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Full text of "Gesammelte Werke;"

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Hoffmann's von Sallersleben 


Befammelte Werke. 


Herausgegeben 
Don 


Dr. Heinrich Gerſtenberg. 


Gamburg.) 








Dritter Band: 
8 


iyvrıldhe Bed nn 


Bolfsleben. 


Snhaltsverzeichnis und Regiſter zu Bd. 1—3. 





Berlin. 
F. Fontane. 
1891. 


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Kyxiſche Gedichte 


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Hoffmann von Sallersleben. 


Wolfsleben. 


Snhaltsverzeichnis und Negiiter zu Bd. 1—3. 


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Berlin. 
5 Fontane. 
1891. 


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olfsleben. 








I. Frühling und Liebe. 


Er Bat ein roth Geſichte! 


Eine Novelle. 
26. November 1820. 
To find fie denn geblieben, 
Die guten Gejellen mein? 
Sie gingen bei dem Wirthe 


Zum goldnen Landsfnecht nein. 


Da ſaßen jie und fpielten 
Bei einer Kanne Bier; 

Sch geh’ indeß zum Liebchen, 
Klopf' Leif’ an ihre Thür. 


Herein! herein! wer iſt da? — 
Und gleich trat ich hinein. 

Sie ſaß in ihrer Stube 

Und jpann ganz mutterallein. 


Da hab’ ich fie gefüffet 
Auf ihren vothen Mund 
Wol fünf, jechs, jiebenmale 
In einer Viertelitund. 


1* 


SE AN 


Und als ich zu meinen Gejellen 
Im goldnen Landsknecht fam, 
Da hatt’ ich ein roth Geſichte, 
Sie's alle Wunder nahm. 


J nun, was nimmt’S euch denn Wunder, 
Ihr guten Gejellen mein! 

Shr jpieltet in goldnen Landstnecht 

Und tranfet Bier jtatt Wein. 


Ich war in der weißen Taube, 
Da tranf ich jo rothen Wein, 
Drum mag auch mein Öejichte 
Wol geben jo rothen Schein. 


* 
Sehr alt: 1821 (2). 
Wie ein Garten ohne Blumen, 
Wie ein Weinberg ohne Neben — 
Ach, jo bin ich num verlafjeı, 
Kann auch jo nicht länger leben! 





Kehre wieder, mein Öeliebter, 
Holder Flüchtling, fehre wieder! 
Sieh! es blühet ſchon das Geisblatt, 
Und es duftet ſchon der lieder! 


Und die Nachtigall im Buſche 
Hat jchon fieben Tag geichlagen, 
Will jich auch ein Nejtchen bauen, 
Hat jchon Neifer heimgetragen.! 


Wie ein Garten ohne Blumen, 
Wie ein Weinberg ohne Neben — 
ch, jo bin ich nun verlafjen, 
Kann auch jo nicht länger leben ! 


as 


Die Drohung. 
Herbſt (?) 1822. 
Mein Schäßel ift brummig und ſieht mich nicht an, 
Brumm, brumm, brumm, brumm! 
Und fieht mich nicht an. 
Was hab’ ich geiprochen ? 
Was hab’ ich verbrochen? 
's Wird befjer werden, wenn ich weit, weit, weit 
Drüben über die Berge bin. 


Es fommt doch die Zeit und fie fommet im Nu — 
Brumm, brumm, brumm, brumm! 
Brumm immerzu! 
Dann geht's aus dem Städtchen! 
Ade dann, fieb Mädchen! 

3 Wird bejjer werden, wenn ich weit, weit, weit 
Drüben über die Berge bin. 


„O bleib doch im Lande, ich bitt’ dich gar ſehr! 
Bleib, bleib, bleib, bleib! 
Sch brumm’ ja nicht mehr. 
Sc Hab’ dich jo gerne 
Wien Mond in der Ferne — 

Doc hab’ ich dich lieber, wenn du nie, nie, nie 
Drüben über die Berge ziehft.“ 


Frühlings- Mahnung. 
Mai 1825. 


Heda! Holla! aufgemacht! 

Weiber, Frau'n und Mädchen! 
Längst vorbei iſt Mitternacht, 
Deffnet jchnell das Lädchen! 
Schaut heraus und jeht mich an, 
Bin fürwahr ein ſchmucker Mann, 
Bin der Schwager Frühling. 





Dir ein Briefchen, dir ein Lied, 
Dir ein Bufenbändcen, 

Dir auch eins, zum, Unterjchied 
Dran ein rothes Käntchen! 
Schaut heraus und nehmet an, 
Bin fürwahr ein reiher Manı, 
Bin der Schwager Frühling. 


Traun, ich ſchick' euch nicht April; 
Nehmet hier dies Kränzchen! 
Diejen Abend in der Still 

Spiel’ ih euch ein Tänzchen, 

Und zum Lesten tanz’ id dann 
Mit Frau Nachtigall voran 
Kehraus, ich der Frühling. 


Hüt du did wol! 
Frühling 1325. 
Sch muß die Lieb’ aufgeben, 
Hüt du dich wol! 
Sc hatt’ ein liebes Schäßelein, 
‘ch meint’, es fünnt’ Feins treuer jein. 
Sch muß die Lieb’ aufgeben, 
Hüt du dich wol! 


Sch muß die Lieb’ aufgeben, 

Hit du dich wol! 

Wie lacht’ ihr Auge, wie girrt’ ihr Mund: 

Wärſt dur nicht mein Liebjter, ich jtürbe zur Stund! 
Sch muß die Lieb’ aufgeben, 

Hüt du dich wol! 


2 
Sch muß die Lieb’ aufgeben, 

Hüt du dich wol! 

Wie bald gejchah’s, wie geſchah's doch jo bald, 
Sie ward mir am Herzen jo Fühlig, jo Falt. 
Sch muß die Lieb’ aufgeben, 

Hüt dir dich wol! 


Ich muß die Lieb’ aufgeben, 

Hit du dich wol! 

Am Herzen jo kühlig, jo falt zur Stund: 

Was lachte dein Auge, was girrte dein Mund? 
Ich muß die Lieb’ aufgeben, 

Hüt du dic) wol! 


Sch muß die Lieb’ aufgeben, 

Hüt du dich wol! 

Es vaujchen die Blätter, es jaujet der Wind: 
Gottlob, wer ein bejjeres Lieben findt! 

Ich muß die Lieb’ aufgeben, 

Hüt dur dich wol! 


Ständen mit Antwort. 
Frühling 1825. 
Sch fing dir ein Abendliedchen, 
Warum nidht gar! 
Du biſt mein ſüßes Herzliebdhen, 
Das ijt nicht wahr! 


Sch kann dich ja nicht mehr lieben, 
Warum nicht gar! 

Du bift mir nicht treu geblieben, 
Das ijt nicht wahr! 


Zu eg. 


Dich haben die Kläffer belogen, 
Kann möglich jein, 

Und haben uns arg betrogen, 
So muß es jein. 


Dann will ich auch dein Herzliebden 
Für immer jein, 

Drum jinge dein Abendlieddhen, 
Und laß mich ein! 


3% 


* Abendlied. 
1825. 
Die Sonne will nun jcheiden, 
Und dunfel wird’3 umher. 
Und wer fein Lieb verloren, 
Dem tagt es nimmermehr. 


Uud mwer jein Lieb verloren, 
Dem tagt es nimmermehr! 
Gejtorben und begraben — 
Hab’ feine Freude mehr. 


Geftorben und begraben — 
Hab’ feine Freude mehr. 

Die Sonn’ ift nun gejchieden 
Und dunfel ward's umher. 


Mägdleins Klage. 


Dftober 1826. 
Sternlein, hättejt du ein Herz, 
Würdeſt du jo freundlich jcheinen? 
Nein, du kennſt ja meinen Schmerz, 
Nein, du würdeſt mit mir weinen. 


DR 


Als mein Liebjter Abjchied nahm. 
Hatt’ er Treue mir verjprochen; 
Als mein Liebjter wiederkam, 
War die Treue längit gebrochen. 


Sternlein, nein, du haft fein Herz, 

Immer magjt du freundlich jcheinen, 
Nein, du fennjt nicht meinen Schmerz 
Und du fannft nicht mit mir meinen. 


Winters-Flucht. 


Januar 1827. 


Dem Winter wird der Tag zu lang, 

Ihn ſchreckt der Vögel Luſtgeſang; 

Er horcht, und hört's mit Gram und Neid, 
Und was er ſieht, das thut ihm leid; 

Er flieht der Sonne milden Schein, 

Sein eigner Schatten macht ihm Pein; 

Er wandelt über grüne Saat 

Und Gras und Keime früh und ſpat: 

Wo iſt mein ſilberweißes Kleid? 

Mein Hut, mit Demantſtaub beſchneit? 

Er ſchämt ſich wie ein Bettelmann, 

Und läuft, was er nur laufen kann. 

Und hinterdrein ſcherzt Jung und Alt 

In Luft und Waſſer, Feld und Wald; 

Der Kibitz ſchreit, die Biene ſummt, 

Der Kuckuck ruft, der Käfer brummt; 

Doch weil's noch fehlt an Spott und Hohn, 
Sp quakt der Froſch vor Oſtern jchon. 


RS: 


Frühlings-Feier. 
16. April 1828. 

Wälder knoſpen, Wieſen grünen, 
Neues Leben dringt hervor; 
Auch das Gräschen auf den Dünen 
Streckt ſein Händlein froh empor. 
An den Bächen, an den Quellen 
Tanzen Mücken hier und dort, 
Fiſche hüpfen auf den Wellen, 
Schwalben ſegeln drüber fort. 
Alles webet, ſchwebet, ringt, 
Freut ſich, ſchwingt ſich, jauchzt und ſingt 
Auf gen Himmel, auf gen Himmel. 


Sollen wir denn jetzt noch trauern 
Wie der Winter ernſt und kalt? 
Wir in unſern alten Mauern 
Ohne Himmel, Feld und Wald? 
Nein, wir wandeln draußen wieder! 
Freude giebt uns ihr Geleit, 

Liebe lehrt uns neue Lieder, 
Schenkt uns neue Seligkeit. 

Unſre Seele ringt und ſtrebt, 
Singt und ſchwingt ſich, webt und ſchwebt 
Auf gen Himmel, auf gen Himmel. 


Auf gen Himmel alles Leben! 
Denn vom Himmel kam's herab; 
Drum jo laßt uns wiedergeben, 
Was er uns jo gnädig gab. 

Ka, froh find wir jeßt und fingen 
Auf des Frühlings Jreudenau, 


Thun, als wollten wir gleich jpringen 
Sn des Himmels ew'ges Blau. 

Alle Sorg’ und Traurigfeit, 

Jeder Gram und jedes Leid 

Bleibt der Erde, nur der Erde! 


Frühlings rende. 
23. April 1828. 

Sa, wär’ nicht jego Frühling juſt, 
Wir würden ihn gleich maden; 
Wir find jo voll von Freud’ und Luft, 
Sp voll von Scherz und Lachen — 
Wohin wir wandeln, grünt es gleich, 
Da laubt der Aſt, da blüht der Zweig, 
Und Rebenäuglein öffnen fic) 
Wie Mädchenaugen minniglic; 
Und Rojenfnospen purpurroth erglänzen 
Als Mädchenlippen Küffe zu fredenzen. 


Das hat der Frühling nicht gemacht 
Durch jeine neue Sonne! 

Du Geijt der Liebe haſt's vollbracht 

Mit deiner ew’gen Wonne! 

Du madjt uns ja dem Frühling gleich, 
Co hoffuungsielig, freudenreich! 

Der Erde Grün, des Himmels Blau 
Läßt jpiegeln du im Wugenthau, 

Und unſers Herzens Blume frei erblühen 
Und auf den Wangen rojenroth erglühen. 


u ꝰ — ——————————— — —— — — 


Ticktack. 

März 1834. 
Sn meiner Kammer bang’ allein, 
Bei Kerzenliht und Mondenjchein — 
Nichts tönt hervor aus Wald und Flur, 
Ich höre nur's Ticktack der Uhr; 
Und wenn ich eben Klagen will, 
Sp ruft fie mir: jei ftill, jei till! 


Sei jtill, mein armes banges Herz! 

Reich ijt die Welt an Freud’ und Schmerz: 
Sie halten Wacht in jedem Haus, 

Diejelbe Hand theilt beide aus. 

Horch auf das Ticktack, horch! es jpricht: 
Sei froh, jei froh, und weine nicht! 


Abſchiedsgruß. 
17. Juni 1837. 
Dunkle Wolken auf den Bergen, 
Sonnenſchein im Thale hier; 
Frühling hier und dort noch Winter — 
Und du willſt nun fort von mir? 


Eine ſonnenheitre Zukunft 

Birgt mein liebend Herz für dich: 
Doch du willſt die düſtre ferne, 
Und du mußt verlaſſen mich. 


Schein auf jenen Bergen, Sonne! 
Dort iſt mein Geliebter bald. 
Mac zur Blüthenlaube, Frühling, 
Des Geliebten Aufenthalt! 


Dunkle Wolfen, zieht hernieder! 
Sonnenjchein, verbirg dich mir! 
Lebe wohl — und Gottes Sonne, 
Gottes Frühling jei mit dir! 


Ber iſt Schuld daran? 


25. November 1837. 
Sch Hör’ im Walde jchlagen die Nachtigall, 
Sch hör’ im Felde flagen Schalmeienjchall, 
Und beide jtimmen in meine Klagen ein — 
Weh mir unglüdlichen armen Mägpdelein! 


Nicht bin ich, Liebes Väterchen, böſ' auf dic, 
Nicht böſ' auf dich, mein Mütterchen, jicherlich! 
Und meiner Schweiter ich auch nicht zürnen kann, 
Auch meine Brüder fie find nicht Schuld daran. 


Wer aber hat betrübet mein junges Herz, 

Und mir die Welt verwandelt in Leid und Schmerz? 
Ihr hellen Augen, ihr habt's gethan allein — 
Weh mir unglüdlichen armen Mägdelein! 


Ohne Liebe getraut. 
8. December 1837. 
Es bauet die Taub’ ihr Nejt in froher Ruh, 
Und Mutter und Tochter jahen ihr mit zu. 
Und was nun beide bejprachen leij’ und laut, 
Hat Alles wieder die Taube mir vertraut. 


„Und jollt’ es für dich, o Tochter, Zeit nicht jein? 
Du könnteſt wol eher heut’ al3 morgen frei'n. 

Wo wär’ ein bejferer auf der ganzen Welt 

ALS unjer Nachbar mit feinem Gut und Geld?“ 


—— 


Die Tochter zu ihrer Mutter drauf begann: 
„Verlobe mich nicht dem ungeliebten Mann! 
Ich will mit meinem Geliebten lieber fliehn 
Und in das öde Gebirge mit ihm ziehn. 


Will eſſen die Wurzeln aus des Berges Schooß 
Und trinken den Morgenthau vom Felſenmoos, 
Will lieber legen das Haupt auf einen Stein 
Als ohne Liebe getraut und reich zu ſein.“ 


Die ſchöne Maria. 
3. Januar 1838. 
Es ſaß in ihrem grünen Kleide 
Die ſchöne Maria, 
Schön wie ein Röslein auf der Heide, 
Die ſchöne Maria. 


Sie hatte Roſen ſich gepflücket, 
Die ſchöne Maria, 

Und mit den Roſen ſich geſchmücket, 
Die ſchöne Maria. 


O daß dich Gott der Herr behüte, 
Dich ſchöne Maria! 

Noch lang' in deiner Jugendblüthe, 
Dich ſchöne Maria! 


Daß lange blühn noch dieſe Wangen 
Dir, ſchöne Maria! 

So ſchön wie dieſe Roſen prangen 
Dir, ſchöne Maria! 





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Daß, wenn die Roſen auch vergehen, 
O ſchöne Maria, 

Ich dich als Roſe müſſe ſehen, 
O ſchöne Maria! 


So ſchön wie heut' im Roſenkranze 
Du ſchöne Maria, 

Sei ſtets in deinem Jugendglanze 
Du ſchöne Maria! 


Und ſchöner ſei noch an Gemüthe 
Du ſchöne Maria, 

Als je in deiner Jugendblüthe 
Du ſchöne Maria! 


Der Beichtzettel. 
1810. 
Es wollt' ein Mädchen zur Kirche gehn, 
Und beten und ſingen und Beichte ſtehn; 
Sie hatte ſich aufgeſchrieben 
Die Todſünden alle ſieben. 


Und als ſie im Beichtſtuhl zu knien begann, 
Die Thrän' ihr herab von den Wangen rann: 
„Ich will auch beſſern mein Leben, 

Wollt mir doch die Sünde vergeben!“ 


„Eh' ich dir die Sünde vergeben kann, 
So zeig mir erſt die Sünden an!“ 
Sie konnte den Zettel nicht finden, 
Wußte nichts von ihren Sünden. 


I 


Sch aber war’3 der den Zettel fand, 
Was aber drin für Todfünde jtand, 
Das fann ich feinem verfünden, 
Es jind ja meine Simden. 


Die erjte war: er liebt mich jehr; 

Die zweite war: er liebt mich noch mehr — 
So ging es fort bis zur fieben, 

Und immer Lieben und Lieben. 


Su der Fremde 
22. December 1840. 

Es jteht ein Baum in jenem Thal, 
Darunter ſaß ich manches Mal 
Mit meinem Schab allein. 
Wir jagen da jo till und ſtumm, 
Die Blumen jahn jich verwundert um 
Nach meinem Schätzelein. 


Noch blühn die Blumen dort umher, 
Ich aber jehe jte nicht mehr 

Und frage jie auch nie: 

Was jeht ihr an mein Schäßelein? 
Keins kann von euch jo ſchön dod) jein, 
Keins jchöner jein als fie! 


Noch jteht der Baum im Thale dort, 
Sch aber zog zur Fremde fort 

Und leer ijt jener Plab. 

Sch ſitz' auf einem Falten Stein, 
Sch jiß’ hier in der Fremd’ allein 
Und denf’ an meinen Schab. 


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Beſcheid. 

23. December 1240. 
Mäpdelein, was machit du? 
Wenn ich weine, lachjt dır; 
Mädelein, was meinst dur? 
Wenn ich lache, weinſt dır. 


Wenn ich dich Herze, groiljt dır; 
Wenn ich grolle, ſtaunſt du; 
Wenn ich jtaune, ſchmollſt du; 
Wenn ich jchmolle, launſt du. 


Wenn ich laune, lachſt du; 
Wenn ich lache, weinſt du; 
Mädelein, was machſt du? 
Mädelein, was meinſt du? 


O 


„Ohne Rauch und Kohlen 
Kann's kein Feuer geben, 
Und nicht unverholen 
Kann die Liebe leben. 


Soll dir Liebe werden, 

Nimm auch Rauch und Kohlen, 
Denn jo iſt's auf Erden — 
Damit Gott befohlen!” 


Scheidelied.r) 
10. Sanuar 1819. 
Ade! ade! ich muß von Dir, 
Mein jühes Lieb, ich jcheide; 
Sc ziehe jo fern, jo fern von hier, 
Wol aljo fern über die Heide. 


7) Nach meinem eigenen altvlämijchen Liede in ven Horae 
belgicae IL,155. VIII, 12. Eine anvere Ueberjegung in Talyj, Charak— 
teriftik ver Volkslieder S. 462, wiederholt in Wolff's Hausſchatz ver 
Volkspoeſie S. 14. (Anm. 9.8.) 

2 





—— 


Wol über die Heide, wol über den Sand 
Mit traurigem Herzen und Sinnen; 
Wol kann ich gewinnen das Vaterland, 
Doch nie treue Liebe gewinnen. 


„Und ſiehſt du's nicht grünen überall, 
Nicht grünen von nah und von weiten? 
Auch wird dich noch morgen die Nachtigall 
Mit anderen Vöglein begleiten. 


Sie ſinget dir über Heid' und Sand, 
Du ſollſt ihr Singen wol hören; 

Sie ſinget dir bis in dein Vaterland 
Was dir treue Liebe that ſchwören.“ 


Nun hör' ich kleiner Vögelein Sang, 
Nun wandl' ich über die Heiden, 

Nun thut mir auch all mein Leben lang 
So weh und ſo weh das Scheiden. 


Dein für immer. 
13. Januar 1851. 

Du haſt es oft geſagt 
Und manchen Tag geklagt: 
„Der Frühling wird uns wiedrum ſcheiden. 
Bald bin ich fern von dir, 
So fern, ſo fern von hier 
Am Oſtſeeſtrande 
Im fremden Lande.“ 


=. 49. 2 


Jetzt haft du fort gemußt, 

Und alle meine Lujt 

Sit num mit dir dahin gegangen. 
Hätt’ ſich in dieſer Welt 

Nie Frühling eingeftellt, 

Wir wär’n hienieden 

Nie, nie gejchieden. . 


Denkſt du in deinem Glück, 

Denkt du an mich zurüc? 

Sch den?’ in Freud’ und Leid dein immer. 
Dein den?’ ich Nacht und Tag, 

Bei jedem Herzensichlag 

Schwör' ich aufs Neue 

Dir Lieb’ und Treue. 


Beim Sonnenuntergange. 
11. Juni 1851. 
Dort hinterm Walde finft fie nieder, 
Sie hat vollendet ihren Lauf. 
Sie fehret jeden Morgen wieder, 
Doch meine Sonne geht nicht auf. 


Ach, meine Sonn’ ijt mir entwichen, 
Ich jah fie Heut zum legten Mal; 

Der Freude Schimmer it verblichen, 
Verſchwunden ijt der Hoffnung Strahl. 


Nun jucht vergebens feinen Frieden 
Und feine Luft mein armes Herz. 

Ceit ich, mein Lieb, von dir gejchieden, 
Sit mein Begleiter nur der Schmerz. 


3% 





—— 


lebt denn wohl, ihr lichten Alpen! 
17. Juni 1851. 

So lebt denn wohl, ihr lichten Alpen! 

Leb wohl, du ſtilles heitres Thal! 

Lebe wohl, leb wohl, Helene! 

Ich ſeh' dich heut zum letzten Mal. 

Sie iſt dahin, des Tages Pracht, 

Und wo ich in der Ferne bin, 

Vor meinen Augen bleibt es Nacht, 

Ja, Alles, Alles iſt dahin. 


Dort hinterm Walde ſinkt ſie nieder,“ 
Sie hat vollendet ihren Lauf, 

Aber jie fehrt immer wieder, 

Doch meine Sonne geht nicht auf. 
Sie ijt dahin, des Tages Pracht, 
Und wo ich in der Ferne bin, 

Bor meinen Augen bleibt es Nacht, 
Sa, Alles, Alles iſt dahin. 


O wie freu'n wir uns!’ 
In diefer Form zuerft erfchienen: 1s5t. 

O wie freu’n wir uns, 

Wenn ein Frühlingstag 

Endlich heiter lacht 

Ueber Feld und Hag! 


Wenn ein Falter froh 
Durch die Luft ſich ſchwingt 
Und ein Blümchen jtill 
Aus der Knospe jpringt; 


9, = 


Wenn der legte Schnee 
Rieſelt Hin als Duell 
Durch die grünen Au'n 
Kein und filberhell; 


Wenn zum erjten Mal 
Uns mit frohem Schall 
Aus dem jungen Laub 
Grüßt die Nachtigall — 


Unjer Herz geht auf 
Wie das Blümelein 
Und es freuet ic) 
Auch am Sonnenschein. 


Freue du dich auch 
ie der Frühlingstag, 
Der da heiter lacht 
Ueber Feld und Hag! 


Der Mädchen Frühlingslied. 
9. November 1852. 

Die Nachtigall jingt, der Kuckuck fchreit: 
Gekommen ijt die Jrühlingszeit, 

Die fröhliche Zeit! 
Die alten Weiber bleiben zu Haus, 
Wir jungen Mädchen ziehen hinaus: 
Wir jcherzen und fingen, 
Wir tanzen und jpringen, 
Und wer nicht jpringt, 
Wenn die Nachtigall fingt, 

Der bleibe beim Kuckuck! 


— 
2a 


Die Nachtigall fingt, der Kuckuck jchreit: 
Gefommen ijt die Frühlingszeit, 

Die fröhlide Zeit! 
Und wem der Winter den Liebjten vertrieb, 
Der Sommer bringt ihm ein neues Herzlieb. 
Nur fröhlide Herzen, 
Sie lieben und jcherzen. 
Und wer nicht liebt, 
Wo's Gelegenheit giebt, 

Der jcher’ ſich zum Kuckuck! 


Die Nachtigall fingt, der Kuckuck jchreit: 
Gekommen iſt die Frühlingszeit, 

Die fröhliche Zeit! 
Der Frühling Fehret immer zurüd, 
Nur Einmal blüht der Jugend Glüd. 
Sung find wir und wollen 
Suchheien und tollen. 
Wer jung noch ijt heut 
Und heut jich nicht freut, 

Den hole der Kuckuck! 


Bo iſt mein Lied geblieben? 
11. November 1852. 

Wo ijt mein Lieb geblieben ? 

Sie ijt gewandert aus, 

Ließ mic und all mein Lieben 

Zurück im leeren Haus. 


Hätt’ ich zwei Taubenflügel, 
Sc flöge weit umher, 

Weit über Berg’ und Hügel, 
Hin wo mein Liebchen wär’! 





N 


Es rinnen alle Bronnen 
Hinab wol in das Meer, 
Und find jie Hingeronnen, 
Sie fehren nimmermehr. 


Doch meiner Licbe Schmerzen 
Und meiner Sehnjucht Bein, 
Sie ziehn aus meinem Herzen 
Und fehren wieder drein. 


Wo iſt mein Lieb geblieben ? 
Sie ijt gewwandert aus, 

Lie mid) und all mein Lieben 
Zurüd im leeven Haus. 


AS 


Schätzlein und Kätzlein. 
8. April 1854. 
Ich hatt’ ein liebes Schätzlein, 
Ein junges treues Blut, 
Und gab es mir ein Schmätzlein, 
So ſprach's: ich bin dir gut. 


Und neben meinem Schäblein 
Hatt’ ich erzogen mir 

Ein junges muntres Käßlein, 
Ein liebes treues Ihier. 


Das liebe gute Kätzlein 
Ließ nicht von jeiner Art: 
E3 hat mit jeinem Tätlein 
Sein Herz bald offenbart. 


RB 


Ein Käslein bleibt ein Käßlein, 

Das ijt mal ausgemacht! 

Das falſch aud) war mein Schäßlein, 
Wer hätte das gedacht? 


Schön Elshen. 


23. Februar 1857. 

Ich gehe nie vorüber 

An ihrem Gartenhag, 

Sch jend’ ihr jtetS hinüber 

Wol einen guten Tag; 

Sch ruf ihr zu von ferne: 
Schön Elschen! 

Cie hört und hört es gerne, 
Schön Elschen, 

Sie dreht ihr ſchmuckes Hälschen 
Sm Nu 

Und nidt und lacht mir zu. 


Jüngſt jteht die Pforte offen, 

Ic ſchlüpfe flinf hinein. 

Wie ijt jo groß mein Hoffen! 

Ich finde jie allein: 

Dir hab’ ich viel zu jagen, 
Schön Elschen! 

Um Manches dich zu fragen, 
Schön Elschen! — 

Sie dreht ihr ſchmuckes Hälschen : 
Siehit du! 

Mein Bater kommt im Nu. 


Und als ic) geh’ hernieder 
Das Dorf am andern Tag, 
Da komm’ ich eben mieder 
An ihren Gartenhag. 


— 25 — 


Da jeh’ ich luſtig wandern 
Schön Elschen, 

Zur Seite eines Andern 
Schön Elschen! 

Sie lacht aus vollem Hälschen 
Im Ku — 

Nur einem Andern zu. 


ag: 


*) Das joll mein Frühling jein! 
2. März 1865. 
Wär’ ich ein Veilhen auf der Au, 
Wie könnt' ich dein dann fein! 
Dann blüht’ ich dir im Morgenthau 
Beim frühen Sonnenſchein. 
Und wollteft du dann pflücken mich, 
Wie froh wär’ ich: 
Sch blühte nur für did. 


Wär’ ich ein Vöglein in dem Hag, 

Wie fünnt’ ich dein dann fein! 

Dann ſäng' ich dir am frühen Tag 

Die ſchönſten Melodei’'n. 

Und wollteft du dann hören mid, 
Wie froh wär’ ich: 

Ich fang ja nur für did. 


Der Frühling fommt, doch nicht für mich! 
Sit auch mein Herz bei dir, 
Das iſt ein Frühling ohne dich? 
Du bijt jo fern von mir. 
Doch wie ich liebend denfe dein, 
Gedenfe mein! 
Das joll mein Frühling ſein. 


) Müllers Töhterlein.t 
*) 1. 


6. Februar 1872, 
Die Sterne, fie blinfen 
Sn funfelnder Pracht, 
Es ijt al3 ob jeder 
Mir freundlich lacht. 


Ob mir wol auf Erden 
- Ein Augenſtern 

Noch ebenjo lächelt, 

Das wüßt' ich jo gern. 


Sch Lieb’ und ich hoffe — 
Sieb, Sternlein, dich fund! 
Die Lieb’ und die Hoffnung 
Stehn immer im Bund. 


2 
5. Februar 1372. 
Blumen jucht’ ich in dem Walde, 
Un dem Bach und Wafjerfall, 
Auf den Auen, an der Halde, 
Blumen fucht’ ich überall. 


Und ich blieb vor mancher fiehen, 
Sah ihr freundlich ins Geficht, 
Aber die ich wollte jehen, 

Ad, die jah ich inmer nicht. 


Als ich lange fragend irrte: 

Blüht denn gar fein Blümchen mir? 
In dem Bufch ein Vogel ſchwirrte 
Und er fang: hier hier! hier Hier! 


2 


Aufgeblüht im Morgenjcheine 
Sah id) da ein Nöfelein: 

Sa, dur bijt es, bijt die meine! 
Sollit es heut! und immer jein! 


*) 3. 
18, December 1862. 
Da drüben da blühet 
Ein Blümchen im Thal, 
Das Blümchen das grüß’ ich 
Biel taujendmal. 


Das Blümden das kennet 
Nicht Groll und nicht Zorn, 
Es ijt ein lieb Röschen, 
Ein Röschen ohne Dorn, 


Das Röschen ijt mir lieber 
As Gut und als Geld, 

Es ijt mir das Liebjte 

Auf der ganzen, ganzen Welt! 


34 
5. Februar 1872. 
Als ich wollte zum Liebchen, 
Da ward mir ſo bang, 
Ein Vogel im Walde 
Mir ein Klagelied ſang: 


„Was willſt du beim Liebchen? 
Das Lieben iſt aus, 

Nimm heute noch Abſchied 
Und eile nach Haus!“ 


Der Abichied der wurde 
Noch nie mir jo jchwer, 
Als ob mir mein Liebchen 
Geſtorben jchon wär”. 


Und als ich bereit war 
Kah Haufe zu gehn, 

Da fonnt’ ich vor Thränen 
Den Weg kaum jehn. 


Doch findet die Liebe 
Noch immer den Weg: 
Es zeigt ihr ein Engel 
Den Weg und den Steg. 


ER 
5. debruar 1872. 
Und als ich wieder fam nach Haus, 
Schaut's Mütterlein zum Fenfter 'naus: 
„O Sohn, mein Sohn, wie geht's mit dir! 
Schon morgen mußt dur fort von hier. 


Ich habe Tag und Nacht geweint: 
Du biſt Soldat, mußt vor den Feind. 


O Herzeleid, o bittre Noth! 
Ach Gott, dein Tod ijt auch mein Tod.“ 


O tröfte dich, lieb Mütterlein! 
3 fann einmal nicht ander? jein: 
Wir jtehen all’ in Gottes Hand — 


Die Lieb’ hat auch ein Vaterland.“ 


v 


E71 


a 


Da jhrieb ich einen Brief und jchrieb: 
„Sch muß in Krieg, behalt mic) Lieb! 
D liebes Röslein, Röslein roth! 

Dir bleib’ ich treu bis in den Tod.“ 


FE. 
5. Februar 1872. 
Gott grüß dich, liebe Mutter! 
Vorbei ijt der Krieg, 
Der Feind ijt gejchlager, 
Und uns blieb der Eieg. 


Wir haben gewonnen 
Mandy blutige Schlacht, 
Gelitten, gejtritten 

Bei Tag und bei Nacht. 


Nun bringet der Frühling 
Uns Alles zurüd, 

Die Freud’ und den Frieden, 
Die Lieb’ und das Glück. 


Far: 
14. November 1561. 
Die Mühle Hör’ ich rauſchen, 
Der falte Winter flieht. 
Wie bald, da werd’ ich laujchen 
Der Nachtigallen Lied. 


Wie bald, da fit’ ich wieder 
Wo ih im Frühling jah, 

Am Bad im dunflen lieder 
Auf Moos und jungem Gras. 


Bl 


Und knüpf' ich mir dann Hälmchen 
Und frag’, ob jie mich liebt, 

Dann kommt das loje Schelmchen 
Und bald mir Antwort giebt. 


Dann hab’ ich Alles wieder, 
Die ganze Welt ift mein: 
Es ſitzt ja bei mir nieder 
Des Müllers Tüchterlein. 





II. Wein und Geſang.“ 


*) Auf einer Nheinfahrt.® 
Aus den Bonner Burſchenliedern. 1819, 
Wo die Berge fich heben im Sonnenlicht, 
Bald grün, bald bläulich erglänzen, 
Wo Welle jilbern an Welle jich bricht, 
Und Bater Rhein fich die Scheitel umflicht 
Mit Trauben und Aehrenfränzen — 
Wer rudert da jpät noch im Nachen allein? 
Das find nur die fröhlichen Burfchen am Rhein— 


Der Nachen der jchaufelt die Fluten entlang, 
Bon ſäuſelnden Winden getrieben. 

Und drinnen erjchallet gar mander Gejang, 
Und leif’ erwiedern mit hallendem Klang 

Die Ufer da drüben, da drüben. 

Wer fingt in den röthlichen Abend hinein? 

Das find nur die fröhlichen Burjchen am Rhein. 


Da läßt ſich noch reden ein trauliches Wort, 
Entflohen den dımfelen Bellen, 

Da tönt es nicht neidisch von Ort zu Ort; 
Kein Wörtlein ſäuſeln die Lüftchen fort, 
Kein Wörtlein erzählen die Wellen. 

Wer Hort, wann wir traulich jigen allein? 
Das iſt unjer Vater, der liebende Rhein. 


eg: 


Er nidt aus den Fluten mit greifigen Haar 

Und jpendet ergquidenden Segen; 

Bringt jelbjt jeine köſtlichen Gaben dar, 

Will Trauben und Wein von dem jonnigjten Jahr, 
Till jelbjt in den Nachen jie legen. 

Wen jegnet der Vater mit Trauben und Wein? 
Das find nur die fröhlihen Burjchen am Nhein. 


Er gab uns den duftenden, lieblihen Tranf, 
Wie ihn jterbliche Söhne begehren. 

Ihm bringen wir alle den Findlichjten Dank, 
Drum freije der Becher von Banf zu Banf: 
Dem Bater Rheine zu Ehren! 

Wer dankt ihm jo jpät noch bei Mondenſchein? 
Das find nur die fröhliden Burſchen am Nhein. 


Wir haben vergejjen die traurige Zeit, 

Uns jugendlich ſchwärmend betrogen, 

Die alten Tage, die goldnen, erneut, 

Wir haben vertändelt das irdiſche Leid 

Ind verjenft in die Tiefen der Wogen. 

er wagt nod) der Sröhlichkeit Stunden zu weihn? 
Das jind nur die fröhlichen Burjchen am Rein. 


Am Lampenjchimmer verliert ſich die Welt 

Mit ihren ſchönſten Gejtalten, 

Da wird auch die jpärlichjte Freude vergällt, 
Man jieht Feine Neben, fein Aehrenfeld, 

Noch Berg und Hain jich entfalten. 

Wer bricht die Wände der Wirklichkeit ein? 

Das find nur die fröhlichen Burſchen am Rhein. 


Schon Hinter uns birgt fich in Nebelgrau 
Das Siebengebirge jo ferne, 
Es jchließt fich die reizend iippige Schau, 


Schon jenfet ſich nieder der nächtliche Thau, 
Schon flimmert der Mond und die Sterne. 
Wer tummelt ſich jpät in die Stadt herein? 
Das find nur die fröhlichen Burſchen am Rhein. 


Mai 1825. 
Auf! ſchenket ein 
Mir reinen Wein! 
Denn das Wafjer muß ich hajjen, 
Sit ein jchlechtes Element, 
Will zu Allen niemals pajjeı, 
Was da leuchtet, glüht und brennt. 


Drum fchenfet ein 

Mir reinen Wein! 

Nur im Veine fann ich preijen, 
Was als Roj’ auf Wangen blüht, 
Aus der Augen Zauberfreijen 
Wonneleuchtend blitt und glüht. 


Drum jchenfet ein 

Mir reinen Wein! 

Wehe, wehe meiner Seelen! 
Käm's dem Wafjer je in Sinn, 
Sic) dem Liede zu vermählen — 
Liebe, jtirb! dein Lied ift hin. 


März 1827. 
Geriethe heuer doch der Wein, 
Und alle Jahre hinterdrein! 
Dann blieben wir 
Beijammen hier; 


—— 


Dann gäb's um gute Worte, 
Juchhe! wol gar ein ganzes Faß! 
Da wär' am rechten Orte 

Ein großer Durſt, ein großes Glas! 
Der Wein, 

Recht kühl und ſonnenrein, 

Macht leichtes Blut, 

Und friſchen Muth, 

Und — ſchmeckt auch gut. 


Gieb unſern Reben ſtets Gedeihn, 
O heil'ger Urban, ſchenk uns Wein! 
Dann ſingen wir 

Ein Feſtlied dir; 

Vierſtimmig ſoll es ſchallen, 

Doch eine einz'ge Stimme ſein! 
Du Heil'ger! aus uns allen 

Macht nur Ein frohes Herz der Wein. 
Der Wein, 

Recht kühl und ſonnenrein, 

Giebt leichtes Blut, 

Und friſchen Muth, 

Und — ſchmeckt auch gut. 


März 1827. 
Ticktack! ticktack! macht die Uhr. 
Beitlein, wart ein bischen nur! 
Und willft du nicht, jo mag's drum fein; 
Lauf! lauf! wir holen dich ſchon ein. 
Flügel muß der Wein uns geben, 
Ueber Alles wegzujchweben, 
Hurtig wie ein Traum 
Ueber Zeit und Raum. 


Klingklang! Hingklang! Himmelsfang! 
Schöner Traum, o währe lang! 

Dir jei das lebte Glas geleert, 

Dir jei das lebte Lied verehrt! 

Dann erjt tön’s zur Scheidejtunde 
Friſch und frei aus Einem Munde: 
Unjer Traum ijt aus; 

Kommt, wir gehn nad) Haus! 


April 1827. 
Ein Thaler nad) dem andern 
Zog in die weite Welt. 
Laß fie nur ziehn und wandern! 
Uns bleibt ja doc das Feld. 


Denn haben wir die Tajchen 

Nun alle umgedreht, 

So borgt der Wirth zehn Flaſchen — 
Wie ſich's von jelbit veriteht. 


Verzeihlich ift daS Borgen 

So bei Gelegenheit, 

Wenn man zum lichten Morgen 
Verfolgt die Fröhlichkeit. 


Da hört man feine Klagen 
Bon theurer Zeit und Rein; 
Und wollt’ es niemals tagen, 
Man fände fich auch drein. 


Und gäb’ e3 feine Kerzen, 
Man fände jich auch drein: 
Es jprühn ja unjre Herzen 
Den ſchönſten Augenjcein. 
3* 


aaa 


Stoßt an! dies Feuerzeichen 
Hat uns der Wein gebracht. 
Trinkt aus! die Schatten weichen 
Dann aus der jtillen Nacht. 


Schenkt ein und immer wieder! 
Gejundheit aller Welt, 

Was fröhlich ift und bieder! 
Der Teufel hol das Geld! 


Sommer 1827. 
Herr Wirth, laß die Gefangnen frei 
Aus deinem tiefen Seller! 
Die von der Miojel, die vom Rhein, 
Den Luginsland, den Nierenftein 
Und auch den Musfateller! 


Schau nur, wie unjre Sehnjucht wächjt! 
Wirth, laß fie gleich erjcheinen; 

Denn war ein Freund jeit Jahren fern, 
Dann hat man ihn nochmal jo gern, 
Man muß vor Freuden weinen. 


Doch unjre Brüder find fie ja, 

Das muß auch dic) erfreuen. 

Wirth, laß uns gleich mit Lied und Sang, 
Mit Handichlag, Gruß und Becherflang 
Die Brüderjchaft erneuen! 


Herein! herein! da nahn fie jchon, 
Umpüllt von Weihrauchdüften; 
Die Freiheit hat ihr Aug’ erhellt, 
Sie treten froh in unjre Welt 
Aus ihren dunklen Grüften. 


Und wir, gleich auf den eriten Blick 
Erfennen wir euch wieder: 

Ihr bliebt uns alle treu und gut, 

Habt deutjichen Sinn und deutiches Blut, 
Drum jet euch zu uns nieder! 


So wollen wir dann ruhig fein, 

Nicht lärmen und nicht toben! 

Wer folche edle Geijterichaft 

In Banden hielt und jchwerer Haft — 
Herr Wirth, man muß euch loben! 


Sommer 1827. 
Der Wein zieht uns zum Himmel Hin, 
Die Sorge hin zur Erde. 
Drum laßt mich trinken immerhin, 
Auf daß ich himmliſch werde. 


Was irdijch ift, mag unten jein; 
Sch will jest aufwärts wandern! 
Mich führt der Zaubermantel Wein 
Bon einem Stern zum andern. 


Wie wird mir doc) jo wunderbar? 
Wo wurd’ ich hingetragen ? 
Ich fie jest leibhaftig gar 
Im stillen Himmelswagen. 


Bleib du nur immer, ftumme Welt, 
In Nüchternheit verſunken! 

Ich habe mich ins Sternenzelt 

Gar kühn hinauf getrunken. 


PR ic ER 


Drum laßt mich trinken immerhin, 
Auf daß ich himmliſch werde, 

Denn wenn ich erſt im Himmel bin, 
Wo bleibt doc) da die Erde? 


Sonimer 1827. 
Auf den Bergen grünt die Freude, 
Neift am goldnen Sonnenjtrahl, 
Kommt gepflückt von Winzerhänden 
Jetzt zu uns ins ſtille Thal. 


Und dem Armen wie dem Reichen 
Wird erneuet Herz und Sinn, 
Zu der Traube ſüßem Segen 
Neicht er froh jein Kelchglas hin. 


Und der Süngling trinkt fich Hoffnung, 
Und der Greis Erinnerung, 

Und die Welt im Winterfleide 

Bird im Frühlingsſchmucke jung. 


Zuerſt: Gedichte 1827. 
Herbei, herbei, ihr alten Zecher! 
Wie lieblich weht die Maiennacht! 
Wem wird der erjte volle Becher 
Zum Willkomm fröhlich dargebracht ? 


Sm Weine wohnet Lieb’ und Leben, 
Und aus dem Weine quillt Gejang. 
Drum ehr’ ich hoc) die Kraft der Neben 
Und preife fie mein Lebelang. 


Bra 


Zuerjt joll dann Treufiebchen leben! 
Stoßt an! trinft aus bis auf den Grumd! 
Denn Wein und Lied, die beide geben 
Zuerſt das Allerſchönſte Fund. 


Drum ehret Hoch die Kraft der Reben 
Und preijt fie euer Lebelang! 

Im Weine mwohnet Lieb’ und Leben, 
Und aus dem Weine quillt Gejang. 


3% 


Zuerſt: Gedichte 1827. 
Zum Sturmwind, Sturmwind heißt dies Haus, 
Drum leben wir allhier im Saus, 
Juchhe im Saus, im Saus und Braus! 
Herr Wirth, ſchenk ein! das Glas iſt aus. 


O weh! Windſtille wird es jetzt: 

Die Taſch' iſt leer, der Rock verſetzt. 

O Sturmwind, ſauſ' uns aus dem Haus, 
Und wär’ es auch zum Schornſtein naus! 


1828. 
Den Stöpjel weg! und jchenfet ein! 
Schenkt ein, daß unjer Herz erglühe, 
Und wie die Blum’ am Sonnenjdein, 
Sp an der Glut des Weins erblühe! 


Den Stöpjel weg! dann wird es Har: 
Was jih in einem Nu gefunden, 
Das ijt jogleich für jedes Jahr, 

Ja für die Ewigfeit verbunden. 


Aa 


So recht! jegt werft den Stöpſel fort! 

Ei der verfluchte Kerfermeifter, 

Der wollt’ und zwingherrn Wein und Wort, 
Und trennen alle guten Geijter! 


Der Stöpfel war Philiſterei, 

Die uns nichts Gutes wollte gönnen — 
Die Flaſch' und unjer Herz ijt frei, 
Und wir, wir zeigen was wir fünnen. 


3% 


26. April 1828. 
Glaubt ihr denn, mir thät’3 hier bangen? 
Säße wie ein Klob und Blod? 
Kein, ich Hab mic unterfangen, 
Seßt zu fein ein Roſenſtock; 
Roſenroth find meine Wangen, 
Und recht hochgrün ijt mein Nod. 


Weg mit Sternen, Mond und Sonne! 
Weg mit allem Frühlingsgrün! 

Hier auf diejer vollen Tonne 

Kann ich wie die Roſe blühn, 

Und voll Seligfeit und Wonne 

Vie die lichte Sonne glühn. 


Mag e8 jaufen, mag es wehen! 
Meine Tonne fällt nicht um. 
Diag die ganze Welt ſich drehen 
Nüctern ſtets im Kreif’ herum! 
Hier von oben will ich’S jehen: 
ie doc) Alles ift jo dumm. 


Be 


Da ſteht er wieder! 
Mini 1828. 
Da jteht er wieder, jteht leibhaftig da 
Mein alter guter Freund vom Rhein, 
Den ich fo lange liebe Zeit nicht ſah — 
Er foll mir hübſch willkommen jein! 


Ei, Hörjt dur nicht? willfommen jolljt du jein 
Du biſt doch juft noch eben jo, 

So heiter wie der lichte Sonnenjchein 

Und wie ein Bräutigam jo froh. 


Empor mit dir, empor an meinen Mund, 
Und küſſe mich, du goldner Wein! 

Steig tief hinab in meines Herzens Grund, 
Und laß uns treue Freunde jein! 


Aus meinen Augen lieſ't dann Jedermann, 
Daß mir ein Freund im Herzen ruht, 

Und Feder hört es meinen Worten an, 
Wie treu du bijt, wie brav und gut! 


AS 


Und irre die Spielleute nit! 
Jeſus Sirach 32, 5. 
Anfang September 1528. 
Zu guten Liedern guter Wein, 
Ein froh Gemüth zu beiden! 
Und figen wir bei dieſen drei'n, 
Mag uns die Welt beneiden; 
Doch wiſſe fie was Sirach jpricht 
„Und irre die Spielleute nicht!“ 


— 


Holdſelig ſtrebt wie wir zu ſein, 
Wo irgend Gläſer klingen! 

Wir waſchen wahrlich niemals drein, 
Wenn Andre Lieder ſingen, 

Wir wiſſen ja was Sirach ſpricht: 
„Und irre die Spielleute nicht!“ 


Drum trink und ſchweig und horche fein, 
Und mach's wie wir es machen: 

Erſt laß den Sang verhallet ſein, 
Dann iſt es Zeit zum Lachen! 

Befolge ſtets was Sirach ſpricht: 

„Und irre die Spielleute nicht!“ 


)R Lebensphiloſophie. 
Ende April 1829. 

Ja, Hoffen und Harren, 

Das wäre mir recht! 

Es haben die Narren 

Das größte Geſchlecht. 


Ich will's nicht vermehren, 
Wie Mancher es kann; 
Ein Gläschen zu leeren, 
Steht beſſer mir an. 


Drum nicht jo bedenklich 
Und ängjtlich jegund! 

Das Denfen macht Fränklich, 
Das Trinfen gejund. 


a 


AN 


7. Mai 1829. 
Die Wieje grünt, es laubt der Wald, 
Die Welt gefällt mir wieder; 
Der junge Wein ift worden alt 
Und fort ift Moft und Eider. 


Die Bögel fingen noch jo froh, 
Wie jie vor Zeiten fangen, 
Und unfre Gläſer Hingen jo 
Wie fie noch gejtern klangen. 


Wie viele Roſen heuer blühn, 

J nun, und blühn aud) feine! 

Der Frühling mag ſich drum bemühn, 
Wir ſitzen hier zu Weine. 


Wir lafjen fnospen unjer Herz 

Dem Springauf gleich im Sage; 

Ein Tröpflein drauf nur jo im Scherz, 
Gleich blüht es noch vor Tage. 


Wenn’s heut’ auch in die Blüthen jchneit, 
Das macht uns feine Sorgen; 

Wenn heuer nur der Wein gedeiht! 
Gottlob, er blüht erjt morgen. 


So komm, Frau Nachtigall, Halt flinf, > 
Und laß dich bei uns nieder! 

Trinkt! ſingeſt du; wir fingen: trink! 
Trinkt! Hallt das Weltall wieder. 


Suni 1829, 


Das Glas in der Necten, 

Die Flaſch' in der Linken: 

Sp wollen wir fechten, 

Nicht wanken, nicht ſinken! 
Krieg dem Durft und Krieg dem Kummer! 
Und ein Bündni mit dem Wein! 
Krieg der Nacht und Krieg dem Schlummer! 
Schenft mir Muth und Feuer ein! 


Das Glas in der Rechten, 

Die Flaſch' in der Linken: 

Sp mollen wir fechten, 

Nicht wanken, nicht finfen! 
Wohlig figen wir im Weinhaus, 
Unfer Krieg ijt wie ein Traum; 
Selbjt die Welt, das alte Beinhaus, 
Hat Reſpect und rührt ſich kaum. 


Das Glas in der Nedten, 
Die Flaſch' in der Linken: 
Sp wollen wir fechten, 
Nicht wanfen, nicht finfen! 
Eine Flafche hat gefchlagen 
Unjre Feinde Freuz und quer; 
Und da ſtehen wir und fragen: 
Giebt's denn feine Feinde mehr? 


Das Glas in der Rechten, 
Die Flaſch' in der Linken; 
Sp wollen wir fechten, 

Nicht wanken, nicht jinken! 


Und das Ende von dem Liede? 

Ei, was machen wir uns draus! 
Alles Strebens Frucht ijt Friede — 
Wir, wir gehn im Sturm nad) Haus. 


1535. 
Die Fröſch' und die Unfen 
Und andre Hallunken, 
Die fünnen nur zechen 
Mit röchelnden Rachen, 
Sie jchlürfen aus Bächen, 
Aus Pfützen und Lachen, 
Aus Gruben und Klüften, 
Aus Weihern und Teichen, 
Aus Gräben und Grüften 
Und mandem dergleichen, 
Und plärren im Chor 
Auf Modder und Moor 
Nur Schnickſchnack, Schnadichnad, 
Und Unkunk, Quackquack. 


Wir ſitzen ſo ſinnig, 
Treuherzig und minnig, 
Wir frohen Geſellen, 

Wir machen es beſſer, 
Denn unſere Quellen 
Sind Flaſchen und Fäſſer; 
Wir laſſen ſie fließen 
Bei Lachen und Scherzen, 
Bis ſie ſich ergießen 

In unſere Herzen; 


ge 


Draus tönt dann der Wein 
Gar Tieblih und fein 

Nur Liedes-Singjang 

Und Liebes-flingflang. 


Gevichtet zum 20. Mai 1833. 
Unſre Väter find geſeſſen 
Auch vor vollen Gläſern hier; 
Unſre Väter ſind vergeſſen, 
Und vergeſſen werden wir. 


Wer kann Alles auch behalten, 
Was geſchieht und nicht geſchieht? 
Ob ſich hier die Stirn' in Falten, 
Dort der Mund zum Lächeln zieht? 


Leer' und volle Köpf' und Taſchen 
Werden nach uns auch noch ſein, 

Nach uns giebt's noch Krüg' und Flaſchen, 
Gläſer mit und ohne Wein. 


Und wenn dieſe gehn zu Scherben, 
keue Gläſer werden draus; 

Wenn die alten Gäfte fterben, 
Kommen neue Gäſt' ins Haus. 


Könnten unjre Väter jprechen, 
Spräcen jie: jtoßt an und zecht! 
Leben war noc nie Verbrechen, 
Und der Lebende hat Necht! 


, 


Was denn weiter? 
13. Suli 1833. 
Ach, was lebt der Menjch jo wenig! 
Eſſen, trinfen, jchlafen, und — 
Etwas drüber, etivas drunter, 
Und er liegt im fühlen Grund. 


Wenn ihr meint, ihr wollt’3 beginnen, 
Wenn ihr ruft: ich hab’ es! dann — 
Etwas länger, etwas kürzer, 

Dann vernehmt ihr: e3 zerranı. 


Euer mögt ihr immer nennen 

Was ihr morgen hoffet! mein — 
Sei's num wenig, ſei's auch gar nichts, 
Mein ift, was ich hab’ ijt mein. 


Drum die flücht’ge heitre Stunde 
Kill ich heute hajchen, weil 

Auch dem Frohen, auch dem Frohjten, 
Weil fie Hinflieht wie ein Pfeil. 


Fa, ich ſinge Hier und trinke, 
Kümmere mi um Keinen; mein — 
Wollt ihr's wijjen, jollt ihr's hören, 
Mein iſt Leben, Sang und Wein. 


1835. 

Ins Weinhaus treibt mich dies und das, 
Sch wei nicht wer, ich weiß nicht was, 
Doch treibt es mich ins Weinhaus. 

Da fannn ich ſitzen jtundenlang, 

Mir wird nicht weh, mir wird nicht bang, 
Ich fige ja im Weinhaus. 


Und fommt zu mir ein frohes Herz, 
Da hebt ſich an Gejpräh und Scherz: 
Willfommen Hier im Weinhaus! 

Zum Frohen fommt ein Froherer dann: 
Trinkt aus, jchenft ein und ſtoßet an! 
Es ijt doch ſchön im Weinhaus! 


Wol weiß id, was die Hausfrau jpricht: 
O lieber Mann, jo geh doch nicht, 

Sp geh doch nicht ins Weinhaus! 

Mich aber treibt bald dies bald das, 
Ich weiß nicht wer, ich weiß nicht was, 
Kurzum, ich geh’ ins Weinhaus. 


zer) eAN® © In 


Schwabenkrieg. 
1836. 


Cur mundus militat sub vana gloria? 
Jacobus de Benedictis. 


Die Trommel jchlägt, zum Krieg hinaus 
Mit Spiegen, Degen, Zlinten! 

Fürwahr, es iſt ein harter Strauß! 

Wir ziehn hinaus mit Mann und Maus, 
Und Keiner bleibt dahinten. 


Und als die wilde Schlacht begann, 

Da fjollten wir ung jchlagen. 

Da ſprach ic: gebt mir meinen Wann — 
Was geht mic euer Krieg denn an? 

Wil mic) mit ihm vertragen. 


Der Rath war überrajchend neu 
Den Tapfern wie den Feigen. 

Ein Feder jprach: bei meiner Treu! 
Ich bin fein Tiger, bin fein Leu, 
Sc will mich menschlicd zeigen. 


Und fo auch dachte bald der Feind, 
Er ließ die Fahnen jenfen: 

Wir wollen britderlich vereint, 

So lang’ uns noch die Sonne jcheint, 
An etwas Beſſres denfen. — 


Da zechten wir auf den Vertrag, 

Und fangen Friedenslieder; 

Und als vorbei war das Öelag, 

Sprah Jeder: ach, wann fommt der Tag, 
Wann ichlagen wir uns wieder! 


R% 


Stöpjelzicher. 
25. März 1837. 


Wenn es feine Flajchen gäbe, 
Würden feine Stöpjel jein, 

Und wie einjt dem Zeus die Hebe 
Sp fredenzt’ ich dir den Wein. 


Aber leider wird gezogen 

Sest auf Flajchen nur der Wein 
Und wie einen Demagogen 
Sperret man den Edlen ein. 


Und ein Stöpfel hält die Wache 
Wie ein Scherge Tag und Nadt, 
Und er figt ihm auf dem Dache, 
Daß er jich nicht maufig mad. 


re 


Doch dein Rächer ift vorhanden, 
Nur Geduld, du edler Wein! 
Und er wird aus deinen Banden 
Dih zu rechter Zeit befrei'n. 


Und wie heißt der brave Räder, 
Der den Wein befreien kann? 
D ihr wißt es, frohe Zecher, 
Stöpfelzieher heift der Mann. 


Stöpfelzieher! hoch erheben 

Laßt uns ihn bei Sang und Wein: 
Alle, alle jollen leben, 

Stöpfelzieher groß und Klein! 


Und ein jeder Hauswirth denfe 
Heuer und zu jeder Friit, 

Daß fein ordentlich Getränke 
Ohne Stöpfelzieher ijt. 


AS 


10. Mai 1838. 
Wer fragte je nad) deinem Glauben, 
Wenn er vor dir mit Andacht jap, 
Bei dir, dur edler Sohn der Trauben, 
Die Zeit und alle Welt vergaß? 


Willkommen, reiner Gottesjegen, 
Sei uns willfommen taujendmal! 
Genährt vom Himmelsthau und Regen, 
Getränkt vom Licht und Sonnenftrahl! 


Aus welcher Ehe du entjprungen — 
Gejegnet jei das Eheband! 

Und jprichjt du aud) in fremden Zungen, 
Geſegnet jei dein Vaterland! 


— 51 — 


Und wärjt ein Ketzer du, ein Heide — 
Bir Gläubigen verehren did), 

Wir fliehn zu dir in unſerm Leide, 
Wir freu'n mit dir uns inniglid. 


Did) hat der Herr der Welt begnadet, 
Nur du darfit ohne Glauben jein; 
Der große Wirth der Gläub’gen ladet 
Uns alle, alle zu dir ein. 


* 
18. Auguſt 1838. 
Wer tränfe nicht Wein? 
Wer nähm's mit Geld und Zeit genau? 
Sit unjer Gebein 
Nicht Mörtel nur zum Erdenbau? 


Demüthige dich! 

Und wärjt dur jtolzer als ein Pfau, 
Beſinn dih und fprid: 

Wird nicht dein Fuß einjt grabesgrau? 


Ermuthige dich 

Und blie empor ins Himmelsblau ! 
Noch trinkt nicht für dich 

Dein Grabesblümchen Himmelsthan! 


Herbei dann zum Wein! 

Trink wie des Frühlings grüne Au! 
Ach! unfer Gebein 

Sit Mörtel nur zum Erdenbau. 


4* 


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9 
25. Auguſt 1838. 
Ha! ſind wir nicht alle Gäſte? 
Und iſt nicht die Welt die große Schenke? 
Und iſt nicht die Himmelsfeſte 
Der Leiber und Geiſter ew'ge Tränke? 


O! reicht mir den Wein den beſten! 

Laßt froh mich und muthig immer wandern! 
Das Beſte gebührt den Gäſten: 

Auch ich bin ein Gaſt wie alle andern. 


Wer wollte nicht fröhlich wandern, 

Nicht fröhlich wie Kinder hier auf Erden? 
Wo einer vergißt den andern, 

Wo alle dereinſt vergeſſen werden! 


Champagnerlied. 
19. November 1838. 
Ein ächter deutſcher Mann kann feinen Franzen leiden, 
Doch ihre Weine trinkt er gern. 
Brander im Goet). Fauft. 

Das ijt fiir mich die bejte Schlacht, 
Wenn die Ylajchen fnallen, 
Wenn die Stöpjel fallen, 
Wenn es jchnell wie Blut fich ergießet, 
Wenn es hell wie Feuer fließet, 
Wenn jich alle Händ’ erheben, 
Jedem Herz und Hand zu geben — 
Stoßet an! ſtoßet an! 
Das ijt die jchönfte Schlacht der Welt, 
Die einzige, die mir gefällt! 
Unſre Feinde, ha! wir fennen fie nicht; 
Gott geb’ ihnen hier mehr Wärm’ umd Licht, 
Daß es ihnen dort nicht dran gebricht. 
Stoßet an! ftoßet an! 


Ang 


Und wird von uns ja einer erjchlagen, 
Mir wollen ihn zu Grabe tragen 
Mit einem Labetranf, 

Mit einem Habedank: 

Requiescat! requiescat! 

Er hat es jatt! 

Und wünſchen, daß der müde Streiter 
Erwache morgen frisch und heiter. 
Wir aber fümpfen immer weiter, 

Bis die legten Flaſchen knallen, 

Bis die legten Stöpfel fallen — 


Der berlegene Wirth.’ 


2. Ntovember 1839. 


Herr Wirth, Herr Wirth, ein Gläshen Wein! — 
Für mich wird das genug nicht fein: 
Schenft mir ein volles Biertel ein! — 
Und mir bringt eine Flaſch' herein! 
Der Wirth, er dreht jih um und um, 
Er läuft im ganzen Hauſ' herum, 
Und rechtsum, linksum, ringsum, und — furzum, 
Er kann den Schlüffel nicht finden. 


Und ac! die Gäjte mehren ich: 
Was zögerft du? jo fprich, jo jprich! 
D Wirth, o Wirth, erbarme dich! 
Denn unjer Durft iſt fürchterlich. 
Der Wirth, er aber bleibet ſtumm, 
Und dreht jich wieder um und um, 
Und läuft im ganzen Haus’ herum, 
Und rechtsum, linfsum, ringsum, und — furzum, 
Er kann den Schlüffel nicht finden. 


Und größer wird die Cumpanei, 
Und größer nur die Zögerei, 
Und immer lauter das Gejchrei: 
He holla! Wirthichaft! Wein herbei! 
Der Wirth, der Wirth, er jtellt ſich dumm, 
Er Hört, er fieht, ex bleibet jtummt, 
Und dreht fih wieder um und um, 
Und läuft im ganzen Hau’ herum, 
Und rechtsum, linfsum, ringsum, und — kurzum, 
Er kann den Schlüffel nicht finden. 


D Wirth, was ijt das für Manier? 
O Wirth, o Wirth, wie zaudert ihr! 
Bringt Wein! denn Wein begehren wir. 
Zum Teufel denn, was ijt das hier! 
Der Wirth verneigt jich, jteht gauz Frumm, 
Er lächelt, ſchmunzelt, jtellt fich dumm, 
Er hört, er fieht, er bleibet jtumm, 
Und dreht fic) wieder um umd um, 
Und läuft im ganzen Hauj’ herum, 
Und rechtsum, linksum, ringsum, und — furzum, 
Er kann den Schlüffel nit finden. 


Das ijt doch jonderbar, hum! bunt! 
Schon eine Viertelftund’ ijt um, 
Du drehſt dich, rennjt wie toll und dumm, 
Sp jag doch wie? fag, jag warum? 
Der Wirth weiß jchon das Wie? Warum? 
Er neigt ji, beugt fich, jteht ganz krumm, 
Er lächelt, ſchmunzelt, ftellt fich dumm, 
Er hört, er fieht, er bleibet jtumm, 
Und dreht fich wieder um und um, 
Und läuft im ganzen Hauf’ herum, 
Und rechtsum, linksum, ringsum, und — furzunt, 


— 55 — 


Er. 
Ich kann den Schlüjjel nicht finden! 
Alle (in höchſter VBerwunderung). 
Er kann den Schlüfjel nicht finden! 


Wajjer und Wein. 
10. Mai 1840. 
Wer ſchuf das Wafjer? wer den Wein? 
Waffer her! fchenfet ein! 
Das Waffer ſchuf nur Gott allein, 
Das Waſſer iſt göttlich, und menschlich dev Wein. 


Mehr ijt das Waſſer als der Wein. 

Waſſer her! jchentet ein! 

Sch aber will bejcheiden jein: 

Sch lobe das Waſſer und — trinfe den Wein. 


Studentenlieder. 


1. Lernen und leeren. 

1839 (2). 
Singt und trinkt, und trinkt und fingt, 
Daß das Herz vor Freuden jpringt! 
Morgen im Collegium! 
Heute dreht die Welt ſich um. 
Singt und trinft, und trinkt und jingt, 
Dat das Herz dor Freuden jpringt! 


—— 


Friſch und froh, und froh und friſch! 
Volle Flaſchen auf den Tiſch! 
Griechiſch weg! und weg Latein! 
Rein muß unſre Kehle ſein! 

Friſch und froh, und froh und friſch! 
Volle Flaſchen auf den Tiſch! 


Wein und Sang, und Sang und Wein!? 
Trinket aus und jchenfet ein! 

Unfer Wiſſen wird gemehrt, 

Wenn man lernet, wie man leert. 

Wein und Sang, und Sang und Wein! 
Trinket aus und jchenfet ein! 


RS 


2. Buridenlied. 
25. Februar 1842. 

Sit ein Leben auf der Welt! 
Das vor allem mir gefällt, 
Sit es das Studentenleben, 
Weil's von lauter Luſt umgeben. 
Gaudeamus igitur! 
Hodie non legitur. 
Luſtig ift das Commerfieren, 
Mufieieren und Spazieren, 
Luſtig ist auch das Studieren. 
Heute luſtig, morgen froh, 
Uebermorgen wieder jo, 
Immer, immer frijch, frei, froh, 
Juchheißa! heißa! ho hoho! 
Lebt der Bruder Studio. 


— 5171 — 


St ein Leben auf der Welt, 

Das vor allem mir gefällt, 

Sit es das Studentenleben, 

Weil’ von lauter Luft umgeben. 
Fa, der Freude Sonnenjchein 
Laſſen wir ins Herz hinein. 

Uns geziemt vor allen Dingen, 
Mit der Jugend leichten! Schwingen 
Zwanglos durd die Welt zu jpringen. 
Heute luſtig, morgen froh, 
Uebermorgen wieder jo, 

Immer, immer friich, frei, froh, 
Juchheißa! heifa! ho hoho! 

Lebt der Bruder Studio. 


Sit ein Leben auf der Welt, 

Das vor allem mir gefällt, 

Sit es das Studentenleben, 
Weil's von lauter Luft umgeben. 
Schlagt die Grillen in den Wind! 
Laßt uns bleiben was wir jind! 
Laßt ung nie Philifter werden, 
Denn zu Sorgen und Bejchwerden 
Sind wir immer reif auf Erden. 
Heute lujtig, morgen froh, 
Uebermorgen wieder jo, 

Immer, immer frijch, frei, froh, 
Juchheißa! heißa! ho hoho! 

Lebt der Bruder Studio. 


Sit ein Leben auf der Welt, 

Das vor allem mir gefällt, 

Sit es das Studentenleben, 
Weil’3 von lauter Luſt umgeben. 
Wenn auch) ihr nicht fröhlich jeid, 


Laßt uns unſre Fröhlichkeit! 

Jugend hat auch ihre Rechte: 

Aber Fluch ſei dem Geſchlechte, 
Das nicht ehrt der Jugend Rechte! 
Heute luſtig, morgen froh, 

Uebermorgen wieder jo, 

Immer, immer friich, frei, froh, 
Juchheißa! heißa! ho hoho! 

Lebt der Bruder Studio. 


3. Eommerslied beim Erinnerungsfejtet 
Straßburg, 29. September 1342. 
Mel.: Gaudeamus igitur. 
Schentet ein und jtoßet au: 
Vivat was uns freute! 
St es auch vor langen Jahren, 
Daß wir flotte Burjchen waren, 
Ei, wir ſind's noch heute. 


Auch noc Heute Haben wir 
Sugendvolle Herzen, 

Und im fröhlichen Vereine 

Wie dereinjt bei Sang und Weine 
Muth genug zu jcherzen. 


Hier joll fein Profeſſor jein, 
Doctor noch Magifter! 

Werfet ab die Lebensbürden, 
Titel, Orden, Nang und Würden! 
Hort mit dem Philifter! 


— 59 — 


Wenn wir auch durch dies und das 
Sind getrennt im Leben, 

Wollen wir doch treuverbunden, 
Wie dereinst in frohen Stunden, 
Jetzt das Glas erheben. 


Stoßet an ımd trinfet aus: 
Vivat was uns freute! 

Wie wir einft vor langen Jahren 
Flotte deutjche Burjchen waren, 
Sind wir’s auch noch heute. 


Heißa, ſtoßt fröhlich an! 
18. December 1847, 

Heißa, ſtoßt fröhlich an! 
Selig wer trinken kann! 
Jubelluſt, Sang und Scherz 
Zaubert der Wein ins Herz. 
Juchhe! juchhe! 
Stoßt fröhlich an! 
Stoßt an! ſtoßt an! ſtoßt an! 


Heißa, wie wonniglich 

Wiegt dann die Seele ſich, 

Wenn uns wie Feuergeiſt 

Wein durch die Adern kreiſt! 
Suchhel juchhel 

Trinkt aus! ſchenkt ein! 

Schenkt ein! jchenft ein! jchenft ein! 


Heißa, dag Erdenthal 
Wird dann zum Freudenjaal; 
Leben und Zeit und Raum 


Flieht wie ein holder Traum. 
Suchhe! juchhe! 

Schenkt ein! trintt aus! 

Trinkt aus! trinft aus! trinft aus! 


Rheinleben.” 


1850. 


1. Weinlied. 

17. Dftober 1850. 
Auf den Bergen grünt die Jreude, !? 
Neift am goldnen Sonnenjtrahl, 
Kommt gepflüdt von Winzerhänden 
Heim zu uns ins jtille Thal. 


Und geprefjet in der Kelter 

Wird der Nebe ſüßer Saft, 

Und gethan in Faß und Bande, 
Daß er wahl’ an Glut und Kraft. 


Und er jchlummert führen Schlummer 
Manchen Tag und mande Nacht, 
Bis er als ein Wonnejpender 

Aller Welt zum Heil erwadt. 


Und aus feinem engen Haufe 
Dringt er wie ein guter Geijt, 
Den auf allen jeinen Wegen 

Jedes Herz willkommen heißt. 


u = 


Sei gegrüßt, du Wonnejpender! 
Der du linderjt unjer Leid, 
Dich in unſre Lieder mijchet, 
Liebe lehrſt und Fröhlichfeit. 


Sa, im Weine wohnt die Liebe, 
Und im Weine wohnt die Luſt, 
Und im Weine wird das Leben 
Sich des Lebens erjt bewirkt. 


2. Bruder Luſtig. 
21. Dftober 1850. 
Es ijt mir nirgend wohler 
Doc auf der ganzen Welt, 
Als wo die großen Schoppen jind 
Und auch das Kleine Geld. 


Shr denkt, ich bin verlegen 

Se um des Lebens Zweck — 

Sc trinfe meinen Schoppen Wein 
Zu meinem Käſ' und Wed. 


Ariſtokrat und Demofrat, 

Das iſt mir Alles Wurſt! 

Wenn ich fein Geld im Beutel hab’, 
Löſcht Keiner mir den Durſt. 


Drum geh’ e3 wie es gebe, 

Mas fiimmert mich die Welt? 
Hab’ ih zu Einem Schoppen nur 
Noch Einen Batzen Geld. 


—— 


Und kommt in meine Kaſſe doch 
Zuletzt ein Defieit — 

Mein Bater ſteckt den Strauß heraus, 
Da trinf’ ich denn als mit. 


Und hat er abgeworfenf) 

Und all ijt unjer Wein, 

So wird es doch mit mir noch nicht 
Matthä am legten jein! 


3. Der beſte Freund. 
8. November 1850. 


Mein bejter Freund in diejer Zeit, 

Wenn's draußen regnet, friert und jchneit, 

Der mir das Herz macht friſch und jung 

Und mir die Glieder bringt in Schwung, 
Das it, das ift der Federweiß, der Federweiß, 
Juchheißaſſa, hopſaſſa Federweiß, 
Das iſt, das iſt der Federweiß, der Federweiß. 


Wer war mir ſo von Kindheit an 

Ein treuer Freund und Biedermann, 

Mit dem ich manches Liedchen ſang 

Und oftmals ſcherzte, tanzt’ und ſprang? 
Das ijt, das ift der Federweiß ꝛc. 


Komm’ ich zur Straußmwirthichaft heraus 
Und wackle luſtig fort nach Haus, 
Macht Keiner drum ein bös Geficht, 
Geht jeines Wegs, wie ich, und jpridt: 
Das ijt, das iſt der Federweiß ꝛc. 


7) Wenn der Straußmwirth aufhört zu fchenfen, fo zieht ex 
den Strauß (den Tannenbaum) ein, d. h. er bat abgeworfen. 


O Federweiß, vergiß nicht mein! 
Recht oft noch ftell’ dich bei mir ein,“ 
Daß ich der Welt noch manchen Tag 
Bon dir mein Liedchen fingen mag: 
Das ijt, das ift der Federweiß ıc. 


Age 


4. Der ſchönſte Strauß. 
12. Itovember 1850. 
Ih ginge jo gerne vorüber, 
Doch fann ich vorüber nicht ziehn: 
Es winft mich jo freundlich hinüber, 
Gern möcht’ ich, doch fanıı ich nicht fliehn. 


Schon ſchmachten begierig die Lippen, 
Entgegen dem funfelnden Wein, 

Schon glaub’ ich, am Schoppen zu nippen, 
Schon jchlürf’ ich den Labetranf ein. 


Du zauberifch freundliches Zeichen, 

Du grüner, du Herziger Strauß! 

Hier fteh’ ich und fann nicht entweichen, 
Du ziehft mich hinein in dein Haus. — 


Ade denn, ihr jeligen Stunden! 

Jetzt geh’ ich befriedigt nad) Haus. 
Kein jehönerer Strauß wird gefunden 
Als du, o mein herziger Strauß! 


5. Die Schenke. 


14. November 1850. 
Wenn ic) an das Schöne denfe, 
Was der Himmel mir verlieh, 
O du meine liebe Echenfe, 
Dann vergejj’ ic) did auch nie. 


— — 


Wie ich dich im Abendſchimmer 

Oft vom Berge blinken ſah, 

Stehſt du mir auch heut noch immer 
Vor den Blicken leuchtend da. 


Und mir ijt, als wollt'ſt du winfen: 
Lieber Gajt, komm doch herein! 

Und mir iſt, als müßt’ ich trinfen 
Deinen Fühlen Labewein. 


Und mir it, als hört’ ich wieder 
Meiner Freunde vegen Streit, 
Ihre Schwänf’ und ihre Lieder, 
Ihre laute Luſtigkeit. 


Andre mögen, liebe Schenke, 
Heute trinken deinen Wein — 
Und wenn ich nur dein gedenfe,' 


’2 
fe 


3 Sit genug, um froh zu jet. 


6. Die Kirmeßbrüder. 
15. November 1850. 
Muſik und Tanz und Fröhlichkeit! 
Frisch auf, friich auf, mein Brüderlein ! 
Setz dich zu mir, gieb mir Bejcheid! 
Der Wein ijt gut, gut ijt der Wein. 


Das iſt der Kirmeß altes Net: 

Freund ijt jich hier die ganze Welt; 

Man jingt und tanzt, man jcherzt und zecht, 
Wie's einem Jeden jujt gefällt. 


Und wenn mein Wein im Monde wädhit, 
Schad't nichts, er findet fi ſchon ein! 
Und wenn mein Beutel ijt behext, 

Wird ſchon noch drin ein Batzen jein. 


— 6 — 


Jetzt wird die Sache mir erjt Har, 
Die mir jehon lang im Kopfe lag: 
Die Kirmes it Einmal im Jahr, 
Die Arbeit aber jeden Tag. — 


„Ganz recht, ganz vecht, mein Brüderlein! 
Du denkſt wie ich, und ich wie dır: 

Wir wollen heute lujtig jein! 

Sp trin® ich dir denn wieder zu.“ 


7. Da droben. 

17. November 1850. 
Da droben an der Halde, 
Da wächit der bejte Wein; 
Da droben auf dem Berge, 
Da jchenfet man ihn ein. 
Da droben, da droben, 
Da wächſt der bejte Wein; 
Da droben, da droben, 
Da ſchenket man ihn ein. 


Da droben in der Schenke 
Zieht Mander aus und ein, 
Da droben, ja da möcht” ic) 
Mein ganzes Leben jein! 
Da droben, da droben, 
Schenft ja den beiten Wein, 
Da droben, da droben 

Die Herzallerkiebjte mein. 


ne re 


8. Merkt's wohl! 
19. November 1850. 
Keil jih nicht Halten läßt, 
Was uns der Himmel beut, 
Haltet die Stunde feit, 
Wo ſich das Herz erfreut! 


Sorgt, wenn ihr fröhlich jeid, 
Daß ihr es lange bleibt! 
Heißa! vertreibt die Zeit, 
Ehe jie euch vertreibt! 


Wie ſich doch Alles dreht, 
Alles im Kreiſ' herum! 
Doc) was einmal vergeht, 
Kehret nicht wieder um. 


Nutzt die Gelegenheit! 
Schenfet euch tapfer ein! 
Trinkt! es verrinnt die Zeit, 
Und mit der Zeit der Wein. 


9. Winzerlied.“ 
19. November 1850. 
Und ift der Winzer noch jo arm, 
An Hoffnung ift er veich, 
Und jpielt ihm auch der Neif und Froſt 
Gar manchen böjen Streich. 


Die Hoffnung treibt ihn auf die Höhn: 
Er jchaffet manchen Tag, 
Er hadt und düngt Zeil’ auf, Zeil’ ab, 
Sp viel er nur vermag. 


en, 


Die Hoffnung heißt mit Frühlingsluſt 
Ihn in den Weinberg ziehn, 

Er bindet jeden Rebſtock an, 

Biegt und bejchneidet ihn. 


Kommt endlich dann nach langen Mühn 
Für ihn fein Herbjt heran, 

So lacht aus jeder Beere ihn 

Die Hoffnung freundlich an. 


Die Hoffnung geht mit ihm hinaus 
Und lieſt die Trauben ein; 

Die Hoffnung tritt ins Kelterhaus 
Und preßt mit ihm den Wein. 


O Hoffnung, könnteſt du einmal 
Doch nur ein Winzer fein, 
Gewiß, du ließeſt jedes Jahr 
Die Trauben uns gedeihn! 


10. Heute wird geherbſtet! 
20. November 1850. 
Heute Jubel! Heute Luſt!“ 
Juchheidi! juchheida! 
Sang und Klang aus voller Bruſt! 
Juchheidi! heida! 
Trinkt die alten Neigen aus! 
Befirer Wein kommt heut’ ins Haus! 
Juchheidi, Heidi, heida ! 
Juchheidi, juchheida! ꝛc. 


Urban, haſt es brav gemacht: 
Tauſend Dank ſei dir gebracht! 
Heuer ſind die Trauben gut, 
Und das giebt uns guten Muth. 


An der Blüthe jahn wir jchon, 
Daß uns wird’ ein veicher Lohn. 
Bald nun zeigt der Federweiß, 
Was uns ward für unjern Schweiß. 
MWie der Moft im Faſſe jhäumt 
Und von feiner Zukunft träumt! 
Sit er einjt ein ganzer Mann, 
Sollt ihr jehen, was er fann. 
Zündet alle Dornen au, 

Daß e3 lodert himmelan! 

Feurig wie dereinjt der Trank 
Soll jehon heut jein unſer Dank. 
Heute Jubel! heute Lujt! 

Sang und Klang aus voller Bruſt! 
In den Bergen hier und dort 
Hall’ es fort und immer fort! 
Suchheidi, heidi, heida! ꝛc. 


11. Smmer Injtig! 
25. November 1850. 
Hoch an dem Kirmsbaum jehwebet der Kranz. 
Unten im Roß iſt Muſik und Tanz. 
Und die Trompeten jehmettern darein, 
Locken zum Tanze, laden zum Wein. 


Lustig zum Tanze, luſtig zum Wein! 

Luſtig, ja luſtig wollen wir jein! 

Friſch an das Werk denn! jtell dich nicht dumm! 
Trinke mir zu und dreh dich herum! 

Ehrliche Wirthe, jürfiger Wein! 

Heißa, wir kehren überall ein. 

Ueberall winft ein freundliches Kind — 

Heißa juchheit die Kirmes beginnt. 


u — — 
—8 R - 


— lila — 


*Des Frühlings letzte Gabe. 

24. Auguſt 1850. 

Der Frühling hat ſich heiß gemüht, 

Daß Alles wieder grünt und blüht 

Ningsum an allen Enden. 

Er hat erfüllet feine Bilicht, 

Doch fühlt er fich zufrieden nicht, 

Er will noch mehr vollendeıt. 


„Ich hab’ an Eins noch nicht gedacht, 
Was lieblich ſchmeckt und fröhlich macht, 
Ich will's den Menjchen geben.“ — 
Da gönnt er ſich nicht Raſt noch Ruh, 
Er eilt den nächjten Bergen zu 

Und ſchmückt mit Laub die Neben. 


Dann jchafft er was er jchaffen fann, 
Und duft’ge Blüthen hängt er dann 

An jede Rebenranke: 

„un febet wohl! und wenn ihr jingt, 
Und jcherzt und jubelt, tanzt und fpringt, 
Denkt mein beim edlen Tranfe!“ 


Herr Derit. 
19. Suli 1851. 
Herr Durft ift ein geftrenger Mann, 
Der läßt ſich gar nicht foppen: 
Ob's Wetter gut ift oder jchlecht, 
Er gebt nicht ab non jeinem Necht, 
Er fordert jeinen Schoppen. 


Und wer ihm den nicht geben will, 
Den quälet er tagtäglich, 

Er quält ihn Hier, er quält ihn dort, 
Er quälet ihn in Einen fort 

Und quält ihn ganz unjäglid. 


Da gilt fein Anſehn der Berjon, 

Nicht Stand noch Wird’ und Ehren: 
Herr Durst der fehrt bei Allen ein, 

Bei Neih und Arm, bei Groß und Klein, 
Und Niemand kann's ihm wehren. 


Ihn rührt fein Ernſt, ihn rührt fein Spaß, 
Kein Pfeifen oder Singen. 

Ihr fünnt ihn nicht durch Spott und Hohn, 
Ihr fünnt ihn nicht durch Schmähn und Drohn 
Bon jeiner Fordrung bringen. 


Drum macht's wie ich: ich bin bereit, 
Sein Schöpplein ihm zu zollen. 

Und läßt ev mid dann nicht in Ruh, 
Trink' ich ihm noch ein zweites zu, 
Dann hört er auf zu jchmollen. 


A 


Stammanite. 

20. November 1551. 
Der Menjch muß Etwas werden, 
Das ijt jein Nuhm auf Erden: 
Er mus ſich mühen und Fajtei’n, 
Day er was wird um was zu jein. 


Das ward uns immer Flarer 

Und jehien uns täglich wahrer; 
Drum dachten wir mit Ernit daran, 
Wie ımjer Eins was werden fanır. 


Damit genau wir wirkten, 

ie wir e3 machen müßten, 

Sp fanden wir uns täglich ein 

In einem Wirthshaus an dem Rhein. 


Zu St. Goar am Nheine, 

Da gingen wir zu Weine, 

Wir ſprachen dies und ſprachen das, 
Und tranken manches liebe Glas. 


Und endlich war's gelungen, 

Wir hatten es errungen — 

Was wir geworden? fraget ihr: 

Se mm, Stammpgäjte wurden wir. 


*Kneipen. 
Kneipen iſt das Schönſt' auf Erden! 
Glücklich wer noch kneipen kann, 
Denn dahin ſind die Beſchwerden, 
Wenn man hebt zu kneipen an. 
Wenn man fröhlich ſitzt und kneipt, 
Und fich jo die Zeit vertreibt, 
Kann’s ein schöner Leben 
Auf der Welt noch geben 
Als die echte deutsche Kneiperei? 


Beider Welten Nationen 

Wiſſen nicht was fneipen heißt, 

Aber unter allen Zonen 

Kneipt allein der deutjche Geijt; 

Er erfand Begriff und Wort, 

Und er kneipet immerfort, 

Kneipet aus dem Grunde, 

Kneipet jede Stunde, 

Kneipt jein ganzes liebes Leben lang. 


— — 
Wenn die Tabakswolke wallet, 
Wenn zu deutſchem Bier und Wein 
Hell ein deutſches Lied erſchallet, 
O da kneipt es ſich gar fein! 
O dann wird man ſich bewußt 
Erſt der höhern Lebensluſt! 
Gott mag uns vergönnen, 
Daß wir kneipen können, 
Kneipen, kneipen bis zum jüngſten Tag! 


*Bierbruder. 

23. November 1851. 
Zwei Seidel Bier, drei Seidel Bier — 
Sch trinfe lieber fünf als vier, 
Und wenn man dazu raucht und jchiwäßt, 
Trinft man noch eins zu guter Lebt, 
Seht heim vergnügt und legt jich nieder, 
Und denkt: jo mac)’ ich’S morgen wieder. 


Und wo das allerbejite Bier, 

Da jind am allerliebjten wir; 

Ob die Gejellfchaft gut, ob jchlecht, 

Sit nur das Bier uns eben recht, 

Sp jpriht man beim Nachhaujegehen: 
Hut Nacht, ihr Herrn! auf Wiederjehen! 


Und ohne Bier, was fang’ ich an? 

Da bin ich ein gejchlagner Mann: 

An Leib und Seel verjchmacdht’” ich ſchier, 
Wenn ich nicht Hab’ mein Seidel Bier. 
Drum mag mir Gott mein Seidel geben 
In diefem und in jenem Leben! 


a 


*) Was erzählen ji doch die Vögelein? 
Neuwied, 15. Mai 1852. 

Was erzählen fich doch die Bögelein 

Dort im jungen Laub beim Sonnenjchein? 

Ob ſie wiſſen wol, das jte find am Rhein — 

Möchtet lieber ihr wo anders jein? 

„irgend möchten wir, nirgend jonjtwo jein! 

Unjre Freud’ und Luft iſt nur am Rhein.“ 


Ja, jo denf’ auch ich, fieben Vögelein, 

Ich auch möchte nie wo anders jein! 

Tränfet ihr num erjt Wein von Vater Rhein, 
D wie jänget ihr dann zur Welt hinein! 
„irgend möchten wir, nirgend jonjtwo fein! 
Unjre rend’ und Luft ift nur am Rhein.“ 


22. Februar 1854. 
Schenft mir ein fühlen Wein! 
Wein vom Rhein jchenft mir ein! 
Ehe die Stunden verrinnen 
unverjtändig, 
Ehe die Sorgen beginnen 
unabwendig, 
Freut euch des was der Himmel bejchert, 
Was das Buch der Weisheit lehrt: 
Trinfet aus! jchenfet ein! 
Wagt es fröhlich zu fein! 
Wer weiß mas die nächjte Stunde bringt? 
Trinft aus! trinkt aus und fingt! 
Nieder trinkt die Vergangenheit, 
Nieder den Gram und das Herzeleid! 
Nieder Hoffen, Sehnen und Wähnen, 
Sucht und Bangen, Seufzer und Thränen! 


Dat in den Augen heil wie Krijtall 
Heiter ſich jpiegle das Weltenall, 
Daß der Leib vor Freuden vergißt, 
Day er von Erd’ und auf Erden ijt! 
Deffne dich, Himmelsthor! 
Unter Becherflang, 
Unter Zecherſang 
Schwebt mein Geijt empor 
Boll wonniger Luſt, 
Seiner jeligen Heimat fich bewußt, 
Hoch über der Erde Jammer und Rein. 
Trinket aus! jchenfet ein! 
Ha! was zauderjt Du? 
Seder ruf es dem Anderen zu: 
Wag es fröhlich zu jein! 
Dein ijt die Erde, der Himmel dein! 
Irinfet aus! jchenfet ein! 


Der Weltumſtürzer. 
14. April 1854. 

Ic liebe den Sang, ich liebe den Wein, 
Den Frühling mit feinen Nojen, 
Sc liebe die blühenden Mägpdelein 
Mit ihrem Lächeln und Koſen. 
Ich möchte verbannen die Sorg’ und das Yeid 
Und jegliche trübe Stunde, 
Daß heimijch nur wiirde die Heiterkeit 
Auf dieſem Erdenrunde. 

Heil dem Herzen das da ſtrebt 
Die Sünde zu fliehn und zu haſſen 
Und Allen was in Freuden Tebt, 
Auch jeine Freude zu lajjen! 


Doch euer Dichten, 

Euer Trachten 

Will nur vernichten 

Was wir lieben und achten. 

Shr könnt den Trieb, den mächtigen 

Nac Freude, nur verdächtigen! 

Was gilt euc eines Herzens Zug, 

Was jeiner Lieb’ und Schnjucht Flug? 

Euch ijt jede menschliche Negung 
unerklärlid), 

Euch ijt jede freie Bewegung 
ſtaatsgefährlich. 

Ihr laßt euch nicht lehren, 

Noch zum Beſſern bekehren. 

Der Sänger, der Zecher, 

Der harmloſe Hörer, 

Das ſind euch Verbrecher 

Und Ruheſtörer. 

Ha! daß ihr nicht Einem Freude gönnt! 

Keinen wahrhaft erfreuen könnt! 

Ihr Freudenverderber, ihr Lebenverkürzer, 

Ihr nennt mich einen — Weltumſtürzer! 

Ja, ich bin ein Weltumſtürzer, ein ſtündlicher, 

Ein thatendurjtiger, luſtiger, gründlicher, 

Denn meine Welt voll goldigem Schein 

Iſt dieſe Flaſche mit kühlem Wein, 

Und ich wäre philiſterdumm 
und kläglich, 

Wollt' ich die Welt nicht ſtürzen um 
alltäglich. 

Das Gefühl der Wahrheit müßt' ich beleidigen, 

Wollt’ ich mich irgendwie noch vertheidigen, 

Denn mein Vergehen 

Kann Jeder jehen: 

Ich hab' in der Hand 

Hier den Thatbeſtand. 


nel 


Draußen unter dem Kellerdach 
jehet nach! 

Da jtehen auf dem Küchenbrett 
twundernett 

Die Zeugen meiner Durſtesqual 
allzumal, 

Die leeren Flafchen in langen Reihn — 

Die Schuld ijt mein! 

Ja, id) bin ein Weltumjtürzer, ein jtündlicher, 
Ein thatendurjtiger, luſtiger, gründlicher, 
Denn die Flache mit dem Wein, 

Das ijt meine Welt allein, 

Und diefe umzujtürzen bin ich beveit'* 
allezeit 

Zu meiner und Anderer Luft, 

Keiner Reue mir bewußt. 

Klein ift die Mühe, der Lohn ijt groß, 

Dern diefe Welt birgt in ihrem Schooß 

Die Fülle begeijternder Tugend, 

Die Lieb’ und Gemüthlichkeit, 

Den Ihatendrang der Jugend 

Und die Ahnung jchönerer Zeit. 

Danf ihm, der den Kummerwender, 

den Freudenjpender, 

Den Saft der Neben uns hat gegeben, 

Den Zaubertranf himmlijcher Seligfeit 

Ins indische Leben! 

Komm ber, ich jchenfe dir ein! 
Meine Freude joll dein, 

Mein Wein dein jein! 


-— 
dd 


Nur: Lieder aus Weimar. 1854. 


Ihr noch nie genug geehrten 
Schriftjteller und Schriftgelehrten, 

Ihr Dichter 

Und andres Gelichter, 

Ihr jchöpferiichen Geiiter, 

Der Tonwelt Kenner und Meijter, 

Shr anderen auch in der Künſte Glanz, 
Im Bühnenjpiel, im Gejang und Tanz, 
Ihr Künſtler mit Pinjel und Meipel, 
GSetrieben von des Ruhmes Geißel, 

Die ihr kämpfen müfjet und ringen 
Mit Kummer und Noth, 

Und feilfchen müſſet und dingen 

Ums tägliche Brot — 

Wehe jeglicher Stunde, 

Wenn ihr juchen und finden wollt 

In der Philiſter Munde 

Jemals Nuhmes= und Ehrenjold! 

Kommt, ich will den Weg euch) zeigen, 
Wo euch beides wird zu eigen: 

Hier ift die Duelle des Ruhmes, hier! 
Trinft aus diefem Borne mit mir! 
Bei jedem Trunfe windet jich 

Der Lorbeer von jelber ums Haupt, 
Daß jeder Trinfer am Ende jich 
Unjterblid glaubt. 

Stoßet an Mann für Mann! 
Laſſet die Gläjer fröhlich ertönen! 
Verförpert hat jich in diefem Kriſtall 
Die Idee des Schönen 
Sn Bild und Farbe, Wort und Schall. 

Stoßt an! ſtoßt an! 

Sm Weine rırhet in lieblicher Reinheit 
Der Künſte wunderjeltene Einheit. 


Dies Eine macht euch zum Eigenthum, 
Dann habt ihr Alles: Glück und Ruhm. 
Jeder Tropfen köſtlichen Weins 
Sit ein Beweis unſterblichen Seins. 
Eure Saunen und Grillen, 
Eure Sorgen, eure Bejchwerden 
Verden jo ganz im Stillen 
Schüchtern und ehrerbietig werden, 
Sie beglückte Hochentzückte 
Hof- und andere Näthe von fern 
Harren auf den Winf des gnädigen Herri, 
erden nie wieder erjicheinen wollen, 
Ienn fie nicht wieder erjcheinen jollen. 
Ver wagt es, in Zweifel jich zu ergießen, 
Isenn des Weines Wahrheiten uns durchfließen, 
Uns mit dem Leben verjühnen, 
Unſere Welt verjchönen, 
Uns auf Negenbogenbrücden 
In den Himmel entrücden! 
Willſt du noch unsterblicher jein? 
Trinfet aus! ſchenket ein! 


23. April 1854. 

Das war nur Ernit, das war fein Spiel: 
Wir fannten weder Mai noch Ziel — 
Das größte Glas, der größte trug, 
Nichts war zu viel, nichts groß genug; 
Zu klein, zu Hein jchien jedes Maß, 
Zu Hein für unjern großen Spaf. 
Wir tranfen aus, wir jchenften ein, 
Denn lauter Freude war der Wein. 

O wundervolles Na! 

D Freud’ ohn’ Unterlaf! 


— — 


O ſel'ge Luſt! du Zauberband, 
Das ſich um Geiſt und Körper wand, 
Der Erde Freud' und Leid verſchlang, 
Im Liedesjubel wiederklang, 
Als ob wir außer aller Zeit 
Sm Hochgefühl der Seligkeit 
Nichts wüßten mehr vom Erdenthal, 
Bon ſeinem Leid und feiner Qual! 

O bleib, du jchöne Zeit, 

Du Zeit der Seligfeit! 


Und nun, wo ijt doch all mein Muth? 
Ei, was ein Augenblic doch thut! 
Ich bin nicht wild, ich bin nicht zahm, 
Ich bin nicht flinf, ich bin nicht lahm, 
Sch bin nicht laut, ich bin nicht ſtumm, 
Ich bin nicht Klug, ich bin nicht dumm, 
Ich bin nicht ernft, ich bin nicht froh — 
Wie ijt mir denn? — Mir ift jo — jo — 
Ep jeltjam, wunderlich, 
So — katzenjämmerlich! 


Vereinslied. 
22. Juni 1856. 

Friſch auf zu neuem Leben, 
Den Frühling in der Bruſt! 
Ein neues freies Streben 
Iſt Männermuth und Luſt. 
Der Himmel ſteht uns offen, 
Das Ziel iſt unverhüllt: 
Da lohnt ſich ſchon das Hoffen, 
Und würd' es nie erfüllt. 


— 80 — 


Trinkt aus! ſchenkt ein! 
So jolf es jein 

Für jeden allein, 

Für all!’ im Verein! 
So joll es jein! 
Anders nimmer 

Trotz Philiftergejchrei! 
Heut’ und immer! 

Es bleibt dabei! 


Wir freuen uns am Alten, 

Was herrlich ſich erweilt, 

Doch Neues zu gejtalten 

Treibt mächtig uns der Geijt. 

Das Stilljtehn ijt zu Ende, 

Die Rüdficht liegt im Grab, 

Wir nehmen in die Hände 

Getroſt den Fortichrittsjtab. 
Trinft aus! schenkt ein! ww. 


Ihr jollt uns Danf nicht zellen 

Mit einem Lorbeerreis! 

Mein, daß wir etwas wollen, 

St unjer Ziel und Preis. 

Was wir in Kunſt und Leben 

Als wahr und jchön erfannt, 

Das bleibet unjer Streben 

Bis an des Grabes Nand. 
Trinkt aus! ſchenkt ein! a. 


AS 


*) 
9. März 1357. 

Nein, Wein, Wein, 

Bringt uns Wein! 

Laßt uns fröhlich fein! 
Wein wäſcht die Herzen rein, 
Nein von Qual und Rein; 
Wein jpült die Corgen ab, 
Scheucht die Furcht vorm Grab, 
Tödtet Haß und Neid, 

Tödtet Geiz und Zank und Streit. 


Wein, Wein, Wein, 
Bringt uns Wein! 
Laßt uns fröhlid fein! 
O Mam, armer Wicht, P 
Warum tranfjt du nicht? 
Ach, in dem Raradies, 
Das dir Gott verhieß, 
Könntejt du noch fein, 
Heute noch bei edlem Wein! 


Wein, Wein, Wein, 
Bringt uns Wein! 
Laßt uns fröhlicd) jein! 
Wein giebt ung friiches Blut, 
Neuen Lebensmuth, 
Wein zeugt Begeijterung, 
Macht uns froh und jung, 
Daß das Herz vergißt, 
Dat es noch auf Erden fit. 


2) 
ARE 


Rüdesheim, 17. Auauft 1857. 
Willkommen heut’ und immer, 
Du lieber edler Wein! 

‘a nimmer, nun und nimmer 
Will ich vergejjen dein. 


Du Haft mit mir gejungen, 
Gedichtet und gedacht, 

Du bijt mit mir gejprungen 
Und haft mit mir geladt. 


Du bijt mit mir gejejfen 

Bei manchen frohen Mal 
Und hajt mit mir vergejjen 
Des Lebens Müh’ und Qual. 


Du haft mit mir errungen 
Troſt und Zufriedenheit, 

Und dich) mit mir geſchwungen 
Hoch über Raum und Zeit. 


Du haft dich meinem Lieben 
Und Leiden beigejellt, 

Und bijt mir ſtets geblieben 
Der treujte Freund der Welt. 


Drum nimmer, nun und nimmer 
Will ich vergefjen dein: 
Willkommen heut’ und immer, 
Du lieber edler Wein! 


Meinen und jeinen Freunden. 
Rüdesheim, 6. Dftober 1864. 

Bon allen Weinen in der Welt 

Aheingauer mir am beiten gefällt: 

Er ijt ein Biedermann, ein Held, 

Der unterm blauen Himmelszelt 

Hoch das Panier der Freude hält, 

Sich nur den rohen beigejellt 

Und gegen Alles in der Welt 

Was Leiden heit, friich zieht ins Feld. 


Wenn ihr im Lebensfampf und Streit 
Vergeſſen wollet Sram und Leid 

Und öffnen wollet weit und breit 

Das Herz der Luft und Fröhlichkeit, 
So trinfet Rheingauer allezeit! 

Ihr jeid vor Sorg’ und Qual gefeit, 
Von aller Furcht und Angjt befreit 
Und lebt in Himmelzjeligfeit. 


Willkommen, Rheingauer, lieber Wein, 
Du unter den Weinen der Edelftein, 
Boll Lieblichkeit, wie Gold jo rein, 
Erquiclich duftend im Heil’genjchein, 
Du mußt vor allen gepriefen jein, 

Ja nun umd nie vergefj’ ich dein, 

Du edeliter Wein am ganzen Rhein, 
O wärjt dur heut’ und immer mein! 


25. März 1866. 


Aus den Neben jprießt das Leben. 

Sa, der Nebenjaft giebt dem Leben Kraft, 
Lindert allen Schmerz, macht ein fröhlich Herz, 
Einen friihen Muth und ein leichtes Blut, 


Trotzet allezeit 


Aller Widerwärtigfeit. 


6* 


Aus den Neben jprieit das Leben. 

Glüdlic drum der Mann, der noch trinken kann, 

Und der Rebe Geijt froh willfommen heißt, 

Sich mit ihm vermählt und durch ihn geitählt 
Iroßet allezeit 

Aller Widerwärtigfeit! 


Aus den Neben ſprießt das Leben. 
Darum jchentt mir ein fühlen Wein vom Rhein, 
Senen der da heißt ehter Rebengeiſt, 
Daß ich wie ein Mann ſteh' und trotzen kann 
Heut' und allezeit 
Aller Widerwärtigkeit! 
* 
30. Mat 1860, 
Alles wird des Todes Beute, 
Alles hat nur jeine Zeit: 
Darum, Brüpder, luſtig heute! 
Seid zu freu'n euch jtetS bereit! 


Saft uns feitzuhalten wagen 
Jedes Fünkchen Fröhlichteit, 
Reich genug an trüben Tagen 
Iſt die kurze Spanne Zeit. 


Denkt nicht an den nächſten Morgen, 
Wenn ihr heute fröhlich ſeid: 

Jeder Tag bringt neue Sorgen, 
Neuen Kummer, neues Leid. 


Darum, Brüder, luſtig heute! 
Seid zu freu'n euch ſtets bereit! 
Alles wird des Todes Beute, 
Alles hat nur ſeine Zeit. 


* Abendlicd der armen Winzer. 
23. Januar 1873. 

Wenn die Neben wieder blühen, 

Denfen wir an dies und das, 

Auch daß uns für unjve Mühen 

Werden wird ein volles Faß. 

Und dürft” es denn wol anders jein? — 
Ach nein! ach nein! 

Wir trinfen wieder Gänſewein. 


Unſre Hoffnung wird jchon beijer, 

Blühen wird auch unjer Heil. 

Seht im Keller doch die Fäſſer! 

Eins doc) wird uns wol zu Theil! 

Es wird für uns doch Herbjt auch jein?9 
ch nein! ach nein! 

Wir trinken immer Gänjewein. 


Dennoch Hat uns Gott gegeben 

Diehr als Gold und Nebenblut, 

Denn gefund und froh zu leben 

Sit des Lebens höchſtes Gut. 

D lieber Gott, jo mag's denn jein! 
Schenk ein! ſchenk ein! 

Sejundheit ijt der bejte Wein. 


*), Trinflied bei ihlehtem Wetter. 
28. Juni 1873. 
Wenn der Sonne Freudenferzen 
Uns nicht glänzen hell und vein, 
Haben wir in unjern Herzen 
Immer doc noch Sonnenichein. 


u, gi 


Denn fie hat in Lieb’ und Gnade 
Für die dunfle Erdennacht 

Hier auf unſerm Pilgerpfade 
Diejen Freudentranf gebracht. 


Sie, die aller Welt zum Leben 
Himmelsliht und Wärme beut, 
Hat uns mit dem Saft der Neben 
Unjer jehnend Herz erfreut. 


Ohne Jammer und Bejchwerde 
Wollen wir durchs Leben gehn, 
Teil auch wir uns wie die Erde 
Stet3 um diejfe Sonne drehn. 


Lat uns jcherzen, laßt uns lachen, 
Fröhlich fein bei Sang und Wein! 
Könnten wir auch Wetter machen, 

Froher könnten wir nicht fein. 


a 


* Ein gelegentlides Lied. 


4. September 1373. 


Sieh nicht nad) dem MWetterhahne! 
Wetter hin und Wetter her — 
Zieh nur auf des Frohſinns Fahne! 
Froh zu fein jei dein Begehr. 


Perlt der Wein in hellen Gläjern, 
Wird dein Geijt erleuchtet jein 
Wie der Thau an grünen Gräſern 
Lieblich glänzt im Sonnenſchein. 


Mag der Sturmwind draußen jagen 
Mit den Wolfen kreuz und quer, 
Mit dem Saft der Reben jchlagen 
Leichter wir ein Grillenheer. 


Trinket aus und jeid zufrieden 
Auch mit jeder jchlechten Zeit, 
Denn zur Freude ward bejchieden 
Uns genug Gelegenheit. 


Die Gelegenheit joll leben! 
Fehlt jie uns, wir machen fie: 
Alles wird jich ſchon ergeben, 
Nur am Weine fehl’ es nie! 


EDIT... 
27 3 * 


II. Allerlei Klänge aus dem Volksleben. 


Jugend- und Mannesjahre. 
i Neujahrslied. 

29. December 1826. 
So ſingen wir, ſo trinken wir 
Uns froh hinein ins neue Jahr. 
Wir laſſen drüben Gram und Leid, 
Und nehmen mit die Fröhlichkeit 
Ins neue Jahr. 


So ſingen wir, ſo trinken wir 

Uns froh hinein ins neue Jahr. 

Die Freundſchaft geht von ſelber mit, 
Begleitet treu uns Schritt für Schritt 
Ins neue Jahr. 


So ſingen wir, ſo trinken wir 

Uns froh hinein ins neue Jahr. 

Die Hoffnung wartet unſer dort, 

Sie ſprach: Kommt mit, ich ziehe fort 
Ins neue Jahr. 

So ſingen wir, ſo trinken wir 

Uns froh hinein ins neue Jahr. 
Drum wer's nicht froh beginnen kann, 
Der fang' es lieber gar nicht an 

Das neue Jahr! 


a% 


Faltnadt” 


1. Faſtnachts-Willkomm. 
1. Februar 1827. 
Seid willtommen allzumal! 
Ungewählt, 
Ungezählt! 
Freude fragt nicht nach der Zahl, 
Sit mit Allem gern zufrieden, 
Was der Augenblick beichieden. 


Darımı jag’ ich's frei und frank: 
Ungemählt, 
Ungezählt! 
Nehmt vorlieb mit Speij’ und Trank! 
Freude mäfelt nicht und höhnet, 
Freude bindet und verjühnet. 


Seid willfommen allzumal! 
Ungewählt, 
Ungezählt! 
Beides, Wahl und Zahl bringt Qual. 
Wenn man will die Faſtnacht halten, 
Muß ſich Alles ſelbſt geitalten. 


2 
Anfang Januar 1827. 

Munter getanzt! fröhlich gezecht! 

Heute Faſtnacht! heute froh! 

Jedem ſein Theil und Jedem ſein Recht! 

Aſchermittwoch geht's nicht jo. 


2, NT oe 


Spiel was du kannſt, jpiel Muſikant! 
Heute Faſtnacht! heute Spiel! 

Daß auch der Schatten tanz’ an der Wand! 
Ajchermittiwoch ſteckt ein Ziel. 


Neich mir die Hand, oder das Glas! 
Heute Fajtnacht! heut’ ein Narr! 

Heut’ in der Masfe gilt nur der Spaß, 
Ajchermittiwoch nur der Pfarr. 


* 3. Tanzlied zur Faltnadt. 
1825 (2). 
Und noch einmal zum Tanze 
Flint wie ein Vogel jchwirrt! 
Was ſtehſt du an der Schwelle? 
Komm schnelle! 
Eh's Aſchermittwoch wird. 


Und noch einmal getrunken! 

Geh, hol ein Schöpplein Wein! 

Heut darf mich Keiner ſchelten: 
Nur ſelten 

Stellt ſich die Faſtnacht ein. 


Und ſind wir heut nicht luſtig, 

Ja, morgen thut's nicht noth. 

Da heit es: werf und rajte, 
Und faſte 

Und jchaff den Kindern Brot! 


Und noch einmal zum Tanze 

Und nod) einmal anjett! 

Spielt auf, ihr Geiger und Pfeifer! 
Einen Schleifer 

Spielt mir zu guter Lest! 


18. Januar 1827. 
Leicht in dem Herzen 
Und leiht auf dem Fuß! 
Freundlichen Leuten 
Ein freundlicher Grup! 
Hängt jih Gram an Fer’ und Kopf, 
Hopſa, hopſa, hinüber, herüber! 
Dreh dich um, da liegt der Tropf. 


Schnee auf dem Felde, 

Und Eis auf dem Fluß! 

Nojen auf Wangen 

Und Frühling im Kup! 

Bift du bleih wie Noth und Tod, 
Hopja, Hopja, hinüber, herüber! 
Dreh dich um, gleich wirft du voth.”! 


Sind auch die Tage 

Sm Winter nicht lang, 

Macht man ſie länger 

Mit Wein und Gejang. 

Fragſt dir: wann ijt Faſtnacht, wann? 
Hopſa, hopſa, hinüber, herüber! 

Dreh dich um, jo hebt ſie an. 


Januar 1827. 
Was ijt denn das fir Saus und Braus? 
Man rennt zum Keller ein und aus, 
Die Kannen Happern und blinfen, 
Die Henne jchreit, es fräht der Hahn, 
Im Rauchfang hebt ein Rauſchen an: 
Herab die Würſt' und die Schinfen! 


a 


Die Karten weg! was zaudert ihr? 
Ein ander Spiel beginnen wir! 

Die Saiten müſſen erklingen! 

Ver nicht in Schuhn zu Gaſte fan, 
Der mag hier ohne Gram und Scham 
In Stiefeln tanzen und jpringen. 


Zwar geh’ ich jtet3 in Schuhn einher, 
Doch fällt die Wahl mir gar zu jchwer 
Beim Tanz und blinfenden Weine. 
Doch weil Muſik ſich hören läßt, 

So feir’ ich gern ein Doppelfeſt: 

Sch trin® und tanze — zum Scheine. 


Dreh du dich um, mein Mägdelein, 
Du jolljt fürwahr mein Lieben jein! 
Ich will's dir redlich beweijen: 

Reicht mir ein Glas, der größten eins, 
Ein jedes Tröpflein kühlen Weins, 
Das ſoll dich ehren und preiſen. 


6. 
Anfang Januar 1827. 

Lauf, Junge, lauf! 

Und jeß die vollen Hufen auf! 

Wir wollen trinfen! 

Es werden jich jchon jtellen ein 

Biel liebe Gäjte groß und flein — 

Die Würſt' und auch die Schinken. 


Ber fingen fann, 

Der fange gleich zu fingen an! 

Wir wollen fingen! 

Topp, friſch, es gilt! die Neih’ herum, 

Und wer’s nicht kann, der brumm': humm, Humm! 
Das Hläslein nur joll Hingen! 


Schenkt ein, trinft aus! 

Hoc) preijen wir die Frau vom Haus! 
Wir wollen preijen! 

Wir drangen nur im Scherz hinein, 
Sie aber lie es Ernſt jich jein, 

Und gab uns Tranf und Speijen. 


Drum, gute Nacht !?? 

Die Faltnacht ijt vecht gut vollbracht. 
Wir wollen jchweigen! 

Jetzt blickt uns erjt der Vollmond an, 
Und nennt uns Bruder und Cumpan, 
Und will den Weg uns zeigen. 


- 


- 


i. 


23. Februar 1829. 


Fur Faſtnachtzeit, zur Faltnachtzeit, 
Da ijt die ganze Welt gejcheit; 
Da geht es Keinen jo und jo, 
Denn alle jind fie, alle froh. 
Der Himmel mu erobert jein! 
Trink Schneller aus! ſchenk voiler ein! 
Und wenn's gebricht am fühlen Wein, 
Sp tanzen wir zum Himmel 'nein, 
Juchhei'n und jchrei'n noch obendrein: 
Heut’ und auch morgen 
Der Teufel hole die Sorgen! 


Zur Faftmachtzeit, zur Fajtnachtzeit, 
Da ijt der Himmel gar nicht weit. 
Denn braver ijt ja Jedermann, 

Der froh noch jein und fingen kann. 


IN EN 


Was Erde! Erd’ iſt num ein Grab. 
Lab ihr das Schlinmme, was fie gab! 
Sp ſchüttle ab, die Sorgen ab! 
Dies Glas, es jei dein Pilgerjtab 
Zum Himmel fort im vollen Trab! 
Himmliſch ſich Freuen, 
Das kann nur den Teufel gereuen. 


8. 
März 1829. 


So jchlagen wir die Grillen todt 
Mit einem fühlen Weine, 
Co lachen wir uns feuerroth 
Und jtehn auf Einem Beine; 
Und Elatjchen aus die feine Welt 
Bei ihrem großen Gut und Geld, 
Wir drehn uns um und jpringen, 
Juchhe! und fingen: 
Ver da will beim Faſching jein, 

Der jege jich friſch 

Hier hinter den Tijch, 

Und ftimme mit ein 

Necht artig und fein! 


Bleibt ihr auf eurem jtillen Sig 

Da hinterm Ofen boden, 

Ihr habt ja weder Scherz noch Wis, 
Seid viel zu ernjt und troden — 
Wir haben unjern Schab im Arm, 
Die Liebe macht uns veih und warm, 
Sie lehrt die Gläſer Klingen, 

Uns aber fingen: 


Wer da will beim Faſching ſein, 
Der ſetze ſich Frijch 
Hier hinter den Tijch, 
Und ſtimme mit ein 
Recht artig und fein! 


8 —— eG 


Kirmeß und Tanz. 


1. Muſikanten, jpielt auf! 
1825. 


Friſch, jpielt mir ein Tänzlein! 
Herr Wirth, hol mir Wein! 
Fürs Schäschen das Tänzlein, 
Das Schöppchen ijt mein! 
Sejundheit will ich trinken, 
Will ſchwenken den Hut, 

Potz taujend mein Schätchen, 
Wie ſchön bijt, wie gut! 


Hab’ neulich gehorchet, 

Da ward es mir Har — 

Du ſpracheſt: „Und liebjt mid), 
Und liebſt mich fürwahr ?“ 
Was jollt’ ich dich nicht lieben ? 
Wie ſchön bift, wie gut! 

Dir trink’ ich zu Ehren, 

Dir ſchwenk' ich den Hut. 


— 96 — 


1825. 


Mädel des Oberlands, 
Komm zu mir, komm zum Tanz! 
Schau mich doch an! 
Ich bin ein Mann! 
Trallala hopſaſſa! 
Hopſaſſa trallala! 
Didel didel didel dum! 
Hütlein auf Einem Ohr, 
3 Bujentuch jehaut hervor, 
Heda, mein — 
Spiel einen Tanz 
:allala —— 
Sopſaſſa trallala! 
a didel didel dum! 


iS 


Fragſt mich: willſt Kaiſer jein ? 
Sag’ ich: o nein! o nein! 
Danf für die Ehr! 

Bin ich nicht mehr? 

Trallala hopjajja! 

Hopſaſſa trallala ! 

Didel didel didel dum! 


Schaut mich mein Mädel an, 
Hat ſein Gefallen dran, 

Bin ich nicht mehr 

Kaiſer als er? 

Trallala hopſaſſa! 

Hopſaſſa trallala! 

Didel didel didel dum! 


— 97 — 


Mädel, ich bin dir gut: 
Tanz friſch und wohlgemuth, 
Heideldidum! 

Mit mir herum! 

Trallala hopſaſſa! 

Hopſaſſa trallala! 

Didel didel didel dum! 


3. Reigentanz. 
1826. 
Heida, die liebe Maienzeit 
Jetzt allen Herzen Freude beut. 
Hätt' ich Roſen auf meinem Hut, 
Hätt' ich einen fröhlichen Muth, 
Könnt' ich auch brav tanzen! 


Ja, und der Mai ſteht vor der Thür: 
Maria, komm und tanz mit mir! 
Hätt' ich Roſen auf meinem Hut, 
Hätt' ich einen fröhlichen Muth, 
Könnt' ich auch brav tanzen! 


„Nimm, mein Bub, nun nimm den Kranz 
Und tanz mit mir den Abendtanz! 

Haſt du Roſen auf deinem Hut, 

Haſt du einen fröhlichen Muth, 

Kannſt du auch brav tanzen.“ 


— 98 — & 


4. Warnung. 

Ende September 1826. 
Alte Weiber, Ofengabeln, Bejenjtiele 
Gab es in der Mainacht viele, viele, viele. 
Beſſer hat’s der Herbſt gemacht, 
Hat uns lauter jhöne Mädchen 
Aus dem Dorf und aus dem Städtchen 
Auf den Tanzplab hergebradt. 


Hat der Teufel uns die Heren auch genommen, 
Seh’ ic) doch die Herenmeijter fommen, kommen: 
O wer hätte das gedacht! 

Können tanzen, fingen, laden, 

Alles nad) Gefallen machen — 

Mädchen, nehmt euch wol in Acht! 


5% 
Dftober 1826. 

In der Flaſche fein Wein, 

In der Tafche fein Geld, 

Und jo jiß’ ich allein 

Ohne Freud’ in der Welt. 


Und jie tanzen gejchtvind 
Um die Säule herum: 
D du englijches Kind, 
Und jo jieh dich doch um! 


Wenn du liebjt mich allein, 
Wird die Tajche vollä&eld, 
Und die Flajche voll Wein, 
Und voll Freude die Welt! 


2. Januar 1927. 
Jetzt ſchweigen 
Die Geigen, 
Und Alles iſt ſtumm. 
Ich trachte, 
Ich ſchmachte, 
Ich blicke mich um. 


Die Kanne, 
Suſanne, 

Die fülle mit Wein! 
Friſch munter 
Hinunter 

Zum Keller hinein! 


Steig nieder, 

Komm wieder, 

Kredenze mir zu! 

Der Wein beut 

Allein heut, 

Der Wein nur mir Ruh. 


i. 

