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Full text of "Geschichte Aegypten's unter den Pharaonen"

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Gecchichte Aegyptens 


unter 


den Pharaonen. 


Geſchichte Aegypten's 


unter den Pharaonen. 


Nach den Denkmälern 
bearbeitet von 


Dr. Heinrich Rrugſch · Bey. 


Erste dentsche Ausgabe. 


M.it 2 Marten von Unter- und Ober-Acgupten und 4 genealogifhen Tafeln. 


E03 


Leipzig, 
3.6. Hinrichs'ſche Buchhandlung. 
1877. 


Das Recht der Ueberſetzung in fremde Sprachen bleibt vorbehalteıt. 


» N ’ ur r >» 
‚ - — 03 
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Seiner Hoheit 
Ismaecl Vaſcha, 


Khedive von Aegypten 


ın ehrerbietigfter Dantbarteit 


der Berfafler 
Heinridy Brunfch-Bey, 


und der Verleger 


Hermann Noſt, 
Firma: 3. C. Hinrihe’fche Buchhandlung. 


Vorwort, 


Dor nunmehr achtzehn Jahren hatte ich den Verſuch gewagt, 
die Geichichte Aegypten's unter den Bharaonen nad) den Angaben 
der Denfmäler, infoweit fie ih aus dem fernften Alterthume bi auf 
unfere Tage hin erhalten haben, den Freunden und Verehrern dee 
ägpptifchen Alterthumes in franzöfiichem Sprachgewande vorzulegen. 
Es jchien mir bereitd damals an der Zeit zu fein, die gefchriebenen 
und verftandenen Nachrichten der Denkmäler, im Gegenfaß zu den 
jagenhaften, wenig zuverläffigen Ueberlieferungen der laffiichen 
Welt, zum Nutzen der gefchichtlichen Forfchung zu verwerthen und 
den Hiftorifern von Fach wenigftend die Hauptquellen zu eröffnen, 
welchen die Wiffenfchaft die Kenntniß des thatenreichen Daſeins der 
älteften Menfchengefchlechter der Erde verdankt und in alle Zukunft 
verdanken wird. Der jchnelle Abſatz, deifen ſich meine befcheidene 
Arbeit troß ihrer Mängel gleich nad) ihrem Erfcheinen erfreute, durfte 
mir ald Beweis gelten, daß ich eine empfindliche Lücke auf dem be- 
bandelten Gebiete berührt hatte, indem ich dem auögefprochenen 
Verlangen nach Ginfiht in die reiche Fülle und den Inhalt der 
vorhandenen Monumente und ihrer Infchriften nach) meinem beiten 
Wiffen und Vermögen Rechnung zu tragen mich befliß. 

In der feitdem verfloffenen Zeit ift der Umfang der Denkmäler 
funde durch neue Ausgrabungen und Entdedungen und der Fortſchritt 
in der Gntzifferung der Infchriften durch die Arbeiten begeifterter 
Sünger der Wilfenfchaft in ungeahnter Weife erweitert worden. 
Die wichtigften Ueberrefte des ägyptiſchen Alterthumes find in- 
zwifchen dem Schoope der Erde entriffen worden und die gründlich. 


VIII 


ſten Forſchungen haben die legten Schwierigkeiten, welche dem Ver- 
ſtändniß der heiligen Schriftfprache bieher Hinderniffe in den Weg 
legten, beinahe vollftändig überwunden. Unter fo veränderter Sad)- 
lage konnte ich es wohl begreifen und erflärlich finden, daß mir von 
Seiten befreundeter Männer häufig der Wunſch ausgedrücdt ward, 
mid von Neuem der Aufgabe zu unterziehen die gefchichtlichen 
Meberlieferungen der Pharaonenzeit mit Hülfe der legten Errungen- 
fchaften der Denfmälerwiffenfchaft zu einem großen Bilde zufam- 
menzuftellen, um aud) den diefen Studien ferner ftehenden Verehrern 
der ägyptiſchen Altzeit die Gelegenheit zu bieten, fich ein eigenes 
Urtheil über den Werth und die Bedeutung der fteinernen Urkunden 
des älteften Menfchenthumes zu bilden. Meinem gerechten Bedenken, 
daß eine fo umfaffende Arbeit, welche vor Allem auf Erklärung und 
Berftändniß der überreichen Zahl von Terten beruht, langer Jahre 
zu ihrer Vollendung bedürfe, trat zuleßt der buchhändleriſche Noth- 
ſchrei gegenüber, welcher mich an alte Verpflichtungen erinnerte und 
auf die ftetd wiederholte Nachfrage des längft erfchöpften Vorrathes 
hinwies. 

Mitten unter den offiziellen Arbeiten, welche mir dienſtliche 
Obliegenheiten im Auftrage eines erleuchteten orientaliſchen Fürſten, 
des gegenwärtigen Beherrſchers von Aegypten, in faſt ununter- 
brocdhener Folge auferlegten , entitand fomit diefe erfte deutfche Aus- 
gabe der Gefchichte Aegypten’ unter den Pharaonen. Innerhalb 
des Zeitraumes von fünf Jahren habe ich fie in drei Welttheilen, in 
Europa, Afrika und Amerifa, nad einem neuen Plane entworfen 
und zu Ende geführt, mir jeden Augenblid der Ruhe erfümpfend, 
deren fich der Gelehrte in feiner ftillen Studierftube erfreut, doch ftete 
begeiftert für eine längft dahin gefchwundene Zeit, die mir um fo 
anziehender erfchien, in je weitere Ferne fie unferen eigenen Tagen 
bereits entrüdt ift. 

Bei meiner Darftellung habe ich faſt ausſchließlich der Denk⸗ 





IX 








mälerfunde meine vollite Aufmerkſamkeit zugewendet und bierin 
meine ich jelber, liegt der ganze Schwerpunft meiner Leitung. We: 
der durch Beruf noch durch Zalent Gefchichtsfchreiber von Fach habe 
ich mich mit dem befcheidenen und untergeordneten Berdienfte begnü- 
gen müffen, ein gewifienhafter Dolmetfcher der Worte der Vorzeit 
zu fein, unter Erfchöpfung aller Mittel zur richtigen Feſtſtellung 
der angezogenen Urkunden, die an Ort und Stelle zu durchmuſtern 
mir häufige Reifen nach Oberägypten die erwünfchte Gelegenheit 
darboten. Liegt in der Darftellung und Berwerthung der mir zu Ge- 
bote geitandenen ungewöhnlich reichen Hülfsmittel, wie ich fürchten 
muß, die eigene Schwäche meines Wagſtückes die Geſchichte Aegyp⸗ 
ten’s unter den Pharaonen von Anfang bis zu Ende durchzuführen, 
fo wird der Lefer andererfeitö eine gewiſſe Entfhädigung in der 
Kenntnig einer Fülle uralter Ueberlieferungen finden, deren Ton 
und Wortgefüge ich mic) befleißigt habe mit möglichfter Treue wie- 
derzugeben. Die Sprache der Denkmäler ift einfach und ſchmucklos, 
doch durchweht fie der friſche kräftige Hauch eines hohen Alter 
thumes. 

Meinen Herren Fachgenoſſen wird es nicht entgehen, daß ge- 
wife Auffaflungen in den wichtigjten Abfchnitten meined Werkes 
den bisher ala unmwiderlegte Thatfachen angenommenen Meinungen 
bedeutender Autoritäten auf dem Felde der altägyptifchen For— 
ſchungen im fchärfiten Gegenfaß gegenüber ftehen. Des Beifpiele 
halber jehe ich den bisher beliebten pelasgiſch⸗italiſchen Völkerbund, 
in den Zeiten Mineptah's I und Ramſes III, ale einen gefährlichen 
Irrthum an, der leider ohne weitere Unterfuchung in die Wiffen- 
ihaft eingeführt worden ift und bereitd in den Handbüchern der 
Geſchichte Griechenlands und Italiens einleitende Wurzeln gefchla- 
gen hat. Desgleichen habe ich Ilion, Dardaner, Lycier und Myſier 
als den Aegyptern des vierzehnten Jahrhunderts unbefannte Größen 
geftrichen und dafür die entfprechenden Völfernamen auf dem Hoch— 


X 


lande des oberen Euphratlaufes eingejeßt. Wenn je, fo ift auf die- 
fen Gebiete die forgfältigfte Umfchau erforderlich. Die Beweife für 
meine Berichtigungen diefer und ähnlicher Annahmen und Voraus— 
fegungen werde ich in einer bejondern wiſſenſchaftlichen Abhandlung, 
welche bereits für den Druck vorbereitet fertig daliegt, in aller 
Stärke und Ausführlichkeit meinen Fachgenoſſen demnädhft liefern. 
Als beachtenemwerth und würdig einer eingehenden Prüfung 
empfehle ich meinen Herren Mitforfchern die bisher nirgends er- 
fannte noch erwieſene Thatfache, dag die ägyptiſchen Denkmäler 
von dem Jahre 1000 vor Chr. Geb. an und zum erftenmale die 
Kenntniß affprifcher Königenamen in ägyptiſcher Schreibung gewäh- 
ven und die Gegenwart affyrifcher Satrapen im Nilthale bezeugen. 
Pallaſcharnas, Shafhang, Nimrod, Tiglath, Sar- 
gon u. a. m. find ächt affyrifche Geftalten, welche fortan mit der 
Geſchichte Aegypten's im engften Zufammenhange ftehen werden. 
Die zahlreichen Ueberfegungen , welche wie bemerft die eigent- 
liche Grundlage des vorliegenden Werfes bilden, find von mir im 
Angeficht der Denkmäler niedergefchrieben und wiederholt mit den 
Urterten verglichen worden. Da wo id) Vorgänger und Vorbilder 
anzuführen hatte, habe ich nicht verfehlt dies im Texte felber oder 
in einer Anmerkung zu erwähnen. Nur wenige, wie die Ueber- 
tragung der langen Pianchi⸗Inſchrift durd den verftorbenen Meiiter 
E. de Rouge, find mir erft nad) dem vollendeten Sabe meines 
Buches zugänglich geworden, ohne daß ich indeß einen Anlaß ge- 
funden hätte, meine eigenen Abweichungen in der Auffaffung und 
Meberfeßung zu beklagen. Um jo mehr bedaure ic) dagegen, daß 
die prachtuolle Ausgabe des berühmten Papyrus Harris Nr. 1, durd) 
deffen Beröffentlihung fi Herr Bird) und die Verwaltung dee 
Britifhen Mufeums in London wiederum die größeiten Verdienſte 
um die Bereicherung der altägyptifchen Forſchungen erworben hat, 
mir erft nach dem Drude des vorliegenden Buches als ein eben fo 


xI 





toftbares als inhaltreiches Geſchenk zugefommen ift. Für alle Zeiten 
wird diefe Urkunde, deren wichtigſten Theile mir nur auszugsweiſe 
befannt waren, den werthoollften Beitrag zur Gefchichte des dritten 
Ramſes bilden. 

Es eriheint mir zum Schluß eine befondere Pflicht der Dank⸗ 
barkeit zu fein, nicht mit Stillfchweigen die Namen der verdienten 
Männer zu übergehen, welche durch die Veröffentlichung der Denk⸗ 
mäler oder durch die Erklärung und Entzifferung der gefchichtlichen 
Inſchriften ſich ein bleibendes Verdienſt um die Wiffenfchaft erwor⸗ 
ben und dadurch in nicht geringem Maaße beigetragen haben, mir 
die Ausführung meiner Arbeit zu erleichtern. Ich nenne vor allen 
die Namen Bird, Chabas, E. u. J. de Rouge, Deveria, Dümichen, 
Ebers, Goodwin, Leemans, Le Page Renouf, Lepfius, Lieblein, Ma- 
riette, Maſpero, Naville, Bierret, Pleyte. Habe ich bei bereite behan- 
delten Alnterfuchungen gefchichtlicher Natur oder bei Ueberfeßungen 
von Texten, welche die gelehrte Welt den genannten Forfchern ſchuldet, 
im Einzelnen eine abweichende Dleinung ausgelprochen, jo hat mic) 
fiherlich nicht der Geift des Widerſpruchs geleitet, fondern die Ueber- 
jeugung,, der Wahrheit möglicherweife näher getreten zu fein. Ich 
erinnere auch bei diefer Gelegenheit an das arabifche Sprichwort : 
Dem Anfänger die Ehre, wenn es auch der Nachfolger beffer machte. 

Dem chronologischen Theile dieſes Werkes habe ich mit voller 
Abſicht eine fehr untergeordnete Aufmerkjamkeit geſchenkt. Meiner 
Meinung nad) ift auf diefem Gebiete, infofern es die Zeit vor der 
ſechsundzwanzigſten Diynaftie betrifft, noch Alles zu thun übrig. 
Nimmt man die manethonifchen Auszüge der altägnptifchen Königs— 
liſten als Grundlage für die Feitftellung der Zahlen an, fo hat 
Lepfius in feiner Chronologie allerdings das Möglichite geleitet 
und mit erftaunlichem Scharffinn und großer Quellenkenntniß die 
gebotenen Hülfemittel fo gut wie vollftändig erſchöpft. Allein die 
Denkmäler fangen nad) und nad) an die manethonifchen Zahlen zu 


XxII 


entwerthen (man vergleiche die überlieferten 12-26 = 38 Jahre 
der Regierung Thutmes III gegenüber den 53 Jahren 11 Monaten 
und 14 Tagen der Denkmäler-Nachricht ſ. Seite 291). Will man 
nicht die elaftifche Dehnbarkeit der manethoniſchen Liſten ungebühr- 
lich anfpannen, fo bleibt eben nichts weiter übrig ald zu warten, bie 
irgend ein glüdlicher Bund uns diefed gefährlichen Erperimentes 
überhebt. Es fchien mir daher gerathener, von jedem Berfuche feiter 
chronologifcher Beſtimmungen abzujehen und allgemeinen Angaben, 
über deren Prinzip ich mich an Ort und Stelle näher ausgeſprochen 
habe, vor der Hand den Vorzug zu geben. 

Das alphabetifh geordnete Verzeichniß der Eigennamen, 
welches dem Schluffe diefed Buches angehängt ift und deffen Werth 
der fuchende Lefer am beiten zu beurtheilen im Stande fein wird, 
ift die fleißige Arbeit eined jungen hoffnungsvollen Philologen, 
Herrn Stud. philol. Ehrlich, aus Hildesheim, dem ich meinen 
aufrichtigften Dank dafür auszudrüden nicht umhin kann. 

Und fomit übergebe ich mein Werk der Oeffentlichkeit nicht 
etwa in dem Glauben, mein angeftrebte® Ziel erreicht zu haben, 
wohl aber in der ftillen Hoffnung, nachfichtige und vorurtheilsfreie 
Lefer zu gewinnen, weniger für mich, ale zu Gunſten der überliefer- 
ten Worte aus eigenem Munde der alten Aegypter, denen bereits 
vierzig Jahrhunderte vor unferer Zeit die Erin nerung als das 
eigentliche Leben des Menfchen galt. 


Göttingen den 9. December 1876. 


9. Brugſch. 


XVIII. 
XIX. 


XX. 


8 


Inhalt. 


Einleitung...... 


.Urſprung ber alten Aegypter. Ihre Nachbaren....... 
.Eintheilung des Landes und geiſtige Eigenthümlichkeit ſeiner Bewohner 
. Aegyptens geſchichtliche Vorzeiit.. onen 
- Die Zeitrechnung der Pharaonen⸗Geſchichte.. 22220. 
. Mena, der erfte Pharao, und das alte Reh - - - - - 2 2220 
. Mena’8 Nachfolger - - - 2 2 200 ne 
. Des vierten und fünften Königshaufes Fharaene . . » » 2... 
. Die Pharaone vom fehhften bis zum eilften Königebaufe . . . . . . 
. Die Könige des zwölften Königshauſitiesss.. 
. Das dreizehnte Königebaue -» > 22 0 0er 
. Scemiten und Aegypter............ on 
. Die Zeit der Fremdherrſchaft. Joſeph in Hegypten . . . . 2... 
. Das achtzehnte Königebaus - - - > ren 
- Das neunzehnte Königehausss... . 
.Das zwanzigſte Königehaussss.. 
. Das einundzwanzigſte Königeshausss.. 
. Das zweiundzwanzigſte Königshauss.. 2 nen en 


Das dreiundzwanzigſte Königehaus von Zanid . . . . 2.2... 
Das fünfundzwanzigfte Königehaus.. 
Vom fehsundzwanzigften bis zum cinumbbreigigften Königehaufe . . 
Vom fehsundzwanzigften Königshauſe... n. 
Die Berfer in Aegypten - © > > > mern 
Die lebten Bharaonen - - > 2 22 rennen. 
Des Bharaonen-Neiches Stur - - - - 22 nn 
Anbang: 


. Berzeihniß der Epochen⸗Könige... 8 
. Aegypten nnd feine Gaue Nomen.. 
. Umfcreibung ber altägyptiichen Eigennamen. -. . 2.2.20. 


Namen⸗Regiſter..8 


Einleitung. 


Die Geſchichte Aegyptens, die Namen une Thaten feiner Könige 
und Fürften, die wechjelvollen Schidjale des ägyptischen Volksſtammes 
im Verlauf von mehr als fechszig Jahrhunderten, bilden ben umfang» 
reihen Vorwurf dieſes Buches. Was die Denkmäler und Bücher da- 
rüber vermeiden, wollen wir zufammenftellen und tie Geſchichte bes 
jo merfwürtigen Landes und Volles an ven fegensreichen Ufern bes 
Nuftromes mit dem erjten einheimifchen König Mena beginnen und, 
jo Gott will, mit dem gegenwärtig rvegierenten Fürſten Aegyptens, 
dem Khediven Ismasẽl Paſcha I., beichließen. 

In dem erften Theil unferes Buches werden wir verjuchen, bie 
geſchichtliche Entwicklung ter Aegypter unter der Herrfchaft ver Pharao- 
nen zu ſchildern. Der König Mena foll ven Ausgangspunkt unjerer 
beichreibenden Darftellung bilden, wie Alerander der Große, ber Be⸗ 
freier und Netter Aegyptens vom perfiichen Joch, den fpäten Schluß- 
punft dieſes Zeitraumes. 

Bereits vor zwölf Jahren war biefer erjte Theil der Deffentlich- 
keit übergeben worben. Wir hatten uns darin bejtrebt, die Ergebniffe 


der Dentmäler-Forjchungen, fremde und eigene, auf bem weiten Ge⸗ 
Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 1 


2 


biete ver altägyptiſchen Geſchichte zu einem großen Gefammtbilve zu 
vereinigen. Freilich war dieſe Aufgabe nicht leicht und es überjtieg 
ficherlich unfere Kräfte, den erften Verſuch zu wagen, zumal in einer 
fremden Sprache, den wißbegierigen Geiftern nicht blos lange Königs- 
reihen in Begleitung todter Zahlen aufzuftellen, fontern an ver leiten- 
den Hand der Denkmäler das Leben und Treiben ver alten Nilthal⸗ 
Dewohner in dem erjten Staate der Welt, wenn auch nur in allge- 
meinen Umriſſen, in möglichiter Treue und Anfchaulichkeit vorzuführen. 
Um tie Aufgabe noch bevenklicher zu geftalten, trat der erfchwerenve 
Umftand Hinzu, daß die Zahl der damals befannten und von ven Ge— 
lehrten erforjchten Denkmäler an einer gewifjen Bejchränfung des In- 
baltes litt. ‘Denn die ältefte Gefchichte der Aegypter erfreut fich nicht des 
Bortheiles, von den fogenannten Haffifchen Schriftftellern des Altertbumes 
in treuen Zügen und in zufammenbängender Folge der Begebenheiten ver 
Nachwelt überliefert zu fein. Im Gegentheil, vielfach verwirrt und bie 
zu einem Zerrbilde entftellt, bat die Ueberlieferung ter Haffifchen Zeit 
mehr Schaden als Nuten geftiftet, denn fie bat falfche Vorftellungen ver- 
breitet und über Aegypten und feine Gejchichte einen Nebelfchleier, ge: 
iponnen aus Sage und Mährchen, während eines Zeitraumes von mehr 
als zwanzig Jahrhunderten ausgebreitet. Erft die wiebereritandenen, zu 
neuem Xeben erweckten ‘Denkmäler, leider beinahe zu fpät für bie in- 
zwifchen zu Grunde gegangene Steinwelt mit ihren gefchichtlichen In⸗ 
ichriften, haben ven Trugſchleier zerriffen, die Wahrheit enthüllt und den 
Deweis geliefert, daß bereits in ven Zeiten des Haffifchen Alterthumes 
bie Gefchichte ver alten Aegypter ein unverftandenes Buch mit fieben 
Siegeln war. 

Aber dennoch, troß bes Untergegangenen auf Nimmerwieterlehr, 
baben uns vie legten zwölf Jahre einen ungewöhnlichen, faft unermwarte- 
ten Reichthum neuer Funde, neuer Entvedungen zu Tage geförbert. Ein 





3 


einziger Gang durch die Räume des ägyptiſchen Mufeums zu Bulaq, ber 
Hafenſtadt Kairo's, führt uns bei jedem Schritte zu Dentmälern des höch- 
ften Alterthumes nicht nur der äghptifchen Gejchichte, ſondern aller Men- 
fchengefchichte überhaupt. Dank ver lebhaften Theilnuhme des aufgellär- 
teften Fürften des Morgenlantes für diefe Forſchungen tauchen in unun— 
terbrochener Folge aus dem Schooße der Erde neue Zeugen ber Altzeit an 
das helfe Tageslicht und geben uns Kunde von einer längft entfchwun- 
venen Vergangenheit, deren Ruhepunkte felbft die höchften Stufen des ge- 
wöhnlichen gefchichtlichen Zeitmefjers nicht mehr erreichen können. Die 
Königstafeln von Saqqarah und Abydos, beide eine Auswahl ägyptiſcher 
Herricher vom erften Pharao Mena an enthaltend, geben uns das zuver- 
(äffigjte, nicht mehr anzuzweifelnde Zeugniß, daß die Urahnen der äghpti- 
fchen Königshäufer, vie Bharaonen von Memphis, als ächt gefchichtliche 
Geftalten begrüßt werden müffen und daß dem Könige Ramſes II., (um 
1350 v. Ehr.), dem Sefojtris der griechifchen Fabelgefchichten über Aegyp⸗ 
ten, mindeſtens jechsunbfiebenzig rechtmäßige Herricher vorangingen. 
Das heißt mit andern Worten: ebenfoviel Menjchengefchlechter, welche in 
einem Zeitraume lebten, ver größer ift als die Geſammtzahl der von 
Ramſes IT. bis auf ven heutigen Tag verfloffenen Jahre. Eine folche 
Bergleichung zeitlicher Größen zwiſchen zwei geichichtlich denkwürdigen 
Endpunkten lehrt anſchaulicher als jede einzelne Zahl das erjtaunliche 
Alter der ägyptifchen Geſchichte abſchätzen. Sie giebt uns annähernd eine 
Vorſtellung von dem Werthe der aus jenen Zeitläuften erhaltenen Dent- 
mäler für das Verftändniß der Entwidlung des Menfchenthumes , ale 
deren unzerftörbare Markfteine, an ven äußerften Grenzen des gefchicht: 
lichen Geſichtokreiſes, die Pyramiden von Memphis für alle Zeiten gelten 
werten. 

Darf es Wunder nehmen, wenn in fo fern liegende Zeiten einer 


altersgrauen Vorwelt die eben erft gezündete Tadel der Erkenntniß nicht 
j* 


4 


tief genug hineinleuchtet, wenn in ben dunklen Gängen der gefchichtlichen 
Urzeit der leitende Faden ver Denkmäler⸗Forſchung plöglich abbricht over 
wider Erwarten fein Ende erreicht? Ober wenn des Schriftftellere Be⸗ 
trachtung mit Vorliebe bei fremden Namen und bei Thaten einer Zeit 
voll einfacher kindlicher Anſchauungen verweilt, für welche vie Gejchichte 
unferer Tage mit ihren großen, die Welt bewegenven Zielen den Maßſtab 
ber Vergleichung längft verloren bat? Mag das verwöhnte Schooßkind 
unferer vielrührigen Zeit immerhin ein leifes Nächeln über der Altvorderen 
Thun und Zreiben im Niltbale überlommen, dem denkenden Manne wirt 
dennoch jenes ehrwürbige Uralter, mit feinem ungeſchminkten Streben 
nach menfchlicher Würde, in dem hellen Lichte des erſten Morgenrothes 
ber aufdämmernden Gefittung und Veredlung feines Gefchlechtes er- 
ſcheinen, und nur mit dankbarem Sinne wird er dem Leben und ber Ar- 
beit der Urväter nach ihren eigenen Schilverungen feine ganze Theilnahme 
widmen. 

Wenn einerfeits die Denfmäler ver älteften Gefchichte in unfern 
Tagen einen jo werthuollen Zuwachs erhalten haben, daß fie geftatten 
viele Lücken unjerer erſten Ausgabe ber ägyptiſchen Geſchichte in der will- 
fommenften Weife auszufüllen, manche Irrthümer zu befeitigen, nicht 
felten früher ausgeiprochene Vermuthungen zu betätigen ober zu wider: 
legen: fo ift für diefelben Unterfuchungen ein anderer Gewinn inzwifchen 
erwachjen, beffen Bedeutung für bie gejchichtliche Forſchung geratezu un- 
ermeßlich zu nennen ijt. Die Entzifferung ber altägpptifchen Texte Hat 
durch das gemeinfame Zufammenwirken begeifterter Männer ver Wiffen- 
haft, vor allem in ven leßtwerfloffenen Jahren, eine fo große Sicherheit 
in Folge der methodiſchen Behandlung erreicht, daß jede Infchrift ihrem 
Inhalte nach genau beftimmt werben kann, zum Wenigften ber grobe Irr- 
tum nicht mehr möglich ift. Eine nüchterne, geſunde Kritik bat anch hier 
angefangen, ihr volles Necht zur Geltung zu bringen und den Gang ber 








5 


Unterfuchungen ven allgemeinen Gefegen ter Erfenntniß des Unbelanmten 
zu unterwerfen. | 

Welche Bereicherungen das zunehmenve Verftänpniß der altäghpti- 
\hen Sprache und Schrift-ven gefchichtlihen Unterfuchungen inzwifchen 
geliefert hat, das beweifen am Beften die zahlreichen Schriften verbienter 
Männer ver Wiffenfchaft, welche tie Entzifferung ver denkwürdigften In- 
\hriften des ägyptiſchen Alterthumes zum Gegenſtand ihrer Forfchungen 

erwählt Haben, deren Ergebnijje ein fo überrafchenves Licht auf bie wich: 

tigften Zeitläufte der älteren-Gefchichte des Landes werfen. Die geiftvollen 

Arbeiten des unvergeklichen, ber Wiffenfchaft durch den Tod leider zu früb 
entriffenen franzöfifchen Gelehrten Vicomte E. de Rouge über ven Einfall 
mittellänbifcher Völker in Aegypten, in ven Zeiten des neunzehnten und 
zwanzigiten Königshaufes, und bie werthvollen Beiträge, welche Herr 
Chabas von Chalons, hauptſächlich durch die fcharflinnige Entzifferung 
der bieratifchen Papyrusrollen des britifchen Muſeums, zur Kenntniß der⸗ 
jelben Regierungen geliefert hat, bilden Wendepunkte von höchftem Werthe 
auf dem Gebiete der ägyptiſchen Gefchichte und verdienen als wahre Er- 
oberungen in erfter Linie genannt zu werben. 

Angefichts der ehrwürbigen Denfmälerrefte, Zeugen einer längft 
untergegangenen Welt voll Räthfel und Wunder, und gegenüber ven hoch: 
wichtigen Entdeckungen, welche ver Scharffinn des menfchlichen Geiftes 
den erhaltenen Inſchriften in jüngfter Zeit abgerungen bat: darf unfer 
beicheivener Wunjch eine Stelle finden, daß tiefe neue Ausgabe der Ge- 
Ihichte der alten Aegypter wenigftens einigermaßen den Anforderungen 
entiprechen möge, welche ber Leſer berechtigt ift, in Bezug auf bie Behand: 
lung eines anziehenven und im gelehrten Sinne bereits vorgearbeiteten 
Gegenftandes an ten Schriftjteller zu ftellen. Denn ber Gelehrte tritt 
vom Schauplat zurüd und überläßt dem Schriftfteller die ſchöne, aber 
ſchwere Aufgabe der barftellenden Schilderung eines Ganzen; beffen 


6 


einzelne Theile die vielfeitige Wiffenfchaft, oft ohne ven Zufammenhang 
zu ahnen ober vorauszufegen, in getrennter Sonderung zu behanteln 
pflegt. Und hier befennt der Schriftfteller es offen, daß er nur mit 
Zagen dem Urtheil der Lefer entgegenfieht, mit welchem Glück er ſich 
feiner herrlichen und kraftvollen Mutterfprache bedient Habe, um einen 
durch Ursprung und Inhalt großartigen Gegenftand in klarer und wür⸗ 
biger Weife zu ſchildern. 


I. 
Urſprung der alten Aegypter. Ihre Nachbaren. 


hohl Ereigniſſe und Umwälzungen von großer gefhichtlicher Trag⸗ 
Re in einem fo beveutenden Zeitraume, als es ſechszig Jahrhunderte 
find, bie ftaatliche Form Aegyptens nothwendigerweiſe umwanteln mußten : 
fo Bat fich Dennoch der altäghptiiche Vollsftamm wenig verändert, denn er 
bat noch heute zu Tage jene eigenthümlichen Züge ter Gefichtsbilbung, 
iene Befonterheit ter Sitten und Gewohnheiten bewahrt, welche nach ben 
Bengniffen der Denkmäler und nach den Berichten der Schriftfteller bes 
Haffiichen Altertbumes dieſem Volke gleichjam erbeigenthümlich überliefert 
waren. 

Sefchichtfiche Unterfuchungen über einen Volksſtamm find unzers 
trennlich von der bedeutungsvollen und wichtigen Frage nach feiner Ur⸗ 
heimath, nach ver Wiege feiner gefchichtlichen Kinpheit. Der Geſchichts⸗ 
Ichreiber allein befitt nicht die Mittel diefe Yrage genügend zu löfen. Die 
Hülfswiſſenſchaften der Naturgefchichte des Meenjchengefchlechtes und ver 
vergleichenden Sprachforichung müflen zu Rathe gezogen werben, um, 
wenn auch nur annäbrend, auf ven Urjprung der Völker und auf bie 
Richtungen ihrer Wanderungen binzumweijen. 

Wir haben nicht die Abficht uns mit den Einzelheiten der Unter« 
fuchungen zu befchäftigen, auf teren Grundlage bie erftgenannte Wiffen« 
ſchaft fich bemüht bat, die Urheimath des altäguptiichen Volksſtammes 


8 


näher zu beftimmen. Es genüge feftzuftellen, bag dieſe Wiſſenſchaft (ob- 
fchon die Thatjache von der jüngeren Schule bezweifelt wird) zunächft die 
ficheren Beweife zu befigen glaubt, denen zufolge die Altvorberen ber 
Aegypter nicht zu den eigentlichen afrilanifchen Stämmen gezählt werben 
können. Die Schädelbildung, fo lehrt die (ältere) Schule, ſowie vie Ver- 
hältnifje der einzelnen Körpertheile, nach ven bei einer großen Anzahl von 
Mumien darüber angeftellten Unterfuchungen, ſollen auf einen Zufant- 
menbang mit dem Taufafifchen Menſchenſtamm hindeuten. Im Vereine 
mit andern Völkerfamilien bilden fie, dem Anfcheine nach, eine britte Ab- 
zweigung dieſes Stammes, die fogenannte kuſchitiſche Familie, welche fich 
durch gewiſſe Eigenthünmlichleiten von der pelasgifchen und ber femitifchen 
unterfcheivet. Welche verwanbtjchaftlichen Beziehungen zwifchen tiefen 
großen Völlerfippen auch immer obwalten mögen, fo viel darf als ficher 
gelten, baß bie Wiege bes altägyptifchen Volkes im Innern des aftatijchen 
Erdtheiles gejucht werben muß. In den Urzeiten des Menſchenthumes, 
weit jenfeit® jeder gefchichtlichen Erinnerung, haben vie Aegypter aus uns 
unbelannten Gründen ven Boden ihrer Urbeimath verlaffen, ihren Weg 
der untergehenden Sonne zu gewendet und fehließlich vie Völkerbrücke ter 
Zandenge von Suez überfchritten, um an den gejegneten Ufern des heiligen 
Nilftromes ein neues Vaterland zu finden. 

Die vergleichende Sprachforſchung unterftügt ihrerſeits mächtig 
diefe VBermuthung. Die ägyptiſche Sprache, welche ſich auf den Denk⸗ 
mälern ber älteften Zeit ebenſowohl als in den fpätchriftlichen Handſchrif⸗ 
ten ver Kopten, der Nachkommen des Pharaonen⸗Volkes, erhalten Hat, 
zeigt in Feiner Weife Spuren einer Abftammung und Herleitung von afri« 
fanifchen Sprachftämmen. Im Gegentbeil weilen tie Urwurzeln und bie 
Beſtandtheile ver äghptiſchen Sprachlehre auf einen fo innigen Zuſam⸗ 
menhang mit den indogermanifchen und femitifchen Sprachen bin, taß es 
beinahe eine Unmöglichkeit ift, die engen Beziehungen zu verlennen, welche 





9 


einst zwifchen ten Aeghptern und ben fogenannten intogermanifcyen und 
femitifchen Völkern obgewaltet haben. 

Richt mit Stillfehweigen wollen wir eine, ihres Uriprungs halber 
bemerkenswerthe, griechiiche Ueberlieferung übergehen, ber zufolge bes 
ägyptiſchen Volkes Heimath in Aethiopien zu juchen fei. Nach einer bei 
ben Alten ſtark vertretenen Meinung, welcher felbft noch neuere (mit ven 
eigentlichen Thatſachen wenig vertraute) Geſchichtsſchreiber huldigten, hätte 
eine Gejellfchaft von BPrieftern aus der Stadt Meroe bie Ehre, als bie 
Urheber ter ägyptiſchen Gefittung zu gelten. Stromabwärts ziehend, fo 
wird nämlich erzählt, hätten fie fich auf dem Gebiete ver fpäteren Stabt 
heben angefietelt und dort ven erften Staat mit theofratifcher Regie: 
rungsform gegründet. Obſchon dieſe Anficht auf Grundlage von Ueber: 
hieferungen des Altertbumes in den Gejchichtsbüchern folgenber Zeiten 
vielfach wieberbolt worden ift, jo ift ihr dennoch der Stempel bes Irr⸗ 
thums aufgebrüdt, da fie jeglichen thatjächlichen Beweiſes entbehrt. 
Richt ven äthiopiſchen Prieftern verdankt das ägyptiſche Reich feinen Ur- 
iprung , feine Regierungsform und die befondere Stufe feiner hoben Ge- 
fittung , vielmehr waren es die Aegypter, welche zuerft ftromaufwärts 
zogen, um in Xetbiopien Tempel, Stäbte und befeftigte Pläte zu gründen 
und mitten unter ven rohen bunfelfarbigen Bewohnern deu Segen gefitte- 
ter Zuftände zu verbreiten. Derjenige unter ven griechifeben Geſchichts⸗ 
jchreibern , welcher die wunderliche Mähr von ber erften äthiopifchen An- 
fievelung in Aegypten aufgetifcht Hatte, war dem verwirrenten Irrtbume 
anheimgefallen, die Bebeutung, welche Aethiopien währenn eines verhält: 
nißmäßig ſpäten Zeitabjchnittes auf Aegyptens Geſchicke ausübte, ohne 
weiteres Bedenken auf die gefchichtliche Vorzeit zu übertragen. 

Wenn Aegypten, wir wollen es einmal annehmen, feine ftaatliche 
und fittliche Entwicklung Aethiopien verdankte, fo darf nichts wahrfchein« 
licher fein als die VBorausfegung, in diefer Urheimath ver Aegypter Dent- 


10 


mäler aus dem böchften Altertfume anzutreffen, während ftromabwärts 
gehend wir nur auf Denkmäler jüngeren Alters ftoßen würden. Gelt- 
jamerweife liefert uns die Gefammtheit ver erforfchten und befannten ſtei⸗ 
nernen Bauwerke, welche auf ven Befehl ver äghptifchen und äthiopifchen 
Könige, Fürſten und Großen des Reiches an beiden Seiten des Stromes 
aufgeführt wurden, ven unumftößlichen Beweis, daß tie lange Reihe ber 
Tempel, Städte, Gräber und Denkmäler im Allgemeinen einer gewiffen 
zeitlichen Folge entſprechen, beren ältefter Ausgangspunkt : die Pyramiden 
fich an der Spite bes Delta befindet, ſüdwärts von ber Gabelungsftelle 
des großen Yluffes. Je mehr man fich, dem Mittag entgegen, ven Strom⸗ 
fchnellen und Wafferfällen des oberen Niles nähert, bis mitten in das 
Herz des fpäteren äthtopifchen Reiches hinein, um fo mehr fchwindet auf 
ben binterlajjenen Reſten ver Denkmälerwelt der Stempel bes Alter: 
thumes, um fo mehr zeigt fich der Verfall ver Kunft, des Gefchmades und 
ber Schönheit. Schlieglich fehlt e8 der ätbiopifchen Kunftrichtung — foweit 
bie bis jett erhaltenen Denkmäler Aethiopiens geftatten ein Urtheil zu 
fällen — an jeder felbftftänbigen Eigenheit. Dan überzeugt fich ſchon beim 
erften Anblick ätbiopifcher Denkmäler, daß fie nichts Beſonderes weiter 
erkennen laffen als die rohefte Auffaffung und die mangelbaftefte Ausfüh: 
rung einer urfprünglich ägyptiſchen Kunftrichtung. Die unbeholfenfte 
Nachahmung ägyptifcher Kenntniffe in allem, was bie Wiffenfchaft und 
die Künfte betrifft, das erfcheint als ver Höhenpunkt ver ätbiopifchen 
geiftigen Fähigfeiten und künſtleriſchen Entwicklung. | 

Nach ven Berichten der griechifchen und römischen Schriftfteller des 
Alterthumes, welche Gelegenheit hatten Aegypten zu befuchen und mit ven 
Einwohnern bes Landes in näheren Verkehr zu treten, hatten die Aegypter 
jelber den Glauben Urbewohner ihres Landes zu fein. ‘Das fruchtbare 
Nilthal, ihrer Meinung nach, bildete Herz und Mittelpunkt ver gefanumten 
Welt. Weftlich davon faßen die Völfergruppen, welche den gemeinſamen 


11 


Namen Ribu oder Libu führten, die Vorfahren der in den gejchichtlichen 
Werfen und in ven Erbbefchreibungen ber Alten fo häufig erwähnten 
Libher Bewohner der Nordküften Afrilas vehnten fie ihre Wohnſitze, 
dem Sonnenaufgang entgegen, bis zu ben Gegenden an ver kanopiſchen 
Nilmündung (heut zu Tage die von Nafchit oder Nofette) aus. Den An- 
gaben der Denkmäler zufolge gehörten fie einem bellfarbigen, blanäugigen, 
blont- und rothhaarigen Dienfchenftamme an. Nach ven fo bemerkens⸗ 
werthen Unterfuchungen ves franzöfifchen Generals Faidherbe wären bie 
erften Vertreter biefes Stammes (Kelten?) aus dem Norden Europas nad) 
Afrika übergefiebelt, indem fie ihren Weg durch die drei mittellänbifchen 
Halbinfeln nahmen und ſich allıhälig in ven Befig der libyſchen Küftenge- 
biete feßten. 

Es ift eine beachtenswerthe Erſcheinung, daß bereit8 in ben fern- 
liegenden Zeiten des vierten Königshauſes der äghptifchen Herricher ein- 
zelne dieſem Völkerftamme angehörende Leute Männer, Weiber und Kin- 
der) in Aegypten einwanterten, um als gewanbte Tänzer, Techter und 
Zurner in Öffentlichen, Groß und Klein beluftigenden Schaufpielen auf: 
zutreten, ganz jo wie es noch gegenwärtig bie Aegypten beveifenden Mo⸗ 
ghrabinen mit ihren Boflen und Kunſtſtücken zu halten pflegen. Nur zeich- 
nen fich die Libher auf den Wänden ter Grablammern, welche in bie 
Zeit vom vierten bis zum zwölften äghptiſchen Königshauſe gehören, vor 
ven rothbraun gefärbten Aegypten burch eine hellgraue ober hellbraune 
Haut aus, fo daß es beinahe ven Anfchein gewinnt, als hätten fie mit ven 
ſpäteren weißfarbigen Libyern Leine nähere Verwandtſchaft. 

Das große vielgeglieberte Völkergewirr, welches als Urheimath bie 
weiten Landſtrecken und Waffergebiete des oberen Niles bewohnte, von 
ber ägyptiſchen Grenze an am erften Wafferfalle (bei der Stabt Syene), 
führt auf den Denktmälern bie gemeinfame Bezeichnung der Nahaſu. Im 
ten bunt gemalten Darftellungen erjcheinen fie in ſchwarzer ober bunfel- 


12 


brauner Hautfärbung (mit beutlich erfennbaren Neger « Gefichtern‘ und 
in einer durchaus urfprünglichen und einfachen Bekleidung. Kein Zweifel, 
baß wir in ihnen die Vorjahren ver heutigen Negerftämme zu begrüßen 
haben. In ven Zeiten des höchiten Altertbumes wohnten ihre nördlichen) 
Stämme in unmittelbarfter Nähe der ägyptifchen Grenze, währent tie 
von den alten Aegyptern zur Zeit des fiebenzehnten Jahrhunderts v. Chr. 
oft genannten Kar over Kal, — vielleicht die Vorfahren ver Beutigen 
Gala, — die damals gefannten ſüdlichſten Stämme ver großen inner- 
afrikanischen Völfergruppe bilteten. Diefe bunfelfarbigen Nachbarn be» 
unrubigten nicht felten die ägyptiſchen Unterthanen der Mittagsgegend 
und bie Könige mußten zu ten Waffen greifen, um vie ungebäntigten 
Horben zurücdzuträngen,, und ihren Einfällen durch ftarte Wachen und 
wohlgebaute Veſten eine Grenze ſetzen. 

Werfen wir ven Blid nach Sonnenaufgang , über vie ſchmale Lant- 
enge von Sue, hinaus, fo begegnete ver Wanderer auf bem Boden ber 
Altzeit den Leuten von dem großen Volle, welches die Aegypter unter dem 
Kamen der Amu näher zu bezeichnen pflegten. Will man viefen Namen 
mit Hülfe der femitifchen Sprachen erklären, in welchen e8 ganz allgemein 
jo viel als „Volt“ beveutet, over zieht man das ägyptiſche Wörterbuch zu 
Hülfe, in welchem ame (in ber Mehrheit ameu) mit dem Sinne von 
„Rinderbirt" verzeichnet fteht: fo ift in beiden Fällen das Eine ficher, daß 
die Aegypter ver Bharaonenzeit dieſen Ausdrud in einem gewiſſermaßen 
verächtlichen Sinne gebrauchten. Jene Amu waren bie Heiden, bie Kafir 
oder Ungläubigen ihrer Zeit. In den buntfarbigen Darftellungen kenn⸗ 
zeichnet fie vor allem die gelbe oder gelblichbraune Farbe ver Haut, wäh. 
rend ihre Bekleidung bald eine gewiſſe Einfachheit, bald in Wahl bes 
Schnittes und ber farbigen eingewebten Zeichnungen ven Sinn für Pracht 
und Reichthum verräth. " 

Seit langer Zeit hat die wifjenfchaftliche Forſchung jene Amu als bie 


13 





Bertreter ter femitifchen Völkerſtämme aufgefaßt, obwohl unſerer eigenen 
Anficht nach derſelbe Name auch mehrere Völker und Familien umfaßt, 
welche mit dem rein Semitifchen nım eine geringe VBerwanbtichaft zu haben 
ſcheinen. 

AS die merkwürdigſten Völker auf dem Gebiete ver Amu werben une 
im Laufe der ägyptiſchen Gejchichte die Cheta, die Char (oder Chal) und 
bie Ruten (oder Luten), tie ehemaligen Bewohner PBaläftinas und Syriens, 
in achtunggebietenvden Geftalten und Thaten entgegentreten. Noch ift es 
wohl anzumerken, als unbeftreitbar feftftehend,, daß felbft in den ruhm⸗ 
reichten Zeiten ver ägyptiſchen Königsgeſchichte, die Amu diejenigen Län⸗ 
tereien im ‘Deltalande bewohnten, welche fich in der Umgebung des heute 
Menzuleh genannten Sees als ſeßhafte Einwohner befanden. Eine große 
Zahl von Stäpten und Dorfichaften, Gräben und Wafjerbeden auf tem 
oben bezeichneten Gebiete, führten einftmals unverkennbar ſemitiſche 
Namen, wie wir weiter unten es näher begründen werben. 

Der äguptifchen Geſchichte anjehnlichftes Hauptſtück, infoweit es bis 
jegt die aufgefundenen Denkmäler ſammt ihren Injchriften nachgewiefen 
Gaben, befteht neben dem Wechjel der Königshäuſer, aus inneren und 
äußeren Streitigleiten und aus fiegreichen Feldzügen, welche bie Pharao⸗ 
nen an der Spige ihrer Strieger gegen bie anwohnenden benachbarten 
Bölker unternahmen. 

Auf ſolchen Zügen fuchten vie Könige neue Straßen zu öffnen, nach 
allen Theilen ver damals gelannten Welt bin, um bie Macht und ten Um- 
fang des ägyptiichen Reiches bis zu ven äußerſten Grenzen ver ihnen be> 
kannten Erde auszubehnen. In den glorreichiten Zeiten der äghptifchen 
Geſchichte dienten bejchriebene Steinfäulen in ven großen Ebenen Meſopo⸗ 
tamiens wie in den beinahe unzugänglichen Theilen des innerften Afrika 
als redende Zeugen des ägyptiſchen Waffenruhmes und der Großthaten der 
Könige der oberägyptiſchen Thebä. Hat auch der Sturm ter Welt- 


14 


gejchichte fie fpurlos verſchwinden lafien, jo ift dennoch in einzelnen 
Siegesberichten die Erinnerung daran veutlich erhalten. Auch ven Aegyp⸗ 
tern wurde in ber eigenen Heimath fchließlich das Herz zu eng und ihre 
Wanderſucht fand mächtige Befriedigung in den fTriegerifchen Zügen, 
welche ihnen bie weite Welt öffneten und den Befig der fruchtbaren und 
reichen Ländergebiete Afiens und Afrikas jenfeits der ägyptiſchen Grenzen 
begebrlich erfcheinen ließen. Das aderbauende Volk wurbe zu Eroberern, 
benen ber weltgefchichtliche Fluch nicht vorenthalten blieb. Denn ver frembe 
Beſitz, fchwierig zu erwerben, aber noch fchwieriger zu behaupten, wurbe 
zu einem Stachel im eigenen Fleifch, an vem ver große ägyptiſche Staats⸗ 
törper elendiglich zu Grunde ging. 


II. 


Eintheilung des Landes und geifige Eigenthümlichkeit feiner 
| Bewohner. 

Aegypten wird in den alten Infchriften,, fowie in den Büchern ber 
fpäteren chriftlichen Aegypter mit einem Worte bezeichnet, welches fo- 
viel bebeutet, als das „ſchwarze Land' und welches auf Aegyptiſch felbft 
Kem ober Kami lautet. Bereits die Alten hatten c8 wohl bemerkt, daß 
das ägyptiſche Aderbauland fich durch feine dunkle, beinahe ſchwärzliche 
Farbe auszeichnet und ficherlich ward dieſe Eigenthümlichkeit der Färbung 
ihres Bodens ven alten Aegyptern die Veranlaffung zu dem Namen des 
Schwarzlandes. Diefe Benennung und ihre Herleitung hat ihre vollfte 
Berechtigung gegenüber einer andern Thatſache, daß nämlich ein benach- 
bartes Gebiet der arabifchen Wüſte gegenüber dem Schwarzlande bie De: 
zeichnung bes Rothlandes (Tescher) führte. Unendlich oft wird in ben 
Infchriften der König als der Herr des ſchwarzen und des rothen Landes 











15 


aufgeführt, um anzubeuten, daß feine Herrſchaft fich über das bebaute und 
unbebaute Aegypten im weiteren Sinne des Wortes ausbehnte. Bei tiefer 
Gelegenheit wollen wir darauf hinweiſen, wie vie Aegypter felber fich 
einfach al8 Leute vom Schwarzlande bezeichneten und daß die Injchriften, 
fo weit e8 uns befannt ift, Teine andere Benennung als Sondername 
für das ägyptiſche Volk überliefert haben. 

Dagegen lernen wir von ben Denkmälern ber eine Menge anderer 
Dezeichnungen kennen, welche dazu dienten, daſſelbe Land Aegypten in 
eigener Weife zu benennen. Zu ben älteften gehört unftreitig der Name 
Tamera, welcher, jo j&heint e8, die Bedeutung von Ueberſchwemmungs⸗ 
land Batte und mit befonverer Bevorzugung auf Unteräghpten angewendet 
wart. Anbere, der jüngeren Zeit angehörige Infchriften zeichneten 
Aegypten durch Beinamen aus, welche meiftentheil® in einem bichteri- 
ihen Sinne aufzufaffen fine. Zu den häufigsten Ausprüden dieſer Gattung 
gehören folgende: das Land der Sykomore, das Land des Delbaums, 
das Land bes heiligen Auges. ‘Die Erklärungen für biefe und ähnliche 
Bezeichnungen darf man allein in venjenigen Schriften ver alten Aegypter 
juchen, welche ſich mit ter Lehre von den göttlichen Dingen und mit den 
Sagen von den Göttern und göttlichen Weſen befchäftigen, da es eine be⸗ 
tannte Thatjache ift, daß bie Aegypter, in ganz ähnlicher Weife wie bie 
Ebräer, in dem Nanıen einer Perſon ober einer Dertlichkeit Anfpielungen 
auf gewiffe Ereigniffe oder auf auffallende Nebenumftänve zu finden 
glaubten, wobei die bloße Lautähnlichkeit oftmals zu unglaublich fühnen 
Zufammenftellungen Veranlaffung giebt. Den Alten war eine gefeß- 
mäßige Wortableitung, entiprechend einer natürlichen Sachlage, ein unbe- 
fanntes Ding, und einem Sprachforfcher unferer Zeit müſſen fich oft bie 
Haare ſträuben, Angefichts des Zwangs und der Gewaltthat, welche die 
wortvergleichenten Alten bei ihren Erklärungen finnvoller Eigennamen 
leitete. 


16 


Ein wahres Räthjel in Bezug auf feine Ableitung uud Erklärung 
bietet der ſeltſame Eigenname var, mit welchem tie Fremdvölker Afiens, 
jebes in feiner Sprache, Aegypten zu benennen pflegten. Die Ebräer 
tauften das Land mit dem Namen Mizraim, bie Affyrer Muzur, vie 
Perfer Mudraya. Wie man fich überzeugen kann, liegt allen diefen Be⸗ 
nennungen eine Urform zu Grunde, welche aus ven drei Stammbuchftaben 
M — 3 — r beitand, deren Erklärung bis jegt in feiner Weiſe gelungen 
ift. Obgleich ich erft weiter unten mich mit der Herleitung dieſes rätbfel: 
haften Namens, der fich noch heut zu Zage in ber arabifchen Bezeichnung 
Mifr erhalten bat, ausführlicher befchäftigen will, jo nehme ich dennoch 
bier die Bemerkung vorweg, daß die genannte Bezeichnung urſprünglich 
nur einen beftimmten, ſtark befeftigten äägyptiſch Mazor) Theil Aegyptens 
im Often bes ‘Deltalandes berührte, der, nach den Angaben ver Dent- 
mäler, von vielen Zor d. i. Beftungen bejchügt und gebedt wart. 

Das alte Aegypten, häufigſt und ganz allgemein als das ‘Doppel: 
land aufgeführt, beftand aus zwei großen Xheilen, bie ihrer Weltlage -. 
nach al8 das Land des Südens und das Land des Nordens im Gegenfat 
zu einander aufgeführt wurden und infchriftlich beglaubigt find. Dem erft- 
genannten entipricht gegenwärtig berjenige Theil Aegyptens, den wir nach 
griechifcher Weife unter dem Namen von Oberägypten kennen und welchen 
ihrerjeitS die Araber bis auf ven heutigen Tag unter ver Bezeichnung 
Said erwähnen. Das oberägpptifche Yand begann im Süden bei ber 
Elfenbein Infeljtadt Elephantine, gegenüber ver jüngeren Hanbelsftabt 
Aſſuan, auf der rechten Seite des Stromes, und feine Nordgrenze reichte 
bis in vie Nähe des mempbitifchen Gaues auf der linken Seite des heiligen 
Stromes. Nordägypten umfaßte ven übrigbleibenven Theil des Landes, 
das fogenannte Unterland, das Land Behereh ver Araber, das Deltaland 
ber griechifchen Schriftfteller. ‘Diefe Eintheilung, welche in unfern Tagen 
ebenfowohl beſteht, als fie im höchſten Alterthume beftand , ift weber eine 














17 


— — — — — 


zufällige noch eine willkürliche. Denn ſie beruht nicht allein auf einer 
örtlichen Verſchiedenheit des beſondern Sprachgebrauchs feiner Bewohner, 
ſondern auch auf der beſonderen Verſchiedenheit der Gewohnheiten, der 
Sitten und ber Mebräauche, welche Die Aegypter im Norden und im Süden 
von einander trennt. Bereits im dreizehnten Jahrhundert vor unferer 
| Zeitrechnung W biefe Berfchiebenheit in Bezug auf ten Sprachgebraud) 
burd einen urfundlichen Beweis geführt. In einem Schriftftüd, welches 
in die genannte Zeit binaufreicht, nimmt ber gelehrte Verfaffer veffelben 
Beranlaffung, vie Sprache eines Unterägypters der Sprache eines Ober⸗ 
üghpters gegenüber zu ftellen, lediglich in ber Abficht das Dunkle und 
Unverftändliche einer ſchriftſtelleriſchen Arbeit in handgreiflichſter Weiſe 
zu kennzeichnen. 
Dieſe Haupteintheilung Aegyptens, welche nach ven heiligen Ueber— 
lieferungen der ägyptiſchen Prieſter bis auf die Zeiten der Götterkönige 
4 zurückgeführt ward, erklärt nicht nur die Bezeichnung des Doppellandes, 
beſonders in dem ſo häufigen Titel der Könige als der Herren des Dop⸗ 
pellandes; ſondern läßt auch klar und deutlich vie Gründe erkennen, wes» 
halb im Gegenſatze zu einander der Sage nach dem Gotte Set die Herr⸗ 
ſchaft des Südlandes und dem Gotte Hor, dem Sohne des Oſiris, die 
des Nordlandes eigenthümlich übergeben ward. Es war und blieb eine 
Sitte der Aegypter, daß nach altherkömmlicher Weiſe jeder König am 
Tage ſeiner feierlichen Krönung als Hauptſchmuck zwei Kronen empfing, 
von denen bie weißfarbige obere die Herrſchaft über ven Süden, die roth⸗ 
farbige untere tagegen die Herrfchaft über den Norden des äghptifchen 
Reiches verſinnbildlichen follte. 
Das Lane Aegypten gleicht einem fchmalen Gürtel, in feiner Mitte 
von einem Wafferftreifen durchzogen, ter von beiden Seiten von langen 
Gebirgszügen eingefaßt wird. Auf der rechten Stromfeite nach Sonnen» 


aufgang zu begleitet die fogenannte arabifche Bergkette den Fluß feiner 
Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 2 


18 


ganzen Yänge nach; auf ver entgegengefegten, der weitlichen Seite, zie- 
ben fich die niebrigen Höhen ver libyſchen Wüſte in gleicher Richtung mit 
dem Yluffe, von Süd gen Nord, nach dem Ufer des mittelländischen Mee⸗ 
res bin. Den Strom felber bezeichneten Griechen und Römer mit dem 
Namen des Neilos oder Nilus. Obgleich dies Wort fich noch in der heu- 
tigen arabiihen Sprache ale Nil mit ver beſonderen Bedeutung von 
„Ueberſchwemmung“ erhalten hat, fo ift dennoch fein Urfprung nicht in 
ber altäghptifchen Sprache zu fuchen, fondern, wie neuerdings mit großer 
Wahrjcheinlichkeit nachgewiefen ift, berzuleiten von dem femitifchen Worte 
Nahar oder Nahal, welches ganz allgemein ſoviel bezeichnet als Fluß. 
Bon feiner Gabelungsftelle an, ſüdwärts von der alten Stadt Memphis, 
theilte fi) der Strom in drei große Arme, welche das unteräghptifche, in 
ber Geftalt des griechifchen Buchftabens A (Delta) breit daliegende Flach: 
land bewäfferten und mit vier Nebenarmen die befannten fieben Nilmün- 
bungen bildeten. Die ägyptiſchen Gaue, welche im oberen Lande auf bei- 
ben Seiten des Fluffes lagen, umfaßten in dem innern Theile des Delta 
größere Bezirke, welche infelartig von den Nilarmen und ihren Neben- 
fanälen umfaßt wurden. Außerhalb tiefer Inſelgaue breiteten fich andere 
Bezirke auf der arabiichen und libyſchen Seite des unterägyptifchen Fluß⸗ 
gebietes aus. Sie werten in den Liſten als die weftlichen und öftlichen 
Gaue aufgeführt. ‘Die befontere Eintheilung des oberen und des unteren 
Zandes in Bezirke, welche die Griechen mit dem Namen der Nomoi be» 
zeichneten, ijt uralt, denn wir finden bereits auf Denkmälern bes vierten 
Königshaufes einzelne Gaue fo wie einzelne Städte fammt den zugehörigen 
Gauen genannt und aufgeführt. Dreißig Jahrhunderte päter erfcheinen 
bielelben Gaue auf ven Denkmälern ver Ptolemäer- une Römerzeit in 
Geſtalt wohlgeorpneter oft jehr ausführlicher Tafeln, welche in deutlicher 
Scheidung von einanver das obere von tem unteren Lande trennen. 
Oberägypten umfußte 22 Gaue, das untere Land 20, fo daß im Ganzen 





19 


Aegypten 42 Gaue enthielt, welche die einheimische Sprache bald mit dem 
Worte Sep oder Hefep, bald mit dem Worte Tafch bezeichnete. Jeder 
Bezirk Hatte feine befonvere Hauptſtadt, welche zugleich ven Sit des jewei- 
ligen Hauptmanns bildete, veffen Amt und Würde ſich nach altäghpti- 
ſchem Gefege von dem Vater mütterlicherfeits auf ven älteften Enkel über- 
erbte. Der Hauptort bilvete zugleich den Mittelpunkt der bejonderen 
Sottesverehrung des zugehörigen Bezirkes. ‘Die heiligen Gauliften haben 
ung die Namen bed Tempels ver Hauptgottheit, der Priefter und Priefte- 
rinnen, ber heiligen Bäume, ferner die Namen des Stabthafens des hei- 
ligen Kanales, des bebauten und des nur in ter Ueberſchwemmungszeit 
fruchtbaren Hinterlandes und vieles andere in einer Vollftändigkeit über- 
liefert, daß wir im Stande find uns das genaufte Bild von jedem ägyp⸗ 
tiichen Gaue nach ver genannten Richtung hin, faft ohne Lücken, in allen 
jeinen Einzelheiten zu machen. Schließlich wollen wir nicht verfehlen, 
zu bemerken, daß die einzelnen Bezirke durch Grenzfteine von einander 
abgejondert waren und daß die ägyptiſchen Behörden für die Vermeſſung 
aller Yändereien, für tie Anlage von Kanälen und für die Beauffichtigung 
ver Dämme bie größte Sorge an den Tag legten. 

Die ägyptiſche Gefchichte, inſoweit uns bie ewiger Vergeffenheit ent: 
riffenen Denkmäler darüber Aufllärung gewähren, Liefert ung vie Beweife, 
baß jeder Gau gewiffermaßen eine für fich abgefchloffene Regierung bil- 
vete. Häufig genug ereignete es fich, daß des einen Bezirkes Bewohner 
bei Streitfragen über göttliche oder menfchliche Dinge die Inſaſſen des 
andern benachbarten Gaues mit Angriffen bedrohten. “Der Gegner feind- 
liche Geſinnungen arteten nicht felten in harten Strauß aus und es be- 
durfte der Könige vollite Waffenmacht, um bie lodernde Kriegsfadel, 
angefaht von herrichfüchtigen Gaufürften over ehrgeizigen Prieftern , in 
ihrem Keime zu erjtiden. 


Solcher Fehden unheilvoller Ausgang traf bisweilen felbft das ganze 
2% 


20 


Königshaus. Das herrſchende Gefchlecht ftieg vom hohen Thron bernieber, 
um dem fiegreichen Gaufürften Land und Krone zu überlaffen. Daher nicht 
felten ver Königshäuſer Wechfel und der Gauftädte andere Namen in vem 
überlieferten Königsbuche Manetho's. Aber drei Gaue ſind e8 vor allen, 
welche in vem Verlauf ver ägyptiſchen Gefchichte ven Ruhmesglanz ber eriten 
Stätten des Yandes behaupteten: in Unterägypten vie Gaubezirke von Diem: 
phis und Heliopolis (On), in vem oberen Lande dagegen der von heben. 

Ein aderbebauendes Volt waren bie alten Bewohner Aegyptens, 
gerade fo wie ihre heutigen Nachkommen, welche das „ſchwarze Land“ be- 
wohnen, aus des Bodens Segen Nahrung und Gewinn fchöpfen. Auf 
Aderbau und auf Viehzucht gründete fich des Landes und feiner Inſaſſen 
Reichthum und Wohlftand. Der Aderbau, durch des Bodens ſprüchwört⸗ 
(ich geworvene Fruchtbarkeit begünftigt, war burch bie regelmäßige Wie- 
verkehr ver jährlichen Nilüberſchwemmungen an ftändige Zeit gebunden. 
Die befontere Sorgfalt, welche man im grauften Alterthume bereit ber 
Zucht und Pflege des Viehes, dieſem jo wichtigen Zweige des landwirth— 
ichaftlichen Xebens fchenkte, wirt durch der Denkmäler Zeugniffe in pas 
hellſte Licht gefegt. Denn ver Grablapellen Wandflächen bededen Tauſende 
von Bildwerken und zugehöriger erklärender Infchriften, welche uns über 
bie Feldarbeit und die Viehzucht ver alten Aegypter die reichiten Auf- 
fchlüffe gewähren. Daneben jpielte vie Schifffahrt als einziges Wegmittel 
für fängere Streden eine beveutende Rolle. Im Alterthume, wie noch 
heute zu Tage, ward Handel und Wandel auf dem Nil und auf feinen 
Kanälen gepflogen. An den Hauptfeften tes ägyptiſchen Jahres ver- 
ichmähten es felbft die Pharaonen nicht im glanzuollen Königsichiff ven 
heiligen Strom zu durchfahren, um geheimnißvolle Handlungen zur befon- 
beren Ehre des Aderbaues zu vollziehen. ‘Die Priefter betrachteten das 
Aderzeug als hochheiliges Geräth, und vermeinten in ihrem Glauben, 
daß tes Menjchen höchſte Glückſeligkeit nach vollendeter Wallfahrt hie- 





21 


nieden darin beftehe, vie elyfäiichen Gefilde bes unterirbifchen Gottes Oſiris 
zu bebauten, feine Viehheerden zu weiten und zu pflegen und auf ven Luft: 
friſchen Wafferftraßen ver Welt des Jenſeits im ſchwanken Nachen einher: 
fahren. Der Adersmann, ver Hirt und ber Schiffer, biefe drei waren 
thatjächlich die erften Gründer der milden Sitte, die gefeierten Urheber 
bes äfteften frievlichen Volkslebens im geſegneten Nilthale. 

Wir fönnen diefes Kapitel nicht fchließen, ohne noch einen prüfenten 
Blick auf die Eigenthümlichkeit der geiftigen Anlagen ver alten Aegypter 
geworfen zu haben, wobei felbftverftänplich ver Denkmäler Nachrichten 
unfere treuen Führer jein werben. 

Es fehlt nicht an fehr gelehrten und unterrichteten Männern, folche 
nicht ausgefchloffen,, vie fich in ter Wiffenfchaft ber gefchichtlichen For⸗ 
hung einen glanzvollen Namen erworben haben, nach deren Urtheil die 
Aegypter zu betrachten feien als ein ernftes, im fich gefehrtes, verjchloffe: 
nes, jehr frommes, nur mit ver andern Welt befchäftigtes Volk, dem das 
Leben hienieden gar nichts oder nur wenig galt, gleichſam als die Trappiſten 
bes Altertyums. Aber jollte es möglich gewejen fein, jo fragen wir mit 
aller Berechtigung des Eritaunens und ver Verwunderung, daß jene 
fruchtbare und ergiebige Erbe, daß jener herrliche Strom, welcher 
das Land bewäffert, daß jener reine lachende Himmel, daß jene ftrahlenbe 
Sonne Aegypten ein Volt lebendiger Mumien und trauriger Weltweijen 
hätte erzeugen können, ein Voll, das dieſes irdiſche Leben als eine Laft 
anfah, deren es fich balpmöglichft zu entlebigen trachtete® Nimmermehr! 
Man durchwandere ter alten Pharaonen Land, man fchaue tie einge: 
Ichnigten oder gemalten Bilver auf den Wänden ver Grablapellen, man 
efe tie Worte, welche in den Stein gemeißelt oder mit ſchwarzer Farbe 
auf dem gebrechlichen Papyrus niebergejchrieben find, und bald wird man 
genöthigt fein, ein anderes Urtheil über bie ägbptifchen Weltweifen zu 
füllen. Kein froheres, kein heitereres Volk, kein Bolt von kindlicherer 


2 


Einfalt als jene alten Aegypter, welche das Leben von ganzem Herzen 
lieb hatten und fich ihres Dafeins auf das Innigfte freuten. Weit ent- 
fernt von ver Sehnfucht nach vem Tode richteten fie an ber heiligen Götter 
Schaar die Bitte das Neben zu erhalten und es zu verlängern, wenn 
möglich bi8 zu ben „vollfommenften Alter von einhundert und zehn Jah⸗ 
ren“. Sie überließen fich vem Vergnügen des heiterften Lebensgenuſſes, 
Gefang und Tanz und ter kreiſende Becher, fröhliche Ausfahrt aufs Wie- 
fenlant und ins Schilfgehege, zur Jagd mit Pfeil und Bogen und Holz⸗ 
ſchleuder oder zum Fiſchfang mit Speer und Hamen, erhöhten die Freude 
des Daſeins und dienten des Landes edleren Geſchlechtern als Luſtſpiel 
nach gethanem Werke. Im Zuſammenhang mit dieſer Neigung zum 
Frohſinn waren launige Späße und erheiternde Witzworte, oft über die 
Grenze des Schicklichen hinaus, des Volkes Erbtheil. Selbſt beißende 
Spottrede und die treffende Anſpielung war beliebt, und munteres gefel- 
liges Geſchwätz fand ſeinen Weg bis in des ſtillen Grabes Kammern. 
Aber der Hang zum Vergnügen bildete auch eine ſchlimme Klippe für die 
Jugend auf den altägyptiſchen Schulen und die klugen Lehrmeiſter hatten 
ihre liebe Noth das junge Volk im Zaum zu halten. Blieb die Ermah⸗ 
nung bar des Erfolges, ſo zeigte ſich der fuchtelnde Stock, denn des Landes 
Weiſen huldigten der Anſicht, „daß des Knaben Ohren auf dem Rücken 
ſitzen“. | ' 
Des Volkes unterfte Schichten, der Haufen, wie vie Infchriften ihn 
bezeichnen, betrieb den Aderbau, die Viehzucht, die Schifffahrt, die Fifche- 
rei und Die verſchiedenen Zweige bes einfachiten Kunſtfleißes. Schon 
frühzeitig und nach den Regeln einer entwidelten Wertigkeit wurde ber 
Stein bearbeitet, die Metalle (Gold, Silber, Kupfer, Eifen, zuerft pas 
Meteor Eifen) geſchmolzen und zu Kunftgegenftänden over Werkzeugen 
und Geräth umgewantelt, Holz und Leber vielfeitig verwerthet, gegoffen 
das Glas, der Lein geiponnen und zu Stoffen gewebt, Seile wurten 





23 


gedreht, Körbe und Matten aus Binſen geflochten und auf ber runden 
Zöpfericheibe das große und Heine Geſchirr vom geſchickten Meifter aus 
fettem Niltbon gebilvet und im feurigen Ofen gebrannt. Bildhauer und 
Maler fanden bei ven reichen kunftfinnigen Gönnern am Hofe Pharao's 
(ohnende Arbeit und eine ganze Welt gefchäftiger Handwerker mühte fich 
um den Gewinn des Tages unter dem heiteren blauen Himmel Aegyptens. 
Aber fie alle, tie befcheivenen Träger des erften menfchlichen Kunftfleißes, 
fie ftanten „im jchlechten Geruch“ und ver geringste Schreiber im Dienfte 
des vornehmen Mannes ſah voller Mißachtung herab auf das geplagte 
arbeitende Bol. 

Vorzüglicher war e8 Diener zu fein im Haufe Pharao's oder in ven 
Hallen ber edlen Gefchlechter fich herum zu tummeln im Amte der Herren. 
Selber des Volkes Kinder, fand das dienende Gejchlecht Hilfe und Schuß 
bei ihren Gebietern und hatte Theil an des Hofes Ehren. Verwöhnt 
durch des glanzvollen Yebens Fülle und Ueberfluß kannten -fie nicht des 
Arbeiters plagvolles Daſein. Sogar der Tod gönnte dem dienenden Volke 
Antheil an der Gebieter prachtvoller Grabſtätte. Denn in den Kammern 
der Todten, deren tiefe Schachte am Ehrenplatze die balſamirten Leiber der 
edlen Herren bargen, blieb für des treuen Dieners Gedächtniß von des 
Künſtlers bildender Hand eine Stelle bewahrt. Allzu gehorſam ven Be- 
fehlen ihrer Gebieter behandelten auch die Diener ven „ftinfenven” Haufen 
tes Volles mit geringer Werthihätung und verabjcheuten ver „elenten “ 
Krämer une Arbeiter Gemeinichaft. 

Bon glüdlichen Heerzügen im Auslante heimkehrend zu ven Gefta- 
ten des heiligen Stromes, brachten bie Fürften und Hauptleute ver Waf- 
fenmänner im Laufe ver freifenven Zeit zahlreiche Gefangene als Beute 
ins Land: Königskinder, Edle und gewöhnliches Volk fremten Urfprungs. 
Als Geißeln vie einen, als Knechte die andern wohnten fie in ven Städten 
ihrer ägyptifchen Herren, die Uneblen zur Stufe der Diener erhoben oder 





24 


verdammt mit dem gemähnlichen Haufen des Volles zu den Arbeiten tes 
Feldes. Mit Stöden bewaffnete punkelfarbige Bewohner ver Mittags: 
länder des oberen Niles und bellfarbige Kanaaniter pflegten als Ehrentroß 
vornehmen Herren bei ber Ausfahrt das Geleit zu geben oter im ‘Dienfte 
bes Hofes der heutigen Kawaſſen Achtung einflößendes Amt zu verwalten. 

Der Edlen Schaar des ägpptifchen Volksſtammes hatte feine Ge⸗ 
meinfchaft mit dem gewöhnlichen „Haufen“, denn fie leitete zumeift ihren 
Uriprung von tem Königshbaufe ber, als deſſen oberfte Sproffen tie 
Königskinder und bie Kinder der Königskinder (Sutensrech) in hoher Ehre 
und Anjehn ftanden. Ihnen wurden bes Hofes befte Aemter verliehen 
und zahlreicher feſſelnder Lohn gefpenvet aus Pharao's nie gefchloffener 
Hant. Der Eplen Beſitzthum und Erbe bilteten Dorfichaften und Feld⸗ 
marfen, dazu das gehörige arbeitende Voll, ter dienenden Kuechte Ge⸗ 
noſſenſchaft und zahlreiche Heerden an Vieh. Ihrem Andenken waren 
nach dem Hinſcheiden jene herrlichen Grabhäuſer geweiht, deren Ueber— 
veften auf ber libyichen Müfte Hochebene over in den Höhlungen ver 
äghptifchen Berge die forfchende Nachwelt noch heutigen Tages bewun- 
bernd nachſpürt. 

Ehrgeiz und hochmüthiger Stolz ift ein hervorragender Zug im 
Geiſte ter alten Nilbewohner geweien. Mit dem Arbeiter wetteiferte 
der Arbeiter, mit tem Adersmann ver Adersmann, mit dem Amtbalter 
ber Amthalter, um es ten Genoffen zuvorzuthun und der edlen Herren 
Gunft und Lobſpruch einzubeimfen. Vor den Bänfen der Schüler, wo 
bes armen Schreibers Kind neben tem Sproffen des reichen Mannes in 
Zucht und weifer Lehre unterwiefen ward, wußte bes Meiſters treffenves 
Wort den fäumigen Fleiß des ehrgeizigen Scholaren zu wecken, indem er 
bes Lohnes gebachte, welcher des kundigen, vecht fchreibenden Jünglings 
bereinjt wartete. So warb der ſchlummernde Funke ber Selbftihägung 
im jugendlichen Geiſte wacker gefehüret und der Wetteifer unter den Knaben 


25 


angeftachelt. Auch tes Armen kluger Sohn durfte boffen durch fein 
Wiſſen die Stufenfeiter hoher Aemter zu erflimmen , denn keine Schranfe 
ſetzte Abkunft und Lebenslage, wenn nur bes Jünglings geiftiges Thun 
zu Schönen Hoffnungen auf die Zukunft berechtigte. In folchem Sinne 
war ver Kafte Zwang nicht vorhanden, und weber Herkommen noch 
Sippfchaft hemmte tes Klugen auffteigende Laufbahn. Manches Bild⸗ 
werk ber Erinnerung eines heimgegangenen Edlen geweiht, ber im Leben 
hoben Rang am Hofe Pharao's befleibete, ſchmückt pie ebenfo einfache als 
erhebende Infchrift: „feine Vorfahren find unbelannte Leute geweſen“. 


Geftehen müffen wir e8 mit Genugthuung, daß Kinverzucht und 
Lehre den Aegyptern über alle Maßen am Herzen lag. ‘Denn wohl 
erfannten fie darin das einzige Mittel zur Hebung ihres Volkslebens, um 
die erhabene Aufgabe ber fittlichen Vervollkommnung zu erfüllen, welche 
vie Vorſehung in ihre Hände gelegt zu haben fchien. Ueber alles aber 
ging ihnen die Gerechtigkeit und als tes höchften Preifes werth galt die 
Tugend. „Zu den Göttlichen zu beten, die Verftorbenen zu verehren, dem 
Hungrigen Brot, dem Durftigen Waſſer, dem Nadten Kleider zu fpen- 
den“, dies Gebot enthüllt ung eine ter fchönften Eigenfchaften in ben 
Anlagen des altägyptifchen Geiſtes: tie Barmberzigleit gegen ven 
Unglüdlichen. Der ägyptiſchen Gotteslehre zwei und vierzig Gebote, 
welche das „Todtenbuch“ im Kapitel 125 in fich fchließt, ftehen in feiner 
Weiſe ten chriftlichen Forderungen nach, und bei dem Leſen altägyptiſcher 
Inschriften über Sitte und Gottesfurdht wird man verfucht zu glauben, 
taß der jüdiſche Geſetzgeber Moſes feine Lehren nach ven Vorbildern ver 
äghptifchen Weifen zufammengeftellt habe. 


In dieſes Geſchichtswerkes Verlauf werden wir mehrfach Gelegen- 
beit finden auf die hervorragenden Eigenheiten des altägyptiſchen Geiſtes 
zurũckzukommen. 


26 


Aber das Schauftüd batte auch feine Kehrfeite. 

So herrliche Tugend, nach den Ueberlieferungen ber gleichzeitigen 
Dentmäler , bie Altvorberen ber Aegypter nach der einen Seite hin aus— 
zeichnete, fo fehlte e& ihnen, nach der anderen Seite, nicht an Unfitten 
und Mängeln, vie wir nicht mit Stillfchweigen übergehen bürfen, ohne 
auf Koften ver Wahrheit ven Vorwurf ber Yobhudelei auf uns zu laten. 
Nicht Handelt es fich um jene ausjchreitenver Leidenſchaft entfproffenen 
Fehler, welche den gefammten Menfchenthume zu eigen find, ſondern 
um wirkliche fehlerhafte Anlagen, welche einem Volle erblich zu fein fehei- 
nen und welche bei der Aegypter Altvordern von allzu fichtlichen Folgen 
begleitet waren. Haß, Neid und Hinterliftiges Gebahren, verbunden mit 
einem überhebenden Gefühle von Stolz, Auflehnung und Wiverfpenftig- 
feit, dazu noch Habjucht und Grauſamkeit, das ift der lange Reigen jener 
Erbfehler, die uns bie Gefchichte bei den Aegyptern im Laufe ver Jahr⸗ 
hunderte in vielfachen Beifpielen fennen lehrt. Bor allem hüte man fich 
ven Glauben zu hegen, daß ver Pharaonen Herrichaft ven Infaflen des 
Yandes bie Pforten eines irdiſchen Paradieſes geöffnet hielt. Die Ein- 
wohner duldeten und litten unter ven Schlägen ihrer Untertrüder, und 
der Stod beichleunigte zwifchen Bauer und Steuereintreiber den gejchäft- 
lichen Verkehr. Man werfe nur einen Blid auf die riefigen Maffen ver 
Poramiten ; fie erzählen einpringlicher als die lebendige Sprache und ale 
das gefchriebene Wort von ben Thränen und Schmerzen, von ben Leiden 
und Plagen eines ganzen Volkes, welches dazu verdammt ward pharaoni- 
ſcher Eiteffeit diefe Dentmäler der Ewigfeit aufzuthürmen. Selbft dreißig 
Jahrhunderte waren nicht im Stande ven Fluch ter Erinnerung davon 
wegzuwilchen. Als Herodot, um des fünften Sahrhunterts vor unjerer 
Zeitrechnung Mitte, die großen Pyramiden-Felder befuchte, ta erzählten 
ihm bie Aegypter von den Berwünfchungen ihrer unglüdlichen Voreltern 
und wollten ihm aus Abjcheu nicht einmal die Namen der Könige nennen, 


27 


welche bie beiden höchſten Pyramiden errichteten, als deren Erbauer wir 
beute die Pharaonen Ehufu und Ehafra fennen. 


II. 


Aegyptens geſchichtliche Vorzeit. 


Die Gelehrten unſerer Tage, welche des Menſchenthums Geſchichte 
bis zu jenen Zeiten hinauf verfolgen, als noch die Völkerſtämme im Zu- 
itande der Wilden lebten, ſetzen ber Reihe nach vie brei Zeitalter bes 
Steined, der Bronze und tes Eiſens an, um bie vorhandene Leere jeder 
geichichtlichen Ueberlieferung in angemeffener Weile auszufüllen. Obſchon 
wir nicht abftreiten wollen, daß für die Gefchichte Alles zum Gegenſtande 
ver Betrachtung dienen könne, fo müffen wir e8 dennoch offen befennen, 
daß, bis jet wenigftens, Aegypten dieſer vorausgefegten Zeitalter fpottet. 
Soweit bie gejchichtliche Ueberlieferung auf den erhaltenen Dentmälern 
im Lande Aegypten reicht, da treffen ihre Anfänge zufammen mit dem 
eriten Alter der Steinzeit, welche die Gelehrten unferer Zeit gefchaffen 
haben, um den gefchichtlichen Abgrund durch eine faßbare Thatfache zu 
überbrüden. Demnach, um es mit andern Worten zu fagen, muß Aegyp- 
tens Gejchichte die ältefte der Welt fein, Aegypten muß ung im Lichte der 
eriten menfchlichen Gefittung ericheinen. Alfo Grund mehr für uns den 
toftbaren Spuren ver älteften Vergangenheit zu folgen und bie geringften 
Ueberreſte dieſer Zeiten als ehrwürtige Erinnerungen zu begrüßen, welche 
uns das am frühften gefittete Menfchengefchlecht von feinem Thun und 
Treiben binterlaffen hat. 

Die Aegypter, wie im Allgemeinen die Altvorberen, waren ficherlich 
ebenſo neugierig als wir nach der vorgefchichtlichen Zeiten Kunde, nur 
mit dem Unterfchieve, daß für fie die Vorgeſchichte weniger mit dem Bolfe 


28 


als vielmehr mit ver Könige Andenken zufammenhing. Man legte ſich vie 
Trage vor nach den Fürften und ihren Gefchlechtern, welche vor bem 
erjten rechtmäßigen Könige Mena über das Land geboten. 

Die Altzeit machte fi) wenig Sorge um jene tiefgehenpen Unter- 
ſuchungen, die unfer junges, vom brennenditen Wiffenshurft geleitetes 
Menſchenthum anzuftellen pflegt, um bie Dunfelbeit, welche ven Urfprung 
ver Völker umhüllt, zu brechen und in die tiefen Schachte der Vorzeit bie 
Leuchte der heutigen Aufklärung hineinzuſenken. Wo ber gefchichtlichen 
Ueberlieferung legte Spuren aufhörten, wo Klio ihren Griffel nieverlegte 
und jedes weitere Suchen nad) der älteften Quelle des großen Zeiten- 
ſtromes vergebliches Mühen war: ta trat bie Sage in ihr Recht ein, bie 
Einbildung erſetzte die Thatſache, die Erfintung das prüfente Urtheil. 

Da die Aegypter nicht im Stande waren auf ihren Denkmälern die 
Vorgeſchichte ihres Landes, ehe noch Pharao Mena den Thron beſtiegen 
hatte, in der Ueberlieferung wiederzuerkennen, ſo ſetzte ihre Einbildung 
drei ſagenhafte Zeitalter voraus, welche nacheinander folgten, bis Mena 
ſich die Doppelkrone auf das Haupt drückte. Im erſten Alter herrſchte im 
Lande ein Königshaus von Göttern, ihm folgte das Zeitalter ter Halb⸗ 
götter, das Königsgeſchlecht ver räthfelhaften Manen beichloß die Vorzeit. 
Offenkundig erjcheint e8, daß biefe Regierungen eine Erinnerung an das 
goldene und filberne Zeitalter ber griechifchen Dichtungen enthalten. 

Der Lehre von den göttlichen Dingen, erfunden und getragen von 
ben ägyptiſchen Prieftern, fehlte e8 nicht an Stoff, um bieje trei Zeitalter 
mit himmlischen Wefen und Namen auszufüllen. Die Berechnungen ver 
Sternenläufe, ausgehend von ber Zeitbauer ber ſothiſchen Aufgänge, 
fieferten die Zahlen, welche als Jahre der Regierung den Namen ver ein- 
gebilveten vorgefchichtlichen Könige beigefügt wurden. Da tie Heiligen 
Genoffenjchaften ber Priefter in Memphis, in Theben und in andern 
Städten Aegyptens nicht einer Meinung waren und in ihren Sonder: 





29 


(ehren über das Wefen der Götter im Zuſammenhang mit den irbifchen 
Dingen von einander abwichen, fo darf e8 nicht Wunder nehmen , wenn 
ver Rahmen der drei vorgefchichtlichen Zeitalter, je nach dem befonveren 
Uriprunge, verfchierene Namen und Zahlenreihen umfaßte. 

Um ein einziges Beifpiel aufzuführen laffen wir tie Namen ber 
göttlichen Könige des erften Zeitalters folgen (mit Ausfchluß der Zahlen- 
reiben}, einmal nach der thebaniſchen Anordnung, das andere Mal nach 
ver memppitifchen Priefter Anfag. Zugleich fei ven Namen ber ägypti⸗ 
ihen Gottheiten vie entjprechente Eafjifche Benennung gegenüber geftelit. 


Das Königshaus der Götter. 


u | 


. nach thebanifcher Lehre: 

. Amon«ra „ver König der Götter“ 
. Deont, fein Sohn 

. Schu, Sohn Ra's 

. Seb oder Deb, Sohn Schu's 

. Ofiris, Sohn Seb's 

. Horus, Sohn Oſiris 


II. nad memphitifcher Lehre: 
1. Patah „ver Vater ver Götter“ [der Weltbaumeifter] 
2. Ra, Sohn Patah's [das Feuer — das Sein — die 
Gegenwart] 


O > , Ber — 


3. Schu, fein Sohn [die Luft] 

4. Seb, fein Sohn [die Erbe) 

5. Oſiris, fein Sohn [ta8 Waffer — das Gewefene 
— die Vergangenheit] 

6. Set, fein Sohn [die Vernichtung des Seins] 


(Supiter) 
Mars) 
(Agathodaemon) 
Saturnus) 
Bacchus) | 
(Apollo) 


(Bulcanus) 
(Sol) 


(Agathodaemon) 
Saturnus) 
Bacchus) 


Typhon) 


7. Horus, Sohn des Oſiris das Werten — die Zukunft] (Apollo). 


30 


Tür den, welcher eingeweiht ift in Lehre und Anficht ver Priefter über 
pas Weſen und die Natur ver Gottheiten, infoweit die Dentmälerwelt dar⸗ 
über Runde gegeben bat, bieten die Namen ver vorſtehenden himmliſchen 
Könige und ihre Aufeinanderfolge Stoff und Gelegenheit zu fehr merkwür⸗ 
digen Wahrnehmungen dar. 

So ift der Gott Patah von Memphis, welchen vie Infchriften mit 
dem Titel „des Vaters der Götter“ beehren, ter Baumeifter im höchften 
Sinne des Wortes. Schon fein Name weift darauf bin, ta Patah in ber 
äghptifchen Sprache fo viel ald „Baumeifter, Bildner, Former“ befagt. 
Auf der anderen Seite fehlt e8 nicht an bezeichnenden Infchriften, welche 
auf die heilige Perfon des Weltbaumeifters ein helles Licht werfen. 
Folgende Worte, zu lefen auf den Wänden des Tempels von Denberab, 
nennen ten Gott austrüdiih: „den Meifter der göttlichen Schaar, 
„welcher gefchaffen hat die Wefen. Alle Dinge find gemorten nachdem er 
„war. Er tft der Herr der Wahrheit und ver König der Götter”. Auf ven 
Mauern des Sid» Tempels des Eilandes Philae heißt e8 von felbigem 
Gotte, daß er es fei „welcher gefchaffen hat die Weſen, welcher gebilvet 
„hat Menſchen und Götter mit feinen Händen“. Ebendort fpricht fich eine 
andere Infchrift über das Weſen bes Gottes Patah in folgenver Weiſe 
aus: „er iſt ver Vater der Anfänge, welcher gefchaffen hat das Ei ver 
Sonne und des Mondes“, während eine dritte Stelle auf Philne kürzer, 
boch nicht weniger Har, ven Gott Tennzeichnet als „Vater aller Götter, 
ben zuerft Seienden“. Dieſe Beifpiele werden genügen um ven hervorra— 
genden Plat des göttlichen Baumeifters an ber Spike der Götter - Könige 
hinreichend zu erflären. Er ijt Gott der Schöpfer, welcher ta war vor 
der Erjchaffung des Alle, feines eigenften Werkes. 

Der Gott Ra, die Sonne, fein Nachfolger nach ber memphitijchen 
Lehre, wird in mehreren heiligen Gejängen angerufen als „ver Sohn 
Patah's“. Je nach den verſchiedenen Lehren in den verſchiedenen Theilen 





31 


.. 


bes Landes führt verfelbe Gott die ‘Doppelnamen Chnum⸗Ra, Amon -ra, 
Sehel:-Ra, Chem: Ra, Hor-Ra u. a. m., alles örtlich unterfchiedene Be— 
jeihnungen für daſſelbe göttliche Weſen. Ra ift die Sonne und in biejer 
Auffaſſung der Vertreter bes Lichtes und des Feuers in der Reihe ter 
vier Urftoffe der Welt. Im einem andern tiefgeheimnißvollen Sinne ift 
er die göttliche Form tes Dafeins in der umfafjenpften Bereutung des 
Wortes, er ift „das was heute ift, die Gegenwart“. 

Sein Sohn und Nachfolger Schu erinnert durch feinen Namen an 
tie Borftellung bes Leeren oder Trocknen. Als Urftoff ift er gleich— 
beteutenb mit Wind und Luft. Der göttliche Seb, der in der großen 
Kalentex « Infchrift des Tempels von Esneh einmal bezeichnet ijt al® „ver 
Sohn des Schu“, erfcheint in ven Urkunten und auf ben Denkmälern 
priejterlichen Urfprunges als das perfönlich gedachte Bild ter Erte, und 
in dieſer Eigenfchaft als der natürliche Vertreter des britten Urftoffes, 
der Erde. Dennoch muß es auffallen, daß tie fprachliche Bedeutung 
des Wortes Seb, welches im Altägyptiichen ebenfowohl „ven Stern“ als 
„die Zeit“ anzeigt, in einem offenbaren Gegenſatz zu ber zugetheilten Rolle 
des Erogottes fteht. Daß bier kein Irrthum over Selbfttäufchung ob- 
mwaltet, lehrt am beiten bie in das Haffifche Alterthum hinaufreichente 
Gleichſtellung des äghptifchen Seb mit dem griechifchen Kronos, dem 
Schne des Uranos und der Gaea, unter deſſen Herrfchaft das golpene 
Zeitalter auf Erben blühte. 

Seinem Sohne Ofiris, der in allen Theilen des Yandes (mit Aus: 
nahme von drei Gauen) verehrten Gottheit, in vefjen zwei und vierzig 
Zottentempeln oder Serapeums (am allerberühmteften waren bie von 
Abydus und Buſiris) der Erinnerung der VBerftorbenen die großen 
Todtenſpenden als Opfergabe bargebracht wurden , legten die ägyptiſchen 
Priefter die befontere Bedeutung des vierten und letten Urftoffes, des 
Waffers, unter. In einer andern tieferen Auffaffung glaubten fie in 


32 


bem Gotte Ofiris das Sinnbild des vollendeten Dafeins zu erlennen, 
benn ter Gott ift „das was gejtern geweſen ift, die Vergangenheit”. 
Nicht wollen wir an diefem Orte verweilen bei tes Bruders Set 
feindlicher Gottheit, der wir fpäter eine gebührenve Befprechung zu ſchen⸗ 
fen beabfichtigen.” Somit laffen wir gleich nach ihm in den Vorkergrund 
treten den lichten Hor (Horus, Apollo), den Sohn des Ofiris und feiner 
göttlichen Ehefrau Iſis. Nach den Lehren der ägyptiſchen Weltweifen 
verfinnbilplichte die &eftalt des himmliſchen Hor die Wiederkehr des voll- 
enteten Dafeins „das neue Neben, das was morgen fein wird, bie Zu⸗ 
funft“, mit einem Wort die Wiedergeburt im ewigen Kreislauf ber irdi⸗ 
chen Ericheinungen. Das ift Hor, die Urgeftalt une tag Urbild jedes 
königlichen Nachfolgers ver Pharaonen, wie Ra ven regierenden Pharao 
und Ofiris den geftorbenen König varftellte. Eine weit ausgelpon- 
nene Sage vom Hor, ven is durch ihre geheimnißvollen Zauberfünfte 
aus des todten DOfiris Leib in Kindesgeftalt zum Leben erwedt, erzählt 
von des Jünglings und feiner Genoffen Kämpfe gegen des Vaters Bruder 
und Mörber Set, von dem endlichen Siege des Lichtgottes über Set, 
ten Fürften der Finſterniß und des ewigen Wiberftreites und der Ver: 
nichtung, und von ber Erhebung bes jungen Königs Hor auf den unge- 
"theikten Thron feines Erzengers Ofiris. Nach den Verficherungen ver 
Denkmäler ward jedem irbifchen Pharao, als Nachfolger des Hor, bie 
Verpflichtung auferlegt, bei ber Uebernahme der Königswürde eine ge: 
wiſſe Zahl feierlicher- Handlungen zu vollziehen, welche durch ein Geſetz 
genau vorgefchrieben und nach ver heiligen Sage von Hor's Thronbeftei: 
gung näber beftimmt waren. | 

Der Föniglichen Götter Erwähnung, von benen oben bie Rebe war, 

tritt ung oft genug in den altäghptifchen Urkunden aller Zeiten entgegen 
und bemerfenswerth ift tie Thatfache, daß fie darin wie Könige aufgeführt 
werden, welche vor Zeiten wirklich einmal regiert hätten. Sie führen 





33 


— — — — — 


außerdem neben dem Namen ihres Hauſes einen zweiten Ehrennamen, 
und tragen nach der Weiſe der Pharaonen urkundliche Titel, welche Gott 
Thut, der heilige Schreiber der Götter, auf Befehl Ra's, des Sonnen⸗ 
gottes, für jeden einzelnen in dem Königsbuch verzeichnete. Sie haben 
ihre beſondere Geſchichte, welche in den Tempelbüchern von der Hand der 
heiligen Schreiber niedergeſchrieben war, fie vermählten ſich mit könig⸗ 
lichen Ehefrauen und erzeugten eine vecht zahlreiche Nachlommenichaft. 
In Wahrheit haben alle viefe erpichteten Mährchen nicht den gering- 
ften gefchichtlichen Hintergrund, werfen auch fein Licht auf die Zeit, 
welhe Mena's Herrichaft vorausging und jie einleitete, aber fie dienen den⸗ 
noch als glaubwürdige Zeugniffe für das gejchichtliche Gefühl ver ägypti⸗ 
Ihen Altvordern und für das lebendige Streben derſelben, das Antenten 
an die ältefte vorgefchichtliche Vergangenheit in Gejtalt ver a ben 
nachkommenden Gejchlechtern zu überliefern. 

Nur wenig Aufklärung gewähren ung bie Denkmäler über jene beiden 
mäbhrchenhaften Königshäufer, welche auf die Götter « Könige folgten und 
welche in ben griechifch abgefaßten Auszügen aus dem untergegangenen 
Königäbuche des Aegypters Manetho verzeichnet ftehen als die Könige» 
häuſer ver Halbgötter und Manen. Zu bevauern ift es, daß bie Bruch- 
jtüde des turiner Papyrus (einft die vollftändige Königslifte ver Pharao- 
nen, in ihrer zeitlichen Aufeinanverfolge, enthaltend) nicht die kleinſte 
erfennbare Auskunft über jene fagenhaften Nachfolger ver Götter - Könige 
enthalten. Ein einziger Fetzen läßt mit ziemlicher Gewißheit die Namen 
heiliger Thiere (wie des Apis von Memphis und des Mnevis von 
Heliopolis) durchblicken, fo daß es ven Anfchein gewinnt, als ob biefelben 
gleichfalls zur Zahl ver vorgefchichtlichen Herricher Aegyptens ihren Bei— 
trag geliefert hätten. Die Wiffenjchaft hat bis jet noch nicht die Frage 
entſchieden, ob die fagenhaften Geftalten der in Rede ſtehenden Königs- 


häufer viefelben feien, welche in dem turiner Papyrus und in andern 
Brugih, Geſchichte Aegyptens. 3 


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Urkunden des ägyptiſchen Alterthumes mit dem allgemeinen Namen ber 
Hor jchefu, d. 5. „Horus Nachfolger“ belegt werben. Häufig genug ent: 
halten die Infchriften Anjpielungen auf dieſelben, wenn fie von unvor: 
benklichen Zeiten fprechen wollen. 

Ohne uns des Längeren mit diefen eingebilveten Wefen weiter zu be: 
faffen, müffen wir, wie bemerkt warb, immerhin die Folgerung zugeben, 
daß eine Vorgefchichte für Aegypten thatjächlich beftanten Bat, aber daß 
bie Denkmäler, abgefehen von der durch die Sage erbichteten Kunze, nichts 
enthalten über ven Zuſtand des Landes in fo fern liegenden Urzeiten. Alles 
was erlaubt ift in diefer Beziehung vorauszufegen, beſchränkt fich auf bie 
Annahme, daß Aegyptens Vorgeſchichte nothwendigerweife bie Zeit ber 
eriten Anfänge und ver Entwidelung ver Kunftfertigfeit und des Dant- 
werfes, ver menfchlichen Kenntniffe fowie die Zeit ber Scheidung und 
Bildung der höheren und nieveren Schichten ter Gejellihaft barfteltt. 
Nach vollenveter Arbeit zögerte Aegyptens Volksſtamm nicht länger, zum 
erftenmale auf die große Schaubühne ver Weltgejchichte zu treten. Bereits 
beim Aufzug ift ein Jever an feiner Stelle, ein Jeder fpielt die ihm zugetheilte 
Rolle mit einer Vollenvung , die ung fern figente und ſpäte Zufchauer 
mit ven Gefühlen der höchſten Bewunderung erfüllt. 


IV. 
Die Beitrechnung der Pharaonen - Gefdichte. 


Wenn tes Lefers Wißbegier fich mit ter Frage nach ven bereits feft- 
geftellten Zeitangaben in ver Geſchichte ver Pharaonen beichäftigt, und er 
prüfende Umfchau hält unter ven vorhandenen, von ben Gelehrten auf- 
geftellten Zeittafeln: muß ihn feltfam ver verjchietenften Meinungen 
Gegenſatz in den Berechnungen ber neuften Schule berühren. Wann 








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Mena , ter erite Pharao, ven Thron beftieg, das haben des Beilpiels 
halber die deutſchen Forſcher in folgenden Anfägen anzugeben gejucht: 
Boeckh im Jahre 5702 vor unferer Zeitrechnung 
Unger „ „ 5613 „ w 
Du. = 4455 „ " 
Zub „ „ 4157 „ „ 
Lepfiu „ „ 3892 „ „ ” 
Dunien „ „ 38623, . 
Der Unterjchieb zwifchen den beiten äußerften Endpunkten biefer Reihe ift 
erſchreckend groß, denn nicht weniger als 2079 Jahre beträgt bie Zahl. 
Um ihn volllommen zu begreifen, nehmen wir ver Vergleichung halber an, 
daß ſechszig Jahrhunderte nach unjeren Tagen die gelehrte Welt ſich in 
Streitfragen ergehen würde über des römiſchen Kaiſers Auguftus Regie⸗ 
rungszeit, die, wie wir heute genau wiſſen, mit dem Jahre 30 vor des 
Herrn Geburt begann. An Stelle diefer richtigen Zeitbeftimmung würden 
nun unfere gelehrten Weifen in ihren Meinungen fo weit auseinander 
gehen, taß der eine als höchite Jahreszahl 207 vor unferer Zeitrechnung, 
der andere als niebrigfte Zahl dagegen 1872 nach berfelben Zeitrechnung 
für des Auguſtus Negierungsantritt in Anſatz brächte. Indeſſen auch der 
Irrtum bat feine Grenze und wir wollen die Begrünung davon nach 
weiſen. Die in Frage ſtehenden Berechnungen beruhen auf ben oft 
erwähnten Auszügen eines Werkes tes ägyptiſchen Priefters Manetho 
über Aegyptens Gejchichte. ‘Dem gelehrten Manne ſtanden feiner Zeit bie 
in ven Tempeln aufbewahrten Sahrbücher der Gejchichte feines Vaterlan- 
bes zu Gebote und aus ihnen, ven beften und zuverläffigften Quellen, 
ihöpfte er ren Stoff zu feinem in griechifcher Sprache abgefaßten Buche 
über bie Gefchichte ber altägyptifchen Königehäufer. Sein untergegange- 
nes Wer? enthielt eine Weberficht ber Könige tes Landes, in vreißig 
Königshäufer vertheilt, nach ihren Namen mit Zeitangabe ihrer Regierung 
3% 





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und der Geſammtdauer jedes einzelnen Haufes. Wenig gelannt und gar 
nicht verwerthet von den Geichichtsforfchern des Haffiichen Alterthumes 
ward dieſes koftbare Buch fpäter von einzelnen Kirchenfchriftftellern aus- 
gezogen. Im Laufe ver Zeiten verdarben Abjchreiber, fei e8 aus Irrthum, 
fei es mit berechnendem Vorſatz, die Namen und Zahlen der manethonis 
ſchen Urfchrift und fo befigen wir gegenwärtig nur noch verjtümmelte 
Trümmer an Stelle des vollftäntigen Baues. Erſt ver Entzifferung der 
altägyptifhen Schrift war es vorbehalten, des untergegangenen Wertes 
Wahrbeitstreue und bie Rauterkeit feiner Quellen vollgültig zu bezeugen. 
Und fo diente und dient noch heute bie manethoniſche Königslifte, trotz 
ihres verberbten Zuſtandes, als Leiter und Führer um ben aufgefundenen 
Konigsnamen ter Denkmäler ihren Plag in den Königshäufern anzuwei⸗ 
jen, wie andererjeits die Denkmäler es geftatteten, manchen verborbenen 
Königenamen in den manethonifchen Liſten in feiner Nechtichreibung wie: 
berherzuftellen. Die gründlichften Unterfuchungen, welchen gelehrte Fach⸗ 
männer die Reihenfolge der Bharaonen und die zeitliche Ordnung ber 
Königshäufer unterzogen, bejtätigten zugleich die unabweisliche Nothwen⸗ 
digfeit in der manethonifchen Lifte gleichzeitige und neben einander fort- 
laufente Regierungen anzufegen und fomit die Gefammtbauer ber breißig 
Königsgefchlechter um ein beveutenves Maaß zu verringern. Ungeachtet 
aller Entdedungen auf dieſem Gebiete befinden fich dennoch die Zahlen 
in einem beflagenswerthen Zuſtande. Nach ver Natur der Berechnung, 
welche auf der genauen Beſtimmung ber Regierungsjahre der Könige be- 
rubt, verändert jede berichtigte Zahl mit Nothwentigkeit das Ergebniß ver 
geſammten Zahlenreihe. Erſt mit vem Beginn des ſechs und zwanzigften 
Königshaufes ift Lie Zeitrechnung auf Angaben begründet, welche an 
Zuverläjfigkeit nur wenig zu wünjchen übrig laffen. 

Die große Gefchlechtstafel von zwei und zwanzig Hofbaumeiftern, 
auf welche wir bereits in ber erften Ausgabe unferer Gefchichte Aegypten 


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die Aufmerkſamkeit ver gelehrten Welt richteten, und beren lettes Glied, 
ber Hofbaumeifter Ehnum-ab-ra, im Sabre 27 der Herrfchaft bes erften 
Darius fich feines Dafeins erfreute, bat zu dem neuen Mittel Anlaß 
gegeben, mit Hülfe vorhantener Gefchlechtsreihen die Negierungszeit ber 
Pharaonen vor dem fiebenten Jahrhundert wenigftens annähernd zu be⸗ 
ftunmen. Einem fchwebifchen Gelehrten, Hr. Lieblein, gebührt das Ver» 
bienft in feinen jüngften Arbeiten bies neue Hülfsmittel für die altägyp⸗ 
tiſche Zeitrechnung verwertbet zu haben. Die Bebeutung tiefes Prüf- 
fteines aller zeitlichen Maaße in ver Geſchichte Aegyptens ift unbejtreitbar 
und die Beweiſe, welche Hr. Lieblein vorbringt, fallen zu Gunften ber 
Sache aus. Nehmen wir, nach der bekannten Rechnungsweiſe des Vaters 
ver Gefchichte, Herodot's, für brei aufeinanderfolgende Menſchenleben in 
runder Zahl ein Jahrhundert als Geſammtdauer an, jo befiten wir ein 
Mittel annähernd die Zeiträume zu bejtimmen, welche verfloffen find 
einerfeit8 vom König Mena bis zum Ende bes zwölften Königshaufes, 
andererfeits vom Beginn des achtzehnten bis zum Schluffe des ſechs und 
jwanzigften. Will man dagegen ven Einwand erheben, daß vie Reihe der 
Pharaonen in der Königstafel von Abydus, denn um biefe hantelt es fich, 
feine unmittelbare Erbfolge vom Vater auf den Sohn tarftellt und daß 
man fomit die Vorftellung einer fortlaufenden Gefchlechtsreihe turchaus 
fallen laffen muß, jo bemerken wir vagegen, baß die beregte Tafel nur 
eine Auswahl rechtmäßiger Könige enthält, und daß bie Pharaonen von 
furger Regierungsdauer, fowie die Zahl ver Thronräuber mit Stillfchwei- 
gen übergangen find, mit andern Worten, daß die hundertjährige ‘Dauer 
von drei aufeinanderfolgenden Regierungen vielmehr unter als über ber 
Wahrheit fteht. 

Die neue Königstafel von Abydus, welche vor eilf Iahren in einem 
Berbindungsgange des Tempels Seti I. zu Harabat » el- Madfuneh auf 
gedeckt warb, läßt 65 Könige anfeinanderfolgen, vom Stammkönig Meng 


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an bis zur legten Regierung bes zwölften Königshauſes. Auf diefe Herr- 
ſcher fiele fomit ein Zeitraum von = >< 100, d. 5. 2166 Jahren, wobet 
wir die Bruchzahl ver Rechnung außer Acht laffen. 


Die Zahl ter Könige vom Anfang des achtzehnten Königshaufes an 
bis zum Pharao Ramſes II. des neunzehnten Hauſes beträgt zwölf, nad 
verjelben Tafel von Abydus. Andererſeits waren es neunzehn Hofbau- 
meifter, vom Nofer - mennu an (dem Entel tes Hofbaumeifterd Bol: en- 
chonſu, welcher unter der Regierung des erſten Seti lebte) bis zu feinem 
ipäten Nachlommen Ach» mes» fa- nit (dem Vater des oben erwähnten 
Ehnum«ab-ra aus der Zeit des erften Darius). Wir erhalten fomit für 
ben zweiten Zeitabjchnitt 12 + 19 — 31 Gefchlechter oder 3 x 100 
— 10331/,; Jahre. Das achtzehnte Königshaus würte demnach 1033 
Jahre vor dem Jahre 525 vor Chr. Geb., d. h. 1558 feine Herricheft 
über Aegypten begonnen haben. Bergleichen wir biefe Zahl mit ven Be⸗ 
rechnungen ber neueren Bearbeiter des manethenifhen Werkes , welche 
den Anfang des achtzehnten Königshaufes in eines der Jahre 1625 
(Bunfen), 1655 (Boedh), 1684 (Tepfius) fegen, fo ergiebt fich ein Unter- 
ſchied von etwa huntert Jahren. 


Dürfte man der Königstafel von Abydus allein glauben, jo würden 
bie Fürften bes zwölften Haufes zu ihren unmittelbaren Nachfolgern vie 
Pharaonen des achtzehnten gehabt haben, ohne jegliche Unterbrechung 
burch Zwifchenregierungen. Damit würde zufammenftimmen, daß nach 
Mariette⸗Bey's fcharffinniger Wahrnehmung die altägnptifchen Eigen- 
namen von Leuten aus ven Zeiten bes zwölften, befonvers aber bes eilften 
Königshaufes, auf Denkmälern aus dem Anfange des achtzehnten in 
gleicher Geftalt wiederkehren, und ferner, baß in ven beiden aufgeführten 
Zeitabfchnitten der Gejchichte Aegyptens die Seftalt und Ausichmüdung 
ber Särge unterſchiedlos eine gleiche ift. Hier liegt ein fonberbares 











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RKäthſel vor, zu deſſen Löſung wir noch nicht die nöthigen Mittel 
befigen. 

Geben wir nach dem Zeugniffe der Tafel von Abydus ben plößlichen 
Sprung vom zwölften zum achtzehnten Königshaufe zu, fo würde ver 
‚ Anfang der ägyptiſchen Reichögefchichte um das Jahr 3724 vor Chr. Geb. 
(nämfich 2166 Jahre vor 1558) eingetreten fein. Nimmt man bagegen 
in runder Zahl 500 Jahre als die mittlere Zeitdauer an, welche das Ende 
bes zwölften von dem Beginne des achtzehnten Königshaufes trennt, fo 
würte danach Mena 500 Jahre vor 3724, d. h. 4224 auf Hor's Thron 
geſtiegen fein. 

Ein anderes Auskunftsmittel zur Beftimmung wichtiger Zeitpunkte 
ber ägyptiſchen Gejchichte haben einige Gelehrte in gewilfen Angaben über 
Sternbeobachtungen zu entveden geglaubt, welche fie deßhalb einer ge- 
nauen Berechnung unterzogen haben. Die Regierung eines Königs, Na⸗ 
mens Menophres, unter welchen, einer griechifchen Ueberlieferung zufolge, 
ein neuer Sothisjahr - Kreis feinen Anfang genommen babe, ferner bie 
in mehreren Königsgräbern enthaltene Angabe von Aufgängen tes Sothis- 
iternes (unferes Sirius) unter ver Regierung gleichzeitig lebender Rameſ⸗ 
fiven, endlich einige zerftreute Denkmäler, welche auf Sternkunde Bezug 
baben, gaben Beranlaffung zu jolchen fehr verwidelten Berechnungen, 
ohne daß das wiffenfchaftfiche Urtheil über ven Werth oder Unwerth dieſer 
vermeintlichen Ergebniſſe fein letztes Wort geſprochen hätte. 

Anftatt fich zu vermintern, haben fich im Gegentheil die Schwierig- 
feiten bei Beftimmung ver Zeitverhältniffe ver ägyptiſchen Gejchichte von 
Tag zu Tag vermehrt, denn ftetig treten neue Forderungen, teren Löſung 
erit noch erwartet werben muß, in das Gebiet ver Unterfuchungen über bie 
Zeitrechnung ein. Man fragt heute mit Recht, um eines DBeifpieles zu 
gedenken, ob bie alten Bewohner des Nilthales fich in allen Zeiten ihres 
geichichtlichen Dafeins verjelben Form des Kalenders bevient haben, ob 





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fie in Kenntniß waren über das Weſen bes fothifchen Jahreskreiſes ober 
irgend eines anderen mit der Sternkunde in Zuſammenhang ftehenden 
Geftirnumlaufes, ob fie in den vorhantenen Tafeln den Aufgang und den 
Untergang gewifjer Sterne und Sternbilver lebiglich in ver Abficht auf- 
gezeichnet Hatten, um veren Stellung in einem beftimmten Zeitabjchnitt 
ber Regierung biefes ober jenes Königs genau anzugeben, — alles Fragen 
von ber höchſten Wichtigleit, die aber bis jetzt vergeblich ihrer Loſung ger 
harrt haben. 

Wäre der turiner Papyrus uns volllommen erhalten geblieben, 
befäßen wir bie vollftänbige Königslifte der ägyptiſchen Reichsgeſchichte 
fammt Angabe ter Dauer ber einzelnen Regierungen, vielleicht daß wir 
im Stande gewejen wären, ſelbſt ven älteften Theil der ägyptiſchen Ge⸗ 
fchichte mit feinen zugehörigen Zeitbeftimmungen zu umrahmen. So aber 

„vermag gegenwärtig fein Sterblicher die Schwierigkeiten zu heben, welche 
unzertrennlich find von dem Verſuche aus ven Bruchftüden bes turiner 
Papyrus die urkundliche Königslifte wieder herzuftellen. ‘Denn es fehlen 
uns zu viel der nothwentigften Vorbebingungen, um bie Lücken aus⸗ 
zufüllen und wer kann ber gefchichtlichen Denkmäler Zahl erhöhen und 
vervollftänpigen, beſonders der älteſten Königsgefchlechter Male, welche 
allzu ſparſam in ihren letzten Reſten vorhanden find, um mit Erfolg Ant- 
wort auf unjere Fragen zu geben? 

Sicher fcheint e8 außerdem, taß ver Könige lange Reihe, welche ber 
turiner Papyrus einjt in fich ſchloß, nach eigenen Anfichten und An- 
ſchauungen von dem Verfaſſer georbnet war. Denn er führt zwar neben 
ben Namen der Pharaonen bie Iahre, Monate und felbft die Tage ihrer 
Regierungsdauer forgfältig auf, vergißt aber nebenbei Rechnung abzu- 
(legen von ben Gleichzeitigkeiten einer Doppelvegierung, wie fie, erhaben 
über jeven Zweifel, burch bie Inſchriften bewiejen wird und bei der Auf- 
einanberfolge vom Sohn auf ben Vater eine allgemein übliche Sitte war. 





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Die Zeittafel der ägyptiſchen Neichsgefchichte, welche dem Schiuffe 
biefes Werkes beigegeben ift, beruht in ihren Zahlenangaben auf ven oben 
auseinandergefegten Grundſätzen und wirb nur mit ber äußerften Vorficht 
dem Lefer empfohlen. Im Allgemeinen fei es bemerkt, daß bie den 
Königshäufern und ven Pharaonen zugejchriebenen Jahreszahlen nur die 
Bereutung von Annäherungswerthen enthalten, welche indeß durchaus 
nicht der Denkmäler Lebensalter überſchätzen. Mit aller Befriedigung 
Eönnen fie felbft von venjenigen in Erwägung gezogen werben, welche bie 
geichichtliche Geftalt Vater Adams in keinerlei Weife in Zweifel gezogen 
jeben möchten. 


V. 
Mena, der erſte Pharao, und dns alte Reich. 


Im oberen Lande, im achten Gaubezirt, vom Strome weftwärts 
dem libyſchen Höhenzuge entgegen, war eine Keine Ortſchaft gelegen, von 
ven Aeghptern mit dem Namen Tini bezeichnet, ben die griechifch reden⸗ 
ven Männer in ihrer Weife in This oder Thinis umgetauft hatten. Das 
war der alte Mutterort des achten Gaued. ‘Der großen Stadt Abydus 
benachbart, bildete Tini vielleicht nur ein bejonveres Viertel dieſer hoch⸗ 
berühmten Stadt, wenigftens fcheint e8 jo gewefen zu fein nach zahlreichen 
Andeutungen varüber in ven altägyptiſchen Urkunden. ‘Die Ortfchaft Tini 
hatte fich zum Schußgott den Friegerifchen Anhur erkoren, welchen Griechen 
und Römer mit ihrem Mars verglichen, während in Abydos dem Oſiris 
ein hochheifiger Todtendienſt geweiht war. 

Heutigen Tages find beide Städte vom Boden ber Erbe verichwun- 
ben, aber erhalten blieb ihr Angedenken auf ter weitausgevehnten Todten⸗ 
fätte und in den prachtvollen Bauten etlicher Heiligthümer , welche ber 


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fromme Glaube der Aegypter an ver Wüſte äußerfter Grenzmarke auf 
geführt hatte, an ver Stelle, welche vie gegenwärtigen Inſaſſen ver 
Gegend mit dem arabifchen Namen Harabat⸗el⸗madfuneh, das verjuntene 
Harabat“ bezeichnen. 

Obwohl wir biutwenig von ber Gefchichte der Heinen Stabt Zini 
anzuführen vermögen, welche in ven Zeiten ver römischen Oberberrichaft 
burch ihre PBurpurfärbereien fich eines gewillen Rufes erfreute, jo muß 
fie dennoch im Alterthume bei des Landes Bewohnern in befonderen Ehren 
geftanden haben. Noch unter den Fürften bes neunzehnten Könige: 
gefchlechtes ward ven höchften Dienern des Staates, von Pharao's 
Stamme, durch bie verliehene Würde eines „Königsjohnes von Tini“ eine 
Auszeichnung zu Theil, wie fie fonft nur in den Titeln „eines Königs— 
ſohnes von Kufch“ oder vom Mohrenlante und „eines Königsſohnes von 
Hineb“ (ter Mondſtadt Eileithyiapolis) wieberfehrt. 

Der Stadt höchſten Ruhm begründete fonder Zweifel die überlieferte 
Sage, daß bie Wiege des erften äghptifchen Königs und der Erbfig feiner 
Nachfolger in den beiden erjten Königshäufern nach manethonifcher 
Ueberlieferung Zini gewejen war. “Der Name dieſes Urahnen aller ägyp⸗ 
tifchen Könige lautete in der einheimifchen Sprache Mena. Griechen und 
Römer hießen ihn verfchiedentlich Min, Menes, Menis, Meines, Meinios 
und Meneres, alles Umfchreibungen mit Leichtigkeit zurüdzuführen auf 
bie Urform Mena, mit ver urfprünglichen Bebeutung des „Beftänbigen“. 

Nur auf wenige Nachrichten zweifelhafter Glaubwürdigkeit, welche 
fih in den Schriften des klaſſiſchen Zeitalters vorfinden, beichränft fich 
unfere Runde von Mena's Geichichte. Er foll des Landes erſter Geſetz⸗ 
geber gewefen fein, aber ter Altzeit einfache Sitten geſchädigt haben, ta 
er des Lebens nüchterne Weife durch königlichen Prunk und koftbaren Auf- 
wand erjeßte. Lange nach feinem Tode, fo wird erzählt, fei Technactis 
oder Tnephachthus, tes unglüdlichen Königs Bocchoris Vater, auf einem 





⸗ 43 


Heerzuge gegen das Volk der aufſtändiſchen Araber einmal genöthigt wor⸗ 
den, der königlichen Koſt und Lebensweiſe zu entſagen. Aber das einfache 
Lager und Wüſtenmahl habe ſein Gefallen in ſolchem Maaße erregt, daß 
er beſchloß, in gleicher Weiſe fortan ſich der Mäßigkeit zu befleißigen. Den 
Prieſtern aber befahl er, auf einem Denkſtein ſeinen königlichen Willen 
einzugraben, welcher Verwünſchungen gegen Mena enthielt, und ſelbigen 
im Amonstempel zu Theben aufzurichten. 

Nach anderer Runde ſoll Mena ver Götter Verehrung und ven hei— 
figen Tempeldienſt zuerjt angeorbnet haben. Auch ift er e8, welcher des 
alten Reiches glanzvollen Königsfig, die Stadt Memphis, gegründet 
baben foll, nachdem er zuvor den Kauf des Stromes abgelenkt hatte, um 
breites Land für ben Bau der neuen Stadt zu gewinnen. Durch die An» 
lage eines viefigen Erddammes wurde dem Nile bie ehemalige Straße 
längs des libyſchen Höhenzuges abgefchnitten und das leer gewordene 
Flußbett für ewige Zeiten zugefchüttet. Wenngleich die Denkmäler zu 
ſolchen Berichten ſchweigen, fo ift ver Hergang möglich und fchließt jedes 
Erftaunen aus. Noch in unferen Tagen haben wir gejehen, wie ein gan- 
zer Arm des Fluſſes abgerämmt und pas fruchtbare Eiland Gezireh, 
gegenüber ter Hafenſtadt Bulaq, mit der libyſchen Seite im Weiten zu 
einem Feſtlande vereinigt ward. 

Einer der thätigften Förderer des neuerftandenen Aegyptens, Hr. 
Linant⸗Bey, hat durch Selbftichau und durch Vermefjungen an Ort und 
Stelle die Heberzeugung gewonnen, daß ver große Damm von Kojcheifcheh 
mit aller Wahricheinlichkeit derſelbe jet, welchen Mena, fechszig Jahrhun⸗ 
berte vor unferen Tagen, aufwerfen ließ, um dem Strome die Richtung 
nach Sonnenaufgang zu geben. Noch gegenwärtig leiftet der alte Damm 
wichtige Dienfte, venn er allein hält ven Anprall ver Ueberſchwemmungs⸗ 
Wäffer zurüd, welche vom oberen Lande mit gewaltigem Anbrange den 
unteren Gegenden zuftrömen. Breite Schleufen im Damme des alten 


44 v 


Mena geftatten allein den Waffern ten Ausfluß nach dem Marfchlanve 
oder zurüd in das Flußbett des Niles. So kann in künftlicher Weife des 
Waſſers Maſſe in ven tieferen Becken vermehrt und des Flußſpiegels 
Höhe fo plöglich gefteigert werden, daß dieſelbe in Kairo's Umgebungen 
an drei Fuß beträgt. Hr. Linant-Bey erfennt in einer Stelle zwei frän⸗ 
tiiche Meilen fübwärts vom alten Memphis ven Punkt wieder, von wel⸗ 
hem aus ver Nilftrom in öftlicher Richtung abgeleitet wart. 

Auf dem neuen, tem Fluffe abgewonnenen Boden ließ alſo Mena 
bie junge Stabt anlegen mit ihren Häufern, Befeftigungen und Heilig⸗ 
thümern. Die Aegypter, nicht anders als die übrigen Völker des Alter- 
tbumes, begannen das Werk ver Stabtgründung mit dem Aufbau bes 
Tempels, welcher den Mittelpunkt des zufünftigen Ortes bildete. Neue 
Heiligthümer, fpäter aufgeführt, forberten zur Anlage neuer Viertel auf, 
welche fih um das ältefte Gotteshaus legten, um fchließlich mit demſelben 
eine einzige große Stabt zu bilven. Die bejonderen Namen, welche ben 
einzelnen Heiligthümern zu eigen waren, umfaßten zugleich die anftoßenpen 
und zugehörigen Wohnftätten ber Infaffen und fo erklärt fich die auffal« 
(ende Erfcheinung, daß bie ägpptiichen Denkmäler verfelben Stadt unter 
ben verfchievenften Bezeichnungen Erwähnung thun. 

Folgen wir den Angaben ver Gau-Verzeichyiffe, fo lernen wir 
manche fonft dunkle Bezeichnung kennen, die uns in den Stand fegt, den 
gefchichtlichen Infchriften, welche von Memphis reden, ein Mares Ver⸗ 
ftänpnig abzugewinnen. Des Beiſpiels halber erwähnen wir vom mem- 
phitifchen Gaubezirk alles, was uns bie beregten Verzeichniffe tarüber 
berichten. 

Der Hauptname der Stadt, zugleich ver des Gaues, Anbu⸗hat over 
„die weiße Mauer“, ift von dem befeftigten Theile derſelben hergenommen, 
deſſen Urſprung ſich bis in das alte Reich verfolgen läßt. Die Stadt im 
Allgemeinen führte die Bezeichnungen: Men⸗nofer („die gute Stätte“), 








45 


jeltener Ehasnofer („bie gute Erfcheinung“), oder Macha-ta „Wange 
and“. Am häufigſten tritt die heifige Benennung bes älteften Königs⸗ 
figes: Ha⸗ka⸗patah „Haus der Anbetung tes Patah“ auf, hergeleitet von 
ber Hauptgottheit bes Gaues, dem himmlischen Baumeifter Batah. Dem 
ganzen Gebiete, in beffen Mitte fich die junge Stadt des Mena erhob, 
kam der Name Sochet- Ra, d. h. „Sonnenfeld“ zu, nicht felten vertaufcht 
durch die Nebenbenennung von Schasament „das Ueberſchwemmungsland 
des Weſtens“. Gott Patah ward verehrt im Heiligthume Za⸗Patah oder 
PirPBatah „Tempel des Patha“. Die Todten des memphitifchen Gaues 
tubten auf ber Stätte „Lebensland” (Anch» ta), in der fteinigen Wüfte, 
Angefichts der Stadt Memphis. Oſiris, ber unterirbifche Todtenrichter, 
hatte fein befonteres Heiligthum, fein Serapeum, wie bie Griechen zu 
jagen pflegten, mit dem Namen , Goldhaus“ (Ha-nub). Der heilige Kanal 
am Hafenplage lautete Chet over Muschet, d. i. „Gewägler der Nieber- 
fahrt“, er ſpendete der Ueberſchwemmung Fluthen dem tief liegenden Hin- 
terlande des, Großen Umkreiſes“ (Schen » ur). ‘Des Gottes Patah haben 
wir bereits oben gedacht ; nicht felten führt er die Nebenbezeichnung Sokar 
oder Sokari, deren Spuren fich in dem Namen des heutigen Dorfes 
Saqqarah, in der Nähe ver alten Stadt Memphis, erhalten zu haben 
iheinen. Des Gottes Gemahlin, eine löwenköpfige, mit der Sonnen- 
ſcheibe geſchmückte Göttin, führte die Benennung Sochet, als beider Sohn 
tritt und entgegen Nofer-atum, fpäter I«m-hotep (im Griechifchen Imu- 
thes), ver Aeskulap in der ägyptifchen Götterlehre. Weiter berichten ung 
vie Denkmäler, daß eine heilige Schlange unter dem Namen Zotef in dem 
Zempel des Gottes verehrt ward und daß man die Akazie, den Maulbeer- 
baum und die Perſea zu den heiligen Bäumen in Memphis zählte. Des 
Gottes Barke führte tie Bezeichnung „Schiff ves Herrn der Ewigleit“, 
fein Dberpriefter nannte fih, mit Anfpielung auf des Gottes höchſten 
Titel „Werkmeifter“, während vie Priefterin den fchmeichelhaften Bei⸗ 


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namen ber „Schöngeftalteten “ führte. Am erften Tage bes Monats Tybi 
und tes Monats Mechir fanden die Hauptfefte in Memphis ftatt. Als 
Verbot galt für ven gefammten Gaubezirk gefchlechtliche Selbftbefledung. 

Der am hänfigften wiererfehrende Name der Stabt ift das oben auf⸗ 
geführte Wort Men⸗nofer. Die Griechen wandelten e8 zu Memphis um, 
die Kopten zu Memphi, die Keilinfchriften geben e8 durch Mimpi wieder. 
Die legte und jüngfte Spur des alten Stabtnamens ift erhalten in der 
heutigen Benennung Tel⸗Monf eines Ruinenhügels in ver Nähe des ehe⸗ 
maligen Königsfites der erften Pharaonen. 

Alles was von der hochberühmten Stadt heut zu Tage übrig geblie- 
ben ift, bejteht aus einem Trümmerhaufen zerftörter und verftümmelter 
Säulen, Opferfteine und Bildwerke, welche einft ven Heiligthümern von 
Memphis angehörten, und aus einer Reihe fich langausdehnender Scher- 
benhügel, aus denen bie verfallenen Kammern und Gemächer ehemaliger 
Wohnpläge geipenftitch in das helle Sonnenlicht Hinauslugen. Wer nach 
Memphis wandert in der Hoffnung eine Stätte zu finden, beren Trüm- 
mer felbjt noch würdig erjcheinen möchten des Rufes der untergegangenen 
bochberühmten Weltſtadt an ben Ufern des Niles, wird fich bitter ent« 
täuscht finden durch den Anblid fo unbeveutenver Reſte ver Vorzeit. 

Nur der geiftige Rüdblid in vie Vergangenheit läßt Memphis in 
feiner ganzen Größe und Herrlichkeit wiedererftehen, une nur dann lohnt 
die Pilgerfahrt nach dem Grabe des alten Königsfiges und tie Wanter- 
fchaft nach der Stätte, wofelbft fich einft das berühmte Heiligthum tes 
Patah, des ägyptiſchen Hephaiftos, in ſtolzer Bracht erhob, — heute ein 
Palmenwald und ein weites, vom Fellah bearbeitetes Land in ver Nähe 
des arabifchen Dorfes Mit - Rabineh*). 


*, Der Name vieles allen nad der Stätte der alten Memphis Reifenden wohl⸗ 
befannten Dorfes ift offenbar altägyptifchen Urfprunges, denn er ſcheint entftanden zu 
fein aus ber fonft auch vorfommenden Bezeichnung für mehrere an großen Kanälen ge- 
legene Ortichaften Menat-ro-hinnu „der Hafen an der Kanalmündung“. 





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Des göttlichen Weltbaumeifters Heiligthum, ver einftige Mittelpunkt 
ver untergegangenen Hauptſtadt, lag an ber mittäglichen Seite ver falz- 
kruftigen Ebene, welche fich zwifchen tem „Schweinehügel” Kum⸗el⸗chanzir 
nach Oſten zu, und dem Heinen El⸗Qaſſarieh genannten arabifchen ‘Dorfe 
gegen Weften bin ausbreitet. Seine Längenausdehnung folgte der Rich» 
tung von Nord nad Süd und Pharao's Ramſes II. gewaltige Bildſäule, 
heute von einem Niejengrabe umichlofjen, das bereit vom Ueberſchwem⸗ 
mungswaſſer erreicht wirt, zeigt ſonder Zweifel die Stelle an, woſelbſt 
einft des Tempels herrliches Doppelthurmthor feine dunklen Maſſen in 
ven blauen Himmelsraum binaufftredte. Des heiligen See's einſtiges 
Daſein, im Norden des großen Ramſes⸗Bildes, iſt gewährleiſtet durch 
die Inſchrift des wuchtigen Steinblockes, welcher inmitten der Ebene, auf 
dem Rücken liegend, ſeine eingemeißelten heiligen Zeichen himmelwärts 
gerichtet hat. Im nächſter Nähe des Dorfes El⸗Qaſſarieh (ſeltſamer Weiſe 
beveutet deffen Name fo viel als „Nachtgeichirr") zeigen fich in gräulichem 
Durcheinander die zerichlagenen Werkftüde und Bildſäulen eines Heilig» 
tbumes, als deſſen Urheber und Erbauer die eingegrabenen Inſchriften 
König Ramfes II. nennen. Diefer Bau lag in der Bauptrichtung 
von Diten nach Welten. Ramſes II. hatte ihn aus ſchön gefchliffenen 
Granit- und Alabajter » Blöcken zu Ehren tes göttlichen Patah aufführen 
laſſen. 

Es hat ven Anſchein, als ob im Mittelalter die Ueberreſte der ehe⸗ 
maligen großen Stadt Memphis noch ſo wohl erhalten waren, daß ihr 
Geſtein und der Arbeit Vollkommenheit die Bewunderung der arabiſchen 
Beſucher der Stätte zu erregen im Stande war. Wenigſtens dürfen wir 
dieſen Schluß ziehen im Hinblick auf die dichteriſche Schilderung der 
Trümmer und Wunderwerke des alten Memphis in den hinterlaſſenen 
Schriften des arabiſchen Arztes Abd⸗ul⸗latif aus der Zeit des dreizehnten 
Jahrhunderts. Derfelbe beginnt feine Befchreibung mit äußert zutreffen: 


48 


ben Betrachtungen, bie ich nach des Freiherrn Sylveſtre's von Sach aus: 
gezeichneter Uebertragung in Folgendem wievergebe. 

„Ungeachtet ber gewaltigen Ausdehnung biefer Stabt, fo jchreibt 
unfer Arzt, und des hoben Alters, bis zu welchem fie hinaufreicht, trog 
ber wechfelnpen Formen ber Regierungen, unter beren Joch fie fich im 
Laufe der Zeiten beugen mußte, und obſchon unterjchietliche Völker alles 
daran gefetst haben, um fie von Grund aus zu vernichten, indem fie ihre 
Heinften Weberbleibfel verſchwinden ließen und ihre leiſeſten Spuren ver: 
wilchten, fintemalen fie die Steine und fonftige Werfftüde, aus denen fie 
aufgerichtet war, anderswohin fortfchleppten, ihre Gebäude zerftörten und 
ven Bilderfchmud daran verftümmelten,; endlich zum Ueberdruß alles 
beffen, was vier Zaufend Jahre und darüber hinaus fo vielen Urfachen 
der allgemeinen Vernichtung nothwentigerweife hinzugefügt haben: bieten 
ihre Trümmer immer noch ben Augen der Zufchauer eine Vereinigung 
von Wunderwerken dar, welche den Verftand in Verwirrung ſetzt und bie 
zu befchreiben ter berebtefte Menſch fich vergeblich abmühen dürfte. Je 
länger man fie betrachtet, je mehr fteigert fich die Bewunderung, welche fie 
einflößt, und jeder neue Blick, ven man auf ihre Ueberrefte wirft, wirt zu 
einer neuen Urjache des Entzüdens. Kaum bat fie eine heftimmte Vor: 
ftellung in des Beichauenven Seele wachgerufen, gleich flößt fie ihm eine 
noch wunberbarere Vorftellung ein; und hat man eben geglaubt mit ihr 
vollitäntig bekannt geworten zu fein, fo zwingt fie Einen in demfelben 
Augenblid zu der Meberzeugung, daß das, was man kennen gelernt hat, 
von der Wahrheit noch in weiter Ferne liegt“. 

Nach diefen Worten voller Wärme des bewundernden Ausdruckes 
ergeht fich ber gelehrte Arzt in einer Befchreibung des berühmten grünen 
Gemaches, aus einem einzigen Steinblod bejtehend, ver neun Ellen hoch, 
acht Ellen breit und ſechs Ellen lang war und welchen Bilder von Men- 
jchen und Thieren von einem außerorventlichen Maßverhältniß bebedten. 





49 


Die wiederholten Ausgrabungen, welche in unferer Zeit auf dem 
Boden der alten Memphis unternommen worden find, um auf Dent- 
mäler von geichichtlicher Bedeutung zu ftoßen, haben kaum ver Rede werthe 
Erfolge gehabt. Es fcheint mithin, daß bie gewaltigen Steinmaffen, 
welche einftmals zum Bau der Tempel gebient haben, in der Zeiten Taufe 
nach Kairo übergeführt worben feien, um ven Moſcheen, Baläften und 
Häufern ver wohlbewahrten Ehalifen » Stadt die nothwendigen Werfftüde 
zu liefern. 

‚ Neben Theben,, vem oberäghptiichen Königsfike, ift Memphis vie: 
jenige Stabt, von welcher die redenden Steine und Schriftrollen das 
Meiſte zu erzählen wilfen. Im unfern eigenen Arbeiten über bie alt- 
äghptifche Landeskunde haben wir unter Führung der Denkmäler die Zahl 
ber Götterbäufer und Heiligthümer aufgeführt, welche einſtmals ver Stadt 
Ehrenſchmuck bilveten, von dem Wohnfige des göttlichen Patah an bis zur 
geweihten Stätte ber frembländifchen Aftarte hin. ' 

Des Patah Oberpriefter, nach ihrer thebaniſchen Genoſſen Beifpiel, 
tbaten jich im Laufe der gefchichtlichen Ereigniffe durch Anfehn und Ein- 
fluß gar wahrnehmbar hervor. Selbft Königskinder fanden e8 nicht unter 
ihrer Würte des mempbitifchen Erzpriefters Amt zu verwalten, wie wei- 
land Chamus, des andern Ramfes früh verbfichener Lieblingsfohn, ter 
des Tempels Göttern vielfache Ehrengeſchenke ſpendete und des heiligen 
Dienftes Regeln erfüllte. Erſt mit des Reiches Verfall und Niebergang 
findet auch ver Oberpriefter Anfehn ein allmäliges Ente, ale Memphis 
und Theben nimmer länger für die hochgerühmten Königsfige der Pha- 
raonen galten. 

An der Wüfte langgedehntem Saume, von Abu⸗Roaſch an bis gen 
Meidum [ver alten Stadt Mi⸗ tum], lag in ſchweigender Ruhe Memphis, 
gräberreiche Todtenſtadt, überragt von der Pyramiden Wunberbauten, 


hoch über den Todtenmalen ver Ebelften unter ben edlen Gefchlechtern, 
Brugfh, Geſchichte Argpriend. y . 


50 


welche felbft nach biefem Leben zu den Füßen ihrer Herren und Gebieter 
in tiefen Schachten rubten. ‘Des britten, vierten und fünften Königs: 
haufes Zeitgenofien find hier eingeſenkt, jedoch ihr Andenken erhalten 
worben durch Bild und Schrift auf den Wänben ber über dem Grabe 
aufgebauten Opferlanmmern. Nur in tiefen fließt ber Ueberlieferung 
Born, welcher uns zurücdverfegt in die Zeit und auf den Boden ber älte- 
ften Reichsgefchichte des Landes. Wär’ uns erhalten ber Gräber unge 
zählte Menge, leichte Aufgabe würde es fein ber Könige Stammbaum 
und ver Edlen verwandtichaftliche Bande in ungetrübter Folge nor unfern 
Augen wieder aufzubauen. Doch war's vom Schidjal nicht vergönnt, 
denn verſunken und vergeffen find Dentmale, Namen und Thaten, Doch 
felbft der leßten Nefte wenige Trümmerhaufen laſſen uns das Verlorene 
in feiner ganzen Größe empfinden. 

In jener dunklen Vorzeit, als ver Pyramiden maffiger Bau und ver 
Grabkammern wohlgefügte Anlage weilen Verſtand und kundige Hant 
erforberte, war des Baumeifters Amt ber edelſten Männer Geichäft am 
Königshofe. Pharao's Baumeifter (nicht felten aus der Zahl der Königs: 
finder und Enkel) ftanden in hoher Ehre und des Herrn Gunſt gab ihnen 
bie eigene Tochter aus dem Frauenhaufe zum Chegeiponjen. 

Der Erinnerung werth erfcheinen taher Pharao Baumeiſter. 
Ueberlebt haben den vernichtenden Sturm der Zeit und erhalten bfieben 
bie Namen ver Königlichen Baumeifter : 

Bela, Pharao's Senoferu Baumeifter, 

Semnofer, vermählt mit einer königlichen Enkelin des Namens Amon⸗ 
Zefes, 

Chufu⸗hotep, der königlichen Enkelin Hont⸗nes Ehegemahl, 

Chufu⸗anch, 

Mer⸗ab, ein Königskind, Pharao Chufu's und der Herrin Setat 
Sproß, 


51 


Birfon, Gemahl ver Ehenshut vom königlichen Stamme, 

Zi, ein Dann nieberer Herkunft, doch vermählt mit ver Herrin Nofer- 
botepes aus dem Franenhaufe bes Könige, . 

Hapu, Baumeister Pharao's Teta aus dem fechsten Herricherhaufe, 

Merisra-andy, Könige Pepi felbigen Haufes wohlgerühmter Meifter. 


Noch feien genannt: Pehen-ta, Ra-ur, Ui, Uahmer, um von anderen 
Namen zu ſchweigen, bie unferer Ausfchau in ver Trümmer Welt entgan- 
gen fein mögen. 


Ein hehres Amt, nach Kunde ver redenden Steine, bekleidete der Edle, 
welchen die Würbe eines Sehers der Pyramide Pharao's ſchmückte. Ihm 
lag e8 ob des todten Könige Andenken zu preijen und bes Herrfchers göt⸗ 
tergleiches Bild langdauernder Erinnerung zu weihen. Des Amtes Ehre 
ward in tes Sehers eigener Grabkammer vermeldet und feines Königs⸗ 
Gottes Namen mit gekündet. Dank dieſer Sitte altem Brauche war lange 
ver dem Fund der Königstafel von Abydus ber alten Pharaonen Namens⸗ 
Hang belannt, doch ohne Ordnung in der Folge ihrer Herrichaft. 


Vieles melden wohl ver Steine beredte Zunge, bie aus den Gräbern 
ber uralten Todtenſtadt von Memphis zu uns fpricht, vom Pharao und 
feines Hofhalts Sitte. Der Herrſcher führt in Längfter Weile den amt- 
lichen Ehrentitel: „des oberen und bes unteren Landes König“. Noch 
birgt fich feiner Würbe Hoheit unter anderem Namen, wie unter dem bes 
Per-ao, d. i. „des großen Haufes“, wohlbelannt als Pharao im Buche 
alter Bücher. Das Vollk verehrte feinen Geteter ale „Herrn“ (neb) und 
„Gott“ (nuter). Bei feinem Anblid, fo erheifchte e8 ver Sitte VBorfchrift, 
warf fich des Landes Sohn zur Erde nieder, berührte des Bodens Staub 
mit nieverwärts geſenkter Naſe, und hohe Gunft war's, wenn bes Herrn 
Defehl erging beim ehrfurchtspollen Gruß fein Knie allein zu küſſen. 


Sprach man vom Pharao, fo hieß er „Seine Heiligkeit“ ; und Furzweg, 
o 4* 


52 


aber doch nicht minder höflich, war unfer Wörtchen „man“, fo viel als: 
Er, der König. 

Den Dienern, groß und Hein, warb fein Befehl zu Theil. Des 
Dienftes Lohn beftand in hoher Würde, dem ‘Diener zugejprochen,, in 
Ehrengaben und in manch anderer Gnad' und Hulcbezeugung. Auch golde⸗ 
nes Halsgefchmeide und reiches Geſchenk an Feldern, an Knechten und an 
Mägden fehlte nicht. Des Königs Töchter gingen aus dem Frauenhauſe 
und reichten edlen Herren ihre Hand. Der Knabe, den frübzeitiger Ver⸗ 
ftand auszeichnete, ber für die Zukunft fchöne Hoffnung wedte, warb ale 
Genoß in Spiel und Lehre den Königskindern zugefellt. Des Königs 
Chegemahl, der königlichen Frauen fonftige Schaar, bie Töchter und ber 
Töchter Töchter, geehrt zumeift burch heilige Würde als Seherin ter 
Hathor und ber Neit, fie lebten in des Königs Frauenhauſe, bewacht von 
Freien nach der Wahl tes Herrſchers. Dem Haufe ter Königskinder 
ftand in gleicher Weife ein Hüter vom Gefchlecht ber Edlen vor. Sein 
war bie fchwere Sorge für der Königskinder leiblich Wohl, für Lehr’ une 
Zucht der jungen Königsbrut. 

Am Hofe Pharao's, zur Wartung bes Gebieters, war Ordnung, 
Rang und Zeit genau bejtimmt, ſowohl für Edle aus dem reinften Stamme, 
als für den Haufen vielgefchäftiger Diener. Nicht nur der Herkunft 
Glanz verlieh dem Edlen Würde und Anfehen bei nem Volke, vielmehr 
als tiefe galt fein kluges Wilfen, der Bildung Adel und ver Glanz der 
Tugend. Den Herren am höchften Ehrenplage verlieh ver König, für 
ihre Dienfte dankbar, die Titel „ver Erb- Hoheit” (Erpa), „des Fürften“ 
(Ha), „des Erlauchten“ (Set) ober „des vertrauten Freundes“ (Semer uat). 
Des Hofs Verwaltung und Dienft, fowie bes Landes Verwefung ward 
wohl geleitet, nach Pharao’8 Geheiß und Vorfchrift, durch Vogt und Amt- 
mann und ein zahllos Heer von Schreibervolf. 

Amtleute hießen bie „Vorfteher“ (Mur), die „Erleuchter“ (Sehat), 





53 


bie „Öroßen“ (Ur) und bes Herren „Anhang“ (Emchet), die Schaar ber 
legteren im Gefolg des Königs felber. Des Königs Haushalt führte ver 
Obervogt, dem andern fiel ver Kleiverlanmer Obhut zu, des britten Amtes 
war es die Haare und die Nägel Seiner Heiligkeit zu pflegen oder dem 
Herren das Bad zu rüften. Aus der Edlen Schaar war viefer des Sanges 
und des Spieles Obermeifter, jenem lag e8 ob, für Pharao’s Ergötzung 
ber Luſtbarkeiten Mittel auszubenten. ‘Der ſchaute nach ben Speichern 
bes Korns, ver Dattel und ber fonftigen Früchte, jener nach dem Keller 
gerüllt mit Rebenmoft, nach ven Oelkrügen, ver Badftube, dem Schlacht« 
vieh und ben Ställen. Gold und Silber lag aufgehäuft im Schakhaufe, 
über Geben und Nehmen führten des Königs Räthe Buch, und Schreiber: 
volk trug Zahl und Maaß in lange Rollen forgfam ein. Des Gebieters 
eigener Beſitz, feine Felder und Marken, feine Seen und Kanäle, feine 
Wohnungen und Paläfte ftanden unter Hut und Sorge ver Amtleute des 
Königs. Nach Pharao's Befehl warb e8 kundigen Herren aus bem Ge: 
ichlecht ver Edlen aufgegeben ver Bauten und allerlei Arbeit in Stein fi 
zu befleißigen. In ten Höhlen bes Gebirges von Ta⸗roau [dem ägypti⸗ 
ihen Troja der Griechen und Römer, dem Tura ber heutigen Araber], 
im Angeficht von Memphis, brachen fle den weißen Kalkftein zum Aufbau 
ter Königs⸗Pyramiden und ver Gräberhäufer, und zum künftlichen Werke 
der Sargläften und Bildſäulen, over begaben ſich nach dem Mittags- 
lande , gegen bie obere Grenzmarke bin, um harten Granit zu löfen vom 
‚rothen Berge“ hinter ber Stadt Suan Aſſuan unferer Tage] und Flöße 
zu zimmern für bie leichtere Nieberfahrt ver gewaltigen Steinmaffen nach 
bem unteren Lande in der günftigen Zeit ber hoben Waſſer. Der Frohn⸗ 
võgte gefürchtete Schaar war über das elende Volt gejegt, welches ver 
ftrafende Stod mehr ald das mahnende Wort zur burtigen Arbeit ans 
ſpornte. 

Des Landes Inſaſſen in den großen Umhegungen der Städte oder 


4 


in ven Dorffchaften des Blachfeldes wurben in Zucht gehalten von ven 
Gaugrafen Pharao's. Die Richter wachten über ſtrengen Gehorfam gegen 
das geichriebene Geſetz und ertheilten Rechtsipruch dem bedrückten Manne, 
deſſen Klagen des Königs Anwälte zu hören die Pflicht hatten. Mannig—⸗ 
facher Strafe Bein traf ven ungerechten Widerfacher von des Stockmeiſters 
Hand. 

Des jungen Kriegsvoltes (Miefcha) ftreitluftigem Haufen, Fußgän- 
gern, denen der Rüftmeifter aus ver Waffenkammer Keule und Beil, Speer 
und Bogen ſammt Bolzen reichte, ſtanden geübte Heermeifter vor. ‘Dem 
Feldhauptmann lag es ob ben Kriegszug vorzubereiten, die Schnaren zu 
ordnen und hinauszuziehen in ben Streit mit feinen Kriegsleuten. Fried⸗ 
(icheren Sinnes war ber „Geheimnißlehrer“ Hir⸗ſeſchta) vielgerühmtes 
Amt, denn fie waren die Träger aller verborgenen Weisheit in jener Urzeit 
ber Gefchichte. „Die Geheimnißlehrer des Himmels“ ſchauten nach oben 
und deuteten als kluge Sternkundige ver leuchtenden Geſtirne wechfelvollen 
Lauf. „Die Geheimmnißlehrer aller Lande“ vertieften fich in der irdiſchen 
Dinge Wefen und fcheinen ver älteften Welt Erdkundige geweſen zu fein. 
„Die Geheimnißlehrer der Tiefe‘, wenn nichts täufcht, waren bie Träger 
aller Kenntniß deſſen, was der Erbe verfchloffener Abgrund birgt, und ein» 
geweiht in des Bodens befonterer Eigenfchaft. Wichtig mußte der Weifen 
Urtheil ericheinen, ehe man in tiefen Brunnenfchachten ver Erte Schlund 
zu öffnen unternahm. 

Andere, „Geheimnißlehrer der geheimen Worte*, verfaßten wohlge- 
ſetzte Schriften tiefpurchbachten Inhaltes, während des Hofes „Geheimniß- 
lehrer der heiligen Sprache“ fich ber beſonderen Erkenntniß ter ägnp- 
tifchen Zunge und ihrer Nebetheile winmeten. Am häufigften unter allen 
begegnen uns „bie Geheimnißlehrer Pharao's“ oder „aller Befehle Pha⸗ 
rao's“, weile Männer, welche bes Amtes als geheime Schreiber ihres 
Gebieters walteten. Nächft ihnen melden die Infchriften jener Zeit Kunde 








55 





von Geheinmißlehrern, welche die Worte prüfen“, ohne Zweifel entweber 
gelehrte Schriftlundige erfter Größe, oder Richter, welche vie lagen an- 
hörten und ver Zeugen Ausfagen verglichen. 


Bielgeglievert nah Geſchäft und Stellung am Königshofe over in 
ber Erlen Hallen war bes Schreibervolfes zahllofer Troß. Gehorſam ten 
Befehlen ihrer Herren trugen fie mit leichtem Nohrgriffel die mannig- 
fachen Vorkommniſſe des häuslichen Lebens in bie geglätteten Rollen ein, 
merkten Einnahme und Ausgabe des Gebieters genau an und hielten gute 
Ordnung in ver Buchführung. Doch geöffnet ward dem Eugen Schreiber . 
ver Weg zu ven böchjten Ehren in den Städten Pharao's. Auch ver 
Knechte und der Funftfertigen Arbeiter Zahl war geſondert durch beftimmte 
Orbnung und Abftufung. Sie gehorchten Vögten und Amtleuten, deren 
Befehle fie empfingen und ausführten. 


In folcher Art und Weife war des Hofes und des Landes Wohlfahrt 
gefichert durch des Ganzen feitgeftelfte Glieder. Jedweder im Lande bes 
bauptete jeinen Play nach feinem eigenen Werthe, ben rechten Gang lief 
tes Staates Räderwerk, das Pharao, hoch oben an ver Spige, burch feinen 
allmächtigen Willen in Bewegung fette. ‘Der blinde Gehorfam war das 
eigentliche Del, das dem Getriebe ungeftörte Bewegung verlieh. 


Und biefe ganze Welt, verfchüttet in tiefem Wüftengrabe und ver- 
geffen , über fechszig Jahrhunderte hinweg, unter ven Trümmern feiner 
eigenen Rieſenwerke, fie beginnt aufzuwachen aus langem Todesſchlafe, 
gleich Dornröschen im Mährchen, und die Geheimmiffe ihres längft ver- 
gangenen Dafeins in Haus und Staat den fpäten Nachlommen in findlich 
einfacher Rede zu erzählen. Staunend bewundern wir, die Jungen, der 
Urväter Thun und Treiben, ihre fittliche Größe, vie Vollkommenheit 
ihres denkenden Geiftes, ihrer Kunſt, ihrer ftaatlichen Ordnung. Aber 
wo weilt ver heutige Hir⸗ feichta, welcher den Schleier ter Vergangenheit 


56 


ganz lüftet und uns das dunkle Räthſel der Wiege dieſes Urftammes ber 
Menſchheit Löft? 

Wir fchließen dieſen Abjchnitt mit dem Könige der uns in denſelben ein- 
geführt hat, mit Pharao Mena. Die Alten gebenten feines Namens noch 
infofern, als fie ihm einen Kriegszug gegen libyſche Völlkerſchaften zu: 
ſchreiben. 

Das Ende des Ahnherrn der ägyptiſchen Königshäuſer war unheil⸗ 
voll. Von einem Krokodile gepackt ward Mena bei lebendigem Leibe die 
Beute des grauslichen Thieres. So die Sage ber Alten. War der typho⸗ 
niſche Set, ber Herr der ſcheußlichen Wafferungetbüme, gegen ben Stifter 
tes älteſten Staates in neidiſchem Haſſe ergrimmt? 


VI 


Mena's Nachfolger. 


Des erſten Pharao's Nachfolger, nur Namen ohne Thaten, gewährt 
der Königstafeln von Saqqarah und von Abydus Anfangsreihe, nicht 
ohne Einklang mit des Turiner Königsbuches Trümmerfetzen, das als 
noch unverſehrt, derſelben Könige Namen ſammt Regierungsdauer in glei—⸗ 
cher Folge in ſich ſchloß. Der manethoniſchen Königsliſte entſprechender 
Theil ſei gegenübergeſtellt den Denkmalnamen, der Vergleichung halber: 


Urkundliche Reihe. Manethos Ueberlieferung. 
Erſtes Königshaus. 
1. Mena 1. Menes 62 Jahre 
2. Tota 2. Athothis 57, 
3. Atot 3. Kenkenes 31 „ 
4. Ata 4. Uenephes I. 23 „ 


5. Uenephes II. 422 „ 





57 


Urkundliche Reibe. Manetho's Ueberlieferung. 

5. Sapti 6. Uſaphaidos 20 Jahre 

6. Mirbapen (Mi« ba) 7. Miebidos 26 „ 

7. (ſchwer Tejerlicher Name) 8. Semempfes 18 „ 

8. Debeh 9. Binehes 26 „ 

Zweites Königshaus. 

9. Butau 1. Boethos 38 „ 
10. Kakau 2. Kaiechos 39 „ 
11. Bainnuter 3. Binothris 47 „ 
12. Utnas 4. Zlas 17 „ 
13. Senta 5. Sethenes 41 „ 

6. Chaires 17 „ 
14. Noferkalra)] 7. Nepbercheres 25 „ 
15. Noferka-Sokari 8 J. 3M. AT. 8. Seſochris 48 „ 
16. Hutefa — 8 4 9. Cheneres 30 „ 

Drittes Königshaus. 

17. Bubui (od. TaTai) 273.2M. 1X. 1. Necheropbes 28 Jahre 
18. Nebka 19 Jahre. 2. Toſorthros 29 „ 
19. Zojer- fe] 3. Tyreis T. 
20. [Zofer-]tota 4. Meſochris 17 „ 
21. Setes 5. Suphis 16 „ 
22. Neblara 6. Zofertfis 19 „ 
23. NRoferlara 
24. Huni 7. Aches 42 „ 
25. Senoferu 8. Sephuris 30 „ 

9. Kerpberes 26 „ 


Willfährig bezeugen die untrüglichen fteinernen SKönigstafeln ber grie- 
chifchen Reihe alten Urfprung, jedoch laſſen fie andererſeits tie Fahrläſſig⸗ 


58 


keit ſorgloſer Abſchreiber erkennen, welche Folge und Rechtſchreibung der 
Königsnamen des manethoniſchen Wertes in gräulichſter Weiſe verdreht 
und verſtümmelt haben. 

Eine ſelbſt nur oberflächliche Prüfung der vorſtehenden Königsnamen 
gibt zu der merkwürdigen Wahrnehmung Anlaß, daß dieſelben, zwei oder 
drei gegen das Ende des dritten Königshauſes ausgenommen, in ihrer 
Bildung grundverſchieden von den Namen der folgenden Pharaonen ſind. 
Denn fie tragen den Stempel bes Gewöhnlichen ober, um ung eines an- 
bern Ausdrucks zu bebienen , fie verrathen des gemeinen Mannes Weſen 
und Urſprung, in ſeltſamem Gegenſatz zu ven glanzvollen, des Könige 
Größe anzeigenven langathmigen Benennungen ihrer pharaoniichen Nach: 
folger. Außerdem tritt das Zeichen ver Sonne [Ra], welches in ver Dil: 
bung der Pharaonenfchilver einen fo wejentlichen Antheil nimmt, erſt mit 
bem zwei und zwanzigften Pharao auf. 

Der alten Namen Mehrzahl verräth nach dem ihnen zu Grunde lie: 
genden Sinne die Vorftellungen der Stärke und des Schredens, welche 
fich jehr wohl als Benennungen für Männer ſchicken, venen e8 gelang 
zuerft des Volles großen Haufen dem Willen und Gefeh unterthan zu 
machen. Mena ift „ver Beſtändige“ oder „ver Feſte“, Tota „ver Schläger“, 
Kalau „ver Stier ter tiere”, alſo ver Urmännliche, Senta „ver Schred- 
liche“, Huni „ver Hauer“. Erſt fpäter treten ber Götter hehre Namen in 
Pharao's Schilder ein und gemahnen durch ihre Stelle vor allem an ben 
befonveren vom Königshaufe wohl geehrten Götterkfreis. Da erfcheinen 
Amon, Sebek, Thut, Anhur und andere Götternamen mitten im Königs- 
ſchild, während des Götterfönigs Ra beiliges Zeichen fortan im oberen 
Raume vefjelben an gebührenver Ehrenftelle prangt. 

Unter den Herrichern des älteften Reiches ift der fünfzehnte der Reihe, 
Roferla-Sofari („Volllommen durch Sokari“), der einzige, beifen Name 
die Erinnerung an eine Gottheit, den memphitiſchen Sofari, beutlich 


59 


bewahrt. Doch tritt ums dabei mit aller Berechtigung die Trage entgegen, ' 
wie e8 doch kam, daß ein König aus dem Stamme derer von Zint, der 
Stabt im oberen Lande, fich einen Namen gab, ber durch des göttlichen 
Sokari Anwefenheit an Mennofer (Memphis), den Königsfig des unte- 
ven Landes, denken läßt. Wie tem auch fei, feft fteht die Sage, daß 
Mena dieſer Fünftigen Weltftant Grund gelegt und daß feines Haufes ſpä⸗ 
teres Sefchlecht in Mennofer, nicht in Tini, Hof hielt. 

Leider beginnt ver Denkmäler Runde von jenen Urherrfchern ter 
Reichs geſchichte Aegyptens erſt mit den leßten Pharaonen, welche oben 
nad dem Zeugniß ver fteinernen Königstafeln in langer Reihenfolge auf⸗ 
geführt erfcheinen. Nur magere Koſt dem Wilfenshungrigen gewährt ver 
griechifchen Weberlieferung zweifelhafte Sage vom Thun umd Treiben ver 
königlichen Borgänger jener letzten Sprofjen. Doch ift e8 wohlgethan, 
auch hier zu prüfen, um Treu und Glauben manethonijcher Quellen auf 
rund ver Dentmaltunde zu ermefien. 

Wie in dem Buch der Bücher Kain’s Enkel und Entelfinder, vie 
erften Menfchen, welchen Notb und Bedürfniß erfinberifchen Sinn er- 
weckte, als Stifter bes Häuferbau's, ver Heervenzucht, als Meifter in Erz 
und Eifenwerf den ſpäteren Gefchlechtern vorgeführt erfcheinen,, fo war's 
nah Manetho's, des Priefters, fagenhafter Kunde, entlehnt ber Heiligen 
Bücher wohlbewahrtem Schage, ver erften Könige eigenftes Gefchäft, 
Kunftfertigkeit zu üben, Regeln aufzufchreiben, des eriten Willens Grund 
zu legen zu Nut und Frommen aller Lebenden und fpäter Lebenden, auch 
das Geſetz in Hechtsgeftalt zu Heiden und mancherlei Erfindung aus⸗ 
zuflügeln. _ 

Mena's Sohn und Erbe, des Namens Athothis nach dem manetho- 
niſchen Verzeichniß (in dem Namen ſtecken die brei Könige Tota, Atot und 
Ata der fteinernen Tafel von Abybus), baute die Königsburg von Mem⸗ 
phis und fchrieb, fo wunderbar es Klingen mag, ein Werk von Büchern 


60 


über die Zerglieverungstunft, „benn er war ein Arzt“. Die Dentmal- 
funde fchweigt vom Arzt des Namens Tota, Atot oder Ata, nur eines 
meldet uns in alter Rebe aus fernfter Zeit Ebers' in Theben angelaufte 
Bücherrolle, daß, als König Zeta auf dem Throne faß, ein Mittel für 
den Haarwuchs angepriefen ward. Wichtiger als dieſe, Haarkräuslern 
höchftens wohlgefällige Kunde ift die Gewähr, daß bis zum erften Herr- 
ſcherhauſe ver Thiniten die Schriften der Pharaone über Arzneien reichen. 
Nur um ein Beifpiel zu erwähnen, gedenken wir ver langen Rolle, mit 
heiligen Schriftzügen reich bebedt, heilkundigen Inhaltes, die von ihrem 
Blake in ver Todtenſtadt zu Memphis nach ber ägyptiſchen Denkmäler 
Sammlung in des beutjchen Reiches Hauptjtabt vor beinah fünfzig Jahren 
wanderte. Wie ed an anderem Orte von ung bewiefen, enthält die Rolle 
Vorſchrift über Vorjchrift zur Heilung vom böfen Ausfag und vielfältig 
anderer Krankheit und Gebreſt. Obſchon in einfach kindlicher Vorftellung 
vom inneren Bau und Gliedwerk bes Leichnams lehrt die Schrift bereits 
der mannigfachen „Röhren“ Zahl und Dienfte. Verfaßt zur Zeit des 
andern Ramſes⸗Königs enthält ein ‘Theil des Buchs ein ganzes Stüd, 
das als Verfaſſer ter Königstafel fünften Herrfcher nennt. Doc alfo 
fagt’8 die Schrift in eigner Rebe: 

„Das ift der Anfang ter Summa aller Mittel zur Heilung des böfen 
„Ausichlags. Aufgefunden ward er in einer Schrift uralter Herkunft, in 
„einem Schreibelaften unterhalb ver Füße des göttlichen Anubis in der 
„Stadt von Sohem*), zur Zeit als ber verftorbene Saptı König war. 
„Nach deſſen Tode ward die Schrift gebracht zur Heiligkeit bes feel’gen 
„Königs Senta, ob ihrer wunberthätigen Heilfraft. Und fiehe, zurüd- 
„gegeben warb das Buch den Füßen und wohl verfchloffen durch ven 


*) Letopolis der Griechen und Römer, von ben Kopten nach alter Ausfprache 
Uſchem genannt. 


61 


„zenpelfchreiber und großen Arzt, ven weifen Noferboter. Und „wie 
ſolches vem Buch geſchah, alg zu Nüfte ging die Sonne, ba weihte 
„er ein Speis- und Trank» und Weihrauch -Opfer ver Iſis, der Herr- 
„ſcherin, dem Hor von Athribis, und dem Gotte Chonfu-Thut von 
Amchit“. 

Was weiter uns in ſeinem Königsbuche der Prieſter Manetho aus 
jenen alten Zeiten zu berichten wußte, erſcheint in ſchalem Auszug bei den 
Späteren, die fich durch leere, unverſtändige Benutzung ber inhaltsreichen 
Urſchrift vollgültiges Zeugniß eigner Geiftesarmuth ansgeftellt. Man 
höre und man ftaune, was jene Bemerlenswerthes in dem Buch bes Prie- 
fters fanten. 

Als König Uenephes (I, 4) den Thron beitieg, da warb Aegyptens 
Land durch übergroße Hungersnoth gar arg geplagt. Trog aller Noth 
und Pein gefiel'8 dem Herrfcher, fich auf ver Stätte „Schwarzftier" (Ka⸗ 
fami, die Griechen nannten diefelbe Tobtenftabt von Memphis mit andrem 
wenig unterjchiebenen Namen Kochome), allwo ver heiligen Apis » Stiere 
Leiber beim Serapeum in ber Wüfte ruhen, durch Pyramiden - Bauten 
feine Leute zu beichäftigen. Der Ort fteht bei dem jegigen ‘Dorfe von 
Saggarab, doch auf ver Wüfte fteiler Höhe, und nahe liegt's zu glauben, 
daß ter Staffelbau ver fogenannten Stufen » Pyramide von Saqqarah, 
deſſen hohler Körper gebleichte Knochen barg von Stieren fammt Schrift: 
werk, eingemeißelt in den Stein, bezüglich auf des Apis Königenamen, 
ein gemeinfam Grab ber heiligen Stiere war, das weiland König Uenephes 
im frommen Glaubenswahn vem Viehzeug weihte. 

Zur Zeit als Semempfes, des erften Königshauſes achter Pharao, 
ſich mit des Yandes Krone ſchmückte, va offenbarte fich ver Wunder reiche 
Zahl, und allenthalben gab eine böfe Peft ben fchwarzen Tod. 

ALS wiederum ein anderer König, des Namens Butau (Boethos II, 1) 
den Thron beftieg, da hat auf heiligem Grund ver Stadt Pibaft (Bubaftus) 


62 


ber Erbe Schlund fich aufgethan und Mancher fuhr lebendig in die Hölle. 
Als ihm im Reich darauf König Kakau, deß Name „Stier der Stiere“ 
lautet, folgte, da warb, nach manethonifcher Ueberlieferung, bochheiliger 
Dienft geftiftet dem Stiere Hapi (Apis) in der Stadt Mennofer (Mem- 
phis), und zu On (Heliopolis) dem Stiere Merur over Men (Mnevis). 
Auch des heiligen Widders Binebded (Mendes) ward nicht vergeffen und 
ihm zu Mendes⸗Binebded (die Stadt führt gleichen Namen mit dem hei⸗ 
figen Thiere) ein Heiligthum mit Prieſtervoll gegründet. Ob wahr tft, 
was gefchrieben ftand im Königsbuche Manetbo vom alten beiligen 
Dienft der Stiere und Widder, das können wir, die Späteren, nur ſchlie⸗ 
Ben nach dem, was uns vom Hapi⸗Stiere uraltes Grabwerk Har uud 
beutlich meldet. ‘Dem heiligen Thiere dienten reine Männer, fein Ab⸗ 
fchied von dem Sonnenlicht ward tief betrauert, fein tobter Körper, wohl- 
geſchmückt mit Zierrath und mit Deden, warb ausgeftellt auf hoher Lei⸗ 
chenbahre, und felbft fein Name ehrte manchen Würbenträger, dem es 
beliebte fih mit „Hapi“ zu benennen. 

Wohl zu beachten für des Reichs Geſetz ift's, was vom Pharao 
Bainuter (Binothris II, 3) nach ganz befonderem alle berichtet wird. 
Da offenbar es ihm an Söhnen fehlte, bie nach des Vaters Tod bie 
Krone erbten, fo ward von ihm zu ftändigem Geſetz für ewige Zeit und 
mit Geſetzes Kraft der Brauch erhoben, daß auch ver Frauen zart Geſchlecht 
Theil haben follte an bes Thrones Erbrecht. Bon ſchweren Folgen warb 
bes neuen Brauches Wirkung für manches Königshaufes feften Grund, 
jet e8 wenn die Königin nach dem Hinfcheiven des Gemahles vie Zügel 
ber Regierung nahm ober an bes jugenblichen Sohnes Stelle trat, fei es 
wenn bie hinterbliebene Erbtochter des verblichenen Pharao's, dem nicht 
das Glück warb von ver Söhne Schaar beweint zu werben, bem fremden 
Herrn die Hand zum Bunte reichte. Soweit e8 der ‘Denkmäler vieldurch⸗ 
forfchte Zahl zu durchſchauen geftattet, hatte nach alter Sitte und nach 





63 


altem Brauch ver Mutter Stammbaum hohen Werth im Erbe, tenn un. 
beringtes Lehnsrecht gabs dem Sohne als vem wahren Erblind „des Va⸗ 
ters feiner Diutter*. Einer Töniglihen Exrbtochter Ehegemahl erichien als 
König nur dem Namen nad), der That nach war er's nicht, doch ward's 
vem Sohne dieſer Ehe befchieben, kraft der mütterlihen Abkunft fein 
gutes Recht auf Thron und Scepter zu behaupten. Vermählte fich mit 
einer Herren « Tochter nicht Königlichen Stammes Pharao, fo waren bie 
jungen Sproffen aus ber Ehe Bündniß, wie e8 den Anfchein hat nach 
manchem Vorgang in ber Reichsgeſchichte, nicht gleichen Nechtes mit ben 
aͤchten Königskindern. 

Des neuen Pharao's leibeigener Vater führte nach alter guter Sitte 
ven Ehrennamen, Vater des Göttlichen“ (Atef⸗nuter), wie ihrerſeits bie 
Mutter des Königs Mutter“ (Mut⸗ſuten) geheißen wart. In ver Fälle 
Mehrzahl ruhte ver Königehäufer Erbrecht in ber Verbindung neuer 
Freier mit Erbtöchtern Töniglichen Blutes, mochten bie erwählten Gatten 
ihren Stammbaum auf Tönigliche Ahnen zurüdführen over nicht. Im 
ſolcher Weife Löfen fich die Schwierigkeiten, welche die rechte Erbfolge in 
ben verfchievenen Königshäufern bisweilen in räthfelhaften Lichte erſchei⸗ 
nen laffen. 

Um ben nüchternen Ton gefchichtlicher Sahrbücher durch dichterifche 
Würze zu unterbrechen, Laffen die mageren Berichte des manethonijchen 
Werkes unter Königs Noferlara (II, 7) Herrichaft urplötlich tes heiligen 
Stromes Waffer eilf ganze Tage lang des Honigs Wohlgefchmad annehmen. 
Vielleicht erzählten alte Urkunden von ſolchem Wunder, boch können wir, 
bie Späteren, für ſolche Mähr ebenfo wenig Theilnahme empfinden «als 
fin die neu erfundene Haarwuche + Salbe aus den Zeiten Königs Teta. 
Vielleicht bat uns ein urtheilslofer Abfchreiber ein ähnliches Geſchichtlein 
aufbinden wollen, als wie in folgendem, ven König Sefochris (II, 8) an⸗ 
gebenten Bericht. Statt aller denkwürdigen Kunde über Leben und Thaten 


64 


biefes Herrſchers tifcht der Gelahrte feiner Zeit, in durchſichtiger Verwir⸗ 
rung, ber Nachwelt die befondere Meldung auf, daß jenes Pharaonen 
Leibeslänge fünf Ellen und feine Breite drei beffelben Maßes gewefen jet. 
Verwechſelt hatte der Gute ven Pharao Seſochris uralten Angedenkens 
mit dem Sefoftris griechifcher Sage, deſſen Felſenbilder auf aftatifcher 
Erbe, von der ſchaffenden Hand des Bildners ausgeführt, dem Könige 
jenes Riefenmaß, jene Längen dem Meſſenden barboten. 

Nachdem bes dritten Königshauſes erfter König, geheißen Nechero- 
phes (fonverlich entftellt aus altem ächten Namen) der Bharaonen Thron 
beftiegen hatte, da lehnten fich ver Libyer Völferftänme gegen der ägypti⸗ 
fchen Herren Joch auf und zur Waffe griffen hier und dort vie Männer. 
Dem König erft gelang's den Feind zu tämpfen, als mit der Götter Hülfe 
des Mondes blaffe Scheibe urplößlich riefengroß zu wachlen ſchien und 
folcher Erjcheinung ungewohntes Bild den Schreden in ber Feinde Reiben 
warf. 

Nach den Berichten war bes Königs Erbe Toſorthros gar wohl be- 
wandert in ber Kunft des Heilens von Krankheit und Gebreft des fiechen 
Körpers. Und folder Wiſſenſchaft halber war ihm in alle Zulunft ver 
Ehrenname „Heilgott” zugetheilt. Auch anderer Mleifterfchaft befliffen war 
ber „Heilgott“, denn er erfand mit klugem Sinn bie Kunft, mit wohl be- 
hau'nem Stein ver Bauten feſte Maſſen aufzuführen. Auch in der Male⸗ 
rei der Schrift verftand er beffere Lehr’ zu geben zu Nuß und Frommen 
bem ſchreibkundigen Volle. 

Hiermit endet, auf Treu und Glauben manethonifcher Schrift, vie 
Kunde — halb Mähr, halb Wahres — von Aegyptens erften Herrichern, 
von ihrem Thun und Treiben fonberlicher Art. Nur wenig lehrt das, 
was geboten wird und ſtets noch harren wir, daß enblich uns bie Thür 
zur Ahnenkammer uralten Königthums geöffnet werbe. 

Nah an der Pforte, die uns heut’ gefchloffen, fteht ehrwürd'gen An⸗ 





65 


blicks als gefchichtlich treu bekundet des Königs Senoferu Urgeftalt. Sein 
Name — „der e& gut macht” heißt das Wort — bewährt fich durch bie 
unbewußte That, denn er macht gut, was allen vor ihm fehlt. Er iſt's, 
ver uns den erjten Morgengruß aus fernften Zeiten zuruft, durch Nebel. 
dunſt jahrtaufendlanger Räume, uns jungen Kindern einer lichterfüllten 
Welt. Von ihm zuerft giebt ung der Steinmund Kunde, und es gebenkt, 
zur ſelben Zeit gemeißelt als Senoferu den hellen Tag noch ſah, der 
Steine freilich karge Zahl des alten Königs. Was aller Griechen Weis: 
beit nicht erſchloß, was felbft dem Alterthum trog Spähens nach der 
Wahrheit reinfter Quelle, wie ein Geheimniß ungeldft erſchien, das liegt 
ung Har vor Augen, denn nunmehr beginnen tie tobten Steine wohl. 
beredten Mundes zu fingen und zu jagen von ver grau'ſten Urzeit Thaten. 


Mit Senoferu erfcheint zuerſt, geordnet und geregelt nach Vorjchrift 
und Gejeß, ver ftrenge Brauch, dem Herrfcher auf dem Thron der Pha- 
raonen zum Namen, den das Eiternpaar ihm gab, bes heil'gen Namens 
Ehrenſchild zu fügen und, weiter, diefem Doppelſchild des Königs brei 
klangvoll ſchön gewählte Titel vorzufegen. Ohm’ Unterjchied des Königs 
begann ver erfte Titel mit einem Zeichen, das den Gott verkündet, „ven 
Sonnen-Hor *, ver Licht und Reben, Segen und Gedeihen ſpendet. Sein 
Sperberbild geſchmückt mit Löniglicher Doppelkrone, galt als das Urbilv 
Pharaos, des Herrn des obern und bes untern Landes. 


Des andern Titels Neigen eröffnete in gleicher Weife die jedem König 
zugetheilte Würbe „des Herren ver beiden königlichen Diademe.“ 


„Des goldnen Hor“, des Ueberwinders feiner Wiberfacher, Ehren- 
bit ſtand an bes britten Titels Spitze. Als Krieger wie als Sieger warb 
in den pomphaft aufgeftugten Worten unter jenem Bilde der Pharao ge- 
lobt und hoch gepriefen. 

Des Königs heifiger Name, vom läuglich runden Schilpring einge: 

Bıugfh, Geſchichte Aegyptens. 5 


66 


rahmt, ward leicht erfenntlich durch die vorgeftellten Worte: „ber König 
vom oberen und vom unteren Aegypten.“ 

An letzter Stelle, bei volljter Schreibung aller Ehrentitel, fand fei- 
nen Platz des Herrichers eigner Name, ver ihm, noch Kind, vom Bater 
ward verliehen, umjchloffen wie ver heilige von dem Schildring. Als Bor: 
merf diente ihm ver ftänbige Titel: „ver Sohn des Ra“ d. h. des Son⸗ 
nengottes. 

Der alten Zeiten Brauch erheifchte es, daß hinter jedem Königs⸗ 
namen, wie zum Angedenken, des Pyramidenbaues Hangvoll ſchöner Name 
feine Stelle fand zur befjern Sonderung bes Fürften,, dem nur das Grab 
bes Nachrufs Dauer zu verbürgen fchien. Löblich und frommen Sinnes 
war bie gute Sitte, fo oft vom König, oder auch vom Bern bes Unter: 
gebenen, die Rebe war, gleich hinter feinem Namen zuzufügen: „er bleibe 
leben! er jet wohl! er jet geſund!“ 

Soweit die Denkmalkunde heut zu Tage reicht, ift König Senoferu 

ber erjte Herricher, den vier ber Ehrentitel ausgezeichnet haben. ‘Drei 
nennen ihn gemeinfam, ohne Unterſchied, „den Herrn der Wahrheit,” ver 
vierte ift der Name Senoferu, mit dem vom Vater und vom Voffe er be- 
zeichnet ward. An fteiler Belfenwand, im Wabi von Magharah, wo ur- 
alte Höhlen von Menſchenhand geichaffen, des Bergmanns Spuren leicht 
errathen laſſen, erjcheint Senoferu als Krieger, der mit ber wuchtigen 
Sichelkeule den überwundenen Feind zu Boden fchlägt. Die Infchrift, 
eingegraben bei dem Bilve, nennt deutlich ihn mit Namen unt mit Titel 
als „Ueberwinter fremden Volkes,” das feinerzeit die fchluchtenreichen 
Thäler der Berge um ben Sinai bewohnte. Das Land, vordem ergiebig 
an upferhalt'gem Erz, an blau und grün gefärbten edlen Steinen, erjchien 
in allen Läufen ver Geſchichte alter Zeit als wohlbegehrlicher Beſitz für 
Kemi's Herrſcher und fonder Zweifel war e8 Senoferu, der mit bes 
Schwertes Schärfe fih ten Weg zur Herrichaft auf dem meerumflognen 











67 


Bergland bahnte und bald des fremden Volles Meifter ward. Bon Aegyp⸗ 
ten nach kurzer Meerfahrt oder nach langer Reife auf Eſelsrücken, erreich- 
ten ver Könige Kriegsvolk und die Schaaren ber Bergleute, ſammt Amt- 
mann und Vogt, das Thal ver Gruben um ven Stein zu fprengen. Noch 
beute ſchaut ver Bilgrim, den des Wiffens Gier und ſehnſuchtsvoller Trieb 
gen Often führt und deſſen Fuß die traurig öden Thäler des Sinai durch» 
eilt, des alten Werkes Spuren in den Grotten aus der Frühzeit aller 
menfchlichen Gefchichte. Er fieht und lieft auf halb verwittertem @eftein 
ver Bilter und ver Schriften reiche Zahl. Auf hohem Felſen ftehend, 
der ten Eintritt in's Wabi von Magharah ftolz beberricht, entdeckt fein 
Auge fonder Müh' die legten Trümmer ver ftarlen Veſte, deren wohlge⸗ 
fügter Bau einft Hütten neben tiefem Brunnen in fich fchloß und ber 
Aegypter Schaar vor jähen Angriff ſchützte. Auch fehlte e8 an Heilig. 
thümern nicht, in denen zu bes Landes göttlichen Gebietern der Wanderer 
flehend Aug’ und Hand erhob. Vor allen war's die hehre Hathor, des 
Himmels und der Erbe und der tunllen Tiefe Königin, die ver Aegypter 
ald des Mafkat⸗Landes Schusherrin verehrte, und neben ihr das 
Sperberbild bes Supt, „bes Herrn bes Oſtens,“ dem gleicher Ehre 
Huldigung gefpenbet warb. 

Des vierten und des fünften Königshauſes Fürften behaupteten mit 
ſtarker Fauft, was ihnen Senoferu als Erbe ließ. Die Gruben wurden 
ftändig ausgebeutet, ver Feind gefchlagen und verehrt ber Götter Heine Zahl. 

Wohl dachte auch bei Zeiten Senoferu an feines Lebens Ziel und 
würdig Denkmal. Der Pyramiden ftoßer Königsbau, der bei Meibum 
weit in die Ebene leuchtet, bie grün wie lauterer Smaragd zum beil’gen 
Strom fich oftwärts abfentt, er ſchloß bereinft, wir zweifeln nicht daran, 
Senoferu’s Leichnam wohlgeborgen in fich ein. Der Name des Baues 
lautet gut äghptiſch Cha, ein Wort, das bald „ven Aufgang,“ bald „das 


Feſt“, une bald „die Krone“ in alter Sprache zu bezeichnen bient. 
5 “ 


68 


Hier war's, in dichter Nähe der Pyramide von Meidum, daß jüngft 
der Eingeborenen neugierig Volk, ſei's durch Zufall, ſei's mit Abficht, ben 
Eingang zu ber Altzeit Gräber fanb und eines ‘Doppelbildes Wunber- 
wert, ebrwürbig durch fein Alter, herrlicher in Kunft, aus bunkler Grabes⸗ 
nacht dem Lichte ſchenkte. Der Bilder und der Schriften lange Reiben, 
zum Theil in buntem Mofait von eines Meifters Hand naturgetreu und 
‚wohlberechnet in wirkungsvollem Sarbenfpiele ausgeführt, fie geben Nach: 
riht uns von Senoferu und weiſen auf bie Vorzeit beutlich bin. ‘Das 
Toppelbild, ein wenig Heiner als des Menſchen Größe, zeigt Mann und 
Fran in würbevoller Stellung auf würfelförm'gem Sefjel, zur Seite Eins 
bem Andern ſitzend. Der Glanz bes Auges, burch leuchtenden Kryſtall, 
durch weißes Elfenbein und dunkles Erz in meifterhafter Weife nachgeahmt, 
erregt des Lebens Schein und wirkt wie Leben. Des höchſten Alters Wert 
ift folche® Bild und wird es bleiben bis zu ält’rem Funde. Der Mann 
zur Rechten, nach der Injchrift Wortlaut, hieß einft, als er des Xichtes 
fich erfreute, mit Namen Rabotep. Er war ein Königsjohn (weß Kö⸗ 
nigs, ift verfchwiegen) und hatte manch nambaft Amt im Leben zu verwal- 
ten. Er führte Kriegsvolk an im Dienft des Königs und verrichtete in 
On, der Stadt bes Gottes Ra, das heilige Amt als Oberſter ver Prie- 
jter. Die Gattin wohlbenannt ale Nofert („die Schöne“ ober auch „bie 
Gute“ heißt das Wort) war eines nicht genannten Königs Entelin. 

Wir nehmen Abjchied von ber Zeit des Senoferu, ber nach ber 
Schriften Ueberlieferung ven Namen eines guten Königs führte. Die alte 
Bücherrolle, die De Briffe in Theben einft erwarb als Eigenthum und bie 
wir weiter unten loben werben, |pricht alfo von dem Pharao Senoferu : 

„Da ftarb bie Heiligkeit des Könige Huni. Da wurbe aufgeftellt die 
„Deiligleit des Königs Senoferu als guter König über das ganze Lan. 
„Da warb Kalem zum Oberften der Stadt ernannt.“ 














69 





VII 


Des vierten und fünften Aönigshanfes Pharaone. 
(um 3700 bis 3300 vor des Herrn Geburt.) 


Um der Pharaonen Namen und Reihenfolge für die Zeit des vierten 
und fünften Königshauſes in möglichfter Vollftändigkeit wieder berzuftellen, 
müffen die Angaben ver beiden Königstafeln von Abydus und Saqqarah, 
ſowie die erhaltenen Bruchftüde des turiner Königsbuches mit ven mane- 
thonifchen Ueberlieferungen verglichen werden. Mit folcher Hilfe ift es 
wohl geftattet, die unten folgende Bharaonen-Reihe als eine glaubwürbige 
Urkunde zu betrachten, welche ver Wahrheit am nächften ſtehen dürfte. 


Turiner Rolle. Manetho. Tafel von Abybus. Tafel von Saggarab. 
Viertes Königshaus. 


1. ...... 193. | 1. Soris ..29 3. 








2. ...... 6 „ | 2. Suphis 63 „ | 21. Chufuf 17. Chufu 

' 22. Ratatf 18. Ratatf 
3. ... zaf 6 „ | 3. Suphis 66 „ | 23. Chafıa 19. Chafra 
4. ...... 24 „ | 4. Mencered63 „ | 24. Menkara 20.... 
5 . 24 „ | 5. Rathoifes 25 „ 2. 
6. 222... 23 „ | 6. Bicheres 22 „ 22.... 
7. ...... 8 „ | 7.Scherdheree7 „ | 25. Schepſeskaf 23.... 
8... x, 24. 
9. ...... x „ | 8. Thamphthisſ, | 

Tünftes Königshans. 

10. (2) 8 „ | 1. Ufercderes28 „ | 26. Uskaf 25 Uſerka 
18. ..... .4 „ | 2. Sephres 13 „ | 27. Sahura 26. Sahura 
12. ....... 2. 28. Kela 
13. .... sta 7 „ 
14. ...... 12 „ 
) ....... x „ | 3.Nepherchere820,, | 29. Noferfra 27. Noferarlara 
2. ....... 7„14. Sifre 7, 
k ....... x „ | 5. Cheres 20 „ 28. Schepeskara 
4. ...... 11 „ | 6. Rathures 44 „ | 30. Ranuſer 29. Chanoferra 
5. Mentahor 8 „ | 7. Mencheres 9 „ | 31. Menkauhor 30. Menlahor 
6. Tat 28 „ | 8. Tatcheres 44 „ | 32. Tatlara 31. Tatlara 
7. Unae 30 „ | 9. Onnos 33 „ | 33. Unas 32. Unas 


70 


Leicht wird es dem Leſer ſein die Ueberzeugung zu erlangen, daß 
fämmtliche vier Reihen aus einem und demſelben Urquell entfloſſen find, 
wenn er fih vie Mühe giebt Namen, Folge und Zahlen mit einander 
forgfam zu vergleichen. Auch wird e8 ihm nicht entgehen, welche Irr⸗ 
thümer fich in tie manetbhonifchen Auszüge eingefchlichen haben und wie 
fehr forglofe Abfchreiber die Namen und Zahlen ter ächten Handjchrift des 
äguptifchen Priefters entftellt haben. Aber ſchon im grauen Alterthum 
ſelber fcheint des Zweifel Ungewißheit über ver Vorzeit Königsfolge ge- 
herricht zu Haben, va felbft vie fteinernen Denfmäler in Namen und Folge 
von einander abweichen. Noch immer nicht ift die Unterfuchung abge- 
ichloffen und weiter muß e8 neuen Entvedungen anheim geftellt werben, 
ber alten Könige Reihe und Namen ein für allemal auf das Genaufte zu 
beftimmen. 

Auf Treu und Glauben ber Tafeln von Abydus und Saqqarah 
nannte fich des guten Königs Senoferu Nachfolger Chufu. Er iſt's, den 
bes griechiſchen Alterthumes Schriftgelehrte bald unter vem Nanıen Cheops 
(nach Berobot), bald als Chemmis oder Chembes Diodor) der Nachwelt 
überliefert haben, während Manetho's Auszügler ihn als Suphis fennen 
und Eratofthenes’ thebanifche Königstifte ihn ale Saophis aufführt. Mit 
ihm beginnt der ägyptiſchen Zeitgefchichte erinnerungsreiche Sage nach ten 
Berichten der griechifchen und römischen Schriftiteller, die ahnungsloß der 
älteften Zeiten Kunde auf junges Neid zu pfropfen fich erlaubten. ⸗ 

Wem Zufall oder Abſicht und Beruf je das Glück gewährte mit eige⸗ 
nem Fuß Aegyptens ſchwarzen Boden zu berühren, der kehrt doch nimmer 
heimwärts ſeine Fahrt, wenn nicht vorher ſein Aug' der Altzeit Wunder 
angeſchaut, der Pyramiden Dreizahl auf dem ſteilen Wüſtenrand, den Du 
vom Dorfe Gizeh aus, an des Ufers linker Seite dicht am Nil gelegen, 
nach ſtünd'ger Fahrt auf langgeftredtem Damm erreichſt. Des Wüſten⸗ 
ſandes endlos gelbes Meer, das um der Pyramiden Riefenbau mit feinen 


7 


Fluthen das Grab im tiefen Grund begräbt, als wär" es felbft ein Tobter, 
längft Dahingeſchiedener, e8 ſendet feine Wellen, heiß und trocken, weit 
binab zur grünen fantbebedten Aue, wo ſich das Sandkorn mit dem Frucht- 
forn eint. Bon weiter Ferne fichtbar fcheinen dir bie Rieſenwerke jener 
Pyramiden, als wären’s wohlgeformte Bergfruftalle, die aus dem Mutter: 
boden des Gefteins die ewig fchaffende Natur zum blauen Himmelspom 
empor hieß fteigen. Und doch ſind's Gräber nur, von Menſchenhand er- 
baut, die König Chufu und zwei Pharaone bes gleichen Stammes und bes 
gleichen Haufes zum ewigen Gedächtniß aufgeführt, angeftaunt, bewun⸗ 
bert als unvergleichlich Machwerk vom alten wie vom jungen Menfchen- 
thum. Vollkommen wohl gerichtet nach des Himmels viergetheiftem Kreiſe, 
nah Süd und Nord, nach Oft und Weft, find Breite und der Höhe Maaß 
verfchieben, wie des Briten Oberft Wyſe's Meſſung es Dir zeigt. 
1. Pyramide Chufu’s: Höhe 450,75 Fuß, untere Breite 746 Fuß (engl.) 
2. Pyramide Chafra’6: „ 447,5 „ . „ 690,75, „ 
3. Pyramide Menlara’s: „ 203 n n „ 352,878, „ 
Der Aufbau der gewalt'gen Maffen ift lange Zeit dem Kundigen in 
ſolchem Werke ein unlösbares Räthfel ſchier geweſen; dem jüngeren Ges 
ichlechte, das forfchend feinen Sinn der unbelannten Löſung zugewendet, 
ift e8 gelungen, ver Schale äußere Hülle loszuſprengen, um ven Kern zu 
finden. Nach alter Sitte und nach altem Brauche lag ten Aegyptern, 
wenn fie geſund und frifch noch wanbelten im Lichte bes Sonnengottes Ra, 
der in Königlichem Glanze alltäglich im Oſten neu geboren ward, um nach 
zurüdgelegtem Tageslaufe fich zu tauchen in das Meer der Nacht im 
Weiten, lag den Aeghptern ftets die Sorg’ am Herzen, ven Blid zu wen- 
den nach der Gegend, wo fcheivend Ra vom Leben Abfchieb nahm, wo bes 
Grabes Chor fich öffnete, wo ver Leichnam wohl geborgen einft ruben 
follte, um nach langer Jahre abgemeffener Zahl zu neuem Dafein zu er» 
ftehn, indeß der Seele, zwar gebunden an ven Körper, es freiftanp in be- 


72 


fiebiger Geftalt des Tages über aus- und einzugehen im Grabe. In fol- 
chem Glauben war e8 ver Gewohnheit Brauch, bei Zeiten das Grab zu 
höhlen in bes Felſens tiefem Schacht und als ver „ewigen Wohnung“ Ober: 
bau die Opferlammer aufzuführen, bald nur ein Saal, bald .mebrere 
Semächer, und felbige prunkvoll mit bunter Schrift und buntem Bildwerk 
gar reich zu ſchmücken, als gält e8 einem Haus ver Luft und Freude. Nicht 
jelten trat mit jchnellem Schritt der Tod heran und raffte ohn’ Erbarmen 
ben Bauherrn mitten aus bem Leben fort, ehe das Werk vollenvet und bie 
legte Hand den legten Strich gethan. Da trifft das Auge des Befuchers 
wohl auf Bilder, die des Zeichners kunftgerechter Finger mit rothem Stift 
im Riß auf dem Geftein der glatten Wand fchnell Hingeworfen,, doch war 
bem Maler nicht vie Zeit geblieben, des Bildes hohlen Raum mit bunter 
Farben Wechjel auszufüllen. Oft zeigen ganze over halbe Wände, oft die⸗ 
ſes oter jenes Stüd der Bilder, daß das ganze Werk noch ver Vollendung 
barrte, da plößlich des Bauherrn jchnelles Ende ver Arbeit Ziel und Maaß 
ganz umerwartet ftedte. Was dem Grabesbau tes Edlen ein traurig 
Hemmniß zum Schluß des Ganzen bis zum legten Punkte warb, das 
mußte beim Königsbau der Pyramiden riefiggroß ericheinen, wenn Pha- 
rao vom Lichte Abjchied nahm. Aljo begann das Werk von feinem Ur: 
fprung an. Auf ben Thron gehoben befahl der Herricher einem Edlen, 
bem Meifter aller Bauten feines Landes, das Wert zu rüſten und ven 
Stein zu brechen. Stufenförmig erhob ſich auf ver Wüſte Kalkſteinboden 
ber Kern als Heiner Byramidenbau, im Innern, wohlgefügt und berge- 
richtet, lag des Königs ew'ge Wohnung mit ihrem Sarg-Steinkaften auf 
dem Boten. Bollendet warb ber erite Bau und noch lebte Pharao im 
heilen Sonnenlichte. Ein zweiter Mantel, Stein auf Stein, warb noch 
bem Kern von außen aufgefegt, ein dritter auf den zweiten, auf jenen jelbft 
ein vierter, und größer warb bes Rieſenbaues Leib, je länger fich ver Herr 
bes Dafeins freute. Und ganz zuletzt, nachvem es jchier unmöglich, ber 








73 


Pyramide Umfang fürber zu erweitern, da bedte fpiegelglatter harter Stein, 
funftgerecht ven wintelförmigen Stufen eingepaßt, wie ein vierfach riejen- 
großes Dreieck, des Königsgrabes ungeheure Maſſe. Mehr als fiebenzig 
ver Pyramiden erhoben einft fich an dem Rand ver Wüfte, jede einen Kö⸗ 
nig fündend, ber Grab und Denkmal fich gleichzeitig ſchuf. Wär’ nicht 
zerftört faft bis zum Grund des Baues, die größre Zahl der Pharaonen- 
gräber, wär’ uns von benen, bie bis jett befteben, genau erhalten der Er» 
bauer Name, leicht wär's dem Forſcher zu beweifen und darzuthun aus 
Gründen ber Berechnung, wie bereinft und ganz nothwendig das Maaß 
ver Pyramiden im Verhältniß ftand zur Jahrzahl der Regierung ihrer 
Bauberrn. 
Der Name Pyramide, den bie Alten zuerft erfanden, um ber Aeghpter 
Königegräber zu bezeichnen und beffen fich die Meßkunſt heute noch be- 
bient, iſt griechiich feinem Urſprung nach. Die Aegypter felber nannten 
Pyramide, als Grab und als Geſtalt bei Meffung hohler Körper, mit einem 
Worte, das abumir lautet. Dagegen hieß in altägyptifcher Sprache ber 
Name pir-am-us fo viel als „Kante ver Pyramide,“ bie von der Spitze, 
in vierfacher Zahl, nach jedweder Edle des vierfeitigen Grundbau's lief. 
Doch was bie Alten nimmer wußten, ober was zu erwähnen ſtets fie 
imterließen, ift ver befonbere eigends zugetheilte Name, ven jede ver Py⸗ 
ramiden zu führen pflegte, um fie zu fondern von ber Nachbarin. So 
trug des Königs Chufu Grabdenkmal den Ehrennamen Chut d. i. „die 
Kichte* und nicht jelten erfcheint das Wort dem Königsnamen Chufu hei- 
gefügt. Die Steine, die zum Bau „ber Xichte“ der Meifter wohlberedh- 
nend brechen ließ, bieb der Arbeiter vielgeplagtes Volt mühfelig an brei 
Orten aus dem Fels heraus. Das Geftein, ein lockrer Kalt und fonver 
Feſtigleit, aus dem ber innre Keen des Bau's gefügt warb, der fpäter 
jebem Aug’ verborgen blieb, war nahen Urfprungs, benn der Wüfte Bo- 
ben, auf welchen fich ker fünftige Bau erhob, gab reichlich ihn aus auf- 


74 


geiprengter Tiefe. Das beffere, zum Werk der Stufen und der Mäntel 
auserlejene Geftein, warb ftundenweit mit Walzen auf bem ‘Damm berzu- 
gefchleppt, ber vom Gebirge, auf des Stromes rechter Seite, fich bis zum 
Pyramivenfeld Hinüberzog. Noch heute fegt ven Wanderer in Erftaunen 
bie Zahl ber Niefenhöhlen, welche das Mokattam⸗Gebirge burchzieben , in 
langer Reihe von Nord gen Süd, von Turah bis Maſſaarah. Zwei Dör- 
fer heißen fo, ticht am Strom gelegen, bewohnt von Arabern, deren müh- 
fam Geſchäft es ift, was taufende von Iahren ſchon die Alten thaten: ven 
Stein zu brechen in ben nahen Höhlen, auf Ochſenkarren ober auf beque- 
mem Schtenenwege ihn zum Fluß zu führen und in bie Schiffe zu verlaben, 
bie am Ufer harren. 

Der Name Turah, wohlbelannt den Griechen in ter Geftalt von 
Troja, dem ägyptifchen, tft uralter Herkunft. Bereits al8 man bie Pyra- 
miden aufzuthürmen fich befliß,, gedenken bie Schriften jener Altzeit ber 
Gegend 'Tu-roau d. h. „des Gebirges ber großen Höhlung,“ in welchem 
ber Steinhauer emfig arbeitendes Volt der Blöcke Unzahl aus der Fels⸗ 
wand fprengte. Ein Amtmann (Dur) herrfchte über Ort und Volk, und 
folgte jorgfamft Pharao's Befehlen. 

Das Ehrenkleid der ‚Lichte“⸗Pyramide war Löftliches Geftein aus 
weiter Ferne auf des Fluffes Rüden herangeführt zum Ufer des memphi- 
. tifchen Gebietes. In der Mittagsgegend, an Aegyptens Grenzmark, in 
dichter Ntachbarfchaft des Ortes Suan (Syene, heute Aſſuan), da lag und 
fiegt noch heut der „Rothe Berg“ (Tu⸗teſcher), ein fchwarz und roth ges 
ſprenkelter Granit, fo hart wie Eifen, glänzend fchön im Schliff. Im ven 
Brüchen des „Nothen Berges“ herrfchte allzeit veges Leben, denn bes 
Spenites Härte, Glanz und Dauer, woblgeeignet für Bauten der Ewig- 
feit, machte ven Beſitz des Steins begehrlich und bie Könige wetteiferten 
in eitlen Wahne um ben Ruhm, daß Menſchenhände und ber Meifter klu⸗ 
ger erfinverifcher Sinn e8 wohl vermochte zu brechen ben Widerſtand des 








75 


Stärkften was Natur erjchaffen. ‘Der Arbeit und des fchweren Wertes 
Spuren aus ver Altzeit find noch heutigen Tages fichtbar ; bier zeigen fich 
bes Meißels jcharfe Striche, ort ift das Sprengloch deutlich zu erkennen, 
bier tritt, wie Form beim Guß , ver Umriß eines Riefenbilves ung ent⸗ 
gegen, dort hängt, ber ganzen Ränge nach, wie angewachjen die vierte 
Seite eines Obelisten noch am Felfen, als warte er des Meifters, ber 
vom Fels ihn löſe. So liegt e8, einem tiefen Zauberbanne gleich, auf 
dieſer toten Welt voll alten Lebens, vie zu der Menfchheit Höchftem Gipfel 
auffteigt und deren Pulsſchlag in ver Infchrift fchlägt. 

Doc irrig und der Wahrheit nicht entſprechend wär's zu glauben, 
daß jene Altzeit ihre Wunderwerke nicht ſchon als Wunder ſonder Gleichen 
hätt erkannt. Mit Worten, die beredter Mund einſt ſprach, rühmt uns 
der Steinjchrift unzählbare Menge ber Edlen mühevolle Sorg' und Plage, 
um Pharao's Gelüſte zu erfüllen, den harten Stein vom Felſen abzufpren- 
gen, die ſchwere Laft zum Strom binabzufchleifen und abwärts nach dem 
Niederland zu führen. Glaubwürdig fcheint, im beften Sinn des Wortes, 
was Herobot, der Vater ver Gefchichte, uns von der Chufu⸗Pyramide 
Bau berichtet. Zehn langer Sabre Zeit floß drüber Hin, bis man bie 
Steine am Troja⸗Berge losgebrochen, den Grund gelegt und tief im 
Schooß bes Felſens ber dunklen Grabestfammern Bau gefchloffen. Zwei 
mal zehn Sabre waren nachdem nöthig, bi daß das ganze Wert vollendet 
war und Ehufu das Gelingen loben konnte. 

Im andern Xichte laſſen König Chufu bie geringen Denkmal⸗Reſte 
feiner Zeit erfcheinen, als wie fein Auf zur Zeit ter Perfer und der Grie- 
chen Herrichaft lautete. Denn übel war's beftellt um Chufu's guten Leu⸗ 
mund. Bon rohen Sitten und von herrifchem Gemüthe zwang er das 
Bolt, fo ging die Sage, zu harter Frohnarbeit. Der Götter Tempel ließ 
der Frevler fchließen, in fchlechter Abficht, fürchtend daß dem Volke Gebet 
und Opfer an die Himmlifchen ver Arbeit Zeit verkürze. Im folcher Weile, 


176 


nach verjelben Sage, warb Chufu fchwer verhaßt beim eignen Volke , das 
lange Sabre felbft nach feinem Tode bes Könige Namen auszufprechen 
gern vermied. Was, dem entgegen, amtlich uns die Schriften aus Chu⸗ 
fu's Zeiten bezeugen, läßt ihn als tapfren, thatenreichen Herrn erfcheinen. 
Des Sinai gebirgereiche Thäler ſahen bereinft des Königs Kriegsvolk, das 
im Mönnerftreit des Landes Kinder fiegreich überwant: Als Zeugniß 
deſſen preift bie Felſentafel im Wabi von Magharah ven König Chufu als 
Vernichter feiner Feinde. Als Städtegründer im Aegypterland bekennt ihn 
mancher Name von Ort und Wohnplag längs des Stromes, wie es bie 
Schriften in der Gräber Kammern melben. 

Drei Heine Pyramiden, nach Sonnenaufgang zu gewenbet vor Chu⸗ 
fu's eigenem Rieſenbau, bargen einft der Königs-Frauen ober Kinder 
Leiber und waren ihrem Tobtendienft geweiht. So weit bes Forſchers 
Auge in bie dunkle Tiefe der Vorzeit einen Blick zu thun vermag, fo viel 
ber ſchriftbedeckten Reſte vie Grabestammern um die großen Pyramiden 
uns erhalten haben, fo ficher feheint als Wahrheit feftzufteben, daß in 
alter Zeit das große Todtenfeld von Gizeh auserlefen ward der Königskinder 
und ber erlen Männer tobte Xeiber, aus den Tagen bes vierten Königs- 
hauſes, im tiefen Seljenfchacht zu bergen. So ruhten bie Gejchlechter dort 
ben Todesſchlaf zu Füßen ihrer Herren, denen, felbft nach dem Scheiben 
von bes Lebens Wonnen, fie die Treue bes Dieners zu bewahren fuchten. 

Auf Chufu folgte Ratatef im Reiche. ‘Den Namen melden bie Ta⸗ 
feln von Abydus und Saqqarah; fonft feine Kunde von dem Unbelannten. 
Die Griechen wußten nichts von feinem Daſein und laſſen ftrads auf 
Chufu: Chafra folgen, den dritten Fürften felbigen Königehaufes. Sie 
nannten ihn bald Chephren over Kephren, bald Chabryes und meinten, er 
jei des Chufu Bruder oder Sohn gewejen. Wer kann's verbürgen, wenn 
bie Steine ſchweigen? Sein Pyramiden-Bau, von den Altvorberen be- 
zeichnet als „Die Große” (Urt), fteht in dichter Nähe non Königs Chufu 





77 


—— 





Pyramide. Wenn auch der Mund der Steine wenig meldet aus Ehafra’s 
Zeitgefchichte, dennoch bleibt fein Name wohl bewahrt durch feiner Bilder 
wunbervolles Werk. Bor wenigen Jahren war's, ba tauchte aus dem tie- 
fen Wüftenfande, der wie die Stromfluth rings die Sphing-Geftalt um- 
kreift, zum Staunen aller jener Bau empor, ver heute noch dem Forjcher 
Frage ftellt nach Alter, Urfprung, Bau und Zwed des ganzen Wertes. 
Schmale Gänge, dann breite Säle, wieder dunkle Seitenfammern, erbaut 
aus wohlgefchliffenen Niejenftüden aus hartem Yuntgeftein von Suan 
und aus Alabafter, in ſchimmernd Gelb gefärbt, baaricharf gefügt ver 
Block an Blod, abwechſelnd der Eckſtein Hammerartig faffend des Seiten- 
ftüdes Gegenwand, alles glatt und wohl gefügt in grater Linte und im 
techten Winkel, doch jedes Zeichens, jeder Infchrift baar, alfo ericheint 
ber Bau ein räthfelhaftes Werk ver Vorzeit, ale noch Gefchichte nicht ge- 
ichrieben ward. Wer war ber Herr, deß Mund „es werte!“ ſprach, wer 
ber Meifter, deß funbiger Sinn ven Riß des Baues fchaffte, von wannen 
Iom das Rieſenvolk ver Männer, das von dem Felſen losriß des Gefteines 
Zentnerlaft, fcharflantig es behieb und glättete, tann von ber Grenzmark 
in der Dlittagsgegend flußabwärts nach ver fandigen Wüfte Rande führte 
und dort an ausgewählten Plate das Geftein zufammenfügte! So ger 
waltig und rieſenhaft das Werk, jo groß und unauflösbar bleibt das Räth- 
jel feines Dafeins. Oftwärts gelegen zeigte des Bodens fteinbebeckter 
Raum im langen Saale, eines Brunnens Schacht, mit hellem Harem 
Waſſer angefülft, in beffen Tiefe einft, in alter Zeit, aus unbelannten 
Gründen eine Zahl von Standbildſäulen Königs Chafra mehr hineinge- 
ichleudert al8 mit Sorgfamleit binabgefenket waren. Die Mehrzahl ter 
Königsbilver erlag des Wurfs Gewalt und in Trümmer ging des eblen 
Wertes edles Konterfey. Nur Eines fchien vem Wurfe Hohn zu prechen, 
denn tabello8 erhalten, wenig nur beſchädigt, ging Chafra's figente Ge⸗ 
ftalt, Königlichen Anſehns, würdevoll in Haltung und im Blid, aus jenes 


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Drunnens tiefem Schacht hervor. Ein Sperbervogel, hinter Pharao's 
Haupt fich bergend , breitet wie zum Schug des Föniglichen Herren fein 
Flügelpaar in ftiller Ruhe aus. Des Königs Namen und des Königs 
Würde ericheint in Schrift am Obertheil des Sodels , in bichter Nähe 
feiner nackten Füße. &rünlich ſchimmernd erfcheint ver Glanz des Stei« 
nes, ein harter Diorit, wie er nur felten zur Schöpfung eines Denkmals 
auserlefen warb. 

Wenn durch ben Fund der Bilder Königs Chafra der Gefchichte des 
alten Reiche ein Beitrag fonder Gleichen geliefert ward, wenn alfo fie als 
höchſter Schaß des Alterthumes gelten, jo iſt's damit noch lange nicht er- 
Ihöpft, was unſrem Wiflen Ehafra’s Steinbild frommt. Wie in dem 
Holzbild jenes Schechrel-belled, der aus ber Todtengrube ven Saggarah 
zum Staunen aller an das Licht emporfuhr, wie in ben bunt bemalten 
Ralffteinbilvern , die der Gräberbauten engen „Serbab“- Raum als Zeu- 
gen uralten Lebens verließen, um bie junge Welt der Neuzeit zu begrüßen, 
wie alles Werk in Bild, in Schrift, in Form aus jenen Tagen ter höch- 
ften Kunſtvollendung Stempel trägt, fo lehrt auch Chafra's Bild, daß in 
ber Gejchichte Anfang das Thun fchon feinen Meifter würdig lobte. Un- 
kundig des Stahles Schärfe und des Werkgeräthes geheimnißvoller Wir- 
fung, das bem Künftler unferer Tage ber rohen Arbeit Blage kaum em- 
pfinden läßt, verſtand e8 der Altuorberen Gejchlecht, des harten Steines 
Widerſtand zu brechen, und Xeblojes mit Geift und Lebensausdruck zu 
bejeelen. Wie ſie's zu Wege brachten zu befiegen bes Stoffes ungeberbig 
Hinverniß, fein Meifter der Jungzeit ift vermögen, der Frage Löſung zu 
gewähren. 

Bon Weit nach Oft, in gleicher Linie faft mit Chafra’s „großem“ 
Poramivenbau liegt riefenbreit, doch halb im San begraben, ver Sphinx⸗ 
Geftalt gewalt'ges Ungethüm. Seltfam ift ver Leib bes Löwen mit eines 
Menjchen Antlig bier verbunden, und Abulhol, wie er arabifch Heißt, 





79 


d. i. „des Schredtens Vater,“ fcheint das Thier zu fein. Als in der Grie- 
hen unt der Römer Zeiten der Wanderer dem Phramidenfelde entgegen- 
ftieg und feinen Weg zum räthjelhaften Sphinx nahm, ba fperrte noch Fein 
Sandmeer ihm den Pfad und frei und offen lag der Göße vor ihm. Wie 
rubend ſtreckte der Löwe bie Taten feines Vorderleibes aus, dazwiſchen 
führte ein fchmaler Steig zum Heiligthume an ver Bruſt des Ungethümes 
und ein Denkftein, wohlgeſchmückt mit Bild und Schrift, gemahnte an 
bes vierten ‘Chutmes Ehrengaben an den Sphine. Griechen und Römer 
verließen felten bie geweihte Stelle, ohne in ihrer Landesſprache bes Bes 
ſuchs Erwähnung dem Felsgefteine einzugraben. Denn lebenp’ger Fels 
jen war des Löwen Leib, nur zugemeißelt von des Künftlers Hand, um 
treuer im Gebilde nachzuahmen, was im Spiel des Zufall’8 die Natur ge- 
ihaffen. Da wo bie Höhlen des Gefteins des Leibes Rundung unter- 
brachen, warb leichtes Mauerwerk bineingefügt, um auszufüllen, wie's bie 
Form gebet. 

Des Denffteins heilige Zeichen, voller Schwung ber Sprache, mel- 
den in bichterifchen Worten, wie eines fchönen Tages Pharao hinaufitieg 
zu dem Sphinx, um feines Vaters himmliſches Geficht zu ſchauen. Die 
Worte fterben gegen Ende ab, da Zeit und Menfchenhand verftünmelte, 
was gegen Schluß des Dichters Mund verrietd. Auch König Chafra 
warb dabei genannt, doch wenig glaubhaft ſcheint's daraus zu wittern, 
daß Ehafra erft den Löwen bilven hieß. Soweit e8 eine andere Stein- 
Khrift lehrt, fah König Chufu fchon das Ungethüm, mit andern Worten 
aljo: ſchon vor ihm beftand das Bild, ein Werk ver älteren Pharaone. 
Nah Mitternacht von felbiger Geftalt lag der Göttin Iſis Heiligthum, 
ein anderes, bem Ofiris-Gott geweiht, hatte an ber Mittagsfeite feine 
Stelle. Ein dritter Tempel enblich galt dem Sphinx. Von biefen Heilig. 
thämern jagt bie Steininfchrift was folgt. „Er, der lebendige Hor, des 
obern und bes untern Landes König, Chufu, er, der Lebensſpender, fand 


80 


„ein Seiligthum der Göttin Iſis, der Königin der Pyramide, zur Seite 
„des Gotteshauſes des Sphinx, nord-weftlich vom Gotteshaufe und von 
„der Stabt Ofiris’, des Herrn der Zobtenftätten (Usiri neb rosatu). 
„Er baute feine Pyramide neben dem BHeiligthume jener Göttin, und er 
„baute eine Pyramide der Königstochter Hontjen neben biefem Heiligthume.“ 
An andrer Stelle meldet uns des Steines Schrift: „Er, ber lebenbige 
„Hor, des obern und des untern Landes König, Chufu, ließ feiner 
„Mutter Ifis, der Gottesmutter, welche Hathor ift, ber Tobtenftätte 
„Herrſcherin und Herrin, weihen das heilige Geräth, deß Konterfey des 
„Denkmals Fläche zeigt. Ihren heiligen Dienft bat er von Neuem aufge- 
„richtet und ihr in Stein das Heiligtum gebaut, auserlefend ihr die 
„ Schaar der himmlifchen Infaffen ihrer Wohnung.“ 

Obwohl des Steines Alter nicht binaufreicht in das Reich der Kö⸗ 
nige von Memphis, dem Chufu feines Namens höchften Glanz verlieh, 
dennoch barf des Steines Kunde als glaubhaftfichres Zeugniß gelten, und 
gleicher Meinung find wir mit ‘De Rouge was jener Inſchrift Ueber: 
lteferung betrifft. Die heilige Sprache nennt darin den Sphinx mit Na⸗ 
men Hu, ein Wort, das wohl den menfchenhäuptigen Löwen nur bezeich- 
net; dagegen heißt als Gott ver Mienfchenlen mit Namen Hormachu, ein 
Wort, deß Deutung „Hor im Lichtkreis“ lauten würde und das der Grie⸗ 
hen Zunge durch Harmadhis, nicht felten auch Harmais wiebergab. Wie 
Lauth in München es zuerjt erfannte, giebt eines Denkſteins Infchrift, 
aus der Zoupre-Sammlung, ein neues und gejchichtlich feftes Zeugniß, daß 
Chufu, Chafra und ver König Tatefra fich befonders weihten dem Dienft 
ber Iſis, der Pyramiden⸗Königin, und ihres großen Nachbars Hormachu. 
Als nach den Tagen jener Pharaone ver Jahrhunderte nicht weniger als 
fünf und breißig dahin gefloffen waren in das Meer ver Zeit, ba noch im⸗ 
mer batte die Erinnerung ver Könige, ver Göttin und des Gottes Namen 
treu bewahrt und reine Männer ftreuten ihnen Weihrauch. Pſametik, ein 








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Sohn von Uzahor, dem Sohne Pſametik's, der da war ein Sohn von 
Uzahor, dem Sohne Noferabra’s, ift auf dem Denkmal alſo würdevoll be- 
titelt: „er war tes Gottes Tanen Seher, Seher auch der Iſis, ver Py⸗ 
„ramiden⸗Königin, Seher ferner des Königs Chufu, Seher des Könige 
„Chafra, Seher des göttlichen Zatefra, Seher Hormachu's.“ Solch' ur⸗ 
kundlich Zeugniß hat hohen Werth für ver Geſchichte wahrheitstreues Bil, 
da es vor allem ſchlagend widerlegt, was hundert Sabre nach des Steines 
Uriprung der Gejchichte Vater Herodot berichtet: wie ver Aegypter Volk, zu 
jeiner Zeit, ber größten Pyramide königlichen Bauherrn mit Namen felbjt 
zu nennen es verjchmähte, weil jolcher Klang des Haſſes Gift erwedte und 
die Erinnerung grauenvoll erſchien. Doch war e8 möglich, daß zu glei« 
her Zeit, nur ein Jahrhundert etiva früher, Priefter den Chufu Pharao 
mit beiligem Dienfte ehrten, wenn Fluch ftatt Segen an vem Namen hing ? 
Herodot, jo dürfen wir behaupten, war von Neuem in bes Irrthums 
Wahn befangen, daß vem Gefchwäg dolmetſchender Aegypter ver Wahr- 
beit tiefer Kern zu Grunde lag. 

De Rouge's ſchönem Werke über Reich und Hof der eriten Könige- 
häufer Sechszahl ſchulden wir bedeutungsvolle Wiffenfchaft von Chafra's 
Hauſe und tem Briejterbienft deſſelben. Sein Ehgemal, ſo lehren manche 
Reſte alter Zeit, erhalten auf dem Todtenfeld von Memphis, war Meri⸗ 
janch benannt. ALS reine Frau ſtand fie dem heiligen Dienſte des weiſen 
Thut, des Gottes Hermes der Aegypter, vor, dem in des Oberlandes 
Statt Hermopolis ein hochgefeiert Heiligthum geweihet war. Noch an⸗ 
dern Himmliſchen war Meriſanch im Leben fromm ergeben und ehrte alſo 
in der Gottheit Dienſt ſich ſelber. 

Menkaura oder Mencheres. 
Nach Chafra's Heimgang zu dem Reich ver Todten, wo dem Götter: 
König Oſiris der Herrſcherſtab gebührte, ſtieg König Menkaura auf ven 


Thron. Er iſt ter Mykerinos oder Mencherinos, von dem bie Griechen 
Stugich, Geſchichte Aegyptens. 6 


82 


ung die Mähre künden, daß er ver dritten Pyramide Bau fich felber auf- 
gerichtet als ein Ehrendenkmal. Auf dem Pyramidenfelde von Gizeh 
nimmt fie den Raum der Südweſtecke ein, bezeichnet in der Infchrift 
Sprache als „die Hohe“ (Hir). Als Oberft Wyſe, ver Brite, mitten in 
bem Bau der Todtenlammer wohl verwahrten Zugang fand und eintrat 
in ben ftillen Raum „ver Ewigkeit," ta entvedte fein Auge als legte Spur 
von Menkaura's Grabſtätt' der Todtenlade hölzern Oberdach und ihrer 
Truhe ſteinernes Gehäus, ein einzig ausgehöhlter Block aus hartem Stein, 
von außen ſchön geſchmückt nach Art und Weiſe einer Götterwohnung, 
wie ſie im alten Reich der Meiſter baute. Nach der Briten Hauptſtadt 
London als werthvolles Denkmal der Altzeit geſendet, ſank Schiff und Laſt 
im Angeſichte von Gibraltar in des Meeres Tiefe, nur den Deckel rettete 
der leichte Stoff des Holzes, und ſtatt im Meergrund ruht er heute wohl 
geborgen in Englands Hauptſtadt an der Themſe Ufer. Weit und gefahr⸗ 
voll war der Weg vom alten Memphis bis zur Weltſtadt London, doppelt 
zieht uns an aus dieſer Urſach, was in frommem Sinn der reinen Män- 
ner Hand einft nieberjchrieb auf jenes Holzwrad won dem Sarge Men: 
faura’s. Die Infchrift lautet alfo: 

„Oſiris geworbener 

„König Aegyptens 

„Menkaura, 

„immerdar Lebender, 

„Kind des Olympos, 

„Sohn der Urania 

„Erbe des Kronos! 

„Ueber dich ſtrecke ſich 

„und es bedecke dich 

„die göttliche Mutter dein 

„Urania, 





83 





„in ihrem Namen 

„als: Himmels Geheimniß. 
„Möge fie walten 

„daß du werbeft wie Gott, 
„baar aller Leiden, 

„König Menkaura, 
„immerbar Lebender!“ 

Gar alten Urfprung ift dies Schwanenlieb, dem Todten nachgefun- 
gen in das dunkle Grab, denn alle Truben aus ver alten Zeit ſchmückt 
gleiher Sinn und gleiche Bilderſchrift. Des kurzen Sanges Inhalt ift 
bedeutungsvoll. DBefreit von ihrer irbifchen Umbüllung, getrennt vom 
Stoff des todten Menfchenleibes, geht ihrer Heimat zu bes Königs Seele, 
ben unbegrenzten Himmelsraum durcheilend, um fich mit Gott auf ewig 
zu vereinen, baar aller Leiden dieſes Ervenlebens. 

Nach altem Zeugniß aus ber Griechen Munde erfreute fich der König 
Mencheres des beften Leumunds unter den Beherrſchern, die feiner Zeit 
des Neiches Zügel lenkten. ‘Des milden und gerechten Mannes war fein 
Bolten, und vornehmlich als frommem König lag ihm der Götter heil ger 
Dienft am Herzen. Nachdem er heim gegangen, fo berichtet ber Sage viel- 
beredter Mund nach griechifcher Quelle, da ſchenkte ver Yegypter Volk dem 
todten Herrn die Ehren eines Gottes und weihte ihm bes heiligen Dienftes 
Bräuche, wiewohl nicht zu verbergen ift, daß Gleiches ben andern Herr» 
ſchern vor ihm zugefprochen warb. Denn dieSteine aus der Zeit ver Pyra⸗ 
miben-Bauten, fie nennen Briefter uns und heilige Schauer, die Cheop8, 
Chabryes und andern Herrfchern die Opfer reichten und bes Dienftes 
pflegen, nachdem „der Herr der Welt“ das Licht verließ und nieberftieg 
zur Tiefe feines Grabes. Doch immerhin ſcheint Eines feft begründet, 
daß Mencheres, der Fromme, dem andachtsvollen Glauben feiner Zeit ge- 


huldigt und voller Fleiß nach Götterfchriften forfchte. Das hochheilige 
6* 


84 


Buch, benamet Pir-em-beru, d. i. „die Tag-Ausfahrt,“ meiftentheils 
ben Todten als Führer in der Welt des Ienfeits beigegeben, erwähnt des 
Königs in der Pforte vier und ſechszig. Nachdem ver Schreiber was zu 
fagen war, gejagt, beenbigt er vie Pforte mit ven Worten: „Gefunden 
„wurde biefe Pforte in der Stadt Hermopolis, eingegraben auf einem 
„Aabafter-Blod und ausgemalt in blauer Farbe, unterhalb ver Füße bie- 
„ſes Gottes. Gefunden ward er zu der Zeit des Könige Mencheres, tes 
„Seeligen, durch den Sohn des Königs Hortotef, als jelbiger ausgegan- 
„gen war Umfchau zu halten in Aegyptens Götterhäufern. Er brachte 
„den Stein zum König als wunderbares Etwas, nachdem er wohl erkannt 
„den geheimnißvollen Inhalt, fo da auf ihm ftand.“ 
Schepſeskaf 

iſt Pharao's Name, der nach Mencheres ver Väter Stuhl beſtieg. Feſt 
jteht vie Folge diefes neuen Könige, da eines Grabes, zu Saqqarah, In- 
Ichriftmale, wie Herr De Rouge e8 zuerft bezeugte, uns jebes Zweifels 
darob überhebt. Der Erle, welchen einft das Grab gethürmt ward znm 
eignen Ehrendenkmal, führte den Namen PBatab-jchepfes. Am Hofe der 
Pharaonen lebend war er der Könige boffnungsreicher Liebling. Zunächft 
ericheint er als ein angenommen Kind des frommen Mencheres, denn wie 
e8 wörtlich in ver Injchrift heißt: „ver König Mencheres that ihn zu ven 
„Königskindern in tes Könige Wohnhaufe im Inneren des Töniglichen 
„Weiberhaufes.“ Bald nachher, fo muß e8 fcheinen, ſegnet ver gute Pflege: 
vater das Zeitliche und König Schepjeskaf befteigt ven Thron und giebt 
ben jungen Edelknaben in fein Haus, um ihm zuletzt ver eigenen Tochter 
Hand als Ehgemal in Föniglicher Gunft zu ſchenken. Denn aljo lautet nun 
ber Worte Folge: „Und Seine Heiligkeit gab ihm die ältefte der eigenen 
„Töchter, die Königstochter Maat⸗cha, um fein Gemal zu fein. Und Seine 
„Heiligfeit fand es genehmer, daß fie bei ihm werbliebe, al& bei wel” an- 
„trem Manne.“ Des Königs Eidam durfte es erwarten, daß Pharao, 


85 


in feiner Gnaden Fülle, ihn zu der Ehren höchfte Stufe rief, wie es von 
Neuem unfer Denkmal lehrt: „Er wart gefchäßt vom König über alle 
„Diener. Er warb Geheimerjchreiber für alles Werk, das auszuführen 
‚Pharao beliebte. Er entzücte feines Gebieters Herz. Seine Heiligkeit 
„geftattete ihm feine Knieen zu faffen und befreite ihn vom Gruß des 
„Erdekuffes.* 

Nicht ohne Nutzen find die legten Worte zur Kenntniß alter Sitte 
am Hof ber Pharaonen. Trat dem Töniglichen Herren gegenüber ber 
Diener hohes oder niebres Volt, fo heifchte e8 ver Brauch, daß männig- 
(ih fih in den Staub warf und den Boden füßte, den ihres Herren ftol- 
zer Fuß betrat. Nur ven Lieblingen warb bie hohe Gunft zu Theil tes 
Brauches ledig nur tes Königs Knieen zu berühren, als Zeichen ihres 
unterwürfigen Grußes. 

Des Grabes Infchrift meldet außerdem ver Würbe und der mannich⸗ 
fahen Aemter Reigen, durch welche Pharao den Diener ehrte. Wie wei« 
fand Joſeph, Hatte er das Amt des oberiten Verwalters aller Vorraths- 
kammern, er leitete ver Gruben ſchwere Arbeit, war nebenbei des Gottes 
Solar Seher und Oberpfleger feines Heiligthumes. Der Würden höchfte 
Zierde, tie er trug, war die des Oberhauptes vom Priefterthum des Got- 
te8 Batah in der Tempelftatt von Memphis. 

Nur winzig ift bie Zahl der Gräberbauten , bie fonftige Mähr vom 
Pharao Schepfestaf uns künden. Unter ven Genoffen feiner Zeit, deren 
eigner Name des Königs Namen in Erinnerung ruft, fteht an ber Spitze 
aller ein Seher Könige Cheops, Namens Schepſeskaf⸗anch d. i. „Schep⸗ 
ſeskaf-Leben.“ Sein Gefchlecht zeigt uns der Stammbaum, welcher hie- 
nach folgt. 


86 


— * 


Schepſeskaf⸗anch 
Imeri, vermählt mit Hathor⸗kau 
| 
feine Töchter fein Erftgeborener 
Mat und Mertestef Patah⸗nofer⸗baiu, vermählt mit Chenu 
| 
fein Erſtgeborener 
Patah⸗nofer⸗ſem. 

Die Glieder dieſes Hauſes ruhten einſt im tiefen Schacht der ſchönſten 
Gräberbauten, bie uns des Schickſals Güte wohl erhielt und deren letzte 
Trümmer unfre Zeit gefeben auf weiten Plan ver Toptenftadt von Mem⸗ 
pbis. Auch unfer Pharao verfäumte nicht an feines eignen Grabes Bau 
zu denken; ven Namen ter „Kühlen“ (Qebeh) gab er feiner Pyramide. 


[Die Bharaone des fünften Königshaufes.] 

Den Neigen der Bharaone bes fünften Königshauſes eröffnete, nach 
manethon'ſcher Quelle, Ujercheres , derjelbe ten die Steinwand von Aby⸗ 
bus in ächter Schreibung Uskaf tauft. Won feier Zeit und feinem König: 
thume find wenig wir belehrt durch altes Zeugniß. Im den Schriften ver 
Gräberbauten und ber Denkmalfteine feiner Zeitgenoffen und berer, welche 
nah des Königs Tode das helle Licht des Sonnengottes ſchauten, wird 
Uskaf als ein Pharao gepriefen,, dem frommes Prieſterthum ben heiligen 
Dienft verſah an feiner Pyramide Grabesbau. Obſchon kein Zeichen 
mehr als Führer dient zum Zobtenmale Königs Uskaf's auf bem weiten 
Poramidenfelde, bat dennoch fich des Baues Name treu erhalten, ver 
Ab -fetu d. t. „bie reinfte Stätte“ lautete. 

Anders verhält es fich mit Pharao's Sahura⸗Pyramide. Des Koͤ⸗ 
nige Namensſchild (er folgte dem vorigen in der Neichsgefchichte), mit ro» 











87 


tber Farbe auf den Stein gemalt, warb entdeckt auf Blöcken aus tem Bau 
ver Poramide, bie nordwärts von dem Dorfe Abufir ſich auf ver Wüfte 
fteilem Rand erhob und deren Ehrenname Cha ba „Seelen-Aufgang“ 
war. 

Deſſelben Könige Schilver prangen, al® Zeichen feines Nuhmes und 
feiner Siege, an glatter Felswand in dem „Thal der Höhlen“ (Wadi Ma⸗ 
gharab), das nah dem Sinai die Gruben birgt, aus venen die Altvordern 
edles Geſtein zu ſprengen pflegten. Als Ueberwinder fremder Völker fteht 
ver König ta im Bilde an der Felswand. Daneben bezeichnet eine In- 
Ihrift ihm als „Gott, ver alle Völker fchlägt und alle Ränder trifft mit 
‚feinem Arme.” 

Nachdem Sahırra längft gebettet lag in feiner Pyramide Bau, erhielt 
fih bi8 zur jungen Zeit hinein des alten Königs frommes Angebenken. 
Als ter Btolemäer Reihe im Nilthal ihrer Herrichaft waltete, beſtand im 
alten Memphis noch ein Heiligthum, geweiht Sahura, und es pflegten 
Priefter des heiligen Amtes für den todten König. Täuſcht alles nicht, 
jo war ver Pharao zugleich ein Stäbtegrünber, denn nicht mit Unrecht 
ſchreibt De Rouge jenen Ort, ber auf ven Tempelwänden im Heiligthum 
von Esne als „die Stadt Sahura's“ (Pa⸗ſahura) aufgeführt erfcheint, 
tem alten König dieſes Namens zu. 

Ihm folgte, nach vem Steine von Saqqarah, ein Pharao bes Na- 
mens Nofer⸗ar⸗ka⸗ra, ſonder Zweifel verjelbe, welchen Manethos Nepher- 
heres umfchrieb. Seiner Pyramide Bau gab er den Namen Ba, das 
ift verdolmetſcht, Seele.“ Manche Trümmer von Gräbern auf dem 
Zobtenfelde von Memphis haben bes Königs Angeventen treu bewahrt, 
wie vor allen das Grab des Föniglichen Enkels Urchuru. Wieder ift es 
der Wiffenjchaft zu früh entriffener Meifter, ver Graf De Rouge, ber zu- 
erſt die geiftige Bedeutung Urchuru's aus dem Schriftwerk feines Grab- 
bau's uns enthüllte. Dort nennt man ihn „ven Königlichen Schreiber bes 


88 


— — —— — — 


„Palaſtes, den Gelehrten, ven Meiſter in der Schrift, den Gelehrten, ver 
„als Leuchte dient für alles Schriftwert in dem Haufe Pharao's.“ Weiter 
wird er bezeichnet als „ver Meifter in ver Schrift für der Leute Bittgeſuche, 
„der als Leuchte dient für alles Schriftwert ver Verwaltung, Oberhaupt 
„der Vorrathskammer,“ und noch außerdem „ver Oberfte des Kriegsvolkes 
„aller jungen Mannſchaft.“ Ein andrer Würbenträger biefer Zeit, — 
Pehenuka nennt ihn fein Grabbau, — hatte bürgerliche Aemter zu verwal⸗ 
ten. Er heißt „Vorfteher ver Schathänfer, ver Opfergaben und ber Vors 
„rathskammern,“ dann „Vorfteher aller Werte Pharao's, Vorſteher alles 
„Schrifttbums feines Königs, Geheimerath für alle Rede, fo der König 
„ſpricht.“ Offen liegt's, daß Pehenuka unter feinem Herrn Staatsfchrei- 
bers-Amt verſah im treuen Dienite. 

Bon den Herrichern, welche dem König folgten auf dem Stuhl 
Aegyptens, fei erwähnt der vreißigfte der Steinwand von Abydus. Ras 
neuſer nennen ihn die alten Zeugen, umfchrieben warn er Rathures vom 
Manethos. Er ift ver erfte Pharao des Reiches, jo weit urkundlich es 
bie Steine lehren, ver zu dem Ehrennamen feines Königsfchiltes, tas 
zweite Schild mit feinem eignen Namen fügte, ver kurz und bündig An ger 
lautet hatte. König Ra-n- ufer An folgte der alten Sitte allen Fürften 
vor ihn. Er baute fich als Grab tie Pyramide, bie „Feftefte ter Stätten“ 
(Men fetu) wart geheißen. Im der mittleren der Pyramiden von Abufir 
fand ſich, mit rother Farbe auf den Bloc! gemalt, des Könige Name veut- 
lich Hingezeichnet. Ohne Zweifel lag in ihrer Kammer vor langen Tagen 
Ra⸗n⸗uſer gebettet. Auch anderwärts ericheint fein Name wieder. 
Wadi⸗Magharah's Felſen zeigen in ftolzer Höh' des Königs Ehrenzeichen 
nnd fein Schild, neben einem Bilde, das ihn erkennen läßt als Sieger 
über jenes Bolt, dem einft die Thäler des Sinai als Wohnſitz dienten. 

Dem Scharffinn fonder Gleichen, mit welchem “De Rouge fich befliß, 
ber alten Zeit geheimnißvolle Enge ins Licht ver Neuheit umzufegen, ſchul⸗ 





89 


den wir aufs Neue vie Kenntniß von dem Daſein edler Männer, die in 
dieſer Zeit gelebt, gewirkt und hohe Aemter am Hof der Pharaonen einft 
bekleidet. Das fchönfte Denkmal bleibt der weite Grabesbau des edlen 
Ti, der fich in feinem Werke verewigt hat bis zu ber ſpäten Nachwelt unf- 
ver Tage. In ter Xobtenftatt von Memphis, gen Mitternacht vom 
Serapeum, bewundert heute noch der Pilger, ver aus weiter Ferne Aegyp⸗ 
tens Wunder anzuftaunen fommt, ber Bilder überreiche Zahl, tie aller: 
wärts des Grabes Wände zieren und Leben in die topten Räume tragen. 
Die Schriften, welche in heiligen Zeichen eingemeißelt und in bunten Far⸗ 
ben ausgefüllt ven Bildern finnvolle Deutung leih'n, laffen des Mannes 
hoben Werth mit berebter Junge leuchten und zeigen ihn als erften Hof- 
beamten. Er diente feinem Herrn als Schreiber aller Orten, gab Form 
und Faſſung ven Befehlen Pharao's, war des Löniglichen Schriftwerts 
Vorſtand und leitete des Königs Arbeitsftätten, um zu jchweigen von ben 
Priefterwürben, die er in reicher Fülle in ber Götter Dienft bekleidete, zur 
eigenen Ehre und zum Frommen feiner Seele. Wunderbar darf's fchei- 
nen, wie De Rouge mit ſcharfem Blick erfannte, daß in dem Grabe des 
Etefften ber Männer des Erzeugers Name fehlt, auch fonft nicht ver Ab- 
. ftammung Spuren merkbar find. War Zi ein Dann geringer Herkunft, 
immerhin muß Großes er geleiftet haben, um vem Könige als Eidam 
werth zu fcheinen.. Denn Pharao, fo ſagt's der Schriften Mund, gab 
feine eigene Tochter ihm zum Ehgemal. Und Nofer-botep, aljo hieß das 
Weib, war „ihrem Eheherrn ergeben in beißer Minne und bolpfeliger 
„Liebe.“ 

Des fünften Königshaufes lette Fürften, ver Zahl nach drei, hatten 
ihren ficheren Pla gefunten längft ehe fich Abydus' Königswand dem 
Did erihloß. Der erfte, Men⸗kau⸗hor, ver Mencheres ber Liſten, er- 
baute fich die Pyramide Nuter-fetu, das ift verbolmeticht „Heiligſte ber 
Etätten.- Ein Werkftüd, eingelaffen in eine Dauer ter Apis-Gräber in 


90 


dem Bau des Serapeums und in alten Tagen vom Heiligthume jener Py- 
ramide fortgefchleppt, bat uns im Schnitt des Steines treu erhalten bes 
Königs Konterfey fammt feiner Namen Reihe. Möglich iſt's, taß eine 
von Saqqarah's Pyramiden, in ver Nähe des Serapeums, des Könige 
eigenes Grab enthielt. Auch die Felfenwände im Höhlen-Thal ber finai: 
tifchen Gebirge, gedenken in Schrift und Zeichen mehrfach tiefes Fürften. 

Ihm folgte Tat-ka⸗ra im Reiche nach, den Alfa auch die Steine 
zubenamen. Wieder giebt uns das Höhlen-Thal Wadi⸗Magharah vom 
Aſſa Kunde, es begengend, daß man neue Gruben in dem Berge teufte, 
als Alfa auf dem Stuhl der Väter ſaß. Seiner Phramide warb ver Na: 
men ber „Schönen“ (Nofer) zuertgeilt und feinem Angedenken weihten noch 
in grauen Tagen heilige Männer, als Snoferu-nofer, Ra⸗ka⸗pu und Chur 
botep ihren Dienft. Im ven Gräbern von Saggarah, nicht minder wie 
in benen Gizeh's, erjcheinen andre edle Männer, die ihrer Zeit in Aſſa's 
Hofhalt lebten und manches Ehrenamtes Bürde trugen. 

Der Erinnerung wertb und laut zu preifen als edle Geiftesthat aus 
fernften Zeiten ift jenes alte Schriftwerk auf Papyrus, das Königs Afla 
Sohn Patah⸗hotep als Schreiber nennt.*) Die Rolle, fonver Zweifel 
das Aeltefte, was handfchriftlich auf weiter Erden Rund erhalten, fchließt . 
weife Lehr’ und Mahnung in fich, lobt der Tugend und ber guten Sitte 
Pflichten und zeigt berebten Wortes Pfad und Weg, der ven Süngling zu 
Ehren führt bis an fein feeliges Ente. Der Sprüche reiche Zahl wird 
eingeleitet mit den Worten: „Das ift bie Weisheit des Stadtvorſtehers 
„Patah⸗hotep aus der Zeit des Königs Alfa, lange lebe er!" Schier 
bochbetaget war der Königsſohn, als er des Buches Inhalt nieberfchrieb, 


*) In der Wiffenfchaft befannt unter dem Namen bes Papyrus Priffe, nach dem 
Namen eines franzöftichen Archäologen, der diefe wichtige Urkunde in Theben erwarb 
und fpäter der Bibliothek in Paris zueignete. 





91 


denn er redet vom binfälligen Alter, wie Jemand ber es felber an fich 
fühlte. „Die beiven Augen,“ alfo fehreibt der Weife, „find winzig Hein, 
„die Ohren verftopft, und ohne Ende wird was ftark war ſchwach. Der 
‚Mund wird fchweigfam, fpricht kein lautes Wort, das Gedächtniß ift ab- 
„geftumpft,, kann fich nicht erinnern des vergangenen Tags, bie Gebeine 
„berfagen ihren Dienft. Zu Schlechtem bat das Gute ſich gewandelt. 
„Auch der Geſchmack ift längft dahin. Im aller Weile macht elend einen 
„Dann das hohe Alter. Die Nafe ift verfpunbet, ohne Luft.“ Und fo 
beginnt ber königliche Greis in weiler Lehre, oft mit heitrer Laune, ber 
Jugend feine Sprüche vorzutragen, wie ihm felber Erfahrung fie ge- 
lehrt. 


Wohl thut's dem Herzen und erfreut ben Sinn zu folgen jener alten 
Rede, die des hochbetagten Königsſohnes innerfte Gedanken in kindlich 
ſchlichten Worten wiebergiebt, des ganzen Menfchentajeins Thun um⸗ 
faffend. Herrlich ift darin bie Lehre von der wahren Größe des Mannes, 
benn fie durchweht ver milde Geift des menjchlich Neinen, der im beſchei⸗ 
venen Sinn allein tie wahre Größe findet. Patahshotep rebet alfo: 


„Und wenn bu groß geworben, nachdem bu niebrig warft, und 
‚Schäte gefammelt haft nach dem Elend, alfo daß du um befwillen ber 
„Fürnehmſte in deiner Stabt bift, und wenn bich die Leute kennen ob dei⸗ 
„nes Ueberfluſſes und du als ein mächtiger Herr daſtehſt: fo laß bein 
„Herz fich nicht überheben um deines Reichthums willen, denn der Urhe⸗ 
„ber veifen ift Gott. Verachte nicht den Nächten, ber da ift was bu ſel⸗ 
„ber warejft, ſondern behandle ihn wie ‘Deinesgleichen.“ 


Obſchon die Gräber jener alten Zeiten uns vielfach Zeugniß geben 
vom Zug bes ächten Menſchenthums, das damals fchon bie Geifterwelt 
durchwehte und feine Forderung ftellte an den Dann, fo gleicht doch, was 
bie alten Schriften fagen, in feiner Art ven Lehren Patah⸗hotep's und fei- 


ner einfach-fchlichten Redeweiſe. Kein Priefter iſt's, fein Fürft, ter an 
bie Jugend feiner Zeit mit Hugem Sinne fich wendet, es ift der Menſch, 
ber lehrt, was felber ihm Erfahrung lehrte. Kein finfterer Weifer neben- 
bei; was ift mehr wahr, was überzeugenver als die Ermahnung unfres 
klugen Meifters: „Laß fröhlich Teuchten bein Angeficht fo lange bu lebſt; 
„verließ je ein Menſch den Sarglaften, nachdem er hineingebettet war?“ 


Des Königshaufes letzter Pharao führte den Namen Unas, ober 
Onnos nad griechifcher Umschreibung. Kaum willen mehr zu jagen wir 
von ihm, als daß des Grabes ftolzer Bau den Namen trug Nofer-fetu, 
das heißt fo viel als „Ichönfte Stätte.“ Wo er gelegen, wiffen wir genau. 
Es iſt das Riefengrab aus wohl behauenem Steine, vergleichbar einer ab- 
geftumpften Pyramide, das mitten in ber Wüfte, gen Mitternacht von 
Dahſchur's Pyramiden, fich einfam aus dem Boden im bie Höhe reckt, 
vom Bolt der Araber als ,‚Pharaonen⸗Sitz“ (Meaftabat-el-faraun) gelannt. 
Zugegen waren wir, als Mariette Bey des Baues lang verfchloffenen 
Mund aufs Neue öffnete. Im dem Gange, ver in ven Bauch des Rie- 
fenleibes führte, ftand an ter Wand auf einem Stein gefchrieben als 
Merkmal, werthuoll für den Forſcher, Unas’ Name. Kein Zweifel alfo, 
baß er’s war, ber fich ben Bau zu feinem eigenen Grabe bergeftellt. 


Im manethonifchen Bericht, der uns erhalten von ten Pharaonen 
bes alten Reiches, jchließt Unas tes fünften Königshaufes Reihe. In 
ber Königsfifte von Turin, im Einklang mit dem vorigen, biltet der Name 
Unas tes erften Abſchnitts Schluß ; die Zahl ber Könige vor ihm und 
bie Dauer ihrer Herrichaft auf dem Throne Mena's war genau verzeich- 
net. Obſchon zerjtört durch Unbill fonder Gleichen was da gefchrieben 
ftand von Priefters Hand, ift dennoch zweifellos berauszulefen aus ver 
Trümmer Reiten, baß der Könige erfte Folge mit Mena anfing une mit 
Unas endete. Wichtig ift zu merken, was vie Rolle lehrt, denn fie be= 


93 


weift, daß bi8 zum Unas das Haus des Mena in langer Reihe der alten 
Könige von Memphis reichte, und daß nach ihm ein neu Gefchlecht erftand, 
der Bharaone zweites ftolz Geſchlecht. 


VIII. 
Die Pharaone vom ſechſten bis zum eilften Königshanfe. 


Scharffinnig hat ©. De Rouge wohl bemerkt, daß mit nem Erlöfchen 
bes fünjten Königshauſes die königlichen Namen ver älteften Reiche: 
geichichte in den Todtenſtädten von Gizeh und Saqqarah mählich aufhören 
an den Wänden ter Grabbauten zu erfcheinen. Nicht mehr ift es Mem- 
pbis und feine Umgebung allein, welche uns tie koftbaren Spuren zur 
Geſchichte ver Vorzeit liefern, fondern wir müffen mittagwärts auffahren, 
um in dem mittleren Theile tes altägyptiſchen Reiches ven zerrifjenen 
Faden anzufnüpfen und ven Denkmälern ver Nachfolge des memphitiſchen 
Königshaufes nachfpüren. Und was bie Denkmalkunde fo augenfcheinlich 
lehrt, fegt das Turiner Königsbuch außer allen Zweifel. Wie vorher ge: 
zeigt, ſchließt das Buch mit König Unas ven Reigen ter älteften Herrſcher 
von Memphis ab und es befteigt ein anderes, jüngeres Gefchlecht den 
Thron, ficherlich verbunden mit dem vorigen in Folge einer legten Königs⸗ 
tochter Erbrecht. 

Des jechsten Haufes erften Fürften nennen bie Denkmäler Teta, im 
Einklang mit den Königstafeln von Abybus-und Saggarah. Auch Dia- 
nethos Othoes, welcher im Königsbuche als das Haupt des fechöten Hau⸗ 
je8 verzeichnet fteht, ift dem Laute nach wohl vereinbar mit dem Teta, 
aljo dag der Vergleichung wenig mehr im Wege jteht. Doch auch in an- 
derer Weife ift der Nachfolge Teta's ber Beweis geliefert. Im Grube 
Patah-fchepes’, auf dem Todtenfelde von Saggarah, werten bes edlen 


94 





Mannes Aemter und Würben in gewohnter Breite aufgezählt und nicht 
vergeſſen, daß er heiligen Dienftes pflegte als Seher bei ven Pyramiden 
des Königs Unas und bes andern Königs Teta, der zum erftenmale nad) 
ver Denkmalkunde ven königlichen Ehrennamen „Sohn der Sonne“ führt. 
Teta's Pyramidenbau, ficher nicht ohne Anjpielung auf des Könige eige- 
nen Namen, ward Tat⸗ſetu d. h. „bie dauerndite ber Stätten“ zube⸗ 
nannt. 

Der Meinung war man, daß das Königsichild eines Us-ka⸗ra, 
auf der Königswand von Abydus dem Schilde Teta's nachgejekt, Thron: 
name eines Königs Ati war, ber gleichfalls eine Pyramide thürmte, die in 
ben Schriften Baiı „Seelen”- Pyramide heißt. Und weiter, taß der wahre 
Gründer des fechsten Königshaufes eben diefer Att war, ver, vielleicht im 
mittleren Aegypten, felbander mit dem Teta, dem legten Sproß ber alten 
Herrn bes Reichs von Memphis, der getheilten Herrfchaft Zügel führte. 
Geweſen mag's fo fein, doch fehlt uns des Beweiſes gültig Zeugniß. 

Nur das Eine fteht unumſtößlich feit, daß ein ebler Dann, des Na- 
mens Une, unmittelbar vom Ati bem er Dienfte leiftete, zum König, ber 
ihm folgte: Meri-ra Pepi übertrat. 

. &lanzvolf leuchtet Pepi's Name im Dunkel der Gefchichte jener alten 
Könige. Wadi Magharah's Felfenwände, fo reich bedeckt mit Zeugniffen 
ber Bharaonen vom Stamme der Mempbiten, haben nicht minter Pepi's 
Angeventen wohl bewahrt. Ein großes Bild, eingemeißelt in das Fels⸗ 
geftein, giebt Kunde, daß im Iahre achtzehn der Negierung Pepi's ein 
Vogt des Namens Abton zu ben Gruben kam, um nach ter Arbeit Fort⸗ 
gang auszufpäben. Im Bilde felber tritt der König als Ueberwinder fei- 
ner Feinde auf, des fremden Volles, das zu feiner Zeit im Thal der Höh- 
len feine Wohnung baute. Inmitten der überreichen un gewaltigen 
Trümmer, die heut zu Tage ven Boden ber vergefienen, einft vielberähm:- 
ten Stadt Tanis bebeden, fand fich ein Block von Stein, bedeckt mit 











95 


—— 





Pepis Namensſchildern, zum Zeugniß, daß berfelben Stätte Urſprung 
zurüdjteigt in bie Zeit bes alten Neiches. Auch in Denderah, in dem 
Zempel der Himmelslönigin Hathor, giebt einer verborgenen Kammer 
Band vie Kunde, daß Pepi an dem Heiligthume baute, das König Chufu 
vor ihm gründen ließ. Die Wüftentbäler von Hamamat, die dunklen 
Felſen in ver Nähe Aſſuan's, die Wände der Steinbrüche von El⸗Kab find 
reich bedeckt mit infchriftlichen Zeichen, die ung bezeugen, was zu ahnen 
kaum erlaubt war, daß Pepi machtvoll als Gebieter im Lande berrichte 
und befliffen war durch Werke, ausgeführt im harten Stein, bes Namens 
Ruhm der Nachwelt zu vererben. 

Als Bepi, des Doppellandes ®ebieter, ver Aegypter Bolt beherrichte, 
ba lebte ein treuer Diener feines Herrn, der edle Una, berjelbe welcher, 
jung an Jahren unter Teta am Pharaonen-Hofe feinen Lauf begann, und 
fich durch gutes Thun des Königs Huld erwarb. Nachtem Teta hinab- 
geichieden zu Oſiris traurig Reich, ward Pepi bald dem Jungen zugethaıt, 
zog ihn an fich in's Innerfte des Königshauſes und ehrte ihn durch reich" 
fter Gnaden Gunft, denn „er war lieblicher für das Herz des Königs, ale 
„alle antern Edlen und als alle anderen Diener des Landes.” Zu mannig- 
facher Aemter Bürde gefellte fich für ihn bes Herrn Befehl vom Berge 
Troja, gegenüber ber alten Hauptſtadt Memphis, einen Sarg zu brechen, 
wohlzubehauen aus tem Kallgeſtein. Krieger und Schiffernolt begleiten 
Une, um bas Werk zu fördern. Der Sarg, ein einzig mächtig Stüd, 
wird aufs Königs-Schiff gefchleppt, ſammt Dedel und manch andrem 
Werkſtück, das beftimmt war für den Bau der Pyramide Königs Pepi. 
„Gleiches warb niemals ausgeführt, von feinem ‘Diener, e8 war die höchfte 
„Luft das für das Herz des Königs, denn größeres Behagen warb ihm 
„nie gewährt." Neicher Lohn ward dem Edlen zu Theil, ber Ehren 
manche ihm zugewiefen , biß zu dem Eintritt in das Frauenhaus, wo ihm 
geheimer Auftrag ward ertheilt. Waren es Werke des Friedens, bie aus⸗ 


96 


zuführen ihm befchieven waren, jo wollte von nun an Pepi bes ‘Dieners 
Werth erproben im Kampf nad) außen gegen böfe Feinde, gegen vie Amu 
und bie Hiruſcha, ſandhockend Volt der Wüfte, gen Morgen von Aegyp⸗ 
tens Niederlande. Wie’ fich geziemt vor jevem Waffentanze, warb vor: 
bereitet, was zur Ausfahrt Noth, und zu Zehntaufenden das Vol geſam⸗ 
melt von der Elephantenftabt im Süten bis zu den Marfchen in dem un- 
teren Lande. Noch nicht genügend fchien ver Krieger Haufen, und frem- 
bes Volk, dem König untertban und ſeßhaft an des Reiches Mittags-Mlar- 
fen, warb zugejellt Aegnptens eignen Mannen. Da kamen zuhauf tie 
Mohren vom Lante Artet, von Zam und Amam, von Uauat und von 
Kerau und Takam, und wurden unterwiefen von Hauptleuten, welche 
Pharao über fie gejetst hatte, in der rechten Weife des Kampfes. 
Als num das Heer bereit war, zog e8 in den Streit und überfiel das 
Land ber Hirufcha. „Und die Krieger famen an und vernichteten das 
„Land ter Hirufcha und kehrten glücklich heim. Und fie griffen das Land 
„der Hirufcha an und kehrten glüclich heim. Und fie brachen vie Veften und 
„tehrten glüdlich heim. Und fie ſchnitten ab feine Feigenbäume und feine 
„Weinjtöde und kehrten glücklich heim. Und fie legten Teuer an die Woh- 
„nungen der Feinde und Tehrten glüdlich heim. Uno fie töbteten vie 
„Hauptleute berfelben zu Zehntauſenden und kehrten glücklich heim.“ — 

„Und die Krieger hatten eine große Zahl gefangener Feinde lebendig 
„mitgeführt und wurben darum vom Könige über alle Maaßen gepriejen. 
„Und ter König hatte ausgefenvet Una zu fünf Malen, um zu ftreiten in 
„den Landen der Hirufcha und um zu dämpfen ben Aufruhr mit ven ftreit- 
„baren Dlännern. Und er hatte gethan alfo, daß der König zufrieten 
„geitellt war in jeder Weife.“ 

Nach diefen Kriegen brach ein neuer Streit aus und Pharao entjen- 
bete fein Heer gegen das Land Terehbah (?) „gen Mitternacht vom Lande 
der Hiruſcha.“ Diefes Mat fiihren die Krieger in Schiffen aus, erreichten 


97 


bie äußerten Grenzen bes Landes und überwanben bie Feinde. Schwer 
hält e& heut zu Tage das Land wiederzuerkennen, gegen welches bie Aegyp⸗ 
ter zu Belte zogen. Da die Rebe ift von ven Schiffen, fcheint es nicht 
ungereimt an Shrien zu denken, vornehmlich an den Theil diefes Landes, 
welcher gen Mitternacht von ver arabifchen Wüfte liegt. *) 


Noch vor dem Schluffe der beredten Schilderung bes Lebens Una’s 
auf feinem Grabdenkſtein, welche das glanzvolle Ende feiner irdiſchen Lauf⸗ 
bahn unter dem Nachfolger Pepi's kennen lehrt, fei es geftattet, wenn auch 
in Kürze anzuführen,, was jonft vom Pepi uns bie befchriebenen Steine 
lehren. 


