitwilligkeit 
verpflichtet,  mit  welcher  er  durch  Nachweis  von  Quellen  und  Leihen 
von  Büchern  meine  Erstlingsarbeit  beständig  zu  fördern  bestrebt 
war.     Möchte  ich  nur  alles  treu  und  verständig  benutzt  haben. 

Was  gedruckte  Hilfsmittel  angeht,  so  habe  ich  natĂĽrlich,  wie 
jeder  es  wird  thun  mĂĽssen,  der  ĂĽber  den  Infinitiv  vom  historischen 
Standpunkte  noch  schreiben  wird,  fleissigdas  hier  Grund  legendeWerk 
von  Dr.  Julius  Jolly,  Geschichte  des  Infinitivs  im  Indogermanischen, 
MĂĽnchen  1873,  benutzt.  Im  Ăśbrigen  ist  trotz  der  seit  langer  Zeit 
allgemein  gewordenen  Anerkennung  der  bahnbrechenden  Entdeckung 
Bopps,  trotz  der  reichen  Litteratur  ĂĽber  den  Infinitiv  und  namentlich 
Jollys  die  Wege  ebnenden  und  erleichternden  Vorgang  ĂĽber  den 
Mangel  von  Einzeluntersuchungen  vom  historischen  Standpunkte 
zu  klagen.  Trotzdem  verdanke  ich  manche  Belehrung  mehreren 
obwohl  nicht  vom  historischen  Standpunkte  unternommenen  Ar- 
beiten, so  vor  allem  dem  Capitel  ĂĽber  den  Infinitiv  in  der  Grammatik 
J.  Grimms,  der  trotz  verfehlter  Methode  (Jolly  p.  54  if.)  viele  auch 
für  eine  historische  Betrachtung  schätzenswerte  Beobachtungen  macht, 
A.  Koehler,  der  syntactische  Gebrauch  des  Infinitivs  im  Gothisclien 
in  Pfeifi'ers  Germania  XII  1867  p.  421  —  462,  Alexander  Reifi'er- 
scheid,  ĂĽber  die  untrennbare  Partikel  ge  im  Deutschen  I.  ge  bei 
Infinitiven,  Breslau  1871,  und  Zeitschrift  fĂĽr  deutsche  Philologie, 
Ergänzungsband,  p.  319,  Oscar  Erdmann,  Untersuchungen  über 
die  Syntax  der  Sprache  Otfrids,  Halle  1874,  Hubert  Rötteken,  der 
zusammengesetzte  Satz  bei  Berthold  von  Regensburg,  Strassburg 
1884.     Anderes  ist  an  seiner  Stelle  citirt. 

Die  vorliegende  Arbeit  ĂĽber  den  syntactischen  Gebrauch  des 
Infinitivs  in  den  epischen  Dichtungen  Hartmanns  von  Aue  nun  ist 
ein  Versuch  von  dem  durch  die  neueren  Resultate  der  vergleichenden 
Sprachforschung  geschafienen  Gesichtspunkte  aus  die  verschiedenen 
Arten  der  Verwendung,  in  welche  das  ursprĂĽngliche  nomen  actio nis 
zu  einer  bestimmten  Zeit,  in  einer  bestimmten  Litteraturgattung  und 
bei  einem  bestimmten  Individuum   auseinander   gegangen  ist,    vor- 


zufĂĽhren,  geordnet  und  beurteilt  nach  ihrer  Entwickelung  aus  jenem 
abstracten  Nomen.  Dies  Verfahren  scheint  die  Möglichkeit  zu 
bieten  eine  Erkenntniss  des  Zustandes,  welchen  der  Infinitiv  auf 
dem  Wege  seiner  historischen  Entwicklung  vom  nomen  actionis  zur 
Verbalkatefforie  des  Infinitivs  und  wieder  zurĂĽck  zum  Nomen  durch 
neue  Substantivirung  innerhalb  der  genannten  Grenzen  einnahm, 
gleichsam  in  einem  ĂĽbersichtlichen  Querdurchschnitt  der  einzelnen 
von  einem  einheitlichen  Stocke  nach  verschiedenen  Hichtungen 
streichenden  Adern  zu  erreichen.  Hierbei  kann  ein  vergleichender 
Blick  nach  der  Richtung,  nach  welcher  alle  jene  Adern  convergieren 
müssen,  nur  förderlich  sein,  und  daher  habe  ich  die  parallelen  That- 
sachen  bei  Otfrid  nach  O.  Erdmanns  Untersuchungen  ĂĽber  die 
Syntax  der  Sprache  Otfrids,  Halle  1874  neben  den  Befund  in 
Hartmanns  Epen  gestellt.  Den  Sprachgebrauch  aber  gerade  des 
am  Eingang  der  ersten  BlĂĽtezeit  unserer  Litteratur  stehenden 
Meisters  festzustellen,  muss  fĂĽr  die  Beurteilung  des  Ganges,  welchen 
die  Entwicklung  des  Infinitivs  einschlug,  von  Wichtigkeit  sein.  Eine 
vollständigere  Erkenntniss  freilich  könnte  erst  durch  eine  Reihe  in 
zeitlichen  Abständen  unternommener  ähnlicher  Bohrversuche 
erlangt  werden. 


Seit  Bopp  in  seinem  Conjugationssystem  p.  39.  43  den  Infinitiv 
aller  Sprachen  zuerst  gelehrt  hat  als  abstractes  Substantivum  auf- 
zufassen mit  dem  Privilegium  den  Casus  des  Verbum  zu  regieren 
und  auch  mancher  andern  Freiheiten  in  der  Construction  sich  zu 
bedienen,  ist  auf  die  Natur  des  Infinitivs  ein  Licht  gefallen,  das 
vieles  von  dem  räthselhaften  Dunkel,  das  sein  Verständniss  den 
antiken  wie  den  neueren  Philologen  entzog,  zu  zerstreuen  geeignet 
ist.  Neuerdings  ist  Bopps  Auffassung  die  allgemeine  und  es  muss 
bei  dieser  Untersuchung  ĂĽber  den  syntactischen  Gebrauch  des 
Infinitivs  als  erste  Aufgabe  erscheinen  den  Infinitiv  hinsichtlich  der 
Spuren  seines  nominalen  Wesens  zu  behandeln  und  das  Vorkommen 
der  einzelnen  Casus  desselben,  ihre  Verwendung  und  Häufigkeit  in 
Hartmanns  Epen  zu  betrachten.  Dies  soll  in  dem  ersten  Teil 
geschehen.  Nicht  so  einig  ist  man  ĂĽber  die  Frage,  welcher  von 
diesen  Casus  es  war,  der  durch  Aufgeben  nominaler  und  Annahme 
verbaler  Functionen  einen  von  seiner  ursprĂĽnglichen  Natur  so  ver- 
schiedenen Charakter  annahm,  dass  die  Zusammengehörigkeit  beider 
Bildungen  so  lange  unerkannt  bleiben  konnte.  Den  Grad,  bis  zu 
welchem  die  Ausbildung  jenes  nunmehr  Infinitiv  genannten  Casus 
in  Hartmanns  Epen  sich  vorgeschritten  zeigt,  zu  untersuchen  wird 
Inhalt  des  zweiten  Teiles  sein.  Schliesslich  wurde  dieser  zu  einer 
Verbalkategorie  gewordene  Casus  von  neuem  substantivirt,  und  die 
Feststellung  der  Fortschritte,  welche  diese  jĂĽngste  Richtung  der 
Entwickelung  gemacht  hat,  wird  in  einem  dritten  Teile  versucht 
werden. 

Vollständigkeit  der  Stellensammlung  ist  erreicht  in  Bezug  auf 
wirklich  vorkommende  Infinitive,  dagegen  war  sie  mir  nicht  immer 
möglich  bei  andern  ihn  vertretenden  Constructionen. 


I. 

Der  Infinitiv  als  ursprĂĽngliches  nomen  actionis. 


Der  als  sogenannter  Infinitiv  erstarrte  Casus  des  nomen  actionis 
steht  wie  in  der  ganzen  älteren  Sprache  überhaupt  so  auch  bei 
Hartmann  noch  nicht  völlig  isolirt.  Neben  ihm  finden  sich  noch 
andre  in  voller  casueller  Kraft  bestehende  desselben  nomens.  So 
wenigstens  glaube  ich  Jolly  folgend  (p.  154)  das  Verhältniss  der 
Genitive  auf  ennes,  ens,  und  der  Dative  auf  enne,  en  zum  ge- 
wöhnlichen Infinitiv  auffassen  zu  müssen ,  nämlich  als  seine 
Schwestercasus,  ebenso  wie  er  selbst  aus  dem  Stamme  auf  anja 
gebildet.  Jolly  allerdings  will  den  Genitiv  auf  ennes  weniger  gern 
als  einen  unmittelbaren  Sprössling  desselben  Stammes  auf  anja, 
der  den  Dativ  auf  ania,  anne,  enne,  en  hervorgebracht  hat,  denn 
als  aus  dem  letzteren  zu  einer  Zeit  gebildet  angesehen  wissen,  da 
dieser  bereits  dem  Erstarrungsprozesse  verfallen  war.  Einen  Grund 
aber  hierfĂĽr  giebt  Jolly  nicht  an,  und  ich  finde  keinen,  warum  wir 
von  dem  alten  Verbalnomen  mehr  verloren  zu  haben  glauben  sollen, 
als  wir  gerade  durch  den  Bestand  zu  glauben  gezwungen  sind. 
Angewendet  werden  jedoch  bekanntlich  nur  der  Genitiv  und  Dativ, 
während  ein  Nominativ  und  Accusativ  nicht  vorkommen  und  auch 
jene  beiden  Casus  finden  sich  nicht  allzu  häufig  und  zeigen  inner- 
halb Hartmanns  Epen  selbst  ein  starkes  ZurĂĽckgehen. 

1.    Der  Nominativ  des  nomeii  actionis. 

Vielleicht  ist  ein  Nominativ  der  alten  nomina  actionis  nie 
gebildet  worden.  Eine  Untersuchung  darĂĽber,  ob  nomina  actionis, 
von  denen  ein  Casus  zum  Infinitiv  erstarrte,  im  Sanskrit  schon 
den  Nominativ  gerade  unentwickelt  oder  doch  schwach  belegt  zeigen, 
ist  mir  nicht  bekannt.  Im  Griechischen,  Lateinischen  und  Deutschen 
findet  sich  keine  Spur.  Man  wird  den  Grund  hierfĂĽr  darin  suchen 
dĂĽrfen,  dass  eine  Sprache,  welche  ein  abstractes  nomen  einem  noch 
allgemeineren  Praedicat  unterordnen   soll,   bereits   die   Geläufigkeit 


eines  abstracten  Denkens  voraussetzt,  die  man  der  älteren  Zeit 
nicht  wird  zusprechen  dürfen,  während  später,  als  sie  sich  einfand, 
bereits  der  Prozess  des  Absterbens  bei  dem  nomen  actionis  ĂĽber- 
haupt schon  weit  vorgeschritten  war.  Eine  entwickelte  Litteratur, 
wie  die  zur  Zeit  Hartmanns,  fand  also  wohl  das  B§dürfniss  den 
Begriff  des  nomen  actionis  als  Subject  zu  setzen,  im  Sprachschatz 
aber  nicht  mehr  das  Mittel  vor  deipselben  zu  genĂĽgen.  Wodurch 
hilft  nun  Hartmann  diesem  Mangel  ab?  Der  zum  Infinitiv  er- 
starrte Casus  zunächst  selbst  konnte  die  Function  des  Nominativs 
nicht  ĂĽbernehmen,  obwohl  die  Verwendung  eines  casuslosen  Nomens 
gerade  als  Nominativ  leicht  scheint,  weil  dieser  gerade  so  wenig 
casuelle  Natur  zeigt,  dass  man  von  ihm  wie  von  dem  Vocativ  sagt, 
sie  seien  ĂĽberhaupt  keine  Casus.  Aber  in  Hartmanns  Sprach- 
gefĂĽhl gilt  der  Infinitiv  noch  gar  nicht  als  so  casuslos,  die  Er- 
innerung an  seine  oblique  Casusnatur  ist,  wie  ich  später  darzutun 
haben  werde,  noch  nicht  so  gänzlich  erloschen,  dass  er  auf  ihn  die 
Function  eines  andern  Casus  hätte  zu  übertragen  wagen  sollen, 
während  der  ursprüngliche  sich  noch  bemerkbar  machte.  Nie 
ersetzt  also  Hartmann  den  nicht  vorhandenen  Nominativ  des  alten 
nomen  actionis  durch  den  zum  Infinitiv  erstarrten  Casus,  nie  ist 
der  blosse  Infinitiv  bei  Hartmann  Subject  (cf.  Jolly  1.  c,  der 
eine  Sammlung  der  Stellen,  in  denen  der  Infinitiv  Subject  ist 
oder  Object,  wünschenswerth  nennt).  Zu  widersprechen  könnten 
scheinen : 

E.    9427  ich  habe  ez  ĂĽz  ir  munde  vernomen,   daz  hin  varn  und 
wider  komen  ane  ir  haz  mac  geschehen. 
9438  wan  bi  den  liuten  ist  so  guot. 
Iw.    8159  ez  was  guot  leben  waenlich  hie. 

Im  1.  und  3.  Falle  aber  wird  man  neue  Substantivirung  richtiger 
anzunehmen,  im  1.  vielleicht  geradezu  „hinvarn'*,  „widerkomen^^  zu 
schreiben  haben ,  cf.  solche  Compositionen  unter  der  neuen  Sub- 
stantivirung. Im  2.  Falle  hat  man  nicht  nöthig  ein  „sin'*  zu  er- 
gänzen, das  dann  Subject  wäre:  unter  Leuten  zu  leben  ist  so 
schön,  sondern  es  kann  „ist  so  guot"  unmittelbar  mit  „bi  den 
liuten''  verbunden  werden.  Zu  3  cf.  die  unten  angefĂĽhrte  Stelle 
E.  9548. 

Um  so  mehr  könnte  es  auffallen,  dass  nach  den  Verbindungen 
neutraler  Adjectiva  oder  Substantiva  mit  dem  Verbum  substantivum, 
nach  den  AusdrĂĽcken  des  Geschehens  sich  mehrfach  der  flectirte 
oder  unflectirte  Infinitiv  mit  ze  findet.  Man  sollte  meinen,  was 
wegen  der  noch  nicht  ganz  erloschenen  Erinnerung  an  seine  oblique 
Casusnatur  dem   einfachen   Infinitiv  nicht  möglich   war,    könne  ee 


8 

erst  recht  nicht  dem  präpositionalen  sein,  in  dem  sie  ja  von  neuom 
wachgerufen  ist.  Indess  halte  ich  die  Meinung,  der  Infinitiv  st' he 
zu  jenen  Ausdrücken  im  Subjectsverhältniss,  für  durchaus  irrig  und 
meine  vielmehr,  es  sei  ein  consecutives.  cf.  unter  jenen  AusdrĂĽcken. 
Sollte  daher  ein  Nominativ  möglich  werden,  so  musste  aus 
dem  Infinitiv  ein  neues  Substantivum  gebildet  werden.  Dies  konnte 
aber  nicht  mehr  nach  dem  Muster  des  alten  nomen  actionis,  an 
das  das  Gedächtniss  längst  erloschen  war,  nicht  mehr  mit  dessen 
Privilegien,  sondern  nur  nach  der  Analogie  jedes  andern  Sub- 
stantivum gebildet  werden.  Es  kommen  hier  natĂĽrlich  nicht  die 
Fälle  in  Betracht,  in  denen  ein  substantivirter  Infinitiv  zwar 
Subject  ist,  aber  eine  concrete  Bedeutung  angenommen  hat.  Diesen 
Weg,  den  VerbalbegrifF  als  Subject  auszudrĂĽcken,  hat  Hartmann  im 
Erec  (8 mal)  und  Iwein  (6 mal)  benutzt  (s.  u.) 
E.    1078  sin  twelen  was  im  ungeraach. 

6537  ir  strafen  was  im  ungemach. 

8859  iwer  weinen  ist  mir  swaere. 

9548  hie  waer'  daz  wesen  inne  guot. 

9804  trĂĽren  unde  klagen,  daz  was  ir  ambet. 

2943  ir  twelen  was  vil   unlanc. 

4543  sin  sitzen  wart  vil  unlanc. 

7109  waz  touc  daz  lange  fragen. 
Iw.  4335  so    ist    bezzer    min   verderben,    danne    ob    wir    beidiu 
sterben. 

5133  min  riten  ist  mislich. 
992  do  was  sin  twelen  unlanc. 

4830  min  tweln  enkumet  mir  nicht  wol. 

6110  waz  touc  ditz  schelten  unde  dreun. 
Gregorjus  und  armer  Heinrich  scheinen  diesen  Gebrauch  nicht  zu 
zeigen,  auch  war  er  unbequem,  insofern  der  Begriff  der  Handlung 
beeinträchtigt  wurde  durch  die  nominale  Form  und  das  Subject 
nicht  im  Nominativ  eines  Substantivums  oder  Pronomens  ausgedrĂĽckt 
werden  konnte  wie  gewöhnlich.  Häufiger  setzt  daher  Hartniann 
einen  Satz,  der  entweder  ein  Conjunctionalsatz  mit  daz,  oder  bei 
negativem  Praedicat  ein  negirter  Cunjunctiv  oder  ein  Bedingungs- 
satz oder  ein  paratactischer  Satz  ist.  Fast  immer  wird  er  durch 
das  Neutrum  eines  Pronomens  angekĂĽndigt  oder  hinterher  nochmals 
aufgenommen  und  sehr  oft  steht  nur  dies  und  der  Satz  ist  zu 
ergänzen. 

Nach  der  nhd.  Entwicklungsstufe  des  Infinitivs  kann  er  in 
allen  diesen  Fällen  als  Subject  stehen,  falls  sein  Subject  nicht  hin- 
zutreten braucht,  sei  es,  dass  es  ein  allgemeines  oder  dass  es  schon 


^9 

in  der  Nähe  ausgedrückt  ist.  Der  Grund  kann  nur  der  sein,  dass 
inzwischen  das  Bewusstsein  von  seiner  Casusnatur  vollends  erloschen 
ist.  Schliesslich  kann  auch  das  Particip  den  Nominativ  eines 
Verbalbegriffs  vertreten,  da  aber  alsdann  die  Construction  eine  per- 
sönliche wird,  so  wird  das  Particip  nicht  Subject,  sondern  prae- 
dicatives  Adjectiv.  Das  Particip  ist  das  zweite  und  scheint  nur 
zu  stehen,  w^enn  bei  der  Auflösung  in  einen  Satz  ein  Tempus  der 
Vergangenheit  stehen  würde.  Die  einzelnen  Fälle  sind  zu  finden 
imter  den  Verbindungen  des  Verbum  substantivum  mit  Substantiven 
oder  neutralen  Adjectiven,  unter  den  passiven  Wendungen  der 
Verben  des  Unternehmens.  Ebenda  sind  auch  die  Fälle,  in  denen 
das  neutrale  Pronomen  wegen  einer  dabei  stehenden  Negation  im 
Genitiv  statt  im  Nominativ  (oder  auch  im  Accus.)  steht.  Hier 
darf  ich  mich  mit  einigen,  besonders  unter  jene  Gruppen  nicht 
gehörigen  Beispielen  begnügen.  Zu  vergleichen  sind  auch  die 
unpersönlichen  Ausdrücke  unter  den  Verben  des  Erstrebens  und 
Geschehens. 

1.  Der  Verbalbegriff  könnte  nach   der   nhd.  Entwicklungsstufe 
durch  den  Infinitiv  wiedergegeben  werden,  weil 
A,  sein  Subject  ein  allgemeines  ist:  Ich  habe  nur  Beispiele  hier- 
fĂĽr, in   denen   ein   neutr.  Pronomen    den    aus  dem   Zusammenhang 
verständlichen  Verbalbegriff  vertritt: 

E.    5772  swer    den    wiben    leide    tuot:     wand'    ez'n   ist    manlich 
noch  guot. 
6849  möcht  ich  im  vorgesin.  doch  wirt  ez  versuochet. 
348  man    sol    dem    wirte    län    sinen    willen,    daz    ist    guot 
getan. 
G.      249  daz  ieglich  man  swestern  noch  niftoln  si  niht  ze  heim- 
liche bi:  ez  reizt  daz  ungefĂĽere. 
B.  sein  Subject  zwar  ein  bestimmtes,  aber  bei  dem  praedicativen 
Verbum   bereits    angedeutetes    oder   mit   dessen   Subject  ganz  oder 
teilweise  identisches  ist: 

a)  er  steht  in  einem  Satz  mit  daz: 
E.    7478  daz  ich   iu    rehte   seite,   daz  wurde  ze  swaere  eime  als 
tumben  knehte,  cf  E.  143. 
6502  wände   ez    möchte    in  niht    gewerren,    daz    sie   naemen 

einen  riehen  herren. 
2804  daz  er  in  dem   satel  saz,   vil  sere  priste  Erecken  daz. 
7823  daz    wart    im    vil    ungemach    und    begunde    in    vaste 
beswaeren,  daz  si  dar  komen  waeren. 
Iw.  7490  daz  ir    dehein  hete  genomen  des  andern  dehein  arbeit, 
daz  was  ir  beider  herzeleit. 


10 

b)  er  steht  in  einem  Bedingungssatz: 

E.    9362  daz  mir  daz  minner  werre,  ob  ich  mit  eren  sterbe. 

a.  H.  854  ez  taete  dime  herzen  we,  soltest  du  ob  mime  grabe  st  an. 

c)  er  steht  in  einem  paratactischen  Satz: 

E.    4821   geruochot  iuch   mir  nennen,    ezn   schadet  iu  niht   und 
hilfet    mich     (wegen     der     letzteren   Wendung     gehört 
dieser  Satz  auch  unter  2),  ähnlich  5441. 
6106  du  hast  dine  triuwe  gar  an  im  zebrochen,  daz  wirt  an 
dir  gerochen. 

d)  ein    neutrales    Pronomen    vertritt    den    blos    aus    dem    Zu- 
sammenhang zu  ergänzenden  VerbalbegrifF: 

E.    7942  da    erwindet    durch   die    liebe    min.      daz  enzaeme  mir 
niht  wol. 
3264  ichn  haete   ez  iu  nie    geseit.     ez  geschiht  mir  nimmer 

mere,  ähnlich  3267. 
3444  si  fuorte  se.    swie  verre  ez  wider  frouwen  site  waere. 
G.      530  sine  versanden'z  ĂĽf  den  se.    daz  wart  niht  gefristet  me. 
2.  Der  VerbalbegrifF  hat  eignes,  bestimmtes  Subject  und  könnte 
also  durch  den  Infinitiv  auch  nach    seiner  nhd.  Entwickelungsstufe 
nicht  mehr  ausgedrĂĽckt  werden: 

a)  er  steht  in  einem  Satz  mit  daz: 
E.    6958  ouch  half  ez,  daz  s'  in  nande. 

7485  ouch   tuot  daz   minen   sin   ze   krank,   daz  ich  den  satel 

nie  gesach. 
6737  ouch    irte    daz    sine    vart,  daz  diu    naht    vinster    wart, 
cf.  5774. 
G.   3370  daz  ir  min  ze  meiater  gert,  daz  ist  ein  erdähter  spot. 

3015  daz  erz  beiden  tete  kunt,  daz  raeinde,  — 
a.  H.  333  ouch  half  in  sere,  daz  diu  kint  so  lihte  ze  gewenene  sint. 
Iw.  1731  dö  begunde  in  dö  anstriten,   daz  im  gar  unmaere  elliu 
diu  ere  waere. 

b)  in  einem  Bedingungssatz: 

a.  H.  370  möht  ez  mit  iuwern  hulden  sin,  ich  frägete  vil  gerne. 

c)  nach   negativem   Praedicatsverbum   in    einem   negirten   Con- 
junctiv : 

a.  H  1186  uns  kan  daz  niht  gewerren,  iuwer  maget  ensi  vollen  guot 

d)  in  einem  paratactischen  Satz: 

E.    4680  im  sult  niht  also   scheiden,    ez  missezaeme  uns  beiden. 
4821  cf.  unter  A. 

e)  ein    neutrales    Pronomen    vertritt    den    blos    aus    dem    Zu- 
sammenhange zu  ergänzenden  VerbalbegrifF: 

E.    5283  dö  si  schieden  dan.     den  künec  muote  ez  sere. 


11 

5636  het  ich  iu  frumes  gedienet  iht,    daz  ob  got  wil   noch 

geschiht. 
5979  ez   was    iuwer   beider  wän   min  dinc  vil  wol  gebezzert 

hän.     ouch  was  ez  vil  waenlich. 
8796  der  disem   ritter    gesigte  an   (daz    doch   niht  geschehen 

mac,  ez  sĂĽmet  sich  so  manegen  tac.) 
ebenso    E.    9004.    9029.    9939,    40,41.    9973.    10110.    9038. 
8046.  8876. 
Participia    schliesslich     vertreten    den    Nominativ    des  Verbal- 
begrifFs,   obwohl    sie   in  Folge   der  persönlichen  Construction   nicht 
als   Subject,   sondern   als   prädicatives    Adjectiv    erscheinen   (cf.  die 
Participia  nach  Verben  des  Geschehens): 

E.    4136  von  diu  waer'  ez  niht  guot  verhorn. 

5070  ja,  ist  ein  friunt  bezzer  vlorn  bescheidenlichen,  dan  be- 
halten anders  danne  er  sol. 
G.        72  daz  ist  unvaeterlich  getan  (oder  unter  Be?). 
a.  H.  606  so  waere  er  bezzer  ungeborn. 
Iw.  4711  daz  ist  also  guot  vermiten. 

2.   Der  Acciisativ  des  nomen  actionis. 

Wie  mit  dem  Nom.  verhält  es  sich  mit  dem  Accus.  Auch 
im  Objectsverhältniss  kann  der  YerbalbegrifF  nicht  durch  den 
Accus,  des  ursprĂĽnglichen  nomen  actionis  ausgedrĂĽckt  werden.  Auch 
hier  hätte  ein  sehr  abstracter  Denkprozess  eintreten  müssen.  Denn 
auch  das  Objectsverhältniss  ist  eine  Subsumption.  Nun  ist  zwar 
in  andern  Sprachen  der  Accus,  gerade  des  nomen  actionis  zum 
Infinitiv  selbst  verwandt  worden,  aber  er  bezeichnet  dann  nie  das 
Object,  sondern  die  Richtung.  Zur  Bezeichnung  der  Richtung 
aber  hat,  wie  ich  mit  JoUy  und  Erdmann  annehme,  das  Deutsche 
eben  den  Dativ  verwendet,  so  dass  fĂĽr  das  Deutsche  dieser  Grund 
einen  Accus,  zu  bilden  wegfiel.  Wie  dort  kann  auch  hier  nicht 
der  als  Infinitiv  erstarrte  Casus  vertretend  gebraucht  werden  aus 
gleichem  Grunde  wie  dort.  Denn  wenn  man  den  Infinitiv  nach 
Verben,  welche  sonst  in  einem  accusativen  Object  ihre  Ergänzung 
finden,  darum  auch  als  Accus,  betrachtet,  so  ist  das  grammatisch 
ebenso  falsch,  wie  wenn  man  die  Syntax  des  Infinitivs  nach  den 
Casus  einteilt,  welche  sonst  nach  den  Verben  stehen,  auf  die  hier 
der  Infinitiv  folgt,  und  von  einem  nominativen,  genitiven,  dativen, 
accusativen  Infinitiv  spricht.  Der  Infinitiv  nach  den  transitiven 
Verben  ist  durchaus  kein  accusativer,  sondern  wie  immer  eine 
Ergänzung    im    Dativ    (s.  u.),     Cf.  die  Abfertigung   dieser  falschen 


12 

Auffassung  bei  Jolly  p.  183.  Wohl  aber  kann  dieselbe  Vervoll- 
ständigung eines  in  sich  nicht  geschlossenen  Verbalbegriffs  eb(  n- 
sowohl  durch  ein  accusatives  Object  erlangt  werden,  wie  durch 
den  ergänzenden  Infinitiv,  und  so  setzt  denn  Hartmann  oft  ein 
stellvertretendes  neutrales  Pronomen,  das  in  der  That  zum  Verbum 
im  Objectsverhältniss  steht,  dem  aber  darum  immer  noch  nicht  ein 
gesetzter  Infinitiv  grammatisch,  wenn  auch  logisch,  gleichgeachtet 
werden  mĂĽsste.  Beispiele  solcher  Vertretung  durch  neutrale  Pro- 
nomina, die  auch  hier  durch  Sätze  näher  ausgeführt  werden  können, 
sind  zahlreich  zu  finden  z.  E.  unter  den  Verben  des  Unternehmens 
und  Veranlassens. 

1.  Der  VerbalbegrifF  könnte  nach  der  neuhochdeutschen  Ent- 
wicklungsstufe durch  den  Infinitiv  wiedergegeben  werden,  entweder, 
wenn  das  Subject  ein  allgemeines  ist,  wofĂĽr  ich  Beispiele  nicht 
nachzuweisen  vermag,  oder  wenn  es  zwar  ein  bestimmtes,  aber 
mit  dem  des  Verbum,  zu  Avelchem  jener  Verbalbegriff  im  Objects- 
verhältniss steht,  ganz  oder  teilw^eise  identisches  oder  sonst  in 
einem  Casus  angedeutetes  ist.     Hartmann  giebt  ihn  durch 

a)  einen  Satz  mit  daz: 

E.    1045  daz    ez    die    magt    hat    geslagen,     von    rechte    sol    ez 
garnen  daz. 

b)  einen  Bedingungssatz: 

E.    3268  ob  ez  iu  immer  mere  geschiht,  ich  vertrage  ez  iu   niht. 
cf  67.  5432. 

c)  eine  paratactische  Construction : 

E.    3448  si  leit  ez   äne  swaere.     daz  lerte  si  ir  güete.     cf.  5171, 
Iw.  4976,  E.  3446. 

d)  ein  neutrales  Pronomen  vertritt  den  blos  aus  dem  Zu- 
sammenhange zu  ergänzenden  Verbalbegriff: 

E.    2475  er  reit  uns  imz  diu  naht  benam. 

2841  wand'  er  den  lip  üf  ere  solde  wägen  sere  unde  wände 
erz  versnobte. 
Viele  andre  Beispiele  cf.  unter  den  Verben :  tuon,  koufen,  machen, 
wenden,  bewenden,  verworken,  gebieten,  raten,  verbieten,  vertragen, 
vergeben,  län  ze  gewalte,  wollen,  kunnen,  erdenken  u.  a.  u.  a. 

2.  Der  Verbalbegriff  hat  ein  eigenes,  bestimmtes  Subject  und 
könnte  also  durch  den  Infinitiv  auch  nach  seiner  nhd.  Entwick- 
lungsstufe nicht  mehr  ausgedrĂĽckt  Averden;  Hartmanu  setzt  ihn 

a)  in  einem  Satz  mit  daz: 

E.    1044  daz   ez   die   magt    hat    geslagen,    daz   envvil    ich   nicht 
vertragen. 

b)  in  einem  Bedingungssatz: 


13 

E.    3746  daz  er'z  lieze  äne  haz,  ob  er  zuo  ir  saeze. 

c)  bezieht  sich  auf  ihn  blos  mit  einem  neutralen  Pronomen: 
3260  ichn   haete    ez    iu   nie   geseit   (nämlich:     dir   sint  ritter 

nähen  bi  3185.) 
6068  (als  81  sich  wolde   erstechen)  wann  daz  ez  got  gefriste. 
cf.  auch  hierzu  die  genannten  Verben  sowie :  sagen,  fristen,  dulden, 
sehen  u.  a. 

Auch  in  dem  nach  der  Praeposition  durch  stehenden  Infinitiv 
wird  man  nicht  einen  Accus,  des  alten  nomen  actionis  erblicken 
dĂĽrfen,  wie  wohl  dieser  Gebrauch  unter  andern  nominalen  Sub- 
stantiven viele  Analogieen  hat:  z.  B.  G.  3631  man  sol  doch  vre- 
velliche  site  durch  die  vorhte  erzeigen.  3665  nĂĽ  suohte  si  in 
durch  rät.  Aber  die  Verbindung  ist  nicht  alt  genug,  dass 
man  einen  Rest  des  ursprĂĽnglichen  Verbalnomens  darin  sehen 
dürfte.  Es  ist  vielmehr  der  jeder  Casusnatur  völlig  entkleidete 
Infinitiv  (s.  u.).  Dagegen  ist  der  Acc.  des  Verbal begriflPs  auch  nach 
durch  durch  einen  Satz  gegeben: 

E.    9598  durch  daz  in  lebende  was  begraben  min  jugent,   so  ist 
et  Joie  de  la  curt  gaenzlichen  nider  gelegen. 

3.  Der  Genitiv  des  nomen  actionis. 

Die  sogenannten  flectirten  Formen  des  Infinitivs  auf  ennes  und 
enne,  resp.  ens  und  en  sehe  ich  als  unmittelbare  Casusbildungen 
aus  dem  Stamme  des  nomen  actionis  auf  nja  (s.  o.)  an.  Sie  sind 
also  Schwestercasus  des  sogenannten  Infinitivs,  und  wenn  dieser 
richtig  als  Dativ  bezeichnet  wird,  so  ist  speciell  der  Dativ  im 
Wesen  mit  diesem  identisch,  und  der  Unterschied  besteht  nur 
darin,  dass  er  seine  Casusnatur  noch  deutlich  bewahrt,  der  Infinitiv 
sie  aber  mehr  oder  weniger  aufgegeben  und  verbale  Formation 
angenommen  hat.  Die  Form  betreffend  finden  sich  in  Hartmanns 
Epen  die  Genitive  in  der  volleren  wie  in  der  verkĂĽrzten.  Im 
Erec  zieht  er  die  auf  einfaches  ens  vor  (12  mal  gegenĂĽber  5  Formen 
auf  ennes),  im  Gregor  ist  das  Verhältniss  gleich  (1  zu  1),  der 
arme  Heinrich  bietet  gar  keine  Beispiele  und  im  Iwein  kehrt  das 
im  Erec  beobachtete  Verhältniss  sich  um  (2  mal  auf  ens  gegenüber 
6  mal  ennes).  Im  Erec  ist  demnach  der  Gebrauch  ĂĽberhaupt  am 
ausgedehntesten.  Abhängen  kann  der  Genitiv  von  allen  den  Wort- 
arten, von  denen  ein  Substantivum  überhaupt  abhängen  kann. 

1.  Von  Substantiven  hängt  er  ab  in  einer  Anzahl  feststehender 
verbartiger  Verbindungen  von  Substantiven   mit  Verben: 
E.    7078  nü  was  ouch  släfennes  zit. 


14 

1886  nĂĽ  was  ouch  briutennes  zit. 

6351  nĂĽ  was  ouch  ezzennes  zit. 
Iw.  333  do  släfennes  zit  wart. 

5866  nü  was  ouch  släfennes  zit. 

5548  nĂĽ  hete  er  ritennes  zit. 
E.    5349  Weinens  get  mir  michel  not. 

6663  fliehens  gieng  in  michel  not. 
G.  265  des  ist  unlougen,  mirne  ge  trĂĽrens  not. 
E.    2385  giudens  urloup  möht'  er  hän. 

2355  da  was  ouch  turnierens  zil. 

2573  daz  er  justierens  State  gewan. 
Iw.  7148  wan  hat  er  borgennes  muot. 

2.  Von  einem  Adverb  hängt  er  nur  2 mal  im  Erec  ab: 
E.    5568  dö  was  da  vehtens  genuoc. 

4224  den  was  vehtens  genuoc. 

3.  Von  Verben: 

E.    5419  daz  in  schriens  verdroz. 
2191  emphähens  zeran  in  nie. 
8512  daz  ir  vehtens  abe  stät. 
527  Weinens  sin  herze  wart  ermant  (so  liest  Bech  wohl  mit 
Recht     statt:     wan     sin    herze    wart    ermant     in    der 
Ambraser  Handschrift,  was  Haupt  beibehält). 
2411   wan  den  turnierens  wol  gezam. 
G.  1116  da  si  spilnes  gezam. 
Iw.       25  daz  er  ouch  tihtennes  pflac. 
3043  swä,  si  turnierens  pflägen. 
5465  sine  mohte  zeltens  niht  gehaben. 
Allen  diesen  Fällen  lassen  sich   solche  mit  nominalen  Substantiven 
zur  Seite  halten:  cf.  z.  B.  G.  415. 

E.  8841  waz  get  iu  solher  klage  not.  Iw.  6002  swem  miaes 
dienstes  not  geschiht.  cf.  ĂĽberhaupt  die  betreffenden 
Verben  im  11.  Teil. 
Sehr  häufig  ist  der  Verbalbegriff  auch  im  Genitiv  blos  durch  das 
neutrale  Pronomen  vertreten  und  diese  bequeme  Ausdrucksweise 
scheint  nicht  wenig  auf  das  Zurücktreten  der  schwerfälligen  Formen 
auf  ennes  und  ens  gewirkt  zu  haben. 

1.  Nach  AusdrĂĽcken  der  ersten  Art: 
E.    8000  Sit    ir's    niht   wellent    haben    rät    (der  Verbalbegriff  ist 
aus  7938  zu  ergänzen). 
2641  als    er    erkuolet    solde    sin,    des    im    doch    niht    State 

geschach. 
2419  daz  er  die  just  naeme  —  swä  er  des  State  funde. 


15 

3750  ob  er  zuo  ir  saeze)  —  ich  bin  es  frö.     1276.     5524. 

4772  saget  an,  esn  mac  dehein  rät  sin.    a.  H.  925. 
•    E.  5485  hilf  im:   dest  im  not.     5788. 

nach:  not  get  6170.     G.  3712.     Iw.  5388. 

zit  ist:  E.  5785.     8578. 

State  gewinnen  Gr.  710. 

einem  ist  ze  muote  E.  6394. 

war  nemen  E.  3089. 

rät  schaffen  E.  9453. 

gewis  sin  E.  9503.     658. 

fri  sin  E.  9568. 

äne  wän  sin  E.  8348. 

willen  hän  E.  5638. 

reht  hän  G.  1225.     a.  H.  688. 

16n  hän  E.  9440. 

bilde  wird  G.  2814. 

bilde  geben  E.  5782. 

schol  sin  E.  9824. 
Wegen  einer  Negativen  steht  der  Genitiv  des  neutralen  Pronomens 
statt    eines  Nominativs    oder  Accusativs  (cf.  p.  12)  z.  Ăź.  E.  5261. 
G.  672.     a.  H.  221.     1192. 

Auch  hier  kann  das  Pronomen  durch  einen  Satz  weiter  aus- 
gefĂĽhrt werden,  nirgend  bei  Hartmann  aber  durch  einen  Infinitiv, 
der  erst  im  nhd.  unter  denselben  Bedingungen  wie  beim  Nom.  und 
Acc.  stehen  kann. 

durch  einen  Satz  mit  daz  z.  B.  G.  556. 

durch  einen  negirten  Conjunctiv  nach  negativem  Verbum  G.  44. 

2516.     a.  H.  581. 
2.  nach  Verben: 
E.    4557  gewert    mich  einer  gebe,   des   man  ich   iuch   vil   verre. 
cf.  4880.    G.  2443. 
3700  der  nimmer  in   kein  missetät  sinen   fuoz   verstieze,    ob 

in's  diu  minne  erlieze.  cf.  4910.  5065. 
3750  ob  er  zuo  ir  saeze.  gemocht  ir's,  herre. 
4570  (auf  4564:    „bitent"   bezogen),     dochn  sult    irs   niht  so 

lange  gern.     cf.  G.  2444. 
4690  weit  ir   mich  dar  bringen,  ir  mĂĽezet  mich  es  twingen. 

cf.  4699. 
4886  ich  bringen,  mag  ich  ins  erbiten. 
Ein    Satz    bringt    eine    nähere  Ausführung,    z.  B.  ein  negirter 
Conjunctiv  nach  negativem  Verbum: 


16 

Gr.    3094  des*n  wolde   in   niht  verdriezen,   ern   schliefe  in  ringen 
gemach. 
Ganz    unausgedrĂĽckt   und    nur    aus    dem  Zusammenhange    au 
ergänzen  ist  der  Verbalbegriff: 

E.    8849  dar  nach  haet  ir  guote  zit  (sc.  weinens). 
4346  nĂĽ  werent  iuch  ritter,   ez  ist  zit. 
a.  H.  1477  ez  waere  reht  unde  zit. 

Andre  Beispiele  fĂĽr  die  pronominale  Vertretung  cf.  unter  den 
einen  Genitiv  regierenden  Verben  Teil  II,  namentlich:  beginnen,  hizen, 
hengen,  mäzen,  gewegen,  erlän,  sich  mäzen,  enbern,  über  sin,  über 
werden,  ĂĽberkomen,  sich  abe  tuon,  bewart  sin,  geniezen,  twelen, 
erbiten.  ez  belanget,  wundert  einen,  nimt  einen  wunder,  verdriuzet, 
zimet.  gern,  biten,  erbiten,  getrĂĽwen,  gewern,  gunnen,  volgen, 
sich  frönen,  ruochen,  loben,  geloben,  jehen,  vergezzen,  twiDgen, 
gestiuren.  äne  angest  sin.  Doch  auch  blos  eine  adverbielle  (cau- 
sale)  Beziehung  giebt  der  Gen.  der  neutralen  Pronomina:  E.  4158. 
2992.  8893.  9608.  9748.  2805.  G.  1086.  1223.  a.  H.  145.  242. 
686.  608.  cf.  nach  geniezen  län  und  ze  buoze  stän  unter  sollen  II. 
Schliesslich  tritt  ein  Sprachgebrauch,  der  den  fehlenden  Xom. 
ersetzen  half  (cf.  p.  11),  hier  als  Concurrent  des  vorhandenen  Genit. 
auf:  die  neue  Substantivirung.  Das  alte  verbale  Nomen  kann  kein 
Subject  an  sich  zum  Ausdruck  bringen,  Hartmann  setzt  es  daher 
nur  immer,  wo  dies  aus  dem  Zusammenhange  selbstverständlich 
oder  ein  allgemeines  ist.  Ist  aber  die  Bezeichnung  eines  bestimmten 
Subjects  einmal  nöthig  und  wählt  er  nicht  Satzconstruction ,  so 
kann  er  es  an  dem  verbalen  Substantivum  nur  wie  bei  jedem  no- 
minalen durch  die  adjectivische  Form  der  Pronomina  posse><siva 
oder  die  sie  vertretenden  Genit.  der  Pronomina  personalia  aus- 
drücken. Damit  aber  ist  eine  völlig  neue  Substantivirung  nach 
Analogie  der  nominalen  Substantiven  vollzogen. 
E.  627  ir  komennes  nam  in  wunder. 
2068  ir  komennes  was  er  vil  gemeit. 
3315  sines  zuoritens  was  er  frö. 
Iw.  219  doch  sol  man  mines  sagennes  enbern. 
Doch  zeigt  sich  bereits  ein  Fall  im  a.  H. ,  in  dem  diese  Oon- 
currenz  die  genannten  Grenzen  ĂĽberschreitet  und  der  substantivirte 
Genitiv  des  nomen  actionis  steht,  ohne  dass  ein  Subject  bezeichnet 
werden  brauchte.  Die  Substantivirung  erfolgt  hier  nicht  durch 
das  Possessivpron. ,  sondern  nur  durch  den  Artikel.  Dies  betrifft 
freilich  ein  Wort,  dessen  Substantivirung  sehr  geläufig  geworden 
war.     cf.  T.  III: 

a.  H.  1007  des  weinens  tet  in  michel  not. 


17 

EigenthĂĽmlich  stellt  sich  dieser  Gebrauch  bei  Otfrid  (Erd- 
mann, I  §  346).  Er  hat  durchaus  die  substantivische  Form  und 
den  Genitiv  des  alten  nomen  actionis  ohne  substantivirenden  Zusatz 
nur  3  mal. 

4.    Der  Dativ  des  nomen  actionis. 

Die  Stellen  fĂĽr  den  Dativ  stehen  an  Zahl  denen  fĂĽr  den  Ge- 
nitiv nach  (15,  dort  27).  Im  Erec  findet  er  sich  8,  im  Gregorjus 
5,  im  armen  Heinrich  1  und  im  Iwein  1  mal ,  die  Stelle  im  Iwein 
aber  ist  eine  neue  Substantivirung.  Hier  ist  also  das  ZurĂĽcktreten 
noch  auffälliger  als  im  Genitiv.  Die  vollere  Form  auf  enne  findet 
sich  nur  2,  höchstens  3  mal  im  Erec.  Wie  bei  Otfrid  (Erdmann  I, 
§  347)  findet  er  sich  nur  nach  Präpositionen  analog  jedem  andern 
Substantivum,  cf.  E.  2104.  Im  Otfrid  waren  es:  in,  mit,  zi,  hier 
lassen  sich  nachweisen:  mit,  ze,  an,  von,  äne. 

1.  mit 

E.    6236  mit  weinenne. 

1462  mit  triuten  (nach  Bech,  Handschriften:  triwen). 

5029  mit  kĂĽrzenne  (nach  Bech,   Handschriften:    mit  kurtzem 
wege,  Haupt:  mit  kurzewile). 
G.    2150  mit  weinen. 

722  mit  wachen. 

723  mit  vasten. 
2084  mit  riuwen. 

a.H.  107  mit  weinen. 

2.  ze. 

E.    7183  hie    sint    hunde    unde    wilt     und    awaz    ze    jagen    ist 
nĂĽtze. 

3.  an. 

E.    2101  swes  im  an  wahsenne  gebrast. 

4.  von. 

E.    3022  von  fluochen. 
8693  von  geheizen. 

5.  äne. 

E.    4226  die  fluhen  äne  jagen. 

Bisweilen  kann   es  zweifelhaft  scheinen,   ob  es  eine  neue  Sub- 
stantivirung   ist,    wie    bei    G.   2150.    2084.    E.  4226.    a.  H.   107, 
wie    durch    die    Zusammenstellung    mit    andern    Substantiven  dies 
sicher  ist  fĂĽr  G.  722.  723,  durch  den  Artikel  fĂĽr 
Iw.  997  mit  dem  giezen. 

Auch  fĂĽr  den   Dativ   des  Verbalbegriffs   tritt    oft  ein    neutrales 

S.  r.  Munsterherg  -  MĂĽnckenau,  Der  Infinitiv  in  d.  Epen  Hartmauns  von  Aue.  O 


18 

Pronomen    oder    adverbiale  AusdrĂĽcke    ein,    die    auch    hier    (liirch 
Sätze  ausgeführt  sein  können: 

dar  an  G.  3592.     a.  H.  534. 
da  von  Gr.  3647.  3650.     a.  H.  502.     Iw.  6025. 
dk  mite  a.  H.   1293. 

dar  zuo  a.  H.  1110.  1270.  Iw.  3323.  2839. 
ein  Satz  steht  dabei 

2,  mit  daz 
E.    6071  got    ez    gefriste    daran,    daz    si    begunde   dem    s werte 

fluochen.     Gr.  2848. 
Gr.    1521  daz  ich  heize  ein  arm  man,  da  bin  ich    unschuldec  an. 

2.  ein  paratactischer: 
Gr.    2178  du  hast  mir  da   mite  gemachet   manege    swaere,   dune 
gesagtest  nie  guot  maere. 


II. 

Der  Infinitiv  als  eine  Kategorie  des  Verbum. 


Einer  der  Casus  dieses  im  I.  Teil  in  seinen  bei  Hartmann 
noch  vorhandenen  Resten  und  den  dasselbe  vertretenden  Con- 
structionen  beobachteten  verbalen  Nomens  war  es,  der  durch  all- 
mähliches Aufgeben  seiner  casuellen  Beziehung  und  durch  Aus- 
bildung verbaler  Genus-  und  Tempusunterscheidung  zu  einer  Kate- 
gorie des  VerbmU;  dem  sogenannten  Infinitiv,  sich  wandelte.  Dieser 
Ăśbertritt  zum  Verbum  schliesst  einen  doppelten  Vorgang  ein,  die 
Casusnatur  musste  erst  absterben,  ehe  die  Neubildung  auf  verbalem 
Gebiete  erfolgen  konnte.  Je  weiter  der  Infinitiv  sich  von  seiner 
Casusnatur  entfernt,  um  so  weiter  schreitet  die  Ausbildung  der 
Genus-  und  Tempusunterscheidung  vor.  Ich  werde  daher  zunächst 
die  Grade  des  allmählichen  Aufgebens  der  Casusnatur  in  dem  ebenso 
manigfachem  Gebrauche  des  Infinitivs  in  Hartmanns  Epen  und  dann 
erst  die  Entwicklung  des  Genus   und  Tempus  verfolgen. 

A.  Die  Entwicklnng  iles  Mnitiys  als  einer  Kateprle  des  Venmin  aus  dem 
yerlialen  Nomen  Inrcli  Anfialie  der  Casnsnatur. 

Wie  zwar  Einzeluntersuchungen  vor  allem  die  Pflicht  haben 
für  die  Aufstellung  allgemeinerer  Sätze,  die  nichts  als  Schlüsse  aus 
jenen  sein  sollen,  das  zuverlässige  Material  zu  liefern,  so  bedürfen 
sie  doch  andrerseits  auch  dieser;  denn  nur  mit  Benutzung  der 
weiteren,  von  diesen  gegebenen  Gesichtspunkte  sind  sie  im  Stande, 
eine  jede  Einzelerscheinung  richtig  aufzufassen  und  sie  in  das 
grosse  System  am  rechten  Platze  einzureihen.  Ohne  Beeinträchti- 
gung ihrer  vornehmlichsten  Aufgabe  aber  können  sie  das  nur, 
wenn  die.  von  der  allgemeinen  Forschung  gebotenen  Gesichtspunkte 
sichere  sind.  In  dieser  Beziehung  stösst  die  Untersuchung  hier  auf 
eine  Schwierigkeit.  Soll  die  Entwicklung  einer  neuen  Kategorie 
durch  Absterben  frĂĽher  ihr  innewohnender  Momente  verfolgt  werden, 
so  muss  zunächst  feststehen,  welches  denn  der  Gesammtinhalt  war, 

2* 


20^ 

von  dem  jene  subtrahirende  Bewegung  anhob,  d.  h.  hier,  welcher 
Casus  ursprĂĽnglich  der  Infinitiv  war.  Und  eben  diese  Frage  ist 
gegenwärtig  noch  nicht  entschieden.  Bopp  und  Schleicher  lassen 
die  Wahl  zwischen  Noniin.,  Accus.,  Locat.  und  Dativ.  Grimm  ent- 
scheidet sich  fĂĽr  den  Accus.,  DelbrĂĽck  (Kuhns  Zeitschrift  Bd.  XVllI 
p.  105)  lässt  die  Wahl  zwischen  Accus.,  Dat.,  Loc,  JoUy  (Geschichte 
des  Infinitivs  im  Indogermanischen  p.  105  — 176)  meint,  es  sei  ein 
Dativ.  Ihm  folgt  O.  Erdmann,  Untersuchungen  ĂĽber  die  Syntax 
der  Sprache  Otfrids  I,  §  199.  Scherer  endlich  (Geschichte  der 
deutschen  Sprache  p.  474^  p.  460^)  hält  ihn  für  einen  Locativ.  Peines 
aber  wird  von  allen  ebenso  zugegeben,  wie  der  erste  Satz  Bopps 
von  der  nominalen  Natur  des  Infinitivs,  nämlich,  dass  der  Weg,  auf 
dem  er  sich  aus  jenem  entwickelte,  der  der  Auflösung  war.  Hieraus 
ergiebt  sich,  welcher  Gebrauch  des  Infinitivs  als  dem  ursprĂĽnglichen 
Wesen  desselben  als  am  nächsten  stehend  zu  betrachten  ist,  nämlich 
der,  welcher  bei  kleinstem  Umfang  den  grössten  Inhalt  des  Begriffs 
bietet.  Nicht  weniger  nun  stimmen  alle  mit  Ausnahme  derer,  die 
selbst  den  Nominativ  berĂĽcksichtigen,  darin  ĂĽberein,  dass  der  Inf. 
ein  Casus  der  Richtung  gewesen  sein  mĂĽsse.  Vom  Begriff  der 
Richtung  indess  gelangen  wir  zu  dem  der  Absicht,  welcher  eben- 
falls ohne  Widerspruch  im  Infinitiv  und  zwar  gerade  in  seinen 
älteren  Anwendungen  liegt,  nur  durch  Hinzufügung  des  ethischen 
Antheils  der  Person.  Der  Ausgangspunkt  muss  also  der  finale  Ge- 
brauch sein.  Ăśbrigens  meine  ich,  dass  kein  Casus  den  finalen  Sinn 
vollkommener  auszudrĂĽcken  vermag,  als  der,  welcher  die  beiden 
nach  dem  vorbemerkten  zu  ihm  nöthigen  Momente  der  Richtung 
und  des  ethischen  Antheils  enthält.  Das  ist  aber  der  Dativ.  Und 
so  halte  ich  denn  mit  Jolly  und  Erdmann  den  Infinitiv  fĂĽr  einen 
erstarrten  Dativ.  Indess,  da  dies  doch  immerhin  noch  strittig  ist, 
so  werde  ich  dieser  Annahme  keinerlei  Einfluss  auf  die  folgende 
Darstellung  gestatten,  sondern  mich  beschränken  die  Gebrauchs- 
weisen lediglich  nach  dem  Schwinden  der  inhaltlichen  Momente  zu 
beurteilen  und  zu  ordnen.  So  glaube  ich  einen  auch  bei  dem 
heutigen  Stande  der  allgemeinen  Untersuchung  des  Infinitivs  sichern 
Boden  fĂĽr  die  weitere  Arbeit  gewonnen  zu  haben,  denn  welches 
auch  immer  der  Name  des  ursprĂĽnglichen  Casus  sein  mag,  mit  der 
Darstellung  einer  in  absterbender  Entwicklung  begriffenen  Kategorie 
muss  jedenfalls,  soll  sie  historisch  sein,  da  begonnen  werden,  wo 
noch  die  meisten  inhaltlichen  Momente  an  ihr  erhalten  erscheinen. 
Ăśbrigens  hat  auch  Jolly,  in  gerechtfertigter  Vorsicht,  trotzdem  er 
den  Inf.  als  erwiesenen  Dativ  ansieht,  die  Consequenz  hieraus,  alle 
Einzelfunctionen  des  Inf.  streng  aus  der  Natur  des  Dativs  herzuleiten, 


21 

nicht  gezogen,  wie  er  selbst  mit  den  Worten  zugiebt  p.  176:  indessen 
wĂĽrde  keine  einzige  der  gemachten  Aufstellungen  zu  Boden  fallen, 
wenn  der  deutsche  Inf.,  wie  die  durch  Grimms  Grammatik  herr- 
schend gewordene  Annahme  ist,  ein  Accus,  (wohl  auch  „oder  ein 
Locat/*)  wäre.  Die  grösste  Anzahl  inhaltlicher  Momente  nun,  welche 
im  Infinitiv  sich  vereinigt  zeigen,  ist  drei: 

1.  Die  abstracte  Wortbedeutung. 

2.  Die  Bedeutung  der  Richtung. 

3.  Die  Bedeutung  des  ethischen  Antheils  der  Person. 
Diese   erlöschen    in    einer   der   angegebenen    entgegengesetzten 

Reihenfolge:  am  ehesten  schwindet  der  ethische  Antheil  des  Subjects, 
stets  verbleibt  naturgemäss  die  abstracte  Wortbedeutung.  Daher 
kann  das  dritte  nur  im  Bunde  mit  dem  zweiten  und  ersten,  das 
zweite  mit  dem  ersten  stehen.  Consequent  wäre  es  daher  einzig 
hiernach  die  Behandlung  des  Infinitivs  einzuteilen,  es  entstĂĽnde 
dadurch  aber  der  Nachteil,  dass  die  Behandlung  des  Inf.  nach 
Verben,  die  ihn  in  verschiedenen  Stufen  seines  Verfalles  nach  sich 
haben,  namentlich  nach  wellen  und  den  Verbis  praeteritopraesen- 
tibus  allzu  sehr  zerstĂĽckt  wĂĽrde.  Ich  werde  daher  immer  den 
Gebrauch  des  Infinitivs  nach  einer  Verbengruppe,  wie  das  bisher 
von  allen  andern  geschieht ,  im  Zusammenhange  und  diese  Verben- 
gruppen selbst  in  3  Abschnitten  behandeln,  je  nachdem  bei  dem 
auf  sie  folgenden  Inf.  noch  alle  drei  Momente  (der  finale  Infinitiv), 
oder  nur  die  beiden  ersten  (der  Infinitiv  der  Richtung,  oder  der 
consecutive),  oder  nur  das  erste  sich  geltend  macht,  die  Fälle  aber, 
in  denen  nach  den  nämlichen  Verben  der  Inf.  zugleich  in  einer 
schwächeren  Bedeutung  steht,  immer  bald  an  die,  die  ihn  in  älterer 
Kraft  zeigen,  anschliessen.  Hierbei  sei  noch  folgendes  bemerkt. 
Das  2.  und  3.  Moment  stammt  offenbar  aus  der  Casusnatur  des  Inf. 
Der  Inf.  der  Richtung  kann  somit  doppelter  Natur  sein,  entweder 
ursprĂĽnglich,  und  in  diesem  Falle  stehen  die  im  2.  Abschnitt  zu 
behandelnden  Functionen  der  vollen  Casusnatur  noch  ganz  ebenso 
nahe,  als  die  im  ersten  und  von  einer  historischen  Entwicklung 
gegenĂĽber  jenem  ist  nicht  die  Rede  (dies  trifft  den  Inf.  nach  den 
Verbis  praeteritopraesentibus),  oder  aus  dem  finalen  Gebrauch  durch 
Aufgabe  des  subjectiven  Antheils  der  Person  erst  geworden,  alsdann 
ist  im  2.  Abschnitt  eine  Entfernung  von  der  vollen  Casusnatur  und 
gegenĂĽber  dem  ersten  eine  historische  Fortbildung  eingetreten  (dies 
trifft  den  Inf.  nach  wellen).  So  hoffe  ich  mich  wenigstens  nicht 
allzusehr  von  der  bisher  ĂĽblichen  Ordnung  in  der  Behandlung 
dieser  Verbenklassen  zu  entfernen ,  ohne  doch  zugleich  die 
Consequenz  der  Darstellung  Schaden  leiden  gelassen  zu  haben, 


22 

Immer  parallel  mit  dem  so  sich  entwickelnden  einfachen  Inf. 
verläuft  eine  verjüngte  Form  desselben.  Während  das  Nachlassen 
in  der  Kraft  des  Infinitiv  seinen  ferneren  Gang  nahm,  blieb  doch 
das  ĂźedĂĽrfniss  nach  dem  Ausdruck  derselben  Gedanken,  denen  der 
Infinitiv  einst  in  seiner  Vollkraft  zu  genĂĽgen  im  Stande  war.  Dem 
nun  durch  die  veränderten  Verhältnisse  eintretenden  Mangel  ab- 
zuhelfen war  das  nächstliegende  Mittel  die  ursprüngliche  Casus- 
natur des  Infinitivs  durch  eine  sie  verstärkende  Präposition  von 
neuem  herzustellen.  Es  bildete  sich  der  Infinitiv  mit  ze,  sowohl 
in  der  volleren  als  in  der  kĂĽrzeren  Form,  bei  Hartmann  in  den 
Epen  ohne  bemerkbaren  durchgehenden  Unterschied.  Auch  dieser 
präpositionale  Inf.  kann  zunächst  nur  zum  Ausdruck  des  finalen 
oder  consecutiven  Gedankens  geschaffen  worden  sein,  ganz  ebenso 
wie  der  einfache.  Von  hier  aus  ist  daher  seine  Entwickelung  als  an- 
hebend anzusehen.  Ăśber  die  Richtung  dieser  Entwickelung  aber  war 
bereits  von  Anfang  an  entschieden :  sie  war  untrennbar  gebunden  an 
die,  welche  der  einfache  Infinitiv  vor  ihr  eingeschlagen  hatte.  Ich 
werde  daher  den  Inf.  mit  ze  immer  neben  den  einzelnen  Verwendungs- 
arten des  einfachen  behandeln.  Dabei  wird  sich  erkennen  lassen, 
dass  das  ursprüngliche  Verhältniss  beider  bei  Hartmann  noch  ziem- 
lich rein  hervortritt:  die  Neubildung  mit  verstärkter  Casusbedeutung 
hat  erst  auf  den  Gebieten  Boden  gewinnen  können,  in  denen  die 
Absicht  oder  Richtung  hervortritt  und  auf  denen  sich  daher  das 
Erblassen  des  einfachen  Inf.  am  ersten  bemerkbar  machen  masste 
(bei  dem  freien  finalen  Inf.,  bei  den  Verben  der  Bewegung,  des 
Erstrebens;  nach  den  AusdrĂĽcken  des  Geschehens  wie  ĂĽberhaupt 
in  consecutiver  Bedeutung  herrscht  sie  sogar  ausser  nach  den  Verbis 
präteritopräsentibus,  deren  Verbindung  mit  dem  Infinitiv  der  Zeit 
vor  jener  Neubildung  überhaupt  angehört,  unumschränkt),  noch 
aber  hat  sie  sich  von  ihrem  Ausgangspunkte,  geschĂĽtzt  von  der 
Präposition,  auf  dem  Wege  der  Degeneration  bei  Hartmann  nicht 
soweit  zu  entfernen  vermocht,  dass  sie,  wie  bereits  der  einlache 
Inf.,  nur  noch  die  abstracte  Wortbedeutung  zurückbehalten  hätte, 
und  so  ist  denn  der  letztere  von  ihr  nach  den  Verbis  präterito- 
präsentibus und  nach  wellen,  nach  den  Verben  der  Wahrnehmung 
und  nach  den  Verben  der  Aeusserung  einer  Willensmeinung  gänz- 
lich unangefochten  geblieben.  Der  Inf.  mit  ze  hat  also  den  ein- 
fachen Inf.  auf  dem  Wege  seiner  parallelen  Entwickelung  noch 
nicht  eingeholt,  sondern  dieser  ist  ihm  voran.  Andererseits  erinnere 
ich  hier  an  das  p.  10  bemerkte:  weiter  als  bis  zur  Aufgabe  aller 
casuellen  Beziehung  hat  es  auch  der  einfache  Inf.  noch  nicht  ge- 
bracht, er  kann  in  Hartmanns  Epen  noch  nicht  den  doch  unbedeutenden 


23 

Schritt  zum  Nominativ  thun,  der  zwar  ein  beziehungsloser  Casus 
wäre,  aber  immerhin  doch  ein  Casus,  noch  weniger  natürlich  kann 
er  andere  oblique  Beziehungen  annehmen,  und  wenn  er  dies  nicht 
kann,  so  kann  dies  der  in  der  Entwickelung  stets  hinter  ihm  zurĂĽck- 
bleibende präpositionale  Infinitiv  erst  recht  nicht. 

Schliesslich  dĂĽrfen  auch  hier  nicht,  wie  im  f.  Teile,  als  weitere 
parallel  laufende  Entwickelungen  die  Constructionen  unerwähnt  ge- 
lassen werden,  welche  in  Hartmanns  Epen  dem  Infinitiv  sein  Ge- 
biet streitig  machen  und  im  Laufe  der  Zeit  in  einzelnen  Punkten 
ihn  zurückgedrängt  haben:  Participia,  Satzconstruction,  Vertretung 
durch  neutrale  Pronomina  und  in  den  Fällen,  in  denen  der  Inf. 
seiner  Casusnatnr  noch  näher  steht,  sollen  auch  etwa  sich  findende 
Parallelconstructionen  nominaler  Substantiva  nicht  ĂĽbergangen  werden, 
insofern  durch  sie  die  Auffassung  des  Inf.  als  eines  Substantivums 
uns  näher  gebracht  wird. 

1.  Der  finale  Infinitiv. 

Im  finalen  Gebrauch  zeigt  sich  der  Infinitiv  im  Besitz  der 
meisten  inhaltlichen  Momente  und  also  wohl  seiner  ursprĂĽnglichen 
Casusnatur,  vermuthlich  der  dativischen,  am  nächsten  stehend.  Von 
hieraus  nahm  der  ganze  Prozess  der  Auflösung  seinen  Anfang, 
der  nicht  blos  schwächere  Bedeutungen  des  Inf.  schuf  und  sie 
neben  die  alte  setzte,  sondern  die  letztere  bedeutend  zurückdrängte. 
Hier  also,  wo  die  grösste  Anforderung  an  den  Inf.  gestellt  wurde, 
scheint  er  am  frühsten  einer  Unterstützung  durch  die  Präposition 
bedĂĽrftig  gewesen  zu  sein.  In  Hartmanns  Epen  ist  er  an  sich, 
ohne  durch  die  Abhängigkeit  von  Verben  mit  finalem  Sinne  in 
seiner  eignen  finalen  Bedeutung  unterstĂĽtzt  zu  sein,  fast  gar  nicht 
mehr  im  Stande  jener  Anforderung  zu  genĂĽgen. 

a)    Der   freie  finale   Infinitiv. 
Ohne  durch  die  Verbindung  mit  einem  Verbum  bereits  finalen 
Sinnes   gestĂĽtzt    zu    sein,    tritt   die   alte    finale  Kraft  des   einfachen 
Inf.  in  Hartmanns  Epen  nur  noch  an  einer  Stelle  hervor. 

G.  2871  da  leite  er  gehalten  sine  isenhalten, 
ein  Fall,  den  man  also  an  AlterthĂĽmlichkeit  jenen  von  Jolly  ange- 
fĂĽhrten Nib.  252,  1:  ir  schilde  behalten  man  do  truoc  und  4421,  2 
sine  tarnkappe  er  behalten  truoc  gleichsetzen  muss.  cf.  auch  gute 
Frau  1919.  Gesammt- Abenteuer  3,  220,  868.  Salman  und  Morolf, 
Vogt,  369,  3  abe  zöch  er  daz  gewäfen  und  hiez  im  ez  gehalten  tragen. 
Sonst  vermag  der  blosse  Inf.  nach  seinem  Entwickelungsstadium 
bei  Hartmann   dieser  Aufgabe  nicht  mehr  zu  genĂĽgen,    hierzu  ist 


24 

das  ethische  Moment  bereits  allzusehr  zurĂĽckgetreten,  und  auc  h  fĂĽr 
die  eben  genannten  Fälle  bleibt  zu  berücksichtigen,  dass  legen  wie 
tragen  den  Verben  der  Bewegung  nahe  stehen,  cf.  diese,  nament- 
lich sich  legen.  Als  ziemlich  frei  cf.  auch  E.  49  unter  riten  ib. 
Die  selbständige  finale  Kraft  erlangt  er  vielmehr  erst  wieder  da- 
durch, dass  die  Präposition  ze  seinen  casuellen  Charakter  hervor- 
hebt, ganz  wie  auch  andere  Substantiva  dadurch  bei  Hartmann  wie 
anderswo  finale  Bedeutung  erhalten  z.  B.  E.  5436  ichn  frage  iuch 
niht  ze  leide.  Gr.  2819  die  wil  ich  dir  ze  stiure  geben,  und  ze 
wandel  geben  Iw\  7555.  cf.  auch  Parz  211,  28  inen  was  ze  werke 
gegeben.  Nach  dem  vorher  über  das  Verhältniss  des  einfachen  und 
des  präpositionalen  Inf.  zu  einander  bemerkten,  muss  es  nur  natür- 
lich erscheinen,  dass  gerade  hier  die  Neubildung,  die  ja  von  hier 
aus  eigentlich  gleichfalls  ihren  Ausgang  nimmt,  stark  nachgerĂĽckt 
ist  und  den  einfachen  Casus  ganz  verdrängt  hat.  Solche  Fälle,  in 
denen  der  Inf.  im  Bunde  mit  ze  wieder  selbständige  finale  Function 
versieht,  giebt  es  in  Hartmanns  Epen  11,  nämlich  7  im  Erec,  3  im 
Gregorjus,  einen  im  Iwein,  und  zwar  gehen  ohne  Unterschied  die 
flectirten  neben  den  nicht  flectirten  Formen  her,  doch  sind  auch  hier 
im  Erec  wie  beim  Genit.  und  Dat.  des  nomen  actionis  (cf.  p.  1().  20) 
die  unflectirten  Formen  häufiger  (5  mal). 
E.    1458  nam  urloup  ze  riten  in  eilende. 

2862  urloubes  gerte  er  «a  ze  riten  heim  ze  hüse. 

3963  daz  ir  munt  ze  sprechen  iht  ĂĽf  kaeme. 

5664  durch    schoenen    list    er    sprach    im    ze    benemeii    sin 

Ungemach. 
6147  ie   mitten  unde   si  daz  swert  sich  z'ertöten  häte  Lcesat. 
E.    9978  nam  urloup  ze  varne  heim  ze  hĂĽse. 

3098  daz  ze  sprechenne  ir  munt  iht  ĂĽf  kaeme. 
G.      566  ez  waer'  ze  helne  daz  mein  versant. 

594  im  enwart  da,  benant  wxder  Hute  noch  laut,  geburt  noch 
sin  heimuot.  daz  was  ouch  in  ze  helne  guot. 
(Wenigstens  ist  dieser  Inf.  wohl  nicht  abhängig  zu  machen  von 
„was  guot'*  in  consecutivem  Sinne  (wohl  fälschlich  als  Subjects- 
verhältniss  aufgefasst)  und  daz  als  Object  zu  helne  zu  nehmen,  so 
dass  es  bedeuten  wĂĽrde:  dieses  zu  verhehlen  war  ihnen  gut,  sondern 
daz  ist  wohl  vielmehr  Subject  zu  was  guot  und  der  Inf.  bezeichnet 
den  Zweck  =  dieses  zu  thun  war  auch  ihnen  dazu  gut,  um  os  zu 
hehlen  (s.  u.). 

G.    2341  der  hat  tavel  und  sidin  gewant  minem  hern  ze  koufen 

geben. 
Iw.  7775  arzte  gewan  her  G&wein  ze  heilenne  ir  wunden. 


25 

Andererseits  genügt  die  eine  Präpostion  zur  Hervorhebung  der 
casuellen  Beziehung  bei  Hartmann  vollständig,  hier  wie  überall, 
einen  Inf.  mit  doppelter  Präposition  kennt  er  nicht. 

Aber  der  Gebrauch  des  finalen  wie  des  Inf.  ĂĽberhaupt  ist  be- 
schränkt auf  die  Fälle,  in  denen  ein  besonderes  Subject  der  im 
Inf.  angegebenen  Handlung  nicht  ausgedrĂĽckt  zu  werden  braucht, 
sei  es,  weil  es  ein  allgemeines  oder  ein  leicht  zu  ergänzendes  ist, 
erfind  dies  ist  wohl  zunächst  der  Anlass,  dass  der  Inf.  namentlich  in 
seinem  finalen  Gebrauch  von  der  deutlicheren  Satzconstruction  an- 
o-egriflfen  wird.  Bei  Hartmann  ist  nun  diese  Auflösung  bereits  be- 
denklich weit  vorgeschritten.  Sie  ist  geradezu  das  Gewöhnliche 
und  steht  auch   bei  gleichem  Subject. 

Bei  verschiedenem  Subject  steht  ein  Satz  mit  der  Conjunction 
daz:  z.  B.  E.  8556.  7418.  9751.  6431  (durch  daz),  1815.  827.  G.  282. 
2497.  2542.  2820.  3667.  2986.  6124.  3830.  3522.  3606.  a.  H.  254. 
24  (dar  umbe  dazj.  Iw.  2176.  6836.  5990.  760  2.  Mit  finalem  Relativ- 
pronomen z.  B.  E.  4011.  3563.  4402. 

Bei  gleichem  Subject  z.  B.  folgt  daz  E.  2245.  225.  G.  1703. 
2874.  3035.    a.  H.  19  (dar  umbe  daz).     Iw.  3290.  5312. 

Zu  einem  Vergleich  des  Gebrauches  dieses  freien  finalen  Inf. 
mit  dem  bei  Otfrid  giebt  Erdmann  leider  keinen  Anhalt,  doch  möchte 
ich  die  I  §  351  angeführten  Fälle  dem  freien  finalen  Inf.  als  nahe- 
stehend bezeichnen. 

b)  Der  finale  Infinitiv  in  Abhängigkeit  von  Verben. 
Leichter  konnte  der  Infinitiv  seine  finale  Bedeutung  wahren, 
wenn  er  in  Abhängigkeit  von  Begriffen  trat,  die  nicht  sowohl  die 
Handlung  selbst,  die  da  bezeichnet  werden  sollte,  sondern  nur  den 
Plan  zu  ihr  als  ihrer  Voraussetzung  ausdrĂĽckten.  Da  er  nun 
keinesfalls  seinem  UrsprĂĽnge  nach  ein  Genitiv  war,  so  kann  der 
Infinitiv  ĂĽberhaupt,  so  lange  das  GefĂĽhl  fĂĽr  seine  Natur  nicht  ganz 
erloschen  ist,  nicht  von  einem  Substantivum  abhängig  gemacht 
werden.  Warum  dies  bei  Hartmann  in  den  Epen  nirgend  geschieht, 
brauche  ich  also  nicht  zu  erklären,  wohl  aber  verdient  es  hervor- 
gehoben zu  werden.  Etwas  anderes  ist  es,  wenn  Substantiva  mit 
einem  Verbum  zu  verbalartigen  AusdrĂĽcken  verschmelzen.  In 
diesem  Falle  hängt  wohl  bisweilen  ein  Infinitiv  (und  zwar  der 
präpositionale)  in  Hartmanns  Epen  von  der  ganzen  Verbindung 
ab.  Ebenso  verhält  es  sich  mit  solchen  Verbindungen  von  Adjec- 
tiven.  Ich  werde  daher  diese  wie  jene  im  ganzen  weiteren  Verlaufe 
nicht  von  den  Verben  trennen,  weil  dies  für  das  Verständniss  des 
Infinitivs  nicht  das  geringste  Fördernde  böte,   da  er  nach  ihnen  in 


26 

keinem  andern  Sinne  steht  als  nach  Verben.  Die  wenigen  Fälle 
aber,  in  denen  ein  Infinitiv  allerdings  von  einem  Adjectivuiii  un- 
mittelbar abhängt  und  auch  in  einem  andern  Sinne,  werde  ich  für 
sich  behandeln  und  im  Anschluss  hieran  die  Fälle  auch  bringen, 
in  denen  der  Verbalbegriff  nun  zwar  nicht  durch  den  Infinitiv ,  aber 
durch  andre  ihn  ersetzende  Constructionen  nach  Substantiven  aus- 
gedrĂĽckt ist. 

Der  finale  Infinitiv  nun  speciell  hängt  nur  von  Verben  und 
verbartigen  AusdrĂĽcken  ab. 

a.  Der  finale  Infinitiv  nach  den  Verben  der  Bewegung, 

J.  Grimm,  Gram.  IV.,  p.  92  und  ihm  folgend  Erdmann  wie 
auch  andre  stellen  an  die  Spitze  der  den  Infinitiv  regierenden  Verben 
die  Verba  präteritopraesentia.  Ich  schliesse  mich  dem  aus  Rück- 
sicht auf  das  Entwickelungsstadium  des  von  ihnen  abhängigen  Inf. 
in  Hartmanns  Epen  nicht  an,  weil  abgesehen  davon,  dass  der  Inf. 
nach  ihnen  selbst  in  seinen  älteren  Verw^endungen  nicht  sowohl 
finalen  Sinn  als  vielmehr  blos  den  der  Richtung  zeigt,  er  gerade 
nach  ihnen  durch  alle  möglichen  Abstufungen  hindurch  das  meiste 
von  seiner  Selbständigkeit  aufgegeben  hat.  Aehnlich  urteilt  auch 
Jolly.  Mit  viel  grösserem  Recht  glaube  ich  das  Verzeichni.«s  mit 
den  Verben  der  Bewegung  eröffnen  zu  dürfen,  bei  denen  die  Zweck- 
bedeutung des  Inf.  durch  alle  Zeiten  unverkennbar  geblieben  ist 
und  nach  denen  er  auch  eine  gewisse  Selbständigkeit  bewahrt,  die 
an  seinen  freien  Gebrauch  erinnert.  Auch  Jolly  (p.  161)  rechnet 
diese  Construction  zu  dem  freien  alten  Gebrauch,  bestimmter  schon 
vorher,  A.  Köhler,  der  syntaktische  Gebrauch  des  Inf.  im 
Gothischen,  Pfeiffers  Germania  XII,  p.  453  zu  dem  finalen.  Der 
Inf.  nach  den  Verben  der  Bewegung  bezeichnet  nicht  lediglich 
die  Richtung,  denn  diese  könnte  nur  nach  etwas  bereits  vorhan- 
denem gehen,  sondern  vielmehr  die  Absicht,  die  da  auf  etwas  von 
dem  Subject  erst  noch  zu  schaffendes  abzielt,  cf.  die  einzelnen 
Fälle.  Fürs  Latein  freilich  verlangt  die  accusative  Form  des  nach 
den  Verben  der  Bewegung  stehenden  Inf.  (des  Supinum)  die 
Annahme,  dass  hier  der  Begriff  der  Richtung  als  Stellvertreter  des 
der  Absicht  der  Sprache  genĂĽgend  geschienen  hat.  cf.  Eugen 
Wilhelm  de  infinitivi  linguarum  Sanscritae,  Bactricae,  Persicae, 
Graecae,  Oscae,  Umbricae,  Latinae,  Gothicae  forma  et  usu.  I^enaci 
1872,  p.  63.  ! 