Sanuar 1827. 
Müsen, Staub und Sonnenſchein 
Sind hier alleriwegen. 
Tanz hinab und jcywent dich fein, 
Wie die Schwalb’ im Regen! 
Dupdel dudel dum dum! 
Wie die Schwalb’ im Regen. 


7 


— 100 — 


Marjch! bezahlt fiir meinen Schatz 
Hab' ich dieſen Walzer. 

Aus dem Schatten! macht mir Plaß! 

Ulrich, Hans und Balzer, 

Dudel dudel dum dum! 

Ulrich, Hans und Balzer. 


Lange Zöpf' und jchlanfer Wuchs, 
Und ein goldnes Häubchen! 

Hat ein Auge wie ein Luchs 

Und ein Herz wie Täubchen, 
Dupdel dudel dum dum! 

Und ein Herz wie Täubcen. 


Liebe lebt und webt an ihr, 
Lieb’ am ganzen Leibe, 

Und das Mädchen nehm’ ich mir 
Heuer noch zum Weibe, 

Dudel dudel dum dum! 

Heuer noch zum Weibe. 


8 


Januar 1827. 
Jetzt hebt die Kirmeß an! 
Der Bauer ijt geworden ein Edelmann: 
Er fennt nicht Pferd und Pflug, 
Nicht Supp' und Wafjerfrug; 
Er ſitzt jehr wohlgezogen, 
Geſtützt den Ellenbogen 
In guter Ruh 
Vor einem hellen Gläschen Wein, 
Und trinkt dem Nachbar zu 
Und denkt: jo muß es jein! 


— — 


Und iſt die Kirmeß aus, 

Da geht der Edelmann als Bauer nach Haus. 
Weil er kein Geld mehr hat, 

So fährt er in die Stadt 

Ganz nüchtern und beſcheiden 

Ein Fuder trockne Weiden 

Und etwas Holz. 

Und wird ihm Geld, gleich kehrt er ein 

Und trinkt ſich wieder ſtolz 

Und denkt: ſo muß es ſein! 


— 


9. Vortanz. 

Saruar 1827. 
Brumm! brumm! was ijt das? 
Ei, was joll der Baß? 
Hängt ihn an den Zweig! 
Meiiter, lat mir gleich 
Die Trompeten lieblich jchallen, 
Daß die Berge wiederhallen 
Zu Ehren, zu Ehren, zu Ehren! 

Meinem Schab. 


Mädel, kennſt mich nicht? 
Kit das ein Geſicht! 

Laß den Ernit zu Haus, 
Schenf mir deinen Strauß 
Will's ja feinem Menjchen jagen, 
Will ihn frei und offen tragen 
Zu Ehren, zu Ehren, zu Ehren! 

Meinem Scab. 





Wirth, und was iſt das? 
Sit das auch ein Glas? 
Klick! da iſt's entzwei. 
Eins jtatt jolcher drei! 


— 10 — 


Nie aus einem Fingerhütchen 

Trink' ich mir ein friſches Müthchen 

Zu Ehren, zu Ehren, zu Ehren! 
Meinem Schatz. 


10. Beim Spiele. 
Februar 1827. 

Schmetterling' und Fiſche ſchlagen, 
Vögel werfen, Mücken jagen, 
Mag der Kinder Kirmeß ſein. 
Aber Spiel bei voller Kanne, 
Sang und Trank geziemt dem Manne; 
Drum ſpielt aus, ſtoßt an, ſchenkt ein! 


Jugend mag das Tanzen loben, 
Jugend liebt ein muntres Toben 
Und ſo viel und mancherlei: 

Uns genügt, die Karten miſchen, 
Und das Herz am Wein erfriſchen 
Und Behaglichfeit dabei. 


Was ſich jemals hat begeben, 

Unjer ganzes Menjchenleben 

Sit ein ew'ger Kartenfrieg; 

Seht doch, wie die Trümpfe lauern 

Auf den König, auf den Bauern! 
Trumpf der Tod, nur Tod bringt Sieg. 


art? 
März 1827. 
Friſch! Klarinett, 
Und Hackebrett, 
Und Brummbaß, Flöt’ und Fiedel! 
Die Mädel find doch gar zu nett, 
Berdienen gleich ein Liedel! 


Und handumfehr! 

Noch etwas mehr, 

Auch einen muntern Schleifer. 
Drum hopja! hopja! freuz und quer! 
Auf! Geiger, Dudler, Pfeifer! 


Da drehet jich 

Um mid und dich 

Die Welt wie eine Spille. 
Sch Tiebe dich, du Liebejt mich! 
Und das iſt unjer Wille. 


*12 

Ente April 1829. 
Wie mein Herz zum Guten neigt, 
Hab’ ich euch ſchon oft gezeigt. 
Meine Neigung wird noch) bejjer, 
Aber nur nicht bei der Neige: 
Bringt mir rechte volle Fäſſer, 
Denn der Mangel macht mich feige. 
Soll ich dann recht Fröhlich jein, 
Schenkt mir voll und fleihig ein. 
Wenn ich fiedle, müßt ihr geigen; 
Tanzen müßt ihr, wenn ich jpringe; 
Heißa, niemals dürft ihr jchweigen, 
Wenn ich juble, jauchz’ und finge. 


— 


Wanderlieder. 


1. Abſchied. 
Frühling 1826. 
Morgen müſſen wir verreiſen,“ 
Und es muß gejchieden jein: 
Traurig ziehn wir unjre Straße, 
Lebe wohl, mein Schäßelein! 


Sauter Augen, feucht von Thränen, 
Lauter Herzen, voll von Gram: 
Keiner kann es ſich verhehlen, 

Dat er ſchweren Abjchied nahm. 


Kommen wir zu jenen Berge, 
Schauen wir zurüd ins Thal, 
Schau'n uns um nach allen Seiten, 
Sehn die Stadt zum legten Mal. 


Wenn der Winter ijt vorüber, 
Und der Frühling zieht ins Feld, 
Till ich werden wie ein Vöglein, 
liegen durch die ganze Welt. 


Dahin fliegen will ich wieder, 

Wo's mir lieb und heimijch war. 
Schäßlein, muß ich jetzt auch wandern, 
Kehr’ ich Heim doch übers Jahr. 


Uebers Jahr zur Zeit der Pfingſten 
Bilanz’ ich Maien dir ans Haus, 
Bringe dir aus weiter Ferne 
Einen friichen Blumenftraup. 


— 105 — 


2, Abſchiedslied. 
24. April 1828. 
Grün iſt das Feld, belaubt der Hag, 
Beblümt find Au'n und Weiden; 
Uns aber iſt's noch Martinstag, 
Ade! wir müſſen ſcheiden. 


Der Frühling wandelt um uns her, 
Macht aber fröhlich Keinen; 

Das Herz ift uns doch gar zu jchwer, 
Wir jehn uns an und weinen. 


Doc Blümlein ſchau'n uns freundlich au, 
Als wollten fie uns jagen: 

Ei, Frühling iſt's für Jedermann! 

Was wollt ihr denn nun flagen? 


Den, der jein Lieb verloren hat, 
Mur alle Lujt vergehen; 

Er wandelt weiter früh und jpat, 
Mag gar fein Blümlein jehen. 


Alpenleben. 


1. Der Senne. 
1922. 
Auf der. Alpe bin ich geboren, 
Und die Luft hat mich genährt, 
Und das Singen und das Pfeifen 
Haben die Vöglein mich gelehrt. 


— 16 — 


Auf der Alpe treib’ ich Fröhlich 
Meine Kühe wol auf und ab, 

Und mein Vetti ijt ein Senne 
Und ich bin jein luftiger Knab. 


Auf der Alpe, auf der Alpe 
Will ich weilen lange Zeit, 

Find’ ic) doch im Unterlande 
Weder Ruh noch Fröhlichkeit. 


Willſt du drum mein Schäßlein werden, 
Mach dich auf, geſchwind, geſchwind! 
Dorthin wo die Glöcklein läuten 

Und die fujtigen Sennen find. 


Auf der Alpe blüht manch Nöslein, 
Mit den andern blüh auch du! 
Droben ijt es gar jo heimlich — 
Eil mit mir der Alpe zu! 


Komm umd gieb mir num dein Händlein, 
Nimm von mir die Treue zu Wand! 
Laß da liegen, tief da unten, 

Lab da liegen dein traurig Yand! 


2. Der Aelpler Kriegstlied. 
Juni 1825. 
Daß id) den Berg verlajjen muß, 
Das ijt mir ja nicht vecht; 
Daß ein Soldat ich werden muß, 
Gefällt mir wahrlich jchlecht. 


—— J 


Soldat iſt nur ein armer Mann, 
Irrt unſtet durch die Welt, 

Und will er ſich ein Häuschen bau'n, 
So baut er ſich ein Zelt. 


Und kaum das Zelt nun fertig iſt, 

So muß er wieder ziehn; 

Und wo er denkt: hier kannſt du ruhn! 
Da weckt die Trommel ihn. 


Die Trommel brummt, das Jagdhorn hallt: 
Soldaten, tretet an! 

Seht, drüben wartet jchon der Feind — 
Auf! ſtehet Mann für Mann! 


Da jtehen wir, da fümpfen wir, 
Und jtürzen in den Yeind; 

Und jehn die Heimat nimmermehr, 
Wo unjer Liebchen weint. 


Und auf dem Berge möcht’ ich jein, 
Da droben noch einmal, 

Und ſchau'n im Abendjonnenjcein 
Das Dorf und auch das Ihal! 


Und hören möcht’ icy Glockenklang 
Und Hörner und Schalmei’n, 
Und einen Augenbli nur noch 
Bei meiner Mutter jein! 


Das Jagdhorn hallt, die Trommel brummt: 
Wol jehn wir Heimat nie — 

Und jehn wir jie much nimmermehr, 

So jterben wir für fie. 


ss 


— Allan — 


3. Hirtenlied. 
2. Suni 1827. 

Des Morgens in der Frühe, 
Da treiben wir die Kühe 
Auf Wie’ und Au, 
Des Morgens in der Frühe, 
Wann junmend aus den Zellen 
Die Bien’ ins Freie fliegt, 
Und auf den Aehrenwellen 
Das Morgenroth jich wiegt. 
Ha bi, ha hi, ha hih! 


Des Morgens in der Frühe 
Vergißt man Corg’ und Mühe 
Auf Wie und Au, 

Des Morgens in der Frühe, 
Wann Lerch’ und Amjel jingen 
In Luft und Busch gar jchön, 
Und Glöcklein laut erklingen, 
Im Thal und auf den Höhn. 
Ha Hi, ha Hi, ba Hih! 


Des Morgens in der Frühe 
Kommt her von Alp und Flühe 
Auf Wie’ und Au! 

Des Morgens in der Frühe, 
Wann man im Lindenjchatten 
Wie wir behaglich ruht; 
Kommt her auf dieje Matten! 
Hier lebt es ſich gar gut. 

Ha hi, ha hi, ha hih! 


RS: 
= 


- 


— 109 — 


4. Alpenlied.* 
Sanuar 18328. 
Um die Maienzeit, 
Wann der Kuckuck jchreit 
Unter grünen fühlen Zweigen, 
Und dann ſchwing' ich mich jcherzend 
Zum Neigen, 
Und dann bring’ ich dich herzend 
Zum Neigen, 
Und du mein 
Mägdelein 
Biſt allein 
Mein eigen 
Beim Reigen 
Unter grünen fühlen Zweigen, 
Um die Maienzeit, 
Wann der Kuckuck jchreit, 
Und der Glockenſchall 
Hallt das Thal entlang 
Und die Nachtigall 
Singet ihren Sang 
Unter grünen fühlen Zweigen; 
Und am Gletjcher dort nad den Wolfen zu, 
Und droben, droben auf jonniger Fluh, 
Und hier in dem Walde, 
Und dort an der Halde, 
Ueber Matt’ und Feld, 
Ueber Berg und Thal, 
In der ganzen Welt 
Bit du allzumal 
Mein eigen! 


— 109 — 


5. Des Aelplers Heimweh 
1834. 

Grüner und grüner Matten und Feld! 
Froher das Leben, jchöner die Welt! 
Fort aus der Sorge düjterem Thal 
Hin in des Frühlings jonnigen Saal! 
Bunter die Blumen, ſüßer der Duft, 
Heitrer der Himmel, friicher die Luft! 


Sieh, wie die Gemje hüpft und das Reh! 
Schau, wie der Bach hinrauſcht in den See! 
Zu der Lawine dumpfem Öetön 

Hallen Schalmeien lieblich und jchön. 

Hüllet der Nebel die Thäler hier ein, 

Oben iſt Freud’, ijt jonniger Schein. 


Drüben und droben wär’ ich jo gern! 

Thäler und Berge wie jeid ihr jo fern! 

Ach und wie fern iſt Frieden und Ruh! 

Ach und wie ferne, Liebe, bift du! 

Träumend nur jeh’ ich Nojen noch blühn, 
Träumend der Alpen Zinfen nur glühn. 

Thäler und Berge, wie jeid ihr jo fern! 

Drüben und droben, ja droben wär’ ich fo gern! 


u —— — 
\ 


—, 411. — 


Waldleben.” 





1. Jägers Heimat. 
März 1827. 

Im Grünen, im Grünen, im Grünen, 
Wo Hirſch' und Hafen jpringen, 
Und Vögel lujtig fingen, 
Im Grünen, im Grünen, im Grünen 
Steht unjer Haus und Gut 
Geſchützt vor Sturm und Flut. 
Trararah trararah trarararuh! 


Im Grünen, im Grünen, im Grünen, 
Wo Haſ' und Hund wir ſpielten, 

Nach Scheib' und Vogel zielten, 

Im Grünen, im Grünen, im Grünen 
Iſt jetzt die Jägerei 

Noch unſer Feldgeſchrei. 

Trararah trararah trarararuh! 


Im Grünen, im Grünen, im Grünen, 
Wo unſre Wiegen ſproſſen, 

Wir ſelber aufgeſchoſſen, 

Im Grünen, im Grünen, im Grünen 
Soll unſer Grab auch ſein: 

Wer ſchliefe da nicht ein? 

Trararah trararah trarararuh! 


2. Jägerlied im Mai. 
Mai 1827. 
Laßt euer Stimmlein jchallen 
In diefer Maienzeit, 
Ihr lieben Nachtigallen! 
Wir thun euch nichts zu leid. 


ee 


Wir wandern jtill und träumen, 
Uns ijt jo wohl, jo bang, 

Als rief aus allen Bäumen 
Uns zu des Liebchens Sang. 


Wir irren hin und wanten, 
Beraujcht von Sangeshrit, 
Und alle Mordgedanfen 

-  Entjliehn aus unjrer Brut. 
Wir gönnen jelbjt den Lüchjen 
Und Dachſen Ruh und Raſt, 
Und ſchmücken unſre Büchſen 
Mit einem Eichenaſt. 


—— 
1823. 
Luſtig it das Jägerleben, 
Wenn das Hifthorn heil erichalt, 
Und die Hafen, Hirſch' und Rehe 
Schiüchtern flüchten Much den Wald. 


Von dem Morgen bis zum Abend 
Streif’ ich dann im Wald umber, 
Auf dem Rücken meine Tajche, 
Unterm Arme das Gewehr. 


Wenn's danı endlich graut umd dunfelt, 
Keine Stimme ruft und hallt — 
Schlafen mu} dann auch der Jäger, 
Und es jchläft mit ihm der Wald. 


Aber huſſa! jpringt ev Morgens 

Auf von jeiner Lagerjtatt — 

Sang und Klang von allen Zweigen, 
Glanz und Duft auf Blum’ und Blatt! 


— 113 — 


Na, wenn auch die Blätter rauſchen, 
Und es riejelt, veift und jchneit, 

Bleibt doch warm das Herz des Jägers, 
Frühlingsgrün des Jägers Kleid. 


- 


4. Im Frühlinge. 
Mai 1828. 
O Lieber guter Frühling komm, 
O Frühling fomm doch bald! 
Mac grün die weite weiße Flur 
Und grün den lichten Wald! 


Und Hast du Alles min bedacht, 

Co denf an uns auch dann! 

Denn nicht der legt’ ijt in der Welt 
Ein braver Jägersmann. 


Wir wollen ja, jo bitten wir, 
Nicht Ehre, Geld und Gut; 
Sieb ums, o lieber Frühling du, 
Nur einen frohen Muth! 


Dann jind wir armen Jäger reich, 
Dann jind wir frisch und froh; 
Wir fingen durch die ganze Welt: 
Suchhe, hallo, hoh, hoh! 


5. Des Jägers Frühlingslied. 
Juni 1828 
Kuckuck, melde dich bald! 
Sonniges Wetter, 
Blumen ımd Blätter 
Bring uns heim in den Wald. 


RT 


Aber ruf mir herzu 
Dort von der Halde 
Hüben zum Walde - 
Mir mein Liebchen kuku! 


Frühling kann's ja nicht jein, 
Kann’s aucd nicht werden 
Nirgend auf Erden, 

Mur ich leben allein! 


Darum ruf mir herzu 
Dort von der Halde 
Hüben zum Walde 


Mir mein Liebchen fufu! 


6. Waldluſt. 
2. Juni 1828. 
Wie ift doch im Walde gut wohnen! 
ie mancherlei Freude, juchhe! 
Bald ſtell' ich mir Sprenfel und Dohnen, 
Bald jag’ ich den Hirſch und das Reh. 


Und kämſt du, mein Lieben, gegangen 
Als Vogel, als Wild in den Wald, 

Da würdeſt auch du jchon gefangen, 
Und bfiebit dann in meiner Geivalt. 


7. Röslein im Wald. 
18. Juni 1828. 
Irgend und irgend im Wald 
Blühet ein Röjelein, 
Lieblih an Farb’ und Geitalt 
Heimlich allein. 


— 11) — 


Wenn ich das Röslein jeh, 
Singet mein Herz juchhe! 
Halloh, halloh, heißa juchhe! 


Tauſendmal blick' ich dih an 
Innig und minniglich: 
Röslein, der Jägersmann 
Liebet nur dich, 

Liebet nur dic allein, 

Bill nur dein eigen jein! 
Halloh, halloh, heißa juchhe! 


Liebe mich! liebe mich! girrt 
Leiſe mein Herz dir zu, 
Keines mir lieber wird, 
Keines als du, 

Keines ſo lieb mir iſt, 
Keines wie du es biſt! 
Halloh, halloh, heißa juchhe! 


Wird es nun winterlich kalt, 
Röſelein, bleib nicht hier! 

Komm doch mit mir aus dem Wald, 
Komm doch zu mir! 

Draußen iſt Reif und Schnee, 
Frühling bei mir, juchhe! 

Halloh, Hallod, heißa juchhe! 


8. Der gefangene Jäger.” 
Zuerſt gedruckt : 1828. 

Durch den Wald bin id) gegangen, 

Bin gegangen durch das Feld, 

Hab’ gepfiffen, hab’ gejungen, 

Und mein Stäblein hoc geſchwungen 

Und mein Neslein ausgejtellt. 

8* 


— 


Bin gejtanden, hab’ geichanet, 
Doc) vergeblich ſollt' es jein. 
Sind die Vögel fortgeflogen, 
Und ich jelber blieb betrogen, 
Keiner wollt’ ins Garn hinein. 


Und da nehm’ ich gleich mein Meglein, 
Zu der Kirmeß geh’ ich Hin. 

Und ich pfeife, und ich jinge, 

Und ich tanze, und ich jpringe: 

Wie ich doch jo luſtig bin! 


Und da fommt mir gleich ein Mägdlein, 
Sieht mich halt nur Einmal an: 
Gelt, du brauchejt ja fein Netzlein! 
Grüß dich Gott, mein liebes Schäßlein! 
Fingit ja jelbit den Fägersmann. 


*) 9. Jägerlied. 

Nur: ‚Sägerliever‘. 1828. 
Nehmt Hin die ganze weite Welt! 
Sch gönn' euch Alles gern: 
Die Dörfer und das Nehrenfeld, 
Die Gärten nah und fern; 
Des Thales grüne Matten, 
Der Berge Kluft und Schlucht, 
Nur nicht des Waldes Schatten, 
Nicht Waldes Duft und Luft. 


Sch bin ein Jäger wohlgemuth, 
Voll Luſt und Fröhlichkeit, 

Stet3 trag’ ich einen grümen Hut 
Und auch ein grünes Kleid. 


— 


Wenn ich die Welt durchjchreite 
Mit Sang und Hörnerjchall, 
So giebt mir das Geleite 

Die Hoffnung überall. 


Friſch auf! noch ſäuſelt fühle Luft 
Um Baum und Blum’ und Klee, 
Noch weidet dort im Nebelduft 
Am Forite Hirſch und Reh; 

Doc) heller wird der Morgen, 
Wir eilen in den Wald, 

Es flieht was jich verborgen, 
Sobald das Horn erjchallt. 


Und wo ein muntrer Vogel jingt, 
Das freut den Jägersmann, 


Und wo vor ihm das Wild aufjpringt, 


3 


Das zieht und lockt ihn an. 
Dann folgt er unverdroſſen 
Des Wildes irrem Pfad, 
Und jagt, bis er's erſchoſſen 
Und vor ſich liegen hat. 


Und wenn der Eichen Wipfel nun 
Erglühn im Abendjchein, 

Die Vögel auf den Zweigen ruhn 
Und jorglos jichlafen ein, 

Dann thaut auch Frieden nieder 

In unſer Herz und Sinn, 

Und ſingend ziehn wir wieder 

Zu Weib und Kindern hin. 


nr 


Allerlei. 


HSente und Morgen. 
Sommer 1821. 
Heute Fröhlichkeit! 
Morgen Herzeleid! 
Heute Teb’ ich und web’ ich in ut, 
Morgen bin ich mir nichts bewußt. 


Heute himmelblau! 

Morgen dunkelgrau! 
Heute wand’ ich im Sonnenschein, 
Morgen ji’ ich im Dunkeln alle. 


Heute: grüß dich Gott! 

Morgen Schand’ und Spott! 
Heute lächelt mir Jedermann, 
Morgen jteht mich fein Einziger au. 


Heute: lieber Jung! 

Morgen fremd gemung! 
Heute immer: Vergißmeinnicht! 
Morgen Find’ ich das Blümchen sicht. 


Heute Becherflang! 

Morgen Grabgejang! 
Heute Iujtig im wirbelnden Tanz — 
Morgen weht dir am Grabe der Kranz! 


— 119 — 


Der blinde Leiermann. 
1524. 
Nicht Staub, niht Wind noch Regen, 
Kein Wetter fiht mich an; 
Das Mitleid ift mein Segen, 
Sch bin ein blinder Mann. 


Borüber gehn jo viele 
Voll Heiterfeit und Ruh, 
Sie hören meinem Spiele 
Und mir geduldig zu. 


Und Feder denft des Armen, 
Und Jeder wünjcht mir Glück, 
Und Manchen treibt Erbarmen 
Nach meiner Banf zuritd. 


Ich fanı den Danf nur bringen 
Fir jolche qute That, 

Ein beifer Loos ihm jingen 
Und wünſchen auf den Kfad. 


Und jehlägt mein Stündleim heute, 
Es muß gejchieden jein, 
Vorüber gehn die Leute 
Und Keiner denfet mein. 


[2 
Re 


Alter. 
1824. 
Nein, ich bin nicht mehr derielbe, 
Der ich jonjt vor Zeiten war: 
Matt das Auge, fraus die Stirne, 
Schwach der Arm und grau das Haar. 


— 


Und mein Sommer ijt entflohen, 
Meine Saat ift abgemäht. 

Nach verlor'nen Freuden jagen, 
Iſt es wahrlich nun zu jpät. 


Eines ijt mir nur geblieben — 
Alten Glücks Erinnerung; 

Und zu dulden und zu leiden 
Bin und bleib’ ich immer jung. 


Des Galerenſklaven Morgenlieh. 
Mat 1825. 

Der Nebel fällt, die Sonne jiegt! 
Und wer in Feſſeln und Banden liegt, 
Erhebe jein Haupt und junge! 
Der Zeifig hüpfet im Bauer umher, 
Und denft der ſäuſelnden Lüfte nicht mehr, 
Und ift auch guter Dinge. 


Kein Raum zu eng, nod) die Zeit zu lang 
Dem Menjchen, der jelber ſich früh bezwang, 
Früh lernt” Entbehren und Meiden. 

Ihm ift die Nacht ein wonniger Traum, 
Der Kterferpfeiler ein Blüthenbaum, — 
Und Winterichlaf jein Leiden. ci 


Wie wehen die Winde! wie woget daS Meer! 
Und Wolken dahin! und Wolken daher! 
Wem drohet der Himmel Berderben? 

Sch ſinge Fröhlich zu Wog’ und Wind; 

Das eine verweht, das andre verrinnt, 

Ich aber, ich kann nicht jterben! 


— 121 — 


Lied einer Härzerin. 
Juni 1825. 
liegt der Falke hinterm Reiher, 
Fliegen beid’ hinein in den Tag. 
Mein Gedanfe folgt dem Eimer 
In die Grube nach. 


Unten tief aus hohler Erde 

Gräbt man Silber und auch Gold. 
Und mein Liebjter iſt ein Bergmanır, 
Bin ihm allzeit Hold. 


Und glücauf! mit Karſt und Hacke 
Knapp' und Steiger niederiteigt, 
Und bei mattem Grubenlichte 
Jeder gräbt und ſchweigt. 


Wenn das Glöcklein droben läutet, 
Ruft der Steiger: machet Schicht! 
Singend fährt der Bergmann wieder, 
Fährt glückauf! ans Licht. 


Und ich ſeh' hinaus zum Fenſter, 
Liebſter kommt in vollem Lauf. 
Und die Sonne ſinket unter, 
Unſer Tag geht auf. 


Schwarze Kleider mußt du tragen, 
Immer wie ein Wittwer ſein. 
Komm zur Zeche, nimm die Zitter! 
Irinf, da haft du Wein! 


Sonntags Abends in der Zeche, 
Schauet Hin, wie jist er da! 

Wie er kunſtreich jpielt die Zitter, 
Luſtig hopſaſſa! 


— 


Komm mein Liebſter, laß uns tanzen! 
Und er reicht die Hand zum Tanz. 
Und ic) flecht' ihm um die Kappe 
Einen frijchen Kranz. 


Und ich herz’ ihn, und er küßt mid, 
Und wir hören den Steiger nicht, 
Und der Steiger ruft und rufet: 
Knappen, machet Schicht! 


Handwerksburſchen-Lied. 
Oktober 1826. 

Ein Paar gute Sohlen, 

Und ein heiler Rock, 

Ein Paar weite Hoſen, 

Und ein Pickelſtock, 

Dichtes Wachstuch übern Hut 

Iſt in Wind und Wetter gut. 


Haben wir fein Liebchen 


Heut auch an der Hand, 

Ziehen wir gar lujtig 

Doch durchs ganze Land. 

Zahlt man Samjtag uns den Lohn, 
Sonntag friegt man's Liebehen jchon. 


Aus den jehwarzen Bäreıı 

Geht's zum Rautenkranz; 

In der goldnen Sonne 

Sit Muſik und Tanz. 

Wo der Tanz am längſten währt, 
Wird am liebſten eingekehrt. 


Zu y 2 


Endlich heißt's: mein Schlejing, 
Gute Nacht! wir ziehn 

Huf die hohe Schule 

In die Stadt Berlin. 

Mit Credit, Courage und Geld 
Kommt man durch die ganze Welt. 


Nein, du junges Yeben, 

Hleibit beim Bier nicht jtehn, 
Solljt im Franfenlande 

Mal zu Weine gehn. 

Bon der Polizei drum gleich 

Aus dem Hallichen Thor ins Reich! 


Bruder Yiederlid. 
Anfang November 1826. 
Es fanı nicht immer vegnen 
Und kann nicht immer jchnei'n. 
Heut trinft man Bier und Eider, 
Und morgen Mojt und Wein. 


Und Hab’ ich auch verjpielet 
Den Mutterpfennig bier, 
Dort find’ ich mit dent Paſſe 
Sm Sıhafitell noch Quartier. 


Und hab’ ich auch verjoffen 

Die Strümpf’ und aucd die Schuh, 
Behalt’ ich doch die Füße 

Und fecht’ auf Glückſtadt zu. 


Und Hab’ ich heut fein Liebchen, 
So hab’ ich einen Rauſch; 
Bald eins, und bald das andre 
Das tit ein ſchöner Tauſch. 


Se 


Da jagt man denn: 's iſt Sünde! 
Man iſt nicht recht geſcheut: 

Wie iſt denn das wol Sünde, 
Was einen ſo erfreut? 


A, 
— 


Die Müller und die Schneider, 
I November 1826. 
Die Müller und die Schneider, 
Die litten große Noth: 
Den Einen fehlten Stleider, 
Den Andern fehlte Brot. 


Da hieß es: Jetzo mählet! 
Entweder leidet Noth 

Und Kummer — oder jtehlet 
Euch Petersfleck' und Schrot! 


Die Noth die lehret beten, 
Dit Stehlen kriegt man Geld; 
Und weni ſie's auch nicht thäten, 
So glaubt's doch alle Welt. 
— 
Der Spittelleute Klagelied. 
Marz 1S27. 
Wir armen Spittelleute, 
Was haben wir zu thun! 
Wir müſſen Morgens früh aufitehn, 
Und wenn wir das Gebet geiprochen, 
Zwei Eimer Waſſer Holen gehn 
Und unſre Morgenfuppe Fochen. 


— 125 — 


Bir armen Epittelleute, 

Was haben wir zu thun! 

Dann müſſen wir um halber zehn 
An unfer Tagewerf gleich jchreiten, 
Und wiedrum an den Heerde jtehn 
Und unſer Mittagsinahl bereiten. 


Wir arıen Spittelleute, 

Was haben wir zu thun! 

Kaum ijt das Mahl genommen ein, 

Kaum kann man jich des Schlafs eriwehren, 
Gleich muß man wieder munter ſein, 


Das Beiperbrötchen zu verzehren. 


Wir armen Spittelleute, 

Was haben wir zu tun! 

Sit nun auch endlich Das gejchehn, 
Sp wird es Abend unterdejjen ; 

Wir möchten gern zu Bette gehn, 
Und müſſen noch zu Nacht evit ejjen. 


Wir armen Spittelleute, 

Was haben wir zu thun! 

Gottlob! bald endigt ſich die Noth! 

So denkt man wol, o ja — mit michten ! 
Wir müſſen nad) dem Abendbrot 

Erſt unſre Andacht noch verrichten. 


Wir armen Spittelleute, 

Was haben wir zu thun! 

Nun iſt es doch zum Ausruhn Zeit! 
O nein! wir dürfen noch nicht ſchlafen, 
Der Spittelmeijter lärmt und jihreit: 
Erſt reinigt Teller, Krug und Hafen! 


ee —— 


Aniprade der Armen. 
März 1827. 

Ihr ichönen Frau'n, ihr reichen Herrn, 
Ihr leuchtet wie der Morgeniteri, 
Und wißt wol wenig, was auf Erden 
Für Leiden find und für Bejchwerden. 
Laßt uns nicht erſt das Elend jagen, 
Es wird nur größer durch das Klagen ; 
Ihr könnt's ja hier bequemer jchau’n, 
Ihr reichen Herrn, ihr jchönen Frau'n. 


O jendet einen Sonnenitrahl 
Auf uns herab ins dunkle Thal! 
Denn dunfel iſt es, wo wir geben, 


Beil wir nur Noth und Kummer jehen. 


Laßt uns nicht erjt erflehn mit Zähren, 
Was wir durch Lieder nur begehren. 
Sp jeid doch unjer Morgenjtern, 

Ihr ichönen Frau'n, ihr reichen Herrn! 


Trinklied der Bergleute. 
1. April 1827. 
Glückauf! verfahren ift die Schicht, 
Jetzt brauchen wir fein Grubenlicht; 
Es leuchtet hell genug der Wein. 
Herr Wirth, ſchenkt immer tapfer ein! 


So figen wir allhier vor Ort; 
Der lautre Wein ift unjer Hort, 
Er hat jo reinen treuen Blid, 
Wie's Gold im edelen Gejchied. 


Br 


Der Wein ift der Caputzer hier, 

Drum jind wir froh, drum fingen wir; 
Er giebt jtatt Silber, Gold und Erz 
Ein frohes, ein zufriednes Herz. 


Glückauf! glüdauf zum Sonnenjchein! 
Sott geb’ uns immer jolhen Wein! 
Dann hat man lieb jein Grubenlicht 
Und Hält mit Freuden jeine Schicht. 
Rotwälſch. 
April 1827. 
1; 
Funkert her, hier laßt uns hocken, 
Hol der Hanhart das Gejchwenz! 
Auf dem Terich iſt's ja trocen, 
Wie am Glatthart in der Schrenz. 
5) 


Und fein Laubfrojc joll uns merken, 
Wenn den Macum wir beziehn. 
Kann der Billret uns erferfen, 
Und der Terich jein ein Quien? 

3. 
Nerrgejcherr, ihr Gleicher alle! 
Dippet was ihr habt erjest 
Im Rolender, in der Galle, 
Alles brißt dem Erlat jest! 


Worterflärnngen. 

1. Funkert, Feuer. Hoden, liegen. Ganhart, Teufel, 
Geſchwenz, Umberlaufen. Terich (Terra), Sand, Erd— 
boden. Glatthart, Tiid. Schrenz, Stube. 

2. Laubfrojdh, Jäger. Madım, Drt, Stelle. Billret, 
Baum. erferten, ausjhwagen, verrathen. Nuten, Hund. 

3. Nerrgeiherr! guten Abend. Gleiher, Kamerad. 
dippen, geben. erfeßen, erarbeiten, erwerben. Po— 
lender, Burg. Galle, Stadt. brijjen, zutragen. 
Erlat, Meifter. 


5 


1 


Wie der Fluckart freut ſich grandig 
Auch der Gleicher allerwärts, 

Feder Strombart ijt jein Kandig 
Und jein Windfang iſt die Schwärz. 


Jeder dippe jegt das Seine! 
Betzam, Lechem brißt herbei, 
Regenwürme groß und kleine, 
Jo die ganze Fünkelei! 


6. 
Keris her! jetzt laßt uns ſchwadern 
Um den Funkert in der Schwärz! 
Keris ſtrome durch die Adern 
Und voll Keris ſei das Herz! 


i. 
Keris Her! und laßt ſie ſchlafen, 
Schreiling, Mufjen, Son; und Hauz! 
Keris her! wir wollen bafen, 
Weckt uns doch fein Holerfau;. 


. Sludart, Vogel. grandig, jehr. Strombart, Wal. 


Kandig, Haus. Windfang, Mantel. die Shwäürz, 
Nacht. 


5. Betzam, Eier. Lehem, Brot. Negenwurm, Wurit. 


Fünkelei, Küche, 


. Reris, Wein. ſchwadern, jaufen, jteromen, Hin und 


her fahren, durchſtreifen. 


. Shreiling, junges Kim. Muſſe, Weib. Sonz, 


Sonzer, Edelmann. Hauz, Bauer; Hau, ımd Hans 
Hacke häufig Spottnamen der Bauern in Schriften des 
XVI. Sahıh. baren, tiichtig gehen, Holderkauz, Hahn. 

Mehr über das Notwälich in Deutſchland ſ. in Hoffmanns 
Monatichrift von und für Echlejien. 1829. ©. 55—68. 
— Weimarijches Jahrbuch. 1854. Bd. I. ©. 328 -343. 


= 


Bauernlied,. 
Suni 1827. 

“Der Wind weht übers Stoppelfeld, 
Die ſchlimme Zeit hebt an: 
Drum mer fich jet zu Haufe hält, 
"Der thut nicht übel dran, 
Der madt e3 jo wie wir, 
Er raudt jein Pfeifchen 
Und trinkt jein Mäßlein Bier. 


Doch wer de3 Geldes übrig hat 

Und will recht vornehm jein, 

“Der geht des Sonntags in die Stadt 
Und trinkt fein Schöpplein Wein. 
"Wir aber bleiben hier 

Mit unſerm Pfeifchen 

Bei unjerm Mäßlein Bier. 


‚Ein Seder denkt jetzt hoch hinaus, 
Verachtet Had’ und Plug, 

Da bleibt ihm oft in Hof und Haus 
Nichts als ein Waſſerkrug. 

Doch anders denfen wir 

Bei unjern Pfeifchen, 

Nun ja, wir trinfen Bier. 


Erndtelied. 

6. Auguft 1828. 
"Da hangt, da hangt der Aehrenfranz! 
Die Erndt’ iſt jet vorbei, 
Drum ziehen wir zum Erndtetan;, 
Juchhe! valldri! valldrei! 


— 130° — 


Jetzt heißt es: laßt ung zechen, 
Seid froh und wohlgemuth! 

Hinweg mit Senf’ und Reden! 
Ihr Burfche ſchwenkt den Hut! 


Den Hut, den Hut den jchwenfen wir, 
Suchhe, und trinfen eins, 

Es ijt ein edel Märzenbier 

Und gilt uns jtatt des Weins. 

Und wenn wir wieder pflügen, 

So denfen wir noch dran; 

Zum Guten muß ji fügen, 

Was Luft und Fleiß begann. 


Herum, herum, ihr Mägpdelein! 
Die Freude will fein Ziel, 

Will in die weite Welt hinein 
Bei Tanz und Saitenfpiel. 

Und wenn der falte Winter 

Uns von dem Plan verdrängt — 
Ein Frühling liegt dahinter, 
Der und zum Tanz empfängt. 


Der Zigeuner Nadtlied. 
Anfang September 1828. 
Die Jungen. Ohne Raſt, ohne Brot, 
Lauter Weh, lauter Noth, 
Kalt und feucht, viel gemacht, 
Hunger, Durft, finjtre Nacht! 
Tagelang gegangen, 
Biel gelaufcht, viel getappt, 
Haben nichts gefangen, 
Nicht3 erwiſcht, nichts erjchnappt. 


— 131 — 


Buchenblätter unfer Bette, 
Binfiht unsre Lagerftätte, 

Nirgend Heerd und nirgend Haus, 
Regen löſcht da8 Feuer aus. 

Hu! Hu! Hul 


Die Alten. Augen zu! 
Schlaft! 
Wimmert nicht und jammert nicht, 
Heult nicht gleich den Wölfen! 
Morgen kommt das Sonnenlicht, 
Das wird uns allen helfen. 


Die Jungen. Welch ein Luſt-Aufenthalt! 
Moor und Bruch, wüſter Wald, 
Stepp' und Sand, Stoppelfeld, 

Zu die Stadt, auf die Welt. 

Daß der Tag was brächte, 

Hofften wir jede Nacht; 

Tag hat nur das Schlechte, 

Hunger nur ſtets gebracht. 

Was wir ſahn in unſern Träumen, 
Fällt wie Blätter von den Bäumen, 
Zieht wie Nebel durch den Wald, 
Glotzt uns an in Schreckgeſtalt. 
Hu! hu! hu! 


Die Alten. Augen zu! 
Schlaft! 
Immer friſch geklagt, gezagt! 
Das iſt auch ein Hoffen. 
Morgen, wann es wieder tagt, 
Steht Erd’ und Himmel offen! 
Schlaft! 


9* 


— 132 — 


Lied der armen Damajtweber. 
23. Juni 1829. 

Ad, könnten wir doch leben 

Nur einmal jorgenfrei! 

Wir mweben ftet3 und weben 

Und bleiben arm dabei. 


Blüht Freud’ in Dorf und Städtchen, 
Sm Wald und auf der Flur, 

So hangt an einem Fädchen 

Doch unſre Freude nur. 


Wie manches Fädchen ſchießen 
Wir in den Auftrag ein, 

Eh’ uns daraus will jprießen 
Ein farblos Blümelein. 


Doch wie auf weißen Grunde 
Schneeweiß mand Blümchen blüht, 
So joll zu jeder Stunde 

Auch blühen das Gemüth. 


Sit farblos unjer Leben, 

Sp ohne Frühlingsjchein — 
Gott wird einjt Frühling geben, 
Wir alle warten jein. 


a 


* Matrojen-Wodenarbeit. 
29. Itovember 1834. 

Sonntag ruht das Steuerruder 

Und der Wein giebt friihen Muth. 

Montag ift des Sonntags Bruder, 

Und der Wein jchmect wieder gut. 


— 133 — 


Dienftag müſſen wir uns rüjten, 
Nehmen friihen Wein an Bord, 
Doch es ftürmt an unfern Küjten 
Und wir trinfen immerfort. 


Mittwoch iſt das Wetter befjer 
Und es weht ein milder Wind, 
Und num prüfen wir die Fäſſer, 
Op fie voll und richtig find. 


Donnerjtag find wir nicht fertig, 
Prüfen noch gar manches Faß: 
Meßt nur richtig! gegenwärtig 
Fehlt noch jenes, dies und daS. 


Freitags haben wir vollendet 

Unfre Prüfung, Gott ſei Dan! 
Dafür wird uns dann gejpendet 
Zur Belohnung noch ein Tranf. 


Doch nun ift es unabwendlich, 
Darum, Hamburg, gute Nacht! 
Denn der Wein, er hat uns endlich 
Koh am Samjtag flott gemacht. 


Badelied. 
1835. 


Auf dem Waffer will ich ſchweben, 
Tauchen will ich in die Flut. 
Waffer ift der Erde Leben, 
Waſſer ift der Erde Blut. 


— 134 — 


Und der Erdentſproſſ'ne fühlet, 
Daß er iſt der Flut verwandt; 
Sie hat ihn gelabt, gefihlet, 
Und er fteigt verjüngt ans Land. 


Wafjer ift der Erde Leben, 

Waſſer ift der Erde Blut. 

Auf dem Wafjer will ich jchweben, 
Tauchen will ih in die Flut. 


zum Erndtelranze. 
1535. 

Jetzt Fröglichgemuth, 
Und jchwinget den Hut! 
Spielt luſtig zum Reigen 
Mit Flöten und Geigen! 
Juchheißa juchhei! 
Die Erndt’ iſt vorbei. 


Die Erndt’ iſt vorbei, 
Juchheißa juchhei! 

Flint Annchen, Mariannchen, 
Und Käthehen und Hannchen, 
Franz, Heinrich und Fritz, 
Zum Tanz wie der Blik! 


Zum QTanz wie der Blitz, 

Franz, Heinrih und Fritz! 
Die ganze Gemeine 

Muß jebt auf die Beine! 

Juchheißa juchhei! 

Die Erndt’ ift vorbei. 


— 135 — 


Zahre der politifchen Kämpfe, 





Nenjahrslied, 

28. December 1841, 
Das alte Jahr vergangen ift, 
Das neue Jahr beginnt. 
Wir danken Gott zu dieſer Friſt, 
Wohl uns, daß wir nod) find! 
Wir jehn aufs alte Jahr zurüd, 
Und haben neuen Muth: 
Ein neues Jahr, ein neues Glück! 
Die Zeit ijt immer gut. 


Ya, keine Zeit war jemals jchlecht, 
In jeder lebet fort 

‚Gefühl für Wahrheit, Ehr' und Recht 
Und für ein freies Wort. 

Hinweg mit allem Weh und Ach! 
Hinweg mit allem Leid! 

Wir jelbjt find Glück und Ungemad, 
Wir jelber find die Zeit. 


Und machen wir uns froh und gut, 
Sit froh und gut die Zeit, 

Und giebt uns Kraft und frohen Muth 
Bei jedem neuen Leid. 

Und was einmal die Zeit gebracht, 
Das nimmt fie wieder Hin — 

Drum haben wir bei Tag und Nacht 
Auch immer frohen Sinn. 


Und weil die Zeit nur vorwärts will, 
So jhreiten vorwärts wir; 

Die Zeit gebeut, nie jtehn wir jtill, 
"Wir jcehreiten fort mit ihr. 


— 136 — 


Ein neues Jahr, ein neues Glüd! 

Wir ziehen froh hinein, 

Denn vorwärts! vorwärts! nie zurüd® 
Soll unſre Zofung jein. 


Neues Jahr, neues Fahr! 
30. December 1841. 
Neues Jahr, neues Fahr, 
Sei ung was das alte war! 
Rath uns allen, warn ung, wehr un3,. 
Mahn ums väterlich und lehr ung, 
Gut und ehrenwerth zu jein! 


Neues Jahr, neues Jahr, 

Schirm und jhüß uns vor Gefahr! 
Laß fürs Vaterland und jeden 

rei der Wahrheit Stimme reden 
In der Hütt’ und vor dem Thron! 


Neues Jahr, neues Jahr, 

Sei und gnädig immerdar! 

Allen Halben, Lauen, Flauen 
Scenfe Kraft und Selbſtvertrauen 
Und Gefinnung doch einmal! 


Neues Jahr, neues Jahr, 

Mach uns unjre Hoffnung wahr! 
Siegen laß die gute Sache, 

Daß der Schlechte, Feig’ und Schwache 
Niemals mehr das Haupt erhebt! 


— 137 — 


Neues Jahr, neues Jahr, 

Mach es endlih Allen Kar: 

Daß wir mit dem Baterlande 
Haben Ehre, Ruhm und Schande, 
Segen, Glück und Heil gemein. 


Neues Jahr, neues Jahr, 

Bleib uns gnädig immerdar! 

Daß in deiner legten Stunde 

Dir nod had’ aus Aller Munde: 
Taufend Dank dir, neues Jahr! 


R% 


Wanderlied. 

21. December 1840. 
Ab, das Wandern fällt ung jchwer, 
Wenn's doc wieder Sommer wär’! 
Kält’ und Froft, 
Schmale Koft, 
Wenig Gel, 
Sit fein Leben was mir wohlgefällt. 


ALS wir gingen zur Stadt hinaus, 
Weint’ ih mir die Augen aus, 
Denn mein Gerz 

Sit voll Schmerz, 

Ach, o weh! 

Weil ic) dich ja niemals wiederjeh. 


Und wie fröhlic” waren wir! 

Schäglein, wär’ ich noch bei dir! 

Doch ich muß 

Bol Verdruß 

Beiter gehn, 

Und ich kann vor Weinen den Weg kaum jehn. 


— 138 — 


GSeleitslied. 


12. Februar 1846. 


Nun zu guter Lett 

Geben wir dir jest 

Auf die Wandrung das Geleite. 
Wandre muthig fort! 

Und an jedem Ort 
“Sei dir Glüd und Heil zur Ceite! 
Wandern müjjen wir auf Erden: 
Unter Freuden und Bejchwerden 
Geht hinab, hinauf 

Unjer Lebenslauf — 

Das ijt unjer Loos auf Erden. 


Bruder, nun ade! 

Sceiden thut zwar weh, 
Scheiden ijt ein bittres Leiden. 
Wer e3 gut gemeint, 

Bleibt mit uns vereint, 

So als gäb’ es gar fein Scheiden. 
Diejer Trojt mag dich begleiten, 
Manche Freude dir bereiten. 
Wenn du biit im Glück, 

Denk an uns zurüd, 

Denk an die vergangnen Zeiten! 


"Bruder, nimm die Hand 

Sest zum Unterpfand, 

Dat wir treugefinnt verbleiben, 
Redlich jonder Want, 

Fern von Neid und Zanf 

Stets in unjerm Thun und Treiben. 


— 139 — 


Endlich wird’3 einmal gejchehen, 
Da auch wir uns wiederjehen 
Und uns wieder freu’n 

Und den Bund erneu’n — 
Lebe wohl! auf Wiederjehen! 


Age 


Niemals wieder. 
8. Mai 1848. 
Heut noch find wir hier zu Haus, 
Morgen geht’3 zum Thor hinaus, 
Und wir müſſen wandern, wandern, 
Keiner weiß vom Andern. 


Lange wandern wir umher 

Durch die Länder freuz umd quer, 
Wandern auf und nieder, nieder, 
Keiner ſieht ſich wieder.”? 


Und jo wandr’ ich immerzu, 
Fände gerne Raſt und Ruh, 
Muf doch weiter gehen, gehen, 
Kält’ und Hitz' ausftehen. 


Manches Mägdlein laht mid an, 
Manches jpricht: bleib, lieber Mann! 
Ad. ich bliebe gerne, gerne, 

Muß doc in die Ferne. 


Und das Ferne wird mir nah: 
Endlich ijt die Heimat da! 
Aber euch, ihr Brüder, Brüder 
Seh’ ic) niemals wieder. 


— 10 — 


Burſchenlob. 
24. Zult 1849. 

Die Burſchen find, bei meiner Ehr! 
Wie eben weht der Wind. 
Heut find fie froh und Luftig jehr, 
Und ach! fo treugejinnt. 
Doch morgen? 
Heute juchhe! morgen o weh! morgen o weh! 
Heute juchhe! morgen o weh! 


Heut tanzt der Burſch mit mir allein 

Voll Luft und Liebesglut, 

Drücdt mir fo oft das Händelein: 

Sch bin dir ewig gut! 

Doc morgen? 

Heute jo nah! morgen nicht da! morgen nicht da! 
Heute jo nah! morgen nicht da! 


Heut jieht er mich nur freundlich an, 

Sonſt feine Andre mehr: 

Mein Herz mit dir nur leben kann, 

Dich Lieb’ ich gar zu jehr! 

Doc morgen? 

Heute mit mir! morgen mit dir! morgen mit dir! 
Heute mit mir! morgen mit dir! 


O traut den Burfchen nicht zur viel! 

Gar Manche hat getraut 

Und gar zu jpät gemerft das Spiel, 

Wie fie auf Sand gebaut. 

O Mädchen! 

Wißt was ihr thut! jeid auf der Hut! jeid auf der Hut! 
Wißt was ihr thut! jeid auf der Hut! 


— 11 — 


Die Burjchen find veränderlich — 7) 

So fingen wir nun aud, 

Denn was jich liebet, necket ſich, 

Das ijt einmal der Braud). 

Drum Burjchen! 

Heut fingen wir! morgen fingt ihr! morgen fingt ihr! 
Heut fingen wir! morgen jingt ihr! 


Reifere Mannesjahre. 





Das nächſte Mal mehr! 
19. November 1851. 
Den ganzen lieben Abend lang 
Da jpinnen wir gar munter; 
Doch wißt nur, wir verjtehn noch mehr: 
Wir hecheln auch mitunter. 


Könnt ihr uns hecheln, fünnen wir 
Euch hecheln gleichermaßen. 

Ihr Burfchen jagt, ihr fcherztet nur, 
So denkt, daß wir nur ſpaßen. 


Der Matthes mit dem grauen Hut 
Und feiner bunten Weite — 
Wenn Andre nicht zu Haufe find, 
Sit er der Allerbeite. 


+) Die jungen Burſchen zu Nauenthal fangen den Mädchen 
immer das Lied von Schubart: „Die Mädchen find veränderlich, 
heut jo und morgen fo“. Die Rauenthaler Mädchen baten mid) um 


ein Gegenlied nach derjelben Melodie, und fie jingen jeitdem dies 
(Anm. 9.3). 


rg 


Der Joſeph iſt ein braver Kerl, 

Ein wunderdreifter Freier: 

Wenn er mit feinem Schätlein geht, 
So hat er feinen Dreier. 


Der Krämerfriß iſt ernjt und ftill, 
ALS könnt’ er niemals lieben: 

- Er hat des Jahrs nur Einen Schab, 
Und jede Woche fieben. 


Der Niclaus jhläft amı Morgen gern, 
Kenn Andre ziehn gen der; 

Doch Nachts wenn er zum Liebchen will, 
Dann ijt er flinf und wader. 


Der Engelbert der jucht ein Weib 
Und jcheint fich fehr zu grämen: 
Die Schönjte hätt’ er gar zu gern, 
Und feine will ihn nehmen. 


Die Lieb’ ift blind und hat gemacht 
Den Beit zu einem Blinden: 

Er ginge gern zu feinem Schatz 
Und fann ihr Haus nicht finden. 


Der Bartel ift gar ſehr vergnügt, 
Kennt feine Sorg’ und Qualen: 

Er ißt und trinkt, er pfeift und ſingt 
Und tanzt wo Andre zahlen. 


Und jomit mag es haben denn 
Für diesmal fein Bewenden. 

Wer nichts erhielt, dem werden wir 
Cein Theil ſchon nächſtens jpenden.. 


_ 143 — 


* Heuerndte. 
.. 23. November 1851. 
Ihr Gräſer alle, Halm an Halm, 
Ihr Blumen mweit und breit, 
Ihr habt das letzte Mal geprangt 
In eurer Herrlichkeit. 
Chor. Wir mähen, wir mähen, juchhe! 
Wir mähen Blumen und Klee. 


Kein Schmetterling, fein Käfer fliegt 
Hinfort euch wieder zu, 
Kein Bogel fuht um Abendzeit 
Bei euch Hinfort fih Ruh. 

Chor. Wir mähen, mir mähen, juchhel 
Wir mähen Blumen und lee. 


Kein Sonnenftrahl begrüßt euch mehr,. 
Euch labt fein Tröpfchen Thau. 
Ade, ihr Gräſer Halm an Halm, 
Ihr Blumen roth und blau! 
Chor. Wir mähen, wir mähen, juchhe! 
Wir mähen Blumen und Klee. 


AS 


Wallfahrtslied. 
24. November 1851. 

Wir wandern über Berg und Thal, 

D Maria! 
Und grüßen dich viel taufendmal, 

O Maria! 
Heil’ge Jungfrau, überall 
Grüßen wir dich froh mit Sang und Schall. 

mit Sang und Schall. 


— 14 — 


Verleih ung deiner Gnaden Hort, 
D Maria! 

Und jegn’ uns heut” und immerfort, 
D Maria! 

Heil’ge Jungfrau, allezeit 

Sieb ung armen Pilgern dein Geleit, 
ja dein Geleit! 


Zu deinem Bilde wandern wir, 
D Maria! 

Inbrünſtig flehen wir zu dir, 
D Maria! 

Heil’ge Jungfrau, früh und jpat 

Zeig zum Himmel uns den rechten Pfad, 
den rechten Pfad! 


$: 
* 5* 


Jetzt hebt der Faſching an! 
3. December 1851. 

Jetzt hebt der Faſching an, 

Des Jahres tolle Aujtbarkeit, 

Und wer fein Narr jein kann, 

Der ift auch nicht geſcheit. 

Die Masfe vor, lauf’ ich herum 
als Ged, als Ged, 

Sch fopp’ und nede Jedermann: 
das eben ift mein Zweck. 


So Mander läuft das Jahr 
AM überall al3 Narr herum 
Und denkt, daß er’3 nie war — 
Das iſt erjchredlih dumm. 


Drum jag’ ih ihm vor aller Welt 
ganz Fed, ganz fe: 
Willkommen, lieber Herr Colleg! 

willfommen, Bruder Ger! 


Wenn ich mich täufche nicht, 

So ijt die Welt der Narren voll, 

Nur dag man’s ins Geficht 

Nie jagen darf und joll. 

Der Faſching macht die Narren nicht, 
o nein! o nein! 

Sie finden fich zu jeder Zeit 
auch ohne Faſching ein. 


ag 


*Faſching. 
11. Juli 1859. 
Alle. Wir ſingen, wir ſingen von Haus zu Haus 

Und bitten uns eine Gabe aus. 
Wir nehmen vorlieb mit Schinken und Speck, 
Mit Mehl und Eiern, mit Butter und Weck. 
Gebt uns was, ihr lieben Leute! 
Heut' iſt Faſtnacht, Faſtnacht heute! 


Die Mädchen. 
Laßt nicht ſchimmeln das Geld im Kaſten, 
Klingen laßt es, klingen! 
Heute dürfen wir nicht faſten, 
Heute wollen wir ſingen, 
Singen heut' und luſtig ſein, 
Singen heute bei Kuchen und Wein, 
Luſtig ſein und tanzen und ſpringen! 
Juchheißa juchhei! 
10 


— 16 — 


Die Knaben. Es ſchaut der Herr zum Fenjter heraus 
Und feine Frau daneben; 
Sie jehen beide jo freundlich aus, 
Sie werden und was geben. 
Taujend Dank, ihr lieben Leute! 
Heut’ ift Faſtnacht, Faftnacht Heute! 


Die Mädchen. Luftig find wir, Iuftig heute, 
Heute lauter luſtige Leute! 
Milhreis, arme Nitter und Baben, 
Krapfen und Brezeln müffen wir haben. 
Faſtnacht, Faſtnacht feiern wir: 
Spielet auf! wer tanzt mit mir? 


Alle. Zur Faftnachtzeit, zur Yajtnachtzeit, 
Da gilt nur Scherz und FZröhlichkeit. 
Und wer nicht froh fein mag beim Schmaug,. 
Der bleibe zu Haus! 
Wo ſich die Freude bliden läßt, 
Da halten wir fie heute feit. 
Denn fröhlich fein in Ehren, 
Das foll ung Niemand wehren. 


27 ern 


* Kindtaufe. 
18. November 1851. 
Heran! heran! 
Friſch auf! ftoßt an! 
Das neu geborne Kindelein 
Soll fröhlich wachſen und gedeihre 
Zu aller Menſchen Freude! 


Klingflang! klingklang! 

Es lebe lang! 

Es blühe wie da3 Blümelein 
Von außen und von innen rein 
Bor Gott und allen Menjchen! 


— 117 — 


Gebt Acht! gebt Acht! 

Das Kindlein lacht, 

AS wollt’ e8 jagen: was ihr jprecht 
Und finget, ift mir eben recht — 
Gott gebe jeinen Segen! 


AS : 


* Brauttanz. 
1. December 1851. 


Das iſt der alte ſchöne Braud, 
Den halten wir genau: 

Der erjte Tanz, der Ehrentanz 
Gehört der jungen Frau. 


Chor. Hoc lebe, Hoch dag neue Paar! 


Chor. 


Chor. 


Hoch leb' es heut’ und immerdar! 


Ins neue Leben tanzen wir 

Froh jegt mit dir hinein. 

So joll dein Leben auch ein Tanz 
Bon frohen Stunden fein! 


Hoch lebe, hoch das neue Paar! 


Hoc leb' es Heut’ und immerdar! 


Friſch, Muſikanten, fpielet auf! 
Mir nad! jegt fang’ ih an 

Und Alles folge hinterdrein 

Was heute tanzen kann! 

Hoc) Iebe, hoch das neue Paar! 
Hoch Ieb’ es Heut’ und immerdar! 


AR 


10° 


— 18 — 


Nimm ab den Kranz, der Jungfrau'n Zier! 
1851. 
Nimm ab den Kranz, der Jungfrau'n Bier! 
Wir bringen diefe Haube dir 
Zum Zeichen, daß du num fortan 
Gehört dem Stand der Frauen an. 


Wir führten dic) vor den Altar, 
Und als dein Ja geſprochen war, 
Und zum Gebet dein Herz gewandt, 
Da falteten auch wir die Hand. 


Und al3 du aus der Kirche kamſt, 
Und du von allen Abſchied nahmit, r) 
Und als du weintejt, weinten wir, 
Denn uns erging e3 einjt wie dir. 


Und als den Vater du umfingjt 

Und an dem Hals der Mutter Hingit, 
Und al3 du weintejt, weinten wir, 
Denn uns erging e8 einft wie dir. 


Nun tröſte dich, wie wir's gemußt! 
Dein harret neue Freud’ und Luft. 
Wir Frau’n vertheilen deinen Kranz, 
Denn du gehörjt von jebt und ganz. 





+) Sn vielen Gegenden jtehen die Gejpielinnen der Braut in 
Langer Reihe vor der Kirchthüre, und wenn die Trauung vorbei tjt 
und die Braut mit dem Bräutigam zur Kirche herauskommt, veicht 
ste jeder die Hand und nimmt Abſchied. (Anm. 9.8). 


— 149 — 


Der Mutter Tod. 
7. Suni 1854, 
Sn bunten Kleidern, mit Blumer am Hut, 
Wie war ich noch gejtern jo wohlgemuth! 
Und haste tönt mir der Kirmeßklang 
Wie Grabgejang. 


Als ich die Roſen vom Hute verlor, 
Da bebt’ ich im Tanz wie ein jchwanfendes Rohr. 
Ich las aus der Freunde jchüchternem Blick 

Mein Mißgeſchick. 


Und als jie die Botjchaft hatten gebradt, 

Da ward e3 vor meinen Augen Nacht, 

ALS wär’ ich gefunfen im Nu hinab 
Ins dunkle Grab. 


Der Himmel ift Schwarz, doch ſchwärzer mein Kleid; 
Die See ijt tief, doch tiefer mein Leid. 
O Mutter, mir ftrahlet fein Morgenroth: 

Todt bijt du, todt! 


Die Waije. 

8. Januar 1853 
Jeder Vogel fingt als wüßt' er, 
Daß er niemals fingt allein, 
Denn in jeine Freud’ und Klage 
Stimmt ein anderer mit ein. 


Jedes Blättchen flüftert Leite, 

Und das andre Blatt veriteht's; 
Jedes Hälmchen neigt zum andern, 
Als ob's früge: nun, wie geht's? 


— 10 — 


Alles was ich Hör’ und ſehe, 
Lebt im trauliden Verein, 
Aber ah! ih arme Waije 
Bin in diefer Welt allein. 


Niemand hab’ ich hier auf Erden, 
Niemand al3 mein trauernd Herz, 
Dem vertrau’ ich meine Wünsche, 
- Dem erzähl’ ich meinen Schmerz. 


507, Saas 


*) Ein Abendbild. 
18. Mai 1852. 
Dort unter der breiten Linde, 
Dort bei der jteinernen Banf 
Wehn fühl die Abendwinde 
Und der Born giebt friſchen Trank 


Wir haben de3 Tages Laſten 
Getragen in Sonnenglut, 

Nun wollen wir feiern und vajten 
Und fingen wohlgemuth. 


Die Mädchen fommen und bringen 

Die ſchönſten Blumen zum Strauß 

Und weil wir Jeder was fingen, 

Geht Jeder beihenft nah Haus. 
ZITASEH 

Der Handwerksburſchen Wanderlied. 

6. December 1852. 

In Deutjchland, in Deutjchland 

Gefällt es mir gar jehr, juchhe! 

Da fann man wandern ohne Geld 

Und wandert freuz und quer. 


— 151 — 


Sn Deutſchland, in Deutichland, 
Da jteht gar mandes Haus. 
Das ſchönſte Haus von allen ijt 
Ein Haus mit einem Strauß. 


Sn Deutihland, in Deutſchland 
Macht's mander Mann wie wir: 
Zu Weine gehen wir gar oft, 
Doc) öfter noch zu Bier. 


In Deutihland, in Deutjchland, 
Da fann man lujtig jein, 

Und wer fein Bier bezahlen kann, 
Der trinkt auch feinen Wein. 


Sn Deutſchland, in Deutjchland, 
Da geh’ es wie es geh’! 

Denn es verläßt der liebe Gott 
Sa feinen — Deutichen je. 


A 


Wanderlujt! Hohe Luit! 
2. November 1858. 

Wanderlujt! Hohe Luft! 
Friſch und froh, unbewußt 
Mit den Stunden wandern 
Bald nad diefem, jenem Ort, 
Von dem einen nad) dem andern. 
Smmerfort 
Heute hier, morgen dort 
Friſch und froh, unbewußt. 
Wanderlujt! Hohe Luft! 


Immer neu Wald und Feld, 
Immer neu ijt die Welt, 
Immer neu das Lebein. 


ee 


Ueberall an jedem Ort 

Muß es neue Freuden geben. 
Drum hinfort 

Singen wir hier und dort 
Friſch und froh, unbewußt: 
Wanderluft! Hohe Luft! 


Sonnenſchein, friſche Luft, 
Waldesgrün, Blüthenduft! 

Wie die Vögel ſingen! 

Brüder, ſo auch wollen wir 
Unſern Gruß der Freude bringen. 
Singt mit mir 

Ueberall dort und hier! 

Subeln joll jede Bruft: 
Wanderluft! Hohe Luft! 


Sm Winter. 

15. November 1858. 
Der Winter ijt gefommen, 
Der Schnee liegt überall. 
Bann fingft du endlich wieder 
Im Erlenbujch und lieder 
Die alten jchönen Lieder, 

Frau Nachtigall? 


Wir wandern unire Straße, 
Es jtürmet und es fchneit. 
Wie find fo kurz die Tage, 
Wie ift jo lang die Plage! 
Wann endet unfre Klage? 
Wann unfer Leid? 


Doch Frühling mu es werden, 
Und Frühling wird’3 einmal: 
Die Hoffnung laßt ung hegen 
Durch Neif und Schnee und Regen 
Auf allen unjern Wegen 

Trotz Leid und Dual! 


Frau Nachtigall, komm, finge, 

Sing über Berg und Thal 

Und grüß im Sonnenjcheine 

Bon allen Jungfrau’n eine, 

Die Herzallerliebite meine 
Viel taufendinal! 


— —— 2 
527 Se 


*Wunderwaſſer. 
27. Januar 1854. 
Arme Frau, o arme Frau! 
Ach! bei Gott, das iſt zu viel! 
Alle Tage braun und blau! 
Sag, woher dies Farbenſpiel? — 


Frau Gevatterin, mein Mann 
Zankt und keift den ganzen Tag, 
Und weil ich nicht ſchweigen kann, 
Schlägt er mich fo oft er mag. 


Ach, ihr wißt wie gut ich bin! 

Und wie er doch ift fo ſchlimm! 
Wißt ihr, Frau Gevatterin, 

Gar nicht gegen feinen Grimm? — 


Meine Bafe jelig hat 

Mir dies Waffer hier vermacht, 
Das fie jelber als probat 
Angewandt hat Tag und Nadıt. 


— 14 — 


Sa, dies Wunderwaſſer fanır' 
Schützen dic vor jedem Schlag — 
Nimm's in Mund! jo oft dein Mann 
Etwa wieder zanfen mag! — 


—— — 
Be Ne 


*) Die Scemannsbraut. 
1. März 1857. 
Weh mir, o meh! 
Der Sturmwind hat das Schiff zerichellt, 
Er hat den Baum der Hoffnung gefällt. 
Das Liebjte was mir der Himmel gab, 
E3 fand zu früh in den Wellen jein Grab. 


Veh mir, o weh! 
Die wilde See, 
Sie hat zeritört mein Glück, 
Und feine Sonne 
Bringt mir zurüd 
Des Herzens Wonne, 
Des Lebens Glüd. 


Weh mir, o meh! 
Er war mir fo hold, 
Sp treu wie Gold, 
Die jhönfte Blum’ in Wald und Feld, 
Mein ſchönſter Gedanf’ in diejer Welt. 


Weh mir, o weh! 
Wohin ich jeh', 
Da prangt die Heide 
Sn buntem Nleide, 
Durh Laub und Blüthen jpielt dev Wind: 
Die frohe Sommerzeit beginnt. 


— 15 — 


Ich aber fit’ in tiefen Leide, 

In meinem jehwarzen Trauerfleide 

Bei diejem Frühlingsjonnenfcein, 

In diejer jhönen Welt allein. 
Veh mir, o weh! 


Se 


Die Scemannsbraut.” 
29. November 1861, 

Es freut ſich Alles weit und breit, 
Ic darf nicht fröhlich fein; 
Mein Frühling ift nur Gram und Leid, 
O weh, o weh! ich bin allein. 
Leb wohl, leb wohl, mein einzig Glück! 
Ach! kehrſt du nie, ah! nie zuriick? 


Der Frühling treibt ihn wieder fort 
Ans weite Meer hinein; 

Schon liegt das Schiff bemajtet dort, 
D weh, o weh! und wartet jein. 

Leb wohl, leb wohl, mein einzig Glück 
Ach! kehrſt dur nie, ach! nie zurück? 


Und als ich ſprach in jtillem Schmerz: 
Wann Fehrejt du zurüd? 

Da drückt' er weinend mid ans Herz: 
„de, ade! mein Lieb, mein Glück!“ 
Leb wohl, leb wohl, mein einzig Glück! 
Ach! kehrt du nie, ach! nie zurüd? 


— 16 — 


Seemannslied.’ 
(2) 
Welche Lujt das Seemannsleben! 
Bon der Wiege biß ans Grab 
Emwig wie Gedanken jchiweben 
Auf dem Wafjer auf und ab. 


Seemanns Heimat jind die Wogen, 
Und der Winde lujtig Spiel, 

Und des Himmels weiter Bogen 
Sit ihm feiner Wünſche Ziel. 


Brüder, Schweitern find die Sterne, 
Die mit freundlihmilden Blick 
Shn begleiten in die Ferne, 
Liebend theilen jein Gejchid. 


Wenn ums Schiff die Winde jtürmen, 
Wenn die Wogen immerfort 

Höher ſich und Höher thürmen, 

Eins behalten wir am Bord. 


Eins noch bleibt in bangen Stunden: 
Gott iſt unſre Zuverjicht; 

Immer wird der Port gefunden — 
Gott verläßt die Seinen nicht. 


ZIEH 


*) Das Koppenblümden „Dab mid Lieb“. 
(Primula minima). 
12. Juni 1864. 
Laß uns auf die Koppe jteigen, 
Nun der Frühling ift erwacht! 
Will dir dort ein Blümchen zeigen, 
Das dir froh entgegen lacht. 
Was mein Herz noch nie gewagt, 
Dir das liebe Blümchen jagt. 


— 17 — 


Wie's auf ödem Felsgefteine 
Zwiſchen Moos und Gräfern jprieht, 
Und am warmen Sonnenjcheine 
Seinen roj’gen Kelch erſchließt! 
„Hab mic) lieb!” jo jpricht’3 zu dir: 
Liebchen, fomm und pflück es mir! 


Blumen blühn an jedem Orte, 
Blumen blühn auf Berg und Thal, 
Aber Eine nur hat Worte, 

Eine grüßt dich taufendmal, 

Was mein Herz noch nie gewagt, 
Dir das liebe Blümchen jagt. 


* Das Blümden „Hab mid lieh“. 
15. Auguft 1864. 

Bon der Alpe Fehr’ ich wieder, 

Kehre heim mit meinem Schmerz. 

Sit verjchloffen wie die Thüre 

Noch verjchloffen auch dein Herz? 


Deffne doch die Yenjterläden 
Und nur Einmal jchau heraus! 
Zwar ich will dir heute reichen 
Keinen vollen Blumenjtraup. 


Nur ein Blümchen von der Alpe, 

Nur ein Blümchen nimm von mir! 

„Hab mich Lieb!“ jo ſpricht das Blümchen, 
Und jo jpricht mein Herz zır dir. 


— 18 — 


Schrubb-Liedchen. 
26. Oktober 1864. 

Wie jo lieblih durch die Fenftericheiben 
Spielt der goldne Morgenjonnenjcein! 
Heute muß ich in dem Zimmer bleiben, 
Heute kann's mir nirgend wohler fein! 
„Mann, du mußt hinaus, hinaus! 
- 3 Wird gefchrubbt da3 ganze Haus.” 
Schrubb ſchrubb ſchrubb! 


Fern vom bunten lauten Weltgewühle 
Iſt es hier ſo ſtill, ſo heimlich mir! 
Wie ich mich doch ſo gemüthlich fühle, 
So behaglich in dem Hausrevier! 
„Mann, du mußt hinaus, hinaus! 

3 Wird geſchrubbt das ganze Haus.” 
Schrubb jchrubb fchrubb! 


Ach! es ift ein Traum ja nur gewejen — 
Hier iſt länger meines Bleibens nicht. 

Eimer kommen ſchon, und Bürften, Bejen — 
Sei's dann! Folgjamfeit ift Mannes Pflicht. 
Sa, ih muß hinaus, hinaus: 

's Wird gejchrubbt das ganze Haus. 

Schrubb ſchrubb fchrubb! 


Alter. 


*Juliens Bekenntniß,. 
26. April 1870. 
Sonntags in dem Federhut, 
Montags in der Mütze. 
Heute ſchmeckt der Braten gut, 
Morgen giebt es Grüge. 





— 159 — 


Manches macht mir viel Berdruß, 
Sit mir ganz abjcheulich; 

Daß ic) Waffer holen muß, 
Find’ ich gar zu gräulid. 


Auch die Gartenarbeitslajt 
Wird mir jchredlich jauer: 
Graben, harfen, jäten paßt 
Stet3 nur für den Bauer. 


Bei der Wäjche zeigt’ ich mid) 
Nicht jo friſch und munter, 
Fänden meine $tieider ſich 
Nicht auch mit darunter. 


Dennoch thu' ich Alles gern, 
Alles nach Belieben, 

Nur mit Einem bleibt mir fern, 
Mit dem Karrenjchieben. 


Doh was ſchadt's? ich bin noch jung, 
Kann noch viel erleben: 

Nun, e8 muß doh Abwechslung 

Hier auf Erden geben. 


Immer fein und elegant 

Bis zum Grabesrande, 
Keinem reich’ ich je die Hand, 
Der nicht ift von Stande. 


Hochdeutſch fprech’ ich mit Manier, 
Morgen jo wie heute, 
Niemals jag’ ih mid, nur mir, 
Wie die feinen Leute. 


— 160 — 


Solches diene Satz für Satz 
Jedem zum Verſtändniß, 

Denn das iſt, mein lieber Schatz, 
Juliens Bekenntniß. 


*Frau Rheuma. 
27. December 1871. 


Frau Rheuma iſt ein böſes Weib, 

Sie läßt mir keine Ruh, 

Sie gönnt mir keinen Zeitvertreib, 

Sie quält mich immerzu. 

Ich mag nun machen was ich will, 

Sie ſpricht: „ich bin dein Weib, ſchweig ſtill!“ 


Wenn mich die Freude drückt ans Herz 
Und ſtreichelt mir das Kinn, 

Und ich vergeſſe Leid und Schmerz 

Und dann recht fröhlich bin, 

So heißt's: „die Fremde muß hinaus! 
Ich bin dein Weib, bin Frau vom Haus.“ 


Wenn mir die Frühlingsſonne lacht, 
Mich milde Luft erquickt, 

Mir Berg und Thal in voller Pracht 
Den Gruß der Freude ſchickt, 

So kommt Frau Rheuma wie der Wind 
Und jagt nach Hauſe mich geſchwind. 


Wenn ich beſeelt von Fröhlichkeit 

In Freundeskreiſen bin, 

Und mir die kalte Winterzeit 

Bei Sang und Wein geht hin, 

So kommt Frau Rheuma bald herein 
Und gießt mir Wermuth in den Wein. 


— 161 — 


Und wenn ich will auf NReijen gehn, 
Mich etwas zu zerjtreu’n, 

Wo liebe Freunde mich verjtehn 

Und gerne mich erfreu’n, 

Sp geht Frau Rheuma immer mit, 
Begleitet treu mich Schritt für Schritt. 


Frau Rheuma ijt ein böjes Weib, 
Doc wie ſie mich auch quält, 

Und täglich anficht Geift und Leib — 
Sie ijt mit mir vermäfßlt. 

Ich danke Gott, wenn fie nur jtill 
Und gar nicht von mir wijjen will. 


Sans ohne Sorgen. 
13. Februar 1873. 
Wir find doc eine luſt'ge Schaar 
Bon Brüdern und von Schwejtern! 
Wir nehmen nur das Heute wahr 
Und denfen nicht ans Gejtern. 
Die Gegenwart ijt unjer Ziel, 


Ihr gilt nur unjer Wunſch und Spiel; 


Wir haben längjt vergejien 
Was wir einmal bejejjen. 


Was uns das Heute geben mag, 
Es jei zu unjerm Frommen! 

Sit Heut’ ein ſchöner Frühlingstag, 
So ilt er uns willfommen. 


— 162 — 


Wo ſich die Freude blicken läßt, 

Da halten wir fie feft, recht feit. 
Was morgen kommt — fir morgen 
Da mögen Andre jorgen. 


N: 


IV. Sriegsleben.’ 





Soldatenliebe. 
Frühling 1822. 
Des Morgens wann die Hähne Frähen, 
Dann müffen wir Soldaten aufjtehen; 
Die Trommel, die jchlägt: fomm, komm! 
Wiederum pum pum! 
Schönſter Schag, num lebe wohl! 


Und hat auch die Trommel gejchlagen, 
Co muß ich doch mein Liebchen noch fragen, 
Ob ſie mich nicht vergefjen thut? 


Da hab’ ich jie am Feniter gefunden, 
Sie hatte mir ein Kränzlein gewunden 
Bon Roſen und Vergijmeinnidt. 


Wie könnt’ ich dich vergejjen, du jchüne, 
Du herzallerliebite Helene! 
Vergeſſen fann ich dich nie. 


Und wenn die Kanonen ſchon brummen, 
Und die Kugeln um uns jaufen und jummen, 
So den?’ id an mein Schäßelein noch. 


Kameraden, ich will euch was jagen, — 

Eine Kugel hat mich nieder gejchlagen, — 

Nun grüßt mir mein Liebchen daheim! 
112 


=. nl 


Ihr werdet fie am Fenſter finden, 
Sie thut mir ein Kränzelein winden 
Bon Veiel und Immergrün. 
Wiederum pum pum! 

Schönſter Staß, nun lebe wohl! 


RS 


Schneller Entſchluß. 
Um 1823. 
Sa, wenn's nicht geht, jo geht e3 nicht, 
So weil id) doch noch Rath: 
Mein Bündel ift geichnüret, 
Die Trommel wird geriihret, 
Und ich bin ein Soldat. 


Zum Teufel mit dem Studium! 
Bin ſchon halb lahm und blind, 
Und habe nicht erfahren 

Seit fünfundzwanzig Jahren, 
Von wannen fommt der Wind. 


Ein Mädel Hab’ ich einst gejehn, 
Das auch fo Tieblich war. 

Was mid das Mädel freute! 
Ich dene’, ich ſeh's noch heute 
Mit jeinem Augenpaar. 


Das liebe blaue Augenpaar, 
Das trug davon den Sieg. 
Bejieget mußt’ ich fliegen: 
Von neuem will ich ziehen, 
Soldaten, in den Krieg! 


Die Trommeln und Pfeifen. 
1826. 
Die Trommeln und Pfeifen, 
Die jchallen ins Haus, 
Sie locken, fie rufen: 
Soldaten, heraus! 


Sch wollt’ und ich fchliefe 
In meinem Quartier, 

Ich wollt’ und mir träumte, 
Mein Schägel, von dir! 


Sonſt war ih nicht traurig, 
Bar lujtig wie du; 

Heut drüdt der Tornifter, 
Und morgen der Schuh. 


Was Hilft denn das Trauern? 
Jetzt ift es zu jpat, 

Sept zieh’ ich zu Felde, 

Sch bin ein Soldat. 


Huſarenlied. 
2, Dfteber 1:27. 

Hufaren müffen reiten 
Ueberall durch Stadt und Land, Tra rad 
Huſaren müffen ftreiten 
Mit dem Pallaſch in der Hand. Tra rah 
Wie fünnten wir verzagen 
Ohne Geld und ohne Brot? Tra rah 
Hufaren müffen jagen 
Frohen Muthes in den Tod. 
Zrallerah vivallallerah tra rah. 


I 


Irompeten und Poſaunen 

Schmettern uns jo jüß und fein, Tra rah 
Haubigen und Kartaunen 

Brummen luſtig zwifchen drein. Tra rah 
Wie könnten wir verderben 

Treu bei unſerm Feldgeſchrei? Tra rah 
Nur ſiegen oder ſterben! 

Kamerad, es bleibt dabei! 

Trallerah vivallallerah tra vah. 


Friſch auf zum fröhlichen Jagen! 
Mai 1828. 
Trarah! trarah! mit Hörnerſchall, 
So ziehn wir Jäger aus, 
Wir ziehn vor Dorf und Stadt vorbei 
Und auch an Liebchens Haus. 
Manch Aeuglein hier! manch Aeuglein dort! 
Hilft nichts! wir Jäger ziehen fort, 
Trarah! trarah! mit Hörnerſchall 
In Feld und Wald hinaus. 


Trarah! trarah! das gilt jetzt nicht 
Dem Wild in Wald und Flur; 

Den Feind verfolgen wir allein 

Und ſuchen ſeine Spur. 

Der Feind iſt hier! der Feind iſt dort! 
Legt an! piff, paff! und jagt ihn fort! 
Trarah! trarah! und ſchießt ihn todt 
Wie's Wild in Wald und Flur. 


Trarah! trarah! und haben wir 
Errungen Sieg und Ehr', 

Wie glücklich ſind wir Jäger dann 
Nach ſolcher Wiederkehr! 


— 17 — 


Mauch Aeuglein dort! mand Weuglein Hier! 
Hier winkt's und dort: Komm Schag zu mir! 
Und wer fein Liebchen Hat gehabt, 

Wird's finden dann nicht ſchwer. 


Soldatenabjdied. 
Januar 1829. 

Morgen marjchieren wir, 
de, ade, ade, ade! 
Morgen marjchieren wir, 
Ade, ade, ade! 
Wie lieblich fang die Nachtigall 
Bor meines Liebehens Haus! 
Verklungen ift nun Sang und Schall, 
Das Lieben ijt nun aus. 
Ude, ade, ade, ade! 
Es muß gejchieden fein. 


Morgen marjchieren wir, 

Ade, ade, ade, ade! 

Morgen marjchieren wir, 

Ude, ade, ade! 

Und unjer Bündel iſt gefchnürt 
Und alle Liebe drein, 

Ade! die Trommel wird gerührt, 
Es muß gejchieden fein. 

Ude, ade, ade, ade! 

Es muß gejchieden jein. 


Morgen marjchieren wir, 
Ade, ade, ade, ade! 
Morgen marjchieren wir, 
Ade, ade, ade! 


— 168 — 


„So reid) mir denn noch mal die Hand, 
Herzallerliebiter du! 

Und fommit du in ein fremdes Land, 
So laß dein Bündel zu!” 

Ade, ade, ade, ade! 

Es muß geſchieden jein. 


Ag 


Trink, Kamerad! 
Juni 1829. 

Trink, Kamerad! 
Geht die Trommel früh und jpat: 
So in Kriegs- und Friedengzeit, 
Auf dem Marſch und im Quartier, 
Ob's auch regnet oder ſchneit, 
Ob der Feind iſt dort, ob hier. 


Trink, Kamerad! 

Geht die Trommel früh und ſpat, 
Und wir trinken nach dem Takt, 
Und wir trinken nichts als Wein. 
Wer ſich ſtets für Andre plackt, 
Kann für ſich auch luſtig ſein. 


Trink, Kamerad! 

Geht die Trommel früh und ſpat. 
Blickt der Tod uns in das Glas: 
„Sit die Neige noch nicht aus?“ 
Schlagen wir ihn auf die Naj’ 
Und marjchiern zum Thor hinaus. 


* 


— 19 — 


Der ſchwere Abſchied. 
1836. 
„Hörft du nicht die Trommel jchlagen? 
Huf die Schulter das Gewehr!“ 
Laß mid), laß mic Abjchied jagen, 
Denn e3 quält mich gar zu jehr. 


„Morgen giebt'S ein ander Städten, 
Morgen weht ein andrer Wind. 
Unjer Leben, unjre Mädchen, 

Beides ändert ſich gejchwind.“ 


Nein, ich kann's nicht mehr ertragen — 
Bruder, halt mir das Gewehr! 

Kur noch Abjchied will ich jagen, 

Noch einmal, und dann nicht mehr. — 


Und er durfte nicht mehr kommen; 
Vorwärts marjch! rief der Major. 
Lebe wohl! ich Hab’3 vernommen — 
Und jo ging’s hinaus zum Thor. 


Und wie jie zur Schlacht gezogen, 
Stand mein Schag im erjten Glied; 
Eine Rugel fam geflogen, 

Traf fein Herz, er jank und jchied. 


AR 


Die Soldatenbrant. 
1838 (?). 

Den Morgen jeh’ ich tagen, 
Die Trommel hör’ ich jchlagen: 
Mein Liebjter zieht zum Thor hinaus. 
Sott mag nun jeiner walten! 
Gott mag ihn mir erhalten! 
Wann aber fehrt er Heim nad) Haus? 


Die Sonne ſeh' ich jcheinen, 

Und meine Augen weinen; 

Dahin ijt Liebe, Freud’ und Glück! 
Du Vater aller Armen, 

Hab auch mit mir Erbarmen! 

Sieb bald mein Glück auch mir zurück! 


Hufarenlieder. 


1811, 





1. Wir preußiſchen Huſaren.“ 
Wir preußiihen Huſaren find flinf bei der Hand, 
Mit Gott für König und Vaterland! 
Wir Schwarzen und braunen, wir vothen und blauen, 
Wir haben nicht Furcht und nicht Angſt und nicht Grauen: 
Sobald wir dem Feind’ in die Augen nur jchauen, 
Sp geht's an ein Fechten und Schießen und Hauen. 
Trarah! trarah! trarah! 
Wir preußiſchen Hufaren, 
Wir find was wir waren, 
Sind flinf bei der Hand, 
Mit Gott für König und Vaterland! 


Wir preußiichen Hufaren jind flinf bei der Hand, 

Mit Gott für König und Vaterland! 

Wir jind noch wie weiland, wir jungen und alten, 

Nie kann uns das Herz in dem Buſen erkalten, 

Wir wollen den Ruhm unſrer Bravheit behalten, 

Und unjre Standarten mit Ehren entfalten. 
Trarah! trareh! trarah! 


== li = 


Wir preußiſchen Huſaren, 
Wir ſind was wir waren, 
Sind flink bei der Hand, 
Mit Gott für König und Vaterland! 


Wir preußiſchen Huſaren ſind flink bei der Hand, 

Mit Gott für König und Vaterland! 

Wie in früheren Tagen laßt tapfer uns ſchlagen,*“ 

Die Klingen brav Schwingen den Sieg zu erringen! 

Dann find wir wie weiland die fliegenden Reiter, 

Für Recht und für Freiheit die fiegenden Streiter. 
Trarah! trarah! trarah! 

Wir preußijchen Hufaren, 

Wir find was wir waren, 

Sind flinf bei der Hand, 

Mit Gott für König und Baterland! 


a: 


2. Der Huſar bon Anno 13. 
Sc bin Hujar gewejen, 
Ein preußiſcher Hufar, 
Zur Zeit al3 der Franzoje 
Bei uns im Lande war. 


Der König rief: Wir wollen 
Das Vaterland befrei’n! 
Und Alle riefen wieder: 
Nolan, jo joll es jein! 


Da bliejen die Trompeten: 
Hujaren, aufgejegt! 

Friſch auf! friſch auf! die Feinde 
Zum Land’ Hinausgehest! 


— 12 — 


Da gab's ein großes Treiben 

Vol über Berg und Thal, 

Und vorwärts ging’s, denn Vorwärts 
War unfer General. 


Da haben wir gejaget 

Durh Feld und Wald und Au'n, 
Da haben wir gefochten, 
Geſchoſſen und gehau’n. 


Und wenn's um ung gebligt bat, 
Gedonnert und gefradht, 

Suche! da hat uns Allen 

Das Herz im Leib’ gelacht. 


Und wenn die Kugeln pfiffen, 
Was mahten wir uns draus? 
Wir find drauf los geritten, 
AS ging's zum Kirmeßſchmaus. 


Und unſers Königs Aufruf 
Blieb uns ein heilig Wort: 
Wir jagten die Franzojen 
Aus unjerm Lande fort. 


Und ruft der König wieder, 

Sch ſchwör's bei Bart und Haar, 
Noch heute werd’ ich wieder 

Ein preußiſcher Hufar. 


3. Huſarenart 
Es ift nichts Quft'gers auf der Welt 
Und nichts ift jo gejchwind, 
Als wir Hufaren in dem Feld 
Und vor dem Feinde find. 


— 173 — 


Wir jhwärmen wie ein Bienenjchwarnt 
Rings um den Feind herum, 

Und wer nicht läuft, dag Gott erbarm’! 
Den hau'n wir blisfchnell um. 


Und jteht der Feind aud) feljenfeit, 
So heißt es: Drauf! juchhe! 
Da dringen wir ihm in jein Nejt 
Und jprengen jein Quarré. 


Das hat der Ziethen jeiner Zeit 
Dem Feind’ oft beigebradit; 

Das hat der Blücher groß und breit 
Gezeigt in mancher Schladt. 


Und wenn wir jtegreicy nicht beitehn, 
So bleibt’3 uns unverwehrt: 

So laßt uns fämpfend untergehn, 
Dann find wir noch geehrt. 


Sp ſei's und bleib’ es immerdar, 
Das iſt die rechte Art, 

Sp lang’ ein preußiſcher Hujar 
Sic; jtreichet feinen Bart. 


Die Trommel mu jein. 
26. December 1850. 
Die Trommel die trommelt doch immerzır, 
Sie läßt uns bei Tag und bei Nacht Feine Ruh. 
Rum bidi bum bum! 
Sie läht uns bei Tag und bei Nacht feine Ruh. 


— Mi — 


Einft hört’ ich die Lerch’ und die Nachtigall, 
Seßt hör’ ich nur immer den Trommelſchall. 


Einſt tanzt’ ich gar luſtig nach Geig’ und Gefang, 
Fest muß ich marjchiern nach dem Tronmelklang. 


Doc jagt der Feldwebel: die Trommel muß jein! 
Drum hab’ ich mich endlich) gefunden darein. 


O Trommel, jo trommle denn immerzu! 
Und führ mich zum Sieg’ und geleit mich zur Ruh! 


So leben wir alle Tage!“ 
27. December 1850. 

Iſt ein Leben auf der Welt, 
Das vor Allem mir gefällt, 
Kt es das Soldatenleben, 
Weil's von lauter Luft umgeben. 
Morgen dort und heute hier, 
Bald im Feld, bald im Quartier, 
Luftig iſt das Raradieren, 
Schildwach ftehn und Erercieren, 
Luftig ift auch das Marjchieren. 
Heute luſtig, morgen froh, 
Übermorgen wieder fo, 
Alle Tage friich, frei, froh! 
Heißa, heißa! ho ho Ho! 
Wir Soldaten leben, weben 
Stets in Jubilo! 


Sit ein Leben auf der Welt, 
Das vor Allem mir gefällt, 

Sit es das Soldatenleben, 
Weil's von lauter Luft umgeben. 


Geht's zur Schlacht, frijch auf ımd dran! 
Jeder jtehet feinen Mann. 

Luftig wenn wir vorwärts jchreiten, 
So mit unjern Feinden ftreiten, 
Daß der Sieg auf unfrer Seiten. 
Heute lujtig, morgen froh, 
llebermorgen wieder jo, 

Alle Tage friich, frei, Frog! 

Heißa, heißa! ho ho ho! 

Wir Soldaten leben, weben 

Stets in Jubilo! 


Iſt ein Leben auf der Welt, 

Das vor Allem mir gefällt, 

Sit es das Soldatenleben, 

Weil's von lauter Luft umgeben. 
ft nad) ehrenvollem Sieg 
Endlih num vorbei der Krieg — 
Luftig unterm Eichenfranze 

Ziehn wir dann im Waffenglanze 
Heim als ging's zum Kirmehtanze. 
Heute fuftig, morgen froh, 
Uebermorgen wieder jo, 

Alle Tage friich, frei, froh! 
Heißa, heißa! ho ho ho! 

Wir Soldaten leben, weben 

Stets in Jubilo! 


** 


Friſch auf und drauf! 
28. December 1850. 
Wie wohlig wird uns Allen, 
Trara rah rara rah rara rah ra rah! 
Wenn die Trompeten ſchallen! 
Trara rah rara rah rara rah! 


— 116 — 


Friſch auf und drauf! friid auf ins Feld! 
Dem Muthigen gehört die Welt. 
Trara rah rara rah rara rah! 


Drohn taujende Gefahren, 

Wir bleiben was wir waren: 

Wir bleiben treu der Ehr’ und Plicht, 
„Und wenn auch drob das Herz uns bridt. 


Sp reiten wir von binnen, 

Wir wollen’3 froh beginnen! 

Set vorwärts in geſchloſſ'nen Reihn, 
Friſch auf und drauf! greift an! haut ein! 


A 


Hoch Leben die Soldaten! 
29. December 1850. 

Ein Feder hat in diefer Welt 

Sein Päckchen Lajt zu tragen, 

Und wer nur den Tornijter trägt, 

Der kann von Glück noch jagen. 


Shor: Ja, ja, jo deufen wir 
Und thun wie's Andre thaten. 
Heißa, heißa! hopſaſſa! 
Hoch leben die Soldaten! 


Die Hülf' iſt oft am nächſten dann, 
Sobald die Noth am größten. 

Wer ſeinen Schatz verloren hat, 
Der ſuche ſich zu tröſten. 


Chor: Ja, ja, ſo denken wir ꝛc. 


Chor: 


Chor: 


Chor: 


Chor: 


Thor: 


— 177 — 


Taback, Taback, du edles Kraut, 
Willſt du mich nur nicht meiden, 
So kann ich viel und mancherlei 
In dieſer Welt erleiden. 


Ja, ja, jo denken wir ꝛc. 


Ich lobe mir die Mäßigkeit, 
Der Teufel hol' die Praſſer! 
Ich trinke lieber Bier und Wein 
Als Quell- und Brunnenwaſſer. 


Ja, ja, ſo denken wir ꝛc. 


Ich lobe mir das Lagerbier, 

Und Sauerkraut mit Schinken. 
Entbehren kann ich Hunger und Durſt, 
Nur nicht, nur nicht das Trinken. 


Ja, ja, ſo denken wir ꝛc. 


Die Menſchen ſind recht wunderlich: 
Das macht mir keine Sorgen. 

Heut ſchlaf' ich auf dem Federbett 
Und auf der Britſche morgen. 


Ja, ja, jo denken wir x. 


Geld ijt die Loſung! jchreit die Welt, 
Das joll mich wenig jcheren. 

Sch darf verdienen mir fein Geld, 
Sc fol es nur verzehren. 


Ja, ja, jo denfen wir x. 
12 


— 18 — 


Ihr mögt num jagen was, ihr wollt, 
Sc laffe mich nicht foppen: 

Für Jeden wächjt auf jeden Tag 
Im deutjchen Reich, ein Schoppen.?? 


Chor: Ja, ja, jo denken wir ıc. 


Und luſtig jind wir auf dem Marſch, 
Und luftig im Quartiere, 

Wo uns fein Wein gewachjen ift, 

Da gehen wir zu Biere. 


Chor: Ja, ja, jo denfen wir 
Und thun wie's Andre thaten. 
Heißa, heißa! hopſaſſa! 
Hoc) leben die Soldaten! 


Jeder Stand hat jeine Plage. 
2. Januar 1851. 
O daß es nicht donnert und Fracht, 
Und nicht heute fehon geht in die Schlacht! 
Dort, dort gilt der Mann 
Und fann ſich lafjen fehen; 
Hier, hier müffen wir 
Ererciern und Schildwach ftehen. 


Was haben wir Alles zu thun! 
Nie dürfen wir vaften und ruhn. 
Lauf, lauf, Kamerad! 

Es fängt ſchon an zu tagen — 
Must, mußt ererciern! 

Die Reveille wird gejchlagen. 


1 — 


Und hat man fic) mid’ ererciert, 
Mandvriert, tirailliert und marfciert: 
Eßt! eßt! heißt es dann, 

Und ftärfet eure Glieder! 

Denn, denn gleich nad) Tiſch 

Da exereiern wir wieder. 


Sit endlich nun Alles vorbei, 

Dann ift man nod) lange nicht frei. 
Putzt! pußt! Heißt es dann, 

Erſt Helm, Gewehr und Degen, 
Dann, dann fünnt ihr euch 

Auf euren Strohjad legen! 


D gäb’ es doch Krieg über Nadıt, 

Daß es bliget und donnert und Fracht! 
Feu'r! Feu'r! vorwärts! drauf! 
Juchheißa! friich geladen! 

Sieg! Sieg! oder Tod! 

Weicht nicht, ihr Kameraden! 


RS 


Heerbann.’® 
28. Februar 1851. 
Friſch auf, friih auf! Zu den Waffen 
Rufet uns das Vaterland. 
Die Feind’ auf allen Seiten! 
Wolan, jo laßt uns jtreiten! 
Rüſte dih! Sei zum Streit 
Allezeit fampfbereit! 
Nimm die Büchfe, nimm die Büchje, 
Nimm die Büchſe von der Wand! 
Und lade, ziel und feure! 


12 


— 180 — 


Die Ehr' ift unjer Banner, 

Unjer Feldgejchrei das Recht. 

Und wenn auch wir erliegen, 

Das Recht muß immer jiegen. 

Rüſte dich! Sei zum Streit 

Allezeit fampfbereit! 

Nimm die Büchfe, nimm die Büchje, 
Nimm die Büchje von der Wand! 

Und lade, ziel und feure! 


Friſch auf, friih auf zu den Waffen! 

Denn e3 gilt fürs Vaterland. 

Wir find mit Leib und Leben 

Ihm bis zum Tod ergeben. 

Rüſte dih! Sei zum Streit 

Allezeit fampfbereit! 

Nimm die Büchje, nimm die Büchſe, 
Nimm die Büchje von der Wand! 

Und lade, ziel und feure! 


RS 


Wenn einst das Baterland in Roth.” 
5. Suni 1851. 

Wenn einst das Vaterland in Noth, 
Hurrah, hurrah, hurrah! 

Wir warten auf fein Aufgebot: 
Hurrah, hurrah, Hurrah! 

Es läßt im Grab' uns keine Ruh, 

Wir ziehn hinaus der Wahlſtatt zu 

In Wehr und Waffen, 

In Wehr und Waffen mit Hurrah! 


— 18. — 


Zur ftillen Stund’ um Mitternacht, 
Hurrah, Hurrah, Hurrah! 

Da ſchlagen wir die bfut’ge Schlacht. 
Hurrah, hurrah, hurrah! 

Bater Blücher ift ein braver Held, 

Er fteht mit uns voran im Feld, 

Und er foll leben, 

Und er joll leben mit Hurrah! 


Da kämpfen wir dann Mann für Mann, 
Hurrah, hurrah, Hurrah! 

Und kämpfen bis der Tag bricht an. 
Hurrah, hurrah, hurrah! 

Dann ziehen wir im Siegesreihn 

In unſre Gräber wieder ein, 

In unſre Gräber, 

In unſre Gräber mit Hurrah! 


— — 


Ans dem ‚Soldatenleben‘.’ 





1. Auf, Soldaten! 
9. Suli 1851. 

Auf, Soldaten! 
Große Thaten 
Will von uns das Vaterland. 
Nicht umfonft fein Ruf ertüne! 
Alle find wir jeine Söhne, 
Sind fein Wehr- und Ehrenftand. 


132, 


Was wir wollen? 

Was wir jollen? 

Siegesmuthig ſtets voran! 

Tapfer kämpfen, glorreich ſiegen, 
Dder ehrenvoll erliegen: 

Sp geziemt’3 dem deutjchen Man. 


Unjre Fahnen 

Ernjt uns mahnen, 

Mahnen ung an Ehr’ und Pflicht, 
Daß wir treu jind unjern Eiden 
Trotz Gefahr und Noth und Leiden, 
Kämpfen bis das Herz uns bridt. 


2. Schlachtlied. 
11. Juli 1951. 
Laßt die Kanonen nur grollen und brummen, 
Piff! paff! puff! paff! vallerallera! 
Daß ung die Kugelm umpfeifen und ſummen! 
Piff! paff! puff! paff! vallerallera! 
Wenn wir mit dem Feind’ uns jchlagen, 
Uns der Tod entgegen lacht, 
Wollen wir das Höchſte wagen, 
Denn ein Spiel ijt nur die Schlacht. 
Riff! paff! Puff! paff! 
Heißa, im Sturmſchritt frohen Muths voran! 
Wie es auch endet, wir jtehen unjern Mann. 


Wie es aud) endet — im Donnergetoje 
Riff! paff! puff! paff! vallerallera! 
Schwanfet das Glüd und es wechſeln die Looje. 
Piff! paff! puff! paff! vallerallera! 


— 13 — 


Nur der Muth’ge geht entgegen 
Feiten Schrittes dem Gejchid, 
Und im dichten Kugelregen 
Mettet ihn ein Augenblid, 
Riff! paff! puff! paff! 
Heißa, im Sturmſchritt frohen Muths voran! 
Wie es auch endet, wir ſtehen unſern Mann. 


Ehrenvoll leben und ehrenvoll ſcheiden, 
Piff! paff! puff! paff! vallerallera! 
Sieg oder Tod! nur das Eine von beiden! 
Piff! paff! puff! paff! vallerallera! 
Immer ſollen unſre Fahnen 
Zeugen unſrer Bravheit ſein, 
Immer ſoll der Geiſt der Ahnen 
Freudig unſre Waffen weihn. 
Piff! paff! puff! paff! 
Heißa, im Sturmſchritt frohen Muths voran! 
Wie es auch endet, wir ſtehen unſern Mann. 


3. Auf dem Marſche. 
5. Juli 1851. 

O wie fujtig läßt fich jegt marſchieren 
In der frijchen fühlen Maienzeit! 
Wald und Feld ijt grün, 
Und die Blumen blühn, 
Und die VBögelein 
Singen lieblich drein. 
O wie luftig läßt fich jet marſchieren 
Sn der friihen Fühlen Maienzeit! 


—ı 83, 


Der Tornifter kann uns nicht beſchweren, 
Keine Sorge drüdt ung und fein Schuh. 
Froh ift unfer Sinn, 

Und wir jchweben Hin 

Wie der Vogel leicht 

Durch die Lifte ftreicht. 

Der Tornijter kann uns nicht bejchweren, 
Keine Sorge drüdt und und fein Schuh. 


Unſre Helm’ und unfre Flinten bliten, 
Daß es eine wahre Freude ijt. 

Und fo glänzt recht flar 

Aus dem Augenpaar 

Unjers Herzens Glut, 

Lebenzluft und Muth. : 
Unfre Helm’ und unfre Slinten bligen, 
Daß es eine wahre Freude iſt. 


O wie Iuftig läßt ſich jetzt marſchieren 
In der friſchen Fühlen Maienzeit! 
Und mit Sang und Klang * 
Geht's das Thal entlang, 

Und im Schritt und Trab 

Friſch Berg auf, Berg ab. 

O wie luſtig läßt ſich jetzt marſchieren 
In der friſchen kühlen Maienzeit! 


4. Schützenlied. 
26. Juni 1851. 
Seht ihr am Berg die Feuer da? 
Wacht, Schügen, wacht! 
Die Naht bricht an, der Feind ift nah. 
Wacht, Schützen, wach! 
Wie der Hahn in der Nacht! 
Potz Himmeldonnerwetter, Schützen, wacht, wacht, wacht! 
Ihr lieben Schützen, wacht! 


— 185 — 


Traut nicht der Nacht, jeid auf der Hut! 
Die Nacht ift feinem Menichen gut. 


Nun jeht umher die Kreuz und Quer, 
Nach allen Seiten jeht umher! 


Paßt auf, damit ihr allezeit 
Der Ronde geben könnt Beſcheid. 


Und wenn die Sonne wieder jcheint, 
Hurrab, dann geht es auf den Feind. 


AS 


5. Jägerlied.* 
Wir preußiſchen Jäger jind wohlgemuth, 
Wir laden und zielen und treffen gut. 
Juchhe, juchhe, juchhe! 
Wir find allezeit 
Zum Kampfe bereit, 
Die Büchſ' an der Seit, 
Juchhe, juchhe, juchhe! 


Und ziehn fürs Vaterland zum Streit. 


Wir juchen den Feind durch die ganze Welt, 

Durcftreifen den Wald und das ofine Feld 
Juchhe, juchhe, juchhe! 

Bei Tag und bei Nacht, 

AS ging's auf die Jagd, 

Daß es bliget und Fracht, 
Juchhe, juchhe, juchhe! 

Und ſo gewinnen wir die Schlacht. 


— 186 — 


6. Musketierlied. 
25. Juni 1851. 

Wir Musketiere find geicheit: 
Wir jchiegen jchnell, wir jchießen weit, 
Wir jchiegen gut, 
Daß treffen thut 
Faſt jeder, jeder Schuß. 
Buff piff paff puff, piff paff puff, valleralle valleralie va, 
Sa piff paff puff, piff paff puff, vallerallera! 
Wir Musketiere jchiegen gut: 
Wen unjre Kugel treffen thut, 
Sieht jich nicht um, 
Liegt Hill und ſtumm 
Und jteht nicht twieder auf. 


Zündnadelgewehre haben wir: 
Drum jchieget jeder Musfetier 
Auch allezeit 

Sp ſchnell und weit, 

Daß e3 fein Wunder ijt. 


Wir Musfetiere jung und alt, 

Bir jchiegen, daß es bligt und knallt, 
Drum loben wir 

Die neu Manier. 

Hoc) leb' jeder Musfetier! 


7. Als ih ein Knabe nodh war, 
25. Juni 1851. 

Als ich ein Knabe noch war, o wie rannt' ic, 
Hört’ ich von ferne nur Trommelgetön. 
Konnt’ ich die Trommel nur Hören, jo fand ich 
Nie einen Klang in der Welt doch jo ſchön. 
Bum bum bum bum bidi bum bum! 
O wel ein jchöner Klang! Mein Leben lang 
Bleibt mir im Herzen der zaubriſche Klang. 


en 


As ich ein Mann nun gavorden, da must’ ich 
Werden Soldat und ich zog in das Feld; 
Allen Gefahren entging ich, denn fujtig 

Hat mic die Trommel geführt durch die Welt. 


Luſtig im Frieden und luſtig im Kriege 

Hat mich die Trommel geweckt und belebt; 
Wie ſie gewirbelt zum Kampf und zum Siege, 
Soll fie auch wirbeln, wenn man mich begräbt. 


Droben da werden die Himmmlischen Schaaren 
Froh mich empfangen mit Trommelgetön, 

Und mich mit Elingendem Spiel und Fanfaren 
Bringen empor zu der Seligen Höhn. 


RS 


8. Ererriert mus jein! 
1. Juli 1851. 
So geht es fort in Tritt und Schritt 
Wol nad dem Trommelſchlag: 
Wir müſſen brav marjchieren, 
Wir müjjen exercieren 
Den lieben langen Tag. 


Herzallerliebjter Sonnenjcein, 
Was hab’ ich dir gethan, 
Daß du nad allen Seiten 
Uns immer willjt begleiten 
Auf unjerm Wiejenplan? 


‘ch möchte wol mein Schatten jein, 
Der Hit’ und Durjt nicht kennt! 
Dann wollt’ ich exereieren, 

Und auf und ab marjchieren, 

Wie auch die Sonne brennt. 


— 18 — 


Doch weil’s einmal nicht anders ijt, 
Co find’ ic mich denn drein. 

Links um! rechts um! frifch, munter, 
So geh's hinauf, herunter! 

Denn ererciert muß fein. 


a 


9. Uhlanenlied. 
26. Suni 1851. 
Uhlanen find befannt, 
Befannt durch Stadt und Land, 
Und Jeder fieht fie gern ſich an 
Und hat gar große Freude dran, 
Wünſcht ihnen Heil von Herzen, 
Ja Herzen. 


Wenn ein Uhlanenſchwarm, 
Die Lanzen an dem Arm, 
Hintrabt, und alle Fähnlein wehn, 
Das iſt gar luſtig anzuſehn 
Von nah und auch von ferne, 

Ja ferne. 


Die Lanz' iſt unſre Wehr: 
Was brauchen wir noch mehr? 
Die Lanze ſchwingen wir ſo keck, 
Daß jeder Feind vor Angſt und Schreck 
Sich bückt und niederkauert, 
Ja kauert. 


Drum bin ich ein Uhlan, 

Und wenn die Feinde nahn, 

So will ich nicht der letzte ſein, 

Der ſeine Lanze leget ein 

Und ihnen trabt entgegen, 
Entgegen. 


— 19 — 


Und wer da tapfer ficht 
Und treu thut jeine Pflicht 
In Kriegess und in Friedenszeit, 
Kann ſehn ich lafjen weit umd breit 
Und fehret heim mit Ehren, 

‚a Ehren. 


10. Dragonerlied. 
25. Juni 1851. 
Friſch auf, friih auf! Dragoner, auf! 
Nun jattelt euer Roß bei der Nacht 
Und zäumet auf! 


Dragoner ſind flinf und bereit, 
Sie ziehen allezeit, bei der Nacht 
Und Tags zum Streit. 


Sitzt auf, ſitzt auf! Stedt’3 Pfeifhen an! 
Ein Pfeifchen Rauchtabad bei der Nacht 
Schmedt Jedermann. 


Trinft eins dazu! Seid wohlgemuth! 
Es thut ein friiher Trunf bei der Nacht 
Dragonern gut. 


Trompeter, blaj’: trarah trarah! 


Blaj’ uns die Feinde her bei der Nacht! 
Wir find ſchon da. 


— 190 — 


11. O Luſtlager, gute Nacht! 

15. Juli 1851. 

Schön ſieht ſich ein Lager au: 

Rudiralla fa la la la la! 

Alle Welt hat Freude dran. 

Rudiralla la la la la la! 

Wir nur denfen anders drüber, 

Nudiralla la, rudiralla la! 

Die Kaſern' ift uns doc) lieber. 

Rudiralla la la la la la! 


D Luitlager, gute Nacht! 
Anders hatt’ ich mir's gedacht. 
Wenig haben wir erfahren, 

Daß zur Luft alldier wir waren. 


Hab es Regen, lebten wir 

Wie ein armes Murmelthier, 

Und bei fonnigjhönen Tagen 
Mußten wir uns mühn und plagen. 


Wiederum im Standquartier 
Gehn wir Abends nun zu Bier; 
Bis zum BZapfenftreiche fünnen 
Wir uns ein Vergnügen gönnen. 


Jetzo zum Paradeplatz, 

Dann zum Tanz mit unſerm Schatz! 
Friſch herum geht's dann im Kreiſe — 
Vivat hoch die alte Weiſe! 


— 11 — 


12. Lebe wohl, mein jüher Shag! 
22. Juni 1851. 

Geſtern als ich bei dir war, 

Seitern jchien der Mond jo Klar. 

Und er jchien jo Har uns beiden, 

Und wir dachten an fein Scheiden — 

O du allerſchönſter Schatz, jhönjter Schatz! 

Lebe wohl, mein ſüßer Schatz! 


Alles, Alles iſt nun aus: 

Morgen geht's zum Thor hinaus. 

Wenn die Trommel wird geſchlagen, 
Kann ich dir Ein Wort nur ſagen: 

O du allerſchönſter Schatz, ſchönſter Schatz! 
Lebe wohl, mein ſüßer Schatz! 


Das iſt heut' und allezeit 

Des Soldaten Luſt und Leid: 

Heute lieben, morgen meiden; 

Heute hoffen, morgen ſcheiden — 

O du allerſchönſter Schatz, ſchönſter Schatz! 
Lebe wohl, mein ſüßer Schatz! 


—— 


13. Vereitelte Freude. 
13. Juli 1851. 

Wie finſter iſt die Nacht, 

Und ich muß auf der Wacht 

Immerfort hier ſtehen, 

Kann nicht einmal ſehen 

Dich, liebſter Schatz! 


— 192 — 


O wärejt du bei mir, 
Wie gerne wollt’ id) hier 
Tag und Nacht jpazieren 
Und mit dir jcharmieren, 
Mein liebiter Schatz! 


Wenn mir dein Auge ladıt, 
Dann jchmwindet alle Nacht, 
Daß ich fröhlich finge 

Und vor Freuden jpringe, 

Mein liebjter Schatz! 


Wie hatt' ich mich gefreut! 

Denn Sonntag ijt ja heut, 

Und mus Schildwad) ftehen, 
Darf zum Tanz nicht gehen 
Mit dir, mein Schag! 


14. Mit der Liebe ijt nicht zu ſpaßen. 
17. Zuli 1851. 
Herzallerliebjtes Mädel, 
Sch bin ein Kürafjier, 
Zum Karejjieren geboren, 
Sag an, wie gefall’ ich dir? 


„Du künntejt mir wohl gefallen, 
Doch haft du ein Kleid von Erz, 
Und wie es auch blinfet und gligert, 
E3 läßt ja nichts in dein Herz. 


Es läßt dein eherner Panzer. 

Niht mal eine Kugel hinein, 

Sag an, du Schöner, du Lieber, 
Wie kommt denn die Liebe darein?“ 


Herzallerliebjtes Mädel, 

Was nie vermag eine Schlacht, 
Das hat dein funfelndes Aeuglein 
In einem Nu vollbracht. 


O meh, mım bin ich verwundet, 
Verwundet bi in den Tod. 
Herzallerliebjtes Mädel, 
Erbarme dich meiner Noth! 


Ihr braven Kriegsfameraden, 

Drum treibt mit der Liebe nicht Scherz! 
Die Liebe ſie iſt wie ein Blitzſtrahl, 
Sie jhlägt durch Eiſen und Erz. 


15. Der legte Troöiter. 
14. Juli 1851. 
Die Welt iſt rund, ſie mul ſich dreh, 
Wir drehen uns mit ihr: 
Heut ziehen wir zu Felde, 
Und morgen ins Quartier. 


Doc haben wir den Feind bejiegt, 
Bleibt einer immer nod: 

Wo wir auch find auf Erden, 
Verfolgt der Durſt uns doch. 


Und haben wir auf unſerm Marſch 
Kein Tröpfchen Wein noch Bier, 
Dann trinken wir auch Waſſer, 

Zu unſerem Pläſir. 


13 


— 111 — 


Wenn aber uns auch das gebricht 
In unjerm Bidouaf, 

Iſt unſer legter Tröfter 

Der liebe Rauchtaback. 


Drum fomm’ es wie es fommen mag! 
Nur immer frohen Muth! 

Ein Ffeifchen Bortorico 

Sit gegen Alles gut. 


16. O welde Luſt Soldat zu jein? 
3. Suli 1851. 
O welde Luft Soldat zu jein! 
Sollt’ ich dienen einem Bauern 
Und mein Leben jo vertrauern? 
Ei, das fällt mir gar nicht ein — 
Ich will ein Soldate fein! 


D welche Luſt Soldat zu fein! 
Wenn die Bauern müſſen pflügen, 
Können wir uns jehr vergnügen 
Und jpazieven gehn im Frei’n. 
Ich will ein Soldate fein! 


D welche Luft Soldat zu fein! 
Wenn die Bauern müſſen ſchanzen, 
Können wir mit Mädchen tanzen 
Und ſie küſſen obendrein. 

Ich will ein Soldate jein! 


D welche Luft Soldat zu jein! 
Wenn die Bauern müfjen jchwißen, 
Können wir im Kühlen jigen, 
Schmaucen in die Welt hinein. 
Ich will ein Soldate fein! 


— 195 — 


O welche Luft Soldat zu jein! 


Wenn die Bauern müjjen frieren, 


Können wir uns amufieren 
Bei dem Kartenjpiel und Wein. 
Ich will ein Soldate jein! 


17. Heimweh! 
4. Suli 1851. 


Sp ziehn wir durch die ganze Welt, 


Dort morgen, heute hier. 
Der Himmel iſt oft unjer Zelt, 
Die Erde das Quartier. 


Heut jchlafen wir in Hoffnung ein 
Und wachen auf in Noth: 


Reich jind wir dann an Müh' und Bein, 


Und arm an Tranf und Brot. 


Und Alles, Alles trüg’ ic gern 
Und fände mich jhon drein, 

Wenn ih nicht müßte gar jo fern* 
Bon meiner Heimat jein. 


D hätt’ ich Flügel, flög' ich fort 
Und jähe noch einmal 

Von meinem lieben Berge dort 
Das Dorf und auch das Thal! 


O hätt’ id Flügel, flög' ich fort — 


Und könnt' ich, fünnt’ ich jein 
Auch einen Augenblid nur dort 
Bei dir, mein Mütterlein ! 


13* 


— 1% — 


18. Ein Soldat in jungen Jahren, 


24. Juli 1851. 


Ein Soldat in jungen Jahren 
Kennet feine Furcht und Noth: 
Wenn die Trommel ruft zum GStreite, 
Siebt der Muth ihm das Geleite, 

- Zieht mit ihm in Kampf und Top. 


Liebe plagt ihn nicht noch Sehnſucht, 
Sedes Mädchen ijt ihm hold. 

Ort und Zeit fommt ihm gelegen 
Und er findet allerivegen 

Neichen ſüßen Minnejold. 


Seine ganze Sorg' und Habe 
Trägt er im Tornijter fort. 
Andre mögen was erwerben — 
Froh, wenn er nur jeinen Erben 
Hinterläßt die Ehr' als Hort. 


Allerorten reift jein Weizen, 
Sedes Jahr gedeiht jein Wein. 
Sit mitunter leer die Tajıhe, 
Füllt jich doch fir ihn die Flajche, 
Und er ſingt und jchenft jich ein. 


Darım bin ich guter Dinge 

Und ich bleib’ es allezeit. 

Ein Soldat in jungen Jahren 

Kennt nicht Furcht und nicht Gefahren, 
Luſtig zieht er in den Streit. 


* 


rg — 


19. Des Invaliden Abendlied. 
25. Februar 1851. 
Sch will auf der Welt nicht viel — 
Doch Eins will ich Haben: 
Mit Trommel- und Bfeifenipiel 
Sollt ihr mic) begraben. 


Ich juchte vergnügt und froh 

Zu leben hienieden, 

Drum ſei's von der Welt auch jv 
In Freuden gejchieden. 


Sch Habe bei frohem Sinn 
Nur wenig bejejjen, 

Drum wird mir aud immerhin 
So leicht daS Vergeſſen. 