Nach altem Brauche hatte Pharao, während ſeines Daſeins unter 
dem Lichte der Sonne, den Bau der Pyramide angeordnet, die einſt ſeine 
ſterblichen Reſte zu verbergen beſtimmt war. Für Sarg und ſonſtige 
Grabdenkmäler und Bauſtücke hatte Una das Nöthige ausgeführt. Der 
Pyramide ward, der Sitte gemäß, ein beſonderer Name geſchenkt, der 
gleichen Lautes und gleicher Bedeutung mit dem der Stadt Memphis war, 
tenn fie hieß Men-nofer, d. 5. „Gute Stätte“ oder „Gute Einkehr.” 
Als Städteerbauer verewigte fein Angeventen vie Bezeichnung ber von 
ihm gegründeten „Pept'8 Stadt,” auf dem Gebiete Mittel⸗Aegyptens gele- 
gen. Noch gegenwärtig haben fich die Namen ebler Männer erhalten, 


*) Die vorſtehende Schilderung ber Feldzüge Una's, im Auftrage Königs Pept, 
it einem Denkſteine entlehnt, welcher im Grabe Una's in der memphitifchen Todten⸗ 
ſtadt aufgefunden und gegenwärtig in ber Bulaq'er Sammlung aufgeftellt worben 
ft. Herr De Rouge hat zuerft auf Die befonbere geſchichtliche Bedeutung biefes 
Steines aufmerlfam gemadt. Die zuletzt erwähnte Ausfahrt zu Schiff fcheint 
Ihwerlih auf dem Meere ausgeführt worben zu fein. Ich denke eher an ben See 
von Menzalch und am diejenigen Theile Aegyptens, welche an ben Ufern deſſelben 
gelegen waren, ben ehemaligen Wohnfiten arabifcher Stämme, welche als die 
Borfahren der Wüſtenſöhne der heutigen Landenge von Suez angefehen werben 
bärften. 

Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 7 


98 


welche ihm vieneten und deren Erinnerung viele Grabdenkmäler in Saqqa⸗ 
rah, Berfcheh, Zaumwit-el-meitin, Schech Said, Abydus und anderwäÄrts 
treu bewahrt Haben. In ihrer Zahl erjcheint ein gewiffer Meri-ra-and, 
welcher auf ven Wänden feines Grabbaues als „Amtmann von Troja” 
anerkannt wird. Nicht jchwer hält's mit aller Sicherheit feftzuftellen, 
baß der Edle betraut ward mit ber Leitung ber mühjeligen Werke in ven 
Steinbrüchen des Gebirges Mokattam*), um fo mehr als feine zweite 
Würde eines „Vorjtehers der öffentlichen Arbeiten des Königs” einer fol: 
chen Vermuthung bie letzte Begründung verleiht. Ein anderer Aegypter, 
vornehmer Abkunft und des langen Namens Meri⸗ra Meri-patahsand, 
hatte gleicher Würde Ehre und Laft zu tragen, während eines dritten, bes 
edlen Pepi- nacht's, Amt (fein Grab enthielt die vieldurchwühlte Todten⸗ 
ftätte von Abybus) das eines „Vogtes ber Stadt ber Pyramiden“ 
war; offenbar ift jene Stätte mit dem Heiligthume, vor dem Königsgrabe, 
gemeint, in welchem reine Männer dem verftorbenen Pharao die Totten- 
opfer jpenbeten, vor feinen Bildern Weihrauch zündeten uud fonftigen 
heiligen Dienft nach Vorſchrift und Gebrauch verrichteten. Gleichen 
Amtes Pfleger, Schauer und Priefter der Pyramide Königs Pepi, war 
Bepi-na, dem nach des Herren Tode auch die Ehre des Dienftes bei ver 
Pyramide Mer-en-ra’s Pepi's Sohn und Nachfolger) zugefallen war. 
Unter ter Herrihaft Pepi's gejchieht zum erften Male auf ven Wer: 
fen feiner Tage Erwähnung einer mit der Zeitrechnung eng verbundenen 
Feier, genannt Hib fet „pas Zeit des Schwanzes“ zur Erinnerung an das 
Ende und den Anfang eines neuen Jahrenkreiſes. Im Jahre achtzehn ver 
Regierung Pepi's fand die Ernenerung Statt: Sop tep hib jet „des erften 
Abſchnitts des Teftes des Schwanzes“ oder des dreißigjährigen Kreiſes.“ 
Ein gelehrter Landsmann, Hr. Gensler, der mit vielen Fleiße fich vertieft 





— — 


*) Bgl. oben S. 74. 


99 


bat in der Erforſchung und Erfenntniß der mit dem Laufe ber Geſtirne 
zuſammenhängenden Nachrichten ber Denkmäler, fcheint uns das Rechte 
feftgejetst zu haben, wenn er annimmt, daß jener Kreis von dreißig Wan- 
deljahren dazu diente zu regeln nach beſtimmtem Zahlgeſetz des Sonnen- 
und des Mondes⸗Jahres gleicherzeit einfallende Punkte vermittelt eines 
großen Abfchnitts von eilf Monden, die in des Kreiſes Jahre O, 4, 7, 12, 
14, 16, 18, 20, 23, 26, 30 (= 0) eingeſchoben wurten. Des Zirkels 
der breißigjährigen Feſte (fo überträgt der griechifche Ueberſetzer ben heili- 
gen Ausbrud Hib jetin dem ägyptifchen Theile des hochberühmten Steines 
von Rofette, der die Ehrennamen des fünften Ptolemäers wiebergab) wahr: 
baft Weſen fcheint uns enthalten in der vorgetragenen Iahresreibe, bie 
wie gefagt an Sonne und an Mond gebunden war. Wir werben fpäter 
nachzuweiſen es verjuchen, wie deſſelben Kreifes einzelne Abſchnitte fich auf 
ven Denkmälern genau wiederfinden. 

Bharao Pepi, der nach griechifcher Sage hundert Jahre auf bem 
Stuhle feiner Bäter geſeſſen haben foll, war vermählt mit einer Frau 
nicht Königlicher Abkunft, deren Vater Chun, die Mutter Nekebet hieß. 
Nachdem fie die Ehren einer ägyptiſchen Königin empfangen hatte, wurbe 
ihr bie Auszeichnung eines königlichen Namens zu Theil und fie genannt 
als Meri⸗ra⸗anch⸗nes. Ihr Grab, deſſen letter Trümmerreſt fich vor- 
fand in Abydus' Todtenſtadt, giebt wichtige Kunde über ver hohen Frau 
Nachkommenſchaft. Zwei Söhnen hatte fie das Leben gegeben, davon ber 
eine Mer⸗en⸗ra, fein Bruder Nofer⸗ka⸗ra geheißen warb. Als Pepi, hoch⸗ 
betagt, jo ſcheint e8, das Zeitliche gefegnet, nahm Mer⸗en⸗ra, der Erſt⸗ 
geborene, Krone und Reich an fich. 

Die lange Infchrift aus Una's Grab, mit deren Hülfe wir den Licht⸗ 
ſtrahl in die Dunkle Vorzeit ber Tage Königs Pepi fallen ließen, erleuchtet 
jürder auch die Finfterniß , die Mer⸗en⸗ra's Gefchichte mit dichter Hülle 
umgiebt. Nachdem ver königliche Vater Pepi geftorben, ftieg unter feines 


ir» 


+ 


100 


Sohnes Herrfchaft der Gefeierte zur Hohen Würbe eines „Lanppflegers 


vom oberen Aegypten“ vafch empor. Seines Amtes Grenze warb gen 
Mittag durch vie Elephantenftabt feftgeftellt, gen Mitternacht galt bis zum 
Gaue von Letopolis, im Niederlande, fein Befehl. Una erfcheint als ein 
wäürbiger Diener feines Königs, dem die Himmlifchen das fchöne Loos be- 
fchieden , fich zu erwerben aller Menſchen Gunſt bis zu dem Herren hin 
auf ſtolzem Thron, der nicht verjchmähte ihm bes Oberlandes gefammte 
Pflege und Verweſung huldvoll zu vertrauen. Una felber bekennt fo ſel⸗ 
tene Gnade in dem eigenen Geſtändniß feines Munbes, daß „vorher folches 
niemals fei gefchehen in dem Oberlande.“ 

Wie alter Brauch und alte Sitte e8 erheifchte, gebachte Mer -en- ra, 
als er den Thron beftieg, zunächſt „ver ewigen Wohnung, * bie nach dem 
Tode feinen königlichen Leichnam, in dunkler Grabeskammer und im feften 
Sarge wohl verborgen, vereint empfangen follte. Flugs erging an Una 
der Befehl Alles zuzuräften zu dem Werke, und aus dem Mittagslanve, 
an ber Grenzmarf Aegyptens, das bärtefte Geftein zu brechen. „Seine 
„Heiligkeit,“ jo vebet jelber Una, „entfandte mich zum Yante Abhat”), um 
„einen Steinfarg dort zu holen ſammt feinem Dedel, ferner eine Heine 
„Pyramide und das Bildniß des Königs Mer⸗en⸗ra, deſſen Grabbau 
„Sha:nofer geheißen ift. Und Seine Heiligkeit entfandte mich zur Ele⸗ 
„phantenſtadt, um herzubolen einen heiligen Schrein fammt Unterfag aus 
„hartem Granitgeftein, und aus felbigem Granit der Thüre Pfoften und 
„Rarnieße, und berbeizuholen in Granit bie Pfoften und die Schwellen 
„zum Heiligthume Angefichts ver Cha-nofer - Byramite Königs Mer-en:ra. 
„Die Zahl der Schiffe, für die gefammte Fracht der Steine auserlefen, die 


*) Diefes Land, welches auch fonft in den Infchriften erwähnt wird, Tann 
faum anders als im ber unmittelbarften Nähe ber Südgrenze Aegyptens gejucht 
werben. Wir werben weiter unten Gelegenheit baben, bei ber Regierung bes 
dritten Amenbotep, auf biefes Land und feine Bewohner zurückzukommen. 


101 


„war: ſechs breite Schiffe, Schlepper drei, drei Flöße und ein Schiff be- 
‚mannt mit Kriegern.“ In Aegyptens Mittagslande, wie e8 ben Anfchein 
bat, wurde ter Schiffe Zahl gezimmert von der Hand bes kundigen Volkes. 
„Denn nimmer,“ alſo ſpricht der Mund des Una, „hatte folches fich bege- 
„ben, daß die Infafjen werer im Lande Abhat, noch die ber Elephanten» 
„ſtadt ein Schiff für Krieger gezimmert hätten in den Zeiten ver alten 
„Könige, welche früher herrſchten.“ 


Raum war gefcheben,, was Pharao geheißen, fo wartete des Königs 
neue Botichaft Una, ver als Landpfleger ven Befehl erhielt, alabafternes 
Seftein zu brechen und dem Herren zuzuführen. Er erzählt davon wie 
folgt: „Seine Heiligkeit entſandten mich zur Gegend ber Goldſtadt Ha- 
„nub,*) um eine große Platte alabafternen Gefteines ihm zu bringen. 
„Da ließ ich für ihn brechen folche Platte in fiebenzehn Tagen.“ 


Zum Bau ver Königlichen Pyramide, welche ver Name Cha-nofer **) 
db. 5. „der ſchöne Aufgang“ zierte, hatte man inzwifchen an bes Landes 
Örenzmart, in den Brüchen Hinter Aſſuan, bes harten Steines übergroße 
Stüde von ber Feldwand losgefprengt und war befliffen, die Niefenlaft 
ftromabwärts zu entfenten. Neue Sorge und neue Arbeit für das arme 
Boll, Große Flöße wurden gezimmert von fechszig Ellen Yänge und von 
dreißig in ber Breite. ***) 





*, Hiermit find die Alabaflerbrücde in ber Nähe der heutigen Stabt Siut, 
doch auf dem rechten Ufer bes Niles gemeint. Noch gegenwärtig heißt ein Dit 
bei ten Steinbrüchen Banub, „Goldſtadt,“ mit dem Beiſatz El⸗hammam. 


**), Es iſt bemerklenswerth, daß die Bezeichnung dieſer Pyramide ſich ale 
Ortsname für eine Stadt in ber Nähe von Memphis ober vielleicht für Memphis 
ſelbſt ſpäter wiederfindet. 


+ Da die altägyptiſche Elle im Meßſtab eine Länge von 0,525 hatte, fo 
waren demnach bie Flöße 31,5 Mefftäbe lang, 15,75 breit. und boten mithin 
eine Oberfläche von 496 Stäben in Geviert bar. 


102 


— e — — — — 


Wie es ſich zeigte, war der Strom bei der vorgerückten ſommerlichen 
Jahreszeit ſo tief gefallen, daß man nicht mehr im Stande war, ſich der 
langen und breiten Flöße zu bedienen. Eine neue Arbeit erwuchs dem 
Landvogt, um minder große Flöße in aller Eile zu bauen. Das Holz 
dazu mußte in den benachbarten, von Mohren bewohnten Landſchaften ge⸗ 
fällt werben. Una berichtet darüber wie wörtlich folgt. „Seine Heiligkeit 
„ſandte mich aus, um vier Haine nieberzufchlagen im Mittagslande, um 
„drei breite Fahrzeuge zu bauen und vier Schleppichiffe aus dem Schoten- 
„vorn des Landes Uaua⸗t. Und fiehe die Amtleute von Areret, Aam und 
„Data ließen das Holz fällen um vefjentwillen. Und folches alles führte 
„ih aus in bem Verlauf eines Jahres. Als nun die Waffer ftiegen , be- 

„laftete ich die Fahrzeuge mit gewaltigen Granitftüden fr bie Pyramide 
„Shasnofer des Könige Mer-en-ra.“ 


Mit dieſem Bericht aus dem Leben und Wirken eines einzigen Man⸗ 
nes der Zeitgenoffenfchaft ver Könige Teta, Pepi und Mer⸗en⸗ra geht zu 
Ende, was uns von ihrer Geſchichte zu wiſſen vergönnt ift, und neue Aus- 
Schau müffen wir halten unter Moder und Trümmern aus der Vergangen- 
beit längſt verfloffener Tage, um bie zahllofen Lücken bes Stückwerkes 
auszufüllen, wo es geftattet ift. 


Nach feines Bruders Tode folgte Nofer-fa-ra im Reiche. Auch fei- 
ner Pyramide Name tft uns befannt, man bieß fie Mensanch „Rebens- 
Einkehr.” Defielben Königs erwähnt unter anderem eine Injchrift auf 
ven Felswänten des Höhlenthales von Wadi⸗Maghara, worin ein Beam: 
ter im zweiten Jahre der Herrichaft feiner gevacht hat. Auch Grabkam⸗ 
mern im mittleren Rande nennen nicht felten eble Männer, Pharao's Die- 
ner, welche des Könige Gnade durch Ehren und Aemter ausgezeichnet 
hatte. Wir erinnern an Beba wegen feiner bejonderen Stellung ale 
Amtmann von Pepi⸗ſtadt,“ des neuen von Pepi gegründeten Königs- 





103 


fies, deifen Name im Laufe dev Zeiten vollſtändig dahingeſchwunden ift, 
wenn anders er nicht gegen eine neue Bezeichnung eingetaufcht ward. 

Tiefes Dunkel bricht nach Nofer-Ta-ra in ber ägyptiſchen Gefchichte 
berein, verhüllend felbft vie leifeften Spuren der Anweſenheit von Königen, 
beren leere Namen vie Wände von Abydus und Saqqarah uns erhalten 
baden, Namen ohne Thaten, Klang ohne Inhalt, Grabinfchriften unbe- 
kannter ruhmlofer Männer vergleichbar. Täuſcht nicht alles, fo barf 
man Raum geben der Vorftellung eines in Heine Reiche geſpaltenen, von 
Bürgerkrieg und Königemorb heimgefuchten Staates, unter deſſen Haq 
oder Saufürften fein Retter eritand, der mit kühnem Arme die Wiber- 
ipenftigen fchlug und mit fefter Hand bie entfallenen Zügel ber wieber- 
geeinten Herrichaft zu faſſen und zu leiten verftand. 


Immer näher fteiterte bas ſchwankende Staatsichiff dem Abgrunde 
entgegen, bis e8 ven ftarfen Herren wieberfand, ber e8 zurüdführte nach 
ſchwerem Sturme in den ficheren Hafen ber NAube und Orbnung. Und 
al folcher leuchtet uns König Ra-nebstani Mentu-botep auf ven Denk— 
mälern entgegen, ein Sproß bes eilften Königshaufes, ein ftarfes Kin 
feiner fchiwer ringenden Zeit. 


Eine deutliche Spur jener ſchweren Zeitläufe, denen das Reich lange 
Jahre hindurch unterworfen war, — das volle Stillfchweigen der font 
vielredenden Denfmälerwelt bient als gültigfter Gewährsmann, — zeigt 
fih in der überlieferten Sage, welche ſich an die mährchenhafte Gejtalt 
ver fchönen Königin Nitofris Inüpft. Den vom Vater der Gefchichte, 
Herodot, gefeierten Namen der Frau bezeugen bie erhaltenen Reſte des 
zerjplitterten alten Königsbuches von Turin, wofelbft Nit-ager „bie voll- 
lommene Nit* in ver Reihe der Pharaonen des fechsten Königshauſes 
ihren Platz vor Nofer-Ta, Nefrus und Ra⸗ab einnimmt. Auch Manethos 
gedenkt am Schluffe des genannten Haufes einer Herrjcherin Nitokris, 





104 


welche ihm zufolge zwölf Jahre berrichte, „tie ebelfte und ſchönſte Frau 
„der Zeit, hellfarbig und zugleich Erbauerin ver britten Pyramide.“ 

Nach herodotiſcher Erzählung hatten Verſchworene ven König von 
Aegypten, Bruder der ſchönen Nitofris, umgebracht, ihr felber aber das 
Königthum übergeben. Um ven Tod bes geliebten Bruders zu rächen, verfuhr 
fie mit Lift, indem fie ein langes unterirbifches Gemach bauen ließ und 
vorgebend taffelbe einzuweihen, tie Hauptanftifter des Mordes zu einem 
fröhlichen Feſte einlud. Während fie beim Mahle faßen, warb burch einen 
verſteckten Waffergang ter Fluß in das Gemach eingelaffen, alfo daß 
ſämmtliche Tiſchgenoſſen ertranfen. Sie aber, nachdem fie folches voll» 
bracht, ftürzte fich in ein mit Aſche angefülltes Zimmer, und töbtete fich 
felber, um ter Aegypter Mache zu entgehen. 

Schwer iſt's bes Mährchens gejchichtlichen Hintergrund wieberzuer- 
fennen, nur was wir fagen wollten, bürfte e8 beweifen, daß um bie Zeit 
ber Königin Nitofris im Reiche innerer Mord und Zwift begann, gefchürt 
vom giftigen Neid der Thronbewerber. 

Nach Manethos Bericht, im Auszug feines großen Königsbuches, 
war Nitofris ber dritten Pyramide Gründerin, berjelben alfo, welche weis 
land König Menkara, ver Fromme, mehr als taufend Jahre vor Nitokris 
fich zur ewigen Grabſtätte zubereitet hatte. Ein folcher Widerſpruch wirt 
nur gelöft, verbient die manethonifche Ueberlieferung Glauben, burch fol- 
gende Erwägung in Betreff des Baues ber vritten Pyramide. Wie erivie: 
fen durch die genaue Unterfuchung Perring’s, des kunſtverſtändigen For: 
ſchers auf tem Felde ver Poramibenbauten, war bie tritte in fpäteren 
Zeiten umgewandelt und vergrößert. „Die Königin Nitofris nahm Beſitz 
vom Grabe Menkara's, ließ des Königs Sarg in einer unteren Kammer 
und ftellte ven ihrigen in dem Gemache vor verfelben auf, zieht man in 
Detracht die Trümmerftüce bläulichen Bafaltes, die fich dort an Ort und 
Stelle finden. Berboppeln ließ fie bes Denkmals Umfang burch jenen 


105 


foftenveichen Schmud aus wohlgeglättetem Granit, ver fpäter Anlaß 
gab erfindungsreichen griechifchen Erzählern zum Mährchen von Rhodopis, 
ber Hetäre, bie ihre Freunde an den Bettelftab gebracht, um unermeßlich 
Geld zum Bau ber Pyramide zu geivinnen.“ *) 

Ohne uns ber unfruchtbaren Mühe zu unterziehen, bie manethoni- 
ſchen Königshäufer, vom fiebenten bis zum eilften, wieder aufzubauen, 
nehmen wir lieber unfere Zuflucht zu ber Denkmalreihe, wie fie urkundlich 
und vollftändig auf der Königswand von Abydus niedergelegt erfcheint. 
Selbige zählt die Namen voneziwanzig Herrichern ber. Sie ftehen den 
namenlofen Pharaonen gegenüber, die im Auszug bes manethonifchen 
Werts fünf volle Königshäufer einft erfüllten. Doppelt groß war derſel⸗ 
ben Könige Zahl nach dem turiner Königebuche, wenn anders bie Nech- 
nung nach ven erhaltenen Bruchftüden eine begründete ift. Nach dem 
genannten Buche war jech® die Zahl ver Bharaonen, welche dem zwölften 
Königshauſe vorangingen. Wiederum ftand jenen eine Reihe von fieben- 
zehn ober achtzehn Herrichern voran. Bon Nitofris an bis zu dem erften 
biefer achtzehn war in dem Buche Raum für etwa zehn Fürftennamen. 
Somit ericheinen acht und dreißig, oder in runder Zahl vierzig Pharacnen 
als Infaffen ver fünf Häufer Manethos'. Wir unfererfeits begnügen uns 
mit jenen zwanzig ter Wand des Tempels von Abydus, die wahrfcheinlichft 
dem Ächten Stamme alter Könige angehörten und beren Namenreihe 
diefe ift: 

39. König Mer⸗en⸗ra mit dem Beinamen Zaf- em -faf 
40. „ Muter⸗ka⸗ra 

41. „ Men:ka-ra 

42. „ Nofer⸗lka⸗ra 

43. , Noferstasra, genannt Nebi 


— — — — —— — 


2) So nach De Rouge, ter Bunſen's und Lepſius' Urtheil hierbei folgt. 


106 


44, König Tat-ka⸗ra, genannt Schema 

45. „ RNofertata Chontu 

46. „ Mensen-hor 

47. „ Senofer⸗ka 

48. „ Rar-neta 

49. „ Nofer⸗ka⸗ra, genannt Terel 

0. u Nofer:la-bor 

51. „ Noferka⸗ra, genannt Bepi - jeneb 

52. „ Mofer-ka-ra, ,„ Anne 

3. u com kau⸗ ra 

54. „ Nofer⸗kau⸗ra 

55. „ Nofer-kau-hor 

56. „ Nofersar-ka-ra 

57. „ Neb-cher-ra [Dlentu - hotep] 
. 58. „ Sanch⸗ka⸗ra. 

Dem Leer wird e8 nicht entgehen, daß mehrere ver Fürſten einen 
Doppelnamen führen (ver 39., 43., 44., 45., 49., 51. und 52.), deren 
zweiter offenbar jedwedem König vor ver Thronbefteigung angehörte. 

Der Reihe fieben und fünfzigfter gebietet Halt, denn mit Nebscher-ra, 
mit andrem Namen Mentu⸗hotep wie einer feiner Ahnen (fein Denkmal: 
Name lautet Ra⸗neb⸗taui) auch geheißen, beginnt das lange Schweigen 
ber Steine fich zu Löfen und ver Denkmälermund zu fingen und zu fagen 
von alter Zeiten längit verklungener Mähr. 

Der Fürftenftamm, aus dem Könige Mentu-botep Achtung gebie- 
tende Geftalt hervortauchte zum Heil bes wieber vereinigten Reiches, war 
tbebanifchen Urfprunges. Die ſchwachen Ahnen dieſes Stammes führten ab⸗ 
wechjelnd die Namen Nentef (over Anentef) und Mentu⸗hotep. Sie hatten 
ihre Königewohnung in der nachmaligen Weltſtadt Theben aufgefchlagen, 
und ihre Gräber [einfach fchlichte Pyramiden aufgethürmt aus Ziegelwert! 


107 


lagen am Fuße des „Weftberges" ver thebanifchen Tobtenftabt. Hier zei⸗ 
gen wenige Trümmer alter Herkunft ber Herrſcher Namen an. Hier auch 
war ed, wo vor mehr als zwanzig Jahren golddürſtige Araber zwei ganz 
beicheidene Särge jener Bharaonen ans Tageslicht gezogen hatten, un- 
wiſſend welchen Schat fie aufgefunden. Im bem Theile der Todtenſtadt, 
vie heut zu Tage im Munde ver Bewohner vie Bezeichnung bes Affafif’s 
führt, entvedte man nur leicht verborgen unter Geröll und Sand jene 
Särge, deren einer des Königs einbalfamten Leib umſchloß, fein Haupt 
geſchmückt mit königlichen Reifen. Der Deckel der Truhe war reich ver- 
goldet und bie heiligen Zeichen, welche den Mittelſtreifen zierten, erwieſen 
bald des Pharao Anentef Namen im Königsſchilde. Im Jahre 1854, 
als ich felber zum erften Male an ben Ufern bes Niles weilte, hatte ich 
das unverhoffte Glüd, in einer Aumpellammer beim Haufe des Konſuls 
Griechenland's, auf eines zweiten Anentef’8 Sarg zu ftoßen, ber von dem 
eriten fich durch feinen Ehrennamen „ver Große“ merkbar unterjchieb. 
Der Sarg wird heut im Louvre aufbewahrt, ein koſtbar werthvoll Stüd 
tes alten Neich8 der Pharaonen. 

Des Mentu-botep’s, welcher den Töniglichen Namen Ra neb -taui 
„Sonne des Landesherrn] führte, gedenken die ſchwarzen Felſen des Ei⸗ 
(ante von Konoſſo, nabe ber lieblichen Ofiris « Infel Philne oberhalb ver 
eriten Waſſerfälle. Ein Bildniß, eingemeißelt in dem harten Stein, zeigt 
den Pharao als Ueberwinder von breizehn Völkern und als andachtsvollen 
Diener des Urerzeugers Chem, des hochberühmten Gottes ter Stadt 
Koptus. 

In jenen Zeiten hatte der Ort dieſes Namens Qobt hieß er eigentlich 
im Munde ver Aegypter]) hohen Ruf. Am rechten Ufer des Niles gele- 
gen, bort ungefähr, wo dem Sonnenuntergang entgegen das Thal von 
Hammaemat feinen Mund erweitert und dem Wanbrer geftattet nach acht« 
tägiger mühevoller Reife auf wüſtem Boden fich des Anblicks ber grünen 


108 


Felder und des Niles Fluthen zu erfreuen, galt dieſe Stadt mit ihrem Ha: 
fen als Etapelplag für manche gute Waare. Im Thale von Hammamat, 
ein Bergland mit vielfach gewuntenen Straßen, lag verborgen koſtbares 
Seftein, brauchbar zu Bauten und zu Werken, bie bes Künftlers Hand 
aus hartem Stoffe zu bilven wohl verjtand. Hier auch ftieg ber vielge 
plagte Menſch in Gruben nieder, um gold» und filberhaltiges Geftein zu 
Iprengen. Hier endlich zog der Kaufmann feine Straße, der von bes ro: 
tben Meeres Küftenlänvern, weit gen Mittag, mit Schäten und vielge- 
ſuchter Waare veich beladen, nach langer Pilgerfchaft heimzufehren ge: 
achte zu Aegyptens grünen Fluren. Und jeder Wanbrer, ber das Thal 
burchfchritt, verfehlte nicht dem „Schußherrn des Gebirges,“ dem Gott 
Chem von Koptus fein Gebet zu jagen oder den Felſenwänden „für ewige 
Zeit“ feine Ehrfurcht vor dem Gotte in Bild und heiligen Zeichen auszu⸗ 
brüden. Zahllos faft ift ber Weihinfchriften Menge, ver frommer Brauch 
und alte Sitte den Urſprung gab, uns Späteren zu hohem Nutz und From⸗ 
men, ba fie bezeugen was wir oben fagten. 

Auch Mentu-hotep, ven wir oben nannten, erjcheint im Felſenthale 
an ver Wand verewigt fammt der eigenen Mutter Ama. Er Batte, jo 
fagt e8 deutlich feine Infchrift aus, in der waſſerleeren öden Wüfte einen 
tiefen Brunnen, zehn Ellen in ter Breite, graben laffen, um friſches 
Waſſer als Labetrunk zu fpenven allen Pilgern fammt ihrem Laſtvieh und 
allen Männern, welchen des Königs Auftrag warb ben Stein zu breden 
in bem beißen Thale. 

Eine andere Infchrift vom fünfzehnten Paophi tes zweiten Jahres 
ber Regierung unferes Mentu-botep , gedenkt zunächft des Gottes Chem, 
„bes Herrn der Völker dieſer Wüftenei,“ huldigt darauf auch andern Himm- 
liſchen und giebt Kunde, wie e8 wunderbar gelungen, ber Steine riefen- 
große Stüde nilwärts fortzufchaffen, um zu dienen als tereinftige Behau⸗ 
fung tes Töniglichen Leichnams. Ein hoher Würtenträger, vworgefekt 


109 


allem ſolchem Werke für Pharao, Amenemhat mit Namen, empfing ge 
meſſenen Befehl, bes Sarges und bes Deckels ſchwere Laſt zu fördern aus 
bem Gebirge nach des Gebieters ewigen Ruheſtätte. Lang war ter Weg 
und ſchwer ber Arbeit Mühe, denn bie gewaltige Maffe bes behauenen 
Sefteins maß der Länge nach acht Ellen, während Breite und Höhe im 
Verhältniß ftanten ver Ellen vier zu zwei. Nachdem zumächft ven Göttern 
reihe Opfergaben bargebracht, gelang e8 drei mal taufend ftarlen Män- 
nern des Steines Niefenlaft vom Plate zu bewegen, und thalwärts bis 
zum Strome bin zu wälzen. 


Weniger Kunde warb und vom andern Mentu⸗hotep, deſſen Pyra⸗ 
mide den Namen Chu⸗ſetu „Reuchtendfte ver Stätten“ führte. Ein Grab- 
ftein, gefunden in Abydus' vieldurchwühlter Todtenſtadt, gedenkt des Prie- 
ter, ver dem feeligen König bie Todtenopfer bei ver Pyramide fpenbete. 


Den Schluß der Königsreihe bilvet Sanch⸗ka⸗ra, ver acht und fünf- 
jigfte der langen Folge von Abydus. Seiner gedenkt das Felsthal Ham- 
mamat in einer Infchrift werth des höchiten Breifes. Wie erwähnt führte 
von Roptus aus ter Pfad, mitten durch wafferleere Wüftenei, ber Küfte 
bes rotben Meeres entgegen, vielfach befucht vom Kaufmann, ter um tes 
Sewinnes halber Leib und Leben in die Schanze fchlug und nach mühfeli- 
ger Wanderung auf öder Straße im Hafen fich dem ſchwanken Meerſchiffe 
anvertraute, um der Mittagsgegend an ven fernen Küften zuzuftenern und 
ans dem Lande Punt werthuolle Waare, vor allen Toftbare Spezereien 
voller Wohlgeruch der Heimath und ven Göttertempeln zuzutragen. Unter 
dem Namen Bunt verſtanden vie alten Infaffen Kemi's ein fernes, vom 
großen Meer befpültes Land, voller Thäler und Hügel, reich an Ebenbolz 
und fonftigen guten Hölzern, an Weihrauch, Balfam, an edlen Metallen 
und koſtbarem Geftein, reich auch an Thieren, als da find Kameelparder, 
Jagd⸗Leoparden, Panther, hundeköpfige Affen, langſchwänzige Meer—⸗ 


110 


toten. *) Seltjam gefievertes Geflügel wiegte fich auf ven Aeſten wunder⸗ 
barer Bäume, vor allen des Weihrauchbaumes und ver Kolospalme. So 
beichaffen war ver Aegypter Ophir, fonder Zweifel bie heutige Küfte des 
Somali-tandes, im Angeficht Arabiens, doch gefchieven von biefem durch 
bag Meer. 

Nach alter dunkler Sage war das Land von Punt ber Urſitz der Göt- 
ter. Bon Bunt aus waren die Himmlifchen gezogen in das Nilthal, an 
ihrer Spite Amon, Horus, Hathor. Geheiligt waren durch der Götter 
Fahrt die Küftenlande, welche des rothen Meeres Fluthen befpülten bis nad) 
Punt bin und veren Name „Sötterland“ (Tasnuter) von felber der Sage 
Spur verräth. Amon beißt Hagq d. i. „König von Bunt,“ Hathor, im 
gleichen Sinne „Herrin und Beherricherin von Bunt,“ während Hor ge: 
priefen warb als „heiliger Meorgenftern der weftlich fih vom Lande Pınt 
erhebt“. Demfelben Lande eigenthümlich ift das Götzenbild des Bes, 
bie Urgejtalt ver Gottheit im Lande Bunt, ver vielfach wandernd nicht 
nur in Aegypten, jondern in Arabien und in andern Ländern Aſia's bie 
zu der Griechen Infeln vielfach Fuß gefaßt. Kein anderer ift bie Mip- 
geftalt des Bes, mit fragenhaften Antlig, als ber wohlthätige Dionyſos, 
ber bie Welt purchpilgernd milde Sitte, Friede und Frohſinn ven Völkern 
Ipenbete mit jegensreicher Hand. 

Unter Sandy -Ta «ra gefchah die erjte Opbirfahrt gen Bunt. Nach 
der Felfeninfchrift Worten wurbe weife vorbereitet, was ber Ausfahrt 
biente, als deren Führer und Leiter Pharao ven Edlen Hannu auserkor, 
der folgendes darüber uns erzählt: 

„Sch wurde entfenvet, um die Schiffe nach dem Rande Bunt zu ge: 
„leiten, um Pharao wohlriechende Spezereien zu holen, welche die Fürſten 


*) Altägyptifch: Kaf oder Kafi, ein bemerlenswerthes Wort, ba es fi deut⸗ 
lich wieberfindet im ebräifchen Oof, im fansfrit. Kapi, im griech. Kep:os, Keb:o8, 
im lat. Cep-us. 








111 


‚des rothen Landes fammeln aus Furcht und Angft, die er allen Völkern 
„einflößt. Und ich brach auf von ber Stadt Koptus.“ — „Und Seine 
„Deiligfeit gab ven Befehl, daß die bewaffneten Männer , welche mich be- 
‚gleiten follten, aus dem Mittagslande ver Thebais wären." 

Nach einer zerftörten Stelle ver Inschrift, welche ziemlich umfang. 
veih war, von ber fich jedoch fo viel erhalten bat, um erkennen zu laffen, 
daß es fich im Verlauf ver Erzählung darum handelte zu berichten, wie bie 
bewaffnete Macht zum Schug und Trutz gegen die Feinde mitgefendet 
war und wie bes Königs Amtleute, auch Steinhauer und fonftiges Arbei- 
tervolk ven Zug begleiteten, fährt Hannu weiter fort: 

„Und ich zog von bannen mit dem Haufen von brei taufendb Männern, 
„und kam durch ben Ort Rothweiler und burch angebautes Land. Ich 
„lieg Schläuche zurüften und Holztragen, um bie Wafferfrüge zu tragen 
„in der Zahl zwanzig. Und je Einer von meinen Leuten trug täglich eine 
Laſt ......., und ein Anberer bürbete bie Laft auf. Und ich ließ ein 
Waſſerbecken graben, von zwölf Meßruthen, in einem Gehölz, und zwei 
„Veen an einem Orte Namens Atahet von einer Ruthe und zwanzig 
„Ellen das eine, das andere aber von einer Ruthe und dreißig Ellen. Und 
„ein anderes machte ich in Ateb, von Ellen zehn zu zehn, nach jeglicher 
„Seite, auf daß es Waffer hielte eine Elle tief. Hernach kam ich in ber 
Hafenſtadt Seba (?) an, und ich fieß Raftichiffe bauen, um berbeizuhofen 
„Erzeugniffe aller Art. Und machte ein großes Opfer an Ochſen, Kühen 
„und Ziegen. Und als ich zurückkehrte von Seba (?), hatte ich erfüllet 
„des Königs Gebot, denn ich brachte ihm alle Art non Erzeugniffen, welche 
„ich vorgefunden hatte in den Hafenftäbten des heiligen Landes. Und ich 
„Sieg nieder auf der Straße von Uak und Rohan und führte mit mir Toft- 
„bares Geftein zu ben Bildſäulen der Gotteshäufer. Solches aber ift 
‚nimmermehr geſchehen, feitvem es Könige gab, und besgleichen ward 
‚nimmer gethan von feinem Blutsverwandten des Königs, welche zu bie- 


112 


„jen Orten geſendet waren, feit der Zeit (dev Herrfchaft) des Sonnen: 
„gottes Ra. Und ich that alfo für den König wegen ber großen Hulp, 
„die er für mich hegte.“ 

Herr Chabas, welcher diefe wichtige Infchrift und ihren Inhalt zuerft 
dem Berftänbniß öffnete, hat feiner Uebertragung werthvolle Bemerkun - 
gen angeſchloſſen über die Richtung des Wüſtenweges von Koptus bis nach 
dem rothen Meere hin. Man überzeugt ſich daraus, wie bereits in ſo 
fern liegenden Zeiten die alten Aegypter eine Straße gedffnet batten, um 
eine Verbindung mit dem Lande Punt berzuftellen und bie Erzeugniſſe 
beffelben — feltene und koſtbare Waare — nach dem Nilthafe einzuführen. 

In feiner Neifefchilverung fpricht Hann von fünf Hauptlagern, 
an welchen die Wanbrer ber Raft pflegten und Menſch und Thier (damals 
nur der Ejel, das einzig nachweisbare Laſtvieh für diefe Zeiten wenigſtens) 
ſich durch den Genuß bes frischen Trinkwaſſers zur befchwerlichen Weiter: 
reife ftärkten. Es ift übrigens biefelbe Straße, welche von Koptus aus, 
in ber Richtung nach Sonnenaufgang, noch in ben Zeiten ter Ptolemäer 
und Römer zu dem Hafen Leukos Limen (heut Doffeir) am rothen Meere 
führte, die große Weltftraße und der Handelsweg ver Kaufleute aller Län⸗ 
ber, welche mit Arabiens und Indiens Wunder-Erzeugniffen Handel trie- 
ben, die Völkerbrücke, welche einft Afien mit Europa verband. 

Wenn wir auch, geleitet burch die neueften Entbedungen, in Punt 
und in dem vielgenannten „heiligen Rande“ nicht mehr ausſchließlich eine 
Bezeichnung ver fühlichen und weftlichen Küſtengegenden des eigentlichen 
Arabiens erkennen dürfen, fo ift doch nichts wahrfcheinlicher , al8 daß be- 
reits unter der Regierung Königs Sanch⸗ka⸗ra, fünf und zwanzig Jahr⸗ 
hunderte vor dem Beginn unferer Zeitrechnung, die Aegypter Kunde hat- 
ten von den Küften Iemen’s und Hadramaut's, welche im Angefichte ter 
Weihrauch Berglanpichaft Bunt und des heiligen Landes auf der entgegen: 
geſetzten Seite des Meeres lagen. Hier, in biefen Gegenten, bürfte wie 





113 


ung fcheint, die geheimnißvolle Stelle zu finden fein, welche in ven Vor: 
zeiten aller Gefchichte die wanderluftigen Tufchitifchen Völkerſtämme, Heu- 
Ichredenfchwärmen vergleichbar, von Arabien aus über das Meer trieb, 
um an ben reich gejegneten Küften Punt's und „des heiligen Landes“ Fuß 
zu fallen und weiter landeinwärts, in weftlicher und nörklicher Richtung, 
ven Wanderzug auszubehnen. 


Srugich, Veſchichte Aegyptens. > 


114 


IX. 
Die Könige des zwölften Königshanfes. 


Im Konigobuche Manethos, des ägyptiſchen Priefters, bilveten tie 
Fürften ver erften eilf Häufer den erften Band der altäghptiſchen Rönigs- 
gefchichte, welcher trei und zwanzig Jahrhunderte umfaßte oder die Zeit 
des alten Reiches. Des verlorenen Werkes zweiter Band rebete von ven 
Nachfolgern jener alten Könige, welche aus acht Häuſern beſtanden, bie 
zum Ende des neunzehnten. Die Geſammtdauer ihrer Herrichaft foll fich 
auf zwanzig Jahre und ein und zwanzig Jahrhunderte ausgedehnt haben. 

Die folgende Tafel, auf Grund der Denkmäler und ihrer Nachrichten 
zufammengeftellt, enthält nach Namen, Yolge und Regierungszeit bie er- 
lauchten Könige des zwölften Hauſes. 


Das zwölfte Königshaus. 


, | Beiammt- 
Folge. Regierungs⸗Jahre. Regicrunge: Nah Manethos. 
auer, 


1. Amenembat 1. 20 | 30 3. |1. Ammenemes 169. 
A. mit Ufurtafen I. 10 | 

2. Uſurtaſen I. 32 45 „ |2. Sefondhofis 46, 

U. mit Amenemhat ll. 3 

3. Amenembat II. 29 38 „ |3. Ammanemes 35 „ 
A. mit Ufurtafen II. 6 

4. Ufurtafen II. 13 19 „ 4. Seſoſtris 48, 

5. Ufurtafen III. 26 26 „ 5. Xachares { 

6. Amenemhat III. 42 42 „ |6. Ameres 8. 


7. Amenembat IV. II.3M. 178.) 9, 7. Amenems 8, 
8. Sebek⸗nofru⸗ ra 39. 10M. 247.| 4, 18. Stemiophrie 4, 


„Geſammtdauer“ 2133. 1M. 17T. Geſammtdauer 1682. 





115 


Selbft eine oberflächliche Prüfung dieſer Tafel liefert den Beweis, . 


daß die alten Aegypter jedem Bharao für fich die volle Zahl der Jahre fei- 
ner Herrſchaft zugufchreiben pflegten, ſonder Rüdficht auf die gemeinfam 
geführte Regierung zweier Fürſten (Vater und Sohn) wie fie unterfchier- 
liche Zeitangaben auf Dentmälern ver erften vier Könige darthun. “Die 
Geſammtdauer bes zwölften Königehaufes, welche ein erhaltenes Stüd tes 
turiner Königebuches auf 213 Jahre 1 Monat und 17 Tage angiebt, muß 
notbwendig einer Verkürzung unterliegen, da die Doppelvegierung bierbei 
nicht in Rechnung gezogen ward. Man wird in ver That aus biefem 
eigenthümlichen Verhältniß einen Schluß ziehen können auf die Art ver 
Schwierigkeiten, mit welchen vie Wiffenfchaft auf Schritt und Tritt zu 
tümpfen hat, um ein richtiges Bild ver Zablenreibe ver altägyptiſchen Re⸗ 
gierungen zufammmenzuftelln. Die alte Sitte, daß gegen Ende ihrer 
Herrſchaft die Pharaone vie Söhne als Mitlönige auf den Thron berie- 
fen und daß bie letteren, nach des Vaters Tode, ihre Regierungsjahre 
weiter zählten von dem Zeitpunfte ver Mitherrſchaft ausgehend, ohne daß 
die Infchriften dieſes Umſtandes ausdrücklich gedenken, dieſe alte Sitte 
legt den Unterſuchungen, Jahrtauſende nach den Ereigniſſen, fo viel 
Hinderniffe und Bedenken in ven Weg, daß man an ver Herftellung einer 
zuſammenhängenden Zeitrechnung der ägyptiſchen Neichögefchichte grabezu 
verzweifeln muß. 

Manethos läßt die Fürften dieſes Königshanfes thebanifchen Ur- 
Iprunges fein. ‘Dies ift mehr als bloß wahrfcheinlich,, denn die Sproſſen 
ver Anentef's und der Mentu⸗hotep's haben in der Weltftant des höchiten 
Alterthumes die werthuollften Erinnerungen Binterlaffen. Das Alferhei- 
ffte des großen Amon’s-Tempels von Karnak, deſſen Trümmer ung 
Binde, Säulen (die fogenannten pretoborifchen) und Bildniſſe, bedeckt 


mit den Namen ver Könige dieſes Haufes, nachweilen, vergrößerte fich von 
8 Aa 


116 


. biefen Zeiten feiner Gründung an zu einem Neichögebäute, deſſen fteinerne 
Wände uns die thebanifche Königsgefchichte enthülfen. Und wie bie helle 
Sonne aus finftrer Nacht hervorleuchtet und mit ihrem Scheine was in 
tiefem Dunkel dalag, plößlich beleuchtet: fo ift ver Aufgang des zwölften 
Königehaufes einem Lichtftrome vergleichbar, ber fich über die vergefiene 
Welt der Vorzeit ausgießt, um mit feinem Glanze mehr als vierzig 
Sahrhunderte vor unferen Tagen zu neuem Leben wach zu rufen, mag 
auch das Morgenroth aller gejchichtlichen Erinnerungen dieſes Licht von 
ben legten Trümmern jener Zeiten empfangen, bie zerftreut daliegen auf 
bem Boden ber jüngften Welt. 

Was jenen Zeiten hohen Werth verlieh war nicht ver Könige Größe 
nur allein, begründet im Innern burch Weisheit im Negieren unb nad 
außen durch ven Ruhm des Siegers. Auch ver Kunft und ihrem Streben 
nach gefälliger Schönheit und ebler Form warb gehuldigt von ven Herren 
und aus geſchickter Meifter Hände, der ächten Kinder Mer⸗ti⸗ſen's, bes 
großen Künftlers Königs Mentu-botep , ging ſchöner Werke und Gebilde 
überreiche Zahl hervor. Hatten es bie Altvorberen in früher Zeit bereits 
verftanten, des Granites und ähnlichen Gefteines Härte zu brechen durch 
unbelanntes Werkzeug fonbersgleichen, bie Flächen dem Spiegel gleich zu 
glätten und die riefenhaften Stüde zufammenzufügen zu gewaltigem Werte, 
nicht jelten verbunden durch Eifenklanımern, wie im Bau der großen Py- 
ramide; hatte des Funftbeflifjenen Mannes Hand gejchaffen in bartem 
Steine und dem Leben nachgebiltet, was jonft Natur zu fchaffen pflegt in 
Fleiſch und Bein, jo fehlte dennoch aller foldhen Kunſt ver Vollendung 
letter Stempel: die Schönheit, welche zur Bewunterung reizt. Mit vem 
Königsſtamme ver Thebaner des zwölften Haufes tritt in ver Kunft, beim 
Bau wie bei der Schnigerei in Stein, ber Schönheit ebenmäßig Bild dem 
Beichauenden entgegen und Treue eint fich mit dem Edlen. 





117 


Amenembat EI. mit dem Thronnamen Sehotep⸗ab⸗ra. 

Alfo der Name des Herrfchers, der uns an der Schwelle des Könige: 
hauſes begrüßt als Führer bes Gejchlechtes. ZTänfcht nicht alles, ift er ein 
Nachkomme des gleichnamigen Fürften, der unter Neb⸗taui Mentu⸗hotep's 
Herrichaft ven Befehl erhielt, aus den Thälern von Hammamat gewaltiges 
Geftein thalwärts zu führen und fich durch folche That des Königs Lob 
erwarb. *) Seine Erhebung auf den Thron war keine friedliche Erbfolge, 
ſondern ein Streit um Krone und Herricherftab des jungen Königs gegen 
Mitbewerber, ein Ringen voll Gefahr für Leib und Leben. In den Un- 
terweilungen, die Pharao Amenemhat I. dem eigenen Sohne zu Nutz und 
vehr aufgezeichnet, fpricht er vom Jammer, der das Land verzehrte „venn 
„Aegypten war einem Stiere zu vergleichen, dem Vergangenes entichwun- 
„den,“ von innern Kriegen und von Verſchwörern, , die fein Leben in näch- 
tiger Stille feig zu rauben fuchten. Nachtem ber Kampf beenvet, die Stäbte 
unterworfen und die Ordnung wieber bergeftellt, warb ihm die Lofung : 
Krieg nach außen hin. Ein Dentftein, in London zur Schau geftellt, 
giebt Zeugniß, daß tes Könige Macht fich gen Mittag über des Neiches 
Grenzmark hinaus erftredte bis in das Mohrenland Hinein, denn erwähnt 
wird in ber Infchrift eines Vogtes der Gruben, welche golphaltiges 
Seftein nem Könige der Aegypter lieferten. Beftätigt wirb bie Herr: 
ſchaft in dem Mittagslande durch die Gevenkinfchrift, bie eingemeißelt auf 
einem Felsblock an dem Eingang des Thales von Girgaui, zu welchem 
von Korusko aus die Straße führt, uns Kunde giebt von einem Siege 
Amenemhat's des Erften über die Bewohner des Landes Unna-t.**") Kurz 


2) S. oben S. 109. 
**) ®ergl. Pap. Sallier II. 


»*2) Die bisher unbelannte Inſchrift warb bei einem Ausfluge von Korusko 
aus zufällig durch meinen Reifegefährten Hr. Dr. Lüttge 1875 entbedt, ber mich 
ipäter an Ort und Stelle bin begleitete. 


108 


Felder und des Niles Fluthen zu erfreuen, galt biefe Stabt mit ihrem Ha: 
fen als Etapelplag für manche gute Waare. Im Thale von Hammamat, 
ein Bergland mit vielfach gewuntenen Straßen, lag verborgen koſtbares 
Geftein, brauchbar zu Bauten und zu Werten, bie tes Künftlers Hand 
aus hartem Stoffe zu bilden wohl verftand. Bier auch ftieg der vielge- 
plagte Menſch in Gruben nieder, um gold⸗ und filberhaltiges Geftein zu 
Iprengen. Hier endlich zog der Kaufmann feine Straße, der von bes ro: 
then Meeres Küftenländern, weit gen Mittag, mit Schäßen und vielge- 
fuchter Waare veich belaten, nach langer Bilgerfchaft heimzukehren ge- 
tachte zu Aegyptens grünen Fluren. Und jeder Wanbrer, ber tas Thal 
burchjchritt,, verfehlte nicht dem „Schußherrn des Gebirges,“ dem Gott 
Chem von Koptus fein Gebet zu jagen oder den Telfenwänten „für ewige 
Zeit“ feine Ehrfurcht vor dem Gotte in Bild und heiligen Zeichen auszu- 
brüden. Zahllos faft ift ber Weihinfchriften Dienge, der frommer Brauch 
und alte Sitte den Urfprung gab, ung Späteren zu hohem Nug und From⸗ 
men, ba fie bezeugen was wir oben fagten. 

Auch Mentusbotep, ven wir oben nannten, erfcheint im Felſenthale 
an ver Wand verewigt ſammt ber eigenen Mutter Ama. Er Hatte, fo 
jagt e8 deutlich feine Infchrift aus, in der wafjerleeren öden Wüſte einen 
tiefen Brunnen, zehn Ellen in ter Breite, graben laffen, um frifches 
Waffer als Labetrunk zu fpenben allen Pilgern fammt ihrem Laftwieh und 
allen Männern, welchen des Königs Auftrag warb ben Stein zu brechen 
in dem beißen Thale. 

Eine andere Infchrift vom fünfzehnten Baophi tes zweiten Jahres 
ber Regierung unferes Mentu⸗hotep, gevenkt zunächſt des Gottes Ehent, 
„bes Herrn der Völker dieſer Wüſtenei,“ huldigt darauf auch andern Himm⸗ 
(ifchen und giebt Kunde, wie e8 wunderbar gelungen, ber Steine riejen- 
große Stüde nilwärts fortzufchaffen, um zu dienen als tereinftige Behau⸗ 
fung tes Töniglichen Leichnams. Ein hoher Würbenträger, vorgejekt 





109 


allem ſolchem Werke für Pharao, Amenemhat mit Namen, empfing ge- 
meilenen Befehl, des Sarges und bes Dedels fchwere Laft zu fördern aus 
bem Gebirge nach des Bebieters ewigen Ruheſtätte. Lang war ter Weg 
und ſchwer der Arbeit Mühe, denn bie gewaltige Maſſe des behauenen 
Geſteins maß der Yänge nach acht Ellen, während Breite und Höhe im 
Berbältniß ſtanden ver Ellen vier zu zwei. Nachdem zunächft ven Göttern 
reiche Opfergaben bargebracht, gelang es brei mal taufend ftarlen Män- 
nern des Steines Riejenlaft vom Plate zu bewegen, und thalwärts bie 
zum Strome bin zu wälzen. 


Weniger Kunde warb uns vom andern Mentu-hotep, deſſen Pyra- 
mide ven Namen Chu-fetu „Reuchtendfte ver Stätten“ führte. Ein Grab- 
ftein, gefunden in Abydus' vieldurchwühlter Zobtenftabt, gevenkt des Prie- 
fters, der tem feeligen König die Tobtenopfer bei der Pyramide ſpendete. 


Den Schluß der Königsreihe bildet Sanch⸗ka⸗ra, der acht und fünf- 
jigfte ber langen Folge von Abydus. Seiner gedenkt das Felsthal Ham- 
mamat in einer Infchrift werth des höchften Preifes. Wie erwähnt führte 
von Koptus aus ver Pfab, mitten durch waſſerleere Wüftenei, ber Küfte 
des rothen Meeres entgegen, vielfach befucht vom Kaufmann, ver um bes 
Sewinnes halber Leib und Leben in die Schanze fchlug und nach mühſeli⸗ 
ger Wanderung auf öder Straße im Hafen fich dem ſchwanken Meerſchiffe 
anvertrante, um ber Mittagsgegend an ven fernen Küften zuguftenern und 
aus dem Lande Punt werthvolle Waare, vor allen Toftbare Spezereien 
voller Wohlgeruch ver Heimath und den Göttertempeln zuzutragen. Unter | 
dem Namen Punt verftanden vie alten Infafjen Kemi's ein fernes, vom 
großen Meer befpültes Land, voller Thäler und Hügel, reich an Ebenholz 
und fonftigen guten Hößern, an Weihrauch, Balſam, an edlen Metallen 
und koſtbarem Geftein, reich auch an Thieren, als da find Kameelparder, 
Jagd⸗Leoparden, Panther, hundelöpfige Affen, Tangfchwänzige Meer- 


110 


lagen. *) Seltfam gefiebertes Geflügel wiegte fich auf ven Aeften wunder⸗ 
barer Bäume, vor allen des Weihrauchbaumes und ver Kolospalme. So 
beichaffen war ver Aegypter Ophir, ſonder Zweifel bie heutige Küfte des 
Somali-Landes, im Angeficht Arabiens, doch geſchieden von biefem durch 
bas Meer. 

Nach alter dunkler Sage war das Land von Punt der Urfig der Göt- 
ter. Bon Punt aus waren die Himmlifchen gezogen in das Nilthal, an 
ihrer Spige Amon, Horus, Hathor. Geheiligt waren durch der Götter 
Fahrt die Küftenlande, welche tes rothen Meeres Fluthen befpülten bis nad) 
Punt Hin und deren Name , Götterland“ (Zasnuter) von felber der Sage 
Spur verräth. Amon beißt Hag d. i. „König von Punt,“ Hathor, im 
gleichen Sinne „Herrin und Beherrjcherin von Bunt,“ während Hor ge: 
priefen warb als „heiliger Morgenftern ver weftlich fi vom Lande Punt 
erhebt“. Demjelben Lande eigenthümlich ift das Götzenbild des Bes, 
bie Urgeftalt ver Gottheit im Lande Bunt, der vielfach wandernd nicht 
nur in Aegypten, fondern in Arabien und in andern Ländern Aſia's bis 
zu ber Griechen Injeln vielfach Fuß gefaßt. Kein anderer ift bie Miß— 
geftalt des Bes, mit fraßenhaften Antlig, als ver wohlthätige Dionyſos, 
ber bie Welt durchpilgernd milde Sitte, Friede und Frobfinn ven BVölfern 
ſpendete mit jegensreicher Han. 

Unter Sand) »- Ta «ra gejchah die erfte Opbirfahrt gen Bunt. Nach 
ver Yelfeninfchrift Worten wurbe weiſe vorbereitet, was der Ausfahrt 
biente, als deren Führer und Leiter Pharao den Edlen Hannu auserfor, 
der folgendes darüber uns erzählt: 

„Sch wurde entfendet, um die Schiffe nach dem Lande Bunt zu ge- 
„leiten, um Pharao wohlriechende Spezereien zu holen, welche die Fürften 





*) Altäguptiih: Kaf ober Kafi, ein bemerlenswerthes Wort, da es fich deut: 
lich wiebderfindet im ebräijchen Dof, im fauskrit. Kapi, im griech. Kep:os, Keb-os, 
im lat. Cep-us. 


111 


„des rothen Landes ſammeln aus Furcht und Angſt, bie er allen Völkern 
„einflößt. Und ich brach auf von der Stadt Koptus.“ — „Und Seine 
„Deiligleit gab ven Befehl, daß die bewaffneten Männer , welche mich be- 
„gleiten follten, aus dem Mittagslande der Thebais wären.” 

Nach einer zerftörten Stelle der Infchrift, welche ziemlich umfang- 
reich war, von der fich jedoch fo viel erhalten hat, um erkennen zu laffen, 
daß es fich im Verlauf der Erzählung darum handelte zu berichten, wie bie 
bewaffnete Macht zum Schuß und Trutz gegen bie Feinde mitgefenvet 
war und wie des Könige Amtleute, auch Steinhauer und fonftiges Arbei- 
tervolk den Zug begleiteten, fährt Hannu weiter fort: 

„Und ich 30g von dannen mit dem Haufen von drei taufend Männern, 
‚und kam burcch den Ort Rothweiler und burch angebautes Land. Ich 
„ließ Schläuche zurüften und Hohtragen, um bie Wafferfrüge zu tragen 
„in der Zahl zwanzig. Und je Einer von meinen Leuten trug täglich eine 
alle... ., und ein Anderer bürbete bie Laft auf. Und ich ließ ein 
Waſſerbecken graben, von zwölf Meßruthen, in einem Gehölz, und zwei 
„Beden an einem Orte Namens Atabet von einer Ruthe und zwanzig 
„Ellen das eine, das andere aber von einer Ruthe und vreißig Ellen. Und 
‚ein anderes machte ich in Ateb, von Ellen zehn zu zehn, nach jeglicher 
„Seite, auf daß es Waſſer hielte eine Elle tief. Hernach Tam ich in ber 
„Dafenftadt Seba (?) an, und ich ließ Laſtſchiffe bauen, um herbeizuholen 
„Erzeugniffe aller Art. Und machte ein großes Opfer an Ochfen, Kühen 
„und Ziegen. Und als ich zurückkehrte von Seba (?), Hatte ich erfüllet 
„des Königs Gebot, denn ich brachte ihm alle Art von Erzeugnifien, welche 
„ich vorgefunden hatte in den Hafenſtädten des heiligen Landes. Und ich 
„Itieg nieder auf der Straße von Uak und Rohan und führte mit mir Toft- 
„bares Geftein zu den Bildſäulen ver Gotteshäuſer. Solches aber ift 
‚nimmermebr geicheben, feitvem es Könige gab, und besgleichen ward 
„nimmer gethan von feinem Blutsverwanbten des Königs, welche zu bie: 


122 

Die Aegupter gaben ber alten Stadt ven Namen Annı (eigentlich fo 

viel als „Spitfänle* ober „Pyramide“ beveutenp), meift mit dem Zufat 
„des Nordlandes,“ um es zu unterjcheiden vom andern Annu in dem mit: 
täglichen Aegypten, das in der Nähe ver Reichshauptſtadt Theben gelegen 
war, befannter nach feiner griechifchen Benennung Hermonthis. Hier in 
Annu (dem On der Bibel) befand fich feit urdenklichen Zeiten ein hochbe⸗ 
rühmtes Heiligthum des Sonnengottes Atum oder Zum, einer bejondern 
örtlichen Geſtalt des Ra, und feiner Gemahlin ver Göttin Hathor⸗Juſas, 
zu welchem vie Pharaone zu wallfahren pflegten, um nach alten Brauch 
bie Vorſchriften der Föniglichen Weihe in dem „Broßen Haufe“ des Gottes 
am fich vollziehen zu laſſen. Ale König Pianchi, lange nach ven Zeiten 
des zwölften Königshauſes, ven Tempel der Sonnenftabt Heliopolis be- 
fuchte, von Memphis aus feinen Weg auf der rechten Seite bes Fluſſes 
nehmend, wofelbft eine Straße über Cherchau (Babylon , in ver Nähe bes 
heutigen Alt⸗Kairo) nach On führte, da, wie es fein fteinernes Sieges- 
denkmal lehrt, „begab er fich nach ter Stelle des tiefen Sandes in On, 
„und er brachte var ein großes Opfer auf felbiger Stelle bes tiefen San- 
„des, angefichts ver aufgehenden Morgenſonne, und das Opfer beftant 
„aus weißen Rindern, Milch, Balſam, Weihrauch und allen fonftigen 
„wohlriechenden Hölzern. Bei feinem Naben, um einzutreten in ben 
„Tempel tes Sonnengottes Ra, begrüßte ihn der Vorſteher des Gottes- 
„haufes mit ehrfurchtsnollem Gruße, und ver Vorfänger las den heiligen 
„Spruch vom Fernhalten des Böſen vom König. Und ver König vollzog 
„die Weihe, indem er anlegte die Binde und fich läuterte durch Weihrauch 
„und Weihwafler. Dann empfing er vie Ylumengewinde ver Benben- 
„Rammer*) und brachte fie herbei, befteigend bie Treppe nach dem großen 


» Das Wort Benben bebeutet in der altägyptiſchen Sprache fo viel als bas 
griechifche Wort Pyramidion oder bie oberfte Spite eines Obelisfen. Der Ben: 
ben hatte demnach die GSeftalt einer Heinen Pyramide und warb in dem Tem: 











123 


„Fenſter bin, um zu fchauen ven Sonnengott Ra in feiner Benben⸗Kam⸗ 
‚mer. Der König ftand da ganz allein. Er Löfte bie Riegel, öffnete vie 
Thüren, und ſchaute feinen Vater den Sonnengott Ra, in der. herrlichen 
Benben⸗Kammer, unb die Morgenbarte des Na und die Abendbarke des 
„zum, Darauf fchloß er die Thüren, legte Siegelerve auf und brüdte 
„ein eigene® königliches Inſiegel hinein, alſo befehlend ben Brieftern : 
„Ich, ich Habe vollzogen ven Verfchluß , Kein anderer von allen Königen 
„soll mehr eintreten! Während er daſtand, warfen fie ſich nieder auf ihren 
Bauch vor Seiner Heiligkeit, indem fie alfo ſprachen: Immerdar Meh⸗ 
‚rer! möge nie Ungemach erleiven der göttliche Horus, der Freund ber 
„Stadt On! Und bei feinem Nahen, um einzutreten in ben Tempel des 
„Zum, wurde berbeigetragen das Bildniß feines Vaters, des Gottes Tum⸗ 
„Eheper, des größten Gottes in On.“ 

Wenn diefe Beichreibung auch nur im Allgemeinen eine Vorftellung 
vom Tempel zu On gewährt, von deſſen Anlage als Vorbild aller Tempel⸗ 
bauten ver griechiiche Erdbeſchreiber Strabo eine Schilderung hinterlaſſen 
bat, jo genügt fie dennoch, um einen Einblid in die Bedeutung dieſes Hei- 
ligthumes zu gewinnen. Zu Ufurtafen’s Zeiten beftand bereits das 
Gotteshaus von On, denn bie Infchriften aus der Herrſchaft feiner könig⸗ 
lihen Ahnen und Vorgänger thum deſſelben mehrfach Erwähnung. Auch 
beweilt das Aufrichten ver Obelisten, daß der Bau unter Ufurtafen bis zu 
ten Thurmthoren, vor welchen jene fteinernen Riefennaveln aufgerichtet 
zu werten pflegten, einen Abjchluß erreicht hatte. Dennoch ftellt eine 
merkwürdige Urkunde auf Thierhaut, welche ich das Glück hatte im Jahre 
1858 in heben zu erwerben (feit einigen Jahren Beſitz ver Berliner 
Sammlungen ägyptijcher Alterthümer geworden) die Thatjache feit, daß 
Ufurtafen I fich gleich im Anfange feiner Regierung mit Bauten am Tem: 


pel von On mit ähnlicher Audacht verehrt als der Omphalos in dem Heiligthume 
von Delphi. 


. 


124 


pel der Sonnenftabt befaßte. Das wichtige Denkmal berichtet, wie er im 
Jahre drei feines Reiches die erften Beamten feines Hofes um feinen 
Thron verfammelte, um ihre Meinung und ihren Rath über feine Abficht zu 
hören, dem Sonnengotte würbige Bauten auszuführen. Wie gewöhnlich 
bei derartigen Berfammlungen beginnt der König feine Anrede mit einem 
feierlichen Hinweis auf feine göttliche Abftammung und feine Anwartjchaft 
auf die Thronfolge, die ihm bereits im Mutterleibe zuerkannt worden ei. 
Daran knüpft er eine Betrachtung über die Bebeutung ter ven Gottheiten 
geweihten Bauten und Denkmäler, von dem Gedanken ausgehend , daß 
folche allein im Stande feien, das Gedächtniß eines Herrjchers zu vereiwi- 
gen. Nach biefer Anrede billigen die verfammelten Räthe einmüthig vie 
guten Abfichten ihres Herren und ermuntern ihn, biefelben ohne Verzug 
auszuführen. Der Pharao ertheilt fofort feinen Befehl dem betreffenden 
Hofbeamten, ermahnt ihn zu wachen über den ununterbrochenen Fortgang 
bes bejchloffenen Wertes und es beginnt nun, vom König felber ausge 
führt, vie feierliche Handlung der Grundſteinlegung. 

Der große Obelist Königs Ufurtafen I, von dem wir oben gejprochen 
haben, befand fich vor dem Haupteingang zum Sonnentempel. Seine 
vier Seiten enthalten hieroglyphiſche Infchriften folgenden Inhaltes in 
viermaliger Wiederholung berfelben Worte: 

„Der Sonnen-Hor, 

„das Leben für ven Geborenen, 

„ver König des obern und des untern vandes, 
„Sheper-Ta-ra, 

„der Herr der Doppelkrone, 

„das Leben für den Geborenen, 

„der Sohn des Sonnengottes Ra, 
„Ulurtafen, 

„der Freund ber Geiſter von On, 











125 


„unmerbar lebend, 

„der goldene Hor, 

„das Leben für ven Geborenen, 

„der gütige Gott, 

„Cheper⸗ka⸗ra 

„bat geſchaffen dieſes Wert, 

„beim Beginn eines dreißigjährigen Kreiſes, 
„er der Lebenſpender immerdar.“ 

Die dem röthlichen Granit tief und ſchön eingemeikelten heiligen Zei- 
chen enthalten fomit Nichts als einfache Ehrenbenennungen bes Königs, 
mit dem Zuſatz, daß Ufurtafen die riefige fteinerne Spitfäule babe auf- 
ftellen laſſen an einem gewiflen feftlichen Tage ver altägpptifchen Zeit 
rechnung. Enttäufcht wirb ber Xefer fein, welcher fich berechtigt glaubte, 
wichtige Enthüllungen gefchichtlichen Inhaltes over fromme und weile 
Sinnfprüche in ven vier Reihen der Injchriften zu vermuthen und an 
beren Stelle nur hohlen und wenig lehrenven Worten begegnet. Aber 
das ift das leidige Erbtheil der berrlichiten und großartigften ‘Dentmäler 
Aegyptens, welche ihren Urfprung einem königlichen Machtipruch ver⸗ 
danfen, taß fie in ähnlicher Weile leere Schmeicheleien zu Ehren ber 
Könige enthalten, in vorgefchriebener Wiederholung beflelben Gedankens, 
obne jede tiefere Bedeutung , welche ber Mühe ver Arbeit und ber Wahl 
des Stoffes entſpräche. Im alten Aegypten kannte man nur biefe Art, 
bem ftolgen Sinn ber Pharaonen und ihrem Hochmuth Lob zu fingen, im 
Gegenfat zu unferer Zeit und ihren geiftigen Errungenschaften. Uſurtaſen 
muß eine beſondere Vorliebe für berartige Verewigung feines Namens be- 
ieffen Haben, wenigftens bezeugen auch anberwärts aufgefundene Ueber- 
bleibfel feine Neigung für bie fo fchwierige Herftellung fteinerner Spitz⸗ 
fäulen. In der alten Landſchaft des fogenannten Moeris⸗Sees, in ber 
Nähe des heutigen Araberdorfes Begig, befinden fich die Bruchſtücke eines 


126 


ähnlichen Dentmales, welches nach der Ausfage der infchriftlihen Zeug⸗ 
niffe zu Ehren der Ortsgottheiten der Hauptftadt Schet ober Scheti (vie 
Griechen nannten biefelben nach dem bafelbft verehrten heiligen Thiere, 
dem Krokodile, Krokodilopolis) von dem Könige ansgeführt ward. 

Wie fein Vater, der erfte Amenemhat, damit begonnen hatte, bie 
Gründungsbauten bes fpäteren Neich&heiligthumes zu Theben, bes ſo⸗ 
genannten Gotteshaufes von Apetu (bie Trümmer befjelben bedecken 
gegenwärtig das Gebiet des benachbarten Araberporfes Karnak) anzulegen, 
in öftlicher Richtung von dem Granitban bes Allerheiligften, fo fuhr auch 
der Sohn Ulurtafen in gleicher Weife fort als Zeichen der Verehrung des 
göttlichen Amon neue Werte zu denen des Vaters zu fügen. Seine Sorge 
in dieſer Beziehung berübrte nicht nur die Wohnung des Gottes, ſondern 
auch den erften heiligen Dienern Amon's wendete er bereits feine Aufmerk⸗ 
ſamkeit zu. Ihnen weihte er eine befondere Stätte, welche ven Namen 
führte „ver heiligen Wohnung ber eriten Seher des Amon.“ ‘Die That- 
fache wird bezeugt zwar nicht mehr durch die vorhandenen Spuren dieſes 
alten Baues, wohl aber durch eine Infchrift,, welche in Theben vorgefun- 
ben fich auf vie Wieberherftellung derſelben unter dem neunten Könige des 
Namens Ramfes (mit tem Amtsnamen Nofer-la-ra) bezieht. In deſſen 
Zeiten lebte und wirkte zu heben ber erſte Seher Amon’s, Namens 
Amenhotep, ein Sohn Rameſes⸗necht's, der gleichen Amtes im ‘Dienfte 
bes Gottes waltete. Nachdem er ven Sig feines Vaters eingenommen 
batte, ließ er es fich vor allem angelegen fein, ven großen Amonshof 
(priban-ao) und die Wohnung der eriten Schauer Amon's wiederherzu⸗ 
ftellen, die Koften dazu aus eigenen Mitteln beftreitend. Er erzählt bar- 
über wie folgt: „Da ich nun vorfand bie heilige Wohnung ber erften 
„Seher Amon's, welche vorher in dem Haufe Amon's des Königs ver 
„Sötter gefeffen hatten, entgegeneilend ihrem Untergang , denn das was 
„daran geichehen, rührte aus ver Zeit des Königs Ufurtafen des Erſten 











127 


„ber, da ließ ich fie aufbauen von Neuem, in fchöner Arbeit und geſchmack⸗ 
„vollem Werle. Ich ließ wieberherftellen bie ‘Dice ihrer Umfaffungsmauer 
„von hinten nach vorn hin. Ich ließ die Bauten ausrichten und ihre Säu- 
‚ten aufftellen aus hartem Geftein in geichmadvoller Arbeit.“ Im dieſer 
Weiſe führt er feinen Bericht weiter aus. Als Anerkennung feiner opfer- 
freudigen Gefinnung dankte ihm der König im Iahre 10, am 19. Tage 
bes Monates Hathor durch reichen Lohn, wie weiter unten am gehörigen 
Orte gefchilvert werben foll. 

Eine der hochherühmten Todten⸗-Felskammern, welche auf fteiler 
Höhe tes Bergzuges von Beni-Haffan bereits aus weiter Gerne dem Rei⸗ 
fenden ihr Willlommen zuwinken, bat in ihren Infchriften, welche bie 
Wände unterhalb ver bunten Darftellungen jchmüden, etliche gefchichtliche 
Erinnerungen an bie fünf erften Herrfcher dieſes Königshaufes, und fomit 
auch an unferen Ufurtafen, bewahrt. Es ift derſelbe Grabbau, welcher 
durch die neue Geftalt des zur Säufe gewandelten Pfeilers, durch feine 
dem Auge wohlgefällige Anlage ter Vorderficht und durch den befonteren 
Reihthum feiner belehrenden Bildwerke (gegenwärtig leider! immer mehr 
dem Berberben ansgefegt) die Aufmerkjamteit ver Beſucher fo anhal- 
tend zu feffeln pflegt. In den Felſen eingemeißelt, wie bie ganze Reihe 
der taneben liegenden Grabanlagen, war ver Felfenfanl dem Dienſte ver 
Zodten und dem Angedenken verftorbener Herren und Frauen jener alten 
Zeit gewidmet, alle angehörend einem Geſchlechte edler Abkunft und erb- 
angefeifen auf dem @ebiete in ver Nähe ihrer Gräber. Die alte Schrift 
bezeichnet mit vem Ban von Mab das Yand bes Erbes, in ſpäterer Zeit 
bekannter als das Gebiet ver Stadt Antinoe. Den erften Pla nach Zeit 
und Anfehen im Gefchlechte der Berftorbenen nahm ber erfte Ehnum- 
botep ein, deffen Stammbaum mit Hülfe aller infchriftlichen Andeutungen 
ſich alfo darſtellt: 


128 


Zeitzenofien bie 





Önige: 
Ament (Amen) Amenembat I 
| 
NechtI Belt Neheral .... Zent (Frau Nutern Ufurtafen I 
(Gran) "7 T | 
Chnumbotep I Cheti Zt Amenemhat II 
"” Frau) — Kebẽfrau) 
Söhne: Töchter: Söhne: 
Necht I Bekt Nehera III Uſurtaſen II 
Chnumhotep II Tent Chnumbotep III 
Nebera II Mires Ap Uſurtaſen III 
Nuternecht 


Ameni’s, des Stammmaters Geſchichte, erzählt eine ‘Doppelinfchrift, 
in heiligen Zeichen eingemeißelt an ber Thür bes Einganges. Er felber 
nach altem Brauche ift redend eingeführt, um feines Lebens Hauptbegeg⸗ 
niffe ſchlicht und einfach zu berichten: 


„sm Yahre A3 unter ver Herrichaft Königs Ufurtafen I, möge er 
„lange leben bis in alle Ewigkeit! welches (Jahr) zufammenfällt mit dem 
„Sabre 25 im Gaubezirk von Mah, woſelbſt ver Erbherr Amen Ober: 
„Pfleger war.“ 

„sm Sahre 43 am 14. Tage des Monats Paophi. 

„Anruf an bie fo fich erfreuen bes Lebens und benen ber Tod ger 
„bälfig ift. Mögen fie berfagen pas Gebet von ven Todtenopfern. 

„Zu Bunften bes Erb-Oberpflegers bes Gaubezirkes von Mah (fol- 
„gen andere Würden), des Vogtes über vie heiligen Seher Amen, der über- 
„wunven bat (nämlich ben Tod). 

„Sch begleitete meinen Herren damals als er hinaufzog um zu fchla- 
„gen bie Feinde in Lande der Atu. Ich zog mit hinauf als der ebelften 








129 


„Herren Sohn , welcher Hauptmann von Kriegern war und Pfleger bes 
‚Saues von Mah, als ftellvertretenver (?) Mann, veifen Vater betagt war, 
„nachdem er feinen Lohn empfangen hatte vom Königshaufe, tenn er war 
„beliebt bei Hofe. Ich trat ein in das Land Kafch (das Mohrenland) auf 
„ver Fahrt ftromanfwärts, und ber Weg brachte mich bis zur äußerften 
„Örenze des Landes. Ich führte die Beute meines Herrn und mein Xob 
‚erreichte den Himmel, damals als Seine Heiligkeit glücklich heimkehrte. 
Er hatte gefchlagen feine Feinde in dem elenden Lande Kafch. Ich kehrte 
„heim in feinem Gefolge mit frohem Angefichte. Niemand war abhanten 
„gekommen von meinen Kriegern.” > 

„Auch fuhr ich aufwärts um herbeizuführen bie goldenen Schätze zu 
„Seiner Heiligkeit vem Könige Ufurtafen, lang lebe er! Ich zog hinauf 
„mit dem älteften Königsfohne und Thronerben Ameni, Leben, Heil und 
„Geſundheit fei ihm! Ich zog hinauf mit einer Zahl von vier hundert 
„auserwählter Leute meiner Krieger. Sie kehrten glüdlich heim, niemand 
„war — abhanden gelommen. Ich brachte das Gold an. ‘Das war ber 
„Anfang meiner Auszeichnungen Seitens der Könige.“ j 

„Es pries mich mein Vater. Danach zog ich hinauf um zu geleiten 
„sie Schätze nach der Stabt Koptus in Gemeinfchaft mit dem Erbherrn 
„und oberiten Stabtvogt Ufurtafen, Leben, Heil und Geſundheit fei ihm! 
„Sch z0g hinauf der Zahl nach mit vier hundert Mannen, ausgewählt aus 
„den kräftigften Leuten des Gaues Mah. Südlich kam ich an. Meine 
„Krieger werben bezeugen alles was ich gejagt habe. 

„sch war ein gütiger Herr, milden Sinnes, ein Fürft, welcher feine 
„Stabt lieb hatte. Ich vollbrachte manches Iahr als Fürft im Gau von 
„Mob. Alte Arbeiten für das Königshaus waren in meiner Hand befind- 
ih. Auch gaben mir bie Vorfteher der ..... der Götterhäufer bes 
„Gaues von Mah Tauſende von Stieren fammt ihren Kälbern. DBelobi- 


„gung warb mir beßhalb zu Theil Seitens des Königshauſes, wegen ber 
Dtugſch, Geſchichte Aegypteno. 9 


130 


„jährlichen Lieferung an Milchkühen. Ich babe alle ihre Leiftungen 
überliefert dem Königshauſe, nichts behielt ich für mich aus irgent einer 
„jeiner Werkſtätten. Es arbeitete für mich ber gefammte Gau von Mah 
„mit Rührigkeit. Keinen Sohn des Armen babe ich bedrückt, Teine Wittit 
„berrängt, keinen Landbeſitzer vertrieben, keinen Hirten verjagt, feinem 
„Fünfhand⸗Meiſter feine Leute genommen, ver Arbeiten halber. Niemant 
„war unglüdlich zu meiner Zeit, niemand hungrig in meinen Tagen, felbit 
„nicht bei ben Jahren der Hungersnoth. Denn ich hatte beftellt alle Felver 
„tes Gaues von Mah bis zu feiner ſüdlichen und nörblichen Grenze hin. 
„Alſo friftete ich das Keben feiner Bewohner und gewährte was er Speile 
„lieferte. Kein Hungriger war in ihm, ich ſpendete ver Wittib gleichwie 
„der Herrin eines Ehegemals. Nicht 309 ich vor den Großen dem Geringen 
„bei all dem, was ich gab. Und wann die Ueberſchwemmungen des Niles 
„groß waren, dann war der Herr ber Ausſaat Herr feines Eigenthumes, 
„nichts warb ihm entzogen von meiner Hand an ven Antheilen bes 
„Feldes.“ 

Wenn ſchon die Schlußworte dieſer Inſchrift, in welcher Amen fein 
eigenes Lob fingt, zu der Annahme Gelegenheit gaben, als ſei darin eine 
Anspielung auf ven Aufenthalt des Erzvaters Joſeph in Aegypten und auf 
bie fieben Hungersjahre unter feiner Verwaltung verborgen, fo fprechen 
bor allen zwei Gründe gegen biefe Vorausſetzung, welche in Ufnrtafen 
dem Erften ven Pharao Joſeph's erkennen laffen würde. Zunächit näm:- 
lich ver Unterjchied der Zeit, welche mit ven Tagen Joſeph's nicht zu ver: 
einigen fein vürfte, demnächſt aber bie unbeftreitbare Thatſache, daß in 
anderen Injchriften, von denen weiter unten bie Rebe fein wird, Jahre 
ber Dungersnoth erwähnt werben, welche der Sach- und Zeitlage nad) 
durchaus den biblifchen Berichten über die hintereinander folgenden Sabre 
bes Hungers entfprechen. 

Was die Infchrift des Amen oder Ameni in gefchichtlicher Beziehung 





131 


zu lehren geeignet ift, beſchränkt fich auf die Mittheilung von einem Feld⸗ 
zuge bes Königs ftromaufwärts gegen bas Land Kaſch, taflelbe welches 
die Heilige Schrift mit bem Namen von Kufch belegt. Dort wohnten da⸗ 
mals dunkelfarbige Stämme reinften Negerbiutes von der ägyptiſchen 
Grenzmark bei Syene an bis fübwärts hinauf zu den Quellen des Niles. 
Die Namen ter vom erften Ufurtajen unterworfenen Stämme des Landes 
Kuſch oder vielleicht eher die Namen ver von ihnen bewohnten Randfchaften 
baben fich auf einem Denkſtein erhalten, welcher in ver Nähe des heutigen 
Ortes Wadi Halfa, ein wenig oberhalb des zweiten Wafjerfalles, gefunden 
ward und gegenwärtig in der Sammlung Ägyptifcher Alterthümer zu Flo⸗ 
renz ausgeftelit ift.*) Sie heißen ver Reihe nah: Kas, Schemit, 
Chefen, Scheat, Acherkin; was banach folgte ift leider durch Un- 
gunft des Schidfals auf dem werthvollen Denkfteine zerſtört. Wadi 
Halfa, ver alte Ort ber Siegesfäule, war ſonder Zweifel ver leßte Puntt 
geweſen, bis zu welchem Uſurtaſen ſeinen Feldzug gegen die genannten 
Bewohner des Mohrenlandes ausdehnte, um tie Grenze des neu erwor⸗ 
benen Landes an dem zweiten Wafferfalle feftzufegen, in deſſen Nähe jene 
Völterftämme feßbaft waren. Wir werben weiter unten den Nachweis 
liefern, wie Wadi Halfa bald des Reiches wohlbefeftigte Südmark biltete. 

Wie im Mittagslande ver Aegypter Waffen vorbrangen, um neue 
Gebiete und damit neue, werthoolle Erzeugniffe des Bodens bem eigenen 
Lande zu gewinnen, — bier in Nubien war e8 das Gold, das fie vor allem 
anzog, — fo richtete auch Ujurtafen den Blick nach Oſten, nach ven bereite 
früher unter den alten Königen memphitifchen Urfprungs ausgebenteten 
Höhlen und Bergen ber Sinai-Halbinfel. Ufurtafen ſandte neue Anfiebler 

” Während einer diesjährigen Neife in Italien hatte ich Gelegenheit ben 
Stein, welcher zuaft von Champollion (Briefe aus Aegypten S. 101 ber zweiten 
Auflage) erwähnt wird, in ber genannten Stabt zu ſehen und bie obenftebenben 
Namen genau abzuichreiben. Es werben dadurch einzelne berfelben im ihrer bisher 


befannten Schreibung verbefiert. 
9% 


4 


132 


nach den einſamen Thälern biefer Landſchaft, um ächtes Maflat (Turkiſen) 
und Kupfer für Aegypten's Bedürfniß aus dem Geftein zu fchlagen und 
zu bearbeiten. Einzelne Infchriften ver ägyptiſchen Arbeiter und Beamten, 
weiche ver König borthin gejenvet hatte, bezeugen ihre Anweſenheit im 
Thale von Magharah, wofelbft vierzig Jahrhunderte die Spuren ihrer 
Thätigleit nicht Haben verwifchen können. 

Der Weg von Aegypten nach dem Sinai führte von dem Nieberlanbe 
des Delta aus auf der fchmalen Straße, welche Sineha bei feiner Flucht 
aus Aegypten nach Edom zurüdzulegen genöthigt war. Auch bier im Nie- 
derlande zeigen fich auf der öftlichen Seite veffelben die Spuren ver könig⸗ 
lichen Macht Ufurtafen’s. In Tanis, „ber großen Stadt“ bes unteren 
Landes, rings umwohnt von Stämmen femitifcher Herkunft, hatten be- 
reits die Könige der zwölften Dynaſtie Bauten und ſchöne Werke der 
Bildhauerkunſt ausführen laſſen, um durch ihre Säulen die Götter ſelbſt 
zu ehren. Auch Uſurtaſen's Konterfey findet ſich auf einzelnen Trümmer⸗ 
ſtücken der untergegangenen Tempelwelt. 

Viel edles Volk diente einſt dem Könige. Ihre Erinnerung hat der 
Sturm der Jahrtauſende weggefegt, nur die Spuren Einzelner haben die 
Vernichtung überdauert. Zu ihnen gehört der Hofbeamte Mentuhotep, 
deſſen Todtenſtein bedeckt mit reichen Inſchriften gegenwärtig in Bulaq 
aufgeſtellt iſt. Nach der Sitte der Zeit iſt Mentuhotep bald ſelber redend 
eingeführt, bald von ſich reden laſſend. Und was er redet, das be- 
rührt fein eigenes Xob, fein Verbienft um bie Götter, ven König und das 
Yand, in bem er einft lebte und wirkte. Laufchen wir feinen Geftänbnifjen, 
denn fie verrathen uns nebenbei gefchichtliche Zeugniſſe nicht ohne Werth 
für die Kenntniß der Zeiten, mit denen wir uns augenblidlich befchäftigen. 
So rühmt fih der längſt ſchweigſam geworvene Mund Mentuhotep's 
geweſen zu fein „ein Mann ves Rechts, ein Gejeßgeber, welcher verteilte 








133 


„die Aemter, anorbnete die Arbeiten in ven ®auen, — welcher tie Ord⸗ 
„nung herftellte im ganzen Lande, — welcher ausführte alle Aufträge bes 
‚Königs, welcher als Richter entjchied und pas Eigenthum feinem Befiger 
Zurückſtellte. Des Königs Oberbaumeifter fürberte er ber Götter Pflege 
„und befehrte tes Landes Infafjen nach feinem beiten Wiſſen, gleichtvie 
„Bott gebietet jolches zu thun. Cr beſchützte ven Unglüdlichen und befreite 
„den, ber es bedurfte.“ Dabet „war ter Triebe in den Ausfprüchen feines 
Mundes, und bie fchriftlichen Lehren des weifen Thot auf feiner Zunge. — 
‚Aeußerſt geſchickt im Kunſtwerk mit eigener Hand, führte er feine Abſich⸗ 
„ten aus fo wie fie fein follten. Im Lande ver Erfte war des Königs Herz 
„voll von ihm; auch die Großen und Vornehmen des Hofes ſchenkten ihm 
„ihre Liebe. — Er wußte was im Innern eines jeden Menfchen verborgen 
„war, und fchägte ten Mann nach feinem wahren Werthe. — Er zwang 
„die Feinde gegen ben König fich zu unterwerfen dem Gerichtshofe ber 
„Dreißiger, er hatte beftraft die Fremden, zur Ruhe gebracht die Heruſcha 
‚und Frieden gefchlojfen mit ven Mohren. — Er war Statthalter in ben 
„Städten von Ant und in ben Ländern von Teſcher. Er gab feine Be- 
„fehle dem Mittagslante und legte dem Nortlande das Maaß der Steuer 
„auf.“ Mit einem Worte unfer Mentuhotep, ter nebenbei mehrere prie- 
fterliche Würden befleivete und Schagmeijter Pharao's war, erjcheint als 
das zweite Ich des Königs. „Kam er an, fo verneigten fich vor ihm die 
„Sroßen an ver Außenthür ver Königswohnung.“ ‘Die Xobrebe, zwei unt 
zwanzig lange Schriftzeilen umfaſſend, fchließt mit einer Bemerkung, 
welche Bezug nimmt auf gewiſſe Bauten. Diefelben betreffen ven Tem⸗ 
pel des Gottes Ofiris und die Anlage eines Brunnens zu Abydus, beides 
nach dem befonteren Befehle des Könige Mentuhotep übertragen. Er 
jagt varüber: „Ich war es, welcher leitete vie Arbeit am Bau des Gottes- 
„baufes..... und anlegte ven Brunnen nach dem Befehle der Heiligkeit 
„des Löniglichen Herrn.” 





134 


Der Brunnen iſt wohl verjelbe, von welchem mehr als zwei Jahr: 
tayjente nach feiner Anlage ver griechiſche Erdbeſchreiber Strabo erzählt, 
daß in dem Memnonium von Abydos ein Brunnen fei, zu beffen Tiefe 
man burch niebergebogene Gewölbereden aus einem Steine, ausgezeich- 
net durch Größe und Bauart, nieberfteige. Ihn aufzufinden ift bis jet 
noch nicht gelungen trog mehrfacher VBerfuche, ten Ort vefjelben wieder 
aufzuteden. Was ven Bau am Tempel von Abydus betrifft, ven Uſur⸗ 
tafen durch Mentuhotep ausführen ließ, jo wird dieſe Angabe beftätigt 
durch einen Denkftein des Louvre zu Paris (C. Nr. 12), — welcher aus 
ben Zeiten eines ber Könige des breizehnten thebaniſchen Pharaonen- 
Haufes berrührt,, des jonft unbefannten Könige Ra⸗cha⸗n⸗maa Rasneter. 
Ein Vorfteher des Hetligthumes zu Abydus, Namens Ameni-feneb, wel- 
cher in den Tagen des oben erwähnten Herrichers lebte, erzählt darüber 
Folgendes: „Es kam zu mir ver Schreiber des Landpflegers Seneb, ein 
„Sohn des Landpflegers, um mich zu rufen wegen eines Auftrages des 
„Landpflegers. Und ich ging mit ihm und ich fand den Landpfleger, wel- 
„her weilte in feinem Amtshauſe. Und e8 gab mir viefer Fürft den Befehl 
„in mein Angeficht, indem er aljo redete: Sei beauftragt zu reinigen ben 
„Tempel von Abypus! Gegeben feien bir Arbeiter zu folchem Zwecke und 
„zentpeldiener des Bezirkes ver heiligen Werkitätte. Und ich reinigte ihn 
„bon unten und von oben her und an feinen Mauern, welche das Innere 
„umgaben. Und die Schriften wurden ausgefüllt mit Farben, mit Sinn 
„bildern und mit fonftigem Schmudwerf und e8 wart alfo erneuert 
„was erbaut hatte König Ufurtafen, ber Erfte.“ 

Das Werk des Mentuhotep ging alfo vorläufig noch nicht zu Grunde, 
obgleich ver andringende Sand ver Wüfte fchon in alten Zeiten wie noch 
jetzt alles Mögliche bazu beitrug, ben Tempel des Ofiris bis zum Dache 
bin zu verichütten. Eine zweite Reinigung und zugleich Verfchönerung 
des uralten Heiligthumes des Ofiris fand unter ver Negierung und auf 





135 


— — — — — 


Anlaß des dritten Thutmes ſtatt. Nine noch erhaltene Infchrift, welche 
in Abydus entdeckt ward, giebt davon Kunde, wie feines Ortes weitläuf⸗ 
tiger erzählt werten foll. 

Erſt unter Seti, dem Vater des zweiten Ramfes, hatte das Heilig- 
thum, vom Sahne der Zeit ſtark mitgenommen, das Glück volljtändig neu 
wieder aufgebaut zu werben, eine Thatſache, welche fich Ramſes zu höch⸗ 
ſtem Berbienfte und Ruhme anrechnete. 

Um auf unfern Mentubotep zurückzukommen, fo müſſen wir in ihm 
einen jener durch Wiffen und Kenntniffe aller Art ausgezeichneten Männer 
erfennen, welche nach und nach mit Würden und Aemtern betraut waren, 
tenen unfere junge Zeit nichts ähnliches an bie Seite zu ftellen hat. Denn 
er war zugleich Nechtsgelehrter und Geſetzgeber, verwaltete Inneres und 
tie öffentlichen Bauten, befchäftigte ſich mit priefterlichen und göttlichen 
Dingen, und führte nach außen hin Kriege mit den Nachbarn des äghp- 
tiichen Reiches. Aber die Zeiten waren andere als die heutigen. ‘Der 
Umfang ver ftantlichen Verwaltung war befchräntt, es gab feine vorberei- 
tenden Schulen für biefe oder jene Laufbahn. Der Dann ver Thatkraft 
und ber Arbeit erjeßte ben hoch gebilveten Beamten, der nicht aus fich 
ſelbſt erfindet und entwidelt, ſondern von anderen empfängt, was ihm zu 
einem fpäteren nach freier Wahl ergriffenen Berufe frommen muß. 

Aus der Zahl fonftiger Diener des Königs jei zum Schluß genannt 
Meri, Sohn der Menchtu. Aus einer Steininfchrift (aufgeftellt in ven 
aͤghptiſchen Sälen tes Louvre) vom 29. Paophi des Jahres 9 der Regie⸗ 
rung des erſten Ufurtafen erhellt, vaß der Genannte vom Pharao jelber ven 
Auftrag erhielt für den königlichen Herren „vie hehre Stätte langer Dauer” 
oder mit anvern Worten das Grabgebäube in großartigem Maaßſtabe an- 
zulegen mit Säulen, Thoren und einem großen Vorhofe, alles ausgeführt 
in wohlbehauenem Kalkftein ver alten Brüche von Troja, im Angeficht 
ver Stadt Memphis. 


136 


Wir verlaffen hiermit ven König Ufurtafen I und wenden ung feinem 

Nachfolger zu, den die Denkmäler aufführen umter vem ‘Doppelnamen: 

Nub-fau-ra Amenembat, 

alſo ver zweite Amenemhat, um in unferer Reveweife zu jprechen. Wenig 
Erinnerungen von gefchichtlicher Bebeutung find uns aus feinen Tagen 
überlommen, welche ung geftatten einen Blid auf die innere und äußere 
Lage des ägyptiſchen Reiches zu werfen. Indeſſen ift es veutlich durch 
noch vorhandene Infchriften erwiejen, daß der zweite Amenembat in bie 
Fußtapfen feiner Vorgänger trat, um die Südmarken bes Reiches zu er- 
weitern und nach dieſer Seite hin durch Anlage wohlbefeftigter Pläße die 
eigenen Bewohner des Mittaglandes gegen vie Einfälle ver Mohren zu 
ſchützen. ‘Der Befit verfelben Gegend, wie ich bereits oben anführte, 
hatte für die ägyptiſchen Herricher noch einen beſonderen Nutzen, denn 
ihre Berge lieferten neben manchem Edelſtein das Gold, nach welchen 
bie Alten eben fo lüftern waren wie das junge Gejchlecht unferer eige: 
nen Zeit. 

Ein fteinernes Denkmal, das in Abydus aufgebedt war und einem 
vornehmen Beamten des zweiten Amenemhat angehörte, gewährt une 
einige merkwürdige Andeutungen über vie Reifen, welche auf Befehl ves 
Königs von feinen Großen unternommen wurben, um bie eroberten Land⸗ 
Ichaften zu erforfchen unt bie Gewinnung des Goldes zu betreiben. 
Nebenbei Iehrt uns vaffelbe Denkmal aufs Neue die befannte Thatfache, 
daß der fähige Diener Pharao's mit Aufträgen der verfchievenften Art 
überfchüttet warb. 

Als folcher gehörte Se-hathor, alfo hieß der treue ‘Diener feines 
Herrn, zu den ausgezeichnetften Beamten am Hofe, ver fich Feine Ruhe 
gönnte, um die Gebote Pharao's nach Wunfch zu erfüllen. In kurzen, 
aber nichtSbeftoweniger fehr belehrenden Worten erzählt er in folgenver 
Weiſe die Sendungen auf königlichen Befehl. „Ich habe angelegt einen 








137 


„Bergbau durch die Iungen und zwang bie Alten Gold zu wafchen. Ich 
„brachte herbei ben Gewinn. Ich kam bis zu dem Vorderlande (die fpätere 
„Sandichaft Nubien). Die Mohren auf ihm kamen herbei, nievergeworfen 
‚durch den Schrecken, welchen ihnen ver Herr des Landes einflößte. Ich 
„betrat das Land Heha, befuchte feine Wafferpläge und öffnete bie Häfen.“ 
Das Land Heha oder, wie e8 auch genannt wirb Heh, lag unterhalb des 
zweiten Wafferfalles. Se-hathor jcheint ver Erjte gewefen zu fein, welcher 
die Rage veffelben erforfchte. Später, unter dem britten Ufurtafen, wart 
bei Semneh ein mächtiger Stein, bedeckt mit Infchriften, aufgerichtet, wel⸗ 
cher als Zeichen ber ägyptiſchen Grenzmark für die Bewohner des Landes 
Heh galt. Derjelbe Se-hathor, welcher fich rühmt „von Seiner Heiligkeit 
„viele Male in Aufträgen aller Art ausgefanbt worben zu fein,“ berichtet 
an einer andern Stelle feines Gebenkfteines von einem Dienfte eigener 
Art. Hören wir ihn felber. „Dean ließ mich binübergeben zu dem Bau 
„‚Königs) Amenu, deffen Pyramide Chorp Heißt, möge er immerbar le- 
„ben! um bie Arbeit ausführen zu laffen an feinen fünfzehn Bildſäulen 
‚von hartem langdauerndem Stein. Es gejchah vie Wieverherftellung 
„veilen) was niebergeftürzt war eines Tages, in zwei Monden. Nimmer 
„geſchah etwas Aehnliches feit der Herrichaft des Sonnengottes Ra.“ 
Der König Amenu, deſſen Namen und Dafein wir nur aus biefer 
furzen Infchrift kennen zu fernen bie Gelegenheit haben, erjcheint fonft 
nirgends auf den Denkmälern. Immerhin mußte er zu ven Herrfchern 
unmittelbar vor dem zwölften Königshauſe gehören, und aller Wahrfchein- 
fichkeit nach einer der Vorfahren ver Pharaonen deſſelben Haufes geweſen 
fein. Als folcher hatte er ein Recht auf ſchuldige Ehrfurcht nach dem 
Tode. Fünfzehn Bildſäulen in feinem Haufe oder Grabe waren umgeftürzt 
an einem Tage — wir ahnen leicht die Urheber eines folchen Frevels in 
ben ftürmifchen Zeiten ver Xhronftreitigfeiten beim Eintritt des zwölften 
Königehaufes in die Neihe ver Pharaonen, — und des Nachlommen 


138 


Amenemhat Sorge war e8, für vie Wieveraufftellung und Herrichtung ber 
offenbar beichäbigten Werke die gemefjenften Befehle zu ertbeilen. So 
brauchte denn Se-hathor nur zwei Donate, um bes Königs Wünfchen 
gerecht zu werben. 

Auch im unterägpptifchen Tomis zeigen fi) Spuren ber Löniglichen 
Macht unjeres Amenembat; denn gefunden warb bajelbft mitten unter 
Schutt und Trümmern ber zerjtörten Götterhäufer das lebensgroße Bild⸗ 
niß, aus fchwarzem Granit, der Gemahlin des Königs, welche mit Namen 
Nofert d. h. „vie Gute“ ober „die Schöne” hieß. Die königliche Frau 
jigt mit alterthümlicher Haartracht auf ihrem Throne, auf welchem ihre 
vollen Namen und Ehrenbenennungen eingemeißelt find. 

Nach einer neun und zwanzigjährigen Regierung erhob der König 
als Mitherrſcher feinen Sohn zu fich auf den Ihren. Derfelbe führte die 
Namen 

Cha⸗ka⸗ra Ufurtajen (I). 

Seine Gejchichte findet nur bier und da auf den Denkmälern einen verein 
selten Ausprud. Im Großen und Ganzen geht aus den zerftreuten An- 
gaben mit aller Sicherheit hervor, daß ſich unter ber Herrjchaft biejes 
zweiten Ufurtafen das Reich auf der Höhe feiner Blüthe befand. Cinige 
Zeilen, welche einem Felsblod in ver Stabt Affuan, dem alten Syene, 
eingegraben find und welche aus ber eben genannten gemeinjchaftlichen 
Regierung beiver Könige, Vater und Sohn, herrühren, geben Zeugniß, 
aß der Herricher Augenmerk ſtets auf das mittägliche „Vorberland” (Nu: 
bien) gerichtet ward. In dieſem Falle ift e8 die Gegent Uauat, von wel- 
her ein Beamter der Könige Kunde giebt, indem er Nechenichaft ablegt 
von ten pharaonifchen Grenzwachen bafelbit. 

Die erjten Könige des zwölften Hauſes, von denen wir bisjegt ge- 
ſprochen haben und tenen wir gleich den folgenden Pharao, Ufurtafen III 
anreihen wollen, treten ver Reihe nach in jener langen berebten Infchrift 








139 


auf, welche den unteren Rand des Opferfanles über tem Felſengrabe 
Chnumbotep'8 zu Beni-Hafjen Ihmüdt. Um ven Lefern eine gerechte 
Vorftellung von tem Leben und Wirken ter großen Herren im Stante 
jener Zeiten zu geben, möge es gejtattet fein, bie wörtliche Weberjegung 
ver alterı Reben vorzulegen, wobei wir ber Kürze halber es vorziehen, die 
beſonderen Ehrenbenennungen ver einzelnen Könige zu unterprüden, ba 
fie fchleppenb find und den Zuſammenhang allzufehr unterbrechen. 
1. „Der Erbherr und Blutsverwandte des Königs, welcher lieb hat fei- 
„nen Gott, der Landpfleger 
2. „ver Landſchaften des Oftens, Nehern’s Sohn Shmumbotep ‚ welcher 
„überwunden hat (ven Tod), 
3. „ver Sohn der Tochter eines Erbherrn, ver Hausfrau Beket, welche 
„überwunden bat, 
4. „ielbiger bat dies ausgeführt zu feinem Gedächtniß. Seine erfte 
„zugend beitand darin, vaß er ein Wohlthäter 
5. „war gegen feine Stabt, alfo daß er feinem Namen Dauer verlieh 
„für lange lange Zeiten, 
6. „und daß er ihn durch feine guten Werke verewigte in feinem Grabbau 
7. „ver Unterwelt. Er machte fprofien den Namen feiner Leute 
8. „welche gute Werke thaten je nach ihrer Stellung. 
9. „Denn gute Menfchen waren die Infaffen feiner 
10. „Häufer. Der welcher fich hervorthat unter feinen 
11. „Leibeigenen, dem ftand offen jeve Stellung 
12. „und alle Ehre (?), wie es des Brauches ift. 
13. „Sein Mund revet alfo: Es hatte mich erhoben 
14. „bie Heiligfeit des Königs 
15—16. „bes zweiten Amenemhat zum 
17, „Erbheren und Yanbpfleger der Yandichaften tes Oftens, 


140 


. „und zum Oberpriefter des Hor und ber heiligen Löwin Pacht, une 


„zum Erben 


. „des Vaters meiner Mutter in der Stabt 

. „Denat-Ehufu. Er ftellte 

. „mir auf die Grenzſäule im Süden, er richtete 

. „her die bes Nordens, entiprechend ber Himmelögegent. 

. „Er theilte mir zu den großen Strom auf feinem Gebiete, 
. „iwie jolches geichehen war vem Vater 

. „meiner Mutter am Anfang. 

. „Denn ein Befehl ging hervor aus dem Munde 

. „ber Heiligkeit des Königs 

. „Sehstep - ab-ra 

. „Amenembat. 

. „Er machte jenen (den Vater ber Mutter) zum Erbherrn und Yant- 


„pfleger 


. „der Landſchaften des Oſtens in der Stadt Menat⸗Chufu. 
2. „Er ftellte auf vie Grenzfäule gen Mittag und richtete her 
. „bie mitternächtige, gemäß ver Himmelsgegent. Er ließ ihm aus- 


„breiten ven großen Strom 


. „auf jeinem Gebiete. Sein öftlicher Theil 
. „ging vom Gau Zut-Hor aus und erftredte fich bis zum Oftlante. 
. „Damals war's als zurückkehrte Seine Heiligkeit, nachdem er nieder⸗ 


„geworfen hatte 


. „den Aufruhr, erfcheinend wie ver Gott Tum (die Abendſonne) 
. „jelber. Er ftellte wieter her was er gefunden hatte 

. „erſtört. Beſitz ergreifend von einer Stadt 

. „nach der andern, Tieß er fich unterrichten von einer Stabt unt 
. „ihrer Grenze bis zur nächften Statt, aufftellent 

. „ihre Grenzſäulen 











141 


. „gemäß ver Himmelsgegend, Kenntniß nehmend von ihrem Ge- 


„wäfler 


. „nach ven fchriftlichen Urkunden, abfchätent fie nach 

. „ihrem Ertrag gemäß ver Größe 

. „jeiner Gerechtigleitsliebe. Lind hernach machte er ihn 

. „zum Erbherrn und oberften Amtmann des Gaues von Mah. 

.Er ftellte ihm auf bie Grenzſäulen. 

. „Der Mittag war an feiner Darf gegen 

. „ven Gau von Hermopolis hin, fein Nord gegen ven Gau von Ky⸗ 
mopolis. Er breitete ihm aus 

. „den großen Strom auf feinem Gebiete. 

. „Sein Gewäfler, feine Selber, feine Haine und 

53. ‚jein unbebautes Land erftredte ſich bis zu den Landſchaften des 


„Weftens. 


. „Er machte feinen älteften Sohn Necht, 

. „welcher überwunden hat (ven Tod), den Hochgeehrten, zum Fürften; 
. „jein Erbe war in der Stadt Menat-Chufu, 

. „als Zeichen großen Dankes 

. „der königlichen Gnade. Ein Befehl 

. „ging hervor aus dem Munde Seiner Heiligkeit 

. „des Könige 

.Cheper⸗ka⸗ra Ujurtafen I: 

. „Ein Edler jei der Erit- 

. „geborene. Meine Mutter trat ein 

. „in ver Würbe der Erbherrin und 

. „als die Tochter eines Fürften 

. „nom Gau von Mah, in die Stadt Ha⸗Sehotep⸗ab⸗ra 
. „um zu fein das Weib 

. „des Erbheren und Fürften von Stäbten. 


142 


, „erfreut warb des Könige Herz, des Herrn von Oberäghpten, um 


„entzüdt (2) 
„ver Herr von Unteräghypten, da er fie einte mit dem Stabtpfleger 


. „Nehera, vem Hochgeehrten. Es führte mich ein 
. „König Amenembat II 


„als Herren⸗Kind in das Erbe 
„des Fürſtenthums des Vaters meiner Mutter, gemäß ver Größe 


. „ieiner Gerechtigfeitsliebe. Gott Tum 

. „ft er felber. Und Amenembat II 

. „er machte mich 

. zum Bogt im Sabre 19 in 

. „ter Stadt Menat-Ehufu. Da ftellte ich ber 

. „und richtete auf bie Fülle des Nothwendigen 

. „an allen Dingen, und machte |proffen 

2. „ven Namen des Vaters und that Gutes für die Wohnungen 

. „ver Verehrten (b. |. die Todten) und ihre Häufer, und ließ herbei. 


„ziehen meine Bilder 


. „jur beiligen Wohnung, und fpendete ihnen 

. „ihre Opfer an reinen Gaben, 

. „and jegte ein ven dienenden Priefter und that ihm wohl 

. „durch Geſchenk an Belt und an 

. „Bauern. Ich babe befohlen 

. „die Zobdtenopfer für alle Feſte 

. „der Unterwelt: am Neujahrsfefte, am Jahresbeginn , am Feſte tes 


„Leinen Jahres, 


‚ „am Feſte tes großen Jahres, am Feſte des Jahresſchluſſes; 
. „am großen Freudenfeſte, am Fefte des großen Brandes, 
. „am Feſte des Heinen Brandes, am Feſte der fünf Schalttage 
„des Iahres, an ver Schetat-fFeier, an ter Sant-Feier, 











143 


— — — — 


95. „an ven zwölf Monatsfeſten, an ven zwölf Halbmonatsfeſten, 
96. „an allen Feiten auf der Ebene unt auf vem Berge. Unt follte 
97. „ver Priefter oder irgend ein Menſch 

98. „aufhören damit, fo werde er ein Nichts, nicht 

99. „fite fein Sohn auf feinem Stuhle.“ 

Hiermit beichließen wir bie Ueberſetzung ter genannten Injchrift, 
welche ver Schreiber noch viele Zeilen weiter fortführt. Der Verfaffer 
verfelben ftellt uns in alterthümlicher Sprache vie Gefchichte eines ter vor⸗ 
nehmften Geſchlechter tes Landes tar, welche unter ven erften Königen 
bes zwölften Hauſes lebten und wirkten. Wir erfennen darin, neben ber 
Andentung von kriegeriſchen Ereigniffen in Folge des Thronwechfels , tie 
glüdlichen Zeiten einer weifen und frieblichen Regierung, welche fich beei⸗ 
fert ven Lebenden Gutes zu thun, den Göttern zu dienen und ben Todten 
zu huldigen. In benjelben Gegenven, welche heute zu Tage das traurige 
Bild elenver Dörfer und verarmter Bewohner vor den Blicken bes Rei⸗ 
ſenden enthüllen, blühten in alten Tagen Stäbte mit einer arbeitfamen Be- 
völlerung, und lachente Felder, von Wafferlinien burchzogen, breiteten fich 
am Fuße ber Gebirge aus. Da ftanden prächtige Sotteshäufer, in welche 
fih bie fromme Menge brängte, ba bewunderte das Auge auf felfiger 
Höhe die herrlichen Gräberfäle in reichem Farbenſchmuck, welche ter Er- 
innerung ber Verftorbenen geweiht waren, während in tiefem Schacht, 
wohl geborgen und unerreichbar für den neugierigen Blick, die einbalja- 
mirten Leiber ver Todten ruhten. Und was ift von all biefer Größe, 
biefer Pracht und Herrlichkeit übrig geblieben? Wenige Trümmer, bie 
Dank ihrem verborgenen Verſteck oder Dank ihrer gewaltigen Maffe, im 
Derlauf ver Heinen Ewigkeit bis zu ihrem Urfprunge hin, weber die Hant 
des Menfchen noch ter Zahn ver Zeit zu zerftören vermochte. Aber felbjt 
in ihren letzten Trümmern offenbaren biefe Zeugen ber ehrwürdigſten Ver- 


144 


gangenheit die Spuren eines fo erleuchteten und dem Fortſchritt huldigenden 
Zeitalters, daß felbft unfer Jahrhundert ver größten Enttedungen und 
der höchſten geiftigen Errungenichaften erftaunt zu ben Riejen ver VBorwelt 
aufbliden muß. 

Eine nähere Prüfung ver Worte, welche bie in Rebe ſtehende In- 
ichrift Chnumbotep in den Mund legt, giebt zu einzelnen ſehr anziehenden 
Beobachtungen Veranlaſſung, welche gejtatten fich richtige Vorftellungen 
zu bilden über die Art und Weife der öffentlichen Verwaltung des Landes, 
bejonders aber über das Erbrecht, welches tie Hinterlaſſenſchaft der Ver: 
itorbenen vegelte, wobei die Erbſöhne und Erbtöchter ver Land⸗ und Stadt: 
pfleger eine bedeutende Rolle fpielten. ‘Der Adel war im Beſitz gewifler 
Erbrechte fer e8 durch Geburt fei e8 durch die eheliche Verbindung mit 
Erbtöchtern. Diefe Rechte empfingen ihre Geltung durch Beſchluß von 
oben ber, ver König mußte feine Befehle in dieſer Beziehung ergehen 
laffen. Bor allen it e8 die Stellung und Würde der Hag ober Gau 
fürften, welche von hohem Einfluß ift und die man genau verftehen muß, 
um in bem Verlaufe der äguptifchen Gefchichte viele Begebenheiten zu be- 
greifen, welche ganze Königshäuſer ftürzten und ben gewöhnlichen Gang 
ber Gefchäfte und der Verwaltung des Landes unterbrachen. Wir werben 
ipäter Gelegenheit nehmen barauf zurüdzufommen, um an einzelnen Bei: 
ſpielen bie ganz befondere Wichtigkeit diefer Gaufürften und ihre Anſprüche 
auf das Erbrecht darzuthun. 

Eine anvere Beobachtung , welche ſich unwillfürlich dem Xefer ber 
oben angeführten Infchrift aufdrängt, betrifft pie perfönliche Theilnahme 
ver Pharaonen bei ber Feitftellung ver Gaugrenzen und bei ber Verthei⸗ 
(ung tes Waffers zur Zeit der Ueberſchwemmungen. Dieſe Theilnahme 
berubte auf guten Urfachen, denn fie verhinderte einerjeitS unvermeidliche 
Grenzſtreitigkeiten benachbarter Gaufürften und Stadtpfleger, andererſeits 








145 


— — —— 


erleichterte fie die Abfaffung jchriftlicher Verzeichniffe,, welche „im Namen 
Bharao'8* eine genaue Meberficht der alfo begrenzten Ländereien enthielten, 
wonach fich natürlich die auferlegte Steuer richtete. 


Auch eine letzte und dritte Beobachtung, mehr wiffenfchaftlicher Na- 
tur, entzieht fich nicht unferer Aufmerkſamkeit. Diefelbe berührt bie lange 
Reihe ver Feſte des altägpptifchen Kalenvers, welche gegen Ende ver 
Inſchrift aufgeführt erfcheinen. Wir erkennen baraus, daß bereits in fo 
fern liegenten Zeiten der Weltgejchichte vie Gelehrten an ben Ufern tes 
Niles befliffen waren, ven Lauf der Geftirne zu beobachten und die Wieter- 
kehr derfelben mit ben regelmäßig wiederkehrenden Erfcheinungen ver 
bebauten Erde in Verbindung zu fegen. So hatten fie ſchon feft be- 
gründete Vorftellungen über die Form verfchievener Jahreslängen. 

Um dieſe ficherlich fehr anziehenbe Frage beffer zu beurtheifen, fei es 
ung gejtattet, die Ueberſetzung einer gleichfalls kalendariſchen Infchrift an⸗ 
zufchließen,, welche über der Eingangspforte des ‚Gräberfaales Chnum- 
hotep's zu Beni-Haffan in ſchön gefchnittenen Heiligen Zeichen tem Be⸗ 
juchenven entgegenwintt. Die Reihe der in terjelben aufgeführten foge- 
nannten Tobtenfefte Haben wir in einer mehr überfichtlichen Weife georbnet, 
um das Verſtändniß derfelben zu erleichtern. Die hier und da beigefügten 
Monatstage rühren von andern Denkmälern ber, welche bie betreffenven 
Feſte dadurch genauer beftimmt haben. 


Jahres» Seite: 
1. Feſt bes Neujahrs, 
2. Feſt des großen Jahres, 
3. Feſt des Heinen Jahres. 


Monats-Feite: 
1. Feſt tes großen Brandes (Anfang Mechir), 
2. Seit des Heinen Brantes (Anfang Bhamenoth). 
Btugſch, Geſchichte Aegypiens. 10 


146 


Tag-⸗Feſte: 

1. Feſt am 1, 2, 4, 5, 8, 15, 17, 29 und 30 eines jeden 

Meonates, 

2. Feſt an ven fünf Schalttagen des Jahres. 
Beſondere Feſte: 
. Feſt des Sothis⸗ (ober Sirius⸗) Aufganges, 
.Feſt genannt Uak (d. 17—18 Thot), 
. Feſt des Thot (am 19. Thot), 
. Feſt der Schifffahrt, 
. Feſt des Anfangs der Ueberſchwemmung, 
. Feſt des Schiffes Tebet, 
. Das große Freudenfeſt, 
. Das gute Feſt auf dem Berge, 

9. Das fogenannte Aſcha⸗Feſt. 

Eine Vergleichung dieſer Feſte mit dem Verzeichniß der Feiertage, 
von welchen die lange Inſchrift oben Kunde giebt, läßt erkennen, daß die 
letztere, obſchon im Ganzen weniger ausführlich, dennoch drei Feſttage 
mehr enthält, nämlich das Feſt des Jahresanfanges, das Feſt des Jahres⸗ 
ſchluſſes und das ſogenannte Schetat⸗Feſt. 

So trocken an ſich der Gegenſtand immerhin ſein mag, ſo gewährt 
es doch eine eigenthümliche Befriedigung, aus dieſen Angaben des älteſten 
äghptifchen Kalenders bie Ueberzeugung zu gewinnen, daß bereits fünf 
und zwanzig Jahrhunderte vor unferer Zeitrechnung vier verfchiebene For: 
men bes Jahres gelfannt waren. Man wird fich kaum täufchen, wenn 
man vorausfett, daß das Neujahr fich auf ten Beginn des fogenannten 
Wandeljahres, bie Feier des Jahresanfanges dagegen fich auf das feite 
Jahr beziehe. Dann bliebe übrig für das Heine Jahr die Annahme des 
Mondjahres, für das große Jahr entweder der jogenannte Hundsftern- 
Zirkel oder, was viel wahrfcheinlicher, ein Mondjahr mit eingefchalteten 


oo 125 an m on - 





147 


Tagen. Es muß weiteren gelehrten Unterfuchungen überlaflen bleiben, in 
welcher Weile dieſe vier Jahresformen zu erklären find und welche Verbin- 
bung fie unter fich felber haben. 

Die reichen Malereien, mit welchen ſämmtliche Wandflächen des 
Gräberfanles unferes Chnumhotep bebedt find, haben einen unſchätzbaren 
Werth für die Kenntniß ver Künfte und Gewerbe, fowie des öffentlichen 
und häuslichen Lebens ver Aegypter biefer Zeit, ganz abgefehen von ben 
heiligen Dingen, mit denen fich, wenn auch vereinzelt, die Malereien und 
Infchriften befchäftigen. Unter ven zahllofen Abbildungen, mit welchen 
der Opferfaal ausgeſchmückt ift, verbient am meiften Beachtung und Wür- 
digung jene gefchichtlich fo anziehende Darftellung des Einzugs eines frem- 
den Stammes in Aegypten. Kine ſemitiſche Familie, welche dem großen 
Bolfe der Amu angehörte, verließ in den Zeiten, als der zweite Ufurtafen 
in Aegypten als König berrichte, das eigene Vaterland, um nach ben 
gelegneten Ufern des Niles die Wanderung anzutreten. Sieben und 
breißig Köpfe zählen die Einwanderer, aus Männern, Weibern und Rin- 
bern beftehend, welche ber Perſon unſeres Chnumhotep vorgeftellt werben, 
um ihm ihre Hochachtung nach ihrer Weife zu bezeugen und, wie e8 ben 
Anfchein Hat, um gnädige Aufnahme auf dem Gebiete feines Gaubezirfes 
zu bitten. „Der lönigliche Schreiber Noferhotep,“ ein Beamter im Dienfte 
Chnumhotep's reicht feinem Herrn ein befchriebenes Papprusblatt tar, 
folgenden Inhaltes: „Im Jahre ſechs unter der Regierung Ufurtafen’s II. 
„Abgeftattet wird Nechenfchaft wegen der Amu, welche dem Fürftenfohne 
„Shnumbotep, als er noch lebte, brachten die Augenſchminke Maftemut 
„aus dem Rande Pitſchu. Ihre Zahl beläuft fich auf fleben und breißig.“ 
Dem eben genannten Schreiber folgt ein zweiter Beamter, ägyptiſcher 
Herkunft, ten eine kurze Infchrift bezeichnet als „ben Vogt jener, mit Na- 
„men Chiti.“ Ohne Zweifel war Chiti beim Eintreffen der femitifchen 
Anlömmlinge auf dem Gaugebiete Chnumhotep's mit vem Befehle be- 

10* 


148 


traut worden, für bie fremden Sorge zu tragen. Hinter ihm erjcheint 
als am würbigften Blake ftehend, das Haupt des fremben Stammes, ober 
wie ihn bie Infchrift oberhalb ter bezüglichen Darftellung bezeichnet: „ver 
„Bag (Fürft, Häuptling) des Landes Abeſcha.“ Der Name ift von ächt 
femitifcher Färbung und erinnert unwillkürlich an Abifchai, ven Schweiter- 
ſohn König Davids, welcher fich durch feine Geſchicklichkeit als Feldherr 
feinem Ontel befonvers empfohlen hatte. Unſer Abeicha nähert fich voller 
Hochachtung der Berfon des Chnumhotep, welchen der gleichnamige „ältefte 
„Sohn, den Gott gefchaffen bat“ begleitet und bietet ihm gleichjam als 
„Bachſchiſch“ oder Geſchenk einen prächtigen Steinbocd dar von ter Gat- 
tung jener Thiere, welche noch gegenwärtig auf ben Felfen ber Sinai: 
Halbinfel angetroffen werden. Bärtige Männer, mit Speeren, Bogen 
und Keulen bewaffnet, Frauen in bunter Tracht der Amu fammt ihren 
Kindern, und Eſel, welche mit vem Hab und Gut der Einwanderer bela⸗ 
ben find, erfcheinen der Reihe nach hinter ihrem Häuptling, das neugierige 
Auge auf den vornehmen ägyptiſchen Herrn Chnumhotep gerichtet, wäh- 
rend ein Mitglied ver Heinen Schaar mit dem Schlagholz feiner Leier ur- 
alter Geftalt ver Töne Wohlllang zu entloden feheint. Die friedliche 
Handlung wirb mit den furzen Worten erläutert: „das ift die Ankunft, 
„um zu bringen die Augenſchminke Masmut, welche ihm 37 Amu bringen.“ 

Die genannte Schminke war ein vielbegehrter Handelsgegenſtand in 
Aegypten. Dean fürbte die Augenbrauen und die Augenränber mit ſchwar⸗ 
zer Schminke und malte auf dem Gejichtstheile unterhalb der beiden Augen 
als feltiames Verfchönerungsmittel einen grünen Strich. Geliefert wurte 
bie Schminke von den Arabern over ven Schafu, welche das Land Pitſchu 
(eine befondere Benennung im ägyptiſchen Munde an Stelle des wohl 
befannteren Midian) bewohnten und mit ihren belabenen Thieren vom 
Morgen ber auf ven Straßen der Wüfte nach Aegypten zogen, um Hantel 
und Wandel mit ven Bewohnern des Nil⸗Thales zu treiben. Inſofern 





149 


kann die merfwürdige Darftellung von Beni⸗Haſſan als eine Erläuterung 
zur Geichichte der Einwanderung ter Söhne Jakob's in Aegypten vienen, 
nur hüte man fich dem feltfamen Irrtum anheimzufallen, in biefer Dar: 
ttellung eine unmittelbare Beziehung zu dem Bericht der Heiligen Schrift 
entveden zu wollen. 

Wir können die Geſchichten aus den Zeiten bes zweiten Ufurtafen 
nicht beenden , ohne nicht noch einmal auf die lange Injchrift von Beni⸗ 
Haſſan zurückzukommen, welche uns das Leben und Wirken Chnumbotep’s 
und feiner Söhne ſchildert, im fteten Zufammenbang mit den Königen 
des Landes, welche ihre Theilnahme für die Familie zu verfchievenen Ma⸗ 
len durch Verleihung von Würden und Ehren befundeten. Nachdem in 
dem bereits überjeßten Stüde der Inſchrift Chnumhotep auf fich und feine 
eigene Gefchichte Nückficht genommen hatte, wird nunmehr in ben folgen- 
ven Zeilen die Aufmerkſamkeit des Leſers auf die ven Nachlommen bewil« 
ligten Auszeichnungen gerichtet. Chnumhotep giebt davon den nachſtehen⸗ 
ten Bericht : 

121. „Und eine andere Auszeichnung warb mir zu Theil. 

122. „Semacht ward mein ältefter Sohn Necht, ein Kind 

123. „ver Cheti, zum Lanppfleger des Gaues von Kynopolis, 

124. „wegen bes Erbes des Vaters feiner Mutter. 

125. „Dadurch war er geworden zu einem von des Königs Freunden. 
126. „Er warb gemacht zum Landpfleger der Gegend 

127. „des Mittags. Er wurde gethan in die Zahl 

128. „ver edlen Herren burch die Heiligkeit des 

129. „Königs 

130—131. „Ufurtafen I. Er (ver König) hinterließ 

132. „fein Gedächtniß im Gau von Kynopolis, indem er wieberberftellte 
133. „was er gefunden hatte zerftört. In Beſitz nehmend 

134, „eine Stabt nach ber antern, ließ er bejtimmen 


150 


135. „jeine Grenzmark, um feftzufegen tie Schägung 

136, „nach dem Einfommen, 

137. „aufftellend eine Grenzfäule an 

138. „feiner Mittagsmark, und herrichtend die nördliche, 

139. „gemäß ver Himmelsgegend. Und er fette feſt die Fläche 
140. „ver unbebauten Selber, umfafjend 

141. „bis an fünfzehn Markſteine, und er fette feft vie Fläche 
142. „feiner Aeder, im Norden war feine Grenze 

143. „am Gau von Oxyrhynchus. Er ließ fich ausbreiten 
144. „ven großen Strom auf feinem Gebiete. 

145. „Sein weftlichfter Ort begann beim Gau von Kynopolis , fich au 

„dehnend bie 
146. „zu den Landſchaften des Weſtens.“ 

Ungeachtet mancher Schwierigkeiten , die von ber uralten Sprache 
unzertrennlich find, iſt dennoch fo viel einleuchtend, daß Necht, der Sohn 
bes Chnumbotep, zum Gaufürft vom Kynopolites ernannt warb (fein Ge: 
biet lag demnach im Norven vom Gau Mah) und daß ihm gleichzeitig das 
hohe Amt eines Landpflegers tes „Mittaglandes“ übertragen warb, we: 
durch dem Anfcheine nach mehrere Gaubezirke im Süden von Oxyrhynchites 
bezeichnet wurden. 

Cha-kau⸗-⸗ra Uſurtaſen II. 
hieß des vorigen Königs Nachfolger. Sein Name hatte guten Klang zu 
den Zeiten der Blüthe des ägyptiſchen Reiches, da er durch Stärke und 
Weisheit ſich vor allen übrigen Königen auszeichnete. Sein Ruhm 
hat ihn lange überlebt. Die Aegypter ſelber glaubten ihn am beſten zu 
ehren, indem fie den großen König Uſurtaſen III gradezu als einen Gott 
betrachteten, dem fie Tempel bauten und Opferſpenden tarbrachten. 

Seine friegerifchen Thaten begannen mit Felbzügen, welche gegen 
bas unglüdliche Mohrenland von Kufch gerichtet waren, da ihm taran 





151 


gelegen war, ein für allemal ven ränberifchen Einfällen ver dunkelfarbigen 
Bevölkerung jener Landſchaften ein unüberfteigbares Hemmniß in den Weg 
zulegen. Alle feine Vorgänger hatten ihre Züge verhältnißmäßig weit 
ſüdwärts ausgebehnt, einzelne waren bis zum zweiten Wafferfalle gelangt, 
bennoch aber hatte die wolle Unterwerfung ber Infaffen jener Gegenven 
noch fange nicht ihren Abſchluß erreicht. 

Die Infchrift eines Steines, welcher auf ber Infel Elephantine von 
einem englifchen Reiſenden entdeckt ward, beginnend mit dem „Sahre 8, 
Monat Epiphi“ unferes britten Ufurtafen, „ves Freundes der Göttin Sati 
von Elephantine,“ erwähnt ausbrüdlich dieſen Zeitpunkt, an welchem „ver 
König auszog, um das elende Land von Kafch zu ſchlagen.“ Auf einer 
andern, aus Abydus herrührenden Infchrift wird eines ähnlichen Striegs- 
zuges bes Königs gegen „das elende Kafch“ unter der Zeitangabe bes 
neunzehnten Jahres der Regierung des Königs gedacht. Von biefen bei- 
ben Zügen findet ber erfte feine Beftätigung durch bie Infchrift eines 
Dentfteines, welcher in der Nähe von Wadi⸗Halfa aufgefunden warb. 
Dort nämlich, unterhalb des zweiten Wafferfalles, ließ König Ufurtafen 
auf der Höhe Heiligthümer anlegen und Veſten bauen, welche bie beiven 
Seiten des Fluffes beherrichten. Ihre Trümmer find noch heute vorban- 
den ; e8 find bie Feftungen von Semne und Kumme, fo lauten ihre Namen 
im Munde ter heutigen Anwohner. Der Urfprung beider Bezeichnungen 
geht aber weit über unjere Zeit hinaus, da fich diefelben Namen: Samina 
und Summu, in griechifchen Buchſtaben vorchriftlicher Zeit niebergefchrie- 
ben, auf ven Wänden bes Tempels von Semne vorfinden. Zwei mächtige 
Steinfänlen, mit langen Inschriften bedeckt, dienten ehemals als Grenz- 
marbeichen zwifchen dem ägyhptiſchen Neichögebiete und dem Negerlande 
Seh. Beide wurden bier auf ben Gebiete der eben genannten Feſtungen 
unter der Regierung und auf ven Befehl Könige Ufurtafen III als ficht- 


152 


bare Warnung für bie tunfelfarbigen Stämme ver fogenannten nubifchen 
Landſchaft aufgeftelit. 

Die Infchrift, welche auf dem älteren Steine gelefen wird, beginnt 
mit ben kurzen und doch beredten Worten: „Hier ift vie Sübgrenze, welche 
„Feftgefegt worten ift im achten Jahre unter der Regierung bes Könige 
„Uſurtaſen ILL, tes immertar Lebenſpendenden, auf daß e8 feinem Neger 
„geftattet jet, jelbige zu überichreiten, mit Ausnahme ter Schiffe, welche 
„beladen find mit Rinvern, Ziegen und Eſeln von Negern, und mit Aus 
„Ihluß ter Neger, welche fommen um Tauſchhandel zu treiben im Lande 
„von Aken. Diefen foll im Gegentheil alles Gute zu Theil werben. 
„Sonft aber foll es feinem Schiffe von Negern geftattet fein, das Land 
„Heh auf feiner Fahrt zu berühren, nimmermehr!“ 

Ohne Zweifel ift Aken der alte Name ver Gegend Nubiens, welche 
Plinius (VI, 184) in feiner Aufzählung ter von den Spähern Nero's 
ausgekundſchafteten Städte Aethiopiens unter ver Bezeichnung Acina auf- 
führt, intem er ihrer unmittelbar nach der wohlbelannten DBergvefte 
Primi (heute zu Tage Dasr Ibrim) Erwähnung thut und ihr eine Ent: 
fernung von 310,000 römifchen Schritten von Syene aus giebt. Die 
Lage des Ortes jtimmt genau mit ten Bedingungen zufammen, welche 
fich nothwenbigerweife an das Aken orer Akin aus ben Zeiten des brit- 
ten Ujurtafen in ver Nähe des zweiten Waflerfalles knüpfen. 

Die Bekämpfung und fchließliche Unterwerfung ver Landſchaften des 
unteren Mobrenlandes Kuſch oder Kaſch, tenn fo bezeichnen die Infchrif- 
ten tes zwölften Königshauſes austrüdlich ven Schauplat der Friegerifchen 
Thätigfeit ver Aegypter dieſer Zeit, ging nicht ohne Grauſamkeit vor fich 
und bie Schilderungen, welche auf der fteinernen Siegesjäule vom Jahre 
ſechszehn König Ufurtafen III von der Art feiner Kriegsführung gegen die 
Neger giebt, erinnern an bie berüchtigften Razzia aus der neueften Ge: 
ſchichte der Kämpfe in Afrika. Der König, welcher in das Innere bes 


153 


Kunbes, zwifchen vem Nile und vem rother Meere, gezogen war, bemäch- 
tigte fich der Weiber, fing bie Xeute ab, welche zu ihren Brunnen gezogen 
waren, trieb bie Viehheerven fort und legte Feuer an die Ernte. 

Eine fo hartnädig fortgefettte Verfolgung ber ſtets bebrängten Bes 
wohner Nubiens feitens ver Pharaonen mußte dieſelben fehließlich ein: 
ſchüchtern und fie veranlaſſen, ſich der ägyptiſchen Oberhoheit und dem 
aͤgyptiſchen Schuge zu unterwerfen und ven unvermeitlichen Verluſt ber 
Freiheit und Selbſtſtändigkeit zu ertragen. Ufurtafen hatte feinen Zweck 
erreicht, denn von Syene an bis jenfeits des zweiten Wafferfalles war 
das Nilthal und die Gegend zu beiden Seiten bes Fluffes ägyptiſches 
Reichsland geworben, und bie Götter der Pharaonen zogen ein in bie neu 
gegründeten Heiligthümer des eben gewonnenen Gebietes. 

As Eroberer deſſelben mußte ſelbſtredend Ufurtafen ſowohl bei feinen 
Zeitgenoffen als wie bei den fpäteren Gefchlechtern in ganz befonberem 
Anſehn ftehen und es erklärt fich vollfommen, wenn ihm vie dankbare 
Nachwelt die Ehren eines Nubien beichügenvden Gottes zu Theil werben 
ließ. Mehr als fünfzehn Jahrhunderte nach den Ereignifjen, welche fich 
unter Ufurtafen ILL auf dem Boden der nubifchen Erbe abgejpielt hatten, 
(ieß ver große Thutmes III, der eigentliche Alexander der äghptifchen Ge— 
ſchichte, feinem Vorfahren an der Stelle, wo berjelbe die Feſtung von 
Semne errichtet hatte, einen Tempel erbauen, welcher dem Gedächtniß tes 
göttlichen Königs Ufurtafen IIL, neben ver neugefchaffenen Landesgottheit 
des Totun, einer befonteren Geſtaltung bes wibberlöpfigen Chnum 
von Elephantine, für alle Zeiten geweiht ward. ‘Die Aegyypter ver Altzeit, 
welche ven Ort befuchten, verfehlten nicht dem Könige wie dem Gotte 
ihre Ehrfurcht zu bezeugen und das Anvenfen an ihren Beſuch in feier: 
lichen Weihinfchriften zu Hinterlaffen. So lieft man, um ein Beifpiel 
anzuführen, in Senme folgende Injchrift: „Oh! ihr Fürften, vie ihr 
„euch nahet dieſem Gedenkſteine, bie ihr liebet und preifend anruft bie 


154 


„Sötter eures Landes, die ihr im Begriff fteht, eure Wohnftätte wieber 
„zu erreichen, ſaget her euer Gebet vor dem nubifchen Gott Totun ... 
„und vor bem verftorbenen König Ufurtafen III, auf daß fie bewilligen 
„mögen bie üblichen Todtenopfer zum Gedächtniß des und des.“ 

Derjelbe König Thutmes III Hatte e8 nicht unterlaffen, den genann- 
ten Göttern, dem Totun wie dem Ufurtafen, und im Anjchluß dem vorher 
erwähnten Gotte Chnum ftändige Altäre zu bauen und Opfer zu grünben, 
welche an ven Gebenktagen und zu ven Zeiten ver Hauptfefte des ägypti⸗ 
ichen Kalenders von ven Prieftern des HeiligthHumes von Semne barge: 
bracht. werden mußten. Im diefer Weife, um mich des ägyptiſchen Aus: 
drucks zu bebienen, ließ Thutmes III das Andenken feines ruhmreichen 
Vorfahren wieberaufleben, „ihn zum zweiten Dale geboren werben.“ 

Die Weihinfchrift, welche ver altägyptifche Alexander zur Verewigung 
biefer Thatjache aufftellen ließ, jagt parüber folgendes aus: 

„In Sabre 2, am 7. Tage des Monates Paoni, unter ber Regie⸗ 
„rung Seiner Deiligfeit des Königs Thutmes III, des Freundes bes nu- 
„biſchen Gottes Totun, hat Seine Heiligkeit ter König alfo geredet zu dem 
„Königsſohne und Lanppfleger der Mittagsgegenten Nabi: Du follft ein- 
„graben laſſen in Stein bie Opfer, welche gefpenvet werten follen bem 
„König Ufurtafen . . . in dem Tempel feines Vaters Totun. Ein banl: 
„barer Sohn hat alfo feine Huldigungen bewiejen feinen Vorfahren, welche 
„ihn erzeugt haben.“ 

Nach mehreren Worten, beren verftümmelter Zuftand bie fortlaufende 
Uebertragung leider unterbricht, fährt Die Infchrift wie folgt weiter fort: 

„Am Feſte des Beginnens ber (erften) Iahreszeit: 15 Scheffel 
„Durra feinem Vater Totun und 645 Scheffel und 20 Meten Dura... 
„Seinem Vater) Chnum. 

„Am Feſte des Beginnens der [zweiten] Sahreszeit: 50 Scheffel 








155 


‚Durra für Totun und 425 Echeffel 20 Metzen Durra jährlich feinem 
‚Vater Chnum. 

„Ein Stier am Neujahrsfefte für feinen Vater Totun 

„Ein Stier.... 

„Ein Stier an dem Jahresfeſte der Iinterwerfung ver Annu (Berg⸗ 
„völfer Nubiens), welche Statt fand am 21. PBharmuthi, für Zotun. 

„Am Feſte bes Beginnend der (britten) Iahreszeit: 50 Scheffel 
‚Durra für Zotun, 204 Scheffel 15 Metzen Durra, jährlich, für Chnum 
„wegen der Unterwerfung ber nubifchen Bergpvölker. 

„Acht Bekleidungsſtücke von Byffusftoff. 

„An dem Feſte, welches Statt hat im Monat Bachons, ein Stier 
„für feinen Bater Chnum und 26 Scheffel Durra, jährlich, für vie Kö⸗ 
„nigin ..... 26 Scheffel, jährlich, für die Königin Merſecher wegen 
„der Züchtigung der Völker, und 134 Scheffel und 10 Meten, jährlich, 
für ben König Ufurtafen III.“ 

Groß ift die Zahl der Denkmäler und Infchriften, welche ver Erinne- 
rung des Königs Ufnrtafen ILI geweiht find oder von Beamten herrühren, 
welche unter feiner Regierung lebten und im Dienfte des Königs für vie 
Anlage öffentlicher Werte over heiliger Bauten ihre Kenntniffe und ihre 
Thätigkeit zur Geltung brachten. Die Baumittel lieferten, wie gewöhn- 
lich, die ergiebigen und unerfchöpflichen Steinbrüche von Hammamat, zu 
benen bie Meifter von Bach, in Begleitung von Zaufenden, binaufftiegen, 
um bie Steine von der Felswand zu Löfen. Bewegtes Leben herrfchte 
alsdann in dem jogenannten Thale von Rohan, deſſen Infchriften bis auf 
ben heutigen Tag die Erinnerung an bie alten Beſucher und an bie Ver: 
ehrung bes großen Berggottes Chem Pan von Eoptus treu bewahrt haben. 
Bir führen eine Felfentafel vom 14. Regierungsjahre ves Königs an, um 
auch aus dieſen Zeitläufen der ägyptiſchen Gefchichte ein Beifpiel derartiger 
Gedächtnißinſchriften dem Lefer vorzulegen. 





156 


„Im Sabre 14, am 18. Tage des Monates Choiahk, unter ver Re 
„gierung des Königs Ufurtafen III, des immerdar Lebenden, des Freun⸗ 
„des des Gottes Chem-Hor von der Stadt Coptus, gab Seine Heiligkeit 
„ven Befehl des Aufbruchs zur Gegend von Rohan, um ein Denfmal 
„auszuführen, welches geweiht war von Seiner Heiligfeit vem Gotte Har- 
„Ichef, dem Gebieter ter Stabt Herafleopolis Magna’. Wie fonft aud 
bei berartigen Gelegenheiten verfehlt ber mit dem Werte beauftragte 
Beamte nicht, fein befonveres Verdienſt leuchten zu laflen und fich ver 
Nachwelt durch höchftes Eigenlob angelegentlichit zu empfehlen. 


Ra⸗n-maat Amenembat II 


lauten die Namen des nachfolgenden Königs, deſſen Erinnerung weniger 
ber Ruhm glücklich geführter Kriege, als vielmehr Segen bringende Werte 
bes Friedens mehr als zwanzig Jahrhunderte lang erhalten hatten. Denn 
er ift ver Gründer jenes fo wunderbaren Moeris⸗See's, von beffen Größe 
und Nuten die Alten nicht genug erzählen Tonnten, jo voll des Lobes wa- 
ren fie über vie Anlage und über ven Urheber des fünftlichen „Meeres.“ 
Der Wohlftand Aegyptens beruhte in alter Zeit und beruht noch in 
unferen heutigen Tagen auf der Fruchtbarkeit des Bodens, bedingt durch 
die regelmäßig wiederkehrenden Ueberſchwemmungen bes Nilftromes. Hal- 
ten diefelben das vechte Maaß inne, fo fpenven fie dem Boden reichen 
Segen. Weberfteigen fie die Höhe, welche nothwendig ift, um bem Lande 
bie hinreichende Waſſermaſſe zuzuführen, fo wirken ſie verberblich und zer 
jtöxen bie Hoffnungen des Landmannes. Bleibt im Gegentheil das ftei- 
gende Waffer unter dem erforderlichen Maaße ftehen, fo ift Mißwachs 
und Hungersnoth die natürliche Folge des Waffermangeld. Zu allen 
Zeiten war daher bie Sorge der Bewohner auf ten Stand des Niles zur 
Zeit der Schwelle gerichtet, um Weg und Mittel zu finden, bie vorhan⸗ 
bene Waffermenge je nach der augenblidlichen Höhe abzuleiten ober den 








157 


seltern zuzuführen. Dämme und Schleufen, Kanäle und Wafferbeden 
leifteten hierbei bie eriprießlichiten Dienfte. 

Wie in unjern vorgejchrittenen Zeiten auf dem Wege tes Drathes 
von Khartum aus das beginnende und zunehmende Steigen des Niles 
nach Kairo gemelbet wird, um bie Negierung rechtzeitig in bie Rage zu 
jegen, bie fommenven Waſſer im voraus abzufchäten und bie nötbigen 
Sorbereitungen für bie bevorftehende Ueberſchwemmung zu treffen; fo 
diente in ben Tagen Königs Amenemhat und feiner Nachfolger ver ſüd⸗ 
lichfte Punkt des Reiches, die neu gegründete Feftung von Semne als 
Beobachtungspunkt für bie eintretenbe und fteigende Schwelle. Von hier 
aus ging Botſchaft dem tiefer liegenden Gegenden zu. Auf den Feljen 
bon Semne und Kumme warb zugleich der höchite Stand der Fluth zur 
Vergleihung angemerkt und ber Nilftrich mit einer entjprechenden In- 
ſchrift verſehen. So lieft man an einer Stelle am Felfen: „Höhe tes 
„Niles im Iahre 14 unter der Regierung Seiner Heiligkeit des Königs 
„Amenembat III, des immerdar Lebenden.“ Im einzelnen Beiſpielen wird 
mit bem Könige zugleich ver Name und tie Würde ber Beamten erwähnt, 
weldye vor tem Eintritt der großen Waffer das allmählige Steigen bes 
Fluſſes zu prüfen und vie nöthigen Maaßregeln zu ergreifen hatten. Die 
große Zahl von Beobachtungen diefer Art, welche Lepfius an Ort und 
Stelle entdeckt und zuerft zuſammengeſtellt hat, geftattet uns vie fehr auf- 
fallende Thatfache anzumerken, daß in ven Zeiten bes zwölften Königs⸗ 
hauſes d. h. brei und vierzig Sahrhunderte vor unferen Tagen die höchfte 
Fluth 8,17 Stäbe über dem höchften Punkte ver heutigen Schwelle ftand, 
und daß bie mittlere Nilhöhe vie gegenwärtige um fieben Stäbe überfchritt, 
als Amenemhat der dritte in Aegypten König und Herr war. 

Die befondere Aufmerkſamkeit, welche diefer König fo augenfcheinlich 
der Beobachtung der Nilfchwelle widmete, wird am beutlichften bewiefen 
durch feine Anlage bes Riefenbedens , welches in ver heutigen Yandichaft 


158 


bes Fajum von Menfchenhänden ausgeböhlt wırrde, um zur Aufnahme und 
Aufbewahrung ber überfchüffigen Waffer der Ueberſchwemmung zu dienen. 
Durch künftliche Dämme nach allen Seiten geſchützt, ftand ver fifchreiche 
See durch einen Wafjergraben mit dem Fluffe in Verbindung und Schleu- 
fen geftatteten das Einfließen ober tie vollftändige Abfperrung ber Ge 
wäffer. Die Alten gaben dem Beden ven Namen des Moeris⸗See's, 
weil, wie fie anführen, aljo ber Erbauer befjelben hieß, ein alter König 
Moeris. Den letteren müffen wir indeß zu ven Mährchen und Erfintun- 
gen werfen, mit welchem ber griechifche Geift die todte Welt des unver: 
jtandenen ägyptifchen Alterthumes zu befeben fuchte, denn es ift erwieſen, 
baß bie einheimische Bezeichnung für ein folches Beden, meri, ober 
Mi⸗ uer ven Grund zur Schöpfung eines Sagenkönigs Moeris abgab. 
Auch die arabiich-koptifche Benennung der Landfchaft, in welcher ber 
fünftliche See gelegen war, das fogenannte Sajum, erklärt fich ohne 
Schwierigfeit durch den älteren Namen Phajum d. h. „da® Seeland.” 
Lange Zeit war man im Zweifel über die Rage des Sees, deſſen Rage 
und Umfang jo gut wie verwilcht ſchien. Man ſuchte ihn wieder zu er: 
fennen in dem weftlich gelegenen natürlichen großen See, dem Birket⸗ 
el⸗qerun ber Araber, bis e8 endlich den Nachforſchungen Linant⸗Bey's 
gelang , bie unverfennbaren Spuren des Tünftlichen Moeris-Sees wieber 
zu entdeden. In Folge diefer Unterjuchungen ftellte es fich heraus, daß 
er in dem ſüdöſtlichen Theile des Fajum gegraben worden war , wofelbft 
bie Sentungen bes Bodens und die Trümmer ehemaliger Dämme feine 
einftige Yage genau bezeichnen. War die Höhe der Nilfchwelle eingetreten, 
jo öffnete man die Schleufen des Grabens und die Waſſer des Stromes 
ftürzten fich in den See. Waren die Fluthen gefallen bis gegen ben nie: 
brigften Stand hin, fo wurden die Schleufen geöffnet und ver See über: 
ſchwemmte mit feiner Waffermenge die Gebiete der benachbarten Gegent. 
Derjelbe König ließ in ver Nähe ver Wafferleitung zum Moeris-Ser 








159 


jenes bem Alterthume als Prachtbau bekannte Labyrinth aufführen, fowie 
fein eigenes Grabdenkmal ver Byramide in nicht großer Entfernung von 
bemfelben. Der in ver ägyptiſchen Denkmälerſprache ganz und gar ver- 
ſchollene Wunberbau des Labyrinthes beftand nach der Schilderung Hero- 
bot 8 aus breitaufend Sälen und Gemächern, deren eine Hälfte über ver 
Erbe, die andere unter ver Erbe befindlich war, mit zwölf bedeckten Höfen, 
deren Eingänge einander gegenüber lagen. Nach Strabo war das Laby- 
rinth, gleichſam das große Neich im Kleinen, aus ebenfoviel Königewoh- 
nungen zuſammengeſetzt, als es Gaubezirke gab, nämlich fieben und 
zwanzig. Die Befchreibung ber ganzen Anlage, bei welcher Strabo bie 
ungeheure Maffe ver Steinblöde hervorhebt, läßt das Ganze als ein er- 
jtaunenswerthes Werk erfcheinen, von welchem, um e8 gleich hinzuzufügen, 
beute zu Tage nichts als winzige Trümmerhaufen übrig geblieben find. 
Steinbroden mit ven Spuren ver Namen bes dritten Amenembat und fei- 
ner Nachfolgerin, ver Königin Sebeknofru, bedeckt, das ift alles was fich 
in der Nähe ver Pyramide von Ellahun als letter Scheivegruß des einft 
bochberühmten ägyptiſchen Labyrinthes an die fpätefte Nachwelt er- 
haften bat. 

Die Landfchaft des Fajum, welche von den Zeiten bes erwähnten 
Königs an, durch die Anweſenheit des Diveris-See eine ganz befontere 
Bedeutung im ſtaatswirthſchaftlichen Sinne erlangte, hat inteifen nicht 
das Glück gehabt, in den Infchriften der ‘Denkmäler in bevorzugter Weife 
genannt zu werben. Der Grund liegt einfach darin, daß man biefelbe 
fammt ihren Bewohnern ale Ofiris-feinblich verabjcheute. Im Fajum näm⸗ 
lich ftand der Gott Sebek und fein heiliges Thier, das Krokodil, in hohen 
Ehren, in beiden aber erfannten die frommen Dfirisbiener den geheimniß- 
vollen Ausdruck des Gottes Set, des ägyptiſchen Satan, verborgen liegend. 
Es erklärt fich fomit zur Genüge, daß in den Liften der Gaulandſchaften 
bes oberen Landes ver Bezirk des Fajum als Dfirissfeindlich ganz und gar 


160 


geftrichen ward. Was fomit die Denkmäler mit ewigem Stilljchweigen 
bevedt zu haben fchienen , hat aber dennoch durch die nenefte Auffindung 
eines gebrechlichen Papyrus (gegenwärtig im Beſitz des ägyptiſchen Mu— 
ſeum zu Bulag) feine theilweife Aufklärung gefunden, denn ver Inhalt der 
genannten Urkunde gewährt uns einen Einblid in manche wiſſenswerthe 
Einzelnheiten, die mit tem See und den Bauten und Anlagen in feiner 
Nähe in unmittelbarfter Beziehung ftehen. Um von vorn herein auf bie 
Hauptjache überzugehen , fo fei bemerkt, daß ver Papyrus uns im Bilde 
ben langgeftredten Moerisſee darftellt ſammt feinem Berbindungsgraben. 
Rings um das Beden hat der unbelannte Zeichner eine Zahl von Städten 
und Heiligthümern wiederzugeben gefucht in Begleitung hieroglyphiſcher 
DBeifchriften, welche für das Verftänpniß der Anlage und für die Kenntniß 
ber verſchiedenen Dertlichleiten und ihrer Götterdienſte von nicht zu unter: 
ſchätzender Wichtigleit find. Mit Hülfe diefer Angaben find wir in ben 
Stand geſetzt, zunächit über bie verſchiedenen Namen des Sees bie nöthige 
Klarheit zu gewinnen. Derſelbe heißt darin bald Sche d. h. „Beden“ 
oder „See,“ bald Sche-ur „das große Seebeden“, bald entlih Mi— 
ser (Moeris!) „der große See“. Nach der allgemeinften Bezeichnung 
Sche erhielt die Landfchaft die Benennung Ta⸗ſche „das Seeland,“ 
wovon das arabifch-foptifche Fajum eine genaue Uebertragung varftellt. 
Eine andere Benennung für venjelben See mit Einfchluß bes Grabens ift 
außerdem Hunt „das Waſſerwehr,“ ein fonft auch üblicher Ausprud, 
welcher in ven Gauliſten auf bie großen Sammelbeden im Öinterlanve 
eines jeden Bezirkes angewendet ward. Die Stelle, bei welcher ver Gra- 
ben vom Nile ausgehend in das Thalgebiet des großen Gebirgstefjels des 
Tajumes eintrat, bieß Ape-taſch d. b. „vie Schlucht des Seelanves.“ 
Hier befand fich „die Deffnung (der Schleufe) des Grabens,“ ver Ra: 
bunt over La-hunt, aus welchem Worte ficherlich der heutige Name 
des Ortes Ellahun (mit vem arabifchen Artikel ef vor Lahunt) in ter 











161 


Nähe ter angegebenen Stelle entſtanden ift. Daſſelbe Wort birgt fich 
opne allen Zweifel in dem Namen des Yabyrinthes nach der griechiichen 
Ueberlieferung, der im Munde ver Aegypter Rapesro-hunt over Lape⸗ro⸗ 
bunt d. h. „das Heiligthum (bei) ver Schleufe des Grabens“ gelautet haben 
mußte. 

Bom Graben aus in grader Richtung weitwärts gelangte man zur 
Hauptftadt des alten Seelandes, in welcher die Könige des zwölften Hau- 
ſes mit regem Eifer tem Gotte Sebef, mit dem Kopfe des Krokodiles, und 
jeiner ganzen Götterfippe (Amonao, Herichef, Sokar, Hor u. a.) Heilig. 
thümer gegrüntet und fteinerne Spitfänlen aufgeftellt Hatten. In ver Nähe 
des heutigen Hauptortes tes Fajum, der fogenannten Medinet⸗el⸗Fajum 
oter „Dauptftabt des Fajum“ gelegen, führte fie in alten Zeiten die Na- 
men Schat (mit unbeſtimmter Bedeutung, Abfchnitt, Ausftih, Brunnen, 
Graben?) over Pisfebel d. i. „vie Wohnung des Sebek,“ woraus in ent⸗ 
Iprechenter Auffalfung die Griechen die Benennung Krofodilopolis „die 
Krokodilftadt· ſchufen. Denn wie Strabo richtig bemerkt „in diefer Gegent 
„wird das Krokodil fehr verehrt." Ein befonders ausgewähltes Thier, 
mit Namen Suchos (d. i. Sebel, Subek mit der griechifchen Endung — os 
dahinter) warb dort in einem See gehalten unt von ven befuchenben 
Fremden gefüttert. | 

Die anfehnlichen Werkſtücke, deren die Baumeifter zur Herftellung 
des Labyrinthes und fonftiger Heiligthümer in der Landſchaft des Fajumes 
benöthigt waren, kamen aus weiter Ferne ber. ‘Das Thal von Hamma⸗ 
mat lieferte bie fchönften und dauerhafteſten Stüde, wie aus ben Inſchrif⸗ 
ten in den Steinbrüchen deſſelben mit aller Sicherheit erhellt. So z. B. 
langte im zweiten Jahre der Regierung Königs Amenemhat ein gleich⸗ 
namiger Hofbeamter in Begleitung einer genügenden Zahl von Mann— 
Ihaften dort an, um die ihm aufgetragenen Arbeiten auszuführen. Im 


einer vierzehnzeiligen Gerächtniß-Infchrift rühmt er zunächit die Größe 
Brugſch, Geſchichte Arayptens. 11 


162 


— — — — — 


feines Könige, „welcher die Neger geſchlagen und die Welt geöffnet hat. 
Nach dem Inhalt einer andern Felfentafel in Hammamat begab fidh der 
König in eigener Perfon, im neunten Negierungsjahre, nach vem Felſen⸗ 
thale von Rohan, um die erforderlichen Befehle zum Bruch von Steinen 
für den Bau von Denkmälern in Krokodilopolis zu geben, unter welchen 
eine Bildſäule des Pharao von fünf Ellen Höhe erwähnt wirt. ‘Die In- 
fchrift bezeugt in der weiteren Folge des Berichtes, daß ein gewiffer Uſur⸗ 
tafen mit ver Beauffichtigung und Leitung ver Arbeiten betraut wart. 
Und fo gedenkt manch' andre Tafel an ter Felswand bes Könige, ber feine 
Baumeifter gen Rohan entfandte, um Steine zu brechen, welche die Künſt⸗ 
fer zu Bildſäulen und fonftigen Werten ihrer Kunft mit geſchickter Hant 
umwandelten. 

Auch nach Oſten hin, in den Gruben und Höhlen der Sinaiĩ⸗Halb⸗ 
inſel, welche bereits in ten älteſten Zeiten der ägyptiſchen Geſchichte aus- 
gebeutet wurden , zeigen fich bie veutlichiten Spuren der Thätigfeit ter 
Unterthanen des dritten Amenembat. Inſchriften aus ben Iahren 2 bie 
42 feiner Herrichaft geben Zeugniß von ben Arbeiter-Stätten in tiefen 
für einen längeren Aufenthalt überaus traurigen Eindben. Die vornehmen 
Boten tes Königs, zum Theil Schagmeifter,. Künftler, Amtleute ver 
Steinhauer und fenftige Perſonen, welche irgend welchen Antheil an 
der Ausführung ter Befehle Pharao's hatten, verließen niemals viele 
Stätten, ohne tie Erinnerung an ihren Aufenthalt an der Felswant ver- 
ewigt zu haben. ever nennt feine Würde, feine Namen und fein Ge 
ichlecht , und ruft die Gottheiten des Ortes an, vor allen vie himmliſche 
Hathor, „bie Herrin des Maflat- Landes,“ den Supt-Hor „ven Herren tee 
„Oſtens“ und ven uralten Landesgott ver Sinai-Halbinfel, ven faft zur 
Sage geivortenen König Senofru. Im einer Inſchrift vom Jahre 2 dee 
Königs, auf einer Feljentafel am Ausgang des Wadi Magharah, in wel⸗ 
cher im Bilde Amenemhat IIT als König Unterägpptens vor ben eben- 








163 


genannten Gottheiten ſtehend erfcheint, gefchieht ausprüdlich einer Sen- 
dung von Mafkat over Zurkifen und Chomet oder Kupfer Erwähnung. 
Worauf fich die beigeichriebene Zahl von 734 bezieht, bleibt indeß ungewiß. 

Bereits oben babe ich darauf hingewiefen, wie bie Könige bes zwölf. 
ten Hauſes mit befonberem Eifer fich die Verehrung bes Ofiris und bie 
Erhaltung feines Heiligthumes in Abydus angelegen fein ließen. Ein 
neues vollgültiges Zeugniß dafür bietet ter im vorigen Jahre auf ter 
Zodtenjtatt von Abydus entdeckte Srabjtein eines gewiffen Sehotep⸗ab⸗ra, 
ver hierſelbſt beftattet war und während feines Lebens unter ver Regie⸗ 
rung der Könige Ufurtafen III und Amenembat III im Auftvage feiner 
deren für das Heiligthum und die Verehrung des Gottes „Ofiris im 
Weiten” und des jchalallöpfigen Tontenwächters -„Apheru* Sorge zu tra» 
gen batte. Wie aus der überreichen Zahl von Infchriften, mit welchen 
ver Stein (gegenwärtig im Muſeum zu Bulag aufgeftellt; von allen Sei« 
ten bedeckt ift, klar hervorgeht, hatte Sehotep-ab-ra den Auftrag erhalten, 
ven Dienft an den geheimmißvollen Orten im Tempel von Abydus zu lei 
ten, die Feſte der Götter zu vegeln, vie Prieſter zu beauffichtigen, und in 
jeiner bejonteren Eigenſchaft als gefchietter Künftler dem Oſiris bie heilige 
Tempel⸗Barke zu bauen und mit ihrem Farbenſchmuck zu bekleiten. In 
einer ebenjo gewählten als ſchwer verjtännlichen Sprache , reich an dichte⸗ 
riichen Wenbungen und feltneren Worten, offenbart fich ver Verftorbene 
al ein Meifter ver Weltweisheit. Seine inhaltreihen Sprüche leitet er 
ein mit den Worten: „Großes ſage ich, höret zu! ich will euch lehren das 
„Wejen des Ewigen!“ und feine weifen Bemerkungen beenbet er mit ber 
üblichen Aufforverung an tie Ueberlebenden fein Grab zu bejuchen unt 
das Gebet von ben Todtenopfern auszusprechen. „Ihr Priefter des Ofiris 
„im Weiten in ver Stadt Abydus, ihr Tempeldiener vefjelben Gottes, ihr 
„Priefter des Könige Amenemhat III, des ewiglich und immer Lebenden 


"und des Königs Ufurtafen III, des Berjtorbenen, und ihr Tempeltiener 
11* 


164 


— — — — — 


„derſelben (Könige), ihr Bewohner dieſer Stadt und Jedermann vom 
„Gaue von Thinis, die ihr befuchen werbet viefes Grab, abreiſend ober 
„zureifend, möget ihr lieben euren König, möget ihr preifen eure Landes⸗ 
„götter, dann werben figen eure Kinder auf eurem Stuble. Die ihr euch 
„erfreut des Lebens und noch nicht kennt den Tod, prechet das Gebet von ben 
„zobtenopfern für den Namen des (folgen feine Würden) Sehotep-ab-ra.“ 


Amenembat IV und bie Königin Sebef-nofru-ra 


bilden den Beſchluß des zwölften Königshauſes, ohne daß die Denkmäler 
ein beſonderes Licht über die Gejchichte des Könige und feiner Schweiter, 
der Königin Sebel-nofru-ra, durch werthuolle infchriftliche Nachrichten 
ausbreiteten. “Die legtgenannte Fürſtin war eine Erbtochter, wie Nitater 
am Schluffe des fechsten und Nofertari am Schluffe tes fiebenzehnten 
Königehaufes. Durch Heirath ging die Erbfolge des Neiches auf ein 
neues Gefchlecht über, mit welchem wir ung in dem Abfchnitt über das 
breizehnte Königshaus näher beichäftigen werben. Das Wort Sehel, 
welches in dem Namen ver Königin auftritt, erinnert wieberum an die Gott⸗ 
heit des Fajum ober „der Seelandſchaft,“ welche durch Die Anlagen Königs 
Amenembat III eine jo große Bedeutung für Aegypten gewonnen hatte. 


Wir können nicht Abfchied von diefen fo denkwürdigen Zeitläufen ber 
ägyptiſchen Neichsgefchichte nehmen , ohne einen Rückblick auf die großen 
Ereigniffe geworfen zu haben, welche das mittlere Reich bei feinem Ein- 
tritt in die Welt fo augenfcheinlich tennzeichnen. 

Unter den Herrfchern, aus welchen das zwöffte Königshaus beftant, 
waren die Mittagsgrenzen des Reiches bis zum zweiten Wafferfalle vor- 
geichoben worden. Oberhalb deſſelben bildeten die beiden Feſtungen von 
Semne und Kumme die eigentliche Grenze, in der Nähe ver Negerländer 
Heh und Alin. Im gleicher Weife unterftand die Sinai:Halbinfel dem 








öghptifchen Scepter. Beamte ver Könige, unterftüt von einer binrei- 
chenten bewaffneten Macht , hielten vie pharaonifche Oberhoheit aufrecht 
in den Bergen des Mafkat⸗Landes. 

Die Aegypter unterhielten nicht nur mit dieſem Gebiete, ſondern auch 
nach Weften hin mit ben Libyern, nach Often bin mit ven Bewohnern 
Baläftina’8 und der angrenzenden Landſchaften einen regen Verkehr. Die 
Einwanterung einzelner PBerfonen und Familien dieſer Nachbargebiete 
nach Aegypten ift gewährleiftet durch Darftellungen und Injchriften in 
ten Grablammern biefer Zeit. Die hellfarbigen Libyer ftiegen in das 
Nilthal hernieder, um durch Triegerifche Spiele und Zänze voller Körper: 
gewanbtheit bie fchaufuftige Menge zu ergögen ; vie dunlelfarbigen Ver- 
treter ver Betuohner tes Mohrenlandes Kufch dienten den großen Herren 
bes Landes in ber Eigenfchaft von Knechten, unt vie afiatifchen Anwohner 
bes Reiches zeigten fich an ter Landesgrenze im Often, welche durch ftarfe 
Schutwehren mit Befagungen gegen unerlaubtes Einbringen oder unver» 
mutbete Ueberfälle gefichert war, um in höflichſter Weife Eintritt zu 
erbitten und Handel zu treiben an ven Ufern bes Nilftromes. Das äghp- 
tiſche Reich erfchien ver Welt von damals als ter Mittelpunkt aller Ge⸗ 
fittung und aller Entwidlung auf ven Gebieten der geiftigen und künft- 
lerifch-gewerblichen Thätigleit. Als jolcher verfehlte e8 nicht feinen Ein- 
drud auf die Fremden und veranlaßte bie Nachbarvölker, zu den Aegyptern 
als zu anfehnlichen und gebilveten Leuten anfzubliden. Und in ver That war 
eine ſolche Meinung vom Aegypterlande wohlbegründet und wohlverbient, 
denn das geijtige Xeben entwidelte fich im vollen Umfange, man ftrebte 
nach fittlicher Veredlung, Schulen beftanten im Lande und göttliche und 
menfchliche Weisheit wurde in ven VBerfagimlungen ber heiligen ‘Diener 
der Gottheit gelehrt. Die natürlichen Onellen des auf Aderbau beruben- 
ven Wohlftandes wurden verbefjert und erweitert durch fünftliche Anlagen, 
welche ven Zweck hatten, die regelmäßig wieberlehrenten Ueberſchwemmun⸗ 


166 


gen des Niles je nach Bedürfniß auszunügken. Das ganze Gebiet ves 
äghptifchen Landes war in Bezirke getheilt ,; beichriebene Steine, an ven 
Grenzmarken aufgeftellt, trennten die anftoßenden Gebiete von einander. 
Schriftliche Verzeichniffe, welche in dem königlichen Haufe niebergelegt 
waren, gaben Auskunft über Flächeninhalt, Begrenzung und Wafferreid: 
thum der einzelnen Gaubezirke. Die Könige bauten Heiligthümer unt er: 
richteten Denkmäler „auf ihren Namen“, zur Ehre der Gottheiten und zur 
Erinnerung an ihre eigene Perſon, fie ließen Pyramiden als Grabhügel 
aufthürmen, und die vornehme, meift dem königlichen Stamme verwandte 
Welt rüftete ſich das Grab im tiefen Schacht ter Gebirge, und ftelite 
Opferfäle und Kammern über dem Grabe her, in welchen fich tie ganze 
Runft und Pracht ver Bildhauerarbeit und Malerei ter damaligen Zeit 
entwidelte. In dieſen durch überreiche Infchriften verzierten Felſenſälen 
wurden bie verfchievenen Zweige ter menjchlichen Thätigkeit mit dem le 
bendigſten Ausprud ber Handlung in einem viel gegliederten Zeitgemälte 
wiedergegeben, zur Belehrung für die kommenden Gefchlechter und zur 
Augenweibe für die im Lichte der Sonne athmenven Zeitgenoffen. Yan 
bearbeitete mit Hülfe uns unbelannter Werkzeuge bie reichen und toftbaren 
Steinbrüche in den Feljenthälern von Hammamat, man löjte auf dem 
Gebiete ver Stadt Syene, an ber mittäglichen Grenzmark des Reiches, 
ben rofenfarbigen und ſchwarzen Granit von dem „rothen“ Berge, man 
fuchte in den wafferleeren Wüften ver benachbarten nubifchen Yandjchaften 
nach den goldenen Adern und höhlte die Felsgebirge der Sinai-Halbinel 
aus, um wertbuolle Türkifen und brauchbares Kupfer für den eigenen 
Bedarf zu gewinnen. 

In denfelben Zeitläufen, welche vie Gejchichte des zwölften Könige: 
hauſes umrahmen, war ber Schwerpunkt des ägyptiſchen Staatswefens 
nah Mittelägypten verlegt worden. Zwei Stäbte auf dem genannten 
Gebiete, Krokodilopolis, die Stadt des Sebel, am Ufer des Miveris-Ser's 





167 


— 





gelegen, und Herakleopolis „bie Große,“ teren alte Stelle turch bie Yage 
ver arabiichen Stadt Ahnas heut zu Zuge angezeigt ift, erhoben fich ſchnell 
ju einer Bebentung, teren Umfang, neben wenigen Trümmern ihrer Ver⸗ 
gangenheit, Die vorhandenen Nachrichten ver ‘Denkmäler erkennen Laffen. 

Die Kunſt nach ten verjchierenen Richtungen ihrer Thätigfeit Hin 
erreichte eine Höhe und eine Vollendung, die wir nicht beffer zu befchrei- 
ben im Stante find ale mit ven Worten, in welche De Rouge, ver allzu- 
früh verftorbene Deeifter unjerer Wiffenfchaft, fein fcharffinniges Urtheil 
tarüber eingekleidet Hat. 

„Jene lange Reihe von Geſchlechtern,“ alfo meint der gelehrte For⸗ 
Iher, „teren Zeiten genau zu beftimmen wir nicht mehr in ber Lage find, 
haben verfchiebene und wechfelnte Stufen der Entwidlung ter äghpti- 
ſchen Kunft an fich vorüber geben fehen. Unfere Sammlungen enthalten 
binreichenn genügende Proben, um die hauptfächlichften Wanklungen zu 
verfolgen. Die Anfänge diefer Kunft feımen wir nicht, fie beginnt mit 
ven Denkmälern bes vierten Königshaufes, ven erften, welchen wir 
einen gewilfen Rang zuweifen können, mit einem in manchen Beziehungen 
eniſchieden vorgefchrittenen Standpunkt. Die Baukunſt zeigt bereits 
eine unbegreifliche Vollendung mit Rückſicht auf die Bearbeitung und auf 
das Auffegen umfangreicher Blöde; bie Gänge im Innern der großen 
Poramite bfeiben ein niemals übertroffenes Mufter von Gefüge. 
Wir find genöthigt die äußere Anorbnung und Ausfchmüdung ber Tem» 
pel tiefes erften Abſchnittes zu ahnen und fie auf Grund der Gräber⸗ 
Bildwerle oter der Sargverzierungen wieberherzuftellen. Diefe Bauart 
war einfach aber in höchftem Maaße edel, die grade Linie und das Wechfel- 
ſpiel der Aufrißflächen deckten die ganzen Koften der Ausſchmückung. Eine 
einzige Berzieruug giebt dieſen Anortnungen ein gewilles Leben: 
jwei Yotusblätter, welche gegeneinanbergetehrt ericheinen. Die Geftalt 
ter menschlichen Weſen, ſowohl bei ven Bildſäulen, als in ven Bildwerken 


168 


in erhabener Arbeit, zeichnet fich durch breitere und ftämmigere Auffaffung 
aus; es fcheint, daß im Laufe der Jahrhunderte das Voll unter vem 
Einfluß des Bodens und des Himmels magerer und fchmächtiger ge— 
worben ift. Bei den älteften Dentmälern bat man die Nachahmung ver 
Natur mit größerer Einfachheit angeſtrebt, unter treuer Beobachtung ver 
Berbältniffe ; bei der Ausführung ver einzelnen Theile treten vor allen bie 
Muskeln jtets Träftiger hervor und find ſtark angedeutet. 

Die menſchlichen Bildwerke behalten dieſe Eigenthümlichkeit bis gegen 
das Ende bes zwölften Königshauſes; von biejem Zeitpunkte an werben 
fie ſchmächtiger und ziehen fich mehr in die Länge. Die Baukunft hatte 
damals bereits einen großen Schritt vorwärts gethan zur Verzierung. 
Man findet in diefer Zeit vie erften Säulen vor, welche fich bis zu unferen 
Zagen bin in Aegypten erhalten haben; fchwerfällig, ausgefehlt und mit 
einem einfachen Würfel» Auffage gleichen fie in der auffallendften Weiſe 
ben erſten doriſchen Säulen. 

Die Bildwerke in balberhabener Arbeit, ohne jede Spur einer Fern⸗ 
ſicht in der Auffaſſung, ſind im alten Reiche oftmals von einer unglaub⸗ 
lichen Feinheit; fie waren ſtets mit Farben übermalt. Man kennt Bei- 
ſpiele unter ihnen, in welchen die Freiheit der Stellungen und die Wahrheit 
in den Bewegungen der ägyptiſchen Kunſt eine große Zukunft vorausſagen, 
ganz verſchieden von der, welche ihr die ſpäteren Jahrhunderte vorbehalten 
batten. Die Bildſäulen aus Kalkſtein waren häufig ganz und gar bemalt; 
biejenigen aus Granit waren nur an manchen Körpertheilen mit farben 
verſehen, wie z. B. an den Augen, an den Haaren ober auch an ben Klei- 
bern. Das Meifterwerf der ägyptiſchen Kunft bes alten Reiches iſt ein 
Riefenbein aus ſchwarzem Granit (im Berliner Muſeum), welches einer 
[figenden] Bildſäule Königs Ufurtafen J angehörte |und auf der Trümmer: 
ftätte der unterägyptiſchen Stadt Tanis entdeckt warb]. Diefes Bruchftüd 





169 " 


liefert den vollgültigften Beweis dafür, daß die erfte ägyptiſche Schule auf 
befferem Wege war als vie bes mittleren Reiches. 

Der Schnitt der Injchriften auf diefen erften ägyptifchen Denkmälern 
läßt nicht® zu wünjchen übrig. Im Allgemeinen find fie in erhabener Ar- 
beit ausgeführt bis zum fünften Königshauſe hin. ‘Die hohl gefchnittenen 
Zeichen des zwölften Haufes find niemals übertroffen worben. Die ftei- 
nernen Spitfänlen von Heliopolis und aus dem Fajum laffen auch Tempel 
anlagen von einer Größe und einer Pracht vorausjegen, bie im Einklang 
tteht mit jenen ſchönen Ueberreften des zwölften Königshauſes. Man weiß 
in ber That, daß eines der Weltwunder,, das Labyrinth des Fajum, von 
einem feiner Pharaonen aufgeführt worden war.“ 

Soweit des Meiſters treffende Schilderung, der ich nur wenige Be⸗ 
merkungen über die unmittelbaren Urheber jener Werke, über bie äghpti- 
ſchen Künftler hinzuzufügen mir geftatte. Es ift in ven Kunftgefchichten 
ülterer und jüngerer Zeit, und felbft die jüngfte nicht ausgeichloffen, mehr- 
fach ein abfprechenves Urtheil über ven Künftler jener alten Tage gefällt 
worben, ver im beften Falle auf gleiche Linie mit einem geſchickten Hand⸗ 
werter geftellt wirt. Ein folches Urtbeil, wir fönnen es nicht ſtark genug 
betonen, beruht auf eimer vollftändigen Kenntnißlofigkeit des innerften 
Weſens der ägyptiſchen Kunſt oder auf Flachheit und Seichtheit der An- 
ſchauung, wie fie bei Kunftrichtern nicht vorausgefegt werben follte. Die 
üghptifche Kunft ift Kunft im ebelften Sinne des Wortes, — man ber 
trachte die lebenswahren Köpfe der Bildſäulen von Meidum, des joge: 
nannten Schechrel-Belleb, des Könige Chephren und der Pharaonen 
des neuen Reiches, um das Gegentheil weiter zu behaupten, — aber fie iſt 
ägyptifch d. H. durch Feſſeln gebunden, welche ver Künftler nicht Löfen 
burfte ohne gegen bie überlieferten VBorjchriften und gegen uralten Brauch 
und Herlommen zu verftoßen. Dem ägyyptiſchen Künftler jchwebten wie 
dem Meijter in ver alten griechifchen Kunftgefchichte höhere Vorjtellungen 


von der Natur und dem Weſen der edlen Werke vor, als es ſich die Splitter: 
richter der nur „griechifch” gebilveten fogenannten Runftlenner träumen 
laffen. Aus vollſter Ueberzeugung theilen wir in biefer Beziehung bie 
jachgemäße Erklärung und Abfertigung, mit welcher Lepſius in feiner ge- 
dankenreichen Arbeit „Ueber einige äguptiiche Kunftformen und ihre Ent 
„widlung“ jenen vornehmen Beurtbeilern ver ägyptiſchen Kunſt gegemüber- 
getreten ift. 

Man Hat bisweilen, um das Handwerksmaßige ver ägyptiichen Kunft 
zu fennzeichnen, auf ven befonteren Umftanb aufmerkſam gemacht, daß tie 
Geſchichte uns keinen Namen irgend eines äghptifchen Meifters überliefert 
bat. Das ift richtig für diejenigen, welche dem Inhalt ver ägyptiichen 
Infchriften ferne ftehen und daher nicht wiffen fönnen, daß der Künſtler 
ber geebrtefte Daun im Reiche war, nahe ftehend dem Pharao, ter feine 
Huld über ven Mann „erleuchteten Geiftes und werklundiger Hand” in 
vollen Strömen ausgoß. Die Künftler jelber erzählen und tavon und 
rähmen fich ihrer Werke unt ver Mittel zur Schöpfung berfelben , welche 
ihnen Nachdenken und erfinterifcher Sinn geliefert hatte. Um eines Vei⸗ 
fpieles Erwähnung zu thun, erinnern wir an die Worte auf dem Grabe 
und Gerächtnißiteine”) eines altägyptiſchen Meiſters, Namens Martiſen, 
welcher in ven Tagen Königs Neb⸗cheru⸗ra Mentubotep”*) lebte d. h. 
vier und vierzig Jahrhunderte wor unfrer Zeit ale Künftler dachte und 
ichaffte. Er nennt fich felber „einen Meifter unter den Kunſtverſtändigen 
„und einen Bildner,“ der „ein weifer Künftler in feiner Kunft“ geweſen ſei. 
Er zählt der Reihe nach feine Kenntniffe her in der Schöpfung von Bild⸗ 
werten jedweder Stellung nach dem vorgefchriebenen Brauch und Maaße, 
und führt ale feine befonvere Erfindung eine Barbenägung auf, wenn ih 
den Ausdruck recht verſtanden babe, „welche weber verzehrt wird vom Teuer 


*) Im Louvre unter C, 14 anfgeftellt. 
**, Bergl. oben S. 116. 














171 


„noch weggewaſchen vom Waſſer,“ und fügt als weitere Erklärung dazu, daß 
„ten Menſch erſtanden fei, der folches vermocht habe, mit einziger Ausnahme 
„leiner felbft und feines älteften Sohnes von feinem Stamme, den Gottes 
„Wille erichaffen habe. ‘Der fei erftanven folches vermögend, und bewun- 
„dert würden bie Leiftungen feiner Hand in meifterhaften Arbeiten in allerlei 
„Etelgeftein, und vom Golde und Silber an bis zum Elfenbein und Eben- 
„sol bin.“ Der genannte Sohn führte ven Namen Ufurtafen, und ge» 
hörte einer Künftlerfamilie an, deren Stammbaum nach den Angaben des 
Steines folgender ift. 

Die Diutter At 


| 
ber Künftler Martifen feine Iran At- Hapu 


— 
die Söhne: bie Tochter: 
Ufurtafen, Mentuhotep u. Mentufi Kem⸗mu⸗net 


| 
ihr Sohn: 
Tem nen. 


Martiſen und fein Sohn Ufurtafen eröffneten ohne allen Zweifel das 
Zeitalter ter höchſten Kunftblüthe im alten Reiche, unter ven Röntgen bes 
zwölften Hauſes, deren Kunſtſinn die Denkmäler ihrer Tage auf Schritt 
und Tritt bezeugen. Es wird fpäteren Geſchlechtern nach uns vorbehalten 
fein, die Neihe der Künftler und ihrer Familie, welche zu dieſer Blüthe 
beigetragen hatten, aus ven Infchriften berauszulefen und ihre Leiftungen 
zuiommenzuftellen. Grade für die Erkenntniß dieſer beſondern Art ver 
menſchlichen Thätigkeit bietet heute zu Tage die Entzifferung noch ein- 
zelne Lücken dar, fo daß die Gegenwart Verzicht darauf leiten muß 
ber Aufgabe in vollem Umfang gerecht zu werben. Nur barf und muß 
die Wiffenfchaft nicht fiumme Zeugin jener unfaßlichen Anlagen fein, 
weiche gegen das Wefen ver ägyptiſchen Kunſt geſchleudert werben ; fie ſoll 





172 


und muß ihre Stimme laut erheben, um zu beweifen,, daß auch die todten 
Steine mit lebendiger Stimme zu uns reden. Darum Ehre der älteften 
Kunft, Ehre ben erften Künftlern, denen wir zum größten Theil das über: 
lieferte Bermächtniß der Iugendgefchichte der Menſchheit verbanten ! 


X. 
Das dreizehnte Königshaus. 


Stüdwerf und Flickwerk, wo wir binfchauen. Denn vie Hoffnung, 
mit welcher wir bie Zeiten der Amenemhat und Ufurtafen verlaflen und 
freudig in die nächfte Zukunft des ägyptiſchen Reiches und feine weiterſtre⸗ 
bende Entwicklung den ſpähenden und prüfenden Blick werfen, wird arg 
getäufcht Durch den Mangel belehrender Denkmäler. Die Königstafel von 
Abydus überfliegt die breite Kluft, welche fich zwiichen dem zwölften und 
achtzehnten Königshauſe ausipannt , mit jähem Sprunge, indem fie ten 
erften König des leßtgenannten Gefchlechtes an tie Königstochter Sebel- 
nofru-ra anreiht. Die Ueberlieferungen der Alten, ausgehend von ven 
geichichtlichen Angaben im manethonifchen Werke über ven vor uns lie 
genden Zeitraum , tiſchen ftatt Wahrheit und Klarheit nur Irrthum und 
Berwirrung auf. Das oft erwähnte und unſchätzbare Königsbuch des 
Zuriner Papyrus würde jomit bie einzige Quelle fein, welche uns als 
Führer in dem dunklen Labyrinthe zu dienen vermöchte, aber ein Einblid 
in diejenigen Theile defjelben, welche bie Reihe ver Könige des breizehnten 
Hauſes enthielten, zeigt uns fofort erfchredende Rüden in tem verftüm: 
melten und zerfeßten Bapyrus. Das Schidfal bat fomit alles gethan, um 
bie möglichften Schwierigkeiten zur Löſung ber Frage in den Weg zu legen, 
und tem menfchlihen Spürfinn wird das fanre Amt auferlegt den winzt- 
gen Funken nachzugehen, um das Licht zu entzünden, welches fünfhundert⸗ 








173 


jährige Finfterniß erhellen fol. Und wie hat vie Wilfenfchaft in vegem 
Eifer ſich abgemüht, die gewaltige Lücke auszufüllen, wie hat fie nach dem 
ieften Punkt gefucht, ver ihr als Stützpunkt dienen fonnte! Doch alles 
ift vergebens gewejen, nur bie Hoffnung bleibt zurüd, aus verborgenen, 
noch unentdeckten Dentmälern endlich einmal des Räthſels Löſung zu ge 
winnen. 

Was die Forichung heut zu Tage erreicht bat, befchräntt fich auf die 
wohl begründete Annahme, daß lange nach dem Schluffe des zwölften 
Königehanfes einheimifche Könige mit unbefchränkter Macht im Lande 
berichten, biß neue Herren fremden-Urfprunges, anjäffig in der Oſtmark 
ver ägyptifchen Niederländer, ven alten Königsftamm allmählig zurüd- 
trängten,, um das echt der Eroberung den wahren Erben bes Thrones 
gegenüber geltend zu machen. 

Bevor wir uns ter Aufgabe unterziehen, bie Geſchichte dieſer fremden 
Eroberer, nach dem Berichte Manetho's den Leſern vorzulegen, wollen 
wir es nicht unterlaſſen die Folge der Königshäuſer, die Zahl ihrer Fürſten, 
die Zeit ihrer Geſammtdauer nach manethoniſcher Quelle und auf Grund 
der beſten und neueſten Unterſuchungen der Fachgelehrten hier zunächſt 
anzuſchließen. 

13. Köonigshaus von Theben 60 Könige 453 Jahre 
14. von Lois 16 „ 484 , 


15. Hyljos-Fürften 6 „ 260 „ 
16. Hyljos- Fürften t „ 21 „ 
17. Königshaus von Theben t„ ? „ 


Ohne uns auf eine Prüfung und Feftftellung der vorhandenen und 
fehlenden Zahlen auszulafien, welche Inetbar wie weiches Wachs fich jeber 
Berechnung anfchmiegen , welche ven Zwed verfolgt Manethos verlorene 
Königslifte wieberherzuftellen : bürfen wir mit aller nur möglichen Zuver⸗ 
fiht annehmen, daß die Wiffenfchaft fich kaum einer Täufchung Hingegeben 


17a 





bat, wenn fie tie vorftehenten Reiben und Zeitläufe in folgende neben: 
einander fortlaufende Sieber zerlegt: 


Rechtmäßige Könige: 
thebanifchen Stammes 
13. Haus 60 Könige 453 Jahre 
17. Haus % „, ti, 


Gegenkönige: 
non Xois 
14. Haus 76 Könige 484 Jahre 


Fremde Eroberer: 
15. Haus Hykſos 6 Könige 260 Jahre 
16. Haus, t „ 251 „ 

Ein Blick auf die verftümmelten Nefte des Turiner Königsbuches 
(ehrt zur Genüge, daß bie fünf legten Seiten des einft vollſtändigen Wer⸗ 
kes ter Erinnerung jener Könige gewibmet waren, welche ven vorjtehenten 
Königshäufern in dem manethonifchen Werte angehörten. Ihre Geſammt⸗ 
zahl läßt fih in dem Papyrus auf etwa 5 x 30 oder 150 Namen vneran- 
ſchlagen, aber es muß zugfeich bedenklich erſcheinen, vie Rechnung nach 
menfchlichen Gejchlechtern auf dieſe Gejammtzahl anzuwenden. Die Zah: 
(en, welche fich hier une va als Angabe ver Regierungstaner ber einzelnen 
Könige erhalten haben, geben felten über brei ober vier Jahre hinaus. 
Wir ziehen daraus den Schluß, daß es jich in diefen Zeiten der altägyp- 
tifchen Gefchichte um Aufftände und Schilverebungen, um Mord mt 
Todtſchlag der einzelnen Fürften handelte, wobei Reben und Negierunge- 
dauer nicht ben gewöhnlichen Bedingungen von der Dauer des menjchlichen 
Dafeins unterftellt war. Es waren eben Zeiten, von denen Ramſes II 
(in dem fogenannten Papyrus Harris des Britifchen Muſeums, vie De 














175 


— m — — 


merkung macht, daß ‚das Land von Kem fich in ven Händen ver Fürſten 
‚von Stätten ber Fremden befand, von benen ter eine Nachbar ben an- 
‚ren Nachbar töbtete.“ 

Wie vorher bereits bemerkt ward. befanden fich tie Könige, welche 
ven Bharaonen tes zwölften Hauſes unmittelbar in ver Regierung folgten, 
im Bolibefig der Herrichaft über das obere und untere Land. Lange Zeit 
hindurch war die Meinung beliebt, als bezeichne das vreizehnte Könige- 
haus ten eigentlichen Zeitpunkt des Einfalles der Fremden, jo daß tie 
[egteren bereits in dem äghptifchen Nieverlande, over Loch menigftens in 
der Oftmart deſſelben feiten Fuß gefaßt Hatten. ‘Den gegenüber fteht 
indeß die wohl verbürgte Thatjache, daß mehrere Könige des dreizehnten 
Hauſes, und nicht bloß die zeitlich oben an ftehenden, vollftändige Muße 
und Ruhe hatten im Delta, nach der Morgenfeite hin, Denkmäler zu er 
richten, deren Ueberbleibſel ſich bis zu unferer gegenwärtigen Zeit erhalten 
baben und beren Größe und Art durchaus nicht auf den flüchtigen Augen- 
blick hinweiſt. In den Tagen ihrer Urheber und ihres Urſprunges herrſch⸗ 
ten jviebliche Zeiten und nichts läßt auf das Vorhandenfein einer Fremt- 
berrichaft neben ven einheimiichen Königen jchließen. Zur Zahl ber auf- 
geftellten Denkmäler gehören bejonvers die merkwürdigen Steine unt 
Bilvfäuleu auf dem Felde von Zanis, dem biblifchen Zoan, in unmittel⸗ 
barfter Nähe bes Gebietes, auf welchem fpäter bie fogenannten Hyffos- 
Könige ihr Feldlager aufgefchlagen hatten und welches ten Ausgangepunft 
der feinplichen Einfälle in die benachbarten Gebiete des Nieverlanbes und 
in bie Landichaften bes oberen Aegyptens bilvete. Außer Zweifel ift jomit 
die Thatjache geſtellt, daß jener plößfiche Ueberfall ver Fremden gegen 
Ente des dreigehnten Königshauſes Statt gefunden haben mußte. 

In den Auszügen bes manethonifchen Wertes fint die Namen der 
dürften dieſes Haufes mit hartnädigem Stilffchweigen übergangen, gleich» 
jan als wären tie Träger verjelben ver gefchichtfichen Ueberlieferung un⸗ 


176 


werth geweien. Das Turiner Königsbuch wäre fomit die einzige Celle, 
aus welcher das Verlorene hätte gefchöpft werden können, und zum Glücke 
reichen die vorhandenen Bruchftüde grabe foweit bin, um einige ver wid: 
tigften Namen feftzuftellen, deren Träger dem erwähnten Gefchlechte an- 
gehörten. Treu dem Brauche und der Gewohnheit, vie königlichen Ber- 
fonen nur mit Hülfe des amtlichen Namens näher zu bezeichnen, wie es 
die Infchriften taufenbfach bezeugen, betiente ſich auch das Turiner Ki: 
nigsbuch nur biefer Bezeichnung, und nur in einzelnen feltenen Fällen 
erfcheint ter Familienname im Innern bes Thronfchilbes. 

Die Lücke wirb im Uebrigen bei einer nicht geringen Zahl von 
Fürften tiefes Haufes durch die gleichzeitigen Denkmäler ergänzt, welche 
Doppelſchilder führen. Sie gewähren uns vie fichere Ueberzeugung, daß 
die Mehrzahl der Könige diefer Familie ven Namen Sebekhotep führten. 

Ungeachtet der tbebanifchen Herkunft auch dieſes Gefchlechtes weiſen 
die häufigen Sebekhotep d. h. „Sebel's Diener“ (vie Denkmäler haben 
bis jett fieben Fürften diefes Namens erkennen laffen! nicht undeutlich 
auf ihre befontere Verehrung jenes krofobiltöpfigen Gottes bin, welchem 
die Könige des vorangegangenen Haufes im Fajum und in ver Nähe bes 
berühmten Moeris-Sees Ehrenifäulen und Heiligthümer aufgeftellt hatten. 
Es muß deßhalb eine engere Verbindung zwifchen vem zwölften und brei- 
zehnten Königsgefchlechte vorausgeſetzt werden und e8 ift wahrfcheinfich, 
daß die Erbtochter des zwölften Hauſes, die Königin Sebel- nofru -ra, 
ihrem Sohne (tenn als folchen müſſen wir ihn wohl erkennen), dem Kö⸗ 
nige Ra⸗Chu⸗taui „ver ſchützenden Sonne tes Landes,“ welchen ver Turiner 
Bapyrus an die Spite des zwölften Haufes ftellt, die befonvere Vereh⸗ 
rung jenes Gottes überliefert hatte. Sein Name erfcheint nicht nur in bie- 
fer Zeit, ſondern feßt fich fort bis in die Anfänge des achtzehnten Könige: 
haufes hinein. ' 

Nach den erhaltenen Bruchftüden des Turiner Papyrus vermögen 





wir das nachſtehende Verzeichniß der Könige, welche Sebekhotep I in ber 
Herrſchaft folgten, aufzuftellen. Die Pharaone gehören tem breizehnten 
Königehaufe an, das nach manethoniſcher Ueberlieferung ſechszig Namen 
aufzuweiſen hatte. Es ift möglich, baß Manethos eine Auswahl getroffen 
hatte aus einer größeren Zahl von Königen, die uns jevenfall$ durch die 


177 


Angaben des Papyrus verbürgt erſcheint. 


[U Ve ) 
—— en} 


> oO a am —7— 


Das dreizehnte Königshaus 
nach dem Zuriner Papyrus. 


. Ra Chutaui [Sebelhotep 1] 
. Socdhemtlara 

. Ra Amenemhat I 

. Sehotepabra I 

. Aufni 

. Sandabra 


Smentara 


. Sehotepabra II 

....fara 

. (ein ober zwei zu Grunde gegangene Namen) 
. Notemabra 

. Ra Sebethotep II 

. Ranljen]eb 

. Autuabra 1 

. Setef....ra 

. Ra⸗Sochemchutaui Sebekhotep III) 

. Raufer.... 

. Smondtara Mermeſcha 

...... kara 

20. ... 


Drugſch, Geſchichte Aegnptene. 


21. 


178 


Ra Sochem (ſuttaui) [Sebethotep IV] 


22. Chaſeſcheſchra Noferhotep Sohn eines Haauchef 


23. Ra Sahathor 

24, Chanoferra Sebefhotep V 

25. [Chalara ? ] 

26. Chaanchra Sebethotep VI] 

27. Chabotepra [Sebefhotep VI] AI.SM. 297. 
28. Uahabra Aaab 10 J. 8M. 187. 
29. Mermnoferra Ai 13 J. 8 M. 18%. 
30. Merhotepra 23. 2M. 9T. 
31. Sanchneſra Utu 3J. 2M. 27T. 
32. Merſochemra Anran 3J. 1M. 27rT. 
33. Sutkara ....ura 5J. ?M. 87. 
34. Anemem ....ro 

35—43. [9 over 10 Namen zeritört] 

44, Merchoperra 

45. Merka (ra) 

46—50. [zerftört] 

51. 2... mes 

52. Ra....... maat Aba 

53. ..... Ra⸗Uben I 

54—57, 3erſtört) 

58. Nahafi- (va) 0I.:M. 3%. 
59. Chacherura ? J. ?M. 37T. 
60. Nebef⸗autura 2 J. 5M. 15%. 
61. Sehibra 3 J. ? M. ET. 
62. Mertefara 3 J. ? M. 27T. 
63. Sutkara 1J. ?M. 77T. 
64. Nebtefara 13. ?M. 77T. 


179 


65. Ra-Uben I O J. ? M. ZT. 
66. [zeritört] 

67. [zeritört] 

68. ..... tefara 

69. ..... Ra⸗Uben III 

70. Autuabra II 

71. Herabra 

72. Nebjenra 

173—76. [zerjtörte Namen) 
77. Sechoperenra 

78. Zutcherura 

79. Sandy (fa)ra 


83. Noferabra 
84. Ra.... 
85. Radha.... 
86. Nutkara 
87. Smen.... 

Diefen Namen fchloffen ſich noch etwa fechszig andere an, welche 
bie beiden leßten Seiten ber Rolle ausfüllten. Zum großen Leidweſen be- 
finden fich faft alle Namen auf diefen Seiten in einem folchen Zuſtande 
ver Zerftörung und Berftümmelung, daß fie feine Umfchreibung,, unt 
noch viel weniger eine angemeffene Vergleichung zulaffen. Nur eine 
Eigenthümlichkeit derjelben tarf hervorgehoben werben, daß fie bald mit 
tem Worte Sochem, bald mit dem Zeichen für Ufer beginnen. 

Zu den Namen, welche offenbar einer zerjtörten Stelle im obigen 
Berzeichnifje angehörten, rechne ich noch einen Sebekhotep, ven fechsten, 

12* 


180 


welcher im amtlichen Schilde mit vem Namen Chaanchra näher besagt dnigs 


warb und ben ich mit Hülfe der Königs-Ahnenliſte des Zimme 
Karnak am gehörigen Orte eingereiht habe. 

Befragen wir nunmehr die Denkmäler nach tem Vorkomme 
Königsichilver diejer langen unfruchtbaren Lifte, fo befrietigen fie nır 
ten unfere Wißbegierde durch eine wertboolle Angabe. Aber eben da 
weil die Zahl der gleichzeitigen Zeugen tiefes dunkelſten aller Abſe 
ber ägyptiſchen Neichsgefchichte jo beſchränkt iſt, fteigt ihr Werth i 
Augen des Kenners um fo höher und ihre Bedeutung zur Beurth 
ber Hykſos⸗Herrſchaft wird ſelbſtredend eine faft unjchägbare. Wir 
in den nachftehenden Bemerkungen bie wichtigften Denfmäler bes 
zehnten Königshaufes nach ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge hervor 

Die nebenftehende Gefchlechtstafel*), mit Hülfe einer Anzahl 
Infchriften mit Bamiltenangaben zufammengeftellt, wird dem Leſer 
Borftellung gewähren von ver Abftammung einzelner Könige von Pe 
nicht königlicher Herkunft, jowie von ihrem Eintritte in Kreife pharaon 
Verwandtſchaft durch Verheirathung mit den Töchtern ber Könige. 
Königin Nubchas (IV. Gefchlechts) giebt ein fehr deutliches und bele 
bes Beiſpiel bafür. 

Bon ven Nachrichten, welche uns die Denkmäler von einzelnen 
nigen biefer Zeit erhalten haben, fcheinen uns beſonders bemerfenst 
die Injchriften, welche ſich an ben nördlichſten und ſüdlichſten Pur 
ber nubifchen Landſchaft vorfinden, bier auf ven Felfeninfeln des e 
Wafferfalles in ter Nähe von Philae, dort an ven fteinigen Ufern 


Semne und Kumme, oberhalb tes zweiten Waflerfalles. So verf 


Sebekhotep III nicht, auf legtgenannten nach tem Beifpiele feiner Bor 


ger des zwölften Königshaufes die höchſten Schwellen ter Nil- Le 


*, Siehe die angefchlofjene Tafel. 


Hhotep 


Nub- 





eilten £ 
Angabe, 
ntlichten 

e Trãger 


Rönigsl 


-hotep 


Nube 
(Hau 


jebeknecl 


eilten Que 
Angaben. 

ntlichten J 
e Träger U 





_ 181 


ſchwemmungen feiner Tage eingraben zu laſſen. Wir befiten vier befon- 
bere Angaben dieſer Art; diejenige aus dem britten Negierungsjahre des 
Königs lautet einfach: „Höhe des Niles vom Jahre drei unter der Regie— 
‚rung des Königs Sebefhotep III, des immertar Yebenven.“ Ran- 
jeneb, ein vornehmer Hofbeamter und Befehlshaber ver bewaffneten Macht 
in ber vom König Ufurtafen III gegründeten Feſtung Sochem-Chalaura, 
verwaltete damals bie ſüdlichen Theile ver neu eroberten Yandjchaft und 
hatte in diefer Eigenfchaft einiges Necht feinen eigenen Namen bem feines 
königlichen Gebieters beizufügen. 

Der achtzehnte König des Verzeichniſſes Smonchkara mit dem Fa— 
miliennamen Mermeſcha (oder vielleicht auch Mermenfiu zu leſen) nimmt 
eine beſondere Aufmerkſamkeit für ſich in Anſpruch durch die Thatſache, 
daß aus den Nachgrabungen auf ver Trümmerſtätte von Tanis zwei Denk⸗ 
mäler zum Vorſchein kamen, Bildſäulen deſſelben in übernatürlicher 
Größe, doch wunderbar vollkommen in der Ausführung der einzelnen 
Theile. Die Namen des Königs find deutlich lesbar in dem Mittelſtreifen. 
Beide Bilpfäulen waren einft aufgeftellt in vem großen Batah- Tempel zu 
Zanis, als Zeugen der unbejchräntten Macht des Mermeſcha. “Der Hykſos⸗ 
Fürft Apepi, nicht weniger als etwa vier Jahrhunderte fpäter Ramſes II, 
verewigten fich auf. bem Denkmale beffelben durch Einmeißelung ihrer 
eigenen Namen, als ob fi) Mermeſcha einer befonderen Gunft oder Ber: 
ehrung ihrerfeits zu erfreuen gehabt hätte. Sein Name Mermeiche, oder 
wie man immer ven legten Theil deffelben auszufprechen fich vorbebielte, 
beventet ſoviel als Heerführer“ oder „Hauptmann von Kriegern.“ Ohne | 
eine folche Bezeichnung als eine Anfpiefung betrachten zu wollen, wie es 
geichehen, auf unrubige und Triegerifche Zeitläufe, können wir im Gegen» 
theil diefelbe auf ein fehr friedliches Amt beziehen, denn ber Oberpriefter 
tes Tempels von Mendes (Imai-al-Ambid in unferer Zeit genannt) im 


182 


ägbptifchen ‘Delta hieß genau fo wie ber alte Pharao tes breizehnten 
Königshauſes. 

Auch Mentuhotep's Sohn, der König Sebekhotep IV, muß im Voll⸗ 
befig der Niederlande des Nilthales gewejen fein. Denn feine Bildſäule, 
in Granit ausgeführt, hatte in Tanis ihre Ehrenftelle eingenommen, Be: 
weis genug für uns, daß weder biefe Stadt. das fpätere Ramſes, noch tie 
zunächft liegende Gegend oftwärts von Feinden befegt geweſen war. 
Diefelbe Thatfache erhellt aus dem Funde einer Bildſäule des fünften 
Sebekhotep zu Bubaftus, deſſen Andenken hoch oben im Süben , über bie 
Grenzmart von Semne und Kumme hinaus, durch eine andere Vilbfänle 
auf der Infel Argo erhalten ward. ‘Die Macht ver Könige bes breizehnten 
Haufes war demnach weber im Süden noch im Norben des Reiches ber 
ſchränkt, denn die Spuren ihrer Größe und ihres Anſehens können durch 
nichts augenfälliger hezeugt werben, als burch Denkmäler ver befchriebenen 
Art. Im Herzen von Aegypten felber haben fich vie Male derſelben 
Könige ebenfo unverkennbar erhalten. Theben, Abydus und das Felſen⸗ 
thal von Hammamat find reich an fhriftlichen Beweifen für ven unge- 
ſchwächten Beftand ver ägyptiſchen Reichsmacht und die Sammlungen 
Europa's Schließen eine Auswahl von Erinnerungszeichen jenes dreizehnten 
Haufes ein. Ich erinnere vor allen an ben Gebächtnißftein aus Granit 
(zu Leyden), welchen ber fechste Sebekhotep, mit tem Amtsnamen Cha⸗ 
anchra, dem Gotte von Banopolis Chem-Hor-necht verehrungsvoll weihte. 

Die Gruppe ber Könige, welche in unferem Verzeichniffe mit Sebel- 
botep III beginnen und mit dem fiebenten Sebefhotep enden (Nr. 16— 271 
und welche in ver beigefügten Familientafel theilweile im Verband mit ven 
pornehmften Gejchlechtern des Landes auftreten, fcheinen überhaupt eine 
abgefchloffene Gruppe mächtiger Fürften bes breizehnten Haufes gebilvet 
zu haben. Als Beweis bafür darf bie viel befprochene, doch wenig verftan- 
bene Darftellung des Zimmers von Karnak genannt werben. Be: 


183 


kanntlich bezieht fich diefelbe auf eine Reihe oder vielmehr eine Auswahl 
von Königen, welche unter ber Regierung des britten Thutmofis, des be⸗ 
ſonderen Verehrers feiner Vorfahren, eine Stelle in einem eigends dazu 
beſtimmten Gemache fanden. Die rechte Seite ver Gefammtdarftellung 
zeigt uns bie Bilter und Namen ver thebanifchen Fürften des breizehnten 
Hanfes, aber wie gefagt nur in einer Auswahl, veren Bebeutung und Sinn 
fofort in die Augen fpringt. Bon ven in vier Reiben angeorpneten Köni- 
gen folgen nach einander in ber erften und zweiten Rangſtufe: 


Tafel tes Zimmers von Karnaf verglichen mit dem Papyrus von Turin. 


1. 2... fa 

2. Sut-en-ra en 

3. Sanhabra . .. .. . . N. 6 Sandabra 

41. Ra⸗Sochemchutaui. . . Nr. 16 Sebefhotep III 

5. Ra-Sobemfuttaui . . Nr. 21 Sebekhotep IV 

6. Chafefhefhra . . . . Nr. 22 Noffhotep 

1. Chanoferra . 2. 2.2... Nr. 24 Sebefhotep V 

8. Chalara 20.0. Mr. 25 zerftört] 

9. Chaanchra (Sebekhotep VD) . [Nr. 26 zerftärt, Sebefhotep VI] 


[0 
= 


. Chabotepra . . 2.2... Nr. 27 Sebelhotep VII. 


Auf den erften Blick muß die getroffene Wahl ter Könige auf- 
fallen, denn es find bie mächtigen Sebekhotep, von denen uns faft allein 
nur Denkmäler biefer Zeit als leßte Zeugen ihrer Thaten zurüdgeblieben 
find. Auch in ber weiteren Folge zeigt die Tafel von Karnak uns eine 
Neihe anderer Königenamen, teren Bedeutung durch bie gleichzeitigen 
Infchriften verbürgt ift, während bie übrigen fonft im Papyrus aufgezeich- 
neten Namen, wie die von unfcheinbaren und unbebeutenven Kleinkönigen, 
vollſtändig überfprungen find. Zu jener zweiten ®ruppe hervorragender 
Fürſten des breizehnten Königshauſes gehört nach Anleitung des Zimmers 


184 


iz 





von Karnak Mer-kau⸗ra, wohl verfelbe, welcher im Papyrus (unter 
Nr. 45) m der verſtümmelten Geftalt von Merkalra] auftritt. Ex ift ver 
Pharao Meri⸗ka⸗ra genannt anf ter Wand ber Felfengrablanımer eines 
gewiflen Zefab, Sohnes ter Cheti, in dem fteilen Gebirge Hinter ber 
heutigen Stabt Oſſiut, welche auf der Stelle ter zu Grunde gegangenen 
älteren Hauptftabt des breizehnten Gaubezirkes Sant oder Siaut {von 
den Griechen Lykopolis d. i. Wolfsſtadt“ getauft; gelegen ift. Tefab war, 
nach den Ausfagen ver Infchriften jenes Grabes, ver Landpfleger ver 
Mittagsgegend (Kama). Obgleich fich die heiligen Zeichen, welche uns vom 
Leben und Wirken veffelben Kunte geben, in einem beflagenswerthen Zu: 
ftante ver Vernichtung befinden, jo geht dennoch aus ven erhaltenen Thei- 
len derſelben mit aller Sicherheit hervor, daß ver ehemalige Inhaber des 
Grabes bei feinen Lebzeiten von dem Haf taui „Fürften ter beiden Wel: 
ten“ ven Auftrag erhalten hatte, einige Bauten und Werke ausführen zu 
laſſen, durch welche, das Heiligthum des Gottes Anubis, des Schutzgottes 
der vorerwähnten Stadt, erweitert und geſchmückt werden ſollte. Ich will 
bei dieſer Gelegenheit nicht unerwähnt laſſen, wie dieſelbe Inſchrift einzelne 
Andeutungen enthält, welche auf kriegeriſche Begebenheiten in ven ober⸗ 
ägyptiſchen Landen fchließen laſſen. 

Die Gräber von Lykopolis, ſo viel deren noch mit Darſtellungen 
und erklärenden Beiſchriften verſehen ſind (die Zahl derſelben vermindert 
ſich leider von Jahr zu Jahr), zeigen durchweg einen gemeinfamen Ur- 
ſprung, ter auf die Zeiten des zwölften und bes dreizehnten Königshauſes 
verweiſt. Die Wahl der Austrüde, die Art ver Erzählung und beſonders 
vie Würden und Aemter entjprechen durchaus den Bedingungen, welche 
fich am diefen Urfprung Inüpfen. Von hohem Werthe, aber leider zur we⸗ 
nig der Forſchung unterzogen, ift die unter dem Namen des Stabel Antar 
b. h. Antarsſtall (wir würden fagen „Rolanbeftall”, da Hels Antar bei 
ven Arabern eine ähnliche Bedeutung bat wie ber Paladin des beutjchen 





185 





Karl'8:Sagentreifes; weit und breit im Lande befannte Felfengrablammer. 
Der ehemalige Bewohner derfelben war ein Oberpriefter bes Anubis, 
oder wie gewöhnlich verjelbe Gott genannt erjcheint, bes „Apheru, bes 
Herrn von vykopolis“. Neben feiner Hohbenpriefter « Würbe bekleidete 
Hapzefa (ein Sohn der Ai), alfo hieß ter Verftorbene, eine Reihe von 
Aemtern am Föniglichen Hofe, die ihn auf Befehl des Könige bis zur 
Elepkantenftabt führten. 

Die innere, der Eingangsthür zugelehrte Wand jenes Grabſaales 
enthält in finfterer Höhe eine lange, ziemlich gut erhaltene Infchrift, veren 
Inhalt nach mehreren Beziehungen hin von eigenthümlichem Werthe ift. 
Nachdem die Würten und Aemter des BVerftorbenen aufgeführt worken 
fine, fingt er fich felber das befannte Lied vom eigenen Lobe und vont 
eigenen Werthe und hebt hervor, wie er gegen Götter und Menfchen feine 
Pflicht erfüllt Habe. Dann fordert er den künftigen geiftlichen Pfleger 
und Hüter feines Grabes auf, für ihn den Geftorbenen zu forgen, wie er 
bei feinen Lebzeiten felber geforgt habe für vie Gottheiten ver Statt Siaut- 
Lykopolis. Bei dieſer Gelegenheit beftimmt er die Art und Zahl ver Opfer, 
redet von den Tefttagen, an welchen fie vargebracht werben follen, und 
giebt uns, zum erften Male in einer ägyptiſchen Inschrift, Zeugniß , daß 
auch die alten Bewohner des Nilthales, groß und Hein, der Gottheit die 
Erſtlinge ihrer Ernten zu weihen pflegten,, gerade fo wie es jeder einzelne 
Iſraelit, reich und arm, zu thun gehalten ward. Die in unferer äghpti- 
ſchen Infchrift genannten Fefttage fielen in ven Schluß und in den Anfang 
bes Jahres, vom legten Tage bes Jahres an (ober tem fünften Schalt: 
tage) bi zu dem Uak genannten Feſte hin, welches am achtzehnten Lage 
des Monates Thot gefeiert zu werten pflegte. 

Wie die Gräber von Lykopolis der Mehrzahl nach ohne Zweifel ven 
Zeiten des breizehnten Königshauſes angehört haben mögen, fo weiſen 
auch die infchriftlichen Zeugniſſe, welche die Wände der Felſenkammern 





186 


und Gräber von El⸗Kab (vie alte Eileithyiapolis) ſchmücken, auf denſelben 
Zeitraum hin. Ganz abgefehen von berjelben Art und Wahl des Aus 
druckes und abgejehen von dem Vorkommen bes Königsfchilves eines Se- 
befhotep (mit dem Thronnamen Ra Sochem-fut-tani) in einem der Gräber 
biefes Ortes, deſſen ehemaliger Inhaber ven Namen Sebelnecht trug, 
mweifen vor allem die Eigennamen, welche ven Verftorbenen angehörten, 
unbebingt auf vie Zeitläufe des breizehnten Königshaufes in der unver: 
kennbarſten Weiſe hin. 

Der Zeitpunkt iſt nicht fern, welcher uns Gelegenheit geben wird, 
der alten Inſaſſen dieſer Gräber genauer zu gedenken und von der befeſtig⸗ 
ten Stadt zu reden, welche ehemals auf dem Gebiete der gegenwärtig El⸗ 
Kab genannten Gegend ſtand. Noch heute iſt das Viereck ihrer ſtattlichen 
Mauerreſte, aus getrockneten Erdziegeln aufgeführt, vorhanden und liefert 
Zeugniß von dem wirklichen Beſtehen einer Veſte, in welcher Aahmes, 
einer der tapferen Kämpen im Kriege der Aegypter gegen die fremden Kö⸗ 
nige, das Licht der Welt erblickte. 


Aegyptiſcher Krieger aus der Zeit bes XIII. Königshaufes [Gräber von Offiut;. 


187 


XI. 
Semiten und Aegypter. 


Bereits oben iſt die Bemerkung gemacht worden, daß nach den Zeug⸗ 
niſſen des Turiner Königsbuches die Regierungen der Herrſcher, welche 
gegen den Schluß des dreizehnten Königshauſes hin den Thron inne hatten, 
von einer verhältnißmäßig ſehr kurzen Dauer geweſen ſein müſſen, denn 
fie erreichten kaum die Zeit von vier Regierungsjahren. Es liegt auf der 
Hand, daß die Urſache einer ſo auffallenden Erſcheinung in innerem Zwie⸗ 
ſpalt im Reiche, in Bürgerkriegen und Kämpfen der einzelnen Thron⸗ 
bewerber geſucht werden muß, welche die regelmäßige Erbfolge unterbrachen 
und die Anweſenheit nebeneinander laufender Königshäuſer wahrſcheinlich 
machen. Zunächſt ſtanden den Königen des dreizehnten Hauſes theba⸗ 
niſchen, alſo oberägyptiſchen Urſprunges, 76 Pharaonen gegenüber, 
welche ihren Königsſitz nach manethoniſcher Ueberlieferung in der unter⸗ 
aͤgyptiſchen Stadt Sachau ober Chaſau, von ben Griechen Xois genannt, 
aufgeichlagen hatten. Diefe inneren Zwifte, hervorgerufen burch ehrgeizige 
Pläne von Sewalthabern in bem oberen und dem unteren Rande, liefern 
fomit ven Schlüſſel einerfeits zur Erklärung des langen Stillfchweigens 
gleichzeitiger Denkmäler, anvererjeits zum vollen Verſtändniß des Er- 
folges eines Triegerifchen Einfall, welcher von außen her einen fremben 
Bollsftamm nach Aegypten führte, ver e8 niemals gewagt haben würde, 
fi der Waffenmacht des vereinigten Neiches Kemi gegenüberzuftellen. 

Bevor wir es übernehmen einen Blick auf die Zeit der eben angedeu⸗ 
teten Fremdherrſchaft zu werfen, in welcher ver alten einheimifchen Könige 
Geſchlecht zu der Rolle einfacher Hal oder Gaufürften, Unterlönige, her- 
abgefunten war, fcheint es uns nützlich unt nothwendig, die Gegenden, 
weiche in Zukunft den Schauplag jener Ereigniffe bilveten, ein wenig 


18 


näher ins Auge zu faffen und vor allen der Bevölkerung jener Landſchaf⸗ 
ten unfere befondere Aufmerkſamkeit zu ſchenken. 

Beginnen wir zunächft mit ven ägyptifchen Nieterlanden , fo darf es 
wohl kaum Bedenken erregen, wenn wir bie zwilchen ven Nilarmen ange: 
jeffenen Bewohner ver Mehrzahl nach für Aegypter ächten Stammes an- 
ſehen. Die Scheidegrenze, welche diefen Stamm von ben benachbarten 
Bölfern abfonverte, bildete nach Weften hin ver fogenannte kanobiſche 
Nilarm, wie ber pelufifche auf ver entgegengejeßten nach Often gelegenen 
Seite. Die Anwohner ter weftlichen oder der libyſchen Nachbarländer ge- 
hörten zu dem bellfarbigen Stamme ver Tehen und weiter nach Sonnen: 
untergang zu tem Stamme ter Libu und Tamahu. Bon der Gegend 
bes Tritonis⸗See's an, welchen ein Sagenkreis, veffen Mittelpunkt bie krie⸗ 
gerifche, gewappnete Pallas-Athene (vie ägyptifche Neit) und ber Meer⸗ 
beherrfcher Poſeidon bildeten, einerſeits mit tem griechiſchen, andererfeits 
mit dem phönizifchen und ägyptiſchen Volksſtamme verband, erftredten ſich 
bie vielbeweglichen Bölfergruppen ver genannten Stämme, tenen das 
Pferd und der Efel neben dem Rinde als Zugvieh auf ihren Wanternngen 
vortreffliche Dienfte leiftete, über die ganze Norbfüfte des afrikanischen 
Feftlandes und fanden ihre äußerſte vielbefuchte öftliche Grenze an 
dem vorher genannten kanobiſchen Nilarme. Dort lag am Ausfluß deſſel⸗ 
ben der Ort Karba oder Karbana, das Rurbanit ver affyrifchen Keil- 
infchriften, deifen Name auf einen frembländifchen Urſprung binweift, das 
jpätere Heralleum der ägyptiſch⸗griechiſchen Zeit. Die alfo bezeichnete 
Stadt erfcheint zum erften Male in einer Stelle bes großen Paphyrus 
Harris aus der Zeit des dritten Ramſes. Es tft darin die Rebe von einem 
Einfalle ver vereinigten Libu und Maſchauaſcha d. h. ver Kibyer und 
Maryer, welche das ganze Gebiet im Weften des Tanobifchen Nilarmes 
in Befig nahmen, „von ter Start Memphis an bis zu dem Orte Kar- 
bana bin.“ Der Name des letteren ſcheint gut ſemitiſch zu fein, wenig 








189 _ 


tens ftellt ver erftere Theil deſſelben Kar: pas ſehr befannte Wort 
für „Stabt* (aſſyriſch far, hebräiſch Fir, Lirjah) bar. 

Indem wir ung ber Oſtmark tes ‘Deltalanves zuwenden, fo tritt une 
bier ber Semitismus, nach ten Zeugniſſen ver Denkmäler, auf Schritt 
und Tritt in der augenfcheinlichiten Weife entgegen. Das Hauptgebiet 
beffelben umfaßt die Landfchaft im Often des tanitifchen Nilarmed, auf 
welcher bie brei unterägpptifchen Gaubezirke VIIL, XIV und XX gelegen 
waren. Der Hauptort des vierzehnten Gaues, die Stabt Tanis, welche 
dem vorbeifließenven Nilarme den Namen gegeben hatte, führte die fremd⸗ 
ländifche Bezeichnung Zar, Zal und felbft in ver Mehrheit Zaru, als ob 
man zu übertragen hätte „bie Stadt der Zar“. ‘Der Name Tanis, welcher 
ihr von den Griechen gegeben wurte, ift auf eine andere Bezeichnung ders 
felben zurüdguführen, nämlich auf bie ägyptifche Form Zeian, Zo'an. Es 
ift verfelbe Name, unter welchem fie in ber heiligen Schrift als Zo’an 
auftritt, „welches fieben Iahre fpäter ala Hebron gebaut war” (Num. XIII, 
23). Die Stadt Tanis wird alfenthalben in den ägyptiſchen Infchriften 
als eine wejentlich fremde Stabt bezeichnet, deren Bewohner als „bie 
„Bölter im öftlichen Vorderlande“ aufgeführt werden. Das dftliche Vor⸗ 
verland ift aber nicht® anderes, als tie gewöhnliche Benennung bes ſpäte⸗ 
ren tanitifchen Gaubezirkes, der, obſchon nicht häufig, in ben Gauverzeich- 
niffen unter der Bezeichnung von Ta mazor d. h. „Las befeftigte Land“ 
auftritt, in ber fich unſchwer die lang gefuchte Urgeftalt des ebräifchen 
Namens für Aegypten Mazor oder Mizraim wiederertennen läßt. 

Auf dem granitenen Gebächtnißfteine vom Jahre 400 ver Zeitrech⸗ 
nung des Königs Nubti oder Nub, welcher in Tanis entdeckt ward und 
deſſen Jahresbezeichnung noch heute ben Gelehrten viel Ropfzerbrechene 
macht, erjcheint ein „Befehlshaber der Veſte Zal“, der außer diefem Amte 
noch die Würde eines , Befehlshabers ver fremden Völker“ bekleidete. Auch 


190 


in diefem Beifpiele handelt es fich um Bewohner auslänbifchen Urſprungs 
in dem befprochener Theile des ägyptifchen Deltalandes. 

Die Papyrusrollen aus den Zeiten des neunzehnten Königshaufes 
beichäftigen fich mit einer gewiſſen Vorliebe mit diefer Stadt, welche außer 
den beiden genannten Namen noch einen britten führte, den Namen Bi- 
ramſes d. i. „die Stabt des Ramſes“. Ueber ven Urfprung deſſelben und 
über die Gfeichftellung der Ramfes-Stabt mit dem biblifchen Ramſes wird 
weiter unten das Nöthige zur Erklärung beigebracht werden. Bei biefer 
Beranlaffung gedenken die eben erwähnten Schriftftüde einer Zahl von 
Seen und Gewäſſern, welche in der Nähe ver fremblänbifchen Stadt Zal 
gelegen waren und beren eigenthümliche Benennungen fofort an ihren fe- 
mitifchen Urfprung erinnern. Ich führe als Beifpiele an bie Namen ber 
fiich- und vogefreichen Gewäſſer: die Schaanau, Putra, Nachal, Pu⸗ 
harta ober Puharat. Die an Waſſerpflanzen reichen Sümpfe und Seen, 
welche heute zu Tage mit dem Namen der Birket Menzaleh bezeichnet 
werben, theilten die allgemeine Benennung derartiger Gewäſſer Sufi (oder 
mit dem äghptifchen Artikel Ba-fufi, gleichfam „ver Sufi“), welches 
Wort durchaus übereinftimmt mit vem hebräifchen Suf. Die Ausleger 
faffen gewöhnlich dieſes Wort im Sinne von Schilf oder Schilfgegend auf, 
während es im Altägyptiſchen zunächſt foviel al8 ein an Papyrusftauden 
reiches Waffer bezeichnet. 

Im Often des tanitifchen Gaubezirkes ober des „öftlichen Vorder⸗ 
landes“ war an ben fandigen Ufern bes pelufifchen Nifarmes ein anderer 
Sau gelegen, der achte in der allgemeinen Aufzählung ver ägyptiſchen Be: 
zirkskreiſe, welchen bie Infchriften aufführen unter der Benennung ver 
„Spite bes Oſtens“, obgleich wir nicht verhehlen wollen, daß unfere Ueber: 
tragung „Spitze“ vielleicht einer Berichtigung bedarf. Doch ift Dies neben- 
fächlich für unferen Zweck. Biel wichtiger dagegen tft es zu wiſſen, daß 
ber Hauptort des gemeinten Gaues die Bezeichnung Bi-tem d. h. „vie 





191 


„Stadt des Sonnengottes Tom“ führte, in welcher wir augenblidlich das 
Pithom der Bibel wiedererfennen müſſen. Die Stabt bilvete ven Mittel» 
punkt einer Landſchaft, deren Name gleichfalls auf fremten Urfprung 
zurüdgeführt werden muß. Es ift die Gegend Suko over Sulot, bas bei 
dem Auszuge der Kinder Iſraëls aus Aegypten in ver Heiligen Schrift 
erwähnte Succoth, deren Bebeutung „Zelt, Zeltlager“ nur mit Hülfe bes 
Semitifchen feftgeftellt werben kann. Eine folche Bezeichnung hat nichts 
Auffallendes für eine Landſchaft, deren natürliche Eigenthümlichleit voll- 
ftändig der Bebeutung ihres Namens entipricht, denn fie enthielt Weibe- 
pläge, Eigentbum Pharao's, auf welchen die wandernden Beduinen ber 
Öftlihen Wüfte ihre Zelte auffchlugen, um ihren Thieren die nöthige Speife 
zu gewähren. Selbft noch in ben griechifch-römifchen Zeiten ter äghpti⸗ 
ihen Gefchichte erfcheint vie Benennung „Zelte, Zeltlager“ (Scenae) wie: 
ver bei Oertlichkeiten, an welchen man Zeltlager aufzufchlagen pflegte. 
Ich erinnere nur an die Scenae Veteranorum unt an tie Scenae Man⸗ 
trorum, welche unter der Regierung Kaiſers Theodoſius II als äghptifche 
Ortsnamen aufgeführt werden. Die Rage der Stadt Pitom wird auf ben 
Dentmälern nicht felten näher beftimmt durch ven wichtigen Beifag „am 
„Eingang des Oftens, am öftlichen Eingang“, nämlich von ver Wüſte ber 
nach Aegypten. Ein Waſſerarm in der Nähe ver Stabt trug wiederum 
einen nicht ägyptiſchen, fontern ven femitifchen Sprachen entlehnten Na- 
men, nämlich Charma oder Charoma, deſſen Bedeutung fo viel befagt ale 
„ter Durchftich”. 

Um auf Sukot noch einmal zurückzukommen, fo fei daran erinnert, 
daß bie Kinder Iſraeẽls bei ihrem Auszuge aus der Ramſes⸗Stadt das 
erite Lager auf tem Gebiete der „Zelte* auffchlugen. Am zweiten Tage 
erreichten fie auf ihrer Wanderung ben Ort, welchen bie fer mit dem 
Namen Etham belegt. Ich habe anderwärts ven Nachweis geliefert, daß 
auch diefer Ort fich in der Landſchaft Sufot, ober wenigftens in unmittel- 


192 


barfter Nähe verjelben ven ägyptiſchen Zeugniflen zufolge vorfindet. Es 
ift das in den bieratifchen Papyrusrollen an verfchievenen Stellen ge- 
nannte Chetam , deſſen Bedeutung „verfchloffener Ort, Veſte“ vollitäntig 
mit der des hebräifchen Etham übereinftimmt. Wir werben Gelegenheit 
baben auf dieſes Chetam-&tham bei der Beſprechung des Auszuges ver 
Kinder Iſraels weiter unten zurüdzufommen. 


In demfelben Gaubezirke, dem achten ber Denkmäler-Verzeichniſſe, 
und demſelben, welchen bie Griechen und Römer mit dem Namen des 
Sethroites zu benennen pflegten”), lag ohne Zweifel jene bochwichtige 
Stabt, welche gleichſam ben Kern der folgenden Gefchichten bilden foll, die 
Start Hauar, deren wörtliche Ueberſetzung „Haus des Beines (uar)* lau⸗ 
ten würde. An einer befonderen Stelle des manethonifchen Berichtes über 
bie Herrichaft der Fremden, ver fogenannten Hykſos⸗Könige, der fich glüd- 
licherweife in einem Auszuge bei vem jüdischen Gefchichtsfchreiber Iofephus 
erhalten hat, gefchieht veffelben Namens Erwähnung — Manethos nennt 
die Stadt Auaris —, wobei fein Urjprung andeutungsweiſe auf eine 
fromme Sage zurüdgeführt wird. Eine nähere Prüfung der Gaubezirfe 
ſammt ihren Städten, wie fie in verfchievenen mehr oder minder ausführ- 
(ihen und wohlgeordneten Verzeichnifjen auf ven Denkmälern ver Ptole: 
mäer⸗Zeit vorliegen, liefert den Nachweis, daß auch antere Ortichaften 
des ägyptiſchen Landes den Namen Hauar führten, und zwar folche, welche 
in ihren Serapeen d. b. dem Landeswohlthäter Ofiris geweihten Todten- 
tempeln als heilige KRörperrefte die Beine des Gottes forgfam bewahrten. 

So heißt 3. B. ter Hauptort des dritten unterägyptiſchen Gaubezirkes 
oder des libyſchen mit einem Nebennamen Hauar ament d. i. „vie Stadt 
„tes rechten Beines“. Die große, für vie Landeskunde Aegyptens je 


* Ueber ben Urfprung dieſes Namens vergl. man S. 9 meiner Schrift 
L’exode et les monuments &gyptiens. Leipzig 1875. 








193 





2 


wichtige Inschrift auf ver Wand des Allerheiligiten in der Mitte bes Tem⸗ 
pels von Edfu (Apollinopolis Magna) beftätigt außerdem, daß die Be: 
wohner jener Stabt des libyſchen Gaues „diefes Bein in einem dem Apis- 
‚itiere geweihten Heiligthume verehrten.“ Mit Zug und Recht pürfen wir 
taber vorausſetzen, daß auch ber Name ver Stabt Amwaris, auf der Oftfeite 
des Delta, in Zuſammenhang geftanden habe mit ver befonderen Bereh- 
rung des Ofiris-Beines. Es hält nicht fchwer in legterem das linke Bein 
tes Gottes zu erkennen, "wegen ber beutlichen Anfpielung auf die eigen- 
thümliche Lage ber Arme des Nilftromes, welcher befanntlich als eine an⸗ 
dere Geſtalt und Erfcheinungsform bes Oſiris betrachtet wurde. Nachdem 
fi der Strom bei der Spite des Delta, an der Sabelungsftelle in ter 
Nähe des Ortes Kerkaſorus (diefe Bezeichnung fcheint den Sinn von 
„Spaltung — tert — des Oſiris“ zu haben) in die zwei Haupt» Arme, 
oder wie bie alten Aegypter zu jagen pflegten, „Beine“, ven kanobiſchen 
nach Weſten und ten pelufifchen nach Often bin, geipalten hatte, wurde ver 
weftliche Arm als das rechte Bein des Ofiris, der pelufifche dagegen als 
tas linke Bein des Gottes betrachtet. Die in ver Nähe des Ausfluffes ge- 
(egenen Derter wurben natürlicherweife als beſondere Ofiris-Stätten auf 
gefaßt, in deren Allerheiligftem die Beine deffelben Gottes eine fo eigen: 
tbümliche Rolle fpielten. In diefer Geftalt ver Auffaſſung findet die Sage 
ihre vollftändige Erklärung. 

Die Stadt Hauar-Awaris, mit welcher wir uns augenblidlich be- 
ichäjtigen, lag wie gejagt öftlich vom pelufiichen Nilarme, mit welchem fie 
allem Anfcheine nach durch eine Wafferjtraße verbunden war, wenn man 
nicht annehmen will, daß fie fich unmittelbar am Ufer des nach ver Mün- 
tungsftelfe hin jehr breit gewordenen Nilarmes befand. “Durch allmählige 
Berfandung dieſes Armes im Laufe von Jahrtauſenden ift die Wiederher⸗ 
itellung des alten Flußbettes und bie richtige Beſtimmung der Lage ter 


Städte an feinen Ufern eine fo fchwierige Aufgabe geworben, daß es kaum 
Brugih, Geſchichte Aegyptene. 13 


194 


— — 





gelingen wird, die alte Stelle der untergegangenen Hykſos-⸗Stadt Awaris 
jemals wiederzufinden, wenn nicht ein überaus günſtiger Zufall die Ent- 
deckung herbeiführen ſollte. Daß aber Hauar jerenfalls in der Nähe eines 
Gewäſſers gefucht werben muß, lehrt auf das Unwiderleglichſte vie viel 
beiprochene Injchrift in dem Grabe bes fchiffsfuntigen treuen Dieners 
Pharao's Aahmes zu El⸗Kab, welcher in jeiner Yebensgefchichte erzählt, 
wie er dabei geweſen fei, als bie äghptifche Flotte den Kampf gegen vie 
feindlichen Fremden unternahm auf dem Gewäſſer Pa- Zetfu oder Zeku ver 
Stadt Hauar. Auch diefer Name trägt trotz bes vorgeſetzten ägyptiſchen 
Geſchlechtswortes eine jemitifche Färbung an fich, fo Daß ich nicht im min- 
deſten anſtehen würde, ihn mit entſprechenden Wurzeln der ſemitiſchen 
Sprachen zuſammenzuſtellen. 

Eine andere auf demſelben Gebiete des ſethroitiſchen Gaues 5 gelegene 
Ortſchaft führt auf den Denkmälern die ächt femitifchen Namen Meaftel 
oder Magdol; das ift nichts anderes als das ebrätfche Migdol, mit ter 
Bedeutung ‚von „Burg, Feſtung“, aus dem ihrerfeitS bie Griechen ein 
wohlflingendes Magtolon gebildet hatten. Daß übrigens die alten Aegyp⸗ 
ter fehr wohl viefe Bedeutung bes ihrer Sprache fremden Wortes gekannt 
haben, beweift auf das Bündigſte das demfelben vorgeſetzte männliche 
Sefchlechtswort, fowie das Deutzeichen ver Mauer, welches dem Fremd— 
worte in feiner ägyptiſchen Schreibung hinzugefügt ward. Die Lage dieſes 
Migdol, deffen die Schrift gleicherweife Erwähnung thut, nicht nur bei der 
Schilderung und Befchreibung des Auszuges ver Juden aus Aeghpten, 
ſondern auch bei gelegentlichen Angaben, um einen ber nörblichften Punkte 
des bewohnten Landes ber Aegypter beſtimmter zu bezeichnen, ich fage bie 
Rage dieſes Migbol, als defjen einheimifche Benennung außerbem bie Dent- 
mäfer den Namen Samut kennen, wird genau bejtimmt durch ven heutigen 
Trümmerhaufen von Tell⸗es⸗Semut an der Oftfeite des Menzaleh⸗See's. 

Mit diefer Veſte Migdol, zwifchen welcher und tem Meere einft Kö—⸗ 





195 


nig Ramfes III fammt einem Theile feines Fußvolkes weilte, um thätiger 
Zeuge des Sieges feiner ägyptiſchen Flotte über verbündete feefahrente 
Völker der Infeln und Küftenländer des Mittelmeeres zu fein, ift die Reihe 
ber Schutzwehren noch nicht abgefchloffen, welche das Land nad) Sonnen- 
aufgang zu zu vertheidigen bejtimmt waren. So lag in ver Richtung 
nad Norboften bin, am weſtlichen Rante des fogenannten Sirbonis-See’s 
ein wichtiger Pla& für ven Schuß der Yanbesgrenze, ver Ort Anbu v. h. 
jeviel beveutend als „nie Mauer, ver Mauerwall, die Ummwallung“. Bon 
ven Alten wird er häufig erwähnt, doch nicht unter feiner ägyptiſchen Be- 
nennung, ſondern in Geſtalt einer Ueberjegung berjelben. So hießen 
ihn die Ebräer Schur d. h. bie „Mauer“, und bie Griechen to Gerrhon 
oter ta Gerrha, welches ſoviel befagt als die Umhegung ober bie Verzäu- 
nungen. Dieſe Bemerkung wird mit einem Schlage alle Schwierigkeiten 
Bien, welche bisher entjtanten waren in Bezug auf die Beantwortung ver 
Stage nach tem Urjprunge jener Namen, die troß ihrer Verſchiedenartigkeit 
im Yaut fich dennoch nur auf einen und benfelben Ort bezogen... 

Wer von Aegypten aus ven Weg oftwärts einfchlug, um das Land 
zu verlaflen, mußte ven Plat „ver Mauern“ beichreiten, ehe es ihm ge⸗ 
ſtattet war, die Straße der Philifter, wie fie die Heilige Schrift bezeichnet, 
auf feiner Weiterreife einzufchlagen. Eine ägyptiſche Befagung unter dem 
Oberbefehl eines Hauptmannes hinberte ven ‘Durchgang durch die Schuß- 
wehr, welche ſich nur nach vorbergegangener Mittheilung ber Töniglichen 
Behörden dem verbächtigen Wanterer öffnete und ſchloß. Anbu-Schur- 
Gerrhon bilvete gleichzeitig den erften Schlußpunft der großen Heerftraße, 
welche aus dem Delta über Chetam-Ethbam und Migdol zur Wüfte Schur 
führte. Von Anbu aus über die Vefte von Uit im Lante Hazi oder Ha- 
zion (Kaffiotis ver Alten) gelangte ver Reiſende bis zum Thurme oder 
Bechen von Aanecht (Oftrafene), wofelbft fich die Grenzen ber Länder 


Kemi und Zaha berührten. Auf dem fremden Gebiete des leßtgenannten 
13* 


196 


erreichte ber Wanderer, immer tie Meeresküfte entlang ziehend, bie Oert- 
lichkeit Ab⸗ſakabu (im Semitiſchen daſſelbe bebeutend al& der von ven 
Griechen bafür eingefettte Namen Rhinokolura oder Rhinokorura d.h. 
Nafenverftümmelungs-Plag) und gelangte fchließlich zu den Gebieten der 
angrenzenven Bewohner Paläſtina's. 

Mit ben oben vorgelegten Ortsbezeichnungen haben vie Beifpiele, 
welche die veutlichen Spuren uralten femitifchen Einflujfes bezeugen, ihr 
Ende noch lange nicht erreicht. Alfenthalben begegnen wir auf ver Oſtſeite 
bes Deltagebietes Stätten und Feſtungen, teren Namen auf urjprünglid 
jemitifche Anſiedler hinmeifen. Ich will nicht an das wohlbelannte Annu 
oter On (Heliopolis der Griechen) erinnern, deſſen urjprüngfiche Bedeu— 
tung ebenjowohl im Altägyptiichen ale im Ebräifchen „Stein“ oder „Stein- 
ſäule“ geweſen zu fein ſcheint, ſondern anderer minder dunflerer Namen ge: 
benten , welche tas ägyptiſche Stäbte-Wörterbuch aufzumweifen hat. So 
lag in der Nähe von Mendes, vielleicht fogar in Mendes ſelbſt, ein ber 
feftigter Pla mit dem Namen „ver Vefte des 'Azaba“, deſſen letzter Theil 
| nicht der ägyptiſchen Zunge, fontern dem femitifchen Sprachitamme an: 
gehört. Es ift Die Veſte tes Dzäb (ebräiich) d. i. „des Götzenbildes“ 
Eine andere aus dem Bericht der Kriege des erjten Meneptah's gegen li⸗ 
byſche Völkergruppen befannte Stadt, auf der Oftfeite des Deltalandes, 
führte tie Bezeichnung Pi-bailos „die Statt Bailos“ (griech. Byblos, 
koptiſch Phelbes), veren femitifcher Urfprung burch die offenbare Berwantt: 
ſchaft mit dem ebräifchen Balas „vie Diaulbeerfeige Licht gewinnt. In 
ihrer Nähe befand fich mit gleichfalls nicht-ägyptifcher Namensbezeichnung 
bas Gewäfler von Schakana, teffen Bebeutung ſich aus ter femitifchen 
Wurzel ſchakan „fich nieberlaffen, wohnen, benachbart fein“ allein er- 
Märt. Weiter landeinwärts, in ter Mitte deſſelben Delta-Gebietes, ber 
gegnete ver Wanderer im Weſten des athribitifchen Gaubezirfes der Statt 
Kahani, mit fremden femitifchem Anklang ver Benennung, die fofort an 





— — — — —— 


das ebräifche Kohen „Prieſter“ erinnert. Im dieſer Weiſe hält es nicht 
ſchwer, in andern Beiſpielen den Zuſammenhang ägyptiſcher Wohnplätze 
und Städte mit ſemitiſchen Urbewohnern auf dem Wege der vergleichenden 
Sprachforſchung nachzuweiſen. 

Aber auch nach einer anderen Richtung hin bekundet ſich das Vor⸗ 
handenſein ſemitiſcher Schößlinge auf äghptiſchem Boden, ſei es daß die⸗ 
ſelben rein und unverfälſcht dorthin verpflanzt waren, ſei es daß Zeit und 
Umſtände dazu beigetragen hatten, ſie auf ägyptiſches Reis zu pfropfen. 
Die in ben Todtenſtätten des alten Aegyptens gefundenen Denkſteine, 
Särge und Bapyrusrollen bezeugen bie zweifelloje Anweſenheit femitifcher 
Berjonen, welche im Nilthale anfälfig waren und gleichjam das Bürger⸗ 
recht erlangt hatten, ſowie andererfeits die Neigung ver Aegypter, ihren 
Kindern femitifche, ober in jeltfamer Miſchung halb ägyptifche halb ſemi⸗ 
tifche Namen zu geben. Dan hat nur nöthig einen Blick in das nügliche 
Verzeichniß äghptifcher Eigennamen des Hrn. Lieblein zu werfen, um fich 
von biefer Erfcheinung die volle Ueberzeugung zu verichaffen. Es gab 
Aegypter, welche Namen führten wie bie folgenten: Abiroma, Abaro« 
karo, Baal⸗mohar, Pefahales, Maufan, Maſchu, Namurod, Nanat, 
Pet-baal, Sagarta, Dapur, Karopuſa u. a. m., ohne daß man im ge- 
ringften Anftoß an ter frembländifchen Natur berartiger Benennungen 
fand. 

Die Neigung des äghptifchen Geiftes zum ſemitiſchen Wefen vürfte 
ji, meiner Meinung nach, nur aus einem langen Zufammenleben und 
aus frühzeitig fchon beſtandenen gegenfeitigen Beziehungen des ägyptiſchen 
zum ſemitiſchen Volksſtamme erklären. Bor allen ift dabei nicht außer 
Acht zu laffen, daß auch der von dem Nil bis zu dem Euphrat ausgevehnte 
Handelsverkehr das Seinige dazu beigetragen hat, ten fremden Ausprüden 
für jo manches Erzeugniß des Bodens und der auslänbifchen Kunſtthätig⸗ 
feit Eingang in Aegypten zu verfchaffen. Auch bie Thierwelt, infoweit 


198 


ihre Heimath nicht das Nilthal war, lieferte ihre Beiträge, wie e8 femi- 
tische Lehnwörter 3.3. us für das Pferd, famal für das Kameel, abir 
für eine befondere Stierart beweifen köͤnnen. Das Beitreben, dem Semi- 
tiichen in ver angebeuteten Weife den Hof zu ınachen, artete in ben Zeiten 
bes neunzehnten und zwanzigften Königshauſes zu einer wahrhaft nänı- 
ihen Sucht aus, femitifche Wörter an Stelle vorhantener ägyptifcher in bie 
eigene Deutterfprache und Landesſchrift einzuführen, und fogar ägyptiſche 
Wörter felber durch ſyllabariſche Zerlegung femitifch umzumanteln, wenn 
e8 erlaubt ift viefen Ausorud zu gebrauchen. Aber was das Schlimmite 
an ber Sache war, grabe ver gebilbetfte und unterrichtetite Theil des äghp- 
tifchen Volfes, die Welt ver Briefter und Schriftgelehrten, fand ein abfon- 
verliches Vergnügen baran, ihre fchriftlichen Auslaffungen mit femitijchen 
Wörtern zu fpiden, welche fie an die Stelle guter ägyptiſcher Austrüde 
zu fegen pflegen. Dan wandte femitifche Bezeichnungen an wie e8 3.9. 
bie folgenden find: roſch „Kopf“, far „König“, beit „Haus“, bab „Ihr“, 
bir „Brunnen“, birlata „See“, ketem „Soft“, fchalom „begrüßen“, vom 
„boch fein“, barak „jegnen“ und viele andere mehr. 

Wir bürfen indeß eine Bemerkung nicht vergeffen, tie wenn wohl 
verftanden, geeignet ift, dieſe auffallende Thatfache einigermaßen zu erklä— 
ren und damit zu entſchuldigen, was tadelnswerth an biefer Sucht nad) 
ver Einführung fremder Wörter in die eigene Mutterſprache erfcheinen 
muß. Im Often des Nieberlandes, in jenen Gegenben, von benen oben 
bie Rede war unt deren Mittelpunfte die Städte Ramfes und Pitom bil: 
beten, hatte fich die femitifche Einwohnerſchaft im Laufe ber Zeit fo breit 
gemacht und ein folches Uebergewicht über die ägyptifche Bevölkerung er: 
reicht, daß im Laufe von Jahrhunderten eine allmäblige Verſchmelzung 
ber beiten Völker entjtand. Sie führte zulegt zur Bildung eines Milch 
volles, deifen Spuren fich bis auf den heutigen Tag an berfelben Stelle 
feft erhalten haben. ‘Die der Zahl nach fchwächeren, benachbarten Aegyp⸗ 





199 


ter bequemten fich nicht allein zur Annahme ver Sitten und Gebräuche ter 
Semiten, ſondern fingen an, felbjt für ven fremdländiſchen Gögenbienft 
Zuneigung zu empfinden und ihre eigene Götterlehre mit neuen bisher 
unbelannten himmlischen Geftalten auslänbifchen Urfprunges zu bereichern. 
An der Spige aller ftand, halb ägyptiſch noch und halb femitifch die Gott. 
beit des Set oder Sutech, mit dem Beinamen Nub „das Gold“ *) welcher 
ganz allgemein als ter Vertreter und König ber fremden Gottheiten im 
ande Mazor betrachtet wurbe. Seinem Wefen nach eine uräghptifche 
Schöpfung wurte Set allmählig der gleichzeitige Stellvertreter des ge- 
ſammten Auslandes, ver Gott der Fremden. 


Wenn ich die Namen Baal und Aftarta erwähne, welche jo häufig 
in ben Infchriften ber Denkmäler auftreten, jo habe ich faum nöthig auf 
die Fremde hinzuweifen, pa beide ihren Urfprung der phönizifchen Götter: 
fehre verdanken. Wie zu Sivon jo hatte auch in Memphis die kriegeriſche 
Aſtarta (auf ten ägyptiſchen Denkmälern ver fpäten Zeit als löwenköpfige 
Göttin dargeſtellt, welche mit eigener Hand das Pferdegeſpann vor dem 
Kriegswagen lenkt) ein befonberes Heiligthum , und wir werben fpäter bie 
Beweiſe liefern, wie Ramfes IL ihrer Ehre und ihrem Dienfte an dem ein- 
famen Ufer des Mittelmeeres in ver Nähe des Sirbonis⸗See's ein befon- 
deres Heiligthum errichten ließ. 

Weniger häufig genannt auf den Dentmälern als die vorhergehenden 
Vertreter femitifcher Gottheiten, haben vennoch ihren Pla in der äghpti« 
ſchen himmliſchen Schaar gefunden ver feurige Nefchpu „ver Herr langer 


»; Es ift eine jehr bemerkenswerthe Erjcheinung, daß von ben Zeiten bes 
höchſten Alterthumes an in den morgenländifchen VBorftelungen dem Golde ber 
Fluch des Typhonifchen anklebt. Nach einer griechifchen Ueberlieferung Plutarch, 
Ueber Iſis und Ofiris, c. 30) wurden beim Opferfefte des Helios bie Verehrer bes 
Gottes ermahnt, fein Gold am Leibe zu tragen, grade wie noch heutigen Tages 
die Anhänger Muhammed's fich aller goldenen Kleinodien entledigen, bevor fie 
die vergefchriebenen Gebete verrichtet. 


200 


„Zeiten, ver König ter Ewigfeit, der Herr ter Stärke inmitten ber Götter: 
„haar“ und bie Göttin Kadoſch d. i. „vie Heilige”, teren Name bereits 
auf die befondere Art ihres göttlichen Weſens hinweiſt. Auch ber fröhliche 
Des oder Bas, von tem bereits früher die Rede war, ber Vorfteber tes 
Gefanges und der Muſik, der Vergnügungen und aller gefelligen Freue, 
darf noch einmal an dieſer Stelle aufgeführt werden, denn auch er war 
feinem Herlommen nach ein ächtes Kind des ſemitiſchen Volksſtammes ver 
Araber. Sein Name in ber Sprache berfelben beveutet fo viel ala Luchs 
und Kate, und wir glauben bie vergleichende Zuſammenſtellung nicht zu 
weit zu treiben, wenn wir ihm die fagenföpfige Schußgöttin der wohlbe⸗ 
fannten Statt Bubaftus, die viel verehrte ſchlanke Baft, fofort zur Seite 
jtellen. Führen wir zum guten Schluffe noch an, daß auch bie phönizijche 
Onka und bie ſyriſche Anait over Anaitis zu venjenigen himmlischen We 
fen gehören , veren Namen und Geftaltung fich getreu in ter ägyptiſchen 
Sötterwelt wiederfinden, wofelbft fie ihre Stelle unter ven Bezeichnungen 
Anka und Anta einnehmen, und wir haben damit bie Hauptvertreter der 
ſemitiſchen Götterfpuren in der altägyptiſchen Glaubenslehre erjchäpft. 

Vielleicht ift ver Einfluß ver jemitifchen Nachbarfchaft auf ägyptiſche 
Verhältniffe auch von einer neuen Seite ber nachzumeifen. Im dieſem 
Falle würde eine äußerft bemerfenswerthe und auffallende Thatfache tie 
Zeugniffe zu Gunften unjerer Dieinung auf das Echlagenpite vollenten. 
Wir haben hierbei im Sinne jene eigenthümliche, fonft nirgends verzeich- 
nete Zeitrechnung, beren ſich einmal, im vierzehnten Jahrhundert nor 
Chriſti Geburt, ein äghptifcher Hofbeamter betient, um das Jahr ter Ab- 
faffung einer Infchrift anzugeben, ich meine auf tem berühmten unter der 
Regierung bes zweiten Ramfes gefetsten Denffteine von Tanis. 

Wider Herkommen und Brauch ver jonft üblichen Art ber Zeitangabe, 
mit Hülfe bes betreffenden Tages, Monates und Jahres bes vegierenten 
Königs, liefert uns der Stein von Tanis das einzige bisher aufgefuntene 








201 


Beiſpiel, welches fich dem Anfcheine nach auf eine fremde, nicht ägyptiſche 
Art der Zeitrechnung bezieht. Es ift darin die Rebe vom Jahre 400 tes 
Könige Nub, eines ber Frembherrichaft ver Hykſos angehörenten Fürften. 
Mit andern Worten, wenn wir bie Hauptſache nicht mißverftehen, in ter 
Stat Zanis, teren Einwohner ver Mehrzahl nach jemitifchen Volksſtäm⸗ 
men angehörten, war bie betreffenve Zeitrechnung eine jo allgemein übliche, 
baß der Urheber des Dentmals es als nicht auffallend anſah, fich verjelben 
in ber fchön gejchnittenen Inſchrift des granitenen Steines, welcher 
vor aller Augen in einem Tempel anfgeftellt war, als Anfag bes Zeit- 
maßes zu bebienen. Kaum giebt es einen ſtärkeren Beweis für den Ein 
fluß des femitifchen Weſens auf ven ägyptiſchen Geift und auf ägyptifche 
Gewohnheiten als jenes oben beiprochene Zeugniß des Steines von Tanis. 
Eine überwiegende und beinahe unwibderftehliche Macht des Semitismus 
liegt Hierin verſteckt, deren Bedeutung anzumerken gut fein wird, ehe wir 
es unternehmen bie Gejchichte des Einfalls der Fremden in Aegypten und 
die daran fich Inüpfenden Bolgen für ven Zuftand tes Neiches im Zu: 
ſammenhange zu fchildern *). 