Die  häufigste  Verwendung  findet  in  Hartmanns  Epen  der 
Inf.  nach 

Gän.     Aber  dem    freien  Gebrauch    gegenüber,    den    uns    das 


27 

Gothische  und  Althochdeutsche  vermuthen  lassen  (Grimm,  Gram.  IV, 
96.  Erdmann  204)  zeigt  Hartmann  in  den  Epen  eine  immer  mehr 
hervortretende  Einschränkung.  Noch  sehr  nahe  der  alten  Freiheit 
steht  der  Erec.  Zwar  macht  sich  auch  in  ihm  bereits  eine  Ein- 
engung des  Gebrauchs  auf  Ausdrücke  aus  dem  damaligen  täglichen 
Leben,  dem  Familienleben  und  der  täglichen  Beschäftigung  geltend, 
aber  ein  guter  Teil  der  Verbindungen  'hat  sich  hier  doch  noch 
ausserhalb  des  Schutzes  dieser  zu  einem  einheitlichen  Gedanken 
durch  die  Häufigkeit  des  Gebrauches  verwachsenen  Zusammen- 
stellungen zu  behaupten  gewusst. 

AusdrĂĽcke  der  ersteren  Art  sind: 
gan  ezzen  6357.  6379.  6410.  6421. 
gän  släfen  3952.  8578.  8591. 
gan  ruowen  908. 
gän  schon  wen  1156.  9919. 
gän  spehen  7079. 
Ausserhalb  dieses  Ideenkreises  aber  fallen  wohl: 
gan  suochen  7083. 

gän    blasen  9611    und   die    alterthümlich    anmuthenden    gän 
stän  6832.  7625.  8967.  8985.  und 
gän  sitzen  7877.  8255.  9928. 
In  den  drei   andern   epischen  Dichtungen   aber   erscheinen  alle 
jenem  Gedankenkreise  fernstehenden  Verbindungen  aufgegeben.    Im 
Gregorjus  erinnert  nur  noch 

Gän  klagen  2143 
an  die  freiere  Verbindung.     Alle   andern  Fälle   hier  wie   im   armen 
Heinrich  und  Iwein  fallen  in  jenen  engen  Kreis   formelhaft  gewor- 
dener AusdrĂĽcke: 

G.       gän  släfen  2830. 

gän  kurzwilen  807. 
a.  H.  gän  släfen  470.  515. 
Iw.     gän  ezzen  351.  6545. 
gän  schouwen  6427. 
Alle  andern  Verba  der  Bewegung  treten  bedeutend  zurĂĽck. 

Varn.     Kommt  gän  an  Umfang  und  Art   des  Gebrauches   am 
nächsten.     Im  Erec  und  Gregorjus  findet  es  sich  je  2  mal: 
im  E.:  varn  kempfen  8642. 
varn  schouwen  9764. 
im  G. :  varn  vischen  2833. 
varn  suochen  3306. 
im  a.  H.  findet  es  sich  gar  nicht,  im  Xwein  dagegen  6  mal; 
varn  sehen  808, 


28 

varn  sin  dinc  schaffen  1596. 
varn  suochen  926.  5760. 
varn  turnieren  2921.  3005. 
Das  Wort  scheint  seit  der  ahd.  Zeit  an  Gebiet  nichts  eingebiisst  zu 
haben.     Der  erste  Fall  aus  G.  und  die  beiden  ersten  aus  Iw.  decken 
sich  mit  ahd.  Verbindungen  genau :  Otf.  5,  13,  3  fuar  Petrus  fisgou. 
hymn.  19,  8  farant  sehan.-   Tac.  162,  1  ih  faru  garawen. 

Kommen   ist   dem   gegenĂĽber  im   Abnehmen   begriffen.     Von 
den  reichlichen  Belegen  im  Goth.  und  ahd.  findet  sich  nur  im  Erec 
das  auch  mit  gän  und  varn  verbundene  schouwen: 
5129  komen  klagen  und  schouwen. 
Ausserdem  kommt  vor  im  Iwein  ironisch 

komen  sterben  5243. 
Von  den  ahd.  so  häufigen  Verbindungen  des  Inf.  mit  Verben  des 
Eilens  findet  sich  bei  Hartmann. 
II en  im   Erec  einmal 

ilen  emphähen  10010. 
Grimm,  Gram.  IV,   98  hätte  es  also  Hartmann  nicht  ganz  ab- 
sprechen sollen. 

riten.   riten  ĂĽz  kurzwilen  E.  3061.  durch  weitere  Ausbildung  zum 
Satze   ziemlich   frei  folgt  ein  Inf.  E.  49:   sine  woldo  riten 
fürbaz  den  ritter  frä-gen  märe  selben  wer  er  wäre,  cf  p.  27. 
riten  birsen  G.  2290.  2300. 
riten  suochen  Iw.  6331. 
sich  legen  findet  sich  nur  im  Iwein  2 mal. 
Keii  legt  sich  slafen  74. 
si  heten  sich  slafen  geleit  82. 
zu  den  Verben  der  Bewegung  ist  in  einem  Falle  auch  sin  zu  rechnen, 
wie  schon  Otfrid  es  gebraucht: 

G.  775  daz  si  benamen  wären  vor  tage  vischen  üf  dem  se, 
(cf.  Erdmann  I  §  335), 
wo  sin  gleichbedeutend  mit  dem  Perfect  eines  Verbum  der  Be- 
wegung ist.  cf.  oben  G.  2833.  Dieser  Fall  ist  wohl  zu  scheiden 
von  dem  Grimm,  Gram.  IV,  7.  92  erwähnten,  wo  das  Praeteritum 
von  wesan  mit  dem  Inf.  nur  eine  Umschreibung  des  Praeteritum  von 
dem  im  Inf  stehenden  Verbum  selbst  ist.  Letzterer  Fall  findet  sich 
in  Hartmanns  Epen  gar  nicht.  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  eine 
Nebenbemerkung  ĂĽber  den  Inf.  nach  werden  gestattet.  Hartmann 
hat  ihn  nicht.  Nhd.  aber  ist  er  in  der  erregten  volksthĂĽm liehen 
Rede  erhalten,  um  grösseren  Nachdruck  zu  erzielen,  eben  darum 
aber  auch  nur  auf  das  Präsens  historicum  beschränkt  z.  B.  von 
einer  vergangenen  Handlung  spricht  eine   erzĂĽrnte    Mutter;    wird 


29 

Ihnen  der  Junge  nicht  auf  den  Baum  klettern?  u.  ä.     Den  Verben 
der  Bewegung   stehen   nahe  die  des  Beharrens  in  einem  Zustande: 

sitzen  findet  sich  nur  im  Erec  mit  dem  Inf.  verbunden. 
E.  9699  als   si  frou  Enite  gesach  dort  sitzen  weinen. 

womit  die  Stelle 

910  ze  rouwe  si  dö  säzen 
zu  vergleichen  ist. 

Stän  hat  den  Inf.  nach  sich 
G.  2279  da  ich  in  da  stende  sach  klagen. 
Man  könnte  freilich  auch  von  sehen   den  Inf.  abhängen  lassen,  wo- 
fĂĽr G.  2224  spricht,   so   dass   es   bedeuten   wĂĽrde :   ich   sah  ihn   im 
Stehen  weinen.     Treffender  aber  ist  wohl,  den  Inf.  klagen  zu  stende 
und  dies  Particip  zu  sehen  zu  construiren. 

Ebenso  gehören  zu  den  Verben  der  Bewegung  deren  Causa- 
tiva  senden  und  auch  fĂĽeren.  Sie  finden  sich  aber  nur  im  Erec  mit 
dem  blossen  Inf.  verbunden. 

2517  frou  Melde  hete  einen  garzĂĽn  gesant  besehen, 
fĂĽeren  ezzen  8359. 

Bei  der  noch  ausgesprochenen  finalen  Function  dieses  Infinitivs 
ist  das  Eindringen  der  präpositionalen  Verstärkung  bei  ihm  leicht 
begreiflich  und  fand  vereinzelt  bereits  bei  Otfrid  statt  cf.  Erdmann 
I  §  349.  Der  Inf.  zeigt  bei  dieser  Verbengruppe  immer  die  kürzere 
Form.  Man  kann  den  unterschied  im  Gebrauche  beider  in  den 
Epen  Hartmanns  vielleicht  so  bestimmen:  der  blosse  Infinitiv  steht 
bei  Verben  der  Bewegung  nie,  wenn  der  Zweck  nicht  ohne  weiteres 
in  seine  AusfĂĽhrung  ĂĽbergehen  kann.  Der  Grund  ist  offenbar  der, 
dass  dann  der  finale  Charakter  mehr  hervortritt  und  eine  Hervor- 
hebung auch  in  der  Sprache  nahe  legt.  Man  könnte  auch  sagen, 
bei  Verbindungen,  die  dem  täglichen  Leben  angehören,  vermag  die 
Praeposition  nicht  einzudringen.  Im  Grunde  decken  sich  beide 
Beobachtungen,  denn  die  dem  gewöhnlichen  Leben  entnommenen 
Absichten  lassen  auch  am  wenigsten  an  ihrer  AusfĂĽhrung  zweifeln, 
weil  sie  ja  immer  zuvor  ausgefĂĽhrt  zu  werden  pflegten.  Daher 
nannte  ich  p.  31  die  Verbindung  komen  sterben  Iw.  5243  ironisch, 
weil  durch  den  blossen  Inf.  das  Eintreten  des  Sterbens  als  ganz 
selbstverständlich  gedacht  ist. 

So  ist  es  erklärlich,  dass  gerade  gän,  das  ja  namentlich  in  jenen 
formelhaften  AusdrĂĽcken  zu  stehen  pflegt,  dem  einfachen  Inf.  treu 
bleibt. 

Varn  findet  sich  einmal  mit  dem  präpositionalen  Inf. : 
E.  1784  ouch  vuor  der  kĂĽnec  ungebeit  ze  behalten  sine  gewonheit. 

komen  hat  bereits  im  Erec  ihn  2  mal  nach  sich: 


30 

468  daz   er  komen  dar  wäre  ze  nemen  den  sparwäre  (womit 
zu  vergleichen  Trist.  3235). 
5254  die  komen  in  ze  schouwen. 
senden.     G.  2070  senden  ze  loesen. 

Der  Inf.  aber  ĂĽberhaupt  nach  Verben  der  Beweguiior  hat 
mancherlei  Concurrenten.  Ihm  in  seiner  alten  Bedeutung  am 
nächsten  kommen  wohl  die  Fälle,  in  denen  der  Zweck  der  Be^veguno« 
durch  ein  Substantivum  mit  einer  Praeposition  bezeichnet  wird,  wie 
es  im  Erec  und  auch  im  Iwein  gerade  nach  komen,  einigemal  auch 
nach  riten  geschieht: 

E.  2618  wand  er  dar  niene  kam  ĂĽf  guotes  gewin.  2421.  nament- 
lich mit  durch  und  dem  Inf. 
E.  9312  durch  justieren  mere  nach  riten. 
2658  enwäre  er  niht  ze  helfe  komen. 
9101  si  riten  von  einander  dan  durch  justieren   mere. 
Iw.  4294  do  ich  dar  kom  durch  clagen.    4542  (nach). 
1853  komen  einem  ze  wer. 

Ferner  läuft  hier  wie  oft  Participialconstruction  neben  dem  Inf. 
her.  Statt  des  Inf.  suochen  nach  gän  und  riten  ist  sogar  viel 
häufiger  das  Particip.  Den  beiden  oben  p.  30  unter  gän  und  p.  31 
unter  riten  gegebenen  Fällen  für  den  Inf.  suochen  E.  7083.  Iw.  6331 
stehen  acht  für  das  Particip  gegenüber:  E.  6688  (nach  gän).  8523. 
227  (nach  riten).  Iw.  6425  (nach  gän).  530.  5775.  4163  (nach  riten); 
die  achte  ist  im  Erec  nach  riten.  Der  Verschiedenheit  der  Con- 
struction  liegt  wohl  ursprĂĽnglich  eine  verschiedene  Auffassung  zu 
Grunde.  Der  Inf.  bezeichnet  den  Zweck,  der  da  das  Ziel  der 
Bewegung  ist  und  eigentlich  zeitlich  hinter  dem  Verbum  finitum 
gedacht  ist,  so  dass  suchen  mit  dem  ähnlichen  Sinn  von  finden 
ziemlich  identisch  ist,  das  Participium  praesentis  bezeichnet  eine 
der  Haupthandlung  bereits  gleichzeitige  Thätigkeit:  mit  Suchen 
beschäftigt  reiten.  Daher  ist  es  natürlich,  dass  die  participiale 
Construction  gerade  bei  den  Verben  des  Verharrens  in  einem  Zu- 
stande den  Inf.  mit  Ausnahme  der  oben  angeführten  wenigen  Fälle 
(cf.  p.  32)  verdrängte.  Sitzen,  im  Erec  noch  mit  dem  Inf.  verbunden, 
hat  im  Gregorjus  bereits  das  Part,  nach  sich: 

G.  315.  sitzende  swigende. 
ligen  und  beliben  finden  sich  nur  mit  dem  Part.  < 

E.  919  si  beide  spilende  beliben  »         ^ 

Iw.  3516  die  wile  ich  släfende  lac. 
cf.  hierzu  läzen  mit  dem  Part. 

Am  gefährlichsten  aber  war  diesem  wie  dem  freien  finalen  Inf. 
die  Vertretung  durch  einen  Satz,  der  entweder  subordinirt  mit  der 


31 

Conjunction  daz  oder  mit  dem  Relativpronomen  oder  para- 
tactisch    mit    und    zugefügt   erscheint.     Über   das  Verhältniss    von 
Satz  und  Inf.  cf.  jedoch  die  Bemerkung  p.  49. 
Ein  Satz  mit  daz  folgt 
ÂŁ.      70  ich  wil  riten  dar,  daz  ich  iu  diu  maere  ervar. 

205  ouch  was  er  komen,  daz  eru  zem  dritten  naeme.    3676.  G.  3606. 
1249  er  hat  mich  her  gesant,   daz   ich   gewinne   iuwer  hulde.    3088. 
6363.  9751.    G.  3035.    Iw.  2176.  5849. 
mit  dar  umbe  daz 
E.  6817  der  lief  durch  den  walt  dan,    dar   umbe    daz  erz  dem  wenegen 
kĂĽnege    taete  kunt.     Mit   dem  Inf.    verbindet    sich   loufen   bei 
Hartmann   nicht,    doch    z.  B.  F.   Pfeiffer,    Marienlegenden  XX, 
171  sprechen  ir  gebet, 
mit  durch  daz 
a.  H.  14.00  die  riten  unde  giengen,  durch  daz  si  in  enpfiengen. 
Ein  Relativsatz  folgt 
Iw.  2606  heizet  eteswen  komen,  der  sichs  underwiude. 

.5775  er  sante  sin  selbes  tohter,  diu  vĂĽr  si  suochende  reit.    E.  2879.  4402. 
Ein  paratactischer  Satz  mit  und  folgt  bei  Hartmann  immer,    wenn 
das  Verbum  der  Bewegung  im  Imperativ  oder  auffordernden  Conjunctiv  steht. 
E.      24  rit  unde  ervar.    4994  rit  unde  sage.    Iw.  8033  genc  unde  ervar. 
316  genc  und  bewar.    5834  ez  kume  her  und  ezze. 
Zweimal  auch  nach  einem  Indicativ  (cf.  0.  Erdmann  I  §  282)  p.  39.  57. 
Iw.  3911  her  Iwein  legt  sich  unde  slief. 

5942  daz  er  engegen  ir  gienc  und  si  enpfienc. 

Zur  inchoativen  Bedeutung  sind  von  den  Verben  der  Bewegung 
gän  und  varn  abgeblasst,  ersteres  in  den  Verbindungen  gän  stän 
und  gän  sitzen  (p.  27),  welche  überall  nur  sich  stellen  oder 
treten  und  sich  setzen  bedeuten,  varn  in  der  Wendung  Iw.  1596 
(p.  28,  eine  Parallelstelle  fĂĽhrt  G.  F.  Benecke  an)  und  E.  1784  (p.  29), 
wo  Haupt*  mit  Recht  das  ĂĽberlieferte  zu  beim  Inf.  streicht  und 
diesem  ein  Satz  mit  daz  gleichgestellt  ist:    daz  er'  den  kus  naeme  da. 

Zur  blossen  Umschreibung  dienen  sie  dagegen  nirgend,  Fälle, 
in  denen  auch  der  abhängige  Inf.  ein  Verbum  der  Bewegung  wäre, 
wie  sich  ik  kumu  gangan,  suogan,  faran,  uuallan  im  Andd.  findet 
(R.  Steig,  ĂĽber  den  Gebrauch  des  Infinitivs  im  Altniederdeutschen, 
in  der  Zeitschrift  fĂĽr  deutsche  Philologie  XVI,  a.  1884,  p.  337), 
kommen  bei  Hartmann  nicht  vor. 

Weil  nicht  den  Zweck,  sondern  die  Art  einer  Bewegung  bezeichnend 
gar  nicht  hierher  gehören  die  Fälle,  in  welchen  zu  diesen  Verben  ein  Particip 
tritt  (J.  Grimm,  Grram.  IV  p.  126).  Das  zweite  findet  sich  in  geriten  komen 
E.  2654.  2681.  8682.  Iw.  608.  1000.  4531.  4916.  5807.  6087.  6349.  6900;  4380,  das 
erste 

E.  6148  nĂĽ  kam  er  ritent  an  die  stat. 

Iw.  7106  ez  lief  kreiierende  hie  behender  garzĂĽne  ^uoc, 


32 

Ăź.  Der  finale  Infinitiv  nach  den  Verben  des  Erstrebens. 
Um  vieles  natĂĽrlich  wird  dem  Inf.  seine  finale  Function  er- 
leichtert, wenn  die  finale  Beziehung  bereits  in  dem  Verbum  finitum 
liegt.  Er  steht  daher  nach  allen  Verben  und  verbartigen  Aus- 
drĂĽcken, welche  ein  Erstreben  bezeichnen,  und  zwar  enger  ver- 
bunden als  mit  den  Verben  der  Bewegung.  Hier  hat  er  vermöge 
seines  Ursprunges  seine  gehörige  Stelle,  und  es  kann  nicht  gut  sein 
diese  grosse  Gruppe  nach  Gesichtspunkten,  die  nicht  von  der  Katur 
des  Inf.  hergenommen  sind,  in  Unterabteilungen  zerlegen  zu  wollen. 
Hierher  ziehe  ich  nämlich  auch  die  Verba  des  Gefühls,  die  weder 
als  besondere  Gruppe  behandelt  werden  noch  etwa  dieser  ganzen 
Klasse  den  Namen  geben  dürfen.  Denn  es  wäre  falsch  zu  glauben, 
alle  Verba  des  Gefühls  könnten  bei  Hartmann  mit  dem  Inf.  ver- 
bunden werden;  so  allgemein  vermag  der  Inf.  bei  ihm  noch  nicht 
eine  jede  nähere  Bestimmung,  in  welchem  grammatischen  Verhältnisse 
sie  auch  zum  regirenden  Verbum  stehn  mag,  frei  diesen  Verben 
zur  begrifflichen  Vervollständigung  hinzuzufügen,  es  stellt  sich  viel- 
mehr heraus,  dass  der  Inf.  hier  noch  seinen  finalen  Charakter  ge- 
wahrt hat,  in  der  grammatischen  Tatsache,  dass  er  nur  nach  den 
Verben  des  GefĂĽhls  steht,  die  eine  finale  Beziehung  auf  die  Zukunft 
enthalten,  also  den  GefĂĽhlen  des  Erstrebens  und  Vermeidens.  Noch 
nicht  haben  bei  Hartmann  den  Inf.  nach  sich  Verba  der  GefĂĽhle, 
die  ihre  Beziehung  in  der  Vergangenheit  oder  Gegenwart  haben, 
wie  die  Begriffe  sich  freuen  und  sich  betrĂĽben.  Zwar  hat 
auch  wĂĽnschen  nur  Satzconstruction  nach  sich,  das  doch  gewiss 
eine  Beziehung  auf  die  Zukunft  enthält,  aber  in  den  beiden  Fällen, 
welche  sich  allein  finden,  tritt  ein  neues  Subject  ein.  Hier  kann 
also  darum  der  Inf.  nicht  stehn.  Auch  einzelne  andere  derartige 
Verba  nehmen  den  Inf.  nicht  zu  sich,  doch  lässt  es  sich  wegen  des 
vereinzelten  Auftretens  nicht  feststellen,  ob  bei  Hartmann  ĂĽberhaupt 
oder  nur  zufällig  nicht.  Darin,  dass  gerade  Verba  des  Gelühls 
ohne  finalen  Sinn  trotz  häufigeren  Vorkommens  für  ihn  unempfäng- 
lich sind,  vermag  ich  keinen  Zufall  zu  sehen,  sondern  glaube  viel- 
mehr hier  den  Punkt  in  Händen  zu  haben,  an  welchem  in  dieser 
Reihe  der  Entwicklung,  wenn  auch  natĂĽrlich  nicht  mehr  in  Hart- 
manns SprachgefĂĽhl,  aber  doch  in  dem  ihm  ĂĽberlieferten  Spi ach- 
gebrauch, der  auf  älteren  Verhältnissen  beruht  und  schliesslich  in 
seinen  GrundzĂĽgen  durch  die  ursprĂĽngliche  Natur  des  Inf.  bedingt 
ist,  eben  die  Nachwirkungen  dieser  Natur  einer  Ăśbertragung  von 
seinem  Gebrauche  nach  finalen  Verben  des  GefĂĽhls  auf  das  diesen 
begrifi'lich  zwar  nahe  liegende,  ihm  aber  nicht  wie  jene  durch  das 
ßedürfniss  nach  einer  finalen  Ergänzung  seit  uralter  Zeit  zugänglich 


gewordene  Gebiet  der  Verben  des  GefĂĽhls  ĂĽberhaupt  noch  hinderlich 
waren.  Erst  musste  der  Inf.  zur  blossen  Specialisirung  des  Begriffs 
herabgesunken  sein,  ehe  er  nach  allen  Verben  des  GefĂĽhls  stehn 
konnte.  Auch  in  dieser  Entwicklungsphase  zwar  finden  wir  den 
Inf.  bei  flartmann  längst  (cf.  den  3.  Teil),  aber  nach  Verben  des 
GefĂĽhls  nimmt  er  diese  Stufe  noch  nicht  ein,  und  daher  mĂĽssen 
sie  in  diesem  1.  Teile  unterm  finalen  Inf.,  nicht  im  3.  unter  dem 
blos  begrifflich  ergänzenden  dem  Sprachgebrauche  Hartmanns  ent- 
sprechend behandelt  werden.  Eine  Sonderung  derselben  von  andern 
Verben  des  Erstrebens  wäre  nur  aus  logischen  Gründen,  nicht 
lediglich  aus  RĂĽcksicht  auf  die  Natur  des  Inf.  getroffen,  denn  fĂĽr 
den  Inf.  ist  es  nicht  der  Umstand,  dass  es  Verba  des  GefĂĽhls  sind, 
der  ihn  zu  diesen  Verben  gesellt,  sondern  dass  in  ihnen  ein  ihm 
verwandter  Begriff  der  Absicht  enthalten  ist. 

Hierin  liegt  nun  andrerseits  der  Grund,  dass  die  finale  Natur 
des  Inf.  hier  leichter  verkannt  werden  kann  als  bei  den  Verben 
der  Bewegung;  dort  wurde  der  finale  Gedanke  lediglich  von  ihm 
getragen,  hier  liegt  er  schon  im  verbum  regens,  und  man  ist  ge- 
neigt in  diesem  allein  nur  ihn  bald  noch  zu  fĂĽhlen,  so  dass  dann 
der  Inf.  sich  bisweilen  einer  blos  begrifflichen  Ergänzung  zu  nähern 
scheint.  In  Folge  dessen  wohl  hat  in  dieser  Gruppe  der  präpo- 
sitionaie  Inf.  nur  geringen  Eingang  gefunden,  nämlich  nur  nach 
gern  (schon  bei  Otfrid,  cf.  0.  Erdmann  I  §  350),  gelüstet,  ge- 
denken und  einem  ist  gedeiht.  Dagegen  steht  er  allein,  soweit 
de:  Iiif.  ĂĽbe.-iu-upt  steh;;,  nach  allen  mit  Verben  zu  verbalen  Aus- 
drĂĽcken vereinigcen  Av^jectiven  und  Substantiven,  wohl  weil  deren 
Entstehung  jĂĽnger  ist,  ihrer  mancher  vielleicht  erst  unserm  Dichter 
verdankt  wird,  so  dass  er  hier  also  Avohl  im  Allgemeinen  nicht 
erst  mit  dem  einfachen  um  den  Platz  zu  ringen  hatte,  sondern  ge- 
mäss der  zunehmenden  Einschränkung  des  einfachen  Inf.  ihn  meist 
von  vornherein  erhielt.  Diese  Beobachtung  von  der  Vorliebe  zu- 
sammengesetzter Ausdrücke  für  den  präpositionalen  Inf.  wird  sich 
noch  mehrfach  wiederholen.  Gemacht  ist  sie  bereits  von  O.  Erd- 
niann  I  §  348  für  das  Nhd.,  doch  widerspricht  ihr  schon  Otfrid  nicht, 
cf.  gegenüber  §  336  §  349  stal  geban,  §  353,  und  auch  bei  den 
ahd.  Ăśbersetzern  ist  sie  in  Kraft  ^^A.  Denecke,  der  Gebrauch  des 
Inf.  bei  den  ahd.  Ăśbersetzern  des  8.  und  9.  Jahrb.,  Leipzig  1880, 
cf.  p.  21  ff.  gegenĂĽber  p.  69  ff.),  sowie  im  Andd.  (R.  Steig  p.  344 
gegenĂĽber  p.  492.  494  ff.).  Im  Got.  folgt  nach  Verbindungen  mit 
Substantiven  wenigstens  nie  der  einfache  Inf.  (A.  Koehler  p.  459). 
Die  ursprĂĽngliche  Natur  dieses  Inf.  kann  aber  keinem  Zweifel  unter- 
liegen.    Es  ist  hier  Veranlassung   auf  einen  schon  p.  11  berĂĽhrten 

6'.  V.  Monsterberg- Miinckenau,  Der  Infinitiv  in  cl.  Epen  Hartmanns  von  Aue.  3 


34 

l^unkt  zurĂĽckzukommen.  Die  Verba  der  Bewegung  waren  subjectiv 
und  es  konnte  bei  ihnen  die  Gefahr  nicht  eintreten  den  Inf.  nach 
ihnen  in  irgend  einer  Casusrolle  erblicken  zu  wollen,  es  sei  denn, 
dass  man  noch  seine  ursprüngliche  Casusaatur  hätte  wollen  aner- 
kennen. Bei  allen  Arten  objectiver  Verba  dagegen  hat  es  sich 
der  Inf.  gefallen  lassen  mĂĽssen  als  der  eine  oder  andre  oblique 
Casus  ausgegeben  zu  werden,  je  nachdem  das  Verbum  von  nominalen 
Substantiven  sonst  den  einen  oder  den  andern  bei  sich  zu  haben 
pflegte.  Dies  widerspricht  aber  aufs  schärfste  der  historischen  Ent- 
wicklung des  Inf.,  wenn  damit  das  grammatische  Verhältniss  be- 
zeichnet werden  soll,  wenn  das  logische,  so  hat  es  fĂĽr  das  richtige 
Verständniss  des  Inf.  keinen  Zweck,  weil  wohl  keine  zweite  syn- 
tactische  Kategorie  so  streng  historisch  aufgefasst  sein  will  als 
gerade  der  Inf.,  zu  dessen  Erkenntniss  wir  nur  auf  diesem  Wege 
zu  gelangen  hoffen  dĂĽrfen,  wie  wir  auf  ihm  zu  der  bisher  uns 
erschlossenen  gelangt  sind  (cf.  J.  Jolly  p.  183).  Die  Entwicklung  des 
Inf.  ist  aber  im  Deutschen  eine  völlig  einheitliche,  wie  in  der  Bil- 
dung, so  in  der  Entwicklung  der  Bedeutung,  er  ist  hier  wie  ĂĽberall 
der  finale  Casus  in  den  Abstufungen  der  Verblassung,  die  er  durch 
Aufgabe  inhaltlicher  Momente  erhält,  vermutlich  also  der  Dativ, 
und  man  darf  die  Entwicklungsreihe,  die  auch  die  bedeutende 
Depravation  nicht  völlig  hat  verdunkeln  können,  durch  Zusammen- 
mischen ganz  verschiedener  Constructionen  sich  nicht  aus  den  Händen 
spielen  lassen.  Zwar  kann  z.  B.  gern  ein  Object  im  Gen.  bei  sich 
haben,  wenn  es  aber  den  Inf.  bei  sich  hat,  so  steht  dieser  darum, 
weil  es  auch  eine  Construction  mit  dem  Gen.  bei  demselben  Verbum 
giebt,  noch  nicht  in  der  Rolle  des  Gen.  Das  genitive  Substantlvum 
bezeichnet  unmittelbar  das  Object,  welches  von  dem  GefĂĽhl  des 
Begehrens  betroffen  wird,  der  Inf.  lediglich  die  das  Subject  inter- 
essirende  Richtung,  in  welcher  das  Gefühl  sich  äussert,  um  zu 
jenem  Object  zu  gelangen. 

Mit  dem  einfachen  Infinitiv  findet  sich 

1.  gern,  nur  einmal  im  Gregorjus.    p.  37.  40.  44.  45.  46. 
3820  Hartmann  gert  dar  an  gewinnen  ze  lone. 

Im  Got.  folgt  nur  reiner  Inf.  (A.  Köhler  p.  437),  im  Otfrid 
nur  der  mit  zi  (O.  Erdmann  I  §  350),  bei  den  ahd.  Übersetzern 
der  einfache  und  präpositionale  (A.  Denecke  p.  17.  64). 

2.  minnen,  einmal  im  Erec.  p.  46. 

666  die  turnieren  minnent  (A.  Denecke  p.  18). 

3.  trüwen  (A.Köhler  p.440;  A.  Denecke  p.  18  ohne  Präposition), 
p.  39.  40.  43.  45.  46. 

E.    6338  er  entriut  nie  me  geleben. 


§5 

8858  80  trĂĽwe  ich  wol  genesen. 
Gr,  1304  ich  trĂĽwe  ouch  wol  geschaffen. 
1555  da  getrĂĽwe  ich  harte  wol  genesen. 
a.  H.     193  daz  trĂĽwe  ich  vollebringen. 

1163  getrĂĽwent  ir  mim  herren  sinen  gesunt  wider  geben. 
Iw.     415  sone  triut  ich  mich  niht  erwern. 
998  er  entriut  nime  genesn. 
1496  ichn  trĂĽwe  iun  lip  niht  bewarn. 
1640  ichn  triut  ir  nimmer  benemen  ir  leit. 
4224  ich  trĂĽwe  wol  gesigen. 
4656  ich  getrĂĽw  im  wol  gestriten.    ' 
6422  so  trĂĽwe  ich  harte  wol  genesn. 
7811  daz  niemen  triute  genesn. 

4.  waenen.  Im  Got.  oft  mit  dem  Inf.  verbunden  (A.  Köhler  p.  437), 
bei  Otfrid  nie,  bei  den  ahd.  Ăśbersetzern  nur  einmal,  sonst  mit  dem 
Acc.  c.  Inf.  (A.  Denecke  p.  18.  38),  im  Andd.  zweimal  (B.  Steig 
p.  335),  nirgend  mit  Präposition,  p.  40,  auch  36.  40;  38.  40.  42; 
46;  47. 

Es  gehört  hierher,  wenn  es  die  Bedeutung  von  hoffen  hat, 
alsdann  ist  es  ein  Verbum  des  GrefĂĽhls  mit  einer  Beziehung  auf  die 
Zukunft.  In  diesem  Sinne  steht  es  bei  Hartmann  in  den  Epen 
siebenmal.  Der  Inf.  Präs.  hat  alsdann  den  Sinn  eines  Inf.  Put. 
(cf.  unter  der  Tempusausbildung). 
E.  5458  er  wände  in  so  gevristen. 

6568  si  wände  den  tot  da  dienen  mite. 
G.     737  nü  wände  er  si  gewinnen  so. 
a.  H.     555  sus  wänden  si  die  süezen  gesweigen. 
591  so  wände  er  si  gesweigen. 
Iw.     691  ja  wand  ich  vreude  imer  hän. 

5642  ich  wände  mich  genieten  groezers  liebes  mit  dir. 
Heisst  dagegen  waenen  nur  die  Meinung  haben,  dass  etwas 
sei  oder  gewesen  sei,  so  fällt  in  der  Bedeutung  des  folgenden  Inf. 
sowohl  das  Moment  des  ethischen  Anteils  als  das  der  Richtung 
aus  und  es  verbleibt  ihm  nur  die  abstracte  Wortbedeutung.  In 
diesem  Falle  steht  er  in  dem  Sinne,  in  welchem  sich  mit  ihm  der 
3.  Teil  zu  beschäftigen  haben  wird,  nämlich  bloss  als  begrift- 
liche  Vervollständigung  eines  in  sich  selbst  nicht  einen  abge- 
schlossenen Sinn  enthaltenden  Verbum.  Jede  grammatische  Be- 
ziehung zwischen  dem  Inf.  und  dem  regirenden  Verbum  ist  dann 
gelöst,  der  Inf.  erscheint  als  absolute  Apposition  mit  der  rein 
logischen    Aufgabe    der    Specialisirung.      Um    das    Verbum    nicht 


36 

mehrmals   vorbringen   zu   mĂĽssen,  fĂĽhre   ich   auch   diese  unter  den 
3.  Teil  gehörenden  Fälle  hier  auf  (cf.  p.  21). 
G.  1231  ichn  bin  nicht,  der  ich  wände  sin. 
2153  er  wände  siniu  tougen  wol  bewarn, 
a.  H.       96  so  wir  aller  beste  waenen  leben. 
111  so  er  allergrĂĽenest  waenet  sin. 
Iw.  3292  dane  wänder  doch  niht  sicher  sin. 
5795  do  si  wände  sin  verlorn. 
Daher  steht  selbt  der  Inf.  Perf.  (cf.  Tempusausbildung). 
E.    764  er  wände  ein  kint  bestanden  hän. 
4418  dö  wände  er  haben  vunden  ein  zagen. 
4427  ja  waene  ich  iuch  verlorn  hän. 
5043  ich  waene  mich  verriten  hän. 
5525  er  wände  ie  sä  gewunnen  hän. 

9582  ich  waene  hiute  erworben  hän   ein  schadelöse  schände. 
G.  2402  ich  waene  si  gespaetet  hän. 
Ebenso  nach  der  Verbindung 
5.    ist  eines  wän.  p.  40. 
E.  5978  ez  was  iuwer  beider  wän  min  dinc  vil  wol  gebezzert  hän. 
6.  vürhten.  Got.  nie  mit  Inf.  (A.  Köhler  p.  438),  bei  den  ahd.  Über- 
setzern je  einmal  mit  und  ohne  zi  (A.  Denecke  p.  19.  64).  p.  40.  45, 
auch  42;  44. 

E.  2838  so  vorhte  si  in  unlange  hän. 
3011  si  vorhte  in  da  Verliesen  mite. 

3136  daz  si  vorhte  werden  weise  des  aller  liebesten  man. 
6741  ouch  vorhte  er  schaden  gewinnen. 
8969  wan  si  vorhte  ir  gewerren. 
Iw.  7154  des  vorhten  si  engelten. 
7453  ich  vĂĽrhte  laster  gewinnen. 

7.  geruochen  (R.  Steig  p.  491  mit  te). 

Unter  28  Fällen  sind  13  Umschreibungen  des  positiven  Imper. 
(E.  6,  G.  3,  Iw.  4  mal),    p.  38.  40.  45.  46. 
E.     318  der  unser  gast  geruochet  sin. 
1005  nu  geruochet  mir  den  lip  län. 
1334  daz  er  die  naht  geruochte  sin  mit  im. 
1461.  2499. 3006.  4820.  4951.  5838.  7283.  9352.  G.  95.  950.  2511. 
3195.3366.3397.  a.  H.  255.  Iw.  182.  519.765.987.2281.2338 
5539.  6057.  6412.  8127. 

8.  werden   (A.  Denecke   p.  14,   O.  Erdmann   I   §  333   ohne 
Präposition). 

E.  9129  got  herre,  nĂĽ  werde  des  kĂĽnec  Ereckes  pflegen. 


37 

9.  g  e  (1  enken(A.  Denecke  p.  18  ohne,  R.Steig  p.  491  mit  Präpos.). 
p.  37.  40.  41.  44.  45,  auch  39;  43. 

E.  7797  si  gedähten  reisen. 

6355  er  gedähte  mit  ir  vil  guote  naht  hän. 

6734  er  gedähte  riten  allez  vür  sich  durch  daz  lant. 

9193  er  gedähte  et  vellen  sinen  kampfgesellen. 
G.     161  daz  er  benamen  gedähte  mit  siner  swester  släfen. 

462  sus  gedähte  er  rümen  daz  lant. 

10.  sich  gedenken. 

E.  257  wände  er  im  gedähte  beliben  da. 
Am  meisten  zurück  tritt  der  finale  Begriff  nächst  den  erwähnten 
Fällen  von  waenen  bei  geruochen  und  werden,  sie  erscheinen  nur 
als  höfliche  Umschreibungen  der  entsprechenden  finiten  Form  des 
im  Inf.  folgenden  Verbum,  wie  denn  auch  Iw.  767  auf  den  Inf.  nach 
ruochen  mit  einem  sehr  geringen  Unterschiede  die  finite  Form  folgt. 
Ich  habe  aber  gleichwohl  geruochen  hierher  gezogen,  weil  es  bei 
Hartmann  noch  seine  ursprĂĽngliche  Bedeutung  von  gern  hat  (s.  u.). 
Von  ihm  schien  es  nicht  gut  das  eine  Beispiel  fĂĽr  werden  zu 
trennen.  Fest  haftete  der  einfache  Inf.  bei  dem  wohl  durch  häufigen 
Gebrauch  mit  ihm  ziemlich  eng  vereinigten  trĂĽwen,  bei  dem 
das  Gegenteil  von  Erstreben  bezeichnenden  vĂĽrhten,  bei  dem  zur 
blossen  Umschreibung  herabgesunkenen  geruochen  und  werden,  bei 
dem  nur  selten  hoffen  bedeutenden  waenen. 

Der  präpositionale  Inf.  erscheint  einige  Mal  neben  dem  einfachen 
bei  gern  und  gedenken.  Nur  erfindet  sich  je  einmal  nach  gelĂĽstet, 
sich  bewegen,  sich  an  neraen  und  nach  den  AusdrĂĽcken  muot 
hän,  muot  gewinnen,  der  muot  eines  stet  und  der  vliz  eines 
ist  gröz.  Der  Inf.  zeigt  hier  bald  die  längere,  bald  die  kürzere  Form 
und  zwar  im  Iwein  nur  die  längere,  im  Gregorjus  und  im  Erec  beide 
neben  einander.   Die  eine  Stelle  des  armen  Heinrich  zeigt  die  längere. 

1.  gern. 

E.  7174  swes  muot  begunde  gern  ze  jagen. 
G.  2264  nune  ger  ich  doch  deheine  geschiht  ze  wizzn  niht. 
a.  H.  1255  daz  du  gerst  ze  lebenne. 

2.  gedenken. 

E.  3485  wände  si  gedähten  dö  da  ze  ruowen. 
Iw.     706  ich  gedäht  ze  lebenne  noch. 

3.  einem  ist  gedäht. 

E.  5985  swem  daz  ze  wendenne  ist  gedäht. 

4.  gelüstet  (bei  den  ahd.  Übersetzern  Imtön  zL    A.  Denecke 
p.  64).  p.  46. 

G.  3225  daz  iuch  in  ze  wäre  ze  sehen  gelüste  harte. 


38 

5.  sich  bewegen,  p.  40.  41. 

G.     171  do  er  dise  groze  missetät  sich  ze  tuone  bewac. 

6.  sich  an  nemen.    p.  41.  46. 

Iw.  7852  naem  ich  mich  an  ze  rätenne. 

7.  den  muot  hän.  p.  39.  46,  auch  40.  41.  45.  46.  47. 

Iw.  1059  ez  hete  der   halptöte  man  ze  vliehenne  einen  gej  eiten 
muot. 

8.  der  muot  eines  stet.  p.  41.  45. 

Iw.  1717   sone    stuont    doch    anders    niht    sin   muot,    niuwan    ze 
belibenne  da. 

9.  den  muot  gewinnen,  p.  41. 

E.  3720  daz  er  dem  man  sin  wip  ze  nemenne  muot  gewan. 

10.  der  vliz  eines  ist  groz,  cf.  auch  p.  41;  44.  46. 
E.  3068  sin  vliz  was  ze  helne  groz. 

Zu  der  muot  eines  stet  sind  die  Wendungen  mit  nominalen 
Substantiven  zu  vergleichen  G.  1342  ze  ritterschefte  stet  min  wän. 
1400  so  stuont  ze  ritterschaft  min  muot. 

11.  Auch  nach  geruochen  scheint  Hartmann  im  Iwein  einmal 
den  präpositionalen  Inf.  gesetzt  zu  haben. 

7874  ob  er  ze  komenne  mochte. 

A  D  E  b  der  Handschriften  geben  ze  komene,  B  ad  aber  chomen. 

Anderwärts  findet  sich  ze  nach  ruochen  Flore  3539  ze  sagend 
3760  ze  wizzende. 

In  der  Meinung,  dass  zur  vollständigeren  Erkenntniss  des  In- 
finitivs seine  Behandlung  zu  einer  solchen  des  Verbalbegriffs  zu 
erweitern  sei,  werde  ich  wie  bisher  auch  reichlich  die  Belege  der 
mit  dem  Infinitiv  concurrirenden,  einen  Verbalbegriff  wiedergebenden 
Constructionen  geben. 

Es  ist  zunächst  der  substantivirte  Inf.  zu  erwähnen. 

1.  einem  ist  gäch.   p.  45.  47. 

Iw.  997  daz  im  ze  gäch  mit  dem  giezen  waere  gewesn. 

2.  wän  ha n.   p.  40.  42.    E.  8041  noch  hän  ich  zuo  dem  lebene  wän. 

Von  jetzt  ab  werde,  ich  auch  die  Constructionen  nach  denjenigen 
Verben  der  Gefühle,  nach  denen  der  Inf.  gemäss  seinem  Entwicklungs- 
zustande bei  Hartmann  ĂĽberhaupt  nicht  stehn  kann,  zum  Beweise 
meiner  Behauptung  (p.  32)  hinter  den  eigentlich  allein  hierher 
gehörenden  Verben  aufnehmen  (cf.  auch  einige  Fälle  von  p.  9). 

1.  vro  sin  (p.  39.  43.  46.  47)  E.  1475  des  gedingen.    3315  sines  zuoritens. 

2.  sich  schämen  (p.  43 — 46)  Iw.  5499  mins  lebennes. 

3.  tuon  we  einem  (p.  43.  44.  46)  Iw.  3984  daz  senen.  2960  daz  scheiden.  6513. 

4.  V er 8 mähen  (p.  46.  47)  Iw.  4652  daz  gemeine  nach  gähen. 

5.  riuwen  (p.  43.  46.  47)  Iw.  2919  daz  geweren. 

6.  verdriuzet  einen  (p.  40.  44.  45.  46)  E.  9312  des  lebennes. 


39 

Die  Satzconstruction  hat  wie  bei  Otfrid  (cf.  O.  Erdmann 
I  §  283.  286.  289)  nach  diesen  Verben  noch  eine  bedeutende  Aus- 
dehnung inne.  Wir  finden  paratactische  wie  abhängige  Construction, 
und  zwar  die  aUertĂĽmliche  paratactische  sowohl  ohne  Ver- 
bindung neben  das  Verbum  gestellt,  als  auch  durch  und  mit  dem- 
selben verbunden.  Letzteres  ist  immer  der  Fall  nach  dem  Im- 
perativ (p.  31). 

sinen  muot  bekeren. 

Gr.  1501  noch  bekere  dinen  muot  und  belip. 

Nach  einem  Verbum  des  GefĂĽhls  ohne  Futurbedeutung. 

1.  sich  erbarmen,  cf.  auch  p.  43.  47. 

E.  5817  erbarme  dich  unde  heiz  in  leben. 

2.  wesen  vro,  mit  wan  Iw.  1761. 

Die  asyndetische  Parataxe  nicht  imperativischer  Formen 
findet  sich  bei  Hartmann  nur  nach  dieser  Verbengruppe  und  auch 
hier  nur  unter  Umständen,  die  sie  weniger  hart  erscheinen  lassen 
(cf.  u.  die  Parataxe  bei  Verben  des  Antreibens).  Ein  Vordersatz 
trennt  den  logisch  abhängigen  Satz  von  dem  Verbum  des  Erstrebens. 

1.  trĂĽwen,  das  immer  den  Inf.  nach  sich  hat,  wenn  es  gleich  hoffen,  dagegen 
einen  Satz,    wenn  es  bedeutet  einem  etwas  mit  Sicherheit  zutrauen. 

Iw.  5138  ich  getrĂĽwe  abe  in  des  wol,  mugen   si  mirz  ane  erstriten,  sine 
länt  mich  niender  riten. 

2.  den  muot  hän. 

a.  H.    564  ich  hän   den   muot,   e   ich  in  sihe  verderben,  ich  wil  e  vür  in 
sterben. 

3.  ist  eines  muot. 

G.  1331  was  ie  min  muot,  haet  ich  die  gburt,  ich  wurde  gerne  ritter. 
Der  abhängige  Satz  erscheint  als  directe  Rede  nach    dem 
nicht  futurischen 
sich  gedenken. 

E.  9272  „nü  wirde  ich  wol  gerochen",  gedähte  im  der  rote  man. 

Viel  häufiger  aber  ist  die  abhängige  Satzconstruction.  Sie 
erscheint  bei  gleichem  wie  bei  verschiedenem  Subject  und  ihre 
häufige  Notwendigkeit  in  letzterem  Falle  scheint  der  Grrund  zu 
ihrer  Verbreitung  nach  diesen  Verben  ĂĽberhaupt  zu  sein.  Denn 
während  bei  den  Verben  der  Bewegung  das  Subject  des  Inf.  immer 
gleich  dem  Subject  oder  (nach  deren  Causativen)  dem  Object,  nach 
denen  des  Antreibens  und  der  Wahrnehmung  immer  gleich  dem 
Object,  nach  den  verbis  praeteritopraesentibus  u.  v.  a.  immer  gleich 
dem  Subject  des  regirenden  Verbum  ist,  kann  das  in  der  gegen- 
wärtigen Gruppe  ausgedrückte  Streben  auf  die  Tätigkeit  eines 
anderen  Subjects  sich  beziehen,  ohne  dass  dies  zugleich  irgend  eine 
grammatische  Beziehung  zu  dem  regirenden  Verbum  hätte.  Der 
abhängige  Satz  steht  entweder  im  blossen  Coniunctiv, 


40 

1.  waenen,  gleich  meinen,  bei  verschiedenem  E.  852.  5952.  6965.  G.  2189. 
a.  H.  1018.    Iw.  3951.  5586,  bei  gleichem  Subject  Iw.  2523.     Hierher  <:ehört 

auch  der  Couiunctiv  nach  dem  eingeschobenen  waene,  z.  B.  bei  verschiedenem 
E.  344.  356.  5236.  G.  3149.  Iw.  2459,  bei  gleichem  Subject  E.  3373.  I^^.  843. 

2.  vĂĽrhten,  bei  verschiedenem  E.  6976.  8181.    Gr.  2425.  Iw.  2160,  bei  gleichem 
Subject  E.   293.   403G  (cf.  No.  10  wän  hän).  G.  2258.  3412.     Iw.  2483.  2834. 

3.  geruochen,  nur  einmal,  bei  verschied.  Subj.,  E.  2843. 

4.  gedenken,  des,  bei  gleichem  Subj. 

G.    801  wan  si  häten  des  gedäht,  so  saehens  — 

5.  sich  bewegen,  ebenso. 

Iw.  6711  do  bewägen  si  sich,  sine  vaehten  niemer  wider  in. 

6.  gewegen  einem,  des  (p.  58),  beide  Sätze  negirt,  verschied.  Subj.,  E.  8815. 

7.  sich  versehen,  des  (p.  45.  46),  ebenso. 

a.  H.  1119  wan   si    sich    des   wol   versach,    ir  hĂĽlfe  des  tages  der  tot  ĂĽzer 
werltlicher  not. 

8.  zwiveln,  beide  Sätze  negirt,  gleiche  Subj.,  G.  1538. 

9.  erbiten  niene  kunnen  (p.  46),  beide  Sätze  negirt,  verschied.  Subj.,  E.  6328. 

Nach  den  Verbindungen 

10.  wän  hän,  gleiche  Subj.,  E.  4036  (cf.  No.  2  vürhten). 

11.  wir t   einem   not  (p.  42,  auch  45.  46),  beide  Sätze   negirt,    das  Subj.   des 
Nebensatzes  gleich  dem  Dativ. 

a.  H.  1316  do  wart  ir  nie  dernäch  so  not,  sine  verlüre  gar  ir  bete. 

12.  komt   iemen  in   den  muot,    das  Subj.  des  Nebensatzes  ist  nicht  gleich 
dem  Dat.,  G.  528. 

13.  gedingen  und  trost  hän,  gleiche  Subj.,  E.  6562.    cf.  p.  42. 

14.  lieber    ist,    daz   liebest  und  daz  beste  ist    (p.  43.  45.  46),  Iw.  2849. 
6965-6971. 

Nach  nicht  finalen  unpersönlichen  Ausdrücken. 

1.  verdriuzet-  einen,    in   beiden    Sätzen   Negation,   Subj.  gleich  dem  Obj. 
beim  regirenden  Verbum,  G.  2001.  3095. 

2.  betraget  e.inen  (p.  43.  46.  47),  ebenso,  G.  998.    Iw.  521. 

der  Verbindung 

3.  ist  eines  wän,  neues  Subj.,  E.  3846. 

oder  mit  daz, 

1.  gern,  verschied.  Subj. 

G.  2584  er  gerte,  daz  in  got  gesande  in  eine  wĂĽeste. 

3189  im  dĂĽrft  gedingen  noch  gern,  daz  wir  in  lebenden  vinden. 

2.  trüwen,  des,  in  der  p.  39  erwähnten  Bedeutung.    Das  Subject  des  Neben- 
satzes ist  gleich  dem  bei  trĂĽwen  stehnden  Dativ. 

E.  2499  Erec  triute  im  (gote),    daz   er   geruochte  pflegen  (Lachmann  z. 

Iw.  415),  gleiche  Subj. 
Iw.  4983  ich  getrĂĽwes  minen  banden,  daz  ich  sin  dro  genidere. 

3.  waenen,   gleich  meinen,   verschied.  Subj.   E.  4599  als  ir  waenet,    daz  ez 
81.     Iw.  502.  2582.  2882.  6275,  gleiche  Subj.    E.  260. 

4.  vĂĽrhten,  verschied.  Subj.    G.  1192.  1930.    a.  H.  360.  709.    1129.  Iw.   7982, 
gleiche  Subj.    E.  3044.    Iw.  4299.  6558. 

5.  geruochen,    des,     verschied.    Subj.     E.   4979   geruochet ,    daz    ich    iuwer 
dienest  mĂĽeze  sin.  131,  gleiche  Subj.  E.  954.  2392. 


il 

a.  H.  1372  Sit  er  des  geruochte,  daz  er  si  versuochte.    Iw.  378.  5941.  7140. 

6.  gedenken,     auch   in   der   nicht   finalen   Bedeutung    an    etwas    denken 
oder  meinen,  verschied.  Subj.  E.  150,  gleiche  Subj. 

Gr.  2316  si  gedähte,  daz  si  zuo  der  helle  waere  geborn. 
a.  H.     171  er  gedähte,  daz  er  waere  vil  lihte  genisbaere. 

E.  3669  scheint  der  Satz  nur  von  riuwen  abzuhaengen  s.  p.  43. 
E.  6015  daz  er  gedäht  haete.   daz   er   ir  wolde  warten,  ist  es  final. 

7.  sich  bedenken,  verschied.  Subj. 

a.  H.    881  sich  bedähte  ir  güete,  daz  si  niht  enwolten  si  wenden  noch  en- 
solten,  gleiche  Subj. 
Iw.  3848  er  bedäht  sich,  daz  er  wolde  helfen  dem  edelen  tiere. 

8.  sich  bewegen,  des,  gleiche  Subj.,  tatsächliche  Folge,  G.  1896. 

9.  sich  verwegen,  des,  gleiche  Subj. 

a.  H.     527  des  einen  si  sich  gar  verwac,  daz  si  ir  leben  wolte  geben. 

10.  sich  an  nemen,  daz,  gleiche  Subj. 

Iw.    910  wand  er  sich   häte  angenomen,  daz   er   dar   eine  solde  komen. 

1851  swelher  sich  daz  nimet  an,  daz  er  der  beste  si.    4149.  4995. 
Nach  den  AusdrĂĽcken 

11.  daz  in  sinem  muote  hän,  gleiche  Subj. 

E.  1057  daz  häte  der  guote  niht  in  sinem  muote,  daz  er  also  tuon  solde. 

12.  der  muot  eines  stet,  Subj.  des  Nebensatzes  gleich  der  von  dem  bei  muot 
stehnden  Possessivum  bezeichneten  Person. 

E.     718  also    stet   hin   ze  iu  min  muot,  daz  ich  damie  kein  guot  naeme 
vĂĽr  iuwem  lip.    Iw.  16i5.    4843. 

13.  den  muot  gewinnen,  gleiche  Subj.,  E.  7014.    Iw.  6329. 

14.  einen  muot  nemen,  verschied.  Subj.,  a.  H.  1498. 

15.  den  muot  erkiesen,  gleiche  Subj. 

E.  3957  daz  er  im  den  muot  het  erkorn,  daz  er  so  schoene  ein  wip  meit. 
(3r.  2036. 

16.  ist  einem  ze  muote  (p.  46),  das  Subj.  des  Nebensatzes  gleich  dem  Dativ 
im  regirenden,  a.  H.  989. 

17.  daz  gemĂĽete  komt  einem,  ebenso,  a.  H.  1050. 

18.  so  wol  gemuot  sin,  gleiche  Subj.,  Gr.  1866. 

19.  der  sin  eines  stät  so  (p.  42.  44),  Subj.  gleich  dem  Gen.,  Iw.  1503. 

20.  sinen  sin  dar  an  keren,  (p.  44),  gleiche  Subj. 

E.  4605  der  kere  dar  an  sinen  sin   daz  er  in  emphähe  schone. 
Iw.  7892  die  sinne  kere  ich  alle  dar  an,  daz  ich  im  ir  zornmuot  vertribe. 

21.  sinen  sin  dar  an  kerende  sin,  gleiclie  Subj. 

Iw.  7931  daz   ich   mine  mäht  und  minen  sin  dar  an  kerende  bin,  daz  ich 
im  wider  gewinne  siner  vrouwen  minne. 

22.  sinen  vliz  legen  dar  an,  verschied.  Subj. 

G.     732  der  leite  sinen  vliz  dar  an,  daz  si  in  naeme  ze  man. 

Nach  folgenden  Verben  und  verbartigen  AusdrĂĽcken  steht  nur 
daz,  obwohl  ein  finaler  Begriff  in  ihnen  liegt. 

23.  wĂĽnschen,  verschied.  Subj. 

E.  5708  Erecke  wĂĽnste  diu  kĂĽnegin,  daz  er  saelic  mĂĽese  sin. 
Iw.  3757  si  wĂĽnschten,  daz  si  des  zaeme.  ,,       ^ 

24.  sich  trösten,  des,  verschied.  Subj.,  Iw.  6928. 

25.  gedingen  (cf.  p.  40.  42)  noch  gern,  ebenso,  G.  3189.  '" 

26.  besorgen,  ebenso,  Iw.  7152. 


42 

27.  j^e sinnen,  gleiche  Subj.,  E.  8448. 

28.  erringen,  gleiche  Subj.,  G.  2810. 

29.  ringen  dar  nach  (p.  44.  45),  verschied.  Subj.,  Iw.  4189. 

30.  war  nemen,  des,  daz,  verschied.  Subj.  E.  3091,  gleiche  Subj.  Iw.  4533. 

31.  toben,  gleiche  Subj. 

Iw.  2500  wand  niemen  vĂĽr  in  gerne  tobt,  der  sine  bosheit  prise. 

32.  jämert  einen  nach  (p.  45),  Subj.  des  Nebensatzes  gleich  dem  01>ject. 

Iw.  3217  nach  eime  dinge  jämert  in,  daz  er  waere  eteswä. 

33.  sich  bewarn,  gleiche  Subj. 

Iw.  1084  da  muose  man  sich  vil  wol  bewaru  vor  der  selben  slegetĂĽr,  daz 
man  den  lip  da  niht  verlĂĽr. 

34.  sich  huoten  (p.  46),  gleiche  Subj.,  E.  4645. 

35.  bejagen,  daz,  verschied.  Subj.,  E.  10039. 

36.  gewinnen,  verschied.  Subj.,  Gr.  3822. 

37.  V  liehen,  daz,  gleiche  Subj. 

E.  9809  so  vluhen  si  daz  von  leide,  daz  si  dar  Inder  kaemen. 

38.  sehen,  gleiche  Subj.,  Iw.  959  sich,  daz  duz  wol  verdagest. 

Nach  den  AusdrĂĽcken 

39.  get  einem  not,  Subj.  des  Nebensatzes  gleich  dem  Dat. 

E.  4919  von  triuwen  gie  im  not,  daz  er  imz  wider  sande. 

40.  ist  einem  not  dar  zuo,  Subj.  des  Nebensatzes  gleich  dem  Dat. 

E.  9293  do  was  dem  andern  dar  zuo  not,  daz  er  in  zuo  im  vienge. 

41.  wirt  einem  not,  ebenso,  tatsächliche  Folge,  E.  3247. 

42.  einen  sogen  tuon  ĂĽber  einen,  verschied.  Subj. 

E.  9987  daz   s'   einen   gemeinen   sogen   täten   über  den  degen,   daz  got 
siner  eren  wielte  und  im  die  sele  behielte. 

43.  gerne  sehen,  verschied.  Subj. 

a.  H.    808  nĂĽ  sihe  ich  gerne,  daz  mich  iwer  minne  iht  unminne. 

44.  den  rät  setzen  an  einen,  das  Subj.  des  Nebensatzes  gleich  dem  von  an 

abhängigen  Acc,  Gr.  522. 

45.  gedingen  noch  wän  hän,  gleiche  Subj.,  Iw.  7865. 

46.  gedingen  hän,  verschied.  Subj.,  Gr.  558. 

47.  gedingen  und  trost  hän,  ebenso,  E.  6564  cf.  p.  40. 

48.  vorhte  hän,  ebenso,  E.  5496  cf.  No.  54  wän  hän. 

49.  diu  vorhte  tuot  einem  we,  ebenso  a.  H.534,  Subj.  gleich  dem  Dat.  537 

50.  angest  da  zuo  hän,  gleiche  Subj.,  a.  H.  1108. 

51.  äne  angest  sin,  des,  verschied.  Subj.,  G.  2839. 

52.  b ei t ende  sin,  des,  ebenso,  Iw.  4173. 

53.  die  saelde  bejagen,  gleiche  Subj.,  G.  1875. 

54.  wän  hän,  verschied.  Subj. 

E.  3727  don   häte   Erec   keinen   wän,   daz   er   im  schaden  solde.    9564. 
9634.  5496.   cf.  No.  48  vorhte  hän. 

55.  geschiht  einem  üf  den  wän,  neues  Subj.,  Iw.  6673. 
ÖG.  twingen  einen  üf  den  wän,  neues  Subj.,  E.  562. 

57.  einen  tumben  gedanc  hän,  gleiche  Subj.,  a.  H.  1254. 

Andre  Verbindungen   mit  not   fallen   unter   den   consecutiven  Gebrauch 
des  Inf. 

Nach  den  Verben   der   GefĂĽhle,   welche  keine  Beziehung    auf 
die  Zukunft  enthalten. 


43 

1.  sich  senen,  (gleich  sich  grämen),  gleiche  Subj. 

a.  H.    1Ă–8  er    sente   sich  vil  sere,  daz  er  so  manege  ere  hinder  im  mĂĽeste 
läzen. 

2.  sich  vreuen  (p.  44.  47),  verschied.  Subj.  G-.  3692,  gleiche  Subj.  Iw.  7487. 

3.  sich  schämen,  verschied.  Subj.,  E.  106.  5469. 

4.  stritet  einen  an,  verschied.  Subj.,  Iw.  1733. 

5.  beswaeret  einen,    das   Subj.  des  Nebensatzes   teilweise   gleich  dem  Acc. 
bei  beswaeret,  E.  7824. 

6.  riuwec  sin,  des,  dasselbe  Subj.  Iw.  3147,  neues  3148. 

7.  riuwet  einen,   neues    Subj.    Iw.  2012,   das    Subj.    des   Nebensatzes  gleich 
dem  Acc.  bei  riuwet 

E.  3669  nü  begunde  den  gräven  riuwen  und  gedähte  wider  sinen  triuwen, 
daz  er  die  vrouwen  erliez,  daz  er  im  si  niht  nemen  hiez. 
Die  beiden  Nebensätze  hängen,  wie  es  scheint,  blos  von-riuwen  ab,  während 
gedähte  absolut  steht:  und  hegte  damit  Gedanken  gegen  seine  bessere  Über- 
zeugung (ßech) ;  Haupt  macht  in  beiden  Ausgaben  den  Satz  mit  daz  von  gedäht 
(dähte  in  der  2.  Ausg.)  abhängig,  indem  er  wider  sinen  triuwen  in  Kom- 
mata einschliesst.    E.  8781.     Iw.  413.     cf.  p.  41. 

8.  erbarmet  einen,  neues  Subj.  E.  8346,  Subj.  gleich  dem  Acc.  a.  H.  1236. 

9.  betraget   einen,    des,   Subj.    des  Nebensatzes   gleich   dem  Acc,    E.  8454. 

10.  mĂĽet  einen  (p.  44.  47),  ebenso,  Iw.  2831. 

11.  wundert  einen  (p.44.  47),  neues  Subj.,  E.  5559.  9154.  Gr.  2511.  Iw.  4063. 

12.  loben,  des,  gleiche  Subj.  Iw.  7954,  neues  Subj.  E.  1263. 

13.  verwizen  einem,  daz,  Subj.  gleich  dem  Dat.,  E.  4261. 

14.  verdenken  einen,  Subj.  gleich  dem  Acc,  Iw.  2301. 

Nach  den  AusdrĂĽcken 

15.  vro   sin,    des,   verschied.   Subj.    G.  3699,    gleiche   Subj.    Iw.  2168.   2455. 

16.  liep  ist   E.  4173.  G.  1892.  Iw.  7634. 

17.  unvro  sin,  gleiche  Subj.,  Iw.  7747. 

18.  ist  swaere  einem   (p.  46),  Subj.  gleich  dem  Dat.,  Iw.  6831. 

19.  ist  Ungemach  einem,  ebenso,  Iw.  2073.  cf.  E.  7824  (p.  9). 

20.  ist  einem  1  ei t  (p.  47),  ebenso  E.  7925,  neues  Subj.  144.  4786.    G.  1143. 

21.  leides  ĂĽberladen  sin,  verschied.  Subj.,  Iw.  7460. 

22.  ist  schaedelich,  Subj.  man,  G.  1107. 

23.  tuet  einem  we,  Subj.  gleich  dem  Dat.,  Iw.  2805.  5415. 

24.  genäde  sagen  einem  (p.  46.  47),   das  Subj.   des  Nebensatzes  gleich  dem 
Dat.,  a.  H.  702. 

25.  weiz  mir  selben,  gleiche  Subj.,  E.  4791. 

26.  zihen   einen   missetät  (p.  46),   das   Subj.  des   Nebensatzes   gleich  dem 
Obj.  des  Hauptsatzes,  E.  5799. 

27.  ist  min  klage,  daz  ich,  G.  2186. 

28.  nimt  einem   untĂĽre   der   rede,    das   Subj.   des   Nebensatzes  identisch 
mit  dem  Acc,  G.  2622. 

Es  ist  nicht  zu  ĂĽbersehen,  dass  das  finale  Moment,  das  sonst  im  Inf.  liegt, 
in   Sätzen  mehrmals   durch   wellen  und  soln  gegeben  ist.    cf.  p.  62. 

oder  ist  ein  Fragesatz,  , 

1.  trĂĽwen,  gleiche  Subj.,  G.  3722. 


44 

2.  wundert,  3.  nimt  wunder,  neues  Subj.,  E.  14  4849.  4939. 

4.  ringen,  gleiche  Subj. 

Iw.  7885  daz  er   da   nach  hĂĽlfe  ringen,  ob  er  durch  in  iht  taete,  daz  er 
wider  haete  siner  vrouwen  minnen. 
Der   Satz,   welcher  das  Ziel  des  ringen  angiebt,   ist  eigentli'  h  erst 
der,  welcher  grammatisch  von  tuon  abhängig  gemacht  ist  (cf.  tuou).     So 
trachtet  sind  die  Subjecte  ungleich. 

5.  sich  vlizen,  gleiche  Subj. 

E.     168  der   vlizt   sich    dicke   dar  zuo,   wie   erz  mit   vuoge  wider  tuo. 

3776.    G.  2139.     Wenigstens  logisch  gleich 
E.  2931  sich  vlizzen  sine  sine,  wier  alle  sine  sache  wante  ze  gemache. 

6.  gedenken,  gleiche  Subj.,  E.  4031.  G.  2065. 

7.  sinen  sin  keren  dar  an,  gleiche  Subj. 

E.  2621  dar  an  kerter  sinen  sin,  ob  er  den  pris  möhte  bejagen. 

8.  gät  einem  angest  zuo,  verschied.  Subj.,  Iw.  5984. 

Nach  Verben  ohne  Beziehung  auf  die  Zukunft. 

9.  ist  einem  unmaere  (p.  46.  47),  verschied.  Subj.,  Iw.  6828. 
oder  ein  Bedingungssatz, 

1.  sich    V reuen,    des,  die  Subj.  gleich. 

Iw.  6159  mĂĽes  ich  iuch  danne  sehn,  des  vreut  ich  mich. 

2.  sich   schämen,  ebenso. 

Iw.  3188  mac  sich  der  künig  iemer  schämen,   hat  er  iuch  mere  in  riters 
namen. 

3.  mĂĽet   einen,  neues  Subj. 

E.  3927  mĂĽet  mich,  sult  ir  dulden  schaden. 

4.  leit  ist,  ebenso,  E.  1000. 

oder  ein  Temporalsatz, 

1.  truobet    einen,    der   folgende    Satz   mit   dö    eingeleitet,   das  Subj.  des 
Nebensatzes  gleich  dem  Acc.  bei  truobet. 

Iw.  7293  do  diu  junger  ersach  der  guoten  riter  ungemach,  daz  trucbte  si. 

2.  verdriuzet,  ebenso,  a.  H.  245. 

oder  ein  conditionaler  Relativsatz, 

tuet  einem  niht  wol,  das  Subj.  des  Nebensatzes  gleich  dem  Dat. 

Iw.  6936  wandezn   tuot  dem  biderben  man  niht    wol,    der   sandern   tot 
sehen  sol. 

Einige  Mal  ist  nach  Verben  von  GefĂĽhlen  eines  futuren  Cha- 
rakters der  Verbalbegriff  zu  entlehnen. 

1.  gern,    die   Ergänzung   findet   in    einem  Relativsatze   aus   dem  Hauptsatze 
statt,  die  Subj.  sind  gleich,  wenigstens  logisch. 

E.  10101  des  vant  ern  schone  gesunden  als  im  sin  herze  gerte. 
G.     1815  daz  er  wesen  kĂĽnde  ritter  swie  er  gerte. 
Iw.    8155  (Lunete)    hete   ir   beider   unminne   bräht   z'allem  guote   als  si 
lange  bäte  gegert. 

2.  gedenken,  ebenso. 

E.  7434  er  gabez  den  ers  gedähte. 
a.  H.  1066  do  er  si  voUebrähte  hin  als  er  gedähte. 


45 

Iw.  6870  dar  er  da  vor  gedähte,  dar  kerte  er  nü  zehant. 
3.  1  i  e  p  i  s  t  a.  H.  1223. 

Aus  dem  Zusammenhange  zu  ergänzen  bei 

1.  sich  versehen  a.  H.  979. 

2.  einem  ist  gäch  G.  1473.  3534. 

3.  sich  schämen  Iw.  2968. 

Die  Richtung  ist  durch  ein  Ortsadverb  angedeutet  und  der 
Verbalbegriff  eines  Verbum  der  Bewegung  oder  des  Verharrens 
bleibt  unausgedrĂĽckt,  ohne  im  Zusammenhange  schon  genannt  zu 
sein  (Ellipse). 

1.  gedenken.    E.  7242  er  gedähte  dan. 

2.  der  muot  eines  stet,  dar,  E.  5290. 

Nicht  final, 
verdriuzet.     Gr.  794  daz  si  ĂĽf  dem  se  verdroz. 

Auch  in  einem  nominalen  Substantivum  (oder  dies  ver- 
tretenden Pronomen)  findet  das  Verbum  .des  GefĂĽhls  seine  Er- 
gänzung, zu  dem  es  entweder  mit  Hilfe  einer  Präposition  tritt, 

1.  jämert  einen  nach   Iw.  3216. 

2.  ringen,    der  präpositionale  Ausdruck  ist  zu  ergänzen. 

Iw.  4280  der  ie  nach  vrouwen  willen  schein,  ie  ranc  und  noch  tuot?  Ich 
verbinde  wenigstens  nach  vrouwen  willen  lieber  unmittelbar  mit 
ringen,  als  aass  ich  zu  ranc  erst,  wie  Benecke  tut,  ze  schinen  ergaenze. 
Jedenfalls  findet  sich  ringen  in  Hartmanns  Epen  weder  mit  dem  ein- 
fachen noch  mit  dem  präpositionalen  Inf.  Auch  müsste  man  nach  Benecke 
tuot  sich  zu  dem  schwer  fälligen  nach  vrouwen  willen  (ze) 
schinen  ringen  tuot  vervollständigen  ,während  ich  nur  nach 
vrouwen  willen  ringen  tuot  zu  denken  habe. 

3.  gedenken  ĂĽf  Iw.  7460. 

4.  not  ist  einem,  nach  dem  tode  Iw.  3952. 

5.  1 8 1  einem  gäch,  ze  Iw.  4187.  5063,  an  4989,  mit  E.  5901.    Iw.  827.  3163. 

Cf.   auch  den  Ausdruck  dar  nach  oder  dar  z  u  o  vor  daz  oder  dem 
Coniunctiv. 

Kaum  noch  hierher  zu  ziehen  ist  E.  2674  erwegen  einen  von  stete,  p.  58. 

oder  als   ein  mit  dem  Verbum  unmittelbar  verbundenes  Object,  sei 
es  im  Acc,  sei  es  im  Gen. 

1.  geruochen,  in  der  Bedeutung  RĂĽcksicht   nehmen   E.  4340.  Iw.  5759, 
oder  wĂĽnschen  E.  9981.  Iw.  2573.  5738. 

2.  t  r  ü  w  e  n  ,  in  der  p.  39  erwähnten  Bedeutung. 

Iw.  5286  ich  getrĂĽw  im  helfe  baz  dan  ir. 

3.  g  e  r  n.     Gr.     691  die  gerten  ir  ze  wibe. 

1420  des  selben  ich  ie  gerte. 
2102  sone  gerte  er  nihtes  mere. 
Iw.  6003  swer  des  (dienstes)  gert.  4443.  1378.  1379.    G.  2553. 

4.  vĂĽrhten,  mit  einem  Dat. 

Gr.  67  ja  vürhte  ich  diner  schöner  swester. 

5.  gedenken. 

G.  1161  wes  ist  im  gedäht?  E.  5998.  G.  1205.  2989. 


46 

6.  sich  bedenken   a.  H.  1075. 

7.  minnen.     G.  1857  der  zabel  sere  minnet. 

8.  sich  an  nemen   Iw.  126.  1918. 

9.  sichhĂĽeten   G.  179. 

10.  sich  vlizen,  der  objective  Gen.  des  neutralen  Demonstrativpronoinens  ist 
vor  dem  ßelativum  zu  ergänzen. 

E.  5126  sich  vleiz  ir  iegliches  muot,  swaz  im  dienest  mohte  sin. 

11.  gelĂĽstet  E.  7353. 

12.  ist  einem  not   Iw.  6615. 

13.  muot  hän  Iw.  7148  (p.  14). 

14.  sich  versehen    E.  2496.  i: 

Nach  Verben  des  GefĂĽhls  ohne  Beziehung  auf  die  Zukunft. 

1.  genäde   sagen   E.  10087.  Iw.  3686. 

2.  sich   schämen   G.  1494.  Iw.  2105.  4965.  6313. 

3.  V r 6    sin.    G.  1098  daz  er  sin  was  ze  kinde  vrö.     Iw.  2354. 

4.  zihen  einen,  der  valscheit  Iw.  4124. 

Bei  den  auch  unpersönlichen  Ausdrücken  wird,  wenn  sie  persönlich  con- 
struirt  werden,  das  Obj.  Subj.  (p.  38),  ebenso  wie  das  vertretende  Pro- 
nomen,    s.  u. 

5.  r  iu  wet   E.  3713.    a.  H.  964.  969.    Iw.  3728.  6134.  8129. 

6.  versmähet  (p.  38). 

7.  b  e  t  r  ä  g  e  t  E.  8193. 

8.  y  6  r  d  r  i  u  z  e  t   a.  H.  288.  405.  • 

9.  tuet  we  (p.  38). 

10.  swaere  ist  und 

11.  ungemach  ist  (p.  8). 

12.  unmaere   ist   Iw.  4499. 

Ein  neutrales  Pronomen  vertritt  wie  p.  8.  10  den  Nom. 
des  noraen  actionis,  p.  12.  13  dessen  Acc.,  p.  14.  16  dessen  Gen., 
so  hier  den  Inf.  Dasselbe  kann  auch  durch  präpositionale 
Adverbien  geschehen. 

1.  gern,    es,    der   vertretene   Verbalbegriff    hätte    ein   neues    Subj.    E.  4570. 
G.  2444.  2445.  2804.    Iw.  5524.  das  gleiche  E.  5241.     Iw.  7118. 

2.  trĂĽwen,  des,  das  Subj.  des  Verbalbegriffes  gleich  einem  bei  trĂĽwen  stehn- 
den  Dativ,  G.  426. 

3.  verwaenen,  es,  neues  Subj.,  Iw.  7862. 

4.  geruochen,    es,    gleiche   Subj.  E.  3750,   neues    Subj.   E.  6850.  804:1  8510. 
Iw.  6000.  7958. 

Nach  den  AusdrĂĽcken 

5.  erbiten  niene  kunnen,  des,  neues  Subj.,  G.  2289. 

6.  sich  an  nemen,   ez,  gleiche  Subj.,  Iw.  2482. 

7.  einem  ist  ze  muote,   es,   das  Subj.  des  Verbalbegriffes    ist   gleich    dem 
Dativ,  E.  6394. 

8.  einem  ist  ernest,  dar  zuo,  ebenso,  G.  2829. 

9.  einem  ist  gäch,  dar  nach,  ebenso,  a.  H.  963. 

10.  gelĂĽstet  einen,  Subj.  des  Verbalbegriffes  gleich  dem  Acc,  G.  2240. 