Die Ehre, jie war zuleßt 
Mein’ einzige Habe; 

Die Ehre drum geht anjegt 
Mit mir auch zu Grabe. 


Achtung! Präjentiert'3 Gewehr! 
Frisch auf denn, geladen! 

Gebt Feuer! — Was will ich mehr? 
Lebt wohl, Kameraden! 


— A, 


Wer wird die Roſen breden? 
12. März 1861. 
Wer wird die Nojen brechen, 
Wenn Sommerzeit beginnt ? 
Wer wird den Mägdlein winken 
Zum Tanzen und zum Irinfen, 
Wenn wir im Felde iind? 


— 198 — 


Leb wohl, Herzallerliebite ! 
Herzallerliebjte mein! 

Die Trommel hat gejchlagen, 
Kein Weinen hilft, fein Klagen, 
Es muß gejchieden fein. 


Ich brech' ein grünes Zweiglein 
Und ſteck' es an den Hut. 

Sa, Hoffnung will ich tragen 
Auch in den ſchlimmſten Tagen 
Und bleiben wohlgemuth. 


Vergiß mein nicht, Hexzliebite, 
Herzallerliebite mein! 

Wo wir marjchiern umd jtreiten, 
Soll mich dein Bild begleiten, 
Dein denk’ ich, immer dein. 


Und wenn im Schlachtgetünmmel 
Mein junges Herze bricht, 
Soll blühn auf meinem Grabe, 
Weil ich jo lieb dich habe, 
Blümlein VBergigmeinnicht! 


Für künftige Fälle” 

15. Mai 1868 (?). 

Die Lojung bleibt: Tod oder Sieg! 

Und Eins muß uns doc) werden. 

Wir kämpfen einen heil’gen Krieg 

Fürs Höchſte hier auf Erden. 

Eins nur it's allein, 

Eins nur fanır es jein — 

Waffen in die Hand! 

Es gilt fürs Baterland, 

63 gilt fir Deutjchlands Freiheit. 


— 19 — 


Wir ſchwören einen hohen Eid: 
Nicht ehr die Waffen nieder, 
Nicht eher Fried’ und Feierzeit 
Und froher Sang und Lieder, 
Bis uns ungestört 

Bleibt was uns gehört — 
Waffen in die Hand! 

Es gilt fürs Vaterland, 

Es gilt für Deutjchlands Freibeit. 


Wolan, wolan, mit uns ijt Gott! 

Wir wollen's muthig wagen. 

Der Feind kann fih nur Schand' und Spott 
In diefem Streit erjagen. 

Wenn mit ihm aud) ijt 

Teufelstrug und Lilt — 

Waffen in die Hand! 

Es gilt fürs Vaterland, 

Es gilt fir Deutjchlands Freiheit! 


V. Lieder der Landsknechte“ 


unter 
Georg und Caſpar von Frundsberg. 


1. 2oblied. 

Ente 1825. 
Ein feines Lob zu fingen 
Vom frommen Landsfnecht gut — 
Hört zu, ich will's euch bringen 
Aus frifchen freien Muth! 
Hört zu, ich geb’3 an Tag, 
Was mir ein Vöglein heimlich jang, 
Als ich zu Felde lag: 


„Richt fehre Heim zum Bauern, 
Nicht wieder Hintern Pflug! 
Beim Krüftlein mußt du trauern, 
Und jhmachten am Waſſerkrug; 
Du mußt gar früh aufitehn, 

Mit deiner Senje noch vor Tag 
Das dürre Gras abmähn. 


Hier fannjt du janft ausſchlafen 
In deinem Kriegsquartier; 
Erwachſt wie Herrn und Grafen 


4 ] 


a 


Beim edlen Malvaiier. 

Die Trommel ift dein Hahn, 

Das Schwert dein Schag und Schirm und Schild, 
Das Glück it deine Bahn.“ 


Haft, Vöglein, gut gejungen 

Bon deinem grünen it; 

Mir iſt es längſt gelungen, 

Was du verkündet haſt. 

Ich kenn' es Alles ſchon: 

Ich trage Wunden, Beut' und Ruhm 
Aus jeder Schlacht davon. 


Mein Kleid iſt weit gejchliget, 
Berbändelt und benäht, 

Mein Bart jchön jcharf geipiget, 
Mein Hütlein jchief gedreht. 
Mein Säckel hedet Geld; 

Mir hat's Herr Fortunatus jelbit 
Auf Nießbrauch zugeitellt. 


Der Kaifer trägt die Krone, 

Sein Scepter tragen wir. 

Und giebt er nichts zu Lohne, 

Co bleiben wir allhier. 

Viel lieber ift hier Tod, 

Als gavdeny) vor des Bauern Thür 
Um jaure Milch und Brot. 


garden, oder oberdeutjch garten, das Herumgehen herren 
lofer, abgedankter Kriegsfnechte von Haus zu Haus, 
um jih da Nahrung, Herberge, auch wol mandes 
andere zu erbetteln oder zu erzwingen, vom Ende des 
15. Sahrhunderts bis zum 17. Bol. Schmeller 
Wb. 2, 68. 69. Friſch Wb. 1, 320. 


ra — 
2. Des Landsknechts Kirmeßlied. 
Ente September 183%. 
Jeden das Seine 
Am beiten gefällt: 
Einem jein Mädel, 
Dem andern ſein Geld. 


Werbe der Teufel 

Um Güter und Geld! 
Ehrliche Herzen 

Gehn grad durch die Welt. 


Wär' ich ein Bettler 
Und wärjt du gar reich, 
Macht ung auf Erden 
Die Liebe doch gleich. 


Macht uns auf Erden 
Auch gleich wol die Noth. 
Auch an den Kaijer 
Kommt endlich der Tod. 


"Warum jo traurig? 
Wie? hat's dich gefräntt, 
Daß du mir neulich 
Ein Küſſel geichenft? 


Will's nicht behalten, 
Es iſt fein Gewinn; 
Geb' es dir wieder, 
Da! nimm es nur hin! 


— 203 — 


3. Georg bon Frundsberg. 
Ente 1825. 
Hajt du den Frundsberg nie gejehn ? 
Der fann Kalender machen, 
Der weiß, was heuer joll geſchehn, 
Der leitet alle Sachen. 


Friſch auf, ihr Landsknecht' insgemein 
In allen deutſchen Kreiſen, 
Den alten Frundsberg hübſch und fein 
Zu ſingen und zu preiſen! 


Er hat ein Häublein aufgeſetzt 

Voll Pfaffenliſt und Witze, 

Er hat ſein Schwertlein wohl gewest, 
Die Schneide wie die Spitze. 


Er Hält das Neich in feinem Arm 
Wie's Kindlein zu der Taufe, 

Und thät er’s nicht, daß Gott erbarm! 
Co läg's gleich in der Traufe. 


Nie jtattlic) ev zu Roſſe ſitzt 

Boll Kraft und Gottvertrauen! 
Seht doch, wie ihm jein Auge bligt 
Aus jeinen dunklen Brauen! 


Ein frifcher Sommer geht daher 

Mit Trommeln und mit Pfeifen. 

Den Frundsberg greift'S an jeine Ehr, 
Er läßt jein Völklein jtreifen. 


Wolauf und drauf! die Welt ijt jein! 
Er Hat das Glück im Ranzen. 

Drum muß auch Alles, Groß und Klein 
Nach jeiner Pfeife tanzen. 


a ee 


Und wer doch wol das Lied erfand? 
Das Hat ein Knab gejungen, 

Der ift aus jeiner Mutter Hand 
Dem Frundsberg nahgejprungen. 


3. Von den bier Temperamentis. 
1834. 


Ich bin ein Melancholicus, 

Bin immer ernſt und voll Verdruß: 

Die Welt dünkt mich ein wüſtes Haus 

Voll Sorg und Noth und Gram und Graus; 
Hab weder Luſt an Tanz noch Spiel, 

Des Zechens acht ich auch nit viel; 

Ich eſſe nur, ich trinke nur, 

Weil's haben will menſchlich Natur. 


Drauf werd ich ein Sanguineus, 

Der Alles, Alles lieben muß: 

Die roſinfarben Wängelein, 

Die ehr ich mehr denn Gold und Wein. 
Ich pfeif und Hüpf, ich fing und tanz; 
Sch jeh, dal ich behalt die Schanzr); 
Ich mac) allzeit ein froh Geficht 

Und zaudre bei dem Trunfe nicht. 


Danı werd ich ein Cholericus, 

Daß jeder drob erſchrecken muß: 

Ich tob, ich lärm, ich fluch ohn End 
Los tauſendhimmelſapperment! 





+) Sch halte das Glück feſt. Schanz, frz. la chance, Wurf mit 
Würfeln. 


* 


205 —- 


Hab einen frijchen freien Muth, 

Biet an mein Gut und junges Blut, 
Wil ziehn weit über Land und Meer, 
Wenn’s gilt für deutjches Volk und Ehr. 


Doch endlich ein Phlegmaticus, 

Hab einen jtillen Animus: 

Ich frage wenig Hin und her, 

Ob man mir bringet neue Mäphr, 

Was hie und dort gejchehen jei 

Im deutichen Reich und in Türkei; 

Ob man mich liebt, ob man mich haft, 
Hans Hacke ſchimpft, Poet, Phantaſt. 


Das alles macht der Wein aus mir, 
Trink ich der Flaſchen zwei, drei, vier. 
Eins macht zum Melancholicus, 

Bei zwon wirſt du Sanguineus, 
Cholericus kannſt du bei drein, 
Phlegmaticus bei viern nur ſein: 
Ein jeder hat nun hier die Wahl — 
Ich trink ſie alle vier zumal. 


5. Lied auf Dem Heerzuge. 
Ende 1825. 

Das Käuzlein lajj’ ich trauern 

Im Aſtloch Tag und Nacht: 

Ich renn' aus Schanz und Mauer 

Ins offne Feld zur Schlacht. 


Sch pflüge mit dem Schwerte 
Und ſchatze Stadt und Land, 
Das Glück ijt mein Gefährte 
Und reicht mir treu die Hand. 


— 206 — 


Sa Bruder, la5 uns wandern! 
Die Koft ift Hier zu ſchlecht — 
Dis wir dann auc den andern 
Geſchatzt und abgezecht. 


Und bin ich arm im Leben, 
So macht's mir feine Rein. 

Es wächſt mein Gut an Neben 
Und heißt mich fröhlich jein. 


Vie Blümlein auf den Auen 
Schön wunderbar erblüht, 
Liebäugeln uns die Frauen 
Ins Herz und ins Gemütd. 


Du ſchönſter Schab der Erde, 
Laß du dein Aeugeln fein! 
Ob Hintf) ich leben werde, 
Das weiß nur Gott allein. 


6. Ein anderes. 
12. Mai 1826. 
Der Landsfnecht zieht ins Feld hinaus, 
Und vor ihm wandelt her jein Haus; 
Und Keller, Boden, Küch' und Stall 
Begleiten gern ihn überall. 


Und iſt er durjtig, fehrt er ein, 

Das Glück macht Wafler ihm zu Wein; 
Und iſt er ſchwach, und wird er franf, 
Da findt er feine Ofenbank. 


+) heit, dieſe Nacht. 


Und wo der Schlaf ihn übermannt, 

Da wird zum Boljter jeine Hand, 

Und fröhlich jpringt er auf bei Tag, 
Ihn weckt der Lärm und Trommeljchlag. 


Er fragt nicht nad) der Feinde Zahl; 

Wie hoch der Berg, wie jhmal das Thal? 
Nur nad) dem Kampfe fteht jein Muth, 
Er zieht, und jeder Weg ift gut. 


Und der das Lied gejungen hat, 
Der lebt und jtrebet früh und fpat, 
Daß nie fein Fähnlein unterliegt, 
Und nur das Gut’ und Rechte ſiegt. 


7. Schlachtgeſang. 
Ente November 1826. 
Wer ftedt denn da jein Fähnlein aus? 
Der Tod will Kirmes halten. 
Seräumig iſt jein Hof und Haus 
Den Jungen und den Alten. 


Sein Sof ijt heut ein weit Gefild 
Bol Saat und Wald und Auen, 
Worein von ferne friedlihmild 
Die blauen Berge jchauen. 


Was jpielt die Arkeleiy) jo laut? 
Sie jpielt uns auf zum Tanze. 
Herbei! herbei! da jteht die Braut, 
Der Eieg mit feinem Kranze. 


F) Die früher, befonders im 16. und 17. Jahrh., allgemein 
übliche Benennung dev Artillerie. 


— 208 — 


Wer wirbt um diejen Kranz, wer wirbt? 
Ich will, ich muß e3 wagen! 

Ver um des Kranzes willen ſtirbt, 

Hat ihn davon getragen. 


LER 
A 


8 Trinklied. 


Ende 1825. 


Sa fujtig bin ich, das ijt wahr! 
Wie's Lämmlein auf der Au. 
Die ganze Welt iſt Sonnenſchein, 
Ic fange Hier den Regen ein 
Und trinfe Himmelthan. 


Den Stein der Reifen find’ ich noch — 
Margret, ein Schöpplein Wein! 

Sch mad’ aus Wein noch Gold und Gelb, 
Potz Velten! noch die ganze Welt, 

's Darf nur kein Krätzer jein! 


He! reiß den Zeiger von der Uhr! 
Was kümmert uns die Zeit? 

Laß laufen, was nicht bleiben kann! 
Was geht denn mich ein andrer an? 
Trink, Bruder, gieb Beſcheid! 


Ihr Bänk' und Tiſche, nehmt's nicht krumm! 
Ein Lied gar bald entflieht. 

Als ihr noch grünbelaubet wart, 

Da ſangen Vöglein mancher Art 

Euch auch gar manches Lied. 


— 209 — 


9 Des frommen Landsknechts Morgenlied. 


Frühling 1826. 


Sch bin fein Ritter, noch Edelmann, 
Sch bin ein armer Knecht. 
Daß ich mein Brot verdienen fanı, 
Das ijt mir eben vedt. 
In Noth 
Und Tod 
Sit Gott mein Herr und Schuß, 
Mein Helm und Wehr. 
Was brauch’ ich mehr? 
Dem Feinde Truß! 
Gott Preis ımd Ehr! 


Zwar lieber trieb’ ich Ochs und Kuh 
Zur grünen Weide hin, 
Und lieber wäre Raſt und Ruh 
Mein Lohn und mein Gewinn, 
Als Krieg 
Und Sieg, 
Und reiche Beut’ und Sol), 
Doch hilft fein Leid 
Und Widerjtreit. 
Wenn's Gott gewollt, 
Iſt's rechte Zeit. 


2) 
= 


Blümlein blühn und fallen ab, 
Wann noch der Frühling währt: 
Sp findet auch der Knab jein Grab, 
Der eben führt das Schivert. 

Es fällt 

Der Held 


—— 


Dem Feigen gleich und jtirbt.. 
Wer vedlich Ficht 

Nach Recht und PBrlicht, 

Hier Lob erwirbt 

Und ſtirbt dort nicht. 


10. Auf der Wahlitatt. 
Ende November 1826. 


Bir wollen die Todtenfeier begehen 
Ohne Kreuz und Glodenflang. 

Die Wolfen weinen, die Winde wehen 
Feierlih den Grabgejang. 


Hier hat fein Pfaffe Meſſe geleien 
Und gereiht das Abendmal: 

Sie find gefallen und werden verweſen 
Wie die Blumen in dem Ihal. 


Sie find gefallen, die Guten und Böſen, 
Co der Hauptmann wie der Knecht: 

Die Gnade des Herrn mus all’ erlöien,. 
Keiner ift vor Gott gerecht. 


11. Tanzlied. 
Ende Scptember 1826. 
Feurige Herzen, 
Und Fühler Wein! 
Spielt mir ein Tänzel,. 
Und jchentt mir ein! 


a 


Wie ich mich drehe, 
Dreht ſich die Welt, 
Bald um die Ehre, 
Und bald uns Geld; 


Bald um die Liebe, 
Und bald ums Brot, 
Endlih da dreht ſich's 
Nur um den Tod. 


Willft du noch heuer 
Ein Mädel frei’n, 

Sei ja dein Mädel 
Recht hübſch und Klein! 


Denn von dem Uebel, 
Sagt unjer Pfarr, 
Nimm dir das Kleinſte, 
Sonit biſt ein Narr. 


Spiel mit dem Leben, 
So jpielt’S mit dir. 
Wem ich gefalle, 
Sefällt auch mir. 


Geld in der Taſche, 
Das macht Beſchwer. 
Bin ich zufrieden, 
Was brauch’ ich mehr? 


Sing' ich ein Liedel 
Vor Ungemad, 
Pfeifen die Vögel 
Mir jpöttifch nad). 


14* 


2 


Aber zum Liedel 
Aus Fröhlichfeit 
Wünſchen die Vögel 
Mir: gute Zeit! 


Mas brauch’ ich mehr? 


Sn, 


* 


12. Schlacht von Pabia. (24. Februar 1525.) 
Ende 1825. 
Das Fähnlein auf! die Spieße nieder! 
Dem Kaifer Sieg! dem Feinde Tod! 
Das Leben ift gar wohlfeil heuer; 
Ihr Landsfnecht’, drum verkauft es theuer — 
Sp war des Frumdsberg erit Gebot. 


Da jah man Spieß’ und Schwerter bligen, 
Wie Sternlein in der blauen Nacht. 

Die Kugeln in den Lüften flogen, 

Es jprang das Blut wie Negenbogen 

Wol zu Bavia in der Schladt. 


Das war fein Tag wie alle Tage, 
Das war ein vother heil’ger Tag, 
Als fern vom deutjchen VBaterlande 
or deutschem Muth mit Schmah und Schande 
Tas fremde Heer im Kampf erlag. 


za — 


Nach Gott dem Frundsberg Lob und Ehre! 
Denn er iſt aller Ehren werth. 

Dir haft dein Völklein wohl geleitet, 

Du haft den jchönen Sieg bereitet! 

Da! Alter, nimm das Königsichwert! F 


* 
ce * 


13. Der bon Frundsberg. (22. März 1527.) 
Im Ton: Mein Fleiß und Müh ac. 
Zu Ferrara. 
Ende 1825, 


Wer ſteht, der fällt! 

Die Welt 

est iſt 

Boll Trug und Liſt. 

Der nie bejiegt 

Bon Feinden ward, erdrikket liegt 
Kon jeiner Schaar, 

Die durch ihn jiegte wunderbar. 


Biel Feind, viel Ehr!rr 

Nicht mehr 

Anjetzt 

Mein Schwertlein wetzt. 

Viel Feind, viel Leid! 

Solch Sprüchlein lehret mich die Zeit. 
Ich bin Schabab. 777) 

Mein Lohn, mein Ehr iſt dieſes Grab. 


+) Das dem Georg von Frundsberg vom Kaiſer Karl V. wegen 
ter Schlacht von Vavia zuerfannte Schwert Königs Franz wird 
noch in Mintelheim aufbewahrt. 


) Fruntsbergs Wahlipruch. 

41) Es iſt mit mir vorbei, zu Ende. Alberus in ſeinem 
Diet. 1549 erklärt es alſo: »Contemnor, negligor, ich bin schabab, 
dan was man abschabt, wirt gemeinglich nit geacht.« 


14. 


— 2147 — 


Sturmlied dor Nom. (6. Mai 1527.) 


Ende 1825. 


Sn Takte nah den Trommelichlag, 

Sm Tafte fort bei Naht und Tag! 

Und Nacht und Tag nicht rechts gejehn, 

Nicht links gejehn! nur vorwärts gehn 
Yuf den Feind! 


I 


Des Kaifers Feind, des Neiches Feind, 
Der gut fich jtellt und Böjes meint, 
Der böje Feind! wir juchen ihn, 

Wir folgen ihm, er muß entfliehn, 
Fliehn in Rom. 


Sn Rom jtedt ev manch Fähnlein aus, 

Und guet aus jeinem Schnedenhaus — 

Die Engelburg von Menjchenhand, 

Nur drauf und dran! iſt eitel Tand. 
Drauf und dran! 


Spiel; nieder! wieder nieder Spieß! 

Schlüpf übern Buſch, hüpf übern Kies, 

Die Schanz hinab, die Schanz herauf 

Mit Todesmacht und Sturmeslauf! 
Und in Takt! 


Im Tafte nach dem Trommeljclag, 

Im Takte fort bei Nacht und Tag! 

Und Tag und Nacht nicht rechts geſehn, 

Nicht links gejehn! nur vorwärts geb 
Auf den Feind! 


— 215 — 


15. Beim wälſchen Weine, 
Ente November 1826. 
Deutſch ijt meine Art und Weije, 
Deutjch mein Wort und mein Gejang, 
Hinterm Ofen, auf der Neije, 
Ueberall mein Lebelang. 


Uebel müſſe mir gejchehen, 
Wollt' ich bier begraben jein! 
Wann die Todten auferjtehen, 
Schwaben fie allhier Latein. 


Mein, ich fanıı fein Wälfcher werden! 
Stoßt nur an! es flingt gar fein. 
Deutjch ift jeder Wein auf Erden, 
Deutſch ift auch der wäljche Wein! 


16. Cantilena potatoria. 

1. September 1829, 

So trinken wir laetificet! 

Fin Kännlein von dem Beten, 

Das heilet uns magnifice 

Die Schäden und Gebrejten. 

Wir halten nostras vesperas 

Cantu cantilenarum, 

Und trinken dann ohn’ Unterlaß 

Salutem horum, harum. 

Trallivum larum lorum! 

In secula, secula seeulorum. 


Hört zu, daß ich es nit vergeh, 
Amemus quas amamus, 

Die hübſchen feinen virgines 
Vivant, et nos bibamus! 


— 216 — 


Drumt sine ira cum studio, 

Day jich der Kummer wende, 

So nimm, dann wird dein Herzlein froh, 
Das Glas in deine Hände 

Und trink trallivun larum 

In amore omnium sanctarum. 


17. Lied eines feitgetrunfenen Landsknechts. 
Ende 1825. 


Nun noch ein Lied! und nod ein Lied! 
Ich kann die Laute jchlagen: 

Was das die Herzen lockt und zieht! 
Kannjt nur die Mägpdlein fragen. 


Was jchaut der Mond zum Feniter "nein? 
0) 
Ich will ihm eins fredenzen. 
0) 
Trink dieje Neige, Brüpderlein ! 
Dann fannjt du beſſer glänzen. 
t 0) 


Und noch ein Lied aus grauer Yeit 
Bon Hildebrand dem Alten. 

Es jei div lieb, es jei dir leid, 

Sch mus das Feld behalten. 


Ich bin ein König ohne Land, 

Ein Held in jedem Streite. 

Mein Hort dies Glas in meiner Hand, 
Das Schwert an meiner Seite. 


Die Feder hab’ ich aufgeitecdt 

Zum Naufen und zum Schlagen. 

Und wer den braven Landsknecht neckt, 
Den faſſ' ich gleich beim Kragen. 


— 217, — 


Hier ſitz' ich feit, ein Fels im Meer, 
Koran die Wellen toben; 

's Seht drunter, dran und drüber her — 
Sch bleibe fortan oben! 


x 


18. Das treue No. 
Frühling 1826. 
Ich Habe mein Roß verloren, 
Mein apfelgraues Roß. 
Es war fo treu im Leben, 
Kein treueres wird es geben 
Im ganzen Zug und Troß. 


Und als es wollte jterbei, 

Da blidt’ es mich noch an, 

ALS ſpräch's mit jeinen Mienen: 
Kann dir nicht weiter dienen, 
Ade mein Neitersmann! 


Und als es war gejtorben, 

Da grub ich’S ehrlich ein; 

Wol unter grünen Matten 

In eines Lindenbaums Schatten, 
Das joll jein Denkmal jein! 


Da fiten die fleinen Vögel 
Und halten das ITodtenamt. 
Ihr braucht nicht exit zur leſen, 
Wie treu mein Roi gewejen — 
Sie ſingen's insgejamt. 


— 218 — 


19. Bei Der Belagerung. 
Frühling 1326. 

Hafent), Donnerbüchſen, Schlangentr) 
Und die ganze Arkelei 
Tragen heut ein groß Verlangen, 
Anzuſtimmen Melodei. 
Denn der Frühling hat's geboten, 
Alles ſoll fein luſtig ſein. 
Laßt uns ſpielen friſch nach Noten 
Einen ſchönen Abendreihn. 


Giebel brechen, Balken krachen, 
Dächer ſtürzen brennend ein. 

Iſt das nicht ein Spiel zum Lachen, 
Nicht ein ſchöner Abendreihn? 
Drum wolauf! die letzte Schanze 
Angeſtürmt und angerannt! 

Denn bei jedem Kirmeßtanze 

Heiſcht nach Lohn der Muſikant. 


Drum wolauf! fat widerklingen 
Alle Stimmlein aus Metall! 

Laſſet um die Wette ſingen 
Sperber, Eul' und Nachtigall—*77)! 
Büchſenmeiſter unverdroſſen, 

Sparet weder Lot noch Krautrrrr)! 
Borwärts! tapfer drauf geſchoſſen! 
Vorwärts! unſer wird die Braut. 


* 
* 


+) Aeltere ſchwerere Art Schießgewehr, oberhalb am Schaft 
mit einem hölzernen Haken verſehen, woran es auf einem Geſtell 
oder Bock befeſtigt wurde. 

+7) Eine lange Kanone v.n ſtarkem Kaliber. 

+rr) Namen von Geſchützen. 

rrr) Blei und Pulver. 


= a — 


20. Der Trunfenen Litanei. 
1335. 

Omnes, omnes erramus, 

Hat Bruder Veit gejagt; 

Er wollte zu dem Kellner, 

Und fan zur Kuchelmagd. 


Varietas delectat, 

Das ist ein feiner Spar, 
Als jener jeine Buttermilch 
Mit der Mijt-Mijtgabel fraß. 


In medio stat virtus, 

So heißt es nun und itzt, 

Wenn der Teufel mitten zwiſchen 
Zwei alten Weibern ſitzt. 


Prineipium est grave, 
Das ijt fürwahr fein Scherz, 
Als jener heben wollte 
Die bunte Kuh beim Sterz. 


Finis coronat opus, 

Das nahm ich fein in Acht, 
Drum hab’ ich Taſch' und Flaschen 
So manchmal feer gemacht. 


Beati possidentes, 

Das ijt gewißlich wahr, 

Und hätt’ ih nur ein Fuder Bein, 
Ich tränt' das ganze Jahr. 

Doc weil der Wein im Faſſe liegt, 
Quid juvat, nützt uns das? 

So wollt" ich denn, e3 wäre 

Die ganze Welt ein Faß!“ 


UN 


21. Bei Beendigung des wälihen Krieges. 
Ente November 1826. 


Jetzt ziehn wir zum Gefechte, 

Es gilt um Mein und Dein. 
Friſch auf! friſch auf! ihr Knechte, 
Jetzt jet das Leben ein! 


3 Die Spieße lüjtern blinfen, 
Sie juchen Feindesblut; 
Die Schwerter wollen trinfen, 
Verſchmachten jchier vor Glut. 


Sit denn die Sonn’ erblichen, 
Die ſonſt den Feind bejchien ? 
Ach nein, er iſt entwichen: 
Geduld, wir finden ihn! 


Er hält fich nur verfrochen 
In jedem Faß am Rhein — 
Friſch auf! und angejtochen! 
Es ijt ein Fühler Wein. 


22. Sehnſucht in die Heimat. 


Ente November 1896. 


Nur Geduld! bald it es beiier. 
Nehm' ich in die Hand den Plug, 
Wird mein Schwert ein Weidemejjer, 
Meine Pickelhaub' ein Krug. 


Hirſch' und Hafen will ich jagen, 
Niemand joll mein Feind jonjt fein. 
Meine Beut’ ein Erndtewagen! 

Und den zwing’ ich jchon allein. 


=. 2 — 


Süßer ſchmeckt am eignen Tijche 
Mir mein Brot und Trünklein Bier, 
Als Limonen, Wein und Fijche 

In des reihen Manns Quartier. 


Gott, du fennjt das Gut’ und Nechte, 
Mein Begehr und mein Bejchiwer: 
Gott, verleih dem armen Knechte 
Eine frohe Wiederfehr! 


Wo die Amſel fingt int lieder, 
Wo der bunte Häher jchreit, 

Dahin, dahin bring ihn wieder, 
Sieb zum Speſſart dein Geleit! 


23. Der alte Landsknecht in jeiner Heimat. 
Ente 1823. 

Mir gehn die Augen über, 

Mir altem greijen Mann. 

Sch beb’ in Freud’ umd Wonne: 

Mich ſieht die liebe Sonne 

Nocd Einmal freundlih an. 


Das ijt diejelbe Sonne; 
Die uns bei Ulmor) ſchien, 
Und über Feindes Wolfe 
Dort unjerm fleinen Volfe 
Den hellen Sieg verliehn. 


7) Schlacht bei Ulmo, 7. Oktober 1513. Ulmo, Dorf im 
Diftrifte Bergamo. 


222 
„Ihr Handvoll nadterr) Yeute! 
Berderbt in eurem Ihal: 

Wir ſtehn auf allen Wegen, 
An Schaar euch überlegen, 

In Harniih und in Stahl. 


Ihr Handvoll nadter Leute! 
Ihr fünnt nicht mehr entfliehn. 
Wenn ihr euch wollt ergeben, 
So laſſen wir euch leben, 

Mit weigen Stäblein ziehn.“ 


Das dünkt den Jrundsberg Schande: 
„Nackt find die Knaben mein. 

Bei Gott, fie jind mir werther! 

In Wein getaucht die Schwerter, 
Zerhau'n jie Stahl und Stein.“ 


Da ging's zum Neigentanze 

Mit Trommeln und Juchhei. 

Die Röslein roth entiprungen, 
Wo wir die Schwerter ſchwungen, 
Und ich war mit dabei. 


Mir gehn die Augen über, 
Mir alten greifen Mann. 
Die Sonne finfet unter. 
Wie bin ich doch jo munter, 
Als ging's erſt eben an! 


+) Leute, die feinen Harniſch haben. 


zn 


23. Tod des jungen Landsknechts.“ 
1826. 

Mein Bater und Mutter, mein Schweiterleinn, 

Sie dürfen nicht trauern und Hagen; 

Die Mägdlein Abends am Ningelreihn, 

Die Junggejellen bei Spiel und Wein, 

Cie dürfen nicht fürder fragen. 


Sch zog weit weg in den wälichen Krieg, 
Und blieb in des Feindes Schanze. 

Für mich ift Alles Hin und vorbei, 

Nie ruft mich euer Jubelgejchrei 

Zum luſtigen Kirmeßtanze. 


25 Im Anzuge. 
17. Februar 1865. 


Glück, tummle dich! 
Glück, denk an mich! 
Ich bin ein Landsknecht worden. 
Gieb allezeit 
Ein treu Geleit 
Dem edlen Landsknechtsorden! 


Wo Krieg will ſein, 
Stell' ich mich ein 

Für Geld und gute Worte; 
Ich bin's bereit 
Zu jeder Zeit 

Und auch an jedem Orte. 


Ein Schwert, ein Speer 
Und jonjt nichts mehr, 
Das iſt des Landsfnechts Habe. 
Nicht Weib noch Kind 

Mir läſtig jind, 
Denn ic im Heerzug trabe, 


Fall' ich im Feld, 
So ſei's als Held, 
Co wird man mic begraben 
Bei Togeljang 
Und Trommelflang — 
Nicht anders will ich's haben. 


26. Unjer Bundesgenoiie. 
24. März 1866. 
Was jollen wir ums weiter härmen? 
Ins Feld mit uns der Frühling zieht: 
Die Sonne jcheint, die Mücken ſchwärmen, 
Die Lerche jingt ihr Morgenlied. 


Der Frühling läßt uns fröhlid hoffen, 
Heißt uns vergejien unjer Leid, 

Er Hält die Bahn und Weg’ uns offen, 
Bald zu beginnen Kampf und Streit. 


Und wenn nad heißen Kampfes Mühen 
Auch unjer Loos nun iſt der Tod, 

Dann läßt der Frühling uns noch blühen 
Auf unſerm Grab die Nöslein voth. 


2) 


—— 


27. Vor der Schlacht. 


14. Februar 1865. 


Wie billig iſt das Leben heuer! 

Man giebt's um wenig Kreuzer hin. 
Doch iſt der kühle Wein zu theuer 
Für eines Landsknechts biedern Sim. 


Der Hauptmann jtellt uns veiche Beute, 
Der Pfaff das Himmelveic in Sicht. 
Wir bleiben eben arme Leute, 

Es gilt uns gleich was man verjpricht. 


Die Hoffnung ruht in unjern Händen 
Und grünt auf unjers Spiehes Schaft. 
Der Muth nur kann das Werk vollenden, 
Der Muth uns nur den Sieg verichafft. 


28. Beim Angriff. 
17. Februar 1865. 
Mur tapfer drauf und dran, 
Co gut wie's Jeder kann! 
Die Trommel wird gejchlagen, 
Wir wollen’3 luſtig wagen; 
Die Spieße nieder! Friich hinein, 
Friſch in der Feinde Neihn! 
Drum drauf md dran! 
Boran! voran! 


Das Fähnlein weht voran, 
Wir folgen Mann fir Mann. 
Vor uns der Feinde Speere, 
Bor uns nur Sieg und Ehre, 


— 26 — 


Und Hinter uns nur Schmach und Leid: 
Und Spott auf ew'ge Zeit! 
Drum drauf und dran! 
Boran! voran! 


RS: 
29. Beim Abſchied! 


23. December 1840, 
ES zog ein Neiter wol in den Krieg, 
Und als er auf jein Grauroß jtieg, 
Da hub er an zur fingen. 


Und als das Mägdlein das vernahn, 
Da hub fie an vor lauter Gram 
Gar bitterlich zu weinen. 


„Sag an, was tweinejt du jo jehr? 
Es giebt der Neiter noch viel mehr 
Auf Gottes lieber Erde.” — 


„O Neiter, lieber Neiter mein, 
Wirſt du von mir gejchieden jein, 
Sit auch mein Glück gejchieden.‘ 


Und als das Mägdlein jprad) das Wort, 
Stand ftill daS Roß, er fonnte nicht fort, 
Das Herz wollt’ ihm zeripringen. 


Und plöglich Hub er wieder an: 
„Wer für jein Lieb nicht jterben kann, 
Verdient nicht Lieb’ und Treue! 


Da! nimm mein goldnes Ringelein!“ 
Ade! es muß geichieden jein — 
Dein bleib’ ich heut’ und immer!“ 


& 


Sa We 


Zt 


. Deine Liebe bleibt dein Hort! 
8. September 1867. 

Drüben blinfet von der Halde 

Scheidend noch die Sonn’ hervor, 

Und am fernen dunklen Walde 

Wirbelt leichter Staub empor. 


Ya, das ijt das legte Zeichen — 
ch, ich ſeh' ihn nimmermehr, 
Kann ihm nie ein Händlein reichen, 
Nie zu froher Wiederkehr. 


Abendglöcklein, Heil und Segen 
Läute dent Geliebten nad! 
Gott beſchütz' auf allen Wegen 
Ihn vor Leid und Ungemad). 


Nun, mein Herz, gieb dich zufrieden, 
Bleibt dir doch ein Troſt Hinfort: 
Iſt dein Lieber auch gejchieden, 
Deine Liebe bleibt dein Hort! 


31. Im Lager. 
1826. 
Duater, Drei! zu Zinf und Daus!y) 
Wer ſchenkt ein? und wer wirft aus? 
Gar vijierlichrr) 
Und manierlich 
Seht es hier im Lager her! 
7) Qu ater, lat. quatuor, die vier Augen aufden Würfel. 
Zint, fi. eing, quinio, der Fünfer. Daus, vom grich. 
dus, dyas, der Ziveier. 
QDuater, drei — fieben ; im zweiten Wurf: Zink und Daus 
wieder ſieben. 
+r) ältere Sprache und noch ſchweizeriſch: artig, nett, feiı. 


19° 


Au 


Schmettern heil die Trommeten und Zinken, 
Müſſen wir fingen, jpielen und trinken. 

Bei den Trommeln und Flöten 

Iſt's nicht mehr von nöthen; 
Denn da geht's im gejchloffenen Reihn 
Burr! in die Hölle zum Teufel hinein. 


Wär ic ein Mädel, hHandumfehr 

Wollt’ ich euch tanzen die Krenz und Quer, 
Krainisch und fteirisch, 
Schwäbiſch und bairiſch, 

Jedem nach ſeiner Landesart. 

Kommen die Mädel im grünen Mieder, 

Legen wir Würfel und Karten nieder; 
Keiner will trinken und paſchen, 
Jeder ein Mädel erhaſchen; 

Denn da geht's mit den Engeln gar fein, 

Heideldidum! in den Himmel hinein! 


32. Auf der Feldwacht. 
15. Februar 1865. 
Läßt ſich nicht der Kirchthurm ſchauen? 
Hör' ich nicht die Hähne krähn? 
Sind das nicht der Heimat Auen? 
Ach! wir werden ſie nicht mähn. 


Unſer Tagwerk Qual und Mühen, 
Unſer Haus des Himmels Zelt. 
Unſer Weizen will nur blühen 

In dem blut'gen Kriegesfeld. 


ae 


Unjre Erndt- und Kirmeßfeſte 
Feiern wir bei trodnem Brot; 
Feinde find nur unſre Säfte, 
Unier Spielmann ijt der Tod. 


Könnt’ ich unter diefen Bäumen 
Schlafen gehn zu jüher Ruh, 

Bon der Heimat wollt’ ich träumen, 
Bon der Heimat immerzu! 


33. Nur ihr, der jühen Maid! 


24, März 1866. 
Ich bin ein freier Falke, 
Ich fliege Hoch und fern, 
Sch diene feinem Schalke 
Und dien’ auch feinem Herrn. 


Ich ſchwinge mein Gefieder, 
Mein Flug ijt goldeswerth; 
Ich laſſe da mich nieder 

Wohin mein Herz begehrt. 


Zwei Augenfterne blinken 
Mir tief ins Herz hinein; 
Zwei weiße Händlein winfen: 
Ich ſoll willftommen fein! 


O welche Lujt zu jchweben 
In Liebesjeligfeit, 

Nur ihren Dienjt ergeben, 
Nur ihr, der jühen Maid! 


34. Im Quartier. 
13. Februar 1865, 
Friſch hinaus zum heißen Kampf! 
Friſch in Staub und Pırlperdampf! 
O wie träumt es fich doc) hier 
Sm Duartier 
Wunderſchön bei Wein und Bier! 
Friſch, friſch! 
Trommelt auf dem Tiſch! 
Tanzen ſollen Krüg' und Flaſchen, 
Gläſer, Gabeln, Meſſer, Teller! 
Und es ſoll aus unſern Taſchen 
Tanzen auch der letzte Heller! 
Friſch, friſch! 
Trommelt auf dem Tiſch! 
Friſch! 
Ei, was kümmert uns die Welt? 
Morgen giebt es friſches Geld, 
Morgen geht's ins weite Feld! 
Schenket ein! trinket aus! 
Tanzen ſoll das ganze Haus! 
Luſtig heute, luſtig morgen! 
Hol der Teufel alle Sorgen! 
O wie lebt es ſich doch hier 
Im Quartier! 
Wunderſchön bei Wein und Bier! 
Unſre Trommel rühren wir 
Hier, hier 
Im Quartier! 
Friſch, friſch! 
Trommelt auf dem Tiſch! 
Friſch! 


3. Der SGardefncht.r) 
16. Sebruar 1865. 
Sin Elend giebt's auf Erden, 
Wohl ihm, wer’s nicht erfannt! 
Ein Gardebruderf) werden 
Und bettelnd ziehn durchs Land. 


Wir jind von Gottes Gnaden 
Dem ew’gen Juden gleich, 
Und irren fluchbeladen 
Durchs ganze deutsche Reich. 


Man weit die Hungermüden 
Bor allen Thüren ab, 
Und best auf uns die Rüden, 
Dräut unjer Betteljtab. 


Der Vogel in den Heden, 

Der hat fein eigen Haus, 

Thut jich im Laub verjtecen 
Und lacht den Kriegsfnecht aus. 


Kommt nie was uns gebührte? 
Will enden nie die Noth? 

Du, der zum Sieg ung führte, 
Komm bald, dir lieber Tod! 


36. Schabab. 
17. Februar 1865. 
Nie wird's fir uns auf Erden 
Noch Frühling werden: 
Uns grünet nur der Betteljtab, 
Wir ſind Schabab. 


7) Vgl. oben ©. 201. Anm. 


Du biſt Schabab gewordcı, 
Du Landsfnechtsorden! 
Reiß ab die Feder von dem Hut! 
Nichts gilt dein Muth. 


Die Kraft des Arms mag rajten 
Daheim im Kajten! 

Zerſchlag den Degen und den Speer! 
Brauchjt Feine mehr. 


Krieg war ein frei Gewerbe — 
Lebt wohl! ich fterbe. 

Ein stehend Heer mit Schießgewehr 
Braucht uns nicht mehr. 





„ Vi. Vaterland und Heimat.“ 


Das Lied der Deutſchen.“ 
Helgoland, 26. Auguft 1SH1. 
Deutjchland, Deutjchland über Alles, 

Über Alles in der Welt, 

Wenn es jtets zu Schuß und True 
Brüpderlih zufammenhält, 

Bon der Maas bis an die Memel, 

Bon der Etich bis an den Belt — 

Dentjchland, Deutjichland über Alles, 
Über Alles in der Welt! 


Deutjche Frauen, deutjche Treue, 
Deutjcher Wein und deutjcher Sang 
Sollen in der Welt behalten 

Ihren alten jchönen Klang, 

Uns zır edler That begeiftern 

Unſer ganzes Leben lang — 
Deutſche Frauen, deutjche Treue, 
Deutscher Wein und deutjcher Sang! 


Einigfeit und Necht und Freiheit 
Für das deutjche Vaterland! 
Danach lat uns alle jtreben 
Brüderlich mit Herz und Hand! 
Einigkeit und Recht umd Freiheit 
Sind des Glüces Unterpfand — 
Blüh' im Glanze diejes Glückes, 
Blühe deutjches Vaterland! 


Ze 


Nur in Deutſchland! 


1824. 
. 

Zwijchen Frankreich und dem Böhmerivald, 
Da wachjen unſre Neben. 
Grüß mein Lieb am arünen Rhein, 
Grüß mir meinen fühlen Wein! 
Nur in Deutjchland 
Da will ich ewig leben. 


ern in jvemden Landen war ich auch, 
Bald bin ich heimgegangen: 

Heiße Luft und Durſt dabei, 

Dual und Sorgen mancherlei — 

Nur nach Deutjchland 

Thät bei; mein Herz verlangen. 


Sit ein Land, es heilt Italia, 
Blühn Drangen und Citronen. 
Singe! ſprach die Nömerin, 

Und ich ſang zum Norden Hin: 
Nur in Deutjchland 

Da muy mein Schäßlein wohnen. 


Als ich jah die Alpen wieder glühn 
Hell in dev Morgenjonne: 

Grüß mein Lieben, goldner Schein, 
Grüß mir meinen grünen Rhein! 
Nur in Deutjchland 

Da wohnet Freud und Wonne.“ 


** 


9 


a — 


Mein Vaterland. 
10. Juni 1833. 
Hoffe! deine Saat w'rd grünen, 
Erndten wirt du einjt in Ruh! 
Spriegt ein Gräschen doch auf Dünen 
Und ein Halm auf Fels und Fluh. 


Aus den Worten deiner Söhne 
Steigt die That als Frucht empor, 
Und fiir alles Gut’ und Schöne 
Iſt geöffnet Thür und Ihor. 


Auch in Leiden und Bejchiverden 

Ruht auf dir des Herren Hand, 

Du mein Wunſch und Ziel auf Evden, 
Du mein deutjches Vaterland. 


Heimweh in Sranfreid 1839. 
Zwiſchen Saöne und Nhöne. 


von, 6. Auguſt 1859. 
Wie ſehn' ich mich nach deinen Bergen wieder, 
Nach deinem Schatten, deinem Sonmenjchein! 
Nach) deutjchen Herzen voller Sang und Lieder, 
Nach deutjcher Freud’ und Luft, nach deutjchem Wein! 


Könnt’ ich den Wolfen meine Hände reichen, 

Ich flöge windesſchnell zu dir hinein; 

Könnt’ ich dem Adler und dem Lichtjtrahl gleichen, 
Wie ein Gedanfe wollt’ ich bei dir jein! 


Die Fremde macht mich ſtill und ernſt und traurig; 
Verkümmern muß mein frisches junges Herz. 

Das Leben Hier, wie iſt es bang’ und jchaurig, 
Und was es beut, ijt nur der Sehnſucht Schner;. 


— 236 — 


D Vaterland, und wenn ich nichts mehr habe, 
Begleiter treu noch dieſe Sehnſucht mid; 

Und würde jelbjt die Fremde mir zum Grabe, 
Gern jterb’ ich, denn ich lebte nur für dich. 


Heimkehr aus Franfreid. 
Gent, 5. September 1839 

Deutiche Worte hör’ ich wieder — 
Sei gegrüßt mit Herz und Hand! 
Land der Freude, Land der Lieder, 
Schönes heitres Vaterland! 
Fröhlich Fehr’ ich nun zurück, 
Deutichland du mein Troft, mein Glück! 


— 


O wie ſehnt' ich mich ſo lange 

Doch nach dir, du meine Braut, 

Und wie ward mir freudebange, 

Als ich wieder dich erſchaut! 

Weg mit wälſchem Lug und Tand — 
Deutſchland iſt mein Vaterland! 


Alles Guten, alles Schönen 

Reiche ſel'ge Heimat du! 

Fluch den Fremden, die dich höhnen, 
Fluch den Feinden deiner Ruh! 

Sei gegrüßt mit Herz und Hand 
Deutſchland, du mein Vaterland! 


wu 


Dein Baterland,. 
21. Oktober 1839. 
Treue Liebe bis zum Grabe 
Schwör’ ich div mit Herz und Hand: 
Was ich bin und was ich habe, 
Dank' ich dir, mein Vaterland. 


Nicht in Worten nur und Liedern 
Sit mein Herz zum Danf beveit; 
Mit der That will ich's erwiedern 
Dir in Noth, in Kampf und Streit. 


In der Freude wie im Leide 

Ruf ich's Freund und Feinden zu: 
Ewig ſind vereint wir beide, 

Und mein Troſt, mein Glück bijt dir. 


Treue Liebe bis zum Grabe 

Schwör' id) dir mit Herz und Sand: 
Was ich bin und was ich habe, 
Dank’ ich dir, mein Vaterland. 


Mein Lieben. 
14. December 1811. 

Mel.: Ach, wenn du wärft mein eigen. 
Wie fünnt ich dein vergejjen! 
Sch weis, was du mir bit, 
Wenn auch die Welt ihr Liebjtes 
Und Beites bald vergißt. 
sch fing’ es hell und ruf' es laut: 
Mein Vaterland iſt meine Braut! 
Vie könnt' ich dein vergejjen! 

Sch weiß, was dır mir biit. 


Wie könnt’ ich dein vergefjen! 
Dein den?’ ich allezeit; 

Ich bin mit dir verbunden, 

Mit dir in Freud’ und Leid. 

Ich will für dich im Kampfe jtehn, 
Und joll es jein, mit div vergehn. 
Wie könnt' ich dein vergeſſen! 
Dein dent’ ich allezeit. 


Wie fünnt’ ich dein vergejjen! 
Sch weiß, was du mir bit, 

So lang’ ein Hauch von Liebe 
Und Leben in mir ijt. 

Sch juche nichts als dich allein, 
Als deiner Liebe werth zu jein. 
Wie könnt' ich dein vergefjen! 
Ich weiß, was du mir bift. 


ag: 


Bundesjeiden. 

Strafburg, 2. Oktober 1842. 

Mel.: Gaudeamus igitur, 
Frei und unerjchütterlid) 
Wachen unjre Eichen; 
Mit dem Schmuck der grünen Blätter 
Stehn fie feit in Sturm und Wetter, 
Wanfen nicht noch weichen. 


Wie die Eichen himmelan 

Trotz den Stürmen jtreben, 
Wollen wir auch ihnen gleichen, 
Frei und fejt wie deutjche Eichen 
Unfer Haupt erheben. 


Darum jei der Eichenbaum 

Unſer Bundeszeichen: 

Daß in Thaten und Gedanfen 
Wir nicht jchwanfen oder wanken, 
Niemals muthlos weichen. 


Dentihland’ 
16. Juli 1817. 


Deutichland! Deutichland! 

D heil’ger Name, o ſüßer Klang! 

Dich Lieb’ ich, preis’ ich mein Leben lang. 
Wie jhlägt mir vor Lujt 

Das Herz in der Bruft, 

Deutjchland! Deutfchland! 

Bei deinem Namen! 


Deutichland! Deutjchland! 

Umſonſt nicht bijt du Europa’s Herz: 
Streb immer höher, jtreb hinmehvärts! 
Dat jedes Gemüth 

Erbebt und erglüht, 

Deutjchland! Deutjichland | 

Dei deinem Namen! 


Deutschland! Deutichland ! 

Sei uns, die liebend dir zugewandt, 
Ein freies glüdliches Vaterland, 
Daß Eid dir und Nord 

Singt einig hinfort: 

Deutſchland! Deutjchland! 

Heil deinem Namen! 


240 — 


Deutichland! Deutichland! 

Daheim und ferne, jtets dent’ ich dein! 
Dein iſt mein Leben, dein joll es jein! 
In Freud’ und in Leid, 

In Fried’ und in Streit, 

Deutihland! Deutſchland! 

Heil deinem Namen! 


Bundeslied. 


25. Sanuar 1849. 


Diel. von Mozart: Brüder, reicht die Hand zum Bunde. 


Trennt uns Glauben, Streben, Meinen, 
Eins joll, Eins joll uns vereinen — 
Brüder, reicht euch froh die Hand! 
Deutjchlands Freiheit, Deutjchlands Einheit, 
Und in ihrer ſchönſten Neindeit, 

Liebe fir das Vaterland! 


Und wie wir beim Bechertlange 

Und bei frohem Rumdgejange 

Sind vereint mit Herz und Hand — 
So in ernten bangen Stunden 

Laßt uns innig jein verbunden 

Für das deutſche Vaterland.” 


Deutjchlands Freiheit, Deutjchlands Einheit, 
Und in ihrer ſchönſten Neindeit, 

Liebe fir das Baterland! 

Trennt uns Glauben, Streben, Meinen, 
Dies joll immer uns vereinen — 

Brüder, reicht euch froh die Hand! 


4 — — 
ei) AN Eis 


eh 


Am Rheine. 

Boppelsporf, 10. Auguſt 1519. 
Wo im veilchenblauen Scheine 
Da die jieben Berge blinfen, 
Wo am grünlichhellen Rheine 
Weihe Wimpel wehn und winken — 
Will ich weilen, will ich laufchen, 
Ob die Winde, die da weben, 
Ob die Wogen, die da raujchen, 
Kumde von der Heimat geben? 


Lange Tage, lange Tage 

Lauſcht' ich, bis der Herbjt gekommen, 
Liebesgruß und Liebesklage 

Hab' ich nie und nie vernommen. 
Horcht dann immer hin, ihr Ohren, 
Rinnet immer hin, ihr Thränen — 
Hab' ich Alles auch verloren, 

Nach der Heimat blieb mein Sehnen. 


ag 


Meine Heimat. 

Bonn, März 1821. 
Nennet ſchön der Neben Düfte, 
Wunderſchön des Rheines Welle — 
Seligſüß' Erinnrung trink' ich 
Nur aus meiner Heimat Duelle; 


Hauch’ ich aus der Heide Blüthen, 
Lauſch' ih aus der Fichte Saufen, 
Aus des Frühlings Sang und Summen, 
Und der Wälder ftillem Graujen. 


Weh herüber, two der Wildhirt 

Mit dem Speer die Saaten jchüget, 
Wo der Schäfer brennt die Heide, 

Daß der Himmel vöthlih bliget — 


Weh herüber, Frühlingslüftchen, 
Slodentöne meinen Ohren! 
Frühlingslüftchen, weh herüber! 
Und ich werde neugeboren. 


* 
Holland, 1821. 
DO Vaterland, o Vaterland, 
Wann wirſt du ſie empfangen, 
Die Seufzer, die ich dir geſandt, 
Die Thränen meiner Wangen! 


Was jtreb’ ich doch wol immer hin 
Nach fremder Sprach' und Weile, 
Zu leben ganz nach ihrem Sinn, 
Als Freund in ihrem Kreiſe? 


Und warum doch jo leidlich froh, 

So jtill, jo wohlgefällig ? 

Kein, mit dem Herzen geht's nicht jo, 
Das wird nicht leicht gejellig! 


Der Fremde bleibet fremd genung; 
Nur Heimat eint die Herzen, 
Verſüßet mit Erinnerung 

Der Seele herbe Schmerzen. 


Es zieht von deinen Bergen her 

Ein leijes banges. Sehnen, 

Da wird mir gleich das Herz jo ſchwer, 
Und Thräne folgt den Thränen. 


O halle bald, du jüher Ton 
Der lieben Heimatgloden! 

O ſäh' ich aus der Ferne ſchon 
Den himmelblauen Brocken! 


243 — 


Dann legt’ ich nieder meinen Stab, 

Um einzig dir zu leben, 

Und fönnt’st aud) du nichts als ein Grab 
Dem müden Wandrer geben! 


AS: 


* Yufden Dünen bei Katwijt.’ 
Seiten, Sommer 1821. 
O wie bin id) doch betrogen 
Auf der Höhe diejer Dünen! 
Keine Felder ſeh' ich wogen, 
Keine Wälder jeh’ ich grünen. 


Wolfen fonımen, Wolfen ziehen 
Stumm nad einem fremden Lande, 
Wellen fommen, Wellen fliehen 
Rauſchend hier am fremden Strande. 


Aber du kannſt neues Leben, 
Du nur alte Freud’ und Wonne, 
Du kannſt Alles wiedergeben, 
Heimathimmel! Heimatjonne! 


AS 


Auf dem Berge mödt' ih ruhen! 
Leiden, Herbſt 1821. 
Auf dem Berge möcht’ ich ruhen, 
In dem Thale wandeln gehn, 
Möcht' auch überall mein Dörflein, 
Ya mein lujtig Dörflein jehn! 


Aus der Duelle möcht’ ich trinken, 
Löſchen meinen heigen Durit, 
Möchte jchlafen auf den Matten 
An der griimen fühlen Hurt! 

1€* 


RN 


Blicken möcht” ich durch das Feniter, 
Möchte jehn mein Schägelein, 
Sehen was es wirft und jihaffet 
Wol in feinem Kämmerlein! 


Ja, was möcht’ ich Alles machen! 
Und ich bin noch immer fer: 
Viele Sterne jtehn am Himmel, 
Doch nicht meiner Heimat Stern. 


Sei getrojt! Das Heine Vöglein 
Findet jeine Heimat auch, 

Wenn die Frühlingsjonne lächelt 
Bei der Lüfte mildem Hauch. 


(N 


7 


orch, wie ihm die Lerche jingt! 
Blumen ftreut er auf den Weg mir, 
Der mid nach der Heimat bringt. 


Heimat. 
1824, 


« 


Kein jchöner Land als Heimat, 
Und meine Heimat nur! 

Wie blüht der Baum jo anders, 
Wie anders Wiej’ und Flur! 


Jetzt hab’ ich Feine Heimat, 
Dem Vogel gleih im Wald, 
Und werd’ in lauter Hoffen 
Und Sehnen traurig alt. 


Dit Liedern möcht’ ih bannen 
Zu mir mein Jugendland, 
Wie einen jchönen Garten 
Bebau'n mit eigner Hand; 


Sieh doch! Frühling wird es wieder; 


— 


—_ 9 — 


Und zwifchen Laub und Blüthen 
Und Früchten mich ergehn, 

Und ruhig nad) den Bergen 
Der blauen Ferne jehn. 


Kein ſchlimmer Land als Fremde, 
Ind meine Fremde nur! 

Wie blüht der Baum jo anders, 
Wie anders Wiej’ und Flur! 


ASe 


Eommergang in die Heimat. 
23. Auguſt 1828. 

Wie traurig bliden Au'n und Matten!“ 
Die Sonne brennt, die Luft ift ſchwül, 
Kein flüchtig Wölkchen bringt uns Schatten, 
Kein Bäumchen jäufelt janft und Fühl. 
Wer aber trägt nicht gern ein Leid 
In folcher heißen Sommerzeit! 
Sit auch der Tag jo drückend ſchwül, 
Der Abend wird ja labend kühl, 
Wenn man wie wir zur Heimat zieht 
Und all die Lieben wiederiieht! 


Und Abend wird’s, die Sonne jinfet, 
Thau träuft herab auf Au und Feld, 
Und aus dem nahen Walde blinfet 
Ein Thurm vom Abendroth erhellt. 
Ein Stündlein noch, dann jind wir da! 
Dann ift daS Herz dem Herzen nah, 
Und Mutterlieb’ im Baterhaus 

Sieht ihre Sonnenjtrahlen aus, 

Und was auf Blumen Thau bier war, 
Iſt Freudenthrän' im Augenpaar. 


Der umgehauene Bald. 
6. Auguft 1832. 


Und der Frühling it gekommen, 

Und die Nachtigall kommt wieder, 
Und im alten heim’shen Walde, 

Dort nur fingt jie ihre Lieder. 


Doch ijt Art und Beil geſchäftig,“ 
Fällt die grünen Bäume nieder: 
Auf dem legten Baume jinget 
Sie noch ihre legten Lieder. 


Wird der Frühling wiederkommen, 
Kommt die Nachtigall nicht wieder; 
Nur im alten heim’schen Walde, 
Dort nur jang fie ihre Lieder. 


Heimat in Der Fremde. 
10. Juli 1853. 


Wenn der Sonne goldner Strahl 
Scheidend grüßt das grüne Feld, 
Aus dem mild umglänzten Thal 
Eine Weidenflöte gellt — 


Ach, vor meinen Blicfen Liegt?" 
Dann der Kindheit goldnes Land, 
Drin mich Liebe hat gewiegt, 
Dran mich Liebe hält gebannt 


NM — 


Inder Fremde 
11. Auguft 183%. 


Herz, du ſollſt vor Freude glühn 
In des Herbites milden Glanz; 
Für dein Hoffen, deine Mithn 
Beut er dir den vollen Kranz. 


Und ich hör's und blicke hin 

Wie ein Wandrer auf der Flucht; 
Wo ich eile, two ich bin, 

Fremde Bäume, fremde Frucht. 


8 
© * 


In der Heimat. 
Fallerzleben, 5. Oftober 1839. 
Owe war sint verswunden alliu miniu jär! 
Walther von der Bogelmeive. 
Gelichtet ijt der Wald und kahl das Feld, 
Wie alt geworden ijt die junge Welt! 
Geebnet find der Gräber lange Reihn, 
Meu find die Häufer, neu von Holz und Stein, 
Sogar der Bad) verließ den alten Zug — 
Die Glode nur, fie jchlägt noch wie ſie jchlug. 
Bon Allen was dur hatteft — feine Spur, 
Du findet es im Menjchenherzen nur, 
Und jedes hegt fir dich Erinnerung, 
Und jedes macht dich wieder froh und jung; 
Das Herz bleibt ohne Wandel, ohne Trug, 
Es ſchlägt noch immer wie es weiland jchlug. 


OU 


Der Gang in die Heimat.’ 
16. Februar 184. 
Nur noch dieſe fleine Strede, 
Und ich bin nicht fern vom Thor, 
Hinter jener grünen Hecke 
Blickt mand) vothes Dach) hervor. 


Müde bin id), aber gehen 
Könnt’ ich ſieben Stunden noch, 
Meine Lieben müht’ ich jehen, 
Ja, zur Heimat müßt’ ich doch! 


Und iä) fand den Garten wieder, 
Jeden Baum und jeden Strauch, 
Setzte mid am Raſen nieder 

In der Abendlüfte Hauch. 


Und dieſelben Blumenbeete 
Lächelten ſo lieb und froh, 
Aus denſelben Bäumen wehte 
Kühlung mir noch ebenſo. 


Doch vergeblich iſt mein Fragen 
Und mein Blicken hin und her, 
Ach! dieſelben Herzen ſchlagen 

Mir nun nie und nimmermehr. 


Heimat iſt mir jene Strecke 
Draußen vor dem Städtchen nun, 
Hinter jener Friedhofshecke 

Alle die Geliebten ruhn. 


—F 


ige 


Heimkehr. 
Bothfeld, 10. September 1850. 
Heimat, ach, vergebens 
Sehnt' ich mich nad) Dir. 
Alle Freude meines Lebens 
Schien dahin auf ewig mir. 
Seit ich dich gefunden, 
Sit mein Leid verſchwunden, 
All mein Leid verichwunden. 


Keine Thränen bring’ ich 

Wie ic) ſonſt gebracht, 

Neue frohe Lieder fing’ ic) 
Wieder dir bei Tag und Kacht. 
Neues frohes Leben 

Haft du mir gegeben, 

Alles mir gegeben. 


Wie genej’ne Kranke 

Fröhlich auferſtehn, 

Muß ich dir mit heißem Danke 
Fröhlich heut’ entgegengehn. 
Yange frank gewejen, 

Muß id) heut genefeıt, 

Heute ganz genejen. 


As 


Id bleib’ in meinem Baterlane. 
25. Auguft 1852. 
Sc bleib’ in meinen Vaterlande, 
Sein Loos ſoll aud) das meine jein, 
Cein Leid und jeine Schmad und Schande, 
Co mie fein Ruhm und Glück ift mein. 
In meinem Baterlande will ich bleiben 
Und feine Macht der Welt joll mic) vertreiben. 


— 2350 — 


Sch bleib’ in meinem Vaterlande, 

Nur ihm gehört mein ganzes Herz, 

Ihm bleib’ ich bis zum Grabesrande 

Treu in der Freude, treu int Schmerz. 

Für jeine Liebe Alles hinzugeben 

Sit nichts zu theuer mir, und wär's das Leben, 


Ich bleib’ in meinem Waterlande, 

Das ift mein Recht, das meine Pflicht. 

Sch fürchte Ketten nicht noch Bande, 

Nicht ob mein Herz im Kerker bridt. 

Ya jterbend will ich jenen Troſt noch Haben: 
Im Baterlande müßt ihr mich begraben. 


RS 


O du mein heiß Verlangen! 
24. Dftober 1852. 


O du mein heiß Verlangen, 

Du meiner Wünſche Spiel, 

Du meines Herzens Bangen, 

Du meiner Hoffnung Ziel! 

Seit ich dich Furcht” und fand, 
Giebt's Schönres nicht auf Erden 
Als dich, mein Vaterland! 


Du kannſt fiir mich nicht alteır, 
Du ewigiunge Braut; 

Sch will dich Lieb behalten, 

Als wärft du mir getraut. 
Stets ift mein Herz gewandt, 
Wie nach dem Licht die Blume, 
Nach dir, mein Vaterland! 


— 231 — 


Ja, dein vergejj’ ich nimmer, 
Dein eigen will ich jein; 

Sch will mich Heut’ und immer 
Nur deinem Dienjte weihn. 
Und wär’ ich auch verbannt — 
Ich Teb’ um nur zu leben 

Für dich, mein Vaterland! 


Sri gegrüßt, mein Vaterland 
27. Februar 1854. 
Vom Bodenjee bis an den Belt, 
Da iſt das Land, 
Tas mir vor allen nur gefällt: 
Mein Baterland! 
Vom Iyroleralpenland 
Bis hinab zum Djtjeejtrand 
Grüßet mir mein Vaterland! 
Sei gegrüßt, jei gegrüßt, jei gegrüßt, 
Mein Vaterland! 


Dein Name hebt empor die Bruft, 
Mein Baterland, 

Du Land des Sangs, der Lieb’ und Luft, 
Mein Vaterland! 


Ein Wort ein Mann! ijt noch dein Eid, 
Mein Vaterland, 

Du Land der Treu’ und Biederfeit, 
Mein Vaterland! 


O glücklich, wer dich je empfand, 

Mein Baterland, 
Im deutichen Gruß, im Druck der Hand, 
Mein Baterland! 


O glüdlich, wer treu zu dir hält, 
Mein Baterland, 
Und mit dir fteht und mit div fällt, 
Mein Vaterland! 
Vom Tyroleralpenland 
Bis hinab zum Oſtſeeſtrand 
Grüßet mir mein Baterland! 
Sei gegrüßt, jei gegrüßt, ſei gegrüßt, 
Mein Vaterland! 


AS 


* Su der Fremde. 
GSrefeld, 20. September 1855. 


D Vaterland, o Heimatland, 
Wie jehn’ ich mich nach dir! 
Hier ift mir Alles unbekannt, 
Fremd Erd’ und Himmel mir. 


Wenn jih dag Blatt im Winde regt, 
So regt ſich's nicht für mid; 

Kenn euch das Herz im Bufen jchlägt, 
So ſchlägt es nicht für mid. 


Wenn ſich der Blick verirrt nad) mir, 
So ijt es Neugier nur, 

Ton allen folgt fein einz’ger hier 
In Liebe meiner Spur. 


Ich wandle jtill und ernſt under, 
Ein Schattenbild der Nacht. 
Nie wird erfüllt Hiev mein Begehr, 
Und nie mir Trovit gebradt. 


IE 


Hier ijt mir Alles unbekannt, 
Fremd Erd’ und Himmel mir: 
O Baterland, o Heimatland, 
Die jehn’ ich mich nad) dir! 


AR 


Kur in Deutihland 
it man froh, fröhlid jind nur wir, 
Grefeld, 20. September 1855. 


Oftmals bin ich heingefehrt —* 
Was ich jah und fand, 

Hat mich Fieben nur gelehrt 
Recht mein Vaterland. 


Fröhlich, fröhlich will ich fein, 

Und es wird mir leicht, 

Denn mit deutjchen Sang und Wein 
Sit es bald erreicht. 


Deutjche Sitte hindert nie, 
Da; man fröhlich lebt; 
Deutihe Kunſt und Poeſie 
Uns zur Freud’ erhebt. 


Sn der Fremde lernjt du vecht, 
Was du fannjt und bijt, 
Wo im menfchlichen Gejchlecht 
Wahres Menſchthum iſt. 


Wenn du in der Fremde biſt, 
Wird dir erſt bewußt, 

Wo auf dieſer Welt noch iſt 
Wahre Lebensluſt. 


Kein, du freuft dich anderstvo 
Niemals jo wie hier, 

Kur in Deutjchland ift man froh, 
sröhlich find nur wir! 


”, Sn der Heimat. 

Ballersieben, 25. Mai 1867. 
In der Heimat bin ich wieder, 
Endlich ward fie wieder mein, 
Soll für mich und meine Lieder 
Niemals mehr verboten jein! 
In der Heimat bin ich wieder! 


Meiner Kindheit Lieblingsräunte, 
Ulle Gärten, Weg’ und Au'n, 
Alle Blumen, alle Bäume 
Lächelnd mir entgegen ſchau'n. 
Meiner Kindheit Lieblingsräunte! 


Glücklich, wem's wie mir beſchieden, 
So die Heimat wiederſehn, 

So in ihrem Glück und Frieden 
Wie im eignen wandeln gehn! 
Glücklich, wem's wie mir beſchieden! 


VI. Romanzen. 





Aus den ‚Liedern und Nomanzen‘.” 
Koln 1821. 
1. (30.) 
Große Schlachten, blut’ge Siege 
In den Wäldern, auf den Heiden! 
Jungfrau, hör die Todesboten, 
Kränze did) mit grünen Weiden! 


Sn der jtillen Abendröthe 

Wirbelt Staub empor zum Hinunel, 
In der jtillen Abendröthe 

Kommt der Neijigen Getümmel. 


Wo ijt Ella? jprad) die Jungfrau, 
Und ging an der Aller nieder. 

Wo ift Ellaf, euer Führer? — 
„Unjer Führer fehrt wol wieder.“ 


Wo iſt Ellaf, mein Geliebter? 

Folgt er auf der Flucht den Wenden? — 
„Dein Geliebter, unjer Führer? 

Eiegend jahen wir ihn enden.“ 


Und fie brachten jeine Leiche 

Bon der Heide hohem Hügel, 
Ausgejtredt auf jeinem Schilde, 
Und jein Rob an blut’gem Zügel; 


256 — 


Und jie brachten jeinen Harniſch, 
Und den Helm, den ev getragen, 
Und das Schwert von Blut geröthet, 
Das jo manden Feind erichlagen. 


Als die Jungfrau jolhes jahe, 
Schloſſen jih die Aırgenlider. 
Ellak! vief ſie, zu der Erde 

Sanf fie und eritand nicht wieder. 


Da bereiteten die Krieger 

Einen Hügel, drin fie beide, 

Maid und Jüngling, ruhig jchlafen 
In der lüneburger Heide. 


Große Schlachten, blut’ge Siege! 
Was geichah, das iit gejchehen! 
Viele Edle find gefallen, 

Die wir nie und nimmmer jeden. 


Alle, doch zuerjt die Lieben, 

Alle wird der Tod vereinen. 
Drum ijt der Geliebte Fröhlich, 
Und der Krieger darf nicht weinen. 


235) 
Ein Röschen blüht in der Laube fo ſchön, 
Sp heimlich an einſamem Orte. 
Da kommt ein Bube von Bergeshöhn 
Und bricht fo Fed durch die Pforte; 


Und jchauet das Nöschen verlangend an, 
Und möcht’ es zum Kranze ſich winden, 
Hat jeine Luſt und Freude daran, 
Solch Nöschen im Garten zu finden. 


— 257 — 


Und als er ſich neigt zu der Blume hinab, 
Da ſäuſelt der Weſt durch die Laube, 

Und Röschens Blätter — ſie fallen ab, 
Nicht wird ihm die Holde zum Raube. — 


Drum blühet noch jetzt, wann der Mai beginnt, 
Das liebliche Röschen ſo ſtille, 

Und naht ſich ein Bube, ſo ſäuſelt der Wind, 
Zerſtört die ſchimmernde Hülle. 


Doch kommt ein beſcheidener Sänger daher, 
Hold Röschen in Liebe zu pflegen, 

Dann rauſchet der neidiſche Weſt nicht mehr, 
Ihm nickt es ſo freundlich entgegen. 


A 


3. (89.) 
25. Dftober 1819. 
Bind auf, bind auf dein gelbes Haar, 
Der Bräutgam iſt entflogen! 
Er kommt wol übers andre Jahr, 
Schön Mägdlein, bijt betrogen! 


Und ſollt' ich dann betrogen jein, 

So wär's ein jhlimmer Glaube. 

Früh fliegt der Tauber zur Heid’ hinein, 
Kehrt Abends heim zu der Taube. 


Und fommt er heut zu Abend nicht, 
Was wird die Mutter jagen? 

Ihn wird ſie fchelten Böjewicht, 
Mich aus dem Haufe jagen. 


Und eh ich aus dem Haufe geb, 
Eh will ich lieber jterben. 
Mögt euch ihr Wangen, bleich wie Schnee, 
So mögt ihr euch entfärben! 
17 


Und als es Abends dämmrig var, 
Die Maid am Fenſter weinte, 

Sie band wol auf das gelbe Haar, 
Und jprach fein Wort und weinte. 


Sie riß das Kränzlein, warf's hinaus, 
Hinaus wol auf die Gajjen. 

Ihr Liebjter ging vorbei am Haus, 
Er konnt's nicht liegen laſſen. 


Ihr Liebjter wirkt’ es ihr ins Haar, 
Und küßte fie herzinnig, 

Trat Morgens früh vor den Altar, 
Und ſprach: Herzlieb, hier bin ich! 


4.. (42.) 

22. Avril 1819. 

Am Woden hinter dem Ofen allein 

Saß Gretchen bei matten Lampenjcein, 

Und fang und ſpann, ſpann wieder und ſang 


Den lieben Winterabend lang. 


Man hört in der Stube kein Sterbenswort; 
Eintönig pickert die Wanduhr fort, 

Und Gretchen fallen die Aeuglein zu, 

Schön Gretchen ſchlummert in ſüßer Ruh. 


Sie träumt, im Garten umherzugehn, 

Wo tauſend bunte Blümchen ſtehn, 

Sieht Roſen zwiſchen dem Rosmarin 

Und Sinngrün zwiſchen den Myrten blühn. 


Sie hört aus der Laube ſo ſüßen Geſang 
Und einer Zitter freudigen Klang, 

Sie horcht — und es ſinget von ihr allein. 
Das muß wol dev treue Bräutigam jein! 


ron 


Man hört in der Stube fein Sterbenswort; 
Die Wanduhr pidert ruhig fort. 

Noch träumet Gretchen, wie Englein thun, 
Wenn ſie im Paradieje ruhn. 


Da klopft's an der Thür, da klopft's und ſpricht's — 
Schön Gretchen jchläft ja noch, höret noch nichts. 
Und ſchauriger tönt's als Gejtöber und Wind: 
„hu auf, o Gretchen, thu auf gejchwind!“ 


Wol iſt's in der Nacht, in der Mitternacht, 
Da fährt fie vom Sejjel empor und erwacht. 
Horch! wiederum klopft's, will Schauen hinein, 
Es regt fich und flüftert am Fenſterlein. 


„Das ijt vor der Thür der Fichtenbaum, 
Drin raſſelt dev Schnee, weckt mic) aus dem Traum. 
Was hallt denn da draußen, o weh! o weh! — 


2 


s Iſt wol das Eis auf dem fernen See. - 


Wie düſter! das Lämpchen kaum flimmert, noch jtrahlt! 
Die Fenſter ſind mit Blumen bemalt, 

Ich kann ſie nicht öffnen, nicht ſchauen hinaus, 

Will gehn und ſehn mal vor dem Haus.“ 


Da ſtand an ihrer Thür ein Mann; 
„Ach! Bräutigam kommſt du da an!“ 
Weiß ſcheint wie Schnee ſein Angeſicht, 
Und ſeine Augen rollen nicht. 


Wie der Nebel grau iſt ſein Gewand, 
Trägt einen Stab in ſeiner Hand. 

Vor Schrecken lehnt ſie ſich an die Thür, 
Er aber koſet und plaudert mit ihr. 


— 360 — 


„Ich rannte ſchon die ganze Nacht 
Vom Grabe fern dem Lieben nach — 
Hab funden nun das Liebehen mein, 
Wollt’ jehn, ob's mochte treu mir jein. 


Der Morgen mahnt, dab ich ſcheiden joll — 
Du warjt mir treu — nun leb auch wohl!” 
Sp jprac er lei’ und ſchwand dahin. 
Der Morgen hell die Dächer bejchien. 


Am Wocken nicht Hinter dem Dfen jap 
Schön Gretchen den Winterabend fürbaß. 
Denn ehe nahte das neue Jahr, 

Treu Gretchen heimgeläutet war. 


Herr. iirim.® 
1823. 
Ver jinget im Walde jo heimlich allein ? 
O du liebe, liebe Seel’, o mein einziges Kind, o weh! 
Und die Kicchengloden läuten darein. 
Und das Scheiden und das Meiden und wie thut es 
doch jo wehl 
de, ade, ade, 
Sc jeh dich nimmermeh. 


Herr Ulrich fanı aus dem Krieg und er jang, 
Und er jang, daß der Wald und das Feld erklang: 


Dein hab’ ich gedacht in Kampf und Noth 
Bom Morgen früh bis zum Abendroth. 


Sch habe dich geliebet jo lange Zeit, 
Und ich liebe dich heut und in Ewigkeit. — 


— 2161 — 


Ihr Träger, lafjet die Bahre ſtehn, 
Sch muß noch einmal mein Liebchen jehn. 


Und als er erhub den Dedel vom Sarg 
Und den Kranz, der Anneli’3 Angeſicht barg — 


Herr Ulrich auch fein Wörtlein ſprach, 
Bor jehnendem Leid jein Herze brad). 


AS 


Lied bom gandstnedt. 


10. Sanuar 1823. 
Er reitet hinaus, er jieht jich nicht um, 
Da dreht ji) das Roß noc einmal herum. 


Es bläſ't der Trompeter fo lujtig und hell: 
„Sp hab’ ich es gern, mein trauter Gejell. 


Die Launen verweht mir der friihe Wind, 
Laß jorgen und betteln Weib und Kind!“ 


Yung Elsbeth öffnet den Laden gemad), 
Wie jcheinet jo freundlich der helle Tag! 


„O till, mein Kind, du weine nicht! 
Dein Water ijt ein Böjewicht. 


Er hat verwitrfelt Hof und Haus, 
Und z0g mit den Neitern zum Thor hinaus. 


Er hat vertrumfen Gut und Geld, 
Kun irrt er in die weite Welt. 


O ftill, mein Kind, du weine nicht! 
Der Vater im Himmel verläßt uns nicht.“ 


RG 


— 262 — 


Der Soldnt. 
Anfang September 1526. 
Bei Aspern in dem grünen Feld, 
Da reitet ein Soldat. 
Da ruft ein Bogel aus dem Wald 
Ihm nad auf jeinen Pfad: 


„Wohin, wohin durchs grüne Feld, 
Du luſtiger Soldat? 

Du denkſt nicht an dein Weib daheim, 
Wie's trauret, früh und ſpat. 


Der Knabe ſpringet wie ein Reh 

Um ſeine Mutter her, 

Der Mutter ſind die Augen roth, 

Sie ſieht's, und weint noch mehr.“ — 


O weine nicht, mein treues Weib! 
Mich ruft es in die Schlacht, 

Und fechten muß ich mit dem Feind, 
Sobald entflieht die Nacht. 


Wenn wir mit Gott und mit dem Schwert 
Geſchlagen nun den Feind, 

Dann trockn' ich dir die Thränen ab, 

Die du um mich geweint. 


Bon den drei Geſellen. 
1838. 
E3 gingen drei Gejellen wol iiber das Feld, 
Sie gedachten zu wandern in die weite, weite Welt. 
Doc ehe fie gingen in die Welt hinein, 
Da wollten jie noch einmal vecht luſtig jein. 


AB 


Sie jahen ein Wirtshaus, jie Hopften an das Thor, 
. Da kam die Frau Wirthin gar jelber hervor: 
„Begehret ihr Bier, Meth, Mojt oder Wein? 

Mit allem ſoll euch gedienet jein.“ 


„Wir wollen nicht Bier, nicht Moſt noch Meth, 
Heut trinken wir Wein, denn wir trinken Valet; 
Heut wandern wir in die Welt hinein, 

Heut wollen wir nod) einmal vecht lujtig jein.” 


Und als jie tranfen und thaten gut Dejcheid, 
Vergejien war der Gram und die Traurigfeit, 

Sie dachten an das Scheiden und das Wandern nicht mehr 
Und an das Bezahlen aud nicht jehr. 


‚Nun ade, lieber Bruder, lieber Bruder, mın ade! 

Und das Sceiden, lieber Bruder, und das Sceiden 
thut weh; 

Und jehn wir uns nicht wieder in diejer Zeit, 

Und jo jehen wir uns doch in der Ewigkeit,“ 


Darauf begann der andre von den drei’n: 
„Isa bezahle das Gelag, ich bezahl’ es allein; 
Die fette Liebe, die man andern erweiſt, 
Die grünet und blühet vor andern zumeijt.“ 


„Ach Bruder, herzliebjter Bruder du!“ 

Begann der dritt’, „und das geb’ ich nimmer Au; 
Sch bin der reichjte von uns allen drei'n, 

Drum gebühret mir die Ehre zunächſt und allein.” 


Da jah der eine den anderen an, 

Sie reichten ſich die Hand, ſie jtiehen an: 
Leb wohl! leb wohl! ſie tranfen aus, 

Sie zogen in die weite, weite Welt hinaus. 


Sy 


— 2364 — 


Die ſchönſte Blume. 
1833. 
ES war eine arıne Mutter, 
Die hatte drei Töchterlein, 
Die waren fo Schön vor allen 
Und wollten noch jchöner fein. 


Sie wünfchten ih, jahn fie die Blumen 
Auf grüner Wieje jtehn: 

„ech! könnten wir doch in Kleidern 

So ſchön wie die Blumen gehn.” 


Da fam Frau Holle gegangen: 
„Was euer Herz begehrt, 

Das wird euch allen dreien 
Durch meine Kunſt gewährt. 


Ihr jollt wie Blumen prangen 
Und an dem SKtirchtveg jtehn, 
Und wer des Weges ziehet, 
Soll euch mit Freuden jehn. 


Kommt aber die Mutter gegangen 
Und pflüct euch alle drei, 

Dann jeid ihr was ihr mwaret, 
Hin iſt die Zauberei.“ 


Da ſprach die jüngjte Tochter: 
„sh laſſ' es gern gejchehn — 
Darf ich als Schöne Blume 

Zu meiner Mutter auch gehn?“ — 


„Willſt dir als ſchöne Blume 

Zu deiner Mutter gehn, 

So kann's nur auf ein Stündchen 
Zur Sonntagsnacht geichehn."— 


— 265 — 


Da ftanden die Töchter als Blumen 
In Herrlichfeit und Pracht, 

Daß froh drob war die Sonne 

Bei Tag und der Mond bei Nadıt. 


Die Sommerpögel flogen 

Und flatterten um jie ber, 

Und flüjterten einer zum ander: 
Ach! wer jo ſchön doch wär! 


Der Oftwind kam geſäuſelt, 
Er jang es leiſ' und laut: 
Hier unter den jchönen Blumen 
Mu wohnen meine Braut! 


Die jüngfte von den Schwejtern 
Bernahm faum Ned’ und Sang, 
Ihr ward nach ihrer Mutter, 

Nach der lieben Mutter jo bang. 


Und um die zwölfte Stunde, 
Sonntags um Mitternacht. 

Da hat Frau Holle die Tochter 
Zu ihrer Mutter gebracht. 


Die Mutter und ihre Tochter, 
Sie ſprachen viel und lang, 
Bis Schon die Morgendämmrung 
Herein durch die Fenſter drang. 


„Acht! deine beiden Schweſtern 
Bergagen mic geſchwind — 
O Elsbeth, meine Tochter, 
Du bliebft mein gutes Kind. 


a 


O Elsbeth, meine Tochter, 

Sag an was joll ich thun, 

Du Blume meines Herzens, 
Sag wie entzaubr’ ich did nun? 


Wie joll ich dich doch finden ? 
Wo taujend Blumen jtehn, 

Da kann mein trauvend Herze 
Umjonjt nur juchen gehn.” — 


„Gleich mit der Morgenjonne 
Komm auf die Blumenau, 
Kommt, meine liebe Mutter, 
Mich hat benetzt fein Thau.“ 


Die Mutter ging ins Freie, 
Sie ging in die griime Au, 
Da fand jie eine Blume, 

Die hatte benept fein Thau. 


Sie drückt jie an ihren Buſen 
Und hin iſt all ihr Schmerz: 
Da wandelte ſich die Blume, 

Froh war das Mutterhberz. 


Vater Guardian. 


1835. 


Der Guardian ging über Feld, 

So leicht als zög' er aus der Welt, 
Trug nur am Leibe Kutt' und Nod 
Und in der Hand den Wanderjtod. 


a — 


Da eilet wie von ohngefähr 

Des Wegs ein Edelmann daher! 
„Ehrwürd’ger Herr, Gott grüß euch hier! 
Defjelben Weges wandern wir.“ 


Sie jprechen Mes, jie jprechen das, 
Erzählen manchen Schwanf und Spaß, 
Mitunter auch ein ernites Wort, 

Und ziehn jo ihres Weges fort. 


Auf einmal aber führt dev Weg 
An einen Gießbach ohne Steg; 
Der Bater jchreitet ſchon voran, 
Da hält ihn feit der Edelmanı. 


„Herr Pater, weil ihr barfuß jeid, 

So habt anjetzt die Gütigfeit, 

Tragt mich hindurch um Gottes Lohn.“ 
Der Bater fpricht: „das thu' ich jchon.“ 


Doc als er in dem Gießbach Hält: 

„Herr, fragt er, jagt, habt ihr aud) Geld?" — 
„Geld Hab’ ich, ja, was geht's euch an?“ 
Antivortet drauf der Edelmann. — 


„Es ijt des Ordens jtreng Statut, 

Niemand darf tragen Geld und Gut — 

Herr, nichts für ungut!“ — ſpricht's und jchnell 
Liegt auch im Bach der Spiengejell. 


ie 


3. Sanuar 1855. 
Es zogen drei Gejellen 
Fort in die ſtürmiſche See: 
Ade, jo jagten fie allen, 
Und Weib und Kind, ade! 


— 268 — 


Und als jie waren gefommten 
Weit in das hohe Meer, 
Da famen die Räuber gezogen 
Mit vollem Segel daher. 


Laßt ab, laßt ab, ihr Gejellen! 
Gefangen müfjet ihr jein, 
Heraus gebt eure Habe, 
Heraus eu'r Brot und Wein! 


Da ſprach der eine von dreien: 
Wir geben euch Alles gern; 
Das Bejte was ich habe, 

Das liegt mir Selber zu fer. 


Das Beite was ich habe, 

Das liegt im Sachſenland, 

Liegt zwiihen Elm und Solling, 
Zwei Schlöffer weit befannt. 


Das eine heihet zur Ferne, 

Das andre zum Yalfenjtein, 

Das dritte kann ich nicht nennen, 
Das gehört der Liebjten mein. 


As 


Treue Liebe. 

22. Februar 1837. 
Kam das Mädchen an die Quelle, 
Und da jtand der Junggeſelle. 
Beide blidten fie hinein 
In die Duelle hell und vein. 


Und das Mädchen, das er fühte, 
Sprach zu ihm: ach, wenn ich wiühte, 
Ob du liebtejt mid) allein, 

Ob du treu mir mwolltejt jein? 


— 269 — 


„Wie die Quelle jich ergiehet, 
Nie verjiegt und immer fliehet, 
Soll auch meine Liebe jein 
Ewig treu und hell und rein.“ 


Und es ſchwieg der Junggeſelle, 
Und es riejelte die Quelle, 
Und jie blickten ſtumm hinein 
In die Quelle hell und rein. 


Es ſteht im düſtern Walde.” 
In diefer Form: ‚Lieder aus Meimar.‘ 18514. 

Es jteht im ditjtern Walde 

Ein Schloß aus grauer Zeit 

An eines Berges Halde 

Sn stiller Einſamkeit. 


Da wohnt ein edles Fräule 
Wol jhon jeit Tag und Jahr: 
's St eine junge Eule 

Mit hellem Augenpaar. 


Sie fommt, beginnt’3 zu dunfeln, 
Auf ihres Altans Rand, 

Und läßt die Augen funkeln 
Hinaus ins graue Land. 


Wie feufzt fie bang’ und minnig 
An öder Mitternacht 

Um den jo lang’ und innig 
Ihr armes Herze wacht! 


„O ſäh' ich ihn doch wieder, 
Den meine Seele minnt!” 
Sie jchlägt die Augen nieder 
Und mweinet wie ein Kind. 


200, — 


Und jiget dann in Sorgen 

Und Wehmuth jtill allein, 

Und jchläft nur erſt am Morgen 
Heim Tagesgrauen ein. 


Doch wann's beginnt zu dunfeln, 
Läßt wieder fie ins Land 
Die hellen Augen funfeln 
Bon ihres Altans Rand. 


Vom Lichtglanz angezogen 
Kam manches Bögelein, 

Sie jlatterten und flogen 
Und jangen ſüß und fein. 


Das Fräulein jenfte nieder 
Ihr jtolzes Angeficht, 

AS merkte fie die Lieder 
Und Huldigungen nicht. 


Und endlich hört fie Hu Hu! 
Aus weiter Ferne jchrei'n, 
Und ihr geliebter Uhu 

Der jtellt ſich bei ihr ein. 


Mit wonnigem Geheule 
Grüßt eins das andre traut: 
Der Uhu fand die Eule, 
Der Bräutigam die Braut. 


Schön Anni. 
4. Marz 1837. 
Es ſprach der reiche Bauer: 
„Du bijt mein einzig Kind, 
Du kannſt zum Manne nehmen 
Wer je dein Herz gewinnt. 


— 71 — 


Doch nur den Hirtenknaben, 
Den jchlag dir aus dem Sim, 
Der kann dein nimmer werden 
Eo lang ich leb’ und bin.“ 


Das Mädchen ſchwieg und meinte, 
Cie jeufzte ſtill fire ſich: 

„Du hajt mein Herz gewonnen 
Und ewig lieb’ ich did.“ — 


Es trieb der Hirtenfnabe 
Beim Klange der Schalmei 
An einem Frühlingsmorgen 
Bei Anni’s Haus vorbei. 


Und Anni kam gegangen 
Entgegen ihm von fern, 
Berihänt wie bei dem Sonnen- 
Aufgang dev Morgenjtern. 


„So jei mir Gott willkommen 
Du liebe Seele du! 

Ich mus im Thale bleiben, 
Dit ziehit der Alpe zu. 


Ich mu — o lag mic ſchweigen, 
Zu groß iſt dieſer Schmerz. 
So mag dich Gott geleiten, 
Leb wohl, du treues Herz!“ 


Sie reichten ſich die Hände, 
Umarmten, küßten ſich, 

Sie ſahn ſich an und weinten 
Und weinten bitterlich. 


ea 


Und eine Roſenknospe 

Nahn er von jeinem Hut: 

„Leb wohl, leb wohl, lieb Anni! 
Leb wohl und bleib mir gut! 


Und ijt die Knosp' erblühet, 

Lieb Anni, denkt an mid — 

Leb wohl, leb wohl auf ewig! 
Denn ewig lieb’ ich did.“ 


Es trieb der Hirtenknabe 

Der hohen Alpe zu. 

Sie aber blieb im Thale 

Und fand nicht Raſt noch Ruh. 


Groß war ihr Leid und größer 
Ward es von Tag zu Tag: 
Sie wurde frank und fränfer, 
Bis ſie danieder lag. 


Und eines Tages frühe 
Vol um das Morgenvoth, 
Da war die Noj’ erbliühet, 
Schön Ami aber todt. 


MN 


Der todte Anabe, 
1837 (?). 
Die Mutter weint” und härmte ji, 
Sejtorben war ihr Kind, 
Ein Kind jo jchön und minniglid, 
Nie mr die Engel find. 


Und als es nun im Grabe lag, 
Da hatt’ e8 nimmer Ruh: 

Die Mutter weinte Nacht und Tag 
Und weinet immerzu. 


97‘ 
—21 


So lang die Mutter weint und wacht, 
So ſteigt aus ſeinem Grab 

Der Knabe ſpat um Mitternacht 

Und geht ins Dorf hinab. 


Bejucht die Plätze rings herumt, 
Vo er gejpielet hat, 

Und geht dann wieder todtenſtumm 
Hinauf den Kirchhofspfad. 


Die Mutter aber weint und wacht 
Und weinet immerzu: 
Co lange hat auch Nacht für Nacht 
Der Knabe feine Ruh. 


Und endlich tritt im Sterbekfeid 
Er vor die Mutter bin: 

„O liebe Mutter, lab dein Leid, 
Und la mich wo ich bin! 


D liebe Mutter, laß doc ab! 

Was weinjt dir allezeit? 

Die Thränen dringen durch mein Grab, 
Nicht troden wird mein Kleid.“ 


Die Mutter hört's: „o könnt’ ich jein 
Bei dir doch Tag und Nacht!“ 

Die Mutter ruft's und jehlummert ein, 
Und iſt nicht mehr erwacdt. 


m 


So konnte dann der Knabe ruhn, 
Sein Grab ward ringsum grün, 
Und jeden Frühling jieht man nun 
Drauf Beil und Nojen blühn. 


— MEN — 


Die Treuloje. 

1. November 1837. 
Hungrig fliegen dort zwei Naben 
Auf der Heide hin und her, 
Sie begrüßen ſich und fragen, 
Wo wol eine Malzeit wär’? 


„Unter jener falben Eiche 

Iſt für uns ein Tijch gedeckt, 
Dort auf jenem breiten Steine 
Liegt ein Nitter Hingejtreit. 


Niemand wei wer ihn erjchlagen, 
Niemand als das treue Roß, 
Niemand als der Edelfalte, 
Niemand als die Frau im Schloß. 


Und der Falk' ijt weggeflogen, 
Nach dem Walde lief das Roß, 
Doch die Gattin jiget droben 

Ruhig auf dem hohen Schloß. 


Und ſie blicket von der Zinne 

Auf die herbitlich todte Flur, 

Und fie harret bang’ und jtille — 
Auf den fremden Buhlen nur.“ 


EN IT 


Die Nonne. 

14. November 1837. 
Fröhlich jchien die Morgenjonne 
In das meite Thal hinein. 
Segenüber jtand die Nonne 
In der Klojterhall’ allein. 


— 275 — 
Und fie jah ins Thal hernieder 
Durch das heile Morgenroth: 
„Alles grümt und blühet wieder, 
Und für mich iſt Alles todt.“ 


Abend- und Morgeuroth. 
25. September 1850. 
Die Mücke ſitzt am Fenſter 
Im goldnen Abendſchein, 
Sie putzt ſich ihre Flügel 
Und nickt dann ruhig ein. 


Und in der ſtillen Kammer 
Da ſchlummert eine Maid, 
Die hat der Tod geknicket 
In ihrer Blüthezeit. 


Und als die Morgenſonne 
Die Fenſter hell beglänzt, 
Da wird die blaſſe Todte 
Geſchmücket und bekränzt. 


Und als man trägt die Leiche 
Hinaus zum Kämmerlein, 
Da ſpielt die Mücke fröhlich 
Im goldnen Sonnenſchein. 


Der müde Wandrer. 
13. Marz 1851. 
Schon ſank die Some nieder, 
Es ijt geworden jpat: 
Ein Wandrer wie ein Schatten 
Zieht hin am Felienpfad. 


18* 


Er deuft an jeine Heimat, 
An feine Jugendzeit: 

Die Jugend iſt verſchwunden, 
Die Heimat iit jo weit. 


Da hört er fernher Öloden, 
Als viefen jie ihm zu. 

D bringt dem müden Wandrer, 
bringet mir auch Ruh! 


v2 


(u) 


Da ſchwindelt's ihm, ev ſtürzet 
Vom Pfade gäh hinab. 
Tief unten in den Schluchten, 
Da findet er jein Grab. 


Die Abendgloden ſchweigen; 
Kur leife rauſcht der Bad 
Hinab die Dunklen Schluchten, 
Hinab mit Weh und Ad. 


Die legte Nat. 
15. März 1851. 

Die Nacht jo lang! die Nacht jo lang! 
D hätt! ich gemacht den legten Gang! 
Den legten Gang aus einer Welt, 
Dran nichts mehr mich gefejielt hält, 
Wo der vielleicht nur glücklich iſt, 
Der niemals denft und Alles vergißt. 
D Baterland! o Vaterland! 
Nie war mein Gerz für dich entbrannt! 
Dir hab’ ich geopfert Hab’ ımd Gut, 
Und deine Schmach geſühnt mit Blut, 
Für deine Freiheit umverzagt 
Selitten, gekämpft und Alles geivagt. 


Kein Hoffnungsitrahl, fein Hoffnungsſtrahl 
In des Magyaren Kerkerqual — 

Das Baterland in Feindes Hand, 

Die Kämpfer todt, gefangen, verbannt, 
Und ich begnadet mit dem Strang — 
Wie währt die Nacht jo lang! jo lang! 


Der Spielmann und jein Kind. 


16. Nevember 1852. 


Es bligt und Fracht, es jauft der Wind — 
Der blinde Spielmann und jein Kind, 
Sie ziehen in die Welt hinein: 

Jenſeit des Bergs joll Kirmeß jein. 


Und als fie an dem Abhang jind: 
Bleib jtehn, mein Bater! ruft das Kind. 
Ihn aber treibt der Sturm voraı, 
Da jtürzt hinab der arme Mann. 


Kun jißt ſie da am Fels allein 
Und jammert in die Welt hinein. 
Sie hält des Baters falte Hand, 
Den Blid zum Himmel hingewandt: 


„O lieber quter Vater du, 

So gingſt du ein zur ew'gen Ruh! 
Aus aller deiner Kein und Noth 
Hat dich erlöft ein gäher Tod. 


Bor deinen Augen war es Nacht, 

Du ſahſt nicht mehr der Erde Pracht. 
Du jangft von ihrer Fröhlichteit 

Und trugſt im Herzen Gram und Leid. 


— 278 — 


Der Mond geht auf, heil ijt die Nacht, 

Kein Vogel jehreit, fein Eichbaum Fracht, 
Des Donners Grollen ijt verhalit, 

Kein Blättchen rauſcht, es ſchweigt der Wald. 


Sa, Gottes Frieden fam bevab: 

Die Welt iſt ruhig wie das Grab. 
D Ichliefe doch mit jeinem Schmerz 
Nun endlich auch mein armes Herz! 


Zertrümmert wie die Harje hier 

Iſt Alles, Vater, nun mit dir. 

Ich kann nicht fingen mehr um Brot — 
Mein Lied iſt nur: o wär’ ich todt!” 


* 
u 


Die Berinjjene. 
28. Februar 1857. 
Ich habe die Tag’ und die Nächte geweint 
Und fange geharrt vergebens, 
Bis ich wurde mit meinem Wilhelm vereint, 
Der einzigen Freude des Lebens. 


Und meine Eltern weinten um mich, 
Es weinten um ihn die jeinen; 

Sie grämten ımd quälten zır Tode jich, 
Nichts Fonnte hienieden fie einen. 


Da ijt gebrochen auch Wilhelms Herz, 

Zu weich jo viel zu ertragen — 

Ich hab’ es getödtet mit meinem Schmerz — 
Es hat nun ausgejchlagen. 


Und wie die Roſ' am zerbrochenen Stab, 
Co bin ich übrig geblieben; 

Die Welt hat nichts fiir mich als ein Grab 
Für all mein Dulden und Lieben. 


Schön Ännchen. 
s. März 1357. 
Es webte jhön Ännchen ohn' Unterlaß 
Als dächte ſie weder an dies noch das, 
Ließ hurtig das Schiffchen wandern 
Von einer Seite zur andern 
Herüber hinüber, herüber hinüber. 


Doch ſchneller als das Schiffchen flog, 
Ihr Herz zum fernen Geliebten zog: 
Ach, könnt' er bei mir doch weilen! 
Ach, könnt' ich zu ihm doch eilen 
Herüber hinüber, herüber hinüber. 


Da pochte ſchneller und lauter das Herz 
Und größer wurde der Sehnſucht Schmerz — 
Das arme liebe Mädchen, 

Es netzte mit Thränen die Fädchen 
Herüber hinüber, herüber hinüber. 


Und ehe der Einſchlag zu Ende gebracht, 
Der Liebſte plötzlich die Thür' aufmacht: 
Da gab's zwei glückliche Herzen 

Und welch ein Koſen und Scherzen 
Herüber hinüber, herüber hinüber! 


7. April 1857. 


Es ijt ein Reif gefallen > 
Lor meines Liebhens Haus, 
Der Sommer ift vergangen, 
Das Lieben ift mım aus. 


„Wann wirſt du wieder kommen, 
Wann biſt du wieder hier? 
Im Winter oder Sommer, 
Wann kommſt du her zu mir?“ 


Wann ich zur Alpe ziehe, 

Dann zieh' ich auch zu dir, 
Noch eh die Roſen blühen, 
Siehſt du mich wieder hier. 


Der Winter war geſchieden, 
Die Sommerzeit hub a, 

sch jtand vor Liebehens Thüre 
Und klopfte wieder an. 


Da hör’ ic) Hinterm Laden 
Mit traurigdumpfenm Ton: 
„Mein Töchterchen ift begraben 
Bor jieben Wochen jchon.“ 


Und ift fie denn begraben, 
Die Herzallerliebfte mein, 
Soll auch mit ihr begraben 
A meine Hoffnung jein. 


— 2831 — 


*) Raid befchrt. 


27. Juni 1860. 


„Niemals möcht’ ich Blumen tragen, 
Niemals trinken fühlen Wein, 
Kiemals einen Knaben kiifen, 
Niemals, niemals einen frei'n.“ 


Und das hört ein friicher Knabe, 
Windet eilig einen Kranz, 

Echleicht zum Mädchen und befränzt 
„Komm mit mir zum Kirmeßtanz!“ 


te: 


— 


Und ſie fragt ſich: ſoll ich bleiben? 
Und ſie fragt ſich: ſoll ich gehn? 
Schweigend folgt ſie ihm am Arme, 
Weiß nicht wie ihr iſt geſchehn. 


„Schöner biſt du, trägſt du Blumen; 
Froher wirſt du, trinkſt du Wein; 
Wohler wäre dir auf Erden, 
Wollteſt du die Meine ſein!“ 


Nach dem erſten Tanze trinkt ſie 
Kühlen Wein recht wohlgemuth; 
Nach dem zweiten ſagt ſie leiſe: 
„Frag mich nicht! ich bin dir gut. 


Immer will ich Blumen tragen, 
Immer trinken kühlen Wein, 
Immer will ich lieb dich haben, 
Immerfort die deine jein!“ 


Da 


Anmerfungen. 


Volksleben. 


In der Hſ. nach V. 3 folgender Vers, aber durch einen Strich 
getilgt: 


„Wär' ich doch ein Roſenkäfer! 

Auf die Roſe, die du pflückteſt, 
Flög' ich, auf der Roſe blieb' ich, 
Dieb’ ich, bis du mich zerdrückteſt.“ 


Bel. 


3. 1-4 find den vorigen Gedicht entlehnt. 


3.6.20. — 


Zuerft in den ‚Liedern aus Weimar 1554. ©. 64. Hl. Liegt 
ein Gelegenheitsgedicht vom 22. Dftober 1851 „Kür Fräulein 
Antonie te Neus zu Krefeld“ vor mit folnenden Abweichungen: 
V. 4 fehlt; jtatt V. 6 lautet der Schluß: 


„Warum mußteſt du ſcheiden auch jo bald, 
Nun der Winter kommt traurig, öd' und kalt! 


Wareſt dur uns doch ſolch ein Frühlingstag, 
Der da heiter lacht über Feld und Hana. 


Konm und lab uns doch länger nicht allein! 
Wo du fröhlich weitit, muß es Frühling fein.” 


4 


— 233 — 


4. ©. 26: — 


Aus dem „Deutjchen Künſtler-Album“ (Düſſeldorf 1875). 


©. 81. — 


en 


Die Veröffentlihungen der „Zweckloſen Gejellihart" und des 
breslaner Künſtlervereins, fiir welche Kreiſe H. jeine Trinklieder 
dichtete, bilden die Fundgrube fiir die älteſten H.fchen Weintieder; 
dgl. daher: 


1. Muckiade oder Herrn Mucks Sonnenfahrt und Tod. Alles 
aus den Archive der Zweckloſen Geſellſchaft zu Breslau.‘ Bres— 
lau. 1828. Anhang S. 17-30. 


2. Weinbüchlein. Zum Bejten dev Waſſerbeſchädigten Schleiter 
herausgegeben von dev Zweckloſen Gejellichaft.‘ Breslau. 1829. 


3. Poeſieen der dichtenden Mitglieder des Breslauer Künſtler— 
vereins.‘ Breslau. 1830. ©. 136—14l, 


Auer den verjchiedenen Ausgaben der ‚Gedichte‘ iſt hier noch 
zu nennen das Büchlein ‚Unfer Weinhaus. Weinlieder und 
Sprüche von H. dv. F. Auf Wunſch des Dichters herausgeg, von 
(Earl) G.(räf-Dresden).‘ Dresden. 1875. — Daſſelbe enthält, zumeiſt 
in Gejtalt von Weinſprüchen, einzelne Verje oder Abjchnitte aus de 
Trinkliedern, 


ie ‚Bonner Burjchenlieder‘ stellte H. als Bonner Student 
1819 zuſammen und veröffentlichte jie Durch Druck (val. ‚Mein 
Leben‘. Bd. 1. ©. 164. 165). Außer dem bier aufgenommenen 
findet sich noch ein anderes H.jches Lied in den ‚Bonner Burſchen— 
federn‘ (val. dajelbjt Nr. 7 umd Nr. 93); beide jind anonym ev- 
ſchienen: „B. Stiebel“ fit als Berfaijer angegeben ; dies war 9.2 
Spitzuame im Kreife jeiner Studiengenosjen, zu deſſen Erläuterung 
jpüter der Dichter jelbjt jeinem Freunde J. M. Wagner in Wien 
folgendes mitteilte: „In einen Heinen Kreije von Freunden, worin 
oft im Freien der Fauſt gelefen wurde, Hatte jeder jeinen Spitz— 
namen, der und der Siebel, und jo auch ich, der jonjt gewöhnlich 
der ‚Boet‘ genannt wurde." (Bol. J. M. Wagners Nachtrag zu 
jeiner bibliographiſchen Echrift über H. im ‚Neuen Anzeiger fiir 
Bibliographie und Bibliothekswiſſenſchaft.“ April 1870.) ; 


ud = 


71.©. 48. — 

Das Gedicht ift exit jpäter von 9. unter die Trintlieder aufge- 
nommen; urſprünglich tit es eine Satire auf breslauer Zuftände 
und am 20. Mai 1836 auf dem breslauer Dürerfeſt gejungen, um 
gewiſſe Reibungen in den dortigen Künſtlerkreiſen zu jchildern (vgl. 
die privilegierte Schleftiche Ztg. 1836. 24. Mai. Erſte Beilage. ©. 1884. 


8. ©. 53. — 

Urjprünglich ein politiiches Lied; es ſteht zuerſt im den ‚Une 
polttiſchen Liedern‘ (Bd. I. ©. 136—38) mit der Üüberſchrift: „Er- 
fäuterung zum 13. Artikel der Bundesacte.“ 9, wendet 
jich gegen die Fürften, welche „ven Schlüſſel nicht finden können,” 
um die vom Artikel 13 der Bundesacte geforderten landjtändifchen 
Verfafiungen einzurichten (vgl, ‚Mein Leben‘, Bd. III. ©. 115). 


9. ©. 56. — 
Urfjprünglich lautete V. 3 (HIT): 

„Anders dort und anders hier! 
Heute Wein und morgen Bier! 
Jede Flaſche jet geleert, 

Weil fie unjer Willen mehrt. 
Anders dort und anders hier ! 
Heute Wein und morgen Bier!“ 


— 


10. ©. 56. — 


Der Anfang tft einem alten Studentenliede entlehnt, welches 
9. in Wuttke's Jahrbuch der deutjchen Univerſitäten (1842. Bd, 1, 
©, 39 ff. Nr. 12) herausgegeben bat, 


11. ©. 58. 


Ein Gelegenheitsgediht zum Straßburger Gelehrten-Congreſſe 
3842 ; vgl. ‚Mein Leben.‘ Bd, III, S. 325—327, woſelbſt auch fol= 
gende urjprüngliche Lesarten fich finden: 

8.3. 3. 4: „Weil der Burſch den Burjch gefunden“ 
V. 3 : „Ja, wir wollen jeßt vereint 
Eines nur ſtudieren: 
Wie wir recht nach unſerm Eſſe 
Auf dem Straßburger Congreſſe 
Können conumnerfieren,“ 


12. ©. 60. — 

Der Aufenthalt in Bingerbrück gab dem Dichter Veranlaſſung, 
das Leben am Nhein in einer Anzahl Lieder zu bejingen, die er 
mit älteren gemeinjfan als ‚Rheinleben‘ (Main; 1851; vermehrt 
und mit Singweijen herausgegeben von H. M. Schletterer, Neu— 
wied und Leipzig 1865) herausgab. Sowelt dieje Lieder nicht 
bereits in den ‚Vier Sahreszeiten‘ (Geſ. W. Bd. IE) veröffentlicht 
find, finden jie hier als „Rheinleben“ Uufnahnme, Die in der 
zweiten Ausgabe neu hinzugekommenen Lieder Daben wir au 
jpüterer Stelle ihrer Entjtehungszeit entiprechend eingefügt. 


13. ©. 60. — 
V. ı tit von dem alten Trinklied (oben ©. 38) übernommen; 
die anderen Verje find neu. 


14. ©. 63. — 
Im ‚Rheinleben‘ (1865. ©. 25): 
„Lab unsnod oft beijammen jein" —. 


15. ©. 64. 

Die von H. endgiltig gewählte Faſſung jteht nicht feit, da fr 
der Hi. für die „Ausgabe Tester Hand” der letzte Vers verloren ge— 
gangen fit, umd die früheren Ausgaben mazcherlei abweichende 
Lesarten enthalten. 


16. ©. 66. — 

Dieje geflivzte Form Hit. für die „Ausgabe legter Hand“. In 
der älteren Hſ. und im ‚NRheinleben‘ (1851. ©. 30.31) heißt es vor 
dem legten Ber: 


„Doch nun der Mojt im Faſſe gührt, 
Sit alle Hoffnung Bin: 

Weh mir, wie iſt der Wein jo ſchlecht! 
Wie Hein ijt mein Gewinn! 


Wie war ich geitern noch jo reich, 
Und jegt, daß Gott erbarın’ ! 

Bin ich nicht mal an Hoffnung veic, 
Sch bin an Allem arm.““ — 


— 256 — 


und nach den legten Vers ift Hinzugefügt: 
„Dann jollte nicht mein Winzerlied 
So Häglidy tönen drein, 
Ich wollte fingen freudenvoll 
Und jelbft ein Winzer fein !‘‘ 


1 SE 
Ein Lied mit deinjelben Anfang jteht in den ‚Vier Jahreszeiten‘ 
(Sei. Wr Bd. II. ©. 364). 


18. ©. 76. — 
Statt diefer und der folgenden 9 Zeilen heißt es in der Hſ. 
urſprünglich: 


„Eine Welt voll begeiſternder Tugend, 
Boll Lieb’ und Gemiüthlichkeit, 

Bol Freude, Hoffnung und Jugend, 
Die Verkünderin fchönerer Zeit.‘ 


19. ©. 85. — 
Varianten der einen Hi. zu diefer Zeile! 
„Und dürft es denn wol anders ſein?“ — 
und: „Soll's denn für uns nie Hevbjt auch ſein?“ 


20. ©. 89. — 
Die älteften „Faſchingslieder“' jind veröffentlicht im ‚„Schlag— 
iehatten. Ein zweckloſes Faftnachtsbiihlein‘ u. j. w. (Breslau. 1829. 


©. 10—15), don wo fie um andere vermehrt als jelbjtändige Gruppe 
in die ‚Gedichte‘ aufgenommen jind. 


21.©. 9. 

Sm ‚Schlagjchatten‘ (S. 11) und in der ‚Heinen Liedertafel zu 
Breslau‘ (erſte Lieferung. Breslau. 1827) iſt nach V. 2 der folgende 
eingejchoben : 

„Winter und Sommer — 

wel Feder am Hut! 
Schwanken und flattern, 

Und find mir doch gut. 

Si der Frühltig auch nicht nad, 
Hopſa, hopſa, hinüber, herüber ! 
Dreh dich um, jo fteht er da.‘ 


22. ©. 93. — 
Sn der Hi. lautet B. 4, Wohl für eine bejondere Gelegenheit 
bejtimmtt : 
„Trinkt aus! schenkt ein ! 
Heut ſoll's einmal recht Faſtnacht ſein! 
Wir wollen zechen! 
Dem Hausherrn wollen wir zu Ehren 
Vertrinken Alles und verzehren, 
Und jo dert Dank ausſprechen.“ 


23. ©. 104. — 
Sn 9.8 ‚Soldatenliedern‘ (Mainz. 1851. ©. 32): 
„Morgen müſſen wiv marichieren‘ —. 


24. ©. 109. — 
In den ‚Societätsjchriften‘ der Breslauer „Zweckloſen Geſell 
ſchaft.“ Bd. II. 1829. ©. 73 lautet der Anfang: 
„Um die Sommer=- Zeit" — 


und der Schluß an Stelle der letzten 9 Zeilen: 
„Und auf Heid’ und Feld, 
Über Berg und Thal 
In der ganzen Welt 
Biſt du allzumal 
Mein eigen!” 


25. ©. 1il. — 

Su den ‚Sägerliedern nit Melodten‘ (Breslau. 1325) hat 9. 
feine ältejten Sägerliedev mit denen anderer Dichter und mit 
einigen Boltsliedern herausgegeben. 


26. ©. 112. — 
Sn den ‚Zägerliedern‘ (1828. ©. 5) jind nad V. 2 folgende 
beiden Berje eingejchoben : 
„Über Knospen, über Blumen 
Schreitet flüchtig hin mein Fuß; 
Auch dem Liebchen in der Ferne 
Wird ja nur ein flücht'ger Gruß. 


Und der Vögel Lied zu hören, 
Hab’ ich weder Zeit noch Luſt; 
Triff ihn! triff! Hallo hohoho! 
Tönt es laut aus meiner Bruſt.“ 


27.5 115. 

Sn den ‚Sänerliedern‘ (1828. S. 9) umd In den ‚Gedichten‘ 
{1837. ©. 35) ſteht das Lied mit der liberjchrift „Der Jäger auf 
der Kirchweih“ — und mit vielen Abweichungen im einzelnen. 


28. ©. 135. — 

Der Breslauer Cenjor, Polizeipräſident Heinke, nahm, als 
das Gedicht zum erjten Male gedruckt werden jollte, an den 4 erſten 
Zeiten des 2. Verſes Anſtoß und Anderte eigenmädtig: 

„Sa, Feine Zeit war jemals jchledt': 
Su jeder lebet fort 
Gefühl fir Freundſchaft, Lieb’ und Recht 
Und für ein traulich Wort.“ 
Dal. ‚Mein Leben.‘ Bd. TII. S. 218. 245. 


.29. ©. 139. — 
Sn einer Hi. folgende beiden Varianten zu diejer Zelle am 
Nande hinzugejchrieben: 


„Wannſehn wir uns wieder?" — 
und: „Sehn wir je uns wieder ?" 


30. ©. 155. — 

Diefe Form Hit. fir die „Ausgabe legter Hand.” In der 
älteren Faſſung vom 29. December 1848 (gedrudt in den ‚Gedichten.‘ 
1853. ©. 168) lautet die Üüberſchrift: „Seemanns Scheide- 
lied" — und 

3.3: „Und als ſie jprach in jtillem Schmerz ! 
Wann fchreit du zurück? 
Da brach vor Sehnſucht mir das Herz 
Ade! ade! mein Lieb, mein Glück! 
Sa, Scheiden macht mich jo betrübt, 
ch, Hätt’ ich dich doch nie geliebt!" — 
und der Refrain (3. 5. 6) der beiden erſten Verſe wie der von B. 3. 


31. ©. 156. — 
So in der Hi. für die „Ausgabe leßter Hand“. Die erjten 
3 Verſe entitammen einem Gedicht don 9. November 1855 (gedrudt 
in den ‚Liedern aus Weimar‘. 3. Aufl. 1856. ©. 100), Im welchem 
ſich an dieſelben folgende Verſe jchloffen: 
„Drei von Landbejchiverd’ und Sorgen 
Segelt er zur Welt hinein, 


es 


Und er fühlt an jedem Morgen: 
Du gehörſt nur dir allein. 


Laßt mich denn als Seemann leben! 
Wo jih Alles jtets bewegt, 

Kann es ja den Alert nur geben, 
Wo das Herz mir freier ſchlägt.“ 


Die beiden Schlusverje des von uns im Tert mitgeteilten Liedes 
bilden die zweite Hälfte des Folgenden, bil. erhaltenen Liedes vom 
29, November 1861: 

„Lustig fit das Seemannsleben, 
Luſtig in die weite Welt 

Zwiſchen Meer und Himmel ſchweben 
Ohne Sorg’ und ohne Geld. 


Was die Andern drückt und plaget, 
Laſſen wir am Strand zuric, 
Jeder Morgen, der uns taget, 
Bringt uns näher unſerm Glück. 


Freundlich lächeln uns die Sterne, 
linjre Segel jchiwellt dev Wind, 
Hoffnung zeigt uns nah das Ferne, 
Daß die Zeit im Flug verrünnt. 


Wenn ums Echiff die Winde ſtürmen,“ — ujw. 


32. ©. 163. 181. — 

In den ‚Gedichten‘ (1854. Erjtes Bündchen. S. 69-86 und 
1843, S. 69—88) jind eine Anzahl älterer Soldatenlieder als jelb- 
jtändige Gruppe enthalten. Die Hauptzeit für die Bejchäftigung 
9.3 mit diefem beionderen Zweige der vollstümlichen Lyrik bilden 
die Sahre 1850 und 1851, Eine Sammlung älterer und neuerer 
Soldatenlieder erichien 1851 bei X. G. Wirth Sohn in Mainz unter 
dem Titel „Soldatenlieder von H. v. 3. 20 Lieder mit Melodien.” 
Von diefen haben wir 16 Lieder in das „Kriegsleben” aufgenommen, 
eines (Mr. 2) als minderwertig weggelajien, 3 (Nr. 16.18. 19) jind 
gemäß der von 9. getroffenen Anordnung jeiner Gedichte bereits 
in anderem Zufammenhang veröffentlicht („Lebe wohl, lebe wohl“: 
Gef. W. Bd. I. ©. 79. — „Morgen müſſen wir verreijen“: Gej. 
W. Bd. III. ©. 104. — ‚Nur ein Wandern ijt das Leben”: Ge). 
W. Bd. J. ©. 84). Im Jahre 1852 erfchien dann das ‚Soldaten 
leben, Lauter jchöne neue Lieder für Schühen und ———— für 


290, — 


Säger und Canoniere, für Hufaren, Ulanen, Dragoner und 
Giiraffiere, file den ganzen Wehrmannsjtand in unſerm lieben 
Baterland. Mit Singwetjen‘ (Berlin. K. W. Krügers Verlagsbuch- 
handlung). Bon den 22 Liedern diefer Sammlung gehört eins 
(Nr. 13) zu den ‚Liedern der Landstnechte‘ (vgl. Gel. W. Bd. III. 
©. 217), eins (Mr. 10) ſtammt aus früherer Zeit (Gef. W. Bd. III. 
©. 170), ein drittes (Nr. 9) ift in den Ge). W. weggelaſſen. Sy 
bleiben 19 Lieder aus dem Jahre 1851, die wir als jelbitändige 
Sruppe „Aus dem Soldatenleben“ beibehalten, da ſie ihrer Ent— 
ſtehungszeit und ihrer Veröffentlihung gemäß zuſammengehören. 