Angefichts aller dieſer Zeugniſſe, welche zu Gunſten unjerer Anficht 


*\ In einem fo eben veröffentlichten Werle: Das Sonnen» und Siriusjahr 
der Rameſſiden mit dem Geheimnig der Schaltung und das Jahr des Julius 
Cäfar (Leipzig, 1875) hat der Berfafjer tefielben, Herr Carl Riel, in großer Aus» 
führfichleit der Beweis zu führen unternommen, daß jene Zeitangabe vom Jahre 
400 am 4. Mefori des Königs Nub fich auf die Einführung des feften Sonnen- 
und Siriusjahres Anno 1766 beziehe, in welchem der 15. Pachons des Wandel: 
jahres auf den 15. Thot bes feften Jahres d. h. auf den wahren Normaltag des 
Siriusanfganges fill. Ohne ein Urtheil über den Werth diefer Angabe fällen zu 
wollen, beſchränken wir uns auf biefen einfachen Hinweis. Das angeführte Wer, 
weiches mit unverkennbarer Gründlichkeit und Sachlenntniß angelegt ift, muß in 
jeinem ganzen Umfange und Zujammenbang geprüft werben, che es geftattet fein 
dürfte, fich cine fefte Meinung über die darin angebeuteten Umwälzungen auf tem 
Gebiete des altägyptifchen Kalenderweſens zu geftalten. Indeſſen führe ich bier 
an, dar die von mir längft vermutbete Annahme eines feften Jahres in manchen 
Zeitangaben der ägyptifchen Denkmäler darin jeine volle Beftätigung findet. 





202 


von der Bebeutung ber femitifchen Einflüffe auf aͤghptiſche Verhaltniſſe zu 
ſprechen ſcheinen, wollen wir es nicht außer Acht laſſen, die Denkmäler 
zu befragen, um darin Beſtätigung für vie Anweſenheit ſemitiſcher Vollks⸗ 
ſtämme und Familien auf ägyptiſcher Erde zu entdecken. Wir behalten 
dabei die Oſtmarken des Deltalandes im Auge, welche der Einwanderung 
vom Morgen her den einzigen Zugang erſchloſſen. 

Statt aller Antwort laſſen wir zunächſt die wörtliche Ueberſetzung 
eines Sendſchreibens folgen, welches in den Zeitläufen des neunzehnten 
Königshauſes abgefaßt war, und zwar mit der Abſicht des Schreibenden, 
ſeinem Vorgeſetzten über Zulaſſung fremder Einwanderer auf ägyptiſchem 
Boden Rechenſchaft abzulegen. *) 


„Zu etwas anderem, was das Herz meines Herrn zufrieden ſtellen 
„wird; lnämlich, um ihm Rechenſchaft davon abzulegen,] daß wir geſtattet 
„haben den Stämmen ber Schaſu vom Lande Aduma (Edom), ten 
„Durchgang durch die Veſte Chetam (Etham) Königs Mineptah⸗Hote—⸗ 
„phimaat — Leben, Heil und Geſundheit ihm! — welche gelegen iſt im 
„Lande Sukot bei ven Seen der Stadt Pitom Könige Mineptah⸗Hote⸗ 
„phimaat, welche gelegen iſt in dem Lande Sukot, um ſie zu ernähren 
„und um zu ernähren ihr Vieh auf dem Beſitzthum Pharao's, welcher eine 
„gütige Sonne iſt für alle Völker.“ 


In dieſer ungemein wichtigen Urkunde aus den Zeiten des erſten 
Mineptah's, Sohnes Ramſes II, handelt es ſich um Stämme der Wüſten⸗ 
jöhne, oder um mich bes ägyptiſchen Namens für dieſelben zu bedienen, 
um Stämnte ver Schafu, in denen bie Wiffenfchaft ſchon längſt und mit 
aller Sicherheit die Beduinen des höchften Alterthumes erkannt hat. Sie 
bewohnten vie große Wüfte zwifchen Aegypten und bem Lande Kanaan unt 
dehnten barüber hinaus ihre Wanterungen bisweilen bis zu dem Ylup- 


*) Vergl. Pap. Anastasi IV. S.4 8. 13 fl. 








203 


gebiet des Euphrat aus. Den Denkmälern zujolge gehörten die Schafu 
zum großen Völferftamme ver Amu, veren Hauptvertreter fie gradezu Bil- 
beten. Im den Zeiten des erften Seti, Baters Ramſes II, begann das 
von ben Schaſu durchzogene Land bei der Feftung Zal-Tanis und erftredte 
fih nach Morgen hin bis zu der Bergſtadt „des Kanana“, im Wadi 
Araba, ſüdlich vom Todten Meere, welche Seti I auf feinem Feldzuge ger 
gen bie Bebuinen mit Sturm nahm. Der Berfaffer des Schriftftüdes 
bezeichnet jene Schafu, denen es auf höheren Befehl geſtattet wurbe, ägyp⸗ 
tiſches Gebiet zu betreten, als Schaju des Landes Aduma , welches das 
Edom der Bibel und das Land Idumaea der fpäteren Zeit ift. Die 
Schafu-Stämme, um welche es fih in tem erwähnten Briefe hanbelt, 
werben bemnach ihrer Herkunft nach genauer bezeichnet als Bewohner des 
Landes Edom. Die Lage des letteren wird in ber Heiligen Schrift durch 
die bergreiche Gegend Se'ir beftimmter begrenzt. 

Bei tiefer Gelegenheit haben wir bie Genugthuung, aufs Neue bie 
volfftändige Uebereinſtimmung ber Dentmäler-Nachrichten mit ven Ueber» 
lieferungen der Schrift hervorheben zu fünnen. An berjenigen Stelle bes 
Papyrus Harris, in welcher von den Zügen Könige Ramſes III gegen 
dieſelben Schafu bie Rebe ift, finvet fich in ber Rebe des Königs eine wich- 
fige Bemerkung eingefchalte. Er fpricht nämlich alfo: arı-a sek 
Sa’ir-u em mahäut sasu d. h. „ich vernichtete bie Sa’ir unter 
„ven Stämmen ber Schaf“. Der Name ver Sa’ir entfpricht Buchſtab 
für Buchſtab tem ebräifchen Worte Se'ir. Die Zufammenftellung muß 
um jo begrünbeter erfcheinen, al8 ber ägyptiſche Schreiber dem gejchrie- 
benen Worte des Namens das ſtumme Deutzeichen bes Kindes beigefügt 
bat, gleihfam als habe er dadurch feine Kenntniß der femitifchen Sprache 
beweifen wollen, in welcher fa’ir fo viel bezeichnet als „ver Kleine”. 
Die Sciriten,, die Kinder Se’ir’s, waren Höhlenbewohner und Urein- 
wohner des Gebirges Se'ir. Später verjagt von den Söhnen Eſau's, 


204 


überließen fie ihr Yand den Siegern, auf welche ſich die Bezeichnung ber 
Se’iriten, ald Bewohner des Gebirges Se’ir, in der Folge übertrug. 

Mit Hülfe diefer Vorkenntniſſe hält es nicht mehr ſchwer, ven Schaf 
auf dem Schauplaß, welcher ven Gegenftanb unferer Unterfuchung biltet, 
ihre wahre Stelle anzuweifen. Das Land Edom und das benachbarte 
Bergland von Se'ir bilbete die Heimath ver Hauptftämme ter Schafu, 
welche im fünfzehnten und vierzehnten Sahrhuntert vor unferer Zeitrech- 
nung ihre Berge verließen, um in Aegypten mit ven Waffen in der Hant 
einzufallen, oder auf friedlichen Wege, gefolgt von ihren Viehheerten, um 
Nahrung für fich und ihr Vieh zu bitten und um ten Eintritt in die weibe: 
veichen Gegenten bes Landes Sukot nachzufuchen. Offenbar trieb fie tie 
Hungersnoth nach den getreidereichen Fluren bes gejegneten ‘Deltalandes, 
wojelbft fie in ver Nähe der ihnen ftammperwandten, aber feßbaften Ber 
wohner ihren zeitweifen Aufenthalt in Zeltlagern nahmen. 

Wie in den Gegenten ber Ramfesftabt und bes Ortes Pitom bie fe- 
mitifche Bevölkerung gleihfam ven Grundſtock der Einwohnerſchaft von 
ben graueſten Zeiten bes Alterthums ber bilvete und als Unterthanen Pha- 
rao's den Neichsgejegen gehorjam war, fo hatten fich im Laufe der Zeiten 
an einer andern Stelle ver Oftmarf, in ver Gegend von Pibailos (Bilbeis 
auf ven heutigen Karten), hart am Rande ver Wüfte unt im Angeficht des 
bebauten Landes mißliebige Nachbaren anfäffig gemacht und Zeltlager auf 
geſchlagen, wo fie Weidepläge für ihre Heerben fanden. Es waren Be: 
duinen, welche aller Wahrjcheinlichfeit nach auf ven jchiwierigen Pfaden 
der großen Papyrusſümpfe in ver Nähe ver heutigen Stadt Suez in nert- 
weftlicher Richtung die traurige Wüfte burchftreiften, um in ver Nähe von 
Pibailos ihrer Wanderung ein Ziel zu jegen. Mineptah I, der Sohn 
und Nachfolger Ramſes II, giebt auf feinem Siegesdenkmal zu Karnal 
eine burchfichtige Schilverung von ter Gefährlichkeit dieſer ungebetenen 
Gäſte, tenen von Pibailos aus der Weg nach On und Memphis offen 





205 


ſtand, ohne daß tie Vorgänger tes Königs es ber Mühe werth gehalten 
hatten Befeftigungen anzulegen, um den Fremdlingen von dieſer Seite 
ber den Zugang nach den wichtigften Hauptftäbten des Nieterlantes zu 
iperren. Als ver genannte Pharao ten Stuhl feiner Väter beſtieg, hatte 
fih die Gefahr eines plößlichen Ueherfalles von dieſer Seite her um fo 
brobenter geftaltet,, al® auch die weitlichen Nachbarn ter Aegypter, vie. 
Libher fammt ihren Bundesgenoffen, die Grenzen Kemi's plöglich über- 
Ihritten und bis in das Herz der bewohnten und bebauten Weftbezirte des 
Deltalandes ihre räuberifchen Einfälle austehnten. Nach dem Bericht 
jener Siegesinjchrift (leiter durch Abbruch bes oberen Theiles verftüm- 
melt) hatte ſich König Mineptah I veranlaßt gefehen, vie nöthigen Vor— 
fehrungen zum Schuß des Landes zu treffen. Zur Vertheidigung ver Dit: 
mark wurben bie Hauptftädte On und Memphis mit ven nothiwendigen 
Befeftigungen verjehen, venn, wie tie beregte Infchrift es ausdrücklich be- 
richtet: „[die Fremden hatten aufgefchlagen ihre] Ahil*) oder Zelte vor 
„ver Stadt Pibailos, und die Gegenten am Gewäſſer von Schalana im 
„Norden bes Waſſergrabens bes heliopolitiichen Gaubezirkes waren un: 
„benugt geblieben, denn] fie waren im Stiche gelaffen als bloße Weide- 
„pläge für die Viehheerven von wegen ver Fremden, und fie waren verein- 
„jamt geworben von ben Zeiten der Vorfahren her. Es hatten alle Könige 
„Oberägyptens in ihren Brachtbauten fich niedergelaffen [und es pflegten 
„der Ruhe] die Könige Unterägyptens inmitten ihrer Stäpte. Rings um: 
„geben war bie Ordnung des Landes von Gebrechen*. “Der bewaffneten 
Macht fehlten Hülfsvölker, um jenen eine Antwort zu geben.” 


*) Wiederum ein femitifches Wort, das ebrälihe Ohil, mit derſelben Be- 
deutung. 

"*) Die Ueberfegung biefes Satzes bietet eine Schwierigkeit dar, bie ih kaum 
glauben darf gelöft zu haben. Ueber den allgemeinen Siun beffelben können in: 
deß feine Zweifel entfichen, da ber Verfaſſer der Injchrift Das jagen will, was ic) 
in meiner Ueberfeßung angebeitet babe. 


206 


Wir wollen gleich an diefer Stelle vie Bemerkung vorweg nehmen, 
daß es erft Ramſes III gelang, durch eine neugebaute Feftung in der Nähe 
bes heutigen Dasr "Agerut, in norbweitlicher Richtung vom Golf von 
Suez gelegen, ven Zugang nad) Aegypten von biefer Seite aus zu ſchützen. 
Die ganze Landſchaft, zu welcher ver. befeftigte, in ver Nähe des „großen 
Brunnens“ befinpliche Ort gehörte, führte vie Benennung Aina oder 
'Aian, die fich ſogar noch bis zu Plinius Zeiten bin in der wenig verän: 
berten Geftalt Aean erhalten hat. Unter ver griechiſch⸗römiſchen Herr: 
ſchaft wurde der bezügliche Gau, zu welchem Aean gehörte, nach tem 
Hauptorte deſſelben mit dem Namen des Heroopolites bezeichnet. 

Ehe wir einen Blick auf die übrige Nachbarjchaft der Aegypter bes 
Deltalandes werfen , welche Krieg oder Hantel und Wandel mit ven Be— 
wohnern Kemi's zufammenführte, jcheint e8 nützlich auf einen beſonderen 
Umftand aufmerkfam zu machen, ber nicht ohne Wichtigkeit zur richtigen 
Beurtheilung des Semitismus bafteht. 

"Die vorwärts fchreitende Erfenntniß der ägyptiſchen Pabhru- In⸗ 
ſchriften geſtattet uns, heute zu Tage bereits einen verſtändnißvollen Ein: 
blick in die Verwaltung jener Oſtmark zu werfen, als deren Mittelpunkt 
in den Zeiten der erſten Rameſſiden und ihrer Nachkommen die Fremden⸗ 
Stadt Zoan⸗-Tanis galt. Bon bier aus ergingen die Befehle von 
Seiten des Königs oder ber oberften Amtleute Pharao's in Bezug auf bie 
Handhabung ver Gejchäfte und bie Regelung des Verkehrs mit dem „frem- 
ben Volke“ over, um mich des ägyptischen Ausdruckes für daſſelbe zu bevie- 
nen, mit der Bit. Ein Theil veffelben bilvete bie angeſeſſene arbeitjame 
Devölkerung in Stäbten und ‘Dörfern, ein anderer diente im Heere Phe- 
rao's als Fußvol und Reiter, oder als Schiffsvolk, wieder ein anderer 
wurbe zu ben öffentlichen Arbeiten (zu den befchwerlichiten verfelben ge: 
hörten die in den Bergwerken, Gruben und Steinbrüchen) verwentet. 
ever größeren ober Eleineren Zahl ber „Fremden“, welche nach Namen 








207 


md Herkunft in die Rollen ver Regierungs-Schreibftuben eingetragen 
waren, ftand ein Amtmann vor, ber jogenannte Hir-pit ober ‚Fremden⸗ 
Vogt“. Sein nächſter Vorgefegter war der Bezirks-⸗Hauptmann ober 
Aron (man beachte auch hier die jemitifche Form biefer Würde), während 
als oberfte Behörve ver Ab Pharao's (das Amt vefjelben befleitete auch 
Jofepb) ober königliche Wezir die Befehle im Namen des Herrichers er- 
gehen ließ. Die Aufficht über das fremde Volk lag in ven Händen bejon« 
derer Hüfcher (ter fogenannten Mazai*), welche in ven Hauptftähten 
des Yandes ihren Dienft als Pfleger und Hüter ver öffentlichen Orbnung 
verfaben und unter ven Befehlen eines Ur oter Oberften ſtanden, dem 
nicht felten vie Ausführung öffentlicher Bauten als Nebenamt übertragen 
wart. Sch fchweige von einem Heere anderer Beamten, welche in ver 
Oftmark des Deltagebietes wie im übrigen Aegypten vie Gefchäfte ver 
Verwaltung des Bezirkes leiteten und erwähne nur, daß nicht felten bie 
fremten Unterthanen zu wichtigen Dienftleiftungen im Auftrage ber Ne: 
gierung herangezogen wurden. Am meiften beliebt jcheinen fie in ber 
Eigenichaft als Ueberbringer amtlicher Schriftftüde in tem Verkehr zwi« 
hen Aegypten und tem benachbarten Baläftina geweſen zu fein. Als 
Hanptpläße dieſes Verkehrs, deſſen Bereutung aus einzelnen Bapyrus- 
Angaben hervorgeht, erjcheinen , neben dem Ausgangspuntt ver Ramſes⸗ 
Stadt, die befeftigten Orte in ver Nähe ber mittelläntifchen Seefüfte und 
weiter landeinwärts nach Often bin die Landſchaften der Edomiter und 
Amporiter. 


Wir ergreifen die erwünſchte Gelegenheit an biefer Stelle der pald- 
itinenfifchen Nachbarn zu gedenken, welche fortvauernd mit den Aegyptern 
der älteren Zeit in dem lebhafteſten Verkehr ſtanden, und theilweife ven 
Grundftod ver fremben Einwohner in der Oftmark bes Deltalandes bil: 


*, Diefer Name bezeichnete uriprlinglich einen fremden Bolleftamm. 


( 


| 


208 h 


— — — —— — | 


beten. Im erfter Pinie ftehen ta: vie Char over Ehal, mit welchem 
Namen nicht nur ein betreffendes Voll, fonvern auch die von ihm be 
wohnte Landſchaft bezeichnet ward, nämlich die an der ſyriſchen Küfte ge: 
legenen Theile Borterafiens, vor allen aber das Land Phönizien. Nach 
und von dem Lande Char gingen und kamen zu Waffer reich beladene 
Meerſchiffe; denn vie Bewohner von Char unterhielten mit ven Aegyptern 
einen lebhaften Handelsverkehr und erfcheinen, wenn wir ven Denkmälern 
und den Bücher-Rollen nicht mißtrauen dürfen, als geachtete und anjebn- 
liche Leute. Selbft Sklaven und Sflavinnen aus Char waren eine fehr 
beliebte Waare, vie mit hohem Preife von den vornehmen Aegyptern er- 
ſtanden wurde, ſei e& für das eigene Haus, fei es für die bienftlichen Ver— 
richtungen in ven heiligen Wohnungen ver ägyptiſchen Gottheiten. 

Das Yand ber Char führt in den Infchriften eine andere Bezeich— 
nung, beren älteftes Vorkommen turch Zeugniffe aus ven erften Zeiten 
bes achtzehnten Königshaufes, etwa um das Jahr 1700 vor unferes Herrn 
Geburt, mit aller nur wünjchenswerthen Glaubwürbigteit belegt ift. Sie 
lautet Kefa over Keft, Kefeth, Kefthu, je nach ter ‘Denkmäler 
Ueberlieferung. Wie in einem gewiffen Zeitraum ter äghptifchen Ger 
ichichte, nämlich im Anfange der Regierung bes erften Seti, das Gebiet 
ber Schaſu fich bis zur Ramfes-Stabt erftredite, fo wurden ein Jahrhun⸗ 
dert etwa fpäter die Wohnfige des Volkes der Char oder der Phönizier 
aufgefaßt als „beginnen mit ber Veſte Zar (Tanis-Ramfes) und ſich er- 
„itredend bis nach Aupa over Aup Hin“. Der zulegt aufgeführte Name 
bezeichnet einen Ort im Norden Paläſtina's, ohne daß es uns vergännt 
iit feine Lage näher zu beftimmen. Dagegen ift von ungemeiner Wichtig. 
feit die Angabe, daß dieſelben Char ihre Wohnpläte bis in das Herz des 
tanitischen Gaues ausgetehnt haben. Wir können nach ven oben borge: 
legten Gründen nichts weiter Erftaunliches tarin finden, denn grade biefe 
Abkömmlinge des phöniziſchen Stammes bilveten in der Oſtmark bes ägyp⸗ 








209 


tischen Reiches den eigentlichen Kern ver ſeßhaften, arbeitiamen, kunſtfer⸗ 
tigen und vor allem mit Hanbel und Seefahrt vertrauten Bevölkerung. In 
ihren Gewohnheiten und Lebenseinrichtungen ftanven fie ſchnurſtracks im 
Segenfag zu jenen wandernden Schafu, den Kindern Eſau's, welche bie 
Wüfte durchzogen und mit ihren Heerten nur fo lange auf dem Eigenthum 
Pharao's verblieben, al8 ihnen die Weideplätze zufagten und fie Speiſe 
für fih und ihr Vieh erhielten. 

Der Einfluß ver jeßhaften Char auf ägyptiſches Wefen ift unverkenn⸗ 
bar in taufend Einzelheiten , beren Kenntniß wir den Mittheilungen ver 
Denkmäler und bejonvers ven gebrechlihen Papyrusrollen vertanfen. 
Selbit die fefte Stadt Joan, wenn nicht alles täufcht , fcheint ein Urfig 
ver Phönizier gewefen zu fein, denn fowohl nach ver Wafjerfeite hin wie 
zu Yande bilvete Zoan⸗Tanis, am Eingange nach dem ‘Deltalande von Often 
ber, einen wichtigen Knotenpunkt des Verkehrs und Handels mit dem ge- 
jammten übrigen Aegypten. Der Name der Statt Zor, neben dem von 
Zoan, erinnert zu ſehr an das bekannte Zor⸗Tyrus im Heimathslande der 
Phönizier, um es bei einer Beſprechung über die Spuren des phönizifchen 
Volksſtammes in Aegypten außer Acht zu laſſen. 

Die Anwejenheit ver Char - Phänizier in Aegypten tft, wie fchon 
bemerkt, durch die Infchriften in ver ausführlichiten Weife bekundet. Ich 
habe bereits oben jener femitifchen Einwohner gevacht, welche in Aegypten 
zu allerlei Dienftleiftungen amtlicher Art verwendet wurden. Dazu ges 
hörten in erfter Linie bie Phönizier over Char. Ihre höchfte Bedeutung 
gipfelt in ver neuerdings durch bie Denkmäler überlieferten Thatjache, daß 
an Char⸗Phönizier gegen das Ende des neunzehnten Königshauſes fich 
bes Thrones und ber Herrfchaft über Aegypten bemächtigen konnte, wie 
weiter unten ausführlicher erzählt werben foll. 

Die Char rebeten ihre eigene Sprache, das Phönizifche,, über teren 


Eigenthümlichkeiten im Verhältniß zu ben übrigen verwandten femitiichen 
Brugid, Geſchichte Aegyptens. 14 


210 


Sprachen vie bisjeßt aufgefundenen phönizifchen Infchriften beveits ergie- 
bige Auffchlüffe gewährt haben. Von allen von den arabifchen und vorder: 
aftatifchen Völlern und Stämmen gereveten Zungen gedenken bie Dent- 
mäler nur der Sprache ver Char, mit einem deutlichen Hinweis auf die 
Bedeutung derſelben als ausgebilveten Hauptvertreterin aller übrigen. Wer 
in Aegypten lebte, fprach ägyptiſch („Sprache ver Leute von Kemi“), wer 
im Süben weilte, mußte die Sprache der Naheft oder dunklen Völker ve 
ben, wer fich nach Norden begab, auf aſiatiſches Gebiet, mußte mit ter 
Sprache ver Phönizier vertraut fein, um fi) mit ten Bewohnern tes 
Landes einigermaßen zu verjtäntigen. 

Die gefchichtliche Thatfache, daß die Phönizier bereits in den älteiten 
Zeiten ber äghptifchen Gefchichte in der Oſtmark des ägyptiſchen Reiches 
eine fefte, angejeffene Bevölkerung gebilvet haben, finvet eine Art von Be: 
ftätigung oter, wenn man lieber will, Beleuchtung durch einen bemerfens- 
werthen Umſtand. Wir meinen damit bie Anmwejenheit der legten Nach— 
kommen biefes alten phöniziichen Volksſtammes an denjelben Stellen, an 
welchen ihre Väter vor Jahrtauſenden gefeffen hatten. Noch heute zu 
Tage begegnet der Wanderer an ven Ufern des Menzaleh⸗See's, in ver 
Nähe der alten Stäbte und Bezirke von Ramfes und Pitom, einem ganz 
eigenen Menfchenichlage von Fiichern und Schiffern, deren Sitten unt 
Gebräuche, deren gejchichtliche Meberlieferungen, fo ſchwach fie auch immer 
fein mögen, und beren Vorftellung von ben göttlichen Dingen fie als 
Fremde gegenüber den eigentlichen Aegyptern Tennzeichnet. Die Anwohner 
ber bezeichneten Gegend, früher Chriften, welche fich den Namen ver Ma⸗ 
latin beifegen, waren unruhige und wiberfpenftige Unterthanen ver Cha⸗ 
Iifen. Es find namentlich dieſelben, welche die arabifchen Schriftfteler 
bald als Biamiten oder Bimaiten, bald als Bafchmuriten aufführen, ohne 
daß die Wifjenfchaft bisjegt im Stande gewefen wäre, ben Urfprung bie: 
jer Dezeichnungen nachzuweifen. Die fogenannte bafchmuritifche Mund⸗ 








211 


art der koptiſchen Sprache ift eine Art von Bauerniprache mit befonveren 
Eigenthümlichkeiten in der Anwendung einzelner Buchſtaben (3. B. des 
bund [an Stelle von f und r ber anderen Mundarten, ver Sabitifchen 
und Memphitifchen), vor allem aber mit einem nicht zu verkennenden 
Ueberſchuß femitifcher Wörter, veren Ursprung bis zu jenen alten Zeiten 
unjerer Gefchichte aufteigt. 

Diefelben Bewohner ter Oſtmark, welche heutigen Tages auf ihren 
Barken die feichten Gewäſſer des Menzaleh⸗See's befahren und als Haupt⸗ 
beſchäftigung die Fiſcherei betreiben, ſind wie geſagt die Abkömmlinge der 
phöniziſchen Bewohner des tanitiſchen und ſethroitiſchen Gaues. Diele 
letzteren waren es, welche vor langen Zeiten den feſten Plätzen ihrer ägyp⸗ 
tiichen Herren, ven Stäbten und Dörfern, welche fie einft bewohnten, 
und den Seen und Waſſergräben, auf welchen fie einherfuhren, jene ſemi⸗ 
tiſchen Bezeichnungen zugetheilt hatten, unter denen bie Paphrusrollen 
jene Dertlichleiten uns näher kennen lehren. 

Was indeß als Hauptmerkmal ihres alten, heute zu Tage vergeffenen 
Urſprunges gelten darf, das ift das nicht-äghptifche, gleichfam ven Hykſos⸗ 
Bildern entlehnte breitknochige Geficht mit der troßig aufgemorfenen Kippe, 
welcher ven Schiffern vom Mienzaleh - See mehr als alles Webrige ven 
Stempel des Fremten, Auslänbifchen verleiht. 

Begraben und vergeffen ruht vie Gefchichte ver Oftmärker unter dem 
Schutte ver Iahrtaufende. Und roch waren ihre Väter einft die Herren 
ver Geſchicke Aegyptens, vor deren roher, gewaltiger Stärke pas Pharaonen- 
thum fi ohmmächtig beugte, um Jahrhunderte lang in den ſüdlichen Thei⸗ 
len des Reiches ein verſtecktes Dafein zu führen. Set hatte Ofiris über- 
wunden. Wie das gelommen, darüber im folgenden Abfchnitt das Nähere. 


14® 


212 


XII. 
Die Beit der Fremdherrſchaft. Iofeph in Aegypten. 


Wir find bis zu jenem dunklen Zeitraume der ägyptiſchen Gelchichte 
gelangt, welchen Manethos, ver ägyptiſche Priefter und Schriftgelehrte, 
im Sinne hatte, al8 er von dem Königshaufe ver Hykſos ſprach. Was 
man auch immer halten möge von dem Werthe une ber Zuläßlichkeit bieler 
Benennung, die uns von denen überliefert ward, welche pas Glück hatten 
das fpäter verloren gegangene Wert des ägyptiſchen Gelehrten einft in 
aller Vollftändigkeit zu befigen und auszufchreiben, Eines muß trog 
vielfeitigfter Prüfungen und fcheinbarer Bedenklichkeiten feſt ftehen blei- 
ben: der Name Hykſos. Denn er verdient eine ganz befontere Aufmerk: 
ſamkeit mit Rüdficht auf die Quelle, aus ver er gefloffen, und zwar aus 
ben doppelten Grunde, weil diefe Quelle einmal eine altägyptifche war, 
und bemnächit, weil tie Denkmäler ihr als Stützpunkt zur Seite ftehen 
und ben gefchilderten Begebenheiten in keiner Weife die erwünfchte BVejtä- 
tigung verfagen. 

Nach dem manethonifchen Berichte, welchen uns ver jüdiſche Ge 
ſchichtsſchreiber Joſephus abichriftlich erhalten bat, überſchwemmte in einer 
gewiffen Zeit ein wildes und vohes Voll, das von den Gegenden bes 
Morgens her gezogen kam, das ägyptiſche Nieverland , überfiel die einhei- 
mifchen Könige, welche darin faßen und nahm das ganze Land in Beſitz, 
ohne großen Wiberftand bei den Aegyptern zu finden. Urkunblich lautet 
ber Bericht darüber beim Joſephus wie folgt. 


„Es war ein König mit Namen Timaios (oder Timaos, Timios). 
Unter deſſen Regierung, ich weiß nicht aus welchem Grunde, war Gott 
ungnädig, und Leute ruhmloſer Abkunft von den Gegenden tes Dftene 





213 


ber griffen plößlich das Land an, worauf fie fich veffelben leicht und ohne 
Kampf bemächtigten. Sie unterwarfen biejenigen,, welche darin herrſch⸗ 
ten, brannten die Stäbte nieder und verwüfteten bie Heiligthümer ber 
Götter. Sie mißhandelten ſämmtliche Einwohner, indem ſie bie Einen 
nietermachten,, die Anderen fammt Yrau und Kind in bie Knechtichaft 
führten. 

Darauf machten fie Einen aus ihrer Mitte zum König, deß' Name 
. war Salatis (oder Saltis, Silitis). Selbiger fchlug feinen Sit in Mem⸗ 
phis auf, zog von dem oberen und unteren Lande die Steuer ein unb legte 
in die tauglichften Pläge Beſatzungen. Beſonders aber befeftigte er bie 
öftlichen Grenzmarken, denn er ſah voraus, daß die Aſſyrer, damals das 
mächtigfte Bolt, e8 unternehmen würden, einen Einfall in fein Königreich 
zu thun. 

Nachdem er in dem fetbroitifchen Gaubezirke eine ſehr günftig gele- 
gene Stadt, im Often des bubaftifchen Nilarmes, gefunden hatte, — auf 
Grund einer alten Götterfage Hin hieß fie Auaris, — baute er fie aus, 
befeftigte fie mit ſehr ſtarken Mauerwällen und legte als Beſatzung an die 
240,000 Mann Schwerbewaffneter hinein. 

Dorthin begab er fi im Sommer, eines Theils, um bie Verthei⸗ 
fung des Lebensunterhaftes und die Auszahlung des Soldes an fein Beer 
zu überwachen, andern Theiles, um ven Ausländern Furcht vor fich ein- 
zuflößen dadurch daß er fein Heer kriegerifche Uebungen ausführen ließ. 

Er ftarb nachdem er regiert hatte . . . 19 Sabre. 

Sein Nachfolger Namens Bnon (oder Banon, 


Beon) regierte . . . . 44 Jahre. 
Nach diefem ein Anderer, Apa 6 nan (ober Apach— 
nd), . . . 36 Jahre 7 Monate. 


Wonach Aphobis (ober Aphophis Apophis, 
Aphoſi. 61 dJahre. 


214 


Und Annas (oder Ianias, Sannas, Anan) . . 50 Iahre 1 Monat. 

Zuallerlegt Aſſeth (over Afeth, Afes, Alles)” . 49 Iahre 2 Monate. 
Diefe ſechs waren bie erften Könige. Sie führten ununterbrocden 

Krieg in der Abficht das Aegypterland bis zur Wurzel bi auszurotten. 

Ihr gefammtes Volt führte ven Namen Hykſos, d. h. „Könige-Hir: 
ten“ („Hirten-Rönige*). Denn hyk bedeutet in der heiligen Sprache einen 
König, und ſos, in ber Mundart des Bolkes, einen Hirt oder Hir- 
ten. So zufammengefügt entiteht Hykſos. Einige meinen, es wären 
Araber.“ | 

Wir chten zunächſt auf bie legte Ausfage unjer Augenmerk, denn 
ſie ift von hoher Wichtigkeit zur Feſtſtellung ber Herkunft jenes ruhmloſen 
Volkes. 

Wenn ſich der geneigte Leſer nunmehr ins Gedächtniß zurückruft, 
was wir von den arabiſchen Beduinen bemerkt hatten, welche die Wüſte 
im Oſten Aegyptens bewohnten und auf ägyptiſch Schaſu (auch Schaſa, 
Schaus, Schauas) genannt wurden, ſo wird er ſicherlich mit uns der glei⸗ 
chen Meinung ſein, daß diejenigen, welche den arabiſchen Urſprung 
der Hykſos behaupteten, ihre Nachricht aus einer ächt ägyhptiſchen Quelle 
geſchöpft haben müſſen. Denn jenes Wort Sos entſpricht auf das Ge⸗ 
naueſte dem altägyptiſchen Schaſu, in welchem ver ven Griechen fehlende 
Laut ſch nach üblichem Vorgange durch ein einfaches | erfegt ift.*) Ob—⸗ 
gleich Manethos feinerzeit die Bedeutung von „Dirt“ geltend macht, jo 


—— 





*) Wir führen zum Belege bafür weitere Beijpiele an, bie dem manethoniſchen 
Werke entiehnt find, und keinen Zweifel Über bas Verhältniß bes griechiſchen ſ⸗ 
Zeichens zum altägyptifchen fch-Laut auflommen lafien werben. Den Königenamen 
Scheſchonq umſchreibt Manethos mit Seſonchis, Schabak mit Sabalon und 
Schabatak mit Sebichos. Auch bei dem Namen bes Könige Chufu, welden bie 
Aegypter zur Zeit der Abfafjung des manethoniſchen Werkes wie Schufu ansipra- 
hen, liegt der Beweis dafür in der Umfchreibung Manethos: Suphis. Die ältere, 
allein richtige Ausfprache dieſes Namens hat fih treu in Dem herobotifchen Cheops 
erhalten. 


215 


konnte er dies nur in Folge einer ſonderbaren Verwirrung thun, indem er 
bei dem alten Namen Hykſos zur Erklärung bes zweiten Theiles ſos 
fih an die junge Vollsiprache feiner eigenen Zeit wendet, in welcher zu- 
fällig jo8 (oder ſchos, wie bafjelbe Wort noch in ver Eoptiichen Sprache 
lautet) fo viel als einen Hirten bebeutete. 

Wir haben bereits oben darauf bingewiefen , wie von Zeit zu Zeit 
beduiniſches Schafu-Volk an ter öftlichen Grenzthür des Landes antlopfte, 
um Einlaß zu begehren in Aegypten. Wir baben auf Grund eines in» 
ihriftlichen Zeugnifjes aus den Zeiten des neunzehnten Königshaufes die 
Gewißheit erhalten von der Anweſenheit deſſelben auf ägyptiſchem Boden, 
wenn es die Hungersnoth von ihren Heimathsbergen und ⸗Thälern nach 
ten Oftmarlen des Pharaonenreiches trieb. Nach dem Vorbilde ber heu- 
tigen Bebuinen waren bie Schaju ein Hirtenvolk in des Wortes vollfter 
Bebeutung. Der alte Stammname ber Schafu oder Schaus-Beruinen 
erlangte im Laufe ver Zeiten in ver Vollsauffaffung den Nebenfinn von 
Hirten db. h. einem Wandervolke, das fich mit der Zucht von Viehheer- 
ven befchäftigte, welche ven einzigen Reichtum ter Bewohner ver Wülte 
zu allen Zeiten bis auf die Gegenwart bin bilbeten. 

Wenn man uns auch entgegnen mag, daß bie Denkmäler wohl ver- 
ftauden aber, nur bie bisher aufgefuntenen) ven Namen Hykſos mit 
vollftändigem Stillfchweigen übergeben, fo verliert diefer Scheinbeweis 
alle und jebe Bedeutung burch die folgende Erwägung. “Die bei weiten 
größte Zahl gleichzeitiger ‘Denkmäler, welche als einzige Zeugen ver Er» 
innerung an bie gefchichtlichen Ereigniffe unter der Herrfchaft fremder Kö⸗ 
nige einft vorhanden waren, ift von ber Oberfläche des ügyptifchen Ert- 
bodens vollftändig verſchwunden. Es muß dem glücdfichen Zufall anheim 
geftellt werben, daß irgendwo verborgene oder in tiefem Schutt begrabene 
Steine an das Tageslicht treten, welche uns neue Aufichlüffe über jenen 
ebenfo dunklen als denkwürdigen Abjchnitt der altägyptifchen Reichs⸗ 


216 


gefchichte gewähren. Das Wunderland an ben Ufern tes mächtigen Nil- 
fteomes tft ein Land fortgefeßter überraſchender Eutdeckungen und wird es 
für alle kommenden Zeiten und Gefchlechter bleiben. In der Hoffnung, 
wichtigen Enthüllungen auf dem beregten Gebiete in Folge neuer Funde 
zu begegnen, würden wir unklug handeln, unferen Betrachtungen bie ab 
geichloffene Form eines letzten unumſtößlichen Urtbeild zu geben. Aber 
wohl darf es geftattet fein, die infchriftlichen Nachrichten der wenigen er- 
baltenen Denkmalſpuren mit den Berichten ber griechifchen Ueberlieferung 
zu vergleichen, uns daraus eine eigene Meinung zu bilven und e8 ber Zus 
kunft anheimzuftellen, ob ein glüdlicher Zufall unfere VBermuthungen be- 
ftätigt ober widerlegt. 

In gegenwärtiger Stunde betonen wir ausbrüdlich Die volle Ueber⸗ 
einftimmung bes Namens der Hykſos ver manethoniichen Ueberlieferung 
mit dem vorausgejegten ägyptiſchen Doppelworte: Hal Schaus d. i. „Rd: 
nig der Araber“ over „König der Hirten“, welches feine volle Yebensfähig- 
teit bekundet durch das Vorhandenſein einer ähnlichen Bildung in dem 
Hat Abiſcha „Rönig (oder Fürft) des Landes Abiſcha“, dem wir in bem 
Grabſaale Chnumhotep's zu Beni- Haffan begegnet find. Andererſeits 
aber wollen wir nicht behaupten, daß die Bezeichnung Hat Schaue bie- 
jenige geweſen fei, welche die Träger verjelben, welcher Abftanımung fie 
fih auch immer rühmen mochten, aus eigenem Antriebe für fich erfunden 
unt von Amts wegen angenommen hätten. Vielmehr ift e8 äußert wahr: 
ſcheinlich, daß die Aegypter nach endlicher Vertreibung ihrer Zwingherren 
femitifchen Blutes in einer verächtlichen Ausprudsweife ven Spottnamen 
Hat Schafu für jene Fürften bildeten, welche mehrere Jahrhunderte hin- 
durch fich als die eigentlichen Könige des ägyptiſchen Landes betrachtet 
hatten. 

Einen Beitrag zu ven Beweifen für ven arabifchen Urjprung der ver⸗ 
haften Hyffos- Könige gewährt eine alte Ueberlieferung, welche ſich bei 








217 


mehreren arabifchen Schriftftellern tes Mittelalters erhalten hat. Eine 
arabifche Sage erzählt von einem gewiffen Scheddaͤd (rer Name bezeichnet 
fo viel al8 einen Gewaltigen), tem Abiten, welcher in Aegypten ein» 
drang, das Land eroberte und feinen ftegreichen Feldzug bis zur Meerenge 
von Gibraltar austehnte. Er und feine Nachlommen, die Begrünter des 
amalekitiſchen Königshauſes, follen fich länger als zweihuntert Jahre in 
Unterägupten behauptet haben, wofelbft fie tie Stadt Awaris zu ihrem 
Königefige machten. *) | 

Nach einer anteren Ueberlieferung, auf das Zeugniß bes Africanus 
bin (eines ver Auszügler des manethonifchen Werkes), wären die Hykſos⸗ 
Könige Bhönizier gewejen, welche Memphis in Befig nahmen unb bie 
Stadt Auaris oder Awaris im fethroitifchen Nomos zu ihrer Dauptfefte 
machten. Auch diefer Ueberlieferung fehlt ein gewifler Schein von Wahr: 
heit nicht, wenn man fich in das Gerächtniß zurüdtufen will, was ich 
weiter oben von den Char-Phöniziern und ver Stadt Auaris anzuführen 
mir erlaubte. Die alten Site ter Schafu-Araber und ber Phönizier 
dehnten fich nach Weiten bin bis zu derſelben Stabt Zor⸗Tanis aus, beibe 
Voͤlkerſtämme mußten fich vemzufolge in engfter Weife berühren, bie 
eriteren als wandernde, bie leßteren als angefeilene Bewohner ter von 
ben Fremden befegten Oſtmark des ägyptiſchen Neiches. Daß ven gebil- 
beten Char innerhalb eines folchen Völkergemiſches ter Vorrang gebührt, 
ſcheint kaum bes Beweiſes zu bebürfen. Ob fie oder die Schafu die Ur- 
beber ver Bewegung gegen bie einheimifchen Könige des Reiches waren, 
das zu entſcheiden fehlt der wiſſenſchaftlichen Forſchung bisjegt jedes 
Mittel. 

Berlaffen wir das Feld aller Vermuthungen und aller Wahrfcheinlich- 
feitö- Rechnungen, und wenten wir und nunmehr ven Denkmälern zu, um 


) Bergl. Flügel, Gefgichte ter Araber. 2. Aufl... S. 1. 


218 


ihnen bie Frage nach dem VBorbandenfein nachweisbarer Spuren jener 
Fremden vorzulegen. ‘Die Antwort lautet entſchieden bejabenb, aber in jo 
allgemeiner Faffung, daß eine weitere Umſchau und Prüfnng derſelben 
dringend geboten ift. Die Infchriften bezeichnen jenes Frembvolt, welches 
einft Aegypten beberrichte, bis es von den thebaniichen Königen zum Lande 
binausgejagt ward, mit tem Namen ver Men oter Menti. Nach dem 
großen Volkerverzeichniſſe auf den Wänden bes Tempels von Ebfu heißen 
Menti die Bewohner des Landes ber Aſcher. Mit Hülfe der demotiſchen 
Ueberfegung tes großen doppelfpracdhigen Steines von Tanis (bekannter 
unter ber Benennung bes ‘Decretes von Sanopus), freilich ein Gewährs: 
mann aus ptolemäifcher Zeit, Können wir feftftellen, daß alfo ver übliche 
Name von Syrien in dem Volksmunde ver damals lebenden Aegypter lau: 
tete, während bie ältere, in dem bieroglyphifchen Theile des Steines aufge 
führte Benennung beffelben Landes: Rutennu mit dem Zufat „des Oſtens 
war. Es decken fich alfo in ben verichievenen Sprachen und in ben 
verſchiedenen Zeiten ber Gefchichte die folgenten Namen: Shrien, Ru- 
tennu des Oſtens, Ajcher und Menti, wobei wir es unentſchieden laffen, 
aber doch anbeuten wollen, baß in dem fpätäghptifchen Afcher möglicher⸗ 
weiſe das ſemitiſche Aſchur oder Aſſyria ftede, das fich räumlich und 
ſprachlich zuletzt zu dem bekannten landſchaftlichen Begriff von Syria ab⸗ 
geichwächt bat. 

Bon hoher Bedeutung für bie vorliegende Frage erfcheint uns jedoch 
das Vorkommen bes alten Böllernamens Rutennu (ober Lutennu), wel- 
cher in der Geſchichte des achtzehnten Königshauſes und in den kriegeriſchen 
Zügen der Pharaonen nach Often hin eine fo bedeutende Rolle fpielt. 
Ueber ben geograpbijchen Umfang des beregten Namens finb wir zum 
Glück in fo guter Weife unterrichtet, daß eine Täufchung nicht mehr mög. 
ich ift. Aus dem großen Verzeichniffe der von Thotmes III eroberten 
Stäbte in Vorberafien, deren Einwohner ſich nach der Schlacht von Me- 


219 


giddo ber äguptifchen Oberhobeit unterwarfen, in einer allgemeinen Ueber» 
ichrift als die Gefammtbenöflerung bes „oberen Landes Rutennu“ aufge 
führt, erhellt auf das Unzweifelhaftefte, daß ber Name des oberen Rutennu 
fi) fait genau mit dem Umfange der Grenzen ber fpäteren zwölf Stämme 
Ifraels gebedt Haben muß. 

Mit diefem Schlüffel in der Hand öffnet fich manches verborgene 
Thor zum richtigen Verftänpniß der großen Völferbewegungen im Oſten 
von Aegypten, fo daß wir mit Harerem Blicke ven Geſichtskreis dieſer Wan» 
berungen zu überfchanen vermögen. Wenn es eine unumftößliche That» 
jache ver gefchichtlichen Forſchung unter Anleitung der Denkmäler ift, daß 
fofort nach Vertreibung ber Menti die ägyptiſchen Könige des achtzehnten 
Haufes ihre Eroberungszüge gegen die von den Rutennu bewohnten Ge⸗ 
genden Vorderafiens richteten, fo lag biefen bartnädigen, ſtets wieber- 
holten Einfällen der beftimmte Gedanke ver Rache und Wiebervergeltung 
für empfangene Berlufte und Unbill zu Grunde. Es drängt fi) uns mit 
foft umwiberftehlicher Kraft die Ueberzeugung auf, daß ber Einfall ver 
Fremden in Aegypten von Syrern ausgegangen fei, welche in den Schaſu⸗ 
Arabern willlommene ortstundige Bundesgenofien auf ihrem Zuge durch 
die waflerleere Wüfte (ich erinnere an ven ähnlichen Bund, welchen Kam⸗ 
byſes auf feinem Feldzuge gegen Aegypten mit ten Arabern geſchloſſen 
batte) fanden und in ben femitifchen, in ber Oſtmark Aegyptens angeſeſſe⸗ 
nen Bewohnern ftammverwantte Brüber begrüßten, mit deren Hülfe es 
gelang, dem äghptiſchen Reichslande ben töbtlichen Stoß zu verfegen und 
es auf Jahrhunderte aller Willensfähigkeit und felbftftänbiger Lebenskraft 
zu berauben. 

Der gegenwärtige Stand ber ägyptiſchen Forſchung, ver Geſchichte 
ver Hyffos gegenüber, hat bie Beantwortung einer Reihe von ragen zum 
Abſchluß gebracht, die mit dieſen Begebenheiten im engen Zufammenhange 
ſtehen und folgente Thatfachen umfaſſen. 


220 


1. Eine gewiffe Zahl nichtsägyptifcher Könige, fremden Urfprunges, 
dem Bolfe ver Menti angehörig, herrichte lange Zeit in den öftlichen Thei- 
len des Deltas. 

2. Die fremden Fürften hatten fich, neben der Stabt Zoan als 
Hauptplatz ihrer Herrichaft, ven typhoniſchen Ort Hauar-Auaris, auf ber 
Dftjeite tes pelufifchen Nilarmes, innerhalb des fpäteren fogenannten ſe⸗ 
throitiichen Gaues, auserwählt und venfelben mit ftarlen Schutwehren 
verjeben. 

3. Die Fremden hatten neben den Sitten und Gewohnheiten ver 
Aegypter die amtliche Sprache und die heilige Schrift derfelben angenom- 
men. Ihre ganze Hofhaltung war nach ägyptiſchen Vorbildern an 
gelegt. 

4. Diefelben fremden Könige waren Pfleger ver Kunſt. Aegyptiſche 
Künstler ſchufen nach altem Mufter und nach dem vorgefchriebenen Brauche 
ihrer Vorfahren ven ausländiſchen Zwingberren Ehrenventmäler. Jedoch 
bei ven Bildſäulen verfelben waren fie gehalten, ven Ausprud ver fremden 
Geſichtsbildung, die eigenthümliche Anordnung bes Bartes, den Kopfput 
und fonftige Abweichungen ber ausländiichen Tracht wiederzugeben. 

5. Die fremden Könige verehrten als oberfte Gottheit ihres neu er: 
worbenen Landes den Sohn ver himmlischen Göttin Nut, den Gott Set 
oder Sutech, mit tem Beinamen Nub „vas Gold“ oder „ver goldene“, nad) 
ägnptifcher Auffaffung ver Urgrund alles Böfen und Widerwärtigen in 
ber fichtbaren und unfichtbaren Welt, ver Gegenfat bes Guten und ber 
Feind des Lichtes. In den Städten Joan und Anaris hatten bie Fremden 
dem Gotte zu Ehren prachtvolle Tempel aufführen und fonftige Denkmäler, 
vor allen Sphinxe, aus Stein von Syene bilven laffen. 

6. Erwielenermaßen war einer ber fremden Herren ber Gründer 
einer neuen Zeitrechnung, bie aller Wabrfcheinlichkeit nach mit dem erjten 
Jahre feiner Regierung begaun. Bis zu der Herrichaft des zweiten Ram- 











221 


jes waren vier hundert volle Iahre diefer von den Aegyptern fogar aner- 
fannten Zeitrechnung verfloffen. 

7. Dem Aufenthalte ver Fremden und ber Berührung mit ihnen 
im Wechſelverkehr des Lebens jchulveten die Aegypter manche nüglichen 
Renntniffe. Beſonders wurde der Geſichtskreis ihrer Lünftleriichen An⸗ 
ſchauungen erweitert und neue Formen und Geſtalten in die ägyptiſche 
Kunft eingeführt, deren femitifchen Urfprung ein einziger Blick auf bie 
Erzengniſſe biefer Kunſt lehrt. ‘Der geflügelte Sphinx darf als ein bezeich- 
nendes Merkmal biefer neuen von außen her eingeführten Kunftrichtung 
gelten. 

Wir hatten oben bemerkt, daß tie Zahl ber Denkmäler, welche Er⸗ 
innerungen an bie Hykſos⸗Zeit enthalten, eine jehr beichräntte fei, und 
fügen bier Hinzu, baß bie Namen ber Hykſos⸗sKönige, mit welchen fie 
eigene Denkfteine (Bilpfäulen, Sphinre und ähnliche Werke) oder auch 
folche früherer äguptifcher Könige aus ben Zeiten vor ihnen bedeckt hatten, 
ung halb verwiſcht oder forgfältig ausgemeißelt entgegentreten, jo daß bie 
Entzifferung der etwa noch erhaltenen ſchwachen Spuren mit großen 
Schwierigkeiten zu kämpfen hat. ‘Diefe gewaltige Lücke findet in der ägyp⸗ 
tiihen Denkmalkunde ihre genügende Erklärung durch die feftftehenve und 
ſehr begreifliche Thatſache, daß es fich die nachfolgenven Könige einheimi« 
ihen Stammes, welche nach ver Vertreibung ver Fremden ben Thron be- 
ftiegen, vor allen Dingen angelegen fein ließen, bie Zeugnilfe jeglicher 
Erinnerung an jene verhaßten Fürften forgfältig zu verwilchen und bie 
Werke derſelben ver Zerftörung und Vernichtung zu weihen. 

Die Namen von Hyljos-Königen, welche das mehr als lebensgroße 
Standbild von Tell Muchdam, den Rand des Unterfates des Rieſen⸗ 
Sphinzes im Louvre, den in ber Nähe von Bagdad aufgefundenen Löwen, 
ben Opferftein im Mufeum von Bulaq bebeden, find mit allem Fleiße 
faſt bis zur Unkenntlichkeit ausgefragt, und nur einem glücklichen Zufall 


22 


verdankt vie Wiſſenſchaft vie Erhaltung und Entzifferung ber Namen zweier 
Hykſos⸗Könige. Dieſe find: 

1) der König, deſſen erftes Schild den Namen Ra aa⸗ab⸗taui ent⸗ 
hält und deſſen zweites Schild den Familiennamen Apopi over 
Apopa in fich fchlieft, une 

2) der König Nubti oder Nub mit dem Thronnamen Set aa⸗pe⸗ 

huti (eigentlich: „Set der Kraftvolle“). 

Der Name des erftgenannten Königs, welcher in memphitifcher 
Mundart Aphophi gelautet haben würde, tft wenig verfchieven won bem 
bes Hirtenkönigs Aphobis oder Aphophis, Apophis, welchen nach mane: 
thonifcher Ueberlieferung ver vierte ber oben genannten Huffos » Könige 
trug. Auch wollen wir die Bemerkung nicht vorenthalten, daß viele Aegyp⸗ 
ter dieſer Zeiten fich gleichermaßen Apopi oder Apopa mit einer befonveren 
Vorliebe nennen ließen. 

Die Namen, welche den andern Hykſos⸗König auszeichnen, find auf- 
fallenderweife gleichlautend mit den Namen, welche Gott „Set-Nub ver 
Kraftuolle* auf ven ägyptiſchen Dentmälern zu führen pflegt. War es 
Abficht, daß fich der fremde Fürft geratezu als Gott Set anrufen fieß? 

In die tiefe Dunkelheit, in welche ein unbarmberziges Schieffal bie 
Gejchichte des Einfalls und der Herrichaft ver Hyffos- Könige in Aegypten 
gehüllt hat, fällt ein heller Kichtftrahl erft gegen ven Schluß der Zwing- 
herrichaft ver Sremden. In einer Papyrusrolle bes britifchen Muſeums 
(Sallier Nr. I) findet ſich, leider vielfach durch Lücken unterbrochen, ver 
Anfang einer gefchichtlichen Darftellung, welche ſich an bie Namen bed 
fremden Königs Apopi und des ägyptiſchen Unterkönigs Ra Selenen („ver 
flegreiche Sonnengott Ra“), beides Zeitgenofjen, fnüpft. Es ift ver Ruhm 
bes ber Wiffenfchaft leider allzufrüh entriffenen Meifters E. ve Ronge, ben 
hohen Werth dieſes Schriftftücdes feiner vollen Bedeutung nach zuerft er⸗ 
kannt zu haben. Dafjelbe beginnt mit ven folgenden Worten. 





223 
(1,1) „Es ereignete fi, daß das Land Kemi ven Feinden angehörte. 
‚Und Niemand war Herr an dem Tage, als fich folches begab. Damals 
„war zwar ein König Ra⸗Sekenen, aber ter war nur ein Hat ber Stadt 
„des Mittags, die Feinde aber faßen in der Stadt ter Amu und es war 
„König (Ur) (2) Apopi in der Stadt Auaris. Und es brachte ihm bie 


‚ganze Welt ihre Erzeugnifje dar, auch die Norblandichaft that desgleichen 
‚mit allen guten Dingen von Ta-meri.“ 


„Und ver König Apopi (3) erwählte fich den Gott Set zu feinem 
„göttlichen Herrn, und nicht bienete er irgenp einem von ben Göttern, 
„welche in dem ganzen Lande angebetet wurden. Er baute ihm ein Heilig. 
„tum in berrlicher Arbeit von langer Dauer [...... Und ber König] (4) 
„Apopi [ftellte] Fefte [und] Tage auf,um [vie Opfer] darzubringen zu jeder 
„Zeit bem Gotte Sutech.“ 


Der König Ra⸗Sekenen in „ver Stabt des Mittags“ hatte fich allem 
Anfcheine nach das beſondere Mißfallen des Zwingherrn von Auaris zu⸗ 
gezogen, ber es barauf abgejehen hatte, ihn zu ftürzen, und nach Gründen 
und Vorwänden fuchte, feine Abficht auszuführen. 


Es hatte fich offenbar bereits vorher ein Schriftwechfel zwifchen dem 
Zwingberrn im Norden und dem Hal im Mittagslande entfponnen , in 
welchem der Erftgenannte an den Letzteren unter anderen auch Die For⸗ 
derung ftellte, den Götterbienft aufzugeben und nur ven Amon⸗ra als 
einzige Lantesgottheit zu verehren. Ra⸗Sekenen hatte ſich zu allem bereit 
erflärt, jedoch feinem Schreiben einen Vorbehalt Hinzugefügt, indem er 
ausdrücklich betonte, um ihn felber reden zu laffen: (II,1) „Leine Zufagen 
‚gewähren zu können, keiner andern von ben Gottheiten, welche in dem 
„ganzen Rande verehrt werben, zu dienen als Amon-ra, dem Götterlönig, 
„allein.“ 

Die neue Botfchaft an den unglüdlichen Hal der Mittagsſtadt war 


224 


einer Beratdung unterzogen worden und vom König Apopi gut geheiken. 
Der Bapyrus meldet dies mit ven Worten: 


„Viele Tage jpäter nach dieſen Begebenheiten (II,2) ſendete ver Kö—⸗ 
„nig Apopi an den Landpfleger ter Stabt im Mittagslande dieſe Botſchaft 
„I....... J, welche ihm angeſagt hatten feine Schriftgelehrten.“ — (3) „Und 
„der Bote des Königs Apopi begab ſich zu dem Landpfleger der Stadt im 
„Mittag. Und es ward geführt [ver Bote] vor den Landpfleger der Statt 
„in ter Mittagsgegend. (4) Der rebete alfo, indem er ſprach zu dem Bo: 
„ten des Königs Apopi: Wer bat vich hergejentet zu biefer Stabt des 
„Mittags? Wie bift tu gefommen, um auszukundſchaften?“ 


Der fo angerevete Bote des Königs Apopi antwortete dem Lant- 
pfleger zunächſt die einfachen Worte: „ver König Apopi ift es, welcher zu 
„dir endet”, und entledigt fich darauf feiner Botſchaft, deren befonberer 
Inhalt für den Erftgenannten höchſt beunruhigend wirkte. Es hanbelte 
ſich um bie Abfperrung eines Waflergrabens. Die Schlußbemerkung bes 
Boten, daß er fich weber bei Tage noch bei Nacht dem Schlafe hingegeben 
habe, bevor er nicht feine Sentung erfüllt hatte, mußte ihm gerabezu wie 
Hohn erfcheinen. Der Schreiber malt ven Zuftant tes Haf mit ben we- 
nigen, aber deutlichen Worten aus: 


„(6) Und der Landpfleger ver Stabt im Mittagslande wart betrübt 
„eine Zeitlang, alfo, taß er nicht vermochte (7) zu antworten dem Boten 
„des Königs Apopi.” 

Doch er ermannte ſich und ftand bem Boten Rebe. Leider ijt ber 
Hauptinhalt derjelben durch eine Berftümmelung bes Bapyrus an ber ber 
treffenden Stelle fortgeriffen worben. Nachdem der fremde Bote gaſt⸗ 
freundfchaftlichft bewirthet worden war, begab er fich zurüd an ben Hof 
bes Königs Apopi, während Ra⸗Sekenen eiligft feine Umgebung zu fid 
berief. Alfo erzählt e8 ter Papyrus: 








285 

„11) Und ver Bote des Könige Apopi kehrte zurüd nach dem Orte, 
„wogelbft fein Herr weilte. III, 1) Darauf rief der Landpfleger ver Stadt 
„des Mittags zu fich feine Großen und Vornehmen, vefgleichen vie Haupt: 
„leute und Oberften, welche ihn begleiteten, (2) um ihnen [mitzuteilen] 
„alle vie Botſchaften, um beren willen der König Apopi zu ihm gefenvet 
„hatte. Sie aber jchwiegen allzumal, vor großer (3) Betrübniß, und 
„wußten nicht ihm zu antworten weber im Guten noch Schlechten. 


Nach ven folgenten Worten: „da fantte der König Apopi zum* — 
bricht ver Schreiber mitten im Sage ab, ohne vie Wißbegierte feiner Le⸗ 
er zwei und dreißig Sahrhunderte jpäter zu befriedigen. ‘Denn es reiht 
fih daran ber Anfang von Briefen Bentaur’s, bes Dichters des bekannten 
Heldenliedes der Großthaten Ramſes' II bei Kadeſch. 


Obgleich das fo werthvolle Schriftjtüd, zum Theil an ven bebeu- 
tungsvollſten Stellen der Erzählung vom Apopi, vielfach durch Löcher 
und Lücken in Folge der Zerfplitterung des Bapyrus unterbrochen wird, 
jo reicht dennoch das Vorhantene vollftäntig aus, um ung mit ben Per⸗ 
ſonen, dem Orte und dem Gegenſtande des geſchichtlichen Schauſpiels be— 
kannt zu machen. 

Als Hauptheld deſſelben tritt uns König Apopi entgegen. Sein 
Königefig iſt in Auaris. Die Feinde, Ausländer, haben Aegypten in Be⸗ 
fig genommen. Die Bewohner müfjen dem fremden Zwingherrn einen 
Zins von ihrem Vermögen und Beſitzthum zahlen. Apopi verehrt feine 
eigene Gottheit, ven uns bereits befannten Sutech, ber ägyptiſche Aus- 
druck des femitifchen Baal, beftimmter des Baal Zapuna, des Baal Ze⸗ 
phon der Heiligen Schrift. Er baut feinem Gotte einen prächtigen Tem⸗ 
pel und orbnet ihm Fejttage und Opfergaben an. 

Im Süden des Landes, genauer in No „ver Stabt“ des Südens 


d. i. Theben, ver Hauptftabt von Pa⸗to⸗ris „ver Mittagsgegend“ (dem 
Brugſch, Geſchichte Arcgyptene. 15 


226 


biblischen Bathros) fit ein Sproß der verbrängten Bharaone, Ra-Selenen, 
nur mit der Würbe eines Hak oder Kleinkönigs belehnt. 

König Apopi ift der allgewaltige, allgemein gebietende Herr. Seiner 
Umgebung gehören willfährige Schriftgelehrte an, welche bie jehr bemer: 
fenswerthe Bezeichnung ter Recht» het d. i. „ber Sachlundigen’ 
führen.*) Sie geben dem Könige Rath, fchlechten Rath wie es fcheint, 
benn fie veranlaffen ihn einen Boten zum Kleinkönig in No zu ſenden, 
mit zugejpigten Forderungen, wie fie eines Kambyſes würdig gewelen 
wären. 

Der Sendbote gönnt fich feine Ruhe, und Tag und Nacht eilt er dem 
Südlande entgegen. 

Kleinkönig Ra-Selenen empfängt ihn mit derſelben Frage, welche Je: 
ſeph, fein Zeitgenoffe, den eigenen Brüdern vorlegte, al8 fie nach Aegyp⸗ 
ten binabgezogen waren Getreide zu faufen, indem er zu ihnen fprad: 
„Woher kommt ihr? — Ihr ſeid Kundſchafter, und ſeid gefommen zu feben, 
„wo das Land offen ift.“ 

Nachdem der Hak die Mittheilung aller Botſchaften des Zwingherrn 
Apopi aus dem Munde des Boten empfangen hatte, war er tief ergriffen 
von dem verfänglichen Inhalt derſelben. Zu einer Berathung werden die 
Großen und vornehmen Herren feiner Umgebung zuſammenberufen; auch 
bie Heerführer, Hau oder Hauptleute, und Hauti oder Oberjten, nehmen 
daran Theil. 

Aber guter Rath ift theuer. Niemand wagt einen VBorfchlag zu thun, 
aus Furcht vor den unglüdlichen Folgen. 

Soweit im Auszuge der Inhalt ter merkwürdigen Urkunde. Der 
Verfaſſer verfelben, das können wir getroft vorausfegen, ohne den Schluß 


*) Auf dem Steine von Tanis bezieht der griechifche Ueberſetzer biefelbe auf 
die wohlbelannten Hierogrammaten ober Tempelfchreiber. 








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ver ganzen Gefchichte zu kennen, mußte etwas anderes mit feiner Schilde⸗ 
rung bezweden, als bie Demütbigung eines einheimifchen Hak darzuftellen. 
Es handelte fich ohne Zweifel vielmehr um die Gefchichte dev Schilterher 
bung ver Aegypter gegen das Ioch der Fremden. Um vie Urfache und 
Bereutung derſelben fennen zu lehren, fing ver unbelannte Erzähler feine 
Geihichte des eingeleiteten Befreiungskrieges mit ter eben erwähnten Be⸗ 
ſchreibung ver unglüdlichen Lage des Neiches an. Seine Gefchichte, fo 
traurig begonnen, folfte fröhlich enven, und vem fröhlichen Schluffe fehlen 
teinesweges bie thatfächlichen Beweiſe der ‘Denkmäler. 

Um fie zu finden, begeben wir und nach vem Mittagslante, lafjen 
bie Stäpte Theben, Hermonthis und Tatopolis zu beiten Seiten des Stro- 
mes an uns vorüberziehen, und machen Halt an tem rechten Flußufer im 
Angeficht ver großen alten Stadtmauer von El Kab. Sie verräth bie Lage 
und ten Umfang bes ehemaligen Hauptortes im tritten oberäghptifchen 
Gaue, welchen bie Griechen als die Stadt der Geburtsgöttin Eileithyia, 
die Römer als die Stadt der Lucina in ihrer Aufzählung ver ägyptiſchen 
Ortichaften bezeichnet haben. Im Hintergrunde, nach Often zu, erheben 
fich feljige Hügel, mit langer Gräberreihe, veren dunkle Deffnungen dem 
Wanterer wie ausgebrochene Senfter eines verwüfteten Schloffes entgegen« 
ſtarren. 

Wir betreten die Gräberkammern. Eine bunte Welt der Vorzeit, das 
Leben und Treiben ter Altvorderen, die Geſtalten der verſtorbenen Vor⸗ 
fahren begegnen uns in den erhaltenen Bildern auf Schritt und Tritt. 

Wir begrüßen in den ehrwürdigen Geſtalten, welche dieſe Stätten 
des Todes zu beleben ſcheinen, die Zeitgenoſſen der Hykſos⸗Könige, deren 
Nachkommenſchaft den Helden des großen Befreiungskrieges der Aegypter 
gegen die Zwingherrſchaft der Fremden angehörte. 

Treten wir ein in die Todtenkammer, welche ein Enkel ſeinem Groß⸗ 


vater, dem Helden Aahmes, dem Sohne Abana⸗Baba's, und ſeinem gan⸗ 
15* 


228 


zen Haufe als lettte Erinnerung an ihr Dafein und ihre Thaten geweiht 
batte. Ein weitwerzweigter Stammbaum des Geſchlechtes bebedt tie 
Wände ver vielgerftörten engen Kammer. Wir haben ihn auf ber ueben- 
ſtehenden Tafel nach ven Angaben der Infchriften in möglichfter Vollſtän⸗ 
digfeit zufammengejtellt. 

Aahmes, der Sohn Baba-Abana’s, und fein Tochterſohn Pahir bil: 
ben bie bervorragenbften PBerfonen des Stammbaumes. 

Devor wir den Worten des Helven laufchen,, der uns in einem gro» 
Ben Wanbtert ver Grablammer die Gefchichte feines Lebens in der einfach 
ſchlichten Sprache der Zeit berichtet, fei es geitattet, einige nothwendige 
Demerkungen über die Könige der Zeitgenofjenfchaft vorauszuſchicken. 

Der in der Gefchichte vom Apopi, dem Hirtenktönig, erwähnte Klein: 
könig Ra-Selenen führte nicht allein dieſe Bezeichnung, welche ung feinen 
Thronnamen fennen lehrt. Zwei anvere Könige, feine Vorfahren, hiepen 
gleicherweije Ra⸗Sekenen, und allen breien gehörte außerdem ter gleich: 
lautende Familienname Taa an. Es gab mithin drei Ra« Selenen mit 
bemfelben Namen Taa. Die Infchriften unterfcheiden fie indeß durch be: 
fondere Beinamen, und zwar jo, daß Taa II ausgezeichnet wart durch ben 
Zufag A oder Ao d. i. „ver Große‘ und Taa III durch das Beiwort 
Ken d. i. „ver Tapfere”. 

Begraben lagen fie nach ihrem Hinfcheiden in verjelben „Statt, in 
welcher Ra-Selenen, ver Zeitgenoffe des Königs Apopi, feines Amtes als 
einfacher Hak waltete. Es ift Theben, No d. i. die „Statt“ vor allen, 
welche bald tarauf, unter ven Königen des folgenden Haufes, zur weit. 
berühmten No⸗a d. h. „Großſtadt“ erhoben werben ſollte. Sind aud 
bie Grabftätten der Taa noch nicht aufgefunden worden an Ort unt 
Stelle, fo ift dennoch ihr Vorhandenfein auf thebanifcher Erde gewähr⸗ 
leiftet durch eine Angabe alter Zeit. In dem Papyrus Abbott, welcher zu 
ven beſonderen Schäten bes britiſchen Muſeums gehört, demſelben, wel 


229 


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230 


cher ven amtlichen Bericht aus ven Zeiten bes zwanzigften Königshauſes 
über bie gewaltfame Oeffnung und Beraubung königlicher Grabftätten 
enthält, werben ber Reihe nach die von den Baubefliffenen Pharao's 
unterfuchten Grabftätten aufgeführt. Im zeitlicher Anorbnung, die zum 
Theil auch wohl ihrer örtlichen Lage entfprach, werben bie Gräber folgen- 
ber Könige und Fürften hergezählt : 

König Sirta Nen-a, (XI. Königshaus) 

König Nubscheper-ra Nentuf (XI.) 

König Ra Sefchem feicheti-taui Sebefemjauf (XIII.) 

König Ra Sekenen Taa J, 

König Ra Sekenen Taa II „ver Große“, (XVII.) 

König Uot-cheper ra Kames 

Aahmes Stpar (XV. 

In Theben beitattet, mußten bie Taa in heben geberricht haben. 
Dos Königehaus, zu welchen fie gehörten, mußte deswegen ein thebant- 
jches gewejen fein d. h. das fiebenzehnte von Diospolis nach manethont 
ſcher zutreffenber Angabe. 

Statt aller weiteren gefchichtlichen Betrachtungen legen wir ven Ye 
jern eine getreue Ueberſetzung ver Infchrift vor, in welcher Aahmes feinen 
Lebenslauf als ein Zeitgemälpe für die Nachwelt in alter Sprache geichil- 
bert bat. Der eigentliche Verfaffer ver Infchrift ift „ver Sohn feiner 
„Tochter, welcher die Arbeiten in biefer Grablammer herjtellte, um ten 
„Namen bes Vaters feiner Mutter zu verewigen, ber Meifter der Zeichen: 
„tunft des Amon, Pahir.“ 

Alfo lauten, nach der Abfaſſung bes kunftfinnigen Pahir, tie Worte 
der Inſchrift: 

1. „Der veritorbene Oberfte des Schiffsvolfes Aahmes , ein Sohn 

Abana's, 
2. „Er redet alſo. Ich rede zu euch, allem Volke, und ich gebe euch 





10. 


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„zu wiffen ven Ehrenlohn, der mir geworden war. Ich ward 
„beichenkt mit goldener Gabe acht Male im Angeficht 


. „des ganzen Nandes, und mit Sclaven und Sclavinnen in großer 


Menge. Ich hatte Befisthum an vielen Aedern. Der Bei- 
„name bes Tapferen, ben ich mir eriworben, wird niemals tahin» 
„chwinden 


. „in dieſem Lande. Er redet weiter alſo: Ich habe vollbracht 


„meinen Sugendwantel in der Stadt Nucheb. Es war mein 
„Dater ein Hauptmann des verftorbenen Königs Na Selenen, 
„Baba, 


. „Sohn ter Roant, war fein Name. Da wurbe ich Hauptmann 


„an feiner Statt auf dem Schiffe „das Kalb“ zu ven Zeiten 
„des Landesherrn Aahmes, des Verftorbenen. 


. „Ich war noch jung und unbeweibt und war umgürtet mit bem 


„Sewante ter Jünglingsſchaar. Doch, nachdem ich mir zube- 
„reitet hatte ein Haus, da wurbe ich genommen 


. „auf das Schiff „per Norden“ wegen meiner Stärke. Es 


„war meines Amtes zu begleiten ven Großherrn, Leben, Heil, 
„Sefundheit ſei ihm bejchieven! zu Fuße, wenn er auf feinem 
„Wagen einherfuhr. 


. „Man belagerte die Stadt von Auaris. Mein Dienft war es, 


„wader zu Buße zu fein vor Seiner Beiligkeit. ‘Da warb ich 
‚verſetzt 


. „auf das Schiff Aufgang in Memphis“. Man kämpfte 


„zu Wafler auf dem See Pazetku von Auaris. Ich focht im 
„Fauſtkampf und 

„ich erbeutete eine Hand. Angezeigt wurde das bem Sprecher 
„des Königs. Man reichte mir bar eine goldene Gabe für bie 


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„zapferkeit. Darauf entſpann fich ein neuer Kampf an dieſem 
„Dlate, und von Neuent focht ich im Fauſtkampfe 

„bafelbft und erbeutete eine Hant. Man reichte mir bar eine 
„goldene Gabe zum anderen Male. Und man kämpfte bei vem 
„Orte Takem, im Süben biejer Stadt Auaris). 

„Da erbeutete ich an lebenden Gefangenen einen erwachfenen 
„Mann. Ich ftieg hinab ins Waffer. Ihn alfo führent, um 
„abſeits zu bleiben von ter Straße ver 

„Stadt, ging ich ihn feithaltenn mitten durch das Waffer. Man 
„meldete mich dem Sprecher tes Könige. Da warb ich befchentt 
„mit golvener Gabe zum andern Male. Dean 

„eroberte Auaris. Ich erbeutete daſelbſt Gefangene, einen er- 
„wachfenen Mann und drei rauen, macht in Allem vier Köpfe. 
„Seine Heiligkeit gab fie mir zum Eigenthum als Sclaven. 
„Dan belagerte die Stadt Scherohan im Jahre VI. Seine Hei⸗ 
„igkeit eroberte fie. Da brachte ich Beute heim aus ihr, zwei 
„Frauen und eine Hand. 

„Dean reichte mir tar eine goldene Gabe für Tapferkeit. Dazu 
„wurden mir bie Gefangenen aus ihr zu Sclavinnen gegeben. 
„Nachdem aljo Seine Heiligleit nievergemegelt hatte die Syrer 
„des Landes Aſia, 
„fuhr er hinauf gen Chont⸗Hon⸗nofer, um zu zerſchmeißen die 
„Bergbewohner Nubiens. Seine Heiligkeit machte eine große 
„Niederlage unter ihnen. 
„Da führte ich Beute weg bafelbit, zwei lebenve ermwachiene 
„Männer und drei Hände. Man befchenkte mich mit geltener 
„Babe zum andern Male, dazu gab man mir zwei Sclavinnen. 
„Es fuhr flußabwärts Seine Heiligkeit. Sein Herz war erfreut 
„ob der tapferen und fiegreichen Thaten. Er hatte in Beſitz ge⸗ 





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———.n. — — 


„nommen die Süd⸗ und Nordlande. Da fam ein Feind von ber 
„Mittagsgegend. 

„Er nahte fih. Sein PVortheil war feines Volles Zahl. Die 
„Sottheiten tes Sütlandes waren wiber feine Fanſt. 

„Es fand ihn Seine Heiligkeit an dem Waffer Tent⸗ta⸗tot. Seine 
Heiligkeit führte ihn fort 

„als lebenden Gefangenen. Alte feine Leute brachten Beute zu: 
„rüd. Da führte ich weg zwei junge Leute, indem ich fie ab- 
„ſchnitt von dem Schiffe der Feinde. Dan 

„gab mir fünf Köpfe außer den Antheilen von fünf Hufen Ader- 
„lantes in meiner Statt. Es geſchah dem gefammten Schiffs. 
„volke folches in gleicher Weife. Da 

„am jener Feind, deß Name Teta-an war. Er hatte bei fich 
„verfammelt böſe Gefellen. Seine Heiligkeit vernichtete ihn unt 
„lerne Knechte alfo, daß fie nicht mehr find. Da wurten 

„mir gegeben brei Leute und fünf Hufen Aderlanves in meiner 
„Stabt. Ich führte zu Waffer ven verftorbenen König Amen- 
„botep I, als er Hinauffuhr gen Kuſch, um zu erweitern 

„die Grenzmarken Aegyptens. Er fchlug nieber jenen Nubier 
„inmitten feiner Krieger. In bie Enge gebracht, konnten fie nicht 
„entwiichen. Verwirrt | | 

„blieben fie auf vem Plate, gleich als ob fie nichts wären. Da⸗ 
„mals ftand ich an ter Spike unferer Krieger und ich kämpfte 
„wie es recht war. Es bewunderte Seine Heiligkeit meine Tapfer- 
„teit. Ich erbeutete zwei Hänbe | 

„und brachte fie zu Seiner Heiligkeit. Man ſuchte auf feine Be⸗ 
„wohner und feine Viehheerden. Ich brachte herbei einen le⸗ 
„benten Gefangenen und führte ihn zu Seiner Heiligkeit. Ich 
„brachte Seine Heiligkeit in zwei Tagen nach Aegypten 


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„von Chnumt⸗hirt (d. i. bem oberen Brunnen) aus. Da be 
„ſchenkte man mich mit goldener Gabe. ‘Da brachte ich herbei 
„zwei Sclavinnen außer tenen, welche ich geführt hatte 


„zu Seiner Heiligkeit. Und ich wurde erhoben zur Würde eines 
„Rämpen des Fürften. Ich führte ven verftorbenen König 
„Thutmes I, als er hinauffuhr zu Waffer gen Ehont-bonenofer, 
„um zu unterdrüden ben Streit unter den Bewohnern und um 
„abzufchneiten die Ausfälle von ver Landſeite ber. Und ich war 
„tapfer [vor] ihm auf dem Gewäſſer. Schlimm ging es ber bei 
„ven [Angriff] 

„der Schiffe wegen des Umſchlagens. Man erhob mich zur 
„Würde eines Oberften des Schiffsvolles. Seine Heiligkeit, Ye 
„ben, Heil, Geſundheit jet ihm beſchieden!“ 

[hier folgt eine Tüde, die nach bem Zufammenhange fo zu ergänzen ift, 
daß eine neue Beranlaffung den König zum Kriege gegen bie Süd— 
oölfer ruft.) 

„E8 ergrimmte wider fie Seine Heiligkeit gleichwie ein Panther 
„und es ſchleuderte Seine Heiligkeit feinen erften Pfeil, ver blieb 
„ſtecken im Leibe biejes Feindes. Dieſer 

„fiel ohnmächtig nieder vor ſeinem königlichen Diademe. Es 
„wurde daſelbſt in kurzer Zeit eine [große Niederlage] gemacht 
„und weggeführt ihr Volk als lebente Gefangene. 

„Und es fuhr niederwärts Seine Heiligkeit. Alle Völker waren 
„in feiner Gewalt. Und dieſer elende König des nubifchen Vol⸗ 
„tes befand fich gefnebelt auf dem Vordertheile des Schiffes Sei- 
„ner Heiligleit und er wurde auf bie Erde gelegt 

„in der Stabt Theben. Nach diefem begab fich Seine Heiligkeit 
„nach vem Lande Rutennu, um feinen Muth zu Fühlen unter ven 


235 


„Bewohnern des Landes. Es erreichte Seine Heiligkeit das Land 
„Rebarina. 

37. „Es fand Seine Heiligkeit — Yeben, Beil und Gefuncheit fei 
„ihm beſchieden! — biefe Feinde. Er ordnete die Schlacht an. 
„Seine Heiligkeit machte eine große Nieberlage unter ihnen. 

38. „Unzählber war bie Menge ver lebendig Gefangenen , welche 
„Seine Majeſtät weggeführt hatte durch feine Siege. Und fiehe, 
„ih war an der Spige unferer Krieger. Es bewunderte Seine 
„Deiligfeit meine Zapferkeit. 

39. „Ich führte weg einen Streitwagen und feine Roſſe und denjeni⸗ 
„gen, weicher fich auf ihm befand, als lebendig Gefangenen und 
„brachte fie zu Seiner Beiligfeit. ‘Da warb ich mit Gold be» 
„ſchenkt abermals. 

40. „Run bin ich Hochbetagt geworben und habe erreicht das Greifen- 
„alter. Mein Loos wird das aller Menfchen auf Erben fein. 
„Ich werde eingeben zur Unterwelt und beftattet werben in] dem 
„Sarge, ven ich für mich felbft machen ließ.“ 

Wir ſchließen hieran die Ueberfegung ber Infchrift auf dem Gedenk⸗ 
itein eines anderen YAahmes, mit dem Beinamen Pen-Nucheb,, ver gleich- 
falls in einer ter Srablammern von EL Kab aufgefunten ward. Er ge: 
hörte denfelben Zeiten an; fein Tod trat unter dem britten Thotmes ein. 
Er redet alfo: 

„sch biente dem verftorbenen Könige Aahmes. Ich erbeutete für ihn 
„in dem Lande [.....] einen lebenden [Gefangenen] und eine Hank. 

„Ich diente dem Könige Amenhotep I, ich erbeutete für ihn im Lande 
Kuſch einen lebenden Gefangenen. Bon Neuem [im Dienfte] des ver- 
„torbenen Königs Amenhotep I, nahm ich für ihn im Norden tes Nantes 
„der Amu⸗Kahal rei Hänbe. 

Ich biente dem verftorbenen König Thotmes I, ich erbeutete für ihn 


236 
„im Lande Kuſch zwei lebende Gefangene, außer ven lebenden Gefangenen, 
„weiche ich aus Kuſch wegführte. Die zähle ich nicht her. Wiederum im 
„Dienfte des Königs Thotmes I, erbeutete ich für ihm im Lande von Na- 
„harina 21 Hände, ein Pfert und einen Streitwagen. 

„sch diente dem nerftorbenen Könige Thotmes II. Ich führte für 
„ihn weg aus dem Kante ber Schaft eine große Zahl lebender Gefangener. 
„Ich zähle fie nicht her.“ 

Vorüber ift bie fchwere Zeit ver Noth und Berrängniß für das Bell 
ber Aegypter, denn gebrochen ift die Zwingherrſchaft, nachdem Auaris 
gefallen und eine anbere Stabt der Hykſos, die Veſte Scherohan, mit 
Sturm genommen war. Im jechsten Jahre der Herrichaft des Könige 
Aahmes, des Stifters des achtzehnten Haufes der Pharaonen, war Kemi 
entlich befreit vom langen Drucke ver Fremden, und bie bewaffneten Män⸗ 
ner Pharao's durchzogen kriegsmuthig die Ränder im Süden und im Oſten 
Aegyptens, um Verlorenes wieder zu erobern und „das Herz zu waſchen“ 
b. 5. ven Muth zu Fühlen an ten Feinten auf fremder Erde. Doch grei- 
fen wir den Ereigniffen nicht vor, beren treues Spiegelbild die einfachen 
Erzählungen zweier Kriegsleute jener Zeit wiedergeben , und werfen wir 
zunächft einen Blid noch auf ten Schluß bes fiebenzehnten Haufes. 

König Taa III, mit dem Beinamen bes „Tapferen*, der Vorgänger 
bes Pharao Aahmes, bes Eroberers von Auaris, thronte in N os Theben. 
Seine Sorge wandte fich zunächft der Schöpfung einer Nil» Flottille zu, 
mit ber Abficht eines Tages Auaris im Waffergebiet ver unteräghptiichen 
Nieberlande anzugreifen. 

Sein Nachfolger, mit Namen Kames, ſcheint nur kurze Zeit regiert 
zu haben. Er ift ver Mann ter vielgeehrten Königin Aahhotep , teren 
Sargkaften ſammt goldenem Schmuckwerk auf der Leiche vor mehreren 
Fahren thebanijche Landbewohner auf ter alten Todtenſtadt von No nt: 
vedten, wenige Fuß tief im Erdboden vergraben. Dem Mufeum von 





237 


Bulaq wurden die ehrwürbigen, fünftleriich und gefchichtlich werthvollen 
Veberrefte des ägyptifchen Altertfumes überliefert. 

Der Dedel des Sargkaftens hat die Geftalt einer Mumie, er ift von 
oben bis unten vergolvet. Die heilige Königsfchlange ſchmückt die Stirn. 
Die Augenränder find mit Gold umzogen, das Weiße ver Augen ift durch 
Quarz, ver Augapfel durch ſchwarzen ®lasichmelz erjegt. Ein nachgeahm- 
tes reiches Halsgeichmeide bedeckt Bruft und Schultern; die Uräus- 
Schlange und der Geier, bie heiligen Zeichen der Herrichaft über das obere 
und untere Land Semi, ruhen unter dem Halsgeſchmeide. Ein gefchlojfenes 
Flügelpaar fcheint den übrigen Körper zu jchügen. Am Fußende ftehen 
die Bilder der Klagegöttinnen Iſis und Nephthys. Die Infchrift im mitt: 
leren Streifen nennt uns ten Namen ver Königin Aahhotep.d. h. Mond⸗ 
bienerin. 

Als man ven Sarglaften öffnete, fand man zwifchen ben leinenen 
Hülfen werthvolle Waffen und Schmudfachen vor: Dolce, ein goldenes 
Beil, eine Kette mit drei großen golvenen Bienen und ein Bruſtſchild. 
Auf ver Leiche felbft befand fich eine golvene Kette mit einem Käfer daran, 
Armfpangen, ein Stirnband u. a. m. Zwei Heine Schiffe in Gold und 
Silber, Beile von Bronze und große Fußſpangen lagen unmittelbar auf 
dem Holze des Sarges. 

Die goldene Barke unt bie metallenen Beile zeigten das Namens- 
ichild des Königs Kames (mit tem Thronnamen Uot⸗cheper⸗ra), bie reich⸗ 
iten und wertbuollften von den Schmudjachen vagegen die Schilver des 
Pharao's Aahmes. Er führt darin ben Beinamen Nacht d. h. „ber 
Zapfere oder Siegreiche”. Kein Zweifel aljo, daß die Königin Aahhotep 
in Theben unter der Regierung ihres Sohnes Aahmes bejtattet ward. 
Des in Theben gelegenen Grabes ihres königlichen Gemahles ift be- 
reits oben Erwähnung gefchehen. Aahhotep tft jomit die eigentliche Ahn⸗ 
frau des achtzehnten Königshaufes. 














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Ihr Sohn Aahmes ift es, welcher als der Nächer des Vaterlantes 
für lang gebuldete Schmach und Erniebrigung erftehen follte. 

Und dennoch umhüllt ein wunderbares Räthfel dieſe Zeit per Schmad), 
deſſen Schleier zu lüften bisjetzt noch nicht geftattet ift. 

Denn bei einer genaueren Prüfung der Denkmäler aus ven Zeiten 
bes fiebenzehnten und achtzehnten Königsgefchlechtes drängen ſich unwill⸗ 
führlich manche wohlbegründete Bedenken auf, da e8 ven Anfchein hat, als 
jet der Haß der Aegypter gegen die Hykſoskönige burchaus nicht fo gemal- 
tig gewejen, ‚wie ihn der Bericht ver manethonifchen Ueberlieferung vor- 
auszufegen fcheint. Wir nehmen von ven Aegyptern ſelbſtverſtändlich die 
rechtmäßigen aber zurüdgeträngten Könige „ver Mittagsgegend“ im oberen 
Zande aus, für welche die fremden Zwingheren im Niederlande in keinem 
angenehmen Lichte erfcheinen mußten. 

War nämlich jener Haß ein fo allgemeiner, als ihn Manethos 
Schilderung der Mordbrennereien, Tempelichändungen und Verfolgungen 
ber Einwohner burch bie Fürften der Fremdherrichaft zu erkennen giebt, 
wie ift dann bie fonverbare Thatfache zu erffären, daß dieſelben Aegypter, 
das Prieftergefchlecht des thebanifchen Amon nicht ausgefchlojfen , in ten 
Zeiten ber Hylſos und ver folgenven Königshäuſer, e8 über fich gewinnen 
Ionnten, ihren Kindern rein ſemitiſche Namen zu geben, welche ver Sprache 
ihrer Erbfeinte entlehnt waren? wie konnten fie felber ihre Huldigungen 
jenen Gottheiten ver Fremden darbringen, die ihrem Lande fo viel Uebles 
gethan bis zur Ausrottung der einheimischen Himmelsbewohner hin? Um 
mich eines Beiſpieles zu bedienen, erinnere ich an einen Gedächtmißftein 
aus den Zeiten bes Königs Amenhotep I (gegenwärtig im Louvre aufge 
jtellt*) auf welchem eine thebanifche, am Amonstempel befchäftigte Fa⸗ 
milte aufgeführt erfcheint, ſechs Gejchlechter aufwärts, bis in bie Zeit ber 


*) Vergl. Lieblein, Namen-Wörterbudh Nr. 553 ©. 183. 











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Hykſoslönige hinein. ‘Die Mitglierer dieſes Stammbaumes führen ber 
Mehrzahl nach rein femitifche Namen. Gleich der Ahnherr Pet-baanl 
nennt ſich wörtlich Baal's Diener“, fein Weib führt den fremdländiſchen 
Namen Abrafro. Unter feinen Nachlommen treten auf unter femiti- 
Ihen Bezeichnungen vie Männer: Atu, Zura, Aei, Tetaa, bie 
Bebr: Ama, Zanafi, Hifchelat, Kafeniae, Tir, Aui, 
Ituae. Und wieviel Aegypter nannten fich nicht Apopa ober Apopi, 
grade jo wie ver Hirtenlönig, ber Zeitgenoffe eines Na Sekenen? 
Dan blättere in tem Wörterbuche des Hrn. Lieblein nah, um allenthalben 
Beiipielen zur Betätigung dieſer Thatjache zu begegnen. Weit entfernt 
tavon bie fremden Namen abzulegen, welche mehr als alles andere ge- 
eignet waren, die Erinnerung an bie jemitifche Zwingherrichaft zurück⸗ 
jurufen, gingen bie Aegypter felbft foweit in der freiwilligen Annahme 
der Namen ihrer fogenannten Erbfeinde, daß fie felbft vor denen ber aus- 
läntiichen Könige nicht zurüdichredten. 

Wenn wir auf Grund einer fo auffallenden Erjcheinung einen Schuß 
ju ziehen berechtigt fein dürfen, fo kann derjelbe nicht zu Öunften der ma⸗ 
nethonifchen Meberlieferung ausfallen. Zwiſchen dem ägyptiſchen und bem 
jemitiichen Volksſtamme, welches auch immer vie beſondere Färbung und 
Herkunft ver leßteren war, beftand ficherlich Leine jo eingewurzelte Erb- 
feinpfchaft, wie e8 die Ausleger ung glauben machen. Wohl lag der Haß 
auf der Seite des thebaniſchen Königsgeſchlechtes, dem die Demüthigun- 
gen ber Fremden um fo unerträglicher erſchienen, als ihnen eigene Kraft 
und Stärke fehlte, fich der Abhängigkeit der niederländifchen Fremdherr⸗ 
ihaft zu entziehen. Ihnen ftanden nur die Waffen des Schwächeren gegen 
ven Stärkeren zu Gebote, d. 5. bie Uebertreibung thatfächlicher Verhält⸗ 
niffe bei der Schilberung der Gebahrung ber Fremden gegen alles Einhei⸗ 
miihe. Daraus fchöpften fie Troft, taraus Entfchulpigung für bie eigene 











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— — — — — 


Unfähigfeit das Joch abzuſchütteln, um von Neuem in den ungefchwächten 
Beſitz des Vollkönigthums zu gelangen. 

Mag von dem Stantpunfte ver höheren Staatsklugheit aus, welder 
in dem Streben ver Selbfterhaltung jeves Mittel zum erreichbaren Ziele 
vecht erfcheint, ver oberägyptiſchen Auffaffung und Darftellung der Hykſos⸗ 
Herrichaft eine gewiſſe Berechtigung nicht abgefprochen werben: fo hat 
dennoch ver Gefchichtsforicher eine andere Aufgabe zu Löfen. Er joll ans 
ven vollenteten Thatfachen vie gefchichtliche Wahrheit feftftellen, ven Kern 
aus der umgebenden Hülle fchälen, ohne Nüdficht auf den Beifall ober 
den Tatel der Anhänger biefer over jener Meinung. Und in vieler Be 
ziehung darf auch ten Hykſos die allgemeine Gerechtigkeit vor dem Ge⸗ 
richtsſtuhle der Weltgefchichte nicht verfagt werden. Wir werfen einjach 
bie Frage auf: waren jene fremden Könige thatfächlich Tempeljchänder, 
Zertrümmerer und Zerjtörer ver Werke der Vorzeit, wie erklärt es ſich, 
baß jene Zeugen der Vorzeit, wenn auch in ihren legten Neften, über: 
haupt noch an ben Hauptftätten der Hykſos⸗Herrſchaft vorhanden fint, 
und weiter, daß jene fremten Könige ihre Namen als Zeichen der Erinne 
rung auf die Werke einheimifcher Pharaonen einmeißeln ließen? Statt 
zu zerjtören erhielten fie, und fuchten nach geeigneten Mitteln, fich jelber 
und ihr Angebenten in ben vorhandenen Dentmälern ver früheren Herr⸗ 
{cher zu verewigen. Zo'an⸗Tanis, ver Mittelpunkt der ägyptiſchen Oft- 
markt, mit feiner Welt von Tempeln und Bildſäulen aus den Zeiten bes 
ſechsten, zwölften und treizehnten Königshauſes, hatte fo wenig von den 
Hykſos zn erbnlven, daß im Gegentheil dieſe Fürften es fich angelegen 
fein ließen, ven Glanz ver umfangreichen Tempelftabt durch eigene Werke, 
wenn auch in femitifcher Auffaffung und Ausführung, zu erhöhen. Erft 
ben thebanifchen Königen des achtzehnten Hauſes gebührt ver zweifelhaft 
Ruhm, an ven tobten Steinen ver Hykſos eine Vergeltung ansgeübt zu 
haben, welche ihre Vorfahren vergeblich ven lebenden Urhebern zugedacht 











241 


hatten. Die Denkmäler der gegnerifchen Könige zu zeritören, die Namen 
und Würden derfelben bis zur Unkenntlichkeit zu vernichten, und die ge- 
ſchichtliche Wahrheit durch Einfegung ver eigenen Namen zu verfälichen, 
das ift die Erfindung der ägyptifchen Pharaonen, welche von ven erften 
Fürſten des achtzehnten Königshauſes an dieſem Gefchäfte mit ſolchem 
Erfolge oblagen, daß es ihnen beinahe gelungen wäre, bie gleichzeitigen 
Erinnerungen ber Hykſos⸗Könige von dem Erdboden zu vertilgen. Nur 
biejer Verfolgung verdanken wir die Schwierigkeiten, welche fich an vie 
Wieverherftellung ver Gefchichte ver älteften ägyptiſchen Fremdherrſchaft 
fnüpfen. 

Will man uns die Thatjache vorhalten oder gar als Beweis gegen- 
überftellen, daß Aahmes, ver Ueberwinder ver Hykſos, und nach ihm Kö⸗ 
nig Amenhotep III, nach Ausjage der Seljeninjchriften in den Stein- 
brüchen des Mokattam, bie verfallenen,, alfo von den Hykſos zerftörten 
Heiligthümer des Landes von Neuem aufgebaut und ausgebeifert hätten, 
jo entgegnen wir, daß bie beregten Infchriften in feiner Weiſe erwähnen, 
daß tiefer Verfall eine Folge ver Zerftörungsmwuth ver Hykſos geweſen fei. 
Denn tie Urheber jener Felſentafeln, deren ältefte in bie Zeiten eines der 
Amenembat des zwölften Königshauſes binauffteigt*), haben fich auf den⸗ 
jelben ver gleichen Worte bevient, welche fich in ähnlichen Gevächtniß- 
inſchriften aller Zeitläufe vorfinden. Sie bemerken einfach, daß „die Hei⸗ 
‚igthümer in Verfall gerathen waren feit ven Zeiten ver Vorfahren.“ 
Die einzige Anfpielung auf Fremde, welche indeß nichts mit einer Zerftd- 
rung zu jchaffen hat, befinvet fich auf ven Feljentafeln vom Jahre 22 des 


— 





” Bergl. Lepfius’ Dentm. II. 143, i. Auf dem Oberftüde ter Felſentafel 
kefinden fih die Bilder des memphitiichen Gottes Patah und der Gottheiten von 
Zreja: eine Hathor und der Anubis⸗Schakal von Sap. Die Inſchrift darunter 
lautet: „Geöffnet wurden neue Felſenkammern, um brauchbaren Kalfftein von 
„An zu brechen für Die langdauernden Tempel der Heiligkeit dieſes Gottes” (näm⸗ 
lid des Patah). 

Brugid, Geſchichte Aegyptens. 16 





| 








242 


Königs Aahmes. Es heißt darin wörtlich: „gezogen warb das Geftein 
„von Rindern, welche man herbeigeführt [und über]geben Hatte ſdem 
„Fremdvolke der Fenech“. Diefe Fenech ober Fenich, auf welche wir fpäter 
zurüdfommen werben, erjcheinen offenbar als bie älteften Vertreter ver 
Phönizier auf dem ägyptiſchen Boten. 

Bevor wir zum Schluffe tiefes Abfchnittes übergehen , möge man 
uns einige Bemerkungen gejtatten über bie zeitlichen Verhältniffe biejer 
gejchichtlichen Ereigniffe mit befonderer Beziehung auf den Aufenthalt ver 
Hykſos einerfeits, und der Rinder Iſraels andererfeits auf ägyptiſchem 
Boden. 

Wir hatten weiter oben eines in Tanis gefundenen Denkſteines aus 
den Tagen des zweiten Ramſes Erwähnung gethan, deſſen Inſchrift mit 
folgender Zeitangabe beginnt: „Im Jahre 400, am 4. Tage des Monats 
„Meſori des Königs Nub*. Indem wir für die Regierung bes genannten 
Ramfes, auf Grund der neneften und beften Unterfuchungen auf dem Ge⸗ 
biete der altäghptiichen Zeitrechnung, als mittlere Durchfchnittszahl bas 
Sahr 1350 vor Chr. Geb. in Anfat bringen, fällt die Herrichaft des 
Hyffos- Königs Nub, wahrfcheinlich ver Anfang feiner Regierung, auf das 
Jahr 1750 d. h. 400 Jahre vor Ramfes II. Dbgleih wir volljtäntig 
barüber im Dunklen find, welche Stelle der genannte Fürft Nub in ter 
Reihe der Fürften feines ftammverwandten Haujes einnahm, jo erhält 
dennoch vie erwähnte Zahl eine gewiffe Bedeutung zunächft als annähernte 
Zeitbejtimmung für ben Aufenthalt jener fremben Könige in Aegypten. 
Diefe Bedeutung gewinnt aber einen erhöhten Werth durch die fehr durch— 
fichtige Beziehung mit einer ähnlichen Angabe ter Heiligen Schrift in Be: 
treff ver Geſammtdauer des Aufenthaltes der Kinder Iſraels in Aegypten. 
Derjelben zufolge (2. Buch Moſ. 12, 40) hatten die Ebräer von den Ta- 
gen ber Einwanterung bes Erzoaters Jakob in Aegypten bis zu ihrem 
Auszuge bin 430 Jahre in dieſem Lande geweilt. Im einer andern Stelle 








243 


(1. Buch Moſ. 15, 13) erfcheint biefelbe ‘Dauer ihres Aufenthaltes in ber 
abgerundeten Zahl von 400 Jahren. Da nach allgemeinfter Annahme 
ver Auszug aus Aegypten nach dem Zope des Königs Ramſes IL, des 
Pharao’8 ver Berrüdung, Statt fand, fo entfpricht annähernd das Jahr 
1300 der Zeit des Auszuges unter ver Negierung Mineptah's, tes 
Sohnes und Nachfolgers jenes Ramjes. Fügen wir hierzu die Zahl von 
430 Jahren als Ausdrud der Geſammtdauer des Aufenthaltes ver Ebräer 
in Aegypten, fo erhalten wir das Jahr 1730 vor Chr. Geb. als unge- 
fähre Zeitbeftimmung für die Einwanderung Jakob's in Aegypten und für 
die Zeit der Amtsthätigfeit feines Sohnes Joſeph am Hofe Pharao's. 
Dit andern Worten, wir gelangen zu dem Schluffe, daß die Zeit Joſeph's 
(1730) in die Zeit der HyMos-Herrichaft fallen mußte, ungefähr in bie 
Regierung des vorher genannten fremden Fürften Nub (1750). 

Diefes eigenthümliche Zufammentreffen ver Zahlen, wie wir es offen 
belennen, fcheint uns einen höheren Werth zu haben, als bie Angaben auf 
Grund befonderer Berechnungen ver manethonifchen und firchenväterlichen 
Zeittafeln. Denn jene Zahlen legen keine Verpflichtung auf, da fie das 
große Gebäute ver Zeitrechnung weder ändern noch berichtigen. Ihre 
Bedeutung ift eine ganz andere. Unabhängig von jeder Art ver Zahlen- 
Zufammenftellung und «Verbintung beweifen fie die Wahrfcheinlichkeit 
eines zeitlich feftgeftellten jehr wichtigen Abſchnittes ber ganzen Welt 
geichichte auf Grund zweier Zeitangaben, welche in faft wunderbarer Weile 
ſich miteinander decken und welche, jebe für fich, ihren Urſprung von zwei 
in gleicher Weiſe glaub- und ehrwürdigen Quellen herleiten. 

In ber That finvet vie VBorausfegung, daß Joſeph unter ven Hykſos 
nach Aegypten verkauft und fpäter zu großen Ehren erhoben worben jet, 
wie fie fi) aus den eben beiprochenen zeitlichen Verhältniſſen ergiebt, 
einen neuen Stützpunkt ver Wahrfcheinlichkeit in einer chriftlichen, beim 


P. Syncell erhaltenen Ueberlieferung. Nach dieſer „von aller Welt ange- 
. 16 * 





— 





244 


nommenen“ Ueberlieferung regierte Iofeph das Land unter der Herrichaft 
des Königs Aphophis (Apopi ver Denkmäler), deſſen Zeit dem Anfang dee 
achtzehnten Königshauſes nur um wenige Jahre vorausgeht. 

Wir haben vie freubige Genugthuung, ven Bemerkungen über Jo- 
jeph 8 und feines Herrn, des Pharao's, Zeit eine andere, jehr merkwür: 
dige und lichtvolle Bejtätigung hinzuzufügen. Auf Grund einer bis jekt 
noch nicht befannt gewordenen altägyptifchen Infchrift, deren Urheber ein 
Zeitgenoffe Joſeph's und feiner Familie geweſen fein muß, hoffen wir ven 
Deweis zu liefern, daß Joſeph und die Hykſos unzertrennlich von ein» 
ander find. 

Als Vorbemerkung rufen wir unferen Lejern die befannte Thatſache 
in das Gerächtniß zurüd, daß in den Tagen des Erzvaters in Aeghpten 
eine fiebenjährige Theuerung eingetreten war, eine Folge ver mangelnden 
Waffer ver Nilüberſchwemmungen dieſer Zeit. 

Die beregte Infchrift, welche für uns fo bedeutungsvoll erfcheint, 
befinvet fich in einem ber Gräber von El-Kab, von denen wir oben bereits 
Näheres angeführt Haben. Nach der Eigenthümlichkeit ver Sprache, nad 
ber Art ber inneren maleriſchen Ausfhmüdung ber Felſenkammer, vor 
allen aber nach dem Namen Baba ihres ehemaligen Beſitzers zu urtheilen, 
warb das Grab in den Zeiten unmittelbar vor dem achtzehnten Könige- 
haufe hergerichtet. Obſchon fein Königsſchild die Wände des Grabes ziert, 
um uns Auskunft zu gewähren über bie beftimmte Zeit feiner Anlage, je 
bürfte dennoch folgende Betrachtung geeignet fein, um uns nach biejer 
Seite bin zu belehren und die Rüde glücklich auszufüllen. 

Der oben erwähnte Name tes alten Örabeigners Baba ift ung be 
reits wohl befannt. Unter ven Mitgliedern ver großen Familie aus ven 
Zeiten des breizehnten Königshauſes, deren Stammbaum wir oben unjern 
Leſern vorgeführt haben, und deren Gräber der Mehrzahl nach die Felſen⸗ 
ZTobtenftabt von El⸗Kab enthielt, erfcheint im britten Gefchlecht Baba als 


245 


Nebenname eines gewillen Sebektut, des Vaters ver Königin Nubchas. 
In dem Stammbaum der Familie des Hauptmannes Aahmes aus El⸗Kab 
tritt der Name Baba zum anderen Male auf und zwar als zweite Benen- 
nung des Vaters unferes Helven, Abana, eines Hauptmannes unter König 
Ra⸗Sekenen (Taa III). Irren wir nicht, fo ift es dieſer Baba, deſſen 
Grablammer, neben ber des Aahmes zu El⸗Kab gelegen, uns wichtige 
Aufſchlüſſe verjpriht. Denn des Aahmes gefammte Nachlommenfchaft, 
Kinder und Enkel und Entelfinter ruhten in des Stammvaters Grabbau 
und in den Felſenſchachten, welche Bahir, ver einftige Stadtamtmann von 
Eileitbyia, ſich und ihnen zugerüftet hatte. Vergebens würben wir indeß 
nach des Ahnen Baba Grablammer Umfchau halten, wäre es nicht das 
von uns oben angeführte Yelfengrab eines Baba in ver Nähe der vorher 
erwähnten. Die Injchrift, welche fich in dem Opferfanle dieſer Grab» 
lammer, an ber Hinterwand gegenüber ver Eingangsthür, vorfindet, ent- 
hält folgenve kindlich⸗einfache Darftellung feines durch großen Kinderreich⸗ 
thum gefegneten Dajeins auf Erben: 

„Der Oberfte an dem Tiſche tes Fürften, Baba, ver Wietererftan- 
„dene, er ſpricht alfo: Ich liebte meinen Vater, ich ehrte meine Mutter, 
„es liebten mich meine Brüder und meine Schweftern. Ich trat aus ber 
„Thür meines Haufes mit wohlwollendem Herzen, ich ftand ta mit erfri- 
„Ihenver Hand, herrlich waren meine Zurüftungen an tem, was ich ſam⸗ 
„melte für ven feitlihen Tag. Milo war das Herz, leer von aufbraufen» 
„ven Zorn. Die Götter bewilligten mir reiches Glü auf Erten. Die 
„Stadt wünfchte mir Geſundheit und Reben voller Friſche. Ich ftrafte die 
„Webelthäter. Die Kinder, welche mir gegenüberjtanden in ber Stadt in 
„ven Tagen, welche ich vollbracht habe, waren groß wie Hein fechszig. *) 


*) Ich babe in ber framzöfifhen Ausgabe dieſes Werkes als entiprechenbe 
Zahl 52 angegeben, ungewiß ob das zerflörte Zeichen hinter der Gruppe für 50, 





246 


„Betten waren ebenfo viel vorhanden, Stühle (2) ebenfo viel, Tiſche '%) 
„ebenfo viel. Sie alle verbrauchten 120 Epha an Durra, bie Milch von 
„> Küben, 52 Ziegen und 9 Efelinnen, an Balfam ein Hin und an Oel 
„2 Krüge. 

„Ein Scherz mag meine Rede einem Witerjprecher erfcheinen. Aber 
„ich rufe zum Zeugen an ven Gott Month, daß meine Rede in Wahrheit 
„ft. Sch habe das alles in meinem Haufe zurichten laffen; dazu gab ic 
„ven Rahm in die Vorrathskammer und Bier in den Keller in mehr ale 
„ausreichenter Zahl an Hin-Maaßen.“ 

„sch fammelte ein Getreide, ein Freund bes Erntegottes. Ich war 
„wachfam zur Zeit ver Ausfaat. Unt als nun eine Hungersnoth 
„entftanden war viele Sahre hindurch, da ſpendete ich Getreibe 
„an bie Stadt bei jeter Hungersnoth." *) 

Nicht der geringste Zweifel dürfte darüber entftehen, ob vie legten 
Worte biefer Injchrift fih auf eine gefchichtliche Thatjache beziehen oder 
nicht , ob fie Beftimmtes oder nur Allgemeines enthalten. So fehr wir 
geneigt find, eine allgemeine Nebensart zu erkennen in der Erzählung 
Ameni's (f. oben S. 130), worin „von Jahren ‘ver Hungersnoth” ge 
iprochen wird, fo jehr zwingt uns ber Zuſammenhang bes vorliegenden 
Berichtes „die vielen Jahre“ ver entftandenen Hungersnoth auf eine 
geichichtlich begrenzte Zeit zu beziehen. Da eine hintereinander eintretente 
Hungersnoth wegen mangelnten Waffers ver Ueberſchwemmung von aller: 
größefter Seltenheit ift und die Gefchichte eigentlich nur ein einziges Bei⸗ 
ipiel kennt und nennt, die fieben Hungersjahre unter tem Bharao Jo: 


n d.i. 30 oder IE d. i. 2 geweien war. Die Zahl der 120 Epha Durra ſcheinen 
mir mehr als die Zahl von 52 Ziegen maßgebend zu fein zur Beſtimmung ber 
fehlenden Zahl, da 2 >< 60 — thatſächlich 120 Epha ergeben. Sonftige Berich⸗ 
tigungen beruhen auf einer erneuerten Durchficht der Infchrift an Ort und Stelle 
während meines diesjährigen (1875) Aufenthaltes in Oberägypten. 


*) ober auch: „au jeden Hungrigen.“ 











247 


ſeph's, da außerdem Baba (oter wenn man e8 vorzieht: die Baba’s, meift 
des dreizehnten und fiebenzehnten Königshauſes Zeitgenofjen) ungefähr in 
jenen Tagen, als Joſeph feines Amtes unter einem Hyffos-Fürften wal⸗ 
tete, gleichzeitig unter tem einheimischen Könige Ra⸗Sekenen Taa ILI 
in ter alten Stabt von El-Rab lebte und wirkte: fo bleibt allein bie rich“ 
tige Holgerung zum guten Schluffe übrig, daß tie vielen Jahre ver Hun- 
gersnoth in ten Zeiten Baba's geradezu dem fieben Hungersjahren unter 
Joſeph's Pharao, einem der Hirten⸗Könige, entiprechen müffen. 

Wir überlaffen e8 vem Urtheil ver Lefer, über vie Grenze der Wahr- 
iheinlichkeit diefer fo augenfcheinlichen Zufammengehörigleit zweier ver- 
ſchiedenen Berichte über daſſelbe außergewöhnliche Ereigniß fich eine Mei— 
nung zu bilden. Jedenfalls wird man uns wegen ver Vergleichung weder 
einer Uebertreibung noch der Sucht nach Abfonverlichkeiten zeihen können. 
Die einfachen Worte des biblischen Berichte und ver Infchrift im Grabe 
Baba’s find zu Mar und überzeugend, um dem Vorwurfe eines möglichen 
Mißverſtändniſſes Raum zu geben. 

Die Schilverung der Heiligen Schrift von der Erhebung Joſeph's 
unter einem der Hykſoskönige, von feinem Yeben an tem Hofe vefjelben, 
von ber Aufnahme feines Vaters und feiner Brüter in Aegypten, mit 
allen ihren Einzelnheiten, fteht in vollftem Einklang mit ven Voraus: 
ſetzungen, welche jich an vie Perjonen und außerdem an Ort unt an Zeit 
knüpfen. 

Joſeph's Hykſos⸗Pharao thronte in Auaris oder in Zo'an, ter ſpä— 
teren Ramſesſtadt, mit durchaus ägyptiſcher Hofhaltung, doch ohne die 
ſemitiſche Sprache auszuſchließen. Sein Pharao läßt vor ihm herrufen 
in ſemitiſcher Zunge ein abrek d. h. ‚beuget die Knie!“, ein Wort, das 
ſich ſelbft noch im hieroglyphiſchen Wörterbuche erhalten hat*), und von 


* Man vergl. mein Wörterbud unter bark S. 440. 


248 


den Aegyptern angenommen ward, um das Gefühl ver Ehrfurcht bei vem 
Anblic einer bedeutenden Berfon oder Sache auszubrüden. Er verleiht 
ihm bie hohe Würbe eines Zaphnatpa’neach „Yandpflegers bes jethroitiichen 
Gaues“.*) Weber ven ägyptiſchen Urjprung ber Würven eines Adon 
und Ab, welche Joſeph feiner Familie gegenüber fich jelber zulegt, habe 
ich bereits oben das Nöthige angemerkt. ‘Der Name feiner Frau Asnat 
ift Acht ägyptifch und faft nur in tem alten und mittleren Reiche anzu 
treffen. Ihm liegt der jo häufige Frauenname Sant over Snat biejer 
Zeit zu Grunde. Der Vater feines Weibes, ber Priefter von On⸗Helio⸗ 
polis, ift ein Ächter Aegypter, deſſen Name Potipher'a in der Landes⸗ 
ſprache Puti-per'a (oder pher'a) „das Geſchenk ber Sonne” lautete. 
Der Kämmerer, welcher ven Knaben Joſeph von feinen Brüdern kaufte, 
und deſſen Frau bie Tugend des jungen ‘Dieners in Verfuchung führte, 
hieß Putiphar, mit einem Namen, ver im Aegyptiſchen nicht anders aus: 
geiprochen werben konnte: Puti-par (oter «phar) „das Geſchenk des 
Erſchienenen“. Doch feine Würden find in femitiicher Sprache wieder: 
gegeben, wenn auch ber Saris oder Kämmerer ſich mit ägyptifchen Laut: 
zeichen gejchrieben vorfinvet.””) 


*) Pa⸗'an ech „die Stätte des Lebens“ war eine bejondere Bezeichnung bes 
Hauptorte® bes genannten Gaues in Heiliger Sprade. Das ganze lange Wert 
ift zu zerlegen im feine altägyptiichen Beſtandtheile: 

za p⸗ u nt p a anech 
„Landpfleger bes Bezirkes von ber Stätte des Lebens“ 


”*) Beiſpiele davon finden ſich erſt lauge nach Joſeph's Zeit auf den Dent: 
mälern vor, beſonders mit Anmwenbung auf perfiifhe Amtleute. Auf ber Felien- 
tafel von Hammamat, beren Infchrift nacheinander bie Jahre 6 bes Königs Kam- 
byſes, 36 des Könige Darius und 12 des Königs |Xejrixesj aufführen, wird aus 
brüdlih erwähnt är en Saris en Paras „gemacht von einem Kämmerer 
(oder Verſchnittenen) vom Perferland”. Aus diefen fo klaren und verftändlichen 
Worten berauszufefen, daß bie Rebe jet „von einem Wege zu ihr (nach Aegypten: 
„von Perfien ber” wie es in neueſter Zeit in einer alademiſchen Abhandlung ge 
ſchehen, darf billiger Weile in Verwunderung jegen. Daniel ſtand ale Edelknabe 





249 


Wir wollen nit verfäumen bei Erwähnung ber Frau bes Putiphar 
auf eine Stelle tes Papyrus Orbiney aufmerkſam zu machen, welche 
gleichfalls geeignet ift, ein ſchlimmes Licht auf die Leichtfertigfeit der ägyp⸗ 
tifchen Frauen zu werfen, vor Allem aber zu ber Gefchichte Joſeph's in 
Aegypten in befonterer Beziehung fteht. Anepu, ein verheiratheter Mann, 
ſchickt feinen jüngeren Bruter, den unbeweibten Helden ver Geichichte, Bata 
oder Dita, vom Felde nach Haufe, um Ausfaat zu holen. Alles Folgende 
ertlärt die nachſtehende wörtliche Ueberfegung zur Genüge. „Und er ent- 
„jandte fein Brüderlein, indem er alfo fprach: eile und bringe uns Aus- 
„jaat aus dem Dorfe. Und fein Brüterlein traf das Weib feines älteren 
„Bruders beichäftigt ihr Haar zu flechten. Und er rebete zu ihr: ftehe auf! 
„gieb mir Ausſaat, auf daß ich zurückkehre aufs Feld, denn alſo hat es 
„mein älterer Bruder gefchafft, daß ich zurückkehre ohne zu zögern. Das 
„Weib revete zu ihm: gebe hinein! öffne ven Kaften auf daß vu nehmeit, 
‚was bein Herz wünfcht, jonft möchten meine Locken nieverfallen auf dem 
‚Wege. Und ver Jüngling trat hinein in den Stall und nahm heraus ein 
„großes Gefäß, denn e8 war fein Wille viel Ausfaat wegzutragen. Unt 
„ex {ud auf fich Getreide unt ‘Durra-Körner unt ging hinaus tamit. Da 
„zebete fie zu ihm: wie groß ift die Laft auf beinem Arme? Cr fprach zu 
‚ihr: 2 Maaß Durra und 3 Maaß Getreite, macht zufammen 5 Maaß, 
„welche auf meinen Armen ruhen. Aljo ſprach er zu ihr. Sie aber re- 
„dete zu vem Süngling, indem fie alfo ſprach: es ift deine Stärke groß! 
„wohl babe ich geſchaut deine Kraft zu jeder Zeit. Und ihr Herz erfannte 
eihn...... Und ſie ſtand auf und faßte ihn, indem ſie alſo zu ihm 
„prach: Komm, laß ung feiern eine Stunde ver Ruhe. Das Schönſte 
„ſoll dir zu Theil werben, denn ich werbe bir Feitkleiver zubereiten. Da 


unter der Obhut eines Oberftien der Saris am Hofe des Perferlönigs (Daniel 
1, 3, und fiben Saris bieneten vor Abasveros, dem Könige der Berfer und 
Meder, um feine Befehle zu vollziehen Eſther 1, 10). 


250 


„wurde ber Jüngling dem Panther des Mittagslanbes gleich vor Ingrimm 
„ob bes üblen Wortes, fo fie zu ihm geiprochen hatte, fie aber fürchtete fich 
„über alle Maaßen. Und er vevete zu ihr indem er ſprach: Du, o Weib! 
„warft mir wie eine Mutter, und vein Dann war mir wie ein Vater, 
„denn er ift älter als ich, alfo va er mein Erzeuger fein könnte. Warum 
„dieſe jo große Sünte, fo zu mir geiprochen worten ift? Nicht fage fie 
„mir ein anderes Mal, dann werde ich diejes eine Mal nicht reden und 
„kein Wort ſoll parüber hervorgehen aus meinem Munde zu irgend einem 
„Denfchen. Und er lud auf fich feine Laft und ging hinaus aufs Feld. 
„Und er trat zu feinem älteren Bruder und fie erfüllten bie Arbeit ihres 
„Tagwerkes. Nachdem e8 num Abend geworben, va Tehrte ver ältere Bru⸗ 
„ber beim nach feiner Wohnung. Und fein Brüderlein folgte hinter feinen 
„Rindern, welche er beladen hatte mit allen guten ‘Dingen des Feldes, auf 
„daß er fie vor fich ber triebe, um ihnen das Lager zu bereiten im ihrem 
„Stalle im Dorfe. Und fiehe, das Weib feines älteren Bruders fürchtete 
„ſich ob des Wortes, fo fie gerevet hatte und fie nahm einen Krug Fett 
„und fie war wie jemand, welchem Gewalt angethan hat ein Srevler, indem 
„fe wünfchte bamit ihrem Manne zu jagen: dein Brüderlein hat mir ®e- 
„walt angetban. Und ihr Mann kehrte heim am Abend nach feiner alltäg- 
„lichen Weife und trat ein in fein Haus und fand fein Weib ausgeftredt da 
„legend und vom Uebel leidend. Sie gab fein Wafjer auf feine Hand nad) 
„einer Weife. Und vie Leuchte ward nicht angezündet, alfo daß das Haus 
„in Dunkelheit war. Sie aber lag ba und [pie aus. Unt ihr Dann ſprach 
„zu ihr alfo: Wer hat zu ſchaffen gehabt mit dir? erhebe dich! Sie redete 
„zuihm: Niemand hat zu Ichaffen gehabt mit mir ohne dein Brüderlein, 
„venn als er kam, um Ausjaat zu nehmen für dich, da fand er mich figen 
„allein und er |prach zu mir: fomm! laß uns feiern eine Stunde und ru 
„ben. Löſe auf dein Haar. Alfo revete er zu mir, ich aber börete nicht 
„auf ihn (fondern ſprach:) Siehe! bin ich nicht reine Mutter und ift vein 





251 


„älterer Bruder nicht wie dein Vater gegen dich? Alfo fprach ich zu ihm, 
„er aber hörte nicht auf die Rede und that mir Gewalt an, auf daß ich bir 
„feine Anzeige machte. Nun, wenn du ihn leben läßt, fo werde ich mich. 
„ſelbſt umbringen.” 

Wir brechen an biefer Stelle den Faden ver Erzählung ab, veren 
einfache Rebe- und Darftellungsweife vem biblifchen Zone auf das Auf- 
fallendſte entſpricht. Was wir zeigen wollten, wird ber Lefer ver vor» 
itebenten Worte auf ver Stelle herauserkennen: taß Frau Putipbar und 
Frau Anepı einander wie aus ten Augen gefchnitten find, und daß So» 
ſeph's und Bata's Anfechtungen und Tugenphaftigkeit jo verwandt erichei« 
nen, daß man fait geneigt fein möchte, eine gemeinfame Quelle ver Ueber. 
lieferung vorauszufegen. ebenfalls bildet vie vorher übertragene Stelle 
aus der ägyptiſchen Dichtung von ben beiden Brüdern bie werthoollite 
und wichtigfte Erläuterung zur Gefchichte Joſeph's in Aegypten. 

Daß Joſeph thatfächlich ven höchſten Rang nächft feinem Könige am 
Hofe beffeivete, geht vor Allem aus feiner Wirte eines Adon „über ganz 
Aegypten“ hervor (vergl. 1. Buch Moſ. 45, 9). Nach ven Dent- 
mälern bezeichnet Adon fo viel als das griechifche Epiftates, einen Vor» 
iteher, Vorgeſetzten. Je nach dem befonderen Geſchäfte beffelben war ver 
Rang ein verfchietener. Es fintet fi) vor ein Adon ber Amonsftabt 
Diospolis, des Gerichtsftuhles , des Fußvolkes, nes Töniglichen Frauen⸗ 
gemaches, ber Schalammer, ver Werkſtätten Pharao's, ver Bierkellereien 
u. ſ. w. Ganz verichieven davon war vie Würde Joſeph's als eines Adon 
„über das ganze Land“, die ich nur einmal wieder in einer altäghptiichen 
Inichrift angetroffen habe. Ehe ver König Horemhib (Horus beim Ma— 
nethos) tes achtzehnten Königshaufes ten Thron beftieg, hefleivete er nach 
dem Berichte eines in Turin aufberwahrten Denftmales*) verſchiedene jehr 


*; Wir werben weiter unten, an betreffenber Stelle, den Lefern Kenntniß von 


252 


hohe Aemter, bie ihn ver Perſon ves Königs nahe führten. Schließlich 
war Pharao fo erbaut von feinen guten Dienften, daß er ihn zum Ro—⸗hir 
db. i. Epitropen over Procurator des ganzen Landes ernannte. In dieſer 
Eigenfchaft, ohne einen Genofjen neben ſich zu haben, „warb er gerufen 
‚zum Großheren im Königshauſe“ und „er gab Antwort dent Könige unt 
„er befriebigte ihn burch die Ausfagen feines Mundes.“ Im folchem 
Dienjte war Horemhib „ein Adon des ganzen Landes währen: 
„der Dauer vieler Jahre”, bis er enblich zur ver Würte eines „Ihronerben 
„des geſammten Landes“ emporftieg , um fchließlich tie Tönigliche Krone 
auf fein Haupt zu fegen. Wir erſehen daraus, daß „ver Adon bes ganzen 
„Landes“ eine jo wichtige Stelle befleivete, daß Joſeph in der That bie 
Bezeichnung eines Moſchel oder Schallith d. h. eines Fürften oter „Ne 
genten“, wie Luther das ebräiſche Wort übertragen hat, über das ganze 
Land verbiente. 

Wir Schließen mit Joſeph diefen Abfchnitt ver Gefchichte des mittleren 
Neiches. Wir nehmen Abfchied von jenen unbejtimmten Geftalten, tie 
aus dem Nebeljchleier jener Vorzeit nur in den gröbften Umriffen hervor: 
treten, um Zengniß abzulegen von ihrem einftigen Dafein auf dem Boten 
Aegyptens. 

Siebenzehn Jahrhunderte vor der Geburt des Heilands find Das un- 
gefähre Zeitmaaß, welches das mittlere Reich vom neuen Reiche trennt. 
Die Bharaonen des achtzehnten Königshauſes betreten ven Schaupfaß ber 
Weltgejchichte. Vergefien und verlaffen fine tie Stätten der Schmad auf 
ben verwüfteten ®ebieten von Auaris und Zoan; mit vem neuen Ge: 
ichlechte ift eine neue Zeit hereingebrochen, die Zeit ver Vergeltung unt 
Rache an ven Nachlommen ver einftigen Ueberwinder Aegyptens bis in 
das vierte und fünfte Glied. Der Schauplag der großen Begebenheiten 


biefem wichtigen, bisher nod nicht veröffentlichten Denkmale der Zuriner Samm: 
lung geben. 








253 


wird nach ben bfutgetränkten Gefilten ver vorterafiatifchen Landſchaften 
verlegt, auf welchen Megiddo, Kadeſch, Karchemifch fortan tie Brenn- 
punfte aller kriegerifchen Bewegungen bilten. 

Die Denkmäler beginnen von ta an flar und beutlich Gefchichte zu 
melven, denn fie hören nicht auf zu fingen und zu fagen vom Ruhme unt 
vom Ölanze ihrer Urheber. Vorüber ift die dunkle Nacht der Erniedri⸗ 
gung und ver Demüthigung und herangebrochen ter glanzvolle Tag ter 
Ehre und ter Erhebung für bie Neghpter. 

Durchleben wir ihn mit und in der Welt ver Dentmäler jo lange er 
leuchtet. Auch feine Sonne geht zur Rüſte; ihr legter rother Abendſchim⸗ 
mer wirft einen blutigen Schein auf ein altergraues, lebensmüdes Volt 
an ten Ufern bes Niles, das fremte Männer und fremde Herricher erbar⸗ 
mungslos bis zum Tode erbrüden. 

Die Rache war vollbracht und Aegypten — darüber zu Grunde ge- 


gangen ! 


XITI. 
Das achtzehnte Königshaus. 
1. Neb-pehuti-r'a A'ahmes (Amoſis) 
1700 v. Chr. Geburt. 


Die Herrſchaft der Fremden, deren Sturz Vertreibung und das 
Ende des Königshauſes der Hirtenkönige bezeichnet, hatte im Verlaufe 
ihrer mehrhundertjährigen Dauer nothgedrungen ſowohl in den einzelnen 
Fürſtenfamilien als in der ägyptiſchen Bevölkerung ſelber tiefe innere 
Spaltungen erzeugt. Es machten ſich Gegenſätze bemerkbar in ven Krei- 
ſen ter einzelnen Landſchaften, bie im Großen in ver feindlichen Gefinnung 
ter oberägyptiſchen Bewohner von Patoris oter des Südlandes, ter Patru⸗ 
jim ter Heiligen Schrift und ter affyrifchen Denkmäler, gegen das mit 


254 


ausländischen Blut vielfach gemifchte Volk ver unterägyptiſchen Ebenen des 
Patomhit oder des Nordlandes gipfelten. ‘Die unthätigen Nachlommen un 
Sproffen der alten Königsgefchlechter hatten in ihren Heimathsftätten bie 
Mittelpuntte Heiner Reiche gebilvet, und wie in dem feften Bollwerke von 
Agani over El⸗Kab, oder in Theben, in Chmun (Hermopolis der Grie⸗ 
chen), in Chinenfu (Herakleopolis) das obere Land feine verzweigten 
Königshäuſer von Gefchlecht zu Geſchlecht anferzog, ſo harrten die be⸗ 
brängten Kinder alter großer Könige in den unteräghptifchen Städten 
Memphis, Sechun (Xois), Zoran (Tante) und anderwärts einer glan; 
rollen Zukunft der Alleinberrichaft über bie vereinten Reichshälften ber 
Götter Horus und Set. Aus dieſem Zuftande ver zeriplitterten SKraft 
und bes gegenfeitigen Neides und Haders unter den ſchwachen Stleinlöni: 
gen hatte die Fremdherrſchaft ihren Vortheil und ihre Hauptſtärke gezo- 
gen, bis e8 enplich dem Könige Aahmes gelang, fich vor feinen Genoſſen 
zu ermannen, eine genügenve Zahl tapferer Krieger in die Schiffe zu 
werfen, mit ihnen ftromabwärts von der oberen Landſchaft Patoris nad 
Memphis zu ziehen und von bier aus ber Fremdherrſchaft in ter ver- 
haften Stadt Amwaris ven Todesſtoß zu verjegen. 

Aahmes, deſſen Name fo viel als „Mondkind“ bejagt, war ficherlic 
nicht thebanifcher Abjtammung. alt Loch ver Mond als die himmliſche 
Wohnitätte des ägyptiſchen Hermes, Thut, der auf Erden in feinem 
Heiligthume in Mitten der oft erwähnten und viel gefeierten Ibis. Start 
Chmun:Hermopolis, auf dem finten Stromufer ber mittelägyptiſchen 
Landſchaft, als „Gedanke und Wille des Sonnengottes Ra“, feines himm- 
(tfchen Vaters, von feinen Süngern und PVerehrern angerufen wart. 
Nach alter Sitte und altem Brauche war der Name biejes Gottes unt 
der feines leuchtenten Sinnbilves am Himmel, mit aller Abficht gewählt 
nicht nur bei der Namenstaufe des Königs Aahmes und feiner Mutter 
Aahhotep, „ver mondigen“, fondern auch ihrer Nachlommen Thut⸗mee 


255 


oder „ver Thut⸗Kinder“, deren Herrichaft vie glüdlichen Zeiten des acht- 
zehnten Königshauſes einleitete. 

Der kurzen Gefchichte des Feldzuges haben wir bereits oben gebadht. 
Aahmes griff zu Lande und zu Waffer feine Feinde an, eroberte ben 
Hauptplak ihrer Macht, vie gefchichtlich jo merkwürdige Veſte Auaris 
und verfolgte das Voll der Fremden weit über vie Grenze Aegyptens 
hinaus bis zu der kanaanitiſchen Stadt Scheruhan. Deffelben Ortes 
wird fpäter, in ten Berichten ver Kriege des Königs Thutmes III gegen 
Ranaan und Naharain, als eines Zwilchenplages auf der Straße von 
Aegyhpten nach ter Feſtung Gaza Erwähnung gethan. Auch in der Heili- 
gen Schrift ift er nicht mit Stillfehweigen übergangen worben, da Sche- 
ruhan ausdrüdlich zu den Städten gerechnet warb, welche dem Stamme 
Simeon als Erbtheil im Mittagslande zufielen.*) 

In ter Grablammer bes zweiten Aahmes mit dem Beinamen Ben- 
Nucheb wird übrigens das Lanz, in welchem der König nach ber Oftfeite 
bin kampfte und in welchem Scheruhan gelegen war, mit feinem Ge⸗ 
ſammtnamen bezeichnet. Es tft daffelbe Zahi oder Zaha, von dem bereits 
oben die Rebe war.”*) In der erwähnten Grablammer berichtet Aahmes, 
daß fein Leben „angefangen habe mit ver Zeit des feligen Königs Aahmes, 
„des feligen Königs Amenhotep I, des feligen Könige Thutmes I, des 
„ieligen Königs Thutmes II und gefchloffen in ver Zeit Königs Thut- 
„mes III. Möge er noch lange leben!" Darauf fügt er hinzu: „Ich babe 
„erreicht ein glücliches Alter, ich war während meines Dafeins in ber 
„Gunſt ver Könige une wurte belohnt von Ihren Heiligkeiten und wart 
„geliebt vom töniglichen Hofe. Und e8 wiederholte mir ein Gottesweib 
„den Lohn, bie felige große Königin Makara Haſchep) denn ich habe er- 
„zogen ihre Tochter, die große Nönigstochter, tie felige Noferura”. 


*, Sof. 19,6. Bgl. meine „Geographiſchen Infchriften” II S. 32. 
”) S. 195 gegen den Schluß. 





256 


Aus der jehr verftümmelten Urfchrift darunter läßt fich folgendes in 
der Lebensbeſchreibung deſſelben Aahmes veutlich herausleſen, wobei wir 
auf den Namen von Zahi befonters aufmerkſam machen wollen. Aahmes 
redet alſo: |„ich viente) dem Könige Aahmes, im Fauftlampf erbeutete ich 
„für ihn im Lande Zahi zehn Hände. Ich begleitete ihn nach dem Lande 
„Rufch. Lebende Gefangene... . Ich diente] dem König Amenbotep I 
„und erbeutete im Fauſtkampf für ihn im Norten von Amu⸗Kahak brei 
„Hände u. |. w.“ 

Es erhellt demnach aus dieſer LXebensbefchreibung mit aller Be: 
jtimmtheit, daß ver erfte Feldzug auf fremder Erbe gegen das Land Zahi, 
d. h. gegen die phöniziſche Bevölkerung bes Seeküften-Gebietes von 
Aegypten an bie zu ven kanaanitiſchen Niederlaffungen hin. Es handelte 
fich mit einem Worte um die Chalu oder Charu, von denen wir oben be- 
reits was nöthig fchien ausführlicher angeführt haben. 

Aahmes begnügte fich mit dieſem Erfolge, denn nachdem er vie 
Feinde aus Aegypten gejagt und bie Oftgrenzen feiner Niederlande gegen 
neue Einfälle hinreichend mit Schußwehren verſehen hatte, mußte ihm bei 
ber zweifelhaften Stimmung ter Kleinkönige und ihrer Anhänger vor 
allem daran gelegen fein, im Innern des Reiches die Ruhe und Orbnung 
wieder herzuftellen, um allmählich der Verfuch zu wagen, bie ihm fei es 
feinplich, fer e8 freundlich gefinnten oder verwandten Kleinkönige in ihren 
Heimjtätten feiner Vollmacht unterzuortnen. Sie blieben als Unter: 
fönige in ihren Landſchaften, führten als folche Königliche Ehrennamen 
und empfingen pharaoniſche Hulbigungen. So auf ven Denkmälern neben 
Aahmes als rechtmäßige Fürſten oder Königsſöhne“ die Benipu, Uotmes, 
Ramſes, Aahmes, Sipar und wie ſie geheißen haben mögen, deren 
Doppel⸗Namen wirkliche Königsringe umrahmten. Nur ein ſolches Bünd⸗ 
niß, welchem das Zugeſtändniß der Anerkennung von Rechtswegen zu 
Grunde lag, konnte den muthigen Aahmes allein in den Stand ſetzen, 








_ 27 __ 
nach vem Vertilgungsfrieg auf Yeben und Tod gegen bie Fremden fich ge- 
gen Aufruhr und neidiiche Gegnerichaft im Innern des Nantes zu be= 
haupten, jonvern auch feine erprobten Krieger von Patoris aus auf einen 
Feldzug gegen vie aufftänbischen Neger an ven Mittagsgrenzen bes Landes 
su führen. 

Die Schwäche des Reiches während ter Fremdherrſchaft im Norden 
ih zu Nuge machend, hatten bie weit verziweigten Bewohner von To—⸗ 
Chont, over ver nubilchen Landſchaften im Süden, das alte Joch ver 
Pharaonen abgeichüttelt, vielleicht ſogar ſelbſtſtändige Reiche gegründet 
in ven beißen Thälern der gefährlichen Waſſerfälle des Niles, welche bie 
Könige des zwölften Haufes faft Schritt für Schritt den dunkelfarbigen 
Nachbarn abgerungen hatten. Aahmes, ver Oberfte des Schiffervoltes, Hat 
es und bereits erzählt, wie Aahmes, ver König, auch aus dieſem Kampfe 
jiegreich bervorging, in welchen ihm der namentlich genannte König Tetan 
einen hartnädigen Widerftand entgegenfekte. 

So waren unter bes Pharao kräftigem Scepter nicht nur die beiden 
Reihshälften wierer vereinigt, fondern auch der Süden vorläufig ber 
äguptiichen Oberhoheit von Neuem unterworfen worden. Damit war 
entlich die Zeit ter Ruhe gelommen, welche dem Könige geftattete, ben 
Göttern nach alter guter Sitte durch Verfchönerung, Aufbau ober Er- 
weiterung ihrer Gotteshäufer ven Dank ihres geliebten Sohnes zu be- 
weiien. Nachdem während ber langbauernten Fremdherrſchaft „die 
Heiligthümer in Verfall gerathen waren feit ven Zeiten ber Vorfahren“ *), 
gab im Iahre 22 feiner Regierung ver Pharao Aahmes ven Befehl, bie 
verfallenen Steinbrüche ver arabiſchen Bergkette wieder zu öffnen, um 
Kalkſtein zu brechen für den Bau ver Gotteshäufer in Memphis, Theben 
und in anderen Dauptftäbten des Reiches. Nach berlömmlich worge- 


” Bol. oben ©. 241. 
Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 17 





258 


fchriebener Redeweiſe, wie fie bereit unter einem ber Amenemha tes 
zwölften Königshauſes den Schreibern geläufig war, wurbe auf zwei 
Felfentafeln in ven Steinbrühen von Tura und Maaſſara, in ter Nähe 
ber heutigen Khalifenſtadt Kairo, die Thatjache zur Kenntniß der lebenten 
und nachkommenden Gefchlechter gebracht. Alfo lauten darauf vie einge: 
grabenen Worte: „Im Jahre 22 unter der Regierung des Königs Aah— 
„mes, da gab Seine Heiligkeit den Befehl von Neuem zu öffnen tie 
„Felſenkammern und herauszujchneiten ten beiten Weißftein (Kafkitein 
„der Berggegent (Namens) An für vie Gotteshäufer von unenblicher 
„Sahre Dauer: für das Haus bes göttlichen Ptah in Memphis, für Amon, 
„ven gnädigen Gott in Theben, ...... und für alle fonftigen Dent- 
„mäler, welche Seine Heiligkeit ausführen ließ. Gezogen warb das Ge— 
„ſtein von Rindern, welche man herbeigeführt und übergeben hatte tem 
„Fremdvolke ver Tenech“. 

Was die Injchrift von dem Ziehen des Gefteins durch Rinter er: 
zählt, finvet in der Darftellung unterhalb verfelben feine bildliche BVeitätt- 
gung. Sechs NRinterpaare ziehen einen Steinblod mit Hülfe einer 
Ichlittenartigen Holzfchleife. 

Aber ver Bau ter ägyptiſchen Heiligtümer nahm Jahrhunderte in 
Anſpruch. Der gewaltige Neichstempel des Gottes Amon zu Theben, in 
ber Nähe tes heutigen Araberborfes Karnal, war begonnen in ber Mitte 
des britten Jahrtauſends vor Chriftus und erft im breizehnten Jahrhun— 
bert hatte das Werk einen gewiffen Abjchluß erreicht. Es ift infchriftlih 
erwiejen, and zwar nach Jahr und Tag, daß unter ven Ptolemäern zum 
Wiederaufbau des großen Sonnentempels zu Edfu, des befterhaltenen im 
ganzen heutigen Aegypten, auf dem Gebiete ver alten Stadt Groß-Apolli- 
nopolig, mit geringen Unterbrechungen im Fortgang der Arbeit, die Werl- 
meifter volle 180 Jahre 3 Monate und 14 Zage Zeit gebrauchten, vem 
Jahre 237 bis zum Jahre 57 vor Chrifti Geburt. Alfo konnte Aahmes 








259 


vorausfichtlich nicht vollenden, was er begonnen, und thatjächlich war es 
erit feinen fpäten Nachfolgern vorbehalten und vergönnt, die vom Ahn⸗ 
deren eingeleiteten Bauten nach tem alten Gruntplan zu Ente zu führen. 

Des Bauherrn Aahmes Name ift freilich auf ven tbebaniichen Tem⸗ 
pelmauern dem Fluche der DVergeffenheit anheimgefallen, aber das Ge- 
dächtniß an ihn hat uns bie Felſentafel von Maaſſara bis zur heutigen 
Stunde injchriftlich erhalten, und neben ihm auch tie Erinnerung an 
jeine Gemahlin, vie große Ahnkönigin 

Nofert-ari-Aahmes, 

d. h. „die jchöne Senoffin des Aahmes.” Nicht nur in den Steinhöhlen 
von Zura und Maaſſara im Angeficht von Memphis, ver Reichsſtadt 
ver älteften Königshäuſer, ſondern auch auf einer Zahl öffentlicher Denk⸗ 
mäler nicht weniger wie im Innern dunkler Grablammern ber thebani- 
(hen Todtenſtadt bat fich der Name berjelben Königin, umgeben von hul⸗ 
tigenden Nebeninfchriften, wohl und deutlich erhalten. Denn noch lange 
nad ihrem Hinfcheiten warb bie Ahnmutter des neuen Reiches als ein 
görtliches Weſen verehrt und ihr Bildniß dem ber ewigen Bewohner tes 
ägyptiſchen Himmels zugefellt. In ver vereinigten Gefellichaft ver feligen 
eriten Könige des neuen Reiches thront Aahmes’ güttliches Ehegemahl 
Nofert-ari-Aahmes an ber Spike aller Pharaonenpaare unt vor allen 
Königsfindern ihres Stammes, als bie eigentliche hehre Ahnfrau und Be— 
gründerin des uchtzehnten KRönigsgefchlechtes. Als folche wird fie „vie 
Tochter, Schweiter, Gattin und Mutter eines Königs” genannt, neben 
ihrer Würde einer „Gemahlin des Gottes Amon“, welcher Austrud vie 
Oberpriefterin des Schußgottes von Theben (aber nichts weiter als das!) 
bezeichnete. Auf mehreren Dentmälern erjcheint Aahmes' fchöne Genofjin 
in ſchwarzer Hautfarbe vargeftellt une man hat baraus die Folgerung ge- 
zogen, daß fie ihre Herfunft einem Negeritamme verdanke oder verfchulte. 


Trotz ber geiftreichen VBermuthungen, welche von gelehrter Seite aufge- 
17* 





260 


ftellt worden find, um aus ver Farbe auf hohe Staatsrüdfichten zu ſchlie⸗ 
Ben, nämlich auf ein durch Heirat befiegeltes Bündniß Pharao's Aahmes 
mit dem benachbarten Negervolfe zur gemeinfchaftlichen Vertreibung der 
Hirtenfönige, will e8 mir dennoch fcheinen, als feien bei diefer Annahme 
zwei beſondere Gefichtspunfte ganz außer Acht gelaffen worden. Einmal 
findet fich die dunkle Farbe nicht felten in den Malereien ver Königsgrä- 
ber zu heben angewendet, um bei ven fonft bellfarbig bargeftellten 
Pharaonen-Bildern als eine äußerlich fichtbare Anfpielung auf den Auf 
enthalt in ber fintern Nacht tes Grabes zu dienen. Dieje Abficht des 
Malers würde bei unjerer rabenfchwarzen Königin um fo mehr zutreffen, 
als fie nicht allenthalben ſchwarz, ſondern bisweilen gelbhäutig, wie alle 
ägpptifchen Frauen, auf einzelnen Wänten der thebanifchen Grabkammern 
ericheint. An zweiter Stelle hätten die Neger fammt ihrer ägyptiſchen 
ftammverwandten Königin fchlechten Dank vom Haufe Aegypten geerntet, 
wenn Aahmes nach ven Siege über die Norpfeinde feine Waffen fofort 
gegen die Brüder und das Volk feiner eigenen Frau gewenbet hätte, mit 
beren Hülfe allein er den Sieg über ten Erbfeind zu erringen im Stante 
war. Es wird, zur Ehre des Könige Aahmes möchten wir e8 wünfchen, 
wohl vabet bleiben müffen, daß Nofertari dem ägyptiſchen Stamme ange 
hörend, eine Erbtochter varjtellte, welcher das Recht auf die thebaniſche 
Zhronfolge durch Geburt und Geſetz zugefallen war. Als Mann einer 
ſolchen Exrbtochter nahm Aahmes neben ihr nur bie zweite Stelle ein; erft 
dem Sohne beider war e8 vorbehalten, nach ven Satzungen ver ägpptifchen 
Erbfolge, als vechtmäßiger Volllönig das Scepter über bie beiten großen 
Reichshälften zu führen. 
Ser-ka-ra AmenbotepI (Amenophis) 
1666 vor Chr. Geb. 

Wie e8 den Anfchein hat, war Amenhotep, der „Ammonifche*, bei 

dem Tode feines tapferen Vaters noch ein unmündiger Knabe, alfo daß 





261 


die Mutter Nofertari an feiner Statt die Vormundſchaft im Haufe und 
Reihe zu führen genöthigt war. Zum Süngling herangewachien, rich- 
tete ber junge Pharao fein Augenmerk wiererum auf ven Süben, deſſen 
alte Landesgrenzen ber verftorbene Vater dem Ägbptifchen Reiche zu Gun— 
ften von Neuem wieberherzuftellen fich bemüht hatte. Sein Zug gegen 
das Land von Kuſch, an welchem ver tapfere Kämpe Aahmes, der Sohn 
Abana's, in der Eigenfchaft als Führer ber Löniglichen Schiffe Theil 
nahm”), hatte den Zweck über das vom Vater zurüderoberte Gebiet 
binauszugehen : „um bie Grenzmarken Aegyptens zu erweitern”. Die 
Abficht wurde vollftändig erreicht und nebenher eine reiche Beute an gefan⸗ 
genen Negern und Viehheerden nach Aegypten heimgebracht. 

Ein zweiter Kriegszug, deſſen Kenntniß wir der Grabinfchrift des 
anbern Aahmes mit dem Beinahmen Pen-Nucheb fchulden”**), war ge- 
gen den Norden gerichtet , wofelbft ter libyſche Vollsftamm ver Amu⸗ 
Kahak fich ven Aegpptern feintlich gezeigt hatte. Die Nachkommen 
deſſelben erjcheinen fünf Jahrhunderte jpäter noch einmal auf den Sieges- 
tafeln ver ägyptiſchen Gefchichte unter dem abgelürzten Namen ver Kahak. 
Er gehörte zum großen Volke ver „bellfarbigen“ Thuhen oder, wie die 
Griechen e8 mit einem Gleiches bedeutenden Ausdruck bezeichneten, ber Mar⸗ 
mariten, beren Gebiet in ten Zeiten ver griechifchen und römischen Gefchichte 
ber Name ver Landſchaft Marmarica kennzeichnet. Das Volt bewohnte 
damals tie Nordküſte des afritaniichen Feſtlandes, gegen Abend von dem 
ägyptifchen Nieberlande. Die griechiichen Erbbejchreiber fcheinen vie alte 
Bezeichnung Amu⸗-Kahak wohl gekannt zu haben, wenigftens erwähnt 
Btolemaios die Fobatchoi***) als ein Völfchen im Binnenlande, veffen 


*) ©. oben ©. 233. 
**) Bergl. ©. 235 oben. 
”») Die Umwandlung bes ägyptiſchen m zu einem griech. 3 ift eine der gewöhn⸗ 
lichſten Erſcheinungen in der Umschreibung von Fremdnamen. Die Aegypter, zu ben 





262 


Eike auf tem Gebiete tes Wüfteneilantes der Daſe tes Jupiter Amon 
neben ven Anagombroi und Ruaditai lagen. Wir haben mit dieſem 
Namen ver Amu⸗Kahak die erjten Spuren ber libyſchen Feindſchaften 
anzumerken, welche unter Diineptah I für tie Aegypter einen jo betroh- 
lichen Ausgang zu nehmen fhienen, während fie bi8 dahin nur jelten ven 
Pharaonen Gelegenheit gaben ihre Kriegszüge nach ven Weftgegenven hin 
auszubehnen. Im Uebrigen betrachteten fih tie Na⸗Pa⸗Thuhen 
over Na⸗Pa⸗Thuhi d. i. „vie vom Lande Thuhi“ (ein Ausprud ber 
infchriftlich belegt ift und WVeranlaffung zur Bildung bes Namens ver 
Naphtuhim in ver Heiligen Schrift war), als ftammverwanbte Vettern 
ver Aegypter. In Sais, ber geheimnißvollen Stätte der mit Bogen 
und Pfeilen bewaffneten Göttermutter Nit, ber ägyptiſchen Athene, 
verehrten fie mit den ingeborenen bes Lantes bie Göttin, beren Na 
menszeichen fie der Haut ihres Körpers einzuäßen pflegten. Wir wer- 
ben weiter unten, bei Beiprechung bes ſechs und zwanzigften Könige 
baufes, Gelegenheit haben ten Einfluß nachzumweifen, welchen bereinft bie 
Marmariten auf die Schidfale Aegyptens ausüben follten. 

Nach Dften Hin blieb Amenhotep I thatenlos. Wie feine Vorgän- 
ger begnügte er fich tamit vie Grenze zu fügen. Im Innern tes Lan- 
bes bezeugen Infchriften feine Sorge für den Bau tes großen Reiche: 
HeiligthHums zu Theben, und einzelner Götterftätten auf ber weftlichen 
Seite der großen tbebanifchen Ebene. Nach feinem Tode wurben auch 
ihm göttliche Ehren zu Theil. 

Bon feiner Gemahlin Aahhotep hatte er einen Sohn, ter fein Erbe 
und Nachfolger im Reiche ward und als folcher tie Namen führt: 


Aa⸗cheper-ka-ra ThutmesI (Thotmoſis) 
1633 vor Chr. Geb. 


Zeiten Ptolemaios', ſprachen aller Wahrſcheinlichkeit nach den Namen etwa wie 
Jomakhak, Jobakhak aus. 








263 


Sein Name Thutmes , von ten Griechen Thotmoſis umfchrieben, 
hat ven Sinn von „Ihut's-Rind“. Ich habe bereits oben auf tie Bedeu—⸗ 
tung tejjelben feinem Urfprung nach aufmerffam gemacht. Die Siege 
unt Kriege dieſes Königs, ter zum erjtenmale einen Feldzug nach Oſten 
bis zu den Ujern tes Euphrat unternahm, bilden tie Hauptereigniffe fei« 
nes Daſeins, injofern fie uns auf ten gleichzeitigen oder fpäteren Denk⸗ 
mälern überliefert worden find. 

Die uns bereits befannte Infchrift aus dem Grabe tes Oberjten 
ver Schiffsführer Aahmes erwähnt zumächit eines Kriegszuges des Königs 
Thutmes I gegen das Land yon Chont»Hon-nofer, oder „Border-Hon- 
nofer*). Bei viejer Gelegenheit fei e8 mir geftattet darüber einige 
Worte als Erflärung hinzuzufügen. 

Die Länder im Süden von Wegypten, als teren Bewohner, zunächft 
nur mit allgemeinen Ausbrüden, ein buntes Gemiſch vunfelfarbiger Völ⸗ 
kerſtämme bezeichnet werden, werden je nach ihrer Lage und vielleicht auch 
nach den Zeiten mit einem bejonderen Namen belegt. Die an Aegypten 
jtoßenden Landſchaften von tem eriten Wafferfalle an bis füplich 
vom Berge Barkal führten tie allgemeine Bezeichnung von Ta-Chont 
oder „des Landes von Ehont“, veffen Hauptftabt (mit einem bochberühm- 
ten Amonsheiligthum) das am „Heiligen Berge" Barkal gelegene Na- 
pata war. Der Name Ehont- Hon=-nofer, jo will e8 ung feheinen, um- 
jaßte dagegen vie ſämmtlichen Landſchaften der afritanifchen Erde, alſo 
dazu gerechnet auch die im Weften vom Nil gelegenen Yänter und Völfer 
bis zur libyſchen Nordküſte Hin, während ver Ausprud Kuſch fich auf 
diejenigen Gegenten bejchränfte, welche wir heut zu Tage mit dem Na⸗ 
men des Sudan belegen. Auf einem Gebiete von fo gewaltiger Aus- 
dehnung wohnten eine faft zahllofe Menge von Völferftämmen , deren 


*; Bergl. S. 234. 


264 


Grundſtock einem ächt afrikaniſchen Urvolle angehörte, welche wir noch 
Heut zu Tage in jenen Ländern antreffen: vie ſchwarzen oder braunhäu⸗ 
tigen Negervöller der Nahafi der Denkmäler. Dazwiſchen hatten fic 
meerwärts hellere Stämme femitifcher oder kuſchitiſcher Herkunft einge 
vrängt, bie fich im Laufe der Gefchichte in den Thälern ber Berglant: 
fchaften zwifchen vem Nil und dem rothen Meere nievergelaffen hatten, 
die fogenannten An von Ta-Chont, welche ein jpäteres ‘Denkmal aus ter 
Ptolemäer Zeit mit dem einfam baftehbenden Namen ber Senti (Sati? 
belegt. Angemefjen der Lage biefer Länder und der Wohnfite dieſer Pöl- 
fer haben wir in unjerem Werke ver ägyptiſchen Bezeichnung Ta⸗Chont 
und Kufch die befannteren Namen Nubien und Aethiopien gegenüber: 
geftellt, vie Nahaft pagegen in entiprechender Weife durch „Neger“ unt tie 
An durch „Kufchiten“ übertragen. Für alle viefe Völker bildete ber Nil 
bie einzige große Wafferftraße, auf welcher die Heere ver Pharaonen 
binaufzogen, um ſchließlich an den Dafenftätten ihre Landungen zu be: 
werfftelligen und den Feinden in das Innere ihrer Reiche zu folgen. 
Trotz aller Anftrengungen ver Landesbewohner, in fo entlegenen 
Theilen der Welt, ven ägyptiſchen Königen Trug zu bieten und bie Dent- 
mäler ter Pharaonen zu zerftören, um das Gerächtniß der Zwingherrn 
zu vernichten , find tennoch der Spuren genug erhalten, welche Kunde 
geben von der Dberhoheit der ägyptiſchen Könige in dieſen Gegenten. 
Der Name Thutmes I fehlt unter ihnen nicht. Die Infchriften auf ten 
Felsblöcken in der Nähe ver Wafferfälle von Herman, Angefichts tes 
Nileilandes Tombos, zwifchen dem 20. und 19. Breitegrade, haben bie 
Erinnerung an bie Großthaten des Königs erhalten. Die Längfte derſel⸗ 
ben, mit der Zeitangabe vom 15. Tage des Monats Paophi des zweiten Jab- 
res der Regierung biefes Pharao, rühmt himmelhoch die Eriegerifche That⸗ 
kraft des erften Thutmes und zählt in langer Reihe die allgemeinen Namen 
ber überwundenen Völker auf, welche im Süden wie im Norben fich feiner 





265 


Oberboheit unterwerfen mußten. ‘Die heiligen Buchftaben , welche dem 
Steine eingegraben find, erzählen wie Thutmes I „Befig genommen habe 
‚om Throne des Herus, um zu erweitern bie Grenzmarken ber The⸗ 
,bais“, wie „auf ven Gebieten des thebanifchen Stadtviertels Chefti-nibse 
„vie Wüſtenbewohner (Heru-fcha) und die Aamu und alle Fremdvöllker arbei- 
„ten mußten“, wie „gebeugt feten bie Nordvölker ver Chebau-nib und ge- 
„dämpft jeien vie Agabot Libyer)“, wie „nun ber Friebe da ſei, bieweil 
‚vie Bewohner ver Mittagsländer abwärts und die Nordländer aufwärts 
‚sogen, und wie fie fich allzumal dem Könige unterworfen hätten“, wie 
„die Bewohner der Binnengegenden zum Pharao eilten, um fich vor fei- 
„ner Krone zu beugen, wie er geichlagen Habe ven König ter An Kuſchi⸗ 
„ten) und ver Neger“, wie „die An von Nubien in Stüde gehauen unt 
„über alfe ihre Länder zerftreut feien, und wie ihr Geſtank ihre Thäler 
„erfülle.” Darauf fährt die Infchrift weiter fort: „Es haben gefchaf- 
‚fen die Herren des großen Königshaufes eine Grenzwache für fein 
Kriegsvolk, damit fie nicht überfchritten würde von den Fremdvölkern; 
„es ift verfammelt gleichent dem jungen Pardel gegen ven Stier. Still 
„hält er, er ift geblenvet. Bis zu den äußerften Enven feines Landgebietes 
‚it der König gelommen, er hat erreicht feine legten Grenzen durch 
„feinen Fräftigen Arm. Er fuchte ven Kampf, nicht fand er den, welcher 
‚ihm darauf Widerſtand geleiftet hätte. Er öffnete die Thäler, welche 
„en Vorfahren unbelannt geblieben waren und welche niemals gefchaut 
„hatten bie Träger der Doppelfronen. Seine übliche Grenzmark war 
‚am Beginn viefes Yantes , vie Norbgrenze an jenem Waffer, wo fich 
„wendet der abwärts Fahrende zur Aufwärts-Fahrt. Solches war unter 
„teinem andern Könige der Hall geweſen.“ Dann fchließt tie Inſchrif: 
mit ven Worten: „Das Land in feinem ganzen Umfang liegt vem Rd» 
„nige zu Füßen.“ 

Das in fpäterer Zeit immer häufiger erwähnte Amt eines Land⸗ 


266 


pflegers ver Südgegenden over von Kufch, auf welches zunächft die wirt: 
lichen Königsſöhne (fogenannte Königsjöhne von Kufch!, Anfpruch Hatten, 
wird zum erften Male unter ver Herrfchaft Thutmes I genannt. An ver 
Wand des Tempeld von Semne wird ein Beamter aus Thutmes III 
Zeiten Nehi aufgeführt, welcher unter Aahmes und Thutmes I feine Spo- 
ven verdient hatte und von legterem zu dem neuen Amte erhoben wurte“.. 
Und in ber That machte es der Reichthum Nubiens und Aethiopiens 
ben Pharaonen Aegyptens zu allen Zeiten wünfchenswerth , fich ven Be: 
fig biefer Landſchaften zu fihern und durch Xandpfleger vie Verwaltung 
leiten und die Abjchägung einziehen zu laffen. Auf dem Wege des Han- 
dels, wie in Folge der nie endenten Raubfriege, unternommen gegen 
wiberfpenftige Untertanen dunkler Hautfarbe, ſchwammen von Süten 
berfommend jtromabwärts reich beladene Schiffe, welche Viehheerven und 
ſeltene Xhiere, Pardelfelle, Elfenbein, Ebenholz und antere Loftbare Hölzer, 
Balfam und wohlriechente Harze, Gold und edles Geftein, Getreive unt 
zulegt gefangene Neger in beinahe unermeßlicher Zahl heimwärtsführten, 
um bie Heiligthümer zu jüllen und vie Häufer Pharao's zu fehmüden. 
In ben Bergwerken ter im Sonnenbrand glühenven Thäler des Landes 
Uaua fchmachteten Gefangene und Negerjflaven, welche aus tiefen 
Schadten mit Gold purchiprenteltes Gejtein vom Feljen löſten, in Müb 
fen zeritampften und mit unfäglicher Mühe bie goldenen Körner auswuſchen. 
Aegyptiſche Männer in Waffen und ausländifches Kriegsvolk unter ihren 
Anführern hielten dabei ftrenge Wacht und forgten für genaue Erfüllung 
des Tagewerkes. So traurig in unferen Tagen tem Reiſenden vom 
Flußufer aus die verfanteten Tempel, Stätte und Velten am troftlos 
öden Ufer des fehmalen nubifchen Thales ericheinen, wo armes Poll 
mit Noth und Sorge fich abplagt und tem kargen Beten kaum 


” 5, meine „geograph. Inſchriften“. Bd. I S. 53, woſelbſt die Quellen ange- 
führt find. 





267 


die genügente Speife für fich und fein Vieh abzugemwinnen vermag, wo 
vie Ufer entlang bie Dattelpalme einfam oder in Waldungen ihr ftols 
‚es Haupt himmelwärts ftredit als ter einzige Vertreter ver luftig grünen 
Baumwelt , nur überragt von tem dunklen Felsgejtein ver langen zer» 
klüſteten Bergketten im Hintergrunte, ta zeigte fich tem Auge tes Wan- 
teres vor beinahe 34 Jahrhunderten das Bild eines viel bewegten Le⸗ 
bens. Im ven Dörfern, welche fich in ver Nähe ver Landestempel auf- 
bauten, faß eine gefchäftige tunfelfarbige Bewohnerfchaft, ter bie ägypti⸗ 
ihe Kornkammer lieferte was der eigene Boten ver Heimath verfagte. 
Ter Tempelvienjt und die Nähe ter ägyptiſchen Veften und Grenz⸗ 
wachen Pharao's gab ihr Gewinn genug „um fich und ihr Vieh zu 
nühren.“ Das Schiffervolt, wohl erprobt in dem Bereich ver gefähr- 
lichen Wafferfälle tes oberen Niles, übte das Handwerk im Dienfte ber 
Könige, Heerführer und Kaufleute. Auch dem blieb ver Lohn ber 
Arbeit nicht aus. An ven Fefttagen wallte bie fromme over fchaufuftige 
Menge zu den jteinernen Häufern der Götter oter zu ben Grotten ber 
Himmliſchen und erfreute fich an dem Gepränge der „heiligen Väter“, 
welche an ven Fefttagen ihres Amtes würdevoll pflegten und tie goltenen 
Barken ſammt ihren göttlichen Infaffen auf den Schultern oter in ihren 
Hinten trugen und ven antächtigen Umwohnern bes Tempelgruntes 
zeigten. Gelangte nun gar Pharao zum nubifchen Lande, in reichger 
ihmüdtem Nilfchiffe, in deſſen Segel aus koftbarem Byſſus der Nord⸗ 
wind bei ber Tagfahrt aufwärts mit voller Kraft blies, während er des 
Abends die Schiffe in die Hafenftätte zur Ruhe trieb, ta war des Se- 
bens und Bewunderns, ter Freude und des Jauchzens kein Ente, venn 
ten Bewohnern ward nebenbei vom Könige und feiner hohen Umgebung 
reiher Önatenlohn zu Theil. Denn wohl ftand es ten Königen an, 
ergiebige Spenden zu Hinterlaffen um tie Einwohner zu belehren, 
daß Pharao der Vater und Wohlthäter feiner Unterthanen fei. Da fans 


268 


gen wohl dunkelfarbige Männer jenes merkwürdige Loblied auf ven König, 
welches uns eine Feljengrotte zu Silſilis bis auf ven heutigen Tag er: 
balten bat und deſſen treue Ueberſetzung folgende Zeilen enthalten. 


„Heil Dir! König Aegyptens, 
Sonne bed Frempvolfes ! 

Dein Name ift groß 

Im Lante von Kufch 

Wo Dein Kriegeruf durchdrang 
Die Wohnpläge der Menſchen. 
Gewaltig ift Deine Kraft, 

Du gütiger Herricher, 

Sie macht zu Schanden die Völfer. 
Der Pharao — Leben, Heil, Gejunpheit ihm! — 
Der ift eine leuchtende Sonne.“ 


Nachdem Thutmes I, gleich in den erften Jahren feiner Regierung, 
ven Siegeszug zu Waller gegen Nubien und Kuſch unternommen, tie 
Landesgrenzen im Süten feftgeftellt hatte und mit reicher Beute belaven 
zurücfgefehrt war zu ven heimijchen Stätten Aegyptens, ba fchien ibm 
ber günftige Augenblid gefommen , fein erprobtes Kriegsvolk oftwärte 
vorrüden zu laffen, um ven ehemaligen Erbfeind des Landes, vie ver 
haften Bewohner Vorterafiens, in ihrer eigenen Heimath anzugreifen. 
Es begann ver große Rachekrieg gegen Afien, ter beinahe fünf Jahrhun⸗ 
verte hindurch faft mit ftetem Kriegsglück von ven nachfolgenden Pharao 
nen geführt wurte. Doch bevor wir den Zügen Königs Thutmes 
folgen , fcheint e8 angemeſſen, zunächft ven Schauplag ver künftigen ge 
woltigen Kämpfe ins Auge zu faffen und tie Völker und Städte Tennen zu 
(lernen, teren Namen uns von biefem Zeitpunkte an oftmals entgegentte 
ten werben. 








269 


Wir verlaffen zumächft auf unferer Wanderung im Geifte vie pelufi- 
Ihe Nilmündung, laffen vie verhaßte Vefte Hawar, vie alte Zwingburg 
ihmählichen Angedenkens nordwärts liegen, ziehen auf ter alten Königs⸗ 
ſtraße an ter Küfte des mittellänbifchen leeres entlang , vie aus ber 
Schrift wohlbelannte „Straße der Philifter“, die Straße von Zahi der 
Tenfmäler , und begegnen auf unferer Reife ven Stämmen ber wantern- 
ten Schaf, al8 deren Hauptſitze die Felſengebirge Aduma's, (Edom ber 
Schrift, galten. Hier haufen vie ven Pilgern feintlich gefinnten Bebuinen 
des Alterthumes „wie die Füchfe in ihren Löchern“, während bie feßhaften 
Stammesgenoffen an tem Meereswintel in wohlbefeftigten Städten meift 
als trene Bundesgenoſſen zu den Aegyptern hielten. Die drei Hauptorte 
daſelbſt Harinkola (Rhinocolura der Alten), Anaugas (Jenyſus) und 
Inu'amu Jamnia?) bilveten tafelbft eine Art von Tripolis. An ber 
Leite Scharuban vorüber, berührt die Straße ten ftarfen Pla Gazatu 
Gaza der Alten). Am Ufer des Meeres entlang zieht fich wie ein 
langes Band die phönizifche Küſte Hin, das Land Chalu oder Charu ber 
aͤgyptiſchen Weberlieferung , das „Hinterland“ Acharru ver affyrifchen 
Keilinfchriften.. Askalon, Ioppe, Tyrus, Sidon, Berhtus bezeichnen 
die Hauptpunkte ter Königsſtraße, von welder aus das Meer in Sicht 
blieb, bis fich in vem Thale des Eleutherus, am nörplichen Abhange des 
Yibanon , der uralte Weg in öſtlicher Richtung weiter zog, um in ber 
Nähe der Feſtung und tes Fluſſes Schabatun (ter Rivus Sabbaticus ber 
Alten), und in ver Umgegend der Bergvefte Aranım (Mariamme ber 
Griechen und Römer?) in bie weite Ebene von Kadeſch am Arunata 
Trontes) zu münden, und in das Herz des Landes der Amori (Amori- 
ter, hineinzuführen. 

Eine andere ſtark befuchte Königsftraße, gefährlich durch viele Eng⸗ 
päſſe und Walddickicht, führte von Gaza aus in nörblicher Richtung burch 
das Dinnenland im Ganzen und Großen dem Laufe tes Jurbuna (Jor⸗ 


270 


dan) von Süden nach Norden folgend. ‘Das lange Thal des Leontes 
und Drontes, zwiſchen dem Yibanon und dem Antilibanon mußte durd- 
Schritten werten, um von biefer Seite aus taffelbe Kadeſch im Amoriter- 
Lande zu gewinnen. Thamask (Damascus) und bie Städte des joge 
nannten hohlen Shyriens blieben oftwärts, jenſeits des Antilibanon, zur 
rechten Hand liegen. Chaleb (Chalybon) und DireKamofch „vie Start 
bes Kamojch“, (Karchemifch ter Heiligen Schrift! bilpeten bie legten gre- 
Ken Anhaltepunkte des Weges im eigentlichen Syrien, das nach Morgen 
hin vie breite Wafferftraße des Euphrat abgrenzte, währent weſtwärts une 
nach Abend bin das Amanifche Gebirge und vie Ausläufer res Taurus 
(„bie vier Himmelsſtützen“ der ägyptiſchen Denkmäler⸗Sprache) dem Wei— 
terporbringen großer Heere eine Grenze zu ſetzen fchienen. 

Das ganze oben bejchriebene Land, welches wir unter dem Namen 
Baläftina, Coeleſyria und Syrien aus den Gejchichten des bibliſch⸗klaſſi⸗ 
ſchen Altertbums kennen, führte in den Infchriften bie Bezeichnung 
Ruthen⸗hir „Ober-Ruthen (oter Luthen)“. Es war in eine Menge Heiner 
Königreiche getheilt, deren Namen fich gewöhnlich an einen wohl befeftigten 
Hauptort fnüpften, und von Bollsftämmen bewohnt, mit deren näherer 
Beftimmung fich gegenwärtig bie gelehrten Forjchungen eifrig beſchäf— 
tigen. Das große Bolt der Chita (Hethiter ver Schrift) nimmt eine 
bervorragente Stelle unter ihnen ein, während die Königreiche von Cir: 
kamoſch, Kadeſch, Megiddo als Hauptpunkte zur Vertheitigung und zum 
Angriff und als allgemeine Sammelpläße ver verbünteten Könige angefehen 
wurten. Sie fpielten in biefer Beziehung eine große und bedeutende Rolle 
in jenen Zeiten, in welchen Thutmes 1 feinen Kriegszug in Bereitfchaft fette, 
in ber Mitte des fiebenzehnten Jahrhunderts vor unferer Zeitrechnung. 

Die ägyptiſchen Infchriften viefer Zeit gedenken nicht felten tee 
Namens Naharina oder Naharain, um eine größere Landſchaft in rer 
Nähe des vorerwähnten Ober⸗Ruthen-Landes zu bezeichnen. Trotz aller 


271 


Öegenmeinungen türfte vennoch fo viel feſt ftehen, daß jenes ägyptiſche 
Wort einem fremden Ausprud entiprach, ten wir nicht anftehen können 
m tem femitifchen Nabarain „Doppelftromlant* wieder zu erfennen. Die 
Schrift gevenkt eines Aram Naharain „Aram der beiden Flüffe“, wobei 
Aram, d. h. Syria Aramäa bie maßgebente Beſtimmung ift. ‘Die Aus» 
feger verfteben darunter bie große zwilchen ven beiden Strömen Euphrat 
und Tigris belegene Landſchaft Miefopotamien. Mit Stillfchweigen will 
ih nicht übergehen , daß nach Mittheilung eines mir befreundeten ge: 
lehrten Reiſenden die Araber noch gegenwärtig vie fruchtbare, von meh» 
veren Waffern durchftrömte Gegend im Welten von Damaskus mit tem: 
jelben Namen Naharain belegen follen. Hier im Lande Naharain lagen 
zweifelSohne tie Länder von Affur und Babel, teren Könige und Yan: 
deserzeugniffe wir auf der Siegestafel bes vritten Thutmes weiter unten 
fennen lernen werten. 

Thutmes I hatte fich als Ziel feines Kriegszuges gegen die Oftwelt 
das ferngelegene Land Naharain auserſehen. Die beiven Zeitgenoffen 
und Nanıensvettern Aahmes, teren wir oben gebacht haben, erwähnen 
in volfer Webereinftimmung ver Weberlieferung dieſen Rachezug, den ver 
König unternahm „um fein Herz zu waſchen“ d. 5. feinen Muth an ven 
Bewohnern tes Landes Ruthen, an deſſen nörtlichjten Enden Naharain 
gelegen war , in angemefjener Weile zu fühlen und Vergeltung wegen 
früher erlittener Unbill auszuüben. Der Sieg wart ihm zu Theil, une 
zahlreiche Gefangene, außerdem Roſſe und Streitwagen, wurden als er- 
wünschte Beute ver ägyptiſchen Heimath zugeführt. 

Es ift nicht ohne Bereutung und ein werthoolles Mittel zum richti- 
gen Verftäntniß ter tamals herrfchenten Gefittung ber vorterafiatifchen 
Volkerſchaften, daß die Aegypter tarauf hielten bei ver Aufführung ber 
Kriegesbeute namentlich folcher Gegenftänte zu gedenken, bie ihnen felber 
vorher wenig oder gar nicht bekannt, oder teren Erwerbung ſchwer zu⸗ 


272 


gänglih war. Diefe Neigung, welche in ven Infchriften ihren beftebten 
Ausdruck findet, erklärt fich hauptiächlich aus ber nachweisbaren Lern: 
und Wißbegierde ber alten Aegypter (un? man fann binzufügen ihrer 
heutigen Nachlommen , wie ich es felber nach einem beinahe fünfzehnjäh- 
rigen Aufenhalte und Leben unter biefem Volke aus eigener Erfahrung 
betätigen kann) , welche bis zur Thier⸗ une Pflanzenwelt hin ihre ganze 
Aufmerkfamkeit den Boden- und Kunfterzeugniffen ber fremden Welt 
ichenften. So kindlich einfach auch bie Abbildungen fein mögen , welche 
fie gelegentlich auf den Tempelwänden barzuftellen für gut fanden, over 
fo fcheinbar feltiam bie Befchreibungen erfcheinen, welche fie von dem in 
ber Fremde Gejehenen auf ihren Siegestafeln aufzeichneten, immer tritt 
ung taraus ber ernjte Gedanke einer tieferen Wißbegierde entgegen, welche 
jelbft im Fremden das eigenthümliche Gute und Schöne, feine Bedeutung 
und feinen Werth erkannte und fich zu eigen machte. Es waren bie 
Anfänge der Wiffenfhaft und Kunft, welche 34 Jahrhunderte 
vor unferer Zeit die ganze damals befannte Welt umfaßten unt ihre je: 
gensreichen Einflüffe auf die Entwicklung der Gefittung und auf bie He: 
bung tes fünftlerifchen Gefchmades ausübten. In einer glüdlichen 
Wechſelwirkung wurte von ven Ufern des Nils bis zu ben Geftaben bes 
Eupbrat hin das Beſte ausgetaufcht, was ter finnente Menfch und bie 
Hand tes kundigen Meifters dem Menſchen zu bieten vermochte und was 
der beginnende große Völkerverkehr, wenn auch zunächft auf vem Kriege: 
pfade, von Land zu Lante als ein ſchönes Erbtheil ven kommenden Ge⸗ 
ichlechtern überlieferte. 

Handwerk und Kunft gingen Hand in Hand. Die Beichreibungen 
ber Kriegswagen, welche von Gold unt Silber ftrogten, der Waffen, von 
ven berrlichiten Panzerſtücken an bis zu reichbefeßten Lanzen, ver golvenen, 
filbernen und ehernen Gefäße, des Hausrathes bis zur Zeltftange unt 
Fußſchemel hin und jene tauſend Kleinigkeiten, welche dem gefitteten 











273 


Menichen als Bedürfniſſe ericheinen, lafjen einen tiefen Blick in die voll- 
endete Runftfertigkeit und bie Gejchmadsrichtung jener Urzeiten ver Ge— 
ichichte werfen und müffen unfere ganze Achtung und Bewunderung für 
bie Leiftungen ter Erbenlinder jener Tage wachrufen. Lange vor den Helden 
ver Ilias und Odyſſee, welche in fchmuder Waffenrüftung auf dem 
Kampfplatz erichienen, betraten vie Könige und „Marina's“ des Landes 
Kanaan in ehernem Harnifche auf ihren koftbaren Streitwagen bie Ebenen 
von Sinear und Mejopotamien und die Xhäler ter paläftinenfifchen Erte, 
um fich mit den ägyptiſchen Kriegern im Männerſtreite zu meffen und um 
die Palme des Sieges zu ringen. 

Auch in der Kriegsführung machte ſich der Einfluß ter afiatifchen 
Nachbaren auf das ägyptiſche Heerweien bemerkbar. Die BVertheilung 
und Anordnung des Kriegsvolfes und die Stellung der Führer wirt eine 
georbnetere vom geringften Krieger an bis zum oberjten Felvhauptmann 
hin. Der Steeitwagen, mit feinem Zweigelpann davor, nimmt fortan 
einen hervorragenden Plag in der ägyptiſchen Schlachtorbnung ein. Das 
Pferd wird mit feinem femitifchen Namen Sus in das Niltbal eingeführt 
und der Wagen findet Eingang ſelbſt als Mittel ver Beförderung vor; 
nehmer Leute. In dem Grabe des edlen Pahir, Sohnes des tapferen 
Kämpen Aahmes zu El-Kab, zeigt fich zwiſchen mannichfaltigen Dar- 
jtellungen aus dem gewöhnlichen Leben das Bild eines Zweigeſpannes 
vor dem Wagen. Der Kuticher, mit einem femitifchen Namen als Kazan 
bezeichnet, hält die Zügel der Roſſe ſtramm an, hinter dem Wagen ftebent, 
in Erwartung des Herrn „ben tie Eugen Roſſe lieben”. Das ift ein 
ebenjo merkwürdiger als belehrenver Hinweis auf die Einführung ber 
Roſſe und der Wagen in das Land ber Aegypter, nicht ausgeſchloſſen vie 
mittäglichen Gegenden von Patoris, in deſſen ſüdlichen Theilen bie vor» 
bergenannte ältere Stadt von El⸗Kab gelegen war. 


Der König kehrte von feinem Zuge gegen das Land ter Doppelftröme 
Brugih, Geſchichte Aegyptens. 18 


274 


Naharain ftegreich, ruhmgekrönt und mit Beute beladen nach ter Reiche: 
ftabt Theben zurüd. „Er hatte fein Herz gewaſchen“, um mit ben Ins 
fchriften zu reden. Als bleibenves Zeichen ber Erinnerung an feinen Zug 
bis zum Stromlande hatte er eine Siegestafel aufftellen laſſen, neben 
welcher fein großer Sohn Thutmes III in fpäterer Zeit einen zweiten 
Gedenkſtein errichten ließ. So melten e8 ausbrüdlich vie Siegeöberichte 
bes Letzteren. 

Nach Theben heimgefehrt, verfäumte Thutmes I nicht, feinen Dant 
den bülfreichen Gottheiten tes Landes zu ſpenden, vor allen übrigen tem 
Stabtgotte Amon von Theben, an deſſen Hauptheiligthume, auf dem &e- 
biete bes heutigen Karnak, die von den Vorfahren Ufurtafen und fpäter 
vom Aahmes begonnenen Werke weiter fortgeführt wurden. ‘Das damals 
noch Heine Heiligthum, um welches fich eine Mauer mit angebauten 
Kammerreihen berumzog, erhielt nach vorne (d. h. nach Weften zır) einen 
Abſchluß durch mächtige Vorbauten und Säulenreihen, während davor 
zwei mit Infchriften bedeckte granitene Spitzſäulen als redende Zeugen ter 
Größe des Königs und feiner Frömmigkeit gegen die Götter dienen 
jollten. 

Es Scheint, daß Thutmes I nach einer verhältnigmäßig nur kurzen 
Lebens⸗ und Regierungsdauer das Zeitliche gefegnet hatte (womit im Ein- 
Hange fteht, daß die beiden Aahmes, fowie Naht, der Landpfleger ver 
Süblänter, unter ven vier erften Pharaonen ihre treuen Dienfte tem 
Baterlante weihen konnten) und hinterließ breit Kinder, welche ihm feine 
Gattin unt Schweiter, die Königin Aahmes, ein weibliches „Mondkind“, 
gejchenft hatte, nämlich die Erbtochter und den Liebling des Vaters, bie 
fühne und Huge Haſchop und zwei Söhne, welche beide ven Namen tes 
Vaters Thutmes führten. Der ältere war bereitd im Stande tie Regie 
rung allein zu führen, während ver Jüngere ein blutjunges Kin war, 
veffen Zukunft der Sorge feiner älteren Gejchwifter anvertraut war. 











275 


Die angeichloffene Tafel wird den Zuſammenhang ber verwandtfchaftlichen 

Berhältniffe diefer und ber fpäter genannten Könige und ihrer Frauen am 

beiten zur Anfchauung bringen. 

Der Stammbaum der Bharaonen und ihrer Frauen vom 
achtzehnten Köntgshaufe. 


1100 v. Chr. 1. Aahmes au Nofertari * 
1666 = . —— ” » 
2. Amenhotep I Aah⸗hotep 


1635 » 3. Thutmes I __ Aahmes * Merisamon * 
| 


1600 « Chnum-Amon Hafhop* __ 4. Thutmes II 5. Thutmes III__Hafchop Merira* 


566 - 6. Amenhotep II 
1533 — Juag — Thuaa 7. Thutmes IVMutemua? 
— — 


1500 = J Thi 7 8. Amenhotep III 
1166 +12. HoremhibNotem- Noferithtt 9. Amenhotep IV—Chunaten 
mut* 


1433 +10. Sa’anecht __ Mersaten Anchenes-Basaten(-Amon)*__ 11.Tut-'anch-amon 
"Aascheper:en-ra Thutmes II. 
1600 vor Chr. Geb. 

Nach dem Tote des Vaters, der mit ber verwittweten Königin fich 
einer göttlichen Verehrung bei ven nachlommenven Gefchlechtern erfreute, 
beftieg der ältere Sohn Thutmes II den erlevigten Thron, nicht. ohne vie 
Eiferfucht der thatkräftigen Schwefter Hafchop zu erregen. Denn an 
Muth und Verſtand ihm bei weiten überlegen fette der Liebling tes 
verjtorbenen Königs alles daran, bie königliche Würde in ihre eigenen 
Hände zu bringen. Ob die Mittel, welche ihrem Zwecke dienten, die rich 
tigen waren, ift heute zu Tag ſchwer zu entſcheiden, doch fteht die That: 
fache feft, vaß fie eine feindliche Aufnahme fanden, da nach dem Tode des 


älteren Bruders, Hafchop die Namen tefjelben auf ven Dentmälern mit 
18 * 


276 


allem Fleiße zerftören ließ, ein beutlicher Fingerzeig für die gegenfeitige 
Stimmung der beiden Geſchwiſter. Als Erbtochter, welche ver Vater be- 
reits bei feinen Lebzeiten an den Negierungsgejchäften hatte Theil nehmen 
laffen, fühlte fie fich geſtärkt durch den Einfluß ihrer Stellung und Ge 
burt, bei welcher die Mutter, felber tie Tochter einer rechtmäßigen Köni- 
gin von altem Stamme, eine fo hervorragende Stelle einnahm. 
Thotmofis IL regierte nur kurze Zeit gemeinfchaftlich mit feiner 
Schweiter, va ein fchneller Tod ihn aus dem Kreiſe ber Lebenden in das 
unterirbifche Neich des Könige Ofiris fandte. Von vorn herein bürfen 
wir uns baber nur auf wenige Zeugniffe feiner Regierungsthätigfeit ge- 
faßt machen. Nach außen hin verbürgen fie indeß einen glüdlich geführ- 
ten Feldzug gegen die Südvölker, fowie einen anderen gegen öftliche Grenz 
nachbaren, im Norden ver finaitifchen Halbinjel. Die Schaju-Araber 
hatten verjucht einen Vorjtoß gegen das ägyptiſche Nieverland zu unter: 
nehmen. Die äghptifche, im Kriege erprobte Heermacht wird feine be- 
jondere Schwierigkeit gehabt haben ven mehr läftigen und unrubigen ale 
gefährlichen Nachbar, welchen zu allen Zeiten nach den gefüllten Korn- 
\peichern der Pharaonen gelüftete, von den Grenzmarken zurüdzumwerfen 
und bis in bie Köcher feiner Heimathsberge von Edom zu verfolgen. 
Eine Beljentafel, welche in der Nähe ver Stadt Aſſuan den Vorüber- 
ziehenben von dem Verhältniß des Königs zum Süblante melvet, wirt 
eingeleitet von der Zeitangabe des 8. Paophi im erften Negierungsjahre. 
Der Inhalt, ohne jedes Eingehen auf die Namen ber überwundenen Böl- 
fer noch auf fonftige Einzelnheiten des Kampfes, wie fie ben neugierigen 
Lefer ſelbſt 34 Jahrhunderte jpäter anziehen bürften, ift fo allgemein wie 
möglich gehalten, eine wahre Sammlung amtlicher Redensarten und ®e- 
meinpläge. „Zu ihm kommen die Afiaten und bie Eufchitifchen An, — 
„jeine Grenze im Süden ift an der Spige der Welt und feine Norpgrenze 
„an ben legten Enden Aſiens“, — „Niemand kann ihm widerftehen“, 








277 





— 


„überwunden find die An (Rufchiten) von Chont⸗Hon⸗nofer“ (Afrika), das 
jind in der Hauptfache vie blententen Schlagwörter, unter welchen fich 
tie einfache Thatjache verbirgt, daß unter dem zweiten Thutmes das 
Sübland der äghptiichen Oberhoheit gehorchte. Irgend ein vornehmer 
Hofbeamter, ver nach Nubien „auf Bereifung“ geſchickt ward, machte 
wahrfcheinlich feinen „jüblichen" Gefühlen ter Verehrung für den jungen 
König durch die Felfeninfchrift Luft. 

Im Innern befchäftigte ven König und fein herrſchſüchtiges Gemahl 
vielfach die Sorge um die Häufer ver Götter. Bor allen warb hierbei 
die Reichsſtadt bedacht, wo auf dem öftlichen (Api) und weftlichen Ufer 
Chefti⸗Nib⸗s)*) die großen Tempel des Amon die ftete Aufmerkſamkeit ver 
Bharaonen auf fich zogen. Auf dem Iinfen Ufer des Stromes waren e8 beſon⸗ 
ters die Bauten auf dem Gebiet der heutigen Mebinet Abu (mit einem befon- 
deren Namen „ver Berg bes Neb⸗anch“ d. i. Sarglaften-Berg genannt, 
wegen der dafelbit befindlichen Gräber) und im fogenannten Der-el-bahri, 
welche vie Doppelnamen des königlichen Gefchwifterpaares aufweifen. 

An vem legtgenannten Orte, in dem Nortweft- Winkel des thebani- 
fchen Thaffeifels , ſenken fich die weißen, blendend hellen Kafkfteinfeljen 
vom feinften oft marmorähnlichen Geförn jchroff und fteil zur Ebene 
hernievder. Zur linken Hand, da wo ter Hügel von Qurna in die Ebene 
vorfpringt , zur Rechten, wo vie verfallenen Gräber aus den Zeiten tes 
zwölften Rönigshaufes gelegen find, jo wie dazwiſchen auf dem felfigen 
Boden vor dem Dersel-bahri, ift das Geftein von taujenden von Höhlen 
und Schachten durchbohrt, welche zu den Kammern ber Todten führen. 
An diefem einfam traurigen Orte, der wie gefchaffen zur ewigen Ruhe 
erſchien, doch im Angeficht des großen Amon-Heiligthumes auf dem jen- 
feitigen Ufer bes Stromes, inmitten lachender grünender Fluren ſollte 


*) Bergi. oben S. 265. 


278 


nach dem Gedanken der Königin ein großartiges Felfengrab hinter einem 
Todtentempel zur Erinnerung an die verſtorbenen Fürſten des Hauſes 
geſchaffen werden, wie ein zweites in Aegypten nicht mehr angetroffen 
wurde. Während tie ſteile Felswand mit ſaalartig geſtalteten Grotten 
durchzogen ward, welche als Opferkammern zu den noch unentdeckten 
Gräbern der Familie vom Stamme der Thutmes dienten, reich geſchmückt 
mit bunten Darſtellungen und bezüglichen Inſchriften frommen Inhaltes, 
lehnte ſich davor ein rieſig gedachtes und ausgeführtes Heiligthum in 
Geſtalt eines lang ausgedehnten Baues, mit breiten wahrhaft königlichen 
Treppen, der ſich von Abſatz zu Abſatz ſtufenförmig zur Ebene nieder⸗ 
ſenkte. Eine heilige Vorbahn ver ſogenannte Dromos), zu beiden Sei 
ten von ruhenden Sphinz » ©ejtalten eingefaßt, führte zulegt in öftlicher 
zum beiligen Strome. Das war ber Brachtbau der Königin Hafchop, 
welcher an die viel bejchriebenen ftufenförmig angelegten Wunderwerfe an 
den Ufern des Euphrat erinnerte. 

In den unterirdifchen, bis jet noch nicht entdeckten Gemächern 
im Innern ber fteilen Felswand, und vielleicht in Verbindung ftehend 
mit den dahinter liegenden Gräbern der Könige im Thale von Biban:el: 
moluf, wurben bejtattet bie Leiber Thutmes I und feiner Gattin und 
Schwefter, der Königin Aahmes. Hier ruhte neben den Eitern bie früh 
verjtorbene Königstochter Cheb⸗nofru⸗ra, an ihrer Eeite König Thut- 
mes II und jeine rubeloje ehrgeizige Gemahlin Hafchop, unt zulegt ter 
Pharao Thutmes ILL, welcher ven Reigen ver großen Todten ſchloß. Ich 
babe die Hauptvertreter bes Gejchlechtes genannt, wie fie uns bie noch 
erhaltenen Infchriften in Namen und Darftellung vor die Augen führen. 

Kaum hatte der königliche Bruder und Gatte der Hafchop die Augen 
geichloffen,, jo warf die jtolze Königin den Frauen-Schleier ab und er- 
ihien im Glanze Pharao's als vollbürtiger König felber. Denn fie legte 
die Weibertracht bei Seite, Heivete fich in männliche Gewänter unb 








279 


ſchmückte ficy mit ven Kronen und Abzeichen der Könige. So faß vie 
ſtolze Herrin als Alleinherricher auf vem Throne, ihr zu Füßen ein jün- 
gerer Bruder, — ber unmünbige Knabe Thutmes III, ver eigentliche 
Yantesfönig , tem von Nechtswegen Ecepter und Thron zu eigen var. 
Aber Haſchop ward eingetragen in das Königsbuch ver Priejter und ihre 
Namen verändert und eriveitert in 

Ma⸗ka⸗ra Chnum-Amon Haſchop 

Die erſte traurige That der neuen Frau König zeugt von Haß und 
Groll gegen den verſtorbenen Bruder und Ehgemahl, deſſen Erinnerung 
die ägyptiſche Semiramis in aller erdenklichen Weiſe, wie oben bereits 
berichtet worden iſt, dem Gedächtniß zu verwiſchen ſuchte. Nur ven ge- 
liebten Vater zu ehren hielt ſie für werth, während ſie die Namen des 
verſtorbenen Bruders mit allem Fleiße auf den gemeinſam erbauten 
Denkmälern ausmeißeln und durch den eigenen oder den des Vaters er⸗ 
ſetzen ließ. 

An den im großen Maßſtabe angelegten Bauten wurde mit rüſti⸗ 
gem Eifer weiter gearbeitet und vor allem ter oben befchriebene Stufen- 
Zempel von ‘Der-el-bahri mit unendlicher Anftrengung ber Vollendung 
entgegengeführt. 

Der Freund und ter Baumeifter der Königin war ein Aegypter, 
klugen Sinnes und kundiger Hand, doch ohne ten Ruhm ftolzer Ahnen, 
wie e8 fein eigenes in Berlin heut zu Tage bewahrtes Denkmal bezeugt. 
Tas war Semnut, ein Sohn des Names und ver Ha-nofer. Nach jeinem 
Zote fjeßte ihm feine Königin „zum Zeichen des Dankes“ jenes Stein- _ 
Tentmal, fein Ebenbild in bodenter Stellung aus ſchwarzem Granit, 
deſſen rechte Schulter bie kurze aber viel fagende Infchrift bebedt: nen 
kem em an apu „nicht wurden gefunten in Schrift die Ahnen“. Der 
kluge Baumeifter wirb in ven Infchriften beffelben Denkmales felber 
redend eingeführt, wobei er fich weislich hütet vom Frau⸗König anders als 


280 


mit „er“ zu fprechen , berin alfo erhetichte es ver Königin allmächtiger Wille. 
Und „fo fpricht er: ich war ein Vornehmer, welcher ihn liebte und wel- 
„Her fich erwarb vie Bewunderung des Landesherrn. Der hatte 
„mich groß gemadt im Lante, er batte mich ernannt zum oberften 
„Borfteher ſeines Hauſes und zum Pfleger tes ganzen Landes. Sr 
„bin ich der Erſte der Erſten und der Werkmeifter aller Werkmeifter ge: 
„weſen.“ Die Infchrift endet er mit den Worten: „Sch babe gelebt 
„unter dem Landesherrn, dem Könige Ma-la-ra, möge er 
„immerdar leben !* 

Welches auch immer Stand unt Stellung unſeres Semnut, 
ber Königin gegenüber, gewejen fein mag, das Eine ift unläugbar, 
daß feine Werke ihn überbauert haben und ven Meifter loben. Die 
Bauten Haſchop's, von denen wir oben weitläuftiger gefprochen ba: 

ben, gehörten zu den gejchmadvollften , vollentetften und herrlichſten 
| Schöpfungen , welche jemals die Hände ägyptiſcher Künftler gejchaffen 
haben. Sie fallen in die unübertroffene Glanzzeit der ägyptiſchen Kunft- 
gefhichte, mag man Rüdficht nehmen auf Behandlung tes Steines oder 
auf Form unt Geftalt ter Ausführung oder auf die Wirkung des reichen 
Farbenſchmuckes. Auch in ihrem Verfall, ein trauriger Haufen zu 
fammengeftürzter und zerftörter Werke, üben bie Reſte einen wunberbaren 
Reiz felbft auf ven verwöhnten Sohn ver Neuzeit aus. 

Der kunjtfinnigen Königin genügte nicht bloß ver Genuß und tie 
Freude an den herrlichen Schöpfungen ter ägyptiſchen Meifter in aller: 
let Kunſt in Stein, ihr ‘Drang nad) Ruhm und eine gewiffe abenteuer: 
liche Richtung ihres Geiftes Ließ ihren Blick in bie weite Ferne fchweifen 
bis zu den Wunberländern im Often bin, an ven fernen Geftaben am 
inbiichen Ozean. Es follte eine Entredungsreife ausgeführt werben, wie 
fie die Welt bis dahin nicht gefannt hatte, nach tem Lande Bunt, ver Wiege 
mancher mährchenhafter Berichte ver ägyptiſchen und fremden Seefahrer. 


281 


Die freien Wänte des gefchilterten Stufen - Tempels, nach Often 
bin gerichtet, waren mit farbigen Bildwerken und Injchriften bevedt, von 
benen fich tiefe in der Wiffenfchaft hochberühmt gewortene Darftellung 
des Seezuges nach ten Balſamlande Punt vor allen übrigen auszeichnet. 
Dbgleich auch da von vem edlen Werke vieles ter Unbill ver Zeit und ber 
Menfchen anheim gefallen ift, hat dennoch das Schidjal gütig genug ge: 
waltet, indem es und genug ber Trümmer erhielt, um im Großen und 
Ganzen ein treues Bild diefes merhvürbigen Zuges, bie Ophir⸗Fahrt ver 
Aegypter, zuſammenzuſtellen, defjen gefchichtliche Bedeutung zuerjt ein 
beuticher Yandsmann, Herr Prof. Dümichen, erkannt hat. Geleitet von 
ven Infchriften und Darftellungen verfuchen wir e8 vie Gejchichte diefes 
Zuges in folgentem zu ſchildern 

Durch ein Orakel des thebanifchen Hauptgottes Amon dazu aufge- 
fordert, entichloß ſich die Königin Aegyptens eine Entvedungsreife nach 
dem unbekannten Balfamlande Bunt unternehmen zu laffen. Vom Hö⸗ 
venjagen waren bie Aegypter von ben Wuntern diejer weitentfernten 
Gegend an ten Küjten des rothen Meeres unt des indiſchen Ozeanes 
unterrichtet worden, ter Heimath des für den Tempeldienſt vielbegehrten 
üchten Weihrauches und vieler anderer köſtlicher Schäße des Bodens. 

. Eine große Zahl von Meerichiffen ward für die lange und beſchwer⸗ 
liche Reife zugerüftet , viefelben mit tüchtigen Seeleuten und Kriegern be» 
mannt, und mannichfache Freundſchaftsgabe nicht vergeflen. Ein hoher 
Hofbeamter begleitete als Föniglicher Sendbote ven Zug, und etle Fürften 
und Herren , im Dienfte ihrer Herrin und Königin , fchloffen fich dem 
kühnen Führer an. 

Wie lange vie Mleerfahrt auf der See währte, melden vie Infchrif- 
ten nit. Nachdem vie Flotte, mit Hülfe Amons, das Biel erreicht 
hatte, landete man an der Küfte ter „Weihrauch-Stufenberge“ (in ver 
Nähe des beuiigen Cap Gardafui, des Arömata Akron oder Arömaton Akroͤ⸗ 


282 


terion ber griechiichen Schriftfteller). Wunter über Wunber offenbar: 
ten fich ten erftaunten Augen ber neuen Ankömmlinge, denen eine unbe⸗ 
kannte Welt in allen Erſcheinungen entgegentrat. Nie geſehene Den: 
chen, die Bewohner viejer „göttlichen Erde“, zeigten fich an ber Küfte 
nicht minter verwuntert,, wie bie Aegypter ihrerſeits, über das nie ge: 
jehene Schauspiel der Landung fremter Männer. Sie wohnten auf Pfahl⸗ 
bauten in Heinen fuppelförmig geftalteten Hütten, zu deren Eingang eine 
Yeiter ven Weg bahnte, im Schatten ter fruchtbelabenen Kokosnußpalmen 
und herrlicher Weihrauchbäume, in deren Aeſten ſich ſeltſame Vögel wieg⸗ 
ten und an deren Fuße ſtattliche Rinderheerden friedlich lagerten. 
Nachdem das erſte Erſtaunen vorüber, wurden zunächſt mit 
den Fürſten des fremden Landes Friedensverſicherungen ausgetauſcht, 
und Gaben der Gaſtfreundſchaft gewechſelt. Denn, wie die Inſchrift 
es wörtlich ausſagt: „Angekommen iſt der königliche Sendbote mit den 
„Kriegern welche in feinem Gefolge find. Ein Jeder von den Fürften 
„Les Landes Bunt naht fich mit reichen und föftlihen Gaben als Hultı- 
„gung ter Heiligkeit der Hathor , der Herrin von Bunt, teren lebendes 
„Dild bie (äghptifche) Königin ift“. Das zugehörige Bild zeigt uns ten 
töniglichen Senpboten in Begleitung feiner Krieger, wie er eben im Br 
griff iteht eine Zahl goldener Ketten, Ringe, Beile und Dolde in 
Empfang zu nehmen, die Geſchenke „des Fürjten von Bunt Parihı‘, 
welcher in Begleitung feiner Gemahlin Art. . ., feiner beiten Söhne 
und feiner jungen Zochter ven Königlichen Geſandten mit erhobenen Ar- 
men begrüßt. Ein Ejel diente ver dickwanſtigen fetten Gemahlin als 
Reitthier. Die beigefchriebenen Worte lauten in ter Ueberfegung: „Ci 
„iind angelommen tie Fürjten bes Landes Punt, intem fie fich verneigen 
„zum Gruß um zu empfangen biefe Krieger ber Königin. Sie [oben unt 
„preifen den Herrn der Götter Amon⸗ra.“ Wie es aus ber weiteren 
Sortjegung der Injchrift erhellt, drückten ſie ihr gerechtes Erſtaunen aus, 














283 


wie e8 möglich gewejen fei, daß die fremden Männer ein fo fernes und 
unbelannte® Land haben erreichen können, nicht ohne daran bie Bitte zu 
müpfen, taß die Königin, vie mächtige Herricherin Aegyptens, ihnen 
Frieden und Freiheit gewähren möge. 

Der königliche Sendbote, bereit den friedlichen Wünſchen der Fürften 
von Bunt Rechnung zu tragen, forderte jeinerfeit8 als Beringung Unter. 
werfung bes Landes Bunt unter die Herrichaft ver Königin von Aegypten, 
jo wie Lieferung von Erzeugniffen des Landes, beſonders von Weihrauch, 
als Schagung an ten königlichen Hof. 

Der Gefantte und die ihn begleitenden Männer hatten inzwiichen 
ihr Nager am Ufer des Meeres aufgefchlagen. ‘Daß dies zu dem frieb- 
lichen Zwecke gefchah , die Fürften von Bunt, deren bejahente Antwort 
iicherlich eingetroffen fein mußte, als Freunde der ägyptiſchen Königin zu 
empfangen und zu bewirthen, lehrt auf's deutlichſte Die der betreffenden 
Tarftellung beigefügte Infchrift, alfo lautend: 

„Aufgefchlagen worden ift das Lagerzelt tes Föniglichen Senpboten und 
„jeiner Srieger in der Gegent des Balfam - Stufenberges des Landes 
„Bunt, am Geftate bes großen Meeres, um zu empfangen bie Zürften 
„Liejes Yandes. Angeboten ward ihnen Brot, Meth, Wein, Tleifch, 
„getrodnete Früchte und alles fonjtige aus dem Lande Tomera 
„ Aegypten) gleich wie e8 befohlen hatte ver königliche Hof.“ 

Der Hauptvertreter der Fürjtenfchaar von Punt, der obener- 
wähnte Parihu, begleitet von feiner Gentner fchweren fettwanftigen 
Gemahlin, ließ nicht auf fich warten. Denn „ver Fürft von Bunt kam, mit 
„ih bringend tie Schakung, zu tem Geſtade bes großen Meeres“. Gol- 
tene Ringe, Elfenbein und ein ganzer Haufen koſtbaren Balfams wurden 
vor tem Zelte aufgefpeichert. Belaſtete Bewohner von Punt unt Trei« 
ber, ihre belatenen Ejel führend, Viehheerten hinterdrein, zeigten am bes 
ten die Vereitwilligfeit ver Eingeborenen fich ter ägyptiſchen Doppel: 


284 


frone zu unterwerfen. Der Geſandte „ver Königin nahm bie Gaben tes 
„Fürſten von Bunt in Empfang”, Friede und Yreunpfchaft wart hiermit 
geſchloſſen und alles zur Heimkehr vorbereitet. 

Die reihen Schätze aus dem Stein⸗, Pflanzen» und Thierreich, 
welche Punt gern und freudig den Aegyptern geboten hatte, wurden 
durch eine ſeltſame Beigabe vermehrt, welche ten erſten und älteſten nad: 
weisbaren Verſuch ter Ueberſiedelung eines Baumes auf einen fremden 
Boden darftellt. Wohl bewahrt in Kübeln wurden von den Eingeborenen 
31 Weihrauchbäume berbeigeichleppt. Je ſechs Dann plagten ſich an 
ber Laſt eines jeden einzelnen Baumes. ALS ſämmtliche Erzeugnifle tes 
Landes zur Einfchiffung bereit ftanden, begann das fchwierige Werk rei 
Verpadens und Verladens. Treu und lebendig zeigt uns das Bild die 
Arbeit ver Schiffer und Eingeborenen. Die Infchrift daneben erklärt rei 


Weiteren bie mehr als deutliche Vorftellung auf der Steinwant. „Ber 
„den werben bie Laſtſchiffe auf's Schwerfte mit ven wunderbaren Erzeng: 


„niffen des Landes Punt, und ven verſchiedenen Nughößern des göttlicher 


„Landes und mit Haufen vom Harze tes Weihrauchs, mit frifchen Weib— 


„rauchbäumen, mit Ebenholz (gegenftänven) auf Elfenbein, eingefaßt mıt 


„lauterem Golde vom Lante Amu, mit Süßholz, Cheſit-Holz, mi | 


„Ahem»Weihrauch, heiligem Harze und Augenfchminfe, mit Hunte 
„topfaffen, Meerkatzen und Winthunten, mit Bartelfellen, unt mit Ein 
„wohnern des Landes jammt ihren Kintern. Niemals wart ähnlik:: 
„gebracht zu irgenn einem Könige (Aegyptens, feittem tie Wi: 
„ſteht.“ 

Bald ſetzten ſich tie Schiffe in Bewegung. Segel und Ruder muf 
ten abwechjelnd helfen. Die Weihrauch-Bäume jtanten auf Deck, zwiſchen 
Kaften und Säcken; zur großen Exrheiterung der Meerfahrer ſprangen ir 
voller Freiheit die Affen auf ven Schiffsfeilen hin und ber. Die ter 


treffenden Abbildung beigefügte Infchrift belehrt uns, daß fich unter ten 





285 


mitreiſenden Volke auch die Fürſten bes Yantes Punt befanten. Man 
böre nur die Worte felber: 
„Es bewegen fich zu Schiffe, es Tehren glüclich heim, es fchlagen 
„ven Weg nad) Theben in Herzensfreute ein Lie Krieger des Landes— 
„berrn. Die Fürften find mit ihnen, aus tiefem Lande. Was fie 
„bringen ift ter Art, wie zu feinem anderen Könige ähnliches gebracht 
„worten iſt.“ 

Die Rückkehr der Meerfahrer und ihre Ankunft in Theben mußte 
jelbjtretend als großes Ereigniß gefeiert werten. Aegypten hatte in ver 
friedlichſten Weife fich ein neuentdecktes Ländergebiet im Oſten zu eigen 
gemacht und tamit fich die Erwerbung ber koſtbarſten Bodenerzeugniſſe 
tiefes Eldorado gefichert. Im feierlicher Sikung empfing bie Königin bie 
Stammfürften jenes fremden Gebietes, welche fich ehrfurchtsvoll wor ihrer 
nınmehrigen Herrin zu Boben warfen, und in ber üblichen Hofiprache in 
ihrer feierlichen Anrede fie als „die Königin von Tomera und die Sonne, 
„welche ſtrahlt wie tie Himmelsſcheibe“ bezeichneten, nicht ohne fie zu glei« 
her Zeit als ihre „Königin“ und als „Sebieterin von Punt“ zu benennen. 
„Sie find nunmehr Unterthanen Ihrer Heiligkeit" geworben. In langem 
Zuge wurben bie Thiere und fonftigen Naturerzeugniffe ber Königin vor 
geführt und felbjt die fchwerwiegenten Weihrauchbäume vor dem Angeficht 
ter Herrfcherin worübergetragen. 

In Folge des glücklichen Ausganges ter ägyptiſchen Meerfahrt, 
welche ven ägyptiſchen Namen bis zu ben afrikaniſchen Küjtenläntern im 
Oſten getragen batte und neue Quellen tes Reichthums eröffnete, war 
es angemeffen und natürlich tem erften Urheber tes Zuges, dem Orakel 
gebenten Amon bie heimgebrachten Toftbaren Schätze zu weihen und groß— 
artige Feftaufzüge zu Ehren des Gottes zu veranftalten. Neue Bilder 
und Inschriften laſſen barüber nicht bie minteften Zweifel beftehen. 

Im vollften Königsſchmuck erfchten Frau König, geehrt durch bie 


286 


vornehmften Bezeichnungen ihrer Würte, vor tem großen Gotte, um ihm 
ben föniglichen ‘Dank zu bezeugen, und venfelben thatfächlich durch vie 
Weihe und Schenkung ſämmtlicher heimgebrachten Schäße ber fernen 
Südwelt darzuthun. Gruppenweife wurden die Erzeugniffe Punt's auf 
gehäuft und die Weihrauchbäume in den ägyptiſchen Boden eingejenft. 
Siraffen, Barbel, Jagd⸗Pardel, Rinder, Parteffelle. Gold, Kupfer, 
Ebenholz und fonftige Nutzhölzer, tie fogenannten Amu » Stöde, 
Elfenbein, Augenſchminke, Kafch (?) und ganze Berge Böftlichiten Weih— 
rauch-Harzes wurden dem Gott targebracht und Zahl und Maaß in tie 
Zempelbücher eingetragen. Die legtgenannte Hantlung wird in finnbift- 
licher Weife auf ter ‘Darftellung dadurch angebeutet, daß Thut, ber gött- 
liche Tempelichreiber, unt die Göttin der Bücherfammlungen die vom Hor 
abgewogenen und gezählfen Stüde auf eine Bücherrolle niederfchreiben. 
„Die genaue und richtige Wage tes Thut, welche bie Königin für 
„ren Vater, ven thebanifchen Amon, hatte anfertigen laffen, um abzu⸗ 
„wägen Silber, Gold, Blauften, Grünftein und alle fonftige Evelfteine” 
— ſo lauten die Worte über dem Bilde der Wage. Auf ber einen Schale 
ruhen 31 Ringe edlen Metalles, auf der anteren Schale die Ten⸗- ober 
Pfund-Gewichte, in Geftalt von fiegenten Stieren und bie Hleineren Ge— 
wichte in Form von Stierföpfen und Steinziegeln. Das augenblickliche 
Geſchäft des „Bor, des MWächters der Wage“ wirb bezeichnet als „das 
„Abwägen tes Goldes und Kupfers und ber Arbeiten der Bewohner tes 
„Südens für ven thebanifchen Gott Amon“. 

In einer Darjtellung tarunter erblict der Befchauer zwei mächtige 
Haufen köſtlichen Weihrauch-Harzes. Bier Männer find bejchäftigt, 
biefelben mit einem Hohlmaaf ter Zahl nach näher zu beftimmen. Eine 
Infchrift darüber fügt aus: „Sehr rüftige Vermeffung des frifchen 
„Weihrauchs für ven thebaniichen Amon, des Wunterbarften ter Yänter 
„von Punt, des Herrlichften bes Gotteslandes“. 


287 

Mit ven oben bejchriebenen Handlungen, nah dem Inhalt einer 
längeren taneben ftehenden Injchrift, wurde ein großes Feſt zu Ehren des 
Amon verbunden. Die Königin felbft Hatte fich auf das Herrlichite ge: 
ſchmückt, ein geflecktes Parvelfell mit kupfernen Hafteln vedte ihre Schul: 
teen und ihre Glieder bufteten von Wohlgerüchen wie frifch gefallener 
Morgenthau. Alle Bewohner äußerten durch Gefang, Muſik und Freu— 
bengejchrei ihre feitliche Stimmung. 

Der Bruber ter Königin, mit feinem derzeitigen Hofnamen als 
König Men-cheper-ka⸗ra bezeichnet, Hatte die Ehre eine Gabe tes 
beften Weihrauchs ver heiligen Amonsbarke, welche auf den Schultern 
bienender Priefter in feierlihem Aufzuge getragen wurbe, barzubringen. 
Ein langer Zug von Prieftern, Hofbeamten, Kriegern und Volk nahte 
fich dem Heiligthume tes göttlichen Schugherrn von Theben, die heiligen 
Männer mit Opfergaben, bie Krieger mit Sriebenszweigen in ven Händen. 
Speis- und Tranlopfer wurden hergerichtet und lauter Jubelruf ertönte 
von ben Lippen ber freubig erregten Dienge. . 

Mit viefen Ereigniffen, welche auf ben erhaltenen Zrümmern von 
Der-el:bahri Bild und Wort in fo beredter Weiſe ſchildern, fteht im 
nahen Zufammenbange bie feierliche Einweihung und Uebergabe tes einft 
fo herrlichen Stufen- Tempels an die Schußgottheiten bes Heiligthums, 
Amon und die himmlische Hathor, als deren Abbilver auf Erben bie bei: 
ben königlichen Gefchwifter — die tamaligen Herren Aegyptens — 
galten. 

Zahlreiche Schiffe tes Königs und feiner Vornehmen, dicht bejegt 
von ben Edlen bes Hofes und von Kriegern in vollem Waffenſchmuck, unt 
beladen mit Geſchenken für die Königin und ven König, richteten ihr 
Reifeziel nach der Siegerftatt Theben, um Theil zu nehmen an ber Ein- 
weibungsfeier bes Heiligthums Amon» jeru, in weldhem fortan Amon 
und bie himmlische Hathor tbronen follten. Ein Freudengeſchrei erfüllte 


288 


bie Luft, als jie in Theben landeten. Schon von weiten wurden ber neu⸗ 
gierigen Menge am Ufer die Opfergaben und Geſchenke für vie Herricher 
gezeigt, denen man ein Salve rer mit lauter Stimme zurief. Zum zwei 
ten Mal, wie es wörtlich beißt, jollte die Neugeburt ver herrlichen Statt 
Theben gefeiert werden. Die Landung war gefchehen. Unter Trommel» 
Hang und Drommetenfchall zogen im Schritt der wohl georbneten Krie⸗ 
ger die Beſatzung ver Föniglichen Schiffe, die Schaaren ver bewaffneten 
und mit Friebengzweigen geſchmückten Mannfchaften Thebens und bie 
jungen Kämpen des übrigen Landes, Aethiopien mit einbegriffen, an 
ber erftaunten Menge vorüber, bie fich an ven Kriegstänzen ver libyſchen 
Tamahu ergögte oder bie wilden Geftalten ver heimgebrachten Banther 
im Gefolge ver Krieger bewunderte. Die Führer an der Spitze langte 
ber Zug bei dem Heiligthume an, wo bie üblichen Opfer zu Ehren ver 
Gottheiten mit frommen Gebeten und Wünfchen bargebracht wurten. 

Es muß der eitlen Königin zur höchſten Treude gereicht haben, 
in berartigen Unternehmungen den Stolz der königlihen Macht in 
feiner ganzen Größe zu empfinden. Ohne im Gewühl ver Schlacht turch 
Heldenthaten e8 dem Manne gleich thun zu können, verfuchte fie „zum Er- 
ſtaunen der Männer und nur ein Geheimniß für tie Götter“, wie die In⸗ 
ſchriften es melden (f. weiter unten) , in anderer Weife ven Ruhm ihres 
Daſeins und ihres Namens zu verewigen, in friedlichen Unternehmun⸗ 
gen, beven Umfang und Bedeutung für die Mitwelt von vornherein ihre 
ftolzen Hoffnungen ficherten. Thutmes, der junge Bruder, war vorher 
ausgefchloffen von ber Theilnahme an Reichsgeſchäften und verlebte, wie 
wir weiter unten fehen werben, als Kind und Knabe in aller Stille feine 
Jugend fern von den Augen ber ehrgeizigen königlichen Schwefter, ohne 
Würde und Amt in Buto, in jenen Sumpfgegenven, welche als Zufluchts- 
orte verbannter oder vertriebener Könige wie unnahbare Stätten angefehen 
wurden. Hatte doch felbft Iſis ihren Sohn hier verborgen gehalten, um ben 








289 


künftigen König Aegyptens ten Nachitellungen des Erzfeindes Set⸗Typhon 
zu entziehen. 

Und boch war er zu großen Thaten geboren, bie ihm tereinft un- 
fterblichen Ruhm verichaffen und einen Namen über alle Namen erwer- 
ben ſollten. 

Haſchop's Regierung wurde durch Äußere Feinde weber beunruhigt 
noch erſchüttert. Im Often ließen die tanaanitifchen Könige Aegypten 
unbebelligt , fanbten vielmehr als Zeichen ihrer frieblichen Gefinnung bie 
auferfegten Schaungen. Im Süten, in den nubifchen Landſchaften, 
walteten LTanppfleger ihres Amtes und lieferten die Erzeugniffe bes 
Bodens und der Berge an den Hof ab. Noch unter Thutmes II war 
ein gewilfer Son nad den Mittagslanden entjenvet worben , deſſen 
Namen und Würten bie Wände des Tempel von Semne verewigt 
baben. 

Inzwifchen wuchs das Kind Thutmes zum Jüngling heran und ver- 
langte nach ägyptiſchem Gefete Theilnahme an Thron und Reich. Bei⸗ 
des konnte ihm tie bereits hinwelkende und alternde Schwefter nicht vor- 
enthalten und fo zögerte fie gezwungener Weife nicht länger, ven Aegyptern 
ven eigentfichen Thronerben und Stammhalter des Haufes in feierlicher 
Weife als Mitkönig neben fi) auf ven Königsſtuhl zu fegen. Tiefen 
Groll im Herzen empfing ver britte Thutmes mit vollen Ehren und Na» 
men vie königliche Würbe an der Seite jeiner herrichfüchtigen, ehrgeizi- 
gen Schweiter. 

Seine erfte königliche Handlung trägt bie Zeitangabe vom Jahr XV, 
dem 27. Tage des Monates Pachons. Wir werten weiter unten bie 
Gelegenheit haben tarauf zurüdzulommen. Cine elfentafel in bem 
finaitiichen Gebirgsthale des Wadi Maghara zeigt uns vereint die ‘Dop- 
reiherricher Hafchop und Thutmes ILL, welche ven Schuß- Gottheiten ter 


Gegend, dem Supet des Oftens und ver himmlischen Hathor, ihre Opfer 
Brugſſch, Geſchichte Aegyptens. 19 


290 


und Huldigungen darbringen. Die Infchrift trägt an ihrer Spike vie 
Zeitangabe vom Jahre jechszehn. 

In dem vorangegangenen Jahre ihrer Regierung, dem fünfzehnten, 
war ein Wert begonnen worden, das in boppelter Beziehung unjere Auf- 
merkſamkeit beanſprucht. An dem Sodelwürfel einer ver berrlichiten 
Spisfäulen aus NRofengranit, durch welche bie Königin das große 
Reichsheiligthum zu Karnak, fo weit es bis dahin vollendet war, zu 
ſchmücken fich bemühte, befinvet fich eine gejchichtliche Nachricht, deren 
Hauptinhalt folgenrer if. Frau König, um ven männlichen Stand⸗ 
punkt ber von jich redenden Herrſcherin durch einen annähernden 
Ausdruck im Deutſchen wiederzugeben, habe das betreffende Werk 
an ter Südmark des Landes, alſo in ven Granit⸗Steinbrüchen ves 
„rothen Berges“ der Infchriften, in ver Nähe von Affuan, von ver Fels- 
wand losbrechen und an Drt und Stelle aufrichten laſſen in dem un: 
glaublich furzen Zeitraum von fieben Monaten, nämlich vom erften Tage 
des Monats Mechir ihres 15. Negierungsjahres an bis zum letzten Me- 
fori tes folgenten 16. Jahres. War tas ter Fall, fo mußte ver Antritt 
ihrer Regierung, alſo der Anfang ihres erften Jahres, in die Zeit zwi- 
fchen ven beiden Monaten gefallen fein, mithin vie Rechnung ver Königs- 
jahre nicht nach der bisher beliebten Annahme vom erjten Tage desjeni- 
gen Jahres beginnen, in welchem fie als König den Thron beitieg. 

Diefe Annahme vom wirklichen, nicht eingebilveten Tage Des Kegic: 
rungsantrittes findet ihre fichere Bejtätigung durch eine Zeitangabe aus 
ber Regierungszeit Thutmes III. Wie wir es weiter unten auf Grund 
ter Denkmäler: Jeugniffe lefen werten, hatte Thutmes am 4. Tage bes 
Monats Pachons ten ägyptiſchen Thron beftiegen. Damit im Einklang 
berichtet die große Siegestafel von Karnak, daß felbiger König im Jahre 
22 jeiner Regierung im Monat Pharmuthi ver Monatstag ift leiter zer⸗ 
jtört; die ägyptiſche Grenze verlaffen habe, um ſich wenige Tage jpäter, 


291 


im Jahre 23 an feinem Krönungstage, dem 4. Pachons, in Gaza zu be- 
finden. Hier liegt werer Verfchreibung noch Irrthum vor. 

Nach der Injchrift im Grabe feines Zeitgenoffen, des Adon der Krie⸗ 
ger Amenembeb, von welcher weiter unten ausführlicher die Rede fein 
wird, jtarb der König am fetten Tage des Monats Phamenoth im 54. 
Jahre jeiner Regierung. Thutmes III hatte fomit genau 53 Jahre unt 
11 Monat und 4 Tage regiert d. h. unter Zurech nung der Jahre ver 
Regierung feiner Schweiter, deren Alleinherrichaft ihm als eine ebenfo 
ungerechte als ungejegliche erſchien. Mit tiefer Negierungspauer ftimmt 
tie manetbonifche Regierungszeit für 12 Sabre ver gemeinfchaftlichen Dop- 
pelherrichaft und 26 Jahre der Alleinberrichaft in feiner Weiſe überein; 
ein ſchlimmes Zeichen für die verberbte Ueberlieferung ver manethonifchen 
Zahlenreihen. Die Zeitangabe auf tem Sodel ver oben genannten 
Spitzſäule ift nunmehr volljtändig erflärlih. Das Jahr 15 fchloß mit 
vem 3. Pachons ab, mit vem 4. Tage deſſelben Monates begann das 16. 
Yahr. Somit hatte man 3 Monate 3 Tage im Jahre 15, 3 Monate 
27 Tage im Jahre 16, im Ganzen aljo richtig volle ſieben Monate an 
dem Werke gearbeitet. 

Ob Thutmes III feine Schwefter nad) erreichter Diannbarleit vom 
Throne geitoßen habe over ob fie in Dfiris entjchlafen jet, das vermögen 
wir nicht zu willen, ta vie ‘Denkmäler barüber fchweigen. Wir be» 
grüßen vielmehr mit Freuden ben Alleinherrſcher in ven beiten großen 
Reichshälften, ter in feinen königlichen Doppelichiltern die Namen 
führte: 

Men-heper-ra Thutmes III 
1600 vor Chr. Geb. 
den großen Alexander der altägyptiſchen Geſchichte. 
Während einer verhältnißmäßig jo langen Regierungszeit von 53 


Jahren 11 Monaten 4 Tagen konnte ein thatfräftiger König Vieles und 
19* 


..292 __ 
Bedeutendes für fein Land leiften. Daß es Thutmes III getban, bezeugt 
eine ganze Welt hinterlaffener ‘Denkmäler aus feiner Negierungs- 
zeit, wenn auch heute in ihren legten Trümmern zufanmengeftürzt. 
Denn faft unzählig ift der Reichthum an Werken aller Art, von den 
größten QTempeln an bis zum winzigen Käferftein hin , welche ven Namen 
des größten Königs der damaligen Gefchichte führen. Von nun an ift 
diefer ein gemwaltiges Feld geöffnet. Aegypten felber bildet ven Mittelpunkt 
eines Weltverkehrs, ver durch Hantel und Kriege vermittelt, und unge- 
ahnte Blicke in die Vergangenheit und das Leben ber Völker der älteften 
Welt gejtattet. Wir werten erfahren, wie ver König es unternimmt ſich 
im Kampfe mit den mächtigften Reichen ter Altzeit zu meffen, und wie er 
feine Waffen bis zu ven äußerten &renzen ver damals befannten Erde 
trägt; ſei e8 nach Afien im Often, fei e8 im Weften nach Libyen ober im 
Süden bis in das Herz von Afrika hin. Wir werben, nach Namen und Zahl. 
nach Maaß und Gewicht, vie Fülle von Erzeugniffen ver fremden Länder, 
zum Theil unter ihren einheimischen Benennungen, kennen lernen, welche ber 
Boden der Erbe zu Tage förberte, oder die funftfertige Hand des geſchickten 
Arbeiters für bie Zwecke des Krieges oder bes Friedens zu jchaffen ver- 
itand. Wir werten ftaunen ob des maßlofen Reichthums, welcher in 
den Schatlammern ter Heiligthümer aufgehäuft ward. “Diejelben In—⸗ 
ichriften, wohl damals in einem Zuſtand befferer Erhaltung, welche einft 
die thebanischen Weifen tem römischen Kaiſer Germanicus bei feinem Be⸗ 
juche in ber alten Amonftabt von ber fteinernen Wand bes Tempels her- 
ablafen und erklärten, bejtätigen noch heut zu Tage, was uns Tacitus dar⸗ 
über berichtet hat. „Es wurden abgelejen*, alfo fagt dieſer Schriftiteller, 
„die den Völkern auferlegten Schatungen, das Gewicht an Silber und 
„Bold, die Zahl der Waffen und Pferde und vie ven Tempeln verliehenen 
„Geſchenke an Eifenbein und Wohlgerüchen, wie viel jegliches Volt an Ge⸗ 
„treide und allerlei Geräth leiften mußte, wahrlich nicht weniger großartig 





293 


„ald was gegenwärtig bie Gewalt der Parther ober die römifche Macht 
„auferlegt.“ 

Beginnen wir daher mit dem was dem Könige Thutmes ILL in ben 
Augen feiner eigenen Zeitgenofjen den Ruhm eines gewaltigen Fürften 
ſicherte, mit feinen Kriegen und Siegen über bie ganze damals befannte 
Welt. Die Berichte barüber.waren in heiligen Zeichen eingemeißelt auf ven 
inneren Wandflächen der Umgänge und des Vorfanles, welche das Aller: 
heiligfte des Amon» Tempels zu Karnal (im Altertfume würten bie Aegypter 
an Stelle dieſes heutigen arabijchen Namens, Ape over Apet gefagt haben) 
nach Norten, Weiten und Süden bin umgaben. Verfallen, zerftört, 
verfchleppt, haben fich von ven langen Infchriften nur einzelne Stücke er- 
halten, doch immer noch bedeutend genug, um bie Haupttheile des großar- 
tigen Berichtes der Siegestafel Thutmes III zufammenzuftellen und eine 
allgemeine Vorſtellung über die Auspehnung ter Kriegszüge des Königs 
zu gewinnen. 

Mehr als dreizehn Feldzüge hatte ver große Pharao in einem Zeit- 
raume von beinahe zwanzig Jahren gegen bie ausländifchen Völker zu 
führen, wobei Stadt auf Stadt zu ftürmen war, Fluß auf Fluß zu über: 
fchreiten, Lane auf Land in langen Tagereifen unter ven Beſchwerden 
eines fremden Himmelsftriches und einer feindlich gejinnten Bevölkerung 
zu burchmeflen war. Unter der Herrichaft ber „Frau König" Haſchop 
waren allmählich die ven überwundenen Völkern auferlegten Schatungen, 
welche alljährlich an ven Hof Pharao's abgeliefert werten mußten, aus» 
geblieben, ven ägpptifchen Mahnungen ein taubes Ohr oter gar Drohun- 
gen entgegengefegt worden und fo blieb es nicht aus, daß zulegt vie Kö⸗ 
nige fammt ihren Völkern bie ägyptifche Oberhoheit unter dem Scepter einer 
Frau König auflündigten und Stellung gegen das Reich im Nilthale nah⸗ 
men. Dazu kam, daß um biefelbe Zeit in dem mächtigen Staate der 
Chaldäer an ven Ufern des Euphrat eine große Veränderung eingetreten 


294 


war. Das chalräiiche Königshaus war vom Süren her von den Ara- 
bern anzegriffen und bie herrichenten Fürften im Lande gejtürzt und 
vertrieben oter in Gefangenschaft geführt worten. Cine neue Zeit brach 
herein, tie Zeit der arabijchen Könige in Babylon, welche von ta an 
lange Iahre hindurch im Flußlante von Mejopotamien die Herrſchaft 
führten. Alle viefe Begebenheiten, welche kurz vor Thutmes’ III Allein⸗ 
berrichaft einen gewaltigen Umfchlag im Völkerleben vom Euphrat bie 
zum Meere im Weften bin hervorgebracht hatten, konnten nicht 
verfehlen ihre Wirkung auf Aegypten auszuüben. Die Aegypten zunächſt 
wohnenden Stämme von Ober-Ruthen und die phönizifchen „Dinterländ- 
ler“⸗Chalu, und ihre ſüdlichen Nachbarn in Zahi hatten fich frei und un- 
abhängig vom Joche der Aegypter erklärt, nur der König und das Volt 
von Gaza hatten dem Aegnpter vie alte Freundichaft bewahrt. 

Ruthen und Zahi bildeten in ven verſchiedenen Jahren des Krieges 
ben Kern der Angriffspunfte. Nach errungenen Siegen müffen beite 
Länder ſich dem Pharao Thutmes ILL unterwerfen, ver mit feinem Heere 
heimmwärts zieht, um in ven Zwijchenzeiten des im Oſten geftifteten Frie- 
eng, bie aufftänbiichen Völker im Weiten und Süden Aegyptens zur 
Ruhe zu bringen und zum alten Gehorfam zurüdzuführen. 

Wie ich bereitö oben gelegentlich zu erwähnen Veranlaffung fant, 
brach ver König mit feinem Deere im Monat Pharmuthi, wahrfcheinlich 
gegen ten Schluß deſſelben, von ter äghptifchen Grenze auf. Als Aus: 
gangspunft wird genauer bie Vefte an der Oftmark von Zalu over Zo'an⸗ 
Zanis genannt. Den weiteren Verlauf des Zuges wird bie hier folgende 
wörtliche Ueberſetzung der ägyptiſchen Weberlieferung urkundlich be- 
zeugen. 

„Der König Thutmes III [— möge er immerbar leben! — 1 bat 
„ven Befehl erlaffen, daß aufgeftellt werde [ver Bericht feiner Siege, 
„welche ihm gefchenkt hat fein Vater Amon] in Geftalt einer Gedenktafel 


295 


„in dieſem Heiligthume, welches der König errichtet Hat feinem Vater [dem 
„thebanifchen Gotte Amon. Aufgeftellt ift darin das Verzeichniß ter 
„Stäbte, welche er erobert hatte auf feinem] Zuge nach ihren Namen mit 
„Binzufügung ver Beute, welche weggeführt Hatte [ver König aus) allen 
„Ländern)], welche ihm überliefert hat fein Vater, ver Sonnengott Ra.“ 

„Int Sabre 22, im Monat Bharmuthi (am? Tage, da befand jich ver 
König in) 

„der Veſte Zalu auf feinem erften Feldzuge um zu [erweitern] 

„die Grenzmarken Aegyptens durch feine] Siege. 

„Nun war die Zeitpauer berfelben X + 2 Jahre. [Die fremten 
Könige hatten gefät] 

„Zwietracht. Jedermann wer im..... gegen . .... 

„Die ‚Stämme ?) welche daſelbſt ſaßen 

„in der Stadt Scheruban, fie machten ven Anfang mit Irza 

„und fanden ihr Ende an den äußerften ver Erde, ausgenommen bie, 
welche fich aufgelehnt hatten gegen den König. Im Jahre 23 am 
4. Tage tes Monats Bahons, dem Zage feiner Thronbeftei- 
gung, 

„befand er ſich in der Statt, welche inne hatte ver Herricher von 
Gazatu (Gaza)... .... 

„Am 5. Pachons brach erauf von dieſem Plage voll Kraft [und Stärte) 

„in Macht und Triumph, um zu überwinven jenen elenden Feind 
und um zu erweitern 

„die Grenzmarken Aegyptens, nach dem Befehle feines Vaters Amen 
[der ihm fchenft, 

„was er befitt. Im Iahre 23 am 16. Pachons nach Ihem. 
Befehl gab [ver König] 

„zu einer Berathung mit feinen Kriegern wegen des Krieges, indem 
er alfo redete: Jener feindliche König 


296 


„von Kadeſchu ift angelangt. Er ift eingezogen in Makitha (Me- 
giddo). Er befindet fich [pafelbjt] 

„in biefem Augenblide. Er bat zu fich verfammelt die Könige [aller! 
Völker, [welche wohnen] 

„gegen das Waffer von Aegypten hin bis zum Lande Naharain [die 


„vie Chalu (Phönizier), die Kidu (Kittim), die..... ihre Noffe, 
ihre Krieger [in großer Zahl:. 

„Alfo retet er: ich werbe ftehen bleiben vor [dem König Aegyptens 

„in Makitha (Megiddo). Sagt mir [welcher Weg nach diefer Statt 
einzufchlagen ift?] 

„Sie rebeten vor dem Könige: wie wäre bas, einzufchlagen ven Weg 
auf 

„jener Straße, welche geleitet zu teu Engpäffen! Denn man [bat 
Kundſchaft alfo) 

„lautend: bie Feinde tafelbft ftehen auf [ver Lauer und ungang- 
bar ift] 

„die Straße für eine zahlreiche Menge. Denn ſiehe! nicht kann geben 
ein Roß hinter [dem andern, noch ein Menſch hinter] 

„den Menfchen in gleicher Weife. Werben denn nicht [tie Feinte 
fih aufjtellen, um] 

„dort zu fümpfen, während [das Kriegsvolf] ſtill fteht? Cine breite 
Straße geht 

„von "Aluna aus, fie bietet ihnen feine Gelegenheit zum Angriff tar, 
und in Betreff des Weges auf] einer breiten Straße 

„ıft fie ver einzige Weg. Nimm fie in Rüdficht. Laß uns gehen 
auf berfelben, wir werden hervor] fommen |bei; 

„zasansnasta (Thaanach). Ein anverer |Weg], ven du in Rückſicht 
nehmen magjit, 


297 


„it die Straße nörblich von Ziftha (Zaphat). Wir fommen auf 
biefer im Norden von Makitha Megiddo) heraus. 

„Wo auch immer unfer fiegreicher Gebieter gehen wirt, [wir werben 
ihm folgen] auf ihm (vem Wege), 

„Kur laffe er uns nicht gehen auf der ungangbaren Straße. Unt 
fiehe! [va famen an] 

„die Späher, welche ausgefenvet hatte ver König] wegen ber Abfich- 
ten [der Feinde unt] 

„Te rebeten in Gegenwart bes Könige. Da jprach die Heiligkeit 
Pharao's, — möge er leben, heil und gefund fein! — [alfo:] 

„So wahr mich liebt der Sonnengott Ra, zum Zeugen rufe ich 
meinen Vater Amon an, ich, der Sohn des Sonnengottes Ra) 

„mit einem reinen Xeben, ich werde einhergehen auf der Straße von ’A- 

„una. Laßt ven, welcher unter euch ven Wunſch Bat, einherziehen 
auf landeren] 

„Straßen, welche ihr genannt habt. Aber laßt kommen [diejenigen 

„unter euch, welche mir folgen wollen. Denn e8 würben alfo reden 

„die Feinde, welche nichts wiffen vom Ra: Schreitet nicht ver König 
auf einer 

„anderen Straße einher? Er will fich entziehen unferem Schreden. 
Da ftimmten fie zu 

„indem fie alfo reveten vor vem Könige: Es ſchenke Dein Vater Amon 
von Theben 

„uns Schuß unt Heil, wenn wir Dir, dem Könige, folgen an allen 
Orten, wo immer Du gehen wirft; 

„dern der Diener foll fein hinter feinem) Herren. Da zeigte fich ver 
König] 

„im Angeficht feines gefammten Kriegsvolkes indem er aljo zu ihnen 
redete: ı 


„Es gebe Amon die Führung zu*) [guten Wegen!) Es leifte ein 
Jeder von ten Kriegern einen 

„Eid, alfo fprechend: Nicht werbe ich voranfchreiten 

„vor vem König, um ‚ihn zu jchügen gegen bie Feinde. Ich werte 
ihn, den König, laffen] 

„vorangehen vor feinem Kriegsvolke jelber. Da ließ ver König fein 
Roß und ging] 

„auf feinen Füßen, und vie, welche gingen, das Roß war hinter 
ihnen. Alto zog einher der König] 

„an ver Spige feines Kriegsvolkes. Im Jahre 23, am 19. Pa- 
chons wurde aufgejchlagen 

„des Königs Zeit bei ber Stadt Aluna. Aber ver König zog 


weiter 
„vorwärts. Sein göttlicher Vater Amon-ra, der Gebieter von 


Theben) 

„war vor ihm, und Gott Harmachu (dev Lichtgott von Heltopolis) 
neben ihm)... ... 

„ter Vater Amon:ra, der Herr von Theben, Sieg für [;Deinen] 


„im Kampfesgewühl, zahlreich find ....... 

„Das füdliche Horn bei ter Stadt Ta⸗'a- na⸗ka] Taanach) ........ 
„das nördliche Horn in dem Winkel ſüdlich von der Start Megiddo 
„der König war in ihrem Angeficht 

„Sie fallen zu Boden, und ter feindliche König... .... - 

...... lie ...... 


) Die Uebertragung ift ſehr unficher. 


(Hieran reiht fich mit Ausfall von brei oder vier Zeilen“) das fol» 
gende große Bruchſtück) 

„Aaslusna. Der Nachtrab der tapferen Krieger des Königs [blieb] 
bei ‚der Stadt] 

„Aluna. Der Vortrab Tam heraus in das Thal. | 

„Ste füllten an ten Grund dieſes Thales. Da rebeten fie aljo zu 
tem König: 

„Möge hervortreten ver König in Begleitung feiner Krieger zur 
Schlacht, es tft ihrer voll 

„das Thal, wir werten gehorchen unferem Kriegs» Herren in dem 
‚Rampfe], 

„wir werben befchirmen unjeren Herren und ten Nachtrab feiner 
Krieger fammt feinen Leuten. 

„Wir haben [gelaflen] ven Nachtrab ver Krieger nach hinten, damit) 
fie kämpfen gegen 

„a8 Land ..... der 'Aam, damit wir nicht thun nach unſerem 


„nnſere Krieger. Und es nahm Aufjtellung der König außen von 
ihnen... . 

„daſelbſt um zu befchirmen ten Nachtrab feiner Krieger in ber 
Schlacht. Da hatten erreicht tie... ... 

„und bie Krieger famen hervor auf tiefer Straße. Es war bahin 
gerollt 

„die Sonne, da hatte ter König erreicht ven Süten von Megiddo an 
„dem Ufer des Baches Oinaa Kanah). Es waren (weitere) fechs Stun: 


*) Bon biefen babe ich im Jahre 1851 folgende Worte deutlich zu leſen ver- 
modt 

......... die Königslinder 

„ſowie ....... , fie wurden gethan, gleichwie cr es wünſchte in die (Stabt 
Aluna u. ſ. w.) 


300 


„ven Tahingerollt vom Tage. Da ward aufgefchlagen das Yager, und ver 
„König zeigte fich im Angeficht aller feiner Krieger alſo redend:] Haltet 
„euch bereit, vüftet zu euer Waffengeräth, denn man wirb zufammen- 
„treffen zum Kampf mit biefem elenten Feinde in ver Frühe des nächſten 
„Morgens, darum weil...... 

„zufammenvereinigt an bem Zelte Pharao's, es wurde gemadht von 
„dem Gepäd ver Führer und von ven Geräthen (2; der ‘Diener. Als auf: 
„gezogen wurde bie Wache, welche bie Krieger hielten, va redeten fie: 
„feiten Muth, feften Muth! Wachet, wachet! Wachet über das Leben an 
„des Könige Zelt! 

„Man kam um dem Könige zu melden: Meru (Aegypten) ift wohl 
„auf und die edlen Gejchlechter und das Kriegsvolf des Süd» und Nort- 
„landes gleichermaßen. 

„Im Sahre 23 am 21. Bahons, am Fefte des Neus 
„mondes, welcher ausgleicht die Krönung des Königs, in ber Frühe 
„des Morgens, da ward aufgegeben allen Kriegern, daß fie öffne: 
ten. ..... | 

„Der König zog einher auf feinem Wagen von Kupfer, verfehen 
„war er mit allem nothwendigen Geräth, er war gleichwie Hor ber 
„Schläger, der Herr ter Macht und gleichwie Menthu, der Herr von 
„cheben. Sein Vater Amon machte ftark feine Hänte. Das Horn ber 
„Krieger des Königs an tem jürlichen Berge befand fich am Bache] von 
„Dina, das nörblihe Horn im Norbweiten von Megiddo, der König in 
„ihrer Mitte, Amon an feiner Seite... ... 

„jeine Glieder. Da bemächtigte fich ver König ihrer vor jeinen 
„Kriegern. Dieſe bewunderten den König wie er ihrer Herr ward. Da 
„nahmen fie Topfüber tie Flucht nach Megiddo zu, in ihrem Angefichte 
„das Entjegen, und ließen im Stich ihre Pferde und ihre goldenen unt 
„Kilbernen Wagen, und wurden hinaufgezogen wie mit Striden an ihren 


301 


„Kleitern zu tiefer Stadt, denn bie Leute hatten ſelbige Stadt zugeſperrt 
„wegen der Thaten bes Königs.) 

„Während fie nun an ihren Kleitern binaufgewunden waren auf- 
„wärts zu tiefer Statt, oh! daß doch ta die Krieger tes Königs nicht 
„nachgegeben hätten ihrem Wunſche zu erbeuten vie Dinge ber Feinbe..... 

„Megiddo zur felbigen Stunde. ‘Denn es ward hinaufgezogen ber 
„elende König von Kadeſch fammt dem efenven König viefer Stadt (Me- 
„giddo), aljo daß fie entwilchten und hineinkamen in ihre Stadt. Da 
„ward ter König entſetzt ...... | 

„Und es gewann Macht feine Krone über fie. Da wurten erbeutet 
„re Pferte, ihre goldenen und filbernen Wagen, welche gefertigt waren 
„int Lande ber Afebi (CCypern). Sie zappelten baliegend in Haufen gleich« 
„wie tie Fifche auf dem Erdboden. ‘Die tapferen Kriegshaufen des Königs 
„zählten nach vie Dinge verfelben. Siebe da, fie hatten erbeutet das Zelt 
„des elenvden Königs], in welchem fein Sohn ſich befand). ‘Da jtießen 

„die Krieger allzumal ein Freudengefchrei aus und gaben Ehre dem 
„Amon, dem Herrn von Theben,! welcher gegeben hatte feinem Sohne 
„ven Sieg. Unddie....... des Könige gewährten feine Kraft. Und 
„tie legten vor die Beute, welche fie weggeführt hatten an Händen, an 
„lebenten Gefangenen, an Stuten, an Wagen, an Gold und Siüber, an 
„allen fonftigen Dingen., Da fprach der König: danket dem Anton für 
„ven Schug, welchen gegeben bat mir, feinem geliebten Sohne, ver 

„Sonnengott Ra an diefem Tage. Betreffend alle Könige jeglichen 
„Bolfes, welche fich gezeigt haben als Feinte in ihrem Innern, und in 
„Betreff deſſen, daß eine Macht von taufene Städten die Macht von Me⸗ 
„giddo tft, ſollt ihr euch bemächtigen ....... 

„Lie Anführer ter Leibwächter um 'heimzufehren,] ein jeglicher an 
„seinen Pla. Und fie verließen viefe Statt und biieben] bei dem Damme, 
„welcher eingefaßt war mit frifchen grünen Bäumen von allerlei Holzart 


302 


„ihrer Gegend. Und es war dem Könige ein Wohlgefallen darin zu fein 
„als in einer Veſte im Often biefer Stabt. 

„Der König befahl ven Plag auszubauen und ihn zu umgeben mit‘ 
„dickem Gemäuer und mit biden [Zinnen]) und ber König gab ihm ten 
„Namen: „Menscheper-va, welcher genommen bat das Blachfeld ver 
„Afiaten“ und e8 wurden Wachen aufgeftellt vor ver Wohnung des Könige 
„und ihnen gefagt: Feſten Muth, feiten Muth! Wachet, wachet! Wachet 
„über das Leben an des Königs Zelte!) Der König [gebot den feindlichen 
„Bewohnern, daß niemand fich zeigen dürfe) 

„von ihnen außerhalb, hinter biefer Mauer, ausgenommen war ver 
„Ausgang in entgegengefegter Richtung, an vem Thore ihrer Veſte. Sol: 
„es alles hatte ver König gethan dieſem elenden Könige und feinen elen- 
„ven Kriegern. Es warb aufgejtellt bei Tage in feinem Namen und in tem 


„und e8 warb aufgejtellt auf einer Rolle von Leber in bem Heilig: 
„thume tes Amon am jelbigen Tage. Da famen bie Könige tiefes Landes 
„jammt) ihren Kindern? um anzubeten vor dem König und um zu er- 
„gehen den Odem für ihre Naſe wegen ver Stärke feines Armes und wegen 
„rer Größe feines Geiſtes. 

„Und e8 traten herzu die Kinder ter Könige, vor Pharao und reich: 
„ten tar ihre Gaben an Silber, Gold, Blauſtein und Grünftein, une 
„trugen berbei Getreite, Wein in Schläuchen und Früchte für die Krie- 
„ger tes Königs, denn ein Jeder von ten Kitti hatte Sorge gehabt nad 
„\olher Zufuhr wegen ver Heimfehr. Da verzieh der König den fremden 
„Hürften in Gnaren wegen... ... 

‚VBerzeihniß ber Beute: 

3401 lebende Gefangene, 

83 Hänte, 

2041 Stuten, 





303 


191 Füllen, 
6 Stiere, 
1 Wagen, bejchlagen mit Gold, auch ver Kaften von Colt, tem 
feindlichen König gehörig, 
[31] Wagen, befchlagen mit Golt, bes Königs von....., 


892 Wagen feiner elenden Krieger, 
924 zujammen. 


1 fchöner eiferner Harnifch eines feintlichen Königs, 
1 ſchöner eiferner Harnifch des Königs von Megiddo, 
200 Rüjtungen feiner elenden Krieger, 
602 Bogen, 
7 Stangen, befchlagen mit Gold, vom Zelte des feinplichen 
Königs. 
Ferner hatten die Krieger Pharao's als Beute an fich genommen: 
en [Rinder], 
.... übe, 
2000 Zicklein, 
20,500 weiße Ziegen. 

Verzeihniß deſſen, was nachher ter König wegführte an 
Eigenthum aus der Wohnung des feintlichen Königs, welche [ich befant 
in den Stätten] Inn'am, Anau-Gas und Herinofol, ſammt ven [Erlen] 
diefer Stäbte, welche jich ergaben [vem Pharao auf Gnade und Un: 
gnade: 


. 00080 0 08 0 8 0 08.“ 


87 Kinder biefes Königs und ber mit ihm verbündeten Könige, 
5 Marina (Herren), welche fich ihnen angefchloffen hatten, edle 
Männer. 


304 


1596 Knechte une Mägte, ſammt den Kindern derjelben, 
103 Yeute, die fich ergaben, welche die Hungersnoth der Hand dieſes 
Königs entführt hatte, 
2503 tie Geſammtzahl. 

Außerdem Edelſteine, golvene Schüffeln und mancherlei Geräth, 
ein großer Krug mit Doppelbenkel, eine phöniziche (Chal) Arbeit, ... .. 
Schalen, ....... verichiedenartige Gefäße zum Trinken, große Waffer- 
rinnen, 

97 Schwerter, 

1784 Pfd. golpner Ringe, welche in ven Händen ber Künftler gefun- 
ben wurden, 
966 Pfd. ... Unzen filberner Ringe in großer Zahl, 

1 Bildfäule aus...... ber Kopf aus Gold, 
Ellen mit Köpfen daran ) aus Elfenbein, Ebenholz, Cedern⸗ 
Pat-ftäbe | bolz, ausgelegt mit Gold, 

6 Stühle des feinplichen Königs und die Fußſchemel dazu, aus 
Elfenbein und Cedernholz. 

6 große Tiſche von Ceternholz, ausgelegt mit Gold und Edel⸗ 
jteinen, 

1 Stab res Königs, nach Art eines Scepters gearbeitet, ganz und 
gar aus Gold, 

1 Pflug, ausgelegt mit Gold, 

1 Bildſäule des feintlichen Königs, die Köpfe daran aus Gold, 

..... eiſerne Geräthſchaften, 

viele Gewänder des Feindes. 

Auch die Felder wurden in Feldſtücke abgetheilt und abgemeſſen von 
den Vermeſſern des Königshauſes und ward eingeheimſt ihre Ernte. 
Verrechnung der Ernte, welche der König fortnahm von den 
Feldern der Stadt Megiddo: 


305 


230,000 [+ x] Metzen Korn, ohne das was zu Grunde ging beim Ein- 
ſammeln durch das Kriegsvolf des Könige. 


[Steuer] des Landes Ruthen im Jahre 32: 
Abgabe des Königs von Affur: 
20 Pf. 9 Unzen das Gewicht eines Blodes von ächtem Blauftein, 


430 Bf. — +] tas Gewicht zweier Blöcke von ächtem Blauſtein. 
50 Pf. 9 Unzen das Gefammtgewicht ver 3 Blöcke. 


Blauſtein von Babel 
von Hertet-Stein viel Geräthe von Alfur. 


Abgabe der Könige von Ruthen in diefem Jahre: 
die Tochter eines Königs gefhmüdt mit... .. . 
.... Gold, 
..... Blauſtein dieſes Landes, 


65 Knechte und Mägde feiner Steuer. 
4 Wägen, beichlagen mit Gold, der Kaften vergoldet, 
6 Wägen von Kupfer, ver Kaſten von Agat, 


10 Wägen in allem. 


45 Farren und stälber, 

600 + [x] Stiere 
[Die Menge bes Getreides) war gar nicht zu meffen. 

104 Pf. 5 Ungen wiegend eine filberne Kanne mit Dengen, 
eine goltene Sturmhaube, ausgelegt mit Blauftein, 
ein eiferner, mit Gold verzierter Harnifch. 

823 Kannen Balfam, 

1718 Kannen Wein und Donig, 


„viel Spelt, 
Brugjh, Geſchichte Aegyptens. 20 


306 


„Elfenbein, 

„Severnholz, Meru-Holz, Pesga⸗Holz, Zagu⸗Holz und alle fonfti- 
„gen Arten des beiten Brennholzes, 

„und viele fonftige werthvolle Erzeugniffe dieſes Landes, welche 
„an allen Orten, welche ter König berührt hatte, in das Zelt 
„gebracht wurden. 


„sm Jahre 34 Verzeichniß der Abgaben, welche der König weg- 
geführt hatte aus dem Lande Ruthen. 
Die Abgabe des Königs von Aſſur: 
Armfpangen von Masq und von mrachu-Xteber, ein geheimniß- 


Wägen mit Holzlöpfen taran 
180 [+ x] agaratı. 
343 [Wägen] mit einem Holzjoche, 

50 Cedernbaumſtämme, 

190 vom Meru-Baume, 
205 Kanakat aus Nib-Holz. 

Hieran reiht fich ein zweites größeres Bruchftüc (gegenwärtig in ven 
ägpptifchen Sammlungen zu Paris), deſſen Inhalt nicht weniger belehrend 
ericheinen bürfte als die Worte ber vorftehenden Siegestafel. 

Die allgemeine Ueberſchrift dazu beginnt mit folgenden Worten : 

„Befohlen hat ver König, aufzuftellen vie Siege, welche ihm verliehen 
„hatte fein göttficher Vater [Amon von Theben)] auf biefe fteinerne Wand 
„in dem Gotteshaufe, welches ter König neu gebaut hatte. 


307 


„sm Sahre 29 da war der König in der Stadt [Tunep] um zu 
„verderben ihre Bewohner, welche fich aufgelchnt hatten wider ihn, 
„auf feinem fünften Feldzuge. 

„Damals eroberte der König die Stadt Ua...t..... 

„Es priefen ven König feine Krieger und fie richteten ein Dankgebet 
„jan Amon von Theben wegen) ber Siege, [welche er verliehen hatte] 
„einem Sohne. Das erjchien dem Könige Tieblicher als alles Webrige. 
„Nach viefem begab fich ter König in das Vorrathshaus ver Opfer und 
„es ward hergerichtet ein rechtes Opfer dem Gotte Amon] und dem Gotte 
„Hormachu an Rindern, Kälbern, Geflügel [und an allen fonftigen Opfer- 
„gaben, im Namen des Königs] Thutmes III. Möge er immerbar leben ! 


Berzeichniß der Beute, welche aus diefer Stadt weg— 
geführt warb: 
„An edlen Leuten des Volles vom Lande Tunep: 
„Der König diejer Stabt 
329 Marina (Herren) 
100 Pf. Silber, 
100 Pf. Gold, 
Dlauftein, 
Grünftein, 
Geräthe aus Eifen un Erz. 
„Man bemächtigte fich ver Schiffe |welche trugen] eine Ladung an 
allen Dingen, an 
„Ruechten und Mägden, 
„Erz, 
„Blei, 
„Weißgolb 
„und allen fonftigen brauchbaren Dingen. 


„Während dem der König zurüdfehrte nach Aegypten [va war] fein 
20 * 


308 


„fein Herz voller Freude, denn er raubte per Stadt Aruthut ihr Ger 
„treite und ließ vernichten alle ihre beiten Pflanzungen. 
„Dann [308] der König [durch] das ganze Land Zahi. 