11.  liep  ist  einem  E.  5441.  Iw.  8115.  cf.  leit  ist  p.  47  No.  18. 


4? 

Nach  Verben  ohne  Beziehung  auf  die  Zukunft. 

1.  sich  vreuen,  des,  neues  Subj.,  a.  H.  913.    Iw.  53S8.  7647. 

2.  genäde  sagen  einem,  des,  Subj.  gleich  dem  Dat.,  Iw.  2276. 

3.  vergeben,  wohl  dasselbe  Subj.,  E.  6801. 

4.  üz  dem  muote  län,  daz,  neues  Subj.,  E.  563. 

5.  wundert  einen,  des,  neues  Subj.,  a.  H.  377. 

6.  riuwet   einen,    daz,  das  Subj.  des  Verbalbegriffes  meist  gleich  dem  Acc, 
E.  3800.  4352.    Gr.  1284.    a.  H.  969.    Iw.  8103. 

7.  mĂĽet  einen,  ez,   neues  Subj. 

E.  5283  do  si  schieden  dan.  den  kĂĽnec  muote  ez  sere.  8876 

8.  V er s mähet,  ez,  neues  Subj.,  E.  9005. 

9.  belanget,  des,  ebenso,  E.  9618. 

10.  betraget,  des,  ebenso,  E.  2975. 

11.  erbarmet  einen,  ebenso,  Gr.  3278. 

12.  vro  sin,  des,  ebenso,  E.  1276.  3750.  4533.  5524.    a.  fl.  1202. 

13.  vro  werden,  des,  ebensc,  Gr.  2497. 

14.  gemeit  sin,  des,  a.  H.  1202  (cf.  vro  sin). 

15.  äne  wän  sin,  des,  verschied.  Subj.,  E.  8348. 

16.  waenlich  ist,  ez,  ebenso,  E.  5979. 

17.  unmaere  ist  einem,  daz,  ebenso, -G.  798. 

18.  leit  ist  einem,  ez,  daz,  Subj.  gleich  dem  Dat.,  a.  H.  503.    Iw.  5861.  8115. 
cf.  liep  ist  p.  46  No.  11. 

Schliesslich   ist  der  Verbalbegriff  (meist    der  Bewegung)  ganz 
zu  ergänzen  nach 
gäch  ist  Iw.  958.  2143.  2542.  3612.  4154.  4602.  5925. 

Von  den  hier,  wie  ich  glaube,  ziemlich  vollständig  zusammen- 
gestellten Fällen  können  freilich  nicht  alle  als  Concurrenten  des 
Inf.  angesehen  werden.  Zunächst  die  nicht,  in  denen  das  regierende 
Verbum  keine  Beziehung  auf  die  Zukunft  hat,  so  dass  nach  ihm 
der  Inf.  nur  in  einer  abgeschwächten  Bedeutung  stehn  könnte, 
in  der  er  eben  bei  Hartmann  nach  Verben  der  vorgenannten 
Art  nicht  steht.  Ferner  gilt  es  von  allen  den  Fällen,  in  denen  der 
Nebensatz  ein  eigenes  Subject  haben  muss,  unter  denen  mit  daz 
eingeleiteten  aber  auch  von  mehreren,  in  denen  zwar  das  Subject 
dasselbe  bleibt  oder  im  Hauptsatze  auf  irgend  eine  Art  schon  an- 
gedeutet ist,  in  denen  aber  der  Nebensatz  nicht  sowohl  das  Ziel 
als  ein  zu  erstrebendes,  denn  als  ein  bereits  erreichtes  bezeichnet; 
denn  auch  in  Hartmanns  Epen  findet  sich  diese  Prolepsis  ziemlich 
häufig,  wie  bei  Otfrid  (cf.  0.  Erdmann  I  §  286),  w^enngleich  ich 
sie  nur  selten,  als  nicht  hierher  gehörig,  bezeichnet  habe.  Ebenso 
darf  ich  als  vom  Thema  abliegend  den  Versuch  unterlassen  einen 
Bedeutungsunterschied  zwischen  den  concurrirenden  Constructionen 
zu  suchen,  der  ĂĽbrigens  nur  eben  so  allgemeine  Resultate  ergeben 
würde  wie  für  Otfrid  (O.  Erduiann  I  §  294).  Über  das  Verhältniss 
des  Inf.  aber  diesen  gegenĂĽber  ist  zu   bemerken,   dass   er  als  auf 


48 

die  Zukunft  bezĂĽglich  die  Handlung  noch  nicht  als  Tatsache,  son- 
dern als  erst  noch  dem  Subject  vorschwebende  Vorstellung  be- 
zeichnet und  darum  dem  Conjunctiv  am  nächsten  steht.  Die  Sätze 
mit  daz  dagegen  lassen  im  allgemeinen  schon  vermöge  des  demon- 
strativen Ursprungs  ihrer  Conjunction  die  Handlung  mehr  plastisch 
als  Object  erscheinen,  was  meist  noch  dadurch  hervorgehoben  wird, 
dass  ein  Demonstrativum  als  Object  im  Hauptsatze  die  Keben- 
handlung  gleichsam  concret  verdichtet  zusammenfasst. 

Eine  Vergleichung  der  vier  hier  in  Betracht  kommenden  AVerke 
Hartmanns  lässt  keinerlei  irgend  sicheren  Unterschied  im  Sprach- 
gebrauche des  Infin.  erkennen.  Eine  um  so  ĂĽberraschendere  Er- 
kenntniss  eröffnet  ein  Blick  auf  den  Tatbestand  bei  Otfrid.  Otfrid 
hat  bei  keinem  der  hierher  gehörenden  Verben,  soweit  sie  sich 
auch  bei  ihm  finden,  den  einfachen  Inf.,  nur  nach  zweien  von 
ihnen  (geron  und  werden)  je  einmal  den  präpositionalen  (cf.  0.  Erd- 
mann I  §  349.  350).  Viel  häufiger  (ib.  §  283)  ist  bei  ihm  die  bei 
Hartmann  bis  auf  wenige  Reste  (p.  39)  eingegangene  Parallel- 
construction,  auch  mit  joh  und  inti.  Ich  fĂĽhre  von  den  bei  ihm 
sich  findenden  die  denen  bei  Hartmann  nahestehnden  an:  thes 
gißizan,  ginenden,  gisinnan,  zilön,  thenken,  tharazua  liuggen,  thes  aouma 
neman,  thaz  muat  haben,  wellan.  Oder  es  folgt  ein  im  Grunde  ja 
auch  paratactischer  Satz  mit  thaz  im  Indicativ  oder  parallelem 
Conjunctiv  (ibid.  §286):  giagaleizön,  inoellan,  thenkan,  gißizan,  oder 
ein  wirklich  abhängiger  Finalsatz  im  Conjunctiv  (ib.  §  289):  %c arten, 
ahton,  drahtön,  thaz  dihton,  gimeinen,  thenken,  huggen,  i^uachen,  gouma 
neman,  wunsgen,  gilustit,  geron.  Man  wird  hieraus  zu  schliessen  das 
Recht  haben,  dass  der  Grebrauch  des  Inf.  nach  diesen  Verben  nicht 
gar  zu  alt  ist,  dass  er  hier  vielmehr  als  Eindringling  auf  fremdem 
Gebiete  erscheint.  Bereits  R.  Steig  p.  471  ist  gegenĂĽber  der  ver- 
breiteten Ansicht  von  der  Auflösung  des  Inf.  durch  spätere  Satz- 
construction  (J.  Jolly  p.  172)  der  Meinung,  dass  vor  der  Entst'hung 
des  Inf.  die  einzelnen  Sprachen  schon  das  syntactische  Verhältnis^  der 
Abhängigkeit  eines  Satzes  von  dem  andern  ausgebildet  hatten.  Vor  dem 
Inf.  behalf  man  sich  mit  der  altertĂĽmlich  starren,  dem  logischen 
Abhängigkeitsverhältnisse  nicht  Rechnung  tragenden  paratactischen 
Construction;  sollte  die  Abhängigkeit  bezeichnet  werden,  so  setzte 
man  den  Conjunctiv.  Dieser  genĂĽgte  aber  einer  solchen  Aulgabe 
darin  nicht  vollständig,  dass  er  die  logische  Nebenhandlung  nur 
als  gedacht  hinstellte,  und  daraus  die  grammatische  Abhängigkeit 
vom  Hauptsatze  nur  folgern  liess,  im  Ăśbrigen  aber  dem  formalen 
Ausdruck  nach  ebenfalls  paratactisch  neben  dem  Hauptsatze  stand. 
Diesem  Mangel  abzuhelfen  zugleich  mit  Beibehaltung  des  vom  Con- 


46 

junctiv  gebotenen  Vorteils  musste  einem  feiner  ausgebildeten  Sprach- 
gefĂĽhle der  Inf.  als  finaler  Casus  geeignet  erscheinen,  der  eine  streng 
grammatische  Abhängigkeit  vom  regirenden  Verbum  möglich  machte 
und  auch,  indem  er  die  Nebenhandlung  nur  als  Vorstellung  be- 
zeichnete, sie  logisch  gegenüber  der  tatsächlichen  Haupthandlung 
gehörig  zurücktreten  Hess.  Hiernach  wird  die  vorsichtige  Ver- 
mutung erlaubt  sein,  dass  das  Gebiet,  auf  dem  der  Inf.  nach  diesen 
Verben  zuerst  eindrang,  das  des  Conjunctivs  gewesen  sei,  denn  nur 
mit  ihm  konnte  er  in  seiner  finalen  Bedeutung  anfangs  rivalisiren, 
die  paratactische  Construction  mit  daz  gleichfalls  anzugreifen,  musste 
er  erst  jene  Bedeutung  fallen  lassen  und  gleichfalls  paratactisch  zu 
einem  begrifflich  unvollständigen  Verbum  treten  können.  Gleich- 
wohl ist  sein  Gebrauch  in  Hartmanns  Epen  noch  auf  eine  im  Ver- 
hältnisse zu  den  vielen  hierher  gehörigen  Verben  geringe  Anzahl 
derselben  beschränkt,  und  zwar  scheint  er  da  der  Satzconstruction 
vorgezogen,  wo  die  Nebenhandlung  durch  Häufigkeit  des  Gebrauchs 
der  ganzen  Bedewendung  und  bisweilen  auch  Erblassen  der  begriff- 
lichen Schärfe  des  Hauptverbum  mit  diesem  sich  enger  verband 
und  ein  Satz  (sowohl  der  Conjunctiv  als  namentlich  ein  Satz  mit 
daz  und  Indicativ  oder  nur  parallelem  Conjunctiv  oder  gar  eine 
vollständige  Parataxe)  die  Nebenhandlung  zu  selbständig  gestellt 
haben  wĂĽrde.  Ăśbrigens  kann  der  wichtigen  Frage,  ob,  und  wenn, 
auf  welchen  Gebieten  zuerst  der  Satz  den  Inf.  verdrängte,  oder  ob 
nicht  vielmehr  das  Verhältniss  das  umgekehrte  gewesen  sei,  erst 
dann  näher  getreten  werden,  wenn  in  allen  Einzeluntersuchungen 
ĂĽber  den  Inf.  seine  Behandlung  zu  der  des  VerbalbegrifFs  in  allen 
seinen  mit  jenem  concurrirenden  Formen  erweitert  werden  wird. 
Hiernach  ist  auch  die  p.  25  und  30  noch  beibehaltene  gewöhnliche 
Ansicht  zu  beurteilen. 

Bei  den  ahd.  Ăśbersetzern  steht  sowohl  der  einfache  als  der 
präpositionale  Inf.  (A.  Denecke  p.  17.  64),  ebenso  im  Andd.,  der 
letztere  seltener  (E.  Steig  p.  335.  491). 

Gar  nicht  von  den  hier  betrachteten  Verben  zu  trennen  ist 

wellen, 
und  wenn  ich  es  trotzdem  von  ihnen  sondere,  geschieht  es  nur  aus 
äusserlichen  Bücksichten. 

Eine  eingehende  Betrachtung  dieses  Verbum  darf  bei  einer 
Untersuchung  des  Infinitivs  wegen  seiner  engen  und  häufigen  Ver- 
bindung mit  letzterem  und  seines  nicht  zu  unterschätzenden  Ein- 
flusses auf  dessen  historischen  Entwicklungsgang  nicht  unterlassen 
werden,    doch   muss   sie  einer   besonderen  Abhandlung  vorbehalten 

S.  V.  Monsterlierg-MĂĽnckenaxi,  Der  Infinitiv  in  d.  Epen  Hartmanns  von  Aue.  4 


50 

bleiben,  welche  im  18.  Bande  der  Zeitschrift  fĂĽr  deutsche  Phik  logie, 
herausgegeben  von  E.  flöpfner  und  J.  Zacher,  erscheinen  wird. 
Ebenda  wird  auch  das  Verhältniss  der  Verba  praeteritopraesentia 
zum  Infinitiv  wie  auch  das  Praefix  ge-  bei  diesem  in  Hartiaanns 
Epen  behandelt  werden.  Hier  muss  es  genügen  die  Veränder  ingen 
der  Functionen  des  Infinitivs  nach  wellen  in  den  Hauptpi.nkten 
zu  kennzeichnen.  Da  aber  ist  nur  möglich,  indem  man  die  Bedeu  ungs- 
veränderungen  von  wellen  selbst  verfolgt. 

Wellen    verbindet    sich    mit   dem  Infinitiv   in   allen    drei 

seiner  Functionen,    während   die   Verba   praeteritopraesentia 

den  finalen  nicht  bei  sich  haben  können. 

1.  Finalen  Charakter  trägt  der  Infinitiv  nach  wellen,  wenn  dieses 
ein  Streben  bezeichnet,  sei  es  als  Ausfluss  mehr  eines  Ge- 
fĂĽhls, sei  es  als  Aeusserung  des  Verstandes.  Im  letzteren 
Falle  bedeutet  es  vorhaben,  entschlossen  sein.  Im 
ersteren  lässt  sich  ein  stufenweises  Abnehmen  der  Stärke  in 
der  Bedeutung  verfolgen. 

A.  Am  nachdrucksvollsten  ist  sie  als  die  eines  Wunsches 
oder  einer  Forderung.  Hier  kann  sie  auf  mehrfache 
Weise  noch  verstärkt  werden,  namentlich  indem  der 
Infinitiv  in  die  Vergangenheit  tritt. 

B.  Schwächer  ist  sie,  wenn  wellen  nur  eine  Neigung,  ein 
Belieben  bezeichnet. 

C.  Nur  einen  geringen  Rest  finalen  Sinnes  wird  man  dem 
Infinitiv  noch  zusprechen  dĂĽrfen,  wo  es  sich  der  Be- 
deutung von  geruhen  nähert. 

Gleichfalls  mit  noch  entschieden  finalem  Sinne  setzt  wellen  in 
der  Bedeutung  hoffen,  gedenken  an,  leitet  dann  aber  durch 
Ăśbergang  iu  die  von  meinen,  behaupten  den  Infinitiv  zur  bloss 
appositiven  Function  hinĂĽber. 

2.  Mit  dem  Infinitiv  der  Richtung  verbindet  sich  wellen,  wenn 
es  nicht  das  eigne  Streben,  sondern  nur  die  Bereitschat't  be- 
zeichnet auf  einen  fremden  Willen  einzugehn. 

3.  Mit  dem  appositiven  endlich  zur  Umschreibung  einfacher 
Verbalformen,  des  Futurum  und  des  Conjunctivs.  Das  ge- 
wöhnliche Futurum  umschreibt  wellen  in  der  ersten  Person, 
in  der  indirecten  Rede  auch  in  der  jene  vertretenden  dritten, 
das  periphrastische  auch  mit  dem  Infinitiv  des  Perfects,  den 
Conjunctiv  zunächst  in  den  Fällen,  in  denen  er  das  Futurum 
vertritt,  nämlich  in  indirecter  Rede  und  in  Haupteiitzen 
irrealer  Bedingungsperioden,  deren  Zusammenhang  mit  dem 
Futurum  aus  dem  Lateip  erhellt,  dann  gleichfalls,  doch  loser, 


51 

ZU    seiner  Futurbedeutung   in  Beziehung   stehnd,    in     bedin- 
genden   Nebensätzen.     Mehrfach    endlich    steht    wellen    mit 
dem    appositiven   Infinitiv  lediglich,    um    die   Handlung    als 
dem    Interesse    des    Subjects    nahe    stehnd    zu     bezeichnen, 
indem     es     dem     Ausdrucke     eine     mannigfach     subjective 
Färbung  verleiht. 
Es   sind  zum  Schluss    noch    die  Constructionen    zu    erwähnen, 
welche  mit  dem  Infinitiv   concurriren.     Bei  der  engen  Verbindung, 
die  wellen  mit  diesem  eingeht,  ist  es  leicht  verständlich,  dass  solche 
ihm  hier  nur  wenig  Abbruch  tun  können.    Eindringen  des  jüngeren 
ze  findet  sich  ebensowenig,   wie  bei  Otfrid,   den   ahd.  Ăśbersetzern, 
dem  Andd.  oder  Berthold  von  Regensburg. 

Satzconstruction  findet  sich  bei  wellen  nur  bei  Verschieden- 
heit der  Subjecte.     Daz  folgt  nach  wellen  gleich 

1.  wĂĽnschen. 

E.  4190  weit  ir,  daz  ich  iu  läze  den  lip.    9429.    Iw.  7059.  7465. 

2.  geruhen. 

Iw.  4046  got  welle,  daz  ich  sine  hulde  niemer  gewinne.    4490.  4782.  8065. 

3.  meinen,  behaupten. 

E.  2060  ir  ieglich  wolde,   daz  da  baz  sin  habech  gevlogen  haete.     6901. 

8620.  9262.    Iw.  1549.  1554. 

Ein  selbständiger  Satz  im  wünschenden  Conjunctiv  folgt  Iw.  2117. 

Ein    Ăśbergang    aus    dem    Infinitiv    in   Satzconstruction    findet 

immer  statt  nach  wellen  e.     Einmal  steht  wellen  mit  dem  Infinitiv 

an  zweiter  Stelle. 

E.  8174  ich  wil  sterben  e  ich  in  sihe  verderben. 
Gr.  1252  ich  wold  e  sin  da  niemen  ist,  e  daz  ich  belibe. 
a.  H.     564  e  ich  in  sihe  verderben,  ich  wil  e  vĂĽr  in  sterben. 
Iw.  8084  ichn  woltez  hän  geliten  e,  danne  ich  mines  libes  gunde  deheinem 

80  gemuoten  man. 
Durch  ein  neutrales  Object  ist   der  Verbalbegrifif  vertreten 

E.  20.    G.  1249.    a.  H.  823. 
Ein  allgemeines  Obj  ect  in  Gestalt  eines  neutralen  Pronomens 
steht  bei  wellen  gleich 

1.  wĂĽnschen    E.  32.  85.  4925.  9323.  9507.  9508.  9516.     G.  ISO.   2104.    Iw.  2291 

2.  bezwecken  Iw.  6693. 

Ein  nominales  Object  nach  wellen  gleich  wĂĽnschen 

E.  966.  3212.  5207.  6045.    G.  736.  1505.    Iw.  2116.  2833.  3801. 
Ein  Adverb  bei  wellen  gleich 
wĂĽnschen  Iw.  2290,  meinen  2702. 

Echte  Ellipse  eines  Infinitivs  von  einem  Verbum  der  Bewegung, 
das  durch  eine  Ortsbestimmung  angedeutet  ist,  findet  statt 

E.  94.  6424.  G.  3415.  a.H.  844.  Iw.  417.  1485.  1719.  5720.  6243.  6263.  8034. 
An  wellen  reihen  sich  endlich  Verbindungen  mit  wille,  die 

4* 


62 

natürlich  ihrem  Prototyp  auf  seinem  complicirten  Entwicklungsgänge 
nicht  zu  folgen  vermochten. 

Keine  von  ihnen  hat  den  einfachen  Inf.  (A.  Denecke  t).  64. 
A.  Köhler  p.  437.    E.  Steig  p.  492).  p.  33. 

Der  flectirte  Inf.  mit  ze  findet  sich,  und  zwar  der  länger«^ 
E.  1473  wand  er  den  willen  haete  ze  tuone  siner   armuot  buoz. 
Iw.  3411  die  iu  der  gräve  noch  ze  tuonne  willen  hat. 

Sonst  steht  nach  willen  hän  daz  bei  gleichem  Subject 
Iw.  4082;  der  Gen.  des  neutralen  Pronomens  E.  5638  in  Bezug 
auf  einen  Verbalbegriff,  und  G.  1340  ist  dieser  ganz  aus  dem 
Nachsatz  im  bedingenden  Satz  zu  entlehnen. 

Nach  des  willen  sin  steht  daz  bei  gleichem  Subject  a.  fl.  227 
und  449. 

Nach  ist  eines  wille  findet  E.  3516  Ellipse  eines  Inf.  von 
einem  Verbum  der  Bewegung  statt. 

er  wein  hat  daz  bei  gleichem  Subj.E.  3817,  6415.  beide  Mal  mit  e. 

Wir  können  die  Untersuchung  über  den  Inf.  nach  wellen  nicht 
schliessen,  ohne  einen  vergleichenden  Blick  auf  den  älteren  Sprach- 
gebrauch geworfen  zu  haben.  Hier  bestätigt  sich  nun  wiedei  das 
auf  p.  48  Bemerkte.  Auch  wellen  hat  die  Satzconstruction  bei 
Otfrid  noch  ganz  gewöhnlich,  zunächst  die  Parataxe  (O.  Erdmann  I 
§  283),  dann  einen  Satz  mit  thaz  (ib.  §  289).  Auch  im  Altndd. 
folgt  meistens  that,  allerdings  tritt  aber  in  allen  diesen  Fällen 
ein  neues  Subject  ein  (R.  Steig  p.  474).  Während  aber  bei  den 
ĂĽbrigen  Verben  des  Erstrebens  jenen  Constructionen  in  Hartmanns 
Epen  noch  nicht  allzuviel  Gebiet  durch  den  Inf.  abgenommen  ist, 
zeigt  sich  dieser  nach  wellen  bereits  im  Besitze  der  Alleinherrschaft, 
nur  bei  verschiedenem  Subject  hält  sich  daz. 

y.    Der  finale  Infinitiv  nach  den  Verben  des  Ă„ntreibens. 

An  die  Verben  des  vom  Subject  selbst  ausgehnden  Strebens 
schliessen  sich  diejenigen  Verba,  welche  eine  andere  Person  zur 
Verwirklichung  der  Absicht  des  Subjects  zu  veranlassen  suchen. 
Diese  Gruppe  hat  also  stets  das  Object  einer  Person  bei  sich,  meist 
im  Acc,  seltener  im  Dat.,  oder  es  ist  doch  leicht  zu  ergänzen.  An 
dieser  Stelle  bemerke  ich  am  besten  das  Wenige,  das  bei  historischer 
Behandlung  des  Infinitivs  und  in  Bezug  auf  Hartmanns  Epen  liber 
den  sogenannten  Accusativus  cum  Infinitivo  nötig  ist. 

Den  Casus  haben  unter  Verwerfung  der  traditionellen  Lehn  als 
vom  finiten  Verbum  abhängig,  abgesehen  von  Appolonius  Dyacolos 


53 


nach  F.  ßopps  (Gv.  III,  321)  und  G.  Curtius'  (Schulgr.  § 
Erläut.^  p.  201)  Vorgang  nunmehr  wohl  fast  alle  Forscher  anerkannt. 
So  auch  O.  Erdmann  (I  §  338),  A.  Denecke  (p.  27),  R.  Steig  (p.  770), 
H.  Rötteken  (§  206).     Cf.  J.  JoUy  p.  251. 

Der  Inf.  aber  steht  zu  dem  regirenden  Verbum  in  diesem 
Falle  in  keinem  anderen  Verhältnisse,  als  nach  einem  intransitiven, 
d.  h.  ursprĂĽnglich  trat  er  als  ein  obliquer  Casus  (welcher,  ist  strittig) 
hinzu  (Gr.  Curtius,  Erläut.^  p.  199.  C.  Albrecht,  de  accusativi  cum 
infinitivo  conjuncti  origine  et  usu  homerico  in  Gr.  Curtius'  Studien  IV 
p.  12  ff.)  und  verband  sich  dann  in  seinen  verschiedenen  Entwick- 
lungsstufen mit  Verben,  deren  Begriff  einer  jeden  derselben  ent- 
sprach, also  mit  den  Verben  des  Antreibens  und  Erlaubens  in 
finalem,  mit  denen  der  Wahrnehmung  in  bloss  appositivem  Sinne. 
Mit  dem  Merkmal  der  Richtung  allein  steht  er  nicht  neben  einem 
Acc,  weil  es  unter  den  entsprechenden  finiten  Verben  keine  tran- 
sitiven giebt. 

Verhält  es  sich  aber  so,  dann  darf  die  Lehre  vom  Acc,  c.  inf, 
in  der  Geschichte  des  Inf.  keinen  Platz  finden  (J.  JoUy  p.  243).  Bei 
der  Behandlung  des  Inf.  findet  erst  dann  die  des  Acc.  u.  Inf.  eine 
berechtigte  Stelle,  wenn  in  einer  Sprache  oder  bei  einem  einzelnen 
Autor  eine  Weiterbildung  dieser  Construction  in  der  Weise  des 
Griechischen  und  Lateinischen  dadurch  stattgefunden  hat,  dass  der 
Acc.  auch  nach  nicht  transitiven  Verben  zum  Inf.  tritt.  Auch  in 
diesem  Falle  kann  er  in  einer  jeden  seiner  Entwicklungsstufen 
stehn,  hat  aber  bekanntlich  tatsächlich  nach  Verben  des  Sagens 
seine  grösste  Verbreitung  in  den  klassischen  Sprachen  erlangt,  d.  h. 
die  Fortbildung  aus  der  Construction  zur  Manier  hat  namentlich 
auf  Grund  des  appositiven  Gebrauchs  stattgefunden. 

FĂĽr  diese  freie  Fortentwicklung  findet  sich  in  Hartmanns  Epen 
kein  Beispiel,  im  Besondern  steht  nie  ein  Acc.  u.  Inf.  nach  einem 
Verbum  des  Sagens,  und  so  habe  ich  denn  auch  fĂĽr  die  Behandlung 
dieser  Construction  bei  Hartmann  keinen  besonderen  Abschnitt  ein- 
zuräumen. In  gleicher  Lage  befand  sich  O.  Erdmann  für  Otfrid 
(I  §  338),  H.  Eötteken  für  Berthold  von  Regensburg  (§  206).  In 
gleicher  Lage  befand  sich  auch  R.  Steig  fĂĽr  das  Andd.,  auch  hier 
steht  nirgend  ein  Acc.  u.  Inf.  nach  intransitiven  Verben  oder  nach 
denen  des  Sagens,  (p.  484);  die  Fälle,  welche  er  unter  dem  Capitel  III 
Der  accusativus  cum  infinitivo  zusammenstellt,  sind  dies  nur  im  Sinne 
jener  streng  construirten,  ursprünglichen,  und  viele  (nämlich  alle, 
deren  Inf.  er  passive  Bedeutung  beilegt,  cf.  beim  Genus  des  Inf.) 
sind  auch  dies  nicht,  sondern  Inf.  mit  einem  Object,  während  das 
Object  der  regirenden  Verben,  das  den  Subjectsbegriff  des  Inf.  ent- 


54 

halten  sollte,  zu  ergänzen  ist.  Auch  für  die  ahd.  Übersetzer  fasst 
A.  Denecke  p.  52  das  Resultat  seiner  Untersuchung  dahin  zusammen: 
Wir  haben  es  also  hier  nur  mit  einer  noch  erlaubten  Anbequemnng  an 
das  Lat.,  nicht  mit  einem  Acc.  c.  Inf,  im  Sinne  des  Lat.  zu  tliun, 

1.    heizen. 
Nicht    hierher    gehören    die    Fälle,    in    denen    es    bedeutet    einen 
Namen  geben  G.  963,   oder  einen  Namen  fĂĽhren  1521.   3316. 

A.    Der  Acc.  der  Person  steht  dabei. 

E.       44  unde  hiez  si  stille  dagen  unde  daz  si  — 

1065  er  hiez  ez  zwene  knehte  ĂĽf  einen   tisch   strecken   unde 

wol  durchrecken. 
1084  swie  si  iuch  heize  leben. 
3052  zehant  hiez  er  si  üf  stän,  daz  si  —     1018. 
3086  do  hiez  er  si  da  biten.     3537.  5306.  5714, 
5002  heiz  inz  rümen  und  daz  er  — 
6308  die  knehte  hiez  er  houwen  do  eine  rosbären.    . 
6379  er  hiez  si  mit  im  ezzen  gän.     9027. 
9494  si  hiez  mich  loben  ze  leisten.    3240.  3249.  5487.   G.  1185. 
a.  H.  1071.  1201.  1216. 

Iw.     351  der  hiez  uns  beidiu  ezzen  gän. 

1216. 1773, 1975.  2141.  2604. 3445.  5220.  5288.  6050.6703.8045. 

ß.    Der  Acc.  der  Person  ist  als  selbstverständlich  ausgelassen. 
Meist  betrifft  er  dienende  Personen. 

E.  2409  si  hiezen  ir  isengwant  vegen  unde  riemen. 
2962  er  hiez  si  also  wol  bewarn. 
3653  ein  bat  hiez  er  bereiten. 
3661  den  tisch  er  do  rihten  hiez. 
3670  daz  er  im  si  niht  nemen  hiez. 

3949  er  hiez  in  betten  beiden   und   doch  diu   bette  scheiden. 
4066  nĂĽ  heizet  selbe  ersuochen  gar. 
4180  ich  hieze  iuch  haben  hie  zehant. 
6317  er  hiez  im  lieht  gewinnen. 
8131  er  hiez  selten  machen  dehein  viur. 
G.     857  nĂĽ  hiez  erz  heven  ĂĽf  den  sant. 
962  daz  kint  hiez  er  ze  toufe  tragen. 
991  er  hiezz  diu  buoch  leren. 
3117  si  hiezen  in  im  gelten  sä. 
a.  H.  1269  er  hiez  sich  läzen  dar  in. 

1470  biten  unde  gebieten  hiez  er  allenthalben  dar,  die  sines 
Wortes  naemen  war. 


55 

Iw.     899  daz  hiez  er  ĂĽber  al  sagen. 
3449  daz  hiez  si  an  in  strichen. 
4978  er  hiez  die  brüke  nider  län. 
5223  heizt  iuch  dräte  ledec  län. 
5895  do  hiez  ir  vrou  LĂĽnete  ir  pfert  gewinnen. 
6272  der  vräge  hiez  er  sich  erlan. 
6931  do  hiez  er  rĂĽmen  den  rinc. 
7315  heiz  den  kämpf  lazen  sin. 
Auch  mit  heizen  ohne  finalen  Sinn,  wo  es  bloss  =  sagen  ist, 
verbindet  sich  einige   Mal   der   Inf.   (cf.  waenen  p.  35.  40,    wellen 
p.  50,  gedenken  p.  41),  zum   Unterschiede  aber  von  den  frĂĽher  ge- 
nannten ähnlichen  Fällen  steht  dann  der  Inf.  nicht  für  den  Indicativ, 
sondern  fĂĽr  den  Imperativ,   so   dass   dem  Inf.  hier   w^ohl   nicht  wie 
dort   auch   der  finale  Charakter   wird  abgesprochen   werden  dĂĽrfen. 
So  namentlich  in  dem  Ausdruck:     einen   heizen  willekomen  sin  = 
zu   einem  sagen:    „sei  willkomen".     Wie  Iw.  8030  „nü  si  er  wille- 
komen" wirklich  steht  (cf.  E.  304). 
E.     626  dar  hiez  der   herzöge   Imäin    si  groze   willekomen  sin. 

1526.  4913.  7025.     Iw.  309.  5584.  —  Ausserdem 
E.  2922  er  hiez  si    beide  gewaltic   sin    =   er  sagte  zu  beiden: 
„sit  gewaltic." 
5819  heiz  mir  in  leben  =  sage  zu  ihm:    „lebe!" 

2.    biten. 

A.    Das  persönliche  Object  steht  dabei. 

E.       21  si  bat  in  da  bi  ir  tweln. 
146  si  bat  in  län  die  reise. 
066  da  bit  ich  mir  so  helfen  got. 
1482  mit  heile  bat  ers  da  bestän. 

3643  einen  knaben  er  sich  do  wisen  bat.     3999.  4004.  4124. 
4776.  5031.  6433.  7626.  9317.  9623.  9871.   G.  3119.  3553. 
Im  armen  Heinrich  findet  sich  biten  nur  mit  daz. 
Iw.     187  nĂĽ  bitet  in  sin  maere  volsagen. 
416  ich  bat  mich  got  genern. 
1837  er  bat  mich  iu  daz  sagen. 
2321  nunc  bit  ich  iuch  niht  vĂĽrbaz  sagen. 
4668  als  er  den  gast  bat  keren.      4744.    5159.  5759.   5898. 
6423.  7933. 

B.    Das  selbstverständliche  Object  der  Person  fehlt, 
E.     613  er  bat  im  ez  zeigen  dar. 
2790  er  bat  im  ez  rĂĽmen. 


56 

4795  daz  ich  mir  sin  ros  lihen  bat. 
6380  des  bat  diu  vrouwe  sich  erlän. 
9492  und  bat  si  des  geniezen  län. 
G.     824  der  abbet  im  dö  sagen  bat. 

2257  ob  ich  mirz  sagen  bite  (Lachmann  und  Bech  ichn ). 
Iw.     482  ich  bat  mir  sagen  maere. 
3244  er  bat  nach  ime  gän. 
6884  her  Gäwein  sich  helen  bat. 
3.   gebieten. 
E.  2296  dar  ĂĽf  er  slahen  gebot  ein  mouwe. 
Wie  bei  der  vorangehnden  Gruppe  (p.  33.  37)  ist  auch  hier  der 
präpositionale  Inf.  kaum  eingedrungen.     Er  steht  nur  einmal  in 
flectirter  Form  nach  raten  G.  3771  cf.  p,  57. 

Alle  andern  hierher  gehörigen  Verba  haben  Satzconstruction. 
Genau  so  war  das  Verhältniss  schon  bei  Otfrid  (O.  Erdmann  I 
§  340.  350);  auch  bei  ihm  finden  sich  von  solchen  Verben  mit  dem 
einfachen  Inf.  nur  heizen  und  hiten,  und  zwar  heizan  auch  mit 
oder  ohne  einen  Acc.  der  Person,  mit  dem  präpositionalen  nur 
raten  (II,  14,  24  steht  zi  c.  inf.  nach  hittan  in  anderer  Bedeutung). 
Nur  das  ist  zu  bemerken,  dass  bei  Hartmann  der  Inf.  da,  wo  er 
einmal  in  Gebrauch  gekommen  ist,  sich  eine  herrschende  Stellung 
erobert  hat,  namentlich  nach  heizen,  während  bei  Otfrid  alle  über- 
wiegend thaz  nach  sich  haben  (O.  Erdmann  I  §  290),  selten  paral- 
lelen Indicativ  (ib.  §  284)  oder  Conjunctiv  (ib.  §  287).  Dies  trifft 
auch  ganz  fĂĽr  das  Andd.  bei  Mtan  und  hiddian  zu  (R.  Steig 
p.  477.  479).  Cf.  auch  A.  Denecke  p.  29  ff.  So  entspricht  denn 
auch  in  dieser  Beziehung  der  Stand  des  Inf.  in  dieser  Gruppe  dem 
jn  der  vorigen  und  die  p.  48.  52  gemachten  Bemerkungen  finden 
hier  eine  Analogie. 

Ist  also  der  Verbalbegriff  zu  entlehnen,  so  ist  er  nach  heizen 
und  biten  wohl  gewiss,  nach  raten  und  gebieten  vielleicht  im  Inf. 
resp.  präpositionalen  Inf.  zu  denken. 

1.  Nach  heizen. 

Aus  dem  Hauptsatze  im  Relativsatze. 
E.  352  sine  taete  als  si  ir  vater  hiez. 
G.  936  ern  taete  als  in  sin  herre  hiez. 

2.  Nach  biten. 

A.    Aus  dem  Hauptsatze  im  Relativsatze. 
E.  3540  er  tet  als  in  der  knabe  bat. 
4012  nĂĽ  tuot  als  ich  iuch  bite, 
8756  daz  er  in  wiste  als  er  bat.    1246.  6430.  7540.  8756. 


57 

G.  2008  daz  wart  ir  vollecliche  erstat,  als  si  gebot  unde  bat. 
Iw.  7170  81  beten  vergulten  me  und  e  dan  man  si  bat.    5773.  6048. 
Im  allgemeinen  Relativsatze. 
E.  5251  er  wolde  da  niht  langer  wesen,  swie  vil  si  in  gebäten.    9528. 
G.  1802. 
B,  Aus  dem  Zusammenhange. 
E.  4756  „tuo  mir  erkant   disse  rosses  herren".  —  „nein,  herre.    ich  bit 

iuch  vil  verre." 
Iw.  4325  so  torst  ich  iuch  wol  biten.    6048  s.  o. 

3.  Nach  gebieten. 

A.  Im  Relativsatze. 

E.  3492  gewunden  als  man  im  gebot. 

E.  5913  s'in   do    schalt    als   ir   der   wille   gebot.      G-.  1085.    200S.    s.   o. 
Iw.  5598. 

Im  allgemeinen. 
G.     755  daz  die  winde  wĂĽrfen  swar  in  got  gebot. 

B.  Im  Bedingungssätze. 

Iw.  8057  gebietent  ir,  diu  lät  ir  zorn:  gebietent  ir,  er  ist  verlorn. 

C.  Aus  einem  Inf.  mit  ze. 

G.  3770  als  ir  Gregorjus  gebot  und  ir  ze  bĂĽezenne  riet.     p.  56. 

D.  Aus  dem  Zusammenhange. 

Iw.  2294  „so  nim  ich  iu  lihte  den  lip."     „swie  ir  gebietet." 

4.  Nach  raten. 

Im  Relativsatze. 
G.    660  do  si  von  ir  bruoder  schiet  als  in  der  wise  beiden  riet.    3060. 
Iw.  2180  er  hal  sich  als  si  im  geriet. 

Eine  Ellipse  vielleicht  von  tuon  hat  man  anzunehmen,  wenn 
biten  mit  gebieten  verbunden  ist  und  dies  ein  Object  der  Sache 
im  Acc.  bei  sich  hat,  weil  dies  Object  nicht  unmittelbar  mit  biten  zu 
verbinden  ist,  oder  man  muss  aus  dem  Acc.  sich  fĂĽr  biten  einen 
Gen.  entlehnen  G.  1716  swaz  er  dem  gebot  und  gebat. 

Das  ursprüngliche  grammatische  Verhältniss  auch  dieses  Inf. 
machen  wieder  einige  nominale  Substantiva  mit  Präposition 
klar,  nach  manen  und  raten  etc. 

G.  3199  ĂĽf  die  kurzen  reise  so  wart  er  tiure  gemant. 
149  an  siner  swester  minne  so  riet  er  im. 
Jw.     783  min  herze  mir  an  minen  wirt  geriet. 

2898  daz  si  eins  alten  wibes  rät  gebringen  mac  ze  missetät. 

Von  Satzconstructionen  findet  sich  zunächst  die  parat  ac- 
tische nach  biten,  raten,  manen,  und  zwar  folgt  der  Imperativ 
(O.  Erdmann  I  §  284). 

1.  biten:       E.  4928  ich  bit  iuch,  nü  lät  werden  schin. 

5827  ich  bite  dich,  daz  duz  staete  last  und  ensunder  uns  niht. 
Iw.  5459  doch  bat  si  in  vil  verre,    si   sprach  „lieber  herre,  durch 
got  belibet  hie  mit  mir". 

2.  raten:      E.  3911  nĂĽ  rate  ich  iu  wol,  ir  volget  miner  lere. 

4993  daz  selbe  rät  ich.     rit  dräte  dinen  wec  unde  sage.  p.  31. 


58 

3.   maneu:    Iw.  1860  durcli  daz  sit  gemant,  weit  ir  den  brunnen  niht  Verliesen, 
so  warnet  iuch  der  wer. 
6837  nĂĽ  man  ich  iuch  vil   verre,   bedenket   iuwer  h  rschaft, 
daz  iwer  gelĂĽbde  habe  kraft. 
Auch  volgen  ist  hierher  zu  ziehen,  und  zwar  stehn  parallele  Imierative, 
mit  und  ohne  und. 

E.    639  volget  miner  lere  und  lät  — 

9333  volget  guotem  rate  und  saget  mir  vil  dräte. 
G.  1292  nĂĽ  volge  mir,  nii  enziuch  dich  niht. 
Doch  einmal  steht  die  Parataxe  auch  nach  dem  Indic.  Perf.     G.  3475. 
Im  Iwein  macht  sich  das  Streben  geltend   die  Parataxe  weniger  hart  er- 
scheinen zu  lassen  (cf.  p.  39),  wie  auch  aus  Erec  eine  Stelle  kaum  noch  hierher 
zu  ziehen  ist: 

E.  4871  Gäwein,  nü  wis  gemant,  wiez  under  uns  ist  gewant,  daz  du  min 
nächster  vriunt  bist  und  süme  dich  deheine  vrist. 
Den  blossen  Conjunctiv  haben  von  dieser  Verben gruppe 
nur  einige  Mal  die  bei  sich,  welche  den  entgegengesetzten  Sinn 
von  Antreiben  haben,  nämlich  den  von  Abhalten:  bewarn,  erwern, 
wenden,  gewer ren  und  die  Verbindung,  welche  die  Negation 
von  wern  ist  (s.  u.),  das  seinerseits  wieder  dem  biten  entspricht. 
Besser  hierher  zu  ziehen  ist  wohl  auch  ge wegen  und,  mit  einem 
Substantivum,  er  wegen  E.  8815.  2674  p.  40.  45.  Die  Verl)a  wie 
der  Conjunctiv  sind  immer  negirt. 

1.  bewarn,  gleiche  Subj.,  E.  6866. 

2.  erwern,  Subj.  des  Nebensatzes  gleich  dem  Casus  bei  erwern,  E.  6547.  a.  H.  850. 

3.  wenden,  ebenso,  E.  4965.  Iw.  2360. 

4.  die  gnade  widersagen,  gleiche  Subj.,  Iw.  5655. 

5.  gewerren,  verschied.  Subj.,  a.  H.  1187. 

Eine    indirecte    Frage    folgt     nur     einmal     nach    miinen, 
E.  4872   (s.  o.),    wo  manen   den   nicht  finalen  Sinn  von  an  (  twas 
erinnern  hat.     Er  geht  dann  ĂĽber  in  den  paratactischen  Imperativ. 
Bei  weitem  am  häufigsten  findet  sich  auch  bei  Hartmann  noch 
nach   diesen  Verben   die   Conjunction   daz,   auf  die  oft  ein  neu- 
trales    Pronomen     beim    regirenden  Verbum    hinweist.     Selbst    bei 
biten  ist  sie  noch  häufig  (der  Inf.  findet  sich  im  E.  20,  G.  4,  Iw.  12 
mal,  a.  H.  gar  nicht,  zusammen  36  mal,  daz  ungefähr  E.  20,  (t.  11, 
a.  H.  4,  Iw.  15   mal,   berücksichtigt   man   nur   die   Fälle,   in   denen 
der    Inf.   stehn    könnte,   so   doch    immerhin  E.  13,    Gr.  7,    a.  H.  1, 
Iw.  12  mal).     Am  festesten  dagegen  ist  der  Inf.  geworden   nach 
1.  heizen.    Ich    vermag  bei    ihm    daz  nur  nach  vorangegangenem  Inf.  nach- 
zuweisen,  ganz   wie    bei  Otfrid  (0.  Erdmann  I  §  290)  der  Conjunctiv  einen 
vorangehnden  Inf.   zweimal  aul'nimmt.    Dies   geschieht,   obwohl  kein  neues 
Subject  eintritt, 

E.  5004.  heiz  inz  rĂĽmen  und  daz  er  sich  vĂĽr  mache. 

3053  er  hiez  si  üf  stän,  daz  si  sich  wol  kleite  unde  anleite  daz  beste 
gewaete  (wohl  vielmehr  frei  final).   45. 


59 


2.  bitcD. 

a.  Das    Subj.    des  Nebensatzes  ist  weder  mit  dem  Subj.,  noch  mit  dem  Obj. 
des  Hauptsatzes  identisch. 

E.    545.  1116.  3524.  6204.  8894.  10130.    G.  3825  (bitende  wesen).  a.  H.  642. 
1518.  Iw.  .5238  (des).    5352. 

b.  Das   (nicht  immer    ausgedrĂĽckte)   Object   von   biten   ist  das  Subject  des 
Nebensatzes. 

E.  1143.  1334.   1467.  1821.  3629.  3746.  4401.  4818.  5824.  6443.  6795.  9555. 
G.  916.  974. 1223.  1656.  1698.  1752.  1915.  2031.  2438.  2913.    a.  H.  .569. 
970.    Iw.   378.    2172.   2280.  2389.  2391  (des).    5095.  5130  (des).    5140. 
5207.  6864.  6919.  6920.  7325.  7327.  8127. 
Frei  die  factische  Folge  bezeichnet  daz  z.  B.  E.  1421.  Iw.  4454. 
0.  Dasselbe  Subject  ist  E.  1407.  Iw.  4586. 

Nach  senden  mit  ausgelassenem  biten  steht  daz  G.  3831. 
Ein  Ăśbergang  in  Parataxe  war  E.  5827  p.  57  augefĂĽhrt. 

3.  gebieten,  das  Subj.  des  Nebensatzes  identisch  mit  dem  bei  gebieten  stehu- 
den  Dativ. 

E.  3096  gebot  ir,  daz  si  miiose  vür  riteu  (tatsächliche  Folge). 

3993  ir  triuwe  ir  daz  gebot,  daz  si  gie  (ebenso). 

8606  er   gebot   den   kameraeren.  daz  si  ir  vlizic  waereu.    36.  G.  774. 
Iw.  3114.  3442.  5483. 

G.  1660  er  gebot   den  marnaeren,    daz  si  den  winden   waeren   undertän. 
Neues  Subj.  a.  H.  642  cf.  gebiten. 

4.  raten. 

E.  3914  da  mite  rate  ich,  daz  ir  twelt.    3675.  5896.  6197.   G.  2060.  2984. 
Iw.  5213.  7325. 
Das  Subj.  des  Nebensatzes  gleich  dem  bei  raten  stehuden  Dat. 

E.  4795.  7635.  8582.  9827  (vier  abhängige  Sätze).     G.  1751. 
a.  H.  1509  nĂĽ  raet  mir  aller  min  sin,  daz  ich  si  ze  wibe  neme 
Iw.    637  und   riet   mir  min  muot,    daz  ich  göz  üf  den  stein  (tatsächliche 
Folge). 
5254  ich  rate  iu  daz,  daz  ir  iuch  bedenket  baz.    3642. 

Die  übrigen  zahlreichen  Verba,  welche  hierher  gehören,  ent- 
halten entweder  den  Begriff  des  Antreibens  im  Allgemeinen:  reizen, 
einen  erkiesen  dar  zuo;  die  Verbindungen :  einen  dar  ĂĽf  brin- 
gen, ĂĽf  die  vart,  die  stat,  daz  zil,  den  zwivel,  ez  dar  zuo 
bringen  (dies  gehört  wohl  besser  zu  den  Verben  des  Erstrebens); 
oder  sind  Synonyma  zu  heizen:  bevilhen,  sagen,  sprechen, 
ruofen,  die  Verbindung:  kunt  tuon; 

oder  zu  biten:  erbiten,  vlegen,  manen,  ermanen,ane  ligen, 
ane  ruofen,  beswern,  zuo  sprechen,  muoten,  die  Ver- 
bindungen: ist  eines  bete,  eines  vĂĽeze  mit  bete  suochen, 
eich  bieten  an  eines  vuoz; 

oder  zu  gebieten:  ist  ein  gebot,  ist  ein  gebot  gegeben; 
oder  zu  raten:    ist  min  rät,  rät  geben,  den  rät  erkiesen; 
oder  sie  bezeichnen   den  Erfolg   des  biten:    einem  an  gewinnen, 


60 

einen  ĂĽberkomen,  ĂĽberreden,   ĂĽberwinden,  ĂĽberstriten, 

die  Verbindung:  mit  bete  einem  abe  gewinnen; 

oder  eine   dem   biten   entsprechende   Tätigkeit:    volgen,  gCAvern, 

die  Verbindung:  einen  einer  bete  gewern; 

oder  das  Gegenteil  von  Antreiben:  verbieten,  warnen; 

oder  endlich  eine  Nötigung:  twingen,  noeten. 

5.  reizen. 

E.  3251  wan   daz    ez  iuch  reizet,    daz  irs  niht  muget  vermiden  (tatsäch- 
liche Folge). 

6.  einen    erkiesen    dar   zuo,   neues  Subj.   E.  9614,'  das    Subj.   des    Neben- 
satzes gleich  dem  Obj.  E.  6123. 

7.  einen  dar  ĂĽf  bringen. 

G.     160  unz   er   in   dar   üf  brähte,  daz  er  benamen  gedähte  —  (tutsäch- 
liche Folge). 

8.  einen  ĂĽf  die  vart  bringen,    Subj.   des    daz-Satzes   gleich  dem  Acc  (tat- 
sächliche Folge),    E.  1362.    a.  H.  340. 

9.  einen  ĂĽf  die  stat  bringen. 

Gr.  2439  daz   got   mich   braehte   ĂĽf  die    stat,    daz  mir  so  wol  geschaehe 
(ein  consecutiver  Relativs.     Gr.  1753). 

10.  einen  bringen  ĂĽfdaz  zil,  Subj.  gleich  dem  Acc,  E.  5671,  Iw.  5421 
(tatsächliche  Folge). 

11.  einen  bringen  ĂĽfden  zwivel,  Subj.  gleich  dem  Acc,  E.  595. 

12.  ez  dar  zuo  bringen. 

G.  2569  wir   sulnz    bringen   dar  zuo,   daz  uns  noch  got  geliche  gesamne 
in  sinem  riebe. 

13.  bevilhen,  das  im  Otfrid  an  zwei  Stellen  Ăśbergang  in  die  Bedeutung 
von  jubere  zeigt,  wo  es  thaz  (0.  Erdmann  I  §  290  Ende),  im  fleliand  an 
einer,  wo  es  präpositionalen  Inf.  nach  sich  hat  (R.  Steig  p.  491),  hat  bei 
Hartmann  nur  die  Bedeutung  von  ĂĽbertragen.  Das  Subj.  des  ]Seben- 
satzes  ist  gleich  dem  bei  bevilhen  stehndeu  Dat.  G.  91. 

14.  sagen  und  sprechen  hat  mehrmals  den  Sinn  von  heizen.  Das  Subj. 
des  Nebensatzes  ist  gleich  einem  bei  sagen  stehnden  Dat. 

E.  8329  wan   künde   ich   iu   me  gesagen,   daz  ir   dise  reise  haetet.  län. 
3058.  4002.    G.  1677.    Iw.  953. 

15.  ruofen. 

G.  1928  die  ruoften  daz  man  drate  im  sin  ors  gewĂĽnue. 

16.  kunt  tuon,  Subj.  des  Nebensatzes  gleich  dem  bei  kunt  tuon  stehnden 
Dat.,  Iw.  3182. 

17.  er  biten,  des. 

Iw.  5810  den  mac  man  lihte  des  erbiten,  daz  er  da  bestät. 

18.  V 1  e  g  e  n. 

E.  8639  er  vlegete  got  vil  sere,  daz  er  im  behielte  den  lip.    Iw.  8316. 

19.  manen,  Subj.  gleich  dem  Acc. 

E.  4561  bi  der  mane   ich   iuch,   daz   ir  ritent  und  bitent.    9359.  G.  75. 
3519.    Iw.  4619. 

Ein  neues  Subject  findet  sich  in  einem  Satze  nach  einer  Parataxe, 
doch  ist  dies  daz  wohl  das  freie  finale:  Iw.  6838  cf.  p.  58.  Nicht  linal, 
gleich  erinnern  E.  5822.    Iw.  4854.    E.  4873  cf.  p.  58. 

20.  ermanen,  Subj.  gleich  dem  Acc,  E.  49J[5. 


21.  einem  ane  ligen,  Subj.  gleich  dem  Dat. 

a.  H.     993  daz  si  uns  allez  ane  lac,  daz  wir  ir  sin  gunden. 

22.  einen  ane  ruofen,  Subj.  gleich  dem  Acc. 

Iw.  5793  daz    si   got   ane   rief,   daz    er  ir  not  bedaehte  und  si  zen  HĂĽten 
brachte. 

23.  b  e  s  w  e  r  n. 

Gr.  3315  si  besvvuoren  in  bi  gote,  daz  er  si  wizzen  lieze. 

3419  nu  beswuoren  in  die  zwene  man  also  verre  bi  gote,  daz  er  doch 
stille  gesaz  und  horte  ir  rede  vürbaz  (tatsächliche  Folge). 
a.  H.  1116  vil  tiure  wart  si  aber  besworn,  daz  si  sichs  abe  taete. 

Einmal  ist  ein  Satz,  etwa :  daz  si  im  sagete,  verschwiegen,  von  diesem 
aber  gleichwohl  ein  indirecter  Fragesatz  abhängig  gemacht, 
a.  H.  1083  er  beswuor  si,  ob  ir  iht  ir  herre  die  rede  hete  ĂĽz  erdrot. 

24.  zuo    sprechen  einem. 

G.  3002  diu  gotes  stimme  sprach  in  zuo,  daz  si  baeten. 

25.  muoten   von    einem. 

ÂŁ.  4469  ichn  muote  mere  von  iu,  wan  daz  ir  mir  nennet  iuwern  namen. 
4472  (von  Bech  für  interpolirt  erklärt). 

26.  ist  eines  bete,  Subj.  ein  allgemeines,  Iw.  5691. 

27.  eines    vĂĽeze   mit  bete  suochen. 

Gr.  3163  ir  vüeze  suochte  er  mit  bete,  daz  si  im  rät  gaeben. 

28.  sich  bieten  an  eines  vuoz, 

E.  7972  ich  wil  mich  bieten  an  iuwern  vuoz,   daz  ir  erwindt.    Iw.  2172 
(cf.  biten  p.  59). 

29.  ist  ein  gebot,  neues  Subj.,  a.  fl.  825. 

30.  ist  ein  gebot  gegeben,  ebenso,  Iw.  6145. 

31.  ist  min  rät. 

E.  907  80  ist  min  rät,  daz  wir  ditz  bloede  vehten  län.  4616.  5676.  Gr.  2044. 
430. 

32.  rät  geben. 

E.  8512  so  gibe  ich  iu  den  besten  rät,  des,  daz  ir  vehtens  abe  stät. 

33.  den  rät  erkiesen. 

E.  8402  wie  er  im  den  rät  erkür,  daz  er  den  lip  iht  verlür. 

34.  einem  an  gewinnen,  Subj.  gleich  dem  Dat.,  Gr.  2855. 

35.  ĂĽberkomen  einen,  des,  Subj.  gleich  dem  Acc,  Iw.  5955. 

36.  ĂĽberreden. 

E.  3944  sus  überrette  si  den  man,  daz  er  schiet  dan  (tatsächliche  Folge). 

37.  überwinden  E.  5490.    Tatsächliche  Folge  9954.  Iw.  4117. 

38.  ĂĽberstriten,  gleiche  Subj.,  E.  4696. 

39.  mit  bete  einem  abe  gewinnen. 

G^.  405  mit  bete  gewinnet  uns  daz  abe,  daz  wir  der  vrouwen  hulde  swern. 

40.  volgen. 

G.  2415  ir  sult  mir  volgen,  daz  wir  gedagen,  gleiche  Subj.,  des,  a.  H.  837. 

41.  gewern,  Subj.  gleich  dem  Acc.  bei  gewern,  E.  3587,  des  Iw.  221. 

42.  einen  einer  bete  gewern,  gleiche  Subj.,  Iw.  1465. 

43.  verbieten,  das  Subj.  nicht  gleich  dem  Dat. 

E.  3098  verbot  ir,  daz  ir  munt  ĂĽf  kaeme,  das  Subj.  gleich  dem  Dativ. 
3239  ja  verbot  ich  iu,  daz  ir  iht  soldet  sprechen. 

44.  warnen. 


E.  1060  er  wolde  daz  getwerc  warnen   mite,  deiz  ez  dar  nach     ermite. 

45.  twingen,  neues  Subj.,  Iw.  6502.    Das  Subj.  gleich  dem  Obj.    E.  5^5.  4517. 
4837.  9704.    Iw.  1055,  3889,  5588  (Folge). 

46.  noeten,  das  Subj.  gleich  dem  Acc,  Iw.  4489. 

Wie  in  der  vorangehnden  Grruppe  bei  der  Construction  mit  da?  wellen 
oder  soln  sehr  häufig  den  sonst  im  Inf.  liegenden  finalen  Begriff  wieder^  iebt,  so 
findet  sich  in  dieser  Gruppe  in  dem  Satze  mit  daz  entsprechend  öfter  ein 
soln  oder  auch  mĂĽezen.  p.  43. 

Zu  entlehnen  ist  der  Yerbalbegriff  ausser  nach  heizen,  biten, 
gebieten  und  raten  (p.  56.  57)  nach 

5.  manen,  aus  dem  Zusammenhange. 

G.  3317  do  er  so  tiure  wart  gemant.     Iw.  4852.  6050.  8131. 

6.  ermanen  E.  527,  doch  cf.  p.  14. 

7.  schĂĽnden,  im  Relativsatz. 

Gr.  10a  daz  er  dar  ĂĽf  sĂĽndet,  als  in  diu  jugent  schĂĽndet.  231. 
Aus  dem  Zusammenhange. 

E.  6569  si  schunt  in  vil  verre. 

8.  verleiten,  aus  dem  Zusammenhange. 

E.  8782  daz  ir  her  komen  sit.  iuch  hat  verleitet  iuwer  strit. 

9.  den  muot  benemen,  aus  dem  Zusammenhange,  E.  8403. 

10.  den  willen  benemen  a.  H.  901. 

11.  twingen,  im  Relativsatz. 

E.  3672  manecvalt  wart  sin  gedanc,  als  in  der  vrouwen  schoene  twanc. 
9497.  10016. 

12.  gewerren    bedarf    nirgend    einer    verbalen   Ergänzung.      Gr.    1905.    1302. 
E.  4698.  4750.  90.  6501.  a.  H.  491.  1062.  908.   G.  2026.   Iw.  3753.  3544.  4267. 

13.  gewern  E.  1021. 

Auch  hier  können  Substantiv a  und  zwar  sowohl  substanti- 
virte  Inf.  als  Nomina  den  Zweck  bezeichnen.  Hierunter  ordne  ich 
auch  neutrale  Pronomina,  sofern  sich  von  ihnen  nicht  Beziehung 
auf  einen  Verbalbegriff  behaupten  lässt. 

a)  Mit  einer  den  Zweck  oder  die  Richtung  bezeichnenden  Präposition. 

1.  twingen,  ĂĽf  disen  gaehen  gedanc  Iw.  7791.  1642.  ze  den  buochen  (1.  1411. 

2.  gebaerde  unde  bete  tuon  einem,  durch  beliben  Iw.  3822. 

3.  bringen  üf  solhe  schände  E.  4762. 

b)  als  Objecte  im  Genit.  oder  Acc.  (cf.  jedoch  auch  hierzu  p.  34). 

4.  biten,   im    Gen.,   E.  494.   5928   (hier  noch  ein  Dativ  der  Person),    G.  348. 

708.  2609.    Iw.  4596. 

5.  raten. 

G.  451  ouch  rate  ich  dir  den  selben  muot. 
a.  H.  376  daz  ir  deheines  list   ze  iuwerme  ungesunde   niht   geraten  kĂĽnde. 
1469. 

6.  gebieten,  mit  Acc,  G.  1716  swaz  er  dem  gebot  und  gebat  (cf.  A.  Denecke 
p.  41).  Iw.  515  gebiut  in  vride  her  ze  mir.     243.  4544.  7726.  7959. 

In  der  Bedeutung  anbieten. 
Iw.  35G  ezne  gebot  nie  wirt  mere  sime  gaste  groezer  ere.  2287. 


63 

6831  daz  ichs  ie  iuch  an  gebot. 
c.  Dat.  ==  entbieten  oder  Herr  sein. 
E.  5927  und  gebietest  eime  an  sine  stat.  10104. 
a.  H.  1470  biten  unde  gebieten  liiez  er  dar  (der  Dativ  zu  ergänzen).     Oder 
ist  in  den  3  letzten  Fällen  Ellipse  von  komen  anzunehmen? 
Gr.  1233  uĂĽ  sult  ir  mir  gebieten. 

7.  mauen,  mit  dem  Gen.  des  Verbalsubstantivum,  E.  527  cf.  p.  14.    Im  Sinne 
von  antreiben,  ein  Ross  =  menen  ist  es  nicht  final,  E.  4774.  9103. 

8.  volgen,  mit  dem  Dat.,  Iw.  2153  swer  volget  guotem  rate. 

9.  gewern,  E.  1021  einen  einer  bete,  p.  62. 

Ein  neutrales  Pronomen  als  Object  bezieht  sich  auf  einen 
VerbalbegrifF. 

1.  biten  E.  3564.  3583.  6055  (dar  umbe).  6802.  8640.  9495.     G.  3725.    Iw.  4582. 
5525.  6817.  7290. 

2.  gebieten  E.  598.  5516.    G.  3270.    a.  H.  1460.    Iw.  3622.  6292.    Absolut  3621. 

3.  raten  E.  6210.     G.  2691. 

4.  geraten  a.  H.  345. 

5.  manen  E.  4557.  4880. 

6.  erbiten  E.  4887. 

7.  schĂĽnden  Gr.  410.  3804  (vorher  LĂĽcke). 

8.  gelieben  a.  H.  347. 

9.  verbieten  E.  6068.  3256. 

10.  gewern  (p.  62)  G.  2443.    a.  H.  950.    Iw.  5246.  7206. 

11.  verzihen  Iw.  6922. 

12.  twingen. 

E.  4690  weit  ir  mich    dar   bringen,   ir   mĂĽezet  mich  es  twingen.    4699. 
G.  662.    a.  H.  920  (derzuo).    Iw.  844  (derzuo). 

Einige  dieser  Worte  nehmen  bisweilen  Bedeutungen  an,  in 
denen  sie  einer  Ergänzung  weder  durch  einen  Inf.  noch  ein  Sub- 
stantivum  bedĂĽrfen.     Sie  stehn  daher  absolut. 

1.  biten  :=  eine  Bitte  aussprechen.    Iw.  4574  der  beteliche  biten  kan. 

2.  rät  tuon.    Iw.  4591  die  disen  rät  täten. 

3.  warnen,  sich  =  sich  schĂĽtzen. 

E.     238  er  het  sich  niht  gewarnet  dar.     732  (dar).. 
2596  er  warnte  sich  mit  schilte  baz. 

4.  twingen  =  bezwingen,  c.  Dat.  Iw.  4143,  c.  Acc.  344. 


Im  Anschluss  an  diese  Verben  am  besten  wird  man  behandeln 

die  Verba   des  Erlaubens. 

Der   finale   Charakter   tritt   hier   wie   bei  den  Verben,  so  beim  Inf. 

etwas   zurĂĽck.     Auch    findet   sich   der   Inf.   hier   noch   viel   seltener 

als   nach   den  eben    behandelten  Verben,   nämlich  nur  nach  lazen, 


64 

der  präpositionale  nur  zweimal  nach  bestet  zuo  und  diewallän. 
Gleichwohl  werde  ich  aber  auch  hier  alle  hierher  gehörenden  Vorben 
mit  andern  Constructionen  auffĂĽhren. 

läzen.  Es  gehört  hierher  eigentlich  nur  in  dem  Sinn«  von 
zugeben,  nichts  dagegen  haben,  damit  einverstanden  sein. 
In  seiner  Verbindung  mit  dem  Inf.  hat  es  aber  auch  eine  zweite 
Bedeutung:  veranlassen,  schaffen.  Dann  ist  der  Inf.  nur  der 
appositive,  der  mit  ihm  zu  einem  Begriff  in  der  Art  verwächst,  dass 
er  durch  dasselbe  in  die  causative  Bedeutung  gewandelt  wird. 
Das  Object  der  Person  kann  auch  hier  unausgedrĂĽckt  bleiben. 

1.  läzen  =  zugeben.  Da  es  ein  blosses  Geschehenlassen 
bedeutet,  ist  es  ziemlich  schwach  und  verliert  in  gewissen  Fällen 
seine  Selbständigkeit  fast  ganz. 

A.  Am  meisten  gewahrt  ist  sie  noch  in  seinen  Verbindungen 
mit  Verben  einer  Tätigkeit;  ich  ordne  die  Fälle  nach 
ihrer  Häufigkeit, 
leben  E.  1016.  3824.  4464.  5799.  9318.  9385.  a.  H.  1290.  Iw.  174. 
3302.  6794.  7843  (gelebn).  —  geniezen  E.  3413.  4133.  4552.  9492. 
G.  357.  Iw.  1177.  2016.  4967.  6382.  —  genesen  E.  5357.  9376. 
a.  H.  995.  Iw.  2047.  2240.  5178.  —  riten  E.  503.  1481.  3640.  4975. 
9780.  Iw.  5138.  —  werden  alt  E.  5929.  alten  Iw.  8146.  —  ezzen 
E.  3663.  Iw.  363.  —  geschehen  G.  1754.  a.  H.  1265.  —  varn 
E.  4675.  Iw.  1465.  —  bevinden  E.  7986.  —  komen  Iw.  5134 
(der  Inf.  ist  zu  entlehnen).  —  vazzen  baz  E.  639.  —  üf  stän  E.  831. 

—  üz  den  siegen  komen  E.  944.  —  walten  E.  1822.  —  ruowen 
E.  2466.  geruowen  G.  1046.  —  grasten  G.  724.  -  släfen  a.  H.  549. 

—  bi  ligen  E.  3951.  —  einen  arzet  gewinnen  E.  4617.  —  gesunt 
machen  Iw.  5464.  —  sagen  E.  7524.  —  verdagen  E.  7500.  — 
schoen  sin  Iw.  628  (der  Inf.  ist  zu  entlehnen).  —  wesen  E.  4566 
(ditz  lät  wesen  äne  strit).  —  bringen  G.  213  (lä  dich  von  dinen 
sinnen  den  tiuvel  niht  bringen).  —  volgen;  G.  1314.  —  gän  G.  1662. 

—  verderben  a.  H.  220.  —  sterben  a.  H.  623.  —  keren  a.  H.  814.  — 
geweinen  a.  H.  841.  —  sehen  a.  H.  1195.  —  nemen  Iw.  2164.  — 
wandel  hän  Iw.  4155.  —  erwerben  Iw.  3817. 

Ist  das  Object  des  Inf.  ein  Pronomen,  das  identisch  ist  mit 
dem  Subject  von  läzen,  so  gewinnt  es  den  Anschein,  als  wäre  der 
Inf.  im  passiven  Sinne  gebraucht,  in  Wahrheit  aber  verschmilzt 
läzen  mit  dem  activen  Inf.  zu  einem  passiven  Ausdruck.  Dass  der 
Inf.  activisch  zu  verstehn  ist,  zeigt,  dass  das  Object  von  läzeii  und 
das  Subject  des  Inf.  nach  wie  vor  im  Acc.  und  nicht  mit  der 
Präposition  von  steht  (s.  unter  C).  cf.  p.  64  G.  213.  Am  deut- 
lichsten tritt  der  passive  Sinn  dieser  Verbindung  hervor 


65 

Ivv.  3817  dazs  umbe  den  würben,    —  dan  si  sich  den  Hezen  er- 
werben (cf.  auch  Parz.  235,  26  zur  passiven  Bedeutung), 
cf.  unten  beim  Genus  des  Infinitivs. 
Zu  entlehnen   ist  der  Inf.   nach  läzen  in   dieser  Bedeutung 
im  Bedingungssatze  dreimal. 

Iw.     628  der  morgensterne  möhte  sin  niht  schoener,  s wenner   üf 
gät  und  in  des  luftes  trüebe  lät.     201. 
5134  ich  kume  iu  gerne,  länt  si  mich. 
B.   Mit  dem  Infinitiv  von  Verben  eines  Zustandes  verschmilzt 
läzen  fast  zu  einem  Begriff:  etwas  in  seinem  Zustand  belassen, 
stän  E.     691  (den  sparwaere).     3038,  4624  (die  rede), 

beliben     E.  4192  so  lät  beliben  daz  wip. 

8741  er  muoste   unde  solde  daz   ander  da  beliben  län. 
ligen      Iw.        99.  747.  6290  (und  liezen  ir  werc  ligen). 

Unter  läzen  in  dieser  Bedeutung  glaube  ich  am  richtigsten 
läzen  mit  einem  durch  das  Praefix  un-  negirten  Partie.  Perf.  Pass. 
unterordnen  zu  mĂĽssen.  Grimm  nimmt  hier  eine  Vertretung  des 
Inf.  durch  das  Partie,  an.  Besser  aber  wird  man  wohl  mit  Benecke 
(Wtb.  zu  Iwein  s.  läzen)  hier  Ellipse  von  sin,  das  einen  Zustand 
bedeutet,  annehmen,  wie  auch  Bech  zuL.  2,  8  tut:  nicht  zugeben, 
dass  etwas  unverändert  in  seinem  Zustande  sei  oder 
bleibe,  d.  h.  mit  Sicherheit  fĂĽr  das  Eintreten  einer  Ver- 
änderung Sorge  tragen,  flartmann  zeigt  in  diesen  Fällen 
jedoch  eine  doppelte  Construction ,  deren  erste  sich  allerdings  in 
der  Weise  Grimms  auffassen  lässt,  nämlich  wenn  die  die  Ver- 
änderung erleidende  Person  oder  Sache  als  Object  zu  läzen  und 
das  den  Inf.  ersetzende  Partie,  ganz  wie  jener  zur  näheren  Er- 
gänzung hinzutritt,  indem  es  unmittelbar  mit  dem  Object  prädicativ 
verbunden  wird.     Das  eine  Beispiel  also  hierfĂĽr 

G.  3414  der  keine  missetät  ungerochen  niene  lät 
ist  ganz  ebenso  zu  construiren    (mit  zwei  Acc,  einem  des  Objects, 
einem  des  Prädicats),  wie 

Iw.  1659  da  von  sol  si  mich  niht  län  als  unbescheiden  under  wegn. 
In  allen  übrigen  Fällen  aber  steht  der  Inf.  für  eine  unpersön- 
liche finite  Form,  von  dem  dann  das  logische  Subject,   das  vorhin 
Object  zu  läzen  war,   im  Gen.  oder  Dat.  abhängt,  je  nachdem  das 
Verb  den  Gen.  oder  Dat.  regirt. 

E.  4844  daz  man  sin  ungespottet  lie. 
G.  1222  der  deheiner  guottät  niemer  ungelönet  lät. 
a.  H.  1171  er  lät  sin  ungelönet  niht. 
Iw.  1066  der  niemens  ungespottet  liez. 

S.  r.  Monsterheig - MĂĽnckenau,  Der  Infinitiv  in  d.  Epen  Hartmanna  von  Aue.  5 


66 

Die  durch  diese  zweite  Construction  notwendige  Annahme,  dass 
eine  verbale  Form  in  der  finiten  Auflösung  vorschwebt,  keine 
nominale,  scheint  mir  die  Ellipse  eines  Inf.  zu  erweisen.  Daher 
wird  man  vielleicht  besser  sogar  da  (G.  3414.  Lied  4,  40.  1.  BĂĽchl. 
762.  1781),  wo  von  läzen  ein  Acc.  abzuhängen  scheint,  d(  n  man 
dann  als  Subject  des  prädicativen  Partie,  mit  Grimm  verstehn 
mĂĽsste,  richtiger  den  Acc.  von  der  durch  Ellipse  verstĂĽmmelten 
verbalen,  unpersönlich  zu  denkenden  Form  abhängig  machen. 

Aus  den  andern  Schriften  Hartmanns  stellt  Ăźech  zusammen 
zu  Lied.  2,  8 

Lied  2,     8  ich  wil  ir  anders  ungevluochet  län. 
4,  82  si  wil  mir  ungelonet  län. 

4,  40  ich  mac  wol  minen  kumber  klagen   und   aber  si  un- 
gevelschet  län. 
1.  Büchl.  762  den  sule  wir  ungenidet  län. 

1781  ob  mich  unerloeset  lät  din  tröst  von  solhem  bände. 
Es  gehören    davon   die   ersten  2  Stellen  der  zuletzt  erwähnten, 
die  ĂĽbrigen  3  der  erstgenannten  Constructionsweise  an. 

C.    Aus    läzen    in    der    Bedeutung    von    auf   sich    beruhen 
lassen  entwickelt  sich  leicht  die  von  unterlassen, 
sin,  die  rede    E.  4678.  6419,    din   klaffen    E.  82,    sus  grozen   zorn 

Iw.  178,  den  kämpf  Iw.  7315. 
wesen,  die  vische,  Bech,  Egger  mit  A  rede,  G.  821.  (wesen  dagegen 

in  der  Bedeutung  geschehen  cf.  E.  4566  p.  64). 
stän,  din  singen  E.  8168,  din  wiplich  weinen  G.  297. 

Das  Object  ist  ein  neutrales  Pronomen,  das  einen  Verbal  begriff 
vertritt. 

beliben,  Iw.  5400  do  liez  erz  ouch  beliben. 
understän,  Iw.  7356  so  liezen  siz  wol  understän. 
sin,  Iw.  4356  so  lie  siz  sin  und  muosez  län. 

Zu  entlehnen  ist  der  Inf.  im  letzten  Beispiele. 

Das  Object  schliesslich  nach  läzen  in  dieser  Bedeutung  fehlt, 
wenn  es  selbstverständlich  ist.    Grimm  hielt  dann  den  Inf.  für  einen 
passiven,    indem    er   das  Object.   des  Inf.    als  Object  zu  läzen  ver- 
standen zu  haben  scheint,  z.  B.  ich  läze  mir  e  nemen  den  lip  con- 
struirte  Grimm:    ich  läze  den  lip  —  mir  e  nemen  (=  von  ihr  ge- 
nommen werden)  statt :    ich  läze  (si)  e  mir  nemen  den  lip.   cf .  p.  64. 
E.  7950  daz  lieze  ich  an  mir  vinden. 
9347  wan  daz  ich  mich  6  toeten  län. 
9367  ich  wil  mich  läzen  twingen. 


Iw.  2231  ich  läze  mir  e  nemen  den  lip. 
6634  daz  ich  mich  slahen  läze. 
Wie  Grimm  wĂĽrde  R.  Steig  diesem  Inf.  passive  Bedeutung 
beilegen,  wenn  nicht  immer  im  Audd.  wie  im  Got.  (A.  Köhler 
p.  449)  das  Object  von  lätan  dabeistünde  (p.  334.  477),  da  er  es 
in  allen  analogen  Fällen  (^bei  horian,  sehan,  hetan,  hiddian)  tut.  cf. 
unter  dem  Genus  des  Inf. 

2.  läzen  =  veranlassen,  verursachen,  schaffen. 
In  dieser  causativen  Bedeutung  ist  läzen  gleich  tuon  und  auch 
machen.  Der  Inf.  ist  wie  dort  (s.  u.)  wohl  nur  dei-  appositive, 
wenngleich  man  bei  allen  diesen  Causativis  auch  das  Moment  der 
Richtung  erblicken  könnte.  Ich  ordene  die  Fälle  wieder  nach  der 
Häufigkeit. 

wizzen  (mit  län  =  sagen)    E.  40.   3735.  4474.  5437.   5450.   7488. 
7947.  7957.  7997.  8459.     G.   3315.     Iw.  486.  524.   5691. 
6266.  7754. 
schouwen  (mit  län  =  zeigen)   E.  60.  649.     G.  1759  (beschouwen). 

Iw.  1451  (beschouwen).  3724. 
sehen    (ebenso)   G.  1565.   3720.   3749.     a.  H.  859.   1072.     sich  ge- 
sehen län  G.  1745.     Iw.  1401. 
engelten  (mit  län  =  strafen)  G.  2550.  2673. 
ze  buoze  stän  (ähnlich)  G.  412. 
Ion  enpfän  (mit  län  =  Ionen)  a.  H.  634. 
geniezen  (wo  län  nicht  gleich  zulassen,   sondern  geuiezen  län  etwa  = 

Ionen)  Iw.  5103. 
gesten  (mit  län  =  stellen)  a.  H.  663. 

gän  (mit  län  etw^a  =  senden)  E.  8259  diu  ougen  über  gän. 
vliegen  (mit  län  =  werfen),  die  schenke!  G.   1427. 
varn  (mit  län  soviel  wie  vüeren),  doch  könnte  man  das  hierher  ge- 
hörende Beispiel  auch  unter  No.   1  bringen. 