33. ©. 170. — 

Über diefes und die beiden folgenden „Huſarenlieder“ vgl. 
‚Mein Leben‘. Bd. IH. ©. 195. 196 (230). — Die Faſſung diejes 
Liedes weicht in friiheren Drucden vielfach ad, vor allem im 

3.2. 3. 5: „Wir wollen den Preis und den Ruhm auch 

behalten” —. 
3.3. 3. 3-6: „Wir find noch wie Weiland, Icbendig und heiter. 
Was wollt ihr von uns, und was wollt ihr noch weiter? 

Wir bleiben wie weiland die muthigen Neiter, 

Für Freiheit und Necht die blutigen Streiter.” 


31. ©. 171. — 
Urfpritngliche Lesart zweier Hi. : 
„Laßt Allesuns wagen und tapfer uns jchlagen“ 


Sa SH rer 
Sn einigen älteren Druden (vgl. ‚Deutjche Lieder aus der 
Schweiz‘. 1843. ©. 230—232) iſt als Schlufvers hinzugefügt: 
„Drum fingen wir mit frohem Schalt: 
Hurrah! Trompetentufc ! 
Hoch Blücher unjer Feldmarſchall! 
Hod Ziethen aus dem Buſch!“ 
Der Anfang des Gedichtes iſt einem Volksliede entlehnt; vgl. 
Erlach, Volkslieder der Deutichen. Bd. IT. 1834. ©. 431. 


36. ©. 174. — 
Dieſes Gedicht ijt Umdichtung eines andern (val. oben S. w). 


37. ©. 178. — 
Co bil. für die „Ausgabe legter Hand.” In der älteren Hi. 
und in den ‚Soldatenliedern‘ (S, 31): 
„Im ganzen Fahr fein Schoppen.“ 


— 291 


38. ©. 179. — 
Auch in den ‚Liedern für Schleswi;-Holitein‘ mit der Anderung 
23.1.3.3.4: ,Nod Einmal zum Gefechte 
Fur Schleswig-Holſteins Rechte!“ 
Eine Umdichtung für den Krieg 1870,71 wird an anderer Stelle 
veröffentlicht. 


39. ©. 180. — 


Sn einer 91, folgender von 9. nicht varöffentlichter Schlukvers 
hinzugefiigt : 
„Wer hat denn diejes Lied erdacht ? 
Hurrah, hurrah, hurrah! 
Ein Invalide hat's gemacht, 
Hurrah, hurrah, hurrah! 
Er hat's geſungen in Freud' und Leid, 
Er hat's geſungen allezeit 
Und tit geichieden, 
Und ijt gejchieden mir Hurvah !“ 


40. ©. 185. — 


Diejer Text nur im ‚Soldatenleben‘ und Hil. für die „Ausgabe 
letzter Hand“. Die ältere in die früheren Ausgaben dev ‚Gedichte: 


en 


(1843. S. 81) aufgenommene Form aus dem Frühling 1825 lautet: 
V. 13 „Wir preußiſchen Säger find wohlgemuth, jodlju! 
Hab'n hohen Sinn und leichtes Blut, 
Und ein grünes Kleid, 
Und allezeit 
Die Büchſ' an der Seit', ju ha, ju ha, ju he! 
Und ziehn fürs Vaterland zum Streit.“ 
V. 2 ungefähr wie in unſerem Text. 
3.3: „Wenn freundlich am Himmel die Sterne ſtehn, jodtju! 
Sp müſſen wir aus luſtwandeln geh. 
Wie bös er’s meint — 
Bis der Morgen erjcheint, 
Stehn wir vereint, ju ha, ju ba, jı be! 
Und jeht! geichlagen tft der Feind,“ 


21.8195. — 


Sämmtliche 5 Hi. und die älteren Drucke: 
Und müßt ih nur nicht gar jo feun“ 
19* 


42, ©. 198: — 


Sn diefer Form noch ungedrudt, für die „Ausgabe legter Hand“ 
bejtimmt; in einem Liederverzeihnis von fremder Hand fir als 
Entjtchungszeit der 15. Mat 1868 angegeben. Urjprüngliche Form 
von 5. Februar 1843 (gedrucdt in den ‚Soldatenliedern‘ ©. 25 und 
ſonſt) mit der überſchrift: „andjturmlied vom Jahr 1813." 
— nd mit folgender Faſſung von 

V. 2: „Wir jchwören einen boden Eid: 

- Nicht ehr die Waffen nieder, 

Nicht cher Fried’ und Feierzeit, 
Bis Deutſchland frei ijt wieder! 
Bis an jedem Ort 
Frei iſt Schrift und Wort, 
Und bis weitund breit 
Recht und Gerechtigkeit 
Sn Deuſchland iſt zu finden!“ 


An einer Umdichtung ſür Schleswig-Holſtein (gedruckt in den 
meiſten Ausgaben der ‚Lieder fir ScleswigsHoljtein‘) lautet die 
ilderichrift: „Tod oder Sieg.“ — umd 

V. 2: Wir jchwören einen hoben Eid: 
Nicht ehr die Waffen ıieder, 
Nicht eher Fried’ und Feierzeit 
Und froher Sana und Lieder, 
Bis der Däne fort, 
Fortinjeinen Nord 
Und bis weit und breit 
Recht und Geredtigfeit 
Sn Schleswig-Holjtein waltet.“ 


43. ©. 200, — 

Bei feinen altdeutihen Studien bejchäftigte jih 9. im Jahre 
1825 auch eifrig mit dem Leben der Landsknechte und „ſchwärmte 
für Georg von Frundsberg“ (vgl. ‚Mein Leben‘. Bd. IL. ©. 30). 
In derielben Zeit find auch die erſten Landsknechtslieder entjtanden ; 
2 ſtammen aus den Sahren 1825 und 1826. Schon in der erſten 
Ausgabe der ‚Gedichte‘ (1827. S. 179-202) erſcheinen jie als jelb- 
jtändiger Liederkreis, in jpüteren mannigfach vermehrt und ver— 
mindert, In den Kahren 1865—67 entjteht eine neue Folge Yands 
iechtölieder, jo dab H. daran denten konnte, eine Sonderausgabe 
derjelben zu veranjtalten ; dieje erſchlen 1868 bei Riimplersgannover 
inter dem Titel: ‚Lieder dev Landsknechte unter Gevrg und Cajpar 
von Frumdsberg.‘ Von den 40 Liedern dieſer Sammlung jind 5 


— 293 — 


(Nr. 32. 33. 35. 37. 38) nach des Dichters Willen over zu Gunſten 
einer jtvengeren Anordnung Hier weggelaffen und an anderer Stelle 
in die Geſ. W. eingereiht, eins (vgl. unten Anm. 46) ist Hinzu 
gekommen, jo dab unjere Sammlung 36 Lieder enthält. — Bon 
den Anmerkungen, welche H. in dev Sonderausgabe dev Lands— 
necht3licder beigefügt hat, find rum die notwendigiten inter dem 
Texte der Gedichte abgedrudt. 


44. ©. 215. — 


Sn der Hſ.: „So trinfen wir pontifice* —. 


45. ©. 219. — 


Altere Form des Schlußverſes in einen Briefe au den Bruder 
vom 4. November 1835 und in früheren Ausgaben (vgl. ‚Gedichte‘. 
1843. ©. 328. 329): 


„Dod) während Mars jo fortregiert, 
Quid iuvat Lex et Ars? 

Co wollt’ ich denn, es wäre 

Auch Lex und Ars im Mars!“ 


402 ©. 223. 

Das Gedicht findet ich unter den Landsknechtsliedern gedrucdt 
nur in den ‚Gedichten‘. 1827. S. 202, In allen jpäteren Ausgaben der 
Sandskncchtslieder fehlt cs, weil H. dasſelbe, wie er jelbit im 
J. 1872 einem Freunde fchreibt, üiberfehen hat, — In den ‚Se 
dichten‘, 1827 lauten die 3 Schlußzeilen: 


„Jetzt wuchern Dornen auf meinem Grab, 


Ein Mädel wandert den Hügel hinab 
And pflückt jich ein Nöslein zum Kranze.“ 


47. ©. 226. — 

Alte 3 Hf.: „Fingerlein“, nur der Drucd „Ningelein“, 
vielleicht ein Druckfehler, jo daß das jeltenere und volkstümlichere 
„gingerlein‘ herzuſtellen tt. 


48. ©. 233 — 


Ein Abſchnitt „Vaterland und Heimat‘ Finder ſich zuerſt in 
den ‚Gedichten‘, 1834. Erſtes Bänden. S. 57—65 und kehrt in 
allen jpäteren Ausgaben wieder. Die Mehrzaht der vaterländiichen 


Lieder rührt aus der Zeit der politiſchen Kämpfe des Dichters ber 
und ijt aus derjelben Duelle gefloſſen wie die ‚Unpolitiichen Lieder‘ 
und andere Zeitgedichte, weshalb die meijten auch in die Ausgaben 
der politiichen Lieder eingeſtreut ſind. Sn jpüteren Jahren bat 9. 
Vaterlandslieder und Zeitgedichte vermijcht in folgenden beiden 
Sonderausgaben veröffentlicht : 


1. ‚Deutichland über Alles! Zeitgemüße Lieder von 9. v. F.“ 
Qeipzig. 1859, 


iv 


‚ „Yaterlandslieder vor 9. vd. F. mit Weijen von 9. M. 
Scıletterer‘. Hamburg. 1870, 

Die Trennung zwiichen Baterlandsliedern und Zeitgedichten kit 
bei der patriotifchen Richtung der volitiihen Lyrik 9.5 ſchwer und 
nicht Streng durchführbar; wir haben bier mir die allgemeiniten 
Baterlandslieder aufgenommen und verwetjen beziiglich der anderen 
auf die Zeitgedichte. 


49. ©. 233. — 
Su der einzigen Hſ. ift zu den beiden legien Heiler des 2. 
Verſes von 9. hinzugeſchrieben: 
„Erit: Stofet an und ruft einstimmig : 
Hoch das deutſche Vaterland!‘ 


Ein Freund des Dichters, Theodor Ebeling zu Hamburg, über 
welchen in der Biographie ausführlicher zu handeln jein wicd, lie® 
zu Anfang des deutſch-franzöſiſchen Krieges das Lied „Deutſchland 
iiber Alles‘‘ drucken, um durch die Verteilung dejjelben die patriv- 
tische Begeifterung au heben und der Verbreitung des Liedes, 
welches er als die Nationalhymne anerkannte, förderlich zu jet, 
9. ichrieb darauf an Ebeling in einem Briefe vom 18. August 1870: 


„Da Sie nun einmal: Deutjchland über Alles, 
drucken lajien, jo fünnten Sie wol als Einleitung meine 
Oratio pro domo beifügen. Daß ic) auch an mich denke, 
werden Sie verzeihlih finden, denn mein Einziges, 
meine Sonne iſt und bleibt mein Vaterland!“ 


Die hier erwähnte „‚Oratio pro domo“ 9.3, welche er dent 
Briefe beilegte und deren Kenntnis wir der Witnve Th. Ebetinns, 
Frau Amanda E. zu Hamburg, verdanken, lautet: 


— 


Deutſchland über Alles. 


Daß dies Lied eine Zukunft haben würde, ſtand 
zu erwarten. Von dem Augenblicke an, daß wir auf— 
hörten zu fragen: ‚Was iſt des Deutſchen Vaterland?, 
von dem Augenblicke an, daß dieſe Frage beantwortet 
war durch die ſiegreichen Heere von ganz Deutſchland, 
da wurde das Lied: 

Dentihland über Alles 
zur Wahrheit und fann von nun an als ein Lied aller 
Deutjchen mit Necht gejungen werden, wenn es auch 
die ganze Welt außer Deutjchland verdrieht.”) a, wir 
haben endlich ein Necht dazu, mehr als der Engländer 
zu jeinem Rule Britannia und der Franzoſe heute noch 
zu jeiner Marseillaise. 

Der Dichter iſt bekanntlich Hoffmann von 
Fallersieben. Er verfajte das Lied den 26. Auguſt 
1841 in Helgoland, wo er eben damals das Seebad 
gebrauchte. Einige Tage jpäter übergab er es Julius 
Campe (Firma: Hoffmann und Campe in Hamburg).”*) 
Es erihien mit der Melodie von Joſeph Haydn zu: 
‚Gott erhalte Franz den Kaijer‘ Schon den 1. Septentber 
als Sonderdruck mit der Bemerfung: „Text Eigenthum 
der Verleger“. Die Bemerfung war ganz überjlüjjig, 
denn dab jedes Lied in Deutjchland vogelfrei ijt, jtellte 
ſich auch für Hrn. Campe, noch ehe das Jahr zu Ende 
ging, ſchon heraus. Der Tert ging in die am meijten 
verbreiteten Conmers= und Liederbiicher über. In den 
meijten wurde die Haydn'ſche Melodie beibehalten. 


*), Behauptete doch der Deputierte Liégeard in der Militärde- 
batte im Dec, 1867, eine Nation, die ein joldhes Lied fingen könne, 
zeige einen ‚Mangel ar Bejcheidenheit‘. 


*=) Sp erzählt es der Dichter jelbit in ‚Mein Leben‘. 3: Vd. 
&. 212. 213. 


2 


Co ſchön und paſſend dieje Melodie iſt, jo schien 
fie doch nicht allen Componiſten zu gemigen, und viele 
verjuchten, wie es bei jo manchem allgemein anſprechenden 
Liede gejchieht, es neu zu componieren. 

Das ‚Zinge wen Gejang gegeben‘ hat aber gewiß 
auch in der Muſik jeine Grenzen und es fragt ſich, ob 
es für ein Lied, zumal eins das ji) zu einem Volks— 
fiede eignet, ein Bortheil ift, wen jeine Singweiſe 
immer wieder in Frage gejtellt und es fortwährend als 
ein Lied Aller von Jedem verjchieden gejungen wird. 

Es wäre wirflich dev Mühe werth, unter den vielen 
Compofitionen, die don diefem Liede jeit 30 Nahren 
verfaßt jind, diejenige herauszufinden, welche die Haydn'ſche 
überträfe, damit der jehöneren dor der jchönen der Vor— 
zug würde. 

Sie mögen bier, jo weit jie uns bekannt geworden, 
in alphabetiicher Ordnung folgen: 

Franz Abt in Täglichsbeck's Liederhalle 1. Abtb. 2. BD. 
S. 14. Aft. 

U. Drejel (Lemgo. Meyerſche Horb.) Lit. 

IM. Ernemann (Breslau. Leucart u. Salzburg, Duyle— 
ſche Bchhdl.) 

Wilh. Greef: Männerlieder. 6. Heft Nr. 3. Aſt. 

Heinr. Groſſe: Liederbuch für die deutſche Jugend 
(Oldenb. 1850) S. 11. 

L. Hahn in Methfeſſel's Muſikaliſchem Bouquet. 1849. 
Nr. 6. 2it. 

C.Halbmair im Halleſchen Liederb. (Halle. H. W. Schmidt) 
S. 48. Aſt. 

Iper im Liederb. für deutſche Studenten. 2. Aufl. (Halle. 
Schmidt. 1852) S. 61. Aſt. 

Lounis Kindſcher in der Illuſtr. Zeitung. 1860. Ar. 888. 

8. 8. Klauer in der Illuſtr. Zeitung. 1848. 11. Bd. 


ra — 


Kr. 266. ©. 96. 4ſt. und in ſ. Volkslieder-Album 
(Eisleben. Kuhnt. 1853) Nr. 16. 

Conradin Kreutzer Op. 120 (Berlin. Schlefinger) it. 

Franz Lachner Op. 93. Aſt. 

Fr. Müller Op. 83. Aſt. mit beliebiger Begleitung von 
Blasinſtrumenten oder Pianof. (1862). 

W. Neßler Op. 5 (Berlin. H. Weiß. 1866) Aſt. 

Ernſt Richter in Klauer's deutſcher Volksliedertafel. 
3. Heft (Eisleben, Kuhnt) Nr. 3. Aſt. 

Ludwig Scherff (Hamburg. ©. W. Niemeyer. 1870) it. 

C. G. Schöne (Hamburg. Böhme) 4t. 

L. Start Op. 24. 

E. Thiele im Orpheus. 13. Bd. Nr. 72. ©. 4. Ait. 

Borläufig wollen wir Joſeph Haydn's Melodie feit- 
halten und glauben ſie mit gutem Gewiſſen empfehlen 
zu können. 


50. ©. 234. — 

Die ‚Diavolini‘ (2. Auflage. 1848. S. 66-68) ſchließt H. mit 
diefem Liede, deſſen Schlußzeilen er in der folgenden bemerkens— 
werten Weiſe geändert hat: 

„ur in Deutichland 
Wohnt meine Freud’ und Wonne!“ 

überſchrift in den ‚Diavolini‘; „Via buona.“ — ölteſte 

Überschrift: „Aufder Wanderung.” 


51. ©. 239. — 
In diejer Form von H. unter dem VBaterlandsliedern wieder— 
holt veröffentlicht. Sm der Hi. lautet B. 3° 
„Deutichland! Deutichland ! 
Bald wirjt du jtehen in höhren Glanz: 
Die Freiheit drückt dir aufs Haupt den Krauz; 
Die Freiheit ſchwingt 
Ihr Banner und ſingt: 
Deutſchland! Deutſchland! 
Heil deinem Namen!“ 
Val. das unter die Zeitgedichte aufgenommene „Deutſchland! 
Deutſchland! Sei mir gegrüßet mein Vaterland“ — vom 10. Juli 1851. 


— N — 


IS BA 
Variante der Hi. und Drude: 
„Bir das freie deutſche Land.“ 


53. ©. 243. — 
Andere hſliche Fallıng : 
3.1.8.1: „Herz, mein Herz, wie bijt betrogen” —. 
2 . 2: „Wolfen fommen, Wolfen ziehen 
Stillvoriber meinen Blicke, 
Und die Wellen, die da fliehen, 
Bringen mir fein Heil zuritde!” 


Nach V. 2 eingeichoben: 
„Ad fo kann ich nichts umſangen, 
Offnen jehnend fich die Arne — 
Still verſchmacht' ich im Verlangen, 
Nberlafjen meinen Harme.“ 


(9 


54. S. 245. — 
Anfang in Älteren Ausgaben: 


„Wie traurig Jehn die Au'n und Matten‘ —. 


55. ©. 246. — 


Sn der Hſ.: „Doch die tin taujend Händen“ —. 


Im Handeremplar der ‚Gedichte‘ (1831. Erites Boden. ©. 67), 
der einzigen Fundſtelle dieſes Gedichtes, iſt dieſe Lesart von 9. hit. 
bergestellt fiir die im Drucke befindliche 


„Bor mir ausgebreitet liegt‘ —. 


57. ©. 248. — 

Umdichtung eines Liedes, welches 9. im November 1821 in 
Fallersleben gedichtet hat (vgl. das Gedicht ‚Herz, mein Herz, 
gieb dich zufrieden‘ Geſ. W. Bd. I. ©. 52 und die Anmerkung 
dazu ©. 301. Nr. 12). Die mrjprüngliche Faſſung findet jich Bil. 
und in J. B. Rouſſeau's ‚Weſtteutſchem Muſenalmanach auf das 
Jahr 1825°. ©. 261. 262; die wichtigfte Abweichung derjelben von 
den jpätern Tert: 


V. 53: „Und ich Fam zum Schlagbaum twieder 
Und zum dunkel Fliederſtrauch, 
Ging am Hopfengarten nieder, 
Fand das grüne Pförtchen auch.’ (sie! für „auf“ 
im Muſenalmanache). 


58. ©. 253. — 


In 2 Hſſ.: Endlich bin ich heimgefchrt‘’ —. 


59. ©. 255. — 

Mus der jchon erwähnten Ausgabe der ‚Lieder und Romanzen‘ 
haben wir nur eine Heine Auswahl von Romanzen aufgenommen, 
da die beziiglihen Gedichte dDieier Sammlung als Jugendjchöpfungent 
mehr von litterarhiftorifchen, als von künſtleriſchem Intereſſe jind. 


80. ©. 260. — 
Val. Über das Lied Hes Bemerkung in „Unſeren vollsthüm— 
lichen Liedern.‘ Aufl. 3. Leipzig. 1869. Anhang ©. 199. 


61. ©. 269. — 

Dieje Form des Gedichtes nur in den ‚Lieder aus Weimar‘ 
(18541. ©. 16—48). In der älteren Form vom 2. März 1837 (2 SN.; 
Überfchrift: „UUhnu und Schuhu.‘) ſchließen jih an die eriten 
7 Verje die folgenden: 


„Und die das nun vernahmen, 
Sie flogen eilig her: 

Viel jtolze Ritter kamen 

Wol edler noch als er. 


Und unter diejen drangen 
Zwei Sänger mit herbei, 
Die beiden Sänger jangen 
Gar manche Melodei. 


Und um des Schloijes Zinnen 
Wettjangen ſie herum. 

Sie aber ſaß da drinnen 

Und blieb zu Allem ſtumm.— 


Sie famen täglich wieder 
Von Sehnjucht angefacht, 
Und jangen ihre Lieder 
Die liebe lange Nacht. 


62. ©. 280. 


— 309 — 


Komm mit! jo jchrie der Uhu, 
Komm mit! ich will dich frei'n. 
Kommt nit! fo rief der Schuhu, 
Komm nit! und lab mich ein. 


Da ward's zu toll dem Fräule, 
Sie schlug die Augen zu: 
„sort, fort mit dent Geheule, 
Und ladt mich doch in Ruh!““ 


AÄltere Gedichte mit gleihem Anfang bil. erhalte: 


I. 
2. 


vom 10. December 1822: ımbedeutend. 

vom 21. December 1840: an V. 1 ud 2 jehliehen 
fich die folgenden: 

„Wenn die Tage werden länger, 

Und die Nachtigall wieder fiat, 

Wenn der Frühling ijt vorhanden 

Und Laub und Blumen bringt. 


Und als der Winter vergangen 

Und die Sommerzeit hub aıt, 
Stand ich vor Feinstiebehens Thüre 
And Elopfte wieder an. 


Da that fie auf das Fenſter 
Und jah zu mir heraus: 
Der Winter ijt vergangen, 
Das Lieben ijt nun aus. 


D Winter, böſer Winter, 

Was haſt vu doch gemacht ? 

Du haft mich um mein liches, 

Um mein liebes Schäßlein gebracht.‘ 


— 301 — 


Inbaltsüberjicht 


Lyrifden Gedichte. 


(88. I, II, und III der Gejfammelten Werke.) 


Bene 

HEIDuUgeN. -. . 20.020 

Bmierleben .. : .'. . .. site. 
Allgemeines BB. LE. 5—14. 


Jugend- und Mannesjahre „ „ „15-43. 
Jahre der politischen Kämpfe „ „ „  44—64. 
Neifere Mannesjahre — 69099. 

Schneeglöckchen S. 98. 
Dichters Familienleben I 102-128, 
Alter een. 124-1523, 
Spätlinge ©. 136. 
139. 


Zur Erinnerung an die Enthillung des 


Mojenlieder ©. 


Hoffmanns=-Denfmals zu Hamburg ©. 147. 


Lebtes Lebensjahr 3.1 ©. 154—171. 
An der See ©. 159. 
Im Flachlande ©. 162. 
11. Liebesleben . Bd. 1. S. 175 bis Bd. II. S. 78. 
Aus den Liedern md Nomanzen dd. I. S. 175— 192. 


Lieder an Meieli 
Frühlingslieder an Arlitona 


” 


Des fahrenden Schillers Lieben 


und Leiden 
Eintagjchönchen 

Ditertage eines Muſikanten 
ichlefiichen Gebirge 

Liebe und Leid 

Die lebten Blumen 


Liebe und Frühling 


Lieder aus einem Alpenthale 


Frühlingsliebe 
Winterbilder 
Heimliche Liebe 
Buch der Liebe 
Poppelsdorfer Erinnerungen 
Helgolander Lieder 
Johannalieder 
I. Ghaſelen 
II. Im Neckarthale 
III. Im Rheingau 
IV. An der Nordſee 
V. Am Neckar 


VI. Ein Tag an der Hart 


193— 195. 
196 — 200. 


en OO: 
„nn 208—210. 
im 

nn BAU —ZUH 
m m AIR 
nm 226-230: 
nn 2a 2338 
PR ——— 
„nr 240—242. 
„nn 243—245. 
vn nm 246—248. 
in a3: 
nl m 33-316. 
we elN—322, 
ee EP E—BISIEr 

©. 323 

—8 

8 

„369. 

Muarale 


303 — 


VII. Am Neckar 


(N 


. Dit, 
VI. Im Rheingau 370: 
Anmerlungen . . . » .. WB. 1 ©. 3859-406. 


Liebesteben (Fortiegung und Schluß) Bd. U. &. 1— 78. 
Ida Bd. IM. ©. 3—. 
Heidelieder eh 7 
Lieder einer Heimgebliebeuen „ „u. 9-15. 
Leiden und Liebe —0 
Junilieder 9092: 
Alpenröschen a Be 
Am Kocheljee Anl 2739-43: 
Scheiden und Wiederſehn EEE AA Ar 


Einzelne Gedichte zum „Liebes- 
leben“ gehörig 


III. Sinderieben . . . . Bd. IL. ©. 79-39. 
Sugend- und Mannesjahbree „ 82113. 
Wiegenlieder S 
Kindheit 6 


Die Heine Maria „ 112. 
Jahre der politiichen Kämpfe Bd. II. ©. 114— 208. 
AMnialınk 209280. 


Fränzchens Lieder „ 209-— 254. 
) 


Reifere Mannesjahre 


I. Kind und Natur ©. 209. 
N. Kind und Haus „ 227. 
111. Kinderleben „2831. 


Alter Bd. II. ©. 281-2880. 
” ” 7 290—3 1 5; 


„. 316393. 


Yeptes Lebensjahr 
Die vier Jahreszeiten — 
J. Der Frühling S. 316. 
II. Der Sommer „ 336. 
I. Der Derbit , 353 
. IV. Der Winter „ 372. 


Anmerkungen - - - - - BB. IL ©. 394 —412, 
IV: Bpltsieben .. - . - 
1. Frühling und Liebe B5. II. ©. 3—30. 
Müllers Töchterlein S. 26. 
2. Wein und Gejang Bd. TI. ©. 31-87. 
Studentenlieder ©. 55. 
Rheinleben 2260: 
3. Allerlei Nlänge aus dem 
Volksleben Bd. III. ©. 88—162. 
Jugend- und Mannesjahbre „ „u „ 88—134. 
Faltnacht ©. 89. 
Kirmeß und Tanz „ 9. 
Wanderlieder DE 
Yipenleben 105: 
Waldleben 6 
Allerlei ler 
Jahre der politischen Kämpfe Bd. IIL.©.135—141. 
Neifere Mannesjahre 1 14158: 
Alter » nn 158—102. 


5. 


von Frundsberg Bd. 

6. Vaterland und Heimat „ 

7. Romanzen 2 

Anmerkungen Bd. 

Inhaltsüberſicht 
Alphabetiſches Verzeichnis der 

Liederanfänge 


Kriegsleben Bd. 


Huſarenlieder 

Aus dem Soldatenleben 
Lieder der Landsknechte 
unter Georg und Caspar 


. 163—199. 


255—281. 


. 22— 300. 


301— 305. 


306— 365. 


20 


u alle 


Aphabeliſches Nerzeichnis 


der 


VBiederanfange 


der Lyriſchen Gedichte. 


(Bd. I, II und III der gejammelten Werfe). 


4. 
Abend wird es wieder AUS 
Ad, das Wandern füllt uns ſchwer 1100137 
Ach, die Nachtigall, ſie finget Error 
Ach, die Röthe meiner Wangen I, 223 
Ach, eS treibt mich Hin und wieder T, 181 
Ach, Goldfiſchchen, lieb Goldfiſchchen II, 194 
Ach Gott, wie weh thut Scheiden TA 
Ach, könnten doch die Blumen jprechen II, 292 
Ach, könnten wir doch leben Ime32 
Ach, lieber guter Großpapa II, 286 


Ach! jeit ich Dich verloren habe I. 115 


— 307 — 


Ach, wär’ ich doc) bald genejen 

Ach, was lebt der Menjch jo wenig! 
Ach, was joll ich dir dann jchenfen? 
Ach, wie jehläft in manchem Herzen 
Ach, wo ich gerne bin 

Ach! wohin ich mich nun jehne 
Ade! ade! ih muß von dir 


Aengſtlich muß der Menjch jih mühn 


Ale Blumen find erfvoren 

Alle Liebe hat ein Ende 

Alle Vögel find ſchon da 

Allen wollt’ ich nie behagen 

Alles fann der Himmel fügen 
Alles jcheidet, liebes Herz! 

Alles Schöne lebt in Tünen 

Alles ftill in ſüßer Ruh 

Alles träumt von Hoffnung wieder 
Alles Wajjer geht zum Meere 
Alles wird des Todes Beute 

Alles wird und muß jich gejtalten 
Als die Blumen alle jtarben 

Al die Roſen wurden grün 

Als du blictejt in die Wiejenquelle 
Als Fränzchen fieht die Mau allein 
Als ih den Mandelbaum gejehn 


Als ich ein Knabe noch war, o wie vannt’ ich III, 


Als ich wollte zum Liebchen 
Als nun endlich dein Geheimniß 
US Regenbogen erjcheinjt du mir 


8, 


—_ 308 — 


AS unjer Mops ein Möpschen war 
Alte Freuden zu erneu’n 

Alte Weiber, Dfengabeln, Bejenjtiele 
Am Glanze deines Angefichtes 

Am Woden hinter dem Ofen allein 
An deiner Schönheit Nojenhage 

An der Roſe Buſen ſchmiegt ſich 
An der ſteilen Felſenwand 

An einem grünen Baume hing 

An uns auch iſt der Ruf ergangen 
An Verwelken und Verblühen 

An Wundern reich iſt dieſe Welt 
Anders kannſt du ſtets erſcheinen 
Arme Frau, o arme Frau! 

Auch die Sonne ſinket nieder 

Auf das Feſt der grünen Pfingſten 
Auf deinen Lippen, deinen Wangen 
Auf dem Berge möcht' ich ruhen 
Auf dem Lebensmeere fahr' ich 
Auf dem Waſſer will ich ſchweben 
Auf den Bergen grünt die Freude 
Auf den Bergen grünt die Freude 
Auf der Alpe bin ich geboren 

Auf der Wieſe tanzen wir 

Auf die Berge muß ich gehen 

Auf dieſen blauen Bergen hier 
Auf meinem Blumentiſche 

Auf öder Alpe ſtand ich 

Auf Roſenlippen ſollſt du leben 


- 


153 
320 


243 
360 
133 
38 
60 


„405 


89 


I, 341 


211 
313 
236 
389 


— 5309 — 


Auf! jchenfet ein 

Auf, Soldaten! Große Thaten 
Auf unjrer Wieje gehet was 

Aus den Augen, aus dem Sinn! 
Aus den Neben jpriegt das Leben 
Aus Farbenglanz und Lichtesivogen 
Aus jenen grünen Büſchen 


8, 


Bald ein Flüchtling und Verbannter 
Bald fällt von diejen Zweigen 

Bald ſchwindet hier auch alles Grün 
Bald werden nun die Neben blühn 
Bald wird das Laub 

Bald wird das Laub 

Ballero, Ballero! 

Baum meiner ftillen Liebe 

Beglückt wer ſich noc freuen fann 
Bei Aspern in dem grünen Feld 

Bei verblühten Lilien ſteh' ich 

Beim duftigen Maitranf bin ich gejejjen 
Bin ich doch eine Blume 

Bin nod) jung und guter Dinge 
Bind auf, bind auf dein gelbes Haar 
Bist dur auch hienieden 

Biſt dur da? biſt du da? 


264 


— 310, 


Blauer Himmel endlich wieder! IH, 
Blauer Himmel, milde Luft T, 
Blauer Himmel, milder Sonnenjcein I, 
Blüht auch die Nof’ an trüben Tagen 1 
Blumen ſucht' ich in dem Walde III, 
Bringe dir nur Maienglöcdchen 18 
Brumm! brumm! was ilt das? Lil, 
Brunmbär, Brummbär, brumm brumm brumm II, 
Butterpogel, auf ein Wort! Ju 
D, 
Da droben an der Halde AT, 
Da drüben da blithet II, 
Da Hangt, da Hangt der Aehrenkranz! III, 
Da liegt ein Gefangener tief verborgen 18 
Da müſſen Gottes Engel fein I, 
Da jpring’ ich, nun fing’ ich It 
Da ſteht er wieder, jteht leibhaftig da 1, 
Danfbar jei mit Herz und Munde! Il, 
Dann träumte mir ich würde begraben r 
Darf ich nie fein Hienieden IL, 
Das alte Jahr vergangen ift III, 
Das Fähnlein auf! die Spieße nieder! 
Das Feuer iſt im Kieſelſtein 
Das frohe Leben iſt verſtummet T 
Das Glas in der Nechten III, 
Das ift der alte ſchöne Brauch TIL, 


33 
71 
153 
149 
26 
176 
101 
226 
213 


65 
27 
129 
204 
283 
187 
41 
170 
405 
38 
135 
212 
267 
361 
44 
147 


Das ijt der alten Erde jchönjter Traum 
Das ijt der Dank für jene Lieder 
Das iſt der Liebe Zauberei 

Das ijt die Nebenlaube wieder 

Das ijt ein reicher Segen 

Das ift für mich die bejte Schlacht 
Das Käuzlein laji’ ich trauern 

Das Laub fällt von den Bäunten 
Das Leben ijt nur Kampf und Streit 
Das Männlein dort auf Einem Bein 
Das Schönft’ in herrlichiter Natur 
Das Sterbeglöclein Hör’ ich läuten 


IT, 


Das war mein jüngiter, warmein ſchönſter Traum I, 


Das war nur Ernit, das war fein Spiel 


Das Wetter naht, und Donner vollen 
Daß ich den Berg verlafjen muß 
Daß ich dich unendlich liebe 

Dein Auge hat mein Aug’ erichloffen 
Dein Aug’ ift nur ein Edelitein 
Dein Geburtstag heute wieder 

Dein Leben war Ein Leiden 

Dein Lieben jcheint noch gar gering 
Den Abend näher al3 dem Morgen 
Dem Winter wird der Tag zu lang 
Den Blumen wird jo bange 

Den ganzen lieben Abend lang 

Den Morgen jeh’ ich tagen 

Den Stöpſel weg! und jchenfet ein! 
Der arme Baum! er janf danieder 


IT, 


a 


150) 
=) 
SU DD 


Der 


Der 


— 312 — 


Erde jhönjte Träume jeid 
Erdrauch blüht, die Vögel fingen 
Frieden ruht auf Berg und Thal 
Frühling beginnt! 

Frühling hat e8 angefangen 
Frühling hat jich eingejtellt 
Srühling hat ſich heiß gemüht 
Frühling iſt ein Maler 

Frühling iſt gekommen 


Frühling kehret wieder 
° Frühling kommt, die Lerchen ſingen 
: Frühling machet fröhlich 


IL, 


Frühling jchied, doch ließer mir ein Blümelein I, 


© Gletjcher jteht umglühet 


Guardian ging über Feld 

Halm, der auf der Düne jteht 
Herbjt, der heute giebt und nimmt 
Himmel hat es mir gejandt 

Käfer in der Lilie vergißt 

Kibik und die Kibisin 

Kindheit Welt ijt eine ſchöne Welt 
Kirchhof ift mein ſchönſter Plat 
Kranich kommt zum Seimatlande 
Rudud hat gerufen 

Kuckuck nidet mit dem Kopf 


Kuckuck ruft: ku ku! 
Kuckuck und der Eſel 


Landsknecht zieht ins Feld hinaus 


Laubfroſch, der Laubfroſch 


— 33 — 


Der Liebe Frühling ijt erwacht 

Der Menſch muß Etwas werden 

Der Mond jcheint iiber die Heide 

Der Mond jchon jcheint, die Nacht beginnt 
Der Mond jtand über den Bergen 

Der Mond zieht durch die Wolfen 

Der Morgen funfelt zauberichön 

Der Morgen nahet mild und ſchön 

Der Mud umd die Fliege verheirathen ſich 
Der Nebel fällt, die Sonne jiegt! 

Der Nebel liegt auf Berg und Thal 

Der Reif ijt ein gejchieter Mann 

Der Schnee iſt zerronnen 

Der ſchönſte Wunſch auf dieſem Erdenrund 
Der See iſt zugefroren 

Der Sommer bleibt nicht lange mehr 
Der Sommer, der Sommer 

Der Sommer hat alle Welt beglückt 

Der Sommer kommt, der Frühling flieht 
Der Sommer rief: ade! 

Der Sonntag iſt gekommen 

Der Strahl, den mir die Sonne ſendet 
Der Vogel fliegt zum Felſeneiland 

Der Weiher blinkt 

Der Wein der iſt gerathen heuer 

Der Wein zieht uns zum Himmel hin 
Der Wieſe weiße Nebel ſteigen 

Der Wind weht übers Stoppelfeld 


ou 


Der Winter bringt mich nicht zum Schweigen 


ILL, 


[2 


I, 286 


[er] 
- 


° Winter ijt gar jhaurig 


mn 
{gr ? 


Winter ijt gekommen 


ia:) 
es 


: Winter ijt wieder vergangen 
er Winterabend, das ijt die Zeit 
er Zauber alter Zeiten 
Frühlings Boten jend’ ic) dir 


{0} 
u 


Frühlings erſte Schauer 


© 
150 


Jahres Hoffnung riejelt nieder 


99999) 8 
& 


Lac} 
So 


Morgens in der Frühe 


— 
350 


Morgens wann die Hähne frühen 
Winters, wann es jehneit 


990 
{gr} 
350 


eutich ift meine Art und Weije 


10) 


Deutsche Worte hör’ ich wieder 


etichland, Deutichland über Alles 


8 2) 9 


=) 


ichter Nebel Hüllt den Rhein noch ein 
Dideldum! Summ jumm jumm! 


(2) 
* 


Abendglocken läuten wieder 


- 
oe 


Kehren nur noch nicken 


- 
© 


Bäume grünen überall 
Blume fann nit enden 


— 


Blumen hatt' ich dir gebrochen 
Blumen ſind verwelket 


— — 
no mn 


Blumen jollen nicht mehr jprechen 
Burſchen jind, bei meiner Ehr! 
ie Buttermilh mein Leibgericht 


2222222222 
[g;) {gr} 


ie Dichtung iſt des Lebens Immergrün 


9 
=. 


duftenden Kräuter auf der Au 


Deutſchland! Deutschland! O heil’ger Name 


ich kannt' ich ſchon, als ich ein Kind noch war 


III, 
I, 
I, 


Die 


— 315 — 


dunkle Nacht jie ijt verſchwunden 
Erde jagt eS den Lerchen an 

Erde träumt von grünen Feldern 
Fahn' iſt aufgepflanzet 

Fröſch' und die Unken 

Gänſe mit dem Gänſerich 

ganze deutſche Litteratur 
Glockenblumen läuten gar fein 
Glucke geht am Ufer 

großen Herren machen 

Kaiſerkrone pflanzet mir ans Grab 
Kerze ſteht noch da und brennet nicht 
kleinen Vögel ſingen und ſpringen 
Lerche ſinget ſchon im März 
Lerche ſingt, der Kuckuck ſchreit 
Lerche ſingt mein Abendlied 

letzten Blumen pflückt' ich ab 
legten Sonnenſtrahlen bleichen 
Lieb' iſt das Leben! 

lieb mich hatten, ſind begraben 
liebe Sommerzeit 

liebe Sonne ſinket nieder 

Sojung bleibt: Tod oder Eieg! 
mich geliebt, fie jind begraben 
Möwe wiegt jich in der friſchen Luft 
Müde fit am Yenjter 

Mühle Hör’ ich rauſchen 

Miller und die Schneider 

Mutter jhlih ſich heimlich fort 


E 
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— 316 — 


Mutter weint’ und härmte ſich IH, 272 
Nacht, ſie ijt jo dunkel I, 184 
Nacht jo lang! die Nacht jo lang! II, 276 
Nachtigall jingt, der Kuckuck jchreit ITB: 428 
Rebe weint erjt, eh jie Laub gewinnet 1,233 
Roſe blühet noch im Garten 1313 
Rofe ſuchet Luft und Licht 1, 140 
Roſe welkt im ſonnigen Wetter IR. 38 
Nojen blühn, doch unter jenen II; „20 
Schönheit leitet wieder Hin I, 280 
Sommervögel jcheiden wieder II, 369 
Sommerzeit, die Sommerzeit II, 338 
Sonn’ in ihrer Strahlenglut I, 161 
Sonne bejchien dag Metall 1,3% 
Sonne hat in voller Pracıt II, 168 
Sonne janf, der Abend naht IT, 258 
Sonne janf, es war ſchon jpat 1,'373 
Sonne weckte mich 1, 223 
Sonne will num jcheiden IM; 128 
Sterne, jie blinfen I 86 
Sterne find erblichen II, 336 


Stunde naht, wann wir uns werden jcheiden I, 
Trommel die trommelt Doc) immerzu III, 


Trommel jchlägt, zum Strieg hinaus IIT, 
Trommeln und Pfeifen IE 
Vögel jind jchon fortgeflogen 19 
Wafjerlilie einſam träumet Ir: 
Welt dem flüchtigen Schatten gleicht I; 


Belt it rund, fie mul ſich drehn III, 


— 317 — 


Die Wiej’ ijt grün, die Blumen bfühn II, 245 
Die Wieje grünt, es laubt der Wald II, 43 
Die wilden Gänfe zieht nad Norden TR. 192 
Die Winde ſprach zur Fliege II, 145 
Dies Funkeln deines Augenpaars I, 214 
Dieje Blume, ach! wer fennt jie? I, 246 
Dir muß ich immer fingen I, 282 
Dir weih' ich diefe Lieder TT;:140 
Doch ehe der Herbit ung ganz verläßt II, 368 
Dort hinterm Walde finkt jie nieder TE. +19 
Dort hoch auf der Alpe da iſt meine Welt II, 189 
Dort unter den jchattigen Linden II, 180 
Dort unter der breiten Linde III, 150 
Draußen blinfet in filbernem Schein II, 255 
DreiKnoſpen, dreiKnoſpen, die ſprachen einſt zu mir I, 336 
Drei Maikäfer kamen zuſammen It, 259 
Dringjt du in die Augen nicht IR 97 
Droben am Kocheljee 15.25 
Drüben an dem Neckar ſchimmert 1335 
Drüben blinfet von der Halde III, 227 
Du Bach mit den jilbernen Wellen I 171 
Du bijt an Lieb’ und Güte I, 279 
Du bijt das weite lichte Sternenzelt T, 262 
Du bift der Mittelpunkt der Welt I, 269 
Du biſt die goldne Schale I, 299 
Du bijt die Sonne, die nicht untergeht I, 279 
Du biſt jo ſchön, von Angeficht I, 265 
Du fühlit die Wehmuth nicht I, 399 
Du fühlft die Wonne nicht I, 198 


Du 
Du 


— 318 — 


bajt den Schönen Frühling mir geraubt 
haſt es oft gejagt 

haſt mir feinen Kranz gewunden 
haft nod) Hoffnung für das Leben 
haft zertriimmert mir die Brücke 
hatteſt dich verirrt in dieſe Welt 
fennit die Farben doch genau 

kriegst ihn nicht! du kriegſt ihn nicht! 
fächelit heiter wie die Sonne 
lieblicher Stern 

liebſt mich nicht 

Mädchen von der Heide 

mit deinen Blüthenbaumen 


mut dein Herz zum Frühlingsgarten weihn! 


roſige Apfelblüthe 

ichiedejt früh von deinen Lieben 
jiehjt ins weite Meer hinaus 

ſiehſt mich an und kennſt mich nicht 
jolljt das Glück mir nicht zerjtüren 
jollft nicht immer Hagen 

ſollſt nicht weinen, jollit nicht Klagen 
jollft von neuem wagen 


ſprachſt: trag meinen Glücke feinen Groll 


jtehjt, mein Bild, ich aber gehe heim 
unvergeplicher von allen Tagen 
wachit, mein Herz, die lange Nacht 
warjt mein Glück, nur du 

Welt mit aller Herrlichfeit 

willſt mich fragen, Kate? 


IL, 


- - - - - ee — 


- 


= - - - — 


———— —— — —— —— —— —— — — — 


- 


— — 
a 


a1 = 


Dürfte diefer Mund doch Fojen 1252 
Dummheit macht fich jtets am breitjten 1,738 
Dunkel find nun alle Gaſſen #078 
Dunfle Wolfen auf den Bergen 1, 12 
Durch Blätter will die Linde II, 48 
Durch den Wald bin ich gegangen Dr..115 
€, 
Eben janf die Sonne nieder 115351 
Eben wann der Morgen graut 11,135 
Ei, was blüht jo heimlich am Sonnenftrahl IT, 166 
Ei, was fann wol jchöner jein II, 344 
Eichfäschen, machſt dir große Lajt II, 284 
Ein Blatt vom Baum des Ruhms war mirgenug I, 147 
Ein Elend giebt's auf Erden III, 231 
Ein feines Lob zur fingen III, 200 
Ein Gärtlein weiß ich noch auf Erden Il, 87 
Ein Glück nur gab’3 für mich allein 19 a — 
Ein jeder Blick iſt mir ein Diamant 5.301 
Ein jeder Halm im Morgenwinde I, 160 
Ein Jeder hat in diefer Welt III, 176 
Ein Leben war's im Nehrenfeld II, 352 
Ein Mädel, zwei Mädel, drei Mädel, o weh! I, 205 
Ein Männlein jteht im Walde 11375 
Ein Marienwurm kroch am Weg’ umher II, 131 
Ein Mondenjtrahl wandelt jo traurig II,ı 74 


Ein Baar gute Sohlen IN, 12 
Ein politifh Lied, ein garjtig Lied! L..,45 
Ein Röschen blüht in der Laube jo jchön III, 256 
Ein Röslein zug ih mir im Garten 1,24 
Ein ſcheckiges Pferd II, 339 
Ein Schneemann! ein Schneemann! II, 238 
Ein Soldat in jungen Jahren III, 196 
Ein Täubchen flog vom Himmelszelt 1,33 
Ein Thaler nach) dem andern IH, 35 
Ein Bogel ruft im Walde Ho, 147 
Ein Wandrer auf dem Wege ipricht I, 263 
Eine Blum’ ift aufgegangen 1, 102 
Eine Blum’ iſt mir entiprungen 1218 
Eine friſch erblühte Blume IH, 197 
Eine Kleine Geige möcht’ ich haben U, 180 
Eine Mujchel ift des Menjchen Ohr 4,008 
Eine neue Welt gejtalte 1, 185 
Endlich bin ich heimgekehrt III, 299 
Endlich Hab’ ich dich gefunden 0 
Er reitet hinaus, er jieht jich nicht um III, 261 
Erblihen find die Wangen 7, 24 
Erloſchen ift das Licht I, 261 
Ernit ift das Leben, heiter ift die Kunſt I; 328 
Erquicklich iſt die friſche Bergesfühle I; 18% 
Erjcheine noch einmal, ericheine AB 
Erwace! riefen Maienglödchen I, 366 
ES banet die Taub’ ihr Neſt in froher Ruh III, 13 
Es blickt aus deinen Augen feine Schuld I, 314 
Es blist und kracht, e3 ſauſt der Wind III, 277 


— 321 — 


blüht ein Blümchen am Aspenjtein 
blüht ein jchönes Blümchen 

freut ſich Alles weit und breit 

gingen drei Geſellen wol über das Feld 


hat die Kunſt mich von der Welt getrennt 


dat gejchneit, juchhe! juchhe! 


ijt der Wald aus jeinem Traum erwacht 


ift des Trüben viel zu viel 


3 ift ein Reif gefallen 


ift mir nivgend wohler 


Es ift nit? Luſt'gers auf der Welt 


iſt umfonft, drum gute Nacht! 
jubelt und finget 

fann nicht immer regnen 

fommt der Bogel Federlos 

liegt ein Berg im Meere 

ſaß in ihrem grünen Kleide 
ihaut dev Mond mit giildenem Schein 
fchlief ein Keim unſcheinbar Klein 
ichwebt ein grüner Schinumer 
fist ein Bogel in dem Ried 
iprach der reiche Bauer 

iproß aus Sehnſuchtswonne 

jtedt ein Baum in jenem Ihal 
fteht im düſtern Walde 


3 fteht in meinem Garten 


taget in dem Djten 
tragen den Stern die großen Herrn 
vergeht die Zeit der Sorgen 


Es war ein Traum nur, war ein föner 


Traum 

Es war eine arme Mutter 

3 war einmal ein Kitzlein 
E3 war wol um die Dämmerzeit 
Es webte ſchön Aennchen ohn’ Unterlaß 
3 wollt’ ein Knabe früh' aufſtehn 
Es wollt' ein Mädchen zur Kirche gehn 
Es zog ein Reiter wol in den Krieg 
Es zogen drei Geſellen 


F. 
Fern aus der Heimat Land 
Feſt gehalten den Zügel 
Feuchter Nebel, düſtres Wetter 
Feurige Herzen 
Fliegt der Falke hinterm Reiher 
Fodre keinen Glanz und Schimmer 
Fort, fort, fort und fort 
Fragt nach ihrem Namen nimmer! 
Franz, ſag ich, laß das Kätzchen in Ruh! 
Franz, zieh die Höshen an 
Frau Nheuma ijt ein böjes Weib 
Frau Sonne hat es brav gemacht 
Frau Spinne jpinnt im Sonnenſchein 
Frei und unerſchütterlich 
Friſch auf, friſch auf! Dragoner, auf! 
Friſch auf, friſch auf! Zu den Waffen 


168 
340 
381 
210 
121 


‚ 258 


370 

23 
233 
160 
220 
191 
233 
189 


‚179 





— 323 — 


Friſch auf zu neuem Leben 

Frisch! Clarinett, Und Hadebrett 

Friſch hinaus zum heißen Kampf! 
Friich, ihr Blumen und Halme 

Friſch, fpielt mir ein Tänzlein! 

Friſch, tummle dich, tummle dich, Kreiſel 
Fröhlich jchien die Morgenſonne 

Fröhlich find wir wieder 

Frohe Lieder will ich fingen 

Früh am Tage laßt uns gehn 

Frühling, der du Tod zum Leben weiheſt 
Frühling, endlich fehre wieder 

Frühling, Frühling wird es wieder 
Frühling hat mir Hoffnung gebradt 
Frühling hat mit halbem Auge 
Frühling, jende 

Frühling ſprach zu dev Nadtigall 
Frühling, mas willſt du hier? 

Fünf Jahre noh — ein halb Jahrhundert 
Funkert her, hier laßt uns boden 


©. 


Gebratne Aepfel, jühes Wort 
Geduld! e3 wird jih ändern 
Geht ein Storh dort in dem Mühlenbach 
Gelichtet it der Wald und kahl das Feld 
Geriethe heuer doch der Wein 


TIL, 
IT, 


III, 


127 


204 
115 
137 
247 


33 


— 324 — 


Geftern al& ich bei dir war 

Geftern ging ih in den Wald hinein 
Geitern hingen viele 

Seftern konnt’ ih Hoffnung haben 
Seträumet hab’ ih Jahr und Tag 
Gewiſſe Herren und Frauen 

Ging ein Knabe neulich 


(Slaubt ihr denn, mir thät’S hier bangen? 


Süd, tummle dich! 

Glückauf aus Finſterniß und Nacht 
Glückauf! verfahren ijt die Schicht 
Glücklich biſt du, lieber jtiller Mond 
Glücklich was in Lieb’ und Treue 
Glücklich wer auf Gott vertraut 

Gönnt doch dem kleinen Wintergait 
Gott grüß dich, liebe Mutter! 

Gott will für ſeine Gaben 

Grasmücke, ſag was flatterſt du 

Große Schlachten, blut'ge Siege 

Grün iſt das Eiland, weiß der Strand 
Grün iſt das Feld, belaubt der Hag 
Grüner Schimmer ſpielet wieder 
Grüner und grüner Matten und Feld! 


Ha! ſind wir nicht alle Gäſte? 
Hab' ich doch Tag und Nacht 
Hab' ich gekämpft in ſtürmiſchem Muth 


— 225 — 


Hab’ ich mich doc viele Tage 

Hab’ ich Tage lang geblicet 

Habe Blumen gepflüdet 

Hab’n wir wieder einmal 

Habt ihr ihn noch nicht vernonmten 
Hänjelein, willit du tanzen? 

Hafen, Donnerbüchſen, Schlangen 
Halte feft, was dir beichieden 
Hampelmanı, was fängt du an? 
Hans Peter zog am Morgen 

Haſt dic) kirchlich ausgeſchmücket 
Haſt du den Frundsberg nie geſehn? 
Haſt du mich nicht mit ihr verſöhnt 
Hat ſchon wieder geſchlagen zehn! 
Hattejt du mir doc verſprochen 
Heda! holla! aufgemacht! 

Hei, juchheil Kommt herbei! 

Heida, die liebe Maienzeit 

Heimat, ach, vergebens 

Heiß jie willfommen in jo furzen Tagen! 
Heißa, id) bin der fröhlide Mann! 
Heißa, luftig im fonnigen Wetter 
Heißa, ſtoßt fröhlich an! 

Heißa, wer tanzt mit mir? 

Heiter ſollte jegliches Gedicht 

Heran! heran! Friſch auf! ſtoßt an! 
Herbei, herbei, ihr alten Zecher! 
Herbſt iſt es wieder, gelbe Blätter fallen 
Herr Durſt iſt ein gejtrenger Man 


ro 


Herr Wirth, Herr Wirth, ein Gläschen Wein! III, 


Herr Wirth, laß die Gefangnen frei III, 
Herz, du jollft vor Freude glühn jB0L 
Herz, mein Herz, gieb dich zufrieden! T; 
Herz, mein Herz, wie bijt betrogen III, 
Herz, und verlangjt du nicht Ruhe? J; 
Herz, vergiß die trüben Tage ! I, 
Herz, was blieb dir für dein übrig Leben ? T; 
Herz, werde froh! Herz, werde kühn! ix 
Herzallerliebites Mädel II, 
Heut’ amı AUllerjeelentage L 
Heut noch find wir hier zu Haus III, 
Hente Fröhlichfeit! Morgen Herzeleid! IH, 
Heute Jubel! heute Luft! I, 
Heute Jubel! heute Aujt! II, 
Heute, Beilchen, Hol’ ih did I, 
Heute will ich Fröhlich jein I, 
Hier find heute 10T, 
Hinaus auf deine Matten ER 
Hinter der Wolfe ftehet die Sonne I, 
Hinträumen fo den ganzen Tag I, 
Hinz! jagt Klaus u 
Hoch an dem Kirmsbaum fchwebet der Kranz III, 
Hör’ ich dort befannte Stimmen? I 
Hörft du nicht die Trommel jchlagen ? IT, 
Hört’ ih nicht ein Vöglein fingen ? I 
Hört, wie fie blajen, fiedeln und ſchrei'n! I, 
Hoffe! deine Saat wird grünen III; 


Hoffe nicht! Harre nicht! Js 


133 
192 
380 
139 
118 
364 

67 
193 
129 
157 
301 

59 

23 
105 

68 
189 
169 
312 
367 
235 


4i 


Holzapfelbaum, jo ſankſt du nieder! 
Hopp Hopp Hopp Hopp! Mariechen 
Hopp hopp Hopp! mein Hottopferd 
Hopp Hopp! ih bin ein Neitergmann 
Hopp hopp! Reiterlein 

Hopia! Geiger, Pfeifer 

Horniffen, Wespen und Hummeln 
Hungrig fliegen dort zwei Naben 
Hurrah! ih bin ein Huſar! 
Hufaren müjjen reiten 


3. 


Ja, die Schönft’! ich jagt’ es offen 
Sa, du bift mein! 

Id, Hoffen und Harren 

Ja, ic Hab’ ein groß Verlangen 

sa luſtig bin ich, das iſt wahr! 

Sa, nun weih ich, welche Mühe 

Sa, fie kehren immer wieder 

Sa, jte jind dahin die Tage der Wonne 
Sa, überjelig Haft du mich gemadt! 
Sa, wär's nicht jebo Frühling just 
Sa wenn's nicht geht, fo geht es nicht 
Sa, wieder hab’ ich dich gejehen 
Sacob, wenn du Weiden jchneideit 
Jahrmarkt ijt in jenem Städtchen 

Ich ärgre mich jo jtumm und dumm 


HIT, 


93 
184 
228 
122 

91 
354 
222 
274 
261 
165 


BER 2 


Ich arme Lerche jih’ im Bauer 
Sch bin ein alter Mann 
Ich bin ein freier Falke 


IL, 
I; 
IIT, 


Ich bin ein Fremdling ohne Haus und Heerd TI, 


Sch bin ein Melancholicus 

Ich bin ein Spat von Gottes Gnaden 
Ich bin ein vielgewanderter Mann 

Ich bin Hujar gewejen 

Ich bin in deiner Ruh gejtorben 

Sch bin in den Garten gegangen 

Ich bin fein Nitter, no Edelmann 

Ich bin Profeſſor geweſen 

Ich bin ſchon lange fertig 

Ich bin ſo reich und weiß es nicht 

Ich bleib' in meinem Vaterlande 

Ich fand im Winter ein Veilchen 

Ich fragt' einen Stern am Himmel 

Ich fühle recht mein irdiſch Sein 

Ich geh' auf den ſonnigen Hügel 

Ich gehe nie vorüber 

Ich ging ganz früh im kühlen Thau 
Ich ginge ſo gerne vorüber 

Ich glaubt', ich wär' im fremden Lande 
Ich hab' ein Lämmchen mir gekauft 

Ich hab' ein Lämmchen weiß wie Schnee 
Ich hab' ein Schiff gebauet 

Ich hab' im Traum gepflücket 

Sc habe den Wind und die Wolfe gefragt 
Ich habe die Tag’ und die Nächte geweint 


III, 2 


ET, 


Er 


— 323 — 


Ich habe mein Roß verloren IE, 217 
Ich habe mid) jo ſchön geſchmückt IR..272 
Ich habe nicht umſonſt gerumgen =,T 58 
Ich Habe fingend mich geſchwungen DL ‚054 
Ich hätte nie begehrt I, 265 
Sch hatt’ ein liebes Schäglein IH: 28 
Sch Hör’ ein Glöcklein klingen I, .237 
Sch Hör’ im Walde jhlagen die Nadtigall IE, 13 
Ich kam mit Blumen, fam mit Liedern I, 349 
Sch komme her vom Meeresjtrand IH, 159 
Ich lag und jchlief, da träumte mir II, 389 
Ich fag wie in Grabes Nacht I, 367 
Sch lebe noch, und immer [eben wieder 1,129 
Sc liebe den Sang, ic) liebe den Wein 211, ‚74 
Sch liebe dic) in Gott, und Gott im dir I, 281 
Sch Tiebe dich und ſag' es nicht L, 253 
Sch liebe mehr fie, ſprach zu mir das Herz I, 266 
Ich möchte heute Mai’n div bringen I, 362 
Ich möchte mit den Vögeln zieht I, 359 
SH muß den Sonnenjhein beneiden I, 295 
Ich muß die Lieb’ aufgeben II, ;8 
Ich muß hinaus, ich muß zu dir I, 234 
Sch reif’ auf meiner Sehnjudt Schnur I, 264 
Ich jah dich nur ein einzig Mal I, 332 
Ich jah die Berge duftiggrün EI..=33 
Ich ſah fie wieder, jah fie wieder 11.,.46 
Sch jah wol ein Tieblihes Blümlein J, 348 
Ich jahe die blaue unendliche See I; 193 
° Ich fang zu wenig und hoffte zu viel Li, .3@ 


Sch ſaß auf einem Rebenhügel 


Sch ſaß bei dir — wie mir die Zeit verrann! 


Ich ſaß in einem Fiicherboot 
Ich fing’ dir ein Abendlicdchen 


Ich finge froh und frei durd Wald und Feld 


SH ſitz' auf einem dürren Aſt und Hage 
Sch jtand an jener Mauer 

Ich ſuche Blumen an der lub 

Ich wär’ ein Weinberg ohne Neben 

SH war mit dem Frühling gefommen 
Sch war jo ſtolz, fühn fonnt’ ich jagen 
Sch weiß es, was du wünſcheſt dir 

Ich weiß wol einen Hügel 

Ich weiß zwei Blümlein blau 

Ich will auf der Welt nicht viel 

Ich will des Frühlings warten 

Ich will nur ſingen, will nur dichten 
Ich will von dir vergeſſen ſein 

Ich will von dir, was keine Zeit zerſtöret 
Ich wollte ſchweigen, weil es Winter iſt 
Jedem das Seine Am beſten gefällt 
Jeder ſchöpft aus ſeiner Quelle 

Jeder Vogel ſingt als wüßt' er 

Jetzo heißt es: ausmarſchieret 

Jetzo, meine Püppelein 

Sept fröhlichgemuth 

Jetzt hebt der Faſching an 

Jetzt hebt die Kirmeß an! 

Sept iſt mir lieb die ſchlechtſte Schenke 


IH, 


I, 
I, 
I, 
IH, 
I, 


Jetzt rathet, wer da rathen kann! IH, 215 
Jetzt jchweigen Die Geigen II, 99 
Jetzt wolan, jo laßt ung wandern II, 406 
Jetzt ziehn wir zum Gefechte III, 220 
Ihr blauen Berge jeid es wieder I, 314 
Ihr denkt, das fann der Storch nur fein! Mm, 325 
Ihr denkt, wenn ihr euch tummelt im Frei'n II, 381 
Ihr dürft mich gar nicht fragen II, 303 
Ihr Gräjer alle, Halm an Salın III, 143 
Ihr habt des Kududs Ruf vernommen II, 320 
Ihr lichten Sterne Habt gebracht I, 270 
Ihr lieben Herrn, was forjchet ihr I, 46 
Ihr noch nie genug gecehrten A 7 
Ihr ichönen Frau'n, ihr reihen Herrn III, 126 
Ihr jeid die Herrn der Schlöffer und Paläſte I, 44 
Ihr ſeid im Winter blind geweſen I, 48 
Im Dorf’, im Dorfe Hallen jchon 1.210 
Im Grimen, im Grünen, im Grünen RINDE 
Im Herbit erblüht am dunklen Tag 1.141 
sm Maien, im Maien, da ijt es jo jchön II, 262 
Im Roſenbuſch die Liebe jchlief BI 54 
Im Schooß der Erde ruhet eine Welt 11.273 
Im stillen Heiligtgumte I, 69 
Im Takte nach dem Trommeljchlag II, 214 
Im Walde möcht’ ich leben II, 349 
Im Walde wie jchön II, 216 
Im Winter wenn e3 frieret 17387 
Summer langjam, immer langjam II, 196 
Immer noch diejelben Berge I 125 


— 8332 — 


Smmer treibt’3 den Vogel wieder 
Immer wieder Negenjichauer 

Sn bunten Kleidern, mit Blumen am Hut 
In dem Apfelbaume drüben 

In dem Schwarn der Zecher ſaß ich 
Sn den Wäldern, in den Feldern 

Sn der Flaſche fein Wein 

Sn der Heimat bin ich wieder 

Sn der Sterblichen Gejchide 

Sn des Berges Nebenhallen 

Sn Deutihland, in Deutſchland 

Sn diefem öden Waldrevier 

In diefer Welt des Trugs und Scheins 
Sn diejer Welt des Trugs und Scheine 
Sn einer Scheune waren 

In Heirauch eingehüllt verjchtwindet 

Sn Hoffnung eingehüllet träumet 

In jeder Blüthe ruht die Frucht verhüllt 
Sn jedes Haus, wo Liebe wohnt 

Sn Liebestuft, in Sehnjudtgual 

Sn meiner Kammer bang’ allein 

Sn unjers Nachbars Garten 

Sn unjers Vaters Garten 

Ins Weinhaus treibt mid) dies und das 
Irgend und irgend im Wald 

Iſt Alles nur ein Wechjel auf Erden? 
Sit die Sonne heinigegangen 

Sit ein Leben auf der Welt 

Sit ein Leben auf der Welt 





— 33 — 


Sit fein jchönerer Tag doch 

Iſt wieder friiher Schnee gefallen 
Juchheißa juchhei! Die Erndt’ ift vorbei 
Juchheißa juchhei! Wie ſchön iſt der Mail 
Juchheißaſſa! der Storch iſt da 

Jugend, dich hab' ich ſo lieb! 

Jung geraubt, und auferzogen 

Jung war ich, jung bin ich 


u. 


Kam das Mädchen an die Duelle 
Kamerad, fomm! Kamera), komm! 
Kann es der Ningeltaube gelingen 
Kann id) von Recht noch reden 
Kannjt du nicht Anderes beginnen? 
Kaum erblüht, vom Reif geknickt 
Raum haben wir verlajien den Wald 
Kehr wieder, lieber Sonnenjchein! 
Kein CHrijtbaum wird ihr mehr beichieden 
Kein Feittag ift im ganzen Jahr 
Kein Glodenflang 

Kein Harren gilt noch Hoffen ! 

Kein König gab mir einen Orden 
Kein ichöner Land als Heimat 

Kein Vogel doc geicheiter iſt 

Reine Kuppe will ich haben 

Keine Sonne brachte den Tag 


— 334 — 


Keinem ſollt' ich es vertrauen 

Klinget, Maienglödchen, klinget 

Kneipen ijt das Schönſt' auf Erden! 
Könnt’ ic) die Lerche fein, die früh erwacht 
Könnt’ ih dir frohe Kunde jagen ! 

Könnt’ ich leben doch mit ihnen 

Könnt” id mit dent Zauberjtabe 

Könnt’ ich fein doch immer dort — 
Könnt' ich ſein doch immerfort 

Könnt' ich wandeln durch die Auen 
Komm, komm, mein liebes Spitzchen 
Komm, liebe Sonne, komm geſchwinde 
Komm, mein liebes Fränzchen 

Komm zum Garten, zu dem wohlbekannten 
Kommt herbei und ſehet an 

Kommt, wir wollen uns begeben 

Kommt zum Reigen, laßt uns ſpringen 
Krakrah krakrah krakrah! 

Krank biſt du, krank! ich höre kaum die Kunde 
Kuckuck, Kuckuck ruft aus dem Wald 
Kudud, Kuckuck, ſag mir doch 

Kuckuck, melde dich bald! 

Kuckuck ſtimmt ſein Liedchen an 


£. 


Läßt ſich nicht der Kirchturm ſchauen? 
Lange Hoffnung, Kurzes Leben! 
Langweilig war mein Leben oft 


— 3335 — 


Laß das Härmen, laß das Klageır 
Laß dich immer nur verhöhnen 

Laß die wilden Wogen toben 

Las du den Müden ruhn und raſten 
Laß uns auf die Hoppe jteigen 

La uns dulden gottergebei 

Laß uns gehn hinaus in den Wald 
Rah werden, Gott, der Sehnſucht Duelle 
Laſſet uns heute daS Geſtern preijen! 
Lafjet uns jchlingen 

Laßt die Kanonen nur grollen und brummen 
Laßt euch nicht länger bitten! 

Laßt euer Stimmlein ſchallen 

Laßt mich ruhen, laßt mich träumen 
Laßt mich von den Blüthenbäumen 
Laßt uns luſtig ſein und ſingen 
Lauf, Junge, lauf! 

Leb wohl, du Land der guten Herzen! 
Leb wohl, mein Vater Sonnenſchein! 
Lebe wohl! lebe wohl! 

Leer iſt das Feld ſchon allenthalben 
Leicht in dem Herzen 

Lieb ſind mir ſchon alle Veilchen 
Liebe, Lied und Muſikant 

Liebe Roſe, blicke freier 

Liebe Sonne, kehre wieder 

Liebe Sonne, ſcheine wieder 

Liebe, verſtecke dich nicht 

Lieben Abendwinde 





— 386 — 


Lieben Freunde, jeid zufrieden I, 181 
Lieber Mann, jag mir au 11,282 
Liebes Herz, nun freue dich I, 168 
Zügen könnte diejes Herz T, 265 
Luſtig ift das Bienenleben! II, 347 
Luſtig ift das Jägerleben II, 112 
Luſtig ift das Seemannsleben III, 289 
Mm. 
Mädel des Oberlands II, 9% 
Mädelein, was machſt du? IH, 43% 


Mag deine Jugend, deine Schönheit ſchwinden I, 295 
Mag Schön die Blume, mag fie häßlich fein I, 300 


Maienglödklein läuten wieder I, 49 
Maiglödchen läutet in dem Thal E,.828 
Maikäfer, jumm, ſumm, ſumm I, 9% 
Man braucht mich aller Orten II, 170 
Mauskäßtzchen gab ein großes Seit II, 104 
Mausfäschen, wo bleibjt du? II, 178 
Mar, willit du noch nicht jchlafen ? II, 146 
Mein beiter Freund in diejer Zeit III, 262 
Mein Hans und mein Reter find beide jo brav II, 185 
Mein Herz ijt eine Aeolsharfe I, 379 
Dein Herz it eine Blumenfrone I, 354 
Mein irdiſch Mühn und Streben I, 285 
Mein Lied, auf Rojenlippen leben 1,05 


Mein Lied ift wie der Abendhauch I1.:4728 


Mein Mädel lebet überall I, 208 
Mein Schäßel ijt brummig und fieht mich 

nicht an IT 5.85 
Mein Staar ift ein geicheites Thier II, 293 
Mein Bater und Mutter, mein Schweiterlein III, 223 
Meine Freude war die Roſe H;n15 
Meine Liebe gab dich mir zu eigen I, 278 
Meine Liebe lebt in Liedern 1.247 
Meine Mutter hat gepflanzt 18.137 
Meine Mutter hat gejagt 11,205 
Meine Seele will nicht jchlafen gehen T,. 305 
Meine Sehnſucht jchwingt die Flügel I, 130 
Meine Sehnjucht jpinnet fi 1, 255 
Meiner Dichtung Blüthezeit 7.014 
Meines Herzens Liederquell I, 155 
Mid könnte nod die Welt verjühnen IN 37a 
Michel wollte Shlittihuhlaufen lernen gehn II, 380 
Milder Regen träuft hernieder I, 100 
Mir gehn die Augen über III ;22 
Mir hat das Schicfal viel gegeben I, 354 
Mir ift, als müßt’ ich immer jagen I, 324 
Mir ift als müßteſt du mid zwingen I, 256 
Mir ift jo ernſt und feierlich 1,13 
Mir ift zu Muth jo wonnig 3,8 
Mir träumt, ic) wäre verwandelt II, 69 
Mir träumte, meine Gedanken [LER 
Dir träumte, wie ich würde begraben I, 366 
Mit Schnee bededt lag Wieſ' und Feld I, % 
Mit Wahrheit waffne dich! 1.738 


— 338 — 
Mögen rauſchen der Bäume Blätter I, 126 
Morgen fommt der Weihnachtsmann II, 392 
Morgen marjchieren wir IT; 167 
Morgen müfjen wir marjchieren III, 287 
Morgen müfjen wir verreijen III, 104 
Müller Heraus! Müller heraus! II, 226 
Müsen, Staub und Sonnenjdein UI, 9 
Munter getanzt! fröhlich gezecht! II, 89 
Muſik und Tanz und Fröhlichkeit! III, 64 
Muß Has Leben, was am Licht erworben I, 307 
Muß man von Freuden fcheiden 1:3198 
Mylord, ih muß dich loben II, 128 
N. 
Nach anderm Glanz und Ruhme I, 286 
kach der Arbeit jist der Schnitter W023 
Nach diefen trüben Tagen TAB 
Nah uns auch wird die Erde wieder grün I, 300 
Nachtigall, wie ſangſt du jo ſchön I, 149 
Nachtigallen ſchwingen 1.2221 
Nackt ein, nadt aus I, 207 
Naht aucd die Trennungsjtunde 1,0208 
Nehmt Hin die ganze weite Welt! III, 116 
Nein, die dunklen Tage Di, 313 
Nein, du bijt mir nicht gewogen! 1,2276 
Mein, ich bin nicht mehr derielbe III, 119 
Nein, ich will fte nicht verdammten I, 204 


Nein, jo wollt’ ich doch nicht fcheiden J, 


— 39 — 


Nennet jhön der Neben Düfte 

Neue Liebe, Frühlingsmorgen! 

Neuer Frühling, neues Leben 

Neues Jahr, du lehrit uns zwar 

Neues Jahr, neues Jahr 

Neues Leben, neue Lieder! 

Nicht al3 Blume fann ich blühn 

Nicht dorthin, wo die Leute verhimmteln 
Nicht jedem iſt ein Glück beichieden 
Nicht immer find die Berge 

Nicht mit Rojen und Violen 

Nicht Staub, nicht Wind noch Regen 
Nicht wie im Herbſte fällt da3 Laub 
Nicht3 Grünes mehr in Wald und Feld 
Nie verdrießlich Takt uns jein 

Nie wird’3 für uns auf Erden 
Niemals möcht’ ih Blumen tragen 


Nimm ab den Kranz, der Jungfrau'n Bier! 


Nimm diejen friichen Blumenfranz 
Noch bin ich guter Dinge 

Noc blühen im Garten die Blümelein 
Noch giebt's ein Glück auf Erden 
No ftehen am Himmelsbogen 

Nun ade, ihr Blumenauen 

Nun alle herbei und hört mid an 
Nun bin ich froh und freue mid 
Nun bin ich wiederum allein 

Nun fühl’ ich evit der Trennung Schmerz 
Nun gute Nacht! 


LIT, 
III, 


Yun 
Run 
Kun 
Nun 
Nun 
Kun 
Kun 
Nun 
Nun 
Nun 
Nun 
Nun 
Nun 
Nur 
Nur 
Nur 
Nur 
Nur 
Nur 
Nur 
Nur 
Nur 
Nur 
Nur 
Nur 
Nur 
Nur 


Nur 


— 

hat zur Freude ſich geſtaltet I. #2 
it die Welt jo heiter wieder 1,:20 
laßt ung gehn aufs Dorf hinaus 11.2358 
noch ein Lied! und noch ein Lied! III, 216 
ſäuſelt nad Gewitterichwitle I, 356 
fag mir an, was meinft du 12312 
ichweigt die Höh, nun jchweigt daS Thal I, 225 
fteht in friiher Grüne II, 196 
wandl’ ich auf den üden Deichen I, 364 
will id) deiner Schönheit frohnen 1.0281 
wird jo braun und falbe II, 366 
wolan, jo laßt uns wandern 11.274 
zu guter Lebt III, 138 
die Hoffnung feit gehalten I, 99 
die Lieb’ ijt wahres Leben 11, 67 
die Liebe kann gewähren I, 285 
die Liebe kann verjühnen I, 48 
ein armes Mädchen bin ich II, 275 
ein Pfand ift unjer Leben 097 
ein Wandern ijt das Leben I, 84 
Eine Naht — und Schnee ift da gefallen I, 337 
Einmal haft du einen Strauf 11,0.-41 
Eins muß ich beflagen I, 291 
Geduld! bald iſt es beijer III, 220 
nicht ängjtlih! nur nicht Hagen! 2 I, 54 
nicht fäumen, nur nicht träumen! II, 294 
noch dieje Heine Strede III, 248 
tapfer drauf und dran III, 225 
Nußknacker, du machſt ein grimmig Gejicht II, 236 


— 3dl — 


Anneli, o weine nicht 

daß dich Gott behüte! 

daß doc) Hier fein Frühling weilet 
daß es nicht donnert und Fracht 
dak ich Hoffnung wieder habe 
der Liebe Freudenjchauer 

der Liebe jühe Leiden! — 

der namenlojen Schmerzen 
dieje dunfeln Winternächte 

du des Guten freundlich Bild 
du mein heiß Verlangen 

‚ du meine liebe Taube 


SE) 


ae) 


[60] 


SELETE) 


() 


O fändejt du die Blume Sang 

O frag mich nicht: was ijt denn Glück? 
O gebt mir meine Berge wieder 

O glücklich, wer ein Herz gefunden 

O glüdlih, wo nod Ruh und Friede 


O hätte jeine Sprache doch 

O Herrengunſt, du währſt nicht lang 
O ihr alten böſen Mücken 

O Johanna! o Johanna! 

O könnt' ich Botſchaft ihr doch bringen 
O könnt' ich doch ein Spiegel ſein 

O könnt' ich, könnt' ich hienieden 


O! könntet ihr hören und ſehen ſie 
O laß dir's wohl in meinem Herzen ſein 


ESEL ZEITE 


(u) 


IE EESIESIESEITIEIEILSCETIEITITSTSESEE 


1) 


7 


— 342 — 


laß mid) lauſchen, laß mich Yifpeln, fojen 1.38 
lab uns friih und heiter fein ! I, 166 
liebe Himmelblaue See 1, 162 
lieber guter Frühling fomm II, 113 
Mäufelein, o Mäufelein II, 161 
Mieze, wärjt mir lieb I — 
Nacht der Thränen, Nacht der herben 

Schmerzen 120 
Nachtigall, o Nachtigall I, 180 
nimm mid auf, du Waldeseinjamteit 1; 68 
Sceiden, bittres Scheiden! 11,445 
Schmetterling, ſprich IT. 125 
fied, wie allenthalben II, 224 
Sommer, du Feind der erniten Gedanfen I, 13 
Sommermorgen, wie bijt du fo ſchön II, 336 
Sonn’ im Lichtgejhmeide II, 66 
ſprich ein einzig Wort zu mir I, 262 
taufend Tank aufs Neue 12266 
Baterland, o Heimatland III, 252 
Vaterland, o Baterland III, 242 
Vaterland, verbannt aus dir 1.56 
wärſt du wie der Wiederhall I, 302 
welche Luft, auf die Bäume jteigen II, 356 
welche Luſt Soldat zu fein! III, 194 
wie bin ich doch betrogen III, 243 
wie bin ich jo bejcheiden II, 64 
wie freu’n wir ung 11,20 
wie iſt es draußen doch jo ſchön! 11,277 
wie iſt es falt geworden II, 316 


— 343 — 


O wie Iuftig läßt ſich jetzt marjchieren 
D wie ftill, du jhöner Wald! 

O wie weh thut doc das Scheiden! 
DO, müßt’ ic Eins, ih wüßte viel 

Ob er Früchte je gewinnt 

Ob Lilien blühen in dem Thale 

Oft wird’3 noch Frühling hier auf Erden 
Oftmals bin ich heimgefehrt 

Oftmals hab’ ich hingeſchaut 

Oftmals lehnt ſich der Verſtand 

Ohne Kajt, ohne Brot 

Ömnes, omnes erramus 

Dtto, liebes Brüderlein 


P. 


Papa, mein Stühlchen 
Papa will ins Webicht gehn 
Papa will nach Süßenborn gehn 


HJ, 
IT, 


Pilüdet die Blume! jo lang’ es noch Frühling II, 


Pilgrimme find wir allezeit 


Proft Jahrmarkt! fommt und kauft mir was! 


Putjemeier will fpazieren 


©. 


Duater, Drei! zu Zink und Daus! 


I, 
H, 
II, 


183 
308 

&l 
100 
307 

69 
386 
253 
208 

37 
130 
219 
174 


234 
212 
405 
170 
223 
360 
406 


227 


— 


3, 
Rathe, wer da vathen kann! II,.139 
Regen, Negen, Himmelsjegen II, 219 
Reiches Leben, das noch Blüthen ..I, 384 
Reime wollen jih nicht fügen I, 8 
Rein fei dein Herz und ſtark dein Muth! I, 330 
Ringen, reden, ſchwingen II, 133 
Roſe, der Jugend Bild II,.-22 
Roſe, du jolljt dem Tranke der Rebe L,,.,80 
Roſen blühen immer wieder \ I, 9 
Rojen in jo falten Tagen! 1.294 
Rudi rudi ralla la! II, ,285 
Rühret die Trommeln und ſchwenket die Fahnen! IL, 334 
Ruhig kann der Wein nicht bleiben 1-5 
= 
Sag nicht, daß einft dein Auge 1 
Sag, warn wird e3 mir gelingen? I, 334 
Sag, was foll dein ängjtlib Thun? II, 108 
Schaukle auf und ſchaukle nieder! 11795 
Scheint denn die Sonne nur für fi I, 267 
Scheint der Mond jo ſchön IL, 139 
Schenket ein und jtoßet au III, 58 
Schenft mir ein fühlen Wein! I #7: 
Scherbe, tanz auf dieſem Plan II, 143 





— 345 — 


Schick herüber — Schick ihn wieder 
Schlaf ein, mein liebes Kindlein! 
Schlaf, mein Kind, ſchlaf ein! 
Schlaf, mein Kind, ſchlaf ein! 
Schlafe, liebes Elſelein 

Schließt euch, Augen, ſchließt euch wieder! 
Schmetterling' und Fiſche ſchlagen 
Schneeglöckchen, ei, du biſt ſchon da? 
Schneeglöckchen klingen wieder 
Schneeglöckchen läutet wieder 
Schneeglöckchen vor meinem Fenſter 
Schön ſieht ſich ein Lager an 

Schön wie die Roſe blüh' dein Leben 


Schön wie die Sonn' und doch die Sonne nicht 


Schön wie's Lied der Nachtigallen 

Schöne Stunden ſind verſchwunden 

Schöne Tage, taucht wie Sterne 

Schon ſank die Sonne nieder 

Schwäbelei, Nebelei 

Seht, da ſteht er, unſer Schneemann! 
Seht den kleinen Franz mal an 

Seht ihr am Berg die Feuer da? 

Seht meinen Ball mal an! 

Seht mir mal mein Elschen an 

Seht mir nicht ſo in die Augen! 

Seht, wie das Schneefeld drüben uns winkt! 
Seht, wie die Sonne dort ſinket 

Sei du das Licht, laß mich die Kerze ſein! 
Sei gegrüßt, du Frühlingszeit 


Lu 


— 336 — 


Sei gegrüßt zum legten Mal 

Cei mir gegrüßt, du Sonnenitrahl! 
Sei willkommen, lieber Frühling! 
Seid mir gegrüßt, ihr hellen Tage! 
Seid nun ruhig, wilde Wogen 

Seid willfommen allzumal! 

Senfet nit die Blicke nieder 

Sie bracht' ein frisches Sträußchen mir 
Sie fang: „Wenn id ein Böglein wär'!“ 
Sie find dahin die Winterfejte 

Sie weiß es nicht, wie ich mich wiege 
Sie mwifjen nicht, warum’3 Januar war 
Sie zwiticherten und jangen 

Sieben Jahre find vergangen! 

Sieh, diefe Hyacinth' Hat überjtanden 
Sieh mid, wie ih fing’ und Zeche 
Sieh mir nit jo in die Augen! 

Sieh nicht nah dem Wetterhahne! 
Siehe, der Frühling währet nicht lang 
Sind nicht mein die lihten Sterne 


Sind ung de lichten Stern’ ein Schleier nicht 


Sind wie Träume denn verihwunden 
Sind wir nicht dreift und gar verwegen? 
Singe, Seele! Trinke, Herz! 

Singe, finge! Mit Sejange 

Singt ein Vogel oh im Baume 

Singt und trinkt, und trinft und fingt 
So! Bello, jo gefällit du mir 

So bijt du endlich doch gejchieden 


So 
So 
So 
So 
So 
So 
So 
So 
So 


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So 


— 347 — 


freu'n wir uns in Wald und Flur 
geht es fort in Tritt und Schritt 
geht's auf unſre Weiſe 

gerne wir auch in fröhlicher Weiſe 
hab' ich dich nicht mehr geſehen 
haben wir aus voller Bruſt 

halte feſt was dir beſchieden 

haſt du mir ein Recht verliehen 
hört doch was die Lerche ſingt 
kann ich wol des Liebchens warten 
klagten wir unſer Herzeleid 

können Jahre noch verſchwinden 


komm doch heraus ins Freie zu mir! 


fomm, du lieber Sonnenicein 

laß uns unſre Weit gejtalten 

laßt mich blühen jtill allein 

laßt mich ruhen ungeitört! 

febt denn wohl, ihr lichten Alpen ! 
leg den Winterjchleier nieder 
leuchtet meinem Pfade, Blumenjterne! 
möcht’ ich blühn wie dieje Roſen 
möcht” ich jein ein froher Zecher 
möcht’ ich unter diejen Bäumen 
muß es denn gejchieden fein 

muß ich wieder von dir jcheiden 
mußt’ ich fliehn aus meiner Heimat 
oft ich denfe dein 

faßen wir in jener Nebenlaube 
ſcheiden wir mit Sang und Klang 


- - - 


— — ———2— u — 


— 348 — 


So ſchlaf in Fried’ und Ruhe 

So ſchlaf in Ruh! 

So ſchlagen wir die Grillen todt 

So ſchön war nie ein neues Jahr 
So jei gegrüßt viel tauſendmal 

Co finge wieder, immer wieder 

So fingen wir, jo trinfen wir 

So jollte der Faſching jcheiden 

So trinfen wir laetifiee 

So trinfen wir pontifice 

So viel der Mai auch Blümlein beut 
So viel Flocken als da flimmern 
So viele Blumen blühen num 

So war id), eine Roſe voll erblüht 
So will ich denn bei allen Roſen 
Co will ih Fröhlich weiter wandern 
So wollen wir denn immer fingen 
So ziehn wir durch die ganze Welt 
Sobald das Schiff die Anfer lichtet 
Sobald der erſte Froſt tritt ein 

Soll auch diefer Tag vergehen 

Soll id) euch) was Neues jagen? 
Soll ih müßig jein und klagen 
Soll ih von den Freuden jcheiden 
Soll mir heut’ ein Glück gejchehen 
Sollten je für meines Geiſtes Mühn 
Sollteſt doch lieber ins Häuschen gehn 
Commtertage, Fliegenplage ! 

Sonntag ruht das Steuerruder 


— 349 — 


Eonntags in dem Federhut III, 
Sparbühschen, nun iſt e8 Il, 
Spischen, Spischen, tanz einmal! II, 
Spredt mir nit von Pyramiden F. 
Sprichjt dur auch nein, dur bleibft mir unverloren TI, 
Springauf trinft und Märzbecher E 
Start jei dein Muth und rein dein Herz! T; 
Steht ein jchöner Birnenbaum I]: 
Steig, Drache, jteig zum Himmel hinan! IE 
Sternlein, hätteft du ein Herz III, 
Stet3 war's der ganzen Welt gemein r: 
Still jtand die Wiege, das Kind jchlief Feit IT. 
Still und falt ijt nun die Welt II, 
Stille Tage hab’ ich wieder I, 
Stiller Ernjt und Trauer lag T: 
Stört mich nit in meinen Träumen I: 


Stolz die Blumen heut’ ihr Haupt erheben II, 
Stumm ift der Schmerz und jtumm das Haflen I, 


Stundenblume, wil’s gefallen I, 

Sturm und Regen find gejchieden T: 

Suche nur, jo wirjt dur finden! E 

Summ jumm jumm! II, 

T 

Tag wird's, und aus der Dämmrung ſich 
erhebet I, 

Tagen muß es! Wollt ihr weinen ? E, 


Tannen jtehn am Gartenhag bejchneit T, 


329 
18 
244 


— 3590 — 


Taujend Nojen blühen jeden Tag 1. 21% 
Tauſendſchön in unjerm Garten I, 209 
Thränen hab’ ich viele, viele vergojjen an! 
Thut euch denn der Winter nicht leid I, 381 
Ticktack! ticktack! madt die Uhr IHN, 34 
Tra ri ra! Bald it der Frühling da! II, 162 
Träum' ich oder wach’ ich wieder? I7...28 
Trarah! trarah! mit Hörnerſchall III, 166 
Trauben die ejj’ ich gern IT, 225 
Trauer ruht auf Wald und Heide I 
Trennt uns Glauben, Streben, Meinen III, 240 
Irennung ijt nur Nam’ und Schall 1,239 
Ireue Liebe bis zum Grabe DI, 237 
Irinf, Kamerad! III, 168 
Tröſte dih in deinem Leid 1.2113 
Trüb' ift die Zeit, voll Leid und Klagen I, 94 
N. 
Ueber die hellen Funkelnden Wellen INA 
Ueber die Hügel und über die Berge bin I, 206 
Ueberm Nebel jcheint die Sonne I, 383 
Uhlanen find befannt III, 183 
Um die Miaienzeit III, 109 
Um die Sommerzeit III, 287 
Um die Zeit der Sonnenwende I, 274 


Um einen Dorn fleht mancher von der Nofe I, : 
Und als ich ritt zum Wald hinein LI:% 


Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 
Und 


— 31 — 


als ich wieder Fam nad) Haus KIT 2928 
beut der Winter auch manche Leiden II, 392 
bin ich weiter nichts fiir dich geblieben I, 348 
der Frühling iſt gekommen III, 248 
der Winter war verganger HH, 7 
die Blumen blühen wieder I, 369 
die Lerchen fingen wieder 14.72 
du mwillft noch immer dichten? IST 
eh e3 wieder beginnt zu thauen II, 336 
Fränzchen Hört die Vögel fingen II, 21% 
hab’ ich nicht errungen I, 146 
haben wir uns genug gequält 11,376 
ich jtand vor dir erichrocden I, 375 
im Rheingau Din id) wieder I, 376 
it der Winzer noch jo arm III, 66 
ijt mein Lied ein Tropfen nur I, 234 
nächſten Sonntag, was machen wir dann? II, 360 
Nebel fommen, Nebel fliehn I, 244 
nod) einmal zum Tanze III, 90 
nun ijt es wieder grün IH, 211 
nun wird es wieder grün II, 405 
Nuhe Hab’ ih nun gefunden 1,387 
jte fommt, die ich erjehnet Gabe I, 241 
jind die goldenen Stunden I, 288 
find wir im Garten fröhlich gewejen II, 357 
wärjt du auch ein wildes Feuer I, 265 
wenn in früher Morgenzeit II, 337 
wenn mein Vater geht zur Stadt II, 158 
wenn's einmal nun Abend wird I, 224 


a): 


Und wenn wir im Garten jpazieren gehn 
Und wieder hatt’ es mic) getrieben 

Und würden alle Blätter Zungen 

Und wüßten's die Blumen, die Keinen 
Uns wird nod größere Freude gewährt 
Unjer Fränzchen will jpazieren 

Unfer liebes Fränzel 

Unfere Reben Laden zur Lei’ ung ein 
Unſre lieben Hühnerchen 

Unfre Rojen blühen wieder 

Unſre Väter find gejejlen 

Unter allen diefen Mädchen 

Unter Blüthenbäumen wand!’ ich 

Unter Regen, Kält! und Sturm 


V. 


Väterchen, frag mich nicht 

Vater ſprach: in jeden Baum 
Veilchen, Rosmarin, Mimoſen 
Veilchen ſah ich halbbeſchneit 
Veilchen, unter Gras verſteckt 
Veilchen, wie ſo ſchweigend 
Verdorret iſt mein Myrtenſtrauch 
Verneinend iſt und bleibt mein Streben 
Verſchwunden iſt mein wilder Muth 
Verſucht es mal aufzupaſſen 
Verwandle, Himmel, dieſe Lieder 


345 

58 
294 

30 
312 
281 
230 
365 
114 
102 

46 
175 
357 

62 


163 
142 


I, 219 
I, 289 


30 
99 
10 
49 
260 
151 
247 


— 353 — 


Vesperbrötchen, ftell dich ein 

Viele Mädchen, ſchöne Mädchen 
Bivis, du lebſt in meinem Herzen! 
Vögel jingen, Blumen blühen 

Vögel, Thaler und Buben 

Vom Bodenjee bis an den Belt 

Vom höchſten Wipfel jingt hernieder 
Bon allen den Bäumen jung und alt 
Bon allen Weinen in der Welt 


Bon den vergangnen Tagen träum’ ich gern 


Bon der Alpe Fehr’ ich wieder 

Ton einer Roſe mußt' ich fingen 

Vor meinem Fenjter jang 

Bor meinem Fenſter ſaßen jie 

Vor meiner Liebe darfſt dur nicht erjchreden 


W. 


Wachet auf aus dem Wintertraum! 
Wachet, ihr Wächter, ſteuert den Hunden 
Wälder knospen, Wieſen grünen 

Wär' alles Waſſer Wein 

Wär' ich dein nicht eingedächtig 

Wär' ich ein Veilchen auf der Au 

Wär' ich ein Vögelein 

Wär' ich eine Nachtigall 

Wäre meine Liebe Geld 

Wärſt du das Sonnenlicht 


— 351 — 


Wanderluſt! Hohe Lust! 

Wann blühen unjre Roſen wieder ? 

Wann blühen unjve Veilchen wieder 

Bann der Froſt an Wänden glimmtert 

Banıı die Erd’ iſt wieder grün 

Wann die Vögel mit Gejange 

Wann dir einjt die Ohren braujen 

Wann ich unter friſchem Mooſe 

Wann im goldnen Eichenlaube 

Wann wird die Sonne, die ich meine 

Wann wird es, wann wird e3 doch Früh— 
ling einmal? 

War's ein Traum aus fernen Tagen? 

Ward ein Bliimchen mir gejchenfet 

Ward mir ein ſchöner Frühling auch geraubt 

Wart, Vöglein, wart! jetzt biſt du mein 

Warum fliegt doch der Uhu 

Warum ſoll ich nicht fröhlich ſein? 

Warum ſoll ich nicht ſingen 

Warum ſprühſt du ſolche Funken 

Was Andre fingen oder jchrei'n 

Was bringt der Weihnachtsmann dem 
Fränzchen? 

Was eine Kindesſeele 

Was erzählen ſich doch die Vögelein 

Was flimmert und ſpielet am Fenſter 

Was haben wir Gänſe für Kleidung an? 

Was ich auch war, und was ich werde — 

Was ich denke, dacht' und dächte 


| 
| 


Was ich jtill im Herzen trage I, 
Was ijt da3 Traurigjte doch Hier auf Erden? IL, 
Was it denn das für Saus und Braus? 1BOL 


Was iſt die Ewigkeit? L, 
Was ijt die Welt, wenn fie mit bir IT 
Was ijt mit den Heidelbeeren gejchehn IT, 
Was kümmert's mich, ob's Heute 
Was Liebe giebt und Liebe weiht 
Was macht den Menſchen zum Menſchen auf 
Erden? 
Was mir wol übrig bliebe 
Was ſingſt du Herz ſo bang und laut 
Was ſoll dein Reichthum, Geld und Gut F 
Was ſoll denn das bedeuten IL, 
Was joll Dichten, was joll Singen I, 
Was joll ic) Hoffen noch hienieden! I. 
Was joll ic) zum Geburtstag jchenfen ? I: 
Was joll ich zum Geburtstag ſchenken? II, 
Was jollen wir uns weiter härmen ? LIT, 
Was jtreicht dev Kater feinen Bart? II, 
Was tanzen jo goldige Sternchen II, 
Was that ic) dir zu Leide je Er, 
Was treibt fie iiber Land’ und Meere? % 
Was weidet dort jo jorglos II, 
Was will die Nacht, die mich bedroht? I, 
Weg mit diejen, weg mit jenen 11 
Weh mir! daß ich zu fragen wagte T. 
Weh mir, o weh! TII, 
Weil in grünen Blättern E: 


— 356 — 


Weil fih nicht halten läßt 

Bein, Wein, Wein, Bringt uns Wein! 
Weit gekleidet läßt ſich jchauen 
Seithin König Adler jah 

Welche Freude, wenn wir heute 
Welche Luft das Seemannsleben! 
Welche Dede, welch ein Bangen 
Wellen kommen, Wellen jcheiden 
Welten jind die jilbernen Sterne 
Wem Liebe ward zum Eigenthume 
Wenn Alles jchläft in ſtiller Nacht 
Wenn aud düjtre Wolfen jagen 
Wenn auch meine Wangen blühen 
Wenn der Kudud wieder jchreit 
Wenn der Mond ijt aufgegangen 


Wenn der Schnee im Freien iſt zerronnen 


Isenn der Sommer fegret wieder 
Wenn der 
Kenn der Sonne goldner Strahl 


r 


Sonne Freudenferzen 


Wenn der Tanzbär tanzen muß 


IL, 
III, 
III, 

IL, 


Wenn dich der Dichtung Zauber hat bezwungen TI, 
Wenn did mein Arm jo feit umjchlungen hält I, 


Wenn die blaue Hyacinthe 

Wenn die Blumen alle welten 
Nenn die Blumen wieder blühen 
Wenn die bunten Blumen blühn 
Wenn di 


Wenn Di 


ar) 


Srühlingsjonne wieder 
Lerch' empor jich ſchwingt 


—8 


II, 


II, 


Kenn die Lerche jingt, wenn das Veilchen jprießt II, 


Denn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Menn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Nenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 
Wenn 


die Morgenſoun' erwacht 

die Nachtigallen ſchlagen 

die Reben wieder blühen 

die Roſen wieder blühen 

die weißen Wolken ziehen 

du auch das Geheimniß wüßteſt 

du hörſt: „er iſt geſchieden“ 

du lächelſt, wenn du weineſt 

du zu Ehr' und Ruhm gelangſt 
einſt das Vaterland in Noth 

einſt in ihre Waſſerſee'n 

es keine Flaſchen gäbe 

Frühling bricht des Winters Macht 
ich an das Schöne denke 

ich auch ein Spatz nur bin 

ich begraben bin 

ich dich ſehe, könnt' ich weinen 

ich hier die ſtillen Pfade 

ich mein Hühnchen locke 

ich nichts mehr habe 

ich träumend irr' alleine 

jede Blum’ aus ihrer Knospe bricht 
ihr badet auf des Meeres Grunde 
Liebe wie Roſen und Neben 

mid) auf Erden noch betrübt ein Leid 
mich die Welt mit ihren Lijten Fränfet 
mir das Schickſal viel gewährte 

mir die Welt ob meiner Liebe grollt 
mit nebeltrübem Wetter 


Wenn nad vielen trüben Tagen I, 
Wenn's draußen aud) ijt noch jo falt 1, 
Wenn's regnet, gehn wir nicht hinaus II, 
Wenn ji) der Kuckuck hören läßt I, 
Wenn jieben Stern’ aud) niederiinfen T: 
Wenn jpazieren geht der Reiher 11% 
Wenn wir des Morgens früh aufitehn II, 
Wer fragte je nach deinem Glauben III, 
Wer hat die ſchönſten Schäfchen? 
Wer hat dir das Haupt mit Schnee beſtreut? I, 
er jest ein braver Soldat will jein II, 
Wer it in unjer Hühnerhaus En 
Wer möcht” e3 doch dem Alter wehren T; 
Ver nad) dem Wejen jtrebet ie 
Wer noch zweifelt einen Tag 1; 
Wer jagt zum Anger: du jolljt nicht grünen? I], 
Wer jchuf das Wafjer? wer den Wein? III, 
Ber jinget im Walde jo heimlich allein? TIL, 
Ver figt auf unjver Mauer? 11: 
Wer jtecft denn da jein Fähnlein aus? III, 
Wer steht auf unjerm Anger und mwinfet 

uns zu? IJ, 
Wer jteht, dev fällt! I, 
Wer tanzen will, der jteh’ nicht jtill I, 
Wer tränke nicht Wein? III, 
Wer vieles hat, muß vieles miſſen I; 
Wer wird die Nojen brechen 1108 
Verde heiter mein Gemüthe Ir 


— 358 — 


Nie aber joll ich dir erwiedern ik 


— 359 — 


Wie beben meine Glieder 

Wie billig ijt daS Leben Geuer! 

Wie bift du doch ein junges Blut, jo jung! 

Wie blickſt du heil und rein 

Wie blüht es im Thale 

Wie deine Schönheit trat ans Licht der Welt 

Wie der Anger jih befleidet 

Wie der Blumen Aug’ erwachet 

Wie der Neumond mit dem dunfeln Schatten- 
bogen 

Wie der Schiffer auf dem Meere 

Wie der Tag im Morgenrothe 

Wie die Blätter an dem Baume 

Wie die Blum’ in ihrer Dolde 

Wie die Heil’gen fromm und kindlich 

Wie die jungen Blüten leife träumen 

Wie die Kinder jih der Floden 

Nie die Töne weben, ſchweben 

Wie die Wolfe nach der Sonne 

Wie diefe legten Blumen hier 

Wie doch vor meinen Bliden lag 

Wie du heute bijt geboren 

Wie dunkel aud die Nacht ſein mag 

Wie ein Garten ohne Blumen 

Wie ein Heil'ger nicht begehrte 

Wie eine Alpenroſ' auf fernen Höhn 

Wie eine Blume dien' ich dir 

Wie eine weiße Roſe laß mich ſein 

Wie ſinſter iſt die Nacht 


— 0 — 


freu’ ich mich der hellen Tage 
freu’ ich mich der hellen Tage 
freu’ ich mid; dev Sommerwonne 
fröhlich wir find 

fröhliche Geſichter 

fühl’ ich mich verloren bier 

groß die Zahl der Stern’ auch iſt 
groß fie it, wie herrfich dieſe Welt 
hab’ ich immer dein gedacht 
herrlich glänzt im Morgenthau 

ic) mich auch dreh’ und jchmiege 
ich mich Doch jo gerne bückte 

ic) mich heute Freue! 

in der Wurzel war die Blüthe 

it das Leben reich an Leiden! 

ijt der Menjchen Treiben mir zuwider 
it dodh im Walde gut wohnen! 

it jo herrlich die Winternacht! 

ijt jo jonmerjtill das Haus! 

kann es jemals dich gereuen 
fünnt’ ich dein vergeſſen! 

fönnt ihr mich doch immer fragen 
lächeljt du jo froh mir zu! 

lange joll ic) nod) fern dir jein ? 
mein Herz zum Guten neigt 

mein Kind fich freuen kann! 

mit glühendem Verlangen 

muß ich, Jugend, dich bemeiden 
oft jchon ward es Frühling wieder 


— 351 — 


Wie oft wird noch die Sonne niedergehn? I, 326 
Wie purpurſchimmernd blühet 1.69 
Wie's den heimmwehfranfen Wandrer T, 380 
Wie's Laub ſich Herzt im Winde I, 7 
Wie ſchön auf dem Bergen, wie jhön in 

dem Thal! I, 154 
Wie jehn’ id) mid) nad deinen Bergen wieder III, 235 
Wie jich mein Leben mag geitalten I, 338 
Wie ji Rebenranken jhwingen 1.233 
Wie fie ihr Haupt erheben I, 235 
Wie jie ihren Scheideſchimmer 5.19 
Wie find jo furz die trüben Tage I, 98 
Wie jingt die Lerche ſchön 1,78 
Wie jo lieblih durch die Fenſterſcheiben III, 158 
Wie joll id nennen dich, dich Namenloje I, 253 
Wie träumt’ ich einjt in jungen Tagen! I, 9 
Die traurig blifen Au'n und Matten! III, 245 
Wie traurig jehn die Au'n und Matten III, 298 
Wie um Eine Blume Schmetterlinge I, 302 
Wie vom Glanz der Abendröthe I, 388 
Vie war ich froh in meinem Herzen I, 37 
Wie war jo ſchön doch Wald und Feld! II, 369 
Wie wohlig wird uns Allen III,-175 
Wieder iſt das Feſt der Pfingsten I, 93 
Wieder ijt es lange zehn I, 398 
Wieder muß id) jeden Morgen II, 292 
Will der Sommer wieder jcheiden II, 488 
Will eine Blume jich erneuen I, 307 
Will um des Leben? Dornen mir "I, 308 


GER — 


Willkommen Heut’ und immer JH, & 
Willſt du, daß dir meine Auge lat? II, 58 
Willſt du einft in wahren Tönen I, 6 
Willſt du, o Liebe, Sprache werden I, 263 
Willſt du ſchau'n des Mondes Aufgang I, 179 
Willſt du, Sommer, wieder jcheiden ? II, 308 
Willſt du traurig jein und Hagen? I, 362 
Winter, ade! Scheiden thut weh ’ II, 318 
Wipp wipp wipp wipp wipp wipp! Zifchlein II, 331 
Wir aber werden die Fahne ſchwingen II, 356 
Wir armen Cpittelleute III, 124 
Wir bringen diefen Maien dir II, 119 
Wir bringen einen Maien hier II, 401 
Wir flechten uns Körbchen II, 296 
Wir haben es bejchloifen II, 298 
Wir hatten ſchon lange drauf geharrt II, 359 
Wir kommen daher gejhritten II, 368 
Kir fommen mit Trommel- und Pfeifentlang II, 384 
Wir Libellen II, 348 
Kir Musketiere find gefcheit III, 186 
Wir preußiſchen Huſaren find flink bei der 

Hand II, 170 
Wir preufifchen Jäger find wohlgemuth IT, 185 
Wir ſahn die Neben blühen II, 363 
Bir iind doc) eine luſt'ge Schaar III, 167 
Wir find im Schlößchen wieder 1, 378 
Wir fingen, wir fingen von Haus zu Haus III, 145 
Wir Vögel haben's wahrlih gut II, 130 
Kir wandern über Berg und Thal LIT, 143 


— 2163 — 


Wir wollen die Todienfeier begehen 

Wir wollten Blumen holen 

Wir ziehn auf Berg und Halde 

Wird es Heute Frühling wieder ? 

Wird trauriger aud) die Natur 

Wißt ihr, was ich meine? 

Wo die Berge fih heben im Sonnenlicht 
Wo ich geboren bin 

Wo ich geh, wo id) jteh 

Yo ich gehe, wo ich jtehe 

Wo im veildenblauen Scheine 

Wo ijt die Zeit als Namen galten 

Wo ift mein Lieb geblieben ? 

Wo mein Pferd den Winter jtand? 

Wo ſich die Freude blicken läßt 

Wo jind fie denn geblieben 

Wo wirst du denn den Winter bleiben ? 
Wohin ich athme, hör’ und ſeh' 

Wohin ſie jind gegangen? 

Wohin? wohin, ihr lieben Mädchen? 
Wol beut der Herbjt uns jühe Gaben 
Kol iſt der Winter die fehlimmite Zeit 
Wol ift mein Lied ein Bräutigam 

Wol ijt fie ſchön, die Welt in ihrer Pracht 
Wol leb' ich einſam ftille Tage 

Wol liegt im Worte Fremde Freude jchon 
Wol ſeh' ich hier und dort 

Wol ward mir feine Lorbeerfrone 
Wollt’ ich mir wünjchen Alles 


— 364 — 


Wollt' ich wenden mich von dir 


Wollt ihr ein Tänzlein wagen 


Wollt ihr jetzt noch fragen 
Wonnige Zeit, Wie biſt du weit 


Wozu dichten, wozu ſingen 


Wozu doch dir es wiedrum ſagen 


Wozu noch weiter ein Gedicht? 


Zeilig, mein Zeiſig, was fällt dir denn ein? 


3- 


Zidelein, was klageſt du? 


Zog Brummer Stiefel und Sporen an 


Zu eng’ ijt diefe Welt 


Zu guten Liedern guter Wein 


Zu Roſſe gejchtwind! 


Zu wenig ijt dir diefe Maienzeit 


Zuck zud, Neiterlein 


Zud, 
Zum 
Zum 
Zum 
Zum 
Zum 
Zum 
Zum 


Zum 


zuck, Neiterlein 

Abjchied ſprachſt du nur das Wort 
Amboß hielt ich mich zu jchlecht 
Amboß war ich jtets zu schlecht 
Frühling ſprach ich: weile! 

Geizen bin auch ich bereit 
Sahrmarft! heißt die Pojung heut 
Litterator machte mich 

Reigen herbei 


= .368. — 


Zum Sturmwind, Sturmwind heißt dies Haus III, 39 


Zur Faſtnachtzeit, zur Fajtnachtzeit II, 893 
Zur Faftnachtzeit, zur Faſtnachtzeit III, 9 
Zur Freude will jih nicht gejtalten 5. 215 
Zur Roſe ſpricht die Nachtigall I, 290 
Zurüd fann nicht der Gießbach fliehen I, 294 
Zwar es jehlet mir die Kette I, 202 
Zwar ijt das Jahr an FFeiten veich II, 388 
Zwei Seidel Bier, drei Seidel Bier HI, 72 


Zwiſchen Blumen fchlaf’ ich, bei des Baches I, 219 
Zwiſchen Frankreich) und dem Böhmerwald III, 234 


Hoffmanns von Sallersleben 


Geſammelle Werke. 


Herausgegeben 
von 


Dr. Heinrich Gerſtenberg. 


Gamburg.) 


Dierter Band: 


Seite 


Unpolitiſche Lieder. 
Deutſche Lieder aus der Schweiz. | 
Kleinere Ausgaben der Zeitgedichte 1843 u. 1844. 


@ 





Berlin. 


5. Fontane. 
1891. 





Seit-Gedichte 


von 


Hoffmann von Fallersleben. 


Unpolitiſche Lieder. 
Deutſche Lieder aus der Schweiz. 
Kleinere Ausgaben der Zeitgedichte 1843 u. 1844. 


Berlin. 
F. Fontane. 
1891. 





Einleitung. 


Das junge Gejchlecht, welches jeit den leiten 
großen Striegen unjeres Volkes herangereift ift, 
fennt das neueritandene deutjche Reich nur als 
ein fertiges, nicht als ein werdendes. Innerhalb 
der jet beitehenden Ordnung groß geworden und 
in unjferem Thun und Denken auf dem Boden 
derjelben wurzelnd, mutet uns die Zeit der Väter 
und Großväter jeltfam an, und e8 wird uns 
nicht leicht, uns in die Juftände und Anſchauungen 
jener Tage zurüczuverjegen und ihnen das rechte 
Berjtändnis abzugewinnen. Die fünf Jahr— 
zehnte von den Freiheitsfriegen bis zur Wieder- 
heritellung des Neiches Liegen der Gegenwart, 
obgleich zeitlich jo nahe, doch ziemlich Ferne. 
Dieje Erfahrung macht der Lehrer der Gefchichte 
bejonders Häufig; feinen Schülern it Das 
Deutjchland von heute ein feitgejchloffener, Leicht 
faßlicher Begriff, Dagegen die Zeiten der Zerriſſen— 
heit, des deutjchen Bundes, des Werdens fünnen 
fie ſich nicht recht vorftellen. Ähnlich ergeht 
es auch uns älteren der Schule Entwachjenen. 


Daher find uns manche eigentümlichen Er— 
iheinungen früherer Tage kaum begreiflich, 
welche während des jahrzehntelangen Ningens 
um die höchjten nationalen Güter im Leben 
und in der Gejchichte unjeres Volkes zu Tage 
getreten find. Sp mangelt uns das richtige 
Verjtändnis für die eigenartige Thatjache, dat 
in der Zeit der Freiheits- und Cinheitsbe- 
jtrebungen vor 1848 die Poeſie in Deutjchland 
die Führung der Geilter übernahm und im 
Schoße des Volkes vorbereiten half, was Die 
Sahre 1848 und 1870/71 gezeitigt haben. 

Gewiß finden wir auch heute dem Dichter 
im Dienfte der großen Fragen der Zeit. Aber 
heutzutage thut ein einzelner, was vor einem 
halben Jahrhundert ein ganzer Parnaß von 
Sängern that. Die Stimme des Einzelnen 
verhallt in dem Lärm der Gegenwart, nur von 
wenigen gehört, von noch wentgeren beachtet, 
während damals das ganze Bolf voll Spannumg 
dem Chor der Dichter laufchte Heute lieſt 
man Beitlieder, damals jang man fte oder, 
wenn ein Hoffmann von Fallersleben jelbit 
jeine Lieder vortrug, jo ſtimmte man begeiſtert in 
den Nefrain ein. Diejes Überwallen des Gefühls 
in jener Zeit iſt uns fremdartig; denn wir jind 
jeßt gewohnt, dem Verſtande die Herrichaft 
über das Gefühl einzuräumen Darum laſſen 
uns die Schöpfungen der politifchen Lyrik 
kühler. 


— UI — 


Und doch liegt es nahe, Kampflieder 
aus früheren Jahren hochgehender Erregung 
auch auf unjere Zeit in Anwendung zu bringen; 
denn an Verſchärfung der joctalen und politijchen 
Gegenjäge jteht die Gegenwart faum Hinter der 
Vergangenheit zurück. Daher ift dem Heraus- 
geber von mancher Seite der Einwand gemacht 
worden, daß unſere Zeit den Jahren, denen 
Hoffmanns „Unpolitiiche Lieder” und andere 
leidenschaftlichere Gedichte entjtammen, zu nahe 
fteht, um eine Sammlung derjelben zu ver- 
öffentlichen. Diejes Bedenken teilt der Heraus- 
geber nicht. Denn wie die Geſchichtsforſchung 
unjerer Tage jene Zeit bereit3 in den Bereich 
eingehender VBeröffentlichungen und gründlicher 
Unterfuchungen hineinzieht und einer jtrengen 
Kritik unterwirft, jo darf auch die Litteratur- 
geichichte für ſich das Necht freier Veröffent— 
lichung und fachlicher Betrachtung der damals 
zu Tage tretenden Erjcheinungen beanjpruchen. 
Wir jtellen daher unbedenklich die politischen 
Gedichte Hoffmanns von Fallersleben in einer 
neuen vollftändigen Sammlung dem Forjcher 
und Freunde umjerer Literatur zur Verfügung. 

Auch Liegt in dem Umftande, daß die 
Sammlung aus dem Nachlajje vervollitändigt 
und bis zu des Dichters Tode fortgeführt wird, 
zugleich eine Rechtfertigung der politischen Lyrif 
Hoffmanns. Denn der Angelpunft, um welchen 
ſich dieje dreht, Fälit dadurch deutlicher im die 


N _ 


Augen: jene Liebe zum deutſchen Baterlande, 
jeine Sehnjucht nach) einem geeinigten deutſchen 
Reiche, feine Hoffnung auf das Neuerjtehen des 
deutſchen Kaiſertumes.“) 


Die Sammlung der Zeitgedichte wird unter 
Hinzufügung der „Streiflichter” dem vierten und 
fünften Band der „Geſammelten Werke“ füllen. 
eben Befanntem wird ſie mancherlei Selteneres 
und Neues enthalten. Die Eleineren Ausgaben 
von Zeitliedern find zum Teil jchon jest äußerſt 
jelten; 3. B. von den „Texaniſchen Liedern“, 
welche in jehr bejchränfter Zahl gedrucdt und 
zur Bertetlung unter Freunde bejtimmt waren, 
beſaß Hoffmann ſelbſt jpäter nur noch zwei 
Exemplare, von denen eines im Nachlaß er— 
halten iſt. Ein anderes können wir überhaupt 


) Anm. Vergleiche des Verfaſſers Schrift: „Hoff— 
mann von Fallersleben und ſein deutſches Vaterland“ 
(Berlin 1890. F. Fontane), in welcher verſucht iſt, 
Hoffmanns politiſche Lyrik auf ſeine Vaterlandsliebe 
zurückzuführen. 


une AR 


nirgends nachweifen. Bejonders wichtig wird 
aber die vorliegende Sammlung durch die Ber- 
öffentlihung des Nachlajjes. Was Hoff 
mann nach) 1848 als politischer Sänger ge 
dichtet Hat, ijt bisher nur zum allerkleiniten 
Teile zugänglich und befannt. Außer einigen 
fleinen Bändchen, die jehr jelten find, Hat er 
fajt nur einzelne Beitlieder in Zeitungen oder 
als Sonderdrude auf fliegenden Blättern ver- 
öffentlicht. Das alles ijt noch nirgends ge— 
jammelt und daher jo gut wie verjchollen. 
Allerdings dachte Hoffmann wiederholt an neue 
Ausgaben der Zeitgedichtee in Jahr vor 
jeinem Tode, am 6. Januar 1873, jchreibt er 
an feinen Freund Theodor Ebeling in Ham— 
burg*): 


„Meine Zeitgedichte jeit den legten 16 Jahren 
haben zwar durch Zeitungen und in ein— 
zelnen Abdrücken Verbreitung gefunden. Damit 
it aber lange nicht dem Zwecke entjprochen, 
den ich beabjichtige. Darum werde ich auf 
den Wunfch vieler Freunde alle dieſe Lieder 
nach der Zeitfolge jammeln und herausgeben. 
In den meijten Fällen wird jchon durch 
Datum und Jahreszahl das Verſtändniß be— 
fördert. Wenn freilich Semand das Gejchicht- 
liche kurz und bündig al3 Anmerkung hinzu— 


*) Mitgeteilt von Frau Amanda Ebeling zu Hamburg. 