„Shre Bäume waren voller Frucht und es wurden gefunden ihre 
„Weine, niebergelegt in ihre Kellern jowie in Schläuchen. Ihre Getreide 
„lagen auf ver Tenne, um gebrofchen zu werben. Ihrer war mehr als ter 
„Sand am Ufer. Das Kriegsvolk bemächtigte fich aller ihrer Dinge. 


Berzeihniß der Beute, welche ver König weggeführt 
hatte auf diefem Zuge: 


51 Knechte und Mägde, 
40 Stuten, 
10 Silberſchüſſeln, 
470 Kannen Balfam, Del, Honig, 
6428 Kannen Wein, 
Erz, 
Blei, 
Blauftein, 
Grünftein, 
3636 Ziegen, 
Mancherlei gutes Gebäd, 


Sonftiges an vorzüglichen Früchten dieſes Landes. 


„Da beraufchte fich das Kriegsvolf und fulbete fich mit Dele, gleich- 
„wie es zu geichehen pflegt an den Sefttagen im Lande Aegypten. 





309 


Im Jahre 30 da befand ſich der König im Lande Nuthen auf feinem 
VI. Zuge, 

„und kam zur Stabt Kaduſch und vernichtete und ließ abfchneiven alle ihre 

„Bäume und wurbe verladen pas Getreibe. 

„[Bon da zog der König nad) ver Stabt ..a...tu und kam zur Stabt 
„Zamar (Sempra) und fam zur Stabt Aruthut (Aradus) und that ihnen in 
„gleicher Weife. 

„Berzeihniß der Beute, weldhe dem Könige vorgelegt 
„ward von den Königen tes Landes Ruthen in dieſem 
„Jahre: 

„Damals wurden vor ihn geführt die Kinder der Könige und 
„ihre Brüder, um zu bleiben als Geißeln in Aegypten, ulfo daß, 
„wenn Einer von biefen Königen ftürbe, dann ter Pharao feinen 
„Sohn von bannen ziehen ließe, um zu ftehen an feiner Stelle. 
4 Kinder von Königen, weggeführt in viefem Jahre, 
181 Knechte und Mägpe, 
188 Stuten, 
9 Wägen mit Beichlag von Gold und Silber, 
40 Wägen, bemalte. 
„Im Sahre 31, am 3. Pachons, wurden zufammengebracht die Ges 
„Fangenen des Königs von felbigem Sahre, welche weggeführt waren 
‚aus der Stadt An-ansruth, welche gelegen ift am fer des Sees 
Nes⸗ro⸗an. 
490 lebende Gefangene, 
... Wärter (?) des jungen Sohnes bes feindlichen Königs, 
. .. Leute, welche gejegt waren über das Haus ber Weiber, welche 


darin waren, 
494 Yeute in Allem. 


26 Stuten, 
13 Wägen, tie mit allem nothwendigen Geräth verfehen waren. 


310 


„Da der König felbige Statt in kurzer Zeit erobert hatte, nahm man 
„als Beute was fich entgegen ftellte. 


„Die Abgaben ter Könige von Ruthen, welche gefom- 
men waren um niederzufallen vor dem Könige in biejem 
Sabre: 

...... Knechte und Mägde, 
........... dieſes Landes, 
761 Pf. 2 Unzen Silber, 
19 Wägen, mit Silber befchlagen, mit allem nothwendigen ©eräth 
verjeben, 
104 Rinder zu den Farren, 


172 Kälber zu den Kühen 
276 in Allem. 


4622 Ziegen, 
40 Ziegel Roherz, 


... [Harnifche geihmüct] mit Gold, 

41 Lederkoller, bejegt mit Schuppen von Erz 
„und alle ihre fonftigen Erzeugniffe von Werth ſammt ven beften 
„Holzarten felbigen Landes. Und jeder Halteplatz, nach welchem ver 
„Rönig kam, war verjehen mit dem nöthigen Vorrath an Broten 
„unterfchtedlicher Art, an Del, Balfam, Wein, Honig und.........- 
„deifen war mehr als alles Vebrige, mehr als die Krieger des 
„Königs felber es wußten. Das ift fein Märchen. Sie wurden 
„aufgeſtellt auf eine Tafel in des Königs Haufe, um nicht hinzuzu⸗ 
„fügen ihre Zahl auf diefem Steine, auf dafs nicht zu viel würde der 
„Worte, fondern auf daß gegeben würde ihre Bejchreibung an ben 
„Platz, Iwojelbft] fie machen....... 


311 


„Es ward vorgefchrieben eine Abſchätzung tem Lande Ruthen an 
„zahlreichen Getreite, an Weizen, Korn, Spelt, Balfam, frifchem 
‚Dele, Wein, Früchten und an allen vortrefflichen Dingen tes 
„Lantes. Man übergab biefelben dem Schaghaufe um prüfen zu 


33 verfchievene Arten von..... , dazu 
„Alabaſter und allerlei ſonſtige Edelſteine dieſes Landes, ſammt 
„vielen Steinen für ven Feuerfluß () im. .......... 
„und alle ſonſtigen guten Erzeugniſſe dieſes Landes. 


„Zurüdgelehrt war ter König nach Aegypten. Da 
„langten an die Senpboten der Ganabut, weldhe mit fid 
„Führten ihre Abgaben an: 

5.... Weihrauch und Kama, 
10 Neger für ven Dienft, 
113 Rinder und Kälber, 
230 Stiere 
343. in allem. 
„Außer dem, was verladen hatten die Schiffe an: 
„Elephantenzähnen, Ebenholz, Parbelfellen und allen fonjtigen 
„wertboollen Erzeugniffen felbigen Landes. 


Terner die Abgaben des Landes Uana-t:: 


5 ......... aus dem Lande Uauast, 
31 Rinder und Kälber, 
61 Stiere, 


97 zufammen. 
„Außer dem, was verladen hatten tie Schiffe an jonftigen Erzeug- 
„niffen felbigen Landes. 
„Solcher Geftalt waren die Abgaben des Yandes Uaua⸗t. 


Al 
80 
606 


— 


„Im Jahre 33 da war der König im Lande Ruthen 
„und kam zum Waſſer im Stromlande Naharain, um daſelbſt auf⸗ 
„uſtellen zwei Gedächtnißſteine, den einen] an der Oſtſeite ſelbigen 
„Waſſers, den andern neben dem Gedächtnißſtein ſeines Vaters 
Thutmes I. 

„Dann zog weiter aufwärts der König um zu erobern die Städte 
„und um dem Erdboden gleich zu machen die feſten Plätze des Königs 
„des elenden Landes Naharain auf [feinem VII. Feldzuge). 
........................ und der König) war hinter 
„ihnen ber, auf die Yänge einer Meile und fein einziger ſchaute bin- 
„er fich, denn fie waren bedacht auf bie Flucht und fprangen wie 
„die Zidlein des Gebirges. Da flogen die Roſſe des Königs 

"„Berzeihniß der Beute, welche wegführten) alle 
„Krieger des Könige: 
Könige und ihre Weiber, 
Männer, im Kampfe überwunden, 
Kuechte und Mägde und deren Kinder. 


. Leute die fich übergeben hatten auf Gnade und Ungnade und deren 


521 


Weiber. 

.......... wegführend ihr Getreide. 

„Kam ber König zur Stadt Ni auf dem Rückwege. Nachdem er 
„dafelbft angelangt war, ftellte er auf feinen Gedächtnißſtein im 
„Lande Nabarain, darum daß erweitert worden waren die Grenz- 
„marken Aegyptens. | 

„Berzeichniß der Beute, welche gebracht wurde vor 
„Pharao, von den Königen felbigen Landes: 

Knechte und Mägpe, 


18 _ 
260 Stuten, 
45 Bf. '/, Unze Solo, 
.......... Geräth aus Silber und Gold, gearbeitet in Zahi, 
........ Wagen mit allem Zubehör, 
28 Rinder, Kälber und Farren, 
564 Stiere, 
5323 Ziegen, 
926 Kannen Balſam, 
....... ſüßes Del außer [frifchem Del] 
„und alle fonftigen lieblichen !Erzeugniffe] felbigen Landes und eine 
„Menge verſchiedenartiger Früchte. 
„Die Halteplätze waren verſehen mit allerlei Vorrath gleichwie es 
„ihre Auflage für jedes Jahr erheiſchte. 
„damit vereint die Abgabe der Bewohner des Yandes Yimanon 
„nach ihrer jährlichen Auflage ſammt (ver Abgabe) der Könige von 
„Limanon: 
unbekannte [Vogelarten], 
2 Gänſe. 
„Dieſe waren dem Könige lieber als alles Uebrige. 
„Die Abgaben des Königs von Sangar: 
4 Pf. echten Blauſteins, 
24 Bf. künftlichen Blaufteins, 
....... Blauſteins von Babel, 
ein ...... von echtem Blauſtein, 
ein Widderkopf von echtem Blauſtein, 15 Pf. ſchwer, 
dazu allerlei Geräthſchaft. 
„Die Abgaben des großen Landes von Cheta in dieſem 


„Jahre: 


—X 


314 


301 Pf. von 8 Silberringen 
ein großes Stück von weißem Edelſtein, 
Zagu- Holz 
„Da kehrte Pharao zurüd] nach Aegypten, nachvem er gezogen 
„war bis zum Stromlande von Naharain wegen Vergrößerung ber 
„Örenzmarten Aegyptens. 

„Das find die Koftbarleiten, welde zum Könige 
„gebraht wurden aus dem Lande Bunt in felbigem 
„Sabre: 

1685 Metzen getrockneten Weihrauche, 


155 Pf. 2 Unzen ....... 
134 Knechte und Mägbe, 
3 Rinder, 
114 Kälber, 
| 302] Stiere 
419 zuſammen. 
„Außer dem, was die Schiffe verlaven hatten an allen fonftigen 
„guten Dingen felbigen Landes. 
Verzeichniß der Abgaben vom Lande Uauaet] ......... 


12 Männer [Neger] 
20 zujammen. 


44 Rinder und Kälber, 


60 Stiere, 
104 zufammen. 


„Außer dem, was bie Schiffe verladen hatten an allen fonftigen guten 
„Dingen diefes Landes. Die abgefchägte Abgabe war ſolcher Geftalt. 


315 


„sm Jahre 34 da war der König im Lande Zahi [auf feinem 
X. (sic!) Feldzuge]. 
„Berzeihniß der Städte, welche genommen wurden in biefem 


Jahre: 
2 Stäbte 
1 Stadt, welche Frieden gemacht Hatte auf dem Gebiete von Anau⸗ 
as. 
3 im Ganzen. 
90 Mann Gefangene, welche weggeführt wurden vom Könige [aus 
dem Gebiete von ..... ] und welche gefämpft hatten, 


3 Mann die fich ergeben hatten 
.... Weiber und Kinder berfelben. 
40 Stuten 
15 Wägen, mit Silber und Gold beichlagen, 
50 Pf. 8 Unzen, goldenes Geräth und Golpringe, 
153 Pf., golvdenes Geräth dieſes Landes und Ringe, 


326 Kälber, 
40 weiße Ziegen, 
50 Zicklein, 
70 Eſel, 
eine Menge Holz vom Zagu-Baum, Schwarzbaum und Cebern- 
baum 
6 Stühle ſammt ihren Schemeln], 
6 Säulen für ein Zelt, von Eifen gemacht, mit Edelfteinen daran, 
allerlei gutes Holz dieſes Landes. 
„Abgabe der Könige von Ruthen in vemfelben Jahre: 
...... Stuten, 
34 Wägen, beſchlagen mit Silber und Gold, und bemalte 


316 


704 Knechte und Mägde, 
55 Pf. 8 Unzen Gold, 
........... ſilberne Geräthſchaften, Arbeiten des Landes Zahi?) 
........ Mennu-Stein und alle Arten von Edelſteinen, 
..... Geräthſchaften, 
80 Ziegel Roherz 
11 Ziegel Blei, 
100 Pf. Farben, 
Weihrauch, 
Grünſtein, 
Alabaſter, 
12 Rinder und Kälber, 
530 Stiere, 
84 Eſel, 
.... &ifen, 
viel Holzarten, 
viel Geräthſchaften aus Erz, 
690 Kannen Balſam, 
2080 Kannen ſüßes Oel außer friſchem Oele, 
608 Kannen Wein, 
3 Wägen von Zagu⸗Holz, 
3 Kenket von Cedernholz, 
allerlei ſonſtige Hölzer ſelbigen Landes. 
„Alle Halteplätze des Königs waren verſehen mit allen guten Din- 
„gen, welche zu empfangen hatte ter König [von ten Bewohnern] bes 
„Landes Zahi. Die Keftu (Phönizier)- Schiffe und die Kapuni (Gebal)- 
„Schiffe waren belaven mit Hoßzftämmen und Maftbäumen ........ 
„ſammt langen Holzſtangen für die (Wohnungen?) des Königs. 


317 


en — — —— 


„Abgabe des Königs von Aſebi (Eypern) in ſelbigem 
Jahre: 
108 Ziegel an gereinigtem Erze, 2040 Pf. an Gewicht, 
5 Ziegel Blei, 1200 Nun an Gewicht, 
110 Pf. Blauftein, 
1 Elephantenzahn, 


.. [Auferlegte Shagung des elenden Landes Kuſch:! 
2 Ellen, Arbeit des elenden Yandes Kufch, 
600 + x Pf. Sol, 
3 . . . . ..... 
60 Neger, 
1 Sohn des Königs der Blemyer, 


170 Stiere 
275 in Allenı. 
„Außer dem, was verladen hatten bie Schiffe an Elfenbein, Ebenholz, 
„und an allen jonftigen wertboollen Erzeugniffen dieſes Yandes. Solcher 
„Geſtalt war die auferlegte Schagung des Landes Kufch. 





„sm Sahre 35 da war der König im Lande Zahi auf feinem 
X. Feldzuge. 

„Damals kam er zur Start A⸗ri⸗a⸗ na. Es hatte verjammelt dieſer 
„elende König vom Stromlande Naharain die Roſſe fammt ven Kriegern 
„und Knechten [aller Könige und Länder] von ven äußerjten Enten des 
„LXandes an. Ihrer war mehr ſals ver Sand des Ufers, allein fie] ver- 
„mieten den Kampf mit vem Könige. ‘Da traf das Kriegevolt) Pharao's 
„mit ihnen zuſammen. Da that des Königs Kriegsvolk einen Hauptſtreich 
„im eiligen Angriff wegen der Gelegenheit zu rauben, was jene mit ſich 


318 


„führten. Da bemächtigte fih der König .... 2... 2:2... vom 
„Stromlante Naharain. [Sie wandten fih um) und ftürzten nieber, 
„topfüber, einer auf ven andern, vor dem Könige. 

Verzeichniß der Beute, welche der König felber davon ge- 
„tragen hatte von den feindlichen Bewohnern tes Stromlandes Naharain: 
.... Bf. ſchwer, zwei Rüftungen aus Eifen. 


„Berzeihniß der Beute, welche das Kriegsvolf des Königs 
„davon getragen hatte von den |feindlichen Bewohnern diejes Yanbes :] 
10 lebende Gefangene 
180 Stuten, 
60 MWägen. 
.... verzierte Xeberkoller, 
. . eiferne Rüftungen, 
5 eiferne Sturmbauben, 
5 Bögen von Chal (Phönizien) 


„Die Beute, welche gemacht wurde in fet.... 


1 Wagen, befchlagen mit Gold, ‘ 
20 + x Wagen, befchlagen mit Silber und Gold.” 

Auf zwei anderen zuſammengehörigen Bruchftüden verfelben Sie- 
gestafel wird Erwähnung gethan eines breizehnten und vierzehnten Feld⸗ 
zuges des Könige, wie man fich aus dem, was davon erhalten ift, felber 
nach der folgenden Uebertragung überzeugen Tann. 

..... Sockel, Ded, Abhati, Augenſchminke. 

... Vieh des Landes. 

... Brennholz ein Erzeugniß des elenden Landes Kuſch. 
70 Pf. 1 Unze Gold. 





319 


... Knechte und Mägpe. 
... Rinder und Kälber. 
Außer dem, was verlaten hatten tie Schiffe an Ebenholz, Elfenbein 
und allen fonftigen guten Dingen dieſes Landes. 


Dazu die Schäßung des Landes Uaua⸗t: 
34 Neger, Knechte und Mägde, 
94 Rinder, Kälber und Stiere. 
Außer dem, was verladen hatten die Schiffe an allen fonftigen guten 
Dingen des Landes. Solcher Maßen war tie Schagung des Landes Uaua-t. 


Im Fahre 38 befand fi der König auf feinem XIII. Feldzuge. 
Der König zerjtörte das Gebiet der Stadt Anausga®. 
Berzeihniß der Beute, welche tas Kriegsvolk des Könige 

wegführte von dem Gebiete der Stadt Anau⸗gas. 

50 lebende Gefangene. 

... Stuten. 

. .. Wägen... . verfehen mit allem nothwendigen Geräth. 

Die friedlichen Leute von Anau-gas . . 


Verzeichniß der Beute, welche dem Könige gebracht wurde in 
diejem Sabre: 
328 Stuten. 
522 Knechte und Mägpe. 
9 Wägen, beichlagen mit Silber und Gold. 
61 bemalte Wägen 


70 zufammen. 
1 Halsgefchmeire von Blauftein 
1 Krug mit Doppelhenkel und 
Schalen, mit Ziegenlöpfen daran, eine mit einem Löwenkopfe, 
Erzeugniffe des Landes Zahi [mit einem Gejammtgewicht von] 


320 


2821 Pf. 3 Unzen Goldſ. 
276 Ziegel Rohkupfererz, 
47 Ziegel Blei, 
656 Kannen Balſam, 
3 Kannen mit ſüßem und mit friſchem Oele, 
1752 Kannen zerlaſſener Butter, 
156 Kannen Wein, 
12 Rinder, 
46 Eſel ..... 
5 Elfenbeinzähne, 
3 Tiſche aus Elfenbein und Eedernhohz 
68 Pf. Mennu⸗Stein, 
...... Speere, Schilde und Bogen, 
alle Arten von Nutzhölzern und ſonſtigen lieblichen Hölzern dieſes 
Landes und 

alle ſonſtigen guten Erzeugniſſe dieſes Landes. 

Jeder Halteplatz war wohl verſehen mit allen guten Dingen nach 
ter Auflage ſeiner jährlichen Leiſtung, um jabzuliefern) bei ver Auffahrt 
(des Königs) die Erzeugniffe des Landes Timanon in folcher Geftalt. 

Abgabe des Landes Zahi 
. . an Getreide, Balflam .......... 
Abgabe des Königs von Afebi (Eypern): 
......... Rohkupfererz, 
...... Stuten 
Abgabe des Königs von Arirech in dieſem Jahre: 
Knechte und Mägde, 
2 Ziegel Rohkupfererz, 
56 Cedernbaͤume, 
alle ſonſtigen lieblichen Hölzer ſeines Landes. 


321 


Steuer, welche gebracht wurde zum Könige aus dem 
Lande Bunt: 
240 Rannen trodnen Weihrauchs, ein Erzeugniß bes elenten Landes 
Kuſch 
100 Pf. ſchwer, ein goldener Speer 
36 Neger, Knechte und Mägde, 
111 Rinder und Kälber, 
185 Stiere 
296 in Allen. 
Außer dem was verlaven hatten die Schiffe an Elfenbein, Ebenholz 
und allen jonftigen Erzeugnifjen von Werth dieſes Yandes. 
Dazu, mit der Steuer diefes Landes, die Erzeugniffe von 
Uauast: 
2384 |[..... J. 
| 16 Neger, Knechte und Mägde, 
77 Rinder und Kälber, 
außer dem was verladen Hatten die Schiffe an allen Erzeugniſſen 
von Werth diefes Landes. 


„Im Sabre 39 da befand fich der König im Lande Ru- 
then auf feinem XIV. Feldzuge. 
„Sein Weg war gerichtet gegen das Land ver feindlichen Sch af. 
„VBerzeichniß ſder Beute, welche das Kriegsvolf daraus weg⸗ 
führte] : 
197 Knechte und Mägde, 
229 Stuten, 
2 goldene Schaalen, 
12 Pf. goldene Ringe, 
30 Pf. .... [Sol]. 


Brugich, Geſchichte Acgyptens. 1 


322 





1 filberne Schaale, 
1 filberner Doppelhenkelkrug, mit dem Kopfe eines Stieres, 
325 filberne Stüde allerlei Geräthes, 
1 filberner Ring. 
1495 Pf. 1 Unze tem Gewichte nadh. 
.... Wägen 
„weißer Epelftein, Mendy Steine, Natron, Mennu - Steine und 
„alte fonftigen edlen Geſteine dieſes Landes] .-......... 
364 Rannen Balfam, ſüßes Del, frifches Del, zerlaffene Butter und 
Honig, 
1405 Kannen Wein, 
94 tiere, 
1183 Zicklein, 
.Eiſen ............. dieſes Landes 
„und alle ſonſtigen werthvollen Erzeugniſſe dieſes Landes. 
„Jeder Halteplatz war wohl verſehen mit allen guten Dingen nach 
„der Auflage feiner jährlichen Leiſtung. 


„Auf feiner Heimkehr da fam ber König zur Stadt... . .|tha 
„im Sante ..... ..... ] 
„In gleicher Weife- die Steuer des Yandes Zahi an 
Setreite, Balſam, Oel....................... 


Ein neues, nicht weniger wichtiges Bruchſtück gedenkt mehrerer Län⸗ 
ber, welche während neuer Feldzüge des Königs ihre auferlegten Steuern 
nah Maßgabe ter vorhererwähnten an Aegypten abzuliefern hatten. 
Hier die Uebertragung veffen, was erhalten ift. 

„Die Abgaben ves Landes Afebi (Cypern): 

2 Elephantenzähne, 
40 Ziegel Erz, 
1 Ziegel Blei. 


323 


„Die Abgaben res Landes Kufch) in felbigem Jahre: 
144 Bf. 3 Unzen Sol, 
101 Neger. Knechte und Mägte, 
... Rinter und Kälber 


.. 08 08 083 8 8 Tr 0 0 0 5} — 


54 Gtiere, 
89 im Ganzen. 
„Außer dem was verlaben hatten [die Schiffe an allen guten Dingen 
„dieſes Landes. 
„Solcher Seftalt war die Abgabe des Yandes Uauast]. 


„Berzeihniß der Beute der Königevon Ruthen, welde 
weggeführt hatte ber König aus dem Lande [.......... |: 
40 +xBegel..... 
3 Schlachtbeile aus Flintenftein, 
.... eiferne Speere 
........... dieſes Landes, 
26 Elephantenzähne, 
242 Cedernbäume, 
184 Rinder, 
.... Biegen 


.vev eve 8 ee tt 8 Ve — 0 


21* 


324 


„Desgleichen die Abgabe res Königs des großen Lan— 
bes Cheta in diefem Jahre: 
46 + x Pf. 2 Unzen Gott, 
[18] Neger, Knechte und Mägte, 


3 Neger) brauchbar zu ‘Dienern, 
21 im Ganzen. 


..... Rinder und Kälber, 


 . 01 nr 0 0 08 0 8 8 0o000000 0 oe 


.0 87 708 8 Tr Tr LT EB —T ua 


3144 Pf. 3 Unzen Gold, 
35 Kinder und Kälber, 


79] Stiere, 
114 zujammen. 


„Außer dem was verfaten hatten die Schiffe an [allen jonftigen guten 
Dingen dieſes Yandes]. 


„am Sahre.... ba war der König im Lande Ruthen 
auf feinem ..... Feldzuge. 
.............. des Amon. Es befand ſich der König auf der 


„Meeresſtraße, um zu zerſtören die Stadt "Arsga-tu (Arca) ſammt ven 
„Städten des Vandes............... 

...... ka⸗na. Es ward zerſtört dieſe Stadt und ihr zugehöriges 
„Gebiet. Ankunft in ver Stadt Tunep. Zerſtörung der Stadt, Vernich 
„tung ihrer Saaten, dazu ihre Bäume gefällt ................................ 
........ die Hauptleute des Kriegsvolkes führten ſie weg. Die Ankunft 
„war glücklich. Ankunft auf dem Gebiete der Stadt Kadeſchu. Eroberung 
„der Städte darin. 


325 


„Berzeihniß der Gefangenen, welde taraus weggeführt 
wurden: 
„vom Stromlande des elenden Naharain, welche gehörten zu den Maunei 
„unter ihnen, ſammt ihren Roſſen: 690 Köpfe, 
29 Hänte, 
48 Stuten. 
„Berzeihnißvder Abgaben, welche weggeführt wurden 
aus dem Lande .. . . . . Jin diefem Sahre: 
295 Knechte und Mägde, 
68 Pferde, 
goldene Schüſſeln und Krüge mit Doppelhenkel, 
ein Schöpflöffel mit Silber . . 
47 Ziegel Blei 1010 Pf. fchwer, 
Farben, 
Weißgold, 
alle guten Edelſteine dieſes Landes, 
eiſerne Rüſtungen und Waffen. 
„Und allerlei] liebliche Erzeugniſſe tiefes Landes. 
„Damals hatte jeder Halteplatz ſich verſehen mit dem nöthigen Vorrath au 
„allen guten Dingen nach ſeiner jährlichen Auflage. 
„Die auferlegte Schatzung dieſes Landes war ſolcher Geſtalt. 
„Abgabe des Königs von....... in biefem Jahre: 


. oe 0 0 08 8 8 0 0 0 


ren mit Schüffeln , Stierföpfe daran, im Gewichte von 341 Pf. 
2 Unzen, 


326 


33 Unzen, ein Stüd ächten Blaufteins, 
eine ſchöne Elle von Zagır Holz. 
.... Robfupfererz 
„Abgabe ves Königs vom Lande... .Inthanai: 
1 Meſſingkeſſel, Arbeit von Kefthu, 
dazu Geräth aus Eifeniftein, 
56 Pf. 1 Unze wiegent eine Hand von Silber, 


. 08 08 08 08 8 8 0 0 60 


„Außer [dem, was die Schiffe gelaten hatten] an allen guten Dingen 
„Diejes Landes. Die Schagung vom elenten Kufcha war folcher Geſtalt. 
„zeiftung des Landes Uaua-t in diefem Jahre: 

2374 Pf. 1 Unze Goft 
(„Die Leiftung war folcher Geftalt vom] Yande Uaua-t. 

“ „Damals befahl ver König aufzuftellen ven Bericht der Siege, welche 
„er davon getragen hatte vom Jahre 23 an bis zum Jahre 32, welches 
„zufammenfällt mit ber Errichtung der Gebenktafel auf dieſer QTempel- 
„wand. 

„Solches hat er gethan. Möge er ewiglich leben !” 


Die reichen Abgaben und Steuern, weiche ber König Thutmes LIT auf 
jeinen Zügen in den jogenannten „Halteplägen“ in Empjang nahm, und 
welche die Fremden, vor allen bie Aethiopen, felber nach Aegypten über- 
führten, wurben den thebanifchen Beamten übergeben, um fie der Zahl 
und dem Gewichte nach genau zu beftinmen und einzutragen in bie großen 


u 327 
Rechnungsbücher ver Hofverwaltung Pharao's. Die Abgaben ber Völlker 
des Sütens, des Yandes Bunt, der Länder Ruthen und Kefa nahmen ba» 
bei vie erfte Stelle ein’). Die Metalle wurten auf Wagen abgewogen, 
wobei ſchwere Thierbilder aus Stein over Erz (liegente Rinder darftellent) 
bie Stelle unferer Gewichte vertraten. Wenn Lepſius' Beftimmung bes 
Ufem: Metalles als Elektrum richtig ift, fo wäre nach einer ‘Darftellung 
in tem unten genannten Grabe, nicht weniger als 36,692 Pfund davon 
unter Thutmes ILI in Theben eingeliefert worden, d. 5. eine Menge von 
67 Gentnern, was bei ber Seltenheit jenes edlen Metalles faum wahr: 
fheinlich fein dürfte. Jenes Uſem fcheint vielmehr eine Metallmiſchung 
zu fein, ähnlich unferem Meffing, bei welchem Kupfer vie Hauptrolle jpielte. 
Die Abgaben ver unmittelbar am Nil gelegenen Länder im oberen 
und unteren Nubien wurben tem ägpptifchen Landpfleger ver Südgegen⸗ 
ben überliefert. Zur Zeit Thutmes' III verwaltete tiefes Amt ber 
„Rönigsjohn“ Nahi, welcher nach ven Infchriften ver Felsgrotte von Ellefieh 
Gold, Elfenbein und Ebenholz für den König in Empfang nahm. Nahi 
jagt jelber: „Ich bin ein ausgezeichneter Diener meines Herrn, ich fülle 
„an fein Haus mit Golt und mache fröhlich des Königs Angeficht durch 
„die Erzeugniffe der Yänder des Südens. Es erfolgt eine Belohnung tafür 
„von tem Herrn für ven Königsſohn und Yandpfleger des Südens Nahi.“ 
Nach feinen glanzvollen Feldzügen auf vem Boten des Tanaanitifchen 
Santes, mußte die Rückkehr des Königs nad) Aegypten ſich zu einem großen 
Zriumphzuge geftalten. ‘Der Anblid ter gefangenen Fürften, ihrer Kinter 
und ihrer Unterthanen im Gefolge des jungen Helven, bie zahllofen Heerden 
von Pferten, Rindern, Ziegen und felteneren Thieren, tie unentliche Bente 
aus ven Erzeugnifjen bes fremten Bodens und die Pracht ter heimge- 
brachten Kunſtwerke in Gold und Silber, in Eelgeftein und koſtbaren 


e) ©. Dentmäler IIE, 39 d die Inschriften eines Grabes im Hügel von 'Abd⸗el⸗ 
Durnab. 


328 


Hößern, mit einem Worte der ganze Reichthum ter tamals belannten 
Welt, bis zu dem Lande der fern wohnenden Aethiopen, mußte auf vie 
leicht erregbaren Aegypter ihren tiefen Eindrud nicht verfehlen und dem 
iungen Yanbesfürften die Herzen aller geneigt machen. 

Zunächſt galt e8 ven Göttern bie Hulpigungen des Dankes für Die 
gervonnenen Siege tarzubringen. Des thebanifchen Amon ward vor allen 
gebacht und fein Tempelſchatz in Ape bes Südens mit fürjtlicher Treigebig- 
teit gefüllt. Im allen heilen der großen Stadt Theben wurden neue 
Bauten den bejtehenten angefügt, unt gewaltige Thurmthore mit Doppels 
flügeln und Hundert Ellen hohe Spitzſäulen mit hellftrahlenten Kupfer: 
auffägen vor venjelben aufgerichtet. Dienten ja doch vie breiten Wand: 
flächen ver ausgebehnten Bauten zur Aufnahme der Siegesberichte und ver 
Berzeichniffe der Fremden überwundenen Völker. 

Bor feiner Rüdtehr nach Theben hatte ter König gegen Ente feines 
erjten glorreichen Feldzuges (im Jahre 23; dafür Sorge getragen, in den 
nörblichen Theilen des Landes Ruthen, im fogenannten Limenen oder Ri- 
menen (ber Kibanongegent) , eine bejonvers ftarfe Schußfefte anzulegen, 
welche ten Namen Men'⸗cheper⸗r'a U'af⸗ſchema (vd. h. „Zhutmes ILI, 
welcher das Land ver Fremden gefnebelt hat“) führte und in ver Nähe ber 
pbönizifchen Stätte Arathu (Aradus) und Zamira (Simyra) am Fuße bes 
Libanon gelegen war. Bon hier aus fand feine Heimkehr nach Aegypten ftatt. 

Eine noch ziemlich gut erhaltene Infchrift, in ber Nühe ver vorher: 
erwähnten, giebt uns genaue Auskunft über ven Ausdruck ver dankbaren 
Gefinnungen res Königs dem Gotte Amon gegenüber *). Kaum in Theben 
gelantet ftiftete er drei fogenannte Siegesfefte, jedes von fünftägiger 
Dauer, als Erinnerung an feine Feldzüge, bei welchen natürlich ver Reiche» 
gott Amon ven Löwenantheil erhielt. Das erfte follte gefeiert werten an 


*, Man vergl. Taf. 43 und 44 meines Recueil Bd. I und die dazu gehörigen Er: 
Härungen ©. 52 fi. 





329 


dem erften Amonsfefte, das zweite am zweiten und das britte um fünften 
Amonsfefte, fo daß dieſelben gleichzeitig mit ven Tagen der Amonsfeier 
zufammenfielen,, deren es nach dem Feſtkalender unter Thutmes III eilf 
gab. Der lettgenannte umfaßte im ganzen über vierzig Feſttage, deren 
Berzeichniß auf einer leiter an der wichtigften Stelle Halbzerftörten In- 
ſchrift nietergelegt ift. Was davon erhalten zeigt die folgente Uebertragung : 


„Borfeier (genannt Chet) des Feftes des Amon . . . . . 1Tag 
„Amonsfeier-Tage, welche alljährlich ftattfinden . . . . . 11, 
„Der 4. Pachons, Feier ver Thronbefteigung Thutmes 11 . 1 „ 


„Beier Nehebstau am 1. Zubi . . . 2... 1_ 

„Feier des Neumonds (1.) und bes 6. Tages eines jeden Monates 24 „ 

Reiche Spenden und Opfergaben für alle Zeiten weihte der König dem 
Gotte an den genannten drei „Siegesfejten“, besgleichen an der großen 
Teier „bes 14. Paophi)] *), als vie Heiligkeit dieſes herrlichen Gottes 
einhergezogen kam, um das Felt feiner Schifffahrt in ver Apeſtadt des 
Mittagslandes PBatoris zu begehen,“ um „ihm zu danken für bie Siege 
über das Land von Ober⸗Ruthen.“ Auf Befehl des Königs wurden dem⸗ 
felben Gotte auf dem Gebiete des genannten Yantes gelegen bie trei Stäpte 
Anau⸗gas (Jenyſus), Inu'amu (Jamnia?) und Harinokola (Nhinocolura) 
als Eigenthum übergeben, die dem Tempel die auferlegten Schatzungen 
alljährlich zu leiſten hatten· Das von Thutmes III zu Ehren des Gottes 
als Siegesdenkmal errichtete Gebäude, das ſogenannte Chu-⸗Mennu , Pracht⸗ 
Gebäude“ des heute noch beſtehenden Pfeilerſaales zu Karnak, wurde reich 





— 


*, Nach den Inichriften eines der Brucftüde des Tempels von Elephantine, 
welhen Thutmes III dem Sotte Chnum zu Ehren errichten Tief, fanden auch bort 
die üblichen Amonsfefte flatt. Das erhaltene Stüd giebt Kunde von einem „Feſte bes 
Amon am Neujahrstage des 1. Thut, das 3 + [2?] Tage dauerte, ſowie von einer 
Feier des Amon „vom füblihen Theben“, welches 11 volle Tage lang begangen 
wurde. Unter Ramfes’ III Regierung begann bafjelbe Feſt am 19. Paophi mit einer 
Dauer von 24 Tagen, während die Chet-Borfeier am 18. Paophi flattfand. 


330 


bedacht mit werthvollen Guben aus ber heimgeführten Beute. Vier Spik- 
ſäulen von gewaltiger Höhe wurden tem Gotte aufgerichtet und den fünig- 
lichen Vorfahren Bilvfäulen gewitmet, auch ten Gottheiten Hormachu 
und Chim (Pan) befonvere Fefte eingefekt. 

Derjelbe erſte Feldzug tes Königs gegen Ober-Ruthen, deſſen tie 
Denfmäler jo häufig Erwähnung thun, war ber bedeutendſte und groß- 
artigfte aller feiner Kriegszüge. Der Erinnerung daran waren bie meiften 
Tempelwände geweibt, und felbft bie offenen Mauerſeiten ver Thurmtbore 
wurden tm Weberfluß mit den Namen und Geftalten ver überwuntenen 
Völker und Städte bevedt. 

Der vor faum zwei Jahren freigelegte Unterbau eines der von Thut- 
mes III erbauten Zhurmthore, im Süben vom eigentlichen Heiligtfume 
bes Gottes, bei Karnak, hat uns vie beinahe vollſtändigen Verzeichniffe 
jener Namen erhalten, bie für vie Kenntniß ver älteften Erb» und Völker⸗ 
kunde von unbeichreiblichem Werthe find. Inſofern fie zunächft ven Often 
Aegyptens berühren, laffen wir die Namen in getreuer Umjfchreibung bier 
folgen. 

Die allgemeine Meberfchrift, welche fich auf die Städte bes oberen 
Ruthen bezieht, lautet in der Ueberſetzung: 

„Das iſt das Verzeichniß der Bewohner des Landes Ober-Rutben, 
welche gefangen genommen wurten in ver feinflichen Stabt Megiddo. Es 
hat fortgeführt Seine Heiligkeit ihre Kinder al8 lebende Gefangene nach der 
Stabt und Veſte Suhen in Theben auf feinem fiegreichen Feldzuge, wie es 
ihm befohlen hatte jein Vater Amon, der ihn geleitet hatte auf guten Pfaden.“ 

Wir bemerken zu tiefen Worten, daß Suhen einen befonberen be- 
feftigten Plaß bezeichnete, der auf dem Stabtgebiet bes großen Theben ge: 
legen war und zur Aufnahme ver Gefangenen biente. 

Ein zweites gleichlautendes Verzeichniß derſelben Völker, ober viel- 
mehr ihrer Stäbte, wird durch tie nachſtehende Weberfchrift eingeleitet : 


331 


„Das find in ihrer Gefammtheit die unbefannten Völker von ven 
äußerjten Enden Afiens, welche Seine Heiligkeit fortführte als lebende 
Gefangene. [Unbefannt war ihr Land,] nicht war es betreten worben 
von den andern Königen Aegyptens, mit Ausnahme Seiner Heiligfeit.* 

Hierin bat ſich aus Schmeichelei für den König der Schreiber offen- 
bar geirrt, wie ein Blick auf die Thaten ver Vorgänger Thutmes’ III be- 
zeugen ann”). 

„Weber einem dritten Verzeichniß befinden fich endlich die folgenven 
Worte: 

„Das ift das Verzeichniß der Bewohner von Ober-Ruthen, welche 
Seine Heiligkeit gefangen hatte in ver feintlichen Statt Megiddo. Weg: 
geführt hatte Seine Heiligkeit ihre Kinter als lebende Gefangene nach ver 
Start Theben (Us), um anzufüllen das Haus feines Vaters Amon [bes 
Herrn] der Statt Theben (Ape) auf feinem erften fiegreichen Feldzuge, 
gleichwie e8 befohlen hatte jein Vater Amon, ver ihn geleitete auf guten 
Pfaden.“ 


1. Kadeschu (Kadesch am 11. Qireth-Nezan (Kiriath- 


Orontes Sannah) 
2. Makethäa (Megiddo) 12. Maroma (Merom) 
3. Chaai 13. Thamasku iDamascus) 
4. Kithsuan (Kison) 14. Athäl over Athär (Adarı 
5. ’Anschu 15. Abil (Abila) 
6. Debechu (Heliopolis?) 16. Hemthu (llamath) 
7. Bem’ai 17. Ägidu (Acod) 
8. Kamathä !Gamzo’?) | 18. Schemaan (Samulis’?) 
9. Tuthian (Dothaim) 19. Biärut (Berytus) 
10. Libina {Libna) 20. Mazaun (Madon) 


2) Val. oben Seite 271, 


332 


. Sarna (Saron) 

. Tubi (Tubj 

. Bizan (Batne) 

4. Ämaschau 

. Masech 

. Qaänau (Qanah) 

. Alan (Eglon) 

. 'Astharut {Astaroth) 

. Änäu-repäa (Rapheion) 
. Maquta (Magedah) 

. Luis (Laisch) 

. Hazor (Hatzor) 

. Pa-Hil 

. Kinnarut (Chennereth) 
. Schamaan 

. Äthamem (Adamaim) 
. Qasuan 

. Schenama (Schunem) 
. Maschal (Mischeal) 

. Äksep (Achzib) 

. Keb’asu’an (Kabseim) 
. Ta’anak (Taanach) 

. Ibleamu (Jebleam) 

. Kentuäsan (var. Kuäsan) 
. Reta’arka 

. Aina (Ain) 

. Aak (Acco; 

. Lesch-Kedesch 


. Keriman {Carmel’) 


Biar (Bera) 


. Schemesch - Äthuma 


. (Schems-) 


. Anucharuth (Anacheroth) 
. Aper Ophra) 

. 'Aper \ÖOphra; 

. Chaschbu (Hesbon) 

. Thäsuroth 

. Negabu (Negeb; 

. Äschuschchen (Schiban ?) 
. Rianma (Meriamme) 

, Irza 

. Maächas 

2. Iopu iJoppe) 

. Kenut 

. Luthen (Lod) 


. Auänäu (Ono) 


. Äpugen (Apheca) 
. Suko (Soccho) 

. Ihema 

;9. Chabizan 

. Kenuth 

. Makthel (Migdol, 
72. 
. Schabatuan;riv. Sabbaticus,; 
. 'Thia 

. Nauon (Nain) 

. Hadithä (Hadida) 
. Har (Har) 


Apthen 


78. 
79. 
80. 
S1. 
82. 
83. 
84. 
85. 
86. 
87. 
88. 
89. 
90. 
91. 
92. 
93. 
94. 
95. 
96. 
97. 
98. 


Ischpär (Saphir) 
Lagaza 

Kerer (Gerar) 
Har-ar (Har-el) 
Rıbau (Rabba) 
Numäan (Noman) 
Neäman (Noman) 
Marmaaäm (Mamre) 
'Ain (Ain) 

Rehub (Rehoboth) 
Ägar 

Haiklim (Haglaim) 
Aubil (Abi) 
Äutar’a 

Äubil (Abil) 
Kenthau (Kanath) 


Magriput (Markaboth) 


’Aina (Anaia) 
Kaloman (Gallim) 
Bethia (Beth) 
Tapun (Daphne) 


333 


Äubil (Abil) 


. Irut (Jethir?) 

. Harkaro (Rhinocorura) 
. Iagob-Äal 

. Qaputa (Chaphtis) 

. Qasil 

. Ribut (Rabbith) 

. Maqlut 

. Amuq (Emeg) 

. Saltha (Zarthan) 

. Bärut (Beroth) 

110. 
111. 
112. 
113. 
114. 
115. 
116. 
117. 
118. 
119. 


Beth-ScheärBeth-Schean! 
Beth-äantä (Beth-Anoth) 
Chalqut (Helkath) 
’Angen’amu (Engannim) 
Qeb’au (Gibeah) 

Telel (Tharala) 

Zafthä (Sepheth) 
Beregan (Baragq) 

Heum ... 

Äkmes. 


Durch feine verdienſtvollen Unterfuchungen, betreffent «Les listes 


geographiques des pylönes de Karnac comprenant la Palestine, 
l’Ethiopie, le pays de Somäl»*) gebührt nächft dem verftorbenen großen 
Meifter ver altägnptifchen Wiffenfchaft, Herrn €. de Rouge, unferem 
Fachgenoſſen Mariette-⸗Bey die Ehre zur Aufklärung biefer zahlreichen 
Namen werthuolle Beiträge geliefert zu haben, wenngleich wir nicht umhin 


*) Leipzig 1875. 


334 


fönnen, bei den Bergleichungen mit den bebrätfchen Schreibungen ein 
jtrengeres Eingehen auf die Ausiprache ver altäghptifchen Yautzeichen im 
erfter Linie zu fordern. Zrog mancher Verſchiedenheit der Auffaſſung 
kann dennoch die Mehrzahl der überlieferten Namen als vollftäntig ge- 
fichert ihrer Lage nach betrachtet werben. 

Was diefem Verzeichnifje ven höchften Werth verleiht, ift die unbe- 
jtreitbare Thatfache, daß mehr als dreihundert Jahre vor dem Einzug ber 
Juden in das Land Kanaan ein großer Völlerbund gemeinfamer Abftam- 
mung, welchen vie Denkmäler mit dem Namen Ruthen bezeichnen, in Pa- 
läftina beftand, unter Kleinkönigen, die in benfelben urkundlich überlieferten 
Städten und Beten faßen, welche ver Mehrzahl nach in ven fpäteren 
Zeiten durch Eroberung den jüdiſchen Einwanderern in die Hänbe fielen. 
Unter dieſen fpielte der König von Kadeſch (am Drontes) im Lande 
der Amoriter (wie e8 die Imfchriften ausdrücklich bezeugen) bie erfte 
Rolle, denn ihm gehorchten als dem erften Führer, die Könige und ihre 
Völker vom Waffer Aegyptens an (wohl nicht unterfchieven von dem bibli- 
Ihen Bache, ber vor Aegypten fließt) , bis zum Stromlanve Naharain, 
dem fpäteren Mefopotamien. Ihnen hatten fich angefchloffen vie phöni- 
ziichen Chalu, welche in ihrem von ven Aegyptern Zahi genannten See- 
lante wohnten, mit dem Hauptplate Arabus, fo wie die Kiti, bie Chittim 
ber Schrift, welche die InfelCypern und aller Wahrfcheinfichfeit nach die im 
Norten von Bhönizien belegene Seeküfte in Befig genommen hatten. Das 
Dreied zwilchen ven Punkten Kadeſch, Semyra und Arabus bilvete den 
oft erwähnten Schauplat ber feinvlichen Zuſammenſtöße. 

Wenn wir in biefen Infchriften,, ver Siegestafel und ten Städte 
verzeichniffen , gleichſam bie amtlichen Darftellungen ver fiegreichen Feld⸗ 
züge des Könige und ihrer Erfolge anerkennen müſſen, jo find wir anverer- 
jeits feit ver Entdeckung ver Grabinfchrift eines gewifjen Amenemhib, eines 
Kriegshauptmannes, welcher an ven Feldzügen bes britten Thutmes thäti⸗ 


335 


gen Antheil genommen hatte, in bie glücliche Lage geſetzt, nicht nur aus 
anterem Munde bie amtlichen Berichte beftätigt zu hören, fonvern auch 
anziehende Nebenumftänte zu erfahren, bie fich während dieſes Kriegs- 
zuges (vielleicht auch jpätere mit eingerechnet) ereignet hatten. Amenem⸗ 
hib hat in einfach ſchlichter Rede, angemeffen ver Schreibweife ver damaligen 
Welt, feinen Lebenslauf gefchilvert und vie Großthaten des Königs, den 
er als Kriegsmann auf feinem Zuge in unmittelbarfter Nähe begleitete, zu 
bewuntern oftmals Gelegenheit. Ich Laffe die wortgetreue Uebertragung 
ber ganzen Inſchrift Hier folgen, nach ver Abfchrift, welche ihr Entbeder, 
Hr. Brof. Ebers in ter Aegyptiſchen Zeitjchrift durch ven Drud wierer- 
gegeben bat *). 


Die Lebensgeſchichte des Hauptmanns Amenemhib. 

(1) „Sch dienete (2) meinem königlichen Herren bei feinen Zügen auf 
„tem Nord» und Sütlante. Er wollte, daß ich an feiner Seite ſtünde. — 
(3) „Und ich Fümpfte mit der Fauſt gegen dieſes Volk des (4) Landes 
„Negeb. Ich führte weg drei erwachjene Amu als lebente Gefangene. 

„Damals als Seine Heiligkeit bis zum Yande Naharain gelommen 
„war, (5) führte ich daraus drei erwachjene Leute weg im Fauftlampf. 
„sch führte fie Seiner Heiligkeit vor als lebende Gefangene. 

(6) „Wiederum war ich im Fauſtkampf auf jenem Feldzuge gegen das 
„Bolt der Hochfläche von Wan gegen Weften des Landes Chalibu. Ich 
„erbeutete (7) 'Amu als lebente Gefangene: 13 Männer, 70 lebenve Ejel 
„und 13 eiferne mit Gold ausgelegte Speere. 

(8) „Wieterum fämpfte ich mit der Fauft auf jenem Feldzuge wiber 
„das Volk von Karikaimeſcha. Ich führte weg /9) [einige Bewohner] als 
„lebende Gefangene. Ich durchwatete das Waſſer von Naharain, während 
„ſie in meiner Hand waren, [ohne fie loszulaſſen. (10) Ich brachte fie] 


*, Jahrgang 1873 ©. 3 ff. 


336 


„vor meinen königlichen Herren. Da belohnte er mich mit reichem Lohne, 


(11) „Ich bewunderte vie tapferen Thaten des Königs Thutmes III, 
„des Leben Spenbenven, gegen das Volk von Zor. Er hatte gethan 
„. ...... (12) gegen] fie. Ich war ein Fauſtkämpfer vor dem 
„Könige. Ich erbeutete eine Hand. Er gab mir golvenen Kohn dafür, 
„nämlich |... .] und (13) zwei Ringe von Weißgold. 

„Und wiererum bewunderte ich feine Tapferkeit, inbem ich zu feinen 
„Dienern gehörte. - Genommen wurde (14) Kadeſch. Ich trennte mich 
„nicht von der Stelle wo er war. Sch führte weg von ven Edlen 2 Män- 
„ner als [lebende Gefangene. Ich brachte fie] (15) vor den Töniglichen 
„Landesherrn Thotmes III, möge er immertar leben! Er reichte mir 
„goldene Gabe für die Tapferkeit vor allen Leuten, (16) nämlich: von 
„reinftem Golde einen Löwen, zwei Halsketten, zwei Helme, zwei Ringe. 


„Und ich bewunberte meinen Hein |... .... -.. 17).... 
...... ] in allen feinen Erſcheinungen wegen ver Staͤrke [feiner] Arme 
FR . . ......... Sande ...... ]ha. Als e8 zum anderen Male 
„geihab, (18) da ftieg ich Hinauf zum [......... ... ) 


(19) „Wiederum bewunderte ich feine Stärfe gegen das Land von 
„Tachis [welches gelegen ift an dem Ufer(?) des Neſru-See's. (20) Ich 
„kämpfte mit ver Fauft an ihm vor dem Könige. Ich führte von den "Amu 
„rei Männer als lebende Gefangene weg. Da reichte mir (21) mein Herr 
„goldenen Ehrenlohn, nämlich zwei goldene Halstetten, 4 Ringe, 2 Helme, 
„einen Löwen, und einen Sclaven. 

„(22) Wiederum [bewunderte ich] eine andere außerordentliche That, 
„welche ver Landesherr vollbrachte in ver Gegen von Ni. Er machte 
„Jagd auf 120 Elephanten wegen ihrer Zähne auf [feinem Wagen?). 
„(23) Sch nahm es auf mit dem Größten unter ihnen, ber gegen Seine 
„Heiligkeit anlämpfte. Ich durchſchnitt ihm feinen Rüffel. Noch lebend 


337 


„[(24) verfofgte er) mid. Nun ging ich hinein ins Waſſer, zwifchen zwei 
„Belsblöde. Da belohnte mich mein königlicher Herr mit goldener Gabe, 


„(25) nämlich |........ J und mit drei Gewändern. 
„Damals als ver König von Kadeſch herausgehen ließ ein Roß (26) mit 
„ven Kopfe eines |. ....... ] und welches ſich Hineinftürzte mitten in 


„das Kriegsvolk, da lief ich ihm nach (27) zu Fuß, meinen Dolch haltend, 
„und fchligte feinen Bauch auf. Den Schweif fchnitt ich ab und gab (28, 
„ihn an ven König. Belobigung von Seiten des Göttlichen deßhalb. 
„Die Freube, welche er bereitete, fie füllte meinen Leib an und Vergnügen 
„urchtrang meine Gliedmaßen. 

„(29) Seine Heiligkeit ließ die Tapferften ſeines Kriegsvolkes vor- 
„treten. Es follte geöffnet werben vie Feſtung, welche Die Bewohner von 
Kadeſch neu hergeftellt hatten. Ich war's, (30) der fie öffnete. Ich war 
„Führer aller ber Tapferen, fein anderer that e8 vor mir. Ich 308 hin⸗ 
„aus, ich brachte zurüd von den Edlen 31) zwei Männer als lebende Ge⸗ 
„fangene. Es wieverholte mein königlicher Herr feinen Dank gegen mid) 
„um deßwillen durch (32) herrliche Gaben aller Art. Zufrievenheit war 
„beim Könige. 

„Sch babe vollbracht viefe Kämpfe, indem ich ein Hauptmann war. 
„Da befahl er daß] (33) ich es wäre, welcher das Segelwerk auordnen 
„ſollte auf feinem Schiffe. Uno] ich ward der Erfte von jeiner Umgebung 
„(34) auf der Flußfahrt zu Ehren des Amon] an feinem jchönen Feſte von 
„Sheben. Die Einwohner waren voller Freude [teßhalb|. 

(35) „Siebe da vollendete der König feinen Lebenslauf nach zahl: 
„reichen Jahren, verherrlicht durch Eroberungen und durch Siege ........ 
„(36) und durch Triumphe, angefangen vom Iahre 1 bis zum letzten Tage 
„des Monates Phamenoth, dem Jahre 54 feiner Regierung. (37) Da flog 

„er empor zum Himmel, als die Sonnenfcheibe unterging. Der Nachfolger 


„eines Gottes gejellte fich feinem Erzeuger zu. 
Brugfh, Geſchichte Aegyptens. 22 


338 


„Als nun vie Erve hell warb und ver Morgen 38) entftand, bie 
„Sonnenjcheibe aufging und ter Himmel fich aufgeflärt hatte, ta wurde 
„der König Amenhotep II, möge er immerdar leben ! (39) auf den Stuhl 
„jeines Vaters gejett und er nahm Befit vom Throne. Die vollite Kraft⸗ 
„fülle war ihm zu eigen. Denn bie fremten |Bewohner) (40) tes Roth: 
„landes und teren Häuptlinge hatte er gedämpft. Erichienen wie Horus, ver 
„Sohn ver is, nahm er Befig [von Aegypten. (41) Und vie Bewohner 
„dieſes Landes] und die, welche in dem Lande ver Kenemti weilten, und 
„alle Leute beugten fich vor ihm. Ihre Gaben waren auf ihrem Rüden, 
„42) lindem fie von ihm] ten Odem tes Lebens [erbaten]. 

„Damals war's, daß feine Heiligkeit mich erblickte während ber ihn 
„betreffenten fejtlichen Fahrt auf dem Schiffe, (43; deſſen Name Cha-em- ua: 
„Nuten war. Ich [feitete die Ausschiffung) an dem herrlichen Freutenfefte 
„des füdlichen Thebens, wie es entipricht ver Vorſchrift [ver Feftfeieri. 
„(14) Da bolteman mich hinauf in das Innere des Königshaufes und man 
„ließ mich jtehen vor [dem Könige und fprach vor ihm] d. i. Amenbotep IL, 
„(45) in Betreff (meiner) Wiürbigfeit. Da fiel ich nieder fofort vor Seiner 
„Heiligkeit. Und er redete zu mir aljo: „Ich Fenne veinen Werth. . Ich 
„lag noch in ver Wiege als [vas Kind] des [verftorbenen) Landesherrn, 
„„(46) da dienteteſt du ſſchon) meinem Vater. Verlieben ſei dir auf meinen 
„„Befehl ein Amt. Sei fortan ein Oberjter (Adon) des Kriegsvolfes. 
„„Entiprechend dem Gefagten, überwache vie tapfern Dlannfchaften des 
„„Königs.““ | 

Es vollbrachte ver Oberſt Mah alles was er geretet hatte.“ 

Offenbar Hatte der tapfere Felchauptmann bei feiner Scyilterung, 
wie wir fie fo cben nach der Urfchrift vorgelegt haben , mehrere Felvzüge 
im Auge. “Der erfte, glorreichjte bilvete inteß wohl ven Haupttheil feiner 
eigenen Tebensgefchichte. Danach befand fich ter König auf einem Kriege: 
pfad zunächit im Yande Negeb, t. h. Diittagsland, worurd auch die bibli- 


339 


ſchen Ueberlieferungen tas Grenzland im Süten von Baläftina zu be- 
zeichnen pflegten. ‘Der zweite Schauplag ter Kämpfe des Königs wird 
bezeichnet al das Flußland Naharain. Wir werten bamit fofort vom 
Süden Paläftina’s nach ven norpwärts gelegenen Theilen des Yandes ver- 
jegt. Ein dritter Zug führt uns nach dem Hochlante von Wan, gegen 
Weiten von Chalebu-Chalybon mit Bewohnern vom Stamme ber "Aamu. 
Hiermit dürfte ter Verfafler die an ven beiten Ufern des Orontes auf- 
jteigente Gebirgslandſchaft gemeint haben, welche nach Norven bin bie 
Fortſetzung der Bergkette des Libanon bildet. Dort lag in griechifchen 
Altertbume das durch feinen Lorbeerhain berühmte Stättchen Daphne 
(Zunep ter JInſchriften?). Vielleicht daß die in unferer Schilterung 
„U'an-⸗Baumland“ genannte Gegend barunter zu verftehen ift, denn es 
gab ein zweites Chaleb, ebräijch Chelbon, im Norpweften von Damascne, 
öftlih vom Antilibanon, das fich feines trefflichen Weinbaues halber eines 
großen Rufes erfreute. Der vierte Zug berührte die wohlbefannte Statt 
Dir-gamifcha,, Karchemifch ver Bibel, in der Nähe des Euphrat, der hier 
unter tem ägyptiſchen Namen tes „Wafjerd von Naharain“ zu verjtehen 
ift. Die wohlbelannte phönizische Weltftadt Zar⸗Tyrus wurbe auf tem 
fünften Zuge erreicht, während ein fechfter gegen das uns bereits geläufige 
Kadeſch gerichtet war. “Der fiebente Kriegszug alsdann wurde gegen bie 
Stadt Techis oder Tachie unternommen, von der tie an biejer Stelle halb 
zerjtörte Infchrift wohl die Bemerkung gemacht hatte: [enti] em jepti 
en Najru [na] „weiche gelegen ift am Ufer des Naſruna.“ 

Die Stadt Tachis lag ven Aegyptern häufig im Getächtniß, ta fie 
zu den bedeutendſten Ortfchaften des oberen Ruthen (fo heißt es ausdrück⸗ 
fih auf ver Steininfchrift im Tempel von Amada in Nubien) gezählt 
wurde. Im einer Schrijtrolle*) wird ihrer neben anteren Hauptjtärten 


— — —— — 


) Pap. Anastasi No. IS. 22 Linie 3 f. 


340 


gedacht, indem ein Schreiber feinem Freunte vorwirft: „Du bift nicht 
„gegangen nach Thadhis, Kafir-Marlan, Thamenit, Kadefch, Dapur, Azai, 
Har⸗nemmaa, nicht haft du geſchaut Qartha⸗ Anbu bei Beta-Thupar, 
„nicht Fennft du Adulam und Zidiputha, desgleichen kennſt tu nicht ven 
„Namen von Chanroza, welches gelegen ift im Lande von Aup, tem Stier 
„an feinen Grenzen, der Stelle, an welcher gefchaut wird das Kampf- 
„gewühl aller handfeſten Leute.“ 

Das zulegt genannte Land Aup bildete die nörblichfte Grenze ter 
Chalu oder Phönizier, welche in einer gewiflen Zeit der ägyptiſchen Ge⸗ 
Ichichte das ganze (Küften-)Gehiet von Zal⸗Tanis bis nach Aup hin in 
Defig genommen hatten. Auf dem achten Zuge gegen vie Start Ni muß 
es befonvere Aufmerkſamkeit erregen, daß fie als eine Clephanten-Gegent 
erfcheint, in welcher ver König ſich tem Jagdvergnügen bingab und 
nicht weniger denn 120 diefer gewaltigen Thiere erlegte. Die Stadt Ni, 
oft mit Ninive verwechlelt (da man in ver Berbintung Dema-n:Ni, „Lie 
Stadt von Ni”, das Zeichen der Abhängigfeit n zum Eigennamen Ni ge: 
zogen, taher Neni gelefen hatte), lag nörblicher als die Kadeſch-Stadt am 
Drontes. In tem Verzeichniffe von Karnak erfcheint fie nicht unter ven 
Stäpten von Ober-Ruthen, wohl aber in einer zweiten Lifte von Städten, 
welche in den Landſchaften des nördlichen Syrien's, in Naharain gelegen 
waren und unter Kleinkönigen fich einer reichen Entwidlung in biejen 
Zeiten rühmen burften. Wir find heute noch nicht in ter Rage, fie mit 
Hülfe überlieferter Nebenumftände mit irgend einer befannten Stadt tes 
Alterthums zufammenzuftellen. 

Eine wunderliche Geſchichte leitet die Erwähnung des neunten Zuges 
ein, ber mit tem Sturme auf bie Feftung Kadeſch endete. Bei der Rück⸗ 
kehr in die Heimath warb unferem Helden tie Ehre zu Theil, das heilige 
Schiff des Amon „auf feiner Fahrt ſnach Theben) an feinem herrlichen 
Feſte des [jüdlichen) Thebens“ in eigener Perſon zu führen, wohl eine Au⸗ 


341 


ipielung auf dieſelbe Teftlichleit, von welcher Thutmes III in feiner 

Schenkungs⸗Urkunde Erwähnung getban hat*) und welche auf ten 14. 

Tag des Monats Paophi fiel. 

Eine genauere Prüfung der Bruchftüde der Siegestafel, welche uns 
von ter erften Schlacht von Megiddo an bis zum Schluffe aller Feldzüge 
des Königs Kunde geben, führt zu der zweifellofen Ueberzeugung, daß 
Zhutmes III vom 23. bis zum 40. Jahre feiner Regierung vierzehn Felt: 
züge gegen die Bewohner Vorderafiens unternommen hatte. So weit bie 
Bruchſtücke es geftatten, ftellen wir tiefelben nach ven Angaben ver Tafel 
in Folgendem überfichtlich zufammen. 

Im Jahre 23 I. Feldzug gegen Ruthen. 

In den Jahren 24—28 II.—IV. Feltzug gegen Ruthen. 

Im Jahre 29 V. Feldzug. Angriffspunfte vie Städte Tunep, Aradus. 
Das Land Zahi (Phönizien; wird verheert. 

30 VI. Feltzug gegen Ruthen. Die Städte Kadeſch, Semyra 
und Aradus gebrandichatt. 

„ "31 VII. Feldzug gegen Ruthen bis nach Naharain hin, wo—⸗ 
jelbft am Strome zwei Gebächtnißfteine aufgeftellt werben. 
Brandſchatzung der Städte und Yänder Ananruth, Ni, Li⸗ 
banon, Singara, und Cheta. Nubien und Aethiopien lie: 
fern ihre Abgaben. 

32 VIII. Feldzug nach Ruthen zur Erhebung ter Kriegsfteuer, 
bei welcher der König von Affur betheiligt ift. 

”„»_ »  34IX. Feldzug gegen Ruthen und Zahi. Der König ver 

Inſel Aſebi (Cypern) erfcheint mit feinen Abgaben. 
Nubien und Aethiopien liefern begleichen ihre Abgaben. 
„" u 35X. Feldzug gegen das Land Zahi. 


— nn nu... 


) Bgl. oben S. 329. 


342 





Im Sabre 36 XI. Feldzug. 
„ „37 XIL Feldzug. 
„ „38 XII. Feldzug. Zahi ftenerpflichtig. Ebenſo vie Inſel 
Aſebi (Cypern) une ter König von Arrech (Ered?). 
Aethiopien und Nubien erfcheinen als Steuerzahler. 
„ "39 XIV. Feldzug nach Ruthen. Die Schafu-Araber unt vie 
Bewohner von Zahi gebrantichakt. 
„  » 40 XV. Feldzug gegen Ruthen. 


Es iſt nicht ohne Werth für die Kenntniß ter Art der Kriegführung 
in jenen Zeiten, einen Blick auf die Angaben ver Inschriften zu werfen. 
Nach venfelben wurden die feindlichen Stäpte zur Uebergabe aufgefortert. 
Im Falle viejelbe erfolgte, wurden die Einwohner freundlich behandelt 
und eine mäßige Kriegsſteuer feſtgeſetzt. Im Gegenfalle ging man zum 
Angriff vor, brandfchagte vie Bewohner, unt legte eine ſtarke Kriegsfteuer 
zur alljährlichen Ablieferung auf. Wieterholte widerfpänftige Gefinnung 
wurde mit Zerjtörung ter Städte, Vernichtung der Anpflanzungen, Ab- 
führung von Geißeln und verftärkten Kriegsfteuern geahndet. Es türfte 
in Bezug auf die leßtgenannten nicht überflüffig erfcheinen, vie ägyptiſchen 
Angaben über vie Natur verfelben mit ten uns fonft von ven Alten über: 
lieferten Nachrichten zufummenzuftellen, die nach Prof. Movers'*, grünt- 
lichen Unterfuchungen fich in folgenren Erzeugniffen tes Bodens und ber 
menfchlichen Werkthätigkeit tarftellen , welche meijtentheils auf ven Han- 
belsjtraßen von ren Engläntern des Alterthums, ven Phöniziern, nad) 
dem Auslante geführt wurten. Als ſolche werten für Baläftina und 
Phönizien aufgeführt: Getreide (Ammoniterland, Hauptbetarf aus Gali— 
läa genommen, ferner Samaria und Moabitis, auch Joppe war reich da- 
ran), Olivenöl Juda und Galiläa, Ausfuhr nach Syrien, Arabien und 


»Phöniziſches Alterıbum. Bd. ILL. 


343 


vorzüglich nach Aeghpten). Berner Wein, beträchtlicher Honig (Dattel- 
bontg und Zraubenfyrup), Gewänder aus Wolle, Yeinewand und Byffus- 
ftoffen, ver für Aegypten ſehr beliebte Balfam aus Gilead (Abfluß vom 
Harz oder Gummi des Maftirbaumes), Storax (nekoth, als Weihraud) 
benugt) aus Phönizien, Syrien und Baläftina, Harz (loth, das grie- 
chiſche Lebanon, eine dritte Gattung von Harz), das Judenpech ſchemar, 
jehr gejucht in Aegypten der Einbalfamirung halber) , die Dattel, ter 
Balmenwein und Dattelhonig vom Dattel-Balmenbaum. Der phönizifche 
Hantel erftredte ſich auf Gold, Silber, Kupfer, Zinn unt Eifen, ebenfo 
wie auf Sklaven, welche aus Syrien und Paläjtına weggeführt wurten. 
Der aſſyriſch⸗phöniziſche Handel auf ten großen fyrifchen Handelsſtraßen 
betraf foftbare Zeuge und Prachtgewänver, Byſſus, Bunıftidereien, 
Wolle, koſtbare Sulben, Aram-Wein beſter aus Chalyben und ter Um— 
gebung von Damascug) , Burpur, feine Salben, Korallen, Karfunfeln, 
Rubinen und fonftige Evelfteine Handelsplatz dafür Babylonien,. Aus 
Arabien wart Gold, edles Geftein, Gewürze und wohlriechendes Hol; auf 
ven Markt gebracht. 

In diejem gedrängten Abriß finden wir faft alles wieber, was tie 
Siegestafel ala Beuteftüde namentlich aufführt. Wir ftellen bier, nach) 
Ländern geortnet, die Angaben ter Infchrift zufammen : 

Naharuina (Mefopotamien) : Knechte und Mägde, Pierre, RAin: 
ber und Ziegen, Früchte, Del, Balfam, Gold, Silber, Blei, Farbenftoffe, 
Ereljteine. Terner: Asmara (over Asmala, vergl. ebr. haſchmal, 
Eleftrum) : Helme, Rüftungen, phönizifche Bogen, Gefäße und Arbeiten 
in Silber und Gold phönizifchen Urfprungs, Streitwägen. 

Sand Cheta: filberne und goldene Ringe, weiße Edelſteine, 
Zagu⸗Holz. 

Land Afſur: ächter Blauſtein, Blauſtein von Babel. 


344 


Land Singara (Sinear) : ächter und künftlicher Blauftein. 

Land Tunep: Knechte und Mägte, Gold, Silber, Erz, Blei, 
Elektrum (?), Blauftein, eifernes und ehernes Geräth. 

Land Limanon Libanon): unbelannte Vogelarten. 

Inſel Aſebi (Cypern): Erz. Blei, Elephantenzähne, mit Gold 
und Silber befchlagene Wägen. 

Land Zahi (Phönizien): Neger, Pferde, Getreide, Del, Balfam, 
goldene und filberne Ringe und Gefäße, meift Kunftwerfe, Edelſteine, 
fufchitifche Wohlgerüche. 

Land Ruthen: Knechte und Mägde, außer ben Königskindern 
und edlen Marina's (Herren) als Geißeln, Pferde, Rinder, Ziegen, Ele⸗ 
phantenzähne, Getreide, Mehl, Früchte, Oel, Balſam, Honig, Silber, 
Gold, Grünſtein, Blauſtein, ſonſtige Edelſteine, Streitwägen, Helme, 
Rüſtungen (in Leder und Erz), Waffen, darunter Schlachtbeile mit Stein- 
hämmern, Kunftwerte in Gold und Silber, Biltfäulen, Haus: und Zelt: 
geräth in koſtbarer, eingelegter Arbeit, Cedernholz, Schwarzholz, Besga- 
und Zagu-Holz. 

Es bleibt wenig wahrfcheinlih, daß Thutmes III e8 jemals unter- 
nommen babe, feine Kriegszüge in eigener Perfon nach tem Süten bin 
zu unternehmen. Die Injchriften bewahren tarüber ein bebarrliches 
Stillfchweigen. Die reiche Lifte meift barbarifch klingender Namen, welche 
die Länder und Völker Nubiens und Aethiopiens umfaßte und deren Ver⸗ 
zeichniß in breimaliger Wiederholung gleichſam als ſüdliche Stegestafel 
der nörblichen Völkerlifte des oberen Ruthen gegenübergeftellt wart, jcheint 
mehr auf Ruhmredigkeit als auf wirklichen Eroberungen zu beruben. 

Um gelehrten Forfchern die Gelegenheit zu bieten, vie Namen bei 
paffender Veranlafjung einer Vergleihung zu unterziehen mit ven über: 
lieferten Namen tes Alterthums und etwa noch vorhantenen ber Neuzeit, 


345 


gebe ich nachftehend die genauen Umfchreibungen berfelben auf Grunt ber 
Inſchriften felber. 
Die allgemeine Ueberſchrift lautet zunächft: 

„Berzeichniß der (nachſtehenden) Völker ver Südgegenden und ber An 
„Wandervölker) von Ehout-Hon-nofer*), welche nievergeworfen bat ber 
„König, eine große Niederlage unter ihnen machend. Niemand kennt ihre 
„Zahl. Weggeführt wurden alle ihre Einwohner als lebente Gefangene 
‚nach Theben, um anzufüllen das Vorrathshaus feines Vaters, bes the- 
„banishen Amon. Nun fine alle Völker unterthan dem Könige, wie es 


„ver Wille feines Vaters Amon war.“ 


[RS 


I 


. „das efende* Kusch 


2. Äther over Athel (Adulis’) 


DD 00 


. Arkek 


. Takaru 


. Athel-maiu (Atalmo in ber 


Inſchr. von Adulis M.) 


. Maiu (Gold und Weihrauch- 


land) 
(heute Arkeko bei 
Massaua M.) 


. Äu-re-ka-re-ka 
. Bu-kak oter Bukka (Land 


ber Bugaiten in der Infchr. 
von Axum.) 


. Serinik 
. Berber-tä Land Barbaria? 


das heutige Berber-Yund ?) 
(Tigre in Abeifi- 


nien M.) 


. Balma (Blemyer) 
. Gureses (Stabt Kassala M.) 
. Arek over Alek (Algo-dene 


bei Kassala M.) 


. Thururek oder Thullek (In⸗ 


jel Dahlak bei Adulis M.) 


. Gulubu (Name ber Koloboi 


bei Adulis an ver Küjte des 
rothen Meeres) 


. Änkenna (Inſel Akanthine 


im NR. v. Adulis) 


. Begschagä 
. Tamker 
. Markal 


. Thäru-t (Dere over Deire in 


Nubien am Nil gelegen) 


*) An Stelle diefer An nennt ein Berzeihniß nur „die Norbgegenben“. 


24. 


25. 


26. 
27. 
28. 


29. 
30. 
31. 
32. 
33. 
34, 
35. 
36. 
37. 
38. 
39. 
40. 
41. 
42. 
43, 


— — —— — — —— 


. Qazaä (die Gazi der Inſchr. 


von Adulis) 


2. Meturth 
. Therther 


1. 
Uaua-t (nubifches Land auf 


vem Zelfen von Korusko er⸗ 
wähnt) 


Antom, Äan-tom (erwähnt 
in Abusimbel) 

Musu 

Behaa 

Hetau (erwähnt in Abu- 
simbel) 

Deschfu 

Thehebbu 

Uthau 
Themu-s-nun-th 
Pahnun (bie Pechini?) 
Bezu 

Zaumen 

An-mu-aaa 

An-beth 

Äama (nubifches Land) 
Buut 

Appezu 2% 

Ahaaafu 

Ähaa 

Jua 


346 


44. 
45. 
46. 
17. 


48. 
49. 
0. 
51, 
52. 
. Qes(?)-w’ahu 

. Meh-zem’a 

. ’Auhul (Aualites M.) 


. A’aazem 


% 


Zat, Zath 
’Azemet 
Äszefu, var. Aspefu 
Pa oder Pa-mu 

III. 
Punt® 
’Ahfu 
Ammessu 3% 
Mensau 3 


’Afuah 


. Memeth, Emmetu 

. Mebuthu, . Embutu 32 

. Ze\?)-lethet, var. Ütu-leth-t 
. Setehebu 33 

. Schäzetom 3! 

. Zehtom 

. Hekfuh-t (fonft Ähak-fuh es 


genannt) 


. Uten-t, Uthen-t 3 
. Bam 1! | 

. Meset ober Emset ! 
. Äb 

. Äah 

. Keket #3 

, Sed 


71. 
72. 


347 


S... 

Kaam (nubifche Landſchaft, 
in einer Inſchrift aus tem 
VI. Haufe erwähnt) 


. Äaa 4 

. Äft #5 

. Mafut 

. Thetena (Dedan) ?7 

. Hibu (in Abusimbel Hibuu 


genannt) 


. Emza, Mazu #2 [var. aa] 

. Bethbeth 

. Minut 

. Taseth 

2. Du, Tuh 

. Bepeseth 

. Fu-schä 

. Setha 

;. Kenseth (nubijche Landſchaft 


Kens-t häufig genannt) 


. Ta-sa 


. Thehenuu 


‚ägypt. Name 


für die Marmariden) 


. Hu’at 


. Zezes [Zazasas 4] 


. Tep-nucheb 
. Basch 

. Mas 

. Ta-sem-ma 


95. 
96. 
97. 
98. 
99. 
100. 
101, 
102. 
103. 
104. 
105. 
106. 
107. 
108. 


109. 
110. 
ill. 


112. 
113. 
114. 


115. 
116. 
117. 


118... 
119. 


Chesechet 

Ta-a 

Tetheres 

Urth 

Rethen-pen [36] 

Übeh [37) 

Nehes-t [29] 

Tethenes [30] 

Zes [Zesan 31] 

’Au [’aa 32] 
Ta-schesch-t [24] 
Behes-t [25] 

Schäs [Schäsi 26] 

Beket [27. Land im oberen 
Nubien] 

Äsches-th 

Tua | 

Su (Sai, Statt ter Autor 
molen) 
Museth Maseroth 31 
Mes-demu | 

Ha-samu (Hasmona 4 Mos. 
33. 30) 

Äau(Aua Gegend beia dulis) 
Ab-thesà 

Kenes-th (Balſamland, mit 
Uden genannt) 

. heb 

. . nhekeb 


120. Mer-ahet-aau 


121. Emha 

122. Reh-hir 
123 zerftört 
124. Chenbi 
125. Hezi 

126. Tom... rep 
127. Merh-gesu 
128. Äath-t 
129. Fuschen 
130. .. äthnep 
131—133 zerftört 
134. Sch-tom 
135 zerſtört 


136. . ’ahet 
137  zerftört 
138. .. beh-ke 
139. .. nnka 
140. Saah 
141. . aha 
142. ’Azem 
143. . agenä 


144— 149 zerftört 
150. Antetupes 
151. ... schensem 
152. ..... ak 
153. Chaa-thehen 
154. Kan (Kane) 
155. Aachet 


348 


156. Emesesches 
157. Äasen 

158. Äasen 

159 zerſtört 

160. ... sethen 
161 —164 zerftört 
165. Kethenes 
166. .. aches 
167. ... aahes 
168— 170 zerftört 
171. (Äb?)-si 
172—177 zerjtört 
178. 'Then-se.. 
179. Äar 

180. Ästeses 
181. Heben 

182. A-mu-bes 
183. Minnut 


184. Uden-t (Vedan ber Bibel, 
lieferte Balfam und ten 


Stein Hemak) 

185. Uaä 

189— 193 zerftört 
194. Aser-hebu 
195. ... lether 
196. ... buschä 
197. ’ahuu..] 
198. Anhim..u 
199. ..zeh... 


349 


200-206 zerftört 


207. 


208. 
209. 
210. 
211. 


Hatu 
Aaui 
Ant-beth 
Teb-äna.. 
Än-a 


212— 217 zerftört 


218. 


219. 


220. 
221. 


222... 


223. 
224. 
225. 


226. 
227. 


228. ... 


229. 


Neh-fu 3! (Obernubifches 
Land) 
Thenusuu (Tenesin, Land: 
fchaft nahe Meroe) 
..äA.. 
Päut 
. fubu 
U-(zed?)-au 
(Zed ?)-hau 
Ätega (vergl. die Athacae 
in Abeifinien) 
Äbua 
An-schefu 
’at 
. . rThetom 


230— 233 zerftört 


234. 
235. 


. zehem 


Uäzetäm 


236. . 


. mel 


237 — 243 zerftört 


244. 
245. 
246. 


247 


248. 
249. 
250. 
251. 
252. 
253. 


254. 
259. 


256. 
257. 
258. 


259 


260... 
261. 


Aasi-(mer?) 

Ägesu 
Ähath- (mer?) [Ahathelı 
22] 

zerftört [H ..... nuter 23] 
Tu-'mer?; [13] 

Schebbet [15] 

Dezuuth [16] 

Ä’aschu [Ä’aschäa 17] 
4a-V'hehennu [18] 
Tepes-tom [Petentom 9. 
Drt in Nubien) 

Ai-mennu [10] 

Äbsafu CLand in Obernus 
bien) [11) 

Hafu [Hufu 12] 

Äfu.... [Äfu 13] 

.. zem-..ä& 

zeritört 

‚iu 

Äh. .ut 


262—269 zerftört *) 


») Die in Klammern eingeichlofienen Bemerkungen beruhen auf Zuſammen⸗ 
ſtellungen fonft bilannter Namen auf dem großen Ländergebiete, wie fie ınir bier und 
da auf einzelnen Dentmälern Nubiens oder fonft bei den Schriftſtellern als Anllänge 


an die ägyptiſchen Bezeichnuungen entgegengetreten find. 


Ein hinzugefügt. M 


— 


350 


In ten zwei in norböftlicher Richtung vom Pfeilerfaal gelegenen &e- 
mächern (Y und Y’ auf dem Plane Mariette-Bey's) hat der eben genannte 
Gelehrte in Folge feiner Nachgrabungen eine Reihe merkwürdiger Dar- 
ftellungen enttedt, welche offenbar Nachahmungen ähnlicher Vorwürfe 
bes Prachtbaues von Der:el-bahri find *). 

Ich meine vie naturgetreuen (im ägyptiſchen Sinne indeß) Abbildun⸗ 
gen ter Pflanzen- und Thierwelt, welche Lie Krieger auf ihren Yeldzügen 
im Norten une Süren kennen zu lernen Gelegenheit fanden. Auf Befehl 
des Königs, der wie weilant König Salomo für naturgefchichtliche Forſchun⸗ 
gen fehr viel Neigung verjpürte, alfo vaß ihm vier unbelannte Vögel eine 
größere Freude bereiteten (f. oben ©. 313) als vie Kriegsabgabe eines 
ganzen Yandes, mußte bie Hand eines unbefannten Künſtlers viefelben der 
Nachwelt im Bilde überliefern. Baumhohe Wafferlilien, Faktusartige 
Gewächſe, allerlei Bäume und Sträucher, Blätter, Blüthen und Früchte 
(Melonen und Granaten, bejonters die leßteren find in reichiter Zahl 
bargeftellt und cheinen den Aegyptern befonvers angenehm gewejen zu 
fein; , Rinder und Kälber, darunter ein Wunderthier mit rei Hörnern, 
Reiher, Sperber, Gänſe, Tauben, alles das geht in diefen Biltern bunt 
burcheinander, wie e8 ter einfach-findlichen Auffaffung des Künftlers von 
jo unbelannten Erzeugniffen einer fremden Welt entſprach. Die Haupt- 
injchrift daneben lehrt uns folgendes über ven Gegenſtand: „Da ijt allerfei 


beutet auf die Mariette'fchen Beſtimmungen bin, Die auf tieferen Unterſuchungen be- 
ruben und von benen eine gewiffe Auswahl nicht von der Hand gewieſen werben 
durfte. Immerhin bleibt noch eim reicher Stoff zu Ipäteren Arbeiten auf biefem Selbe 
übrig. Die in Ed-Klammern eingeichloffenen Namen und Zahlen beziehen ſich auf 
einen Auszug derſelben Lifte aus Ramſes' ITI Zeiten (f. Dümichen, Inichr. I Taf. XIII), 
die Zahlen rechte auf eine andere Lifte aus der Regierung Amenhotep's III. Die 
Ramfes-Fifte giebt den Beweis, daß Die Könige nach Luft abichreiben lichen aus ihren 
amtlich befannten Stäbte- und Länderverzeichniffen, was und wie es in den Wand» 
raum paflen wollte. Strenge Folge und Ordnung war eben vollftändig ausgeichlofien. 
*, S. oben S. 281. 


351 





„Sewächs und allerlei Blumenzier vom Lande Ta⸗nuter („Heiliges Sant“), 
„[mweiches entdeckt hat] ver König damals, als er zog nach tem Yande Au: 
„then um zu überwinten biefes Land, gleichwie e8 ihm befohlen hatte jein 
„Bater Amon. Site befinden ſich unter feinen Füßen [von jegt an] bis 
„zur Unentlichleit (fonımenver) Iahre bin. ‘Der König redet alfo: Ich 
„ſchwöre bei ver Sonne, und ich rufe zum Zeugen an meinen Vater Amon, 
„daß Alles ijt lautre Wahrheit, nicht iſt ein Zug von Eelbfttäufchung in 
„dent, was mir wiererjahren iſt. Was hervorbringt ver herrliche Boten 
„an feinen Erzeugnijfen, das habe ich ausführen laſſen (in dieſem Bilde), 
„in der Abficht, es vorzuftellen meinem Vater Amon in biefen großen 
„Amons- Tempel, eine Erinnerung für ewige Zeiten.“ 

Eine zweite Inſchrift, werthvoll durch tie beigefügte Zeitangabe, ift 
fürzeren Inhaltes, nämlich: 

„Im Sahre 25 unter dem Könige Thutmes III, er lebe immerdar ! 
„Dies find die Gewächſe, welche gefunden hat der König im Lande Ruthen.“ 

Die erjte, längere Infchrift, jcheint eine offenbare,, faft möchte ınan 
glauben abfichtliche Verdrehung wirklicher Thatjachen zu enthalten. ‘Die 
geichichtlichen Ueberlieferungen der Denkmäler erzählen mit feiner Silbe 
von einem Zuge des Königs nach dem weit im Süden gelegenen „Heiligen 
Laude“, wenigften® nicht vor tem 25. Regierungsjahre Thutmes III. 
Anvererfeits führte ter Weg nach Ruthen oter Kanaan nicht über das 
„Deilige Land'. Die den Ländern tes Südens aufgelegten Schäßungen 
wurden von den Bewohnern alljährlich nach Aegypten geführt, ohne daß 
befondere Kriegszüge fie dazu geziwungen hätten. 

Es bleibt zum Schlufje nur die eine Vermuthung übrig, daß ter 
Name des „Heiligen Yandes* oder würtlicher „tes Gottes-vandes“, ſich auch 
auf ganz Arabien erjtredt babe, jo daß ver König auf feinem Durchzuge 
durch arabifches Gebiet nach Kanaan tavon Ktenntniß genommen habe. 
Möglich, daß der König gelegentlich vie Stnai-Halbinfel bei einem feiner 


352 


Kriegszüge berührt hatte. Aber auch diefe Vermuthung hat feine befon- 
dere Wahrfcheinlichkeit für fich, da gerade diefe Gegenten zu ven traurig. 
jten und ödeſten Stellen Arabiens gehören”). Db nun gar „vas Land 
Gottes“ geradezu Ruthen⸗Kanaan im biblifhen Sinne andeute, dafür 
geftehe ich offen aller Beweiſe baar zu fein. 

Die Priefter des Amon, deſſen Tempel und Schagbäufer der König 
in der reichlichiten Weife bedacht hatte, begnügten fich nicht allein damit 
zur Erinnerung für die kommenden Gefchlechter auf der befchriebenen Denk⸗ 
tafel die Siege des unvergleichlichen Pharao zu verewigen, ein unbelannter 
Dichter aus der Zahl der heiligen Väter fühlte fich fogar begeiftert in ge- 
bundenen Worten den Ruhm des Königs und die Macht und Herrlichkeit 
bes Gottes Amon ver Nachwelt zu fingen und zu jagen. Sein Lied hat 
Sturm der Zeit und Unbill des Menfchen überlebt. Wohl geborgen ſchmückt 
heute der hohe Granit die Räume ber ägyptiſchen Säle zu Bulaqg. Wie 
Mofes nach dem Untergange Pharao's und feines Heeres im Schilfmeer 
bem Herrn ein inbrünftiges Xoblied fang, um die wunterbare Macht unt 
Stärke des ewigen Gottes zu preifen, alfo erhob drei Sahrhunderte vor 
dem weiſen Geſetzgeber tes jüdischen Volkes der namenlos gebliebene Seher 
Amon’s jeine Stimme, um feinem Gott und, jeinem König lobzufingen 
nad) feiner Weiſe. Alſo lauten feine Worte: 

1. „Komme zu mir, ſprach Amon, erfreue dich und bewundere meine 
„Herrlichkeit, 
„ru mein Sohn, ber mich ehrt, Thutmes III, immervar lebenter. 
„Ich jtrahle im Glanz der Morgenſonne durch deine Liebe 
2. „und mein Herz ift entzüdt, wenn bu deinen herrlichen Schritt zu 
„meinem Tempel richteft. 


*) Doc will ich dem Lejer im Voraus darauf aufmerljam machen, baß in einer 
Feljeninfchrift vom Jahre 25 biejes Königs (j. weiter unten) die Sinai-Halbinjel 
thatſächlich ala das „Sottesland” bezeichnet wird. 





393 


„Deine Hände ſenken fich auf deinen Leib, zum Heile deines Dafeine. 
„Kieblich ift deine Güte für mein heiliges Bil. 
„Ich ftehe aufrecht da 
3. „in meiner Wohnung. 
„Darum will ich dich wunderbarfich auszeichnen. 
„Sch ſchenke dir Macht und Sieg über alle Rande. 
„&8 follen ein Schreden fühlen vor deiner Seele alle Völker 
„Und follen dich fürchten bis zu den äußerften Enden ver Welt bei ven 
4. „vier Stüßen des Himmels. Ich laffe groß fein beine Stärke in 
„aller Leibe, 
„Sch Laffe wieverhallen bein Sriegsgefchrei über die Länder ber 
„Fremdvöllker hin. 
„Die Könige der Welt feien allzumal in deiner Fauft. 
5. Ich breite aus meine eigenen Hände, 
„Sch binde dir mit Banden und heimfe bir ein 
„Die wandernden Nubier zu Zehntaufenden und Tauſenden, 
„Die den Norden bewohnen, fie feien zu Hunderttauſenden ge« 
„fangen. 
6. „Ich Laffe fallen deine Wiberfacher unter teine Füße. 
„Schlage die Schaaren beiner Feinde! 
„Alſo befehle ich bir bie Erbe in ihrer Länge und in ihrer Breite. 
„Die Bewohner des Weftens und des Oſtens feien dir unterthan. 
7. „Durchlaufe fröhlichen Herzens die Länder, die niemand betreten 
„bat zu deiner Zeit. 
„sch will dein Führer fein, erreiche fie, 
„Durchlaufe den großen Wafferring 
8. „im Lande Naharain in voller Siegerfraft. 
„Mein Wille ift es, daß die Völker hören dein Kriegsgejchrei, 


„welches eindringt in ihre Höhlenlöcher. 
Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 23 





10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


15. 


354 


„Sch habe entzogen ihren Nafen ven Odem bes Lebens. 


. „Ic Laffe deinen männlichen Muth bis in ihre Herzen bringen. 


„Meine Krone auf veinem Haupte, fie ift ein verzehrendes euer, 

„Sie zieht heran und bemächtigt fich ver falfchen Brut ver Kittim. 

„Durch ihren Flammenftrahl werden die Herren unter ihnen zu 
„Alche gewantelt. 

„Sie trennt die Häupter der Aamu, nicht vermögen fie zu entwifchen. 

„Es fällt zu Boden ver ſich umwendet, vor ihrer Macht. 

„Sch laſſe wandern deine Siege durch alle Völker. 

„Es leuchtet meine Königsfchlange an deiner Stirn, 

„Und zu Nichts wird bein Feind bie zur Himmelswende bin. 

„Sie kommen und tragen die Steuer auf ihrer Schulter 

„Und beugen fich 

„vor deiner Heiligkeit. Alſo ift es mein Wille, 

„Sch laſſe ermattet nieberfinlen ven Abtrünnigen in deiner Nähe, 

„Brennende Gluth in feinem Herzen und an feinen Gliedern ein 
„Zittern. 

„sch kam und du fchlugft die Fürften von Zahi. 

„Sch. zerftreue fie unter deine Füße über alle ihre Lande hin. 

„sch laſſe fie ſchauen deine Heiligkeit als den Strahlenreichen. 

„Du leuchtet in ihrem Angeficht in meiner Geftalt. 

„Sch kam und du fchlugft die fo da weilen in Afia, 

„Du machteft zu Gefangenen bie Hirten von Ruthen. 

„Ich laſſe fie ſchauen deine Heiligkeit im Schmude veiner Königs- 
„würde, 

„Wie du ergreifft die Kriegeswaffen auf dem Streitwagen. 

„Sch kam und bu fchlugft das Land des Oftens, 

„Du kamſt zu denen, welche weilen auf ven Gebieten bes heiligen 
„Landes. 





16. 


17. 


19. 


20. 


21. 


22, 





— 


„Sch laſſe fie ſchauen deine Heiligkeit als den Kanopusſtern, 

„Der ergießt fein Licht im Feuerglanz, wann er ſpendet ven Morgen⸗ 
„than. 

„sch kam und du Ichlugft das Land des Weftens, 

Kefa (Phönizien) und Ajebi (Cypern) fürchten bich. 

„Ich laffe fie Schauen beine Heiligkeit als jungen Stier. 

„Bol Muth, die Hörner gewegt, ift er unnahbar. 

„Sch kam und bu fchlugft die Gehörigen ihrer Herren, 

„Das Land Mathen zittert vor deinem Schreden. 

Ich Laffe fie ſchauen deine Heiligkeit als ein Krokodil, 

„Das Schredliche im Waſſer, nicht begegne man ihm. 


. „Sch kam und bu fchlugft die Infelbewohner in Mitten ver Großſee, 


„Dein Kriegsgefchrei ijt über fie. 

„Ich laſſe fie ſchauen deine Heiligfeit als den Rächer, 

„Welcher erfcheint auf dem Rüden feines Opfers. 

„sch Fam und bu jchlugft das Land der Thuhen, 

„Das Volt der Uthent ift in deiner Macht. 

„Ich laſſe fie fchauen teine Heiligkeit al8 Leuen mit wiltem Auge, 
„Der feine Höhlen verläßt, ihre Thäler durchſchreitet. 

Ich kam und bu fchlugft die Hinterländer 

„Der Umkreis des großen Meereskreiſes ift gebunden in deiner Fauſt. 
„sch Laffe fie fchauen deine Heiligkeit als befehwingten Sperber, 
„Welcher packt mit jeinem Blicke was ihm beliebt. 

„Ich kam und du fchlugft die Vorderländer, 

„Die auf dem Sande fiten haft du lebendig in Banden gefchlagen. 
„sch laſſe fie ſchauen deine Heiligfeit als ven Schafal des Südens, 
„Ein verborgener Käufer burchzieht er Das Land. 

„Ich kam und du fchlugft die nubifchen Wandervöller, 


„Bis zu dem Lande Schat, das in deiner Fauſt ift. 
23° 





356 


„Ich Laffe fie ſchauen deine Heiligleit wie dein Brüberpaar, 
„Deijen Hänte ich vereinigt habe dich zu fegnen. 

23. „Dein Schwefterpaar ich laſſe e8 ſpenden bir Glüd und Heil. 
„Meine Hände in ver Himmelshöhe wehren ab das Unheil, 
„Sch ſchütze vich, meinen geliebten Sohn, 

„Den fräftigen Stier, der erftand als König in Theben, 
„Den ich erzeugt aus [meinen Gliedern), 
24. „Thutmes, den immerbar Lebenden, 
„Der erwiefen alles Liebe meinem Wejen. 
„Aufgerichtet Haft du meine Wohnung in langvauerndem Werke, 
„Weiter und breiter als fie je gewejen. 
„Ein großes Thor ſchützt gegen den Eingang des Frevlers. 

25. „Eingejegt haft bu Freubenfefte zu Gunften des Amon. 
„Srößer find beine ‘Denkmäler als vie aller früheren Könige 
„Sch gab dir ven Befehl fie auszuführen, 

„Und du warft einverftanden damit. 

„Darum feße ich dich auf den Stuhl des Hor für unendlich viel’ 
„Sahre, 

„Lente und leite bie lebenden Gefchlechter !* 

Lobgefänge auf die Pharaonen, im Geifte des vorftehenden Sieges- 
liedes, waren ein vielbeliebter Vorwurf ter alten Dichter nach der Rück⸗ 
kehr der Könige aus ber Fremde. Wir befigen hervorragente Leiſtungen 
biefer Art, welche in Form und Sprache auf der Höhe ver Dichtkunft 
ſtehen. Dem wirklichen Fachgelehrten drängt fich fchon jet die Ueber⸗ 
zeugung auf, daß jete Zeile, ja ein jedes Wort in biefen bichterifchen 
Leiſtungen wohl berechnet und gewählt ift, und daß die verbächtigen hoblen 
Redensarten wohl in ven vorgelegten Ueberjeßungen, nicht aber in den 
richtig verftandenen LUrjchriften zu finden find. Aber felbit in dem letteren 
Valle vermögen unfere neueren Sprachen ınit ihren jungen Anſchauungen 


357 


ven Ton, welcher die alterthümlichen Lieder burchzieht, nicht mehr wieder⸗ 
zugeben. Ein Homer bleibt eben nur Homer im griechiſchen Gewande. 

Das vorſtehende Siegeslied des unbekannten thebaniſchen Dichters, 
die ähnlichen Siegesgeſänge auf die Könige Ramſes II und III, das 
Heldenlied des Dichters Pentaur auf die Großthaten Königs Ramſes II 
während feines Feldzuges gegen ben König von Kadeſch und feine Bundes— 
genoſſen, werten für alle Zeiten unerreichte Mufter der altägyptifchen 
Sprache in ihrer höchften Blüthe bleiben. Nur eines tiefer Gefänge, das 
Gedicht des Priefters Pentaur, hat bis jegt durch die gründlichen lang- 
jährigen Forſchungen bes verftorbenen Vicomte E. de Rouge eine feines 
Inhaltes würdige Bearbeitung erfuhren. Wohlweislich bat fich ver ge- 
lehrte Ueberfeger einer Uebertragung in gebundener Rebe enthalten, aber 
felbft die trod'ne Wiedergabe ver Worte des ägyptiſchen Dichters, in treuem 
Tefthaften an tie Ausbrücde der Urjchrift, durchweht ver Fräftige dichte: 
rifche Geift des Altertbumes, veffen legte Blüthe die Zeit der Rameſſiden 
ſchmückt. 

Die Siege unſeres Heldenkönigs, ter während feiner zahlreichen 
Feldzüge die Länder und Städte Vorberafiens in feine Gewalt gebracht 
hatte, tem Libyen und vie Völker Nubiens und Aethiopiens bis zum heute 
Gardafui genannten Borgebirge, Angefichts ver Südküſten Arabiens, un» 
terthan waren, hatten nach Aegypten zahllofe Gefangene jeder Abftam- 
mung geführt, welche nach alter Sitte für die Staats-Arbeiten ihre paf- 
fente Verwendung fanden. Vorzüglich waren e8 bie großen öffentlichen 
Staatsbauten, und unter ihnen wiederum die erweiterten Anlagen bes 
Amons-HeiligthHums von Ape (bei Karnah), dem die Fremden ihre ganze 
Thätigfeit zu weihen gezwungen wurden, unter der Aufficht äghptifcher 
Baumeifter (Mer) und Vögte (Rois), welche ihrerfeitd den Anorbnungen 
und Vorjchriften des Königlichen Oberbaumeifters fich zu fügen hatten. 
In biefen Zeiten beffeitete ein gewiffer Puam biefes hohe Amt am Hofe 


358 


Pharao's. Sein Name ift femitifchen Urfprunges und bedeutet fo viel als 
„Einer, welcher ven Mund voll Speife hat.“ Die Gefangenen mußten 
fich ihrer Lage entiprechenp mit den fchwierigften Vorarbeiten zu ben 
Dauten befallen. Dazu gehörte vor allen das Streichen der Ziegel, wie 
es in ebenfo lebendiger als anjchaulicher Weife im Buche ver Bücher in 
ber Beichreibung ter Berrüdung ver Kinder Iſrael's in Aegypten ge: 
ſchildert ift. 

Das Schickſal Hat uns auf ven Wänden einer Grablammer im 
Innern des Hügels 'Abd⸗el-Qurnah, im Gebiete der traurigen „Sarg: 
Berglandſchaft“ (Dusneb-'andy) eine fehr belehrende bilvliche Darftellung 
erhalten, in welcher mit bunten Farben eines verftorbenen Meifters 
Binfelftriche vie Thätigkeit der Gefangenen den nachkommenden Geſchlech— 
tern vor Augen geführt haben. Biel überzeugender als es bie beigefchrie- 
benen Erklärungen in altägyptifchen Buchjtaben und Worten vermögen, 
lafien uns bie merkwürdigen Zeichnungen das Schidfal und die Arbeits- 
noth ver armen Gefangenen in ihrem vollen Umfange erfennen. Die 
Einen holen Waffer in Krügen aus dem nahe gelegenen Zeiche, die An- 
bern kneten und baden die lehmige Erbe, wieter Andere bilden mit Hülfe 
bölzerner Formen vie Ziegel oder ftellen fie in langer Reihe wohlgeorbnet 
zum Trocknen auf, während die Kundigeren unter ihnen das Geſchäft bes 
Mauerns vollziehen. Die gejchriebenen Worte, welche den einzelnen 
Handlungen gleihfam als Weberjchriften beigefügt find, geben uns zu: 
nächſt die zuverläffige Kunde, daß die Arbeiter feien: „Gefangenes Volk, 
„welches ver König (Thutmes III) weggeführt hat zu ten Bauten bes 
„Sotteshaufes feines Vaters Amon.” Sie erläutern „das Streichen ber 
Ziegel" als ein Werk „für ven Neubau des Vorrathshauſes des Gottes 
„Amon von Apet“ (Thebens Oftfeite) und fie erklären endlich in ausführ- 
licher Weife die ftrenge Aufjicht ver VBögte über bie Fremden in folgender 
Mittheilung : [„Dier ſchaut man] die Gefangenen, welche weggeführt find 











359 


„als lebende Gefangene in jehr großer Zahl. Sie arbeiten am Bau mit 
„behenven Fingern. Es zeigen fich dem Blick ihre Vögte. Diele paffen 
„auf mit Nachtrud, gehorchend ven Worten des großen gejchidten Herrn, 
„(der ihnen vorjchreibt] die Arbeiten und ber Anweifungen giebt ben 
„Meiftern. [Sie find belohnt] mit Wein und allerlei guter Speife. Sie 
„verrichten ihre Dienfte mit einer Gefinnung voll Liebe für den König. 
„Man baut an Thutmes' III Alferheiligiten für [vie Götter]. Mögen fie 
„ihm es vergelten durch eine Reihe unendlich vieler Jahre!” 

„Der Auffeher (Rois) fpricht alfo zu den Bauarbeitern: der Stod 
„ift in meiner Hand, feit nicht träge!“ 

Bild und Wort, wie wir Beides treu nach der Ueberlieferung unjern 
Leſern vorgeführt haben, gewähren einen wichtigen Beitrag zu den Schil: 
berungen ber Bibel von der harten Knechtichaft der Juden in Aegypten. 
Auch darin lefen wir: „Und man feßte Frohnvögte über fie, die fie mit 
„Ichweren Dienften brüden follten; denn man baute dem Pharao bie 
„Städte Pithom und Raemſes zu Schaghäufern.” — „Und machten ihnen 
„ihr Leben fauer, mit fchwerer Arbeit in Thon und Ziegeln.“ — „Und die 
„Bögte trieben fie und ſprachen: Erfüllet euer Tagewerk.“ 

Nach dem Inhalt ver vorgelegten Inſchriften waren die Bauten be 
rechnet auf die Ausführung zweier verfchtedener Anlagen auf dem oft er- 
wähnten QTempelgebiete von Ape oder Apet. Die eine betraf den Bau 
eines „Vorrathshauſes“, die andere die Aufführung eines Sochem over 
„Allerheiligften‘, das in dem hinterſten Raume ber Heiligtümer, umge- 
ben nach drei Seiten hin von einer Reihe abgefchlofjener Gemächer, zu 
liegen pflegte. In einer Iufchrift, welche in der Nähe dieſes Allerbeiligften 
des Amon» Tempeld von Ape eine ganze Wand bebedte, wirb befjelben 
Baues Erwähnung gethan, wie ich e8 bier nachſtehend beweifen will. 
Beregte Wund, nach ver Oberjeite Hin vielfach zerftört, giebt nämlich 
getreue Kunde von ven Wohlthaten des Königs Thutmes III für den Gott 


__ 
Amon von Ape und feinen Tempel bafelbft.*) Sie berichtet zunächft, wie 
ber König für die verfchiedenen alljährlichen Feſte des Gottes beſondere 
werthvolle Gefchenke dem Gotteshaufe al8 ewiges Eigenthum geweiht 
habe. Dazu gehörte „eine prachtvolle Harfe, ausgelegt mit Silber und 
„Solo, mit blauen, grünen und fonftigen prachtvollen Steinen, um darauf 
„lobzufingen ven Herrlichkeiten des Gottes an allen feinen Feſten und 
„unter allen feinen Namen“. Demnächſt wird erwähnt, wie Pharao Be⸗ 
fehl gegeben habe, zahlreiche Thore (Sebchet) aufführen zu laſſen, mit 
fupfernen und dunklen Erz: Verfchlüffen taran, um als Schuß des Aller- 
heiligften gegen unbefugten Eintritt zu dienen. Bildſäulen des Gottes, 
bie Geftalt des Königs und fein Angeficht getreulich wiedergebend, wur- 
ben von der Hand eines ausgezeichneten Künftlers ausgeführt, dazu ber 
Beiſatz: „die Ausführung war der Art, wie man es in biefem Lande feit 
„der Zeit des Sonnengottes Ra niemals wietererlebt hat“. Daran fchließt 
fich vie Befchreibung aufgeftellter Spitfäulen , bei deren Herftellung man 
bes Silbers, Goldes, Eifens und Erzes nicht geipart hatte und die nun⸗ 
mehr „wieberftrahlen in ihrem Glanze auf ber Oberfläche des Waſſers 
„und das Land mit ihrem Leuchten erfüllen, wie die Geftirne am Leibe ver 
„Himmelsgättin Nut.“ In ähnlicher Weife wird ter Eindrud ter Spitz⸗ 
fäulen ver Königin Hafchop in einer Infchrift auf dem Sodel alfo geſchil⸗ 
bert: „rau König Makara, das Gold unter ven Königen, jte hat aus⸗ 
„führen Laffen (viefe Spitzſäulen) als ihr Denkmal für den Vater Amon 
„von Theben, intem fie ihm berjtellen ließ zwei große Spigfäulen von 
„hartem Granit des Mittaglantes. Ihre Spigen find mit Kupfer bedeckt 
„aus ben beften Kriegsichagungen aller Yänter. Man jchaut fie unendlich 
„viel Meilen weit, es ift eine Fülle leuchtenten Ganzes, wenn die Sonne 
„zwifchen beiven aufgeht." Eine Bildſäule tes „Nachfolgers Horus’“, d. i. 


») Die Infchrift ift zum erften Male vollftändig veröffentlicht in Mariette's 
ſchönem Werte über Karnak auf den Taff. 15—16. 








361 


ves Könige, ein „herrlicher Opfertifch* und mehrere Altäre reihen fich den 
vorigen Werken an. „Biele andere Schenfungen“ folgen nach, fo ein 
großer aus Kupfer gearbeiteter Krug von fieben Ellen Höhe, und „man- 
cherlei Geräth aus Silber, Gold und Eifen, ganz neu hergeftellt”. 

Im Iahre fünfzehn, am 27. Pachons, Hatte der König die vollſtän⸗ 
big neue Aufftellung des Tempeleigenthums befohlen. Unter Anderem 
wart das Heiligthum verfehen mit einer Menge von fremden Leuten aus 
tem Süden und Norden, zum Theil auch Kinder ber Könige bes Landes 
Rutben (Ranaan’s) und des fudanefifchen Chont-Hon-nofer. Gartenland 
wurde dem Heiligthume übergeben, um Blumen und Gemüfe zu ziehen, 
ferner 1800 Aruren Aderland überwiefen als ſtändiges Eigenthum in 
verfchiebenen Gegenden Ober» und Unterägyptens. Ebenfo ward vie Lie: 
ferung an Gewächlen, Wein, Geflügel und Vierfüßern u. f. w. ein für 
allemal fejtgeftellt, und die Zahl ver Heiligthümer bes Gottes, „feiner 
Lieblingsfige”, in ven anderen Gegenden des Landes genau verzeichnet, 
und bie bezüglichen Opfer in venfelben durch königliche Großmuth gleicher 
maßen bewilligt. Mit einem Worte: „ver König hatte mehr gethan als 
„alle feine Vorgänger von Anfang an und hatte fich als ein genauer Ken⸗ 
„ner der heiligen Wiffenfchaften bewährt.“ 

Die Künftler in nütlichem Werke hatten dabei ihre befonvere Ver: 
wendung gefunven. Die vorzüglichften Arbeiten ihrer Hand werben ter 
Reihe nach aufgeführt, meijt Thore, deren Namen (denn jede Thür führte 
einen folchen) noch heute an Ort und Stelle veutlich zu lefen find. Bon 
einem beftimmten Theile des Heiligthumes (die genauere Bezeichnung 
beffelben ift leider durch die Unbilf ver Zeit zerftört worden) heißt es: 
„Der König fand daſſelbe in Geftalt eines Ziegelbaues in einem jehr ver: 
„fallenen Zuftande vor, als ein Werk ver Vorfahren. Der König führte 
„die feierliche Grunpfteinlegung für dieſes Denkmal eigenhändig aus.” 
Denn e8 war feine Abficht, vollftänkig neue Bauten in Ape berzuftellen 


362 


und die Wohnung des Amon und feiner Götterfippe zu verfchönern. So- 
mit warb der Tempel im Neubau bergeftellt. Die einzelnen „Götterwoh⸗ 
„nungen barin (Naos heißen fie bei ten Griechen) wurten aus großen 
„Steinblöden (fogenannten Monolithen) gemeißelt, mit neuen Thüren aus 
„Akazienholz. Hinein kamen die Bildfäulen ber Gottheiten fowie auch die 
„Bildſäulen feiner Vorfahren, der Könige von Ober- und Unterägypten.“ 
Nachdem das Bauwerk ausgeführt war, feiner „Lage nach den vier Him- 
melsrichtungen entfprechenp“, wurten bie großen Steinthore aufgerichtet. 
Das erite hatte „Thüren aus ächtem Akazienholz, befchlagen mit Gold⸗ 
„blech, verbunden burch ſchwarzes Erz [Kupfer] und Eifen. ‘Darauf wurde 
„angebracht der volle Name des Königs in Kupfer, Gold und fchwarzem 
„Erze.* Das Ganze wurbe durch einen prachtvollen Bechen ober Flügelbau 
zu beiten Seiten abgeſchloſſen. Drei Thore ftanden damit in Verbindung. 
Das erfte trug ven Namen: „Thor Thutmes' III, er verberrlichte die 
Größe tes Amon.” Das zweite aber: „Thor Thutmes' III, dauernd ift 
der Dank des Amon.” Das britte endlich: „Thor Thutmes' III, ein 
großer Geift ift Amon." — „Sie waren beichlagen mit wirklichem Kupfer 
„und die Opfer nahmen ihren Weg durch fie." Das beteutenpfte Wert 
in Anlage und Ausführung blieb inveß pas Cheſem oter Sechem (das 
Alterheiligfte) , „ver Lieblingsplag des Amon“, aus hartem Geſtein „des 
rothen Berges“ (bei Syene). 

Somit ftand der Bau da, und e8 folgte ver Dank der Priefter, ven 
uns bie Folge der Inschrift in Bichterifchen Worten fchilbert, wobei Amon 
den Mittelpunkt der Rebe bildet. „Dir fehenkt er fein Königthum, aufge 
„legt werten Dir die Kronen auf tem Throne des Hor, die Erinnerung 
„arı Dich ale König Aegypten wird bleibend fein, Dir hat er bie ver- 
„einigte Welt in Frieden übergeben, alle Völker beugen fich vor Dir.“ 
„Wir haben gehört — fo fagen vie Hofleute — vom Heil bringenven Kö- 
„nigshofe, Du athmeft in einem reinen Leben, aufgejtellt ift Deine Hei- 








363 





„igkeit auf dem erhabenen Throne. Die Ausfprüche des Göttlichen felber 
„ſind wie die Worte des Sonnengottes Ra anı Anfang aller Dinge.“ 

Der König, gefehmeichelt durch das geſpendete Lob, gefteht feine Ver⸗ 
bienfte um den Gott gern ein. „Diefer Bau, welcher an feinem Gottes: 
„haufe ausgeführt ward, joll eine Erinnerung fein an meine Wohlthaten 
„in feiner Wohnung. Sch werde erhalten bleiben in ber Sage ter ſpä— 
„teften Zeit.“ 

Die VBornehmen des Hofes aus der nächften Umgebung laffen es ſich 
nicht nehmen, auch ihrerfeits aljo dem neuen Herrn ven Ausdruck ihrer 
Bewunderung in bichterifchen Worten darzubringen. 

Die Gegenrede des Königs ift nicht weniger großartig im Ton, als 
bie vorangegangene Anrede. Auf feine Bauten und Geſchenke zurüd- 
blickend bemerkt er: „Immer⸗ſein, das ift Theben, Ewig-fein, das ift ber 
„thebaniiche Amon, die Sonne in Hermonthis, deſſen Auge in biefem 
„Rare leuchtet.“ 

Die Fortfegung feiner begeifterten Worte läßt e8 mit aller Sicherheit 
berausfühlen, daß Thutmes III eben gekrönt worden war und in 
feiner neuen Würde eine Art von Thronrede an die Anwejenven richtete. 
„Sott Amon, fo verfichert er, ift mehr entzückt über mich als über alle Kö— 
„nige, welche in tiefem Lande waren ſeitdem e8 gegründet ward. Ich bin fein 
„Sohn, welcher feine Heiligfeit liebt, dern das beißt mein königliches Weſen 
„selber lieben.“ — „Alle Völker beugen fich vor meinem Geifte, die Furcht 
„vor mir ift im Herzen der neun fremden Völker,“ — Gott Amon] „er 
„hat mir gegofjen vie Stärke in meine Hände, um zu erweitern |vie Grenzen 
„Aeguptens.“] 

Die Behauptung daß diefer Theil ver Infchrift fich auf die eben er» 
folgte Thronbefteigung tes Könige bezieht, wird augenfcheinlichjt unter: 
ftütt durch die Thatfache, tie ich hier zum erftenmale in einer altäghpti« 
ſchen Weberlieferung entvedt babe, daß ber Uriprung ber verfchietenen 


364 


— 


Thronnamen des Königs*) durch eine Umfchreibung gleichjam erklärt 
wird. 

Auf die Beziehungen zum Thut, im Namen Thutmes, habe ich oben 
bereits hingewiejen. ‘Der König beftätigt dies ausprüdlich in den Worten: 
„Es gleicht meine Geburt ver des Gottes von Hifer* (befonterer Name bes 
Heiligthums bes Thut in Hermopolis). Unter ven neuen Namen, bie 
bem Könige feit der Feier feiner Thronbefteigung zu Theil wurben , be- 
findet fich ver Ausprud: Sam ta ober taui „Vereiniger ber beiden Welten.“ 
Die folgenden Worte begrünten dieſe Benennung mit den vom Könige 
geiprochenen Worten : „er (Amon) hat vereinigt (am) bie Länder (taui) 
„aller Götter in diefem meinem Namen Thutmes Sam-ta. 

Bei dem zerftörten Zuftande der Infchrift muß ich e8 dem Xefer über: 
laffen, aus der nachftehenven Uebertragung eine Fortjegung der vorftehen- 
ben Erklärung zwiichen ten Zeilen heraus zu erlennen. 

...... in dieſem meinem [Namen]: Herr ter Doppelkrone: 
„Mehrer des Reiches wie die Sonne am Himmel. Er bat 
„mich geftaltet zu einem goldenen Sperber. Er hat mir gegeben 
„ſeine Macht und feine Stärke, ich prange herrlich mit feinen Kro⸗ 
„nen in biefem meinem Namen (dem britten) (38) [goldener Sper— 
„ber, Mächtiger, Starker, herrlicher Kronen............] 
„meine Kronen. Geſchrieben warb mir felber der Königsname. Er ha 
„aufgeftellt mein Sperberkild auf dem Sodel, er hat mich ftarf gemacht 
„wie einen ſtarken Stier. Er bat gegeben meine Krönung im Innern 
„von Theben. 

(39) [„in biefem meinem Namen (vem erften) : ftarfer Stier 
„gelrönt in Theben“.) 

Der weitere Verlauf ber Infchrift, troß ihres lüdenhaften Zuftandes, 


*) Bol. oben ©. 65. 


36 





enthält fehr wichtige Anteutungen über das Verhältniß bes Königs zu 
feiner Schweiter, auf bie in dem Fürwort „fie* mehrmals angeipielt wird. 
„Was ich erzähle‘, jo bemerkt ver König, „ift feine Erfindung, fie war 
„zum Erſtaunen im Angeficht ver Menſchen, und zu einem Geheimniß für 
„vie Herzen ber Götter, welche alles das wußten. Sie aber wuhte es 
‚nicht, denn Niemand war (für fie) ta außer ihr.“ Er erzählt ferner, wie 
„er vergleichbar gewejen jet dem jungen Horus in der Sumpfgegend von 
„Sheb (eine übrigens oft wiberlehrente Redensart junger Könige) und wie 
„er habe bleiben müffen in ver Stadt Buto des Nordens.“ Dort 
weilte Thutmes III ohne Amt und Stellung in dem Tempel tes Amon, 
tenn : „es ift fein Märchen, — alfo verfichert er — fo lange ich ein Kind 
‚und ein Knabe war, blieb ich in jeinem Tempel. Nicht einmal als Seher 
„des Gottes erhielt ich ein Amt.” 

Wir haben hiermit eine ebenfo lehrreiche als merkwürdige Infchrift 
vor Augen, veren Inhalt nach allen Seiten hin ein ungeahntes Licht auf 
Thutmes und feine einſame Jugend wirft. 

Er war verbannt worben in bie ſchwer zugänglichen Sumpfgegenten, 
um ihn dem Anblick feiner treuen Untertbanen zu entziehen und jede Er- 
innerung an ihn zu verwifchen. Ich habe bereits oben *) auf die Bebeu- 
tung dieſer Dertlichkeit in gefchichtlicher Beziehung aufmerkfam gemacht, 
und werde fpäter Gelegenheit haben von Buto und feinen Sümpfen aus- 
führlicher zu berichten. 

Ein zweiter (leider! wiederum halb zerjtörter) Bericht über den Bau 
und die eigenhänbige Örundfteinlegung einer Tempelanlage trägt die Zeit- 
angabe vom Jahre 24 der Regierung des Königs. Er befand fich auf 
einer großen Steintafel, deren legte Trümmer gegenwärtig in Bulaq auf. 
bewahrt werden. Zum Glück find die erften und wichtigften Zeilen ver 


*) Bergl. S. 288. 


366 


Inſchrift wohl erhalten und geſtatten einen allgemeinen Einblick in das 
Verſtändniß des Gegenſtandes. Nach ver Aufführung der amtlichen Na- 
men bes Königs, wie wir fie kurz vorher kennen gelernt haben, wird be- 
merkt: „Nach des Königs eigenen Befehlen wurde dies verzeichnet in 
„Schrift, entjprechend den mündlich geführten Verhandlungen über bie 
„Ausführung eines Denkmalbaues nach ben drei Seiten, welche fich biegen 
„nach dem Sanale von..... hin, denn ich (ver König) wünfchte ein 
„Denkmal zu jegen meinem Vater Amon-ra in Ape, aufzurichten (feine) 
„Wohnung, welche den Lichtkreis verherrliht, wohl berzuftellen (das 
„zenipelgebiet von) Cheft⸗hir⸗neb⸗s, den Lieblingsfige meines Vaters von 
„Anbeginn an. Dem thebanifchen Amon-ra, ihm wollte ich das aus- 
„gühren laffen auf biefem Gebiete, von hartem Stein, es gewaltig groß 
„anlegend. Darum aber, weil [ver Kanal ta war, welcher hinführt] pas 
„Waffer nach dem Zempel(haufe) des Gottes Nun, bei der Ankunft in 
„seiner Sahreszeit, fo baute ich ihm ein anderes (Tempelhaus) mit einem 
„liebevollen Herzen, und ließ ihn daſelbſt einführen. Was ich ihm that, 
„geihah zum erften Male. Bertig fteht da das Tempelhaus im Oſten 
„dieſes Heiligthumes. ‘Da fand ich, daß die Umwallung aus Ziegeln ge 
„baut war und der Boten [tief ausgehöhlt, damit fich ſenke ver Boden) 
„um mehr Raum zu geben tem Waſſer nach viefem Tempel zu. Er mußte 
„gereinigt werden. Sch ließ befeitigen feinen Schmuß und niederreißen bie 
„Dämme, welche fich in feiner Nähe befanden. So lag nun frei bie 
„Stätte. Ich ließ bebauen diefen Plag, welcher trug die Umwallung, um 
„auszuführen tiefen Denkmalbau darauf, mit dem Wunſche einen herr: 
„chen Tempel zu gründen [dem Gotte Amon von] Ape. Neu follte er 
„ausgeführt werden. Den Anfang machte die (amtliche) Verzeichnung 
„(des Bauherrn). Niemals babe ich eine folche gejett auf das Denkmal 
„eines andern. Ich fage das in voller Wahrheit, denn ich fenne jeder- 
„mann, der von mir gar nichts weiß, und Rügen fpricht. Aber 





367 


„dad was gefcheben,, ift feine aufgejtellte Erfindung an Stelle der Wahr- 
„heit oder eine abfichtliche Täufchung darauf berechnet, daß fie den Schein 
„ver Wahrheit trüge. Es kennt mich ver, welcher bamit einverjtanden 
„ft. Ich gab ven Befehl in Bereitichaft zu fegen Strid und Pflod (zur 
„Srunpfteinlegung) vor meinem Angefiht. ‘Der Eintritt des Tages 
„des Neumontes warb bejtimmt zur Orundfteinlegungs- Feier für diejes 
„Ventmal. 

„Im Jahre 34, am letten Tage des Monats Mechir , am Feiertage 
„des zehnten Tages ver Amon’s[Feier an feinem fchönen Feſte der mittäg- 
„lichen Apet..... ] ta warb ein Opfer targebracht dem Gotte (an) 
„feiner großen Stätte. Nach diefem zog ich einher, zu begleiten ven Vater 
„Amon. Es zog baher ver Gott auf feinen Füßen, um zu feiern dieſes, 
„jein fchönes Feſt. Und die Heiligkeit dieſes Gottes war wunderbar an« 
‚„ufchauen. [Da nabte fich die Geftalt] dieſes Gottes. Es fanden 
„bereit Pflod und Strick. Da ftellte mich Seine Heiligkeit vor fich Hin, 
„gegen diefes ‘Denkmal hin. Und ich fing an. Da war bie Heiligkeit 
„dieſes Gottes voll Freude bei diefem Denkmale wegen [meiner Liebe zu 
„ihm). Da 308 [vie Heiligkeit] dieſes Gottes weiter, und ed warb ger 
„feiert das fchöne Feft meinem Herrn. Nun trat ich hervor, jaich, um 
„vie Handlung der Grundſteinlegung zu vollziehen, weill.......... 
..................... [vor] ihm. Er ging hinaus und 
„es follte vollzogen werben das Werk des erften Hammerfchlages der Grund: 
„Iteinlegung. Da wünfchte vie Heiligkeit tiefes Göttlichen jelber den erften 


Hammerſchlag zu thbun ....... [um abzuwehren die Waffer) der 
„Ueberfichwenmung der Felder.................. der Hade. 
Es wurden gezogen die Linien der Felder.................... 


„alles was er gethan hatte. Da war ich voller Freude als ich das große 
„Wunder fah, welches mir mein Vater gethan hatte... .......... 
Deren Mein Herz war in froher Stimmung, bei jedem ſchönen 





368 


„Bang, um ben Anfang zu machen mit biefem ‘Denkmal. Niedergelegt 
„wurte [in ven Grunbftein eine Urkunte mit] allen Namen bes großen 


„Sötterkreifes von Theben, ver Götter und ver Göttimmen .......... 
............. Und alle Menſchen frohlockten. Nach dieſem .... 
. ............ von Kupfer ihm gefertigt.“ 


Hier bricht Stein und Inſchrift ab*). 

Was diefem Berichte, neben ver Bau - Ueberlieferung, eine ganz be- 
jontere Wichtigkeit verleiht, ift der neue Hinweis auf bie feindſelige 
Schwefter unt ihren Anhang. Die Worte des Königs: „ich kenne Jeder⸗ 
mann, der von mir gar nicht® weiß“, vie Betheuerung, baß er kein frem- 
des Denkmal fich zu eigen mache, daß er die Wahrheit fage, bebürfen kaum 
einer näheren Erklärung, denn fie erfcheinen als wohl berechnete Ausfälle 
gerichtet gegen die Trug und Lug treibende Mitherrſcherin, welche auf den 
binterlaffenen Dentmälern ihres eigenen Bruders und Gemahles die 
Namen beffelben mit ſchonungsloſer Hand ausmeißeln und durch ihre eige- 
nen erſetzen ließ. 

Der vorftehende Denkſtein ward nach Mariette's Verficherungen in 
einem Seitenzimmer norbweftlih vom Allferheiligften bes Tempels von 
Karnak, aufgefunden.**) Da die Anlage bes Sechem oder des Allerhei- 
(tgften bereit8 in ber Infchrift vom Jahre 15 als vollendet im Bau ge- 
ſchildert wurbe, fo bleibt nichts übrig, al8 anzunehmen, daß Thutmes III 
im Iahre 24 feiner Herrichaft ven ganzen nördlichen Flügel des Heilig- 
thums aufbauen ließ, nachdem ein hindernder Kanal und ein dazu ges 
höriges Heiligthum des Gottes ber Ueberſchwemmung Nun befeitigt worden 
war. Die Aufnahmen der heute noch vorhandenen Zempeltrümmer von 
Karnak und ihre Vereinigung und Wieberberftellung nach dem Plane ihrer 


*) Die ganze Inschrift ift abgebrudt in Mariettes Karnal Taf. 12. Ginzelne 
Stellen der hieroglyphiſchen Tert-Urkunde bedürfen offenbar einer Berichtigung. 
»*) Das Zimmer K auf dem Plan ber Tafel V. 


369 


urfprünglichden Erbauer, wie fie Dlariette- Bey in feinen verbienftoollen 
Arbeiten über Karnak bis in alle Einzelheiten hin ber gelehrten Welt vor- 
gelegt bat, lafjen auf ven erjten Bli ven Löwenantheil erfennen, welcher 
dem großen Thutmes III unter allen königlichen Bauherren als Gründer 
ber einzelnen Tempelanlagen gebührt. 

Außer dem oben erwähnten Mittelpunkte ver großartig angelegten 
Heiligthümer des Amon von Ape, in ber Nähe des Allerheiligften oder bes 
ſogenannten, Großſitzes“, hatte Thutmes III im Laufe feiner langen Re 
gierung den mächtigen Pfeilerfaal und feine zugehörigen Nebenzimmer und 
Gänge im Dften, die Reihe der riefigen Flügelthorbauten im Süden aus- 
führen lafjen. Dex Pfeilerfaal, das fogenannte Chu-Mennu oder 
„Pracht « Denkmal” des Königs, war nicht nur dem Gotte Amen, jon- 
bern auch ben vergötterten Herrſchern geweiht, welche Thutmes III als 
tie rechtmäßigen Vorgänger auf dem Throne und als die Ahnen feines 
eigenen Hauſes betrachtete. Hier in einem der nach Süben gelegenen 
Gemächer befand fich jene berühmte Königswand, welche in ver Wiffen- 
ichaft unter ver Bezeichnung ver Königsreihe von Karnak bekannt ift. ‘Der 
Pharao führt darin fein Gefchlecht bis zu dem großen Ahnherrn Senofer 
tes dritten Rönigshaufes (von Memphis) zurüd und zählt die Könige 
Alla, Pepi, die Kleinkönige des Namens Antef, die berühmten Herrſcher 
des zwölften Haufes und etwa breißig Fürften des breizehuten als feine 
erlauchten Vorfahren auf. 

Die großen Tempel: Flügelbauten nad dem Süten hin haben viel 
von dem nagenden Zahne ver Zeit und ber zerjtörenden Hand des Men, 
ſchen zu leiden gehabt. Aber felbft vie Neberbleibjel verjelben, ein Haufe 
wüfter Trümmer, laffen auf vie hohe Vollendung ber künftlerifchen Kräfte 
ichließen, welche faft unerreichte Meifterwerte jchuf und tes härteiten 
Steines Wiberftand in uns unerklärlicher Weife zu brechen wußte. Sei 


es, daß wir unſern Blick weilen laſſen auf ver Verbintung der großen 
Brugſch. Geſchichte Aegyptens. 24 


370 


Steinmaſſen, welche zu einem wohlgeordneten und im Ganzen wie in 
ſeinen Theilen gleichartig wirkenden Geſammtbau vereinigt wurden, ſei 
es, daß wir unſer Auge an dem wundervollen ſteinernen Schmuckwerk 
weiden, durch welches des Künſtlers Hand auf große glatte Flächen eine 
wohlthuenve Unterbrechung hinzuzaubern verftand, fei es, daß wir die un- 
befchreibliche Würte und den föniglichen Anftand der erhaltenen Bildfän- 
fen ftehenver ober fißender Pharaonen und Götter auf unfer erftauntes 
Auge einwirken laffen, ſei es endlich, daß wir den fcharfen Schnitt und 
bie fpäter nie wieder erreichte Tertigkeit in der Zeichnung der heiligen 
Schriftzüge bewuntern, welche in langen Reihen und Zeilen Wände, 
Säulen und Bildwerke beveden, mehr ein Schmud als eine Auffchrift: 
alferwärts tritt uns, den jpäten Nachkommen jener längft begrabenen 
Borwelt, das jechszehnte Jahrhundert vor unferer Zeitrechnung, die Zeit 
des Thutmes und feiner nächiten Nachfolger als wollenvetfte Blüthe ver 
altägyptifchen Kunſt entgegen, ebenfo großartig in ihrer Auffaffung des 
Ganzen, als geichmadvoll und fein in der Ausführung der einzelnen 
Theile. 

Unter den Bildwerken, welche auf tem befprochenen QTempelgebiete 
bie Zerftörung der Zeit und der Menſchen beinahe viertehbalb Jahrtauſende 
überbauert haben, dürfen fich mehrere ihrer gefchichtlichen Bedeutung 
halber der Erwähnung nicht entziehen. Es find die Bilder ver könig— 
lichen Vorgänger (Großvater, Vater und Bruder) unferes britten Thut- 
mes vor einem ber füblichen Tempelflügel. 

. Die erfte Bildfäule, ein zertrümmerter Niefenleib aus röthlichem 
kieſelhaltigen Sandſtein, ftellt einen figenden Pharao dar. Eine Infchrift 
auf dem Gürtel bezeichnet ihn als Thutmes I, wir haben es fomit mit 
bem Vater des Königs zu thun. Die Bildſäule warb dem verftorbenen 
König zu Ehren (mit dem fich die Vorftellung vom Gotte Amon felber 
verbant, nach einer ven Aegyptern geläufigen Anficht) errichtet vom zivei- 





371 


— — - — — 


ten Thutmes. Alſo beſagt es deutlich die eine der Beiſchriften: „König 
Thutmes II hat dieſes Denkmal errichtet zu feinem Gedächtniß an den 
Bater und den thebaniihen Amon-ra, ven himmlischen Bewohner von 
Ape*. Kine zweite Deifchrift enthielt einen neuen Beitrag für bie Zer- 
ftörungswuth ter herrichlüchtigen Hafchop, welche das Denkmal ihres 
Bruders, zu Ehren des eigenen Baters, verftümmeln ließ, bis enblich 
Thutmes III tie Bildſäule wieder in gutem Zuſtande berzuftellen befahl. 
So fagen e8, troß mancher Yüden, die folgenden Worte darauf: „[Der 
Randesherr und) König Thutmes III, ver Verehrer des thebanifchen 
Amon [dat wieder herftellen laſſen dieſes Denkmal, welches verftünmelt 
war, damals als er einzog) in die Stadt Ni (Theben) tes Süblandes, im 
Yahre 42, am 22. Tage des Monats Thot, in ver Abficht, daß erhalten 
bliebe der Name feines Vaters Thutmes I". Neben rem Vater befinvet 
fich das Heine Bild feiner Tochter, ver bisher unbelannten „Königstochter 
und Königs⸗Gemahlin, der Verehrerin des Vaters: Mutnofer-t”. 

Eine andere Bildſäule deſſelben Königs trägt außer dem Namen 
Bharao's eine halb zerftörte Beiſchrift, die aber leicht in folgenver Weiſe 
zu ergänzen fein dürfte: „Es warb wieterbergeftellt in gutem Zuſtande 
biefe Bildſäule im Jahre [22 unter der Regierung Thutmes III]”. 

Gleiche Infchrift bedeckt die Bildſäule Amenhotep’s I, des Groß- 
vaters unferes Thutmes III. Nach dem Namen jenes Königs folgen bie 
Worte: „Es warb wieter hergeftellt in gutem Zuſtand dieſe Bildſäule im 
Jahre 22 unter der Regierung Thutmes’ III”. 

Indem wir die eigenen Bilvfäulen des letzteren mit Stillſchweigen 
übergeben wollen, betonen wir nachbrüdlichft die erwielene Sorge des 
Königs, das Andenken feiner Verwandten in jeber Weile zu ehren, im 
Gegenſatz zur Mitkönigin Haſchop, der Selbftruhm und Selbjtvergätte- 
rung das Ziel ihrer königlichen Macht zu fein fchien. 

Daß die Erinnerung an bie Borfahren fich nicht nur auf feine nächft 

21° 


372 


ftehenden Verwandten erftredte, ſondern zurüdging bis zu dem erften Ahn- 
herrn jeines Haufes, habe ich oben gezeigt bei dem Hinweis auf die Grün- 
bung eines Ahnenfaales, auf Befehl Thutmes' III, in tem „Prachtdentmal“ 
im Dften von Ape. Die über den Eingängen bafelbft befinbliche Injchrift 
wird dies deutlicher als alle anderen Verſicherungen erhärten. Die 
Worte darin lauten, unter Weglaffung ver fangen amtlichen Namen : „Es 
febe ver König Thutmes III! er hat gebaut biefes fein Denkmal zu feinem 
Gedächtniß dem Vater Amon-ra von Theben in Ape. Ihnen (fo die 
Infchrift) wurde gebaut dieſer große Feſtſaal für eine Dauer unendlich 
vieler Jahre, ganz neu, aus vortrefflichem hellen Geftein des Gebirges 
An. Brachtvoll leuchtet er wie der Lichtkreis des Himmels, wohlausge- 
führt ift er als ein Werk für die Ewigkeit. Es hatte ven Befehl ertheilt 
der König, daß aufgeftellt würben die Namen feiner Ahnen, um wieber 
aufblühen zu laflen ihr Angedenken, daß gefchnigt würben aus [....... . ] 
alle ihre Ebenbilver (?) und daß ihnen von neuem wieberhergeftellt würden 
große Opfer, mehr als [died von Seiten ber früheren Könige gefchehen 
war].“ 

Einen ähnlichen Hinweis auf die Erinnerung an feine Vorfahren, 
wie fie dem Könige Thutmes III ans Herz gewachjen war, und auf fein 
Beitreben, ihre Denkmäler zu erhalten, liefert eine ſchön geſchnitzte Wand⸗ 
inſchrift in dem zweiten Saale vor dem Allerbeiligften von Ape. Wenn- 
gleich Lie erften Worte, welche die beiden erften Zeilen einleiteten, vernich- 
tet find turch den Abbruch des Steines, ift dennoch der Inhalt der In- 
jchrift in keiner Weife zu verlennen.*) [„Darum weil Niemand] von 
Neuem Steine bat liefern laffen, um zu bekleiden ben Bau bes Vaters 
Thutmes I und weil Niemand hat [vollenden laffen] ven Bau des Vaters 
Thutmes I und ben Bau der Vorfahren ver Könige Ober- und Unter: 


*) Siehe Taf. 32.r in Mariette's Wert über Karnal. Die Anfangsworte 
müſſen in ertä äner berichtigt werben. 


373 


äghptend, gegenüber feinem Bau, jo möge mein Name dauernd erhalten 
bleiben auf dem Bau, welcher aufgeführt worden ift für ven Vater Amon 
in alle Ewigkeit“. 

Die kurze Inschrift ift in einem gewiffen Sinne viel berett. Man 
lieſt veutlich zwifchen ven Zeilen ven Vorwurf, welcher der Königin Ha⸗ 
ſchop gemacht wird, tie Denkmäler ihres Vaters und ihrer Vorfahren in 
Ape jo ganz vernachläffigt zu haben. Lag ihr doch ter Stufentempel von 
Dersel-bahri mehr am Herzen als die alte gute Gewohnheit an dem Reichs⸗ 
heiligthume von Ape fortzubauen zu Ehren ter Götter und Vorfahren. 

Der ftolze Prachtbau am Fuße ver fteilen Felswände, welcher fich 
auf breiten Treppen zur Ebene nilwärts hinabjenkte, bie wunderbaren 
Anlagen buntfarbiger Säulengänge und veich bemalter Wanpflächen, 
welche weithin leuchteten und dem Auge des Beſchauers eine märchen- 
bafte Wunderwelt vorführten, mußten natürlich dem weiblichen Sinne 
einer Geſchmack und Kunft liebenden Königin mehr zuſagen, al8 bie ern- 
ften, wenn auch würbevollen Bauten tes Amontempels, denen ein alter 
Grundplan von ven früheren Königen und den Bauherren berjelben vor» 
gezeichnet war. 

Was jonft Thutmes’ III Wille und Befehl auf dem Gebiete ber 
„großen Stadt” (Ni:’a) an Werken ver Baukunſt fchaffen ließ, müſſen 
wir mit Stillichweigen übergehen, da nur Trümmer und Bruchftüde ihr 
Vorhandenſein beweilen und keine gejchichtlich wichtige Ueberlieferung fich 
daran knüpft. Daß nebenbei der König bie Infchriften und Namen feiner 
ehrgeizigen Schwefter wenigftens theilweife vernichten ließ, haben wir 
ſchon früher erwähnt. 

Zum Schluffe wollen wir nur auf den Wiederaufbau eines älteren, in 
Verfall gerathenen Tempels aufmerkfam machen, ver auf dem Gebiete der 
heutigen Stätte Medinet-Abu in Trümmern dalag. Thutmes errichtete 
eine ganz neue Tempelanlage aus hartem Stein um das neu aufgeführte 


374 


Chefem oder „Allerbeiligfte.” „Er hat daſſelbe wieder herftellen laſſen als 
„einen bauerhaften Bau, nachtem er gefunden hatte, daß es dem Verfall 
„entgegeneilte*, fo jagt ein dazu gehöriger Text an Ort und Stelle. Eine 
andere Infchrift eben dort bemerkt weiter: „Er bat biefen Denkmalbau 
„anfrichten Taffen feinem Vater, tem Götterkönige Amon⸗r'a, indem er 
„diefes große Gotteshaus aufführen ließ auf ver Trümmerftätte ver Weft- 
„gegend. Das ift ber herrliche Si Amon’s von Thutmes (gebaut) .“*) 
Große fiegreiche Kriege währene ver langen glüdlichen Regierung 
eines Pharao hatten zur Folge die Schöpfung zahlreicher Bauten und 
Kunſtwerke, welche in allen Theilen des Landes ven Boden bedeckten ober 
bie Heiligtümer in ben Hauptftäbten jchmücten. Denn die Menge ver 
Gefangenen wurde bei ven Bauten in der angemefjenften Weife befchäftigt 
und ihre läftige Gegenwart am Beſten verwerthet. So konnte fich unter 
Thutmes' III Regierung das Land von ferner äußerften Sütgrenze an bis 
zur Küfte des Mittelmeeres bin fehr bald einer ganzen Welt von Denk; 
mälern rühmen, deren Trümmer noch heut zu Tage die Hauptpunfte ihrer 
Richtung und Austehnung bezeugen. Wir können uns bier nur darauf 
beichränten, vie befannteften Bauten zu bezeichnen, auf die Gefahr hin 
felbft auch tabei von uns nicht befuchte oter nicht gekannte ‘Denkmäler 
biejer Zeit, welche ten Namen tes Königs tragen, übergangen zu haben. 
Wie weit ſich die äghptifche Grenze nach Süden hin erftredt haben 
mag, als unjer Held regierte, ift ſchwer zu jagen. Gemeiniglich benennen 
bie Injchriften mit tem allgemeinen Ausdruck Ap« over Upsta, d. i. 
„Horn, Spite tes Landes“ ven jeweiligen leßten Grenzpunft im Süden, 
während andere als Land an ven Südmarken die Gegend von Karu, Kalu 
oder Kari, Kalt bezeichnen. Man hat bei tiefen Namen an bie heutigen 
Galla⸗Völker gedacht, während ich bem alten Namen Kolod ben Vorzug 


*, 5. Denfmäler III, 38, c—d. 





375 


geben möchte. So hieß ein Ort im tiefen Süpen, ber nach Ptolemaios' 
Beitimmungen auf dem vierten rate 15 Min. nörbl. Breite gelegen 
war. In diefen Gegenden jchweigt natürlich alle Denkmälergefchichte. 
Erſt ſechszehn Grade nörrlicher zeigen fich die Werke Thutmes’ III in ber 
unternubifchen Landſchaſt, von der Grenzfeftung Semne an bis zum 
Elephanten-Eilande bin, im Angeficht ter heutigen Stadt Affuan. :Den 
Zempel von Semne ließ der König errichten zu Ehren des nubifch- [iby- 
fchen Gottes Didun oder Didiun und zum Gebächtniß feines großen Ahnen 
Ujurtafen III, wie wir e8 oben bereits erzählt haben. Ein früherer Bau 
war bier vom Vorfahren angelegt worben, allein die im Jahre 2 (am 
7. Baoni) abgefaßte Weihinfchrift, deren Ueberſetzung ich folgen laffen 
werde, betont es entfchieden, wie das alte Werk aus Ziegeln hergerichtet, 
ganz und gar verfallen war. ‘Die bezügliche Infchrift lautet nämlich: König 
„Shutmes III bat tiefen Bau ausführen laffen zum Gedächtniß feines 
„Vaters, des nubilchen Gottes Didiun und des Königs Chaleura (Ufur- 
„tafen III), in dem er ihnen weihte dieſes Gotteshaus aus vortrefflichem 
„hellen nubifchen Steine, denn der König hatte ein jehr ver» 
„gallenes Werk in Ziegelbau vorgefunten. 

Auf der gegenüberliegenvden Seite des Stromes, bei der heute noch 
wie im Alterthume Kumme genannten Gegend wurbe ein anderes Heilig. 
thum vom Könige angelegt [vie Steine wurden aus ten Bergen von 
Scha'a⸗t bezogen), und bafjelbe dem Gotte der Wafferfälle Num oder 
Chnum gewibmet. | 

In der Nähe des zweiten Wafferfalles, auf dem weftlichen Ufer bes 
Fluſſes, gegenüber den großen Dorfe Wadi⸗Halfa, habe ich im Winter 
1875 bie legten Trümmer eines Ufertempels entdeckt, welche Spuren 
einer längeren Weibinfchrift deutlich erkennen ließen. Das Heiligthum lag 
biht am Fluffe, zu welchem eine Freitreppe abwärts führte. Das war 


376 





das große Heiligthum von Buhan, wie die ganze zugehörige Landſchaft im 
Alterthume hieß, das Boön ber griechifchen Schriftfteller. 

In dem Felfengrabe von Elleſieh, nicht weit entfernt von ber großen 
uralten Bergvejte von Ibrim (Primis) hat fich das Andenken ebenſowohl 
bes Königs als veffen Yandpflegers im Süden, Nahi, fichtbar bis auf ven 
beutigen Tag erhalten. Die Infchriften erwähnen „ver Echatungen ver 
„Völker tes Südens an Gold, Ebenholz und Elfenbein“, bie Nahi feinem 
Königlichen Herrn zu überfenten pflegte. in Gedenkſtein tafelbft zeigt 
eine längere Infchrift, welche mit ter Zeitangabe „ves Jahres 51, Monat 
Paoni, Tag 5* beginnt. 

Wunderbar lieblich für das Auge muß der Anblid tes Tempels ge- 
wefen fein, ver fih auf dem Elephanten-Eilante erhob, ein Bau Thut⸗ 
mes’ III und feiner Nachfolger bis zum dritten Amenbotep bin, zu Ehren 
bes Landesgottes Chnum. Noch am Anfang diefes Jahrhunderts Eonnten 
ihn die Zeichner ver franzöfiichen Selehrten in ganzer Vollſtändigkeit auf 
das Papier werfen, heute zu Tage find davon kaum mehr als zwei ober 
drei Steine an ber alten Stelle liegen geblieben. 

Die Wiffenfchaft darf einen folchen Berluft um fo tiefer beklagen, 
als felbft die wenigen legten Spuren derſelben große Dienfte geleiftet haben. 
Einer ver befchriebenen Blöcke, koſtbares Bruchftüc eines ehedem volfftän- 
bigen Verzeichniffes ber Iahresfefte und ihrer Tage, hat uns die wichtige 
Angabe erhalten, daß unter Thutmes’ ITI Regierung der Aufgang des 
Sothisfternes, welcher am 20. Juli ftattzufinden pflegte, und den An» 
fang bes feften äghptifchen Jahres bezeichnete, fich am 28. Tage des Mo- 
nates Epiphi unter der Regierung Thutmes’ III ereignete. 

Diefe Zeitangabe, in Folge ihres Zufammenhanges mit der Bewe⸗ 
gung ber Geftirne nach feftftehendem Geſetze, unabhängig von jeter Be- 
rechnung auf Grund beweglicher Zeittafeln einer fpäten Weberlieferung, 
wird für alle Zeiten al8 alleinige Grundlage ber Feftitellung ver Regie- 


377 


rungsjahre Thutmes’ III dienen. Ihr treten als wichtige Unterftügung 
die bereits oben angeführten Angaben, wonach im Jahre 23 ver Regie⸗ 
rung des Könige der 21. Bachons auf ven erſten Tag eines gewiffen Mo- 
nates fiel und tesgleichen im Jahre 241 ver 30. Mechir auf ven 10. Tag 
eines anderen Monates, beftätigend zur Seite. ‘Derartige Doppelzählun- 
gen, wie fie die Denkmäler nicht felten erfennen laffen, weifen auf vie 
Kenntniß eines feften Iahres von 365 Tagen und einem Bierteltage bin, 
das neben dem heiligen Wanveljahre von 365 vorhanden war und bis⸗ 
weilen zur genaueren Beftimmung einer wichtig erfcheinenten Zeitangabe 
zu Rathe gezogen wurbe. Auf ter beigefchloffenen Tafel habe ich e8 ver: 
Sucht, dieſes Nebeneinanderlaufen der Monatstage beiter Jahre für vie 
Zeit ver NRegierungsjahre 1 bis 54 Thutmes' III tem Lefer vor Augen 
zu führen. 

In ter Krokodilſtadt Ombos, wo die Einwohner ten Gott Sebel 
verehrten, in Latopolis (heute Esne) mit einem Tempel des Gottes 
Chnum, in Eileithyia (heute El-Kab) , wo ein Heiligthum ter Süpgöttin 
Nucheb viel befucht war, in Hermonthis mit feinem Tempel bes Friege- 
rifchen Lichtgottes Menthn, des alten Schugherrn von heben, weifen bie 
legten Trümmerreſte, welche ven Sturm ber Zeit überlebt haben, auf ehe: 
malige Tempel hin, welche fich ihres Bauherrn Thutmes III in ten In» 
ſchriften rühmten. 

Bon feinen Bauten in Theben Haben wir bereits ausführlich und 
weitläuftig gefprochen. Der VBollftäntigkeit halber wollen wir an biefer 
Stelle noch eines Heiligthumes gedenken, welches terjelbe König dem 
Gotte Btah im Norten des großen Tempels von Karnak herrichten ließ. 
Freilich nur eine befcheitene Wohnung tes uralten Gottes, deſſen pracht- 
volle Tempel in Memphis denen des Gottes Amon in feiner Weife an 
Slanz und Größe nachſtanden. 

Der Name der hochheiligen Stadt Abydus, im Innern des Landes, 


% 


378 


mit ihren prächtigen Wüftentempeln aus ten Zeiten bes neunzehnten 
Königshanfes gebietet uns ein wenig länger zu verweilen und Umſchau zu 
halten auf ihrem Gebiete nach Bauten und Werken des Königs Thutmes LIL. 
Dbgleich fat fein Stein der einſt vorhanden gewejenen ‘Denkmäler bis 
zu unferen Tagen bin erhalten worven ift, hat dennoch das Schickſal gütig 
genug gewaltet, um und von dem Daſein derſelben ein vollgültiges Zeug— 
niß zu geben. Ich meine die wichtige (leider zur Hälfte zerftörte) Urkunde 
auf Stein, welche in Abydus aufgefunden, gegenwärtig nach ven alt- 
äghptifchen Sammlungen in Bulaq gewuntert if. Was erhalten von 
ber langen Infchrift befteht in 21 langen Zeilen befter Schrift. 

ALS Vorbemerkung fei angeführt, daß in Abydus die oberägyptiſche 
Hauptftätte des DOfiris-Dienftes war, wie als folche für die unterägyptiſche 
Landichaft tie Stadt Bufiris (das Dudu ber Denkmäler) in beſonderem 
Anfeben ftand. Hier in Abydus war von ben zeritüdelten GOliedmaßen 
des Gottes ter Kopf deſſelben beftattet, und der Ort warb vielfach ver: 
ehrt, ſelbſt bis in bie griechifchen Zeiten hinein, von frommen Pilgern, 
welche zu dem geheimnißvollen Plage tes Oſiris-Grabes zu walljahren 
pflegten. Vornehme Aegypter von Patoris liebten es, nach ihrem Hin- 
ſcheiden hier in der Nähe bes Königs des Weſtens und ter Todten bes 
ftattet zu werden, um ihrer glüdfeligen Wiebergeburt im reinen Lichtſtrahl 
zu harten. ‘Die Könige, nachweisbar von dem eilften Haufe an, beftrebten 
fich durch Bauten und Schentungen an die Tempel tem großen Gotte ihre 
befontere Verehrung zu beweifen. An ven allgemeinen Zobtenfeften am 
18. une 19. Thot, fo wie an befonteren Ofiris-Feiern am 30. Tybi und 
3. Phamenoth wurde bie heilige Seſchem-Barke des Gottes durch das 
Gefilde von U⸗-pak, fo hieß ber heilige Boden in der Umgebung ber 
Stadt, auf den See gejegt, unter geheimmißvollen Bräuchen, und vie Feier 
„der Wafferfahrt” des Gottes in nächtlicher Stille abgehalten. 

Diefe Bemerkungen mögen zum nothwendigen Verftänpniß des In- 


379 





altes der Urkunde dienen, welche mit ber Zeitangabe begann, woran fich 
bie Namen und Ehrenbezeichnungen tes Königs fnüpften. Damit ſchloß 
ber amtliche Theil ab. Diefem folgte vie Erzählung, wie fich bie Briefter 
mit ver Bitte an den König gewentet hatten, um ihn zu veranlaflen bes 
Zempels und Gottes von Abydus großmüthigft zu gedenken; denn, wie 
es nunmehr wörtlich ausgefprochen wire: „Solches ift ein Troſt für bie 
„Herzen der Dienfchen und lieblich vor dem Angeficht ver Götter. Stifte 
„ein Denkmal dem Gotte Ofiris, verherrliche ven Fürften des Weftens, 
„ren großen Gott vom Anbeginn ver Dinge an. in Vorfaal des Gottes 
„zum ift feine Stätte, erweitere ihm feine Ehren (2), das wird wohlthun 
„feinem Herzen. Ihm dieneten durch Werke tie Könige von Ober- und 
„Unterägypten , feitvem biefes Land beſteht. Du bift [ver König, welcher 
„belohnt werden wird für das] was bu ihm [weiheft.] Wirte für ihn zur 
„Befriedigung feines Herzens, daß geichehe, was er bat geſchehen lafjen in 
„dern Lande, daß gebeihe das Allerheiligfte ver Götter, daß erneuert werben] 
„ihre Häufer. Denn Gold, e8 ift tein, fanımt dem Silber. Es öffnet 
„dir der Ertgott Seb was in ihm ift, es [fchenft] dir Gott Thetenen fein 
„Sigenthbum, es arbeiten für dich alle Völker, venn alle Länder der Erte 
„stehen unter deinem Willen.” — „Kein Wunjch bleibt bir unerletigt, was 
„von Nuten iſt, es geichieht, was befohlen wird, es wird gethan, was 
‚deine Berfon will, das nimmt Geftalt an. 

„Da gab der König feinem Siegelbewahrer den Auftrag, fi an 
„Werk zu machen und kommen zu laffen [Arbeiter in jever Zahl und zu 
„Liefern] jeden Vorrath für feine Gehörigen, und ein jeder von feinen 
Tempelkünſtlern Tannte wohl die VBorfchrift und war geſchickt in dem was 
„jeine Weisheit war. Keiner entzog fich dem was ihm aufgetragen war, 
„mämlich zu bauen] ein Denkmal feinem Vater [Dfiris], in der Abficht 
„e8 langem Beſtande zu weihen, und berzuftellen in guter Arbeit das er- 
„habene Geheimniß, welches Niemand ſehen, Niemand erklären kann, denn 


380 


„Niemand Tennt feine Geftalt, — und anzufertigen jchöne Kopfftügen und 
„Geſtelle zum Liegen aus Silber, Gold, Blauftein, ſchwarzem Erze und 
„allerlei Erelgeftein.” 

Bon bier an tritt der König felber redend ein, indem er alfe fpricht: 

„Sch weihte ihm Tallerlei heiliges Geräth), Klapperbleche, Rofenkränze, 
„Räucherpfannen, Schüffel, um damit zu opfern. Nichts fehlte daran, 
„nichts blieb zu wünfchen übrig. Auch füllte ich aus bie Heilige Barke mit 
„achten Afazienholze von tem Kamme des Stufenberges. Ihr Vorder⸗ 
„und ihr Hintertheil war aus reinem Kupfer. Ich weihte ihr einen See, 
„auf daß der Gott darin feine Ausfahrt mache an feinem Tefte des Landes 
„U⸗pek. Auch gab ih ihm... . für die Göttin [Dub], die Mutter des 
„großen Götterfreifes von Abydus. 

„Ein jeglicher davon heißt wie folgt: 

„Chnum, der Herr von Herur”*), in Abypus, 

„Chnum, der Herr von Elephantine, in Abydus, 

„Thut, ter große Meijter von Hermopolis Magna, 

„Dor von Letopolig, 

„Bor, der Rächer feines Vaters, 

„Apsmuten des Süpens, 

„Ap-maten tes Nordens. 

„Die geheimnißvollen Orte, welche ihre herrlichen Geftalten enthiel- 
„ten, und ihre Tragftangen waren aus lauterem Kupfer, fchöner waren 
„fie gearbeitet als fie vorher waren, herrlicher als das was erzeugt wird 
im Himmel, verborgener als die Yage der Tiefe ift, [unfichtbarer] al® das 
„was im Ozean weilt. Das alles habe ich meinem Vater Ofiris aus⸗ 
„führen laffen, entfprechenn ver Größe meiner Liebe zu ihm, mehr als für 
„alle übrigen Götter, in der Abficht vaß tauere mein Name und daß 


*) Stabt in der Nähe der jpäteren Antinoe. 


381 


„jortlebe mein Andenken in dem Haufe meines Baters Oſiris, des Fürſten 
„des Weftlanves, des Herrn von Abydus, in alle Zeit und Ewigfeit.“ 

— „Ich rufe an] euch, ihr heiligen Väter dieſes Haufes, euch 
„Briefter und Sänger, euch Gehülfen und Künftler, wie ihr da ſeid, fpenvet 
„die Opfergaben mit dem Opferbrette [in eurer Hand, legt] fie niever 
„auf das Getäfel des Altars. Erhaltet Wohl mein Denkmal, ehrt meinen 
„Namen und erinnert euch meiner Königswürde. DBefeftigt meinen Na- 
„men im Munde eurer Knechte und mein Gebächtniß bleibe erhalten bei 
„euren Rintern, barım weil id, der König, ein Woblthäter bin für ten, 
„welcher eins mit mir ift, und ein ftrenger Herr gegen ben, welcher fich 
„meines Namens nur in ber Rebe erinnert. Was ich gethan habe in 
„dieſem Lande, das fteht in eurem Wiffen. Nicht ericheint es als ein 
„Deärchen vor eurem Blid und Niemand vermag es zu beftreiten. Ich 
„babe Denkmäler aufführen lafjen ven Göttern, ich habe verherrlicht ihre 
„Deiligthümer bis auf die Nachzeit bin, ich Habe ihre Tempel erhalten, ich 
„babe wieber hergeftellt was zerfallen war und habe Sorge getragen für 
„das, was vor Zeiten errichtet worben ift. 

„Ich lehre die Priefter was ihres Amtes ift, ich lenke ab ben Unwif- 
„ſenden von feiner Unwiffenbeit. Ich leiftete mehr als alle anderen Könige, 
„vor wir. Die Götter find voller Wonne zu meiner Zeit und ihre Tempel 
„feiern Freudenfeſte. Ich habe gefekt die Grenzen des Landes Aegypten 
„am Sonnenktreife. Ich gab Schuß benen, welche in Angft waren und 
„traf die Webelthäter gegen fie. Ich ftellte Aegypten an vie Spike aller 
„Bölter, weil feine Bewohner eins find mit mir in der Anbetung Amon’s.“ 

Wir haben in biefer Urkunde ein werthvolles Stüd vichterifcher 
Schöpfung vor Augen, wie fie dem Geifte und der Anfchauung jener 
Zeiten entſprach. Was nebenbei als Gewinn und Beitrag für die Ge- 
ichichte des Königs aus der Infchrift hervorgeht, wird der einfichtige Leſer 
leicht heraus erfennen. Nur wollen wir vorläufig auf die Schlußworte 


382 


unfere Aufmerkſamkeit richten, da fie die Verehrung des Könige für ven 
Gott Anıon in das hellfte Licht ſtellen, und jpäter Beranlaffung wırrden 
zu einer Verfolgung des Gottes, die wir in dem weiteren Berlaufe unferer 
Erzählung genauer fennen lernen werben. 


Zur Zeit Thutmes' III und feines Sohnes Amenhotep II verwaltete 


ein gewiſſer Neb⸗'aiu das hohe Amt als Oberpriefter nes Ofiris-Tempels 
in Abydus. In einem Gebenfftein ift uns folgender Auszug feines Lebens 
überliefert*), der Stein felber aber auf Befehl des Königs wahrfjcheinlich 
im Grabe des Todten aufgeftellt gewefen. 


. „Ein bulbreicher Ausprud des Dankes des Königs Thutmes III — 
möge er immerbar leben! — 

. „Für den Oberpriefter des Ofiris: Neb⸗'aiu. Alſo fpricht er: 
übertragen warb mir mancherlei Wert in 

. „dem Tempel des Ofiris in Silber, Sole, Blauftein, Grünftein 
und fonftigen Edelſteinen. | 

. „Das alles lag unter meinem Berjhluß und Siegel. Er (ber 
„ König) erkannte meine Runftfertigkeit an. 

. „Ihm lag es im Sinn, daß ich das Werthuollfte meinem Herrn 
leiften würbe al8 Hüter des Tempels feines Vaters. 

. „Ich erreichte dadurch Hohe Ehre, und trug davon huldreichen königli⸗ 
chen Lohn. ‘Denn ich ward berufen 

. „nach feinem Goldhauſe. Mein Pla war mitten unter feinen 
großen Hofbeamten. 

. „Ich durfte mich breit machen in dem erlauchten Gemache (des Könige‘ 
und falbte mich mit dem Kopföle. 

. „Ein Kranz ruhte an meinem Halje, gleichwie ſolches thut der König 
bem, welchen er belohnen will. Zum andern Male 


*) Jetzt in Bulaq. 


383 


10. „ward mir huldreicher Lohn zu Theil durch feinen Sohn, König 
Amenbotep II — möge er lange leben! — Er übergab mir das 
Bild feines Vaters res Königs 

11. „Zhutmes III, — möge er immerbar leben! — und feine (eigene) 
Bildſäule von unvermwüftlicher Dauer, in dem Tempel des Ofirie. 
Dazu ein Tempelbefittthum beftehend aus 

12. „Aderland und Gartenland, jedes abgeftedt und bleibend feiner Lage 
nach, für (den Dienft) des Ebenbilves des Königs 

13. „Amenhotep II, des Freuntes des abydoniſchen Ofiris, des Fürften 
„des Weſtens.“ 

Bier Zeilen fpäter fchließt er mit den Worten: 

17. „Anruf an die, jo ta leben 

18. „auf Erden, an die Priefter und Sänger, an die Gehülfen und beili- 
gen Väter dieſes Tempels unt an die Künftler des Heiligthumes 
wie fie eben vorhanden find: 

19. „Seglicher, welcher an diefe Stein herantritt, lefe was darauf Steht. 
Robfinget und traget Liebe entgegen dem Ofiris, dem König ber 
Ewigfeit. 

20. „Dazu ſprechet ein: „„Angenehm fei ver Nordwind für die Nafe bes 
Oberpriefters des Ofiris Neb⸗aiu, des Siegers beim Oſiris!““ 

Die von unjerem Freunde und Fachgenoffen Profeſſor Dümichen im 
Zempel von Tentyra aufgefuntene fteinerne Bauurkunde, ein werthooller 
Beitrag zur Geichichte des Baues dieſes Heiligthumes, giebt ung Zeugniß 
barüber, daß Thutmes III auch ber hehren Göttin Hathor, einer örtlichen 
Geftalt der himmlischen Iſis⸗Sothis, in würbiger Weiſe die Tempelwoh⸗ 
nung herrichten und ihren Dienft an ven Tefttagen genau regeln ließ. 
Hier die getveue Ueberjegung diefer Urkunde: 

„König Thutmes III hat diefen Bau ausführen laffen zum Gebächtniß 
„leiner Mutter, der Göttin Hathor, der Herrin von An (Zentyra), dem 





3 


„Sonnenauge, ber himmliſchen Königin aller Götter. Aufgefunten hatte 
„man ben großen Grundplan in ter Stabt An in alterthümlicher Zeich- 
„nung auf einer Xeterrolle zur Zeit der Nachfolger des Hor (d. h. ber 
„Könige). Gefunden ward er im Innern der Ziegel-Mauer ver Süpfeite 
„des Tempels unter ver Regierung des Königs Pepi“. 

Trotz der dunklen Kürze dieſer Worte fcheint mir daraus mit aller 
Beftimmtheit bervorzugehen, daß zunächſt König Pepi und nach ihm 
Thutmes III auf Grund des gefundenen uralten Planes es übernahmen, 
ben älteren Tempel ver Göttin aufzubauen. Bereits unter ten Ptole: 
mäern war auch diefer ältere Bau in Verfall geratben, jo daß bie oben- 
genannten Fürſten ven Tempel von Grund aus neu berftellen ließen. Es 
ift derfelbe, zu welchem die Reiſenden unferer Tage voller Erwartung unt 
Spannung zu wallfahren pflegen. 

Infchriften, welche auf Steinen in ven Gräbern von Abufir und 
Saqgqara (der alten gemeinfamen Todtenſtädte ver Gefchlechter von Mem- 
phis) gefunden worben find, laffen e8 außer allen Zweifel, daß Thut—⸗ 
mes III dem Gotte Btah von Memphis ein Heiligthum errichten ließ, und 
dem heiligen Dienft beffelben Priefter und reiche Gabe weibte. 

Auch die alte Sonnenftabt Anu » Heliopolis, welche in der Nähe bes 
heutigen Weilers Matarieh gelegen war, wurte vom Könige nicht vergeffen. 
Er ließ den alten Sonnentempel verjchönern und ausbauen* und, auf 
Grund einer Urkunde auf Stein, venfelben im Jahre 47 feiner Negierung 
mit einer fteinernen Dlauer umgeben. Durch eine merkwürdige Fügung 
bes Schidjals ift uns der Name des Baumeifters erhalten, welcher in 
Seliopolis den Bau bes Thutmes⸗Tempels zu Ehren des Sonnengottes 
leitete. Es ift ter „Erbherr und erſte Lantpfleger in Memphis, ver 


») Noch im Jahre 1851 fchrieb ich die Schön gemeißelten Inſchriften eines Thores 
aus weißem Kallftein ab mit dem Namen biejes Königs, bei wiederholten Befuchen 
an Ort und Stelle. 





385 


„eigentliche Berfafjer ver Feftortnungen (für die Tempel), ver Baumeiſter 
„in der Sonnenftadt, ver Oberaufſeher aller Aemter in Ober» und Unter- 
„ägypten, der Oberbaumeifter des Könige, der oberfte Feldhauptmann bes 
„Landesherrn, der Huusverwalter in dem Königshaufe Thutmes’ III, 
„Amensemz-ant“, *) — und er ift, wie wir gleich hinzufügen wollen, ver 
Borfahre jenes Amen-em-ant, ber unter Ramjes II eine ähnliche Würben- 
laft auf feinen Schultern zu tragen hatte. 

Unter den Spigfäulen, welche König Thutmes III zu Ehren ber 
Götter vor den großen Zenipelflügeln aufftellen ließ und mit deren Be—⸗ 
ſchreibung fich die Infchriften jo angelegentlich befaffen (nach einer Angabe 
im Tempel des Affafif’s betrug vie Höhe eines Doppelpaares von Spip- 
ſäulen nicht weniger als 108 ägyptiſche Ellen, alfo 56,7 m.) nimmt ver 
Riefenftein zu Konftantinopel eine hervorragende Stelle ein. Prachtvoll 
gemeißelte Schriftzüge bebeden die vier Seiten dieſes ungeheuren Granit» 
blodes von rofiger Farbe. Sie enthalten die Namen des Königs mit 
Lobſprüchen auf denſelben, unter denen der gefchichtlich wichtigfte in ven 
Worten enthalten ift: „Der König Thutmes III durchzog den großen Um: 
„reis des Landes Naharina als fiegreicher Eroberer an ver Spige feines 
Kriegsvolkes. — Er fette feine Grenze an dem Horne der Welt und an 
„ven Hinterwaffer- Ländern von Nabarina“. Eine ver Spitzſäulen, welche 
fich vor dem Deiligthume des Amon von Ape (Rarnak) befanden, wurde 
von den Römern nad) ihrer Hauptftadt Rom geführt und vafelbft auf dem 
gegenwärtig nach dem Yateran benannten öffentlichen Plate aufgeftelt. 
Auch ihn ſchmückt des königlichen Urhebers Name, von dem zwei beſondere 
Stellen das Folgende zu erzählen wilfen: „Der König hat ihm (dem 
„Gotte Amon) aufftellen laſſen diefe gewaltige Spitfäule in dem Vorbofe 
„des Gotteshauſes auf vem Grund und Boden von Ape als erfter Anfang 


*% Bergl. Denim. III, 29, e. 
Brugich, Geſchichte Aegyptens. 25 


— 3868 


„der Aufſtellung gewaltiger Spitzſäulen in Theben (Us)“. ‘Die zweite 
Stelle giebt uns eine gleiche Ueberlieferung in den Worten: „Der König 
„bat ihm aufitellen laſſen dieſe gewaltige Spiefäule an dem oberen 
„(oder auch: an dem erften) Thore des Tempels von Ape im An- 
„geficht der Start Theben (Us)“. 

Was die Injchrift rühmend bemerkt (obwohl nicht vollkommen ver 
Wahrheit entiprechend) ‚aß Thutmes III zuerft Spitfäulen habe meißeln 
laffen und den Anfang dazn mit jenem Steine in Rom gemacht habe, erinnert 
lebhaft an die Verficherung des Römers C. Plinins Secundus, wonach 
„dieſen Brauch in Folge eines Traumes zuerft Mespheres eingeführt habe, 
„welcher in ver Sonnenftadt regierte”. Und ver Name Mespheres tritt 
uns auch in dem manethonifchen Stönigsbuche entgegen an der Stelle, 
welche die Denkmäler dem britten Thutmes mit aller Nothwendigkeit an- 
weifen. 

Daß mehrere Infchriften der Sinai-Halbinfel des Königs Thutmes III 
gedenken, habe ich weiter oben an Beifpielen gezeigt. Während die Doppel- 
barjtellung vom Jahre 16 in Sarbut- el» chadem an bie Zeit der gemein- 
ihaftlichen Regierung ver Königin Hafchop und ihres Bruders erinnert, 
zeigt eine andere Belsinfchrift vom Jahre 25 den König als Alleinherrfcher. 
Die legtere follte die Anwejenheit eines vornehmen Aegypterd, Namens 
Ri, vom Hofe des Königs beftätigen, welcher im Auftrage feines Gebieters 
fich nach den Thälern des Sinai begab, um „an ver Spige feiner Krieger“ 
bem Könige eine unzählbare Menge von Grünftein ver „Götterländer“ zu- 
zuführen. 

Wir nehmen hiermit Abjchier von dem größten Könige der ägyp⸗ 
tiichen Gejchichte , dem fiegreichen Eroberer und Beherrſcher einer ganzen 
Welt, von den füdlichften Ländern im Innern Afrika's an bis zu den Säu⸗ 
len des Himmels hin im Lande Naharain, dem Gründer einer Menge 
neuer QZempel, tem Erhalter ver Heiligthümer feiner Vorfahren, dem viel- 


387 


gerühmten Wohlthäter ver ‘Diener der Götter, welchem während eines 
langen Dafeins es von den Himmliſchen vergönnt ward, die Thaten feines 
Armes und feines Geiftes auf den Tempelwänden verewigt zu fehen. Was 
Wunder, wenn bie Zeitgenofjen feiner Tage ihn, ben Lebenten, bereits als 
ein göttliches Wefen verehrten, und wenn fie ihm nach dem Tode felbit 
bie Ehren der himmliſchen Bewohner zu Theil werden ließen. Er ward 
zu einem heilbringenden Schußgott des Landes, den man anrief im Ge: 
bete und deſſen Name, Tauſenden von Bildchen und Käferringfteinen ein- 
fchnigt, für die Träger als ein Schugmittel galt gegen alle fchärlichen 
Einflüffe böfer Geifter und Zauberer. So hat das Andenken des Königs 
ihn überlebt bis auf unfere Tage hin und es ift nicht zufällig. wenn ſelbſt 
die Söhne Europa's und Amerifa’s, welche Wiffensprang und Neugierpe 
ober die milden Yüfte des ägyptiſchen Himmels nach den gejegneten Ufern 
des Niles führen, von allen Bharaonen zuerft ven Namen Ra-men-cheper, 
welchen ver dritte Thutmes in feinem Thronfchilte führte, zu kennen 
fih rühmen. 

Dem Geſchichtsſchreiber von Fach gegenüber haben wir unfererfeits eine 
Pflicht zu erfüllen geglaubt, alles Wilfenswerthe zufammenzuftellen,, was 
uns die Denkmäler von diefem großen König erhalten haben. Wir haben 
dadurch mit Vergnügen tem Gedanken entſprochen, welchem die altäghp- 
tiſchen Weifen jo häufig in ihren ®rabinjchriften einen Ausdruck geben, 
daß das wahre Leben des Menjchen die Erinnerung fet an ihn, den Ge: 
itorbenen, im Munde der Nachkommen in alle Ewigfeit bin. Und Thut— 
mes III lebt fort, nach langer Grabesruhe, und wird fortleben, jo [ange 
ven heutigen Gefchlechtern tie Liebe zur Vorzeit, das Gedächtniß an die 
Todten, die Hochachtung vor ihren Werfen nicht verloren geht. 

Aa⸗-chepru⸗-⸗ra Amenhotep II. 
1566 vor Chr. Geb. 
Es iſt ſchlimm und gefährlich, der Sohn eines großen Vaters zu 


235* 


__388 _ 


fein, venn felbft da8 Gute bleibt ein Feind des Beſſern. “Die eigenen 
Thaten verjchwinden vor dem Ruhme des Erzeugers und das Lob ver 
Menſchen für ven Sohn legt den Maßſtab an des Vaters Größe an. 

So fteht auch Amenhotep II, der Sohn feines großen Vaters, in 
einem weniger hellen Yichte da, obgleich auch er nach den Nachrichten der 
Denkmäler dem Yante und feinem Volle Erſprießliches zu leiften be- 
ftrebt war. 

Nach ver Erzählung des Kämpen Amenemhib , des tapferen Zeitge- 
noffen Thutmes' III und feines Sohnes Amenhotep II, hatte ver letztge⸗ 
nannte noch vor feiner Thronbefteigung, am 1. PBharmuthi im 54. Re⸗ 
gierungsiahre feines Vaters, fich bereits Durch Kämpfe ausgezeichnet, bie 
er genöthigt war gegen die Bewohner von „Rothland” zu unternehmen. 
Das letztere bezeichnet die gebirgigen Wüftenthäler zwiſchen dem Nil und 
dem rothen Meere, ſemitiſches Beduinenvolk, das unter Stammbäupt- 
lingen lebte und nicht jelten den Aegyptern zur Laſt fiel. Ihm, dem ba- 
maligen Thronfolger, war e8 gelungen, die fremden Anſiedler zu unter- 
werfen und ihre Häuptlinge zum Gehorſam gegen ven König Aegypten 
zu zwingen, denn, wie die Infchrift bemerkt, „die vollite Kraftfülle war 
„ihm eigen“. 

Nach dem Tore Thutmes' III fcheint in Afien fich wieder das Gefühl 
nach Unabhängigkeit geregt zu haben. Es entjtanden von Neuem jene 
Städtebünde, welche verfuchten durch gemeinfames Handeln fich ver ägyp- 
tiichen Botmäßigfeit zu entziehen. Ein heute jehr zerftörter Denkſtein 
an einem der ſüdlichen Tempelflügel des Amons-Heifigthums in Ape, ent- 
hielt einen genauen Bericht des Feldzuges, welchen Amenhotep II zur 
Beitrafung der Aufftändifchen bis nach dem fernen Naharain hin unter- 
nahm. 

Es war ber erfte Feldzug tes Königs, welcher gegen Ober-Ruthen 
gerichtet war und fiegreich endete, wobei fieben Könige in der Statt Thachis 





lebendig gefangen und nach Aegypten geführt wurten. Ihr weiteres 
Schickſal werden wir gleich näher kennen lernen. 

Nach tem was ung die große gefchichtliche Infchrift mitten durch ihre 
Lücken zu erfennen geftattet ich habe zum letzten Male im Jahre 1875 vie 
immer mehr und mehr abblätternten Stüde berfelben unterfucht und ab- 
gefchrieben), war ver Krieg gegen Afien dieſes Mal ein Rachekrieg im 
vollften Sinne des Wortes. Die einzelnen Städte wurten der Reihe 
nach heimgefucht grünblich geplündert und bie Beute verzeichnet. Am 
26. Bachons die eine Stadt, am 10. Payni eine andere, am 20. Payni 
eine dritte, und fo weiter fort. Was an Namen von Stäbten erfennbar 
it, befchräntt fich auf tie Beten Arinath, Ni, Akerith une auf die Nen- 
nung des Königs von Naharain. Der Feldzug war dem gemäß weit nach 
Norten Hin vorgefchoben. Die Stadt Ni, eine der bebeutendften des 
Yantes Naharain, ſcheint fich ohne jonverliche Vertheidigung ten Aegyp⸗ 
tern überliefert zu haben, „venn bie Afiaten, Bewohner tiefer Stadt, 
„Männer wie Frauen, waren oben auf ihrer Dauer um ten König zu 
„preiſen.“ Akerith hatte im Gegentheil fich widerſpenſtig erwiejen, denn 
fie „hatten ten Entichluß gefaßt die Befagung tes Pharao in die Verban⸗ 
nung zu ſchicken.“ Die Beute, welche ver König nach Aegypten wegführte, 
muß nicht unbebeutend geweſen fein. Unter ven Gefangenen (18 hatte 
z. B. der König, fammt 19 Rindern, eigenhändig ergriffen, befanten fich 
unter antern 640 Kin'anun d. b. Kaufleute, die ſammt ihren Knaben 
oder Dienern abgeführt wurden. 

In dem nubifchen Teinpel von Amata, welchen ver König ausgebaut 
und verſchönert hatte, befindet fich in dem Hintergemache, und zwar in bie 
Wand eingelaffen, eine große Gedenktafel, deren Infchrift biefe Siege ins 
Gedächtniß zurückrufen follte und deren Bedeutung, gleichlam eine Warnung 
für die Bewohner des Südens, um fo gewichtiger ift, als fie ung über Das 
Schickſal ver gefangenen Könige in Borberafien jehr ausführlich unterrichtet. 


390 


Sch übergehe als nebenjächlich vie Beichreibung des oberen Bilt- 
werfes, worin ver König bargeftellt ift, wie er in feinem Nilfchiff,, deſſen 
Namen die Inschrift überliefert, ven nubiſchen Yantesgättern Hormachu 
und Amon⸗ra ein Weincpfer darreicht. 

Die eigentliche Infchrift beginnt mit ver Zeitangabe vom „Jahre 3, 
Deonat Epiphi, Tag 15 ver Regierung des Pharao, und deſſen Namen. 
Demnächſt folgen Lobſprüche auf den König, ganz nach dem Geſchmacke 
der Zeit, bis fich endlich die heiligen Schriftzeichen ber gefchichtlich wich: 
tigften Deittheilung widmen. Wir geben nachjtehend bie treue Ueberſetzung 
bes Inhaltes, To weit er unfere Aufmerkſamkeit beanfpruchen darf, nicht 
ohne die Schenkungs- und Ban-Urkunde zu übergehen, welche mit tem 
geichichtlichen Theile in Verbindung gefeßt iſt. 

„Zu der Zeit (dem angegebenen Jahre und Monatstage) verjchönerte 
„ver König das Gotteshaus [welches hatte aufführen -laffen) fein Vater, 
„der König Thutmes III zum Gedächtniß aller Vorfahren une Götter. 
„Es war aus Stein aufgebaut als ein dauerhaftes Werk, mit einer Schup- 
„maner darum aus Ziegelfteinen, die Thüren waren aus bejtem Afazien- 
„holz von tem Kamme des Tafelberges, die Thore aus dauerhaften Stein, 
„alles mit der Abficht gethan ven großen Namen feines Vaters, des Sonnen- 
„Sohnes Thutmes III in tiefem Tempel zu verewigen. ‘Der König Amen- 
„hotep II führte die Feier ver Grundfteinlegung aus zu Ehren aller Vor: 
„jahren, indem er ihm weihte: ein mächtiges Thurmthor aus hartem Stein 
„vorne an ter Schutzmauer diejer prächtigen Gotteswohnung, einen Um: 
„gang aus Säulen von hartem Stein als ein bauerhaftes Werk, viele 
„Dpfergefüße und Geräthe aus Silber und Eifen, Ständer, Altäre, einen 
„eifernen Keffel, Teuerhalter, Schüfjeln und Räucherpfannen (?,. Danach 
„ließ der König herrichten diefen Denkſtein und aufftellen in tiefem Tempel 
„an dem Plate, wofelbjt die Bilpfäule des Könige fteht, und darauf ein: 
„Ihnigen in Schrift ven großen Namen bes Königs Amenhotep IL in 





391 


„ven Haufe ber Vorfahren und Götter, nachdem er heimgelehrt war aus 
„tem Yande von Ober⸗Ruthen, wofelbft ex alle feine Widerſacher über: 
„wunten hatte, um zu erweitern bie ägyptiſchen Grenzen auf feinem erften 
„Feldzuge. 

„Heimgelehrt war der König voll Dankgefühl im Herzen gegen feinen 
„Bater Amon. Er hatte eigenhäntig niedergejchlagen fieben Könige mit 
‚jener Schlachtleule, welche fich befanten auf vem Gebiete bes Yantes 
„Thachis. Geknebelt lagen fie ta auf dem Vortertheil des Königsſchiffes, 
„deſſen Namen „„Schiff des Amenhotep IL, des Erhalters des Landes““ 
„lautet. Aufgehängt wurden fechs tiefer Feinte vorn an ter Mauer von 
„<heben,, ihre Hänbe tesgleihen. Dann wurte den Fluß aufwärts ge: 
„führt ter andere Feind nach Nubien und aufgehängt an ver Mauer ver 
„Statt Napata, um fichtbar zu machen für ewige Zeit die Siege tes Kö- 
„nigs unter allen Völkern des Negerlandes, ſeitdem er in Beſitz genom- 
„men bat vie Völker des Südens und gebäntigt vie Völker des Nordens, 
„bi8 zu den Enten ver ganzen Erdenweite, auf welcher die Sonne auf: 
„und untergeht', ohne einen Widerſtand zu finten, nach dem Befehl feines 
„Vaters, des Sonnengottes Ra, des thebaniſchen Amon. 

„Solches hat er gethan, der König Amenhotep II. Möge ihm zu 
„Theil werten ein befeftigtes, lauteres, gefuntes Yeben und Herzensfreure 
„heute und immerdar!“ 

Darſtellungen und Inſchriften, welche eines der ſüdlichen Thurm— 
thore des großen Amonstempel in Karnak bedecken und tem Namen 
Amenhotep's II zugeſchrieben ſind, jo wie andererſeits Abbildungen und er» 
läuternde Beiſchriften in den Grabkammern hervorragender Zeitgenoſſen 
des Königs beſtätigen die Angaben des Denkſteines von Amada in der 
vollgültigſten Weiſe. In einem Grabe zu 'Abd⸗el-Qurnah erſcheint unter 
anderem der König als kleines Kind auf dem Schooße ſeiner verſtorbenen 
Amme. Köpfe und Rücken von fünf Negern und von vier Aſiaten dienen 


392 


als Schemel feiner Füße. Im einer anderen Darftellung thront ver König 
im Schmude Pharao's auf feinem Stuble, deſſen Untergejtell die Namen 
der Völker une Länder zieren, welche als Unterthanen des Neiches in ber 
bamaligen Zeit angefehen wurden. “Die Infchriften nennen: das Süd— 
land, die Bewohner ter Dafen, tas Nordland, die arabifchen Schafu, tie 
Marmariden (Thuhen), die nubifchen Wanderftämme, bie aftatifchen 
Aderbauer, Naharain, Pbönizien , die cilicifche Küfte und Ober-Ruthen, 
d. 5. nichts mehr und nichts weniger, al& was bereits Thutmes III be- 
jeffen oder ber ägyptifchen Krone einverleibt hatte. 

Der Bau und Weiterbau der Heiligthümer in Aegypten und Nubien, 
wofelbft Napata ven Mittelpunkt ver Verwaltung biltete, führte Anıen- 
botep II nach feinem Vermögen weiter. ‘Die Tempel von Amata und 
Kumme (gegenüber von Semme) geben vafür Zeugniß. Wenn die neu 
binzugefügten Werte innerhalb des großen Tempelgebietes von Ape einen 
Maßſtab gewähren für vie Bedeutung ver jevesmaligen Regierung, fo hat 
Amenbotep IL ſich kaum auf ver Xinie bes Gewöhnlichen erhalten. Der 
von ihm errichtete Tempel, eine Halle mit zwei Seitenſchiffen (S auf tem 
Plane Mariette’8) ift nach keiner Seite hin hervorragend, weder durch bie 
Schönheit tes Baues (vie verhältnigmäßig gute Erhaltung befjelben kann 
ſelbſtredend nicht in die Wagfchale Mniglichen Verdienſtes fallen), noch 
durch die Funftreiche Vollentung ver Bildhauerarbeiten, noch durch tie Be⸗ 
beutung feiner Injchriften. 

Bon feinen Zeitgenoffen nennen wir in erfter Pinie feinen Sohn 
Chamus und ten Yanppfleger ver Völker tes Südens, einen gewiljen 
Us⸗ſati, fo wie den Oberpriefter ver Göttin Nucheb in Eileithyiapolis 
(welcher als jolcher die würpevolle Benennung eines „eriten Königsfohnes 
ber Nucheb“ führte): Amenhotep mit dem Zunamen Hapı, ein Sohn der 
Us-hat und des Oberpriefters Chamus, des Sohnes des Oberpriefters 
Amenbotep , des Sohnes des Oberpriefters Thutmes. Außerdem dürfte 


393 


hier der Oberpriefter des Amon „ves Thutmes III” zu Ape, Namens 
Ra, Sohn des Oberpriefters Aahmes, einer Erwähnung werth fein. 
Die übrigen Zeitgenofjen ves Königs, von ten beiden Oberften ver Kriegs: 
völfer Amenembib un? Mah an (f. oben ©. 338) , laflen wir in ihren 
ſtillen Grablammern ruhen, veren Bilpwerfe uns nicht jelten ven vom 
Könige geipenveten reichen Yohn an feine Kriegshelden und Beamten vor 
Augen führen *). 


Men: hepru:sra Thutmes IV mit dem Beinamen Ch'ach' au 
1533 vor Chr. Geb. 


Auf dem Gerächtnißftein *”) eines treuen Dieners und Kämpen feines 

Herren Thutmes IV erzählt verfelbe, ein gewifjer Amenhotep, daß „er 
„begleitet habe ven König auf feinen Zügen gegen die Völker im Süten 
„und im Norven, wanternt vom Stromlante Naharain an bie zum 
„Neger; lande Kari (oder Kali) neben tem Könige.“ ‘Damit ift der Be 
weis geliefert, taß auch dieſer vierte Thutmes in vie Sußtapfen feiner Vor⸗ 
gänger trat und im ruheloſen Kampfe gegen aufrührerifche Völker und 
Unterthanen tes Reiches Größe und Macht zu erhalten fuchte. Die 
äußerjten Grenzpunfte feiner Züge, Naharain im Norden, Kali im Süden, 
laffen durch da8 gewaltige Maaß ihres Abftandes, 32 Erdgrade umfaſſend, 
allein fchon auf eine ungewöhnliche Thatkraft des Königs fchließen. Leider 
bat feine ausführliche Urkunde über Einzelheiten diefer Züge und über bie 
zweifellofe Betheiligung des Königs an venjelben ten Sturm der Zeit über- 
lebt. Ein Brucdftüd in ven Amonstempel in Ape erwähnt indeß „des 
„eriten Feldzuges des Königs gegen das Land Cheta.“ Eine Felfeninfchrift 
auf der Heinen Inſel Konoſſo, inmitten ver wirbelnden Fluthen vor dem 
eriten Waſſerfalle des Niles, erzählt in ver belannten inhaltsleeren Weife 


* ©. Dentmäler III, 63, a. 
**) Gegenwärtig im British Museum. 


394 


(die Infchrift jelber trägt als Einleitung die Zeitangabe Jahr 7, Monat 
Athyr, Tag 8,) wie bie libyfchen Gottheiten des Ditun, und des He (ves 
eigentlichen Gottes ber Wejtlänter) vie Wandervölker Anu und alle Länder 
in die Gewalt des Königs gegeben hätten. Eine andere Infchrijt, im Tempel 
von Amada, berührt ebenjo allgemein vie Nachricht von Siegen des Könige 
über das Yand Kuſch und tie Wandervölker, und gewährt als einzige Neben: 
bemerkung von Bedeutung die Verficherung,, fie feien jo vollftändig ge: 
ichlagen worden, „al® wären fie (zur Stunde) gar nicht mehr vorbanten.” 
Thutmes IV vertantte feine Erhebung auf ten Thron vem wirt: 
ſamen Schute und ver Hülfe des Gottes Hormachu, wenn anders ber 
Bericht über das Eingreifen ver göttlichen Hand nicht nur ein Deckmantel 
der eigenen Umtriebe des Königs zur Erreichung des hoben Zieles ift. 
Den in Rebe ftehenden Bericht liefert die Infchrift des großen &e- 
bächtnißfteines von vierzehn Fuß Höhe, welcher unmittelbar vor der Bruft 
ber riefigen Sphinrgeftalt von Gizeh aufgeftellt ift, freilich heute unficht: 
bar für ven Befucher des Pyramidenfeldes, ba tiefer Sand den ganzen 
Unterlörper der Sphinx und damit auch den Stein felber begraben hat. 
Um vie Zeit da König Thutmes IV ven Thron beftieg, war vie Stätte 
vor den Pyramiden ein bereits verlafjener Leichenader (Ro-jet heißt fie 
in den Inſchriften d. b. „Thor zur Unterwelt“), veren König Ofirie- 
Sotar in feinem Heiligthume bicht neben vem Sphinzbilte von ven Pilgern 
ber Gegend im Gebete angerufen ward. Am Fuße tes Hügels, auf wel: 
chem fich vie Pyramidenbauten erheben, führte vie alte „heilige Straße“ 
entlang, welche in öftlicher Richtung umbog und über ten Berg von Ba: 
bylon (in ter Nähe des heutigen Alt-Kairo, gegenüber von Gizeh) nad) 
ber weftlichen Grenzmark bes heliopolitiichen Gaues führte. ‘Der ganze 
lange Weg ftand in dem Rufe einer zauberreichen Gegend und manche 
Spukgeſchichten mögen fich die Aegypter von feltiamen Erlebniſſen auf 
der genannten Strede in die Ohren geraunt haben. Hinter ter Sphinr- 


— — — — — 


geſtalt und den Pyramiden öffnete ſich der Thalgrund der Wüſte, „das 
Gazellenland“, auf welchem die Jäger ihrem waidmänniſchen Handwerke 
nachzugehen gewohnt waren, wohl nicht ohne im Schatten der Sphinx eine 
kurze Stunde der Ruhe zu pflegen. Die Sphinx ſelber, ein altes Werk 
des Königs Chafra, wie wir oben bereits erzählt haben, ſtellte das Bild 
des Gottes Hormachu, d. h. Horus im Lichtfreife‘, des Hormachis der 
griechiſchen Inſchriften, dar, der mit andern Namen Chepra („vas Werden“, 
Sonne der Mitternacht), Ra (Sonne im Often), Zum (Sonne im Weſten) 
geheißen ward. Hormachu ſcheint demnach vie Sonne in ter Mittags: 
höhe geweſen zu jein. 

Nach viefen Vorbemerkungen wird man den Inhalt des Steines ver: 
ftehen, ven ich hiermit zum erften Male in einer getveuen Ueberſetzung tem 
Leſer vorlege. 

Die Infhrift beginnt mit: „Im Jahre I, im Monat Athyr, am 
19. Tage“, wonach tie Namen bes Königs folgen und Ehrenfprüche auf 
den neuen Herrſcher, der fo eben ben Thron Aegyptens beftiegen hatte. 
Danach lieſt man wörtlich: 

„Einft hielt er ein Speerwerfen ab, zu feinem Vergnügen, anf vem 
„Gebiete des mempbitifchen Gaues nach feiner füblichen und nördlichen 
‚Rihhtung bin, in dem er nach der Zielfcheibe mit ven ehernen Bolzen 
„Ihleuderte und die Löwen bes Gazellenthales jagte. Er 308 dahin auf 
„einem Zwiegefpann und feine Roſſe waren fchneller als ter Wink. 
„Mit ihm waren zwei feiner Begleiter. Kein Menfch kannte fie. 

„Da war die Stunde, in welcher er feinen Dienern bie Ruhe gönnte. 
„sr benugte fie um darzubringen dem Hormachu neben dem (Tempel bes) 
„Solar auf der Todtenſtadt und ber Oöttin Rannu ein Opfer von Samen- 
„Lörnern ver Blumen anf der Höhe und zu beten zur großen Mutter Iſis, 
„der Herrin der] Norbmauer und der Herrin der Südmauer, und zur 
„Sodhet von %oi® und zum Set. Denn ein großer Zauber ruht auf 


396 


„diefer Stätte, von Anbeginn ter Zeiten an, bis zu den Gegenven ter 
„Herren von Babylon hin, ver heiligen Straße der Götter nach dem weit: 
„lichen Lichtkreife von On-Heliopolis , weil bie Sphinrgejtalt ein Bild des 
„Chepra ift, des fehr großen Gottes, ver an dieſer Stätte weilt, des größ— 
„ten aller Geifter,, des ehrwürtigften Wefens, ver auf ihr ruht. Zu ihm 
„erheben tie Bewohner von Memphis und aller Städte auf feinem Gebiete 
„die Hände, um anzubeten vor feinem Angefichte und reiche Opfergabe 
„varzubringen. 

„An einem diefer Tage geichah es, nachvem ter Königsſohn Thutmes 
„angelommen war auf feiner Wanderung, um vie Zeit des Mittags, und 
„ſich Hingeftredt hatte zur Ruhe im Schatten viejes großen Gottes , daß 
„ihn der |Schlaf] ergriff. 

„Er träumte im Schlummer gerade in tem Augenblid als die Sonne 
„im Scheitelpunfte ſtand, und es Fam ihm wor wie wenn biefer herrliche 
„Bott redete mit feinem eigenen Munde, gleichwie redet ein Vater zu feinem 
„Sohne, indem er alfo ſprach: 

„Schaue mich an, blick auf mich, bu mein Sohn Thutmes. Ich 
„bin bein Vater Hormachu, Chepra, Ra, Zum. Dir foll gegeben werben 
„das Königreich ...... und du wirſt tragen die weiße Krone und die 
„rothe Krone auf dem Stuhle des Erdgottes Seb, des jüngſten (unter ten 
„Göttern). Es ſoll dein ſein die Welt in ihrer Weite und in ihrer Breite, 
„ſoweit ſie das Glanzauge des Herrn des Alls erleuchtet. Fülle und Reich— 
„thum ſoll bei dir ſein, das Beſte aus dem Innern des Landes und reiche 
„Abgabe aller Völker. Lange Jahre ſollen dir als Lebensdauer beſchieden 
„ſein. Mein Angeſicht iſt dir gnädig und mein Herz gehört dir an, geben 
„will ich dir das] Allerbeſte. 

„Verſchüttet Hat mich der Sand der Gegend, auf welcher ich mein 
„Dafein habe. Verſprich mir, daß Du thuen wirft, was ich in 
„meinem Herzen wünjche, dann merbe ich ertennen, ob Du mein 








397 


„Sohn, mein Helfer bift. Tritt heran, laß mich mit Dir vereint fein. 


„Rad diefem [erwachte Thutmes und er wiederholte alle dieſe Re- 
„den] und er erlannte (den Sinn) der Worte dieſes Gottes und ließ fie 
„bleiben in feinem Herzen, indem er alfo zu fich ſprach: [Ich fehe wie die 
„Bewohner der Tempel der Statt diefen Gott durch Opfergaben ehren 
„ohne daran zu denken vom Sande zu befreien das Werk Königs) Chafra, 
„das Wild, weiches gemacht ward tem Tum⸗Hormachu ................- 

Obgleich die folgenden Zeilen dieſer Inſchrift volfftändig zerftört find, 
ift dennoch der Schluß der Erzählung nicht jchwer zu errathen. 

Als Thutmes IV zur Regierung gelemmen war, erfchien e8 ihm 
eine heilige Pflicht der Dankbarkeit auch feinerjeits zu fein, ein dem Hor⸗ 
machu gegebenes Beriprechen zu halten. Er ließ ven Sand wegräumen 
und ben ganzen Rieſenkörper der Sphinr-Geftalt freilegen. Nachdem dies 
geichehen, gleich in ven erften Tagen feiner Regierung, ward ber Gedächt- 
nißftein vom 19 Athyr des erften Jahres der Herrichaft Thutmes’ IV an 
Ort und Stelle aufgeftellt. Man kann fich billig des Erjtaunens nicht er- 
wehren, daß ein jo mächtiger Stein, als e8 die große Gedenktafel vor der 
Spbingbruft ift, eine im Ganzen ziemlich einfache Gefchichte erzählt. Der 
Zraum des Königs und die Freilegung des Riefenleibes des Gottes Hor- 
machu fine von einer anfcheinend fo geringen Wichtigkeit, daß es faft 
Schade war um die Koften und tie Arbeit ver Herjtellung des Dentmales. 

Die einzige belehrente Nachricht ver ganzen Infchrift, neben ber 
richtigen Erklärung des Textes, ſcheint mir nur in der Thatfache zu liegen, 
daß bereits im vierzehnten Jahrhundert vor Chriftus die Sphinx eben fo 
tief im Sande lag, als wie heute zu Tage im neunzehnten Iahrhundert 
nach Chriſtus. Lepſius und ver Herzog de Luynes mußten einen bebeu- 
tenden Aufwand von Zeit und Kraft daran fegen, um den Sand um ben 
Leib des ungefchlachtenen Körpers zu befeitigen. Kurze Zeit darauf hatte 


398 


ber ewig rollende Sand der Wüſte den weit geöffneten tiefen Schacht von 
Neuem zugejchüttet. | 

Thutmes IV hatte ficherlich befonvere Vorkehrungen getroffen, um 
das Strömen der Sanbwellen von ber Sphinx (deren ganze Länge über 
57 Meter beträgt) abzuhalten. Sie lag frei da, das Angeficht dem Mor- 
gen zugewenbet, zwifchen ihren ausgejtredten Vorderfüßen einen Tempel 
bergend, deſſen Hinterwand ter große Denkſtein des Königs bildete. So 
faben fie noch die Befucher des griechifchen Altertbumes, nach den In— 
ichriften zu urtheilen, welche fich hier an Ort und Stelle vorfinden. Wie 
in unferen Tagen bie Beduinen des nahgelegenen Dorfes Kafr die Fran- 
fen zu den Wundern bes Pyramidenfeldes von Gizeh geleiten,, fo über- 
nahmen in ver Vergangenheit die Bewohner des Dorfes Bufiris (alt: 
ägyptiſch Bisufiri „Dfirisftabt”) , welches zum YLetopolitifchen Gaue ge- 
hörte, das Gefchäft der Fremdenführer des Altertbumes. *) 

Wir nehmen hiermit Abſchied vom Könige Thutmes IV und wenben 
ung feinem Sohne und Nachfolger zu, dem viel gefeierten König 

Ma-neb-ra Amenbotep II 
1500 vor Chr. Geb. 


dem Sohne der Königin Mut:em:ua, d. h. „Miutter-im-Nachen“. Wir 
bürfen, ohne ung in unferem Urtheil eines Irrthums fehuldig zu machen, 
ben Träger viefes Namens tem großen Thutmes ITI an die Seite Stellen, 
wenn es gejtattet ift aus der Zahl und Schönheit der von ihm hinter: 
laflenen Denkmäler und aus dem Inhalt gleichzeitiger Steinurfunden , fo 
weit diefelben nicht ganz von dem Boden Aegyptens weggefegt fine, auf 
die Größe und Macht feines Königthums einen bündigen Schluß zu 
zieben. | 


— — — — u. 


*) Siehe Corpus Inscriptionum Graecarum No. 4699 u. ff. 











399 


Unter den Steinen, welche die Geftalt eines Käfers nachahmend als 
Schußmittel gegen böfen Zauber und als Erinnerung an große Könige 
bes Landes dienten, befinden fich nicht wenige, welche ven Namen biejes 
Pharao auf der Bauchfeite zeigen. Darunter find Stüde von bedeuten⸗ 
ter Größe, bedeckt mit Infchriften, welche uns die Ausdehnung tes 
Reiches unter Amenhotep III angeben. Im Norben bilvete das Strom- 
land Naharain, wie un Süden das Negerland Kari over Kali die Grenze. 
Es war jomit der alte Beſtand erhalten worden und Aegypten übte jeine 
Oberherrichaft im Norden und im Süden mit Nachbrud aus. Amen: 
botep ILL fcheint ein wackerer Jägersmann geweſen und in der Schule 
feines Vaters gebildet worben zu fein. Wenigftens erzählen uns nicht 
jeltene Getenkläfer, wie er im Lande Naharain mit dem Speer in eigener 
Hand auf feinen Iagbzügen eine Zahl von 210 Löwen getöbtet habe. 
Eine folche Angabe beweift hinlänglich ebenfo wohl ten Muth als vie 
Stärke des Könige. 

Thutmes IIL hatte die ganze Wucht feiner Königemacht ven fanaani- 
tiichen Völkern im Norden feines großen Neiches auf vielfach wiederholten 
Feldzügen gegenübergeftellt, Amenbotep III hatte fich vie heißen Lant- 
Ichaften Aethiopiens zur Kampfſtätte auserfehen und bier Lorbeeren ge- 
erntet, teren fich kaum ein anderer König ter ägyptiſchen Gejchichte 
rühmen bürfte. 

Eine elfeninfchrift vom Jahre fünf ver Regierung dieſes Pharao, 
an dem alten Wege, welcher von Shene nach dem Tieblichen Eilande 
Philae führte, gewährt uns die zuverfichtliche Angabe, daß Amenhotep III 
jeinen erſten Feldzug gegen tie Bewohner der Mittagsgegenden ge- 
richtet hatte. 

Mehr als drei und dreißig Jahrhunderte find an dem Siegeszeichen 
vorübergezogen und haben einzelne Buchitaben der Infchrift zerjtört oder 
halb verwittern laſſen, dennoch aber leuchtet uns ver alte Glanz der Sie: 





400 


gesfunte deutlich ans ven erhaltenen Theilen entgegen. Bier was uns 
vor allen zu wiffen frommt : 

„Im Sabre fünf kehrte zurücd der König. Er hatte triumphirt in 
„diefem Jahre auf feinem erften Feldzuge über das elende Land von Kufch. 
„Er fette feine Grenze nach feinem Belieben.“ Und dann: 

„Es befahl ver König, daß erhalten bliebe das Gedächtniß an feine 
„Siege auf diefem Denfftein. Kein anderer König hat folches gethan, 
„ihn den kühnen Bharao ausgenommen, ver auf feine Stärke vertraut, 
„d. i. Amenbotep III.“ 

Unterhalb der Infchrift befinden fich in ven befannten Mauerfchil- 
bern die Namen von ſechs überwundenen Völkern des Südens, darunter 
das Land Kaſch. 

Die Feldzüge des Königs gingen nilaufwärts, über tie großen Waffer- 
fälle des königlichen Stromes hinaus. Sie bezwedten Unterjochung und 
Plünderung ber feindlich gefinnten Stämme. Eine in Semne, am zwei⸗ 
ten Wafferfalle gefundene Denktafel berichtet über einen Zug mit bejon- 
deren Angaben, die für tie Vandeskunde Nubiens in jenen ferne liegenden 
Zeiten nicht ohne Bedeutung fine. 

Der König war im Lande Abeha, „welches beginnt an der Grenz⸗ 
„Wache von Beli und welches endet an ber Grenz: Wache Tari, auf einer 
„Kängenausvehnung von 52 Meilen.“ ‘Das Land Abeha, wie mir fcheint 
nicht unterjchieden von dem mehrfach genannten Behan (griechiich Boön, 
heute Semne), lag demnach füblich und nördlich von Semne, ta Beli 
nachweisbar ein nördlich gelegener Punkt geweſen ift. 

Hieran fchließt fich da8 genaue Verzeichniß der eingefangenen Neger, 
nach Alter und Gefchlecht wohl geordnet, wie e8 die Aegypter bei ihren 
Aufzählungen mit einer gewiffen Vorliebe für Ordnung und Rechnung zu 
thun pflegten. 








401 


| — —— — — — 


Verzeichniß ver Gefangenen, welche der König in dem Yante Abeha 
„erbeutete: 
„Lebende Neger 150 Köpfe, 
„Knaben . . 110 Köpfe, 
„Negerinnen . 250 Köpfe, 
„Alte Neger . 55 Köpfe, 
„Ihre Kinder . 175 Köpfe, 


‚Macht zufammen 740 lebende Köpfe. 
„Zahl der (abgehauenen) Hände. . . . 312 
„Die ganze Zahl fammt ven lebenten Köpfen 1052 
Anch auf diefen Kriegszügen blieben die Könige ver alten Sitte treu, 
ben gefallenen Teinden die Hände abbauen zu laffen und als Siegeszeichen 
nach der Heimath zu führen. Handgreiflicher konnte allerkings die Zahl 
ber getöbteten Gegner ten frieblich in Aegypten ſitzenden Bewohnern nicht 
bewiefen werden. Schlimmer fah ich es felber in Perfien bei einem 
Kriege des Schahynſchah gegen das räuberifche Volt der Zurlomanen. 
Man Schnitt den gefallenen Feinden vie Köpfe ab, falzte fie ein und ſandte 
fie in Kiften wohl verpadt dem SKriegsminifter an Stelle gejchriebener 
Siegesberichte. Solches geichah im Innern Afiens im Jahre des Heiles 
1861, unter ven Augen europäifcher Führer ber perfifchen Serbazen. 
Amenbotep III mußte tief in das Innere des Sudan geprungen fein, 
denn feine Siegesverzeichniffe ter überwuntenen Negerſtämme weijen 
Namen auf, die fich fonft in den amtlichen Liſten wenigſtens ver Mehrzahl 
nach, nicht mehr wiederfinden. Auf dem Fußgeftell ter Bilvfäule des 
Siegers Amenhotep zu Baris erfcheinen deutlich lesbar folgente Namen: 


Ta-al-ta Ma-qui-sa 
A-kı-ta Sa-ha-ba 

.. . ba-l Sa-bi-ri 
A-ri-ka Riu-the-the-ka 


Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 26 


Der Mai-ka 
Ur-ki 
Der Mai-ua 


402 


Der Za-kui 
Der Ri-ma-ka*) 


Im Tempel von Soleb, hoch oben in Nubien, erfcheinen neue Namen 
von Negervölfern und-Ländern, von tenen einige ein befanntes Gepräge 
haben. Hier das Verzeichniß deſſen, was erhalten : 


Tıhar-thar 
Tur-su 
A-Zanian 
Ma-tur 


Sa-manir-ka 

Ka-ri (ſüdlichſtes Yand) 
Maitha-riaa 
Ka-tha... 





Fu-ru-scha 
Na-rı-ki-heb 
Thar-benika 


Thar-sıan 


Mai 


A-kenes 

. . man-’a-ri-bo 
Matha-Kalhu 

Abeha-t (Land bei Wadi Halfa 
A-ki-na 

Seri-nik 


Au-ru-rk 


Der Su-an-qa 
A-ihethap 
Ather-maiu 


Gurses 


Daß die Kriege gegen das golbreiche Kuſch, das ägyptiſche Califor- 
nien , im ſechszehnten Jahrhundert vor unferer Zeitrechnung, dem Yante 
ber Pharaonen neue Hülfsquellen des Neichthumes eröffneten, ift von 
vornherein anzunehmen und wird thatfächlich durch tie Steinurfunven 
bewiefen. Die uns bereits wohl bekannten „Rönigsföhne von Kuſch“ 
walteten ihres Amtes als Landpfleger ver Yänter bes Sütens und forgten 
für die Eintreibung ver regelmäßig alljährlich zu leiftenven Abgaben. Wir 
nennen als ſolche unter der Regierung dieſes Herrſchers Merimes, Di, 


*) Mas ich durch „der“ Übertrage lautet in ber Urfchrift pa, d. i. das ägypt. 


männliche Geſchlechtswort. 


403 


— — — — — ,— 


Amenhotep und Thutmes. Ihre Namen finden ſich auf einzelnen Felſen 
der Inſel Bigeh, inmitten des erſten Waſſerfalles, zur Erinnerung an 
den Beſuch dieſer vornehmen Beamten im Tempel des Oſiris auf dem 
Nileilande Philae. 

Von dieſen Herren nahm der an vorletztem Orte genannte Amenhotep 
eine beſondere Stelle nicht nur am Hofe, ſondern auch im Herzen Pha— 
rao's ein. Er war ein Weiſer ſeiner Zeit, ein kluger, kundiger Diener 
ſeines Gebieters, dem er während der langen Zeit ſeiner Regierung ebenſo 
treue als wichtige Dienſte leiſtete. Auch ehrte ihn Pharao und weihte 
jeinem Gebächtniß in dankbaren Gefühlen eine befonvere Bildſäule, veic) 
verziert mit Infchriften voll Lobes, welche gegenwärtig als ein wichtiges 
Denkmal ver Zeit in den Sammlungen von Bulaq ihren Platz ein- 
nimmt. 

Der weile Amenhotep, ein Sohn des Hapu und der Hausherrin 
A-tu, wird in ten Worten ter langen Infchrift als felber redend einge- 
führt. Er erzählt von feinem Wiſſen und feiner Güte, von feinen Ver- 
dienften um die Mitwelt und vor allen von feinem Einfluß beim Pharao, 
ber ihn als gefchieften treuergebenen Diener feiner Perfon nahe ftellte und 
auf dreifacher Stufenleiter zur höchften Würde erhob. In dieſer Be⸗ 
ziehung meldet er uns feinen Lebenslauf wie folgt. 

„Es belohnte mich König Amenhotep III, ver ältefte Sohn des Gottes 
„Hormachu, und ernannte mich zum Königlichen Unter-Haupt-Schreiber. 
„sch ward eingeführt in tie Wiffenfchaft des Heiligen Buches und fchaute 
„die Herrlichkeiten des Gottes Thut. Ich ward aufgeklärt über alle ihre 
„Seheimniffe und es wurden mir vorgelegt alle ihre Theile. ‘Die Rede— 
„tunft war in meiner Gewalt nach allen ihren Seiten hin. 

„Und zum andern belohnte mich mein Herr, der König Amenhotep TII 
„ind überlieferte mir alle Leute und wurden gegeben ihre Haufen unter 


„meine Aufjicht als Königlichen Ober-Daupt-Schreiber der jungen Mann⸗ 
26* 


404 


„haften. Ich brachte Ordnung in vie Gefchlechter meines Herren und 
„berechnete die Zahl ver Abgaben nach Hundert Zaufenven. Ich gab Ge— 
„veihen den Schuaren an ihrem Steuerplage, dem reife wie feinem 
„Sohne, ver ihn liebt. 

„Sch legte auf die Steuer ven Häufern je nach ihrer Zahl. Ich fon- 
„verte ab die Krieger und ihre Häufer. Ich mehrte vie Unterthanen burch 
„die Beten der Gefangenen, welche gemacht hatte der König auf dem 
„Schauplage bes Krieges. Ich erivog alle ihre Borzüge ..... . . 

„sch ftellte auf Krieger an ven Deffnungen ver Straßen (des Landes) 
„um zurüdzuhalten die Bewohner ver fremden Länder auf ihrem Site, 
„denn fie faßen rings um bie beiden Theile Aegyptens) und machten weit 
„ihr Auge um zu durchitreifen die Gegenden ver Nemau-jcha (Wüjten- 
„bewohner).. 

„Ein Gleiches that ich an dem See der fethroitifchen Nilmündung. 
„Selbige war verjchloffen durch meine Kriegsoberften, ausgenommen für 
„die Bemannung ver Schiffe des Königs. Ich war ihnen Wegweifer und 
„lie waren willfährig meinem Gebote. 

„sh war ein Ro-hir Vormund, d. i. Epitrop ber griechijchen 
„Zeit) an der Spite der tapferften Krieger, um zu fchlagen die Völker 
„Nubiens und Aſiens. Die Gedanken meines Herren waren ftetS meine 
„Sorge. Ich durchdrang, was mir fein Mund verbarg und erfaßte feine 
„Setanten wegen aller Bewohner und aller Fremden, welche bei ihm find. 
„sch war e8 auch, der herbeiführen ließ die Gefangenen von den Siegen 
„des Könige. Ich ward ihr Vorgefeßter. Ich that gemäß tem, was er 
„retete, und traf meine Maßregeln nach vem, was er mir vorjchrieb. Ich 
„fand, daß folches zum Beſten gereichte für die fpätere Zeit. 

„Und zum britten Male befohnte mich mein Herr, ver Sohn Amenho⸗ 
„tep III, der Fürft von Theben. Er iſt ver Sonnengott felber, möge ihm ver- 
„heben werden zuhlveiche Wiederkehr ver vreißigiährigen Feſte ohne Ende!“ 


405 


— — — 


„Es erhob mich mein Herr zum Oberbaumeiſter. Ich verewigte ven 
„Namen des Königs und Keiner hat es mir gleich gethan in meinen Wer: 
„ten von früheren Zeiten angerechnet. Für ihn war gefchaffen ver Sanp- 
„ſtein-Berg, ift er ja Doch ter Erbe bes Gottes Tum. Ich handelte nach 
„ven Gutdünken eigener Berechnung, indem ich ausführen ließ zwei Eben- 
„bilter in diefem feinem großen Gebäude aus edlem harten Geftein. ‘Dem 
„Himmel gleicht e8. Stein König hat folches gethan, feit ber Negierungs- 
„zeit des Sonnengottes Na, ver das Land befeffen bat. Ich ließ alſo aus- 
„führen dieſe Kunſtwerke feiner Bilder, — fie waren erftaunfich ver 
„Breite nach, Hoch in ter Lothrechten Richtung, ihre vollendete Geftalt 
„erniebrigte das Thurmthor, vierzig Ellen betrug ihr Dlaaß, — in tem 
„berrlihen Santftein-Berge *), auf deffen beiden Seiten, ber des Ra unt 
„der tes Zum (b. 5. ber öftlichen und weftlichen). 

„Ich ließ bauen acht Schiffe. Sie (vie Bildwerke) wurten aufwärts 
„gefahren une aufgeftellt in feinem erhabenen Gebäude. ‘Dauern werten 
„fie wie der Himmel. 

„sch bezeuge euch, vie ihr kommen wervet nach uns, daß von ten 
„Yeuten, welche verfammelt waren zu tem Bau, ein jeder unter mir 
„tand. Sie waren voller Wonne, ihr Herz war freutig bewegt, fie ftie- 
„Ken ein Jauchzen aus und fobten ben gnädigen Gott. Ihre Landung in 
„heben war ein frohes Creigniß. Die Denkmäler wurden aufgerichtet 
„an ihrer zukünftigen Stelle.“ 

Wir wollen unfern Leſern bereits an diefem Drte tie Bemerkungen 
nicht vorenthalten, daß die in der Inſchrift genannten Biltfäulen tes 
Königs von 40 Ellen Höhe (genau 21 Meter oder beinahe 67 preußifche 
Fuß) Die beiden berühmten Memnons-Bildſäulen fine, von benen weiter 


*) Wahrſcheinlich find Die Steinbrlidhe von Silfilie gemeint, die in ber That auf 
beiden Seiten, im Often und im Weften, des Stromes lagen und beren Infchriften 
an dieſe Arbeiten erinnern. 


___ 406 

unten bie Rede fein wird. Das angegebene Maaß ftimmt mit ven beuti- 
gen Mejjungen überein, ”) noch mehr vie DBefchreibung ihrer Größe, 
welche das dahinter ſtehende Thurmthor gleichfam ertrüden mußte. Se 
kennen wir nunmehr, Dank ſei es einer bejonteren Fügung des Schid- 
ſals, welches feine eigene Bildſäule erhalten hat, ven edlen Herrn und 
Meifter, ver ven Plan entwarf zu einem Doppel-⸗Rieſenwerk, veflen Größe 
und Umfang bei ten Alten wie bei ben Neneren das höchſte Erftaunen 
und tie ungetheilte Bewunderung erregte. Es war der Oberbaumeifter 
Amenhotep, Sohn des Hapu, ber es ſammt tem Tempelbau in den Sant- 
fteinbrüchen von Silſilis zu fchaffen verftant. 

Amenbotep III war, wie fein Großvater Thutmes ILL, ein befonte- 
rer Berehrer ver Götter, vorzüglich des Amon, und er benußte vie Lange 
Zeit feiner Regierung um aller Orten Heiligthümer zu Ehren ter Himm: 
lichen aufführen zu lajfen. Gleich in den erften Jahren feiner Herrichaft 
wurden neue Säle in tem Kalkfteingebirge tes Mokattam, gegenüber ver 
alten Reichsſtadt Memphis, geöffnet. In der Nähe des ‘Dorfes Turah 
(altägyptiih Ta⸗ru⸗-fu, das Troja der Alten); wurden im Jahre 1 und 2 
des Königs die neuen Felſenkammern aufgethan und zwei Infchriften auf: 
geftellt, um vie Thatſache dem Gedächtniß ber Mit- und Nachwelt zu 
überliefern. 

„Der König befahl, — alfo heißt es tarin, — zu öffnen neue Säle, 
„um den vortrefflichen Weißftein von "An zu brechen zum Bau lang- 
„dauernder Tempel, nachtem ver König fich überzeugt hatte, daß vie 


”*) Mach den Mefjungen beträgt die Höhe der Sigbilder vem Scheitel bis zur 
Sohle 14,28 Meter, den zerfiörten Aufjag auf dem Kopfe nicht mit eingerechnet. Das 
Tußgeftell hat eine Höhe von 4,25 Meter. Die ganze Höhe der Bilpfäulen mit dem 
Unterfat betrug demnach 18,53 Meter. Nach obiger Injchrift, welche dem Ganzen bie 
Höhe von 21 Mietern beilegt, mußte der Kopfſchmuck demnach eine Höhe von 2, 17 Dieter 
baben, was durchaus der Höhe einer jogenannten Pſchent-Krone entſpricht. 


407 


„Felſenſäle, welche in Ro⸗fu gelegen find, ven Einfturz drohten von ben 
„früheren Zeiten ber. 

„Durch ven König wurden dieſe neu gemacht.“ 

Die Bauten an vem Reichöheiligthun in Ape Karnak) wurden nicht 
nur fortgeführt, fondern auch neue Tempel angelegt. Dem eigentlichen 
Amonstempel, fo weit er bis dahin geviehen war, legte Amenhotep III 
ein gewaltiges Thurmthor nach Weften bin vor, errichtete ein neues Hei- 
ligthum des Amon nach Norden hin, ein anderes baute er im Süden ber 
göttlichen Diutter Deut, in der Nähe tes heiligen Tempelſee's von Afcher, “) 
und verband die gunze Anlage ver Heiligthüner von Karnak durch eine 
Laufbahn von Sphinzgeftalten, liegenden Widdern, die Sonnenfcheibe auf 
dem Haupte, mit dem neuen Amonstempel von Luqſor. Denn auch tiefer 
Bau, teifen jtattliche Trümmer noch heute den bewundernden Reifenten 
eine befontere Augenweite gewähren, ift ein altes Werk aus ten Zeiten 
Könige Amendotep III. 

Nach den zahlreichen Infchriften, welche die glatten Flächen ter 
jteinernen Oberſchwellen bedecken, ward diefer Bau in dichter Nähe des 
Stromes tem Gotte Amon zu Ehren aufgeführt nach ven fiegreichen Feld— 
zügen gegen die Negerlänter von Kuſch, nachdem „ver König fein Pfert 
„beitiegen hatte, um die äußerfte Grenze ver Neger zu erreichen, vie Böl- 
„ter von Kuſch zerftreut und ihre Gebiete verwüftet hatte.“ Pharao jelber 
„gab Anweifung und Vorfchrift, denn er verftand es die Baumeifter zu 
„leiten und zu führen.“ Und als er auch biefen Bau vollentet hatte, ta 
konnte ex mit Recht von fich behaupten, „baß er große Denkmäler in Ape 
„des Südens ausgeführt hatte, niemals ſonſt gejehene Wunterwerke, unt 
„daß er vergrößert und erweitert habe Ape des Südens.“ 


*) Die in ben Trümmern ftedenden Sigbilder der Mut mit Löwenlöpfen (als 
Sinnbilder der Sochet tragen der Mehrzahl nach den Namen tes Grlinders Anıen- 
botep IL. 


408 


Auf dem jenfeitigen Ufer des Stromes, in norböftlicher Richtung von 
dem Tempel Thutnes’ III in Mepinet Abu, erhob fich ein neues Heilig: 
tbum dem Gotte Amon auf den Befehl des Könige. Seine Xage bezeich- 
nen ſchon von weiten tie ſitzenden Niejenbilver des Könige, teren Ruf 
das Altertbum unter ven Namen ter Memnonsfäulen in alle Welt fandte. 
Sind auch von dem wirklichen Tempel wenig mehr al8 die Grundmauern 
übrig geblieben, jo bezeugt vennoch eine Gedenktafel, welche gegenwärtig 
umgeftürzt auf dem Rücken daliegt, die Größe und Würde tes ehemaligen 
Baues. Im der Inschrift, welche vie Oberfläche verjelben ſchmückt, wirt 
ein Zwiegeſpräch zwilchen dem Könige und dem Gotte gejchilvert. Zu: 
nächſt redet ver König Amenhotep III aljo: 

„Komme doch, Amon»ra, Herr von Theben in Ape, fchaue an Deine 
„Wohnung, welche Dir bereitet ift auf der großen Stätte von Us (The- 
„ben). Ihre Herrlichkeit ruht auf dem weftlichen Theile (ver Stadt). 
„Du durchfährft ven Himmel, um Dich mit ihr zu vereinigen. Und gebft 
„Du auf an dem Himmelskreiſe (im Ojften), va wird fie erleuchtet von ben 
„goldenen Strahlen Deines Angefichtes. Ihre Vorderſeite wendet fich 
„nach dem Often u. |. w. 

„Deine Herrlichkeit weilt in ihr. Nicht babe ich es ihr mangeln 
„laflen an wohlgelungenen Arbeiten aus dauerhaften, ſchönem weißen 
„Steine. Angefüllt habe ich fie mit ‘Denktmälern in meinem [Namen] 
„aus tem Berge ver Wunberfteine. ‘Die welche fie anfchauen an ihrem 
„Blage find voll hoher Freude ob ihrer Größe. 

„Und desgleichen erbaute ich einen Hof auf dem felfigen Boten, aus 
„Alabafter, Rojengranit und ſchwarzem Geftein. Auch ein boppeltes 
„Thurmthor ließ ich aufführen, indem ich das Schönfte meinem göttlichen 
„Vater zu weihen trachtete. Götterbilver treten allenthalben entgegen. 
„Sie find gefchnigt in allen ihren ;Theilen?|. Ein großes Bild wart 
„gemacht aus Gold und allerlei prachtuollem Evelgeftein. Ich gab Bor: 








409 


„Ichrift auszuführen, was Dir wohl gefiel, um Dich zu vereinigen mit 
„igren herrlichen Behauſungen.“ 

In diefem Tone führt der König fein eigenes Lob dem Gotte aus, 
bis tiefer ihn zum Schluffe mit ver Verficherung unterbricht : 

„Sch höre was Du fprichft. Ich habe angefchaut Dein Denkmal, 
„ih, Dein Vater, der Deine Herrlichkeit gefchaffen u. |. w. 

„Herrlich ift, was Du mir bereitet haft, niemals ift mir Gleiches 
„geichehen. “ 

Der zufammengejtürzte Tempel war nach dem Plane des Oberbau⸗ 
meifters Amenbotep ausgeführt worden, deſſelben, welcher fich rühmt, 
bie beiven Riejenbilver des Königs vor demſelben ausgetacht zu haben. 

Die legtgenannten erheben fich heute zu Tage wie zwei einſame 
Wächter, die Trümmerhaufen in ihrem Rüden, auf der bebauten theba- 
nifchen Ebene, jedes Fahr erreicht von dem Waſſer der Ueberſchwemmung, 
weiches oft ihre ftarren Füße benekt. 

Beide Bildſäulen, welche ven König Amenhotep III in figenter 
Stellung zeigen, neben feinen Füßen vie Heinen ſtehenden Geſtalten 
feiner Gemahlin Mut⸗em⸗ua und feiner Mutter Thi, find aus einem ein» 
zigen Stüde eines feften rothbraunen, mit weißen Quarzſtücken vermifch: 
ten Sanbfteines gemeißelt und in ver That wahre Wunderwerke ver Be— 
handlung eines der härteften und jpröbejten Stoffe. Sie ftehen in einer 
Entfernung von 22 Fuß auseinanter. Die nördliche ift tiefelbe, welche 
bie Griechen und Römer unter dem Namen ter tönenden Bildſäule des 
Memnon in Lied und Wort verberrlichten. Die Beine berfelben find 
mit Infchriften griechiſcher, römischer, phönizifcher und ägyptiſcher Be⸗ 
jucher gleichfam bejät, um dem Leſer zu verfichern, daß fie an Ort und 
Stelle gemwejen fint over ven fingenden Ton des Diemnon beim Aufgang 
der Senne gehört haben. 

Im Jahre 27 vor Chriftus warb in Folge eines Erdbebens der ganze 


410 


Oberkörper des Bildes von feinem Plage entfernt und zu Boden geftürzt. 
Bon diefem Zeitpunkt an begann die Verewigung ter Reiſenden des Alter: 
thumes durch Einfragen ihrer Namen unter Beifügung paſſender over 
unpaffender Bemerkungen. ‘Die Berficherungen , den Memnon fingen, 
richtiger Flingen gehört zu haben, endigen unter tem Kaifer Septimius 
Severus, der ten fehlenven Oberkörper durch aufgelegte und zufammen- 
gefügte Steinblöde jo gut e8 gehen wollte ergänzen ließ. Es ift eine be- 
kannte Thatjache, tie mir oftmals durch den unfterblichen Großmeiſter ver 
Wiſſenſchaft Alerander von Humboltt mündlich bejtätigt worten ift, daß 
geſpaltene, riffige Felſen oder Steinwände, nach der Abkühlung während 
ber Nacht, bei aufgehender Sonne, fobald ver Stein durchwärmt ift, einen 
langgedehnten Eingenten Ton von fich geben. Der plößliche veränderte 
Wärmezuftand erzeugt fchnelle Kuftftrömungen , die fich durch die Riten 
bes Steines hindurchdrängen und jenen eigenthümlichen ſingend⸗klagenden 
Zon erzeugen. Als ich im Sabre 1851 ben Tempel der Ape, im Welten 
bes Chonju- Tempels zu Karnal, für einige Monate mir als Wohnort aus: 
erlejen hatte, hörte ich des Morgens, nachdem die Sonne einige Zeit am 
Himmel gejtanden hatte, von einer erwärmten Seitenfammer ber faft 
jeden Zag vie Memnonsklage. Selbft ven anwohnenden Arabern war 
bie Sache jo wohl befannt, daß fie mir jenes Gemach als das Zimmer ber 
ſchlagenden Zobtenuhr bezeichneten. Nachdem die Bilvfäule des Memnon 
in ter oben bejchriebenen Weiſe wieder bergeitellt war, hörte natürlich das 
Klingen von jelber wieder auf. Die Riffe in vem Sanpftein wurten ver- 
bedt burch die Laſt der aufgethürmten und verbuntenen Steinwürfel. 
Die gefchichtliche Sage vom klingenden Memnon ift alfo ein jehr 
junges Märchen, von dem die alten Aegypter feine Ahnung hatten. Des 
Memnon’s Lied, fo dichteriſch ſchön die Auffaffung des Alterthumes da⸗ 
rüber fein mag, muß aus ver Gejchichte Aegyptens kurzweg gejftrichen 
werden. An ihre Stelle tritt in fein volles Recht die trodene Erzählung 


411 


bes griechifchen Schriftftellers Paufanias, wonach jene Bildſäule einem 
Mann des Landes Namens Bhamenoph, d. i. „ver Amenhotep“ angehört 
babe. Wir kennen nunmehr den Amenhotep, es ift ber König biefes 
Namens, der Memnon ber griechifchen Sage ohne feine Schulb. 

Dem Banmeifter Amenhotep, Sohn des Hapu, welcher ein jo großes 
Werk auszuführen im Stante war, verbient um fo mehr bie Ehre ver 
Ueberlieferung feines Namens, als er ſelbſtſtändig, ohne ven Befehl des 
Königs, einen jo großartigen Plan erfaßte und glüdlich zu Wege brachte. 
Salt es doch nicht nur ten Stein vom Felſen loszulöſen und zu bearbeiten, 
ſondern auch die ungeheure Yaft bem Nile anzuvertranen und vom theba⸗ 
banifchen Ufer aus bis an feinen Stantort zu befördern. Acht Schiffe, 
erzählt er felber, mußte er bauen lajfen, um die Wucht der Rieſenbilder 
zu tragen. Selbjt in unjerem vielgebilveten Zeitalter der Erfindungen 
und Werkzeuge, welche mit Dampfeskraft bie ſchwerſten Yaften zu heben 
und fortzuführen im Stande find, bleibt tie Verſchiffung und Aufftellung 
ver Memmonsbilver ein Räthſel ſonder Yöfung. Wahrlich, Amenhotep, 
ter Sohn Hapu's, mußte nicht nur ein weifer, ſondern auch ein ebenjo 
erfahrener Mann feiner Zeit fein. 

Er war aus altem edlen Stamme. Sein Bater Hapu, mit dem 
Nebennamen Amenhotep, war ein Sohn des Chamus (eines Zeitgenoſſen 
tes dritten Thutmes), der dem Prieftergejchlecht jener oben S. 392 
beiprochenen Familie angehörte, veren ältefte Söhne ven Ehrennamen 
ter „Königsſöhne“ führten. Seine Weisheit und feine Denkſprüche waren 
felbft noch in den Zeiten ter Ptolemäer befannt, wie ich weiter unten ben 
Beweis liefern werde. 

Amenbotep der Weife, mit vem Beinamen Hi, hatte Hinter bem 
Heiligthume feines Königs Amenhotep III einen eigenen Tempel gegrün- 
bet, nicht fern von dem Wege zu den Gräbern der Königstöchter und 
Königsfrauen, faft hart am Fuße des Todtenberges, in deſſen Höhlen fich 


412 


— — — — — 


die Maſſengräber der alten Bewohner Thebens befinden. Die Gegend 
führte die Bezeichnung Kak und danach hieß das neu gegründete Heilig: 
thum Ha⸗kak, „ver Tempel von Kak“. Ein merfwürtiger Dentftein hat 
uns bie folgende Urfunde darüber erhalten. *) 

„Im Jahre XI, am 6. Tage des Monats Choiahk unter der Regie: 
„rung Könige Amenhotep III. 

„An biefem Tage befand fich der König in tem Heiligthum von Kaf 
„(2) des Erbheren und Föniglichen Schreiber Amenhotep. Herbeigeholt 
„wurden : der Stadtvogt Amenhotep , ver Schatimeijter Meriptah unt tie 
„Königlichen Schreiber der Beſatzung. Aljo ſprach ınan zu ihnen in Gegen- 
„wart (3) des Könige: Glück auf! Ihr habt vernommen die Befehle, 
„welche erlaffen worten fine zur Verwaltung des Heiligthums von Kal 
„des Erbherrn Amenhotep, genannt Hui, Sohnes bes Hap, teffen Tugen⸗ 
„den wohl befannt find (4), auf daß erhalten bleibe fein Heiligthum von 
„Kak in feinen Knechten und Mägden für ewige Zeiten, von Sohn auf 
„Sohn, von Erbe auf Erbe, und auf daß fie niemals felbige fortnehmen, 
„denn es (das Heiligthum) ift geftiftet vom Amonra, tem König ter 
„Sötter zu feiner Zeit auf Erben. (5) Seiend König in Ewigkeit, ift er es, 
„welcher beichüßt die Torten. Diejenigen Oberften der Beſatzung unt 
„ie Schreiber ver Befagung , fo nach mir fommen werten, welche finten 
„werben, daß das Heiligthum von Kak entgegeneilt ter Zerftörung, ſammt 
„(6) den Knechten und Mägven, welche auf dem Blumenknopf meines 
„Stabes find, **; und daß man fortnimmt Lente von ihnen, ber ſoll über: 
„geben den ganzen Ort an Pharao ſammt ber ganzen Verwaltung. Sein 
„Leib wird fatt werten. Wenn er jeboch (7) [zuläßt], daß jene fortge- 
„nommen werben, fo daß er nichts erwiebert auf ihre Anzeige, ter foll an- 





* S. meinen Auffat barüber in ber ägyptifchen Zeitichrift 1875 ©. 133 ff. 

**) ine pharaonifche Redensart, welche fo viel jagen will als: wie ich meine 
Hand auf den Knopf meines Stabes lege, fo Icge ich meine Hand zum Schuge auf 
das Haupt jener. 


413 


„beim fallen dem Strafgericht des thebanifchen Gottes Amon, ver nicht 
„zugeben wird, daß folche genießen ihre Würde als königliche Schreiber 
„ver Belagung, welche fie empfangen haben durch ihn (2); (8) fontern 
„er wird fie überliefern dem Teuer des Satans an dem Tage feines Zor- 
„nes, ausſpeien wird fein Schlangen - Diadem Flammengluth auf ihr 
„Daupt, vernichtend ihre Glieder. Sie wirt verzehren ihre Leider. Sie 
„werden fein gleich wie vie Höllfenfchlange Apophis am Morgen des Neu: 
„jahrtages, fie werden untertauchen in der großen Fluth. (9) Er wird 
„verbergen ihre Yeichname und nicht werben fie empfangen ben Xohn ver 
„Gerechtigkeit, nicht werben fie effen von ben Speifen der Seligen, nicht 
„wird fie erfriichen das Waffer aus der Quelle des Stromes, nicht wirt 
„es gefchehen, daß ihre Nachkommenſchaft ihren Stuhl einnehme. Cs 
„jollen gejchäntet werden (10) ihre Weiber, und ihre Augen fehen es; 
„nicht follen die Großen betreten ihre Häuſer, fo lange fie auf Erben leben. 
„Nicht werben fie eingehen noch eingeführt werben in Pharao's Haus. 
„Nicht werten fie hören die Worte des Königs in der Stunde der Fröh— 
„lichkeit. (11) Sie werben gefällt werten am Tage der Schlacht, und 
„man wird Schlangenbrut nennen folche. Hinſiechen werben ihre Xeiber. 
„Sie werden hungern, brotlos, und tahin fterben wird ihr Leib. Der 
„Vogt, der Schatmeijter, ver Tempelvogt , der Getreidemeifter (12), die 
„Hohenpriefter, vie heiligen Väter und die Briefter des Amon, welchen 
„man vorlefen wird diefe Worte, welche gethan find in Betreff des Heilig. 
„thumes von Kat des Erbherrn une königlichen Schreibere Amenbotep, 
„Sohnes des Hap, wenn jie nicht Beſchützer fein jollten (13) für fein 
„Heiligthum von Kak, jo mögen treffen fie diefe Worte, fie zu allererit. 
„Wenn fie jich aber erweifen als Beichüger für das Heiligtum von Kal, 
„mit inbegriffen die Knechte und Mägde, welche auf dem Blumenknopf 
„meines Stabes find; jo wird ihnen gejchehen alles zum beften Gelingen. 
„Lohnen wird es cud) Amon⸗ra, ter König rer Götter, durch ein glückliches 


414 


— — — — 


Leben. Euer Ente _ König eures Yanted 15 gleichwie fein 
„Ente. Verdoppelt werten euch werten eure Anſprüche an Würde auf 
„Rinte. Ihr wertet empfangen Schn auf Sohn, Erben auf Erben, 
„weiche geſendet werten im Auftrag, welchen belohnen wirt ter König 
„eures Yantes; ihre. I. Die Yeichname 16 werten ruben 
„in ter Unterwelt Amenti nach einem Lebenslauf von 110 Jahren. Ber: 
„vieljältigt werten ench werten tie Opfergaben unt je weiter.“ 

„In Bezug anf vie Hauptleute ter Startwächter, welche gehören 
„zum San, und (in Bezug; auf ten Bogt ter Weſtgegend, tag ijt näm- 
„lich das Stattviertel Cheft-hir-nib-8, welche ſich nicht anfchließen an mei» 
„nen Stab für jeten Zug, miteingefchloffen meine Fefte an jedem Monat, 
„10 jolfen fie treffen viele Worte und jie jellen es büßen (15) an ihren 
„Yeibern. Wenn fie aber gehorchen allen Worten, welche enthalten fint 
„in tiefem Befehle, indem fie befolgen (meinen: Willen, jo jollen fie nicht 
„verlaffen fein, fie follen befteben gut un gerecht, 19 ſie follen bejtattet 
„werten auf der Zobtenftätte nach Jahren und Alter. Zur Erläuterung: 
„in Bezug auf ven Vogt der Weftgegend, fo tritt tiefer in die Zahl mei- 
„ner eigenen Diener ein, von vem einen heutigen Tage an.“ 

Der Tempel, deſſen Beftant in fo urkundlich bezeugter Weife durch 
Königlichen Machtipruch gefichert war, verfiel im Taufe ver Zeiten. Erſt 
unter ten Ptolemäern wurde er wieber bergeftellt, vem Amon und ver 
Hathor ale Schupgottheiten geweiht, und ber weife Amenhotep, genannt 
Hi, Sohn tes Hapu, erhielt in den Darftellungen und Infchriften feinen 
Ehrenplaß unter ven Gottheiten des Ortes. Was der kluge bücherfundige 
Gott Imhotep (Imuthes nannten ihn die Griechen), ver Sohn bes Ptah 
für Memphis war, das galt fortan Amenhotep für die Thebaner bis in 
bie fpäteften Zeiten hinab. Der-el-Medineh (fo nennen den Ort bie 
Araber unferer Tage, war ein Wallfahrtsort für die trauernden Beſucher 
der thebanifchen Zodtenftabt. 


415 


— — 





Des Tempels auf dem Elephanten⸗Eilande, welchen Amenhotep III 
vollenden und ausſchmücken ließ, ebenſo des Tempels von Soleb, in wel- 
chem der König „feinem eigenen Bilde auf Erde“ eine Stätte der Verehrung 
und Anbetung weihte, haben wir bereits oben gedacht. Kin bejonteres 
Heiligthum, „die Tempelwacht von Ch'a⸗m⸗ma'a“, mit einem Thurmthor 
und Widder - Sphinzen davor, umgeben von Mauern und Bruftwehren, 
gründete der König hoch oben im Süden am Fuße des Berges Bartal. 
Wir übergehen eine Reibe fonftiger Trümmerſpuren, welche auf die Bau⸗ 
thätigfeit Amenhotep's in anderen Theilen Aegyptens, wie z. B. in El⸗Kab 
und Nubien binweifen, und erwähnen nur, daß alle dieſe Reſte Zeugniß 
ablegen von ver Höhe der fünftlerifchen Vollendung, welche Baumeifter 
und Bildhauer am Hofe des Königs in ihren Werfen an ven Zag legten. 

In den Zeiten deſſelben Königs muß Fülle und Reichthum den Pharao 
umgeben haben, denn er befchentte tie Zempel, die Priefter und feine Hof- 
beamten und Unterthanen in königlicher Weife. Vornehmlich hatte fich 
ber Reichsgott Amen über die gefehloffene Hand feines geliebten Sohnes 
nicht zu beklagen. Eine in Karnak leiter! wierer nur in Trümmern) 
vorhandene Schenfungsurkunve verkündigte ven Augen aller Welt des 
Königs Großmuth“). Sie lehrt uns, in welcher Weife der König bie 
Steuern und Abgaben ver fremten Könige zu Gunften bes Tempels ver- 
werthete. 4820 Pfund Blauftein, 3623 Pfund Chenti, eine ungezählte 
Menge an Go, Silber, Kupfer, ja felbft eine fehr große Zahl wilver 
Löwen erjcheinen als Gaben für das Heiligthum, nicht zu gedenken ber 
vergrößerten Opfer und Spenten. 

Das Jahr 30 feiner Regierung, der feierliche Schluß des erjten 
Dreißigiahr-eftes, fcheint für das Land beſonders glücklich gewejen zu 
fein. Die Darftellungen und Infchriften in ter Grabkammer des eblen 


*) Die Urkunde ift abgebrudt in Mariette's Karnak Taf. 34 ff. 


_ 416 _ 


Erbherrn Chamhat, welcher unter Amenhotep III das Amt eines Weziers 
Leffeivete, gewähren uns ein lebendiges Zeitbild aus dieſem Abfchnitt feines 
vebens. Der König thront auf feinem Stuble. „Pharao ericheint auf 
„ven erhabenen Throne um zu empfangen bie Verzeichniffe der Abgaben 
„aus dem Süden und Norden.“ 

Sein treuer Chambat, in achtungsvoller Stellung, lieſt tem Könige 
die Zahlen ter Reihe nach ab. Das ift: 

„Die VBerlefung ver Berzeichniffe der Abgaben vom Jahre 30 vor 
„den Könige, nach der Schäßung des vollen Niles, an dem breißigjährigen 
„Seite. Es empfängt die Abgaben! ver König von den Vorftehern ver 
„Häufer Pharao's ſammt den Steuern der feindlichen Bölfer! vom Süden 
„und von Nerven, von biefem elenten Lande Kufch an bis zum Sau vom 
„Streomlande Naharain.“ 

Aber ter König empfängt nicht nur, er giebt auch. Dieſe Kehrfeite 
tes Schauftüds zeigt uns, in gleicher Lebendigkeit der Auffaifung und Aus- 
führung, eine vor Pharao verfammelte Volksmenge. Der König fit 
auf jeinem Throne. Ihm zur Seite, fich ehrfurchtsvoll verbeugend, ftebt 
Chamhat. Das Volf begrüßt und beglückwünſcht ven König, die einen 
auf dem Bauche liegend, die antern fich verneigend und die Hände in an- 
betenter Stellung ihm entgegenftredene. Den getreuen Untertbanen, 
weiche in dem gejegneten Jahre 30 ihre Steuern fo pünktlich gezahlt haben, 
werben die befannten Halsketten, an Stelle unferer Ehrenzeichen am bun— 
ten Bande, von den Hoffeuten des Königs überreicht. Große Freute 
darüber im Haufe Kemi. Die Injchrift erklärt das befchriebene Bild 
nicht minder Kar in den nachſtehenden Worten: „Das fint die Belohnun: 
„gen, die zu Theil werden den Borftehern ver Häufer Pharao's und den 
„Steuerzahlern von Ober: und Unterägypten, denn nachdem ter Vorfteher 
„der Getreideſpeicher (nämlich Pharao's) mit ihnen ein Wort geredet hatte, 
„gaben jie mehr als ihre Steuer für das Jahr 30 betrug.“ 


417 


Mit dieſem anmuthigen Bilde freiwillig leiftender Steuerzahler — 
zur guten Nachahmung für unfere verbroffene Gegenwart — jchließt das 
Bild ab. Ein Jeder geht befriedigt nach Haufe und fpricht, was bie 
Worte über den thronenden Pharao jagen: 

„Der König hat fih auf feinem Throne gezeigt. Belohnt wurben 
„die Steuerzahler von Süb- und Norbägypten !“ 

Bieles Tieße fich noch vom Pharao Amenhotep III und feinen Zeit: 
genofjen erzählen, denn bie Denkmäler feiner Zeit find berebt und ſchwätzen 
manches aus ver Schule. Selbft alte Topfſcherben öffnen ihren lang ver- 
jchloffenen Mund und verrathen uns manche ‘Dinge trübfeliger Natur 
„mit gejchichtlihem Hintergrunde”. Zur Probe ein Stüdchen, das ein 
ſchwarzer Pinfel einem alten Scherben auf beiden Seiten eingeprägt hat: 

„Hiermit jet Bericht erftattet von allen Diebftählen, welche begangen 
„haben die Arbeitsleute des Nechuemmut. Sie hatten fich eingejchmuggelt 
„in das Haus. Sie ftahlen vie....... und verfchütteten das Der. 
„Sie öffneten den Getreidelaften, ver Spelt enthielt, und ftahlen das Blei 
„an dem Brunnenloche. Sie gingen in die Badftube (2) und ftahlen ven 
„Borrath altbaddenen Brotes, und verfchütteten das Brenndl — am 13. 
„Tage des Monats Epiphi am Krönungstage des Königs 
„Amenhotep.“ 

Als wäre es noch nicht genug an ſolchem Diebſtahl, fährt vie Rück⸗ 
jeite in demſelben Zone alfo fort: 

„Sie gingen in die Vorrathskammer und ftahlen drei lange Brote. 
„acht Schmudjahen, ....... . Sie zogen (wohl eher: fie ſogen) dao 
„Bier aus dem Schlauche, ver auf Waſſer lag, berweil ich in dem Haufe 
„meines Vaters war. Möge mein Herr doch veranlaffen, daß mir [Ge- 
„techtigkeit widerfahre. ]“ 


Und das alles am Krönungstage Pharao's, der uns fonft vielleicht 
BDrugſch. Geſchichte Aegyptens. 27 





418 


— — — — 


für immer ein unbekannter Tag geblieben wäre, ohne dieſen winzigen 
Scherben! 

Amenhotep III muß über 35 Jahre regiert haben. Wenigſtens be- 
zeugen zwei Beljeninschriften in Sarbut-el-chavem auf der Sinai-Halbinfel 
bie Thatfache, daß im Monat Mechir feines 36. Negierungsjahres ein 
Hofbeamter einen Auftrag des Königs erfüllte, welcher mit der Gewin- 
nung des „Srünfteins“ Mafla in Zufammenhang ftand. Das geichah 
nicht ohne den Ortsgottheiten Supt und Hathor im Namen tes Pharao 
bie übliche Hochachtung auf der Felswand zu bezeugen. Vom 1. Pachons 
bes vorangegangenen Jahres 35 fchreibt fich eine Steinhauerinfchrift in 
den Sanpfteinbrüchen von Silfilis her. 

Ein eigenthümliches Schieffal fcheint über feinem ehelichen Himmel 
gewaltet zu haben. Nicht unter ven holden Königstöchtern und Erbfrauen 
jeines Haufes juchte er fich feine Königin aus, ſondern einer ftarfen 
Herzensneigung und fonterbaren Geſchmacksrichtung folgend, erwählte 
er ſich zur künftigen Gattin eine Jungfrau nicht Königlichen Stammes, bie 
Tochter eines gewilfen Iuao und feiner Ehefrau Thuao. Das ift jene 
Königin Thi, die fo häufig auf den Dentmälern ver Zeit neben ven Bil⸗ 
bern bes Königs erjcheint, die Lieblingsfrau Pharao's, welcher er mit zärt- 
licher Anhänglichkeit fein Yebelang zugethan war. Weß Stammes fie war? 
ift eine räthjelhafte Frage, vie fich aus den Reimnamen des Elternpaares 
nicht beantworten läßt, teren Heimath fern vom Aegypterlande geweſen 
jein muß. Gehörten fie einem femitifchen Volfe an? hatte Amenhotep ILL, 
ber ägyptiſche Nimrod, vie junge Maid auf einem feiner Jagd⸗ ober Feld⸗ 
züge im Süden kennen gelernt und gefreit? Wer Tann es heute noch fagen, 
wenn bie Denkmäler beharrlich jeve Auskunft varüber verweigern. Und 
doch fnüpft fich an die Beantwortung diefer Frage die Löſung eines Räth- 
jel®, das in feinem Rahmen vie folgende Regierung umfaßt. 

Amenhotep III Hinterließ mehrere Kinder, von denen uns die Bent» 








419 


mäfer einige Namen erhalten haben. Wir führen nach Yepfius’ Feft- 
jtellung namentlich auf: die Söhne Amenbotep und Thutmes, ſowie bie 
Töchter Iſis, Hontsmi-hib und Satamon, von denen bie leßtgenannte bie 
Gemahlin eines der folgenden Könige war. Als der Tönigliche Vater ſtarb, 
beitieg den Thron 

Amenbotep IV „ver langlebenve Fürft von heben“ 
ober, wie er fich ſpäter felber umtaufte: 

Nofer-heper-ra Un-en-ra-u Chu-n-aten 
1466 vor Chr. Geb. 

Die Abftammung dieſes Königs, eines Sohnes der Thi, aus einem 
weder Töniglichen noch ägyptiſchen Haufe verjagte ihm nach den bejtehen- 
den Vorfchriften der Reichsfolge jedes begründete Anrecht auf den Thron. 
Der verſtorbene Vater hatte bei feiner Mißheirath die Erbtöchter des könig 
(ichen Stammes übergangen,, der Sohn aus der unglücdlichen Ehe mit 
einer Fremden mußte an fich des Vaters Schuld büßen. In den Augen 
ber Briefterzunit des Reichstempel zu Theben, welche argwöhnijch den 
Buchftaben des Gefetes der Thronfolge überwachte, war der junge König 
ein unrechtmäßiger Gebieter , deſſen Bauten zu Ehren des großen Amon 
zu Theben nicht im Stande waren bie aufgeregten Gemüther ber heiligen 
Bäter und ihres Anhanges zu beichwichtigen. Um die beftehenden Schwie- 
tigfeiten zu vergrößern, trat ein bejonverer Umſtand hinzu, ber allein 
ichon Hinreichte um ven Stab über ven neuen Herricher vollends zu brechen. 
Es ift die urkundlich bezeugte Abneigung Amenhotep's IV gegen bie Ber: 
ehrung des hochwürtigen Reichsgottes Amon und feiner Mitgötter, wie fie 
von Alters her durch Geſetz, Lehre und Erziehung ven Thronerben getreu- 
(ich überliefert ward. In dem Haufe ver Mutter Thi, ver Tochter aus 
ber Fremde, geliebt vom Vater, gehaßt von ten Prieftern, hatte das junge 
Königskind vie Xehre von den einen Nichtgotte willig empfangen und 
was tem finvlichen Gemüthe in zarter Jugend der Mutter Mund mit be- 


27% 


420 


rebter Zunge eingeprägt hatte, da8 war dem zum DManne berangereiften 
Süngling ein feitftehenver Glaubensfa geworden. Der König verleug- 
nete jo wenig bie neue „Lehre“, daß er fich innerhalb des königlichen 
Schildes jelber als einen „Dberpriefter des Hormachu“ und „Freund ber 
Sonnenſcheibe“, Mi⸗aten, bezeichnete. ine folche Keterei inmitten ber 
tempelreichen gläubigen Amonsſtadt erjchien gerabezu als unerhört und 
ber offenbare Haß trat jehr bald an vie Stelle ver anfänglichen Abneigung. 
Zum großen Unglüd für ven König ſelber verrieth jein Aeußeres in wenig 
anmuthiger Weife tie Herkunft ver ausländifchen Mutter. ‘Die weiblich: 
füßlihen Züge des Gefichtes mit ſtark vorgefchobenen Kinnbaden, ver . 
lange ſchmale Hals, die magern Beine, welche den Oberlörper trugen, er: 
innerten unwilllürlih an bie fremden Eigenthümlichkeiten, welche bie 
Natur einprägt und welche noch heute in Aegypten, beſonders bei ben 
Sallanegern, (und vor allen bei ven Berfchnittenen) die hervorragenten 
Merkmale ver ſchwarzen Kaffe bilven. 

So fchwollen vie Zornesatern auf beiden Seiten. Um das Maaß 
des Haſſes gegen tie amonifche Priefterzunft zu fteigern und vemfelben 
einen öffentlichen Ausdruck zu verleihen, erließ der König den Befehl, tie 
Namen des Amon und feiner Gemahlin Mut auf den Denkmalen ber 
töniglihen Vorfahren zu vertilgen. Hummer und Meißel arbeiteten 
fleißig an ten bejchriebenen Steinen herum, und bie Schreiber bes Tünig- 
lichen Hofes fuchten mit aller Sorgfalt die Stellen auf, bis zu den Eigen- 
namen ter Vorfahren Bin, in welchen das Wort Amon dem Xefer entge- 
gentrat. 

Die Mikftimmung der Briefter und des Volle hatte den höchften 
Grad erreicht und offene Empörung brach gegen ten Ketzerkönig aus, ber 
feinen ehrlichen Taufnamen Amenhotep verjchmähenn, ven neuen Namen 
Chunaten, d. i. „Slanz der Sonnenfcheibe” angenommen hatte, unter 
welchem wir ihn fortan bezeichnen müffen. 


421 


Der König in der Ueberzeugung, daß feines Bleibens in ver Among: 
ftabt nicht länger fein dürfte, beichloß der Wiege ver Vorfahren ben 
Rüden zu kehren und eine neue Reichshauptſtadt zu gründen, fern von 
Memphis und Xheben, an einer im mittleren Aegypten belegenen Stelle, 
welche heut zu Tage ven Namen Tellsel-amarna führt. 