Iw.  2977  daz    Artus    hern    Iweinen    vuort    ze    hĂĽs   und 
liez  sin  wip  wider  varn. 
gewerren  (mit  län  =  schaffen,  dass  etwas  hindert). 

Iw.  224  nü  enlänt  disen  herren  mine  schulde  niht  gewerren. 
sin  (mit  län  =  machen)  Iw.  2136  er  läze  de  naht  ein  tac  sin. 

Das  Object  nach  läzen  in  dieser  Bedeutung  ist  nicht  ausgedrückt, 
a)    wenn  es  selbstverständlich  ist,   namentlich  bei  folgenden 
AusdrĂĽcken,  in  denen  diu  ros  zu  verstehn  ist  (cf.  unser: 
marschiren  lassen): 
zesamne  oder  dar  strichen  E.  765.  811.  2607.  9083. 
zesamne  oder  dar  gän  E.  832.  6911. 
von  ein  ander  gän  Iw.  5311. 

5* 


68 


Ausserdem,  wenn  es  aus  dem  Zusammenhange  klar  ist. 
G.     370  lät  hoeren  iuwer  gebot, 
a.  H.  1166  länt  sehen,  weih  meister  ir  sit. 

b)   wenn  es  durch  einen  ganzen  Satz  dargestellt  ist.    Dieser 
Satz   kann  auch   durch   ein    dann   als   Object   von    läzen 
erscheinendes   neutrales   Pronomen    angekĂĽndigt  'sverden. 
E.  4928  nü  lät  werden  schin,  ob  — 

G.  3395  lät  mir  daz  ze  einem  heile  sin  geschehen,   daz  ir  mich 
hie  habt  gesehen. 
Die   von   län   abhängig  gewordenen  unpersönlichen  Ausdrücke 
lassen  ihr  Subject,  d.  i.  das  Object  von  läzen  teils  weg,  teils  ist  es  ez. 

a)  ez  steht. 

E.  3536  lätz  an  iwern  hulden  sin. 
4515  lät  ez  iu  niht  wesen  leit. 
a.  H.     692  länt  ez  an  iuwern  hulden  stän. 
Iw.  7124  si  liezenz  an  den  lip  gän. 

b)  das  Object  fehlt. 

E.     442  nunc  lät  iuch  niht  belangen. 
4884  lät  mir  got  so  wol  geschehen. 
7640  des  lät  iuch,  vriunde,  erdriezen. 
G.     997  eznlie  sich  niht  betragen. 

3822  daz  ir  iu  lät  gevallen,  daz  — 
Iw.     958  lä  dir  wesen  gäch. 

2143  er  läz  im  nü  wesen  gäch. 
Auch  hier  war  wohl  die  volle  Bedeutung  von  län  die  von  sorgen 
fĂĽr  etwas,  veranlassen.  Namentlich  aber  in  den  Verbindungen 
mit  den  genannten  unpersönlichen  Verben  ist  sie  so  sehr  geschwächt, 
dass  län  kaum  mehr  als  geruhen  und  nur  noch  eine  Umschreibung 
des  (meist  als  Bitte  ausgesprochenen)  Verbum  des  Infinitivs  ist. 

Hieran  schliesse  ich  bald  einige  Fälle,  in  denen  läzen  noch 
weiter  in  seiner  Abschwächung  gekommen  ist,  die  sich  im  a.  H. 
und  Iw.  finden. 

a.  JB.     847  diu  länt  iuwer  vröwede  sin. 
Iw.  2946  lät  ditz  vingerlin  ein  geziuc  der  rede  sin. 
5012  lät  schelten  ungezogeniu  wip. 
Hier  reicht  für  läzen  weder  die  Bedeutung  zugeben  noch  ver- 
anlassen aus.     Es  hat  hier  keinerlei  eigne  Wortbedeutung   mehr, 
sondern  einzig  den  Einfluss,  dass  es  eine  Handlung  vom  Gesichts- 
punkte einer  andern  Person   als   der   des  Subjects  der  im  Inf.  aus- 
gedrückten Handlung   betrachten   lässt,    und   zwar  ist  diese  J^erson 
immer    die,    die    nach    dem  jeweiligen  Zusammenhange    nach    der 
Meinung   der  redenden  Person   mehr   bei   der  Handlung   interessirt 


69 

ist  als  das  Subject  selbst.  Daher  steht  es  stets  in  der  2.  Person, 
und  zwar  wird  diese  immer  zu  einer  gewissen  Betrachtungsweise 
im  Imperativ  aufgefordert:  diu  Idnt  iuwer  vröwede  sin  heisst  also 
nur  seht  die  Sache  €0  an,  dass  nunmehr  jene  eure  Freude 
sind.  Iw.  2946:  dieser  Pingerreif  sei  in  euern  Augen  ein 
Zeuge  eures  Versprechens  u.  s.  w.  Es  fliesst  dies  wohl  aber 
aus  dem  causativen  Sinne  von  län,  während  Iw.  5012  dem  unter 
1 A  angeführten  näher  zu  stehn  scheint.  Län  hat  es  in  diesem 
Gebrauch  zu  einer  ebenso  grossen  Feinheit  des  Ausdrucks  gebracht, 
als  wellen  und  die  Verba  mit  verschobenem  Präteritum. 

Eine  Ellipse  des  Inf.  ist  nach  lä-zen  auch  in  seiner  causativen 
Bedeutung  anzunehmen,  und  zwar  betrifft  sie  wieder  wie  bei  der 
nach  läzen  =  zugeben  (s.  o.)  das  Verbum  substantivum  oder  werden. 
Ich  stelle  hierher  aber  nicht  die  Fälle,  in  denen  läzen  ein  Object 
und  ein  auf  dieses  bezogenes  prädicatives  Adjectiv  bei  sich  hat 
(G.  2359  ja  liez  ich  si  vil  harte  vrö  und  gesimt,  Iw.  6873  s.  u.j, 
Fälle,  in  denen  die  durch  das  Adjectiv  bezeichnete  Aussage  dem 
Object  auch  ohne  und  bereits  vor  dem  Eintreten  des  in  läzen 
liegenden  Begriffs  zukommt  und  in  denen  zur  Vervollständigung 
der  Construction,  wenn  ĂĽberhaupt  etwas,  ein  das  Object  und  Ad- 
jectiv verbindendes  Particip  von  sin  zu  ergänzen  w^äre,  sondern 
nur  die  Ausdrücke,  in  denen  die  causative  Bedeutung  von  län  sich 
darin  zeigt,  dass  dem  Object  die  Aussage  erst  vermittelst  der  Hand- 
lung von  läzen  zukommt,  und  in  denen  das  Eintreten  eines  Zustandes 
verursacht  wird,  wie  einmal  auch  w^irklich  der  Inf.  beliben  dabei 
steht.  Trotzdem  indess  könnte  man  wohl  auch  den  Zustand  selbst 
als  verursacht  ansehen  und  dann  das  Adjectivum  unmittelbar  mit 
län  verbinden.  Es  gehören  folgende  Ausdrücke  hierher: 
ledec  län  Iw.  1712.  5223.  6840. 
vri  län  Iw.  1532  (gelän).  4347. 
eine  län       Iw.  1511.     Hier  ist  der  Inf.  hinzugefügt 

a.  fl.  343  diu  guote  maget  in  liez  beliben  selten  eine, 
staete  län  E.  4266.  5824.  G.  2012. 
war  län    E.  6800.    Iw.  5555.      Das    Object  liegt  in   einem   Satze 

Iw.  4608. 
Es  ist  also  hier  zu  constatiren,  dass  sich  weder  die  Ellipse 
noch  die  Entlehnung  in  Hartmanns  Epen  bei  län  häufig  findet,  im 
Ivvein  doch  häufiger  als  im  Erec  und  Grögorius,  bei  denen  die 
Ellipse  nur  bei  staete  län,  die  Entlehnung  gar  nicht  vorkommt, 
ferner  dass  Hartmann  nie  den  Inf.  in  den  bei  ihm  ĂĽberhaupt  sel- 
tenen Fällen  weglässt,  in  denen  ein  unpersönlicher  aus  Adjectiv 
und  wesen  bestehender  Ausdruck    im  Inf,  neben   einem  Dativ  des 


70 

persönlichen  Pronomens  steht,  wo  sonst  Ellipse  bei  Otfrid  uiid  den 
mhd.  Dichtern  häufig  ist  (Grimm,  Gram.  IV,  p.  133),  z.  B.  Parz. 
159,  2  und  Idz  dir  mm  laster  leit  (so  G,  Handschrift  g  schiebt 
wesen  ein  cf.  ib.  24,  18.  526,  28).  Hartmann  schreibt  stets  wesen 
cf.  E.  4515  p.  68.  Iw.  958.  2143  p.  68.    cf.  Benecke  zu  Iw.  :il42. 

Iw.  4121  der  si  da  nach  niht  wol  enlie 
halte  ich  die  Annahme  einer  Ellipse  fĂĽr  ungerechtfertigt ;  nilit  wol 
scheint  mir  nicht,  wie  Benecke  Anm.  zu  Iwein  will,  eine  durch 
län  am  Object  hervorgerufene  Eigenschaft  (=  so  dass  sie  in  grosses 
Leid  kam),  sondern  urteilendes  Adverb  zu  län,  und  dies  =  ver- 
lassen s.  u.     cf.  Iw.  2025. 

Ein  Participium  vertritt  den  Inf.  nach  lan  wohl  nur  in 
einem  Falle,  denn 

E.  9070  da  er  sin  ros  stende  lie 
steht  das  Particip  nicht  für  einen  Inf.;  stän  län  würde  ja  bedeuten: 
wo  er  sein  Ross  unverändert  stehn  Hess,  wie  es  zuvor  stand  cf. 
unter  1,  B.  län  heisst  hier  vielmehr  verlassen  und  ist  wie  G.  2359. 
Iw.  6873  cf.  p.  69  construirt  s.  u.  Dagegen  nimmt  Grimm,  Gramm.  IV, 
p.  126  eine  solche  Vertretung  an 

Iw.  3142  und  het  si  min  genozzen  län. 
Cf.  hierzu  die  Anm.  Beneckes  zum  Iwein.  genozen  steht  in  der 
alten  heidelberger  Handschrift  No.  397  (Lachmann  A),  der  alten 
giessener  (B),  die  aber  wie  die  aus  derselben  Quelle  fliessende 
heidelberger  No.  391  (b)  stark  ändert,  geniezen  zeigt  die  florenzer 
Handschrift  des  14.  (D),  die  Riedegger  zwischen  dem  13.  und 
14.  Jahrhundert  nach  den  von  Benecke  in  B  eingetragenen  Vari- 
anten und  drei  Handschriften  aus  dem  15.  und  16.  Jahrhundert, 
darunter  auch  die  bis  Zeile  6238  ungefähr  aus  guter  Quelle  stam- 
mende ambraser  von  1517.  Die  älteste  Überlieferung  bietet  dem- 
nach genozen  als  sicher,  das  selbst  B  noch  nicht  zu  ändern  wagte. 
Hän  zu  ergänzen,  wozu  Bech  a.  h.  zu  neigen  scheint,  wäre  in  den 
Epen  Hartmanns  ohne  Beispiel.  Nur  einmal  G.  3395  (p.  68)  steht 
nach  läzen  ein  Inf.  der  Vergangenheit,  aber  mit  Beziehung  auf  eine 
wirkliche  Vergangenheit,    cf.  Tempusausbildung  des  Inf» 

Man  wird  also  nicht  umhin  können  hier  die  Vertretung  eines 
Inf.  Act.  durch  ein  Part.  Perf.  Pass.  in  activem  Sinne  anzunehmen. 
Grimm  fĂĽhrt  nur  noch  ein  mhd.  Beispiel  an  Wilh.  275,  8  diez  im 
da  heten  läzen  üf  der  tavelen  gestanden.  Doch  liegt  hier  das  Ver- 
hältniss  etwas  leichter,  weil  es  das  Part.  Perf.  eines  intransitiven 
Verbum  ist,  das  sich  eigentlich  nur  temporal,  nicht  generell  vom 
Part.  Praes.  Act.  unterscheidet.  Freilich  ist  genozen  gerade  mhd. 
in  activem  Sinne  öfter  nachweisbar,  cf.  ßenecke  zu  unserer  Stelle, 


71 

Ende.  War  also  die  Möglichkeit  einer  activen  Anwendung  des 
Wortes  vorhanden,  so  waren  dafĂĽr,  dass  Hartmann  sich  fĂĽr  sie  hier 
entschied,  wohl  von  Einfluss  einmal,  dass  geniczea  bereits  3139  steht 
und  dass  län  selbst  in  einer  Vergangenheit  stand. 

Der  präpositionale  Inf.  findet  sich  nach  Verben  des  Er- 
laubens  nur  nach  einem  die  wal  län  und  dem  unpersönlichen 
bestet  zu o. 

Gr.  2061  daz  man  ir  lieze  die  wal  ze  nemen. 

Nach  einem  bestet  zuo  zeigt  der  Inf.  die  vollere  Form. 
E.  6543  da  bestet  doch  niemen  zuo  ze  redenne. 

Dies  stimmt  also  ĂĽberein  mit  der  bis  jetzt  durchweg  be- 
obachteten Vorliebe  für  den  präpositionalen  Inf.  nach  zusammen- 
gesetzten AusdrĂĽcken  (p.  33.  52). 

Die  Satzconstruction  ist  auch  hier  wieder  das  gewöhnliche 
und  nach  allen  anderen  Verben  des  Erlaubens  ausser  den  genannten 
beiden  das  einzige.     Daz  folgt 

nach  län  in  der  Bedeutung  zulassen. 
Iw.  5403  er  lie'z  ouch  äne  grozen  zorn,  daz  er  in  sine  helfe  spranc.  E.  1062. 

sowie  nach  der  Verbindung  einem  ze  gewalte  län. 
G.  2702  lä  mir  daz  ze  gewalte,  daz  ich  in  noch  behalte. 

Ein  Bedingungssatz  nach  län  in  gleichem  Sinne. 

E.  3747  daz  erz  lieze  äne  haz,  ob  er  zuo  ir  saeze. 
In    der  Bedeutung    von    unterlassen  (cf.  p.  66)  findet  sich 
nach  negativem  Verbum  sehr  häufig  ein  negirter  Conjunctiv.    Eine 
Ellipse  von  sin,  stän,   beliben  anzunehmen  ist  nicht  nötig,   da  auch 
län  an  sich  oft  genug  unterlassen  heisst,  s.  u. 

E.      48  diu  maget  enlie  niht  umbe  daz,  sine  wolde  riten  vĂĽrbaz. 

352  diu  juncvrowe  des  niht  enliez  sine  taete  —  5677.    Gc.  936.  981. 
2201.  2239.    Iw.  814.  5305. 

Nach  läzen   in   causativer  Bedeutung,    in    der    es    mit  dem 

Inf.  geradezu  zu  einem  Begriff  verschmelzen  kann,  steht  nie  ein  Satz. 

Nach  allen  andern  Verben  des  Erlaubens  steht  nur  daz  (cf. 

0.  Erdmann  I  §  292).    Nur  nach  dem  Imperativ  von  län  in  sinen 
hulden  sin  folgt  eine  Parataxe. 

E.  3537  nü  lätz  in  iwem  hulden  sin  und  heizt  die  vrouwen  biten  unde 
wider  riten  und  enbizet  hie. 

1.  erlouben. 

G.  1092  got  erloubte  dem  AVunsche  ĂĽber  in,  daz  er  lip  unde  sin  meistert 
nach  sim  werde. 

2.  sich  gevallen  län  (p.  68). 

Qr.  3824  daz  ir  iu  lät  gevallen,  daz  ir  bitende  wesent. 

3.  gunnen  (p.  73),  auch  der  eren  gunnen. 

E.  8560   ob   mir  got  der   eren   gan,  daz   ich  gesige.    5125.  7667   (des). 
G.  2693.  2706  (des).    Iw.  939  (des).  2102.  5915.  6141  (des). 


72 

4.  erbunnen  (p.  73)  Iw.  5256  (des). 

5.  län  in  sinen  hulden  stän. 

a.  H.  693  länt  ez  an  iuwern  hulden  stän,  daz  ich  ouch  die  beide  von  dem 
tiuvel  scheide  und  mich  gote  mĂĽeze  geben. 

6.  vertragen,  ez  (p.  73). 

E.  68  daz  er  ez  vor  im  vertruoc,  daz  sin  getwerc  die  maget  sluoc.  6459. 

7.  die  unzuht  vertragen. 

E.  1242  daz  ich  die  unzuht  vertruoc,    daz    min  getwerc  die  maget  sluoc. 

8.  einem  die  muoze  län,  das  Subj.  gleich  dem  Dat.,  Iw.  290. 

9.  erlän  (p.  73)  E.  4761.  Iw.  3131  (doch  cf.  ßenecke  hierzu).  Wenn  negirt, 
folgt  immer  negirter  Conj.  E.  4275.  8044.  8574.  Iw.  2229.  4157.  6600.  7226. 
7905. 

Schliesslich  erfolgt  auch  hier  die  Ergänzung  durch  Substantiva. 

Einmal  steht  eine  präpositionale  Wendung  nach  die  wal  län  (p.  71). 

E.  3205  ir  sult  mir  die  wal  län  an  diesem  roube. 
Ein  Object  steht  nach 
läzen.  I.  =  entlassen. 

1.  in  der  Bedeutung  ĂĽberlasse  sich  selbst  E.  8274  (?). 

2.  lasse  von  mir  (y.  640.    Iw.  2025.  4570.  6713. 

3.  verlasse  E.  7559.    Iw.  4121  (cf.  p.  70). 

4.  lasse  im  Stich  E.  1341.    Iw.  4888.  4893. 

5.  lasse  frei.    E.  4195  nü  lät  se.    5474  mugt  ir  in  län? 

E.  5490  daz  er  den  ritter  haete  län. 
Iw.  5266  ir  müezet  die  juncvrouwen  län. 

6.  zurücklassen,  a)  bloss  mit  Object.    G.  463  den  schätz,  den  in  ir  vater  lie. 

ß)  mit  Object  und  prädicativem  Adjectiv. 

G.  2359  ja  liez  ich  si  vil  harte  vro  und  gesunt  (p.  69). 
Iw.  6873  die  ir  niftel  siech  liez.  E.  8304.  oder  Particip  E.  9070  cf.  p.  70. 
y)  mit  Object  und  adverbialer  Ortsbestimmung  E.  4891  (da).  G.  2928  (da); 

3526  (wä).    Iw.  963.  1518.  5903  (da);  5634  (lebendige  hie). 
S)  mit  Object  und  präpositionaler  Bestimmung     E.   2616.   6183.     G.  1794. 

2355.  3182.  3528,    a.  H.  159.    Iw.  3263.  6843.  6903  (under  wegen). 
s)  mit  Object  und  Dativ  G.  1524.  1547.     Iw.  7659. 

7.  sich  verlassen  auf. 

Iw.  7173  dane  lät  sich  ouch  niemen  an. 
II.  =  gebe  auf,  unterlasse,  lasse  zu. 
1.   mit  blossem  Object. 

E.  U6.  582.  710.  711.  3806.  6286.  6287.  6451.  6490.  7635.  7945.  7956.  8329. 
8503.  8838.  9352.  —  G.  843.  1619.  —  a.  H.  569.  1178.  —  Iw.  352.  1636.  1861. 
2062.  2148.  2162.  2521.  2834.  3638.  3872.  4030.  4504.  5009.  5261.  5946.  6923. 
6968.  7863.  7988.  8006.  8057.  Ein  substantivirter  Inf.  ist  es  E.  6280.  6490. 
G.  338.    Iw.  1370.  1942. 

Ein  neutrales  auf  einen  VerbalbegrifF  bezĂĽgliches  Pronomen 
ist  dies  Object,  das  oft  durch  einen  folgenden  Satz  weiter  aus- 
gefĂĽhrt wird, 

E.  78.   398.   877.   3578.   3618.   4124.   6444.   7452.    Iw.  678.   812.    1703.   4888. 
5304.  7355. 
.2.  mit  Object  und  adverbialer  Ortsbestimmung. 

G.  751  (hie);   1507  (nider).  -  Iw.  1125,  4373,  4978  (nider);  4297  (da). 


73 

3.  mit  Object  und  präpositionaler  Bestimmung. 

an  einen  etewaz  (==  ĂĽbertragen)  G.  2984.  a.  H.  1362.  Iw.  4547.  4553. 
4572.  7649.  7690.  (Iw.  4553.  7690  her  ze  einem  etewaz).  zuo  einem 
(raeumlich)  E.  9299.  —  under  wegen  E.  3271.  3710.  Iw.  4257.  4880. 
4911.  — üz  der  ahte  E.  1049.  8412.  -  bi  libe  E.  962.  —  einen  bi  sich 
a.  H.  420.  433.  —  ez  ane  haz  E.  3746.  Iw.  338.  —  ez  äne  clage  E.  4531. 
Iw.  5736.  —  ez  äne  widerstrit  E.  3782.  äne  strit  E.  6352.  —  ez  äne 
zorn  E.  3048.  4571.  G.  2243.  Iw.  2391.  —  äne  bete  E.  1061. 
In  der  folgenden  Gruppe  könnte  man,   wenn  man   E.  8390    daz  houbet 

im  ze  tal  seic  berücksichtigt,  auch  den  causativen  Gebrauch  von  läzen  sehen 

mit  ausgelassenem  Inf.  eines  Verbum  der  Bewegung. 

diu  ougen  ze  tal  E.  7878.  —  den  vuoz  zer  erde  E.  7440.  —  die  britel 
von  den  banden  E.  4392.  —  mich  in  die  burc.  Iw.  6562.  —  in  (dar) 
in  G.  1917.  a.  H.  1279.  —  sich  dar  in  a.  H.  1269.  —  si  üf  a.  H.  1287. 

4.  mit  einem  Acc.  der  Sache  und  Dativ  der  Person. 

mir  die  wal  E.  3204  (mit  präpositionalem  Ausdruck).  G.  2060  (mit  Inf. 
p.  71).  —  mir  min  erbeteil  Iw.  5657.  5723.  —  den  lip  E.  4191.  Iw.  722. 
—  den  strit  Iw.  118.  121.  4075.  7006.  —  E.  695.  7418.  347  (dem  wirte 
sinen  willen).  3333.  G.  2701  (mir  daz  ze  gewalte).  1183.  Iw.  289.  3743 
(den  sige).  7688.  7702. 
Kach  anderen  hierher  gehörenden  Ausdrücken  ist  das  Object 
meist  ein  substantivirter  Inf. 

1)  im  Acc.  nach 

2.  vertragen  (p.  72),  (ein  Nomen,  min  laster  Iw.  181.  a.  H.  1339). 

Iw.  7640  daz  eren  er  im  niht  vertruoc.  —  Passiv? 

E.  6585  ditz  bliuwen  waer  vil  unvertragen. 
2.   im  Gen.  nach 

3.  diewalhän  (eigentlich  nicht  ünal,   sondern  in  Teil  2    gehörend  und  nur 

wegen:  die  wal  län  hierher  genommen). 
G.  2545  der  guotes  lebens  wal  hat. 

4.  urloup  hän  (ebenso),  E.  2385  giudens  (p.  14). 

Ein  Nomen  nach 

5.  gunnen  (p.  71)  E.  1289.  10073.  Iw.  2648. 

6.  erbunnen  (p.  72)  E.  5966. 

7.  V erbunnen  E.  6504. 

Ein  neutrales  Object  vertritt  einen  Verbalbegriff. 

1.  vertragen  (p.  72*  73). 

E.  3268  ob  ez  iu  immer  mere  geschiht,  ich  vertrage  ez  iu  niht. 
5432  e  er  inz  haete  vertragen.    95.  1044.    G.  1146. 

2.  dulden   G.  1147.  1159.  mit  Acc.  a.  H.  1333. 

3.  gunnen  (71.  73)   E.  5847.  6390.  7924.  7925.    Iw.  1928. 

4.  hangen  einem   E.  5260.   verbeugen  Iw.  7334. 

5.  er  län   E.  3700.  4910.  5065.  8971.  9581.    Iw.  244.  7415. 

Absolut  ist  läzen  einmal  gebraucht. 
Iw.  510  daz  si  durch  mich  tuont  unde  länt. 


74 

S.   Der  finale  Infinitiv  nach  Verben  einer  geäusserten  Absteht. 

Am  nächsten  zu  den  beiden  zuletzt  behandelten  Verbengi  uppen, 
denen  des  Strebens  und  Antreibens,  treten  schliesslich  noch  die 
wenigen  Verba  einer  geäusserten  Absicht.  Der  Infinitiv  stellt,  das 
verdient  hervorgehoben  zu  werden,  nicht  nach  Verben  einer  Aeusse- 
rung  ĂĽberhaupt  (p.  53).  Es  ist  dies  dieselbe  Enthaltsamkeit  des 
deutschen  Inf.,  der  wir  schon  bei  den  Verben  des  Strebens  be- 
gegneten (p.  32).  Wir  haben  sie  dahin  zu  beurteilen,  dass  er  nach 
diesen  Verben  eben  nicht  so  weit  in  der  Verläugnung  seines  Ur- 
sprunges ging,  wie  der  grieschiche,  oder  gar  der  lateinische,  der 
ja  sogar  den  finalen  Gebrauch  ausser  in  der  verkĂĽmmerten  An- 
wendung des  sogenannten  Supinum  nach  Verben  der  Bewegimg  in 
klassischer  Prosa  ausschliesst,  während  ihn  Plautus  und  Terenz 
nach  Verben  der  Bewegung,  mittere  und  Verben  des  Antreibens 
noch  sehr  wohl  kennen  und  die  Dichter  ihn  hier  nie  ausser  Fimction 
setzten  (cf.  Golensky,  de  infinitivi  apud  poetas  latinos  usu,  Königs- 
berg 1865). 

Eine  Ausnahme  machen  nur  diejenigen  Verba  einer  blossen 
Meinung,  die  zugleich  auch  in  finaler  Bedeutung  mit  dem  Inf.  ver- 
bunden werden  und  ihn  auch  da  beibehalten,  wo  sie,  mit  ihnen  der 
Inf.,  jenen  finalen  Sinn  aufgegeben  haben.  Man  hatte  eben  auch 
hier  den  finalen  Gehalt  nur  noch  im  Verbum  finitum  gefĂĽhlt. 
So  appositiv  gebraucht  nach  Verben  des  Meinens  ist  der  Inf.  nach 
waenen  p.  35,  wellen  p.  50  und  heizen  p.  55.  cf.  gedenken  p.  36 
gegenĂĽber  41. 

Nahe  allerdings  dem  Gebrauch  nach  Verben  einer  Aeust^erung 
steht  der  Inf.  nach  leren  und  lernen  (je  einmal),  die  man  hierher 
wird  ziehen  dĂĽrfen.  Indess  wird  sich  auch  in  ihnen  noch  ein  tinaler 
Rest  finden  lassen.  Sonst  steht  der  einfache  Inf.  nur  noch  einmal 
nach  der  Textesgestalt  bei  Bech  bei  geloben. 

1.  geloben. 

G.  3203  dö  gelobet   er  in  ze  hant  dem  wilden    steine    zuo    die 

barke  bereiten. 

fl.  Paul  liest  aber  die  (reise)  gelobte  er  in  ze  hant.  des  morgenes 

vil  vruo  kerten    st  dem  wilden   steine    zuo.     Ăśbrigens    hat   geloben 

nur  den  präpositionalen  Inf.  viermal  nach  sich.     cf.  verloben  unter 

Ergänzung  durch  ein  Object. 

2.  leren  (A.  Koehler  p.  444.  A.  Denecke  p.  65.  R.  Steig 
p.  483). 

Iw.  2801  dar  under  1er  ich  iuch  wol  iuwer  ere  bewarn. 

3.  lernen  (A.  Koehler  p.  444.     A.  Denecke  p.  19). 


75 

E.  9283  nĂĽ  hei  Erec  vil  wol  gelernet  ringen. 
Der  präpositionale  Inf.  ist  häufiger  und  dies  Verhältniss 
stimmt  ganz  wohl  mit  den  bisher  gemachten  Beobachtungen  ĂĽber 
die  Setzung  von  ze.  Der  finale  Begriff  tritt  bei  dieser  Verben- 
gruppe mehr  zurĂĽck  und  es  blieb  daher  wohl  der  Sprache  besser 
im  Bewusstsein ,  dass  sein  Vorhandensein  in  der  gesammten  Ver- 
bindung zum  grösseren  Teile  auf  dem  Inf.  beruhe.  Ebenso  war  es 
bei  den  Verben  der  Bewegung  und  im  freien  Gebrauche,  umgekehrt 
bei  den  Verben  des  Erstrebens  und  Antreibens.  Die  zusammen- 
gesetzten AusdrĂĽcke  haben  auch  hier  nie  den  einfachen  Inf.  nach  sich. 

1.  geloben  a)  in  kĂĽrzerer  Form. 

E.  9495  si  hiez  mich  loben  ze  leisten,  swes  si  baete. 
G.  2057  si  gelopt  ze  nemen  einen  man. 

b)  in  längerer  Form. 
E.  1499  wand    er  gelobt   häte   ze  komenne  an  dem  selben  tage. 
Iw.  4582  unde  gelobet  im  des  staete  ze  leistenne,  sw^es  er  baete. 

2.  ein  phant  geben,  in  kĂĽrzerer  Form. 

E.  3902  ouch  gap  si  im  ze  leisten,  des  er  gebat,  ein  phant. 

3.  üf  sinen  eit  nemen,  in  längerer  Form. 

Iw.  7266  heter  genomen  üf  sinen  eit  ze  sagenne  die  w^ärheit. 

Im  Übrigen  steht  nach  Verben  einer  geäusserten  Absicht  und 
natĂĽrlich  nach  denen  einer  Aeusserung  ohne  finalen  Sinn  Satz- 
construction. 

Parataxe  nach 
sagen  und  sprechen    E.  3185.  5440.  9027.  9033.    G.  3526.    Iw.  4629. 

Blosser  Conjunctiv  nach 

1.  geloben. 

Iw.  4777   (do  gelobt  er  äne  bet,   nach  Lachnann   unecht)   er  welle  durch 
uns  tot  ligen. 

2.  geheizen,   das   Subj.    des    Nebensatzes    identisch   mit    dem    bei    geheizen 
stehnden  Dat.,  G.  3170. 

3.  swern. 

Iw.  5741  do   begunde   si  vil  tiure  swern,  sine  teilte  ir  niemer  niht  mite. 

4.  mit  eide  bestaeten,  daz,  gleiche  Subj.,  G.  890. 

5.  vergezzen,  nach  negirtem  Verbum  negirter  Conjunctiv. 

Iw.  3656  diu  vrouwe  ouch  des  niht  vergaz,  sine  wolte  wizzen  daz. 

6547   und   enwart   des   niht   vergezzen,    si    buten    deme   gaste   also 
groz  ere. 

6.  sagen  Iw.  6544.    E.  4630. 

7.  sprechen  a.  H.  835.    Iw.  4774  (gleiche  Subj.). 

8.  jehen,  bei  ungleichem  Subj.  E.  1074.    a.  H.  1325,  bei  gleichem  a.  H.  647. 

Ein  Satz  mit  daz  folgt,  der  aber  öfter  nur  die  tatsächliche 
Folge  angiebt. 

1.  geloben.  Iw.  5677   doch  gelobet  ez  her  Gäwein  so,  daz  si  ez  niemen  solte 
sagen  (ein  von  so  verursachter  Consecutivsatz).    E.  4264. 


76^ 

2.  geheizen,  verschied.  Subj.  a.  H.  645.  1341,  gleiche  E.  3048.  Iw.  555V. 

3.  swern,  gleiche  Subj.,  E.  9052.    Iw.  900. 

das  regirende  Verbum  ist  verschwiegen. 

Iw.  7928  daz  ich  an  allen  list  minen  sin  dar  an  kerende  bin. 

4.  leren,  Subj.  gleich  dem  Acc,  Iw.  7000  (tatsächliche  Folge). 

5.  gewisen,  ebenso,  Iw.  6037. 

Nach  den  Verbindungen 

6.  vĂĽr  war  verpflegen,  gleiche  Subj.,  G.  1297. 

7.  Sicherheit  geben,  gleiche  Subj.,  E.  1014.    Iw.  6365. 

8.  Sicherheit  enphän,  verschied.  Subj.,  Gr.  2010. 

9.  Sicherheit  tuon,  gleiche  Subj.,  Iw.  7882. 

10.  Sicherheit  schaffen,  ebenso,  Iw.  4158. 

11.  ein  phant  haben,  verschied.  Subj.,  E.  1053. 

12.  «nein  werden,  verschied.  Subj.,  Gr.  901. 

13.  ze  rate  werden,  gleiche  Subj.,  G.  2029. 

14.  die  wisheit  leret  einen,  Subj.  gleich  dem  Acc,  a.  H.  878  (Folgel 
•15.  die  lere  hän,  gleiche  Subj.,  E.  4199  (Folge). 

Kein  finaler  Sinn  liegt  in 

1.  sagen,  verschied.  Subj.  a.  H.  166.  186,  gleiche  E.  2094.  2099.   G.  2724  u.s.w. 

2.  sprechen  Iw.  271  (ebenso).  7030. 

3.  jehen,  des,  gleiche  Subj.  a.  H.  912.  Iw.  7697,  verschied.  G.  1239  (verjehen). 
a.  H.  1209. 

4.  antwurten,  gleiche  Subj.,  a.  H.  1079. 

5.  sich  an  nemen,  ebenso,  Iw.  1851. 

6.  sich  bediuten,  verschied.  Subj.,  a.  H.  95. 

7.  bedĂĽten,  gleiche  Subj.,  E.  8801. 

8.  sich  ĂĽz  tuon,  des,  gleiche  Subj.,  E.  8664. 

9.  erzeigen  a.  H.  86. 

10.  klagen  E.  4778.  8082.    G.  70.  2389.    a.  H.  715. 

11.  den  gedanc  hän,  verschied.  Subj.,  E.  9499. 

12.  den  strit  län  einem,  Subj.  gleich  dem  Dat.,  Iw.4076.  den  strit  behalten, 
gleiche  Subj.,  E.  201. 

Cf.  waenen  p.  40,  gedenken  p.  40.  41,  wän  hän  40.  42,  einen  tumben  gt  danc 
hän  p.  43. 

Zu  entlehnen  ist  der  VerbalbegrifF  nach 

1.  geloben.    Im  Relativsätze. 

E.  586  ich  leiste  als  ich  gelobet  hän.    G.  2904.  Iw.  4794. 
Aus  dem  Zusammenhange  Iw.  5554. 

2.  geheizen. 

Iw.  6557 — 6561.   nü   vürht   ich   aber  vil   sere,   daz   ich  dise  groz  ero  vil 

tiure  gelten  mĂĽeze  als  mir  der  arge  schale  gehiez. 
Aus  dem  Zusammenhange  a.  H.  570. 

3.  leren. 

E.  672   menneclich  ze  vröuden   vie,   als    in   lerte  sin  muot.    3452.  5309. 
G.  1663.    a.  H.  249.    Iw.  195.  4371.  5329.  5800. 
Umgekehrt  kann  zu  dem  absolut  gebrauchten  leren  im  regirenden  8atze 
aus  dem  Relativsatze  ein  Verbalbegriff  ergänzt  werden.    Iw.  782  unz  mich  min 
herze  lerte,  daz  mir  an  minen  wirt  geriet. 

4.  lernen  G.  1372. 


77 

5.  gfedingen. 

a.  H.  1288  als  ich  mit  iu  gedinget  hän. 

Ein  Object  steht  bei 

1.  geloben.    Iw.  4755  dar  ich  mich  gelobet  hän.    E.  9496. 

2.  geheizen  Iw.  6874. 

3.  sprechen  Iw.  5478.   sagen  258. 

Das  Object  ist  ein  substantivirter  Inf.  bei 

4.  verloben. 

E.  4141  swie  diu  guote  warnen  verlobt  haete.  (Oder  ist  es  verbaler  Inf.  Y) 

Das  neutrale  Object  vertritt  einen  VerbalbegrifF  nach 

1.  geloben.     Iw.  5127  daz  gelobte  der  herre.    4609.  4799.  5676. 

2.  geheizen.    E.  7560  er  enleiste  ir  niht,  des  er  gehiez.     Iw.  7905. 

3.  leren.    E.  3448  si  leit  ez  äne  swaere,  daz  lerte  si  ir  güete.  5171.    Iw.  4976. 

4.  vergezzen  G.  3757. 

5.  sagen  E.  8260.  a.  H.  718.  sprechen  Iw.  153. 

6.  jehen  E.  9428. 

7.  gwis  sin  E.  9506. 

8.  erdenken  E.  8980. 


2.   Der  Infinitiv  der  Richtung. 

Gleichfalls  noch  vermöge  seines  casuellen  Charakters  steht  der 
Inf.,  wo  er  blos  eine  Dichtung  anzeigt.  Von  dem  bisher  behandelten 
unterscheidet  sich  dieser  Gebrauch  dadurch,  dass  hier  der  ethische 
Anteil  des  Subjects  nicht  vorhanden  ist,  und  zwar  entweder  frĂĽher 
vorhanden  war,  aber  auf  dem  Wege  der  historischen  Entwicklung 
des  Inf.  weggefallen  ist  —  dies  ist  bei  allen  denjenigen  Inf.  der 
Richtung  der  Fall,  welche  ich  als  ursprĂĽnglich  finale  im  1.  Teile 
behandelt  habe  —  oder  von  Anfang  an  sich  mit  dem  Moment  der 
Richtung  nicht  verband.  Nur  in  dem  letzteren  Falle  steht  der  Inf, 
der  Richtung  dem  finalen  in  Bezug  auf  die  Nähe  ihres  Verhält- 
nisses zur  ursprünglichen  Casusnatur  gleich,  während  diese  im 
ersten  Falle  als  bereits  angegriffen  erscheint  und  ist  bei  allen  fol- 
genden Inf.  der  Richtung  der  Fall.     Cf.  p.  21. 


?8' 

Ăśber  den  Inf.  der  Richtung  macht  bereits  Leo  Meyer,  der 
Inf.  der  homerischen  Sprache,  ein  Beitrag  zu  seiner  Geschichte  im 
Griechischen,  Göttingen  1856  p.  42  die  richtige  Bemerkung:  seine 
Bedeutung  ist  hiei'  gleichsam  einen  Grad  schwächer  geivorden  (als  der 
der  Absicht).  Hier  wie  im  1.  Teile  steht  der  Inf.  sowohl  irei  als 
auch  ergänzend  bei  Verben,  die  an  sich  nicht  die  Handlung,  auf 
die  es  gerade  ankommt,  selbst,  sondern  nur  eine  Vorbedingung  zu 
derselben  enthalten.  Wie  dort  der  Inf.  durch  die  ausser  der  Wort- 
bedeutung in  ihm  liegenden  Momente  der  Richtung  und  des  ethi- 
schen Anteils  jeder  beliebigen  Handlung  die  speciellere  Angabe 
hinzufĂĽgen  konnte,  dass  sie  in  Hinsicht  auf  eine  andere,  fĂĽr  die 
das  Subject  sich  interessirte,  d.  h.  in  einer  gewissen  Absicht  des- 
selben geschehe,  so  vermag  er  hier,  wo  er  nur  den  Begriff  der 
Richtung  enthält,  ebenfalls  jeder  beliebigen  Handlung  die  nähere 
Bestimmung  hinzuzufĂĽgen,  dass  sie  im  Hinblick  auf  eine  andere 
erfolgt,  die  aber  nun  nicht  mehr  als  vom  Interesse  des  Haupt- 
subjects  gefordert  erscheint,  sondern  unabhängig  von  diesem  nur 
darum  eintritt,  weil  sich  im  Satze  bereits  in  einer  Eigenschaft  Irgend 
eines  Satzteiles  die  Vorbedingung  fĂĽr  sie  ausgesprochen  findet,  d.  h. 
der  Inf.  bezeichnet  eine  Folge.  Dieses  consecutive  Verhältniss  aber 
kann  bei  dem  freien  Gebrauch  einen  doppelten  Charakter  tragen, 
insofern  die  Folge  entweder  nur  möglich  oder  notwendig  gedacht  ist. 

Die  Aufgabe,  welche  hier  dem  Inf.  zufällt,  ist  eine  nicht 
weniger  seine  ganze  Casuskraft  in  Anspruch  nehmende,  als  die  der 
Bezeichnung  einer  Absicht,  und  sie  ist  um  so  schwerer,  als  im 
freien  Gebrauche  die  Eigenschaft,  aus  welcher  die  Handlung  des 
Inf.  als  Folge  fliesst,  nie  einen  sprachlichen  Ausdruck  findet.  Wenn 
daher  im  finalen  Gebrauch  der  Inf.,  soweit  er  diese  Function  allein 
tragen  musste,  und  nicht  durch  die  Abhängigkeit  von  einem  gleich- 
falls finalen  Verbum  unterstĂĽtzt  war,  in  seiner  freien  Verwendung 
durch\veg  (mit  einer  Ausnahme  p.  23),  nach  den  Verben  der  Be- 
wegung, die  gleichfalls  in  sich  selbst  einen  finalen  Sinn  nur  wenig 
angedeutet  enthalten,  noch  zum  grossen  Teile  der  Hilfe  der  Präpo- 
sition bedurfte,  so  lässt  es  sich  wohl  verstehn,  wenn  hier  der  Inf. 
im  freien  Gebrauche  und  nach  Verben  ohne  Hinweis  auf  das  con- 
secutive Verhältniss  ohne  die  Präposition  nirgend  mehr  in  Hart- 
manns Epen  gefunden  wird,  nur  nach  mĂĽezen  in  seiner  Bedeutung 
eines  Verbum  des  Geschehens  (s.  u.)  steht  der  blosse  Inf.,  weil  er 
hier  aus  einer  Zeit  zu  stehn  gewohnt  war,  in  der  er  vermöge  seiner 
noch  klareren  Casusnatur  dieser  Aufgabe  gewachsen  war.  Ganz 
so  wie  andererseits  ihre  Häufigkeit  abnahm,  wo  der  finale  Gedanke 
auf  einem  stark    ausgesprochen    finalen  Sinne    des   regirendeji  Ver- 


bum  mit  ruhte  und  bald  allein  zu  ruhen  schien,  so  dass  sie  bei 
den  Verben  des  Strebens,  Antreibens  und  Erlaubens  wenig,  bei 
wellen  gar  nicht  statt  hatte,  bei  den  Verben  einer  geäusserten  Ab- 
sicht dagegen,  bei  welchen  der  finale  Begriff  weniger  bemerkbar 
hervortritt,  wieder  weiter  eindrang,  ganz  ebenso  schien  der  Inf. 
auch  hier  jener  UnterstĂĽtzung  nicht  bedĂĽrftig  in  dem  Falle,  dass 
er  abhing  von  einem  Verbum,  das  die  bedingende  Eigenschaft  in 
sich  ausgesprochen  enthält,  so  dass  auf  den  consecutiven  Charakter 
des  Inf.  schon  durch  sie  hingewiesen  ist,  nur  mit  dem  Unterschiede, 
dass  in  diese  geschlossenen  Verbindungen  die  Präposition  nirgend 
einzudringen  vermochte,  auch  da  nicht,  wo  diese  Verben  jener 
Eigenschaft  verlustig  gegangen  waren,  ausser  einige  Mal  bei  tugen 
und  wizzen  s.  u.  Für  Otfried  III,  20,  124  O.  Erdmann  I  §  349 
waz  skal  es  avur  thanne  nĂĽ  so  zi  frdgenne  cf.  A.  Denecke  p.  10 
und  R.  Steig  p.  490. 

Solche  Verba  aber  sind  die  mit  verschobenem  Präteritum,  denn 
sie  bezeichnen  alle  eine  Fähigkeit  oder  Bereitschaft  zu  etwas, 
wenigstens  in  ihren  durch  Abstraction  noch  weniger  aufgelösten  Be- 
deutungen, die  wir  natürlich  zur  Erklärung  ihrer  alten  Verbindungen 
allein  heranzuziehen  haben. 

Diese  Übereinstimmung  zwischen  der  grösseren  oder  geringeren 
Schwierigkeit  der  Function  des  Inf.  und  dem  Zutreten  oder  Weg- 
bleiben der  Präposition  bei  Hartmann  ist  so  hervorspringend,  dass 
ich  mich  nicht  entschliessen  kann  hier  nicht  ein,  wenn  auch  un- 
bewusstes,  Verfahren  des  SprachgefĂĽhls  nach  einem  einheitlichen 
Gesichtspunkte  anzunehmen,  und  es  genĂĽgt  nicht,  dass  anerkannt 
wird,  dass  ursprünglich  einmal  die  Präposition  den  Inf.  verstärkt 
habe,  denn  sie  von  Anfang  an  bedeutungslos  neben  ihn  zu  setzen 
wäre  gegen  das  Gresetz  der  Sparsamkeit  der  Sprache,  vielmehr 
muss  aufgesucht  werden,  unter  welchen  Bedingungen  die  Sprache 
zuerst  das  Bedürfniss  einer  solchen  Verstärkung  empfand  und  von 
welchen  Fällen  ihre  Verbreitung  ausgegangen  ist. 

a)    Der  freie  consecutive  Infinitiv. 

Wie  schon  bemerkt,  zeigt  sich  der  consecutive  Charakter  des 
Inf.  im  freien  Gebrauch  viel  deutlicher  als  in  der  Abhängigkeit 
von  Verben,  welche  die  Vorbedingung  zur  Folge  und  damit  einen 
Hinweis  auf  den  consecutiven  Gebrauch  des  folgenden  Inf.  in  sich 
enthalten  und  der  Inf.  hat  daher  bei  Hartmann  hier  stets  die  Präposition 
bei  sich.  Der  Annahme,  dass  der  Inf.  ein  erstarrter  Dativ  sei,  wider- 
spricht diese  Function   nicht.     Auch  das  ist  bereits  ausgesprochen, 


m 

dass  die  Eigenschaft,  welchem  der  Satzteile  sie  auch  zukommen 
möge,  nie  genannt  wird,  sondern  es  schwebt  ein  allgemeines  „so, 
unter  solchen  Umständen,  Bedingungen,  Verhältnissen"  vor.  Indem 
aber  so  die  verursachende  Eigenschaft  verschwiegen,  die  durch  sie 
hervorgerufene  Folge  nur  gesetzt,  wird  muss  aus  dieser  auf  jene 
geschlossen  werden,  und  der  Inf.  erscheint  nun  in  demselben  engen 
Verhältnisse  zum  Satze,  wie  jene  adverbiellen  Zusätze  es  eii^entlich 
sollten.  Hierin  documentirt  sich  aber  die  nahe  Zugehörigkeit  des 
Inf.  zum  Verbum  des  Satzes:  er  ist  eben  wie  jeder  andere  Casus 
unmittelbar  zu  ihm  zu  construiren  und  zwischen  ihm  und  jenem  ist 
kein  Raum  fĂĽr  Adverbien. 

E.  5486  im  ze  sehenne  er  in  sluoc. 
a.  H.  1045  dö   si    ir  liebez  kint  von  in  gevrumten  so  gesundez  hin 

nimer  ze  sehenne  in  den  tot. 
Mit  E.  5486  ist  zu  vergleichen  Iw.  4481  und  hat  ir  zwene  erhangen, 
daz  ichz   ane   muose   sehn.   5850  er   sluoc   in,  daz  ichz  an  ^ach. 

(Hiermit  verglichen  wird  man  keinen  Anstoss  nehmen  Parz. 
260,  15  den  heim  er  mit  den  snĂĽeren  eben  ze  sehne  ructe  gleichfalls 
consecutiv  zu  fassen:  so  dass  er  gerade  anzusehen  war  cf.  ĂĽber 
das  Subject  des  Inf.  beim  Genus.) 

Seine  Ausbildung  aber  fand  dieser  Gebrauch  nach  den  Verben, 
die  an  sich  ein  Sichverhalten,  Sichbefinden  bezeichnen,  so 
aber,  dass  auch  an  ihnen  die  Eigenschaft  desselben  nicht  zum  Aus- 
druck gelangt,  sondern  dunkel  meist  durch  zugefĂĽgte  Adverbien 
auf  sie  hingewiesen  ist:  nach  sin,  werden,  stän,  vinden,  hän 
und  gewinnen. 

1.  Nach  sin  (cf.  O.  Erdmann  I  §  349.  A.  Denecke  p.  13.  60. 
E.  Steig  p.  489). 

E.  2806  dane  was  ze  tuon  niemere. 
5867  daz  si  z'erbarmenne  was. 
Iw.     775  unde  betrahte  daz,  waz  mir  ze  tuonne  waere. 
2858  riterschaft,  diu  im  ze  suochenne  si. 
5764  wä  er  ze  vinden  waere. 
G.  2261  swelh  sache  im  ze  leide  od  ze  ungemache  geschaelie,  diu 
ze  sagen  ist. 

2.  nach  werden  (0.  Erdmann  1.  1.  A.  Denecke  p.  13). 
E.  5573  wä  er  im  ze  vinden  wart. 

3.  nach  8 tan. 

Iw.  4512  wie  habt  ir  daz  verlän,   im  suochtet  helfe  unde  r:it,  da 
si  iu  ze  suochen  stät. 

4.  nach  vinden  (A.  Denecke  p.  62). 


81 

E.  9001  ob  er  iht  ze  tuone  vunde. 

9021  swenne  er  niht  ze  vehten  vant. 
G.  1699  da  ich  ze  tuone  vunde. 
Iw.  2455  daz  er  ze  spottenne  vant. 

5.  nach  hän  (0.  Erdraann  1.  1.  A.  Denecke  p.  61).  Hän  hat 
hier  eine  Bedeutung,  wie  sie  häufig  ex^tv  hat:  sich  in  der  Lage 
befinden,  Ursache,  Grund,  Anlass  haben.  Ebenso  ist  lateinisch 
habeo,  quod,  cur  zu  vergleichen. 

E.  3455  so  haeten  dar  an  ze  tuone  vier  knehte. 
4668  ich  hän  ze  varne  verre. 

5448  nü  waz  hast  du  tumbe  ze  vrägen  dar  umbe? 
Iw.  5087  wander  hete  sich  da  niht  ze  sĂĽmen  mdre. 

5479  ob  81  niht  groz  herzeleit  ĂĽf  in  ze  sprechenne  hat. 
6.  nach  gewinnen. 
Iw.  7426  daz  ich  nie  gewan  ze  tuonne  mit  deheinem  man. 

Angedeutet  findet  sich  jene  verursachende  Eigenschaft  durch 
demonstrative  Zeit-  oder  Ortsadverbien,  welche  auf  gewisse  temporale 
oder  locale  im  Zusammenhange  näher  bezeichnete  Verhältnisse  hin- 
deuten, aus  denen  die  im  Inf.  stehnde  Handlung  folgt:  E.  2806 
(genau:  zu  der  Zeit  hatten  die  Verhältnisse  sich  so  gestaltet,  dass 
ein  tuon  nicht  mehr  stattfand),  5573  (genau:  welcher  Ort  die 
Eigenschaft  besitze,  dass  ein  vinden  stattfindet),  E.  3455  (locale 
Auffassung  einer  Handlung),  9021.  G.  1699.  Iw.  4512.  5087.  5764. 
Im  Subject  oder  Object  liegt  jene  Eigenschaft  E.  5867  (sie 
war  so  beschaffen,  daz  erbarmen  daraus  folgte),  Iw.  775  (was  so 
beschaffen  wäre,  dass  ein  tuon  meinerseits  daraus  folge),  E.  5448 
9001.    G.  2261.    Iw.  2858. 

Selbst  diese  Andeutungen  fehlen  Iw.  2455  (ich  finde  ganz  all- 
gemein etwas  so  beschaffenes,  dass  spotten  daraus  folgt,  oder  ich 
finde  Gelegenheit,  Anlass  zum  Spotten).  E.  4668  (ich  befinde  mich 
in  einer  solchen  Lage,  oder  ich  habe  Grund,  Nötigung,  so  dass  verre 
varn  daraus  folgt),  Iw.  5479,  wo  herzeleit  Object  zu  sprechen 
ist.  Dass  der  präpositionale  Inf.  bei  vinden  hier  gänzlich  andere 
Bedeutung  hat  als  der  einfache,  cf.  Verba  der   Wahrnehmung. 

Lediglich  einen  consecutiven  Sinn  hat  also  diese  Construction, 
und  den  bringt  der  Inf.  aus  seiner  Casusnatur  mit.  In  der  Folge 
liegt  an  sich  der  Begriff  der  Notwendigkeit  wie  der  der  Möglichkeit, 
die  DifFerenzirung  ist  aber  bei  Hartmann  noch  nicht  durchgefĂĽhrt, 
sondern  erst  in  der  Entwicklung  begriffen.  So  bedeutet  ze  sehenne 
E.  5486.  a.  H.  1045  weder:  so  dass  er  (sie)  sehen  resp.  nicht  sehen 
rausste   noch   sehen    konnte,   sondern   beides   geht   auf  in    dem    all- 

S.  V.  Monsterberg  -  MĂĽncketutu,  Der  Infinitiv  in  d.  Epen  Hartmanns  von  Aue.  Q 


82 

gemeineren  Gedanken  der  Folge.  Die  Möglichkeit  freilich  zu  jener 
BedeutungsdiflFerenzirung  liegt  von  Anfang  an  in  diesem  Gebrauch 
und  E.  4668  ist  auch  bereits  ein  Ansatz  zur  Bedeutung  der  Mossen 
Notwendigkeit. 

Was  den  Gebrauch  der  längeren  und  kürzeren  Form  angeht, 
so  stimmt  er  mit  den  schon  frĂĽher  gemachten  Beobachtungen  ĂĽber- 
ein (p.  13.  17.  37.  75).  Erec  und  Gregorjus  zeigen  beide  gleich 
oft  (4:4  und  1  :  1),  der  Iwein  bevorzugt  die  längere  (6:2).  Auch 
bei  Otfried  (O.  Erdmann  I  §  337.  349)  steht  der  freie  consecutive  Inf. 
nur  noch  einmal  ohne  Präposition,  sonst  ist  nach  sin,  haben  u.  ä. 
ze  haeufig.  Interessant  ist,  dass  sich  bei  ihm  das  bei  Hartmann 
vermisste  Adverb  der  Art  und  Weise  so  zwischen  Verbum  ĂĽnitum 
und  Inf.  einzuschieben  vermag. 

b)   Der  consecutive  Infinitiv  in  Abhängigkeit  von  Verben. 

a.   Der  consecutive  Infinitiv  abhängig  von  Verben  des  Geschehens. 

Unmittelbar  an  den  eben  behandelten  Gebrauch  des  consecutiven 
Infinitivs  schliesst  sich  der  nach  den  AusdrĂĽcken,  welche  ein  Ge- 
schehen oder  Modificationen  desselben  bezeichnen.  Die  hier  zur 
Verwendung  kommenden  Verben  zeigen  Verwandtschaft  mit  den 
eben  besprochenen  (namentlich  mit  sin,  werden,  stän).  Als  conse- 
cutiv  wird  ja  das  Verhältniss  zwischen  den  Verben  des  Geschehens 
und  der  specialisirenden  BeifĂĽgung  auch  im  Lateinischen  aufgefasst. 
Ich  glaube  aber  nun  unter  denselben  Gesichtspunkt  stellen  zu 
mĂĽssen  den  Inf.  nach  den  Verbindungen  von  Substantiven  oder 
neutralen  Adjectiven  mit  dem  Verbum  substantivum,  insofern  sie 
nicht  blosse  Variationen  zu  schon  behandelten  oder  noch  zu  be- 
handelnden Verben  bilden,  sondern  lediglich  ein  Urteil  entlialten. 
Alle  diese  AusdrĂĽcke  lassen  sich  als  Modificationen  eines  Geschehens 
auffassen,  wie  ja  auch  wirklich  lateinisch  nach  ihnen  oft  genug  ut 
consecutivum  statt  des  gewöhnlicheren  Acc.  u.  Inf.  steht.  Die  all- 
gemeine Ansicht,  dass  der  Inf.  in  diesem  Falle  als  Subject  zu  be- 
trachten sei,  halte  ich,  so  schlechthin  ausgesprochen,  fĂĽr  unrichtig, 
weil  sie  abgeleitete  Verhältnisse  für  die  ursprünglichen  setzt.  Wir 
haben  bisher  in  der  Wahl  der  Präposition  eine  in  dem  historischen 
Entwickelungsgange  des  Inf.  gegebene  Gesetzmässigkeit  anerkennen 
mĂĽssen,  wir  werden  den  einfachen  Inf.  selbst  in  seiner  weitesten 
Entfernung  von  seinem  UrsprĂĽnge  nie  denselben  so  verleugnen 
sehen,  dass  er,  ein  obliquer  Casus,  die  Rolle  des  Nominativs  ĂĽber- 
nähme, wir  haben  p.  7  ff.  die  Mittel  verfolgt,  durch  welche  Hart- 
mann den  fehlenden  Nominativ  des  Verbalnoraens  sich  zu  ersetzen 
bemĂĽhte   und   von   ihnen  die   Verwendung   des   Inf.   durchaus   aus- 


8§ 

geschlossen  gefunden :  wir  dĂĽrfen  jetzt  nicht  annehmen,  die  Sprache 
habe  hier  mit  der  historischen  Ueberlieferung  der  organischen  Ent- 
wicklung gebrochen  und  ihn  in  einem  Sinne  zugelassen,  der  ihm 
erst  in  einem  weiteren  Zustande  des  Verfalles  angemessen  war,  und 
zwar  launenhaft  nur  hier,  während  er  anderswo  bei  gleichem  Be- 
dĂĽrfnisse streng  ausgeschlossen  bleibt  und  lieber  viel  entferntere 
Mittel  herangezogen  werden,  und  obendrein  habe  sie  hier,  wo  es 
ihr  darauf  hätte  ankommen  müssen,  den  Casuscharakter  des  Inf. 
möglichst  vergessen  zu  machen,  ihn  durch  die  Präposition  wieder 
in  Erinnerung  gerufen.  Leicht  dagegen  in  die  organischen  Ent- 
wicklungsstufen reiht  sich  der  Gebrauch  ein  unter  dem  Gesichts- 
punkte des  consecutiven  Verhältnisses. 

Entstehn  freilich  konnte  jene  falsche  Ansicht  leicht  und  mag 
früh  genug  entstanden  sein  aus  der  (zufälligen)  Gleichheit  des  Ver- 
hältnisses, das  zwischen  Subject  und  Prädicat  und  das  zwischen 
dem  Inf.  und  den  hier  in  Rede  stehnden  AusdrĂĽcken  obwaltet,  es 
ist  beide  Mal  das  des  Besonderen  zum  Allgemeinen.  Aber  je  näher 
die  Verwechselung  Hegt,  um  so  nötiger  scheint  mir  hier,  wo  es 
darauf  abgesehn  sein  muss  alle  Verwendungen  des  Inf.,  so  lange 
es  angeht,  aus  seiner  ursprĂĽnglichen  Casusnatur,  und  erst,  wenn  der 
Zusammenhang  nicht  mehr  aufzufinden  ist,  aus  der  Annahme  ab- 
geblasster  Verhältnisse  zu  erklären,  eine  scharfe  Hervorhebung  des 
wahrscheinlicheren  Sachverhalts.  Uebrigens  sind  der  hierher  ge- 
hörenden Fälle  bei  Hartmann  nur  wenige. 

Der  präpositionale  Infinitiv  findet  sich  nach 
1.    geschehen.     Der  einfache  Inf.  steht  z.  B.  noch  Ăźitterolf  3686 

do  ez  im  scheiden  geschach.    Es  ist  hier  ein  Unterschied  zwischen 

der  persönlichen  und  unpersönlichen  Construction  zu  bemerken. 

Der  unpersönliche  Gebrauch  ist  bisweilen  nicht  viel  anders 

als  eine  Umschreibung  des  einfachen  Verbum.    Ein  Dativ  der 

Person  steht  dabei 
E.  2484  im  waer  ze  lobenne  geschehen  (so  Bech,   doch  mit  der 
gegrĂĽndeten  Vermutung:    er  waer.  s.  u.  Haupt  im    was 
des  dhents  geschehen,  des  groezUchen  wart  gejehen), 

2724  swa  €z  im  ze  tuone  geschach. 

7747  ob  ieman  ze  vinsterr  naht  ze  ritenne  geschaehe. 

7804  do  in  ze  ritenne  geschach. 

7869  dem  dar  ze  varne  geschach. 

4271  daz  im  ze  liden  noch  geschach. 

4971  daz  mir  lip  unde  guot  durch  in  ze  wagen  geschiht. 

5870  do  ir  ze  sterben  niene  geschach. 

8808  dem  ze  blasen  geschehe  ditz  hörn. 


84 

9796  im  waer  ze  weinen  geschehen. 
G.       37  daz  einem  herten  wibe  ze  lachenne  waere  geschehen. 
2171  im  enist  ze  weinen  niht  geschehen. 
2229  umb  einen  so  geherzen  man,  swä,  dem  ze  weinen  geschiht. 
2251  nĂĽ  waz  mag  im  ze   siner  jugent  so   vil   ze  weinon  sin 
geschehen? 
a.  H.     141  do  ez  ime  ze  lidenne  geschach  den  siechtuom. 
293  die  arbeit,  diu  ime  ze  lidenne  geschach. 
1298  im  enwaer  ze  weinenne  geschehen. 
1292  daz  ir  ze  sterben  niht  geschach. 
Iw.  330  do  uns  ze  scheidenne  geschach. 

4872  mir  ist  ze  spilne  geschehn  ein  gäch  geteiltez  spil  (spil 

ist  wohl  Obj.  zu  spiln). 
6653  sit  mir  ze  stritenne  geschiht. 
7855  daz  mir  ze  lidenne  geschiht. 
3367  bi  der  lantsträze,  diu  in  ze  riten  geschach. 
Auch  diese  Verbindung  aber  hatte  ihre  Schicksale.     Ă–fter  tritt 
das  consecutive  Verhältniss  sehr  klar  hervor  (namentlich  in  G.  2171: 
ihm  ist   nicht   derartiges  widerfahren,   daz  er  weinen  sollte.     2229. 
2251.    E.  9796.    a.  H.  1298),  und  speciell  mit   E.  4271.    a.  B.  141.. 
293.    Iw.  7855   ist  zu  vergleichen  die  nominale  Wendung  G.  2260' 
swelch  Sache  im  ze  leide  od  ze  ungemache  geschaehe,  bisweilen  ist 
es  aber  nur  wenig  bemerkbar,  wenn  geschiht  nur  bedeutet:  es  begiebt 
sich.     In   der  persönlichen   Oonstruction   aber   kann  es  gänzlich 
schwinden  und  es  tritt  eine  Vereinigung   beider  Verbalformen    zu 
einem    Begriff  derartig  ein,   dass  der  Inf.  nur  die  Wortbedeutung, 
geschehen  aber  vermöge  seiner  intransitiven  Bedeutung  die  passive 
Genusbezeichnung  darbietet.     Dieser  das  Passiv  umschreibende  Ge- 
brauch  findet    sich   aber  nur  im   Erec   und   Gregorjus   und   einmal 
steht  auch  die   persönliche  Form  im  Erec  entschieden    consecutiv: 
E.  9790  swenne  er  iht  des  gesiht,  daz  wol  zerbarmenne  geschiht. 
(Iw.  4872?) 
Umschreibungen  des  Passivs  dagegen  sind  alle  übrigen  persön- 
lichen Verbindungen  von  geschehen  mit  dem  Inf. 

E.  1291  er  hat  es  wol  begunnen,  daz  er  ze  lobenne  sol  geschehen. 
2399  daz  ir  ieglicher  was  vro,  swa  er  im  ze  lobenne  geschach. 
2484  er  waer'  ze  lobenne  geschehen  (nach  Ăźechs  Vermutung). 
G.  1095  swä  von   ouch  dehein  man   ze  lobenne   geschiht,   desn 
gebrast  an  im  niht. 
Es   kommt   also   nur   die  eine  Redensart  ze  lobenne  geschehen 
so  vor  und  im  armen  Heinrich  und  Iwein  iv«t  der  ganze  Gebrauch 
aufgegeben.     Zu  vergleichen  ist  E.  647  ob  si  ze  lobe  stat. 


85 

2.  zimet. 

E.  1414  daz  im  ze  ritenne  gezam. 

2712  und  gezam  si  deste  mere  ze  sprechen  sin  ere. 
9862  da,  in  ze  wesen  niht  gezam. 
Iw.  7996  swenn  ez  ze  geltenne  gezimt. 

3.  niht  rehte  komt,  raissezimt. 

E.  7452  wan  deiz  niht  rehte  kaeme  und  ein  teil  raissezaeme  von 
einem  phaerde  also  vil  ze  sprechen. 

4.  gilt. 

E.     840  ez    galt  ze  gebenne  da  zehant   minre   noch    mere    wan 
beide  lip  und  ere. 

Nach  zusammengesetzten  AusdrĂĽcken. 

5.  not  geschiht. 

E.  4378  daz  im  ze  vehten  not  geschach. 

6.  not  ist. 

G.  2266  wan  daz  mir  ditz  durch  einen  list  also  not  ze  wizzen  ist. 

7.  State  wirt. 

E,  4120  als  SO  vil  ze  redenne  State  wart. 

8.  stät  einem  verre. 

Iw.  4317  so  stĂĽendez  iuch  ze  verre,  ze  'wagen  ein  als  vordem  lip. 
Von  Verbindungen  neutraler  Adjectiva  mit  sin   haben 
den  Inf.  mit  der  Präposition  nur  zwei  nach  sich. 
G.  2963  wan  got  ist  niht  unmĂĽgelich  ze  tuone. 

594  daz  was  ouch  in  ze  helne  guot  (doch   cf.  p.  24). 
Von  solchen  eines  Substantivum  mit  sin  eine. 
Iw.  6933  nĂĽ  was  ez  doch  ein  starkez  dinc  ze  sehenne  ein  vehten 
von  zwein  so  guoten  knehten. 
Alle   andern  AusdrĂĽcke   wie  Verben  des  Geschehens  und  Ver- 
bindungen von  Adjectiven  oder  Substantiven   mit   sin  haben  8atz- 
construction  nach  sich. 

Die  alte  Parataxe  zunächst  findet  sich  nach 

1.  dunket. 

ÂŁ.  3519  mich  dunket,  ir  sit  gast  hie. 

4329  mich  bedunket,  ir  muget  wol  ein  degen  sin. 

2.  wirt  schin. 

a.  H.     115  an  hern  Heinriche  wart  wol  schin,  der  in  dem  hoechsten  werde 
lebet  ĂĽf  dirre  erde,  derst  der  vermaehete  vor  gote. 

3.  ist  untiure. 

E.  5180  ouch  was  ir  daz  untiure,  si  wonte  in  dem  viure. 

4.  Site  ist  G.  2180. 

5.  tougen  ist  G.  3343. 

6.  guot  ist  Q.  445. 

7.  ist  getan  umbe  einen  E.  8743  (s.  u.) 


86 

Der  blosse  Conjunctiv  nach 

1.  schinet. 

E.  8159  nĂĽ  schinet  dune  wizzest  wol. 

2.  dunket,    sowohl   wenn    das    Subj.    des   Nebensatzes    gleich   dem    Acc.   bei 
danket  ist, 

E.  5249  in  dĂĽhte,  er  waere  gar  genesen. 
Iw.  5375  do  dĂĽhte  den  leun,  er  hete  zit. 

5526  mich  dunkt,  ichn  ĂĽberwinde  niht  daz  laster. 
7789  in  dühte,  ob  — ,  so  müeser  schiere  sin  tot. 
als  auch  wenn  dies  nicht  der  Fall  ist. 

(j.  3102  in  dĂĽht,  dan  waer  niht  nutzes  an. 

3.  stät  ringe,  beide  Sätze  negirt,  E.  3411. 

4.  vergät  einen. 

U.  1809  so  vergie  in  selten  daz,  ern  getaete  ie  ettewaz. 
Das  häufigste  aber  ist  auch  hier  wieder  ein  Satz  mit  der  Con- 
junction  daz.  ,^^     .^  ,  ..j 

1.  geschehen.    Teilte   schon   geschehen  mit   dem   Inf.   bisweilen  nur  einen 

Gedanken   mit,    der  al)er  formell  in  zwei  Verben  zerspalten  war,    so  ist 
dies  noch  mehr  der  Fall  hier,  wo  das  zweite  Verb  in  einer  finiten  Form 
erscheint  und  mit  fast  paratactischer  Gleichberechtigung  neben  geschehen 
steht,    flartmann  braucht   daz,    um  eine   Handlung  hervorzuheben,  und 
bei  inbrünstigen  Bitten  zerfällt  er  die  Handlung  wohl  gar  in  drei  Verben, 
indem  er  geschehen  s^nerseits  abhängig  macht  von  einem  der  im  3.  Teile 
zu   besprechenden  Verben   eines    allgemeinen   Tuns    oder    Lassens    oder 
von  einem  der  schon  besprochenen  des  Antreibens,    speciell  derer  von 
diesen,  die  blos  ein  Verhelfen   zu   etwas   bezeichnen.     Cf.  auch  tuon  u. 
G.  2437 — 2441  ditz  ist,  des  ich  ie  bat,  daz  got  mich  brachte  üf  die  stat, 
daz   mir   so   wol   geschaehe,    daz  ich  mit  vreudeu  saehe 
mine  liebe  muoter. 
3338  wand  ich  der  eren  wol  enbir,  daz  mir  diu  gnade  iht  geschehe, 
daz  ich  iemen  guoter  ane  sehe, 
cf.  E.  2725  (hier  steht  ein  Inf  neben  daz).  6293.  6325.     G.  3396.  3720. 
Iw.  1876.  3198.  3986.  5435.  6640. 
Immer   steht    daz,    wenn   geschehen  ein  urteilendes  Adverb  bei  sich  hat 
(cf.  tuon). 

E.    824  als   Erec   do   so  wol   geschach,   daz   er  den  ritter  nider  stach. 
2582.  4885. 
9861  da  geschach  im  hovelichen  an,  daz  er  si  von  danne  naia. 

2.  geziuhet  einem  G.  1526. 

3.  gevĂĽeget  sich  Iw.  1615.  7355. 

4.  ergät. 

E.  1104  nĂĽ  was  ez  also  ergangen,  daz  den  hirz  hete  gevangen  der  kĂĽnec 
Artus.     1756.  5646. 

5.  vergät  einen. 

E.  5392  ez  möhte  doch  einen  zagen  immer  mere  vergän,  daz  er  getorste 
81  bestän. 

6.  gevalt. 

G.  1113  nu    geviel  ez  eines  tages  sus,    daz  der  knappe  Gregorjus  quam. 

7.  kumt  E.  3013.  9461.    E.  3761.    a.  H.  374.    Iw.  5508.  6651. 

8.  ist  E.  137.  355.  3211.  3781.  3977.  4618.  4757.  4868.  5012.  5339.  G.  1141'.  2617. 


87 

a.  H.  652  (daz  ich  gerne  lebe,  daz  ist  durch  dich).  Iw.  6645.  6674.  7466. 
7861.  G.  3801. 

9.  gelinget. 

E.  1265  81  lobtens  unsern  trehtin,  daz  im  also  jungen  so  schone  was 
gelungen,  daz  im  sin  erstiu  ritterschaft  mit  lobelicher  heiles 
kraft  iedoch  also  gar  ergie  (oder  hängen  beide  Sätze  mit  daz 
parallel  von  loben  ab?).  1296. 

10.  vrumt   einem,   Subj.   des   Nebensatzes  gleich   dem  Dat    Gr.  3405,  neues 
Subj.  a.  H.  197. 

11.  hilft  einen,  Subj.  des  Nebensatzes  gleich  dem  Acc,  Iw.  4251. 

12.  schinet. 

Iw.  3128  ez  schinet,  daz  min  vrouwe  ein  wip  ist. 

13.  dunket. 

E.  3531  mich  dunket,  daz  ir  habt  gestriten  und  gröze  arbeit  erliten. 

9362  mich  bedunket  des  vil  verre,  daz  mir  daz  minner  werre. 
G.  2608  den  düht,  daz  niender  anderswä  daz  vischen  waeger  waere. 
Iw.  6694  uns  dunket,  daz  er  uns  dreu. 

14.  zimt,   bei    neuem   Subj.   Gr.  1140.   Iw.  3758,  das  Subj.  des  Nebensatzes  ist 
gleich  dem  Dat.  E.  3016.  5057.  7912.  Iw.  6979. 

Auch  in  persönlicher  Construction. 

E.  3790  diu  mir  gezaeme,  daz  ich  si  naeme. 
Nach  folgenden  AusdrĂĽcken: 

15.  not  ist. 

E.  9971  nĂĽ  was  des  sinem  lande  not,  daz  er  sich  abe  taete  solher  un- 
staete  und  daz  er  heim  vĂĽere. 
a.  H.  1087  dir  ist  not,  daz  du  dich  beratest  baz.    Iw.  7121. 

16.  unnot  ist. 

Gr.  3752  so  ist  unnöt,  daz  ir  des  twelt. 

17.  kumt  dar  an  E.  9156. 

18.  kumt  ĂĽf  daz  zil  einem,  bei  neuem  Subj.  E.  3974,  das  Subj.  des  Neben- 
satzes ist  gleich  dem  Dat.  a.  H.  609. 

19.  kumet  ĂĽf  die  vrist,  neues  Subj.,  a.  fl.  580. 

20.  daz  dinc  eines  kumt  E.  6042. 

21.  der  tac  kumt  einem,    Subj.   des   Nebensatzes  gleich  dem  Dat.,  E.  3570. 

22.  diu  zit  kumet. 

G-.  388  so  uns  nĂĽ  kumet  diu  zit,  daz  min  swester  gelit. 

23.  daz  ungemach  kumet  Gr.  657. 

24.  stät  E.  10043. 

25.  diu   State   geschiht   einem,   Subj.   des   Nebensatzes    gleich  dem  Dat., 
G.  796. 

26.  stät  umbe  einen. 

a.  H.  929  Sit  ez  alsus  umbe  iuch  stät,  daz  man  iu  gehelfen  mac. 

27.  ist  gewant  umbe  einen  E.  10046. 

28.  lanc  ist,   in  dem  Sinne  von  es  ist  lange  her  E.  7966,  in  dem  von  es 
wird  nicht  mehr  lange  waehren,  bis 

E.  8162  nĂĽ  ist  doch  leider  dar  niht  lanc,  daz  din  vroclichez   sanc  ein 
vil  riuwic  ende  git. 

29.  zit  ist  E.  1750.  7766.  8358.  9913.    G.  3403.    Iw.  2764.  4834. 

30.  einem  geschiht  diu  schände. 

E.  829  daz  im   diu  schände   waer  geschehen,  daz  er  in  ligende  het  er* 
slagen. 


88 

31.  diu  saelde. 

G.  3826  daz  im  diu  saelde  geschehe,  daz  er  iuch  noch  gesehe. 

32.  diu  gnade  G.  3340.  3700. 

33.  diu  schwacheit  Iw.  3394. 

34.  diu  ere  Iw.  2676. 

35.  diu  unzuht  Iw.  4784. 

36.  Site  ist  E.  3848.  a.  H.  229. 

37.  wider  den  siten  ist  Iw.  4327. 

38.  Wirt  bilde  G.  2815. 

39.  eines  gnade  ist  vol  da  an. 

E.  8089  da  waere  vol  din  gnade  an,  daz  du  in  haetest  bewart. 

40.  gevalt  einem  daz  reht. 

E.  1108  daz  reht  was  im  gevallen,  daz  er  eine  kĂĽssen  solde. 

41.  diu  ere  E.  2434. 

42.  wiplich  ist  Iw.  1800. 

43.  guot  ist  Iw.  4768. 

44.  unmĂĽgelich  ist,  neues  Subj.,  Iw.  7017. 

Vielleicht  darf  man  hierher  auch  ziehen  eine  persönliche  Verbindung 
eines  Adjectivum  mit  sin. 

a.  H.  546  du  bist  vil  alwaere,  daz  du  dich  so  manege  swaere  von  solher 
klage  hast  an  genomen. 