SENT 


fügte, jo wäre das jehr Hübjch und würde von 
mir jehr dankbar angenommen werden.“ 

Nach jenen Tagebuche beichäftigt ſich Hoff- 
mann am 13. bis 15. Januar 1873 mit den 
Zeitgedichten und jchreibt am 15.: „....tch mußte erſt 
die Zeitgedicht- Sammlung vollenden, es find 
86, wovon wol noch einige ausfallen.“ Dieſe 
geplante Ausgabe teilte jedoch das Schickſal 
der „Ausgabe legter Hand“ (vgl. Gel. W. BD. 
I. Einleitung. ©. VI VID: der Buchhändler 
nahm ſie nicht in Verlag. 

Die Zujammenftellung der ſpäteren Zeit— 
lieder it im Nachlafje nicht erhalten. Dagegen 
hat Sich eine nach der Entjtehungszeit geordnete 
Sammlung älterer Zeitgedichte aus den Jahren 
vor 1848 gefunden, teils Ausschnitte aus den 
Drucken, teils jüngere Abjchriften von Hoffmanns 
Hand enthaltend. Was er mit diefer Zujammen- 
ftellung beabfichtigt hat, läßt fich nicht ficher 
beitimmen. Die Lesarten dieſer offenbar 
ſpäteſten Bearbeitung der betreffenden Zeitge- 
dichte find gemäß unſerem Grundſatze, die letzte 
vom Dichter gewählte Form zu bevorzugen, 
für die Herſtellung der Texte maßgebend 
geweſen. 

Die chronologiſche Anordnung, welche ſich 
naturgemäß darbietet, iſt nicht ſtreng durch— 
geführt; die in den Ausgaben veröffentlichten 
Gedichte haben wir in dem Zuſammenhange, 
in welchem ſie zuerſt erſchienen ſind, belaſſen. 


— VI — 


Das tft vor allem bei den „Unpolitiſchen Liedern“ 
notwendig. Dieje jind jo befannt und wichtig, 
daß die vom Dichter getroffene Anordnung ge- 
wahrt werden muß. Am Tiebjten hätten wir 
einen diplomatischen Abdruck dieſer hervor- 
ragendjten Ausgabe veranjtaltet; jedoch einige 
Baterlands-, Trink- und andere Lieder, die wir 
den lyriſchen Gedichten unmöglich entziehen 
fonnten, müjjen in den „Unpolitifchen Liedern“ 
wegbleiben. — An die leßteren ſchließen ſich 
dann die jpäteren kleineren Ausgaben von 
Heitgedichten aus den vierziger Sahren, nad 
der Zeit des Drudes, bezw. des Erjcheinens 
geordnet, und der Nachlaß, joweit er den vier- 
iger Sahren angehört. Daß ungefähr mit 
dem Ende des Jahres 1849 ein Einjchnitt in 
der politischen Dichtung Hoffmanns zu machen ift, 
wird jich bei einer Betrachtung der Sammlung 
für jeden ergeben. Dann folgen die Gedichte 
vom Sahre 1850 an, nach den Eleinen Aus— 
gaben umd das Bereinzelte jtreng chronologiſch 
geordnet. Auf dieſe Weiſe läßt ſich die Ent- 
wicdelung der politischen Lyrik Hoffmanns am 
deutlichhten überbliden. 

Wie bei der Fülle von Gedichten nicht 
anders möglich iſt, wiederholen ſich, bejonders 
vor 1848, diejelben Stoffe Häufig. Das nimmt 
nicht Wunder, da Hoffmann schon vom December 
1837 an jeine Sampflieder hat erjchallen 
laſſen. Natürlic) findet jich manches unbedeutende 


— VI — 


darunter. Wenn wir daher nur aus Den 
„Unpolitiichen Liedern“ alles aufgenommen, 
im übrigen aber viele Gedichte aus den vierziger 
Sahren übergangen haben, jo thun wir mit 
einer derartigen Bejchränfung dem Dichter feinen 
Eintrag. 

Denn jeine politifche Dichtung nimmt auf 
das Sahr 1848 zu thatſächlich an Wert ab. 
Eine Eigentümlichkeit, welcher Hoffmanns Lyrif 
ihre Volkstümlichkeit verdankt, führt ihn im 
dem Gebiete der Yeitdichtung auf Abwege: er 
Hat nämlich auch hier meist ſingend nad) einer 
Melodie gedichtet. In dem erjten Teile der 
„Unpolitiichen Lieder“ Findet fich jeltener Die 
Angabe einer zu Grumde gelegten Melodie, 
in dem zweiten häufiger, in den jpäteren Ge— 
dichten bis 1849 meiſt. Dabet verfällt Hoffmann 
oft in einen Bänfeljängerton, ein Vorwurf, der 
ihm Schon von jeinen Zeitgenoſſen gemacht wurde 
und ihm nicht erfpart werden kann. Volks— 
weiten, wie die befannte „die Binjchgauer 
wollten wallfahren gehn“, verwendet er, jeiner 
Neigung zum Volksliede gemäß, außerordentlich 
oft; aber die Texte, welche er zu dieſer und 
ähnlichen Melodien verfaßte, find häufig nichts 
weniger al3 formvollendet und zum Lejen ganz 
ungeeignet. 

Mit dem Jahre der Revolution verjtummte 
im Bolfe der Geſang der Freiheits- und Kampfes— 
(ieder; Daher fam auch Hoffmann von feiner 


BUHIIREN.. 


Gewohnheit, zu eimer Melodie zu dichten, ab. 
Als dann in der großen Zeit um 1870 die 
Sangesfreudigfeit im Volke wieder um jich griff, 
da jang auch er neue Lieder nach altbefannten 
Weiſen. 

In unſerer Ausgabe haben wir die Melo— 
dien zu den einzelnen Gedichten angegeben. Sie 
erklären manche Eigentümlichkeit der Hoff— 
mann'ſchen Texte, zugleich find fie ein Beweis, 
wie eingehend jich der Dichter mit dem Volfs- 
lied beichäftigte und wie eng er auf dieſem Ge— 
biete dem Meiſter des Volksgeſangs, jeinent 
Freunde Ludwig Erf, verbunden war. Um 
überflüffige und häufig nichtsjagende und un— 
ſchöne Wiederholungen zu vermeiden, haben wir 
in den Terten der Zeitlieder den Refrain da, 
wo er der Melodie zu Liebe eingejegt it umd 
nicht für jeden Vers inhaltlich eine bejondere 
Bedeutung hat, nur zu dem erjten (und bis— 
weilen zum Schluß-) Vers angegeben. — Daß 
wir der Sammlung der Zeitlieder die „Streif- 
lichter“ angehängt haben, bedarf Feiner bejonderen 
Rechtfertigung. Beide haben das Gemeinjame, 
daß ſie aus Hoffmanns Neigung zur Satire 
hervorgegangen find. 

Das Fachtmile von „Deutjchland über 
Alles“, welches dem vierten Bande der „Ge— 
jammelten Werfe“ beigegeben wird, iſt nad) 
der einzigen erhaltenen Handjchrift angefertigt. 
Diefe Handjchrift reicht in die Zeit zurück, in 


a 


der das Lied gedichtet ift (Helgoland, 26. Auguſt 
1841). Warum wir Diejes den Zeitliedern 
vorausſchicken? ES jtammt aus der Zeit, in 
der Hoffmanns kriegeriſche Mufe Lied auf Lied 
anjtimmte; es ijt zuerjt, abgejehen von einem 
Einzeldrud, in den „Deutjchen Liedern aus 
der Schweiz“ erjchienen; und e3 legt 
beredter, als viele Worte, Zeugnis ab 
von dem innerſten Trieb, der den Dichter 
zum politifhen Sang hinrif. 

Sp möge „Deutſchland über Alles" 
die Brüde bilden, von dem vaterländiichen 
Dichter zu dem politischen Sänger himüber- 
feitend! 


Hamburg, den 18. Suni 1891. 


Der Herausgeber. 


Seitgedichte 


dis zum JZahre 1849. 





AUnpolitiſche Bieder. 


Briten" hei! 


Und ich ging hin zum Engel und ſprach zu ihm: 
Sieb mir das Büchlein. Und er fprach zu mir: 
Nimm bin, und verfchlinge e8; und es wird dich 
im Bauch grimmen, aber in deinem Munde wird 
es füß fein wie Honig. Und ich nahm das Büch— 
lein von der Hand des Engels, und verfchlang es; 
und es war füß in meinem Munde wie Honig; 
und da ich's gegefien hatte, grimmete mich's im Baud). 
Dfienbarung St. Johannis 10, 9.10. 


Seichenerflärung 
zum eriten Teil der „Unpolitiſchen Lieder.“ 


2) bedeutet, daß das betreffende Gedicht ſich nur in 
der erjten Auflage findet. 


2) bedeutet, daß das betreffende Gedicht erjt in die 
zweite Auflage aufgenommen worden ijt. 


Erfte vitzung. 


Knüppel aus dem Sad. 
27. December 1837. 


Von allen Wünjchen in der Welt 
Nur Einer mir anjeßt gefällt, 
Nur: Knüppel aus dem Sad! 
Und gäbe Gott mir Wunjchesmacht, 
Sch dächte nur bei Tag und Nacht, 
Nur: Knüppel aus dem Sad! 


Dann braucht’ ich weder Gut noch Gold, 

Sch machte mir die Welt jchon Hold 
Mit: Knüppel aus dem Sad! 

Ich wär ein Sieger, wär’ ein Held, 

Der erſt' und bejte Mann der Welt 
Mit: Knüppel aus dem Sad! 


Sc ſchaffte Freiheit, Necht und Ruh 
Und frohes Leben noch dazu 
Beim: Knüppel aus dem Sad! 
Und wollt’ ich ſelbſt recht luſtig fein, 
So ließ’ ich tanzen Groß und Klein 
Beim: Kinüppel aus dem Sad! 


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Sau TE 


D Märchen, wirdejt du doch wahr 
Nur Einen einz’gen Tag im Jahr, 
D Knüppel aus dem Saf! 
Ich gäbe drum, ich weiß nicht was, 
Und jchlüge drein ohn' Unterlaß: 
Friſch! Knüppel aus dem Sad 
Aufs Lumpenpaf! 
Aufs Hundepad! 


a 


Klagelied. 
6. November 1838. 


Wann einſt die Flaſchen größer werden, 
Wann einſt wohlfeiler wird der Wein, 
Dann findet ſich vielleicht auf Erden 
Die goldne Zeit noch einmal ein. 


Doch nicht für uns! Uns iſt geboten 
In allen Dingen Nüchternheit — 
Die goldne Zeit gehört den Todten, 
Und uns nur die papierne Zeit. 


Ach! kleiner werden unſre Flaſchen, 

Und täglich theurer wird der Wein, 
Und leerer wird's in unſern Taſchen — 
Gar keine Zeit wird bald mehr ſein! 


ag 


net. 


Sm Sahre 1812. 
1. December 1837. 


Wenn der Kaijer doch erjtände! 
Ach! er jchläft zu lange Zeit: 
Unjre Knechtſchaft hat fein Ende 
Und fein End’ hat unfer Leid. 


Auf dem jchönen deutjchen Lande 
Ruht der Fluch der Sklaverei — 
Mach uns von der eignen Schande, 
Von dem böjen Fluche frei! 


Kaiſer Friedrich, auf! erwache! 
Mit dem heil’gen NeichSpanier 
Komm zu der gerechten Rache! 
Gott der Herr er ijt mit dir. — 


Ach! es Frächzen noch die Naben 
Um den Berg bei Tag und Nacht, 
Und das Neich es bleibt begraben, 
Weil der Kaifer nicht erwacht. 


Jusqu’a la mer. 
28. Januar 1840. 
Als die Diplomaten tranfen: 
„Blücher Hoch und Hoc das Heer! 


Dem wir Freiheit jebt verdanken 
Und des Friedens Wiederkehr!“ 


we Zi 


Nun, da ſprach der greife Krieger 
Bor der Diplomatenjchaar, 

Er, der mit der Jung’ ein Eieger 
Wie er's mit dem Schwerte war: 


„Ernten mögen unjre Erben 

Was wir jüten in der Echlacht! 
Mag die Feder nicht verderben 

Was das Schwert jeßt gut gemacht!“ 


Diefe Worte möcht’ ich jchreiben 
licht auf Erz und nicht auf Stein, 
Nicht an Wänd’ und Fenjterjcheiben, 
kein, in jedes Herz hinein; 


In das Herz der Diplomaten, 

Die am langen grünen Tijch 
Deutjchlands Wohl und Weh berathen, 
Und oft ftumm find wie ein Fiſch; 


Die in ihren eignen Sachen 
Wollen ſchier Franzofen jein, 
Lauter Böck' und Schnißer machen 
Wie ein Schüler im Latein. 


Hättet ihr doch deutsch gejiprochen! 
Denn franzöfiich fällt euch ſchwer: 
Immer ſprecht ihr nur gebrochen 
Bon dem Rhein jusqu’& la mer. 


— m 
Grün. 
18. December 1839. 


Deutiches Volk, wie gut berathen ! 
Hoffnung jprießt in deinen Gau'n: 
Grün find ſtets noch deine Saaten, 
Deine Wälder, deine Au'n. 


In der Hoffnung ruht dein Leben: 
Bleibt auch manche Hoffnung aus — 
Steuern nehmen, Steuern geben, 
Dieje Hoffnung jtirbt nicht aus. 


Hoffnung tilget deine Klagen, 
Löjchet deines Zweifels Spur, 
Denn mit grünem Tuch bejchlagen 
Sind die Sigungstifche nur. 


Darum geh in diefen Tagen, 
Deutjches Volk, in Hoffnungstradt; 
Grüne Röcke must du tragen, 
Weil man dir nur Hoffnung madt. 


Die Verbrüderung. 
6. Januar 1840, 


Mel.: An dem reinften Frühlingsmorgen 
Ging die Schäferin und fang. 

Nur im Oſten kann es tagen, 

Und es tagte wunderbar, 

Und im Dften ward gejchlagen 

Frankreichs fieggewohnte Schaar. 


Pe 


Und die Moscomwiterhorden 

Haben uns das Heil gebract, 
Sind mit uns verbrüdert worden 
Durd die deutſche Freiheitsichlacdht. 


Die Verbrüdrung kann nur fruchten, 
Bringt und Segen immerdar: 
Dankbar gehn wir drum in Juchten, 
Eſſen dankbar Kaviar. 


Chatten. 
5. Februar 1840. 


Ut primum adoleverint, crinem barbamque 
submittere, nec nisi hoste caeso exuere vo- 
tivum obligatumque virtuti oris habitunı. 
ignavis et imbellibus manet squalor. 
Tacitus de Germ. cap. 31. 


Sitte war's in alten Tagen 

Bei der edlen Chattenjchaar: 

Bis man einen Feind erjchlagen, 
Ließ man wacjen Bart und Haar. 


Auch noch heute giebt es Chatten, 
Die mit langen Bärten gehn, 

Weil fie noch das Glück nicht hatten, 
Srgend einen Feind zu jehn. — 


Wo die meiften Feinde waren, 
Drang der Chatte wild hinein, 
Bon des Leibes Feigheitshaaren 
Wollt’ er zeitig jich befrei’n. 


— 


Wir auch haben heute Chatten, 
Die mit langen Bärten gehn, 
Doch ſie wollen auch den Schatten 
Eines Feindes niht mal jehn. 


Stand und Stände. 
21. Januar 1840. 


Ha! eure Mauern, eure Wände, 

Hat ſie nicht längſt die Zeit zerſtört? 
Wo blieb der Unterſchied der Stände? 
Hat jeder Stand nicht aufgehört? 


Wir haben keine Zeit zum Stehen, 
Nichts hat noch ſeinen alten Stand; 
Jetzt will die Welt nur vorwärts gehen,“ 
Wie fann da jtehen noch ein Land! 


Was ſoll der Stand, was jollen Stände? 
Sie hemmen nicht der Zeiten Lauf. 

O, reicht euch alle gern die Hände! 

Euch alle nimmt Ein Haus nur auf. 


Stammbaum. 
20. Sanuar 1840. 
Mel.: Einfam bin ich nicht alleine. 
O des Schickſals böje Tüde, 
O das böſe Spiel der Zeit! 
Einſt wol ſaßen wir im Glücke, 
Jetzo ſitzen wir im Leid. 


EN — 


Nur der Anblick meiner Felder, 
Meiner Wieſen iſt noch mein; 
Längſt verkauft ſind meine Wälder, 
Nur ein Baum blieb mir allein. 


Wenn ich diefen Baum umflanımre, 
Heg’ ich Hoffnung, ſchöpf' ih Muth; 
Wenn ich vor ihm wein’ und jammre, 
Fühl' ich neue Lebensglut. 


Nein, ich habe nicht vergebens 
Meine Tage hingebracht! 

Seht, da jteht der Baum des Lebens 
Und in voller Blüthenpradt. 


Und die Menjchheit wird beglücken 
Das was ich hienieden that:? 

Denn mit diefen Blüthen ſchmücken 
Wird fi) mancher Hof und Staat. 


D du Baum aus altem Samen, 
Vie beruhigjt du mein Herz! 

Schon dor deinem jtolzen Namen 
Schwindet aller Sram und Echmerz. 


Grünt, ihr jungen Sommerlatten, 
Wachst in fröhlihem Gedeihn! 

Und in meines Stammbaums Schatten 
Schlaf’ ich ſanft und jelig ein. 


er —— 


Nie ohne Diejes! 
22. Sanuar 1840. 


O glücklich wer noch Vettern hat, 

Dem glänzet noch ein Morgenroth: 
Er wird, wenn nicht Geheimerath, 
Doc Etwas noch vor jeinem Tod. 


Wol thet’S dem armen Adam ieh, 
Daß Gott ihm nicht fein Eden lieh; 
Er hatte feine Vettern je, 

Sonſt ſäß' er noch im Paradies. 


Stantsingnifition. 
6. Bebruar 18:0. 
Mel.: Wer wollte fich mit Grillen plagen ? 


Wie heißt die jchredlichite der Liſten, 
Die ärger ijt als Feindesliſt, 

Und auch ſogar den jpan’jchen Chriſten 
Noch unbekannt geblieben ijt? 


Ich will dir deine Neugier jtillen: 
Conduitenliſte heißt die Liſt, 
Worin du durch Behördenbrillen 
Schön abdaguerrotypet biſt. — 


O wär' ich dann ein Troglodyte, 
Der Berg' und Wälder wilder Sohn! 
Doch leider bin ich von Conduite, 
Ein einzig Wort verfehmt mich ſchon. 


ID: 


Des Leibes und der Seele Krieg. 
23. Januar 1810. 


Das die Albernen gelüftet, tödtet fie. 
Sprüche Salomonis 1, 32. 
Nah Seelen wird die Zählung nur gemacht, 
Nach Köpfen wird die Steuer aufgebradt. 
Da dachtet ihr, der Leib hat jeine Rechte 
Und wie man ihn in Neih’ und Glied wol brädte. 


Da fing mit einem Mal das Turnen an, 

Und wer nicht turnte, war fein biderb Mann; 

Man fang vom Barrn, Rung, Ref und Schwingel Lieder 
Und Deutſchland Hallte freudig Alles wieder. 


Da fam die Polizei euch auf den Leib: 

Was joll der demagogifche Zeitvertreib? 

Der Staat will Köpf' und Seelen, doch mit Nichten 
Qurnleiber, jo die Steuer nicht entrichten. 


Der Staat bejchränfkte drum das Turnen nur 

Auf edle Fromme geijtige Drefjur. 

Was lerntet ihr doch auch vom Schwingen, Reden? 
Ihr lerntet nur, euch nad) der Dede jtreden. 


Die deutſchgeſinnte Polizei. 
25. Sanuar.1840. 
Mel: Süße, heilige Natur. 
Weg mit wäljchem Ungeſchmack 
Und dem fchamlos offnen Frad! 
Deutjcher Rock und deutjc Baret, 
Ei, wie ſteht's jo fein und nett! 


a 1 


Alfo jprah man Tag und Nacht 
Nach der Leipziger Freiheitsichlacht, 
Doc behielt im ganzen Land 
Stet3 der Frack die Oberhand. 


Bald auch) Hing man an den Pflock 
Hie und da den deutjchen Rod; 
Nur der Bruder Studio 

Machte noch damit Halloh. 


Und nun fam die Polizei 

Und fie ſprach: es ijt vorbei! 
Deutjche Tracht iſt Tand und Schein, 
Deutſch von Herzen follt ihr fein! 


Die T-Deutſchen. 
31. Januar 1840, 


Teutich läuft eben fo wider unfere Mundart, ala wollten 
wir fchreiben ter, tie, ta. Der gothifchen und 
fächlifchen ift thiudiſk, folglich der Hochveutfchen nur 
diutiff gemäß. 

ac. Grimm in den Gött. gel, Anzeigen, 1826. Eeite 1600. 


Ihr könnt nicht unterjcheiden d und t, 

Und wollt ung lehren wie man jchreibt und jpricht? 
Ihr macht doch fonit ein b und jprecet p, 

Warum doch macht ihr's d in deutjch denn nicht? 


Es nimmt’3 euch übel noch der deutjche Bund; 
Ihr wißt, er will einmal fein teutjcher fein. 
Shr proteftiert ja doch nur ohne Grund, 

So laßt einmal das viele teutjche Schrei’n! 


BA 


Maitres de danse. 
29. Sanuar 1840, 


Le patriotisme des nations doit &tre &goiste. 
Mme, de Staël. 


Sa, es war ein tolles Tanzen, 
Ohne Raſt und ohne Ruh; 

Bon den Wällen, aus den Schanzen 
Tanzten fie nach) Frankreich zu. 


Welche Schmach für eure Väter, 

D wie dumm und wie verfehrt, 

Da ihr lernt von Frankreichs Maitres 
Was wir jelber fie gelehrt! 


Pfui! welche Shmad und Schande, 
D wie dumm und wie verkehrt, 
Daß ihr lernt die Allemande, 

Die wir jelber ſie gelehrt! 


Sparet euren Fleiß und Eifer, 

Bis der Feind uns fommt ins Haus, 
Tanzt mit ihm dann einen Schleifer 
Hopjafal zum Land’ hinaus! 


Das heil. römiſche Neid). 
11. Februar 1840. 
Tam diu Germania vineitur. 
Taeitus Germ. cap. 37. 

Ach! hätteft du vom röm'ſchen Wejen 

Und von der röm’jchen Litteratur, 

O Baterland, doch nicht gelejen, 

Nichts als die röm'ſchen Münzen nur! 


sin — 


Doc hat uns Nom mit feinen Waffen 
Nimmer ein jolches Leid erdacht, 
Als mit Latein die Lai'n und Pfaffen 
Ueber das deutjche Neich gebracht. 


Deutjch wird der Papſt noch eher lernen, 
Eher ein guter Deutjcher jein, 

Als man geneigt ijt zu entfernen 
Endlich aus Deutjchland das Latein. 


3% 


Zarte Rückſichten. 
24. Januar 1840. 


Wir waren es! o Heil, da wir es waren, 
Die einst erfanden vor vierhundert Jahren 
Dich, Pflegetochter Hoher Gnad’ und unit, 
Dich, weitberühmte edle Drucderkunft ! 


Herbei aus allen deutjchen Gau'n in Schaaren ! 
Kommt, lat uns unjern Dank ihm offenbaren, 
Ihm, der das Wort gefreit aus jeinem Bann, 
Daß es die ganze Welt erfreuen kann. 


Bon allen Thürmen foll es Hell erichallen, 
Aus allen Feuerihlünden wiederhallen ! 
Dank, Guttenberg, du haft das Wort gefreit, 
Frei ſei's und bleib’3 bei uns auch) allezeit! 


Doc nein! es ift manch allerhöchiter Wille, 
Daß wir uns jet nur freu'n ganz ftille, jtille: 
Ein Zubelfejt von Deutichland nur allein 

Säh' aus, als ſollt' es Echadenfreude jein. 


Br 


Was würde Holland wol, was China jagen, 
Wenn wir jo jubelten in diejen Tagen? 
Es ijt fein ſchönes, iſt fein würdig Felt, 
Wozu ſich nicht der Nachbar laden läßt. 


3% 


- Shlafe! was willjt du mehr? 
9. Februar 1810. 


Mel.: O gieb, vom weichen Pfihle. 


Wo find noch Würm' und Dracden, 
Rieſen mit Schwert und Speer? 
Was fannjt du weiter machen? 
Schlafe! was willjt du mehr? 


Du hajt genug gelitten 

Dualen in Kampf und Strauß; 
Du haft genug gejtritten — 
Schlafe, mein Volk, ſchlaf aus! 


Wo find noch Würm' und Drachen, 
Niefen mit Schwert und Speer? 
Die Volksvertreter wachen: 

Schlafe! was willft du mehr? 





Zweite Sitzung. 





Trinklied. 
Dö huob er üf unde trane. 
H ; 4 a Weinjhwelg. 
Huf Gejundheit unfver Feinde, 


Stoßet an Mann für Mann! 

Sie, die Gründer unjres Strebens, 
Die Entwickler unjrer Kraft, 
Unſres höhern geift’gen Lebens 

Sn der Kunſt und Wiſſenſchaft — 
Unfre Feinde dort und hier! 

Ohne jie was wären wir? 

Hätten wir uns jo gefunden, 

Sp zu Freud’ und Leid verbunden ? 
Stofet an Mann für Manır, 

Auf Gejundheit unjrer Feinde! 


Auf Gejundheit unjrer Feinde! 
Auf und dran! jtoßet an! 
Mögen ihre Ränfe ranfen, 
Möge wuchern ihre Lijt! 

Wir, wir wollen uns bedanken, 
Weil’! doc; gut gemeinet ift; 
Denn fie haben’S gut gemeint, 
Haben uns fo fejt vereint, 

Daß wir nur nod) lächeln fünnen 
Ueber da3 was fie uns gönnen. 
Auf und dran! ſtoßet an! 

Auf Gejundheit unjrer Feinde! 


157 


Die Dentmalwüthigen. 
24. Februar 1840. 
Monumentorum arduum et operosum honorem, 


ut gravem defunctis, aspernantur. 


Tacit. Germ. cap. 27. 


Ihr denfet jeßt: uns blieb nur das Gedächtniß 
Der weiland großen Thaten zum Vermächtniß, 
Und haben wir ein Denkmal nur gejeßt, 
Sit Großes auch von uns gejchehn zuletzt. 


Begnügt euch nicht, da uns die großen Ahnen 
An unjers Volkes Größ' und Tugend mahnen! 
Das Große laßt uns jelber jtetS erneu’n, 

Sp fann und nur das Große wahrhaft freu'n. 


3% 


Hunde und Sagen. 


(?) 
Die Hund’ und die Hagen die jtritten jich 
Und zanften jih um die Wette, 
Wer unter ihnen urkundlich 
Den ältejten Adel hätte. 


„Wir haben ein ururaltes Diplom 

Lang her von undenflihen Tagen, 

Was Remus mit Nomulus einjt zu Rom 
Gab allen Iſegrims-Magen.“ 


„zeigt uns, erwiedern die Hagen, wolan! 
Zeigt her die alten Briefe! 

Was jteht denn drin, was hangt denn dran ? 
Wo find fie, im welchem Archive?“ 


Br g —— 


Man jchiefte den Pudel eilig nah Rom 
Zum Aerger der Haben und Kater, 
Der follte holen das alte Diplom 
Herbei vom heiligen Vater. 


Der Rudel fommt ganz ungeniert 
Zum Bapjt hereingetreten; 

Er hat den PBantoffel ihm apportiert 
Und dann ihn höflich gebeten. 


Der Rudel empfing aus des Papjtes Hand 
Was das Hundevolf begehrte; 

Dann zog er wiederum in jein Land 

Auf feiner alten Fährte. 


Und als er fam an den Po bei Nom, 

Da ſchwamm vor ihm ein Braten, 

Er jchnappte danach, und verlor jein Diplom, 
Und mußt’ es auf ewig entrathen. 


So jtand die Sahe nun wie zuleßt, 
Der Streit blieb unentjchieden, 

Und Hund’ und Kaben halten bis jegt 
Noc immer feinen Frieden. 


Die Hunde die denfen noch immer jo: 

Wir werden fie jhon überwinden! 

Sie juhen und foren noch immer am Ro — 
Und fünnen den Adel nicht finden. 


a% 


Heugabel und Bejenitiel. 
1833. 


Heugabel und Bejenftiel, 

Die wollten ſich vermählen ; 

Da gab’ im ganzen Land gar viel 
Und manderlei zu erzählen. 


Was iſt das für ein Paar! 

Vie die zufammen pajfen ! 

Er ijt zu Haus das ganze Jahr, 
Sie draufen auf Wegen und Gajjen. 


Er denkt an Stub’ und Flur, 
Und fie an Ochjfen und ‘Pferde ; 
Sie jtrebet nad) dem Hohen nur, 
Und er bleibt auf der Erde. 


Bei Frühlingsſonnenſchein 

Wil fie ihr Amt nur führen ; 
Er aber muß Jahr aus Jahr ein, 
Er muß fi) immer rühren. 


Doc als die Trauung war, 

Da wurden die Mäuler ftille ; 

Heugabel und Bejenjtiel blieb ein Paar, 
J nun, es war ihr Wille. 


Heißa! dag ganze Land 

Zur Hochzeit war geladen, 

Verwandt, befannt und unbekannt, 

Die Krummen, die Schiefen, die Graden. 


Da tanzten munter und frisch 

Die Schemel, die Hütichen, die Bänke, 

Die Kannen, die Mulden, die Stühl’ und die Tijch” 
Und Kijten und Kaſten und Schränfe. 


Na. = 


Heißa! nun wurden fie 

Poetiſch über die Mapen, 

Daß fie vor lauter Poeſie 

Stand, Nang und Würde vergapen ! 


Die Liebe macht uns gleich, 
Frau Bejenitiel, Herr Gabel! 
Der Will’ ift unjer Himmelreic) 
Und das iſt feine Fabel. 


| 


Bon. 
19. Januar 1840. 
Auf die Präpofitiones In, Von, Zu nehmen jie 
groß Acht, al3 ob ihrer Ehren und Wohlfahrt 
ein Großes daran gelegen. 


Matthias Duad von Kindelbah, Teuticher 
Nation Herrlichkeit. 1609. Seite 27, 


An meine Heimat dacht’ ich eben, 
Da jchrieb ich mich von Fallersleben. 
Sch ſchrieb's und dachte nie dabei 
An Staatscenfur und Polizei. 


So jchrieben ſich viel Biederleute 

Nach ihrem Ort und thun's noch heute, 
Und feiner dachte je daran, 

Durch von wird’ er ein Edelmann.t 


OT 


Bon und Aus. 
19. Januar 1840. 
Sch bin heruntergefomment 


Und weiß Doc jelber nicht wie. 
Schäfers Klagelied von Goethe. 


Auf Burgen jagen Edelleute, 

Wo aber find die Burgen heute ? 
Es wohnt oft ohne Hab’ und Gut 
Im Thale manches adlich Blut. 


Und von den Gütern ihrer Lieben 
Sit ihnen nur ein von geblieben ; 
Des alten Namens Herrlichkeit 
Blieb manchem nur in unjrer Zeit. 


So bin audh ih von Fallersieben. 
Wer wird ein aus mir wiedergeben ? 
Sch bin nur von, einft war ih aus, 
Jetzt Hab’ ich weder Hof noch Haus. 


An das geliebte Fräulein Bon. 


17. September 1838. 


Nicht Berg’ und Meere trennen mich, 
Mic trennt ein Wort von dir: 

Dur biſt von Staub und Staub bin ih — 
Das trennet did) von mir. 


Und figen magft du neben mir, 
Und nahe fein um mic: 

Ein Wort, e3 trennet mich von dir, 
Und ewig fern bin ich. 


ed ——— 


Erliih nun Sonn’ und Sternenzelt 
In Naht und Nebelgraus ! 

Denn alle Liebe diejer Welt, 

Sie löjcht das Wort nicht aus. 


AS 


Der Eorporalitod. 
1. Juli 1838. 
Frequens fustium usus, 
Tacitus Germ, cap. 45. 

Bon einen Helden will ich fingen, 
Der einjt die ganze Welt bezwang ! 
So fonnt’ es feinem noch gelingen, 
So glorreich wie es ihm gelang. 


Obſchon im Waldesgrün geboren 
Bei Amjelichlag und Frühlingswehn, 
Sp war er doch dazır erforen, 

Mit Herren Hand in Hand zu gehn. 


Er ward gewiegt von Fürjtenhänden, 
Zopf und Kamaſche pflegten fein; 
Sie mußten viele Zeit verwenden 
Zu feinem Wachsthum und Gedeihn. 


Dann gab man ihn noch in die Lehre 

Zu einem braven Corporal, 

Da ward er voller Zucht und Ehre, 

Wie Leder zäh, und hart wie Stahl. . 


Er bracht' es nun in wenig Tagen 

Zu jolcher hohen Trefflichkeit, 

Daß Staunen, Schreden, Angit und Zagen 
Ergriff die ganze Chriſtenheit. 


Er ward bekannt in allen Landen 
Wo nur was Großes je geſchah, 
Und ganze Regimenter ſtanden 
Bor ihm wie Leichen lautlos da. 


O meh, er ift nun Staub und Ace, 
O meh, o weh, er ijt nicht mehr! 
Dahin ift Zopf, dahin Kamaſche! 
Dahin fein ganzes großes Heer! 


Kein Denkmal ift von ihm geblieben, 
Doch war in jener guten Zeit 

Auf jedem Rücken eingejchrieben 
Sein Ruhm und feine Tapferkeit. 


Uns aber lieg er zum Vermächtniß 
Den alten Corporal zurüd, 

Der ruft uns allen ins Gedächtniß 
Mitunter noch das alte Glüd. 


Wir aber find zu dumm geworden 
Für jene alte gute Zeit; 

Sie jei im Süden, jei im Norden, 
Nur bleibe jie von uns recht weit! 


Auch Millionen werden flehen, 
Wenn Gott der Herr fißt zu Gericht: 
Laß alle Helden auferjtehen, 

Nur diefen, diefen einen nicht — 


Chor. 
Den Corporalſtock nicht! 


RS: 


er... 2 


Die alte gute Zeit. 
23. Februar 1840. 


O Ternet doch, ihr armen Knecht’ und Wichte, 
O Ternt doch unſers deutjchen Volks Gejchichte, 
Und preift nicht groß und herrlich jene Zeit, 

Die Zeit der niedrigjten Erbärmlichkeit! 


Doch nein, ihr bleibt bei eurem dummen Schwägßen, 
Ihr wollt der guten Zeit ein Denkmal jegen — 
Xolan, fo gießt die Zopfzeit dann in Erz, 

Und gießt hinein des deutjchen Volkes Schmerz! 


* 
Rechts und links. 


25. Februar 1840. 
Ich finde dieſe Rede voll Verſtand 
Wiewohl mid Griechenland nicht auferzogen. 


Aus den Phönizierinnen des Euripides 
nach Schiller. 


Norden, Süden, Wein und Bier, 
Plattdeutſch dort und Hochdeutſch hier, 
Katholik und Proteſtant, 

Mancher Fürſt und manches Land — 


Wer das nicht vergeſſen kann, 

Iſt fürwahr kein deutſcher Mann; 
Wenn er's gut mit dir auch meint, 
Vaterland, er iſt dein Feind! 


Das bedenket jeder Zeit, 

Wenn ihr ſtrebt nach Einigkeit, 
Deutſche Fürſten, deutſcher Bund, 
Deutſche Lai'n und Pfaffen, und — 


ao = 


Altes und Neues. 
25. Februar 1840. 


— die Deutihen jind entzweit; 
Denn die Einen jtreben zu erhalten, 
Und die Andern ſchwören Tod dem Alten. 


König Ludwig I. von Baiern. Ged. 3, 8. 


Tod dem Alten, Tod dem Neuen, 
Allem was uns trennen muß! 

Sprecht nicht mehr von Luther's Siege, 
Nicht vom dreißigjähr’gen Kriege 

Und weſtphäl'ſchen Friedensſchluß! 


Tod dem Alten, Tod dem Neuen, 
Drüber nur die Menſchheit weint! 
Sprecht nicht mehr von Adelsrechten 
Und wie Deutſche mußten fechten 
Wider Deutſche für den Feind! 


Tod dem Alten, Tod dem Neuen, 

Was uns trennt von Recht und Pflicht! 
Deutſchlands Alter, Deutſchlands Jugend 
Sei ein feſter Bund der Tugend, 

Dran des Feindes Macht zerbricht! 


Heil dem Alten, Heil dem Neuen, 
Was uns führt zu Recht und Pflicht! 
Laßt die Jungen und die Alten 

Frei auf dieſem Pfade walten — 
Und ihr Fürſten, wehrt ſie nicht! 


— 27 


Vox Dei Vox Populi. 


19. Februar 1840. 


Mit euren fiebzig Stimmen habet 
hr uns gar manchen Sang gemacht, 
Doch hat der Sang uns nie gelabet, 
Nie gute Stimmung ung gebradt. 


Und wenn ihr auch in allen Dingen 
Die fiebzig Stimmen richtig zählt, 
Was fann dem Menfchen doch gelingen, 
Wenn’s ihm an Einer Stimme fehlt? 


Der dreizehnte Artikel. 


19, Februar 1840. 


Und ſeid ihr auch in Jugendfrifche, 
Noch ganz gefund, noch gar nicht alt — 
Wo einmal dreizehn find bei Tijche, 
Stirbt einer von den dreizehn bald. 


So ging es, al$ der Bundesacte 
Dreizehnter mit bei Tijche jap? 
Daß da der Tod den Jüngſten packte! 
D weh! daS war ein jchlechter Spaß. 


a 


Der deutſche Zollverein. 
24. Februar 1840. 
ToV Ydo xo«Tos Eoti ueyıorov. 
Homeri Ilias. 2, 118. 

Schwefelhölzer, Fenchel, Briden, 
Kühe, Käfe, Krapp, Papier, 
Schinken, Scheeren, Stiefel, Widen, 
Wolle, Seife, Garn und Bier; 
Pfefferkuchen, Lumpen, Trichter, 
Nüſſe, Taback, Gläſer, Flachs, 
Leder, Salz, Schmalz, Puppen, Lichter, 
Rettig, Rips, Raps, Schnaps, Lachs, Wachs! 


Und ihr andern deutſchen Sachen, 

Tauſend Dank ſei euch gebracht! 

Was kein Geiſt je konnte machen, 

Ei, das habet ihr gemacht: 

Denn ihr habt ein Band gewunden 

Um das deutſche Vaterland, 

Und die Herzen hat verbunden 
ehr als unſer Bund dies Band. 


Walhalla. 


23. Februar 1840. 
Sei gegrüßt, du hehre Halle 
Deutſcher Größ' und Herrlichkeit! 
Seid gegrüßt, ihr Helden alle 
Aus der alt' und neuen Zeit! 


O ihr Helden in der Halle, 

Könntet ihr lebendig ſein! — 
Nein, ein König hat euch alle 
Lieber doch in Erz und Stein. 


Sr 


Mailied.’) 
20. Mai 1840. 


In des Maies jchönen Tagen, 

Auf, friſch auf! und laßt uns jagen 
Durch den Wald und durch Gefild. 
Unfre Jagd gilt nicht den Füchſen, 

Nicht den Hajen, Nehn und Lüchjen, 
Frei fei heute jedes Wild. 


Auf, friſch auf! und laßt uns jagen 
Alles Jammern, alles Klagen, 

Ale Noth und Dual und Yait; 

Sagen laßt uns was uns bidet, 

Was uns zwängt und drängt und drücet 
In den tiefiten Waldmorait! 


Sagt die reichen Hungerleider 

Und die Hafjer und die Neider 
Sn den dickſten Dornenjtrauch! 

In die Neſſeln werft den Hadrer, 
An de zaum hängt jeden Nadrer 
Und die Herrn Genjoren aud). 


Heute muß die Jagd gelingen: 
Hört ihr nicht das Vöglein fingen 
Auf des Maies Blüthenaft? 
„Wer die Freude will gewinnen, 
Muß zuvor den Kampf beginnen 
Mit des Lebens Leid und Laſt.“ 


Hindurd)! 
17. Sanuar 1840. 
Mel.: Stimmt an mit hellem, hohen Klang. 


Es ift die Zeit ein großer Fluß, 
Wir fiten an dem Strande; 

Und was uns Freude bringen muß, 
Liegt drüben auf dem Lande. 


Hindurch! hindurch! was ftehjt du ſtill? 
Der Fluß wird nie verrinnen. 

Wer durch die Flut nicht ſchwimmen will, 
Der wird fein Land gewinnen. 


Mützen.“ 


13. November 1839. 


Wunderthätig ward die Mütze, 
Die dereinſt Francesco trug — 
Das iſt Wunder doch genug! 


Die franzöſiſche Freiheitsmütze 
Ward zur Kaiſerkrone gar — 
O wie groß, wie wunderbar! 


Und des Preußen Landwehrmütze 
Ward ein deutſcher Siegeshut — 
Und dies Wunder that uns gut. 


Doch bei unſern heut'gen Mützen 
Iſt von Wunder keine Spur, 
Denn es find — Schlafmützen nur. 


Dritte Sihung. 


Salvator Mundi. 
13. Januar 1840. 


Des deutſchen Kaijers Kammerfnechte 
Sind jegt Europas Kammerherrn. 
Am Himmel aller Erdenmächte, 

O Iſrael, wie glänzt dein Stern | 


63 ward die Zeit wol immer böfer 
Und immer höher jtieg die Schuld, 
Da jproß aus dir ung der Erlöfer, 
Und Rothſchild Fam in Gnad’ und Huld. 


Sa, er ift der Erlöjfer worden 
Für dieſe fchuldenvolle Welt, 
Geſchmückt mit dem Erlöferorden 
Hat er vergojjen all jein Blut. 


a 


Angebinde. 


9. Februar 1840. 


Wenn wir auch ohne Ahnen jterben 
Und ohne Adelsglüd und Nuhm: 
O glücdlich, wenn wir dort ererben 
Ein Gotteslehn zum Eigenthum! 


Auch iſt's ein Troſt für unjer Leben, 
Für unjre ſchwächliche Natur: 
Erbjünde hat uns Gott gegeben, 
Erbadel gaben wir ung nur. 


Statiſtiſche Slüdjeligkeit. 


8. Sanuar 1840. 


Unjers ganzen Wohlitands Quellen 
Siehjt du alle hell und klar 
Ueberfichtlich in Tabellen 

Jahr für Jahr und bis aufs Haar. 


Hier zehn Schafe mehr gefchoren, 
Dort ein neues Lagerbier, 
Dort drei Ochſen mehr geboren, 
Und ein Drittel Seele hier. 


Welch ein Wachsſthum zum Entzücden ! 
Sauter höhere Cultur! 

Lauter Streben zum Beglücden! 
Und wir find das Glückskind nur. 


— 33 — 


Eile mit Weile! 
8. Sanuar 1840. 


Sa, immer größer wird die Eile: 
Man jucht Gewinn, man will Genuß, 
Doch bleibet ung an Langerweile 
Noch immer großer Veberfluf. 


Und fliegſt du wie ein Vogel, fliege! 
Die Langeweile läßt nicht ab; 

Sie lag mit dir jchon in der Wiege, 
Sie geht mit dir auch in das Grab. 


Lapidarſtil. 


1. Februar 1840. 


Sit das Deutſch ſchon jo verdorben, 

Daß man's kaum noch ſchreiben kann? 
Oder iſt es ausgeſtorben, 

Daß man's ſpricht nur dann und wann? 


Oder habet ihr vernommen, 

Daß es bald zu Ende geht? 

Daß die Zeiten nächſtens kommen, 
Wo kein Menſch mehr deutſch verſteht? 


Jedes Denkmal wird friſieret 

Von der Philologen Hand, 

Und ſo haben ſie beſchmieret 

Erz und Stein, und Tiſch und Wand.? 


Wo man Hinjchaut, jtrogt und gloßet 
Eine Inſchrift in Latein, 

Die fih trotzig hat ſchmarotzet 

Sn das Denkmal mit hinein. 


ra 


Deutjches Volf, du mußt jtudieren 
Und vor allem das Latein, 

Niemals kannſt du ſonſt capieren 
Was dein eigner Ruhm joll fein! 


Die orthodoren Ropaltiten. 


30. December 1839. 
Was, Erdenfühne, wollt ihr doch von Gottesjohne? 
Ihr jest ihn auf und jeßt ihn ab von feinem Throne. 
Er läßt euch ruhig jchreiben, disputiern und jchrei’n, 
Ihr wiſſet wohl, er führt euch nicht zur Frohnfeſt' ein. 


Und vor den Erdenherrſchern Friechet ihr im Staube! 
Wie unerjfchütterlich it da doch euer Glaube! 

Ihr macht von jedem Zweifel eure Herzen frei, 
Sobald ihr wittert nur Cenſur und Polizei. 


ge 


Die unmündigen Aufgeflärten. 
12. Februar 1840. 


Dort Freie und Knechte, während wir unmündig 
find, unter Vormundſchaft. 
Stenzel, Fränf. Kaiſer 2, 559. 
Aufklärung tit der Ausgang des Menſchen aus 
feiner ſelbſt verſchuldeten Unmündigkeit. 
—— RR: Kant. 
„Unmündig jeid ihr allefamt, 


Dazu Hat euch der Staat verdammt, 
Und wer einmal unmündig tft, 
Wird aufgeklärt zu feiner Friſt.“ 


Wahr mag num wol das eine fein, 
Da3 andre leuchtet uns nicht ein: 
Sagt an, wo’3 uns an Licht gebricht? 
Wir jehn oft nit vor lauter Licht. 


BEER, ., — 


Die modernen Heiden. 
10. Sanuar 1840. 
Wie ein Vogel des Stricks fommt ab, 
Sit unjer Seel entgangen: 
Strid ijt entzwet, und wir find frei. 
Dr. Martin Luther, 


Was joll Pegaſus noch jpringen 
Oben auf dem Schaufpielhaus? 

Was foll noch Apollo fingen? 

Ach! jein Spiel ift längſt jhon aus. 


Nom und Hellas find verfunfen, 
Und die Götter jind verreift; 
Nectar wird nicht mehr getrunfen, 
Und Ambrofia gejpeift. 


Unjfer Gott hat fich erhoben 
Ueber allen Raum und Zeit, 

Er der große Geiſt wohnt droben, 
Und der Himmel ijt fein Kleid. 


Und der Vater hat gejendet 
Seinen Sohn vom Sternenzelt, 
Und der Sohn Hat fich gewendet 
Bu der fündevollen Welt. 


Und er hat das Kreuz getragen, 
Hat geduldet Spott und Hohn, 
Und e3 ließ ans Kreuz ſich ſchlagen 
Gottes eingeborner Sohn. 


Und zum Baum’ im Weltenraume 
Wuchs das Kreuz in frifcher Kraft, 
Und die Blüthen an dem Baume 
Wurden Kunſt und Wifjenjhaft. 
3* 


Was joll Pegafus noch jpringen 
Oben auf dem Schaufpielhaus? 

Was ſoll noch Apollo fingen ? 

Ach! jein Spiel ift längit ſchon aus. 


3% 


Die monardiidgen Frommen. 
10. Januar 1840. 


Ihr wollt, e3 foll nur hier auf Erden 
Ein Hirt und Eine Heerde fein, 

Die ganze Welt joll dienjtbar werden 
Dem Wort des Herrn, nur ihm allein. 


Ihr habt die Bibel in den Händen, 
Das Bajonett auf dem Gewehr — 
Soll fo ſich unjer Leiden enden? 
Sit das des Heiles Wiederkehr? 


A 


Ein Weltgeridt. 


2. Februar 1840, 


Die Weltgefchichte ift daS Weltgericht, 
Doch Fein Gericht für jeden Magen, 

Denn folche derbe Speife würde nicht 
Ein jeder Herr und Knecht vertragen. 


Drum hat man viele Männer angeftellt, 
Die müſſen's Hopfen, kochen, braten, 

Daß dies Gericht der ganzen Welt gefällt, 
Zumal den hohen Rotentaten. 


7, 


Zu haben ijt es dann an jedem Drt, 
Für Geld befommt es leicht ein Jeder; 
Mit einer Brühe giebt man’s gratis fort 
Sogar auch wol nod) vom Katheder. 


Es ijt bereitet dann fo excellent, 
Daß man die Jinger danad) ledet; 
Gejättigt rufen wir: poß Element! 
Wie gut doch die Gejchichte ſchmecket! 


Ein Staatsgeridt. 
17. Januar 1840. 


Wer fi) abfondert, der juchet was ihn gelüftet, 
und jet ſich wider alles was gut ift. 
Sprüde Salomonis 18, 1. 


Es Hat die Welt wol ihre Mucden, 
Doc) leider ihre Mucder auch; 

Die Mucken könnteſt dur verjchluden, 
Vom Mucder platte dir der Baud). 


Doch wär’ ein Staatsbauch mir bejchieden, 
O weh der armen Muckerſchaar! 

Kein einz’ger Mucder blieb’ in Frieden, 
Ich fräße fie mit Haut und Haar. 


L£) 
* 


Herrnhuter in beiderlei Geſtalt. 
10. Januar 1840. 
Mel.: Nachtigall, ich hör did) fingen. 


Nie wollt ihr des Herrn vergejien, 
Nicht beim Trinken noch beim Eſſen, 
Und ihr tunkt in vothen Wein 

Ein biscuiten Lämmlein ein. 


——8 


So erfüllt ihr Gottes Willen 
Im Geheimen und im Stillen, 
Und es ißt auf Chriſti Tod 
Euer Nachbar trocken Brot. 


Die theologiſchen Daguerrotype. 
27. Januar 1840. 


Die Herrſchaft, oder beſſer, die Tyrannei 
des Verſtandes, vielleicht die eiſernſte von 
allen, ſteht der Welt noch bevor. 


Ihr wollt im Licht und in der Wahrheit leben, 
Auf Licht und Klarheit geht nur euer Streben; 
Licht ſoll das Wejen aller Dinge fein, 

Und alles andre ift euh Trug und Schein. 


Ihr jeid in eures Geijtes voller Klarheit 

Ein Lichtbild nur, ihr ſeid nur halbe Wahrheit: 
Licht ift Verjtand, und Farbe dad Gemüt — 
Euch fehlt worin das Leben erjt erblüht. 


Die pridilegterten Geheimen. 
23. December 1839. 
C’est un grand rien, 
Friedrich II. nad) mündl. Ueberlieferung. 


Mel.: Das Grab ift tief und jtille — 
oder; Sie ging zum Sonntagstanze. 


Sie mauern und fie bauen 

Am Tempel alles Lichts, 

Doch ift noch nichts zu Schauen — 
Sagt an, woran gebricht’3 


— 39. — 


Wird’3 klar an jenem Tage, 
Am Tage des Gerichts, 

Wann mwägen wird die Wage 
Das Etwas und das Nichts? 


Ein König wollt’ erfreuen 
Sich einſt auch diefes Lichts, 
Er ſprach als thät’s ihn reuen: 
Es ijt ein großes Nichts! 


Drum iſt es auch erklärlich: 
Wär's etwas mehr als nichts, 
Erlaubte man wol ſchwerlich 
Bei uns dies große Nichts. 


Re 


Die Abtrünnigen.°® 
30. Januar 1840. 
Mel.: Meb’ immer Treu’ und Nedlichkeit. 


Das Wafjer ſprach zum Eije: „Kind, 
So bleib doch nicht fo ftehn! 

Der Weg it weit, die Zeit verrinnt, 
Wir müffen weiter gehn.“ 


„Leb wohl! ich kehre nicht zurüd, 
Leb wohl! ich bleibe hier: 

Beſchert ward mir ein höhres Glüd, 
Segt bin ich mehr als ihr.“ 


„Komm aus dem Himmel doc geihmwind!“ 
Sprach's Wafjer zu dem Schnee, 

„Der Weg ijt weit, die Zeit verrinnt, 
Wir müffen in die See.” 


ae 


„Leb wohl und grüß das Vaterland! 
Sch gehe nicht mit dir: 

Jetzt Hab’ ich einen Höhern Stand, 
Jetzt bin ich mehr als ihr.“ — 


So bliebt ihr Freund’ uns auch zurüc, 
Weil Stillitand euch gefiel; 

Ihr juchtet nur ein andres Glück, 

Ein andres Lebenzziel. 


Einjt gingen wir wol Hand in Hand, 
Die Mutter rief fo laut — 

Die Mutter war das Vaterland, 

Die Freiheit unjre Braut. 


Ihr die ihr Eis und Schnee jett jeid 
Und dünft euch mehr als wir, 

O wartet nur, es fommt die Zeit 
Und — Waſſer jeid auch ihr. 


Die beiden Strauße.“ 
14. Januar 1840. 


Zwei Strauße find anjegt vorhanden, 
Zwei Strauße von verjchiedner Art; 
Ein Paar wie fich’S in allen Landen 
Noch niemals hat geoffenbart. 


Man muß fie hören, muß fie lefen, 
Und mander wird davon entzückt, 
Und mander kann nicht mehr genejen, 
Er wird Halb närriſch und verrückt. 


ER! - — 


Und wenn der eine muſicieret, 

Spazieren wir ins Himmelshaus, 
Und wenn der andre disputieret, 
Sagt er Gott Vater jelbjit hinaus. 


Könnt’ ich ein Feines Fürftlein werden 
Bon Gottes Gnad’ und Volkes Gold, 
Sp nähm' ih für die Volfsbejchwerden 
Die beiden Strauß’ in meinen Sold. 


Der eine wäre mein Minijter 
Fürs Budjet und die Kabbala, 

Er lehrte dann die Herrn Philiſter, 
Wie fie einjtimmig jpräden: Sa. 


Er jollte darthun in Sermonen 
Begreiflih für ein jedes Kind, 

Dat Volk und Eonjtitutionen 

Nicht viel, gar nichts, nur Mythen find. 


Den andern würd’ id) nur verwenden, 
Wenn's Aufruhr gäb’ und Mord und Brand, 
Er würde mit der Geig’ in Händen 

Gleich bändigen das ganze Land. 


Trotzdem hab’ ich in unfern Tagen 
Vor feinem Strauße Furcht und Grau'n: 
Die Zeit hat einen Straußenmagen, 
Wird auch den Doctor Strauß verdau'n. 


—— 


Dunkelmannstracht. 
12. Januar 1840. 
Es iſt das Licht ſüße, und den Augen lieblich 


die Sonne zu ſehen. 
Prediger Salomonis 11, 7. 


Unfre Freuden, unfre Leiden 

Wollen wir in Schwarz nur Fleiden ; 
Schwarz ift Anftand überall 

Bei dem Grab und auf dem Ball. 


Tragt die Nacht nicht am Gewande, 
Jagt fie lieber aus dem Lande! 
Finjterniß und Traurigfeit 
Herrſcht genug in unjrer Zeit. 


Nach dem Sprichwort unjrer Alten 
Sollet ihr auf Farbe halten. 
Kleidet euch in Sonnenſchein! 
Nacht ftellt ſich von jelber ein. 


Vorwärts und Haltanf. 
6. Februar 1840, 


Ein Vorwärts war fein ganzes Streben, 
Ein Vorwärts für fein Vaterland, 
Drum ward er auch bei feinem Leben 
Der Marihall Borwärts nur genannt. 


Er konnte nie ein Haltauf leiden 

Und was ihn hemmt’ in feinem Lauf; 
Ein Vorwärts muß das Haltauf meiden, 
Sonſt höret es von jelber auf. 


Fr 


Und fo auch dachten feine Erben, 
Weil jeder gern den Ahnen gleicht; 
Sie wollten ohne Haltauf jterben, 
Und haben auch ihr Ziel erreicht. 


Ein Blücherfh Gut, bei Oels gelegen, 
Haltauf genannt, iſt jequejtriert, 
Und wird num eben diejerwegen 
Sm nächſten Juni*) jubhajtiert. 


*) Und zwar nad) dem Proclama 22. Sunt 1840. (Unnt, H3.) 


Vierte Sigung. 


—— 


Blitzableiter. 


22. December 1839. 


Wilder Geiſt wie Wetterwolke 
Über uns zuſammenzieht: 

Ach, wie Hilft man unferm Volke, 
Daß ihm nicht ein Leid gefchieht ? 


Wetterihäden zu verhüten, 
Giebt es ja ein Mittel jegt; 
Für des wilden Geiſtes Wüthen 
Giebt's ein Mittel auch zuleßt. 


Bringet!? an die Bligableiter: 
Titel, Würden, Orden, Geld, 

Und das Wetter wird gleich heiter, 
Und beruhigt ift die Welt. 


RS 


Gleichheiſt. 


8. Januar 1840. 


Gott ſchuf die Thäler, ſchuf die Berge 
Gott ſchuf die Rieſen, ſchuf die Zwerge 
Er ſchuf die Menſchen groß und klein: 
Gleich ſoll ſich nichts auf Erden ſein. 


Wir wollen Gottes Ordnung halten, 
Wir laſſen's alſo hübſch beim Alten; 
Auch gleiches Maß und gleich Gewicht, 
Ja, wär's nicht da, wir gäben's nicht. 


Die Adelszeitung 
nach Chriſti Geburt 1840. 
18. Februar 1840. 


Stemmata quid faciunt? 
Juvenalis 8, 1. 


Was bringt die Adelszeitung Neues? 
Sie bringt die alte Herrlichkeit, 

Das alte Glück der alten Zeit, 

Der Deutſchen alten Preis und Ruhm: 
Das heil'ge deutſche Adelsthum. 


Was bringt die Adelszeitung Neues? 
Sie bringt, was ihr von Alters wißt, 
Daß uralt aller Adel iſt, 

Denn eh die Welt den Heiland ſah, 
War ſchon der deutſche Adel da. 


BE Act, — 


Was bringt die Adelszeitung Neues ? 
Sie bringt und ſingt den alten Gang, 
Daß aus der Götter Schooß entjprang 
Des alten Adels echtes Reis, 

Der armen Menjchheit Ehrenpreis. 


Was bringt die Adelszeitung Neues ? 
"Sie bringt und fingt das alte Lied, 
Das alte Lied vom Unterjchied, 

Und daß ein göttergleich Gejchlecht 
Verdient ein eignes Menjchenrecht. 


Was bringt die Adelszeitung Neues ? 
Sie bringt den alten Sat zurüd, 
Dat Fürftenheil und Völkerglück 
Und alles Gut’ in diefer Welt 

Nur mit dem Adel jteht und fällt. 


Was bringt die Adelszeitung Neues ? 
Sie bringet uns da3 Alte nur: 

Dat jede Bürgercreatur 

Nie ein Verdienit hat um den Gtaat, 
So lang fie nicht den Adel Hat. 


Was bringt die Adelszeitung Neues ? 
Sie bringt das einz’ge Neue nur, 
Daß auf des Vaterlandes Flur 
Stammbäume wieder gut gedeihn — 
Gott wol’ ung allen gnädig fein! 


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Su 


Sirael. 
21. Februtar 1340, 
Deine Sonne ging zu Rüſte, 
Und dein Sabbath3tag begann: 
Ewig fol dein Beten dauern, 
Und um Iſrael dein Trauern, 
Denn e8 hebt nie wieder an. 


Kein Meſſias kann dich retten, 
Aber Gott erbarmet ich, 

Und erweckt durch deine Leiden 
Lieb’ in EChriften und in Heiden, 
Und die Liebe rettet dich. 


RS: 


Fromm. 


21. Sanuar 1840. 
Der Nitter hieß vrum, wenn er mit dem Degen ir 


der Fauſt da3 Recht verthetdigte „ felbjt aber niemand 
etwas zu Leide that; die Zeiten änderten fih; man 
wollte feine frommen Ritter mehr haben; was man 
dagegen recht vrum, brauchbar, fand, waren fromme 
Schafe. 
Hofrat Benede zum Wigalois Seite 581, 

Wer an das Vaterland nur dachte, 

Dem Baterland fich dienftbar machte 

Mit Rath und That, mit Hab’ und Gut 

Und, wo e3 galt, mit Leib und Blut, 

Wer jo das Himmelreich gewann, 

Hieß mweiland nur ein frommer Dann. 


Was aber find die frommen Leute 
Für unſer Vaterland doch heute? 
Sie haben fi) von uns gewandt, 
Der Himmel iſt ihr Vaterland, 

Das Leben ihnen eine Lait, 

Der Tod nur lieb, die Welt verhaßt. 


AS 


— —— 
Die Patrioten. 
(?) 


Nune patimur longae pacis mala. 
Juvenalis 6, 291. 


Ich ſaß in einer alten Schenke, 
Berräuchert waren Tifch’ und Bänfe, 
Kaum jah man Ohren, Aug’ und Nafe, 
Ein jeder ſaß vor feinem Glaſe. 


Und als fie jo im Zwielichtſcheine 
Still jagen da bei ihrem Weine, 
Da ward e3 Zwielicht auch in ihnen, 
Daß fie fich jelber hell erjchienen. 


Die Augen funfelten wie Blige, 

Sie rückten jchnell von ihrem Site, 

Sie wurden laut und- immer lauter, 
Bertrauter dann und noch vertrauter. 


Wie fie aus voller Kehle jangen! 
Und wie die Gläfer hell erflangen! 
„Bejegnet jei die gute Stunde!“ 

So jcholl es laut aus jedem Munde. 


„Dem König Heil! Heil feinen Fahnen! 
Heil jeinen guten Unterthanen! 

Heil jeinen treuen braven Knechten, 

Die für ihn fterben, für ihn Fechten!“ 


Da gab es Wibe, Scherz’ und Schwänfe, 
Lebendig ward die ganze Schenfe; 
Sie wurden toll und immer toller, 
Die Flafchen leer, die Köpfe voller. 


— 9 — 


Der eine fiel, der andre jchwanfte, 
Der eine janf, der andre wanfte, 
Und Hob ſich einer auch mal wieder, 
So fiel er mit dem andern nieder. 


Und Birth und Gäſte, Tiſch' und Bänke, 
Und Flaſchen, Gläfer, Scherz’ und Schwänfe, 
Wie lag’3 beifammen da jo traulich, 

Und wie gemüthlich und erbaulich! 


Der deutſche Kaiſer. 
26. December 1839. 


Hin iſt des deutſchen Reichs uralte Herrlichkeit, 
Zu einer Sage ward's in dieſer jungen Zeit; 
Doch hält das Volk noch feſt an ſeinem alten Herrn, 
Zu feinem Banner eilt's noch hin von nah und fern. 


Was lockt das Volk wol Hin? Nicht Kriegsluft, Sold 
und Ruhm, 
Nicht mehr Begeijterung fürs alte Kaiſerthum. 
Das Volt ſucht Obdah nur, e3 will nur Ruh’ 
und Nait, 
Begehrt Erquidung nur für mande Müh’ und Laſt. 


Zum deutfhen Kaifer bin auch ich wol eingefehrt, 
Auch ich Hab’ auf fein Wohl gar manches Glas 
geleert: 
Denn diefer Kaifer war ein deutſches Wirthshaus nur, 
Vom heil’gen röm'ſchen Reich die allerlegte Spur. 


a — 


Licht und Schatten. 
19. März 1840. 
— jo wäre es vielleiht manchem Scriftiteler vom An— 
fange des 19. SahrhundertS in proteftantifhen Ländern 
nicht zu verdenfen, wenn er jich einen fchiclihen und bee 
fcheidenen Theil von derjenigen Preßfreiheit wünſchte, 


welche die Päpjte zu Anfange des 16. ohne Bedenken allge 
mein zugejtanden haben. 


Fichte, Reden an die deutiche Nation. 
(Berlin 1808.) ©. 12. 


Freilich, Luthers Zeiten hatten 
Schatten mehr, viel mehr als Licht, 
Und man ließ der Welt den Schatten, 
Doc das Licht verbot man nicht. 


Zwar noc heut’ ijt frei der Schatten, 
Aber nicht des Lichtes Schein ; 

Licht will man uns wol veritatten, 
Doch zum Schattenjpiel allein. 


Sene finjtern Zeiten fannten 
Keine preußiiche Cenjur :1! 
Und ihr hellen Proteſtanten 
Rühmt euch geiftiger Cultur ?! 


Laßt doch jedem feinen Schatten, 
Und jein Licht verwehrt ihm nicht; 
Laßt doch uns auch, was wir hatten, 
Unjern Schatten, unjer Licht! 


Laßt auch uns in unjern Tagen 
Ihn den Fürften finjtrer Nacht 
Mit dem Dintenfaß verjagen, 
Wie es Luther hat gemacht! 


Höchſt und Allerhöchſt. 
30. December 1839. 
Die Allerhöchſten Herrſchaften beſtlegen den 
höchſten Gipfel des Berges, knieten nieder 


und flehten zum Höchſten. 
Deſtl. Zeitungen. 


Gott iſt nur der Höchſt“ auf Erden, 
Doh der Allerhöchite nicht. 

Willſt du dejjen inne werden, 
Nun, jo Haft du Hier Bericht: 


Alles Allerhöchſt' auf Erden 

Sit von Königesgejchlecht, 

Und das fann doch Gott nicht werden, 
Denn das ift für ihn zu ſchlecht. 


3% 


Genjorenmigderjtändnin.' 
19. November 1839. 
Hierum wo etwas frei noch wär, 
Bald bringen fie ein Urſach Her, 


Zu faſſen das mit einem Strid, 
Uli von Hutten. 


„Die Kaiferfronen find erfroren, 

Und heuer jieht das Volk ſie nicht.“ 
So faßt den Nachtfroſt bei den Ohren, 
SHn jtreichet, ihn, nicht mein Gedicht ! 


„Die Königsferzen find erfroren, 

Und Heuer glänzt nicht mehr ihr Licht.“ 
Der Herbitwind that's, o ihr Cenſoren, 
Shn jtreichet, ihn, nicht mein Gedicht! 


4* 


2 a ee 


kicht ſtrafet mich, nicht ſtraft den Dichter ! 
Nur Wahrheit ſprach und fpridht fein Mund: 
Der Dichter ift nur ein Berichter, 

Er tut nur das Erlebnig Fund. 


3% 


Die Genügjamen. 
2. Januar 1840, 


Du Ideenvolk, aufs Denken 
Must du dich allein bejchränfen ! 
Möchte dir doc Gott auch ſchenken 
Preßfreiheit zur deinem Denfen! 


„Bott hat uns genug gegeben. 
Segnet er nur unſre Reben, 
Wird es ja in unferm Leben 
Prepfreiheit genug noch geben.” 


Die wilden Gänſe. 
3. Sanuar 1840. 


der luft — 
der muoz uns doch gemeine sin. 
Vridanc. 


Shr wilden Gänſe habt es gut, 

Shr ziehet frei und wohlgemuth 

Bon einem Strand zum andern Strand 
Durchs ganze liebe deutjche Land. 


Uns zahmen Menfchen geht's nicht jo: 
Bir reiften gern auch frei und froh 
Ununterfucht und unbefannt 

Durchs ganze liebe deutjche Land. 


Kaum find wir aber fort von Haus, 
So muß auch ſchon der Paß heraus. 
Wir werden niemals jorgenfrei 
Bor lauter Mauth und Rolizei. 


O dab doch Einer e3 erdenft, 

Wie man den Luftball ficher Tenft! 
Hier hört nicht auf die Hudelei — 
Nur in den Lüften find wir frei. 


Grenzſperre.? 
3. Mai 1840. 


Geſperret iſt das große Reich des Zaren 
An allen Enden allen fremden Waaren; 
Ein unbeſtechbar groß Koſackenheer 

Hält ab den fremden Handel und Verkehr. 


Doch gnädigſt hat der weiße Zar befohlen: 
„Ihr könnet euch aus Rußland Alles holen! 
Nur Eſel, Lumpen, Knut' und Kantſchu nicht, 
Weil's uns an ſolchen Dingen noch gebricht.“ 


Freiheit. 
3. Januar 1840, 


Wozu ſollen die Beſchwerden? 
Freiheit iſt genug auf Erden, 
Wenig, viel und nichts zu werden. 


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Freiheit ward uns in Gewerben, 
Sm Verthun und im Verderben, 
sm Verhungern und im Sterben. 


Weiter fannjt du's hier nicht bringen; 
Andre Freiheit zu erringen, 
Wird dir dort nur erjt gelingen. 


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Naturwunder.“ 
3. Januar 1840. 

O ſage mir, 
Wie heißt das Thier, 
Das Vieles kann vertragen, 
Das wol den größten Rachen hat 
Und auch den größten Magen? 
O ſage mir, 
Wie heißt das Thier? 


Es iſt bekannt 

In Stadt und Land, 

In jedem Ort und Flecken, 

Und wer's einmal geſehen hat, 
Denkt dran mit Angſt und Schrecken. 
In Stadt und Land 

Iſt es bekannt. 


„Schlag nach geſchwind, 

Mein liebes Kind, 

In Oken's erſtem Bande: 

Es heißet Haifiſch auf dem Meer 
Und Fiscus auf dem Lande. 
Das ijt ganz Har, 

Gewißlich wahr!“ 


ag: 


—— 


Heute mir, morgen dir. 
19. Februar 1840. 


Nichts will bei uns mehr gehen, 
Weil wir aufs Stehn nur ſehen, 
Drum laſſen wir auch unſre Heere ſtehen. 


Nur ihnen iſt zu danken, 
Daß wir in unſern Schranken 
Nicht etwa kommen in ein mißlich Schwanken. 


Doch ſteht vor dieſen Heeren, 
Leibwachen mit Gewehren, 
Ein groß Gedankenheer mit Schwert und Speeren. 


Wenn beide ſich bekriegen, 
Wer wird von beiden ſiegen? 
Die Gedanken ſtehn, und unſre Heere fliegen. 


, 
RS 


Gott fei der armen Seele gnüdig! 
16. Februar 1840. 
Mel.: Wer niemals einen Rauſch gehabt. 
Der Herr von Leib regieret jeßt, 
Ein ganz gemwalt’ger Mann, 
Er ift gar werth und hochgeſchätzt, 
Und bleibt e3 auch fortan, 
Denn viele Millionen find 
Ihm unterthan mit Weib und Kind. 


Frau Seele jchaffet Tag und Nacht, 
Das arme gute Weib, 

Gräbt edles Erz aus mandem Schacht 
Und nur für Herrn von Leib, 

Denn Herr von Leib das ift der Staat, 
Shr wißt ſchon was der nöthig hat. 


REN = 


So wird in Kriegs- und Friedengzeit 
Sein theures Haupt bewacht, 

Und zwar in Glanz und Herrlichkeit, 
Weil's ihm Vergnügen madt; 

Und dies Vergnügen fennt fein Ziel 
Und koſtet viel, ja viel viel viel. 


Mandy junger Held erhält viel Geld, 
Bloß weil er Wache jteht 

Und ſorglos dur die Friedenswelt 
In Uniformen gebt. 

Drum zieh den bunten Rock auch an, 
O Seel’, und werd’ ein Kriegesmann! 


Papier ohne Ende!) 
21. December 1839. 


Durch Papier bejtehen wir: 
Menjchenherrichaft ift Papier. 
Sa, Papier find alle Pacte, 
Auch fogar die Bundesacte, 
Alles, Alles iſt Papier. 


Durch Papier bejtehen wir: 

Gottes Wort iſt auch Papier, 
Denn Papier ift Glaub’ und Fibel, 
Auch ſogar die ganze Bibel, 

Alles, Alles iſt Papier. 


Durch Papier bejtehen wir: 

Laßt uns achten das Papier, 
Seine Ahnen auch die Lumpen 
Mehr als Gold und Silberflumpen, 
Denn ohn’ End’ ijt das Papier. 


u — 


Doch was find am Ende wir? 
Wären wir doch nur Papier! 
Wenn der jüngjte Tag fich fände, 
Und wenn Alles nähm’ ein Ende, 
Blieben doh am Ende wir. 


Lumpe und Lumpen.9 
20. December 1839. 


O wie iſt es doch ſo ſelten, 

Daß ein Ehrenmann was gilt! 
Wollt ihr heute noch was gelten, 
Leget ab der Ehren Schild! 


Und zu Lumpen müßt ihr werden, 
Denn aus Lumpen macht man Geld, 
Und das Geld es gilt auf Erden, 
Bis vergeht die Lumpenwelt. 


Ag 


Thierguälerei) 
15. Auguft 1840. 


DVereinet euch zu jedem Zived, 

Für jeden Quark und jeden Dred! 

Nur denft dabei, wie gut es ilt, 

Wenn man aud uns nicht ganz vergißt. 


BRENNER. 


Seßt denkt ihr ſchon ans liebe Vieh, 
ALS quälte man die Menjchen nie: 
Sit denn die Menjchenquälerei 

Sn unjrer Welt ſchon längſt vorbei ? 


Ach! leider quält der Menſch das Thier, 
Den Menſchen aber quälet ihr, 

Shr übt Cenſur und Rolizei, 

Die wahre Menjhengquälerei. 


Fünfte Sitzung. 


Landwirthidhaftlides. 


1. März 1840. 


Mit Vortheil läßt fi) bauen 
Ein neues Futterfraut, 
Da3 man in allen Gauen 
Sonst wenig hat gebaut. 


Damit fanıı man beleben 

Die Viehzucht überall, 

Man fanı e3 täglich geben 
Dem Bieh in Hürd’ und Stall. 


Duck-d ich fo Heiht der Samen 
Und iſt gar wohl befannt, 

Die Frucht hat andern Namen, 
Wird Knute nur genannt. 


Wenn's Vieh daran nur ledet, 
So wird e8 wohlgemuth, 

Daß e8, was man bezmedet, 
Recht gern und willig thut. 


RS 


Ent 


Schlagverſe. 
12. Januar 1840. 
Mel.: Sn des Waldes düſtern Gründen. 


Nein, bejtehen joll das Schlagen! 
Zwar nicht gut ift Schlag und Hieb: 
Werden wir nur nicht gefchlagen, 

- Sit uns alles Schlagen lieb. 


Denn wir find gut eingejchlagen, 
Nicht geichlagen aus der Art. 

Wenn die Trommel wird gejchlagen, 
Sit Schon unfer Volk gejchaart. 


Gegen Feindes Anschlag jchlagen 
Wir den Richtweg ein zur Schladt, 
Und e8 wird die Schlacht gejchlagen, 
Eh's der Feind noch hat gedadit. 


Wie ein Schiff im Meer verjchlagen, 
Schlägt fein böjer Anjchlag um, 
Und die Trommel wird gejchlagen, 
Siegreich fehr'n wir wieder um. 


Und fo wagen und jo jchlagen 
Wir und muthig durch die Welt, 
Bis das Herz hat ausgejhlagen 
Und des Lebens Schlagbaum fällt. 


Und fo lange Finken fchlagen 
Und die Eichen fchlagen aus, 
Werden deutjche Herzen jchlagen, 
Und das Schlagen jtirbt nit aus. 


Se 


EN OUT 


Die Europamüden. 
9. März 1840, 


Den Mädchen und den Flaſchen 
Ward eure Jugendfrifche; 

Ihr geht mit leeren Tajchen 
Beim Alter jegt zu Tifche. 


Sehnfüchtig nach) dem Schlummer 
Sitt ihr in eurer Kammer, 

Und euer legter Kummer — 

Es ift ein Katzenjammer. 


Veredelung. 
12. Januar 1840, 


Nur das Vollblut läßt man gelten, 
Drum erzielt man's hie und da, 
Sa, man fchietet auch nicht jelten 
Selber nach Arabia. 


: Wer fann das Beginnen jchimpfen? 
Sit es auch nicht practifch fehr, 

So den Adel einzuimpfen, 

Giebt's doch etwas Adel mehr. 


Was fann mit der Zeit noch werden, 
Sind vereinte Kräft’ im Bund! 

Treibt man's fo ſchon mit den Pferden, 
Kommt man bald auch auf den Hund. 


AS 


FI 


Ein ſchöner Zug. 
6. Februar 1840. 


Wenn ihr nicht frei euch fühlt zu Haus, 

Wolan, jo ziehet gleich hinaus! 

Frei könnt ihr ziehn aus allen deutſchen Landen, 
Sreizügigfeit ift auch für euch vorhanden. 


Ein ſchöner Zug von unfrer Zeit! 

Ein jhöner Zug: Freizügigkeit! 

Dir fehlt ein n an deines Glückes Sterne: 
Freizügig Volk, freizüngig wärſt du gerne! 


Kirchenhiſtoriſches. 


29. Februar 1840. 


Dank, Luther, Dank! du lehrteſt jeden 
Mit Gott in deutſcher Sprache reden, 
Haſt uns zu Gottes Preis und Ruhm 
Gebracht ein deutſches Chriſtenthum. 


Doch hat uns unter deinem Schilde 
Gebracht die Philologengilde 

Zu ihrem eignen Preis und Ruhm 
Ein proteſtantiſch Heidenthum. 


Die Iateinifhen Gläubigen. 
29. Februar 1840. 
Denn e3 Hörete ein jeglicher, daß fie mit 
jeiner Sprade redeten, 
Apoſtelgeſchichte 2, 6. 
Ihr fingt und betet in Latein! 
Will Gott fein Gott der Deutjchen fein ? 
Sn unſres Feindes Sprache jollen 
Wir Danf und Preis dem Höcdhjiten zollen ? 


Sit ihm nicht jedes Volk und Neid, 
Sit ihm nicht jede Sprache gleich ? 
Shr wollt mit fremden todten Tönen 
Ihn den Lebendigen verjühnen ? 


Zu Gott empor, dur deutjches Herz, 

Deutjch bet’ und fing’ in Freud’ und Schmerz! 
Die Sprache, die mit dir erichaffen, 

Ziemt nur vor Öott den Lai'n und Pfaffen. 


FANG 
Die liberalen Modegeden. 


T. März 1840. 


Du ſchwöreſt Allem Untergang 

Was je dich hemmt in deinem Frieden, 
BVerflucheft den Gewiſſenszwang 

Und jeden Geijtesdrud hienieden ; 


Du jehreift nach Freiheit, ſchreiſt nach Necht 
Sm Anblid großer Kriegesheere, 

D du großmäuliges Gejchlecht, 

Und dich beherrjcht die Schneiderjcheere ! 


64  — 
HSumanitätsitudien. 


1. März 1840. 


Idque apud imperitts humanitas 
vocabatur, cum pars servitutis esset.. 
Taciti Agricola cap. 21. 


Dies Geichlecht, das in Vokabeln 
Wie der Ochſ' im Joche zieht, 
Das vor grauen Götterfabeln 
Keine Gegenwart mehr fieht — 


Dies Gejchlecht, es ſchien geboren 
Nur in Rom und in Athen, 

Und wie Deutjchland ging verloren, 
Liegen fie es gern gejchehn. 


Wenn nur ötterruh’ und Frieden 
Ihre matte Seele fand, 

Nun, da3 war für fie hienieden 
Mehr als je ein Vaterland. 


Wirbit auh du um Giegesfränze 
Sn der todten Wifjenjchaft ? 

Weihſt auch du dem fremden Lenze 
Deines Lebens Jul’ und Kraft? 


Deutfche Jugend, dur von heute, 
Boll von Griechiich und Latein, 
Wirt du auch der Vorwelt Beute, 
Du auch uns verloren fein? 


Ein Gefchlecht, das in Vokabeln 
Wie der Och’ im Joche zieht, 
Das vor grauen Götterfabeln 
Keine Gegenwart mehr fieht ? 


— —— 
Lauriger Horatius, (uam dixistiverum:“ 


Hoc fonte derivata clades 
In patriam populumque fluxit. 


25. März 1840. 


Ihr müßt duch alle Schulen wandern 
Und ſchon von KRindesbeinen an, 

Bon einem Lehrer zu dem andern, 
Zu lernen was man lernen kann. 


Ihr müſſet immerfort jtudieren, 
Das halbe liebe Leben lang, 

Ihr müfjet zeitig euch drejiteren 
In einen jehulgerechten Zwang. 


Ihr müfjet Prüfungen bejtehen, 

Die ſelbſt ein Hiob faum bejtand, 
Und dann noc) bitten, betteln, flehen, 
Als juchtet ihr's gelobte Land. 


Was ijt denn euer Ziel auf Erden 
Für ſoviel Kräfte, Geld und Zeit ? 
Shr wollet nur Bedienten werden 
Und bleiben bis in Emwigfeit. 


* 


Die Streichinſtrumentiſten. 
1. März 1840, 
Es giebt einen Freijtaat, der in einer Bruſt 


Raum Hat — oder Haft du fein Herz? 
Sean Paul, Dimmerungen für Deutihland. 


Ihr möchtet gerne jtreichen 
Des Geijtes Freud’ und Luft, 
Doch fünnt ihr niemals reichen 
Sn eine freie Bruſt; 


pe 


Die wird euch nimmer fröhnen 
Wie lumpiges Papier, 
Die wird euch ſtets verhöhnen 
In eurer Bampyrgier. 


Wenn ihr den Würherichen 
An Glück und Ehren gleicht, 
Ihr werdet einjt gejtrichen, 
Wie ihr die andern jtreicht. 


Drum ftreichet nur die Geigen, 
Macht ehrlic eure Hand! 
Spielt auf zum Geifterreigen 
Fürs deutiche Vaterland ! 


Dein ijt Das Recht.) 


8. Mai 1838. 


Ich bin ein Herr in meinem Nechte, 
Und diejes Necht, es ift mein Haus: 
Wer wagt es, welcher Knecht der Knechte, 
Und will vertreiben mic daraus ? 


Ihr könnt's belagern, könnt's berennen — 

Ich aber weiche nicht daraus ; 

Ihr könnt's zertriimmern, könnt's verbrennen — 
Mein ift das Net, das Recht mein Haus B* 


af 


ei ee 


Leider?) 
25. April 1840, 
Swaz ich weiz daz wirret mir, 


Swaz ich sihe daz tuot mir w&, 
Gottfried von Straßb. im Trijtar. 


Lüg' und Widerjpruch, wo wäre 
Ein3 von diejfen beiden nicht, 
Im Civil und Militäre, 

In Regierung und Gericht ? 


Lüg’ und Widerjpruch, die beiden 
Sind wie Bräutigam und Braut, 
Und zu unfers!® Landes Leiden 
Hat der Teufel jie getraut. 


Die Sternenträger. 
10. Februar 1840. 


Wenn ihr den Stern am Rücken traget, 
Wo auch jein Kreuz der Ejel trägt, 
Gewiß, nicht Eine Seele fraget, 

Ob drunter auch ein Herz wol jchlägt. 


Doch jo, ich fünnt’ es nicht verfchmerzen, 
Erging’ es mir wie diejen Herrn: 
Nichts auf dem Herzen, nichts im Herzen, 
Und doch am Herzen einen Stern. 


— 66— 


Die Fragenden.) 
18. Sanuar 1840. _ 


O curas hominum, o quantum est in rebus inane! 
Persius 1, 1, 


Warum jo viel Staffetten jagen ? 
Was hat ſich denn wol zugetragen ? 
Nicht viel — die Diplomaten fragen. 


Sie fragen in die Kreuz und Quere, 
Sie fragen über Kriegesheere, 
Und über Flotten, Land’ und Meere, 


Sie fragen ſtets, bei Nacht, bei Tage, 
An jedem Ort, in jeder Lage, 
Sie fragen über jede Frage. 


Ob wir wol Antwort je erleben ? — 
Wenn lange nod die Fragen jchweben, 
Wird uns die Zeit ſchon Antwort geben. 


Dann werden fie und ihresgleichen, 
Sie die lebendigen Fragezeichen, 
Bor folder Antwort jehier erbleichen. 


DOrdensjehniudt.?) 
Auguſt 1840. 
Mel.: Wo ich jet und wo mich Hingewendet. 


Ach! was nüst, daß ich jo viel geworden, 
Und daß ich jo vieles nenne mein ? 
Großer Gott, mir fehlet noch ein Orden, 
Könntejt du mir folchen doch verleiht! 


——— 


Ja, und wär's vielleicht auch nur ein kleiner, 
Den der kleinſte Potentat erſann; 

Immer beſſer einer doch als keiner, 

Ziert der kleinſte doch auch ſeinen Mann. 


Schön' Erfindung, daß ein kleines Zeichen 
So viel Ehre, Freud' und Glück umhüllt! 
Nichts auf Erden wüßt' ich dem zu gleichen, 
Was ſo ſinnig ſeinen Zweck erfüllt. 


Wenn die Engel einſt mit mir entſchweben, 
Stehn die Sel'gen da erſtaunt und ſtumm, 
Sonn’ und Mond und alle Sterne beben, 
Meine Seele hat den Orden um. 


Des Cenſors Klagelied?) 
nebſt Chor der Laien. 
5. Auguit 1840. 
Mel.: Ich [ode mir das Burfchenleben. 


Wer nie ein Cenſor ijt geweſen, 

Der weis nicht, wie es ſolchem geht; 

Was muß er doc nicht Alles lejen, 

Und wenn er’S auch gar nicht verjteht ! 
Chor: Doch fann er jtreihen nach Belieben, 

Und wenn's der liebe Gott gejchrieben. 


Dann muß er wie ein Falke pajjen 
Auf Staat und Kirche, Kirch’ und Staat; 
Die fir’ dee darf er nicht lajjen, 
Bis er die Welt verlajjen hat. 

Chor: Doc) jieht er auch einmal daneben, 
Das koſtet ihm noch nicht das Leben. 


Wie wenig Lohn wird ihm gegeben! 
Wie wird er oft jo jehr verfannt! 
Er aber opfert gern jein Leben 
Für König, Gott und Baterland. 
Chor: Doch giebt's auch Orden, Tabatieren — 
Ach, wenn wir doch Lenjoren wären ! 


Die jungen Litterarpiitoriter. 
8. März 1840. 


Känntet ihr doch nur 
Unjre Sprach’ und Gedichte, 
Unferer Litteratur 
Taufendjähr'ge Gejchichte! 


O jo ſchwiegt ihr nur, 

AM ihre Pfuſcher und Hudler, 
Unjerer Litteratur 
Allzeitfertige Sudler ! 


Seidenjchwangnatur 

Sit euch aber gegeben, 
Und von der Litteratur 
Müſſet leider ihr leben.!? 


Nun, jo fchmiert denn mur 

Dhne Scham und Gewijjen! 
Unjere Litteratur 

Ward jchon öfter beſchmiſſen. 


a = 


Die Ausgepreßten. 


15. Sanuar 1840, 


Ach, aus dem Leben wird verjchwinden 
Des Geijtes und des Herzens Saat! 
Wo it doc Fünftig noch zu finden 
Lebend’ges Wort und frifhe That? 


Wie's Korn der Müller auf die Mühle, 
Sp ſchicken wir zur Prefje hin 

Den Borrath frijchejter Gefühle 

Und neuejten Jdeengewinn. 


Und wenn uns jo das Tagsintereſſe 
Tagtäglich an die Preſſe weit, 

Sehn wir auf Leipzigs Büchermeſſe 

Bald nur noch Deutichlands Herz und Geiit. 


Necenienten. 
11. Februar 1840. 
Vivantomnes hi et hae, qui et quae, 


Horum harum, quorum quarum 
Sanitatem bibimus etc. 


Ihr alten Jungfern, Necenjenten, 

Ihr fünnt euch über nichts doch freut, 
Ihr möchtet jeder Braut im Kranze 
Auf ihrem Kirchgang Hädjel jtreu'n. 


Ihr alten Jungfern, Necenjenten, 

Ihr ahndet Mutterfreuden nicht, 

Ihr habt mit Puppen nie gejpielet 

Und wißt nicht, was ein Kindlein jpridt. 


— 4 
+o4»06r 


— 
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Sechſte Sitzung. 


Der Wehritand. 


27. December 1839. 


Gott grüß euch, lieben Kriegesknechte! 
Ihr jeid die Friedensherren nun: 

Wo find noch Schlachten, wo Gefechte, 
Seit Bölferha und Zwietracht ruhn 93 


Was wart ihr einjt im deutjchen Reiche ? 
Ein Eichwald ſchier mit Schwert und Speer; 
Set jeid ihr an der deutjchen Eiche 

Die Miftel nur und jonft nicht3 mehr. 


Aria 
eines jehr gering bejofldeten und doc königlichen 
Profefjors am Vorabend 
jeines 25 jährigen Dienjtjubiläums. 
29. October 1839. 
Aus Dornen jeh’ ic) Roſen blühen, 
O blühte jo mein Glück doc auch, 
Denn meines Lebens Sorg’ und Mühen 
Sind mehr noch als ein Dornenſtrauch. 
D Frühling, Frühling, denfe mein, 
Laß Glück und Roſen eins nur fein! 


a en 


Dann mag verwelfen und verichwinden 
Auch mit den Roſen mir mein Glück, 
Es wird ſich immer wiederfinden, 
Denn mit den Roſen kehrt's zurüc. 

D Frühling, Frühling, denke mein, 
Laß Glück und Roſen eins nur jein! 


Virtus philologiea. 


10. Sanuar 1840, 
Quos ego! 


Was rühmt ihr doc an Nom und Griechenland 
Stet3 Freiheit, Tapferfeit und Vaterland? 

D märet ihr nur Sklaven dort gewejen, 

Bon eurem Nühmen mwärt ihr längſt genejen! 


Zwar Sklaven ſeid ihr, eurer Wiſſenſchaft, 
Die euch verzehret euer Mark und Kraft, 
Daß ihr troß allen alten Herrlichfeiten 
Schulfüchje jeid und bleibt in unjern Zeiten. 


3% 


Licht- und Feniterredt. 
23. Mürz 1840. 


Was ihr von Lichtrecht jchreibt und jprecht! 
Uns ward ja nur ein Fenjterrecht: 

Hinein wol darf das Licht in Haus, 

Doch) leider darf fein Licht heraus. 


D gute gnädige Natur! 

Sind unsre Augen Fenjter nur? 
Und joll der Geijt zufrieden jein 
Mit Allem was man bringt hinein? 


ag: 


Claſſiſche Gelahrtheit. 


10. Januar 1840. 
Mel.: Guter Mond, du gehſt ſo jtille. 


Ja, es war in jenen Tagen 
Liebe für das Vaterland: 

Wie ſich Sparta hat geſchlagen, 
Macht Thermopylä bekannt. 


Lebt es doch in Aller Munde 
Was dereinſt dies Sparta war, 
Und es giebt uns ſichre Kunde 
Ein Tertianer ja ſogar. 


Was bei Pforzheim iſt geſchehen, 
Frag die Philologen drum, 

Gieb es ihnen ſelbſt zum Lehen, 
Und — ſie bleiben dennoch ſtumm. 


Kunſtzopf. 
1. Februar 1840. 


Mel.: Sn einem Thal bei armen Hirten 
Erſchien mit jedem jungen Sabr. 


Aus deinem eignen Haar gewunden 
Ward dir ein ungeheuver Zopf. 

Schon hundert Jahre find verſchwunden, 
Dir aber blieb der Zopf am Kopf. 


Biel große Meifter jahn ihn bangen, 
Und jeder nahm dir ab ein Stüd, 
Sie alte find dann heimgegangen, 
Dir aber blieb der Zopf zurück. 


Geheimnißvoll und zaubrijch jchwebet 
Der Zopf ob allen Staffelei’n, 

Und feiner der da lebt und webet 
Will did, o freie Kunſt, befrei'n. 


Was dir noch blieb, wird werthgehalten 
In allen Kunjtafademien; 

Die Alten bleiben gern beim Alten, 
Und feiner darf ein Haar draus ziehn. 


Drum mag's dich auch nicht weiter quälen, 
Wir alle tragen unjer Leid; 

An Zöpfen wird’S dev Welt nicht Fehlen 
Bon nun an bis in Ewigkeit. 


Und wird dein alter Kopfſchmuck ſchwinden, 
Dann find die Meifter gleich bereit, 

Dir einen neuen Zopf zu winden, 

ie er fih paßt für unſre Zeit. 


Böhmische Dörfer. 


2. Februar 1840. 


Pegaſus der alte Schimmel 
Und Apollo fehlet nie, 

Ya, der ganze Götterhimmel 
Prunkt in eurer Boejie. 


Mit dem Wörterbuche lejen 
tu man jedes Maigedicht ; 

Wer die Cypris ijt geweſen, 

Weit ich armer Deutjcher nicht. 


a ER 


Auch Pandora, Flora, Fris, 
Zeus, Aurora, Rhadamanth, 
Midas, Iſis und Dfiris 
Sind mir gänzlich unbefannt. 


Sagt, für wen doch wollt ihr dichten ? 
Fürs gelehrte Häufelein ? 

"Nun, jo müßt ihr drauf verzichten, 
Deutihlands Dichter je zu jein. 


Zwar das deutſche Volf hat immer 
Seinen hochgelahrten Stand ; 
Diejer aber hatte nimmer 

In der Welt ein Vaterland. 


Beſſer drum, ihr fingt und pfeifet 
Wie's gemäß dem deutihen Mund : 
Caſtor! Pollux! das begreifet 
Auch jogar ein dummer Hund. 


Der Litteratenorden.!) 
19. Sanıtar 1840. 


E3 hangen Orden aller- Sorten 

In jedem Goldihmidsladen aus, 
Doh finden wir an allen Orten 
Nichts was da paßt für uns heraus. 


Noch nie zu viel belohnet worden 

Sit unfer geiftig Eigenthum : 

Co laßt uns ftiften einen Orden 

Zu unfrer Frewd’ und unjerm Ruhm. 


en = 


Ein rother Krebs am ſchwarzen Bande 
Mit goldenen VBergignichtmein, 

Das joll im ganzen deutjchen Lande 
Der Litteratenorden fein. 


Die erite Klaſſe wird bejcheret, 
Wenn einer weit auf Reifen war 
Und über Leipzig wiederfehret 
Geſund und frisch das nächſte Jahr. 


So oft er fort war und vollendet 
Den Heimweg umverjehrt zurüd, 
So oft wird ihm dafiir gejpendet 
Ein neues höhres Ordensglück. 


Und wer zulegt nach öfterm Wandern 
Nie mehr verfehlt den Weg nach Haus, 
Den ehren wir vor allen andern 

Und zeichnen ihn al3 Hummer aus. 


a 


Das alte Lied.) 
28. Mai 1840. 


Die Verjchtedenheit der chrijtlichen Religionspar— 
teten fann in den Ländern und Gebieten des deuticher 
Bundes feinen Unterjhied in dem Genuſſe der 
bürgerlichen und politifchen Rechte begründen. 

Bundesacte vom 8. Suni 1815. Art. 16. 


Das alte Lied, das alte Lied, 

Das ew'ge Lied vom Unterjchied: 
Wer nicht des Staates Glauben hat, 
An den auch glaubet nicht der Staat. 


Du ewig Lied vom Unterjcied, 

Du altes unausitehlich Lied! 

Wann beugt doch Engel, Menſch und Vieh 
Vor Einem einz'gen Gott das Knie? 


af 


LIE 


Sterne. 
20. November 1839. 


Warum hat Gott dev Herr geſchmücket 
Mit Sternen ohne Maß und Zahl 
Den jchönen weiten Himmelsjaal? 
Das wiffen wir, wir Menjchen nicht. 


Warum hat Gott der Herr gejchmücdet 
Mit Blumenjternen Wiej’ und Feld, 

Die ganze liebe weite Welt? 

Das wifjen wir, wir Menjchen nicht. 


Warum hat mancher Fürſt geſchmücket 
Seit Jahr und Tag mit Stern und Band 
Sp mande Brut in Stadt und Land? 
Das weis jelbjt Gott im Himmel nicht. 


Die Kameele.) 
27. December 1839. 


Ihr Schüler von den Hohen Schulen, 
Wie habt ihr euch jo tief gejtellt! 
Ihr -jolltet in den Lüften jchweben 
Hoch über der Philijterwelt! 


Doc jeid ihr ſelbſt Philiſter worden 
Und hajcht wie jie nach Brot und Geld. 
Ihr Schüler von den hohen Schulen, 
Wie habt ihr euch jo tief gejtellt! 


AS: 


De 


Deffentlide Meinung.) 


4. Suni 1840, 


Sag an, du öffentlihe Meinung, 

Sag an, wie lange jchweigjt du jtill? 
Wann bringjt du endlich zur Erjcheinung, 
Was Deutichland joll und mu und will? 


Zeig deines Volkes Wundenmale, 
Zeig jeine Blut und Thränenjaat, 
Und wieg auf deiner Wagejchale 
Des Volkes Lohn, der Fürjten Ihat! 


Du willft nicht Aufruhr, nit Zerwürfniß, 
Träumſt nicht von Hocverrath und Mord — 
Dein Wunſch iſt nur das Zeitbedürfniß, 
Und Redt und Wahrheit iſt dein Wort. 


Herren und Knechte. 
27. März 1840. 
Ihr wolltet euch zu Göttern machen, 
Und jiehe, das gelang eucd) jchledht; 
Da machtet ihr daS Volk der Schwachen 
Zu einem dienenden Gejchledt. 


Und dies Gejchleht muß immer büfen, 
Zu groß ijt jeine eigne Schuld, 

Und wollt ihr's Leben ihm verjühen, 
Co ift e8 eure Gnad' und Huld. 


Da ijt die Rede nicht vom Nechte, 

Das wär’ auch nur ein toller Wahn: 
Ihr jeid die Herrn, ſie jind die Knechte, 
Und was ihr thut ift wohlgethan. 


— 80 — 


Variatio delectat,') 
nah einer Volfsmelodie. 
21. Februar 1840. 


Wenn heut’ ein Geiſt Hernieder jtiege ! 
Uhland. 


Heute roth, heute roth, 

Heute roth und morgen todt. 
Daß ein Wort dich könnte fällen, 
Schien ſich niemand vorzuſtellen, 
Aber, aber es geſchah. 


Nur ein Wort, nur ein Wort, 

Die Verfaſſung war gleich fort; 
Eid und Treue und Gewiſſen 
Wurden wie Papier zerriſſen, 

Und was war's denn weiter auch!!? 


Denn die Welt, denn die Welt 
Auf Verändrung noch was hält: 
Alles Alte wird alltäglich 

Und zulegt ganz unerträglich, 
Darum frijch damit ins Grab! 


Nota bene.’) 
16. Juni 1840. 


Ihr fünnt die Welt nicht vetten 
Mit Hals- und Hochgericht; 
Mit des Gefangnen Ketten 
Hemmt ihr jein Lafter nicht. 


Ra, 


Im Arbeitshauf’ erwachet 

Nicht Fleiß und Arbeitstrieb; 

Das Zwangs- und Zuchthaus macdet 
Nicht tugendhaft den Dieb. °® 


Bei Brot und Waſſer eilet 
Nicht weg die Sündenluft, 
Und feine Bibel Heilet 
Die frevelvolle Bruft. 


Wollt ihr Genefung bringen 
Der armen franfen Zeit, 
Lernt jelbft vor allen Dingen 
Recht und Gerechtigkeit. 


Meuſels gelehrtes Deutſchland. 
17. Februar 1840. 
Mihi quidem nulli satis eruditi videntur, 


quibus nostra ignota sunt. 
M. D. Cieero. 


Mel.: Der Bapit lebt Herrlich in der Welt. 


Die ihr jo BVielerlei doch wißt, 
Was in der Welt gejchrieben ijt! 
In jedem Land’, in jeder Zeit 
Recht gut und gern zu Haufe jeid! 


Nenn ihr auch Erd’ und Himmel fennt 
Und jedes Buch und Pergament, 

Ihr wißt nicht viel, weil ihr nicht wit 
Und wiſſen wollt, was Deutſchland iſt. 


3% 


Stewerberweigerungsdperiajiungsmäßig- 
beredtigt. 


27. März 1840. 


Sprecht von Volks- und Menjchenrechten, 
's Sit doch eitel was ihr jprecht! 

Shr erlangt mit allem Fechten 

"Weder Schreib- noch Rederecht. 


Sprecht zu Hunderttaujend Malen 
Immer nein, und nein, ja nein: 
Eure Steuern müßt ihr zahlen! 
Das iſt euer Recht alletır. 


Die Eidgenoſſen. 


26. Januar 1840. 


Es war einmal ein arm Schulmeijterlein, 

Der wollt’ in feinem Lohn verbejjert fein. 

Doch war fein Dorf nur flein und, Gott erbarm! 
Die Bauern waren alle gar zu arm. 

Drum ging zum reihen Dorf der arme Mann, 
Trug dort den Bauern jeine Dienjte an. 


Er pries den Leuten jeine Tüchtigfeit, 

Auch könn' er Wetter machen jederzeit. 

Da ſprachen fie: das ijt für uns ein Mann! 
Und nahmen ihn jogleich zum Meßner an. 
Doc, blieb das Wetter immer wie e3 war, 
Heut neblicht, regnicht, morgen hell und Klar. 


MB 


Da fagten ſie: iit das nun unjer Lohn? 
Sold Wetter hatten wir ja immer jchon. 
Sa, ſprach er, ja, jobald ihr einig jeid, 

Bin ih zum Wettermachen gleich bereit. 
Doch war von Einigkeit nicht eine Spur, 


Denn jeder wollte jtet3 jein Wetter nur. 


6* 


$iebente vitzung. 


Deutihes Thule.) 


12. $anuar 1840. 


Es ruht des Landes Nuhm und Kraft 
In golden Vließen und Aehren, 
Und unſre Kunſt und Wiſſenſchaft 
Gilt nur den Huben und Stähren. 


Was Opitz ſang, war Phantaſie, 
Jetzt geht in unſere Gauen, 
Die wahre Schäferpoeſie 

Iſt da lebendig zu ſchauen. 


O komm zu uns, du deutſcher Chriſt, 
Und geh bei uns in die Schule, 

Und lern, ob es ſo übel iſt 

Hier in der ultima Thule. 


3) Wirklich ein fchlejtsches Dorf tm Rofenberger Kreiſe Oppelner 
Regierungsbezirks, nach Knie, Geogr. Beſchreib. von Schleſien. 
3. Abth. ©. 781. (Unm. 9.3.) 


— — 


Die Meiiten. >)” 


12. Suni 1840. 


Liebesdichter und jo weiter, 
Hohe Meijterfängerzunft, 

Ewig jung und ewig heiter 

Wie des Frühlings Wiederkunft! 


Wie ihr Alles gern bejchwichtet, 
Wo ein Mipklang ruchtbar wird, 
Alen Zank und Hader jchlichtet, 
Nur von Liebe zirpt und girrt! 


Wenn die Welt in Angit und Nöthen 
Vor dem Sturm der Zeiten flieht, 
Dann ergreift ihr jchnell die Flöten 
Und ihr blajt ein Schlummerlied. 


Liebe wißt ihr zu verweben 
Künftlih mit dem fühlen Wein, 
Lafjet wuchern noch die Neben 
Um des Grabes nadten Stein. 


Nur aus legitimen Stoffen 
Webt ihr täglich ein Gedicht, 
Daß wir glauben, lieben, hoffen, 
Bis uns Herz und Auge bricht. 


O du liebe Dichterinnung! 

Wie's dir gut umd glüdlich geht! 
Eins nur fehlt dir: die Gejinnung — 
Doch was braucht die ein Poet? 


2 SR per 


Mißverſtändniß. 
24. December 1839. 

Mel.: Herz, mys Herz, warum ſo trurig? 
„Singe wem Geſang gegeben“, 
Sprach zur Vogelſchaar der Aar, 
„Das iſt Freude, das iſt Leben!“ — 

"Und es fang die Vogelſchaar. 


Und es wurde bunt die Heide, 
Grün der Wald und grün das Feld, 
Und aus ihrem Winterleide 

Trat verjüngt hervor die Welt. 


Das war Freude, das war Leben 
In dem Wald und auf der Flur, 
Denn die Sänger waren eben 
Lauter gute Sänger nur. 


Doch es kamen ſtolze Namen, 
Wiedehopf und Königlein, 

Pfau, Faſan und Truthahn kamen, 
Miſchten ihren Jubel ein. 


Und es wurde bleich die Heide, 
Falbe wurde Wald und Feld, 
Und in ihrem Winterleide 
Lag nun wiederum die Welt. 


Philiſter. 
19. November 1838. 
Mel.: Seht ihr drei Roſſe vor dem Wagen? 
Rhiliftervolf auf allen Wegen, 
Philiſter vor und hinter mir, 
Im Sonnenjchein, im Schnee und Regen, 
Philiſter dort, Philiſter Hier! 


Bang vn 


Haft du noch Beine, jo enteile! 
Zwar iſt gewiß, dur jtirbjt einmal — 
Doch ijt ein Tod vor Langerweile 
Schon hier auf Erden Höllenqual. 


So dacht' ich, und es klopft jo eben, 
Und ein Philiſter jtellt ſich ein, 
Umarmt mic, füht mich — gottergeben 
Geh’ ich in meinen Tod hinein. 


In Deutidhland. 
3. Mai 1889. 


Noch kumt vröude und sanges tac, 
Wol im ders erbeiten mac. 
Walther von der Vogelweide. 


Noch iſt Freude, noch ijt Leben 
Ueberall im deutichen Land. 
Deutſche Frau'n und Männer geben 
Sich einander nod) die Hand. 


Und der jchöne Glaube lebt nod) 

An die deutjche Ehrlichkeit, 

Und der Geijt der Treue ſchwebt noch 
Ueber uns und unſrer Zeit. 


Und e3 wird noch Frühling wieder 
Auch für ung in Wald und Feld, 
Und es jingt noch frohe Lieder 
Ueberall die deutiche Welt. 


Wahrheit findet noch umd Dichtung 
Ihre Herzen, ihren Mund, 

Und es thut nach mander Richtung 
Sich das Schön’ und Beſſre fund. _ 


ua — 


Tadelt nicht die Zeit die neue, 
Wünſchet nicht das Heute fern! 

Zeit ift, daß fich jeder freue, 

Jeder lobe Gott den Herrn. 

Sprecht ihr Weijen, ſprecht ihr Thoren! 
Und wer wäre nicht ein Kind? ° 
Ah! ich bin zu früh geboren! 

Eine neue Welt beginnt. 


Engliihe Geduld in der engliihen 
Krankheit. 


7. Januar 1840. 
Dedimus profecto grande patientiae documentum. 
Taeiti Agricola cap. 2. 
Sehnſucht hatte mich getrieben 
Nach dem Lande meiner Lieben. 
Aber, armes Heimatland, 
Habe dich faſt nicht wiedererfannt! 


Lange ſchon liegſt du danieder, 

Und wie zuckt's dir durch die Glieder! 
Groß ijt Gottes Gnad’ und Hulp, 
Aber noch größer deine Geduld. 


Nie wirſt du den Schmerz verwinden 
Und auch nie den Arzt wol finden: 
Deine Qual, wer heilt fie, wer? 
Engliſche Krankheit — heilet man jchwer. 


R% 


Frühlingswunid. 
13. November 1839. 
Wenn jet in diefen langen Tagen 
Die Blumen wieder blühn, 
Wenn jebt die Nachtigallen ſchlagen 
Im friſchen Waldesgrün; 


I 


Wenn bei dem Klange der Schalmeien 
Die Kinder groß und Klein 

Hier in den Dörfern, dort im Freien 
Sich froh zum Tanze reihn — 


Dann mahnen Tänze, Kläng’ und Lieder 
An did, o Heimat, mich: 

Wann preij’ ich dich doch glücklich wieder, 
Wann bift dur frei wie ich? 


Hannoverſches Frühlingstied. 
12. Febritar 1840. 
Sehet die Vögel unter dem Himmel an: jie ſäen 
nicht, fie erndten nicht, fie fammeln nicht in die 
Scheunen, und euer himmliſcher Vater nähret fie 
doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn je? 
Matthäus 6. 20. 
Mel.: Das Grab tjt tief und ftille. 


Ihr lieben guten Herzen, 

Ihr jcherztet allergernit; 

Trotz allem Leid und Schmerzen 
Sit euch verhaßt der Ernit. 


Die Nahtigallen jagen 

Den Ernit jest übers Meer — 
Was jolhe Vögel wagen! 

Das wundert mich doch jehr.”” 


Anhang 


oder 


Vertranliche Sihung. 


Armin. 
15. Sanuar 1840. 


Uns ift in alten Sagen gar wunderviel gejagt, 

Konad) in unjern Tagen das PRublicum nicht fragt. 

Sch aber will berichten was heute nur gejchieht, 

Nur ſchöne neue Gejchichten. Und aljo hebt fih an das 
Lied. 


Es fam vom Himmel nieder der deutjche Held Armin, 
Seit grauen Zeiten wieder, er Fam, wir jahen ihn; 
Er war noch ſtets derjelbe, ev ging ganz franf und frei, 
Er wollte Deutichland jehen, ob's noch dafjelbe Deutich- 
land jei. 


Sm Teutoburger Walde da lieg er ſich herab, 
Er dacht’ an Alles wieder was einjt ſich dort begab. 
Da fragt ihn ein Gensd’arme: „wo haben Sie Ihren 
Rap?“ 
Es erwiedert ihm der Rede: „was kümmert dich denn 
wunder das?“ 


u 


„Ich bin ein Officiante, ich thue nur meine Kflicht, 
Und thue gar nichts weiter als was die Vorſchrift jpricht: 
Wer ohne Paß Hier fommet, wer jich nicht legitimiert, 
Der wird von Polizeiwegen fofort hier arretiert.“ 


Zum Glücke fam gegangen ein alter Edelmann, 

Der hatte jih von ferne ſchon gehört die Sachen an; 

Es war ihm aus der Kindheit Armins Rorträt befannt: 

„Für diefen Fremden bürg’ ich.“ Er nahm ihn gleich 
auch bei der Hand, 


Und führt’ ihn durch den Schloßhof in den alten Ritterjaal. 
Das Gefinde hieß er fommen, es bracht’ ihm einen Kofal, 
Das war ein echter Römer, den jchenkt’ er ganz voll Wein, 
Und bot ihn auf Deutjchlands Freiheit dem vielliceben 
Gaſte jein. 


„5a, jprac Armin, ih trinke auf Deutjchlands Freiheit 
jeßt, 

Ich bin des Fechtens müde, was hat man aucd) zulet ? 

Dod ewig hajj’ ich die Römer und ewig bei Tag und 
Nacht, 

Sie haben uns jtet3 das Schlechte, und gewiß auch die 
Päſſe hergebradt.“ 


Der Edelmann verjeste: „Bejänftige dich nur! 
E3 iſt in der Welt von Römern jegt faum nod) eine 
Spur; 
Du haft jie ja vertilget, fein Menſch fpricht mehr Latein, 
Du haſt ihn ausgelöjchet des Nömerreiches Glanz und 
Schein. 


Es beten zwar die Chriſten in Latein noch hie und da, 

Auch lernen die Juriften draus ihre Principia; 

Auch treiben es die Gelehrten und halten noch viel darauf, 

Doch, glaub’ ich, endlich höret der Bettel mal von 
jelber auf. 


So etwas darf nicht fümmern, das iſt bei uns der 
Braud: 

Ein Deutſcher ijt ein Gelehrter, drum lernt er Alles 
auch. 
Du haſt in deiner Jugend ja auch gelernt Latein, 

Und biſt fein Römer geweſen — Trink aus! ich ſchenke 
wieder ein. 


Doch ſei mir gottwillkommen, du hoher Held Armin! 
O laß mich dich umfangen, o laß mich vor dir knien! 
Du biſt noch ſtets derſelbe, mit deinem blonden Haar, 
Mit deinem liebevollen, deinem ſchönen blauen Augen— 
paar! 


Vergönne daß ich leſe, wie lieb und werth du biſt, 
Wie jede deiner Thaten uns hoch und heilig iſt —“ 
Es las darauf der Edelmann ihm aus dem Lohenſtein; 
Bald kam ein ſüßer Schlummer, Nacht war's, der Held 
Armin ſchlief ein. 


Und als am hellen Tage Armin erwachet war, 

Da kamen alle und brachten ihm ihren Glückwunſch dar; 

Es kam die Frau mit den Fräuleins, es kam der Edel— 
mann, 

Und alle ſahen den Helden mit Blicken minniglichen an. 


Und unterdeſſen eilte die Mähr' von Mund zu Mund, 

Und durch die Eifenbahnen ward’S allen Deutjchen fund: 

Er ijt da, iſt wiedergefommen Deutjchlands Befreier 
Armin! 

Im Teutoburger Walde, kommt her, fommt her und 
jehet jelber ihn! 


Da ſchickten die Wejtphalen als Fejtcomite im Nu 

Grobförnigen und feijten Rumpernidel ihm zır, 

Es ſchickten die alten Sajjen ihm echte Cherusferwurit, 

Und andre deutjche Stänme dachten am des Helden 
guten Durjt. 


ZT 


E3 jandten ihm die Baiern mit Bod ein Fuderfaß, 
Weil das in ihrem Lande noch immer das beite was; 
Es jandten darauf die Franken Bodsbeutel wohl verpicht 
Und die freien Städte Cigarren aus Havanna, jie 
hatten Deutjcheres nicht. 


Und wie ein Schwarm Heujchreden famen von Pyrmont 


herbei 

Die Naturforjcher und Aerzte fünfhundert und fünf— 
zigerlei; 

Sie hielten die zehnte Spazierfahrt in joldher Ge— 
ichäftigfeit, 


Daß ſie des Eſſens vergagen und zum Trinfen ji) 
nahmen feine Zeit. 


Sie wollten die deutjche Trinfjucht erforſchen am Helden 
Armin, 
Ob Gott in jo frühen Zeiten jchon uns diejelbe verliehn, 
Sie wollten nah Pariſer Zollen ihm mejjen jeinen 
Schlund 
Und dann in Okens Iſis promulgieren den Sachbefund. 


Es befand jich einer drunter, der jchien ein Agent zu 
jein 
Bon dem Jenaer beliebten Mineralogen-Berein; 
Der z0g ein Diplom aus der Tajche: „dem deutjchen 
Freiheitsſtein!“ 
Da ſprach von Lemgo ein Steinmetz: „mit Nichten, das 
iſt doch zu gemein!“ 


Auch kamen in ſelber Stunde von München und von 
Berlin 

Zwei berühmte Mitglieder der berühmten Akademien: 

Herr Zeüne war der eine, (der fehlt bei keinem Feſt!) 

Der andere war Herr Maßmann, die ſollten forſchen 
aufs Allerbeſt. 


BEYER A 


Der eine nur erdfundlid, wie Germania damals wear, 
Ob blaue Augen hatten die Teutonen und blondes Haar? 
Der andere philologiſch, wie jich jelber jchrieb’ Armin, 
Ob deutjch, ob teutjch, was richtig und welches vorzu— 
ziehn? 


Auch ſtellte ſich Herr Albrich, ein kleines Männlein 
= ein — 
Er war fait außer Athen — vom Philologenverein, 
Der ſollt' Arminium fragen, wie man jpreche das Latein, 
Und ob damals die Schulmeifter in Rom nur Sklaven 
gemwejen jei'n? 


Es famen auf Flügeln des Sanges die Sänger aus 
Schwabenland, 

Weil ſonſt kein anderer Sänger in Zunft und Anſehn 
ſtand; 

Sie brachten von der Freiheit gar manchen ſüßen Bar, 

Da von dieſer Freiheit zu ſingen noch keinem bisher 
verboten war. 


Sie brachten auch große Liſten zu einem Denkmal herbei, 

Genehmigt von allen Fürſten und auch von der Polizei; 

Sie luden mit Subſeriptionen jeden biderben Deutſchen 
ein, 

Es ſollte das Armins-Denkmal ein Denkmal aller 
Deutſchen ſein. 


Es waren von Köln am Rheine elftauſend Jungfrau'n 
geſchickt, 

Die brachten ein ſeidenes Fähnlein, drin mit Gold und 
Perlen geſtickt, 

Gar lieblich anzuſchauen, ein heiliger Hermann ſtand, 

Weil mit der Heiligen Hülfe Armin befreit das deutſche 
Land. 


EN Fe 


Von Düfjfeldorf und Münden fam ein Wagen mit 
Künjtlern an, 
Ihre Aufwartung zu machen dem größten deutichen 


Mann; 

Sie wollten ihn zeichnen und malen, radieren und 
modelliern, 

In Stein und Marmor hauen, in Erz gießen und 
fithographiern. 


Es ja; Armin im GSejjel, wußte nicht wohin? woher? 

Bon allem Sehen und Hören war ihm das Herz jo ſchwer. 

Was andre gerne möchten, das fühlte recht der Held; 

Den Drang nah Ruhme fühlet nur wer berühmt ijt 
in der Welt. 


Armin in heiterem Ernfte nahm den Römer in die Hand: 
„Hoch lebe die deutjche Freiheit ! hoch lebe das Vaterland!” 
Und alle, alle riefen: „ite lebe früh und jpat!“ 

Zwar war im Saale zugegen gar mancher geheime Nath. 


Armin in heiterem Ernte nahm den Becher wieder jegund: 
„Hoch alle Majejtäten und hoch der deutjche Bund!” 
Und alle, alle riefen: „recht lang’ in Einigkeit!“ 
Zwar waren im Saale zugegen Cherusfer genug zur Zeit. 