Künftler, Werkmeifter und Arbeiter wurden zufanmengerufen und 
mit raſender Eile nach dem Plane des Königs dem Sonnengotte Aten ein 
herrlicher, viel geglieverter Tempelbau mit offenen Höfen, in denen Feuer: 
altäre errichtet wurden, aus hartem Steine aufgeführt. Der Plan des 
großen Bauwerles war neu, wenig ägyyptiſch, ein feltiam angeorpnetes 
Gebäude. Aber jo gefiel e8 dem Könige und ver Baumeifter war gefüg- 
ſam, um fich dem Willen des allmächtigen Herren zu beugen. Auch tie 
Wohnung des Königs und der Königin Nofer-it Thi und die Heimftätten 
feiner Kinder, eines Blumenkranzes ver fieben jugenplichen Königstöchter 
Mi⸗aten, Mal-aten, Anch-nes-aten, Nofrusaten, Ta⸗ſchera, Nofru:ra, 
Sotep:en-ra und Bel-aten, und der Schwägerin Notem- Mut, wurten in 
Pracht und Herrlichkeit neben dem Sonnentempel aufgeführt und für ten 
Bedarf tes Hofes und feiner Diener paffente Baulichleiten den vorher 
erwähnten angefügt. 

Die Stadt war reichlich mit Denkmälern verjehen, teren Spuren 
troß ber jpäteren gewaltjumen Zerjtörung tie legten Trümmerhaufen 
beutlich genug erhalten haben. Die hervorragenpjten Kunſtwerke beſtan⸗ 
ten aus Granit, welchen ver König in den Steinbrüchen von Syene von 
dem „rothen Berge loslöfen und nilabwärts nach ter heutigen Gegend 
Tell⸗el⸗ amarna herunterführen ließ. Als fein Baumeifter waltete daſelbſt 
feines Amtes ein Aegypter Namens Bel, ein Sohn des „Vorftehers der 
„Bildhauer nach dem Leben, Den und ver Hausherrin Ri-n-an.“ Men, 
ein Sohn des Hor⸗amu, hatte bereits unter tem Könige Amenhotep III 
in feinem Amte gevient, als „BVorfteher der Bildhauer nach dem 





„Xeben *) in dem rothen Berge und als Vorfteher ver Bildhauer nach dem 
„Neben bei ven großartigen Denkmälern des Königs.“ 

Die Arbeiten des Enkelkindes Bek für die nette Sonnenftatt werten 
durch nachfolgende Infchrift auf das Unzweideutigſte vargelegt. Bek führt 
darin bie Würben eines „Vorftehere ver Arbeiten am rothen Berge, eines 
„Künftlers und Lehrers des Königs felber, eines Vorſtehers der Bildhauer 
„nach tem Leben bei ven großartigen Denkmälern des Königs für ben 
„zempel ver Sonnenfcheibe in ver Statt Chu-aten.**) 

Wir haben hiermit die Namen einer neuen Künftler-Familie gewon- 
nen, die wir in dankbarer Erinnerung an ihre Werke der Nachwelt über- 
liefern, treu dem Gebot ver Denkmäler, die Leiftungen jener Zeiten dem 
Gedächtniß der fpäteften Gefchlechter zu erhalten. Der Grabftein des 
Künftlers Bel wurde vor mehreren Jahren in Kairo auf offenem Markte 
ansgeboten. Mein verehrter Freund, Herr L. Vaffalli, erſtand ihn unt 
war liebenswürbig genug, mir eine genaue Zeichnung ter Bildwerke dar⸗ 
auf und Papier-Abprüde der Injchriften zu übergeben. 

Der Stein hat die Höhe von einem halben Meter. Im Innern einer 
Niſche zeigen fich zwei Kleine Stantbilder von Mann und Frau. ‘Die In- 
fchrift Darüber, nach rechts Hin, lautet: „Ein königliche Opfer dem Hor- 
„machu, der Sonnenjcheibe, welche das Land erleuchtet, damit er gewähre 
„das Empfangen ver üblichen Todtenopfer auf dem Altare ver lebenven 
„Sonnenscheibe zu Gunſten des Vorftehers ver Bildhauer nach dem Leben 
„und feines Weibes, der Hausherrin Ta-hir.“ Nach Links Hin: „Ein 
„Lönigliche8 Opfer der lebenten Sonnenfcheibe , welche erleuchtet bie Welt 


*) Das ägyptiſche Wort dafür ſ'anch bedeutet buchftäblich Beleber, Leben Ge: 
bender“. In den Gräbern von Tell-el-amarna ſteht daſſelbe Wort neben zwei Bild: 
hauern, die einen Arm und einen Kopf aus dem Steine meißeln. S. Denkmäler III, 
100, a. 

*e) Sch verdanke bie Mittheilung dieſer Infchrift Herrn Mariette-Bey, welcher 
diefelbe an einem Feljen in ber Nähe der Stabt Aſſuan (Syene) entbedt bat. 











423 


„durch ihre Wohlthaten, damit fie gewähre ein vollfommen gutes Leben 
„vereinigt mit Ehrenlohn, Derzensfreutigkeit und ein fchönes Alter zu 
„Gunſten bes Künftlers des Königs, des Bildhauers des Tandesherren, 
„des Anhängers des göttlichen Wohlthäters Bel.“ Darunter, gleichfan 
als Fortſetzung ſich anfchließend an die Worte „damit fie gewähre“: 

„Das Einathmen des heiligen Weihrauches, das Empfangen ter 
Delung zu Ounften des Künftlers des Könige, des Vorjtehers der Bild⸗ 
hauer Bel, 

„Das Einathmen der Düfte vom Weihrauch zu Gunften ves Vor: 
ſtehers ter Arbeiten ves Landesherrn Bel, | 

„Das: „„es ericheine Deine Seele, ed lebe Dein Körper, es fchreite 

aus der Fuß an allen Orten““ zu Gunſten tes Künftlers des 
Königs und Vorftehers ver Bildhauer Bel, 

„Das: „„Tränke mich mit Wein und Milch““ und das: „„Der König 
empfängt bie Todtenopfer““ zu Gunſten ver Hausherrin Ta-hir.“ 

Die durch doppelte Gänfefüßchen eingeklanmerten Stellen find An» 
fänge uralter Todtengebete, die bei den Opfern der Berftorbenen vielfach 
ihre Berwentung fanden und gleichjam als Weberjchriften in ähnlichen 
Inichriften hervorgehoben werden. 

Der Stammbaum ver erwähnten Künjtler-Samilie ftellt fich nun: 
mehr in folgenter Weife dar: 

Hor-amu 
Men __Rinan”“ (unter Amenhotep III) 
Bel__ Tahir (unter Amenhotep IV). 

Ein anderer Meifter, nicht jo hohen Amtes als Bel, ift als Förderer 
feiner Kunft in ven reichen ‘Darstellungen der Gräber von Zellsel-amarna 
nicht übergangen worden. Er zeigt fich vafelbft in einer befonveren Dar: 
ftellung in voller Thätigkeit, indem er einem eben vollendeten Standbilde 


424 


ber Königstochter Bel-en-aten den legten Meißelſchlag giebt. Es ift dies 
ver „Vorfteher ver Bildhauer der Königin Thi, mit Namen Butha.“ 
Unter feiner Aufficht bilden zwei Runftgenoffen ver eine einen Kopf, ber 
andere einen Arm nach dem Xeben. Und in ver That, darf man den 
eben erwähnten Abbildungen der Gräber hinter Tell-el-amarna Glauben 
ſchenken, jo war der Sonnentempel mit ben Bildern des Königs, feiner 
Gemahlin und feiner Töchter faft überladen. Da galt e8 Hand anzu- 
legen ans Werk und ein jeder hatte vollauf mit feiner Aufgabe zu thun. 

Neben dem Steinbruche von Alfuan, welcher für den Künftler den 
rofigen und ſchwarzfarbigen Granit lieferte, waren es wiederum bie Berg⸗ 
wände von Silfilis, zu beiven Seiten des Stromes, aus welchen der harte 
bräunliche Sandftein zu Werken ter Bau- und Bildhauerkunft unter 
Chu⸗n⸗aten's Herrfchaft gewonnen wurde. Eine in vieler Beziehung 
merkwürdige Steininfchrift hat uns dieſe Gewißheit urkundlich beftätigt. 
Nad ten Namen und Ehrenbenennungen des Königs lieſt man barin 
wörtlich Folgendes: 

„Und zum erften Male erließ der König ven Befehlan........ 
„um zufammenzurufen alle Bauleute von der Elephanten-Injel an bis zur 
„Stadt Samhud (ein befonverer Name für das unterägyptifche Migdol) 
„und die Oberften und die Führer des Volles, um einen großen Bruch zu 
„Ihlagen von tem harten Geſtein für die Herftellung des großen Spik- 
„würfels des Hormachu, in feinem Namen als Lichtgott, welcher fich be- 
„findet al8 Sonnenfcheibe in Theben. Da wanbelten fich die Großen und 
„edlen Herren und bie Oberften ver Träger des Wedels zu Auffehern des 
„Schneiden und der Verjchiffung der Steine.“ 

In diefer, faft möchte ich es nennen, zweideutigen Infchrift wirt une 
die fonderbare Thatfache enthüllt, wie Chunaten als Amenhotep IV zu- 
nächft in Theben einen großartigen Bau anzulegen gedachte, in &e- 
ftalt einer Rieſen-Pyramide aus Sandſtein von Silſilis, zu Ehren feines 


425 


Lichtgottes Hormachu. Das ganze Land ward zu den fchweren Arbeiten 
entboten und bie evelften Herren, felbjt vie amtlich jo hoch ſtehenden vom 
Range der Webelträger, waren genöthigt, beim Brechen und bei der Ber: 
Ichiffung der Steine als einfache Oberaufſeher eine ſehr untergeordnete 
Rolle zu übernehmen. 

Sicherlich hatte Chunaten dieſe Demütigung ber thebanifchen Her⸗ 
ven mit allem Borbedacht und aller Abficht ausgeklügelt. Daß fie im 
Steine vereinft eine jo doppelfinnige Verewigung finden würde, beffen 
batte fich ver König wohl niemals erinnert. Die ganze Inschrift enthält 
eine unendlich bittere Wendung zu Ungunften des Urtheils der Nachwelt 
über Chunaten. 

Inzwiſchen war bie neue Stabt vollenbet in ihrem Bau. In ber 
Mitte ftand ver große Sonnentempel. Sie lag nicht weit ab vom Nil 
auf der Oſtſeite des Fluſſes, im einer großen Ebene, welche ver thebant- 
ſchen, auf der Weftjeite des Fluffes, jehr ähnlich fieht. Im Hintergrunde, 
nach Often bin, erhebt fich ein fteiles Gebirge, nach Norden und Süden 
fegen fich, wie einjchließende Mauern, zwei Hügelzüge vor die Stadt, faft 
bis an das Ufer res Niles heranreichend, und nur jchmale Durchgänge 
nach Often hin, rechts und links von dem öftlichen Gebirge, geftatten. 

Das hohe Amt des Oberpropheten im Tempel des Sonnengottes 
ward einem treuen Diener des Königs mit Namen Meri-ra, d. i. Son⸗ 
nenlieb“, übertragen. Er führte die Ehrenbezeichnung „des oberften 
„Schauers ver Sonnenfcheibe in dem Sonnentempel ver Stadt Chu⸗aten.“ 
In Gegenwart des Königs warb er feierlich mit feiner hohen Würbe be- 
lehnt. Pharao ſprach bei dieſer Gelegenheit zu ihm die folgenden Worte: 

„Bier bin ich gegenwärtig um ‘Dich zu erheben zum oberften Schauer 
„ver Sonnenfcheibe im Sonnentempel der Stabt Chu-aten. Sei ein fol- 
„her nach Deinem Belieben, denn mein Diener warft Du, welcher ge: 
„borfam war der (neuen); Lehre. Außer Dir that ed niemand. Mein 


BL 2 

„Herz ift voll Befriedigung darüber. Alfo gebe ich Dir dieſe Würte 
„Iprechend : iR von ver Nahrung Pharao's, Deines Herrn, im Sonnen: 
„tempel.“ 

Auch eine andere Ueberraſchung ſollte dem Hohenprieſter zu Theil 
werden. Der König rief ſeinen Schatzmeiſter vor ſich und ſprach zu 
ihm alſo: 

„Du Schatzmeiſter der Silber- und Goldkammer! belohne den ober- 
„sten Schauer ber Sonnenjcheibe in der Stabt Chu-aten. Lege ein golvenes 
„Halsgeſchmeide um feinen Hals bis nach Hinten herum, lege Solo zu 
„jeinen Füßen, venn er war gehorſam ver (neuen) Lehre Pharao's in 
„allem, was geiprochen wurte in Betreff tiefer ſchönen Plätze, welche 
„Bharao berrichten ließ in dem Gemache des Spitwürfels in dem Son» 
„nentempel ver Sonnenfcheibe der Stadt Chu-aten. Angefüllt mit allen 
„guten Dingen, an vielem Getreide und Spelt, ift der Sonnenaltar ber 
„Sonnenfceibe.“ 

Als oberfter Beamter, welcher über des Könige Haus geſetzt war, 
lebte am Hofe Pharao's ein gewiffer Aahmes. Zu gleicher Zeit hatte 
biefer die Aufficht über die VBorrathshäufer bes Tempels. Nächſt Dierira 
gehörte er mit zu den eifrigften Anhängern ber neuen Lehre. Sein 
Gebet an die Sonne, welches in den Grabinfchriften von Zell-el-Amarna 
überliefert ift, wird bies beftätigen : 

„Schön ift dein Untergang, du Sonnenfcheibe des Lebens, bu Herr 
„der Herren und König der Welten. Wenn bu bich vereinigft mit tem 
„Himmel beim Untergange, fo frobloden die Sterblichen vor deinem An- 
„gefichte und geben Ehre dem, ver fie erfchaffen bat, und beten an vor 
„ven, ber fie gebilvet, vor den Blicken beines Sohnes, ber dich liebt, 
„des Könige Chunaten. Das ganze Land Aegypten und alle Völker wie: 
„berholen alle veine Namen bei teinem Aufgange, um zu preifen teinen 
„Aufgang wie deinen Untergang in gleicher Weife. Du, oh Gott! ber 


427 


„in Wahrheit der lebendige ift, ftehjt vor ven beiden Augen. Du bift es, 
„welcher Schafft, was niemals war, der bildet alles, was im All iſt. Auch 
„wir find hervorgekommen durch den Ausfpruch deines Mundes. 

„Schenke mir Gnade vor tem Könige alle Tage, nicht fehle mir 
„eine gute Beftattung nach hohem Alter auf vem Lante von Chu: aten, 
„wenn ich vollendet haben werte meine Lebensdauer im Guten. 

„sch bin ein Diener des göttlichen Wohlthäters (d. i. des Könige), 
„ich begleite ihn zu allen Stätten, wo es ihm beliebt zu weilen, ich bin ein 
„Sefährte zu feinen Füßen. Denn er hat mich groß gezogen, als ich noch 
„ein Kind war bis zu dem Tage meiner] Ehren in Glück. Es freut fich 
„der Diener bes Fürften und ift in feftlicher Stimmung alle Tage.“ 

In diefen und ähnlichen Erzeugniſſen bichterifcher Art herricht eine 
Tiefe der Anfchauung und eine fo innige Gottesandacht vor, daß man faft 
geneigt fein follte, ver Xehre, von der ver König in feinen Reden fo häufig 
und gern zu fprechen pflegt, ven volljten Beifall zu ſpenden. 

Auch die königliche Gemahlin Nofer-i-Thi war tief durchdrungen von 
ter hohen Bedeutung jenes neuen Glaubens, welcher den Zeitgenofien 
im Lichte einer offenen Ketzerei erichien gegen die geheimmißvollen Ueber: 
lieferungen über das Weſen der Gottheit in ven heiligen Bücher-Rollen 
ver übrigen Tempel des Yandes. 

Alfo ruft die Königin die aufgehende Morgenſonne an: 

„Du Sonnenfcheibe, du lebendiger Gott! kein anderer ift außer bir! 
„Du macht gefunden die Augen durch keine Strahlen, Schöpfer aller 
„Weſen. Gehft du auf am äftlichen Lichtkreis des Himmels, um das 
„Leben zu fpenden allem, was du erfchufit an Menſchen, Vierfüßern, Vögeln 
‚und alle Arten von Gewürm auf dem Tante, wo fie leben; fo ſchauen fie 
„dich an und fchlummern ein, wenn du untergehft. 

„Verleihe deinem Sohne, ver dic, liebt, das Leben in Wahrheit, dem 
„Heren tes Landes, Chu⸗n⸗aten, taß er lebe mit dir vereint in Ewigfeit, 


428 


„Sie, fein Weib, die Königin Nofer⸗i⸗Thi — möge fie leben immer: 
„dar und ewiglich am feiner Seite, zu deinem Wohlgefallen — fie be 
„wundert, was bu erichaffen haft tagtäglich”. 

„Sr (ver König) freut fich beim Anblick deiner Wohlthaten. Verleihe 
„ihm ein langes Dafein als König des Landes“. 

Auch des Könige Mutter, die verwittwete Gemahlin des verftorbenen 
Pharao Amenhotep III, beehrte die Sonnenftabt und ven Sonnentempel 
burch ihren Befuh. War fie doch die eigentliche Urheberin ver neuen 
Lehre, welche den König fo durchdrungen hatte, daß er fich nicht ſcheute dem 
ftolzen Prieftergefchlechte ven Fehdehandſchuh Hinzumwerfen und felbft The⸗ 
ben zu verlaffen, um feinem Gotte fern von dem Treiben ber rubelojen 
Hauptftabt, auf ver Ebene von Amarna eine neue Stätte feines befchau- 
lichen Daſeins zu grünten. 

Die Königin - Wittwe langte mit großem Gefolge in Chu: aten an. 
Der König, in Begleitung feiner Gemahlin, geleitete fie felber in das neue 
Heiligtfum. Die Infchrift erläutert das hinterlaffene Bild darüber in 
folgenver Weife: 

„Einführung der Königin-Mutter Chi, um zu fchauen ihren Sonnen- 
chatten.“ 

Pharao Ehunaten führte, nach ven überlieferten Wandgemälden in 
ben Orablammern des Gebirges Hinter der Stadt, ein höchſt glückliches 
Familienleben. Umgeben von feinen Töchtern und von feiner Gemahlin, 
bie oftmals von hohem Söller herab der unten ftehenten Volksmenge 
allerlei Geſchenke zuwarfen , wobei die Mutter die Heine Anch - nes - aten 
auf ihrem Schooße hielt, gereichte es ihm zur größten Genugthuung, in 
der Liebe der Seinigen neben ber andachtsvollen Verehrung feines Gottes 
Entſchädigung zu finden für vie verlorene Anhänglichteit ver „heiligen 
Väter“ und eines großen Theiles des Volles. Auch tie vermwittwete | 
Königin Diutter Thi nahm Theil an diefem Familienglüde und fo finden wir 








429 


fie in ruhiger Unterhaltung mit dem Sohne und feinem Weibe in dem 
Suale der Königsburg figen. Ihr Hofftant pflegte fie zu begleiten, vor 
allen ihr Verwalter und Schagmeifter, der Oberfte bes Frauengemaches 
Hia. Der Liebe zu ten Seinigen gab König Chunaten einen merkwür⸗ 
digen Ausdruck durch drei gleichlautende Felſenbilder mit Infchriften , die 
fich in der Nähe von Chu-aten, faft nur erreichbar für das Auge, an 
jteiler Bergwand befinden 

Man erblickt in der oberen Abtheilung den König und die Königin, 
welche ihre Hände in anbetender Stellung zu dem Lichtgotte erheben, deſſen 
Scheibe über ihrem Haupte in vollem Strahlenglanze ſchwebt. Jeder 
Sonnenſtrahl endigt mit einer Leben ſpendenden Hand. Zwei Töchter be- 
gleiten das königliche Elternpaar, Merisaten und Mal-aten. ‘Die Zeit: 
angabe vom Jahre 6, Monat Pharmuthi, Tag 13, giebt dem Ganzen 
einen gefchichtlich feften Stügpuntt. 

Darunter die folgenten Worte, mit Uebergehung ter langen Ehren- 
namen des Königs oder der Königin: 

„Au biefem Tage da war der König in Chu aten in einem Zelte von 
„Byſſus. Une es wandelte der König — Leben, Heil und Gefunpheit 
„um! — Churaten, welches ihr Name war, in Pa-aten-baru (b. i. bie 
‚Stadt des Wohlgefallens der Sonnenfcheibe). Und ter König erichien 
„zu Rofje alıf dem goldenen Hofwagen, gleichwie tie Sonnenfcheibe, wenn 
„fie aufgeht und das Land mit ihren lieben Gaben überjchüttet, und fchlug 
„die Richtung nach dorthin ein, wo vie ſchöne Straße ihren Anfang 
„nimmt. 

„&8 war dies das erfte Mat feit der Zeit, wo fie aufgefunden hatte 
„der König, um fie zu gründen als ein Denkmal der Sonnenfcheibe, gleich- 
„wie ihm geheißen hatte ver Sonnengott-König, welcher Leben ſpendet ewig 
„und immerbar, ein Denkmal zu gründen in ihrem Inneren. 

„Dargebracht wurde ein rechtes und volllommenes Opfer an biefem 


430 


„zage [in tem Sonnentempel] von Chu-aten, ver Sonnenjcheibe des 
„lebendigen Gottes, welcher empfing ben Dank der Liebe feines könig⸗ 
„chen Ebenbilves, des Pharao Chunaten. 


„Darauf zog der König flußaufwärts und beftieg feinen Wagen vor 
„Seinem Vater, dem Sonnengott-König, gegen das Gebirge im Süboften 
„ver Stabt Chusaten. 


„Die Strahlen der Sonnenfcheibe leuchteten über ihm in einem reinen 
„Xeben, um zu verjüngen feinen Leib alltäglich. 

„Darauf ſprach der König Chunaten einen Eidſchwur bei ſeinem 
„Vater alſo: ſüße Liebe erfüllt mein Herz für die Königin, für ihre jungen 
„Kinder. Verleihe ein hohes Alter ver Königin Nofri-Thi in langen 
„Jahren, fie halte die Hand Pharao's. Verleihe ein hohes Alter ver 
„königlichen Tochter Merisaten und der königlichen Tochter Maf-aten und 
„ihren Kintern, fie halten die Hand der Königin, ihrer Diutter, ewig und 
„immerdar. 

„Was ich ſchwöre, iſt ein wahres Geſtändniß deſſen, was mein Herz 
„mir ſagt. Nimmer iſt Lüge in dem, was ich ſage. 

„sn Betreff ver Denktafel des Südens von ben] vier Denktafeln 
„im Oſten ver Stadt Chu-aten, fo fer diefe die Denktafel, welche ich auf- 
„Itellen laſſen werde an ven Ort, den ich beftimmt habe für fie im Süben 
„für immerdar und ewig. 

„Dieje Denktafel foll gejett werden im Südweſten, nach ver Mitte 
„zu, auf dem Gebirge von Chusaten, in feiner Mitte. 

„sn Betreff der ‘Denktafel in ver Mitte, welche auf dem Berge im 
„Oſten der Stadt Chu⸗aten, fo fei dieſe die Denktafel für Chu-aten. Dieſe 
„werde ich aufjtellen laſſen an ihrem Plage [ven ich beftimmt babe für fie 
„im Angeficht) der Stadt Chu-aten, an dem Orte, ven ich beftimmt habe 
„für fie im Oſten für immer und ewig. 





431 


„Dieje Denktafel in ver Mitte, welche auf tem Berge im Often ver 
„Stadt Chusaten, fie fei auf feiner Mitte. 

„In Bezug der Denktafel des Norboftens von Chusaten, fo werte 
„ich fie aufftellen laffen an ihrem Orte. Das jei die Denktafel im Norden 
„von Chu⸗aten. ‘Dies fei der Ort ven ich beftimmt habe für fie. 

‚In folcher Weife follen aufgeftellt werten die ‘Denktafeln nach 
„ihren Richtungen] gegen Chusaten hin. Bon ter Dentktafel im Süten 
„bis zu der Denktafel im Norden [beträgt die Ausdehnung 1000 an |...... 

Die folgenven Zeilen find fo zerftört, daß wenig mehr daraus zu 
entnehmen ift, als daß der König auch im Wejten von Chu-aten, alfo auf 
dem gegenüberliegenven Ufer des Stromes, eine ähnliche Denktafel auf- 
ftelfen ließ. 

Der Schluß Hat feinen Haken, denn eine Nachſchrift, nicht ganz zwei 
Sabre jpäter abgefaßt, erzählt auf den Denktafeln Folgentes : 

„Deruntergefallen war biefe Denktafel, welche fich in der Mitte be- 
„sand. Sch werde fie neu herrichten und wiederum aufjtellen laffen an dem 
„Blate, an welchem fie fich [vorher] befand, dies befchwöre ih. Im 
„Sahre 8, im Monat Tybi, am 9. Tage, da war ver König in Chu-aten, 
„und Pharao beftieg feinen Hofwagen von blankem Kupfer um zu 
„hauen nach ven Denktafeln der Sonnenfcheibe, welche fich befinten an 
„dent Gebirge auf dem Gebiete im Südoſten von Chu:aten.” 

Die Gerächtnißfteine, von denen ter König nad) feinem Liebesge- 
ftändniß gegen Gattin und Töchter fpricht, find tbatlächlich noch heute in 
brei gleichlautenden Feljentafeln vorhanden und zuerjt durch den franzöfi: 
chen Altertfumsforfcher Briffe von Avennes aufgefunden und veröffent- 
(tcht worten.*) Zwei davon ftehen in einem mit Steinblöden und Geröll 
bedeckten Thalgrunte in ſüdöſtlicher Richtung von Amarna, gegen Haggi 


*) ©. deffen Monuments Xaff. XIII fi. 


432 


Qandil bin, hoch oben an ver Felswand bei einer Höhe von neun Stäben. 
Die dritte Felfentafel befintet fich dagegen auf dem gegenüberliegenben 
Ufer des Fluſſes. Am Gebel Tuneh, an ver glatten Wand des libyſchen 
Gebirges, zeigt fich ven Blicken des Neifenden daſſelbe Bil und viejelbe 
Inſchrift, wie an den vorher genannten Stellen. 

Im Iahre acht beſuchte nach der Mittheilung am Schluffe der lan- 
gen Infchrift der König die einſame Berggegend aufs Neue um fich zu 
überzeugen, ob feinen Befehlen entjprochen worden fei. Die Denktafeln 
waren bald nach ihrer Herftellung „berabgeftürzt“, d. h. wohl von feind- 
lich gejinnten Aegyptern abfichtlich zerftört worden, jo daß der König fich 
genöthigt jah die Wiederherſtellung verjelben anzuortnen. - 

Seinen Weg berthin nahm er zu Wagen, wie gewöhnfihd. “Die 
Grablammern von Tellsel-Amarna, welche die gejtorbenen Gejchlechter 
vom fonderbaren Hofe des Kegerfönigs in fich aufnahmen (felten befucht 
von den Neifenvden, da fie lanteinwärts und weit ab vom Nile liegen), 
zeigen uns in ihren Bildern zu wiederholten Malen den König, ber bei 
hellem Sonnenfchein zu Wagen feine Ausfahrt macht in Begleitung feiner 
Töchter, die in gleicher Weife jich ter zweilpännigen und ziweiräbrigen 
Wägen nach ter Sitte jener Zeiten bevienten. Doch nun zu Anderem. 

Im zwölften Iahre feiner Herrichaft, genauer am 18. Tage tes 
Monats Mechir, feierte ver König Chunaten Siege feines Heeres über 
Syrer und Kuſchiten. Schwerlich hatte er perjönlich daran Theil ge- 

nommen, doch war fein Auftreten bei der Siegesfeier um jo glänzenver. 

In vollem Pharaonenſchmucke, mit den Abzeichen feiner Würde verfeben, 
ericheint er auf feinem Löwenthron, getragen auf ven Schultern feiner 
Krieger. Zur Seite laufen Diener einher, welche mit ihren langen We- 
bein dem erhigten Herrn Luft und Kühlung zufücheln. 

Weder über die Richtung nech über die Dauer dieſer jo allgemein 
gemelveten Kriegszüge im Norden und Süden wifjen wir etwas Genaueres. 


433 


Nur die Abbildungen und Infchriften des Königs an dem Flügelthore bes 
Amons⸗Heiligthums zu Soleb laffen tie Vermuthung auflommen, daß bie 
Krieger Chunaten's bis dorthin auf ihrem Zuge gegen ten Süben gelom- 
men fein müfjen. Ich kenne außerdem ein merkwürdiges Denkmal !in 
der ägyptiſchen Sammlung zu Leiden), auf welchem ver fpätere König 
Horembib in feiner Eigenjchaft als erfter Hofbeamter feinem damaligen 
derren die Gefangenen aller Länder durch des Königs Diener vorführen 
(äft. Dumme Neger, verfchmigte Syrer und fchmalgefichtige Marma⸗ 
riden (deren Frauen als Geſchenke Pferde am Zügel führen) bilden vie 
Hauptglieder der widerwärtig, kriechend freundlichen fremden Geſellſchaft 
vor des Königs Throne. 

Der König war ohne männliche Nachlommen geftorben, wie wir ge- 
jeden haben. Bon feinen Töchtern hatte ſich vie ältefte mit einem gewiffen 
Sa'anecht, die brittältefte "Anch-nes-pa-aten ober wie fie fpäter zn 
Ehren des Amon ihren Namen verändern mußte, Anch-nes⸗Amon 
mit dem edlen Herrn Zut-’anch-Amon vermählt, während die Schweiter 
ber Königin Nofri-Thi mit Namen Notem-mut die Gemahlin des |päteren 
Königs Horemhib warb. 

Somit wurten die Ehegemahle fänmtlicher Königstöchter aus dem 
Hauſe Chunaten's zu Königen erhoben, zunächit wohl Zut-amen-'andh, als 
deſſen Lanppfleger im Süden biefelben Hi und Amenhotep auftraten, welche 
bereit unter Amenhotep III ihr Amt als ſolche verwalteten. Erſt unter 
Ai tritt ein neuer Zandpfleger Ai auf, deſſen Sohn Amenape fpäter unter 
Seti J die Stelle des Vaters einnimmt. Die Reihenfolge ver Könige, deren 
Sefammtregierung nur eine fehr kurze Dauer, faum ein Menfchenalter, be- 
ſchieden warb, ift demnach folgente : Sa'anecht, Tut'anchamon, Ai, Horembib. 

Sa’anedt, 
ber Dann ver Rönigstochter Mer⸗aten, verſchwand fchnell vom Schauplag 
ver Gefchichte. Sein Nachfolger 


Brugafh, Geſchichte Aegyptens. 28 


434 


Zut- andh-amon 
„das lebende Bild Amon’s“, ver königliche Ehegemahl ber brittälteften 
Tochter Chunaten's, 'Anch⸗nes⸗amon, Bat dagegen fein Andenken durch 
eine der merkwürdigſten Darſtellungen in der Grabkammer eines theba⸗ 
niſchen Zeitgenoſſen bewahrt erhalten *). 

Diefelbe zeigt und den König in einer öffentlichen Xhronfigung , in 
Gegenwart feiner beiven Landpfleger des Südens: Hi und Amenhotep. 
Die reich beladenen Schiffe, welche vie Abgaben und Gefchente ver Neger: 
völter enthalten, find auf dem Boden Thebens gelandet. Selbſt eine 
Negerlönigin hat ed nicht verichmäht felber auf bem vornehmen Schau: 
plag zu ericheinen. Auf einem von Rindern gezogenen Wagen zieht fie 
einher, umgeben von ihren Dienern , welche vem Pharao, wie einft tie 
Königin von Saba dem weifen Salomo, bie reihen Gaben und Geſchenke 
ihrer farbigen Herrin zu Füßen legen, natürlich zur großen Freude Pha⸗ 
rao's und feines ganzen Hofes. 

Um dieſe zu erhöhen ericheinen gleichfalls, weit vom Norden ber, bie 
röthlichen Fürften des Landes Ruthen in bunter, veiher Gewandung, 
das fchwarze Haar zierlich gelodt, um die koftbaren und prächtigen Ar- 
beiten ihres Landes als Ausdruck ihrer frieplichen Gefinnung und ihrer 
Verehrung tem Könige zu weihen. 

Ein großes, lebensvolles Bild der Gefittung und des Reichthums des 
Südens und des Nordens im fünfzehnten Jahrhundert vor Ehriftus ent- 
rollt fich vor unjeren Augen. Die Aegypter der Zeit haben ihm als 
Ueberfchrift die Worte vorgejegt: „Ankunft ver Abgaben für ven Landes⸗ 
„herrn, welche bie elenten Ruthen tarbieten unter Führung des (äghpti- 
„Ichen) königlichen Sendboten in alle Lande, des Königsfohnes von Kufch 
„und Landpflegers des Südens, Amenhotep.“ 


*) Bergi. Denkmäler III, 115 Grab von Qurnat Murray. 


435 


Ueber ben Fürften von Ruthen ftehen die bebeutungsvollen Worte: 

„Dieje Könige vom Tante Ober⸗Ruthen wußten nichts von Aegypten 
„ieit der Zeit des Göttlichen. Sie erbitten den Frieden vom König, alfo 
„Iprechenn: „„Bewillige uns bie Freiheit aus deiner Hand. Unbeſchreib⸗ 
„ch find deine Siege und feinen Feind giebt e8 in deiner Zeit. Alle Yän- 
„der ruhen in Frieden.““ | 

Ueber ven köſtlichen Gaben (darunter auch Pferde) ver Fürften, wel: 
chen bellfarbige, faft zwerghaft gebaute, rothbärtige Knechte als Träger 
der Laſten vienen, ftebt bie erläuternde Infchrift: 

„Das ift die befte Auswahl allerlei Geräthes ihres Landes in Silber, 
„Bold, Blauftein, Grünjtein und aller Art von Juwelen.“ 

Bon den Abgaben und Gefchenken ver Neger wird bagegen bemerft: 

„Das ift die Ankunft der äthiopifchen herrlichen Abgaben , vie befte 
„Auswahl an Erzeugniffen der Länder des Südens und ihre Landung in 
„Theben, unter ber Leitung des Königsſohnes von Kuſch: Bin.“ 

Die nordiſchen Geſchenke, koſtbar allein fchon durch ihre befonberen 
Stoffe, gewinnen eine noch erhöhtere Theilnahme durch die Kunftfertigkeit 
ihrer Behandlung in Form und Verzierung, welche oftmals an bie Hand 
tes griechiichen Künstlers denken läßt. Sie beweifen im Bilde, was in 
Worten bie große Siegestafel Thutmes’ III zu wiederholten Malen fchilvert. 
Unter ver Führung ber reich begabten, neben dem Dunkel für Hand⸗ 
werk und Kunft entfchieven begeifterten Phönizier, ver Chalu oder Charu, 
hatte fich längs der Oftküfte des „inneren Meeres“ eine Schule hoher Ge⸗ 
fittung gebifvet, welche nicht nur das Nothwendige und Nüsliche, ſondern 
auch das Schöne in wohlgefälliger Geſtalt zu fchaffen verftand. Auf ven 
Wegen tes Hanvels fanden die Kunfterzeugniffe Phöniziens Eingang und 
Abſatz in allen Theilen der damals belannten Welt und bienten als Vor: 
bilder, teren Werth vor allen das vorgefchrittene Volt der Aegypter gern 


und willig anerlannte. Die Schauftelfung der phöniziſchen Kunſtwerke 
23 * 


436 


vor ten Augen des erjtaunten Pharao bleibt jomit für alle Zeiten ein 
werthvoller Beitrag zur Gefchichte der älteften phönizischen Kunftfchule. 
Wenn es andererſeits mit demſelben Rechte erlaubt iſt, nach den 
buntfarbigen Abbildungen jener Grabkammer, deren Kenntniß bie Wiſſen⸗ 
ſchaft der preußiſchen Sendung nach Aegypten unter Lepfius' Führung 
ſchuldet, auf den Zuſtand der Geſittung und des Hand⸗werks in den 
Negerländern im funfzehnten Jahrhundert vor Chriſtus ein Urtheil zu 
fällen, ſo offenbart ſich auch da, trotz der eigenthümlichen Geſchmacks⸗ 
richtung, welche unter andern die Spitzen ber Rinderhörner mit nach- 
gebilteten Menfchenhänten bekleiden ließ , ein gewifjer künftleriicher Sinn 
in der Herftellung und Auffaffung ver äußeren Formen der Geräthe. 
Laſſen wir bie koftbaren goldenen Gefäße, welche mit Evelfteinen befett 
find, bei Seite, fo verrathen dennoch die mannigfaltigen Gerätbichaften 
bes häuslichen Lebens, die Wagen, Schiffe, Waffen und was immer bie 
. Königin nach Theben ſchaffen ließ, eine unverfennbare Entwidelung fünit- 
leriſcher Begabung, die ohne Zweifel vem ägyptiſchen Einfluffe einerfeits, 
wie ten natürlichen Anlagen und dem Nachahmungstrieb vieler jogenann: 
ten wilden Völker andererjeits zuzufchreiben ift. Auch heutigen Tages 
muß tas Vorurtheil, daß ber Neger ein tem Gefchmad und der Kunft 
unzugänglicher Sohn Adams fer, durch hunberte von Thatjachen , welche 
das gerade Gegentheil beweilen, unmirerleglich und zu Gunften ber farbi- 
gen Brüter zurüdgemwiejen werden. Als Vertreter des heutigen Aegyptens 
auf ten beiden Weltausftellungen in Wien (1873) und Bhilabelphia (1876) 
wart mir bie erwünjchte Gelegenheit pie wundervollſten Arbeiten in Gold 
und Silber als Proben vollendeter Kunftfertigkeit der Völker des Sudan 
vorzulegen und Preife für vie ſchwarzen Meifter davonzutragen. 
Zut-'anchsamon, deffen Name fchon als Beleg tafür dient, daß er die 
neue Lehre feines königlichen Schwiegerraters von ver einen, lebenven 
Sonnenfcheibe über Bord geworfen hatte, thronte in Theben, mit Be- 


437 


willigung ber Priefterzunft des Amon. Durch Äußeres glanzvolles Auf- 
treten ſcheint er jene Achtung gebietende Macht erlangt zu haben, vie ihm 
Geburt und Heirath verfagte. ‘Doch blieb er trotzdem ein unrechtmäßiger 
GSebieter, dem vor den Augen ter amonifchen QTempler das pharaonijche 
Vollblutzeugniß abging. Auch feiner Regierung Dauer ward bald ein Ziel 
gejeßt. ‘Der Thron war leer, die weibliche Linie Königs Chunaten, des 
Ketzers, hatte feinen Nachlommen binterlaffen und fo erfaßte, durch Lift 
oder Gewalt, ver alte Stallmeifter Ehunaten’s, 
„ver heilige Vater“ Ai 

vie entfallenen Zügel des Reichswagens. 

Der König Ehunaten war von einer Amme gefäugt worden, welche 
wie die Königin-Mutter den Namen Thi führte. Diefelbe ward mit einem 
der Herren vom Hofe vermählt, einem „heiligen Water“ leiter Stufe, 
Namens Ai. Die Verbindung mit des Königs eigener Amme hatte zur 
natürlichen Folge, daß Ai die Leiter der Würden immer böher erklomm unt 
jchließlich die Höchiten Aemter verwaltete. Er wurte zum „Träger tes 
Wedels zur rechten Seite tes Königs und zum Vorfteher ſämmtlicher Ge- 
ftüte Pharao’s ernannt”. Nebenbei fcheint er jich der Rechtskunde befleißigt 
zu haben, da er zugleich als „Eöniglicher Schreiber der Gerechtigkeit“ aufge: 
führt erfcheint. Diele Gefchente verlieh bes Königs Freigebigfeit dem 
geabelten Baare. „Die hohe Amme, vie Nährmutter des Göttlichen, vie 
„Ankleiverin des Königs“ mußte demnach in ganz befonverer Gunft fteben. 
Der Reichthum ihres Haufes mehrte fich zuſehends, alfo daß fich die Be— 
wohner ver Stadt mancherlei darüber in die Ohren flüfterten. *; Ihre 
Geſpräche find uns getreu erhalten worden; fie befunten das allgemeine 
Erftaunen der Hatjchfüchtigen Menge. 

Und dennoch fcheint Ai ein vorzüglicher König für das Yand geweien 


*) Bergi. Denfmäler III, 1058. 


zu fein und ebenfalls eingelenft zu haben in das alte Gleis der von den 
den Prieftern Amon's geebneten Königsſtraße. Denn er nennt fich jelber 
„einen Fürften von Theben“ und denkt in keiner Weife mehr an bie neue 
Lehre feines verftorbenen Könige. Im Gegentheil opfert er dem Amon 
und feinen Mitgöttern nach alter überlieferter Sitte und ehrt ven Gott, d. h. 
die Priefter des Gottes in hervorragenter Weife. Die heiligen Väter 
ichienen fichtlich erbaut zu fein von ihrem ehemaligen Zunftgenofjen auf 
dem Throne, alſo daß fie ihm geftatten, fich ein Grab zu rüften in Biban- 
el⸗moluk in dem engen Todtenthale ver Königsgräber des libyſchen Ge⸗ 
birges im Weften ter Stabt Theben. Sein Grab und fein granitener 
Sargkaſten ift tarin bis auf den heutigen Tag erhalten. 

Ai, dem die amtlichen Urkunden ven Ehrennamen eines ,„Beſiegers 
ver Afiaten“ und eines „an Stärke ausgezeichneten“ Königs fpenven, muß 
thatfächlich Kriege nach Norden bin geführt und veiche Erfolge für Aegyp⸗ 
ten errungen haben. Seine anerkannte Herrichaft im Süden bezeugt die 
Anmefenheit feines „Köntgsjohnes von Kufch und Landpflegers Baur“, 
beffen Andenken, neben dem tes Königs, die nubifchen Felsgrotten von 
Schetaui treu bewahrt haben.*) Er ift ver Vater jenes Landpflegers 
im Süden Amenemape, welcher unter tem Könige Seti I daffelbe Amt in 
Nubien verwaltete. Dieje Familien + Verbintung, welche in Bezug auf 
bie Folge ber Gefchlechter von großer Wichtigkeit ift, giebt ter Vermuthung 
Raum, daß bie folgenven Könige, Horemhib, Namfes und deſſen Sohn 
Seti I fi) als Zeitgenoffen berühren und folglich ven Thron während 
einer verhältnißmäßig furzen Regierungstauer inne hatten. Verſtärkt 
wird tiefe Vermuthung durch die Wahrfcheinlichkeit, daß bie Schwägerin 
bes Könige Chunaten, Notem-mut**) Niemand anters war al8 die fpätere 
Gemahlin des Königs Horemhib. 


*) Bergl. Denkmäler III, 110, e—h. — **) So ift ohne Zweifel ber Name diefer 
Königin zu leſen, ftatt Bentmut, wie fie Lepfius im Königsbuche unter No. 397 aufführt. 


439 


Ser-hepru-ra Mi-amon Hor⸗em-hib. 
König Horus beim Dianethos. 

Wer ſoll König fein? Das war bie große Frage nad) dem Begräb- 
niß des Stallmeijters. 

Da erinnerte man fih, daß im mittleren Aegypten noch ein Dann 
guten Rufes lebte, den aller Wabrfcheinlichteit nach Amenhotep ILL ge- 
kannt und bereit8 turch fein Vertrauen geehrt hatte. Sein Recht auf den 
Stuhl Pharao’ war wenig verbürgt, venn es beſchränkte fich auf bie 
Heirath mit der Schweiter ver Königin Nofri- Thi, ver oben bereits ge- 
nannten hoben Frau Notem-mut. Aber ein anderer Beichüger jtand dem 
getreuen Diener feines Herren zur Seite, das war der Gott Horus, unter 
deſſen Schuge ter künftige Thronerbe in ver Stadt Ha-futen, d. i. „das 
„Haus des Königs“, ftill und zurüdgezogen in der Erinnerung an die ver- 
gangenen Zeiten lebte. 

Der Ort lag auf ber rechten Seite des Fluſſes und bildete den Miittel- 
punkt bes achtzehnten oberäguptifchen Gaues. An die Südmarken des 
(egteren ftieß das Gebiet des chnopolitiichen Gaues, mit ver Hauptftabt 
Kaſa (Eynopolis), im Norden begrenzte ihn der neunzehnte Bezirk mit 
dem Dauptorte Bimaza Oxyrhynchus ver Alten). Beide Bezirke lagen 
auf der Weſtſeite des Fluſſes, ihnen fo ziemlich gegenüber der Gau Ha⸗ 
ſuten ober „ver königſtädtiſche“. inen zweiten Namen ver Stabt melden 
die Denkmäler unter der Bezeichnung Ha-bennu, „die Phönixſtadt“: Das 
ift Das Hipponon ber griechiichen Straßenmeffer Aegyptens, die Alabafter- 
itabt des Erpbeichreibers Ptolemäos. 

Alle Beweife, die ich in Bezug auf die Lage des Ortes fleißig zu⸗ 
fammengeftellt babe, führen varauf Hin, daß er in ver Nähe ver Statt 
Chu⸗aten zu juchen ift, in deren Hintergrund fich reiche Alabafterbrüche 
im Gebirge öffnen, wenn nicht gar berjelbe war, als die Stabt Chun- 
aten's. 


440 


Der künftige Thronerbe führte ven Namen Horemhib. Wie er zur 
Königswürde gelangte, barüber laffen wir fein eigenes Denkmal in Turin 
lieber felber reden. *) 

Ueber die Erhebung Horemhib's zum König auf dem Stuhle Pha- 
rao's befigen wir nämlich eine jehr merkwürdige Urkunte in einer langen 
Inſchrift von 26 Zeilen, welche in mehrfacher Beziehung bedeutungsvolle 
Angaben über die Vergangenheit veffelben, vor feiner Thronbefteigung, 
ver Nachwelt überliefert. Die Urkunde beginnt, wie ähnliche Beifpiele 
es beweiſen, mit einer Bejchreibung der Jugendzeit des fpäteren Königs. 
„Er ward noch getragen als Säugling auf dem Arme, da berührten ven 
„Boden vor ihm die Alten wie bie Jungen“. Sein Schußgott, der Hor 
von Ha⸗ſuten, hatte ihn zu großen Dingen auserfehen. „Er Tannte ven 
„zag feines Glüdes, um ihm zu verleihen fein Königreich, denn biefer 
„Bott machte feinen Sohn groß vor dem Angefichte der Sterblichen unt 
„er wünſchte zu erweitern feine Laufbahn bis zum Eintreffen des Tages, an 
„welchen er empfangen würte fein Amt (ald König)“. Horemhib wurde 
tem damals noch lebenten Pharao vorgeftellt. „Und er entzüdte das 
„Herz des Königs, ver befriedigt war ob feiner Eigenfchaften und fich 
„freute wegen feiner Wahl. Und er ernannte ihn zum Ro-hir Vormund 
„des Landes, jo lange bis er erreichen würde die Anſprüche eines Sohnes 
„als Kronprinz dieſes Landes, wie es ift und fteht, er allein ohne einen 
„Nebenbuhler“. In tiefem Amte, das ihm als „Vormund“ oder Epitropen 
bes Yandes zu Theil ward, erfüllte Horembib feines Berufes Pflichten 
als Rathgeber tes Königs zu deſſen volliter Befriedigung. Denn |[,er 
„befrietigte die: Bewohner Aegyptens durch die Ansiprüche feines Diun- 
„des. Und warb er gerufen nach dem Königlichen Hofe, jo war er fern 
„von Angft. Er öffnete feinen Mund und gab Antwort vem Könige unt 


*) So viel ich weiß, Tiefere ih zum erften Male die vollſtändige Erklärung 
diefer wichtigen Urkunde, 





441 


„tröftete ihn durch ben Ausipruch feines Mundes. So war er ver alleinige 
„Wohithäter wie fein |anderer neben ihm]).“ In folcher Weife fchien er, 
„der fich allein ver Gerechtigleit freute, bie er im Herzen trug“, mit ben 
Göttern Thut und Ptah auf gleicher Stufe zu ftehen. „In allem feinem 
„Thun und Laſſen ging er auf ihrem Pfade und fie, fie warb fein Schirm 
„und fein Schuß auf, Erben in alle Ewigfeit bin.“ Eine neue Standes» 
erhöhung wartete feiner. Wie einjt Joſeph am Hofe Pharao's, jo ward auch 
er zum Abon des Landes ernannt. „ALS er nun zum Adon erhoben wart 
„während tes Zeitraumes vieler Jahre“, da warb ihm in Folge feiner 
glücklichen Verwaltung jere Art von Auszeichnung zu Theil. „Die Vor: 
„nehmen am Hofe neigten fich vor ihm draußen an der Thür des Königs⸗ 
„hauſes. Und traten zu ihm heran die Könige ber neun Fremdvölker des 
„Südens und bed Nordens, fo breiteten fie ihre Hänte aus bei feinen 
„Nahen und priefen feine Seele, als wäre er Gott. Da gefchah alles, 
„was geichehen jollte unter dem Befehle, welchen er gab“. Im folcher 
Weife ward „jein Anjehen größer als das des Königs vor dem Angeficht 
„der Sterblichen und man wünſchte ihm Heil und Geſundheit. Er ftrafte 
„die Schuldigen (*) und fchenkte Gebeihen ven Menſchen.“ Wir nähern 
uns nunmehr großen Ereigniffen im Leben des Auserwählten, denn „nach 
„diefem wurde erhoben ter ältejte Sohn des Hor von der Würde eines 
„Vormundes zum Kronprinzen dieſes Landes, wie es va fteht; da hatte dieſer 
„herrliche Gott Hor von Alabaftrönpolis ven Wunsch in feinem Herzen, feinen 
„Sohn zu fegen auf feinen Thron für immerdar. Und e8 befahl [viefer 
„herrliche Gott] Amon, daß ziehen folle Gott Hor in freudiger Stimmung 
„nach heben, der ewigen Stadt, und feinen Sohn an feiner Bruft, nad 
„Ape, um ihn feierlich einzuführen vor Amon, um ihm zu übertragen fein 
„tönigliches Amt und um feine Lebenszeit feftzuftellen. Da -|langten fie 
„an voll Freude; während feiner fchönen Feftfeier in Ape des Mittags- 
„landes und man fchaute dieſen Gott Hor, den Herren von Alabaftrön- 


442 . 


„polig, in Gefellichaft feine® Schnee auf dem Krönungegange, bamit ihm 
„verliehen würde fein Amt und fein Thron. Da ward Amon» ra freudig 
„bewegt. Und er jchaute an [die Königstochter.. .. . . . und wünichte 
„ſie] mit ihm zu vereinigen. Und fiehe! er führte fie zu dieſem Türften, 
„ven Kronprinzen Horemhib. Und er zog in die Königswohnung und er 
„teilte ihn vor fi bin an tem erhabenen Plage (des Thrones) feiner 
„herrlichen, ausgezeichneten Tochter. [Und fie] verneigte ſich une um⸗ 
„armte feine anmuthige Geftalt une ftellte fich vor ihn. Uud alle Gott⸗ 
„beiten Des Feuergemaches waren voll Wonne bei jeiner Krönung: die 
„Necheb, Buto, Neith,, Iſis, Nephthys, Horus, Seth, ver gefammie 
„Bötterkreid an dem erhabenen Plage ließ erichallen feine] Lobgefänge 
„bis zur Höhe tes Himmels und Freude war ob der Gnade tes Amon. 
„Danach eine Ruhe. Dann ging Amon, fein Sohn vor ihm, zur 
„Königshalle, um aufzufegen feinen Königshelm auf fein Haupt und um 
„zu verlängern feine Lebenszeit, wie fie eben fein follte. (Da riefen vie 
„Bötter aus) : Wir find verfammelt, wir wollen ihm aufftellen fein König⸗ 
„reich], wir wollen ihm verleihen ten Königsfchmud des Sonnengottes 
„Ra, wir wollen preifen Amon in ibm. Du bajt ihn zu uns geführt, 
„um uns zu befchügen. ®ieb ihm bie dreißigjährigen Seftjahre des Sonnen- 
„gottes und bie Lage tes Hor ale König. Er fei es, ver thue, was bei- 
„nem Herzen wohlgefällig ift in Ape, besgleichen wie in On (Heliopoli®) 
„und in Memphis, er fei es, ver viefe (Orte) verherrliche! Und es 
„warb feftgeftellt] ver große Name biefes Göttlichen und aufgezeichnet fein 
„zitel, entiprechend dem ter Heiligkeit des Sonnengottes, wie folgt: 

1. al8 Hor: der kräftige Stier, ftetS zur Hand mit Rath, 

2. al8 Herr der Doppellrone: Groß durch jeine Wunderwerfe 

in Ape, 
3. als Gold-Hor: ver ji ftügt auf Gerechtigkeit, ver Erhalter 
tes Yantes, 








443 





4. als König: Ser⸗chepru⸗r'a, der erloren ift von dem Sonnen- 
gotte, 

5. als Sohn des R'a: Mianum Horembib. 
„Möge er leben ewiglich! — Da trat heraus aus ber Königswohnung 
„die Heiligkeit dieſes herrlichen Gottes Amon, des Könige ver Götter, 
„und fein Sohn vor ihm, und umarmte deſſen anmuthige Geſtalt, die ge- 
„rönt war mit dem Königshelme, um ihm zu überreichen das goldene 
„Schugbild der Sonnenfcheibe. Die neun Fremdvölker waren unter feinen 
„Süßen, der Himmel in feftlichfter Stimmung, das Land voller Wonne und 
„die Gottheiten Aegyptens, ihre Seele war voll angenehmer Gefühle. Da 
„ließen die Bewohner in höchſter Wonne ven Lobgefang himmelwärts 
„tönen, Groß und Klein griff zur Laute und das ganze Sand war freudig 
„bewegt. 

„Nachdem alfo vollendet war dieſe Feier in Ape des Mittagslandes, 
„da ging Amon, ver Götterlönig, in Frieden nach Theben, und der König 
„zog abwärts auf feinem Schiffe wie ein Bild des Hormachu. So hatte 
„er alfo Befit genommen von biefem Lande, wie e8 Sitte war feit ber Zeit 
„des Sonnengottes R’a. Er erneuerte die Wohnungen ver Götter von den 
„Untiefen des Sumpflandes Nathu an bis nach Nubien bin. Er ließ 
„meißeln alle ihre Bilder, jegliches alfo wie e8 vorher gewejen war, mehr 
I | ........... Und e8 freute ſich der Sonnengott R'a, da er 
„Ichaute daß erneuert wurde was] zerftört war in der Zeit vorher. Er 
„ſtellte fie auf in ihrem Tempel und er ließ jchaffen huntert Bilder, ein 
„jedes von berfelben, gleichen Geſtalt aus allerlei koſtbaren Steinen. Er 
„befuchte die Stäbte ber Götter, welche als Schutthaufen tafagen in vie 
„Tem Lande, und er ließ fie wieter berftellen gleichwie fie geweien waren 
„oom Anfang aller Dinge an. Er forgte für ihre tagtäglichen Opferfeite 
„und für alle Gefäße ihres Tempels, gebilvet aus Gold und Silber. Er 
„verſah fie (bie Tempel) mit heiligen Leuten und Sängern und mit ven 


444 


„beiten Leibwächtern, er ſchenkte ihnen Aderland und Vieh und verjah fie 
„mit allerlei Vorrath, deſſen fie nöthig hatten um dem Sonnengott Ra an 
„jedem neuen Morgen alfo zu fingen: „Du haft uns groß gemacht das 
„Königreich in deinem Sohne, welcher ber Troſt deiner Seele iſt, König 
„Horemhib. Schenke ihm die dreißigjährigen Feſtdauern, gieb ihm den 
„Sieg über alle Länder, gleichwie dem Hor, dem Sohne ver Iſis, dem in 
„gleicher Weife dein Herz entgegenfchlug in On in der Gefellichaft deiner 
„Bötterichaar.“ 

Einer Erläuterung betarf dieſe Urkunde, deren Alter nicht weniger 
als 33 Jahrhunderte umfaßt, von unferer Seite nicht. Es hieße den Ein- 
brud der ehrwürbigen Worte abjchwächen, weun wir uns erlauben woll- 
ten bie mitgetheilten Thatſachen als Erklärer zu umfjchreiben. 

Was wir inveß nicht überfehen wollen, betrifft das vollſtändige 
Stilifehweigen, mit welchem ver zulett regierende König Ai übergangen 
wird. Dunkel ift ferner vie Stelle, worin von „ber Tochter” die Rede ift, 
aller Wahrſcheinlichkeit nach feine Erbtochter, welche in dem Tempel des 
Amon ihre Zuflucht genommen hatte. Wir fegen voraus, daR es Lie 
ipätere königliche Gemahlin Notem-mut war, deren Anhänglichkeit an vie 
Gottheit des Amon tie Briefter durch eine Heirath mit Horembib belohnen 
wollten. 

Nachdem ter neu erwählte König ven erlevigten Thron bejtiegen 
batte und zwar, wie bie Infchrift uns lehrt, in feierlicher Weife zu The— 
ben, wojelbft feine Krönung nach Vorfchrift und Brauch in dem Reiche: 
heiligthHume von Ape Statt hatte, beftand fein erftes Werk in ber Sorge 
für die Erweiterung und Verfchönerung dieſes Tempels. 

Zu dem Ente wurden zunächft vie Werke tes Kegerfönigs Chunaten, 
welcher mit dem Plane umgegangen war, mitten in ber Amonsftabt feinem 
einigen Gotte Aten eine riefige Spitfäule, ein fogenanntes Benben, mit 
ber Sonnenkugel darauf, aufzurichten, von Grund aus zerftört und bie 


445 


abgebrochenen Steinblöde, welche zum Theil noch ihre Infchriften trugen, 
zum Bau des vierten Thurmthores im Süten des großen Amontempele 
von Ape verwentet. 

Ein zweites Thurmthor ward hinzugefügt, beide durch Mauern zu 
einem großen Hofe verbunden und vor dem äußerften Thore eine Reihe 
von Sphinren auf den Namen Horembib’8 zu Ehren tes Amon aufgeftellt. 
So konnte der Gott mit vollem Rechte dem Könige zurufen, was ung die 
Inſchrift am erften dem fühlichften) Thore meldet: „Sprit Amon-ra, 
„ter König ter Götter: Herrlich ift das Denkmal, welches Du mir zuge: 
„richtet haft, o Hor, Du PVerftäntiger, mein Herz freut fich ob Deiner 
„Liebe. Ich bin entzückt vom Anblid Deines Denkmales, darum verleihen 
„wir Dir bie Yebensbauer ver Sonne unt tie Jahre des Hor als König 
„des Landes.“ 

Auh mit Bildſäulen des Königs wurten die Eingänge zu biefem 
Thore geſchmückt. Die öftliche Seitenmauer erhielt außerdem eine Reihe 
von Bildwerken, welche an bie Oberhobeit tes Königs über das Land von 
Pun oder Bunt erinnern follten. Die Fürften dieſes Landes erfcheinen 
darin vor tem Könige, tem jie eine Zahl ſchwer wiegenver Säcke mit Gold 
gefüllt überreichen und dazu die Worte jprechen : 

„Heil Dir! König von Aegypten, Sonne der neun Fremdvölker. 
„Bei Deinem Namen! wir haben nicht gefannt Aegypten. Unſere Väter 
„haben e8 nie betreten. Schenke uns die Freiheit aus Deiner Hand, wir 
„wollen Dir untertban fein.“ 

In ter That fcheint Horemhib tem Süden feine befondere Aufmerk⸗ 
famteit zugewendet und in eigener Berfon einen Zug nach dem Sutan hin 
unternommen zu haben. Xihatfächlich verbürgt uns eine Infchrift in ber 
Felſengrotte des Horemhib zu Sitfilis, auf dem linken Ufer des Stromes, 
diefen Feldzug und die gewonnenen Siege. . 

Ich kann nicht beifer die Darftellungen, welche hierauf Bezug haben, 


446 


ſchildern, als mit ven Worten Champollion's, welcher zum erften Male 
die eigentliche Bebentung der Bildwerke der wißbegierigen Welt enthüllte. 

„Der Pharao“, fo erzählt der Begrünter der äghptifchen Alterthums⸗ 
wiſſenſchaft, „ift ſtehend dargeſtellt; das Schlachtbeil auf der Schulter 
empfängt er vom Amon⸗ra das Sinnbilv des göttlichen Lebens und bie 
Gabe, den Norden zu unterwerfen und ven Süden zu bejiegen. Unten 
liegen Aethiopier , die einen niebergeworfen auf den Boden, die antern 
flehentlich ihre Hände zu einem ägyptifchen Führer erhebent, ver nach ber 
Beifchrift ihnen vorwirft, der Klugheit ihr Herz verichloffen und nicht ges 
hört zu haben, al8 man ihnen mittheilte: fiehe da den Löwen, ver in das 
Land Kufch eingefallen ift.“ 

Der fiegreiche König wird von feinen Seerführern, in Begleitung 
von Webelträgern, in einem Thronfefiel getragen. ‘Diener machen ven 
Weg frei, welchen ber Zug durchlaufen wird, hinter Pharao erfcheinen 
Krieger, welche feindliche Anführer als Gefangene mit fich führen; andere 
Wofferiträger, ven Schild auf ber Schulter, ſetzen fich in Bewegung, 
ben Dromettenbläjer an ber Spike. Eine Schaar ägyptiſcher Beamter, 
vom Priefters und Beamtenftante, empfängt den König und bezeigt ihm 
feine Huldigung. 

Die Beifchrift in heiligen Zeichen brückt fich im Betreff dieſer Dar⸗ 
jtellung aljo aus: 

„Der göttliche Wohlthäter ehrt heim nachtem er bie Fürften aller 
„Länder unterworfen hat. Sein Bogen ift in feiner Hand, als wäre er 
„der (Kriegsgott Monthu) der Herr von Theben. Der mächtige, ruhm⸗ 
„reiche König führt die Fürften des elenden Landes Kufch mit fich. — Der 
„König kehrt zurüd aus Aethiopien mit ver Beute, die er mit Gewalt 
„erobert bat, wie e8 ihm fein Vater Amon befoblen hatte.“ 

Das Lieb der armen gefangenen Neger babe ich bereits oben ©. 268 
in ber Uebertragung vorgelegt. 





4471 


In dem Grabe eines vornehmen Beamten der Zeit (zu Durnah) 
fehen wir im Bilde das Eintreffen ter Beute des Sudan leibhaftig vor 
Augen. Kurz und bündig fagt die Infchrift darüber: „Empfang tes Sil- 
„bers, Goldes, des Elfenbeines und Ebenholzes in dem Schatzhauſe.“ 

Aber nicht nur des Gottes Amon und feiner Götterfippfchaft von 
Theben gedachte Horemhib bei feinen Bauten und Gejchenten für vie 
Tempel, auch der mempbitifche Ptah erhielt feinen guten Theil an ven 
Wohlthaten ves Könige. So belehrt uns eine in Theben aufgefundene 
Inſchrift darüber in folgender Weife. *) 

„Im Sabre 1, im Monat Choiahl, am Tage 22 res Königs Ho⸗ 
„remhib, vem Tage des Teftes des memphitifchen Ptah in Theben, an 
„jeinen Seiten wurden eingejeßt [die Opfer für dieſen Gott nach dem Be⸗ 
„fehle Des Königs]. 

Was fonft vom Horemhib zu erzählen wäre, das wiſſen allein bie 
untergegangenen , zerftörten oder meiner Aufmerkſamkeit entgangenen 
Dentmäler feiner Zeit, bis zu ven unfcheinbaren beichriebenen Kallſteinen 
und Thonfcherben hin. 

Wir zählen zu leteren ein jehr merkwürdiges Stüd ver britifchen 
Sammlungen, **) auf welches mit jchwarzer Farbe folgende Ausfagen von 
einem ungenannten Schreiber in Bezug auf die Zeiten Königs Horembib 
bingeworfen worden find. 

„Im Fahre fieben des Könige Horemhib, das war ber Tag der Ueber: 
„führung ver Leute Hai's, meines Vaters, auf die Todtenſtätte. Es hatte 
„der Bürgermeifter ver Stadt (db. i. Theben) Thutmefu vertheilen Laffen 
„tie Plätze, welche gelegen find auf der Tobtenftabt, Die zu ven Landge— 
„bieten Pharao's gehört, und er übergab die Stätte des Amon dem Hat, 
„meinem Vater, zur Verwentung. Es war nämlich Da-an..., meine 


*) Die Infchrift ift wiedergegeben in Mariette's Karnak Taf. 47 unter d. 
**) ©. British Museum, Egypt. Inscriptions No. 5624. 


448 


„Mutter, feine Tochter durch Geburt und er hatte fein männliches Kind 
„binterlaffen. Alte feine Plätze wären aljo ſpäter verlaflen geblieben. 

„sm Sahre 21, am 1. Tage des Monats Paoni, da ftand man 
„vor Amenhotep [und ich] fprach zu ihm: übergieb doch einem jeben bie 
„Stätten von den Vätern her! Da gab er mir die Stätten bes Hai durch 
„ein Schriftftüc und fo kam ich in ihren Vollbeſitz.“ 

So unfheinbar auch diefes formlofe Kaltjtüd ift, fo werthvoll er- 
ſcheint e8 durch vie geichichtliche Angabe, daß Horemhib fein ein und 
zwanzigſtes Regierungsjahr erlebte. Denn daß diefe Zeitangabe und ver 
folgente Name Amenhotep nicht die Regierung eines gleichlauteuden Kö⸗ 
nigs Amenhotep betrifft, wie Herr Birch annimmt, liegt auf der Hand 
nach dem ganzen Zuſammenhange ver Urkunde. Die Infjchrift bezeugt 
einfach das gute Anrecht tes unbelannten Verfaſſers, Sohnes des Hai 
und Enkels des Bürgermeifters von Theben Thutmefu, auf beftimmte Be- 
gräbnißplätze als Einfeitung zu einer Klagefchrift, um Verwahrung einzu« 
legen gegen eine ſpätere Störung feines Grundbeſitzes. 

Wir haben hiermit ein neues Beiſpiel vor Augen, wie ſelbſt alte 
Steine und Scherben mit Inſchriften, welche die Geſchäſte des gewöhn⸗ 
lichen Lebens betreffen, durch zufällige Angaben für die Geſchichtsforſchung 
von ganz beſonderem Werthe ſein können. 

Und damit beſiegeln wir unſere Bemerkungen über Pharao Horemhib 
und ſeine Zeit und wenden uns einem neuen Königshauſe der ägyptiſchen 
Reichsbücher zu. 





449 


XIV. 
Das nennzehnte Königshaus. 
Das Volt der Chita. 


Nach dem Tode Königs Horemhib ſchloß das achtzehnte Königshaus 
ſeine thatenreiche Geſchichte ab. ‘Den Glanz deſſelben hatte ter Ketzer⸗ 
könig Chunaten durch ſeine Neuerungen in der Lehre von dem Weſen der 
Götter in den Augen ter rechtgläubigen Prieſter und Unterthanen einiger⸗ 
maßen verdunkelt und einen Riß erzeugt im innern Leben des Volkes, den 
die unmittelbaren Nachfolger Chunaten's nur ſchwer zu heilen im Stande 
waren. Die neue Lehre mit ihrer ſemitiſchen Grundlage hatte ſofort 
zahlreiche Anhänger unter den leicht empfänglichen Aegyptern gewonnen. 
Die Verbannung und Ausrottung derſelben, unter Führung ber thebani- 
ſchen Amonspriejter, deren Macht und Einfluß fich zum erjtenmale ven 
Königen gegenüber geltend gemacht hatte, bilvete den traurigen Stoff in- 
nerer Ereigniffe in dem nächitfolgenten Abjchnitt der ägyptiſchen Gefchichte. 
Wie ber Friede, wie die Ausjühnung zu Stande kam, ift heute freilich 
fchwer zu fagen, doch erichien Horembib ficherlich im Lichte eines glüc- 
lichen Vermittler zwifchen ven berrfchenden Anhängern der Amons-Lehre 
und ven mit aller Härte verfolgten Dienern tes lebendigen Gottes ber 
Sonnenfcheibe. 

Während ein folcher Zwieſpalt das Reich Heimfuchte und vie erreg- 
baren Gemüther ver Aegypter nach ben beiten Seiten des Gegenfates hin 
erhitzte, Hatte fich inzwifchen im Auslande, in der Richtung nach Nort- 
often, das Anjehen und die Macht eines großen Volkjtammes zu einer Be- 
deutung entwidelt, vie der ägyptiſchen Oberhobeit in Vorberafien gefähr- 


(ich zu werben anfing. 
Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 29 


450 


Bereits in den Kriegen Könige Thutmes III, unternommen gegen 
vie ſyriſchen Völker und Städte des genannten Gebietes, zeigten fich auf 
dem Schauplag jener alljährlich wiederholten, langdauernden Kämpfe die 
fogenannten Cheta over Chita, unter Führung eigener Könige, als ein 
gebieterifch herrſchender Stamm. Die gleichzeitigen ägyptischen Infchriften 
bezeichnen ihn al8 „as große Voll“ oder „das große Land“, we 
niger mit Bezug auf die räumliche Ausbehnung beffelben als vielmehr in 
gerechter, auch vom Feinde anerkannter Würdigung ver tapferen unt 
ritterfichen Eigenfchaften ver ven Aegyptern ebenbürtigen Bewohner von 
Chita. Wir glauben ficherlich feinem Irrthum anheimzufallen, wenn wir 
in unferer Meinung beharren , in venfelben jene Chethiter wieberzuerten- 
nen, von welchen die H. Schrift, von ten Tagen bes Erzvaters Abraham 
an bis hinaus über die Zeit der Verbannung, vieles zu erzählen weiß. 
Als Thutmes III mit ihnen kriegte und ihre Städte eroberte, faßen fie, 
ein mächtiges Voll, in ven nörblichiten Theilen der ſyriſchen Landſchaft. 
Beim Beginn des neunzehnten Königshaufes Hatte fich pie Herrichaft ver 
Chita über alle umwohnenden Völker ausgebreitet. Die Vorgänger ber 
aſſyriſchen Großmacht behaupteten bie erfte Stelle im Bunde ver Stärte 
und Könige von Vorberafien. Ihr Anfehen mehrte fi) von Jahr zu 
Jahr der Art, daß jelbft die ägyptiſchen Injchriften nicht anftehen , ſogar 
bie Namen ver Könige von Chita in hervorragender Weije zu nennen und 
ihrer Götter mit Ehrfurcht zu gedenken. Als Ramſes I den Thron 
Aegyptens beftieg, herrſchte Sa-paslisli, Saplel over Saprer 
als König der Chita. Ihm folgte fein Sohn und Erbe im Reihe: Mau: 
rofar, welcher nach feinem Tode zwei Söhne hinterließ, von denen ver 
ältere, Aegypten feintlich gefinnte Mauthanar als Zeitgenofje Seti's I 
auftritt, während der jüngere Chitaſar, Chitafir, als Freund, Bun- 
besgenofje und Schwiegervater Pharao's Ramſes II erfcheint. An der 
Spige ihrer Gottheiten ftanden ter ruhmreiche Kriegsgott Sutech 


451 


(Amon’s chetitiiches Abbilv) und feine Gemahlin, bie roſſelenkende Köni⸗ 
gin des Himmels Aſtartha⸗Anatha. Unter ven Stäbten ber Chita 
bilden Tunep (Daphne) und Chilibu (Haleb) zwei unverrüdbare 
Punkte durch ihre bejtimmte örtliche Yage, beide mit Zempeln des großen 
Ba'al⸗Sutech. Andererſeits weift ver Name des Landes Qazaua⸗ 
tana auf das Gebiet von Gozan (Gauzanites) öftlih vom Euphrat, 
zwifchen ven Stäbten Circefium im Süben und Thapſacus im Norden, 
in unfehlbarer Richtigkeit Hin. Wo die gleichzeitig genannten Orte ober 
Landſchaften ver Chita: Zaranda, Pirqa over Pilqa (Peleg, Pa- 
üga?), Chiffap, Sarju, Sarpina, Zaiath⸗chirra (Hinter- 
Zaiath) u. a. m. gelegen waren, das muß weiteren Unterfuchungen vor- 
behalten bleiben. Vielleicht, daß uns die aſſyriſchen Infchriften darauf 
die Antwort geben werben. 

Darf nach dem äußeren Auftreten und Erfcheinen dieſes gefitteten, 
mächtigen Volles ein Urtheil über vie Abſtammung deſſelben erlaubt fein, 
jo feheint e8, unter der Führung ver Denkmäler, mindeſtens jehr gewagt, 
dies ritterliche Volf ven Kanaanitern zuzuzählen. Bartlos, verjchieten- 
artig bewaffnet, brei Mann auf je einem Streitwagen kämpfend, nach 
überbachtem Plane wohlgeorbnet in der Schlachtaufftellung, bilden die 
Chita einen auffallenden Gegenfak zu ihren kanaanitiſchen Bunbesgenoffen. 
In den Darftellungen ver Kriege Ramſes' II gegen Chitafar, ten Fürften 
ver Chita, erfcheint ver „große Fremdkönig“ in der Umgebung feiner na» 
mentlich aufgeführten Feldhauptleute und Diener bis zum „Briefichrei- 
ber Chirpafar“ bin. Sein Kriegsvolf war in Fußgänger und Wagen 
tämpfer eingetheilt und beftand theils aus einheimifchen Chetitern,, theils 
aus angemworbenen fremden Söldnern. Kazan's over „Oberſte ber 
Wagenkämpfer“, „Feldhauptleute' und Hir⸗pit's ober „Dauptleute ber 
Fremden“ führten ihre Schaaren in die Schlacht. Den Kern des Heeres 


bildeten die eingeborenen Chita unter der Bezeichnung der Tu hir ober 
29 * 


452 


„der Auserlefenen“. In ver Schlacht bei Kadeſch ftanten 8000 terjelben 
in vorberfter Reihe, unter Führung bes Chita Kamaiz, 9000 andere 
folgten ihvem Könige. Im eben verjelben führten die Edlen Thargan- 
nas und Pais die Wagen in ven Kampf. Thaatar befebligte bie 
Söltner von Chita, Rebiſuanna ftand an der Spike tes fremden 
Kriegsvolkes aus Annas, ein anderer erjcheint als Feldhauptmann ver 
Söloner von Nagebus. Sapzar und Mazarima treten als Brü⸗ 
ber (wirkliche? over Bunbesgenofjen?) des Königs von Chita auf. Von 
fonftigen Namen chetitifchen Urjprunges feten den vorhergehenden ange- 
fügt: Garbitüs, Thargathazas, Tadar oder Tadal, Zaua— 
zas, Samarius und ter des , Geſandten“ Tarthifebu. Daß dieſen 
Namen kein ſemitiſches, wenigſtens kein rein ſemitiſches Gepräge aufge⸗ 
drückt iſt, liegt auf ver Hand. Die Endungen auf 8, r und u herrſchen 
por. In dem Eigennamen Thargatha⸗zas, in welchem bie Enbung 
zas eine Ähnliche Rolle fpielt wie in bem Eigennamen Zaua⸗zas, 
ſcheint Thargatha der von den Griechen und Römern Atargates oder 
Atergatis, Derketo und Dercetis geheißenen Göttin zu entiprechen, welche 
ebenfo in Askalon und Aftaroth Karnaim als in ver fyrifchen Statt 
Dierapolis-Mabog ein hochberühmtes Heiligthum befaß. 

Diefelben nicht zu verkennenden Eigenthümlichleiten der Sprache, 
auf welche ich foeben die Aufmerkſamkeit des Leſers gerichtet habe, Liegen 
zum größten Theile jener unerklärten Zahl von Stäbtenamen zu Grunde, 
welche in den Siegesliften Thutmes' III zu Karnak vie zweite Abtheilung 
ver Nordvölker oder Nordſtädte bilden. Als Proben feien angeführt, um 
ihrer frembartigen Bildung willen, die nachftehenten, mit aller Sicherheit 
(esbaren Namen, wobei die Mariette'ſche Bezifferung ihrer Folge zu 
Grunde gelegt ift. 


. Pircheta 

. Ai 

. Amau 

. Thuka 

. Thel-manna 

. Legaba 

. Tunipa (Daphne) 

. Ni 

. Ar 

. Zizal 

. Zakal 

. Arzakana | 

. Charkachi (oder Charkaka) 
. Bursu 

. Lerti 

. Unai 

. Aunfer 

. Ithachab 

. Uniuga 

. Sakti 

. Aubillina 

. Zanruisu (Zarruisu) 

. Suka 

. Pazalu 

155. 
. Amarseki 
. Chalros 
158. 
159. 


Sathechbeg 


Nenuran’aantha 


Schauirantha 


. Mairrechnas 
. Zagerel 

. Kanretu 

. Tarıza 

. Anriz 

. A’ares 

168. 
169. 
. Chatha’ai 
173. 
. Anauban 
185. 
186. 
. Thepkanna 
. Thuthana (Susan?) 
. Nireb 
. Theleb (Thalaba) 
. Atugaren 
. Nischapa (Nisibis) 
. Ta-zeker 
, Abatha 

. Ziras 
200. 
201. 
202. 
203. 
204. 
205. 
206. 


’hazrezaa 


Arnir 


Thenuzuru 


Chatuma 
Magnas 


’Authir 
Natub 
Zetharseth 
Aithua 
Sukaua 
Tuaub 
Abir[najth 


. Schainarkar 
. 'Aurma 

. Kainab 

. Ares 

. Anautasenu 
. Azana 

. Zetharsetha 
. Tulbentha 
. Mauthi 

. Atur 

. Kartha-meruth 
. A-sitha 

. Taniros 

. Athebena 
. Aschameth 
. Athakar 

. Tazet 

. Athrun 

. Thukamros 
. 'Abetha 

. Anzakeb 

. Ares 

. Artha 

. Farua 

. Sur 

. Papaa 

. Nuzana 

. Zamauka 

. Suki-beki 


454 


263. 
264. 
265. 
271. 
2. Maurmar 

. Chaitu 

. Pederi (Pethor?) 
. Athrithan 

. Maschaua 


A-thini 
Karschaua 
Retama 


Zazker 


. A-anreka 

. Nepiriuriu (Nipur) 
. Nathkina 

. Athetama 

. Abellenu 

. Airanel 

. Airanel (sic) 

. Ann’aui 

. Thalech 

. 'Aurna 

. Papabi 

. Aiber 

. Kel-maitha (Chilmod) 
. Amak 

. Kazel 

. 'Aumai 

. Chalbu (Haleb) 

. Piauanel (Pnuel) 

. 'Aukam 

. Puroth 


455 


318. Aripenecha 338. Thetbup 

320. Pugiu 343. Schusaron 

322. Thinnur 347. Thamaqur 

323. Zarmas 348. Retep (?) (Re-’ap?) 
333. Iurima 349. Maurika 


Es ift unverlennbar, daß hier ver Mehrzahl nach in ihrer älteften 
Schreibung jene Stätte vorliegen, weldye fpäter in den Gefchichten Ajfy- 
riens, auf Grund ber entzifferten Keilinjchriften,, in den Kriegsberichten 
jo häufig erwähnt werben. Es find die alten Bundes⸗Städte jener Chita, 
welche, unbefannten Urſprunges, lange vor der Machtftellung Ninive’s 
und Babylon's, einft diefelbe Rolle gefpielt Haben, welche jpäter bie herr⸗ 
ichenten Aſſyrer mit Erfolg zu behaupten verftanden. Sind wir heute 
noch nicht in der Tage, tie angeteutete dunkle Frage zu löfen, fo wird die 
Zukunft die entjcheidenden Beweiſe liefern, daß bie Herrichaft der Chita 
im höchften Alterthume von einer Bedeutung war, die uns gegenwärtig 
nur zu ahnen geitattet iſt. Die Stäbtelifte wird fchon barum ein Denk: 
mal von höchſtem Werthe bleiben, als Erinnerung an längft entſchwun⸗ 
dene Zeiten und Völker, deren verlorenes Gedächtniß bie todten Buchftaben 
jener zahlreichen Namen zu neuem Leben erweden werden. Möge in 
ſolcher Auffaffung der Leſer das lange Verzeichniß der umfchriebenen ur» 
alten Namen nachfichtig überfchlagen, wenn ihm nicht eigene Wiffenfchaft 
beſſer als uns jelber zu Gebote ſteht, dieſelben einer vergleichenven For- 
ſchung zu unterziehen. Denn in diefen Namen, infoweit fie nicht nach- 
weisbar jemitifchen Urfprunges find, ftedt zugleich ter Schlüffel zur 
Sprache. Das richtige Verftänpniß berfelben giebt uns ſomit das ficherfte 
Mittel an die Hand, die Stellung der Ehita im alten Völferleben zu be- 
jtimmen. 


456 


Menspehutirra Rameffu I (Ramies) 
1400 vor Chr. Geb. 


Obgleich wir von ven Denkmälern ber keinerlei Nachricht befigen, 
welche uns Zeugniß gäbe von dem Yamilienbante, das den genannten 
König, Haupt und Stifter des neunzehnten Pharaonenhaujes, mit feinem 
Vorgänger Horembib in irgent einer Weiſe verknüpfte, fo muß dennoch 
zwiſchen beiden eine engere Verbindung vorausgefett werben. Ob Ramſes 
ber Sohn, ber Schwiegerjohn ober der Bruber Horemhib's geweſen fei, 
ift bis heute noch unentſchieden. Wenn ich fage der Bruder, jo leitet 
mich zu einer berartigen möglichen Annahme das Zeugniß des Gedächtniß⸗ 
fteines einer zeitgenöffifchen Samilie, welches unter ven Söhnen eines 
gewiffen Ha-Aai, eines „Vorftehers ver Hieroglyphen-Schneiber“ feines 
ungenannten Landesherrn (Ai? |. oben Seite 437), auch die Brüder Ho- 
rembib und Names aufführt. *) 

Des Könige Ramfes I Regierung fcheint weder von langer Dauer, 
noch von bebeutenvden Thaten erfüllt gewejen zu fein, tagegen befteht fein 
Hauptruhm in ber gefchichtlich begründeten Ueberlieferung, als ter Vater 
eines viel gefeierten Sohnes und der Großvater eines mit Ruhm betedten 
und von ben fpäteften Jahrhunderten als Helden bejungenen Enfels ta- 
zuftehen. Seine Anerkennung als rechtmäßiger König feitens der Among: 
Priefter ift durch bie Darftellung feiner feierlichen Krönung am Eingange- 
thore des Tempels von Karnak gewährleiftet. 

Mit den Chita lag er im Krieg, obſchon wir dieje Thatſache nur ge: 
legentlich durch den Inhalt des Frietensfchluffes Ramſes II mit ven Chita 
tennen lernen. Sein königlicher Wiverfacher Saplel hatte nach tem 
Schluſſe veffelben mit Ramſes I ein Schug- und Trutzbündniß abge- 


*) ©. Lieblein's Namenwörterbud No. 939. 


nig von Chita 


—_ — Nofiruri 


ira. Horhiuna 


Hebuan 


Isı Hemarı 





11. 


un V Merituı 








457 


jchloffen und fo übten vie Ehita und bie Aeghpter ihre Herrichaft im Be— 
reiche ihrer eigenen Grenzen aus, ohne einander weiter zu behelligen. 

Ein Gedenkſtein vom Jahre 2 feiner Regierung , gefunten an tem 
zweiten Wafferfalle bei Wadi Halfa (ver Ort hieß damals Behani, das 
Doön des Ptolemaics) , belehrt und, daß König Ramfes I daſelbſt ein 
Borrathshaus für ven Tempel feines göttlichen Vaters Hor-chem gegrün- 
det und mit gefangenen Knechten und Mägden aus ven bekriegten Rändern 
angefültt habe. Mag auch für vie Tempelbewohner ter alten Stätte von 
Dehani die überlieferte Thatfache von Bebeutung gewefen fein, ver Ge⸗ 
ſchichte feiner Tage iſt blutwenig dadurch getient. 

Nach feinem Tode ward Ramfes I in feiner beicheivenen Grabkam⸗ 
mer im Thale ver Königsgräber beftattet und e8 folgte ihm im Reiche ſein 
Sohn, welchen die Denkmäler bezeichnen als 


Ma-men-ra MineptahlJ Setil (Sethos) 
1366 vor Chr. Geb. 


Nach langem Zwifchenraume ift wieber einmal ein leuchtenver Stern 
an dem Himmelsbogen ver ägyptiſchen Gefchichte emporgeftiegen. Der 
Mund ver Denkmäler beginnt von Neuem zu jagen von Siegen Pharao's 
und zu fingen vom Ruhme bes Reiches. Vor allen aber ift e8 das große 
Tantesheiligthum von Theben, das ter Ehren Seti's in Schrift und Bild 
gedenkt, tenn der König hatte Werke geichaffen dem herrlichen Gotte 
Amon, veren vollendete Schönheit nur durch ihre unbefchreibliche Größe 
übertroffen wird. Wir meinen bie Anlage jenes wunderbaren Riejen- 
jaales im Tempel von Karnak, deſſen 134 Säulen von erftaunficher Höbe 
und Umfang noch heute tie Bewunterung unferer vermöhnten Zeitge- 
noffen auf fich ziehen. Da vie Beichreibung tiefes Baues nicht in ben 
Rahmen unferer gefchichtlichen Darftellung gehört, fo müſſen wir noth- 
getrungen auf die Schilderungen ter guten Reiſebeſchreiber Aegyptens 


458 


verweilen.*) Doch darf die äußere Wand dieſes Saales, nach Norden 
bin, unfere volle Aufmerkfamfeit beanfpruchen, da ihre Vorwürfe im 
engften Zufammenhange ftehen mit ven Kriegen Seti's vom erften Jahre 
feiner Herrſchaft an begonnen. 

Beranlaflung dazu gab das allmähliche VBorrüden ver öftlichen Nach⸗ 
barvölter Aegyptens nach dem Deltalante zu. ‘Die beftehenden friedlichen 
Zeiten, vielleicht auch bie ſchwache Regiernng Ramſes' I, hatten jenen 
Nachbaren, zunächft ven arabifchen Schafu, ven kühnen Gedanken einge- 
flößt, verzubringen über bie öftliche ägyptiſche Grenzmark und „für fich 
und ihr Vieh Nahrung zu fuchen auf ven Befigungen Pharao's“. Sechs 
Schlachtgemälbe, eines dem andern angereiht, geben ung einen Einblid in 
die Hauptereigniffe jenes Feldzuges. Wir verfuchen es, unter Anleitung 
der erflärenten Beilchriften, ven Inhalt verjelben unferen Leſern mit aller 
Treue vorzuführen. 

Die Kriege Seti's nach Often Hin begannen wie bereit8 bemerkt, 
gleich im erſten Jahre feiner Regierung. Den Schauplaß derſelben bilbe- 
ten die Landſchaften unt Feftungen auf dem Gebiete ber bebuinifchen 
Schaſu „von ter Veſte Chetam an (Erham ter Bibel), im Lante 
„Zalu (b. i. im Gau Zanites), bie zu tem Plage Kan'ana over 
„Kan'aan bin.” Durch diefe Angabe ift das Gebiet ver Kämpfe auf das 
Genauefte beftimmt und zugleich der Beweis geliefert, daß tie Schafu bis 
in das eigentlich ägyptiſche Gebiet nach Weiten hin vorgerüct waren, um 
alte Anfprüche von ven Hykſos⸗Zeiten her geltend zu machen. Der König 
fammelte fein Heer, ließ die Streitwagen ortnen und zog felber auf feis 
nem Zweigefpann gegen die aufrührerifchen Betuinen. Der Weg, welchen 


») Wir empfehlen mit aller Wärme al® zuverläffigftien Führer des Grafen 
(Anton) Prokeſch⸗Oſten vwortrefflihes Wert „Nilfahrt bis zu ben zweiten Katarakten“ 
Leipzig, 1874. ©. 366 f. befindet fih die Beichreibung dieſes hberrlichfien aller 
Tempeliäle. Ä 


459 


das ägyptiſche Kriegsvolk nahm, ift genau durch die Darftellungen und 
Infchriften vorgezeichnet. 

Der Aufbruch fand ftatt von der eben genannten Veſte Chetam aus, 
welche gelegen war zu beiden Seiten eines mit Krokodilen erfüllten Nil- 
armes, deffen Ufer Schilfgewächfe bedecken. Der König jchlug darauf die 
Richtung nach der bibliichen Straße ter Philifter ein und erreichte zu- 
nächft ven befeftigten, fonft unbelannten Platz Ta⸗a⸗pa⸗mau „Röwen- 
haus“, Leontopolis, in ber Nähe eines Heinen wohlummanerten Süß- 
waſſerbeckens. Von hier aus ward bie in der H. Schrift erwähnte ägyp⸗ 
tifche Feftung Migtol, an dem Brunnen der Landfchaft Hazina oder 
Hazian (Rafion der Alten) berührt und ver Weg zu der Nord“⸗Veſte 
Uti (Buto, wie e8 die Griechen umfchreiben würden), wiererum in ver 
Nähe eines Brunnens, eingeichlagen. Uti bezeichnet ven befeftigten 
Platz, an welchem ſich tas oft erwähnte Heiligtum am Berge Kaſion be- 
fand. In demfelben ward ein Zeus (Amon) verehrt, der Ba’al 
Zapuna ber ägyptiſchen Infchriften, d.i. Ba’al Zephon ter Schrift. 
Das Meeresufer entlang ziebend gelangte tus Heer nach Oftracine wo⸗ 
felbft fich ein Bechen oder Thurm befand, welchen bie Inſchriften als 
das Pa⸗nachtu over „ven Sieger- (Thurm)“ Königs Seti bezeichnen. 
An diefem Punkte endigte die eigentliche ägyptiſche Grenze und das Gebiet 
des Landes Zahi, das fpätere Philifterland, nahm feinen Anfang. ‘Den 
nächften Haltepunkt auf vem jenfeitigen Gebiete bilbete ein befeftigter 
Platz, vom Könige Seti neu erbaut, welcher an tem Gewäffer von Ab- 
ſaqab gelegen war. Zwei antere Veften lagen zu beiden Seiten ber 
Straße. Die eine, zugleich bie größere, heißt „vie Statt, welche ver 
„König neu erbauen ließ an dem Brunnen von...... tha.“ Sie wird 
ein „starker Pla“ an einer zweiten Stelle genannt unt ihr Gewäffer als 
das von Ribatha bezeichnet, ohne Zweifel das Rehoboth ter Bibel, im 
Südweften von Beerſeba, im Negeb over ber Mittagsgegend von Palä⸗ 


460 


tina. Die Heinere Vefte lag bei Ta-chnum notem, d. i. dem „ange: 
nehmen (oder füßen) Brunnen.“ Sie heißt' A⸗nachtu, d. i. bie „Weite 
„des Sieges.“ An einer neuen Feſtung vorüber (leider ift der Name zer- 
ftört) ward enblich ber Schlußpunkt des Zuges, zugleich die öſtliche 
Grenze des Schafu-Landes erreicht, bie Bergveſte des Kan'agaan“,“) in 
deren Näbe ein Bach in einen See zu ftürzen fcheint. Wir befinden une 
bamit, wie es fcheint, in ver Arabab und haben die Wahl zwifchen einer 
ber bort gelegenen Feftungen. Trotz mancher Dunkelheiten ift die Rich⸗ 
tung ber Straße genau beftimmt. ‘Der König hatte das Land der Schafu 
bis zu feiner Äußerften Grenze in Befig genommen. Die Veſte ves 
Kan'aan warb vom Seti und feinem Kriegsvolte erftürmt, fomit war 
Pharao Herr bes ganzen ebomitifchen Negeb. 

Diefen erjten Sieg feiert folgente darauf bezügliche Inſchrift: 

„Im Sahre 1 des Königs Seti, da fand ftatt durch den ftarfen 
„Arm Pharao's die Vernichtung ver feindlihen Schafu von der Veite 
„Ehetam des Landes Zalu an bis zum Kan’aan bin. Es war der König 
„gegen fie wie ein grimmer Leu. Sie wurben verwantelt zu einem 
„Leichenbaufen in ihrem Berglante. Sie lagen da in ihrem Blute. Nicht 
„Einer entrann feinen Fingern um zu fagen von feiner Stärke ven fernen 
„Böltern.“ 

Vertrieben aus feinem Lande verfuchte das Kriegsvolk ver Schafu 
dem Könige Sett und feinem Heere die Spitze zu bieten, nachbem es nord⸗ 
wärts gezogen war und feiten Fuß auf den Gebieten der Phönizier oder 
Charı gefaßt Hatte. ‘Der König beftieg feinen Streitiwagen, beffen Zwei- 
gejpann den Namen trug „Amon giebt ihm tie Stärke“ und ftürzte fich 


*) In dem großen Papyrus Harris, aus den Zeiten Rameſſu's III, beißt ber 
Kan'aan eine Feltung „bes Landes Zahi.“ Sollte fih demnach das letztere bis zu 
ben Ufern bes tobten Meeres ausgebebnt haben? 


401 __ 
in bie Haufen ber uneinigen Feinde, tie nunmehr vollftäntig gefchlagen 
und überwunten wurben. Die Infchrift bemerkt dazu folgenves : 

„sm Sabre 1 des Königs Seti, fiehe, ta fam man um anzuzeigen 
„Seiner Heiligkeit, daß bie feinplichen Schafu Böſes ausgefonnen hätten, 
„daR ihre Stammälteften fich vereinigt hätten, alle zufammen, und jeiten 
„Buß gefaßt auf ven Gebieten tes Phöniziers Chal). Es packte fie ber 
„Fluch der Zwietracht, einer von ihnen mortete den andern. Nur bie, 
„weiche nicht vergeſſen Hatten die Gebote des füniglichen Hofes, denen 
„war gnädig ver König deßhalb.“ Die Gefangenen wurden vom 
Könige nach Aegypten geführt, wie weiter unten ausführlicher erzählt 
werben foll. 

Es jcheint unzweifelhaft zu fein, daß auch die Bevölkerung (des ſüd⸗ 
lichen?! Phöniziens ven Schafu im Kriege gegen Pharao thatjächliche Un» 
terftügung nicht verfagt hatten. Aber auch fie ereilte die Rache. Im 
Sturme des Kampfes ter Streitwagen, welche auf beiten Seiten aufein- 
ander losgingen, unterlagen die Bhönizier in der Schlacht bei Inu'amu 
Jamnia) und „vernichtet hatte der Pharao die Könige tes Landes 
„Bhönizien. “ 

Bon hier aus wendete fich das ägyptiſche Heer gegen die Bewohner 
des inneren Nantes, gegen die Ruthen von Kanaan. In vielen Schlach⸗ 
ten wurden die einzelnen Könige der Städte der Reihe nach überwunden, 
wobei ein Sohn Seti's an ter Seite ſeines königlichen Vaters kämpfte, 
und tie Bewohner tem Äghptifchen Scepter unterworfen. Pharao jelber 
empfand feltiame Luft am Kampfe, benn vie Injchrift melvet: „feine 
„Freude ift es aufzunehmen ven Kampf und feine Wonne fich in benfelben 
„zu ftürzen. Sein Herz wirb nur befriedigt beim Anblid ter Blutſtröme, 
„wann er ben Feinden tie Köpfe herunterſchlägt. Kin Augenblid bes 
„Männerſtreites ift ihm lieber als ein Tag des Vergnügene. Er mordet 
„hie in einem Zuge und fchont Niemanten unter ihnen. Und wer von 


462 


„ihnen übrig geblieben ift, ver befinvet fich in feiner Hand und wird [ebent 
„al8 Gefangener nach Aegypten geführt.“ 

Auf feinem fiegreichen Zuge durch das ganze Land Kanaan, auf wel: 
chem er fich von feinem Zweigejpann „Siegesgroß“ ziehen ließ, wart bie 
große Feſtung Kadeſch, welche bereits unter Thutmes III eine fo ber- 
vorragende Rolle fpielte, von bem ägyptiſchen Deere erreicht. Die Be⸗ 
ichreibung fchilvert ven Zug: „Dies ift das Hinauffteigen Pharao's, um 
„zu erobern das Land von Kadeſch in dem Lande des Amoriters.“ Die 
Ankunft des Heeres war unerwartet. Unter ven Bäumen, welche bie 
Stadt umgaben, weideten felbft vie Hirten ihre Ninderheerden, als Pharao 
auf feinem Streitwagen erſchien. Jeder fucht fich zu retten, bie Stiere 
fliehen mit ihren Hirten, die ausfallenven Krieger von Kadeſch werten 
von ben Pfeilen Seti's durchbohrt und ftürzen von ihren Streitwagen. 
Nicht beffer ergeht e8 den Bertheidigern im Innern ber Vefte. Auch fie 
erliegen vem gewaltigen Anjturm bes ägyptiſchen Heeres und Veſte und 
Leute fallen dem Kriegsvolke Pharao's in tie Hände. 

Bon Kadefch aus lag das Land der Chita offen ta vor den Heeren 
Seti's. Der damalige König diefes Volkes, Mauthanar, hatte vie be- 
jtehenden Verträge, welche zwifchen feinem Vorgänger und den Aegyptern 
abgefchloffen waren, gebrochen und dem Pharao das Friedensbündniß 
aufgefüntigt. Seti zögerte ſomit nicht, al8 Rächer verletter Verträge in 
das Gebiet von Chita einzufallen. Der Erfolg krönte feine That. Ob» 
ſchon die wohlgeorbneten Schaaren der bartlofen hellrothen Chita zu Fuße 
und zu Roſſe unt auf Streitwagen ven Aegyptern einen fchweren Stant 
bereiteten, jo triumpbirte dennoch Pharao. Die Injchrift drückt dieſen 
Sieg mit den furzen Worten aus: „Dies find die elenden Bewohner tes 
„Landes Chita, ver König hat ihnen eine große Niederlage bereitet.” Unt 
nun ertönt der Lobgeſang auf Sett in der allerräftigften Wahl der Aus: 
brüde. Da heißt e8 vom Pharao: „er ift ein Schafal, welcher ſpähend 





463 


„dieſes Land burcheilt, ein grimmer Leu, welcher die verborgenften Pfade 
„aller Landſchaften betritt, ein kräftiger Stier mit geweßtem Hörnerpaar.“ 
— ‚Er bat gefchlagen die Afiaten, zu Boden geworfen vie Chita, getöbtet 
„ihre Fürſten.“ 

Nachdem vie Hauptichlacht gefchlagen, hatte der König, deſſen Zmei- 
geipann diesmal den Namen führte: „Amon giebt ihm die Stärke“) eine 
große Zahl von Gefangenen erbeutet und fich allmählich vorbereitet feinen 
Rüdzug nach ver Heimath anzutreten. Der Frieven ward mit ten mäch—⸗ 
tigen Ehita abgeſchloſſen und fo fonnten die Infchriften von ihm fingen: 
„Der König war fiegreich, groß feine Stärke. Sein Kriegsgefchrei glich 
„dem des Sohnes der Nut (d. i. Ba'al⸗Sutech). Er kehrt beim, im 
„Triumph, er bat vernichtet vie Völker, er hat zu Boden geworfen das 
„Land von Chita, er hat den Garaus gemacht den Gegnern. Die Feint- 
„haft aller Völker ift gewandelt in Freundſchaft. Der Schreden vor dem 
„Könige ift eingetrungen in fie, feine Kühnheit, fie bat geöffnet ihre Her- 
„zen. Die Könige der Länder befinden fich gebunten vor ihm.” 

Dei feiner Heimkehr, welche auf der großen Königstraße über Ka - 
deſch Statt fand, machte Seti einen Abftecher nach tem ante Limanon, 
deſſen Lage der befanntere Name des Libanon-Gebirges fofort näher be- 
jtimmt. ‘Die Bewohner des Landes, Kanaaniter vom reinften Waffer, 
empfingen ven König in ehrfurchtsvollfter Weife, indem fie ihre Hände 
erhoben um ten Sieger zu begrüßen. „Die Fürſten und Aelteften des 
„Xandes Limanon, fie reden alfo, indem fie anbeten vor dem Landes- 
„Herrn, um zu erheben feinen Ruhm: Du ſchauſt aus gleichwie Dein 
„Vater, ver Sonnengott, man lebt bei ‘Deinem Anblide.“ Alſo erzählt es 
eine kurze Beilchrift. ‘Der König felber, fo muß es fcheinen, hatte be- 
fondere Abfichten kunt gethan, venn ein ägyptiſcher Schreiber verfichert 
ihm: „alles wird vollbracht, wie Du e8 gejagt haft.“ Es handelte fich 
barım in ber baumreichen Gebirgslantfchaft des Libanon Cedern zu 


Aa 

fällen zu dem Bau eines neuen großen Schiffes auf dem Strome Aegyp⸗ 
tens für den Dienft des thebaniſchen Amon, und zur Beichaffung jener 
boben, bewimpelten Maftbäume, welche die Vorrerfeite der Thurmflügel 
vor den Tempeln zu fchmüden pflegten. In ter That fieht man in ber 
lebendig gehaltenen Darftellung die Kanaaniter eifrig damit beichäftigt, 
vie höchften und jchlankeften Bäume mit ihren Beilen zu fällen. Eine 
zur Hälfte zeritörte Inſchrift läßt trotzdem ven Zwed ihrer Arbeit deutlich 
erfennen. Sie lautet, mit leichter Ergänzung des Fehlenden, in ber 
Ueberfegung : 

I" Die Bewohner bes Landes Limanon fällen 

„die Bäume zum Bau eines; großen Schiffes auf tem Strome 

„in Theben tes Sübens] und in gleicherweife für bes 

„Königs Seti] Hohe Maftbäume am Amon’s- 

„Zempel von Theben)].“ 

Hiermit hatten die Thaten Seti's im Often ihren Abſchluß erreicht. 
„Er hatte geichlagen bie Wandervölker (An) und zu Boden geworfen bie 
„ackerbauenden Völker Menti) und gefett feine Grenze am Anfange ber 
„Welt und an ben äußerften Grenzen bes Stromlantes Naharain,“ — 
„welches umkreiſt das große Meer.“ 

Seine Rückkehr geftaltete fich zu einem beſonders feierlichen Triumph: 
zuge. Beladen mit reicher Beute aus vem Lande Ruthen, mit Silber, 
Gold, blauen, grünen, vothen und fonftigen Evelfteinen ver fremden Ge⸗ 
genp, begleitet von zahllojen Gefangenen aller Yänter, welche er aufs Neue 
der Oberhobeit Aegyptens unterthan gemacht hatte, erreichte Seti auf ber- 
jelben Straße, welche ihn von Aegypten aus in bie Fremde geführt hatte, 
die Ebenen ver Heimath. An der Grenze, bei Chetam, harrten feiner 
bie Priefter und Großen des Landes mit reicher Blumengabe. Die fol- 
gende Infchrift wird über ven Zweck ber feierlichen Verfammlung vie befte 
Auskunft gewähren: 


. 465 _ 

„Die Priefter, die Großen und tie Vornehmften von Süd⸗ und 
„Norbägypten find angelommen, um zu preifen ven göttlichen Wohlthäter 
„bei feiner Heimkehr aus dem Lande von Ruthen, in Begleitung gewal- 
„tig reicher Beute, wie ſolches niemals feit der Zeit des Sonnengottes ge- 
„Icheben ift. Sie fprechen alfo zum Preife des Königs und zur Berberr- 
„Luchung feines Ruhmes: 

„Heimgelehrt bift Dir aus der fremde, welche Du überwanbeft. Du 
„haft triumphirt über Deine Feinde, welche Dir unterlegen find. Deine 
„Xebenstauer als König möge fein wie die ter Sonne am Himmel. Ge- 
„kühlt Haft Du Deinen Muth an den neun Fremdvölkern. Der Sonnen: 
„gott felber hat Deine Grenzen feftgeftellt. Seine Hand beſchützte Dich, 
„als Deine Schlachtleule erhoben war über den Häuptern aller Völker, 
„deren Könige unter Deinem Schwerte fielen.” 

Bereinigt fine mit diefen Darftellungen, teren Reichthum wir nur 
in einer auszugsweiſen Beichreibung unfern Lefern vorführen können, bie 
Siegesliften der von Seti überwundenen Völker. Wir befchränten uns 
auf diejenigen Namen, welche aus ver Allgemeinheit, wie fie fortan ven 
Denkmälern faft zur Gewohnheit werden, in einer beftimmteren Geftal- 
tung heraustreten:: 

1. Chita, das Land ber Chita, 
2. Nabarain, das Stromland, 
3. Ober-Rutben, Kanaan, 
4. Unter-Rutben, Nord:Sprien, 
5. Singar, die Stadt und das Land Singara, Sinear ber 
Schrift, 
. Unu, unbelanntes Infel- oder Küftenlant, 
. Kadeſch, im Lande der Amoriter, 
. Ba:bed 


9. Kadnaf 
Brugſch. Geſchichte Acgyptens. 30 


OO 10 


(beive Namen find erft näher zu bejtimmen) 


466 


10. Ajebi, bie Infel Cypern, 

11. Mannus, Stadt und Land Mallos, 

12. Aguptha, Yand Sappabocien, 

13. Balnu, Balanene, nörtlih von Aradus. 

Hieran jchließen wir die im Seti-Tempel von Abydus (f. weiter 
unten) genannten und von Seti ereberten Stätte Kanaane: 

Zithagael 

Zor oder Tyrus, 

Inu'am oder Jamnia, 

Pa-Hir Hil;, Galiläa? 

Bitba-’antha oder Beth-anoth (im ſpäteren Juda), 

Dartha- anbu oder Kiriath-eneb (in Juda). 

Daß die Kriege und Siege des Königs im Oſten nicht allein im 
erſten Jahre ſeiner Regierung Statt gefunden haben, verſteht ſich von 
ſelber, und wird durch einzelne Wiederholungen in den Darſtellungen 
hinlänglich widerlegt. Die Gedächtnißwand von Karnak ſollte eben in 
einem Geſammtbilde alles zuſammenfaſſen, was bis zur Erbauung des 
großen Säulenſaales Pharao Seti Ruhmreiches als Held und Götter— 
liebling geleiſtet hatte. Den Beweis dafür liefern nicht nur die weiter 
unten beſprochenen Kriege gegen libyſche Völker, ſondern auch einzelne 
Inſchriften mit ſpäteren Zeitangaben als das Jahr 1, wie z. B. die ge— 
ſchichtliche Ueberlieferung im Wüſten⸗Tempel von Redeſieh, welche im 
Jahre 9 der Regierung Seti's abgefaßt ward und folgende Nanien damals 
überwundener Völker aufführt. 1. Sangar-Singara, 2. Ka: 
deſchn, 3. Makita-Megiddo, 4.9a..... 5. Schaſu⸗-Ara—⸗ 
ber von Edom, 6. Aſal oder Aſar, ein Name ber wohl kaum mit Aſſur 
verglichen werten türfte. 

Wie im Oſten, fo hatte auch nad) Weften hin Seti Kriege geführt 
und zwar Da gegen libyſche Völfer, die uns ſomit zum erftenmale auf ven 


467 


ägyptiſchen Denkmälern entgegentreten. Die Doppelfeder auf dem 
Scheitel und die Seitenlode am Haupte bilten das auffallenpfte Merkmal 
biefer Völkerſtämme, welche die Infchriften mit tem Namen ber Thuhi, 
Thuhen over Thuheni, d.t. „ver Leuchtenden, Hellen* belegen (ebenfo 
nannten fie tie fpäteren Griechen, ta ber Austrud Marmaride, Bewoh- 
ner der Landſchaft Marmarica, durchaus daſſelbe bezeichnet). Auf 
feinem Zuge nahm Seti I feinen Sohn und Thronerben Rameffu 
in die Schaar feiner Begleiter auf. ‘Die Könige der Marmariden wurben 
vollſtändig aufs Halıpt gefchlagen. Im Stampfe felber erfcheint Seti J zu 
Wagen, tefjen Zweigeipann ben Namen führte: „Siegreich ift Amon.” 
Der Kriegszug berührte eine gebivgige, höhlenreiche Landſchaft, wenigſtens 
läßt der Inhalt ver folgenden Beifchrift darauf fchließen. „Er (ver König) 
„machte ihnen ven Garaus, indem er auf dem Kampfplag ftand. Sie 
„tonnten nicht ten Bogen halten und blieben in ihren Höhlen verſteckt wie | 
„die Füchſe, aus Angft vor dem Könige.“ 

Daß nach fo ausgedehnten Feldzügen, welche ergiebige Beute, außer 
den Gefangenen, nach Aegypten einführten, der Reichsgott Amon und fein 
vielgeehrtes Heiligthum in Ape in erfter Stelle bevacht warb, fteht zu ver- 
muthen und bie Gedächtnißwand des Tempels beftätigt dieſe Voraus— 
ſetzung in entjcheidenver Weife. Die Beute ſammt ven Kriegsgefangenen 
ward feierlichft dem ©otte und feiner Gemahlin Deut und dem jungen 
Amonsjohne Chonfu geweiht. Ich erlaube mir zur Beftätigung deſſen 
einzelne der Infchriften in einer genauen Webertragung zur Kenntniß des 

Leſers zu bringen. 

| „Der König führt die Beute feinem Vater Amon vor, bei feiner 
„Rückkehr aus vem elenten Ruthenlande, beſtehend in Silber, Solo, 
„blauen, grünen, rothen und fonftigen Evelfteinen, und in den Königen 


„ver Völker, die er gebunden hält in feiner Kauft, um damit anzufüllen 
30* 


468 


„das Vorrathshaus feines Vaters Amon wegen des Sieges, welchen er 
„dem Könige gewährt hat.“ 
Dazu wirb von ven Gefangenen bemerkt: 

„Die Könige ver Völker, welche Aegypten nicht kannten, werten von 
„den Pharao herbeigeführt in Folge jeines Sieges über das elende Ru— 
„tbenland. Sie reden alfo, um zu verherrlichen Seine Heiligfeit und 
„um zu preifen feine Großtbaten : 

„Heil Dir! Gewaltig ift Dein Name, herrlich Dein Ruhm. Es 
„darf fich frenen das Volk, welches Deinem Willen unterthban ift, aber 
„gefeſſelt erjcheint ver, welcher ‘Deine Grenzen überjchritt. Bei Deinem 
„Nanıen! Nicht kaunten wir Aegypten, nicht hatten e8 betreten unfere 
„Väter. Schenke uns bie Freiheit aus Deiner Hand!“ 

Gold, Silber und Evelfteine in Beuteln, goldene Gefäße, bis zu ven 
Zrinfhörnern hin, mit wunderlichen Auflägen von Thierköpfen und fon: 
ftigen geſchmackvollen Verzierungen, führen dem Beſchauer des Könige 
Treigebigfeit gegen den Tempel vor Augen und beftätigen andererſeits, 
was wir oben über die Kunftfertigkeit und Gefchieflichkeit der vorberafiati- 
ſchen Welt bemerkt haben. Die Infchriften thun zur Erklärung das ihrige. 
Da heißt e8 unter andern: 

„Dargebracht werden vom göttlichen Wohlthäter feinem Vater Amon 
„die Gefangenen, von den feindlichen Königen ver Völker an, welche nicht 
„tannten Aegypten, — ihre Gaben ruhen auf ihren Schultern, — um damit 
„anzufüllen alle Vorrathshäuſer als Knechte und Mägde, in Folge ber 
„Siege, welche ver Gott tem Könige geſchenkt hat über alle Lande.“ 

Mertwürdig, ver Verbindung halber zwifchen Ruthen und Chita, ift 
bie folgenve Inſchrift: 

„Die großen Könige des elenden Ruthen-Landes führt der König 
„berbei in Folge feiner Siege über das Volk von Chita, um damit anzu- 
„füllen das Vorrathshaus feines herrlichen Vaters Amon⸗ra, des Herrn 





469 u 
„von Theben, darum daß er ihm geſchenkt hatte ven Sieg über die Süd— 
„welt und die Unterwerfung der Norbwelt. Die Könige ver Völker reden 
„aljo, um zu preifen Pharao und um zu erheben feinen Ruhm : 

„Heil Dir! König von Kemi, Sonne der Neunvöller, erhabener bift 
„Du als die Götter.“ 

In diefem Zone befchreiben bie heiligen Zeichen in großer Fülle, zum 
Theil mit unvermeiblichen Wiererholungen, tes Königs Ruhm und feine 
Berdienfte um den Tempel tes Amon von Theben. 

Seti I muß ben thebanifchen Prieſtern, oder um im amtlichen Tone 
mit ben Aegyptern zu reden, bem thebaniſchen Amon feine ganze Hin- 
gebung bewiejen haben. Diejen Einprud gewähren wenigftens bie In- 
ſchriften. Seine Bauten, wunderſchöne Schöpfungen ber unbelannten 
Meiſter feiner Zeit, verrathen das Beſtreben Pharao's, feinen Dank auszu: 
brüden für die bevorzugte Stellung, welche ihm bie Priefter einräumten. 
Die reichen Geſchenke vollenden ven Beweis für die Zuneigung bes Kö— 
nigs gegen das Heiligthum von Ape. Ein befonderer Grund dazu lag in 
ber eigenthümlichen Stellung Seti's zu ber großen Trage bes Erbrechtes. 

Die Denkmäler nennen nämlich als Frau tes Königs, oder vielmehr 
als Mutter feines großen Sohnes und Nachfolgers Ramfes II, vie Kö— 
nigin Tua oder Tui, deren Name fofort an die Familie des ungläubigen 
Pharao Chunaten erinnert. Der Gefchlechtsfolge nach war fie eine En- 
kelin jenes Ketzerkönigs, über welchen vie tbebanifchen Priefter unerbittlich 
ten Stab gebrochen hatten, obwohl er tem rechtmäßigen Königsſtamme 
angehörte. So fehr den Prieftern dieſe Verbindung verhaßt ericheinen 
mußte, fo entiprach fie dennoch dem Geſetze des Erbrechtes. Des Groß— 
vaters Blut floß einmal in ihren Adern, hatte fie auch andererfeits von 
ihrer Ahnmutter gleichen Namens den Fluch der auslänbiichen Herkunft 
auf fich geladen. Die Erinnerung an biefen Urfprung mußte überdies 
ben Prieftern um fo härter erfcheinen,, als König Seti und fein Stamm 


170 


den ausländifchen Göttern in allzuauffälliger Weiſe huldigte, an ter 
Spike aller vem kanaanitiſchen Ba’al-Sutech over Set, auf deſſen 
Namen bin der Vater Ramfes I ihn als Seti d. i. „ver Setijche“ 
oder „ver Anhänger Sets“ getauft hatte. Hier galt es offenen Bruch zu 
vermeiten und das ftörrifche Gefchlecht ter Amonspriejter zu bejänjtigen. 
Ale Eroberer hatte Seti das Seinige für Aegypten gethan, als Wohl- 
thäter und freigebiger König mußte er die Priefter zu gewinnen fuchen. 
Und doch Scheint ihm dies weniger als er hoffte gelungen zu fein, denn 
allzu frühzeitig übertrug er dem Erblinte, feinem Sohne Rameſſu, des 
Reiches höchſte Würte als Nebenlönig. Im ver großen gefchichtlichen 
Inſchrift von Abydus erzählt Ramfes II mit eigenen Worten ben Hergang. 

„Mich hatte genährt und groß gezogen der Herr des All's felber. 
„Ich war ein Knäblein, ehe ich zur Herrichaft gelangte, pa übergab er mir 
„das Yand. Sch war noch im Mutterleibe, da begrüßten mich ehrfurchte: 
„voll die Großen. Ich ward feierlich eingeführt als älteſter Sohn in vie 
„Würde eines Thronerben auf vem Stuhle des Ertgottes Seb. Und ich 
„gab meine Weifung als Oberfter der Xeibwächter unt ver Wagenftreiter. 
„Da zeigte fich mein Vater dem Volke öffentlich, ich war als Knabe auf 
„Seinem Schooße, und er redete alfo: „„Ich will ihn frönen laffen als 
„König, denn ich will feine Herrlichkeit ſchauen rerweil ich noch am Yeben 
„bin.““ Da traten herzu] tie Würtenträger des Hofes um aufzuſetzen 
„die Doppelfrone auf mein Haupt, (und mein Vater ſprach): „„Yegt ihm 
„ven Königsreif auf feine Stirn !““ Alſo vevete er von mir, währent er 
„noch auf Erten weilte: „„Er ftelle die Ordnung im Lande ber, er richte 
„wieber ein was in Verfall gerathen ift]. Er forge für die Bewohner.“ “ 
„So ſprach er [mit gütigem Sinne] in übergroßer Liebe zu mir. Doch 
„ließ er mich in dem Haufe ber Weiber und der Föniglichen Kebſen, nach 
„Art der Jungfrauen bes Palaftes. Er wählte mir aus Weiber unter 
„ven Mädchen), welche einen Yererharnifch trugen.“ 








Lu 


Wir brechen hier die Infchrift ab, ta tie vorgelegte Ueberſetzung 
vollſtändig binreicht, um unferer Ausfage als Beweis zu dienen. Ramſes 
wurde als zartes Kind zum Mitkönig ernannt und ein Amazonenbeer bil 
bete feinen Hofſtaat. 

In einer anderen Infchrift, aus den Zeiten Ramſes' IT, wird von 
dem Schreiber in gleicher Weile auf tas frühe Königthum teffelben in 
folgenten Worten hingewieſen: 

„Du warft ein Herr Avon) dieſes Yantes und Du hanveltejt weile, 
„als Du no im Ei ſaßeſt. In Deinem Kindesalter geſchah was Du 
„lagteft zum Beten des Nantes. Ale Du ein Knabe wurtejt, mit ber 
„Sugentlode, ba trat fein Denkmal an das Yicht ohne Deinen Befcht. 
„ein Geſchäft wurde ausgeführt ohne Dein Wiffen. Du wurdeft er- 
„heben zum Verweſer (Rohir; tiefes Yantes ale Du ein Jüngling warft 
„und zehn volle Jahre züblteft. Alle Bauten gingen aus Deiner Hand 
„hervor und ihre Orundfteinlegungen wurten ausgeführt.“ 

Als Ramſes II den Thron beftieg, mochte ex etwa zwölf Jahre, 
oder wenig mehr, alt gewejen fein. Won biefem Zeitpunkte an dürſten 
bie Zahlenangaben feiner Regierung, welche bis zum 67. Jahre zählen, 
zu veritehen fein, fo daß er nis ein Greis von 80 Jahren das Zeitliche 
jegnete. 

Nachdem Seti in ber befchriebenen Weiſe durch die Miterhebung 
feines älteften Sohnes auf den Thron das Erbrecht feinem Stammie ger 
fichert hatte, durfte es ihm ein Yeichtes fein, ten Vorwürfen der nicht 
königlichen Abftammung zu entgehen. Während er thutjächlicy ale König 
das Yand beberrichte, gab Ramſes, der Sohn, als rechtmäßiger König ten 
Namen für alle Handlungen des Vaters ber. 

Es bat ten Anfchein, als ob unter ver Doppelberrfchaft vie Kriege 
ftattgefunven hätten, von benen wir bisher noch nicht geiprochen haben 
und welche gegen die Bölker im Süten von Aegypten gerichtet waren. 


472 


Wenn auch Seti auf feiner Siegeswand zu Karnak in der großen Yifte 
überwundener Völker die Länter Kuſch, Bunt mit allen ven Kleinen 
und großen Stämmen ver Mittagsländer Afrika's als Unterthanen feiner 
Krone aufführt, jo dürfen wir dabei nicht vergeflen, taß bier, wie jo 
häufig auf ten Dentmälern, ven alten Brauche entiprochen wurte, bie 
ganze Reihe jener Völker aus dem Tempelbuche „von ben Untertbanen 
Aegyptens“ mehr ober weniger ausführlich in einer erneuerten Abjchrift 
den eitlen Aegyptern vor Augen zu führen. Dennoch bezeugen einzelne 
Angaben (wie in Dofche und Sejebi) aus ten Zeiten Seti's Züge bes 
äghptifchen Kriegsvolkes über die Grenzſtadt Shyene hinaus. Aegyptiſche 
Statthalter , die uns bereits wohlbekannten Königsjöhne von Kufch, ver: 
traten als Landpfleger Pharao's Stelle im Süden und forgten für vie 
regelmäßige Eintreibung ber auferlegten Abgaben. Aus der ‘Doppelregie 
rung Seti's und Ramſes' II erjcheinen als folche genannt Ani une Ame: 
nemape, ein Sohn Pa-uer's. ‘Die aus zahlreichen Mitgliedern bejtehente 
Familie tes legteren wird uns jpäter aus einem bejonteren Grunde be: 
ſchäftigen. 

Die Regierung Seti's gehört zu denjenigen Zeitläufen ver Landes— 
geſchichte, in welchen die ägyptiſche Kunſt ſich ebenſo ſehr der beſonderen 
Pflege und Gunſt Seitens des Königs erfreute, als fie andererſeits dieſer 
Pflege durch die Schöpfung wirklicher Meiſterwerke in ber würbigjten 
Weile entſprach. Der Säulenfaal von Karnak, infoweit er unter ber 
Regierung des lebenden Seti ausgeführt war, und ter Wüftentempel des 
Dfiris von Abydus find Meifterwerfe erften Ranges, deren Schönheit 
fich vor allen in der verſchwenderiſch ausgeftreuten Pracht ver Bildhauerei 
bis zu den heiligen Schriftzeichen hin bekundet. Auch das berühmte Kö⸗ 
nigsgrab Seti's (oder wie der Pharao darin, mit Umgehung des verhaß- 
ten Namens Set, geheißen wirt, Uſiri's) gehört zu den beveutenpften 
Yeiftungen ber thebanifchen Kunſtwerke, bis zu dem bunten Sarbenfchmude 


473 


bin, welcher Bilder und Schriften in reichfter Fülle belebt. Es ift das 
nach feinem Entveder fogenannte „Srab Belzoni's“, welches noch heute 
ven Anziehungspuntt aller Beſucher des Thales ver Könige zu bilden 
pflegt. 

Wie Seti auf dem rechten Ufer ver thebanifchen Hauptſtadt dem Gotte 
Amen eines der herrlichiten Werke ausgeführt hatte, fo erftand auch auf 
feinen Befehl jener merkwürdige Tempel auf tem weitlichen Ufer des 
Stromes, welchen er dem Andenten feines verftorbenen Vaters Rameifu I 
geweiht hatte. Ich meine das Memnonium Seti's von Alt-Qurnah. 
Wiederum vermeidet es an vielen Stellen der König fich auf dem Denk: 
male, welches ver Weftgegent, alſo vem Reiche des Oſiris angehörte, fich 
den Namen Seti beizulegen. Er nennt fich öfters Ufirt over Uſiri feti 
(mit letzterem fett ijt ein anderes Wort gemeint, nicht der Name des Gottes 
Set). Das Heiligtum führte die Bezeichnung: „der Tempel-Prachtbau 
„Königs Mineptah Seti in ver Amonsftabt auf ver weitlichen Seite The: 
„bens,“ nicht felten auch mit vem Zuſatz „im Angeficht der Ape“ (nämlich 
des Tempels von Karnal). Das Heiligthum war, wie oben bereits be- 
merkt, vem verftorbenen Bater, daneben aber auch ten Göttern ter Todten 
Dfirid und Hathor neben Amon und feiner Sippe, geweiht. Könige 
Seti Tod trat ein, als das Heiligthum mitten im Bau begriffen war. 
So erzählt es uns die Inſchrift, welche Ramſes II als ven Vollenver des 
Baues ſchildert, denn es heißt darin folgendermaßen: „ver König Ram- 
„ſes II bat viefes Werk ausgeführt als fein Denkmal für feinen Vater 
„Amon⸗ra, den König der Götter, ten Herrn des Himmels, den Gebieter 
„von Theben, und er vollenvete das Haus feines Vaters des Königs 
„Mineptah (Setii. Denu er ftarb, er ging ein in das Himmelreich, und 
„er vereinigte jich mit dem Sonnengotte am Himmel, als dieſes fein Haus 
„ſich in Bau befand. Seine Thore zeigten eine Leere, aufzuftellen waren 
„noch alle Mauern von Stein und von Ziegeln, unvellendet war alles 


471 


„Wert an ihm in Schrift oder Bildnerei.“ In ähnlichen Ausrrüden 
ſchildert der Ramſes-Text von Abydus ven unvollendeten Bau des Wüften- 
tempel8 biefer Stadt, welcher dem Oſiris und feinen Mitgöttern, Ifie, 
Hor, Amon, Hormachu und Ptah gewidmet war. Auch tem Augedenken 
ber königlichen Vorfahren hatte Seti eine befondere Darftellung in tem 
Abydus-Tempel gewirmet, tie hochberühmte Königstafel von Abydus mit 
ben Namen von 76 Königen, bis zum Stifter nes Reiches Mena hinauf. 

Ju Memphis und Heliopelig hatte König Seti I Tempel, ober 
Theile bereits bejtehenter Tempel ausführen laffen, welche gleichermaßen 
als „VBrachtbauten“ bezeichnet werden. Sind auch ihre legten Trümmer 
heute zu Tage ſpurlos vom Erdboden verfchwunten , vennoch ift ihr einft- 
maliges Borhantenfein durch injchriftliche Zeugniffe auf Las glaubwür⸗ 
bigfte belegt. Desgleichen ließ er am Fuße ter Berge hinter ver alten 
Stadt von El⸗Kab Der Göttin des Südens, ver himmlischen Nucheb , ein 
befonteres Heiligthum errichten, und ein ähnliches, in Geftalt einer Felſen⸗ 
grotte, der Göttin Hathor in ihrer Yöwengeftalt als Bachith in ver Höhle 
von Speos Artemidos, wie fie bie Alten bezeichnen. An viejen une ähn: 
lichen Werfen betheiligte ſich vor allen tie thebantiche Künftlerwelt, weiche 
im Dienfte des Amonstempels ftant und fich einer hervorragenten Kunſt⸗ 
richtung befleißigte. Unter den Bilchauern ver Zeit hat fich ver Name 
eines gewiffen Hi erhalten, unter ten Malern wird Amen-uah⸗ſu 
als „erfter Maler“ ausrrüdlich gerühmt*;. Beide arbeiteten im Auftrage 
des Königs an der Ausſchmückung des Grabes, welches beftimmt war für 
ten tamaligen Statthalter von Theben Namens Pa-uer, ven Sohn tes 
Dberpriefters des Amon Nebsnutern, zubenannt Thera, und ver Aelteften 
unter ven heiligen Weibern des Gottes: Mersamon-ra, und zugleich für 
bejjen Bruder Zathao””j. Solche Ueberlieferungen , vie ſich an hervor: 


*) Bgl. Dentmäler III, 132, r. — *”, Ebendafelbft. 


475 


vagente Zeitgenoſſen ter Könige Fnüpfen, find nüglich und werthvoll, denn 
fie leiften nicht felten gute Dienfte, um gleichzeitige Begebenheiten und 
Ereigniffe ver ägyptiſchen Geichichte annähernd ihrer zeitlichen Stellung 
nach zu bejtimmen. Sie vernachläffigen hieße die Quellen verftopfen, 
welche dereinſt die noch verborgenen ftillen Gewäſſer ver ägpptifchen Zeit: 
rechnung und Königsfolge in Fluß zu bringen beftimmt fint. 

‘Die Abgaben und Steuern, welche unter dem britten Thutmes in 
reihlichen Maaße an Pharao von den überwuntenen Völkern und ben 
eigenen Unterthanen alljährlich abgeliefert wurden, fcheinen von ter Re⸗ 
gierung Seti's an weniger reichlich gefloffen zur jein, währenn tie Berürf- 
niffe ver Könige tiefelben waren une die Ausführung koftipieliger Banten 
große Ausgaben erheilchte. Neue Quellen ter nothivendigen Mittel mußten 
deßhalb eröffnet werden. So fing man an, einer geregelten Ausbeutung 
ber vorhandenen Goldbergwerke in Aegypten und Nubien alle Sorge zu: 
zuwenten und, was zunächſt lag, ter Anlage von Brunnen in mitten ber 
wafjerlojen Gebirgslänter, aus welchen das Gold gewonnen ward, bie 
nöthige Aufmerkſamkeit zu fchenten. Zu biefen Gegenden gehörte die wüfte 
Strede, auf ter Oftfeite des Niles, gegenüber von Edfu, welche heut zu 
Zuge den Namen Redeſieh führt, mit den Reſten eines altäghptifchen Felſen⸗ 
tempels. Er bezeichnet turch feine Yage einen der Halteplätze auf ber 
großen Hantelsftraße, welche im Altertum quer durch Lie Wüfte von ver 
Stadt Koptos aus, am Nile, nach tem Hafenorte Berenice am rothen 
Meere führte. Die Inschriften am Tempel rühren aus ten Zeiten Seti's 
her. Sie beftätigen nicht nur das Vorhanbenfein von Golpftufen im 
Innern des Gebirges, fontern auch die Anlage eines Brunnens, eines 
Hydreuma wie die Griechen venjelben benannten, auf ven Befehl des Königs. 
Sie erzählen, wie im Jahre 9, im Monat Epiphi, am 20. Tage, Königs 
Seti I ver Bharao eine Reife nach ven einfamen Berggegenden unter- 
nommen habe, da es fein Wunſch war bie beftehenten Goldbergwerke felber 


476 


zu befichtigen. Nachdem er viele Meilen aufwärts geſtiegen war, muchte 
er eine Raft, um mit fich felber zu Rathe zu gehen und einen Entfchluf 
zu faſſen, nachdem ihm mitgetheilt war, daß ver Waffermangel tie Straße 
faft unbetretbar mache und bie Wanderer auf derfelben vor Durſt in ber 
heißen Jahreszeit ftürben. An einer pafjenden Stelle wird ein Brunnen 
tief in den Felſengrund gebohrt und ber Feine Felſentempel angelegt „auf 
ben Namen des Königs Seti I“ nach dem austrüdlichen Gebot Pharao's 
Somit war alles gefchehen, um die Goldwäſcherei mit Erfolg zu betreiben. 
Die Leute, welche tiefem mühjfeligen Gejchäfte oblagen, wurben der Auf: 
ficht von Hir-pit’8-oder „Vorftehern der Fremdvölker“ übergeben und alle 
fonftigen Maßregeln getroffen, um bie Erhaltung des Tempel® und bie 
Berehrung feiner göttlichen Infafjen Ofiris, Iſis und Horus neben ven 
brei großen Landesgöttern Amon von Theben, Ptah von Memphis, dor 
machu von Theben für alle Zeiten zu fichern. 

Daß die Bewohner tes Landes von tiefem Werke äufßerft erbaut 
waren, erklären fie felber in ven Infchriften des Tempels. „Der König 
„Sett hat folches gethan zur feinem Gerächtniß für feinen Vater Amon⸗ra 
„und feine Mitgötter, indem er ihnen neu erbaute ein Gotteshaus, in beffen 
„Innern bie Gottheiten voller Zufrierenheit weilen. Er hat den Brunnen 
„bohren laffen für fie. Solches ift niemals vollbracht worden von irgent 
„einem Könige, ihn, den König, ausgenommen. in gutes Werk hat aljo 
„getban der König Seti, ver wohlthätige Waſſerſpender, welcher das Leben 
„friftet feinem Volke, er, ver Vater und Mutter für Jedermann ift. Sie 
„Iprechen von Munte zu Munde: Amon jchenke ihm [ein langes Dafein], 
„vermehre ihm die ewige Dauer. Ihr Götter vom Brummen! gewährt 
„ihm euere Vebenszeit, vieweil er uns gebahnt hat die Straße zum Be: 
„treten und geöffnet hat, was verichloffen da lag vor unjerem Angeficht. 
„Run können wir hinaufziehen wohlbehalten und Fönnen erreichen das Ziel 
„und bleiben leben. ‘Die fchwierige Straße liegt offen da vor uns und 


477 


„gut geworben ift der Weg. Nun kann hinaufgeführt werten das Gold, 
„wie e8 der König und Herr gejchaut hat AU’ die (lebenven) Gejchlechter 
„und bie, welche vereinft fein werben. fie werben für ihn erbitten ein 
„ewiges Gedächtniß. Er feiere die treißigjährigen Subelfefte wie Tum, 
„er blühe wie Horus von Apollinopolis, varum weil er geftiftet hat ein 
„Denkmal in ben Ländern ver Götter *), weil er hat Waſſer bohren laſſen 
„auf dem Gebirge.“ 

Bei der Ausführung des Werkes, deſſen Nuten tie Bewohner des 
Landes fo offen anerfannt haben, war Ant, der tamalige Königsjohn von 
Kuſch, zugleich Oberbefehlshaber ver Mazai, als leitender Baumeiſter 
zugegen. Felſeninſchriften, begleitet von biltlichen Darftellungen (wie 
3. B. die der kriegeriſchen Fremdgöttin Antha, die Anaitis der Alten, 
welche zu Pferde als Bellona Schlachtleule und Schild jchwingt) bezeugen 
biefe Thatjache. 

Ob inteß tie Goltgruben reiche Ausbeute gewährt haben, ob dic 
Goltwäfcher die glänzenden Körner ihrer mühjamen Arbeit an den „DBer- 
rechner tes Silbers und Goldes des Landesherrn in Ober- und Unter 
Ägypten Di-fchera”*)* in gewünfchter Dienge abgeliefert haben, davon 
jchweigt bislang des Sängers Lieb auf den Dentmälern. 

Wie Seti's Regierung gleichſam verſchwimmt mit feines großen Soh⸗ 
nes Ramfes Herrſchaft als König tes Landes, fo laffen auch wir fein 
Ente unberührt und denken ung mit ven Alten, daß feine Seele plötzlich 
emporgeflogen fei als Vogel zum äghptifchen Götterhimmel, um in der 
Sonnenbarte fich eines befferen Dafeins zu erfreuen. Sein Hinfcheiten 
erfolgte bevor fein eigenes Grab und feine Bauten zu Ehren der Unfterb- 


—— 





*) Ich mache darauf aufmerkfam wie hier und auch fonft, 3. B. in den Felſen⸗ 
infohriften von Hammamät, die arabiiche MWiüfte und die zugebörige Küfte am rotheu 
Meere als „das Götterland” bezeichnet wird. 

**, Siehe Lieblein's Namen ⸗Wörterbuch No. 82. 


478 


lihen vollendet waren. Die Tempel von Abydus unt Alt-⸗Qurnah haben 
uns bereit8 bie Beweife tafür geliefert. 
Der Sohn und Mitlönig Ramelfu führte die Namen : 


Ra-Uferma Sotepsen-ra Rameffull Miamunl 
(Ramſes Miamun) 
um 1333 vor Chriſtus. 


Er iſt es, der vor allen den Ehrennamen A-nachtu „des Siegers“ 
führt, und ben die Denkmäler und Bücherrollen nicht ſelten mit den Volks⸗ 
namen Ses, Seſteſu, Setefn oter Seftura bezeichnen, d. i. „Ce: 
thoſis, der auch Rameſſes Heißt“ der manethenifchen Ueberlieferung, ber 
ſagenhafte vielbejungene Eroberer Seſoſtris der griechijchen Schriftſteller. 

Die Zahl feiner Denkmäler, welche noch heut zu Tage als Trümmer: 
refte einer glorreichen Vergangenheit ben Boden Aegyptens und Nubiens 
in faft unzähliger Menge beveden oder täglich aus der VBerborgenbeit an 
das Tageslicht gezogen werben, ift fo groß und beinahe unzählbar , daß 
ber Bejchreiber feines Lebens und feiner Thaten fehier in Verlegenheit ge: 
räth, womit er beginnen, wie er ven leitenden Faden ausjpinnen und 
womit er feine Arbeit beenden fol. Wenn das Gedächtniß des Vaters zu 
ehren eines ter Hauptgebote und das erfte Werk eines banfbaren Sohnes 
fein foll, — Ramfes II jelber wird e8 uns in der Folge beftätigen, — jo 
wird uns ter Anfang leicht und wir ehren tes Königs Angevdenfen am 
würbigften, wenn wir des großen Sefojtris’ eigenen Worten über bie erften 
Handlungen beim Antritt feiner Herrfchaft laufchen. 


König Seti I war dahin gefehieden. Der Tempel von Abydus ftand 
halb vollendet da. Ramſes erfte Negierungsforge war es das Werk zu 
Ente zu führen, und in einer langen Infchrift, an der linfen Wand des 
Einganges, bie Gefinnungen , welche dabei fein Herz bewegt hatten, ter 
Mit: und Nachwelt zur Nachahmung zu überliefern. 


479 


„Es erftand der Herr des Landes als König, um zu erweifen Ehre 
feinem Vater, im Jahre 1, bei feiner erften Fahrt nach Theben. Er hatte 
„meißeln laffen Ebenbilter feines Vaters, der war König Sett I, das eine 
„in Theben, das antere in Memphis an dem Eingangsthere, welches er 
„für felbige hatte aufführen laffen , außer denen, welche fich in Nifur, ver 
„zodtenftatt von Abydus, befanden. Alfo erfüllte er ven Wunſch, ven 
„Sein Herz hegte, ſeitdem er auf der Erbe, dem Boden des Gottes Unnofer’s, 
„weilte. Er erneuerte die Erinnerung an feinen Bater und an die, welche 
„in der Unterwelt ruben, intem er aufleben ließ feinen Namen und formen 
„ließ feine Ebenbilter und feftftellte vie Einfünfte, beftimmt für feine ehr- 
„würtige Berjon, und anfüllte fein Haus und reich bejegte feine Altäre. 
„Vermauert wurte, was alt geworden war in feinem Lieblingshaufe, auf- 
„gebant tie Gemächer in feinem Tempel, überzogen feine Wänte, anf: 
„gerichtet jeine There, wieder hergeftellt was verfallen war an der Stätte 
„leines Baters in der Todtenſtadt, und Imas von den Werkftüden] fort- 
„getragen war, wurde in das Innere zurüdgebracht. 

„Solches that alles ter Sieger-König Ramſes II für feinen Vater 
„Seti I. Er fette ihm bie Opfer feft, in reichlicher Fülle, in feinem Na» 
„men und in dem ber (frühern) Könige. Seine Bruft war von zärtlicher 
„Sejiunung für feinen Erzeuger und fein Herz fchlug für feinen Erzieher. 

„An einem dieſer Tage, es war im Jahre 1, am 23. Tage tes Monats 
„Athyr *), bei [feiner Heimkehr nach (vollenvetem Fefte) ver Auffahrt des 
„Amon nach Theben, ta 309 er hinaus, beſchenkt mit Kraft und Stärfe 
„vom Amon und vom Tum, aus ter Stadt Theben. Sie hatten ihm 
„Bergeltung gewährt durch unentlich viele Fahre, bis zur Dauer des Da» 
„jeins ter Sonne am Himmel. — 


*, Das Feſt begaun am 19. Paophi. Scine Dauer betrug 24 Tage, es ſchloß jo- 
mit am 12. Athyr. Am 17. Atbyr fand die Stägige Nachfeier ftatt. Somit ift des 
Königs Reife nad) Abybus am 23. Athyr vollſtändig gerechtfertigt. 


480 


„Er erheb feine Hand, welche das Räuchergefäß trug, zum Himmels- 
„Lichtlrei® des lebendigen Gottes empor. Die Opfergabe war glänzend, 
„fie wurde mit Wohlwollen empfangen in allen feinen... . . [?] 

„Der König lehrte (nunmehr) zurüd ans ver Hauptftatt des Mittags- 
„landes. [Schalt emporgeftiegen war] tie Sonne, wurde vie Reife an- 
„getreten. Während die Schiffe des Königs einherfuhren, warfen fie ihren 
„Slanz auf den Strom. Die Weifung ward ertheilt zur Fahrt flußab- 
„wärts, nach dem jeften Plage der Start tes Rameſſu bin, des Siegers. 

„Da ließ ter König, um feinen Bater zu ſchauen, die Ruderer in ven 
„Kanal von Nif-ur einlaufen,, in ver Abficht tem wohlthätigen Gotte 
„Unnofer mit feinen liebften Spenten ein Opfer darzubringen unt um 
„anzubeten [tie Gottheit] feines Bruders Anhur, des Sohnes des Ra, 
„im .. ...... ale welcher er daſelbſt weilt. 

„Da fand er die Todtenhallen der früheren Könige und ihre Gräber, 
„die ſich in Abydus befinden, entgegeneilend der beginnenden Verödung. 
„Ihre Plätze waren von Grund aus baufällig geworden. Die Steine 
„waren weggeriffen] aus dem Boden, ihre Mauern lagen zuſammengeſtürzt 
„am Wege, kein Ziegel haftete an dem anvern feit, das Gemach „ver Wie: 
„dergeburt“ lag in Schutt da, nichts war gebaut worden [für ven Bater 
„von feinem Sohne] , welcher befliffen gewefen wäre für vie Erhaltung 
„nach feinen Erwartungen, feitvem ihr Beſitzer himmelwärts geflogen 
„war. Kein einziger Sohn hatte das Gerächtnigmal feines Vaters, wel- 
„her im Grabe ruhte, erneuert. 

„Da war ber Tempel Seti's. Seine Borber- und feine Dinterfeite 
„war im Bau begriffen, als er einging in das Himmelreich. Unvollendet 
„war fein Denkmal, nicht aufgeftellt die Säulen auf ihren Unterjägen, 
„jeine Bildſäule lag auf der Erde, nicht war fie gemeißelt nach dem ent: 
„Iprechenten Maaße der „goldenen Kammer’. Es fehlte an feinen Ein- 
„tünften. Die Diener des Gotteshaufes ohne Unterfchied hatten fortge⸗ 








. 481 





„nommen was bingebracht war von den Feldern, deren Grenzmarken nicht 
„abgeſteckt waren auf dem Lande. 

„Spricht der König zum Kammerherrn an feiner Seite: Sprich, 
„daß herbeigerujen werben bie Fürften, die Lieblinge des Königs, vie 
Oberſten ver Yeibwächter wie fie find, die Baumeifter nach ihrer Zahl 
„und die Vorfteher des Hauſes der Bücherrollen. 

„Vorgelaffen zu dem Könige, berührten ihre Nafen ven Boden und 
„ihre Füße lagen auf der Erde vor Freude, fie waren nievergefallen un 
„mit ihren Händen beteten fie an ben König. Sie priefen tiefen göttlichen 
„Wohlthäter, indem fie Seine Gnaden erhoben in feiner Gegenwart. Sie 
„erzählten genau was er gethan hatte und ftellten zufammen feine rühm⸗ 
„lichen Thaten, wie fie geichehen. Alle Worte, die aus ihrem Munde 
„hervorgingen, befchäftigten fich mit den Thaten des Yandesherrn in voller 
„Wahrheit. So lagen fie auf ihrem Bauche, indem fie tie Erde berühr- 
„ten, vor vem Könige, alfo ſprechend: 

„Wir find gelommen zu Dir, Herr des Himmels, Herr ber Erbe, 
„Sonne, Leben der gefanmten Welt, Herr der Zeit, Meſſer des Sonnen 
„lanfes, Tum für vie Menfchen, Herr der Wohlfahrt, Schöpfer ver Ernte, 
„Bildner und Former der Sterblichen, Spender des Odems an alle Men- 
„hen, Beleber ter Götterfchaar insgefammt, Säule des Himmels, 
„Schwelle ver Erbe, Abwäger des Gleichgewichtes ter beiten Welten, 
„Herr reicher Gaben, Mehrer des Kornes, zu deſſen Füßen die Ranen 
„(vie ägyptiſche Ceres) weilt, Bildner ver Großen, Schöpfer ber Gerin- 
„gen, veifen Worte die berrlichite Fülle erzeugen, ber ta wacht warn bie 
„anderen Menſchen ruhen, deſſen Stärke Aegypten beſchirmt, Ueberwinder 
„der Fremden, ber fiegreich heimgekehrt ift, teffen Arm vie Aegypter be- 
„ſchützt, ver die Gerechtigkeit liebt, in der er lebt durch feine Geſetze, 
„Dort des Landes, reich an Jahren, ter Sieger, deſſen Schreden die 


„Fremden niedergefchlagen, Du unfer Herr, unfere Sonne, durch deſſen 
Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 31 


482 


„Worte, aus feinem Munde, Tum lebt. Da find wir alleſammt vor Dir, 
„Ihente ung das Leben aus Deinen Hänven, Bharao, unt den Odem für 
„unfere Nüftern. Es leben alle Dienfchen, denen er aufgegangen ift (mie 
„eine Sonne). 

„Spricht ver König zu ihnen nach einer Weile: Ich habe euch rufen 
„laſſen ob eines Entfchluffes wegen deſſen, was mir vorliegt. Sch habe 
„angefchaut die Häufer der Tobtenftabt, tie Gräber von Abydus. Die 
„Bauten daran bebürfen ver Arbeit von den Zeiten ihrer Beſitzer an bis 
„auf den heutigen Tag hin. Wenn geftanden war der Sohn am Plage 
„feines Vaters, nicht hatte er erneuert das Denkmal feines Erzeugers. 
„In meinem Sinn habe ich erwogen, bei mir, den herrlichen Anlaß zum 
„guten Werke für bie fonımenten Zeiten ?). Das Schönfte zu jchauen, 
„das Beſte zu Hören ift ein Kind mit dankbarer Bruft, deſſen Herz für 
„jeinen Vater ſchlägt. Darum treibt mich mein Herz was gut ift zu thun 
„für Mineptah. Neben will ich laffen für immer und ewig von feinem 
„Sobne, der zum Leben erwedte feinen Namen. Lohnen wird's mir mein 
„Bater Oſiris mit langem Dafein, gleichtwie feinem Sohne Horus. Ich 
„thue was er that, ich jet vortrefflich gleichiwie er vortrefflich war, für 
„meinen Erzeuger, ich, ber ich ein Sproß bin tes Sonnengottes Ra. 

„Laßt mich reden zu euch vom Seti. Mich hatte genährt und groß 
„gezogen ber Herr des All's jelber. Sch war ein Knäblein, ehe ich zur 
Herrſchaft gelangte, ba übergab er mir das Land. Sch war noch im 
„Mutterleibe, va begrüßten mich ehrfurchtsvoll die Großen. Ich wart 
„feierlich eingeführt als ältefter Sohn in die Würde eines Thronerben auf 
„den Stuhle des Erdgottes Seb. Und ich gab meine Weifung als Ober: 
„Iter der Xeibwächter und ver Wagenftreiter. Da zeigte fich mein Vater 
„ven Vollke Öffentlich, ich war als Knabe auf feinem Schooße, und er 
„redete alfo: „Ich will ihn krönen laſſen als König, denn ich wil feine 
„Herrlichkeit fchauen, derweil ich noch am Leben bin. [Da traten berzu) 





483 





„Die Würbenträger bes Hofes, um aufzufeßen bie Doppelkrone auf mein 
„Haupt (und mein Vater fprach:) „„Legt ihm ven Königsreif auf feine 
„Stirne.““ Alſo redete er von mir, während er noch auf Erden weilte: 
„Er ftelle vie Ordnung im Lande ber, er richte wieber ein, was in Ver⸗ 
„fall gerathen ift. Er forge für die Bewohner." So ſprach er [mit gü- 
„tigem Sinne] in übergroßer Liebe zu mir. ‘Doch ließ er mich in dem 
„Haufe der Weiber und der Königlichen Kebſen, nach Art der Iungfrauen 
„des Palaſtes. Er wählte mir aus Weiber unter [ven Mäbchen, welche] 
„einen Lederharniſch trugen ........ Es war das Haus der Frauen 
„mich pflegend und nährend. 

„So war ich alſo wie ber Sonnengott Ra, ver Erſte der Sterb- 
„chen. Die Bewohner vom Süten und vom Norten lagen zu meinen 
„Süßen. JIch befahl die Bauten] , ich felber legte ihren Grundftein, um 
„zu bauen [am Werk. Ich ließ formen ein Bild] deſſen, der mich erzeugte, 
„meines Vaters, von Gold, ganz neu. 

„Sm eriten Jahre meiner Herrichaft als König hatte ich befoblen, 
„mit Borrath zu verjehen feinen Tempel. Ich fette ihm feſt feine Felder 
„[und beftimmte ihre Grenzen] und ftellte ihm auf die Einkünfte zu feiner 
„Verehrung [und richtete ein die Opfer an Rindern und Gänfen, an Bro- 
„ten] und Wein, an Weihrauch und fonftigen ‘Dingen. Ich pflanzte ihm 
„Haine zu wachjen für ihn. So war fein Haus in meiner Obhut, alle 
„seine Bauten lagen mir ob, feitvem [ich gekrönt war zum König.) Und 
„war alfo ein Kind, deſſen Herz voll Dankes war geyen] feinen Vater, 
„der mich erhoben hatte. 

„Ich will erneuern das Denkmal, nicht vernachläffigen feine Stätte, 
„wie e8 zu thun pflegen Kinder, vie nicht gevenfen ihres Vaters. — [Man 
„ſoll reden von mir] als von einem Sohne, ver Gutes that, und fchäten 
„die Stärke meines Vaters in mir, dem Kinde. Sch will e8 vollenden bie- 


„weilich Herr des Landes bin, ich will dafür jorgen wie e8 billig und recht ift. 
® 31 * 


484 


„Sch befleive die Mauern in dem Tempel meines Erzeugers, ich 
„werde beauftragen ten Mann meiner Wahl zu befchleunigen die Bauten 
„an ihn, um aufzumauern was eingefunfen von feinen Wänden [und 
„anfzuitellen] feine Tempelflügel auf ver Vorderſeite), um zu befletten 
„sein Haus, zu richten feine Säulen, und zu legen die Blöcke an bie 
„Sruntjteinpläte. Schön ſoll gemacht werten das herrlichite Doppel: 
„venkmal mit einem Male. Es fei beichrieben mit meinem Namen unt 
„mit dem Namen meines Vaters. Wie ver Sohn, fo ver Vater |ver ihn 
„erzeugte].“ 

„Sprechen die Königsfreunte zur Antwort dem göttlichen Wohl: 
„tbäter: „„Du bijt der Sonnengott, Dein Yeib ift fein Yeib, fein König 
„it Div gleich, Du allein bift wie ver Sohn des Oſiris. Was Du ge: 
„gethan gleicht feiner Gefchichte. [Nicht ſah] vie Mutter Iſis einen folchen 
„König feit dem Sonnengotte, nur Dich ausgenommen und ihren Sohn 
„Horus. Größer ift was Du gethan, denn was er gethan, als er herrjchte 
„als König nad) Ofiris. Des Landes Gefete gehen vorwärts im Beſtehen. 
„Ein folder Sohn iſt lieblich für den Erzeuger. Der heilige Sprößling |tes 
„Ra), ver ihm gejchaffen im Mutterei, [jein Herz) es fchlägt für feinen 
„Erzieher. Herrlich ift er. Gethan hat Feiner die Thaten des Horus für 
„jeinen Vater bis auf den heutigen Tag, Dich ausgenonmen, o König, 
„Du lieber! Du baft geleijtet mehr als zu thun nöthig, kein Anlaß zum 
„Suten [bejteht fürder für Did. Ein folcher König wie ‘Du, fei] uns 
„Führer aufs Wort. War nicht das, was fich (eben) begeben, um feiner 
„zu gedenken, ein Führer für Dich? ‘Du wiefeft e8 ab, zu vergeffen [ven 
„Bater.] — Dein Herz war hold für Deinen Vater, ven König Seti, den 
„Vater des Göttlichen, ven himmlifchen Mineptah. 

„Seit der Zeit des Ra, ſeitdem Könige herrſchen, fein anderer ift 
„mit Dir zu vergleichen. Nicht ward geichaut von Angeficht, noch ward 
„gehört in ter Sage [von einen anderen] Sohne, ver ficy befliffen wierer: 





485 ” 


„zuernenern das Denkmal feines Vaters. Kein einziger ftand da, ver 
„geehrt hätte feinen Vater. in Jeder handelte für feinen Namen, nur 
„Du allein und Horus ausgenommen. Wie Du, fo der Sohn des Ofiris. 

„Darum bift Du ein fchöner Erbe, ihm gleich; fein Rönigthum, Du 
„führſt es in felbiger Weife. Wenn einer thut nach dem Thun Gottes, fo 
„wird ihm fein eine Lebensdauer für das was er that. Gott Ra am Hin: 
„met [ift Hochentzückt], feine Götterfchaar ift voller Freude, die Götter find 
„freundlich geftimmt für Aegypten feit ‘Deiner Herrichaft als König bes 
„Landes. 

„Herrlich ift Dein gerechter Sinn, er ift gebrungen bis zur Him— 
„melshöhe. Deine rechte Weisheit gefällt dem Sonnengotte Ra, Tum ift 
„voll Wonne [wegen Deines Thuns)], Unnofer triumphirt über ‘Deine 
„Thaten, o König, für feinen Namen. Er rebet alfo: [mein lieber Sohn!) 
„Dir jei überliefert die Dauer bes Himmels, die Kraft ver Götter, das 
„Geheimniß vom Heren ver Tiefe, fo lange Du weilen wirft auf Erden 
„gleichwie die Scheibe der Sonne. 

„Serührt ift das Herz Mineptah's, fein Name lebt von Neuem auf, 
„Du haft ihn formen laſſen aus Gold und Evelftein [und aufftellen laffen) 
„seine Bildſäulen) aus Silber. [Und feinen Tempel,] ‘Du haft ihn ge« 
„baut von Neuem auf Deinen Namen und auf den aller Könige, welche 
„fich im Himmel befinten, und teren Kammern der Arbeit bevürfen. Kein 
„Sohn hat gethan was Du gethan feit ter Zeit des Ra bis auf [ben hei: 
„tigen Tag]. 

„(Das was Du befchloffen,] o König! thue e8. Gedenke deſſen, was 
„in Vergeſſenheit fant, ernenere vie Denkmäler in der Todtenſtadt und alle 
„Bläne, die hintenan geftelit waren, verwirkliche fie wie es recht und billig. 
„— Du bift nun König von Dberägypten und Unterägypten. Gleichwie 
„Du es willft, fo thue Gutes. Dein Herz fer befriedigt zu thun was ge- 
„recht ift. Denn das, was gethan wird für die Ehren ver Götter, das 


486 


„wirb vernommen [unt belohnt von ven Unfterblichen,] wenn Du empor- 
„jteigft zum Himmel dereinſt. Wenn ‘Deine Gnaben fich erheben zum 
„Kichtkreis, da werden die Augen fehauen Deine herrlichen Tugenden im 
„Angeficht ver Götter und Menjchen. Du thue alfo. Erneuere Denkmal 
„auf Denkmal den Göttern. ‘Darum wird befehlen Dein Vater Ra, daß 
„wieberhalle] Dein Name in allen Landen, anfangend im Süben mit 
„Chonti⸗Hon⸗nofer, nordwärts von den Rändern tes Meeres bis zu ven 
„Völkern ver Ruthen hin. ‘Die Tremtpläge und Burgen des Königs und 
„die Stätte, wohlverwahrt und bejegt mit ihren Bewohnern, und [bie 
„Inſaſſen aller Orte fie fprechen von Dir,) Du feieft wie ein Gott für 
„Jedermann. Man erwacht um Div Weihrauch zu fpenten. Alfo nad) 
„rem Willen Deines Vaters Tum preilen Dich, den König, das Schwarz 
„land (Aegypten) und das Rothland (die Erythräer).““ 

„Nachdem [zu Ende war folche Rebe] von den Lippen ber Fürften 
„vor ihrem Herren, ba befahl ver König und gab Auftrag ven Bau— 
„meiftern und fonberte das Volk der Maurer und Steinfchneider mit Hülfe 
„des Stichels, und ter Zeichner und alle Zünfte ver Künftler, um zu 
„bauen das Allerbeiligfte für feinen Vater, um aufzurichten was zerfallen 
„in der Todtenſtadt und an dem Tempel feines Vaters, der unter ben 
„Berftorbenen weilt. 

„Da [fing er an] behauen zu lajfen pie Bilpfäule feines Vaters vom 
„Sahre 1. Die Einkünfte wurden verdoppelt zu feiner Verehrung, fein 
„Sotteshaus bereichert nach ter Zahl tes Bedürfniſſes. Er ftellte auf 
„jeine Rolle an Feldern und Bauern und Heerden. Er ernannte feine 
„Briefter nach ihren Dienften, und ven Propheten, um zu erheben auf 
„seinen Hänten [das Nauchgefäß,] und ftellte auf die Tempeldiener zur 
„Leiftung der Arbeiten für ihn. Seiner Scheuern waren viele voll Ge: 
„treide [und feine Vorrathskammern in aller Fülle] Sein Eigenthum 
„war großartig im Süten und Norten und unterftellt der Verwaltung 





487 


„jeines Tempelvorftehere. In folcher Weife that König Ramſes II für 
„seinen Bater König Seti unter dem Schuße bes Unnofer. 

„Er wieberholte, was er gethan, zu feiner Verehrung in Theben, in 
‚On und in Menphis, wo feine Standbilver ruhten an ihren Plägen, 
„und an allen Ortichaften ver Getreivehäufer. 

„Das find die Worte des Königs Ramfes IL [um zu fingen] was er 
„gethan für feinen Vater, ven Ofiris König Seti I. Er retet alfo: . 

„Erwache, erhebe Dein Angeficht zum Himmel, fchaue bie Sonne, 
„mein Vater Mineptah, ver Du bift wie Gott. Da bin ich, ver leben 
„ließ Deinen Namen. Ich bin Dein Hort und meine Sorge ift gerichtet 
„auf Deinen Tempel und auf Deine Altäre, die wieder hergeftellt find. Du 
‚ruhſt in ber Tiefe gleichwie Ofiris, während ich herriche wie Ra unter 
„ven Menjchen [und inne habe] ven großen Thron des Zum, wie Horus, 
„der Sohn ver Iſis, der Hort feines Vaters. Schön ift es, was ich Dir 
„getban habe. — 

„Du trittft ein in ein zweites Dafein. Ich ließ Dich bilden, ich baute 
„Dein Haus, was Du liebteft, in dem ‘Dein Bildniß fteht, auf der Tod⸗ 
„tenjtätte von Abydus für immer. Ich fegte ein die Einkünfte für Dich, 
„zu Deiner Verehrung alltäglich, um ‘Dir gerecht zu werten. Iſt etwas 
„in meinem Thun, was Dich mangelhaft bünkt, ich thue es Div. Zufrie⸗ 
„ven foll fein Dein Herz, es gefchehe das Beſte für Deinen Namen. Ich 
„stelle Dir an die Priefter des Weihwafjergefäßes, beladen (init allem) um 
„zu Iprengen das Waſſer auf ven Boden, neben Speife und Trank. Ich 
ſelber, ich ſelber bin hergekommen zu ſchauen Dein Gotteshaus bei dem 
„des Unnofer, des ewigen Königs. Ich betrieb die Bauten an ihm, ich 
„bekleidete die Wände], ich that was Du wollteſt, daß geſchehe Deinem 
„ganzen Haufe. Sch ftellte darin auf Deinen Namen für alle Ewigfeit. 
„Es geichehe in Wahrheit, nach den Ausipruch gelinge es. Ich weihte Dir 
„die Süplänter zum Dienfte bei Deinem Gotteshaufe und die Nordländer, 


488 


„ie bringen ‘Dir ihre Gaben vor Dein fchönes Antlitz. Ich ſchaarte zu: 
„ammen Deine Dienftleute allzumal, fie überweilend tem Propheten 
„Deines Tempels. Es ſoll verbleiben all Dein Eigenthum in einem 
„Sanzen, um zu erhalten Dein Gotteshaus für alle Zeit. Ich beichentte 
„Deine Silberlammer, reich ift fie an Schäten, bie vem Herzen wohlge: 
„fällig find, und theilte Div zu (in gleicher Zeit) die Abgaben an Dich. 
„Sch weihte Dir Schiffe, mit ihrer Fracht auf ber großen See, welche Dir 
„zuführen die [Wunter-Erzeugniffe] des heiligen Lantes. Die Kaufleute 
„treiben ihren Hantel mit ihren Waaren und ihren Erzeugniffen an Gold 
„und Silber unt Erz. Ich ſetzte Dir feit die Zahlen an Felvern, je nad) 
„rem Verhältniß ter Anfprüche [Deines Tempels.) Groß ift ihre Menge 
„in der Schägung nach Aruren. Ich verjah fie mit Feldmeſſern und 
„Adersleuten, um Getreide zu liefern für Deine Einkünfte. Sch weibte 
„Dir Barken jammt der Bemannung und Arbeitsvolk zum Fällen des 
„Holzes, in ver Abficht zu bauen was fehlt an Fahrzeugen dem Haufe 
„Dein. Sch wies Dir zu Heerten an allerlei Vieh, um zu vermehren 
„Deine Einkünfte nach ten, was recht ift. ch ſetzte Dir feſt tie Abgabe 
„an Geflügel in ven Marjchen zum nothwendigen Unterhalt. Ich [ließ 
„Dir liefern] lebende Gänſe, um zu unterhalten das Brüten ter Vögel. 
„Sch gab Dir Filcher auf dem Strome und auf allen Seen, um zu er: 
„nähren die Arbeiter bei ver Befrachtung ter Seeſchiffe. Ich habe ver- 
„ſehen Deinen Tempel mit allerlei Zünften meines Hand[werter-Boltes]. 
„Deine Tempelbiener find vollzählig geworden aus ben beften Leuten, und 
„die Bauern entrichten ihre Abgabe an Geweben zu Deinen Gewänbern. 
„Deine Knechte und Mägde bearbeiten bie Felder auf allen Stabtgebieten. 
„Ein jever Mann trägt herbei feine Veiftung, um zu füllen Dein Haus. 
„Du bift eingegangen in das Himmelreich, Du begleitejt ven Gott Ra, 
„Du bift vereint mit ven Sternen und tem Monde, Du rubft in ver Tiefe, 
„wie die, welche in ihr weilen beim Unnofer, dem Ewigen. Deine Hänte 











„ziehen ven Gott Zum am Himmel und auf Erven, gleichwie (e8 thun) vie 
„Wandelſterne und bie Fixſterne. Du weilft im Vortertbeile ver Barte 
„von Millionen. Geht auf die Sonne am Himmelsgegelt, fo ſchauen Deine 
„Augen ihre Herrlichkeit. Geht Tum (vie Abenpfonne) zu Rüſte auf 
„Erden, fo bift Du in feinem Gefolge. Du trittft ein in das verborgene 
„Haus vor ihrem Herrn. Dein Fuß wandelt in ver Tiefe, Du weilft in 
„Geſellſchaft ver Götter der Unterwelt. 

„sch aber erflehe ven Open: bei Deinem Erwachen, Du Herrlicher ! 
„und preife Deine zahlreichen Namen Tag für Tag, ver ich liebe meinen 
„Bater. — Ich laſſe mich leiten von Deiner Tugend. So lange ich anf 
„Erden weile, werde ich Dir tie Opfer beftellen. Meine Hand foll tragen 
„die Spenden für Deinen Nanıen zu Deinen: Gedächtniſſe) an allen Deinen 
„Stätten. 

„Wohlan, fprich zum Ra, [vaß er fpenve lange Jahre)] des Lebens 
„ſeinem Sohne, und zum Unnofer, mit einen liebevellen Herzen, daß er 
„ſchenke Zeittauer auf Zeittauer, vereinigt zu breißigjährigen Jubelfeſten, 
„dem Könige Ramſes. Gut wird es für Dich fein, daß ich König bin auf 
„lange Zeit, denn Du wirft geehrt werden von einem guten Sohne, ber 
„geventt feines Vaters. Ich werde [Hüter und] Hort fein für Deinen 
„zenipel von Tag zu Tag, in Anbetracht der Bedürfniſſe zu Deiner Ver: 
„ehrung in jeder Weife. Wenn ich hören follte von irgend einem Scharen, 
„der einzutreten droht, jo werte ich Befehl geben, ihn fofort zu bejeitigen, 
„in jeder Weile. Du folljt gehalten werten als ob Du noch lebteft. So 
„lange ich regieren werde, foll mein Augenmerk auf Deinen Tempel fort 
„dauernd gerichtet fein. Mein Herz jchlägt für Dich, ich werde Dein Hort 
„jein zur Ehre Deines Namens. Wenn Du auch in der Tiefe weilft, pas 
„Beſte, Alterbefte ſoll Dir zu Theil werten, fo lange ich bin, ich König 
„Ramſes.““ 

Meine freundlichen Leſer werden mir geftatten, ihnen bie lange Ant—⸗ 


490 


— 


wort des Vaters Seti zu erlaſſen, um nicht mit der Tiefe die Breite der 
altägyptiſchen Schilderungen zu verbinden. In aller Kürze nur dies Eine, 
baß der Geift des verjtorbenen Königs aus ber Unterwelt erfcheint, um 
auf die Beſchwörung Ramfes’, des Sohnes, in erwarteter Weife bie 
befriebigenpfte Antwort zu ertbeilen. Ihm, dem Sohne, foll alles Glück, 
aller Ruhm, Gefunpheit und Freude und was der Menfch, befonpers wenn 
es ein altäghpptifcher Pharao ift, außerdem noch zu wünfchen bat, reich- 
lichft von den Göttern bewilligt werten, vor allem aber, was Ramſes am 
meiften begehrte, eine recht lange Lebensdauer, wo möglich nach breißig- 
jährigen Jubelfeſten bemeſſen. Was tiefer Infchrift in gefchichtlicher Be- 
ziehung einen Werth verleiht, ift in wenigen Worten gejagt, obwohl tie 
bisherigen Ausleger ver Urkunde barüber im Dunkeln geblieben zu fein 
icheinen. Im erften Jahre feiner (wirklichen) Negierung ale Alleinkönig 
unternahm Ramſes II mit großem Gepränge eine Reife nach Theben, um 
dem Gotte Amon daſelbſt das übliche große Welt zu feiern. Bei feiner 
Rückkehr nach der Stadt Ranıfes, ber bibliichen Stadt Raemſes Zoan⸗ 
Zanis), wofelbft er feinen Königefig aufgefchlagen hatte, überfam ihn ver 
Wunſch nach Abydus zu fahren, um den Tempel und das Grab feines 
Baters Seti zu befuchen. Hier mußte er die traurige Erfahrung machen, 
Daß fih die Bauten und ter Tempeldienſt tes verftorbenen Waters in 
einem fehr wüften Zuſtande befanden, gar nicht zu reden von ben vergeffe- 
nen und verfunfenen Gräbern ver früheren Könige (welcher? fragen wir). 
Somit war Seti in Abydus (deſſen falzbaltiger Boden nichts weniger als 
günftig zur Erhaltung der Todten ift) anfänglich begraben, womit bie An- 
lage feines Ofiris- Tempels vollftändig im Einklang fteht, und wahrfchein- 
lich erjt fpäter nach heben in das Thal der Königsgräber überführt 
worden. Wir ftehen bier vor einem Räthſel, das zu löfen die bislang 
befannt gewordenen Urkunden nicht ausreichen. 

Was Ramſes IL für die Bauten des Vaters in Abydus gethan, ift 


91 


kaum der Mühe werth zu erzählen. Im Laufe feiner langwährenten Re⸗ 
gierung ließ der König ven Tempel vollenten. Als ver Abſchluß des ganzen 
Baues erfolgte, mußte Ramſes bereits hochbejahrt gewefen fein, venn 
nicht weniger als 60 Söhne und 59 Töchter Ramfes’ II begrüßten in ihren 
Dildern den eintretenten Pilger am Hauptthore. So herrliche Proben 
ber ägyptiſchen Baukunſt und Bildhauerei die unter Seti, dem Vater, aus⸗— 
geführten Werke tem erftaunten Befchauer vor Augen führen, jo elend 
und erbärmlich find bie Arbeiten, welche unter Ramfes’ fpäterer Derrichaft 
ausgeführt wurten und welche bie Namen tes Sieger- Königs tragen. Auch 
das Gefühl der Dankbarkeit gegen ven Erzeuger ſcheint beim Ramſes mit. 
zunehmendem Alter allınählich von ihm gewichen zu fein, bis zu dem Grade 
bin, daß er e8 fürder nicht als befonderes Unrecht betrachtete, an manchen 
Stellen der Tempelwände die Namen und Erinnerungen des Vaters aus- 
meißeln und durch die feinigen erfeßen zu laſſen. Indem wir es unſern 
Lefern überlaffen wollen, fich ihre eigene Meinung über den Großiprecher 
Ramſes zu bilden, verfegen wir uns auf ein anderes Feld feiner Thätig— 
feit und folgen wir ihn, im fünften Sabre feiner Regierung, bis zu ben 
Fluthen des Drontes in Syrien, deſſen Waſſer bie Feſtung Kadeſch von 
allen Seiten umſpülten. 

Ein großer Krieg war ausgebrochen zwifchen Aegypten und dem Lande 
Chita. Der König des legteren hatte feine Bundesgenoſſen zufammen- 
gerufen, um bie Aegypter zu dämpfen. Kadeſch war der Sammelplatz 
ver Völker geworten. Da erfchienen außer dem Chita-Fürften, die Könige 
und Völker von Aratbu (Aradus), Chilibu (Haleb), vom Stromlande 
Naharain, von Dazauadana (Gauzanitis), von Malunna, von 
Pidaſa (Pirafis), von Leka (Ligyer)*). von Dardani oder Dan» 


*) Siebe Serodot VIL, 72, wofelbft die Ligyer als eine (llein⸗ afiatifche 
Völkerſchaft neben den Matienern und Mariandynern im Perſerheere als Hülfsvölker 
genannt werben. 





— — —— — 


dani Dardaner in Kurdiſtan“), von Maſu (tie Bewohner tes Ge— 
birges Maſius), von Kerkeſch (Girgefiter?) over Keſchkeſch, von Qir— 
Qamoſch (GKarchemiſch), von Akerith, von Anau-gas (Jenyſus), 
von Muſchanath, alles „Völker von ven äußerſten Enden des Meeres 
„an bis zum Rande von Chita hin.“ 

Es war eine Nöfkerfchlacht im vollften Sinne des Wortes, die fich 
bei Kadeſch vorbereitete. 

Indem wir e8 vorziehen, tie Inschriften felber als Erzähler ver rent: 
würdigen Begebenheit vorzuführen, welche ten Hauptgegenſtand der ägyp- 
tiſchen Ueberlieferung bilvet, wollen wir vorweg tie Thatſache feftftellen, 
taß Ramſes als zweifelhafter Steger aus ver Schlacht bei Kadeſch hervor: 
ging und nur feiner perfönlichen Tapferkeit fein Xeben und Heil zu banken 
hatte, tenn „er war ganz allein und fein anterer war bei ihm.“ Diele 
Helventhat war die VBeranlaffung, daß Dichter, Bildhauer une Maler fich 
tes glüdlichen Stoffes bemächtigten, um in Wort une Bild tie Großthat 
tes „Sieger’-Königs zu vereiwigen. Der Zempelfchreiber Bentaur , ein 
fuftiger Gefelle, ver zum beſonderen Mißbehagen feines alten Xehrers tem 
Weine, ten Weibern und dem Gefange mit ausgeprägter Neigung bil: 
digte, hatte die Ehre (im Jahre 7 Ramſes' II) ven Preis als Verfaſſer eines 
Heldengedichtes davon zu tragen, deſſen Abjchrift wir nicht nur in einer 
Papyrusrolle befigen, fontern deſſen Worte ganze Wantbreiten der Heilig: 
thümer (Abypus, *”) Luqſor, Karnaf, Rameſſeum, Ibſambul) beteden, um 
dem Beſucher ſchon von weiten Ramſes' Thaten entgegen zu rufen. 

Der Ruhm, tiefes ältefte Heldenlied ber Welt zum erftenmafe in einer 
vollftändigen Webertragung zur Kenntniß ver Wiſſenſchaft gebracht zu 
haben, gebührt mit vollftem Rechte vem franzöfifchen Gelehrten E. de Rouge. 


— 


e) Vergl. Herodot I, 189. 
»*) Die daſelbſt ausgegrabenen Stücke find ſorgfältig wieder mit Sand verſchüttet 
worden. 


493 


Wenn unfere eigene, weiter unten vorgelegte Webertragung des Meifters 
Ueberjegung in nicht unmwejentlicher Weiſe an manchen Stellen berichtigt, jo 
haben wir vadurch den Anforderungen der Wiſſenſchaft entiprochen und ihre 
neueften Errungenschaften auf ven Felde ver altägyptiſchen Entzifferungen 
auch jenem Helvenliere und feinem Verſtändniſſe zu Gute kommen lajjen. 

Vom Dichter verfteigen wir uns zum unbelfannten Maler und Bilt: 
bauer , ver an benjelben Wänden ven Zug ber Kriegsvölker, die Schlacht 
vor Kadeſch, den Sturm auf die Vefte, die Niederlage ver Feinde und dus 
Yagerleben der Aegypter, in kühner Auffaffung der einzelnen Theile ver 
Handlung, in vertiefter Arbeit tem Steine eingemeißelt hat. Der Ent- 
warf, das müſſen wir noch heute geftehen, ift über alle Maßen großartig, 
denn die Darjtellung führt, lebendiger als alle Befchreibung mit Hülfe 
der Rebe, die vollendeten Thatfachen in reichiter Behandlung tes Stoffes vor 
Augen und zerglievert das Geſammtbild bis in feine kleinſten Einzelheiten. 

Hier, im Lager der Aegypter, im Viereck angelegt und umſchloſſen 
von einer fünftlichen Mauer aus ben neben einander geſteckten Schilden 
ter ägyptiſchen Krieger, entwicelt jich das Thun und Treiben ter Krie— 
ger und ver Troßfnechte, vie auf ver Erde neben tem Gepäcke und den 
mancherlei Derürfniffen eines langen Weges ruhen. Dazwilchen laufen 
Eſel, und felbft res Königs Lieblingslöwe hat feinen Pla innerhalb der 
Umzäunung eingenommen. Pharao's Zelt befinvet ſich in der Mitte des 
Lagers, daneben das wandernte Heiligthun dev großen Götter Aegyptens. 
Ueber dem Ganzen ftebt gleichfam als Ueberſchrift: „Das iſt pie erfte 
„Legion Amon's, welcher tie Siege ſchenkt dem Könige Ram— 
„ſes UI. Der Pharao bei ihr. Sie iſt beſchäftigt das Lager aufzu⸗ 
„ſchlagen.“ 

Nicht weit davon thront der König auf ſeinem Stuhle und empfängt 
den Bericht ſeiner Heerführer oder ertheilt die nöthigen Befehle an ſeine 
Begleiter. Auch an wichtigen Zwiſchenereigniſſen fehlt es nicht. So 


ichleppen die Aegypter zwei Fremde herbei, von denen uns bie Beifchrift 
aljo berichtet: 

„Das ift die Ankunft ver Späber Pharao's, fie führen zwei Späher 
„von Volke der Chita vor Pharao. Man fchlägt fie, auf daß fie anzeigen 
„möchten, wo fich ver König von Chita befänve.“ 

Dort ziehen in guter Ordnung bie Streitiwagen und Krieger bes Königs 
vor Pharao vorüber, unter ihnen die Legion Amon's, Ptah's, Bra’s und 
Sutech's. Alfo, nach ven Göttern, wurden die Schaaren ber Kriegsvöller 
häufigft benannt. Auch an Sölpnertruppen gebricht e8 nicht, denn bie kol⸗ 
hifhen Schartana, deren feine Leinewand dem Altertum unter bem 
Namen ber Sarkonifchen wohl befannt war, ſchließen ſich ven ägyptiſchen 
Kampfgenoffen an. Sie find beſonders ausgezeichnet durch ihre Helme mit 
Hörnern und Kugelauffag daran, burch lange Schwerter und burch 
Rundſchilde am linken Arme, während die rechte Hand ten Speer feſthält. 

Auch der Schaar der Chita und ihrer Bundesgenoſſen fehlt ber leben: 
bige malerische Ausdruck nicht, infofern ven Künftler der Gedanke geleitet 
bat, die geordneten Maſſen ver Chita » Krieger und bie weniger regelrecht 
und kriegerifch gefchulten Haufen ver verbünteten Völker nach Tracht und 
Bewaffnung dem Befchauer vor Augen zu führen. Die Kanaaniter unter: 
ſcheiden fich am auffalleneften von den befreundeten, uns unbelannten 
Stämmen, welche mit turbanartigen Kopfbebedungen oder mit hohen 
Mützen bekleidet find, wie fie noch in gegenwärtiger Zeit das Volf ver 
Perſer zu tragen bie Gewohnbeit Hut. Kurze Schwerter, Lanzen, Pfeil 
und Bogen bilten bie Angriffswaffen ver ägyptifchen Gegner. Bon dem 
triegerifchen, ächt ritterlichen Wefen ver Chita haben wir bereit$ oben das 
Nöthige angemerkt und beſonders ver Tuhir oter „ter Auserleſenen“ ges 
bacht, welche im Gefolge ihres Könige zu weilen pflegten. Zu ihnen ge 
hörten die Del’au oder „Schleuderer“, welche die Berfon ihres Fürften 
in unmittelbarer Nähe begleiteten. 


495 





Wunderbar reich ift das große Schlachtgemälte,, welches den Kampf 
ver Wagen vor Kadeſch am Ufer des Orontes veranfchaulicht. Während 
Ramfes’ Riefengeftalt inmitten der Schaar ter feindlichen Zweigeſpanne 
Thaten höchfter Kraft vollbringt, zum Erjtaunen der Aegypter und ihrer 
Gegner, leitet fein tapferer Sohn Brahiunamif, als oberfter Führer 
ter Geipanne, ten Angriff auf die Wagen ver Feinde. Mehrere feiner 
Brüder, Kinder tes Ramſes, nehmen Theil an ver Schlacht. Die 
Zweigefpanne ver Chita und ihre Streiter werden in ben Fluß geftürzt, 
barumter dev König von Chilibu, ben feine Krieger foeben aus dem Waſſer 
herausgezogen haben, um ven Verſuch der Belebung im Angeſicht des 
tobenven Kampfes zu wagen. ‘Den Kopf nach unten gelehrt, halten fie 
ihren Herrn an ven Beinen. Die Beifchrift lautet: „Diefer ift ber 
„König von Chilibu. Es wenten ihn abwärts feine Krieger, nachdem 
„ihn Pharao in's Waſſer geworfen hatte.” Die Schlacht, oter viel- 
mebr ver Beginn terfelben, wirb in einer Kleinen Nebenfchrift am Bilde 
in folgender Weife gejchiltert : 

„Nachdem ter König Halt gemacht hatte, fetste er fich nieder im Nord⸗ 
„weiten ter Statt Kadeſch. Er war gelommen bis zu ten feindlichen 
„Schaaren ver Ehita, feiend ganz allein, Fein anterer bei ihm. Da um: 
„singelten ihn Zaufente und Hunderte von Zweigefpannen nach allen Rich: 
„tungen hin. Er hieb fie niever zu Leichenhügeln vor feinen Roſſen, er 
„tödtete alle Könige aller Völker, die Bundesgenoffen des Königs) vom 
„Ehita, ſammt feinen Fürften und Aelteſten, feinen Sriegern und feinen 
„Roffen. Er ftürzte fie kopfüber einen nach dem andern in das Waffer 
„des Orontes. Da wandte fi um ter König von Chita, feine.Dänte 
„erhoben, um anzubeten ven göttlichen Wohlthäter.” 

Dem Volke von Chita ſchien die Schlacht oder das Schlachten eben 
jo wenig als ihrem Herrn zu behagen, denn: 

„Es jprechen die feindlichen Chita, indem fie preifen ven göttlichen 


496 


„Wohlthäter, alfe: Gieb uns die Freiheit (wörtlich: ten Obem) aus 
„reiner Hand, o guter König. Laß ums liegen zu deinen Füßen, bein 
„Schreden, er hat geöffnet das Land von Chita. — Wir find wie bie 
„Füllen von Stuten, welche zittern wor Angft beim Anblick des grimmen 
‚Leuen.“ 
In herkömmlich vorgeſchriebener Weiſe ſingen die Inſchriften das 
Lob ihres Königs, „des tapferen und kühnen Ueberwinders der Völker, der 
„hohen Muthes inmitten der Feldſchlacht, ver feſt zu Roſſe und herrlich 
„zu Wagen, dein Niemand entrinnt, wenn er Bogen und Pfeil ergriffen.“ 
Eine weniger Dichterifch ausgeſchmückte Darftellung ter großen Be: 
gebenheit, welche fich angeblich) vor Kadeſch zugetragen hat, gewährt uns 
eine in mehrfacher Abfchrift auf den Tempelwänden erhaltene Ueberliefe- 
rung. Wir wollen fie unſeren Lefern nicht vorenthalten, ſchon aus dem 
Grunde nicht, weil fie zeigt, mit welcher Klarheit, troß ber einfachen 
Sprachwenbungen, bie Schriftfteller vor zweiunddreißig Jahrhunderten 
inn Stande waren, eine gefchichtliche Darftellung ihren Zeitgenoffen vor- 
zuführen um ihnen in ächt homerifcher Weife ven Ruhm und die That: 
kraft ihres Helten vor die Seele zu malen. 
1. „Im Jahre V, im Monat Epiphi, am 9. Tage, unter ver Regierung 
„des Königs Ramfes IL, va befand fich der Pharao im 
2. „Xande Zabi auf feinem zweiten Feldzuge. Gute Wacht über ven 
„König im Yager Pharao's fand Statt auf der Höhe im Süden ter 
3. „Stadt Kadeſch. Es trat heraus Pharao, ſobald als die Sonne auf- 
„gegangen war und er legte an ben (Kriegs-)Schmud feines Vaters 
„Monthu. Und ver Gebieter zog weiter 
4. „abwärts und kam an im Süben ber Statt Schabatun. Da trafen 
„ein zwei Schafu um zu reben zum 
„Bharao alſo: Wir find Brüber, fo gehören zu den Stammes-Aefte: 
„sten ver Schafu, welche fich befinden 


en 





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497 


„in ber Macht des Königs von Chita. Sie haben uns gebeißen zu 
„geben zu Pharao, um alfo zu reden: Wir wollen Diener fein 

„dern Haufe Bharao, alfo daß wir uns trennen werben von dem 
„Könige von Chita. Jetzt aber 

„Nigt der König von Chita in dem Lande von Ehilibu, im Norten 
„von Tunep; denn er fürchtet Pharao, um vorwärts 


zu fchreiten. Alſo veveten vie beiden Schafu. Aber die Worte, 


„welche fie gerevet hatten zum Könige, waren eitel Lüge; 


. „benn der König von Chita hatte fie abgefendet, um zu erſpähen wo 


„ih Pharao befände, auf daß nicht 


. „das Kriegsvolt Pharao's ihm einen Hinterhalt bereitete, um zu 


„Lämpfen mit tem Könige von Chita. Denn ber König von Ehita 
„war 

„gelonmen mit allen Königen aller Völker, mit Roſſen und Reifigen, 
„die er mit fich geführt hatte in großer Zahl, und ſtanden da bereit 
„in einem Hinterhalt Hinter der Stabt Kadeſch, ver fchlechten.. Und 
„der König erlannte nicht den Sinn ihrer Worte. Unt Pharao 
„zog weiter niederwärts und fam nach der Gegend nordweſtlich von 
Kadeſch, wofelbft er eine Raſt bielt auf 

„golvenen Ruhebette. Da trafen ein tie Späher, welche gehörten 
„zu ben Dienern des Königs, und führten herbei zwei Späher des 
„Königs von 

„Chita. Als fie vorgeführt waren, fpricht Pharao zu ihnen: Wer 
„seid ihr? Sie ſprachen: Wir gehören dem 

„Könige von Ehita an, ter uns abjandte um zu fchauen, wo fich 
„Pharao befindet. Spricht zu ihnen 

„Bharao : Iener, wo weilt er, ver König von Chita? Denn ich habe 
„sagen hören, er fei im Lande von Ehilibu. Sie fprechen: Schau’, 


Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 32 


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498 


„ver König von Chita fteht da und vieles Bolf bei ihm, welches er 
„mit jich geführt hat 

„in großer Menge aus allen Ländern, welche gelegen find auf den 
„Sebieten des Landes von Chita, des Landes Naharain, 

„und des ganzen Kiti*). Sie find verſehen mit Reifigen und Roffen, 
„welche mit fich führen 

„die Kriegsgeräthe und ihrer find mehr denn ber Uferfand. Schau‘, 
„fie ftehen da in einem Hinterhalt um zu fämpfen hinter ver Stadt 
Kadeſch, 

„der ſchlechten. Da ließ Pharao rufen die Fürſten vor ſich, auf daß 
‚Nie hören ſollten 

„alte Worte, fo ta geiprochen hatten bie beiden Späher des Landes 
„Shita, welche gegenwärtig waren. Spricht ter König zu ihnen: 
„Schaut an vie Weisheit 

„der Yandpfleger und der Fürften ver Länder des Haufes Pharao in 
„Soldem. Sie thaten vaftehen um zu Pharao tagtäglich alſo zu 
„reden : 

„Der König von Chita ift im Lande von ChHilibu , er ift geflohen vor 
„Bharao, feitvem er jagen hörte, daß man kommen würde zu ihnen, 
„nach ven Worten Pharao's tugtäglich. 

‚Nun fchaut, was ich hören muß in diefer Stunde von den beiten 
„Spähern. Der König von Chita ift angelommen mit vielem Volke 
„welches bei ihm ift, mit Roſſen und Reifigen 

„viel wie ver Sand. Sie ftehen ta hinter ver Statt Kadeſch, ver 
„Ichlechten. Alfo ift es gejchehen, daß Nichts gewußt haben vie Land⸗ 
„Pfleger und bie Fürften, denen 


28. „tie Ränder des Haufes Pharao übergeben fint. 


* D.i. Kreis, wie Öalilaea, d. i. Galil im Ebräiſchen. 


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41. 


„Ihnen lag e8 ob zur jagen: Jene find angefommen. ‘Da reveten bie 
„Fürſten, welche vor Pharao waren, alfo: ‘Der Fehler 

„iſt groß, welchen begangen haben die Landpfleger und die Fürften 
„des Haufes Pharao, daß fie nicht aushorchen ließen, 

„wo fih auch immer ter König von Chita aufhielte, 

„auf daß fie Meldung angefagt bätten tagtäglich vem Pharao. ‘Da 
„ward der Auftrag zu Theil einem Oberjten, zur Eile anzufpornen 
„das Kriegsvolk des Königs, welches einberfchritt in ber Gegend 
„ſüdlich von Schabatun, um fie herbeizuführen nach der Stätte, wo- 
„ſelbſt fich befand 

„Pharao. Denn e8 hatte ſich Pharao geftütt auf die Worte ber 
„Kürten, währenddem ver König von Chita herbeifam mit vielen 
„Bolfe, welches bei ihn war, ſammt Reifigen 

„und Roffen. Solchermaßen waren viel ver Völker, fo da mit ihm 
„waren. Sie hatten überfchritten ben Graben, welcher ift im Süden 
„der Stadt Kadeſch, und fie gingen los auf das Kriegsvolk Pharao's, 
„weiches einherzog ohne von jenen Kunde zu haben. Und es unterlag 
„das Kriegsvolf und die Roffe Pharao’s vor ihnen auf dem Zuge 
„abwärts nach der Stätte, wofelbft fich ver König befand. Da um: 
„zingelten die feinplichen Schaaren des Königs von Ehita die 
„Begleiter Pharao's, welche au feiner Seite waren. ALS folches 
„Pharao erichante, ta ergrimmte er wider fie und ward gleichwie fein 
„Vater Monthu. Er legte an ven Kriegsichmud 

„und nahm feine Rüftung und erfchien aljo wie ver Gott Baal zu 
„jeiner Zeit. Und ftieg auf fein Roß und bejchleunigte 

„den eilenden Yauf. Er war ganz allein. Er ftürzte fich mitten 
„im die feindlichen Schaaren des Königs von Chita und des vielen 
„Volkes, welches mit ihm war. 


„Und Pharao, gleichwie Gott Sutech, der ruhmreiche, hieb fie nieder 
32* 


500° 





„und töbtete fie. Und ich, der König, ließ fie ftürzen fopfüber, einen 
„nach dem andern, in das Waffer des Arantha. Ich 

42. „vämpfte alles Volk und war doch allein, denn es Hatten mich im 
„Sticdy gelaffen meine Krieger und meine Wagenkämpfer. Keiner 
„von ihnen ſtand (mir bei). Da wandte der König von Chita feine 
„Hände, um anzubeten vor mir. 

43 — 44. „Sch ſchwöre es, fo wahr mich liebt der Sonnengott, fo wahr 
„mich fegne mein Vater, Gott Zum, alle Thaten, welche ich, ter 
„König, erzählt habe, die habe ich wahrhaftig vollführt vor meinen 
„Kriegsvolte und meinen Wagenkämpfern.“ 

Zwei Jahre etwa nach tem Creigniffe, mit veffen Schilverung wir 
uns fo eben bejchäftigt haben, hatte Pentaur, ver tbebanifche Dichter, fein 
Heldenlied vollendet. Daß es den Tempelwänden und dem harten Steine 
einverleibt wurde, mag als Zeugniß der Anerkennung dienen, welche dem 
Dichter vom Könige und ſeinen Zeitgenoſſen zu Theil wurde. Und in der 
That dürfte ſelbſt unſere heutige Zeit dem Werke ven Beifall nicht ver- 
ſagen, wenn gleich die Ueberſetzung die Kraft und Schönheit ter Urſchriſt 
nicht zu erreichen im Stande ift. Immerhin wird auch daraus die eigen- 
thümliche Gedankenrichtung des ägyptiſchen Dichters, im vierzehnten Jahr— 
buntert vor Ehriftus, in ihrer ganzen Fülle hervorleuchten und unfere 
Meinung beſtätigen, daß fich bie mofaifche Sprache als ein ebenbürtiges 
Abbild ver ägyptiſchen Redeweiſe zeigt. Die GOedankenwelt gleichzeitig neben- 
einanber lebender Geifter mußte nothivendig zu verfelben Auffaffung und 
Form Hinführen, wenn auch die Gottesvorftellung der Einen weſentlich 
verjchieben von den Anfchauungen ber Andern über das Wefen bes Ur- 
hebers aller Dinge war. 

Wir haben nichts verabfäumt, um ven Inhalt ver merfwürtigen Ur- 
ſchrift, gleich werthucll als Form und Ueberlieferung,, mit aller Treue zu 
erfaſſen und im deutſchen Gewante unfern Lefern vorzuführen. Zu dem 





501 


Ende haben wir die vorhantenen Abfchriften ver Denkmäler wiederholt mit 
einander verglichen und als Grundlage tem bekannten Papyrus ver briti- 
Ichen Sammlungen ben Vorzug gegeben. Nach dem Vorgange E. ve 
Rouge’s haben wir indeß das Heine Zmwifchenereigniß, welches vom Wagen 
(enter Dienna handelt, an eine pafjenvere Stelle verfeßt. 

Das Heldengedicht Bentaur's. 

„Anfang ver Siege tes Könige Ramjes Miamun, — möge er leben 
„immertar! — welche er davon trug über das Voll von Chita, von Na- 
„barain, von Malunna, von Pidaſa, von Darbani, über das Volk von 
„Maſa, von Karkiſcha, von Qazuatan, von Qarkemiſch, von Kati, von 
„Anaugas, über das Volk von Akerith und Muſchanath. 

„Der jugentliche König von kühner Hand hat nicht feines Gleichen. 
„Seine Arme find mächtig, fein Herz ift feit, fein Muth wie ber des 
„Kriegsgottes Mionthu inmitten des Kampfes. Cr führt) fein Kriegs- 
„volf zu unbelannten Völkern. Er ergreift feine Waffen und ift eine 
„Dauer [von Eifen für feine Krieger], ihr Schild am Tage der Feld» 
„Ihladht. Er faßt ven Bogen und Niemand leiftet Widerſtand. Mäch- 


„tiger als Hunterttaufende vereinigt geht er vorwärt® ........... 
................... Sein Muth iſt feſt wie der des Stieres, 
„weicher angreift ldie ...... Er Hat geichlagen] alle Völker, welche ſich 


„vereinigt hatten. Niemand kennt die Taufente von Männern, welche 
„ihm gegenüber ftanden. Hunderttauſende ſanken bin bei feinem Anblid. 
„Schredlich ift er, wenn fein Kriegsgefchrei ertönt, kühner als alle Welt; 
„Ifurchtbar] gleichwie ter grimme Leu im Thale der Hindinnen. Sein 
„Befehl [wird ausgeführt , fein Widerfacher wagt ihm] entgegen zu veben. 
„Weiſe ift fein Rath, vollkommen feine Entichlüffe, warn er trägt bie 
„Königskrone Atef und feinen Willen ausfpricht, ein Beſchützer feines 
„Bolfes [gegen die Ungerechtigkeit.” Sein Herz ift wie der Berg von 
„Eiſen. Alſo ift König Ramjes Miamun. 


502 


„Nachtem ver König ausgerüftet hatte fein Volk und feine Wagen, 
„besgleichen bie Schartonen, welche einft feine Gefangenen waren... . . 
...... „, da wurden ihnen bie Befehle für den Kampf ertheilt. Der 
„König zog abwärts feinen Weg und fein Volk und feine Zwiegeſpanne 
„begleiteten ihn und fehlugen die befte Straße ein auf ihrem Zuge. 

„sm Jahre V, am 9. Tage des Monats Payni, öffnete fich dem 
„Könige die Befte Chetam (Etham) des Landes Jar........... 
„Als ob er felber ver Kriegsgott Monthu wäre, zitterte die ganze Welt 
„[bei feinem Naben) und Schreden erfaßte alle Feinde, welche berbei- 
„kamen, um fich zu beugen vor tem Könige. Und es fchritten einher feine 
„Krieger auf dem Wüftenpfabe und zogen weiter auf den Straßen bes 
„Nordens. 

„Diele Tage nach diefem, ta war ber König in Ramfes Miamun's 
„Stabt, [welche gelegen ift in Zahi]. Nachdem ter König abwärts ge- 
„zogen, erreichte er ...... und gelangte zur Höhe von Kadeſch. Da 
„og der König an ihrem Angeſichte vorüber, gleichwie ſein Vater Monthu, 
„der Herr von Theben. Er durchſchritt das Thal des Fluſſes Arunatha, 
„(mit ihm) die erſte Legion Amon's, welcher den Sieg verleiht dem Könige 
„Ramſes Miamun. Und als der König ſich der Stadt näherte, ſiehe 
„da war ber elende König der feindlichen Chita (bereits) angelangt. Er 
„hatte verfammelt bei fich alle Völker von ten äußerften Enden bes Mee— 
„res an bis zu dem Volke von Chita hin. Angelommen waren in ganzer 
„Zahl: das Volk von Naharain, das von Arathu, das der Dardani, bie 
„Mafu, vie Pitafa, tie Malunna, die Karkiſch (orer Kaſchkiſch), tie Lea, 
„Dazuatana, Kirkamifch, Akarith, Kati, das Volk von Anaugas ganz und 
„gar, Mufchanath und Kadeſch. Kein Volt hatte er auf feinem Wege 
„gelaffen, ohne es fortzuziehen mit ſich. Ihre Zahl war unendlich, nichts 
„ahnliches war jemals gewejen. Sie bevediten Berge und Thäler, gleich 
„wie Heufchreden, ob ihrer Menge. Nicht Silber noch Gold hatte er 


503 


„einem Volke gelaffen, er hatte abgenommen all’ fein Hab und Gut, um 
„es den Völkern zu geben, vie ihn in den Krieg begleiteten. 

„Run hatte ver elende König der feinplichen Chita und die vielen . 
„Völker bei ihm fich verborgen im Hinterhalte im Nordweſten ver Statt 
„Kadeſch, während Pharav allein war, kein anterer bei ihm. Die 
„Legion des Amon fchritt hinter ihm fürbaß. Die Yegion des Phra zog 
„an dem Graben einher auf tem Gebiete, welches fich befintet im Weften 
„ver Statt Schabatuna, in weiten Abſtand getrennt von ber Legion des 
„Ptah, in der Mitte, [in der Richtung) gegen die Stadt Arnama. Cs 
„zog einher die Xegion des Sutech auf (ihren) Straßen. Und der König 
„berief zufammen alle Hauptleute feiner Krieger. Siebe, fie waren an 
„ven See bes Landes ver Amoriter. Zur felben Zeit hielt fich der elende 
„König von Ehita in der Mitte feiner Krieger, welche bei ihm waren. 
„Aber nicht war feine Hand fo fühn, um ven Kampf zu wagen mit Pha- 
„rao. Darum ließ er ausziehen die Neifigen und Zweigefpanne, die waren 
„gar zahlreich wie ver Sant. Und es ftanden je drei Mann auf jedem 
„Streitwagen und waren vereinigt an einer Stelle bie beften Helden vom 
„Kriegsvolt von Chita, wohl ausgerüftet mit allen Waffen zum Kampfe. 
„Nicht durften fie fortziehen. Sie ftanden im Hinterhalt im Norbweften 
„rer Statt Kadeſch. Da gingen fie hinaus aus Kadeſch, auf der Seite 
„des Mittags, und ftürzten fich auf vie Legion des Pra⸗Hormachu in 
„ihrer Mitte, welche einherzog und nicht vorbereitet war für den Kampf. 
„Da unterlagen Pharao's Krieger und Zweigefpanne vor ihnen. Und 
„Bharao hatte fich aufgeftellt im Norden der Stadt Kadeſch, nach ber 
„Weftfeite res Fluffes Arunatha hin. Da kam man, um dem Könige es 
„zu jagen. ‘Da erhob ſich ver König gleichwie fein Vater Month, er er: 
„faßte vie Trugwehr und legte an feine Rüftung, aljo gleichend dem Baal 
„zu feiner Zeit. Und das edle Zwiegeſpann, welches Pharao trug und 
„deß Name war: Sieg in heben, es war vom Hofe Könige Ramſes 


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„Miamun. Nachtem ver König fich beeilt hatte im Laufe, va ftürzte er 
„ich mitten in die feindlichen Schaaren von Chita, ganz allein, fein An- 
 „verer bei ihm. Nachdem Pharao ſolchen Gang getban, ba fchaute er 
„hinter fich und fand fich umzingelt von 2500 Paaren von Roffen, und 
„neinen Ausweg beſetzt von ben beiten Helden des Könige vom elenten 
„Shita und von allen zahlreichen Völkern, welche mit ihm waren, von 
„Arathu, von Maſu, von Pidaſa, von Kefchtefch, von Malunna, von 
„Dazauadana, von Ehilibu, von Aferith, von Kadeſch und von Leka. Und 
„ed waren je trei Mann auf einem Zweigefpann und hatten fich alle zu: 
„ammengethan. 

„Und keiner meiner Fürſten, feiner meiner Oberjten ber Zweigefpanne, 
„teiner meiner Hauptleute, feiner meiner Ritter war da. Es hatten mich 
„verlaſſen meine Krieger und meine Zweigejpanne, nicht Einer von ihnen 
„war da, um Theil zu nehmen am Kampfe.“ 

„Darauf Ipricht Pharao: Wo bift du denn, mein Vater Amon? Wenn 
„28 bedeuten foll, daß ter Vater feines Sohnes vergeffen hat, wohlan, 
„babe ich etwas gethan ohne dein Wiffen? Over bin ich nicht gegangen 
„und geitanden nach dem Ausipruch deines Mundes? Niemals waren 
„übertreten tie Ausfagen deines Mundes, noch habe ich überjchritten teine 
„Sebote, nach feiner Richtung hin. ‘Der edle Herr und Gebieter von Ae- 
„gypten, er jollte fich beugen vor ven fremden Völkern auf feinem Wege? 
„Was auch fein mag die Abficht diefer Hirten, Amon follte höher ftehen 
„als ver Elende, welcher nichts weiß vom Gotte. Zu nichts wäre es ge- 
„weſen, daß ich bir geweiht hätte viele und herrliche Denkmäler, daß ich 
„div angefüllt hätte den Tempel mit meinen Kriegsgefangenen, daß ich dir 
„gebaut hätte ten Tempel von vieltaufenbjähriger Dauer, taß ich dir all 
„mein Gut als Hausrath gegeben hätte, taß ich dir das ganze Land ver- 
„eint als Steuerzahler für deine Zempeleinfünfte beftellt hätte, daß ich 
„dir gewidmet hätte die Opfer zu zehntanfenden von Rindern und von 


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„allen guten und wohlriechenten Hölzern?! Niemals zog ich meine Hand 
„urück, auf taß nicht geſchähe, was bein Wunfch erheijchte. Ich habe 
„dir gebaut Thurmthore und Wunderwerke aus Stein, habe bir aufgeftellt 
„Maftbäume, für ewige Zeiten, habe dir zugeführt Spigfäulen vom Ele— 
„phanten-Eilante her. Ich war e8, ter bir herbeibringen ließ ven ewigen 
„Stein, ver für dich einberziehen ließ Seefchiffe auf dem Dieere, um zu 
„dir zu führen die Erzeugniffe ber fremden Völker. Wo wird erzählt, daß 
„Tolches ein anter Mal gefchehen wäre? Zu Schanven gehe ber, welcher 
„weine Gebote dahinwirft, aber Gutes werte tem, welcher vich anerkennt, 
„ob, Amon! Ich habe gehantelt für dich mit bereitwilligem Herzen, tarum 
„rufe ich Dich an. Siehe da, Amon, ich bin in Mitten vieler unbefannter 
„Völker in großer Zahl. Alle haben fich vereinigt und ich bin ganz allein, 
„tein Anderer ift bei mir, verlaffen haben mich meine Krieger und meine 
„Wagenftreiter. Ich fchrie nach ihnen und nicht Einer von ihnen bat 
„meine Stimme gehört. Aber ich finde, tag mir beffer ift Amon ale 
„Millionen von Kriegern, als Hunderttaufente von Roffen, als Zehn: 
„taufende von Brüdern und Söhnen, und wären fie alle zufammen ver- 
„einigt an einem Orte. Nichts find die Werfe einer Menfchenmenge, 
„Amon ift beiler als fie. Es ift diefes bier an mich herangetreten nach 
„ven Gebote deines Mundes, Amon, und nicht werbe ich dein Gebot über: 
„schreiten. Siebe ich rufe dich an an den äußerften Enden ver Welt. 

„Und die Stinnme fand Wiederhall in Hermonthis, es hörte fie Amon 
„und er kam auf mein Gefchrei. Er reichte mir feine Hand und ich frob- 
„lockte. Er rief mir zu, von hinter mir ber: „Ich bin berbeigeeilt zu 
„dir, Ramjes Miamun. Sch bin mit dir. Ich bin es, vein Vater, der 
„Sonnengott Ra. Meine Hand ift bei div. Ya! ich bin mehr werth als 
„Hunderttaufenve vereinigt an einer Stelle. Ich bin der Herr ver Siege, 
„der Freund der Tapferkeit, ich babe gefunten in bir einen rechten Sinn 
„und mein Herz freut fich darob.““ 


„Diejes alles geſchah. Ich wurde verwantelt, gleichenp dem Gotte 
‚Monthu. Ich fchleuderte ven Pfeil mit der Rechten, ich kämpfte mit ver 
„Linken. Ic war wie Baal zu feiner Zeit vor ihrem Angeficht. Ich 
„hatte gefunden 2500 Paare von Roffen, ich war in ihrer Mitte, aber fie 
„wurden zerfchellt vor meinem Pferde. Kein Einziger rührte feine Hant 
„um zu kämpfen, ihr Muth war gejunfen in ihrer Bruft, ihre Glieder er- 
„Ichlafft, nicht vermochten fie e8 zu fchleudern ben Pfeil, noch fanten jie 
„Muth, zu führen ben Speer. Ich lieh fie fallen in das Gewäffer gleich- 
„vie hineinfallen die Krokodile. Sie ftürzten nieder auf ihr Angeficht, 
„einer nach dem antern. Ich töhtete von ihnen nach meiner Luft, alfo daß 
„nicht Einer Hinter fich fchuute, noch ein Anderer ſich umwandte. Ein 
„Jeder ter fiel, nicht erhob er fich wieder. 

„Da ftand ftille der elenve König von Chita in ter Mitte feiner 
„Krieger und feiner Zweigefpanne, um zu ſchauen ven Kampf des Königs. 
„Er war ganz allein, feiner von feinen Kriegern, feines von feinen Zwei: 
„geipaunen bei ihm. Da wandte er fich um aus Furcht vor dem Könige. 
„Darauf fantte er die Fürften in großer Zahl, jeder von ihnen mit feinen 
„Zweigeipannen, wohl ausgerüftet mit allerlei Trutzwehr: ven König von 
„Arathu und ven von Mafa, den König von Malunna und ben von Leka, 
„ven König von Dardani und den von Keſchkeſch, ven König von Dar: 
„gamafch und ven von Chilibu. Das waren allzumal bie Brüder des von 
„Shita, vereinigt an einer Stelle, ver Zahl nach 2500 Paare von Rofjen. 
„Sie ftürzten gerade darauf los, ihr Angeficht auf die Feuerflamme ge: 
„Tichtet. 

„Ich ftürmte auf fie ein. Gleichwie Monthu war ich. Ich ließ fie 
„eojten meine Hand in dem Zeitraume eines Augenblides. Ich hieb fie 
„nieder und töbtete fie wo fie ftanden. Da rief der eine von ihnen zum 
„Nachbarn, indem er ſprach: „Kein Deenfch ift ver! Wehe! Der, wel- 
„her in unferer Mitte ift Sutech, der ruhmreiche, Baal iſt an allen feinen 


507 


„Gliedern. Eilen wir, fliehen wir vor ihm! vetten wir das Leben, koſten 
„wir den Odem!““ Sobald Jemand auf ihn anftürmte, fo erichlaffte 
„eine Hand und jeves Glied am Körper. Nicht konnten fie führen werer 
„ven Bogen noch den Speer. Man ſchaute nur auf ihn, wie er ankam in 
„weitem Sturmlauf. Da war ver König binter ihnen ber gleichwie ver 
„reif. | 

„Es fpricht ver König): 

„sch fällte fie nieder, fie entrannen mir nicht. Ich erhob meine 
„Stimme zu meinen Kriegern und zu meinen Wagenkämpfern, invent ich 
„alſo ſprach: „„Haltet Stand, faßt Muth, meine Krieger, meine Wagen- 
„kämpſer! Schaut an meinen Steg. Ich bin allein, aber Amon ift mein 
„Helfer und feine Hand mit mir.““ 

„Als Menna, mein Fährmann, mit dem Auge gewahrte, wie mich 
„umzingelten viel Paare von Roſſen, ta entfiel ihm ver Muth und bang 
„warb fein Herz. Helle Angft, großes Bangen befiel feinen Leib. Zugleich 
„Iprach er zu mir: „„Mein gütiger Herr, Du tapferer König, Du Hort 
„er Aegypter am Tage ver Schlacht, beſchütz' uns. Wir ftehen allein, 
„inmitten der Feinde. Halte an, um zu retten ven Odem für und. Gieb 
„uns Erlöfung, bewahr uns, König Ramſes Miamun!““ 

„Da redet ter König zu feinem Fährmann: „„Dalte Stand, faffe 
„Muth, mein Fährmann! Ich werte mich ftürzen hinein in fie, gleichwie 
„der Sperber nieberftößt. Ich werte fie morten, ich werte fie zerhanen, 
„ich werde fie werfen zu Boten in ven Staub. Warum denn Solches in 
„deinem Herzen Das find Unreine für Amon, Elende, welche nicht an» 
„erkennen ten Gott.” “ 

„Und den König trieb vie Eile. Da ftürzte er los auf die feinvlichen 
„Schaaren ven Ehita. Beim fechften Dale, als er auf fie losging, (Ipricht 
„ver König) da war ich, dem Baal gleich, hinter ihnen ber, zu feiner Seit, 
„wann er Macht bat. Ich tödtete fie, nicht entrannen fie mir. 


508 


„Und e8 rief zu ber König feinen Kriegern und feinen Wagenftreitern, 
„desgleichen feinen Fürften, welche nicht Theil genommen batten am 
„Rampfe: „„Srbärmlich ift euer Muth, meine Wagenlämpfer. Kein 
„Nugen ift es, euch al8 Freund zu haben. Wär’ nur ein Einziger von 
„euch geweſen, ver jich al& guter (Kämpe?) für mein Land erwiefen hätte! 
„Wenn ich nicht feft geſtanden wäre als Föniglicher Herr, fo waret ihr be: 
„liegt. Ich erhebe euch zu Fürften Tag für Tag, ich fee den Sohn ein 
„in das Erbe feines Vaters, fernhaltend allen Schaden vom Aegypter⸗ 
„land, und ihr verlaßt mih!? Solche Diener find nichtig. Ich machte 
„reich euch, war euer Schirmherr und jeglicher, ter bittend klagte, dem 
„gewährt ich Schuß in feiner Sache, jeden Tag. Kein Pharao that fol: 
„bes für fein Volk, was ich gethan für euch. Ich ließ euch fiken in euren 
„Dörfern und in euren Städten. Keine Arbeit vollzogen weder Haupt: 
„mann noch Gefpann. Ich gab ihnen tie Straße an von ihrer Staht aus, 
„um fie zu finden, in gleicher Weife zum Tage und zur Stunte, wann ver 
„Kampf bevorfteht. Nun fiehe! ein fchlechter Dienft warb mir geleiftet 
„allzumal. Bon euch ftand Niemand da, bereit mir feine Hand zu reichen. 
„als ich Fampfte. Bei dem Namen meines Vaters Amon! O daß ich für 
„Aeghpten gleiche meinem Vater, dem Sonnengotte Ra! Nicht ein ein: 
„jiger von ihnen würde wachen, um anzufagen was fein Gefchäft betrifft 
„un Land Aegypten. - Denn alfo follte fein die gute Art der Männer, tie 
„man betraut hat mit Arbeit für tie Denfmalftätten in Theben, ver Statt 
„des Amon. Das ift ein großer Tehler, den meine Krieger und meine 
„Wagenftreiter begangen haben, größer als zu befchreiben möglih. Nun 
„ſchaut, ich habe ven Sieg vollbracht , fein Kriegemann und fein Wagen: 
„tämpfer war bei mir. Es ſchaut die ganze weite Welt vie Stärke meines 
„Armes. Ich war ganz allein, Tein Anderer bei mir. Kein Fürft war an 
„ver Seite der Oberften ver Wagen, fein Hauptmann bes Kriegsvolkes 
„noch ein Reitersmann. Es waren die fremben Völker Augenzeugen. Sie 





09 





„verkünden meinen Namen bis zu den fernften? unbelannteften Gebieten 
„hin. Alle Streiter, die meine Hand von ihnen übrig ließ, fie ftanden da, 
„ih wendend, um anzuſtaunen was ich that. Und wenn Millionen von 
„ihnen eingetroffen wären, nicht würden ihre Füße Stand gehalten haben, 
„ſondern jie würden geflohen fein. Denn jever, welcher ven Pfeil abjchoß, 
„gezielt nach mir, dem entfiel vie eigene Trutzwehr, welche mich erreichen 
„ſollte.““ 

„Als nunmehr mein Kriegsvolk und meine Wagenkämpfer ſahen, 
„daß ich genannt ward gleichwie Monthu ſiegreichen Armes, und daß 
„Amon, mein Vater, mit mir war, und das Auserleſene, das er mir ge⸗ 
„gethan, und daß die Fremden alle wie Heu vor meinen Roſſen lagen, da 
„kamen fie herbei, der Eine nach dem Andern, aus dem Lager, um die 
„Zeit des Abends, und fanden alles Voll, das gegen fie gegangen war, 
„hingeſtreckt und ſchwer verftümmelt in ihrem Blute die beten Streiter 
„des Volles von Chita, und von den Söhnen und Brüdern ihres Könige. 
„Und als heil war (am nächjten Morgen) das Blachfeld des Landes Ka- 
„veih, va konnte man die Stelle fuchen um ven Fuß zu fegen ihrer 
„Menge wegen. | 

„Da famen meine Krieger an, um hoch zu preifen meinen Namen, 
„voller Staunen, was ich gethan. Meine Fürften kamen herbei, zu ehren 
„meinen Muth, auch meine Wagenfämpfer, um zu [oben alfo meine 
„Stärte: 

„„Wie warft Du, guter Kämpe, von feitem Muthe, der Wetter 
„Deiner Krieger und ‘Deiner Wagenkämpfer! Du Sohn tes Anton, der 
„aus des Gottes Händen hervorging, haft vernichtet das Volt von Ehita 
„durch Deinen ftarfen Arm. “Du bift ein guter Kämpe, ein Herr des Sie- 
„ges, kein anderer König kämpft wie Du für feine Krieger am ‘Lage ver 
‚Schladt. Du, Kühner, biſt im Gefecht der Erfte, nicht kümmert Dich 
„die ganze Welt, vereinigt an einer Stelle. Du bift ver größte Sieger 


510 


„an der Spige Deines Kriegsnoffes im Angeficht ter ganzen Welt. Zu 
„beitreiten vermag das Niemand. Du bift ed, welcher Aegypten fchirmt, 
„die Fremden züchtiget. Du baft gebrochen den Naden von Ehita für 
„ewige Zeiten.“ “ 

„Darauf antwortete ber König feinen Kriegern und ſeinen Wagen⸗ 
„kämpfern, desgleichen feinen Fürſten: „Meine Krieger, meine Wagen⸗ 
„kämpfer, die ihr nicht Theil genommen habt an der Schlacht, nicht ge— 
„lingt es dem Mann ſich Ehre zu erwerben in ſeiner Stadt, es ſei denn 
„er komme und zeige ſeine Stärke ſeinem Herrn, dem Könige. Gut ſein 
„wird ſein Name, iſt er tapfer in der Schlacht. In der That, in der 
„That, ein ſolcher wird finden ven Beifall [des Landes]). Habe ich nicht 
„Gutes erwiejen einem Jeden von euch, daß ihr mich verließet, derweil 
„ich allein war, inmitten ber feindlichen Schaaren? Verlaſſen von euch, 
„war mein Leben in Frage und ihr athmetet ruhig und ich war allein. 
„Konntet ihr euch nicht jagen in eurem Herzen, taß ich bin die Schugwehr 
„don Eifen für euh? Wird man ihm gehorchen, wenn ihr mich im Stich 
„ließt, wenn ich allein war, ohne einen Begleiter? wenn Niemand ges 
„kommen von ven Fürſten, von den Rittern und von den Hauptleuten bes 
„Kriegsvolles, um mir die Hand zu reichen? Ich war allein jo kämpfend 
„und habe widerjtanden Millionen von Fremden, ich ganz allein. 

„Sieg in Theben un Mut ift zufrieden, mein Zweige 
„ſpann, fie waren es die mich fanden, um meine Hand zu faffen, 
„als ich ganz allein war inmitten der tobenden Menge ver feinplichen 
„Schaaren. Ihnen werde ich felber ihr Futter zur Nahrung reichen Laffen 
„in meiner Gegenwart fortan, wenn ich weilen werde in dem Königshaufe, 
„darum weil ich fie gefunden habe inmitten ver feindlichen Schaaren fammt 
„ven Neiteroberit Menna, meinem Wagenlenker, aus ver Schaar ber 
„Vertrauten in dem Palafte, die in meiner Nähe weilen. Dieſe ſind bie 
„Augenzeugen des Kampfes. Schuuet, vieje hatte ich gefunden.” “ 





511 





„Der König kehrte zurück in Sieg und in Stärke, er hatte geſchlagen 
„bunderttaufente zufammen an einer Stelle mit feinem Arme. 

„Als vie Erde (wieterum) hell ward, da ordnete er die Kriegerſchaa⸗ 
„ren zum Gefecht und er ſtand ba bereit zum Kampfe, gleichwie der Stier, 
„der die Hörner gewegt hat. Er erjchien ihnen ein Ebenbild des Gottes 
„Monthu, der fich gerüftet hat zur Schlacht. Desgleichen feine tapferen 
„Krieger, welche fich hineinftürzten in das Gefecht, gleichwie Losftößt der 
„Sperber auf die Ziegen. 

„Mein Haupt fchmüdte das Diadem ber Königsfchlange. Sie 
„ſprühte Feuer und Flammengluth in das Geficht meiner Feinde. Ich 
„erichien wie ver Sonnengott bei feinem Aufgange am frühen Morgen. 
„Meine leuchtenden Strahlen waren verzehrenves Feuer für die Glieder 
„der Trevler. Sie riefen einanter zu: „Hütet euch, fallet nicht! Denn bie 
„gewaltige Königsſchlange, welche ihn begleitet, er hat fie angelegt auf jei- 
„nem Roſſe. Sie Hilft ihm. Ein Jeder, welcher daher fchreitet und 
„nieberftürzt, da kommt Teuer und Flamme um zu verzehren feinen 
„Leib.“ 

„Und ſie blieben gebannt ſtehen von Weitem und warfen ſich nieder 
‚zur Erde, um anzubeten vor dem Könige im Angeficht ſeines Kriegs— 
„voltes]. Und ver König hatte Macht über fie und tödtete fie, ohne daß 
„fie entrinnen konnten. ALS verjtümmelte Körper vor feinen Roffen, fo 
„lagen fie da, nietergeftredt alle zufammen in ihrem Blute. 

„Da entfendete der König des feindlichen Volles von Chita einen 
„Boten, um fich flehentlich zu wenden an den großen Namen des Könige, 
„alfo redend: „„Du bift Aa Hormachu, Du bift Sutech, der ruhmreiche, 
„der Sohn ter Nut, Baal zu feiner Zeit. Dein Schreden ift im Lande 
„von Ehita, denn ‘Du haft gebrochen den Naden von Ehita auf immer 

wundiglich.““ 

„Darauf ließ er eintreten ſeinen Boten. Der trug ein Schreiben in 


512 


„Seiner Hand mit der Auffchriit: „„Dem großen Doppelnamen bes Kö— 
„nigs““ (und alfo abgefaßt) : 

„„Möge Dies gereichen zur Befriedigung des Herzens ter Heilig 
„teit des königlichen Haufe, des Sonnen-Horus, des mächtigen Stieres, 
„welcher liebt die Gerechtigkeit, des Großherrn, des Befchirmers feines 
„Volkes, des Tapferen mit feinem Arme, der Schugmauer feiner Yeib- 
„mwächter am Tage der Schlacht, des Könige Ramfes Miamun. 

„Es redet der Diener, er giebt zu wilfen dem Pharao, meinem güti- 
„gen Herrn, dem fchänen Sohne tes Ra:Hormachu, folgendes : 

„Dieweil Du ter Sohn Amon's bift, aus deſſen Yeibe Du ent- 
„ſproſſen, fo hat er Dir alle Völker allzumal übergeben. 

„Es foll das Boll von Aegypten und das Volk von Chita verbrütert 
„sein als Deine Diener. Sie feien zu Deinen Füßen. Uebergeben hat 
„Dir ver Sonnengott Ra vie beften [Bewohner der Erdeſ. Thue ung 
„teine Gewalt an, ruhmreicher ©eift, deſſen Wucht auf dem Volke von 
„Chita laftet. 

„Würde es gut fein, wenn Du töbten wollteft Deine Diener, welche 
„Du in Deine Weacht gebracht haft? Dein Antlig ift grimmig und nicht 
„bift Du milde geftimmt. Beruhige Dich! Geſtern warft ‘Du gefommen 
„und haft Hunderttauſende getöptet, Du kommſt heute, und — Niemand 
„wird übrig bleiben [um Dir zu dienen]. 

„Führe nicht Deine Abfichten aus, Du mächtiger König. Beſſer ift 
„Friede denn Streit. Gieb uns die Freiheit.“ “ 

„Da kehrte ver König zurüd in heiterer Stimmung, wie fein Vater 
„Monthu zu feiner Zeit, und Pharao ließ zufammenbolen alle Führer des 
„Kriegsvoltes und der Wagenfänpfer und der Leibwächter. Und als fie 
„alle zufammengefommen waren an eine Stelle, ta ward ihnen vergönnt 
„zu hören ven Inhalt ver Botichaft, welche zu ihm gefenvet hatte ver 
„große König von Chita. |Nachrem fie vernommen hatten) dieſe Worte, 


513 





„welche gefentet hatte als Botſchaft ver König von Chita an Pharao, pa 
„antworteten fie, indem fie aljo zum Könige jprachen : 

„„Banz ausgezeichnet, ganz ausgezeichnet ift das! Laß fahren ven 
„Stoll, o Großherr, unfer König! Wer nicht den Frieden annimmt, muß 
„ihn vorſchlagen. Wer würde Dich zufrieten ftellen am Tage ‘Deines 
Zornes?““ 

„Da befahl der König auf die Worte jenes (des Königs von Chita) 
„zu hören und er ließ feine Hände ruhen, um zurückzugehen nach dem Sü— 
„ven. Alſo 30g ber König in Frieden nach dem Lande Aegypten mit feinen 
„Sürften, mit feinem Kriegsvolte und feinen Wagenlämpfern , in beiterer 
„Stimmung, im Angefichte feines [Volles]... Alle Lande fürchteten bes 
„Königs Macht, als des Herrn ber beiden Welten. Sie hatte [befchüßt] 
„jeine eigenen Krieger. Alle Völker famen auf feinen Namen berbei, und 
„ihre Könige fielen nieter, um anzubeten vor feinem ſchönen Angefichte. 
„Es erreichte ver König die Stadt Ramſes-Miamun's, des großen Vereb- 
„vers tes Ra⸗Hormachu, unt ruhte aus in feinem Balafte in heiterfter 
„Stimmung, gleichwie die Sonne auf ihrem Throne. Und Amon fam um 
„ihn zu begrüßen, indem er aljo zu ihm ſprach: „„Sei beglüdwünfcht, Du 
„unfer Sohn, den wir lieben, Ramſes Miamun! Mögen fie (die Götter) 
„ihm gewähren unenplich viele preißigjährige Subelfefte in Ewigkeit auf dem 
„Stuble feines Vaters Zum, und alle Länder feien unter feinen Füßen.” “ 

Alfo fang der Dichter an den Ufern des heiligen Stromes von ber 
Helventhat Königs Ramfes vor Kadeſch. Dem ägpptiihen Homer ver- 
banfen wir genaue Kunde über ein gefchichtliches Ereigniß, deſſen Kennt- 
niß nicht einmal die Sage tem Gedächtniß ver Menjchen überliefert bat. 

Die Kriege des Königs in Syrien und Kanaan begannen feineswegs 
im fünften Jahre feiner Herrichaft, in welchem bie große Schlacht von 
Kadeſch Statt fand, fondern bereits in den vorangegangenen Jahren hatte 


Ramſes feinen erften Feldzug nach viefen Gegenden ausgerehnt. 
Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 33 


514 


Die brei berühmten Belfenftelen in ver Nähe von Beirut, welche den grie- 
chiſchen Reifenten im fünften Jahrhundert vor Chriftus ebenſowohl be- 
fannt waren (die berobotifchen Säulen des Sefoftris) als fie noch gegen 
wärtig das Ziel wißbegieriger Pilger im Lande Baläftina find, bezeugen 
bie Anweſenheit bes Königs Namfes an Ort und Stelle im zweiten 
(I. Feldzug) und fünften (II. Feldzug) Jahre feiner Herrichaft. 

Nachdem der Friede mit ven Chita abgejchloffen war, wurben fortan 
ihre Grenzen verfchont, obwohl einzelne Städte es nicht über ſich gewin- 
nen fonnten, der ägyptifchen Oberhoheit zu huldigen. In einer verfelben, 
„im Lande Naharain, Tunep“ wofelbft Ramfes feine Bilpfäulen als 
fichtbare Erinnerung an feine Feldzüge gegen Chita hatte aufitellen laſſen, 
war der Aufftand der Bevölkerung in fo ernfter Geftalt aufgetreten, daß 
Ramſes ſich genöthigt ſah, ſein Kriegsvolk und ſeine Zweigeſpanne in 
eigener Perſon nach Tunep zu führen. Die im Rameſſeum zu Theben 
erhaltene Gedächtnißinſchrift, leider an ihrem oberen Theile vernichtet, 
berührt dieſen Zug in folgender Schilderung. 

„[E8 entſpann ſich ein neuer ?] Streit, der war gegen eine Statt 
„von Ehita, in welcher die beiten Bildſäulen Pharao's aufgeftellt waren. 
„Es batte ver König fie getban [in feine Macht. Da fammelte ver Kö- 
„nig] fein Kriegsvolt und feine Zweigefpanne und gab Weifung feinem 
„Kriegsvolk und feinen Zweigejpannen anzugreifen] die feindlichen Chita, 
„welche fich befanten in der Umgegend ver Stabt Zunep, im Lande 
„Naharain. Und es legte der König feine Rüftung an [und beftieg 
„ein Zweigeipann.; Er ftand da im Kampfe gegen die Stadt der feint- 
„lichen Ehita an der Spite feines Kriegsvolks und feiner : Wagen. Seine: 
„Rüftung auf ihm. Und ver König fam wiederum um feine Rüftung zu 
„ergreifen und fie auf fich zu legen. [Und er fchlug vollents] die feinpfi- 
„hen Chita, welche fich befanden in der Umgegend ver Stadt Tunep im 
„Lande von Naharain. Danach legte er nicht mehr die Rüftung an.“ 


515 


Im Jahre 8 finten wir den König von Neuem auf dem Boten bes 
Landes Kanaan, wofelbft auf dem Gebiete des fpäteren Galiläa, fowie in 
ber Nachbarichaft tiefer verrufenen Gegend, die Bewohner ber Hoheit 
Pharao's fpotteten und feine Langmuth fchlieplich ermübeten. Ihre 
Feſtungen wurben zur Strafe erobert, und ihre Könige und Welteften 
jammt ven waffentragenden Männern nach dem Lande Kemi geführt, 
nachdem bie äghptifchen Krieger fie weidlich verhöhnt, geichlagen und zur 
Dezeihnung ver Schande an dem kanaanitifchen Langbart gezupft hatten. 
Die Darftellung der eroberten feften Plätze befand fich auf dem nördlichen 
Flügelthurme (Weftfeite an ver Ede) des Ramjes- Tempels auf der Weft- 
feite Thebens. Jeder Feſtung war eine Infchrift eingejchrieben, welche 
mit den Worten begann: „Das ift die Stabt, welche ver König einnahm 
„im Jahre 8“, woran fich die betreffende Drtsbenennung anfchloß. Won 
ben, was erhalten, laſſen fich nachweijen die Namen: Schalama (b. i. 
Friedensſtadt), ter Ort Salem oder Salem ſüdlich von Scythopolis; 
Maroma, di. Merom, Ain-Anamim, d. i. Anim oder Engannim, 
„Dapur im Lande ber Amoriter“, die wohlbelannte Veſte auf dem Berge 
Thabor, „vie Stadt Kalopu auf dem Gebirge von Beitha⸗Antha“, 
d. i. Bethanath der Schrift, im Lande Kabul. 

Daß Ramfes der gebietenve Herr „ver fremden Völker von Singara 
und Chita” war und einen großen Theil ihrer Städte erobert und vielleicht 
auch befeßt hatte, das beweiſen vor allen die Namen der eroberten Orte, 
welche die Ramſes⸗Denkmäler von Karnak uns herzählen und deren Fär— 
bung durchaus den Benennungen ver Chita-Plätze in der Völkerliſte 
Thutmes' III entſpricht. Ich führe als Beiſpiele auf: Qa⸗ſa⸗na⸗li— 
tha, Qa⸗li⸗pa, Chi-ri⸗-za, Pa⸗ri-hi, Ab⸗el, Qa⸗ro⸗ma— 
na, Qa⸗ſi⸗ri-ba⸗na, Scha⸗ma⸗ſcha⸗na, Ri-hu-za, Sara» 
bi-tha, KRa-za-a, Da-farrira, Qau⸗-zas, Ka⸗ri-ka, Qa— 
masja-pui, A-zar oder Azul. 

33 * 





516 


Wie im Norden, fo nahmen auch im Süben die Kämpfe gegen bie 
Städte Kanaan's Ramſes' ganze kriegeriſche Thätigkeit in Anfpruch. Hier 
war e8 vor allen ver Sturm auf As⸗qa⸗li⸗na, d. i. Askalon, welcher 
ben Aegyptern als eine Großthat erfchien, werth der Verewigung durch 
eine Darftellung auf den fteinernen Wänden des Tempels von Karnal. 

Die Feftung Asgalon, welche zu Joſua's Zeiten zu den fünf Fürften- 
jtäbten ber Philifter zählte, lag am Mittelmeere in einer fruchtbaren Ge- 
gend. Sie war wohl befeftigt, und gehörte bald dem Syrer bald dem 
Aegypter an, je nachdem der Eine oder der Andere die Oberhobeit ver 
porberafiatiichen Yänder und Völker in Händen hatte. Nach unferer 
ägyptiſchen Darftellung war fie auf einer Anhöhe gelegen und von ächten 
Ranaanitern bemohnt, die fich äußerlich in nichts von den übrigen Be— 
wohnern Ruthen's unterfchieren. Der Angriff Pharao’s, welcher von 
feinen Hof- Zweigefpann aus (Namens Amonsneb-nachtu d. i. „Amon ift 
ber Herr der Siege‘) dem Kriegsvolfe Weifung gab, geſchah im fchnellen 
Sturm. Die Kämpfer Pharao's erftiegen die Stadtmauern auf Leitern 
und fchlugen ihre verrammelten Thore mit blantem Beile ein. Männer 
und Frauen ſuchen ven Sieger durch ihre Bitten zu erweichen. ‘Der Kö- 
nig der „elenten Stadt“ bekennt feine Schuld mit ven Worten: „&8 freue 
„Sich der, welcher handelt nach Deinem Willen, aber Wehe dem , welcher 
„Deine Orenzen überfchreitet. Wir wollen verfünden Deinen Ruhm allen 
„Bölfern, welche Aegypten nicht kennen!“ 

So war auch Asyalon wegen feines Abfall von Aegypten bejtraft 
und dem Scepter Pharao's von Neuem unterworfen. Es ſcheint dies in 
der älteren Geſchichte Aegyptens der einzige Fall geweſen zu fein, in wel- 
hem Asqalon dem Haufe Pharao die Treue gebrochen hatte. 

Die Kriege Königs Ramfes in Vorberafien hatten zur Folge, daß 
neben der Beute (von welcher indeß die Infchriften im Beſonderen fchwei- 
gen) eine große Zahl Gefangener nach dem Nilthale verjegt wurde. Auf 





517 


ber VBorberwand des Tempels von Puafor, hinter ven Spitfäulen und den 
herrlichen Sigbilvern des Königs, befindet fich eine darauf bezügliche Dar- 
ftellung mit ber Weberfchrift: „WVerzeichniß der Türften des Volkes von 
„Shita, welche ver Pharao als lebente Gefangene zurücdigebracht hat, um 
„damit anzufüllen das Haus feines Vaters Amon, und tes Volles ber 
„Dardani, ber Bidafa u. |. w.“ Als Führer der gefangenen Schaar er- 
jcheinen bes Königs Söhne, welche Theil genommen an dem Feldzuge 
gegen Chita und fich ausgezeichnet hatten bei der Erftürmung des Thabor: 
Amon-hiechopefchsef, Cha-m-us, Mi-amun und Seti. ‘Die Fremden wer: 
den perjönlich vom Pharao dem Gotte Amon zugeführt und die Hand 
lung, wie üblich, bezeichnet al: „Das Vorführen ver Gefangenen aus 
„allen Ländern, zu welchen gekommen ijt der König, um fie zu binven, 
„und welche ver König überwunden hat. Er führt ihre Bewohner herbei 
„als lebende Gefangene, um tamit anzufüllen das Haus feines Vaters 
„Amon.“ 

Wenn Ramfes in den Darftellungen und Infchriften,, infoweit fie 
der zeritörenden Hand tes Menſchen und dem alles zernagenten Zahne 
der Zeit glücklich entronnen find, als ein Kämpe erjten Ranges zu Lande, 
auf dem Streitwagen fechtend, in feiner Helvengeftalt vor unferen Blicken 
erſcheint, fein Kriegsvolf an feiner Seite, in Begleitung erwachſener 
Söhne“), Angefichts eines großen Völkerbundes, deſſen Vertreter ven 
fernften und unbelannteften Ländern angehören: fo ift e8 andererjeits un- 
zweifelhaft, daß feine Kriegszüge auch zu Waſſer geführt wurten und 
ſeine Schiffe fi mit den damals zur See mächtigften Völkern um bie 
Herrichaft des Meeres in Seejchlachten maßen. Eine kurze, aber werth- 
volle Andeutung auf der langen Felſentafel (ohne Zeitangabe) an ver 


*) Die Anweſenheit dieſer erwachienen Söhne wirb einem franzöftichen Gelehrten 
ben Beweis liefern, daß Ramfes II nicht ale zehnjähriger Knabe vor Kadeſch ge- 
fochten haben konnte. 


518 


Außenfeite des Tempels von Abufimbel, oder vielmehr Ibſambul, fegt tie 
Thatſache, wie e8 fcheint, außer allen Zweifel. Leider haben uns die er» 
haltenen Denkmäler feine jonjtige Anbetung überliefert, welche als weis 
tere Stüten einer gefehichtlich fo wichtigen Begebenheit dienen könnten. 
Die zunehmenten Völlerbewegungen und wachfenten Unruhen in 
Kanaan, die Verſchiebungen ganzer Völkerſtämme in Vorberafien burch 
Einwanderung kriegerifcher Leute fremder Herkunft, fcheinen ebenſo wohl 
bem Könige von Chita als dem ägyptiſchen Pharao eigene Bedenken er- 
regt zu haben. Der Herr von Chita, damals Chita-fir, war ber Erfte, 
welcher feinem ägyptifchen Freunde, auf einer Silbertafel niedergejchrie- 
ben, den Vorſchlag zu einem gegenfeitigen Schuß« nnd Trutzbündniß un- 
terbreitete. Ramſes II war klug genug, einen folchen Vertrag nicht von 
ber Hand zu weifen und es fam ein Bündniß zu Stande, welches bie 
Grundlage der von ven Brieffchreibern ber Zeit oft erwähnten innigen 
Freundſchaft zwifchen ven beiden großen Reichen in Afien und Afrika bildete. 
Die gefchichtliche Darftellung des Bünpniffes ift ung, wiewohl mit 
einigen Lücken, Har und verftändlich überliefert worben. ‘Die betreffenve 
Inschrift, deren Ueberfegung wir nachſtehend folgen laſſen, wird mehr 
als jede weitere Erklärung unfere Xejer mit dem Inhalt ver merkwürdigen 
Urkunde vertraut machen. 
Schuk- und Trugbündniß zwifchen Chita und Kemi. 
„Im Sabre 21, im Monat Tybi, am 21. Tage veffelben, unter ver 
„Negierung des Königs Rameſſu Miamun, des LXebenjpenders ewiglich 
‚und immerbar, bes Verehrers ver Gottheiten Amon-ra (von Theben!, 
„Hormachu (von Heliopolis) , Ptah von Memphis, ver Mut, der Herrin 
„des Aſcher⸗See's (bei Karnak) und des Chonju, des Friepliebenten, fand 
„Statt eine öffentliche Thronfigung auf dem Stuhle des Horus unter ven 
„Lebenden, gleichend feinem Vater Hormachu in Ewigkeit, in Ewigkeit, 
„immerdar. 


519 


„An dieſem Tage befand fich der König in der Ramſes⸗Stadt, feine 
„Huldigungen darbringend feinem Vater Amon-ra, und ben Göttern 
Hormachu⸗Tum, dem Herrn von Heliopolis, dem Amon des Rameſſu 
„DMiamun, dem Ptah des Rameffu Miamun und dem Sutech, dem Star- 
„een, dem Sohne der Himmels⸗Göttin Nut, damit fie ihm gewähren 
„möchten viele breißigjährige Jubelfeſte und unzähfbare glückliche Jahre 
„und die Unterwerfung aller Völker unter feine Füße ewiglich. 

„De trat vor der Geſandte des Königs und Adon feines Haufes, 
„Namens ..... und führte herbei die Geſandten) des großen Königs 
„von Chita, Chitafir, bie entjendet waren zum Pharao um Treund- 
„Ichaft zu beantragen beim Könige Rameſſu Miamun, dem Lebenſpender 
„ewig und immerbar, gleichwie fein Vater der Sonnengott (e6 ſpendet) 
„eden Tag. 

„Dies ift der abjchriftliche Inhalt der filbernen Tafel, welche ver 
„große König von Ehita, Chitafir, hatte machen laffen und welche über: 
„reicht ward dem Pharao von der Hand feines Gefandten Tar⸗thi⸗ſebu 
„und jenes Sefandten Na-mes, um zu beantragen Freundſchaft beim 
„König Rameffu Miamun, dem Stiere unter den Fürften, welcher fett 
„\eine Grenzmarken wo e8 ihm beliebt in allen Ländern. 

„Der Bertrag, welchen vorgefchlagen hatte ver große König von 
„Chita, Chitafir, der Mächtige, ver Sohn Marosfir’s, des großen Könige 
„von Ehita, des Mächtigen, bes Sohnes des Sohnes Sa⸗pa⸗li⸗li's, des 
„großen Könige von Chita, des Mächtigen, auf der filbernen Tafel dem 
„Rameſſu Miamun, dem großen Fürften Aegyptens, dem Mächtigen, 
„ven Sohne Mineptah Seti's, des großen Fürften von Aegypten, bes 
„Mächtigen, des Sohnes des Sohnes Rameſſu's I, des großen Königs 
„von Aegypten, des Mächtigen, — das war ein guter Vertrag für Freund- 
„Ichaft und Eintracht, welcher den Frieden ficherte und die Eintracht her⸗ 
„ſtellte] auf längere Zeit als es vorher ver Ball war, feit langer Zeit. 


520 


„Denn e8 war ber Entichluß tes großen Fürften Aegyptens gemeinfam 
„mit dem großen König von Chita, daß der Gott nicht folle beftehen laſſen 
„Feindſchaft zwifchen ihnen auf Grund eines Vertrages. 

„Nämlich in ven Zeiten Mau-than-er’s, des großen Königs von 
„Chita, meines Bruders, da lag er im Krieg mit Mineptah Seti,] dem 
„großen Fürften Aegyptens. 

„Run aber, von biefem heutigen Tage an, foll fchauen Ehita-fir, ver 
„große König von Chita, auf biefen Vertrag, damit beftehen bfeibe ver 
„Beſchluß, welchen gefaßt hat Gott Ra, welchen gefaßt hat Gott Sutech 
„für das Volk der Aegypter und für das Voll von Chita, damit feine 
„Beindfchaft beitebe zwijchen ihnen, nimmermehr. 

„Und dies zum Inhalt: 

„Shita-fir, der große König von Chita, ift im Vertrag mit Rameſſu 
„Miamun, vem großen Fürften Aegyptens, von biefem heutigen Tage an, 
„auf daß beftehe eine gute Freundſchaft und eine gute Eintracht zwiſchen 


- „ihnen immerbar. 


„Er jei mein Buntesgenoffe, er jet mein Freund, 

„sch ſei fein Bundesgenoſſe, ich fei fein Freund, immerbar. 

„Nämlich in der Zeit Ma⸗than⸗er's, des großen Könige von Ehita, 
„eines Bruders, nach deſſen Ermordung Chita-fir fich als großer König 
„von Ehita auf den Stuhl feines Vaters fette, trachte ich nach ter Freund⸗ 
„haft mit Rameſſu Miamun, dem großen Fürften von Aegypten, und ee 
„ft [mein Wunfch] daß die Freundſchaft und bie Eintracht beffer ſeien als 
„die Sreundichaft und die Eintracht, welche vorher beftanven und aufgelöft 
„wurden. 

„sch erkläre: ich, der große König von Ehita will zufammenhalten 
„mit Rameſſu Deiamun], dem großen Yürften von Aegypten in guter 
„Freundſchaft und in guter Eintracht. 

„Die Söhne ter Söhne des großen Königs von Chita werden zu: 














521 


„ſammenhalten und befreundet fein mit ben Söhnen ter Söhne Rameffu 
„Miamun’s, des großen Fürften von Aegypten. 

„Gemäß unferes Vertrages für vie Eintracht und gemäß unferes Be- 
„ſchluſſes für Freunpfchaft ſei verbündvet un befreundet das Voll] von 
„Aegypten mit dem Volle von Chita. Gleiche Freundſchaft und gleiche 
„Eintracht beftehe ſolchermaaßen für immer. 

„Niemals entftehe Feindſchaft unter ihnen. Niemals überjchreite ver 
„große König von Ehita das Land Aegypten, wenn etwas aus bemfelben 
„(tem Lande Ehita) geraubt worden ift. Niemals überfchreite Rameffu 
Miamun, der große Fürft Aegyptens, das Land [von Ehita, wenn etwas 
„geranbt worten ift) aus demſelben (dem Tante Aegypten). 

„Den rechten Vertrag, welcher beftanden hat in den Seiten Sa-pa- 
‚li⸗li's, des großen Könige von Chita, desgleichen der rechte Vertrag, 
„welcher beftanten hat in ten Zeiten Mausthansers, bes großen Könige 
„von Chita, meines Bruders, den werte ich halten. 

„Es erklärt ihn zu halten Rameffu Miamun, der große Fürft Ae- 
„gyptens. Wir haben uns verftänbigt barüber! mit einander zu gleicher 
„Zeit von dieſem heutigen Tage an, und wir werten ihn erfüllen und wer- 
„den handeln in einer gerechten Weife. 

„Kommt ein anterer als, Feind zu den Ländern Rameſſu-Miamun's, 
„des großen Fürften Aegyptens, dann fende er eine Botjchaft un ben 
„großen König von Chita des Inhalts: Komme! und mache mich ftärfer 
„als er. Dann thue ter große König von Chita [fein Kriegsvolk zufam- 
„men und es foll kommen der König von Chita und fchlage feine Feinde. 
„Wenn e8 aber nicht ver Wunfch des großen Königs von Ehita ift, felber 
„auszurücen, fo fente er fein Kriegsvolk und feine Zweigeipanne, auf daß 
„tie fchlagen feine Feinde. Sonft würde er verfallen] dem Zorne Ra- 
„meifu Miamun's [des großen Fürften Aegyptens. Und wenn Rameffu 
„Diiamun, ver große Fürft Aegyptens, verbannen follte, ob eines Ver» 


522 


„brechens]) Unterthanen nach außen und fie begingen ein anderes Ver: 
„brechen gegen ihn, dann foll er der König von Ehita) herzutreten um fie 
„zu tödten. Es handele ver große König von Ehita in Gemeinichaft mit 
„dem großen Fürften Aegyptens]. 

„Kommt ein anderer als Feind zu ven Ländern bes großen Könige 
„von Ehita, dann ſende er eine Botfchaft an ven großen Fürften Aegyptens 
„mit ver Bitte daß) er fomme in großer Macht um zu töbten feine Feinde, 
„und ift es die Abſicht Rameſſu Miamun's, des großen Fürften Aegyptens 
„(felder) zu kommen, jo wird er ſſchlagen bie Feinde des großen Königs 
„von Chita. Wenn es aber nicht die Abficht des großen Fürften von 
„Aegypten ift, felber auszurücken, fo fchide er fein Kriegsvolf und feine 
„Zweige ]fpanne, indem er zurüdjendet die Antwort an das Vol von 
„Chita. 

„Wenn irgend welche Unterthanen des großen Königs von Chita ſich 
„vergangen haben gegen ihn, dann ſoll Rameſſu⸗Miamun, [der große 
„Fürſt Aegyptens fie nicht aufnehmen in feinem Lande, fonvern er foll 


„berzutreten um fie zu töbten.] .................... ben Schwur, mit 
„dem Wunfche zu jagen: ich werde gehen .... bis ......... Rameffu 
„Miamun, ver große Fürft von Aegypten, lebend immerbar ........ 
error nene ihre 


. damit ev gegeben werde für fie zum Herrn und damit rete 
Ramefiu DMiamun, ber große Fürft von Aegypten, nach feinem Ausfpruche 
‚AMMErDar . oo 2 2 een 

„Wenn Diener flüchten follten] aus ten Ländern Rameſſu Mia- 
„mun's, des großen Fürſten von Aegypten, alfo daß fie fich begeben zum 
„großen König von Chita, fo wird ber große König von Ehita fie nicht 
„aufnehmen , fonvdern der große König von Chita wird fie ausliefern au 
„Rameſſu Miamun, ven großen Fürften von Aegypten damit fie empfan- 
„gen ihre Strafe. 


523 


„Wenn Diener des Rameſſu Miamun, bes großen Fürften von Ae- 
„gupten, fein Land verlaffen) , alfo daß fie fich begeben nach dem Lande 
„von Ehita, um fich zu Dienern eines Anderen zu machen, jo werben fie 
„nicht bleiben in dem Lande von Chita, fie werben ausgeliefert werben! 
„an Rameffu Miamun, ven großen Fürjten von Aegypten. 

„Wenn dagegen fliehen joliten [Diener des großen Könige von Chita, 
„alſo daß fie fich begeben zum] Rameſſu Miamun, ven großen Fürften 
„von Aegypten um zu bleiben in Aegupten] fo werden bie, welche ge: 
„tommen find von dem Lande Chita um fich zu begeben zum Rameffu 
„Miamun, dem großen Fürften von Aegypten, nicht [aufgenommen] wer: 
„ven vo Rameſſu Diamun, dem großen Fürften von Aegypten, ſondern 
„ed wird fie ausliefern dem großen König von Ehita] Rameſſu Miamun, 
„der große Fürft Aegyptens. 

„Und wenn verlaffen werden das Land Chita Leute Fundigen Sin- 
„nes, alſo daß fie fommen zum Lande Aegypten, um fich zu Dienern eines 
„Anderen zu machen, fo wird Rameſſu Miamun nicht zulaſſen ihre An- 
„Nedelung, er wird fie ausliefern dem großen Könige von Chita. 

„Wenn gekannt wird diefer | Vertrag von ven Bewohnern bes Yandes 
„Aegypten und des Landes Ehita, fo werden fie nicht vagegen fehlen, denn 
„alles was gefchrieben ſteht auf] der filbernen Tafel, tas find Worte, welche 
„erlaſſen worden find von der Gottesſchaar unter ven männlichen Göttern 
„und unter den weiblichen Göttern, unter biefen nämlich des Yandes Chita, 
„und von der Gottesſchaar unter den männlichen Göttern und unter ven 
„weiblichen Göttern, unter diefen nämlich des Yandes Aegypten. Sie find 
„für mich Zeugen [für die Gültigkeit] diefer Worte, welche fie erlaffen 
„haben. 

„Dies ift das Verzeichniß der Götter vom Lande Chita: 

„Sutech von ver Stadt] Tunep (Daphne), 

„Sutech von dem Lande Chita, 


524 


„Sutech von der Stadt Arnema, 

„Sutech von ter Stadt Zaranda, 

„Sutech von der Stadt Pilga, 

„Sutech von der Stadt Chiffap, 

„Sutech von der Stadt Sarfı, 

„Sutech von der Stadt Chilbu (Haleb), 
„Sutech von der Stadt............... 


„Sutech von der Stadt Sarpina, 

„Aftartha vom Lande Chita, 

„ber Gott des Landes Zaiath-chirri, 

„der Gott des Landes fa...... 

„der Gott des Landes Eher... ....... 

„vie Göttin der Statt Ach ...... 

„[die Göttin der Stadt] ......... und des Landes A... ... ug, 

„Lie Göttin des Landes Zaina, 

„Der Gott des Landes ..nath..... er. 

„Sch babe zu Zeugen angerufen diefe männlichen und dieſe weiblichen 
‚Götter des Landes Chita, es find dies die Götter) des Erdbodens, mit 
„meinen Schmur. Ihnen find zugejellt worden bie männlichen und vie 
„weiblichen Götter] der Berge und der Flüffe des Landes Chita. die Götter 
„des Landes Dazauadana (Gamzanitis;, Amon, Pra, Sutech und vie 
„männlichen und weiblichen Götter des Landes Aegypten, des Erdbodens, 
„des Meeres, ver Winde und ber Stürme. 

„In Betreff der Gebote ‚ welche enthält die filberne Tafel für das 
„Bolt von Ehita und für das Volf Aegyptens, fo foll der, welcher fie nicht 
„beobachten wird, anheim gegeben werden (der Rache) der Götterfchaar 
„von Chita und anheim gegeben werben (ver Rache) der Götterfchaar von 
„Aegypten, er] und fein Haus und feine ‘Diener. 





25 


„Derjenige aber, welcher beobachten wird dieſe Gebote, melche ent: 
„hält die filberne Tafel, jei er vom Volle der Chita, fei [er vom Volke ver 
„Aegypter)], darum weil er fie nicht vernachläjfigt bat, dem foll vie Götter- 
„haar des Landes Chita und die Götterſchaar des Landes Aegypten den 
„Lohn gewähren und das Leben erhalten [ihm] und feinen Dienern und 
„denen, welche mit ihm find, und welche mit feinen Dienern find. 

„Wenn entflieht von den Bewohnern aus dem Lande Aegypten Einer] 
„oder zwei oder brei und fie begeben fich zu dem großen König von Chita, 
„jo wird ihnen der große König von Chita nicht] geftatten |zu bleiben, 
„ſondern er wird] fie ausliefern und zurüdienden an Rameſſu Miamun, 
„ven großen Fürſten von Aegypten. 

„Run in Bezug auf den Bewohner vom Lande Aegypten], welcher 
„ausgeliefert wird an Rameſſu Miamun, ven großen Fürften von Aegyp- 
„ten, jo ſoll gegen ihn fein Fehler nicht gerochen werten, nicht werte ge- 
„plüntert fein [Baus], noch fein [Weib], noch feine [Kinter|. Es werde 
„nicht |[getöbtet feine Mutter, noch werde er geichlagen in feine Augen, 
„noch auf feinen Mund, noch auf feine Fußſohlen], jo daß alfo eine Schuld 
„nicht erhoben werde gegen ihn. 