Daz  nach  Verbindungen  von  Substantiven  und  neutralen  Adjectiven  mit 
sin  steht,  abgesehen  von  den  schon  genannten,  die  Bedeutung  von  geschehen 
deutlicher  aussprechenden,  nach  vielen  die  ein  blosses  Urteil  enthalten, 

1.  so,  dass  das  Subject  des  Nebensatzes  ein  allgemeines  ist. 

G.  3627  ez   ist   reht,   daz  man   behalte  deumuot  in  gewalte.    2467  (un- 
mügelich ist,  daz  iemen — ).    a.  H.  235. 

Iw.  5246  nĂĽ  ist  ez  gnuoc  billich,  daz  mans  ouch  den  gewer. 
6463  ez  ist  reht,  daz  man  si  kroene.    E.  6231  (der  schoeniste  list  ist). 
Iw.  2733  (guot  ist).     6648  (ein  not  ist).    8105  (gewonlich  ist). 

2.  so,   dass   das  Subj.  des  Nebensatzes  ein  bestimmtes,  im  regirenden 
Satze  aber  schon  angedeutet  ist. 

E.  2714  do  dĂĽhte  von  im  vollen  groz,  daz  er  durch  sin  houbet  bloz  von 

ungewarheit  niht  vermeit,  daz  er  — 
G.  1838  ouch  was  daz  sin  gewonheit,  daz  er  eine  dicke  reit.    52J*. 

3.  so,  dass  im  Nebensatz  ein  neues  Subject  auftritt. 

E.  3524  mich  dunct  gevĂĽege  unde  reht  und  bite  iuch  des  verre,  daz  von 
iu  min  herre  si  geeret. 
3955  (ein  wunder  ist).     4183  (ein  arger  wanc  ist).    8537  (gnaedt  clichiu 
dinc  sind). 
G.  642  daz   ander   der   siechtuom   was ,    daz    si    des  kindes  genas.    708 
(wider  dem  site  ist).    3370  (ein  spot  ist),     a.  H.  454  (unmĂĽgelich 
ist).     902   (guot   ist).     1055.    Iw.  5456   (wunder  ist).    249^.   4247 
(reht  ist).    3134  (des  schaden  niht  genuoc  ist).     2810.  4327.  5430 
5744  (site  ist).    4032  (unmĂĽgelich  ist). 
vervähet  einen,  verhangen,  gevüegen,  geben,  beschem  cf.  unter  den  den  Verben 
mit  verschobenem  Praeteritum  sich  anschliessenden  AusdrĂĽcken. 

Ein  consecutiver  Ăźelativsatz  nach 
stät  umbe  einen  Iw.  4107. 


89 

Ein  Temporalsatz  mit  causalem  Sinn  nach 
geschehen    G.  3106. 

Ein  Fragesatz  steht  nach 
sc  hin  tuon,   ob,    gleiche  Subj.,  Iw.  2855.    (>Jur  dem  schinet  und  dunkel  zu 

Liebe  hierher), 
zimt,  neues  Subj.,  E.  5812. 

Ein  Bedingungssatz  nach 

1.  genuoget. 

E.  357  ich  waene  in  da  gnuogte  mite,  ob  er  solhen  marschalc  hete.  cf.  8204. 

2.  ist  G.  2229. 

3.  vrumt  Iw.  561. 

4.  hilft  G.  3537.  Iw.  6155. 

Nach  Verbindungen  mit  sin. 
E.     151  im  waere  daz  ze  verre   ob  er  hin  wider  wolde  riten. 
6381  ob  ich  nĂĽ  aeze,  daz  waere  ein  unwiplich  maz. 
7010  wirt  ims  gelonet,  daz  ist  guot. 

9524  wan  daz  ist  der  meiste  teil  rehter  vreude,  swä  ich  iht  des  mac 
begän. 
G.  2646  swer  guote  gewarheit  im  selben  schaffet,  deist  ein  sin. 

3150  ich  waene  ez  unnĂĽtz  waere,  ob  ich  taete  kunt. 
Iw.  7147  swer  gerne  giltet,  daz  ist  guot.  7185.  5729.  6960.  E.  2223.  G.  3728 
G.  3736.  a.  H.  370. 

Auch   das   Participium  begegnet   uns   hier   wieder   als    Con- 
current  des  Inf.,  doch  selten. 

Bchinen  in  persönlicher  Construction  verbindet  sich  mit  einem  Particip 
wie  das  Verbum  substantivum  selbst. 

Iw.  6778  da  er  ungewäfent  schein. 

3956  wan  daz  im  der  herre  Iwein  dannoch  lebende  vor  schein. 
Nach  Verbindungen  von  Adjectiven  mit  sin.  p.  11. 
E.  4136.  5070.  G.  72.  a.  H.  606.  Iw.  4711. 

Entlehnt  muss  der  VerbalbegrifF  werden  nach 

1.  geschehen,  im  Relativsatz. 

E.  6221  gehabet  iuch  ein  lĂĽtzel  baz,  danne  iu  doch  si  geschehen, 
a.  H.     128  daz  in  niemen  gerne  an  sach,  alse  ouch  Jobe  geschach. " 

2.  dunket,  ebenso. 

E.  671  menneclich  ze  vreuden  vie  dar  nach  als  in  dĂĽhte  guot. 

3.  zimet,  ebenso,  E.  179.  5276.  7699.  8404.  10034.    G.  102.  495. 

4.  ergät  a.  H.  956  (absolut).  Iw.  4190. 

5.  ez  gevalt,  in  der  Bedeutung  beliebt. 

E.  6547  ichn  tuo  ir,  swaz  mir  gevalle. 
Nach  einigen  Verbindungen. 

6.  dunket  guot.  Iw.  1715  daz  er  vüere,  swär  in  dühte  guot. 

7.  ist  ze  späte.  Iw.  6156  nü  ist  ez  aber  ze  späte. 

8.  Site  ist  G.  174.  207. 

9.  ist  an  miner  unmuoze  E.  4671. 

Eine  Ellipse   des  Verbum   substantivum   tritt  immer   ein   bei 
dünken,  sowohl  wenn  es  persönlich,  als  wenn  es  unpersönlich  ge- 


•  90 

braucht  ist.  Cf.  Ăź.  Steig  p.  336.  Bei  Otfrid  und  den  ahd.  Ăśber- 
setzern findet  es  sich  nicht.  Doch  verweist  Steig  auf  Graft  V,  174. 
fl.  Roetteken  p.  121.  Es  geht  eben  selbst  in  die  ĂźedeutULg  eines 
scheinbaren  Seins  über.  Ist  der  abhängige  VerbalbegrifF  nicht  aus 
dem  Verbum  substantivum  und  einem  Adjectiv  oder  Substantiv  zu- 
sammengesetzt, so  steht  Satzconstruction ,  es  selbst  unpersönKch 
(p.  85.  86.  87.). 

Unpersönlich. 
E.  1846  der  tage  dĂĽhte  in  ze  lanc. 

3406  nĂĽ  dĂĽhte  iuch  dar  an  niht  genuoc.  8649.  a.  H.  277.  Iw.  3484. 
671  als  in  dĂĽhte  guot. 

9912  unz  in  des  dĂĽhte  zit. 

3522  mich  dunct  gevĂĽege  unde  reht. 
G.    812  des  dĂĽhte  den  abbet  alze  vnio. 
Tw.    845  dazn  dunket  keiner  schalkheit  viL 

7015  ez  dunket  de  andern  unde  mich  vil  lihte  unmĂĽgelich.  1945. 
Persönlich. 
E.  2387  em  dĂĽhte  sich  so  volkomen  noch  an  manheit  vemomen. 

2503  nĂĽ  dĂĽhte  si  diu  gnendekeit  lobelich  uude  groz. 

2818  sin  milte  dĂĽhte  si  so  groz. 

5194  daz  mich  daz  meiste  dunket. 

5272  ditz  dühte  se  alle  missetän. 

6330  swiez  doch  dühte  schände  alle  sine  dienstman. 

6638  der  wec  dĂĽhte  si  vil  lanc. 

7260  die  dühten  in  als  manec  jär. 

7497  dunk  ich  dich  ein  wiser  man? 

7879  den  dühte  daz  gevelle  sam  er  saehe  in  die  helle  (sam  —  helle 
vertritt  eine  adjectivische  Bestimmung). 

8260  nĂĽ  dĂĽhte  in  einiu  wol  getan. 

8269  diu  niunde  in  dühte  gekrönet,  diu  zehende  baz  geschoenet. 

8583  daz  selbe  dunket  mich  ein  sin. 

9004  daz  dĂĽhte  in  torlich  getan. 

9031  da  dunket  ir  mich  ze  halt. 

9567  so  rehte  tiure  dĂĽhte  ich  si. 

9903  daz  dĂĽhtse  ein  vremde  sache. 

9939  ditz  dĂĽhte  in  wiplich  unde  guot. 

G.    138  si  dĂĽhte  in  alze  groz. 

367  dirre  gruoz,  der  dĂĽhte  mich  ze  groz. 

444  so  dunket  mich  daz  guot.  ^ 

452  der  rat  dĂĽht  si  beide  guot. 
1799  daz  er  sich  dĂĽhte  vreudenrich. 
1861  so  dunket  er  sich  harte  rieh. 
2313  do  dĂĽht  si  sich  unsaelic  gnuoc. 
2960  daz  dunket  manegen  niht  war. 
a.  H.    344  er  dĂĽhte  si  vil  reine. 

1073  daz  dĂĽhte  in  ungelouplich. 

1246  in  dĂĽhte  do  daz  niht  guot.     1466. 


91 

Iw.  1868  daz  si  doch  ofte  dunket  guot.    5749.  6461.  7338.  7467. 
1872  doch  dunketz  mich  ein  guot  site. 
6909  ez  dĂĽht  si  alle  sament  ein  dinc  vil  harte  clagebaere. 
807Ă–  diu  rede  dĂĽht  si  wunderlich. 
Auch  bei  schinen  kann  man  kaum  von  einer  Ellipse  reden,   es  ist  viel- 
mehr  gleichfalls    selbst    eine  Modification  von  sin.    Denn  durch  die  Annahme 
einer  Ellipse  wird  ja  doch  nicht  der  Grund  ihres  Vorhandenseins  erklärt. 
E.    358  swie  si  schine  in  swacher  waete. 
a.  H.     418  nĂĽ  schinet  alrest  din  triuwe. 
Iw.  2458  ez  schinet  noch,  als  ez  dö  schein  und  ich  waenez  immer  schine. 

Einer  verbalen  Ergänzung  bedürfen  diese  Verben  und  Ver- 
bindungen des  Geschehens  gar  nicht,  wenn  sie  mit  nominalen 
Casus  verbunden  werden.  Bei  unpersönlichem  Gebrauch  ist 
dies  der  Genitiv,  bei  persönlichem  der  Nominativ. 

1.  einem  gät  not  c.  gen.  des  Verbalsubstantivum,  cf.  p.  13.  14. 

E.  5349.  6663.  G.  265. 

2.  zit  ist,  ebenso,  E.  7078.  1886.  6351.    Iw.  383.   5866. 

Cf.  zit  hän,    das    ich    unter   die  an  die  Verben  mit  verschobenem  Prae- 
teritum  sich  anschliessenden  AusdrĂĽcke  gestellt  habe. 

3.  zimt,  ebenso,  E.  2411.  G.  1116.    Ein  Substantiv.  Inf. 

E.  6272  des    lebennes   mag   iu  baz  gezemen.     Der  Gen.  nominaler  Sub- 
stantiva  oder  sie  vertretender  Pronomina  E.  7216.  7284. 

4.  zerinnet  c.  gen.  des  Verbalsubstantivs  E.  2191  cf.  p.  14,  womit  zu  vergl. 
E.  883  daz  in  der  geböte  zeran. 

Der  Nominativ  steht  bei  (für  sin  sind  Beispiele  unnötig) 

5.  geschehen  E.  828.  1074.  3125.  3209.  5610.  6724.  6889.  8051.  8977.  9344. 
9525.  9681.  9697.  G.  241.  473.  487.  625.  656.  2058.  2140.  2247.  2259.  250i. 
3339.  3699.  3735.  3825.  a.  H.  403.  1125.  1285.  1417.  Iw.  1405.  1735.  1888. 
1978.  2237.  2675.  3393.  4118.  4230.  4783.  5929.  6348.  6824.  7643. 

6.  ergän  E.  5990.  6841.  9151.  9289.    Iw.  4246. 
volgän  G.  1450  (Paul;  Lachmann  und  Bech  begän). 

7.  komen  Iw.  4830  (niht  wol,  substantivirter  Inf.,  p.  8). 

8.  helfen,  substantivirter  Inf.,  E.  6348  ir  widerstreben. 

9.  zemen. 

G.  2032  der   in  ze    herrn  gezaeme.  2633.  3392.  E.  364.  5056.    Iw.  2091. 
6625. 

10.  komen  einem  ze  allem  heile  E.  6268. 

11.  unlanc  sin,  ein  substantivirter  Inf.,  E.  4543.    Iw.  992.  cf.  p.  8. 

12.  not  sin.  Iw.  7725  wan  iu  ist  beiden  ruowe  not. 

Bei  Verbindungen  von  Substantiven  oder  neutralen  Adjeetiven  mit  sin; 
und  zwar  stelle  ich  nur  die  Fälle  mit  substantivirtem  Inf.  zusammen  cf.  p.  8. 
Einige  sind  schon  bei  den  Verben  der  Afiecte  unter  denen  des  Strebens  genannt. 
E.  1078.  6537.  8859.  9548.  9804.    Iw.  4335.  5133.  8159. 

Bei  missegät  einem  steht  eine  Präposition  Iw.  4059. 

Der  Gen.  oder  Nom.  eines  neutralen  Pronomens  oder  auch  ein 
adverbieller  Ausdruck  bezieht  sich  auf  einen  Verbalbegriff.  Vor 
einem  Relativum  fehlt  bisweilen  das  Demonstrativum. 


92 

1.  danket.   G.  812  dö  vuoren  si  dort  zuo.    des  dühte  den  abbet  alze  vruo. 

2.  zimt  E.   5183  (nach  Bech).  6386.  7942.  9730.   Gr.  121.   a.  H.  1510.    Lw.  4898. 

3.  missezimet  E.  4680. 

4.  hilft  E.  4821.  Iw.  6389. 

5.  schadet  E.  577.  4821.  5441.    G.  1509  (schaden  tuot).  Iw.  2939. 

6.  gevrumen  unde  gewerren  dar  an  G.  1904. 

7.  genuoget  a.  fl.  946. 

8.  zit  ist  E.  2865.  5785.  8578. 

9.  not  ist  E.  5485.  5788.  G.  589. 

10.  not  gät  E.  6170.  Iw.  5388. 

11.  geschehen  E.  641.  703.  2689.  3022.  3156.  3264.  3267.  4801.  4f'52.  5000. 
5636.  6239.  7916.  8096.  8160.  8164.  8518.  8795.  8851.  8950.  9322.  9328.  9790. 
9901.  G.  1119.1238.1512.  1712.  1732.  1738  1746.  1798.  2498.  2504.  2698.  3750. 
a.  H.  770.  980.  1094.  1169.  Iw.  1402.  1435.  3927.  4127.  4702.  4987.  5077. 
5302.  5968.  6160.  6230.  6335.  6345.  6567.  7666.  7861.  8032.  8160. 

12.  gevĂĽeget  sich. 

Iw.  2063  ich  läze  minen  zorn,  ob  ez  sich  gevüegen  kan.   1745. 
(gevallen  =*=  placere,   nur   wegen   des   gevalt  =  accidit  hierher  gezogen. 
E.  9941  als  si  der   kĂĽnec   ersach   liden,   ditz   muoste  im  wol  gevallen). 

13.  ergät  E.  9294.  9.564.  a.  H.  1512.  Iw.  4238. 

14.  ist  E.  517.  5114.  10048.    G.  672.  a.  fl.  188.  221  (Gen.  wegen  der  Kegation). 

Iw.  3418.  4352. 

15.  kumet  G.  1118.  Iw.  4289. 

16.  kumet  ze  allem  guote  G.  3618. 

17.  State  geschiht  E.  2641  (p.  14). 

Bei  Verbindungen  mit  sin. 

1.  Der  vertretene  Satz  hat  ein  allgemeines  Subject. 
E.  3330  man  sols  im  nemen,  daz  ist  reht.    348.  5772  (p.  9). 

2.  Das  bestimmte  Subject  des  vertretenen  Satzes  ist  bei  der  regirenden 
Verbindung  angedeutet. 

E.  981  hetent  ir  iuwer  hochvart  ein  lĂĽtzel  baz  an  mir  bewart,  seht,  daz 
waere  iu  nĂĽ  guot.  3734.  7478.  G.  1502.  2033.  a.  H.  1431. 

3.  Das  bestimmte  Subject  des  vertretenen  Satzes  ist  ein  neues. 
E.  9029  wer  hiez  iuch  so  nähen  gän?  ez  ist  et  vil  torlich. 

9973  daz  er  heim  vĂĽere:  daz  waere  gevĂĽere  sinem  lande. 
3677  daz  was  doch  wider  dem  rehte,  daz  —  3444.  85S3.  90li4.  9903. 
9939. 
G.  1235  ich  sol  mich  nieten  not.  daz  ist  reht.    2561.  2492.  2960.  3084. 
».  H.    724  daz  ist  ein  jaemerKchiu  not.  773.  774.  807.  1073.  1466.  807. 
Iw.  1872  doch  dunketz  mich  ein  guot  site. 
1945.  2494.  3484.  5749.  6644.  6842. 

Bei   einigen   dieser  Verben  des  Geschehens  steht  bisweilen  ein 
urteilendes  Adverb   und  dies   ersetzt   dann  jede  speciellere  Angabe 
ĂĽber  das,  was  geschieht. 
1.  geschiht    einem    liebe,   wol,   baz,   sinneclichen ,   leide,   ĂĽbel,    we,    wirs 

E.  1026.  1867.  3191.  6919.  6965.  8673.  8828.  9814.  9838.    G.  93.  1712  (dar  an). 

1798  (dran).  1932.  3105  (ein  Satz  mit  sit).  3379  (ze  mir),    a.  H.  771.  1106. 

1107.    Iw.  1313.  4482.  5077  (dar  an),  5968  (dar  an).  5969.  6230  (da  en).  6512. 

6707. 


9^ 

8.  ergät  E.  3429.  4598.  7978.    G.  1466.  2019.    a.  H.  1301.    Iw.  5973 

3.  missegät  E.  4623.  8148.  8866. 

4.  gelinget  E.  4462.  4518.  4530.  6463.  7967.    G.  524. 

5.  misselinget  Iw.  762.  1388. 

6.  ist  Iw.  1239. 

7.  gevallet  a.  H.  1528. 

8.  vert  Iw.  919. 

9.  geziuhet  Iw.  4452. 

Trotz  der  Hilfe  der  Präposition  war  der  Inf.  also  nicht  im 
Stande  der  gestellten  Anforderung  in  grösserem  Umfange  zu  ge- 
nügen, völlig  eingeführt  zeigt  er  sich  nur  nach  geschehen,  im 
Übrigen  vermochte  er  sich  ein  grösseres  Gebiet  nicht  zu  erobern, 
und  der  Grund  war  wohl  der,  dass  nach  diesen  Verben  des  Ge- 
schens  der  consecutive  Sinn  von  ihm  allein  getragen  werden  musste. 
Selbst  ohne  jene  UnterstĂĽtzung  dagegen  vermochte  er  leicht  zur 
unbedingten  Herrschaft  zu  gelangen  im  Schutze  von  Verben,  die 
jene  Last  auf  sich  nahmen.  Hier  steht  er  unerschĂĽttert  bis  heut, 
und  um  so  leichter,  je  enger  jene  Verben  selbst  sich  mit  ihm  ver- 
banden und  hierbei  das  ganze  consecutive  Verhältniss  aufgegeben 
wurde,  so  dass  er  hier,  wozu  er  ja  so  grosse  Neigung  hatte,  die 
aus  seinem  casuellen  Ursprung  stammenden  inhaltlichen  Momente 
unbeschadet  seiner  Aufgabe  bis  auf  den  letzten  Rest  aufgeben 
durfte  und  schliesslich  nur  sein  stets  unveräusserliches  Eigentum 
der  Wortbedeutung  zu  wahren  brauchte. 


ß.    Der  consecutive  Infinitiv   abhängig  von   Verben  einer  Fähigkeit  oder 

Bereitschaft, 

Eine  eingehnde  Behandlung  ihres  Verhältnisses  zum  Infinitiv 
in  den  Epen  Hartmanns  werden  die  Verba  praeteritopraesentia  im 
18.  Bande  der  Zeitschrift  fĂĽr  deutsche  Philologie,  herausgegeben 
von  E.  Hoepfner  und  J.  Zacher,  erfahren.  Hier  folgt  wie  bei 
wellen  p.  50  eine  gedrängte  Übersicht  der  Wandlungen  jenes  Ver- 
hältnisses. 

Während  der  Inf.  bei  wellen  in  seiner  inhaltreichsten  Ver- 
wendung der  finale  war  und  von  hier  aus  durch  die  manigfachsten 
Abstufungen  hindurch  bis  zu  dem  des  blossen  WortbegrifFes  ver- 
blasste,  beginnt  seine  Entwicklungsreihe  nach  den  Verba  praeterito^ 
praesentia  mit  dem  der  Richtung,  in  welchem  das  Moment  des 
ethischen  Anteils  der  Person  nicht  enthalten  ist  Und  zwar  ist  er 
in  diesem    Falle    (p.   21,   77)   keine   Fortentwicklung  erst  aus    der 


94 

vollsten  Bedeutung,  sondern  historisch  betrachtet  ihr  gleich ^vertig. 
UrsprĂĽnglich  wurde  er  mit  diesen  Verben  bloss  darum  verbunden, 
weil  er  deren  Bedürfniss  nach  Ergänzung  durch  Angabe  einer 
Bichtung  genĂĽgte.  Die  Verbindung  wurde  aber  eine  so  innige, 
dass  sie  auch  blieb,  wenn  jener  Grund  wegfiel.  Letzteres  i^onnte 
geschehen  durch  BegriiFserblassung  jener  Verba  oder  des  Inf.  Bei 
welchem  von  beiden  sie  zuerst  eintrat  und  den  analogen  Vf-rgang 
bei  dem  andern  beförderte,  wird  nie  erwiesen  werden,  denn  steht 
es  auch  fest,  dass  die  Verba  praeteritopraesentia  nie  zu  der  Fein- 
heit und  Manigfaltigkeit  ihrer  Bedeutungsentwicklung  gekommen 
wären,  wenn  ihnen  nicht  ein  grammatisch  wie  begrifflich  leicht  zu 
handhabender  Inf.  zur  Verfügung  gestanden  hätte,  so  ist  es  doch 
auch  nicht  weniger  glaublich,  dass  sie  auf  eben  diese  Erleichterung 
desselben  einen  bedeutenden  Einfluss  geĂĽbt  haben.  Vermutlich  war, 
nachdem  der  Inf.  erst  einmal  durch  Verbindung  mit  solchen  finalen 
oder  consecutiven  Verben,  die  später  diese  Beziehungen  aufgaben,  in 
begrifflich  ärmere  Bedeutung  hinübergeleitet  war,  die  Einwirkung 
eine  gegenseitige. 

Erkennen  lässt  sich  der  Gehalt  an  begrifflichen  Beziehungen 
des  Inf.  nur  an  dem  der  regirenden  Verben.  Wie  bei  wellen  ist 
es  daher  auch  hier  nötig  die  Bedeutungswandlungen  der  Verba 
praeteritopraesentia  zu  verfolgen.  Die  bedeutendsten  haben  miigen, 
soln  und  müezen  erfahren,  während  kunnen,  dürfen,  turren, 
tu  gen  und  wizzen  sich  einfach  verhalten. 

FĂĽr  das  Got.,  das  Andd.,  fĂĽr  Otfrid,  die  ahd.  Ăśbersetzer  und 
Berthold  von  Regensburg  cf.  A.  Koehler  p.  425,  R.  Steig  p.  317  ff., 
O.  Erdmann  I  §  332,  A.  Denecke  p.  9  ff.,  H.  Roetteken  §  303. 

1.  mugen. 

Von  der  alten,  in  sich  noch  völlig  abgeschlossenen  Bedeutung 
von  valere,  Kraft  haben,  gesund  sein  sinkt  es  durch  manig- 
fache  Abstufungen  bis  zur  blossen  modalen  Umschreibung  herab, 
laicht,  wie  wellen,  auch  zur  temporalen.  Die  doppelte  Bedeutung, 
in  welcher  es  in  Verbindung  mit  dem  Inf.  auftritt,  eine  Möglich- 
keit haben  und  einen  Anlass  haben,  tritt  immer  mehr  zurĂĽck, 
je  entfernter  oder  abstrakter  die  Beziehung  ist,  in  welcher  der  die 
Möglichkeit  oder  den  Anlass  bietende  Factor  gesucht  werden  muss. 
Deshalb  ist  die  Entwicklung  beider  parallel.  Adverbien,  nament- 
lich wol,  wie  bei  wellen  gern,  Stellung  in  abhängigen  und  con- 
ditionalen  Sätzen,  sowie  Übertritt  in  den  unabhängigen  Conjunctiv 
sind  auf  sie  nicht  ohne  Einfluss. 

Liegt    bei  der   ersteren  Bedeutung  jener  Factor  in  der  blossen 


§5 

Denkmöglichkeit,  so  kommt  mugen  dem  potentialen  Conjunctiv 
ziemlich  nahe,  liegt  er  nur  in  einer  allgemeinen  Möglichkeit,  so 
entwickelt  sich  daraus  die  Stellung  von  raugen  in  allgemeinen  Re- 
lativsätzen und  sein  concessiver  Gebrauch.  In  beiden  Fällen  findet 
geradezu  Concurrenz  mit  dem  organischen  Conjunctiv  statt.  Auch 
die  Entwicklungsreihe  der  zweiten  Bedeutung  geht  in  so  grosser 
Schwäche  aus,  dass  mugen  wiederum  nur  umschreibende  Function 
behält.  Hier  findet  Berührung  mit  dem  Imperativ  statt  und  zur 
Optativen  Verwendung  zeigen  sich  Ansätze. 

Wirkliche  Ellipse  eines  Inf.  von  einem  Verbum  der  Bewegung 
das  durch  ein  Ortsadverb  angedeutet  ist,  findet  sich  Iw.  1126.  1147. 

2.  kunnen. 
kunnen  behält  seine  alte  Bedeutung  fast  durchweg,  doch  nähert 
es  sich  mehrfach  der  von  raugen,  und  zwar  im  a.  H.  und  Iw.  mehr 
als  im  E.  und  G. 

3.  so  In. 
Hier  ist  die   Auflösung  sehr   weit  vorgeschritten,  nur  der  von 
wellen  und  mĂĽezen  vergleichbar. 

1.  soln  mit  dem  Inf.  der  E-ichtung. 

A.  Ausgehend  von  Verbindungen,  welche  sich  noch  an  die 
alte  Bedeutung  einer  Verpflichtung  durch  Schuld  (J.  Grimm, 
G.  d.  d.  Spr.  II  p.  892  fF.)  anlehnen,  gelangt  es  durch  Auf- 
gabe des  BegriflPs  der  Schuld  und  weiter  des  in  Verpflich- 
tung liegenden  ethischen  Momentes  zu  dem  Sinne  eines 
blossen  Zwanges. 

B.  Durch  ZurĂĽcktreten  des  den  Zwang  ausĂĽbenden  Factors 
geht  soln  allmählich  in  die  Bedeutung  von  Anlass,  Ge- 
legenheit, Möglichkeit  haben  über.  In  bedingenden 
Sätzen  ist  die  Notwendigkeit  nur  noch  ganz  allgemein  eine 
gesetzte,   anderwärts   nur  die  Absicht  einer  andern  Person. 

Der  Ăśbergang  in  den  appositiven  Gebrauch  ist  oft  ein 
so  leiser,  dass  eine  strenge  Scheidung  nicht  stattfinden  darf. 
So  wenn  soln  einem  Imperativ  oder  Futurum  gleichbe- 
deutend ist. 

2.  soln  mit  dem  appositiven  Inf.  ist  anzunehmen  erst  da,  wo  sich 
nirgend  mehr  eine  Beziehung  auf  besondere  Verhältnisse  findet, 
die  an  den  eigentlichen  Sinn  von  soln  erinnert.  Es  umschreibt 
wieder  wie  wellen  Tempus-  und  Modusformen,  von  ersteren 
das    periphrastische ,    erste    und,    mit    dem  Inf.   des  Perfects,    das 


% 

zweite  Futurum,  von  letzteren  den  Imperativ  und  Conjuncti\ .  Da- 
durch ist  auch  ein  irrealer  und  abhängiger  Imperativ  möglich. 
Den  Conjunctiv  umschreibt  soln  zunächst  wie  wellen,  wenn  er  das 
Futurum  vertritt,  auch  mit  dem  Inf.  des  Perfects,  ferner  in  finalen 
Conjunctional-  und  Relativsätzen,  in  Vordersätzen  conditionaler 
Perioden,  in  vorgestellten  Vergleichssätzen,  in  dubitativen  oder  po- 
tentialen  Fragen  und,  nur  zweimal  im  Erec,  in  allgemeinen  Ilelativ- 
sätzen.  |       Wul 

Von  concurrirenden  Constructionen  findet  sich  nur  einmal  Ver- 
tretung des  Verbalbegriffs  durch  ein  neutrales  Pronomen,  falls 
nicht  vielmehr  eine  Ellipse  von  tuon  anzunehmen  ist. 

E.  4067  „nü   heizet  selbe  ersuochen   gar."    „entriuwen,   daz   ich 
daz  sol." 

Wirkliche  Ellipse  eines  Inf.  von  einem  Verbum  der  Bewegung, 
das  durch  ein  Ortsadverb  angedeutet  ist,  findet  sich  E.  5938.  Iw.  8034. 
(p.51). 

4.  mĂĽezen. 
Mit  müezen  verhält  es  sich  etwas  anders  als  mit  den  bisher 
behandelten  Verben.  Seine  ursprüngliche  Bedeutung  nämlich  ist, 
entsprechend  dem  got.  gamotjan,  sich  treffen,  ereignen,  der 
Fall  sein  und  es  verbindet  sich  daher  mit  dem  Inf.  zunäclist  als 
ein  Verbum  des  Geschehens.  Statthaben  in  Folge  äusserer  Ver- 
hältnisse geht  erst  über  in  die  Bedeutung  notwendiger  Weise 
statthaben. 

I.  mĂĽezen  als  Verbum  eines  Geschehens  hat 

1.  den  consecutiven  Inf.  bei  sich,  ich  muoz  lieisst  es  trifft 
sich,  dass  ich  oder  es  ist  über  mich  verhänge  oder 
ich  habe  es  so  an  mir. 

2.  Mit  dem  appositiven  Inf.  umschreibt  es  wie  mugen  nur 
einen  Modus,  den  Conjunctiv.  Der  dieser  Erscheinung  zu 
Grunde  liegende  Vorgang  ist  aber  ein  anderer,  als  bei  den 
modalen  Umschreibungen  von  mugen ,  den  modalen  und 
temporalen  von  wellen  und  soln.  Jene  Verben  berĂĽhrten 
sich  mit  dem  Futur  und  Conjunctiv  vermöge  des  in  ihnen 
liegenden  Momentes  der  Vorstellung  und  sie  vermochten 
jene  daher  im  Indicativ  selbst  zu  ersetzen.  Das  vermag 
mĂĽezen  als  ein  blosses  Verbum  des  Geschehens  nicht,  viel- 
mehr zerlegt  es  blos  die  das  Subject  interessirende  Hand- 
lung wie  geschehen  selbst  (p.  86)  und  gewinnt  nur,  wenn 
es  in  den  Conjunctiv  tntt,  dadurch,  dass  jene  schliesslich 
auch     ohne    besondern     Nachdruck    angewendete    Be*^riffs- 


97 

Spaltung  gewöhnlich  unbeachtet   bleibt,   den    Anschein,   als 
ersetze  es   den   Conjunctiv.     Stets   steht   es  daher  selbst  im 
Conjunctiv.     So    aber   steht   es   in  Wunsch-,  Final-  und  be- 
dingenden Sätzen.     Auf  derselben  durch  Zerlegung  hervor- 
gerufenen Begriffshervorhebung  beruht  wohl  auch  noch  seine 
Stelle  in  abhängigen  negirten  Sätzen  nach  doppelt  negativen 
regirenden. 
II.    mĂĽezen  bezeichnet    sich    in  einer  Notwendigkeit   be- 
finden, entweder  sich  beziehend  auf  das  Subject  oder  auf  dasPrä- 
dicat.    Schwächer  wird  diese  Bedeutung  des  Zwanges,  je  entfernter 
und  abstracter  der  denselben  ausĂĽbende  Factor  ist.     Ist  es  der  Wille 
der  sprechenden  Person  selbst,   so  bezeichnet  mĂĽezen    den  Vorsatz 
in  der  1.  Person  (eine  bestimmte  Färbung  des  Futurum),  einen  Be- 
fehl in  der  2.  u.  3. 

Wirkliche  Ellipse  eines  Inf.  von  einem  Verbura  der  Be- 
wegung, das  durch  Ortsbestimmungen  angedeutet  ist,  findet  sich 
E.  6376.  Iw.  392.  1289. 

5.    dĂĽrfen. 

dĂĽrfen  bewahrt  ĂĽberall  seine  Bedeutung  und  steht  nur  in  nega- 
tiven Sätzen. 

6.  turren  und  7.  tugen 

verhalten  sich  in  Bezug  auf  ihre  Bedeutung  ebenso,  tugen  aber 
hat  nie  den  einfachen,  nur  zweimal  den  präpositionalen  Inf.  bei 
sich.  Sonst  ist  das,  in  Hinsicht  worauf  etwas  tauglich  ist,  einige 
Mal  durch  einen  consecutiven  Relativsatz  bezeichnet, 

E.     272  welher  (winkel)  im  dar  zao  töhte  da  er  inne  beliben  möhte.  7082 
oder  durch  einen  Satz  mit  daz, 

Iw.    504  ich  wände  niht,  daz  äne  got  der  gewalt  iemen  töhte,  der  si  be- 
twing-en  möhte. 
oder  durch  ein  Substantivum  mit  Präposition, 
a.  H.    331  daz  dem  kinde  tohte  zuo  ir  kintlichen  spil. 
Iw.  2451  im  entoht  ze  herren  niht  ein  zage. 
3000  waz  touc  er  nĂĽ  ze  riterschaft? 
6726  daz  vür  die  kolben  töhte. 
oder  allgemein  durch  ein  neutrales  Pronomen, 

E.  7109  waz  touc  daz  lange  vrägen^   Iw.  5019.  5986.   6110.  6942.  7135. 
7573  (8.  u.) 
oder  gar  nicht,   mit   dem   Dat.   der  Person,   der   etwas  angemessen 
ist,  Iw.  738.  811.  208  (s.  u.),  ohne  denselben  3766. 

Nicht  der  Ăźegrifif  der  Richtung,  sondern  das  Subject  zu  tugen  ist  durch 
einen  Satz  mit  daz  ausgedrĂĽckt  Iw.  2087,  mit  ob  7573,  durch  ein  neutrales 
Pronomen  738. 

S.  V.  Honsterberg  -  MiinckenaUf  Der  Infinitiv  in  d.  Epen  Hartmanns  von  Aue.  7 


98 

8.  wizzen. 
wizzen  hat   in   der  Bedeutung   verstehn  nur  einmal  im   Srec 
den  präpositionalen  Inf.  bei  sich. 

Der  einfache  Inf.  von  gebären,  welcher  zweimal  nach  wie  auf 
negirtes    wizzen   folgt,   hängt  nicht   von   diesem  ab,   sondern  ist   ein 
absoluter  (cf.  den  appositiven  Inf.  Ende). 
a.  H.  1420  si  enwesten  wie  gebären. 
Iw.  2252  er  enweste  wie  gebären. 

Ellipse  des  Inf.  sin  tritt  regelmässig  ein, 

1.  wenn  zum  Object  von  wizzen  ein  prädicatives  Adjectiv  tritt. 
E.  7118  da  er  si  bewart  weste. 

a.  H.  1145  wan  daz  ich  mich  weste  des  muotes  also  veste.    " 
Iw.  3770  gein  einer  siner  veste,  die  er  da  nähen  weste. 
3901  nĂĽ  schant  erz  da  erz  weste  veizt  und  aller  beste. 
7703  wander  weste  ir  herze  also  veste. 

2.  wenn  sich  mit  dem  Object  eine  Ortsbestimmung  verbindet  (nicht,  wenn 
mit  wizzen  Gr.  3010). 

E.  9909  nĂĽ  weste  der  kĂĽnec  Artus  die  geste  gerne  in  sinem  hĂĽs. 
G-.  1923  da  er  in  inne  weste. 

2799  wizzt  ir  iender  hie  bi  eine  stat. 

2806  ich  weiz  hie  bi  uns  einen  stein. 
Iw.  2224  min  vrouwe  weiz  iuch  hinne  wol. 

4647  wester  mich  hie. 

Das    Participium    statt    des    Inf.    steht    einmal     in    dem    ersten 
Falle. 

Iw.  4066  den  ich  lebende  weste. 
Ein  Satz  mit  daz  folgt 
E.  359.  4694.    G.  617.  2034.  3021.    Iw.  156.  858.  1188.  1531.  1618.  1906. 
2018.  3408.  3674.  4244.  4320.  4605.  4878.  5234.  5462.  5544.  5738.  (>151. 
6579.  7425.  7565.  8011. 

ein  indirecter  Fragesatz 

E.  46.  1597.  .3616.  5938.  6103.  8860.  G.  179.  648.  1148.  1160.  1876.  8056. 
Iw.  907.  1641.  1644.  1671.  1875.  1944.  2116.  2130.  2223.  2472.  '2586. 
2837.  2841.  3319.  3657.  3832.  3981.  4221.  4231.  4239.  4838.  5698.  5822. 
5858.  5880.  6096.  6641.  7375.  7500.  7755.  7793.  8160. 

ein  paratactischer 

E.  5438.  5864.    G.  1892.    Iw.  525.  563.  1193.  2546.  4097.  5108.  5277.  5519. 
6267.  6416. 
ein  Fragesatz  mit  zu  entlehnendem  Verbum 

Iw.  3218  daz  er  waere  etswä  daz  man  noch  wip  enweste  wä.     E.  5289. 
Iw.  127.  1461.  7757. 
ein  neutrales  Pronomen  fĂĽr  den  VerbalbegrifF 
Iw.  868.  2211.  2212.  3307.  4177.  4522.  5691.  6568. 

Bei  wizzen  gleich  Kenntniss   haben   kann  der  Inf.   eben   so 
wenig  stehn  als  bei  einem  Verbum  des  Sagens.     p.  53. 


9§ 

An  die  Verben  mit  verschobenem  Präteritum  schliesst  sich  an 
eine  Reihe  von  Verben  und  Redensarten,  welche  ganz  wie  jene  eine 
Fähigkeit  oder  Bereitschaft  zu  einer  Handlung  bezeichnen  oder  die 
Verleihung  einer  Möglichkeit  zu  einer  solchen  an  einen  andern. 
Der  Verbalbegriff  steht  also  zu  ihnen  in  dem  nämlichen  Verhält- 
nisse wie  zu  den  eben  behandelten  und  kann  hier  mit  demselben 
Recht  wie  dort  stehn.  In  Wirklichkeit  wird  er  aber  nicht  eben 
häufig  gesetzt  von  Hartmann  und  dann  allemal  mit  der  Präposition. 
Es  ist  also  hier  wiederum  die  Beobachtung  zu  machen,  dass  der 
Infinitiv  durch  Ăśbertragung  von  seinem  Gebrauche  nach  einem  ur- 
sprünglich eng  begrenzten  Verbenkreise,  bei  dem  er  vermöge  der 
gemeinsamen  Momente  der  Absicht  oder  der  Richtung  naturgemäss 
seinen  Platz  hatte,  auf  ähnliche  Verbindungen  und  Ausdrücke  sein 
Gebiet  erweitert  hat.  Otfried  bietet  keine  derartigen  Fälle,  für 
Vulfila,  die  ahd.  Ăśbersetzer  und  das  Andd.  dagegen  cf.  A.  Koehler 
p.  425.  426.  430.  A.  Denecke  p.  21.  69.  R.  Steig  p.  344.  492  fF. 
Das  Got.  zeigt  einfachen  und  präpositionalen  Inf.,  letzteren  immer 
nach  substantivischen  Verbindungen,  gleichfalls  ĂĽberwiegend  diesen 
die  ahd.  Übersetzer  und  das  Andd.  Für  Hartmann  bestätigt  sich 
hier,  was  p.  33.  52.  71.  75  bereits  hervorgehoben  ist,  dass  nach 
zusammengesetzten  AusdrĂĽcken  nie  der  einfache  Inf.   steht. 

1.  Eine  Möglichkeit  oder  Fähigkeit  allgemein  wie  mugen  be- 
zeichnen: State  hän,  wal  und  urloup  hän  (p.  73),  eine 
specielle  Art  der  letzteren:  bin  so  wise,  vrum,  holt, 
riebe,  diemĂĽete,  so  gemuot,  wert,  vri,  werde  so 
holt;  ich  hän  den  sin,  die  triuwe  und  den  sin,  die 
tugent  und  den  sin,  einen  site,  die  gewonheit, 
daz  reht,  die  genäde,  die  zit;  diu  witze  wonet 
einem  bi,  diu  triuwe  ist  einem   erkant. 

2.  ein  Verständniss  wie  wizzen:  sich  verstau. 

3.  eine  Verpflichtung  wie  soln:  schuldec  sin,  schol  sin, 
schulde  hän,   daz  ambet  hän,   ähnlich   verschulden. 

4.  Das  Gelangen  zu  einer  Möglichkeit  oder  Fähigkeit  drücken 
aus:  vaz  vinden,  State  vinden,  State  gewinnen. 

5.  Das  Verleihen  einer  Möglichkeit  oder  Fähigkeit  an  einen 
andern:  gestiuren,  vervähen,  einem  erwerben, 
schaffen,  verhangen,  gevĂĽegen,  geben,  bescheren, 
daz  heil  bewarn,  eines  heil  meren,  der  volleist 
sin,  die  sinne  geben,  die  genäde  tuon,  ze  staten 
gestän,  ze  staten  komen,  (helfen). 

6.  Eine  Bereitschaft  zu  einer  Handlung:  bereit  sin,  sich 
bereiten,   vähen  ze,  (beginnen). 

7* 


100 

Unter  den  Verben  des  Geschehens  sind  hier  zu  ver- 
gleichen diu  State  geschiht,  site  ist,  zit  ist,  reht  ist, 
unter  denen  des  Erlaubens  wal  und  ourloup  hän. 

Hiervon  finden    sich    indess    mit    dem    präpositioiialen 

Inf.  nur  die  zit  hän  aus  1;  vaz  vinden  aus  4;  (gehen), 

ze  staten  gestän  aus  5;  bereit  sin  und  sich  bereiten 

aus  6. 

Iw.  5376  dö  dühte   den  leun  er  hete  zit  sich  ze  hebenne  an  den 

strit.     cf.  p.   14  zit  ist. 
E.  1495  däne  vant  nit  noch  haz  ze  blibenne  dehein  vaz. 
G.   319  der  uns  ze  staten  gestät  ze  verhelne  unser  schände. 
E.  1015  daz  er  im   waere  bereit  ze  leisten. 
G.32a  ich  waere  gerne  bereit  ze  sprechen  die  wärheit. 
621  dem  ist  der  munt  niht  so  gereit  rehte  ze  sprechen  da  von. 
E.  1817  daz  er  sich  wol  bereite  ze  varne  in  sines  vater  laut. 
Nach  geben,  das  nur  in  der  ĂĽbertragenen  Bedeutung  von  ver- 
h aengen  hierher   gehört,   steht  im  eigentlichen   Sinne    emmal  der 
Inf.  mit  ze.     Da  man  in  diesem  Sinne  an  dem  Verbum  selbst  ^veder 
den  Begriff  einer  Absicht  noch  den  einer  Richtung  wird  annehmen 
dĂĽrfen,   so  kann   ich  an  ihm  nichts  anderes  als  einen  freien  finalen 
Inf.  sehen,   unter  den  ich  diesen  Fall  daher  auch  gestellt  habe.  Cf. 
p.  24  G.  2341  und  auch  G.  2819  Iw.  7555.     R.  Steig  p.  343.  494. 
A.  Denecke   p.  15.  62.    H.  iloetteken  §  210.    A.  Koehler  p.  435  f. 
will   in  dem  blossen  Inf.   nach   giban  dessen   unmittelbares   Object, 
in  dem  präpositionalen  dagegen  den  Zweck,  neben  dem  das  Object 
von  giban    immer   ausser    einmal  noch    besonders    ausgedrĂĽckt  ist, 
erblicken.  Cf.  auch  Plato  Phaedr.  228  E  ki^iavrov  oot  ef.ij.ie'keTäv  jcag- 
ixuv,  Cf.  Stallbaum  ad.  h.  Matthiae  Gr.  p.  1039.  Krüger  §  55,  3,  20.  21. 
Eine  nominale  Analogie  findet  sich  nach  vähen. 

G.  2878  do  er  ze  släfe  gevie.    Cf.  auch  gestiuren  Iw.  1804. 
Meist  steht  im  übrigen  ein  Satz,   gewöhnlich   durch  daz  ein- 
geleitet.    Ein    paratactischer    steht    nach    so    wise    sin,    diu 
triuwe  ist  einem  erkant  aus  1;  vĂĽegen  aus  5. 

Iw.  7270  ir  deheines   ouge  was  weder  so  wise  noch  so  clär,  desne  moh- 
ter  ir  dewederm  nie  gejehn  (ßech  möhte  er  —  hän  gejehen). 
E.  3204  daz  iu  diu  triuwe  si  erkant  und  sult  mir  die  wal  län. 
G.  1119  nĂĽ  vuogte  ein  wunderlich  geschiht,  er  tet  des  vischaers  kinde 
also  we. 
Ein    indirecter    Fragesatz    nach    sich     verstau    aus    2 
E.  3078. 

Ein  consecutiver  Relativsatz  nach  s6   wise   sin   und  so 
holt  werden  aus  1. 

E.  7443  daz  niemen  waer  so  wise,  der  den  trit  gehoeren  kĂĽnde. 


101 

Iw.  2948  ichn   wart  nie  manne  so  holt,   dem  ich   ditz  golt  wolde  lihen. 

Ein  Satz  mit  daz  bezeichnet  meist  die  tatsächliche  Folge. 

1    wise  o-nuoc  da  zuo  sin,  gleiche  Subj.,  Iw.  3324. 

vrura  sin,  verschied.  Subj.,  E.  5265.  so  vrum,  gleiche  Subj.,  Iw.  4108. 

so  riebe  sin,  gleiche  Subj.,  E.  2262. 

so  deumĂĽete  sin,  ebenso,  Gr.  3367. 

also,  so  wol  gemuot  sin,  ebenso,  E.  8049.    Ot.  1866. 

der  unmäzen  wert  werden,  ebenso,  Iw.  7551. 

den  sin  hän,  ebenso,  a.  H.  316.  Iw.  6196. 

die  triuwe  und  den  sin  hän,  ebenso,  a.  H.  291. 

die  tugent  und  den  sin  hän,  ebenso,  Iw.  3915. 

den  Site  hän,  ebenso,  E.  602. 

die  gwonheit  hän,  ebenso,  Iw.  894. 

daz  reht  da  zuo  hän,  ebenso,  Iw.  1650. 

die  genäde  hän,  ebenso,  a.  H.  1495. 

einem  wonet  diu  witze  bi,  ebenso,  a.  H.  595. 

2.  sich  verstän,  verschied.  Subj.  E.  6838.    G.  209,  gleiche  Subj.  a.  H.  135. 

3.  schuldec  sin,  gleiche  Subj.,  Iw.  4909. 
schulde  hän,  ebenso,  Iw.  2041. 
verschulden,  verschied.  Subj.,  E.  4960. 
daz  ambet  hän,  gleiche  Subj.,  E.  6336. 
5.  gestiuren. 

Iw.  5015  uude  gestiurt  in  des  sin  sin,  daz  er  im  eine  wunden  sluoc. 
5799  des  gestiurtes  unser  herre,  daz  si  des  endes  kerte. 
vervähen  einen,  im  Nebensatz  neues  Subj.  E.  5857,  gleich  dem  Acc.  Iw.  5174. 
erwerben  einem. 

G.  1301  daz    ich  dir  nĂĽ    erwĂĽrbe   umb  unser  samenunge,   daz  si  dich 
naemen  z'  herren. 
3784  ouch  erwarp  er  sinem  vater  daz,  daz  er  den  stuol  mit  im  besaz. 
geschaffen. 

Gr.  1305  ich  trĂĽwe  ouch  wol  geschaffen,   daz  diu  rede  nimmer  kumt  vĂĽr 
ir  munt. 
1469  do  schuof  er,  daz  man  im  sneit  kleit. 
Iw.  4580  der  künec  schuof,  daz  man  in  brähte.     4126  (verschied.  Subj.). 
verhangen. 

E.  9056  do  verhancte  des  got,   daz  ez  wart  der  Hute  spot  und  gebären 

eine  veltmĂĽs. 
(j.    166  war  umbe  verbeuget  im  des  got,  daz  er  so  manegen  grozen  spot 
vrumt  über  sine  hantgetät? 
den  tac  gevĂĽegen  einem,  Subj.  gleich  dem  Dat.,  E.  490. 
geben. 

Gr.  1466  got  gebe,  daz  ez  dir  wol  erge,  neues  Subj.  a.  H.  1510.  Iw.  3264.  6000. 
bescheren  einem,  Subj.  des  Nebensatzes  gleich  dem  Dat.,  Iw.  3466. 
daz  heil  einem  bewarn,  verschied.  Subj.,  Iw.  2339. 
eines  heil  meren,  verschied.  Subj.,  E.  139. 
der  volleist  eines  sin,  neues  Subj.,  G.  3302. 

die  sinne  geben  einem,  Subj.  des  Nebensatzes  gleich  dem  Dat.,  a.  H.  704. 
ze  staten  komen,  gleiche  Subj.,  E.  607. 

helfen  glaubeich  besser  dem  folgenden  Abschnitt  einzuordnen, 


102 

weil  es  zwar  mit  daz  die  Bedeutung  von  einem  verhelfen  zu 
etwas  hat,  wonach  es  hierher  gehört,  mit  dem  (einfachen)  Inf.  aber 
bei  Hartmann  stets  blos  mit  einem  gemeinsam  etwa^  tun 
heisst.  Dieser  Infinitiv  aber  ist  dann  der  appositive.  AehnUch 
verhält  es  sich  mit  beginnen  und  dem  einfachen  Inf.  Es  be- 
zeichnet nicht  ein  SichrĂĽsten,  Sichanschicken  zu  einer  Hand- 
lung, sondern  immer  diese  bereits  als  unternommen,  aber  in  ihrem 
Beginne. 

Zu  ergänzen  aus  dem  Zusammenhange  ist  der  Verbal begrifi 
nach  wert  sin  (Iw.  4903,  doch  vielleicht  gehört  der  von  schiildec 
bin  abhängige  Satz  mit  daz  4909  auch  zu  ihm)  aus  1  und  einem 
die  gnäde  tuon  (a.  H.  1494,  auch  hier  gehört  vielleicht  1495 
ausser  zu  1493  zu  1494)  aus  5. 

Der  Genitiv  eines  nomen  actionis  steht  nach  urloup  hän 
(p.  14.  73),  zit  hän,  (p.  14)  aus  1;  State  gewinnen  (p.  14) 
aus  4. 

Ein  neutrales  Pronomen  nimmt  auf  einen  Verbalbegriff  Bezug. 
1.  State  hän,  es. 

E.    366  hie  wart  der  gast  beraten  als  si  des  state  häten. 
vri  sin,  es  E,  9568  (p.  15). 

3.  schol  sin,  des  E.  9824  (p.  15). 

4.  State  gewinnen,  des  G.  710  (p.  15),  vinden  E.  2419  (p.  14). 

5.  gestiuren  einen,  des  G.  3834. 
vervän  einen,  ez  E.  6228.  G.  298. 

6.  bereit  sin,  dar  zuo  G.  2881. 
sich  bereiten,  dar  zuo  Iw.  4307. 

Mit  mugen,  insofern  der  die  Möglichkeit  bietende  Factor  in  vorhandenen 
Mitteln  liegt,  ist  haben  an  einer  Stelle  zu  vergleichen. 

E.  10020  die  ez  haben  mähten  unde  ritter  wären  genant,  die  heten  ir 
baniere  rihe  undersniten  waehe. 
ez  haben   ist  nichts  andres   als  mugen  in  jener  Bedeutung.     Ob  dieses 
ez  ein  allgemeines  Object  ist  (=  Vermögen  haben)  oder  auf  den  Verbalbegriff 
bezogen  ist,  lässt  sich  nicht  wohl  entscheiden. 

Zweimal  begegnet  auch  im  Got.  in  dieser  Bedeutung  haban  mit  dem  Inf. 
A.  Koehler  p.  427. 

c.  Der  Infinitiv  der  ßichtung  in  Abhängigkeit  von 
Adjectiven. 
Der  finale  Inf.  kann  von  Haus  aus  nur  nach  Verben  j>tehn, 
weil  er  den  Anteil  eines  Subjects  voraussetzt,  das  sich  nur  am 
Verbum  ausgesprochen  findet.  So  finden  wir  das  Verhältniss  noch 
bei  Hartmann.  Wenn  wir  heut  den  Inf.  auch  von  Substantiven 
und  Adjectiven  abhängig  machen,  welche  eine  Absicht  des  aus  dem 
Zusammenhange  zu  entnehmenden  Subjects  bezeichnen,  so  wird  das 
finale  Moment  nicht  mehr  vom  Inf.  getragen,  sondern  ruht  lediglich 


103 

in  jenen  regirenden  Worten,  der  Inf.  aber  ist  nur  der  appoeitive, 
der  zu  jedem  begrifflich  einer  Ergänzung  fähigen  Worte  treten  kann. 

Der  Inf.  der  Richtung  aber,  welcher  an  jene  Voraussetzung 
nicht  gebunden  ist,  könnte  an  sich  sowohl  bei  Verben  als  Sub- 
stantiven als  auch  Adjectiven  bezeichnen,  nach  welcher  Richtung 
zu  speciell  die  allgemeiner  in  jenen  Worten  angegebene  Vor- 
bedingung gelten  soll.  In  Hartmanns  Epen  findet  er  sich  aber  nur 
nach  Verben  und  Adjectiven,  nach  Substantiven  höchstens  vielleicht 
einmal  im  Iwein.  Auch  in  dieser  Erscheinung  dĂĽrfte  die  ursprĂĽng- 
liche Casusnatur  des  Inf.  noch  fortwirken,  denn  welcher  Casus 
auch  immer  in  ihm  verborgen  sein  mag,  den  Genitiv,  welcher  fĂĽr 
gewöhnlich  allein  von  allen  mit  dem  Substantivum  sich  verbindet, 
wird  man  am  wenigsten  in  ihm  suchen  dĂĽrfen.  Der  Dativ  aber, 
falls  er  es  ist,  steht  gewöhnlich  nur  bei  Verben  und  Adjectiven. 
Mit  Verben  verbunden  stellte  der  Inf.  der  Richtung  eine  Handlung 
neben  eine  andere,  welche  bereits  durch  (ausgesprochene  oder  aus 
dem  Zusammenhange  sich  verstehnde)  Qualitätsbestimmungen  auf 
die  erstere  hinwies.  Sie  enthielt  die  Vorbedingungen  fĂĽr  jene  und 
diese  war  eine  Folge  von  ihr.  So  drĂĽckte  bei  Verben  der  Inf.  der 
Richtung  ein  mehr  oder  weniger  deutlich  consecutives  Verhältniss 
aus.  Den  Verben  stehn  völlig  gleich  Adjectiva,  wenn  sie  mit  sin 
verbunden  sind,  und  ich  habe  sie  daher  mit  den  Verben  der  Fähig- 
keit und  Bereitschaft  vereinigt.  Ein  bereit  sin  kann  dem  Inf 
gegenüber  in  keinem  andern  Verhältniss  stehn  als  sich  bereiten. 
Folge  aber  kann  eine  Handlung  nur  sein  von  einer  andern  Hand- 
lung oder  von  einer  Eigenschaft,  welche  sich  an  einem  Subject 
äussert,  was  eben  sin  bezeichnet.  Hier  nun  aber  haben  wir  es  mit 
dem  Inf.  zu  tun,  welcher  lediglich  zu  einem  Adjectiv  allein  tritt. 
Hier  kann  er  daher  auch  nicht  consecutiven  Charakter  haben, 
sondern  nur  den  Begriff  des  Wortes  näher  bestimmen,  angeben, 
in  welcher  Richtung,  Hinsicht  der  Begriff  der  Qualität 
gelten  soll.  Der  Inf.  hat  also  hier  dieselbe  determinirende 
Function,  welche  im  Lat.  der  auf  u  versieht,  der  sich  formal 
wie  syntactisch  sowohl  als  Dativ  wie  als  Ablativ  auffassen  lässt. 
DarĂĽber,  dass  er  hier  oft  passive  Bedeutung  zu  haben  scheint,  cf. 
die  Genusausbildung  des  Infinitivs.  Die  Adjectiva  sind  wie  die 
entsprechenden  im  Latein  von  einer  allgemeinen  Bedeutung  und 
darum  namentlich  einer  beschränkenden  Ergänzung  bedürftig: 
lihte,  wol(?),  guot,  ze  lanc.  Das  Moment  der  Richtung  aus- 
zudrĂĽcken hat  allein  der  Inf.  und  wir  finden  daher  auch  hier  wieder 
bei  Hartmann  ihn  durchweg  durch  ze  verstärkt,  cf.  p.  78. 

E.  3876  do  schein  wol,  daz  kint  lihte  ze  triegenne  sint. 


104 

a.  H.     334  daz   diu  kint  so  lihte  ze  gewenenne  sint. 
Iw.  3322  daz  der  tore  und  diu  kint  vil  lihte  ze  wenenne  ^int. 
E.  4692  wan  ich  iu  wol   ze  gwinnen  bin  (so  schreibt  Haupt^ 
die  ambraser  Handschrift  bietet  ze  wunne,    Bech   will 
ze  wenenne). 
Gr.     999  ezn  wolde  dinglichs  vrägen,  diu  guot  ze  wizzenne  sint. 
Iw.  2477  ez  ist  ze  vehtenne  guot,  da  nieman  den  widerslac  tuot. 
5218  ditz  machet  im  sinen  muot  ze  vehten  starc  unde  guot. 
E.  7483  so  waerz  iu  ze  sagenne  al  ze  lanc. 
7572  daz  waer  ze  sagenne  ze  lanc. 

Anderswo:  erbäte  einen  palas,  da  vil  von  ze  sagenne 
waere. 
Iw.  2477  ist  ze  vehtenne  nicht  als  Subject  zu  guot  ist  auf- 
zufassen; Subject  ist  das  allgemeine  ez.  Iw.  5218  könnte  man  ze 
vehten  unmittelbar  mit  muot  verbinden,  indess  wäre  dies  das 
einzige  Beispiel  bei  Hartmann  fĂĽr  eine  Verbindung  des  Inf.  mit 
einem  Substantiv.  Iw.  8159  cf  p.  7.  Die  Form  des  Inf.  ist  ĂĽberall 
die  längere  ausser  Iw.  5218  und,  falls  Haupt  Recht  hat,  E.  4692. 

Einmal    ĂĽbernimmt    ein    Particip    diese    Deterrainirung    eines 
Adjectivs. 

E.  2479  der  ist  der  beste  tuende  man. 


3.  Der  Infinitiv  als  blosser  Wortbegrilf. 

Entäussert  sich  der  Infinitiv  der  ihm  von  seiner  bestimmten 
Casusnatur  her  innewohnenden  Momente  des  subjectiven  Interesses 
und  der  Richtung,  so  verbleibt  ihm  nur  der  abstracte  Wortbegriff 
ohne  jede  relative  Beziehung,  Darnach  kann  sein  Verhältnit^s  zu 
dem  ehemals  grammatisch  regirenden  Worte  nur  noch  das  einer 
Apposition  sein,  nicht  mehr  das  einer  grammatisch  abhängigen 
Kategorie.  Wie  jeder  Casus  brachte  der  Inf.  schon  bisher  eine 
Determinirung  des  regirenden  Wortes.  Diese  Specialisirung  war 
aber  bisher  vermöge  der  aus  seiner  Casusnatur  stammenden  Momente, 
des    der  Richtung    im  Bunde    mit    dem   des   subjectiven   Interesses 


105 

« 

beim  finalen  als  finale,  durch  das  der  Richtung  allein  bei  deni  der 
Eichtung  als  consecutive  oder  begrifilich  determinirende  genauer 
gekennzeichnet  und  daher  auch  der  Umfang  ihrer  Anwendung  ge- 
mäss der  grösseren  Anzahl  inhaltlicher  Momente  eingeschränkt. 
Mit  dem  Aufgeben  dieses  Inhalts  jetzt  nimmt  die  Möglichkeit  seiner 
Anwendung  zu,  er  kann  nunmehr  bei  allen  begrifflich  einer 
Ergänzung  fähigen  Worten  als  specialisirende  Appo- 
sition stehn,  die  Abhängigkeit  ist  aber  nach  dem  Verlust  des 
allein  eine  relative  Beziehung  schaffenden  casuellen  Inhalts  nur 
noch  eine  logische.  Es  ist  das  eine  paratactische  Construction 
zweier  einzelner  Begriffe,  wie  es  eine  solche  ganzer  Sätze  giebt. 
Die  grammatische  Beziehung  gelangt  nicht  zum  Ausdruck,  denn 
sie  ist  in  den  hier  zu  betrachtenden  Fällen  nicht  mehr  die  eines 
subjectiven  Interesses  oder  die  einer  Richtung,  welche  ja  der  Inf. 
allein  zu  bieten  vermag,  sondern  es  bleibt  dem  Verständniss  über- 
lassen eine  hinein  zu  legen,  wie  denn  auch  häufig  diese  Infinitive 
je  nach  der  sonstigen  Construction  des  regirenden  Wortes  bald 
accusative,  bald  genitive  etc.  genannt  werden,  obwohl  im  Grunde 
kein  anderes  Verhältniss  obwalten  kann  als  das  einer  specialisirenden 
Apposition  zu  ihrem  zu  determinirenden  Worte.  Sehr  recht  nennt 
R.  Steig  p.  315  bereits  den  Inf.  eine  Specialisirung  des  dem  re- 
girenden Worte  innewohnenden  Begriffs ,  nur  entging  ihm ,  weil  er 
wie  H.  Bötteken  noch  vollständiger  als  A.  Koehler  und  A.  Denecke 
die  historische  Entwicklung  der  Functionen  des  Inf.  unberĂĽck- 
sichtigt lässt  und  lieber  die  zwar  bequemere  und  übersichtlichere, 
dem  gegenüber  aber  auch  äusserlichere  Anordnung  J.  Grimms  und 
O.  Erdmanns  befolgt,  dass  nicht  in  jeder  Function  der  Inf.  zu  dem 
regirenden  Worte  in  dem  Verhältnisse  einer  blossen  begriflflichen 
Specialisirung  steht,  sondern  dass  dies  nur  in  einer  erst  abgeleiteten, 
auf  dem  Wege  des  Absterbens  entstandenen  der  Fall  ist,  während 
die  finale  wie  die  consecutive  zwar  auch  eine  Specialisirung,  aber 
eine  von  casuellem  Charakter  ist,  und  dass  nur  im  ersteren  Falle 
das  Verhältniss  ein  blos  logisches,  im  zweiten  dagegen  ursprünglich 
ein  grammatisches  ist.  Dass  bei  der  nun  hier  zu  besprechenden 
von  jeder  casuellen  Beziehung  losgelösten  Verwendung  der  Inf.  der 
Beihilfe  einer  Präposition  nicht  bedarf,  ist  natürlich,  ihre  Setzung 
müsste  unter  Verhältnissen,  welche  noch  mit  der  Entwicklungs- 
geschichte des  Inf.  in  naturgemässer  Verbindung  stehn,  auff'allen, 
wenn  man  bedenkt,  dass  Hartmann  die  Präposition  im  Allgemeinen 
noch  keineswegs  grundlos  setzt  wie  eine  spätere  Zeit  und  seine 
leichte  Function  im  gegenwärtigen  Falle  erwägt.  Und  Hartmann 
ist  auch  hier  jener  sachgemässen  Verwendung  der  Präposition  treu 


106 

und  spart  sie  durchweg  vielleicht  mit  einer  einzigen  Ausnahme  nach 
kĂĽrzen.  Dabei  soll  nicht  zu  bemerten  unterlassen  werden,  dass  ander- 
wärts namentlich  nach  beginnen  zu  dieser  Zeit  schon  ze  erscheint. 
Trist.  Gottfrids  10114  begunde  ze  tribenne.  Eilhart  Bearb.  9008 
zu  spreciiene  sie  begundin.  6596  zu  trĂĽtene  sie  in  began.  Biuder 
Lambrecht,  Tochter  Sion  2781.  Franciscus  384.  2851.  3662. 
1291.  1300. 

Der  Weg,  auf  dem  der  alte  Casus  zu  solcher  begrifflichen 
Armut  herabgesunken  ist,  in  der  ihm  nur  das  zu  seinem  Bestehn* 
durchaus  Notwendige  verblieb,  lässt  im  Einzelnen  sich  nicht  mehr 
verfolgen,  das  aber  scheint  mir  als  sicher  anzunehmen,  dass 
seine  Verbindung  mit  Verben,  welche  in  sich  den  Sinn  einer  Ab- 
sicht und  Richtung  ursprünglich  hatten  und  diese  Bedeutung  später 
aufgaben,  von  grossem  Einfluss  war.  Den  Löwenanteil  aber  an 
dieser  destructiven  Entwicklung  wird  er  unter  jenen  seiner  durch 
so  häufigen  Gebrauch  unlöslich  gewordenen  Verbindung  mit  wellen 
und  den  Verben  mit  verschobenem  Praeteritum  zu  verdanken  haben, 
in  Folge  deren  er  auch  dann  nicht  sich  von  ihnen  zu  trennen 
vermochte,  als  jene  im  unmerklich  leisen  Bedeutungswechsel  das, 
was  ursprĂĽnglich  die  Ursache  war,  die  ihn  zu  ihnen  gesellte,  den 
Begriff"  der  Absicht  und  der  Bichtung,  aufgaben  und  dadurcli  zu- 
gleich ihn  selbst  allmählig  aber  sicher  um  dieselben  beiden  Momente 
und  dadurch  um  die  Erinnerung  an  seinen  Ursprung  brachten. 
Ferner  werden  sie  es  gewesen  sein,  welche  durch  ihre  ungemeine 
Häufigkeit  die  Sprache  an  ihn  in  seiner  neuen  abgeblassten  Be- 
deutung gewöhnten,  in  der  er  ein  bequemes  Mittel  für  das  ent- 
sprechend der  w^achsenden  Neigung  der  Sprache  zu  abstracterer 
Ausdrucksweise  immer  mehr  hervortretende  BedĂĽrfniss  zu  speciali- 
siren  wurde.  Darum  antworte  ich  auf  Scherers  zweifelnde  Frage, 
ob  man  die  Praeteritopraesentia  beim  Inf.  zu  behandeln  habe,  ent- 
schieden mit  ja,  denn  weder  sind  diese  ohne  den  Inf.  zu  ihrer  viel- 
seitigen Entwicklung  fähig,  noch  wäre  der  Inf.  so  früh  den  Weg 
der  Degeneration  gegangen  ohne  jene  (cf.  Zeitschrift  für  östr.  Gymn. 
1878  p.  119).  Wir  sahen,  dass  dieser  für  den  Inf.  verhängniss  volle 
Bedeutungswechsel  jener  interessanten  Verben  bereits  bei  Otfrid 
vereinzelt  ansetzte,  wir  sahen,  bis  zu  welchem  feinen  Ausbau  er 
sich  bei  Hartmann  in  zahlreichen  Übergängen  vervollkommnete, 
wir  sahen  ihn  ferner  schon  bei  andern  Verben,  die  sich  in  Bezug 
auf  ihre  Bedeutung  ähnlich  verhalten,  eingeführt  (cf.  waenen  p.  35, 
heizen  p.  54,  läzen  p.  64,  auch  geschehen  p.  83).  Er  steht  aber 
nun  bei  Hartmann  bereits,  und  mit  diesem  Schritt  ist  der  Bruch 
mit  seiner  Vergangenheit  entschieden,  nach  einer  Anzahl  Verben, 


107 

welche  vermöge  ihrer  Bedeutung  niemals  auf  einen  subjectives 
Interesse  und  Richtung  bezeichnenden  Casus  Anspruch  erheben 
konnten,  sondern  die  nur  wegen  ihrer  zu  allgemeinen,  an  begriff- 
lichen Einzelmomenten  armen  Bedeutung  einer  Specialisirung  be- 
dĂĽrfen. Der  ganze  Kreis  solcher  Verben,  welcher  sich  bei  Hart- 
mann findet,  ist  folgender: 

1.  Allgemein  ein  Tun  oder  Nichttun,  ein  Tunlassen  oder  Ăśber- 

heben bezeichnen:  tuon,  machen,  leisten,  triben, 
ane  vähen,  erliden,  sich  underwinden,  begän; 
entwesen,  enbern,  sich  mäzen,  gehaben,  sich  abe 
tuon,  abe  stän,  abe  gän,  verlän,  (erlän  ist  bei  län  be- 
sprochen), miden,  vermiden,  sich  erwern,  entwenken, 
Verliesen,  verkiesen,  rät  hän,  rät  tuon,  rät  ist, 
ĂĽber  werden,  ĂĽber  sin,  bewart  sin;  ĂĽbertragen 
einen,  rät  schaffen  einem,  erwern  einem,  bewarn 
einen,  understän,  wenden,  erwenden,  bewenden, 
begeben,  benemen,  legen. 

2.  Eine  Phase  des  Tuns:  beginnen. 

3.  Eine  allgemeine  Art  des  Handelns:  helfen,  pflegen, 
wenen,  gewon  sin,  ist  eines  gewonheit,  kĂĽrzen, 
heberten,  behalten,  gevrumen,  staete  beliben  dar 
an,  sich  wenen,  gewenken,  twelen,  sĂĽmen,  sich 
sĂĽmen,  verdulden,  versitzen,  verworken,  vristen, 
eren,  geren,  einem  die  ere  bieten,  versuochen, 
suochen,  garnen,  geniezen,  gedienen,  verdienen, 
engelten,  koufen,  ze  wandel  geben,  die  gnäde  be- 
gän,  die  unzuht  begän,  die  übele  begän,  der 
tugende  walten,  der  törheit  walten. 

4.  Die  Wahrnehmung  eines  Tuns:  sehen,  scheu w^en, 
hören,  vinden,  vernemen,  erkennen. 

So  gross  war  unter  den  Verben  und  verbartigen  Verbindungen 
bei  Hartmann  allein  das  Gebiet,  welches  dem  Inf.  vermöge  seiner 
neuen  Beschaffenheit  zur  Besitzergreifung  offen  lag.  Hierzu  kommt 
aber  noch  eine  Anzahl  von  Substantiven  mit  unvollständigem  Be- 
griffe, von  denen  ich  unten  mehrere  Beispiele  anfĂĽhren  werde. 
Nach  allen  diesen  könnten  wir  heut  den  Infinitiv,  und  zwar,  da  in- 
zwischen die  Abschwächung  bereits  weiter  um  sich  gegriffen  hat, 
den  präpositionalen  setzen.  In  dem  Wesen  des  Inf.,  wie  es  in 
dem  oben  näher  ausgeführten  Stadium  seiner  Entwicklung  beschaffen 
ist,  liegt  auch  fĂĽr  Hartmann  schon  kein  Grund  mehr  vor  ihn  in 
allen  diesen  Fällen  nicht  zu  setzen,  falls  nicht  etwa  ein  neues  Sub- 
ject  bezeichnet  werden  muss.    Auch  nach  Substantiven  war  das  von 


108 

jetzt  ab  möglich,  denn  alle  Momente  waren  gefallen,  welche  daran 
erinnerten,  dass  der  Inf.  ein  Casus  war,  der  nicht  nach  Substantiven 
zu  stehn  pflegte. 

Wie  weit  ist  nun  aber  tatsächlich  der  Inf.  in  das  ihm  neuer- 
dings eröffnete  Gebiet  eingedrungen?  Wie  es  in  der  Sprache  nie 
SprĂĽnge  giebt,  sondern  alles  langsam  auseinander  folgt,  so  sind 
auch  hier  nach  dem  Aufgeben  der  casuellen  Momente,  trotz  dessen 
Vollständigkeit,  keineswegs  alle  hieraus  folgenden  Consequenzen  in 
der  practischen  Anwendung  bei  Hartmann  schon  durchgefĂĽhrt. 
Das,  was  ihn  daran  hinderte,  ist  nun  nicht  mehr  das  Wesen  des 
Inf.,  sondern  lediglich  der  objectiv  gegebene  Factor  der  sprach- 
lichen Gewohnheit.  Diese  aber  kannte  aus  frĂĽherer  Zeit  den  Inf. 
fast  nur  nach  Verben,  und  so  finden  wir  denn  auch  in  seiner 
neueren  Bedeutung  ihn  bei  Otfrid  noch  nicht  nach  Substantiven 
und  auch  Hartmann  hat  sich  von  diesem  Gewohnheitszwang  des 
historischen  Sprachgebrauchs  -noch  nicht  befreit,  er  setzt  gleiclifalls 
den  erklärenden  Inf.  noch  nicht  nach  Substantiven. 

Aber  auch  was  Verben  anlangt  geht  Hartmann  ĂĽber  den  bei 
Otfrid  sich  findenden  hierher  gehörenden  Bestand  nur  wenig  hinaus. 
Otfrid  verband  mit  dem  Inf.  ausser  beginnen  noch  einige  Vorben 
der  Wahrnehmung:  sehan,  gisehan,  hörend  irkenan,  und  Hartmann 
tut  es  von  jener  grossen  Anzahl,  bei  der  ihm  Gelegenheit  und 
Möglichkeit  dazu  geboten  war,  nur  bei  den  wenigen  Verben:  be- 
ginnen, tuon,  helfen,  pflegen;  sehen,  schouwen,  hören, 
vinden  und  vernemen 

Mit  kĂĽrzen  verbindet  er,  wie  schon  gesagt,  angeblich  einmal 
den  präpositionalen  Infinitiv  im  jfcrec,  doch  s.  u.  Sonst  wird  der 
Begriflf  auf  andere  Weisen  vervollständigt,  nämlich  durch  Sätze, 
Participien,  Objecte,  oder  der  vervollständigende  Begriflf  ist  aus 
dem  Zusammenhange  zu  entlehnen  oder  ganz  hinzuzudenken,  oder 
aber  er  ist  gar  nicht  nötig,  weil  es  nur  auf  jene  allgemeine  Be- 
deutung ankommt. 

Durch  ein  Particip  geschieht  die  Ergänzung  nach  sehen  und 
vinden,  auch  tuon. 

Durch  einen  Satz 

a)  einen  paratactischen  bei  tuon,  sich  underwinden ;  twelen, 
^ren;  war  nemen,  tougen  ist. 

b)  einen  mit  daz  eingeleiteten  bei  tuon,  machen,  ane  v.ihen, 
abe  gän,  verlän,  vermiden,  Verliesen,  rät  hän,  rät  tuon,  be- 
wart sin,  ĂĽbertragen,  wenden,  erwenden,  benemen;  be- 
ginnen; helfen,  heberten,  gevrumen,  staete  beliben  dai*  an, 
verdulden,   versitzen,  vristen,  geren,  die  ere   einem  bieten, 


109 

geniezen,  gedienen,  koufen,  ze  wandel  geben,  die  gnade 
begän,  die  unzuht  begän,  die  iibele  begän,  der  tugende 
walten,  der  törheit  walten;  sehen,  hören,  verneinen. 

c)  einen  im  blossen  Conjunctiv  bei  hören. 

d)  im  negirten  Conjunctiv  bei  enbern,  sich  abe  tuon,  verlän, 
miden,  vermiden,  entwenken,  rät  hän,  über  werden,  über- 
tragen, erwern  einem,  begeben  einen ;  gewenken,  sich  sĂĽmen, 
einen  sĂĽmen. 

e)  einen  Fragesatz  bei  suochen;    sehen,   schouwen,  vernemen. 

f)  einen  Relativsatz  bei  sehen. 

g)  einen  conditionalen  Relativsatz  bei  engelten. 

h)  einen  Conditionalsatz  bei  geniezen  län. 