Kaum war e3 ausgejproden, da fam vom Leinejtrom 

Ein Zug von Profefjoren mit einem jchönen Diplont. 

Georgia Augufta hatte einjtimmig jich vejolviert 

Und Armin den hehren Helden zum Doctor juris 
utriusque creiert. 


Armin in heiterem Ernjte nahm in die Hand das Diplont: 
„Gut daß ich es noch erfahre — was ic) gethan an Rom 
Sit aljo Recht gewejen, iſt Recht bis auf diejen Tag! 
Gott gebe, daß es den Sieben, wie's mir jet geht, 
ergehen mag !“ 


N 


Schon war es Nacht geworden, der Wächter blies ins Horn, 
Da fam ein Bote geritten mit einem goldenen porn 
Und einem Pergamentbriefe, — er fam noch zu rechter 
Zeit, — 
E3 war darin eine Bulla von Seiner Heiligkeit. 
Armin begann zu leſen, er jchüttelte das Haupt; 
Daß er fein Latein verlernet, das hätt’ er nicht geglaubt. 
Er lieg von einem Profeſſor ſich die Bulla klaſſiſch 
vertiern 
Und dann zu bejjerm Berjtändnis im Tacitusitile 
erpliciern. 


Seine Heiligkeit begehret, da jich der Held Armin 
Bei feinem großen Einfluß jest wolle gern unterziehn, 
Ein Friedenswerf zu jtiften von wegen gemifchter Ehn, 
In Germania könn' und dürf es jo uncanoniſch nicht 
mehr gehn. 


Um dazu anzufpornen, erfolg’ hier ein Symbol; 

Wer's Wohl der Kirche wolle, erlang’ auch fo fein Wohl, 
Und wen die Kirche begnade, jei begnadet für alle Zeit: 
So, meinte der Philologe, jo jchriebe Seine Heiligkeit. 


Ihm war jo angjt geworden, dem edlen Helden Armin, 
Trotz aller Freud’ und Wonne wollt’ er nad) Walhalla 
ziehn. 
Da hielt den großen Deutſchen zu unjerm hohen Glüd 
Auf einige Minuten ein frohes Ereigniß noch zurück. 


Es fam ein Fürſt geritten, der erhob mit eigener Hand 
Und jportelfrei den Helden in den deutjchen Adelitand. 
Das war zu viel — da jtarb er. Nun heit es doch 
fortan: 
Das Vaterland hat gerettet ein alter deutjcher Edelmann. 


0 


Gedichte aus Gent.” 


Gent, 8. und 12. September 1839. 





1. An Vlaemſch-Belgien. 


Sude nicht das Heil im Weiten! 
In der Fremde wohnt fein Glück — 
Suchſt du deines Glückes Velten, 
Kehre in dich ſelbſt zurück! 


Aus der Tugend deiner Ahnen 
Mußt du deine Burgen bau'n, 
Und der Löw’ auf deinen Fahnen 
Lehre dich dir jelbjt vertrau'n. 


Treu bewahr in deiner Mitte 
Vor dem wäljchen Uebermuth 
Deine Sprach' und deine Sitte, 
Deiner Bäter Gut und Blut. 


Dann erit fannjt du rühmend jagen, 
Dat du lebſt in unſrer Zeit, 

Dat erblüht in unfern Tagen 

Deine alte Herrlichkeit. 


Re 


EN — 
3, Tricolor. 


Schöne Blume, wie umjtridet 
Dich die wäljche Spinne doch! 
Und du bift noch nicht zerknicket? 
Und du grünft und blühejt noch? 


„Ja, ich bfühe, rot) und golden, 

Etwas ſchwarz nur mifcht jich drein, 
Etwas ſchwarz — doch meine Dolden 
Werden bald nur jchwarz noch jein.“ 


3. Gegen die Fransguillons. 


Einſt wird auch eure Stunde jchlagen 

Und rufen wird euch Mann und Kind 

Den Ruf aus jenen jhönen Tagen: 
Schild en Vrind!f) 


Und alle Herzen werden jagen: 

Wohl uns, daß wir es wieder find, 

Das Bolf aus jenen jchönen Tagen! 
Schild en Vrind! 


Doch heute können wir nur lagen: 

Kaum hören wir vor wäljchem Wind 

Den Ruf aus jenen jchönen Tagen: 
Schild en Vrind! 


+) Siche Leo's 12. Bücher niederl. Gefhichten I, 179 (Anm. 
9.8). 


St 


4. Vlaemſch-Belgien 1839. 


Nein, dur bift noch nicht verloren, 
Schönes gottgejegnet Land! 

Ueber dir und deinen Thoren 
Ruht noch Ihirmend Gottes Hand. 


Deine Sprach' und Sitte lebt noch 
Ueberall in Stadt und Land, 

Und der Vorzeit Ruhm erhebt noch 
Jedes Herz und jede Hand. 


Freiheit Hat dir Gott gegeben: 
Sei dann frei, dur freies Land! 
rei zu edlem Thun und Streben! 
Frei von wälſchem Lug und Tand! 





ÜUnpolitifche Bieder. 


Zweiter Theil. 


Wir können es ja nicht laſſen, daß wir nicht 

reden jollten, was wir gejehen und gehöret 

haben. Br 
Apojtelgeihichte 4, 20. 


Bun Glüd der Wahrheit und unſers Baterlands fehlt es aber 
nicht an einer bis auf unſre Zeiten veihenden Zeugenwolke, 
die mit Muth, Kraft, Weisheit und Einfiht fih der guten 
Sache deutſcher Menjchheit angenommen, die Regenten mit 
dachdruck ihrer Pflicht erinnert, durch Lehre und Beiſpiel den 
Lügen- und Verführungskräften des Despotismus entgegen ge= 
ftanden und gearbeitet, und diejen ihren Glauben und Ueber— 
zeugung mit williger Aufopferung ihres zeitlichen fogenamten 
Glücks verſiegelt haben. 
Friedr. Karl Freih. von Moſer, 
Politiſche Wahrheiten. 1796. 1, 126. 


— 13 — 


Sonntag. 


An die deutſchen Frauen, 
14. November 1840. 
Seid mir gegrüßt, ihr deutſchen Frauen, 
Der jhönern Zukunft Morgenroth ! 
Wem joll vertrau'n, auf wen joll bauen 
Das Vaterland in feiner Noth? 


Shr fennt noch frohe deutjche Weije, 
Noc deutihe Zucht und Sittjamfeit; 
Euch blieb in eurem jtillen Kreiie 
Noch Frohfinn und Zufriedenheit. 


Shr tragt noch nicht die bunten Bänder, 
Die man dem StaatSverdienjte weiht; 
Euch find noch eure Hausgemwänder 
Mehr werth als ein Beamtenkleid.“ 


Ihr jeid noch nicht verlodet worden 
Durh Titel oder andern Tand; 

Euch kann noch jein der jchönjte Orden: 
Die Liebe für das Vaterland. 


Wolan! ihr jollt im Kind’ erwecken 
Den Sinn für Vaterland und Necdt, 
Ihr jollt erziehn zum Yeindesjchreden 
Ein freies biederes Gejchlecht. 


— 14 — 


Euch muß vertrau’n, auf euch muß bauen 
Das Baterland in feiner Noth: 

Seid mir gegrüßt, ihr deutſchen Frauen, 
Der ſchönern Zufunft Morgenroth! 


Eins und — Alles, 
8. Suni 1841. 


O Deutichland, erwache, gedenke deiner ſelbſt, erftehe von 
dieſem tödtlichen Kampfe! Das Reich kann nur durch das 
Reich, Deutfchland durch Deutfchland wiedergeboren werben, 
und durch die Sonne ber göttlichen Gnave wie ein Phönir 
aus der Afche feines eigenen Leibes hervorgehn. Nicht 
Katholiken over Unfatholifen, nicht Römifche oder Lutherifche 
(Namen, den argliftigen Feinden willfommen) follen ung 
davon abhalten; fonvdern als Glieder eines Leibes, eines 
Staats, als Brüder müfjen ſich alle Deutfche in Liebe um— 
faffen, und mit allen Kräften und Tugenven heldenmüthig 
jenem großen Zele narhftreben. Das Vaterland jchügen, 
vertheibigen, erhalten, vazu iſt Jeder, dazu find alle ver- 
bunven. Paraenesis ad Germanos 1647, 


Deutjchland erjt in ſich vereint! 
Auf! wir wollen uns verbinden, 
Und wir fünnen jeden Feind 
TIreuverbunden überwinden. 


Deutjchland erſt in fich vereint! 
Laſſet Alles, Alles ſchwinden 

Was ihr wünfchet, hofft und meint! 
Alles andre wird ſich finden. 


Deutſchland erjt in fich vereint! 
Danach jtrebet, danad) ringet! 
Da} der ſchöne Tag ericheint, 

Der uns endlich Einheit bringet. ® 


— 105 — 


Deutſchland erjt in jich vereint! 
Wenn uns das einmal gelinget, 
Hat die Welt noch einen Feind, 
Der uns wiederum bezwinget? 


a5: 


Frühlingslied 1840, 

10. Mai 1840. 
O des Maies ſchöne Tage! 
Wann die Erd' iſt wieder grün, 
Wann im Felde, Wald und Hage 
Alle Bäum' und Blumen blühn — 
O des Maies ſchöne Tage! 
Wann der Hoffnung volle Blüthe 
Dann aus jeder Knospe bricht — 
Deutſchland, daß dich Gott behüte! 
Deine Hoffnung blüht noch nicht. 


Steht die Welt im Hoffnungsfleide 
Doch ſchon fünfundzwanzigmal, 
Hoffnung jpringet auf der Heide, 
Sandelt über Berg und Thal — 

D die Welt im Hoffnungskleide! 

Wird die Knospe nie erjcheinen, 

Draus auch deine Hoffnung bricht? 

Laßt mich jehweigen, lat mich weinen! 
Deine Hoffnung blüht noch nicht. 


Zu fernerem Bedenken. 
2. Auguft 1840. 
„gu fernerem Bedenken!“ 
Du altes Reichstagswort! 
Der Reichstag ift vergangen, 
Der Bund hat angefangen, 
Du aber lebſt noch fort. 


— 106 — 


Im ferneren Bedenfen 

Schlief ein das deutſche Neid): 
Und weil jo ſüß fein Schlummer, 
Ganz ohne Sorg’ und Kummer, 
So thut’3 der Bund ihm gleid. 


Bon fernerem Bedenken 
Erwach, o deutjcher Bund! 
Sieb etwas von Erhebnif, 
Ein freudiges Ergebniß 
Den arnıen Deutihen Fund! 


Altfränkiſch. 
12. Mai 1841. 


Singt, daß die Bächlein wieder fliegen, 
Singt, daß die Kräuter wieder ſprießen, 
Singt, daß die Blumen ich erjchliegen 
Und des Lebens auch genießen. 


Singt, daß die Vögel immer fingen, 

Singt, daß die Heerdengloden Flingen, 
Singt, dal die Schaf’ und Lämmer jpringen, 
Jung und Alt im Tanz ji jchwingen. 


Singt, da die Lüfte wehn und mweben, 
Singt, da erblühn die Bäum' und Neben, 
Singt, daß die Schmetterlinge ſchweben, 
Daß auch ſie in Freuden leben. 


Singt, daß die Vögel Neſter bauen, 
Singt, daß die Mädchen, daß die Frauen 
Wieder wie Blümlein auf den Auen 
Freundlich aus den Fenſtern ſchauen. 


— 17 — 


Singet des Frühlings neue Wunder! 
Singet den Freud- und Liebeszunder! 
Singet — und euer alter Rlunder, 
Sagt doc), paßt er noch jegunder? 


Euer Singen, euer Sagen, 
Euer Girren, euer Klagen 
Hajjet nicht zu unfern Tagen, 
Wo die Männer jchier verzagen. 


RS: 
Das Wort. 


14. April 1841. 
Sm Anfang war das Wort. 
Evang. Soh. 1,1. 
Uns blieb nur Eine Waffe noch: 
Friſch auf! fie ift uns gut genug ! 
Mit ihr zerhau’n wir jedes God), 
Und jeden Lug umd jeden Trug. 


Das Wort ift unſer Schild und Helm, 
Das Wort ijt unjer Schwert und Speer. 
Trotz jedem Schurfen, jedem Schelm! 
Dem Satan Troß und jeinem Heer! 


Uns blieb nur Eine Waffe noch: 
Friſch auf! fie it uns gut genug! 
Mit ihr zerhau’n wir jedes Joch, 
Und jeden Lug und jeden Trug. 


Und wenn die Welt voll Teufel wär”, 
Wir ziehn hinaus und fämpfen doc: 
Das Kämpfen fällt uns nicht jo ſchwer, 
Uns blieb ja Eine Waffe nod). 


— 18 — 


Bir wollen es nidt haben. 
15. Mai 1841, 
Wir jollen hübſch im Baradieje bleiben 
Und uns wie's Adam that die Zeit vertreiben, 
Und feine Bücher Iejen, feine jchreiben — 
Wir follen hübſch im Paradieſe bleiben. 


Bir jollen vom Erfenntnigbaum nicht eſſen, 
Uns freu'n an allem was uns zugemejjen, 
Und des Gebotes nimmermehr vergejjen: 
Wir jollen vom Erfenntnigbaum nicht ejjen. 


Das Paradies hat uns nur jtetS verdroffen, 
Wie gerne jind wir davon ausgejchlojjen! 
Drum haben wir von diejem Baum genoſſen — 
Das Paradies hat und nur jtetS verdrojjen. 


Du Paradies der Diener und Soldaten, 
Leb wohl, du Jagdrevier der Rotentaten, 
Wir wollen dein auf ewig nun entrathen, 
Du Paradies der Diener und Soldaten! 


Vetter Michel. 


16. Mai 1840. 
Berjpottet nur den Better Michel! 
Er pfjlügt und jät: 
Einst ſprießt die Saat, die feine Sichel 
Der Löblihen Genfur ihm mäht. 


Sie leben noch die etwas wollen 

Mit Herz und Hand, 
Die Gut und Blut noc freudig zollen 
Für Gott und für das Vaterland. 


— 109 — 


Entwidelung auf biltoriihem Wege. 
13. November 1810. 
Mel.: Wer wollte jich mit Griffen plagen. 
O laſſet doch den Geijt der Zeiten! 
Shn hemmt fein Wehr, fein Damm, fein Band; 
Er wird tagtäglich vorwärts jchreiten 
Frei wie der Fluß durchs ganze Land. 


Er jtrömet nicht aus Einer Quelle, 
Aus Einer Lebensader nur; 

Ihn nährt und jpeift an jeder Stelle 
Die ganze lebende Natur. 


Ihr jeht nur Eine Quelle jpringen, 
Und dieje jtopft ihr zu im Nu 

Und denkt, es wird uns jet gelingen, 
Bir jtopften ja die Duelle zur. 


Ihr hohen Herrn und Herrendiener! 
Sp wollt ihr ſchützen Kirch' und Staat? 
Ihr macht's ja grade wie der Wiener, 
Der auf die Donauquelle trat. 


Er ſprach mit jtillem WoHlbehagen: 
Die Duelle hab’ id) nun befleibt! 

Bas werden wol die Wiener jagen, 
Wenn jegt die Donau augen bleibt? — 


Drum lafjet doch den Geiſt der Zeiten! 

Ihn hemmt fein Wehr, fein Damm, fein Band; 
Er wird tagtäglich vorwärts jchreiten 

Frei wie der Fluß durchs ganze Land. 


RS 


— 10 — 


Bauernglaube. 
23. März 1841. 


Mel.: Hans war des alten Sanfen Sohn. 
Ihr gönnt uns wol das Himmelsheil, 
Gönnt jedem daran gleichen Iheil: 
Das Heil der Erde ward Negal, 

Uns blieb allein der Erde Dual. 


Was baut ihr neue Kirchen doch! 
Wir finden unfern Herrgott nod). 
O baut ein einzig Haus einmal, 
Drin mir vergejjen unjre Qual! 


Rococo's Glaubensbekenntniß. 
18. Mai 1841. 
Swer lobt des snecken springen, 
unt des ohsen singen, 
der quam nie dä der l&barte sprane 
unt dä diu nahtegale sanc. 


Vridane, 
Mel.: Ich war erſt jechszehn Sommer alt, 
Unfchuleig und nichts weiter. 
Ich jtimme für die Monarchie, 
Da giebt’S noch Räng’ und Stände; 
Mit Republif geht Poeſie 
Und alles Glück zu Ende. 


Ich jtimme für die Monarchie; 
Wenn wir darin nicht wären, 

Wie fünnten wir doc ohne fie 
So viele Leut’ ernähren? 


Ich jtimme für die Monarchie, 
Fur Würden, Titel, Orden; 
In Nepublifen jind noch nie 
Berdienfte was geworden. 


— 11 — 


Ich ſtimme für die Monardie, 
Wo die Cenſur noch waltet, 
Wo nicht der Preſſe Despotie 
Nach Herzenslüften jchaltet. 


Ich jtimme für die Monarchie, 

Wo weiſe wird regieret, 

Weil Grundbejis mit Hab’ und Vieh 
Nur ijt vepräjentieret. 


Ich ftimme für die Monardie, 
Die giebt noch gute Rente; 

Es gab die Republik doch nie 
Vier oder fünf Brocente. 


Drum lafj’ ih mir die Monarchie 
Auch nun und nimmer rauben: 
Wir haben Eine Liturgie, 

Und Einen Gott und Glauben. 


3% 


Eliaswagen. 
25. Mat 1840. 
Denn gewiſſe Dinge laſſen 
Sich nicht fagen als durch Denken. 
Galveron, „Das Leben ein Traum.” 


Mel.: In des Waldes düſtern Grünten. 


Soll es erjt die Nachwelt jagen, 
Was die Mitwelt hat gedacht? 

Soll fein Herz zu jagen wagen, 
Was ihm Leid und Freude madt? - 


Nein, ihr wagt nicht mal zu jagen 
Und ihr habt's doch oft gedacht: 
Daß das fünfte Rad am Wagen 
Sit Europas fünfte Mad. 


— 12 — 


Fünftes Rad, fürwahr, dur jollteit 

Ein Eliadwagen fein! 

Fünfte Macht, wenn du es wollteit — 
Und Europa wäre dein! 


Was ich weiter fünnte jagen, 
Darauf laſſ' ih mich nicht ein; 
Läßt man doch in unjern Tagen 

Nur zu gern fünf grade fein. 


ge 


Titelfram und Ordenbettel. 
9. Mai 1841. 


Etiam capillus unus habet umbram suam., 
Publius Syrus, 


Ein kurzer Titel und ein diinnes Band 
Genüget für ein lang und jchwer Berdienit: 
Wie lernte jonjt dein gutes Vaterland, 

Daß du was bijt was du ihm niemals jchienjt ? 


Du gehit, und jeder fieht dein Bändchen an, 
Und ijt von deiner Ehre hoch entzückt: 
Geziemend grüßt dic jeßo jedermann, 
Und iſt von deinem Titel mitbeglüdt. 


Fürwahr, es ijt nur purer blafjer Neid, 
Wenn man div weder Band noch Titel gönnt. 
Drum fag’ ich auch zu allen jederzeit: 

Seid till! er that gewiß was ihr nicht könnt. 


— 13 — 


Siegeslied 
nach endlichem Sturze der Mandarinen mit 
der Pfaufeder vom wirklichen geheimen Ober— 
cenjurs&ollegium im 20. Jahre Tao-Kuangs 
und im 37. des 75. Eyflus unjers bimme 
liſchen Reiches. 
1. Auguſt 1840. 
Mel.: Süße liebliche Vertraute, 
Meines Kummers Tröſterin, 
Fürchtet nicht die Bajonnette, 
Nicht den Uniformentand, 
Hof und Adel, Etiquette, 
Titel, Orden, Rang und Stand! 
Tſching tſching. ) 


He, juchhe! ſie ſind gefallen, 

Und zertrümmert iſt ihr Sitz! 

Endlich iſt erlaubt uns allen 

Wieder doch einmal ein Witz. 
Tſching tſching. 


Welche Zukunft! o ihr Lieben, 

Ihr Beamten, ſingt und lacht! 

Denn ihr habt gar viel geſchrieben, 

Doch nie einen Witz gemacht. 
Tſching tſching. 


Die Conduitenliſten geben 
Nun anjetzt Bericht ſogar, 
Wenn in ſeinem magern Leben 
Ein Beamter witzig war. 
Tſching tſching. 
+) Ein Jubelſpottwort ver Chineſen, wobei ſie mit dem Daumen 
und Zeigefinger die Naſe faſſen, mit den übrigen Fingern eine 


zitternde Bewegung machen und zugleich die Zunge ausrecken. 


Der von Schelmuffsky. 
(Anm. 9.8.) 


5 


— 14 — 


Laßt uns feiern in den Schenken 

Sährlih ein Erinnrungsfeit, 

Denn wir dürfen wieder denken 

Alles was ſich druden läßt. 
Tſching tſching. 


Wie iſt doch die Zeitung intereſſant! 


28. Mai 1841. 


Man kann unſtreitig zu unſern Tagen Vieles ſagen, was 
man noch zu den Zeiten unſrer Väter kaum leiſe denken 
durfte. Vielleicht kommt noch in dem folgenden Jahr— 
hundert die Zeit, wo man Alles. was man denkt und 
glaubt, auch laut jagen darf. 
Friedr. Karl Freih. v. Mofer, „Bolitiihe Wahr— 
heiten.“ I. 17%. ©. XV. 


Wie ift doch die Zeitung interefjant 

Für unſer liebes Vaterland! 

Was haben wir heute nicht Alles vernommten! 
Die Fürftin iſt gejtern niedergefommen, 

Und morgen wird der Herzog fommen, 

Hier ijt der König heimgefommen, 

Dort ijt der Kaifer durchgekommen, 

Bald werden fie alle zufammenfonmmen — 
Wie interefjant! wie interefjant! 

Gott jegne das liebe Vaterland! 


Wie ijt doch die Zeitung interefjant 

Für unjer liebes Vaterland! 

Was ijt uns nicht Alles berichtet worden! 
Ein Portepéefähnrich ift Leutnant geworden, 
Ein Oberhofprediger erhielt einen Orden, 
Die Lafaien erhielten jilberne Borden, 


— 15 — 


Die höchiten Herrichaften gehen nad) Norden 
Und zeitig ift e$ FZrühling geworden — 
Wie intereffant! wie interejjant! 

Gott jegne das liebe Baterland! 


a: 


Cafe national. 
Suli 1841. 
Mel.: Wilhelm, fomm an meine Seite. 


Welch ein Flüftern, welch ein Summen! 
Welch ein jtiller Leſefleiß! 

Nur Marqueure jchreiin und brummen: 
Taſſe ſchwarz! und Tafje weiß! 


Und die Zeitungsblätter raujchen, 
Und man liejt und Liejt jich jatt, 
Um Ideen einzutauſchen, 

Weil man ſelbſt gar wenig hat. 


Und ſie plaudern, blättern, ſuchen, 
Endlich kommt ein Reſultat: 
Noch ein Stückchen Aepfelkuchen! 
Zwar der Cours ſteht deſolat. 


Und ſie ſitzen, grübeln, denken, 
Und ſie werden heiß und ſtumm, 
Und mit kühlenden Getränken 
Stärken ſie ſich wiederum. 


So vertreibt man ſich die Zeiten 
Nach des Tages Hitz' und Laſt, 
Bis erfüllt mit Neuigkeiten 

Geht nach Haus der letzte Gaſt. 


— 16 — 


Doch am Morgen jieht jich wieder 
Hier der alte Lejefreis, 

Und man läßt ſich Häuslich nieder: 
Taſſe ſchwarz! und Taſſe weiß! 


Fleckſeife. 
20. Oktober 1840. 

Mel.: Kommt ein ſchlanker Burſch gegangen. 
Ja, die Welt gelangt zur Reife, 
Immer klarer wird ihr Zweck: 
Jetzt erfand man eine Seife, 
Die vertilget jeden Fleck. 


Alt' und neuer Unrath ſchwindet 
Vor der Seife wie ein Traum, 
Daß ihr niemals wiederfindet 
Eines Fleckes Spur noch Saum. 


Kauft die Seife, Diplomaten, 

Waſcht uns die Gejchichte rein! 
Denn ſie ijt von euren Ihaten 
Schwärzer als von Höllenjtein. 


Der König weiß es nidt. 
6. Suli 1841. 
Wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen 
Erve, nach feiner Verheißung, in welchen Gerechtigkeit 
mwohnet. Petri Eviftel 2, 3, 18. 
Mel.: Helft, Leuten, mir von Wagen doch. 
Wie ijt des Elends in der Welt 
So viel und mancherlei! 
Und dennoch giebt man joviel Geld, 
Dat jeder glücklich jei. 


— 112 — 


Ach! wer das Elend einmal jah, 
Ich weiß, das Herz ihm bricht. 
Was hilft's? ihr jaget immer: ja, 
Der König weiß es nicht. 


Wie geht daS Unvecht allezeit 

So jicher doch umher! 

Wie ift doch die Gerechtigfeit 

Sp theuer und jo jchwer! 

Warum giebt’S joviel Unrecht noch? 
Sp manden Böfewicht? 

Sch weiß, ihr wißt es alle, doch 
Der König weiß es nidt. 


Wie das Verdienſt jo wenig gilt 
Und doch Geburt jo viel! 

Sit das nach Chriſti Ebenbild? 

Das unjrer Liebe Ziel? 

Iſt Adel denn ein Vorzug noch? 
So gebt mir doch Bericht! 

Ich weiß, ihr wißt es alle, doc 
Der König weiß es nicht. 


win 


RS 


Vaterländiſcher Roſenkranz. 
11. März 1841. 
Malo mori quam foedari. 
Hymnus S. Augustini. 
Mel.: An des Waldes vüftern Grünten. 
Sieber todt als ein Verräther! 
Lieber todt als jchlechtgeiinnt! 
Stehet fejt, ihr BolfSvertreter, 
Weil der Tag des Kampfs beginnt! 


De ge 


Schaar der Guten, auf! erwache! 
Stelle dich in unjre Reihn! 
Denn des Bolfes gute Sache 
Muß der Guten Sache jein. 


Stehet feit, ihr Volsvertreter, 
Daß der Tag des Lohns beginnt! 
Lieber todt als ein VBerräther! 
Lieber todt als ſchlechtgeſinnt! 


3 


Ständiides. 
18. März 1841. 
Mel.: So hab’ ih nun die Stadt verlajien. 
„Ein jeder bleib’ in jeinem Stande, 
Ein jeder denfe nur an fi; 
Das ijt ein Segen unjerm Lande, 
Das paßt jich gut für did) und mich!” 


O weh, o weh, du ſchnöde Schande! 
Du teufliihe Simpficitas! 

Bleibt jeder nur ir feinem Stande, 
Sp fommt zu Stande niemals was. 


Leoniniſcher Bertrag. 
6. Juli 1841. 
Mel.: Es fteht ein Baum im Odenwald. 
Weh dir! weh dir, mein Baterland! 
Der Bund, dein eigner Saul, 
Hat dir gebunden jede Hand, 
Gefnebelt dir das Maul. 


— 119 — 


Den Sinebel weg, den Strid entzweil 
Frei ſollſt und mußt du jein! 

Und machſt du dich nicht endlich frei, 
So ſchlag' der Teufel drein! 


Numguam retrorsum. 
3. Zuli 1841. 
Mel.: Nur fröhliche Leute, last, Freunde, mir heute. 


Nicht betteln, nicht bitten! 
Nur muthig gejtritten! 
Nie kämpft es ſich jchlecht 
Für Freiheit und Recht. 


Und nimmer verzaget! 
Von neuem gewaget! 
Und muthig voran! 

So zeigt ſich der Mann. 


Wir wollen belachen 

Die Feigen und Schwachen: 
der ſteht wie ein Held, 
Dem bleibet das Feld. 


Einjt wird es ſich wenden, 
Einjt muß es ſich enden 
Zu unferem Glüd: 

Drum nimmer zurid! 


Montag. 


Die Intereſſen. 
18. April 1840. 


Mel.: In einem Thal bei armen Hirten. 


Dit jeden neuen Anlehn mehret 

Der Staat nun jeine Schulden zivar, 
Doch wird er immer mehr geehvet 
Und mehr geliebt von Jahr zu Jahr. 


Das lajjen wir uns gern gefallen — 
Der Staat ijt ja ein gutes Haus, 
So lang er immerfort uns allen 
Die Zinjen zahlet richtig aus. 


Doc jollte jich dies Haus nicht halten 
Und macht es auch einmal Bankrott, 
Dann wird die Liebe jchnell erfalten, 
Ade, o Staat, dir gnade Gott! 


Verſprich das Weltall in Deereten, 
Du fängjt fein Unterthanenherz ; 
Haft du nicht Tajchen voll Moneten, 
So dreht dir jeder zu den Sterz. 


— 121 — 


Wegebeijerung. 
24. April 1840. 
Lat uns Gottes Güte preijen, 
Die uns gab den Fürjtenjtand: 
Nur wenn unjre Fürjten veijen, 
Bejjert fic) der Weg durchs Land. 


Sind auch jolhe Neifen theuer, 
Eind fie uns doch lieb und werth; 
Gern bezahlt man jede Steuer, 
Wenn man noc) erträglich fährt. 


a 


Bier Elemente.” 
3. Mai 1841. 
Wollt ihr uns repräjentieren, 
Haltet fejt an diejen vieren: 
Geiſt und Arbeit, Gut und Geld 
Sind die Stände diejer Welt. 


Gönnet jedem auszusprechen 
Seine Leiden und Gebrechen! 
Lernt, daß zu vertreten ijt 
Mehr als Adel nur und Miſt. 


Bolizei, Geld und Wetter. 
2. Auguft 1849. 

Freier Menjch mit göttlichen Entwürfen, 
Boll von hohen himmlischen Ideen, 
Aus dem Born der Schöpfung fannjt du jchlürfen, 
Und ins Angeficht der Gottheit jehn. 
Aber ohne Paß, da bijt du faum ein Thier, 
Freier Mensch, e3 taujcht fein Hund mit dir. 


a 


Freier Menjch, voll Hoher Gottesgaben 
Kannſt du Alles hören, Alles jehn, 
Kannjt genießen Alles, Alles haben, 
Darfit nicht umnbefriedigt weiter gehn. 
Aber ohne Geld, dur giebit es jelber zu, 
Freier Menſch, ein Schaf ift mehr als du. 


Freier Menjch, jeß auf die Pudelmütze, 

Daß did Kopfiveh nicht und Zahnſchmerz plagt; 
Nimm den Schiem, er ijt dir heute nüte, 

Weil das Wetter doch nad) dir nicht fragt; 
Denn das Wetter iſt wie Geld und Polizei, 
dreier Menjch, leb wohl! und werd erit — frei! 


a5 


Eine Frage 
an ein Hoch-, Hohmwohl- und Wohlgebornes 
Publicum. 
12. Juni 1841. 
Denn des Menjchen größte Sünde 
Sit, daß er geboren warn. 
Galveron, „Das Leben ein Traum.“ 
Wir find geboren, hHochgeboren, 
Hochwohl- und wohlgeboren wir: 
Das iſt der Weifen und der Thoren, 
Des Bürgers und des Adels Zier. 
Geboren jein ijt Titel, Ehr’ und Ruhm, 
Ein altes treu bewahrtes Heiligthum. 


Und wirjt du nie, mein Volk, auf Erden 
Bon den Geburtswehn dich befrei'n? 

Und wirst dur niemals etwas werden, 
Und niemals hoch und wohler jein? 

Biſt du ein Volk das nur geboren ift 

Und alles Sein und Werden ganz vergikt? 


=, — 


Al pari.® 

23. April 1841. 
Mel.: Sie ging zum Sonntagstanze. 
Auf Eijenbahnen fahren 
Zwar gern die großen Herrn, 
Doch daß auch wir es fünnen, 
Das haben fie nicht gern. 


Sie fünnen auch nicht jchneller 
Bei allem Gut und Geld, 
Nicht Schneller al3 wir andern 
Fortfommen durd die Welt. 


Und nebenbei verdrieht es 
Die großen Herrn gar jehr: 
Da iſt ja von Vorfahren 
Die Nede gar nicht mehr. 


Unterjhied des Bedingten und 


Unbedingten. 
6. December 1840. 


Goethe präfentierte mich dem gnädigiten Herrn, zu 
dem ich mich auf den Sopha, — ich glaube fogar, 
ich ſaß ihm zur Rechten, — feste. 

Hegel's Werfe 17, 621. 


Mel.: So hab’ ich wirflich dich verloren. 
Das Abjolute zu ergründen, 
Hatt’ er ſich jelbjt der Welt entrüdt; 
Das Abjolute zu verkünden, 
Hat ihn nur auf der Welt beglüdt. 


Und wenn er jah auf dem Katheder 
Und jprad) vom abjoluten Sein — 
Fürwahr, da glaubt’ und dachte jeder: 
Hier ſpricht nur Gott durch fi allein. 


— 14 — 


Und dennoch konnt' er's nicht vergejien, 
Daß er bei einem Herzog ſaß, 
Er der doch Höher nie geſeſſen 
ALS wenn er jein Collegium las. 


Suter Kath. 
23. Mai 1841. 
Mel.: Das Grab ıft tief und ftille. 


Die Fröfche mit den Unfen, 
Vie jie jo jchrecklich jchrei’n! 
Sc kann vor den Hallunfen 
Nicht ruhig schlafen ein. 


Sollt' ihnen Freiheit fehlen? 

Ach nein, das fanıı nicht jein: 
Wer wird darum ſich quälen? 
Danach jo Schrecklich jchrei'n? 


Macht's doch, ihr Fröſch' und Unfen, 
Wie wir, und trinfet Wein! 

Denn habt ihr erſt getrunfen, 

So laft ihr auch das Schrei’n. 


Ihr werdet Lieder fingen 
Bom freien deutjchen Rhein, 
Und dann vor allen Dingen 
Auch ruhig Schlafen ein. 


5 


— 123 — 


Sannoberides Zwangbier. 

6. Oftober 1840. 

Ferners auch unter andern Beſchwer-Articuln nicht ber 

wenigft ift, va Ew. Liebven auf Derofelben Amthäuſern 

zu feilem auf Bier brauen lüpt. 

Kaifer Rudolf II. de dato Prag 4. Aug. 1579. 

an Herzog Julius zu Braunjchweig. 

Ihr müßt Jahr aus Jahr ein das Bier 

Bon Landesvater faufen, 

Doc) leider! mehr noch müſſet ihr, 

Ihr müßt das Bier aud) jaufen. 


Glück zu! trinft aus, ſchenkt wader ein! 
Sch Halt’ es mit dem Weine: 

Ernit Rer mag euer Stönig fein, 

Scherz Rex das iſt der meine. 


a0: 


Verwöhnung. 
7. Oktober 1840. 
Die Fallersleber waren früher nicht ſo verwöhnt. Noch in 
der Fehde Herzogs Heinrich d. ä. mit Braunſchweig 1492 
fang man von ihnen: 
De von Fallersleben repen: wolan! 
Wi willen de Grepen laten jtan 
Und willen Bronswif delgen; 
So friege wi der ſulvren Schauer veel, 
Dar mwille wi Mummen ut jwelgen. 
Den Teufel jah man eines Tags 
Mit einer Seel’ entjchiweben, 
Das war ein ungerathner Sohn 
Vom Fleden Yallersleben. 


Die Sonne brannte fürdterlicd, 
Schwül war es aller Orten, 
Al wären plötzlich aufgethan 
Die weiten Höllenpforten. 


— 126 — 


Da ſchrie das arme Unglüdsfind: 
„Ach, hätt’ ich Trank und Speije!“ 
Doch jchneller, immer jchneller ging 
Dahin die luft'ge Reije. 


Bei jedem Wirthshaus das es jah, 
Da fleht' es um Erbarmen: 

„O gönne doc ein Tröpfchen Bier, 
Ein Tröpfhen nur mir Armen!“ 


Borüber ging es pfeilgejchwind 
An Dörfern und an Krügen: 
Dem Teufel machte nun einmal 
Einfehren fein Vergnügen. 


Vorüber ging es pfeilgeſchwind 
An Quellen und an Teichen: 

Es ließ fih nicht das harte Herz 
Des Teufels mehr erweichen. 


„O gnäd’ger Herr von Satanas, 

O hab mit mir Erbarmen, 

Und gieb doch, ich verjchmachte jchier, 
Ein Tröpfchen Thau mir Armen!“ 


Da lieg der Teufel endlich ſich 
Zum Mitleid noch bewegen, 

Und flog zu einer Pfüs’ herab 
Bol Jauche, Schlamm und Regen. 


Er tauchte jeinen Schwanz hinein, 
Und ließ ihn dann gejchwinde 
Hingleiten durch das trodne Maul 
Den armen Menjchenfinde. 


— 127 — 


„Ha! rief es Himmelhoch entzückt 
Zum Teufel augenblidlich, 

„Wie jchmect das Fallersieber Bier 
Sp wunderbar erquidlich!“ 


Salbator-Bier. 
5. Suli 1841. 


Mel.: Laßt die Politiker nur jprechen. 


Was kümmert uns die zweite Kammer? 
Und was die Conjtitution? 

Nie lindert jich der Steuerjammer, 

Nie jteigert ſich der Arbeitslohn. 

Wir fommen niemals doch in Flor, 
Und müfjen zahlen nach wie vor. 


Was fiimmern uns die Danfadrejien ? 
Wer jchaut in unfern Topf hinein? 
Wer fragt, ob wir uns jatt noch eſſen? 
Wie wir uns plagen und fajtei’'n? 

Cie jind für unſre Leiden ſtumm 

Und jcheren fich den Teufel drum. 


Dod davon wollen wir nicht jprechen! 
Zwei Kreuzer fojtet nur der Krug. 

So lange wir noch billig zechen, 

Iſt auch die Zeit noch gut genug. 

Sir find noch immer wohlgemuth, 
Das Bier ijt gut und bleibet gut. 


Gott ſegn' ung unſre Berg’ ımd Saaten! 
Das bitten wir, das beten wir. 

Sit Gerſt' und Hopfen gut geratheı, 
Bleibt gut und billig auch das Bier. 

Gott jegne jtet3 das Vaterland, ” 

Drin man das bejte Bier erfand! 


Die Waſſerſucht. 
19. April 1840, 


Sa, ich bin bei allem jchüchtern, 
Was da irgend Waſſer heilt, 

Denn es macht doch gar zu nüchtern 
Jedes Menſchen Herz und Geiſt. 


Kann Philiſtern auch nicht ſchaden 
Eine gute Waſſerkur, 

Immer wird ſich drin verbaden 
Die poetiſche Natur. 


Freilich, wer die Dichtkunſt ſetzet 
Nur ins Versmaß und den Reim, 
Nun, der fommt wol unbverletzet 
Auch aus jedem Wafjer heim. 


Die Waſſerfrage. 
12. Sanuar 1811. 


Nun fommt auch noch die Waſſerkur 
Zu unfern vielen Tagesfragen, 

Als könnten uns die Aerzte nicht 
Genug auf andre Weiſe plagen. 


— 1293 — 


Wär' eine Schwimmhaut mir bejchert 
Und hätt’ ich einen Haifiſchmagen, 
Da würde mir die Wafjerkur 
Vielleicht tagtäglich auch behagen. 


Doch mißlich iſt's auch jonjt damit, 
Wie mit den diplomat’shen Fragen: 
Bon ihrem Anfang fann man wol, 
Bon ihrem Ende niemals jagen. 


Dfficielle Volksſouveränität. 


17. Mai 1841, 


Er denkt zu viel: die Leute find gerährlich. 
Shakspeare im Jul. Gäfar. 


Polizeilich iſt erlaubt, 

Alles zu verſchnapſen; 

Keinem wehrt man überhaupt, 
Durch die Welt zu tapſen. 


Lieber hat man doch, daß ſie 
Wie das Vieh verdummen, 
Denn es kann das liebe Vieh 
Höchſtens etwas brummen. 


Legten Ochs und Eſel ſich 
Auf das Räſonnieren, 
Ließe man gelegentlich 
Sie auch arretieren. 


— 180 — 


Der Hausorden. 


12. Januar 1841. 


AB, gar zu bejcheiden 
Sind doch ihre Freuden 
Und faum von Leiden 
Zu unterscheiden. 

Tief im Zerbino. 


Mel.: Kleine Blumen, Feine Blätter. 


Den Verdienſte jeine Kronen! 
Alfo denfet mander Mann, 
Und er will ſich jelbjt belohnen, 
Denn fein andrer denft daran. 


Und wie große Botentaten 

Hedt er einen Orden aus 

Zur Belohnung jeiner Thaten 
Nur für fi) und für jein Haus. 


Und er theilet dann in Klaſſen 
Diefen Orden jeiner Wahl, 
Und er will damit umfafjen 
Der Verdienſte große Zahl. 


Ehekreuz das ijt die erite, 

Hausfreuz muß die zweite jein, 

Und dann kommt die ſchönſt' und hehrſte, 
Todtenkreuz noch hinterdrein. 


Seit die Orden ſind geworden 
Jedem Stand' ein Liebespfand, 

kun, jo haſcht man auch nach Orden 
In dem heil’gen Ehejtand. 


— 1311 — 


Wenn dich drum der Staat nicht ehret, 
Werde gleich ein Ehemann, 

Und dir wird ein Kreuz bejcheret, 
Daß du denfjt zeitlebens dran. 


Mißheirath. 
28. Mai 1841. 
Les bourgeois, par une vanité ridieule, font de leurs 


files un fumier pour les gens de qualité. 
Chamfort, Pena£es. 


„Haltet rein das edle Blut! 
Hat mein Vater oft gejagt. 
Ach! was nun mein Enfel thut! 
Ach! dem Himmel ſei's geflagt! 


Eine Bürgerliche frei'n! 

Nein, das ijt fürwahr zu arg! 

Ad! das wird ein Nagel jein 

Ganz gewiß zu meinem Sarg!“ 


Alſo ſprach der Großpapa, 
Und die Ahnen an der Wand 
Nidten gleichjam alle: ja! 
Als ob's jeder mitempfand. 


Und der gute Junfer nahm 
Doch zur Frau das Bürgerblut, 
Und der arme Junfer kam 

Sp zu großem Geld und Gut. 


Und erfüllt von Lieb’ und Dank 
Fand der Alte ſich davein; 

Er der jonjt nur Waſſer tranf, 
Tranf anjego nur noch Wein. 


9€ 


— 12 — 


Eine Bürgerliche frei’n, 

Fand er jest nicht mehr jo arg, 
Doch der gute Bürgerwein 
Ward ein Nagel ihm zum Sarg. 


Allerhöchſte Eultur. 


7. Mai 1841. 


Mel.: So hab’ ih nun die Stadt verlafien, 
Zwar immer tragen wir noch Kleider 
Und gehn in Stiefeln und in Schuhn, 
Wo aber find anjett die Schneider? 
Wo aber find die Schuiter nun? 


Ein Schufter einft von Gottes Gnaden 
Heißt jest ein Stiefelfabrifant, 

Und eines Schneiders Höl’ und Laden 
Wird jet ein Magazin genannt. 


So werden wir denn nocd erleben 
Ein Kleideranpafjungs=-Bureau 
Und ganz gewiß auch noch daneben 
Ein Fußbedeckungsſtück-Depot. 


Partus monstrosus vulgaris Lin. 
6. Juni 1841. 
Geburten ohne menschliche Form und Bildung haben 
auf Familien= und bürgerliche Rechte feinen Anſpruch, 
Vreuß. KYandrecht I. Ih. Tit. I. 8 17. 
Mel.: Auf Brüder, laßt ung luſtig leben. 
Es giebt im menschlichen Gefchlechte 
Für Mißgeburten feine Nechte, 
Und dennoch hat der rad ein Recht: 
Ver wäre nicht des Frades Knecht? 


— 183 — 


Wie könnt ihr je von Freiheit träumen, 
Wollt ihr dem Frad ein Necht einräumen! 
Erfahrt’s, wenn ihr's noch nicht erfuhrt: 
Der Frad ift eine Mißgeburt. 


Pore ä la mode. 
29. September 1840. 


Mel.: Auf grünen Bergen ward geboren. 
Ihr geht nad) neueſtem Gejchmade, 
Fürwahr, es jteht euch Alles gut! 
Wie prunft der Leib im engen Frade, 
Nie zierlich fit der runde Hut! 


Die Weite jchillert, die moderne, 

Das Vorhemd iſt jo hell und klar, 
Die Knöpfe bligen wie die Sterne, 
Und glatt gejtrählt ijt Bart und Haar. 


Wol jauber find die lieben Blümchen, 

Die drüben auf der Heide ſtehn — 

Doch iſt an euch Hein led, fein Krümchen, 
Kein Staub, fein Federden zu jehn. 


Man kann euch in den Glasſchrank jtellen, 
So hübſch jeid ihr, jo nett umd rein! 

Und ad! ihr jauberen Gejellen, 

Ihr ſprecht das Deutjche wie ein Schwein. 


— 14 — 


Unmenihlide Liebhaberei. 
17. Juni 1841. 
Hängt nit an Hund’ und Kaben eure Herzen, 
Un Blumen, Pferd’ und Bapagei'n — 
O lernt doch erjt der Menjchheit Freud’ und Schmerzen 
Und unter Menſchen Menſch zu jein! 


St euch der Menjch nicht mehr als Hund’ und Käschen, 
As Blumen, Pferd’ und Papagei'n, 

So hol’ der Teufel jedes eurer Schätchen, 

Und euch, euch Hol’ er Hinterdrein! 


3% 


Sechandlung. 
18. April 1840. 


Nocere posse et nolle, laus amplissima est. 
Publius Syrus. 


Seht, wir wechjeln, leihen, borgen; 

Seht, wir jchaffen, mühn und jorgen, 

Daß des Volkes Kraft erwache, 

Kunſt und Fleiß ſich geltend mache, 

Daß die Armuth werde kleiner 

Und die Wohlfahrt allgemeiner. 
Juchhe! juchhe! 

So treiben wir Handlung auf der See. 


Seht, wir trachten nur und dichten, 

Muſterwerke zu errichten, 

Zu beſeelen alle Hände 

Zum Gedeihen aller Stände, 

Kunſt und Induſtrie zu heben 

Und den Marktplatz zu beleben. 
Juchhe! juchhe! 

So treiben wir Handlung auf der See. 


Nicht wie jih im Haus die Schnede 

Haben wir ung nur zum Zwecke: 

Ei, wie könnten wir euch hindern! 

Wir, die wir den Nothitand lindern, 

Und bereit jind alle Zeiten 

Euch nur Wohlitand zu bereiten? 
Suche! juchhe! 

So treiben wir Handlung auf der See. 


Laßt das Kleinliche verderben! 

Ward nicht Freiheit den Gewerben ? 

Kann nicht jeder jeine Sachen, 

Fleiß und Waare geltend machen? 

Sä't wie wir die Saat der Mühe, 

Daß aud) euch das Heil erblühe! 
Juchhe! juchhe! 

So treibet auch Handlung auf der See! 


Alles könnt auch ihr beginnen: 

Malen, weben, hecheln, ſpinnen. 

Weg mit Flotten, weg mit Schiffen! 

Wer die Zeiten hat begriffen, 

Bringet auch auf trocknem Sande 

Eine Seefahrt noch zu Stande. 
Juchhe! juchhe! 


Hoch lebe die Handlung auf der See! 


— 136 — 


Dienstag. 


An die Gegenmwartbergötterer. 
19. Noveniber 1841. 


Ah! wir find zu jehr befangen 
Sn der eignen Schlechtigfeit, 

Daß wir immer noch verlangen 
Smmer nach der bejjern Zeit. 


Doch wir wollen uns bejtreben, 
Wollen thun wie ihr es thut, 
Und jo ganz dem Guten leben 
Ohne allen Zweifelgmuth. °® 


Und wir wollen nicht mehr jtreiten, 
Wollen jehn wie ihr es jeht: 
O wie gut jind unjre Zeiten, 
Und wie gut doc Alles geht! 


Gut ijt Alles was bejtehet, 

Und wie gut daß ihr nod) bleibt, 
Und für uns noch hört und jehet, 
Und für uns noch denft umd jchreibt! 


7 


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A 


— 137 — 


Die hiſtoriſche Schute. 
1. März 1841. 
Niemals kann ereignen jich das Wunper, 


Das auf's Neu, was abgelebt, zu jehn. 
König Ludwig, Geo. 3, 80. 


Ihr fügt euch auf Gejchichte, 

Und jucht nicht was ihr fuchen follt, 
Und findet was ihr finden wollt — 
Das nennet ihr Gejchichte! 

Und das Alte gehet doch zu Nichte. 


O leſet die Gejchichte! 

Und jehet wie der ew’ge Geijt 
Zum Neubau Altes niederreißt — 
O Leit — nie die Gejchichte! 

Und das Alte gehet doch zu Nichte. 


Das Glüd der Vergeßlichkeit. 


16. Juni 1840. 


Ein Dompfaff in dem Bauer ſaß 

Und feinen Bufch und Wald vergaß, 
Hub fröhlih an zu jpringen, 

Zu pfeifen und zu fingen 

Gar hübjch und fein nach Kunjtmanier: 
„Ein freies Leben führen wir.“ 


Ihr Menjchen jeid doc) ebenjo, 

Ihr thut jo frei, jo frisch und froh — 
Ihr müßt im Käfich fpringen 

Und hebt doch an zu fingen 

Wie diefes unvernünft’ge Thier: 

„Ein freies Leben führen wir.“ 


m. 
E32 


— 1385 — 


Ehrlid. 
11. $unt 1840, 
Sa, Herr, ehrlich fein, Heißt, wie es in dieſer Welt 
bergeht, Gin Augerwählter unter Zehntaufenpen fein, 
Hamlet. 
Mel.: Geftern, Brüter, könnt ihr's glauben ? 
Lernet beten, lejen, ſchreiben, 
Lernet alle Künjte treiben, 
Lernet was der Welt gefällt, 
Lernt euch jchiden in die Welt; 


Lernet aller Weisheit Süße, 
Lernet alles Willens Schäte, 
Lernet Griechiich und Latein — 
Ehrlich braucht ihr nicht zu fein! 


Die Wahrheitsbill. 


2. Auguſt 1840. 


Es geſchah in alten Tagen, 

Daß der liebe Gott befahl: 

„Wer nicht will die Wahrheit ſagen, 
Wird ein Stottrer allzumal.“ 


Wie bei Greiſen, Männern, Buben 
Da die Stotterei begann! 

Auch die Officianten huben 

Alle gleich zu ſtottern an. 


Als nun Gott der Herr geſehen, 
Daß der Menſch zur Wahrheit will 
Schlechterdings ſich nicht verſtehen, 
Hob er auf die ſtrenge Bill. 


— 139 — 


Und jo jtottern aud) jeit fange 
Unſre Officianten nicht, 

Doc weil ihnen davor bange, 
Geben jchriftlich fie Bericht. 


Vieh- und Biriljtimmen. 
20. Mai 1841. 
In folcher Zeit wie dieſe ziemt es nicht, 


Dap jeder fleine Fehl befrittelt werke, 
Chaföpeare, Sul. Caſar 


Der Ochje brüklet, es grunzt das Schwein, 
Die Schafe bläfen, die Fröſche ſchrei'n — 
Ob ſchön das lautet? wird wol feiner frage; 
Was läht ſich auch von Bejtieniprache jagen? 


Doch brüllt fein Ochſ' und es grunzt fein Schwein, 
Noch Schafe bläfen und Fröfche ſchrei'n 

Co unterthänigit, jämmerlichjt wehmüthigit 

Als deutihe Unterthanen tiefjt demüthigit. 


Unfrudtbar. 
9. Mai 1841. 
Du möchteft Allen Alles fein! 
Conſervativ und liberal, 
Ariſtokratiſch, radical, 
Und demagogisch aud einmal. 


Du möchteſt Allen Alles fein! 

Wärit du ein Ejel oder Pferd, 

Sp mwärjt du überall begehrt — 
Mauleſel find zur Zucht nichts werth. 


7 


— 140 — 


Heraldiſches. 
23. April 1840. 


Die Fürſten voller Güt' und Milde 
Was führen ſie in ihrem Schilde? 
Gemeiniglich ein wildes Thier, 

Ein Thier voll Raub- und Mordbegier, 
Wovon gottlob nichts weiß die Welt, 
ALS daß man es im Käfich hält. 


[2 


Doc dieje TIhiere fönnten leben, 
Lebendig jeden Thron umgeben — 
Uns brächte weniger Gefahr 

Bär, Geier, Löwe, Greif und Mar, 
AS jenes jaubre Hofgeſchmeiß, 
Wovon die Welt zur viel nur wei. 


Bas ijt denn zollfrei? 
265. April 1840. 


Bejteuert iſt die ganze Welt 

Und Alles drum und dran: 
Gewerbe, Handel, Gut und Geld, 
Weg, Wajjer, Weib und Mann. 
Wem twäre nicht das Leben theıter, 
Wofür man zahlt jo mande Steuer? 


Beſteuert ijt der Biſſen Brot, 

Den man im Schweiß gewinnt; 
Beſteuert ijt jogar der Tod, 

Weil wir am Ziele find. 

Nur zu erzeugen unjers Gleichen 

Sit frei den Armen und den Reichen. 


— 141 — 


Bienenloos. 


18. April 1840. 


Wir geben und der König nimmt, 
Wir ſind zum Geben nur beſtimmt, 
Wir ſind nichts weiter als die Bienen, 
Arbeiten müſſen wir und dienen. 


Und ſtatt des Stachels gab Natur 
Uns eine ſtumpfe Zunge nur, 

Die dürfen wir nie unſertwegen 

Und nur im Dienſt des Königs regen. 


— 


Kuhſchnappelſche Thoriperre. 


29. September 1840. 


Einen Leibzoll zu entrichten 

Für das Vieh, mag menſchlich ſein: 
Ochſen dürfen doch mit Nichten 
Ungeſtraft zur Stadt hinein! 


Doch daß man den Ochſen gleich gilt, 

Ochſig zahlen muß und ſoll, 

Wenn man kommt zu ſpät ins Weichbild — 
Beſtialiſch iſt der Zoll. 


— 142 — 


Kuhſchnappelſche Volfsrepräjentation. 
1. März 1841. 


Ei, was joll noch Kunjt und Witz? 
Hier gilt nur der Grundbeſitz. 
Für den Landbau, fürs Gewerbe 
Schweigt fein Volfsrepräjentant; 

. Doch des Geiftes Gut umd Erbe 
Legen jie in Gottes Hand. 


Wie verlafien und verwaiit, 
Armer, armer Menjchengeijt! 
Wie der Vogel auf dem Dache 
Haft auch du fein Vaterland, 
Und der Menjchheit heil’ge Sache 
Gab dir Gott in deine Hand. 


Schnaderhüpfel. 
14. März 1841. 
Mel. Mein Schatz iſt a Reiter, a Reiter muß fein. 
Der Fürſt und der Adel ſtehn immer im Bund, 
Der Fürſt iſt der Jäger, der Adel der Hund. 


Der Fürſt iſt der Jäger, das Volk iſt das Wild, 
Weil mehr das Regal als das Menſchenrecht gilt. 


Und gehet der Jäger auf die Hajenjagd, 


Hat noch immer der Hund den Vermittler gemacht. 


Und wenn es fich handelt um Conjtitution, 
Bernrittelt der Adel zwifchen Fürjt und Nation. 


Bläſt Jäger und Hund umd Haſ' in Ein Horn, 
Sind wir alle vergnügt von hinten und vorn. 


3 


——— 


— 13 — 


Langweilig und jchledt. 
6. Juli 1841. 


Mel.: Mein Lebenslauf kit Lieb’ und Luft. 
Wie ijt die Willkür und Gewalt 
Doc in der Welt gemein! 
Die Welt ijt ſchon jo Hug und alt 
Und muß nod) dienjtbar jein! 
Wann bricht der Freiheit goldner Strahl 
Sn unjre Nacht hinein? 
Wann endet unjer Joch einmal, 
Wann unſre Noth und Rein? 

O weh! o weh! 

Wann unſre Noth und Rein? 


Geduld iſt unſre Fröhlichkeit, 
Gehorſam unſer Glück, 
Und niemals kommt Zufriedenheit 
In unſre Welt zurück. 
Wol anders wird es jeden Tag, 
Doch beſſer wird es nie. 
Wer das ein Glück noch nennen mag, 
Iſt dumm wie's liebe Vieh, 
O weh! o weh! 
Sit dumm wie's liebe Vieh. 


Landtagsabſchied. 
2. Juli 1841. 
Mel.: Jetzt ſchwingen wir den Hut. 

Jetzt gehen wir nach Haus, 
Der Landtag ijt num aus. 
Wir waren einig allezeit, 
Und thaten unjve Schuldigfeit, 
Sogar bei jedem Schmaufe, ja Schmaufe. 


— 144 — 


Wir Haben Tag und Nacht 

Sejejien und gedacht, 

Und jahen fejt und unverwandt 

Auf unfer theures Vaterland, 

Sogar bei jedem Schmaufe, ja Schmaufe. 


Die Zeitung giebt Bericht: 

Wir thaten unjre Bilicht; 

Wir hielten nicht umſonſt Diät, 

(Das weis auch Seine Majejtät,) 

Sogar bei jedem Schmaufe, ja Schmauje. 


3% 


Stiftungslied 
der adelihen Reſſource zu Kuhjihnappel. 
2. Suli 1841. 

Mel.: Es kann ja nit immer jo bleiben. 

Nie joll es doch ihnen gelingen, 

Wir halten vom Ziele fie fern: 

Sie bleiben das Lumpengejindel, 

Wir bleiben die gnädigen Herrn. 


Und Haben wir Manches verloren, 
So fehret auch Manches zurüd; 
Stet3 gehet die Zeit noch im Kreiſe, 
Sie bringet zurüd uns das Glüd. 


Hervor mit den alten Gejegen, 
Und weg mit der Conjtitution! 
Da kommen die bejieren Zeiten 
Bon felber für ung und den Thron. 


Drum lafjet uns hoffen und harren, 
Weil Adel und Tugend nicht jtirbt, 
Dat endlich der Adel Europas 

Sein Recht auch noch wieder erwirbt. 


— 145 — 


Auch ein Mädchen aus der Fremde, 
13. December 1840. 


Mel.: Das ganze Dorf verjammtelt jich 
Zu Kirmestanz und Reihen. 


Ein Mädchen aus der Fremde kam 
Und wollte ji) vermählen, 

Doch wollte fie den Bräutigam 
Sich jelber nur erwählen. 


Willfonmen, junge fremde Fee 
Boll Anmuth, Mild' und Güte, 
So rein wie frijchgefallner Schnee, 
So ſchön wie Maienblüthe!?? 


Wohin fie fan, da jchien jogleich 

Sich Alles froh zu regen, 

Und wo ſie weilte, jtand das Reich 
In Kraft und Macht und Segen. 


Willfommen! jchollen hell und laut 
Des Bolfes frohe Lieder: 

D fieße jich die holde Braut 

Bei uns doch heimiſch nieder! 


Sie aber bot ihr Händelein 

Nur einem Königsjohne: 

Ich will mit ihm vermählet fein, 
Mit ihm und jeinem Throne! 


Er nähme fie auch gern zur Eh’, 
Wenn's ginge morganatijch, 
Das aber war der lieben Fee 


Doch gar zur problematifc. 
10 


ge 


Sogleich war ohne alle Spur 
Die Fee wie weggetrieberr, 
Uns aber iſt ihr Name nur: 
Gonjtitution, geblieben. 


a 


Kredsgang. 
5. Sanuar 1841. 
Mel.: Seht ihr drei Rojie vor dem Wagen. 
Ruſſ. Volksl. 
Ihr paſſet recht zu unſern Zeiten, 
Und wiſſet was uns nützt und frommt! 
Ihr werdet immer rückwärts ſchreiten, 
Bis ihr zur Schlacht von Jena kommt. 


Doch, lieben Leute, laßt euch ſagen: 
Erreicht ihr wieder euren Zweck, 

Ihr werdet wiederum geſchlagen, 

Und Staat und Kirche liegt im Dreck. 


Petitionsrecht. 
9. Juni 1841. 


Das Beten und das Bitten iſt erlaubt, 

Ja, und erlaubt iſt Alles überhaupt, 

Was niemals nützt den armen Unterthanen. 
Wenn wir an ein Verſprechen etwa mahnen, 
Geſetzlich bitten was wir fordern können, 

Da will man uns das Bitten auch nicht gönnen, 
Man weiſt uns ab mit kaltem Hohn zuletzt: 


Ihr habt die Form verletzt. 


eur, 


Der Herr der Welten höret unjer Flehn, 

Er naht und ijt bereit uns beizujtehn, 

Er fordert was wir bitten faum noch wollten, 
Erfüllt was wir nad) Recht verlangen jollten. 
Zu jenen, die ihr Heiligftes Verjprechen 
Gebrohen haben und noch heute brechen, 
Sprit er ein allerhöchites Wort zulett: 

Ihr habt das Necht verlett. 


Serenate 
unterden Fenftergittern des Kuhſchnappelſchen 
Landtags. 


29. Juni 1841. 


Aber ich begreife, wie alles impertinent gelehrt, und 
doch ſo dumm iſt, daß man Mauern und Thore 
damit einrennen könnte. 


Arndt, Geiſt der Zeit. I, 43. 


Mel.: So mander jteigt herum, 
Aus dem Bauer al3 Millionär. 


So mancdjer macht fich breit, 
Will Spredi> und Preffreiheit, 
Und thut dann auf einmal 
Entjeglid liberal. 
Gebt ihm ein Bändelein 
Und Titel obendrein, 
Da ijt der Kerl gleich ſtumm 
Und ganz entjeglih dumm — 

O Stockfiſch! o Stockfiſch! 

10* 


— 148 — 


Sp mancher denft und jpricht: 
Wir brauchen fie ja nicht 
Die Eonftitution, 
Wir find ja glüdlich jchon. 
Er denkt an ji allein, 
Uns fällt dabei nur ein: 
Freund, fieh dich bejier um! 

- Du bijt entjeglih dumm — 

O Stockfiſch! o Stockfiſch! 


Die ſieben Sachen. 
23. März 1841. 

Wie heißen doch die ſieben Sachen, 
Die einen Mann von Stande machen ? 
Nichts lernen früh von Kindesbeinen 
Und Alles doch zu wifjen meinen, 
Die ganze Nacht beim Spiel durchwacden, 
Den ganzen Tag brav Schulden machen, 


Das Deutjch jo jchlecht als möglich ſprechen, 


Franzöſiſch trefflich vadebrechen, 
Champagner trinken obendrein 

Und überall hoffähig fein. 

Das find, das find die jieben Sachen, 
Die einen Mann von Stande machen. 


Wie heißen doch die jieben Sachen, 

Die feinen Mann von Stande machen ? 
Nicht ſich allein auf Erden leben, 

Für Andre ftill zu wirken ftreben, 
Sich nie um Schulden mahnen laſſen 
Und nie auf Andrer Koſten praſſen, 


— 149 — 


Der Ainechtichaft Sprache radebrechen, 


Gut Deutjch für Recht und Freiheit jprechen, 


Und Tieber leiden Noth und Rein 

ALS irgendwo hoffähig fein. 

Das find, das find die jieben Sachen, 
Die feinen Mann von Stande maden. 


Bejjerwerden. 
5. Juli 1840. 
Wir haben jchöne Inſtitute 
Für jedes Alter, jeden Stand; 
Wir haben Feſſel, Peitich’ und Nuthe, 
Wir haben Klett! und Ordensband. 


Das Laiter findet feine Wohnung 

Zu jeder Zeit, an jedem Ort, 

Und für die Tugend jprießt Belohnung 
Aus Gut und Geld, aus Schrift und Wort. 


Ein Schul und Zuchthaus ward das Leben 
Boll Religion und Unterricht; 

Aufs Beſſre geht des Staates Streben, 
Doch — bejjert er ſich jelber nicht. 


— —— — 
—- 


— 150 — 


Mittwoch. 


Wächterlied. 


8. December 1840. 


Die Hähne krähten durch das Land: 
Und wer in Schlafes Banden ruht, 
Sei munter jetzt und wohlgemuth! 

Der Tag beginnt, die Naht verſchwand. 


Der Wächter auf der Zinne jtand 
Und rief: ihr jollet munter jein, 
Sc ehe ſchon des Tages Schein; 
Wacht auf! wacht auf! die Nacht verſchwand. 


Da jtand man auf wol hie und dort, 
Die Hähne that man in den Topf, 
Dem Wächter hieb man ab den Kopf, 
Dann aber jchlief man weiter fork 


er will noh Hahn und Wächter jein? 
Wer wedet uns aus Schlafes Noth 
Bald zu der Freiheit Morgenroth? 
Wir jchlafen in den Tag hinein. 


— 151 — 


Auch ih bin in Arladien geboren! 


2. Suli 1841. 


Mel.: Brüder, lagert euch Im Kreife. 
Nur Europa hat Gejchichte, 
Hat noch Sagen und Gedichte. 
Spredt, in welchem Erdenwinkel 
Giebt es joviel Poeſie? 


Bon Gefchlehte zu Gejchlechte 
Erben fort die Völferrechte, 
Und die Völker und die Rechte, 
Alles ijt nur Poeſie! 


Alle Föderationen, 

Friedensſchlüſſſ und Konventionen — 
Fragt die ganze Weltgejchichte, 

Sit nicht Alles Poeſie? 


Und die herrlichſten Congreſſe 
Nur aus reinem Volksintereſſe — 
Ward nicht diefe nadte Proſa 
Längſt zur ſchmucken Poefie? 


Und die Rroclamationen 

Und die Conjtitutionen — 

War nicht Alles von dem Anfang 
Bis zum Ende Poeſie? 


Und die fürjtlihen Verſprechen, 
Abzuthun die Staatsgebrehen — 
Kannten je die alten Heiden 
Eine ſolche Poeſie? 


Unſer Adel ohne Ende, 

Unſre Räng' und unſre Stände — 
Hatten wol die Patriarchen 
Kindlichere Poeſie? 


— 152 — 


Unjer ganzes Sein und Leben, 
Unſer Hoffen, unjer Streben — 
Ward nicht Alles, ijt nicht Alles, 
Alles, Alles Poeſie? 


Höfiſche Poeiie. 
15. Mär; 1841. 
Ich were ungerne dä pferit, dä man daz beste 


vuoter den ohsen unt eseln git. 
Reinmar von Zweter. 


Wenn man euren Ölanz will jchauen, 
Wirt man euch ein Körnlein vor, 
Und man loct euch wie die Bauen 
Draußen vor des Schloßhofs Iher. 


Zürfihe Enten, Hähn’ und Hennen 
Sind hoffähig nur allein, 

Dürfen nicht nach Futter vennen, 
Dürfen nicht nach Futter jchrei’'n. 


Merkt es euch, ihr Königsdichter! 
Wenn ihr jchlagt das jhönjte Nad, 
Frißt fi) andres Hofgelichter 
Ganz bequem im Schloßhof jatt. 


Griminalijtiiher Bilderdienit. 
11. September 1840. 


Nicht an Hellas dürft ihr denfen, 
Sucht ihr, Künftler, Ruhm und Preis: 
Auch bei uns im Baierlande 
Sprießt der Kunſt ein Lorbeerreis. 


— 153 — 


Seht! vor eurem jchlechtiten Machwerk 
Müſſen Ehrenmänner fnien — 

Hat wol Hellas einem Künſtler 
Soviel Ehre je verliehn? 


Anaſtaſius Grün. 
4. Mai 1841. 


Es jtand ein Baum in Dejterreich, 
Der grünt’ und blühte mandes Jahr 
Führwahr jo ſchön und wunderbar. 
Manch Bogel ſaß darin und fang, 
Dat weithin Berg und Thal erklaug. 
Es Hatte jeder deutſche Mann 

Recht feine Luft und Freude dran. 


Ein Doppeladler flog einmal 

Zu diefem Wunderbaum’ hinan, 

Band einen güldnen Schlüfjel dran. 
Da wurden jeine Blüthen taub 

Und falbe ward fein grünes Laub; 

Die Schaar der lieben Böglein jchied, 
Für immer ſchwieg ihr Sang und Lied. 


Dichtung und Wahrheit. 
3. November 1840. 
Mel.: Sat einjt in einem Lehnſtuhl ſtill 
Ein gar gelehrter Mann. 

Ihr fangt der Welt von Freiheit vor 
Manch herrliches Gedicht; 
Die Freiheit drang der Welt ins Ohr, 
Die Welt verjtand es nicht.”* 


—eı1sı — 


Die Freiheit war nur ein Gedicht, 
Was ift ſie jet zur Friſt? 
Jetzt jänget ihr von Freiheit nicht, 
Weil Freiheit Wahrheit ijt. 


Der neue Stern. 
6. Suli 1840. 


E3 war ein neuer Stern ericdienen, 
Der wies uns wieder auf den Herrn, 
Auf ihn, dem alle Völker dienen, 
Wies uns der neue Morgenitern. 


Das Wort des Herren jhien verloren 
Durch Lug und Trug in finjtre Naht — 
Es ward zum zweitenmal geboren 

Durch das was Guttenberg erdadt. 


Des Geiſtes letzte Feſſeln ſchwanden: 
Heil ihm, Heil ihm, der das erfand! 
Und Jubel ward in allen Landen: 
Geſegnet ſei ſein Vaterland! 


Herodesherzen, Diplomaten, 

Ihr ſcheut noch heute dieſen Stern, 
Und unſers Volkes ſchönſten Thaten 
Steht ihr mit Leib und Seele fern! 


Autoren-Litanei. 
4. Auguſt 1840. 
Mathematiſche Figuren, 
Wahre ſympathet'ſche Curen, 
Logarithmen, Rechenknechte, 
Ueber Infanterie-Gefechte, 


— 155 — 


Anatomijche Tabellen, 

Die entdedten Oderquellen, 

Pater Cochems egefeuer, 

Nützlichkeit der Hundeſteuer — 
O du himmliſcher Vater, erbarme dich der Autoren 
Vor den Rötheln, Stiften und Federn der Cenſoren, 
Daß nicht unſre große Müh' und Arbeit gehe verloren! 

Kyrie eleiſon! 


Die entlarvte Waſſerhoſe, 

Sammlung aller Lebermooſe, 

Ueber Palm- und andre Seifen, 

Ein Verſuch von Meerſchaumpfeifen, 

Neue Kunſt mit Glück zu freien, 

Ueber Branntweinbrennereien, 

Bibliographie der Fibeln, 

Lehrgedicht: die Tulpenzwiebeln — 
O du himmliſcher Vater, erbarme dich der Autoren 
Bor den Rötheln, Stiften und Federn der Cenſbren, 
Daß nicht unjre große Müh’ und Arbeit gehe verloren! 

Kyrie eleijon! 


Räthſel- und Charadenbüchlein, 

Hannchen mitſamt ihren Küchlein, 

Abbildung der meiſten Orden, 

Wie die neuſte Zeit geworden, 

Die Anatomie der Stinte, 

Echte ſympathet'ſche Dinte, 

Andacht eines frommen Herzen, 

Stearin- und Wallrathkerzen — 
O du himmliſcher Vater, erbarme dich der Autoren 
Vor den Rötheln, Stiften und Federn der Cenſoren, 
Daß nicht unſre große Müh' und Arbeit gehe verloren! 

Kyrie eleiſon! 


— 156 — 


Beite Art von Dampfmaſchinen, 

Die Entjtehung der Lawinen, 

Von dem Paſcha von Janina, 

Erſter Drudf der Karolina, 

Neuerfundne QTauchergloden, 

Einführung der Artiichoden, 

Von der Conjtruction des Kantſchu, 

Kleines Wörterbuch des Mandſchu — 
O du himmliſcher Vater, erbarme dich der Autoren 
Bor den Rötheln, Stiften und Federn der Genforen, 
Daß nicht unfre große Müh' und Arbeit gehe verloren! 

Kyrie eleifon! 


Greationstheorien.” 
20. April 1840. 


1. 
Der Teufel ſchuf die Preßfreiheit, 
Ein Engel die Genfur: 
Gottlob, e3 ijt doch noch zur Zeit 
Bon jener wenig Spur. 


Denn wer ein bös Gewiſſen hat, 

Dem ftehn die Engel bei; 

Auch hindert es noch Kir’ und Staat, 
Daß man des Teufels jei. 


2. 
Ein Engel ſchuf die Preßfreiheit, 
Der Teufel die Genjur: 
Und leider ijt drum auch zur Beit 
Bon jener wenig Spur. 


a 


Denn wer ein bös Gewiſſen hat, 
Dem steht der Teufel bei; 

Der Teufel will in Kirch’ und Staat, 
Daß man des Teufels ſei. 


Unter des durchl. deutihen Bundes 
ihügenden Bribilegien. 
Suli 1841. 
Eiche: 33. Sig. von 1838, 6. und 23. von 1840 
und 3. von 1841. 
Wo kann der Dichter froder jein 
Und fingen fo von allerhand, 
Bon Tugend, Freundichaft, Lieb’ und Wein, 
Bon König, Gott und Vaterland, 
Als uns das Glück vergönnet, 
As ih und ihr es fünnet 
Unter des deutſchen Bundes jhüsenden Privilegien? 


Wo ijt ein Land doch weit und breit, 
Das jo den Dichter liebt und chrt, 
Das jo aus tiefer Dankbarkeit 
Ihm Hab’ und Gut und Ruhm vermehrt, 
As wir es fehn, o Wunder! 
Als wir es jehn jegunder 
Unter des deutjchen Bundes ſchützenden Privilegien? 


In Luft und Waffer, Wald und Feld 
Sit nirgend freier doch ein Thier, 
Auch fingt fein Vogel in der Welt 
Doch jemals freier noch al3 wir! 
Wie bin ich guter Dinge! 
Ich trinke, jpring’ und jinge 
Unter des deutjchen Bundes jchüßenden Privilegien. 


— 18 — 


Die freien Künite. 
15. Mai 1841. 
Unjere Maler malen 
Vieles und mancherlei, 
Aber zu taufendmalen 
Sind die Maler nicht frei. 


Immer wird zur Schablone 
Ihnen die Fürjtengunft, 
Immer in alter Frohne 
Regt ſich die freie Kunſt. 


Immer Traditionen, 
Bibel und Mythologie, 
Fremdes aus allen Zonen, 
Selbjtempfundenes nie. % 


Sit es da denn ein Wunder, 
Wenn fich erhebt ein Gejchrei: 
Laßt doc den alten Plunder, 
Maler, und werdet doch frei! 


Singfreiheit. 
9. Sunt 1840. 


Siehe: Verordnung der kön. preuß. Regterung für 
Pommern vom 11. Februar 1813 und zu 
Arensberg vom 16. April 1821. 


Der Vogel hat das Singen frei, 
Kann fingen wie’3 ums Herz ihm ift, 
Ihn ſchützt ſogar die Polizei 

Vor böſer Buben Tück' und Liſt. 


— 159 — 


Und fingft du wie's ums Herz dir iſt, 
Bon Vaterlandes Leid und Lait, 

Und ob du mwol fein Vogel biſt, 

Beim Flügel wirft du doch gefaßt. 


Der Didter ein Seher. 
26. Mat 1840. 


Mel.: Es war ein König in Thule. 
Der Dichter iſt ein Seher, 
Er ſieht gar gut und weit; 
Wer fieht jo gut und eher?? 
Das große Spiel der Zeit? 


Doh will man nur den Seher 
Der nad) dem Munde jpricht; 
Zum andern jagt man: geh’ er! 
Zu uns hier paßt er nicht. 


x% 


Phantaſieen 
eines kunſtliebenden Kloſterbruders. 
28. Mat 1841. 


Mel.: Ach, Gott und Herr, wie groß und jchwer 
Sind mein’ begangne Sünden. 


Die freie Kunft, fie iſt nicht frei: 
Wo Freiheit nicht vorhanden, 
Ta iſt es mit der Kunſt vorbei 
Sn allen, allen Landen. 


Und buhlt ſie auh um Fürjtengunit, 
Das fann ihr wenig frommen! 
Durch Fürften ijt herab die Kunſt, 
Doch nie emporgefonmen. 


—160 — 


er nicht in Freiheit wirft und jchafft, 
Kann Fürften wol genügen, 
Doc wird er ſtets um Geijt und Kraft 
Sih und die Welt betrügen. 


Nur aus dem Bolf, ins Volk zurüd 
Muß ſtets der Künjtler jteigen, 

Dann wird im Volke Ruhm und Glüd 
"Dem Künftler auch zu eigen. 


Claſſiſches Stillleben. 
26. Suni 1841. 
Mel.: Singend und vom Saft der Reben 
Gluhend und vom Mädchenkuß. 
Stört doch nicht die alten Jungen! 
Denn fie lefen eben jet, 
Was Homeros hat gejungen 


’ 


Und wie’! Voß hat überjeßt.°° 


Beſſer läßt es ſich doch figen 
Oben in dem Götterrath, 

Als dereinjt die Zeit verjchwigen 
Actenmatt im Magijtrat. 


Beſſer Hingen doch die Sagen 
Bon der Götter Haß und Groll, 
AS der Bürger ew'ge Klagen 
Ueber Steuern, Mauth und Zoll. 


Beſſer klingt das Sciffregijter 

Und jo mancher Schlachtbericht, 
AS wenn uns ein Stodphilijter 
Von dem legten Budget jpridt. 


— 161 — 


Bejfer, wenn Therfites grimmig 
Ueber jeinen König jchreit, 

Als wenn unjer Land einjtimmig 
Schweiget von der Prehfreiheit. 


Bejjer Hinget Priams Sammer, 

Daß jein Sohn im Kampf erlag, 
Als wenn unjre zweite Kammer 

Schreibet an den Bundestag. 


Beijer flingt’S, wenn nun im Feuer 
Endlich Trojas Feſte jteht, 

Als wenn unſer Landtag heuer 
Ruhig auseinander geht. 


Eine himmliſche Etymologie.” 
25 März 1841. 

Mel.: Sch bin der Doctor Etjenbart. 
„Ein großer Teufel ift ſchon Gog, 
Ma-Gog ift ein viel größrer noch, 
Was aber ift der De-Ma-Gog? 

Das ijt der allergrößte doch.“ 


So jprach dereinjt der Engel Mund, 
Und das vernahm der deutiche Bund, 


Der machte jchnell den Engelsjund 
ins armen, armen Teufeln fund. 


3% 


11 


— 162 — 


Hundertjähriger Kalender. 
23. Juni 1841. 


Willit du was werden, 
Mußt du jchweigen, 
Mußt dich zur Erden 
Tief verneigen. 


Daß du ein Knecht bift, 
Hat man gerne. 

Allem was recht ift, 
Halt dich ferne! 


Lerne den Willen 
Unjrer Lenfer! 

Und aud im Stillen 
Sei fein Denfer! 


AS 


Philiſter über dir, Simjon!® 
23. Mai 1841. 
Ich missvalle manegem man, 
Der mir ouch niht wol gevallen kann. 
Vridane 124,7. 
Mel.: Wer wollte fich mit Grillen plagen. 
Die einjt mich froh willfommen hießen, 
Die jehn mich ernſt und fchweigend an: 
Was mag fie wol an mir verdrießen? 
Bin ih nicht mehr derjelbe Mann? 


Bin ih im Hafjen und im Lieben, 

Bin ich dem Baterlande nicht, 

Bin ich nicht Allem treu geblieben, 

Was nur für Recht und Freiheit jpricht? 


— 198 — 


Still, jtill! ich fenne mein Berbrechen: 
Hätt’ ich behalten nur für mid 

Was ich gewagt frei auszujprechen — 
Sie grüßten auch noch heute mid). 


* 


Aria.“ 
7. Januar 1841. 


Am Ende werden wir es ihnen doch wol gnädigſt be— 
fehlen müſſen, daß ſie fret ſein ſollen — dann geht's. 
Georg Forſter, 8. Dec. 1792, 


Nimmt man den Pferden und Ochien 
Auch ab ihr Jod, 

So denken fie doch immer, 
Sie haben es noch. 


Und fäht man ſie auch laufen 
Frei überall, 

So fehren ſie doch immer 
Zurück in den Stall. 


Ach! ging' es unſern Pferden 
Und Ochſen nur jo, 

So wär’ ich als ein Deuticher 
Noch mal jo froh! 


Declamierübung.* 
26. Januar 1340. 
Sn einem ſchönen Land’ ein Völfchen war, 
Das lebt’ in tiefem Frieden mances Jahr. 
An einem König hatten jie genug, 
Gemein war allen was der Boden trug, 
Nur daß fich jeder zweimal ſcheren lieh, 
Sonst war’3 ein Leben wie im Paradies. 
11* 


— 164 — 


Ihr König hieß Leithammel nur ſchlecht weg, 
Er kannt' im Lande jeden Weg und Steg, 
War ſtets auf ſeines Volkes Heil bedacht 
Und führte ſie gar gut bei Tag und Nacht. 
Nie hörte man von Unzufriedenheit, 
Umtrieben, Meuterei und Zwiſt und Streit. 


Doch ſchlichen eines Tags ſich Böck' herein. 
Wo Böcke ſind, wird immer Zwietracht ſein. 
Die Böck' erhoben bald ein groß Geſchrei: 
Ihr Schafe wißt nur nicht — ihr ſeid nicht frei: 
Das wahre Glück liegt in der Freiheit nur, 
Und jchuf uns nicht zur Freiheit die Natur? 


Da ward es erjt den armen Schafen klar, 
Day frei doch eigentlich fein einzig war. 

Ihr Böcke, jprachen ſie, ihr Habt ganz Recht! 
Nicht frei ift, ſcheint es, unſer brav Gejchlecht: 
Thut Alles was ihr wollt, euch jei’S vergönnt, 
Wenn ihr nur Freiheit ung gewinnen fönnt. 


Doch war es ſchon vor Anbeginn der Nacht 
Dem edlen König Alles Hinterbradt. 

Er jprad) darauf: wolan, ich danfe ab, 

Sch lege heut jchon nieder meinen Stab; 
Sobald ihr über das nur einig feid 

Was dann gejchehen joll, bin ich’S bereit. 


en 


Da fing im Bolfe Streit und Hader an, 
Dar eiligjt jeder nad) dem Stalle vanıı. 

Sp war die Revolution vollbracht 

Und feiner hat an Freiheit mehr gedacht. 
Leithammel thut auch allen Schafen noth, 
Drum blieb er König bis an jeinen Tod. 


— 15 — 


Am andern Morgen las man überall: 
Schafhauſen hatte gejtern auch Cravall; 
Dank unſrer umſichtsvollen Polizei, 

63 blieb beim Alten, Alles iſt vorbei. 

Die Meutrer gingen zeitig heim nad) Haus 
Und ruhen noch auf ihren Lorbeern aus, 


Als Alles längjt nun jhon vergejjen war, 
Da ging nach einem vollen halben Jahr 
Die Allgemeine Zeitung in das Land 

Und legte dann den ganzen Thatbejtand 
So recht loyal und furz und bündig aus, 
Für alle Schöpj’ ein wahrer Ohrenſchmaus. 


Bon Hand in Hand ging da das Zeitungsblatt, 
Und Subel war darob in Land und Stadt 

Bei Schöpfen, Schafen, Lämmern überall 

Sn jeder Pferch’ und Hürde, jeden Stall: 

Wir jehn es ein, es ijt uns allen lieb, 

Daß Alles doch jo recht beim Alten blieb. 


Es ward dies Blatt jogar ein Freudenfein 

Fürs alte Hammelburg und Bocenheint. 
Schafhaujen aber war ganz freudenvoll, 

Man fang und jprang, man tanzt’ und jchrie wie toll, 
Und Danfadrejjen jandte man zum Lohn 

Der Allgemeinen Zeitungsredaction. 


Doh aus den Böden, nun, was ward denn draus ? 
Sie flohen alle wol zum Land hinaus, 

Und fämpften anderswo mit That und Wort 

Den Kampf für Freiheit muthig weiter fort? — 
Ach nein, fie wollten nur noch Hammel jein 

Und liegen fich bejchneiden insgenein. 


— 


— 166 — 


Shader. 


10. Februar 1841. 


Seder jolder Lumpenhunde 

Wird vom zweiten abgethan. 

Sei nur brav zu jeder Stunde, 

Niemand hat dir etwas aut. 
Goethe. 


Man ſieht, ihr wollt nur Honorare, 
Man ſieht's aus Allem was ihr ſchreibt; 
Die Freiheit iſt euch eine Waare, 
Womit ihr nur Geſchäfte treibt. 


Ihr laßt um euer lumpig Ichlein 

Die Welt ſich drehn bei Tag und Nacht; 
Für Freiheit macht ihr nicht ein Strichlein, 
Wenn ihr's zugleich für euch nicht macht. 


Und liegt die Freiheit auf der Bahre, 
Dann lebet ihr noch fort und ſchreibt, 
Dann habt ihr eine andre Waare, 
Womit ihr noch Geſchäfte treibt. 


Der gute Wille. 
28. Mai 1841. 
Mel.: Genießt den Reiz des Lebens, 
Man lebt ja nur einmal. 

Gern will ich ſein ein Rather, 
Verlangt nur keine That — 
Ich bin Familienvater 
Und auch Geheimerrat. 


Ja freilich, beides bin ich, 
Das macht mir viele Bein — 
Ich bin gewiß freifinnig, 
Wie's einer nur kann jein. 


— 17 — 


Hätt' ich nicht Frau und Kinder, 
Da wär's mir einerlei, 
Vorfihtig wär’ ic) minder, 
Spräch' auch noc mal jo frei. 


Doch ein Familienvater — 
Der Runft ijt delicat, 

Und noch viel delicater 

Sit ein Geheimerrat. 


+9eAs0r 


— 18 — 


Donnerſtag. 


Die alte Leier. 
10. Mai 1841. 


Sp tröjtet euch nun mit diefen Worten unter einander. 
1. Theſſalon. 4, 18. 


Der Edelmann, er jchenkt jich fleißig ein: 

Sch fenne nur noch diefen Gänſewein. 

Mein Vater weiland zahlte feine Steuer; 

Das Korn ift wohlfeil jebt, das Leben theuer. 

Doc) liegt ein Trojt in einer alten Sage, 

Die hat fich fortgepflanzt in unfre Tage 

Bei allen Armen, Mitden, Altersihiwachen: 
Der König wird uns glüdlich machen. 


Der Spielmann hängt die Zitter an die Wand: 
Wie glücklich fünnte fein der Muſikant! 
Ich nahm doch nächten hübſches Geldchen ein, 
Und’s langt mir noch nicht zum Gewerbejchein. 
Doc liegt ein Troft in einer alten Sage, 
Die hat fich fortgepflanzt in unſre Tage 
Bei allen Armen, Müden, Altersſchwachen: 

Der König wird uns glücklich machen. 


— 169 — 


Der Bauer jtürzt jpät Abends jeinen Plug: 

So hab’ ich Heute mich gequält genug! 

Froh wär’ ich, wüßt' ich nur, wovon ich heuer 

Bezahlte meine Grund und Klajjenfteuer. 

Doch liegt ein Troft in einer alten Sage, 

Die hat ſich fortgepflanzt in unjre Tage 

Bei allen Armen, Müden, Mltersihwachen: 
Der König wird uns glücklich machen. 


Der Dorfſchulmeiſter macht die Schulthür zu: 
Heut find es fünfzig Jahr, gern hätt! ih Ruh — 
Wie aber wenn ich num entlajjen werde? 
Dann fängt erſt an die Sorg’ und die Bejchiverde, 
Doch liegt ein Troſt in einer alten Sage, 
Die hat ſich fortgepflanzt in unſre Tage 
Bei allen Armen, Müden, Altersichwachen: 

Der König wird uns glücdlich machen. 


So tröjtet euch nun mit diefen Worten unter einander. 
1. Theſſalon. 4, 18. 


Abendlied 
eines lahmen Invaliden vom J. 18i3. 
29. Juni 1841. 


Mel.: So mander fteigt herum. 
Aus dem Bauer al3 Millionär. 


Wie viel man auch verjpricht, 
O traut den Worten nicht! 
Ein Wort iſt Schall und Wind — 
Seid doch nicht taub und blind! 
O jeht euch vor und um, 
Seid doch nicht gar zu dumm! 
Iſt's immer noch nicht Zeit, 
Zu werden mal gejcheit? 

O Deutichland! o Deutichland! 


— 10 — 


Wann kommt denn wol die Zeit? 
Wann wird die Welt geicheit? 
Viel Gutes wird gedacht, 
Mehr Schlechtes wird gemadt. 
Doch fällt mir gar nicht ein, 
Ein Schuft und Lump zu fein. 
Wie oft jie auch erliegt, 
Die gute Sade fiegt — 
Hoch Deutjchland! hoch Deutſchland! 


Das neue Jeruſalem. 
7. Sanuar 1841. 


Welch ein kindlich Frommes Streben! 
Welch ein inniger Verein! 

An dem Theetiſch — 
Welch ein heilig reines Leben! 
Welch ein Gottverjunfenjein! 

An dem Theetiſch. 


Wenn jie ein Tractätchen leſen, 
Nimmt die Seele höhern Schwung, 
An dem Theetiſch — 
Und es jchwelgt ihr ganzes Wejen 
In der Gottvereinigung 
An dem Theetiſch. 


Ihres Glaubens ſüße Blüthe 
Duftet wie die Nojenflur 
An dem Theetiſch — 
Lauter Milde, Lieb’ und Güte 
Träuft von ihren Lippen nur 
An dem Theetiſch. 


— 11 — 


Wie fie ihren Bräut'gam preifen, 
O die Gottesbräutlein fein! 

An dem Theetiih — 
Ihn und fid) mit Andacht jpeijen 
Und mit Heil’gen Melodei’n! 

An dem Theetiſch. 


Alles was den Körper nähret 
Und erquidet, wird verjhmäht 
Ar dem Theetiſch — 
Ihre Augen jind verkläret, 
Jeder Blick iſt ein Gebet 
An dem Theetiſch. 


Ach, kein Mund vermag zu ſprechen 
Was entzückt die Seele ſchaut 

An dem Theetiſch — 
Und das Herzlein möchte brechen 
Jeder frommen Gottesbraut 

An dem Theetiſch. 


O dat meine Seele wüßte, 

Wie fie würd’ auch ihnen gleich 
An dem Theetiih — 

Aus dem Sodom ihrer Lüfte 

Käm’ ins liebe Himmelreich“ 
An dem Theetiſch! 


AS: 


Merinos.* 
29. December 1840. 
Mel.: Das Sahr iſt gut, Braunbier iſt gerathen. 
Und führt’ ich von Lieb’ und von Demuth ein Fuder, 
Und wollt’ ich nicht fein jo ein Lämmelbruder, 
Ei ſo taugt’ ich nicht Halb mal jo viel doch wie fie, 
Und ic) wäre nichts nüß’ in der Monarchie. 


AB — 


Und Hätt’ ich auch Alles den Armen gegeben 
Und müßt’ ih nun jelber von Almojen leben, 
Und wollt’ ich fein Pämmelbruder nicht jein, 
Co hielten fie Alles für Trug und für Echein. 


Und ſollt' ih auch gar mit den engliihen Schaaren 
Leibhaftig vor ihnen gen Himmel auffahren, 
Co glaubten fie alle, jie alle daran nie, 
Wenn ich wäre fein Yämmelbruder wie jie. 
Fromme Fürjorge. 
28, December 1840. 


Dem Länmlein hängt man niedliche Glöcdlein an, 
Auf daß es lieblich läuten kann: 

Sp behängt man mit Titeln und Orden 

Ver ein Yämmelbruder geworden. 


Das Lämmlein ſchickt man ins bejte Gras hinein, 
Auf daß es möge gut gedeihn: 

So ſchickt man auch in die beiten Stellen 

Den Lämmelbruder mit jeinen Gejellen. 


Wiegenlied. 
28. December 1840. 
Vaterland, Fürſten, Verfaſſung u. dgl. ſcheinen nicht 
die Hebel zu ſein, das deutſche Volk emporzubringen; 
es iſt die Frage, was erfolgte, wenn die Religion 
berührt würde. 
Hegel, Werke 17, 628. 


Mel.: Ringe recht, wenn Gottes Gnade 
Dich nun ziehet und befehrt. 


Schlafe, jchlafe, jchlafe, jchlafe! 
Wozu willſt du wach noch jein? 
Denn die Welt ijt voller Schafe, 
Böcke, Schöpf’ und Lämmelein. 


m 


Schlafe, jchlafe! bleib doch länger 
Noch in deiner Ruh’ und Raſt! 
Schafe jind die beiten Sänger 
In der Hütt’ und im Palaſt. 


Wenn die frommen Schafe fingen 
Ihre ſüßen Melodei’n, 

O ſo hüpfen, tanzen, ſpringen 
Alle lieben Lämmelein! 


Schlafe! denn du kannſt nicht werden 
So ein gutes frommes Vieh; 
Schlafe! denn es gilt auf Erden 
Nur die Lämmelpoeſie. 


Suter Rath. 
12. September 1840. 

Mel.: Schön tit’3 unter freiem Himmel. 
Willſt du frei fein von Bejchwerden, 
Arme Seele, hier auf Erden, 

Auf! nad) Münden mußt du ziehn: 
Dort jteht jede Kunſt in Blüthe, 
Dort wird jeglihem Gemüthe 
Irgend noch ein Heil verliehn. 


Bei des Herrn demüth’gen Dienern, 
Bei den frommen Capuzinern, 
Arme Seele, nimm Quartier! 
Shnen fann man ganz vertrauen, 
Denn die heil’gen Väter brauen 
Dod das allerbeite Bier. 


RS 


a 


Faſtenmährlein. 
28. Juni 1841. 


Der Sabbath iſt um des Menſchen willen gemacht 
und nicht der Menſch um des Sabbaths willen. 
Ev. Marci 2, 27. 


Ein Herr am grünen Donnerstag 

Aß Fleifch, denn Fiſch befam ihm jchlecht: 

Das ijt ein Ejjen, wie ich's mag! 

Spradh er: num iß auch du, mein guter Knecht! 


Da ſprach zum Herrin ver gute Knecht: 
O Herr, fürwahr, das thu' ich nicht! 

O Herr, es iſt fürwahr nicht recht, 
Daß man die jtrenge Falten aljo bricht. 


Iß! Sprach der Herr, that’3 Chriſtus nicht? 

Und was er that, das ijt doch vecht. 

Sa, Herr, er that’3, doch wißt ihr nicht — 

Es ging ihm auch des andern Tags vecht jihlecht. 


a% 


Türkiſche Liturgie. 
23. Junt 1841. 

Mel.: Wenn Tage, Wochen, Sahre ſchwinden, 

Wenn wir fein Glück im Wechjel finden. 
Wir müſſen beten fiir den Einen, 
Und nur für ihn und für die Seinen. 
Wir thaten’S gern und thun es gern 
Und flehn für ihn zu Gott dem Herrn. 


Es steht ja in der Schrift gejchrieben: 
Wir ſollen unſre Feinde lieben. 
Drum laßt uns beten das Gebet 

Für unfers Sultans Meajeftät! 


AT, = 


MeueiteBeihreibungdesWiener&ongreiies. 
1. December 1849. 


Was fie jeden Tag vollbrachten, 

Ob ſie jcherzten, ob fie lachten, 
Wird genau erzählt; 

Wie fie jtanden, wie fie jahen, 

Daß fie tranfen, daß fie aßen, 
Wird auch nicht verhehlt. 


Bann fie hin zu Balle gingen, 

Bann fie an zu tanzen fingen, 
Wird genau erzählt; 

Ob das Schaufpiel fie zerjtreute, 

Ob fie das Ballet erfreute, 
Wird auch nicht verhehlt. 


Wie fie glänzend banfettierten, 

Wie jie ritterlich turnierten, 
Wird genau erzählt! 

Ob ſie große Heerjchau hielten, 

Dder Schach und Dame fpielten, 
Wird auch nicht verhehlt. 


Ob ſie ritten, ob ſie fuhren, 
Ob im Frad, ob in Monturen, 
Wird genau erzählt; 

Wie fie ſich der Menge zeigten, 
Wie fie gnädigjt jich verneigten, 
Wird auch nicht verheplt. 
Doch ihr jonjtig Thun und Rathen — 

Was jie für die Völker thaten, 
Wird genau verheplt; 

Ob jie ſonſt was Gutes dachten, 

Ueberhaupt was Gutes madten, 
Wird auch nie erzählt. 


Se 


Häntiges. 
4. Mai 1841, 


Ihr habt gehoffet und vertraut: 

Im Wechjel jpriekt ein Heil empor! 
Ihr Habt den Wechjel nun gejchaut, 
Sagt an, was ſproß daraus hervor? 


Perſonen wechjeln Jahr für Jahr, 
ie ihr’3 in jedem Staate jeht; 
Er jelber bleibt unwandelbar, 

° So lange fein Prinzip beiteht. 


Ver auf das Drum und Dran nur baut, 
Der iſt fürwahr ein vechter Thor: 

Die Schlange wechjelt ihre Haut 

Und bleibet Schlange nach wie vor. 


3% 
Militäriſch.“* 


3. Juni 1840. 


„Ha! was eilt die Straß' entlang? 
Wie's da blitzt im Sonnenglanz! 
Trommelwirbel, Pfeifenklang! 
Luſtig, heißa! wie zum Tanz.“ 


Sind Soldaten, ziehn herein, 
Kommen vom Begräbniß her, 
Müſſen jetzo luſtig ſein, 

Als wenn nichts paſſieret wär’, 
Sind Soldaten, liebes Kind, 

Die nicht Tod und Teufel ſcheu'n, 
Auf Commando traurig ſind 

Und ſich auf Commando freu'n. 


N 


Tragiſche Geſchichte. 
18. April 1840. 


Mel.: Nun fih dev Tag geendet hat 
Und feine Sonn’ mehr jheiut. 


Jüngſt ift ein General erwacht, 

Ein tapfrer General, 

Dem hat ein Traum um Mitternacht 
Gemacht viel Angſt und Qual. 


Er war im Leben noc) erjchredt 
Durch feinerlei Gefahr, 

Doch hat ein Traum ihn aufgewect, 
Ein Traum gar wunderbar. 


Was träumte denn dem General 
Sn jpäter Mitternacht ? 

Was hat ihm denn jo große Dual 
Und foviel Angjt gemadt? 


Ihn der gebebt in feiner Schlacht, 
Den nichts noch hatt’ erjchredt, 
Was hat ihn denn um Mitternacht 
Aus jeinem Schlaf geweckt? 


War's Krieg und Peſt, war's Hungersnoth? 
War's Hülf- und Feuerfchrei ? 

War’3 Hocdverratd und Mord und Tod? 
War's blut'ge Meuterei? 


Ihm träumte — nun, es war enorm! — 
Daß durch das ganze Heer 

Erhielte jede Uniform 

Hinfort zwei Knöpfe mehr. 


FE 


Ideen zur enropäiihen Völkergeſchichte. 
20. Juli 1841, 
Sind nur darum Europas Staaten, 
Dat die Soldaten grünen und blühn? 
Müſſen fir drei Millionen Soldaten 
Unjre zweihundert Millionen ſich mühn? 


- Freilich, das ift das Glück daS moderne! 
Das uns gelehrt hat Soldaten erziehn: 
Ganz Europa ift eine Kaſerne, 

Alles Drejjur und Disciplin. 


Anzüglides. 
14. Mai 18411. 


Mel.: E3 war einmal ein König, 
Der hatt’ einen großen Floh. 
Se. Excellenz der wirfl. Geh. Rath v. Goethe. 


Einjt machte mir mein Schneider 
Ein neues Hojenpaar: 

Gut, vief ich, iſt's, doch leider! 
Es ijt zu eng fürwahr. 


„Sie wünjchen fortzufchreiten 
Doc) mit dem Geift der Zeit — 
Das ijt zur diefen Zeiten 

Die Mode weit und breit.” 


Ihr Schneider unjrer Zeiten, 
Wie ihr jo pfiffig jeid! 
Damit wir vorwärts jchreiten, 
Macht ihr zu eng das Kleid. 


— 179 — 


Die tranernden Eſel 
nah Murillo. 


Juli 1841. 


Nach glaubwirdigen Reiſeberichten giebt es noch bis auf 
den heutigen Tag in einem Dorfe der Pyrenäen eine Familie 
Ejel, die in gerader Linte von dem Ejel abjtammen, auf 
welchem der Helland feinen Einzug in Serufalem hielt. 


Drel.: E3 waren zwei Königeskinder. 
Deutſches Volkzl. 


Die Ejel gingen im Leide, 
Drob jtaunte die ganze Welt, 
Weil grün noch war die Heide, 
Und Dijteln noch trug das Feld. 


Sie gingen tief gebücket 

Und liegen hangen das Ohr, 

Und hatten den Schwanz gejchnriidet 
Mit einem langen Flor. 


Was hat jich denn zugetragen? 
Wir jtaunen und jchweigen jtill, 
Und niemand weiß zu jagen, 
Was diefe Trauer will. 


Wer meldet uns jeßumnder, 
Was dieje Trauer joll? 

Wer deutet und da3 Wunder? 
Hört zu, ich weiß es wol. 


Es jtarb im ſpaniſchen Lande, 
Noch eh’ ein Jahr verfloß, 
Vom Heilandsejeljtande 

Schon wieder ein echter Sproß. 


— 180° — 


Drum gehn die Ejel im Leide, 
Als ob verdorben das Feld, 
Als ob verjenget die Heide 
Und gejtorben wäre die Welt. 


Chineſiſches Loblied. 


3. Mat 1841. 


Stehende Heere müfjen wir haben, 

Stehende Heer’ im himmlischen Reid). 

Bär’ es nicht wahrlicd; Jammer und Schade, 
Wenn wir nicht hätten manchmal Parade, 
Wenn wir nicht hörten den Zapfenftreich? 
Stehende Heere müſſen wir haben, 

Stehende Heer’ im himmlischen Reid). 


Stehende Heere müfjen wir haben, 

Weil jie in Umlauf bringen das Geld: 

Wo die Soldaten zehen und zehren, 

Muß ſich der Handel und Wandel vermehren, 
Und es verdienet dann alle Welt. 

Stehende Heere müſſen wir haben, 

Weil fie in Umlauf bringen das Geld: 


Stehende Heere müſſen wir haben; 

Wo jie bejtehen, bejtehen auch wir. 

Wenn wir die jtehenden Heere nicht wollten, 
Wüsten die Junker nicht was ſie follten, 
Ach! und die meisten verjchmachteten jchier. 
Stehende Heere müſſen wir haben ; 

Wo fie beftehen, bejtehen auch wir. 


— 11 — 


Vice versa. 
16. Februar 1841. 


Mel.: An einem Klub, der raufhend ſchoß, 
Ein armes Mädchen ſaß. 
Hocedel nennt der Adel nun 
Die Widder insgemein. 
Warum joll’3 nicht der Adel thun? 
Soll er nicht dankbar fein? 


Der Adel will nur dankbar fein 
Und niemals mehr als jest: 
Die Schafe halten ja allein 
Den Adel noch zuleßt. 


Süngiter Tag.“ 
16. Suni 1841, 
Mel.: Hebe, ſieh in janfter Feler. 

Monde find die Nationen, 
Und die Fürften jind das Licht. 
Finſter wird's bei Millionen, 
Wenn's an diefem Licht gebridt. 
Froh laßt uns der Tage genießen, 
Der Tage des himmlischen Lichts! 
Wer weiß denn, wie bald ſie verfliegen, 
Wie bald in ein trauriges Nichts! 


Denn wenn einjt die Fürſten fterben, 
Und jie jterben doch gewiß, 

Ah! dann müſſen wir verderben 

AT in Naht und Finjternip. 

Die Sterne ſie jind ja erblichen, 

Die Schimmer und Glanz uns verliehn; 
Die Sonne fie ijt ja gewichen, 

Die gnädig die Völker bejchien. 


— 
Ay: 


— 12 — 


Die Sonne im Zeihen Des Krebies. 
12. Mürz 1841. 

Huf Europa ſchien voll Wonne 

Einjt der Freiheit lichte Sonne. 

Ein Planet ward manches Land, 

Aber, ad)! die Sonne ſchwand. 


Als ſie Shwand, da ſchwand für immer 
Der Planeten liter Schimmer. 
Großbritannien allein 

Blieb der Freiheit Widerjchein. 


Denn an ihren jprüh’nden Funken 
Hatt' es jich jo jatt getrunfen, 
Daß es jest noch hell und hehr 
Zeuchtet übers jerne Meer. 


Freiheitsjonne, kehre wieder! 
Blick auf alle Lande nieder! 
Bringſt du Frühling nicht herab, 
Wird Europa bald ein Grab. 


Frühling alten Stils.” 
17. Mai 1840. 
Mel.: Haft du nit Liebe zugemeſſen 
Dem Leben jeder Creatur? 

Wen fünnte nicht dev Frühling freuen? 
Wem wird das alte Herz nicht jung? 
Wer wollte ſich nicht gern erneuen 
In Freuden der Erinnerung? 
Und dennoch jtimmt es mich jo eigen — 
Der ganzen Welt ward Frühlingsglüd: 
Den Rolen will fein Lenz jich zeigen, 
Der weiße Zar hält ihn zurüd. 


a6: 


— 183 — 


Unterfuhung und Gnade ohne Ende. 
20. Juli 1841. 


Mel: Sm Felde jchleich’ ich till und wild, 
Lauſch' mit dem Feuerrohr. 


Die Demagogenfängerei 

Sei wieder allgemein! 

Man denkt und jpricht doch gar zu frei: 
Das joll und darf nicht jein! 


Laßt den Gejege freien Lauf! 

Ihr habt genug verziehn. 

Macht eure Kerfer wieder auf 

Für fünft’ge Amneſtien! 

Es iſt die höchſte Poeſie, 

Es iſt ein wahres Feſt, 

Wenn ſich der Gnadenborn doch nie 
Und nie erſchöpfen läßt. 


le — a 


Freitag. 





Die Bauern in der Schenke. 
23. April 1341. 


Die Bauern in der Schenke, 

Sie jtritten jich, fie zankten fich, 
Sie jchrie'n und lärmten fürchterlich, 
Und endlih ward die Zänferei 

Zur mörderlichjten Prügelei. 


Die Bauern in der Schenke, 

Sie hörten plögli einen Krach, 
Es jchlug der Blitz ins Kirchendach, 
Und Zänferei und Prügelei 

War da mit Einem Mal vorbei. 


Die Bauern in der Schenke, 

Sie wurden jchnell Ein Herz, Ein Sinn 
Und liefen zu dem „Feuer Hin. 

Doch als das Feuer war vorbei, 

Ging's wiederum zur Prügelei. 


Die Bauern in der Schenfe — 

So ging und geht es allezeit 

Mit unjrer deutſchen Einigkeit: 

Kaum ijt der Feind zum Land hinaus, 
Beginnt im Lande Streit und Strauß. 


AS 


— 15 — 


Bundidhedig. 


15. April 1841. 


Mel.: Und jo finden wir ung Wieder 
Sn dem heitern bunten Reihn. 


Wenn aucd unſre Blüthen jtarben, 
Blieben uns die Farben dod), 
Und e3 jpielt in jhönen Farben. 
Unjer Deutſchland immer nod. 


Aber, ach! wir find betrogen 
Um ein Zeichen jchönrer Zeit, 
Denn es wird fein Negenbogen 
Aus dem bunten Bundeskeid. 


Auf der Bierbant. 


9, December 1840. 


Welch ein Leben! welch ein Streiten 

Für die Wahrheit und das Recht! 
Auf der Bierbanf — 

Unjre Sitten, unjre Zeiten, 

Mein, ſie find firwahr nicht schlecht! 
Auf der Bierbanf. 


Weg mit Gilde, Zunft und Innung, 
Weg mit allem Rang und Stand! 
Auf der Bierbanf — 
Hier gilt nur allein Gejinnung, 
Hier gilt nur das Vaterland! 
Auf der Bierbanf. 


— 16 — 


Ale Lauheit geht zu Nichte, 

Und der Freifinm wird gejtählt 
Auf der Bierbank — 

Und dem Gang der Weltgejchichte 

Sühlen wir uns mitvermählt 
Auf der Bierbant. 


D wie jind wir treuverbunden, 
Gutes Muths und gleichgejinnt! 
Auf der Bierbanf — 

D die ſüßen lieben Stunden, 
Warum fliehn fie jo geſchwind! 
Auf der Bierbank. 


Deutſchland iſt noch nicht verloren! 

Deutſchland ſtrotzt von Kraft und Geiſt 
Auf der Bierbank — 

Allem ſei der Tod geſchworen, 

Was nur welſch und undeutſch heißt, 
Auf der Bierbank. 


Rheinlied und Rheinleid. 
12. März 1841. 
Mel.: Seht ihr drei Roſſe vor dem Wagen. 
Ruſſ. Volksl. 

In jedem Hauſ' ein Klimperkaſten, 
In jedem Hauſe Stimm' und Hand, 
In jedem Hauſ' Enthuſiaſten 
Fürs liebe deutſche Vaterland. 


Und die Begeiſtrung nimmt kein Ende 

Und macht ſich Luft bei Tag und Nacht, 

Sie dringt durch Thüren, Schränk' und Wände, 
Daß man noch aus dem Schlaf erwacht. 


— 1897 — 


Du ſteheſt auf, du legjt dich nieder, 
Du hörſt vom freien deutjchen Rhein, 
Du wacheſt auf und hörejt wieder 
Vom freien deutjchen Rheine jchrei'n. 


Du magjt nun ruhen, gehen, traben, 
Du Hört in taufend Melodei’n: 
„Sie jollen, jollen ihn nicht haben!“ 
Bon Tilfit bis nach Weſel jchrei’n. 


Ganz Deutſchland jingt — und unterdejien, 
Der liebe freie deutjche Rhein! 

Da ſchmeißen unjre blinden Heſſen 

Ihm Quaderftein’ ins Bett’ hinein. 


RG 


Eine Singitimme. 
15. April 1841. 


„Ich bin ein Preuße,“ fingt nur Einer, 
Die Andern aber brummen drein. 

Das Hingt wahrhaftig, als ob feiner 
Sp recht ein Preuße wollte jein. 


D fände doch das Brummen Anhang 
Und ließ’ ung jolch ein Singjang fühl, 
Das wäre ſchon ein guter Anfang 
Von deutiher Einheit VBorgefühl. 


36 


— 18 — 


Die Jnlirebolntion.® 
Suli 1841 (?). 
La charte est une verite. 


; y = Louis-Philippe. 
Unjre fieben Hühnerchen 


Verloren ihren Hahn, 

Hatten ihm zu Leide 

Zwar auch mal was gethan. 
Wie trauerten die Hühnerchen, 
Daß jte ihn nicht mehr fahn, 
Den lieben guten Hahn! 


Unjre lieben Hühnerchen 

Sahn einen andern Hahn, 

Der da ging jpazieren 

Auf einem grünen Plan. 

Wie freuten fih die Hühnerchen: 
Komm, la dich froh empfahn 
Und jei dur unjer Hahn! 


„Deine lieben Hühnerchen, 

Gern bin ich euer Hahn: 
Wahrheit wird die Charte! 

Ihr könnt mich froh empfahn —“ 
Wie jubelten die Hühnerchen: 
Wir ſind dir unterthan, 

Du biſt der beſte Hahn! 


Unſre lieben Hühnerchen 

Die führten ihren Hahn 

Voller Freud' und Jubel 

Hoch auf den Schloßaltan. 

Wie war'n entzückt die Hühnerchen, 
Als da zu krähn begann 

Der neue Hahnemann! 


Ag 


eines 


— 189 — 


Die befeſtigte Freiheit. 
29, September 1840. 

Wie euch die Freiheit doch beläſtigt! 
Geduld! bald geht's damit vorbei, 
Denn iſt Paris nur erſt befeſtigt, 
Befeſtigt iſt die Tyrannei. 
Der König wird es anders deuten, 
Er ſpricht: mein Volk bleibt ewig frei! 
Ich aber ſag's euch freien Leuten: 
Befeſtigt iſt die Tyrannei. 
Der König lehrt euch von den Schanzen 
Schön nach Kanonenmelodei 
Zu eurer Marſeillaiſe tanzen — 
Befeſtigt iſt die Tyrannei. 


Aria 

deutſchen aus Frankreich heimkehrenden 

Ariſtokraten. 

7. Juli 1840. 
Aber was Hilft mir alle Freiheit, wenn ich feinen Tabak 
habe? Ich bin überzeugt, dab wenn mir noch ſechs Monate 
der Tabak fehlte, ich ein vollfommener Artjtofrat würde. 
Börne, Schriften 9, 162. 

Wohl mir, daß ich dafür nicht jtritt! 
Freiheit und Gleichheit — weg damit! 
Ich weiß, was ich in Frankreich litt. 
Soviel Regie und Polizei! 
O laßt uns unſre Sklaverei 
Und dünkt euch glücklich, groß und frei! 
Die Freiheit iſt nur dummer Schnack, 
So lang man raucht mit Hack und Pack 
Nur Einen ſchlechten Rauchtabak. 


RS 


— 19 — 


Napoleons Wide. 
5. Juni 1840, 


Ihr lieben Leute, jeid doch willig 
Und bringt ein größres Opfer dar! 
Ihr hattet ihn doch nie jo billig, 
Als er noch euer Kaifer war. 


Was find zwei Millionen Franken? 
Ver lebt fei danfbar allezeit: 

Dem Todten habet ihr zu danken, 
Daß ihr noch all’ am Leben jeid. 


Die Deutihen Fahnen zu Paris. 
2. Sunt 1840, 


Ihr braucht nicht Fahnen und Standarten, 
Ihr habt Erinnerung genug, 

Genug, genug an Bonaparten, 

Wie er die Welt in Feſſeln jchlug. 


Nicht durch fein Siegen, Plündern, Morden 
Ward er dereinjt der Mann der Zeit; 

Er iſt was Großes nur geworden 

Durch jeiner Zeit Erbärmlichkeit. 


Dies Große wißt ihr jchlecht zu jchäßen, 
Ihr wollt fein Bild vom Zeitenlauf, 
Sonst hingt ihr für die Yahnenfegen 
Euch einen deutjchen Schlafrod auf. 


Napoleon. 


3. Suni 1340. 


Ruhen joll in tiefem Frieden 
Er der große Manı des Kriegs 
Sm Hotel der Invaliden 

Bei den Zeichen jeines Siege. 


Mögt dann Staub zum Staube legen, 
Wo der Staub im Staube ruht: 

Legt aufs Grab ihm jeinen Degen, 
Seinen Stern und feinen Hut! 


Nun, er ruh' in Gottes Namen, 

Und du Frankreich freue dic! 

Und wir alle jauchzten: Amen! 
Wär’s der legte — Wütherich! 


Notre Dame.” 


4. November 1840. 


Die Bühne ward zum Schaugeriijte 
Des Laſters und der Häßlichkeit, 
Ein Tummelplag gemeiner Lite, 
Ein Spittel voller Dual und Leid. 


Ihr wißt uns weiter nichts zu geben 

AS Mord und Todſchlag, Lug und Trug; 
Ihr macht uns jcehredlicher das Leben, 
Und jchredlich ijt es doch genug. 


Soll das uns dieje Welt verſchönen? 
Erhöhn des Dajeins furze Luft? 

Und mit dem Leben uns verſöhnen? 
Und Frieden bringen unjver Bruft? 


Gott gab die Kunft dem Menſchenleben, 
Gott jei auch durch die Kunſt geehrt; 
Ihr aber habt was Gott gegeben 

In ſchnöden Teufelsſpuck verfehrt. 


„Fort mit Schaden!“ 
6. Mai 1841. 
Berliner Zeitungen, 


Kir lieben die ung haſſen — 
Sonſt liege ſich's nicht faſſen, 
Daß man eine franzöſiſche Schauſpielerbande 
Fürſtlich beſoldet in einem deutſchen Lande. 


Doch iſt es eine Blamage — 

Von dieſer Schauſpielergage 

Könnten alle Berliner aus der Grammaire 
Lernen wo mir und wo micch zu ſetzen wäre? 


Löwenpomade. 


24. April 1841. 


Schnauze und Backenbärte ſprießen, 
Eh vier Wochen kaum verfließen! 
O wie groß iſt Gottes Gnade! 
Auf! wir wollen allenthalben 

Uns am Leib und Herzen ſalben 


Mit der deutſchen Löwenpomade! 


— 193 — 


Wagt's Franzojen, wagt es ninmer, 
Denn e3 ging’ euch heute jchlinnmer, 
Als dereinit im Katzbachbade: 

Unjer Kriegsheer ijt gar mächtig, 

Muth und Barthaar wuchs ihm prächtig 
Bon der deutjchen Löwenpomade. 


Der Augenblid. 
23. Mai 1841. 
Und der mächtigfte von allen 
Herrichern iſt der Augenblick. 
Schiller. 
Die Zukunft und Vergangenheit 
Gilt uns, und nicht das Heute; 
Zukünftig find wir allezeit 
Und find vergangne Leute. 


Doch Frankreich hofft und harret nicht, 
Es zählt nicht die Sekunden, 

Bis ihm der helle Tag anbricht 

Zum Heilen und Gefunden. 