„Desgleichen werbe verfahren, wenn bie Flucht ergreifen follten Be- 
„wohner vom Lande Chita, ſei es Einer allein, fei er zu Zweit ober zu 
„Dritt, fo daß fie fich begeben zu Rameſſu Miamun, tem großen 
„Sürften von Aegypten. Es laſſe fie ergreifen Rameſſu Miamun, ber 
„große Fürft von Aegypten une jie feien ausgeliefert dem großen König 
„von Chita. 

„Im Bezug auf) ven, welcher ausgeliefert wird, jo werbe eine 
„Schuld gegen ihn nicht erhoben). Es werde nicht geplündert fein |Haue] 
„och feine Weiber, noch feine Kinder , nicht werde getötet feine Mutter, 
„nicht werte er gejchlagen in feine Augen, noch auf feinen Mund, noch) 
„auf feine Fußſohlen, nicht werde erhoben irgend welche Anklage gegen ihn. 


526 


„Das was fich befinbet in der Mitte dieſer filbernen Tafel und auf 
„jeiner vorderen Seite ift ein tem Gotte Sutech ähnliches Bildniß .......... 
„eingefaßt von einer Infchrift viefes Inhaltes: Dies ift das [Bilp] 
„des Gottes Suteh, des Königs des Himmels und ber 
„[Erde].* Zur Zeit (?) des Vertrages, welchen gemacht bat Ehita-fir, 
„der große König des Landes Chita................. ”) 

Solcher Geftalt wurten zu Ramſes, ver Stabt im Unterlanve , ver 
Friede und die Freundſchaft befiegelt zwilchen ven beiten mächtigften Völ—⸗ 
fern der vamaligen Welt, Chita im Often, Kemi im Weften. Es ftand 
zu hoffen, daß das neue Schug- und Trutzbündniß, welches in ber be- 
jchriebenen Weiſe die Fürften und Länder einigte, feinen Zwed erreichen 
bürfte, um jene gährende unruhige Welt in ver Mitte, das Volk der Ka- 
naaniter, im Zaume zu halten und jede Schilverhehung und Bewegung 
ver feinblich gefinnten Semiten zu unterbrüden und in ihre einmal ge- 
jtedten Grenzen zu verweilen. Denn daß es gährte, bis in das innerjte 
Herz des ägyptiſchen Landes hinein, das zeigt zur Genüge der Hinweis in 
dem Vertrage auf die Auswanderung übel geſinnter Unterthanen. Zwiſchen 
den Zeilen glaubt man das Volk ver Juden heraus zu leſen, das ſich ſeit 
ſeiner Einwanderung in das Aegypterland über die Maaßen vermehrt hatte 
und ohne Zweifel bereits Anſtalten traf, ſich der Macht ſeiner Zwingherrn 
an den Ufern des Niles zu entziehen. Wie und wann? das war im Rathe 
des Ewigen beſchloſſen. 

Die Schreiber am Hofe Pharao's zu Ramjes-Tanis, — vergeſſen 
wir nicht, daß bafelbft Rameſſu-Miamun feine Hofhaltung aufgefchlagen 
hatte, — waren voller Freude über das große Ereigniß des Friebene- 
abjchluffes. Ihre Briefe, infoweit fie ein gütiges Schidfal erhalten hat, 


*) Die beiden folgenden Schlußzeilen find thatfächlich zu zerftärt, um irgend einen 
Zujammenbang aus den erhaltenen Theilen herausfinden zu können. 





5927 


jchwellen über vor lauterem Behagen, daß ver Krieg zu Ende und Kemi 
und Chita nunmehr ein Brudervolk feien. Ihre Ueberſchwenglichkeit 
verfteigt fich in äguptifchem Hochmuth bis zu der Behauptung, daß König 
Rameſſu für Chita und den Kreis der Heiden, d. i. für Kati, gerapezu 
bie Stelle eines Gottes eingenommen habe. 

Indem wir uns vorbehelten im fpäteren Verlaufe der Gefchichten 
vom Ramfes unjeren Leſern einige Proben der ägyptiſchen Ruhmredigkeit 
nach biefer Seite hin in einer getrenen Uebertragung vorzulegen, befräf- 
tigen wir zunächft vie erwiefene Thatjache, daß Ramſes mit dem Könige 
von Chita feiner Zeit in einer fo freundlichen Beziehung lebte, daß felbit 
Familienbande zwifchen beiden angelmüpft wurden. Nach einer Gepächtniß- 
tafel, welche im Tempel von Ibſambul feierlichft aufgeftellt wurde und 
deren lange Infchrift mit der Zeitangabe vom Jahre 34 der Regierung 
Rameffu’s beginnt, heirathete der ägyptiſche König die Tochter des Königs 
von Ehita. Der Ehita-Fürft, in Yandestracht gekleidet, führte fie dem 
Schwiegerjohne felber zu. Nachdem vie Vermählung Statt gefunden, 
empfing die junge Frau ald Königin die Namen Ur-maa Nofirusra. 

Werfen wir unſern Blid nach Welten und nach Süden, fo haben 
wir auch dort die friegerifche Thätigkeit des Königs zu beftätigen, deren 
Erfolgen die nubifchen Denkmäler, wahre Siegesbauten des ruhmreichen 
Sefoftris, in gewohnter Fülle und Breite das höchfte Lob fingen. 

Im Tempel von Der (oder Dirr, fo hörte ich regelmäßig den Namen 
von ten nubilchen Anwohnern ausjprechen) ift ein Raubzug des Könige 
gegen armes Negervolf dargeftellt, veren Weiber und Kinder dem Ueberfall 
des äghptifchen Königs mit erſchrecktem Antlig zufchauen. In ähnlicher 
Weife führen uns die Schlachtenbilver der Felfengrotte von Beit-el-Walli 
Pharao's Siege über das Land Kufch, die Thuhen-Marmariden und bie 
ſyriſchen Chalu oder Phönizier vor Augen. Die Zeit ver Kämpfe ift nir- 
gends angegeben, nur die Umgebung ter Handlung, tie gefchichtlichen 


528 


Perfonen jener Tage, von ven Königskindern an, geftatten ein wen auch 
nur allgemeines Urtheil über die Kämpfe in ten jüngeren ober fpäteren 
Jahren tes Lebensalters Rameſſu's. 

Wir müffen uns, nach den fchriftlichen und bilplichen Zeugniffen auf 
den Feljenwänden jener Zempelgrotte, vorftellen, als jei der Künig eben 
beimgelehrt von feinen Feldzügen gegen vie Südvölker und halte eine 
Sigung inmitten des Tempels. Bereits war er mit Ruhm belaten, denn : 
„die Thaten des Sieges find eingejchrieben hunderttauſendfach auf ter 
„herrlichen Berfen. Als Züchtiger der Fremden, welcher vie Grenzmarken 
„nach feinem Belieben im Lande Ruthennu feftgejegt bat, ift er in Wahr⸗ 
„beit ver Sohn des Ra und fein Ebenbild.“ 

Bor vem Könige, auf feinem Stuble thronend, erjcheint ver „Erb- 
„prinz Amenshisunamif“, welcher ihm eine Reihe gefangener Neger unt 
die Beute oder Abgabe an Pardelfellen, Löwen, Giraffen, Antilopen, Ga— 
zellen, an Goldringen, Elfenbein, Früchten und vergleichen Erzeugnifjen 
bes Südens überbringt. 

Auch der derzeitige Landpfleger des Südens „der Königsſohn von 
„Kuſch Amen⸗em⸗ape, ein Sohn des Pa-uer“, ftellt ſich dem Herrn unt 
Gebieter vor, um für feine redlichen und erfolgreichen ‘Dienfte mit der gol⸗ 
denen Ehrentette behängt zu werden. “Denn jo eben war ein Feldzug zu Ente 
geführt worden, welcher tie aufftändifchen Negervölfer dem Scepter Ae- 
gyptens von Neuem unterwarf. In der Hauptichlacht, während deſſelben, 
erichien Ramſes Hoch zu Wagen. Ihn begleitete fein vorher genannter 
Sohn und veffen frommer Bruter Chamus. 

Neue Sigung des Königs im Süden. Ihm zu Füßen ruht fein 
treuer Begleiter, der Löpe Smams-cheftu-f „ber Zerreißer feiner Feinte.* 
Wiederum ift e8 fein Sohn, ber tapfere Amen-bi-unamif, (dt. h. Amen 
ift zu feiner Rechten) , welcher in Begleitung äghptifcher Krieger dem Pharao 
gefangene Chal⸗Phönizier nach Nubien zuführt, ohne Zweifel um an ben 


529 


Ramfes-Bauten vafelbft als hülfeleiftende Arbeiter verwendet zu werben. 
Auch die libyſche Erde mußte ihre gefangenen Kinder zu venfelben Bauten 
geliefert haben, denn wir bewundern bes Rieſenkönigs Stärke, der eben 
einem Thuhen mit feinem Sicheljchwerte Anthasem-neh „Anaitis ift 
Schutz“ den Todestreich giebt. Nicht weniger find Gefangene vom Volke 
ver Kanaaniter an bemfelben Werke betheiligt geweſen, denn ter König 
hatte gegen bafjelbe gekämpft. Seine Siege bezeugen feine eigenen 
Worte, „daß nunmehr Sand auf ihren Wohnftätten fei an Stelle ver 
„Erbfrucht.“ Er eroberte, in Begleitung eines feiner Söhne, ihre Haupt⸗ 
ftabt, deren „elenter König“ an ven Sefoftris vie Verficherung richtet : 
„kein anderer ift wie Du dem Baal vergleichbar. Du, o König, bift fein 
„achter Sohn in Ewigkeit!“ 

Nur Heine Völferftämme Aethiopiens und Libyens fcheint Ramſes 
auf feinen Zügen im Inneren des afrikanischen Welttbeiles der ägyptiſchen 
Macht unterworfen zu haben. Gelegentlich erfahren wir auf vereinzel- 
ten Denkmälern bie Namen berfelben, wie denn, des Beiſpiels halber, der 
oben erwähnte Dentftein von Ibſambul als überwundene Völker Afrikas 
die Auntom, Hebuu, Tenfu, TZemun und Hetau (ein jechfter 
Name ift zerjtört) aufführt, welche der memphitifche Gott Ptah-Totunen 
feinem Sohne Ramſes als Unterthanen in die Hänbe liefert*). 

Das Amt der Lantpfleger tes Südens war unter ver langen Regie: 
rung bes Königs in voller Blüthe. Die Denkmäler nennen uns als folche, 
mit der gewohnten Ehrenbezeichnung der „Königsjöhne von Kufch“ die 
äghptifchen Herren Pa-uer, Amenemapi, Sohn Pa-uer’s, Setau-’an 


) Bergl. oben ©. 346 bie NN. 25, 28, 77. Es ift Überhaupt fehr wahr: 
ſcheinlich, daß die daſelbſt aufgeführten Länder und Völker fih kaum liher Napata hin- 
aus erftredt haben. Main (No. 4) findet fich z. B. in Anibe in der Nähe von Ibrim 
erwähnt. 

Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 34 


530 


(ver nebenbei mit ter Verwaltung ber Goldbergwerke beauftragt war), 
Amenembib, Nachtu und Maſſui. 

Zur Vermehrung des Einlommens und zur Vergrößerung tes Staats- 
fedels hatte Ramſes, dem Beifpiele feines Vaters Seti folgend, feine be- 
fondere Aufmerkſamkeit ven entvedten Golvländern gewibmet und vor allen 
fein Auge auf die reichen nubifchen Goloberge des heutigen Wadi Alafı 
(Alsaki), im Alterthume Aki⸗ta, geworfen. Aber das Waffer fehlte in 
ben traurigsöven Thälern dieſes Gebirgslandes, und Menfch und Thier 
ftarben auf den Wegen zu den Goldlagern. Durch einen merkwürdigen 
Zufall ift die Wiffenfchaft in ven Beſitz des altägyptiſchen Planes gekom⸗ 
men (zu Turin) , der uns bie Lage ver Bergzüge, tie Strafen, bie Gold⸗ 
pläge, die Brunnen und was fonft an Anlagen und Bauten vorhanden 
war, erfennen läßt. Hier find, nach ven Beilchriften: „die Berge, aus 
„welchen das Gold herausgezogen wird. Sie fin mit rother Farbe an- 
„gemerkt,“ dort „vie Straße, welche verlaffen ift, nach bem Meere zu,“ 
„bier „die Häufer von... . . der Goldwäſche,“ ber „Brunnen“ und der 
„Denkftein tes Königs Mineptah I Seti I,“ dort „das Heiligthum bes 
„Amon in dem heiligen Berge.” Nichts ift vergeſſen, was geeignet er- 
icheinen konnte dem Beſchauer eine Vorjtellung von dem Zuftande der Ge: 
gend zu gewähren, bis zu den Steinen und vereinzelt ftehenden Bäumen 
auf den Strafen bin. Seti I, ver Goldſucher, hatte zuerft das Gold⸗ 
bergwerk bearbeiten laſſen, aber ohne befonteren Erfolg, wie weiter unten 
gezeigt werben wirt. Er hatte den in den Infchriften genannten Brun⸗ 
nen angelegt und baneben ven Dentitein errichtet, von welchem bie Bei⸗ 
ichrift auf tem Plane ſpricht. Das Brunnenloch hatte eine Tiefe von 
mehr als 63 Stäben (120 altägyptiſchen Ellen) aber das Waffer verfiegte 
ſehr bald und der Bergbau wurde verlaffen. Erſt im britten Jahre ber 
Regierung des Königs Ramfes geſchah, was die unten vorgelegte Infchrift 
mit aller Weitläufigfeit meldet. Sie beredt einen Stein, welcher an dem 








531 


Orte Kuban gefunden worden ift, gegenüber von Dakkeh, auf dem öftlichen 
Ufer der nubifchen Landſchaft. Hier lag in alten Zeiten ein wohlbefeftig- 
ter Blag, mit Mauern, Gräben und Thürmen verfeben, ein Bollwerk zum 
Schute gegen die Weberfälle nubifcher Stämme von den Pharaonen er: 
richtet. Beſchriebene Steinblöde in ver Nähe weiſen auf vie Könige 
Thutmes III, Horembib und Ramfes II Hin. Diefer Plat fcheint zu: 
gleich ver Ausgangspunkt für die VBerbintung mit ven Golpbergwerfen ge- 
weſen zu fein, in denen Kriegsgefangene und Berbrecher ihre befchwerlichen 
Arbeiten unter dem glühenven Sonnenftrahl des Wendekreiſes verrichten 
mußten. Bis zu den Griechen hin hatte fich die Erinnerung an bie grau- 
ſame Behandlung und bie fehredliche Yage der zur Golpwäfche verdammten 
Arbeiter erhalten. 

Doch vernehmen wir nunmehr die Worte ver fteinernen Inschrift felber : 

1. „Im Iahre 3, im Monat Tybi, am 4. Tage, unter ver Regierung 
„des Königs Ramefin Miamun, tes Lebenſpenders ewiglich unt 
„immerdar, des Freundes des thebanichen Amon-ra von Apt. 

2. „Da fand Statt eine Thronfigung auf dem Stuhle des Bor (d. h. des 
„Königs) unter den Lebenden. Gleichwie fein Vater, der alltägliche 
„Sonnengott,, der göttliche Wohlthäter, ein Herr des Süblandes, 
„ein ſtrahlender Hub-Hor, ein fchöner güldener Sperber, hat er aus- 
„gebreitet über Aegypten feine Flügel, gewährend Schatten den Be⸗ 
„wohnern in ber Schutzmauer des Starken und Siegreichen. Tritt 
„er daraus hervor mit Schredten verbreitendem Leibe, fo ift es um 

3. „darzuthun feine Kraft zur Erweiterung feiner Grenzmarken. Schim- 
„mernder Farbenglanz ift feinem Körper gegeben worben bei ben 
„Siegen tes Monthu.*) Er ift ver Herr ber beiven Kronen des 


*) Eine recht dunkle und unklare Stelle. Ueberhaupt leibet die ganze Infchrift 
an einer eben fo geſuchten als jchwerfälligen Sprache, welche dem Ueberfeger nur mit 
Mühe geftattete ven Faden der Schilderung feft zu halten. Die Einleitung iſt von 
einer mufterbaften Schwülftigfeit. 

34? 


532 


—— 





„Hor und des Set. Ein Freudengefchrei ertönte im Himmel an tem 
„zage feiner Geburt. Die Götter (veveten) aljo: wir haben ihn 
„erzeugt, 

. „pie Göttinnen alfo: er ift geboren aus und, um zu verwalten das 
„Königthum des Ra, Amon aljo: ich bin es ver ihn gefchaffen hat 
„um zu jegen die Wahrheit an ihren Platz. Das Lant warb georb- 
„net, ver Himmiel beruhigt, die Götterfchanr zufrieben geftellt durch 
„eine Tugend. Er ift ein mächtiger Stier für das elende Land Kufch, 
„welcher zurüditößt 

. „die Verſchwörer vom Lande der Neger. Es zertritt feine Klaue vie 
„An (Rufchiten) und fein Horn zerftößt fie. Seine Perſon hat fich 
„bemächtigt des Landes Nubien, und fein Schreden, er bat erreicht 
„das Land Kari. Sein Name ballt wieder in 

. „allen Ländern ob ber Siege, welche feine Hände. errungen haben. 
„Es Tommt das Gold zum Vorſchein auf dem Gebirge auf feinen 
„Namen gleichwie auf den feines Vaters Hor, des Herrn von Bala, 
„des Vielgeliebten in ven Rändern des Südens, gleichivie auf den des 
„Hor im Lande Maama, bes Herrn von Buhan (Boön). 

. „Alfo ift König Rameſſu Miamun, der Lebenfpenber ewiglich unt 
„immerbar, wie fein Vater der alltägliche Sonnengott. 

„Da befand fich ver König in der Stabt Memphis, um zu ban- 
„een feinen Vätern, ben Göttern und Herren von Süt- und Nort- 
„ägypten, damit fie ihm ſchenken möchten Kraft und Sieg und eine 
„lange Lebensdauer von unendlich vielen 
. „Sahren. An einem diejer Tage gejchah es, daß der König da ſaß 
„auf feinem großen Throne von Gold, geſchmückt mit dem Königs- 
„reifen und dem Doppel⸗Federſchmuck, um zu gedenken ber Länder, 
„ans welchen das Gold gewonnen wird, und um zu erwägen bie Art 
„und Weije zı bohren 





mw. 


13. 


. „Brunnen auf den Straßen, welche verwünfcht find wegen bes 


„Waſſers, nachdem er gehört hatte, daß viel Gold vorhanten fei im 
„Lande Akita, doch wäre fein Zugang verwünfcht wegen des Waſſers 
„gar jehr. Es wären dorthin gezogen einige 

„Goldwäſcher, nach ver Stelle, wo jenes wäre, doch feien die, welche 
„daſelbſt angelangt wären, geftorben vor Durft auf der Straße 
„jammt den Efeln, welche bei ihnen waren. Nicht fände man für 
„dieſe das Nothbürftige 


. „zum Tränken beim Hinaufſteigen, es ſei denn, daß der Regen vom 


„Himmel fiele. So könne kein Gold in dieſem Lande gewonnen wer: 
„den wegen des Waſſermangels. Da ſprach der König zu ſeinem 
„Edelmann, welcher neben ihm ſtand: „„Laß herbeirufen bie Für— 
„ſten, welche gegenwärtig ſind. 


. „Sch hole mir Rathes bei ihnen wegen dieſes Landes, wie ich bie 


„Maßregeln treffen kann.““ Sobalt ale fie vor den göttlichen Wohl: 
„thäter geführt waren, erhoben fie ihre Hände um zu preifen feinen 
„Namen unter Lobreden und um anzubeten vor feinem fchönen An- 
„gefichte. Und ver König befchrieb ihnen ven Zuftand dieſes Landes, 
„um einzuholen 


„ihren Rath darüber, wegen ver Abficht Brunnen zu bohren auf 
„seiner Straße. Und fie redeten vor dem Könige: „Du bift wie bie 
„Sonne. Es gelingt Dir alles. Was Dein Herz begehrt, das kommt 
„zum Austrag. Wenn Du einen Wunſch begft in ver Nacht, fo ift 
„er verwirklicht, wenn bie Erbe (wieber) hell geworben ift. Wir find 
„berbeigeeilt, um zu thun, was zu thun ift, denn 


. „groß ift bie Zahl Deiner erftaunlichen Werte, ſeitdem Du erfchienen 


„bist als König des Landes. Wir hörten nichts, wir ſahen nichts, 
„und doch, was ba ift, e8 wurde gleichwie es ift. Alle Ausiprüche 


16. 


17. 


18. 


19. 


534 


„Deines Mundes, fie gleichen ven Worten des Hormachu. Eine 
„Wage ift Deine Zunge, ein Richtmaß find Deine Tippen 


. „nach dem gerechten Ausſchlagsgefäß des Gottes Thut. Wo ſteckt 


„denn das, was Du nicht wüßteft? wer ift denn ber Weife, welcher 
„wäre gleichwie Du? Kein Ort ift vorhanden, ben Du nicht gefchaut 
„hätteft, Fein Land giebt e8, das Du nicht betreten hättet. Alles 
„Ausgezeichnete fand Einlaß in ‘Deine Ohren feitbem 

„Du warft ein Adon biefes Landes. Du bantelteft mit Weisheit 
„als Du noch im Ei faßeft. In Deinem Kinvesalter geſchah, was 
„Du fagteft zum Beten ves Landes. Als Du ein Knabe wurbeft, 
„mit der Jugendlocke, da trat Tein Denkmal an das Licht ohne Dei⸗ 
„nen Befehl. 

„Kein Gejchäft wurde ausgeführt ohne ‘Dein Wiffen. Du wurbeft 
„erhoben zum Verweſer (Ro-hir) dieſes Yandes, als Du ein Jüng- 
„ling warft und zehn volle Jahre zählteſt. Alle Bauten gingen unter 
„Deiner Hand hervor und ihre Grunbfteinlegungen wurben ausge⸗ 
„führt. Wenn Du fprichft zum Waffer: komm auf den Berg, fo 
„ericheint der Regen 

„jofort auf Deinen Ausſpruch. Wie Du ift der Sonnengott. Se 
„nach dem Leibe des Schöpfers ift das, was er zeugt. Wahrlich, 
„Du bift das lebente Bild des Ra, der Erbe Deines Vaters Tum 
„von Heliopolis. Geſchmack ift auf Deiner Zunge, Gefühl in Dei- 
„nem Herzen. Die Stelle Deiner Zunge ift der Schrein der Wahr: 
„beit. Es fitt das Göttliche auf Deinen Lippen und alle Worte wer: 
„ven zur That fortdauernd. 

„Was geichaffen hat Dein Verftand, es gleicht ven Werten bes Ptah, 
„bes Bildners der Kunſtwerke. Du bift immer verjenige, deſſen An- 
„Ichläge alle ausgeführt, deſſen Worte alle befolgt werben, ‘Du unfer 
„Großherr und Gebieter ! 


20. 


21. 


22. 


23. 


24. 


25. 


26. 


535 


„In Bezug auf das Land Alita, ſo möge berichtet werden, um 
„was es ſich handelt ſeinetwegen.“. Da ſprach ver Königsſohn des 
„elenden Landes Kuſch, indem 
„er alſo redete vor dem Könige: „Es iſt (das Land) in dieſer Weiſe. 
„Verwünfcht iſt es wegen des Waſſers ſeit ver Zeit bes Ra. Man 
„stirbt auf ihm vor Durft. Es haben begehrt alle früheren Könige 
„Brunnen zu bohren in ihm ‚ aber es gelang ihnen nicht mit 
„Erfolg. 

„Auch König Seti I that vesgleichen. Er ließ einen Brunnen bohren 
„von 120 Elfen Tiefe zu feiner Zeit, aber man ließ ihn liegen am 
„Wege, denn kein Waffer kam zum Borfchein. Wenn Du nun felber 
„Iprächeft zu Deinem Vater, dem NRilgott Hapi, 

„dem Vater ver Götter: [aß hervorkommen Waffer oben auf dem 
„Berge, fo wird er thun alles, was Du fagft, wie ja alles, was Du 
„vorbatteft, verwirklicht worben ift vor uns, und nicht blos nach 
Hörenſagen, bieweil Dich lieben Deine Väter, alle Götter, mehr 
„als alle Könige, 

„welche gewefen find feit Ra.““ Spricht der König zu ben Fürften: 
„Iſt e8 wahr alles, was ihr gerevet habt, und warb alfo nicht ge« 
„öffnet das Waffer in jenem Lande feit der Zeit des Gottes, wie ihr 
„gefagt Habt, fo will ich bafelbft einen Brunnen bohren, um Waifer 
„zu liefern fortbauernd, boch fo, daß der Brunnen 

„unter dem Befehle des Vaters Amon⸗ra, des thebanifchen Gottes, 
„und des Hor, ber Herren bes Landes Nubien ftehe, damit geftimmt 
„sei ihr Herz in Liebe. Ich werde deßhalb veranlaffen, daß er genannt 
„werde nach [ihrem Namen.““ Und die Fürften] 

„priefen ihren Herrn und beteten an und fielen auf ihren Bauch vor 
„(tem Könige) und ftießen Freudenrufe aus 

„bis zur Himmelshöhe. Da fprach ver König zu einem Töniglichen 


27. 


28. 


30. 


31. 


32. 


33. 


34. 


35. 


36. 


436 


„Schreiber, [welcher fich in feiner Nähe befand: „„NRüfte Dich unt 
„begieb Dich auf ben] 

„Weg nach dem Lande Alita. Laß gelten ven zweiten Tag bes 
„Monpmonates als den Tag, an ſwelchem]) Du Deine Sendung 
„[ausführen wirſt.““ Der Schreiber that] 

„gleichwie ihm geheißen war. Siebe ba, er verfammelte bie Leute, 
„[welche kundig waren des Bohrens, auf daß fie arbeiteten und fchaff- 
„ten einen Brunnen, welcher Waffer ſpendete denen, welche betraten] 
„den Weg nach dem Lande Akita. Niemals ift Aehnliches gefcheben 
„jeit ven früheren Königen. [Und von tem berausftrömenven Waffer 
„wurden gebilpet Bäche und] 

„Stichfänger von den Infeln in ver Nähe ber Untiefen von Natho 
„vergnügten fich, indem fie bauten [feine Rachen, und bevienten fich 
„der .......) 

„gleichwie eines Ruders beim Winde. Da kam an ein Briefträger 
„Seitens des Königsſohnes des elenden Landes Kuſch, [wegen bes 
„Brunnens, um dem Könige anzufagen: „Es ift zur That gewor- 
„ven alles] 

„was Deine Heiligkeit mit feinem eigenen Munde gejagt hat. Es ift 
„zum Borjchein gefommen das Waffer aus ihm bei 12 Ellen. Es 
„waren 4 Ellen anibm...?...tverXiefe......... 
............ ſie .... hinaus wie es bie Abſicht ber Ar- 
„beit war. Der Gott hat das Herz wohl geftimmt burch Deine 
„Liebe. Niemals bat fich folches ereignet ſeit ver Zeit des Gottes 
„Ra.]““ 

„Und die Bewohner von) Alita machten eine Freudenmuſik auf 
„großen Trommeln (?). Die welche augenfrant waren, [wufchen fich 
„mit tem Waffer und wurben geheilt. Sie alle fangen: 

„Heil] dem Könige! Das Waffer, welches in ver Tiefe ift, war ihm 








537 


„gehorfam. Er bat geöffnet Waller auf dem Berge.““ Und fie 

„ließen Dank 
37. „ſagen] ihm burch ben Königsfohn wegen ver Sendung. Das war 

„ſchöner für [das Herz bes Königs als alles Andere. So waren 
38. „denn] wohl ausgeführt bie Pläne. Schön waren bie Zeugniffe, 

„welche ausfprachen [bie Anwohner ver Gegend. Angelegt wart 

„eine Straße ' 

39. „von) diefem Brunnen [aus] nach dem Brunnen Ramſes Miamun’s, 

„des Siegers in [dem Lande....... ]* 

Bereits in ben Zeiten bes eilften Königshaufes finden fich bentliche 
Spuren von Brunnenbohrungen in den wüften Thälern von Hammamat. 
Zwölfhundert Jahre vor der Thronbefteigung Königs Rameſſu II hatte 
einer feiner Ahnherrn, Sanchlara, auf der alten Straße von Koptos nad) 
Doffeir, vier Brunnen anlegen laſſen, veren Reſte noch heutigen Tages 
nachweisbar find*. Die Alten haben es auch darin den Leiftungen un- 
ferer jungen Tage voraus gethan und Werke gejchaffen, deren Nugen und 
Bedeutung von den Reifenden in ben Wüften Afrila’s immer mehr erkannt 
und gefchägt wird. 

Bom Ramfes dem Brunnenbohrer zum Ramfes ben ZTempelerbauer 
und Stäbtegründer ift nur ein Schritt. Was er in biefer Beziehung 
gleich im Anfange feiner Regierung geleiftet, das hat uns ver Pharao felber 
fo ausführlich erzählt, daß ein Vergeſſen fait unmöglich wird. Abydus 
war zunächft ber Gegenſtand feiner Neubauten geweſen, obwohl wir neben- 
bei unterrichtet werben, daß er in Theben und Memphis zwei Tempelthore 
zur Erinnerung an feinen Vater hatte errichten laſſen, an deren Eingang 
die Bildſäulen Seti's gleichſam Ehremwacht hielten. 

Ueber die Stadt Memphis und ihre Ramſes⸗Bauten erfahren wir 


— — — 





*) Siebe oben ©. 111. 


538 


nunmehr Genaueres aus einer Unterhaltung zwifchen Ramefju II und vem 
alten Stabtgott Ptah, dem großen Baumeifter der Welten. Ein Stein 
bat dieſelbe verewigt und dem wißbegierigen Leſer ift es noch heute ge- 
ftattet , in ver Nähe des zweiten Wafferfalles , ven Worten ver Beiden zu 
lauſchen. 

Auf der Gedächtnißtafel von Ibſambul, welche an ihrer Spitze bie 
Zeitangabe vom Jahre 35, den 13. Tybi der Regierung Ramfes’ II trägt, 
finden fich in dem Gefpräche ziwifchen dem Gotte und Ramſes zunächit ſehr 
merkwürdige Angaben über das Verhältniß zwifchen Aegypten und Chita. 
Der Gott beginnt feine lange Anrede mit ven gewöhnlichen Schmeicheleien, 
welche an ben König gerichtet find und aus welchen ich folgende Stelle in 
einer getrenen Weberjegung vorlege. Der Gott jagt: „Ich habe Dir ver- 
„lieben Kraft und Stärke und die Macht Deines Armes in allen Ländern. 
„Du haft verwundet die Herzen aller Völter, welche unter Deine Füße ge- 
„stellt find. Trittſt Du heraus an jevem neuen Tage, fo führen Dir zu 
„gefangenes Volk die großen Könige aller Völker, um Dir zu huldigen mit 
„ihren Rindern. Sie find anhein gegeben ‘Deinem ftarten Arme, zu thun 
„mit ihnen was Dir beliebt, o König Rameſſu II. Ich Habe in aller 
„Herzen die Achtung vor Dir geſenkt. Es befteht die Tiebe aller Leute zu 
„Dir. Dein männlicher Muth ift über alle Ebenen verbreitet und bie 
„Burcht vor Dir gebt durch die Berge. Es zittern die Könige bei dem 
„Gedanken an Dich und Du giltft als ihr ftänbiges Haupt. Sie kommen 
„zu Dir mit einer Bitte, um zu erflehen Deine Freundſchaft. Du läßt 
„leben wen Du willft, Du tödteſt wen Du willft. Es ift der Thron aller 
„Völker bei Dir.“ Einige Zeilen fpäter erfcheint bie für uns wichtige 
Stelle: „Das Volk von Chita ift unterthänig Deinem Palafte. Ich babe 
„es ihnen in's Herz gegeben, Dir zu dienen, indem fie fich bemüthig Deiner 
„Berfon nahen mit ihren Erzeugniffen und ver Beute an Gefangenen ihres 
„Könige. All ihr Eigenthum wird Dir gebracht. Seine ältefte Tochter fteht 





539 


„voran an ber Spitze, um milde zu ftimmen das Herz des Könige Rameſſu LI 
„— ein großes unbegreifliches Wunder. Sie felber kannte nicht ven Ein- 
„druck, welchen ihre Schönheit auf Dein Herz ausgeübt hat. Dein Name 
„it geoß und herrlich immerbar. Da bift das vollenbetfte Beiſpiel der 
‚Stärte und Kraft. Einer ver unbegreiflich groß tft, ber fordert und 
„nicht gehorcht. Seit den Zeiten ber Weberlieferungen ver Götter, 
„welche verborgen find in dem Haufe der Schriftrollen, von ben Zeiten bes 
„Sonnengottes Ra an bis zu Dir Hin, weiß die Gefchichte nichts zu be- 
„richten vom Chita-Volle, das ein Herz und eine Seele mit Aegnpten 
„geweien wäre.” 

Der Bharao, gerührt von fo viel Güte und Huld, bleibt die Antwort 
feinem göttlichen Vater nicht ſchuldig. Seine Erwieberung ift nicht minder 
reich an Bildern und Anfchauungen, wie fie 32 Jahrhunderte vor unferen 
Zagen als geſchmackvoller Ausprud ter Gebanten galten. Des Könige 
Entgegnung berührt vor allen ben wefentlichften Punkt feiner Dantbarteit 
gegen ven memphitichen Gott, vie Ramfes-Bauten im Innern ver großen 
Zempelftabt von Memphis. Seine Bemerkungen barüber ſammt ber 
zugehörigen Einleitung wollen wir ben wißbegierigen Leſern deßhalb nicht 
vorenthalten. Er fagt wörtlich: „Du haft mir übergeben, was Du ge- 
„haften haft. Ich thue und werde von Neuem thun alles Gute für Dich, 
„jo lange ich allein König fein werte, gleichwie Du es geweſen bift. 
„Ich Habe Sorge getragen für das Land um Dir ein neues Aeghpten zu 
„ſchaffen, gleichwie es in alter Zeit zuerft daſtand. Ich habe Götterbilver 
„herſtellen laffen, nach Deinem Ebenbilde, je nach ihrer Farbe und Ge⸗ 
„ſtalt, welche in Befig nehmen Aegypten nach ihrem Begehr. Sie find 
„bon Künſtlerhand geformt worven in ben Tempeln. Vergrößert ward 
„Dein Gotteshaus in ber Stadt Memphis. Es warb verberrlicht burch 
„langdauernde Werke und durch wohl ausgeführte Arbeiten in Steinen, 
„welche ausgelegt find mit Gold und Juwelen. Ich habe öffnen laſſen 


540 


„einen Hof für Dich nach Norven Hin mit einem prachtvollen Doppel: 
„flügelthurme davor. Ihre Thore find wie ber Lichtkreis des Himmels. 
„Es verrichten daſelbſt ihr Gebet die Leute. Ich habe Dir ein prachtvolles 
„Gotteshaus im Innern ver Mauerumhegung gebaut. Ein jegliches Gottes: 
„Bildniß befindet fich in ven unzugänglichen Schreinen.und rubt an feinem 
„erhabenen Plage. Ich habe fie verfehen mit Prieftern und Propheten 
„des Landes Aegypten, mit Aderland und Viehheerden. Die Berechnung 
„ces Tempelvermögens an allen Dingen beläuft ſich auf Millionen. Ge 
„feiert werben alle Deine großen breißigjährigen Jubelfeſte. So ift denn 
„alles, was Du mir befohlen hattejt, ausgeführt in aller reichen Fülle, 
„nach Deinem Wunfche. Rinder und Kälber find endlos, al’ ihr Opfer: 
„fleiſch ift zu Hunderttanfenten vorhanten, ihr Fettgeruch erreicht ven 
„Himmel, die Himmlifchen empfangen ihn. Ich laffe bewundern bie ganze 
„Welt die Vollkommenheit an den Denktmälern, welche ich Dir geweiht 
„babe. Ich brenne mit heißem Stempel vie fremden Leute ter ganzen 
„Erde anf Deinen Namen. Site gehören Deiner Perfon an immerbar. 
„Du haft fie ja gefchaffen. 

Hiernach hatte Ramfes für ven Tempel des Ptah von Memphis in an- 
fehnlicher Weife Sorge getragen , er hatte ihm ven ganzen nörtlichen Hof 
ſammt ben zugehörigen Thurmflügeln angelegt, einen Tempel innerhalb 
ber Ringmauer gebaut (zahlreiche Trümmer bes feßteren find neuerdings 
in der Nähe bes Araber- Dorfes Dasrieh entdeckt worden), Götterbilder 
aufgeftellt, und bem heiligen ‘Dienfte bes großen Baumeiſters bie nöthi- 
gen Mittel gewährt. An Bildſäulen Ramſes' II und feiner Bamilien-Mit- 
glieder fehlt e8 nicht. Die berühmtefte und vielbefuchte ift ber große 
Ramfesleib (Cigenthum ver Engländer), welcher in einem Erbloche auf 
ber Trümmerftätte des bochberühmten Ptahtempels, in ver Nähe des heu⸗ 
tigen Wraberborfes Mitrahenne, vergeblich feiner Auferftehung bartt. 
Neben ihm find Heinere Bildſäulen beffelben Königs und feiner Gemahlin 





540 


Zu Seite 541. 
nn (EEE 


Te, Id [Uö‚öe 





Pen-nes-taui Chim-mes Unon-nofer 
Anführer des Fremd⸗ Oberpriefter des Chim und DOberpriefter be Amon (vc 
volles von Kuſch ber Iſis (von Koptoe) Theben) 
Pa-uer Amen-em-api Hor-a Ame: 
Königsfohn von Oberpriefter in Baumeifter u. Oberpriftier Anführer der 
Kuſch Heliopolis des Anhur (von Thinis) meiſter, Anfül 


Amen-em-api 
Königefohn von Kuſch 


- — — nu 


541 


öchter ebenbort tem Boden des Palmenwaldes entriffen worten. 
er Bildſäule Könige Seti I hat uns bereits die Abydus - Want 
liß gegeben. Auch fonft ließ ver König in Memphis Tempel und Ge- 
auf feinen Namen errichten. Der Obermeifter Pharao’s und An- 
der Mazat (Häfcher) Hi war zugleich „Verwalter eines Ramſes⸗ 
8 in Bir-neb-am und Verwalter des Sonnentempels Rameffu- 
wun’S bes Sübtheiled von Memphis.**) Zum Bau der letzteren 
ı „a8 Volk“ und die „Rothhäute‘ (Apuirui, niht Ebräer, 
nnofer 9 Exptbräer) bie ſchweren Werkitüde heranziehen von dem jenſeiti— 
des Amen von fer her aus den Steinbrüchen bes troifchen Gebirges. Auch zum 
beben ——es großen Tempelthores „Meriu-ma,“ welches Ramſes am 
Tempel herſtellen ließ und wobei ein gewiſſer Ameneman das Amt 
aumeiſters und des Anführers der Häſcher übernommen hatte, wur⸗ 
Ament Genannten in gleicher Weiſe als Steinzieher verwendet. 
Be rmbie Tamilie Ameneman’s fpielt eine zu große Nolle in ber ägypti⸗ 
Dentmäler-Gejchichte dieſer Zeit, um fie mit Stillfehweigen zu über: 
„Wir vermögen dies um fo weniger, als die einzelnen Mitglieter des 
im Beiblatt vorgelegten Stammbaumes die wichtigften Aemter im 
wnenlande befleiveten und Ameneman felber wahrjcheinfich der von 
es II eingefegte unmittelbare Bebrüder ver Kinder Iſrael's in Aegyp⸗ 
Avejen war. Der Stammbaum ijt zufammengeftellt auf Grund einer 
keihen Samiliengruppe, welche in ten Sammlungen ver Alter: 
rm von Neapel als ein koftbares und feltenes Denkmal ber Vorzeit 
rt wird. 
Wie Abydus und Memphis, jo war auch bie alte Reichshauptſtadt 
en ver Gegenftand befonverer Theilnahme Ramſes' II. Neue Tem: 
surben auf beiten Seiten bes Fluſſes angelegt oder vie beftehenden 


— — — — 


#) Siehe meinen Aufſatz „Eine neue Ramſesſtadt' in ber ägypt. Zeitſchrift 1876 
Bf. 


| 
I 


542 


erweitert. Im großen Beiligtfume von Ape (Karnal) ließ der König 
zuerft dem mächtigen Saal Seti's durch Aufrichfung ber fehlenden 
54 Säulen auf der Süpfeite vollenden, und eine Steinntauer um das 
ganze Heiligthum berumlegen von Often ber bis zu ver Wand bes eben- 
genannten Säufenfaales Hin. Im Luqſor warb der von Amenbotep III 
gegründete, aber nicht ausgebartte Amonstempel vollendet, vie beiten an- 
fehnlichen Thurmflügel vorgelegt und zwei prachtoolle Spitfäulen *) neben 
ben viefigen Granit-Siebildern des Königs, ben Chrenwäcdtern am 
Mittefthore, aufgeftellt. Auf ver Weftjeite warb der Todtentempel Seti's I 
bei Alt-Qurnab ausgebaut und ſüdweſtlich davon als eigentlicher Sieges— 
tempel da® fogenammte „NRameffeum“ dem Gotte Amon geweiht. Bier 
ſtanden zugfeich die größten Bilpfäulen des Königs, welche ver Sage nad) 
Kambyſes, bei feinem Befuche in Theben, von ihrem Stantorte hinunter⸗ 
ftürzen ließ. 

Es würde nothwenbig die Grenzen diefes Werkes überfchreiten, woll- 
ten wir auch nur den Verſuch wagen, die einzelnen ‘Theile aller biefer 
denkwürdigen Banten zu befchreiben ober anf die Ueberreſte aller fonfti- 
gen Werke aufmerkfam zu machen, welche noch in Theben, wenn auch in 
ihren legten Trümmern, vorhanden find und den Namen des großen 
Seſoſtris an ihrer Stirne tragen. Wir würden eine Gefchichte ver Dent: 
mäler fchreiben und nicht eine Gefchichte der Pharaonen. 

Desgleichen müffen wir nothwendig von dem Berfuche abfteben, bie 
in den übrigen Theilen Aegyptens beftandenen Bauten deffelben Königs, 
fei e8 nach urkundlich beglaubigter Weberlieferung, fei e8 nach ihren vor- 
bandenen legten Bruchſtücken, wenn auch nur nach ihrem Namen und 
nach ihrer Lage aufzuführen. Ramſes IL ift eben alfenthalben zu finden, 


*) Die eine derfelben befindet fich befanntlich gegenwärtig in Paris, mofelbft fie 
den Mittelpunkt des Eintrachtsplatzes einnimmt. 








543 


und es fcheint nach dieſer Seite hin Wahrheit in feiner Behauptung 
zu ruben, daß er Aegypten nen gemacht babe (fiehe oben 
Seite 539). 

In Nubien darf Ramfes recht eigentlich als Tempel⸗ und Städte: 
gründer „auf feinen Namen” bezeichnet werben, denn vie Rameſſeen be- 
lebten an vielen früher öden Stellen die einfamen Felfenlandfchaften. Die 
„Sonnenftadt” Bisra bei Dirr, vie Amonsftant Bi-amon bei Wabi- 
Sebua, die Ptahſtadt Pi⸗ptah bei Gerf-Huffemn, find Rameffeen, welche 
noch heute ven vielbefuchten Anziehungspunkt fchanluftiger Reiſender bil 
den, wenn auch ter Grundgedanke ber im Bauche ver Velfengebirge an⸗ 
gelegten Bauten in ber Ausführung abgefchwächt erfcheint. Aber was 
fotfen wir dagegen jagen vom Felſentempel von Ibfambul, deſſen wunder⸗ 
volle Vorderſeite alles übertrifft, was unfere Einbildung von Großartig- 
feit eines Menſchenwerkes zu träumen vermag? Wie Heinlich, wie nichtig 
erſcheinen dagegen die zierlichen PBrachtbanten unferer Tage, ober die 
fenfterreichen Ziegeljteinläften, welche dem Bortheil und Nuten des Ein- 
zelnen dienen over für allgemeine Zwecke inmitten volkreicher Gegenven 
mit Hülfe des Dampfes und der volltommenften Werkzeuge errichtet find! 
Dort in Nubien an einfamer Felswand, weit entfernt von den Wohnun- 
nungen der Menfchen, warb in alterögrauer Zeit den großen ägyptiſchen 
Landesgöttern Amon von Theben, Ptah von Memphis, Hormachu von 
Heliopolis und als viertem im Bunde, dem neuen Gotte Rameſſu-Mia— 
mun ein Felſentempel hingezaubert, das ift dad Wort bafür, jo fühn, 
fo gewaltig, fo alles menfchliche Maaß überfteigend, als hätten Rieſen 
den ftarren Felfen zu einem lebendigen Kunftwerle umgewandelt. Erft 
hier, vor diefem Werke von Menfchenhänden gefchaffen, fühlt ver den⸗ 
kende Sohn der Neuzeit tie Größe ver Vorzeit in ihrer allgewaltigen 
Macht. Nicht Huge Berechnung, nicht Vortheil, nicht Nußen, fondern 
der erhabenfte Gottesgedanke fchuf ein folches Wert, würdig und werth 


544 


— 





ber unfterblichen, unbegreiflichen, gewaltigen Gottheit, der bie Altzeit es 
weibte in hoher Verehrung vor tem Unenblichen und Unerfaßlichen. 

Der Name bes Ortes foll heut zu Tage im Munde ver Araber Abu 
fimbel „Vater der Kornähre“ lauten. Keines der Sitzbilder, welche aus 
der Felfenwant wie Riefenleiber der Vorzeit hervortreten, um mit ver- 
ächtlichem Lächeln auf den Lippen dem Ameifengefchlecht zu ihren Füßen 
zuzufchauen, trägt irgend ein Zeichen in ben Hänten, welches auch nur im 
Mindeſten mit einer Kornähre zu vergleichen wäre. Richtiger, weil begrün- 
bet, ift tie Bezeichnung Ibſambul, venn fie führt geradewegs auf ten 
alten Namen Pjampolis, den im Altertbume griechifche Reiſende ver 
Wunterjtelle beilegten, alſo gleichjam die Stadt (Polis) von Pfam. 
Diefe letztere Bezeichnung ging aber hervor aus dem altägpptifchen Na- 
men bes Ortes Pimafes oder Pimas, Pimfa, aus dem die Oriechen tas 
wohlklingenvere Pſam⸗polis bilveten. 

Wir müſſen Verzicht leiften in ven Tempel einzutreten, die Wand: 
gemälte in den frifcheften Farben zu bewunbern, bier den Chita, dort ten 
Libyer, bier den Neger, bort den Bhönizier unter dem Schwerte Rameffu's 
„des Gottes” fallen zu fehen, wir müſſen e8 uns verfagen bie Hallen 
der Götter zu turchwandern und die Infchriften an Wänden und Pfeilern 
und auf den gewaltigen Dentfteinen zu lejen. Nach langer Wanderung 
treten wir aus tem Felſendunkel der Vorzeit in das beitere Sonnenlicht 
bes Tages zurüd, till, in ung gelehrt, betroffen und faft überwältigt von 
dem unbejchreiblichen Einprud der eigenen Ohnmacht. Wir haben mit 
empfunden in dem Rieſengrabe einer längft verjchollenen Vorzeit einen 
Theil von dem unnennbaren Gefühle, welches die Altuorberen bis ins 
Innerfte bewegte bei dem Anblick ter erhabenften aller Gotteswohnungen, 
bes wunderbaren Felfentempels von Ibſambul. — 

Wer war ter Baumeifter, wer erfaßte ven Gedanken, wer riß ben 
Plan, wer führte ihn aus, wer waren die Künftler, welche vem Riefen- 


515 


werfe ihre Hant liehen? Tiefes Schweigen der Geſchichte auf ſolche Fragen. 
Aber wer immer der vergeſſene Urheber eines ſolchen Baues geweſen ſein 
mag, er war ein Mann voller Gottbegeiſterung, deſſen Herz die Hand 
leitete, der als Lohn nicht eitlen Mammon begehrte, ſondern die ewige 
Dauer ſeines unſterblichen, unerreichten Werkes. 

Wenngleich Ramſes in Theben ſeine Denkmäler aufführen ließ und 
zur Feier des Amonsfeſtes zur alten Reichshauptſtadt hinaufzog, wenn⸗ 
gleich er in Memphis öffentliche Sitzung hielt, um ſich belehren zu laſſen 
über tie Goldlager in ver nubiſchen Landſchaft, wenngleich er Abydus be- 
juchte, um die Gräber ver Könige und ten ZTobtentempel feines Vaters 
anzufchauen, zu ſchweigen von Heliopolis, in welchem er dem Sonnengotte 
Zempel*) und Spitzſäulen weibte, jo waren biefe und andere Stäbte nicht 
dazu angethan ihn auf die Dauer zu feffeln. An ver Oftgrenze Aegyp⸗ 
tens, im Nieberlande des Delta, in Zoan⸗Tanis war ber eigentliche Königs- 
fig Pharao'e. 

Wir haben die Statt mehrfach erwähnt und ihre wichtige Yage kennen 
gelernt. In Verbindung mit ber See, auf dem (tamale) breiten und 
Ichiffbaren tanitischen Nilarme, lag fie am Eingange ver großen durch 
Chetam's over Befeftigungen getedten Straße, welche nordöſtlich über 
Peluſium, oder öftlich über Migbol auf die Königsftraße nach Baläftina 
führte. Zoan⸗Tanis war im eigentlichen Sinne des Wortes ver Schlüffel 


*, Durch zwei Infchriften in dem Steinbruche nördlich von ber zweiten Pyramide 
von Gizeh, der des Königs Ehafra, find wir genau Über den Namen des Rameſſenm's 
von Heliopolis und die Berfon feines Baumeifters unterrichtet. Die Heinere Infchrift 
lautet: „Der Baumeifter in der Sonnenftabt (Pi-ra) Mai“, bie größere: „Der 
„Baumeifter des Prachttempels Ramefiu-Miamun’s in dem großen Tempel bes Alten 
„(Beiname des Sonnengottes Ra) Mai, ein Sohn bes Baumeifters Bol-en-amon 
„von Theben.“ Darunter hat fich gleicherweije verewigt der Bildhauer nach dem Leben 
„Pasuer” Mai, der Sohn Boken-aAmon's gehörte fiherlich der großen Familie 
jener Baumeifter an, deren Stammbaum wir weiter unten unferen Leſern vorlegen 
werben. 


Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 35 


546 


von Aegypten. Don ver Wichtigkeit der Lage ber „großen Statt“ 
durchdrungen, verlegte Rameffu die Hofhaltung nach Zoan, verſtärkte bie 
Schanzen und gründete eine neue Tempeljtabt, deren Heiligthiimer geweiht 
waren den großen Landesgöttern Amon, Ptah und Hormachu, benen er 
als vierten den ausländiſchen Baal-Sutech zugefellte. Den neu gejtifteten 
Gottheiten ward in Bild und Namen vie Perſon des Königs zu Grunde 
gelegt und es entftanden ber Reihe nach ein Amon des Rameſſu, ein Ptab, 
Hormachu und endlich auch ein Sutech deſſelben Pharao. An Bildwerken 
und Spitfäulen, an Denkſteinen“) und fonftigen Werken hatte die neue 
Tempelſtadt einen Ueberfluß. Das Trümmerfeld ıft einem Leichenfelve 
vergleichbar, auf welchem bie tobten Steinrefte, Erinnerungen an Rameffu 
den Großen , wie ausgefät taliegen , zeriplittert und verwittert, gleichfam 
bie morfchen Gebeine längft vermoterter Körper. 


*) Das merkwürdigſte Denkmal ift und bleibt jedenfalls der oben bereits (fiebe 
©. 212) erwähnte Stein mit der Zeitangabe vom Jahre 400 Könige Nub. Die Ucher: 
tragung berfelben, inſoweit fie in den gefchichtlichen Rahmen dieſes Werkes gehört, 
lautet aljo: „Es befahl Scine Majeftät (König Rameffu II) aufzuftellen einen großen 
„Denkſtein aus Granit (von Syene, auf den erhabenen Namen feiner Bäter bin, 
„von dem Wunſche beſeelt dadurch zu erhalten den Namen des (königlichen) Batere 
„und ben feiner Väter. 

„Möge Königs Mineptah Seti II Erinnerung beflehen und bewahrt bleiben in 
„Ewigkeit, heute und jeden Tag. 

„Im Sabre 400, Monat Mefori, Tag 4, des Könige Set "Apehbuti-Nub, 
„des Freundes tes Gottes Hormachu — möge er fein immer und ewig! — Nachdem 
„angelommen war (nad) diefer Stadt! der Erbherr und oberfte Stadtmeifter, der Wedel: 
„träger zur Rechten des Königs, der Anführer der Fremden⸗Legion und Borfteher ber 
„Ausländer, der Burgvogt ber Belle C hetam (Etham der Schrift!) von Zal, Anfüh— 
„rer der Mazai (Häfcher), der königliche Schreiber, der Oberftallmeifter, der Ober: 
„priefter des Wibdergottes in Mendes, Dberpriefter des Gottes Suted und Borbeter 
„der Göttin Buto-Aptaui, Vorſteher der Bropbeten aller Götter, Seti, der Sohn bes 
„Erbfürften, Anführers der Frempen-Legion, Vorſtehers der Auslänver, Burgoogtes 
„von Chetam in Zal, königlichen Schreiber und Oberftallmeifters Pirameſſu, ein 
„Kind der Hausfrau und Prieflerin des Sonnengottes Ra, Thaa, da ſprach er alfo: 
„Heil Dir! Set, Sohn der Aut, Du Starker, in dent heiligen Schiffe u. |. w., ver 
„leihe mir ein glüdliches Dafein, um Dir zu dienen und laß mich bleiben [in deinem 
„Haufe immerdar.)‘ 





547 


Die bieratifchen Papyrusrollen, welche ven Sturm ver Zeit über: 
lebt haben, bezeichnen mit einer Stimme bie neu gegründete Tempelſtadt 
(tenn das alte Zoan hatten tie Könige des achtzehnten Haufes mehr ala 
nur vernachläffigt) als ven Mittelpunkt ver Hofgefchichten Aeghptens. 
Hier faßen die Schreiber, die uns in ihren Briefen mannichfache Mitthei⸗ 
ungen binterlaffen haben , wie fie pas Yeben am Hofe, tie Aufträge tes 
Königs und der vornehmen Beamten, daneben die Beziehungen zu veu 
Verwandten in den entjernteren Theilen tes Landes ungezwungen er- 
beifchen. Zoan, over wie von nun an der Platz genannt wirt, Pi⸗rameſſu, 
„die Ramſes-Stadt“, bildete fortan die eigentliche Hauptftabt des Reiches. 

Es dürfte für ven Lefer nicht ohne Nutzen fein zu hören, in welcher 
Weife ein ägyptiſcher Brieffchreiber vie Bedeutung der Stabt gelegentlich 
eines Befuches verfelben zu ſchildern verftanven hat. 

„So bin ich angefommen in der Stadt Rameffu Miamun’s und habe 
„fie ausgezeichnet gefunden, ven nichts ift mit ihr zu vergleichen auf dem 
„chebanifchen Grund und Boden. Hier iſt ver Sit] des Hofes.”) An« 
„genehm ift es darin zu leben. Ihre Gefilde find voll guter Dinge und 
„Unterhalt ift fortdauernd in Hülle und Fülle vorbanten. Ihre Kanäle 
„ind reich an Fiichen, ihre Seen an Geflügel, ihre Wiefen grünen von 
„Kräutern, Linfen giebt es zu Haufen, vie Melonen dem Geſchmack nad) 
„ven Honig gleich, wachſen auf bewäfferten Feldern. Ihre Speicher fint 
„voll Getreide und Durra und reichen bis zum Himmel hinauf. Zwiebeln 





— — —— 


*) „Der Hof“ heißt ägyptiſch pa-chennu. Das Wort bezeichnet die jedesmalige 
Kefidenz eines Königs, wie es z. B. in der zuerft von mir entzifferten Infchrift vom _ 
Jahre VII Alerander'8 II (f. Aegypt. Zeitichrift 1871 ©. 2) von Ptolemäus I erzählt 
wird, er habe die Stadt Alerandbria zu feinem Chennu, d. h. zu feiner rReſidenz ge 
macht. Darin (die gleichnamige) Bezeichnung der Steinbrüde von Silfilis wieberzu- 
erfennen, wie es unter anderen von den Herren Maſpero und Prof. Lauth in Min- 
chen (ber fogar eine Hochichule inmitten der Steinbrüche von Silfilis gefchaffen hat!) 
geſchehen ift, heißt Irrthlimer häufen, die durch firenges Eingehen in den wahren Sinn 
der Inſchriften leicht zu vermeiden find. 

35 * 


548 


„und Sefamum find in Gehegen, es blüht (?) der Apfelbaum. Der Wein- 
„tod, ver Mandelbaum und — ver Feigenſtock ftehen im Garten. Süß 
„alt ihr Wein für die Bewohner von Kemi. Dean mengt ihn mit Honig. 
„Der Rothfifch ift in dem Lotuskanal, ver Borian-Filch in dem Teiche, 
„mannichfahe Bori-Fiiche nebft Karpfen und Hechten“) im Kanale 
„von Puharotha, Kettfiihe und Chiptirpennu-Fifche find in ven 
„Ueberihwenmungstümpeln, ter Hauaz-Fiſch in der vollen Nilmündung 
„bei ber „Siegerftadt” (d. i. Tanis). Der Stabtlanal Pſchenhor erzeugt 
„Salz, das Waifergebiet von Pahir Natrum. Ihre Seefchiffe ziehen 
„ein in den Hafen, Hülle und Fülle ift forttauernd in ihm. Es freut fich, 
„wer fich daſelbſt niedergelafien hat. Meine Mittheilung ift fein Scherz. 
„Die Geringen wie die Vornehmen, fie fagten: Kommt herbei! laßt una 
„feiern ihm feine himmlischen und feine irdiſchen Feſte. Es langten an 
„die Bewohner vom Schilffee (Thufi) mit Lilien, bie von Pſchenhor 
„mit Bapprusblumen. Früchte aus ven Baumfchulen, Blumen aus den 
„Särten, Vögel aus den Teichen wurben ihm geweiht. Die Anwohner 
„des Meeres kamen mit Filchen und es hultigten ihm bie Bewohner ihrer 
„Seen. Die Fünglinge der Sieger-Stabt waren forttauernd feftlich ge- 
„leitet. eines Del war auf ihren Häuptern, in frifch gelocktem Haare. 
„Sie ftanden an ihren Zhüren, ihre Hände belaten mit Zweigen und 
„Blumen vom Pahathor und mit Kränzen von Pahir, an dem Tage 
„des Einzuges Königs Rameſſu-Miamun's, des Kriegsgottes Monthu auf 
„Erben, am frühen Morgen tes Monatsfeftes Kibik fe.i.am 1. Choinhll. 
„Alle Leute waren zuſammengekommen, Nachbar auf Nachbar, um ihre 
„Klagen vorzubringen. 

„Sieblih war der Wein für die Bewohner ter Siegerftabt. Ihre 


*) Ich jege dieſe Namen bier willfürlich ein, da die ägypt. Bezeichnungen bis 
jetzt nicht nachgemichen find. 


549 


„Cider war wie...... ‚ ihre Sorbets glichen ven Mandeln gemifcht 
„mit Honig. Bier von Kati Galiläa) gab es im Hafenorte, Wein in 
„den Gärten, feines Del am Wafferplage Sagabi, Kränze in den Apfel: 
„garten. Lieblicher Frauengeſang hallte wieber nach ver Weife von Diem: 
„phis. So faß man fröhlichen Herzens da ober erging fich ohne Auf: 
„hören. König Ramefju-Miamun, das war ber gefeierte Gott *).“ 

Deutlicher und lebendiger, troß ber unerklärt gebliebenen Fiſche und 
Pflanzen, konnte der Schreiber ten Eindruck nicht wiedergeben, welchen bie 
junge Ramfes-Statt im Zeftgewante am Tage des Einzuges Pharao’s auf 
fein empfängliches Gemüth ausübte. Wir dürfen vorausfegen, daß man- 
cher Ebräer, vielleicht felbft Moſcheh, den ägyptiſchen Schreiber auf feiner 
Wanderung burch die feftlich geſchmückten Straßen ver Tempel-Stabt 
geftreift babe. 

Und diefe Ramfes-Stabt, fie ift biefelbe, welche in der Schrift ge- 
nannt wird als einer ber beiven Pläße, an welchen Bharao fich bauen 
ließ: ’arei miskenoth, Vorrathsſtädte“ wie vie Ueberſetzer es verftehen. 
Beſſer wäre es, mit Bezug auf pas ächt äghptifche mesket, meskenet 
„zeinpel, Heiligthum“ (fo bezeichnet 3. B. König ‘Darius I feinen in der 
großen Oaſe dem thebanifchen Amon errichteten Tempel) zu übertragen 
„Tempelſtädte“. Der neue Pharao, welcher von Joſeph nichts wußte, 
welcher die Ramſes⸗Stadt, bie Hauptftadt des tanitifchen Gaues, und die 
Statt Bistum, ben Hauptort bes fpäter Sethroites genannten Bezirkes, 
mit Tempelftäbten ſchmücken ließ, ift fein Anterer, fann fein Anderer 
fein als Rameffu IL, von deſſen Bauten bei Zoan bie Denkmäler und 


*) Im Allgemeinen erlaube ich mir zu ber vorftehenden Uebertragung die Bemer- 
fung, daß die bieher mir belannt gewordenen Ueberfegungen derſelben Urkunde an dem 
einen Fehler leiden, in ber Schilderung den Zuſammenhang ber einzelnen Theile des 
Briefes verlannt, oder vielmehr ihn gar nicht angebeutet zu haben. Sat folgt auf 
Sat, ohne jeden Uebergang vom vorhergehenden zum nachfolgenben. 


550 


Papyrusrollen in gleicher voller Mebereinftimmung ſprechen. Wirb auch, 
durch Schuld des Zufalls, Pitum nicht genannt als Stabt, in welcher 
Ramſes ven Göttern des Ortes neue Tempel errichten ließ, fo fteht um fo 
ficherer die Thatfache feft, daß Zoan eine neue Ramfesftabt erhielt, das 
große Tempelgebiet ver neu angelegten Heiligtümer der vorher genannten 
Götter. Rameſſu IL ift ver Pharao des Drudes, er ver Vater jener na- 
menlojen Königstochter , welche an dem Ufer des Stromes das ausgejekte 
Kind Mofcheh im Schilfe fand. 

Während tie Thatfache, daß der genannte Pharao ver Gründer ber 
Ramſesſtadt war, durch die Zeugniffe der ägpptifchen Lleberlieferungen 
auf Stein und Papyrus fo felfenfeit pafteht, daß nur Unverſtand une 
geiftige Blindheit fie abläugnen wollten, gedenken bie Injchriften der 
Ebräer mit feiner Silbe. Wir müffen vorausjegen, daß fie aufgegangen 
waren in den allgemeinen Namen ber Fremden, veren bie Urkunden fo 
häufig Erwähnung thun. Doch ijt die Hoffnung nicht ausgejchloffen, daß 
irgend ein verborgener Papyrus uns auch darüber eine ebenfo unerwar- 
tete als erfreuliche Auskunft veveinft liefern wird. 

Wir müflen e8 von Neuem und mit allem Nachdruck betonen , wie 
die Stadt Zoan⸗Ramſes von jett an für die Folge eine große Bedeutung 
für das Reich gewinnt. Auf der weiten Ebene vor Zoan tummelten fich 
bie Schaaren ber Krieger, um fich zu üben in ben Bewegungen ber 
Schlacht, rollten die Streitwagen mit ftampfendem Zweigeſpaun dahin, 
landeten auf dem breiten Strome beim Hafenplage bie Seefchiffe und das 
Volk der Schiffslente. Von bier aus war Thutmes III in ven Krieg ge- 
gen Vorberafien gezogen (f. oben S. 294), nach Tanis hatte Ramfes II 
feine Rückkehr von Theben aus angetreten (ſ. S. 490), bier hatte er ven 
Friedensboten des Könige von Ehita empfangen (f. S. 519) und von 
hier aus, fügen wir es gleich Hinzu, führte Miofcheh die Ebräer aus dem 
Lande der Knechtſchaft nach dem Lande ver Verheißung, um fein Volk bie 








551 


Fleiſchtöpfe Aegyptens mit der Milch und vem Honig des heiligen Yandes 
vertaufchen zu laffen. 

Die Zahl der Gefangenen, welche auf ven Kriegszügen ver Aegypter 
vom Auslande nach dem Nilthale verfegt waren, und aus deren beften 
Vertretern, wie die Infchriften es ausdrücklich bezeugen, bie Lücken ber 
einheimifchen Benäfterung, welche Krieg und Krankheit geriffen hatten, 
nach altem Brauche ergänzt wurden, muß unter Ramſes Sefoftris eine 
nngewöhnliche Höhe erreicht Haben. Nechnet man dazu die Nachlommen- 
Ichaft ter von früheren Kriegen ber nach Aegypten verpflanzten Fremden, 
fo ergiebt fich eine Geſammtzahl, welche ficherlich ein Drittel, vielleicht 
noch mehr, der ägyptifchen Samilien betrug. So weit e8 bie gleichzeitigen 
Nachrichten erkennen laffen, pflegte man vie norbifchen Gruppen nach dem 
Süden, die Südländer nach den Norden zu verjeßen, um jeter gefähr- 
lichen Gemeinſchaft ftammverwandter Nachbarn in kluger Weife vorzu⸗ 
beugen. 

Die Ausländer wurten, je nach ihren Eigenfchaften und Fähigkeiten, 
zu verfchievenen Dienften verwandt. Die Tüchtigften, Kriegsgeübten bil- 
beten Fremdenlegionen, deren Anführer, meift Aegypter, ben Namen 
Hir-pit („Anführer der Fremden“) trugen. Andere, im Seewejen Er- 
fahrene, wurden der äghptifchen Flotte überwiejen. Wieder andere mußten 
im Dienfte des königlichen Hauſes, ber Tempel oder vornehmer Aegypter 
ihre Perſon verwerthen, während ein nicht geringer Theil zu ven Banten, 
in den Steinbrüchen ober in den Bergwerken verwenvet ward. Mit einem 
beißen Eifen wurde ihnen des Königs Name in die Haut gebrannt, um 
jede Flucht zu verhindern und ihr Wieberergreifen zu erleichtern. Im 
Ganzen verfuhr man ven Gefangenen gegenüber mit einer gewiffen Milve, 
ba die Knechtſchaft nicht ale Sklaverei in unferem Sinne des Wortes an- 
gejehen ward. Der Einfluß ver femitifchsafiatifchen Geißeln und Gefan- 
genen machte fich in Gottesanfchauung, Sitte und Sprache immer mehr 


552 


geltend. Die ägyptiſche Sprache wurde (faft möchten wir behaupten zu 
unferem Vortheil) mit fremden Austrüden bereichert, oft aus Afterweis: 
heit, öfters aber aus guten Gründen, um neu eingeführte unbelannte 
Gegenſtände unter ihrer lantesüblichen Benennung genau bezeichnen zu 
fönnen. Die Briefe und Urkunden aus den Zeiten ber Rameſſiden ftroßen 
von femitifcher Wörter-Einfuhr und ftehen in dieſer Beziehung kaum ver 
deutſchen Schriftiprache nach, deren Schönheit und Kraft durch auslän- 
diſche Lehnwörter jo häufig herabgewürbigt wirt. Bor allen fchien es 
ben gelehrten Schreibern am Hofe ein tief empfuntenes Bedürfniß 
gewefen zu fein, ohne Noth fich frember Wörter zu bebienen, um fich ven 
Schein gelehrter Bildung vor den Leuten zu geben. ‘Die äghptifchen Aus- 
drücke zur Bezeichnung eines Helten wurden burch bie femitifchen Lehnwörter 
Mohar over Ariel erfegt, die junge Mannichaft, ägyptiſch Nofer, 
wurde mit einem femitifchen Namen Na'ara⸗na getauft, das „Heer“ in 
gleicher Weife Zeb a genannt und fonftein gewaltiger Sprachunfug getrieben. 

Die junge ägyptifche Welt, überfättigt von taufenbjährigen Ueber: 
lieferungen einer längft entſchwundenen Vergangenheit, fand Ge— 
ſchmack an der frifhen Lebensfraft bes femitiihen Geifles, dem eine 
andere, viel amziehendere Weltanichauung eine Richtung nach Vorwärts 
gab. Dazu kam, daß bie fortdauernden Sriegszüge die geiftige Ent: 
widelung in ben Priefterjchulen des Landes gelähmt hatten. Der 
Stand ber heiligen Väter felber zählte manchen Mißvergnügten in feinen 
Reiben, der das Leben im Auslande und bie Abenteuer eines Feldzuges 
dem ftillen, beichaulichen Dafein innerhalb ver Tempelwände vorzog, 
trotzdem bie alten Xehrer alles daran gefett hatten, ver Abneigung gegen 
die Beichäftigung mit den Wiffenfchaften durch briefliche Warnungen und 
jelbft Drohungen, von benen einige fich noch heute erhalten haben, 
einen Damm entgegen zu ftellen. Bei ven jungen Dichtern und Schrift: 
ftellern innerhalb ver Tempelmauern erwachte ein bisher nicht gefannter 


993 


Drang, die Kriegsthaten ägyptiſcher Helden in gebundener Rebe barzıı- 
jtellen. Diefem Drange verdanken wir das Heldengedicht des Priefters 
Pentaur, deſſen Schönheit felbft bie alten Meifter in der Sprache gefefjelt 
zu haben fcheint. Manches Mittelmäßige lief dagegen mit unter und 
wurde fchon aus biefem Grunde verworfen und verdammt nach dem Ur- 
theile ber gebilveten Priefter. Um nach diefer Seite hin dem Leſer eine 
BVorftellung von der Meinung ber Meiſter zu geben, legen wir die Erwie- 
berung eines derſelben an feinen ehemaligen Schüler vor, der als Schrei⸗ 
ber Pharao's in dem Glauben ftand, in einem gedanfenbunten und form- 
(ofen Machwert ein Dleifterftüd in ver Schilverung feines Helden geleiftet 
zu haben. Die Antwort des priefterlichen Lehrers ift ebenfo beißend und 
Scharf, als rückſichtsvoll ängſtlich. Indem ich die wortgetveue Ueberjegung 
bes ganzen Stücdes meinen Leſern in beutfcher Sprache vorführe, habe ich 
ven Verſuch gewagt, tie femitifchen Lehnwörter durch tie entſprechenden 
franzöfifchen Ausdrücke barzuftellen. ‘Der Leſer der deutfchen Uebertragung 
wird dadurch am eheften eine Vorſtellung von dem Eindrude erhalten, 
welchen die Urfchrift auf einen Liebhaber ber reinen, von Sremtwörtern 
befreiten ägpptifchen Sprache 1300 nor Chr. Geb. erzeugen mußte. 

Der ganze Inhalt des betreffenden Briefes wart zuerft im Jahre 
1866 durch die gemeinfchaftliche Arbeit zweier Gelehrten, eines franzöfi- 
ſchen und eines englifchen, beive Männer von hohem Verbienfte um bie 
Förderung der altäghptifchen Forſchungen, ver Wiffenfchaft zugäng- 
lich gemacht. Wir bedauern offen, daß unfer bamaliges Urtheil über 
das Ergebniß der Arbeit beider Fachgenoſſen im Stande war fo böfes 
Blut zu erregen, als es thatfächlich der Tall war. Boll Lobes über bie 
reiche Fülle der Erklärung bis dahin unbelannter oder früher falſch be- 
ftimmter Wörter der alten Sprache, welche dem genannten Werle einen 
unvergleichlich hohen Werth verlieh, hatten wir den Muth gehabt, ven 
weniger gelungenen Theil deſſelben in ver vorgelegten Ueberſetzung zu er- 


554 


kennen , ober beftimmter in ver befonderen Auffaffung bes Sinnes, wel- 
cher durchweg dem ganzen Briefe zu Grunde liegen follte. Unſere Fach: 
genoffen mögen nunmehr die nachftehenve Ueberjegung prüfen, fie mit 
ber vorgelegten Weberfegung jener Gelehrten vergleichen und, nach ge 
wifjenbafter Prüfung bis in das Einzelfte hinein, fich ihr eigenes Urtbeil 
über vie Richtigfeit unferer früheren Behauptung bilden. Wir ſehen 
felbftverftändlich von den neuen Fortfchritten ab, welche vie Wiffenfchaft 
feit vem Erfcheinen jenes beteutenden Wertes gemacht hat und die natür- 
(ich unferer eigenen Uebertragung zu Gute gelommen find. Aber auch nach 
Abzug diefer Errungenschaften zum beffern Verſtändniß jenes gefchichtlich 
jo merkwürdigen Briefes aus den Zeiten des Könige Ramſes II, können 
wir unſer früheres Urtheil in feiner Weife zurücknehmen, ta unferer Mei— 
nung nach es eben nur eine Wahrheit giebt und e8 Sache tes ehrlichen 
Mannes ift, für viefe Wahrheit unter allen Umftänven einzuftehen. Und 
babe ich ven Muth, für biefe Wahrheit Zeugniß abzulegen nach beftem 
Willen und Gewiſſen, ohne Nüdficht auf Perjonen und Verhältniffe, fo 
babe ich nicht mir, fondern allein ver Wiffenfchaft einen Dienft zu 
erweifen geglaubt. 

„Dein Schriftftüc Hat zu viel an ver glane. Es ift ein Ballaft hoch⸗ 
„trabenvder Redensarten, deren Deutung der Lohn Derer jein mag, die 
„danach fuchen, ein Ballaft, welchen Du nach Deinem Belieben aufge: 
„laden haft. Ich befchrieb einen champion, fo fagft Du wiederholt, wir 
„dagegen : ift Wahrbeit in Deiner Schilterung ? 

„Zeuch hinaus! Prüfe Dein Ioch, vie Pferte laufen wie vie Füchfe, 
„ihr Auge ift geröthet, fie find wie der Sturmwind, wann er losbricht. 
„Xege die Rüſtung an, ergreife ven Bogen! Wir werben bie Thaten Dei⸗ 
. „ner Hand bewundern. 

„Sch male Dir das Bild eines champion aus, ich laſſe Dich erken- 
„nen, was er thut. Du biſt nicht nach dem Lande von Ehita gezogen, 


555 


„noch Haft Dir geichaut das Land von Aupa. Chatuma’s (Adama?) 
„Ausfeben kennt Du nicht. Das Land Igad' ai vesgleichen, wie ift es? 
„Das Zor des Sefoftris und tie Stadt von Chilibu (Haleb) ift auf 
„teiner feiner Seiten. Wie ift feine Furth? , Nicht bift Du Deine Straße 
„gezogen gen Kadeſch und Tubichi, noch bift Du gegangen zu ten 
„Scafu mit zahlreichen fremden Kriegsvoll, noch haft Du betreten ten 
„Weg nach dem Magar (Migron) wo der Himmel verdunkelt ift bei 
„zage. Er ift bepflanzt mit Ahornbäumen, Eichen und Alazien, bie bis 
„zum Himmel hinaufreichen, voller Beſtien, Bären und Löwen, und um- 
„geben von Schafu nach allen Richtungen Hin. Nicht bift Du hinaufge⸗ 
„ſtiegen auf das Gebirge von Schaua (Schawah) noch haft ‘Du es be- 
„treten, — da halten fich feit Deine Hänte auf dem [Rande] Deines 
„Wagens, ein Stoß hat erfchüttert Deine Pferte beim Ziehen. Bitte, 
„gehen wir nach ter Stadt (Hi-?) birotha. Du mußt eilen zu ihrer 
„Befteigung, nachdem Du überjchritteft ihre Furth, vor ihr. 

„erkläre Du ven Geſchmack an dem champion! Dein Wagen liegt 
„da [dor] Dir, Deine [Kraft] ift erlahmt, Du trittft den Rückweg an am 
„Abend. Alle Deine Glieder fin Mein gemahlen, Deine [Gebeine) find 
„zeriählagen. Süß ift der |Schlummer). Du erwacht. Es iſt eine Zeit 
„geweien für ben ‘Dieb in ber unglüdlichen Nacht. Du warft allein, im 
„Glauben, daß nicht fomme der Bruder zum Bruder. Etliche Pferde⸗ 
„tnechte traten hinein in den Stall; das Pferd es fchlägt, der Dieb geht 
„zurück bei der Nacht, geftohlen find Deine Kleider. Dein Pferdeknecht 
„wacht auf in der Nacht, er bemerkt, was ihm gefcheben ift, er nimmt ven 
„Reit, ex geht zu ven Mebelthätern, er mifcht fich unter vie Stämme ber 
„Schafu. Er thut jo, als wäre er ein Amu. Die Feinde kommen, fie 
„[taften herum! an dem Räuber. Er ijt enttedt und unbeweglich vor 
„Schred. Du erwacht, nicht findeft Dur ihre Spur, denn fie haben Dein 
„Kigenthum fortgetragen. 


556 


„Werte (wieder) ein champion, der wohlausgerüftet ift. 

„Laß voll fein Dein Ohr von dem, was ich Dir Anveres erzählen 
„will. 

„Die Stadt „VBerborgen”, das beveutet ihr Name Kapuna, wie 
„it's damit? Ihre Göttin ein anvermal. Nicht Haft Du fie betreten. 
„Spähe gefälligft nah Birotha (Berytus), Ziduna (Sivon) umd 
„Zareptha (Sarepta). Die Furthen des Landes Nazana find wo? 
„Das Land Authu (Avathus) wie ift e8 damit? Sie reden von einer 
„anderen Stadt im Meere, Zor (Tyrus) der See ift ihr Name. Ihr 
„wird zugeführt das (Trink) Waffer in Kähnen. Neicher ift fie an Fiſchen 
„als an Sand. Ich jage Dir Anderes. Gefährlich ift es einzutreten in 
„Zar’au:na (Zareah). Du wirft fagen: fie ift brennend *) im fehr 
„ſchmerzhaftem Stich! Champion ! fomme, begieb Dich auf den Weg vor- 
„wärts nach tem K'aikana. Wo ift die Straße von Akſapu (Achfib;? 
„Nach Feiner Stadt zu. Spähe gefälligft aus nach dem Gebirge von 
„Ufer. Wie ift fein Kamm? Der Berg von Ikama ift wo? Wer 
„tan ihn beſetzen? O Champion! zu thun ift ein Zug nach der Statt 
„Huzor (Dazor) wo? Wie ift ihre Furth? Laß mich (wählen) das 
„Wegeftüd nah Hamatba (Hamath), Dagana (Betb-Dagon) unt 
„Dagal:ael (Migbal-El?) Hier ift die Stelle, wo zuſammenkommen 
„alle champions. Spähe aus ergebenft nach feiner Straße, wirf einen 
„Bid auf J'ana (Ion). Wenn man zieht gen Adamim (Arumim!, 
„jo fteht man wem gegenüber? Ziehe Dich nicht zurück, ſondern belehre! 
„Führe uns, damit wir e& willen, Du Leiter. 

„Ich nenne Dir noch andere Städte außer jenen. Nicht gingft Du 
„nach dem Rande von Tachis, nah Rafır-Marlena, Thamnah 





*) Bare’a bedeutet nämlich im Ebräifchen fchlagen, ftechen, befonders mit Be 
zug auf die Zir'eah, Hornifien, Wespen; daher die Anfpielung auf ben Stabt- 
namen. 





557 


„(Thimnah), Kadeſch (Keres), Dapur (Tabor), Azat, Hairnemma 
„GHoronaim), noch ſchauteſt Du Dairtha-Anbu (iriath⸗eneb) bei 
„Bitha⸗Thupail (Tophel), noch kennſt Du Adulma (Adullam), 
„Zidiputha Gotapata), nicht beſſer kennſt Du den Namen von 
„Chaan⸗roza, im Lande Aupa, dem Stiere an feinen Grenzen. 
Hier iſt die Stelle, wo man ſchaut alle Kämpfer von feſter Hand. Spähe 
„aus ergebenſt, wie Sina beſchaffen iſt und laß mich wiſſen von Re— 
„hobu (Rehob). Schildere Bitha⸗Scheal (Bethſchean) und Thar⸗ 
„garael. Die Furth des Jirduna (Jordan), wie wird fie überſchritten? 
„Lehre mich kennen das Stüd Uebergang um einzutreten in die Stadt 
„Makitha (Megiddo), welches vor ihm liegt. ‘Du bift ja ein champion, 
„wohlbewantert in der Arbeit ver feften Fauſt. Wird (denn) gefunden 
„ein champion gleichwie Du, um voranziziehen dem Kriegsvolfe,, ober 
„ein Seigneur, welcher Dich überträfe im Schießen? 

„Schwebe über dem Abgrunde, auf fchlüpfriger Höhe, bei einer Tiefe 
„von 2000 Ellen, voller Felsblöde und Geröll. Du legft ven Weg im 
‚Zickzack zurüd, Du trägft ven Bogen, Du nimmſt das Eifen in ‘Deine 
„Linke. Du läßt Schauen die Alten, wenn ihre Augen gut find, wie er- 
„mattet Du mit Deiner Hand Dich ftügeft. Il est perdu, le chameau, 
„le champion. Eh bien! Made Dir einen Namen unter ten cham- 
„pions und Rittern des Aegypterlandes. Es fei Dir ein Name wie ber 
„des Dazailoni”*), des Herrn von Afel, weil er entdedt hatte Löwen 
„im Innern des Balfambaumes Baka auf dem Engpaffe, der gefährtet 
„it wegen der Schafu, welche fich verftedt halten unter den Bäumen. 
„Sie hatten 14 Ellen zu 5 Ellen. Ihre Nafe (reichte) bis zu ihrer Tuß- 
„ſohle. Grimmigen Blickes, ohne Sanftmuth, hörten fie nicht auf die 


— — — — — 


*) Etwa zu vergleichen mit Kislon (d. h. Stark). Dieſen Namen führte z. ©. 
ber Vater Elidad's, des Fürſten vom Stamme Benjamin (f. 4. B. Moſe 34, 21). 


598 





„Kieblofungen. Du bift allein, Tein Starker ift bei Dir, keine armee ijt 
„Hinter Dir, Du findeft feinen lion de Dieu (ariel) *), der “Dir bereitet 
„ven Weg und Dir Rath giebt auf tem Gange vor Dir. Du tennft nicht 
„die Straße. Es fteigen in die Höhe die Haare Deines Hauptes, fie 
„starren enipor. ‘Deine Seele ift in Deine Hand gegeben. Dein Pfar 
„ist voller Felsblöde und Geröll, in der Nähe fein Ausweg, er ift bewadh- 
„jen mit Dornen und Difteln, mit Schreckkraut und Wolfsfuß. Abgrünte 
„jind auf ter einen Seite von Dir, ver Berg und die Felfenwand auf der 
„andern. Darauf ziebft Du einher. Es hüpft ver Wagen, auf dem Du 
„bilt. Du bift beforgt für die Erhaltung Deiner Pferde. Wenn er hinab- 
„stürzt in die Tiefe, fo zieht die Deichjel Dich mit hinab. Abgenommen 
„werten Deine ceintures. Sie fallen nieder. Du feffelft pas Pferd, 
„weil zerbrochen wirb die Deichfel auf dem Pfabe des Engpaffes. Ohne 
„Kenntniß von der Weiſe fie zu binden, verftehft Du nicht, wie fie zu ar 
„rangiren ift. Der essieu wird gelaffen an Ort und Stelle, denn zu 
„schwer ijt die Laſt für die Roſſe. ‘Dein Muth ift verraucht. Du be: 
„ginnft zu traben. Der Himmel ift unbewöltt, Du haft Durft, die Feinde 
„ſind hinter Dir, es erfaßt Dich das Zittern, es |pottet ‘Deiner ein Zweig 
„der Dornalazie, Du thuft ihn auf die andere Seite, aufgeriffen wird das 
„Pferd, bis Du endlich Ruhe findeft. 

„Erkläre Du (mir) ven Gefchmad an dem champion ! 

„Du kommſt hinein in Jopu (Joppe). Du finteft ben Dattelbaum in 
„voller Blüthe zu feiner Zeit. Du fperrjt pas Mundloch auf, um zu effen. Du 


*, Ein fehr merkwürbiges Wort, das genauere Kenntniffe des Semitifchen bei 
bem Schreiber vorausſetzt. Auch im Ebräifchen heißt arel oder ariel, „Löwe Gottes”, 
jo viel als ein Held. 2. Samuel. 23, 20 wird von Benajah, von Dabzeel (der Name 
Hingt ungemein an Qazail⸗oni an!) erzählt, daß dieſer, der Oberfte der Leibmächter 
David's, zwei moabitifche ariel, d.h. Helden geichlagen, einen verfchneiten Löwen ge: 
tödtet und einen ägyptifchen Reden in voller Rüftung mit einem Steden überwunden 
babe. Sollten nicht darin alte Sagen verborgen fein? 








559 


— — — — — 


„findeſt, daß das Mädchen ſchön iſt, welches bewacht die Gärten. Sie thut, 
„was Du begehrſt von ihr. Sie überläßt Dir die Haut ihres Buſens. Du 
„wirft erfannt, Du wirft ins Verhör genommen und fehulveft Dein Heil 
„vem cbampion. ‘Dein Gürtel zum guten Dienft, Du zahlft ihn ale 
„Breis für ven fchlechten Yappen*). Du fchläfft jeden Abent mit einem 
„Stüd Fell auf Dir. Du thuft einen tiefen Schlaf, (denn) Du bift er- 
„müdet. Ein Dieb nimmt Deinen Bogen und Dein Schwert von Deiner 
„Seite, Dein Köcherzeug und Deine Rüftung werben zerichnitten in ber 
„Sinfterniß, Dein Zweigefpann zieht ab. Es nimmt der Pferdelmecht auf 
„Ihlüpfrigen Pfade ven Weg, welcher vor ihm auffteigt. Er jchlägt in 
„Stüde Deinen Wagen, er folgt Deiner Fußfpur. [Er fintet] Dein &e- 
„väthe, welches auf ten Erdboden gefallen und verjunten war in ven Sant. 
„Er wird (wieder) zu einer leeren Stelle. 
„Das Bitten täufcht Dich ; wenn auch fpricht Dein Mund: „„Sebt 

„Speife zum Waffer, damit ich mein Ziel erreiche im Heil””, fo ftellen fie 
„ich taub, um nichts hören zu wollen. Nicht fagen fie Ja zu Deinen 
„Worten. Die Eifenarbeiter treten ein in die Schmiede, man tummelt 
„ſich in den Zifchlerwerfitätten, die Handwerker und Sattler find bei Wege, 
„fie thun alles was Du verlangft. Sie bauen Deinen Wagen, legen bei 
„Seite, was unbrauchbar daran geworben ift, faconnirt wird Deine 
„Speiche ganz neu, angelegt werben Deine Räder, fie thun bie courroies 
„an Deine Achfe unt an das Hinterftüc, fie beffern Dein Joch aus, fie 
„jegen Deinen Wagenkaſten ein; die Eifen[arbeiter] forgiren die .......... , 
„fie thun den fehlenden Ring an die Peitfche, fie richten die lanieres an 
„ihr wieder ber. 

„Du gehſt flug weiter, um zu ftreiten auf dem Kampfplage, um zu 
„thun Werke fefter Hand und feiten Muthes. 


*, Eine zweideutige Bemerkung, benen verftändlich, welche wiſſen was noch beute 
ber orientalifche Lappen ſarabiſch Scharmutah) für einen Nebenfinn bat. 


560 


„Bevor ich fchrieb, Habe ich mir ausgefucht einen champion, ter 
„Seine Fauſt fennt und vorangeht der jeunesse, ein Haupt in der armee, 
„ſder vorwärts geht] bis an’s Ende ter Welt. 

„Antworte mir nicht, das ift gut, dies ift fchlecht, erwiedere mir nicht 
„Deine Meinung. Komm, ich will Dir jagen Alles was ‘Dir bevorfteht 
„am Schluffe Deines Weges. 

„sch beginne Dir mit der Stadt des Sefoftris, Du haft fie nicht 
„betreten gezwungener Weife. Nicht Haft Du gegeffen die Zifche im 
„Bach ........ Nicht haſt Du dich gereinigt in ihm. Bitte ergebenſt, 
„ich erinnere Dich an Hazina, ſeine Veſten ſind wo? Komme doch 
„nah Uti, ber ſtarken Burg des Seſoſtris Uſer-maa⸗ra, nach 
„Sabag-Ael und Ab⸗ſaqabu. Ich theile Dir mit die Lage ven 
„Aini, deſſen Gebräuche Du nicht fennft. Nachai und Rehoburo— 
„tha, Du haft fie nicht gefchaut von Deiner Geburt an, o champion! 
„Weit ausgebehnt ift Rapih (Raphia). Wie ift feine Mauer? Sie zieht 
„ſich anf bie Auspehnung einer Meile hin bei ver Wanderung nah Qa— 
„zatha (Gaza). 

+ „Antworte ſchnell. Das, was ich gefagt habe, das ift meine Mei: 
„nung von einem champion gegen Dich. Sch laſſe Abſtand nehmen vie 
„Leite won Deinem Namen, einen Seigneur wünfche ich ihnen. Bift 
„Du erzürnt ob der Rebe, fo ich zu Dir gefprochen habe, fo weiß ich zu 
„Ihäten Dein Herz nach allen Seiten. Es züchtigt ein Vater, (aber) er 
„weiß fein rechtes Maaß hunderttauſend Mal. Ich kenne Did. Eine 
„Rüftung anzulegen geht über ‘Deine Fähigkeit thatfächlich hinaus. Nie: 
„mand, teffen Hand und Muth Friegerifch ift, macht fich bei meiner Perſon 
„berühmt. Ich bin offen und Har, wie das Quellwaſſer bes Gottes Monthn. 
„Sar unbebeutend ift e8, was über ‘Deine Zunge läuft, gar verwirrt fint 
„Deine Anordnungen. Du kommt zu mir in einer Hülle von Verdreh⸗ 
„ungen, mit einem Ballaft von Fehlern. Du zerreißt die Worte, wie es 











561 


„Dir in den Sinn fommt. Nicht arbeiteft Du dich ab, um heraus zu finden 
„ihre Kraft bei Dir felber. Eile ftürmifch dahin und nicht wirft Du an- 
„tommen. Wie ift ver Vergleich zwifchen Einem, der das Ziel, das er 
„erreichen will, nicht Tennt, und Einem ber e8 erreicht! Nun, wie ift er? 
„sch bin nicht rückwärts gegangen, fonvern ich bin angelommen (am Ziele). 
„Befänftige Dein Herz, Dein Derz fei wohlgemuth , nicht mache Div Be- 
„ſchwerde ter Gang zum Effen. 

„sch Habe Dir geftrichen das Ende ‘Deines Schriftftüdes und ich 
„Liefere Dir zurüd ‘Deine Befchreibungen. Was Deine Worte enthalten, 
„das iſt alles zufammen auf meiner Junge, ift figen geblieben auf meiner 
„Lippe. in Durcheinander ift es, wenn man es hört, ein Ungebildeter 
„vermag fie nicht zu deuten. Sie find wie tie Sprache eines Mannes aus 
„ven Marjchen mit einem Manne von Clephantine. Aber ta Du ber 
„Schreiber Pharao's bift, fo gleichft Du dem Waffer für das Land, damit 
„es gut werde. Mit Milde deute es, nicht fage: „ „Du haft ſtinkend ge- 
„macht meinen Namen vor allen andern Menſchen.“ Deute e8 fo, als 
„habe ich Dir die Lage eines champion mitteilen wollen, wobei ich für 
„Dich jegliches Fremdvolk befuchte und Dir die Länder in einer Zufam- 
„menftellung verführte, (jede) Stadt nach ihrer Befonverbeit. Stimme 
„uns gütigft bei, daß ‘Du es fo beuteft. Findeſt Du, daß die Bemerkungen 
„uber fie zutreffend find, fo wirft Du fein für uns [wie der] berühmte 
„Uah”. 

Ramfes IL erfreute fich einer langen Regierung. Die ‘Dentmäler 
bezengen ausbrüdlich die Daner einer 67jährigen Herrfchaft, wovon wahr- 
ſcheinlich mehr als die Hälfte auf fein gemeinfchaftliches Königthum mit 
dem Vater zu rechnen fein dürfte. Seine treißigjährige Subelfeier als 
(alleiniger?) Pharao gab Veranlaffung zu großen Feftlichkeiten im ganzen 
Lande, von denen uns die Infchriften in Silfilis, El Rab, Bigeh, Sehel 


und felbft auf einzelnen Käferfteinen, mehrfach Erwähnung thun. Der 
Bruafh, Geſchichte Aegyptens. 36 


562 


Prinz und Oberpriefter tes Ptah von Memphis Chamus bereifte zu dieſem 
Zwede vie Hauptftätte des Yandes, um durch die Statthalter das große 
Freudenfeſt zu Ehren tes Vaters in würdiger Weife vorbereiten zu laffen. 
Auch vie Wiederkehr deſſelben fcheint nach einem beftimmten Jahreszirkel, 
in welchem fich wahrfcheinlich das Mond» und Sonnenjahr ausgleichen 
(vergl. oben ©. 99), in kurzen Zwifchenräumen von trei ober vier Jahren 
in terfelben Weiſe als Feftfeier gegolten zu haben. Im Jahre 30 ließ 
Chamus unter feiner Oberleitung das Feft in Bigeh und in Silſilis, we 
damals Chai Statthalter der Umgegent war, nach Vorſchrift und Brauch 
begehen, während in El Kab ver Landpfleger Ta vie Feierlichkeiten leitete. 
Die Wiederholung ter folgenden Jubiläen fanden Statt die zweite im 
Jahre 34, die dritte im Jahre 37 und die vierte im Jahre 40 der Regie⸗ 
rung Ramfe®’ II. 

Groß im Felde, thätig in ven Werken des Friedens, fcheint Ramſes 
auch im Familienleben des Himmels reichften Segen genofjen zu haben. 
Die Außenwand ver Vorberfeite des Tempels von Abydus läßt uns bie 
Bilder und die nur theilweife noch erhaltenen Namen von 119 Kindern 
(59 Söhnen und 60 Töchtern) erkennen, die außer ben uns befannt ge: 
worbenen rechtmäßigen Gemahlinnen, ver Lieblingsfrau Iſe⸗nofer, der 
Mutter des Chamus, ver Königin Nofer-ari, Miren-mut und ber Tochter 
bes Königs von Chita, eine große Zahl von Nebenfrauen vorausſetzen 
laffen. 

Bon feinen Söhnen nahm Chamus eine liebe Stelfe in des Vaters 
Herzen ein. Er war Oberpriejter des Ptah in Memphis und that ale 
jolcher fein Beftes, um ten verfallenen Dienft der heiligen Apis-Stiere, 
welche als lebende Sinnbilver des Ptah⸗Sokari galten, wieder zu beleben 
und ihm ten höchften Glanz zu verleihen. Seine Bauten in Memphis 
und im fogenannten Serapeum, tem Begräbnißplaße ber heiligen Stiere, 
werben infchriftlich al8 hervorragende Werke ter Zeit gerühmt und ihr 





963 


Urheber mit Xobeserhebungen überfchüttet. Nach allem , was vie Dent: 
mäler über Chamus, in mehr oder weniger deutlichen Worten, binterlaffen 
haben, erjcheint ver Königejohn als ein gelehrter frommer Mann, ver ſich 
vornehmlich dem heiligen Dienſte ver Gottheit widmete und im Tempel 
bes Ptah zu Memphis weilend ven Stantsgejchäften ferner ftand, als es 
dem königlichen Vater angenehm fein mochte. 

Die älteſten Söhne, einfchließlich Chamus, waren während ber 
langen Negierungspauer bes Vaters tahingeftorben. Der vierzehnte in 
ver langen Kinderreihe, Namens Mineptah („Treund des Ptah“) war 
vom Schidfale auserjehen, vereint den Thron der Bharaonen zu befteigen. 
Schon bei Lebzeiten tes hochbetagten Vaters nahm er Theil an den Ge— 
ichäften ter Regierung und erſcheint in biefer Eigenschaft auf ten Denk⸗ 
mälern Ramſes' II neben vem Bilde feines königlichen Erzeugers. 

Bon den Töchtern des Königs nennen die Denkmäler, noch bei Xeb- 
zeiten Pharao's, als wirkliche Königinnen und Gemahlinnen ägyptifcher 
Könige (Unterfönige? Brüder?), tie Lieblingstochter Bint-antha, 
mit einer femitifchen Bezeichnung: „Die Tochter der Anaitis“ genannt, 
Merisamon und Nebstaui. Eine um vieles jüngere Schweiter Namens 
Meri fcheint erwähnenswerth, da ihr Name an die Prinzeffin Merris 
(neben Thermuthis) erinnert, welche nach ver jüdischen Sage beim Ba⸗ 
ben das Knäblein Moſcheh am Ufer des Stromes auffand. Iſt es Zu- 
fall, ift e8 göttliche Fügung, daß unter der Regierung des dritten Ramſes, 
hundert Jahre etwa nach dem Tode feines Oheim, des großen Sefoftris, 
eine Dertlichteit in Mittelägnpten aufgeführt erfcheint,, welche den Namen 
des großen jürifchen Geſetzgebers trägt? Sie heißt Isen-Mofche „die Infel 
des Mofche* (oder „va® Ufer des Mofche”). Sie lag auf der öftlichen 
Seite res Fluffes, in ver Nähe der Stadt des Ketzerkönigs Chu-naten 
(f. oben ©. 421). Noch in ven Zeiten ver Römer war der Ort vorhan- 


ven; bie damaligen Beſchreiber Aegyhptens bezeichnen ihn mit einer miß- 
36 * 


564 


verjtandenen Auffaffung ver wirklichen Bedeutung, al8 Mufai oder Mu- 
[ön, gerade als ob e8 ſich dabei um die griechifchen Diufen gehandelt hätte. 

Unzählig faft ift vie Reihe ver Zeitgenoffen während ver langen Re 
gierung bes Königs, von denen und die Denkmäler Nachrichten hinter 

(affen Haben. Würdig und zugleich lohnend wäre ber Berfuch ihre Namen 

und Familien zufammenzuftellen, um ein Geſammitbild ber Gefchlechter 

unter Ramfes II zu erhalten. Unter ihnen nahm eine bervorragente 

Stellung jener Bekenchonſu ein, auf deſſen Bilpfäule (in München) bie 

nachſtehende Meldung feines Lebenslaufes den fpätejten Gefchlechtern in- 

jchriftlich überliefert worden ift. 

1. „Der Erbherr und erfte Prophet des Amon Belenchonfu fpricht aljo: 
„Sch bin gewejen wahrbeitstren und tugenchaft gegen meinen Berrn. 
„Ih nahm mit Wohlgefallen entgegen was mich lehrte mein Gott. 
„Sch wantelte auf feiner Straße. Ich verrichtete Thaten der Tugend 
„im Innern feines Gotteshaufes. Ich war ein großer Baumeiſter 
„in der Amonsſtadt, das Herz erfüllt von guten Werken für meinen 
„Herrn. O ihr Menfchen allzumal, denkenden Sinnes, 

2. „bie ihr auf ver Erte weilet, und ihr, die ihr fommen werbet nach mir 
„an tauſend und aber Tauſenden von Jahren nach Alter und Gebrech— 
„lichleit, deren Herz ergriffen ift bei ver Erfenntniß ver Tugend, ich 
„gebe euch zu wiffen, was ich geleiftet Habe auf Erben in jedem Amte, 
„welches mir zu Theil warb feit meiner Geburt. Ich war vier Jahre 
„lang ein gar Heines Kind. Zwölf Iahre lang war 

3. „ich ein Knabe. Ich ward Vorfteher vom Amtshaufe des Unterhalt's 
„des Könige Mineptah Seti. Ich war PBriefter des Amon vier Fahre 
„lang. Sch war ein beiliger Vater Amon's zwölf Iabre hindurch. Ich 
„war britter Prophet Amon's jechszehn Jahre lang. Ich war zweiter 
„Prophet Amon's zwölf Jahre lang. Er (ver König) belohnte mich 
„und zeichnete mich aus ob meiner Vertienfte. Er ernannte mich zum 





565 


„eriten Propheten tes Amon während ſechsmal von Jahren. Ich war 
. „ein guter Vater für meine Tempelviener, indem ich ben Unterhalt 
„gewährte ihren Familien und bie Hand reichte dem Gefallenen und 
„Nahrung fpentete dem Armen und das Beſte für meinen Tempel 
„that. Ich war ber große Baumeifter des thebanifchen Palaftes für 
„jeinen (Seti's Sohn, welcher entiproffen war feinem Leibe, ven König 
„Ramfes II. Selbiger ftiftete ein Denkmal für feinen Vater Amon, 
. „als er geftellt warb auf den Thron ale König. “Der Kunftwerftändige 
„und erfte Prophet des Amon Belenchonfu, er fpricht alfo: Ich führte 
„das Beſte aus an tem Amonstempel als Baumeifter meines Herrn. 
„Ich führte ihm ven Flügelthfurm aus, „„ves Nameffu IL, bes 
„Freundes Amon’s, welcher erhört den Bittenden“* (fo beißt 
„er), an bem erften Thore des Amonstenpels. Ich ftellte Spitfäulen 
„an bemfelben auf aus Granitftein. Ihre Höhe reicht an das Him- 
„melsgewölbe. Ein Vorbau ift 
. „vor bdemfelben, im Angeficht ver Stabt Theben, und Teiche und 
„Särten mit fproffenden Bäumen. Ich machte zwei große ‘Doppel- 
„thüren aus Gold. Ihre Höhe reicht an ven Himmel. Ich ließ aus- 
„führen Doppelpaare großer Moftbäume. Ich ftellte fie auf in dem 
„herrlichen Hofe im Angeficht feines Tempels. Ich ließ große Barken 
„bauen auf dem Strome für Amon, Mut und Chonſu.“ 

Obgleich der Todestag Bekenchonſu's in der Injchrift nicht ange: 


geben ift, fo erhellt dennoch, daß er nach vollenvetem 66. Jahre ale 
Dberpriefter Amon's das Zeitliche gefegnet Haben mußte. Somit gewin- 
nen wir folgende Zeitabjchnitte feines ganzen Lebensalters von 66 Jahren. 


Bekenchonſu war ein Meines Rind 4Jahre lang, Jahr 1 — 4 
als Knabe zulett Palaftbeamterr 12 „ „ „ 5—16 
Priefter Amon’d. ....... „17—20 
heiliger Vater Amon's. . . . 12 „u. 1—32 


britter Prophet Amon’s . . . . 16 Iahre lang, aljo 33—48 

zweiter Bropbet Amon’8 .... 12 „ u „ 49— 60 

erfter Brophet Amon’s. .. . . 6 u ou „ 61—66 

Es ift kaum wahrfcheinlich daß ber große Sejoftris das Zeitliche ge- 
fegnet habe, in friedlichen Zuſtänden fein irdiſches Reich hinterlaſſend. 
Eine zahlreiche Nachlommenfchaft von Söhnen und Enkeln machte ſich in 
feinem hohen Alter bereitd das Erbe des Vaters ftreitig. ‘Der Keim zu 
ftürmifchen und unrubigen Zeitläufen war gelegt. ‘Die gefchichtfiche Ueber- 
lieferung beftätigt dieſe Annahme in der Folge auf das Schlugenpfte. 

Die Leiche des Pharao ward feiner Todtenkammer im Felſenthale von 
Biban-el-molut übergeben. Seti's dankbarer Sohn hatte trog der reichen 
Kinderzahl keinen Sproflen hinterlaffen , ver dem Vater ein Grab bereitet 
hätte, würdig feiner Thaten, werth feines Namens, ein Grab, welches 
auch nur annähernd dem herrlichen Leichenſchachte Seti's entiprochen hätte. 
Das NRamjes-Grab ift eine unbedeutende, ziemlich ſchmuckloſe Anlage, 
jelten bejucht von ben Reiſenden im Niltbale, welche wohl faum ahnen, 
baß ber große Sefoftris ver griechiichen Sage in dieſen befcheidenen Räu⸗ 
men feine legte Ruheſtätte gefunven hatte. Bei feinem Tode Tonnte Pha- 
rao von fich fagen: „ich ftand allein, Fein Anderer war bei 
mir!“ wie bereinft bei feinem Kampfe gegen bie Chita. 

Mineptah II Hotep-hi-ma (Menephthes) 
1300 vor Chr. ©eb. 

Auch heute noch müſſen wir unfer Urtheil aufrecht erhalten, das wir 
über die geringfügigen Werke dieſes Königs in ber erften Ausgabe unferer 
Gefchichte Aegyptens gefällt hatten. Gegenüber der Meinung eines 
gelehrten Sachgenoffen, welcher feinen Fuß niemals auf ven ägyptifchen 
Boden gejettt hat, erlauben wir uns aufs Neue und mit aller Entfchieren- 
beit auf Grund ter genauften Denkmäler-Forfchungen zu beftätigen, daß 
Mineptah II nicht zu denjenigen Pharaonen gehört, welche ihr Andenken 





567 


durch großartige Bauten und Anlagen neuer Heiligthümer over durch Er- 
weiterung ber beſtehenden ver Nachwelt überliefert haben. Ein Blid auf 
ben ausführlichen Bauplan des Tempels von Karnal, wie ihn Mariette 
mit Angabe aller Föniglichen Erbauer, vor Kurzem ber Deffentlichkeit über- 
geben bat, liefert allein fchon ven Beweis, daß Mineptah fo gut wie 
Nichts getban Hatte fir ten großen Reichstempel von Api. Kleine, 
kaum nennenswerthe Stüde ausgenommen begnügte fich ter neue Pharao 
mit ben wohlfeilen Ruhme, tie Denkmäler feiner Vorfahren, bis zum 
zwölften Königshaufe hinauf, auch bie Werke der Hykſos nicht ausge- 
ſchloſſen, als Träger feiner Königsſchilder zu benugen, richtiger zu miß- 
brauchen, denn in bie ausgemeißelten Ringe ver Vorfahren ließ er bie 
eigenen Namen ohne Achtung vor dem Urtheil der Nachwelt getroft ein- 
fegen. Kurze, unbebeutende, fchlecht ausgeführte Infchriften, meiftentheils 
aus den erften Jahren feiner Herrichaft, erinnern eben nur an fein Da— 
fein ohne jeve weitere Nachricht von gejchichtlichem Werthe. Ausnehmen 
müſſen wir bavon jene einzige wichtige Meberlieferung, welche Mineptah 
auf tie innere Seitenwand eines ber ſüdlichen Borhöfe des großen Amons⸗ 
tempel8 von Api einmeißeln ließ, um ben Thebanern feine Freundfchaft 
mit den Göttern in's Gebächtniß zu rufen. 

Der Inhalt jener, leider an ihrem oberen Theile zerftörten Injchrift 
ift über alle Maßen bedeutend, denn er berichtet uns ven Einfall libyſcher 
Bölter und ihrer Buntesgenoffen in Aegypten und das Zurüdbrängen 
berfelben durch das fiegreiche äghptifche Heer. Wir legen unferen Lefern 
ben wichtigften Theil dieſer Infchrift in einer genauen Ueberjegung vor 
und zögern nicht die Ergänzungen ber fehlenden Theile hinzuzufügen, 
wie fie fich eben aus dem Zuſammenhange im Ganzen und Einzelnen noth- 
wendig ergeben. 

1. „[Berzeichniß ver Völker, welche geichlagen wurden vom Könige: 

„ J⸗i die Asrga-ua-fcha,, die Tu⸗li⸗ſcha, bie Li⸗ku, die 


568 


„Schair⸗dan, die Scha⸗ka⸗li⸗ſcha, Völker des Nordens, welche aus 
„allen Ländern ber gelommen waren. 

. „[Im Sabre V, im Monat. .... unter ber Regierung des Herrn 
„ver Diademe] welchen Kraft verliehen bat fein Vater Amon, bee 
„Königs von Ober- und Unterägnpten, Mineptah Hotephima, bes 
„Lebensipenders, pa befand fich der göttliche Wohlthäter [in der Stadt 
„Memphis, um zu banken dem Gotte Btab] 

. „[für] feine [Wobithaten). Denn alle Götter befchügten ihn, alle 
„Völker waren in Furcht bei feinem Anblid. ‘Der König Deineptah 
. „lerhielt damals Botſchaft, daß ver König ver Libyer die Stäbte bes 
„Landes überfallen habe, ] indem er biefelben plünderte und in Schutt- 
„haufen verwandelte, daß fich bie Kleinmüthigen unterworfen hätten 
„jeinem Willen, daß er feine Landesgrenzen überjchritten, baß er bie 
„Oberband behalten habe. 

 „[Da ließ der König befeftigen tie Stäbte und ließ Maßregeln treffen 
„nach) allen ihren Richtungen bin zum Schute für ven Odem des 
„Lebens. Er gab ihn zurüd den Bewohnern, welche deſſen haar 
„waren, ftill figend in (ihrem) Schlupfwinfel. Kräftig war feine 
„Macht zur 

. „[Erreichung des Zweckes. Er ließ Schanzen aufführen] um zu 
„hüten die Stabt On, die Stadt des Sonnengottes Tum, und um 
„zu beichirmen bie große Feftung des Tanen (d. i. Memphis) und um 
„zu erweitern [bie Vertheidigungswerke anderer Stäbte] in großer 
„Zahl. 

. „Denn e8 hatten Einfälle gemacht feit Yangem auch von Ojften ber 
„die fremden Völker und hatten aufgejchlagen] ihre Zelte vor der 
„Stadt Pi-bailos (Byblos, Bilbeis) , fie befanden fich (bereite) am 
„Kanale Scha-kasna, im Norden des Waffergrabens Ao (von He- 
„liopolis), 











10. 


11. 


12. 


13. 


569 


„[aljo daß das anliegenve Land] nicht bebaut ward, fondern über: 
„laffen warb als Weide für die Viehheerden wegen ber Fremden. Es 
„lag wüft ba von ten Zeiten der Vorfahren ber. Alte Könige Ober: 
„agyptens faßen bei ihren Grabbauten 


. „[tamit befchäftigt fich Denkmäler zu bauen] und die Könige Unter: 


„aghptens befanden fich inmitten ihrer Städte, umfchloffen von Erb- 
„ſchanzen, abgejperrt durch Kriegsvolf, denn fie hatten Teine Söldner, 
„um jenen zu antworten. So war ed gewejen 

„bi zu dem Tage ale König Mineptah] ven Thron des Horus be- 
„stieg. Er ward gekrönt, un das Reben zu erhalten den Sterblichen. 
„Er ward als König herbeigeführt, um zu befehügen vie Menſchen. 
„Es war die Stärke in ihm, um ſolches zu thun, weil er war das 
„Ebenbild des [Ichön]gefichtigen 

„[Sottes d. i. Ptah. Und es fandte Boten ver König nach dem 
„zande von Da ?]-bair. Ausgerüftet wurden die Auserlefenften feiner 
„Söloner, herbeigeführt feine Zmeigeipanne von allen Richtungen 
„ber, und feine Späher [begaben fich auf ven Weg um auszufund- 
„ſchaften. So hatte er alles] vorbereitet zu feiner Ausrüftung in 
„[turzer Zeit. Une alfo war er gewappnet zu tem beporftehenten 
„Rampfe. Denn er ift ein Helt], nicht nimmt er Rückſicht auf 
„Hunderttauſende (von Feinden) am Tage des Schlachtgewühlse. Es 
„zogen beran feine Leibwächter, es kam an das Traftvolifte Kriegs⸗ 
„volk und Schön war ver Anblick beim Eintreffen der Söldner für alle 
„Bewohner Aegyptens). 
„Und man kam um dem Könige zu melden: im... .-.. .) Monat 
„des Sommers ift es gefchehen,, daß ber elende König des feintlichen 
„Landes Libu Mar-ajui, ein Sohn des Did, einen Einfall ge- 
„macht bat in das Land der Thuhennu (ter Marmariben) mit feinen 
„fremden Sölonern, 


14, 


16. 


17. 


18. 


19. 


20. 
„Gebirge der Daſe und bie Yandftüde im Angeficht des Gaues von 


570 


„deren Verzeichniß folgenves ift: die Sch airdan, die Schalalſcha, 
„die Qauaſcha, die Liu, bie Zurifche, indem er fich ausgefucht hat 
„die Velten aller Kämpfer und aller Schnellläufer feines Landes. 
„Auch hat er mit fich geführt fein Weib und vie Kinder 


. „ein, dazu find mit ihm gelommen bie Fürften) und vie Anführer 


„des Feldlagers. Er hat erreicht die Grenzmarken des Weſtlandes 
„bei den Gefilten ber Stadt Pi⸗ar⸗ſchop (Profopie). Da wurde 
„ergrinmmt wider fie Seine Majeftät, wie ber Leu, 

„[und er verfanmelte die Fürften und Führer feines Heeres indem er 
„alfo fprach:] Hört vie Sprüche eures Herrn. Sch gebe euch [zu 
„wiffen] was ihr zu thun habt aufs Wort. Denn ich bin ver König, 
„euer Hirt. Meine Sorge ift e8 zu unterjuchen 

„was dem Lande zum Frommen gereicht. Wer ift unter] euch wie 
„er, um das Leben zu erhalten feinen Rindern? Sollen fie angſtvoll 
„rein gleihwie tie Vögel? Nicht kennt ihr das Gute feines Bor: 
„habens.““ Keine Antwort (darauf) Seitens 

„[der Fürſten. Und der König fuhr fort: „nicht ift es meine Ab: 
„Sicht zu erwarten ten Feind, auf daß das Yand] verwüſtet werde unt 
„verlafjen fei bei dem Anzug aller fremden Volker, um zu plüntern 
„Seine Marken. Die Feinde überfchreiten es täglich. Ein Jeder nimmt 
„[was ihm beliebt, und ihre Abficht ift e8] zu plündern die Grenz: 
„ſtädte. Hineingebrungen find fie fchon in die Gefilde Aegyptens 
„von der Flußſeite ber. Sie haben feiten Fuß gefaßt und bringen 
„Tage und Monate tarin zu. [Sie haben] fich niedergelaſſen 

„(in der Nähe ver Stätte. Antere von ihnen] haben erreicht tie 


„zaahu*. Eine Berechtfame war das feit den Königen von Ober: 


*) Zoubo bei ven Kopten, in Dlittelägypten. 


21. 


22. 


23. 


24, 


25. 


26. 


27. 


571 


„Aegypten, auf Grund der gefchichtlichen Ueberlieferungen anderer 
„Zeiten. Aber nicht weiß man 

„[taB fie jemals gelommen wären zahlreich] wie das Gewürm. Nicht 
„werde ihnen mehr bewilligt ale ihr Bauch bedarf. Lieben fie 
„ven Tod und haffen fie das Leben, ift ihr Sinn hechfahrend um 
„zu thun 

„was fie wünfchen, jo mögen fie fich wenben an] ihren König, fo 
„mögen fie bleiben auf (ihrem) Grund unt Boten und in ven Kampf 
„gehen, um zu füllen ihren Leib immerhin. Sie find nach Aegypten 
„gelommen, um Nahrung zu fuchen für ihren Mund. Sie [richten] 
‚ihren Sinn " 

„[darauf um zu füllen mit] meinem Eigenthume, gleich wie vie Fifcher, 
„ihren Bauch. Ihr König ift wie ein Hund, ein prablerifcher Wicht. 
„Nichts ift fein Muth. Angelommen figt er da, planend 

„[ein Bündniß, um mit fich fortzuziehen] das Volk ver Piti⸗ſchou, das 
„ich nehmen ließ &etreide in Schiffen, um das Leben zu friften bie- 
„nem Volke von Chita, denn ich, ver König, bin es, den erforen haben 
„ie Götter. Alle Fülle, 

„[olle Nahrung liegt) in meiner Hand, tes Königs Mineptah, des 
„Lebensipendere. Bei meinem Namen werten gelegt [die Grund⸗ 
„pfeiler] meiner [Bauten] , ich wirke als König des Landes, [Alles 
„gelichieht 

„in meinem Namen in dem Lande Aegypten.) Es genehmigt Amon, 
„was geiprochen wird in Cheben. Er hat fich abgewentet vom Volte 
„der Maſchauaſcha (Maxyer) und [er] fchaut [nicht mehr] an das 
„Volt der Thamhu, fie find 

„[verloren.”“ Alſo ſprach ver König zu] ben Führern bes Heeres, 
„weiche vor ihm ftanden, auf daß fie verberben möchten das Volf 


„der Libu. Sie zogen fort und bie Hand Gottes war mit ihnen. 


29. 


30, 


31. 


32. 


34. 


572 


„Amon war an ihrer |Seite) als Schild. ‘Die Kunde erreichte das 
„[Bolt] von Aegypten, 


. „[nämlic) daß ver König in eigener Perfon theilnehmen)] würde an 


„ven Zuge auf 14 Zage. Da fah Seine Majeftät im Traume, 
„gleichwie wenn vie eine Biltfäule des Ptah, welche aufgeftellt ift an 
„[tem Zempeltbore] herunterftiege zum Pharao. Sie war gleichwie 
„ein Rieſe. | 

„Und es war] als wenn fie fpräche zu ihm: „Vleibe vollents zu- 
‚Frück!““ und, indem fie ihm das Schlachtichwert reichte: Mögeft Du 
„ablegen ven faulen Muth in Dir! Und Bharao ſprach zu ihr: „„Siebe 
„[e8 fol Dein Wort geſchehen.““] 

„Und meine Krieger und bie Zweigefpanne, in genügenter Zahl, 
„hatten bereitet einen Hinterhalt vor ihnen, bei ver Höhe in ter Xant- 
„haft des Gaues von Profopis. Da ließ der elende König ver 
„feindlichen Libu fein Kriegsvolk und feine Söldner vorrüden: in 
„der Nacht des 1. Epiphi, als bie Erte hell genug geworben war 
„für ten Zufammenftoß mit ihnen. Nachdem ber elende König ber 
„feindlichen Libu angekommen war, um die Zeit bes 3. Epiphi, ba 
„hatte er geführt 

„[mit fich alle feine Schaaren. Aber] fie hielten fich zurüd. Nach 
„den das Kriegsvolf Seiner Majeftät bervorgebrochen war, ſammt 
„ven Zweigefpannen, ba war Amon-ra mit ihnen und Gott Nub reichte 
„ihnen feine Hand. Jeglicher 


. [Mann kämpfte tapfer. ine große Nieverlage warb ihnen beige: 


„bracht und fie lagen ba in) ihrem Blute. Niemand wurde übrig 
„gelaffen von ihnen, venn bie Fremdſöldner Seiner Majeftät hatten 
„6 Stunden damit zugebracht fie zu vernichten. Das Schwert gab 

„[feine Schonung, alſo daß voller Xeichen] das Land war. Währent 


35. 


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37. 


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39. 


4. 


41. 


573 


„sie alſo kämpften, da ſtand ber elente König von Libu ta, voller 
„Furcht; fein Muth entfiel ihm. Da floh 

„ler in eiliger Flucht und ließ] feine Santalen, feinen Bogen, jeinen 
„Köcher in der Eile Hinter fich [und alles fonftige] was fich bei ihm 
„befand. Er, vem vie Bangigfeit in feinem Leibe fehlte und veffen 
„Leib ein großer männlicher Diuth befeelte, | 
„(er floh wie ein Weib. Da nahmen die Söldner Seiner Majeſtät 
„was er gelaffen hatte an) feinem Eigenthume, feine eingenommenen 
„Selver , fein Silber, fein Gold, feine Geräthe von Eifen, tie Aus- 
„Itattung feines Weibes, feine Stühle, jeine Bogen, feine Waffen 
„und alles Antere, das er gebracht hatte 

„[mit ſich. Alles wurde zugetheilt vem] Palafte des Königs, wohin 
„es ſammt den Gefangenen gebracht ward. Als (inzwilchen) der 
„elende König von Libu fortgeeilt war auf feiner Flucht, ta war ihm 
„[gefolgt] eine Zahl 

„[von Leuten feines Volkes, intem fie entrannen] der Nieterlage 
„durch die Schwerter. Da ließen fie vie Ritter, welche auf Roffen 
„ſaßen, zu ihrer Verfolgung losfprengen. [Die Feinde] fielen auf 
„Lihrer Flucht in ihre Hänte und eine große Niederlage ward ihnen 
„beigebracht.] Kein Menſch)] hat ſolches geſchaut in ven geſchicht⸗ 
„lichen Ueberlieferungen der Könige von Unterägypten damals als 
„dies Land Aegypten in ihrer Gewalt) war, indem fich der Feind feft 
„behauptete, zur Zeit als die Könige von Oberägppten 

„(feinen Beiftand leiften wollten.) Aber es gejchab vieles [alles] 
„von den [Göttern] aus Liebe zu ihrem Sohne, welcher fie liebt, um 
„zu erhalten das Land Aegypten feinem ®ebieter und zu fchügen bie 
„Tempel des Yandes Ta-Mera, um zu vermelten 

„[de8 Königs Ruhm ven fpäteften Gefchlechtern. — Es fenvete der 
„Zandpfleger] ver Grenzwachen des Weftlandes einen Bericht an ven 


42. 


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45. 


46. 


47. 


974 


„töniglichen Hof folgenden Inhalts: „„Der Feind Maurai ift ange: 
„tommen, auf ver Flucht, fein Leib zitterte, er entging mir durch 
„Gunſt der Nachtzeit in's Weite. 

„Seine Flucht bringt indeß feinen Nachtheil, denn] Mangel [wirt 
„ſein 2008 fein.] 

„Er ift gefallen. Alle Götter find für Aegypten. Die Verheißungen, 
„die er gelagt hatte, find vereitelt werben, und alle feine Worte haben 
„ſich auf fein Haupt gewählt. Nicht weiß man fein Schidfal, iſt 
„er tobt, 

„[oder ift er lebend? Du, o Rönig,] laß ihm feine Seele. Wenn er 
„lebend ift, fo wird er fich nicht mehr erheben. Er ift geftürzt, unt 
„ihm; feind geworben fein Boll. Du wirft e8 fein, welcher es 
„übernehmen wird, indem Du tödten läßt 

„[den Wideripenftigen unter ven Bewohnern) im Lande von Thamhu 
„und [von Libu)]. Laß fie jegen einen Anteren an jeine Stelle, von 
„feinen Brüdern, welche am Kampfe Theil genommen hatten. Er 
„wird ihn anerkennen müffen, felber verachtet von ven Fürften wie 
„ein [Scheufal fonder Gleichen. Da gab ber König ven Befehl, daß 
„heimkehren follten) die Führer ver fremden Söldner, ver Leibwäch— 
„ter, ver Streitwägen und alle ausgebienten Kämpfer des Kriege: 
„volkes. Die aber, welche gehörten zu ver jungen Mannfchaft, mit 
„voller Kraft, 

„[erbielten ven Befehl zu treiben] vor fich her Eſel, welche belaven 
„waren mit ven (abgejchnittenen) Gliedern des unbejchnittenen 
„Volkes der Libu und mit den (abgehauenen) Händen aller Völler, 
„welche mit ihnen gewefen waren, wie Fohlen auf tem Klee, und mit 
„allen Dingen, 

„[melche erbeutet hatten die Krieger Aegyptens von] ten Feinden je 
„nach ihrem Lande. Da freute fich das gunze Land himmelhoch. Die 








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50. 


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52. 


53. 


94. 


575 


„Städte und Dörfer befangen vie Wunderthaten fo gefchehen waren, 
„der Fluß 

„Ihallte wieder vom Jubel ter Amwohner. Und fie] führten bie 
„Beute unter das Fenſter des Balaftes, auf daß ſchauen konnte Seine 
„Majeftät feine Eroberungen. 

„Dies ift das Verzeichniß der Gefangenen, welche weggeführt wor- 
„den waren aus biefem Lande von Libn, ſammt den fremden Völkern, 
„die e8 mit fich geführt hatte in großer Zahl, veögleichen ber ‘Dinge 
„weiche ihnen abgenommen worden waren] und bingebracht nach 
„ven Söller Königs Mineptah (Namens): „nes Vernichters der 
„Thuhennu“ in ter Stadt Projopis und nach den oberen Städten 
„des Landes, von dem Orte: des Mineptah 
„I. ........ an bis nach der Stadt....... bin]. 

1) Glieder Unbefchnittener: 

„Königskinder und Brüder des Königs von Libu . 6 Mann 
„Ihre Glieder wurden abgefchnitten und abgeliefert. 

„[Anführer und Volt] von Libu. Ihre Glieder wur- 

„den abgefchnitten und abgeliefert . - . . . 6359 ⸗ 

„Macht zufammen: Königskinder, Anführer 
„[und Mannschaften von Libu, deren Glieder abge- 

„ſchnitten und abgeliefert wurden . . . . . 6365 Mann]. 

„[2) Hände Beſchnittener, nämlich ver Tuliſcha, ver 
„Schar] dina, Schakalſcha und Aqaiuaſcha von den Ländern tes Meeres 
„Schakalſcha: 242 Mann, Zahl ver Hände . . . . 250, 
Tuliſcha: Use er TRM, 
„Schairdana | x ee, ern x.] 
„Aqaiuaſcha, vie befchnitten waren, und deren Hände abge- 


„hauen und abgeliefert waren, obgleich fie befchnitten waren 
„[Zahl ver Hänte: 1040 + x.] 


58. 


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60. 


576 


„Die Glieder und Hände wurben aufgejpeichert in] 
„Haufen. Die Glieder ver Unbefchnittenen wurten 
„an bie Stätte gebracht, wofelbft ſich ver König be- 
„sand. Ihre Zahl, von 6111 Mann, betrug im Ganzen x Stüd. 
„[Bon ven Beichnittenen betrug die Zahl) ihrer Hände, 
„von Mannſchaften (nämlihd). -. - . . . 2370. 


„3) Als lebende Gefangene murben abgeliefert 
„von den Schalalfcha und Tulifcha, welche gekommen 
„waren mit ben feinvlichen Schaaren von Kibu,. . [9146 Dann, 


. „[fernervonden........ und] ibn . .» . 218 


„von ten Weibern des Königs ver feindlichen Libu, 
„die er mit fich geführt hatte, lebende Weiber . . 12 
„jo daß alle zufammen, die abgeliefert wurden [von 
„den Feinden al8 lebende Gefangene, bie 
„Zahl ergaben,) von Männern und Weibern, 29376. 
„4) Sonjtige Beute.) 
„Waffenſtücke, vie fichin ihren Händen befanten oder 
„die den Gefangenen abgenommen worten waren : 
„eherne Schwerter ver Dafhualha: . . . . 9111 Stüd, 
„[Schwerter, Dolche und fonftige Waffen vom Liku] 


Nee. ‚120,214 » 
„Zweigejpanne, welche gezogen hatten ven König von 

„Libu und die Kinter [und Brüder] des Königs von 

„Libu, und vie lebend abgeliefert wurten: . . . 113 Paare 


„Die Gegenftände [welche fonft erbeutet wurten] bei 
„ven Maſchuaſcha [erhielten als Geſchenk vie Krieger] 
„tes Königs, welche gelämpft hatten gegen vie feind- 
„lichen Libu: 


977 


„An Rindoieh mancerlei At: . . . . .. 1308 (Stüd) 
„An Ziegen. x 47 
„An mancherlei ....... J. 2.2. 54 ⸗ 
„Silberne Trinkkannen. 2 20. X os 
„Sonftige Öefüße: -» >: 2 2 rn x. 
‚Schwerter: 2: 2 0er 104 ⸗ 
„.... eherne Harnifche und Dolche und man- 

„herlei fonftiges Gerätb: -. - - » 2... 3174 (Stüd) 


61. „Bei Seite ward gebracht [tie Beute, wie fie oben befchrieben wor- 
„den ift ver Zahl nach, darauf] warb euer gelegt an das Lager, an 
„ihre Lederzelte und an alle ihre Bündel.“ 

Das war bie große Schlacht von Profopis, im fünften Jahre *) ver 
Regierung Mineptah's, durch welche ver drohende Einfall der Libyer Libu) 
und ihrer Bundesgenoffen in Aegypten zurüdigefchlagen wurde. Mit den 
Libyern, welche als Unbejchnittene den Aegyptern verächtlich erfchienen, 
hatten fih kaukaſiſch-kolchiſche Sölbnertruppen vereinigt, welche 
in diefen Zeiten nach Libyen eingewandert waren (aufftänpifch gewordene 
Gefangene, welche Ramfes IL Sefoftris auf feinen Kriegszügen von Afien 
nad) Aegypten geführt hatte?) und theils in Aegypten theil® in Libyen 
Kriegsdienfte gegen Sold leifteten. In ven Zeiten des britten Ramſes 
erfchienen fie wiederum auf dem Schauplat der ägyptiſchen Gefchichte, 
vermehrt um einige VBolls- und Stammnamen, vie fich bei ben Griechen 
zum Theil in treuer Umfchreibung erhalten haben. Wir geben ihr Ver⸗ 
zeichniß nachftehenn, um bie Frage nach ver Herkunft diefer ale Be— 
ſchnittene von ven Aegyptern hoch geachteten Völker ſchon an biefer 
Stelle zu erletigen. 


*) Diele Jahreszahl iſt durch ein von mir in Kairo entbedtes Denkmal ein für 
allemat feftgeftellt. S. darüber meine im Drud befindliche Arbeit „Ueber die libyſchen 
Vöolker im 14. und 13. Jahrhundert vor Chr. Geb.“ 

Brugſch, Geichichte Aegyptens. 37 


578 


. Daigafcha, die Kaukaſier, 

. Againafcha, die Achäer nes Kaukaſus, 

. Schardana, die Sardonen, Chartanoi, 

. Schataljcha, die Bewohner vom Zagylis, 
. Turſcha, die Zaurer, 

. Zalar, Zakkari, die Zuger, Zygritai, 
.Leku, die Ligber, 

Uaſchaſch, bie Oſſeten. 

In dieſen Beſchnittenen, wie es geſchehen iſt, die Achäer. Sar⸗ 
dinier, Sikuler, Etrusker, Teukrer, Lycier und Oscen des klaſſiſchen 
Alterthums wieder zu erkennen, heißt einen ſchweren Irrthum in bie Ur: 
geichichte ver Haffifchen Völker ver Vorzeit einführen. 

Man darf ten Betheuerungen der Infchriften auf Stein und auf 
Bapyrus allen Glauben fchenten, wenn fie uns erzählen wie nad) ber 
Befreiung von fo gefährlichen Feinden, als es die Libyer und ihre Bun: 
beögenoffen waren, Aeghpten mit freudiger Bruft hoch aufathmete und 
das Voll, von einem brüdenten Alp fich los fühlen, ven Empfindungen 
feiner Siegesfreude lauten und jubelnden Ausprud ſchenkte. Bor allen 
mußten biefe Freude theilen bie ägyptiſchen Nieberlänver im Delta, deren 
Städte und Dörfer, nach ver Weftfeite bin, an die Grenzgebiete der 
Beinde ftießen, zunächft an vie kolchiſche Gruppe und an karifche Einwan- 
berer, welchen wir weiter unten bei ber Schilderung ter Kriege Ram⸗ 
ſes III gegen die Libyer noch einmal begegnen werden. In dem fpäter 
fogenannten mareotifchen Gau faßen die Dana in der von Ptolemaios, 
bem Ertbeichreiber,, erwähnten Gegend Teneia oder Taineia. Ihnen be 
nachbart wohnten die Burofatha, die Profopitoi beffelben Schrift: 
ftellers, während längs ver Küfte hin, bis zum großen Katabathmus, tie 
legten Refte ver Schalaljcha zu ven Zeiten ver Römer in dem Dorfe 
Zagylis faßen, und die Nachlommen ver Schardana und Zakkar fid 


Q [119 N m m mb 





875 


in den kleinen Volksſtämmen der Chartanoi und Zygritai erhalten hatten. 
Die ganze Küſte hin, bis nach Cyrene, ſcheint ein Sammelplatz kriegs⸗ 
luſtiger Abenteurer kolchiſch⸗kretiſcher Völferftämme gewejen zu fein, bis 
zu ven Dardani bin (f. oben ©. 491), deren Name fich in der Stadt: 
bezeihnung Darbanis wiederum treu abjpiegelt. 

Die Beamten und Priefter am Hofe Mineptah’s waren nicht bie 
Letzten, welche ihren Pharao bis zum Himmel erhoben. Die zufällig er- 
haltenen Schriftftüde und brieflichen Mittheilungen einzelner berfelben 
preifen ben König, ben fie gewöhnlich unter feinem Thronnamen Bi-n-ra 
(oter Bi⸗n⸗pra, „Seele des Ra“) aufführen, in dichterifcher Begeiſte⸗ 
rung als einen unüberwinblihen Eroberer und erjchöpfen fich bis zum 
Ueberbruß in den fehmeichelhafteften Schilderungen feiner Thatkraft. 

Die Beziehungen, welche Mineptah nach Often hin mit ben Ehita 
unterhielt, waren in Folge tes Frievensichluffes (f. oben S. 518) ber 
freundfchaftlichften Natur. Seine oben (S. 571) erwähnte Getreibeliefe- 
rung an das Volk von Chita beftätigt dieſe Annahme In ver fchlagendften 
Weife. Die Feftungen und Brunnen, welche die Könige Thutmes III und 
Ramfes II in Ranaan angelegt und mit ägyptiſchen Befagungen verſehen 
batten, beftanden noch unter Mineptah. Mit ihnen, fo wie mit ven von 
Aegypten abhängigen Bewohnern von Gaza, war ein fteter, regelmäßig 
unterhaltener Verkehr und die Boten gingen und famen, um bes Königs 
Defehle zu überbringen oder Meldungen von Often her an den Hof zu 
übermitteln. Die amtlichen Briefträger gehörten meift dem Volle ver 
Kanganiter an, wie e8 vor allen ihre Eigennamen bezeugen. Wir legen, 
mit einigen Berichtigungen,, als Beifpiel die zuerft von Herren Chabas 
entzifferte Boten-Infchrift auf der Nüdkfeite des Papyrus Anaftafi III 
vor, welche in tem britten Negierungsjahre Könige Mineptah abge: 
faßt ward. 


„Im Jahre 3, Pachons, Tag 15. 
37* 


580 


„Dinaufgeftiegen (d. h. abgegangen) find ter Diener Ba’al»-...., 
„der Sohn Zapur's von Gaza, welcher fich begiebt nach Chal (Phö- 
„nizien). 2 Negierungsfchreiben vermifchten Inhaltes. Der Vogt ver Auf- 
„ſeher 2) Chaa. 1 Schreiben. Der Fürft (König?) von Zor (Tyrus) 
Ba’ralsma-rom-ga-bu. 1 Schreiben.“ 

„Im Sabre 3, Bahons, Tag 27, 

„Angelommen find die Führer der Tremtenlegion vom Brunnen 
„Mineptah » Hotephima’s, damit dieſe Vorgeſetzten fich vechtfertigen in 
„der Veſte Chetam (d. i. Etham ver Bibel) der Ranpichaft von Zor (Gau 
„Zanites). 

„Im Sabre 3, Bahons, Tag 28. 

„Dinaufgeftiegen find ber Diener Thut, Sohn tes Za⸗ka⸗li— 
„mau von Gaza. Der Maza (2) Duiu, Sohn des Scha⸗ma⸗Ba'al, 
„ebendaher. Sutech⸗mes, Sohn bes 'Aper⸗degar, ebendaher, 
„weiche ſich zum Könige begeben haben. ‘Der Vogt der Aufſeher (?) Chaa. 
„Erwieberungen. 1 Schreiben. 

„Dinaufgeftiegen find der Diener Necht-amon, Sohn des Zor, 
„vom Thurme Mineptah⸗Hotephima's (Oftracine) , welcher nach dem 
„Lande Zarduna“) geht und welcher fich begeben ſoll nah & hat (Phöni⸗ 
„ien). 2 Schreiben vermijchten Inbhaltes. ‘Der Vogt ver Auffeber (?) 
„Ben-amon 1 Schreiben. Der Tempelvorfteher Rameſſu von 
„diefer Stadt (db. i. Tanis). 1 Schreiben. Der Burgvogt Zani von 
‚Diineptah-Hotephima’s Stadt, welche gelegen ift auf dem Gebiete von 
„Amor, welcher fich begeben joll zum Könige. 2 Briefe vermifchten In- 
„haltes. Der Vogt ber Aufſeher () Pr'a-em⸗hib. 1 Schreiben. Der 
„-:*.. PBriasemebib. 1 Schreiben. 

„Sm Sabre 3, Bahons, Tag 25. 


*) Ehräifh Zarthon (Sof. 3, 16). 





581 


„Hinaufgeftiegen ift der Oberfte ver Streitwägen An-ua-uu von 
„der Hofverwaltung des Königs Bi⸗n⸗ra Miamun.“ 

Wir haben in biefem VBerzeichniß abgebenver und kommender Beam- 
ten nicht8 weiter zu erkennen als gefchäftliche Eintragungen irgend eines 
Schreibers, um feinem Gebächtniffe für fpätere Fälle zu Hülfe zu kommen. 

Die Wanberftämme der ebomitifhen Schafu, welche noch unter 
Seti I das ganze öftliche Deltagebiet bis in die Gegend von Zoan, ber 
Ramſesſtadt, ale ihr Eigenthum betrachteten bis fie von dem genannten 
Pharao über die Oftgrenze binausgejagt wurben, fingen an fich unter 
Mineptah aufs Neue zu regen, jedoch diesmal in eben fo frieblicher ale 
höflicher Weife. Als getrene Unterthanen Pharao's begehrten fie ven 
Durchzug durch die Grenzfeftung Chetam des Landes Thuku (Sukoth), 
um in ben grasreichen Fluren des Seegebietes ver Stabt Pitom Nahrung 
zu finden für fich und ihre Viehheerden. 

Ein ägyptiſcher Beamter ftattet parüber folgenden Bericht ab: 

„Etwas Anderes zur Befriedigung bes Herzens meines Herrn. Wir 
„haben ausführen Laffen ben Durchgang der Stämme ver Schaf vom 
„Lande Aduma (Edom) durch die Feftung (Chetam) Mineptah-Hotep- 
„hima's, welche gelegen ift in Thuku (Suloth), nach den Seen ber 
„Stadt Pi⸗tum Mineptah-Hotephima’s Hin, welche gelegen find im Lande 
Thuku, um fie zu nähren und um zu nähren ihre Viehheerden auf ben 
„Befigungen Pharao's, der da ift eine wohltbätige Sonne für alle Völker. 
„sm Jahre 8............. Set, ließ ich ſie hinführen, nach dem 
„Verzeichniß des. .... für ven ....... der anberen Namen ber 
„zage, an welchen bie Feftung (Chetam) Mineptah-Hotephima’s für 
„ven Durchgang geöffnet wird.“ *) 

Wenn Ramfjes-Sefoftris, der Erbauer der gleichnamigen QTempel- 


*) Pap. Anaflafi VI SS. 4—5. 


582 


jtabt auf dem Gebiete von Zoan⸗Tanis, ohne jeren Zweifel tarüber ale 
ber Pharao angefehen werden muß, unter welchem Moſcheh, der jüdiſche 
Geſetzgeber, das Licht der Welt erblidte, fo erheilchen bie zeitlichen Ver⸗ 
häktniffe, mit Nüdficht auf das hohe Lebensalter ver beiden Zeitgenoifen 
Ramfes Il und Moſcheh, tag Diineptah mit aller Wahrſcheinlichkeit als 
ber Pharao des Auszuges betrachtet werben muß. Auch er tbronte in ter 
Ramfesftadt und fcheint fie weiter befeftigt zu haben. ‘Die Bibel nennt 
ihn, nur mit dem allgemeinen Namen Pharao, d. i. mit einem in berfelben 
Zeit, mit welcher wir uns befchäftigen, immer häufiger werbenten ächt 
äghptifchen Zitel. Pir-'ao, „Großhaus, hobe Pforte“ ift nach den 
Dentmälern die Bezeichnung für ten jebesmaligen König des Aegypter- 
landes. Nach dieſer Seite hin wird ſomit kein fefter Punkt geboten. Nur 
bie gelegentliche Erwähnung im Pfalmiften, daß Moſcheh feine Wunder 
vor Pharao auf dem Felde Zoan vollzogen babe, führt uns wieder zurüd 
zu jenen Herrichern Ranıfes II und Mineptah, welche mit Vorliebe in 
Zoan-Ramfes Hof hielten. 

Dan bat in nenefter Zeit den Namen ber erhthräifchen Bewohner 
im Often vom beliopolitiihen Gau, in der belannten „vothen Land⸗ 
Ichaft” am „rothen. ®ebirge*, die jogenannten’Aper, "Apura, Aperiu 
für die ägyptiſche Bezeichnung ver Ebräer anfehen wollen und baraus 
Schlüffe gezogen, welche nach unferer befcheitenen Kenntniß ver Dent: 
mäler auf ſchwacher Grundlage ruhen. Nach ven Injchriften ericheint ber 
Name biefed.Bolfes in Verbindung mit ber Pferdezucht und ver Reitkunft. 
In einer leider ſehr verftünmelten Erzählung gefchichtlichen Inhaltes aus 
ber Zeit Thutmes' LIL*) werten bie Apura als Reiter ober Ritter (senen) 
erwähnt, welche auf des Königs Befehl ihre Noffe befteigen. Im 


*) Zum erftenmale überfettt von H. Goodwin in der Biblical Archaeology 
Vol. DI part. IS. 342 ff. 








— *83 


einer anderen Urkunde, lange nach dem Auszuge ver Juden aus Aegypten 
abgefaßt, aus ven Zeiten des britten Ramſes, werben in Heliopolis 2083 
Aperin als Anfievler aufgeführt, mit ven Worten: „Ritter, Söhne von 
„Königen und edle Herren (Marina) von den Aper, abhängige Leute, 
„welche an viefem Orte weilen.” Unter dem vierten Ramſes ericheinen 
wiederum 'Aper, der Zahl nach 800, als Bewohner fremden Urfprungs 
ber Landſchaft "Ani oder Aini, an den Weftränbern bes votben Meeres, 
in ver Nähe des heutigen Suez. ‘Diefe und ähnliche Angaben fchließen 
volfftändig den Gedanken an die Ebräer aus, wenn man nicht geneigt fein 
jollte, zu Vorausſetzungen und Vermuthungen gegen. die beftimmteften 
Ausfagen ber biblifchen Berichte feine Zuflucht zu nehmen. Andererſeits 
bürfte wohl kaum die Hoffnung genährt werten, jemals auf ven öffent 
lichen Denkmälern, eher noch in irgend einer verborgenen Paphrusrolle, 
biefelben Thatſachen in ägyptiſcher Auffaffung wieberbolt zu finden, welche 
ben Auszug der Juden und den Untergang Pharao’ im Schilfmeer be- 
treffen. Denn mit ver Schilderung biefer Begebenheiten war das de⸗ 
mütbigende Belenntniß einer Gottesheimfuchung verbunden, zu welchem 
fih wohl kaum ein vaterlänbifch gefinnter Schreiber am Bharaonenhofe 
verſtanden haben würbe. 

Seßen wir voraus, daß Mineptah als ver Pharao bes Auszuges 
gelten fol, jo hatte diefer Herricher arge Anfechtungen aller Art in den 
Zeiten feiner Regierung zu erbulden. Im Weften vie Libyer, im Oſten 
bie Ebräer, und, fügen wir e8 gleich hinzu, im Süden meuterifche Geſin⸗ 
nung, bie fich durch die Auflehnung eines Gegenkönigs von der Familie 
bes großen Ramfes Sefoftris befunvete. ‘Die Ereigniffe, welche den trau» 
rigen Schluß feiner Herrichaft über Aegypten bilden, werben von ben 
Dentnälern mit vollem Stillfchweigen übergangen. ‘Der ſtumme Grab⸗ 
bügel über vem erlebten Unglüd. 

Indem wir einen Blick auf die hervorragendften Zeitgenoffen bes 


__ 584 
Könige werfen , gedenken wir zunächft feines Landpflegers in Aethiopien, 
bes Königsfohnes von Kufch,, Namens Mas. 8 ift verfelbe, welcher 
bereits unter Ramſes II diejes hohe Amt in der Mittagsgegend bekleidete. 
Auf einer Felfeninfchrift bei Aſſuan ift ſein Angedenken verewigt worten. 
Erwähnen wir ferner, belehrt durch eine Nachricht in den Steinbrüchen 
von Silfilis, des Edlen Pinehas, eines ägyptiſchen Namensvetters ves 
Ebrüers Pinehas, des Sohnes des Elenzar, des Sohnes Aron'e. 
Vergeifen wir zum Schluß nicht den einflußreichen Oberpriefter des 
Amon Roi oder Roi, Lui (d.i. Levi), welcher unter Diineptah die Amons⸗ 
Legion unter feinem Befehle hatte, das Schathaus tes Amon verwaltete, 
und nach Sitte ver Zeit (man leſe die Lebensbeſchreibung feines Vorgängers 
Bek⸗en⸗chonſu nach) Oberbaumeifter Pharao's war. Freilich mußteihm ties 
Amt leicht werben, denn zu bauen gab es nicht viel, wenn nicht etwa das Kö⸗ 
nigegrab, in das ver ertruntene Pharao vielleicht niemals eingegangen war. 
Je trüber die Zeiten waren, je weniger dachte man an Ausfahrt ber 
Helden und je mehr machte fich unter tem gelehrten Prieftervolfe von 
Neuem die Beichäftigung mit den ſchönen Wiffenfchaften geltend. Manche 
Probe ihrer Leiftungen haben uns bie würbigen Thebaner hinterlafien. 
Die Gefchichte, die Gottesgelahrtbeit, die Weltweisheit, die Dichtkunft bie 
zum Märchen hin, Alles was den Geift von den mißlichen Hänteln biefer 
Welt ablenkte, wurbe in das. Bereich ihrer Thätigkeit gezogen. Zu ben 
glänzenten Sternen am Schriftfteller- Himmel gehörten zu biefer Zeit fol- 
gende Tempelichreiber: Qa⸗ga⸗bu, Hor, Anna, Mersem-aput, Belsen- 
ptab, Hor⸗ a, Amon⸗maſu, Susan-ro, Ser-ptab. Fügen wir, aus älterer 
Zeit, noch dazu den Namen Pentaur’s, des Verfaſſers des Helvenlieres 
von Ramfes-Sefoftris, ferner den des Vorftehers ver tbebanifchen Bücher: 
jfammlungen Amen-em-ant, jo wie die Namen Amon⸗em⸗api und Ban:bas, 
fo haben wir voransfichtlich den Kreis der wifjenfchaftlichen Leuchten jener 
Zeiten vom Ramſes II an abgejchloffen. 








585 


Dem Könige folgte in ver Herrichaft fein Sohn und Erbe 
Setill Mineptah II 
mit dem amtlichen Namen genannt: 
Ujer-heperu>»ra, 
1266 vor Chr. Geb. 

Schon bei Lebzeiten feines Königlichen Erzeugers genoß Seti II einer 
befonveren Auszeichnung, injofern unter Hinweis auf feine fünftige Stel- 
lung als Pharao, der Sohn mehrfach und mit unverlennbaren Nachorud 
als Kronprinz des Neiches bezeichnet wird. Wir befiten nur Angaben 
aus ben beiden erſten Jahren feiner Herrfchaft, die in biefer Zeit fich über 
ganz Yegypten erjtredte, in bier und ba zerjtreuten Infchriften bie füb- 
wärts nach Ibſambul hin. Die Ramjesftabt Zoan⸗Tanis blieb nach wie 
vor bie eigentliche Hofſtadt, von wo aus vie Befehle des Könige an feine 
Deamten ergingen, beſonders mit Rüdficht auf die Verwaltung ber äghpti⸗ 
ichen Plätze in Vorberafien. Nach wie vor wurbe ten Feftungen im Often 
von Tanis, welche ten Zugang von Syrien aus bedten, eine bejonbere 
Aufmerkfamfeit gewidmet. Es war bie alte Königsftraße, welche ben 
Flüchtlingen die einzige Gelegenheit bot, fich ver Dtacht des Könige, wenn 
auch nicht ohne Gefahr, zu entziehen. Daß dies nicht felten verjucht 
wurde, beweift bie folgende Mittheilung eines Schreibers, ter fich von ber 
Ramſes⸗Stadt aus auf ven Weg gemacht hatte, um zwei entflohene Diener 
bes Hofes wieder zu ergreifen. 

„Ich war fortgezogen (fo fagt er) aus ber Halle des Königlichen 
„Palaſtes am 9. Tage tes Monats Epiphi um bie Zeit des Abends, hinter 
„ven beiten Dienern her. Ich fam an in ber Vefte von Thuku (Sufoth) 
„ven 10. Epiphi. Dean theilte mir mit, daß jene fich berathen hätten, 
„um in der Richtung nach Süden ihren Weg zu nehmen. Am 12. fam 
„hin Chetam (Etham) an. Dafelbft theilte man mir mit, daß Roß⸗ 
„Inechte,, die von ber Gegend [ver Schilfftabt] kamen, [ansgefagt hätten), 


586 


„daß bie Flüchtlinge die Schanzmauer (d. i. Schur ter Bibel, Gerrhon 
„der Sriechen), im Norden von Migbol König's Seti Mineptah, bereits 
„überjchritten hätten *)". 

Zroß einer anfcheinend kurzen Regierungspauer , in folge der Herr- 
ſchaft eine® ober zweier Gegenlönige, von benen weiter unten bie Rede fein 
wird, fand Seti El dennoch Zeit und Mittel, in dem großen Neichstempel 
von Api feinem Bater Amon ein befonveres Heiligthum zu errichten. Es 
ift dies ter Heine aus drei Gemächern beftehenbe Tempel in ver Nordweſt⸗ 
ecke nes großen Vorhofes (L auf dem Plane von Mariette⸗Bey), ein um: 
bedeutender Bau, der eben nur tie amtliche Anerlennung tes Königs 
Seitens ber Priefterzunft von Theben bezeugt. Loi (Leni), ver Ober: 
priefter des Gottes Amon, war dem Könige befreundet, besgleichen fein 
Sohn und Nachfolger im Amte Roma. Beide waren erklärte Anhänger 
bes Königs, beffen Zuneigung zu ben frommen Vätern des Amon fidh 
auch fonft in ven erhaltenen Bapyrus-Schriften Fund giebt. Für ihn, al 
er noch Kronprinz war, hatte ein ZTempelichreiber jenes merkwürdige 
Märchen „von ven beiven Brüdern“ verfaßt, mit beffen Weberfegung 
ber verftorbene Meifter E. ve Rouge einft hie Gelehrtenwelt fo unerwartet 
übervajchte. 

Das Grab des Königs im Felſenthale von Biban⸗el⸗moluk ift wahr: 
haft fürftlih und großartig. Auch darin liegt ein neuer Beweis für bie 
priefterlihe Anerkennung feiner Herrſchaft über das Land. 

Nach feinem Tode ging die rechtmäßige Herrſchaft auf feinen Sohn 
und Nachfolger über 

Setnaht-Merer-Miamun II 
1233 vor Chr. Geb. 


*) Man vergleiche meine Schrift: L’Exode et les monuments ebyptiere. 
Leipzig 1875 ©. 27 ff. 











587 _ 
mit feinem Amtsnamen Uter-ha-ra Miamun Sotep-en-ra ge 
nom. Was fih von ihm fagen ließe, Tann mit ven furzen Worten zu: 
fammengefaßt merben, daß er ver Vater eines großen beveutenden Königs 
war und in Zeiten voller Unruhe und Trübſal lebte. Wie feinem Vater 
aller Wahricheinlichleit nach ein Gegenfönig Amen-meffu gegenüber 
geftanden hatte, jo war ihm in beffen Sohne: Mineptah Siptab ein 
gefährlicher Nachiolger erwachſen. Siptab, ver Gemahl jener Königin. 
Ta⸗uſer, beren Grab im Thale der Könige von Theben mitten unter 
den Männern eine beveutungsvolle Stelle einnahm, fcheint fich eines ge- 
willen Anhanges in der Amonsftabt erfreut und feine Thronbefteigung ber 
Hülfe eines ägyptiſchen Edlen Namens Bi gedankt zu haben. Der 
letztere befleivete das Amt eines erften Vertrauten des Königs und läßt 
von ſich felber behaupten, daß er „befeitigt habe vie Lüge und ter Wahr: 
„heit die Ehre gegeben habe, indem er den König auf ven Thron feines 
„Baters ſetzte, er der Öroßfiegelbewahrer des ganzen Kanes: Rameſſu— 
„cha⸗em⸗nuteru Bi“. Unter feinen übrigen Anhängern fpielte gleich 
falls eine wicht unbedeutende Rolle fein Randpfleger ver Südländer Seti, 
beffen Gedächtniß eine Infchrift an ter Südwand des Felſentempels von 
Ibſambul verewigt hat. In der Darftellung zeigt fich diefer Beamte als 
warmer Berehrer des thebanifchen Amon. Dazu giebt eine vierzeilige 
Inſchrift folgende Erklärung: 
1. „Verehrung dargebracht dem Amon, auf daß er ſchenke Leben, Heil 
„und Geſundheit der Perſon des königlichen Senpboten in alle Lande, 
„des Begleiters 
2. „bed Zantesheren, des Freundes des Hor (db. i. des Königs) in feinem 
„Daufe, dee grften Oberften ver Streitwägen Sr. Majeftät, 
3. „ber feinen Zwed erfannte, als ver König fam, um zu er- 
„beben (ihn) ten Königsſohn von Kufch, 
4. „Seti, auf feinen Stuhl (over: ben Stuhl feines Vaters?) im 


88 


„Jahre 1 des Landesherrn Rameſſu Siptah.“ 

Auf der Spitze einer Felſengruppe der Inſel Sehoͤl, in der Nähe von 
Philä, iſt folgende Denkinſchrift deſſelben Seti neben den Namen feines 
Königs erhalten: „Im Jahre 3, Pachons, Tag 21. Ehre Deinem Na⸗ 
„men, o König! möge er gewähren die Anerkennungen ver Perfon bes 
„Dberften der Wägen und Königsfohnes von Kufch und Landpflegers ver 
„Sübländer Seti.“ Darunter vie faft gleichlautende Infchrift: „ber 
„Erbfürft, Träger des Webels, Königsſohn von Kuſch, Tanppfleger ber 
„Südländer Seti —.“ . 

Wir wüßten fonft nichts, was gefchichtlich Bedeutungsvolles vie 
Steininfchriften und Papyrusrollen von jenen Neben- und Gegenkönigen 
zu erzählen bereit wären. Bei unferem legten Beſuche, welchen wir in 
heben bem &rabe ter „großen Königin und Landesherrin, ber Fürſtin 
„von Ober- und Unterägupten Ta⸗uſer“ im vergangenen Jahre abftat- 
teten, Tonnten wir aufs Neue betätigen, daß fi) am Eingange beffelben 
bie Namen ihres Ehegemahles Siptah vorfinden, während im Innern, 
auf dem eingelegten Stude, welcher vie Numen ver Königin verbeden 
jollte, vie Königsſchilder Setnacht's in zweiter Auflage dem Beſchauer 
entgegentreten.. Setnacht nahm Befig von dem Grabbau feines Geg- 
ners, ober vielmehr ter Gemahlin deſſelben, ohne einmal in ven In- 
fchriften die weiblichen grammatifchen Zeichen durch bie entſprechenden 
männlichen erfegen zu laffen. “Der Gegner war verjagt worben , fomit 
fonnte Setnacht nach feinem Belieben mit dem Grabe ſchalten. 

Nicht nur gegen einheimifche Thronbewerber hatte Setnacht ben 
Kampf um bie Doppelkrone zu impfen, auch bie Fremden fanbten ihren 
Beitrag, um in Aegypten das Oberfte zu Unterft zu kehren. Ein Chal 
oder Bhönizier hatte ſich des Thrones bemächtigt, fich für eine Zeit fang 
darauf behauptet, tie Aegypter in bie Verbannung. gefchidt und tie 
Zurüdgebtliebenen im Lande arg mißhandelt. Das ift jener Arifu ober 


589 


Alifu, Arius oder Alius, von dem uns zum erften Male ver große 
Papyrus: Harris Kunde gegeben hat. Wir befchließen mit der Ueberſetzung 
tes betreffenden Theiles viefer Urkunde das neunzehnte Königehaus, in- 
dem wir zu unferem Leidweſen tie Bemerkung nicht untervrüden können, 
baß bie bisher von mehreren Gelehrten vorgelegten Uebertragungen gerade 
an den wichtigften Stellen den Sinn des Schriftftüdes vollftänpig 
verfehlt haben. 

König Ramfes III, der Sohn Setnacht's giebt, gleichjam als 
Einleitung zu feinem Regierungsantritt, folgenden Ueberblid ver Ereig- 
niffe unmittelbar vor feiner Erhebung auf ven Thron. 

„Alfo fpricht König Rameſſu III, ver große Gott, zu den Fürften 
„und Vorftehern tes Landes, zu dem Kriegsvolke und zu ven Wagenftrei- 
„tern, zu den Schairdana und ten vielen fremden Söldnern und zu allen 
„lebenden Bewohnern des Landes Ta-mera: Höret! Ich laffe euch willen . 
„von meinen herrlichen Thaten, fo ich vollbracht habe als König ver 
„Menfchen. 

„Das Boll von Aegypten lebte in der Verbannung im Auslante, 
„Jedermann, der im Innern des Landes geblieben war, eutbehrte eines 
„Fürſorgers. So war es (ange Jahre hindurch früher, bis andere Zei- 
„ten famen. Das Land Aegypten gehörte Fürften aus den Frempplätzen 
„an. Einer töbtete ven andern, ob vornehm oder gering. 

„Andere Zeiten traten nachher ein währenn Jahren bes Mangels. 
„Es hatte fih Arifu, ein Phönizier, unter ihnen zum Fürften aufgewor- 
„fen und er nöthigte das ganze Volk ihm den Tribut zu leiften. Was ein 
„Jeder gefammelt hatte, das raubten feine (des Phöniziers) Kumpane. 
„Alto tbaten fie. 

„Den Göttern erging es wie ten Menſchen. Sie entbehrten ter 
„regelmäßigen Sühnopfer in den Tempeln. 

„Da wankten bie Götter diefen Zuftand der Dinge zum Heile. Sie 


50 


„gaben dem Lande fein Gleichgewicht wieder, gleichwie es fein Zuftant 
„billigerweife erheifchte. Und fie ftellten ihren Sohn, der hervorgegangen 
„war aus ihrem Leibe, zum König des ganzen Landes anf ihren erhabenen 
„ahron. Das war König Setnaht Merer Miamun. 


„Er war wie das Weſen des Set wann er grollt. Er traf Fürſorge 
„für das gefammte Land. Zeigten fich Meuterer, jo töbtete er bie Frevler, 
„weiche im Lande Ta⸗mera hauften. 


„Er reinigte ven erhabenen Königsſtuhl Aegyptens und alfo war er 
„Beherricher ver Bewohner auf vem Throne des Sonnengottes Tum, in- 
„dem er ihr Antlig aufrichtete. Zeigten fich folche, die es zurüchwiefen 
„einen Seven als ſeinen Bruder anzuerkennen, fo wurden fie einge: 
„Iperrt.”) 


„Er ftellte bie Orbnung ber in den Tempeln, gewährend bie heiligen 
„Einkünfte für die regelmäßigen Opfergaben an die Götter, wie es ihren 
„Satungen entfpricht. 

„Er erhob mich zum Zhronerben auf dem Stuhle des Erdgottes Seh, 
„zum großen Verweſer der ägyptiſchen Yandgebiete in der Sorge jür das 
„ganze Voll, das fich wieder zufammengefunten hatte. 

„Und er ging zur Ruhe ein aus feinem Lichtkreiſe gleichwie tie Ge⸗ 
„ſellſchaft der Himmliſchen. Es wurden ihm vollzogen bie ofirifchen (Be- 
„ſtattungs⸗) Gebräuche. Er wurde (zu Grabe) gefahren in feinem könig— 
„lichen Schiffe über ven Strom und niedergelegt in fein ewiges Haus auj 
„ver Weftfeite Thebens. 


„Und mein Vater Amon, ver Herr der Götter, und Ra und Ptab, 


*) Wörtlih eingemauert. Daß dies zur Strafe bisweilen von den Königen 
geichab, kann ich durch Augenzeugniß beweifen. Als Mariette⸗Bey die Grabbauten ber 
Apisftiere im Serapeum 1850 öffnete, fand fich in einer der Wände das Gerippe eines 
ebemals eingemauerten Berbrechers vor. 


a 


„der Schöngefichtige, ließen mich krönen als Landesherrn auf dem Stuhle 
„meines Erzeugers. 

„sch empfing die Würde meines Vaters mit Frohlocken. Das Bolt 
„war zufrieden und vergnügt ob des Friedens. Sie freuten ſich bei mei- 
„nem Anblick als König des Landes, denn ich glich dem Horus, welcher 
„König war über das Land auf dem Throne des Ofiris. So warb ich ge- 
„Trönt mit der Atef- Krone fammt ven Uräusfchlangen, ich legte an den 
„Schmud der Doppelfeder gfeichwie Gott Tatanen, fo rubte ich auf dem 
„Thronſeſſel des Hormachu, fo warb ich beffeivet mit ven Schmudgewan- 
„ven gleichwie Zum.“ 

König Ramfes, der dritte dieſes Namens, eröffnete die lange Reihe 
ber Bharaonen des folgenden Königshaufes. Weit ihm laffen auch wir 
einen neuen Abfchnitt unferer Geſchichte Aegyptens beginnen. 


XV. 
Das zwanzigſte Königshaus. 
Rameſſu III Haq-On 1200 vor Chr. Geb. 


Mit feinem amtlichen Namen: Ufer-ma-ra Miamun geheißen, 
daber nur durch ven Titel Haq⸗On, d. h. „Zürft von Heliopolis“ un- 
terfchieden von Ramfes II. Im Volksmunde führte er die auf den Denf- 
mälern nachweisbare Bezeichnung Ramefjfu pa nuter ober pa 
nuti d. h. „Ramſes der Gott“, aus welchem vie Griechen ven wohl- 
befannten Rhampfinitos fchufen. Wie feine Namen, fo erinnern feine 
Thaten, ja felbjt der Reichthum des Kinderſegens an Ramfes Sefoftris, 
ben er augenfcheinlich als Urbild und Muſter eines großen Pharao ver» 
ehrte. 


592 


Nicht beffer als e8 geicheben, fonnten wir mit feinen eigenen Worten 
bie traurigen Zuftände Aegyptens vor feiner Chronbefteigung fchiltern. 
Derfelbe Papyrus⸗Harris, der uns in ben Staub fette fo werthvolle An- 
gaben über bie Lage des Pharaonenlandes in den bezeichneten Zeitläufen 
unfern Leſern vorzulegen, giebt als Fortjeßung ein allgemein ausgeführtes 
Bild der „herrlichen Thaten“ dieſes Ramfes. Es iſt ein ausreichender 
Abriß feines thatenreichen Nebens, aus dem wir, ven Worten des Königs 
folgend, die Hauptereigniffe aneinander reihen wollen. 

Die erfte Sorge Königs Rhampfinitos nach feinem NRegierungsan- 
tritte beftand in ver Wieberberftellung und Abgrenzung ver einzelnen 
Raften, wobei in abfteigender Würde aufeinander folgten: Die Ab en 
pir’ao „bie Räthe Pharao's“ (wir wiffen bereits, daß auch Iofeph am 
Hofe Pharao's ein ſolches Amt bekleidete, |. oben Seite 248), die „großen 
Fürften*, offenbar die Landpfleger und Vertreter bes Königs in den ein 
zelnen Gauen, „das Fußvolk und die Wagenftreiter”, die Sölbner aus 
dem Volle ter Schardana und Kahak und enplich die unterfte Stufe ver 
Diener und Knechte. 

Demnächſt beichäftigten ihn Kriege gegen ausländische Völker, welche 
Aegyptens Grenzen überfchritten hatten und denen er in ihrem eige- 
nen Rande als Strafe jchwere Nieverlagen bereitete. Die Danau 
wurden an ben cilicifchen Küften von Pharao heimgefucht und nieber- 
geworfen, in Cypern bie Zekkaru (Zygritai) und die Berujatha 
(Profoditai), die kolchiſch⸗kaukaſiſchen Schar dana (Sarbonier) und bie 
Uaſchaſcha (Offeten) dagegen in ihren Anfieblungen wejtlich vom Delta⸗ 
(ande vernichtet und in großen Haufen ſammt ihren Samilien nach Ae- 
gypten verpflanzt. In einem Rameſſeum, einem feiten uns noch unbe» 
kannten Plage, wurden fie genöthigt fich nieverzulaffen um alljährlich, 
nach Landesſitte, ven Tempeln Aegyptens Abgaben an Geweben unt Ge: 
treide zu zahlen. 


93 | 


Im Often von Aegypten waren tes Könige Waffen mit gleich gün— 
ftigem Erfolge gegen die Sa'ir, bie Seiriten der Schrift, gerichtet, welche 
ale Stamm der Schafu genauer bezeichnet werten. Der König plünterte 
ihre Zelte und deren Infalfen, nahm ihnen Habe und Gut fammt tem 
Vieh und führte die Leute ale Gefangene nach Aegypten, um fie ven Tem— 
peln als Knechte zu eigen zu geben. 

Einen neuen Krieg entzümdeten die Kibyer und Maxyer. Ju ähn— 
licher Weife, wie e8 unter ver Regierung Mineptah's II gejchehen war, 
hatten vieje -ftreit- und wanterluftigen Völker von Weften her in das 
Deltaland einen Einfall unternommen und das ganze Land befegt, weiches 
ſich auf der linken Seite des Fanohifchen Nilarmes austehnte von Memphis 
an bis nach Karbana (Canopus) hin. In der Nähe des letzteren Ortes, am 
Meere entlang, lay das Gebiet Gautut, teffen Städte fie lage Jahre hin- 
durch in Beſitz genommen hatten. Sie wurten vom Pharao geichlagen 
jammt ihren Verbündeten, von denen der König namentlich aufführt : vie 
Aſbita Afbytai), die Kaikaſcha (Kaukaſier), die Schai-ap nicht 
“näher zu beftimmen), die Haſa (Aufees), vie Bakana !Bakalei). Der 
König von Libu, feine Samilie, das ganze Volk fammt ven Viehheerten 
wurten als Gefangene nad) Aegypten verpflanzt, die Einen in tie befeftigten 
Rameſſeen gelegt, die Anveren mit heißem Eifen „um Namen des Königs” 
zu Schiffsleuten geftempelt. Mit ten Viehheerden wart tem Tempel tes 
Amon zu Theben ein großartiges Geſchenk gemacht. 

Zum Schuß ber Grenze nad) Oſten, gegen Sue; hin, ließ ter König 
im Yande von Aina oder Atan (ver Heimath ver Aperiu oder Ery— 
thräer) einen mächtigen Brunnen anlegen unt ihn rings herum mit ftarfen 
Defeftigungen verſehen. Die Manerwänte der legteren hatten eine Höhe 
von 30 äyypt. Ellen beinahe 16 Meter hoch). Im Hafen von Suez, affe in 
dichter Nähe jener Brunnen: Fejtung, ließ Ramſes III eine Flotte großer 


und Feiner Schiffe bauen, um ihre Fahrten auf dem rothen Meere nach 
Brugſch. Geſchichte Aegyptens. 38 


594 


ben Küften ver Bun Gegend und tes „heiligen Landes“ zu unternehmen. 
Als nächiter Zweck ihrer Verwendung wird die Herbeiführung ver foft- 
baren Erzeugniſſe jener fernliegenten Länder, befonters des Weihrauches, 
beftimmter hervorgehoben. Hunvelsbeziehungen mit den Königen unt 
Fürften jener Küftengegenden wurden angelnüpft und ber Verkehr zu 
Lande, auf der Straße von Ooffeir über Koptos, am Nil ten Karawanen 
geftattet. Mit einem Worte, Ranıfes ILL öffnete eine unmittelbare Ver: 
bindung zu Lande und zur See mit den reichen Küſtenländern des intifchen 
Dieanes, wie fie in fpäteren Zeiten von den Ptolemäern mit großen Er: 
folgen für den allgemeinen Weltverkehr in neuer Auflage wiederholt wart. 

Nicht minder wichtig für das Land Aegypten, das zu den verjchiete: 
nen Zweden ver gewerblichen Thätigkeit vor allen bes Kupfer bedurfte, 
war die Ausfendung von Boten, zu Yande (auf Eſeln!) unt auf Schiffen 
zur See, zur Erforjchung ver reichen Kupferbergwerte von Athaka lin 
der Nähe des Golfes von Akaba?), deren wie Gold glänzendes Metall in 
Ziegelform aus den tafelbft befinplichen Schmelzereien auf ie Schiffe 
verladen ward. 

Auch ten Schäßen ver Sinaihalbinfel, welche von den Zeiten des 
Königs Senoferu an (f. oben S. 65) den Aegyptern fehr begehrlich er: 
ſchienen, wendete der König aufs Neuc feine Aufmerkfamfeit zu. Mit 
reichen Geſchenken für das Heiligthum ver Göttin Hathor, ver Schug- 
berrin der Mafla-Halbinfel, beladen , gingen vornehme Beamte nach ver 
Halbinfel in königlichem Auftrage, um vie fehr geichägten blangrünen 
Kupferfteine Mafka, Zürkifen ?) ver Schagfammer Pharao's zuzuführen. 

Im ganzen Lande Aegypten, fo fchließt der König feinen merkwür: 
bigen Bericht, habe er Bäume und Sträucher anpflanzen laffen, um ven 
Bewohnern zu geftatten, jich im fühlen Schatten zu ruhen. Die Wohl- 
that, welche er feinem Lande durch dieſe Maßregel erwies, wirt volltom: 
men von denen verjtanden werden , welche lange Jahre ihres Dajeins im 








595 


Nilthale verlebt haben. Die Baumanpflanzungen find in unferen neueften 
Zeiten von dem gegenwärtigen Beherrſcher Aegyptens, dem Khedive Is- 
mael Paſcha, in gleicher Weife angelegt worden und der Erfolg hat ein fo 
fegensreiches Werk vollſtändig gefrönt. 

In einem bichterifchfchönen Neteerguß preift Rampfinitos zum 
Schluffe ven allgemeinen Yandfrieven. Der fchwachen Frau fei es geftattet 
unbehelligt ihre Straße einherzuziehen. Die Scharbana und Kahak fähen 
ruhig und ftill in ihren Städten. Kufch habe aufgehört Aegypten turch feine 
Angriffe zu beläftigen. Phönizien laffe Bogen und Waffen ruhen. 

In einem ausgetehnten Yobliere auf fich felber gevenft ter König 
feiner Wohlthaten gegen Götter und Menfchen, gegen Arme und Reiche, 
und empfiehlt fchlieglich (im Jahre 32 feiner Regierung) der Anerfennung 
und tem Gehorſam feiner beglücten Unterthanen feinen Sohn Ramſes IV, 
‚ven er als Mitkönig zu fich auf ven Thron erhebt. 

So haben wir in furzem Abriß vie Thaten eines ägyptifchen Pharao 
während einer langen, 32 Jahre dauernden Herrfchaft Har und deutlich 
vor Augen gejtellt. In fo weit uns die Denfmäler als treue Führer nicht 
verlaffen, wollen wir verfuchen nunmehr im Einzelnen die großen Umriffe 
jener Thaten in fchärferen Linien auszumalen. Als Werkftätte unferer 
Arbeit diene uns das Ramefjeum von Mevinet-Abu, jener gewaltige Bau 
gegen Abend ter Stadt Theben , ſüdweſtlich von den riefigen Steingebil- 
ven der Memnonsſäulen, welcher ſich won einem Schaghaufe zu einem 
volljtändigen Siegestenpel umgewantelt hatte. ‘Die Jahre 5, 8 und 11 
ber Regierung Ramfes’ TIL bezeichnen tie Zeitabfchnitte ter allmählich vor- 
geichrittenen Bauten in ter Richtung von Weften nach Often zu. Die 
Schatzkammern, an ver Süpfeite tes hinterſten Saales, find heut zu 
Zage leer. Nur das Bild und das Wort erſetzt ten fehlenden Mammon. 
Wenn ed wahr ift, was bie Infchriften Mar und deutlich melden, daß bie 


einft darin anfgejpeicherten Schäge tem thebanifchen Amon als Geſchenke 
35* 


596 


von Rampſinitos geweiht worden waren, jo hatte ſich der König ber 
Götter keineswegs zu beklagen. Gold in Körnern, in gefüllten Beuteln 
bis zu 1000 Pfund ſchwer, aus ven Bergwerken von 'Amamu im Lande 
Kuſch, von Edfu (Apollinopolis Magna), von Ombos und von Koptos, 
Silberbarren, wahre Pyramiden von blauen und grünen Steinen, dane— 
ben ter vielgejchäßte Blauftein von Tafrer (Land ver Thbarener?, unt 
ber ächte Grünftein von Roſchatha, Kupfererz, Blei, die foftbaren 
Weihraucharten von Bun und von heiligen Yante, dazu die golvenen unt 
jilbernen Bilpfäulen, Thiergejtalten, Gefäße, Käften und fonftige Schmud: 
fachen bis zum Siegelringe bin mit dein Namen des Königs darauf, alles 
Dies und vieles Andere weihte hunterttaufenpfach ver Bharao zur Bezeu- 
gung feines Dankes dem Gotte, — jelbftverftändfich unter wohl gejegter 
Anrede. „Ich weihe Dir dies al8 ein Andenken für Dein Gotteshaus an 
„hellem Rohkupfer, an Rohgold, und jan allen Runftwerfen], welche her» 
„vorgegangen find aus ten Werkjtätten nes Bildners. Die Erzeugniife 
„res Yandes Ruthen feien Dir al8 Gaben dargebracht, um anzufüllen 
„Deines Gotteshauſes Schaglammer mit den beften Dingen aller Länder.“ 
Oder: „Du haft empfangen Gold und Silber wie Sant am Ufer. Was 
„Du geichaffen haft im Strome und im Gebirge, das weihe ich Dir 
„haufenweiſe auf ver Erde. Es fei ver Schmud für Deine Majeftät fort: 
„währent. Ich bringe Dir dar blaue und grüne Edeljteine und alle Arten 
„ven Juwelen in Käften von hellem Kupfer. Ich ließ Dir machen zabl: 
„reihe Zalismane aus allerlei Foftbaren Edelſteinen.“ Im ter That, 
Ranıpfinit war tanach fein Knauſer, und wenn es erlaubt ift von ben 
Geſchenken auf die Lage tes Gebers einen folgerechten Schluß zu fällen, 
jo mußte Ramſes III ſich eines übermäßigen Reichthums erfreut haben. 
Wir werben weiter unten bie erwünfchte Gelegenheit nicht vorübergehen 
lajfen, auf Grund ter Angaben des Papyrus-Harris tie grenzenlofe Frei: 
gebigfeit des Königs nicht nur dem Tempel des Amon gegenüber, ſondern 





997 


auch gegen bie Heiligthümer der großen Yanbesgötter Ptah von Diemphie) 
und Ra (von Heliopolis) in ihr volles Nicht zu fegen. 

Als Ramſes III zur Regierung kam, ta fah es böfe aus für Aegyp⸗ 
ten, fowohl im Often wie im Weften. „Die feindlichen Aſiaten und Thu« 
„bennu (bie libyſchen Marmariden), die Räuber, zeigten jich nur um zu 
„lähmen ven Zuftand Yegyptens. Offen lag da vor ihnen das Land in 
„Schwäche feit ver Zeit der früheren Könige. Sie thaten Uebles den Göt- 
„tern wie den Menſchen. Niemand war fo ftarfen Armes, um es mit 
„ihnen aufzunehmen wegen ihrer feinpfchaftlichen Gefinnung.* Im Jahre 
5 feiner Herrichaft bereiteten tie Feinde einen neuen Angriff auf Aegypten 
von Weiten her vor. „Das Volk der Thamhu kam zufanımen an einem 
„Ort. E8 bereiteten fich die Völker der Mlaryer zu einem Naubzug vor 
„von ihrem Lande aus. Die Anführer ihrer Krieger vertrauten auf ihre 
„Pläne.“ Waren in früheren Zeiten bie libyichen Könige Didi, Ma» 
ſchakan und Mar-aju die Anftifter der Feinpfeligkeiten gegen Aegypten 
gewefen, fo treten jett die Könige Za- mar und Zaut- mar von Nibyen 
als Urheber und Anführer im Kampfe auf. Als legter großer Sammel: 
plag galt die Landſchaft Yibyen im engeren Sinne tes Wortes. Der Sieg 
bes Künigs über die Feinde war ein entjcheidenver. Er fand Statt in ber 
Nähe der Ramfes-Feftung Cheſef-Thamhü. Die Niederlage der Feinde, 
beichnittene und unbefchnittene Völker, war eine entiprechend große. 
12,535 Glieder und Hände, welche den getübteten Gegnern abgehauen 
wurden, zähfte man dem fiegesjtolzen Könige vor. 

Drei Jahre nach dieſem Ereigniffe, welches Veranlaſſung zu großen 
Treuvenfeften in Aegypten gab, warb eine Friegerifche Bewegung gegen 
Aegypten von Norden her angezeigt, hervorgerufen durch Tarijch-Folchifche 
Völkerwanderungen, die von Cilicien und ten armenifchen Hochgebirgen 
her theils zu Lande, durch Vorderaſien, theils zu Waffer auf vem Inneren 
Meere ihren trohenvden Kriegszug gegen Aegypten unternahmen, um 


598 


ichließlich in der Seejchlacht bei Wiigvol, an ven Ausmündungen tes pe- 
(ufifchen Nilarmes, vollftändig aufs Haupt gefchlagen zu werden. Die 
Infchriften des Siegestempels erzählen uns vie große Begebenbeit in fel- 
gender Weile: 

„Es erfaßte Völker ein Zittern an ihren Gliedern, fie famen hüpfent 
„von ihren Küften und Infeln und verbreiteten fich über bie Länder mit 
„einem Male. Kein Volk hielt Stand vor ihren Armen, anfangenp vem 
„Volle ver Chita, von Kabi (Galiläa), von Karſchemiſch, Arathus une 
„Aus. Sie verwüfteten biefelben und fchlugen auf ein Felvlager an 
„einem Orte im Lande der Amoriter. Sie plünderten feine Bewohner 
„und fein Gebiet als ob fie nichts wären. Und fie famen an (gegen 
„Aegypten), aber va war in DBereitichaft gehalten eine Feuersgluth vor 
„ihrem Angefichte nach Aegypten zu. Ihre Heimath war in dem Yante 
„der Burofatha, der Zakkar, der Schakalſcha, ver Daanau 
„und ver Uaſchuaſch. Diefe VBölfer hatten ſich verbunden, fie legten 
„ihre Hand auf das Doppelland Aegypten, um zu unzingeln das Yant. 
„Ihr Herz war voll Zuverficht, fie waren voller Pläne. Das gefchab, 
„denn es war alfo dev Wille dieſes Gottes, des Herrn ber Götter Amon's 
„von Theben). Bereit ftand ein Hinterhalt, um fie in die Falle zu Loden, 
„gleichwie Vögel. Er (Amon) fchenkte mir Kraft und verlieh meinen Ab: 
„ſichten den Erfolg. Es ward ſtark mein Arm bei meinem Hervorbrechen, 
„gleichwie Eifen. Wohl verwahrt hatte ich meine Grenze nah Zah (Phi: 
„liſtäa) bin. Im Hinterhalt ſtanden ihnen gegenüber bie Hauptführer, bie 
„Kandpfleger, bie edlen Marina's und die Dauptleute des Kriegsvolfes. 
„Aufgeftellt war eine |Wehr] auf vem Waffer, gleichiwie eine ſtarke Dauer 
„von Kriegsichiffen, von Hanbelsfchiffen, von Booten und Kähnen. Sie 
„waren befett vom Vordertheil an bis zum Hintertheile bin von ven 
„tapferjten Kriegern, welche ihre Waffen führten, und von ven beften 
„LXeibwächtern des Landes Aegypten. Sie waren gleichwie brüllente Lö— 





599 


„wen auf tem Gebirge. Die Ritter gehörten zu ben Schnelfften beim 
„Wettlauf und zu den ausgezeichnetſten Neitern fintiger Hand. Ihre 
„Roſſe zitterten an allen ihren Gliedern, bereit zu zerftampfen vie Völker 
„unter ihren Hufen. Ich war wie ber Striegsgott Monthu, ter Starke. 
„Sch hielt Stand vor ihnen. Sie fchauten auf den Kampf meiner Hände. 
„sh, König Rameffu ILL, ich fehritt lang aus, bewußt meiner Kraft, 
„armſtark, beſchützend mein Kriegsvolf am Tage der Schlacht. ‘Die, welche 
„angelangt waren Bis zu meiner Landesgrenze, fie ernten nicht mehr. 
„Ihre Seele und ihr Geift ift dahin gefahren für alle Ewigkeit. ‘Die, 
„weiche fich verfammelt hatten, jenen gegenüber, auf der großen See, ein 
„mächtiger Feuerbrand leuchtete vor ihnen, Angefichts ver Mündungen 
„des Stromes. Es ſchloß fie ein eine Mauer von Eifen auf dem See. 
„Sie wurten fortgezogen, zu Boden geftürzt, niedergehanen an dem Ufer 
„des Gewäſſers. Man mordete zu hunderten von Leichenhügeln. Das 
„Ente wer ein neuer Anfang. Ihre Schiffe und all ihre Habe lag zerftreut 
‚auf dem Wafferipiegel. Alfo Habe ich benommen ven Völkern vie Luft 
„ihre Gedanken auf Aegypten zu richten. Sie rühmen meinen Namen in 
„ihrem Lande, ja, ihr Herz ift entflammt für mich fo lange ich fiten werde 
„auf dem Throne des Hormachu.“ 

Das war ver große Kampf zu Waffer und zu Lande gegen vie Ein- 
bringlinge, von denen zahlreiche Inschriften, oft länger oft fürzer, in be- 
retten Worten jo Vieles zu erzählen wilfen. Hier ein paar Proben ba- 
von. „Es ergriff die Bewohner ter Nordgegenden ein Zittern an ihrem 
„Leibe, wegen ver Burofatha und Zakkar, denn fie plünderten ihr Yan. 
„zraten fie ihnen entgegen, fo war ihre Seele dahin. Jene waren tapfere 
„Leute zu Lande, andere auf ver See.*) Die, welche anfamen auf dem 


* Wie man biefen fo einfachen Saß, gegen bie erften Regeln der Grammatil, 
durch „fie waren tapfere Leute eines anderen Landes“ hat überſetzen können, er- 
jcheint geradezu unbegreiflich. 


600 


„Landwege, Amonsva verfolgte fie, indem er fie vernichtete. Die, welche 
„eintraten in die Nilmündungen, wurden gefinfelt wie Vögel in Neken. 
„Sie wurten zu Gefangenen gemacht.” Dier: „Es geichah, daß Völker 
„ver Nordgegenden, , welche fiten auf ihren Injeln und Küften, an ihrem 
„Yeibe jich fchüttelten. Sie traten ein in die Seen ber Nilmünbungen. 
„Es Ichnauften ihre Nafen, ihr Begehr war einzuathmen milde Lüfte. Der 
„König brach hervor als ein Sturmwind gegen fie, um zu fümpfen auf tem 
„Kampiplatze, vesgleichen alle feine Helden. VBernichtet warb, wo fie jtan- 
„ten, ihr Beift, fortgenommen ihre Seele, ein Stärkerer trat an fie heran.” 

Wenige Iahre des Friedens und der Ruhe waren dahingeſchwunden, 
als ein neuer Kampf, im Jahre 11 ter Regierung unferes Rampfinitos, 
von Weſten her die Sicherheit des Yantes bevrohte. Die Maxyer griffen 
Aegypten unter Anführung ihres Könige Maſchaſchal Maſſala), eines 
Sohnes Kapur's, mit ſtarker Macht an, um Befig zu nehmen von ten 
reichen Gebieten ver Ufergegenten des kanobiſchen Nilarmes. Eine große 
Schlacht wurde um bie Zeit des Monats Mefori in dem genannten Jahre 
gefchlagen und ter Gegner vollftäntig überwunden. Die Zahl ter ge: 
tödteten Feinte, Beſchnittene, denen man aus dieſem Grunde nur tie 
Hänte abhieb, war bedeutend. Nicht weniger bie Zahl ber Gefangenen 
und der Beute, die ung in einen genauen Verzeichniffe erhalten ift. Hier 
bie Uebertragung der merhvürtigeu Urkunde barüber: 


„Sejammtzahl ter (abgehauenen) Hänte . . . . .....2175 
„Nriegsgefangene Pharao's von Volke der Maxyer: 
„Oberanfüherr . . 2... 1 
Buben 5 
„Maxyer: Männer . . . . 1205 
„Sünglinge . ... 152 
„Ruaben . . . . 131 


„Sefanımtzahll . . 2 2 20202... 149 





—— — — 


„Ihre Weiber . 2. 20.202.342 
„Ssenagfiun . 2. 2. ..65 
„Mäddhen . . . . . 151 
„Seammtahll >: 2 22 ren 558 


„Geſammtzahl der Kriegsgefangenen Pharao's, unterfchier: 
los, Köpfe. 2052 
„Maxyer, welche der König an Ort und Stelle getödtet hatte 2175 
„Andere Dinge (als Beute) : 


„Biehheerten: Stiere . . . . 119 +x 
„Schwerter, 5 Ellen lang . . . 115 

„Schwerter, 3 Ellen lang . . . 124 
„Bogen. 6603 
„Streitwägen. 93 
„Köcher. 2310 

„Spere . > 2 2 222. x 
„Pferde und Efel ver Mawer . . 183." 


Das vorjtehente Verzeihniß dürſte infofern eine gewiffe Aufmerf- 
ſamkeit beanfpruchen, als c8 ven Eindrud einer gewifjenhaften und ges 
nauen Zählung macht, 

Daß bie befchriebenen Feldzüge nicht bie einzigen waren, welche ben 
König während feiner Regierung auf tem biutigen Felde ter Ehre be 
ichäftigten, geht aus manchen Infchriften und Siegestafeln hervor. Wir 
wiffen, daß er Feldzüge im Süden Aegyptens unternahm und die Neger 
Mahaſiß, die Thiraui und die Amarai oder Amalai überwant. 
Nicht minder werden wir dadurch belehrt, daß neben ven Burofatha 
auch „bie Tuirſſcha des Meeres zu feinen Feinden zählten, und baß bie 
Ehal-Phönizier und Amoriter eine derbe Züchtigung vom Aegypter er- 
hielten. 


602 


Bon ganz befonterem Werthe find die Bilter ver überwuntenen 
fremten Könige und Anführer, welche Pharao Ramſes III an feinem 
fogenannten Königshanfe neben dem Amons-Tempel von Medinet Abu, 
in langer Reihe nebeneinanter abbilden ließ, wie e8 ſcheint in einem lebens⸗ 

getreuen Konterfey. Was davon erhalten ift, geben wir wenigftene in 
einer Ueberſetzung der Beiſchriften, wie fie hintereinander folgend den 
Bildern der einzelnen Perſonen beigeſetzt ſind: 
1. „Der König des elenden Landes Kuſch (Aethiopien), 
2— 3. zerſtörth, 
. „ver König von Libu (Kibyen;, 
. „ver König von Turſes (Negerlant), 
. „der König ver Maſchauaſcha (Maxyer), 
. „ter König von Taraua Negerland), 
. „ver elende König von Chita (Hethiter) als lebenter Ge— 
fangener, 


OO I 9 Qi 


9. „ber elende König von Amori (Amoriter), 
10. „ver Anführer der feindlichen Schaaren ver Zakkari (Zyg— 
ritai), 
11. „das Volk tes Meeres Schairtana (Chartanot), 
12. „der Anführer ver feindlichen Schaaren ver Schafu (Ete: 
miter), 
13. „das Volk des Meeres Tuirſcha (Tauros), 
14. „ver Anführer ver feinvlichen Schaaren ter Pulrofatha, (Pre 
fobitai). | 
Der Rachezug, welchen Ramfes III gegen mehrere ber vorberge- 
nannten Völker unternahm, um fie in ihrer eigenen Heimath anzugreifen, 
zu Lande und zur See, würde bei weitem lehrreicher gewejen fein, als die 
ausführlichen Befchreibungen ter Kriege auf afrifanifchem Boden. Daß 
diefer Zug Statt fand, dafür bürgen mit aller nur denkbaren Sicherheit 





608 


bie Namen ter eroberten fremden Städte und Länder, welche eine Seite 
des Thurmflügele tes Tempels von Metinet Abu beveden und bie wir 
nachftehend in einer genauen Umschreibung wiebergeben. ‘Der Lefer wird 
fich mit und des Erftaunens nicht erwehren können, barunter dem Faffi- 
chen Alterthume wohlbefannte Namen in ihrer Schreibung 1200 Jahre 
vor Chr. Geb. wieder zu erkennen. 
1. Ma.... 
2. Boro.... 
3. Buther.. . (Bataraı ? in Lycien), 
4. Zizi . . .. 
5. Tharſchcha Tarſos in Cilicien), 
6. Chareb, 
7. Salomaski (Salamis anf Cypern), 
8. Kathian (Kition auf Cypern), 
9. Aimar (Marion auf Cypern), 
10. Salt (Soli auf Cypern), 
11. Ithal (Idalion auf Cypern), 
12. Maqnas Akamas auf Cypern?), 
13. Tarſchebi, 
14. Bizar, 
15. A.. fi, 
16. Aman (Mons Amanus), 
17. Alikan, 
18. Pikaz, 
19. .. ubai, 
20. Kerena, Kelena (erynia auf Cypern), 
21. Kir... (Curium auf Cypern), 
22. Aburotb, 
23. Kabur (Cibyra in Cificien), 


— —— — — — 


24. Aimal Myle in Cilicien), 

25. U . . lu Me in Cilicien), 

26. Kuſchpita (Caſyponis in Cilicien), 
27. Kanu (vergl. Caunus in Karien), 
28.%.. aros (vLariſſa? 

29. Arrapicha, 

30. Schabi, 

31. Zaur Zor⸗Tyros in Cilicien), 
32. Kilſenen /Colojfae ? in Phrygien;, 
33. Maulnus Mallos in Cilicien), 
31. Samai SEyme, kariſche Infel, 
35. Thaſacha, 

36. Die. . ari, 

37. Jebir, J⸗bil, 

38. Athena Adana in Cilicien), 

39. Karkamaſch (Coraceſium in Cilicien). 

Wenn auch einige unter den verglichenen Namen eine ſpätere Be— 
richtigung erfahren ſollten, immerhin muß im Großen und Ganzen die 
Thatſache feſtſtehen, daß in dem Verzeichniß ver eroberten Städte Flein: 
aſiatiſche Küſten- und Jnſelſtädte von ven Aegyptern gemeint 
waren. Von der entſprechenden Folge, je nach der Lage der Städte und 
Landſchaſten, wird man bei der Vergleichung von vornherein Abſtand 
nehmen müſſen, da auch die Verzeichniſſe bekannterer Städte in Kanaan 
z. B.) in einer heilloſen Unordnung auf ben Denkmälern zufammen: 
gewürfelt find. Selbſt die neuerdings beliebte Annahme verſchiedener 
Heereszüge nach verſchiedenen Richtungen hin hilft durchaus nicht über die 
Klippen der regelloſen Städtefolge hinweg. “Die verzeichneten Ortichaften, 
tas bürfen wir in bem vorliegenden Falle mit aller Beftimmtbeit anneh: 
men, waren Anjietelungen Tarifcher Völker in Kleinafien und auf ben 


605 


benachbarten Inſeln, an ihrer Spige Eilicien une Cypern. Ic 
freue mich, dieſe Thatſache zum erjten Male ver gelehrten Welt anzeigen 
zu können”). 

Die reiche Beute, welche der König auf feinen Feldzügen ben erober- 
ten Stäbten und überwundenen Völkern abnahm , geftattete ihm nicht 
nur bie Heiligthümer in Theben. fontern auch bie Tempel von Heliopolis, 
Memphis und unterer Pläte Aegyptens in freigebigfter Weife zu bejchen- 
fen, fie mit Bauten „auf feinen Namen”, ven fogenannten Rameſſeen, zu 
Ihmüden und bie Kriegsgefangenen als Knechte dem heiligen Dienfte ver 
Götter im oberen und unteren Lande zu weihen. Die Schenkungen und 
Bauten, welche die Gdtter ihrem vankbaren Sohne Ramſes III ſchuldeten, 
jind genau nach Ort, Zahl und Befchreibung aufgeführt in vem großen 
Papyrus Harris, der nach viefer Seite hin den Werth einer wichtigen 
Zempelurfunde behauptet. Wir würben das Verzeichniß terjelben, wenn 
auch nur in Geftalt einer allgemeinen Ueberſicht unfern Leſern vorlegen, 
wäre das große umfangreiche Schriftftüd, deſſen Veröffentlichung bis jetzt 
noch nicht erfolgt ift, feinem ganzen Umfange nach zu unferer Kenntniß 
gefommen. Die Uebertragungen tefjelben, welche inzwifchen mehrere 
Gelehrte vor der Urkunde niebergejchrieben haben, find theils ohne vie 
Urſchrift bei ver Hand, unverftändlich,, theils offenbar fehlerhaft, jo daß 
es jchwer hält fich ein Elares Bild von ven einzelnen Bauten und Schen- 
kungen zu verichaffen. ‘Die Rameſſeen tauchten in verfchievenen Theilen 
bes Landes aus dem Boden empor. Theben erhielt feinen Löwenantheil, 
bemnächit Heliopolis und Diemphis. Bon jonftigen Anlagen neuer Heilig» 
thümer Namfes’ III werben in einer Ueberficht genannt , in ihrer Folge 
von Süden nach Norden: 


”; In der diesjährigen September-Sigung der königl. Geſellſchaft der Wiffen- 
ichaften zu Göttingen babe ich Die Gelegenheit ergriffen dieje Entdedung des Weiteren 
zur Legrünben. 


606 


Ein Ramefjeum in Thinis (VIII. Sau) zn Ehren des ägpptifchen Mars, 

Anhur (Onuris der Griechen), 

Ein Rameffeum in Abydus (VIII. Sau), für den Gott Ofiris, 

- Ein Rameſſeum in Koptos (V. Gau), 

Ein Ramefjeum in Apu (Panopolis, IX. Gau), 

Zwei Rameffeen in Lykopolis (XIII. Gau), 

Zwei Rameſſeen in Hermopolis (XV. Gau), 

Die Süpftäbte, von Theben aus gerechnet, ebenfo wie das ganze Delta- 
land wurden in feiner Weiſe durch Zempelbauten bedacht, fo daß es fait 
ten Anfchein gewinnt, als müßten befontere Umftänte eine fo auffallenre 
Vernachläſſigung rechtfertigen. Vor allen aber dürfte es klar werten, 
daß Ramſes III in feiner Weife für vie ehemalige Ramſesſtadt Zoan- 
Zanis auch nur das Geringſte gethan hatte. Seine Neichsftart war 
Theben; nach der Amonsftadt war der Bharaonenhof von Zoan:Tanis 
verlegt worden. 

Der Amonstempel von Medinet Abu, auf dem heiligen Berge ver 
Todten von Neb-anch, bleibt indeß das jchönfte und merkwürdigſte Dent: 
nal des Königs. Die reichen Abbildungen , welche Wänte und Mauern 
beteden, ftellen einzelne abgerifjene Ereigniffe feiner Feldzüge bis zu einer 
gelegentlichen Jagd auf Löwen hin in ebenfo lebentiger als malerifcher 
Weile dar. Die Beifchriften daneben gewähren eine belehrenvde Erklärung 
zu den Bildern. Andere Infchriften (wie an der Yängsmauer ter Sür- 
feite) geftutten uns einen Einblid in die damals geltende Feſtordnung ein 
fchließlich ver Opfer*) und in die feftgejetten Feiertage des altägpptifchen 
Jahres nach der neueften Anoronung. Es wird barin ein „bimm: 
lifcher” Kalender von einem „irdifchen“ beftinmt unterfchieten. Zu 


— 





*) Die Wiffenfchaft verdanlt Herrn Dümichen die Beröffentlihung dieſer werth⸗ 
vollen Liften, aus welchen berjelbe Gelehrte mehrere fehr wichtige Getreidemaße des 
Alterthumes mit großem Scharfjinn ihrem Werthe nach feitgeftellt bat. 


607 


den allgemeinen Feiertagen gehörte ver 29., 30., 1., 2., 4., 6., 8. und 
15. Tag eines jeden Monats. Die Tage find in viefer Folge aufgeführt, 
ba nach einer ägyptiichen Annahme am 29. Tage die Zufammenkunft ver 
Sonne und des Mondes Statt findet und an eben vemfelben vie Welt er- 
ſchaffen war*). So weit vie befonderen Feſttage erhalten find, geben 
fie uns einen weiteren Einblid in die in ‘Iheben im breizehnten Jahrhun⸗ 
tert vor Chr. Geb. gefeierten Feſte, wie fich ver Leſer aus dem nachjtehen- 
den Auszuge überzeugen wird. 

1. Thot, Aufgang des Sothie-Sternes (Sirius) , ein Opfer für 


Amon. 
17. " Borfeier des Uaga⸗-Feſtes. 
18. „ Uaga- Felt. 
19. „ Feſt des Thut (Hermes). 
22. „ Feſt der großen Erfcheinung des Ofiris. 


17. Paophi, DBorfeier tes Amon: Feltes von Api. 
19—23. „. Die fünf erften Tage des Amon-Teftes von Api. 
12. Athyr, Schlußtag der Feier von Api. 


17. " bejonveres Teft nach der Feier von Api. 
1. Choiahk, Hathor-Feft. 
20. „ Opferfeit. 
21. „ Deffnung der Grabfammer (tes Ofiris). 
22. n as Feſt des Erbaufhadens. 
23. „ Zubereitung des Opferaltars im Grabe (tes Ofiris;. 
24. ” Aufftellung [der Leiche] des Sokar (Ofiris) in Mitte 
ber Opfer. 
25. u Feſt ver (trauernden) Göttin. 
26. „ Vet des Solar (Dfiris). 


— 





*) Bergl. Horapollon I, 10. 


608 


— — — — 


27. Choiahk, Feſt (des Baters) der Palmen. 


28. Feſt des Aufzuges des Spitzwürfels. 
30. Feſt der Aufſtellung der Did-Geſtalt. 
1. Tybi, das Krönungsfeſt des Horus, gilt auch für ten König 
Ramſes III. 
6. ein neues vom Könige Ramſes III gegründetes Amons- 
Feſt. 
22. „ Heri- Felt. 
239.6 „ Tag ter Aufitellung der Weite. 


Die danach folgenden Fefttage fint leiter zerftärt. Zu den bejon- 
deren Feiertagen zählte außerdem noch ter 26. Pachons zur Erinnerung 
an bie Thronbeftetgung des Königs. 


Auf ver öftlichen Seite von Theben hatte Ramſes III ten Grunpitein 
gelegt zu einem Orakel gebenden Heiligthume des Gottes Chonfu, tes 
Sohnes Amon's und der Göttin Deut. Desgleichen hatte er ein neues 
Rameſſeum gegrüntet, das von Süten ber an den großen Vorhof tee 
Amonstenipels von Ape ftieß und dem Amon von Ape geweiht ward. Noch 
heute fteht es ziemlich wohlerhalten in feinen Theilen ta, ift indeſſen ein 
unbedeutendes, künſtleriſch faft werthloſes Bauwerk. Cine Injchrift (öjt: 
liche Außenfeite) davon überliefert die Beftätigung eines königlichen Be— 
fehles , wonach Ramfes IIL im Jahre 16, im Monat Payni feiner Herr- 
ichaft, befonvere Opfer für ven Gott eingefegt hatte. Der tafür geweihte 
Altar war ein Kunſtwerk aus Silber. 

Aber nicht nur im eigentlichen Aegypten, auch im Auslande wurten 
auf Befehl res Königs Heiligthümer ven Gottheiten errichtet. Nach einer 
Anventung im Papyrus-Harris ließ er im Lande Zahi (vem fpäteren Phi: 
(iftäa); dem Amon ein Rameſſeum in der uns wohlbefannten Statt Kanaan 
bauen. Kine Bilrfänle des Gottes wart im Namen ves Königs in dem 








09 





Alterheiligiten tejjelben nufgeftellt. Den Ruthen⸗Völkern lag es ob, 
dieſes Heiligtdum mit allem Nothwentigen zu verfehen. 

Daß Ramfes, troß feines Glückes und feiner Reichthümer, nicht 
ruhig und forglos auf feinem ‘Throne faß, beweift eine Haremsverſchwö⸗ 
rung, welche auf feinen Sturz hinauslaufen follte. Die höchſten Beamten 
une ‘Diener waren barein verwidelt. ‘Die Bären ber Verſchwörung gingen 
vom Frauengemache des Königs aus und fpannen fich weiter außerhalb 
bes füniglichen Hofes. Sie ward entvedt. Der König ließ fofort einen 
Serichtshof zufammenberufen und bezeichnete felber die Richter zum PVer- 
bör und zur Aburtelung der Schuldigen. “Durch bie Gunft des Schickſals 
ſind uns die gefällten Urtheile faſt vollſtändig überliefert worden. Die 
Wiſſenſchaft dankt es unſerem verſtorbenen franzöſiſchen Freunde Devöria, 
zum erſten Male Licht in die merkwürdige Urkunde (gegenwärtig in Turin), 
durch ſeine Erklärungen gebracht zu haben. Die Namen der Richter ſind 
zunächſt in folgendem Abſatz enthalten. 

„Und es ward Auftrag ertheilt dem Schatzmeiſte Monthu-em⸗ 
„taui, dem Schatzmeiſter Paif-⸗roui, dem Träger tes Wedels Karo, 
„dem Rathe Pi-beſat, dem Rathe Kedenden, dem Rathe Baal— 
„mahar, dem Rathe Pi-aru-ſunn, dem Rathe Thut-rech:nofer, 
„ven königlichen Dolmetſcher Bensrennu, dem Schreiber Mai, dem 
„Schreiber Pra⸗em-hib von der Kanzlei, tem Fahnıenträger Hor-a 
„von ver Beſatzung, — in biefem Sinne: 

„Betreffend die Neben, welche die Leute geiprochen haben une tie 
„unbelannt find, fo follt ihr darüber eine Unterjuchung anftellen. Sie 
„\eien herbeigeführt zur Unterfuchung ob fie ven Tod verdienen. Dann 
„rollen fie fich den Tod mit eigener Hank geben.“ 

Ramfes IIL ermahnt vie Richter gewiljenhaft die Sache zu führen 
und fchließt mit ven Worten: „Wenn alles was gefchehen ift, ber Art 


„war, daß fie e8 thatfächlich ausgeführt haben, fo laßt ihr Thun auf ihren 
Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 39 


610 


„Kopf tommen. Ich bin Schirm und Schug in alle Ewigkeit und Träger 
„der Königlichen Abzeichen ver Gerechtigkeit in Gegenwart tes Götterkönigs 
„Amon-ra und in Gegenwart tes Fürjten ver Ewigkeit, Oftris.“ 

Hieran fchließt fich ein neuer und langer Abfchnitt, welcher das Er: 
gebniß der Unterfuchung in fehr deutlicher Weife erfennen läßt: 

„Dies find die Leute, welche geführt wurden ob ihrer großen Ber: 
„brechen vor ven Richterftuhl, um gerichtet zu werden von tem Schatz⸗ 
„meifter Menthusem-taui, von dem Schatmeifter Paif-voni, von tem 
„Dedelträger Karo, von dem Rathe Pi-befat, von dem Schreiber Mai von 
„der Stanzlei unt von dem Fahnenträger Hor⸗a, und welche gerichtet wur: 
„ven und fchulpig befunden wurden und denen man angebeiben ließ die 
„Strafe, bamit ihr Vergehen gefühnt würde. 

„Der Hauptichultige, Bola-famon. Er war Haußsvorjteher. Er 
„wurte vorgeführt wegen thatjächlicher Betbeiligung an ven Handlungen 
„der Frau Thi und ver Weiber des Frauenhaufes. Er hatte fich ver⸗ 
„Ihworen mit ihnen und batte ihre mündlichen Aufträge nach Außen ge: 
„bracht, an ihre Mütter und an ihre Schweftern tafelbft, um die Leute zu 
„bearbeiten und tie Gegner zu verfammeln, um einen Frevel auszuüben 
„gegen ihren Herrn. Man ftellte ihn vor die Aelteften des Nichterftubles. 
„Sie richteten fein Verbrechen, und fie fanden ihn fchulvig folches gethan 
„zu haben und er ward feines Verbrechens vollftäntig überführt. Die 
„Richter ließen ihm feine Strafe angereihen. 

„Der Hauptichuftige Meftusfu-ra. Er war ein Rath. Er wurde 
„vorgeführt wegen feiner thatfächlichen Theilnahme an ben Handlungen 
„Boka⸗ka⸗mon's, des Hausvorſtehers. Er hatte fich verſchworen mit 
„ven Weibern um bie Gegner zu bearbeiten um einen Frevel auszuüben 
„gegen ihren Herrn. Man ftellte ihn vor die Aelteften des Richterftubles. 
„Sie richteten fein Verbrechen. Sie janven ihn ſchuldig und fie ließen ihm 
„jeine Strafe angedeihen. 


611 


„Der Hauptſchuldige Panauk. Er war föniglicher Harems-Schreiber, 
„für das Frauenhaus zu Dienften. Er wurde vorgeführt wegen feiner 
„thatjächlichen Betheiligung an ter Verſchwörung Boka-kamon's und 
„Meſtu⸗ſu⸗ra's, um einen Zrevel auszuüben gegen ihren Herrn. Dan 
„stellte ihn vor vie Aelteften des Richterjtuhles. Sie richteten fein Ber- 
„brechen. Sie fanden ihn ſchuldig und ließen ihm feine Strafe angebeihen. 

„Der Hauptichultige Pen-tuaun. Er war füniglicher Harems-Schreis 
„ber, für das Frauenhang zu Dienjten. Er wurde vorgeführt wegen feiner 
„thatſächlichen Betheiligung an der Verſchwörung Boka-kamon's une 
„Meſtu⸗ſu⸗ra's und des antern Hauptichultigen, ver Harems - Vorjteher 
„der Weiber des Franenhauſes war, um zu vergrößern die Zahl ver Geg— 
„ner, welche fich verjchweren hatten, um einen Frevel auszuüben gegen 
„ihren Herrn. Dan führte ihn vor tie Xelteften des Nichterftuhles. Sie 
„richteten fein Vergehen. Sie fanden ihn ſchuldig und ließen ihm feine 
„Strafe angebeihen. 

„Der Hauptſchuldige PBirnifremtusamon. Er war Feldmeſſer, für 
„as Frauenhaus zu Dienften. Er wurte vorgeführt, weil er angehört 
„hatte die Gefpräche, welche die Verſchworenen und die Weiber des Frauen» 
„banjes gepflogen hatten, ohne davon Anzeige gemacht zu Haben. Er wurte 
„vorgejührt vor dic-Aelteften ves Richterſtuhles. Sie richteten fein Ver: 
„brechen und fie fanten ihn ſchuldig ung ließen ihm feine Strafe angebeihen. 

„Der Hauptſchuldige Karpuſa. Er war Feldmeſſer, für das Frauen- 
„haus zu Dienften. Er wurbe vorgeführt wegen ver Rede, welche er ge- 
„gehört, aber verſchwiegen hatte. Er wurde geſtellt vor tie Aelteſten des 
„Richterftuhles und fie richteten fein Verbrechen und fie fanten ihn fehul: 
„dig und liegen ihm feine Strafe angeteihen. 

„Der Hauptſchuldige Cha⸗m-apet. Er war Feldmeſſer, für das 
„Frauenhaus zu Dienften. Er wurde vorgeführt wegen der Rebe, welche 


„ex gehört, aber verfchwiegen hatte. Er wurde geftellt vor die Aelteſten 
39* 


612 


„des Nichterftuhles und fie richteten fein Verbrechen und fie fanten ihn 
„Ichuldig und ließen ihm feine Strafe angeteihen. 

„Der Hauptichuldige Chasent-maanro. Er war Feldineffer, für das 
„Frauenhaus zu Dienften. Er wurde vorgeführt wegen der Rede, welche 
„er gehört, aber verichwiegen hatte. Er wurde geftellt vor tie Aefteften 
„des Nichterftuhles und fie vichteten fein Verbrechen und fie fanten ihn 
„ſchuldig und ließen ihm feine Strafe angebeiben. 

„Der Haunptichultige Setirem-pi-thut. Er war Feldmeſſer, für tas 
„Frauenhaus zu Dienften. Er wurde vorgeführt wegen der Rede, welche 
„er gehört, aber verfchwiegen hatte. Er wurte geftellt vor die Aelteſten 
„des Richterftuhles und fie richteten fein Verbrechen und fie fanten ihn 
„ſchuldig und ließen ihm jeine Strafe angebeihen. 

„Der Hanptichuldige Seti⸗em⸗pi⸗ amon. Er war Feldmeſſer, für tas 
„Frauenhaus zu Dienften. Er wurte vorgeführt wegen ter Rede, welche 
„er gehört, aber vwerfchwiegen hatte. Er wurde geftellt vor die Xelteften 
„des Nichterftuhles und fie vichteten fein Verbrechen und fie fanden ihn 
„ſchuldig und ließen ihm feine Strafe angebeiben. 

„Der Hauptſchuldige Ua :ro-ma. Er war Rath. Er wurde vorge 
„führt weil er Ohrenzeuge gewefen war bei den Mittheilungen des Haus: 
„vorftehers, und ten Mund gehalten hatte und fie verfchiwiegen, ohne An- 
„zeige davon gemacht zu haben. Er wurde vor die Helteften des Richter: 
| „ſtuhles geftellt une fie fanden ihn ſchuldig und ließen ihm feine Strafe 
„angebeiben. 

„Der Hauptſchuldige Ach-hib-fet. Er war Gehülfe des Boka⸗kamon. 
„Er wurde vorgeführt, weil er Ohrenzeuge geweſen war bei den Mitthei— 
„lungen Boka⸗kamon's. Er war ihm ein Zuträger geweien, chue An- 
„zeige erftattet zu haben. Er wurde geftellt vor die Aelteften des Nichter- 
„ſtuhles und fie fanten ihn ſchuldig und ließen ihm feine Strafe angebeiben. 

„Der Hauptſchuldige Pi-lo-ka. Er war Rath und Schreiber des 








613 


„Schaghaufes. Er wurte vorgeführt wegen feiner thatjächlichen Theil- 
„nahme für Bola-famon. Er hatte feine Mittheilungen mit angehört 
„ohne tarüber Anzeige erftattet zu haben. Er wurde geſtellt vor vie el: 
„reiten des Nichterftuhles, fie fanden ihn ſchuldig und man ließ ihm ange- 
„deihen feine Strafe. 

„Der Hauptjchultige, ver Libyer Inini. Er war Rath. Er wurde 
„vorgeführt wegen feiner tbatjächlichen Theilnahme für Boka-kamon. 
„Er hatte feine Mittheilungen mitaugehört ohne barüber Anzeige erftattet 
„zu haben. Man ftellte ihn vor die Aelteften tes Richterſtuhles, fie fan- 
„ven ihn ſchuldig und ließen ihm feine Strafe angedeihen. 

„Die Weiber ver Leute vom Thore bes Frauenhauſes, welche ſich 
„verbunten hatten mit den Verichworenen, wurden vor die Aeltejten des 
„Richterftuhles geftellt. Sie fanten fie fchultig und ließen ihnen ihre 
„Strafe angeveiben. 6 Weiber. 

„Der Hauptſchuldige Pi⸗keti, ein Sohn Lema's. Er war Schap- 
„meister. Er wurde vorgeführt wegen feiner thatfächlichen Theilnahme für 
„ven Hauptangellagten Ben-hiban. Er hatte fich mit ihm verſchworen un 
„die Gegner zu verfammeln um einen Frevel auszuüben gegen ihren Herrn. 
„Er wurde vor bie Aelteften des Nichterftuhles geftellt. Sie fanden ihn 
„ſchuldig und ließen ihm feine Strafe angebeihen. 

„Der Hauptſchuldige Bansem-us. Er war Anführer einer Fremden⸗ 
„Legion von Kuſchi. Er wurte vorgeführt einer Botſchaft wegen, welche 
„ihm feine Schwefter, tie im Frauenhauſe war zu “Dienften, hatte zu- 
„kommen laffen, um bie Leute zu bearbeiten, welche Gegner waren, (tes 
„Suhaltes) „Komme! führe aus den Frevel gegen teinen 
„Herren“. Er wurte geftellt vor Kedenden, Baal⸗mahar, Pi⸗aru⸗ſunu 
„und Thut⸗rech⸗nofer. Sie richteten ihn und erfannten feine Schult und 
„ließen ihm feine Strafe angebeihen. 

„Rente, welche vorgeführt wurden wegen ihrer Verbrechen und wegen 


614 


„ihrer thatfächlichen Theilnahme jir Bola-kamon,. (nämlich) Pi- as um 
‚Pen⸗-ta⸗ur. Sie wurden vor die Aelteſten bes Richterftuhles geftellt, um 
„gerichtet zu werden. Sie janten fie ſchuldig, legten fie bei ihren Armen 
„nieber an vem Richterſtuhl und fie ftarben von jelber, ohne daß bie Süh— 
„nung an ihnen vollzogen worden wäre. 

„Der Hauptangeflagte Pi-as. Er war ein Anführer des Kriege— 
„volles. Der Hauptangeklagte Meſ-ſui, er war ein Schreiber des Schatz⸗ 
„hauſes. Der Hauptangeflagte Ramon. Er war ein Oberer. Der Haupt: 
„angeklagte I⸗ri. Er war ein Priefter der Göttin Sochet. Der Haupt- 
„angeflagte Neb-zefau. Er war ein Rath. Der Huuptangellagte Schat: 
„joten. Er war ein Schreiber des Schaghuufes. Zuſammen 6. 

„Die find die Leute, welche vorgeführt waren wegen ihres Berbrechene 
„zum Richterſtuhle vor Kedenden, Baal-mahar, PBirarusfunu, Thut⸗rech⸗ 
„uofer und Meri⸗uſi-amon. Sie richteten fie wegen ihres Vergehens, fie fan- 
„nen fie ſchuldig. Sie legten jie bei dem Stuhlenieter. Sie ftarben von ſelber. 

„PBenztasur, fo heißt ver Andere diefes Namens. Er wurde vorge- 
„führt wegen feiner thatfüchlichen Theilnahme für Thi, feine Mutter, 
„als fie die Verſchwörung angezettelt hatte mit ten Weibern tes Frauen: 
„hauſes, und wegen tes zu begchenten Frevels an feinem Herrn. 

„Er wurde vor die Käthe gejtellt, um gerichtet zu werden. Sie jun: 
„ven ihn ſchuldig, fie legten ihn wo er ſtand nieder. Er ftarb von 
„jelber. 

„Der Hanptangeflagte Han-utensamon. Er war Rath. Er wurte 
„vorgeführt wegen tes Verbrechens ter Weiber des Frauenhaufes. Mitten 
„unter ihnen war er Ohrenzeuge geweſen, ohne Anzeige erftattet zu haben. 
„Dan ftellte ihn vor vie Räthe um ihm zu richten. Sie fanden ihn fehul: 
„Lig. Sie legten ihn niever, wo er ſtand. Er ftarb von jelber. 

„Der Hauptangeflagte Amen-chau Er war Adon des Frauenhanfes 
„zu Dienften. Er wurde herbeigeführt wegen der Verbrechen ver Weiber 











615 


„des Frauenhauſes. Er war mitten unter ihnen Ohrenzeuge gewejen, 
„ohne Anzeige erftattet zu haben. Wlan ftellte ihn vor bie Räthe um ihn 
„zu richten. Sie fanden ihn ſchuldig. Sie legten ihn nieder, wo er ftant. 
„Er ftarb von felber. 

„Der Hauptſchuldige Bisari. Er war föniglicher Harems- Schreiber 
„für das Frauenhaus zu Dienften. Er wurte vorgeführt wegen der Ber: 
„brechen ver Weiber des Frauenhauſes. Meitten unter ihnen war er Obren- 
„zeuge gewejen, ohne Anzeige darüber erjtattet zu haben. Man ftellte ihn 
„vor bie Räthe um ihn zu richten. Sie fanden ihn ſchuldig. Sie legten 
„ihn nieder, wo er ſtand. Er ftarb von felber. 

„Dies bie Yeute, welche ihre Strafe empfingen, indem ihre Naſen und 
„ihre Ohren abgefchnitten wurden, weil fie thatfächlich verfäumt Hatten ein 
„vollftändiges Zeugniß abzulegen bei ihren Ausſagen. Es waren bie 
“Weiber angelommen und fie hatten ben Ort erreicht, wo ſich diefelben 
„beianten. Sie unterbielten nämlich; ein Bierhaus daſelbſt, und fie 
„waren im Berein mit Pi⸗as. Ihr Verbrechen wurde (alfo) gejühnt. 

„Der Hauptichuldige Pi-baſt. Er war Rath. Es wurte an ihm 
„die Strafe vollzogen. & ſtarb von jelber. 

„Der Hauptichuldige Mai. Er war Schreiber in ver Kanzlei. 

„Der Hauptichuldige Tai⸗nacht⸗tha. Er war Führer bei der Be— 
„ſatzung. 

„Der Hauptſchuldige Nanai. Er war Vorſteher der Sucht (). 

„Yeute, von denen es ftreitig war ob fie fich mit ihnen verſchworen 
„hatten in durchaus fehlechter Abficht. 

„Dean legte nieder, ohne vie Sühnung an ihm zu vollziehen, den 
„Hauptichultigen Hor-⸗a. Er war Bahnenträger der Beſatzung.“ 

Hier endigt der Bapyrus von Turin. Die folgenden Stüde, welche 
zu demſelben Prozeſſe gehörten, befinden fich in zwei befonveren Bruch: 
ftüclen auf ven Papyrus Lee und Rollin. 


616 





Die Uebertragung bes erftgenannten lautet: 

„.. .. allen Leuten dieſes Ortes, an welchem ich weile, unt allen 
„Bewohnern des Yantes. Da nun fprach Pen-hi, welcher Auffeher ver 
„VBiehheerven war, zu ihm: „„wenn ich doch eine Schrift befäße, welche 
„mir Kraft und Stärke verliehe.““ 

„Da gab er ihm eine Schrift von den Bücherrollen Ramfes’ III, tee 
„großen Gottes, feines Herrn. Da kam über ihn eine göttliche Magie, 
„ein Zauber für die Dienfchen. Er gelangte (dadurch ©) bis zur Seite 

„des Frauenhaufes und in jene andere große und tiefe Stelle. Er 
‚ „bilvete menfchliche Ziguren aus Wachs in ber Abficht fie hinein tragen zu 
„laffen durch die Hand des Feldmeſſers Ariroma ; 

„um abfpenftig zu machen vie eine von den Mägpen und zu bezuu: 
„bern vie Anderen. Hineingetragen wurden einige von ben Gefprächen, 
„binausgebracht andere. Nun aber ward er ind Verhör genommen 

„ihretwegen und man fant heraus ven Thatbeſtand an allerlei Bos— 
„heit und allerlei Schlechtigkeit, welche zu thun feine Abficht war. Es 
„war wahr, daß er alles bies gethan hatte im Verein 

„mit den anderen Hauptſchuldigen, welche wie er ohne einen Gott 
„und ohne eine Göttin waren. Mean vollzog an ihm bie große Totes- 
„ſtrafe, wie jolche die Heiligen Schriften gegen ihn ausſprachen. 

In einem zweiten Bruchſtücke deſſelben Papyrus find folgente 
Worte noch nachzuweiien. 

„Er Hatte vollbracht dieſe Vergehen und wart gerichtet] ihretwegen. 
„Man fand ven Thatbeftand heraus an allerlei Bosheit und allerlei 
„Schlechtigkeit, welche jein Herz erfunten hatte um fie auszuüben. We 
„war wahr 

„alles was er gethan hatte im Verein mit) ben anteren Haupt: 
„ſchuldigen, welche wie er ohne einen Gott und ohne eine Göttin waren. 
„Es waren das ſchwere todeswürdige Verbrechen und fchwere Sünten 








617 


„im Lande, welche er getban hatte. Nun aber warb er] erkannt ob 
„dieſer fchweren toteswürdigen Verbrechen, welche er begangen hatte. Er 
„ſtarb von felber. ‘Denn vie Xelteften, welche vor ihm waren, hatten 
„ertanut, daß er fterben folle von felber, 

„mit den anderen Hauptſchuldigen, welche wie er ohne] den Son: 
„nengott Ra waren, gemäß dem wie folches Die heiligen Schriften aus» 
„Iprachen, was ihm gefcheben follte.“ 

Der Inhalt des Papyrus Rollin, gleichfalls Bruchftüc eines grüße- 
ren Papyrus, beſchränkt fich auf folgente amtliche Verzeichnung : 

„Er hatte einige magiſche Schriften gemacht, um abzuwehren das 
„Unheil, er hatte gemacht einige Götter aus Wachs umt einige menfchliche 
„Figuren, um zu lähmen die Gliedmaßen eined Menſchen, 

„und hatte fie gethan in tie Hand des Bola-famen, ohne daß ber 
- „Sonnengett Ra ihm geftattet hätte e8 zu vollbringen weder ihm, dem 
„Hansvorjteher, noch ven anderen Hauptſchuldigen, indem er (ver Gott) 
„ſprach: „mögen fie eindringen damit, auf daß fie ven Grund gewähren, 

„in fie einzubtingen.““ Alfo Hatte er verſucht zu vwollbringen bie 
„Schandthaten, welche er vorbereitet hatte, ohme daß der Sonnengott Ra 
„ihren Erfolg geitattet hätte. Er ward ins Verhör genommen und man 
„fand ven Zhatbeftund heraus, an allerlei Verbrechen und 

„allerlei Schlechtigfeit, welche fein Herz erfunten hatte um fie zu 
„thun. Es war wahr, daß er alles das zu thun beabfichtigt hatte im 
„Verein mit den anteren Hauptichuldigen, welche wie er waren. Es 
„waren dus , 

„Ichwere tobeswürdige Verbrechen und jchwere Bosheiten für das 
„Land, weiche er begangen hatte. Aber fie erfannten die fchweren todes— 
„würdigen Verbrechen, welche er begangen hatte. Er jtarb von jelber.“ 

Der Leſer fann fi nunmehr aus ten vorgelegten Webertragungen 
eine eigene Vorſtellung barüber bilven, in welcher Weife tie Haremsver⸗ 


618 


ſchwörung es auf das Verterben des Königs turch magische Einflüſſe ab: 
geichen hatte. An ver Spite ter Weiber tes königlichen Harems ftant 
eine mehrmals genannte Frau Thi und ihr Sohn Bentaur, ein anderer 
Angeklagter viefes Namens. Wir werden nicht irren in jener eine Frau bes 
Könige, in diefem einen Sohn Ramſes' TIL vorauszujegen, der es auf dae 
Leben des eigenen Vaters abgejehen hatte, um fich felber auf ven Throu 
zu ſchwingen. Die weitverzweigte Verſchwörung, an welcher geringe unt 
vornehme Perfonen, vor allem tie unmittelbaren Beamten bes Königs im 
Dienste des Harems Theil genommen hatten, weift auf eine Gährung am 
Hofe zu Ungunſten des regierenden Königs hin, Die an ähnliche Ereignijie 
ber orientalifchen Geſchichte lebhaft erinnert. Trotz ber fehlenten Stüde 
tes großen Prozeffes wird ter erhaltene Theil immerhin einen merhwärki- 
gen Beitrag bilven zum Xeben der Pharaonen und ber ihnen brohenten 
Sefuhren in ihrer unmittelbaren Näbe. 

Ramſes' Gemahlin, wenigftens die eine, welche die Denkmäler 
ihrem Namen und ihrer Abjtanınung nad) ung kennen (ehren, führte neben 
ihrer ägyptiſchen Bezeichnung Iſe d. i. Iſis ten fremdländiſchen Namen 
Henta:vozath over Hemalvzatha. Auch ver Name ihres Baters Hebuanre: 
zanath klingt nichtd weniger als ägyptiſch, fo daß wir vorausſetzen bürfen, 
ter Pharao hatte der damaligen Sitte der Zeit gefolgt und eine frentlän- 
diſche Königstochter (von Chita? von Aſſyrien?) als Gemahlin heimge— 
führt und zu ſich auf den Thron gehoben. Ueber die Zahl und die Namen 
feiner Söhne find wir von ven Denkmälern ber genau unterrichtet. Das 
Berzeichniß derjelben im Siegestempel von Medinet Abu ift um fo wertb: 
voller, als es uns zugleich vie ©elegenheit an vie Hand giebt, die Namen 
ter Nachfolger des Königs in Voraus kennen zu lernen und fejtzuftellen. 
Es find die Söhne ver Reihe nach: 

1. Prinz Rameſſu I, Anführer des Fußvolfes, als Künig Rameffu IV, 
2. Prinz Rameſſu Il, als König Rameffu VI, 


619 


3. Prinz Rameſſu III, Hofjtalfmeifter, ver jpätere König Rameſſu VII, 

4. Prinz Rameffu IV — Set: bis chopefchef, Hofftallmeifter , ſpäter 
Ramſes VIIL 

5. Brinz Pra:hisunamif, erjter Oberſt ver Streitwägen, 

6. Brinz Dienthushischopefchef, Oberfeldherr des Kriegsvolkes, 

7. Brinz Rameffu V, Meritum, Oberpriefter ber Sonne in Heliopolis, 
ſpäter König Meritum, 

8. Prinz Rameſſu VI, Chamus, Oberprieſter des Ptah⸗Sokar in 

Memphis, 

9. Prinz Rameſſu VII, Amon-hi-⸗chopeſchef, 
10. Prinz Rameſſu VIII Miamun. 

Bon 8 andern Prinzen und 14 Königstöchtern wiſſen wir die Namen 
nicht. Ihre Darftellungen entbehren jeder erklärenden Beiſchrift. 

Von den Zeitgenoſſen des Königs gedenken wir vor allen des theba⸗ 
niſchen Oberprieſters des Amon Meribaſt. 

Nach dem Beiſpiele ferner Vorfahren hatte ſich Ramſes III in dem 
Thale ver Königsgräber feinen „ichtkreis“ d. i. fein künftiges Grab nad 
dem Muſter der Zeit in Geſtalt eines langen Felſenſchachtes, in Kammeru 
und Säle abgetheilt, noch bei ſeinem Leben anlegen laſſen. Es entſpricht 
in ſeiner Ausſchmückung den beſcheidenen Verhältniſſen der übrigen Bauten 
des Königs, nur merkwürdig durch eine Reihe von Rebenkammern, in 
welchen unter andern tie Habe des Könige, als Waffen, Hausgeräth u. 
ſ. w. in bunten Bildern bargeftellt ift, wie fie in Wirklichkeit einjt in ten 
dazır bejtimmten Räumen niedergelegt war. 

Rah tem Tore Königs Rampſinit's beftieg ben Thron von feinen 
Söhnen zumächft der ältejte : 

KameffulV Miamun Il day Mau 
oder, wie er fich nach Lepfius wahrfcheinlicher Annahme fpäter um— 
taufen ließ : 


620 


Ramejju IV Miamun II Drama 
um 1166 vor Chr. Geb. 

Nach ben Inſchriften, welche tie Felswänte in ten Thälern von 
Hammantat beveden, hatte tiefer Ramfes eine befondere Freude an ven 
Unterfuchungen ter wüften Gebirgsthäler auf der arabilchen Seite Aegyp⸗ 
tens. Unter dem Borwante in venfelben nach paffendem Geſtein für bie 
Herrichtung von Denkmälern prüfen zu laffen, wurben die vornehmften 
Aegypter nach tiefen traurigen Gegenden abgejchidt und ihre Sendung 
durch Felfeninfchriften verewigt. Wir laffen nachftehend in wortgetreuer 
Ueberfegung ven gejchichtlichen Inhalt einer Felſentafel vom Jahre 3 feiner 
Regierung folgen, um eine Vorſtellnug von ter Beamten» und Arbeiter: 
zahl zu geben, welche im zwölften Sahrhuntert vor unferer Zeitrechnung 
tiefe wilden Thäler belebte. 

Die Gevenktafel beginnt mit ver Zeitangabe vom 27. Payni dee 
britten Negierungsjahres tes Königs Rameſſu. Wir übergeben mit ge: 
wohnten Stilfjchweigen tie lange Reihe ter amtlichen Schmeicheleien, von 
benen zwei, bejonters ausgezeichnete, einen gejchichtlichen Hintergrunt 
haben türften. In der einen wird tem Pharao das Lob gejungen, daß er 
„vernichtet habe tie Läuder und geplünkert tie Bewohner verfelben in ihren 
„Thälern“, was auf Kriege in gebirgigen Gegenden deutlich genug hinweiſt. 
In der anteren wirt rühmend hervorgehoben: „gute Zeiten waren in Ae— 
„gupten, wie in tenen des Sonnengotted Ra, in feinem Königthume, 
„denn dieſer göttliche Wohlthäter war ähnlich dem Gotte Thut wegen ver 
„Handhabung ver Geſetze.“ Jedenfalls mußte fich unfer Rameſſu IV be 
fleißigt haben burch weife VBerortnungen vegelrechte Zuſtände zu fchaffen, 
was um jo wahrjcheinlicher ift, als gleich darauf die gewiß nicht zufällige 
Bemerkung mit unterläuft: „aufgehäuft hatten fich die Verbrechen, aber 
„e8 wurde binausgethan die Lüge und das Land frieblichen Zuſtänden 
„zurüdgegeben in ver Zeit feines Königthumes.“ Nach ven Schlußworten 





621 


ber fonftigen amtlich beglaubigten Redensarten: „er bat Freude bereitet 
„Aegypten hunderttauſendfach,“ beginnt der eigentliche Zwed der Gerächt: 
nißtafel fich mit folgenten Worten anzufpinnen : 

„Sem Herz wachte um etwas Gutes auszufuchen für feinen Vater 
„Hor von Koptos) den Schöpfer feines Yeibes. Er ließ ihm öffnen (9; 
„einen Zugang zum heiligen Sande, ver früher nicht gekannt war, denn 
„feine (bejtehende: Straße war zu fern gelegen für alle Yeute und ihr Nach- 
„denken nicht im Stanbe, fie ausfindig zu machen. Da erwog ber König 
„in feinem Sinn, gleichwie fein Vater Horus, der Sohn ver Iſis, wie er 
„anlegen könnte eine Straße, um ten Ort nach Belieben zu betreten. 
„(10) Er machte eine Rundreiſe burch dieſes prachtuolle Gebirgsland, zur 
„Schöpfung ven Denkmälern aus Granit für feinen Vater und für feine 
„Väter und für die Götter und Göttinnen, die Herren von Aegypten fin. 
„Er jtellte auf eine Gevächtnißtafel auf ver Höhe tiefes Gebirges be- 
„Ichrieben mit dem vollen Namen Königs Rameſſu. 

„(11] Da gab Weifung ver König dem Schreiber der heiligen Wiffen- 
„haften Ramefju-adhtu-hib und vem Schreiber Hora Pharao's, 
„und vem Schauer Ujer-ma-rasnadhtu vom Tempel des Chim— 
„Hor und ber Iſis in Koptos, um nad Pafjendem zu fuchen für (12) 
„einen Tempel in vem Gebirge von Buchan. Nachdem fie gegangen waren, 
„[fanten fie geeignete Pläge], die gar gut waren. Es waren große Denf- 
„malbrüche von ©ranit. 

„Und es erließ ber König einen Befehl und gab Weifung tem Ober: 
„priefter des Amon und Oberbaumeifter (13) Rameſſu-nachtu, um 
„ſolche (Denkmäler) nach Aegypten zu führen. 

„Dies find die vornehmen Räthe, welche in jeiner Begleitung 
„waren nämlich) : u 

„der königliche Rath Ujer-ma-ra:-Sedeper, 
„der königliche Rath Nachtu-amon, 


(14 


— nd 


(15) 


16 


— 


622 


„und ter Adon Cha⸗m-thir des Kriegsvolkes, 

„ver Schatzmeiſter CH am: tbir, 

„der Vorftant des Steinbruchweiend , Fürft Amon-mas, von ter 
„Stadt (Theben), 

„der VBorftand des Steinbruchwejens und Oberauffeher der (Beiligen' 
„Heerten Bok-en-chonſu vom Tempel Ufer-ma:ra- 
‚DMiamun’s, 

„der Oberſt ter Streitwägen Nachtu-amon von Hofe, 

„ver Schreiber der Einziehung des Kriegsvolkes Suanar. 

„ber Schreiber des Avon des Kriegsvolfes Rameſſu⸗-nachtu, 

„20 Schreiber des Kriegsvoltes, 

„20 Oberbeamte ber Hofverwaltung, 

„der Oberft ver Weibel des Kriegsvolfes Cha-m-maa-anar, 

„20 Weibel des Kriegsvolkes, 

„so Führer der Zmeigeipanne, 

„Od Vorſteher ver Seher, Borfteher ver (heiligen, Thiere, Seber. 
„Schreiber unt Feldmeſſer, 

„2000 Leute vom Kriegspolfe, 


; „200 Hof-Gildemeifter der Fifcher, 


„300 Rothhäute Erythräer, Aper) von ten Völfern von 'Ain 
„(zwifchen ven: Rothen Meere une dem Nil), 

„2000 Hauspiener vom Haufe Pharao's, 

„i Adon als Oberauffeher (ver VBorgenannten), 

„50 Dann Häſcher (Mazai), 

„der Vorſteher der Kunſtwerke Nachtu-amon, 

„> Baumeiſter für die Arbeiter ver 18) Steinbrecher, 

„130 Steinbrecher und Steinſchneider, 

„2 Zeichner, 


„4 Bildhauer, 








__ 63 _ 
„300 waren Geftorbene, in Folge tes weiten Weges, von der Zahl, 
„macht zufammen 

„3368 Manı*). 

19) „Und es wurde ihnen fortgezogen das Nothwentige auf zehn Kar- 
„ren. Es führten je fech8 Paare von Rindern einen Karren, welcher gezo- 
„gen wurte von Aegypten an bis zum Gebirge von Buchan. (20) [E8 
„waren auch] viele Täufer, bie belaftet waren mit Broten, Fleiſch und Ge⸗ 
„würzen, venn fie hatte man nicht darauf {auf die Wagen) gethan, und 
„wurten aljo herbeigeführt die Sühnopfer für die Götter tes Himmels 
„und der Erde von der Hauptftabt von Patoris her (d. i. heben) in großer 
„Reinheit.“ Nach einigen unverftändlichen und halb zerjtörten Worten 
folgt ver Schluß der Infchrift: (21) „Une tie Priefter machten ein ges 
„rechtes Opfer, gefchlachtet wurden vie Rinter, geichlagen vie Kälber, ter 
„Weihrauch er bampfte himmelwärts, es floß der Wein wie in Strömen, 
„und des Methes war fein Enve an viefem Plage. Der Sänger ftimmte 
„fein Lied an. Alſo fand Statt das heilige Opfer demChim, dem Horus, ter 
„Iſis, [dem Amon, der Mut, vem Chonfu‘ und ven Gottheiten, den Herren 
„Diefes Gehirges. Ihr Herz war fröhlich, fie nahmen entgegen die Gabe, 
„welche fie vergelten mögen mit Millionen breißigjähriger Subelfefte ihrem 
„Lieben Sohne, rem Könige Nameffu, dem Lebenſpender in Ewigkeit.“ 

Mit Ausnahme einiger Erweiterungen an dem von feinem Vater 


*) Die genaue Jufantnienzählung aller aufgeführten Perſonen des Zuges ergiebt 
als Zahl 8365, an Stelle von 8368. Der Unterſchied von 3 wird in irgend einem Fehler 
der mir vorliegenden Abſchrift Reden. Die urfprüngliche Gefanımtzahl, die auf den 
Wege Geſtorbenen mit eingerechnet, war mithin 9268. Ein Berluft von etwa 10 auf 
hundert Mann ift ungeheuer und ein Beweis für die Beichwerben, welche der Aufent- 
halt in den unwirthlichen Gegenben ber gebirgigen Thäler von Hammamat nody heut 
zu Tage dem Wanderer entgegenftellt. Um fo mehr ift bie Austauer und Beharrlich- 
keit zu bewundern, mit welcher fich auf Befehl des Khedive bie Offiziere des ägypti⸗ 
ſchen Generalſtabes, meift Europäer und Amerilaner, feit Jahren bereits der Aufgabe 
unterzichen, möglichft forgfältige Aufnahmen dieſer wüſten Gebirgsthäler zu erreichen. 


624 


angelegten Chonſu-Tempel zu Theben, fo wie einiger geringfügigen Bilr- 
bauereien an Wänten und Säulen tes großen Amonstempels von Api, 
hat fi) das Gerächtniß des Königs in Feiner hervorragenden Weife er- 
halten. Zu welchen Zweden ev eine jo großartig ausgerüftete Schaar nach 
dem Denkmälerthale von Hammamat abgehen ließ, iſt kaum recht einzu- 
fehen, da fich keine Spuren beteutenver Deufmäler feines Namens erhal: 
ten baben. Sollte dem ganzen Zug nur bie befondere Abficht zu Grunte 
gelegen haben, eine Zahl mißliebiger Berfonen zu entfernen oder vom Ert- 
boden verfchwinten zu laſſen? Die ungeheure Zahl von 900 Geftorbenen 
legt wenigjtens biefen Gebanfen nahe. Daß ihm bie Herrfchaft über 
Aegypten bejtritten war von einem Thronbewerber, welcher außerhalb 
der engeren Familie Ramſes' III ſtand, beweift ver Name feines Nach— 
folger®: 
Rameſſu V Amuubihopefhef I Miamun IV, 

beifen Grabkammer, im Thale von Biban-el-moluf, Ramfes VI, alfe 
ein ächter Sohn Ramfes’ IIL, für fich in Beſchlag nahm, nachdem er vie 
Namen bes verhaßten Nebenbuhlers durch bie feinigen hatte erjegen laſſen. 
Wie dieſer Ramſes V von fich jelber dachte, das beweift ver Inhalt feiner 
Felſentafel in Silſilis: 

„Ein Berg von Gold erleuchtet er die ganze Welt, gleichwie ter Oott 
„des Lichtkreifes. Die Menſchen waren entzüdt bei feiner Krönung und 
„die Götter hocherfreut wegen feiner Beweife von Yiebe, denn er ließ ihnen 
„das Gebührente, wodurch fie (eben, zu Theil werten, wie ein guter 
„Sohn es feinem Vater thut. — Seine Verortnungen waren zufrieden: 
„ſtellend, feine Pläne verboppelten fein Königthum und tie Einkünfte. 
„Der Nilgott öffnete feinen Mund bei feinem des Könige) Namen. Tülle 
„war ba in feinem ganzen ®ebiete fonter Zahl. Er ſchmückte die Häufer 
„der Götter mit Denkmälern, fie für die Ewigkeit wohl bereiten. Gleich 
„wie die Sonne am Himmel, ift feine Lebensdauer gleichent ter Dauer 











„jener. Sein Wefen ift dem des Monthu gleih. Er hat verdoppelt vie 
„Einkünfte ver Götter für ihre Opfergaben, tie wohlbeftellt mit allen 
„Nothwentigen find, um fie zu befriedigen auf Grund guter Gefege. — 
„Er war e8, der tas ganze Volk zu dem machte, was es ijt. Klein und 
„Groß jubiliven , invent fie feinem Namen zugethan find. Er ift ihnen 
„wie ver junge Mond, oder auch fo: man geht zu Bett, und er wird 
„empfangen als Wohlthäter, man wacht auf, under ift geboren als ein Vater.“ 

Derartige dichteriſch gehaltene Selbftichäungen, ohne jeden gefchicht- 
lichen Hintergrunt , haben etwas Erfchredenves, da die hohlen Redens⸗ 
arten nicht einmal ven Werth fprachlicher Schönheiten oder einen Reich. 
thum nener Gedanken enthalten. Mit ten Rameſſiden des neunzehnten 
Hauſes ſcheint in trüben, ſchweren Zeitläufen ver ächte dichteriſche 
Hauch entſchwunden, und der trockene Amtston und die Gerichtsfor⸗ 
mel an ſeine Stelle getreten zu ſein. Einzelne Erzeugniſſe von Werth 
auf dem Gebiete des höheren Sprachſchwunges erweiſen ſich bei näherer 
Prüfung als — Abſchriften muſtergültiger Leiſtungen früherer Zeiten. 
Die Thutmes, Amenhotep und Rameſſu II fanden mit leichter Mühe 
Nachäffer unter ven Pharaonen, aber neue Urbilver find und bleiben 
fortan verſchwunden aus der ägyptiſchen Gefchichte. 

Bon den nächftfolgenten Söhnen Ramſes III jcheinen zwei neben- 
einander geherricht zu haben, nämlich ver fiebente Sohn Rameſſu Mieri- 
tum, deſſen Königsſchild Miamun Meritum ich vor vielen Jahren, 
bei einem Beſuche ver Trümmerftätte von Heliopolis, zufällig auf einem 
an der Strafe liegenten Steine entdeckte. Er führte mich auf tie Ver: 
muthung, daß Meritum in Unterägypten als Kleinkönig im Namen feines 
Bruders regiert habe. Die Namen des legteren nennen ung bie thebani- 
ſchen Denkmäler in aller Ausführlichkeit. Er heißt 
Ra:neb-ma Miamun Rameffu VI Amen-hi-chopeſchef II 


Nuter Hag:On. 
Brugſch, Geſchichte Acanptend. 40 


626 


— — — | 


Die Inſchriften, welche ſeiner gedenken, heben mit einem gewiſſen 
Nachdruck ſeine Denkmäler zu Ehren der Götter hervor. Was von dieſen 
den Sturm der Zeit überlebt bat, iſt indeß auf eine ſehr geringe Zahl 
zurüd geführt. Das beveutenpfte und feiner Darftellungen und Infchriften 
balber belehrenpfte Bauwerk bleibt feine große und prachtvolle Grabanlage 
in ten Königsthale von Biban-el⸗moluk. Die Stundentafeln mit den An: 
gaben ter Aufgänge der Sterne, welche in den 36 oder 37 Wochen des 
ägpptifchen Jahres vie Häufer bes Sonnenlaufes bildeten, werben für alle 
Zeiten den werthuollften Beitrag zu den aſtronomiſchen Kenutniffen im 
zwölften Jahrhundert vor unferer Zeitrechnung bilden. Nach ven Unter: 
fuchungen tes franzöſiſchen Gelehrten Biot, deſſen Arbeiten auf vem Ge: 
biete der berechnenden Aſtronomie zur Feftftellung feiter Punkte ver ägyp 
tiſchen Gefchichte älterer Zeit faft bie einzigen fint, welche mit fachgelehtter 
Gründlichkeit die Fragen behandelt haben, würte vie Abfaffung jener 
Sterntafeln unter Rameſſu's VI Regierung in das Jahr 1240 vor Chr. 
Geb. gefallen fein. Unſer gelehrter Landsmann, Prof. Lepfius, hat indeß 
von feinem Stantpuntte aus ben Beweis zu führen gefucht, daß hierin 
ein Irrthum vorliege und auf Grund ber beregten Stunventafel im Grabe 
diefes Königs das Fahr 1194 ale das einzig zutreffende bezeichuet. Die 
legtere Beſtimmung entfernt fich nicht allzufehr von unferem Anfage 1166 
auf ter Zeitleiter der aufeinander folgenden Gefchlechter. 

Nicht mit Stillfchweigen wollen wir eine Erinnerung biejer Zeit über: 
gehen, welche in einer Grabkammer des nubifchen Landes ven Namen tes 
Königs treu bewahrt hat. Wir meinen damit die folgenve Urkunde, welche 
wir zum erftenmale in einer wörtlichen Ueberjegung ver Wiſſenſchaft zu: 
gänglich machen. 

„Grundſtück (welches beſtimmt ift zum Unterhalt für ven heiligen 
„Dienft) der Bildſäule des Könige Rameſſu VI, welche geweiht ijt ter 
„Stadt Ama (bejtehend aus folgenden Gebieten) : 


IL. 


III. 


IV. 


627 





. „Das Gebiet im Norden von Pi⸗ra (d. i. Tempel der Sonne) und 


„von ter Stadt in Mitten vom Tempel des Ra, des Herrn diefer 
„Erte, und im Often und Süden von den Gefilden des Grundſtückes 
„ver Bildſäule) der Königin Nofer-tera, welche geweiht ift ver 
„Stadt Ama. [Die Lage dieſes Gebietes ift folgente: : 

Oeſtlich vom großen Berge, 

„nördlich von ven Papyrus⸗Feldſtücken Pharao's, 

„weitlich ift ver Fluß. Größe 3>< 100 Ellen. 

„Das Gebiet am Anfange ſleſcha⸗t, Kopf] des Landes Marin, 
„gegen das Feldſtück des Adon von Uaua Bin, 

„ſüdlich von dem Grundſtück des Königsbildes, welches unter der 

„Verwaltung des Oberprieſters Amen⸗em⸗api ſteht, 

„öſtlich vom großen Berge, 

„nördlich von dem Papyrus⸗Felde Pharao's, welches beſtimmt iſt 
„als Feld für den Adon von Uaua, 

„weſtlich vom Fluſſe. Größe 2>< 100 Ellen. 

„Das Gebiet des Tempelvorſtehers der Göttin, öſtlich von dem be— 
„ſchriebenen Feldſtücke, 

„oſtlich vom großen Berge, 

„ſüdlich von dem Felde des Grundſtückes des Königsbildes, welches 
„unter ver Verwaltung des Adon Meri vom Lande Uaua 
„steht, öftlich von dem großen Berge, 

„nörbfich von dem Feldſtücke bes Heervenhaltere (?) Bih, 

„weitlich vom Fluffe. Größe: 4>< 100 Ellen. 

„Das Gebiet am Anfange des Lantes Thuhen an der äußerften 
„Weitgrenze tes Bedens von Thuhen in ber Richtung nach dem 
„Papyrus: Feld Pharao's une nach dem befchriebenen Feldſtücke zu, 


„oftlich vom großen Berge, 
40* 


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„Südlich von dem Paphrus-Felde Pharao's, welches öftlich vom 
„großen Berge liegt, 

„nördlich von dem Feldſtücke des Landes ver Airos, 

„weftlich von Fluffe. Größe 6>< 100 Ellen. 

„Selammtfläche ver Feldſtücke, welche ihm (tem Bilte) zugehören: 

„15>< 100 Elfen. 

V. „In Bezug auf das hochgelegene Feldſtück [von] Nif⸗ti, fo bat be: 
„ſchrieben und aufgeftellt feinen Grunpbefig ver Adon Ben: ni, ver 
„Sohn des Heru-rnofer, des Landes Uaua als Feldſtück, das er 
„auserlejen hat, um ihm die [Nahrung?] zu tragen für jeden einzel: 
„nen Stier, der jährlich ihm zu Ehren geichlachtet wirt. 