Durch  ein  Object,  ein  nominales  Substantivum  oder  ein  dieses 
vertretendes  Pronomen  bei  tuon,  sich  underwinden,  begän 
entwesen,  sich  abe  tuon,  abe  stän,  abe  gän,  über  werden 
übertragen,  rät  schaffen,  bewarn,erwenden;  beginnen;  pflegen 
wenen,  engelten;  schouwen,  vernemen,  erkennen;  einen  sub 
stantivirten  Inf.  bei  enbern,  gehaben,  abe  stän,  Verliesen,  ver 
kiesen,  benemen,  legen;  beginnen;  verdienen; hören, vernemen 

Durch  ein  einenVerbalbegrifF  vertretendes  neutrales  Pronomen  bei 
tuon,  machen,  leisten,  triben,  erliden,  entwesen,  enbern,  sich 
mäzen,  sich  abe  tuon,  vermiden,  sich  erwern,  rät  hän,  rät 
ist,  über  sin,  übertragen,  bewarn,  understän,  erwenden,  be- 
wenden, benemen;  beginnen;  pflegen,  behalten,  twelen, sĂĽmen, 
vervvorken,  versuochen,  garnen,  koufen;  sehen,  vernemen. 

Sie  ist  zu  entlehnen  bei  tuon,  erwenden;  helfen,  pflegen,  gewon 
sin,  ist  eines  gewonheit,  sĂĽmen;  vernemen. 

Sie  ist  ganz  zu  ergänzen  bei  helfen;   sehen,  vinden,  erkennen. 

Der  unvollständige  Begriff  steht  absolut  bei  tuon  und  helfen, 
wie  anderwärts  oder  er  findet  auch  durch  Adverbien  eine 
Vervollständigung. 

a.  Der  appositive  Infinitiv  nach  Verben  eines  allgemeinen  Tuns  etc. 
Der  Infinitiv  hat  in  dieser  Verbengruppe  sich  allein  nach  tuon 
einen  Platz  erst  zu  erobern  vermocht.  Otfrid  verbindet  dies 
Verbum  nicht  mit  dem  Inf.  (0.  Erdmann  I  §  332),  doch  findet  er 
sich  sonst  ahd.  und  got.,  cf.  J.  Grimm,  Gr.  IV  p.  94,  A.  Koehler 
p.  450,  fĂĽr  das  Andd.  R.  Steig  p.  332.  483,  fĂĽr  die  ahd.  Ăśber- 
setzer A.  Denecke  p.  14.  In  Hartmanns  Epen  verbindet  er  sich 
mit  tuon  in  doppelter  Weise,  ist  dieses  intransitiv,  so  bildet  er  mit 
ihm  bloss  eine  Umschreibung  des  einfachen  Verbum,  ist  es  tran- 
sitiv, 80  bildet  er  mit  ihm  das  Causativum  zu  seinem  Verbum. 


110 

1.  Der  causative  Gebrauch  von  tuon  findet  sich  nur  mit  sub- 
jectiven  Verben.  Cf.  läzen  und  über  die  Natur  des  Inf.  nach 
Causativis  p.  67. 

E.  2718  daz  er  die  vinde  tet  entwichen. 

3881  manege  kumberliche  zit  tuot  er  mich  liden. 

5307  und  tetes  erheizen  da  ze  wege. 

8103  unde  din  vil  roter  munt,  der  die  liute  dir  engegen 
lachen  tuot.  Cf.  Plato  Phaedo  64  B  or  Ttdvv  ye  (.u  vvv 
öq  yeXaaelovra  eTtolrjoag  ysldoai.  Fischart,  glückhaft 
SchiflP  849.  50  und  welchen  das  GlĂĽck  an  thut  lachen, 
der  kan  auch  andre  lachen  machen. 
Iw.  1679  ouch  taet  si  got  erkennen  daz  mir  an  min  selbes 
libe  baz. 

3731  wand  sin  eines  manheit  diu  tetes  entwichen. 

7825  daz  er  die  liute  alle  gar  verzwivelen  tete. 

8038  er  vuor,  swie  in  diu  varen  tete. 

2.  Der  umschreibende  Gebrauch  findet  sich  in  Hartmanns 
Epen  vier  Mal  und  nur  mit  schaden,  Grimm  konnte  ihn  fĂĽrs  Ahd. 
gar  nicht,  fürs  Mhd,  nur  in  2  Fällen  nachweisen,  aus  dem  Heliand 
bringt  R.  Steig  p.  333  eine  Stelle  bei  und  erkennt  in  dem  ganzen 
Gebrauch  eine  EigentĂĽmlichkeit  der  ndd.  Syntax. 

E.  1230  daz  höchmuot  dem  manne  lihte  schaden  tuot. 
3935  ich  weiz  wol,  daz  er  schaden  tuot. 

G.  1509  ja  tuot  ez  manegeme  schaden. 
Iw.     636  der  mir  vil  dicke  schaden  tuot. 

Doch  finden  sich  viele  Fälle,  in  denen  der  Inf.  zu  entlelinen 
oder  durch  neutrale  Pronomina  vertreten  ist  und  in  denen  gegen 
die  Meinung,  tuon  stehe  selbständig  und  nehme  als  allgemeines 
Verb  nur  das  vorangehnde  specielle  auf,  der  Umstand  spricht,  dass 
tuon  mehrmals  die  Construction  des  speciellen  Verbum  bei  sich 
hat.  Einige  Mal  umschreibt  es  auch  Verben,  die  gar  nicht  eine 
Tätigkeit,  sondern  ein  Sein  oder  Sich  verhalten  bezeichnen,  s.  u. 

In  einem  Participium  liegt  die  Ergänzung  bei  tuon,  insofern 
einem  erkant  tuon  etewaz  gleich  einen  erkennen  tuon 
etewaz  ist,  cf.  wizzen  län,  also  in  causativem  Sinne.  Es  ist  das 
zweite  Particip  (cf.  A.  Denecke  p.  46). 

E.  4748  tuo  mir  erkant  disse  rosses  herren. 

Iw.  5124  80  tuot  im  daz  erkant. 

Die  Stelle  des  Particips  nehmen  auch  Adjectiva  ein:  kunt, 
schin  tuon  cf.  unten. 

In  einem  Satze,  tuon  hat  in  diesem  Ealle  aber  weder  cfiusa- 
tive  noch  umschreibende  Bedeutung,  sondern  zerlegt  wiederum,  wie 


111 

wir  schon  p.  86  bei  geschehen  es  sahen,  zum  Zwecke  grösseren 
Nachdruckes  eine  Handlung  in  zwei  Teile.  Der  allgemeine  Begriff 
geht  immer  voraus  (ausser  Iw.  6264)  und  deutet  bisweilen  auf  den 
folgenden  speciellen  durch  ein  neutrales  Object  hin.  Der  specielle 
ist  durch  einen  paratactischen  Satz  ausgedrĂĽckt  nach 

1.  tuon,  meist  im  Imperativ,  mit  oder  ohne  und.    a)  Mit  und. 

E.  3565  nĂĽ  tuet,  des  ich  iuch  bite  unde  nemet  die  wal. 

4359  ir  sult  ez  durch  got  tuon  und  mich  mit  gemache  län.  4803.  6220. 
Gr.     917  daz  man  den  abbet  baete,    daz   er  so  wol  taete   und   daz   kint 
selbe  toufte.    2057.  2)303. 
Iw.  6921  daz  er  die  altern  baete,  daz  siz  durch  got  taete  unde  der  jungern 
teilte  mite.     7326. 
b)  Asyndetisch. 

E.  4013  nu  tuot  als  ich  iuch  bite:  diu  siben  ros  nemet  ir.     4887. 
Gr.  2047  ez  waeren  ir  raete,  daz  si  noch   baz  taete  wider  die  werlt  und 
wider  got,    daz  si  einen  man  ir  naeme  (beide   daz    stehn  ein- 
ander parallel).     2994. 

2.  underwinden,  mit  und,  gleiche  Subj.,  Iw.  4198. 

Der  specielle  ist  mit  daz  angefĂĽgt  bei 

1.  tuen. 

E.  7991  nĂĽ  war  umbe  tuot  ir  daz,  deir  so   lange  mich  verdaget,    daz  ir 

mirs  niht  ende  saget? 
Or.  3521  er  mant  den  man,  daz  er  durch  got  taete,  daz  si  im  wider  wĂĽrde. 
Iw.  2303  daz   ichz    von  unstaete  tuo,    daz  ich  iuwer  alsus    vruo    gnade 

gevangen  hän.     2719.  5455.  6264.  7886. 
Etwas  anders  ist  der  Fall  Iw.  1650,  hier  fasst  tuon  mehrere  Verbalbegriffe 
zusammen  und  es  folgen  darauf  die  einzelnen  mit  daz  als  Zerlegung  von  tuon. 
—  wol  und  übel  tuon  daz  E.  8527.   G^.  2625.   unrehte  tuon  Iw.  843. 

2.  machen,  daz,  verbindet  sich  in  causativem  Sinne  mit  einem  Satz    mit  daz 
bei  verschied.  Subj.  Iw.  5672. 

3.  ane  vähen 

B.  3372  wie  ich  ez  ane  vähe,  daz  ich  mich  niht  vergäbe. 

4.  abe  gän,  des,  verschied.  Subj.,  E.  4963. 

5.  Verlan,  daz,  gleiche  Subj.,  Iw.  1702. 

6.  vermiden,  gleiche  Subj.,  E.  2716. 

Iw.  4709  daz  ich  si  alle  nenne,  daz  ist  also  g^ot  vermiten. 

7.  Verliesen,  daz,  ebenso,  Iw.  6040. 

8.  rät  hän,  des,  verschied.  Subj.,  Iw.  6807. 

9.  rät  tuon,  gleiche  Subj.,  E.  975. 

10.  bewart  sin,  des,  daz,  gleiche  Subj,,  Gl^.  2752. 

11.  ĂĽbertragen. 

a.  H.    279  dar  zuo  er  in  ĂĽbertruoc,  daz  er  dehein  arbeit  leit. 

Iw.  1405  do  in  sin  stein  des  ĂĽbertruoc,  daz  im  niht  arges  geschach. 

12.  wenden,  daz,  verschied.  Subj.,  E.  8351. 

13.  erwenden,  daz,  Subj.  des  Satzes  mit  daz  gleich  dem  (stehnden  oder  zu  er- 
gänzenden) Dat.  beim  regirenden  Verb,  B.  8402.  Iw.  3959. 


112 

14.  benemen  einem,  daz,  Subj,  gleich  dem  Dat.,  Iw.  2520. 
Durch  einen  Bedingungssatz. 
E.  361 8  ir  missetuot  ouch,  ob  irz  lät. 
Im  negirten  Conjunctiv  nach  negativem  Yerbum. 

1.  enbern,  des. 

E.  1023  des  enwil  ich  niht  enbern,  ezn  mĂĽez  min  vrowe  geret  siu. 

2.  sich  abe  tuon,  des,  gleiche  Subj.,  iw.  2857. 

3.  Verlan,  daz,  ebenso,  Iw.  4511. 

4.  miden,  ebenso,  Iw.  1101. 

5.  ver miden,  daz,  vermiten  sin,  des,  verschied.  Subj.  E.  1037,  i^ieiche 
E.  4590. 

6.  entwenken,  des,  gleiche  Subj.,  Iw.  1289. 

7.  rät  hän,  des,  ebenso,  E.  8480. 

8.  ĂĽber  werden,  des,  ebenso,  Iw.  2829. 

9.  ĂĽbertragen  einen,  verschied.  Subj.,  Iw.  4043. 

10.  erwern  einem,  daz,  Subj.  gleich  dem  Dat.,  a.  H.  850. 

11.  begeben  einen,  gleiche  Subj.,  Iw.  4124. 

Die  Ergänzung  liegt  in  einem  Object. 

1.  tuon,  in  einem  nominalen  E.  608,  Gr.  2816  (rät),  a.  H.  1079  (raete). 
E.  2041  (vluc).  4272  (not,  ungemach  ze  teile).  Iw.  3410  (not).  E.  4757.  a.  H. 
975,  Iw.  5730  (gnade).  E.  6098,  Iw.  7940  (reise).  E.  9985,  Iw.  5987  (segen). 
Gc.  77  (lere).  996  (willen).  2010  (leit).  3161  (bihte).  3471  (vart).  a.  H.  48S  (dro, 
bete).  1343  (vil  vlĂĽeche,  bete,  scheltens).  Iw.  3821  (gebaerde,  bete).  2478  ( wider- 
slac).  3201  (smaehen).  4636  (spot).  5009  (werc).  5326,  6502  (wanc).  55ö2  (ge- 
selleschaft).  6131,  6132  (rede).  7687  (gewalt).  7881  (Sicherheit).  Mit  einem 
zweiten,  prädicativen  Object  E.  7484  (sin— krank),  a.  H.  1226  (tot— sanfte). 
1575  (rede— kunt). 

In  einem  neutralen,  waz  oder  relativem  daz  E.  4886.  5449.  6901.  9262. 
9500.  9826.  a.  H.  498.  1257;  swaz  E.  3253.  Iw.  1463;  demonstrativem  daz 
a.  H.  977.  Iw.  243.  3622;  fehlt  vor  folgendem  Kelativum  E.  4965.  6547.  a.  H. 
498.  Iw.  5312.  7726.  8052;  ettewaz  Gr.  1810;  ez  (praegnaut)  E.  2719.  2724. 
4314.  G.  1840;  iht  Iw.  491.  5296.  7885;  niht  E.  4360.  G.  1084.  a.  H.  1318. 
1341.  Iw.  492.  2490;  niene  G.  3635.  Iw.  484;  mere  (des)  E.  4127.  Ein  nomi- 
naler Genitiv  hängt  von  ihm  ab  E.  3776,  Iw.  7479  (waz,  swaz  leides) 
E.  9161  (der  kere  so  vilj.     Iw.  5213  (iht  guotes). 

2.  sich  under winden  G.  758  (sin  ze  huote).    Iw.  2606  {es). 

3.  begän  G.  1450  (die  ritterliche  gir),  doch  cf.  p.  91. 

4.  entwesen  E.  3274  (iwer  ze  knehte). 

5.  sich  abe  tuon  E.  9972  (solher  unstaete). 

6.  abe  stän  E.  5270  (siner  vart). 

7.  abe  gän,  unpersönlich,  E.  9595  (min). 

8.  ĂĽber  werden  G.  3346  (der  ewigen  not).  Iw.  2168  (der  lantwer). 

9.  ĂĽbertragen  E.  4982  (zornes\    Iw.  7870  (lasters). 

10.  rät  schaffen  E.  9453  (sin),  rät  tuon  E.  608  (unwirde). 

11.  bewarn  E.  980  (iuwer  hochvartV   4800  (daz). 

12.  er  wenden  E.  3005  (also  gemeinen  haz). 

Dies  Object  ist  ein  substantivischer  Inf. 

1.  enbern  Iw.  219  (mines  sagennes). 

2.  gehaben  Iw.  5965  (zeltens  p.  14,  wo  verdruckt  5465). 

3.  abe  stän  E.  8512  (p.  14,  Haupt  des  vehtens,  ßech  vehtens). 


113 

4.  Verliesen  E.  3346  (ir  liezen). 

5.  verkiesen  E.  9724  (trĂĽren). 

6.  benemen  Iw.  4692  (daz  gaben). 

7.  legen  E.  9065  (daz  giuden). 

Ein  neutrales  Pronomen  oder  ein  Adverb  vertritt  den 
specialisirenden  VerbalbegrifF. 

1.  tuon,  hier  immer  in  umschreibender  Function  cf.  p.  110.     a)  Ein  Pronomen. 

E.      41  mugt  ir  mich  daz  wizzen  län,  äne  schaden  ir  daz  tuot. 

1354  er    engulte    siner   armuot,    des    er  niene  tuot.    350.  3574.  3861. 
4532.  4574.  4584.  4609.  4868.  5261.  5461.  5896.  6013.  6531.  6696. 
9240.  9754. 
Ăś-.  2149  daz  er  an  der  tavel  las.     do  er  des  harte  vil  getete. 

2691  der  solde  got  vor  ougen  hän.    daz  tuo   abr  noch.     2030.    2843. 
3097.  3474.  cf.  72  p.  11. 
a.  fl.    229  daz  si  den  tot  Ute.  nu  enist  ez  niht  der  liute  site,  daz  ez  iemen 
gerne  tuo.  1090.   1165.    1168. 
Iw.  1295  solden  si  in  immer  vinden,  daz  heten  si  ouch  do  getan. 

4061  geriet  ich  irz  ie,  daz  tet  ich  durch  ir  ere.  324.  2490.  5692.  6510. 
7277.  7717. 
b)  Ein  demonstratives  Adverb, 
also  E.  1369.  a.  H.  147.  965.  Iw.  4260.  5108;  alsam  a.  H.  524.  Iw.  4704;  so 
E.  1340.  G-.  2802;  da  an  (j.  2038;  dar  an  Iw.  842.  Es  fehlt  vor  folgendem  re- 
lativen Adverb  E.  352.  3069.  3540.  3930.  4012.  9527.  G.  24.  936.  a.  H.  959. 
Iw.  1866.  3268.  3612.  7296.  7358.  Ein  relativer  adverbialer  Ausdruck  steht 
da  mite  und)  E.  899. 

FĂĽr  den  umschreibenden  Gebrauch  von  tuon  bei  Hartmann  steht  hiermit 
fest,  dass  er  sich,  abgesehn  von  der  Verbindung  mit  schaden,  nur  da  findet, 
wo  er  dem  Verfasser  den  Vorteil  gewährte  eine  Wiederholung  desselben  Verbum 
vermeiden  zu  können. 

2.  mac  hen,  daz  E.  8319. 

3.  le  isten,  daz  a.  H.  827. 

4.  triben,  des   vil  G.  1847. 

5.  erliden,  daz  a.  H.  1140.  1332.    Iw.  6385. 

6.  entwesen,  es  E.  8811. 

7.  enbern  E   4965.  6058.    Iw.  4444.  .7714. 

8.  sich  mäzen,  es  E.  6443. 

9.  sich  abe  tuon,  es  a.  H.  116. 

10.  vermiden,  ez  Iw.  4711  (p.  11.  111). 

11.  sich  erwern,  es  E.  3897. 

12.  rät  hän,  es  E.  8000. 

13.  rät  ist,  es  E.  4772.  a.  H.  925. 

14.  ĂĽber  sin,  es  Iw.  221. 

15.  ĂĽbertragen,  ez  E.  6489. 

16.  bewarn,  daz,  ez  E.  4800.  8254.  Iw.  911. 

17.  un  der  st  an,  ez  G.  748  (Paul  understän.  Lachmann  und  Bech  undervän). 

S.  V.  Monsterberg  -  MĂĽnckenatt,  Der  Infinitiv  in  d.  Epen  Hartmanns  ron  Aue.  g 


114 

18.  erwenden,  ez,  lĂĽtzel  es  E.  3178.  7566.  Iw.  4345.  7630.  8000. 

19.  bewenden,  daz  E.  10109. 

20.  benemen,  ez,  es  E.  2475.  G-.  2270. 

Er  ist  zu  entlehnen. 

a)  Aus  demselben  SatzgefĂĽge. 

1.  tuon,  es  umschreibt  auch   subjective  Verba  und  selbst   unpersönliche.     Es 
hat  mehrmals  die  Construction  des  zu  entlehnenden  Verbum  bei  sich. 

b)  Im  Relativsatze. 

E.      97  mit  der  geisel  ez  in  sluoc,  als  ez  die  magt  hete  getan. 
990  nü  schämt  iuch,  als  ich  mich  gester  tete. 
9786  so  entweich  im  aller  sin  muot,   als  ez  dem  erbarmherzen  tuot. 
4969  kumt  ez  immer  dar  zuo,  als  ez  doch  vil  lihte  getuot.    294.  864. 
889.  2062.  3715.  4158.  5942.  8565. 
G.      60  die  begunden  so  gebären  als  ein  ingesinde  guot  umbe  ir  lieben 
herren  tuot. 
1769  nĂĽ  sach  si  in  an  und  me,  dan  si  deheinen  man  vordes  ie  getaete. 
1787  ouch  behagte  ir  der  gast  baz,  danne  e  iemen  taete.     1186.  1217. 
1748.  2209.  2689. 
a.  H.     136  daz  er  der  werlte  widerstuont,  als  alle  sine  glichen  tuont. 
396.  1445.  1481. 
Iw.  1379  wände  si  sins  todes  gerten,  alsam  der  wolf  der  schäfe  tuot.  1175. 

1420.  2306.  2470.  3610.  5216.  6860.  8096. 
b)  Aus  einem  andern  SatzgefĂĽge.  "^ 

E.  7494  „nü  swic".  „ich  tuon". 
Iw.    347  ezn  betwanc  min  gemĂĽete  unde  bekumbert  minen  lip  nie  so  sere 
magt  noch  wip,  und  entuot  ouch  lihte  nimer  me.  4281  (p.  45). 
2.  erwenden  E.  1139.  Iw.  1492. 

Absolut  steht  tuon 
Iw.  510.  1866.  3268.     Nur  ein  urteilendes  Adverb    ist   beigefĂĽgt  E.  843  (dem 
gelich).    7009  (toerliche).   516,  9529  (missetuon).   Iw.  2793  (rehte).   5894  (hövesch- 
lichen). 

Teils  bedürfen  einer  Ergänzung  nicht,  teils  haben  dieselbe  in  Objecten 
oder  Sätzen  bei  sich  viele  Verbindungen  von  tuon.  war  tuon  E.  8268.  8292; 
schin  tuon  E.  5089.  G.  1632;  kunt  tuon  E.  2879.  3088.  3129.  6767.  6818.  9615. 
Gr.  3015.  a.  fl.  197;  leide  tuon  E.  5771;  we  tuon  E.  5493.  G.  1119.  a.  H.  532. 
Iw.  2804.  3984.  5414.  6309.  6513;  unsamfte  G.  721;  zuo  a,  H.  585;  ĂĽf  1272. 
Iw.  1151;  sich  abe  tuon  a.  H.  257;  tuon  wie  ein  Verb  der  Bewegung  E.  6i04. 

Ăź.  Der  appositive  Infinitiv 
nach  Verben  einer  allgemeinen  Phase  von  Tun. 
Wir  haben  es  hier  allein  mit  beginnen  zu  tun.  Schon  bei 
Otfrid  (O.  Erdmann  I  §  333)  bezeichnet  das  Verbum  nicht  sowohl 
sich  rĂĽsten  zu  einer  noch  zu  unternehmenden  Handlung,  als  viel- 
mehr den  ersten  Teil  der  schon  begonnenen.  Daher  wird  man  es 
ieber  hier  als  bei  den  Verben  der  Bereitschaft  etc.  behandeln  (p.  102). 
Got.,  Ahd.  und  Andd.  hat  es  nur  den  einfachen  Inf  nach  sich,  cf  A. 
Koehler  p.  432,  O.  Erdmann  a.  a.  O.,  A.  Denecke  p.l4,  R.  Steig  p.  331. 
Ebenso  verhält  es  sich  bei  ßerthold  von  Regeusburg  (H.  Roetteken 


115 

§  204)  und  Hartmann,  während  sonst  mhd.  auch  der  präpositionale 
erscheint  (cf.  p.  106). 

Von  Otfrid  wie  von  Hartmann  wird  das  Verbum  sehr  häufig 
gebraucht.  Es  liegt  in  der  Natur  des  Epos  gerade  den  Beginn 
einer  Handlung  oder  eines  Zustandes  hervorzuheben.  Dies  geschieht 
nun  bei  Hartmann  keineswegs  nur  da,  wo  wirklich  jener,  sondern 
auch  da,  wo  nur  schlechthin  diese  in  Betracht  kommt,  ja  selbst  bei 
momentanen  Handlungen,  bei  denen  nicht  mehr  von  der  besonderen 
Abscheidung  des  Beginnes  die  Rede  sein  kann.  Hier  bezeichnet 
beginnen  gleich  der  Form  des  griechischen  Aorist  den  Eintritt, 
das  Auftauchen  der  Handlung,  dient  also  zu  einer  temporalen  Um- 
schreibung. Mit  dem  griechischen  Aorist  vergleicht  schon  R.  Steig 
seinen  Gebrauch  im  Andd.  Nun  steht  aber  weiter  beo^innen  selbst 
bei  längst  begonnenen  oder  längst  im  Fluss  befindlichen  Handlungen 
oder  Zuständen ,  dann  bildet  beginnen  blosse  Umschreibung  der 
einfachen  Formen.  Diese  umschreibende  Verwendung  von  beginneu 
ist  namentlich  im  Erec  sehr  ausgedehnt,  nimmt  aber  im  Gregorjus, 
armen  Heinrich  und  Iwein  bedeutend  ab,  speciell  werden  Verba 
der  Bewegung  zur  blossen  Umschreibung  mit  beginnen  in  den 
letzteren  beiden  gar  nicht  mehr  verbunden,  die  unten  bei  gäben 
und  schiuften  angegebenen  Stellen  aus  Iwein  lassen  alle  die  volle 
Bedeutung  von  beginnen  zu. 

Der  Gebrauch  des  Verbum  steht  demnach  bei  Hartmann  in 
den  Epen,  namentlich  im  Erec,  noch  sehr  nahe  dem  im  Otfrid  und 
Heliand.  Auch  dort  ist  mit  Vorliebe  eine  Handlung  in  ihrem  An- 
fange bezeichnet,  was  schon  damals  das  Wort  bis  zur  blossen  Um- 
schreibung hat  sinken  lassen,  die  sich  bei  Otfrid  wie  bei  Hartmann, 
nach  den  von  Erdmann  gegebenen  Beispielen  zu  schliessen,  gerade 
häufig  bei  Verben  des  Redens  findet  (bei  redinön,  bredigon,  antwurten- 
itiwizon).  Auch  die  Entlehnung  des  Inf.  ist  bei  Otfrid  schon  die- 
selbe, indem  nämlich  bei  beginnen  die  eigentlich  dem  fehlenden 
Inf.  zukommende  Construction  steht.     Cf.  tuon  p.  110.  114. 

1.  Den  Anfang  einer  Handlung  im  Gegensatze  zum  weiteren 
Verlauf  bezeichnet  beginnen  nicht  oft. 

E.  4403  nĂĽ  begundens  vehten. 
G.  2684  Sit  wir  begunden  bĂĽwen  hie. 
a.  H.       16  nu  beginnet  er  iu  diuten  ein  rede. 
Iw.       93  der  begunde  sagen  ein  maere. 

1371  die  begunden  suochen  anderstunt. 
7815  der  ie  von  erste  began  bĂĽwen  hie. 

2.  Viel  häufiger  nähert  sich  beginnen  einer  Umschreibung  des 

8* 


116 

Aorists,  den  Eintritt,  das  Auftauchen  bezeichnend.     Oft  findet  sich 
in  gleichen  Fällen  daher  die  einfache  Form. 

E.  3081  und  begunde  kroijieren  (stiess  den  Kampfruf  aus). 
G.     661  do  begunde  er  siechen  sä  zehant  (verfiel  in  Siechtum). 
3587  sich   begunden   ĂĽber  al    die  glokken   selbe  liuten    und 
kĂĽnden  den  liuten. 
Iw.  1360  er  begunde  bluoten  anderstunt. 

1362  also  begunden  im  bluoten  sine  wunden. 
7230  daz  die  meilen  roten  von   bluote  begunden. 
an   sehen  bekommt  durch  die  Verbindung  mit  beginnen    den 
Sinn    von    erblicken,     zu    Gesicht    bekommen,     ansichtig 
werden,  sehen  die  von  die  Augen  aufschlagen. 
E.     162  vil  schiere  begunder  s'an  sehen. 
5379  unz  er  se  begunde  sehen  an, 
6599  er  beo^unde  mit  den  ousren  sehen. 
8765  da,  si  begunden  sehen. 

8835  als  si  wider  sehen  began  und  sich  widere  versan. 
Ebenso  ist  beginnen  wachen  gleich  erwachen. 
G.     2CX)  dö  si  begunde  wachen  (wo  Bech  aus  dem  von  A  über- 
lieferten begunden  mit  Unrecht  erwachen  vermutet). 

beginnen  stän  gleich  treten  E.  3725. 
Mit  Verben  von  einer  Zeit-  oder  Wettererscheinung. 
E.     221  nu  begunde  sigen  der  tac. 

4109  do  begunde  ĂĽf  gen  der  tac. 
G.  1908  do  es  begunde  tagen. 

Iw.     643  diu   wölken  begunden  in  den  selben  stunden  von  vier 
enden  üf  gän. 
672  und  begunde  lichten  der  tac. 
Mit  Vorliebe   aber   in   ihrem  Entstehungsmomente   als   Aoriste 
hervorgehoben    sind    durch    die    Umschreibung    mit    beginnen    die 
Verben,  welche  einen  auftauchenden  Gedanken  oder  eine  sich  auf- 
tuende   Erkenntniss   oder    ein    sich   einstellendes   GefĂĽhl  oder   eine 
eintretende   Sinnesänderung  sowie   deren  Aeusserungen  bezeichnen. 
E.       65  Erec  do  ahten  began.     a.  H.  869.     Iw.  2004. 
E.     930  unz  daz  Erec  begunde  denken  dar  an.  3023.  a.  H.  1010. 
E.  2646  nu  begunde  in  bedunken  daz. 

6177  nu  begunde  der  gräve  ahten  und  bi  im  betrahten. 

762  do  begunde  jenen  triegen  sin  hochvertiger  wän. 
6836  nu  begunde  sich  Guivreiz  verstau. 
7412  do  begunde  wol  erscheinen  des  phaerdes  gĂĽete.    9700. 
885  daz  die  zwene  man  muoden  begunden.  2631. 
1311  ir  spil  begundens  meren. 


117 

3667  nü  begunde  den  gräven   riuwen   und   gedähte.    4216. 
4638.  Iw.  2011. 
E.  6536  daz  der  man  vil  aere  zĂĽrnen  began. 

7173  swes   muot  begunde  gern  ze  jagen  (auf  den  Wunsch 

verfiel). 
7823  und  begunde  in  vaste  beswaeren.    Iw.  2251.    E.  9214. 
9315.  9752.  3168.  3310.     Iw.  4932. 
E.  2933  sin  site  er  wandeln  began.  2975.  5082.  8079. 
G.     583  daz  er  ze  gote  sinen  muot  wenden  begunde.  205.  313. 
a.  H.     894  daz  gegihte  begunde  brechen  die  muoter  von  leide. 
Iw.  1731  do  begunde  in  d6  an  striten,  daz  —  4509. 
Wechsel  mit   den  einfachen   Formen  ist   z.  B.  E.  8836.     Ver- 
gleiche zu  E.  221,  4109,  G.  1908,  Iw.  643,  672: 
Iw.     627  swenner  (der  morgensterne)  üf  gät. 

5782  diu  naht  wart  vinster  unde  kalt. 

5783  ez  kom  ein  regen  unde  ein  wint. 

E.  3473  vil  schöne  der  tac  üf  gie.  6738  (p.  10). 
zu  E.  162,  5379,  8765:    ersehen  E.  7821.  9002.  9931.  Iw.  279.  6471. 
zu  der  zuletzt  aufgefĂĽhrten  Gruppe: 

gedähte  E.  3003.  9189.  9784.  G.  3517;  bedähte  sich  a.  H.  1021; 
gemarhte  Iw.  5663;  trĂĽrte  E.  8889;  ahte  Iw.  5664.  6540;  truobte 
Iw.  7293;  daz  bes warte  sinen  sin  E.  8398.  —  zu  E.  3667,  4216, 
4638:  a.  H.  1012.  —  zu  G.  3168,  3310,  Iw.  4932:  a.  H.  1235.  Iw. 
4740.  6407.  —  zu  G.  200:  a.  H.  482.  —  zu  Iw.  1360,  1362:  E.  6522.  — 
cf.  auch  a.  H.  1002.  1006. 

Aeusserungen  eines  GefĂĽhls  enthaltende  Infinitive. 
E.      62  daz  begunde  si  vil    tiure  clagen.  851.  4478.  5871.  6586 
7005.  8081.  G.  69.  3044.  a.H.  358.  Iw.  1348. 
E.  2992  des  begunden  vluochen,  die  an  in  wunden.  6073. 

7057  begunden   si  vil  verre    klagen    und    gote  gröze  gnade 

sagen. 
8441  der  rede  begunde  er  lachen. 

526  do  begunden  dem  alten  truoben  diu  ougen. 
6436  traehne  begundes  vellen. 
G.       58  alle  begunden  so  gebaren,  als  —  Iw.  4614. 
G.     261  nü  begunde  si  da  von  siuften  von  herzen,  —  erzeict. 
287  er  begunde  sere  weinen.  1121.    a.  H.  1013.  Iw.  3391. 
G.     874  ze  gote  begunde  er  uigen,  —  huop  —  lobete. 
a.  H.  1023  er  begunde  sagen  in  gröze  gnäde. 
Iw.   1271  do  begunden  si  vor  zorne  toben  und  got  noch  den  tiuvel 
loben. 
2845  8U8  beginnt  er  trĂĽren  unde  clagea  unde  sagen. 


118 

76B6  die  rede   begunder  Iwein  clagen  und  wart  schaiuerot. 
(In  Klagen,   Tränen,   Fluchen    ausbrechen).     Wechsel  mit  ein- 
fachen Formen  z.  B.  G.  261.  874.   Iw.  7636.     Zu  G.  287  etc.  ver- 
gleiche G.  845. 

3.  Indem  das  erste  Moment  einer  Handlung  gesondert  aus  ihrer 
einheitlichen  Gesammtheit  hervorgehoben  wird,  erhält  die  Vorstellung 
die  Anleitung  in  der  Zerlegung  derselben  in  einzelne  Momente  fort- 
zufahren. Daher  dient  die  Umschreibung  mit  beginnen,  fa^t  im 
Gegensatz  zu  der  eben  besprochenen  und  doch  auf  derselben  Ur- 
sache beruhend,  um  Handlungen,  welche  nicht  als  abgeschlossene 
vorgestellt  werden  sollen,  zu  bezeichnen,  insofern  sie  nämlich  ent- 
weder in  ihrem  Verlauf  geschildert  werden  (als  aus  mehreren  Einzel- 
handlungen zusammengesetzt,  als  eifrig,  sorgfältig  etc.  betrieben), 
oder  insofern  sie  eine  andere  Handlung  als  begleitend  oder  vor- 
bereitend gedacht  werden  sollen. 

E.       22  ein  maget  begunde  si  ĂĽz  wein. 
259  daz  hĂĽs  er  chiesen  begunde. 
1485  Erec    begunde  schouwen  sine  juncvrouwen.   ouch  sach 

si  vil  dicke  an  ir  man. 
2359  als   er  wolde  riten  und  er   von   vroun  Eniten   do  be 

gunde  scheiden. 
3009  si  begunde  dise  swaere  vil  wiplichen  tragen. 
3499  ze  vlize  begunde  er  schouwen  die  bekumberten  vrouwen. 
3641  urloubes   begunden   si   dö  gern,  unz  er  sis  muoste  ge- 
wern. 
5026  Gäwein  Erecken  sümen  began,  swä  er  künde. 
5167  swenne  si  begunde  ougen  ir  zouberlist. 
5730  als  sich  der  halptote  man  zuo  neigen  began. 
8641  ze  vlize  begunde  er  sich  bewarn. 
G.  230 — 233   der  tievl  ders  schünde  der   luoder   der    begundes 
mere  schĂĽnden,  unz  daz  in  mit  den  sĂĽnden  lieben  be- 
gunde. 
3120  nu  begunde  er  in  zevellen,  daz  si  ez  alle  sähen  an. 
3234  do  si  in  suochen  begunden. 

3558  nĂĽ  giengen  si  mit  gabelen  und  begunden  sunder  brechen 
daz  unkrĂĽt. 
a.  H.         8  dar  an  begunde  er  suochen. 

246  nĂĽ  vuor  er  heim  und  begunde  geben  sin  erbe. 

252  er  begunde  bescheidenlichen  sin  armen  vriunde  riehen 

und  tröste  ouch  vremde  armen. 
1229  da  begunde  erz  ane  strichen. 
1238  nu  begunde  er  suochen  unde  spehen. 


119 

1268  und  begunde  bözen  an  die  want. 
1442  daz  begunde  er  allez  keren  hin  ze  gote. 
Iw.   1251  so  beginnent  si  iueh  zwäre  in  manegen  ende  suochen. 
5199  nu  begunder  umbe  schouwen  und  sach  — 
6425  sus  begunder  suochende  gän  und  sach  — 
4.   Bloss  die  einfache  Form  umschreibt  beginnen,  ohne  Bedenken 
auch   von   Handlungen,   die   schon   begonnen   haben   oder   sogar   als 
vollendet   anzusehen   sind,    und  selbst  von  momentanen,  namentlich 
mit  Verben  des  Sagens  und  der  Bewegung.     Es  offenbart  sich  hierin 
wohl   eine    alte   epische   Ausdrucksweise,   auch  ist  dieselbe  nament- 
lich im  Erec  häufig,   nächst  dem   im   Iwein,   armen   Heinrich,  am 
seltensten  im  Gregorjus. 

vrägen  E.  446.  2765.  8194.  8776.  und  sich  engesten  9712.  G.  906. 
2781.  a.  H.  368.  483.    Iw.  2083.  7614.  —  antwurten  E.  7981.  8423. 

—  jehen  E.  450.  1073.  1292.  1741.  6182.  8069.  9879.  —  sagen 
E.  6174.  6833.  6984.  8691.  G.  3146.  Iw.  5769.  —  zeln  E.  1402 
(und  sprach).  —  wizzen  län  E.  8459.  —  rede  drumbe  hän  Iw.  7278. 

—  wehselmaere  han  Iw.  7377.  —  mit  namen  zeigen  E.  1826  (bater 

—  nande).  —  strafen  und  beruofen  E.  2523  (er  sprach),  a.  H.  550 
(si  sprächen).  —  genäden  E.  4905.  —  beclagen  und  twingen  Iw. 
5626.  —  glichen  E.  2814.  —  undersagen  E.  3302.  —  verzien  E.  1338. 

—  biten  Iw.  5093.  6008.  6918.  7898.  —  urloubes  gern  Iw.  3805.  — 
raten  E.  9825.  Iw.  7324  (bäten),  unde  prisen  a.  H.  1462.  —  swern 
Iw.  5740.  —  vristen  E.  3940.  4410  (dar  bot).  —  pflegen  Iw.  2188. 

—  vergezzen  G.  2765.  —  rechen  E.  9249.  —  anden  E.  9231  (und 
gap).  —  streben  E.  4792.  —  smiden  E.  6087.  —  neigen  diu  sper 
und  ouch  ir  kraft  erzeigen  E.  6909  (liezen).  —  keren  Iw.  3750. 
7282.  —  wenden  daz  res  E.  806.  den  schilt  E.  855  (sprang,  gap, 
vaht),  den  kolben  E.  5521.  —  striten  G.  1958.  —  zoumen  G.  1971. 

—  vür  setzen  G.  2716.  —  sich  wern  G.  406.  —  nemen  in  die 
haut  a.  H.  1218.  —  heften  Iw.  6757  (und  warf).  —  gäben  E.  159. 
2424.  3487.  6825.  3472.  9006.  G.  780.  1979.  3051.  Iw.  1073.  6472. 
7511.  cf.  p.  115.  —  gän  E.  3952.  —  sich  üf  machen  E.  4000  (er 
Seite).  —  sigen  E.  5553.  9303.  —  vären  E.  254.  —  riten  E.  799. 
3600.  —  ilen  E.  3062.  —  schiuften  unde  draben  Iw.  5966.  cf.  p.  115. 

—  vliehen  unde  wenken  E.  6643.  —  vliegen  E.  9079.  —  entslifen 
E.  9288.  —  entwichen  G.  1933.  —  vellen  E.  3397.  —  sich  veUen 
6943  (entweite  —  sprang).  —  vallen  2611. 

Wechsel  mit  einfachen  Formen  findet  sich  E.  855.  1402.  1826. 
2523.  4000.  4410.  6909.  6943.  9231.  9712.  a.  H.  550.  Iw.  6757. 
7324.  —  cf.  G.  3143.  E.  456. 

Durch  einen  Satz  mit  daz  geschieht  die  Ergänzung  nach  be- 


120 

ginnen,    wenn  es  wie  ane  vahien  (s.  o.)  bedeutet   anstellen,  zu 
Wege  bringen,  zweimal  im  Erec. 

E.  1291  er  hat  es  wol  begunnen,  daz  er  ze  lobenne  sol  geschehen. 

7547  wie  des  wart  begunnen,  daz  si  (Troyä)  was  gewunnen. 
Durch  ein   substantivisches   oder  pronominales  Object 
im  Genitiv. 

E.  8341.  Gr.  211.  Iw.  7258.  7945.  Der  Genitiv  des  substantivum  ac  tionis 
ist  es  E  2252  wander  vor  der  stunde  turnierens  nie  begunde,  was  p.  14  nach 
Zeile  22  nachzutragen  ist. 

Das  neutrale  Object  bezieht  sich  auf  einen  Verbalbegriff. 

E.  5183.  Gr.  1277.  Iw.  6990. 
Diese   concurrirenden    Constructionen  finden  sich  auch  schon  bei  Otfrid 
(0.  Erdmann  I  §  333),  nur  steht  statt  des  Satzes  mit  daz  ein  paralleler. 


y.   Der  appositive  Infinitiv 
nach  Verben  einer  allgemeinen  Art  des  Tuns. 

Mit  dem  Inf.  finden  sich  von  diesen  Verben  bei  Hartmann  nur 
helfen  und  pflegen. 

1.  helfen,  bei  Otfrid  nicht  mit  dem  Inf.  verbunden,  bei  Hart- 
mann stets  nur  in  der  Bedeutung  mit  jemandem  gemeinsam 
etwas  tun,  nicht  einem  zu  einer  Handlung  behilflich  sein, 
cf.  p.  101. 

E.     936  daz  half  im  vaste  striten. 

5748  nunc  half  ir  niemen  mere  klagen.  5752. 
5865  ez  mĂĽeste  ir  die  swaere  helfen  weinen.  G.  379. 
E.  6237  so  hĂĽlfen  wir   iu  alle  klagen  und  iuwer  swaere  gliche 
tragen. 
8893  des  helfent  sinem  wibe  biten  alle. 
9815  nĂĽ  half  in  Erec  trĂĽric  sin. 
G.     279  nĂĽ  half  der  bruoder  trĂĽren  siner  swester. 

493  diu  half  in  stein,  ir  vrouwen  kumber  heln. 
Iw.  2183  er  kĂĽnde  ir  helfen  liegen  und  triegen. 
4174  wan  die  mirz  hĂĽlfen  wenden. 
7884  daz  er  da  nach  hĂĽlfe  ringen. 

2.  pflegen  findet  sich  nur  einmal  mit  dem  Inf. 

E.  5765  wan  daz  siz  phlegent  enblanden  ougen  unde  banden. 

3.  Der  Inf.  mit  ze  nach  kurtzen,  den  die  ambraser  Hand- 
schrift bietet  und  Bech  beibehält,  ist  unmöglich: 

E  2135  da  von  ich  iu  kurtzen  wil  ze  sagen  von  der  wirtscliaft. 
Mit  Haupt  ist  vielmehr  die  Verbesserung  .  von  MĂĽller 
anzunehmen :  da  von  ich  iu  kurze  wil  gesagen,  Cf.  Haupt 
zu  E.  6201. 


121 

Die  Ergänzung  geschieht  durch   einen  Satz,  einen  paratac- 
tischen  bei 

1.  twelen. 

E.  6942  si  entweite  keine  wile,  si  sprang  ĂĽz  dem  zile,  gleiche  Subj.  Iw. 
3469.  7511.  nicht  imperativische  Formen  mit  und  4359.  mit 
wan  6765. 

2.  eren. 

E.  3630  daz  si  in  da  mite  erten  und  ĂĽf  sin  hĂĽs  kerten  und  daz  si  wolden 

da  besrtän. 
Gr.  3337  80    eret  got  und  get  von  mir.    Iw.  4553  (auch  Imperative  mit 

und). 

durch  einen  mit  daz  bei 

1.  helfen,  in  dem  Sinne  von  beitragen  dazu,  dass  jemand  etwas  tue. 

Iw.  7879  ezn  hĂĽlfe  niemannes  list,  daz  er  vĂĽere  weder  her  ode  hin. 
Gr.    1450  nĂĽ  helfet  mir,  daz  ich  die  ritterliche  gir  mit  werken  mĂĽeze  be- 
gän  (so  F.  ßech,  H.  Paul  aber  daz  diu  —  gir  —  fnüeze  volgdn). 
Sonst  giebt  der  Satz  nur  die  factische  Folge  an. 
E.  4583  nĂĽ  half  er   vrowen    Eniten,    daz  si  ĂĽf  ir  phaert  gesaz,  Subj. 

gleich  dem  Dat.  4877. 
G.    979  daz  kint  hĂĽlfen  starke  die  sine  zwo  marke,  daz  man  sin  deste 
baz  phlac. 

2.  beherten. 

E.  9553  hie  beherte  ich  wol  mite,  daz  ich  iuwer  mĂĽge  beliben. 

3.  gevrumen  diu  maere,  gleiche  Subj.,  Iw.  5516. 

4.  staete  beliben,  dar  an,  ebenso,  G.  1219. 

5.  sich  wenen,  ebenso,  Iw.  3341. 

6.  verdulden  und  versitzen,  verschied.  Subj.,  Iw.  3199. 

7.  vristen  einem,  das  Subj.  des  Nebensatzes  gleich  dem  Dat.,  Iw.  6731. 

8.  geren. 

E.     138  daz  mich  got  so  geret,  daz  er  min  heil  meret. 

3526  daz   min   herre   da   mite  si  geret,  daz  ir  ĂĽf  sin  hĂĽs  keret  und 
geruot. 
Iw.  2561  do  in  got  so  gerte,  daz  erm  solte  gelten,  Subj.  gleich  dem  Acc, 
5355. 

9.  die  ere  einem  bieten,  gleiche  Subj.,  Iw.  751. 

10.  geniezen,  es,  ebenso,  G.  2776.  Iw.  1694. 

11.  gedienen,  verschied.  Subj.,  E.  5937. 

12.  verdienen,  daz,  ebenso,  Iw.  5520. 

13.  koufen,  daz,  ebenso,  G.  3346. 

14.  ze  Wandel  geben,  daz,  gleiche  Subj.,  Iw.  7556. 

15.  die  gnade  begän,  ebenso,  E.  4464. 

16.  die  unzuht  begän,  ebenso,  E.  1043. 

17.  die  übele  begän,  ebenso,  G.  3073.  ^ 

18.  der  tugende  walten,  ebenso,  E.  2958. 

19.  der  törheit  walten,  ebenso,  G.  2618. 

durch  einen  im  blossen  Conjunctiv  mit  Negation  nach  negirtem 
Verbum  bei 

1.  gewenken,  es,  verschied.  Subj.,  E.  9521. 

2.  sich  BĂśmen,  gleiche  Subj.,  Iw.  6655. 


122 

3.  einen  sumen,  ebenso,  Iw.  6173. 

durch  einen  Fragesatz  bei 

suochen,  ebenso,  a.  H.  9. 

durch  einen  conditionalen  Relativsatz  bei 

engelten,  es,  ebenso,  Iw.  7156. 

durch  einen   Conditionalsatz  bei 

geniezen  län,  das  Subj.  des  Nebensatzes  gleich  dem  Acc,  Iw.  5104. 

Durch  ein  Object  geschieht  die  Ergänzung,  ein  nominales  bei 

1.  pflegen,  in  der  Bedeutung  habe  als  etwas  mir  untergebenes,  treibe 
als  ein  Geschäft  E.  3.  286.  5097.  8134.  9620.  G.  407.  2127.  2876.  Iw.  52. 
494.  (863).  935.  1661.  2571.  3515.  3529.  4018.  4741.  4816.  4957.  5079.  5778.  5804 
6578.  7196.  Der  Genitiv  des  nomen  actionis  ist  es  Iw.  3043.  25  cf.  p.  14.  ein 
allgemeines  es  Iw.  .5.344. 

in  der  Bedeutung  habe  in  Obhut 

E.  1461.  2499.  5838.   G.  95.  3195.   a.  H   1456.  Iw.  1739.  1782.  2188.  2196. 
5014.  5159.  5226.  5536.  5854.  6423.  6719.  6846.  7776. 

2.  wenen  E.  2966. 

3.  engelten  Iw.  2562. 

durch  einen  substantivirten  Inf.  bei 
verdienen,  sin  loben  E.  2824. 

Ein  neutrales  Object  bezieht  sich  auf  einen  Verbalbegriff  bei 

1.  pflegen. 

E.    664  da  si  messe  vernamen.  des  phlegent  se  aller  meiste. 
Iw.  7002  daz  er  getar  unde  kan  baz  vehten  danne  ein  kĂĽener  degen,  der 
es  niht  hat  gepflegen. 

2.  behalten  einem,  daz,  das  Subj.  wäre  gleich  dem  Dat.,  Iw.  7402. 

3.  twelen,  des,  gleiche  Subj.,  G.  3752. 

4.  sĂĽmen,  es,  gleiche  Subj.,  E.  2789.  ez  sĂĽmet  sich  8796. 

5.  verworken  einem,  daz,  Subj.  gleich  dem  Dat.,  a.  H.  408. 

6.  versuochen,  ez,  gleiche  Subj.,  E.  2841.  8509.  praegnantes  ez  G.  1850. 
ez  wirt  versuochet  E.  6849. 

7.  garnen,  ez,  ebenso,  E.  1045. 

8.  koufen,  daz,  ebenso,  a.  H.  666. 

9.  vristen,  daz,  ez,  passiv  G.  530,  verschied.  Subj.  E.  6068. 

Zu  entlehnen  ist  der  Verbalbegriff  bei 

1.  helfen. 

E.  9390  ir   ietwederre   enbant   des   andern   wäfenriemen.    wand   in  half 

ander  niemen. 
G.  3138  er  vie  sich  in  daz  här.    ich  het  geholfen  im. 

2.  pflegen. 

E.  2405  nü  lebte  disiu  ritterschaft   mit  gewonlicher  vröuden  kraft,   als 
man  zu  turneien  «phlac. 
Iw.  1120  done  mohter  als  er  e  pflac  niht  vĂĽrebaz  gejagen. 
7358  si  täten  als  er  ie  pflac. 
8.  gewon  sin,  gleiche  Subj.,  G.  2611. 
4.  ist  eines  gewonheit,  Subj.  gleich  dem  Gen.,  G.  2148. 

Ellipse  eines  Verbum  der  Bewegung  findet  sich  bei 
helfen. 


123 

E.  6860  daz  er  dem  eilenden  man  ĂĽz  dem  lande  hĂĽlfe  dan. 

9387  nĂĽ  half  erm  ĂĽf  bi  der  hant. 
G.  1913  der  half  im  vĂĽr  die  stat. 

2835  ich  hilfe  dir  ĂĽf  den  stein. 
Absolut  steht 

1.  helfen  E.  943.  6958  (die  Sätze  mit  daz  sind  hier  Subjecte). 

2.  sĂĽmen  E.  583.  a.  H.  930. 

ö.  Der  appositive  Infinitiv 
nach  Verben  der  sinnlichen  Wahrnehmung  eines   Tuns. 
Hier  ist  die  Verbindung  des  appositiven  Inf.  mit  dem  (logisch) 
regirenden  Worte,    die  ja  beim    appositiven  Inf.    ĂĽberhaupt  keine 
grammatische   mehr  sein  kann,    am  losesten,   denn   zu  allen  diesen 
Verben  tritt  ein  unmittelbar  mit  ihnen  zu  verbindendes  Object  oder 
muss  doch  eines  hinzugedacht    werden   und   damit  ist  das  Verbum 
schon  bis  zur  Verständlichkeit  ziemlich  ergänzt,  der  Inf.  tritt  gleich- 
sam erst  noch  nachträglich,  nicht  durchaus  nötig  zu  weiterer  Ver- 
vollkommenung  des  Gedankens  appositiv  hinzu.     Es  trifft  also  hier 
wieder   der   Inf.   mit   einem  Acc.   zusammen,    hier   als    appositiver, 
bei  den  Verben  des  Antreibens  und  Erlaubens  als  finaler  cf.  p.  52  (F. 
1.  sehen   (A.    Koehler  p.   440.    A.   Denecke  p.   30.     O.  Erdmann 
I  §  341.  R.  Steig  p.  481). 

A.  Das  Object,  auf  welches  die  Tätigkeit  des  Inf.  zugleich 
logisch  bezogen  w-ird,  ist  ausgedrĂĽckt. 
E.         8  ^  daz  si  zuo  riten  sähen  einen  ritter.  3625.  4321. 

29  da  81   daz  getwerc  riten  sach.    3193.  3319.  8066.  9009. 
680  nü  sähen  si  dort  zuo  gän  Erecken. 
761  dö  sach  man  schenke!  vliegen. 
833  dö  sach  man  si  vehten. 
2041  man  gesach  nie    vederspil    so  manegen    schoenen  vluc 

getuon. 
2044  den  antvogel  sähens  vor  in  üf  stän. 
2554  si  sähen  die  gesellen  viere  gäben.  1158. 
2599  6  er  die  sine  zuo  sach  varn. 
2628  man  sach  in  manliche  leben. 
2643  wände  er  die  sine  sach  entwichen. 
4805  die  mich  wider  in  sehent  gän. 
5841  der  si  deheinez  komen  sach. 
8129  er    sach    ĂĽber    den    wec    varn    die    iuwelen    sam    den 

mĂĽsarn. 
8235  wan  raans  ouch  selten  lachen  sach. 
9003  nu  ersach  er  da  disen  gast  vor  der  vrouwen  stän. 
9846  80  saehers  ungerne  alten. 


124 

9932  als  ei  der  kĂĽnec  ersach  liden.    3759. 
9039  zwiu  sihe  ich  iuch  gewäfent  sin. 
G.       61  als  er  diu  kint  weinen  sach.    2231. 

1367  so  man  dich  danne  gesiht  umbehendeclichen  riten. 
1680  do  die  burgaere  sähen  daz  schef  dort  zuo  gähen. 
1931  als  in  Gregorjus  komen  sach. 
2210  dö  ich  in  sach  dar  in  gän.    3246. 

2215  ich  sach  in  grozen  ungemach  begän. 

2216  unde  sach  in  vor  im  hän  ein  dinc. 
2224  ich  gesach  ouch  nieman  mere  weinen. 

2280  da  ich  in  da  stende  sach  klagen  (doch  cf.  p.  29.  klagen 
schreibt  mit  A  Lachmann  und  Bech,  klagende  H.  Paul). 
2727  do  in  der  vischaere  die  kranken  spise  ezzen  sach. 
3145  do  si  in  so  tiure  sähen  klagen. 
G.  3175  nü    sähen    im    die  grisen   diu  ougen   über  wallen,   die 
heizen  zaeher  vallen. 
Iw.     287  als  er  mich  von  verre  zuo  ime  sach  riten.    3604.  3704. 
3788.  4947.  8021. 
312  vil  schiere    sach    ich   komen   eine   juncvrowen.      4825. 

4991. 
407  da  gesach    ich    eine  swaere   ougenweide,    al    der  tiere 

hande  vehten  unde  ringen.    7626. 
473  zehant    sach    ich    in    üf    stän    unde     nähen    zuo    mir 

gän.    1152. 
1453  nĂĽ  saher  die  vrouwen  liden  not. 
1701  dö  er  si  vür  sich  gen  sach.    1747.  4374.  5592. 
3403  den  ich  so  swahe  sihe  lehn. 

3718  do  si  den  gast  sähen  zuo  den  vinden  gäben.    7732. 
4593  dö  in  der  riter  zürnen  sach. 
4691  die  in  sit  hangen  sähen. 
5287  ich  siehe  iuch  ein  geverten  hän. 
5301  er  müese  ouch  sä  die  junevrouwen  brinnen  sehn. 
5380  man  sach  die  ringe  risen.    6727. 
5529  swer  iuch  ĂĽz  mime  lande  also  wunden  siht  varn. 
6161  mĂĽes  ich  iuch  danne  sehn  her  wider  ĂĽz  keren. 
6191  dar  in  er  sach  wurken  wol  driu  hundert  wip. 
7012  man  sach  si  dort  zesamne  komen  und  vientiiche  gebären. 
7513.  6689. 
B.  Das  Object,   auf  welches  gleichwohl   die  Tätigkeit  des  In- 
finitivs bezogen  wird,  ist  als  selbstverständlich  weggelassen  (O.  Erd- 
mann I  §  341). 


125 

E.  3360  8ol  ich  den  slahen  sehen. 
Iw.  1305  er  sach  zuo  im  gebäret  tragen  den  wirt. 
4623  die  si  da  vüeren  sähen. 
Die  hier  stehnden  Accusative  sind  Objecte  zu  den  Inf.    Mehr- 
mals wird  sehen   bei   geistigen   Erfahrungen    gebraucht,    um   diese, 
den  Eindruck  zu  erhöhen,  gleichsam  sinnlich  plastisch  vorzuführen. 
E.  3174  e  ich  in  sihe  verderben. 

3854  da  von   ich    dicke   hän   gesehen   wiben   michel   leit  ge- 
schehen. 
a.  JB.     563  ö  ich  in  sihe  verderben. 

866  do  si  daz  kint  so  sähen  zuo  dem  tode  gäben. 
Iw.  3486  so  gerne  sach  si  in  genesn. 

7645  daz  man  ir  ietwedern  sach  des  andern  pris  meren. 
Am  losesten  an  das  finite  Verbum  geknĂĽpft  ist  der  Inf.,  wenn 
es  der  des  verbum  substantivum  oder  eines  dem  ähnlichen  ist 
(sitzen,  ligen,  stän,  gän ,  geschehen,  halten,  sweben);  diese  er- 
scheinen, je  allgemeiner  sie  sind,  um  so  weniger  erforderlich.  Sie 
haben  im  Wesentlichen  nur  die  Bedeutung  einer  sinnlicheren  Fassbar- 
keit.  Ist  dagegen  eine  auf  das  Object  bezĂĽgliche  Ortsangabe  vor- 
handen, so  sind  diese  Inf.  streng  genommen  nötig,  um  jene  beiden 
mit  einander  zu  verbinden,  da  adverbielle  Bestimmungen  sich  nicht 
unmittelbar  an  ein  Substantivum  anschliessen  können.  Wir  lassen 
sie  häufig  weg  und  beziehen  logisch  jene  sofort  auf  dieses,  flart- 
mann  läsat  in  gleichem  Falle  jene  Inf.  nur  sehr  selten  weg,  für 
Erec  vermag  ich  kein  Beispiel  zu  nennen,  fĂĽr  armen  Heinrich  nur 
eines,  für  Iwein  höchstens  drei,  dagegen  für  Gregorjus  fünf, 
sitzen  steht 
E.     273  do  sach  er  sitzen  da  einen  man. 

1733  wan  si  nie  me  gesach  sitzen  ensamt  so  manegen  helt. 
8220  hie  sähens  inne  sitzen  den  wünsch  von  den  wiben. 
8925  hie  under  er  gesitzen  sach  ein  wip. 
8957  dö  er  si  da  sach  sitzen. 

9699  als  si  vrou  Enite  gesach  dort  sitzen  weinen. 
Iw.     418  do  gesach  ich  sitzen  einen  man. 

4535  daz    er    die    von    der    tavelrunde    umbe    den    kĂĽnec 
sitzen  sach. 
Ohne  Ortsadverb  E.  1709.    Iw.  5193. 
ligen. 

E.  3296  sl  vor  ir  ligen  sach  vĂĽnf  roubaere. 
G.     789  daz  si  darinne  sähen  ligen  daz  wenige  vaz. 
859  do  sach  er  ligen  dar  inne  seltsaene  gewinne. 


126 

Iw.  2590  dö  er  in  vor  im  ligen  sach. 

3585  als  er  diu  vrischen  cleider  einhalp  bi  im  ligen  sach. 
Ohne  Ortsadverb  Iw.  3467. 
stän. 
E.  6625  man  sach  da  niemen  hoher  stän. 

7085  nü  sähen  si  dri  buochen  stän. 

7819  ein  burc  si  sähen  vor  in  stän. 

8060  die  stat,  die'r  drunder  sach  stän. 

8901  nü  sach  er  vor  im  dort  eine  pavilüne  stän. 

9003  nu  ersach  er  da  disen  gast  vor  der  vrouwen  stän. 
G.  2174  ich  sach  in  hiute  stän. 
a.  H.  1215  nü  ersach  diu  guote  maget  einen  hohen  tisch  da  stän. 

1506  die  ir  hie  sehent  bi  mir  stän. 
Iw.     716  wie  sihe  ich  minen  walt  stän! 

1241  daz  ir  si  seht  bi  iu  stän  unde  dronde  umbe  iuch  gän. 

4977  sin  ros  saher  bi  im  stän. 

6187  nü  saher  inrehalp  dem  tor  ein  witez  wercgadem  stän. 

6426  er  sach  ein  schöne  palas  stän. 

6689  als  si  den  grözen  leun  bi  sinem  herren  sähen  stän  und 
die  erde  kratzen. 

6704  ich  sihe  in  gerne  bi  mir  stän. 
gän. 

E.  8750  man  sach  ein  wölken  drumbe  gän. 
geschehen. 

a.  H.     102  des   muge   wir  an   der   kerzen   sehen   ein   wärez   bilde 
geschehen, 
halten. 

E.  6897  er  sach  in  halten  in  dem  wec. 
Iw.  2558  dö  er  jenen  halden  sach. 
Sweben. 

E.  7652  die  sach  man  ouch  dar  inne  sweben. 
Diese  vermittelnden  Inf.  fehlen. 
(E.  7821  als  si  (die  burc)  Guivreiz  ersach.    Ohne  Ortsadverb). 
G.     253  also    der   junge    solhe    wandelunge    an    siner   swester 
gesach. 
942  da  er  den  abbet  sach  bi  sinen  bruodern. 
3052  da  si  daz  gebirge  sähen. 

3167  dö  si  daz  gröze  riuwen  gesähen  an  dem  armen., 
3430  diu  (banden)  ir  hie  sehent  umb  miniu  bein. 
a.  H.     121  dö  man  die  zuht  gesach  an  sinem  libe. 
(Iw.     279  unz  ich  eine  burc  ersach). 


127 

5219  da  er  si  sach. 
5577  da  er  eine  burc  sach. 
Hierher  gehören  natürlich  nicht  die  Fälle,  in  denen  eine  Orts- 
bestimmung zu   sehen  selbst  gehört,    z.  B.  Iw.  7952  do  er  si  sach 
von  verre. 

In  einem  andern  Falle  dagegen  fehlt  der  Inf.  sin  immer  ausser 
E.  9039  cf  p.  124,    nämlich   wenn    die  Ergänzung  bestehn   müsste 
aus  ihm  und  einem  prädicativen  Adjectivum  oder  Participium. 
E.  8315  daz  man  si  e  hete  gesehen  vröuden  var. 
8845  daz  ir  mich  saehent  bluotvar. 

9270  und  gesach  im  itel  die  hant  und  daz  swert  zebrochen 
9473  wände  si  min  ouge  ersach  s6  edel  und  so  wünneclich. 
G.  3307  als  in  die  baten  gesehen  des  libes  also  armen, 
a.  H.  1241  er  ersach  si  nacket  unde  gebunden. 
1251  nu  er  si  alse  schoene  sach. 
Iw.  1314  wand  si  muose  töten  sehn  ein  den  liebesten  man. 
1876  daz  man  si  also  dicke  siht  in  wankelm  gemĂĽete. 
5415  daz  er  den  lewen  wunden  sach. 
6296  da  man  vil  wibe  ensament  siht. 
6762  swä  er  in  blozen  sach. 
An  Stelle  des  Adjecdvs  tritt  ein  Participium,  des  Präsens 
E.     801  da  er  si  weinende  sach.     G.  2279  cf.  p.  29.  124. 
Iw.  4269  sit  daz  ich  minen  herren  lebende  gesehen  hän. 
des  Perfects 

G.  3096  wand  er  si  wol  beraten  sach. 
a.  H.  1281  da  er  die  maget  gebunden  sach. 

In  diesen  Fällen  die  Construction  als  aus  dem  Verschweigen 
des  Inf.  sin  entstanden  zu  erklären  legt  die  Analogie  mit  den  Ad- 
jectiven  nahe. 

2.  hören  (A.  Koehler  p.  441.  A.  Denecke  p.  30.  O.  Erd- 
mann  I  §  341.    R.  Steig  p.  480). 

A.  Das  Object,  auf  das  die  im  Inf.  ausgedrückte  Tätigkeit  be- 
zogen wird,  ist  gesetzt. 

E.     575  ir  armuot  hoere  ich  iuch  clagen.     3042  Iw.  5426. 
E.  4138  nü  hörte  si  si  zuo  varn. 

5297  dö  hörter  eine  stimme  wuofen,  ein  wip  nach  helfe  ruofen. 
5459  ich  hörte  in  ruofen  verre.     Iw.  4952. 
E.  6140  dö  gehörte  er  daz  wip  mit  wuofe  quelen  ir  lip. 
6878  ich  hoere  riten  ein  michel  her. 
7298  des  hörte  ich  im  den  meister  jehen.  7892. 
7753  guote  goltklenken  die  hört  man  verre  klingen. 
G.  1195  nu  erhörte  er  st  dar  inne  schelten  äne  mäze. 


128 

2252  als  ich  dich  da  hoere  jehen.  a.  H.  1324.  Iw.  800.  6887. 
a.  H.     635  dan  ich  dich  hoere  sprechen. 

853  ja  horte  ich  dich  clagen  unde  sprechen  e. 
.     Iw.  5202  die  horter  gebären  harte  claegelichen. 

B.  Das  Object,  auf  welches  gleichwohl  die  Tätigkeit  d<  s  im 
Inf.  stehnden  Verbum  bezogen  wird,  ist  als  selbstverständlich  weg- 
gelassen (E.  Steig  p.  336). 

E.  7267  als  ir  e  wol  hortent  sagen.    8744.  9745.    G.  3124.  Iw. 
548.  4272.  7743. 
a.  H.       23  swer  si  hoere  sagen  oder  lese  (A  lesen). 

830  ich  hörte  ie  daz  sprechen  (vergleiche  a.  H.  1324  o.  und 
Grimm,  Gram.  IV  p.  161). 
5797  dö  hörte  si  ein  hörn  blasen  von  verre  (oder  ist  blasen 
intransitiv  und  hörn  Object  zu  hören?). 
3.  vi n den.     Bei  Otfrid  nie,  bei  den  ahd.  Ăśbersetzern  einmal, 
im  Andd.  6  Mal.     A.  Denecke  p.  36.     R.  Steig  p.  482.     Zu   ganz 
anderem    Zwecke   war   der  präpositionale   Inf.   gesetzt   p.  80.     Die 
Inf.   sind   hier   durchweg   von  Verben    der   Ruhe    oder    von    Modi- 
ficationen  eines  Seins.     Ihre  Verbindung  ist  daher  wie  in  dem  ent- 
sprechenden  Falle  von   sehen   eine   sehr  lose,  eine  Ortsbestimmung 
steht  meist  dabei. 

E.  1613  da  si  den  kĂĽnec  vant  sitzen. 

8485  so  vindet  er  si  (die  porte)  oifen  stän. 
G.     203  ir  munt  unde   ir   wangen  vant   si  im  so  gelime  ligen. 
783  in   der   widerreise  vundens   ĂĽf  der   vreise   sweben  des 
kindes  barke. 
Iw.     629  dö  ich  daz  becke  hangen  vant. 
884  da  er  si  sament  sitzen  vant. 

982  er  vant  den  griulichen  mau  ĂĽf  jeneme  gevilde  sten  bi 
sinem  wilde. 
2530  daz  becke,  der  da  hangen  vant. 
Der  Inf.  dieser  Verben  (sin,  gän,  stän,  sitzen,  sweben,  hangen) 
fehlt    ganz    wie   bei   sehen,  nur  verhältnissmässig  ungleich  häufiger, 
wenn  er  mit  dem  Object  von  vinden  verbinden  sollte 
1.  eine  Ortsbestimmung. 

E.  3723  ob  dem  tische  er  si  vant.  1075.  2883.  9464. 
G.  1471  den  man  da  bi  im  vant. 
1758  da  er  si  an  ir  gebete  vant. 
2303  da  si  die  tavel  vant. 
a.  H.     324  daz   man   si   selten  iender   vant  wan   under   ir  herren 
vuoze. 
Iw.  5580  er  vant  —  einen  knappen  da  vor. 


129 

5660  ich  vinde  ouch  kempfen  da  ze  hĂĽs. 
5674  do  vant  si  die  alten  da. 

8025  da  si  an  ir  gebete  ir  vrouwen  alters  eine  vant. 
Nicht   hierher   gehören   natürlich  die  Fälle,  in  denen  die  Orts- 
bestimmung zu   vinden   selbst  gehört,    z.  B.  E.    3787.    5291.   7624. 
8529.  8537.   Iw.  603.  7829.     Auch   Iw.  5660  könnte  man  ze  hüse 
mit  vinden  verbinden. 

2.  ein   prädicatives  Adjectiv  oder   ein   ein  solches  vertretendes 
qualitatives  Adverb  oder  einen  präpositionalen  Ausdruck. 
E.  10100  des  vant  ern  schone  gesunden. 
G.     2375  sus  vant  er  si  totvar. 

3248  sus  vunden  si  den  gotes  trĂĽt. 
3563  wände  er  sine  tavel  vant  als  niuwe. 
1802  nĂĽ  vant  man  ritterschaft  vor  der  stat  ze  orse  oder  ze 
vuoze. 
Iw.     928  den  stic,  den  Kälogreant  so   engen  und  so  ruhen  vant. 
1171  michn  vindet  niemen  äne  wer. 
1834  do  er  in  do  toten  vant  und  iuch  in  seiher  swaere. 
3627  da  hän  ich  mich  hie  vunden  des  libes  ungesunden. 
5915  daz  ir  in  gesunden  vindet.  2201. 
Gr.  1860  (vindet  er  ein  glichez  spil)  ist  das  Adjectivum  attributiv 
mit  dem  Object  verbunden.     Dann  fehlt  natĂĽrlich  kein 
Inf.  mehr.     Ebensowenig  Iw.  600. 
Ein  Particip  steht  an  Stelle  des  Adjectivum,  des  Präsens 
E.  2522  die  er  ligende  noch  vant. 
G.  3189  daz  wir  in  lebenden  vinden. 
a.  H.  1240  unze  daz  er  durch  die  want  ein  loch  gände  vant. 
Iw.     283  den    ich    da    stende    vant,   einen   mĂĽzerhabech   ĂĽf  der 
hant. 
3438  diu  in  noch  släfende  vant. 

3459  daz  si  in  in  dem  walde  dannoch  släfende  vant. 
3897  da  er  ein  rech  stende  vant. 

4684  der   in   da   hangende   vant   niht   anders   wan  als  einen 
diep. 
des  Perfects  (R.  Steig  p.  483) 

G.     880  daz  kindelin  si  vunden  mit  phelle  bewunden. 
1156  der  wart  vunden  in  ein  vaz  gebunden. 
1571  die  er  vil  wol  beraten  mit  sidiner  waete  vant. 
a.  H.       17  ein  rede  die  er  geschriben  vant. 

1199  in  einer   kemenäten,   die   er   vil  wol  beraten  mit  siner 
arzenie  vant. 

S.  V.  Monsterbeig - MĂĽnckenan,  Der  lufinitiv  iu  d.  Epen  Hartmauus  tou  Aue.  9 


^130  _ 

Iw.  1261  die  vunden  da  vor  daz  ros  halbez  abe  geschlagen. 
5579  er  vant  beslozzen  daz  tor. 

4.  schouwen. 

Dies  Verbum  hat  nur  einmal  den  Inf.  bei  sich. 

E.  7165  swenne  er  moht  schouwen  loufen  die  hunde. 

5.  vernemen. 

Ebenso,  das  allgemeine  Object  (die  Hute)  ist  ausgelassen. 

E.  2827  do  vrowe  Enite  vernam  so  groze  tugent  zellen  Erecke. 

6.  erkennen  (0.  Erdmann  1  §  341). 

In  drei  Fällen  tritt  zum  Object  eine  prädicative  Bestimmvmg. 
Der  beide  verbindende  Inf.  sin  aber  fehlt  wie  bei  sehen  und  vinden. 

E.  8048  Guivreiz  erkande  in  wol  also  gemuot. 
a.  H.  1115  sine  erkante  sich  vil  staete. 

1390  die  er  erkande  der  saelden  und  der  gĂĽete. 

Dies  letzte  Beispiel  ĂĽbersetzt  Grimm  quos  cognoverat  esse  ejus 
honitatis. 

Obwohl  demnach  der  Inf.  bei  diesen  Verben,  namentlich  bei 
sehen,  hören  und  auch  vinden,  sehr  gebräuchlich  geworden  war, 
laufen  doch  auch  hier  concurrirende  Satzconstructionen  nebenher. 

Paratactische. 

Das  Subj.  des  Nebensatzes  ist  ein  neues,  nur  E.  3195  gleich  dem  Acc. 
bei  sehn. 

1.  sehen,  nur  einmal,  neben  einem  Infinitiv. 

E.  3195  ich  sihe  dort  riten  einen  man.  er  vĂĽeret  eine  vrouwen. 

2.  war  nemen,  nur  U.  3388.  3730.    Auch 

3.  einem  ist  niht  tougen  wird  man  hierher  stellen  dĂĽrfen  G.  3343  gote  ist 
daz  niht  tougen,  min  vleisch  ist  so  unreine. 

Mit  daz. 

Das  Subject  des  Nebensatzes  ist  nirgend  gleich  dem  des  regireiiden; 
G.  2305,  3689  gleich  dessen  Object,  Gr.  3663,  Iw.  377  durch  von  bei  ihm  an- 
gedeutet. 

1.  sehen,  in  sinnlicher  Bedeutung. 

E.      53  daz  sach  diu  kĂĽnegin  unde  Erec,  daz  ez  si  mit  der  geisel  sluoc. 

268.  4721.  5061. 
G-.  1705  nü  sähens,  daz  er  waere  vil  harte  lobebaere. 

2147  unz  si  rehte  gesach  sinen  ungemach.  und  daz  er  an  der  tavel  las. 
a.  H.  1419  do  si  häten  gesehen,  daz  si  gesunt  wären. 
Iw.  4035  ich  sihe  wol,  daz  ir  stet  unde  ritet  unde  get. 
in  ĂĽbertragener. 

E.  3127  si  sach  an  ir  gebaerden,  daz  si  roubaere  wären. 
5870  also  si  ersach,  daz  ir  ze  sterben  niene  geschach. 
G.  1473  er  sach  wol,  daz  im  waere  gäch.     1562.    3574.    3694. 
a,  H.    386  du  saehe  wol,  daz  offen  stuont  min  tor.  1292. 
Iw.  6309  ich  sihe  wol,  daz  iu  we  tuot  diu  schäme.     6930.  8099. 

2.  hören  Iw.  1000.  8099. 


131 

3.  verneinen  E.  2890.  G.  3663  (von  dem  habest,  daz  er  — ).  a.  H.  1181.  Iw.  377 
(von  dem,  daz  er  — ). 

4.  erkennen. 

G.  3689  do  erkande  er  si  zestunt,  daz  si  sin  maoter  waere.  2305.  E.  3007. 
a.  H.  596. 

5.  schouwen  E.  653. 

Ein  negirter  Conjunctiv  nach  negativem  Verbum  bei  sehen. 
E.  2723  daz  nimmer  dehein  man  gesach,  ern  schine  da  ie  in  dem  worte 
Ein  abhängiger  Fragesatz. 

1.  schouwen  E.  8324. 

2.  sehen  E.  5790  nü  sich  wie  tniric  ich  stän. 

6815  nü  seht  hie,  wä  ein  garzün  entran. 

3.  vernemen  E.  1145.  4009. 

Ein  Relativsatz  einmal  nach  sehen. 

E.  2447  menneclich  diu  ros  sach,  da  si  da  liefen  hin  und  her. 
Oder  die  Ergänzung  liegt  in  einem  Object. 

1.  sehen  a.  H.  1266.  1285  (des  kindes  tot  =  daz  kint  sterben). 

2.  hören  Iw.  4528  (maere).  Ein  substantivirter  Inf.  ist  es  Iw.  98  (sin  sagen  =  in 
sagen).  E.  8687  (untrostes  gnuoc  und  ir  stille  liezen). 