Es jieht nicht ängſtlich mehr zurück 
In längjt vergangne Heiten; 

Die Gegenwart joll ihm das Glück 
Und alles Heil bereiten. 


So laßt auch uns nicht immerfort 
Nach allen Seiten jchweifen, 

Laßt uns des Lebens treujten Hort: 
Den Augenblid, ergreifen! 


— 194 — 


Batrietismus. 
27. Mai 1841. 


Mel.: In des Waldes düftern Gründen. 


O das Rühmen, o das Preijen, 
Daß wir gute Deutjche find! 

Laßt uns durch die That beweifen, 
Daß wir deutiche Männer find! 


Laßt uns auch vor Königsthronen 
Ruhig jagen was wir jind, 

Daß nit Flinten und Kanonen 
Unfre Herrn und Meijter find! 


RE 
Kinderzucht. 


9. Mai 1841. 


Die Feinde kannſt du tödten, 
Wie meine Mutter ſpricht; 
Doch hör' ich ſie auch ſagen 
Gar ernſt an manchen Tagen! 
Maifäfer tödte nicht! 


Dann frag’ ich meine Mutter: 
Wer denn die Feinde jind? 
Dann jagt jie mir gefchwind fie, 
Die deutjchen Feinde find die — 
Franzofen, liebes Kind. 


Haft Necht wol, liebe Mutter, 
Gut daß ich’S endlich weiß: 
Franzöſiſche Vocabeln 

Und Lafontaine's Fabeln, 
Die koſten mir viel Schweiß. 


— 195 — 


Nos frontieres du Rhin. 
— oder fchaffen’3 lieber Thee ?*) — Halten zu Guad’ır, 
ſprechen's das Wort nit aus. 

Mailänder Eaichnus. 


Wir tränfen freilich lieber Thee*) 
AS andere Getränfe — 

Habt Dank für eure Soiree 

Und euere Gejchenfe! 


Ihr wollt ung euer bischen Trank 

Zu theuer ſtets verkaufen, 

Ihr wollt dafiir den Rhein — Habt Dank! 
Da mag der Teufel jaufen ! 


Jacob Grimm.’ 


29, Mai 1811. 


Wenn es unſre Fürjten wüßten, 
Was er that fürs Vaterland, 
Legionen Orden müßten 

Längſt ſchon ſchmücken ſein Gewand. 


Und was ward im Vaterlande 

Ihm doch für ein Ehrenlohn? 

Nur zu Deutſchlands Spott und Schande 
Frankreichs Ehrenlegion. 


*) liberte. 


13* 


— 1% — 


Die deutſche Breije 
unter des durchlauchtigſten deutſchen Bundes 
ſchützenden Privilegien. 
19. Juli 1841. 


Mel.: Wanı, o Schiedjal, wird doch endlich 
Meiner Seele Wunjch gewährt ? 


- Bühen mußt du, deutjche Preſſe, 
Mit Gefängnik und mit Geld, 
Bringt du etwas von Intereſſe 
Was den Fremden nicht gefällt. 


Frankreich pfufcht in deine Sachen, 
Frankreich hält bei uns Gericht, 
Frankreich fann es heute machen, 

Dar fein Deutjcher deutſch mehr jpricht. 


Rußland, diefer Geijterzwinger, 
Rußland jteht von fern und droht, 
Rußland hebt den Kleinen Finger: 
Deutſche Preſſ', es ijt dein Tod. 


China wird nun auch erwachen, 

Sehn was man in Deutichland jhrkibt, 
Und bei Allem Einjpruch machen 

Was dir jegt noch übrig bleibt. 


Deutſche Prejje, arme Preſſe, 
Kauf dich bald in Gotha ein, 
Daß zu deiner Todtenmeſſe 

Uns noch wird ein Prämienſchein! 


#, 
* 


— 197 — 


Reime. 


1. Juni 1840. 


Mel.: Warum biſt du denn ſo traurig? 
Bin ich aller Freuden voll, 


Manches ijt nicht ſympathetiſch, 

Wenn’ auch reimt wie Eis und heiß; 
Doch die Sprache reimt prophetiich, 
Was fein Geift zu reimen weih. 


Reußen, Preußen find verbunden 
Deffentlic) und insgeheim — 

O wer hat den Reim erfunden, 
Diejen böjen deutjchen Reim! 


Slaven, Sklaven reimt noch Schlimmer, 
Tod das trifft nur ſie allein, 

Slaven waren Sklaven immer, 
Vollen immer Sklaven jein. 


Ohne Keim jteht noch der Deutjche 
Hein mie eine Jungfrau da, 

Aber jeht, es fommt die Beitjche 
Leider ihm jchon ziemlich nah. 


— 198 — 


Armenrecht. 
6. Januar 1840. 


Wem klag' ich jetzo meine Noth? 

Auch dur, des Kaiſers Vogt, bift todt, 
Und du der Kirche Vogt, desgleichen, >” 
Du Bogt der Armen und der Neichen! 


Todt ijt der Vogt! ein ſchwacher Schein, 
Der Name blieb uns nur allein. 
Was haben wir, wir Bettelleute, 
Was haben wir fir Vögte heute? 


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— 19 


Samstag. 


Stille Meſſe. 
27. Mat 1841. 
Denn fie juchen alle da3 Ihre, nicht das 
Chriſti Jeſu tit. 
Paulus an die Philipper 2, 21. 


Ein Pfaffe bin ich nie gewejen, 

Ihr aber jollt mich doch verjtehn: 
Sc will euch Heute Meſſe lejen, 
Fir euch zu Gott dem Herren flehn. 


Und jteh’ ich Hier auf jteilem Pfade, 
So fteh’ ich doch in Gottes Hand: 

Mein Mepgewand ift Gottes Gnade 
Und die Monjtranz mein Vaterland. 


Wir find der Leib des Herren heute, 
Wir leiden jeine Dual und Rein, 

Nir find der frechen Willkür Beute — 
O Herr vom Himmel, jieh darein! 


Verwandl’ uns, Herr, uns deine Knechte 
Durd) diefes heil’ge Sacrament! 

Sieb dur uns deines Sohnes Nechte, 
Der uns ja deine Kinder nennt! 


— 2009 — 


Mach den Bedrüdern die Bedrüdten, 
Mach al’ an Recht und Freiheit gleich! 
Sieb den Bedrängten und Gebückten 
Hienieden jhon dein Himmelreich! 


Herbſtlied eines Chineien. 
23. Februar 1841. 
Wir ſind nicht reif! 
Das ijt das Lied, das jie gefungen haben 
Ssahrhunderte lang uns armen Waijenfnaben, 
Womit fie uns noch immer bejchwichten, 
Des Volkes Hoffen immer vernichten, 
Den Sinn der Befjern immer betbören 
Und unjre Zufunft immer zerjtören. 


Wir jind nicht reif? 
Keif find wir immer, veif zum Glück auf Erden, 
Wir jollen glücklicher und bejjer werden. 
Reif jind wir, unjre Leiden zu klagen, 
Reif jind wir, unjre Wünjche zu jagen, 
Reif find wir, euch nicht mehr zu ertragen, 
Reif, für die Freiheit Alles zu wagen! 


3% 


St. Bonifacius. 
1. März 1841. 


Sprad) der heilige Bonifacius: 
Eines, Eines erſt vor allen! 

Eure Götzen müſſen jalleır, 

Sallen muß des Teufels Spott! — 
Unter ſeines Beiles Streiche 

Sant des Volkes heil’ge Eiche, 
Etieg empor der Glaub’ an Gott. 


ea — 


So der heilige Bonifacius: 

Eines, Eins aud) uns vor allen! 
Unſre Gößen müfjen fallen, 

allen muß ihr Prieſterchor! 
Unter welches Beiles Streiche 
Fällt dev Knechtſchaft heil’ge Leiche, 
Steigt der Freiheit Geiſt empor? 


Freie Nacht. 


Juli 1841. 


Brüder, heut’ ijt freie Nacht! 
Heißa, wie das Herz mir lacht! 
Laßt es euch nur nicht verdrießen: 
Was man hat, ſoll man genießen. 


Ihr Geſellen insgemein, 

Kommt mit mir ins Wirthshaus nein! 
Denn es wird ja doch auf Erden 
Freier Tag jo bald nicht werden. 


Darum jei der freien Nacht 

Auch ein Vivathoch gebracht! 

Laßt uns tanzen, laßt uns trinfen! 
Laßt die freie Nacht nicht ſinken! 


— 202 — 


Salziges. 
18. März 1841. 
Wäre das Salz durchaus eine Waare des freien Handels, 
jo würde die Tonne gewiß nicht mehr als 4—5—6 Thlr. 
often; wa3 nun jest an den Staat mehr dafür bezahlt 
werden muß, iſt demnach als Steuer anzujehen, der fich 
Niemand entziehen kann, da das Salz unentbehrlich fit. 
Friedr. Bened. Weber, Handb. der jtaat3wirthich. 
Stattjtif der pr. Monardie, ©. 670. 


Das Salz ift theuer, billig find die Zähren: 
D wenn doch unſre Zähren Cal; nur wären! 
Dann Hätten wir in unjrer Noth 
Auch Salz auf unſer bischen Brot. 


Warum doch machen fie das Salz jo theuer? 
O ging’ es ihnen allen doch noch Geier, 
Wie Loth's Gemahlin dazımal! 

Dann brauchten wir Fein Salzregal. 


Großhandel. 
30. November 1840. 


Mel.: Fuchs, du haſt die Gans geſtohlen, 
Gleb ſie wieder her. 


Sklavenhandel! weh, ich zittre 
Bei dem Worte ſchon; 

Alles Grauenvoll' und Bittre 
Liegt in dieſem Ton. 


Nun, den Frevel hat gerochen 
Endlich unjre Zeit, 

Endlich ward der Stab gebrochen 
Diejer Graujamfeit. 


— 203 — 


Aber ach! es ſchwand im Kleinen 
Nur der Menjchenfauf, 

Denn im Großen, will es jcheinen, 
Hört er niemals auf. 


Hat man doc auf den Congreſſen 
Seelen gnug verkauft, 

Hat zur Wohlthat die Finejjen 
Gnädigſt umgetauft. 


Und man wird noch wiederholen 
Dieje Wohlthat oft, 

Denn es giebt noch manches Polen, 
Wo man Teilung hofft. 


Hadomweijiiche Klage. 
R: März 1811. 


Mel.: Wie i bi verwicha. 


Ach, wir armen Narren 

Hoffen jtetS und havren, 

Daß der Freiheit Morgenrotd beginnt; 
Dürfen doch faum klagen, 

Leiſe, leiſe jagen, 

Daß wir alle arg betrogen ſind. 
Kommt denn gar kein Tag, 

Der uns tröſten mag? 

Iſt denn Alles, Alles nun vorbei? 
Iſt denn gar kein Weg, 

Iſt denn gar kein Steg, 

Der uns führt aus dieſer Sklaverei? 


Alle. 


rar — 


AU ihr Hoch Geloben 

Sit wie Staub zerjtoben, 

Und die Täujchung ward nur unjer Theil. 
Dod im blut’gen Kampfe 

Und im Pulverdampfe 

Spraden fie von unſerm Fünft’gen Heil. 
Kommt denn gar fein Tag, 

Der ung tröjten mag? 


"Sit denn Alles, Alles nun vorbei? 


Sit denn gar fein Weg, 
Iſt denn gar fein Steg, 
Der uns führt aus diefer Sklaverei? 


RG: 


Soldaten. 
13. November 1840, 


Lie jchredlich jind die Meinungskriege! 
Weh ihm wer dafür fämpft und ficht! 
Zwar Niederlagen oder Siege 
Entehren ihren Kämpfer nicht. 


Doch jeine Haut zu Markte tragen 

Sur eine Handvoll Kohn und Sold — 
Das kann ein Lumpenhund nur wagen, 
Und hätt’ es jelbjt jein Gott gewollt. ?° 


Kriegslied. 


11. December 1840, 


Hört wie die Trommel jchlägt! 
Seht wie das Volk fich regt! 
Die Fahne voran! 

Wir folgen Mann für Mann. 


Hinaus, hinaus 

Bon Hof und Haus! 

Ihr Weiber und Kinder, gute Nacht! 

Wir ziehen hinaus, hinaus in die Schlacht 
Mit Gott für König und Vaterland. 


Ein Nachtwächter von 1813. 


O Gott! wofür? wofür? 

Für Fürſten-Willkür, Ruhm und Macht 
Zur Schlacht? 

Für Hofgejchmeiß und Junker hinaus 
Zum Strauß? 

Sur unfers Volks Unmindigfeit 
Zum Streit? 

Für Moſt-, Schlacht-, Mahl- und Klaſſenſteuer 
Ins Feuer? 

Und für Regal und für Cenſur 
Nur 

Ganz unterthänigſt zum Gefechte? 
Ich dächte, dächte — 


Alle. Hört wie die Trommel ſchlägt! 
Seht wie das Volk ſich regt! 
Die Fahne voran! 
Wir folgen Mann für Mann. 
Im Kampf und Streit 
Iſt keine Zeit 
Zu fragen warum? warum? warum? 
Die Trommel die ruft wiederum pum pum 
pum pum 
Mit Gott für König und Vaterland. 


— 206 — 


Pfaffen. 
22. Mai 1840. 


Ihr ſeid nicht Chriſten, ſeid nur Pfaffen, 
Seid nicht des Heilands Ebenbild; 

Ihr führet nicht der Liebe Waffen 

Und traget nicht der Demuth Schild. 


Der Heiland hat der Welt den Frieden, 


Und nur der Sünde Strieg gebracht: 
Ihr aber habt zum Krieg hienieden 
Die ganze Menjchheit angefacht. 


Ihr freuzigt täglich noch den Heiland; 
Erjchien’ er wie er einjt erichien, 
Ihr riefet wie die Juden weiland 
Und lauter nur: ha, freuzigt ihn! 


Ihr 
Sshr 
Sshr 
Mit 


Die Gründonnerstags=-Meiie. 
25, Suni 1841. 

Nos igitur, vetustum et solemnem hunc morem se- 
quentes, Excommunicamus et anathematizamus ex 
parte Dei Omnipotentis Patris et Filii et Spiritus 
Sancti, auctoritate quoque Beatorum Apostolorum 
Petri et Pauli ac nostra, omnes haereticos, necnon 
per Leonem P. P. praedecessorem nostrum superio- 
ribus annis damnatam, impiam et abominabilem 
Martini Lutheri haeresin sequentes, 

Bulla in €oena Domini 1536. v. Magnum Bullarium 

toman. T. I. (Luxemb. 1727) p. 718. 


Fürſten, die von Ketzern jtammen, 
wollt nicht hören, wollt nicht jehn — 
lat euch) von dem Mann verdanmen, 
dem ihr wollt in Freundſchaft jtehn? 


nl 


Und kennt ihr die verfluchten Worte 
Bom grünen Donnerstage nicht, 

So ftellt euch an St. Peters Pforte, 
Hört, was der heil’ge Vater jpricht! 


„Wir thun nad altem Kirchenamte 
In Bann die Keger aller Welt, 
Und Luthers Lehre die verdammte, 
Und Alles was ſich zu ihr hält.“ 


So bannt eud) an Et. Peters Pforte 
Der Papſt in jeiner Heiligkeit, 
Ihr aber gebt ihm gute Worte, 
Daß er gemijchte Ehn verzeiht. 


Emancipation. 


27. April 1840, 


Wollte mein Volk mir gehorfam fein, und Israel 
auf meinen Wege gehen, fo wollte ich ihre Feinde 
bald dämpfen, und meine Hand über ihre Wider- 
wärtigen wenden. 

Pſalm 81, 14. 15. 


Du raubejt unter unjern Füßen 

Uns unſer deutſches Vaterland: 

Sit das dein Leiden? das dein Büßen? 
Das deines offnen Grabes Rand? 


O Israel, von Gott gefehret, 

Saft dur dich jelbjt zum Gott gemacht, 
Und bift, durch diefen Gott belehret, 

Auf Wucer, Lug und Trug bedadit. 


Willſt du von diefem Gott nicht lafjen, 
Nie öffne Deutichland dir fein Ohr! 
Willſt du nicht deine Knechtſchaft haſſen, 
Nie ziehſt du durch der Freiheit Thor. 


Von Gottes Gnaden. 

27. Juni 1841. 

Si du père éternel ils ont leur diadème, 

Le pere &ternel les peut solder lui-m&me. 
Sie haben ſich von Gottes Gnaden 
Zu Herren diejer Welt gemacht — 
Das könnt' uns weiter gar nicht ſchaden, 
Wär's wahr, was fie fich ausgedacht. 


Denn mwären jie die Gottesholden, 
Sp ſorgte Gott für ſie allein, 
Gar herrlich wird’ er fie bejolden, 
Uns aber würde wohler jein. 


ir würden dann die Erde haben, 
Den Himmel aber hätten jie; 

Wir fünnen una hienieden laben 
Doch an dem Himmelreiche nie. 


Syracusaise. 
3. Suli 1841. 


— et, quid ita hoc, aut quo suo merito faceret, interrogavit. 
Tum illa, certa est, inquit, ratio propositi ınei, puella enim, 
cum gravem tyrannum haberemus, carere eo cupiebam, quo 
interfecto aliquanto tetrior arcem oceupavit. eius quoque 
finiri dominationem magni aestimabam, tertium te superiori- 
bus importuniorem habere coepimus rectorem, Itaque ne, si 
tu fueris absumtus, deterior in locum tuum succedat, caput 
meum pro tua salute devoveo. 


Valerius Maximus 6, 2. 
In ihrer eigenen Melodie. 


Gott erhalte den Tyrannen, 

Den Tyrannen Dionys! 

Wenn er uns des Heil auch wenig, 
Und des Unheils viel erwies, 
Wünſch' ich doch, er lebe lange, 
Flehe brünstig überdies: 

Gott erhalte den Tyrannen, 

Den Tyrannen Dionys! 


Eine Alte ſprach im Tempel 

Eines Tages dies Gebet. 

Der Tyranır kam juſt vorüber, 
Wüßte gerne was ſie thät’: 

„Sag mir doch, du liebe Aite, 

Sag was war denn dein Gebet?“ — 
Ach, ich habe nur gebetet, 

Nur fir Euer Majejtät. 


AS ich war ein junges Mädchen, 
Steht’ ich oftmals himmelan: 
Lieber Gott, gieb einen bejjern! 
Und ein jchlechtrer kam heran; 


14 


— 210 — 


Und jo kam ein zweiter, dritter 
Immer ſchlechterer Tyrann; 

Darum fleh' ich heute nur noch: 
Gott erhalt' uns dich fortan! 


Das allgemeine Beſte. 


24. April 1841. 


Ihr Völker, laßt doch euer Klagen! 
Laßt euer Zweifeln, euer Zagen! 
Daß ſich für euch die Fürſten plagen, 
Das ſoll euch allen wohlbehagen. 
Die Fürſten ſind bei Tag und Nacht 
Auf euer Beſtes nur bedacht. 


Ihr ſollt nicht ſchmähen, ſollt nicht ſchmollen, 
Ihr ſollt nicht euren Fürſten grollen! 

Sollt ihnen Dank und Ehrfurcht zollen, 
Weil ſie nur euer Beſtes wollen! 

Zwar iſt das Beſte von der Welt 

Vorläufig immer noch das Geld. 


Brackſchafe. 

19. Februar 1841. 
O zeig's nicht erſt durchs Band im Knopfloch, 
Die ganze Welt weiß was du biſt: 
Warum denn zeigſt du armer Tropf noch, 
Wie billig deine Seele iſt? 


a, — 


Doch gut! jo zeichnet man was Brad ijt 
In allen großen Heerden aus; 

So lernen wir was Schranzenpad ijt 
Und reif zum großen Bölferihmaus. 


Aus Obids Metamorphoien. 
16. Februar 1841. 


Veut-on avoir la preuve de la parfaite inutilit€ de tous les 
livres de Morale, de Sermons ete,, il n’y a qu’ ä jetter les 
yeux sur le prejug@ de la Noblesse h£r£ditaire. Y a-t-il un 
travers, contre lequel les Philosophes, les Orateurs, les 
Poetes ayent lanc@ plus de traits satyriques? qui ait plus 
exerc@ les esprits de toute espece? qui ait fait naitre plus 


de sarcasmes ? 
Chamfort, Pensees (Paris 1803) p. 171. 


Es jlidt ein Schneider ein Gewand 

Für eine Majejtät, 

Und wie er's hält in jeiner Hand 

Und in den Falten jpäht: 

D Wunder, Wunder! was fihaut heraus? 
Eine Laus, eine Laus, eine fünigliche Laus. 


Der Schneider Hüpft vor Freud’ empor, 
Sieht jie mit Wolluft an, 

Und Holt jein Meſſer flugs hervor, 

Und ah! was macht er dann? 

D Wunder, Wunder! er jpaltet jie, 

Spaltet jie, jpaltet jie, diejes fünigliche Vieh. 


„Die eine Hälfte bleibet mir 

Bon diejer Königslaus: 

Es jtedet ſoviel Blut in ihr, 

Ein Fürſt wol wird noch draus.” 

D Wunder, Wunder! er jpeijt fie geſchwind, 


Under wir d, und er wird, wird ein fürnehm Fürftenfind. 


Da fragen die Gejellen ihn: 

„Was aber friegen wir?“ 

„Die andre Hälft’ ist euch verliehn, 

Das ijt genug für vier. 

D Wunder, Wunder! aus der halben Laus 

Kommen noch, fommen noch fünfthald Grafen wol 
heraus.” 


Der Lehrjung jah jih Alles an: 

„Herr Meiſter, jagt mir jebt, 

Hier jeh’ ich Friegt ja jedermanır, 

Was frieg’ ich denn zuletzt?“ 

„O lecke, lee das Meſſer rein, 

Und dur wirst, und du wirst 'n jchlechter Edelmann nod) 
jein!“ 


Suum euique, 


28. Suni 1841. 


Wir haben's wahrlich trefflich weit gebracht: 
Zur Strafe ward der Bürgerjiand gemacht. 
Verwirkt jein Adelthum ein Edelmann, 

So wird und ift er bürgerlich fortan. 


Lie fommt zu foldem Eingriff doch der Staat? 
Der Adel joll behalten was er hat; 

Und wie er jeine Tugend trägt allein, 

Soll er auch feines Laſters Trägers jein. 


Hat man den Pranger nur für uns erdacht? 
Das Zuchthaus nur für unfer eins gemacht? 
J num, Herr Graf kann auch am Pranger jtehn, 
Und Herr Baron fanıı auch ins Zuchthaus gehn. 


Wir find doch in Sibirien noch nicht, 
Wo der Verbrecher eine Nummer friegt! 
Das Individuell’ iſt noch zur Zeit 


Die ſchönſte deutiche Eigenthümlichkeit. 


Es klingt auch hübjch, hiſtoriſch obendrein, 

Wenn man im Zuchthaus aufruft Groß und Klein: 
Mandube! Schinderhans! Lips Tullian! 

Baron von Habenir! Graf Tummerjan! 


Deutiher Nationalreichthum. 
22. Mat 1841. 


Hallelujah! Hallelujah! 
Wir wandern nach Amerika. 
Was nehmen wir mit ins neue Vaterland? 
Wol allerlei, wol allerhand: 
Viele Bundestages-Rrotofolle, 
Manch Budget und manche Steuerrolle, 
Eine ganze Ladung von Schablonen 
Zu NRegierungsproclamationen — 
Beil es in der neuen Welt 
Sonjt dem Dentjchen nicht gefällt. 


Hallelujah! Hallelujah! 

Wir wandern nad) Amerika. 

Was nehmen wir mit ins neue Vaterland? 

Wol allerlei, wol allerhand: 
Corporal= und andre jchöne Stücke, 
Hunderttauſend Schock Bedientenröcke, 
Nationalcocarden, bunte Kappen, 
Sehnmalhunderttaufend Knöpfe mit Wappen — 

Weil es in der neuen Welt 

Sonſt dem Deutjchen nicht gefällt. 


— 2i4 — 


Hallelujah! Lallelujah! 

Wir wandern nach Amerika. 

Was nehmen wir mit ins neue Vaterland? 

Wol allerlei, wol allerhand: 
Kammerherrenjchlüfjel viele Sädel, 
Stamm= und Vollblutbäume dicfe Päckel, 
Hund» und Degentoppeln taujend Laften, 
Drdensbänder hunderttaujend Kalten — 

Weil e3 in der neuen Welt 
Sonjt dem Deutjchen nicht gefällt. 


Hallelujah! Hallelujah! 

Wir wandern nach Amerika. 

Tas nehmen wir mit ins neue Vaterland? 

Wol allerlei, wol allerhand: 
Schlendrian, Bocksbeutel und Perrücken, 
Privilegien, Sorgenſtühl' und Krüden, 
Hofrathstitel und Konduitenlijten 
Leunundneunzighunderttaujend Kijten — 

Weil es in der neuen Welt 

Sonjt dem Deutjchen nicht gefällt. 


Hallelujah! Hallelujah! 

Wir wandern nach Amerifa. 

Was nehmen wir mit ins neue Vaterland? 

Wol allerlei, wol allerhand: 
Steuer-, Zoll-, Tauf-, Trau- und Todtenicheine, 
Päſſ' und Wanderbücher groß’ und Feine, 
Biele hundert Cenforinjtructionen, 
Rolizeimandate drei Millionen — 

Weil es in der neuen Welt 

Sonjt dem Deutſchen nicht gefällt. 


a 


Geheime Fonds. 
16. Sulf 1841. 


Mel.: Lat die verdammten Manichüer Elopfen. 


Wozu dienen die geheimen Summen? 

Für die Maul- und Herzenjperr’ allein: 
Schweigen foll das Bolf, es ſoll verjtummen, 
Niemals denfen, nur gehorjam ſein. 

Schweigt dann dag Volk, jo jagt man gleid) warum? 
Alles wahre Erdenglück ift immer jtumm. 


Millionen gute brave Ehrijten 
Schweigen, weil es Einem jo gefällt, 
Ihm allein und feinen Poliziſten, 
Die er nur um jeinetwillen hält. 
Millionen, wagt's und jprechet frei! 
Ihr verdienet Millionen noch dabei. 


Natur und Kunſt. 


1. Juli 1841. 


O große herrliche Natur! 

Du kommſt mit Donner und Blitz und Sturmesgebrauſe, 
Erfüllſt mit Bangen Wald und Flur, 

Mit Schrecken und Angſt Palaſt und Klauſe. 


O große herrliche Natur! 

Dein Wort demüthigt die Welt und alles Leben: 
Es ſchweiget jede Creatur, 

Es ſtaunet Tiger und Leu, und Könige beben. 


— 216 — 


D große herrlide Natur! 

Du bringst zum Schweigen die Welt mit Donmnergetofe, 
Und — mehr vermag noch die Kenfur, 

Die thut's gelaffen mit einer Federpoſe. 


Die Jlluminanten. 
4. Mai 1840, 


Spüt fommt ihr, doch — ihr kommt. 
Wallenſtein. 


Erfindungsreichſte Zeit von allen Zeiten! 

Wir ſchreiten fort um weiter fortzuſchreiten. 
Benutzt wird Alles was uns Gott verliehn, 

Der ganze Menſch, ſein Koth und ſein Urin, 
Sogar ſein Leichnam — Lichter draus zu ziehn. 


Freut euch, ihr dummen finſtern Schafsgeſichter! 
Nach eurem Tode werdet ihr noch Lichter, 

Und jenen Schatten, den ihr habt gemacht, 
Bezahlt ihr einſt mit Lichtes Glanz und Pracht — 
Ihr Schafsgefichter, Habt ihr das gedacht? 


Deutſche Bieder 


aus der 


schweiz. 


Sn der jebigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nad 
Außen, jondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welt: 
teile einander bewegen und ein Land um das andre zum 
Baterlande reift, wird auch der Dichter mit fortge;ogen und 
wenigitens das Herz will mit jchlagen helfen. Wahrlid ! 
man kann nicht anders, und ich achte feinen Mann, dev ſich 
jego blo3 der Kunſt zumendet, ohne die Kunjt ſelbſt gegen 
die Zeit zu Lehren. Sean Paul.* 


Heichenerflärung. 


1) Lieder der erjten Auflage, welche in der dritten 
fehlen. 


>) Lieder, welche erjt in die dritte Auflage aufges 
nommen jind. 


— 219 — 


Gebet.) 


8. November 1541. 


Mel.: Echt ihr drei Rofie vor dem Wagen? 
Sa, immer Friede mit den Guten 
Und mit den Böjen immer Krieg! 
Herr, führ uns in der Hölle Guten, 
Nur immer führ uns, Herr, zum Sieg! 


Laß Recht und Wahrheit nicht verderben 
Und fallen durch der Feinde Hand, 

La lieber uns im Kampfe jterben 

Und rette du das Baterland! 


Wir und Sie, 
8. December 1841. 
Quiconque n'a pas de caractère n'est pas 
un homme, c’est une chose. 


Chamfort, Peusées. 


Mel.: Dir Schwert an meiner Linken. 
Wir. hr jpielt die Liberalen 
Zu humderttaujfendmalen, 
Und zeigt zu feiner Zeit, 
Daß ihr es wirklich jeid. 
D weh, o weh, o weh! 


[Q1 


Wir haben guten Willen, 
Doch treiben wir's im Stillen. 
Wer iva3 erreichen will, 

Der hält fich beſſer ftill. 

Ja ja, ja ja, ja ja! 


Ver für das Beſt' erglühet, 
Fürs Baterland ſich mühet, 
Der zeigt es öffentlich, 

Und denkt zulegt an ſich. 
Sa ja, ja ja, ja ja! 


O ſprecht doch etwas leije! 
Und laßt uns unjve Weife! 
Wir find wie ihr entbrannt 
Auch für das Baterland. 

D ja, o ja, o ja! 


Koran joll man's erfennen? 
Die Aſche kann nicht bremmen, 
Und aus des Todten Mund 
Wird feine Wahrheit fund. 

O weh, o weh, o weh! 


Ihr jeid nur Schein und Schimmer, 
Ihr denkt an euch nur immer, 
Denkt künftig jo wie jeßt 

Ans Vaterland zulegt. 

D weh, o weh, o weh! 


Doch wird ein Morgen glänzen 
In Freude und Siegesfränzen: 
Dann wird es endlich Kar, 
Wer für die Freiheit war. 
Hurrah, Hurrad, hurrah! 


ea — 


Süngites Geridt.) 
9. November 1841. 


Es hat für mich die Zeit gedichtet, 
Ihr aber habt nur mich gerichtet: 
Ihr habt mit euerer Gemeinheit 
Bejudelt meines Strebens Neinheit, 
Und mich als Vogelſcheuch' ins Feld 
Vors Angeficht der Welt geftellt. 


Die Zeit wird euren Frevel rächen, 
Sie wird euch bald ein Urtheil jprechen; 
Man wird von euch dereinjt nicht jagen 
Wie's jetzt noch heit in unjern Tagen: 
Se größer Lump je größer Gunit, 

Und Schweigen ijt die bejte Kunſt. 


Gottlob.) 


8. November 1841. 


Mel,: Wer nur den lieben Gott läßt walten. 


Wir 
Wir 
Wir 
Wir 
Wir 
Heil 


Wir 
Bis 
Bis 
Zur 
Wir 
Heil 


find nicht Mumien, find nicht Leichen, 
find nicht Träumer jtumm und blind, 
geben noch ein Lebenszeichen, 

zeigen, da wir Männer jind. 

leben noch, noch) ijt es Tag, 

jedem der noch wirken mag! 


wollen nicht jo lange warten, 
wir im Herrn entjchlafen find, 
über uns im Friedhofgarten 
Weide geht des Pfarrers Rind. 
(eben noch, noch iſt es Tag, 
jedem der noch wirken mag! 


— 22 — 


Ihr jollt uns nicht vom Ziele bringen 
Mit Warnen, Bitten, Dräu'n und Flehn; 
Ihr jollt ung nicht in Schlummer fingen, 
Wir wollen wader vorwärts gehn. 

Kir leben noch, no iſt es Tag, 

Heil jedem der noch wirken mag! 


Wiegenlied. 
29. November 1841. 


So ſchlaf in Ruh, 

Mein Söhnlein du! 

Dein Vater ſprach ein freies Wort, 
Da führten ihn die Schergen fort 

In einen Kerker weit von hier, 

Weit weg von mir, weit weg von dir. 


So ſchlaf in Ruh, 

Mein Söhnlein du! 

Dein Bater leidet Schmad und Noth, 
Dein Bater ijt lebendig todt, 

Und feine Freunde bleiben fern 

Und jehn auch dich und mich nicht gern. 


Sp ſchlaf in Ruh, 

Mein Söhnlein du! 

Dein Bater ijt ein Biedermann — 
Heil jedem wer fo denken fann! 
Heil dir, wenn du dereinft auch bift, 
Was dein gefangner Bater ijt! 


N. — 


Co jchlaf in Ruh, 

Mein Söhnlein du! 

Verſchlaf des Baterlandes Nacht, 

Den Knechtsſinn, die Deſpotenmacht; 
Verichlaf was und noch drüct und plagt, 
Schlaf bis der bejire Morgen tagt! 


Tod und Leben. 


1. December 1841. 


Du ſollſt jo dünn gefoltert werden, dab die 
Sonne durch dich ſcheint. 
Grimm’3 Recht3alterth. 95. 


Benn du erzählejt, deutjche Gejchichte, 
Herenprozefje, Hexengerichte, 

Segn’ ich unjere Zeit, 

Wo man weit und breit 

Keine deutjche Here kennt, 

Keine foltert und verbrennt. 

Die Menjchen waren früher dumm und jchlechter, 
Doc wir find aufgeklärt und viel gerechter! 


Wenn du erzählejt, deutjche Gejchichte, 

Von Demagogen deine Berichte, 

Sit ein Herengericht 

Doch jo ſchlimm noch nicht, 

Als auf Fürftenmachtgebot 

Jahre lang lebendig todt. 

Die Menſchen waren früher dumm und jchlechter, 
Und wir — find aufgeklärt und viel gerechter! 


RS 


a — 


Freifugel. 
8. Februar 1512. 


Mel.: Hier im ird'ſchen Jammerthal. 


Heißa, luſtig will ich jein 

Bei Gejang und Fühlem Wein, 
Darf mich niemals ängiten. 
Und den Teufel jcheu’ ich nicht, 
Und ich lach’ ihm ins Geſicht, 
Ehrlich währt am längjten. 


Sa, ich bin ein guter Chriſt, 
Ohne Schelmerei und Lift 

Bill ih Alles wagen, 

Und ich will nad Chriſtenpflicht 
Selbſt dem Teufel ins Geficht 
Auch die Wahrheit jagen. 


Froher Sinn und freies Wort 

Sit mein Schuß, mein Heil und Hort 
Halt in allen Saden. 

Und ich bleibe froh und frei, 

Und mich foll die Polizei 

Niemals anders machen. 


Entweder — oder. 
7. März 1842. 

Mel.: Es war'n mal drei Geſellen. 
Es warn einmal zwei Drohnen, 
Die wollten nicht werfen und frohnen. 
Sie quälten beide jich 
Um Nahrung gar nicht jehr; 
Die eine thät gar nichts, 
Die andre nicht viel mehr. 


— 235 — 


Da ſprach die eine zur andern: 
Beihwerlich ijt das Wandern. 
Ich weiß ein jchönes Haus 
Mit Speij’ und Trank vollauf, 
Komm, lab uns dahin richten 
Hein eilig unfern Lauf. 


Es jollen uns die Bienen 

Das Brot Shon mit verdienen; 
Und laſſen fie uns nicht 
Gutwillig in das Haus, 

So ſtürmen wir hinein 

Und jagen jie hinaus. 


‚Kaum war die Nacht gewichen, 
Co famen die Drohnen geihlihen; 
Sie flopften nicht erit an, 

Sie zogen keck hinein, 

Man hieß die jtolzen Gäjte 

Ganz gottwillfommen jein. 


Da lebten im Sauj’ und Brauje 
Die Drohnen in dem Haufe; 
Sie aßen, tranfen dort 

Den ganzen lieben Tag, 

Sie tranfen und fie aßen, 

Was einer nur vermag. 


Die Bienen darob ſich beklagten, 
Und endlich die Gäjte fragten: 
Ihr Drohnen wollt nichts thun — 
Sagt an, was fällt euch ein? 

In unjerm Staate hier 

Muß jeder thätig jein. 


Da jprachen die Drohnen zu ihnen: 
Ihr lieben guten Bienen! 


226 — 


Altadelich jind wir, 

Ein freigebor'n Geſchlecht; 
Daß ihr uns müßt ernähren, 
Das ijt ja unjer Nedt. 


Die adelihen Drohnen, 

Sie wollten nicht werfen und frohnen, 
Sie lebten nad) wie vor 

In fummerlojer Ruh, 

Und wurden immer mehr, 

Und ſchmauſten immerzu. 


Das hat denn die Bienen verdrojjen, 
Und fie haben einen Bund geichlojjen. 
Da war die Sadje bald 

Und gründlich) abgemadt: 

Cie jchlugen eine Tags 

Die große Drohnenſchlacht. 


3% 


Dienjteifer. 
29. Zuli 1841. 

Mel.: Ich bin vom Berg der Hirtenknab. 
Was fang’ ic) armer Teufel an? 
Sp fragt mid) immer jedermann, 
So fragt man mid), jo frag’ ic) fie, 
Und diejes Fragen endet nie — 

Co geht's in Garnijonen. 


Doc) gejtern war das gar nidjt jo: 
Fünf Stunden jpielt' ih Domino, 
Sechs Stunden ſaß ich beim Gelag, 
Das war fürwahr ein guter Tag — 
Sp geht's in Garniſonen. 


Heut wird der Tag mir auch vergehn: 
Heut früh muß ich ein Pferd bejehn, 


a 


Zu Mittag bin ich beim Major 
Und Abends fpielt die Tochter vor — 
So geht’3 in Garnijonen. 


Wie wird es aber morgen fein ? 

Das macht mir jeßt jchon Angſt und Bein. 
Die allerlegte Zuflucht ift, 

Bor Tiſche Whiſt, nah) Tiſche Whiſt — 
Sp geht's in Garniſonen. 

Doch kommt die Mittwoch nun heran, 
Was fang' ich armer Teufel an? 

Vier Tage hat die Woche noch, 

Und Nichtsthun iſt ein ſchweres Joch — 
So geht's in Garniſonen. 


Die wahren Dichter. 
17. März 1842. 
Ein Knecht zu ſein iſt keine Schmach, 
Des treuen Knechtes harret Lohn. 
Rückert, Erbauliches 1, 86. 


Mel.: Waun, o jichickſal, wird doch endlich 
Meiner Seele Wunſch gewährt? 
O ſinget nicht jo kleine Lieder’? 
Von eines Volkes Weh und Ach! 
Die hallen von den Höfen wieder 
Für euch nur Leid und Ungemach. 


Schreibt Oden, große, ellenlange 
Von Fürſten-Glanz und Herrlichkeit 
Und ruft in hellem Jubelſange: 
Schön iſt und glücklich unſre Zeit! 


Sp ſeid ihr wahrlid wahre Dichter, 
Denn was ihr jagt ijt Poeſie, 
Und euch verurtheilt nie ein Richter, 
Und eine Strafe trifft euch nie. 

16* 


Nein, eurer warten Penſionen 

Und andre Gnadenehren aud). 

Den wahren Dichter zu belohnen 

War immer Fürjten-Sitt' und Braud). 


Sa ja, das jind die wahren Dichter! 
So ruft auch Gottlieb, Hinz und Paul; 
Sa ja! das andere Gelichter 

Berdienet einen Klaps aufs Maul, 


Das Unertlärlide.” 
18. Auguft 1841. 
DM el.: Kommt ein jchlanfer Burich gegangen. 
Die Natur gab jedem etwas, 
Etwas was man brauchen far: 
Zog den Fiichen Schuppenröde 
Und den Schafen Relzwerf an. 


Gab den Ochjen große Hörner, 
Einen Schweif den ſtolzen Pfau'n, 
Gab den Hajen jchnelle Füße 
Und den Tigern jcharfe Klau'n; 


Gab den Hummern jtarfe Scheeren, 
Böjes Gift der Schlangenbrut, 
Gab den Mücken einen Stachel 
Und den Löwen Kraft und Muth. 


Alles auf dem Erdenrunde, 
Alles iſt erklärlich no: 
Aber wozu gab jie Hamburg 
Den Eorrefpondenten doc? 


Hamburg hat in feinen Fleeten 
Soviel Dred und Schlamm und Mit, 
Daß Eorrejpondenten=Unvath 

Ihm gar nicht von nöthen it. 


ey 


Die Fehme. 
11. März 1812. 


Muß ein Staat erjt topt fein, ehe man ihn zergliedern darf, und 
ift’3 nicht beifer, durch deſſen Krankheitsberichte die Sectlonsberichte 
abzuwenden? over ſoll den Bürgern eines Staats erſt ein Feind 
defjelben, der die Hände bindet, die Zunge löſen? — 
Sean Paul, politiihe Nachllänge 


m 


©. 10, 


Mel.: Altes jchweige ! 


Hier auf Erden 

Konnte werden 

Doch fein jchlechter Ding erdacht, 
As da; man Gedanken richtet, 
Geiſter tödtet und vernichtet, 
Oder thut in Bann und Adt. 


Beſſre Tage, 

Mindre Plage 

Werden nie dem Staat zu Iheil — 
Sagen darf man nicht das Nechte, 
Ohne Tadel bleibt das Schlechte 
Und das Kiranfe wird nicht heil. 


Wer es waget 

Und e3 jaget, 

Wie es iſt und fönnte jein, 

Gilt für einen Staatsverbrecher 

Und man jperrt den armen Schächer 
Endlich allergnädigit ein. 


Unjrer Geijter 

Herrn und Meijter 

Sind jeßt die Cenſoren nur, 

Und fie werden immer dreijter, 
Meiftern Gott den Herrn und Meijter: 
lleber Gott geht die Cenſur. 


— 230 — 


Sa, und immer, 

Smmer jchlimmer 

Geht's uns armen Teufel mr. 
Glauben wir ein fünftig Leben, 
Müſſen wir auch das aufgebeit, 
Wenn's nicht gut heit die Genjur. 


Giebt's auf Erden 

Wol Beihmwerden, 

Größre noch als unjre Noth? 
Das Gebot: du ſollſt nicht tödten! 
Sit nun weiter nicht von nöthen, 
Denn wir find jehon alle todt. 


Genügſamkeit. 
15. Juni 1842. 

Zelterſche Mel.: St. Paulus war ein Medikus. 
Wir ſingen von dem freien Rhein, 
Ja freilich ſollt' er frei wol ſein! 
Doch können wir's nicht weiter bringen, 
Als nur vom freien Rhein zu ſingen. 
Die Freiheit lebt im Lied allein, 
Drum ſingen wir vom freien Rhein. 


* 


Das Lied von Sandomir. 
7. April 1842. 

Mel.: Im Kreiſe froher kluger Zecher. 
Ich kenn' ein Volk im deutſchen Lande, 
Das macht von ſich ein groß Geſchrei, 
Als ob auf ſeinem dürren Sande 
Nur Tugend, Kunſt und Weisheit ſei, 
Und nirgend wachs' und blüh' als dort 
Noch Freie Schrift und freies Wort. 


PH — 


Sch fenn’ ein Volk, das fich hienieden 
Sehr heilig zu geberden wei, 

Und Demuth, Seelenruh’ und Frieden 
Hält für den höchſten Erdenpreis,” 
Und alle Böcke groß und klein 
Verwandeln möcht’ in Lämmelein. 


Sch kenn' ein Volk, das Alles meijtert 
Und Altes bejjer weiß und kann, 

Das ſich für Alles jchnell begeiftert, 
Für allerlei und jedermann, 

Das jeden thut in Bann und Acht, 
Der's nicht jo meint und anders madıt. 


Sc fenn’ ein Volk, das ſich alleine 
Vom lieben Gott begnadet hält, 

Und glaubt, daß jeine Sonne jcheine 
Am jchönjten ihm vor aller Welt; 
Und daß e3 ohne Schmeichefei 

Der Erde Licht: und Glanzpunft ei. 


Sch fenn’ ein Volk, das ſich für Gäjte 
Des Paradieſes hier jchon hält, 

Dem täglid Gott das Allerbeite 

Auf jeinen Tiſch zur Labung ſtellt, 
Und dem fein eignes Dünnebier 
Mehr iſt als Sect und Malvalier. 


Ich kenn’ ein Volk, das vor dem Lichte 
Der Wahrheit nicht zu beben meint, 
Das jich al3 Quell der Weltgejchichte 
Ganz wohlgefällig jelbit erjcheint, 

Und denkt: die Welt verjiegt gar jchnell, 
Wenn jie nicht ſchöpft aus diefem Duell. 


— 


Zu dieſem Volke müßt ihr wandern 

Und unter ihnen Hütten bau'n, 

Ihr müßt vergeſſen alles Andern 

Und nur ihr Thun und Treiben ſchau'n, 
Dann wird euch allen hell und klar, 

Wie viel an dieſem Liede wahr. 


3% 


Goetheſcher FJarbenwediel.r) 
15. December 1841. 
Mel.: Der Rapit lebt herrlich in ver Welt. 
Der Goethe war fürs Vaterland 
Und deutiche Freiheit einjt entbrannt: 
Er jchrieb den Egmont, Götz und Fauft, 
Dat mandem Fürften jest noch grauſt. 


Doc Herr von Goethe ward er bald, 
Für Vaterland und Freiheit falt; 
Ei, wie es wunderlich doch geht! 
Der Goethe ward ein Hofpoet. 


Der Goethe lobte Hutten jehr, 

Bewies ihm eine große Ehr, 

Und meint’, es ſtünd' um Deutjchland fein, 
Wenn jeder wollt’ ein Hutten jein. 


Doc Herr von Goethe jah nicht an 
Den weiland hochgepriejnen Mann; 
Ei, wie es wunderlich doch geht! 
Der Hutten war fein Hofpoet. 


Ne AS: 


+) Im Sahre 1776 ſchrieb ver Dichter des Göß und Egmont da& 
Denfmal Ulrichs von Hutten und in demjelben Sahre trat er 
in herzoglich Weimartiche Dienite und 1782 warb er Herr von. 
Da3 Denkmal Huttens jteht nur in der Himburgſchen Aus— 
gabe von G.s Schriften. (Aum. 9.2.) 


NE  — 


Dort wie hier. 
24, Dat 1842, 


Mel.: Was frag’ ih viel nad) Geld und Gut, 
Wenn ich zufrieden bin? 


Sch wollt’, es wäre Schlafenszeit 

Und Alles jchon vorbei. 

Wir werden von der Frohnarbeit 

Doch nun und nimmer frei. I 
Zur Arbeit find wir hier allein, 

Dort wird es auch nicht anders jet. 


Der Pfarrer hört's und tröftet fie: 
„Ihr lieben Kinder mein, 

So etwas giebt’3 im Himmel nie, 
Da wird nur Freude jein. 

In unjers Herren Himmelreich 
Sit einer nur dem andern gleich.“ 


Herr Pfarr, was ihr vom Hinmel jprecht, 
Wenn ihr's gewiß auch wiht, 

Ganz gleich, das glaub’ ich doch nicht recht, 
Ich weiß jchon, wie es iit: 

Die andern trinfen Wein und Bier, 

Und unterdejfen donnern wir, 


Simmliihes Abentheuer. 


1. Juni 1842. 

Mel: Der Ritter muß zum blut’gen Kampf hinaus. 
Jüngſt fam ein König vor das Himmelsthor 
Und jchien in voller Zuverſicht zu hoffen, 
Wenn eine Majejtät nur fommt davor, 

So jteh’ ihr gleich der ganze Himmel offen. 


Der König hört St. Peters Wort: 
Du darfſt hier feine Hoffnung fajjen! 
Bleib draußen jtehn nur immerfort, 
Du wirſt fürwahr nie eingelajjen. 


Darauf erjcheint ein deutſcher Jejuit 

Und ſpricht um Einla an den heil’gen Reter, 
Sobald St. Petrus ihn nur eben jiet, 

Da jchreit er ihm entgegen Mord und Zeter. 
Was willit du Hier? auf! mad dich fort! 

Ich kann euch Heuchler nicht vertragen; 

Geh, je dich zu dem König dort! 

Im Himmel darfjt dir uns nicht plagen. 


Zum König jest ſich da der Jeſuit 

Und tröjtet ihn mit manchem frommen Worte: 
„Sch weil gewiß, auch unjre Qual entflieht, 
Bald öffnet fih auch uns die Himmelspforte; 
Bald findet ſich Gelegenheit, 

Dann werden wir auch eingelajjen, 

Dann iſt vorbei auch unfer Leid — 

Drum laß ums ruhig Hoffnung fajjen.“ 


Der Sejuit weiß die Gelegenheit 

So ganz und gar fürtrefflic abzupaſſen: 
Gefahren fommt des PBapjtes Heiligkeit, 
Die wird ſogleich von Petrus eingelafjen. 
„Jetzt, ruft er, Majejtät mit mir! 

Jetzt iſt es Beit: mur friſch, Courage!“ 
Doch Petrus fragt: wer ſeid denn ihr? 
„Wir ſind die päpſtliche Bagage.“ 


— 235 — 


Hohe Gemwijiensruhe. 


29. November 1841. 


Mel.: Heinrich ſchlief bei feiner Neuvermählten. 


Hohe Glaubengeifrer, welch Beginnen? 
Hat euch euer Herz noch nie gequält? 
Eure Töchter werden Ketzerinnen, 
Denn ein Ketzer ihnen ſich vermählt. 


Katholifenfürjten, o des Spottes! 
Eurer Töchter Glaube gilt euch gleich, 
Ihr veritoßt fie aus dem Neiche Gottes 
Um ein irdijch Ketzerkönigreich. 


Die königliche Gnade, 


6. März 1842. 


Mel.: Es war ein König in Thule. 
E3 war ein König in Spanien, 
Den quält’ ein großes Leid, 
Denn ad! er war gerathen 
In große Verlegenheit. 


Er ließ zu ſich bejcheiden 
Die Großen des Neichs zumal, 
Doc, feiner konnt’ ihm helfen 
Aus feiner großen Qual. 


Da kamen Israels Söhne 
Und fragten den hohen Herin: 
Wie können wir dir helfen? 
Sag an! wir helfen gern. 


Das war dem König willkommen: 
Und helft ihr mir, wolan! 
So will id) euch begnaden 
Wie nur ein König kann. 


DE u En 


— — WER 


RE 


Und als ſich Israels Söhne 
Gemühet Tag und Nacht, 

Da war der König aus feiner 
Berlegenheit gebracht. 


Der König ließ bejcheiden 

Zu fi) die Jüden und jprad): 
Habt Dank! ihr habt mich gerettet 
Aus großer, großer Schmach. 


Groß, groß find eure Dienjte, 
Und meine Gnad’ ijt groß: 

Ich nehm’ euch auf aus Gnaden 
In meiner Kirche Schooß. 


Das ijt das Allergröte, 
Vas ich euch kann verleihn: 
Mein Glaube machet jelig, 
Mein Glaube nur allein. 


RS: 


Borurtheil. 
11. Februar 1842. 


Mel.: So hab’ ih num die Stadt verlaſſen. 


Hör Eijen wachjen, Gräſer jpriegen, 
Lies aus der Menjchen Angeficht, 
Und wiſſe Zukunft zu erjchliegen! 
Was Borurtheil it, weißt du nicht. 


Zerhau den Wind auf jeinem Gange, 
reif mit der Hand das Sonnenlicht, 
Zertritt den Schatten wie die Schlange! 
Das Vorurtheil bezwingst du nicht. 


a: 


— 237 — 


Bon guten löblichen Gewohnheiten, 
11. Februar 1842, 

Mel.: Sn des Waldes diiftern Gründen. 
Nicht das Lafter, nicht die Tugend, 
Nicht das Geld regiert die Welt. 

Frag das Alter, frag die Jugend, 
Wer den Königsjcepter hält? 


Die Gewohnheit ijt erhoben 
Auf den allerhöchiten Thron, 
Sit wie Gott im Himmel droben 
Bater, heil’ger Geijt und Sohn. 


Und wie joll es anders werden 
Für das menjchliche Gejchlecht? 
Die Gewohnheit herricht auf Erden, 
Und ihr Regiment ift jchlecht. 


Bon der Walhalla die Rede ſeiend. 
16. Juli 1842. 


Mel.: Als Adam, als Adam die Eva geiehn. 
„Walhalla, Walhalla, was joll denn das jein? 
Wird bairisches Bier da gejchenft oder Wein?“ 


Da jchenft man nicht Bier und da jchenft man nicht 
Wein, 
Da jtellt man verdienjtvolle Deutjche hinein. 


„Verdienſtvolle Deutjche, das flinget gar fein, 
Darf drumter ein Keger und Jud' auch wol ſein?“ 


Katholiſch gefojchert, jo fommt man allein 
In unjere deutjche Walhalla hinein, 


— ı He 


Denn Alles wol läßt fih auf Erden verzeihn, 
Doch nimmer und nimmer die Keßerei’n. 


Und wollte der Luther ein Heide nur fein, 
So käm' er am Ende wol aud noch hinein. 


„Was Luther, was Luther, der braucht nicht hinein! 
Der lebt in den Herzen, wozu noch in Stein? 


Kenn feine Walhalla auf Erden wird fein, 
D Luther, fo denfet die Welt doch noch dein.“ 


xg: 


Der Geiſterbanner.“ 
(?) 
Mel.: D Welt, ih muß dich laſſen. 

Mein Vaterland betrachtend, 
Zerſtücklung jtet3 verachtend, 

Fiel mir gar lebhaft ein, 

Was Teutſchland iſt und ſollte, 
Wenn jeder Teutſche wollte, 

Vor allen Nationen ſein. 


Wir könnten, uns vereinend, 

Mehr ſeiend als nur ſcheinend, 

Vom Feind dann anerkannt, 

Das erſte Volk auf Erden 

Ganz zweifelsohne werden, 

Wenn's ernſt uns wär' ums Vaterland. 


So denkend ward ich dreiſter, 
Hab' Teutſchlands große Geiſter 
In einem Haus vereint 

Als Zeichen teutſcher Einheit, 
Aus teutſchen Strebens Reinheit 
Hinſtellend vor jedweden Yeind. 


er —— 


Nun foll die Welt (verfündend, 

Daß ich, dies Denkmal gründend, 
Für Teutſchland viel gethan, 

Sch, Mehr und Größres mwollend — 
Beil dafür Alles follend,) 

Sortgehn auf teuticher Einheit Bahn. 


3% 


Beitrag zur Thierarzneifunde. 


1. Mai 1842. 


Huch für die fehwerjte Krankheit Hat der Menih Rath erionnen. 
Antigone 364. nach K. Steinhart. 


Mel.: Es ift ein Echup gefallen. 


Der Droichfenfuhrmann weinet, 
Er fam in große Noth: 

Es ijt jein Pferd gefallen 

Und liegt al3 wär’ es todt. 


Da kommt herbeigejprungen 
Ein Mann in vollem Lauf: 
Ich weiß ein gutes Mittel, 
Und euer Pferd jteht auf. 


Legt eine Staatzzeitung unter! 
Das Mittel it bewährt; 

Die Politik, ich ſchwör' es, 
Verträgt, bei Gott! fein Pferd. 


AS 


— 240 — 


Onze et demi. 
7. Februar 1842. 

Der Kailer hat die bisherigen jehr ftrengen Adelsproben für 
den Kammerherrenſchlüſſel dahin geändert, daß die Candidaten nur 
12 Ahnen darzuthun haben. 

Leipz. U. 3. 6. Febr. 1842. 


Mel.: Sch bin vom Berg der Hirtenknab. 


Wie wird doc Alles billig jetzt! 
"Wie wohlfeil Alles noch zulegt! 
Den Kammerherrenjichlüfjel fanır 
est leicht gewwinnen mander Mann: 
est braucht man nur zwölf Ahnen. 


Sei mir gegrüßt, du Hoffnungsitrahl! 
Zwölf Ahnen ijt gar feine Zahl — 
Sch habe zwölftehalb ja jchon, 

Die volle Zahl Hat einjt mein Sohn: 
est braucht man nur zwölf Ahnen. 


Mein Vater jelig nahm, o weh! 

Ein bürgerliches Kind zur Eh. 

Ach, hätt’ er das nur nicht gethan, 

Co fünnt’ er jein mein zwölfter Ahn — 
Jetzt braucht man nur zwölf Ahnen. 


Frühlingsfeier. 
7. Juli 1842. 
Mel.: ES waren zwei Königeskinder. 
Zwei Leute jigen am Tiſche — 
Der Abend ijt jo ſchön: 
Es weht wie mit Thaues Friſche 
Herab von des Berges Höhn. 


— 4l — 


Schon träumt nad) des Tages Schwüle 
Die Erde von Fühler Luft. 

Es erwachen die mildern Gefühle 

In jeder Menjchenbruit. 


Die Abendgloden erjchallen, 
Verfünden Fried’ und Ruh; 
Es jlöten die Nachtigallen, 
Und die Blumen niden dazu. 


Die beiden jiten und zanfen 
Sich iiber einen Bericht. 
63 fallen ihre Gedanken 
Auf etwas anderes nicht. 


Da beginnen fie aufzujtehen 
Als triebe fie Ein Gefühl: 
Herr College, wir wollen gehen! 
Es wird nach gerade fühl. 


Wächterlied. 
9. December 1840. 


Der Wächter ſang herab von hoher Zinnen: 
Die Nacht ſie eilt von hinnen! 

Wacht auf! wacht auf und laſſet nicht 

Das ſüße Licht 

Des neuen Tags verrinnen! 


Da hörte man die kleinen Vöglein ſingen 
Und Preis dem Tage bringen, 
Dem Tage, der von langer Nacht 
Sie frei gemacht 
Und aus des Schlafes Schlingen. 
15 


Des Volkes Sänger aber blieben liegen 
In guter Ruh’ und jchiwiegen; 

Sie wollten nit in Wald und Hag 
Dem neuen Tag 

Mit Sarg entgegenliegen. 


Sum, ergo cogito. 
18. Sanuar 1842. 
Der Deutihe reflectiert über Alles, fieht Alles aus der Vogel— 
peripective und iſt darum nie in der Mitte der Sache. Der Deutſche 


hat Alles und ift Nichte. 
Börne, Ge. W. 1, 16. 


Mel.: Als ich nod Im Flügelfleide. 


Laßt ung unjern Geijt verjenten 

In des Wiſſens tiefes Meer! 

Laßt und denken, immer denken ! 

Ei, das ziert den Deutjchen jehr. 

Und wenn man ung fragt: wie geht's? 
Sagen wir: wir denfen jtet3. 


Alles denkt bei ung zu Lande, 
Das ift deutſche Sitt’ und Braud); 
Ja, man denkt in jedem Stande, 
Schufter, Schneider denfen aud. 
Und wenn fie auch nichts gemacht, 
Sagen jie: wir ha'n gedacht. 


Denken muß der Deutjche immer, 

Wo er fit und geht und fteht, 

Ind er läht das Denfen nimmer, 
Wenn's auch noc jo jchlecht ihm gebt; 
Und jein Troſt, fein Glück und Heil 
St: ich denfe miv mein Theil. 


— 243 — 


„Du Gedanfenland auf Erden, 
Wenn dein Denken wird zur That, 
Ei, was fann aus dir noch werden! 
Kommt’3 nur etwa nicht zu jpat, 
Daß man fragt: was machtet ihr? 
Und ihr jagt: ſtets dachten wir.“ 


Ein ewiges Mistrauenspotum. 
30. September 1842. 


Ceterum censeo Carthaginem esse delendam, 
Cato Censor, 


Mel.: Bekränzt mit Laub ven lieben vollen Becher, 


O Schimpf für uns und lauter Schimpf und Schande! 
Und Gott jei es geflagt, 

Daß noch ein Feind im deutjchen VBaterlande 

Uns wie der Teufel plagt! 


Ein Feind, der unjers Lebens höchſte Güter 
Antajtet und verzehrt, 

Und jeden Haucd der Geijter und Gemüther, 
Sobald er will, verwehrt. 


O laßt uns endlich diefen Feind bezwingen, 
Der's aljo graufam macht! 

Wolan, es fann, es joll und muß gelingen: 
Thut ihn in Bann und Acht! 


Sind ehrlos doch der Henfer und der Schinder 
Sm deutichen Bublicum, 

So ſei's der deutjche Cenſor auch nicht minder: 
Der bringt die Seelen um. 


16* 


— 244 — 


Drum auf, ihr Männer, Frauen, Greij’ und Kinder, 
Rächt unjers Landes Noth! 

Ein Genjor ijt noch ſchlimmer als der Schinder — 
Dem Genjor Flud und Tod! 


Ultima ratio. 
26. Sanuar 1842. 


Mel.: Wir winden bir ven Sungfernfranz. 
Das liebe Geld regiert die Welt! 2 
So jagen alle Leute. 

Wol wahr, denn Alles ijt für Geld 
Zu haben auch noch heute. 

Leider Alles, Alles, Alles iſt fiir Geld, 
Doh für Geld zu Haben. 


Der Kaufmann, Krämer, Fabrifant, 
Gelehrt' und Bejenbinder, 

Der Poliziſt und Officiant, 

Der Cenſor und der Schinder. 


Der Doctor, Bader und Barbier, 
Der Büttel und der Nichter, 
Der Pfarrer und der Officier, 
Der Künjtler und der Dichter. 


Der Zöllner und der Steuerrath, 
Nachtwächter, Auctionator, 
Der Landrath und der Magiitrat, 
Gensd’arme und Bijitator. 


Der Advocat und Conſulent, 
Der Hausfneht und Aſſeſſor, 
Die Hebamm' und der Necenjent, 
Schulmeifter und Brofejjor. 


— 245 — 


Der Hofrath und Geheime Nath, 
Minijter, Ofenheizer, 

Der Todtengräber und Soldat, 
Der Kammerherr und Schweizer. 


Wär Vieles nicht jo feil um Geld, 
Wie's leider ijt auf Erden, 

So wird’ es anders in der Welt, 
Und Bieles beijer werden. 

Aber Alles, Alles, Alles ift für Geld, 
Stet3 für Geld zu haben. 


RS: 
Die Abitracten. 


18. Januar 1842, 

Mel.: War einit ein Ricje Goltath. 
Was fimmert euch die Wirklichkeit? 
Die ijt euch nicht genehm. 
Ihr jtellt euch außer aller Zeit, 
Die Stellung iſt bequem. 
Doch liegt jo außer unfrer Zeit 
Auch eure ganze Wirkjamfeit. 


Ihr habet Kunſt und Wiſſenſchaft, 
Habt herrliche Ideen, 

Und habt doch weder Muth noch Kraft 
Aus euch herauszugehn. 

Ver auf die Zeit nicht gehet ein, 
Kann in der Zeit nicht wirkjam jein. 


Wir jtehn auf diejem Boden hier, 
Wir jtehn in unſrer Zeit, 

Im Baterlande jtehen wir 

Mit Liebe, Freud’ und Leid; 

Und jeder Ddem, jedes Wort, 

Es findet jeinen Fleck und Ort. 


— 246 — 


Unheilbare Krankheit. 
Helgoland, Auguft 1842. 
Mel.: Mit vem Pfeil und Bogen. 
Freunde, geht ins Seebad! 

Sedes Leid und Weh 
Lindert und bejchwichtigt, 
Scheucht und heilt die See. 


Sedem wird Genefung 
Sn der See zu Theil, 
Jedem Rang’ und Stande 
Bringt das Seebad Heil. 


Wer auf feitem Lande 
Nirgend Heilung fand, 
Wird fie wahrlidy finden 
Dort in Helgoland. — 


Vetter Michel höret 
Diejes frohe Wort, 
Macht jih auf und eilet 
Nach der See jofort. 


Und er badet täglich, 

In des Weltmeers Flut, 
Denn er weiß, das Seebad 
Machet Alles gut. 


Und er nimmt der Bäder 
Fünfzig an der Zahl, 

Und er badet täglich, 

Wie's der Arzt befahl. 

Wie er ijt, jo bleibt ev — 
Bon Bhiliiterei 

Wird man auch im Weltmeer 
Nun und nimmer frei. 


Vorchriſtliches Deutihthum. 
12. März 1842. 

Indeſſen fich ruhtg verhalten, ift wol das Beite, zumal für uns 
Gelehrte, denn unjer Stand wird bei Veränderung der Dinge am 
eriten eingehen und aufgehoben werten, und wir jind leider ent— 
wöhnt, uns in der Barbarei eben jo wohl zu befinden als in der 
jegigen jogenannten Sklaverei. 

Heyne an Georg Foriter 5. Nov. 1792, 
Mel.: Hier fig’ ich auf Raſen, mit Veilchen befränzt. 
Ihr lehret und lernet, ihr lernet umd lehrt, 
So wird denn das Willen 
Bon Tage zu Tage gewaltig gemehrt. 


Was nübet uns eure Gelehrjamfeit? 

Wol wijjet ihr Vieles — 

Was wiht ihr fir und und für unjere Zeit? 
Ihr Habt euch zu Knechten der Vorwelt gemacht, 
Studieret und grübelt, 

Was Plato, was Cato ſich Haben gedacht. 


hr jeid an Gedanfen und Kenntnijjen veich, 
Doch fehlt euch die Liebe 
In erterem Dichten und Trachten zugleich. 


Die Liebe hat immer ein Vaterland: 
Germania ijt euch 
Allein aus dem Tacitus etwas befannt. 


x 


Der Magier des Nordens. 
25. Sanuar 1842. 

Mel.: Als Noah aus dem Kaſten war. 
Der Dübler iſt ein Zaubermann, 
Was der doch jchöne Kunftjtüd kann! 
Zum Beijpiel legt er auf den Tiſch 
Ein Ei, das ganz gejund und friich; 
Er jtillpet eine Glode drauf — 
Mas wird daraus? nun pafjet auf! 


— 248 — 


Seht, wie er hebt die Glock' empor, 
Da fommt ein General hervor, 
Ein General ganz wundernett 
Mit Degen, Spor'n und Epaulettes. 
Der Döbler macht, o Teufelei! 
Macht General’ aus einem Ei. 


Der Döbler reicht den Korb herum, 
. Sprit: hochgeehrtes Publicum! 

Das iſt fürwahr gar feine Sad’, 
Das Kunſtſtück macht mir jeder nad. 
Mein Herr, verjuchen Sie's einmal! 
Sn jedem Ei ein General. 


Es nimmt ein Herr ein Ei, glüdauf! 
Legt's Hin und jtülpt die Glode drauf. 
Er hebt die Glocde dann empor, 

Was aber fommt, was kommt hervor? 
Dies Mal fein General es ijt, 

s Iſt ein gemeiner Roliziit. 


Drob wundert jich denn mancher Tropf, 
Und jchüttelt drob gar fehr den Kopf. 
Der Döbler unterſucht's und find't 
Heraus den wahren Grund gejchtwind, 
Und Alles jperret auf das Maul, 

Als Döbler jpriht: das Ei war faul. 


Brotſtudium. 
10. März 1842. 

Mel.: Sch bin der Schneider Kakadu. 
Was macht der Bruder Studio 
Drei ganzer Jahre lang? 

Er lebt nach jeinem Animo 
Und ziemlich ohne Zwang. 


— 29 — 


Er hört nad) Vorſchrift dies und das, 
Und weiß davon doc jelten was, 

Doch jchmiert er fleißig nad) und jchmiert 
Was der Profeffor ihm dictiert. 


Der Herr Profeſſor hat dociert, 

Das Heißt: er hat dictiert, 

Der Studio hat nachgejhmiert, 

Das heißt: er hat's capiert. 

Sit das Collegium nun aus, 

Trägt er die Weisheit jlint nad) Haus, 
Und jieht das Heft nie wieder an, 
Weil er's ja jelbit nicht lejen fann. 


Und find die ſechs Semejter um, 
Was hat er profitiert? 

Er hörte manch Collegium 

Und Hat nun ausjtudiert. 

Nun fragt ihn mal, den Matador! 
Er ijt noch dümmer al3 zuvor, 
Doch Hat er num einmal jtudiert, 
Weil's auf dem Bogen jteht teitiert. 


Dfficielles Weihnachtsgeſchenk 1841. 
17. Sanuar 1812. 
Mel.: Weine nicht, es iſt vergebens. 
Freut euch alle, freut euch alle, 
Lobet Gott mit Jubeljchalle, 
Der noch immer Wunder thut. 
Das Genjurediet das neue 
Will, daß alle Welt fi freue — 
Ach, wie iſt es mild und gut! 


— 250 — 


Wie ein Stern aus finitrer Wolfe 
Kam es her zu unjerm Volfe 

Und erjchien als heil’ger Chrijt. 

Freut euch, Kinder, Frau'n und Greije! 
Freut euch, Fromme, Klug’ und Weife! 
Seht, wie gut und mild es ilt. 


Wollt ihr ferner euch bejchweren? 
Könnet ihr noch mehr begehren? 
Querulanten, ſchweiget ſtill! 

Ja, wir dürfen Alles ſagen, 
Alles wünſchen, hoffen, klagen, 
Alles — wenn's der Cenſor will. 


ER 


Ein Neujahrswunſch. 
11. Januar 1342. 


Mel.: Sn diejen heil'gen Hallen. 


Du feige Heuchlerbande, 

Du Leijetreterichaar, 

Du bliebjt vor Spott und Schande 
Bewahrt das alte Jahr. 

Mit einem Knüppel gratulier' 

Sch jebt zum neuen Jahre dir. 


Du möchtejt gern dich laben 
Am Wörtlein liberal, 

Und willft umſonſt nur haben 
Der Freiheit Capital. 

Mit einem Knüppel honorier’ 
Ich jego deinen Zinsjchein dir. 


— 231 — 


Ad) wäre, was id) jinge, 

Doch mehr als ein Gedicht! 
Sc weiß, der Teufel ginge 
Nach Deutjichland heuer nicht, 
Und fäm’ er, wär’ er allzumal 
Bon auß- und innen liberal. 


NE: 


Sumanijtiihe Studien. 
15. März 1842. 
Mel.: Seht, da jißt er auf der Matte, 
Zeitgemäß und hrijtlich ſollte 
Unfre Jugendbildung fein, 
Aber zeitgemäß und hriftlich 
St nicht Griehiih und Latein. 


Ecce Caesar nune triumphat! 
Singt ein chriftliher Scholar: 

Geht und jagt mal feinem Vater, 
Was der Nitomedes war. 


Und wie feujche Götterfabeln 
Lernt ein chriftlicher Scholar: 
Geht und jagt mal feiner Mutter, 
Was der Gott Priapus war. 


Und wie zeitgemäß doch iſt es, 
Daß man fejt den Knaben hält 
Wie in einem Zauberbanne 
Sn der fremden todten Welt! 


Seinen deutſchen Geijt zu bilden 
Und zu jchärfen den Berjtand, 
Muß er feine Jugend theilen 
Zwiſchen Rom und Griechenland. 


N = 


Nie gelangt er zum Bewußtjein, 
Daß er hat ein Vaterland, 
Und er tritt ins deutſche Leben 
Wie ein fremder Ignorant. 


Das freie Wort. 
10. Januar 1842. 

Dieje heilige Freiheit der Natur werde ih mir nie nehmen 
laſſen, fo lange no ein Puls jich in mir bewegt, ich werde frei 
ausiprechen wa3 ich frei fühle. 

E M. Arndt, Geijt der Zeit 1, 6. 


Mel.: Das Bol jteht auf, der Sturm bricht los. 
Das freie Wort von Ort zu Ort, 
In jedem Munde das freie Wort! 
Wir wollen es fingen, wir wollen es jagen, 
Im Herzen wie auf den Lippen tragen. 
Frei ift das Wort! wer das nicht erfannt, 
Der jei fein Deutjcher je genannt, 
Dem reiche fein Deutjcher je die Hand, 
Der fei verbannt aus dem Vaterland! 
Freies Wort immerfort! 
Stoßet an aufs freie Wort! 


Wenn des Freiſinns veine edele Ihat 
Verdammt und verfolgt wird als Hochverrath, 
Kenn die Wahrheit in dunfeln Kerfermanern 
Berjtummen muß und ihr Leben vertrauern — 
Frei iſt das Wort! x. 


Wenn Buch und Schrift in Knechtsgeſtalt 

Nur dienen darf der frechen Gewalt, 

Wenn die Kunſt und Wifjenjchaft ſchmeichelt und Friechet, 
Wenn Kraft und Gefinnung Fränfelt und ſiechet — 
Frei ift das Wort! ꝛc. 


— 253 — 


Wenn Lug und Trug die Welt umjchwärmt, 

Wenn das Lajter jauchzt, wenn die Tugend jid) härmt, 
Wenn der Teufel im Bunde mit Böjen und Schlechten 
Uns machen möchte zu Feigen und Knechten — 
Frei ijt das Wort! ꝛc. 


Friſch auf, mein freies Wort, ins Gefecht 

Fürs Vaterland, für die Ehr’ und das Necht! 

Und ſauſ' und brauje wie Donnerwetter, 

Verkünd uns den Sieg mit Drommtetengejchmetter! 
rei bleibt das Wort! wer das erfannt, 

Der wird ein Deutſcher ſtets genannt, 

Dem reicht ein Deutjcher jtetS die Hand, 

Den rühmt und preift das Vaterland. 

Freies Wort immerfort! 

Stoßet an aufs freie Wort! 


L’Allemagne par tout. 
2. Februar 1842, 


Mel.: Kein Feu'r, keine Kohle fann brennen jo heiß. 
Ihr Freunde, jo lajjet daS Fremde doch ruhn! 


Wir haben genug noch zu Haufe zu thun. 


Das Fremde bewundern kann jedermann; 
Macht Eigenes, wa3 man bewundern fann! 


Überall mir das Gut’ und das Schöne gefällt, 
Dod bin ich fein Affe der ganzen Welt. 


Sch wei was ich habe, ich weil; was ich bin, 
Ih bin ein Deutjher mit Leib und Sinn. 


— 254 — 


Das Fremde zu haſſen, das fällt mir nicht ein — 
Doch fann ic) und will ich ein Deutjcher nur jein. 


Und bleib’3 bis zum legten Athemzug — 
Nun liebt oder haßt mich, nun wißt ihr genug. 


x 


Der Miniiter in der Hölle. 


20. Suni 1842, 


Sch armer Sündenbock verjchmachte 
In dieſer heißen Höllenglut, 

Und doch, wenn ich es recht betrachte, 
So geht's mir immer noch zu gut. 


Ich habe mit Rejeripten weiland 
Geplagt die ganze Monardjie: 

Ich war gewiß für jie fein Heiland, 
Und dennoch plagten jie mich nie. 


Ich habe mit Berichterjtatten 
Gepeinigt manchen braven Mann, 
Und was fie dann berichtet hatten, 
Das jah ich niemals weiter an. 


Ich Habe durch Conduitenlijten 
Und durch geheime Polizei 
Verleitet viele gute Chrijten 

Zu Lug und Trug und Heuchelei. 


Sc Habe mit Cenfurerlafien 

Gehemmt den Fortihritt unſrer Zeit: 

Sch zwang die Welt, mich recht zu hajjen, 
Und dennoch bracht’ ich's nicht jo weit. 


EB 


Sch habe jeden Stand beleidigt, 
Und als der Tod mic) abgejest, 
Da haben fie mich noch vertheidigt, 
Gelobt und benedeit zuleßt. 


Ich Habe mit des Fortichritts Schlangen 
Sefämpfet wie Laokoon: 

Die Zeit ift ruhig fortgegangen, 

Mein Herr wie ic) hat nichts davon. 


Ich Hab’ an meinen Herren imnter, 
An unjern Herrgott nie gedacht: 

Der ließe Herrgott hätt’ auch nimmer 
Zum Herrn Minijter mich gemacht. 


Nun ſchmacht' ich in der Hölle Schlünden 
Geſchmückt mit Ordensband und Stern; 
Gern möcht’ ich büßen meine Sünden, 
Doch büß' ich erit für meinen Herrn. 


Ich war auf Erden nie mein eigen, 

So jchlage doch der Teufel drein! 

Sch kann mich nicht mehr anders zeigen, 
Muß immerfort Minifter jein. 


Magis und Minus. 


10, Suni 1842, 


Sonjt wollten unsre großen Geijter 

Noch mehr al3 andre Leute jein: 

Sie nannten ſich auf Deutih Herr Meiiter, 
Magifter aber auf Latein. 


— 256 

Jetzt ijt für jie do ein Magiſter— 
Und Doctor-Titel viel zu Klein, 
Jetzt möchte jeder ein Minijter, 
Ein Diener, und fein Meijter fein. 


Das All-Eine. 


5. Sult 1842. 


Alles pafjet nicht für Einen, 

Aber Eines paßt für jeden, 

Ein! muß euch als Necht ericheinen: 
Freies Denfen, freies Reden. 


Laßt ihr diejes euch bejchränfen, 
Habt ihr Alles weggegeben — 
Leben iſt nur freies Denken, 
Freies Denfen nur ift Leben. 


An meinen König. 
19. Juli 1842. f 


Aus dirrem Stabe wird das Laub noch brechen, 
Und auch der nadte Feljen wird noch grün, 

Du darfit ein Wort, ein einzig Wort nur jprechen, 
Und unfre ganze Hoffnung wird erblühn. 


tur in der Hoffnung ruht das ſchönre Leben, 
Die Hoffnung iſt auch unjer Heil und Hort; 
Dur giebjt uns Alles, willft du Hoffnung geben, 
Und unjer ganzes Hoffen ijt Ein Wort. 


——— 


O ſprich Ein Wort in dieſen trüben Tagen, 

Wo Trug und Knechtsſinn, Lüg' und Schmeichelei 
Die Wahrheit gern in Feſſeln möchte ſchlagen, 

Mein König, ſprich das Wort: das Wort ſei frei! 


Gradus ad Parnassum. 


13. Januar 1842, 


Mancer fommt zu großem Unglück durch fein eigenes Maul. 
Sprüche Salomonis 16, 26. 


Mel: Auf, Brüder, laßt uns luftig Ichen. 


Ihr Dichter, wollt ihr Lieder fingen, 
Vivallerallerallera ! 

So denfet jtet3 vor allen Dingen, 
Bivallerallerallera ! 

In eures Geijtes Trunfenheit, 

Dat ihr auch Unterthanen feid. 
Vivallerallerallera! 


Und hat der Himmel euch hienieden 
Nun gar ein StaatSamt noch) bejchieden, 
Co jingt, nachdem ihr's überlegt, 

Ob ſich's mit eurem Amt verträgt. 


Der Staat iſt aller Dichter Richter, 

Er will nur approbierte Dichter. 

Drum nehmt das Landredht jtet3 zur Hand 
Und finget wie ein Officiant! 


17 


— 258 — 


Das Räthſel unirer Zeit. 
12. März 1842. 


Klar ift es jet ausgefprochen vor ganz Europa, nicht durch 
das fchreiende Volk, jondern durch die verbündeten Fürften ſelbſt, 
daß eine jede Regierung ohne repräjentative Berfaffung ein Surrogat, 
ein interimiftiicher Nothbehelf ift; fie, die Fürften, haben vor Mit- 
und Nachwelt das Geſtandniß abgelegt, dab ihre Würde, ihre 
echte Gewalt mit der Freiheit ver Völfer ftehe und falle. Wer magt 
es, mit ver Behauptung aufzutreten, daß die Zürften nur täufchen 
wollten ? 


Steffens, Garricaturen des Heiligſten 1819, 1, 143, 


Mel.: Denkt du daran, mein tapfrer Lagienka? 


Wir haben manches Ungemach ertragen, 
Wir zogen freudig wie in heil’gen Krieg, 
Wir haben manche beige Schlacht gejchlagen, 
Gewonnen manden ehrenreichen Sieg. 

Wir jegten unjer Leben ein zum Pfande 
Für unfre Fürjten treu aus Kindespflicht. 
„Bas aber ward dafür dem Baterlande ?“ 
Frag du die Zeitgefchichte, frag mich nicht! 


Und als des Feindes Uebermuth nicht wankte, 

Da bebten unjre Fürften insgemein, 

Und als im Kampf des Schickſals Wage ſchwankte, 
Da hörten wir fie al’ um Hilfe ſchrei'n. 

Da jegten fie ihr Fürſtenwort zum Pfande: 

Sa, eine jchönre Zeit wird euer Lohn! 

„Bann fam die Shönre Zeit dem Vaterlande?“ 
Frag du mich nicht, die Frag’ ift Spott und Hohn. 


Und al3 der Sieg num endlicd war entjdhieden, 
Da träumten wir von einem hohen Glück: 
Frei ift das Vaterland und mit dem Frieden 
Kommt die verheißne ſchönre Zeit zurüd. 


— 259 — 


„Wann werden unfers Glückes Sterne ſcheinen? 
Wann dringt in unfre Nacht ein Hoffnungsticht?“ 
D weh, ih kann nur Flagen, kann nur weinen —- 
Zrag du die Zeitgejchichte, frag mich nicht! 


Ausländerei. 
25. Februar 1842. 
Mel.: Schöne Minfa, ih muß fcheiden. 


Daß wir fo das Fremde lieben! 

Zu dem Fremden bingetrieben 

Eind wir jelbjt uns fremd geblieben — 
Deutjch will feiner jein. 

Nur von Auslands Gnaden jollen 

Wir bejtehn, wir Lebensvollen, 

Selbſt nichts thun und jelbjt nichts wollen ? 
Schlag der Teufel drein! 


Sollen wir an uns verzagen? 
Kein Gefühl im Herzen tragen, 
Nicht einmal zu jagen wagen, 
Daß wir etwas find? 

Stählt die Sinnen und Gemüther! 
Seid die Schirmer, jeid die Hüter 
Eurer eignen deutjchen Güter! 
Werdet deutſchgeſinnt! 


Was die Fremden Gutes machten, 
Laßt uns immer gern beachten, 
Aber nach dem Beſten trachten 
Für das Vaterland! 


17* 


—— 


Liebend alle Welt umſaſſen, 

Eid verachten, ſich nur haſſen, 

Kann's der Deutjche niemals laſſen? — — 
Armes Vaterland! 


Hamburgs Brand. 
15. Mai 1842, 


Mel.: Unfre Bäter find geſeſſen. 


Schwach find unfrer Dichter Klagen, 
Schwach ift fremder Hohn und Spott, 
Gott der Herr, er muß e3 jagen, 
Und fo fpricht dann unfer Gott. 


Und er thut in Hamburgs Flammen 
Uns die alte Wahrheit fund: 
„Deutichland, halte feſt zuſammen! 
Eins und einig jei dein Bund!“ 


Und in Deutichland hallt es wieder 
Ueberall von Hamburg Brand: 
Leidet Eines unfrer Glieder, 

Leidet unjer Vaterland. 


Und es tönt nad) Oft und Weiten 
Nur Ein Ruf und Hülfeichrei 
In den Hütten und Paläjten: 
Auf! und ftehet Hamburg bei! 


Niemals trat in ſchönrer Reinheit 
Noch hervor zu einer Zeit 

Solch Gefühl von deutfcher Einheit, 
Solch Gefühl für deutiches Leid. 


— 2611 — 


Ya, in Hamburgs Flammenjcheine 
That und Gott die Wahrheit Fund, 
Und des Neubaus erite Steine 
Sind der neue deutjche Bund. 


Deutihland, was fehlt dir? 
9. December 1841. 


Mel.: Freudvoll und leidvoll, gedankenvoll fein. 


Deutjchland, was fehlt dir? was klageſt du jo? 
Bilt ja jo glüdlih, und dennoch nicht froh! 
Deutſchland, jo Klage, jo traure doch nicht! 
Haft dir nicht Alles was vielen gebricht? 


Wälder und Felder, und Thäler und Höhn, 
Alles voll Segen, jo herrlich und ſchön; 

Honig und Butter, und Bier und auch Wein — 
Sag, warum willft dur denn fröhlich nicht jein? 


Handel und Wandel, und Wiffen und Kunſt, 
Dreißig Regenten mit fürftliher Gunft, 

Adel und Pfaffen und Staatzfanzelei'n — 
Sag, warum willft du denn fröhlich nicht jein? 


Künftler, Gelehrte, wie Sand an dem Meer, 
Tapfrer Soldaten manch präctiges Heer, 

Freie Cenſur und den freien Rhein — 

Sag, warum willjt du denn fröhlich nicht jein? 


Conſtitutionen beſchworen jo feit, 

Daß fi fein Wort davo.. austilgen läßt; 
Bölfer und Fürſten im trauen Berein — 
Cag, warum willſt du denn möhlich nicht fein? 


— 262 — 


Deutſchland, was fehlt dir? was klageſt du ſo? 
Biſt ja ſo glücklich, und dennoch nicht froh! — 
„Fröhlich wol ſollt' ich und wollt' ich auch ſein, 
Deutſchland nur fehlt mir, nur Deutſchland allein.“ 


Der ewige Demagog. 
30. April 1842. 


Mel: Gott erhalte Franz den Kaifer. 


Schleppt den Frühling in den Kerfer! 
Denn er ijt ein Demagog, 

Weil er der gewohnten Herrichaft 
Seines Vaters uns entzog, 

Uns um unſre langen Nächte 

Und den ſchönen Schlaf betrog — 
Schleppt den Frühling in den Kerker! 
Denn er iſt ein Demagog. 


Schleppt den Frühling in den Kerker! 
Der die Welt in Aufruhr bringt: 
Bäche rauſchen, Bäume flüſtern, 
Jeder Vogel zirpt und ſingt, 

Und auch in die Menſchenherzen 
Wunderbare Regung dringt — 
Schleppt den Frühling in den Kerker! 
Der die Welt in Aufruhr bringt. 


Schleppt den Frühling in den Kerker, 
Setzt den Winter auf den Thron! 
Legitim iſt nur der Winter 

Und ein Demagog ſein Sohn; 


— 263 — 


Diefer aber will nicht3 weiter, 
Nichts als Revolution — 


Schleppt den Frühling in den Kerfer, 
Sept den Winter auf den Thron! 


Troit. 
17. Sanuar 1842. 


Mel.: Warum bijt du denn fo traurig? 


Nein, wir wollen nicht verfennen 
Unfer armes Vaterland — 

Doch wenn fie die Freiheit nennen, 
Wird der Deutjche mitgenannt. 


Aus der Freiheit Leichenfranze 
Strahlen hell und ewig jung 
Deutiche Namen mit dem Ölanze 
Tröftender Erinnerung. 


Ar 


Der kranke Löwe. 


24. Februar 1842. 


Es wird allentgalben tyranniſch und übel regiert. Gott jchid’8 
zum Beften. ß 
Schärtlin's Leben. ©. 173. 


Mel.: Gott grüß euch Alter, ſchmeckt das Pfeifchen ? 
Der Löwe lag in legten Zügen, 
Halb jtarr und ganz erblaßt, 


Da ward ihm jedes Volksvergnügen 
Bis in den Tod verhaßt. 


— 261 — 


„Still foll e8 fein in meinem Reiche, 
Kein Sang und fein Gejchrei! 

Du, Stordh, du üb’ an jenem Teiche 
Mir ſtrenge Bolizei!! — 


Da ijt der Storch Hinausgegangen 
Ganz jtill in Schilf und Ried, 

- Und hat gleich einen Froſch gefangen, 
Der eben fang jein Lied. 


„Sch üb' Hier offen und im Stillen 
Des Königs Polizei; 

Das Eingen ijt nad) jeinem Willen, 
Sonſt aber niemals frei. 


Du Hajt bei Sonn= und Mondenjceine, 
Sogar in finjtrer Nacht 

Das Volk der Fröjche, Groß’ und Kleine, 
Zum Aufruhr angefacht.” 


„Das wußt' ich nicht, daß auch mein Singen 
Steht unter Polizei; 

Sch dachte mir, von allen Dingen 

Sei noch das Singen frei.“ 


„Ihr Fröſche jeid in euren Teiche, 
Wie jede Creatur, 

Shr alle, du und deines Gleichen 
Seid Unterthanen nur. 


Und was die Unterthanen treiben, 

Steht unter der Cenſur: 

Ihr dürft nicht fingen, ſchrei'n und jchreiden 
Als mit Erlaubniß nur.“ 


— 2 — 


Der Frojch der wollte widersprechen, 
Doch half's ihm meiter nicht. 

Der Storch beitrafte jein Verbrechen, 
Und fraß den Böſewicht. 


Wo einer von den Frojchgenofjen 
Noch je ein Liedlein jang, 

Da fam der Storch daher gejchofien, 
Der ihn jofort verichlang. 


Der König lag in legten Zügen 

Und jtarb in jchwerer Noth. 

Der Storch verdarb das Volksvergnügen, 
Doc bfieb der König todt. 


Seimmeh. 
9. März 1842, 


Mel.: Auf, auf ihre Brüder, und ſeid ftarf! 


Was treibt uns aus der Heimat fort? 
Uns treibt ein eigner Trieb. 

Ach, eine Heimat Hatten wir, 
Verwandt’ und treue Freunde hier, 
Und Vieles war ung lieb. 


Und dennod, dennoch treibt'S uns fort 
Veit in die Welt hinaus. 

Wir litten alle feine Noth, 

Wir hatten hier ein fichres Brot, 

Wir hatten Hof und Haus. 


Und dennod, dennoch treibt'3 uns fort 
Mit ungeftimen Muth. 

Und manche liebe Stimme jpridt: 

„D wandert aus dem Lande nit! 

Es wird noch Alles gut. 


— 266 — 


Was wollt ihr in der neuen Welt? 
DO meh, daß Gott erbarm'! 

Wüft ift der Boden, leer das Feld, 
Ihr feid verlaffen von der Welt, 
Berlafien, freudenarm!“ 


Und dennod hält uns nichts zurüd, 
Lebt wohl! uns treibt es fort. 
Was hier da3 arme Herz nicht fand, 
Ein freies glücklich Vaterland, 
Lebt wohl! wir juchen’3 dort. 


Ihr deutfchen Brüder, lebet wohl! 
Xebt wohl! wir ziehen fort. 

Sit öd' und arm die neue Welt, 
Frei ift die Luft, frei ift das Feld, 
Und frei ift Schrift und Wort! 


Bauernfrühling. 
23. Februar 1842. 


Statt durch ven Thau ver Freiheiten das ausgeiogene Land 
zu befruchten, laſſen fie reichlich ven Mehlthau ver Steuer über 
die dürftigen Gemächie fallen. 

Sohmann, Reliquien 2, 117. 


Mel.: Warum find der Thränen 
Unterm Mond fo viel? 


Frühling hat fich wieder 
Bei uns eingeftellt, 
Bringet Freud’ hernieder 
In die trübe Welt. 


— 267 — 


Und er fommt vergebens 
Nirgend, nirgendwo: 
Freut euch eures Lebens! 
Werdet alle frohle⸗ 


Auch die kleinſte Mücke 
Tanzt im Sonnenfdein, 
Kann im Frühlingsglüde 
Froh und luſtig fein. 


Alle die da trauern 
Hat er froh gemacht, 
Nur der armen Bauern 
Hat er nicht gedacht. 


Denn was bringt er heuer 
Uns dod) für ein Glüd? 
Nichts als Frohn’ und Steuer 
Bringt er ung zurüd, 


RS 


Tageweije. 
18. Februar 1842, 


Mel.: Schier dreißig Jahre bift du alt. 
Berzage nicht, du Häuflein flein, 
Und fümpfe nach wie vor! 

Bleib immer wach und munter! 
Seht deine Sonn’ auch unter, 
Bald fteigt fie wieder empor. 


Verzage nicht, du Häuflein Hein, 
Und ſuche des Tages Licht! 

Lak dic) im nächtlichen Dunkel 
Nicht täufchen der Sterne Gefunfel, 
Es iſt der Tag nod) nid. 


— — 


Verzage nicht, du Häuflein klein, 
Und halte muthig Stand! 

Gott ſteht in deinen Reihen, 
Gott wird dir Sieg verleihen, 
Weil's gilt fürs Vaterland. 


Verzage nicht, du Häuflein klein! 
Und kommt dein Sieg auch ſpät; 
Bald wird die Nacht entweichen, 
Die güldenen Stern' erbleichen, 

Der Hahn hat ſchon gekräht. 


Ewige Grenzſperre. 


17. Februar 1842. 
Mel.: Mit Männern fich geſchlagen. 


Was fann aus Rußland kommen 
Zu unjerm Nuß und Frommen? 
Die ruſſiſche Eultur 

Die paßt für Rußland nur. 


Da wachen zu viel Ruthen, 
Und Kantſchu, Peitſchen, Knuten; 
Bei meiner Seel' und Haut! 
Schlecht ſchmeckt ein ſolches Kraut. 


Was kann uns Rußland fruchten 
Mit ſeinem Talg und Juchten? 
Die Lichter ſtinken ſehr, 

Die Juchten noch viel mehr. 


Auf Füchſ' und Zobel ſchießen 
Und die Gedanken ſpießen, 
Iſt zwar nicht fein und zart, 
Doch echte Ruſſenart. 


— 2169 — 


Wer etwas frei geiprochen, 
Der hat ſchon viel verbrochen, 
Muß nad) Sibirien gehn, 
Sich dort mal umzujehn. 


Drum wol’ uns Gott bewahren 
Bor jedem weißen Zaren 

Und NRuplands Herrlichkeit 

Für jest und allezeit! 


Dftwind im April 1842, 
3. Mai 1812. 
Nune gelidus sicca Boreas bacchatur ab Arcto. 
Tristium 1, 2, 29. 
Mel.: Feinde ringsum! 
Oſtwind, wozu? 
Wozu dein ewiges Blafen 
Ueber die Felder und Raſen? 
Laß uns in Ruh! 


Lab doch dein Wehn! 
Kräuter und Gräjer erjterben, 
Felder und Wälder verderben, 
Müffen vergehn. 


Schmeichle doch nicht! 

Lockſt ja nicht Blüthen und Blätter, 
Wedeft nicht Vögelgejchmetter, 

Kalt ift dein Licht. 

Oſtwind, warum 

Willſt du dein Blaſen nicht laſſen? 
Weißt ja, wie ſehr wir dich haſſei — 
Werde doh ſtumm! 


ae 


Seder das Seine! 
15. Februar 1842. 
Mel.: Herz, laß dich nicht zerfpalten 
Durch Feindes Spott und Lift. 
Ceid redlich von Gejinnung, 
Bejeelt von Muth und Kraft, 
Shr braucht nicht Zunft und Innung, 
Nicht Loge und Brüderjchaft. 


Was jollen alle Vereine? 

Sagt an, was draus erjtand ? 
Thut jeder Deutjche das Seine, 
Steht’3 gut ums Vaterland. 


teueiter Kosmopolitismus. 
15. Februar 1842. 

Mel: Frifch auf zum fröhlichen Jagen! 

Vereine von allen Sorten, 

Vereine kreuz und quer, 

Vereine an allen Orten 

Und immer mehr und mehr. 

Drum ſteht nicht mehr jo alleine 

Und jchließt euch vedlich an! 

Zu irgend einem Vereine 

Gehör” ein deutjcher Mann! 


Vereine für Fajanen, 

Für Eifen, Zink und Galmei, 
Dampffeffel und Eijenbahnen, 
Und Fajhingsnarrethei; 

Für Urbarmachen der Heide, 
Für Lerchen- und Häringsfang, 
Für Nübenzuder und Seide, 
Für Turnen, Tanz und Öejang. 


ah 


Vereine für Judenbefehrung 
Und Emaneipation, 

Für fromme Volfsbelehrung 
Und Adelsreſtauration, 

Für Befferung der Verbrecher 
Und Schafveredelung, 

Für Mäßigfeit der Becher 
Und Lebensverfiherung. 


Drum jteht nicht mehr jo alleine 

Und jchließt euch vedlih an! 

Zu irgend einem Bereine 

Gehör’ ein deutſcher Mann! 

E3 gönnen unjre Machthaber 

Uns jolden und manden Verein, 

Für Deutihlands Einheit aber — 
Das fall’ euch nur nicht ein! 


Wahrſagen. 
3. Mai 1842. 
Dom Wahrſagen kann man wol noch bie und da in Deutſch— 


land leben, aber nicht vom Wahrbeitjagen. 
Lichtenberg zum Hogarth 5, 185. 


Mel.: Wir find die Könige ver Welt. 


Wahrjagen kann noch jedermanı, 
Doh willit du Wahrheit jagen, 

So fommt die Polizei heran 

Und faßt dich gleich beim Kragen. 
Wahrſagen jteht noch jedem frei, 
Doh mit der Wahrheit ift’3 vorbei. 


a 


Co hört mich an, ich jage wahr 
Und ſag's mit dürren Worten, 
Und fag’ es heut? und immerdar 
Und fag’ e3 aller Orten: 

Mit der Cenſur und Polizei 

Sit es, jo Gott will, bald vorbei. 


Deutſche Leidenidaft. 
6. Auguft 1842. 


Wie fie grübeln, wie ſie dichten 
Was das Gut’ und Necdte jei! 
Wie fie raſch ihr Werk verrichten, 
Eh der Zeitpunkt geht vorbei! 


Seht, wie jie jo ernithaft ſitzen, 
Dieje Männer voller Muth, 

Die wie Helden fi erhiten, 

Die wie Helden glühn vor Wuth! 


Kümmert fie, was einjt gejchehen? 
Kümmert fie, was jet gejchieht ? 
Ta, es kann die Welt vergehen, 
Eh ſich ihr Geficht verzieht. 


Wie fie ihre Sinne lenfen 
Unverrüdt nad) Einem Ziel! 

Und ihr ganzes Thun und Denfen 
Sit doc nur ein Kartenjpiel. 


— 273 — 


Miniſterwechſel. 


12. Oktober 1842. 
Mel.: Es iſt ein Schuß gefallen. 


Ein Sultan liegt und raſtet, 
Er ſchläft in ſüßer Ruh, 

Da ruft ihm eine Stimme 
Vom Himmel deutlich zu: 


„Wach auf, du hehrer Sultan, 
Und ſpare keinen Fleiß, 

Und mach aus deinem Reiche 
Sofort ein Paradeis!“ 


Der Sultan ſendet eilig 

Zu ſeinem Großvezir: 

„Bringt meinem Knecht die Botſchaft, 
Er komme gleich zu mir!“ 


Es liegt im Fieberfroſte 

Die alte Excellenz, 

Sie wirft ſich in den Schlafrock 
Und eilt zur Audienz. 


„Was, ruft der hehre Sultan, 
Was ſeh' ich da vor mir? 
Wen hab' ich rufen laſſen? 
Iſt das der Großvezir?“ 


Da eilt zurück im Schlafrock 

Die kranke Excellenz, 

Bleibt heim, und ſchickt den Kaftan 
Hinauf zur Audienz. 


Der Sultan war verlegen 


Deswegen gar nicht ſehr: 
18 


NOT 


„Es finden ſich Vezire 
Auf Erden wol noch mehr.” 


Da fand fich gleich ein Franke, 
Der in den Kaftan kroch. 

„Ein Franfe, ſprach der Sultan, 
Der paßt zu Allem doch!“ 


Da ſaßen nun die beiden, 
Beriethen Tag und Nacht, 
Wie wol am beiten wiirde 
Das Baradeis gemadt. 


Sie brachten's nicht zu Stande. 
Der Sultan ſprach: „mein Seel! 
Ach, hätt’ ic) Do aus Schwaben 
Den BlitterSdorf und Scheel!“ 


a 


Adelihes Heidenthum. 
24. Februar 1842. 

Weil nun dieſer heidniſch Adel des Fleiſches vor Gott ein Greuel 
ift, müffen von Noth wegen diejen Adel verleugnen, ausziehen und 
geiftlich von fich werfen alle die vor Gott recht edel ſein wöllen. 

Sebafttan Frand, Weltbuch 1534. 
Mel.: Fröhlih und wohlgemuth, 
Sprecht nicht von Chriſtenthum! 
Eitel ijt euer Ruhm. 
Edel und arm und rei — 
Chriſten ſind alle gleich. 


Hättet ihr Chriſtenſinn 
Auch nur jo obendin, 
Würdet ihr Eins nicht ſein: 
Gnädige Junkerlein. 


— 25 — 


Sunfer in Hof und Staat, 
Sunfer in Wort und That, 
Sunfer in Angjt und Noth, 
Sunfer bi3 in den Tod. 


Freiheit und Vaterland 

Sit euch nur dummer Tand. 
Mehr noch als Junker fein, 
Fällt euch doch niemals ein. 


a 


Der guten Sade. 
Auguft 1841. 


Mel.: Stinmt an in hellem hohen Klang. 


Friſch auf! friih auf mit Sang und Klang, 
Dat Herz und Sinn erwache! 

Ein freudig Hoch! ein dreifah Hoc! 

Es gilt der guten Sache. 


Wir find diejelben immer noch, 

Wir wollen es auch bleiben, 

Mag auch Verrath, mag Lug und Trug 
Stets jeine Künjte treiben. 


Gott ſteht uns bei, nie fünnen wir 
In dieſem Kampf erichlaffen: 

Das Net iſt unjer Feldgejchrei, 
Das Recht weiht unſre Waffen. 


Wir ftehen feit in Freud’ und Leid, 
Sind brüderlich vereinet, 
So lang’ ein Gott im Himmel lebt 
Und feine Sonne jcheinet. 
13* 


REN — 


Friſch auf! Friih auf mit Sang und Klang, 
Daß Herz und Sinn erwade! 

Ein freudig Hoch! ein dreifah Hoch! 
Es gilt der guten Sache. 


Lied der Unfähigen.‘® 


Auguſt 1841, 
Mel: Ein freies Leben führen wir. 


Es jauft der Wind, es brauit daS Meer, 
Wir wollen nicht erzittern: 

Das Recht ift unjre Waff und Wehr, 
Kir ftehen wie der Fels im Meer 

Trog Sturm und Ungemittern. 


Biel Feind’, viel Ehr’! ift unjer Spruch 
In gut und böjen Tageı. 

Der Feinde Lift, der Feinde Dräu’n 
Heißt uns den edlen Kampf erneu’n, 
Wir wollen's ferner wagen. 


Es ſauſt der Wind, es brauft das Meer, 
Es fommt der Tag der Rache, 

Und über allem Lug und Trug 

Schmwebt ſiegreich einft in ftolzem Flug 
Unſre gerechte Sache. 


Nunqguam retrorsum! 
28. Auguft 1841. 


Mel.: Wir Hatten gebauet 
Ein ſtattliches Haus. 


Wir haben’3 geſchworen, 
Nie thut es ung leid: 
Geht Alles auch verloren, 
Wir halten unjern Eid. 


Und ijt fie vernichtet 

Die Conjtitution, 

Ein Gott im Himmel richtet 
Hoch überm Königsthron. 


Wir haben’3 geſchworen, 
Nie thut es uns leid: 
Seht Alles auch verloren, 
Wir Halten unjern Eid. 


Wir jtehn wie die Eichen 
Trotz Wetter und Wind, 
Wir werden niemals weichen, 
Was auch der Feind beginnt. 


Wir haben's gejchworen, 
Nie thut es uns leid: 
Geht Alles auch verloren, 
Wir halten unjern Eid. 


Der Kampf ijt begonnen: 

Friſch auf ins Gefecht! 

Stet3 wird die Ehlaht gewonnen 
Sm Kampfe für das Recht. 


ap 


NER 


Naturpoeſie. 


3. Mai 1842. 


Mel.: Als der Sandwirth von Paſſeier. 


O wie lieblich läßt ſich träumen! 
Lieder wehen aus den Lüften, 
Lieder ſäuſeln aus den Bäumen, 
Aus der Blumen ſüßen Düften. 
Aber Vetter Michel bleibet 

Nur bei Raff's Naturgeſchichte, 
Holt ſich daraus Stoff und ſchreibet 
Große deutſche Prachtgedichte. 


O wie fröhlich läßt ſich ſingen, 
Wenn die Nachtigallen ſchlagen, 
Troſt dem deutſchen Herzen bringen 
In des Frühlings lichten Tagen! 
Better Michel will nur fingen, 
Was die Elephanten machen, 

Wie die Leu'n und Tiger ſpringen 
Und die Paviane lachen. 


Vetter Michel hat's errungen, 
Hat aus Raff's Naturgejchichte 
Einen neuen Stoff verjungen 

Zu dem jchönften Rrachtgedichte. 
Seine Frau ift hochentzüdet, 

Und ſie eilet fort nach) Haufe, 
Kehret wieder und beglüdet 

Ihn mit einem jeltnen Schmaufe. 


Weil er ſolches fonnte jchreiben, 
Bringt fie ihrem Auserfornen, 
Erſtlich Pumpernickelſcheiben, 

Dann noch Bier vom ausgegohrnen, 


— 279 — 


Und fie laſſen die Gedichte 
Leben hoch viel taujendmale, 
Segnen Raff's Naturgefchichte 
Und die Thierweltideale. 


Rule Britannia! 
1. Sult 1842. 


Mel.: When Britain first, at heav’n’s command, 
Du große Krämernation, 
Du reichites Volf der armen Welt, 
Du ſingſt von Freiheit im Jubelton, 
Und meinjt doch immer nur das Geld. 
D Britannia, Britannia, werde brav! 
Bleib doch nicht des Geldes Sklav! 


Stolzier und prahle nicht jo jehr! 
Dein Herrichen iſt fürwahr ein kleins, 
Denn dich beherrichet auf dem Meer 
Wie überall da3 Einmaleins. 

O Britannia, Britannia, werde brav! 
Bleib doch nicht des Geldes Sklav! 


D wärſt du was du fönntejt fein, 

Der Freiheit Schild und Schußpanier, 

Ad, für Europa nur allein! 

Das ganze Weltall ſänge dir: 

Herrſch, Britannia, Britannia groß und hehr! 
Dank dir, Dank fingt Land und Meer. 


TE 


— 280 — 


Dornröshen.® 
18. Januar 1837. — 20. Deceniber 1848, 


Mel.: Es liegt ein Schloß in Oeſterreich. 
Dornröschen jchläft ſchon mandes Jahr, 
Und mit dem guten Kinde 
Schläft Alles was ihm theuer war, 
Sein Haus- und Hofgefinde. 


"Da tönt fein Wort, da jchallt Fein Lied, 
Da wohnt nur Geifterjchauer, 

Und eine dichte Hede zieht 

Sih um des Schlofjes Mauer. 


Und Höher wird Jahr aus Jahr ein 
Das wilde Dorngehege; 

Nur Mond und Sonne blickt hinein 
Bom hohen Himmelswege. 


Und Zinnen, Dach und Wetterhahn 
Sind längjt dem Blick entſchwunden, 
Und Niemand hat bisher die Bahn 
Noch auch das Schloß gefunden. 


Dornröschen jchläft — doch wird einmal 
Auch jeine Stunde jchlagen, 
Auch ihm wird bald im goldnen Strahl 
Der Freiheit Morgen tagen! 


Neujahrslied aller Deutſchen für 1845.) 
18. October 1344. 


Freut euch des Lebens, 

Weil noch das Lämpchen glüht! 
Pflücket die Roſe, 

Eh ſie verblüht! 


— 2 > 


Wir wollen lieben Gottes Wort, 
Weib, Kind und Eltern immerfort, 
Mag aud) die märfiche Nitterichaft 
Mehr Lieben ihren König.r) 


Freut euch des Lebens ıc. 
Bir wollen glauben mit Vernunft 
Und nicht den Zwang der Pfaffenzunft; 
Die fahre nad) Jeruſalem 
Mit ihrem Nitter Bunſen. 


Freut euch des Lebens ıc. 
Wir wollen das was Chrijtus lehrt, 
Was Recht und Licht auf Erden mehrt. 
Bewundre Pfaff” und Schneiderzunft 
Den heil’gen Rod zu Trier. 


Freut euch des Lebens ıc. 
Wir wollen für die Weber Brot, 
Für feinen Deutschen Durſt und Noth, 
Dann mag von dem was übrig bleibt 
Der Rothſchild Austern jchlürfen. 


Freut euch des Lebens ꝛxc. 
Wir wollen, daß ein jeder frei 
Und ſchon hienieden glücklich fei, 
Und gönnen ew'ge Seligfeit 
Schon hier Berliner Mudern. 


+) Der Landtagsmarihall Herr v. Rochow im Namen ver 
Stünde der Kurmark an Se. Maj. den König: „Dem Preußen iſt 
das Gefühl der Liebe und Treue zu feinem Könige natürlid. Er 
hat es mit der Muttermilch empfangen. Die Liebe zu Eltern, Weib, 
Kind und Allem, was ihm theuer iſt, fteht diefem Gefühle nad.“ 
Düfjeldorfer Zeitung 1844, wiederholt im Frankf. Journal Nr, 
277. 1. Beil.. vom 6. DE. (Anm. 9.3.) 


= 983 


Freut euch de3 Lebens ıc. 
Wir wollen nit Spionerei 
Noch auch geheime Polizei, 
Daß ſich nicht jest in unfern Pelz 
Ein Rolizeirath Dunfer. 


Freut euch des Lebens ıc. 
Wir wollen unjer deutiches Recht, 
Das röm’sche finden wir gar jchlecht; 
Wir wollen nit den Sapigny 
Auch mit dem neuſten Coder. 


Freut euch de3 Leben ꝛc. 
Wir wollen deutihe Wiſſenſchaft, 
Die für das Volf was Gutes jchafft, 
Ind die latein'ſchen Claſſiker, 
Die laffen wir dem Tauchnitz. 


Freut euch des Lebens ac. 
Wir wollen endlich Preßfreiheit, 
Sp wie fie zufommt unfrer Zeit: 
„Es ift die mildejte Cenjur“ 

Nah Dahlmann jelbjt „ein Uebel“, 


Freut euch des Lebens x. 
Wir wollen, frei joll Elb' und Rhein, 
Der deutiche Markt joll ficher jein, 
Damit John Bull und auch Mynheer 
Uns länger nicht nasführen. 


Freut euch des Lebens x. 
D Halt den Naden nit jo krumm, 
Halt, Michel, dich nicht jelbjt für dumm! 
Sprich, Michel, fe: ihr Andern Habt 
Das Nulver nit erfunden. 


ae 


Freut euch des Lebens ıc. 
Gott jei und gnädig immerdar! 
Gott ſchenk' ein frohes Neues Jahr 
Auch dem, der für das Vaterland 
In Bann und Kerfer Shmachtet! 


Le roi est mort, vive le roi!?) 
1. Mai 1844. 
Mel.: War einjt ein Rieſe Goliath. 


Es ijt ein König in der Welt, 

Der hat das größte Neid, 

s'Iſt feiner ihm an Gut und Geld 

Und Macht und Anjehn gleich. 

Ich ſag's euch, wenn ihr's noch nicht wißt, 
Ich ſag's euch, wer der König ift. 


Bon Gottes Gnaden ijt auch er, 
Und was er thut ijt gut, 

Er jtammt von alten Zeiten her, 
Aus altem Adelsblut. 

Sc weiß es nicht, wer älter wär’ 
Und legitimer doch als er. 


Er hat der Bundsgenofjen drei 
Schon feit uralter Zeit, 

Das find Cenfur und Polizei 
Und auch die Geiftlichkeit. 

Drum jteht fein Regiment fo feit, 
Daß es ſich nie erjchüttern läßt. 


_ 234 — 


Wenn manden ihr zu fragen tagt, 
Gar mancher jagt e8 nicht. 

Wenn ihr die Weltgejchichte fragt, 
Die giebt euch gleich Bericht. 

So hört, ſie macht es euch befannt: 
Es war und ift der Unveritand. 


So laßt uns preifen früh und jpät 
Den hohen Herrn der Welt, 

Des Unverstandes Majejtät, 

Die uns jo weij’ erhält. 

Lobpreijet ihn in Stadt und Land: 
Hoch lebe König Unverſtand! 


Ans den ‚Deuifchen Gafenliedern.“ 
1843. 


Michelsode. 
12. Mai 1843. 


Mel.: Das Sahr iſt gut, braun Bier iſt gerathen. 


Shr Habt Anno 13 den Michel gewecket 

Und ihn aus dem bleiernen Schlafe gejchredet: 
Wache nur bis den Feind du gejagt übern Rhein — 
Toch den Michel den jchläfert ihr nie wieder ein! 


Ihr Habt Anno 14 auf euren Congrefjen 

Des tapferen Michels jo ziemlich vergejjen 

Und habt ihm gegeben ein Schlaftrünfelein — 
Doch den Michel den jchläfert ihr nie wieder ein! 


Ihr Habt Anno 15 in Frankfurt gegründet 

Den deutihen Bund, und den Deutjchen verfündet: 
Jetzt könnten fie frei und glücklich exit jein — 
Doch den Michel den jchläfert ihr nie wieder ein! 


Shr habt Anno 19 in Karlsbad gejprochen, 

Der Michel der habe gar Vieles verbroden, 

Er müfje wieder jchlafen zu jeinem Gedeihn — 
Doch den Michel den jchläfert ihr nie wieder ein! 


— 2356 — 


Ihr habt auch den Michel noch unterdeſſen 
Gefaſſet bei feinen materiellen Intereſſen 

Und habet gejtiftet den Zollverein — 

Doch den Michel den fchläfert ihr nie wieder ein! 


Shr Habt für Wallhalla und den Dombau am Rheine 
Begeiſtert die gläubige Michelsgemeine 

Und bettetet gerne den Michel hinein — 

Doch den Michel den jehläfert ihr nie wieder ein! 


Ihr habt euch bemühet, mit allerlei Dingen 

Den ehrlichen Michel in Echlummer zu bringen, 

Ihm gefungen von Einheit, vom frei'n deutichen Rhein — 
Doch den Michel den jchläfert ihr nie wieder ein! 


Ihr habt die Cenſur gelobt und gepriejen 

Und ihre Nothwendigkeit Micheln bewiejen: 

Um jeinetwillen geſchäh's nur allein — 

Doc den Michel den jchläfert ihr nie wieder ein! 


Nein, Michel ift munter und wird hinfort wachen 
Und läßt fich fein X für ein U hinfort machen, 

Ihr möget cenfiern und euch abkaſtei'n — 

Vetter Michel den Schläfert ihr nie wieder ein! 


Der polizeilide Gegenbeweis. 
Eine wahre Gejdhichte. 
17. April 1848. 
„Die Still’ auf unjern Straßen 
St doch bewundernswerth! 
Hier geht ein Menjch doch ficher, 
Und jcheu wird nie ein Pfer). 


aa 


Das frühere Hundegebelle 
Sit jetzo abgeftellt, 

Und Alles ift verboten, 
Was einem nicht gefällt. 


Nings Aufficht, gute Ordnung 
Und nirgend Schererei — 
Sch finde ganz vortrefflid 
Doc unjere Polizei. 


Es kann fich jeder beivegen 
Und regen franf und frei — 
Ich finde ganz vortrefflich 
Doc unfere Polizei. 


Es fann ein jeder denfen 
Und reden was es auch jei — 
Sch finde ganz vortrefflich 
Doc unjere Polizei. 


Nas joll daS Tadeln und Schimpfen! 
Sch bleib’ einmal dabei: 

Ich finde ganz vortrefflich 

Doc unjere Bolizei. — —“ 


So ließ fih am alten Marfte 
Mein Better zu Braunſchweig aus, 
Er rauchte feine Cigarre 
Spazierend vor feinem Haus. 


Da fommt ein Polizeimann 
Und jpricht ganz artig und fein: 
„Mein Herr, ein Gulden Strafe, 
Und Shre Eigarr’ ift mein!“ 


—: 288 — 


Eine Berliner Novelle. 


2. December 1842. 


Mel.: Es war ein König in Thule, 
Der Frühling kommt hernieder, 
Der Winter muf entfliehn, 
Und Frühling wird es wieder 
Sogar auch in Berlin. 


Sm milden jonnigen Wetter 
Kann man fpazieren gehn, 

Und Kräuter und grüne Blätter 
Im Thiergarten wieder jehn. 


Den Gruß des Frühlings fingen 
Die Vögel in jede Bruft, 

Und alle Welt muß ringen 

Kad Freud’ und Frühlingsiuft. 


Der Edenfteher Nante 
Blieb lebensmüd’ und matt; 
Weil er das Leben fannte, 
Hatt’ er es Herzlich jatt. 


Er geht zum Thiergarten traurig, 
Er geht und hängt fi auf. 

Im Thiergarten — o wie fchaurig! 
Beſchließt er den Lebenslauf. 


Das giebt ein eignes Rauſchen 
Im grünen Buſch am Bad), 
Und Leute, die da laufchen, 
Die gehn dem Geräufche nad). 


Gensdarmen und Rolizijten, 
Mit Nettungsmedaillen geziert, 
Und viele gute Chriften 

Die kommen herbei jpaziert. 


— 289 — 


Sie jchneiden ihn ab vom Baume, 


Sie reiben ihn bis er lebt, 
Und Nante wie im Traume 


Denft, daß er im Himmel jchmwebt. 


„Allmächtiger, hab Erbarmen !” 


So ſpricht er, „was jeh’ ich Hier? 
Sm Himmel auch Gensdarmen? 


Kun ift e$ aus mit mir!” 


(Er jtirbt.) 


* 


Ein Lied für künftige Fälle.“ 


16. Mai 1848. 


Mel.: Raritete jein Bu jehn. 