„Der Umfang ber Oberfläche der Feldſtücke von Thonerde, welche 
„in dem Befi des (jeweiligen) Adon von Nana find, ift nicht 
„eingetragen in die Rolle. 
„Sein Weiten ift an dem Kiesgrunde bes Adon Ben: ni, 
„ver Süren ift an ven Kiesfeldern des Adon Pen- ni, 
„im Norden fine die Felder mit Thonerde, welche Eigenthum Pha: 
„rao's find, 
„der Often ift an dem Kiesgrunde des Aron Ben-ni. 
„Größe des Ganzen 4>< 200 und 2>< 200 Ellen. 
„Ein Jeder, welcher diefe Beſtimmungen darüber nicht befolgen wirt, 
„ten wird Amon-va Verfolger fein von einer Verfolgung zur 
„(andern) Verfolgung, Mut wird verfolgen fein Weib, Chonin 
„wird verfolgen feine Kinder, er wird hungern, er wird bürften, er 
„wird elend fein, er wird dahinſchwinden.“ 

Die vorſtehende Infchrift befindet fich in einem von den Reiſenden 
wenig bejuchten Yelfengrabe von Anibe, auf ven weftlichen Ufer des Niles, 
gegenüber dem ‘Dorfe Ihrim, etwa 50 Kilometer nördlich von Ibſambul 
entfernt. Inhaber tes Grabes war ein Beamter Könige Rameffu VI 








— 629 
Namens Penni, der in ſeinem Amte als Adon oder Statthalter vom 
Lande Uaua ſtarb und in dieſer einſamen Gegend begraben ward. Seine 
hinterlaſſenen Befehle, bezüglich einer Anzahl von Grundſtücken, deren 
Ertrag zum Unterhalt des Dienſtes einer Bildſäule des Königs beſtimmt 
war, bedürfen kaum einer Erklärung. Was der Inſchrift einen beſonde⸗ 
ren Werth verleiht, ſind die landſchaftlichen Bezeichnungen in dieſen Ge⸗ 
genden und die damit in Verbindung ſtehenden Aemter. Er ſelber, wie 
wir ſoeben bemerkt haben, war Adon von Uauan(ſ. oben Seite 117). Ein 
anterer Adon wirb unter dem Namen Deeri aufgeführt. Die Sonnenftatt 
Pira ift die alte Benennung des heutigen Drtes Derr oder Dirr. Die 
erwähnte Stadt "Ama, in welcher ein nubifcher Horus fich einer befon» 
beren Verehrung erfreute, wird in ten Infchriften fehr häufig ge- 
nannt und fcheint die ältere Benennung von Ibrim gemwefen zu fein. 
In Bira: Derr war aller Vermuthung nach ber Sig ber Verwaltung ter 
ganzen Landſchaft Uaua. Es gehörten dazu die Gegenten Ahi und das 
Goldland Akita (f. oben Seite 530), deren Einkünfte Benni einzu» 
ziehen und dem Pharao zu überliefern hatte. Für ſeinen beſonderen Eifer 
in der Erfüllung ſeines Dienſtes für den Hof ward er von dem damaligen 
„Königsſohne von Kuſch“, treffen Name leiter mit Stillſchweigen über— 
gangen ift, auf das Wärmſte empfohlen. Bei einem Beſuche des Königs 
erfchien ter leßtere in Begleitung des obenerwähnten Meri, ver zugleich 
ale „Zempelvorfteher” bezeichnet ift, um feinen Beamten ber Gnade 
Pharaos zu empfehlen. Die aufgejtellte Bildſäule des königlichen Herrn 
ipielte tabei eine bervorragente Rolle. Se. Mojeftät fchienen ob tes 
treuen Dieners äußerft erbaut gewefen zu fein, denn zwei filberne Gefäße 
mit Eöftlicher Salbe wurden Benni als Ehrenlohn gereicht. Benni war 
ficherlich ein Künftler. Darauf hin weift die Bildſäule Pharao's, fein eige- 
nes Felfengrab mit ven reihen Steinfchnigereien, wor allem feine in ten 
Infchriften bezeugte Würde eines „Steinbruch » Dleifters“ neben ber eines 


630 


„Vorftehers des Tempels des Horus, des Herrn ber Stadt' Ama.“ Diele 
und ähnliche Angaben gewähren vie Bilder und Schriften feines ewigen 
Haufes, in welchem neben ihm eine zahlreiche Berwandtichaft ruhte. 
Die einzelnen Mitglieder derfelben fcheinen ſämmtlich befontere Stellungen 
in der Horus-Stabt "Ama während ihrer Lebenszeit eingenommen zu 
haben. Ich finde darunter einen Oberpriefter ber Ifis (H’at-ae), deſſen 
Sohn der oben in der Anfchrift genannte Amenemapi war, ferner zwei 
Schatmeifter tes Königs in Ama, einen Stadthauptmann von "Ama, 
Priefter und Schreiber, währent die Frauen meiſt als Eängerinnen des 
Amon oder des Horus, des Herrn ber Statt "Ama, aufgeführt werten. 

Wo alle gefchichtlichen Anhaltspunkte für Die Schilterung tes Lebens 
und der Thaten eines Königs fehlen, Tommen zulegt bie in dem Grabe 
eines Zeitgenoffen Hinterlaffenen Familien » Nachrichten zur Bereutung, 
ſollten fie auch nichtS weiter lehren, als daß in Rameſſu's VI Zeiten für- 
lich vom Wentekreife die ägyptiſche Herrfchaft noch aufrecht erhalten war, 
und taß unter dem „Königsjohne von Kufch“ mehrere Aton jtanten, je 
nach den Lantfchaften von Kufch, denen ihrerjeits die H'a oder Statt: 
bauptmänner untergeorbnet waren. 

Wir übergehen mit Stillſchweigen bie beiden wenig bedeutenden Nach— 
folger, vielleicht neben einanter herrſchende Bharaone, Brüder des Vori- 
gen, von denen uns bie Denkmäler faft nur bie Namen überliefert haben, 
Rameſſu VII und Rameſſu VIII, und gelangen fomit zu ven letzten Ra- 
meſſiden des zwanzigſten Haufes. Rameſſu IX, mit ven vollen Namen 

Nofer-ka⸗ra Sotepsen-ra Rameſſu IX Miamun VI 
Chamus 
1133 vor Chr. Geb. 
dürfte zunächft unfere Aufmerkfamtleit in Anspruch nehmen. Es ſind nicht 
feine Thaten, von benen uns die Denkmäler fo gut wie Nichts überliefert 
haben, nicht feine Bauten, welche fi auf eine äußerft geringe Zahl be- 


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ſchränken, (feine Bilter und Infchriften find auf ältere bereits beſtehende 
Denkmäler feiner Borfahren aufgefegt), fondern feine Beziehungen zu ten 
Dberprieftern des Amon von Theben tiefer Zeit, die uns herausforbern 
jeinem Angebenten eine befontere Befprechung zu wibmen. 

Der Borjcher, welcher die Denkmäler der thebanifchen Reichsſtadt 
mit offenem Haven Auge prüft und zwiſchen ven Zeilen zu leſen verfteht, 
kann fich der anffallenden Thatſache nicht entziehen, daß von Ramſes III 
an bie heiligen Väter, welche tie höchſte Wirte eines Oberpriefters in ver 
Zempelftabt des Amon befleiteten, immer mehr in ben Vorbergrund ber 
Geſchichte treten. Der Einfluß verfelben anf vie Könige gewinnt ein von 
Stufe zu Stufe zunehmentes Mebergewicht. Waren e8 früher tie Priejter, 
welche ven Königen für tie Tempelbauten in Theben im Namen ver Götter 
ihren Dank ausfprachen, fo fine es nunmehr bie Könige, welche anfangen 
dem Oberpriefter des Amon ihre Anerkennung zu bezeugen für bie dem 
Gotteshauſe des Amon bewiejene Aufmerkſamkeit durch Anlage neuer Bau- 
werte und turch Ausbefjerung und Erhaltung ver älteren. 

In viefer Beziehung fine von höchſtem Werthe die Darftellungen 
und Infchriften an ver öftlichen Mauer und ven daran ftoßenten Bauten, 
welche ven britten mit dem vierten Thurinflügelbaun im Süden des Amon: 
tempels von Ape verbinten. Man erblidt tort ven „Erbfürften und Ober- 
„priefter des Amon-ra, Königs ver Götter, Amenhotep an ver Stelle 
jeines Vaters, tes Oberpriefters bes Amon-ra in Api Rameffu-nacht“, 
mit antern Worten, ven Oberpriefter Amenbotep, welcher jo eben ten 
ten Platz feines Vorgängers und Vaters eingenommen bat. Ihm gegen» 
über fteht König Rameſſu IX, veifen Bedeutung au diefer Stelle tie Bei- 
ſchrift volfftändig Har macht. 

„Der König böchftfelbft er fpricht zu ben Fürſten und Benoffen an 
„an feiner Seite: Gebt reichen Lohn und viel Vergeltung an gutem Golde 
„und Silber und an hundert taufenten von guten Sachen dem Oberpriefter 


632 __ 


„des Amonsra, des Königs ver Götter, Amenbotep, wegen tiefer vielen 
„berrlichen Bauten, [welche er hat ausführen lafjen] an dem Tempel ves 
„Anon-ra auf den großen Namen bes göttlichen Wohlthäters, des Königs 
„Ramefju IX.“ 

Die Darreihung bes Lohnes gefchah in höchſt würtiger und amt: 
licher Weife. Die nebenftehende Urkunde, welche hiermit zum erften Male 
in einer wörtlichen Webertragung vorgelegt wird, giebt nicht nur Ausweis 
barüber, fondern gewährt uns zugleich eine tveffliche Probe ver damals 
berrfchenden Hofiprache. 

„Im Sahre 10, Monat Athyr, Tag 19, im Tempel des Amon:ra, 
„des Königs ver Götter. Es warb vorgeführt ver Oberpriefter des Amon- 
„ra, des Königs ver Götter, Amenhotep nach tem großen Vorhof res 
„Amon Tempels. Seine (des Königs) Worte betrafen feine Belohnung 
„um ihn zu würbigen burch gute und auserlefene Reden. 

„Dies find die Fürſten, welche berbeigefommen waren, um ihn zu 
„belohnen. Nämlich: 

„ver Schagmeifter es Pharao und Fönigliche Rath Amenhotep, 

„der Tönigliche Rath Nes-Amon, 

„der Schreiber Pharao's und fönigliche Rath Noferlarasem: 

„piamon, der Dolmeticher Pharao's ift. 

„Die Reben, welche an ihn gerichtet wurden, betrafen bie Belchnun: 
„gen für feine Verdienſte an dieſem heutigen Tage um ben großen Vorhof 
„des Amon:ra, des Königs der Götter. Sie waren tes Inhaltes: 

„Als Zeuge wird angerufen Monthu, 

„ALS Zeuge wird angerufen ver Name des Amon-«ra, des Königs ber 

„Bötter, der des Gottes Hormachu, des Ptah von Memphis, 
„Les Thot, des Herrn ver heiligen Sprache, ber Götter Des Him- 
„mels, der Götter der Erde, 


633 


„Als Zeuge wird angerufen der Name Rameſſu's IX, des großen 
„Königs von Aeghpten, des Sohnes und Freundes aller Götter, 
„für vie Erhebung aller Leiftungen. Die Schatungen und bie Nugnießun- 
„gen ter Arbeiten der Bewohner für ben Tempel des Amon⸗ra, bes Kö⸗ 
„nigs der Götter, feien unter deine Verwaltung geftellt. ‘Dir feien über: 
„geben vie vollen Einkünfte je nach ihrer Zahl. Du follft einziehen tie 
„Steuerabgaben. Du fjellft übernehmen vie innere Verwaltung (eigent: 
„lich: Seite) ver Schaghäufer, der Vorrathshäuſer und ver Kornkammern 
„tes Tempels des Amon-ra, des Königs ber Götter, fo daß vie Einkünfte 
„ver Köpfe und Hänte ter Erhaltung des Amon-ra, tes Königs ver 
„Bötter, zu Gute fommen. Alſo belohnt, Bharao, Dein Herr, pie The» 
„ten eines guten und ausgezeichneten Dieners Pharao's, feines Herrn. 
„Er foll erſtarken um zu thun das Beſte für Amon-ra, ven König ter 
„Bötter, ven großen herrlichen Gott, une um zu thun das Beſte für ven 
„Bharao, feinen Heren, welcher gefchaut und bewuntert hat, was Du ge- 
„than Haft. Das zur Erklärung für ven Auftrag an dieſen (gegenwärtigen) 
„Schatmeifter und vie beiten Räthe Pharao's betreffend das Gold, 
„Silber [und alle fonftigen Gaben, welche Dir als Lohn überreicht 
„werten. ]“ 

In ver That zeigt die zugehörige Darftellung, daß tie Worte bes 
Königs genau erfüllt worden, denn die genannten beiten Käthe Pharao's 
(ab-en-pira’'o, ſiehe S. 592) ſchmücken ven verpienftoollen Ober: 
priefter tes Amon mit Hafsketten und fonjtigem Geſchmeide. 

Was er für ven Tempel feines Gottes gethan, erzählt er uns an ter 
bezeichneten Stelle mit eigenen Worten: 

„Alfo hat ver Lehrer res Königs, ver Oberpriefter des Amon-ra, bes 
„Königs ter Götter, Amenbotep gethan. Nämlich: 

„Ich hatte gefunden diefes heilige Haus ber Oberpriefter des Amon 
„von früher her, welches fich befintet in dem Zempel tes Amon-ra, des 


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„Königs der Götter, wie ed entgegeneilt dem Verfall. Was taran 
„gethan war, das war gefcheben feit der Zeit des Königs Ufurtafen I ivergl. 
„oben S. 127). Ich Habe ven Bau in Angriff genommen und ihn ganz 
„neu beritellen laſſen in guter Arbeit und in einem wohlgefälligen Werte. 
„Sch habe verftärken (affen feine Mauer von hinten herum nach vorne hin. 
„Ich habe ihn ausgebaut. Sch habe feine Säulen machen lafjen, vie ver: 
„bunten waren mit großen Steinen in gefchidter Arbeit. Ich habe ein- 
„Iegen laffen an ven Thoren große Thürflügel aus Akazienholz zum Ber: 
„ſchluß. Ich habe ausgebaut an feinem großen Steinwalle, welcher gefchaut 
„wird nad) dem... . Sch babe gebaut mein hohes nenes Haus für 
„ven Oberpriefter des Amon, welcher im Amonstempel weilt. Sch habe 
„einfügen laffen das ganze Thor von [Alazienhob). Die Schlöffer taran 
„iind von Erz, bie eingegrabenen Bilber von feinjtem Golte und Silber 
„Sch habe bauen Laffen eine große fteinerne Vorhalle, welche fich üffnet 
„nach tem fürlichen Tempelſee zu [um zu bienen für] tie Reinigung in 
„nem Amonstempel. Sch babe einfallen laflen das Ganze mit ......... 
„des Seb. Ich babe aufftellen laſſen feine großen fteinernen Schnitzwerke 
„an der Verbindungshalle. — Die Flügel ber Thüren fine von Afazien- 
„bolz. Ich habe ‚errichten laffen ein ?] aus großen Werkftüden von Stein. 
„Die Umriffe ver Schnigereien wurden mit Nöthel gezogen... -... 
„Das Ganze ward beichrieben mit dem vollen Namen Pharao's. — Auch 
„wurde gebaut eine neue Schatzkammer auf ben Erpboten innerhalb tes 


„großen Saales, welcher ten Namen führt: ............ Die 
„Säulen find von Stein, bie Thüren von Akazienholz, bemalt mit .... 
were (Auch habe ich [erbauen laffen ein Gemach für] ven König. 


„Es liegt hinter ter Vorrathelammer für das Nothwentige des Amon: 
„tenpele. Es iſt hergerichtet] aus Stein, vie Thüren und Thürflügel 
„sind aus Akazienholz. ...... [Ich babe herrichten und aufftellen laſſen 
„Bildſäulen in] dem großen herrlichen Vorhofe für jeden Oberprieſter des 


‘ 





635 


„Amonsta, |tes Königs ber Götter. Ich Habe anlegen lafjen Gär— 
„ten nach] Aſcheru (vergl. ©. 407) hin. Sie waren |[bepflanzt] mit 
„Bäumen.“ 

Wir brechen bier tie Ueberfegung ab, ta gewaltige Lücken in ven 
folgenten Zeilen feinen Zufammenbang tes Sinnes geftatten. Gegen 
ten Schluß hin erklärt ver Bauherr folches alles gethan zu haben, „um 
„auszuzeichnen meinen Herrn Amon-ra, ven König der Götter, deſſen 
„Sröße und Lehre und |Macht?] ich anerfenne.” Daran knüpft fich vie 
gewöhnliche Bitte um Leben, Heil, Geſundheit und lange Frift des Da- 
feins für ten König und — fich felber. 

Mag Amenhotep, ver Oberpriefter ves Amon, auch „großer Baus» 
meifter in ter Amonsſtadt“ hier und ba genannt, es noch fo ſehr betonen, 
wann er von „feinem Herrn tem Pharao“ fpricht, vie Macht tes legteren 
war gebrochen. Die Oberpriefter begannen mit Amenhotep jene zweiben- 
tige Rolle zu fpielen, welche fie zulegt auf ven Königsthron erhob. Es ift 
gut, von vornherein ein befonderes Augenmerk auf die Namen berfelben 
zu richten, da fie nicht nur für die zeitliche Beftimmung in der Folge der 
Gefchlechter , ſondern auch in rein gefchichtlicher Beziehung ven Werth 
wirklicher Königsnamen erhalten. 

In die Zeiten deſſelben Königs, welcher feinem Dberpriefter gegen: 
über eine fo eigenthümliche Stellung einnahn , fallen die Einbrüche und 
Diebitähle in ten Gräbern früherer Könige, von welchen uns eine ganze 
Reihe gerichtlicher Urkunden auf Bapyrus ausführliche Nachricht geben. 
Es hatte fich in Theben eine förmliche Diebesgenofjenfchaft zur heimlichen 
Eröffnung und Beraubung ver Königegräber gebildet, woran fich felbjt 
priefterlfiche Perſonen betheiligt hatten. Es beburfte genauer und weit 
läuftiger Unterjuchungen, um ven Verbrechern auf die Spur zu kommen. 
Zu den Berfonen, welche im Namen tes Königs mit ver Führung ver 
amtlichen Unterfuchung betraut waren, gehören nach ven erhaltenen Ur⸗ 


636 


unten zum Theil biefelben Würtenträger Pharao's, teren Bekanntſchaft 
wir bereits oben gemacht haben. Es find dies: 

ber Oberpriefter des Amon Amenhotep, 

ber Stattmeifter von Theben Chamus, 

der Stattmeifter von Theben Ranebma:Nacht, 

ber Fönigliche Rath und Schreiber Pharao's Nef-fu-amon, 

ber königliche Rath und Dollmeticher Pharao's Noferkara-em— 

piamon, 

Pharao's Rath und Schreiber Pi-notem, 

ter Anführer ver Mazaiu (Häfcher, Menthu-chopeſchef 
und einige andere Perſonen, teren Namen wir mit Stillfehweigen über: 
gehen. Die Gräber, welche erbrochen und theilweife ansgeplüntert waren, 
bargen Könige und Königinnen des elften, breizehnten,, fiebenzehnten und 
achtzehnten Königshauſes, deren Verzeichniß wir bereit oben (Seite 230 
unferen Lejern vorgeführt haben. 

Als Nachfolger diefes Pharao Rameſſu IX vürften nad) ver Anort- 
nung von Lepfius eingereiht werten 

Cheper-inasra Sotep:en:ra Rameffu X Amen:hi: 

chopeſchef, 

Seha-en-ra Miamun Rameſſu XI, 

Uſer-ma-ra Sotep-en-ra Miamun Rameſſu XII. 

Ihre Namen finden ſich nur hier und da auf den Denkmälern vor, 
am häufigſten in dem Heinen Orakeltempel des Chonſu von Theben, wel—⸗ 
chen ihr Vorfahre Rameſſu III angelegt hatte und der ſeitdem als eine 
Art Familientempel ſich einer beſonderen Aufmerkſamkeit der Könige des 
zwanzigſten Hanſes erfreute. Der hier verehrte Gott Chonſu, ver junge 
Sohn Amon's und der Göttin Deut von Afcheru, ward tarin in feiner 
befonveren Anffafjung als Chonfu:em-us Nofershotep, d. h. Chonfu ven 
„Theben, ter Gute und Freundliche” verehrt und feinen Orakeln eine be 


637 


jontere Bereutung in allen wichtigen Angelegenheiten beigelegt. Die Kö— 
nige und Priefter befragen ihn und ver Gott giebt feine Beiftimmung je 
nachtem es ihm beliebt. 

Diefe Vorbemerkung fcheint uns nothwentig zum Verſtändniß ter 
folgenden Steininjchrift aus ven Zeiten Könige Rameſſu XIL, welche 
einft in dem Tempel bes Chonfu aufgeftellt war. Wir übergehen die für 
unferen Zweck unwichtigen Namen und Ehrenbezeichnungen des Königs 
und beginnen mit ber eigentlich gefchichtlichen Einleitung, welche von der 
vierten Zeile an Folgendes berichtet: 

4) „Als Pharao im Stromlande Naharain fich befand, wie er es 
„zu thun pflegte alljährlich, kamen vie Könige aller Völker herbei in De- 
„muth und in Sreundjchaft zu ver Berfon Pharao's. Won ven äußerten 
„Enten (ihrer Länder) an brachten fie ihre Abgaben an Gold, Silber, 
„blauen und (5) grünen Steinen, und allerlei (wohlriechenve, Holzarten 
„des heiligen Landes befanden fich auf ihrer Schulter und ein Jeglicher 
„trachtete es jeinem Nachbar zuvor zu thun. 

„Da ließ ver König von Bachatana herbeibringen jeine Abgaben und 
„Ttellte jeine ältefte Tochter an ihre Spike, um zu ehren Bharao und zu 
„bitten um feine Freundſchaft. Und das Weib (6) war fehr viel jchöner 
„zum Woblgefallen Pharao's denn alle Dinge. Da warb ihr ber Königs⸗— 
„name eingeichrieben al& des Königs Weib: Noferu-Ra. Als Pharao 
„nach Aegypten gelommen, ba wurbe ihr alles einer Königin Gebräuch- 
„liche gethan. 

„Es geichah in Sabre 15, im Monat Payni, am 22. Tage. ‘Da- 
„mals befand fich Pharao in Theben, der Starken, ter Königin ver Städte, 
„um zu tanken (7) feinem Vater Amon⸗ra, vem Herrn Thebens, an feinem 
„ſchönen Feſte von Api des Südens, dem Site feiner Sehnfucht von An 
„beginn der. Man kam uun Pharao zu melden: Ein Vote des Könige 
„von Bachatana ift angelommen mit veicher Gabe für tie Königin. Da 


638 


„warb er herbeigeholt (8 vor Pharao fammt feinen Gaben. Er fprad 
„zur Ehre Pharao's: Sei gegrüßt, du Sonne der Völker, laß uns leben 
„bei Dir! Dann redete er, indem er nieberfiel vor Pharao, und wierer: 
„holte die Rebe dem Pharao: Ich bin gekommen zu Div, dem Großherrn, 
„wegen ver Bint⸗reſch, ver jüngften Schweſter ter Königin Nofru-Ra. 
„(9) Ein Leiden ift gefahren in ihren Leib. Möge ſenden Deine Vtajeftät 
„einen Sachtenner um fie zu fehauen. Da ſprach Pharao: Man führe 
„zu mir die Gelehrten aus ter Stätte der heiligen Wiffenichaft unt tie 
„Kenner der innerften Geheimniffe. (10) Dean brachte fie zu ihm auf 
„der Stelle. Spricht Pharao nach einer Weile: Ihr feid bergerufen wer: 
„ven um zu vernehmen biefe Worte. Nun denn, führt zu mir einen 
„Mann kundigen Sinnes und fehriftgewantter Finger aus eurer Schaar. 
„Nachdem gekommen war ber königliche Schreiber (11) Thut-em-Bib ver 
„Bharao , gebot ihm Pharao, daß er aufbrechen ſolle nach Bachatana mit 
„den anmwefenden Boten. Nachdem ter Sachkundige die Stadt des Landes 
„Bachatana erreicht hatte, in welcher Bint⸗reſch weilte nach Art ver Be- 
„ſeſſenen von einem Geiſte, da fand er (12) ſich ohnmächtig um zu kämpfen 
„mit ihm (dem Geifte).. 

„And von Neuem fandte ber König zum Pharao aljo redend: Groß— 
„berr und Gebieter! Möge befehlen Deine Majeſtät, daß gefentet werte 
„wer Bott [Ehonfu, der Handelnde, von Theben zu ver jüngften Schwefter 
„der Königin. (13) Und ber Bote blieb bei) Pharao bis zum Sabre 26. Am 
„Monat Pachons (veffelben) , zur Zeit des Amonsfeſtes, weilte Pharac 
„an Theben, und e8 ftand Pharao wiederum vor dem Gotte Chonfu von 
„Theben, tem Gütigen und Freundlichen, indem er alfo ſprach: O Tu 
„guter Herr! Ich befinte mich wiererum vor Dir wegen ver Tochter tes 
„Könige von Bachatana (14). Da z0g von bannen der Gott Chonfu 
„von Theben, der Gütige und Freundliche, zum Chonfu, dem Hantelnven, 
„dem großen Gotte, ven Vertreiber ver Schäten. Da fprach Pharao in 





639 


— — — — 


„Gegenwart des Chonſu von Theben, dem Gütigen und Freundlichen: 
„Du guter Herr, ſollteſt Du nicht auftragen dem Chonſu, (15) dem Han- 
„delnten, dem großen Gotte, dem Vertreiber ver Schäden, daß er fich nach 
„Bachatana begäbe? Darauf jehr beifüllige Zuftimmung. Da fprach 
„Pharao: Gieb ihm Deinen Zalisman mit. Ich werde Seine Heiligfeit 
„ziehen lafjen nach Bachatana, um zu erlöfen bie Tochter des Königs von 
„Bachatana. (16) Darauf fehr beifällige Zuftimmung des Chonfu von 
„heben, tes Gütigen und Freundlichen. Da gab er ven Talisman dem 
„Chonſu, ven Hantelnven, von Theben, zu vier Malen. Und es gebet 
„Pharao, einjteigen zu lafjen ven Chonſu, ven Handelnden von Theben, 
„in das große Schiff. Fünf Barlen und viele (17) Wagen und Pierre 
„befanden fich zur echten und zur Linken. 

„Es erreichte jener Gott die Stadt des Landes Bachatana in einen 
„Zeitraume von einem Jahre und fünf Monaten. Da gingen ver König 
„ven Bachatana und fein Bolt und feine Fürften entgegen tem Chonfu, 
„de Hantelnden. Und er warf fich (18) auf feinen Bauch intem er alfo 
„ſprach: Komme zu uns, fei uns freundlich nach ven Geboten des Königs 
„von Ober- und Unterägypten Miamun Rameffu. Da ging jener 
„Sott nach ter Stätte, woſelbſt Bint-rejch weilte. Da ließ er wirken 
„ven Talisman auf vie Tochter des Königs von Bachatana. Sie ge- 
„ſundete (19) auf ver Stelle. Da ſprach jener Geift, welcher mit ihr 
„war, vor Chonju, vem Handelnden, von heben: Sei willtommen als 
„Freund, du großer Gott, DVertreiber der Schäden. ‘Dein ift die Stabt 
„Bachatana, Deine Knechte find ihre Bewohner, ich bin Dein Kuecht. 
„(20) Sch werbe zurüdtehren, von wannen ich gefommten bin, um zufrieden 
„zu ftellen Dein Herz wegen ver Abficht, welche Dich hergeführt hat. Es 
„möge gebieten Deine Heiligkeit, daß gefeiert werbe ein Feſttag in meiner 
„Geſellſchaft und in der Gefellichaft des Könige von Bachatana. Da 
„jtimmte beifällig zu viefer Gott feinen Propheten, inden ev fprach (21) : 


640 


„Möge zurüften der König von Bachatana ein großes Opfer für viefen 
„Geiſt. Wenn das gejchehen ift, jo wird Chonſu, ter Dantelnte, von 
„Theben fich einigen mit bem Geiſte. Und es ftand ta der König von 
„Bachatana ſammt feinem Volke und fürchtete fich gar fehr. Da (22| 
„vüftete er ein großes Opfer zu für Chonfu, ten Handelnden, von Theben 
„und für dieſen Geift. Es feierte der König von Bachatana einen Heft 
„tag für fie. Da zog ber herrliche Geift von dannen, wohin es ihm be- 
„liebte, wie e8 geboten hatte Chonfu, ver Handelnde, von Theben. (23) Und 
„es froblodte der König von Bachatana über alle Maßen fammt alten 
„Männern, welche in Bachatana wohnen. ‘Da erwog er in feinem Her: 
„zen, indem er alfo mit fich ſprach: Darf e8 geſchehen, daß tiefer Gott 
„ver Statt des Landes Bachatana verbleibe? Ich werde ihn nicht fort⸗ 
„gehen Lafjjen nach Aegypten. Da (24) weilte dieſer Gott drei Jahre und 
„neun Monate in Bachatana. Da rubte ver König von Bachatana auf 
„Seinen Bette und er fah wie diefer Gott hinaustrat aus feinem heiligen 
„Schreine, wie er als ein goldener Sperber feinen Flug himmelwärts nahın 
„gen Aegypten. (25) Als er erwachte, war er gelähmt. Da ſprach er 
„zu dem Propheten tes Chonfu, des Handelnden, von Theben : Diejer 
„Bott er verzog unter und, er ziehe nıım gen Aegypten. Es foll zurüd: 
„fahren fein Wagen gen Aegypten. (26) Alfo ließ ziehen ver König ven 
„Bachatana den Gott gen Aegypten und gab ihm ſehr viele Geſchenke an 
„allerlei guten Dingen und fie famen glüdlich nach Theben. Da ging 
„Shonfu, ber Hanbelnte, von Theben (27) in ven Tempel des Chonfu von 
„Sheben, des Gütigen und Freundlichen, und er legte nieder tie Gefchente, 
„ſo ihm gereicht hatte der König von Bachatana an allerlei guten Dingen 
„vor Chonſu von Theben, ven Gütigen und Freundlichen, nichts behielt 
„er davon für fein Haus. Es war aber Chonfu, der Handelnde, von 
„heben (28) glüdlich nach feinem Haufe zurücdgelehrt im Jahre 33, im 
„Donat Mechir, am 13. Zage des Könige Miamun Rameffu. 


641 


„Solches ift ihm gefchehen, ihm dem Lebenſpender heute und in 
„Swigfeit.“ 

Dem Leſer wird eine Fülle von Beobachtungen entgegentreten, 
bie fich unwillkürlich bei Leſung dieſer Infchriften aufprängen, deren erftes 
Berftändnig ven Bemühungen zweier Meifter der Wiffenfchaft, S. Birch 
und E. de Rougé, zu banken ift. Unfere eigene Uebertragung hat vielleicht 
das beicheivene Verdienſt, vie neueften Errungenfchaften ver altägpptifchen 
Sprachkenntniß zur Erklärung des Steines verwerthet zu haben. Wo das 
Land Bachatana zu fuchen fein dürfte, ift Schwer zu jagen. Eine Reife von 
17 Monaten, von Theben nach ver fremten Statt, fett eine große Entfer- 
nung voraus. Der (zweifelhafte?) Aufenthalt Königs Rameffu XII im 
Stromlante Naharain läßt an eine ſyriſche Stabt denken. Die Gleich- 
jtellung mit Bagiftan, nach dem Vorfchlage von E. de Rouge, nicht we- 
niger meine eigene mit Efbatana muß aufgegeben werben gegenüber ber 
Thatſache, daß in dieſen Zeiten des Verfalls ver Rameffiren-Herrichaft jo 
fern liegende Städte und Yänter ficherlich nicht dem Pharaonenreiche 
unterthan gewefen find. Vielleicht dürfte an tie Statt Bachi ober 
Bach erinnert werden, welche in ven Siegesliften Rameſſu's IIL und 
früherer Könige al® eroberter Platz bezeichnet wird. 

Mit feinem Nachfolger 

Men-ma-ra Sotep-en-ptahb Chamus Miamun 
Rameſſu XIII Nuter Haq-On 
1100 vor Chr. Geb. 
fcheinen wir zum Schluffe dieſes Königshaufes gekommen zu fein, obwohl 
es durch die Denkmäler erwiejen wirt, daß Rameljiten als beveutungsloje 
Kleinkönige bis in die Zeiten des afiyriichen Eroberers Schafhang I in 
Aegypten ben Anſpruch auf den Thron ihrer Väter zur Geltung zu bringen 
ſuchten. Freilich mit geringem Erfolge, da die Oberprieſter des Gottes 


Amon bereits die Krone des Landes anf ihr Haupt geſetzt hatten und 
Brusgſch, Geſchichte Aegyptens. 41 








642 


als Herren ven Theben fich zugleich als Herren des ganzen Landes ge- 
berbeten. 

Der Chonſutempel von Theben, gleichfam die Familienkapelle ver 
legten Rameſſiden, war bis zu dem offenen Vorhofe mit dem Kleinen 
Säulenumgange unter Rameffu XIII vollendet worden. ‘Der König 
rühmt fich, diefe legten Bauten „feinem Vater Chonfu als Denkmal er: 
richtet zu haben“ und „ber gute und freuntliche Chonſu von SCheben” ver: 
fpricht ihm tafür „das Königreich des Zum.” An andern Stellen tes 
erften Saales ergeht fich ver König in noch einbringlicherer Weife über 
feine eigene Beteutung al8 Bauherr. So ließ er einem Werkftein tie 
Worte einmeißeln: „Herrliches Hat er gethan, viele und wundervolle 
„Denkmäler, alle feine Pläne verwirklichten fich fofort, wie bie feines 
„Vaters, des memphitifchen Btah. Er bat verberrlicht Theben durch große 
„Denkmäler. Kein anderer König bat folches gethan.“ Der arme König! 
Währent er durch dieſe und ähnliche Inschriften in tem Tempel feines 
Haufes zur Ehre feines Namens ben toten Steinen Leben fchentte, um 
fein Gedächtniß ter Nachwelt zu überliefern, lauerte hinter feinem Rüden 
ber Verrätber, welcher ihm und feinem edlen Stamme ven Tobesftoß ver: 
jeßte, der Oberpriefter des Amon Hirhor, der Stifter des folgenden 
Königshaufes. 


XVI. 
Das einundzwanziafte Königshaus. 


„Der König von Ober- und Unterägypten, der OÖber- 
„priefter tes Amon, Si-ramon (Sohn des Amon) Hirhor“ 
und feine Nachfolger. 

1100— 966 vor Chr. Geb. 


So ließ fich der ehrgeizige Amonspriejter, das Haupt der thebaniſchen 
Geiſtlichkeit, in amtlicher Weife bezeichnen, als er den Thron Aegyptens, 
jagen wir richtiger zunächſt ven ber Thebais an fich riß. Rameſſu XIII, 
fein Herr, hatte vor feinem eigenen Sturze den erften ‘Diener des Gottes 
Amon in hervorragender Weife geehrt, indem er ihm die höchften une 
wichtigften Aemter der Regierung anvertraute. Hir hor nennt fich felbft, 
bei ven Darftellungen feiner Berjon neben dem Könige, „einen Erbfürften, 
Träger des Wedels zur Rechten des Königs, Königsfohn von Kufch, 
Oberbaumeifter des Königs, Oberfelcherr des Kriegsnolfes in Ober: unt 
Unterägnpten, Verwalter ver Getreidehäuſer“ (mie einft Iofeph am Hoſe 
Pharao's). So hohe Würden, welche im Laufe ber Zeiten nach over neben 
einanter ein und diefelbe Perſon befleivete, mußten ihr einmal gefaßtes 
Borhaben, den König zu ftürzen, wefentlich erleichtern. Seine Stellung 
und Unverleglichleit al8 Oberpriefter des Amon verjchaffte dem ftolzen 
Hirhor anbererfeits einen nicht geringen Anhang unter ver mächtigften 
aller Prieftergenoffenichaften im ganzen Lande, die feinen geheimen Plä- 
nen eine nachhaltige Unterftügung lieben. Waren es in Oberäghpten bie 
Bewohner des thebanifchen Gaues und die Amonspriefter, welche dem 
neuen Könige zur Seite ſtanden, jo hatte er andererfeits in Unterägypten 
einen mittelbaren , nicht zu verachtenden Troß priefterlicher Genofjen ge- 


wonnen an den heiligen Vätern ver Ramſesſtadt Zoan-Tanis, welche 
41* 


64 

durch die gemeinſchaftliche Verehrung des Amon in einem ſteten Zuſammen⸗ 
hang mit ver Reichsſtadt Theben ſtanden. Die hinterlaſſenen Briefe und 
Urkunden der erſten Nameffiven laſſen darüber nicht ben leiſeſten Zweifel 
beſtehen. Und doch ſollte den Plänen Hirhor's das volle Gelingen nicht 
zu Theil werden. Während Rameſſu XIII und ſeine Nachfolger aller 
Wahrſcheinlichkeit nach in ver großen Oaſe das Brot der Verbannung 
aßen, hatten fie im Stillen tem Priefterfönige einen Feind gejchaffen, 
deſſen Macht ung Anjehen ihnen nur helfend zur Seite ftehen konnte. 

Im Ojften, in den weiten Ebenen Mefopotamiens, war dem großen 
Reiche ter Chita ein neues Herricherhang gefolgt, welches wir unter dem 
Namen tes affyriichen Königreiches in der Geſchichte aufgeführt finden. 
Die ägyptiſchen Denkmäler ver Zeit geben ven Nachfolgern der Chita ven 
kurzen, mit Hülfe ver Kteilinfchriften verftäntlichen Namen Mat und be- 
zeichnen den König ter Mat, d. i. „ver Völker“, als „großen König 
ver Mat, den Großfönig ver Könige". Wenn auch in einer mehr ponip- 
haften als wahren Darftellung gefchichtlicher Thatjachen Hirhor fich als 
Ueberwinter ter Ruthen einen Ehrentitel ſpendete, zu dem ihm aller 
Wahrfcheinlichkeit nach jede Berechtigung fehlte, jo darf angenommen 
werten, daß die Macht der Affyrer, jener Mat, eine Stärke entwidelte, 
bie jedenfalls ven Priefterfönig abhalten mußte, bei bem inneren Zerfall 
bes ägyptiſchen Neiches an Croberungen im Oſten zu denken. 

Die Nachfolger des Priefterfönigs, welche ber Leſer auf der ange 
ſchloſſenen Gefchlechtstafel verzeichnet finden wirb, nahmen eine nichts we⸗ 
niger als geficherte Stellung im Lande ein. Zu ihren beftigften Gegnern 
zählte der verbannte Stamm der Rameſſiden, welchen e8 gelungen war 
mit Affyrien Verbindungen anzufnüpfen. in Urenfel des von Hirhor 
geftürzten Rameſſu XIII, nach unferer Anordnung ver XVI., hatte ſich 
mit ber ungenannten Zochter eines „Großkönigs der Affyrer” vermählt., 
deſſen Name veutlich überliefert worten ift. Die Denkmäler nennen ihn 


tsta 


— —— 


Königinnen, 
Oberprieſterin⸗ 
nen des Amon 
von Tbeben. 


Notem 


645 


PBallafhar-nes. Der Name erinnert in feinem erften Theile an ten 
zweiten Theil ber aſſyriſchen Königsbenennungen Ninip-pallafar und 
Zeglath-phalafar (um 1100 vor Chr. Geb.) , wie fie von Forfchern auf 
ben affyrifchen Keilinſchriften gelefen worden find. 

Die Folgen einer folchen Verbintung tes verbannten rechtmäßigen 
Königsftammes der Aegypter mit dem mächtigen Rönigshaufe von Ninive 
blieben nicht aus. Der Affyrer zog nach Aegypten. 

Damals herrichte Pinotem I, ein Enkel Hirhor’s, als König und 
Dberpriefter im Lande. Seine Refitenz war in Tanis, der uns bereits 
befaunten ftarfen Grenzfeftung im Deltalanve nach Often hin. Im 
Sabre 25 feiner Regierung waren Unruhen in ter Thebais ausgebrochen, 
zu Gunften der verbannten Rameſſiden. Pinotem I, welcher den Anzug 
bes aſſyriſchen Großkönigs Nimroth mit feinem Deere zu erwarten hatte, 
blieb in Zanis. Sein Sohn Men-cheper-ra wurte mit aller Voll: 
macht nach Theben gefenbet, um den Aufftand zu dämpfen. Nachdem ihm 
dies gelungen, inwieweit muß bahin gejtellt bleiben, wird er ald Nach: 
folger feines Vaters zum Oberpriefter tes Amon ernannt. Seine erfte 
Handlung war bie Zurüdberufung ber nach ber Dafe verbannten Aeghpter 
d. 5. ver Ramefjiten und ihres Anhanges. Angeblich geſchah biefelbe 
mit der Genehmigung des Gottes Amon, deſſen Orakel Men-cheper-ra’s 
Antrag freundlichit genehmigt hatte. 

Diefe Thatſache ift und durch eine Infchrift überliefert, Die troß 
mancher Lücken bennoch den Zuſammenhang des Ganzen Kar und deutlich 
erfennen läßt. Ich lege zum erften Male die Uebertragung ver wichtigen 
Urkunte vor, nachdem ich Gelegenheit gehabt habe ven in Theben befint- 
(ichen Dentftein aufs Neue zur Bergleichung heranzuziehen. 

1. „Im Jahre 25, Monat Epiphi, Tag 29, gleichzeitig mit dem Feſte 

„des Gottes Amonsra, des Königs ver Götter, an feinem [jchönen] 

„Monatsfeſte von Ape [des Südens) ........... 


646 


. „Neschir-hor in ihrer Menge. Es war bie Majeftät viefes Kerr: 


„lichen Gottes Amon[-ra, des Königs ber Götter] ...................... 
3. „Sheben. Er gab den Weg den Schreibern,, Feldmeſſern und Yeu- 
„ten........ 
. „Im Jahre 25, im erſten Monat ver Jahreszeit. ............... 
„Amonsra, ber Herr von Xheben ...... 2... 22020. 
rer erereeerernnn. der Oberprieſter tes 
„Amon⸗ra, des Königs der Götter, Oberfeldherr des Kriegsvolles 
„Menscheper⸗ra, ver Sohn des Könige Miamun Pinotem...... 
.......... zu feinen Süßen. Ihr Herz war freudig bewegt ch 


„jeiner Abfiht. Er war gekommen nach Patoris (dem Südlande, 
„in fiegreicher Kraft, um wieber herzuftellen tie Ruhe im Lande un 
„um zu züchtigen bie Gegner. Er gab ihnen [die verbiente Strafe 
„und vichtete her die alte Orbuung ver Dinge, gleichwie] 

. Ste gewejen war in den Zeiten ber Regierung bes Sonnengottes Ra, 
„Er zog ein in die Stadt (Theben) mit zufrievener Seele. Es empfin: 
„gen ihn die Gefchlechter von Theben unter Freudenliedern. Boten 
„waren vor ihm abgefenvet worden. Es warb in Prozeffion heraus, 
„geführt die Majeſtät dieſes herrlichen Gottes, bes Herrn ber Götter, 
„Amon-ta, des Herrn von Theben. [Er] 

. „belohnte (2) ihn gar fehr. Gr feßte ihn auf ven Stuhl feines 
Vaters als Oberpriefter bes Amonera, Könige ber Götter, und als 
„Oberfeldherr bes Kriegsvolkes von Ober» und Unterägppten. Er 
„weihte ihm zahlreiche und herrliche Wunberwerke , wie man fie nie: 
„mals früher gefehen hatte. Da war nım (zu Ente gegangen) 

. „ver Monat Mefori. Am 4. Schalttage, dem Tage bes Geburts. 
„feſtes der Iſis, gleichzeitig mit dem Amonsfefte am Neujahr, wart 
„in Progeffion berausgeführt bie Majeſtät dieſes herrlichen Gottes, 





10. 


11, 


12. 


14. 


647 


„des Herrn ver Götter, Amon⸗ra, des Königs ver Götter. Er kam 
„zu dem großen Saale bes Amontempels und ruhte vor dem Pylon 
„des Amon. Und es trat heran 

„zum Amonsra, tem König der Götter, der Oberfelcherr des Kriegs: 
„volles Men-cheper-ra. Er pries ihn gar fehr in zahlreichen Ge- 
„beten und stellte ihm auf ein Opfer an allerlei guten Dingen. Da 
„fügte hinzu der Oberpriejter des Amon⸗ra Men⸗cheper⸗ra die Worte: 
„O Du mein guter Herr! Es ift ein Gerede und es wird wieberholt 
„[von den Leuten)]““. 
„Da ftimmte der Gott dem gar fehr bei. Da trat er wiederum an 
„den Gott heran, indem er alfo ſprach: „O Du mein guter Herr! 
„Dies Gerede ber Leute ift eine Klage, wegen Deines Zornes gegen 
„diejenigen, welche fich in ter Daſe befinden, tem Lande, welches 
„Du für fie aufgeftelit Haft“". Da ftinmte der Gott 

„ven gar fehr bei. Darauf erhob diefer Kriegsoberfte feine Hände 
„anbetend empor, um zu loben feinen Herren. Wie ver Mond mit 
„verSonne abwechjelt, jo jprach er: „„Heil Dir! Du Schöpfer aller 
„[Wefen, Du Bervorbringer] alles deffen, was ta ift, Vater ver 
„Sötter, Bildner ter Göttinnen, wie fie in den Städten und Dörfern 
„weilen, Erzeuger 

„der Männer, Gebärer ber Frauen, welcher pas Leben ſpendet alfen 
„Menfchen,, ver da ift ein kunſtvoller Werkmeiſter........ das 
„Leben... .. großer Gott Ptah (Bildner) ..... [welcher ſchafft 
„ven Vorratb] in Fülle, welcher hervorbringt die Nahrung ter Götter 
„und Menfchen, Sonnenschein bei Tage, Mondſtrahl bei Nacht, 
„welcher durchfährt ven Himmel in Frieden, 

„ohne zu raften, als größefter unter ven Geiftern, ver mächtiger als 
„die Göttin Sochet, gleichend der Sonne... . [fei wieber freundlich 
„geſinnt den Verbannten, gegen welche bein Befehl erlafien wart], 


15. 


16. 


17. 


18. 


19. 


648 


„mieberrufe ihn, um zu heilen was Frank iſt, fchaue [gnätig 
„an) die Leute, welche nicht vor Deinem Angefichte beſtanden, venn 
„es find 

„ihrer hundert Taufente. ft denn wer im Stande Dich zu bejänf: 
„tigen, wenn Du etwas verabſcheuſt? [Heil Dir!) Du Teuchtenver 
„Strahl. [Erhöre] meine Worte an biefem heutigen Tage. Möchtejt 
„Du [ein Erbarmen fühlen mit] den ‘Dienern, welche Du ver: 
„bannt haft 

„nach der Dafe, auf daß fie zurüdgeführt werten nach Aegypten.” ” 
„Da ftimmte der große Gott vem gar fehr bei. Da trat wiederum der 
„der Oberfte des Kriegsnolfes an ven großen Gott heran, alfo jpre- 
„hend: „„O Du mein guter Herr! Da Du [einverftanden bift) mit 
„der Zurüdjührung, jo möge verkündet werden, daß Du friedlich [ge- 
„ſinnt feift] für die [Berbannten.”“) Da ftimmte der große Gott 
„den gar fehr bei. ‘Da trat er wiederum 

„an den großen Gott heran, indem er alfo ſprach: „O ‘Du mein guter 
„Herr! Erlaffe Du einen gültigen Befehl in Deinem Namen, daß 
„tein Bewohner des Landes verbannt werben folle in die weite Ferne 
„der Oaſe, daß Niemand ................. von dieſem 
„heutigen Tage bis in Ewigkeit.““ 

„Da ſtimmte der große Gott dem gar ſehr bei. Da ſprach er wieder⸗ 
„um zu ihm: „„Sprich daß es alſo geſchehen ſolle nach Deinem Be⸗ 
„fehle, der [niebergefchrieben werte] auf einen Denkſtein [in Schrift 
„und aufgeftellt werbe in Deinen Stäpten, um zu bauern und zu 
„bleiben in Ewigkeit." Da ftinmte ber große Gott dem gar fehr 
„bei. Da ſprach wiererum ber Oberpriefter 

„des Amon Men⸗cheper⸗ra: „O Du mein guter Herr! Nun bin ich 
„befrietigt () Hunberttaufend Mal, denn e8 war dies meine Abficht, 
„daß es hören jollten alle Familien. Alte (ihre) Worte find zufrieden- 


 —— m —- 


„ſtellend für mich. Ich bin Dein Diener in Wahrheit, [denn ich bin 

„Dein Ebenbilt] 

20. „in Zünglingsgeftalt für Deine Stadt. Ich wurde erjchaffen ale 
„Urheber alles NeichtHumes nach Deinem [Worte] als ich noch im 
„Deutterleibe war. Du haft mich gebilvet im Ei. Du haft nich 
„ans Nicht gegeben zur großen Freude Deiner Leute. Schenke mir 
„eine ſchöne Lebensdauer, 

21. „im Dienfte Deines Weſens], und Reinheit und Schutz vor allen 
„Deinen Plagen (2). Laß meine Füße wandeln auf Deinen Wegen 
„und mache mir richtig Deine Straße, mein Herz fei gütig gegen 

„fein (dein?) Haus, um zu thun [was Deine Gebote erheifchen]. 

22. „Schenke mir Anfehen bei tem großen ®otte, im Trieben, ich fei blei⸗ 
„bend und lebend in Deinem herrlichen Haufe In gleicher Weiſe 
„werbe mir aller Lohn zu Theil vom... ...... un 

23. „Da trat ver Oberpriefter tes Amon Menscheper-ra an den großen 
„Bott heran, indem er alfo ſprach: „„Wenn irgend Einer von ven 
„Leuten vor Dir wiberfprechen follte, indem er alſo fagt: er hat 
„Sroßes gethan an ven Leuten, damit Neben gewinne tas Land, fo 
„verberbe ihn, jo töbte ihn.“ Da ftimmte der große Gott dem gar 
„jehr bei.“ 

Deutlicher als e8 in ter Infchrift geſchehen, konnte bie verzweifelte 
Lage des Reiches nicht dargeftellt werten. Wenn auch die Hundert 
Tauſende Verbannter, von welchen ber Oberpriefter ven Gott unter: 
hält, vahingeftellt bleiben mögen, immerhin wirft ver ganze Vorgang ein 
trübes Licht auf die bamals in Aegypten herrichenten Zuftände. Ber: 
folgungen und Berbannungen bilden zu allen Zeiten ven Maßſtab für tie 
inneren Zuftänbe eines Reiches. Daß die vom Priejterfünig Men⸗cheper⸗ra 
beim Gotte Amon beantragte Zurüdherufung ver Verbannten aus ber 
Dafe nicht etwa aus befonderer Herzensgüte entiprang, ſondern eine ſtaats⸗ 


__650 _ 


kluge Maßregel war, um bie gährende Stimmung im Lande zu befchwich- 
tigen, bedarf wohl kaum einer weiteren Ausführung unfererfeits. | 

Während dieſe Ereigniffe Statt fanden, welche vie beregte Inſchrift 
in fo doppelfinniger Weife febilvert, fcheint Naromath (Nimrod), ver 
Sroßkönig von Aſſyrien, welcher neben feinem Vater Schafchang auf ten 
Thron erhoben war, mit einem Heere in Aegypten angelangt zu fein, um 
nicht nur den Rameſſiden Hülfe und Unterftügung zu leiften, ſondern auch 
in ber Abficht das Land zu unterjochen und in eine aſſyriſche Statthalter: 
ichaft umzuwandeln. Bier in Aegypten überrafchte ihn der Tod. Seine 
Mutter Mehet-en-ufech war eine Aegypterin, aller Wahrfcheinlichkeit 
nach eine Tochter ves vierzehnten Rameſſu. Ihrem Wunjche gemäß wart ihr 
Sohn „ver Großkönig der Könige“ in Abydus bejtattet, und ihm Todten⸗ 
fefte eingejegt, deren Koften von den Einkünften gewifjer Ländereien be- 
fteitten werben follten. Zugleich waren für die Inftanphaltung feines 
Grabes Männer und Frauen angeftellt, Viehheerden angefauft und alles 
fonftige feitgeftellt worden, wa® zu einer würdigen Ausftattung ter Ver: 
ehrung des Todten dienen konnte. 

Nachtem Aegypten in folcher Weije gleichlam zu einer Provinz tes 
aſſyriſchen Reiches erhoben war, wurde als König eingejeßt Schafchang, 
ber Sohn jenes Großkönigs Naromath — Nimrod, von dem wir fe 
eben gefprochen haben. Piſebchan I, der Bruder des Oberpriefters Men⸗ 
cheper-ra, wurde nach aſſyriſchem Brauche als Unterkönig in Tanis be 
laffen, während Schaſchanq feinen Königefig in ber Stadt Bubaftus 
aufihlug. Men⸗cheper⸗ra waltete als Oberpriefter bes Amon feines 
Amtes in Theben, wofelbft, jo bürfen wir vorausfegen, Ramſes XVI 
wenigftens dem Namen nach als König eine Zeit lang anerkannt wurte. 

Diefe Mafregeln wurten augenfcheinlich während ber Anwefenheit 
bes Großkönigs von Aſſyrien Schafehang in Aegypten getroffen. Er bes 
juchte Theben, und verfehlte nicht bei feiner Auffahrt nach der Amonsſtadt 





5 


dem Grabe des geliebten Sohnes in Abydus einen Beſuch abzuftatten. 
Bitter enttäufcht warb er burch ten vernachläffigten Zuftand veffelben. 
Die ägyptiſchen Beamten, welche wenig Zuneigung für die Verehrung ter 
Leiche eines aſſyriſchen Großkönigs hegen mochten, hatten das überwiefene 
lebende und todte Tempelgut, welches zur Unterhaltung des Grabes be- 
ftimmt war, nach Kräften geplündert. Sie wırden vom Großkönig Scha⸗ 
ſchanq zur Verantwortung gezogen und, mit Genehmigung des thebani- 
ichen Gottes Amon, ſämmtlich mit dem Tode beftraft. 

Diefe Begebenheit ift Durch eine ungewöhnlich große Infchrift auf ter 
Vorderſeite eines Granitblodes in Abydus überliefert worden. Fehlt auch 
vielleicht die ganze obere Häffte des Steines, welche irgendwo in Abydus ver 
graben liegen muß, fo ift dennoch das untere Stüd in foweit gut erhalten, 
um ohne Mißverftändniß den Inhalt der merkwürdigen Gerächtnißtafel zu 
erfennen. Die Abfchrijt veffelben habe ich mit großer Mühe der ſtark ver 
witterten Oberfläche entriffen. Sie wirt meinen Lefern eine allgenteine 
Vorſtellung von ven Beſchlüſſen des aſſyriſchen Großkönigs geben, deſſen 
Namen und Würden, beſonders was ven ächt morgenländiſchen Ehren: 
namen bes Königs ter Könige anbetrifft, auf das Vollſtändigſte erhalten 
find. Ich lege die Uebertragung des erhaltenen Theiles hiermit vor, über» 
zeugt daß meine Fachgenoffen mit Vergnügen von dem bisher unbelannten 
merkwürdigen Schriftftüd Kenntniß nehmen werben. 

„[Yum Amonsra fprach der Großfönig von Affyrien, nachdem bejucht 
„hatte) ver Großfönig ver Könige Schaſchanq feinen Sohn auf ber 
„herrlichen Stätte bei feinem Vater Oſiris, woſelbſt fein Leib zur Ruhe ges 
„bettet war in der Stadt von Nifur (Abydus) Angefichts [tes Tempels tes 
„Oſiris): „„Du haft ihn befreit von dem Empfange eine® gebrechlichen 
„hohen Alters, währenddem er auf Erben weilte. Dir Haft ihm feine 
„Ruhe gefchenkt. Meine Fefte werten darin beftehen, zu empfangen ben 
„ungetheilten Sieg.““ Sehr, fehr ftinmte der große Gott dem bei, 





652 


„Da redete Seine Majeftät von Neuem ten großen Gott alfo an: 
„„D Du guter Herr, tödte die Oberften] bes Kriegsvolles, ten....... 
„Schreiber, ven Feldmeſſer und alle ..?.., welche [ich] gejentet 
„hatte [im Auftrage] nach dieſem Gefilde und welche plünverten das 
„Eigenthum] von dem Altare des ofirianifchen Großherrn von Aſſyrien 
„Na⸗ro⸗math (Nimrod), des Sohnes ber Mehet-en-ujech, wel- 
„her in Abydus beftattet iſt, und alle Leute, welche gejtohlen hatten fein 
„beiliges Vermögen, feine Leute, feine Viehheerden, feine Gärten, feine 
„Dpfergaben und alles, was zu feiner Verehrung beftimmt war. Handle 
„nach Deinem großen Geifte dem ganzen Umfange nach, um fie (wieter) 
„zu vervollftändigen und um zu vervollftändigen bie Weiber und ihre Kin- 
„der.“ Der große Gott genehmigte das beifälligit. 
| „Da warf fih Seine Majeſtät auf ven Boben vor ihm nieber und 
„Seine Majeftät ſprach alfe: „Laſſe triumphiren Shafhang, ben 
„Großkönig von Afiprien, ten Großkönig der Könige, den herrlichen 
. ..... und alle die, welche bei ihm ſind, und alle Krieger und alle 
„Seine Völker! zuſammen.““ 

„Da ſſprach zu ihm) Amon⸗ra, der König der Götter: „Ich will 
„thun [nach Deinem Wunfche.] Du follft empfangen ein hohes Alter und 
„auf Erben bleiben, und Dein Erbe fer auf ‘Deinem Stuhle für immer.” ” 

„Da ließ Seine Majeſtät herbeiführen die Bildſäule, in Geftalt 
„eines Schreitenten Mannes, tes ofirianifchen Großkönigs von Affyrien, 
„des Großkönigs der Könige, Na-ro-math ftromabwärts gen Abydus. 
„Es befand fich in ihrer Begleitung ein anſehnliches Kriegsvolk in vielen 
„Schiffen, nicht kennt man ihre Zahl, fammt ven Gefandten tes Groß— 
„königs der Aſſyrer. Und fie wurde niebergefegt in der herrlichen Königs: 
„ammer des Allerheiligften des rechten Sonnenauges, um ihr daſelbſt die 
„Spenden entgegen zu tragen auf dem Altartifche von Nifur. Gemäß 
„der Vorſchrift von der heiligen Salbung ward vie Weihe ihr vollzogen. 


653 


„Der Weihrauch brannte in dem Raume des Sterngemaches 3 Tage lang. 
„E3 wurden aufgeftellt für fie Tempel⸗Satzungen in Geftalt einer fchrift- 
„lichen Urkunde, nach dem Inhalt der feftlichen Beftimmungen für bie 
„Sötter. Aufgerichtet wurbe ihr eine Gedächtnißtafel in Schrift des Lan⸗ 
„Les Babel] enthaltend den Befehl des Großheren) auf feinen Namen. 
„Und fie (die Getächtnißtafel) warb übergeben ven Allerheiligften ver 
„Bötter für immer und ewig. 

„Dies ift das Verzeichniß] deſſen, was feftgeftellt ward für den 
„Altar des ofirianifchen Großkönigs ver Affyrer Na-ro-math, ven 
„Sohn ver Mehet-en- ufech, welcher begraben iſt in Abydus. 

„Es wurden übergeben vie [gefauften?] Leute aus ven Ländern?) 
„des Großkönigs von Affyrien, nämlich: Airomapatut, vom Volke ver 
„Bhönizier und auf ten Ruf hörene: Chu-⸗amon ..... ‚und....ein 
„Bhönizier (genannt) Bek⸗ptah. Macht in Silbergeld 15 Pfund für ihren 
„Ankauf. Gegeben hatte ihnen Seine Majeftät an Silbergeld 20 Pfund, 
„macht zufammen 35 Pfund. Das ift vie Zahl deflen, was fie gefoftet 
„haben. Die 50 Aruren Landes, welche gelegen jind auf dem Gebiete der 
„Döhe im Süten von Abydus, welches genannt wird „Beftändige 
„Dauer des Königsthumes (Heh-futent) Kofteten 5 Pfund Silber: 
„zeit. Die (Felder) , welche gelegen find an der Seite (?) des Kanales, 
„welcher fich in Abydus befitivet, ein Grundſtück von 50 Aruren, für bieje 
„wurten gezahlt 5 Pfund Silbergele. Macht zufammen ein Grunpftüd 
„[pon 100 Aruren] an diefen beiden Plägen anf dem Gebiete ver Höhe 
„südlich von Abydus und anf dem Gebiete ver Höhe nörklich von Abydus. 
„Sur diefes Grundſtück von 100 Aruren wurden alfo bezahlt 10 Pfund 
„Silbers. 

„Verzeichniß der Knechte für das Grundſtück!: Sein Knecht Pisuer, 
„ſein Knecht .. ... ‚ ſein Knecht Ari⸗bek, fein Knecht Bu⸗pi⸗amon⸗cha, 
„ſein Knecht Nai⸗ſchennu, fein Knecht Peſch-en-Hor. Macht im Ganzen 





654 


6 Knechte, für welche gezahlt wurben für einen Jeden 3 Pfund und 1 linze 
„Silbergelv, macht alles in allem 1[8] Pfund 6 Unzen Silbergeld. [Sein 
Knabe (2) ...... und fein Knabe?) ...... Sohn des Horfiife, für 
„diefe wurben bezahlt 42/, Unzen Silbergeltes. 

„Der Garten, welcher auf dem Gebiete ber nörblichen Höhe von 
„Abydus gelegen ift, Eoftete 2 Pfund Silbergeld, ver Gärtner Hor⸗mes, 
„ver Sohn Ben-mer’s, Xx—2/, Unzen Silbergelv, ver Wafferträger 
.......... ber Sohn des ....... für 62/, Unzen Silber: 
„geldes. 

„Verzeichniß der Mägde: Nessta-tep, teren Mutter Tat⸗mut iſt, 
„die Magd Tat⸗Iſe, Die Tochter ver Nebt-hepet, deren Mutter Ari⸗amach 
„iſt, die Magd Tat⸗amon, vie Tochter des Pinehas, die Magd...... 
„die Tochter des ....... ], eine jede für 52/, Unzen Silbergeld. 

„Die Koſten für [ven Ankauf von Honig) follen ſich belaufen auf 
„3% Pfund Silbergeld, und find übertragen ver Schatzkammer bes Oſiris, 
„aljo daß ein Hin-Maaß Honig geliefert werde von ver Schatzkammer des 
„Oſiris [für den Honigbevarf des ofirianifchen] Großkönigs von Affyrien 
„Rasro-math, deffen Vater der Großkönig ver Könige [Schafchang und deſſen 
„Mutter Mebet-en-ufech ift, in alle Ewigkeit]. Ueberwiefen ift das Geld dafür 
„der Schaglammer des Ofiris, nicht mehr, nicht weniger. Die Koften für ten 
„Anlauf] von Balſam jollen fich belaufen auf 42/; Bfund Silbergeld und find 
„übertragen der Schatzkammer bes Oſiris, alſo daß 4 Unzen Balfams gelie⸗ 
„fert werben von der Schatzkammer bes Dfiris jeden Tag für die Opfer des 
„oſirianiſchen Großkönigs der Affyrer Na⸗ro⸗math, deſſen Mutter 
„Mehetsen-ufech iſt, bis in alle Ewigkeit. [Zur Beichaffung] des Bal⸗ 
„ſams iſt alſo überwieſen das Geld dafür der Schatzkammer des Oſiris, nicht 
„mehr, nicht weniger. Die Koſten für den Ankauf von] Weihrauch ſollen ſich 
„belaufen auf 52/, Unzen Silbergeld und find übertragen ber Schatzkam⸗ 
„mer bes Dfiris, alfo daß ein Hin von x 2/, Unzen geliefert werbe von ver 


655 


„Schatlammer des Ofiris jeten Tag für bie [Unterhaltung] ver Weihrauch- 
„Zündung für den ofirianifchen Großkönig von Afiyrien Na⸗ro⸗math, 
„deſſen Mutter Mehet-en-uſech ift, in alle Zeiten. Zur Beichaffung 
„des Weihrauches ift alfo überwiejen pas Geld dafür der Schatzkammer 
„des Oſiris, nicht mehr, nicht weniger. [Die Koften für die verfchievenen 
„Leute der Gewürzküche und für die Leute der Erntearbeiten ſollen fich be- 
„laufen für einen Seven] auf je x + 3 Unzen und auf je 1 Unze Silber: 
„gele und find übertragen der Schatzkammer des Dfiris, aljo daß geliefert 
„werde [. . . . Gewürzluchen] jeden Tag von ver Schatzkammer des Ofiris 
„und [daß geliefert werte... ..... ] von der Schatlammer des Oſiris, 
„und daß geliefert werde. ...... von der Schatlammer tes Oſiris für 
„die Altäre des ofirianifchen Großlönigs von Affyrien Na⸗ro⸗math, 
„deifen Mutter Mehetsen-ufech ift, in alle Ervigkeit. Zum Unterhalt 
„der Arbeiter feiner Gewürzküche ift alfo überwiefen das Geld dafür der 
„Schatzkammer bes Ofiris. [Auch für die] Erntearbeiten bei ven obigen 
„Feldern [find die Ausgaben dafür] überwiefen der Schatzkammer des 
„Oſiris im Betrage von...... Sitbergeld, nicht mehr, nicht weniger. 
„Das ift die Gefammtüberficht des Silbergelves ver Leute, welches über: 
„wiejen ift der Schatfammer des Ofiris, [jo daß davon beftritten werben 
„alle Ausgaben], welche zur leiften find von der [Schaglammer des Ofirie] 
„Für die Altäre des ofirianifchen Großkönigs der Affyrer, tes Königs ver 
„Könige, Na-⸗ro⸗math, bes Sohnes des Großkönigs der Affyrer 
„Schaſchanq, teffen Deutter Mehet-en-ufech it. Es ift beftimmt für 
„ven ofirianifchen Großkönig der Affyrer Na-ro-math, den Sohn ber 
„Mehetsen-ufech, welcher in Abydus (begraben iſt), für das Grund» 
„Itüc von 100 Aruren Landes, für die 25 Männer und Yranen, für den 
„Sarten, und beträgt an Silbergeld 100 + x Pfund x Unzen............. “ 

Meine verehrten Fachgenoſſen vor allen werden mir zugeben müffen, 
daß troß ihres fehr zerftörten und vielfach verberbten Zuftantes bie vor⸗ 


ſtehende Injchrift eine ver merfwürbigften und, füge ich gleich Hinzu, ver 
überrafchenpften ift, welche jemals auf dem ägyptiſchen Boden aufgefun- 
ben worten find. Wer durfte erwarten ein jo unmittelbares Zeugniß ver 
Gegenwart eines aſſyriſchen Großkönigs im Nilthale zu vermuthen, nach: 
bem bie Denkmäler beharrlich jeve Auskunft darüber verweigert hatten? 
Man kann fich eben nur vorftellen, daß bie Aegypter nach Abzug ihrer 
aſſyriſchen Großkönige die Denkſteine derſelben mit aller Sorgfalt zerjtört 
haben, und baß der vorliegende einem gleichen Schieffale nur dadurch ent- 
gangen ift, daß er als bequemes Werfftüd zu ivgend einer Bauanlage auf 
der Zobtenjtätte von Abydus feine Verwendung fand. 

Ich füge dieſen Bemerkungen eine neue nicht weniger merkwürdige 
Thatſache hinzu. Sie betrifft vie Bildfäule des Großkönigs Nimrod, von 
ter in ber Infchrift die Rebe ift. Eine feltfame Fügung des Schickſales 
hat auch dieſe erhalten. Aus den eingemeißelten hieroglyphiſchen Infchriften, 
welche an den wichtigften Stellen vollfommen wohl erhalten find, habe ich fie 
in einem Sigbilde aus rothem Granit wiebererfannt, welches in der ägyp⸗ 
tiihen Sammlung von Florenz in ter Mitte des Hauptſaales aufgeftelit iſt. 

Wer hätte jemals in diefer fopflofen Statue das Bild eines affyri- 
ichen Großkönigs aus der Zeit 1000 vor Chr. Geb. vermuthen follen ? 
Die Ueberrafchungen nach diejer Seite hin find aber damit noch nicht ab- 
gejchloffen. Sch werte weiter unten die Gegenwart aſſyriſcher Satrapen 
von der Familie deſſelben Nimrod nachweilen, welche bisher vor aller 
Augen infchriftlich genannt waren, ohne daß ein Gelehrter auf die Ver: 
muthung gelommen wäre, in den jer 'a mat „ben großen Fürften ter 
Völker“ einen aſſyriſchen Beamten-Zitel zu entveden. 

Wie wir oben bereit bemerkt haben, wurd ein Sohn jenes Groß: 
königs Nimrod auf ven ägyptiſchen Thron erhoben. Er ift derſelbe Scha- 
ſchanq, von welchem al8 tem Gründer des zweiunpzwanzigften Königs: 
haujes weiter unten die Rebe fein wird. 


657 


Ungefähr gleichzeitig ward, auf Veranlaſſung dieſes Schafchang, tie 
Erbangelegeuheit ver Prinzeffin Ka⸗r'a⸗m'at (fo, und nicht Mat⸗-ke— 
ra over Ra⸗mat-ke bürfte ver Name zu lefen fein) laut Böniglichen Be— 
fehle im Namen des thebanifchen Götterkreifes geregelt. Sie war ber 
Che des Königs Pifebchan I mit einer thebanifchen (Nameffiden?) Königs— 
tochter entſproſſen und nach beliebter ägyptiſcher Weife ihrer in Ober: 
äghpten gelegenen Erbgüter beraubt worven. ‘Durch ihre Heirath mit dem 
Könige Schaſchanq I (denn deſſen Frau iſt dieſe Kar'am'at) war ihre 
Stellung wefentlich eine andere geworden. Der Erlaß, welcher bie be- 
Iprochene Einfegung ber Prinzeffin in ihr volles Exbe betrifft, ift in großen 
Buchftaben ver Nordwand tes (oberhalb ganz zerftörten) tritten Thurm⸗ 
flügelbanes im Süben bes großen Amonstempels von Karnak eingejchnikt. 
Leiver fehlen auch bier tie erjten Zeilen ver Infchrift, welche die Zeitan- 
gabe und die Namen bes betreffenden Königs*) enthielt. Wir geben nach» 
ſtehend die wortgetreue wollftändige Ueberſetzung biefer gefchichtlich wich. 
tigen jteinernen Tempelurfunde und überlaffen es unfern Yefern fich alle 
daraus folgernden Schlüffe jelber zu ziehen. 

„Es ſprach Amon⸗ra, der König der Götter, der große Gott des An 
„fangs alles Seins, und Mut und Chonfu und die großen Götter: In 
„Bezug auf irgend welchen Gegenftand irgend welcher Art, welchen mit 
„ich gebracht hat Karamat, tie Tochter tes Königs von Oberägypten 
„Miamun Piſebchan aus dem übertragenen Erbgut der Südgegend bes 
„Landes und in Bezug auf jeven Gegenftant irgend welcher Art, welchen 
„ihr geſchenkt haben (1) [vie Teute] des Landes, was fie immer genommen 
„buben dem (königlichen) Mädchen, fo ftellen wir es ihr hiermit zurüd. 
„Irgend welchen Gegenftand irgend welcher Art, [welcher als Erbe ben 


*, inter ben von mir im Jahre 1851 zu Theben genommenen Abſchriften findet 
fi) auch die einer Steininfchrift, welche mit den Namen und Titeln Schafchang’s I 
beginnt und diefelben Formeln nachweift. 
Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 42 


658 


„Kindern) gehört, den [jtellen wir hierdurch zurüc) ihren Kindern für alle 
„Zeit. Es fpricht Amon⸗ra, ver König der Götter, der große Gott des 
„Anfangs alles Seins, Mut, Chonfu und vie großen Götter: (2) Ein 
„jeder König, ein jever Oberpriefter des Amon, ein jeder Heerführer, ein 
„jeder Hauptmann und bie Leute jedes Standes, ob männliche, ob weib⸗ 
„liche, welche große Abfichten hatten und diejenigen, welche ihre Abfichten 
„ausführten fpäter, fie werben zurüderjtatten das Eigenthum aller Art, 
„welches mit fich brachte Karamat, die Tochter des Königs von Oberägyp⸗ 
„ten Miamun Piſebchan, als übertragenes Erbgut des Sübbezirkes (3) des 
„Landes fammt aller Habe aller Art, welche ihr gegeben hatten vie Be— 
„wohner des Yandes, und was fie auch immer genommen batten dem 
‚Mädchen, zurüderftattet ſoll e8 werben in ihre Hand, wir eritatten es 
„jurüd in die Hand ihres Sohnes und ihres Enkels und ihrer Tochter und 
„ihrer Enkelin, des Kindes des Kindes ihrer Tochter. Es bleibe erhalten 
„Kür die fpätefte Zeit. Wiederum ſſprach Amon⸗ra, ver König] der Götter, 
„der große Gott des Anfangs (4) alles Seins und Mut, und Chonfu une 
„die großen Götter: Getödtet follen werben alle Leute jedes Standes des 
„ganzen Landes, ob männliche, ob weibliche, welche beanipruchen jollten 
„irgend einen Gegenſtand irgend welcher Art, welchen mit fich gebracht 
„Raramat, die Tochter des Königs und Landesherrn Miamun Piſebchan, 
„als übertragenes Erbgut des Südlandes, und irgend einen Gegenftane 
„irgend welcher Art, welchen ihr geſchenkt haben vie Bewohner (5) tes 
„Landes, was fie auch immer genommen haben follten dem Mädchen an 
„Eigenthum. Diejenigen, welche zurüdziehen follten einen Gegenſtand ta- 
„von einen Morgen nach dem (andern) Morgen, venen follen unfere großen 
„Seifter fchwer fallen, nicht werden wir ihnen ein Helfer (2) jein. Sie 
„werben voller, voller [Nachitellung ?] fein Seitens des großen Gottes, 
„der Mut, des Chonfu und ber großen Götter. Es ſprach Amonsra, ber 
„König der Götter, der große Gott [ves Anfangs alles Seins und Mut 


659 


„und Chonſu und die großen Götter :) (6) Wir werden töbten jeven Bewohner 
„jedes Standes des ganzen Landes, ob männlichen, ob weiblichen, welcher be- 
„anſpruchen wird irgend einen Gegenftand irgend welcher Art, welchen mit 
„ſich gebracht hat Karamat, die Tochter des Königs von Oberägypten und 
„Lantesheren Miamun Pifebehan, als übertragenes Erbgut des Südlandes, 
„und irgend einen Gegenftand irgend welcher Art, welchen ihr gejchentt 
„haben die Bewohner des Yantes, und was fie auch immer genommen 
„haben ven Mädchen an Eigenthum. “Diejenigen, welche zurüdziehen 
„werten einen Gegenftand davon) /7) einen Morgen nach tem (andern) 
„Morgen, denen jollen unjere großen Geiſter bejchwerlicd) werden. Nicht 
„werben wir ihnen eine Hülfe fein, wir werben bie Nafen (derſelben) in 
„den Erdboden jenlen, wir werden................. u 


XVII 
Das zweinndswanzigfte Königshaus. 


Hat-heper-ra-Sotep-en-ra Miamun Schafhang l. 
966 vor Chr. Geb. 


Somit war auf ven Thron Aegyptens geftiegen der Sohn eines aſſy— 
rifchen Herrſchers, des Großkönigs Nimrod, ver in Aegypten feinen Tod 
gefunten hatte und in Abydus begraben war. ‘Diejes merkwürdige, bisher 
unbekannte Ereigniß, daß der Sohn eines wirklichen Affyrer - Königs in 
Aegypten ein eigenes Königthum für fih und feine Familie gegründet 
hatte, wird zunächft beftätigt durch die Hauptnamen feiner Kinder und 
Nachkommen, da Taleloth, Uſarkon, Nemaroth vie im Affyrijchen 
wohl befannten Namen Ziglath, Sargon und Nimrod in ägyptifcher Auf: 


faſſung une Schreibung darftellen. Wie wir bereit8 oben bemerkt haben, 
42% 


660° 


hatte Schafchang feinen Königsſitz in Bubaſtus aufgefchlagen und nur 
feften feine Befuche auf das obere Yand Patoris ausgevehnt. Mit ven 
Rameſſiden lebte er im beften Einvernehmen und befolgte darin die Ueber: 
lieferungen der eigenen Familie, welche mit ven Töchtern der Rameffiten 
Ehen eingegangen war, wie diefe ihrerjeits mit ben Töchtern des aſſy— 
rifhen Großkönigs. Wir haben an einem andern Orte bereits barauf 
aufmerkſam gemacht, daß bie Kinter Ramſes' XVI, ver Prinz Zi-hor-auf- 
anch und tie Prinzeſſin Ziran = nub» aus: andy, den Könige Schafchang I 
durch Weihgefchente ihre freunpfchaftlichften Huldigungen bezeugten. 

Schaſchanq I, Schiſchaq ver Bibel, Seſonchis der manethonifchen 
Ueberlieferung, iſt in ver Geſchichte Aegyptens, im Zufammenhange mit 
den Ueberlieferungen des jüdiſchen Neiches, eine hervorragende Perfor ge 
worden durch feinen Zug gegen das Reich Juda. 

Bekanntlich erhob ſich Jerobeam, ver Diener Königs Salomon, gegen 
ten König, feinen Herrn. Nachdem ihn der Prophet Ahia als ven tüch- 
tigften Mann feiner Zeit zum künftigen Herrfcher im Boraus öffentlich be- 
zeichnet hatte, mußte Jerobeam dem Zorne und ven Nachitellungen tes 
Königs weichen und flüchtete aus biefem Grunde nach Aegypten, an ten 
Hof Schafhang’8 I. Nach Salomon's Tode zurüdgerufen, wandte er ſich 
ter Heimath wieder zu, um zum König von Israel nach dem Worte bes 
Propheten erwählt zu werden, während dem Sohne Salomon’s, Reha—⸗ 
beam, bie Krone Juda's zufiel. Im fünften Jahre ver Regierung tee 
(eteren fand, wahrjcheinlich auf Anregung feines ehemaligen Gaftfreun: 
bes, ter Feldzug des Königs Schafchang gegen das Neich Juda ftatt, 
weicher mit ter Cinnahme und Plünderung der Stadt Ierufalem 
endete. 

Was ausführlich und in allen Einzelheiten die Schrift von dem An: 
griff des ägyptiſchen Königs auf das Reich Juda (und die Levitenſtädte 
meldet, Hat eine Tempelwand am Amonstempel im thebanifchen Api gleich 


661 


fam im Auszuge ver Nachwelt überliefert. An ver fürlichen Außenwand, 
hinter ven Siegedmalen Königs Rameſſu IL, öftlich won rer fogenannten 
Bubaftiten » Halle, zeigt fich dem Beſchauer, riefengroß, das Bild bes 
ägyptiſchen Herrſchers, welcher mit feiner Siegesteule ben gefangenen 
Juden feine wuchtigen Schläge zutbeilt. In langer Reihe prangen, von 
Mauerringen umfchloffen, in ihrer ägyptiſchen Schreibung, nicht felten 
mit Raum ausfüllenden Wieberholungen, die Namen ber Städte und 
Landſchaften, welche Schaſchanq I auf feinem Zuge gegen Juda unter- 
warf. Wir geben nachftehend das Verzeichniß derſelben, foweit tie Namen 
und Zeichen fich in lesbarem Zuſtande erhalten haben. 


Ra-bi-tha (Rabbith) 
Ta-’an-kau (Taanach) 
Sche-n-mau (Schunem) 
Beith-Schanlau (Beth-schean’?) 
Re-ha-bau (Rehob) 
Ha-pu-re-mau (Hapharaim) 
A-dul-ma (Adullam) 
Sche-ua-di . . . 
Ma-ha-ne-ma (Mahanaim) 
Qe-be-’a-na (Gibeon) 
Beith-Huaron (Beth-horon) 
Qa-de-moth (Kedemoth) 
A-ju-lon (Ajalon) 
Ma-ke-thu (Megiddo) 
A-dir 

Judah-malek 

Ha-an-ma 

’Af-le-na (Eglon?) 


Bi-le-ma \Bileam) 


Zad-potlı-el 
A..ha..ma 
Beith-’a-I-moth (Allemeth) 
Ke-ga-li 
Schau-ke (Socho) 
Beith-tapuh (Beth-tappuah) 
A-bi-lau (Abel) 
Beith-zab . . 
Nu-p-a-l 
P. . d-schath 
Pa-(schel)-keteth 
A-do-maa (EIIOM) 
Za-le-ma (Zalmonah?) 
.... lela 
. . . lzau 

. apen 
Pi-’Amaq „vie Thalebene” (Emek) 
’A-au-za-maa (Azmon) 


A-na-la 





662 


Pi-Ha-ga-laa „ver Stein von 
Fe-thiu-schaa 

A-ro-ha-lel (Aroer?) 
Pi-Ha-ga-laa „ver Stein von 
A-bi-ro-ma 

Sche-bi-leth 

Na-ga-bi-li 

Sche-bi-leth 

Ua-ro-kith 

Pi-Ha-ga-laa „ber Stein von 
Ne-’a-baith 

’A-de-de-maa 

Za-pe-ge-ga 

Ma....a 


Ga-naa-t „ver Garten“ 

Pi-Na-ga-bu „ver Negeb (Süpen) 
von 

’A-za-m . . . th 

Ta-sched-na 

Pi-Ha-ga-le-(t) „ver Stein von 

Sche-nai-aa 

Ha-ga 

Pi-Na-ga-bu „ver Negeb von 

Ua-hath-lu-ka 

A-scha-ha-tha-t 

Pi-Ha-ga-li „ver Stein von 

Ha-ni-ni-au 


Pi-Ha-ga-lau „ver Stein von 


A-le-gad 
A-do-mam-t 
Ha-ni-ni 
A-do-rau 
Pi-ha-ga-l 
Thel-uan 
Ha-i-do-baa 
Scha-li-n-laa 
Ha-i- o-baa 
Di-ua-thi 
Ha-ge-le-ma 
"A-l-daa-(t) 
Ri-bith 
'A-I-daai 
Neb-tath 
Jur-he-ma 
Aı....ım 
A-d-raa 
Pi-bi-aa 
Ma-he-gaa 

. arıuk 
Freth-maa 
A-bi-r 
Bal-ro-za 
Beith-"A-n-th (Beth-anoth) 
Scha-r (?)-ha-tau 
A-ro-ma-then Ramah? 
Ga-le-naa 


A-r-ma .. 


663 


. r-hath A-ı. 


. . raa Jula . 


Die Rede, mit welcher der göttliche Amon von Theben feine Ueber- 
gabe ter eroberten Stäbte an feinen geliebten Sohn Schafchang I begleitet, 
enthält auch nicht die Leifefte Andeutung, ans welcher fich für die Namen der 
überwundenen Völker over für gefchichtliche Thatfachen, welche in Ver: 
bindung tamit gebracht werten, ein Hintergrund gewinnen ließe. Die 
ganze Darftellung, nach tem Muſter altägpptifcher QTempelbilver aus- 
geführt, ift ein Knochengerüſt ohne Fleiſch und Blut, welches tem Forfcher 
wie gewöhnlich mehr zu rathen als zu denken giebt. 

Die einzige in der Rede des Gottes Amon an ven Siegerlönig ent: 
haltene Andeutung befchräntt fich auf allgemeine Benennungen. “Die ge: 
ſchlagenen Völker (Juden und Edomiter) werben genannt: „vie Am eines 
fernen Landes“ und „die Fenech“ (Phönizier, vergl. oben ©. 258). 
Die Am würten in diefem Falle genau dem ebräifchen gleichlautenven 
Am entiprechen, welches Volk, dann aber befonters das Volk Iſraels 
und feine Stämme bezeichnet. Was die Benennung ter Kenech betrifft, 
jo habe ich eine Vorahnung , daß man einft den Nachweis ihrer innigften 
Verwandtichaft mit ven Juden führen wirt. 

In Karnak, d. h. um mit den alten Aegyptern zu reden, in Ape legte 
Schaſchanq I eine Art von Eingangshalle an, welche von Süden ber, 
bicht an der Oftmauer bes Heiligthums Ramſes' III vorbei, in den großen 
Borhof des Haupttempels führt. Da fich von dem Erbauer viefer bejchei- 
denen Halle an bis zu mehreren feiner Nachfolger die Familiennamen des 
Gefchlechtes des Schafchang-Stammes verewigt haben, fo kann man mit 
Fug und Recht ven Bau als vie Gerächtnißhalle ver Bubaſtiden bezeich: 
nen. Ueber die Anlage und ven Baumeifter derſelben gewährt eine jehr 


664 





— — 


merkwürdige Denkinſchrift in ten Steinbrüchen von Silfilis eine lehrreiche 
Auskunft. Die Urkunde überlieferte Folgendes : 

„Im Iahre 21, im Monat PBayni. in biefer Zeit befand ſich Seine 
‚Majeftät in ver Refivenzftabt, ver Start des Sites ver großen Berfon 
„tes Gottes Hormachu. Und Seine Majeftät befahl und erließ ein Ge— 
„bot an den Priefter des Gottes Amon-ra, ven Geheimen Rath der Statt 
„des Hormachu und Baumeifter der ‘Denkmäler tes Landesherrn: Her: 
„em⸗ſaf, deſſen Kenntniffe groß waren in allerlei Werk, zu brechen ten 
„beiten Stein von Silfilis um zu errichten zahlreiche und große Dent: 
„mäler für den Tempel feines herrlichen Vaters Amon-ra, des Herrn ven 
„Iheben. Es erließ Seine Majeſtät die Verordnung zu bauen ein großes 
„Tempelthor aus Werkjtüden von Stein, um zu verherrlichen die Statt 
„(Zheben) , aufzuftellen feine Thüren von vieler Ellen Höhe, anzulegen 
„einen Feftfaal für feinen Vater Amon-ra, den König der Götter, und zu 
„umgeben das Gotteshaus mit einer diden Mauer. Und es legte glücklich 
„die Reife zurück nach der Stadt von Batoris (db. i. Theben) nach ter 
„Stätte, wofelbft ſich Seine Majeftät befand, ver Priefter des Amonsra, 
„des Königs ver Götter, der Geheime Rath ver Stadt des Hormachu, ter 
„Baumeifter an dem Haufe Königs Schafehang I in Theben, deſſen Liebe 
„gegen feinen Gebieter, ten Herrn ter Macht, ten Herrn des Nantes, groß 
„war, Hor⸗em⸗ſaf, indem er aljo ſprach: „„Alle Deine Worte fie werten aus: 
„geführt werten, o Du mein guter Herr! Nicht werde ich fchlafen in ter 
„Nacht, noch werde ich fehlummern bei Tage. Es werde gebaut fort: 
„dauernd, ohme Ruhe und Raſt.““ Und er warb gnädig aufgenommen 
„ven dem König. Der beſchenkte ihn [mit reichen Gefchenfen) an Silber 
und Gold.“ 

Was viefer Injchrift, welche ſcheinbar mehr dem Baumeifter als dem 
Könige zu Gute kommt, einen befonvderen Werth verleiht, ift die zum erften 
Male von mir und zwar bereits im Sabre 1859 nachgeiwiefene Stellung 


665 


deſſelben in ter Geſchlechtsfolge feiner Ahnen, teren letter Sproß, Na- 
mens Chnum-ab-ra, ein Baumeifter wie alle feine Vorfahren, fich in ven 
Jahren 29 und 30 des Perferfönigs Darius I auf den Felswänden tes 
Thales von Hammamat an verjchievenen Stellen verewigt hat. Bor: 
emsfefa, fein vierzehnter Ahnherr, fällt genau ber Gefchlechtslinie zu, 
auf welcher fich fein Gebieter und Zeitgenoffe König Schafchang I be- 
findet. Wir verweifen in biefer Beziehung auf tie Reihe ver Baumeifter, 
welche wir ber Gefchlechtstafel ver Könige angefügt haben. Auch fonft 
haben tie Steinbrüdye von Eilfilis tem genannten Baumeifter, ver wie 
jein ganzer fpäterer Familienſtamm ven affyrifchen Herrfchern ergeben 
war, bie pafjente Gelegenheit geboten, Königs Schafchang I Angebenten 
in einer hervorragenden Art zu verewigen. Auf einer großen Gebächtniß- 
tafel erblict man ven König in Begleitung feines Sohnes Aupoth. Die 
Göttin Mut, die ägyptiſche Iftar, ftellt ihn, ober beide, ten brei Haupt- 
göttern Aegyptens Amon von Theben, Hormahu-Tum von Heliopolis 
und Ptah von Memphis als König und Landesherr in feierlicher Weile 
vor, wie e8 Göttern geziemt. Im der Infchrift darunter wirt ter König 
mit feinen amtlichen Namen (tarunter auch ven „eines großen Weber: 
winders aller Völker”) gepriefen unt hier noch ihm Folgendes nachgefagt: 
„Das tft der göttliche Wohlibäter. Der Sonnengott Ra hat feine ©e- 
„alt. Er ijt das Ebenbild tes Hormachu. Amon bat ihn auf feinen 
„Thron geftellt um wohl zu machen, was er begonnen hatte bei ver Be- 
„Ntergreifung Aeghptens zum zweiten Male. Dies iſt der König Schaſchanq. 
„Er ließ öffnen einen neuen Steinbruch um zu beginnen einen Bau, das 
„Wert Könige Schaſchanq I. Solcher Geſtalt iſt die Gutthat, welche 
„er ſeinem Vater, dem thebaniſchen Amon⸗ra erwieſen hat. Möge er ihm 
„verleihen bie breißigjährigen Jubelfeſte des Ra und die Jahre tes Gottes 
„Zum. Er lebe ewig!“ 

Nach diefer vielverfprechenven Einleitung tritt ter König felber als 


666 





Redner auf und giebt uns Gelegenheit den Inhalt ſeiner an den Gott ge⸗ 
richteten Worte 28 Jahrhunderte ſpäter zu lauſchen: 

„Mein guter Herr! Gieb, daß meine Worte überleben hunderttau⸗ 
„ſende von Jahren. Schön iſt es für Amon zu thun. Schenke mir für 
„das, was ich gethan habe, ein langes Königthum. Ich habe für ihn 
„Öffnen laſſen einen neuen Steinbruch zu dem Beginne eines Wertes. 
„Ausgeführt hat es der Oberpriefter des Amon, bes Königs der Götter 
„und oberjter Anführer des vorzüglichften Kriegsvolkes Auputb, ver 
„Site der fämmtlichen Krieger von Patoris, ver Sohn tes Königs 
„Schafchang I, für feinen Herrn Amon⸗ra, ven König der Götter. Möge 
„er verleihen Leben, Heil, Gejunpheit, eine lange Lebensdauer, Kraft unt 
„Stärke, ein hohes Alter in Wohlbefinden. Mein guter Herr! Gieb daß 
„meine Worte überleben bunterttaufende von Jahren. Schön ift es 
„für Amon zu tun. Schenke mir für das, was ich gethan habe, vie 
„Kraft!“ 

Die neue Perſon, welche hier in ven Vorbergrund tritt, ift des Königs 
ältefter Sohn Auputh (ver indeß fpäter noch vor dem Vater ftarb', 
welcher nach tem Beiſpiele der Priefterlünige vom Stamme bes Hirhor, 
bereit8 als Prinz und Thronfolger das hohe Amt eines Oberpriefters des 
Amon von Theben befleivete. Mit viefer Würde war zugleich vie hohe 
Stelle eines Dberbefehlshabers ſämmtlicher Streitfräfte im Süten d. i. 
dem Lande Patoris verbunden. Im einer Seiteninfchrift, neben der vor: 
her beiprochenen Gedenktafel, bat er nicht verfehlt fich ingbefontere noch 
einmal ven kommenden Geschlechtern in das Gerächtniß zurüdzurufen. 
Hier lautet die Injchrift wie folgt: 

„Semacht hat dies ber Oberpriefter des Amon-ra, bes Königs ter 
„Götter, ver Oberbefehlshaber und Anführer Auputh, welcher an ber 
„Spige fteht ter ſämmtlichen großen Kriegsvölfer von Patoris, ver Sohn 
„des Königs Schafchang I.“ 


667 


Auch in der Bubaſtidenhalle zu Karnak erſcheint ber Name dieſes 
Hohenprieſters des Gottes Amon neben dem Namen ſeines Vaters. 


Nach dem Tode Schaſchanq's beſtieg den Thron ſein zweiter Sohn 


Sehem-heper-ra Miamun-Uſarkon I (Sargon) 
933 v. Chr. Geb. 


Außer einer vorübergehenden Erinnerung an feine Berfon wiſſen tie 
Denkmäler nichts zu berichten von biefem Sohne Schafhang’d. Bon 
feinen beiten Gemahlinnen, von denen uns bie ägyptiſchen Infchriften auf 
ten Denkmälern Kunde geben, hatte vie eine Namens Taſchedchunſu ihm 
ein Kind geſchenkt, Tafelath (Tiglath) , welches der Nachfolger im Reiche 
ward. Das Necht der Erftgeburt fcheint ihm dieſe Stellung gewahrt zu 
haben. Der zweite Sohn, Schafchang, aus ber Ehe mit der zweiten ®e- 
mahlin, der Tochter des tanitifchen Könige Hor-Pifebchan IL entſproſſen, 
alfo von königlichem Stamme, warb zum Oberpriefter des Amon ernannt 
und ihm derſelbe Rang als Oberbefehlshaber des Kriegsvolks verliehen, 
welchen fein Onkel und Vorgänger Auputh befeffen hatte, nur mit tem 
Unterfchiete, daß feinen Befehlen nicht nur das Kriegsvolf von PBatoris, 
fondern das gefammte ägyptiſche Heer unterftellt ward. Zwiſchen beiten 
Brüdern ſcheint ein Streit um die Krone Statt gefunven zu haben. Was 
bem erjteren das Recht der Erftgeburt als Erbe zuficherte, ſchien dem 
jüngeren als Sohn einer königlichen Prinzeffin von Nechtswegen zukom⸗ 
men zu müffen. ‘Daber ift die Erfcheinung zu erklären, daß einzelne Denk⸗ 
mäler ihm das Königsfchild widmen, mit dem bemerkenswerthen Zuſatz: 
„ber Herr von Ober: und Unterägypten“. Was ihm nicht befchieven war, 
follte inveß feinen Nachlommen, ber jüngeren Linie der Könige vom 
Stamme Schafchang, zu ©ute kommen. Zafelath- Tiglath empfing ale 
König Aegyptens die Namen 


668 


Hat:ra Sotepeen-amon Nuter Hag-Us Miamun Sieiſe 
Thalelath I 
900 vor Chr. Geb. 
auch wohl ganz Kurz Thakeluth, Thakelath genannt. Die Denkmäler 
übergehen bie Gefchichte feiner Zeit mit beharrlichem Stillfehweigen. Der 
Sohn, welchen er mit feiner Gemahlin Kapos erzeugt, ein Ufarkon-Sargen, 
ward fein Nachfolger. Sein Vollname als König lautete: 
Uler-ma-ra Sotep:en-amon Miamun Si-baft Ufarfon II 
866 vor Chr. Geb. 

Nach den Dentmälern war er im Beſitz zweier rauen. “Die erite 
Gemahlin führte den uns bereits fehr befannten Namen Ka-ra-ma. 
Sie ift die Mutter bes erftgeborenen Sohnes Schafchang , welcher als 
Kronprinz zugleich mit ver Würde eines Oberpriefters des Ptah von Mem⸗ 
phis befleivet wart. Im tiefer Eigenjchaft leitete er da® Begräbniß tes 
Apis-Stieres, welcher im Jahre 23 ver Regierung Uſarkon's II ge- 
jtorben war. 

Sein jüngerer Bruber'Naromath (Nimrer), ein Sohn ter ziwei- 
ten Gemahlin Mut-ut-anches, ward zunächft zum Auffeher der Pre: 
pheten und Befehlshaber des Kriegsvolfes von Chinenfu (Ahnas) d. h. 
Heracleopolis Magna ernannt, demnächſt aber ihm das Amt eines Statt 
halters von Patoris und eines Oberpriefters des Amon von Theben über: 
tragen. Ceine Nachfommen , wie wir biefelben in abfteigenter Linie auf 
ber großen Gejchlechtstafel bis zum letzten Pi-fonshor aufgeführt haben, 
traten in das väterliche Erbamt als Priefter bes Chnum in ter Statt 
Heracleopolis Magna ein. Dagegen erbten vie Nachlommen des Prinzen 
Schaſchanq, des Oberpriefters des Ptah von Memphis, in gleicher Weile 
das hohe Amt ihres Vaters und erfcheinen als ausübente Oberpriefter bei 
ver Beftattung mehrerer heiliger Apis-Stiere. 

Mit Ufarkon TI war bie ältere thronberechtigte Linie der Könige aus: 


669 


geftorben und es tritt ein zweiter Abſchnitt innerhalb deſſelben Königshauſes 

ein, welcher die Nachkommen des Oberprieſters des Amon Schaſchanq 

umfaßt. Nach dem Tode Uſarkon's II beſtieg ein gleichnamiger Enkel 

Schaſchanq's den Thron, und empfing als König den Vollnamen 

Sechem-cheper-⸗ra Sotep-en-amon Miamun Schajchang II 
833 vor Chr. Geb. 

Allgemeines Stillfchweigen ver Denkmäler über feine Zeit und Ge- 
ſchichte. Nah ihm warb König ein Thafelath, aller Wahrfcheinlichfeit 
nach fein Sohn, mit tem Bollnamen 
Hatsheper-ra Sotep-en:ra Miamun Si-tje Thalelath II 

800 vor Chr Geb. 

Er iſt ver Gemahl ver Königin Mi-mut Keromama Sit-amen 
Mut-em-hat, einer Tochter des Dberpriejters des Amon Nimror. 
Den älteften Sohn beider bezeichnen die Infchriften jehr ausführlich als 
Oberpriefter des Amon von Theben und als Oberbefehlshaber ter Streit. 
träfte des ganzen Landes. Das ift jener Uſarkon, zugleich ein Kleinkönig, 
von welchem eine lange Gebächtnigtafel im Innern der Bubaftibenhalle 
fo vieles zu erzählen weiß. Sie beginnt ihren Bericht mit ver Zeitangabe 
vom 9. Thoth des 12. Regierungsjahres des Vaters. Trotzdem an vielen 
Stellen größere und Heinere Rüden ven Zufammenhang tes überlieferten 
Berichtes unterbrechen, fo geht doch Folgendes mit aller Gewißheit aus. 
einer forgfältigen Prüfung ver erhaltenen und lesbaren Stüde der großen 
Inschrift hervor. 

In tem genannten Sahre begab fich der Prinz Uſarkon in feiner 
Eigenichaft als Oberpriefter des Amon nach Theben, um fein Amt ale 
folcher zu übernehmen. Seine Sendung hatte nebenbei ven erfveulichen 
Zweck, bie thebaniſchen Tempel und ihr Befigthum einer genauen Prüfung 
zu unterziehen und dem Gotte Amon-⸗-ra die Opfer und Feſte in hervor⸗ 
ragender Weife nach altem guten Brauche wieder herzuftellen. ‘Darüber 


670 


kam das Unglüdsjahr 15 der Regierung des Königs herbei. Schwere 
Zeiten ftanten bevor, venn, wie e8 wörtlich in der Infchrift heißt: 

„Als nun berbeigeflommen war das Yahr 15, ter Monat Mefori, 
„der 25. Tag, unter ver Regierung feines Vaters, des herrlichen Horus, 
„des göttlichen Fürften von Theben, da war der Himmel nicht zum 
„Ertennen, der Mond verfinfterte ſich (wörtli: war grauen- 
„baft) , zu einem Vorzeichen ver (kommenden) Ereigniffe in biefem Lande, 
„gleichwie e8 auch geſchah, denn Feinde (wörtlich: bie Kinder des Auf- 
„ruhres) fie überzogen mit Krieg bie ſüdlichen und nörblichen Landſchaften 
„Aegyptens).“ | 

Es ift mir nicht im Mindeſten zweifelhaft, taß bie vorſtehenden 
Worte auf die Einfälle der Aethiopier von Süden ber und auf den Angriff 
der affprifhen Macht von Norben ber Bezug haben. Die affprifchen 
Inichriften werden uns bereinft die Antwort nicht vorenthalten, welcher 
Herrfcher Aſſyriens von der Familie Salmanaſſar's III e8 war, ber Ae- 
gypten mit Krieg überzog und tem fich als affurifche Satrapen die Nach⸗ 
kommen Schaſchanq's I Takelath und fein Sohn Petife, beite Oberpriefter 
in Memphis, in alter Familienerinnerung befonvers willfährig zeigten. 

Die in Rede ftehende Verfinfterung bes Mondes, welche das fom- 
mende Ereigniß im Voraus anzeigte, halte ich noch heute troß aller An- 
‚griffe des Herrn Chabas aufrecht. So lange nicht gründlichere Gegen: 
beweife als wie es gefchehen, dagegen vorgebracht find, wird es wohl tabei 
bleiben müſſen, daß am 25. Mefori (die Tagangabe ift von mir mehrere 
Male vor dem Dentmale jelber beftätigt) im 15. Jahre ber Regierung 
Königs Thakelath II eine allgemeine Finfterniß im Lande Statt fand. 

Der Reft ver Infchrift läßt den Wiebereintritt einer wenn auch nur 
vorübergehenden Ruhe für Aegypten vorausfegen. “Der BPriefterkönig 
Ufarkon benugte diefelbe, um tem Gotte Amon von Theben und feinem 
Tempel feine volle Theilnabme zu bezeugen. Die Opfer wurben in ber 


671 


Art feftgeftellt, daß gewilfe Geltfummen für den Unterhalt der Spenden 
ausgeworfen wurden, ganz ähnlich wie wir es bereits oben in dem Bei⸗ 
ipiele des Gepächtnißfteines von Abydus kennen gelernt haben. 

Bevor wir unfer Augenmerk auf das Weich der Aethiopen werfen, 
welches jich im Süden Aegyptens gebilvet hatte und feine Angriffe gegen 
Kemi begann, fcheint es angemefjen zunächit die zu Kleinkönigen im ge- 
teilten Reiche berabgefuntenen legten Nachkommen vom Schafchang- 
Stamme ein wenig näher ins Auge zu faffen. Ihre Namen und ihre 
Folge, mit Berücfichtigung ihres Zeitalter, enthält die große ange- 
jchloffene Zeittafel. Wir führen fie hier an biefer Stelle noch einmal auf, 
um eine pafjende Gelegenheit zu haben den Leſer mit ihren Vollnamen be- 
fannt zu machen. 

Ufer: masra Sotep-en-ra Miamun St-baft ShafhanglllI 
766 vor Chr. Geb. 
UVjer-ma-ra Sotepsen-samon Miamun Bimai 
733 vor Chr. Geb. 
A⸗-cheper⸗ra Schaſchanq IV 
700 vor Chr. Geb. 

Ihre geſchichtliche Bedeutung verſchwindet in dem Kampfe der Klein⸗ 
könige, welche bald auf der aſſyriſchen, bald auf der äthiopiſchen Seite ſich 
gegenüberſtanden. Ihre Bekanntſchaft danken wir vor allen ten Apis- 
ftieren, deren bejchriebene Todtenfteine fich bei allen nötbigen Zeitangaben 
auf bie Negierung ver genannten Könige beziehen. Wo ihr Königsfig und 
ihr Heines Reich in ven Zeiten des achten Jahrhunderts war, laſſen bie- 
jelben Apis-Steine ziemlich deutlich burchbliden. Beſaßen fie auch nicht 
mehr die Hauptftätte ihres ehemaligen Hauſes, die affyrifch gewordene 
Stadt der Göttin Baft, Bubaftus, in Unterägypten, fo war dennoch vie 
wichtige alte Reichsſtadt Memphis in ihrem Beſitze geblieben. Hier lebte 
ter heilige Stier in dem Tempel des Ptah-Sokar⸗Oſiris, von bier aus 


672 





vollzog fich die feierliche Uebertragung bes verftorbenen Apis auf einem 

mit diden ſchweren Holzrädern verfehenen Wagen nach dem Serapeum, 

in der Wüfte zwifchen ten Araberbörfern Abufir (alt BPirufiri, Tempel 
bes Oſiris) und Eaggarah (deffen Name deutlich ten bes Gottes Solar 
ins Gedächtniß zurüdruft). 

Wir geben nachjtehend eine wörtliche Ueberſetzung ver ‘Dentiteine, 
welche ver glückliche Entdeder des Serapeums Moariette-Bey 1850 währent 
unferes eigenen einjährigen Aufenthaltes und vor unferen Augen aus ten 
Gräbern des genannten Cerapeums an das Tageslicht förderte, infoweit 
fie die obengenannten letzten Könige des 22. Haufes betreffen. Ganz ab: 
gefehen von der befonderen Bedeutung berjelben zur Feftftellung ter Re: 
gierungsbauer jener Kleinköuige, wird der Leſer vielleicht nicht ganz ohne 
Belehrung Kenntniß von dem Inhalte jener Steininfchriften nehmen, 
welche dazu beigetragen haben Licht über bie dunkelſten Stellen tes großen 
Gemältes der äghptiichen Geſchichte zu werfen und teren Angaben zum 
erſten Male eine richtige Vorftellung von dem eigenthümlichen Inhalt des 
fonverbaren Stierfultes der Bewohner von Memphis gewähren. 

1. Gedächtnißſtein des Briefters und Sehers des Apis— 
Stieres Senebef, Sohnes des Sched-Nofer-tum, unt 
jeines Sohnes des memphitiſchen Briefters Hor-cheb. 

„Im Sabre 2] Monat [Mechir] am Tage [1] unter ver Regierung 
„des Königs Pimai, des Freundes des Apis- Gottes im Weften. Dies 
„ift der Tag, an welchem dieſer (verftorbene) Gott gezogen wart nach ter 
„ſchönen Weftgegend, und beftattet warb in dem Grabesſchacht zur Ruhe, 
„zur Ruhe bei vem großen Gotte, beim Dfiris, beim Anubis une bei ter 
„Göttin der Unterwelt im Weſten. Es hatte Statt gefunden feine Einfüh- 
„ung in den Ptah⸗-Tempel bei feinem Vater, dem memphitiſchen Gotte 
„Ptah, im Jahre 29 im Monat Baophi zur Zeit tes Königs Scha— 
„hang III.“ 


673 


IM. Gedächtnißſtein des Oberpriefters von Mempbis 
Petiſe. 

„Im Jahre 2, Monat Mechir, am Tage 1 unter ver Regierung des 
„Königs Pimai, des Freundes des großen Gottes Apis im Weiten. 
„Dies ift der Tag, an welcheın gezogen ward der Gott zur Ruhe nach ber 
„ſchönen Weftgegend unt beftattet ward im Grabesſchacht, und an welchen 
„er niedergelegt ward in feinem ewigen Haufe und an feiner ewigen Stätte. 
„Er war geboren im Sabre 28 in ven Zeiten des Königs Schafchang IIT, 
„des verstorbenen. Man hatte aufgeſucht feine Herrlichkeit an allen Plätzen 
„von Pitomih (db. i. Unteräghpten). Er war gefunden in der Stadt 
„Ha⸗ſched⸗ abot nach Deonaten. Dian hatte durchſucht tie Seen von Natho 
„und alle Infeln von Pitomih. Er war feierlich eingeführt worden in 
„ven Tempel des Ptah bei feinem Vater, dem meniphitifchen Gott Ptah ver 
„Sübmauer durch den Oberpriefter im Tempel des Ptah, ben großen 
„Fürſten) der Maſchuſch Maxyer) Petife, ven Sohn des Oberprie- 
„Iters [von Diemphis und großen Fürften ver) Mafchufh Thafelath 
„und der Prinzeffin vom Königsjtamme Thes-baftpir, im Jahre 28, 
„im Monat Baophi, am Tage 1. Die vollftändige Yebenstauer dieſes 
„Sottes betrug 26 Jahre.” 

III. Gedächtnißſtein des memphitifchen PBriefters Hor- 
firife. 

„Im Jahre 2, Monat Mechir, Tag 1 unter ter Regierung des Kö— 
„nige Bimai, des Freuntes tes großen Gottes Apis im Weften, warb 
„gezogen ver Gott zur Ruhe nad) der jchönen Weftgegend. Er war feier: 
„lich eingeführt worben in ten Tempel des Ptah bei feinem Vater, vem 
„memphitiſchen Gotte Btah der Sübmauer, im Sabre... ..... unter 
„ber Regierung des Könige Schafhang...... [im Sabre] 5 [+x] 
„nachdem er gezeigt hatte feine ? , nachdem fie geſucht hatten 


„feine Herrlichkeit... ...... ]. Die vollftändige Lebensdauer dieſes 
Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 43 


674 


„Gottes betrug 26 Fahre. (Diefe Tafel ift geweiht) durch ven Erb fürſten 
„(tolgt eine Reihe von Titeln priefterlicher Art) Hors-fi-ife, ven Sohn 
„des Oberpriefterd ‚von Memphis und Fürjten ver) Mafchufch Pet⸗-iſe 
„und der Xelteften ver rauen: ...... ‚ [und buchen. ....... 
„Thakelath, deſſen Mutter Zartisbor.... ift.“ 
IV. Gedächtnißſtein des Satrapen Bet-ife und feiner 
Söhne Pef⸗-tot-baſt und Thakelath. 

„In Jahre 28 bes Königs Schaſchanq.“ Folgt eine Darftellung, 
in welcher fich trei Männer, ber erfte mit der aſſyriſchen Satrapenbinte 
auf dem Kopfe, ver legte mit ver Jugendlocke königlicher und fürftlicher 
Berfonen gefhmücdt, vor dem ftierköpfigen Gotte „Apis-Tum mit Hörnern 
auf feinem Kopfe“ befinten. Weber und neben jenen Perjonen bie nach— 
folgenten Inſchriften: 

„Möge er ſchenken Gefunpbeit, Leben, Heil: dem affgrifchen Satrapen 
„Bet:ife, tem Sohne des affyrifchen Satrapen Thakelath, — feine 
„Deutter ift Thes-baft-pir — bes Sohnes bes erften und größten 
„Erbherrn Seiner Majeftät Schafchang, des Sohnes des Königs unt 
„Landesherrn Uſarkon IL, 

„und feinem Verehrer und Freunde, dem Oberprieſter des Ptah Pef⸗ 
„tot-baſt, dem Sohne des Satrapen Pe⸗-tiſe, deſſen Mutter Tas 
„ari iſt, eine Tochter des Satrapen Thakelath, 

„und ſeinem Verehrer und Freunde, dem Prieſter des Ptah Thake— 
„lath, dem Sohne tes Satrapen Bet-ife und der (Frau des letzteren 
„Derfe.” 

Aus dieſen vier Infchriften geht mit einer unbeftreitbaren Gewißheit 
hervor, daß unter ver Regierung Schaſchanq's III, Betife und fein Sohn 
Peftotbaft fich ven Zitel und die Abzeichen von Satrapen beilegen. Ce 
war eben zur Zeit als die Affyrer ihre Hand auf Aegypten gelegt hatten, 
und König Schaſchanq nur mit Genehmigung ver Affyrer als König 


675 


von Unterägypten das Nieverlant beherrichte. Der neue Apis wird 
in ganz Unteräghpten gefucht. Bon Oberägppten, woſelbſt Ufarlon, der 
König und Oberpriefter Amon's das Neich vertrat, fo lange bis ber 
Aethiope Pi-anchi feine Macht brach, fchweigt die Infchrift volfftändig. 

Auf ven Gerächtnißfteinen aus ver Zeit des Könige Pimai ver- 
ſchwindet ber Titel far'a en Mat „Satrap“ und wirb erfeßt durch einen 
andern far'a en Mafchufch „Fürft ver Maxyer“, ohne Zweifel aus 
Rückſicht gegen vie äthiopifchen Eroberer, welche zu ter Zeit das Land 
in Befig genommen hatten, wie wir weiter unten es genauer berichten 
werten. 

In Bezug auf den Apis felber geht aus ben vier mitgetheilten Ge— 
rächtnißtafeln Folgendes hervor: Er war geboren im Jahre 28 der Re— 
gierung des Königs Schafchang III in ver unterägyptiſchen Stadt Ha- 
ſched- abot. Monate vergingen ehe man ihn auffand. Am 1. Paophi im 
29. NRegierungsjahre des Königs (man erinnere fich wohl unferer Be— 
merfung über die Zählung ver Negierungsjahre der ägyptiſchen Könige 
S. 290) ward er feierlichit in ven Tempel des Ptah von Memphis ein- 
geführt. Nach einer 26jährigen Tebenstauer ward er am 1. Mechir bes 
2. Jahres ver Herrichaft Königs Pimai im Serapeum von Memphis be: 
ftattet. Sein Todestag mußte demnach 70 Tage früher d. 5. am 20. 
Athyr Statt gefunden haben. Hätte er volle 26 Jahre gelebt, wie vie 
Inschrift e8 ausdrücklich bezeugt. fo müßte feine Geburt auf ben 20. Athyr 
des 28. Negierungsjahres Könige Schafchang III gefallen fein. Dann 
würten etwa 10'/, Monat bis zu feiner Einführung in Memphis am 1. 
Paophi im Jahre 29 der Regierung Schaſchanq's III vergangen fein. 


43 * 


676 


Das dreinndzwanzigfte Königshans von Tanis. 


Alfo bezeichnet Manetho, ver Priefter, in feinem Königsbuche tie 
Regierung der drei Könige: Petubaftes mit 40 Jahren, Dforchon mit 9 
Jahren, Pſamus mit 10 Jahren. Alle drei verſchwinden wieberum in 
tem Kampfe, welchen mit wechſelndem Erfolge Nethiopien vom Süden ber, 
Affyrien vom Nerven gegen Aegypten unternimmt. Ihre Namen tauchen 
babei nur gelegentlich in den gefchichtlichen Urkunden dieſer Zeit auf. Pe: 
tnbaftes erfcheint babet mit dem Vollnamen: Sesher-ab-ra Bet-ji: 
bajt, Oſorchon als A-dheper-ra Sotep-en-amon Miamun 
Ufarfan, ber dritte endlich tritt uns entgegen al8 Ufler)ra Sotep: 
en-ptab Pſi-mut. Nach dem Inhalt diefer Bezeichnungen zu ur: 
tbeilen,, würbe Petubaftes feinen Königsfik in Bubaſtus, Oſorchon in 
Theben oder Tanis, Pſamus in Memphis gehabt haben. Den letztge— 
nannten werben wir weiter unten in tem Siegesberichte ver Aſſyrer ala 
Zeitgenofjen Königs Tirhaga (um 700 vor Chr. Geburt) und unter feiner 
affprifchen Bezeichnung 38-pi-ma=tu wierer begrüßen. 

Und nım zu den Aethiopen! 


— —e u 


XVIII. 
Das fünfundzwanzigſte Königshaus. 
Die Aethiopen. 

Die Perſon des Oberprieſters des thebaniſchen Amon Hir hor, des 
Stifters des ein und zwanzigſten Königshauſes, haben wir oben kennen 
und würdigen zu lernen Gelegenheit gehabt. Vom Hochmuth getrieben 
hatte Hirhor feine ehrgeizigen Abſichten auf ven Thron Aegyptens verwirt: 
(icht, feinen Wohlthäter Rameſſu XIII feines Stuhles beraubt, deſſen 
ganzes Gejchlecht und Anhang in vie Verbannung nach der großen Daſe 


677 


geſchickt und fich felbft nach beiten Kräften in ven Vorbergrunt ter ägyp— 
tiichen Geſchichte geftellt. Die Vergeltung war nicht ausgeblieben. Bon 
Aſſyrien her fam ver Rächer. Die Gefchichte des Haufes endigte mit dem 
Sturze des Königlichen Prieftergefchlechtes, das plötzlich vom Schauplat 
verfehwindet, ſobald Schajchang I den Thron einnahm, um — in Aetbio- 
pien ihre Sehnfucht nach Scepter und Krone von Neuem zu ftillen. 

Aegypten hatte gegen das Ende tes eilften Jahrhunderts vollauf mit 
fich unt feiner Selbfterhaltung zu thun, um weiter taran zu tenfen, in 
den Süblänbern die einmal gewonnene und bis dahin forgfältig gehütete 
Oberhoheit zu behaupten. ‘Die Yantpfleger des Südens unt Königsſöhne 
von Kuſch fine ausgeftrichen aus dem amtlichen Verzeichniß der Hofwürden, 
die Könige von Kuſch find an ihre Stelle getreten. Der Süden, von ber 
Grenzmark bei ver Stadt Syene au, gewinnt feine Freiheit wieder, und bie 
Völker Aethiopiens beginnen fich eines ſelbſtſtändigen Daſeins zu erfreuen. 
Inteffen, war auch die äghptifche Hand nicht mehr fühlbar, tie ägyptiſche 
Kultur und die ägyptiſche Nehre von ven Göttern war geblieben. Nur fehlte 
ber Führer, um die einmal gewonnenen Anſchauungen lebendig zu erhalten. 

Nichts konnte ven mißliebig gewordenen Amonsprieftern gelegener 
erfcheinen, um die augenblicliche günftige Gelegenheit zu benugen und 
auszubeuten, als dieſer Zuſtand der Dinge im Lante Nubien und Yethio- 
pien, wo die Geifter einer wenig entwidelten Bevölkerung durch geſchickte 
Zeitung fich bald dem vornehmen Prieftergejchlechte gefügig und unter: 
würfig zeigen mußten. Am Berge Barkal, bei welchem bereits Amenho⸗ 
tep III tem großen thebanifchen Amon ein befonveres Heiligthum gegrün« 
tet hatte (ſ. oben S. 415) in Geftalt einer ſtark befeftigten Tempelburg, 
ward von ten eingewanterten Amonsprieftern bie Stätte auserlejfen zum 
fünftigen Königsfige. Es ift die oftmals in den Injchriften äthiopifchen 
Urfprunges genannte Statt Nap oter Napata, die Hauptftabt bes neu 
gegründeten Reiches von Kuſch. 


678 


Wer der Oberpriejter des Amon vom Gefchlechte Hir hor's gemweien 
war, welcher in Napata zuerft einzog und feine Vorbereitungen zur Grün- 
bung eines ven Aegyptern fpäter fo gefährlichen äthiopiichen Königreiches 
traf, ift Schwer zu jagen. Die äthiopifchen Denkmäler, deren Königsichil: 
ber ein fpäteres ägyptiſches Königshaus forgfältig ausmeißeln ließ, geben 
Darüber nicht die geringfte Auskunft. Um fo wichtiger ift bie Thatſache, 
baß mehrere Nachkommen tiefes Priefters venfelben Namen führten, unter 
welchem wir oben ven Sohn und Nachfolger Hirhor's kennen gelernt 
haben, d. h. den Namen des Prieſterkönigs Pi-anchi, ein ägyptiſches 
Wort, welches fo viel als „ver Lebende“ beveutet. Ehe wir zu vemjenigen 
Pisanchi übergehen, veffen Einfall in Aegypten ben bervorragentiten 
Gegenftand biefes Abfchnittes bilden ſoll, ſcheint es angemeſſen, wenn 
auch nur mit wenigen Worten einige Bemerkungen über tas Rönigthum 
von Kuſch vorauszufchiden. 

Wie oben bereits von ung angeführt worten ift, nannte ſich der in 
Rapata, „ver Stadt des heiligen Berges“, thronende Herricher 
„König des Landes Kuſch“. ALS Hauptgott des Landes war ber 
thebaniſche Amon⸗-ra angejehen. Des Königs Vollname wurte gan; 
nah altägyptiſchem Mufter feftgeftellt. Die Sprache und Schrift, 
bie Zeiteintheilung und was fonjt ägyptiſche Sitten und Gewohnheiten 
betraf, warb beibehalten. Den Müttern, Töchtern und Schweftern ves 
Königs ward eine hervorragende Stellung angewiefen, ta fie es waren, 
welche die Erbfolge in der männlichen Nachkommenſchaft begründeten. 
Die Abftammung eines neuen Königs wurde veshalb nicht nach ven Vü- 
tern, ſondern nach den Müttern angegeben. Eine Jede führte ven Ehren: 
titel: „Königin von Kuſch“. 

Im Laufe der Zeiten breitete fich Die Macht ver Aethiopen bis über 
bie Südgrenze Aegyptens hinaus. Das ganze Batoris wurde fchließlich 
ihr Eigenthum und bie „große Stadt“ Ni-'a, d. i. Theben, Hauptſtadt 


679 


darin. Während die Aſſyrer Unterägypten, das fo oft in den Keilinfchrif: 
ten genannte Muzur (Mazor der hieroglyphiſchen Infchriften , eigentlich 
befondere Bezeichnung bes tanitifchen Gaues), als ihr ftäntiges Lehen an- 
ſahen, waren die Landfchaften von Batoris eine Art äthiopifcher Provinz. 
Mittelägypten bildete die jeberzeit ftreitige Mittelmark zwifchen ven beiver: 
feitigen Reichen, zugleich eine Scheitewand , welche ten Ausbruch offener 
Feindſchaft zwifchen hüben und drüben zu verhinvern im Stande war. 

Somit war es dem alten Priefterftamme gelungen, wieber in ven 
Bollbefig ver Herrichaft von Theben zu kommen, aus welcher Statt fie 
der Aſſyrer Schafchang I mit Schimpf und Schanten verjagt hatte. ‘Der 
Berluft der Amonsftabt, burch jeweilige Feldzüge ver Aſſyrer nach dem 
Süten hin, war ihnen gleichbeveutent mit einer Nieberlage. Daß bies 
thatjächlich bisweilen geſchah, werben wir weiter unten urkundlich be- 
zeugen. 

Wie in Unteräghpten bie affyrifchen Herrfcher fich damit begnügten, 
einen Tribut von ven beftätigten Kleinkönigen oder Satrapen einzuziehen, 
jo wurden auch in Patoris und in Mittelägnpten von den Aethiopen 
Kleinkönige oder Vaſallen eingefegt, welche die Oberhoheit verfelben an- 
erkennen nnd ihre Abgaben zu leiften hatten. Aethiopiſche Beſatzungen 
dienten zur Bewachung ber äthiopifch-äghptifchen Gebiete unter ven Ber 
fehlen &thiopifcher Anführer. 

So war Aegypten zu einem Spielball geworben in ten Händen ber 
Affyrer und ver Xethiopen, jener Fürften von Nap oder Noph, von 
denen tie Schrift uns berichtet. ‘Das große Reich von Kemi war zer: 
ftüdelt in Kleine abhängige Staaten, welche bald zu Aethiopien, bald zu 
Affyrien hielten, je nach dem zeitweiligen Lebergewicht der fremden Ober: 
bobeit. 

Um das Jahr 766 (nach ver Zeitfolge ter Gefchlechter zu urtheilen) 
hatte Aſſyrien Unterägypten immer noch in feinem Befige. Kleinkönige 


680 


und aſſyriſche Satrapen gehorchten dem Großkönige. Da brach ein Auf: 
ftand aus unter Anführung eines thatkräftigen Kleinkönigs von Sais unt 
Memphis, Namens Tafnachth CTechnaktis oder Tnephachthos bei ten 
Klaffifern). Die augenblidlihe Schwäche des affyrifchen Reiches be: 
nugent, hatte er die übrigen Yürften Unterägyptens zu bewegen gewußt, 
fich ihm anzufchließen, fei e8 durch Güte, fei e8 durch Gewalt. Einmal 
verjtärft in dieſer Weife, fiel er mit feiner ganzen Macht in Mittelägypten 
ein, wo bie ägyptiſchen Vaſallen Pi-anchi's fich ihm gleichfalls unter: 
warfen. Darob Meltung an Pi-anchi, ver fofort feinen Heerführern 
bie Befehle zufommen läßt, dem Vorrüden Tafnachth's ein Hinderniß 
in den Weg zu legen und ben fühnen Kleinkönig zum Rückzug zu be 
wegen. 

Wir überlafjen e8 unferen Xefern, ſich das Bild des ganzen Feld— 
zuges auszumalen nach ver langen und merkwürdigen Schilderung, welche 
ung der berühmte Gerächtnißftein Pi-Anchi's, vor mehreren Jahren 
am Berge Barkal entdeckt, darüber gewährt. Das in Rebe ftehenve Dent: 
mal, ein von allen Seiten, bis zu den Räntern hin, bejchriebener ©ranit- 
blod, ward auf ven Befehl des Aethiopen-Königs Pi-anchi zur Erinne: 
rung an feine vollſtändige Befiegung Mittel: und Unteräghptens an Ort 
und Stelle aufgerichtet. Die Uebertragung“), welche wir nachſtehend von 
biefem Berichte geben, wirt mehr als jede Beichreibung bie einzelnen Ab- 
Schnitte des äthiopifchen Feldzuges hervortreten laffen und die eigenthüm: 
liche Stellung ver ägyptiſchen Kleinkönige und Satrapen in bas helifte 


*, Die mir bekannt geworbenen Ueberjegungen dieſer wichtigen Urkunde, eine 
englifche und eine deutſche, find weit davon cutfernt den Inhalt diefer Inſchrift, welche 
mir bei Abfaffung meines Wörterbuches die größten Dienfte geleiftet bat, an allen 
Stellen auch nur annähernd richtig erlannt zu haben. Bei den leicht verftändlichen 
Theilen der langen Injchrift kann der Ueberfeter kein beſonderes Berbienft beanspruchen. 
Grade bei den jchwierigen Stellen heißt e8 nach dem alten Sprüdyworte: Hic Rhodus 
hic salte ! 


681 
® 


Licht fegen. Wir geben nach ven Angaben des Steines das Verzeichniß 
derſelben in nachitehenter Ueberficht. 

König un Satrap Tafnachth, Fürft von Sais und Memphis, 

König Nimrod, Herr von Hermopolis Magna, 

König Aupoth vom Gau von Elysma, 

Satrap Schaſchanq von ver Stadt Yufiris, 

Satrap Zi-amun-auf-anch von der Statt Mentes, 

beffen ältefter Sohn Anch-⸗hor, Telvhauptmann von der unter: 

äghpt. Stadt Hermopolis, 
Erbherr Bok»en: nifi 
Satrap Nes-na-'ai {oder Nes⸗na-keti) von tem Gau von 
Xoĩs, 

König Uſarkon von der Stadt Bubaſtus, 

Fürſt Baf-tot-baft von ter Stadt Heracleopolis Magna, 

Erbherr Bet-ife von der Stadt Athribis, 

Satrap Pi-thenef von Bi-faptu (Gau von Arabia), 

Satrap Pi-ma von ber (zweiten) Stadt (Namens) Bufiris, 

Satrap Nacht-hor⸗na⸗ſchennu von Phagroriopolis, 

Satrap von Tanis (ungenannt als geborener Aſſyrer), 

Satrap von Oſtracine (ungenannt ans demſelben Grunde), 

Prophet des Horus Pet-hor⸗ſam⸗taui von der Stadt Letopolis, 

Fürſt He⸗ro⸗bi-ſa von den Städten Sa und Heſaui, 

Fürſt Zi⸗chi-⸗ au von Chont-nofer Onuphites?), 

Fürſt Pi-bi-ſa von Babylon und Nilopolis (tim Heliopolites). 

Wir haben gleichzeitig auf der großen Geſchlechtstafel die dem Könige 
Pi⸗anchi unterworfenen Fürſten, ſowohl die Kleinkönige als die aſſyriſchen 
Satrapen, durch den Zuſatz: Vaſall näher bezeichnet, um zu zeigen, 
wie die Ereigniſſe, von welchen die Inſchrift des Aethiopen⸗Königs fo 
ausführlich uns Kenntniß giebt, ihrer zeitlichen Stellung nach innerhalb 


682 
& 
ber Gefchlechtsepoche vom Jahre 766 zu 733 Statt gefunten haben 
mußten. 
Mir laffen nach diejen nothwendigen Vorbemerkungen bie Ueber: 
fegung des Siegesberichtes folgen. 

1. „Im Iahre 21, im Monat Thoth, unter ver Regierung des Königs 
„von Ober: und Unteräghpten: Miamun Pi-andhi — möge er 
„leben ewiglich! — erließ Meine Tönigliche Majeſtät den Befehl, daß 
„man vernehmen folle von dem, was ich gethan babe, mehr als vie 
„Vorfahren. Ich der König bin ein Theil Gottes, ein lebendes Eben- 
„bild Tum's. Herausfommend aus dem Meutterleibe ward ich erleſen 
„zum Herricher, vor dem fich die Großen fürchteten, wiſſend daß ic) 
„[ein gewaltiger Herr fein würbe.) 

2. „Seine Mutter erlannte e8 wohl, daß er zum Herrſcher beftimmt 
„lei im Deutterleibe, er, ber göttliche Wohlthäter, der Freund ter 
„Bötter, der Sohn des Ra, ber ihn mit feinen Händen gebilvet hat, 
‚Miamun Pi-andı. 

„Man kam um dem Könige zu melden : es befindet fich der Herr 
„des Weftlandes (d. h. des weitlichen Deltalandes), der große Fürjt in 
„ver heiligen Stadt (d. i. Sais) Taf-nachth in dem Gaue |Name 
„gehlt], in vem Sau Zoites, in der Stadt Hap (Nilopolis), in ver 
„Stadt [......- ] 

3. „in der Stadt 'Ain, in ter Stabt Pi-nub (Momemphis) und im 
„ver Stadt Memphis. Er bat das ganze Weftland in Beſitz ge 
„nommen, von dem Hinterjeelande (von Buto) an bis zur Statt ter 
„Scheidungsgrenze (von Ober» und Unterägypten). Er fährt ſtrom⸗ 
„aufwärts mit vielem Kriegsvolt. Die Bewohner beider Theile Ae- 
„gyptens ſind verſammelt bei ihm. Die Fürſten und Herren der 
„Städte ſind wie Hunde zu ſeinen Füßen. Nicht verſchloſſen ſind 
„lihm) die Burgen 








683 


„der Gaue des Sütlantes. Die Städte Mi-tum (Meivum), Bi ⸗ 
„ſechem⸗cheper-ra (Uſarkon's I Stadt, am Eingange zum 
„Fajum) Crocodilopolis, Pimaz Oxyrynchus), Thekanaſch und 
„alle (anderen) Städte der Weſtſeite haben ihm die Thore geöffnet, 
„aus Furcht vor ihm. Er wendet ſich zu ven Gauen der Oftfeite. 
„Sie öffnen ihm bie Städte, wie die folgenden: Ha-bennu (vie 
„Phönixſtadt, Hipponon), Tai⸗uzai und Apbrotitopolis. Er ber 
„reitet fich vor 

„einzufchließen bie Statt Heracleopolis Magna. Er hat fie umgeben 
„wie mit einem Ringe. ‘Der hinausgehen will, kann nicht binaus- 
„gehen, ver bineingehen will, nicht hineingehen ob des fortbauernten 
„Kampfes. Er hat fie umzingelt nach allen ihren Seiten. Alle 
„Fürſten, welche anerkennen feine Macht, vie läßt er fiten, jeden 
„Einzelnen, in feinem Gau, als Fürften und Könige der Stäpte. 
„Und fie huldigen ihm] 


z. „als einem, der beveutend ift durch Hugen Sinn ; fein Herz ift fröhlich. 


„Und vie Herren und Fürften und Kriegshauptleute, je nach ihrer 
„Stadt, fandten Seiner Majeftät fortwährene Botſchaft des In- 
„haltes: „„Biſt Du denn ftumm um Nichts wiffen zu wollen von 
„ren Süblante und von ven Gauen des Binnenlandes? Tafnachth 
„nimmt fie für fih und findet Niemand, ver ihm Widerftand leifte. 
„Nimrod, ber [Herr von Hermopolis Magna) 

. „and Fürft von Ha=uer (Megalopolis), er hat umgeriffen die Burg 
„von Nofrus und er hat vernichtet feine Stadt mit eigener 
„Hand aus Furcht, daß er fie ihm fortnähme, um fie abzufperren 
„nach Art ver andern Städte. Jetzt ift er fortgezogen, um zu feinen 
„Süßen zu fein, er hat dahin gegeben vie Gnade Seiner Majeftät. 
„Er fteht mit jenem vereint, gleichwie einer von ben übrigen Fürften. 
„Der Herr) 


684 


. „nom Gaulande Oxyrynchites, er hat ihm angeboten Lohn nach feinem 


„Herzensbelieben an alferlei Dingen, welche er auffinden konnte.““ 
„Da ſandte Seine Majeftät Botſchaft den Fürften und Kriege- 
„Hauptleuten, welche gejegt waren über das Land Aegypten (näm- 
„lichſ: dem Oberften Pi-ua-ro:ma und dem Oberften Ra -mis: 
„ke⸗ni und zu allen Oberften Seiner Majeftät, welche gefeßt waren 
„über ver Aegypter Yand, daß fie herbeieilen follten, um zu verhindern 
„die Rüftung zum Kampfe, zu umzingeln [bie Stabt Hermopolis], 


„zu fangen ihre Bewohner, ihr Vieh und ihre Schiffe auf dem Strome, 


„teinen Aderemann auf das Feld gehen unt feinen Pflüger pflügen 
„zu laffen und abzufperren das, was in ter Stadt Hermopolis ge- 
„legen ift, und zu ftreiten gegen fie fortwährend. ‘Da thaten fie alfo. 
„Da fandte Seine Majeftät das Kriegsvolk nach Aegypten, indem er 
„ihnen gar ſehr, gar fehr einfchärfte: „Gebet [Acht, wachet, ver: 
„bringt nicht] 

„die Nacht mit dem Vergnügen des Spieles. Seid kampfbereit gegen- 
„über dem Anblide (des Feindes), und feid gerüftet zum Streit auch 
„in ber Ferne. Wenn Einer (von ven Führern) fpricht: es follen 
„lich wenten das Kriegsvolk und vie Zweigeſpanne einer andern 
„Stadt zu, warum wollt ihr zögern an fein Kriegsvolk heranzugehen? 
„Ihr follt kämpfen, fowie er gefprochen hat. Wenn Jemand (von 
„ven Feinden) feine Vertheibiger aus einer anderen Stabt zu holen 
„vorhat, | 


. „io fehwenfet um, ihnen entgegen. Hat einer biefer Fürften mit fich 


„geführt, zu feiner Bedeckung, Kämpfer aus Marmarica ober Strei- 
„ter von den Getreuen, fo rüftet euch zum Kampfe gegen fie. Wie 
„ein alter Helv fagt: Nichts frommt es, zufammenzurufen das 
„Kriegsvolf und zahfreiche Gefpanne ter beften Nofje des Stallee, 
„ſondern 


12, 


14. 


15. 


16. 


685 


„in den Streit ziebend zu erfennen, daß Amon, der Göttliche, es ift, 
„der uns fendet. Wenn ihr angekommen ſeid in Theben, im Angeficht 
„(des Tempels) von Ape, fo geht hinein in das Waffer, reinigt euch 
„in dem Strome, zieht euch aus am Hauptlanal, jpannt ab den Bo⸗ 
„gen und legt bei Seite vie Waffen gegenüber 


. „tem (Götter-)Könige, als dem Allgewaltigen. Seine Stärke wird 


„ein dem Manne, ver ihn mißachtet, er macht ven Schwachen zum 
„Starten, und wären ihrer (ver Starken) viele, fie müſſen ven 
„Rüden wenden vor den Winzigen, unt wäre es Einer (ein 
„Schwacher), er nimmt e8 mit taufend Dann auf. Beſprengt euch 
„mit dem Waſſer feiner Weihaltäre, fallt vor ihm nieter auf euer 
„Angeficht und jprechet 

„u ihm alſo: „Gieb und ven Weg unjeres Kampfes im Schatten 
„Deines mächtigen Armes. Die Gefchlechter , welche für Dich los— 
„ziehen, werten zurückdrängen ven Feind in vielen Niederlagen.“ “ 
„Da warfen fie fich auf ven Bauch vor Seiner Majeſtät (indem fie 
„alfo redeten): „Iſt es denn nicht Dein Name, ver unfern Arm 
„stark macht? Iſt es nicht Deine Weisheit, welche Deinem Kriegsvolfe 
„Feſtigkeit verleiht? ‘Dein Brot ijt in unſerem Leibe aller Wege und 
„Dein Meth 

„licht unfern Durft. Giebt nicht ‘Deine Kraft uns Stärke und 
„männlichen Muth bei dem Getanten an Dih? Nichts ift ein 
„Kriegsvolk, deſſen Oberfter ein Feigling ift. Und wer ift Dir gleicy ? 
„Du bift der König, deſſen Hände ven Sieg fchaffen, ein Meifter in 

„der Arbeit des Kampfes.““ Nachdem fie gegangen waren 

„ſtromabwärts, erreichten fie die Stadt Theben und thaten alles wie 
„nen Seine Majeſtät geboten hatte. Nachdem fie gezogen waren 
„ſtromabwärts auf dem Fluſſe, fanden fie eine Menge von Schiffen, 
„die ſtromaufwärts fuhren mit Kriegsvolk, Schiffern und Oberjten 





20. 


686 


„von ten beften Kämpen Oberägyptens, ausgerüftet mit allem 
„Geräthe 
„zum Kampfe gegen das Kriegsvolk Seiner Majeſtät. ‘Da brachten 
„fie ihnen eine große Nieberlage bei. Niemand kennt die Zahlen 
„ihrer Gefangenen, fammt ihrer Schiffe, welche als lebende Gefan- 
„gene nach ver Stätte gebracht wurben, wofelbft ſich Seine Majeftät 
„befand. Nachdem fie weiter gezogen waren bis vor bie Statt He: 
„racleopolis Magna, rüfteten fie fich zum Kampfe. 
„Folgendes ift das Verzeichnig der Fürften und Könige von 
„Unterägypten: 
„der König Nimrod und 
„der König Aupoth, 
„der Satrap Schaſchanq von ter Stadt Buſiris, und 
„der Satrap Zi-amun-auf-anch von ver Stadt Mendes, unt 
„sein ältejter Sohn, welcher Kriegshauptmann war von ber Stabt 
„Hermopolis Parva, 
„die Krieger des Erbheren Bol-en-nifi und 
„jein ältejter Sohn, ver Satrap (19) Nes-na-'ai von dem Gau 
„von Koiß, 
„der Großmeiſter dev Webelträger, welche in Unterägypten find, und 
„der König Uſarkon, welcher in ber Stadt Bubaftus und in ver 
„Stadt Un⸗n⸗r'a⸗nofer ſitzt, 
„und alle Fürſten und Könige der Städte auf der Weſtſeite, auf der 
„Oſtſeite und auf ben Inſeln dazwiſchen. Sie hatten ſich zuſammen⸗ 
„gefunden auf den Willen des Einen hin und ſaßen alſo zu den Füßen 
„des großen Herrn des Weſtlandes, des Fürſten von Städten von 
„Unterägypten, bes Propheten ver Neith, ber Herrin von Sais, 
„und bes Oberpriefters des Ptah (von Memphis) Taf-nachtb. 
„Nachdem fie vorwärts gezogen waren, ta brachten fie ihnen eine 


21. 


22. 


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24. 


_ 687 
„große Niederlage bei, größer als irgend je, und nahmen fort ihre 
„Schiffe auf dem Fluſſe. Nachdem die, fo übrig geblieben waren, 
„ich fort begeben hatten, landeten fie auf der Weftfeite, auf dem Ge- 
„biete der Stadt Pi-pek. ALS die Erve hell geworden war, am 
„frühen Morgen (des nächiten Tages), va zog das Kriegsvolf Seiner 
„Majeftät 
„ihnen entgegen, und es ftieß zufammen Kriegsvolk mit Kriegsvolf. 
„Da töbteten fie wiel Volkes von ihnen fammt Pferten. Niemand 
„rennt die Zahl der Gefallenen. Die, welche übrig geblieben waren, 
„die flohen nach Unteräghpten wegen ber ungeheuren Nieberlage, 
„renn fie war erichredlicher als je. 
„Berzeichniß der Leute von ihnen, welche getöbtet 

„waren: Männer [........ ] 
„[E8 zog] ver König Nimrod flußaufwärts nach Oberägypten, weil 
„ihm angefagt war, daß tie Statt Hermopolid Magna fich in ber 
„Sewalt der Feinde, mit Rückſicht auf das Kriegsvolf Seiner Maje⸗ 
„tät, befände, welche ihre Bewohner und ihr Vieh fingen. Da ging 
„er bis vor Hermopolis. Das Kriegsvolt Seiner Majeftät aber 
„befand fich auf dem Fluſſe bei dem Hafenplage 
„des hermopolitifchen Gaues. Als fie hörten, daß der König (Nim- 
„rod) fie umzingelt habe von allen vier Seiten, taß feiner werer 
„hinaus noch hineinkäme, da fandten fie einen Boten ab um zu 
„melden Seiner Majeftat Miamun Bi-anchi, dem Xebensfpen- 
„ter, von der ganzen Niederlage, die ihnen bereitet worben in aller 
„Stärke von Seiner Majeftät (vem König Nimrok). 

„Da war grimmig Seine Majeftät wiber fie, gleichwie ein Pardel 
„(und redete): „„Alfo fie ließen 
„übrig bfeiben einen Reft von dem Kriegsvolke Unterägyptens und 
„ließen fortlaufen von ihnen, wer fortlaufen wollte um mitzutbeifen, 


25. 


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27. 


28. 


688 


„daß jener beranziehen folle, damit fie nicht den Tod erduldeten, (fen- 
„dern) um fie herauszuziehen? Ich fchwöre, fo wahr ich Liebe ten 
„Bott Ra, fe wahr mich fegne ver Gott Amon, ich werte felber 
„ſtromabwärts ziehen, ich werbe vereiteln 

„was jener gethan hat, ich werde ihn zurückdrängen, und follte ber 
„Kampf fortwährend tauern, nach vollenveter Feier der üblichen 
„Gebräuche des Neujahrsfeftes. Ich werke ein Opfer ſpenden tem 
„Bater Amon an feinem fchönen Feſte, er joll feiern feinen Ausgang 
„an vem fchönen Tage des Neujahre. Ich werde ziehen in Frieden, 
„am zu Schauen Amon an dem fchönen Fefte des thebantichen Monates 
„Paopi). Sch werde fein Bildniß hinausgehen laſſen 

„nach Api des Südens an feinem ſchönen Feſte des thebaniſchen Mo- 
„nates (Paopi) in der Nacht an dem Feſte, welches aufgeſtellt iſt für 
„Theben und welches ihm zuerft eingefegt bat ber Sonnengoft Ra. 
„sch werde ihn zurüdführen nach feinem Tempel, wo er auf feinem 
„Stuhle thront. Aber an dem Tage ver Rückkehr des Gottes, am 2. 
„des Monates Athyr, will ich ſchmecken laſſen das Volt Unteräghp- 
„ters den Gejchmad meiner Finger. 

„Da blieb des Könige Kriegsvolkin Aegypten. Es hatte gehört von tem 
„Srimme, welcher Seine Moajeftät erfaßt hatte wider fie. Da ftritten 
„sie gegen die Stadt BPi-maz vom Gau Oxyrynchites und fie nah- 
„men fie wie eine Waffersfluth. Und fie ſandten Botfchaft an Seine 
„Majeſtät, aber fein Herz warb darum nicht verföhnt. ‘Da ftritten 
„sie wiber die fehr ftarke Stadt Ta⸗te han (heute Tehneh) unt fie 
„fanden fie angefülft 

„mit Kriegsvolk aus ver Zahl ver beften Kämpen Unterägyptens. 
„Da ließen fie den Sturmbod fpielen gegen fie, der ftieß um ihre 
„Mauern. Sie brachten ihnen eine große Nieberfage bei — niemant 
„tennt die Zahlen — tarunter auch ter Sohn tes Satrapen 


29. 


30. 


31. 


689 


„Tafnachth. Da fandten fie Botfchaft an Seine Majeftät, aber 
„fein Herz ward darum nicht verſöhnt. 

„Da ftritten fie wirer die Stadt Ha-bennu und öffneten fie und 
„es zog hinein das Kriegsvolk Seiner Majeſtät. Da ſandten ſie 
„Botſchaft an Seine Majeſtät, aber fein Herz warb darum nicht 
„verlöhnt. 

„sm Monat Thoth, am 9. Tage dveffelben, nachdem Seine Mu- 
„ieftät nach heben nietergeftiegen war, feierte er das Amonsfeſt in 
„dem tbebanifchen Monat Paopi. Nachdem Seine Majeftät ftrom- 
„abwärts 
„gezogen war nad) ber Stabt Hermopolis Magna, trat er heraus 
„aus der Kajüte des Schiffes, ließ anfchirren vie Roffe und beftieg die 
„Streitwägen (deren Namen waren): Die Ehrfurcht vor Sei- 
„ner Majeftät reicht bis zu den Afiaten, und Aller 
„Herzen fürchten ihn. Nachdem Seine Majeftät vorwärts ge⸗ 
„zogen war, ftürzte er fich auf die 
„Häffer feines Kriegsvolles, voller Grimm wider fie, gleichwie ber 
„Bartel (indem er alſo ſprach): „„Stehen fie nicht da? fo kämpft 
„eoch! das heißt mein Gefchäft verzögern! Die Zeit ift gefommen, 
„um endlich einmal dem Lande Unterägypten Achtung vor mir ein- 
„ößen.“" Eine gewaltige Nieterlage wart ihnen beigebracht, 
„ſchrecklich durch den Schlag, ven er ihnen beibrachte. 

„Aufgerichtet ware für ihn das Zelt im Südweſten der Statt 
„Hermopolis Magna. Abgeſperrt blieb fie 


. „fortwährend. Es wurte aufgeworfen ein Wall, um zu verbeden 


„die hohe Feltungsmauer. AS ver Holzbau gegen fie hoch genug 
„war, fchoffen vie Bogenjchügen hinein und die Schleudermaſchinen 
„warfen Steine, um fortwährend Leute von ihnen zu töbten. ‘Drei 


Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 44 


33. 


34. 


35. 


87. 


690 


„zage währte das. Da waren bie in Hermopolis ſtinkend geworten 
„und ermangelten ihres Wohlgeruches. 

„Da übergab fich Hermopolis und flebte an ten König von Unter- 
„ägypten und Abgefantte famen heraus und traten herzu mit allen 
„Dingen gut anzufchauen: Gold, Evelfteine, Kleider aus Baumwolle 
„(vor Seine Majeftät), welcher aufgeſetzt hatte das Schlangenpiatem, 
„um Achtung vor ihm einzuflößen. Aber esemangelte nicht an vielen 
„zagen, ebe fie anfleben burften feinen Uräus. Da ließ man hin: 
„ausgehen 

„ein Weib, tie Königin und Tochter eines Könige, Nes-thent⸗ 
„nes um anzufleben die Königinnen und bie Königlichen Kebsweiber 
„und des Könige Töchter und Schweitern. Unt fie warf ſich auf ten 
„Bauch im Frauenhauſe vor ven Königinnen (alſo redend): „Kommt 
„Loch zu mir, ihr Königinnen, Rönigstöchter und Königsfchweftern! 
„Stimmt milte ven Horus, den Gebieter des Palaftes. Erhaben it 
„eine Berfon, groß fein Triumph. Naffet 

„seinen [Zorn fich legen vor] meinen [Bitten], denn fonft wird er 
„gehen [um zu töbten den König, meinen Gemahl, aber) 


. „ber ift gering geworten. „Sie hatte [beenvigt ihre Rede. Seine 


„Majeftät] 
„war im Herzen bewegt ob des lebens der Königin ........ 


38.—50. (vollftäntig zerftörter Theil ver Infchrift). 


51, 


„vor (2) dir. Wer ift Führer, wer ift Führer, wer, wann er geführt 
„wird, wer wird geführt... . . 


. „Dir die Öelegenheit zu leben. Iſt denn nicht ber fchwellende Strom 


„wie ein Pfeil? Ih bin..... 


. „Die Bewohner tes Südens vwerbeugen fi, die Norblänter pre 


„chen): „aß uns fein in Deinem Schatten! Hat Jemand übel ge 
„handelt, fo [fonıme] er [zu Dir] 


54. 


59. 


56. 


58. 


59. 


60. 


61. 


62. 


691 


„mit feiner Friedensgabe. Das ift ein Ruder, welches umwendet 
„(mie ein Schiff) feinen ®ebieter zu dem, welcher ver göttlichen Per- 
„son (fortan) angehört. Er hat geichaut pas Feuer in........ 
„Nichts werth ift ein Großer, der wegen feines Vaters bewundert wird, 
„Deine Gefilve find voller Kleinen.“* Da warf er (König Nimrod) 
„sich auften Bauch vor Seiner Majeftät [alfo fprechend: „„Du bift] 
„der Horus, ber Herr des Palaftes. Willft Du es mir nicht geftat- 
„ten, daß ich fer Einer von bes Königs Knechten und Abgaben zahle 
„bon meinen Erzeugniffen für das Schakhaus [gleichivie die, welche 
„Steuer zahlen] 


. „von ihren Erzeugniffen? Ich werde Dir mehr als jene leiſten.“ Da 


„reichte er dar Silber, Gold, blaue und grüne Steine, Eifen und 
„viele Sumelen. 

„Da ward voll das Schakhaus von biefen Gefchenten. Er führte 
„berbei ein Pferd mit feiner Rechten, ein Siftrum war in feiner Lin» 
„ten und das Klapperblech war von Gold und blauen Steinen. Da 
„zog hinaus der König aus 

„einem PBalafte und begab fich in den Tempel des Thut, bes Herrn 
„der Achtſtadt (Ahmun = Hermopolis Magna). Er fchlachtete 
„Stiere, Kälber und Vögel feinem Vater Thut, dem Herrn ver Acht- 
„Habt und den Achtgottheiten in dem 

„zempel ber Achtgottheiten. Und das Volk vom Hermopolites fpielte 
„ein Lieb und fie fangen: „ „Schön ift ver Horus, welcher weilt in 
„Seiner Stadt, der Sohn ber Sonne, Pi-anchi! Du feiert uns 
„Feſte, al8 ob Du der Schirmherr des Gaues Hermopolites wäreſt.““ 
„Nachdem ver König fich begeben hatte in 

„Las Haus des Könige Nimrod, ta befuchte er alle Gemächer tes 
„Königs, fein Schaghaus und feine Vorrathshäufer. Und er war 


„zufrieden. Es famen 
44* 


63. 


64. 


65. 


66. 


67. 


68. 


69. 


10. 


72. 


13. 


692 


„zu ihm bie Weiber des Königs und vie Töchter tes Königs und fie 

„priefen feine Majeſtät nach ver Weife der Weiber, aber nicht warf 

„Seine Majeftät fein Angeficht auf 

„fie. Nachtem ſich Seine Majeftät nach tem Pferdeſtall begeben 

„hatte, und nach den Geftüten der Fohlen, da bemerkte er [va man 

„ie hungern ließ. Er ſprach: „ „Sch ſchwöre, fo wahr mich liebt ver 

„Sonnengett Ra, der Jugendliche, fo wahr ich athme im Leben, 

„niederträchtiger ift ta8 für mein Herz, nämlich hungern 

„zu laffen die Pferde, als alle anderen Fehler jo Du begangen haft. 

„Dadurch daß Du bloß gelegt haft Dein Herz, ift mir ein Zeugniß 

„geliefert von der Gewohnheit Deiner Anſchauungen (?). 

„Haft Du vergeffen, daß der Schatten Gottes auf mir ruht? Nicht 

„Sol ihm ermangeln meinerjeit$ ver Beweis! Daß doch mir ange: 

„than hätte folches 

„ein Anderer, ein Unwiffenver, fein Hochmüthiger, wie er es ift! Ich 

„bin geboren aus dem Mutterleibe und bin gefchaffen aus tem Ei 

„eines göttlichen Weſens. Es hat erzeugt 

„mich ein Gott. Bet feinem Namen! Nicht will ich feiner vergeflen 

„bei dem, was er mir geboten hat zu thun.“ ‘Da ließ er zutheilen 

„ein Beſitzthum dem Schatshanfe 

„und feine Kornkammer dem Vermögen des Gottes Amon ven Api. 
„Nachdem ver Fürſt von Heracleopolis Magna, Bafstot-baft, 

„angelommen war mit Gefchenfen 


. „nach dem Großhaufe des Göttlichen, mit Gold, Silber, ächten Edel⸗ 


„ſteinen, Pferden von ben bejten des Stalles, va warf er fich auf ten 
„Bauch vor Seine Majeftät, und fprach alfo: „„Heil Dir, Horus! 
„mächtiger König, Stier, welcher abwehrt bie Stiere. Mich hat ge: 
„faßt die Tiefe, ich bin verſunken in Finſterniß, gieb mir Helle 

„meinem Angeficht. Nicht habe ich gefunden einen Freund am Tage 


14, 


75. 


76. 


77. 


78. 


19. 


693 


„des Unheils, oder Einen, ter geftanden hätte am Tage tes Kampfes, 
„ausgenommen Dich, o König! Verſcheuche 

„die Sinfterniß vor meinem Angeficht. Ich werte fein ein Diener 
„jammt meinen Untertbanen von HeracleopoliS Magna, welche Ab- 
„gaben zahlen werben 


„on Dein Haus, denn Du gleicht dem Gotte Hormachu, dem Fürften 
„ver Wandelſterne. Er ift was Du bift als König. Nicht vergeht er, 


„nicht vergehft Du, König von Ober- und Unterägypten Pi-anchi, 
„ewig Lebender.““ 


„Nachdem abwärts gefahren war Seine Majeftät nad) der Spitze 
„des Seelandes (Fajum), bis zur Stelle der Schleufe 
„des Ranales, va fand er die Stadt Pi-ſechem⸗cheper-ra Oſorkon's 
„I), teren Mauern hoch waren und deren Burg verfchloffen war, ange: 
„füllt mit den beiten Kämpen bes Landes Unteräghpten. Da fanbte 
„er einen Boten an fie, alfo redend: „„Zu leben im Sterben ift 
„grauenvoll. 


„[Entriffen! fol fein das Leben tem Zope, wenn fofort geöffnet wird. 
„Wird mir nicht aufgethan, fo gehört ihr zur Zahl ver gefallenen 
„Feinde. Das heißt beleitigen einen König ihn ausfperren vor ben 
„zhoren. Gut wird fein euer Leben für das Hochgericht, gut wird 
„jein diefer Tag von dem an, welcher liebt den Ted bis zu dem hin, 
„weicher haft das Leben. 


„[Entjeheivet euch! im Angeficht des ganzen Landes.““ Da fantten 
„Te eine Botichaft an Seine Majeftät, um alfo zu reden: „Es ruht 
„ver Schatten Gottes auf dir, du Sohn der Göttin Nut. Er 
„leiht dir feine Hand. Was dein Herz wünfcht, e8 gefchieht fofort. 
„Wie der Ausipruch aus dem Munde Gottes lautet, fo geſchieht es. 
„Du bift geboren vom Gotte, um uns zu fchauen in deiner Hant. 


80. 


81. 


82. 


83. 


694 


„Beſchützt wird tie Stadt die Dein iſt und das Beſitzthum in ihren 
„Däufern.““ 

„Da öffneten fie alles, was verfchloffen war. Es ging hinein, wer 
„bineingehen wollte, e8 fam heraus, wer herausgeben wollte, es that 
„Seine Majeftät nach feinem Belieben. Da kamen fie heraus mit 
„einem Sobne des Satrapen Taf-nachth. Nachdem tas Kriege: 
„volk Seiner Majeftät hineingezogen war, ta tötteten fie auch nicht 
„Einen von ven Bewohnern. Er fand 

„Leute des Fürften befchäftigt] mit ten Beamten des Hofes um zu 
„verfiegeln fein Eigenthbum. Aber e8 wurden zugetheilt feine Schag- 
„häufer dem Schaghaufe, und feine Kornkammern tem Vermögen 
„seines Vaters, des thebanifchen Amon⸗ra. 

„Nachdem Seine Majeftät flußabwärts gefahren war, fand er bie 
„Statt Mi-tum (Meidum), die Stadt des Sokar, bes Herrn ter 
„Srleuchtung. Sie war verichloffen und nicht hineinzufommen, denn 
„ihre Abficht war es zu fämpfen und [fie hatte] aufgenommen 
„[wiele Krieger, aber] fie fürchtete feine Kraft und fie (tie Bevölke— 
„rung) batte verjchloffen ihren Mund. Da fantte eine Botfchait 
„Seine Majeftät zu ihnen bes Inhalts: „Zwei Wege liegen vor euch 
„da, ihr habt zu wählen. Sieht ihr es vor zu Öffnen, fo wervet ihr 
„leben, zu vwerfchließen, jo wertet ihr des Zodes fein. Meine Maje— 
„ſtät zieht an Feiner verfchlofjenen Start vorüber.“ Da öffneten jie 
„auf ver Stelle. Es z0g Seine Majeftät in fie hinein. Er reichte 
„Dar 
„rein Opfer dem] Gotte Menhi, vem Urheber ver Erleuchtung. Cr 
„theilte zu fein Schaghaus und feine Kornlammern dem Vermögen 
bes Gottes Amon von Api. 

„Nachdem Seine Majeftät ftromabwärts gezogen war bis zur 
„Stadt Thi-⸗taui (an ber Örenze von Ober- und Unterägypten), 


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„da fand er bie Burg verfchloffen und bie Mauern voller Kämpen 
„aus Unteräghpten. Da öffneten fie Die Verfchlüffe une warfen fich 
„nieber auf ben Bauch 

„[intem fte aljo reveten zu] Seiner Majeftät: „Es hat Dir befohlen 
„Dein Vater fein Erbe. Du bift die Welt, Du bift was in ihr ift, 
„Du bift der Herr deſſen, was auf Erten iſt.“ Nachtem Seine 
„Majeſtät fich auf den Weg gemacht hatte, ward ein großes Opfer 
„gereicht den Göttern in diefer Stadt, an Stieren, Kälbern, Vögeln, 
„und an allen guten und reinen Dingen. Da ward zutgetheift fein 
„Schathaus dem Schathaufe und feine Kornlammern dem Vermögen 


. „[des Gottes Amon von Apt. 


„Als Seine Majeftät erreicht hatte] die Stunt Memphis, va fandte 
„er eine Botfchaft zu ihr des Inhalts: „„Verjchließe nicht, kämpfe 
„nicht, du Sit des Gottes Schou von allem Anfange an! “Der, 
„welcher hineingehen will, gebe hinein, ver welcher hinausgehen will, 
„gehe hinaus. Kein Wanderer fol behindert fein. Ich will eine 
„Dpferfpenve weihen tem Gotte Ptah und den Göttern von Diem- 
„phis. Sch will huldigen dem Gotte Sofar in der Krypte, ich will 
„hauen ven Gott Anbu-rif-ef. Dann werte ich weiter ziehen 
„ſtromabwärts in Frieden. 

„[Nichts Schlimmes foll wirerfahren ven Bewohnern] von Memphis, 
„sie ſeien Beil und geſund, nicht follen weinen tie Kinder. Schaut 
„doch jeden einzelnen Gau tes Südlandes. Niemand wurde getübtet 
„mit Ausnahme der Frevler, welche Gott Fluchten. Es fielen nur vie 
„Böferwichte dem Hochgericht anheim.“ Da verfchloffen fie ihre Veſte 
„und ließen hinausgehen Krieger zu etlichen von ven Kriegern Seiner 
„Majeſtät (verkleidet) als Arbeiter, Manermeifter und Schiffer, 

„[die fich näherten] vem Hafenplage von Memphis, venn in felbiger 
„Zeit hatte der Fürft von Sais die Stabt Memphis erreicht gegen 


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„Abend, indem er Weifung ertheilt Hatte feinen Sriegern, feinen 
„Schiffern und allen Häuptlingen feiner Krieger, 8000 Mann. Und 
„er batte ihnen fehr, fehr ſtark (folgente) Weifung gegeben: „Es ift 
„Memphis voller Krieger, von ven Beten Unterägyptens. Getreide, 
„Durra und allerlei Korn ber Getreivelammern ift tarin nach dem 
„Maaß einer Wafferfluth, allerlei Geräthe 
„um Kampfe ift vorhanden. Wohlbefeftigt ift] die Burg, die Zinnen 
„find gewaltig, wobei das Werk berechnet ift mit Bezug auf ben 
„Strom, welcher fich herumbiegt an der Oftfeite. An dieſer Stelle ift 
„kein Kampf möglich. Die Viehſtälle find gefüllt geblieben mit Rin- 
„dern. Die Schagfammer ift verfehen mit allem Bedarf an Silber, 
„Sol, Erz, Stoffen, Balfam, Honig, Yutter. Ich ziehe weiter, 
„ich will übergeben das Eigenthum den Unterlönigen des Süblantes. 
„Ich öffne ihnen (wieder) ihre Gaue, ich werde fein ale 
„Lihr Erretter. Wartet nur ab] vie Tage bis zu meiner Rückkehr.““ 
„Nachdem er fein Pferd beftiegen hatte, denn er hatte Tein Der: 
„langen nach feinem Streitwagen, und nachvem er ftromabwärts ge: 
„zogen war, aus Furcht vor Seiner Majeſtät, pa ward helle bie Erbe 
„am (nächjten) Morgen in aller Frühe, Da kam Seine Majeftät 
„nach ver Stadt Memphis, une er lantete auf ihrer Norbfeite und 
„er fand das Waſſer hinaufreichend bis zu den Mauern. Die Schiffe 
„landeten 
„[bei dem Hafenplage! von Memphis. Da fah Seine Majeftät wie 
„Stark fie war. Die Mauern waren hoch, ganz neu gebaut, tie 
„Zinnen waren ftarf angelegt, fo daß fein Weg zum Streit gegen fie 
„va war. Bon ten Kriegern Seiner Majeftät fprach ein Jeder im 
„Seipräche von allen möglichen Arten zu kämpfen und ein Jeder 


„rebete: „„Wohlan! fperren wir ab 


„[tie Stadt.““ Darauf ver König): „„Nicht foll das Kriegsvolk zu 


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„viel ver Worte machen betreffent den Uebergang zu ihr. Wir wollen 
„erhöhen ven Boden bis zu ihrer Mauer ('shöhe), wir wollen zuſam⸗ 
„menbinden Holzwerf, wir wollen aufftellen Maftbäume, wir wollen 
„machen aus den Raen eine Brüde zu ihr, wir wollen fie ausfpannen 
„mit Hülfe jener an allen ihren Stellen nach Art von Leitern und 
„[Brüden] gegen ihre Norbfeite bin, um zu erhöhen ven Boden nach 
„ihrer Dauer zu. So werden wir finden einen Weg für unfere 
Füße.“ 

„Denn es war Seine Majeſtät ergrimmt gegen fie, gleichwie der 
„Bartel. Er ſprach: „Ich fchwöre, fo wahr ich liebe den Sonnen: 
„gott Ra, fo wahr mich fegne mein Vater Amon, ich habe gefunden, 
„aß tiefes Alles fich zuträgt nach dem Willen des Amon. Dies 
„tommt aber baher, daß die Leute jagen: 

„„Leichtes Spiel hatte der König) mit ven Gauen der Südgegenben. 
„Sie haben ihm geöffnet fchon von weiten. Nicht tragen fie Amon 
„in ihrem Herzen, nicht willen fie, daß das, was er befohlen hat, 
„geichehen müſſe, damit fich feine Berfon zeige und bamit gefchaut 
„werbe feine Macht. Ich werde fie nehmen wie eine Wafjersfluth. 
„Das war er mir befiehlt, 

„ſdas ſoll geſchehen.““ Da ließ er ziehen feine Schiffe und feine 
„Krieger, um zu kämpfen gegen ven Dafenplag vom Memphis. Sie 
„brachten zu ihm alle Fahrzeuge, alle Barken, alle Berjonenfchiffe 
„und Laftichiffe, wie ihre Menge war. Die Landung gefchah an dem 
„HDafenplage von Memphis. Die vorberften landeten bei ven Wohn- 
„ſtätten 

„ldeſſelben. Die Bewohner deſſelben, groß und] Hein, fie weineten 
„ob alles Kriegsvolles Seiner Majeftät. Da fam Seine Majejtät 
„um felber anzuführen bie Schiffe, wie ihre Menge war. Da befahl 
„Seine Majeftät feinen Kriegern: „„Habt Acht beim Umzingeln ber 


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„Mauern und beim Eintreten in die Wohndäufer von dem Fluſſe 
„aus. Ein Jeder von euch, welcher betreten hat vie Mauer, bfeibe 
„nicht jtehen an feinem Plage. 

„IGeht vorwärts,] drängt nicht zurüd die Anführer, das wäre er- 
„bärmlich zu ertragen. Unſere Veſte ift das Südland, unfer Yan- 
„dungsplatz fei das Norpland, wir werden fiten in der Statt Machi⸗ 
„taui (Stadtviertel von Memphis)."" Da wurde Memphis genom: 


„men, gleichwie eine Wafferfluth und viele Yeute in ihr wurben ge: 


„tödtet oder als lebende Gefangene zum Könige geführt. Nachdem 
„[die Erde] hell geworden war, am zweiten Zage, ta entiendete Seine 
„Majeſtät Leute zu ihr, um zu fchügen bie Tempel Gottes. Denn ihm 
„war das von großer Bedeutung, wegen des Allerheiligften ver 
„Bötter, zu weihen Wafferjpenten ven Hauptgöttern von Memphis 
„und zu reinigen Memphis mit Sa, Balfam und Weihrauch uut 
„zu ftellen die Priefter an ihren Platz auf ihren Füßen. Es zog hinein 
„Seine Mojeftät in das Haus 
„ldes Ptahl, fich reinigend mit tem Weihwaſſer in dem Stern: 
„gemache. Er vollbrachte Alles für den König Vorgefchriebene. Er 
„betrat das Gotteshaus, wo ein großes Opfer feinem Vater Ptah 
„feiner Südmauer zubereitet ward an Stieren, Kälbern, Vögeln 
„und an allen guten Dingen. Nachrem Seine Mojeftät in fein Haus 
„eingezogen war, da hörten davon die Bewohner aller Kreife, welche 
„in der Umgebung von Memphis gegen fi find (nämlich): Heri 
„die Statt, Beni: 
‚nas’au’a'a, der Thurm von Bui und das Dorf von Bin. 
„Sie öffneten die Verſchlüſſe und fie entflohen in einer Flucht, ohne 
„daß man wußte, wohin fie gegangen waren. 
„Nachtem angelangt waren Aupoth und der Satrap A⸗-ka⸗ 
„neſchu und ver Erbherr Pet⸗iſe 


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„une alle Fürſten Unterägyptens mit ihren Gefchenken, um zu 
„Ichauen die Gnaden Seiner Majeftät, da wurben zugetheilt bie 
„Schatbäufer und die Kornlammern ver Stadt Memphis dem Ver⸗ 
„mögen des Amon, tes Ptah, und ter Göttergejellfchaft in ter 
„Statt des Ptah. 

„Als die Erbe hell geworten war, in ber Frühe des nächſten 
„Morgens, ta zog Seine Majeftät nach Often. Eine Spenve un 
„Weihwaffer wurte gereicht dem Gotte Zum von Char-haraı 
„Babylon) 

„und der Götterſchaar in dem Tempel von Pi-paut, einer Grotte, 
„und den Göttern in derſelben, an Stieren, Kälbern und Vögeln, 
„damit fie verleihen möchten Leben, Heil und Geſundheit dem Kö- 
„nige von Ober- und Unteräghpten Pi-anchi, dem ewig Leben- 
„ven. Es zog Seine Majeftät nah On, über jenen Berg von Ba- 
„bulon, auf ter Straße des Gottes Sep nach Babylon. Es zog 
„Seine Majeftät in das Zelt, welches (aufgejchlagen war) auf ver 
„Weitjeite des Kanales Ao. Er vollzog feine Reinigung, inden er 
„ſich jäuberte in mitten 

„des Seebeckens Kebhu, und wuſch fein Angeficht mit der Milch 
„ver Nun ıd.i. mit dem Waffer bes fteigenten Niles), woſelbſt Ra 
„sein Angeficht zu waſchen pflegt. E8 zog Seine Majeftät nach ver 
„Sanphöhe in On und brachte ein großes Opfer dar auf der Sand- 
„höhe in On, im Angeficht des Sonnengottes Ra bei feinem Auf- 
„gange, an weißen Kühen, Milch, Balfam und Weihrauch von den 
„beiten und 

„wohlriechenpften Hölzern. Zurückkehrend und auf feinem Wege nach 
„ven Sonnentempel begrüßte ihn ber Vorfteher tes Gotteshaufes 
„auf das Wärmfte une der Vorbeter ſprach ven Epruch „ „von tem 
„Fernhalten ver böfen Geifter vom Könige. " Bollzogen wurde 


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„die Handlung des Sternhaufes, angelegt die Binde, er gereinigt 
„mit Balfam und Weihwaffer und ihm überreicht die Blumen für 
„das Haus tes Spitzwürfels Ha⸗benben). Er nahm bie Blu— 
„men, bejtieg 
„die Treppe nach dem großen Schaufenfter um anzufehen ben Son: 
„nengott Ra um Haufe des Spitzwürfels. So ftanb ver König 
„jelber da. Der Fürft war allein. Er löfte ven Riegel und öffnete 
„nie Thüren und fchaute feinen Vater Ra in dem erhabenen Haufe 
„des Spigwürfeld, und die Morgenbarfe des Na und vie Abent- 
„barte des Zum. Verſchloſſen wurden (bernach) die Thüren, auf- 
„gelegt die Siegelerde und es drückte 
„das Siegel ver König felber auf. Den Prieftern befahl er (Folgen: 
„des) : „„Ich babe mich überzeugt von dem Verichluß, Fein anderer 
„von allen Königen foll mehr hineingehen!““ Währent er baftant, 
‚warfen fie ſich auf den Bauch vor Seiner Dtajeftät, indem fie alfo 
„ſprachen: „„Es daure und mehre und fchwinde nimmer dahin ter 
„Horus, der Freund der Statt On!““ Zurüdtehrend, bei feinem 
„Eintritt in den Tempel des Zum, warb herbeigezogen vie 
„Bildfäufe 
„feines Vaters, des Gottes Tum, des Schöpfers, des Könige 
„von On. 

„Es kam an der König Uſarkon um zu fchauen vie Gnaden 
„Seiner Majeftät. 

„Als die Erde heil geworben war, in ber Frühe des nächiten 
„Morgens, da fchlug der König den Weg nach dem Hafenplage ein 
„und bie vorberften jeiner Schiffe fuhren nach vem Hafen bes athri- 


‚ „bitiichen Gaues. Daſelbſt warb ein Zelt aufgeichlagen für Seine 


„Majeftät im Süden tes Ortes Ka-hani auf ter Oftjeite tes 
„athribitifchen Gaues. 


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„Nachdem die Könige Oberägyptens und bie Fürften von Unter: 
„aghpten, alle Großmeifter fämmtlicher Wetelträger, alle Groß» 
„meifter fänmtlicher Königsenkel vom Weftlande, vom Oftlande und 
„von den Inſeln in der Mitte angefommen waren, in ver Abficht 
„die Gnaden Seiner Majeftät zu fchauen, da warf fich ver Erbherr 
„Betsife auf feinen Bauch 
„vor Seiner Majeftät, aljo reden: „Komme nach vem athribiti- 
„Ichen Sau, fchaue an ven Gott Chonti-chetthi von ten Stä- 
„dien, ehre die Göttin Chui, bringe ein Opfer bar dem Horus in 
„einem Tempel an Stieren, Kälbern und Vögeln, tritt ein in mein 
„Haus, ich öffne ‘Dir meine Schaglanmer mit dem Erbgut meines 
„Vaters. Ich gebe Dir Gold nach dem Gelüften Deines Her- 
„zens, die 
„grünen Steine, aufgehäuft vor Deinem Angefichte, und zahl- 
„reiche Pferde evelften Blutes aus dem Stalle, das VBorzüglichfte 
„aus dem Marftali.* 

„Nachtem Seine Majeftät eingezogen war in ben Tempel tes 
„Horus Chont⸗Cheteth, ward ein Opfer dargereicht an Stieren, 
„Rälbern und Vögeln feinem Bater Hor-Chont-Chethi, dem 
„Herrn von Kem-ur (Athribis). (Darauf) trat Seine Majeftät 
„in das Haus bes Erbheren Bet-ife. Er verehrte ihm eine Gabe 
„an Silber, Gold, 
„an blauen und grünen Steinen, einen großen Haufen aller Art, 
„Stoffe, Byſſusgewebe in aller Zahl, Nuhebetten mit Leinewand 
„überzogen, Weihrauch, Del in Salbkrügen, Hengſte und Stuten, 
„von ven VBorzüglichften feines Stalles. Er reinigte ſich durch einen 
„Eid bei Gott vor tem Angefichte jener Könige Oberägyptens und 
„der großen Fürften vom Lande 
„Unterägypten — ein Jeder davon (hatte nämlich gefagt), er habe 


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„verjteckt feine Pferde und er babe verborgen feinen Neichthum, 
„weil fie wänfchten, daß er jterben möchte ven Tod feines Vaters, 
„— (indem er alfo redete): „„Erwünfcht ift mir Solches, daß ihr 
„erbrüden wollet einen Diener. Wohlan wiffet denn, daß ter 
„Herr zu mir fteht. Erwünfcht ift (mir) euer Gerede: ich habe ver- 
„borgen Seiner Majeftät das ganze Erbgut 

„vom Haufe meines Vaters. Das Gold, die Golvfachen mit Edel⸗ 
„ſteinen in allerlei Gefäßen und Ringen an ben Händen, die gol- 
„denen Halsketten, die aus Erelfteinen zufammengefegten Brujtge- 
„ſchmeide, die Zalismane für jeden Körpertheil, die Reifen für den 
„Kopf, die Obrgehänge, allen fonftigen Königsſchmuck, alle Gefäße 
„zur Wafchung bes Königs in Gold und Cbelftein, das alles 
„lege ich 

„biermit offen vor. Die Byſſusſtoffe und Gewebe zu Tauſenden 
„ſind von den beiten meines Daufes. Ich weiß nunmehr, vaß Du 
„damit zufrieren fein wirft. Zritt ein in ven Marftall, wähle aus 
„nach Deinem Belieben von allen Pferven, welche Du begehrit.“ “ 
„Da that Seine Majeftät alfo. 

„Und es fprachen die Könige und bie Fürften zu Seiner Ma: 
„eſtät: „Laß ung ziehen nach unferer Stadt, wir wollen öffnen 
„unfere Schatfammer, wir wollen auswählen, was ‘Dein Herz be: 
„lebt. Wir wollen Dir herbeiführen das Befte unferes Marftalles, 
„das Vorzüglichfte unferer Pferte.“ “ 

„Da that Seine Majeftät alfo. 

„Dies ift das namentliche Verzeichniß berfelben: 
„König Uſarkon von Bubaftus und Uu⸗n-r'a⸗nofer, 
„König Aupoth von ber Stadt Thent-ram und Ta-ainsta, 


„Bürft Zi-amun-anf-and von Mendes und TZa-'ap-r'a, 


703 


„Sein Ältefter Sohn. ein Herr, Feldhauptmann von Hermopofis 
„Barvda Anh Hor, 
„Fürſt (Satrap*)) A⸗ka⸗neſch von Sebennytus, von Hebi 
„(Iſeum) une von Samhud (Diospolis parva), 
„Fürſt und Satrap Pi-thenef, von Pi-faptu und in 'Ap— 
„en-Anbusbat, 
116. „Fürft und Satrap Pi-ma von Bufiris, 
„Fürſt und Satrap Nes⸗na⸗keti von Zoiß, 
„Fürſt und Satrap Nacht-hor-na⸗ſchennu von Pi-garer 
„Phagroriopolis), 
„Fürſt und Satrap (ungenannt) von Ta⸗ur (Tanis), 
„Fürſt und Satrap (ungenannt) von Bechen Oſtracine), 
117. „Prophet des Horus, des Herrn von Letopolis Bet-hor-fam: 
„taui, 
„Fürſt Hero =bi-fa von der Stadt der Göttin Sechet. ver Herrin 
„von Sa, und von der Stat der Sechet, der Herrin von He- 
„ſaui, 
„Fürſt Zi⸗chi-au von Chont-nofer (Onuphis?), 
„Fürſt Pi-bi-fa von Babylon und Nilopolis (im heliopolitiſchen 
„Gau). 
„Sie brachten ihre Geſchenke herbei an allen guten Dingen, 
118. „an Gold, Silber, [blauen und grünen Steinen), an [Stoffen, 
„Nubebetten) überzogen mit Yeinewand, an Weihrauch, an 
119. „Salbenfrügen, an... ...-... an Geichirren (2) zum guten 
| „Sebrauch für die Pferde, 
*) Diefe feine Würde geht aus der Beifchrift im der Abbildung über bir Pi- 
anchi⸗-Juſchrift hervor. Er ift dort auf dem Erbboden liegend dargeftellt, mit der 
aſſyriſchen Satrapenbinde auf dem Kopfe (auch König Darius I im Tempel der Daſe 


von Hibe ift in ähnlicher Weiſe ausgezeichnet) und in der Beiſchrift bezeichnet als: 
„Satrap Ala«nejd.“ 


120. 


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„Nach tiefem fam man um Seiner Majeſtät zu jagen: 
„„Es Bat verfammelt fein‘ Kriegsvolt | ver König und Satrap 
„zafnachth von) der Stubt [Sais.) Er bat umgeftürzt die 
„Mauern 
„[feiner Stadt,] er hat Feuer gelegt an [fein] Schatzhaus, [er ift 
„geflohen nach den Infeln] inmitten des Fluſſes, er bat ſtark ge: 
„macht die Stadt Mas⸗di 
„Durch ihr Kriegsvolk. Man-bringt ihm entgegen, was er be 
„darf.)““ Da ließ Seine Majeftät ausziehen fein Kriegsvoll 
„um zu ſchauen, was vorgefallen wäre, und e8 warb übergeben tie 
„Legion Manifi dem Erbheren Pet-ife. Da kam man um zu 
„melden 
„Seiner Majeftät Folgentes : „„Wir haben getöbtet alleXeute, welche 
„wir bafelbit gefunten haben.““ ‘Da fchenkte Seine Majeftät Be 
„Lohnungen 
„dem Erbherrn Pet⸗iſe. 

„Als ſolches hörte der König und Satrap Tafnachth, da 
„ſandte er 
„einen Boten nach der Stätte woſelbſt Seine Majeſtät weilte, in⸗ 
„ven er anflehte feine Gnade alſo: „„Sei freundlich geſinnt! Nicht 
„babe ich geſchaut Dein Angeficht in 
„ven Tagen ber Schmach. Nicht kann ich beftehen vor Deinem 
„Feuer. Meine Männlichkeit ift in Deiner Macht, venn Du bift 
„Bott Nub im Tante des Südens, (Du biſt) Monthu, 
„ter Träftige Stier. Wenn Du auf irgend etwas Dein Angeficht 
„Tichteft, jo findeft Du feinen Diener tagegen, alfo daß ich mich 
„begeben habe bis zu ven Infeln des großen Stromes. 
„sch bin voller Angft vor Deiner Perfon ob des Ausfpruches: tag 


131. 


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„bie Feuerflamme mir Feindfchaft bereiten folle. Iſt denn nicht ab- 
„gekühlt 

„ons Herz Deiner Majeftät vurch das, was Du mir angetban haft? 
„Wenn ich ein Verächter der Wahrheit war, jo fchlage mich nicht 
„nach dem Maaße des Fehlers. Gemefjen mit 

„der Wage ift das Ergebniß in Unzen. Du haft fie mir verbrei- 
„acht. Geſtreut ift die Saat für Dich, welche mir war. Iſt es 
„denn gelegen niederzuhauen 

„die Fruchtbäume anſtatt ſie zu pflücken? Bei Deinem Namen! Der 
„Schrecken vor Dir iſt in meinem Leibe und bie Angſt vor Dir in 
„meinen Gebeinen. Nicht fige ich in 

„ven Gemache des Methes, noch laffe id mir veichen die Harfe. 
„Sch eſſe Brot vor Hunger, und ich trinke Waſſer vor 

„Durft von jenem Tage au, ale Du börteft von meinem Namen. 
„Ein Zittern ift in meinen Knochen, mein Haupt ift geſchoren, meine 
Gewänder 

„ſind alt, um mir friedlich zu ſtimmen die Göttin Neith. Weit iſt 
„iſt der Lauf geweſen, der Dich zu mir geführt hat. Wende Dein 
Antlitz (eigentlich ‘Dein Oben) zu mir, der ih unten bin. Iſt es 
„denn gelegen zu 

„zerreißen mein Daſein? Neinige deu Diener von feinem Hoch⸗ 
„muthe. Wohlen! empfange mein Kigenthum für die Schat- 
kammer: 

„Gold und Edelſteine, auch die vorzüglichſten der Pferde. Sie mögen 
„bezahlen Alles. Laß kommen zu mir 

„ginen Boten umgehend. Er verfcheuche Die Angſt aus meinem Her- 
„jen. Mein Wunfch ift binauszugehen in ein Gotteshaus vor ibm, 
„ieh werbe mich reinigen durch einen Schwur 


140. „bei Gott.““ 
Brugfh, Geſchichte Aegyptens. 45 


141. 


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„Da ließ Seine Moajeftät zieben ten Vorbeter Bet-amon: nes: 
„tani und ven Feldhauptmann Pi-ur:ma. Er beichentte 
„se mit Silber und Gold, mit Gewändern und Juwelen. Er trat 
„hinaus in ein Gotteshaus. Er betete zu Gott, er 
„reinigte fich durch einen Schwur bei Gott, alſo ſprechend: „Nicht 
„werbe ich übertreten des Königs Gebot, nicht werde ich verlegen 
„die Worte Seiner Majeftät. Nicht werde ich Schaben bereiten 
„einem Fürften ohne Dein Willen. Ich werde handeln nach ten 
„Worten 
„des Königs und werbe nicht übertreten was er geboten hat.““ Da- 
„mit war Seine Majeftät zufrieben geftellt. 

„Man kam um zu fagen 
Seiner Majeftät: „„Die Stadt Crocodilopolis, fie hat geöffnet 
„ihre Burg und die Stadt Matennu hat fich unterworfen.“ ” 
„Alfo war kein Gau verfchloffen Seiner Majeſtät von ben Gauen tes 
„Südens und des Nortens. Der Weften und ber Often une vie 
„Snfeln in der Mitte Hatten fich unterworfen aus Angft ver 
„ihm und 
„brachten tar ihre Geſchenke an tie Stätte, wefelbft Seine Majeſtät 
„weilte, als Untertbanen des Palaftes. 

„ALS die Erde hell geworden war, am Morgen, 
„an aller Frühe, da kamen bie beiden Könige tes Südlandes und 
„zwei Könige bes Nordlandes mit (ihren) Königsfchlangen - Diare: 
„men, um anzubeten vor ber Berfon 
„Seiner Majeftät. Mit ihnen auch die Könige Oberägyptens unt tie 
„Sürften Unteräghptens, welche famen um zu fchauen tie Gnaden 
„Seiner Majeſtät. 
„Ihre Beine waren wie die Beine von Frauen. Nicht traten fie 
„hinein in das Haus des Königs, bieweil fie unrein waren 


151. 


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153. 


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155. 


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158. 


159. 


707 


„und dazu Fiſche aßen, folches ijt ein Gräuel vem Könige. Aber ver 

„König Nimrod er trat | 

„hinein in des Königs Haus, bieweil er ein Reiner war und feine 

„Fiſche aß. Sie ftanden da 

„auf ihren Beinen, ein Ieglicher am Eingung des Königshauſes. 
„Da wurden belaten bie Schiffe mit Silber, Gold, Erz, 

„Stoffen und allen guten Dingen Unteräghptens, und mit allen 

„Erzeugniffen Phöniziend une mit allen Hölzern des Heiligen Lan⸗ 

„des. Nachdem aufwärts gefahren ven Strom 

„Seine Diajeftät, war fein Herz fröhlich. Alte feine Uferfeiten mufi« 

„eirten. Die Bewohner im Weften und Often nahmen vie Hant- 

„paufen um 

„zu muficiren bei dem Nahen Seiner Majeftät. Bei ben Tönen 

„ver Muſika fangen fie: „„O König, Ueberwinver! 

„Pi⸗anchi, o König Ueberwinder. Du bift gelommen und Du 

„baft gefchlagen Unterägypten. Du machteft tie Männer 

„zu Weibern. Es freue fich das Herz der Mutter, welche einen 

„(jolchen) Sohn gebar, denn ver, welcher Dich erzeugte, weilt im 

„Thale (der Torten). Heil ihr, der Kuh, 

„welche den Stier geboren hat! ‘Du wirft fein für immerbar fpäter ! 

„Dein Sieg wird dauern, Du König und Freund Thebens!““ 


Pi-⸗anchi ſcheint fich feiner Erfolge nicht lange erfreut zu haben. 


Sei es daß die Macht ver Affyrer wieder tie Oberhand gewann, ei es 
daß Taf⸗nachth oter feine Söhne fich von Neuem erhoben und, unter- 
ftügt von den übrigen] Kleinkönigen des unteren Landes, die äthiopifche 
Herrichaft über Borb warfen, genug es ſteht fo viel feit. daß der Nach- 
folger (und Sohn?) Königs Pi-anchi, .mit Namen Miamun Nut 
(veffen drittes Regierungsjahr mir auf einem thebanifchen Denkmale ent- 
gegengetreten ift), nur in dem Befig von Batoris mit der Hauptftabt The⸗ 


45° 


708 


ben geblieben war und jede Anwartichaft auf die Oberhoheit in Unter 
Ägypten eingebüßt hatte. Sein Feldzug gegen das ägyptiſche Rieberlant, 
um das Verlorene wieber zu gewinnen, wirb burch einen Traum gerecht- 
fertigt. ‘Der Krieg, welchen er in Folge deſſen gegen bie Könige unt Sa⸗ 
trapen im Norven unternahm, fcheint mehr durch befonvere Umftänte, 
als durch bie Tapferkeit feines Heeres von augenbliclichem Erfolge geweien 
zu fein. Aber auch er weihte ber Erinnerung biefes vorübergehenten 
Sieges einen Denkftein, welcher auf ber Trümmerftätte von Napata am 
Berge Barlal vor mehreren Jahren aufgefunden ward. ‘Die darauf ein- 
gegrabene Anfchrift, welche wir bier unten unſeren Lefern in einer ger 
treuen Ueberſetzung vorlegen , ift von einer ‘Darftellung begleitet, tie in 
mehrfacher Beziehung nicht ohne Bedeutung iſt. Sie befteht aus einem 
Doppelbilde, auf deſſen rechter Seite ver König dem thebaniſchen Amon⸗ra 
feine Hulbigungen bezeugt. ‘Dem Namen bes Königs ift ein amtliches 
Konigeſchild beigefügt, in welchem er als Bi⸗ka⸗ra bezeichnet wirt. 
Hinter ihm befindet fich „vie Schwefter und das Weib des Königs, vie 
„Königin von Kemi (Aegypten) Ge⸗ro-⸗a⸗ro⸗pi.“ Sie muß in 
zweiter Ehe mit einem Aegypter vornehmen Ranges Namens Uza-bor 
vermählt geweſen fein und einen Sohn geboren haben, dem bie Infchriften 
bie Bezeichnung eines königlichen Enkels beilegen. Die Dentmäler 
nennen ihn Bet-amon. Seine merkwürdige Gefchichte werbe ich an 
einem andeven Orte behandeln. 

Auf dem Bilde linker Hand reicht derſelbe König Nut dem thebani- 
fhen Amon vom heiligen Berge, d. 5. von Noph ober Napata, 
dieſes Mal mit einem Widderkopfe bargeftelit, ein Bruſtſchild ſammt 
Kette als Talisman var. Ihn begleitet „vie Schweſter ves Königs, die 
Königin von Ta-Chont (Nubien).” Wir haben hier eines der Bei⸗ 
jpiele vor Augen, nach welchen bie Frauen des äthiopiichen Hofes eine her⸗ 
porragende Stellung einnehmen mußten. Während tiefe Schwefter tes 


709 


Königs als „Königin von Nubien“ aufgeführt wird, heißt jene andere, zu» 
gleih Gemahlin Miamun Nut’s, „Königin von Aegypten“. 

Die Injchrift beginnt mit Ehrenbenennungen, wie fie felbft ein 
Pharao nicht beifer jich wünfchen konnte. “Der orientalifche Bomp in Re- 
densarten ohne Hintergrund tritt auch dabei zu Tage. Man höre wie 
ber König von dem Verfaſſer ver Denkichrift mit Schmeicheleien über- | 
Tchüttet wird: 

„An dem Tage, an welchem er hervortrat and Licht, warb er zu 
„einem Gotte Tum für die Menfchen. Er ift der Herr ver beiden Hörner, 
„ein Fürft der Lebenden, ein großer König, welcher in Befig genommen 
„Hat die ganze Welt. Siegreichen Armes am Tage der Schlacht, durch⸗ 
dringenden Blickes am Tage [des Kampfes], ein Schläger und Herr ver 
„Stärke wie Gott Monthu, urkräftig gleichwie ein grimmer Len, Hug 
„wie der Gott von Hiſer (d. i. Thut), ſchön wenn er babinfährt auf dem 
„Steome als Verfolger und Erreicher feines Zieles, herbeiführen was er 
„erreicht hat. Er hat in Befig genommen] dieſes Land ohne Kampf, nie 
„mand vermochte ihm Widerſtand zu leiten.“ 

Bon felbigem Nut erzählt nun die Infchrift des Weiteren was folgt: 
(3) „Im Jahre 1, welches das feiner Krönung als König war, (4, ta 

‚Ichaitte Seine Majeftät einen Traum in der Nacht. Zwei Schlan- 

„gen waren bie Eine zu feiner Rechten, bie Andere zu feiner Linken. 

„Als Seine Majeftät erwachte fand er fie nicht. ‘Da fprach Seine 

„Moajeftät [zu feinen Troumbdeutern] : (5) „Warum ift mir Solches 

„geſchehen?““ Da veuteten fie ihm felbiges, indem fie aljo redeten: 

„nDie ift das Land Oberäghpten, Du wirft in Befig nehmen das 

„Land Unteräghpten. Die Doppellkrone wird Dein Haupt ſchmücken. 

„Dir ift gegeben das Land in feiner Weite und in feiner Breite. 

„Amon, außer vem (6, fein anderer Gott ift, wird mit Dir 

„ſein.““ 


710 


— 


„Es hielt eine Thronfigung Seine Majeftät auf dem Stuble tes 
„Horus in biefem Jahre. Nachdem Seine Majejtät herausgetreten 
„war aus ber Stätte wo er fich befunden hatte, gleichwie Horuß her: 
„ausgetreten war aus feinem Sumpfe, ba ging er heraus, in feiner 
„Begleitung) (7) Huntert Tauſende, welche neben ihm einherzogen. 

„Es fprach Seine Majeſtät: „„So werte denn zur Wahrbeit 
„der Traum! ** Es war nämlich das eine Sache, welche feiner Ab- 
„Sicht entiprach, und e8 wäre zum Uebel ausgefchlagen, wenn er ta- 
„von Abſtand genommen hätte. 

„Nachdem Seine Majeftät nach der Statt Nopb (Napata) ge- 
„zogen war, ftand Niemand [bei ihm) (8) al8 er fie betrat. Nachdem 
„Seine Majeftät das Gotteshaus des Amon von Noph am heiligen 
„Berge beſucht hatte, war fein Herz erbaut, als er gejchaut hatte ven 
„tbebanifchen Gott Amon⸗ra am heiligen Berge. Man reichte ihm 
„Kränze für ven Gott. (9) Da ließ Seine Majeftät herausführen 
„Amon von Noph. Er rüftete ihm ein reiches Opfer zu, intem er 
„hm weihte, was feinem Herzen [wohl gefiel]: 36 Stiere, 40 Krüge 
„Meth, 100 Eifel. 

„Nachdem Seine Majeftät ftromabwärts gefahren war nach dem 
„Lande Oberägypten, wollte er den Gott fchauen, (10) deſſen Weſen 
„verborgener ift als das aller Götter (v. h. den Gott Amon). 

„Nachdem er gegen Elephantine bin gelommen war, ta fuhr 
„Seine Majeftät bei Elephantine an. Nachdem er zum Gotteshaufe 
„des Chnum⸗ra, des Herrn der Stadt bes jungen Waffers (v. h. 
„der Ueberſchwemmung) gelommen war (11), Tieß er berausführen 
„ten Gott. Zugerüftet wurte ihm ein reiches Opfer. Er fpendete 
„Brot und Meth ven Göttern ber beiven Quelllächer. Ex machte 
„ich geneigt den Strom in feiner verborgenen Höfe. 

„Nachdem Seine Majeftät flußabwärts gezogen gegen ſdas Stadt⸗ 


711 


„gebiet von] Theben bin, welches Amon zu eigen iſt, ta fuhr Seine 
„Majeſtät (12) heran bis vor Theben. Nachdem Seine Mojeftät 
„betreten hatte das Gotteshaus des thebanifchen Amon-ra, famen zu 
„ihm ter Oberpriefter und die Tempelbiener des Amon-ra 13), bes 
„thebanifchen Gottes, und brachten ihm Blumen für ven, beffen We- 
„jen verborgen ift. Und das Herz Seiner Majeftät war fröhlich, als 
„er ſchaute dieſes Gotteshaus. Er ließ herausführen den thebanischen 
„Amon-ra und ein großes Feſt wart gefeiert im ganzen Lande. 

(14) Nachdem Seine Majeftät ftromabwärts gezogen war, ge 
„gen Unterägypten bin, ba waren die Bewohner auf ver rechten und 
„auf der linken Uferfeite in Subel, viel war ver Jubel. Sie ſprachen: 
„„Zeuch vorwärts im Frieden Deines Namens, im Frieden Deines 
„Namens! Spente Leben (15) [dem Lande) dadurch, daß wieber her» 
„gerichtet werten die Tempel, welche entgegeneilen dem Verfall, daß 
„aufgeftellt werden ihre Götterbilver nach ihrer Weife, daß gegeben 
„werven die Einkünfte ven Göttern und ven Oöttinnen und bie 
„Zobtenopfer den Verftorbenen (16), daß geftellt werte der Priefter 
‚an feinen Plag und daß alles vollbracht werde gemäß ber heiligen 
„Wiſſenſchaft.“ Selbjt Diejenigen, deren Abficht es war zu 
„tämpfen, fie waren freudig bewegt. 

„Nachdem Seine Majeftät nach Memphis gelommen war und 
„einen Ausfall gemacht hatten (17) die Kinver des Aufruhrs, um zu 
„kämpfen mit Seiner Majeſtät, pa brachte Seine Majeftät ihnen 
„eine große Niederlage bei, fonver Zahl. Und Seine Majeſtät nahın 
„Memphis und ging hinein in das Gotteshaus des (18) Ptah feiner 
„Sütmauer. Er rüftete ein Opfer zu dem Ptah⸗-Sokar, er huldigte 
„der Sochet, veren Liebe fo groß ift. Denn das Herz Seiner Maje- 
„tät war fröhlich ob deſſen, was fie getban hatten feinem Vater 
„Amon von Nopb. 


712 


„Und er erließ einen Befehl, zu (19) vergrößern [das Gotteshaus 
„des Btah), auf daß ihm gebaut würde eine neue Halle. Nicht wart 
- „gefunden ein folcher Bau in den Zeiten eine® Vorfahren. Es Tiek 
„Seine Majeſtät fie bauen aus Steinen, welche eingelegt waren mit 
„Sold. (20) Ihr Getäfel beftand aus Akazienholz, (21' welches 
„eurchzogen (d. i. durchräuchert) war mit Weihrauch bes Landes 
„Bun. Die Thären taran waren aus blankem Meffing und (22. 
„die Zargen aus Eifen. Er baute ihm eine andere Halle ale Aus- 
„gang nach hinten, um darin zu melfen feine Milch (23) von einer 
„zahlreichen Heerbe von 116 Ziegen. Nicht kann man berechnen vie 
„Menge ver jungen Kälber (24) bei ihren Müttern. 

„Nachdem Solches gefchehen und Seine Majeftät nieberwärts 
„gefahren war, um zu fämpfen mit ven Yürften von Unterägppten, 
„(25) da hatten fie fich zurüdgezogen in ihre Mauern um [zu ver- 
„meiden den Kampf] bei ihren Pläben. Da verbrachte Seine Ma⸗ 
„jeftät viele Tage vor felbigen,, aber Keiner von ihnen trat heraus, 
„(26) um zu fämpfen mit Seiner Majeſtät. 

„Rachdem Seine Majeftät aufwärts gefahren war nad Mem⸗ 
„phis, da ruhte er in feinem Palaſte umd erwog einen Entjchluß 
„(27) bei fich jelber, um zu ſenden fein Kriegsvolk und jene aufzu- 
„ſuchen. 

„Bevor das Kriegsvolk aufgebrochen war], kam man um ihm 
„zu melden, indem man ſprach: „Es find die großen Fürften ange- 
- „kommen (28) an ver Stätte, wo Seine Majeftät weilt. [Was be: 
„Ichließt] unfer Herr?““ Spricht Seine Majeftät: „Sind fie gelom- 
„men um zu Kämpfen? Ober find fie gefommen- mir zu dienen? 
„Dann ſollen fie leben von Stund’ an.““ Sprechen (29) fie zu Sei- 
„ner Majeſtät: „„Ste find gekommen zu bienen dem Großherrn, un: 
„ſerem Gebieter.** Spricht ver König: „Es ift mein Gebieter 


713 


„iener herrliche Gott, ver thebanifche Amon am heiligen Berge. Der 
„große Gott ift gütig gegen den, welcher feinen Namen amerkennt, 
„er wacht (30) über den, welcher ihn lieb hat, er verleiht Stärke 
„den, welcher feinen Wilten tut und feinen Befehl nicht überſchreitet. 
„Der, welcher handelt nach feinen Geboten, wird nicht ftraucheln, 
„denn er führet und leitet ihn. Er ift es, ber zu mir redet in ter 
„Nacht (31) von dem, was ich am Tage fchauen werde.““ 

„Spricht Seine Majeftät: [„„Das was fle wollen, nicht darf) 
„e8 verhandelt werben in dieſer Stunte.“" Sie redeten vor dem Kö— 
„ige: „Sie find draußen, fie ftehen bei dem Königshauſe.““ 

„Nachdem Seine Majeftät hinausgetreten war (32) aus feinem 
„Palaſte], da fchaute er dieſe [Fürften), welche Termen lernten Gott 
„Ra im Lichtkreife. Er fand fie liegen auf ihrem Bauche, um anzu- 
„beten vor feinem Angefichte. Spricht ver König: „„Da es bie 
„Wahrheit ift, was er (Amon) vorjchreibt, (33) jo werde ich handeln 
„nach nem Gebote, das er mir verkünden wird.) Siebe, zu willen 
„was geichehen wird, das heißt: was ber Gott befiehlt, das foll ge- 
„Ichehen. Ich ſchwöre, fo wahr mich liebt der Sonnengott Ra, fo 
„wahr mich fegne Amon im feinem Hanſe, ich werde [befragen] dieſen 
„berrlichen Gott (34) von Noph am Heiligen Berge, ob er gegen 
„mich ſteht. Was er mir Jagen wirb, dem fei Folge gegeben in aller 
Weiſe und nach jeber Richtung Hin. Nichts werth ift Die Nee: O 
„aß ich doch gewartet hätte mit meinem Entſchluſſe bis zum nächften 
„Morgen, welcher entitehen wird. (35) Ich bin wie ein Knecht auf 
„ven Vortheil bedacht ſeines Herrn] und jeglicher Arbeiter muß 
„willen, was zum Vortheil Seiner Majeftät gereiht. [Sprechet 
„nicht: werrum] fol ich erwarten den Morgen, welcher fpäter kommt? 
„Wäre mir nur Deine Macht !** . 

„Da antworteten fie ihm, indem fie aljo reveten:I „„&3 möge 


714 


„diefer herrliche Gott (36) Dir Leiter und Führer fein. Er fei ter 
„Anfang feiner weijen Rathſchlüſſe für Di. Möge er geben was 
„gut ift in Deine Hand. Nicht wende Dich ab von dem, was aus 
„seinem Munde fommen wird, o Großlönig, unjer Herr!“ “ 

„Nachdem aufgeftanven war ber Erbherr und Fürft der Statt 
„Birfaptu Pi-qe⸗-⸗ro⸗ro um zu reben alfo: (37) „„Zöbte, wen 
„Du willft, [aß leben, wen Du willft, nicht joll fein ein Schmähen 
„auf den Heren wegen deſſen, was vecht ift,““ ba antworteten fie ihm 
„allzumal, indem fie alfo redeten: „„Schenke uns den Odem des Xe- 
„bens, denn nicht kann man leben ohne (38) ihn. Wir wollen ihm 
„d. i. Amon) dienen, gleichwie feine Anhänger, fo wie Du es ge- 
„Sagt bafı von Anfang an, von dem Tage an, wo Du König 
„wurdeſt.““ 

„Da war das Herz Seiner Majeſtät fröhlich, nachdem er ge⸗ 
„hört hatte ſolche Rede. Er reichte (39) ihnen Speiſe und Trank und 
„alles Gute. 

„Nachdem viele Tage verjtrichen waren in folder Weife unt 
„ihnen gereicht war alles Gute trog ihrer großen Zahl, da fprachen 
„fie: „„Sollen wir fürber bleiben? Iſt jolches ver Wille des Groß—⸗ 
„beren, unferes Gebieters?““ 

„Sprit (40) Seine Majeftät, indem er aljo retete: „„Wa- 
„rum?“ Sprechen fie im Angefichte Seiner Majeſtät: „„Wir 
„möchten beimziehen zu unjern Städten, wir möchten verforgen un- 
„ſere Einwohner und unfere ‘Diener nach dem VBebürfniß ter 
„Stadt.““ Da ließ Seine Majeftät fie von bannen ziehen (41) nad) 
„ihrer Stabt und fie blieben am Leben. 

„Die Bewohner des Südens aber fuhren ftromabwärts und bie 
„des Nordens flußaufwärts nach ver Stätte, wo fich Seine Majeſtät 
„befand, und brachten alle guten Dinge Oberägyptens unt alle 


715 


„Reichthümer 42), von Unterägppten, um milde zu ftimmen das 

„Herz Seiner Majeftät. 

„Möge ver König von Ober- und Unterägppten Bi⸗ka⸗ra, 

„rer Sohn der Sonne, Miamun Nut — Gefunpheit, Heil, Leben 

„ihm! — thronen auf tem Stuhle tes Horus in Ewigkeit.“ 

Was dieſe Infchrift vor Allem werthvoll macht, ift die Nennung 
ber Perfon tes Fürften der Statt Pi⸗ſaptu ver Hauptftabt des päteren 
Gaues Arabia) Pi⸗qe⸗ro⸗ro, welcher gleichfam als Sprecher im Na- 
men ter Kleinkönige des Unterlanves auftritt und mit dem Aethiopen un⸗ 
mittelbar verbantelt. Denn fein Name erjcheint wieber in ben berühmten 
afigrifchen Berichten von tem Feltzuge Königs Alfur-ban-babal, 
Sohnes Aſſur⸗ah⸗idin's, gegen den Aethiopenlönig Tarquu, ben 
König Taharaqa der Denkmäler. 

Auch König Nut konnte fich nicht lange an ver Doppel-Schlangen- 
krone Unterägyptens freuen. Wie in Aegypten ein dauernder Streit und 
Hader um Scepter und Reich zulegt das Land zerftücelt und in bie Hände 
ausländifcher Machthaber gefpielt hatte, jo ſcheint auch in Aethiopien ein 
Zwieſpalt in der Familie der Herrfcher ausgebrochen zu fein, ber mit den 
Waffen gelöft zu werben pflegte. Die Bemerkung in ber Titelreihe Königs 
Nut, „vaßer in Befit genommen habe viejes Land (Aethiopien) ohne 
„Kampf“ fpielt veutlich genug auf berartige Zuftände an. Es hat felbit 
ven Anfchein als fei eine Spaltung bes alten Umfanges ver Herrichaft 
eingetreten, infofern Batoris, mit ber Hauptftabt Theben, Ta⸗chont 
Nubien, das Land Meluhha ber Reilinjchriften) mit der Hauptftabt 
Kipkip und Kuſch mit ver alten äthiopifchen Königsſtadt Napata bie 
brei Haupttheile des zerjtüdelten Aethiopiens fortan bilveten. 

Nur in diefer Weife pürfte das Zufanmenträngen” äthiopifcher Kö⸗ 
nigsnamen auf eine Gefchlechtsfinie (ſ. bie große Gejchlechtstafel) eine be- 
friedigende Erklärung finden. 


716 


Mit Taharaqa, tem Aethiopenkönig, nach unferem Anſatz um 
700 vor Chr. Geb., beginnt ter Abfchnitt ver neneften Gejchichte res Pha⸗ 
raonenreiches, in welchem vie Zahlen eine feitere Geftalt gewinnen und 
bie Klaſſiker anfangen allmählich zuverläſſige Angaben über die Schidjale 
ber ägnptifcheh Könige, ihrer Zeitgenoffen, zu liefern. Der eben er- 
wähnte Aethiopenkönig führte die Vollnamen: 

Nofer-tum-chn⸗ra Ta⸗-ha⸗ra⸗qa 
693— 666 vor Chr. Geb. 

Die Zeit feiner Regierung betrug wenig mehr als 26 Jahre, welche 
mit aller Zuverläffigleit aus ten Beftimmungen bes Lebensalters eines 
Apis-Stieres hervorgehen. Ihm gehörte das Südland Patoris, mit 
ber Hauptftabt Theben, in welcher manche ‘Denkmäler, meift in Geftalt 
von Weihinichriften, an vie Herrichaft und Gegemwart des Aethiopen- 
fönigs erinnern. Sein Name war dem Altertpume wohlbelannt von ber 
Bibel an bis zu ven Klaffifern bin. Während bie heilige Schrift ihn unter 
bem Namen Thirhagah aufführt, erfcheint er bei ben griechiichen Schrift: 
ftelleen in der Geftalt Tearko, Etearchus, Tarakus, Tarkus. Sein Ruhm 
als großer Eroberer durchweht die Berichte tes Alterthumes, obgleich von 
ven Dentmälern ber jeter fonftige Nachweis fehlt. ‘Die äguptifchen In- 
ſchriften kennen ihn einfach nur als Herm von Kemi (d. i. Aegypten‘, 
Teſcher (d. i. das Land ber Erythräer) une Keptep (b. i. Nubien). 

Die wichtigfte Aufflärung über die Herrſchaft dieſes Könige in 
Aegypten und über feine Kriege gegen tie Großlänige von Afiyrien ver- 
dankt bie Wiffenfchaft den aſſyriſchen Keilinfchriften. Der erfte, welcher 
vie betreffenten Bruchftüde mit gewohntem Scharffinn entzifferte und ven 
Zufammenbang ihres Inhaltes mit ven Ereigniffen in Aegypten in Ver: 
bindung brachte," war der franzöfiiche Gelefirte 3. Oppert. Seinem 
Werte: Memoire sur les rapports de l’Egypte et de l’Assyrie dans 
l'antiquite eclaircis par l’ötude des textes cunediformes (Paris, 


717 


1869) Haben wir bie wichtigen Texte entlehnt, welche hiermit bem veut- 
fchen Lefer in beutfcher Uebertragung vorgelegt find. Hier und da haben 
wir an einzelnen ägyptifchen Eigennamen verbeffert, wie es bie neueften 
Stutien auf biefem Felde als nothwentige Berichtigung erforterten. *) 

I. „[Auf meinen: erften Feldzuge] zog ich [gegen Muzur (Aegypten) 
„und] Meluhha. Tarquu, der Sar von Diuzur und) Kufch 
„Aethiopien) welhen Afır-ah-tvin (Affarhatbon), ver Vater, 
„welcher mich. ergeugte, [überwunden hatte, kehrte zurüc aus] feinem 
„Xande. [Auf feine Hände vertrauend! verfchmähte er vie Vorfchrif- 
„ven Aſur's und ter Iftar [der großen &ötter, meiner Herren. 
„Sein Herz verbärtete fi und er fündigte]) aus eigenem Willen. 
„[Die Könige und Satrapen unt] die Feldherrn, welche Aſſarhad⸗ 
„von, mein Vater und mein Erzeuger eingeſetzt hatte über das 
„Reichj Muzur, ſwurden von thm verjagt.]“ 

II. „Ste begaben fih nach) Ninua (Ninive). Gegenüber ſolchen Un- 
„thaten] warb bewegt mein Herz und igereizt] meine Leber. Ich 
„zählte mein Heer und meine Streitfräfte], die anfehnlichen , [welche 
„die großen Götter) in meine Hände übergeben hatten, Tum Hülfe zu 
„bringen. Mit ven Sar und ten Satrapen und ven Führern und 
„Dienern], welche meines Anblidles warteten, [brach ich fchleunigft 
„anf] und kam nach der Stadt Karbanit (Canopus). Als Tarquu, 
„der Sar] von Muzur und Kuſch, Tin ter Stadt Memphis die Ans 
„kunft meines Zuges [vernahm, vüftete er] die Geräthe des Kampfes 
„zur Schlacht und zählte) tie Heere feiner Kämpfer. 

III. Tarquu, Sar von Muzur und Kuſch, verachtete bie Götter. 
„Auf die Befignahfme Muzur's richtete er feine Stärke. Die 


*), Man wolle ein'ehen Haigh's Bemerlungen in ber Aegypt. Zeitfchrift 1871, 
©. 112, 1872 ©. 125 und meine eigenen ebendaſelbſt 1871 ©. 29. 


718 | 


„Vorſchriften des großen Gottes Aſur, meines Herren, verachtete 
„er. Er vertraute auf feine eigene Kraft und die Verträge, welche 
„der Vater, mein Erzeuger, gemacht hatte, er beobachtete fie nicht. 
„[Bon Kuſch ber] fam er und in Memphis (Mempi) zog er ein 
„und dieſe Stabt nahm er fich zu eigen. Gegen die Männer Aifur’s 
„Alfyrien), welche (waren) in Aegypten ale bleibende] Diener ver 
„meinem Angefichte,) welche Aſſarhaddon ber Vater, mein Er: 
„euger, über das Königthum in felbigem (Zante) eingefegt hatte, 
„befahl er feinem Heere mit Mord, Kerker und Plünderung vorzu⸗ 
„gehen. Ein Eilbote kam gen Niniveunt ............ Ob 
„jolcher Miſſethaten ward mein Herz bewegt und bie Leber gereizt. 
„Schwer ertrug ich es und ten Tartan (Feldherrn), die Satrapen, 
„ſammt den Männern unter ihrer Hand (2), meine anjehnlichen Be- 
„Tagungen ließ ich laut Befehl aufbrechen zu einem Feldzuge, um 
„Hülfe zu bringen... ...... den Sar, ten Satrapen unt ten 
„Dienern. Einen Kriegszug nah Muzur ließ ich auf meinen Be— 
„fehl unternehmen. Schleunigjt ftiegen fie herniever und kamen bie 
„gen Karbanit (Canopus). Tarquu, ber Sar von Kuſch, als 
„er den Anzug meines Heeres in der Stadt Memphis vernommen 
„hatte, zäblte fein Heer, um zu ftreiten in der Schlacht, und ſtellte 
„die Schlachtreihe im Angefichte meines Heeres auf. Unter Anrufung 
‚nes Afur, bes Sin (tes Montgottes) und der großen Götter, 
„meiner Herren, forderte ich meine Streitfräfte zum Angriff auf. 
„In heißem Kampfe fchlugen fie jene in die Flucht, und bezwangen 
„nie Männer feiner Dienftichaft mit ven Waffen. Jenen überfiel 
„Schreden und Angft und er wandte jich rüdwärts. Aus Memphis, 
„ver Statt feines Königthumes, ver Stätte feiner Verehrung, ent- 
„ob er und 308 von dannen in Schiffen um feine Seele zu erretten. 
„Sein Zelt ließ er im Stiche und allein flüchtete er und gelangte gen 





719 


„Ni („Groß - Stabt* d. i. Theben) und gab Befehl feinen Mannen 
„im Streit in die Schiffe, fo viel ihrer ta waren, zu fteigen und gab 
„ſtrenge Befehle dem Manne, welcher über die Flöße gejet war (2). 
„Den Oberften ter Satrapen ver Stäbte jenfeits des Stromes, die 
„treuen Diener vor meinem Angefichte, fie und ihre Bejatungen, 
„ihre Schiffe, bie Sar von Muzur, die treuen Diener vor meinem 
„Angefichte, und ihre Bejagungen und ihre Schiffe that ich zufam- 
„men, um zu vertreiben Tarquu aus Muzur und Kuſch. Diehr 
„waren ihrer als je vorher. Ich ſandte fie gen Theben, ter Neiche- 
„ſtadt Tarquu's, des Sar von Kuſch. Und fie zogen dahin 
„einen Weg von einem Monat und 10 Tagen. Tarquu, als er 
„vernommen hatte das Naben meines Heeres, verließ Theben, feine 
„Reichsſtadt, und z0g aufwärts ten Fluß. [Meine Krieger, in fel- 
„biger Statt! machten ein Blutbad. 

„Nikuu, Sarludari, Paalruru, [welcde als Satrapen ] 
„der Vater, mein Erzeuger, eingefegt hatte, jündigten gegen tie Vor- 
„Ichriften Aſur's und der großen Götter, meiner Herren, und be- 
„achteten nicht feine Verträge. Den Ruhm tes Vaters, meines Er- 
„zeugers, verachteten fie und es verhärtete fich ihr Herz zur Feind⸗ 
„ſchaft und fie fannen aus einen Plan zum Aufruhr, und fünbigten aus 
„Sich felber gegen ihr Fleiſch, alſo (redendd: „Tarquu wird nicht 
„„urüdtreten von feinen Abfichten auf Aegypten, er ift gefürchtet, ihr 
„alle, wachet über eure Sicherheit ).““ Zum Tarquu, dem Sar 
„von Kuſch, fandten fie ihre Boten, um [Frieden und Freundſchaft) 
„zu machen, alfo (redend): „„Sriede werte in unferem Bund und 
„seien wir uns einander zugeneigt. Dieſſeits verpflichten wir tie 
„zreue, nach feiner anteren Seite bin wirt in unferem Bunde ein 
„Abfall geichehen, o Herr!““ Das ganze Heer Aſur's, ven Schuk 





IV. 


720 


„meiner Herrſchaft, ſuchten fie in ihren Bund zu locken und bereiteten 
„vor, was ihrer Rache erwünſcht fchien.“ ......... 

„Meine Richter hatten Kunde gehabt von ihrem Werlangen une 
„Ipstteten ihrer Schlaubeit . . . . Ihre Senphoten fammt ten 
„Briefen fingen fie auf und erlannten das Werk ihres Verrathes. 
„Jenen Königen banben] fie mit Feſſeln Hänbe und Jüße. [Das 
„Gericht Aſur's, des Königs dee Götter, traf fie, weil fie ge- 
„ſündigt Hatten gegen] bie Gebote ver großen Götter. An ihren 
„Händen erpuohten fie] was mein Wille über ſie vermocht hatte. 
„Mempi (Memphis), Sai (Sais), Bindidi (Mendes), Za’nu 
„Zoau-Zanis), fo viel der Städte fie fonft au ſich heramgezogen 
„hatten uub welche Ränke geſchmiedet Hatten in wem Verlangen 
„nach Rache, Mann und Weib, Klein und Groß, ] witerwarf ich mit 
„ven Waffen, [nicht Einen] ließen fie von ihnen übrig... -.... 
„wurden vor mich geführt. Alſo (ſprach ih): „Ich bin Aflfur- 
„ban-babal (Sarbanapal) ........ ber Bollbsinger rubm- 
„voller Ehaten ..... 2.0... fie überlieferten in der Stabt Kar⸗ 
„beimate („ver großen Mutter“ d. i. Snie). 

„20 etwa [waren der Sar, Satrapen, Oberſten] per Stäbte, welche 
„in Aegypten dem Water, meinem (Erzenger,] vor mir, ſden Gehor- 
„som geleiftet hatten. Alle] jene Sar, dem Lande Nabu-jezi- 
„bauni's [welcher vor meinem Angeſichte wartete] übergab ich fie. 


won un bes Aſur's, der Iftar, ber Götter, meiner 
„Herren. 

........... eine große Niederlage brachte ich feinem 
„Deere bei 

a ...... .... über feinem Heere 

In | 1 | 


„Eine gewaltige Angſt vor meiner Majeftät [überfiel] Nikun. 








„Er verließ] feine Götter in ver Stadt Mempi (Memphis) und 

„entfloh zur Rettung feines Lebens nach ver Stadt in ber Mitte: Ni’ 

„Theben). Diefe Stapt nahm ich und verfammelte mein Heer in 

„derfelben. 

„Nistusu (Neku), Sar ven Mempi (Memphis) uud Sai 
„Sais), 

„Sar⸗lu⸗da⸗ri, Sar von Zi’nu Peluſium?), 

„Pi⸗ſa⸗an⸗hu⸗ru (Pi-ſon⸗Hor), Sur von Na⸗at-hu⸗u 
„Na⸗athu, Natho), 

„Pa⸗ak⸗ru⸗ru (Pa⸗qror), Sar von Pi-fap-tu (Pi-fapt, 
„im Gau Arabia), 

„Pu⸗ut-ku⸗na⸗an⸗ni'⸗pi (Bolsen-nifi), Sar vol Ha- 
„atshisti-bi (Hastashir-ab, Athribis), 

„Nasahskise, Sar von Hi-ni-in-ji (Chinenfu, Deracleo - 
polis), 

„Bustusbassti (Bef-rtut-baft), Sar von Za'nu G'an, 
„Zoan-Tanie;, 

»U⸗na⸗mu⸗niu, Sar von NRa-at-hu-u (Ratho), 

„FJar⸗-ſi-e⸗-ſu Hor⸗ſi-iſe), Sarvon Zab-an-nuti (Theb- 
„uuti, Sebennytos), 

„Burusiusma (Pimai), Sar von Bi⸗in⸗-di⸗-di (Bindid, 
Mendes), 

„Schu⸗ſchi⸗in⸗qu (Schaſchanq), Sar von Bu-fi-ru (Pi— 
„uſiri, Buſiris), 

„Tap⸗na⸗ach⸗ti (Taf-nachth), Sar von Bu-nu... (Pi⸗ 
„nub, Momemphis?). 

Bu⸗uk-ku⸗na-an-⸗ni'⸗-pi (Bok-en-nifi), Sar von Ahni 
„On?), 


Brugſch, Geſchichte Acgyptend. 46 


722 


„Sptisharzfise-fu (Bet-hors-fisife,,, Sar von Pi-za: at- 

„wish usrusunspi Pi ..... Hor-ens»pi,, 
‚Nasahstishusrusan-fhieni Nabht-Hor-na-fhennu,, 

„Sar von Pi-fap-tienueti, 

‚Bu -tursnienisip (Bolsensransef), Sar von Ba:ah- 
must, 
„Zisha-a (Zichiau), Sar von Sisya-a-tu (Siaut, Yyco- 

„poliß), 

La⸗mi⸗in-tu Naslismotbh, Li- ma⸗noth = Nimrod), Sur 

„von Hi⸗mu⸗ni (Chmu⸗ni, Hermopolis Magna), 
„Is⸗pi-ma⸗-tu (Pſi-mut), Sar von Ta⸗i⸗ni (Tini, Thinis, 
„Ma⸗an⸗ti⸗mi-an-hi-e (Monthu-em-h’a) Sar von Ni’ 

(Ni’a, heben) .*) 

„Dies find die Könige, Oberften und Satrapen, welche in Aegypten 
„waren, und welche dem Vater, meinem Erzeuger, Gehorſam ge- 
„leiftet, aber bei der Schilterhebung Tarquu's des Gehorfams 
„vergeifen hatten. Ich brachte fie zurüd zum Gehorſam und jegte fie 
„von Neuem in ihre Stellen ein, gemäß ihrer Unterwürfigkeit. 

„Muzur und Kuſch, welche ver Vater, mein Erzeuger, erobert 
„hatte, übernahm ich aufs Neue, die Beſatzungen verftärkte ich mehr 
„als in früheren Tagen, und umgab fie mit Gräben. Mit einem 
„reihen Schake und herrlicher Beute kehrte ich heil nach Ninive 
„urück. Hernach fündigten jene Könige, welche ich unterworfen 
„hatte, gegen mich und fehlten gegen bie Gebote der großen Götter 
Sie fielen ab und ihr Herz verhärtete ſich in Nichte: 
„würbigfeit, fie planten Ränke des Aufruhrs. Sie füntigten aus 


*, Die in Klammern eingejchloffenen Eigennamen ftellen auf Grund eigener 
Unterjuchungen bie ven afiyriichen Formen entiprechenden ägyptifchen Namen bar. 


723 


„eigenem Antriebe alſo (redend: „„Zarguu wird nicht zurücktreten 
„von feinen Abfichten auf Aegypten, er wird gefürchtet, Ihr alle, 
„wachet über eure Sicherheit!" " Zum Tarquu, dem Sar von 
„Ruf, fanbten fie Boten um Friede und Freundfchaft zu machen 
„alfo redend): „ „Triebe werde in unjerem Bunte und feien wir ung 
„einander zugeneigt. Dieſſeits verpflichten wir bie Treue und geben 
„zum Pfande veilen das Yand......... und bie Statt... .. 
„.... Niemals wird in unferem Bunde ein Abfall gefchehen nach einer 
„anderen Seite hin, o Herr!” * Das ganze Heer Aſſur's, bie 
„Stüge meiner Herrichaft, juchten fie in ihren Bund zu locken und 
„bereiteten vor, rwas ihrer Rache erwünſcht fchien. 

„Meine Richter hatten Kunde von ihrem Verlangen. Ihre Sent- 
„boten und ihre Briefe fingen fie auf und erfannten bie Werke ihres 
„Derrathes. Jene Könige ergriffen fie und mit eifernen Banden und 
„mit eifernen Ketten feffelten fie Hänte und Füße. Das Strafgericht 
„Aſur's, des Könige ver Götter, traf fie und was fie gefüntigt 
„hatten gegen vie ©ebote ver großen Götter, an ihren Händen er- 
„probten fie, was (mein) Wille über fie vermocht hatte. [Die Statt 
‚Mempi- Memphis‘, die Stadt Sai (Gais), Bindidi (Mentes), 
„Za' nu (Tanis) und fo viel der Stäbte fie ſonſt an fich heran ge- 
„zogen hatten, Klein une Groß, [unterwarf ich mit ven Waffen. |“ 
Nach Oppert's Angaben jchloß fich hieran ter Bericht der Unterwer- 


fung Yegyptens, ver Rüdgug Tar qu u's, ſein Tod und die eriten Thaten 
Urdamane's, feines Nachfolgers, dem e8 gelang Kemi wieberzuerobern, 
inden er bis nach Unterägypten vorbrang. Theben biieb feine Hauptitabt. 
Sartanapal zieht zum zweiten Male gegen Aegypten und jchlägt pas Heer 
Urdamane's. 

V. „Urdamane vernahm das Nahen meines Zuges. Er !verließ] 


„Meluhhi une Muzur, zog fort aus Mempi (Memphis), um 
j 46* 


724 


„ſein Leben zu bewahren floh er gen Ni’ (heben). Die Sar, Ober: 
„ten und Satrapen, welche ich in Muzur eingefegt hatte, famen zu 
„mir und füßten meine Füße. Hinter Urdamane ber lenkte ich ven 
„Schritt, fam bis nach Ni’ (heben), ver Stadt feiner Herrichait- 
„Die Stärke meines Heeres ſah er und Ni’ (Theben) verließ ex, ent- 
„floh nach ver Stadt Kipkip. Jene Stadt (Theben) ganz und gar, 
„unter Anrufung Aſur's und Iſtar's, nahmen meine Hänte in 
„Befig. Silber, Gold, Metalle, Steine, alle Schäge feines Königs⸗ 
„haufes, bunte Gewänver von Berom und Leinen, große Pferde, 
„Männer und Weiber, Große und Kleine, Arbeiten ans zahali Ba⸗ 
„ſalt), Marmor, ihr Kelal, das Manzaz von ter Thür [feines] 
„Balaftes, ihre... .... ich viß fie ab und nahm ven Raub mit 
„nach Alfur. Thiere des Nantes] ſonder Zahl raubte ich und jührte 
„sie fort) mitten aus Ni’ (Theben) ...... meine Waffen. . Ich 
„ließ anfertigen ein Verzeichniß aller erbeuteten Dinge,. Heil Ichrte 
„ich zurüd nach Ninive, ver Stadt meiner Herrichaft.“ 

Die eriten Yinien einer neuen Urkunde, welche mit ver Inſchrift III 


in unmittelbarem Zufammenhang ftehen, bieten feiver große Lücken durch 
Zerftörung tar. Nach Oppert's fcharffinnigen Untesfuchungen enthielten 
fie die Aufzählung ter Schagungen und der Beute, welche ver König von 
Aſſyrien aus Aegypten weggeführt hatte, jo wie die Beichreibung vom 
Ente ves Feldzugs. Sarvanapal erhöhte die von feinem Vater auferlegten 
Zribute, und fegte ven Sohn Necho's Nikun): Nabu-fezibanni ale 
Statthalter der weitlichen Landſchaften Mahariba (?) und Limirpatefie 
Affur ein. Dann wird der Top Tarquu’s berüßrt, wonach ver König 
feinen Bericht alfo fortſetzt: 

VI. ‚Urdamane, ber Sohn jeiner Gemahlin, feste jich auf feinen 


„chron und verwaltete das Land, Cr brachte Theben in feine Ges 
„walt und verfammelte feine Streitfräfte. Er führte gegen mein 


725 


„Heer das feinige, am eine Schlacht und einen Kampf mit meinem 

„Deere zu liefern, und ging auf tafjelbe los. Unter Anrufung 

„Aſſur's und Sin's, der großen Götter, meiner Herren, ſchlugen 

„ihn meine Krieger in einer fiegreihen Schlacht und brachen feine 

„Kräfte. Urdamane entfloh allein und trat in Theben ein, ber 

„Stabt feines Königsthumes. Meine Krieger verfolgten ihn auf 

„Ihwierigen Wegen währen eines Monates und zehn Tagen, bie - 

„daß fie in Theben einzogen. Sie bemächtigten fich volfftändig dieſer 

„Stadt und verwülteten fie in ihren Grundveſten. Sie erhoben von 

„Liefer Stadt Gold, Silber, ven Schat des Landes, Metalle, Edel⸗ 

„Iteine, bunte Stoffe in Berom und Leinen, große Pferte,....... , 

„ungeheure Affen, bie Erzeugniffe ihrer Berge, alles das ohne Zahl 

„für bie, welche zu rechnen verftehen, und behandelten fie als eroberte 

„Statt. Site brachten diefe Beute in Sicherheit nach Ninive, ter 

„Stadt meiner Herrichaft, und Füßten meine Füße.“ 

Wir haben hier einen denkwürdigen Theil ver ägyptiſchen Gejchichte 
vor Augen, diesmal nicht nach ägyptiſcher Auffaffung , ſondern nach ven 
gleichzeitigen Schilverungen des Gegners. Die Schlüffe, welche wir aus 
tem Inhalt ver Keilinfchriften zu folgern berechtigt find, gewähren uns 
folgende Angaben als feſtſtehende Grundlagen für ven Aufbau ver gejchicht- 
lichen Begebenheiten dieſer Zeit. 

Im Jahre 680 vor Chr. Geb. (nach Oppert's Beftimmungen) war 
Sennacderib, der König von Affyrien, geftorben und Aſſarhaddon 
an feine Stelle getreten. Gegen das Ende feiner Regierung, um 670 
etwa, griff Aſſarhaddon Aegypten an, fchlug ven damals herrichenden 
König von Aethiopien und Aegypten Taharaqa⸗Tarq uu und fegte Klein⸗ 
fönige Sar) und Satrapen im Lande ein, von ven Nordküſten des Landes 
an bis zur Stadt Theben hin. ‘Das vollftändige Verzeichniß derſelben haben 
wir bereit8 oben unfern Lefern vorgelegt. Bemerken wir dazu, daß ber 


726 


König bei der Rückkehr aus Aegypten an ver Mündung des Nahr-el-telb 
iin ber Nähe von Beirut) eine mächtige Gedenktafel an der Felswand an- 
bringen ließ, neben ter feines Vaters, zum Gedächtniß an feinen Sieg 
über Tarquu. Aſſarhaddon bezeichnet fich von nun an auch als „König 
von Muzur (Unterägypten, Baturufi (ägypt. Patoris d. i. Ober- 
ägypten) und Mil uhhi (Nubien).“ Kaum hatte der Tod ven König da- 
- hingerafft (668 v. Chr. Geb.), jo brach Tar qun die Verträge und be 
ſetzte die Stadt Memphis, inven er gleichzeitig mit mehreren ter von 
Aſſarhaddon anerkannten und beftätigten Unterfönigen ein Bündniß machte 
zur Vertreibung ver Affyrer aus Aegypten. An ver Spite ver Kleinkönige 
ftanten al8 Hauptverichwörer Nikuu von Memphis und Sais, Sar- 
lu⸗da⸗ri von Zi'nu und Pa-ak⸗ru⸗-ru von Bi-faptu. 

Die aſſyriſchen Satrapen und ſonſtigen Anhänger des Königs, welche 
Aſſarhaddon eingeſetzt hatte, wurden verjagt und flohen nach Ninive, um 
Schutz und Beſtrafung des Königs Tar quu zu erbitten. Der inzwiſchen 
zum König gekrönte Sardanapal V, Sohn Aſſarhaddon's, zögerte nicht 
ſeinen Gefühlen des Zornes zu folgen und brach mit einem großen Heere 
gegen Aegypten auf. Die übrigen Einzelheiten gehen aus ven ‘Doppel: 
Berichten ver Keifinfchrift mit ver nöthigen Klarheit hervor. 

Eine hervorragende Rolle in dieſen Zeiten fpielte Nikuu, d. i. König 
Neku von Sais und Memphis, ver Sohn jenes Tafnachth, welcher 
bem Xethiopien- König Pi-anchi einen jo langen und beharrlichen Witer: 
jtand entgegengejegt hatte. In Ketten nach Ninive geführt gelang es ihm 
die Verzeihung Sardanapal's zu gewinnen und von Neuem ale Kleinkönig 
von Sais und Memphis betätigt zu werven. Ueber fein gewaltjanes 
Ende, nach griechifcher Ueberlieferung, wiffen bie Infchriften nichts zu 
berichten. 

Ein tunkler Schleier verhüllt vie folgenden Zeiten, in welchen fich 
die Aethiopen in ven Vordergrund ber ägyptiſchen Geſchichte ftellen. Ta- 


7127 


baraqa, Pianchi unt feine oft genannte Gemahlin Ameniritis, 
Schabak und Schabatak ericheinen auf einer Zeitlinie und ſämmtlich 
nebeneinander aufgeführt. Ihre verwandtichaftlichen Beziehungen weift 
bie große Gejchlechtstafel in aller Ausführlichleit nach. Dürfen wir ben 
manethoniſchen Liſten Glauben fchenken, fo würben nacheinander regiert 
baben in Batoris, deſſen Hauptſtadt Theben vielfache Zeugniffe ihrer 
Anwefenbeit aufzuweifen hat: 


Schabak (Sabacın) ...... 12 Jahre 
Schabatak Sebichos) ....12 „ 
Zaharaga Taracos) ..... 26 „ 


ohne daß wir im Stande find diefe Folge irgend wie durch die Denkmäler 
zu betätigen. 

In Theben haben jich die Erinnerungen an König Taharaga und 
eines ägyptiſchen Unterkönigs am bauerndften bewahrt. Er Hatte das 
Heiligthum von Api durch Bauten und Gejchente ziemlich reichlich bevacht 
und fo kann es nicht Wunder nehmen, wenn bie Tempelwände fein Lob 
in allen Zönen fingen. 

Eine ganze Steinwand im Tempel ber Mut zu Theben überliefert 
uns dagegen das Verzeichniß ver Wohlthaten eines Zeitgenoffen des Königs. 
Derfelbe ließ die Fefte ver Götter nach alter Weife feiern, gewährte ihnen 
bie nöthigen Opfer, ließ Götterbilber ſelbſt nach aſſyriſchem Muſter) und 
heilige Barken herrichten, erneuerte was in Verfall gerathen war bis zur 
Umfaffungsmaner hin und fieß ven heiligen Teich und die Kanäle von Grund 
ans mit feften Steinen ausmauern.- 

Als treuer Rathgeber und Gehülfe ftand er Taharaqa zur Seite. 
Das war der vornehme Aegypter Month⸗em⸗-ha, ein Sohn des 
Amonspriefters Nes⸗ptah und ver Hausherrin Nes⸗chonſu. Month- 
em-ha war vierter Prophet, zulegt zweiter Prophet des thebaniichen 
Amon und, wie fein Bater, ein Stabtpfleger von Ni’ d. i. heben. Zu 


7128 _ 


gleicher Zeit wird er als „Oberfter Yanppfleger von Batoris“ in ven In- 
Schriften aufgeführt. Seine Bereutung für vie Thebnire mußte ihren be- 
fonderen Grund gehabt haben, ta er jelber erzählt wie „[er]) geichlagen 
„babe vie Feinde in pen Gauen von Patoris.“ ch erlenne in 
ihm, wie gejagt, einen treuen Bundesgenoſſen und Freund Taharaqa's, 
der ihn mit der Verwaltung der genannten Landſchaft belehnte*,. Er iſt 
berfelbe, welchen ber obige affyrijche Tert in dem Verzeichniß ber Klein- 
könige als „Masan-ti-miran-hise, Sar von Ni’* (Theben‘ auf- 
führt, in ziemlich getreuer Umfchretbung des ägyptifchen Namens Month— 
em-ha. Somit hätte auch nach tiefer Seite bie aſſyriſche Ueberlieferung 
eine glänzende Betätigung erfahren. 

In dem Sohne ver Gemahlin Taharaqa's, Urdamane, wie ihn 
ver afiprifche Text nennt, iſt ficherlich der Königenamen Rud-amon 
enthalten, welcher auf ven ägpptilchen Denkmälern nachgewieſen worden 
ift. In Bezug auf vie zeitliche Stellung des fo genannten Königs verweije 
ich auf bie große Geſchlechtstafel, woſelbſt ich ihn ale den zweiten König 
biefes Namens aufgeführt habe, ba fein Großvater Rup-amon I als ber 
Schwiegervater Pef-tot-baft’S „des Satrapen" und ſpäteren „Vafallen“ 
Pi⸗anchi's bezeichnet ift, mithin einer zeitlich älteren Geſchlechtslinie an- 
gehört. 

Ic habe bisher ven Namen vesjenigen Königs übergangen, welchen 
die manetbonifchen Liſten als ven einzigen Pharao des XXIV. Hanfee 
von Sais aufführen. Ich meine ten König Bocchoris, welchen Sa⸗ 
bacon gefangen nahm und lebendig verbrannte, wie in ven manethonifchen 


*) Man vergl. zu dieſem Allen die bierogl. Infchriften und Abbildungen in 
Mariettes Kanal Taf. 42 — 44. Auf einer runden emaillirten Blatte, (I. 1. 
Zaf. 47, 6) welche in dem Zempel der Mut aufgefunden worben ift, führt er Die Titel 
„Erbberr, Oberfter, Fürft von Batoris, Vorſteher der Propheten, zweiter Prophet 
„Amon's von Ape, vierter Prophet Amon’s Month⸗em⸗ha.“ 


729 


Auszügen angeführt wirt. Somit ericheinen beite als Zeitgenoffen. 
Mariette hat ihn in jenem König Uah-⸗ka⸗ra Bel-en-ran-ef wieter: 
erfannt , deſſen Apis-Sarkophag (vom Jahre 6 res Könige) in temfelben 
Gemache tes Serapeums aufgeftellt war, in welchem ber tobte Apis vom 
Sabre 37 Könige Schafchang IV beigefeßt war. Auch Hierbei tritt 
eine neue Zeitgenofienichaft zwiſchen Bochoris und Schafhang IV 
in den Vorbergrund. Derfelde Bel-en-ransef erfcheint wieber in ter 
aſſyriſchen Liſte ber ägyptiſchen Kleinkönige unter vem Namen Bu⸗kur— 
nisnistp ald Sar von Ba-ah-nusti. Der Stabtname ift nicht zu 
perwechjeln mit ber affyrifchen Schreibung von Sais, aus welcher Start 
Bocchoris feinen Urfprung berleitete, und muß einen anteren Ort Aegyp⸗ 
tens bezeichnet haben. Jedenfalls gehörte Be-ten-ran-ef zur Zahl 
der Kleinkönige, welche mit tem jüngeren Zeitgenoffen Taharaga in 
Verbintung getreten waren. &8 hält fchwer in biefem Gewirr von Ber- 
fonen Löniglicher Ablunft ver ägyptiſchen und äthiopifchen Familien ten 
Faden feftzubaften. Unfere Geſchlechtstafel wirt ten erften Verfuch be- 
zeichnen, bie Hanptglieter verfelben in ihrem verwanktichaftlichen Zuſam⸗ 
menbange bargeftellt zu haben. 

Pſamethik J, ter Ürenkel jenes Taf⸗nachth, tes Gegners tes 
Acthiopen Pi-⸗anchi, tritt endlich in den Vordergrund als ver Erlöfer 
jeine® Yandes aus ven Zeiten ter Dodekarchie, wie bie Griechen jene 
Epoche zu benennen pflegten. Seine Bermählung mit ber ätbiopifchen 
Erbtochter Schep-en»apet, ber Urenfelin bes vorbergenaunten Pi⸗ 
anchi, einer Tochter des Könige Pi⸗anchi unt ber fchönen Königin 
Ameniritis, ftellte ven Frieven und bie Orbnung in ben zerrütteten 
Verhältniffen der Königsfolge wierer ber. In dieſem Lichte betrachtet er- 
fcheint ter Stifter des XX VI. Königshauſes thatfächlich als ver Verſöhner 
aller Gegenfäge. Die Tochter ver vielgefeierten Königin von Kuſch und 
Patoris, welche ihre Hand dem Kleinkönige von Sais reichte, brachte 


730 


Batoris als Morgengabe ihrem Gemahle entgegen und jo ward Aegypten 
wieder zu einem großen Reiche vereinigt. 

Die prachtuolle Alabafter-Bilrfäule der KöniginMutter Ameni- 
ritis, welche in Karnak aufgefunden wurbe und gegenwärtig bie Räume 
ber ägpptifchen Sammlungen in Bulag ſchmückt, ift fomit ein bebeutungs- 
volles, an Erinnerungen reiches Denkmal ver Zeit. Holder Friebe fcheint 
ihre Züge zu umſchweben, jelbjt tie Blume in ihrer Hand deutet auf ihre 
erhabene Sendung als Bermittlerin des langen Haders hin. 

Zu ihren Füßen fteht folgende Infchrift, welche ihre Zeitgenofjen ihr 
weibten. Nur bitterer Haß feinplicher Seelen vermochte e8 über fich zu 
gewinnen, die Namen ihres Bruders und ihres Vaters — als Aethiopen — 
im Innern ver Königsſchilder zu zeritören. 

„Dies ift ein Weihgefchent für ven thebanifchen Amon-ra von Ape, 
„ven Gotte Monthusra, dem Herrn von Theben. 

„Möge er gewähren alles Gute und Reine, wovon das Göttliche lebt, 
„was ter Himmel fpenbet und die Erde fchafft, ver Fürſtin, ver anmuthig- 
„Iten, gnätigften, holdeſten und liebenswürdigſten Königin von Ober» und 
„Unteräghpten, ber Schwefter des Könige (Sabaco)], des ewig Lebenden, 
„Der Tochter des Königs [Rafchta; des Verftorbenen, dem Weibe des Gött⸗ 
„lichen“), Ameniritis. Sie lebe!“ 

Auf ver Rückſeite ihres Bildes wird fie redend eingeführt. Sie jagt 
unter andern: „Ich war das Weib des Göttlichen, eine Wohlthäterin für 
„ihre Stabt (Theben), eine freigebige Spenberin für ihr Yand. Ich gab 
„Speife dem Öungrigen, Trank dem Durftigen, Kleider dem Nadten. ” 

Ich möchte gleichfam als Anhang an biefer Stelle eine Frage erör- 
tern, welche nicht ohne Wichtigkeit zur Beurtheilung der Abftammung ter 





>; Entweder auf ihren Gemahl, den König Pi⸗anchi zu beziehen ober, was 
wabhricheinlicher ift, auf ben Gott Amon, als deſſen Oberpriefterinnen bie Königinnen 
von Patoris den Titel zu flihren pflegten: „Weib des Gottes Anıon.” 





731 


Könige diefer Epoche ift, obgleich fie einen rein fprachlichen Standpunkt 
einnimmt. Ich wiederhole dabei, was ich bereits vor vielen Sahren in 
einer bejonvderen Abhandlung angebeutet Habe. Man wird fich ter 
Beobachtung nicht entziehen können, daß die Mehrzahl ver äthiopifchen 
Königenamen, von Männern wie von Frauen, mit dem Buchftaben F ober 
q endigen und gegen ven Schluß ein auffällig häufig wieberfehrenves ata, 
ta zeigen. Ich erinnere an bie Namen Schaba⸗k, Schab⸗ata⸗k, 
Tahara⸗q (oter Tahara⸗qa), Kaſch-ta, Kanta⸗ki (Kanbace) 
und füge dazu gleich an dieſer Stelle die Namen Pſam⸗eti⸗k und 
Ne-tu. Eine gleiche Eigenthümlichkeit zeigt bie heutige Sprache ver nu⸗ 
bifchen Barabra, welche von Edfu an bis nach tem Gebel Dega bin in 
brei Dialekten noch gegenwärtig von den Bewohnern bes nubiichen Nil- 
thales gefprochen wird. In Liefer erjcheint ver nachgejette Artikel, 
ohne Unterſchied des Gefchlechts, in ver ®eftalt E, fa, fi, gt, ga, qa, q, 
wie 3. B. in folgenden Ortsbezeichnungen: Bi⸗la⸗q (Philne, auch alte 
ägyptiſch Bila-q*, Kiſchi-ga (neben Dirjch), Da⸗ke, Ala⸗qa, 
Maharra⸗qa, Korus⸗qo, Toſch⸗ke, Am⸗qe, Eſch⸗-qe, Am- 
ga, Son⸗qi, Fer-qe, Moqra⸗qe, Sedein-ga u. ſ. w. In 
dieſer Sprache geht der Genitiv dem Nominativ voraus, oft durch ein da⸗ 
zwiſchen ſtehendes n vermittelt, wie in ben mit arti, d. i. „Inſel“ zuſam⸗ 
mengeſetzten Ortsnamen: Banga-n=arti ‚Heuſchreckeninſel“, Taba⸗ 
n⸗arti, Uru⸗n⸗-arti Königsinſel“, woher ihre arabiſche Bezeichnung 
Geziret-el-melik, Nilu-arti, Mar-arti „DurrasInfel“, Kom⸗ 
n⸗arti Kameelinſel“. Das ung fo bekannte Wort Senaar, zur Be- 


*: Aus dem äthiopiſchen Pila⸗q bildeten die Griechen ven befannten Namen 
Philai (Philae), alfo mit Abfall des Artilele q am Schluſſe, als ob fie gewußt bät- 
ten, baß biefer einen unmwefentlichen Beſtandtheil bes Wortes bildete. Aehnlich ift es 
von ben Ebräern gejchehen, welche ben Namen bes äthiopiſch⸗ägyptiſchen Königs 
Schabast i,Kater⸗der“ zu einem bloßen Sewe Schab, „Kater”) ummwanbelten. 


132 


zeichnung ber Injellantichaft zwifchen tem blauen unt weißen Nile, für- 
(ih von Khartum, ift entjtanten aus Eſſi⸗n⸗-arti „Blußinfel*. 

Die fo häufige Entung Fol, fal, tulu.f.w. bient zur Benennung 
eines Berges ober Felſens, daher vie Ortsnamen Ambu-tol „Dom: 
palmen⸗Berg“, arabiich Abu-dom „Bater ver Dompalme*, Kedin⸗-kal, 
Kodos-tol, Kuru-kol, Ko⸗n-keli, Löwenberg“, Mara⸗-kol, Durra⸗ 
Berg“. Der bekannte Berg Bar-⸗-kal verdankt ſicherlich ſeine Benen⸗ 
nung einem Älteren Berua-kal „Berg von Moroë“, wenn man nicht 
dem nubifchen Buru⸗-kol „Jungfrauen⸗Berg“ ven Vorzug geben follte. 
Der fürlichfte aller Kol ift ver Araſch-kol in Kordofan, am weſtlichen 
Ufer des weißen Niles. 

Das Wort ato, oder mit dem Artikel verfehen: ato⸗ki bezeichnet 
ten Sohn, daher 3. B. Kaſch⸗gi⸗n⸗-ato⸗gi „Pfertes«tessvon-Sohn- 
ber”, d. i. „das Füllen“. Thiernamen für Perfonen, bie fich Durch ihre 
Stellung oder Kraft hervorthun, fine bei ven Barabra fehr beliebt 
Timſach d. i. „Krotodil” und Nimr „Banther“ fing noch Heute gang 
un? gäbe unter biefem Volke als befonvere Ehrenbenennungen. Im gleicher 
Weile jcheint e& im Alterthume gewejen zu fein, ta tie Mebrzahl ter 
äthiopifchen Königenamen mit Hülfe der heutigen Barabra-Spracdhe ihre 
vollftändige Erffärung finren. Schab⸗k (Sabacc) entfpricht dem heutigen 
Sab⸗ki „ver Kater”, eine Bezeichnung, die um fo zutreffenter ift, als in 
der Epoche Königs Sabaco nicht wenige Berfonen, felbft Könige, unter 
ven Aegyptern ſich als Pi-ma, Pi⸗mai „ber Kater“ benennen ließen. 
König Schabata-?, ver Sohn Sabaco's, ift in ver Barabra-Sprade 
Sab⸗ato⸗ki „tes Katers Sohn“, wie rem Namen Kaſcheta ein ber- 
berinifches Kaſch-ato „Pferte-Sohn“ zu Grunde Liegt. In gleicher 
Weife erklärt fich ber äthiopifch-griechiche Eigenname Ammonat ale 
Amon-ato „Amonsfohn“, une fchließlich ver kuſchitiſche fo weht: 
befannte Eigenname Nimrod als ein Nimrsato „Panthersjohn“. 


1733 





Leiter geftattet mir nicht ver Raum, meine weiteren Schlüſſe, welche 
fich aus einer Vergleihung ver wenig befannten Wörter ver Sprache ter 
Barabra mit äthiopifchen Eigennamen ergeben, an dieſer Stelle hier aus— 
zuführen. Jedenfalls wollte ich e8 nicht verfäumen den Leſer auf ven we» 
nig befannten Reichtum einer Sprache binzuweifen, teren Bedeutung 
für die gefchichtliche Forſchung in keiner Weife unterfchägt werten türfte. 
Zum Schluffe nur noch tie Bemerkung, daß fich innerhalb ter Barabra- 
Sprache eine nicht geringe Zahl altägyptifcher, ja felbft griedi- 
her Wörter erhalten haben, bie auf frühere Verbindungen und ein 
(längeres Zufammenleben mit dem Volfe ver Hegypter hinweiſen. So heißt 
ur, uru, „ver König“ (äghpt. ur), daher Uru⸗n⸗-arti „vie Könige- 
injel“, nabi „tas Gold“ (ägypt. nub), kafa „ver Arm“ (ägypt. fabu), 
afhiran „vie Bohne“ (ägypt. arufhana), wel „ver Hund“ (ügypt. 
uber, ubel), hada (ägypt. hoite) „pie Hyäne“, minne (äghpt. mini, 
minnu) „die Zaube*, al läghpt. tal) „ver Spiegel“, ſiwuit (ägypt. 
fifet) „Schwert*, nibit (ägypt. nibiti) „Matte“, firage (griech. ky⸗ 
riafe) „Sonntag“, forgos (griech. krokios) „gelb“ u. a. m. 

Auh Pſamethik's Name gehörte ver äthtopifchen Sprache an. 
Ich werde an einem anteren Orte den vollftänbigften Beweis fiefern, daß 
feine Bedeutung „Sonnenfohn“ war. Mit ihm bricht in ver That ein 
neues Sonnenlicht für Aegypten an, wenn e8 auch tag ter Abenpfonne 
war, welche mit ihrem Scheine ten Untergang tes großen Reiches am 
Nile beleuchtete. 


734 


XIX. 
Vom XXVI. bis zum XXXI. Rönigshauſe. 


Folge ter Könige und Zeittafel. 
XXVI Königéhans. 


von Said 
Pſamethik J1 (Pfametihus). . . -. . 666 vor Chr. 
Neku Neha). . 2 2 2000. 612 ⸗ 
Pſamethik II Pſametichus. . 5% ⸗ 
Uah-ab⸗ra (Apries oder Haphrie, . . . 591 
Aahmes Ami . . 2 202000. 972 - 
Pſamethik III (Piametihub; . . . . 928 
XXVIH. Königshaus. 
Perſer 
Kambyſes (Kanbuza)..... 3217 vor Chr. 
Darius I (Nthbariufb) . : 2.0.0921, ; 
 xerres I (Chfchiarſch) ägypt. Gegenkönig 
Chabbaſch. 2002020. 486 z 
Artarerres (Arta-fheiefb) . » » . 465 ⸗ 
Xerxes U... one. 425 
Sogdianıd . 2: HE m 
Darinus II.. 424 
XXVIII. Königshaus. 
............ Amyrteos) 
XXIX. Königshaus. 
von Mendes 
Naif-au⸗-rot J Nepboritee! . . . . 399 vor Chr. 


Hagar Ali) 2 2 nn 8398 - 


Sek. 


Geb. 


735 


Pſa-mut)] (Pfamutbid) . . 2... .380 vor Chr. Geb. 
[Naifsausrot II, (Nepborits, . . . 379 ⸗ 
XXX. Königshaus. 
von Sebennytus 


Nacht-hor-hib Nectarebeßs... 378 vor Chr. Geb. 
Zi-ho (Teos, Tachus......... 360 ⸗ 
Nachtsneb-ef Mectanebus; . . .„ . 558 ⸗ 
XXXI. Königshaus. 
Perſer 

Ochus. .330 vor Chr. Seh. 
Arſeeesss... 338 ⸗ 
Darius III..336 ⸗ 
Eroberung Aegyptens durch Alexander den 

Großen. 4332 ⸗ 


Wir ſtehen vor dem offenen Grabe ber ägyptiſchen Reichsgeſchichte. 
Die Reihe der Könige, welche das obige Verzeichniß enthält, theils ein- 
heimifche, theils fremde, bilden die Leichenträger des alten morfchen Leibes, 
beffen Lebenslicht noch einmal unter den Pharaonen des Königshaufes von 
Sais auffladerte, um bald darauf für immer zu verlöfchen. Die Dent- 
mäler werben von Gefchlecht zu Gefchlecht, von Regierung zu Regierung 
ſchweigſamer. Die alten Glanzftätten Memphis und Theben find ver- 
fallen oder doch entwöffert und verlaffen. Nur das ftarle Bollwerk der 
„weißen Burg“ von Memphis dient ven verfolgten einheimifchen Königen 
und ihren Kriegern als eine Zufluchtsftätte in den Nöthen ver Zeit. Die 
perfiichen Satrapen bewohnen tie alten Königshallen der Stabt. Alters- 
ſchwach ift das ganze Volt geworben, bis ins Mark hinein zerrüttet une 
ausgejogen durch bie langtauernden Kämpfe ver Stleinkönige und Satra— 
pen der ajfprifchen Großmacht. 