3.  vernemen  E.  5301  (daz  ruofen).  G.  2886  (sin  rĂĽefen).  E.  3049  (maere).  G.  1197 
(itwiz).  Iw.  2171  (rede).  2206  (maere).  4539  (milte,  vrĂĽmekheit).  5508  (niht). 
5922  (maere).  8028  (maere). 

Ein  neutrales   Object  bezieht  sich  auf  einen  Verbalbegriff. 

1.  sehen,  daz,  ez,  ditz  E.  52.  64.  113.  5428. 

2.  vernemen,  ez,  daz,  ditz  Iw.  245.  904.  2092.  6108.  Bei  diesem  Verbum 
finden  sich  auch  einige  Fälle,  in  denen  der  Verbalbegriff  zu  entlehnen  ist: 
Iw.  607.  1113.  4548.  7728. 


Bei  Substantiven  den  erklärenden  Inf.  zu  setzen  hiatte  Hart- 
mann öfter  Gelegenheit.  Er  tut  es  aber  nicht.  An  seiner  Stelle 
erscheinen  durchaus  noch  unangegriffen  Sätze  mit  daz,  und  zwar 
sowohl  wenn  kein  neues  Subject  zu  bezeichnen  war,  wo  im  Nhd. 
der  Inf.  möglich  ist,  als  auch  wenn  dies  nötig  wird,  wo  auch  nhd. 
der  Inf.  nicht  ausreichen  wĂĽrde.  Das  erstere  ist  z.  B.  der  Fall 
E.  599  nach  dem  wäne,  daz  ichz  im  lihen  solde.  Iw.  6673. 
2504  nü  dühte  si  diu  gnendekeit  lobelich  unde  gröz,  daz  er 

tne  wäfen  blöz  ze  velde  kam. 
6775  diu  swaere  spaehe  und   diu  vremde  wache,  daz  er  si 

mit  gruoze  meit. 
6809  ez   huop  mich   allez   ringe  wider  dem   dinge,  daz  ich 
iuch  muoste  miden. 
G.  3055  der  zwivel  tet  in  harte  we,  daz  si  niht  wizzen  kĂĽnden. 


132 

a.  H.     178  d^  vant  er  niht  wan  den  untrost,  daz  er  niemer  wĂĽrde 
erlost. 
Iw.  8108  und  daz  er  in  der  buoze  lebe,  daz  erz  niemer  me  g(  tuo. 


Hiermit  haben  wir  den  Infinitiv  bis  zu  der  Grenzlinie  begk  itet, 
bis  zu  welcher  im  Allgemeinen  er  auf  dem  Wege  seiner  Entwicklung 
vom  obliquen  Casus  zur  Verbalkategorie,  soweit  diese  der  nega- 
tiven Ursache  der  Aufgabe  seiner  casuellen  Natur  verdankt  wird, 
bei  Hartmann  gelangt  ist.  Im  Grossen  und  Ganzen  betrachtet, 
steht  sein  Gebrauch  im  appositiven  von  seinem  Ursprung  bei  diesem 
Schriftsteller  am  entferntesten,  d.  h.  in  dem,  in  welchem  er  ledig- 
lich den  WortbegrifF  wenn  auch  nicht  mehr  in  grammatischer,  so  doch 
in  logischer  Abhängigkeit  neben  Verben  zeigt.  Aber  auch  hier  ist 
wie  bei  jedem  organisch  Werdenden  der  Entwicklungsgang  kein 
solcher,  dessen  letzte  Phase  gleichsam  mit  einer  geraden  Linie  scharf 
abschneidend  gedacht  werden  kann.  Wie  Reste  älterer  Stufen,  so 
finden  sich  auch  Ansätze  folgender.  Zwei  vereinzelte  Erschei- 
nungen wenigstens  greifen  ĂĽber  die  von  Hartmann  im  Allgemeinen 
eingehaltenen  Grenzen  hinaus. 

Die  ganze  Entwicklung  des  Inf.  bis  hierher  ging  im  Schutze 
von  Verben,  bisweilen  Adjectiven  vor  sich.  Nach  ihnen  hatte  er 
als  obliquer  Casus  in  grammatischer  Abhängigkeit  seinen  ursprüng- 
lichen Stand,  der  Verbindung  mit  ihnen  dankte  er  seine  häufige 
Verwendung,  vermöge  deren  er,  während  seine  Geschwistercasus 
zurĂĽcktraten,  sich  eine  bevorzugte  Stelle  als  besondere  Kategorie 
erwarb,  in  welcher  er  seine  Verwandtschaft  so  lange  verleugnete, 
sie  waren  es  wohl,  die  ihn  zuerst  veranlassten  sich  seiner  casuellen 
Beziehungen  zu  entäussern,  und  durch  ihre  Vermittelung  bildete  er 
sich  zu  einem  grammatisch  unabhängigen  Begriflf  aus,  der  eine 
wunderbare  Mittelstellung  zwischen  dem  Nomen  und  Verbum  ein- 
nimt,  aus  der  heraus  er  einerseits  der  w^eitgehndsten  Entwicklung 
als  Verbum  fähig  ist,  während  er  andererseits  schon  eine  grosse 
Aehnlichkeit  mit  dem  verrät,  was  wir  uns  unter  dem  beziehungs- 
losen Casus  des  alten  nomen  actionis  d.  h.  dem  Nominativ  des- 
selben zu  denken  haben.  Seine  Entwicklung  nach  der  verbalen 
Seite  zu  wird  der  nächste  Abschnitt  behandeln.  Als  Nomen,  sei 
es  als  Nominativ,  sei  es  als  Accusativ,  fungirt  es  bei  Hartmann 
noch  nicht  (cf.  p.  7.  11).  Hieran  hindert  ihn  ein  wesentlicher  Um- 
stand,  der   scheident  zwischen  seinem  letzten   Entwicklungszustand 


bei  Hartmann  und  der  Fähigkeit  als  Nominativ  zu  fungiren  steht, 
was  dann  weiter  der  Grund  sein  mag,  dass  er  auch  nicht  als  Ac- 
cusativ  vorkommt,  zu  dem  der  natĂĽrlichste  Weg  ĂĽber  jenen  fĂĽhrt. 
Er  haftet  ihm  noch  von  seinem  Ursprung  an  und  hat  ihn  während 
des  ganzen  bisher  verfolgten  Laufes  seiner  Entwicklung  nicht  ver- 
lassen, das  ist  seine  Abhängigkeit  von  Verben,  teils  auch  von  Adjec- 
tiven,  wenn  sie  auch  nach  den  ersteren  zuletzt  nur  noch  eine  logische 
war.  Die  Stellung  des  Infinitivs  nach  diesen  beiden  Wortklassen 
war  bedingt  ursprünglich  (nach  den  in  den  1.  und  2.  Teil  gehörenden 
Verbindungen)  durch  die  Natur  des  Infinitivs  als  eines  bestimmten 
obliquen  Casus,  wohl  des  Dativs,  im  weiteren  Verlaufe  (Teil  3) 
durch  seine  historische  Entwicklung.  Im  ersteren  Falle  war  er 
aber  auch  durch  eben  diese  Natur  beschränkt  auf  die  Abhängigkeit 
von  Verben  im  1.  Teile,  auf  die  von  Verben  und  Adjectiven  im  2. 
Im  3.  Teile  dagegen  war  das,  was  ihn  auf  die  Abhängigkeit 
von  Verben  beschränkte,  lediglich  der  überlieferte  Sprachgebrauch, 
der  ihn  nur  in  Verbindungen  zu  sehen  gewohnt  war,  die  eine  un- 
mittelbare oder  mittelbare  Folge  davon  waren,  dass  er  ursprĂĽnglich 
ein  bestimmter  obliquer  Casus  gewesen  war.  Einen  Verstoss  nun 
gegen  diese  auf  historischer  Entwicklung  beruhende  Beschränkung 
fĂĽhrt  ersichtlich  die  Sprache,  wenn  sie  den  Inf.  von  einer  Wort- 
klasse abhängen  lässt,  nach  welcher  er  weder  seiner  ursprünglichen 
Natur  noch  dem  bisher  innegehaltenen  Sprachgebrauch  nach  stehnkann. 
Diesen  Befreiungsversuch  macht  die  Sprache  in  ihrer  Ver- 
bindung des  Inf.  mit  der  Präposition  durch.  Cf.  p.  13.  30,  wo  das 
Citat  E.  9312  zu  streichen  ist.  Es  ist  hier  der  einzige  Fall,  in 
dem  man  genötigt  ist  im  Inf.  den  Accusativ  zu  sehen.  Aber  diese 
Verbindung  ist  erst  mhd.  und  mnl.,  es  kann  also  wohl  nicht  davon, 
die  Rede  sein,  dass  wir  hier  den  Accusativ  des  ursprĂĽnglichen 
nomen  actionis  zu  den  im  I.  Hauptteile  besprochenen  Genitiven 
und  Dativen  haben.  Andrerseits  aber  ist  es  schwer  zu  glauben, 
dass  es  der  verbale  Inf.  in  der  Rolle  eines  Accusativs  sei,  bis  zu 
der  ja  seine  Entwicklung  nicht  einmal  nach  Verben,  nach  denen 
sie  doch  am  ehesten  in  diesem  weiteren  Stadium  erscheinen  mĂĽsste 
bei  Hartmann  gediehen  ist.  Es  muss  also  der  völlig  casuslos  ge- 
wordene Inf.  sein,  der  blos  den  Wortbegriff  giebt  und  daher  schliess- 
lich als  jeder  beliebige  Casus  gelten  kann.  Und  zwar  hört  er  zu- 
nächst noch  nicht  auf  die  Spuren  seines  obliquen  Charakters  an 
sich  zu  tragen,  sondern  der  Fortschritt  zur  grösseren  Freiheit  besteht 
nur  darin,  dass  der  Inf.  bisher  unmittelbar  als  ein  bestimmter 
obliquer  Casus  gesetzt  war  oder  in  weiterer  Folge  dieser  Natur, 
jetzt  aber  als  ein  obliquer  Casus  ĂĽberhaupt  steht. 


134 

E.  6780  ez  was  durch  versuochen  getan. 

9101  si  riten  von  ein  ander  dan   durch  justieren  mere. 
G.  1839  daz  er  eine  dicke  reit  durch  justieren  vĂĽr  daz  tor. 
Iw.  3822  die  man  im  durch  beliben  tete. 

4294  do  ich  dar  kom  durch  clagen. 

6265  daz  ist  durch  vrägen  getan. 

7736  da  vloch  man  unde  wip  durch  behalten  den  lip. 
Doch  war  das,  um  das  hierdurch  die  Entwicklung  des  Inf. 
gefördert  wurde,  nicht  bedeutend.  Ganz  musste  die  Losreissung 
von  der  Gewohnheit,  im  Inf.  eine  stets  abhängige  Kategorie  zu 
sehen,  erfolgen,  ehe  er  fähig  werden  konnte  für  die  Freiheit  des 
absoluten  Casus,  des  Nominativs.  Dies  letzte  Ziel  zunächst  nun 
hat  er  bei  flartmann ,  wie  gesagt,  noch  nicht  erreicht,  aber  um 
eine  weitere  Station  gleichsam  nähert  er  sich  ihm  noch  in  einer 
allerdings  vereinzelten  kĂĽhnen  Wendung  und  erlangt  damit  seinen 
äussersten  Entwicklungspunkt  in  diesem  Bildungsprozess  bei  Hart- 
mann ĂĽberhaupt;  zweimal,  im  armen  Heinrich  und  im  Iwein,  er- 
scheint der  Inf.  in  voller  Freiheit  von  jeglichem  andern  Worte,  in- 
dem er  den  abstracten  VerbalbegrifF  absolut  bezeichnet,  aber  —  und 
hier  zwischen  diesen  beiden  einander  so  nahe  liegenden  Stufen  geht 
die  äusserste  diese  Entwicklungsreihe  des  Inf.  bei  Hartmann  end- 
gĂĽltig abschliessende  Grenzlinie  hindurch,  ĂĽber  welche  hinaus  nicht 
ein  Beispiel  fällt  —  ohne  dass  er  als  Nominativ  gedacht  wäre.  Es 
sind  dies  die  beiden  bereits  p.  98  citirten  Stellen  a.  H.  1420  und 
Iw.  2252. 

In  einem  ganz  andern  Sinne  lässt  sich  hier  von  einem  freien 
Gebrauche  des  Inf.  sprechen,  als  dies  beim  finalen  und  consecutiven 
geschah:  frei  hiess  dort  nur  nicht  an  bestimmte  andere,  seinem 
eignen  Inhalte  v^erwandte  Worte  gebunden,  aber  doch  an  andere 
Worte  gebunden,  frei  heisst  hier  tatsächlich  absolut  den  abstracten 
Begriflf  bezeichnend  und  an  nichts  gebunden,  hart  streifend  an  den 
Nominativ  eines  Nomen. 

Eine  weitere  Ausdehnung  aber  hat  dieser  absolute  Inf.,  der 
gleichwohl  noch  nicht  als  Nominativ  gebraucht  werden  kann,  bei 
Hartmann  nicht  erfahren,  namentlich  findet  er  sich  bei  ihm  nirgend 
in  imperativischem  Gebrauch,  und  ebensowenig  ist  ein  Inf.  historicus 
nachzuweisen,  dessen  wahres  Wesen  zuerst  von  meinem  hoch- 
verdienten Lehrer,  Herren  Professor  August  Reifterscheid  erkannt 
und  in  seinen  Vorlesungen  ĂĽber  lateinische  Syntax  charakterisirt 
worden  ist.  Einen  solchen  fĂĽhrt  dagegen  aus  Berthold  v.  Regens- 
burg an  H.  Roetteken  §  211. 


B,  Die  EĂĽtwictelni  des  Infinitivs  als  einer  Kategorie  des  Verlinm  ans  ĂĽei 

yerialen  Nonien  änrcti  weitere  AnsMlilnng  der  Verlialrection  nnil  Annahme 

yerlialer  Teinns-  nnd  Gennsnntersclieiilnns, 

Hand  in  Hand  mit  dem  bis  jetzt  verfolgten  negativen  Ent- 
wicklungsprozesse, in  welchem  der  Inf.  sich  durch  Aufgabe  seines 
nominalen  Charakters  fortbildete,  geht  ein  anderer,  positiver,  der 
der  Annäherung  an  das  Verbum.  Von  Haus  aus  ist  das  nomen 
actionis  dem  Verbum  ja  aufs  innigste  verwandt  auf  Grund  seiner 
Bedeutung  einer  Tätigkeit.  Dies  muss  aber  auch  der  Grund  ge- 
wesen sein,  weshalb  es  von  Anfang  an  zugleich  in  seinem  formalen 
Verhalten  Aehnlichkeit  mit  dem  Verbum  zeigte,  es  hatte  Verbal- 
rection.  Ăźopp,  vergleichendes  Conjugationssystem  p.  39.  43  (cf.  p.  5) 
nimt  sie  als  ein  dem  Verbalnomen  gegenĂĽber  allen  andern  nomi- 
nibus  von  Anfang  an  zukommendes  Privileg  in  Anspruch.  Es  ist 
klar,  dass  dies  Vorrecht  bei  dem  Aufgeben  der  nominalen  Natur 
nicht  zu  leiden  brauchte,  sondern  im  Gegenteil  seine  AusĂĽbung  in 
Folge  der  durch  dieses  hervorgerufenen  Verdunkelung  des  Gegen- 
satzes zu  der  allen  andern  nominibus  eigenen  Rection  erleichtert 
werden  musste.  Hierdurch  gewann  dann  die  Sprache  einen  weiteren 
wichtigen  Grund  in  dem  Inf.  eine  Verbalform  zu  sehen  und  nun- 
mehr in  Nachahmung  des  finiten  Verbum  ihm  auch  Tempus-  und 
Genusunterscheidung  zu  verleihen. 

1.  Die  weitere  Ausbreitung  der  Verbalrection. 

Da  die  Verbalrection  dem  Inf.  bereits  als  Nomen  zukommt 
und  von  ihm  als  verbaler  Kategorie  naturgemäss  erst  recht  bei- 
behalten wird,  so  muss  sie  sich  ohne  Ausnahme  beim  Inf.  in  jeder 
seiner  Functionen  finden  können.  Indess  wird  die  Erwartung  be- 
rechtigt sein,  dass  dieselbe  bei  denjenigen  Functionen  des  Inf., 
welche  seinem  nominalen  Ursprünge  noch  näher  liegen,  zwar  mög- 
lich, aber  wegen  des  freilich  nur  zu  Anfang  ihrer  Bildung  wohl 
gefĂĽhlten,  eben  damals  aber  auch  fĂĽr  die  ganze  fernere  Entwicklung 
entscheidenden   Gegensatzes   zu    der    Construction  anderer    nomina 


136 

beschränkter  zugelassen  worden  sei  als  bei  denen,  welche  ent- 
weder nur  appositiv  waren  oder  mit  solchen  Verben  sich  verban  den, 
die  in  abgeblassten  Bedeutungen  sehr  häufig  diesen  verlangten. 
Eine  Untersuchung  vom  historischen  Standpunkte  wird  daher  sich 
zu  der  Frage  gestalten,  ob  der  geringere  oder  grössere  Grad  der 
Leichtigkeit,  mit  welcher  Hartmann  in  den  Epen  von  dem  Eecht 
der  Verbalrection  bei  dem  Inf.  in  seinen  verschiedenen  Functionen 
Gebrauch  macht,  als  zufällig  zu  betrachten  sei,  oder  aber,  ob  er 
mit  jenen  ursprünglichen  Verhältnissen  übereinstimme  und  wir  in 
ihm  noch  eine  Nachwirkung  derselben  zu  sehen  haben.  Die  Ant- 
wort wird  in  dem  letzteren  Sinne  ausfallen.  In  der  Tat  spiegeln 
sich  jene  ursprünglichen  Verhältnisse  in  Hartmanns  Epen  noch 
wieder;  Infinitive  der  ersteren  Art  scheinen  in  der  AusĂĽbung  ihres 
Privilegs  gehemmt  und  stehn  in  der  Freiheit  ihrer  Verbindung  mit 
Casus  und  adverbialen  AusdrĂĽcken  entschieden  hinter  der  bedingungs- 
losen Freiheit  zurĂĽck,  mit  welcher  die  zweite  Art  von  ihrem  zum 
allgemeinen  Recht  gewordenen  Privileg  Gebrauch  macht.  Die 
Klarheit  dieser  Verhältnisse  aber  wird  durch  den  Einfluss  dreier 
Umstände  nicht  unbedeutend  getrübt.  Während  man  nämlich  er- 
wartet, dass  der  weitere  satzähnliche  Ausbau  durchweg  verkümmert 
sei  in  Hauptteil  I  und  beim  finalen  und  consecutiven  Inf.  des 
Hauptteiles  H,  völlig  frei  aber  erst  gegeben  werde  beim  appositiven 
Infinitiv,  trifft  dies  vollständig  nur  beim  I.  Hauptteile  zu,  in  den 
andern  Fällen  treten  Beschränkungen  ein. 

Der  Gen.  und  Dat.  des  nomen  actionis  also .  zunächst  hat  in 
Hartmanns  Epen  sogar  nie  eine  weitere  Bestimmung  bei  sich,  was 
zu  den  wenigen  Fällen  bei  Otfrid  stimmt  (O.  Erdmann  I  §  346). 
Beim  finalen  und  consecutiven  Inf.  ist  die  Constructionsbeschränkung 
nur  noch  zu  constatiren  fĂĽr  den  freien  Gebrauch  beider  und 
ausserdem  fĂĽr  den  nach  Verben  der  Bewegung  im  finalen,  fĂĽr  den 
nach  Adjectiven,  auch  wohl  fĂĽr  Verben  des  Geschehens  in  dem 
der  Richtung.  Bei  den  Verben  des  Strebens,  Antreibens,  Er- 
laubens  und  Versprechens  ist  dies  nicht  mehr  möglich.  Völlig  frei 
ist  die  Construction  beim  Inf.  nach  allen  Verben  mit  verschobenem 
Praeteritum  und  wellen  gegeben.  Der  Grund  ist  wohl  darin  zu 
suchen,  dass  hier  viele  den  Inf.  regirende  Verba  ihre  finale  und 
consecutive  Bedeutung  fallen  lassen  und  dass  dann,  was  bei  ihnen 
in  der  abgeschwächten  Bedeutung  so  leicht  geschehen  kann,  auch 
auf  ihre  älteren  übertragen  wird.  Genügend  hervorgehoben  ist 
dieser  Bedeutungswechsel  bei  den  Praeteritopraesentia,  denen  wir 
auch  hier  wieder  als  den  ersten  Vorarbeitern  für  eine  Annäherung 
des    Nomen    ans    Verbum     begegnen,    aber    auch    bei    geruocheu 


137 

werden,  trüwen,  waenen,  gedenken,  heizen,  läzen  wurde  er  bemerkt 
Dazu  kommt  ein  zweiter  Umstand.  Tritt  die  Präposition  zum-  Inf.,  so 
ist  seine  Abhängigkeit  von  dem  regirenden  Verbum  nicht  mehr  eine 
so  unmittelbare  als  ohne  sie.  Diese  grössere  Selbständigkeit,  in  welcher 
er  einem  finalen  Satze  mit  daz  näher  kommt,  erleichtert  ihm  die 
Möglichkeit  seinerseits  fernere  Bestimmungen  zu  regiren.  Dies 
macht  sich  namentlich  bei  dem  mit  der  Präposition  verbundenen 
frei -finalen  Inf.  und  bei  dem  nach  den  Verben  der  Bewegung 
geltend,  gar  nicht  dagegen  ist  das  hinw^iederum  beim  cohsecutiven 
Inf.  der  Fall,  so  dass  im  Gesammtdurchschnitt  der  präpos.  Inf. 
weniger  häufig  erweitert  erscheint  als  der  einfache.  Cf.  die  Tabelle. 
Umgekehrt  zeigt  sich,  vom  3.  Teil  bei  dem  Inf.  nach  Verben  der 
Wahrnehmung  das  Recht  eines  weiteren  Ausbaues  nicht  so  häufig, 
Avie  man  erwarten  könnte,  benutzt.  Hier  liegt  der  Grund,  worauf 
bei  jenen  Verben  schon  aufmerksam  gemacht  worden  ist,  wohl 
darin,  dass  der  Gedanke  auch  ohne  den  Inf.  meist  genĂĽgend  ver- 
ständlich ist,  so  dass  jenem  zur  weiteren  Vervollständigung  meist 
nichts  Neues  beizubringen  ĂĽbrig  bleibt. 

Es  folgen    die    speciellen   Belege  und   darauf  eine    den    Ăśber- 
blick erleichternde  Tabelle. 
Es  findet  sich  beim  Inf. 
in  frei-finaler  Function  mit  ze 

der  Accus.  E.  6147.     G.  566.     Iw.  7775. 
der  Acc.  und  Dat.  E.  5664. 
Präpositionen  E.  1458. 

ein  adverbialer  Ausdruck  und  eine  Präp.  E.  2862.  9978. 
nach  Verben  der  Ăźeweofunor 

der  Acc.   E.  10010.     Der  Inf.  hängt  seinerseits   von  einem 
Inf.  ab  E.  9611.     mit  ze  E.  468.  1784.  5254.     G.  2070. 
der  Gen.,    der    Inf.   hängt    seinerseits   von   einem    Inf.    ab, 
E.  49. 
nach  den  Verben  des  Strebens 

der  Acc.  nach  trĂĽwen  a.  H.  193.  Iw.  415.  geruochen 
E.  3006.  4951.  9352.  G.  2511.  gedenken  E.  9193.  G.  462. 
gedäht  ist  ze  E.  5985.  gelüstet  ze  G.  3225,  sich  be- 
wegen ze  G.  171.  beim  Inf.  der  Vergangenheit  nach 
waenen  E.  764.  4427.  G.  2402. 
der  Dat.  nach  trĂĽwen  Iw.  4656.    ruochen  Iw.  8127.    vĂĽrhten 

E.  8969. 
der  Gen.  nach  geruochen  E.  1461.  2499.  5838.    G.  95.  3195. 

9 


138 

Iw.  519.  2281.  werden  E,  9129.   vĂĽrhten  E.  3136. 

Iw.  7154. 
der  Dat.  und  Acc.  nach  trĂĽwen  a.  H.  1163.  Iw.  1496.  geruoohen 

E.  1005.  4820.  G.  950.  Iw.  2338.  6412.  muot  gewinnen 

ze  E.  3720. 
adverbiale  Bestimmungen  nach  gern  Gr.  3820.  geruocher  E. 

1334.  Iw.  765.  gedenken  E.  6734.  G.  161.  im  ge- 
denken E.  257.  ze  E.  3485.  der  mĂĽot  stet  ze  Iw.  1717. 

beim  Inf.  Perf.  nach  waenen  E.  5525. 
Acc.  Praep.  nach  ruochen  E.  7283.  Iw.   6057.  waenen  beim 

Inf.  Perf.  E.  4418.  vĂĽhrten  E.  6741.  gedenken  E.  6355. 

gern  ze  G.  2264. 
Gen.  Praep.  nach  waenen  Iw.  5642. 
Acc.  Adv.  nach  geruochen  Iw.  987.  waenen  E.  5458.  6568. 

G.  737.  vĂĽrhten  E.  2838.  3011.  beim  Inf.  Perf.  nach 

waenen  E.  9582.  ist  eines  wän  £.  5978. 
Acc.  Praep.  Adv.  nach  waenen  G.  2153.  a.  H.  555.  591.  Iw. 

691.  vĂĽrhten  Iw.  7453. 
Acc.  Dat.  Praep.  nach  trĂĽwen  Iw.  1640. 
Acc.  Dat.  Praep.  Adv.  nach  geruochen  Iw.  5539. 
nach  wellen,  den  willen  hän  etc. 

Acc.  E.  18.  80.  432.  830.  865.  877.  1011.  1044.  1051.  (1110). 

1236.  1590.  1751.  2789.  3040.  3266.  3382.  3913.  3951. 

3991.  4130.  4374.  4376.  4474.  4514.  4569.  4823.  4852. 

4999.  5514.  5669.  6271.  6927.  7021.  7177.  (7181).  7452. 

(7455).  7488.  7615.  7830.  7997.  8004.  8023.  8124.  8517. 

8574.  8664.  8674.  (8739).  9370.  G.  371.  843.  853.  1942. 

2020.  2037.  (2061).  2352.  (2963).  3645.  3751.  a.  H. 

209.  608.  636.  798.  805.  850.  881.  1195.  1266.  Iw.  49. 

181.  250.  524.  551.  751.  798.  808.  (846).  861.  1006. 

1218.  1436.  1825.  1981.  2120.  (2164).  2238.  2466.  2765. 

3867.  3889.  4167.  4339.  4355.  4550.  4893.  5103.  5739. 

5879.  6023.  6708.  6924.  6958.  7290.  (7380).  7676.  7713. 

7840.  7938.  7966.  8031.  8095.  8145.  beim  Inf.  Perf. 

E.  3223  (nur  Haupt  ^  rechen  woĂĽen).     4032.  4049.  4072. 

4440.  6161.  Iw.  2045.  2402.  3243.  5846.  6767.  7436. 

8084. 
Dat.  E.  43.  1130.  3682.  4040.  4148.  4270.  4750.  5132.  (5219). 

6980.  7276.  7664.  9005.  9458.  G.  3238.  a.  H.  842. 

1340.  Iw.  1490.  3849.  4778.  6361.  6664.  7048. 
Gen.  E.  (535).  726.  1022.  4533.  4965.  5271.  6443.  7015.  7454. 

8000.  8478.  8510.  8811.  9550.  9682.  9845.  G.  211. 


139 


1357.  2100.  2540.  2775.  a.  H.  438.  Iw.  4444.  5499. 

6531.  6581.  7714.  beim  Inf.  Perl  E.  3037.  Iw.  3797. 

7334. 
Acc.  Dat.  E.  1140.  1856.  2383.  3783.  3898.  4193.  4302.  4777. 

5454.  5820.  6169.  6546.  6844.  7016.  7499.  7591.  8788. 

9049.  9052.  9382.  9443.  9574.  9841.  ze  1473.  G.  28. 

358.  518.  1275.  1626.  1907.  2388.  2416  (Lachmann,  Bech 

lĂĽilz,   Paul  enkan),     a.  H.  486.  489.  560.  701.  839.  1226. 

1289.  Iw.  258.  1227.  1342.  1482.  1774.  2588.  2949. 

3976.  4497.  4529.  4728.  5905.  5906.  6343.  6819.  7041. 

7329.  7470.  ze  3411.  beim  Inf.  Perf.  E.  3679.  4710. 

G.  839. 
Acc.  Gen.  E.  1888.  G.  1465.  3094.  Iw.  244.  2228.  2309. 

3806.  6236.  7415. 
Dat.  Gen.  E.  600.  704.  2531.  8149.  9066.  9321.  9483.  G.  2361. 

2365.  a.  H.  1408.  Iw.  1887.  3301.  5647.  beim  Inf. 

Perf.  E.  5260. 
Adv.  E.  48.  69.  (94).  1401.  3420.  3631.  (3834).  4578.  5250. 

5960.  5961.  6340.  7261.  9332.  (9588).  G.  998.  1631. 

a.  H.  (844).  Iw.  (417).  1341.  (1485).  (1719).  5095.  (5720). 

5955.  (6263).  (8034).  beim  Inf.  Perf.  Iw.  54. 
Praep.  E.  1364.  4245.  5285.  5648.  (6424).  8655.  8668.  9041. 

G.  402.  844.  2897.  a.  H.  564.  1467.  1513.  Iw.  903. 

955.  1481.  1841.  2864.  3192.  5181.  5183.  5784.  5897. 

6138.  (6243).  6281.  7320.  7430.  7670.  7919. 
Acc.  Praep.  E.  538.  1049.  3430.  3813.  4129.4221.  4531.4869. 

6065.  6349.  6405.  7972.  8147.  9440.  9813.  G.  749.  969. 

1560.  1859.  1885.  a.  H.  528.  639.  648.  707.  797.  967. 

1468.  1511.  1517.   Iw.  248.  1504.  1645.  1859.  1965. 

2043.  2175.  3638.  3954.  4004.  4321.  4487.  4503.  4756. 

4800.  5001.  5089.  5635.  6030.  6632.  6904.  6954.  7086. 

7373.  7920.  8126.  beim  Inf.  Perf.  E.  1112.  5489.  6162. 
Acc.  Adv.  E.  1059.  2229.  4689.  5876.  6113.  G.  1220.  1897. 

Iw.  1902.  4488.  4570.  5959.  7994.  beim  Inf.  Perf. 

E.  6937. 
Acc.  Praep.  Adv.  E.  3887.  4883.  6066.  9276.  G.  3173. 
Dat.  Praep.  E.  2130.  3183.  9180.  G.  1296.  2564.  Iw.  1135. 
Dat.  Adv.  E.  1185.  2622.  3829.  3864.  5465.  6291.  6509.  8013. 

8407.  8862.  G.  1261.  3643.  a.  H.  613.  1126. 
Dut.  Praep.  Adv.  E.  2837. 
Gen.  Praep.  E.  235.  3275.  6015.  a.  H.  996.  Iw.  4495.  5015. 

5648.  7605. 


140 

Gen.  Adv.  E.  6058.  Iw.  956. 

Acc.  Dat.  Praep.  E.  1450.  5223.  G.  2819.  a.  H.  625.  Iw. 

876.  beim  Inf.  Perf.  E.  3129. 
Acc.  Dat.  Adv.  E.  4343.  5233.  5681.  8538.  9562.  G.  1530. 

a.  H.  650.  Iw.  528.  849. 
Dat.  Gen.  Praep.  Iw.  6114. 
Praep.  Adv.  E.  152.  1482.  2044.  3085.  6882.  a.  H.  306. 

Iw.  4655. 
nach  Verben  des  Antreibens 

Acc.  nach  heizen  E.  2409.  3240.  3249.  3653.  3661.  3950.  4180. 

5487.  9492.  G.  991.  a.  H.  1071.  1201.  Iw.  2141.  (i931. 

7315.  biten  E.  146.  4124.  9623.  G.  3 119.  Iw.  187. 

416.  6884.  gebieten  E.  2296. 
Dat.  nach  heizen  E.  3949.  G.  1185.  biten  G.  824. 
Gen.  nach  biten  Iw.  5159.  5759.  6423. 
Acc.  Dat.  nach  heizen  E.  6317.   Iw.  5895.  biten  E.  613. 

2790.  4795.  9317.  G  2257.  Iw.  482.  1837. 
Acc.  Gen.  nach  heizen  Iw.  6272.  biten  E.  6380. 
Praep.  nach  heizen  E.  6379.  Iw.  6703.  biten  E.  4004.  Iw.  -5244. 
Adv.  nach  heizen  E.  3086.  9027.  Iw.  1975.  biten  Iw.  2321. 

4744. 
Praep.  Adv.  nach  biten  E.  21.  1482.  9871.  Iw.  5898. 
Acc.  Praep.  nach  heizen  E.  1065.  8131.  G.  857.  962.  Iw. 

3449.  biten  E.  3643. 
Acc.  Adv.  nach  heizen  E.  1066.  2962.  5002.  G.  858.  a.  H.  1269. 

Iw.  899.  3445.  4978.  6050. 
Dat.  Adv.  nach  biten  G.  3553.  Iw.  7933. 
Dat.  Praep.  Adv.  nach  biten  E.  566. 
Gen.  Adv.  nach  heizen  E.  5714. 
Gen.  Praep.  Adv.  nach  heizen  E.  5306. 
Acc.  Dat.  Adv.  nach  heizen  G.  3117. 
nach  den  Verben  des  Erlaubens  (läzen) 

Acc.  E.  40  (Inf.  v.  Inf.  abh.).  442.  4675  (Inf.  v.  Inf.  abh.).  5437. 

5450.  7488.  7500.  7947  (Inf.  v.  Inf.  abh.).  7957  (ebenso). 

8459  (ebenso).  9347.  9370  (Inf.  v.  Inf.  abh.).  G.  370. 

997.  1745.  3720.  3749.  a.  H.  634.  859.  1072.  Iw.  224. 

1401.  3817.  4155.  5464.  5691  (Inf.  v.  Inf.  abh.). 
Dat.  E.  3824.  3951  (Inf.  v.  Inf.  abh.).  4515.  G.  3822.  a.  H. 

1265.  Iw.  958.  2143. 
Gen.  E.  1822.  3413  (Inf.  v.  Inf.  abh.).  4133  (ebf.).  4552  (ebf.). 

(4844).  5816  (ebf.).  9492  (Inf.  v.  Inf.  abh.).  G.  357. 


141 

(1222).  2673.  a.  H.  (1171).  Iw.  (1066).  1177.  4967. 

(Inf.  V.  Inf.  abh.).  6382  (ebf.). 
Acc.  Dat.  E.  7524  (Inf.  v.  Inf.  abh.).  Iw.  2231. 
Acc.  Gen.  E.  7640. 
Praep.  E.  503.  1481.  3536.  3640  (Inf.  v.  Inf.  abh.).  3662.  4975 

(Inf.  V.  Inf.  abh).  G.  3395.  a.  H.  663.  692.  814.  995. 

Iw.  363.  1465.  7124.  7843. 
Adv.  E.  765.  811.  832.  5799.  6911.  8741.  9318.  Iw.  5311. 
Praep.  Adv.  E.  2607.  9083.     a.  H.  841. 

Acc.  Praep.  E.  944.  4617.  7950.  9367  (Inf.  v.  Inf.  abh.).  G.  213. 
Acc.  Adv.  E.  639.     G.  1759. 
Acc.  Praep.  Adv.  Iw.  6634. 
Dat.  Praep.  G.  412.    -  Dat.  Adv.  E    4884. 
Gen.  Praep.  G.  2550. 
nach  Verben  einer  geäusserten  Absicht 

Acc.  Iw.  2801.     ze  G.  2057.     Iw.  7266. 
Praep.  ze  E.  1499. 

Acc.  Praep.  G.  3203  (doch  cf.  p.  74), 
beim  freiconsecutiven 

Praep.  Tw.  7425.     Adv.  E.  4668.  5448.     Acc.  Praep.  Iw.  5479. 
nach  den  Verben  des  Geschehens 

Acc.  nach  geschehen  E.  4271.  8808.  a.  H.  141.  293.     Iw.  3367. 

4872.  Zimt  E.  1414.  2712.  giltet  E.  840.  not  ist  G.  2268. 

State  wirt  E.  4120.  ist  ein  starkez  dinc  Iw.  6933. 
Praep.  nach  geschehen  E.  7747. 
Adv.  nach  geschehen  E.  7869.  zimt  E.  9862. 
Acc.  Praep.  nach  geschehen  E.  4971.  zimt  E.  7452.  stät  einem 

verre  Iw.  4317. 
Der  das  Passiv  umschreibende  Inf.  steht  immer  absolut, 
nach  mugen 

Acc.  E.  40.    112.  373.  395.  412.  418.  448.  490.  (730).    1040. 

1133.  1139.  1395  (Perf.).  1544.  1989.  2385.  2449  (Perf.). 

2609.  2621.  3004.  3021.  3178.  3184.  3251.  3331.  (3442). 

3673.  3815.  4344.  4800.  4851.  4939  (Perf.).  5076.  5161. 

5197.  5426.  5466.  5558.  5784.  5802.  5854.  5910.  5999. 

6032.  6228.  6280.  (6316).  6398.  6444.  6451.  6499.  6510. 

6532  (Perf.).  6553.  6554.  6926.  6938.  7179.  7456.  7937. 

7943.  7947.  7986.  8 121.  8193.  8225.  8280.  8400.  8437. 

8554.  8601.  8706.  8743.  8949.  9152.  9503.  9524.  9570. 

9840.  9984.  10020.  (10119).  G.  125.  143.  298.  629.  779. 

911.  1753.  1937.  2065.  3088.  3278.  3380.  3644.  3747. 

a.H.  202.  411.  553.  559.  571.  576.  (591).  614.  1147.  1285. 


142 


Iw.  26.   174.  214.  486.  (737).  777.  778.  812.  847. 
911.  1043.  1207.  1288.  1614.  1745.  1923.  1928. 
2118.  2861.  3129.  3693.  3736.  3765.  3794.  3993. 
4079.  4080.  4099.  4887.  (4958).  5034.  5225.  5261. 
5312.  5399.  5468.  5590.  5612.  (5813).  5934.  6678. 
6888.  7115.  7203.  7279.  7440.  7501.  7540.  7546. 
7835.  7988.  (8053).  8119. 
Dat.  E.  75.  90.  2389.  3118  (Perf.).  (3186).  3191.  3921. 
4623.  4698.  4750.  4878.  5127.  5390.  5717.  5805. 
6427.  6501.  6515.  6847.  7216.  7508.  8025.  8125. 
8866.  a.  795.  1302.  2026.  2234.  2250  (Perf.). 
3144.  a.  H.  929.  (945).  1062.  1345.  1407.  Iw. 
1735.  2597.  2844.  3544.  3753.  4143.  4267.  4499. 
5020.  5707.  6625.  6725.  6867.  6945.  8059. 

Gen.  E.  827.  873.  1013.  3077.  3130.  (3288).  6409.  6434, 
8032.  8738.  G.  1078.  1436  (Perf.).  2289.  2517. 
a.  H.  973.  Iw.  210.  2354.  2923.  3580.  3684.  4033. 
5965.  6980.  7667. 

Acc.  Dat.  E.  541.  3140.  4862.  7970.  8421.  8433.  G. 

2270.  a.  H.  849.  901.  Iw.  1262.  2232.  2287. 

2650.  4028.  (5112).  5137.  (5813).  6376.  (6416). 

7429.  7844. 
Acc.  Gen.  E.  4887.  6057.  7216.  7284.  7353.  9618.  G. 

2503.  a.  H.  950.  Iw.  5808.  72C6.  7904. 
Dat.  Gen.  ÂŁ.  8814.  G.  126.  2398.  Iw.  7271. 
Praep.  E.  (142).  517.  1794.  2601.  3196.  4187.  4670.  5177. 

5901.  7764.  8151.  8844.  9206.  9427.  9913.  G.  13. 

2470  (Pei-f.).  3719.  a.  H.  (329).  370.  490.  548. 

Iw.  188.  1435.  1462.  2129.  3571.  5732.  6091.  7241. 

7447  (Perf.).  8032. 
Adv.  E.  (258).  266.  272.  1205.  (1347).  1893.  2482.  (2592). 

4572.  (5164).  (5768).  6732.  7502.  7884.  8486.  8751. 

G.  (555).  (932).  1361.  1732.  3232.  3241.  a.  H. 

Iw.  270.  764.  1121.  1239.  1281.  1400.  1801.  2267. 

2776.  3448.  3609.  3908.  4352  (Perf.).  4661.  5264. 

6157.  6454.  6685.  7412.  (7542). 
Praep.  Adv.  E.  814.  2961.  6019.  G.  (608).  3171.  Iw. 

4754.  5909.  7558. 
Acc.  Praep.  E.  887.  962.  2276  (Perf.).  2396.  2674.  2972. 

3620.  3861.  3917.  4316.  4537.  5437.  5474.  5481. 


S64. 

2'  >26. 
4i30. 
5o04. 
6724. 
7596. 

4218. 
6284. 
8148. 
2512. 

1388, 
4945. 

7639. 

S093. 
4879. 


1650. 
2399. 
6613. 

2240. 


Ă–278. 
1746. 
1155. 
7355. 

2868. 
9209. 
1016. 
2525- 

5315. 

3875. 

3409. 

5682. 


143 

5909.  6187.  6343.  7164.  7453.  8531.  (8580).  9142.  9287. 

9379.  9843.  G.  436.  471.  1108.  1268.  1652.  1881.  a.  H. 

101.  399.  464.  609.  Iw.  1021.  1069.  1160.  1318.  1527. 

1803.  1880.  1896.  2059.  2134.  2570.  2898.  3046.  3223. 

5515  (Perf.).  6509  (Perf.).  7005  (Perf.).  7295.  7355.  7405. 

7985. 
Acc.  Adv.  E.  23.  888.  1434.  1769.  2116.  3570.  3771.  4300. 

4855.  5266.  6029.  6432.  6554.  7296.  8287.  8780.  9565. 

9767.  10078.  G.  435.  1476.  1516.  a.  H.  11.  (329).  485. 

803.  (1029).  1439.  Iw.  1038.  2000.  2312.  6500. 
Acc.  Praep.  Adv.  E.  1835.  4484.  6153  (Perf.).  a.  H.  753. 

Iw.  5719. 
Dat.  Praep.  E.  1567.  5343.  9345.  G.  448.  3735.  a.  H.  505. 

1161.  Iw.  1402.  1978.  2237.  2908.  4798.  4808.  5339. 

6707.  6781.  7910. 
Dat.  Adv.  E.  1181.  7082.  8872.  G.  1905.  2808.  a.  H.  491 

Iw.  257.  1239.  4482.  6342. 
Dat.  Praep.  Adv.  E.  2264.  a.  H.  908. 
Gen.  Praep.  E.  388. 

Gen.  Adv.  E.  2120.  3257.  7638.  G.  107. 
Gen.  Praep.  Adv.  G.  2945. 
Acc.  Dat.  Praep.  E.  499.  6236.  G.  146.  442.  2087.  a.  H.  761. 

Iw.  761.  7276  (^Perf.).  7429. 
Acc.  Dat.  Adv.  E.  7504.  7662.  8222.  G.  (1932).  a.  H.  15. 
Acc.  Dat.  Praep.  Adv.  G.  3295  (Perf.). 
Gen.  Acc.  Praep.  E.  3897.  G.  2812. 
Gen.  Acc.  Adv.  E.  8700. 
Gen.  Dat.  Adv.  E.  6272.   . 
nach  kunnen 

Acc.  E.  3155.  3322.  3696.  5572.  5685.  5848.  5926.  7444.  7602. 

7616  (Inf.  V.  Inf.  abh.).  8254.  8439.  8497.  9305.  G.  383. 

668.  865.  1398.  1517.  2784.  3651.  a.  H.  72.  871.  893. 

Iw.  797.  841.  1500.  1619.  2063.  (2486).  (2962).  3973. 

4345.  4462.  4967.  6011.  6137.  6382.  7090.  8145. 
Dat.  E.  8622.  a.  H.  1186.  Iw.  2183.  4429.  6808. 
Gen.  G.  1334.  Iw.  1899.  6124.  8117. 
Acc.  Dat.  E.  8328.  8454.  G.  1130.  1360.  3043.  Iw.  2093. 

2096.  3629.  5361.  5889.  7768.  7899.  8164. 
Acc.  Gen.  E.  593.  a.  H.  736.  Iw.  4965.  5954.  6580. 
Acc.  Dat.  Gen.  Iw.  3686. 
Praep.  E.  923.  Iw.  3022.  5522.  6345.  6397. 


144 


Adv.  E.  1172.  1962.  6326.  8709.  G.  2766.  a.  H.  304.  I^^.  7. 

2264.  2772.  4064.  4195.  4574.  6457.  7001. 
Praep.  Adv.  G.  3623.  Iw.  3561.  6992. 
Acc.  Praep.  E.  594.  887.  3771.  4650.  (5027).  5235.  5544.  8440. 

G.  1076.  a.H.  219.  376.  444.  871.  Iw.  948.  1910.  2  »73. 

5320. 
Acc.  Adv.  E.  236.  888.  1288.  (1603).  2300.  3194.  4568.  (5258). 

5532.  6241.  6452.  (7491).  7509.  7672.  7696.  (8244).  9735. 

G.  873.  (1100).  1428.  1443.  1529.  2241.  a.  H.  437.  Iw. 

24.  920.  1103.  (2963).  2978. 
Acc.  Praep.  Adv.  E.  5010.  5530.  a.  H.  58.  317.  Iw.  3162. 
Dat.  Praep.  E.  4548.  Iw.  2638. 

Dat.  Adv.  E.  100.  4791.  5001.  G.  322.  (375).  1028.  1762. 
Dat.  Praep.  Adv.  G.  1215. 
Gen.  Praep.  Iw.  3139. 
Gen.  Adv.  E.  (3289).  3345.  9436.  a.  H.  905.  Iw.  2196.  5536. 

7458. 
Gen.  Praep.  Adv.  E.  3709. 
Acc.  Dat.  Praep.  G.  2854.  Iw.  2423. 
Acc.  Dat.  Adv.  E.  7481.  7618.  (8190).  Iw.  862.  (1775).  3632. 

5881. 
Acc.  Dat.  Praep.  Adv.  G.  2468. 
Acc.  Gen.  Praep.  a.  H.  811.  Iw.  1999. 

nach  soln 

Acc.  E.  19.  129.  503.  874  (Perf.).  1021.  1045.  1109.  1286.  1341. 

1346.  1530.  (1590).  1753  (Perf.).  2038.  2119.  3239.  3252. 

3365.  3373.  3413.  3559.  3572.  3589.  3735.  3836.  4009. 

4036.  (4067).  4133.  4552.  4701.  5077  (Perf.).  5816.  6124. 

6550.  6842  (Perf.).  7264.  7279.  7524.  7826.  7829.  7989. 

8014.  G.  83.  569.  735.  871.  2538.  2729.  3018.  3218. 

3377.  a.  H.  361.  493.  882.  968.  974.  1108.  1237.  1287. 

1290.  Iw.  226.  520.  (1003).  1170.  1177.  1586.  1S21. 

2016.  2148.  2223.  2272.  2521.  2526.  2839.  3159.  3171. 

3464.  3677.  3685.  4000.  4173.  4192.  4228.  4340.  4S71. 

4960.  4969.  5288.  5432.  5691.  5913.  6266.  6606.  6626. 

6628.  6637.  6936.  6975.  7313.  7675.  7686.  (7761).  7S63. 

8006.  8047.  (8053).  8101. 
Dat.  E.  698.  2465  (Perf.).  3156.  3727.  4161.  4172.  4801.  4927. 

5801.  5921.  6966.  7338.  8576.  8977.  9328.  9793.  G.  94. 

340.  1158.  1233.  2103.  2746.  a.  H.  337.  Iw.  924.  2812. 

3393.  3847.  3985.  4602.  4651.  5638.  6567.  6617. 


145 

Gen.  E.  436.  658.  2137.  2541.  5332.  7006.  7272.  7682.  9375. 

9602.  G.  1277.  3391.  Iw.  4220.  4322.  4466  (fĂĽr  den 

Acc).  4970.  7937. 
Acc.  Dat.  E.  79.  347.  599.  656.  1050  (Perf.).  1448.  3031.  3330. 

3333.  3374.  4071.  4535.  4981.  6303.  7162.  7418.  8975. 

G.  27.  961.  2282.  3738.  a.  H.  611.  675  (fĂĽr  den  Acc). 

785.  924.  953.  Iw.  121.  191.  722.  830.  1814.  1944.  2561. 

4650  (Perf.).  5111.  5120.  5641.  5677.  5723. 
Acc.  Gen.  E.  343.  3252.  3632.  4982.  8110.  G.  179.  1234. 

Iw.  215.  220.  768.  2799. 
Dat.  Gen.  E.  1048.  1289.  4766.  6303.  7925.  G.  2398  (Lach- 
mann, Bech  mit  A  sult,   Paul  mit  GEa  mitget).    2503. 

a.  H.  684.  Iw.  914.  2068. 
Acc.  Dat.  Gen.  Iw.  2276.  3686. 
Praep.  E.  265.  (733).  1351.  1365.  2239.  2772.  3209.  4426.  5014. 

5055.  5369.  6318.  6350  (Perf.).  6695.  8098.  8851.  9693. 

G.  25a.  682.  3228.  a.  H.  715.  855.  1152.  1169.  Iw.  512. 

1022.  1503.  1952  (Handschrift  A  sal,   Lachmann  muoz). 

3417.  4230.  4246.  5135.  6350  (Perf.).  6824.  7401.  7911. 

7917.  7949.  9441. 
Adv.  E.  1057.  1357.  2224.  2351.  3410.  4194.  4679.  5007.  5726 

(Perf.).  (5938).  6048.  6265.  6302.  7916.  7985.  8791.  9062. 

9441.  9452.  9610.  9649.  9945.  G.  48.  1590.  2527.  a.  H. 

245.  934.  1196.  Iw.  582.  729.  919.  1201.  1592.  2881. 

2942.  3978.  4223.  4516  (Perf.).  4789.  5408  (8034). 
Praep.  Adv.  E.  (178).  1355.  4031.  7022.  8347.  10003.  G.  (16a). 

a.  H.  599.  687.  823.  Iw.  323.  512.  924.  1142.  1893.  2802. 

3194.  4743.  7461.  7971. 
Acc.  Praep.  E.  78.  532.  563.  564.  1083.  3457.  3640.  3927.  4358. 

4359.  4559.  4975.  4990.  5208.  5631.  6030.  (6214).  6785. 

7007.  9579  (Perf.).  9580  (Perf.).  9921.  G.  84.  (382).  399. 

401.  570.  1140.  1534.  1611.  2690.  3482.  3631.  3632.  a.  H. 

35.  494.  669.  829.  949.  1176.  Iw.  205.  485.  1658.  1660. 

4241.  4547.  6198.  6649.  6535.  6698.  6840. 
Acc.  Adv.  E.  293  (Perf.).  481.  488.  2229.  3075.  3177.  3622. 

3681.  4036  (Perf.).  4069.  4137.  4675.  4827.  6053.  6107. 

6810.  7921.  8035.  8167.  8626.  8741.  8797.  (9038).  9457. 

G.  545.  872.  926.  1533.  1554.  2539.  2568.  2681.  2903. 

3048.  3106.  3793.  3812.  a.  H.  361.  656  (Ergänzung). 

Iw.  122.  867.  1294.  1667.  1796.  2030.  2309.  2922.  4343. 

4642.  (4766).  5004.  5182.  5829.  6068.  6149.  (6476).  7462. 

8068. 

8.  V.  Monsterberg  -  MĂĽtickenau,  Der  Infinitiv  in  d.  Epen  Hartmanns  ron  Aue.  10 


146 

Acc.  Praep.  Adv.  E.  2840.  7773.  Iw.  7176.  7319. 

Dat.  Praep.  E.  646.  7938.  9422.  G.  2414.  2537.  Iw.  509». 

Dat.  Adv.  E.  550.  635.  2018.  (2912).  (3908).  3938.  4098.  4)60. 

4982.  7122.  8096.  8160.  (8408).  G.  (1262).  (1784).  2 126. 

a.  H.  1301.  Iw.  3176.  5973.  6246.  6673.  8080. 
Dat.  Praep.  Adv.  Iw.  57. 
Gen.  Praep.  E.  1007.  1028.  1848.  Ă–630.  G.  47.  a.  H.  141. 

Iw.  1660. 
Gen.  Adv.  E.  576.  4570.  (8607). 
Acc.  Dat.  Praep.  E.  3204.  G.  558.  3640. 
Acc.  Dat.  Adv.  Iw.  4650  (Perf.).  6252.  6321.  7601. 
Acc.  Dat.  Praep.  Adv.  E.  3792.  4808. 
Acc.  Gen.  Adv.  a.  fl.  362.  Iw.  1624.  6250. 
Acc.  Gen.  Praep.  Adv.  E.  6833. 
Dat.  Gen.  Praep.  E.  1221.  Iw.  721. 

Dat.  Gen.  Adv.  E.  3888.  4960.  7666.  7924.  10073.  Iw.  1197. 
nach  mĂĽezen 

Acc.  E.  64.  487.  1404.  1997.  2658  (Perf.).  3103.  3247  (Bech  .^s). 

3436.  3587.  3882.  4299.  4676.  4778.  4788.  4819.  5875. 

5895.  6108.  6466.  6809.  7215.  7359.  7915.  8741.  9451. 

9704.  G.  38.  475.  750  (Perf.).  2518.  3702.  3703.  3728. 

3736.  a.  H.  224.  446.  508.  604.  1089.  Iw.  140.  ;552. 

1314.  1511.  1636.  1736.  1826.  2060.  2320.  2829.  2834. 

2968.  3275.  4229.  4305.  4347.  4356.  4481.  5265.  5266. 

5301.  5530.  5658.  5946.  6136.  6159.  6218  (cf.  Benecke 

hierzu).  6385.  6600.  6713.  6812.  6823.  6923.  7150.  7678. 

7708.  7713.  7903. 
Dat.  E.  3041.  4660.  5333.  6299.  6413  (Perf.).  6487.  6866.  8930. 

8977.  9342.  G.  472.  1177.  2558.  2693.  a.  H.  714.  Iw. 

762.  1888.  4549.  5238.  6830. 
Gen.  E.  523.  1258.  1467.  7651.  8666.  G.  407.  2342.  3351. 

Iw.  6719. 
Acc.  Dat.  E.  120.  1447.  3796.  5989.  6697.  9331.  G.  3447. 

a.  H.  695.  Iw.  1638.  2831.  4779.  5531.  5657.  6605. 

6866.  7469. 
Acc.  Gen.  E.  494.  3642.  4690.  6952.  G.  1494.  4966.  Iw.  1768. 
Dat.  Gen.  E.  8813.  9380.  a.  H.  1433.  Iw.  938.  2647.  7448. 
Praep.  E.  705.  1023.  1396.  1600.  1770.  3367.  3368.  3593.  3697. 

4386.  5990.  6259.  6477.  8380.  9677.  G.  45.  1381.  2789. 

a.  H.  1286.  Iw.  (392).  3818.  4451.  5568.  7413.  8094. 
Adv.  E.  1282.  1582.  3095.  3458.  3470.  4237.  4741.  4825.  5000. 

(6376).  7495.  8330.  8760.  8874.  9736.  G.  1451.  3540. 


147 

2699.  2918.  3360.  a.  H.  762.  1314.  Iw.  1081.  (1289). 

2841.  2851.  2950.  4306.  5303.  7789  (Perf.).  7812. 
Praep  Adv.  E.  190.  3835.  9669.  G.  2587.  2825.  3082.  a.  H. 

665.  Iw.  1512.  6337.  7161.  7226.  7413. 
Acc.  Praep.  E.  992.  3469.  4392.  4571.  4811.  6051.  6935.  7255. 

7972.  8489.  10111.  G.  1274.  1349.  1369.  1528.  2369. 

3050.  3449.  a.  H.  159.  457.  1395.  Iw.  1018.  1637.  1703. 

1901.  2314.  3276.  3986.  4236.  4911.  5224.  6793.  6821. 

7052.  7912. 
Acc.  Adv.  E.  1390.  1407.  4352.  5059.  5584.  5866.  6038.  6812. 

7543.  7681.  7934.  7988.  G.  480.  a.  H.  1302  (Perf.). 

Iw.  2071.  2469.  2483.  4307.  4586.  5316.  5493.  6559.  6638. 

6912.  7416.  8129. 
Acc.  Praep.  Adv.  E.  3801.  8873.  •  G.  1455.  1966.  2688.  Iw. 

1082.  6248.  6346. 
Dat.  Praep.  E.  4765.  8986.  G.  3412.  a.  H.  223.  1107.  1528. 

Iw.  4100.  4638.  4731.  5262. 
Dat.  Adv.  E.  1867.  3429.  4546.  5853.  5865.  7978.  8285.  8518. 

9941.  G.  418.  524.  2019.  Iw.  2762.  5969. 
Dat.  Praep.  Adv.  E.  7783.  9239.  G.  889. 
Gen.  Praep.  E.  8766.  Iw.  6357. 
Gen.  Adv.  E.  3272.  8737.  Iw.  2169.  6158. 
Acc.  Dat.  Praep.  E.  5199.  Iw.  2319.  5257.  5631.  7006. 
Acc.  Dat.  Adv.  E.  2687.  4394.  G.  1179.  3450.  Iw.  4985. 

6366.  6391.  6584.  7669. 
Acc.  Gen.  Praep.  Iw.  2070. 
Dat.  Gen.  Praep.  E.  6222. 
Dat.  Gen.  Adv.  Iw.  5745. 
nach  dĂĽrfen 

Acc.  E.  515.  2466.  3713.  4149.  7275.  8509. 
Gen.  Iw.  1252.  4443. 
Acc.  Gen.  Iw.  2105. 
Praep.  E.  1253. 
Adv.  E.  4752.  8861.  G.  492. 
Acc.  Praep.  E.  2991. 
Dat.  Praep.  E.  4373. 
Dat.  Adv.  E.  2901.  Iw.  1313. 
nach  turren 

Acc.  E.  215.  4248.  5392.  5496.  a.  H.  1139.  1140.  1332.  1333. 

1339.  Iw.  4325. 
Gen.  E.  6681.  a.  H.  438. 
Acc.  Dat.  E.  3010.  3145. 

10* 


148 

Praep.  E.  8443.  Iw.  5212. 

Adv.  E.  8470.  Iw.  3020.  7001. 

Praep.  Adv.  Iw.  1254. 

Acc.  Adv.  E.  123.  (2757). 

Dat.  Praep.  Iw.  1853. 
nach  tugen  (ze) 

Acc.  E.  9504.    Iw.  5814. 
nach  wizzen  (ze) 

Dat.  E.  7138. 
nach  zusammengesetzten  Ausdrücken  der  Fähigkeit  oder  Bereitschaft. 

Acc.  Gr.  32  a.  319. 

Praep.  E.  1817. 

Adv.  G.  621. 

Acc.  Praep.  Iw.  5376. 
nach  Adjectiven 

Dat.  E.  7483. 
nach  Verben  des  Tuns 

Dat.  E.  1230.     G.  1509. 

Praep.  E.  8103. 

Praep.  Adv.  E.  5307.     Iw.  3732. 

Dat.  Adv.  Iw.  636. 

Acc.  Dat.  Praep.  Iw.  1679. 

nach  beginnen 

Acc.  E.  18.  22.  162.  259.  446.  762.  806.  851.  1272.  1402.  1485. 

2646.  2933.  3302.  3667.  4638.  5167.  5379.  5521.  6087. 

6436.  6909.  6910.  7005.  8459.  9231.  9700.  G.  1971.  3120. 

3168.  a.  H.  246.  358.  483.  Iw.  93.  2083.  4932.  5626. 

6918.  7614.  7636. 
Dat.  E.  4905.  5082.  6073.  8423.  9288.  9825.  G.  3588. 
Gen.  E.  1292.  2975.  3641.  8441.  9214.  Iw.  2188.  3805. 
Acc.  Dat.  E.  7058.  G.  2716.  a.  H.  16.  1023.  Iw.  1348.  5769. 
Acc.  Gen.  G.  406.  2780. 
Dat.  Gen.  E.  1338.  Iw.  6008. 
Praep.  E.  2358.  3725.  4792.  5553.  6178.  6599.  G.  313.  874. 

1979.  a.  H.  869.  1268.  Iw.  643.  1271.  2004. 
Adv.  E.  254.  930.  3487.  6586.  6825.  G.  58.  287.  780.  2684. 

a.  H.  1013.  Iw.  5740.  7511.  7815. 
Praep.  Adv.  E.  798.  3472.  a.  H.  1010.  Iw.  3391. 
Acc.  Praep.  E.  855.  1311.  1826.  3499.  3940.  4410.  5026.  G.  583. 

a.  H.  894.  Iw.  1251.  1731.  3750.  5627.  6756.  7377.  7S98. 
Acc.  Adv.  E.  62.  3009.  4216.  7057.  7823.  8081.  9249.  G.  205. 


149 

231.  3310.  3558.  3587.  a.  H.  252.  550.  1229.  1231.  Iw. 
2011.  5093.  7278. 

Acc.  Praep.  Adv.  G.  288.  a.  H.  1442. 

Dat.  Praep.  E.  2424.  8079.  G.  233.  a.  H.  1462.  Iw.  4509. 

Dat.  Adv.  E.  159.  Iw.  2251. 

Dat.  Praep.  Adv.  E.  526.  G.  1933.  3146.  Iw.  1073. 

Gen.  Praep.  E.  1741.  9879. 

Acc.  Dat.  Praep.  E.  2814.  G.  3044. 
nach  Verben  einer  allgemeinen  Art  des  Tuns 

Acc.  E.  5752.  5865  (Inf.  v.  Inf.  abh.).  G.  494.  Iw.  4174. 

Praep.  E.  2135  (ze;  doch  cf.  p.  120).  G.  493. 

Adv.  Iw.  7882.  —  Acc.  Adv.  E.  6238. 

Acc.  Dat.  Praep.  E.  5765. 
nach  Verben  der  Wahrnehmung 

Acc.  E.  575.  2041.  8042.  3360.  G.  2727.  a.  H.  23.  830. 
Iw.  548.  4623.  5287. 

Dat.  G.  3175.  —  Gen.  Iw.  800.  6887.  —  Dat.  Gen.  E.  7298. 

Praep.  E.  2043.  3296.  6897.  7819.  8060.  8129.  8750.  8901. 
9003.  G.  783.  3124.  3176.  3246.  a.H.  866.  1506.  Iw.  287. 
474.  982.  1241.  1242.  2590.  3604.  3718.  4535.  4977.  6689. 
6704. 

Adv.  E.  6625.  7652.  7753.  G.  1367.  2224.  3145.  Iw.  3719. 
5202.  7513. 

Praep.  Adv.  E.  4138.  5297.  5298.  G.  1195.  Iw.  1747.  7626. 

Acc.  Praep.  E.  6140.  G.  2215.  2216.  Iw.  1305.  1453.  7645. 
7743. 

Acc.  Adv.  Iw.  5797.  —  Acc.  Praep.  Adv.  Iw.  6691. 

Dat.  Praep.  E.  3854. 
nach  der  Präposition  durch 

Acc.  Iw.  7736.  —  Adv.  E.  9101. 

Die  Citate  sind,  wie  stets,  fĂĽr  E.  und  a.  H.  nach  F.  Blech ^, 
G.  nach  H.  Paul,  Iw.  nach  K.  Lachmann  ^  gegeben. 

Hier  und  da  wird  etwas  ĂĽbergangen,  bisweilen  eine  Ungleich- 
heit in  der  Beurteilung  der  Fälle  untergelaufen  sein.  Oft  ist  es 
nicht  zu  entscheiden,  ob  eine  nähere  Bestimmung  besser  zum  Inf.  oder 
zum  regirenden  Verbum  gezogen  wird.  Ellipsen  und  Entlehnungen 
des  Inf.  sind  ĂĽbergangen  oder  eingeklammert  und  nicht  mit  ge- 
zählt, wohl  aber  zu  entlehnende  Bestimmungen  zu  gesetzten  Inf. 
Zugleich  sieht  man  aus  der  Zusammenstellung,  dass  eine  weitere 
Ausbildung  des  Gedankens  weder  beim  Inf.  Perf.  noch  bei  einem 
bereits  von  einem  Inf.  abhängigen  Inf.  irgend  welchen  Beschrän- 
kungen unterworfen  ist. 


150 


i      du 

rch 

durch  Adv. 

durch  Gas. 

ĂĽberhaupt 

erweitert 

!      Casus 

od.  Praep. 

und    rräp. 

Der  Inf.  steht 

oder  A.dv. 

ohne 

mit 

ohne 

mit 

ohne 

mit 

ohne 

mit 

ohne  ;      mit 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze     {      ze 

E 

7 

5 

2 

3 

1 

frei  final 

H 
I 

1 

2 

1 

1 
1 

i 
i 

1 
1 

E 

28 

3 

3 

3 

1      3 

3 

nach  Verben 

G 

8 

1 

1 

1 

der  Bewegung 

H 

8 

I 

7 

E 

34 

4 

28 

3 

1 
14 

2 

4 

1 

10 

des 

G 

15 

3 

10 

3 

6 

2 

2 

2 

1 

Strebens 

H 

7 

1 

4 

2 

2 

I 

24 

4 

17 

1 

9 

1 

1 

7 

E 

55 

36 

20 

7 

9 

1 

1 

Antreibens 

G 
H 

13 
5 

1 

10 
3 

'      5 
1      2 

5 

1 

1 

I 

35 

25 

1    13 

6 

6 

E 

65 

44 

23 

15 

6 

1 

Erlaubens 

G 

23 

1 

13 

8 

1 

4 

(läzen) 

H 

16 

9 

4 

5 

I 

45 

18 

12 

5 

1 

E 

1 

4 

1 

1 

einer 

geäusserten 

G 
H 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

Absicht 

' 

1 

2 

1 

1 

1 

1 

E 

9 

2 

] 

2 

frei 

G 

2 

consecutiv 

H 
I 

8 

2 

1 

1 

nach  Verben 

E 

21 

11    1 

6 

3 

2 

des 

G 

V 

1 

1 

G-eschehens 

H 

4 

2 

2 

i 

8 

4 

3 

1 

E 

281 

226 

1 

127 

31 

68 

a 

71 

61 

32 

9 

20 

mugen 

H 

44 

37 

1 

17 

5 

15 

I 

207 

176 

97 

36 

43 

151 


ĂĽberhaupt 

erweitert 

durch 
Casus 

durch  Adv. 
od.  Praep. 

durch  Cas. 
und  Präp. 

Der  luf.  steht 

oder  Adv. 

ohne 

mit 

ohne 

mit 

ohne 

mit 

ohne 

mit 

ohne 

mit 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

E 

57 

54 

18 

5 

31 

nach  kunnen 

G 
fl 

26 
13 

25 
15 

11 
5 

2 

1 

12 
9 

I 

69 

64 

32 

14 

18 

E 

231 

210 

94 

42  • 

74 

G 

65 

61 

25 

6 

30 

Solu 

H 

40 

37 

16 

10 

11 

I 

186 

163 

80 

37 

46 

E 

U7 

130 

53 

32 

45 

mĂĽezen 

G 
H 
I 

52 

28 

132 

47 

18 

123 

18 

7 

56 

11 

4 

18 

18 

7 

49 

E 

14 

12 

6 

3 

3 

dĂĽrfen 

G 
H 

I 

2 
6 

1 
4 

3 

1 

1 

E 

12 

10 

7 

2 

1 

turren 

G 
H 
I 

6 
6 

6 
6 

6 
1 

4 

1 

â–            ' 

E 

1 

1 

1 

tugen 

G 

H 

I 

1 

1 

1 

E 

1 

1 

1 

wizzen 

G 
H 

I 

zusammenges. 
Ausdr. 

E. 
G 
H 

I 

3 
3 

1 

3 

2 

1 
1 

d.  Bereitsch. 

1 

1 

1 

E 

238 

1 

194 

1    ' 

116 

1 

24 

54 

wellen,  den 

G 

60 

47 

28 

5 

14 

willen  hän  etc. 

H 

39 

38 

20 

4 

14 

I 

180 

1 

150 

1    i 

88 

1 

21 

41 

152 


ĂĽberhaupt 

erweitert  ' 

durch 
1      Casus 

durch  Adv. 
od.  Praep. 

durch  Gas. 
und   1  räp. 

Der  Inf.  steht 

1 

i 

oder  Adv. 

ohne 

mit 

ohne 

mit  i 

ohne 

mit 

ohne 

mit 

ohne 

mit 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

ze 

E 

4 

1 

1 

nach 

G 

1 

, 

Adjectiveu 

H 

I 

1 
4 

i 

1 

! 

E 

6 

3 

1 

2 

Vb.  eines  Tuns 

H 

I 

1 
5 

1 
3 

!       1 

^ 

2 

E 

121 

74 

40 

13 

21 

1 

beginnen 

Cr 

H 

32 
19 

25 
16 

7 
5 

7 

4 

11 

7 

I 

44 

32 

12 

7 

13 

E 

7 

3 

1 

2 

1 

helfen 

H 

I 

3 

3 

2 
2 

l 
1 

1 
1 

E 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

pflegen  und 

G 

kĂĽrzen 

H 

I 

1 

j 

E 

63 

22 

1 

5 

lo 

2 

Vb.  der 

G 

22 

12 

i     2 

8 

2 

AVahmehm. 

H 

10 

4 

2 

2 

I 

63 

28 

5 

17 

6 



E 

1 

1 

1 

durch 

G 
H 

1 

I 

4 

1 

1 

1 

Kann  demnach  auch  jeder  Inf.  ausser  den  Gen.  und  Dat.  des 
nomen  actionis  durch  Casus  wie  adverbiale  Beifügungen  näher  be- 
stimmt werden,  so  ist  es  doch  interessant  bei  Hartmann  noch  eine 
gewisse  Gesetzmässigkeit  in  der  Häufigkeit  zu  finden,  mit  welcher 
dies  geschieht,  und  diese  Gesetzmässigkeit  sich  anlehnen  zu  sehen 
an  ursprünglich  vorauszusetzende  Verhältnisse  und  sie  also  aus 
Nachwirkungen  derselben  erklären  zu  dürfen.     Freilich  ist  aus  den 


153 

früher  angegebenen  Gründen  manche  nicht  unbeträchtliche  Störung 
eingetreten. 

Für  die  vier  Epen  unter  sich  ergeben  sich  folgende  Verhältniss- 
zahlen : 

der  einfache  verbale  Inf.  steht  im  Ganzen  im 

Erec  1362  mal,  erweitert  1051  mal,  pro  Tausend  772. 

Gregorjus  396  mal,  erweitert  316  mal,  pro  Tausend  798. 

Heinrich  235  mal,  erweitert  187  mal,  pro  Tausend  796. 

Iwein  1017  mal,  erweitert  813  mal,  pro  Tausend  799. 
der  präpositionale  verbale  Inf.  steht  im  Ganzen  im 

Erec  60  mal,  erweitert  31  mal,  pro  Tausend  516. 

Gregorjus  22  mal,  erweitert  10  mal,  pro  Tausend  454. 

Heinrich  6  mal,  erweitert  2  mal,  pro  Tausend  333. 

hvein  30  mal,  erweitert  12  mal,  pro  Tausend  400. 

Gleichfalls  mit  der  Frage,  wie  weit  sich  die  verbale  Auffassung 
des  Inf.  bei  Hartmann  in  verbaler  Eection  äussert,  hängt  zusammen 
der  Umstand,  dass  ein  Inf.  sow^ohl  coordinirt  als  namentlich  super- 
ordinirt  mit  einem  andern  Inf.  sowohl  als  mit  einem  Satz  ver- 
bunden werden  kann.  Es  lässt  sich  auch  dasselbe  Verhältniss 
nachweisen  wie  bei  der  Erweiterung  durch  Casus  oder  adverbielle 
Bestimmung.  Gar  nicht  vermag  ich  dergleichen  nachzuweisen  fĂĽr 
das  nomen  actionis,  den  freien  finalen  Inf.;  der  nach  den  Ver- 
ben der  Bewegung,  des  Strebens,  des  Erlaubens,  einer  geäusserten 
Absicht  hat  nur  einen  Satz  nach  sich,  einen  Inf.  von  allen  finalen 
Inf.  also  nur  der  nach  den  Verben  des  Antreibens.  Ganz  ebenso 
finde  ich  bei  der  parallelen  Beihe  des  Inf.  der  Richtung  nichts 
Aehnliches  beim  freien  consecutiven  Inf.  und  bei  dem  nach  den 
Verben  des  Geschehens.  Zur  freien  Ausbildung  kommt  auch  dieser 
complicirte  Periodenbau  erst  wieder  nach  den  Verben  mit  ver- 
schobenem Praeteritum,  wellen  und  beim  appositiven  Inf. 

Was  speciell  die  subordinirte  Verbindung  von  Infinitiven  an- 
geht, ist  zu  bemerken,  dass  deren  Zahl  nie  mehr  als  zwei  ist,  z.  B. 
E.  130  nicht:  ir  mit  geruochen  mich  län  varn,  während  von  zwei 
einander  subordinirten  Inf.  oft  noch  ein  Satz  abhänget,  z.B.  a.  H.  1195. 
Sie  findet  sich  nach  heizen;  mugen,  kunnen,  soln,  mĂĽezen, 
wellen;  beginnen  und  sehen.  Die  Wahl  des  ersten,  von  diesen 
Verben  unmittelbar  abhängigen  Inf.  ist  beschränkt  auf  län  (am 
häufigsten,  nach  allen  genannten  ausser  sehen  mit  Beispielen  zu 
belegen),  die  Verba  der  Bewegung  (nach  allen  ausser  kunnen 
und  mugen),  die  Praeteritopraesentia  (nur  nach  wellen,  näm- 
lich   E.  7615   ich  wolt  si  gerne  erkennen    und   kunnen    genennen, 


154 

sonst  sind  diese  Verba  auch  bei  Hartmann  nicht  im  Stande  ihrer- 
seits den  Begriff  eines  andern  Verbum  näher  zu  erläutern  wie  bei 
Otfrid  (O.  Erdmann  I  §  332)  und  Heliand  (R.  Steig  p.  317).  Von 
wellen  selbst  fĂĽhrt  R.  Steig  bei  Heliand  Inf.  nur  auf,  insofern  das 
Verbum  nicht  blos  auxiliar  gebraucht  ist  (cf.  p.  474),  geschehen 
(nur  nach  mugen),  heizen  (nur  nach  soln),  helfen  (nach  kunnen 
und  miiezen),  gern  ze  (nach  beginnen),  geloben  (nach  heizen) 
und  sehen    (nach   mugen  und  mĂĽezen). 

Die  häufigste  Form  der  Abhängigkeit  ist  die,  dass  von  einem 
Inf.  ein  zweiter  abhängt  (a),  seltener,  dass  von  einem  zwei  ab- 
hängen (ß)  oder  ein  finites  Verbum  2  Inf.  regire  und  der  eine  der- 
selben seinerseits  einen  Inf.  bei  sich  habe  (y).  Die  Gruppirung, 
dass  zwei  coordinirte  Inf.  je  wieder  einen  Inf.  regiren,  kommt  nicht 
vor.  Die  grösste  Zahl  der  coordinirten  Inf.  ist  drei,  und  zwar  nur 
einmal  (cf.  dagegen  R.  Steig,  p.  3 18.  319.  324.  326.  328.  476.  478). 

Nach  einem  Verbum  der  Bewegung  hat  der  Inf.  einen  Satz 
nach  sich  E.  2517. 

Nach  einem  Verbum  des  Streb ens  ebenso  E.  3006.  G.  3820. 
Iw.  2338. 

Nach  heizen  folgen  zwei  coordinirte  Inf.  durch  eine  Conjunction 
verbunden  E.  1065.  2409.  3949.  G.  857.  a.  H.  1470.  —  Zwei  sub- 
ordinirte,  der  erste  ist  ein  Verbum  der  Bewegung  E.  6379.  Iw.  351, 
län  E.  9492.  Iw.  7315,  loben  E.  9494,  alle  in  Form  a. 

Nach  läzen  hängt  von  dem  Inf.  ein  Satz  ab  E.  60.  4928. 
G.  3395.  3822.  a.  H.  1166.  Iw.  3724.  7754. 