Ruſſiſch werden wir gar bald — 


Das ijt feine Frage: 

Wird’3 bei uns nicht ruffischer 
Jetzt von Tag zu Tage? 
Wird bei ung nicht oetroyiert 
Ebenſo als ob regiert 

Schon die ruſſiſche Knute? 


Unſre Fürften wollen gern 
Ruſſiſch uns drejjieren, 

Denn fie glauben, daß fie jo 
Leichter uns regieren; 

Doch fie denfen gar nicht dran, 
Daß der weiße Zar alsdann 
Leichter uns erobert. 


Uns gefällt die Knute nicht: 
Wird fie wol gefallen 

Unſern Fürjten, wenn fie find 
Ruſſiſche Vaſallen? 


19 


— 290. — 


Mancen könnt’ es jchaden zwar 
Nicht, wenn er einmal im Jahr 
Auch die Kinute jchmeckte. 


Meinetwegen lat uns dann 
Immer ruſſiſch werden, 
Jedes Unglück hat ja doch 
Auch ſein Guts auf Erden, 
Und wir können offenbar 
Dann recht billig Kaviar 
Und Kapuſter efjen. 


Trußnadtigali. 
10. April 1843. 


Mel.: Kommt vie Nacht mit ihrem Schatten. 


O der alte böje Winter 

Hat uns Eis und Schnee gebradt, 
Finſtre Tage, lange Nächte, 

Und das Leben jtumm gemacht. 
Doch der Frühling ijt gekommen, 
Sagt zum Teufel die Genjur, 

Und die Vögel fingen wieder 

Frei im Wald’ und auf der Flur. 


Könnt’ es jo doch ewig währen! 
Möcht' eg ewig Frühling jein! 
Nein, der alte böje Winter 
Stellt fih immer wieder ein. 
Alles Leben ftirbet wieder, 

Ach! der liebe Frühling flieht, 
Ceine Blumen find erblichen, 
Leije Hallt der Vögel Lied. 


— 291 — 


Doc den Sänger darf's nicht kümmern, 
Ob auch todt it Sang und Wort — 
Sa, jein Frühling kann nicht ſterben, 
‚Seine Hoffnung lebet fort. 

Liegt er auch durch Fürftenwillfür? 

Sn des Kerkers Nacht gebannt, 

Trotz den Schergen, troß den Bütteln 
Eingt er für fein Vaterland. 


Flora Germanien. 
25. April 1843. 


Mel.: Auf, Brüder, laßt uns lujtig leben. 


Es grünt und blüht im VBaterlande 
Zum Heil und Gegen jedem Stande: 
Denn jedem Deutjchen bringt fürwahr 
Der Frühling eine Gabe dar. 


Der Frühling fommt uns zu belohnen 
Mit Königsferzen, Kaijerfionen, 
Mit Piaffenhütlein, Nitteriporn, 

lit Bauernjenf und Edelforn. 


Doch läßt er und am meijten fchauen 
Sn allen Wäldern, allen Auen, 

Daß Gott erbarm! Jahr aus Jahr ein 
Das dentſche Hungerblüimelein.r) 


+) Erophila Lin. (Anm. 9.3.) 
19* 


— 292 — 


Das Lied dom deutſchen Ausländer'® 


29. Dftober 1842, 


Ein Knabe lernte ein Gebet, 
Das ſprach er täglich früh und fpät, 
Er ſprach es, wo er ging und jtand, 
Zu Gott empor fürs Vaterland: 
Kein Dejterreich, fein Preußen mehr! 
Ein einig Deutfchland, groß und her, 
Ein freies Deutſchland Gott bejcheer! 
Wie feine Berge feit zu Trug und Wehr. 


Und al3 der Sinabe ward ein Mann, 
Da thät man ihn jofort in Bann, 
Man ſchickt' ihn flugs aus Preußen fort, 
Weil er zu laut einjt ſprach das Wort: 
Kein Defterreich, fein Preußen mehr! 
Ein einig Deutjchland, groß und hehr, 
Ein freies Deutfchland Gott bejcheer! 
Wie jeine Berge fejt zu Trug und Wehr... 


Wie er aus Preußen war verbannt, 
Da nahm ihn auf Fein deutjches Land; 
Er durfte nicht einmal hinein 
In Reuß, GreizsSchleiz und Lobenjtein. 
Kein Defterreich, fein Preußen mehr? 
Ein einig Deutjchland, groß und hehr, 
Ein freies Deutjchland Gott bejcheer! 
Wie feine Berge feit zu Trug und Wehr. 


Leb wohl! rief er der Heimat zu, 

Wo man mir gönnt nit Naft noch Ruh, 
Wo ic) zulegt Fein Fledchen fand, 

Zu beten fir mein Vaterland: 


— 293 — 


Kein Dejterreich, fein Preußen mehr! 
Ein einig Deutjchland, groß und hehr, 
Ein freies Deutichland Gott bejcheer! 
Wie jeine Berge feſt zu Trub und Wehr. 


Und als er auf dem Nigi ftand, 
Jetzt neununddreißig Mal verbannt, 
Sang er in Lieb’ und Zorn entbrannt: 
Was it des Deutjchen Vaterland? 
Ein Dejterreih, ein Preußen nur! 
Bon deutiher Freiheit feine Spur! 
Und veget fid) ein Mäuslein nur, 
Gleich padt’3 die Polizei ımd die Cenfur. 


; 
Re 
“ 


Der erite Kpril. 
1. April 1843. 


Wie wir al3 Knaben uns doch nedten! 
Wie wir voll Schelmenjtüde jtedten! 
Sch mach's noch Heute nicht befannt, 
Wonach id) einsmals ward gejandt, 

Sch ſchweige jtill, 
Sonft hört’ ich heute no: April, April! 
Man fit den dummen Narren 

wie man will. 


Nach ungebrannter Ajche gingen, 
ah Mücdenfett und jeltnern Dingen 
Wir ernfthaft in des Krämer Haus, 
Der warf uns dann zur Thür hinaus. 
Schweig ftill, ſchweig ftill! 
Sonft ruft man heute noch: April, April! 
Man jhidt den dummen Narren 
wie man will. 


— 291 — 


Wie wir's gemacht als Kleine Kinder, 
Sp macht's ein König auch nicht minserz 
Er jchiet jein Volk nach Freiheit aus, : 
Es fehret wiederum nach Haus 

Ganz till, ganz jtill. 
Die Nachbarn rufen laut: April, April 
Man jchiet den dummen Narren 

wie man will. 


Leider! und Gottlob! 


8. November 1842. 


Es ift ein Feind bei uns vorhanden, 
Ein Feind in allen deutichen Landen, 
Der wider alles Neue ficht, 

Sich gegen jeden Fortichritt ſtemmet 
Und jedes Befferwerden hemmet, 
Vorſichtig ſchweigt und unnütz ſpricht. 


Das ſind die Herren Staatsphiliſter“ 
Vom Hoflakai'n bis zum Minijter, 
Mit Titel, Ehr'n und Ordensband: 
Die denken altflug, eigenſüchtig, 

Zu feiner edlen That mehr tüchtig, 
Allein an ihren Sold und Stand. 


Die Freiheit wollen fie verjagen, 

In Feſſeln Recht und Wahrheit ſchlagen, 
Voll ſchnöder Dienſtbefliſſenheit. 

Es ſoll ſich alle Welt bekehren 

Und blindlings glauben was ſie lehren 
Von jener alten guten Zeit. 


Heil dir, du haft dich nicht bejonnen, 
Heil dir, du Haft den Kampf begonnen 
Fürs liebe deutiche Vaterland; 

Du wirjt den Feind der Freiheit jchlagen, 
Du wirt den Sieg des Rechts erjageı, 

O deutjche Jugend, Halte Stand! 


Aus dem Nadlafie eines Berliner 
wirfl. Geh. Raths. 
28. Dftober 1842. 


Der Menſch iſt nicht geboren, frei zu ſein, 

Und für den Edlen tjt fein jhöner Glüd, 

Als einem Fürjten, den er ehrt, zu dienen. 
Goethe's Taſſo, W. XII, 129. 


So diene denn in Gottes Namen 
Wer dienen will und dienen kann! 
Sch will mich nie dazu bequemen, 

Ich müßte ſonſt mich meiner jchämen: 
Ich bin und bleib’ ein freier Mann. 


Mich joll nicht erjt ein Fürſt beguaden, 
Denn jeder weiß und ſieht mir's an, 
Daß ich nach feinem Titel trachte, 

Daß ich nad) feinem Orden ſchmachte: 
Ich bin und bleib’ ein freier Mann. 


Was fimmern mid die Allerhöcjiten ? 

Der Höchſte nimmt jic meiner an, 

Der Höchſte nur kann mich begnaden, 
Wenn er mir Hilft, wer kann mir jchaden ? 
Sch bin und bleib’ ein freier Mann. 


— 2% — 


Und fleht ganz allerunterthänigft 

Ein ganzes Volk den Herricher an — 

Sch will dur Fürftengunft nichts werden, 
Nichts fein, nichts haben Hier auf Erden: 
Ich bin und bleib’ ein freier Mann. 


Frei will ich fein, frei will ich jterben, 
Cei’3 auch in Kerfer, ! Gt und Bann. 
Will je nah mir ein Fürft noch fragen, 
So fünnt ihr ihm getroft nur jagen: 
Er ijt und bleibt ein freier Mann! 


Michels Abendlied. 


21. Mürz 1843. 
Mel.: Wir Hatten gebauet. 


Cie hatten verjprochen 
So viel, ja jo viel! 

Und Alles ijt geworden 
Ein bloßes Poſſenſpiel. 


Wir bleiben wie immer 
Getäuſcht und gehöhnt. 

Die Wahrheit iſt verboten, 
Das Mahnen iſt verpönt. 
Was ſollen wir hoffen? 
Die Zeit iſt zu ſchlecht: 

O weh, die Macht iſt rechtlos, 
Und machtlos iſt das Recht. 


Aus den ‚Deutfchen Salonliedern‘,” 
1844. 


Das Weſen ver Poefie tft vemofratiih. Wozu wäre no ver 
Port in ver Welt, wenn es nicht darauf ankäme, alle Herzen, alle 
von Grund aus zu beherrfchen und in ven Zauber feiner Formen 
zu binden ? und wie foll dies möglich fein, wenn er nur ven Dudel- 
ſack des Salons und die Zither des Hofpoeten zu fpielen weiß, nichts 
als dieſes Elend der ewigen Sangenmeile? 

Arnold Ruge, Vorreve zur Sand. 


Gute Preſſe und guter Drud, 
26. Juni 1843. 


Brave deutfche Männer! Iernt begreifen, daß Ihr es 
felbft jeid, durch die Ihr in Euren Ketten erhalten werdet; 
bag Ihr, um frei au fein, nicht einmal unferes Verftandes, 
nur Eures eigenen energijhen Willens bevürftet. 

Graf v. Wittgenftein im Hauptquartier zu 
Berlin 4/16 März 1813 an die Einwohner des Kur— 
fürftentbums Hannover. 


Mel.: Fordre Niemand mein Schiefal zu hören. 
Sa, ihr Habt es denn endlich vollendet: 
Euch gehöret die Preſſe der Nacht, 

Denn die Preſſe des Tags ijt gejchändet 
Und zum ewigen Schweigen gebradit. 
Nichts al3 Lügen und fade Berichte! 
Nichts al3 ewige Lobhudelei’n! 

Das iſt unjere neujte Geſchichte — 

Und es lohnt fich ein Deutjcher zu jein! 


[0 9] 


— 29 


Wozu lernten wir einit doch das Lejen? 
Um zu lejen, wie glüdfich wir find. 
Sind wir glüdlih auch nie noch gemwejen, 
est bezweifelt es doch nicht ein Kind! 
inter eurer vortrefflihen Leitung 

Stehet jetzt unſer Leben allein, 

Das verfündet ung jegliche Zeitung — 
Und es lohnt fi) ein Deutſcher zu jein! 


‘a, wir jollen bevormumdet bleiben, 

Weil ihr unſere Herricher jebt jeid, 

Und ihr laßt uns nit veden und jchreiben 
Für die fünftige beſſere Zeit. 

Do ihr macht nicht den Fortichritt zu nichte, 
Und wir werden uns doch noch befrei’n, 

Sa, wir machen ung jelbjt die Geihichte — 
Und es lohnt fi) ein Deutjcher zu fein! 


Deutihe Farbenlehre. 
20. Zunt 1843. 
Mel.: Wo zur frohen Feierftunde 
Lächelnd uns die Freude winkt. 
Ueber unjerm BVBaterlande 
Ruhet eine ſchwarze Nacht, 
Und die eigne Schmad und Schande 
Hat uns diefe Nacht gebradt. 
Ach, warn erglänzt aus dem Dunkel der Nacht 
Unfere Hoffnung in funfelnder Pracht? 


Und es fommt einmal ein Morgen, 

Freudig blicken wir empor: 

Hinter Wolfen lang verborgen 

Brit ein rother Strahl hervor. 

Ach, wann erglänzt aus dem Dunfel der Nacht 
Unfere Hoffnung in funfelnder Pracht? 


— 29 — 


Und es ziehet durch die Lande 

lleberall ein goldnes Licht, 

Das die Nacht der Schmah und Schande 

Und der Knechtſchaft endlich bricht. 

Ad, wann erglänzt aus dem Dunkel der Nacht 
Unjere Hoffnung in funfelnder Pracht? 


Lange hegten wir Bertrauen 

Auf ein baldig Morgenrotd; 

Kaum erſt fing es an zu grauen, 

Und der Tag ift wieder todt. 

Ach, wann erglänzt aus dem Dunfel der Nacht 
Unfere Hoffnung in funfelnder Pracht? 


Immer unerfüllt noch ſtehen 

Schwarz Roth Gold im Neichspanier: 

Alles läßt ſich Schwarz nur jehen, 

Roth und Gold, wo bleibet ihr? 

Ach, wann erglänzt au3 dem Dunfel der Naht 
Unfere Hoffnung in funfelnder Pracht? 


Reſtauration der Staatswiſſenſchaft. 
27. Juni 1843, 


Deun wir Haben nit mit Fleiſch und Blut zu 
fämpfen, fondern mit Fürjten und Gewaltigen, nämlich 
mit den Herren der Melt, die in der Finjternig diejer 
Welt Herrihen, mit den böjen Geijtern unter dem 


Himmel. 
Epheſer 6, 12. 


Mel.: Schön iſt's unter freiem Himmel. 
Deutichland ift noch nicht verloren, 
Sit vor allen auserforen 
Noch zu.werden groß und frei: 

Auf Befehl der Potentaten 
Wird in allen deutihen Staaten 
Eingeführt die Turnerei. 


— 30 — 


Luſtig hebt num an das Ningen, 
Neden, Streden, Schwingen, Springen 
Tüchtig wird geübt der Leib, 

Und gejtählt zu Kraft und Tugend 
Wird die ganze deutjche Jugend — 
Welch erhabner Zeitvertreib! 


Deutjche Mützen, deutjche Röcke, 
Deutſche Bärt’ und Knotenſtöcke 
Hat erlaubt die Polizei. 

drei’ Entwicklung, freies Leben, 
Alles ijt uns frei gegeben! 
Heißa hoch! die Turnerei! 


Danf den hohen Obrigkeiten! 
Sie verjtehen unjre Zeiten: 
Vorwärts joll die deutiche Welt. 
Macht nur feine jchlechten Wie! 
Denn es ſteht ja au der Spike 
Vater Makmann,r) unjer Held. 


7) 1. Buch ter Chronika 13. Gap. Vers 8 und 10. 

Ven ven Gaditern fenverten ſich aus zu David in die 
Burg in der Wüſten ftarfe Helten und SKriegsleute, die 
Child und Spieß führeten; und thr Angeficht wie ber 
Löwen, und jihnell wie die Rehe auf ven Bergen. — 
Der vierte Mafpmanng. (Anm. 9.3.) 


Shmweigethaler.F) 
9. Juni 1843, 


Alle laufen, 
Eich zu verkaufen; 
Glaubt nicht, daß ihr's allein verftcht, 
Auch ich, ich werde Hofpoet. 
Beranger- 


Mel.: Bringt mir Blut der edlen Reben. 

Wollt! ein König mir doch geben 
Penſion! 

O wie ließ' ich hoch ihn leben, 

O wie würd' ich ihn erheben! 
Penſion! 


Sagt, was kann von euch erwerben 
Unſer eins? 

Soll ich denn vor Hunger ſterben? 

Soll und muß denn ganz verderben 
Unſer eins? 

Drum juchhe! juchhe! ich bin ein 
Hofpoet! 

Denn das bringet noch Gewinn ein: 

Deutſches Volk, verzeih — ich bin ein 
Hofpoet! 

Ei, wie klingt es ſo erquicklich: 
Penſion! 

Ja, ich find' es gut und ſchicklich, 

Und ich nehm' auch augenblicklich 
Penſion! 


7) Jochmann's Reliquien von Zſchoklke III, 232. „Sn der 
guten Stadt Ulm fam — und fommt vielleiht noch jet, — von 
den neun dafigen Etadtgetftlihen jede Woche Einer an die Reihe, 
fammtlide im Laufe diefer Woche vorkommenden Leichen von 
Stande zu bepredigen. Wollten die Erben des Berftorbenen dent 
ehemaligen Beichtvater deifelben, auch wenn an diejem die Reihe 


— 302 — 


Die ungerchten Richter. 


26. Sunt 1843, 


Wehe vem, der eine andere Politik anerfennt als 
diejentge, welche bie Nechtsgejege heilig hält. 
Kant, Rechtslehre ©. 161. 


Mel.: Sind wir vereint zur guten Stunde. 


O könnten unjve Kerker fprechen, 
Shr Herrn von der Gerechtigkeit! 

Da würden euere Verbrechen 

Uns zeigen, wie gerecht ihr ſeid, 

Wie ihr gefaßt von's Teufels Krallen 
Euch machtet zu des Lafters Knecht 
Und ſchnöder Willkür zu Gefallen 
Vergaßet Gott und Ehr’ und Nedt. 


Ihr Habt gejtempelt zum Verbrechen 
Die Liebe für das Vaterland; 

Shr habt verfolgt das freie Sprechen 
Und eingeferfert und verbannt. 

Shr Habt gewußt in eurem Leben, 
Gewußt was recht ift, wahr und gut: 
Nur Gott im Himmel fann vergeben 
Was ihr in feinem Namen thut. 


RS 


nicht war, den Vorzug geben, jo mußten fte vor allen Dingen dem 
Wöchner einen Thaler abreihen. Daß hieß: der Schweigethaler. 
Der Ausdrud, ungeachtet feiner beſchränkten örtlichen Bedeutung, 
iſt vielleicht einer allgemeinern Anwendung fühig und werth. 
Shriftjtellerpenfionen 3. B., wie ließen fie ſich treffender bezeichnen 
als dur) diefen — Schweigethaler?“ (rn. 9.2.) 


— 303 — 


Der Hriitlihe Stant. 
15. Sunt 1843, 


Mel.: Brüder, lagert euch im Kreiſe. 


Seht, wie ſchwer die Aehren fchaufeln, 
Wie am Baum die Aepfel gaufeln! 
3 Wächst jo viel auf Gottes Erde, 
Doch für unfer einen nicht. 


Vieh auf Weiden, Wild in Wäldern, 
Korn und Futter auf den Feldern. 


Neben an der Berge Rücken, 
Gerſt' und Hopfen zum Entzitden. 


Fiſch' in Teichen, Vögel in Lüften, 
Gold und Silber in den Klüften. 


Wenigen gehört das Beſte — 
Ad, wir andern find nur Gäfte. 


Nicht ein Halm, nicht eine Blume 
Ward uns hier zum Eigenthume. 


Wird denn unjer Tag nicht nahen, 
Wo wir unjer Theil empfahen? 


Sind die Hohen und die Reichen, 
Sind nicht alle unſers Gleichen? 


Sollen Gottes Güter werden 

Nie gemeinjam Hier auf Erden? 
5 Wächst jo viel auf Gottes Erde, 
Nur für unſer einen nicht. 


— 304 — 


Kein Kommunismus! 
26. Sunt 1843. 
Ah! pour rire 
Et pour tout dire, 
Il n’est besoin, ma foi, 
D’un privilöge du roi. 
Beranger. 


Mel.: Genieht den Reiz des Lebens, man Iebt ja nur einmal. 


= „Ach, wären deine Lieder 
Doch etwas milder nur, 
Sie würden hin und wieder 
Paſſieren die Cenſur.“ 


Das iſt in unſern Tagen 
Ein ſchöner Dichterheld, 
Der nur verſteht zu ſagen 
Was der Cenſur gefällt. 


Dazu, daß man's vernichte, 
Verfaſſ' ich fein Gedicht. 
Sch fag’ es euch: ich dichte 
Für die Cenforen nicht. 


Das Lied vom deutihen Philiſter. 


8. Suni 1843, 


Mel.: Wohlauf, noch getrunken den funkelnden Welt. 

Der deutjche Philiſter daS bleibet der Mann, 

Auf den die Regierung vertrauen noch kann, 

Der pafjet zu ihren Beglüdungsideen, 

Der läßt mit fih Alles gutwillig gejchehn. 

Su vivallera, ju vivallera, ju vivalle ralle ralle rat 


— 305 — 


Befohlener Mapen iſt jtet3 ex bereit, 

Zu jtören, zu hemmen den Fortſchritt der Zeit, 
Zu haſſen ein jegliches freie Gemüth 

Ind Alles was Tebet, was grünet und blüht. 


Sprich, deutjche Gejchichte, bericht es der Welt, 
Wer war doch dein größter, berühmtejter Held? 
Der deutiche Philiſter, dev deutſcheſte Mann, 
Der Alles verdirbt was man Gutes beganır. 


Was ſchön und erhaben, was wahr ijt und recht, 
Das kann er nicht leiden, das findet er jchlecht. 
Co ganz wie er jelbjt ijt, jo Häglich, gemein, 
Hausbaden und ledern joll Alles auch fein. 


So lang der Philiſter regieret das Land, 

Sit jeglicher Fortjchritt daraus wie verbannt: 
Denn dieſes erbärmfiche feige Gejchlecht, 

Tas fennet nicht Ehre, nicht Tugend und Recht. 


Du Sklav der Gewohnheit, dur Knecht der Gewalt, 
D füme dein Simjon, o füm’ er doch bald! 

Du deutjcher Philifter, du gräßlichſte Dual, 

D holte der Teufel did) endlich einmal! 


Doch leider hat Belzebub feinen Geſchmack 
An unjern Philiſtern, dem lumpigen Rad, 
Und wollten ſie jelber Hinein im jein Haus, 


8 


So ſchmiſſ' er die Kerle zum Tempel hinaus. 


— 56 — 


Des heiligen römiſchen Reichs Bienenkorb. 
12. Sunt 1843. 
Mel.: Ser Schwingen wir den Hut. 


Dur deutjcher Bienenſchwarm, 

O da fich Gott erbarm'! 
„Was haft du Alles ſchon gemacht! 

Du mühjt und quälft dich Tag und Nacht, 
Und bringst es doch nicht weiter. 


Du Bolt voll Induſtrie, 

Voll Geift und Poeſie, 

Du dringſt in Kunjt und Wiſſenſchaft 
Und holſt Heraus den beiten Saft 
Und fülleſt deine Zellen. 


Du edle Nation! 

Nas aber ift dein Lohn? 

Sind deine Waben voll und ſchwer, 
So kommt ein fremder BZeidelbär 
Und holt div deinen Honig. 


Und ijt zerſtört dein Haus, 

Was macht du dir daraus? 

Du fängit von neuem am zu bau'n 
Und Holit im ftillen Gottvertrau'n 
Dir wieder neuen Honig. 


Und find die Waben voll, 
Kommt wieder blind umd toll 
Ein neuer fremder Beidelbär, 
Wol gar der Moscowiter her, 
Und Holt div deinen Honig. 


So geht e8 alle Zeit, 

Jetzt und in Ewigkeit: 

Wir mühn uns alle Tag und Nadıt, 
Und haben wir dann was vollbracht, 
So iſt's nur für die Bären. 

O deutjcher Bienenſchwarm! 

O daß ſich Gott erbarm'! 

Die Weltgeſchichte zeigt es klar, 
Daß jo es iſt und immer war: 
Bir find und bleiben Bienen. 


Geſellſchaftslied.“ 


25. November 1842. 


Mel.: Mein Lebenslauf it Lieb’ und Lırft. 


Auf, Brüder, laßt uns luſtig jein 
Bei Sang und Becerflang! 

Stimmt an bei diejem fühlen Wein 
Nur muthig einen Sang! 

Denn was wir fingen, jedes Lied 
Hat die Cenſur pajfiert. 

Auch ſonſt uns ja fein Leid gejchieht, 
Air find ja toleriert. 


Wie fingt es fich, wie trinkt es ſich 
Doch gar zu ſchön und gut, 

Wenn man jo recht heyzinniglich 
Nur was Erlaubtes thut; 

Wenn feine wilde Leidenjchaft 
Das frohe Wejen jtört; 

Wenn Alles geht vecht mufterhaft 
Und wie es jich gehört. 


— 303 — 


um 
ae 


ier gilt ein friſcher Lebensmuth, 
ier gilt das Frohe nur. 

Wer traurig ift und mürrifch thut, 
Soll unter die Cenſur! 

Die jtreicht ihm alle Noth und Rein 
Und allen Murrjinn aus. 

Drum, Brüder, lat uns fujtig ſein! 
Stoßt an und trinfet aus! 


3 


Wie groß iſt unſrer Freuden Kreis! 
Was iſt nicht überhaupt 

Dem, der ſich recht zu freuen weiß, 
Nicht Alles noch erlaubt? 

Erlaubt iſt Freundſchaft, Lieb' und Wein 
Und auch ein traulich Wort.) 

Drum, Brüder, laßt uns luſtig ſein 

Und jagt den Kummer fort! 


+) Der Breslauer Cenſor (dev Polizeipräſident Heinke) Hatte im 
einem Neujahrsliede 1843 folgende Verſe: 
Sa, feine Zeit ijt jemals jchledt: 
Sn jeder lebet fort 
Gefühl für Wahrheit, Ehr’ und Net 
Und für ein freies Wort. — 
aifo geändert: 
<a, feine Zeit iſt jemals ſchlecht: 
Sn jeder icbet fort 
Gefühl für Freundihaft, Lieb’ und Recht 
Und für ein traulich Wort, 
Er hätte gewiß auch das Net nicht gelten lafjen, wenn ſich 
dafür nur fo ein traulicher Reim fünde! 
(Anm. 9.3. — vol. Geſ. W. Bd. III. ©. 288. Anm. 28), 


— 309 — 


Ja, unermeßlich groß und meit 

St unſrer Freuden Kreis: 

Die ganze Welt und jede Zeit, 

Und auch das Paradeis. 

Bir fingen froh von allerhand, 
Was man nur denft und glaubt. 
„Was ijt des Deutjchen Vaterland?“ 
Iſt uns fogar erlaubt. 


Drum, Brüder, laßt uns fuftig jein 
Dei Sang und Becherflang! 

Stimmt an bei diefem fühlen Wein 
Nur muthig einen Sang! 

Denn was wir fingen, jedes Lied 
Hat die Cenſur paſſiert. 

Auch ſonſt uns ja fein Leid gejchieht: 
Wir find ja toleriert. 


3u Badens Verfajjungsfeier 
22, Auguſt 1843, 
21. Augujt 1843. 


Mel.: Schier dreißig Sahre biſt du alt. 


Es blüht im Lande Baden 

Kin Baum gar wunderbar, 

Hat immer grüne Blätter, 

Und blüht troß Sturm und Wetter 
Schon fünfundzwanzig Jahr. 


Die Früchte die er bringet 
Die find Gejeg und Recht, 


Gemeinfinn, Bürgertugend 
Für uns und unſre Jugend, 
Fürs künftige Geſchlecht. 


Die Hand die ihn gepflanzet, 
Geſegnet jei die Hand! 

Dank muß ihr heute bringen, 
Ja heißen Dank ihr ſingen 
Das ganze Vaterland. 


Bring immer deine Früchte, 
Bring deinen Segen dar! 

Laß hoffen ung nicht vergebens, 
Sei du der Baum des Lebens 
Und Glüdes immerdar! 


O mag dich Gott begüten 

Bor Willfür und Gewalt! 

Wie heute bei deiner Feier 
Blüh immer frischer und freier, 
Du Zierd’ im deutichen Wald! 


Das Hohelied vom Cenſor. 
15. Suni 1843. 


Ihr Ruder, wolt ihr denn ewig Ichen ? 
Friedrich d. G. (Preuß II, 54.» 


Mel.: Seit Vater Noah in Becher goß. 
Man Hat befungen die ganze Welt, 
Warum den Genjor noch nicht? 
Er jtreiht ja, weil es ihm nicht gefällt, 
Auf ihn ein jedes Gedicht. 


— 311 — 


Mir wurde die Preßfreiheit: 

Ich finge bei aller Cenjur und den Strafen der Polizei 
Ganz franf und frei 

Bon nun bis in Ewigtfeit. 


Und ijt der Cenſor Geheimerath 

Und jteht ev hoch oben an, 

Er iſt und bleibet in Kirch’ und Staat 

Der allergefährlihite Mann. 

Ihr wißt nicht, was Cenſor heißt! 

Das heißt ein Gedanken-Verderber und Mörder und 
Schinderknecht, 

Der widers Recht 
Todt quält den lebendigen Geiſt. 


Und wäre geweſen auf Erden ſchon 

Zu Chriſti Zeiten Cenſur, 

Wir hätten alle von Gottes Sohn 

Nicht eine einzige Spur. 

Es hätte ganz ſicherlich 

Der Cenſor geſtrichen Gott Vater und Sohn und den 

heil'gen Geiſt, 

Was chriſtlich heißt, 

Geſtrichen mit Einem Strich. 


Und wäre geweſen auf Erden ſchon 

Zu Luthers Zeiten Cenſur, 

Wir hätten von der Reformation 

Nicht eine einzige Spur, 

Es hätte zu guter Lest 

Ein päpftlicher Cenſor gejtrihen nicht nur das was 

Luthriſch war 

Die Bibel ſogar a i 

Weil Luther fie überjegt. 


\ 


— 312 — 


Jetzt wifjet ihr was ein Cenſor ift 

Und was Genforen jo thun, 

Und weil ihr jeßo denn beides wißt, 

Fragt ihr: was machen wir nun? 

Das wird euch jet deduciert! 

Friſch! macht die Cenſur und Cenſoren mit jeglichen 

Hohn und Spott, 

Juchhe! capott, 

Dat feines mehr erijtiert! 


Und wen ein Cenſor nal denft ans Frei’n, 

So macht's das Mädel ganz recht, 

Wenn's jpricht zu ihm: ei, was fällt dir ein? 

Ein Genfor iſt mir zu jchlecht! 

Du treibeit Gedankenmord, 

Und weil mir nach Gottes Geboten der Mörder ver— 

haſſet iſt 

Zu jeder Friſt, 

Drum, Mörder, packe dich fort! 


Und wenn ein Cenſor ins Wirthshaus tritt, 

Und fordert rheiniſchen Wein, 

So ſage der Wirth ihm: den hab' ich nit! 

Und ſchenke Krätzer ihm ein. 

Der edlere Wein hat Geiſt: 

Erführ' es der Cenſor, ſo würde der Geiſt doch in 
jedem Wein 

Nicht ſicher ſein 
Vor dem was Cenſieren heißt. 


Und wenn ein Cenſor euch kommt ins Haus, 
So habt Erbarmen nur nicht, 

So weiſt den Lumpen zur Thür hinaus, 
Hinaus den elenden Wicht! 


— 33 — 


Und jeglicher ſprech' es aus: 
Wir dulden in feiner Gejellihaft im Lande die Kerle 
mehr, 
Bei meiner Ehr! 
Es darf mir fein Cenſor ins Haus! 


Das Lied das joll nun gefungen fein 

So lang Genjoren noch find. 

Heil jedem, welcher bei Bier und Wein 

Dies Lied herzinnig beginnt! 

Dem Cenſor verdorre die Hand! 

Es grün' und es blüh' in dem heimifchen Boden die 

Preßfreiheit 

Auf ewige Zeit! 

Hoch lebe das Vaterland! 


Ay 


Das Lied bon den Shriftgelehrten. 
16. Juni 1843. 
che euch Schriftgelehrten, denn thr den Schlüflel 
der Erkenntnis habt. Ihr kommt nicht hinein, umd 


wehret denen, jo hinein wollen. 
Lucas. XI, 52. 


Mel.: Was glänzt dort vom Walde im Sonnenſchein. 


Wer fitt jo gefhäftig im Stübchen daheim 

Bei der Lampe jpärlihen Flammen ? 

Wer philofophieret und meditiert, 

Wer lieſt, jchlägt nad) und wer ercerpiert 

Und fchreibet jo Vieles zujammen ? 

Shr fragt: wer fünnen die Männer wol jein? 

Das find, das find Deutjchlands Schriftgelehrten allein. 


— 314 — 


z 


Wer dringet fo tief in die Wifjenjchaft, 

o tief in die tiefejten Tiefen ? 

Wer redet hebräijch, griechiich, Latein? 

er liejet Hinejiich, und obendrein 

Sogar auch die Hieroglyphen ? 

Ihr fragt: wer fünnen die Männer wol jein? 

Das find, das find Deutjchlands Schriftgelegrten alletır. 


At 


= 


* 


Wer weiß von Himmel und Hölle ſo viel, 

So viel von dem künftigen Leben? 

Von Gott und den Engeln und Jeſu Chriſt, 

Und was denn der Teufel recht eigentlich iſt, 

Und was ſich ſeit Adam begeben? 

Ihr fragt: wer können die Männer wol ſein? 

Das ſind, das ſind Deutſchlands Schriftgelehrten allein. 


Wer weiß, wie die Erde war, wie ſie iſt, 

Und was wol daraus noch entſtehet? 

Wer kennet, was drin iſt und drauf iſt und drum? 
Wer ſieht ſich genau nach Allem um, 

Was fliegt, ſchwimmt, ſtehet und gehet? 

Ihr fragt: wer können die Männer wol ſein? 

Das find, das ſind Deutſchlands Schriftgelehrten allein— 


Wer ſchreibt für Gewerbe- und Preßfreiheit? 

Wer redet vom Fortſchrittsglücke? 

Wer bleibet ſitzen im Rococo, 

Lateiniſche Narren in Folio 

Mit Magiſterzopf und Perrücke? 

Ihr fragt: wer können die Männer wol ſein? 

Das ſind, das ſind Deutſchlands Schriftgelehrten allein. 


Wer will von dem deutſchen Vaterland 
So wenig als möglich nur wiſſen? 
Wer preiſet und lobet ſo ohne Scham 


— 315 — 


Uns jeden ausländiihen Quark und Kram 

Für köſtliche Leckerbiſſen? 

Ihr fragt: wer können die Männer wol ſein? 

Das find, das ſind Deutſchlands Schriftgelehrten alleiır. 


Wer [ehrt was erhaben und jchön ift und gut, 

Was Freigeit und Necht ijt und Tugend? 

Und ift doch jelbit jo gefinnungslos, 

Alles tüchtigen Wirfens jo baar und bloß 

Bor einer begeifterten Jugend? 

Ihr fragt: wer fünnen die Männer wol jein? 

Das find, dag find Deutſch'ands Schriftgelegrten allein. 


Wer thut jo bejeelt für der Menjchheit Wohl? 

Wer zeigt fi der Freiheit gewogen? 

Ver redet für Wahrheit, wer jchreibet von Recht, 

Und dient der Gewalt al3 gehorjamer Kinecht 

Und macht fih zum Hofdemagogen? 

Ihr fragt: wer fünnen die Männer wol jein? 

Das find, das find Deutjchlands Schriftgelegrten allein. 


Wer geizet nach Titeln, nach Orden und Geld 

Sein ganzes gelehrtes Leben? 

Ber ift, wenn man nur ihn erträglich jteltt, 

Der zufriedenjte Mann in der ganzen Welt 

Und jeder Negierung ergeben? 

Shr fragt: wer fünnen die Männer wol jein? 

Das find, das find Deutichlands Schriftgelehrten allein. 


Aller Anfang it ſchwer. 
23. Sunt 1843. 


Mel.: Ueb' Immer Treu’ und Nedlichkeit. 
Was fangen wir denn jego an? 
Wir find verzweiflungsvoll. 
O dab man nichts mehr fchreiben kann! 
Das iſt doch arg und toll. 


Was fangen wir denn jeßo an? 
Wir find in großer Noth. 

D dag man nichts mehr lefen kann! 
D Gott, die Preſſ' iſt todt. 


„Frag nicht: was fängt man jetzo an? 
Das ijt einmal der Lauf: 

In Deutihland fängt man niemals ar, 
In Deutſchland Hört man auf.“ 


—— AS 
Bei SOIchee 


Aus dem ‚Maitrank‘,” 
1844. 


Der erſte Mai. 
1. Mal 1844. 


Mel.: Echt ihr drei Roffe vor dem Wagen ? 
Ein erfter Mai — nur Eine Hoffnung, 
Die Hoffnung, die der Frühling giebt. 
D Vaterland, was foll das Herz thun, 
Das dich jo treu und innig liebt? 


Es joll aus diefem Frühling lernen, 
Daß auch dein Frühling einjt ericheint, 
Ein Mai der jede Ihräne trocknet, 

Die jebt um dich die Liebe weint. 


Und doc betrübt mich ernjter Zweifel — 
Wann werd’ ich fingen froh und frei: 

D Vaterland, es ijt geworden 

Auch jest für dich ein erjter Mai! 


Nur nicht leien, immer jingen! 


v. Gocthe. 
7. December 1843. 


Die Zeit des Lejens ijt vorbei, 
Das Lied, es ift geworden frei. 

Es ift entjlogen dem Papiere, 
Worauf es lange lag gebannt; 
Kun zieht’ zum heiligen Turniere 
Für Freiheit, Recht und Vaterland. 


— 318 — 


Die Zeit des Lejens ijt vorbei, 
Das Lied, es ijt getvorden frei. 
Es will die legte Waffe werden 
In des gebeugten Volfes Hand, 
Die allerlegte Waff' auf Erden 
Für Freiheit, Recht und Vaterland. 


Die Zeit des Lejens ijt vorbei, 

Das Lied, es iſt geworden frei. 

Unfihtbar ſchwebt's auf Geijterihwingen 

Und tönt und hallet Tag und Nacht — 

Ihr könnt's nicht mehr zum Schweigen bringen, 
Wenn ihr die Welt nicht taubſtumm macht. 


Sindurd! 

10. Wat 1544. 
Mel.: Cie ging zum Sonntegstange. 
Ihr wollet vorwärts jchreiten, 
Und juchet einen Weg? 
Im wilden Meer der Zeiten 
Sit weder Weg noch Steg. 


Da gilt nur fees Springen, 
Da gilt nur Kraft und Muth, 
Und ein beharrlich Ringen 
Mit jturmbewegter Flut. 


Hindurch troß allen Winden 
Und trog der Wellen Spiel! 
Wir juhen nicht, wir finden — 
Hindurch! ift unſer Biel. 


— 319 — 


Der alte Dfficier und jein Sohn. 

Eine wahre Geichichte. 
26. December 1843. 

Was mir mein Sohn doch Kummer macht! 

Er ijt, das hätt’ ich nie gedacht, 

Ein Demagog geworden. 

Er wird nun avanciern nicht mehr, 

Er Friegt, bei Gott und meiner Ehr'! 

Nicht einen einz’gen Orden. 


Er lieſt verbotne Schriften nur, 
Berjpottet jegliche Cenſur, 

Schimpft uns Arijtofraten, 

Er jpricht vom wahren freien Wort, 
Er räjonniert in Einen fort, 
Sogar vor den Eoldaten. 


Er iſt doch nichts als ein Soldat, 

Und jpricht von Schule, Kirch’ und Staa 
Bon Gott und allen Teufeln, 

Er ſucht's verfluchte Freiheitsgift 

Den Offieier'n durch Wort und Schri 
Tagtäglich einzuträufeln. 


Er fpricht von jchnöder Söldnerei, 
Bon Sklaverei und Tyrannei, 

Er jpricht von Menfchenrechten. _ 
Er darf doch auf der ganzen Welt 
Nur denfen, wie er joll als Held 
Fir jeinen König fechten! 


Sch jelber bin ein Officier — 

Was denkt der König num don mir, , 
Daß mir das muß paſſieren! 

Jung, ſtell das Räſonnieren ein! 
Läßt du es nicht bei Zeiten ſein, 

Ich muß dich denuncieren. 


rg — 


Lied eines penfionierten Poeten. 
3. Mal 1844. 


Jam et pecuniam accipere docuimus, 
Taeitus de Germ, 15. 


Met.: 's Sit nichts mit den alten Weibern! 


Einft Hab’ ich auch gejungen 
Fürs liebe Vaterland, 

Und twie war ich doch begeijtert 
Und für Freiheit entbrannt! 


Was half mir die Begeijtrung? 
Ich litt dabei nur Noth: 
Jubelnd jang ich Freiheitslieder 
Und ich Hatte fein Brod. 


Es paht die Knechtſchaft bejjer 
Für den gelehrten Stand: 
Kaum gedacht noch, und es hatte 
Gleich das Blatt ſich gewandt. 


Drum bin ich jegt geworden 
Ein Dichter mit Penſion. 
Ale Kunjt erhält Belohnung 
Nur dom Königesthron. 


Was brauch’ ich jest noch Freiheit? 
Was brauch’ ich's Vaterland? 
Hab’ ich doc dreihundert Thaler 
Gutes preußiſch Courant. 


Willkommen, Bruder Geibel! 
Und Bruder Freiligrath! 

Und du lieber Bruder Kopiſch 
Ich bin euer Kamrad. 


— 321] — 


Blinder Eifer jhadet nur. 
4. Mat 1844. 


Mel.: Es kann ja nicht immer fo bleiben, 


Was rühmen fich andere Völker 
So jehr der Vortrefflichkeit doch! 
Bir brauchen nicht erſt uns zu rühmen, 
Wir jind weit vortrefflicher nod). 


Wir haben die geijtreichiten Leute, 
Sind eine gelehrte Nation. 

Was andere wollen und juchen, 
Das fanden, das haben wir jhon. 


Geht mal auf die Leipziger Meſſe 
Und jeht aus dem Mehfatalog, 
Wa3 wieder für herrliche Früchte 
Der geijtige Fleiß uns erzog. 


Zwar iſt noch nicht Alles verwirklicht, 
Doch iſt bei ung Alles gedadt. 
Wenn's auf dem Papiere nur jtehet, 
Wird's leicht auch ins Leben gebradt. 


Doch bleiben wir beim Fdealen 

Und fühlen uns glüdlich und frei. 
Sonjt wär's ja, käm' Alles ins Leben, 
Mit unjerem Leben- vorbei. 


A 


21 


OD 


[7 


Das erwachte Bewußtſein. 
7. Mai 1844. 

Mel.: Ein Jäger aus Churpfalz. 
Bei einer Pfeif' Tabak, 
Bei einer guten Pfeif' Tabad 
Und einem Glaje Bier 
Politiſieren wir. 

Suja ju ja! gar glüdlich ift fürwahr der Staat, 

Der jolde Bürger hat! 


Da wird dann viel erzählt, 

Gar viel und mancherlei erzählt, 
Gejtritten und gelacht, 

Und mander Wik gemadt. 


Dann ftoßen wir auch an, 

Auch auf die deutiche Freiheit an, 
Und unsre Polizei 

Sitzt fröhlich mit dabei. 


Und wenn die Stunde jchlägt, 
Und wenn die Bürgerjtunde jchlägt, 
Löſcht man die Lichter aus, 

Und wir, wir gehn nad) Haus. 


Welthiſtoriſcher Troſt. 


4. Mai 1844. 
Mel.: Heiſaſa, Caraſchi. 

Daß die Sonne ſtehet 
Und die Erde gehet, 
Weiß jetzt jedermann. 
Auch vor wenig Jahren 
Hat's der Papſt erfahren, 
Daß die Erde geht, geht, geht 
Und die Sonne ſteht. 


re 


Galilei mußte, 

Weil er's jo nur wußte, 
Widerrufen dies. 

Vor dem heil’gen Vater 

Bat er’3 ab, dann trat er 

Auf und rief: „fie geht, geht, geht 
Und die Sonne jteht!“ 


Und mit unjerm GStreiten 

Geht es wie vor Zeiten 

Ebenſo noch jekt. 

Gilt auch für Verbrechen 

Was wir heute jprechen, 
Dennoch ift es wahr, wahr, wahr 
Heut’ und immerdar. 


Die Freiheitsfrage. 
29. Mat 1844, 


Mel.: Wer fo ein faules Gretchen hat. 
O Liebes deutiches Vaterland, 
Ob's dir wol noch gelingt, 
Dat Wahrheit wird die Freiheit, 
Wovon man jagt und fingt? 


Die Freiheit iſt ja nur ein Lied, 
Das hie und da erklingt, 

Wenn man zu Scherz und Kurzweil 
Beim vollen Becher fingt. 

Im Liede lebt die Freiheit nur — 
Wenn man das Lied begräbt, 
Dann hat die deutfche Freiheit 

Am längjten auch gelebt. 


21% 


ae 


Bas lange währt, wird gut, 
oder: 
Die drei Schweizer. 


6. April 1844. 
Mel.: Was foll ich in der Fremde thun? 


Mit meinem Liebhen an der Hand 
Sit mir die Zeit entflogn. 
O weh mir armen Lieutenant, 
Wie lange wart’ ich jchon! 
Bezög’ ich doch nur bald, ja bald 
la la la la la la la la la la 
Das Capitänsgehalt! 


Zehn Sahre bin ich Kandidat, 

Zum Warten wie verdammt. 

O glücklich wer ein Liebchen Hat 

Und fommt dann gleich ins Amt! 
Ein Amt auch noch jo flein, jo Klein, 
Ach wär’ ein Amt nur mein! 


Sch bin Aſſeſſor funfzehn Jahr 
Und Bräutigam zugleich, 

An Allem arm, wie ic) es war, 
Und nur an Hoffnung veid. 
Heirathen möcht’ ich bald, ja bald, 
Doch hab’ ich Fein Gehalt. 


Geduld ift eines Chriften Pflicht, 
Hoffnung jein ſchönſtes Gut. 

Drum, lieben Brüder, klaget nicht, 
Und fafjet friihen Muth! 

Sa, lieben Brüder, Muth, nur Muth! 
Was lange währt, wird gut. 


— 35 — 


Morgen, Serr Bilder! 
30. März 1844. 
„Die Reflerion macht ein naives Producieren 
in neuejter Zeit unmöglid — — c3 iſt jetzt 
in Allem ein Saar.“ 
Sr. Viſcher. 


Mel.: Prinz Eugen, der edle Ritter. 


Wenn der Frühling fommt hernieder, 
Eingen Vögel hin und wieder 

Shre fügen Melodei’n. 

Fröſch' und Unken dann erwacen, 
Kommen jchnell aus ihren Lachen, 
Schrei'n und plärren mit darein. 


AS wir von dem Frühling fangen, 
Der in Deutjchland angefangen, 
Stimmte gleic) das Volk mit ein. 
Schriftgelehrte Fröſch' und Unfen 
Samen Hinterdrein gehunfen, 
Wollten gern uns überjchrei'n. 


Und ſie ſchrien und plärrten gräulich, 
Unfer Sang jei ganz abjcheulich, 
Und in jedem jei ein Haar; 

Alles fei nur ein Negieren, 

Und naives Producieren 

Sei unmöglich immerdar. 


Sperrt nur immer auf den Rachen, 
Ihr in euren trüben Lachen, 

Euer Schreien ſtört uns nie. 

Was wir ſingen, was wir ſangen, 
Was wir wünſchen und verlangen, 
Iſt und bleibt doch Poeſie. 


x: 


— 326 — 


Lauter triftige Gründe, 
50. April 1844. 

Mel.: Hünfelein, willit du tanzen? 
„Deutiher Mann, willjt du ſprechen 
Nicht auch ein_freies Wort?“ 

D nein, ic kann nicht ſprechen, 

Es ijt hier nicht am Ort. 

Sch will noch werden allerlei, 

Und wenn ich jprech’ ein bischen frei, 
So werd’ ich weiter nicht2. 


„Deutiher Mann, willft du fprechen 
Nicht auch jo frei wie wir?“ 

O nein, ih fann nicht jprechen, 
Fürwahr, e3 fchadet mir. 

Sch will noch haben mehr Gehalt, 
Und fprech’ ich frei, jo werd’ ich alt 
Und friege weiter nichts. 


„Deutiher Mann, willjt du ſprechen 
Nicht auch wie jeder Ehrijt ?“ 

O nein, ich fannn nicht jprechen, 
Weil's zu gefährlich iſt. 

In Unterfuhung mag ich nicht, 
Weitläuftigfeiten lieb’ ich nicht, 
Drum fprech’ ich Lieber nicht2. 


* 
Ein Gleichniß. 


11. März 1844. 

Mel.: Es iſt ein Schuß gefallen. 
Es ging ein Handwerksburſche 
Noch ſpät im Dämmerſchein, 
Da fiel er unverſehens 
In eine Grub' hinein. 

Ach! ach! o weh! 


— 327 — 


Und unten in der Grube, 

Da ſtöhnt's und regt e3 fic. 
Das iſt ein Wolf, jo denkt er, 
D Gott, wie rett’ ih mid! 


Den Wolf fich abzuwehren, 
Heult er jo gut er kann; 
Gleih fängt fein Hausgenoſſe 
Mit ihm zu heulen an. 


Sie heulen alle beide 
Und heulen immerzu; 
So wie fich eins nur reget, 
Gleich geht's Hu Ha ha Hu! 


Doch al3 der Morgen grauet, 
Da ijt fein Wolf zu jehn: 
Zwei arme Handwerfsburichen 
Stumm vor einander jtehn. 


Wer find die Handwerksburſchen? 
Das ijt doch jedem flar: 

Das Volk und die Regierung 
Die find e3 offenbar. 


ag: 


Geſtern und Heute. 
27. December 1843. 

Mel.: Friſch auf zum fröhlichen Sagen. 
„Wer's will, das Wahr’ und Rechte, 
Er zeig's mit Herz und Hand, 

Er ſteh' als Mann und fechte 
Fürs liebe Vaterland, 

Er zeig's an jedem Orte, 

Er zeig' es früh und ſpat, 

Er zeig's durch Schrift und Worte, 
Er zeig' es durch die That!“ 


IR 


Wo find doch nun die Leute, 
Die geſtern jo gedacht? 

Wie anders find fie heute 

Nach einer einz’gen Nacht! 

Wie waren fie doch trunfen 
Vom Freiheitswein gar jehr! 
Und heute, die Hallunfen! 
Man kennt fie kaum noch mehr. 


Ach, euer Freiheitsitreben 

Sit Wortſchwall, leerer Tand. 
Ihr wollt für euch nur leben, 
Nicht für das Vaterland. 
Fluch euerem Getriebe! 

Fluch euren Heuchelei'n! 

Ihr habet keine Liebe 

Als nur für euch allein. 


Du Urquell alles Guten, 

O Liebe, jtell dich ein, 

Und waſch mit deinen Fluten 
Die Menjchheit wieder rein! 
Komm, reiche Segensquelle, 
In jegliches Gemüth, 

Daß an der Selbitfucht Stelle 
Der Freiheit Blume blüht! 


Merkt's end! 
11. Mat 1844. 


Mel.: E3 kann uns nichts Schönres erfreuen. 
Der Frühling ift wieder gefommen, 
Die Sonne die fcheinet jo heiß, 

Sie rufet hervor in das Leben 
So mandes Gewürm und Gefchmeiß. 


u 


Bon allem Geſchmeiße das jchlimmite, 
Das ſchlimmſt' in der ganzen Natur, 
Das jind die politischen Philiſter, 
Da3 find die Gemäßigten nur. 


Sie jhwirren am Baume der Freiheit, 
Und thun mit ihm freundlich und fein, 
Sie laſſen ihn grünen und knoſpen 
Und wünjchen ihm fröhlich Gedeihn. 


Doch will er dann Blüthen entfalten, 
Dann haben ſie's jo nicht gemeint, 
Dann nagen fie ab ihm die Blüthen, 
Und find fein entihiedenjter Feind. 


Und fünnet ihr dies nicht begreifen 
Und wollt ihr es bejjer verjtehn, 
So denft an die Julitage 

Und das was in Polen gejchehn. 


Dies irae, dies illa. 
9. December 1843. 


Mel.: Herz, lab dich nicht zerjpalten. 


E3 fommt der Tag der Rache, 
Fürwahr, er kommt einmal 
Für die gerechte Sache, 

Für unſre Noth und Qual. 


Dann giebt die Wahrheit Kunde, 
Wer für und mit uns war, 
Und alle Lumpenhunde 

Die werden offenbar. 


— 330 — 


Dann haben wir gelitten 
Umfonft für Freiheit richt, 

Und nicht umfonft gejtritten 
Den Kampf für Reht und Licht. 


53 fommt der Tag der Rache, 
Fürwahr, er fommt einmal 
Für die gerechte Sadıe, 

Für unſre Noth und Dual. 


Unjere practiſche Seite. 


4: Mat 1344. 
Mel: Wenn hier a Topp mit Bohne ſteht. 


Ein Deutſcher muß recht gründlich fein 
Und anders thut er's nie. 

Hat er am Aermel einen led, 
Studiert er die Chemie. 


Und er ftudieret Jahr und Tag 

Bis er's herausgebracht, 

Wie man aus Leinwand, Seid’ und Tuch 
Die Kleckſ' und Flecke madıt. 


Und wenn er endlich Alles weiß, 
Dann ijt es einerlei: 

Zwar ijt der Fleck noch immer da, 
Doch iſt der Rock entzivei. 

So conjtruiert er auch den Staat, 
Studiert was Freiheit jei. 

Doch eh er weiß was Freiheit ift, 
Iſt's jelbjt mit ihm vorbei. 


AS 


— 331 — 


Unjere Zeiden. 
4. Mat 1344. 


Mel.: Unire Väter find geſeſſen. 


Unſer Glaube ijt die Freiheit, 
Unjre Hoffnung ijt das Ned. 
Unjre Liebe jucht ein Dijjeit, 
Wil ein glüdliches Geſchlecht. 


Sa, wir glauben an die Yreiheit, 
Sa, wir hoffen noch ein Recht, 
Und aus Liebe für die beiden 
Biehn wir muthig ins Gefecht. 


Freiheit, Necht und Liebe jtehen 
Auf der neuen Zeit Banier, 
Und mit diejen Zeichen fämpfen, 
Siegen oder jterben wir. 


Spor 


Aus den „Hoffmann'ſchen Tropfen.” 
1544, 


Beſchränkung der Preßfreiheit it eine Stüte und ein Bewels 


der Tyrannei. Sohannesvon Müller, Werke 27, 207. 


oa 


Auch die mildeite Cenſur ift ein übel. 
Dahlmann, Politik, 1. TH. ©. 305. 


Die ſchwarzen Hufaren. 
Im dritten Jahre nach dem fünfhundertjährigen 


Buchdruckerjubileum. 
28. Juni 1848. 


Mel.: Die heil'gen drei König mit ihrem Stern. 


Jetzt habt ihr gewonnen ſchon wieder die Schlacht, 
Das Heißt: ihr Habt ung zum Schweigen gebradt. 
Doch wer da jchweigt, der iſt noch nicht todt, 
Uniterbliche fterben von feinem Verbot. 


Wir ſchwarzen Hufaren, wir winzige Schaar, 
ir find unfterblich wie feiner noch war. 
Der deutihe Bund geht ehr aus der Welt, 
Als wir vierundzwanzig verlaffen das Feld. 


Juchheißa, wir find noch frifh und gefund, 

Und kümmern uns den Teufel um den deutschen Bund. 
Drum jubelt nur und lachet jeßt! 

Bald fommt’3 auch an uns und wir lachen zuleßt. 


— 833 — 


Sit groß eure Schaar wie das Sternenheer, 
Habt ihr Protokolle wie Sand am Meer, 

Und hättet jogar Napoleons Macht — 

Bir Schwarzen Hufaren gewinnen die Schlacht. 


Die heilige deutſche Dreifältigfett. 


23. September 1843. 


Mel.: Wer ijt der Nitter Hochgeehrt, 
Der hin gen Djten zieht? 


Mich Hat das Wöärtlein Vaterland 
Begeiftert früh und fpat, 

Zu allen Guten hingewandt, 

Zu jeder edlen That. 

Doch Deutihland ijt mein Vaterland — 
Was joll ic wirken hier? 

Mein Thun und Treiben bleibt nur Tand: 
Es fehlt ein Titel mir. 

Drum einen Titel dir eriwirb, 

Sonft, edler Deutjcher, ſchweig und ſtirb! 
Ein Deutjcher, ein Deutjcher 

Gilt ohne Titel nichts. 


Wol that ich jtill und öffentlich 

Fürs Vaterland gar viel; 

Das Baterland, es war fir mid) 

Mein Lebenszweck und Ziel. 

Doch Deutihland iſt mein Vaterland — 
Verdienſt umſonſt ſich quält: 

Ich werde niemals anerkannt, 

Weil mir ein Orden fehlt. 

Drum einen Orden dir erwirb, 

Sonſt, edler Deutſcher, ſchweig und ſtirb! 
Ein Deutſcher, ein Deutſcher 

Gilt ohne Orden nichts. 


— 334 — 


Wenn das Verdienjt den ſchönſten Kranz 
Mir auf die Stirne drüdt, 

Wenn mir der Ruhm mit helliten Glanz 
Den Lebensabend ſchmückt — 

Ach! Deutſchland ift mein Vaterland, 

Da blüht für mich fein Heil, 

Da fehlt mir Anjehn, Rang und Stand — 
Mir ward fein Amt zu Theil. 

Drum einen Staatsdienjt dir erwirb, 
Sonjt, edler Deutſcher, ſchweig und ftirb! 
Ein Deuticher, ein Deutſcher 

Gilt ohne Staatsdienit nicht2. 


Ultimatum.® 
26. Dftober 1843. 


Laßt endlih ab von eurer ſchnöden Richtung! 
Saft endlih ab! fürwahr, es ijt genug. 
Entweiht nicht ferner mehr die Heil’ge Dichtung 
Mit eurem Heucheln, eurem Lug und Trug! 


Ihr treibet Hohn und Spott mit der Geihichte, 
Und mit der Wahrheit Tajchenfpiel und Tand. 
Ihr macht zu Helden Schuft' und Böjewichte 
Und Hüllt fie in der Unjhuld rein Gewand. 


Der Selbſtſucht Siege feiert ihr in Liedern, 
Der Willkür windet ihr den Lorbeerfranz; 
Erhabnes jeht ihr im Gemeinen, Niedern, 

Und ſchmückt das Lafter mit der Tugend Glanz. 


Der Fürften Frevel ſucht ihr zu entjchuld’gen, 
Sucht zu entfünd’gen was in Sünde jchied, 
Wißt todten Herrlichfeiten noch zu huld'gen, 
Eingt jedem Allerhöchſten gern ein Lied. 


— 35 — 


Laßt endlich ab von eurer ſchnöden Richtung! 
Laßt endlich ab! fürwahr, es iſt genug. 
Entweiht nicht ferner mehr die heil’ge Dichtung 
Mit eurem Heucheln, eurem Lug und Trug! 


* 
* 


Die deutſchen Heimatloſen an ihre Brüder. 
5. Juli 1843, 


Mel.: Wo Muth und Kraft in deutfcher Seele flammen. 
Wo lebt in deutfhen Herzen noch Erbarmen 
Und Mitgefühl für unfre Qual und Noth? 
Habt ihr für ung, die heimatlojen Armen, 
Nichts als Verbannung nur und Hungertod? 
Wie furdtbar ift’3, wie graufend! 
Ad, fünfundzwanzig taujend,r) 
Die irren heimatlos durchs Vaterland, 
Bon Ort zu Ort vertrieben und verbannt. 


Millionen mag ein deuticher Fürſt verjchwenden, 
Er thut’3 fogar mit euerem Berlaub — 
Uns aber wollt ihr nicht ein Obdach fpenden 
Noch unferm Jammer eine Handvoll Staub! 
Wie furchtbar iſt's, wie graujend! 
Ah, fünfundzwanzig taufend, 
Die irren heimatlos durch Vaterland, 
Bon Ort zu Ort vertrieben und verbannt. 


Wollt ihr noch Chriften fein, fo zeigt’3 durch Thaten, 
Und treibt nicht mehr mit Chrifti Worten Spott! 


F) Nah amtlihen Berichten. (Anm. 9.3.) 


nn 


Nehmt uns als Brüder auf in euren Staaten! 
Nur wer die Menjchen liebt, der liebet Gott. 
Wie furchtbar iſt's, wie grauſend! 
Ach, fünfundzwanzig tauſend, 
Die irren heimatlos durchs Vaterland, 
Von Ort zu Ort vertrieben und verbannt. 


Es fehlt nur ne Kleinigkeit. 
Januar 1843. 
Mel.: Sch bin der Doctor Eiſenbart. 
Ihr jeid nicht dumm, ihr jeid nicht jchlecht, 
Ihr wißt was Freigeit iſt und Recht, 
Ihr liebt die Wahrheit, haft den Schein, 
Ihr wollt auch gern freijinnig fein. 


Auch Habt ihr Alles in der Welt: 

Shr habt Gejundheit, Freud’ und Geld, 
Und Weib und Kinder, Hof und Gut — 
Doc fehlt euch Eins, euch fehlt der Muth. 


An unjere Wichtelmänner. 
4. Juni 1843. 
Mel.: So hab’ ih num die Stadt verlafien, 
Wo ich gelebt fo lange Zeit. 

Zu Männern wähnt' ich einjt zu jprechen, 
Zu Männern voller Kraft und Muth, 
Die fih an jeder Unbill rächen, 
Fürs Nechte wagen Leib und Gut.” 


Und meine Hoffnung ijt geſchwunden, 
Gebrohen meines Glaubens Kraft. 

O meh, wie hab’ ich euch gefunden 
So dur) und durch philisterhaft! 


— 337 — 


Ihr feid in Eigennuß begraben, 

In ſchnöder Selbitgenügjamteit, 

Und haltet euch wie ſchwache Knaben 
Fern von dem Kampfplatz unſrer Zeit. 


Stumm will ich nun mein Leben enden, 
Denn Schweigen iſt der Ehre Pflicht. 
Ich kann mich nur an Männer wenden, 
Und dieſe Männer find' ich nicht. 


*x 


Mißverſtändniß. 


23. September 1843. 
Mel.: Wer niemals einen Rauſch gehabt. 


Was fehlt euch denn? jo jagt es doc, 
Ihr unzufrieden Herrn. 

Sagt doch, was wollt ihr weiter noch? 
Wir wüßten's gar zu gern. 

Co ſpricht am Landtag immmerdar 

Die löblihe Minifterjchaar. 


„Uns fehlet nichts, wir haben nur 
Zu viel von allerlei: 

Regierung, Steuern und Cenſur, 
Soldaten, Polizei. 

Wir haben nur, Gott jteh’ uns bei! 
Zu viel, zu viel von allerlei.“ 


— 338 — 


Die Freiwilligen. 
24. Mürz 1840. 


Frei und willig gingt ihr in die Schlacht, 
Frei und willig littet ihr den Tod, 

Und die Rettung Deutſchlands ward vollbracht, 
Hell ging auf der Freiheit Morgenrotd. 


Stelltet ihr euch heute wieder ein 

Für das Vaterland in feiner Noth — 
Heute dürftet ihr nur willig jein, 
Weil man frei zu fein der Welt verbot. 


Das Lied don der Freiheit! 
1. Jtovember 1843. 


Wo der Stlderton Freiheit erklingt, horcht jedes 
menſchliche Ohr auf und jedes Herz wird rege. 
Friedrich Gen im Berl. Archiv 
1797. 1. Bd. Seite 567. 


Mel.: E3 lebe was auf Erden 
Stolztert in grüner Tradt. 


Es lebe was auf Erden 

Nach Freiheit jtrebt und wirbt, 
Von Freiheit fingt und jaget, 
Für Freiheit lebt und jtirbt. 


Die Welt mit ihren Freuden 
Sit ohne Freiheit nichts. 
Die Freiheit ijt die Quelle 
Der Tugend und des Lichts. 


Es lebe was auf Erden x. 


— 339 — 


Es fann was lebt und webet 
Sn Freiheit nur gedeihn. 
Das Ebenbild des Schöpfer 
Kann nur der Freie jein. 


Es [ebe was auf Erden ıc. 
“ 

Frei will ich fein und fingen 

So wie der Vogel lebt, 

Der auf Palaſt und Kerfer 

Sein Frühlingslied erhebt. 


Es lebe was auf Erden x. 


Die Freiheit iſt mein Leben 

Und bleibt es immerfort, 

Mein Sehnen, mein Gedanke, 
Mein Traum, mein Lied und Wort. 


Es [ebe was Erden 

Nach Freiheit jtrebt und wirbt, 
Bon Freiheit jingt und jaget, 
Für Freiheit lebt und jtirbt. 


Fluch fing’ id) allen Zwingherrn, 
Fluch aller Dienjtbarfeit! 

Die Freiheit ijt mein Leben 
Und bleibt es alfezeit. 


—8 


— 340° — 


Das geheime und ſchriftliche Verfahren. 
26. September 1843. 


Mel.: Friſch auf zum fröhlichen Jagen. 


Es ſitzt auf Tod und Leben 

Ein Mörder in ſtrenger Haft. 
Nach Jahren wird er verurtheilt, 
Und wie gewiſſenhaft! 

Der Präſident hat die Apten 
Durhblättert Tag und Nacht, 
Und hat dann endlich felber 
Das Urtel zu Stande gebradt. 


Nun fragt er, aus Scheu vor Jujtizmord, 
Das ganze Collegium, 

Und ſchickt zu allen Räthen 

Die dien Acten herum. 

Und al3 die Acten wandern 

Im Collegium freuz und quer, 

Vermißt er die Tabafsdoje 

Und findet fie nirgend mehr. 


Nach Monaten fommen die Acten 
Zum Bräfidenten zurüd, 

Das Urtel iſt advotieret, 

Und die Dofe — o welch ein Glüd! 
Die vermißte Tabaksdoſe — 

Wie ift fein Verwundern jo groß! 
Sie liegt ganz unberühret 

Im dicken Actenſtoß. 


— 


— 31 — 


Die Fremdherridaft. 
28. Zunt 1843. 

Daher ich dei denen Stallänern und Franzoſen zu 
rühmen gepfleget: Wir Teutichen hätten einen jonder- 
baren Probierjtein ver Gedanken, der andern unbekannt, 
und wenn fie dann beglerig geweſen, etwas davon zu 
wijien, fo habe ich ihnen bedeutet, daß es unſere Sprade 
jelbjt jey, denn was fih darin ohne entlehnte und 
ungebräudlihe Worte vernehmlich jagen laſſe, das jeye 
wirklich was Rechtſchaffenes. 

Leibntg, Unvorgreiffliche Gedanken 8 11. 


Mel.: Ueberall bin ich zu Haufe, 
Ueberall bin ich bekannt. 
Deutſch zu ſein in jeder Richtung 
Fordert jetzt das Vaterland: 
Aus dem Leben, aus der Dichtung 
Sei das Fremde ganz verbannt! 
Iſt das Fremde was ihr ſprecht, 
Iſt das Fremde denn nicht alles ſchlecht? 


Ach, es iſt doch zum Erbarmen, 

Wenn man hört von Polizei, 

Militair, Censur, Gensd’armen, 
Diplomaten, Tyrannei! 

Sit das Fremde was ihr jpredt, 

Sit das Fremde denn nicht alles jchlecht? 


Scaffet ab die fremden Worte, 

Die Bedeutung aber aud! 

Kein ſoll fein an jedem Orte 

Deutſche Sitt’ und deutjcher Brauch! 

Sit das Fremde was ihr fpredt, 

Sit das Fremde denn nicht alles ſchlecht? 


Drum allaf! Flud) und Vernichtung 
Allem diefem fremden Tand! 


— 42 — 


Deutſch zu fein in jeder Richtung 
Fordert jebt das Vaterland. 

Sit das Fremde was ihr jprecht, 

Sit das Fremde denn nicht alles jchlecht ? 


Die ewige Jugend. 
6. Suli 1843. 


Mel.: D hört des armen Mannes Bitte. 
(Aus Raimund’3 Verſchwender.) 
„Das find allein die jungen Leute, 
Die jeden deutihen Staat bedrohn.“ 
En fpredt ihr immer aud) noch Heute 
Und ſpracht's vor zwanzig Jahren ſchon. 


Und wäre dies nur nicht gelogen, 
Wir wollten Alles euch verzeihn; 
Denn alle würden Demagogen, 
Ach! könnten ewig jung fie fein. 


Die jungen Leute find gealtet, 

Jung aber bleiben die Ideen. 

Wenn ihr’3 aud nie mit beiden haltet — 
Was fommen muß, wird doch gefchehn. 


— 343 — 


Traue! ſchaue mem?” 
13. Sanuar 1844, 


Sa, diefes hat und noch gefehlt; 

Wie freu’ ih mich, daß es bei Thieren 

Auch große Geifter giebt, die Alles demonstrieren. 
Gellert. 


Mel.: Es wollt’ ein Säger jagen 

Mol in das Tannenholz. 

Es ging ein Fuchs zur Beichte 

Und ſprach mand) reuig Wort. 
Da hat ein Wolf vergeben 
Ihm feine Sünden jofort. 


„Sp will ih vom heutigen Tage 
Das Morden lafjen jein, 

Sc will mich ehrlich nähren 
Bon Gras und Kräutern allein.” 


Er hatt’ e3 faum geſprochen, 
Was hat er da gejehn? 

Wol einen Hahn mit den Hennen 
Im Freien jpazieren gehn. 


„Grüß Gott, mein liebes Hähnchen! 
Hab feine Angſt vor mir! 

Sch habe mein Leben gebefjert, 
Komm Her! nichts thu' ich dir. 


Ih bin zur Beichte gegangen, 
Sieh an mein Büßerkleid! 

Sch fajte bei Naht und bei Tage 
Mit innigem Herzeleid.“ 


Da meinte der Hahn fich ficher, 
Er lodte die Hennen herzu. 

Der Fuchs verga feine Beichte 
Und würgte den Hahn im Nu. — 


— u I 


Und klinget dir manche Rede 
Auch noch jo angenehm, 

So jollft du doch nie vergefjen 
Das Traue! fchaue wen? 


3% 


Ein Traum. 
Sult 1843. 


Mel.: Was blajen die Trompeten? Hufaren heraus! 


Was bliget auf den Bergen? was leuchtet im Thal? 
Was jteigt empor am Himmel im goldenen Strahl? 
Die Freiheit, fie nahet vom GSternengezelt, 

Die Freiheit begrüßet mit Jubel die Welt. 
Suchheirafjafjah! und die Freiheit ift da, 

Die Sänger fie rufen, fie rırfen hurrah! 


Was jingt, was Flingt, was jubelt jo laut am Ralaft, 
Daß man darob erjhridet und ängjtigt fich fait? 
Was jchimmert und flimmert mit lieblihem Schein 
So hell in die Gäle des Schlofjes hinein? 
Suchheirafjaffah! und die Freiheit iſt da, 

Die Sänger fie rufen noch lauter hurrah! 


Die Schriftgelehrten holt man zum fürjtlihen Rath, 
Die müfjen jchnell entwerfen ein gründlih Mandat, 
Drin wird dann bemwiejen recht bündig und Far, 
Daß dag glänzende Licht doch ein Irrlicht nur war. 
Suchheirafjafjah! und die Freiheit ijt da, 

Die Sänger fie rufen noch lauter hurrah! 


— 345 — 


Hod oben an dem Himmel da glänzet das Licht, 
Die Schriftgelehrten fünnen es löſchen doch nicht; 
Sie haben die Sänger verfolgt und verbannt — 
Der Stern an dem Himmel bleibt ftehn wo er jtand. 
Juchheiraſſaſſah! und die Freiheit ijt da, 

Die Sänger fte rufen von ferne hurrah! 


Und endlich, endlich leuchtet den Fürſten es ein, 
Daß fie betrogen wurden von ihren Lakai'n: 
Fluch, daß fie und machten jo taub und jo blind! 
Wir jehn, da der Morgen der Freiheit beginnt. 
Juchheiraſſaſſah! und die Freiheit ijt da, 

Die Sänger fie rufen von ferne hurrah! 


Da rufet man die Sänger zurüd in das Land, 
Die Sänger find gejtorben — frei, aber verbannt. 
Doch was fie nicht wagten zu Hoffen, gejchieht: 
Set fingen die Fürſten der Freiheit ein Liev. 
Juchheiraſſaſſah! und die Freiheit ijt da, 

Die Sänger fie rufen im Grabe Hurra! 


Lied dom Miſſiſippi. 


25. Zult 1844. 


Nach einer Negermelopie. 


Brüder, laßt und froh 
Sest das Glas erheben, 
Denn wir fünnen frei 
Nur im Ausland leben: 
Können ohne Paß 

Ueberall fpazieren, 

Ohne Polizei 

Täglich commerjteren 
Klingelingeling Eling Kling! 
Hier am Mifftfippi. 


— 346 — 


Freies Denten gilt 

So wie freies Sprechen 
Nirgend, nirgend hier 

Für ein Staatöverbreden. 
Hier macht fein Gensd'arm 
Semals uns Bedrängnif, 
Und fein Bettelvogt 

Führt uns ins Gefängniß 
Hier am Miſſiſippi. 


Adel, Ordensfram, 

Titel, Räng’ und Stände, 
Und ſolch dummes Zeug 
Hat allhier ein Ende. 
Hier darf nie ein Pfaff 
Mit der Höll' ung plagen, 
Nie ein Jeſuit 

Uns die Ruh verjagen 
Hier am Miffifippi. 


Früher lebten wir 
Sleihfam nur zur Strafe, 
Und man jchor aud) ung 
Eben wie die Schafe. 
Brüder, laßt uns drum 
Singen, trinken, tanzen! 
Keiner darf und fann 
Hier uns je furanzen, 

. Hier am Mifftfippi. 


Michel, baue nicht 
Ferner deine Saaten 
Fürs Beamtenheer 

Und die Herrn Soldaten! 


— 3417 — 


Michel, faſſ' ein Herz 
Endlich auszuwandern: 
Hier gehörft du Dir, 

Dort nur jtet$ den Andern, 
Hier am Miffifippi. 


R% 


Willlommen im Freien!® 
1. Auguft 1844. 
Fliehe die Gunft der Großen; fie geben 


bir wenig, und nehmen dir Alles. 
Boörne 


Mel.: Mein Schat, ich hab’ e8 erfahren, 
Daß du willſt fcheiven von mir. 


Sie hatten den Käfich verfilbert, 
Sie lodten dich hinein. 

Du trautejt dem trüglichen Scheine, 
Und mußtejt gefangen fein. 


Da bift du inne worden, 

Daß du was Beiferes bijt, 

Daß auch für dich ohne Freiheit 
Kein Leben hienieden ift. 


Da bijt du hinausgeflogen, 
Hinaus in die frifche Luft, 
Hinaus in das freie Leben 
Zu Blumen= und Laubesduft. 


Entwöhnt der Käfihsnahrung 
Singft du durch Wald und Flur, 
Willit leben wie deine Genofjen 
Bon Gottes Gnaden nır. 


usa 


Sing fort, o freier Vogel, 
Dein Lied im Freiheitston! 
Der ftumme Dank de3 Volkes 
Sit mehr als Königeslohn. 


Ein neues Lied.“ 
9. November 1843. 


Nach der Melodie der Mordgeſchich ten. 


Ihr lieben Chrijten, ſchweiget ſtill 
Und hört was ich euch ſagen will. 
Der Teufel ward ein Diplomat: 
Er wollte wiſſen akkurat, 

Was man wol in der Chriſtenwelt 
Anjetzt noch von dem Teufel hält. 


Da ſchickt er ſeine Teufel aus 

Und ſpricht: ihr kommt nicht ehr nach Haus, 
Bis ihr erſtattet mir Bericht, 

Was auf der Welt anjetzt geſchicht, 

Ob man noch ehrt mein Regiment 

Und mich als Oberherrn erkennt. 


So ſind die Teufel fortgeſandt 

In jede Stadt, in jedes Land; 

Sie ſpioniern an jedem Ort 

Und lauſchen dort auf jedes Wort: 
Wenn einer ſchlecht vom Teufel ſpricht, 
So machen ſie ſofort Bericht. 


Die Teufelskerl berichten nun 
Dem Teufel was die Menſchen thun, 
Wie's um ſein Reich auf Erden ſteht, 


— 39 — 


Wie's feinen Stellvertretern geht, 
Ob jeder gute deutjche Chriſt 
Dem Teufel unterthänig ift. 


Wie ſehn fie aus? fo fraget ihr. 
Die Teufel jeden aus wie wir: 
Gar mander ijt ein Officiant 
Und trägt ein bunte Ordensband, 
Hat einen Titel insgemein 

Und heißt Spion nod) obendrein. 


Ihr Ehriften, betet drum und wacht, 
Nehmt vor Spionen euch in Acht! 

Denn ſprecht ihr von dem Teufel fchlecht, 
Macht er Gebraud) von feinem Recht, 
Bei Gott! das ift gewißlich wahr 

Und Holet euch) mit Haut und Haar. 


Anmerkungen. 


Unpolitifche Lieder. 


Die ‚Unpolitifchen Lieder‘ find die berühmtejte Veröffentlichung 
9.3 auf dichterifhem Gebiete. Ste find im Berlage von Hoff- 
mann und Campe in Hamburg in den Sahren 1840 und 41 erſchienen. 
Über die Verhandlungen mit diefem Verleger berichtet H. Aus— 
führliches in ‚Mein Leben‘, woſelbſt er (Bd. III von ©. 121 an) 
das Wichtigſte aus feinem Briefwechjel mit Campe mitteilt. Die 
Entitehung und Herausgabe der ‚Unpolitijhen Lieder‘ gehört dem 
interefjanteften Lebensabjchnitt des Dichters an; wegen de3 zweiten 
Teiles wurde H. feiner Breslauer Profefjur entjegt (vgl. ‚Mein 
Leben‘, Bd.IV.S.3—32). Daher iſt die Geſchichte der ‚ Unpolitiſchen 
Lieder‘ im 3. Bande der Selbjtbiographie ausführlih behandelt. 
Die dort ſich findenden Angaben deden ſich mit folgenden Auf- 
zeihmungen 9.8, welde im Nadlafje auf einem Quartblatt er: 
halten find: 


Zur Geſchichte der Umpolitiihen Lieder. 


1840. 16. März das Manufcript gejendet an Hoff- 
mann und Campe (Julius Campe) in 
Hamburg. 

— Mitte Mai kommen 3 Aushängebogen mir 
zu Handen. 

— — Cenſurſchwierigkeiten. 

.Juni ſtirbt Friedrich Wilhelm III., König 

von Preußen. 

— 22. Juli nach Beendigung der Trauer kommen 
die erſten Exemplare in Breslau zur Poſt 
an. 


| 
-1 


[1840. 


1842, 


1. Theil 1. Aufl. 


2. SB E Aufl. Reue 


— 351 — 


20. Auguft jendet H. das Manufeript der 
neuen Auflage an Campe (aus ‚Mein 
Leben‘. Bd. III. ©. 155).] 

24. Sept. Correctur des 1. Bogens der 2. Auflage. 

2. Det. die 2. Auflage des 1. Theil3 wird 
fertig. 

28. Aug. befomme ich in Helgoland das erite 
fertige Eremplar der Unpolitiſchen Lieder. 
2. Theil. 

8. Sept. der 2. Theil wird verjendet. 

24. Sept. wird in Breslau der 2. Theil „wegen 
jeiner verderblihen Richtung“ verboten. 

Frühjahr. Campe hatte mir bei der Honorar= 
auszahlung für die 1. Auflage des 2. 
Theils gejagt: bei der 2. Auflage können 
Sie mid drüden. est, nachdem ihm 
fein fünftiger Verlag in Preußen verboten 
war und die Unpolitifhen Lieder auch, 
wollte er von einer 2. Auflage ꝛc. nichts 
wiſſen. 

6. Mai. Ich erfahre, daß Campe den 2. Theil 
nachgedruckt hat. 

22. Aug. Einigung mit Campe. 

December. Campe verſendet die 3. Auflage 
des 2. Theils. 


Honorar für die Unpolitiſchen Lieder. 
.. an 108. Fl: 
2. „ und alle übrigen 300 „ 


zZ 


Rakhdriik.. .. „ou — nichts! 
2. Aufl. und alle übrigen 400 „ 


— 352 — 


Campe hat nach einer ziemlich genauen Berechnung 
bis 1. Januar 1843 von beiden Theilen druden laſſen über 
29000 Eremplare; verbrannt find etiva 1000— 2000. 


Demnach find folgende Drude und Ausgaben zu unterideiden 
(ämtlich erichtenen bei Hoffmann und Campe in Hamburg): 

1. Unpolitifche Lieder von Hoffmann von Fallersleben. 1840, 
(ohne Bezeichnung als „erſter Theil‘‘, da eine Fortjegung 
noch nicht beabfihtigt war). 

2. desgl. Eriter Theil. Zweite Auflage. 1840, 

3. desgl. Erjter Theil. Biweite Auflage. 1842. 

4. de2gl. Zweiter Theil, 1841. 

5. deegl. Nachdruck des unter 4. genannten. 

6. desgl. Zweiter Theil. (ohne die Bezeihnung als „Zweite 
Auflage“.) 1842. 

Eine 3. Auflage des 2. Teiles, welche H. in der oben mitgeteilten 
Niederſchrift erwähnt, iſt uns nicht vorgefommen. Bielleicht erklärt 
fi H.3 Angabe jo, daß er den Nahdrud (fiche unter 5.) als zweite 
und den Neudrud aus dem Sahre 1842 (ſiehe unter 6.) als dritte 
rechnet. Selbſtändigen Wert haben nur die unter 1., 2. und 4, 
genannten Ausgaben, da die anderen ohne H.s Zuthun nad) diejen 
angefertigt find. ? 

Die 2. Auflage des eriten Teils unterfcheidet fich von der 
eriten dadurch, daß H. 10 Lieder ausgefchteden und dafür 10 neue 
aufgenonimen hat (vgl. ‚Mein Leben‘. Band III. ©. 155). Da 
die neu hinzugekommenen Lieder aus derjelben Zeit jtammen, wie 
die anderen, jo Haben wir die Liederbejtände beider Auflagen 
mit einander verfhmolzen ; jedoch find die Lieder, welche nur der 
einen Auflage angehören, als jolche gefeunzeichnet (vgl. die Zeichen 
erflärung oben ©. 2). Aus den beiden Auflageır des 1. Teils jind 
im ganzen 30 Lieder in die Iyrifhen Gedichte übergegangen; alle 
anderen (120) jind hier in der von H. getroffenen Anordnung ge= 
dDrudt. Aus dem Anhange (‚Unpolitijche Lieder‘. I. S. 173—204) 
find nur die Zeitgedichte aufgenommen; die Gelegenheitsgedichte 
(Trinkiprüche) find hier weggelafien. 

Sm zweiten Teil der ‚Unpolitijchen Lieder‘ Haben die ver- 
fchiedenen Ausgaben denfelben Liederbeitand. Nur ein Gedicht 
findet fich in den lyriſchen Gedichten, alle übrigen find hier in der 
auf H. zitrüdgehenden Anordnung neu veröffentliht. Dagegen ijt 
der Anhang des zweiten Teiles (S. 171— 202) ganz weggelaſſen, welcher 
einige politiihe Gedichte Walther3 von der DVogelweide, Martin 
Luthers und anderer früherer Dichter al$ „Stimmen aus der 
Vergangenheit”, jo weit es nötig ift, mit Ueberfegungen darbietet. 





— 33 — 


Unpofitiiche Lieder. 1. Theil. 
1. S. 9. — 


So hſl. für eine ſpätere Ausgabe; in den Drucken: 
„Seht will die ganze Welt nur gehen“ —. 
2. ©. 1. — 
Sn der Hi,: 
„Noch Htenteden wird begliden 
Mich was ich Hienieden that:“ — 
und chenda als Variante: 
„Und der Baum wird mich beglücden, 
Sit mein Segen früh und ſpat;“ —. 
36.15. — 


Üüberſchrift in der Hi.: „Fortſchritt in der allerhöchſten 
Cultur“. 


4, ©. 21. — 
In der älteren Hſ. tjt die Variante hinzugefügt: 


„Und feinem fiele3 dabei ein, 
Nun müßt’ er ein Serr vonaud jein.“ 


5. ©. 27. — 
Sn der älteren Hſ. Heißt es: 
„So ging es al3 die Bundesacte 
gu Tifh mit dreizehn Söhnen ſaß:“ — 
und al3 Variante zu der letzteren Zeile iſt ebenda Hinzugejchrieben : 
„Zu dreizehn einst bei Tiſche ſaß:“ —. 


* Sn der älteren Hi. iſt zu V. 3. 3. 3 als Varlante hinzuge— 
” fchrieben : 
„DO wie jhön, wie wundergut!” — 


Das Gedicht ijt eine poetiſche Wiedergabe der folgenden Be— 
trachtung, die H. ſchon im Herbit 1828 niedergejchrieben hat: „Nicht 
jede Mütze iſt eine Mütze des Heiligen Francesco di Girolamo, 
welche die Wunderthätigkeit ihres Heiligen nad) feinem Tode erlebte 
(j. Ristretto storico della vita e prodigiose gesta del Beato 
Francesco di Girolamo della Comp. di Gesu, Roma 1816. 12°); 
auch nicht die franzöſiſche Freiheitsmiüße, die auf Napoleons Haupte 
zur Raiferkfrone ward und Halb Europa ſich unterthänig madte ; 
auch nicht die bekreuzte Kriegesmüge, unter welcher jeder Preußen- - 
fopf ein Gorgonenkopf ward gegen Deutſchlands Feinde — abg. 

23 


— 354 — 


etwas pflegt doch jede Mütze zu fein, und unſere heutigen Mützen 
find alle etwas, und — joll ic) es denn einmal jagen — alfe 
Schlafmützen.“ 
7. 9.88. — 
Sn der Hf. iſt als Variante Hinzugefügt: 
„Uns das ganze Baterland.“ 
8. ©. 39. — 
Sn der Hi. lautet die Ueberſchrift: „Waſſer, Eis, Schnee, 
die natürliche, jedoch nicht politifche Dreieinigkeit.“ 
9. ©. 40. — 
Sn der Hj. iſt unter der Überjchrift Hinzugefügt: 
»Struthio Doctor und Struthio Musicus. 
10. ©. 44. — 
Sn der Hi. und in den Druden: „Hänget an die Blikab- 
leiter”; von 9. eigenhändig auf einem Ausjchnitt geändert. 


11. ©. 50. — 
Sn den Druden: „Keine — — Ihe Genjur“; in der Hj.: 
ſächſ. 
„Keine preußiſche Cenſur“ — und auf dem Rande daneben: 


„Druckf (ehler) e(orrige) reußiſche.“ 
12. ©. 5, — 
Die urſprüngliche Fafjung diejes Gedichtes lautet (Hl. erhalten) x 


Kaiferfronen und Königskerzen. 
Die Kaiſerkronen find erfroren, 
Und all ihr Hehrer Glanz ijt Hin. 
Wer iſt dran Schuld? D ihr Eenforen, 
Shr denfet wol, daß ich es bin? 


Nicht ftrafet mich, nicht traft den Dichter ! 
Nur Wahrheit jprech’ und jpricht jein Mund: 
Der Dichter tft nur ein Berichter, 

Er thut nur das Erlebni Fund. 


Die Kaiferfronen find erfroren, 

Und heuer ſieht das Volk fie nicht. 

So faßt den Nachtfroft bei den Ohren, 
Ihn jtreichet, ihr, nicht mein Gedicht. 


Nicht ftrafet mich, nicht jtraft den Dichter ! 
Nur Wahrheit Sprech’ und fpricht fein Mund: 


— 355 — 


Der Dichter iſt nur ein Berichter, 
Er thut nur das Erlebnig Lund. 


Die Königskerzen find gebrochen, 

Und heuer glänzt nicht mehr ihr Licht. 
Am Herbitwind ſei's von euch geraden, 
Ihn jtreicher, ihn, nicht mein Gedicht. 


Nicht jtrafet mich, nicht jtraft den Dichter ! 
Nur Wahrheit ſprech' und jpricht jein Mund, 
Der Dichter tft nur ein Berichter, 
Er thut nur das Erlebniß fund, 
13. ©. 54. — 
f Co hſl. für eine jpätere Ausgabe. In den Druden lautet die 
Überſchrift: „Haiftich“ und 3. 6 und 7 jedes Verfes fehlen. 
14. ©. 65. — 
Uriprüngliche Lesarten der Hſ.: 
3.3. 8. 3. 4: „Dann habt ihr Ausſicht erjt zu jehen 
Bon ferne das gelobte Land.“ 
B.4. 9.43 Bedienten jein in Ewigkeit.“ 
15. ©. 66. — 
Sit. iſt folgender dritte Vers erhalten: 
„Und wenn ich jelbit zu Ajche werde, 
Co wird das Recht noch) fort bejtehn : 
Das Irdiſche gehört der Erde, 
Was himmliſch ift, kann nicht vergehn.“ 
16. ©. 67. — 
Sn den Druden: 
„Und zu manches Landes Leiden“ —. 
„Uunfers“ in den beiden Hſſ. und hſl. in das Handeremplar 
der ‚ Unpolitijchen Lieder‘ Hineincorrigtert. 
17. ©. 70. — 
Sn der Hj.: 
„Habtihr leider das Leben,“ 
18. ©. 72. — 
In der älteren Hi. zwijchen V. 1 und 2: 
„Gott grüß dich, Stand der Wehr und Ehren, 
Dir ward das bejte Loos gewährt: 
Der Lehritand muß den Nährſtand Ichren, 
Wie er ſich jelbjt und dich ernährt.“ 


— ae 


19. ©. 80. — 
Urjprünglihe Lesart der Älteren Hſ.: 
„Was doch ſonſt auch woh geſchah“. 
20. ©. 81. — 
Urſprüngliche Lesart der Hi. : 
„Nur ſchlimmer noch den Dieb.“ 
21. S. 85. — 


In der Hſ. finden ſich noch folgende Verſe: 

nach V. 1: „Unter eures Gottes Fahnen 
Trotzet ihr der Zeiten Grimm, 
Geht's auch andern Unterthanen 
Heutzutage noch jo ſchlimm. 


Staatspabiere, Gold und Schätze 
Werft ihr fröhlich iiber Bord; 
Fiſcht ihr doch in eurem Netze 
Perlen aus des Herzens Hort.” — 
und nah ©. 3: 
„Winterfält’ und Sommerſchwüle 
Einet ihr zum Blumenjtrauß ; 
Unterthänige Gefühle 
Spredt ihr alle Stunden aus“. 
22. ©. 89. — 
Uriprüngliche Lesart des V. 2 in der Hſ.: 
„Die Nachtigallen ſchlagen 
Den Ernſt jetzt aus der Welt; 
So ſolltet ihr's auch wagen, 
Dann blieb' auch euch das Feld.“ 


23. ©. 97. — 
Ueber die Entjtehung vgl. ‚Mein Leben‘. Bd. IIL ©. 107. 





Unpolitifche Lieder, 2. Theil. 


24. ©. 103. 
Urjprüngliche Lesart der älteren Hſ.: 
„Ihr Habt noch eure Hausgewänder 
Und heiſchet fein Beamtenfletd.“ 


Am Rande der Hi. mehrere Abänderungsverſuche; darunter 
auch die in die Druide aufgenommene Lesart, 


— 357 — 


25. ©. 104. — 


So in der Hi. für die „Ausgabe [eter Hand“. In den Druden 
und in der alten Hſ.: 


„Der uns Einheit wiederbringet”. 
26. ©. 121. — 
Sn der Hj.: 
„Hält man jiedoh Hoch und werth“ —. 


27. ©. 121. — 

Srrtümlich giebt H. mehrmals das Jahr 1840 al3 Entjtchungszeit 
an, In der älteren Hſ. jteht als Motto iiber dem Gediht: „Miit 
ift die Seele der Landwirthihaft. Nach Thaer, Weber u. a.“ 


28. ©. 123. — 

Sn der Hi. und dem Handeremplar ijt von 9. als Motto 
hinzugefügt: „Das Zeitalter wird jo jpigfindig, daß der Bauer dent 
Hofmann auf die Ferjen tritt. Hamlet.“ 

29. ©. 128. — 
In der 56 
„Bott ſegne ſtets das Baterland“ —. 
30. S. 136. — 

In der Hſ.: 

„Frei von allem Wanktelmuth“, 


Das Gedicht ſtammt vom 19. November 1840. Die oben ange— 
gebene Jahreszahl 1841 beruht auf einem Druckfehler. 
31. ©. 141. — 

Die Üüberſchrift lautet in der H.: „Hamburger Thor 
ſperre“. Das Gedicht ijt in Hamburg entjtanden und beleuchtet 
dortige Zujtände, 

32. ©. 145. — 
In der Hi. lautet diejer Vers uriprünglich (am Rande geänvert): 


„Willtommen, junge fremde Fee, 
Du zarte Maienblüthe, 
Du liebe Roſ' und Lilie 
Bol Anmuth, Mid’ und Güte!“ 


33. ©. 152. — 


So in der Hſ. und in das Handerempflar der ‚Unpolitifchen Lieder‘ 
von: Dieter eingetragen an Stelle des im Drude Bejindlihen: 


„Auch bei ung in Flachſenfingen“ —. 


— 358 — 


34. ©. 153. — 


ALS Variante zu diefer geile iſt am Rande der Hſ. hinzuge— 
ſchrieben: 
„Doch weiter kam ſie nicht.“ — 


35. ©. 156. — 
Sn der Hſ. urſprünglich nur das erite Gedicht; dann fit 8. 2 
durd Klammer getilgt und dafür der Vers Hingejchrichen ; 


„Noch Ihüst vor jener Kirch’ und Staat, 
Wie wir vor Mäufen den Spekt, 

Und wer ein freies Schandmaul hat, 
Den tritt der Engel in — Dred.“ 


Endlich iſt dieſer Vers wiederum durchſtrichen, und das zivette 
Gedicht daruntergeſchrieben. 


36. ©. 158. — 


In der H].: 
„Eignes Empfundenes nie.“ 


37. S. 159. — 
In der Hſ. dieſe Lesart über: 
„Sar bejjer oft und cher" —. 


38. ©. 160. — 
In der Hi. iſt die Variante Hinzugejchrichen : 
„And wie Wolf ihn Hat zerfeßt.“ 


(Dev Altertumsforicher Friedr. Aug. Wolf in feinen Prolego- 
menis ad Homerum), 


39. ©. 161. — 


Sn der HT. iſt folgendes Motto hinzugefügt: „Du jollit aber doch 
lieb Haben den Teufel, und was für einen Tenfel? Den armen 
Teufel, } 
Nah Abrah. a St. Clara." 


40. ©. 162. — 


Sm Handeremplar der ‚Unpolitifchen Lieder‘ hat 9. noch folgendes 
Motto, welches ſich auch in der Hi. findet, Hinzugejchrtebent : 


»»daz mich &ren solde, daz unéret mich. 
Walther von der Vogelweide.«« 


41. ©. 163. — 


Nach feiner Stellung in den Hilihen Liederheften, in welte 
die Gedichte fajt durchgängig nad) ihrer Entſtehungszeit eingetragen 
jind, gehört diejes Gedicht unter den 7. Sanuar 1841. Es tit 
wohl nur ein Verjehen, wenn H, in dem Liederheft und dann auch 
ſonſt als Entjtehungszeit den 7. Januar 1840 angicht. 


42. ©. 163. — 


In einer älteren Hſ. hat das Gedicht folgenden völlig ab— 
weichenden Schluß: nach den eriten S Verſen, welche ich, von 
Ginzelheiten abgefehen, gleichgeblichen find, folgt der Vers: 


„Auch machte fie ein Schreiben noch befannt 
Vom Fürjten Tuttifrutti ihr gejandt ; 

Es war verfaßt in vornehmleichtem Styl 
Und ſprach von Schafzudt, Libanon und Nil, 
Und flocht gelegentlich jo mit hinein 

Etwas von einem Torfichulmeijterlein“. 


Daran fchliegen fih drei Verfe: „Es war einmal ein 
arm Schulmetjterlein“ u. f. w., welde H. als jelbjtändiges 
Gedicht in den eriten Theil der ‚Unpolitifchen Lieder‘ aufgenommen 
bat; vgl. oben ©. 82, Den Schluß bilden dann die beiden vor- 
legten Verſe der oben gedrucdten Fafjung, deren letzter Vers 
ganz fehlt. 


43. ©. 171. — 
Sn der H.: Lämmelre ich“ ftatt „Simmelreid.“ 


44. ©. 171. — 


Die vielen Kleinen Abweihungen der Drude von der Hi. er— 
tlären ih aus H.s Beſtreben, das Lied der vorgejchriebenen 
Melodie enger anzupafien. Außerdem ijt in der Hi. zwiſchen V. 2 
amd 3 eingefchoben : 


„Und Hätt’ ich jeit meiner früheften Jugend 
Gelebt und gewebt in lauter Tugend, 
Und wäre fein Lämmelbruder wie fie, 
So gönnten fie mir den Himmel doch nie“. 


45. ©. 176. — 
Sn der Hi. hat das Gedicht doppelt fo viel Verſe; es jind 
aümlich folgende zwei vorausgeſchickt: 


— 360 — 


„Trommeln dröhnen dir drr trum! 
Keine Pfeifen gellen drein. 
Langſam, langſam, ernjt und ſtumm 
Zieht der Zug zum Friedhof ein. 


Und die Kameraden ſtehn 

Still ums Grab in Leid und Schmerz; 
Leb nun wohl, auf Wiederjehn ! 

Leb nun wohl, du treues Herz!" — 


und zwiſchen V. 2 und 3 iſt der folgende eingejchoben: 


„Chriſten tragen länger Leid: 
Sit Soldat denn nicht ein Chrift ? 
Zeigt ein Menſch doch Traurigkeit, 
Wo ein Menjch gejtorben iſt.““ 


46. ©. 181. — 
Überjchrift in der einen Si: 
„Brlüdet die Rosen, eh fie verblühn!“ 


47. ©. 182. — 
Sn der älteren Hſ. iſt den beiden veröffentlichten Verſen der 
folgende vorausgejchidt : 
„Mich ärgert nicht der Vögel Singen, 
Der Blumen Gruß von Berg und Thal; 
Mir thut nicht weh der Gläjer Klingen, 
Der Freunde Echerz bei frohem Mal,“ 
Ehenda geht al3 Motto voraus: 
»Swaz ich weiz, daz wirret mir, 
Swaz ich sihe, daz tuot mir we, 
Tristan«, 


48. ©. 188. — 


Bol. zu diefem Gedicht das Ähnliche Kinderlied (Ge. W. 
3. I. ©. 114) und die Anm. zu demjelben (ebenda S. 400. 
Ann. 32). 
Der Schluß lautet in der Hſ.: 
„AB da zu krähn begann 
Der neue Hahnemann: 
Kickerikih!“ — 
und als zweites Motto iſt ebenda Hinzugefügt: 
„Magnaque dat nobis tantus solatia victor. 
Ovid Metam, 9, 


— 361 — 


49. ©. 191. — 
Sn der älteren Hi. lautet die urſprüngliche Überichrift: 
„Die franzöjifhe romantiſche Schule.“ 


50. ©. 192. — 
Sn der Hi. enthält das Gedicht folgenden dritten Vers: 
„Man könnte davon auch bauen 
Für vornchne Herrn und Frauen 
'n Epittel, drin fie von ſprachlichen Schorfen und Grinden 
Könnten Abfolution und Heilung finden.“ 


51. ©. 195. — 

Jacob Grimm bedankt fich für diefes Gedicht In dem Briefe vom 
8. November 1841 mit folgenden Worten: „Für die jchleife oder 
das laub, das Sie mir an meinen franzöf. orden gehängt haben, 
danke ich ſchönſtens.“ (vgl. Pfeiffers Germania. Bd. XI. 1866. 
©. 510.) 


52. ©. 198. — 
Sn der Hſ.: 
„Auch du bift todt und deines leihen“ —. 


53. ©. 204. — 

So in der jüngeren Hf., und in das Handeremplar der ‚Unpoli- 
tiijhen Lieder‘ eingetragen fir die Lesart der Drude und der 
älteren Hſ.: „Und hätt’ es jelber Gott gewollt.“ 





Dentiche Lieder aus der Schweiz. 


54. ©. 217. — 


Die „Deutſchen Lieder aus der Schweiz‘ bilden die mittelbare 
Fortjegung der ‚Unpoittiichen Lieder‘. Die Eriegeriihe Stimmung, 
in welche ſich H. immer mehr Hineingejungen hatte, war eine 
Quelle neuer Lieder. Der Erfolg der ‚Unpolitijchen 
Lieder‘ reizte den Dichter zu einer weiteren Veröffentlichung jeiner 
BZeitgedihte. Schon zu Anfang April des J. 1842 war die Zahl 
der neuen Lieder auf hundert angewachſen, jo dag H. daran dachte, 
fie in Leipzig als „Hundert deutjche Lieder“ erjcheinen zu lajjen. 
Ein Verleger fand fich ſchnell, ebenjo jchnell jedoch trat das Cenſur— 
kollegium auf und forderte joviel Weglaffungen und Veränderungen, 
dag an eine Veröffentlichung diefer Lieder in Leipzig nicht mehr zu 


— 362 — 


denten war (vgl. ‚Mein Leben‘. Bd. III. ©. 266. 276). Deshalb 
wandte ih H. an das Literariihe Comptoir in Zürich und bot 
ihm den Verlag an. Die Verhandlungen zwiſchen H. und Julius 
Fröbel, dem Leiter des Literariihen Comptoirs, führten zu einen 
Abſchluß, der beide Teile befriedigte. Daher erichienen die „Hundert 
deutichen Lieder" inzwiſchen um eine ftattliche Anzahl vermehrt 
ohne deutjche Cenſur anonym als ‚Deutjche Lieder aus der Schweiz. 
Zürich und Winterthur, Drud und Verlag des Literariichen 
Comptoirs. 1843°. (vgl. ‚Mein Leben‘. Bo. II. ©. 327. 330). 
Die zweite Auflage jheint nur Titelauflage gewejen zu jein. Im 
Sahre 1845 erjchien, nicht mehr anonym, in demjelben Verlag eine 
„dritte verminderte und vermehrte Auflage“, in welcher 4 Lieder 
der erjten fehlen, dagegen 4 neue aus den Sahre 1841 am 
Anfang und Ende der Sammlung Hinzugefügt find. Auf der 
Königlichen Bibliothek zu Berlin befindet fih ein Exemplar der 
„Deutſchen Lieder aus der Schweiz‘, welches auf dem Titelblatt be- 
zeichnet ijt als: Bierte Auflage. Leipzig. Verlagsbüreau. 1848. 
Druck von Ph. Reclam jun.“ Wahrjcheinlich iſt dies ein Exemplar 
der erften Auflage mitneuem umgeänderten Titelblatt. 3.M. Wagırer 
erwähnt injeiner bibliographiihen Echrift eine vierte Auflage mit 
dem Druckort Altona 1862; diejelbe iſt uns leider nicht zugänglich 
gewejen. — Endlich iſt noch darauf hinzuweiſen, daß nicht alle 
Lieder hier Aufnahme finden Fonnten. Bon den 119 Liedern der 
beiden für uns wichtigen Ausgaben (115 der erjter und 4 neue 
Lieder der 3. Ausgabe) jind 21 in die Myriihen Gedichte aufge— 
nommen und 2 gehören unter die Gelegenheitsgedichte, jo dag ein 
Beitand von 96 Liedern bleibt, von welchen 71 hier veröffentlicht 
find. 


55. ©. 217. — 
Statt diefes Ausſpruches Sean Pauls fteht in der 3. Auflage 
folgendes Motto: 
Seder Staat, der jeine Handlungen auf Weisheit, Kraft 
und Geredtigfeit gründet, gewinnt allemal, went jte durch 
Publicität ins Helle Licht vors Publikum gejegt werden, 
die nur denjenigen Regierungen gefährlich tjt, die dunkle 
und verjtedte Schleichwege Lieben. 
Staatsminister Graf von Herzberg in der 
Berliner Akademie am Tage der Thronbe— 
jteigung Friedr. Wild. II. 


56. ©. 224. — 


Son der HJ. und in der erſten Auflage lauten: 


— 363 — 


3.3.8.3: „Und wenn fie una nicht laſſen“ — 
2.5.3.3: „Sie aßen und ſie tranken“ — 
3.7.8.3: „Wir find von altem Adel" —. 
Die Änderungen in der 3. Auflage bat 9. offenbar aus 
metriichen Gründen getroffen. 


57. ©. 227. — 
Sn der SI.: 
„O finget nit in Eleinen Liedern" — 


58. ©. 228. — 
Über die Veranlaffung zu dieſem Gedicht vol. ‚Melt Leben‘. 
B0. II. ©. 209. 


59. ©. 231. — 
Sn der Hj.: „Ehrenpreis“; vielleicht iſt die Lesart der 
Ausgaben „Erdenprets" nur ein Druckfehler? 


60. ©. 238. 
Sn der Hi.: 
„Wenn feine Walhalla in Batern wird fein" — 


61. ©. 233. — 
Das Lied Hat jpater ein merkfwirdiges Schidjal erfahren; 
dgl. ‚Mein Leben‘. Bd. V. ©. 171-174. 


62. ©. 267. — 
Sn der Hi. ijt die Variante hinzugeſchrieben: 
„Sa, und feines Lebens 
Sit nun Alles froh“. 


63. ©. 276. — 

Sn der Hi. und in den ‚Deutihen Liedern aus der Schweiz‘ 
findet fich zwiichen B®. 1 und 2 der folgende, welder in jpäteren 
Ausgaben (vgl. ‚Heimatklänge‘. 1851. ©. 31) weggelajjen iſt: 

„Unfähig Hat er uns genannt, 

Der Mann von Gottes Gnaden. 
ir aber halten dennoch Stand, 
Wir impfen fir das Vaterland — 
Was kann ein Wort uns Schaden?" 


64. ©. 279. — 
In der älteren Hi.: 
„Des Weltalls Völker füngen dir" —. 


— 364 — 


Das Gedicht bejtand urfprünglich nur aus den erjten 4 Verjen, 
die aus dem Sahre 1837 jtammen und bereits in den ‚Gedichten‘ 
(1837. ©. 70), dann in den ‚Deutihen Liedern aus der Schweiz‘ 
veröffentliht find. Den 5. Bers, durch melden das Gedicht erit 
den rechten Abichluß erhält, dichtete H. im Jahre 1848 Hinzu. Sn 
diefer Späteren Form iſt es mehrfach gedrudt (vgl. ‚Gedichte‘. 1862. 
S. 95. 96), in den ‚Selmatklängen‘ (1851. ©. 12) mit der Lesart 
in V. 5. 3. 4: „Ein Freiheitsmorgen tagen”. 


66. ©. 283. — 
Diejer lebte Vers fehlt in der HT. 





Deutſche Gaſſenlieder. 1843. 


67. S. 285. — 

Die „Deutſchen Gafjenlieder: erſchienen Mitte Juni 1843 in 
dem jchon erwähnten Verlage des literariſchen Comptoirs zu Zürich 
und Winterthur; vgl. ‚Mein Leben‘, ®d. IV. ©. 56. Ebenda 
©. 209. 210 giebt 9. an, dab im September 1844 eine neue 
Ausgabe veranjtaltet worden if. Das Eremplar der zweiten 
Auflage (mit der Sahreszahl 1845), welches, von 9. zum Handge= 
brauch bejtinunt, im Nachlafje ſich findet, ift jedoch nur eine Titel- 
ausgabe der erjten ; der Saß jtimmt genau mit dem der erften Auflage 
überein; die Drudfehler find ganz diejelben, Ein Verzeichnis 
diefer Drudfehler tjt der Ausgabe der „Deutſchen Salonlieder‘ 
(vgl. unten Anm. 73) angehängt. — Bon den 26 Liedern jtehen 7 
bereits in den lyriſchen Gedichten, S find ganz weggelafjen, 11 an 
diejer Stelle aufgenonmeit. } 


68. ©. 287. — 
Sn der Hi. ijt am Echluß der Vers hinzugefügt: 
„Auf Wiederjehn, Herr Letter ! 
Sa wohl, jest ſtimm' ich bei, 
Jetzt find’ ich ganz vorirefflich 
Auch unjere Polizei." 


69. ©. 289. — 

Co in einer Hſ. durch Correktur Hergejtellt und in 9.5 ‚Zwölf 
Beitliedern‘. (Noh ein Dugend. 1849. ©, 11; vgl, Bei. W. 
3. V. Anm. 13). Sn der älteren Hſ. und in den ‚Deutichen 


Gaffenliedern‘ lautet die überſchrift: Panſlavismus“ — und 
21.8.5: 
„Wird bet uns nicht jet cenjiert" — 


70. ©. 291. — 
Sn den ‚Helmatklängen‘ (1851. ©. 13): 
„Liegt er auch durch freche Willkür“ —. 


71. S. 292. — 


In ‚Vorwärts! Volks-Taſchenbuch für das Jahr 18413, Heraus— 
gegeben von Rob. Blum und Dr. Fr. Steger‘ (Leipzig. 1843. 
©. 194. 195) ſteht da3 Lied mit folgenden Abweichungen: 


3.2.3.3 und 3.3. 3.1:,Baden" ftatt Preußen“. 
V. 3. 3. 3. 4: „Ob nah’ ob fern, 06 groß ob Klein, 
Der Arme durfte nidyt hinein." 

Der Refrain des Liedes geht auf einen Ausspruch zurücd, den 
der Erzherzog Sohann von Dejterreich, der jpätere deutſche Reichs— 
dverivejer, am 12. September 1842 beim Kölner Bürgerfeſt gethan 
Haben joll: „Kein Preußen, fein Defterreih, nur ein einiges 
Deutichland, feſt und jtark wie feine Berge!” (vgl, Rob, Prutz, 
Zehn Jahre. Gefhichte der neueſten Zeit. 1840—1850. Bd. II, 
1856. ©. 199.) 


72. ©. 294. — 
Der urjprünglihe Wortlaut der erjten drei Bellen dieſes 
Berjes iſt in einer HT. erhalten und lautet: 
„Das iſt das ganze Amtsregijter 
Der abgelebten Staatsphiltiter 
Sm lieben deutjchen Vaterland” —. 





Deutihe Salonlieder. 1844. 


73. ©. 297. — 


Faſt ſämtliche Lieder diefer Sammlung jind im Sommer 1843 
während H.3 Aufenthalt in Dresden gedichtet (vgl. ‚Mein Leben‘. 
Bd. IV. ©. 61). Am 20. November 1843 wird die drudfertige 
Handidrift an Julius Fröbel nah Zürich gejandt, wofelbit die 
‚Deutihen Salonlieder‘ zu Anfang des Jahres 1844 im Verlag des 
literariihen Comptoirs eriheinen (vgl. ‚Mein Leben‘. Bd. IV. 
©. 103. 208). Im September 1844 iſt ein neuer Abdruck diejer 
Lieder erfolgt, welcher auf dem Titelblatt die Jahreszahl 1845 trägt. — 
Von den 25 Liedern diefer Sammlung gehört eind unter die 
Gelegenheitsgedichte; 10 find weggelajien, 14 Gedichte bleiben. 


74. ©. 307. 


Gedichtet zum Stiftungsfeit eines Breslauer Vereines Laetitia 
und mit Angabe des falihen Namens „Martin Miller“ als des 
Verfajiers zu dieſem Feſte gedrudt; vgl. ‚Mein Leben‘. Bd. II. 
©. 333—336, wojelbjit H. das Lied in der urjprünglicheren Form 
abdruckt, in welcher der Schlußvers lautet: 


„Ja, was wir ſingen, jedes Lied 

Hat die Cenſur paſſiert. 

Auch ſonſt uns ja kein Leid geſchieht: 
—Wir ſind ja toleriert. 

Drum, Brüder, laßt uns luſtig ſein! 

Stoßt an! Victoria! 

Wem aber gilt's und wem allein? 

Es gilt Laetitia!“ 





Maitrank. 1844. 


U ie 


— Neue Lieder von H. v. F. (Mit Melodieen.) Paris. 
Berlag von Nenardier. 1844‘. Drudort: und Verlag ijt natürlich 
erdichtet. Der ‚Maitranf‘ iſt nicht im Buchhandel erſchienen, jelbjt 
den Dichter ijt dev Druder unbefannt geblieben (vgl. ‚Mein Zeben‘. 
8). IV. ©. 150). Um die Cenjur zu umgehen, Hat ein Freund 
9.5 dieſe Lieder Ende Mai 1844, wahrjcheinlid in Mecklenburg, 
wo H. damals weilte, heimlich in Druck gegeben (vgl. J. M. Wagners 
Anmerkung zu dieſer Ausgabe in jeinem bibliographiſchen Buche 
über 9. ©. 24). Die Sammlung bejteht aus 31 Liedern, von 
denen die meijten im Wrühling 1844 (die 13 jpäteiten im Mat) 
während 9.35 Anweſenheit zu Holdorf in Mecklenburg entjtanden 
jind; einige jtammen noch aus Breslau aus dem Dezember 1343. 
Unter den Liedern befinden fich 4 Kinderlieder, diefe und 2 andere 
Lieder jind in die lyriſchen Gedichte aufgenommten ; von den übrig 
bleibenden 25 Liedern find 18 beibehalten. 

16. ©. 322. — 
So in der Hi. für die „Ausgabe legter Hand“; im ‚Maitrank“ 
V. 4. 3. 2: „Heierjtunde*“. — Sn der ältejten Hj. lautet 
3. 3.4: 
„Dann ſprachen wir uns aus 
Und gehn vergnügt nach Haus” 





— 867 — 


Hoffmann'ſche Tropfen. 154. 
17. ©. 332. — 

Am 29. Juli 1844 lieft H. Freiligrath die ‚Hoffmann’ihen 
Tropfen‘ im Manufeript vor; im Monat Augujt kommen nod 
einige neu entjtandene Lieder Hinzu. Während 9.3 italieniicher 
Reife im Scptember desjelben Jahres wird dieje Sammlung gedruckt 
und ericheint bald darauf 1844 im Verlag des literariihen Comp 
teirs zu Zürich und Winterthur (J. M Wagner giebt in feiner 
bibliographiihen Schrift über H. Seite 24 irrtümlih 1845 als 
Sahr des Eriheinens an; vgl. ‚Mein Leben‘. Bd. IV. ©. 165. 
204. 208). — Die ‚Hoffmann’schen Tropfen‘ enthalten 35 Lieder, 
von denen eines in ven yriihen Gedichten ich findet, während 
ein anderesunter die Gelegenheitsgedichte gehört ; 16 find weggelafien, 
jo daß hier nur 17 Lieder diefer Sammlung zum Abdruck gelangen. 


Te. ©. 334. — 
In der Hf. lautet die Überfchrift: „Hoffmannfhe Tropfen.“ 


79. ©. 336. — 
9. hat in fein Handeremplar zu diefer Zeile als Variante 
hinzugejchrieben: 
„But und Blut.“ 


80. ©. 338. — 
Sn allen drei Hſſ. (in einer umgeändert) heipt es: 


„Für das Vaterland zu Kampf und Tod“ —, 


81. ©. 338. — 

Sn der Handihriften- Abteilung der Königlihen Bibliothek zır 
Berlin befindet fih aus Varnhagens Nachlaß eine Hi. H.3, welche 
nur den drittlchten und legten Vers diefes Gedichtes enthält; außer 
diejen beiden Berjen trägt die Hſ. die Aufichrift: „Herrn Legationsrath 
Barnhagen von Enje Hamburg meinen herzliden Gruß 9. v. F.“ — 
und das Datum: „Soden, 2. Augujt 1844“. 


82. ©. 343. — 
Das Motto fehlt im Druck und tft erit nachträglich in dev Hi. 
hinzugefügt. 


83. ©. 317. — 
Sn der einen Hi. ſteht unter der Überſchrift und zu derſelben 
gehörig: „An Freiligrath.“ 


I 


— 368 — 


84. ©. 318. — 


Sm Handeremplar der ‚Hoffmann'ſchen Tropfen‘ hat H. als Ent— 
ftehungszeit „Getfenheim, 9. November 1844” angegeben; jonft 
findet fih nirgends eine Bemerkung über das Gedicht, von welchen 
auch feine Hj. erhalten tjt. Dieſes Datum fann nicht ftinmen, dei 
die ‚Hoffmann’schen Tropfen‘ find bereits im September 1844 gedruckt 
und am 9. November 1844 war 9. nicht in Geijenheim. Da er 
jedoh am 9. November 1843 dajelbjt weilte, jo wird diejeg Datum 
für die Entjtehung des Gedichtes anzufeßen jet. 


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