Nach  geloben  ebenso  E.  3902.  9495  (geloben  selbst  im  Inf.). 

Nach  mugen  folgen  zwei  coordinirte  Inf.,  asyndetisch  E.  5177, 
verbunden  durch  eine  Conjunction  E.  541.  5909.  7456.  G.  629. 
1270.  1905.  a.  H.  553.  Iw.  1880.  4879.  6454,  drei  Inf.  E.  6464. 
9767.  Iw.  6965.  —  Zwei  subordinirte,  der  erste  ist  län  E.  40.  5437. 
7986.  Iw.  174.  486,  geschehen  ze  G.  2251,  sehen  a.  H.  101,  alle 
in  der  Form  a.  —  Ein  Satz  hängt  vom  Inf.  ab  E.  827.  1352.  1596. 
5558.  9152.  G.  3729.  Iw.  3398. 

Nach  kunnen  2  coordinirte,  verbundene  Inf.  E.  593.  5010. 
8708.  —  Subordinirte,  der  erste  ist  län  E.  7491.  Iw.  4967.  6382, 
helfen  2183  (Ăź). 

Nach  soln,  coordinirt,  syndetisch  E.  3457.  (4741.  9579  s.  u.) 
4359.  4700.  4981.  7007.  (9945).  G.  47.  569.  871.  2681.  3631.  a.  H. 
361.  493.  1108.  Iw.  721.  924.  2811.  3005  (y),  asyndetisch  E.  1365. 
G.  83.  1533.  2537.  Iw.  3685.  6321.  —  Zwei  subordinirt,  der  erste 
ein  Verbum  der  Bewegung  E.  8642.  9609  (y),  9919  {Ăź  oder  y).  Iw. 
3005;  län  E.  503.  3413.  3640.  3735.  4133.  4552.  4675.  4975,  5S16. 


155 

8741.  a.  H.  1290.  Iw.  1177.  2016.  5991.  6266,  heizen  Iw.  5288.  — 
Ein  Satz  nach  dem  Inf.  z.  B.  E.  220.  658.  7374. 

Nach  mĂĽezen,  coordinirt,  syndetisch  E.  1404.  2627.  3367. 
3469.  4392.  8873.  G.  3702.  Iw.  724.  1081.  1511.  1636.  2319.  3742. 
4306.  5265.  5657,  asyndetisch  Iw.  3275.  —  Subordinirt,  der  erste 
ein  Verb  der  Bewegung  Iw.  2921,  helfen  E.  5865  (/),  sehen  Iw. 
5301.  —  Ein  Satz  hängt  ab  von  dem  Inf  E.  6222.  7972.   Iw.  6830. 

Nach  dürfen,  coordinirt,  syndetisch,  G.  31 88.  —  Ein  Satz  G.  3 188. 

Nach  wellen,  zwei  coordinirte  Inf.,  syndetisch  E.  7015.  7607. 
8124.  G.  843.  1899.  a.  H.  209.  797.  1340.  1467.  Iw.  250.  955.  1341. 
1481.  2949.  4487.  4725.  4777.  6023,  zwei  Inf.  der  Vergangenheit 
E.  6161,  asyndetisch  E.  48  (vom  zweiten  hängt  ein  Satz  ab).  Iw. 
7919.  —  Zwei  einander  subordinirte  Inf.,  deren  erster  von  einem 
Verbum  der  Bewegung,  E.  3060.  G.  2290,  einem  Praeteritopraesens 
E.  7615  (/),  län  E.  1011.  1482.  3951.  5450.  7488.  9367.  G.  1565. 
a.  H.  1195.  Iw.  524.  7754.  —  Ein  Satz  folgt  auf  den  Inf.  E.  3864. 
4270.  5132.  5936.  7488.  7830.  9458.  a.  fl.  1126.  1340.  Iw.  2532. 
2598.  3172.  3656.  3976.  5879.  6417  (von  einem  Verbum  der  Be- 
wegung ein  Satz  mit  unz).  6898.  7754. 

Nach  beginnen,  coordinirt,  syndetisch  E.  2523.6177.6643.  6909. 
7057.  8079.  9712  G.  3587.  a.  H. .  1238.  1462.  Iw.  1271.  5626. 
5769.  5966,  drei  Inf.  Iw.  2845,  asyndetisch  a.  H.  1229.  —  Sub- 
ordinirt, der  erste  ein  Verbum  der  Bewegung  E.  3952,  län  E.  8459, 
des  Strebens  E.  7174.  —  Ein  Satz  z.  B.  E.  18.  7823.  Iw.  1731. 
2004.  2011.  5093.  6917.  7324.  Cf.  die  meisten  Fälle  von  beginnen 
vrägen  p.  119. 

Nach  helfen,  coordinirt,  syndetisch  Iw.  2183  (cf.  kunnen), 
asyndetisch  E.  6237.  G.  493. 

Nach  sehen  oder  hören,  coordinirt,  syndetisch  Iw.  407. 
473.  1241.  3717.  6689.  7012.  (nicht  a.  H.  23,  wo  B,  d.i.  Coloczaer 
Handschrift,  lesen,  A  aber  lese  hat),  asyndetisch  E.  5297.  G.  3175. 
—   Subordinirt,  der  erstere  ein  Verbum  des  Beharrens  E.  9699. 

Wenn  die  coordinirten  Inf.  der  Vergangenheit  angehören,  so 
kann  beim  zweiten  der  Inf.  hän  wegbleiben,  nach  soln  E.  9579 
(cf.  dagegen  nach  wellen  E.  6161),   ähnlich  beim  ersten  sin  E.  4741. 

Trotz  der  nicht  unbedeutenden  Zahl  der  Fälle,  in  denen  von 
einem  Verbum  mehrere  coordinirte  Inf.  abhängen,  ist  doch  nicht 
zu  übersehen ,  dass  sich  wohl  ebenso  oft  die  Neigung  verrät  aus 
der  schwerfälligen  Infinitivconstruction  herauszutreten  und  im 
finiten  Verbum  fortzufahren,  wenn  es  der  Sinn  erlaubt,  welche 
Fälle  bei  den  einzelnen  Verben  aufgeführt  sind,  namentlich  so 
immer  nach   wellen  e,  öfter  wenn  beide  mit  oder  zu  verbinden 


156 

gewesen  wären  nach  müezen,  cf.  zum  letzteren  Fall  Iw.  2060.  4"347. 
4985,  ferner  E.  44.  5002.  Iw.  3450.  G.  3791.  E.  855.  1402.  1485.  2523. 
9231.  G.  261.  874.  a.  H.  252.  Iw.  6425.  6756.  7636;  bisweilen  i.uch 
wird  das  regirende  Verbum  noch  einmal  gesetzt  G.  3448. 


2.  Anuahme  verbaler  Tempus-  und  Genusunterscheidun?;:. 

Die  Natur  des  Substantivum  ist  ohne  Beziehung  auf  Zeit  und 
Genus.  Der  Casus  aber,  aus  welchem  der  Inf.  sich  bildete,  erhielt 
durch  Vermittlung  des  in  ihm  liegenden  localen  Begriffs  der  Richtung 
eine  temporale  Bedeutung  und  gab  sie  der  neu  sich  bildenden 
Kategorie  als  Erbteil  mit.  Es  scheint  so  erklärlich,  dass  ihre 
Ausbildung  der  der  generellen  Unterscheidung  etwas  voraus  ist. 
Daher  werden  wir  zunächst  untersuchen,  wie  der  Inf.  mit  jener 
temporalen  Hinterlassenschaft  gewirtschaftet  hat. 

a)  Die  Tempusausbildung  des  Infinitivs. 
Die  Frage  nach  einer  temporalen  Beziehung  des  Inf.  konnte 
überhaupt  nur  zulässig  werden  mit  dem  aufkommenden  Gefühl  vom 
Inf.  als  einer  verbalen  Kategorie.  Die  locale  Bedeutung  der  Eich- 
tung,  welche  das  Verbalnomen  zur  Bezeichnung  der  Absicht  und 
Folge  befähigte,  musste  in  diesem  Falle  als  eine  temporale  der 
Zukunft  aufgefasst  weiden,  insofern  der  Raum,  in  welcher  jede 
Handlung  geschieht,  die  Zeit  ist,  und  vertritt  das  finite  Praesens 
im  älteren  Deutsch  das  Futurum,  so  konnte  dies  der  Inf.  Praes. 
mit  einem  gewissen  Becht.  Der  finale  und  consecutive  Inf.  stehn 
daher  im  futuren  Sinne,  aber  vermöge  des  ursprünglichen  Wesens 
jener  futuren  Bedeutung,  die  sich  nur  in  abhängiger  Construction 
finden  kann,  ist  sie  nur  eine  relative,  eine  Zukunft  vom  Standpunkte 
des  regirenden  Verbum  aus.  In  den  Fällen,  in  denen  der  Inf. 
die  Bedeutung  der  Bichtung  aufgab,  im  appositiven  Gebrauch  also, 
gab  er  eigentlich  auch  jede  Beziehung  auf  eine  Zeit  auf,  er  ent- 
hält hier  nichts  mehr  als  den  blossen  Wortbegriff.  Da  seine  Hand- 
lung parallel  neben  die  des  regirenden  Verbum  gestellt  ist.  so 
wurde  seine  Zeit  durch  die  fĂĽr  letzteres  angegebene  bestimmt. 
Seine  Handlung  galt  als  der  Haupthandlung  gleichzeitig  und  er- 
schien nun  jener  Gleichzeitiges  selbst  zu  bezeichnen,  also  von  dem 
Standpunkte  jener  aus  in  der  Gegenwart  Liegendes,  und  so  erliielt 
denn  auf  diesem  Umwege  der  Inf.  auch  die  Bedeutung  eines 
präsentischen  Tempus,  das  aber  aus  gleichen  Gründen  wie  das 
future  nie  die  absolute  Gegenwart  bezeichnen  kann.  Die  K(  ime 
zur  Entwicklung  einer  temporalen  Bedeutung  lagen    demnach  fĂĽr 


157 

das  Futur  in  dem  ursprĂĽnglichen  Wesen,  fĂĽr  das  Praesens  in  dem 
weiteren  Entwicklungsgange  des  Inf.  selbst.  Sehr  nahe  lag  es  nun- 
mehr diese  temporalen  Beziehungen  nach  Analogie  des  finiten 
Verbum  durch  HinzufĂĽgung  auch  des  dritten  Tempus,  des  der 
Vergangenheit,  zu  vervollständigen.  Otfrid  kennt  es  noch  eben- 
sowenig als  die  ahd.  Ăśbersetzer  (A.  Denecke  p.  6),  und  die  Prae- 
position  ze  ist  bis  hierher  auch  bei  Hartmann  nirgend  nachgerĂĽckt. 
NatĂĽrlich  beruht  die  Tempusausbildung  des  Inf.,  des  Praesens  wie 
des  Perfects,  und  zwar  sowohl  des  mit  hän  als  des  mit  sin  oder 
Wesen  und  w^ erden  (s.  u.)  auf  seinem  appositiven  Gebrauch. 

In  Hartmanns  Epen  findet  sich  der  Inf.  der  Vergangenheit 
nui;  nach  einem  sehr  beschränkten  Verbenkreise,  nämlich  nach 

waenen  im  E.  6,   G.  1,    Iw.   1,   nach   wän   ist   im  E.  1  mal,  zu- 
sammen 9  mal. 

län  im  Gr.  1  mal. 

wellen  im  E.  16,  G.  2,  Iw.  13  mal,  im  Ganzen  31  mal. 

mugen  im  E.  8,  G.  6,  Iw.  8  mal,  im  Ganzen  22  mal. 

soln  im  E.  13,  Iw\  3  mal,  im  Ganzen  IG  mal. 

mĂĽezen  im  E.  4,  G.  1,  a.  H.  1  mal,  im  Ganzen  6  mal. 
ĂĽberhaupt    also    steht  der    Inf.   der    Vergangenheit    in   Hartmanns 
Epen  85  mal,  wovon   auf  E.  48,  G.   U,   a.  H.  1,  Iw.  25  entfallen. 
Gebrauch  macht  Hartmann    vom  Inf.  der  Vergangenheit  in  folgen- 
den Fällen: 

I.  Aus  logischem  Grunde. 

1.  Die  Notwendigkeit  eines  Inf.  der  Vergangenheit  trat  ein, 
wenn  seine  Handlung  eine  vergangene  war.  Seiner  futuren  und 
präsentischen  Bedeutung  entsprechend,  die,  wie  oben  gezeigt,  immer 
nur  eine  relative  sein  kann,  sollte  man  auch  fĂĽr  diese  Neubildung 
nur  eine  relative  Vergangenheitsbedeutung  voraussetzen;  und  sie 
bezeichnet  denn  auch  zunächst  der  Haupthandlung  vorausliegende 
Handlungen  nach  den  oben  genannten  Verben,  wenn  sie  eine  Be- 
deutung annehmen,  welche  einer  Denktätigkeit  oder  Behauptung 
gleichkommen  und  vergangene  Ereignisse  zum  betrachteten  Object 
haben,  nur  einmal  bei  wĂĽnschendem  wellen. 

Nach  waenen  und  wän  ist  (p.  36). 

E.     764  er  wände   ein    kint    bestanden   hän   {bestdn  muss    hier 
die  Bedeutung   angreifen,    nicht  sich    im  Kampfe 
mit  einem  bereits  befinden  haben). 
4418  dö  wände  er  haben  vunden  einen  zagen. 
5043  ich  waene  mich  verriten  hän. 
9582  ich  waene  hiute  erworben  hän  ein  schadelöse  schände. 


158 

5978  ez  was  iuwer  beider  wäii  min  dinc  vil  wol  gebezzert  1  an. 
G.  2402  ich  waene  si  gespaetet  hän. 

Nach  niugen,  wenn  es  die  von  einer  Ăśberlegung  fĂĽr  die  Er- 
klärung eines  geschehenen  Ereignisses  offen  gelassene  Möglichkeit 
bezeichnet  oder  nach  ihr  fragt,  cf.  p.  95. 

E.  2449  wer  mac  disiu  res  erledeget  hän? 

4939  dö  nam  uns  wunder,  wer  ez  möhte  hän  getan, 
G.  2167  waz  möhte  er  vernomen  hän  der  maere? 

2250  waz  mac  im  ze  weinen  sin  geschehen? 
Iw.  7005  81  mohten  von  riterschaft  schuole  gehabet  hän. 
Nach  soln  in  der  Bedeutung  behauptet  werden. 
E.  9636  der  des  hete  deheinen  wän,  daz  der  ritter  Mäbonagrin 

solde  ĂĽberwunden  sin. 
Nach  wellen  in  wĂĽnschender  Bedeutung. 
Iw.       54  ichn  wolde  dö  niht  sin  gewesn,  daz  ich  nü  niht  enwaere. 
Nach  län. 
G.  3395  lät   mir   daz   hiute    ze    einem   heile    sin   geschehen   cf. 

p.  70. 
2.  Aber  dem  Inf.  ist  hier  in  seiner  ihm  eigentlich  nicht  zu- 
kommenden, erst  aus  BedĂĽrfniss  von  der  Sprache  durch  einen  will- 
kĂĽhrlichen  Act  verliehenen  Function  mehr  geworden  ^  als  er  auf 
dem  berechtigten  Wege  organischer  Entwicklung  fĂĽr  seine  future 
und  praesentische  Bedeutung  je  zu  erlangen  vermochte,  er  vermag 
auch  absolute  Vergangenheit  zu  bezeichnen,  bei  relativer  Gleich- 
zeitigkeit. Dies  geschieht  nämlich  nach  abgeschwächten  Bedeutungen 
der  Praeteritopraesentia  und  wellen,  welche  mit  ihrem  Inf.  eine 
untrennbare  Einheit  eingegangen  sind,  so  dass  an  dem  einen  oder 
dem  andern  zum  Ausdruck  gebrachte  temporale  oder  modale  Be- 
stimmungen gleichsam  auf  gemeinsame  Rechnung  gehn  und  ad<lirt 
werden  mĂĽssen,  um  den  Modus  und  das  Tempus  der  von  beiden 
bezeichneten  einen  Handlung  zu  erhalten.  Diesen  Weg,  ein  l*er- 
fectum  oder  Plusquamperfectum  zu  bezeichnen,  musste  die  Sprache 
bei  den  Yerbis  praeteritopraesentibus  wählen,  weil  diesen  selbst 
jene  beiden  Tempora  abgehn. 

a.  Der  Indicativ  des  Praesens  der  Praeteritopraesentia  soln, 
mugen,  mĂĽezen  mit  dem  Inf.  der  Vergangenheit  bezeichnet  eine 
Handlung  der  Vergangenheit  im  Indicativ  des  Perfects. 

E.  5077  sol   ich   iuch  beswaeret  hän,   daz  ist  doch  durch  guot 

getan   (=  falls  ich  euch  beschwaeret  h  abe,   die 

Bedeutung  von  soln  fällt  aus,  p.  96). 

6413  Sit    daz    ich   minen    gesellen   also    muoz    hän    verlorn 

(so  Haupt;  Bech  mir  mm  geselle  also  muoz  sin  verein). 


159 

6532  die  andern  rettenz  tougen,  ez  waere  toerlich  get^n  und 
möhtez  gerne  läzen  hän    (direct   du   mäht   ez  gerne 
läzen    han    parallel    dem    ez    ist    toerlich  getan, 
vielleicht  aber  würde  es  direct  auch  lauten  du  möhtest 
ez    gerne    läzen  hän   mit  der   bei  wellen,    müezen, 
soln,    kunnen   und   mugen   ĂĽblichen   Ăśbertragung   der 
eigentlich    der     abhängigen    Handlung    zukommenden 
Irrealität  auf  diese  regirenden  Verba). 
6842  welch   ein   schade   muoz   ergän,   und  sol   den   lip  ver- 
loren hän  der  beste  ritter  (=  wenn  das  Leben  ver- 
loren hat,   oder   steht  hier   der  Inf.   der  Vergangen- 
heit nur  wie  unten  II,  und  bedeutet  es  wenn  er  das 
Leben  verliert?), 
b)  Der  Conjunctiv  des  Perf.   der  Praeteritopraesentia   mit  dem 
Inf.   der  Vergangenheit    bezeichnet    eine   Handlung    im   Conjunctiv 
des  Plusquamperfects. 

a.  Wenn  soln  mit  der  eben  berĂĽhrten  Ăśbertragung  im  Conjunctiv 
den  Imperativ  der  Vergangenheit  umschreibt. 
E.  1050  ez  soltz  der  magt  niht  haben  getan. 
1082  ir  soldet  nĂĽ  geriten  sin. 
Iw.  4516  ir  soltet  dar  sin  geriten. 

Ăź.  Wenn  wellen,  mugen,  soln,  mĂĽezen  den  Conjunctiv  einer 
Bedingungsperiode  umschreiben,  sowohl  im  bedingenden  Satze 
(wellen,  mugen,  soln). 
E.  5260  und  heten  es  gerne  vil  getan,  wolt  ins  Erec  gehenget  hän. 
Iw.  3797  Wolter  lones  hän  gegert,  des  waerer  da  gewert. 

7334  daz  hete  si  lihte  getan,   wold  es  der  kĂĽnec  verhenget 
(ßech  gevolget)  hän. 
E.  2276  möhte  er  gehabet  hän  volle  hant. 

3118  swer    so    in    waere    ze    den   ziten   widerriten,    dem  si 
möhten  hän  gestriten,  so  häten  si  den  wec  behuot. 
G.  1436  ders  möhte  hän  genomen  war. 
Iw.  4352  si  waere  gerne  genesn,  möht  ez  also  sin  gewesn. 

6509  möht  die  üz  sime  gemüete  deheines  wibes  gviQiQ  iemer 

benomen  hän,  daz  hete  ouch  si  benamen  getan. 
7276  möhten   siz  in  beiden   nach  eren   hän  gescheiden,  daz 

heten  si  gerne  getan. 
7447  möhtet  ir   vor  der  naht  ze  zwein   siegen    hän   gesehn, 
so  mĂĽese  ich  iu  des  siges  jehn. 
E.     874  einer  ellenlanger  wunden  mohter  vil  wol  sin  bekomen^ 
der  daz  phantreht  solte  hän  genomen. 


160 

2465  swer    im    gewartet   solde    hän,    der    endorfte    d'oigen 
ruowen  lä,n. 

5726  solt  er  iht  vĂĽrbaz  sin  geriten,  so  mĂĽeste  er  beliben  sin . 
als  auch  im  bedingten  (wellen,  mugen,  soln,  niĂĽezen). 

E.       98  ouch  wolt  er  sich  gerochen  hän,  wan  daz  er  — 
Iw.  2402  wan    düht    siz    alle    missetän,    si    wolt    in    doch    ge- 
nomen  hän, 
E.     873  einer  ellenlanger  wunden   mohter  vil  wol  sin  bekomen, 
der  daz  phantreht  solte  hän  genomen  (s.  o.). 
1395  der  vater  möhte  ez  niht  erziuget  hän. 
Gr.     471  man  möhte  grozen  jämer  hän  gesehen. 

2470  sich  möhte  vil  nach  der  tot  gemäzet  haben  ze  dirre  not. 
3295  man  möhte  im  sin  gebeine  haben  gezalt. 
Iw.     135  sit  unser  keiner  sine  sach,  do  möht  ir  ouch  gesezzen  sin. 
5515  ich  möhte  mittem  muote  gevrumet  hän  diu  maere. 
7271  desne  mohte  er  vür  war  ir  dewedern  hän  gejehen  (so 
ßech;  Lachmann  mohter  —  nie  gejehi). 
E.  9579  den  solte  ich  mit  iu  hän  bestat  und  iuwer  houbet  drüf 

gesät. 
E.  2658  enwaere  er    niht  schiere    ze  helfe    komen,    si   mĂĽesten 
schaden  hän  genomen  unde  enschumpfieret  sin. 

5727  solt  er  iht  vĂĽrbaz  sin  geriten,  so  mĂĽeste  er  beliben  sin . 

y.  In  andern  vorgestellten  Sätzen  der  Vergangenheit. 
E.  9901  wan    daz   vrou    Saelde  ir  stiure  lech,  sone    möhte    ez 

nimmer  sin  geschehen. 
Iw.  8084  mim  tete  daz  w^eter  nie  so  we,  ichn  woltez  hän  geliten 

e,  danne  ich  —  2949  dagegen  steht  der  einfache   Inf. 

II.  Aus  GrĂĽnden  des  GefĂĽhls. 

Weder  die  abhängige  Handlung  liegt  vom  Gesichtspunkte  des 
regirenden  Verbum  in  der  Vergangenheit,  noch  die  von  beiden  ge- 
meinsam bezeichnete  Handlung.  Gleichwohl  steht  der  Inf.  der 
Vergangenheit,  weil  in  Folge  eines  bedeutenden  Interesses  des  Sub- 
jects  die  Handlung  in  seiner  Vorstellung  als  vollendete  zu  bilden 
ihm  näher  liegt,  denn  als  noch  ausstehnde  oder  werdende.  Cf. 
Dillenburger  zu  Horaz  ars  poetica  98,  der  aus  Horkelius  anfĂĽhrt: 
observasse  inihi  videor  Hwatium  perfecti  temjwrls  infinitivos  ciiu  vis 
potissimum  verbis  conjungere ,  quorum  ea  vis  est,  iit  tota  ad  futurum 
tempus  spectent.  Otto  Jahn  zu  Persius  I,  42  inf.  pf.,  ubi  inf.  praes. 
exspectesy  pluries  posuit  Persius.  Grimm,  lateinische  Gedichte  des  X, 
XI.  Jahrhunderts  p.  X. 


161 

Das  Interesse  ist  das  des  lebhaften  Wunsches,  bei  den  meisten 
Fällen  mit  wellen  (p.  50):  E.  1112.  2211.  3037.  3129.  3223  (wo 
Haupt  1  rechen  wollen),  3679.  4032.  4072.  4440.  4710.  5489.  6161. 
6162.  6937.  G.  839.  3245.  Iw.  2045.  3243.  4292.  5001.  5846.  6591. 
6767. 

Hierzu  vergl.  als  sehr  lehrreich  .Plato,  Phaedo  64  A  otl  ovöev 
oiXko  avTol  eTtiTrjöevovOLV  rj  djtod-viqoy.uv  re  xal  Te^vdvai.  Ferner 
Hör.  sat.  2,  3,  187.  2,  8,  79.  ep.  1,  17,  5.  2,  2,  109.  ars  poet.  98. 
435.  c.  1,  1,  4  und  Madvigs  disputatio  de  formarum  quarundam 
verbi  Latini  natura  et  usu  II  p.  32  ff. 

Hier  liegt  der  Begriff  des  Wunsches  im  regirenden  Verbum; 
höchst  interessant  ist  es  nun  aber  ihn,  ohne  sprachlich  ausgedrückt 
zu  sein,  den  Inf.  Perf.  verursachen  zu  sehn.  Dieser  steht  nämlich 
einmal  auch  nach  län  Gr.  3395  (p.  70.  158).  Gregorjus  in  dem 
sehnlichen  Verlangen  in  seinem  ferneren  Büsserleben  nicht  gestört 
zu  werden,  versetzt  sich  schon  in  die  Zeit,  in  der  er  wieder  allein 
auf  dem  Felsen  sein  werde,  von  wo  aus  betrachtet  die  gegenwärtige 
Störung  in  der  Vergangenheit  liegend  erscheint.  Ganz  derselbe 
Grund  waltet  fĂĽr  das  Praeteritum  eines  finiten  Verbum  nach  der 
treffenden  Erklärung  J.  Classens  ob  Thuc.  I,  35,  5  otl  ol  te  avxol 
TtoXeixiOi  rif^uv  i^oav.  Dieser  Inf.  nach  län  hat  also  in  der  Auf- 
fassung des  Subjects  wirkliche,  logische  Vergangenheitsbedeutung. 
Cf.  noch  Terent.  And.  570,  203.  Hör.  ep.  1,  17,  35. 

Als  blosse  eigentümliche  Umschreibung  des  abhängigen  Inf. 
durch  hän  mit  Part.  Perf.  fasst  diesen  Inf.  der  Vergangenheit  nach 
wellen  H.  Roetteken  p.  118. 

Zudringlichen  Verlangens. 

E.  4631  daz  er  danne  wolde  sagen,  er  solde  gevangen  sin. 
Iw.  6350  er  solte  mit  in  hän  gestriten. 
Furcht,  Besorgniss  oder  Schmerzes. 

E.     293  wand    er    vorhte    die    gewonheit,    er    solt    in    ĂĽz    ge- 
triben  hän. 
4036  wand  er  des  vorhte  und  häte  wän,  er  solde   sich  ver- 

sümet  hän. 
4427  ja  waene  ich  iuch  verlorn  hän. 
6153  er  mohte  sich  vil  nach  an  der  rede  versümet  hän. 
G.     750  ezn  welle  got  der  guote   mit  sinen    gnaden  imderstän, 
si  muoz  ouch  die  verlorn  hän. 
a.  H.  1302  muoz  ich  alsus  verlorn  hän  die  riehen  himmelkröne, 
cf.  a.  H.  1016  er  zwivelte  vaste  dran,  weder  ez  bezzer  getan  möhte  sin 
oderverlän(p.  167)    Iw.5795d6siwändesin verlorn.  Plato, Phaedo 64 A 

S.  V.  Monaterherg-MĂĽnckenau,  Der  Infinitiv  in  d.  Epen  Hartraanns  von  Aue.  ]^\ 


162 

'/.ivöuvevovoL  yccQ  oool  xvyxdvovOLv  dg^iog  aTtTÖjuevoL  (pikoooqiag 
lelrj&svai  rovg  allovg,  auch  das  Perf.  im  lat.  perii,  interii,  occidi, 
peristi,  periisse  etc.  z.  B.  aus  Terent.  And.  213.  346.  914.  928.  alter 
exitus  4.  6.  Eun.  55.  292.  360.  378.  610.  643.  655.  664.  701.  770. 
827.  905.  947.  977.  984.  993.  1007.  1016.  1024.  1029.  1043.  1053. 
1054,  Hör.  ars  poet.  168.  455.  (Dagegen  And.  244  pereo). 

Der  Ăśberzeugung  oder  Zuversicht,  dass  etwas  sicher  oder  schnell 
sich  ereignen  werde. 

E.  5525  er  wände  ie  sä  gewunnen  hän. 

6812  solt  ich  daz  langer  liden,   dar  umbe   mĂĽeste  ich  doch 
min  leben  als  schiere  hän  gegeben  (wie  der  Vordersatz 
zeigt,  ist  es  keine  Bedingungsperiode  der  Vergangen- 
heit und  der  Nachsatz  wird  also  genau  wiedergegeben 
durch   so  wĂĽrde  ich  ganz  gewiss  mein  Leben   bald  auf- 
geben müssen,  nicht  hätte  —  gemusst). 
Iw.  4650  ich  sol  sim  schiere  hän  benomen. 
Auch  das  finite  Verbum  steht  in  diesem  Falle  im  Perf.,  z.  B. 
Iw.  1491,  und  auch  hier  steht  dann  gern  wie  beim  Inf.  ein  Wörtchen 
wie  schiere  oder  sä  dabei,  z.  B.  Iw.  4988.  5016.     cf.  Plato,  Alcib.  I 
p.  105  A  w  ^Ahußmöri  Ttorsgov  ßovXsL  triv  e^ojv  a  vvv  eyi^tg  rj  avrUa 
Ted-vdvar^    Mus.   79  avima  ted-vairiv  Xexecov  IjtLĂźrifievog  "Hgovg.     Da- 
gegen  steht  trotz  gesetztem  schiere  der  einfache  Inf.  nach  mĂĽezen 
E.  3801,    womit  4352  zu  vergleichen   ist,   nach  soln  Iw.  4223. 
5004;  cf.  auch  Iw.  7789  so  mĂĽeser  schiere  sin  tot. 

Der  Erwartung,  welche  eine  Handlung  erregt,  die  soeben, 
jeden  Augenblick  vor  sich  gehn  sol  oder  gegangen  wäre. 
E.  1753  ir  wizzet,  daz  er  solde  sin  reht  hän  genomen. 
4049  er  wolde  wäfen  hän  geschrirn. 
Iw.  7436  die    rede    die    ir    habent    getan,     die    wold    ich    ge- 
sprochen hän. 
Passive  Inf.   der  Vergangenheit  sind  hiervon   nach  mĂĽezen  E. 
2659,   soln  4631.  9636.     Das  finite  Verbum   ist  sowohl  ein  Perfect 
als    auch    ein  Praesens,    letzteres    nach    wellen    Iw.   5001,    mugen 
E.  2449.  G.  2250,  mĂĽezen  E.  6413.  G.  750.  a.  H.  1302,  soln  E  5077. 
6842.  Iw.  4650,   waenen  E.  4427.     Hierdurch,  glaube  ich,   erweist 
sich   die   Erklärung  Grimms,   Gram.   IV  p.   172,   wonach   sich   der 
Inf.    der    Vergangenheit    aus     dem     Grunde    mit    den    praeterito- 
praesentibus   verbinde,    weil   man    dem   anomalen   Praeteritum    die 
Vergangenheitsbedeutung  nicht  recht  zutraue,  fĂĽr  Hartmanns  Epen 
als  nicht  treffend.     Vielmehr  gilt  das,  was  Grimm  Gram.  II  p.  850 
{==  835*)    ĂĽber    ge-    beim    Inf.    nach     mugen     und    kunnen    sagt 


163 

{schwerlich  waltet  ein  Zusammenhang  oh  zwischen  dem  der  Partikel  an- 
haftenden Vergangenheitshegriff  und  der  praeteritivischen  Natur  von 
mag  und  karin,  welche  ehenwohl  eintritt  hei  soll,  muss  u.  a,  ja  dann 
würde  nach  dem  wii'klichen  Praet.  aller  gewöhnlichen  verha  ein  Inf.  mit 
ge  erwartet  werden  können),  ganz  ebenso  für  den  Inf.  der  Ver- 
gangenheit. 

Näheres  über  das  Verhalten  des  Praefixes  ge  —  vor  dem  Inf. 
in  den  Epen  Hartmanns  ist  zu  finden  im  18.  Bande  der  Zeitschrift 
fĂĽr  deutsche  Philologie,  herausgegeben  von  E.  Hoepfner  und  J. 
Zacher. 


b)  Die  Genusausbildung  des  Infinitivs. 
Sein  Subject. 

Das  Genus  des  Verbum  ist  die  Art,  in  welcher  seine  Handlung 
auf  das  Subject  bezogen  wird.  Als  Nomen  aber  enthält  das  Verbal- 
substantivum  den  Begriff  der  Handlung  im  Allgemeinen  oder  schlecht- 
hin und  ruhend,  daher  auch  ohne  Bezug  auf  ein  Subject  verständ- 
lich. Kein  Subject  brauchen  wir  daher  hinzuzudenken  bei  den 
nominalen  Formen  im  Gen.  und  Dat.  Sobald  aber  sein  Begriff  als 
vor  sich  gehnde  Handlung  erscheint,  sobald  aus  dem  Nomen  ein 
Verbum  wird,  bedarf  er  notwendig  des  Bezuges  auf  ein  specielles 
Subject.  Ein  solches  aber  nach  Art  des  finiten  Verbum  im  Nomi- 
nativ auszudrĂĽcken  vermag  der  Inf.  wegen  seines  Ursprunges  nicht. 
Der  grammatisch  correcte  Casus  seines  Subjectes  kann  nur  ein 
Casus  des  Bezuges  sein.  In  Hartmanns  Epen  steht  so  der  Dativ 
einige  Mal,  im  frei-consecutiven  Gebrauche 

E.  5486  im   ze   sehenne   er   in   sluoc   (=   er  schlug  ihn  so,  dass 
die  Eolge  ein  Sehen  war  fĂĽr  ihn), 
und  bei  geschehen 

E.  2399  daz  ir  ieglicher  was  vro,  swa  er  im  ze  lobenne  geschach 
(genau  =    wo   er  fĂĽr  ihn,  in  seinen  Augen,  zum  Lobe 
gereichte). 
Nach  stän,  sin,   werden  und  geschehen  gehört  der  das  Subject 
des  Inf.  enthaltende  Dativ  näher  zum  Verbum  substantivum. 
E.  5573  wä  er  im  ze  vinden  wart. 
Iw.     775  was  mir  ze  tuonne  waere. 
2858  diu  im  ze  suochenne  si. 

4512  irn  suochtet  helfe  unde  rät,  da  si  iu  ze  suochen  stät. 

11* 


164 

In  allen  übrigen  Fällen  ist  der  Bezug  eigentlich  ein  lediglich 
logischer.  Er  findet  in  einfachster  Weise  statt:  bei  regirenden 
Verben  ohne  Object  gilt  dessen  Subject  auch  als  das  des  Inf.,  z.  B. 
a.  H.  1045,  bei  solchen  mit  einem,  eben  dieses  Object  (bei  den 
Verben  des  Antreibens,  Erlaubens,  Wahrnehmens,  bei  causativem 
tuon,  senden,  vĂĽeren  und  geben,  bei  letzlerem  das  dativische  Ob- 
ject). Auch  wenn  es  als  selbstverständlich  ausgelassen  ist,  bleibt 
dennoch  das  Subject  fĂĽr  den  Inf.  aus  ihm  zu  entnehmen.  Ist  das 
Subject  ein  ganz  neues,  so  muss  es  völlig  dem  Zusammenhange 
überlassen  bleiben  das  zum  Inf.  gehörige  Subject  aufzuweisen.  iJies 
ist  der  Fall  nach  durch, 

E.  6780  ez  was  durch  versuochen  getan. 
Iw.  6265  daz  ist  durch  vrägen  getan. 

3822  beide  gebaerde    und   bete,   die   man    im    durch   behben 
tete  steht  es  im  Dativ  wenigstens  beim  Verbum  regens. 
im  frei-consecutiven  Gebrauche, 

E.  2806  dane  was  ze  tuon  niemere. 
5867  daz  si  z'erbarmenne  was. 

G.  2261  swelh  sache  diu  ze  sagen  ist. 
einmal  auch  im  frei-finalen 

G.  566  ez  waer,  ze  helne  daz  mein,  versant. 
und  immer  nach  den  Adjectiven.  Ersatz  fĂĽr  diesen  Mangel  des 
Inf.  bietet  Satzconstruction  oder  auch  der  substantivirte  Inf.,  bei 
dem  dann  das  Subject  im  Genitiv  oder  im  Possessivpronomen  stehn 
kann  (cf.  p.  8.  16).  Abgeholfen  haben  ihm  nur  die  Sprachen, 
welche  durch  äusserliche  Analogiebildung  zu  dem  Verhältnisse  des 
Inf.  nach  transitiven  Verben  den  Accus,  als  den  dem  Subject  eines 
Inf.  zukommenden  Casus  bestimmten  (p.  53). 

So  wie  der  Bezug  auf  das  zugehörige  Subject,  so  war  auch 
ursprĂĽnglich  die  Art  dieser  Beziehung  eine  blos  logische.  In  dem 
abstracten  Begriff  des  Nomen  war  actives  und  passives  Genus  nicht 
geschieden.  Sehr  bezeichnend  ist  Vulf.  Marc.  10,45  y.cd  yccQ  6  utög 
Tov  dvd-QOJTtov  ovx  i^ld^c  öiaxovrjO^^vai,  dlla  dia/.ovijoat  jah  auk  sunus 
mans  ni  quam  at  andhalitjam,  ak  andhahtjan.  Vulfila  hatte  also  in 
der  Verlegenheit  das  Gefühl,  als  könne  dem  Substantivum  immer 
noch  eher  der  passive  Sinn  zugemutet  werden  als  dem  bereits  völlig 
verbal  gefassten  Inf.  Cf.  J.  Grimm,  Gram.  IV  p.  58.  Das  active 
Genus  gewöhnte  die  Sprache  in  ihm  zu  sehen  sich  einzig  darum,  weil  es 
das  näher  liegende  ist.  Im  Gotischen  wie  Althochdeutschen  kann 
der  Inf.  daher  active  wie  passive  Bedeutung  haben.  Cf.  Grimm, 
Gram.  IV  p.  56  ff.,   fĂĽr   die   ahd.  Ăśbersetzer  A.  Denecke  p.  5,  fĂĽr 


165 

(las  Andd.  R.  Steig  p.  312.  Die  aus  dem  Mittelhochdeutscheu 
meist  angeführten  Fälle  von  angeblich  passiv  zu  verstehnden  Inf. 
nach  allen  transitiven  Verben,  sofern  deren  Object  nicht  ausgedrĂĽckt 
ist,  während  der  Inf.  ein  solches  hat  und  überhaupt  zu  einem 
Verbura  gehört,  das  ein  Passivum  bilden  kann,  gehören  nicht  hier- 
her, sondern  shid  auf  die  eben  angegebene  Weise  zu  construiren 
(cf.  unter  den  Verben  des  Antreibens,  der  Wahrnehmung  und  läzen), 
z.  B.  E.  3360  sol  ich  den  slahen  sehen?  Dies  beweisen  die  Fälle, 
in  denen  das  Object  des  Inf.  identisch  mit  dem  Subject  des  regi- 
renden  Verbum  ist. 

Iw.  5223  heizt  iuch  dräte  ledec  län. 

6272  der  vräge  hiez  er  sich  erlän.  E.  9442.  a.  JB.  1269.  Iw. 
1401.  Dieser  Acc.  würde,  wenn  die  Inf.  passivisch  zu  fassen  wären, 
wegbleiben.  Cf.  Iw\  3817.  Parz.  235,  26,  Sehr  neigen  zum  passiven 
Sinne  wollen  w^ir  namentlich  in  den  Fällen  w^ie  E.  9367  durch  die 
Gewohnheit,  in  dem  Subject  des  regirenden  Verbum  auch  das  des 
Inf.  zu  sehen,  namentlich  aber  in  folgenden  Fällen:  bei  den  meisten 
Inf.  nach  Adjectiven  (p.  103  f.),  beim  frei  -  consecutiven  mehrmals, 
z.  B.  E.  2806  dane  was  ze  tuon  niemere,  oft  steht  aber  hier  nach  sin, 
werden,  stän  das  eigentliche  Subj.  des  Inf.  in  dem  zum  regirenden 
Verbum  gehörigen  Dativ  dabei,  w^odurch  dann  die  active  Natur  des 
Inf.  erwiesen  wird:  E.  5573.  Gr.  2261.  Iw.  775.  4512.  cf.  p.  80,  selbst 
nach  tugen, 

E.  9504  swaz  mir  ze  tuone  tohte. 

Iw.  5814  daz  ir  ze  nemenne  tohte. 
einmal  auch  bei  einem  substantivirten  Inf. 

E.  2824  sus   verdiente  Erec    sin   loben    (das    aber  nach  Pfeiifer 
einem  späteren  Einschiebsel  angehört). 

Auch  Iw.  7640  p.  73  kann  ere7i  act.  wie  pass.  verstanden  werden, 
je  nachdem  man  als  Subject  Gäwein  oder  Iwein  versteht.  0.  Erd- 
mann I  §  330  findet  daher  mit  Eecht  überall  nur  die  active  Be- 
deutung bei  Otfrid  und  Ăź.  Steigs  zweifacher  Einwand  p.  311  ist 
abzulehnen.  Otf.  IV,  17,  29  sie  sdhun  druhttn  iro  hintan  soll  nach 
Erdmann  mit  Recht  der  Acc.  druhttn  nicht  von  sdhun,  sondern  von 
hintan  abhängen.  E.  Steig  macht  hiergegen  geltend,  1)  dass  man 
den  Acc.  druthin  unmöglich  von  sdhun  trennen  könne;  denn  die  in  sdhun 
ausgedrückte  Taetigkeit  erstrecke  sich  sogar  in  höherem  Grade  auf  den 
druhttn  als  auf  das  hinden.  seien  wir  aber  genoetigt  druhttn  von  sdhu?i 
und  nicht  von  hintan  ahhängen  zu  lassen,  dann  müsse  man  hintan  in 
passivem  Sinne  verstehn.  Allerdings  erstreckt  sich  die  Handlung  des 
Sehens  naturgemässer  auf  das  concrete  Object  einer  Person  als  auf 
das  abstracte  einer  Handlung.     Dies  muss  aber  nicht  gerade  druhttn 


166 

sein,  sondern  kann  ebenso  gut  der  zu  ergänzende  Begriff  ,.die 
Knechte"  sein.  Dass  aber  gerade  solche  aus  dem  Zusammenhange 
selbstverständliche  Objecte,  namentlich  wenn  es  dienende  Personen 
sind,  oft  nicht  ausdrĂĽcklich  bezeichnet  werden  (cf.  Odyssee  ^214), 
beweisen  die  Beispiele  p.  54.  55.  124.  128.  2)  Erdmann  widerspreche 
sich  selbst,  weil  er  hei  demselben  Beispiel,  falls  es  activen  Sinn  hahen 
solle,  genötigt  sei  druhtin  doch  von  sdhun  abhängig  zu  machen.  Hiermit 
sagt  Steig  nichts,  als  dass  verschiedene  Construction  derselben  Worte 
verschiedenen  Sinn  derselben  bewirke. 

Mit  Unrecht  stellt  er  daher  viele  Inf.  nach  horian,  sehan,  hetan, 
biddian  als  passive  hin,  bei  denen  das  Object  zum  regirenden  Verbum 
fehlt.  Die  Unhaltbarkeit  seiner  Ansicht  wird  sofort  klar,  wenn  der 
vom  regirenden  Yerbum  abhängige  Casus  ein  andrer  ist  als  der 
vom  Inf.  abhängige,  z.  B.  wenn  der  erste  (fehlende)  ein  Dat.,  der 
zweite  ein  Acc.  ist  wie 

E.  2296  dar  ĂĽf  er  slahen  gebot  ein  mouwe, 
oder  umgekehrt  der  erste  (fehlende)  ein  Acc,  der  zweite  ein  Dat. 
ist,  wie  bei  den  von  ihm  selbst  p.  334  gegebenen  Fällen 

endi  im  hiet  seggian  .  .  . 

endi  im  helpan  bad, 
wo  er  denn  die  für  ihn  entstehnde  Verlegenheit  nicht  anders  lö^'en 
kann,  als  indem  er  ein  wia  ergänzt  und  dadurch  einen  Acc.  c.  Inf. 
act.  bildet,  d.  h.  tatsächlich  dasselbe  tut,  was  er  an  Erdmann  tadelt. 
Ist  doch  die  Weglassung  des  Subjects  Thucyd.  I,  142,  2  ovdk  tö 
vaimyiov  avTcov  ä^wv  g)oßr]S-YJvaL,  I,  138,  3  ä^iog  d-avf.iaGai,  wohl  auch 
I,  141,6  Ol  öh  ßovlovTai  cog  fJKiOTa  tu  ovAua  cpd^üqai  viel  härter  und 
niemand  wird  behaupten,  diese  Inf.  sind  passiv  gebraucht.  Und 
ohne  Grund  zieht  R.  Steig  nicht  noch  andre  Fälle  an  die  bezeichnete 
Stelle,  sondern  erklärt  sie  lieber  als  passive  Inf.  und  verbindet 
p.  313  Hei.  4101.  4503  und  5473  sogar  ein  sachliches  Object 
des  Inf.  mit  hetan. 

Den  durch  Umschreibung  nach  Analogie  des  finiten  Verbum 
aus  dem  zweiten  Particip  und  werden  und  sin  oder  wesen  ge- 
bildeten passiven  Inf.  hat  Hartmann  in  den  Epen  nur  nach  Verben 
mit  verschobenem  Praet.  und  wellen,  nur  einmal  nach  waenen,  mit 
werden  nur  im  Erec,  nach  mugen,  soln,  dĂĽrfen,  wellen;  mit  sin 
oder  wesen  nach  mugen,  soln,  mĂĽezen,  wellen,  in  allen  vier  Epen, 
nach  waenen  im  Iwein. 

Mit  werden  sind  gebildet  5  im  Erec  nach 
mugen  E.  6247  irn  mĂĽget  wol  werden  ergetzet. 
soln  7338  daz  sol  iu  werden  gezalt. 
dĂĽrfen  2901  ezn  dorftc  vrouwen  libe  baz  erboten  werden  nie. 


167 

wellen  4338  der  ze  deheinen  stunden  werlos  wil  werden  vunden. 
9341  ich  wil  e  werden  erslagen. 
Mit  sin  oder  wesen  29  nach 
mugen  E.  6019  dem  möht   von  einem   troume  niht  serre  sin  be- 
trogen. 
Gr.     513  wie  ez  verholn  möhte  sin. 
a.  H.  1016  weder  ez  bezzer  getan  mÖhte  sin  oder  verlän. 
soln  E,     544  durch  got  sult  ir  erbeten  sin. 
952  als  er  solde  erslagen  sin. 
2640  als  er  erkuolet  solde  sin. 
3201  nĂĽ  sult  ir  herren  sin  gemant. 
4631  er  solde  gevangen  sin. 
4927  daz  sol  iuch  unverswigen  sin. 
9945  du  solt  immer  sin  gepriset  unde  geeret. 
G.  3797  wie  soldest  du  verwäzen  wesen? 
Iw.  4322  ir  sult  der  rede  sin  erlän. 
5408  soltens  da  von  sin  behuot. 
mĂĽezen  E.  1023  ezn  mĂĽez  min  vrowe  diu  kĂĽnegin  wider  ir  laster 
geret  sin. 
1116  daz  ez  gevristet  mĂĽeze  sin. 
2658  si  müesten  schaden  hän  genomen  unde  enschum- 

pfieret  sin. 
2675  doch  mĂĽestens  sin  gevangen  und  waere  daz  er- 
gangen. 
2981  ern  mĂĽeste  sin  verdorben. 
4741  oder  ich'muoz  immer  me  verswachet  unde  ge- 

hoenet  sin. 
6413  Sit  daz  mir  min  geselle   also  muoz   sin  verlorn 
(p.  158). 
a.  H.     223  da  von  muoz  iu   diu  helfe   min    durch  alle  not 
sin  versaget. 
665  du  muost  von  gotes  hulden  iemer  sin  gescheiden. 
Iw.     838  iwer  zunge  mĂĽez  guneret  sin. 
7527  diu  mĂĽezen  guneret  sin. 
7812  vervluochet  mĂĽezer  iemer  wesn. 
a.  H.     714  gote  mĂĽeze  ez  sin  geklaget, 
wellen  G.     274  dazu  wil  niht  me  sin  verholn. 

Iw.  5496  ich  wil  sin  erkant  bi  mime  leun. 
waenen  Iw.  5795  do  si  wände  sin  verlorn. 

Beide  Arten  der  Umschreibung  sind  nicht  ganz  gleichbedeutend, 
vielmehr  ergiebt  sich  bei  näherem  Zusehen,  dass  die  mit  sin  oder 
wesen  nach  Art  eines  Inf.  Ferf.  das  Moment  der  Vollendung  oder 


_  J68 

Dauer,  des  Verharrens  in  einem  voihaadenen  Zustande  (G.  274. 
513)  enthalten.  Gern  stehn  daher  aiuh  Immer,  nilit  me  etc.  dabei: 
E.  4741.  9945.  a.  H.  665.  Iw.  7812.  bieselben  Momente  lieger  in 
E.  2981.  G.  3757.  Iw.  4322.  5408.  5496.  In  andern  Fällen  kann 
man  Aehnlichkeit  mit  dem  p.  160  f.  besprochenen  Gebrauche  des 
Inf.  der  Vergangenheit  (cf.  auch  ge-)  finden.  Auch  ist  die  Vorliebe 
von  mĂĽezen  fĂĽr  die  Umschreibung  mit  sin  zu  beachten,  das  hier, 
abgesehn  von  den  Fällen,  in  denen  es  den  Wunsch  ausdrückt, 
immer  die  Notwendigkeit  in  Bezug  auf  das  Prädicat  (cf.  müezen) 
bezeichnet  (E.  1023.  2981.  a.  H.  223).  In  2  Fällen  endlich  scheint 
sin  mit  dem  Part,  wirkliche  Vergangenheit  zu  bezeichnen,  und  zwar 
absolute,  wenn  es  nämlich  den  Conjunct.  Perf.  von  müezen  zur  Be- 
deutung eines  Conjunct.  Plusquamperf.  wandelt:  E.  2658.  2675; 
E.  2675  entspricht  dieser  Verbindung  wirklich  ein  finites  Plusquam- 
perfect,  2658  entspricht  dem  Inf.  aus  Part,  und  sin  ein  solcher  aus 
Part,  und  hän,  wozu  p.  160  zu  vergleichen. 

Weiter  ist  die  Ausbildung  der  Tempus-  und  Genusimterscheidung 
bei  Hartmann  noch  nicht  gediehen.  Er  kennt  keinen  durch  Um- 
schreibung gebildeten  Inf.  der  Zukunft,  weder  des  Activs  noch  des 
Passivs,  die  ja  auch  im  finiten  Verbum  von  Hartmann  nur  mit 
Hilfe  von  wellen,  soln  etc.  gegeben  wird.  Ze  findet  sich  bei  den 
mit  hän,  werden,  sin  oder  wesen  zusammengesetzten  niemals  (cf, 
J.  Grimm,  Gram.  IV  p.  171),  ganz  im  Einklang  mit  seinem  frĂĽher  be- 
sprochenen Gebrauche,  wonach  es  bei  Hartmann  noch  keineswegs 
seine  Bedeutung  beim  Inf.  verloren  hat,  sondern  den  in  diesem 
liegenden  Begriff  einer  Richtung  verstärkt  und  daher  nur  bei  einem 
Inf.  mit  futurischem  Sinne  (finalem  und  consecutivem)  stehn  kann. 
Die  mit  sin  und  wesen  oder  werden  stehn  ĂĽberdies  auch  nur  nach 
Verben,  die  ĂĽberhaupt  nie  ze  beim  Inf.  haben.  Auch  bei  den  ahd. 
Ăśbersetzern  steht  bei  einem  mit  Partie,  zusammengesetzten  Inf. 
nie  zi.  Denecke  p.  7.  54  findet  den  Grund  fĂĽr  das  stete  Wegbleiben 
der  Präposition  darin,  dass  die  Sprache  nur  gezwungen  schwerfällige 
Formen  bildet.  Von  Interesse  ist  es  die  historischen  Vorstufen 
dieser  Entwicklung  zu  betrachten,  so  weit  darĂĽber  Untersuchungen 
vorliegen.  Im  Got.  findet  sich  die  Umschreibung  des  passiven  Inf., 
doch  ist  sie  selten  und  offenbar  ungeläufig  (J.  Grimm,  Gram.  IV 
p.  57),  im  Ahd.  begegnet  sie  nur  bei  Ăśbersetzern,  und  zwar  wird 
sie  gerade  von  den  bessern  gemieden  (A.  Denecke  p.  5),  während 
sie  bei  Otfrid  sich  ĂĽberhaupt  nicht  findet  (O.  Erdmann  I,  380). 
Dagegen  weist  R.  Steig  Z.  f.  d.  Ph.  XVI  (a.  1884)  p.  310  aus 
dem  Andd.  22  Fälle  mit  werthan,  4  mit  wesan  nach.  Da  sie  sich 
DU«  hier  nur  nach  sculan  (16  mal),  mugen  (7  mal)  und  mötan  (3  mal) 


I 


169 

findet,  bei  Hartmann  aber  auf  diesen  nämlichen  V^erbenkreis  be- 
schränkt ist  (es  kommen  nur  dürfen  und  wellen  ausserdem  hinzu), 
so  liegt  die  Vermutung  nahe,  dass  diese  ganze  Ăźildungsweise  vom 
Ndd.  ausgegangen  und  ihr  Bestand  im  Mhd.  nur  eine  wenig  er- 
weiterte Fortbildung  auf  dem  Grunde  des  vom  Ndd.  Gebotenen  ist. 
Ein  Inf.  act.  der  Vergangenheit  ist  im  Got.,  Ahd.,  Andd.  nicht  vor- 
handen (J.  Grimm,  Gram.  IV  p.  107,  A.  Denecke  p.  6,  R.  Steig 
p.  483). 


III. 

Der  Infinitiv  als  von  neuem  substantivirtes  Nomen. 


Als  Ersatz  fĂĽr  das  nur  im  Gen.  und  Dat.  fortlebende  nomen 
actionis  trat  eine  neue  Substantivirung  des  aus  jenem  entstandenen 
Inf.  ein,  welcher  mit  dieser  letzten  Entwicklung  seine  Geschichte 
schliesst.  Das  neue  Substantivum  besitzt  nicht  wieder  die  Privi- 
legien des  alten,  sondern  steht  völlig  gleich  jedem  andern.  Im 
Andd.  findet  sich  neue  Substantivirung  nur  einmal  im  Acc. ,  Hei. 
1965  wateres  drinkan.  Hier  beweist  der  Gen.  die  neue  Substanti- 
virung. 5641  drinkan  hiddian  ist  zweifelhaft,  denn  was  R.  Steig 
dafür  geltend  macht,  es  müsste,  wenn  es  ein  gewöhnlicher  Inf. 
wäre,  da  eine  Bitte  nur  an  eine  andre  Person  gerichtet  werden 
könne,  bei  drinkan  ein  neues  Subject  stehn  oder  doch  hinzuzudenken 
sein,  was  aber  nicht  angehe,  spricht  angesichts  der  Eälle  von  p.  475 
nicht  mehr  gegen  die  Annahme  des  verbalen  Inf.  und  zwar,  was 
ich  fĂĽr  wahrscheinlich  halte,  eines  finalen.  Wie  vollends,  wenn  die 
Ergänzung  des  Subjects  gar  nicht  so  fern  läge?  Ist  nicht  das 
Subject  beider  Verba  dasselbe?  Mir  deucht  die  altertĂĽmliche  KĂĽrze 
hiddiu  drinkan  fĂĽr  dass  ich  trinken  mag  oder  darf  nicht  un- 
möglich. Kein  grammatischer  Grund  kann  angeführt  werden  gegen 
ich  bitte  zu  wissen  nach  Analogie  von  ich  fordere  zu  wissen. 
Hand  postulo  me  in  lecto  accumbere  (Plaut«),  qui  se  scire  aut  pcsse 
postulet  (Cic.)  bei  gleichem  Subject  ist  lateinisch  aber  nicht  deutsch 
und  auch  nicht  griechisch.  Denn  wenn  zwar  die  Beziehung  des 
Inf.  nach  bitten  auf  dessen  Object  als  Subject  das  Gewöhnliche  ist, 
so  muss  doch  auch  die  auf  sein  Subject  nicht  ausgeschlossen  sein 
wie  bei  so  vielen  intransitiven  Verben,  und  ist  es  auch  nicht  erlaubt 
ein  intransitives  Verbum  transitiv  zu  gebrauchen,  so  doch  jeden- 
falls das  umgekehrte,  zumal  wenn  das  Object  selbstverständlich  und 
ĂĽbrigens  wiederum  eine  dienende  Person  ist,  cf.  p.  54.  55.  ^lit 
Recht  hat  R.  Steig  dagegen  etan  und  drinkan  nach  gehan  als  finale 


171 

Inf.  aufgefasst.  Bei  Otfrid  (O.  Erdmann  I  §  345—347)  ist  das 
neue  Substantivum  schon  ganz  gebräuchlich  und  auch  bei  den  ahd. 
Ăśbersetzern  mehrfach  zu  finden  (A.  Denecke  p.  55).  Ebenso  nun 
ist  es  Hart  mann  ganz  geläufig  geworden.  Häufig  ist  bei  ihm  auch 
bereits  die  Zusammenstellung  mit  andern,  nominalen  Substantiven, 
wofĂĽr  Grimm,  Gram.  IV  p.  260  nur  zwei  Beispiele  anzufĂĽhren 
vermochte.  Sie  findet  sich  nicht  selten  von  Verben,  welche  (trenn- 
oder  untrennbar)  eine  Präposition  oder  ein  Adverb  bei  sich  haben. 
Diese  verschmelzen  alsdann  meist  mit  ihr  zu  einem  Compositum 
(nach  jagen,  zuoriten,  wider  komen,  hinvarn  (?  cf.  p.  7),  wider  keren, 
umbevähen),  seltener  bleibt  sie  getrennt  (daz  wesen  inne,  daz  wesen 
in  sinem  lande).  Mit  Nominalstämmen  ist  nur  das  völlig  als  Sub- 
stantivum gefĂĽhlte  leben  und  ezzen  componirt. 

Ein  Plural  findet  sich  nicht.  Im  Ganzen  enthalten  die  Epen 
71  substantivirte  Inf.  an  201  Stellen,  und  zwar  im  Nom.  89  (E.  36, 
G.  13,  a.  H.  7,  Iw.  33)  —  Acc.  84  (E.  20,  G.  20,  a.  H.  9,  Iw.  35)  — 
Gen.  13  (E.  7,  G.  1,  a.  H.  3,  Iw.  2)  —  Dat.  15  (E.  5,  G.  6,  a.  fl.  2, 
Iw.  2). 

Das  Verzeichniss  sämtlicher  Substantivirungen  ist  folgendes: 
bä,gen,  binden,  bliuwen,  verderben,  gedingen,  dreuen,  ezzen, 
abentezzen,  gäben,  nach  gäben,  jagen,  nach  jagen,  wider  keren,  klagen, 
klaffen,  wider  komen,  kroijieren,  lachen,  laden,  leben,  lancleben, 
wunschleben,  lesen,  liezen,  loben,  lougen,  mezzen,  genäden,  genesen, 
prisen,  ringen,  riten,  zuoriten,  riuwen,  ruofen,  sagen,  scheiden, 
schelten,  schrien,  senen,  singen,  sitzen,  siusen,  släfen,  smaehen, 
springen,  strafen,  widerstreben,  striten,  widerstriten,  suochen,  tanzen, 
triegen,  triuten,  trüren,  turnieren,  twelen,  umbevähen,  vallen ,  hin 
varn,  vasten,  vehten,  vinden,  vischen,  vlegen,  wachen,  warnen, 
weinen,  gew^eren,  wesen,  wizzen. 
1.  Im  Nominativ  stehn  folgende: 

1.  ohne  jede  BeifĂĽgung :  klagen  E.  9804;  sagen,  singen  E.  2153, 
tanzen  E.  1314.  2141.  8062;  triuten  E.  2950;  trĂĽren  E.  2144. 
9724.  9804. 

2.  mit  einem  Genitiv:  einer  toerinne  klaffen  G.  1303;  dirre 
werke  leben  a.  H.  696,  maneges  leben  G.  2521. 

3.  mit  einem  Adjectiv:  michel  gäben  Iw.  4624;  gesundez  lehn 
Iw.  7782,  guot  leben  Iw.  8159;  gröz  weinen  G.  54. 

4.  mit  einem  Pronomen,  a)  possessivum  (resp.  Gen.  des  per- 
sonale): min  verderben  Iw.  4335;  sin  ezzen  Iw.  6544;  ir 
vehten  E.  844;  din  klaffen  E.  5476;  unser  lachen  a.  H.  106; 
min,  unser,  iuwer,   sin,  ir  leben  a.  H.  786;  730;    Iw.  8001; 


172 

G.  1039,  a.  H.  55;  Iw.  7316,  7346;  ir  lesen  Iw.  6470:  ir 
mezzen  E.  9090;  min  riten  Iw.  5133;  sin  schrien  E.  7411; 
din  schelten  Iw,  151;  sin  sitzen  E.  4543;  ir  strafen  E.  65;)7; 
ir  widerstreben  E.  6348;  sin,  ir  trĂĽren  G.  1576;  335;  nun, 
sin,  ir  twelen  Iw.  4830;  E.  1078.  Iw.  992;  E.  2943;  i^^er 
weinen  E.  8859,  sin  weinen  E.  7411;  sin  wesen  E.  10047. 

b)  demonstrativum :   ditz  bliuwen  E.  6585;   ditz   dreun   Iw. 
6110;  ditz  ringen  G.  214;  ditz  schelten  Iw.  6110. 

c)  interrogativum :  welch  vallen  Iw.  2599. 

5.  mit  dem  Artikel,  a)  dem  bestimmten:  daz  ezzen  E.  3091, 
3659;  daz  vischen  G.  2607;  daz  giuden  E.  9065;  daz  clagen 
Iw.  1166;  daz  laden  E.  5856;  daz  leben  Iw.  5574;  daz 
scheiden  G.  483,  Iw.  6513;  daz  senen  Iw.  3984;  daz  smaehen 
Iw.  3201;  daz  suochen  Iw.  1407;  daz  trĂĽren  Iw.  4427;  daz 
twelen  Iw.  3084;  daz  weinen  E.  9729;  daz  wesen  E.  9548; 
daz  geweren   Iw.  2919;   daz   gnaden  Iw.  5100. 

b)  dem  unbestimmten:  ein  leben  G.  1359;  ein  prisen 
Iw.  151;  ein  siusen  Iw.  994;  ein  striten  Iw.  1020;  kein 
widerstriten  E.  8054. 

6.  mit  dem  Artikel  oder  Pronomen  und  einem  Adjectiv  oder 
Genitiv:  ein  kurzez  dingen  G.  3116;  unser  bloedez  vehten 
E.  901;  daz  vlehen  siner  sünde  G.  3502;  daz  lange  vrägen 
E.  7109;  sin  ewigez  clagen  Iw.  6964;  daz  aller  beste  leben 
G.  2051;  ein  jaemerlichez  scheiden  G.  1648.  a.  H.  1042,  ein 
vil  gemĂĽetlich  scheiden  Iw.  7248.  Von  Compositionen:  daz 
gemeine  nach  gaben  Iw.  4652 ;  daz  gaehe  wider  keren  Iw.  3203. 

7.  mehrere  substantivirte  Inf.  sind  zusammengestellt:  sagen  und 
singen  und  snelleclichen  springen  E.  2153;  sin  schrien  und 
sin  weinen  E,  7411;  trĂĽren  unde  klagen  E.  9804;  ditz  schelien 
unde   dreun  Iw.  6110;   din   schelten   ist  ein   prisen  Iw.  151. 

8.  nominalen  Substantiven  gleichgestellt,  a)  mit  ihnen  ver- 
bunden: groz  buhurt  huop  sich  da  unde  tanzen  anders wä 
E.  1314;  buhurt,  tanzen  huop  sich  hie  E.  2141;  daz  vil 
sĂĽeze  seitspil  und  ander  kurzwile  vil,  sagen  unde  singen 
und  sneUeclichen  springen  E.  2151;  tanzen  und  aller  slalite 
spil  E.  8062;  nü  mäht  diu  gröze  triuwe  und  diu  ganze 
riuwe  und  siner  ougen  ĂĽnde,  daz  vlehen  siner  sĂĽnde  G.  3502; 
sin  ere  und  sin  leben  a.  H.  55;  unser  leben  und  unser  jugcnt 
a.  H.  730;  kraft  unde  gesundez  lehn  Iw.  7782;  ein  siusen 
unde  ein  doz  Iw.  994;  daz  smaehen,  daz  gaehe  wider  keron, 
der  slac  siner  eren,  das  smaehliche  ungeraach,  diu  versĂĽmde 
riuwe  und   sin  groziu  triuwe,  diu  verlust  des    guotes,    der 


173 

jämer  nach   dem   wibe   Iw.  3201  —  3212;    sin  weaen  und  sin 
schin  E.  10047. 

b)  in  losere  Beziehung  zu  ihnen  gestellt:  ir  lancleben  (ist) 
ein  gaeher  tot  a.  H.  720  (s.  u.),  cf.  2.  BĂĽchl.  116;  wie  unser 
lachen  mit  weinen  erlischet.  unser  sĂĽeze  ist  vermischet  mit 
bitterre  gallen  a.  H.  106. 

Einmal  ist  der  substantivirte  Inf.  durch  ein  Adverb 
näher  bestimmt:  E.  2154  snelleclichen  springen;  ähnlich  9548 
daz  wesen  inne.  Einmal  hat  er  auch  eine  Präposition  bei 
sich:  E.  4112  nach  im  wart  michel  gäben. 

Compositionen  finden  sich  hierunter:  sin  äbentezzen  ö. 
2711  ;  hin  varn  und  wider  komen  E.  9427  (cf.  p.  7);  lanc- 
leben a.  H.  720  (so  nach  Lachmanns  Besserung,  die  strassb. 
Handschrift  hat  lange  leben,  heidelberg.  Kol.  und  ein  lanch 
leben,  Bech  lanclip.  Cf.  a.  H.  1524). 
2.  im  Accusativ: 

1.  ohne  jede  Beifügung:  ezzen  Iw.  816;  äne  jagen  E.  4226 
leben  Iw.  6144;  äne  lougen  a.  H.  1426;  genesen  G.  1276 
äne  schämen  E.  4469;  schelten  G.  3462;  triegen  E.  9080 
verderben  G.  1276;   warnen  E.  4141;  weinen  Iw.  4010. 

2.  mit  einem  Gen.:  der  wibe  liezen  E.  8123;  vĂĽr  des  todes 
schelten  Iw.  7162;  vriundes  umbevähen  iw.  7508. 

3.  mit  einem  Adjectiv:  so  jaemerlichez  clagen  Iw.  1160,  groz 
clagen  umbe  die  vrouwen  4297;  michel  kroijieren  E.  2563; 
geistlichez  leben  G.  3652;  groz  riuwen  G.  56;  michel  sagen 
Iw.  249;  michel  weinen  a.  fl.  1006. 

4.  mit  einem  Pronomen  a)  possessivum:  min  vinden  Iw.  5994; 
sin  nach  jagen  Iw.  4298;  din  klaffen  E.  82;  sin  klagen  G. 
1075,  ir  klagen  2463;  min,  unser,  din,  sin  leben  Iw.  1646, 
1895;  6320;  G.  1268,  a.  H.  647;  Iw.  5632,  6365;  ir  liezen 
E.  3346;  sin  loben  E.  2824  (nach  PfeiiFer  Einschiebsel  eines 
Schreibers);  sin  rĂĽefen  G.  2886;  sin  sagen  Iw.  98;  din  singen 
E.  8168;  ir  scheiden  G.  2482;  ir  släfen  E.  2524;  iwer  weinen 
E.  6280,  ir  weinen  G.  338. 

b)  demonstrativum :  ditz  bägen  Iw.  4566;  ditz  vehten  von 
disen  guoten  knehten  Iw.  6939;  ditz  lehn  Iw.  6317;  (ditz 
schelten  G.  2642  nach  Handschrift  A,  der  Lachmann  und 
Bech  folgen);  ditz  suochen  Iw.  5976. 

5.  mit  dem  Artikel,  a)  dem  bestimmten:  daz  eren  Iw.  7640; 
daz  gäben  Iw.  4692;  daz  klagen  a.  H.  1038;  daz  lachen 
a.  H.   1424,  Iw.  4010;    daz  leben  E.  6235,  G.  756,  2948, 


174 

Iw.  6614,  7220,  7330,  7408,  8128;    daz  rufen  E.  5301;    daz 
wesen  in  sinem  lande  E.  3883. 

b)  dem  unbestimmten:  kein  antwurten  E.  3221;  ein  veliten 
Iw.  6933;  ein  clagen  Iw.  4430;  ein  lachen  Iw.  6459;  ein 
schelten  Gr.  2674,  a.  H.  1319;  ein  weinen  Iw.  4430. 

6.  mit  dem  Artikel  oder  Pronomen  und  einem  Adjectiv:  ein 
vriuntlicher  binden  E.  4483;  daz  ewige  leben  G.  1625,  ein 
reinez  leben  a.  fl.  296,  ein  kumberlichez  lehn  Iw.  6378,  daz 
aller  sĂĽezest  leben  G.  1335,  ein  wĂĽnneclichez  leben  2088; 
daz  groze  riuwen  G.  3165;  ditz  bloede  vehten  E,  907;  iuwer 
tumbez  klagen  E.  6490;  ditz  lesterliche  leben  a.  H.  1259, 
iuwer  unwerdez  leben  Iw.  6411;  ir  stille  liezen  E.  8687; 
sin  ungevĂĽegez  schelten  Iw.  2562 ;  din  wiplich  weinen  G.  297. 

Von  Präpositionen  hängen  ab:  in  daz  leben  G.  756;  in 
ein  weinen  und  ein  clagen  Iw.  4430;  an  daz  leben  Iw.  7330; 
an  ditz  suochen  Iw.  5976;  äne  triegen  E.  9080;  nach  ezzen 
Iw.  816;  äne  schämen  E.  4469;  vür  daz  lachen  Iw.  4010; 
vĂĽr  des  todes  schelten  Iw.  7162;  vĂĽr  daz  leben  Iw.  7220, 
ĂĽber  geistlichez  leben  G.  3652,  ĂĽber  leben  Iw.  6144,  umbe  daz 
ewige  leben  G.  1625;  umbe  ir  scheiden  G.  2482;  umbe  sin 
nach  jagen  Iw.  4298;  umbe  ir  släfen  E.  2524. 

7.  mehrere  substantivirte  Inf.  sind  zusammengestellt:  genesen 
ode  verderben  G.  1276;  in  ein  weinen  unde  ein  clagen 
Iw.  4430. 

8.  nominalen  Substantiven  gleichgestellt:  sine  vreude  und  sin 
klagen  G.  1075;  ir  jämer  unde  ir  klagen  G.  2463;  die  herze- 
riuwe  und  daz  klagen,  der  muoter  grimmeclichez  leit  und 
ouch  des  vater  arbeit  a.  H.  1038;  in  daz  leben  ode  in  den 
tot  G.  756;  unser  lehn  und  unser  burt  Iw.  6320;  gesunt 
und  sin  lehn  Iw.  5632. 

Gompositionen :  daz  selbe  wunschleben  a.  H.  393;  nach 
jagen  Iw.  4298;    umbevähen  Iw.  7508. 

Mit  einer  Präposition:    groz   clagen   umbe    die    vrouwen 
Iw.  4297;  daz  wesen  in  sinem  lande  E.  3883. 
3.  im  Genitiv: 

1.  ohne  jede  BeifĂĽgung:  vil  scheltens  a.  H.  1344,  swaz  scliel- 
tennes  a.  H.  1347;  turnierens  zil  E.  2355  (besser  wohl  p.  14 
gestellt). 

2.  mit  einem  Possessivum:  ir  komennes  E.  627,  2068;  mins  le- 
bennes  Iw.  5500;  sines  zuoritens  E.  3315;  mines  sagennes 
Iw.  219. 

3.  mit    bestimmtem    Artikel:    des    gedingen    E.    1475;    des    le- 


175 

bennes    E.  6272,   9312;    des   scheltns  Gr.  2667;    des  weinens 
a.  H.  1007. 
4.  zusammen  mit   nominalen  Substantiven:    mins  lebennes  und 
mins  rehten  namen  Iw.  5500;  swie  vil  si  vlĂĽeche  unde  bete 
unde  ouch  scheltens  getete  a,  H.  1344. 
Compositionen :  zuoritens  E.  3315. 
4.  im  Dativ,  nur  nach  Präpositionen: 

1.  ohne  BeifĂĽgung:  nach  ezzenne  Iw.  5815;  mit  vasten  G.  723; 
von  vluochen  E.  3022;  von  geheizen  E.  8693;  an  jagen  G. 
1826;  mit  tri  wen  (Haupt '^  triuwen,  Bech  vermutet  triuten) 
E.  1462;  mit  wachen  G.  722;  mit  weinenne  E.  6236,  mit 
weinen  G.  2150,  a.  H.  107;    mit  riuwen  G.  2084. 

2.  mit  Possessivum:  zuo  sinem  gähenne  G.  2907;  z'ir  lebene 
a.  fl.  683;  mit  minem  wizzen  Iw.  727. 

3.  mit  Adjectiv:  in  allen  gäben  E.  7. 

4.  mit  andern  substantivirten  Inf.:  wie  unser  lachen  mit  weinen 
erlischet  a.  H.  107.     . 

5.  mit  nominalen  Substantiven  zusammengestellt:  von  geheizen 
und  von  starker  drö  E.  8693;  mit  weinen  unde  mit  gebete 
G.  2150;  mit  wachen  unde  mit  gebete,  mit  almuosn  und 
mit  vasten  G.  722;  an  jagen  ein  houbt,  an  vluht  ein  zage 
G.  1826. 


Berichtigungen  und  Druclifehler. 


p.  8  nach  Z.  22  fĂĽge  zu:  6348. 

p.  9  Z.  35  tilge:  cf.  E.  143. 

p.  11  Z.  7  tilge:  40.  41;  Z.  17  fĂĽge  zu:  1016;  Z.  18  1.:  also. 

p.  13  Z.  10  1.:  wiewohl. 

p.  14  Z.  3  1.:  383;  Z.  27  L:  5965. 

p.  24  Z.  28  1.:  mit  urloube  er  do  danne  schiet  ze  etc. 

p.  25  Z.  13—23  1.: 

Bei  verschiedenem  Subject   steht  ein  Satz  mit  der  Conjunction  daz 

z.  B.  E.  225  (durch  den  sin).     827  (umbe  daz).     1815.  6431   (durch  daz 

Haupt  1  und  Bech,   daz  Haupt  2).     7418.  8556.  8558.     G.  2497.  2820.  2986. 

3522.    a.  H.  24  (dar  umbe).  254.    Iw.  5990.  7602. 

Bei  gleichem  Subject  E.  2245.  3120.     G.  1700.  2542.  3667.     a.  B.  19 

(dar  umbe).    Iw.  3290.  5312. 

Ein  finaler  Relativsatz  findet  sich  bei  gleichem  Subject  E.  3563.  4011 

G.  2874. 

Auch   bei   Otfrid   ist   in    diesem    Falle   die  'Satzconstruction   häufig 

(0.  Erdmann  I  §  278 — 280),  doch  findet  sich  nicht  selten  auch  der  pi  äpo- 

sitionale  Infinitiv  (ib.  §  351). 
p.  30  tilge  Z.  13;  Z.  36  1.:  sitzen, 
p.  40  Z.  29  tilge  die  gehobene  2. 
p.  45  Z.  25  1.:  schwerfälligen, 
p.  50  Z.  7  1.:  das. 

p.  79  Z.  13,  p.  82  Z.  9,  p.  99  Z.  14  1.:  Otfrid. 
p.  80  Z.  5  1. :  gesetzt  wird,  muss. 
p.  100  Z.  8  1.:  hete. 
p.  121  Z.  22  1.:  beherten. 
p.  132  Z.  36  1.:  fungirt  er. 

p.  136  Z.  41  setze  das  Komma  ans  Ende  der  nächsten  Zeile, 
p.  137  Z.  12  tilge  das  Komma. 

Die  Zahlen   der  Rückverweisungen  sind  p.  1  —  30  infolge  nachträglicher 
Aenderung  in  der  Paginirung  um  3  zu  gross  angegeben. 


Druck  von  K.  (Iruhu  in  Warmbruim. 


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