1736 


Die Berjer, welche nach kurzem Zwifchenraume bie Rolle der Aſſyhrer 
übernahmen, gaben Aegypten ten legten, töbtlichften Schlag. War ed auch 
durch ge] chickte und Hugberechnete Maßregeln dem beveutenten Könige Biu- 
methifl gelungen, ven Thron als Alleinherrſcher für fich und feine Nach⸗ 
fommen und Nachfolger zu gewinnen, zeigen bie Denkmäler von der heu⸗ 
tigen Zrümmerftätte von Sais an bis zu den waijerumfpülten Felſen tes 
Eilandes Elephantine Hin vie vereinzelten Spuren ter Berrichaft ver 
Pharaonen des XXVI. Haufes, dennoch war der alte Glanz dahin, kein 
Ptah, fein Hormachu, fein Amon bewies mehr feine Hülfe und feinen 
Dan ven Herren des Landes für ihre Großthaten. 

Die Statt Sei d. i. Sais, in deren Tempeln die große Gottes- 
mutter Neit angerufen und gefeiert ward, in ber Nähe des Meeres, leicht 
zugäuglich für vie griechifch« perfilchen „ Fremdvöller“, bildete bie legte 
hochgefeierte Gottesftätte der Pharaonen und bie neue Reichshauptſtadt, 
von welcher aus die Könige dem Lande ihre Befehle zugehen ließen. 

Als Alexander der Große als Sieger und Befreier in Aegypten ein- 
zog, war auch Sais verlaifen umd verloren. Die neue Reichsſtadt Aleran- 
bria, „die Feſtung bes Könige von Ober- und Unteräghpten Alexandros 
„heißt fie, an dem Ufer bes großen Meeres der Ionier, Ra⸗kot (Ra: 
„totis) hieß jie fräher“”), übernahm die Exbichaft von Theben, Memphis 
und Sais, ficherlich nicht zum Heile ver Aeghpter. Was biefe einbüßten, 
einbüßen mußten, fam ver jüngern ſtrebſamen Welt im Norden zu Bute. 
Aleranpria wurde eine Weltſtadt mit allen VBorzügen und Nachtheilen 
einer jolchen. Die Stabt felber wuchs mit unglaublicher Schnelligkeit em⸗ 
por, ihre Fundamente lieferten bie zerftörten Tempel und Denk— 
mäler von Sais, welche zur Anlage ver königlichen Baläfte, ver 








*, Man vergl. meinen Aufiag: „Ein Decret Ptolemaios', des Schnes Lagi, 
bes Satrapen“ in ber ägypt. Zeitichr. 1671 5. 2. 


137 


Zempel, Brunnen, Kanäle und fonftiger öffentlicher Werte ihre Verwen- 
bung fanden. So baute fih auf ben Trümmern der altägnptifchen Größe 
bie junge griechische Weltftabt auf. — Es gewährt einen troftlofen Ein- 
druck das mächtige Reich der Pharaonen fo elend enven zu fehen, aber ber 
Bergänglichkeit alles Irdifchen vermochten die Tempel und Bauten von 
„gunderttaufendjähriger Dauer“ keinen Widerſtand entgegen- 
zujegen, denn nicht in ven „ewigen Steinen“, fonbern in ver ewigen 
Treue des Volles hätten die Pharaonen fich ein unvergängliches Denkmal 
jegen follen. Das geplagte, erichöpfte, turch Krieg und Druck heimge- 
juchte Bolt, ein Spielball ter Launen und bes Ehrgeizes feiner Fürften, 
hatte leicht die Treue gebrochen, da ihr als Lohn die Treue und Liebe der 
Herricher fehlte. Derabgewürbigt ward es als Mittel zum Zweck, gleich 
war es ihm, wer jich feiner bediente, ob Affyrer, ob Perſer, ob Grieche. 
Schlechter wie Pharao und fein Hof konnte fich felbft ein fremter Fürft 
nicht zeigen. 

Die Denkmäler ſchweigen von num an zuſehends, Nur einzelne In» 
ichriften, feine Siegesmale der Zeit, enthalten Klagelieder, bie zwifchen 
ben Zeilen zu lefen find. Sie bilven den Schwanengefang vom Unter: 
gange des großen mächtigen Reiches an den Ufern bes Niles. 

Nicht ber ewige Stein, nicht das Denkmal lehrt uns fortan das we- 
nig beneibenswerthe Schidjal des Landes kennen, ſondern ter wißbegierige 
Grieche, welcher das Nilthal unter dem Schutze ver Perſer oder ver Könige 
vom eigenen Stamme bereift und von unwiſſenden ‘Dolmetfchern fich 
unterrichten läßt, bilvet fortan die Quelle unferes Willens. 

Die ägyptiſche Gejchichte vom Jahre 666 vor Chr. Geb. an bis zu 
ven Zeiten der Griechen und Römer bin finvet der Leſer nach ven Haffi- 
ſchen Weberlieferungen in jedem Handbuch ver Gefchichte des Alterthumes. 

Wir nehmen tavon Abftand, da es unſerer Abſicht entjpricht, Ae⸗ 


gypten nur nach den Dentmälern zu fchildern. Was biefe uns in 
Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 47 


1738 


hervorragenden Beiſpielen von ten legten Tagen des Pharacnenreiches 
melden, möge ter Schlußftein unferes Wertes fein. 


Vom XXVI. Königshanfe. 


Die Denkmäler diefer Zeit, aus bem fiebenten und fechsten Jahrhun— 
bert vor Chr. Geb. (die Mehrzahl verfelben, aus Nachgrabungen in Saie 
herrührend, befinden fich in ven Muſeen Italiens), zeichnen fich durch eine 
. eigenartige Schönheit, faſt fünnte man das Wort anwenden Niedlich— 
feit aus, welche fremben d. h. griechifchen Einfluß nicht verfennen läßt. 
Eine überaus faubere, in ten Zeichnungen unt Linien ven beften Kunft- 
epochen ver Vergangenheit nachgeahmte Arbeit in Bildhauerei unt Hiero⸗ 
glyphen-Schnitt, kann als das augenblickliche Erkennungszeichen ver Werte 
biefer Zeit gelten, teren Feinheit oft an bie Yeiftungen eines Siegelichnei- 
bers erinnert. Es rubt auf ben Arbeiten, mit gleicher Bollentung in tem 
bärteften Stein, wie in Metallguß ausgeführt, eine weiche, beinabe 
weibliche Empfinvung, welche ven Nachahmungen lebenter Wefen ren 
Stempel ver unglaublichften Zartheit in Auffaffung und Behandlung auf: 
gedrückt hat. Die Heinen, Naos haltenden Bildſäulen des faitifchen Würben- 
trägers Pi-tebhu, Sohnes Piamethil-Seneb’s, und das weiter 
unten beiprochene DentmalUza-borsen-pi-riß' in Batican zu Rem, 
bie fteinernen Sargtrurhen ver faitiichen Beamten: Auf-ao mit tem Ber- 
namen Noferabra-Minit (unter feinen Würden unterfchieben wir vie 
eines „Oberauffehers der jontfhen Völker), Nacht-hor-hib ge 
nannt Nofer-Hor-mondh und Pſamethik in derſelben Stadt, vie 
berühmte Kuh der bimmlifchen Hathor und die Bildſäulen ver Götter 
Oſiris und Iſis, Weihgefchente eines gewiſſen Pſamethik, in veffen Grabe, 
auf der Tobtenftätte von Memphis, jene Biltniffe aus Serpentinftein ge: 


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funten worden find, gegenwärtig vielbewunterte Schanftücle ver Samm- 
(ungen zu Bulaq, das herrliche Yöwenpaar Könige Nacht-neb-ef's, 
welches derſelbe dem ägyptiſchen Hermes von Hermopolis Parva einft 
weihte (jet im Vatican), bie zahllofen Bildniſſe in Bronce ter ſtehenden 
Göttin Neit von Sais, dieſe und hunderte verwandter Bildwerke liefern 
(ehrreiche Beifpiele für die Feinheit und Zartheit der Denkmäler, welche 
in der genannten Zeit aus den Hänten ver Künftler hervorgingen. 

Die Rückkehr zur guten alten Zeit, welcher ber kunſtverſtändige Manu 
vie Vorbilder feiner Werke entlehnte, wird durch nicht feltene Denkmäler 
dargethan, auf welchen die in erhabener Arbeit aus glatter Fläche hervor: 
tragenden Abbilvungen leblofer Gegenftände und lebender Wefen fofort an 
die Arbeiten ber Meiſter des alten Reiches erinnern. So war, ſelbſt hie 
zu ten neu gefchaffenen Würden und Ziteln bin, Rückkehr zum Alten 
das allgemeine Loſungswort geworben. Die fteinernen Thürſtützen, welche 
in einem Hauſe aus ten Zeiten ter Pſamethik genannten Könige in 
den Schutthügeln von Mitrahineh aufgefunden wurten (jeßt in Bulaq), 
Weihgefchente eines Pſamethik⸗Nofer-ſem, verrathen altmemphi— 
tifche Kunftrichtung in ihrem jungen Spiegelbilve nach viertauſend Jahren. 

Wenn dieſes Zurüdgreifen in tie Vorzeit «hinein nach ver künſt— 
lerifchen Seite hin eine eigene Richtung in ter Welt des Kunſtgeſchmackes 
berporrief, die man auch für ben gegebenen Fall mit vem Namen ter 
ägyptiſchen Renaiſſance belegt bat, fo jcheint nach einer anteren Seite 
bin, der altägyptifchen Götterlehre und ven geheimnißvollen Webertiefe: 
rungen ter Priefterfchulen ein neuer, nach afiatifch-griechifcehem Zuſchnitt 
zurecht gelegter Beitrag geliefert worten zu fein, ber zu der alten Tempel: 
weisheit nichts weniger als paßte. Neben ben beſtehenden großen Göttern 
der altägyptifchen Theologie tauchen unbolte Geſtalten, Erzeugniſſe einer 
weit ſchweifenden Einbildung, auf den Denkmälern hervor, welche die ganze 
Welt, Himmel, Erde und die Tiefen des Waſſers und der Erde mit Dä— 


47* 


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monen und Genien bevölfern, von denen das Altertbum und feine reine 
Lehre kaum eine Vorftellung befaß. Beichwörungen der Dämone in 
allerlei Geftalt, von den Raubthieren mit reißentem Zahne an bis zum 
Ecorpion mit giftigem Stachel, bilden fortan eine eigene Wiſſenſchaft, 
welche bie alte halb verloren gegangene Erbweisheit zu erfegen beftimmt 
war. Das Dämonenlied vom „Alten der fich verjüngt, vom Greiſe ter 
sum Süngling wird”, bie Beſchwörungen des Thot und ter Zauberkräfte 
im Bunde mit ihm beveden mit Borliebe die fein geglätteten Flächen ter 
Dentfteine diefer merkwürdigen Zeit des Ueberganges. Es fintet ein 
Priefter Anh: Pfamethik, ein Sohn ter Hausherrin Thent-nub. 
eine alte Schrift im Tempel tes Minevis-Stieres von Heliopolis, in ven 
Zeiten Könige Nacht-hor⸗hib, und fofort wird ein ganzer Stein mit 
unenblich feinen Infchriften und den zierlichften Darftellungen geichmüdt, 
welcher heut zu Tage — ein Kunftwerk eigenjter Art — das beteu- 
tendſte Schauftüd ter Sammlungen des Fürſten Metternich zu Königs⸗ 
wart in Böhmen bildet. Der eben erwähnte Stifter des XXX. Könige- 
haujes fchten ein beſonderes Wohlgefallen an dieſer neuen Welt voll 
überipannter Schöpfungen gefunten zu haben. Sämmtlihe Wänte im 
Alferheiligften des von Darius I gegründeten Amonstempels in ver großen 
Dafe von El-Khargeh (Hibis der Alten) find wie überfät mit ähnlichen tä- 
moniſchen Abbiltungen, zu teren Erklärung bie beigefügten Infchriften 
wenig beitragen. Ihr Urfprung geht auf venjelben König Nacht-hor— 
hib zurüd. Der lette äguptiiche König Nacht-neb-ef hatte ven wohl⸗ 
fetlen Ruhm eines Beſchwörers gefunden. Er war ein berüchtigter Mlagier, 
ber belaven mit reichen Schäten Aegypten verließ und nach Yethiopien 
flüchtete auf — Nimmerwieberfehn ! 

In die zeitlichen Verhältniffe, nach Jahr und Tag, ter einzelnen 
Regierungen des XXVI. Königshaufes ift ein volles Nicht geworfen, feit- 
dem tie Denkfteine ber Apis-Stiere bes Serapeums bei Memphis zum 








Vorſchein gekommen find und durch ihre Zeitangaben größere Dienfte ge- 
leiftet haben als durch vie gelegentlichen Enthüllungen über die Theilnahme 
der Könige jener Zeit für die Verehrung der lebenden und der todten Stiere. 
Wir laffen Die Meberfegungen ber wichtigften jener Gedenkinſchriften folgen, 
um unfere Leſer in ven Stant zu ſetzen fich felber ein Urtbeil über vie Be— 
beutung ber Inichriften nach ver beregten Seite hin zu bilven. 
Denkſtein I. „Jahr 20, Monat Mefori, Tag 20, unter der Regierung 
„des Könige Pſamethik I, ging vie Majeftät des lebenden Apis him- 
„melmärts. Gezogen warb biefer Gott (um beftattet zu werben) in 
„Frieden nach bem jchönen Weftlande im Jahre 21, Monat Paophi, 
„Tag 25, nachdem er geboren war im Iahre 26 tes Königs von Ober- 
„aghpten Taharaqa und nachdem feine Einführung in Memphis 
„Statt gefunden hatte im Monat Pharmuthi, am Tage 9. Macht 21 
„Sahre. *, 

Denfftein II. Nach tem Vollnamen Königs Pſamethik I lieft man: 
„Im Jahre 52, unter ver Regierung dieſes Gottes fam man um mitzu⸗ 
„theilen Seiner Majeftät: „„ Das Gotteshaus Deines Vaters Dfiris- 
„Apis und was darin ift, ift in feinem auserwählten Zuftante. Schaue 
„arı bie heiligen Leiber (ver Stiere) wie fie find. Seiner Stätte hat fich 
„bemächtigt ver Verfall in feinen Kammern.” ‘Da befahl Seine Maje⸗ 
„Ität eine Erneuerung zu jchaffen in feinem Gotteshaufe. Schöner wurde 
„es als es vorher geweſen war. 

„Es ließ Seine Majeftät ihm (dem damals geftorbenen Stiere) alles 
„einem Gotte Gebräuchliche vollziehen an dem Tage feiner Beftattung. 
„Alle Würbenträger überwachten was zu überwachen war. Der heilige 


*) Dieſe Angabe ift außer zur Beftimmung ber Lebensjahre des betreffenden Apis 
von bejonderer Wichtigkeit für die Regierungsjahre Königs Zaharaqga. Die Lejung 
„Gemacht im Jahre 21”, nicht einmal grammatifch begründet, wirb vollfländig wider: 
legt durch andere Infchriften mit ähnlichen Angaben. Siehe weiter unten Kambyfes. 


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„Leib ward mit Spezereien gejalbt und die Veichenbinden waren aus 
„Byſſus, dem Stoffe, welcher allen Göttern zufommt. Seine Kammern 
„waren aus Ket⸗Holz, aus Sytomorenholz, ans Alazienhol; und aus 
„den beiten Holzarten gezimmert. Ihre Schnigereien waren wie bie 
„Bilter von Menſchen in einem Prunkgemache. Ein Hofbeamter tes 
„Könige ward eigents dazu beftelit, indem er auferlegte eine Bei- 
„teuer zu ihrem Werke dem Binnenlante und tem Nieberlante 
„Aegyptens.“ 

Wie Mariette bereits überzeugend nachgewieſen hat, war Pſa⸗ 
methik J der Gründer eines neuen Ganges und neuer Todtenkammern 
mit getäfeltem Holzwerk, wie uns die Inſchrift lehrt) in der unterirdiſchen 
Gräberſtadt ter heiligen Apisſtiere. Dies geſchah, nach obiger Deuk⸗ 
infchrift, im Jahre 52 feiner Regierung , gelegentlich ver Beftattung eines 
zur Zeit geftorbenen Thieres. 

Denkſtein III. „Jahr 16, Monat Choiahk, Tag 16, unter der Regie- 
„rung des Königs Neku, des ewig Lebenden, bes Freundes bes Arie: 
„Oſiris. Dies ift ver Tag des Begräbniffes diefes Gottes und ter An- 
„kunft dieſes Gottes in Trieben in der Unterwelt. Vollbracht ward feine 
„Beiſetzung an feiner Stätte in feinem Heiligen Haufe in ber libyfchen 
„Wüfte bei Memphis, nachtem man ihm vollzogen batte alles was 
„Brauch ift in der Läuterungskammer, wie es jeit jrüheren Zeiten ber 
„geichehen ift. Er ward geboren im Jahre 53, im Monat Medir, am 
„19. Zage, unter ber Regierung bes Königs Pſamethik I. Einge- 
„führt ward er in ben Tempel tes Ptah von Memphis, im Jahre 54, 
„im Monat Athyr, am 12. Tage. Seine Vereinigung mit vem Leben 
„hatte Statt gefunden im Jahre] 16, Monat Paophi, Tag 6. Seine 
„Geſammtdauer an Lebenszeit betrug 16 Sahre, 7 Monate, 17 Tage. 
„Es gab her die Majeſtät des Königs Neku II alle Koften und alles 
„Sonftige in Pracht und Herrlichkeit für dieſen hehren Gott. Er baute 


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„ihm feine unterirpifche Orabftätte aus weißem gutem Kalfftein in wohl: 
„ausgeführter Arbeit. Niemals ift Aehnliches geichehen.“ 

Denkftein IV. „Jahr 12, Monat Payni, Tag 21, unter ver Regierung 
„ces Könige Uah-ab-ra, des Freundes bes Apis-Dfiris, ward ges 
„zogen der Gott in Frieden nach ber guten Weftgegend. Vollbracht 
„wark feine Beifegung im Weften der libyichen Wüfte bei Memphis, 
„nachbem man ihm vollzogen Hatte Alles was Brauch iſt in ver Läute— 
„rungslammer. Niemals gejchah Aehnliches feit früheren Zeiten ber. 
„Begangen war himmelwärts biefer Gott im Jahre 12, Monat Phar- 
„muthi, Tag 12. Er war geboren in Jahre 16, Monat Baophi, Tag 7 
„unter ver Regierung des Könige Neku II, des ewig Lebenden. Seine 
„Einführung in ten Tempel des Ptah hatte Statt gefunten im Jahre 1, 
„Monat Epiphi, Tag 9 unter der Regierung des Königs Pſamethik II. 
„Die volle Lebensdauer dieſes Gottes war 17 Jahre, 6 Monate, 5 Tage. 
„Es gab her ter göttliche Wohlthäter Uah-ab-ra alle Koften und 
„alles Sonjtige in aller Pracht und Herrlichkeit für dieſen hehren Gott. 
„Solches hat er ihm gethan, ter Leben unt Geſundheit fpenbet in 
„Ewigkeit.“ 

Denkſtein V. Wir begnügen uns damit im Auszuge die Angaben zus 
jammenzuftellen, welche fich auf ven folgenten Apis- Stier beziehen, 
ter unter dem Könige Amafis geboren und geftorben war. Statt ges 
funten Batte: 

feine Geburt: im Sabre 5, Monat THoth, Tag 7, 

feine Einführung in Memphis: im Jahre 5, Monat Payni, Tag 18, 
jein Tod: im Jahre 23, Monat Phamenoth, Tag 6, 

feine Beifegung: im Jahre 23, Monat Bachons, Tag 15, 

fein volles Lebensalter betrug: 18 Jahre 6 Monate. 

Der Öranitfarg dieſes Stieres befindet fich im Serapeum noch heutigen 

Tages an Ort und Stelle. Auf dem Dedel ftehen tie Worte gefchrieben: 


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„Der König Amafis. Er bat dies machen laflen zu feinem Ange 
„denken für ven lebenten Apis, (nämlich) diefen mächtigen Sargfaften aus 
„rotbem Granit, denn Seine Majeftät hatte es ſchön gefunden, taß alle 
„Könige zu allen Zeiten ihn aus biefem koſtbaren Steine hatten anfertigen 
„laffen. Solches that er, der Lebenſpender in Ewigkeit.“ 

Da wir einmal vor ben Apisftieren und ihren Leichenfteinen ftehen, 
dürfte die Bemerkung hier einen Platz finden, daß auch unter ber perſiſchen 
Herrichaft, wie fpäter unter ben Lagiden, die verftorbenen Apis auf Koften 
der Könige feierlichft im Serapeum von Memphis beftattet wurten. 
Neben der Einbalfamirung und dem Pomp der Beſtattung verurfachte 
die Herftellung der unterirpiichen Grablammer, welche bereits bei Leb— 
zeiten des betreffenden Apis aus dem Felſen herausgemeißelt wurde, ven 
Königen manche Ausgaben. Die Anlage ver erwähnten Srablammer er: 
forderte außerdem ihre Zeit. Auf einer in demotiſcher Schrift abgefaßten 
Denttafel aus den Zeiten des zweiten Ptolemäers finde ich in Bezug auf 
bie Arbeitstage folgende Angaben : 


Arbeitszeit. Feiertage. 

Bom Jahre 32, Payni 21 bis J. 33, 

Paophi 1, Aushöhlung ter Kammer 3 Monate 15 Tage. 17 
Vom Jahre 33, Baophi 4 — [9. 33, 

Pharmuthi 9), Ausbau verielben . 6 „ 5 „ 33 
Im Sabre 37, Mejori 8, Transport 

tes Steinfarges, Dauer... . . 1 „ 5 „ 7 
Im Fahre 38, Athyr 17) Abfchluß des 

gangen Baues, Dauer... ... 2 , 9. 12 


Unter der Regierung Königs Kanıbyjes fand der Tod eines Apis 
und die Geburt eines antern Statt. Der legtere war geboren im Jahre 
d, Monat Tybi, Tag 28 bes Könige, er jtarb im Jahre 4, Monat Pr- 
hone, Tag 3 Darius’ I. 70 Tage fpäter wurde er nach vorgeichriebenem 





Brauche beigejegt. Sein volles Lebensalter betrug 7 Iahre 3 Monate 
5 Tage. 
Sein Vorgänger, berjelbe, welchen Kambyſes ver griechifchen Ueber: 
lieferung zufolge nach der Rückkehr von feinem unglüdiichen Feldzuge 
gegen Aethiopien mit tem Schwerte getöbtet haben foll (eine jehr wenig 
glaubwürtige Ueberlieferung, wie man gleich ſehen wird), warb nach 
einer von mir zuerft in Aegypten gejehenen, leider fehr zerftörten In- 
ihrift „im Sabre 4, im Monat Epiphi“ (ohne Angabe tes 
Tages; der Regierung tes Könige im Serapeum beftattet. Auf tem ge- 
nannten Steine ift Kambyſes unter feinem Thronnamen Sam-taui 
Diaftu-ra in Inieenter Stellung geradezu als ein Ber- 
ehrer bes Apisftieres abgebiltet. Darunter befand fich eine län- 
gere Infchrift, von ver ich nur die erften beiten Zeilen erhalten gefunten 
batte. Site lauten, mit einer leichten Ergänzung: 
„Jahr 4, Monat Epiphi, unter der Regierung [tes Königs Kam⸗ 
„byſes] des Lebenſpenders ewiglich, ward gezogen zur Beſtat⸗ 
„tung [biefer) Gott 

„in Frieten nach ter libyfchen Wüfte bei Memphis um beigefett 
„zu werben] an feiner Stätte, welhe ihm hatte bereiten 
„affen Seine Majeftät......... 

Da nach dem austrüdlihen Zeugniffe ver Denkmäler 
(f. weiter unten) Kambyſes nicht 3 over 4 Jahre, fontern ſechs volle 
Jahre über Aegypten geherricht hatte, mithin Aegypten nicht im Jahre 
525, wie allgemein angenommen wird, fondern im Jahre 527 erobert 
fein mußte, jo folgt daraus mit unabweisbarer Nothwendigfeit, daß ver 
genannte Apis im Jahre 524 geftorben unt beftattet war und zwar, wie 
wir e8 gelefen haben, auf Beranlaffung des Großkönigs Kam- 
byjes felber, mit andern Worten, daß die griechifche Ueberlieferung von 
ber Tödtung bes Apis durch den rafenden Perferlönig ein reines Mär: 


746 


hen ift, erfunden um vie Bosheit und Härte bes fremden Tyrannen in 
ein vecht grelles Licht zu ſtellen. Wie jehr pie Wahrjcheinlichkeit gegen vie 
bisher beliebte Annahme von einer Töttung des Apis durch Kambyſes 
ipricht, findet ihre Unterjtügung außerdem in folgender Betrachtung. Unter 
Amafis (f. oben Inſchrift V) war ter Apis geftorben im Iahre 23, Monat 
Phamenoth, Tag 6 der Regierung tes Königs, d. h. etwa um das Jahr 
530. Sein Nachfolger, wie gewöhnlich, ließ nicht lange auf fich warten. 
Iſt es derjelbe, welchen Kambyſes int Jahre 524 beftatten ließ, fo Hatte 
der Stier ein Lebensalter von etwa 24 bis 25 Jahren erreicht, ganz im 
Einklange mit ter fonjt überlieferten burchichnittlichen Lebensdauer ter 
heiligen Stiere. 
Eine bejonvere Infchrift auf einem Denkfteine aus den Zeiten Königs 
Darius I (S, Nr. 2296 nach Mariette's Verzeichniß) giebt uns Kunde 
tarüber wie auch Liefer Fürſt es fich angelegen jein ließ, den Apis-Stieren 
feine bejonvere Verehrung zu bezeigen. Die wörtliche Uebertragung ter 
Injchrift lautet: 
„Im Sabre 31 unter ter Majeftät des Königs und Landesherrn 
„Nthariuſch — möge er ewig leben! — ſiehe, ta war 
„ein lebender Apis erſchienen 

„n ter Stadt Memphis. Geöffnet wurte dieſe (künftige, 
„Srabftätte und es ward gebaut feine Kammer für eine unent- 
„liche Dauer von Jahren.” 

Auch diefe Angabe ftimmt auf das Zutreffendſte mit dem Lebensalter 
feines Vorgängers überein, ber feinerfeitS nicht lange nach dem Begräb- 
niß feines Vorjtieres (im Jahre 4 Darius’ I, f. oben) geboren und hırz 
vor dem Erjcheinen biefes, aljo im Jahre 31 oder 30, geftorben fein 
mußte. Wir erhalten wiederum ein Lebensalter von 24 over 25 Jahren 
für venjelben. 


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Die Denkmäler gejtatten uns noch weiter die Spuren ter fpäter er- 
ſchienenen Apis-Stiere zu verfolgen. 

Da König Darius I nach ven Erfcheinen des Stieres vom Jahre 31 
noch etwa 5 Jahre fich des Sonnenlichtes erfreut hatte, jo mußte ber 
neue Stier immerhin bei ter Annahme eines 25jährigen Lebens- 
alters) etwa im Jahre 20 ter Regierung Königs Xerxes I geftorben fein, 
alfo gegen 466 vor Chr. Geb. An viejes Xerxes Stelle finten wir nun 
einen König Chabbajch genannt, welchen tie Denkmäler (f. weiter 
unten) al8 ten ägyptiſchen Gegenkönig deſſelben bezeichnen. Es 
mußte dem Leßteren gelungen fein, jich in Memphis feftzujegen, woſelbſt 
er tem grade gejterbenen Apis eine feierliche Beſtattung zubereitete. 
Dennoch traten unerwartete Ereigniffe ein, welche fein Vorhaben ver- 
eitelten. Als Beweis tafür darf der Ort dienen, an welchen fich in den 
unterivdifhen Gängen tes Serapeums noch heute zu Tage aus ben 
Zeiten des Altertbpumes ber Sargdeckel und Unterjaß tes fteinernen 
Kaftens mit ver Weihinfchrift Könige Chabbaſch befinten. Der eigent- 
liche Sarg jteht in tem nördlichen Gange zu den Apisgräbern und 
verfperrt faſt ven Zutritt, ver Dedel tagegen ruht auf tem Erdboden in 
dem ſüdlichen Gange. Beite fanden niemals ihre Wiebervereinigung 
um bie Leiche des gejtorbenen Stieres zu umijchließen. Den Dedel felber 
ſchmückt folgente Inschrift : 

„Jahr 2, Monat Athyr, unter ter Majeftät des Könige 

„Chabbafch, des Freuntes tes Apis⸗Oſiris des Horus 
„von Ka⸗-kem“ Kochome, Name jür die Gegend ver Apis- 
gräber). 

Den legten infchriftlich beglaubigten Nachweis eines unter den Pha⸗ 
raonen geftorbenen Apis enthält ein Gebenkjtein vom Yahre 3 bes Kö— 
nigs Nacht⸗neb-ef, in welchen ter Tod deſſelben Statt gefunden hatte 
d. h. um das Jahr 356 nor Chr. Geb. 


148 


Wir ſchließen hiermit unfere Betrachtung ab unt wenten uns antern 

Inschriften zu, welche fich auf die Zeiten ver Berjer-Könige beziehen. 
Die Perſer in Aegypten. 

Den äghptifchen Herren, welche in ter Nähe tes königlichen Hofes 
in Sais lebten, läßt ſich eine bejondere Treue gegen ihre Herren 
nicht nachrühmen. Sobalt die Perſer feften Fuß in Aegypten gefaßt 
hatten und Sais vornehmlich durch ihren Beſuch beehrten, fanten jich 
manche Nachkommen ter früheren Königegefchlechter, welche es nicht unter 
ihrer Würde erachteten fich tem Großkönige von Perfien willfährig zu 
zeigen und in vie Dienfte deſſelben zu treten. | 

Zu ihnen gehörte vor allem ein Suten-redh, d. h. „Könige: 
Enkel“ Namens Uza-hor-en-pi-ris, ein Sohn des Oberpriefters ter 
Söttin Nit: Bafrtot-nit und ter Hausfrau Tum⸗iri⸗-tis, wahr: 
icheinfich einer Zochter bes Königs Apries Uah-ab⸗ra). Unter ten 
Königen Amafis und Pfametich III war ihm ver Befehl über bie König: 
liche lotte übertragen morten. Als Kambyſes Aegypten eroberte, trat 
Uza-bor-en-pi-ris fofort in ten Dienft des Perferfönige. Auf ter 
berühmten, fogenannten naopheren Bildſäule tiefes vornehmen Herren 
im Vatican zu Rom erzählt er felber feine Lebensgeſchichte, ver wir tie 
porftehenden Bamilien-Nachrichten entnommen haben, ganz ungezwungen 
in folgenver Weife. 

„Nachdem ver Großherr aller Völker Kambathet (Kambyſes ge 
„kommen war nad Aegypten, — damals waren bie Völker aller Yänter 
„bei ihm —, fo beherrichte er als König tiefes Land in feiner ganzen Aus— 
„tehnung. Jene ließen fich nieder tarin, indem er ein großer König ven 
„Aegypten und der Großherr aller Länder war. Er übertrug mir das Amt 
„eines Oberften ber Aerzte und ließ mich bfeiben an feiner Seite als 
„Freund und Tempelmeifter. Sein amtlicher Name wurde ihm zu Theil 
„als ‚König Maſtu-ra“. Ich gab ihm Kenntni von ter Größe ter 


749 


‚Statt Sais, als der Stätte der Neith, ter großen Mutter, welche ge: 
„boren bat ven Sonnengott Ra, — das war ter Eritgeborene, kein Wefen 
„wor ſonſt noch) geboren, — tazu auch von ver hoben Bedeutung ber 
„Wohnung ter Neith, — ein Himmel ift ſolche, — nach allen ihren Seiten 
„hin, dazu auch von ter hohen Bebeutung ver Gemächer ter Neith, welche 
„ind bie Sige ver Neith und aller Götter in venfelben, fammt ver hohen 
„Beteutung des Tempels Hascheb, in welchem ter große König und Herr 
bes Himmels weilt, dazu auch von der hohen Bebeutung ver Süblammer, 
‚ber Korklammer, ver Kammer ter Diorgenfonne Ra und ter Kammer 
„ter Abendſonne Zum. Das find tie geheimnißvollen Pläge aller Götter. 
„Und ich beffagte mich beim Könige Kambathet wegen aller Frem⸗ 
„ten, welche fich nietergelaffen hatten im Gotteshauſe ver Neith, taß fie 
„binausgetrieben würben, bamit das Gotteshaus der Neith daſtünde in 
„\einem vollen Glanze, wie es früher ter Fall war. Da gab ver König 
„ven Befehl Hinauszutreiben alle Fremden, weiche jich niedergelaſſen hat⸗ 
„ten in tem Gotteshauſe der Neith, und nieterzureißen alle ihre Hütten 
„une alle ihre Geräthe in dieſem Gotteshaufe und mußten jene felber ſich 
„binausbegeben außerhalb ver Ummallung viefes Gotteshaufes. Der Kü- 
„nig gab ten Befehl zu reinigen viefes Gotteshaus der Neith und ihm zu» 
„rüdzugeben alle feine Bewohner und zu ernennen vie Leute als Diener 
„Les Sotteshaujes. Er gab ven Befehl zurüdzuftellen das heilige Vermö⸗ 
„gen der Neith, der großen Mutter, und aller Götter in Sais, wie ed 
„[rüher geweſen war. Er gab ven Befehl wieber aufzurichten bie Ortnung 
„aller ihrer Feſte und aller ihrer Umzüge, wie es früher ter Fall war. 
„Das alles that ver König dieweil ich ihm Kenntniß gegeben hatte von ver 
„hohen Bedeutung von Sais, ta fie die Stadt aller Götter if. Mögen 
„ie bleiben auf ihren Stühlen in ihr in Ewigfeit ! 
„Nachtem ter König Kambathet nach Sais gelommen war, be- 
„gab er fich jelber in das Gotteshaus ter Neitb. Er bezeugte feine Ver: 


750 


„ehrung ter großen, erhabenen, heiligen Göttin in jerer guten Weife, ter 
„Neith, ver großen Mutter, und ven großen Göttern in Sais, wie e8 ge- 
„than hatten alle frommen Könige. Er that jolches, weil ich ihm Kenntniß 
„gegeben hatte von ter hohen Bedeutung ter heiligen Göttin, denn fie 
„ift Die Mutter des Sonnengottes Ra jelber. 

„Es erwies ber König alles Gute dem Cotteshaufe ter Neitb. 
„Er ließ reichen die Trankſpenden dem Ewigen im Haufe ter Neith, wie 
„ed gethan hatten alle Könige früherer Zeit. Er that folches dieweil ich 
„ihm Kenntniß gegeben hatte von allem Guten zu thun tiefem Gotteshanie. 

„Ich ſtellte feft das Vermögen ber Neith, ver großen Mutter, wie 
„jolches ver König befohlen Hatte, für tie Dauer ter Ewigfeit. Ich lich 
„aufrichten die ‘Denkmäler ver Neith, der Herrin von Sais, in aller guten 
„Weife, wie es thun foll ein geſchickter Diener feines Herrn. Ich war ein 
„guter Mann vor feinem Angefichte. Ich jchügte vie Leute bei dem ſebr 
„ſchweren Unglüd, welches fich ereignete im ganzen Lande und wie ein 
„gleiches fich nicht ereignet Hatte in biefem Lande. Ich jchirmte ten 
„Schwachen gegen ven Mächtigen, ich ſchützte ven, welcher mich ehrte unt 
„28 ward ihm fein beftes Theil. Ich that ihnen alles Gute als tie Zeit 
„gelommen war es ihnen zu thun. 

„Sch übergab ihnen die Aemter des Propheten, ich gab ihnen ven 
„beiten Adler , wie e8 der König befohlen Hatte, für tie Dauer ter Ewig— 
„Leit. Ich fchenkte ein gutes Begräbniß dem, ver ohne Sarg (dahinſchied, 
„ich ernährte alle ihre Kinder und baute wieder auf alle ihre Häuſer, ic 
„that ihnen alles Gute, wie es thut ein Vater jeinem Sobne, tamals als 
„Nich das Unglüd ereignete in dieſem Gaue, zur Zeit als fich das ſchwere 
„Unglüd ereignete im ganzen Tante. 

„Und es gab mir ven Befehl ver König Ntariuth Darins,, möge 
„er leben immerdar! daß ich gehen follte nach Aegypten, währent er im 
„Lande Elam wäre, denn auch er war ter Großherr aller Länder unt ein 


751 


großer König von Aegypten, auf vaß ich wieter einfegen follte vie Zahl ver 
„heiligen QTempeljchreiber und wieder aufleben ließe, was in Verfall ge- 
„rathen war. Es geleiteten mich bie Fremden von Land zu Land und 
„brachten mich heil nach Aegypten, nach tem Befehle des Lantesherrn. 
„Ich that nach dem, was er mir befohlen Hatte. Ich nahm fie aus allen 
„ihren ‚Schulen? ?) von ten Söhnen ter Bewohner, dem Rinterlofen zum 
„großen Schmerze, und übergab fie dem kundigen Meifter in allerlei Wiſ⸗ 
„ienichaft, auf daß fie errichteten alfe ihre Arbeiten. Und es befahl ver 
„König, daR ihnen gereicht würde alles Gute, wegen der Luſt, mit welcher 
„Te verrichteten alle ihre Arbeiten. Ich verſah alle Diejenigen, welche fich 
„auszeichneten, mit allem, deſſen fie bevürftig waren zum Schriftthume 
„entiprechend ihren Kortichritten.. Es that ver König dieſes, dieweil er 
„wußte, daß folches Werk das Beſte wäre um zu neuem Leben zu erwecken 
„alles das, was ten Verfall an fich trug, um zu erhalten ven Namen aller 
„Sötter, ihre Tempel, ihre Einkünfte und die Ordnung ihrer Tefte in 
„Swigfeit. 

„Sch warb geehrt bei jedem meiner Herren, fo fange ich auf Erden 
„weilte. Darum gaben fie mir goldene Abzeichen und tbaten mir alles 
„Bute. j 

„O, ihr Götter in Said! gedenket all! tes Guten, tas getban hat 
„ber Oberfte ver Aerzte Uga-horsen-pisris. Was auch immer ihr 
„ihm vergelten wollt für al’ das Gute, richtet ihm auf einen großen Na- 
„men in biefem Lande in Ewigfeit. 

„O Ofiris, Du Emiger! es legt der Oberfte ver Aerzte Uza -h or⸗ 
„en⸗pi⸗ris ſeine Arme um Dich, um zu behüten Deine Geſtalt. Thue 
„ihm alles Gute gleichwie er es gethan, der Schirmer Deines Schreines 
„in Ewigkeit.“ *) 


*) Einzelne Hauptftüde der vorſtehenden Juſchrift find zuerfi von dem verftorbe- 
nen ic. E. de Ronge der Wifjenfchaft vorgelegt worden. Unſere Ueberſetzung, 





752 


Wir enthalten uns jeter weiteren Erklärung zu tem vorftehenten 
Texte, deſſen gefchichtlicher Werth als gleichzeitiger Dericht eines Augen: 
zeugen und zum Theil Urheber ver befchriebenen Begebenheiten nicht zu 
unterfchäten fein dürfte. In einem ganz verichiebenen Lichte, als es tie 
Schulweisheit uns lehrt, erfcheint der König Kambyſes in dieſer Dar: 
ftellung. Er forgt für die Götter und ihre Tempel und läßt fich in Sais nach 
altäguptifcher Weife zum König krönen. Dariusl, welchen ver Aeghpter 
Uza-hor⸗-en⸗pi-⸗ris nah Elam, db. ti. Elymais begleitet Batte, 
empfand ein befonveres Verlangen danach, die ägyptiſche Tempelgelehrſam⸗ 
keit vor ihrem brohenden Untergange zu retten. Im ven Priefterſchulen 
ſollten junge ftrebfame und talentvolle Leute herangebilvet werben zu fünf: 
tigen Trägern und Xehrern ver verlorenen Weisheit der Aeghpter. Daß 
Darius felber der Gründung neuer Deiligthümer feine lebhaftefte Theil: 
nahme bezeigte, dafür liefert den beiten Beweis der in ver großen Dafe 
non El⸗Khargeh gebaute Tempel, an dem von ven Alten Hibis (Biero- 
glyphiſch Hib oder Hibe) genannten Orte. Das Heiligthum, welches 
ich in Begleitung des Erbgroßherzogs Augujt von Oldenburg im Februar 
des Jahres 1875 zu bejuchen Gelegenheit hatte, befindet fich in einem 
ziemlich gut erhaltenen Zuftante. Die Namen des Könige Darius, in 
ihrer äghpptifchen Form Nthariuſch, beveden bie Wänte ter verfchiete- 
nen Säle und Gemächer, fowie die Außenmauern tes Tempels. Nur tie 
Berfchierenheit der amtlichen Thronnamen führt darauf bin, daß fich 
ebenjowohl Darius IL (mit vem Thronnamen Mi-amun-ra), als jein 
weicher die neueften Fortfchritte auf dem Gebiete der altägpptifchen Entzifferungen zu 
Gute gekommen find, umfaßt zum erften Dale die vollftändige Injchrift in ihrem 
ganzen Zuſammenhange. Die letten, an Oſiris, Den Emwigen, gerichteten Werte 
beziehen ſich auf bie eigenthümliche Geftalt der Bilpjäule. Der Oberarzt von Sals 
(man wolle nicht überfehen, daß die Perſerkönige fi gern der ägyptiſchen Aerzte be: 
dienten, deren Geſchicklichkeit im Altertum fich eines bejonveren Rufes erfreute if 


aufrecht ſtehend Dargeftellt. Seine Hände umfaflen einen Heifigenjchrein, in befien In- 
nern die Mumiengeftalt bes Oſiris ſichtbar ift. 


153 


Vorfahr Darius I (mit vem Schilde Settu-ra, d. i. Sejoftris) an dem 
Bau und feiner inneren und äußeren Ausſchmückung betheiligt hatten. 

Der Tempel von Hibis war dem thebanifchen Amon geheiligt, un- 
ter feinem befonveren Beinamen Us-chopeſch „Starkarmiger.“ Die 
Bauurkunde Darius’ II, an ver äußeren Nordwand, lautet in ver Ueber- 
tragung folgentermaßen: „Er hat dies gethan zu feinem Angedenken fei- 
„nem Vater, dem großen Gotte Amon-ra, dem Herrn von Hibe, dem 
„Starkarmigen, und feinen Mitgöttern, indem er baute biefes neue Haus 
„von weißem gutem Steine in ©ejtalt eines Mesket (vergl. oben S.549). 
„Aufgeftellt wurden feine Thüren aus libyſchem Akazienholz, welches ge: 
„nannt wird Pir-fchennu, umd beichlagen mit afiatifchem Erze in wohl 
„ausgeführter bauerhafter Arbeit. Erneuert warb fein ‘Denkmal ent- 
„Iprechend ver anfänglichen Anlage. Mögen fie (vie Götter) ihm gewäh- 
„ren hunderttauſende aller -Fefte ter vreißigjährigen Jubiläen auf dem 
„Throne [des Horus] unter ben lebenten Menſchen heute wie immer und 
„ewiglich.“ 

Wie bereits oben von uns angeführt worden iſt, ward an dem 
Tempel gebaut und geſchmückt bis zu den Zeiten des Königs Nacht-hor⸗ 
hib 378—360 vor Chr. Geb.) hin. Spätere Königsnamen find nicht 
vorhanden. ”) 

Die Bauten, welche hier und anderwärts vom König Darius aus: 
geführt wurden, waren einem ägyptiſchen Baumeifter anvertraut, deſſen 
Stammbaum bis zu feinem Urahnen aus den Zeiten bes tritten Königs: 
hauſes wir jo glüdlich waren mit Hülfe einer Wirmungsinfchrift in ben 
Thälern von Hammamat nachweilen zu können. Wir wieberhofen ben 


” Ich verweile im Voraus, im Betreff des Tempels und feiner Infchriften, anf 
meine im Drud befindliche Arbeit über die Oaſe von El-Khargeh und ihre Tempel: 
reſte. 

Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 48 


__ 14 __ 


Stammbaum an tiefer Stelle mit Berichtigung einiger Umfchreibungen 
ber Eigennamen nach einer ernenerten Prüfung ter Infchrift : 


Der Stammbaum ter Baumeifter. 
Buaumeifter von Süd- und Nortügnpten Ka-nofer 
Baumcifter von Sud⸗ und Rerdaͤgrrieue a rain Koniad Z’a-sar: Imhotep 
Prophet des Amonra, Könige er on —RE Baumeister venk ber» un? Unter 
Ober Stadtmeiſer Bok-en-chunsu 
Baumeiſter, Ober Ztadtmeijter Uza-chunsu 
Baumeiſter, Ober⸗Stadtmeiſter Nofer-mennu 
Baumeijter, Don · Sindimeiſer Mi (oder Ai?) 
Baumeifter Si-uer-nenen-hib 
Baumeliten Ober⸗Stadtmeiſter Pepi 
1I., UII., IV. Propket und I berprieiter u Amen, Königs der Götter, Tber⸗SEtadtmeiſtet Amon-bir-pi- 
Baumeifter, Cher- Stadtineifter Hor-em-saf 
Baumeiir Sberit Mermer 
Baumeijter, Oberſt Hor-em-saf 
Baumeifter, Oberſt Za-hib 
Baumeier Oberſt Nas-schunu 
Baumeiter, Oberſt Za-hib 
Baumeister, Oberſt Nas-schunu 
Baumeister, Cberfi Za-hib 
Baumeiter I berit Nas-schunu 
Baumeiſter von Ober⸗ uns Unterägppten, Cher-Stadtmeijter Za-n-hibu 
Baumeiſter Nas-schunu 
Baumeiſter Vah-ab-r'a Ran-uör 


Baumcijter ven Eher: und Unterägypten 'Anch-Psamthik 
| 


Hausfrau 
Baumeifter ven Über» und Interägvpten A'ah-mes Si-nit — — Sit-Nofer-tum 





Tberbauratb dee ganzen Landee, Baumcifter von Ober⸗ und lIinterägnpten Chnum-ab-r’a (in tin 
Jabren 27-30 Aonige Darius’ L, um 490 vor Chr. Geb.). 


— — — —— 


755 





Einige Heinere Inſchriften deſſelben Baumeifters Chnum-ab-r’a, 
welcher uns eine jo werthvolle Urfunte zur Teitftellung ter Gefchlechte- 
folgen hinterlaffen hat, geben uns vie Gewähr, vaß er in ven Iahren 27 
bi8 30 des Könige Darius I feines Amtes waltete. Die Infchrift vom 
Jahre 30 Tautet: „Im Jahre 30, im Monat Pharmuthi, am 15. Tage 
„des Königs von Ober- und Unterägypten und Landesherrn Nthariuſch 
„(Darius I), tes ewig lebenten, des Freundes aller Götter, (bat bies 
„ſchreiben laffen) ver Werkmeifter im ganzen Yante, ver Baumeifter von 
„ber: und Unterägypten Chnum-ab-r’a, ver Sohn des Baumeiſters 
„von Ober- und Unterägppten A'ah-⸗mes⸗Si⸗nit.“ 

Wir haben bereits oben ©. 665 darauf hingewiefen, wie fein Ahn 
der erite Hor-em-faf, genau auf der Zeitlinie des Könige Schaſchanq1 
fteht, deſſen Bauinfchrift in Siljilis eines Baumeifters Hor-em-faf 
gedenkt. 

Bekannt iſt, wie Darius I den kühnen Plan faßte, das rothe Meer 
mit dem Nil durch einen Kanal zu verbinden. Die Ueberreſte einer Bild⸗ 
ſäule des Königs fo wie mehrere Denlſteine, welche mit dreiſprachigen 
Inſchriften in Keilfchrift und mit ägyptiſchen Hieroglyphen bevedt waren 
und in ver Nähe des angelegten Kanales (nördlich von Suez) aufgefunden 
worten find, ftellen vie Thatjache außer allen Zweifel. ‘Die Wiflenfchaft 
dankt es dem Scharffinn des berühmten Keifinfchriften - Entzifferers 93. 
Dppert*) ven Inhalt viefer Denktafeln durch feine Hebertragungen dem all: 
gemeinen Verjtändniß zugänglich gemacht zu Haben. Wir geben in Folgen: 
dem, nach Oppert, bie Ueberſetzung ver wohlerhalteniten und beutlichiten 
Steininſchrift. 

„Ein großer Gott iſt AUuramazdaͤ, welcher dieſen Himmel ſchuf. 
„welcher jene Erde ſchuf, welcher ven Menſchen ſchuf, welcher einen Willen 


*) ©. Cppert, Sur les rapports de l'’Egypte et de l’Assyrie, ©. 125 ff. 
45 * 


2756 
„gab dem Menſchen, welcher Darius als König einſetzte, welcher dem 
„Könige Darius dieſes jo große, fo [herrliche] Reich übergab. 

„Ich bin Darius, der König der Könige, ver König vielfpradhiger 
„Xänter, ver König biefer großen Erte, in ver Ferne und in der Nähe, 
„des Hyſtaſpes Sohn, Achaemenibe. 

„Spricht Darius der König: Ich bin ein Perfer. Mit Perjien er- 
„oberte ich Aegypten Mudraͤya). Ich befahl diefen Kanal zu graben, vom 
„Steome Namens Nil (Pirava) an, welcher in Aegypten fließt, bie zum 
„Deere Hin, welches von Berfien herkommt. Hernach war jener Kanal bier 
„gegraben worben, wie ich ven Befehl dazu erlaſſen hatte une ich ſprach: 
„Sehet Hin! von Bira*) an bis zum Geſtade hin zerftöret den halben 
„Kanal. So war es mein Wille.“ 

Nach Strabo's Verficherung, wie 3. Oppert ald Erllärung hinzu: 
fügt, hörte Darius auf den Kanal weiterzuführen, nachdem man ihm ver: 
jichert hatte, daß Aegypten unter tem Spiegel bes rothen Meeres ge- 
legen jet und fomit Gefahr probe, das ganze Land unter Waſſer geſetzt 
zu ſehen. 

Haben wir bisher der ägyptiſchen Beamten gedacht, welche unter den 
Perſern dem Großkönig ihre Dienſte anboten, ſo wollen wir andererſeits 
die perſiſchen Hofleute nicht mit Stillſchweigen übergehen, welche nach den 
ägyptiſchen Denkmälern im Nilthale als Beamte des Könige anſäſſig 
waren. Sind uns auch keine Ueberlieferungen in ägyptiſcher Sprache 
erhalten, welche die von den Alten berichtete Anweſenheit des Satrapen 
Aryandes bezeugen, der im Namen der Könige Kambyſes und Darius J 
das Land verwaltete, fo werben dennoch andere Perſonen perſiſcher Her: 
kunft genannt, deren Bekanntſchaft in doppelter Beziehung werthvoll iſt. 


*) Sollte unter Bira das ägyptiſche Bi-ra „die Sonnenſtadt,“ d. i. Heliopolis 
zu verftehen fein? 98. 


In Koptos, an tem weftlichen Enppunfte ter großen Karawanen— 
ftraße, welche durch die öden Thäler von Hammamat vom rothen Meere 
(bei dem heutigen Doffeir) aus nach dem Nile führte, faßen lange Jahre 
zwei vornehme Perſer, welche mit dem Amte eines Erpa (Statthalters) 
die genannten Großkönige belehnt hatten. Es waren zwei Brüter Athuhi 
(auch Athiuhi gefchrieben) une Aliurta, Söhne eines gewiſſen Ar- 
thames und ter Perjerin Danzu. Beide werten bezeichnet als Seres 
d. i. „BVerfchnittene" von Barfe (Perfien. In Koptos anfälfig, in 
welcher Stabt ter Gott ver Bergbewohner: Chim, ter ägyptiſche Pan, 
fih ter höchften Verehrung erfreute, hatten beide Brüter im Auftrage ter 
Könige oftmals Gelegenheit die Thäler von Hanımamat zu befuchen, um 
Steine für den Bedarf ver königlich: perfiichen Denkmäler brechen zu laſſen. 
Durch langen Aufenthalt im Lande hatten fie, fo jcheint e8, ägyptiſche 
Sitten und Gewohnheiten angenommen und jomit nach Weife aller frühe- 
ren Bejucher ter Bharaonenzeit es nicht verfchmäht, fich in hieroglyphi- 
fchen Gerächtnißtafeln an ten Felſen jenes Thales zu verewigen. Hiero— 
glyphiſche Schrift begleitet Die Darftellungen te Gottes Chim von 
Koptos und den Namen ter „Berjchnittenen von PBerfien” ging eine jedes 
malige Zeitangabe vorauf. Nur bei Bezeichnung ver legteren wichen jie 
von der ägyptiſchen Regel ab, indem fie an Stelle ter laufenden Regie: 
rungsjahre ber beireffenten Großherrn bie volle Summe der zu: 
rüdgelegten KRegierungsjahre jener und fomit auch tie volle 
Summeibhrereigenen Dienftzeit unter einem oder mehreren 
Königen anbringen ließen, mit vem Zufate ar en „hat gemacht“ 
d. i. verlebt, alfo gerave wie auf tem Apisfteine mit tem Namen tes 
Königs Zaharaga (f. oben ©. 741). Einige Beiſpiele dieſer Infchriften 
werben biefe Art der Zeitangabe bezeugen. 

Erſte Infchrift: „Die Eumme ter 6 Jahre tes Lantesherın Kan: 
„buza Kambyſes,, tie Summe ter 36 Jahre tes Landesherrn Ntha— 


758 


„riuſch Darius L, und die Summe ter 12 Jahre des Yanvesberrn 
„‚Shihiarich (Xerres I, hat verlebt ter Verjchnittene aus Perfien 
„seres en Parse) Ataiubi, bleibent im Angefichte bes Gottes 
„Shim, tes Erften ber Stabt.“ 

Zweite Inſchrift: „Die Summe ter 36 Jahre des göttlichen Wohl⸗ 
„thäters und Landesherrn, des Sohnes ter Sonne unt Inhabers ter 
„Krone Nthariuſch Darius T,, er lebe heute und immerdar! — unt 

„tie Summe der 13 Jahre feines Sohnes, des Landesherrn, dee 
„Sohnes der Sonne und Inhabers ver Krone Chſchiarſch Xerxes J 
„er lebe heute und immerdar! hat verlebt ter Verfchnittene aus Perfien 
„und Statthalter der Stadt Koptos Athiuhi.“ 

Dritte Infchrift: „Die 4 Jahre tes Königs von Ober- und Unter: 
„ägypten, des Yandesherrn Arta=chichefejch ‚Artarerres;, — und 

„die 16 Jahre des göttlichen Wohlthäters und Yantesheren Arta— 
„Hichefeich (Artarerres) 

„hat verlebt der Verfchnittene aus Perfien Aliurta, ver Sohn 
„des Arthames und tas Kind ver Hausfrau Qanzu, bleibene ver 
„dem Angefichte des [Gottes Chim von Koptoe,." 

Eine Zufammenftellung fünmtlicher Felsinfchriften ergiebt folgente 
Veitjtellung ver Negierungsjahre dev Könige mit Rückſicht auf die Dienft: 
jahre ter beiten Perſer. 

Athuhi verlebte 1) volle 6 Jahre unter der Regierung Könige Kan « 

buza (Kambyſes, 
2) volle 36 Iahre unter ter Negierung Könige 
Nthariuſch (Darius 1, 


3; volle 2 „ 
5’ Dee 0 " unter ber Regierung Könige 
6) volle 12, Chſchiarſch (Kerzes 1. 


7) volle 16 „ 





1759 


Aliurta veriebte 1; volle 5 Jahre | unter ver Regierung Könige 
demnächſt 2) volle 16 „ J Artahichejeich (Artaxerzes). 

Daß es ſich in tem Ausdrucke „er verlebte“ nicht um die ganze Le— 
benstauer tes Betreffenten, von feiner Geburt an handelte, ſondern um 
wirkliche in Aegypten zugebrachte Dienftjahre, tafür jprechen tie Zeitan- 
gaben in ten beiten Iufchriften tes Aliurta, ver tie 5, bezüglich 
16 Jahre in Anfag gebracht hatte, um jene Dienftzeit unter Artaxerxes 
dem Yejer vor Augen zu führen. Hatte aber Kambyſes, fo fchliegen wir 
weiter, 6 Jahre als König von Aegypten geherricht, fo fonnte die Erobe- 
rung Aegyptens nicht in das Jahr 525, jentern mußte 527 fallen, wie 
id) jrüher bereit angenommen hatte. 

Der König Xerres I, oter wie er in den ägyptiſchen Infchriften ge- 
nannt wirt Chſchiarſch oter Chſcheriſch, erfreute fich nicht des 
beiten Nachruhmes bei den Aegyptern, die in jeinem Vorgänger Darius I 
einen gütigen und wohlmwollenten ®ebieter zu fchäten gelernt hatten. 
Nachdem jener ten Aufftand ver Aegypter zur Abjchüttelung des perfifchen 
Joches mit Waffengewalt erſtickt hatte, Laftete der Fremddruck Ärger tenn 
je auf tem Lande, welchem. Achämenes, Bruter Xerxes’ I, als Satrap 
vorgefegt war. Die Nieterlage, welche bald darauf vie Perjer turch grie- 
hifche Tapferkeit erlitten hatten, hob von Neuem tie Freiheitsluft ter Ae— 
gypter und ein Gegenfönig Chabbajch, mit vem Thronnamen Senen- 
Tanen Sotep-en-ptah, bot dem Perferfönig Ted tie Spike. ‘Die 
oben bereits angeführte Denkinfchrift Ptolemaios’ des Satrapen ſ. Seite 
736), ruft in folgenver Weife die Erinnerung an ten Gegenkönig wach. 

„Das Seeland, welches ten Namen Batanut (griech. Phthe— 
„notes) führt, das hatte ver König Chabbaſch ven Göttern der Stapt 
„Buto verlieben, nachdem gegangen war Seine Majeſtät nach ver Statt 
„Buto um zu unterfuchen das Seeland, welches auf ihrem ganzen Gebiete 
„gelegen ift, in der Abficht Hineinzugehen in ta Innere ver Sumpfgegent 


160 


„Natho um zu befichtigen jeden Nilarm, welcher fich in das Dieer ergieft, 
„auf daß fern gehalten würde bie afiatifche Slotte von Aegypten. 

„Diejes Seeland, Batanıt genannt, gehörte ven Gottheiten ver 
„Stadt Buto von früher ber. ‘Der Erbfeind Xerres machte e8 aber anters. 
„Nichts gewährte er davon ven Göttern ber Stabt Buto. 

„Der Erbfeind Xerxes hatte aljo ein ſchlechtes Beiſpiel gegen tie 
„Stat Buto gezeigt. Aber ver Großfönig, unfer Herr, ver Gott Herus, 
„der Sohn der Iſis und ter Sohn tes Oſiris, der Fürſt der Fürſten, ter 
„König ver Könige von Ober: und von Unterägypten, der Rächer feines 
„Waters, der Herr von Buto, ter Anfang der Götter und ver welcher 
„nachher war, nach welchem Fein (Gott) König war, ver ftieß hinaus ren 
„Srbfeine Xerxes aus feinem Palafte jammt feinem ältejten Sohne, indem 
„er fich kenntlich machte in der Stadt Suis ver Göttin Neith an tiefem 
„zage an ber Seite der Gottesmutter.“ 


Die letzten Pharaonen. 

Noch einmal dämmerte nach Abzug der Perſer ein Hoffnungsſchimmer 
ber Freiheit den Aegyptern. Während eines Zeitraumes von etwa 60 
Jahren hatten fich zwei Königshäufer in Mendes und Sebennytus auf 
ben Trümmern vergangener Zeiten gegründet, um den legten Verjuch zu 
wagen dem alten Reiche die verlorene Selbſtſtändigkeit wieder zu erobern. 
Bon ihren Thaten jchweigen die Denkmäler, auf welchen tie Namen ver 
Rönige diefer Häufer nur mühfam zu entteden find. Aegyptens Sterbe— 
ſtunde hatte geichlagen. Kein Gott vermochte dem Lande ein längeres 
Dafein zu friften. 

ALS merkwürdigſtes Denkmal ihrer Zeit möchten wir einen Sargfaften 
aus dunklem Granit bezeichnen, ver einem Nachlommen ber legten Könige 
des treißigften Haufes angehörte*.. Die Infchriften darauf haben une 


») Gegenwärtig im königl. Muſeum zu Berlin. 


761 


jeinen Stammbaum treu erhalten ale werthvolle Erinnerung an die einftige 
Größe tes alten Aegyptens. Wir legen ihn vor, nach ven Angaben ter 
heiligen Zeichen, in nachftehenter Ueberſetzung: 
König Nacht-hor-hib 
? 
Ziho Teos 
| 


Nomarch vom Sebennytes, 
Kriegshauptmann | 


— — 


Nes-bi-n-didi ___ Mertuhap” Pi Hin l N ! j ba j ge 


Thachebes“* _ __ Erbfürft und Kriegshauptmann Petamon 


Nacht-neb-ef 
Nomarch der Gaue von Buto, Sebennytus und Tanis, oberjter Felbherr des Königs. 


Nachtnebef, „ver oberfte Feldherr Seiner Majeftät”, ter Entel 
des legten Pharao Nachtnebef, hatte feine legte Ruheſtätte in jener 
Berliner Steintruhe gefunden. Aber wer war „Seine Dlajeftät“, welcher | 
er als Feldherr feine Dienfte leiftete? Die Frage läßt fi) nur annähernr 
beantworten. Als Eufel Könige Nachtnebef, welcher von 358— 340 vor 
Chr. Geb. über das Land regierte, fällt jeine Lebensepoche in die Zeit 60 
Jahre nach dem Dahinſcheiden des Großvaters, alfo ungefähr um 280 vor 
Chr. Geb., d. h. etwa 50 Jahre nach der Eroberung Aegyptens durch 
Alerander den Großen. Er konnte fomit weder dieſem noch feinen un» 
mittelbaren Nachfolgern Philippus Aridäus und Alexander II als Felt- 
herr gebient haben. Vielmehr müflen wir Ptolemaios I Soter over Ptole: 
maios II Philavelphos als jeine Zeitgenoffen betrachten. Wir wären unter 
viefer Annahme bereits in vie Gefchichte Aegyptens unter ven Ptolemäern 
verſetzt. 


762 


XX. 


Des Pharaonen-Reiches Sturz. 
Wie durch einen burchfichtigen dünnen Schleier werfen wir einen 


Blick auf ven Schluß tes gejchichtlichen Ztüdes: vom Glück unt Ente 
ter Pharaonen, indem wir bie folgende Infchrift eines vornehmen Priejters 
(ejen, eines Zeitgenoſſen des perfifchen Großkönigs Darius III und ves 
Helten Alexandros von Maceronien. Seine eigenen Worte ſind einen: 
Denkſtein eingegraben worten, welcher jich gegenwärtig in tie Zamm- 
(ungen griechifch-römifcher Alterthümer von Neapel gerettet hat. Es möge 
die deutſche Weberfegung ten Schlußſtein unjerer Geſchichte Aegyptens 
nach ven Dentmälern bilten. 


1. 


„Der Erbfürft, der Edle, ver Freunde Einer, der Seher bes Horus, 
„des Herrin von Hibonn (Hipponon), ver Seher ter Götter tes 
„Saues von Hibonu, ver Seher des Gottes Samtaui ter Start 
„A⸗hehu, terOberauffeher ver Göttin und ver Vorſteher ver Priefter 
„ter Sochet im ganzen Lante: Samtaui-taf-nacht, ter Sohn 
„des Hausherren und 

„Zeherd tes Gottes Amonra, des Heren ber Statt Pi-ſcha: 
„Nes:-Tamtanirauf-"anc und das Kind ver Hausfrau Anchet. 
„Er ſpricht alfo: O Du Herr ter Götter, Chnum, Du Könia 
„ven Ober» und Unterägppten, 


. „Du Fürft des Nantes, bei teilen Aufgang bie Welt erleuchtet wirt, 


„deſſen vechtes Auge bie Sonnenfcheibe, deſſen linkes Auge ter Mont, 
„reifen Geiſt 

„ter Yichtitrahl ift und aus deſſen Nüftern ber Nordwind fährt, um 
„Alles zu beleben. Ich war Dein Knecht, ter nach Deinem Willen 
„that und beffen Herz von Dir erfüllt war. 


. „Nicht Habe ich laffen fein eine Stadt Höher als “Deine Stadt, nicht 


12. 


13. 


14. 


763° 





„habe ich ermangelt mitzutheilen von Deinem Geijte allen Vtenfchen- 
„Eindern unter hundert Taufenten, al® dem wuntervollften in allen 
„Häufern, 


. „tagtäglich. Du haft mir erwiefen Gutes dafür hunderttauſendfach. 
„So wurdeft Du allgemein) verbreitet und ein Führer für bes 


‚Königs Haus. Das Herz des göttlichen Wohlthäters war milte 
„geitimmt 


. „bei meiner Rete. Ich wart erhoben zum Erften unter hundert 


„zanfenten. As Du Deinen Rüden fehrteft vem Lande 
„Aegypten, da neigteft Du Dih in Deinem Herzen 
„em Gebieter von Afien zu. eine 

„zweimal fünf Freunde liebten mich. Er übergab mir das Amt eines 
„Vorſtehers der Priefter ver Göttin Sochet auf tem Stuhle tes 
„Bruders meiner Diutter, des Vorftehers ter Göttin Sochet 


. „in Ober: und Unterägypten: Ser-honb. Du baft mich befchirmt 


„in tem Kampfe der Ionier (Alexantros!), ale Du ver- 
„„agteft den Aſiaten Darius IM. 

„Sie törteten hundert Zaufente an meiner Seite, (aber) Niemand 
„erhob feine Hand wider mich. Nachdem geichehen was gejchah, ta 
„war Ruhe 

„hernach. Deine Heiligkeit Sprach zu mir: Zeuch' gen Chinenfu 
„Heracleopolis Magna), ich werde mit Dir fein, ich werde Dir 
„Führer fein unter ven fremden Völkern. 

„Sch war allen, ich fuhr auf dem großen Strome tahin, nicht hatte 
„ich Furcht, denn ich gevachte Deiner. Da ich Dein Gebot nicht 
„übertrat, jo erreichte ich die Stadt Chinenfu, 

„ohne daß ein Haar auf meinen Haupte gefrünmt worten wäre. 
„Und wie ter Anfang war, nur von ter einen Stelle Deiner Rath- 


15. 


16. 


18. 


19. 


U. 


764 


„ſchlüſſe aus, jo auch das Ente, venn Du gabft mir eine lange 
„Lebensdauer in Herzensruhe. 

„D alle ihr Priefter, vie ihr dienet dieſem herrlichen Gotte Chnum, 
„ven Könige beiver Welten, dem Hor machu, dem Herrn des All's, 
„dem gütigen Geijte in der Stadt Chinenfu, 

„dem Tum in der Stadt Tanis, tem Könige ber Widder, ver männ- 
„lichen Urkraft, ver Majeftät des Widders, des Männlichen, des Cr: 
„zeugers, dem legten Könige ver Könige des Landes: 


. „rer Sobn, welcher lieb hatte ven König Ober- und Unteräghptens, 


„it eingegangen in das Himmelreich, um zu ſchauen was borten ift: 
„ven Gott Chnum, ben König von Ober- und Unterägypten, ren 
„Bott Tun in feinem Schrein, ten Chnum, 

„ven großen Gott in feiner Halle, den König Unnefer. Möge er: 
„halten bleiben euer Name auf Erten, davontragend ben Ehrenlohn 
„des Ehnum, bes Königs beiver Welten. Und finget ihr Yob unt 
„Preis ven Göttern, den königlichen, von Chinenfu une preifet 
„ihr das Bild des Göttlichen, welcher geachtet ward in feinem Gaue, 
„Samtaui-Zaf-nadt, fo wirt das Beſte euch zu Theil werten 
„und ein Anderer wirt euren Namen noch in jpäten Jahren loben.“ 


welche vom erjten Pharao Mena an bis zum Schluffe des einuntbreißigften 
Königshaufes in Aegypten geherricht Haben. Die Namen und Folge der- 
jelben jint bis zum Pharao Ramfes II (um 1350 vor Chr. Geb.) auf 
Grund ter Königsreihe von Abydos (1—77) vorgelegt. Die beigefügten 
Epochenjahre beziehen fich auf Lie in unferem Werfe angenommenen Ge» 
ichlechtsfolgen, vie vom Jahre 666 an ten wirklich nachweisbaren Regie 


Anhang. 


— — — 


A. 
Verzeichniß der Epochen⸗Könige, 


rungsjahren den Platz räumen. 
I. Königshaus (Thinis). 


II. 


1. Mena.. ... 4400 vor Chr. Geb. 
2. Toll. 2 on 4366 
3. Mh nn 4333 
4. Ma 2 2 2 rn ... 4300 
5. Saptiiii... 4266 
6. Mirbapgen. . >: 2 2 rn en 4233 
1. Semempfed). - - » > 2200. 4200 
8. QOebeh............. 4166 
Königshaus (Thinis). 

9. Buzau...... 4133 
10. Rot 2 2 oo Een 4100 


II. Boinnuter oo or rn 1066 


12. Utnas . . . 
13. Senta . . . 


III. Königshaus Memphis). 


14. Baal. >» > 2 > nn. 
15. Neba . 2 2 2 2 2 2 nn. 
16. Tofer a . 2 2 2 2 nen 
17. Toto one 
18. St 2: 
19. Noferlara . » 2 2 2 2 2 2 nen 
20. Senoferm . . 2 2 2 2 2 ne. 


IV. Königshaus (Diemphis). 


21. Chufu ... 


22. Ratatf -. > 2 2 2 2 . 


23. Chafra . . . 
24. Menfara . . 
25. Schepfestaf . 


= 


27. Sahura. . . 
28. Ken... . 
29. Noferfra . . 
30. Ranuſer . . 
31. Menfaubor . 


32. Tatkara....... ... 


33. Unas. ... 


Königshans Elephantine 
26. Uskaf... 2 rn. 


VI. Königshans (Dlemphis). 


34. Uskara. . . 


4000 : 
3966 . 
3933 ⸗ 
3900 ⸗ 
3866 ⸗ 
3833 ⸗ 
3800 ⸗ 
3766 ⸗ 
3733 
3700 

3666 ⸗ 
3633 
3600 ⸗ 
3566 
3533 ⸗ 
3500 ⸗ 
3466 
3433 
34100 ⸗ 
3366 
3333 . 
3300 : 
3266 ⸗ 
3233 ⸗ 


37. Merenta . > 2 2 Een en 3200 vor Chr. Geb. 
38. Noferlara. . >» > 2 2 2 2 rn an 3166 s 
39. Merenra Zafemlaf - » » 2. 22.2. 3133 
VIL—IX. Königshaus. 
40. Nuterlatu . . » 2 2 2 2 2 nn. 3100 
41. Menlara . » 2: 2 2 2 nen 3066 
42. Noferlara . » 2 2 2 2 2 nn 3033 
43. Noferlara Nebi . 2. 22 200. 3000 
44. Zatlara Schema. . . . 2 2 2... 2966 
45. Noferlara Chontu . . 222. . 2933 
46. Merenbor . . 2 2 2 2 2 2 nen 2900 
471. Senofartn . . ». 2» 2 2 2 2 2 ne. 2866 
48. Ranfa ». 2 2 2 2 nn. 2833 
49. Noferlara Terel. . 2. 2 2 22.2. 2800 
50. Nofertahborr . 2 2 2 . 2766 
51. Noferlara Bepifeneb. . . .... 2733 
52. Noferlara Anıu. . 2... .. 2700 
53... . fun. . 22 2 2 0 en 2666 
54. Noferlaura » 2 2 2 2 nn. 2633 
55. Noferlaulor . . . 2 2 2 20 en 2600 
56. Noferarfara -. . . . 2... een. 2566 
57. Nebherra Mentubotep . .... 2533 
58. Sanhlara. . . 2 2 2 2 2 nn 2500 
XII. Königshans Theben). 

59. Amenembatl.. 2.22 220. 2466 
60. Ufurtafen I... 2.22 2 20. 2133 
61. Amenembat ll: . . 2 2 2.02. 2400 
62. Ufurtafen II... 2... 2.2366 


63. Ufurtafen III. . . . . 22.2333 


64. 
69. 


Amenembatlll . .... 2... 
Amenemhbat IV... ..... 

Lücke, welche über 500 Jahre umfaßt und 
in welche die Zeit der Hykſos-⸗Könige fällt. Im 
Ganzen 5 Königshäuſer ca. . . » 


XVIIL Königshaus (Theben). 


66. 
67. 
68. 
69. 
. Thutmes III 
. Amenbetep I... . 2... 


Aahbmes. . . 2: 2 2 20. 
Amenbotep I ..... 2... 
Thutme® IT... ..... 


Thutmes II | 


SaranophkasıV T za.) 


. Thutmes IV... 222. 
. Amenbotep II...» .... 


Horembib. .. 2.22... 


1 Sejchlecht von Kegerfönigen]. . . . 


Königshaus Theben). 


. Ramefiul... 2.22 2 202. 
. Mineptah I Seti Il... ... 
. Miamun IRameffu ll... . 
"Mineptah II Hotephbima. .. . 
Seti II Mineptah III . . . . 
Setnacht Merer Miamun II. . 


XX. Königshaus Theben). 


Rameſſu III Haqg-On .... 


Rameſſu IV 
Rameſſu VI 


Merittum ur rn 


Rameſſu VII 
Rameſſu VIII 


2266 


2233—1733 


1400 
1366 
1333 
1300 
1266 
1233 


2 
* 


Rameſſu X—XU......... 
XXI. Königshans (TIheben-Tanis). 


XXII. Königshaus (Bubajtus). 
Shafhbanyl.... 2.2.0200. 
Uarton I... 2 2 2 2 2 02m. 
Takeloth .... 2222200. 
UartonU .. 2.2.2 2220. .. 
Schaſchanq U .. 2.2 2 2 202. 
Takeloth II... 2.22 2 2 2 200 

XXIII. Königshbans (Tanis-Theben). 
Ularkton. . 22 2 2 2 2220. 

XXIV. Königshaus (Sais-Diemphis). 
Bolenranei. . 2:22 2 0 02. 

XXV. Königshans. Die Aethiopen. 
Schabak 
— 
Taharaqa..... nen 

XXVI. Königshans Sais). 

Pſamethik ... 2 2 2 200. 
Nekn... 
Pſamethik II...... 
Mababra .. 2. 2 N nr en 


. ou. 8 70708 8 rer rm re 00—60 


Pfamethik Il. 2 oe. 


Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 


49 


770 


XXVII. Königshaus. Die Perſer. 


Kambyſes.. 1. 527 vor Chr. Geb. 
Darius .:..: 2: 2 2 2 2 0 nn 521 
Kertes I... 22 2 2 2 nn 486 
Artarerred. . . 2: 2 2 nen 465 
Kerres II... 22 2 2 2 one. 425 
Sogdianuß. . ... 22 2 nn nen — 
Darius II.. 2 2 2 2 2 nen 424 
XXVIII. Königshans. 
(Amprteo®). 
XXIX. Königshans (Mentes). 
Natfauroet Il... . 2 2 220 399 
Hagar.. 2.2: rn. 393 
Plamut ...: 2 2 N Er 2 ne. 380 
Naifaurot II... . 2.2... 2... 979 
XXX. Königshans (Sebennytus). 
Nahthorhib .... . nn 378 
Bih0. > 2 nn 360 
Nachtnebef. -. 2 2 2 2 0 358 
XXXI. Königshaus. Die Berfer. 
OH. 2 2 340 
Arſes.. en 338 
Darius HI . 2. 2. 2 2 2 2 ne. 336 


Groberung Aegyptens turch Alexander ten 
Großen.. . 332 


771 





Kemi (Negypten) 


und feine Gaue Nomen: nach den Liften ver Denfmäler. 


I. Patoris 


1 


.Gau. 


. au. 


. an. 


Gau. 


das Südland, Oberägypten). 


Hauptſtadt: Ab Elephantine). Gottheiten: C’hnum und 
Sopet GSothis). 

Hauptſtadt: Teb (Apollinopolis Magna). Gottheiten: 
Hor (Apollo) von Zut und Hathor (Aphrodite. 
Hauptftabt: Necheb (Eileithyiapolis). Gottheit: vie 
Göttin Necheb. 

Hauptſtadt: Ni oter Ni-amon (Diospolis Magna). ©ott- 
heiten: Amon-ra (Zeus) und vie Göttin Mut. 


. Hauptſtadt: Qobti (Koptos). Gottheit: Chim (Pan). 
. Hauptjtabt: Tanterer (Tentyra). Gottheiten: Hathor 


und Hor-samta. 


. Hauptſtadt: Ha (arab. Hou, Diospolis parva;. Gotthei- 


ten: Nedtha Nephthys) und Noferhotep. 


. Hauptjtabt: Abdu (Abydos). Gottheit: Anhur (Mars). 
. Hauptftabt: Apu (Panopolis). Gottheit: Chem (Pan). 

. Hauptſtadt: Tebu /Aphroditopolis). Öottheit: ZZor-matı. 
. Hauptftabt: Schas-hotep (Hypsele). Gottheit: C’hnum. 
. Hauptſtadt: Ni-ent-bak (Antaiopolis). Gottheiten: Hor 


und Mati Iſis). 


. Hauptitabt: Siaut (Lykopolis). Gottheiten: Ap- maten 


(Anubis) „des Südens” und Hathor. 


. Hauptſtadt: Qors, os (Cusae). Gottheit: Mat (Themis). 


49* 


15, 


16. 
17. 
18. 
19. 


20, 


21. 
22, 


San. 


San. 
Gau. 
Bau. 
au. 


Ban. 


Gau. 
Gau. 


17172 


Hauptſtadt: Chimunu (Hermopolis). Gottheit: Thu’ 
Hermes). 

Hauptſtadt: Hibonu Hippunon). Gott: Hor. 
Hauptſtadt: Qa-sa (Kynonpolis). Gott: Anup Anubis 
Hauptſtadt: Ha-suten Alabastronpolis). Gott: Anup. 
Hauptſtadt: Pi-maza (Oxyrhynchos). Gott: ‚Set (Ty⸗ 
phon). 

Hauptſtadt: Chinensu (Herakleopolis Magna). ®ott: 
Chnum genannt Her-schaf. 

Hauptftatt: Smen-hor :Ptolemais?‘. Gott: Chrum. 
Hauptftabt Tep-ah (Aphroditopolis). Gottheit: ZZufhor. 


1I. Patomhit das Nordland, Unterägypten;. 


1 


. Gau. 


Hauptftatt: Men-nofer (Memphis). Gottheiten: Ptah 
Hephaiſtos) unt Sochet. 


. Sauptftabt: Sochem (Letopolis). Gott: Zor\-wer). 
. Hauptitabt: Ni-ent-hapi (Apis). Göttin: Senti Hu- 


thor-nub). 


. Hauptitatt: Zog’a (Kanopos). Gottheiten: Amon-ra und 


Neit (Athene). 


. Hauptitadt: Sa (Sais). Göttin: Neri. 
. Hauptftabt: Chesuu (Xois). Gott: Amon-ra. 
. Hauptftabt: Sonti-nofer (Metelis). Gottheiten: ZZe, „Serr 


es Weſtens“ und Zsıs. 


. Hauptftabt: Thukot (Sethroc). ©ottheiten: Zum Helios) 


und Author. 


. Hanptftatt: Pi-usir (Busiris). Gott: Ostrts. 
. Hauptftatt: Ha-ta-hir-ab "Athribis). Gottheiten: Hor- 


chont-chethi und die Göttin Ohut. 


11. 
12. 


13. 


14. 


15. 


16. 


San. 
Sau. 


Gau. 


San. 


Gau. 


San. 


. au. 


.Gau. 


.Gau. 
.Gan. 


773 


— 





Hauptitatt: Qa-hebes 'Kabasos‘. Gottheit: Zsıs. 
Hauptjtatt: Theb-nuter (Sebennytos,. Gott: Anhur 
Mars. 

Hauptſtadt: Anu (On, Heliopolis). Gottheiten: Hor- 
machu Helios) und die Göttin Jusas. 

Hauptſtadt: Zo’an (Tanıs . Gottheiten: Hor und vie 
Göttin Chont-abot. 

Hauptftabt: Pi-thut (Hermopolis). Gottheiten: TAut und 
bie Göttin Nohem-aut. 

Hauptjtatt: Pi-bi-neb-dad (Mendes). Gottheiten: Bi- 
neb-dad (Mendes) unt vie Göttin ZZa-mehrt. 
Pi-chun-en-amon (Diospolis; . Gottheiten: Amon-ra und 
bie Göttin Mut. 

Hauptftadt: Pi-bast (Bubastos). Göttin: Bast. 
Hauptitatt: Pi-uto (Buto). Göttin: Uto Iſis). 
Hauptftabt: Qosem (Phakussa;. Gott: Sapt, „ver Herr 
bes Oſtens“. 


In Bezug auf die geographiiche Yage ter einzelnen Gaue, welche fich 


mit geringen Ausnahmen in ber oben dargeftellten Folge unt Anorenung 
auf den Dentmälern älterer und jüngerer Zeit verzeichnet finden, verweiſe 
ich auf die dem Werke beigefügten Karten. Diefelben werten ven Yejer 
außerdem in die Lage fegen eine Menge von Stätten und Dertlichkeiten bes 
alten Bharaonenreiches fennen zu lernen, welche in tem vorſtehenden Ver: 
zeichniffe ver Gaue und ihrer Hauptjtäbte mit Stilffchweigen übergangen 


fine. 


‚ 714 


C. 


Umſchreibung der altägyptiſchen Eigennamen. 


Diejenigen unſerer Leſer, welche ſich der Aufgabe unterziehen wollen, 
die in vorliegendem Werke vorkommenden zahlreichen Eigennamen einer 
Vergleichung mit entſprechenden Namen in außerägyptiſchen Quellen zu 
unterziehen, werden mir vielleicht Dank wiſſen, wenn ich die Lautzeichen 
des altägyptiſchen Alphabetes ihrem Werthe und unſerer Umſchreibung 
nach in nachſtehendem Verzeichniß vorlege. Ich bemerke dabei, daß ich 
in dem deutſchen Drucke es fo viel als möglich vermieden habe, tie Buch— 
ſtaben durch Punkte und Häkchen beſonders auszuzeichnen, wie ſie heute zu 
Tage zum wiſſenſchaftlichen Umſchrift-Apparate gehören. Selbſt dem 
Forſcher und Kenner von Fach wird dadurch in keiner Weiſe ein Nachtheil 
bereitet werden, wenn er weiß, daß Lie von mir angeführten Namen fol- 
genten Werthen entiprechen. 


Altägyptiſches Alphabet. 


Wiſſenſchaftlich In dieſem Werke 
umſchrieben: wiedergegeben durch: 
d a 
a, ebräiih 9, arabiih & « 
a Vocal) aunde 
i i 


Sm 8 
Zu 8 


775 


Wiffenichaftlich In diefem Werte 
umfchrieben: wiebergegeben durch: 

F F 

m m 

N n 

Tr r 

2 4 

h, ebräifh 7 h 

h, arabild z h 


x, ebrätich 1, arabiih z ch 
8 8 
5, ebräiſch ð arabiſch &* sch 
. q, ebräiih P, arabiih 5 g 


k k 
k, ebräiſch 3, arabiih z g 
N t 
) th 
t, ebräiich d 


e, franzöfilh z 


Als Probe eines nach wiſſenſchaftlicher Methode umfchriebenen Textes 
babe ich tie nachſtehende Infchrift eines ver beiten Gedächtnißſteine aus: 
gewählt, von welchen S. 151 fl. die Rede war. Der Inhalt betrifft die 
Seftftellung ver ägyptiſchen Grenze im Süden bei Wadi Halfa auf Befehl 
Königs Ufurtafen III, ver zugleich als Sprecher darin auftritt, um ber 
Nachwelt jeine Meinung über tie Bedeutung eines Eroberers in ziemlich 
ferniger Rede auseinander zu jegen. Man wird fich zugleich ver Beob⸗ 
achtung nicht entziehen, welchen Gegenfaß die Sprache und ver Ton dieſer 
Zeit (im 24. Jahrhundert vor Chr. Geb.) zu der Redeweiſe ber fpäteren 
Epochen bilvet. | 


776 


König Ujurtafen II fpricht alſo: 


['] renpit XVI abot III pirt art hon-f tas 
„Sabr | 16 | Monat | 3 | Winter | machte | Seine Dlajeftät | die Grenze 


(d. h. ich; 
rs er Heh [N au-ar-nä tas-ü xont-ä 
„bes Süben® | bei | (dem Lande) Heh. Ich machte | meine Grenze, | meine Auf: 
fahrt war 
ätef-ä au-ertund |?) hau Ähr si utut 
„bie meiner Bäter; | id gab ein Mehr | zu | ihr. | Es war Beichluk 
nä nenok suten tetu aru kaat 


„mir, | der ich warb | der König, | auszufpreden | das Thun | Wunid 


1) dba pu xepet em tod-üa alu er Oetet 
„meinesSerzens | war's | wasgefchehen | von | meinerHand. | Einfo8- | zu | nehmen 
follte ſtürmer 
seyemu er |?] mär tem seter tefet em üb-f 
„entichlage fich | des | Verhüllens. | Nicht möge | ruhen | die Rebe | in | feinem Her: 
zen. 


xemet tuau aha hir [$) sef tem sefn en 
„Der baar | des Ruhmes, | ftebt da | in | mild fein | ohne daß | die Milde | des 


gerri peh su pehu pehu-f keru kert 
„Keindes | erreicht | ihn. | Hat Einer | fein Ziel, | fo fchweige | das Schweigen, 
erreicht 
[) webu tee mä xepert dmsi ter entet ar 


„e8 antworte | Die Dede | gleichwie | e@ geſchehen damit; | barımı | daß, | wenn 


ker em et peh si sexem |’) ab 
„das Schweigen | ift im | ©efolge | des ber erreicht bat | es, | ftärken das Herz, 


pu en yxeri kent pu at xest pu hem 
„beißt bas, | des | Feindes. | Stärke | beißt | ba8Ros- | Schwäche | heißt | das Wen: 
gehen ben ſich 
xet hem pu [?) mäaru dir tasy ter entet 
„rüdwärts, | Beigheit | heißt | fich fangen laffen | auf | feiner&renze. | Darum daß 


sem nehes er ver en ro-ö nen [19 useb-f 
„börte | der Neger | auf das was fiel | au | meinem Munde, | nicht | gab er Ermwie- 
derung. 


!utu hem | atet er f tuuf sa-f 
„Es machte | umtebren | ihn | der Kosftürmer | gegen | ihn, | er gab | feinen Rücken, 


hem yet ua-f er a  ['!] nen ro6 
„fi wenbend | rüdwärte, | er blieb fern | dem | Xosftürmer. | Nicht | Menfchen 


äs ent ef set huru pu selu ab 
„alfo, | weile | mannbaft | find. | Ermangeln | beißt das | der Arme | und des 
Mutbes. 
[12] du-maa-en set hon nen em ümes hak-nd 
„Es bat geichaut | fie | die Majeftät. | Nicht ift es | wie | Einbildung. | Sch fing 
(d. b. ich! 
himt-sen nen-nd [!?. yer-sen pir er xnumt-sen 


„ihre Weiber. | Sch flüprtefort | ibre Bewohner | heraustommend | zu | ihrem Brunnen. 


hu ka-sen uha pir-sen |'*| erfu seset dm 
„Es wurden | ihre Stiere, | vernichtet | ihr Korn, | c8 ward gelegt | Feuer | taran. 
geſchlagen 
any nü ütef-& tet-4 em mäüt nen xen 
„Ein Schwur | mir | bei meinem Vater, | ich fprecdhe | im | Wahrheit. | Nicht | Anlaß 


am |!) en aba pir em r0o-äü ar 
„darin | zum | Widerfpruch | defien was fommt | aus | meinem Munde. | Es ift 

heraus 

kert sa-a nib serutet-i tas |! pen ar en hon 
„aber | mein Sohn | jeder | ber erbält | ©renze | diefe | gemacht | von | derDajeftät. 
(d. b. mir) 
sa-ü pu masif en hon tut sa-ü 
„Mein Sohn | heiße er. | Eriftgeboren | der | Majeftät. | Ein Ebenbild | mein Sobn 
(d. h. min) 

netnuti dtef An serut tas en utet su 

„dem Schirmer | des Vaters, | bem Erbalter | der Grenze | defien, | der erzengt | ibn. 
bat 


ar kertu fexeifi su tem tef yxer |‘ hir fi nen 
„Wenn | aber | er legt bloß | fie, | vaß nicht | er | küämpfel auf | ihr, | nicht 


sa-d as nen mes-tif üs nu esd kerterfuen hon 
„mein | dann, | nicht | eriftgebo- | dann | mir. | Siebe | aber | es lieh | die Majeftät 
Sohn ren (db. b. ich: 


ärt tut I1v] en hon hir ta pen är en 
„machen | ein Ebenbild | ber | Majeftät | auf | Grenze | pi.fer | gemadt | von 
d. h. mir) 
hon nen mertu ruf-dan hır fi en mertu 


„Majeftät. | Nicht | ift es erwänfcht | ihr gebeiht | auf | ihr | im | ermwänidt iein 
(db. h. mir) 


xer-dan hir fi 
„ihr fämpfet | auf | ihr.“ 
In fließenter Rebe würde nunmehr die Webertragung folgenter- 
maßen lauten: 

„Im Jahre 16, im pritten Monat des Winters jege ich die Grenze 

„bei vem Lande Heh. Ich fette meine Grenze indem ich Hinauffuhr 
„wie meine Vorfahren. Ich erweiterte fie. ALS Beichluß ftant mir 
„feit, ver ich König warb, auszufprechen wie ich thun wollte und was 
„nah dem Wunſche meines Herzens gefchehen follte durch meine 
„Hand. Ein Eroberer entfchlage fich des Bemäntelns. Nicht möge 
„ruhen die Rebe in jenem Herzen. Der Ruhmloſe fteht ta une ijt 
„vol Milde, ohne daß ihn erreicht tie Deilve des Gegners. Hat Einer 
„erreicht fein Ziel, jo ſchweige das Schweigen, er ftehe Rede, wie Alles 
„geichehen. Denn wenn das Schweigen ven begleitet, ver Erfolge er: 
„reicht hat, jo heißt das ftärken ven Muth des Gegners. Stark jein 
„beißt losgehen auf fein Ziel, ſchwach fein heißt fich rückwärts wenden, 
„feige fein beißt fich auf jeiner Grenze fangen laffen. ‘Darum weil das 
„Negervolk gehört hatte, was meinem Munde entfiel, gab es keine Er- 
„wiederung. Der welcher gegen e8 losftürmte, ſchlug es in die Flucht. 
„Es kehrte ven Rüden und wandte fih um. Es hielt fich fern von vem, 
„welcher losftürmte. Keine Dienfchen find es daher mannhafter Ge- 
„ſinnung, denn das beißt ver Kraft und des Muthes ermangeln. Ich 
„habe fie geſchaut ſonder Einbildung. Ich fing ihre Weiber, ich führte 
„tort ihre Bewohner, die zu ihrem Brunnen binausgegangen waren. 


719 


„Geſchlagen wurten ihre Stiere, vernichtet ihr Korn und Feuer ward 
„daran gelegt. Bei meinem Vater ſchwöre ich, daß ich in Wahrheit 
„tere. Kein Anlaß liegt vor, der Ausfage meines Mundes zu wiber- 
„Tprechen. 

„Jeder meiner Söhne, welcher bejchütt tiefe Grenze, vie ich ge- 
„legt habe, mein Sohn heiße der, ver mir geboren wart. Aehnlich ijt 
„mein Sohn dem Schirmer tes Vaters (vd. h. Horus), tem Beſchützer 
„ter Grenze feines Vaters (d. h. Ofiris;. Wenn er fie aber preis giebt, 
„alſo daß er nicht kämpfet auf ihr, der ift nicht mein Sohn, dann ift er 
„nicht mir geboren. 

„Sch babe aufftellen laffen mein eigenes Bild an dieſer Grenze, 
„welche ich geſetzt habe, nicht vamit ihr inur) gebeihet auf ihr, ſondern 
„damit ihr kämpfet auf ihr.” 

Nachdem ich bereit8 vor mehreren Jahren in ter ägyptiſchen Zeit⸗ 
ſchrift den eigentlich gefchichtlichen Kern dieſer Inschrift übertragen hatte, 
war ſpäter Herr Chabas verjenige Gelehrte, welcher die unmittelbar vor- 
angehenben und nachfolgenten Zeilen in feinem Werke: Etudes sur l'an- 
tiquite historique (1872) S. 133 weiter ausführte, aber wie ich glaube 
nicht mit ganzem Erfolge. Die Worte „barum weil das Negervolf gehört 
hatte“ u. ſ.w. Zeile 7 fl.) bat ter genannte Gelehrte nämlich in biejer 
Weije übertragen: »C’est que le Negre est tombe de bouche; il ne 
repond pas; il s’est mis a fuir, comme si un crocodile le pour- 
suivait; en fuyant il marche plusvite que le crocodile. Certes, ce 
ne sont pas des hommes dignes d’egards ; ce sont des miserables, 
des coeurs insenses. Je suıs venu les voir moi-m&me.« ch habe 
biefe Ueberjegung ganz wörtlich abpruden laffen, um meinem gelehrten 
franzöfifchen Kritiker, Herrn Dlafpero, an dieſem Beifpiele ven Beweis zu 
ftefern, daß Injchriften ter älteren Zeit eben kein Kinderfpiel find un 
ihr Werth für gefchichtliche Forſchungen nur und allein von der richtigen 


750 


Erklärung ver Texte abhängig ift. in billig tenfenter Yejer wirt mir 
beßhalb nicht den Vorwurf machen wollen, wie es Herr Mafpero gethan, 
gewiſſe für tie ältere Gejchichte Aegyptens ficherlich wichtige Infchriften 
nicht fo ausgenußt zu haben, wie fie e8 vielleicht verbient hätten. Ent⸗ 
zifferungen haben ihre Bebeutung erft dann, wenn ber Ueberjeger in voll: 
ftem Umfange feiner Sache gewiß ift. Iſt das Gegentheil ter Fall, fe 
bringen fie mehr Schaten als Nuten, benn fie verwirren die Thatjachen 
und fchreden ferner Stehende davon ab fich ſelbſt Der zuverläffigiten Ueber- 
tragungen als Mittel zu ihren Forſchungen zu bedienen. Den Tadel tes 
Herrn Mafpero werte ich fo lange mit ter größten Gelaſſenheit ertragen, 
bis er felber ven Beweis geliefert haben wirt, daß tie älteften Terte fich 
mit vollfonımener Sicherheit entziffern laffen. Die bis jett von ihm ge- 
lieferten Proben fin meiner Meinung nach nicht dazu angethan befente: 
res Vertrauen für tie Zukunft zu erweden. 





Namen-⸗Regiſter. 





Die nachſtehenden Abkürzungen bezeichnen: 


B. = Berg, D. = Dorf, Br — Fluß, 
König, L. — 


J. — Infel, j. — jetzt, K. — 


G. = Gott, Geb. = Gebirge, 
Land, N = fiehe, St. = Stadt, 


Et — Titel, %. = Boll. 


A, Ao, Beiname Ra Sekenen Taa’s II 
228 


Aaa, St. u. VB. 347. 

Aa-ab, 8. Stammtafel I. 

A'aazem, St. u. V. 346. 

"Aacheperen Ra Thutmes II, ſ. Thut- 
me3 II. 

Aacheperka Ra, ſ. Thutmes J. 

Aa⸗cheprur'a, „oeiname Amenbotcp’3 II. 

Asachet, St. . 348. 

Äah, St. u 'S 346. 

Anhboten, Königin 236. 237. 254. 262. 


Nahe, Königsſohn 256. 
—— Feldherr 186. 194. 227. 
2411. 245. 261. 263. 273. 
— Verwandter Aahınes’ 229. 
— Beamter Amenbotcp’s IV 426. 
—— Oberpriefter 393. 
—— 8. (XXVl. Reihe) 734. 
— Ich:pehuti:ra, K. (Amofis) 253 ff. 
251 fi. 274. 275. 
I Pen⸗-Nucheb, Feldherr 235. 
255 ff. 261. 
——fa.nit, Hofbaumeifter 38. 
—— Sienit, Banmeifter 754 f. 
— Sipar, 8. 230. 231. 235 ff. 242. 
’Aak, St. 332, 
Aam, 8. 102. 
—— 2. 299. 
Äamä, 8. u. ®. 346. 
Aamu, |. Am. 
Aanecht, St. 195. 459. 580. 703. 
A-anreka, St. 451. 
antom, Zt. u. V 346. 


228 ff. 


Äar, St. u. 2. 348. 

A’ares, St. 453. 

Ä'aschäs, |. Araschu. 

Ä’raschu, St. u. V. 349. 

Äasen, St. u. V. 348. 

Aäsi- (mer?:, St. u. 2. 341. 

Aath-t, St. u. ®. 348. 

Aau, Et. u. B. 347. 
aui, St. u. B. 349. 

'A-au-za-maa, St. 661. 

Ab, St. u. V. 346. 

Abana-Baba, Bater des Aahmes 227 ff. 
230. 231. 245. 

Abaro karo, Mannsname 197. 

Abatha, St. 453. 

ann ei el Durnab, Ort u. Berg 327. 358. 


Abdulslatif, Arzt u. Schriftfteller 47. 
Abeha, 2. (Behan, Boön) 376. 400 ff. 
Abel, St. 515. 661. 

Abellenu, St. 154. 

Ab en pir’ao, Fit. 592. 633. 
Abeſcha, X 148. 216. 

'Abetha, St. 454. 

Abhat, 8. 100. 101. 

Abhati, Produkt 318. 

Abil (Abila), St. 331. 

— f. Aubil. 

A-bi-lau, St. 661. 

A-bi-r, St. 662. 

Abir[nalth, St. 453. 
A-bi-ro-ma, St. 662. 

Abiihai 148. 

Abraham, Erzvater 450. 

Abrarto, Weib Petbaal's 230. 


782 


Äbsafu, 8. u. 3. 349, 

Abſakabu, St. Rhinokorura! 196. 269. 
333. 459. 560. 

Abſaqab, ſ. Abſakabu. 

Ab⸗ſetu, Name einer Pyramide 86. 

(Äb®)-si, St. u. V. 348. 

Äb-thesä, St. u. ®. 347. 

Adton, ein Bogt 94. 

Äbua, St. u. B. 349. 

Abutdol, mobernerName der Sphinz 78. 

Abu⸗Roaſch, D. 49. 

Aburoth, St. 603. 

Abusimbel, ®. 316. 492. 518. 527. 
529. 538. 543 f. 565 ff. 628. 

Abufir, D. 87. 88. 394. 672. 

aoybus, St., Tempel des Oſiris 31. 

37 fi. 41. 56. 69. 93. 98. 99. 108. 

105. 109. 133 f. 136. 151. 163. 172. 
182. 377 ff. 466. 470— 480. 482. 487 
—490. 492. 537. 541. 545. 562. 606. 
650 656. 671. 


Acco, ſ. Aak. 

Ach ...... ‚St. 524. 

Acir rich. m 578. 
qauaſcha. 


AIii, ſ. Charu. 

Acheperra, Beiname mehrerer tanitiſchen 
Könige 671. 676. 

Acherkin, ®. 131. 

Aches, K. 57. 

Ach⸗hib⸗ſet, Beamter Ramſes' III 612. 

Adhmun-Hermopolis 691. 

ale. 1 Alſeb. 
le Sermöpotis, 691. 

Achzib, f. Äkseb. 

Aeina, Aken. 

Acod, |. Aqidu 331. 

Adama, j. Chatuma. 

Adamaim, f. Äthamem. 

Adamim, St. 556. 

Adana, |. Athene. 

Adar, |. Athal. 

’A-de-de-maa, St. 662. 

A-dir, St. 661. 

Adiroma, Name 197. 

—— ein Feldmeifer 616. 

Aditen, B. 217. 

A-do-maa, |. Edom. 

A-do-mamt, St. 662. 

Adon, Tit. 207. 248. 251. 252. 291. 
338. 441. 4711. 519. 534. 627—630. 

A-do-rau, St. 662. 

A-d-raa, St. 662. 

Adulam, St. 340. 557. 661. 


Adulis, f. Äther 345. 347. 

Adullam, ſ. Adulamı. 

Adulma. ſ. Adulam. 

Aduma, L., ſ. Edom. 

Adumim, ſ. Adamim. 

Aea, Gebiet 119. 

Aean, ſ. Aina. 

Ai, Derwanbier Pet⸗baal's 239. 

Aesculap, ©., |. Nofer-atum 45. 

Aethiopien, 8. 9. 10. 264. 266 3411 f. 
344. 357. 399. 529. 602. 676 fi. 
115 ff. 

Aetbiopier, V. 326. 446. 670 ff. 

'Af-lena (Eglon? , St. 661. 

Africanus, Schriftteller 217. 

ft, St. u. B. 347. 

Äfu.. ., St.u.8. 349. 

’Afuah, St. u. V. 346. 

Agabot Libyer, V. 265. 

Agani, St., ſ. El⸗Kab. 

Agathebämen, G., ſ. Schu. 

A uptha, 8 . (Kappabocien: 4166. 
aa, St. u. 3. 346. 

Ahaaafu, St. u. V. 346. 

Ähäk-fuh, 1. Hekfah-t. 

A..ha..ma, ©t. 661. 

Ahatheh, f. (Ahath-mer?:. 

Ähath-(mer?!, St. u. ®. 349. 

Ahem, Weihrauch 284. 

’Ahfu, St. u. ®. 346. 

Abi, Gegend 629. 

Abia, Prophet 660. 

Ahnas, St. 167. 668, ſ. a. Chinen'n 
u. Heracleopolis. 

Ahni, St. 721. 

Äh.. ut, St. u. 8. 349. 

A, 8. 433. 437 f. 444. 

—— Edler 155. 

—— Baumeifter 51. 

— ganbrfleger 433, 

— St. 4 

Aian, ſ. —3— 

Aiber, St. 451. 

A-ihethap, Regerland u. V. 402. 

Aimal, St. 604. 

Aimar, St. 603. 

Ai-mennu, St. u. ®. 349. 

'Ain, St. ‚Ain) 333. 692. 

—— |. Nine. 

'Aina (Anaia,, St. u. . 333. 


593. 


—-— /Ain), St. 332. 
—— Landichaft 206. 
Ans Anamim, St. 515. 


783 


ini, St. u. 8. 560. 583. 

. Airanel, St. 454. 

Aitomapatut Chu:amon, 
653. 

Airos, B. 628. 

Aithua, St. 453. 

Ajalon, j. Ajulon. 
A-ju-lon, ©t. 661. 

Alaba, St. 594. 

Alamas (2), |. M)aqnas. 

—& Satrap 698— 703. 

Akanthine, ſ. Änkenna. 

Alaritb, ſ. Aerith. 

Aten, 8. 152. 164. 

A-kenes, Negerland u. V. 402, 

Alerith, St. 389. 492. 501 —501. 

Akin, j. Alen. 

A-ki-na, Negerland u. B. 402. 

A-ki-ta, Negerland u. V. 401. 530— 
536. 629. 

Äkmes, St. 333. 

Aloris, ſ. — 

'Alſapu, f 

Akseb, St. 332. 356. 

Alabafterftadt, ſ. Hafuten. 

Alabaftrönpolis, ſ. Hafuten. 

"Alan, St. 332. 

Ala-ga, St. 131. 

’A-I-daaı, St. 662. 

"A-l-daa-t, St. 662. 

Ale, ſ. U.. lu. 

Alek, ſ. Arek. 

A-le-gad, Et. 662. 

Aleran er Magnus ) 135 ff. 


— — 


ein Phönizier 


’ 


Alerandria, St. 547. 736. 
Algo-dene, |. Arek. 
A-l...., St. 663. 
Allan, St. 603. 

Aliſu, ſ. Ariſu. 

Aliurta, Statthalter 757 
Alius, . Ariſu. 
Allemeth, j. Beith-’a-I-moth. 
Alt: Ournab, D. 413. 478. 542, 
Aluna, St. 296 ff. 

Alus, St. 598. 

"Am, 3. 663. 

‚Ama, St. 625—630. 

—— Mutter Mentuhotep's 108. 
— Berwandte Petbaal's 239. 
Amada, St. 339. 389. 391 f. 394. 
Amak, €t. 454. 

Amalai, |. Amarai. 

Amalekiter, B. 217. 


—159. 


Amam, L. 96. 

"Amann, Bergwerke 596. 

Aman, B., ſ. Amaniſches Geh. 

Amaniſches Gebirge 270. 603. 

Amanus, ſ. Amaniſches Geb. 

Amarai, V. 601. 

Amarna, ſ. Tell⸗el⸗Amarna. 

Amarseki, St. 453. 

Ämaschan, St. 332. 

Amafis, |. Aahmes 134 ff. 

Amau, Zt. 453. 

Amdit, St. 61. 

Amen, f. Ament. 

Amenape, Yandpfleger 433. 438. 472. 
528 f. 630. 

Amen⸗chau, ein Adon 614. 

Ameneman, Baumeifter 541. 

Amen-em:ant, Priefter 584. 

Amenemape, |. Amenape. 

Amenemes, ſ. Amenembat IV. 

Amenemhat I, 8. 114. 117. 118. 119. 
120. 121. 126. 128. 140. 

—— II, 8. 114. 128. 136 ff. 139. 142. 

—— III, &. 114. 156 ff. 159. 161 ff. 
164. 

— IV, 8. 114. 164. 

— Haushofmeiſter 385. 

—— Name eines Würdenträgers 109. 

Amenembeb, Adon 291. 

Amenempid, ‚ Kriegehauptmann 334. 335. 
3 

-—— Lunbpfleger 530. 

Amendichopeſchef, Beiname Ramſes' X 


— " ſpäter Ramſes VI 625—630. 

Amen: -bieunamif, Erbprinz 528. 

Amenhotep I, 8. 233. 235. 238. 259. 
256. 371. 

—— II, K. 275. 338. 352 f. 387 f. 
390 ff. 

— II, 8. 241. 275. 376. 398 ff. 
403 f. 404. 406 ff. AI ff. 417 f. 421. 
423. 428. 433. 439. 542. 677. 

ur K., Chunaten 275. 419. 420. 


— Geber Amon’ 126. 

—— Berwanbdte Aahmes 229. 

—— Oberpriefter 392. 

— Hapu, Sobn Ushat's 392. 

— Diener Thutmes’ IV 393. 

—— Lanbdpfl. u Fumeiſter 403 -406. 
408. 411 ff. 4 

— Stabtvogt 3. 

—— Erbfürft u. Oberpriefter 631 —636. 


Amenhotep, Rath u. Schameifter 632. 

Ameni, Königsfohn 129. 

—— Ebdler 128. 130. 240. 

Ameniritis, Königin 727. 729 ff. 

Ameni ſeneb, Tempelvorfteber 1:34. 

Amenmes, Verwandter Aahınes’ 229. 

Amen⸗meſſu, Gegenkönig 587. 

Amen⸗nah⸗ſu, Maler 474. 

Amenjet, Verwandte Aahmes’ 229. 

Amenti, die Unterwelt 414. 

Amenu, 8. 137. 

Ameres, |. Amenemhat IIT. 

Ammanemes, |. Amenembat LI. 

Ammenemes, |. Amenenthat I. 

Ammessu, St. u. V. 346. 

Ammonat, Eigenname 732. 

Ammeniter, 8. 312. 

Amon, |. Amonsra. 

Amonao, ©. 161. . 

Amon:em-api, gelehrter Priefter 584. 

shischopejchef I, Prinz, Später Ra⸗ 

meſſu V 619. 

—— ein Chitafürft 517. 

—— hir⸗pi ⸗meſch'a, Baumeifter 754. 

—mas, Fürft 622. 

——:maju, Tempelſchreiber 584. 

— neb⸗nachtu, ein Wagen Pharao's 
516. 

—— ra, Öötterlönig Jupiter) 29. 31. 
58. 110. 118. 126. 223. 230. 238. 
258. 259. 274. 277. 251. 282. 285 ff. 
294 ff. 300 ff. 306f. 324. 328 ff. 337. 
340. 345. 351 f. 356— 367. 369. 371 
ff. 377. 381 f. 385. 388. 390. 391. 
393. 406 ff. 412 ff. 419 f. 436 ff. 
44l ff. 449. 451. 457. 459. 164, 
467—479. 490. 493 f. 502—512. 
516—519. 524. 531-535. 542 f. 
5416. 564—512. 554— 557. 590. 595 
—600. 602. 606. 608 fi. 621 ff. 628 
—638. 641—652. 657—670. 676 — 
6786. 685— 699. 708 ff. 

Amonferu, Heiligthum 28%. 

Amon:Zefes, Gemahlin des Baumeifters 
Semnofer 50. 


Amor, St. 580. 

Amori Amoriteri, V. 269. 270. 334. 
462. 503. 515. 598. 601 f. 

Amofis, ſ. Aahmes, 8. 

Am:ge, St. 731. 

Amu, V. 12. 13. 96. 147. 148. 203. 
223. 265. 284. 335. 336. 339. 354. 

[9] 





[1] 
ar 


7841 


A-mu-bes, 3. 348. 

Amu⸗Kahak, B. 235. 256. 261. 262. 
995. 

Amunemfea, König des Landes Tenuu 


Amuq, St. 333. 

Amyrteos, K. 734. 

An, Zuname des Königs Ra⸗n⸗uſer Ss. 

— Gegend u. St. 258. 406. 

V. 264 ff. 268. 345. 461. 

An-a, St. u. 8. 349. 

Anacheroth, f. Anucherrut. 

A⸗nachtu, Feſtung 460. 

Name für Sieger 478. 

Anagombroi, B. 262. 

Anaıa, |. 'Aina. 

Anait, Göttin 200. 477. 529. 963. 

Anaitis, |. Anait. 

Ananruth, St. 309. 341. 

Anaftafi III, Papyrus 579. 

Anatha, ſ. Aftarte. 

Anauban, St. 453. 

Anaugas, St. 269. 303. 315. 319. 320. 
492. 501 f. 

Änäu-repäa, St. 332, 

Anautasenu, St. 154. 

An-beth, St. u. B. 346. 

Abu, Ort 119. 195. 

—— hat, St. u. Gau 44. 

——tilsef, ©. 695. 

Auchet, Hausfrau 762. 

Anch-hor, Satrap 681. 

Auchnes⸗aten, |. Anchnes⸗Paaten⸗Amon. 

—— -⸗Paaten-Amon, Prinzeſſin 275. 
421. 428. 433 f. 

Anch⸗Pſamethik, Vriefter 740. 

—— Baumeijter 754, 

Anchta, Begräbnißftätte 45. 

Anemem=....ro, 8. 178. 

Anentef, Priefter des Chem, Sohn Sc 
beknecht's. 

— ſ. Nentef 106. 107. 115. 


Anepu, ein Aegypter 249. 251. 
Anhim..u, St. u. B. 348. 
Anhur, G. (Mars) 41. 58. 460. 606. 
"Ani, f. Aini, 

—— Landpfleger 472. 

—— Königsfohn v. Kuſch 477. 
Anibe, St. 529. 628. 

Anim, |. Ain⸗Anamim. 
Anka, |. Anait. 

Änkenna, J. u. ®. 345. 
An-mu-aaa, St. u. V. 346. 





Anna, Tempelichreiber 584. 

Annas, 8. 214. 

— 2. 452. 

Ann’aui, St. 454. 

Annu, |. Heliopolis. 

— St., gr. Hermonthis 122. 

—— 2. 155. 

—— Beiname eines Noferlara 106. 

’Angen’amu, St. 333. 

Anriz, St. 453. 

An-schefu, St. u. V. 349. 

'Anschu, St. 331. 

Anta, |. Anait. 

Ant-beth, St. u. B. 349. 

Antef, Hak 369. 

Antetupes, St. u. ®. 348. 

Antha, |. Anait. 

Anthaemneh, Sichelſchwert Ramfes’ II 
3249. 


Antilibanon, Geb. 270. 339. 

Antinoe, St. 127. 380. 

Antom, s. Aan-tom. 

Anu, ſ. Heliopolis. 

— L. 394. 

Annan, ein Oberfter der Streitwägen 
581, . 

Anubis, ©. 60. 184. 185. 672. 

Anucharuth, St. 332. 

Anzakeb, St. 454. 

Ao, Mafjergraben 568. 699. 

Ap, Edler 128. 

Apachnan, 8. 213. 

Apachnas, 1. Apachnan. 

Ape, Stadttheil v. Theben 277. 293. 328. 
329. 331. 357 ff. 366. 367. 369. 371 ff. 
385 f. 388. 392 f. 407 |. 410. 441 f. 
467. 469. 473. 531. 542. 564—572. 
556. 607 f. 624. 631. 637. 645. 660. 
663. 685— 695. 727. 

Ap⸗en⸗Anbu⸗hat, St. 703. 

Apepi, |. Apopi. 

’Aper, St. 332. 

—— ’Aperiu, |. Apuirui. 

'Aper⸗degar, Bater des Sutechmes 580. 

Apet, ſ. Ape. 

Apetaſch, St. 160. 

Apetu, St. 126. 

Apheca, 8. Apugen. 

Apheru, ©. 163. 185. 

Aphobis, K. 213. 222. 

Aphophis, Aphofis, ſ. Aphobie. 

Aphroditopolis, St. 771. 

Api, |. Ape. 

Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 


785 


Apis, heiliger Stier 33. 61. 62. 193. 562. 
590. 668. 671 ff. 716. 739 ff. 

Ap-maten, ©. 380. 

Apolinopolis Magna, St., |. Edfu 193. 
258. 477. 

Apollo, |. Horus, ©. 

Apopa, j. Apopi. 

Apophis, Höllenfchlange 413. 

—— [. Aphobiß. 

Apopi, Hyffosfönig 181. 222. 223 ff. 228. 
239. 244, 


Appezu, St. u. V. 346. 

Apries, |. Uah⸗ab⸗ra. 

Ap-ta, Name für Grenze 374. 

Apthen, St. 332. 

Apu, Verwandte Aahmes’ 229. 

—— St. 606. 

Apuirut, Rothhäute 541. 582f. 593. 
62: 


Äpugen, St. 332. 

"Apura, f. Apuirui. 

Aqaiuaſcha, ſ. Aqauaſcha. 

Aqar, St. 333. 

Aqa⸗ua⸗ſcha, V. 567. 570. 575. 578, 
gesu, St. u. ®. 349. 

Agidu, St. 331. 

Ar, St. 453. 

Arabah, Lanbichaft 460. 

Araber, DB. 16. 43. 

Arabia, Arabien, Landſchaft 342 f. 351. 
357. 681. 703. 

Aradus, St. 3089. 309. 328. 334, 341. 
466. 491. 502. 504. 506. 598. 

Aram, |. Aramäa. 

—— f. Reharina, 8. 

Aram-Wein 343. 

Aramda Syria), . 271. 

Aranam, St. 269. 

Arantha, |. Orontes. 

Arafch-kol, Berg 732. 

Arathu, |. Aradus. 

'Arei miskenoth, ®orratheftäbte 549. 

Arek ober Alek, St. u. ®. 345. 

Areret, L. 102. 

Ares, St. 454. 

Argo, 3. 182. 

Ari ..... „Gemahlin Parihu‘s 282. 

Ari⸗amach, Tempelmagd 654. 

Artana, St. 317. 

Aribek, Tempelknecht 653. 

A-ri-ka, Negerland u. V. 401. 

Ari....m, St 662. 

Arinarh, St. 389. 

Aripenecha, St. 455. 


50 


786 


Arirech, L 

Ariſu, ein Bi 588 f. 

Arius, ſ. Arifu. 

Arkek, St. u. ®. 345. 

Arkeko, s. Arkek. 

Arnama, St. 503. 524. 

Arnema, |. Arnama. 

Arnir, St. 153. 

Aroer, s. A-ro-ha-lel. 

A-ro-ha-lel, St. 662. 

Arömata Alcon, Arömaton Alröterion, 
Borgebirge 281. 

Aron, Vater Eleazar's 554. 

Argatıı (Arca), St. 324, 

Arrapict, St. 604. 

Arrech, L 

Arſes, K 8.7 

—ã . Artarerre®. 

Artarerred, 8. 734. 758 f. 

Artet, 2. 96. 

Artha, St. 454. 

Arthames, Vater des Aliurta 75S. 

Arunata, |. Orontes. 

Arunatha, f. Orontes. 

Aruren, Flähenmaaß 361. 488. 653. 

Aruthut, ſ. Aradus. 

Arzakana, St. 459. 

Aal, ſ. Afar. 

Aſar, V. 466. 

Aſbita, V. 593. 

Aſbytai, ſ. Aſbita. 

Aſcha, Feſt 146. 

A-scha-ha-that, St. 662. 

Aschameth, St. 4514. 

Aſcher, V. 218. 

Aſcher u]), See 407. 518. 635 f. 

Äsches-th, St. u. B. 317. 

Aſchur, 8. 218. 

Äschuschchen, St. 332. 


Alebi (Cypern!, Inſel 301. 317. 320. 322. 


334. 341. 342. 344. 355. 466. 
Aſel, St. 557. 
Aser-hebu, St. u. ®. 348. 
Aſeth, Afes, |. Aſſeth. 
A..fi, St. 603. 
A-sitha, St. 454. 
Aslalon, St. 269. 452. 516. 
Asmala, L. 343. 
Asmara, ſ. Asmala. 
Asnat, Königin 248. 
Aspefu, s. Aszefu. 
As⸗qa⸗li⸗na, ſ. Aslalon. 
Asqalon, ſ. Aslalon. 
Alfa, Beiname eines Könige, ſ. Tatlara. 


Frech 2) 342, |. auch Arirech. 


— 


Aſſarhaddon, |. Affur⸗ah⸗idin. 
Aſſaſi Theil der Todtenſt. Theben 107. 


Aſſeth, K. 214. 
Aſſis, ſ. Aſſeth. 
Iſuan ſ. Suan, St. 
af € .(Aſſyrien) 271. 305. 341. 343. 
618. 641 fl. 616 f. 704 — 725. 
ana idin, 8. v. Affur 715125. 
Aſſur⸗ban⸗habal, 8. v. Affur 715. 720. 
Allyrer, V. 16. 213. 218. 657 ff. 6:0. 
674 ff. 679 fi. 703. 707. 718. 
Aſſyrien, f. Aflur. 
Astaroth, s. 'Astharut. 
Aftarotb Karnaim, St. 452. 
Aftarte, Göttin 49. 199. 451. 524. 
Aſtartha, |. Aftarte. 
Ästeses, St. u. B. 348. 
'Astharut, St. 332. 
Afur, ©. 717 ff. 723 f. 
Äszefu, St. u. ®. 346. 
At, Mutter Martiten’s 171. 
Ata, 8. 56. 59. 60. 
Atahet, St. 111. 
Atainbi, f. Athubi. 
Atalmo, s. Athel-maiu. 
Atargates, Göttin 452. 
Derleto. 
Atef⸗Krone 591. 
Ateflera, Verwandter Aahmes 229. 
Ach, nuter, Ehrenname eines Königvaters 


Atepa, L. u. 8. 349. 

Aten, ©. 421. 4414. 

Atergatis, |. Atargates. 
Athacae, s. Ätega. 

Athaka, Bergwer 594. 
Athakar, St. 454. 

Athäl ober Athär, St. 331. 
Äthamem, St. 332. 

At-bapu, Gemablin Martiien’s 171. 
Athär, s. Athal. 

Athebena, St. 454. 
Athel-maiu, L. u. B. 345. 
Athena, St. 04. 

Äther over Athel, 8. u. B. 345. 
Ather-maiu, Degerlanb u. 3. 102. 
Athetama, St. 4 

A-thini. St. Fer 

Arbiubi, f. Athuhi. 

Atbribis, St. 61. 681. 701. 
Atbribites, Sau 196. 
Athrithan, St. 454. 

Athrun, St. 454. 


—— |. 


Athu, Seen 119. 
Athuhi, Statthalter 757— 759. 


Athyr, Monat 394. 395. 397. 479. 607. 


632. 675. 688. 743— 147. 
Ati, K. 94. 
Atot, K. 56. 59. 60. - 
Atu, Verwandter Pet⸗baal's 239. 
—— V. 128. 





Atugaren, St. 453. 
Atum, |. Zum. 

Atur. St. 454. 

Aus, s. Aau. 
A...... ua, L. 524. 
'Au’aa), St. u. V. 347. 
Ausalites M., s. 'Auhul. 
Äuänäu, St. 332. 


Auaris, St., f. Hauar 192. 193. 194. 
213. 217. 22). 223. 225. 231. 232. 


236. 247. 254. 255. 269. 
Aubil. St. 333. 
Aubillina, &t 153. 
Aufa⸗o, Beamter 738. 
Aufni, K. 177. 

Auguftus, röm. Kaifer 35. 
’Auhul, St. u. V. 346. 

Aut, Verwandte Pet⸗baal's 239. 
’Aukam, St. 454. 

’Aumai, St. 451. 

’Aunfer, St. 453. 

Auntom, ®. 529. 


Aup, Aupa, St. u. 2. 208. 340. 555. 


557. 
Aupoth, Sohn Schaſchanq's I 665 ff. 
—— , Satrap Pianchi's 691. 686. 698. 
Auramazta, ©. 755. 
Äu-re-ka-re-ka, St. u. V. 345. 
Aurma, St. 454. 
'Aurna, St. 454. 
Au-ru-rik, Negerland u. ®. 402. 
Äutar'a, St. 333. 
’Authir, ©t. 453. 
Authu, X. 556. 
Automoloi, V. 347. 
Autuabra I, 8. 177. 
— 1I, &. 179. 
Avathus, ſ. Authu. 
Awaris, ſ. Auaris. 
Axum, St. 345. 
Azaba, St. 196. 
Azai, St. 340. 557. 
Arzal, |. Arzar. 
A-za-m...th, St. 662. 
Azana, St. 454. 


— Mutter des Tandpfl. Amenbotep 403. 


1737 


A-Zanian, Negerland u. V. 402. 
A⸗zar, St. 515. 

’"Azem, St. u. 8. 348. 
'Azemet, St. u. V. 346. 
Azmon, s. A-au-za-mae. . 


Ba, Name einer Pyramide 87. 

Baal, ©. 199. 225. 459. 499. 503. 506. 
507. 511. 529. 

Baalmahar, Rath 609. 613 f. 

Ba’alsmasrom-ga-bu, Yürft von Zor 580. 

Baal⸗mohar, Name 197. 

Baal-Sutech, ©. 450. 451.463.470. 546. 

Baal-Zupuna, |. Baal. 

Baal⸗Zephon, ſ. Baal. 

Baba, Name 244. 245. 247. 

Babel, ſ. Babylonien. 

Babylon, Berg von 394. 

(ſ. a. Cherchau) St. 122. 294. 396. 
455. 681. 699. 703. 

Babylonien, 7. 271. 343. 653. 

Bachus, |. Ofiris. 

Bad, Bachi, St. 641. 

Bachatana, 8. 637—640. 

Bagiftan, St. 641. 

Bailos, ſ. Pibailos. 

Bainnuter, K. 57. 62. 

Baiu, Name einer Pyramide 94. 

Bala, St. 532. 

—— Balfambaum 557. 

Bakaloi, |. Balana. 

Balana, V. 593. 

Balanene, |. Balnı. 

Balas, |. Pibailos. 

Balmaä, L. u. V. 345. 

Balnu, B. 466. 

Bal-ro-za, St. 662. 

Balſamland, | Kenes-th. 

Bäm, 8. u. ®. 346. 

Ban⸗em⸗us, Hauptmann 613. 

Banganearti, 3. 731. 

Banon, |. Bnon. 

Banub, St. 101. 

Baraq, s. Beregan. 

Barbaria, s. Berber-ta. 

Barlal, Berg 263. 415. 677. 680. 732. 

Bärut, St. 333. 

Basch, St. u. ®. 347. 

Baſchmuriten, B. 210. 

Baft, Göttin 200. 671. 

Bata, Bruder Anepu's 249. 251. 

Batne, s. Bizan. 

Bebi, Amtmann v. Pepi's Stadt 102. 


50% 








788 


Beben, Flügelbau a. Tempel, auch Name 

für vom 362. 459 
ſ. Oftracine. 

Beerfebe, St. 459. 

Begig, D. 125. 

Begschagä, St. u. V. 345. 

Behaa, St. u. V. 346. 

Beban, ſ. Abeha. 

Behani, ſ. Boön. 

Bebereb, arabiſcher Name für Nordägyp⸗ 
ten 16. 

Behes-t, St. u. V. 347. 

Beirut, St. 514. 726. 

Beit«el-Walli, D. 527. 

Beitha-'Antha, |. Beth-änta. 

Beith-’al-moth, St. 661. 

Beith-Huaron, St. 661. 

Beith- Schanlau, s. Beth-schean 

Beith-tapuh, St. 661. 

Beith-zab, St. 661. 

Bel, Baumeiſier 421 ff 

Bekaten, ſ. Bekenaten. 

Belenaten Bekaten), Königstochter 421. 


Beenden u, Zeitgenoffe Ramfes'II 564 ff. 


vacunſu, | Bolk⸗en⸗chonſu. 
Bek⸗en⸗ptah, Tempelſchreiber 584. 
Bek⸗en⸗ra⸗nef, 8. 729. 

Beket, L. u. V. 347. 

Beki, Grenzwache 400. 

Bel-ptab, ein PBhönizier 653. 
Belt, Edelfrau 128. 139. 
Bellona, Göttin, |. Anait 477. 
Belzoni, italien. Gelehrter 473. 
Bem’ai, St. 331. 

Benajah, Oberfter ber Leibwache David's 


Banden, Zempellammer 122. 123. 444. 
Beni baflen, Geb. 121. 127. 139. 145. 


Benipn, Königsſohn 256. 
Bentmut, Venigin 438. 
Beon, | Bnon. 
Bepeseth, St. u. V. 347. 
Bera, s. Biar. 
Berber-Lanb 345. 
Berber-tä, 2. u. 8. 345. 
Berenice, St. 475. 
Beregan, St. 333. 
Berom, Stoff 724. 
Beroth, s Bärut. 
Berſcheh, St. 98. 
Berua⸗kab, B. 732. 


Berythus, St. 269. 331. 556. 

Bes, Götzenbild 110 

Beta-Thupar, St. 340. 

Bethanath, |. Beth-änta. 

Beth⸗Anoth, j. Beth-äntä. 

Beth-äntä (Beih-Anoth), St. 333. 466. 
515. 662. . 

Bethbeth, St. u. ®. 347. 

Beth-Dagon, ſ. Dagana. 

Beth-horon, s. Beith-Huaron. 

Bethia (Beth), St. 333. 

Beth-Scheär (Beth-Schean), 

997. 661. 

Beth-tappuah, s. Beith-tapuh. 

Bezu, St., 8. u. V. 346. 

Biamiten, 8. 210. 

Biar, St. 332. 

Biärut, ij. Berythus. 

Bibansel-moluf, Thal 278. 438. 566 
986. 626. 

Bicheres, K. 69. 

Bieneches, 8. 57. 

Bigeh, J 403. 561 f. 

Bih, ein Heerbenhalter 627. 

Bi⸗in⸗di⸗di, |. Mendes. 

Bi⸗la⸗q, ſ. Philae. 

Bilbeis, ſ. Pibailos. 

Bileam, s. Bilema. 

Bilema, St. 661. 

Bimaiten, ſ. Biamiten. 

Bindid), |. Mendes. 

Binebded, ſ. Mendes. 

vinoihris. 57. 62. 

Bi⸗n⸗pra, Thronname Mineptah's II579. 

Bi⸗n⸗ra, Thronname Mineptah's II 579. 
81. 

Bint⸗antha, Prinzeifin 563. 

Bint: reich, Prinzeffin v. Bachatana 6385 fi. 

Biot, franzöf. Gelehrter 626. 

Biera, ſ. Piera. 

Bi Ramcfju-hasem-nuteru, ein Edler 587. 

Bird, engl. Gelehrter 641. 

Birfetselsgerun, See 158. 

Birket Menzaleh, Seen 190. 

Birotha, ſ. Berythus. 

Bita, ſ. Bata. 

Bitha’santba, |. Beth-änta. 

Bitha⸗Scheal, ſ. Seth⸗Schear. 

Zitha Thupait. St. 557. 

Biu, D. 6 

Bizan, * — 

Bizar, St. 603. 

Blemyer, B, i. Balma 317. 345. 

Buon, 8. 213. 


St. 333. 


189 


% 


Bochoris, K. 42. 728. 

Böckh, deuticher Gelehrter 35. 38. 

Boethoe, K. 57. 61. 

Bola-famon, Hausvorfteher Ramjes’ III 
610—617. 

Bol-en-amon, Baumeifter 545. 

Bol⸗en ⸗chonfu, Hofbaumeiſter 38. 754. 

—— Tempelaufſeher 622. 

Bol⸗en⸗nifi, ſ. Pu⸗ul⸗lu⸗na⸗an⸗ni⸗pi. 

—— Erbherr 681. 721. 

Bok⸗en⸗ra⸗nef, |. Bu⸗kur⸗ni⸗ni⸗ip. 

Boön, ſ. Abeha 457. 532. 

Borian⸗Fiſch 548. 

Bori⸗Fiſche 548. 

Bubaſliden⸗Halle 660. 667. 669. 

Bubaſtiſcher Nilarm 213. 

Bubaſtus, et j. Bibaft. 

Bubui, 8.5 

Budan, Seh. 621 fi. 

Bugaiten, ®. 345. 

Buhan, tanbfeaft, . Abeba. 

Bui, Thurm 69 

Bu-kak, L. u. 3 345. 

Bukka, s. Bu-kak. 

Bu⸗kur⸗ni⸗ni⸗ip, ein Sar 722. 

Bulag, St. 43. 132. 160. 221. 237. 352. 
365. 378. 382. 403. 739. 

Bunſen, beutjcher Gelebrter 35. 38. 

Bu-pisamon-ha, Tempeltnecht 653. 

Bursu, St. 453. 

Buru⸗kol, Berg 732. 

Bufiris, St., Tempel des Oſiris 31. 
398. 672. 681. 686. 03. 

—— I, St 681. 703. 

Buſo, 8. 288. 

Butau, 8. 57. 61. 

Buto, ©. 442. 

— St. 365. 459. 682. 759. 

Buto-Aptaui, Göttin 546. 

Bu⸗uk⸗ku⸗na⸗an⸗nirip, ein Sar 721. 

Buut. St., 8. u. 8. 346. 

Byblos, ſ. Pibaiios. 

Byſſus, Stoff 343. 


378. 


Canopus, ſ. Kanopus. 
Carmel, s. Keriman. 
Caſyponis, ſ. Kuſchpita. 
Caunus, ſ. Kanu. 

Cepus, . Kaf. 

Ceres, Göttin, ſ. Ranen. 
Cerynia, ſ. Kerena. 

Cha, Name einer Ipramide 67. 
Chaa, ein Vogt 580 


han St. 331. 
aandıra, 8. Sebel-hotep VI 178. 180. 


Ehaan-roga, St., ſ. Ehanroga 557. 
Chaa-thehen, &t. u.8. 3 

Chaba, Name einer —*8 87. 

Chabas, franz. Gelehrter 112. 579. 670. 

Thabbaich X. 734. 747. 759. 

Chabizan, St. 332. 

Chabryes, |. Chafra. 

Ch’ad'au, Beiname Thutmes’ IV. 

Chasem-maanro, Feldmeſſer 612. 

Cha-emsuasfuten, Schiffemann 338. 

Chafra, 8. 27. 69. 71. 76. 77 ff. 81. 
169. 395. 397. 545. 

Ehahotepra Sebekhotep VII, &. 


Chai, Statthalter 562. 

Ehaires, K. 57. 

Chaitu, St. 354. 

Ebalara, 8. 178. 183. 

— Beiname Ufurtafen’® II 138. 

Chakaura, Beiname Ufurtafen’s III 150. 
375. 

Chal, B., f. Char. 

Chalbu, s. Chalybon. 

Ehalväer, B. 293. 

Chaleb, ſ. Chalybon. 

Chalibu, St., |. Chalybon. 

Chalqut, St. 333. 

Chalros, St. 453. 

Chalu, |. Char. 

Chalybon, St. 270. 335. 339. 343. 451. 
454. 491. 495 ff. 504 f. 524. 555. 

Cha⸗m⸗apet, Feldmeſſer 611. 

Chamhat, Edler u. Wezier 416. 
Ch'am⸗ma'a, Tempelwarte 415. 

Cha⸗m⸗maa⸗anar, Oberſt 622. 

Champollion, franzöſ. Gelehrter 131. 


Sharmiethir, Adon u. Schatmeifter 622. 
Chamus, Stabtmeifter 636. 

—— Beitgenoffe Thutmes' III 411. 
—— Sohn Amenhotep's II 392. 

— Sohn Ramfes’ II 49. 528. 562 f. 
— Sohn Ramfes’ III 619. 

— Berwandter Aahmes' 229. 

—— Oberpriefter 392. 

Shanofer, coaeichtung für Diempbis 45 
—— Grabbau Merenra’s 100 ff. 
Chanoferra, 8. 69. 

— Echelhotep V, K. 178. 183. 
Chanroza, St. 340. 557. 

Chaphtis, s. Qaputa. 


178, 


70 


Char, V. 13. 208. 209. 210. 217. 256. 
269. 294. 296. 318. 334. 340. 342 f. 
435 ur 528. 550. 588. 601. 

Chardaranı, |, „aperhan. 

Chareb, S 

Charkachi. 5 453. 

Charkaka, s. Charkachi. 

Charma, Fl. 191. 

Charoma, j. Charma. 

Chartanoi, |. Schardana. 

Charı, |. Char. 

Chaſau, St., ſ. Xois. 

Chaschbu, St. 3:32. 

Chaſeſcheſchra Noferhotep, K. 178. 

Chatha’ai, St. 453. 

Chatuma, St. u. %. 453. 559. 

Chazrezaa, St. 453. 

Cheb, Gegend 365. 

Chebau⸗nib, B. 265. 

Chebnofrura, Prinzeſſin 278. 

Cheft-hirsneb-3, Stadtviertel von Theben 
265. 366. 414. 

Chefti⸗nib⸗s, ſ. Eheithirnebs, 265. 277. 

Chelbon, |. Chalybon. 

Chembes, Epembis, f. Chufu Tv. 

Chem-Hor, ©. 156. 

Chem⸗hor⸗ necht, G. 182. 

Chem⸗;Ra, ſ. Ra 31. 107. 
155. 

Chenbi, St. u. V. 348. 

Cheneres K. 57. 

Chennereth, s. Kinnarut. 

Chennu, Name für Reſidenz 547. 

Chenſhut, ſ. Pirſon. 

Chenti, Product 415. 

Chenu, Gemahlin Patah⸗nofer⸗baiu's 86. 

Cheops, ſ. Chufu. 

Cheperkara, Beiname K. Ufurtafen I 121. 
124. 125. 141. 

Cheper⸗ma⸗ra, Beiname Ramſes' X 636. 

Cheperu, K. 275. 

Soenären, | ſ. Chafra. 

Chepra, |. Hormadn. 
her ......... ‚2. 524. 

Seren, &t. 122. 681. 699. 703. 

Cheres, K., |. Schepeskara. 

Cheſea, B ‚131. 

Chesechet, St. u. B. 347. 

Cheſef⸗Thamhu, Feſtung 597. 

Cheſem, ſ. Sochem. 

Chefit, Holz 284. 

Chet, Kanal 45. 

—— Feſt 329. 

Cheta, |. Chita. 


108. 119. 


Chetam, |. Etham 192. ;195. 202. 456 fi. 
502. 545 f. 580 ff. !- 

Chetbiter, ſ. Chita. 

Cheti, Edler 184. 

—— Epelfrau 128. 149. 

Chilibu, |. Chalybon. 

Chilmol, s. Kelmaitha. 

Chim, ©. (Ban), 330. 621 fi. 757. 

Ehinenfu, ſ. Heracleopolis. 

Chipti⸗pennu⸗ Fiſche 548. 

Chiriza, St 515. 

— Beamter Ehitafar' 8 451. 

ehilap, St. u L. 451. 524 

Chita, 8. u. 2. 13. 270. 313. 324. 341. 
343. 393. 449 ff. 462 f. 465. 468. 
491 fi. 497. 512 —528. 538 ff. 550. 

5514. 562. 566. 571. 579. 59%. 602. 

618. 644. 


Ehitafar, K. v. Ehita 450. 451. 518 


35 Chitaſar. 

Chiti, Vogt 147. 

Ehittim, f "eittim. 

Chmuni, St., f. Hermopolis Magna. 

Chnum, ©, . Chnum⸗Ra. 

—5 ‚ Hofbaumeifter 37. 35.665. 
4 

Chnum-Amon, Beiname der Königin 
Haſchop 275. 

Chnumbotepl, Edler 127.126. 139. 144. 
145. 147. 148 ff. 

Chnum-Ra, |. Ra 31. 153, 154. 155. 
329. 375 fi. 380. 668. 710. 762— 
164. 

Chnumt-birt, St. 234. 


Choiahlk, Monat 156. 412. 447. 54%. 
607 f. 74 

Shen remens, Beiname des Gottes 
Chonſu 636. 

Ehonfu-Tempel 410. 

Chonfu-Thut, ſ. Thut, ©. 61. 467. 


518. 545. 608. 623 f. 628. 636 fi. 


Sbont-Cbetet, f. Chonti⸗chetthi. 
Chont⸗Honnofer, 2. 232. 234. 263. 27%. 
345. 361. 486. 


Chonti⸗chetthi, ©. 701. 

Chont:nofer, 2. 681. 703. 

Chontu, Beiname eines Noferlara 106. 
Ehorp. Pyramide 137. 
Chous-Hon«nofer, ſ. Ehont-Honzuofer. 
Chout, 2. 263. 

Chichiarich. |. Xerres I. 


9 


Chua, Bater von Meriraanchnes 99. 

Chuaten, St. 422. 425 ff. 439. 

Chufu, K. Scmahlin Setat 27. 50. 69. 
70. 71. 73. 75. 16. 79 ff. 95. 

Chufuf, ſ. Chufu. 

Chufu⸗hotep, Baumeifter 50. 

Chuhotep, Briefter 90. 

Chui, Göttin 701. 

Chu⸗Mennu, Prachttempel mit Pfeiler 
faal in Ape 329. 369. 

Chunaten, |. Amenhotep IV 275. 419 f. 
4241 ff. 433. 437. 439. 441. 449. 469. 
63. 

Chu⸗ſetu, Pyramide 109. 

Chut, Name der Pyramide des Chufu 73. 

Cibyra, ſ. Kabur. 

Cilicien, L. 392. 597. 603 ff. 

Circeſium, St. 451. 

Clysma, St. 681. 

Cõleſyria, L. 270. 

Coloſſae, ſ. Kilſenen. 

Coptus, ſ. Koptus. 

Coraceſium, St. 604. 

Crocodilopolis, ſ. Piſemcheperra 683 und 

Schet. 

Curium, ſ. Kir... 

Eynopolis, St. 439. 

Eunopolites, Gau 439. 

Cypern, ſ. Aſebi u. 603 ff. 

Cyrene, St. 579. 


Daanau, ſ. Danau. 

Dagal⸗ael, St. 556. 

Dagana, St. 556. 

Dahlak, $. 345 

Dahſchur, D. 92. 

Da⸗ke, D. 731. 

Dakkeh, D. 531. 

Damaskus, St. 270. 331. 339, 343. 

Danau, B. 578. 592. 598. 

Dandani, ſ. Dardani. 

Daphne, St. Tunep?) 333. 339. 453. 

Daphne, s. Tapun. 

Dapur, St. 340. 515. 557. 

Dardani, B. 491 f. 501 f. 506. 517. 579. 

Darbanis, St. 579. 

Darius I 37. 549. 665. 703. 134. 740. 
752 - 760. 

—— II, K. 734. 

— II, &. 735 762 f. 

Debechu, St. 331. 

Ded, Product 318. 

Dedan, s. Thetena. 

Deire, s. Tharu-t. 


Denberab, Tempel 30. 95. 

De Priffe, franz. Archäoleg 59. 90. 431. 

Der, f. Dirr. 

Dercetis, |. Derketo. 

Dere, s. Thäru-t. 

Der-el-bahri, Tempel 277. 279 ff. 350. 

Der⸗el⸗Medineh, Tempel 414. 

Derketo, Göttin 452. 

De Rouge, franzdi. Gelehrter SU. 81. 84. 
87 fi. 93. 97. 105. 167. 222. 357. 492. 
501. 5S6. 641. 751. 

Deschfu, St. u. 8. 346. 

Deveria, franzöf. Gelehrter 609. 

Dezuuth, St. u. B. 349. 

Did, ein Libukönig 569. 597. 

— G. ſ. Dibun. 

Didi, ſ. Did. 

Didiun, ſ. Didun. 

Didun, ©. 375. 394. 608. 

Diodor 70. 

Dionyfos, ©. 110. 

Diospolis, St. 230. 251. 

Dirr, D. 527. 543. 629. 

Di-ua-thi, St. 662. 

Doſche, D. +72. 

Dothaim, s. Tuthian. 

Du, St. u. ®. 347. 

Dud, Göttin 38U. 

Dudu, ſ. Bufiris. 

Dumichen, deutſcher Gelehrter 201. 383. 

08. 


Duiu, ein Maza 580. 
Du⸗neb⸗'anch, Berglandichaft 358. 
Durra-Infel 731. 


Ebräer, V. 15. 16. 242. 243. 550. 583. 

Edfu, St. u. Tempel 193. 218. 258. 
475. 596. 731. 

Edom, 8. 119. 132. 202 ff. 269. 276. 
466. 661. j 

Edomiter, B. 207. 602. 663. 

Eglon, s. 'Alan u. Af-le-na. 

Eileithyia, Göttin 227. _ 

Eileithyiapolis, St., | El-Kab. 

—— St., f. Hineb 42. 186. 

Efdatana, St. 641. 

Elam, 2. 750. 

Eleazar, Vater Pinehas' 584. 

Elepbantenftabt 185. 

Elephantine, 3. 16. 151. 153. 329. 375. 
376. 350. 415. 424. 505. 561. 710. 
736. 763. 

Eleutherus, Fl. 269. 

El⸗hammam, |. Banub 101. 


— 


Elidad, Sc Benjamin’s 557. 

El⸗Kab, D. 95. 186. 194. 227. 229, 
235. Ar 215. 247. 
392. 415. 474.561 f. 

Eisthargeb. |. Hibe. 

Ellabun, D. 159. 160. 

Elleſieh, Felſengrab 376. 

El⸗Oaſſarieh, Dorf 47. 

Embutu, s. Mebuthu. 

Emchet, it. 53. 

Emegq, s. Amuq. 

Eimeseches, St. u. V. 348. 

Emha, St. u. ®. 348. 

Emmetu, s. Memeth. 

Emset, s. Meset. 

Emza, St. u. 8. 347. 

Engannim, s. Angen’amu. 

Epba, ein Maß 216. 

Epipbi, Monat 151. 376. 390. 417. 475. 
496. 572. 585. 645. 743 ff 

Bene 70. 

Erech, ſ. Arrech. 

Erpa, Tit. 52. 757. 

arptbräer, I. „apuirul. 

Eich-ge, D. . 

Esneh, St., Tempel, 31. 87. 227. 377., 
J. a. vatopolis 

Eſſin⸗arti, —— 732. 

Etearchus, ſ. Taharaqa. 

Etham, St. 191. 192. 195. 202. 458 ff. 
502. 545 f. 580 ff. 

Etruster, ®. 578. 

Cuphrat, „gt 263. 270 fi. 278. 293 f. 
334. 


254. 273. 377, 


Faidherbe, General, franz. Archäolog 11. 

Fajum, Landſchaft 118. 158. 159. 160. 
161. 164. 169. 176. 683. 

Farua, St. a1. 

De X 


e- -thiu-schaa, St. 662. 
Freth-maa, St. 662. 
Fu-ru-scha, Negerland u. ®. 402. 
Fu-scha, St. u. V. 347. 
Fuschen, St. u. ®. 348. 


Ska, grieh. Göttin 31. 
Ga -e-naa, St. 662. 
Galil, ſ. Balilän. 
Saliläa, L. 342. 498, 


792 


alla, B. 12., |. Kal 374. 

Gallim, s. Kaloman. 

Gamzo, f. Kamatha. 

Ga-nast, St. 662. 

Sanabut, B. 311. 

Garbitus, ein Chethiter 452. 

Gardafui, Cap 357. 

Gautut, @ebiet 593. 

Gauzanites, Gau 451. 491. 524. 

Gaza, St. 255. 269. 291. 294. 295. 560. 
579 f. 

Sazatu, |. Gaza. 

Smellenland, L. 395. 

Gazi, ®., s. Qazaa 346. 

ðebai, ſ. — 

Gebel Deqa, B. 731. 

—— Tuneh, Geb. 432. 

Gensler, deutſcher Gelehrter 98. 

Gerar, s. Kerer. 

Gerf⸗Huſſein, St. 543. 

Ge⸗ro⸗a⸗ro⸗pi, Königin 708. 

Gerrbon, ' Shur. 

Ge zireh, 3. 

Geiret.elmelil, 3.731. 

Gibeah, s. Qeb'au. 

Gibeon, s. Qe-be-'a-na. 

Gilead, St. 343. 

Girgani, 2 117. 

Girgefiter, |. Kerleſch. 

Sieh, D. 70. 76. 82. 90. 93. 394. 398. 


Götteriand, Name fürdiearab. Wüſte 477. 
Goldlaud, T Maiu. 

Gosbrein, engl. Gelehrter 120. 582. 
Gozan, St. 451. 

Gulubu, 8. 345. 

Gureses, St. u. 8. 345. 

Gurses, Negerland u. B. 402. 


Ha, Tit. 52. 630. 
vaAai, Forſteher der Hieroglyphenſchrei⸗ 


— St. 661. 
Ha⸗at⸗ hierisbi, f. Athribie. 
Ha-benben, Spitwirfel-Gemad 700 
Habennu, |. Hafuten. 
Hascheb- Tempel 749. 
Hadida, s. Haditha. 
Hadithä, St. 332. 
Habramant, 2. 112. 
Hafu, F u. B. 349. 
Hagar, K. 734. 

Saggi. Danbil, D. 432. 


73 


Haglaim, s. Haiklim. 

Hai, Agypter 447. 448. 

—— St. 662. 
aigh, engl Sarittfeller 717. 
es 

—— er 37. 

Ha⸗kal. Tempel 412 f. 

Ha⸗la⸗patah, fi Memphis 44 ff. 

Halstaui, Tit. 184. 

Haleb, s. Chalbu 451. 454. 

Hamath, 8. Hemthu. 

Hammamat, Felsthal 95. 107 ff. 117 ff. 
155. 161. 162. 166. 182. 477. 537. 
620. 623 f. 665. 753. 757. 

Ha-ni-ni, St. 662. 

Ha-ni-ni-au, St. 662. 

Hınnu, Edler Sanchkara's 11u ff. 

Danofer, Mutter Semnut's 279. 

Hanub, St. 101. 

Goldhaus in Memphis 45. 

Han-uten:amon, Rath 614. 

Hap, 1. Hapı. 

Hapharaim, 8. Ha-pu-re-mau. 

Hapi, ſ. Apis. 

— Nilgott 535. 

Hapu, Baumeifter Teta's 51. 

—— Bater des Lanbpflegers Ameıthotep 
(Sap, 403. 106. im 

Hapu-re-mau, St. 661. 

garıch, Edler 185. 

Haq, Zit. 103. 110. 144. 148. 187. 216. 
223. 224. 226 ff. 

Ha-ga, St. 662. 

Hagelema, St. 662. 

Hay Maa, Beiname Ramfes’ IV 618. 620. 

Hag-On, Beiname Ramſes III 591. 

Haq⸗us, Beiname Thalelath's I 668. 

Har (Hal), St. 332. 

Harabatsel-Mabfunch, St. 37. 42. 

Har-är, ©t. 333. 

Har-el, s. Har-ar. 

Harinkola, ſ. Rhinocolura. 

Harkaro, St., s». Rhinocorura. 

Darmadis, |. Hormachu. 

Harmachu, f. Hormachu. 

Harmais, ſ. Hormachu. 

Har⸗nemmaa, St. 340. 

Harris Papyrus 188. 203. 460. 589. 
592. 596. 605. 608. 

Sarichef, ©. 156. 161. 

Hari sein 5 Horfiife. 

Sala, V. 593. 

Ha-samu, St. u. 2. 347. 

Ha-Icheb-abot, St. 613 ff. 





Hafchop, Königin 274 ff. 273 ff. 289 f. 
293. 360. 371. 373. 386. 
—— Meira, Prinzeſſin 275. 
Ha Sehotep-ab-ra, St. 141. 
Hasmona, s. Ha-samu. 
Galuten, St. u. Sau "439. 683. 689. 
762. 


H'at⸗ ae, Oberpriefter 630. 

Hasta-hir«ab, j. Athribis. 

Öat-heper-ra, Beiname Schaſchanq'e I 
659 


Hathor, Monat 127. 

—— Göttin 52. 67. 80. 95. 110. 162. 
282. 287. 289. 393. 414. 418. 473 f. 
594. 608. 738. 

Hathor⸗Juſas, Göttin 122. 

Hathor-tau, Gemahlin Imeri's 86. 

Hatsra, Beiname Thakelath's J 668. 

Hatu, 2. u. B. 349. 

Hatzor, s. Hazor. 

Hauar, St. 192 ff. 220. 

Hauer, St. 683. 

Hauarsament, St. 192. 

Hauaz⸗Fiſch 548. 

Hauti, Zit. 226. 

Hawar, |. Auaris. 

Hazi, 2. 195. 

Hazian, ſ. Hazina. 

Hazina, Landſchaft 459. 

Hazion, ſ. Hazi. 

Hazor (Hatzor), St. 332. 556. 

de, ©. 394. 

Heben, L. u. ®. 348. 

Hebi, St. 703. 

Sebuanroganath, Bater ber Iſe⸗nofer 618, 

Hebuu, V. 529. 

Hebron, St. 189. 

Heh, Heha, L. 151. 152, 164. 

Heh-inteni, Gegend bei Abydus 653. 

Hehu, Briefter «62. 

Hela, Baumeifter 50. 

Hekfuh-t, St. u. V. 346. 

Helio ol, s. Debechu. 

‚ bibliſch On 20. 33. 62. 68. 
121 e 169. 196. 204. 205. 248. 295. 
384. 396. 442. 444. 474, 487. 51 f. 
534. 543 ff. 569. 583. 591. 597. 605. 
619. 625. 665. 699 f. 

Heliopolites, Gau 394. 681. 

Helkath, s. Chalqut. 

Hemak-Oiin 348. 

Semalogotbe, [- 3 . Yfesmofer. 
emasrozath, |. Iſe⸗nofer. 

Hemthu, St. 331. 556. 





794 


Hephaiſtos, ſ. Patah 40. 

Herabra, K. 179. 

Heracleopolis Magna, St. 156 167. 254. 
668. 681. 683. 686. 703. 763. 

Seracleum, St., |. Karba 

Heri, Stadt 698. 

Heri⸗Feſt 608. 

Herinokol, St. 303. 

Hermenthis, St. 122. 227. 363.377. 505. 

Hermopolis Maga, St. 81. 84. 141. 
2541. 380. 606. 681. 687—691. 

Parva, St. 681. 684. 686. 703. 

139. 

Hero⸗bi⸗ſa, Vaſall 681. 703. 

Herodot 26. 3’. 70. 81. 159. 

Seroopolites, Sau 206. 

Herje, Gemahlin Petiſe's 674. 

Hertet⸗Stein 305. 

Heru-nofer, Vater Pen⸗ni's 628. 

Herur, St. 380. 

Heruſcha. |. Hiruſcha. 

Heſaui, St. 681. 703. 

Hesbon, s. Chaschbu. 

Heſep, ſ. Sep. 

Hetau, St. u. V. 346. 529. 

Hethiter, V., ſ. Cheta. 

Heum..., St. 333. 

Hezi. 8. u. V. 348. 

Hi, ein Mazaianführer 541. 

—— Bildhauer 474. 

—— Landpfleger 403. 433. 434. 

— Beiname des Baumeifterd Anıen- 
botep 411. 414. 116. 

Dia, oberftet des Frauengemaches 129. 

Hib, ſ. Hibe 

Hibe, Oaſe “03. 740. 752 f. 

Hi⸗?) birotha, St. 555. 

Hibis, ſ. Hibe. 

Hibonu, ſ. Hipponon. 

Hib⸗ſet, Feſt 95. 99. 

Hibu Hibuu), St. u. V. 347. 

Öierapoliß-Mabog, ©&t. 452. 

Hi⸗mu⸗ni, |. Chmuni. 

Hin, Gemäß 246. 654. 

Hineb, St. 42. 

Hinter⸗Zaiath, ſ. Zaiath⸗chirra 451. 

Hieponon. |. Haſuten. 

Hir, Name einer Pyramide 82. 

Hirhor, Prieſterkönig 642 ff. 666. 676 ff. 

Hirpit, Tit. 207. 451. 476. 551. 

Hirqurelel, Verwandter Aahmes' 229. 

Hiruſcha, B. 96. 118. 133. 265. 

Hir⸗ſeſchta, Name der altägyptiichen Ge: 
heimnißlehrer 54. 55. 





Hiſchelat, Verwandte Pet⸗baal's 239. 
Hi⸗ſchera, Verrechner v. Gold u. Silber 
477. 


Hifer, St. 363. 700. 

Sin, Königsſehn v. Kuſch 435. 

.... nuter, St. u. B. 349. 
Sonterneheh Verwandte Aahmes’ 229. 
Hontmi-hib, Tochter Amenhotep’s 111419. 
Hontenes, Gemahlin des Baumeifters 

Chufu⸗hotep 50. 

Hontfen, Königstocdhter SU. 

Honttamehu, Smandte Aahmes’ 229. 

Hor Horus), ©., Sohn Ofirie’ (Apollo; 
17. 29. 32 61. 65. 110. 123. 14U. 
161. 254. 265. 300. 338. 356. 362. 
380. 439 ff. 444. 474 ff. 482487. 
512. 518. 531 ff. 569. 587. 591. 608. 
621 ff. 670. 691 f. 701. 710. 715. 
747. 

Her, Tempelichreiber 584. 

— Tit. 286. 

Hora, Fahnenträger 609 f 615. 621. 

— Tempelichreiber 584. 

Horsamu, Vater Men's 421. 423. 

Hor⸗⸗chebs, grieher 672. 

Hor⸗chem, ©. 457. 

Horemhib, 8. 251. 252. 275. 433.435 ff. 
442 ff. 447 f. 449, 456 ff. 531. 

Hor⸗em⸗ſaf, Baumeifter 664 f. 754 f. 

Be da, ſ. Hor⸗em⸗ſaf. 

Hormadis, ſ. Hormachu. 

Hormadu, G. von Heliopolis 80. 81. 295. 
307. 330. 379. 390 f. 394 ff. 403. 405. 
420. 422 4241 f. 443. 471 f. 508. 
Sit ff. 518 f. 534. 543. 546. 591. 
599. 632. 664 f. 736. 

Hormes, ein Gärtner v. Abybus 654. 

Soronaim, j. Hairnemma. 

Hor⸗Piſebchan II, 8. 667. 

Hor⸗Ra, ſ. Ra. 

Hor⸗ſcheſu, Horus Nachfolger 34. 

Horſiiſe, Prieſter u. Satrap 673 f. 721. 

—— Tempeltnedt 654. 

Hor⸗totet, K. 84. 

Horus, K., ſ. Horemhib. 

Hotephima, Thronname Dineptah’s II 
966 

Hruabitai, B. 262. 

Hu, Name für die Sphinx 80. 

Hu’at, 8. u. V. 347. 

Hud⸗Hor, ſ. Hor 531. 

Hufu, s. Hafu. 

Hui, Beiname des Baumeiſters Amen: 
botep. 


Humboldt, Aler. v. 410. 

Huni, 8. 57.58. 68. 

Hunt, Name für den Mörisfee 160. 
Hutefa, 8. 57. 

Huzor, |. Hazor. 

Hydreuma, ein Brunnen 475. 


Hyfies, 8. 173. 174. 180. 181. 192, 
194. 201. 211. 212. 214 ff. 219. 221. 
222. 227. 236. 238. 240. 241 ff. 247. 


567. 
Hyſtaſpes «56. 


Jakob. Erzvater 242. 243. 
Jamnia, f. Inu'amu. 

J'ana, St. 556. 

Janias, Jannas, ſ. Annas, K. 
Jaqob-Aal, St. 333. 

IJ⸗bil. ſ. I⸗bir. 

I⸗-bir, St. 604. 

Ibis⸗ſtadt, ſ. Chmuni. 
Ible'amu, St. 332. 

Ibrim, ſ. Primile'. 
Ibſambul, ſ. Abufimbel. 
Idalion, ſ. Ithal. 

Idumäa, L., ſ. Edom. 
Jebleam, s. Ible'amu. 
Jemen, 8. 112. 

A⸗en⸗Moſche, 3. 563 f. 
Jenyſus, ſ. Anaugas. 
Jerobeam 660. 

Jeruſalem, St. 660. 

Jethir, s. Irut. 

Igad'ai, L. 555. 

Ihem, St. 295. 332. 
Ihema, ſ. Ihem. 

Son, St., |. J'ana 556. 
Ikama, St. 556. 

Imeri, Sohn Schepſeslafanch's 86. 
Zemehotep, |. Roferatum. 
Imhotep, Baumeifter 754. 
Imuthes, |. Noferatum 45. 414. 
Inini, Rath 613. 


Inuiamlu), St. (Iamnia?); 269. 303. 


329. 161. 466, 
Jobakchoi, B. 261. 
Jobakhak, ſ. Jobakchoi. 
Jomakhak, ſ. Jobakchoi. 


Joppe, St. Fopu) 269. 332. 342. 558. 


Jopu, j. Joppe. 
Jordan, Fl., ſ. Jurduna. 


Joſeph, Erzvater 130. 212. 243. 244. 


246 ff. 251. 252. 592, 643. 
Joſephus, Geſchichtsſchreiber 192. 212. 
Sotapata, 1. Zibiputha. 


195 


S$ptisharstisesiu, ein Zar 722, 

ri, Briefter 614. 

Irut, St. 333. 

Irza, St. 295. 332. 

Ischpär, St. 333. 

Sejemofer, Gemahlin Ramſes' II 562. 
* 


Iſis, Göttin 30. 32. 61. 79. 80. 81. 
237. 288. 338. 283. 395. 442. 444. 
474 ff. 484. 487. 621 ff. 630. 646. 
38. 

—— Tochter Amenbotep'8 III 419. 

Jemael⸗Paſcha 595. 

Is⸗pi⸗matu, ein Sar 722. 

Pſimut. 

Israẽl, Reich 660. 

ar, Göttin 665. 717. 720. 721. 

Ithachab, St. 453. 

Ithal, St. 603. 

Ituä, Verwandte Petbaal's 239. 

Jua, St. u. 3. 346. 

Inaa, Prinz 275. 

Suoo, Schwiegervater Amenhotep's III 
418. 

Juda, Reich 660 ff. 

Judãäa, 2. 342. 

Judah-malek, St. 661. 

Jula...., Zt. 663. 

Aupiter, |. Amonera. 

Jupiter⸗Amon⸗Oaſe 262. 

Jurduna, Fl. 269. 557. 

Jur-he-ma, St. 662. 

Jurima, St. 454. 


Ra..... ‚8. 523. 

Kaam, !. u. 3. 347. 

Kabseim, |. Keb’asu’an. 

Kabul, X. 515. 

Kabur, St. 603. 

Kadeſch, St. 225. 269 ff. 301. 324. 331. 
334. 339 ff. 357. 452. 462 ff. 491— 
509. 513. 517. 555. 557. 

Kadeſchu, 2. um Kadeſch 296. 324 f. 466. 

— St. (Kadesch am Orontes) 
331. 

Kadi, ſ. Kati. 

Kadnaf, L. 465. 

Kadoſch, St. 336, ſ. auch Kadesch. 

Sötiin 200. 

Kafeniä, Verwandte Petbaal's 239. 

Kafi oder Kaf, Name der Meerkatze 110. 

Kafir (Ungläubige) 12. 

Kafir-Marlan, St. 340. 556. 

Kafr, D. 398, 


796 


Kabat, ſ. Amu-Kahat. 

Kahani, &. 196. 700. 

Kaiechos, K 

Kailana, Kanfihaft 556. 

Kaikaſcha, V. 593. 

Kainab, St. 454. 

Kairo, 
394. 422. 

Kal, Gegend 112. 

Kakami, Tobtenftabt Memphis 61. 547. 

Ralau, 8. 57. 58. 62. 

Kakem. Stabtoberfter 68. 

— ‚ Ralami. 

Kal, 81 

Kali, ſ. Rai 

Kaloman, St. 333. 

Kalopu, St. 515. 

Kalu, ſ. Kari. 

Kam, Dermanbte Des Aahmes 229, 

Kama, 2. 184. 

— Berwandte bei Aahmes 229. 

Kamaiz, ein Chita 452. 

Kamathä, 2 331. 

Kambathet, |. Kambyſes 

Kambyſes 219. 542. 734. 
760. 

Kames, K. 230. 236. 237. 

Kami, L., ſ. Kem. 

Kamon, Oberer 614. 

Kamoſch, St., ſ. Dir⸗Kamoſch. 

Kan Kane). X. u. V. 34% 

Kanaan, 8. 255. 
461 f. 466. 513—518. 579. 604. 

—— |. Kanana. 


Kanaaniter, ®. 24. 451. 516. 526. 529. 


Kanab, ſ. Dinaa. 


Kanalat, Brobuct des Landes Ruthen 306. 


Kanana, St. 203. 458. 608 
Kanath, ſ. Kenthàu. 
Kenbuza. ſ. Kambyſes. 
Kandace, ſ. Kantaki. 


Kanofer, Pyramide bes Amenemhat I 118. 
Kanopiſcher Nilarm 11. 


600. 
Kanopus, St. 218. 593. 717 f. 
Kanopusſtern 355. 
Kanretu, St. 453. 
Kantali, äthiop. Name 731. 
Kanu, St. 604. 
Kapi, I. Kafl. 
—* Sgnabin Thakelath 81668. 
Kapuna, St. 55 
Kapuni, 2. —* 
Kapur, Vater Maſchaſchal's 600. 


St. 49. 121. 122. 157. 258. 


740 - 752. 


273. 351. 354. 361. 


188. 193. 593. 


Kar, B., | Rat. 
“u; . ta, 179. 
a⸗r mat rinzeifin 657 fi. 668. 
Karba, St. 1 * ſ ſ 
Karbana, I. Rare u. Kanopus. 
Karbanit, f. Karba. 
Karbelmate, ſ. Sais. 
Rarhemiie, ſ. Oir⸗Kamoſch, St. 270. 


Rai rs Vidland 374. 393f. 402. 532. 

Karien, 8. 604. 

Ra:rieka, St. 515. 

Karilaimeſcha, 2. 335. 337. 

Karkamaſch, |. Coracefium. 

Karkiſcha, St. 501—506. 

Karnak, D. 115. 126. 182. 183. 184. 
204. 258. 274. 290. 293. 329. 330. 
357. 360. 368 f. 312. 377. 385. 391. 
407. 410. 415. 447. 452. 456 f. 466. 
412f. 492. 515—518. 542. 567. 657. 
663. 667. 728, 

Karo, MWebelträger 609 f. 

Karopufa, Name 191. 

Karpufa, Belomefler & 611. 

Karschaua, St. 4 

Karſchemiſch, ſ. Rarhemifch 

Kartha-meruth, St. 454. 

Karu, |. Kari. 

Kas, 8. 131. 

Kaſa, ſ. Cynopolis. 

Kaſch, L., 400. 

Kaſch⸗ato, Name 732. 

Kaſch⸗gi⸗n⸗ato⸗gi, Name 732. 

—886 ſ. Karkiſch. 

Kaſch⸗ta, Name 731. 732. 

Kaſian, ſ. Hazina. 

Kassala M., St. 345. 

Kaſſiotis, L. 195. 

Katabathmus 578. 

Ka-tha..., Negerland un. V. 402. 

Katbian, &t. har 

Kati, St. u. 2. 501 f. 519. 598. 

- ++ Name a; Heiden 527. 

Kautafier, ſ. Kaikaſcha. 

Kawaſſen, Amt 24. 

Ka⸗za⸗a, St. 515. 

Kazan, ſ. Kazen. 

Kazel, St. 454. 

Kazen, Tit. 274. 451. 

Keb’asu’an, St. 332. 

Kebhu, See 699. 

Kebos, Kepos, ſ. Kaf. 

Kedemoth, 1. Qademoth. 

Kedenden, Rath 609. 613 f. 


Kedes, |. Kadeſch 557. 
Kebin:tal, B. 732. 


197 


Kirkamoſch, |. Karchemifch. 
Kislon, ſ. Oazailoni. 


Kefa, Name für Char, 2. 208. 316. 326. Kison, f. Kithsuan. 
327. 355. 


Kefeth, ſ. Kefa. 

Keft, ſ. Kefa. 

Kefthu, ſ. Kefa. 

Keftu, ſ. Keſa. 

Keket, St. u. V. 346. 
Kelena, ſ. Kerena. 
Kel-maitha, St. 454. 
Kelten. B. 11. 


Kemli), L., Rame für Egypten 14. 109. 
119. 174. 187. 195. 205. 206. 210. 
223. 236. 237. 515. 518. 526. 527. 


548. 671. 679. 708. 716. 
Kemour, |. Atbribis. 
Kemmunet, Tochter Martifen’s 171. 
ten, Beiname &. Taa III 228. 
Kenemti, B. 330. 


Kenes-th, 2. u. V. 347, |. a. Kenseth. 


Kentenes, 8. 56 

Kentet, Produet v. Zahi 316. 
Kenseth, 8. u. B. 347. 
Kens-t, ſ. Kenseth. 
Kenthäu, St. 333. 
Kentuäsan, St. 332. 
Kenut, St. 332. 

Kenuth, St. 332. 

Kepbren, |. Chafra. 

Kepkep. j. Kipfip. 

Keaali, St. 661. 

Kerau, 8. %W. 

Kerena, St. 603. 

Kerer, St. 333. 

Keriman, St. 332. 
Kerlaiorus, St. 193. 

Kerkeſch, V. 192. 

Kerman, St. 264. 
Keromama, Beiname Mimut's. 
Kerpheres, K. 57. 

Keſchkeſch, ſ. Kerkeſch. 
Ret...., L. 318. 

Ket⸗Holz 742. 

Kethenes, St. u V. 348. 
Khartum, St. 157. 

Kihit, Felt 548. 

Kilfenen, St. 604. 
Kin’anun, Name für Kaufleute 389. 
Kinnarut, St. 332. 

Kiptip, St. 715 f. 

Kir.., St. 603. 
Kiriath⸗eneb, ſ. Dartha-'anbıı. 


Kiriath-Sannah, ſ. Qireth-Nezan. 


Kithsuan, St. 331. 

Kiti, Name für Landkreis 498. 

Kition, ſ. Kathian. 

Kitti, ſ. Kittim. 

Kittim, ſ. Oidu, 8. 

Kochome, St., ſ. Kakami. 

Kodokol, B. 732. 

Kol, B. 732. 

Koloboi, ſ. Gulubu. 

Koloe, Gegend 374. 

Komnmarti, 3. 731. 

Kon⸗keli, B. 732. 

Konoſſo, J. 107. 393. 

Konftantinopel, St. 395. 

Koptus, St. 107. 108. 109. 111. 112. 
129. 155. 156. 475. 537. 594 ff. 606. 
621. 757 f. 

Kordofan, 8. 732. 

Koruslo, St. 118. 346, 731. 

Korusgo, |. Korusko. 

Kofcheiicheh, St. 43. 

Krokodilopolis, ſ. Schet. 

Kronos, ſ. Seb. 

Krypte in Heliopolis 695. 

Kuäsan, |. Kentuäsan. 

Kuban, St. 531. 

Kum-el-hanzir, B. 47. 

Kumme, Feſtung 151. 157. 164. 182. 
315. 392. 

Kummu, |. Kumme. 

Kurbiftan, 2. 491. 

Kuru⸗kol, B. 132. 

Kuh, L. 42. 129. 131. 150. 151. 152. 
I65. 233. 235. 230. 256. 261. 263. 
266. 268. 317f. 321f. 326. 345. 394. 
400. 402. 407. 416. 434 f. 438. 146. 
412. 477. 527 ff. 532536. 584— 
988. 595 f. 602. 613. 643. 677 f. 715 

. 129. 733. 

Kuſchiten, B. 132. 

Kuſchpita, St. 604. 

Kymopolis, St. I41. 149. 150. 

Kynopolites, Gau 150. 


Lachares, ſ. Ufurtafen III 114. 
Lagaza, ©t. 333. 

Laisch, ſ. Luis. 

La⸗mi⸗in⸗tu, ein Sar 722, 
Lamissfe-ni, Oberſt 684. 

Lape ro bunt, Labyrinth 161. 
L.. aros, St. 604. 


798 


— — — — — 


Lariſſa (9), ſ. L.. aros. 

Latopolis, St. 227. 377. 

Lauth, deutſcher Gelehrter 35. 80. 547. 
Lebanon-Harz 343. 

Lee, Papyrus 615 f. 

Legaba, St. 453. 


Lela, B. 491. 502—506. 567. 570. 578, 


Leku, |. Leka. 

Lema, Vater Pileti’s 613. 
Leontes, Fl. 270. 
Leontopolis, St. 459. 


Lepfius, deutſcher Gelehrter 35. 38. 157. 


397. 419. 436. 438. 619. 626. 
Lerti, St. 453. 
Lesch-Kedesch, St. 332. 
Letopolis, St., j. Sochem. 
Letopolites, Gau 398. 


Leukos Limen (j Ooſſeir), Hafenft. 112. 


537. 594. 
Levi, ſ. Roi. 
Libanon, Gebirge 269. 328. 339. 463. 
Libina, St. 331. 
Libna, f. Libina. 
Libu, DB. 11. 188, f. a. Libyer. 


Libyen, 8. 357. 375. 529. 567. 577. 


397. 602. 


Libyer, V. 11. 64 165. 189. 205. 265. 


369—578. 583. 593. 597. 613. 


Lieblein, ſchwed. Gelchrter 37. 197. 238. 
239 


Ligyer, |. Lela. 
Liku, f. Lela. 


Limanon, 8. 313. 320. 323. 341. 344. 


463 f. 
Lima⸗noth, |. Yami-in-tu. 
Limenen, |. Limanon. 
Linant-Bey 43. 158. 
Lod, f. Luthen. 
Roi, ſ. Roi. 
Lotuskanal 548. 
Lucina, St. der, ſ. El:Kab. 
Lui, f. Roi. 
Luis, St. 332. 
Luqſor, D. 492. 517. 
Luten, B., ſ. Ruten. 
Luthen, St. 332, ſ. Lod. 
Luynes, Herzog be, Gelehrter 397. 
Lycien, 2. 603. 
Locier, B. 378. 
Lycopolie, St. 185. 606. 


Ma...., St. 603. 
Maaächas, St. 332. 
Maama, 8. 532. 


Ma-anstismisanchiee, ein Sar 122. 

Maaſſara, Steinbruch 258. 259. 

Maat cha, eine Königstochter 84. 

(Ma! ?-bair, 2. 569. 

Mabog, St. (Hierapolis) 452. 

Macha⸗ta, |. Men:nofer u. Diempbis 44. 

Madistaui, Theil v. Memphis 698. 

Madon, f. Mazaan. 

Mafka. Grünftein, |. Maffat 418. 

Mafkat, 8. 67. 162. 165. 594. 

—— Edelftein 132. 418. 594. 

Mafut, 8. u. V. 347. 

Magar, 8. 555. 

Magdol, f. Mattel. 

Magpolon, j. Maftol. 

Magnas, St. 453. 

Mah, Gau 127 ff. 141. 150. 

—— Oberft 336. 393. 

Mahanaim, f. Mahanema. 

Ma-ha-ne-ma, St. 661. 

Maharra⸗qa, D. 731. 

Ma-he-gaa, St. 662. 

Mai, Baumeifter 545. 

—— Negerland u. ®. 402. 

Schreiber 609 f. 615. 

Mai-ka, Negerlaud u. V. 402. 

Mairrechnas, St. 453. 

Mai-fhennu, Tempellnecht 653. 

Maitha-riaa, Negerland u. B. 402. 

Maiu, 8. u. V. 345. 529. 627. 

Mai-ua, Negerland u. V. 402. 

Mafara, Beiname ber Königin Haſchop 
255. 279. 280. 


Mafaten, Tochter Amenhotep’s IV 421. 
429. 430. 





Maketha, f. Megiddo. 

Malita, ſ. Megiddo. 

Makthel, ſ. Migdol. 

Maktol, St. 194. 195. 332. 459. 545. 
986. 598. 


Malakin, B. 210. 


Mallos, |. Mannus. 

Malunna, 2. u. V. 491. 501 - 506. 

Mama, Beiname Ramfes’ IV 618. 620. 

Ma-men:ra, Beiname Mineptah's I. 

Mamre, j. Marmaäm. 

Mameb-ra, Beiname Amenbotep'e III 
398. 

Manethos 20. 33. 35. 36. 56. 57. 59. 
61. 62. 69. 115. 173. 212, 214. 23%. 
251. 439. 

Manifi, Tit. 704. 

Mannus, St. 466. 604. 


799 


Manzaz 724. 

Magqedah, j. Maquts. 

Magqlut, St. 332. 

(Miagnas, St. 603. 

Magriput, ©t. 333. 

Ma-qui-sa, Negerland u. V. 401. 

Maquta, St. 332. 

Mar-ajui, K. in Libu 569. 574. 597. 

Mara-tol, B. 732. 

Mar-arti, 3. 731. 

Mareotifcher Gau 518. 

Mariamne, |. Aranam. 

Mariandyner, V. 491. 

Mariette-Bey 38. 92. 349 f. 360. 368 f. 
372. 392. 415. 422. 147. 567. 586. 
590. 672. 742. 746. 

Marina, Zit. 273. 303. 307. 344. 583. 
598, 

Marion, |. Aimar. 

Markaboth, ſ. Maqriput. 

Markal, St. u. V. 345. 

Marmaam, St. 333. 

Marmariden, V. 88. 261 f. 355. 392. 
433. 467. 527 ff. 569. 575. 

Marmarila, Landſchaft 261. 467. 684. 

Maroma, St. 331. 515. 

Ma⸗ro⸗ſir, Chitafönig 519. 

Mars, |. Mont. 

Marti fett, Banmeifter 116. 170. 171. 

Mas, ®. 347. 

— söngefohn v. Kuſch 594. 

Maſa, ſ. Maſu. 

Maſchakan, libyſcher K. 597. 

Maschal, St. 332. 

Mafhafchal, K K. ber : Dover 600. 

Maschaua, St.4 

Maſchauaſcha, Pi ss, 571. 576. 593. 
597. 600 ff. 673 fi. 

Maſchu, Name 197. 

Maſchuaſcha, ſ. Maſchauaſcha. 

Mas⸗pdi 704. 

Masech, St. 332. 

Maseroth, ſ. Maseth u. Mes-demu. 

Maseth, St. u. V. 347. 

Maſius, Geb. 492. 

Maſpero, franzdi. Gelehrter 547. 
Matg, Erzeugniß des Landes Ruthen 


Maffanras, St. 74. 

Maflala, |. Mafhafhal. 

Massaua, St. 345. 

Maftabat-cl faraun, Pharaonengrab in 
ber Wüſte 92. 

Maftemut, Schminke 147. 


Maftir-Baum 343. 
Maftura, ſ. Kambyies 745. 
Mafu, V. 492. 501—506. 
Mat, Tochter Imeri's 86. 


Matarieh, D. 121. 394. 

Matennu, St. 706. 

Matha-Kalhu, Negerland u. B. 402. 

Matben, 2. 355. 

Matiener, B. 491. 

Matlara, |. Kar'amat. 

Matur, Negerlaud u. V. 402. 

Mauinus, j. Mallos. 

Maunef, Titel 325. 

Maurai, |. Mar⸗ajui. 

Maurika, Et. 455. 

Maurmar, St. 154. 

Mauroiar, 8. v. Chita 450. 

Maufan, Name 197. 

Mautbhanar, 8. v. Chita 45V. 462. 520 f. 

Mauthi, St. 454. 

Maryer, B., |. Maſchauaſcha 188. 

Maza, s. Emza. 

Mazaan, St. 331. 

Mazai, B. 118. 

—— Truppe 207. 471 
622. 636. 

Mazarima, ein, edler Chethiter 452. 

Mazor, Theil Ägyptens 16. 189. 199. 

Me... ari, St. 604. 

Mebuthu, St. u. V. 346. 

Mechir, Dionat 46. 145. 290. 367. 376. 
418. 432. 660. 672 ff. 742. 

Medinet Abu, D. 277. 373. 408. 595. 
602 ff. 618. 

Medinet-el-fayum, St. 161. 

Megalopolis, f. Hauer. 

Megiddo, St. 218. 253. 270. 296 ff. 
330 f. 466. 557. 661. 

Debetsen-ufeh, Mutter Nimroth’s 650 — 
695 

Meh-zem’a, Zt. u. V. 346. 

Meibum, D. 49. 67. 68. 168. 683. 694. 


. 341. 546. 550, 


Meluhha, 2. 715 ff. 723. 
Meluhhi, |. Meluhhn. 
Memeth, I u. 8. 346. 


Memnonium, zu Abybos 134. 473 

Memnon-Säulen 405. 408 ff. 595. 

Memphis, St. 18. 20. 28. 30 33. 43. 
44 ff. 51. 59. 60. 62. 80. 81. 85. 5%. 
93. 95. 118. 122. 188. 199. 204. 205. 
213. 217. 254. 257 ff. 369. 377. 354. 
396. 406. 414. 421. 442. 476. 487. 


800 


518. 532—543 f. 549. 562 f. 593, 
597. 605 f. 619. 632. 665— 699. 711. 
718 - 752. 

Memphites, Gau 395. 

—e— | Se Mundart 211. 


— Vater Bere 421. 423. 

— 1. Munevis. 

Mena, K. 28. 33. 35. 37. 39. 41. 42 ff. 
56. 58. 59. 92. 474. 

Men⸗anch, Pyramide 102. 

Menat Chufu, St. 140 ff. 

Menat-ro-hinnu, |. Mit⸗Rahineh. 

Mench⸗Stein 322. 

Mencheperkara, Hofname Thutmes III 
'Mencheperra) 287. 291. 328. 

Mencheperra, |. Mencheperlara. 

Men deper-ra, Oberpriefter u. Prinz 645. 


Mendeprun Beiname Thutmes’ IV 
Denderes, ſ. Menkahor. 


.Menkara. 

Mencherinos, j. Menkara. 

Menchtu, Mutter Meri's 135. 

Mendes, heiliger Wibber 62. 

—— Bincbded, St. 62. 181. 196. 546. 
681. 686. 703. 720 ff. 734. 760. 

Men⸗en⸗hor, K. 106. 

Menephthes, ſ. Mineptah II. 

Meneptah, |. Mineptah. 

Menes, Menis, Meines, Meinios, Mene- 
res, 1. gem 42. 

Menhi, ©. 694. 

Mentara I, u 89. 

— ]], 81 

Mentahor, e 6. 89. 

Mentaubor, |. Mentahor. 

Menkaura, ſ. Mentara. 

Pen-ma-ra, Beiname Ramfjes’ XIII 
6 

Menna, ein Wagenienter 501. 507. 
510, 

DMensnofer, ſ. Memphis. 

—— eine Pyramide 97. 

Mennu-Stein 316. 320. 322. 

Menophies, K. 39. 

Men-pehutirra, Beiname Ramſes' I 456. 

Mensau, V. 346. 

Men⸗ſetu, Pyramide 88. 

Menthu, ©. 300. 377, f. auch Mont. 

Menthu⸗chopeſchef, Häſcheroberſt 636. 

Menthu⸗hichopeſchef, Prinz 619. 


71. 81 - 84. 104. 


Menti, V. 218 - 220. 464. 
Mentuyotep, Beamter Uſurtaſen's I 132 


— 1 Kanes 106—108. 115. 117. 
17 


_— ir 109, 

— Sohn Martifen’e 171. 

Mentufi, Sohn Martiſen's 171. 
Dempaleh, See 13. 97. 190. 194. 210. 


Mer, Tit. für Baumeifter 357. 

Dierab, Baumeifter 50. 

Mer-ahet-äau, V. 318. 

Mer-amon-ra, heiliges Weib Gottes 474. 
Dieraten, Brinzeffin 275. 421. 429. 430. 


Merchoperra, K. 178. 

Mer⸗em⸗aput, Tempelſchreiber 554. 

Meren⸗ra, K. 98. 99 ff. 102. 105. 

Merer, Beiname Setnacht's 586. 

Merhotepra, 8. 178. 

Merh-gesu, ®. 348 

Meri, Adon 627 ff. 

— Beamter Ufurtafen’s I 135. 

—— Tochter Ramjes’ II 563. 

Meriamme, s. Rianma. 

Merisamon, Prinzeſſin 275. 

—— Tochter Ramies’ II 563. 

Meriaten, j. Mer⸗aten. 

Meribaft, C’herpriefter 619. 

Merilara, j. Merlaira) 184. 

Merimes, Landpfleger 402. 

Meriptah, Scatmeifter 412. 

Merira, Diener Amenbotep's IV 125 f. 

Meri-ra-and), Amtmann v. Troja 98. 

Meri⸗ra⸗anch, Baumeifter 8. Bepi’s 51. 

Meri-rasanchnes, Gemahlin Pepi’s 99. 

Merira Meri⸗patah⸗anch, Beamter Bepi’s 
9 


Merira Pepi, 8. 9. 

Meriſanch, Gemahlin Chafra's 81. 
Meritum, König 619. 

Meriu⸗ma, Tempelthor 541. 
Meri-ufi-amon, Richter 614. 
Merka.ra), 8. 178. 184. 
Dierlaura, |. Merla(ra) 184. 
Mermenfiu, ſ. Smondlara Mermeſcha. 
Mermer, Baumeifter 754. 
Mermeſcha, 1. Smondlara. 
Meruoferra Ai, K. 178. 

Meree, St. 9. 349. 

Merom, s. Maroma. 

Merris, ſ. Meri. 

Merſecher, Königin 155. 


801 


Merſochemra Auran, 8. 178. 

Mertefara, 8. 178. 

Mertestef, Tochter Imeri's 86. 

Mertuhap, Königin 761. 

Meru, Name für Agypten 300. 306. 

— "Holz 306. 

Merur, |. Mnevie. 

Meſcha, Name des jungen Kriegsvolles 
54. 

Mes-demu, B. 347. 

Meset, 8. u. ®. 346, 

Mefochris, 8. 57. 

Mefopotamien, f. Nebarina, 13. 271. 


Meiori, Monat 201. 242. 290. 546. 600. 
646. 670. 741. 744. 

Mespheres, K. 386. 

Meſ⸗ſui, Schreiber 614. 

Meftufura, Rath 610 f. 

Methes 705. 

Meturth, St. u. V. 346. 

Mi, Baumeifter 754. 

Misamon, Beiname König Horemhib’s 
439. 443, 

Miamun, Beiname vieler ägyptiſchen 
Könige, Juerſt Ramfes des II 478. 

Miamunra, Beiname Darius’ II 752. 

Miaten, Name für Die Sonnenfcheibe 420. 

Mer⸗aten. 

Mi⸗ba, ſ. Mirbapen. 

Midian, L. 148. 

Miebidos, K. 57. 

Mi⸗en⸗mut, Gemahlin Ramfes’ II 562. 

Migdal⸗El, |. Dagalrael. 

Migdol. &t., j. Maltol. 

Migron, f. Magar. 

Miluhhi, |. Meluhha. 

Mimut, Königin 669. 

Dtineptah I, 8. Seti I, 196. 202. 204. 
205. 262. 457—491. 519 f. 564— 
966. 

—— II, 8. 243. 546. 563—584. 593. 

— II, Seti II, 585—587. 

-Hotephimaat, K. 202. 

—— Siptah, Gegenkönig 587 f. 

Minit, Beiname Noferabra’s. 

Minnut, B. 348. 

Minvis, St., |. Inu'amu. 

Minut, V. 347. 

Mirbapen, 8. 57. 

Mires, Edelfrau 128. 

Mischeal, „s. Maschal. 

Misr, ſ. ã gypten 16. 

Mitrabenne 1 Mit⸗Rahineh, D. 


Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 


7. 





Mit⸗Rahineh, D. 46. 540. 739. 
Mitum, ſ. Meidum. 

Miuer, |. Möris 

Mizraim, %., |. Ägypten 16. 189. 
Mnevis, heiliger Stier 33. 62. 740. 
Moabitis, 2. 342. 

ABS, See 125. 156. 158 - 160. 166, 


Dioghrabinen (Tänzer) 11. 
Mobar, ame fiir Held 552. 
Molattam, Gebirge 74. 98. 118. 241. 


406. 
Momemphis, |. Binub, 662. 721. 
Mont, ©. (Mare) 29. 246. A446. 496. 
501—512. 531. 548. 599. 625. 632. 
04. 709. 
Dronthsemehn, bornehmer Ägypter 727. 
Monthu, ſ. M 
— ⸗em⸗h'a, ri Meran-tiomisan-hie 
— semstaui, Fparmeiſter 609 . 
Moqra⸗qe D. 731 
Morse, St. 732. 
Moſcheh 549 f. 563. 582. 
Mofchel, Tit. 252. 
Moies, ſ. Moicheh. 
Movers, deutfcher Getehttet 342. 
Muschet, Kanal, ſ, Che 


Mupräya, * 1. Ägnpen, 16. 756. 
Mur, Tit. 
Mufai, J. Moſche 


Muſchanath, St. 492. 501 f. 

Mufön, ſ. IJ⸗en⸗Moſche. 

Musu, St. u. V. 346. 

Mut, Göttin 407. 420. 467. 510. 518. 
565. 608. 623. 628. 636. 657 f. 665. 
127 f. 

Mutsem:bat, Beiname Mimut's. 

Mutemua, Königin 275. 398. 409. 

Mutenoferst, Königstochter 371. 

Murſuren. Ehrenname der Königinmut⸗ 
ter 

Myr andet, Gemahlin Uſarkon's II 

66 


Muzur, ſJ. Ägypten, 16. 700 - 733. 
Mykerinos, ſ. Menkara. 
Myle, ſ. Aimal. 


Ra-ah-kise, ein Sar 721. 
Na-ahstirhu-ru-an{chieni, ein Sar 722, 
Na’ara-na, |. Nofer, 552. 

Naratehusu, ſ. Nathu 721. 
Nabufezisbanni, 8. 720. 724. 

Nachai, St. 560. 


51 


802 


Nachal, Gewäſſer 190. 
Nacht, Beiname des Königs Aahmes 237. 
Nadtebor-hib, 8. 135. 138. 740. 753. 


Ragtehlor.na: ſchennu, ſ. Narahstichu: 
ru⸗an⸗ſchi⸗ ni, 681. 703. 722. 

Nacht⸗neb⸗ef, K. 735. 739 f. 747. 761. 

Nachtu⸗amon, Rath 621. 

—— Oberſt 622. 

Na-ga-bi-li, St. 662. 

a St. u. 2. 452. 


Nabal, Kl. 18. 

Nahar, Fl., ſ. Nabal. 

Nabarain, 8. (Mtefopotamien) 235 f. 255. 
270 |. 274. 296. 312. 314. 311. 


325. 334 f. 343. 385 f. 388. 390 f. 
393.416. 464. 491. 498— 502. 514. 
637. er 644. 

Naharina, ſ. Naharain. 

Nahaſi, ſ. Nahafu. 

Nabaft- ra), K. 178. 

Nahaſu, B. 11. 210. 264. 601. 

Nabeſi ſ. Nahaſu. 

Nahi, Landpfleger 154. 274. 376. 

— Königsſohn 327. 

Nahreeiefeib, Fl. 726. 

Naif⸗au⸗rot I, 8. 734. 

— II, K. 135. 

Nain, e. Nauon. 

Na⸗li⸗moth, |. La⸗mi⸗in⸗tu 722, 

Namurod, Name 197. 

Nanai, Name 197. 

—— Borfteher der Sadıt 615. 

Map, |. Napata. 

Ylapata, 
110 f. 713, 715. 

Na⸗Pa⸗Thuhen (Thuhi), B. 262. 

Napbtuhim, |. Na⸗Pa⸗Thuhen. 

Na-ri-ki-heb, Negerland u. V. 402. 

Naromath, 8. ©. Aſſyrien 645—656. 
659. 


Naschu-nu, Name mehrerer Baumeifter 


154. 
Nasruna, See 339. 
Nathkina, St. 454. 
Natho, |. Nathu. 
Naten. Sumpfland 443. 53%. 673. 721. 


Natub, St. 453. 

Nauon, St. 332. 

Nazana, L. 556. 
Ne-'a-baith, St. 662. 
Neaman, St. 333. 
Neb⸗'aiu, Cherpriefter 392 f. 


St. 263. 391 f. 529. 677 f. 708. 


Keb-andh, Berg 277. 606. 

Nebcherra, 1. Dientuhotep I. 

Nebef-autura, K. 178. 

Nebi, Beiname eines Noferlara 105. 

Nebka, K. 57. 

Neblara, 8. 57 

Nebnuteru, Obe prieſter 474. 

Neb⸗-pehuti⸗ra, | Aahmes, 8 

Nebienra, 8. 179. 

Neb-tath, St. 662. 

Nebstaui, Toter Ramies’ IL 563. 

Nebtefara, K. 178. 

Nebt:bepet, Tempelmagd 654. 

Nebttaui, Verwandte Des Aahmes 229. 

Neb-ze-fau, Rath 614. 

Nechao, |. Neku. 

Necheb, Göttin, ſ. Nucheb. 

Necherophes, K. 57. 64. 

Necho, ſ. Neku. 

Necht J, Edler 128. 

— ii, Edler 128. 149 f. 

Necht-anten, Diener 580. 

Nechuremmut, Ägypter 417. 

Nectanebus, j. Nachtenebsef. 

Nectarebes, |. Nachthorhib. 

Nefrus, Königin 103. 

Negabu, ſ. Negeb. 

Denen, !. u. Et. 332. 335. 339. 459, 
0 


Nebarina, 2. 235. 236., ſ. Naharain. 

Nebeblau, Felt 329. 

Nehera I, Edler 128. 139. 

—— II, Edler 128. 142. 

—— III, Edler 128. 

Nehes-t, St. u. ®. 347. 

Neh-fu, 8. u. ®. 349, 

Nehi, Beanıter 266. 

Mei, Gegend 336. 

Net hi, Göttin 52. 188. 262. 442. 656. 
705. 736— 739. 748 ff. 766. 

Netchet, Schwiegermutter Pepi's 99. 

Neku, Satrap, Ipäter 8. 719 ff. 724 f. 
731. 734. 142 f. 


Nemaroih, Sohn Schaſchanq's 1659. 
Nemauſcha, V. 404. 
Neni, ſ. Ninive. 

Nentef. Name der Könige eines Fürſten⸗ 
ſtammes 106. 
Nenuran’aantha, St. 453. 

Nepbercheres, 8. 57. 

——, ſ. Nofer-fra, 69. 87. 

Nepborites, | Maif-au:rot. 

Nephthys, Söttin 237. 442, 


803 


Nepiriuriu, &t. 454. 

Nes-Amon, Rath 632. 636. 

Nes⸗ bin-bibi, 8. 761. 

Neschonſu, Hausherrin 727. 

Nes⸗hir⸗hor it), 646. 

Nessnas'ai, Satrap 681. 703 

Nes-na-keti, |. Nes⸗na⸗ai. 

Nes⸗ptah, Prieſter 727. 

Res⸗ro⸗an, See 309. 

Nes⸗ſamtaui⸗auſ⸗anch, Seher 762. 

Neſ⸗ſu⸗amon, |. Ned-Amon. 

Nes⸗ta⸗tep, Tempelmagb 654. 

Nes-tpent-nee, Prinzeſſin 690. 

Ni, ©t. 452 

— St, ! Theben, 340 f. 389. 721. 
724. 72 

ia, ſ. en 373. 

Nib-Holz 306. 

Kif-ti, St. 628. 

Nifur, |. Abydus. 

Nikuu, ſ. Netu. 

Nil, Fl., Nilus, Neilus, 8. 10. 11. 18. 
20. 43. 44. 153. 388. 393. 425. 

Nilopolis, St. 681 f. 703. 

Nilu⸗arti, J. 731. 

Nimr, Name 732. 

Nimrato, Name 732. 

Nimrod, Nimrotb, |. Naromath 

— Satrap 681. 683. 703. 706. 

Ninip-pallalar, K. v. Aſſyrien 645. 

Ninive, St. 340. 455. 645. 717 ff. 

Ninua, f. Ninive. 

Nipur, s. Nepiriuriu. 

Nireb, St. 459. 

Nischapa, St. 453. 

Nisibis, s. Nischapa. 

Pit, ſ. Hitofris. 

— Göttin, ſ. Neit. 

Nitager, ſ. Nitokris. 

Nitokris, Königin 103 ff. 164. 

Mo, St. 225 f. 22%. 236. 

Nora, I. Wo. 

Nofer, Pyramide 90. 

—— die junge Mannſchaft 552. 

Moferabra, Seher 81. 

—— Beamter 738. 

Nofer⸗ari, Gemahlin Ranıfes' II 562. 

Poferarfara, 8. 69. 87. 106. 

Poferatum, Sohn Patah's, ©. Aescu⸗ 
lap) 45. 414. 

Noferheperra, Beiname Amenbotep's IV 


Nofer.ira, ſ. Neferarlara. 
Nofer-bor:mond, |. Nacht-horehib. 


Maferdnten, ſ. Chajefcheichra, 173. 183. 
tammtafel. 

— 2— ſ. Stammtafel. 

— Tempelfeber u. Arzt 61. 

—— Beamter Ehnumbotep's 147. 

Noferhotepes, |. T 

Noferithi, Königin 275.421. 427 f. 430. 

Noferla, Königin 103. 

Noferlabor, K. 106. 

Noferkara, 8. (2. Königsreibhe) 57. 

—#R (3. „Königereibe) 57. 

— Sohn Bey 8 99. 102. 103. 

— gen. Nebi 105. 

— Beiname Ramſes IX 630. 

— Annu, 8. 106. 

— Chontu, 8. 106. 

—— s»zem⸗pi⸗amon, Rath 632. 636. 

—— Pepijeneb, 8. 106. 

—— Terel, 8. 106. 

Noterla-Solari, 8. 57. 58. 

Noferkauhor, 8. 106. 

Noferlaura, 8. 106. 

Nofer⸗mennu, Hofbaumeifter 38. 754. 

Nofer:jetu, Pyramide 92. 

Dofert, Königin, Gemahlin des Amenem⸗ 
bat II 138. 

—— Königin 68. 

Nofertari — gKoͤnigin 164. 259. 
260 f. 274 

Nofer-tera, Ranisin 627. 

Nofer-tum-chuera, Beiname Königs Ta- 
haraqa 716. 

Noferura, Königstochter 255. 

Noferu-Ra, Königin 637 f. 

Nofri Thi, j. Noterithi. 

Nofrusaten, Tochter Amenhotep's IV 421. 

Nofru-ra, Tochter Amenhotep's IV 421. 

Nofrus, St. 683. 

Nofur, Todtenſtadt v. Abydus 479 f. 

Noman, s. Numaan u. Neäman. 

Nomarch, Tit. 761. 

Nomoi, Name für Bezirke 18. 

Noph, ſ. Napata. 

Nordland, L. 392. 

Notemabra, K. 177. 

Notemut, Königin 275. 421. 433. 439. 
444, 


Nthariuſch, ſ. Darius I. 

Ntbartutb, |. Darius 1. 

Nub, Beiname Des Gottes Set 199. 22U. 
572. 704. 

— f. 201. 242 f. 546. 

- — j. Nubti. 


51* 


804 


Nubchas, Königin 180. 245. 

Nubcheperra Nentuf, 8. 230. 

Arupembiß, Berwanbte des Aahmes 229. 

Nubien, 8. 152 f. 232 f. 264 ff. 268. 
327. 339 fi. 357. 375. 390 f. 400. 
404. 415. 438. 443. 475. 478, 528. 
532. 535. 543. 677. 708 f. 

Nublaura, Beiname des Amenemhat II 


—* R. 189. 222. 

Nucheb, Göttin 377. 392. 442. 474, 

— St. 231. 

Num, G., ſ Chnum⸗Ra. 

Numäan, t. 333, 

Nun, Gewicht 317. 

—— $öttin 366. 699. 

Nu-p-a-l, St. 661. 

Nut, Göttin 220. 360. 463. 511. 519. 
516. 693. 

Nut⸗Bikara, 8. 707— 715. 

enter Hag-On, Beiname Rameffu’s VI 
625— 630. 

— — Beinante Ramſes' XIII 641. 

Nuterlara, 8. 105. 

A uternecht, Edler 128. 

Nuter⸗ſetu, Pyramide 89. 

Nuteru, Edler 128. 

Nutkara, 8. 179. 

Nuzana, Et. 454. 


Ochus, 8. 735. 

Ollaqi, Thal 118. 

Ombos, St. 377. 596. 

Ompbalos, |. Benben. 

On, St., f. Heliopolie. 

Onla, Göttin 200. 

Onnos, 8., ſ Unas. 

Ono, &t., f. ÄAuanäu. 

Onuphites, Gau 681. 703. 

Onuris, f. Anhur. 

Dotihepert, AN Uotcheperra. 

Ophir, L 

— "Fahrt 281. 

Ophra, s. 'Aper. 

Oppert, Gelehrter 716— 725. 755 f. 

Orbiney, Papyrus 249. 

Drontes, Fl. 269 f. 331. 334. 339 f. 
491. 495. 502 f. 

Oscen, DB. 578. 

Oſiris (Bachus), G. 17. 21. 29. 31. 
32. 45. 79. 80. 81. 82. 133. 163. 
192. 193. 211. 378 ff. 394 f. 403. 
472—476. 482-490. 591. 606 ff. 
651— 655. 671 f. 739, 741 ff. 752. 


Oſiris⸗Sokar, |. Ofirie. 
Dftrisftabt, |. Buſiris. 

Oſorchon, |. Uſarkon. 

Oſſeten, ſ. Uaſchaſchla). 

Offiut, St. 184. 186. 

Dftracine, |. Aanecht. 

atratene, ſ. Aanecht. 

Dthoes, K. |. Teta. 
Oryrhyndites, Gau 150. 684. 665. 5 
Oxyrhvnchus. St. 150. 439. 683. 689. 
Ozäb, ſ. Azaba. 


Pa oder Pa-mu, V. 346. 

Paa⸗gruru, Satrap 711. 721. 726. 

Paa⸗kruru, j. Paa⸗gruru. 

Pa⸗ -ahnu-ti, St. 722. 729. 

Ba-aten-barıı, St. 429. 

Pabech, V. 465. 

Pachith, f. Hathor 474. 

Pachons, Monat 155. 201. 289 ff. 295. 
300. 309. 329. 361. 377. 389. 418. 
579 f. 608. 638. 743. 

Paf-tot-baft, Fürſt 681. 692. 721. 725. 

Baf-totenit, berpriefter 48. 

Pahathor, St. 5 

Pa-Hil, ot, (Gafiläe 332. 466. 548. 

Ba-Hir, ſ. Pa-Hil. 

Babir, Verwandter Aahmes' 228 f. 235. 

Sohn des Aahmes 273. 

Pahnun, V. 346. 

Paif⸗ ‚out, Schatzmeiſter 609 f. 

Paĩs, ein Chethiter 452. 

Paläſtina, L. 13. 165. 270. 334. 339 fi. 
459. 514. 

Paliga, ſ. Pirga. 

Dallafgar.neh, Prinzeifin 645. 

Ban, |. € 

Pa⸗nachtu, ein Siegesthurm 459. 

PBanauf, Haremſchreiber 611. 

Pan⸗bas, gelehrter Priefter 584. 

Panodoiie, ſ. Apu. 

— St. 182. 

Paoni, Monat 154. 375 f. 448. 

Paopti, Monat 108. 12%. 204. 216. 

‚341. 479, 607. 672 fj. 6881. 
u ff. 

Papaa, St. 454. 

Papabi, St. 454. 

Pa⸗ri⸗hi, Et. 515. 

Parihu, Fürſt v. Punt 282. 283. 

Paq⸗ror, |. Pagruru. 

Parſe, ſ. Perſien 757. 

Pa⸗ſahura, St. 87. 

Pa-schel) -Kketeth, St. 661. 





Paſufi, Seen 190. 

Batah, Göttervater !Bulcan) 
45 fi. 49. 85. 118. 258. 
Batah-hotep, Sohn K. Aſſa's 90. 91. 

Patab · nofer · baiu S6. 

Satahenofer-fem S6. 

Patab · ſchepſes, Edler 84. 93. 

Batanut, L. 759 |. 
jatara, ſ. Buther.. . . 
jatomhit, Nordland 254. 

Patoris, 8. 225. 253. 254. 257. 273. 
329. 378. 623. 646. 660-668. 678 f. 
708. 715 f. 726— 733. 

Patrufim, Bewohner von Patoris nad 
der a 253. 

Paturuſi, ſ. Patoris. 

Pa-uer, Bater Amenemape's 472. 474. 
528 f. 

Bauer, Bildhauer 545. 

Baur, Lanbpfleger 438. 

Päut, 8. u. 8. 349. 

Pam, Monat 389. 502. 608. 620. 637. 


29. 30. 





Pazalı, ei 453. 

Bazettu, Gerwäfier 194. 231. 
P-. . d-schath, St. bu1. 
. Pahnun. 





—— re 674. 
Befrtut-baft, |. Paftot-baft. 
Behemta, ein Würbentr Kotoftare 888. 
—8 Baumeiſter 5 
Beleg, |. Pirga. 
Peter Nlırm 188. 190. 193. 220. 
269. 

geiufm, &. 545. 721. 
Bensamon, Bogt 58U. 

inas'au«'a’a, ©t. 698. 
Ven · mer, Vater des Hormes 654. 
Ben-ni, Abon 628 f. 
Ven · reunu. Dolmeticher 609. 
Pentauer, Priefter u. Gelehrter 553. 584. 
Dichter 225. 357. 500 f. 
Pen · taur, Verſchwörer 614. 
— Tempelichreiber 492. 
Fereruann, Haremfereiber 611. 
So einame des X. Merira 51. 94 ff. 

369. 381. 

— —S 754. 
Pepi · na, Beamter Pepi's 95. 
Pepi · nacht, Beamter Pepi's 98. 
Bepisfeneb, |. Noferfara, 106. 
Bepi's Stadt 97. 102. 
Per· ao, ſ. Pharao. 

















805 


gering, Sriorfier der Pyramiden 104. 
Perſea 5! 
Fr 16. 


Berfien, 2. 401. 

Berufatha, |. Burofatbe. 

Belahales, Name 197. 

Veſch · en · dor enphtnetzt 653. 
208. 61. 


Besga-Holz 306, 

Pet-amon, KR 

— »meßstani, Vorbeter 706. 

Petbaal. Name 197. 

—— Übter 239. 

Pethor, f. Pederi. 

Set br-fam-tan, Bropper 681. 703. 

Betshorsfiife, Satrap 7 

Betife, Oberpricher 670. "it. 681. 686. 
698. 701. 704. 

Bet-firbafl, 8. 676. 

— — 1. Berfisaf. 
Bhagroriopolie, St. 631. 703. 

Baum, Fajum. 

Phamenoph, |. Amenhotep III 411. 

Phamenoth, Monat 145. 291. 337. 378, 
743. 


Pharao, Ertl, des Namens 51 ff. 

Pharmuti, Monat 155. 290. 294 f. 399. 
429. 741 ff. 

Bhelbes, |. Bibailos. 

Bhilä, 3. 30. 107. 160. 399. 403. 569. 
131. 


Aridäus, 8. 
3 


3.459. 516. 

1 1. Hafuten. 

8. 208. 209. 217.242. 392. 
f. Ehar. 


“, 
2.608. 
3 ‚Patanut. 
661. 


Biramon, er u. 
Bund 2,1 ae. 675691705. 707. 
726 





761. 








. 6131. 





Anführer 614 f. 

Piauanel, ©t. 454. 

Bibailos, St. 196. 204. 569. 

Bibanao, Amonehof 126. 

Rath 615. 

. 61. 182. 200. 650. 660. 


ei. 
Birbefat, Rath 609 f. 


Pi-bi-aa, St. 662. 
Pikifa, Türft 681. 703. 
Pidaſa, Er 1.8. 491. 517. 
Pidaſis, |. Pidafa. 
Piegarer, ſJ. Pbagreriopoli. 
Pi-Ha-ga-le-\t;, St. 662 
Pi-Ha-ga-li, St. 662. 
Pi-Hagalaa, St. 662. 
Pi ..... Hor⸗en⸗pi, St. 722. 
Pilaz, St. 603. 
Pi⸗ke⸗ti, Schatgmeifter 613. 
Pielag. ilä. 
Bi-forfa, Kath 613. 
Pilga, |. Pirga. 
Bima, PBimai = Kater), Name 732. 
Pimai, K. 671 ff. 
Pirma'i), Satrap 681. 703. 721. 
Pimas, Pimafes, St., 
Fimaza, |. Oryrhynchus. 
Pimfa, f. Pſampolis. 
Pi-Na-ga-bu, St. 662. 
Pine⸗bam, St. 541. 
Pinehas, anpeltnecht 654. 
— Edlers 
Bienif: —— ſeldmeſſer 611. 
Pinotem J, K. 6 

—— Rath Fee 
Pinub, St. 682. 721. 
Pi⸗Patah. Tempel u. St. 45. 543. 
Pi⸗paut, St. 699. 
Pi⸗pek, St. 687. 
Piptah, St., ſ. Pi⸗Patah 543. 
Viqe⸗ro⸗ro, ſ. Piſaptu. 
Pi⸗ra, St. 543. 545. 627 ff. 
Pirameſſu ergvogt 516. 
—— ſ. Tanis. 


Pi⸗ramſes, Rame Nür Zanie 190. 191. 


198. 204. 207 ff. 2 
Pir'ao, f. Pharao. 
Pira'va, perfif h = Nil 756 
Pircheta, St. 453. 
Pirsemehern, heiliges Buch 54. 
Pirqa, St u. ®. 451. 521. 
Pir⸗ſchennu, Holz 753. 
Pirſon, Baumeifter 51. 
Pi⸗ſa⸗an⸗hu · ru. Satrap 721. 726. 
Pifapti-nuti, Et. 722. 
Pirlaptu, St. 


Bicihe, St. 762. 


Fifchan I, 8. u. OÖberpriefter 650. 
‘ . 


Pisfebel, St., ſ. Schet 161. 
Piſechem⸗cheperra, St. 683. 693. 706. 


f. Plampolis 544. 


(Bifapti) 681. 703. 714 f. 


806 


piſen ber, g berprieſter u. Satrap 668. 


Bit, ame für fremdes Boll 206. 

Piteb-hu, Würbenträger 738. 

Pisthenef. Satrap 691. 703. 

Pithom, |. Bitom. 

Piti⸗ſchou, V. 571. 

Pitom, St. 190. 191. 198. 204. 210. 
359. 549 f. 581. 

Pitomih, 8. 673. 

Pitſchu, L. 147 f. 

Pitum, f. Pitom 

Pi⸗ua⸗ro⸗ma, Oberft 684. 

Nisuer, Tempellncht 653. 

Piur⸗ma, Feldhauptmann 706. 

Piuſiri, ſ. Buſiris. 

Pi⸗za at⸗ti⸗hRu⸗ru⸗un⸗pi, St. 722. 

Pliniue I, 152. 

—— II, 386. 

Pnuel, ſ. Piauanel. 

Roro.... St. 603. 

Potipher'a, Name 248. 249. 251. 

Pra, ©. 4194. 503. 524. 

Pr'a⸗em⸗hib, Vogt IN. 

——. Schreiber 609. 

Prahi-unamif, Sohn Ramſes' II 495. 

— Prinz 619. 

Rrimiie), Bergvefte 152. 376. 529. 62%, 

Priſſe v. Aenneh, Gelehrter, | De Briffe. 

Prokeſch⸗Oſten, Graf 458. 

Profopitoi, ſ. Puroſatha. 

Proſopis, ſ. Pi⸗ar⸗ſchop. 

Pſamethbik I, K. 729—734. 736 - 742. 

—— II K. 734. 743. 

—— II, 734. 

—— Beamter 738. 

— Nofer⸗ſem, 8. 739. 

— »Seneb, Würbenträger 738. 

Piametichus, |. Plamethif. 

Pſametik, Seher 30. 81. 

Pſampolis, |. Abufimbel. 

Pſamus, ſ. Pfimut. 

Pſa⸗mut, K. 735. 

Pſamuthis, | Pſamut. 

Pſimut, K. 676. 

— Satrap 722. 

Pſchenhor, Kanal u. St. 548. 

Ptah, ©. 377. 364. 414. 441. 447.474 
—476. 494. 515 f. 529—543. 546. 
562—572. 590-—597. 619. 632. 612. 
647. 665. 668. 671 ff. 666 695 
698 f. 711. 736. 742. 


Ptolemäer (Königsreihe) 18. 258. 411. 
414 594. 


807 


Prolemäos, Geograph 261. 375. 439. 
457. 578, 

Ptolemäus I Soter, 8. 547. 761. 

—— 11 Philadelphos, K. 761. 

— Lagi, &. 736 

Puam, Oberbaumieifter 357. 

Puharat, |. Buharta. 

Puharotha, | Puhaıta. 

Puharta, Gewäſſer 190. 54%. 

Pun, ſ. Bunt 

Punt, Land 109. 119. 112. 113. 280 ff. 
314. 321. 327. 316. 445. 472. 594 ff. 
112. 

Pu⸗nu, |. Pi⸗nub. 

Puqiu, St. 455. 

Puroſatha, V. 578. 592. 5398 - 602. 

Puroth, St. 454. 

Putha, Bildhaner 4241. 

Tuther..., St. 603. 

Rutipar, ſ. Botipher’a. 

Putiper’a, |. Botipher'a. 

Putiphar, f. Potipher'a. 

Putra, Gewäſſer 190. 

PBu-tu-basti, ſ. Paf⸗tot⸗baſt. 

Pu⸗u⸗iu⸗ma, ſ. Bima. 

Pu⸗uk⸗ku⸗na⸗a ısni’spi, Satrap 721. 

Pyramide, Erkl. d. Namens [2:. 27.) 73. 


Qaan, Gemahlin Hai's 449. 

Qaàanàu, St. 332. 

Qabzeel, Oberſter der Leibwache David's 
558 


Qademoth, St. 661. 
Dasga-bu, Ternpelichreiber 554. 
Daigafcha, B. 578. 
Dairtba-Anbu, |. Dartha-'Anbu. 
Daslispa, St. 515. 
Dama-faspui, St. 515. 
Qanah, f. Qaänäu. 

Danzu, eine Perferin 757 f. 
Dapur, Name 197. 

Qaputa, ©t. 333. 

QOarkemiſch, ſ. Karchemiſch. 
Qa⸗ro⸗ma⸗na, St. 515. 

Dar Damofdh, ſ. Karchemifch. 
Qartha⸗Anbu, St. 340. 466. 557. 
Dasfa-naslistba, St. 515. 
Dasfasrrisa, St. 515. 

Qasil, St. 333. 

Da: firri-ba.na, St. 515. 

Dafr 'Agerud, St. 206. 

—— Ibrim, |. Primi. 
Qasrieh, D. 510. 

Qasuan, St. 332, 


Qauaſcha, |. Aqauaſcha. 

Qau⸗zas, St. 515. 

Qazaa, ®. 346. 

Dazailoni, Ehrenuame 557. 558. 

Dasatba, |. Gaza. 

Qazaua⸗dana, |. Oazattastana. 

Qazaua tang, L. u. St. 451. 491. 501 
—504. 521. 

Dazuabana, ſ. Dazanatana. 

Dazuatan, ſ. Oazauatana. 

Oeb, ©., ſ. Seb. 

Qebau, St. 333. 

Qe-be-’ ana, St. 661. 

Debeh, K 

Del’au, Schlenberer 494. 

engen, Product (2; des Landes Rutben 
305. 

Qes’? -u’ahu, B. 346. 

Didu, B. 296. 302. 334, 354. 

Dinaa, Bach 299 f. 

Qireth-Nezan, St. 331. 

Oir-Kamoſch, St., ſ. Karchemiſch 270. 
339. 492. 30 0. 598. 

Oir⸗-qamiſcha, ſ. Dir-Kamofch. 

Oir-Oamoſch, |. QOir⸗Kamoſch. 

Oobt, St., ſ. Koptus. 

Oof, ſ. Kaf. 

Ooſſeir, ſ. Leukos Limen. 

Qurnalh], St. 277. 327. 
434, 441. 

Qurnat Murray, D., ſ. Qurna $.. 


358. 391. 


Ra, ©. (Sol, Hormachu) 29. 30 ff. 56. 
66. 68. 71. 112. 119. 123. 124. 137. 
254. 295. 297. 301. 360. 363. 405. 
442 f. 480-489. 505—513. 520. 
52%. 532—539. 590. 507, 617. 620. 


627. 646. 665. 652. 698. 692. 697 — 
100. 713. 749. ⸗ 
—— Oberpriefter 393. 


Ra⸗aa⸗ab⸗taui, Hyfiosfürft 222. 
Raab, Königin 103. 

Na Amenembat I, 8. 177. 
Rabba, j. Ribau. 

Rabbith, f. Ribut. 

Rabitha, f. Ribut. 

Radıa..., 8. 179. 

Rachan maa Ranter, K. 134. 
Ra Chutaui Sebekhotep I;, K. 176. 177 
Raemſes, St., |. Ramſes. 
Rahotep, ein Königsfohn 68. 

‚ Bermandter Aahmes' 229. 
Rahunt, ſ. Lahunt. 

Rakapu, Prieſter DO. 


808 


Rakot, Nakotie, 
Alerandria 136. 

Ra..... maat Aba, 8. 178. 

Ra⸗mat⸗le, |. Kar'amat. 

Ra⸗men⸗cheper, Thronname Thutmes 
III 387. 

Rames, Vater Semnut's 279. 

—— ein Chita 519. 

— |. Ramies I. 

Rameſſes, |. Ramſes II 478. 

Ramefjeum, Name für Namijesbauten, 
f. Hamies I. 

Rameſſiden 39. 

Rameſſu, |. Ramſes. 

—— Zempelvorfteher 580. 

⸗achtu⸗hib, Schreiber 621. 

—— :hasem-nuteru, Edler 587. 

—— Meritum, 8. 625. 

— naht, Name mehrerer Beamten 

621 ff. 631. 

— panuter (panuti), |. Ramfes III. 


Ramee I, 8. 450—456 fi. 470. 473. 
919 

—I, 8. 38. 47. 60. 135. 181. 200. 
202 ff. 220. 225. 242. 243. 357. 
450. 451. 456. 467— 565. 577 - 391. 
625. 661. 

—— II, 8. 174. 188. 190. 195. 203. 
206. 329. 357. 460. 577 f. 583. 589 
—608 ff. 617 ff. 624 f. 631. 636. 
641. 663. 

— IV, &. 583. 595. 618. 620 - 623. 

— V, 8. 63. 

— VL 8. 618. 624—630. 

— VIL 8. 619. 630. 

— VII, 8. 619. 630. 

— IX, 8. 630—636. 

— X, 8. 636. 

—— XI, &. 636 

— XJ, 8. 636— 641. 

— XI, K. 641— 644. 616. 

— XIV, 8. 650. 

— XVI 8. 644. 650. 660. 

—— 6t., |. Pi Ramjes u. Tanis. 

— en Königsfohn 256. 

snecht, Seher 126. 

—— Noferkara, 8. 126. 

NRa-neb-ma, Beiname Ramjes’ VI 625. 

— Naht, Stabtmeifter 636. 

Ra⸗neb⸗taui Mentuhotep ale K. Neb- 
cherra 103. 106. 


Ranen, Söttin 481. 
Ra⸗n⸗ka, 8. 106. 


früberer Name von 








Ran-mant, Beinante Amenembat’s III 
56. 


Rannu, Göttin 395. 

Ranlſen eb, 8. 177. 

Ranſeneb, Befehlshaber 181. 

Ranu Er, Beiname bed Baumeiſters 
Uahabra. 

Ranuſer, 8. 69. 88. 

Raperohunt, ſ. Laperohunt. 

Rapheion, ſ. Anäu-repäa. 

Raphia, |. Rapib. 

Rapih, St. 560. 

Na Sahathor, 8. 178. 

Raſchid, St. 11. 99. 

Nafelenen, 8. 222 — 224. 226. 228. 
230. 231. 239. 

Ra . Selpem ſeſcheti taui Sebelemfauf, 8. 


— Sodemäutni, K., Sebelhotep III 
— Soden futtaui), 8. 178. 183. 
Ratatf, 8. 69. 

Nathoijes, K. 69 

Rathures, ſ. Ranufer. 

....Ra Üben I, K. 178. 

Ra Uben II, K. 179. 
III, K. 179. 

Ra⸗ur, Baumeiſter 51. 

Rauſer...., K. 177. 

Ra Uſerma, Beiname Ramfes’ II 478. 
Re-'ap (?}, |. Retep (?). 
Rebifuanna, ein ebler Chethiter 452. 
Rechi chet, Schriftgelehrter 226. 
Nebefteb, Wüſtentempel 466. 475. 
Rehabau, f. Rehub. 

Nebhabeam 660. 

Reh-hir, ®. 348. 

Nehob, |. Rehub. 

Rehoboth, f. Rehub. 

Rehobu, |. Rehud 

Re er St. 560. 

Rehub, St. 333. 459. 557. 661. 
Reihpu, ®. 199. 

Reta-arka, St. 332. 

Retama, St. 454. 

Retep {! ?}, ©t. 455. 

Rethen-pen, B. 347. 
Rhampfinitos, |. Ramſes IL. 
Rhinokolura, ſ. Ab-fakabır. 
Rhinokorura, ſ. Ab⸗ſalabu. 
Rhodopis 105. 

Ri, vornehmer Aegypter 386. 
Rianma, St. 332. 


Ribatha, ſ. Rehub. 


Ribäu, ©t. 333. 

Ribith, St. 662. 

Ribu, B., ſ. Libu. 

Ribut, St. 333. 661. 

Ri⸗hu⸗za, St. 515. 

Ri-ma-ka, Wegerland u. V. 402. 
Nimanen, f Limanon. 

Rimenen, 8., |. Limanon. 

Rinan, Mutter Bes 421. 423. 
Riu-the-the-ka, Negerland u. 8. 401. 
Noant, Verwandte Aahmes’ 229. 231. 
Rofu, Ort 407. 

Rohan, St. 111. 155. 162. 
Rohannu, Landſchaft 119. 

Rohir, Tit. 252. 404. 440. 471. 534. 
Roi, Oberpriefter 584 ff. 

Rois, Tit. 357. 359. 

Rolli, Papyrus 615. 617. 

Rom, St. 385. 386. 

Roma, Sohn Roi's 586. 

Roſchatha, St. 596. 

Rot, 


Rofette St., ' Raſchid. 
Rother Berg. | 
Rothland, | — — 

Rudamen L K. 728. 

Ruten, ſ. Ruthen. 
Rutennu, V. 218. 219. 234. 


Ruthen, V. u. 8. 13. 119. 270. 271. 

294. 305 f. 309 ff. 315. 321 ff. 327 ff. 
ff. 351 ff. 361. 388. 391 f. 
434. 461. 464 - 468. 480. 516. 528. 


334. 339 


596. 609. 644, 
Rutheuhir, 2. 270. 


Sa, Berwanbdter Aahmes’ 229. 
— St. 681. 703. 
Sa⸗a⸗bi⸗tha, St. 515. 

Saah, ®. 348. 

Sa’ancdıt, 8. 275. 433. 
Sabacon, ſ. Schabal. 
Sabag-Xel, St. 560. 
Eabbaticus rivus, ſ. Schabatun, Fl. 
Sa-bi-ri, Negerland u. 8. 401. 
Sabsli, Name 732. 

Sadau, St., ſ. Zeiß. 

Sacht? 615. 

Sagabi, Wafferpla 549. 
Sagarta, Eigenname 197. 
Sa-ha-ba, Kegerland u. B. 401. 
Sabatber, K., ſ. Stammtafel. 
Sahidiſche Mundart 211. 
Sahura, 8. 69. 86. 87. 


Dertlichleit vor den Pyramiden 


ZTustefcher 74. 421. 422. 


809 


‘ 


Sai, |. Sais u. Sa. 

Said, Name für Oberägvpten 16. 

Sa' ir, V. 5 

Sais, St. 262. 680 fi. 686. 695. 744. 
720u— 134. 735 f. 738. 740746. 

Sakti, St. 453. 

Salamis, f. Salomasli. 

Salatie, 8. 213 

Saleim, j. Schalanta. 

Salenı, |. Schalama. 

Sali, St. 603. 

Salmanaffar III v. Affur, 670. 

Salomasli, St. 603. 

Salomo, gonig v. Juda 660. 

Saltha, ©t. 3 

Saltis, |. Salatie, 

Samai, 3. 604. 

Sa-manir-ka, Negerland u. ®. 402. 

Samaria, 2. 312. 

Samarius, ein Chethiter 452. 

Samhud, bejonderer Name für Migbol 
in Unterägppten 424. 703. 


Samina, f. Semne. 
Samta | (Samtaui), Beiname Thutmes' 
64. 


Samui, | ſ. Kambyſes. 
— Frieſet 762. 

Samulis, ſ. Schemaan. 

Samut, Name für Dtigbol 194. 

Sandabra, K. 177. 183 

Sandfara, R. "106. 110. 537. 

Sandlla)ra, 8. 179. 

Sanchneſra Utu, 8. 178. 

Sangar, L., f. Sinear 313 ıc. 

Sant, Frauenname 248. 

Saopbis, ſ. Chufu 

Earparlidi, K. v. Chita 450. 456. 519. 


Saphir, j. Ischpar. 
Saptel, |. Sapalili. 
Saprer, |. Sapalili. 
Sapti, &. 57. 60. 
Sapzar, ein Chethiter 452. 
Saqqarah, D. 45. 56. 61. 69. 78. 84. 
90. 93. 98. 103. 394. 672. 
Sar, Tit. 716—733. 
Sarbanapal, |. Affur-banshabal. 
„K. v. Afigrien 726. 
Sara en Mafhuich, Tit. 675. 
Sar'a en Mat, Tit. 615. 
Sarbut-el-häbemn, St. 351. 386. 418, 
Sarbdinier, B. 578. 
Sarbonen, ſ. Scharbana. 


810 


Sargon, ſ. Uſarlon. 

Sarie, Tit. 248. 

Sarlu⸗dari, ein Sar 721 726. 

Sarna, St. 332. 

Saron, ſ. Sarna. 

Earpina, St. u. 2. 451. 524. 

Sarſu, L. u. St. 451. 

Satamon, Tochter Amenhotep's III 419. 

Satati, Verwandte des Aahmes 229. 

Sathechbeg, St. 453. 

Satt, B. 118. 264. 

— Göttin 151. 

Saturnus, ©., |. Seb. 

Saut, St. 184 

Scenae Mandrorum, St. 191. 

—— Beteranorum, St. 191. 

Scha-ament, ſ. Sochet⸗Ra 

Schaanu, Gewäſſer 190. 

Scha'at, Gegend mit Bergen 375. 

Schabat, 8. 727. 731. 732. 

Schabatal, 8. 727. 731. 

Schabk, |. Schabat. 

Schabatuan, |. Schabatun. 

Schabatun, Fl. u. St. 269. 332. 496. 
499. 503. 

Schabi, St. 604. 

Schat:ap, V. 593. 

Schainarkai, St. 454. 

Scairbana, ſ. Scharbana. 

Sgataliic, V. 568 ff. 575 ff. 598. 

Schalana, Ort u. Kanal 196. 205. 568. 

Schalama, St. 515. 

Scha-li-n-laa, St. 662. 

Schallith, Tit. 252. 

Schamaan, St. 332. 

Scha⸗ma⸗Ba'al, Vater Duin's 580. 

Scha⸗ma⸗ſcha⸗na, St. 515. 

Scharbana, B. 494. 502. 568 ff. 575. 
578 f. 589. 592. 595. 602, 

Schardina, |. Schardana. 

Schardonen, ſ Schardana. 

Schar?, ha-tau, St. 662. 

Scharmutha 559. 

Schäs [Schäsi', V. 347. 

Schaſa, ſ. Schaſu. 

Schaſchanq I, König v. Aſſur 641. 650 
—670. 617 ff. 755. 

—— II, 8. 669. 

—— III, 8. 671 fi. 

— IV, &. 671. 729. 

—— Oberprieſter 667. 

—— ein Sar 721. 

Schafu, V. 115. 202 ff. 208. 209. 214 ff. 
219. 236. 269. 276. 321. 342. 392. 


458 ff. 466 496. 555 ff. 501. 598. 
602. 

Schat, f. Schet. 

— L. 355. 

— ⸗ſotem, Schreiber 614. 

Schaua, Geb. 555. 

Schauirantha, St. 453. 

Schau-ke, St. 661. 

Schaue, Schauas, |. Schafu. 

Schamwah, | Schaua. 

Schäzetom, ®. 346. 

She, Name für den Möris 160. 

Sceat, V. 131. 

Schebbet, B. 349. 

Schebileth, St. 632. 

Schech⸗el⸗Belled 78. 169. 

Schech Said, St. 98. 

Schedtad, Eigenname 217. 

Sched⸗Nofer⸗tum, Priefter 672. 

Schema, ſ. Zatlara. 

Schemaan, ©t 331. 

Schemesch - Äthuma, St. (Schems-' 
332. 

Schemik, 2. 131. 

Schenai-aa, St. 602. 

Schenama, St. 332. 

Schen-man, St. 661. 

Schen-ur, 8. 45. 

Schep⸗en⸗apet, Königin 729. 

Schepeskara, 8. 69. 

Schepfestaf, 8. 69. 84. 65. 

—— and, Seber 85. 86. 

Scerohan, St. 232. 236. 255. 269, 

5. 

Scheruhan, St., ſ. Scherohan. 

Scet, Scheti, St. 126. 161. 

Schetat, Feſt 142. 146. 

Echetani, St. 438. 

Sche-ua-di, St. 661 

Scheur, Name des Möris 160. 

Schihan, f. Äschuschchen. 

Schiſchaq, |. Schaſchanq. 

Schou, ſ. Schu. 

Schu, ©. (Agathodämon) 29. 31. 695. 

Schunem, f. Schen-mau. 

|. Schenama. 

Schur, f. Anbu 119. 195. 

—— Schanzmauer 586. 

Sehusaron, St. 455. 

Schu⸗ſchi⸗in⸗qu, ſ. Schaſchanq, Sar. 

Schwarzland, ſ. Kemi. 

Echtbopolis, St. 515. 

Sch, ©. (Saturnus) 29. 31. 379. 396. 
470. 482. 516. 590. 634. 699, 





811 


Scha, St. 111. 

Sebchet, Thor an Tempeln 360. 

Sebek, G., ſ. Na 58. 159. 161. 163 
164. 166. 176. 377. 

Sebetgoten I. | ſ. Ra Chutaui, 8. 177 

L, |. Ra⸗Sochemchutaui, K. ir 
ie 

_— WW, . Ra⸗Sochem (ſuttaui), K. 
178. 182. 183 u Stammtafel. 

—— V, Chanoferra, 8. 178. 182. 183. 
u. Stammtafel. 

—— VI, f. Chaandra, 8. 178. 179. 
182. 183 u. Stammtafel. 

—— VI, Chabotepra, 8. 
183 u. Stammtafel. 


— — 


178. 182. 


Sebeknecht, Vater eines Chemprieſters 
119. 
— Edler 186. 


Sebel-nofru-ra, Königin 114. 159. 164. 
172. 176. 

Sebeltut, Edler 245. 

Sebennytus, St. 703. 734. 760 f. 

Sebercheres, ſ. Schepſeskaf. 

Sebichos, ſ. Schabatak. 

Secha⸗en⸗ra, Beiname Ramſes' XI. 

Sechem, ſ. Sochem. 

Sechem⸗cheperra, Beiname Uſarkon's J 
und anderer Könige. 

Sechet, G., ſ. Sochet. 

Sechoperenra, K. 179. 

Sechun, St., ſ. X0is 254. 

Sed, V. 346. 

Sedern⸗qa, St. 731. 

Sehat, Zit. 52. 

Sehathor, Beamter 136. 

Schel, St. u. 3. 561. 588. 

Se⸗her⸗ab⸗ra Pet-fisbaft, 8. 676. 

Schibra, K. 178. 

Sehotepabra I, 8. 177. 

—— II, 8. 117. 


— Thronname Amenembat's I 117. 
140 


—— Edler 163. 164. 

Seh-tom, B. 348. 

Seir, Berggegend 203. 204. 

Seiriten, ſ. Sa'ir. 

f Semempfes, 8. 57. 61. 

Semer uat, Tit. 52. 

Scmiten, ®. 187 ff. 

Semne, |. Semneb. 

Scmneb, St. 137. 151. 154. 157. 161. 
182. 266. 289. 375. 392. 400. 

Semsnofer, Baumeifler 50. 

Semnut, Baumeifter 279. 


Semyra, St. (Bamira) 309. 328. 331. 


Scnanr. Name für Sufellandief 7133. 

Zeneb, Landpfleger 13 134 

Senehef, Priefter 672. 

Senen-Lanen, Beiname K. Chabbaſch's 
499. 

Sennacherib, König v. Aſſyrien 725. 

Senoſerka, K. 106. 

Senoferu, K. 50. 57. 
369. 594. 

Senta, 8. 57. 58. 60. 

Senti, V., |. Sati. 

Sep, Gau 19. 

— ſ. Seb. 

Sepheth, J. Zaftha. 

Sephres, ſ. Sahura. 

Sephuris, K. 57. 

Septimius Severus, Römiſcher Kaiſer 
410. 

Ser, K., ſ. Stammtafel. 

Scr’amat, Tit. 656. 

Serapeum, Name für Zobtentempel 31. 
45. 61. 89. 90. 192. 562. 590. 672. 
675. 740. 

Serchepru⸗ra, 
439. 443. 

Serdab, Raum im Innern der Gräber 78. 

Seres, Verſchnittene 757 f. 

Serinik, ®. 345. 

Seri-nik, Negerland u. ®., ſ. Serinik 

402. 


65 ff. 68. 162. 


Beiname K. Horemhib's 


Sertara, 8 Beiname Amenhotep's I 260. 

6 

Ser⸗ptah, Tempelſchreiber 584. 

Ses, ſ. Ramſes II 478. 

Seſamum, Product 548. 

Seſchem⸗Barke 3785. 

Seſebi, V. 472. 

Seſochris, K. 57. 63. 64. 

Seſonchis, ſ. Schaſchanq. 

Seſonchofis, ſ. Ufurtafen I 114. 

Sefoftris, ſ. Ufurtafen II 114. 

— ägyptilher König nach griechiicher 
Sage, ſ. Ramies II 64. 478. 514, 
529° 542. 551. 555. 560. 563. 566. 

Seftefu, | Ramfes II 478. 

Ecftura, |. Ramfes II 478. 

Set, ©. Typhon) 29. 32. 56. 159. 199. 
211. 220. 222. 223. 254. 289. 395. 
442. 532. 590, 

— Tit. 52. 

— aa pe buti, K. der Hylkſos 222. 

—— 'Apehuti, Beiname Könige Nub 546. 


812 


Setat, Königin 50. 

Setau-’an, Landpfleger 529. 
Setef....ra 17. 

Setehebu, ®. 346. 

Setes, 8. 57. 

Setefu, |. Ramſes II 478. 

Setha, ®. 347. 

Sethenes, |. Senta. 

Ser hichopeſcheſ. Beiname Ramfes’ VIII 


Serben, ſ. Seti I. 

Sethofie, |. Ramſes II 418. 

Gethroite®, Gau 192. 194. 211. 213. 
217. 220. 248. 549. 


Sethroitifhe Nilmündung 204. 

Seti I, 8., Beiname Mincptah's I 37. 
38. 135. 203. 208. 433. 438. 450. 
457—480. 519 f. 530—542. 581. 

— II, Mineptah III, K. 546. 585 ff. 

— ein Chitafürſt 517. 

—— Landpfleger 597 f. 

—⸗em⸗pi⸗amon, Feldmeſſer 612. 

—2em⸗pi⸗thut, Feldmeſſer 612. 

Setnacht, K. 586—590. 

Settura, |. Darius J. 

Si⸗amon, ſ. Hirhor 643. 

Siaut, St., ſ. Saut. 

— St. f. Lycopolis 722. 

Sibaſt, Seiname Uſarkon's II u. anderer 
Könige. 

Sibon, f. Ziduna 

Si⸗iſe, Beinam: Thatelatb's II. 

Sikuler, V. 5 

Silitis, ſ. Salatis. 

Silfilie, St. 268. 405 |. 418. 424. 445. 
547. 561 f. 594. 624. 664 f. 755. 

Simeon, Stamm der Juben 255. 

Simpra, !. Femyta. 

Sin, G. 71 

Sina, St. S57. 

Sinai, Halbinſel u. Berg 66. 76. 88. 
131. 132. 148. 162. 166. 276. 352. 
386. 415. 


Sinear, St. 273. 341. 344. 465 f. 515. 
Sineh, Sineha 119. 120. 132. 
Singara, f. Sinear. 

Sipar, Königsfohn 259. 

Siptah, Oegentönig Setnacht's 557. 588. 
Sira Nena, K. 230. 

Sirbonis, See 119. 195. 199. 

Sirius, f. Sothis. 

Sifires, 8. 69. 

Sit:amen, Beiname Mimut's. 


Sit-Nofertum, Hausfrau 754. 

Si-uer-nenen-hib, Saumeifter 154. 

Si⸗ya⸗a⸗tu, St., ſ. Siaut. 

Stemioppris, |. Sehel-nofru-ra 114. 

Smam-deftu-f, ber Lone Ramfes' II 528. 

Smen..... ‚8. 179 

Smenlara, 8. 177. 

Smondtara Mermeſcha, 8. 177. 181. 

Snat, |. Sant. 

Snoferusnofer, Priefter 90. 

Soccho, f. Suko. 

Soden, St. 60. 100. 681. 703. 

(Sehem, Cheſem), das Alr- 

7— in den Tempeln 359. 366. 


Vhalaura, at. 181. 

Sochemkara, 8. 177 

Sohem...ra, K. 139. 

Sodet, Gemahlin PBatah's, Göttin 45. 
395. 407. 614. 647. 703. 711. 7621. 

Sodet:ra, Gebiet 45. 

Socho, f. Schauke. 

Sogdianus, K. 734. 

Sotari, ©. (Patah Sotari; 58. 59. 85. 
161. 562. 608. 671 f. 694 f. 

Sol, f. Ra. 

Soleb, St 402. 415. 433. 

Soli, ſJ. Sali. 

Somali, L. 110. 

Sommeju, Verwandter bet Aahmes 229. 

Son, Landpfleger 289. 

Sonem, ſ. Elephantine. 

Songi, &t. 731. 

Sop⸗teb⸗hib⸗ſet, Fefl 98. 

Sopt-Hor, ©. 162. 

Serie, 8. 69. 

Sos, . Schaſu. 

Solepren amon, Beiname Ufarkon's II 
und anderer Könige. 

Sotep-en-ptab, Beiname 676. 

Sotepenra, Tochter Amenbotep's II 421. 

— Beiname verjhiebener Könige 419. 
587. 630. 636 f. 

Sothis, Stern (Sirius) 39. 40. 146. 
201. 376. 607 

—— f. Iſis, Göttin. 

Speos Artemidos, Höhfe 474. 

Sphinr 77. 18 fi. 80. 220. 221. 34 fi. 

Stabel Antar, Felfengrablammer 181. 

Storar, Weihraud 343. 

Strabo 123. 134. 159. 756. 

Su, St. u. ®. 347. 

Suan, St. (Spene), Aſſuan 53. 74. 77. 
95. 118, 131. 138. 152. 166. 220. 





813 


276. 362. 375. 399. 421 f. 424. 472. 
546. 584. 677. 

Suanar, Schreiber 622. 

Su-an-qa, Negerland u. ®. 402. 

Suan⸗ro, Tempelichreiber 584. 

Sudos, rotobil 161. 

Sudan, 8. 263. 401. 436. 447. 

Südland, |. Kari. 

Suez, Landenge u. St. 8. 12. 97. 204. 
206. 583. 593. 755. 

Suf, Sufi, ſ. Paſufi. 

Suhen. St. 330. 

Suka, St. 453. 

Sukaua, St. 453. 

Suki-beki, St. 454. 

Suko, Gegend u. St. 191. 202. 204. 
332. 581. 585. 

Sutot, f. Suko. 

Supet, |. Supt, ©. 

Suphis, K. 57. 

—— f. Chafra. 

— K. ſ. Chufu. 

Supt, G. 67. 289, 418. 

Sur, St. 454. 

Zuted, |. Set, &. 199. 220. 223, 225. 
450. 451. 494. 499. 503—511. 519 
— 526. 546. 

Sutecdymes, ein Bote 580. 

Suten⸗rech, Tit. 748. 

Sutenra, 8. 183. 

Suten-reh, Name der Kinter von Kö⸗ 
nigslindern 24. . 

Sutlara, 8. 178. 

.ura, 8. 178. 

Sybon, St. 269. 

Syene, St., |. Suan. 

—— v. Sacy, Ueberſetzer Abdulla⸗ 
tif's 48 

Syme, ſ. Samai. 

Syrer, V. 432. 516. 

Syrien, L. 13. 97. 218. 219. 232. 270. 
340. 342 f. 150. 491. 513. 595. 


Ta, Lanbpfleger 562. 

Taa, Samilienname der Ra⸗ſelenen 228 ff. 
Taal, 

— in "238. 230. 

— III, 8. 228. 236. 245. 247. 
Ta-a, B. 347 

Taahu, Gau 570. 

Ta-’ain-ta, St. 702. 

Ta-al-ta, NRegerland u. B. 401. 
Taanach, |. Ta’anak. 

Ta’anak’a , St. 296. 298. 332. 661. 


Ta-'an-kau, St., ſ. Taanach. 

Ta'⸗a⸗pa⸗mau, St. 459. 

Ta-apır'a, St. 702. 

Ta⸗ari, Mutter des Peftot-baft 674. 

Ta⸗ba⸗n⸗arti, 3. 731. 

Tachis, St. u. 8. 339. 35%. 391. 556 

Tachnemſet, Verwandte Aahmes' 229. 

Tachnum notem, St. 460. 

Ta Chont, j. To Chont. 

Tachus, |. Zicho. 

Tabal, |. Zadar. 

Tadar, Chethiter 452. 

Tafnachth, Kleinlönig 680—646. 689. 
694. 704. 707. 721. 726 - 729. 

Tafrer, L. 596, 

Taharaga, Aethiopenkönig 


Ta⸗hir, Gemahlin Bet'e 4122 f. 

Tai⸗nacht⸗tha, Anführer 615. 

Taineia, | Teneia. 

Taini, ſ. Thinie. 

Tai⸗uzai, St. 683. 

Talam, L. 96. 

Takaru, St. u. V. 345. 

Takelath I, 8. 667 f. 

—— II, &. 669 f. 

Tateloth, Sehn, Schaſchanq's I 659. 

Talem, St. 

Tamabu, ®. rs 258. 

Ta Mazor, Gau 189. 

Tamera, 8. 15. 223. 2853. 285. 573, 
589 f. 

Ta-meri, L, f. Tamera 223. 

Tamker, ®. 345. 

Tanafi, Verwandte Petbaal's 239. 

Tanen, G. 81. 568. 591. 

Taniros, St. 454. 

Tanis, St. 94. 132. 168. 175. 181. 
192. 189. 200. 201. 203. 206. 208. 
209. 217. 218. 220. 240. 242, 251. 
294. 310. 359. 490. 519. 526. 545 
—554. 550-555. 643—650. 676, 
03. 720. 723. 751. 

Tanites, Gau 458. 550. 

Tanitifcher Nilarm 189. 

Ta⸗nuter, 2. 110. 351. 

Tap-na-adı- ti, 5 Zafnachth. 

Tapun, St 

Taracos, |. — 

Taratus ſ. Taharaqa. 

Taraua, Negerland 602. 

Tari, Grenzwache 400. 

Tariza, St 453. 

Tarkus, |. Taharaqa. 


715 - 731. 


Taroau, Geb. 53. 74. 75. 95. 135. 258. 


259. 406. 541. 
Tarquu, |. Taharaqa. 
Tarichebi, St. 603. 
Tarſos, |. Tharſchcha. 
Tartan, Tit. 718. 
Tarthiſebu, Chethiter 452. 519. 
Tarufu, ſ. Taroau. 
Ta-sa, V. 347. 
Taſch, Gau 19. 
Ta⸗ſche, Landſchaft 160. 
Taſchedchunſu, Gemablin Uſarkon's I667. 
Ta-sched-na, St. 662. 
Taſchera, Tochter Imenhotep'e IV 421. 
Taschesch-t, B. 3 
Ta-sem-ma, V. 37 
Taseth, ®. 347. 
Tat, 8., |. Tatkara. 
Tatai, |. Bubui. 
Tat-amen, Zempelmagd 654. 
Tatanen, . Tanen. 
Tatcheres, K., |. Zatlara. 
Tatefra, 8. sv. 81. 
Tastehan, St. 688. 
Tathar, Bruder Nebnutern's 474. 
Tasti-bor, Königin 674. 
Tat⸗Iſe, Tempelmagd 654. 
Tatittes, Verwandte bes Aahmes 229. 
Tatkara, K. 69. 90. 
— K., Beiname Schema 106. 
Tat⸗mui, Tempelmagd 654. 
Tat⸗ſetu, Pyramide 94. 
Taur, ſ. Tanis. 
Zamıer, B. 578. 
Taurus, Geb. 270. 
Ta⸗uſer, Königin 597 f. 
Ta-zeker, St. 453, 
Tazet, St. 454. 
Tearto, ſ. Zabaraga. 
Teb-ana.., 2. u. 3. 349, 
Tebet, Feſt 146. 
Techis, ſ. Tachis. 
Technactis, K. 42. 
Technaktis, ſ. Tafnachth. 
Tefab, Landpfleger 184. 
Teglath⸗phalaſar, K. v. Aſſur 645. 
Teben, V. 188. 
Tehneh, ſ. Tateban. 
Telel, St. 333. 
Tch-el-Amarna, D. 421—432. 
—:8Semut, D. 194. 
—— Muchdam. Standbild 221. 
Tel-Monf, Ruinenbügel 46. 
Temenen, Baumeifter 171. 


814 


Temuu, V. 529. 

Ten, Gewicht 286. 

Teneia, Gegend 578. 

Tenesiu, s. Thenusuu. 

Zenfu, 2. 529. 

Tennu, 8. 119. 120. 

Tent, Ebelfrau 128. 

Zent-tastot, Gemwäfler 233. 

Tentyra, St 383 f. 

Teoß, |. Zi-bo. 

Tep-nucheb, B. 347. 

Terehbah, L. 96. 

Terel, Viname eines Noferkara 106. 

Tefcher, 2 14. 133. 338. 388. 486. 716. 

Teta, 8. 51. 60. 63. 93 ff. 

—— Berwanbter YAahmes’ 229. 

Tetaa, Verwandter Petbaal's 239. 

Tetaan, Feind Aahmes’ 233. 

Tetan, 8257. 

Tethenes, B. 347. 

Tetheres, ®. 317. 

Teukrer, B. 579. 

Thaa, Mutter Pirameſſu's 516. 

Thaadar, Chethiter 452. 

Thaanach, s. Ta’anak. 

Thabor, B. 515 ff. 

Thachebes, Erbfürftin 761. 

Thachis, ſ. Tachis. 

Thakelath, Satrap 674. 

—— |. Takelath. 

—— Sohn Betife's 674. 

Thakeluth, |. Thakelath. 

Thalaba, s. Theleb. 

Thalech, St. 454. 

Thamaqur, St. 455. 

Thamasku, f. Damaskus. 

Thamenit, Et. 310. 

Thambu, V. 571. 574. 597, 

Thanınab, Et. 556. 

Thamphtbis, K. 69. 

Thapfacus, St. 451. 

Tharala, St., j. Telel. 

Thar-benika, NWegerland u. B. 402. 

Thargannas, Chetbiter 452. 

Zbargatha, Göttin (2) 452. 

Shargathajat, Chethiter 452. 
Thar⸗qa⸗ael, St. 557. 

Tharſchcha, St. 603. 

Thar-sian, Negerland u. B. 402. 

Thar-thar, Negerland u. B. 402. 

Thäru-t, St. u. V. 345. 

Thäsuroth, St. 332. 

Thaumask, |. Damaskus. 

Thebais, Landſchaft 111. 265. 643 fi. 


Theben, St. 9. 13. 20. 28. 43. 60. 106. 
107. 173. 182. 225. 227. 228. 230. 
234. 236. 237. 254. 257 ff. 265. 274. 
235 ff. 297 f. 300 f. 306 f. 


419. 421. 424. 425. 434 ff. 443 ff. 
457. 464. 469—419. 487. 490. 502. 
508 ff. 514 ff. 537. 512 ff. 550. 565. 
971. 587. 390. 593. 595. 59%. 605 ff. 
623— 650. 657. 663— 670. 676. 679. 
685 f. 711. 715— 733, 735, 

Theb⸗nuti, j. Sebenuptus. 

Thehebbu, ®. 346. 

Thelanaſch, St. 633. 

Theleb, St. 453. 

Thel-manna, St. 453. 

-—— -uan, St. 662. 

Themu-s-nun-th, 3. 340. 

Thense, V. 348. 

Tbentnub, Hausberrin 740. 

sram, St. 102. 

Thenusuu, ®. u. 3. 349. 

Thenuzuru, St. 453. 

Zheodofius II, Röm. Kaifer 191. 

Thepkanna, et. 453. 

Thera, Beiname Nebnuteru's. 

Therther, B. 346. 

Thes⸗baſt⸗pir, Prinzeſſin 673 f. 

Thetena, ®. 347 

Thetenen, ®. 379. 

Thethup, St. 455. 

Thi, Gemahlin Amenbotep’s III 275. 
409. 418 f. 424. 428 

— Amme Chunaten’s 437, 

—— Frau Ramjes' III uIlo. 514. 

Thia, &t. 332. 

Thimnah, ſ. Thamnah. 

Thini, ſ. Tini. 

Thinis, This, ſ. Tini. 

Thinnur, St. 455. 

Thiraui, V. 601. 

Thirhaga, 1. Zaharaya. 

Thi⸗taui, St. 694. 

Thot, ©., f. Thut 133. 

—- Monat 146, 185. 201. 329. 311. 
378. 607. 669. 692, 689. 743, 

TIhotmofis, |. Thutmes I. 

Thuaa, Prinz 275. 

Thuao, us, Schwiegermutter Amenbotep'& III 


—* Schilfſee 548. 
Thuhenli], ſ. Marmariden. 
Thupi, f. Thuben. 





327 ff. 
337 }. 340. 345. 356. 360. 363 f. 
368. 371 f. 377. 36 f. 404. 405. 408. 


w 


9) 


Thuka, St. 453. 

Thukamros, St. 454. 

Thuku, ſ. Suloth. 

Thullek, s. Thururek. 

Thururek, J. u. V. 345. 

Thut, ©. (Hermes) 33. 58. 81. 254. 
364. 350. 403. 441. 534. 607. 620. 
632. 691. 709. 

— Monat, |. Thot. 

—— Diener Pineptah 8 II 580. 

—— Amt 2 

Thuthana, 3 453. 

Thutemhat, Verwandter Aahmes' 229. 

Thut⸗em⸗hib, Schreiber 638. 

Thutkinder, ſ. Thutmes. 

Thutmes = Thutlinder 254 f. 263. 

Thutmes I, 8. 234 f. 255. 262 fi. 275. 
278. 370 ff. 

—— II, 8. 236. 255. 275. 278. 289, 
312. 371. 

—— II, 8. 79. 135. 153. 154. 185. 
218. 235. 255. 266. 271. 274 ff. 287. 
289 ff. 302. 307 ff. 326 ff. 334 ff. 
341. 344. 351 f. 356. 358 f. 362 ff. 
365—384 ff. 398 f. 106. 408. 434. 
450. 452. 462. 475. 515. 531. 550. 
519. 582. 

— IV, 8. 275. 393 fi. 

—— Landpfleger u. Baumeiftir 403. 

— Sohn Amenhotep'8 III 419. 

—— überpriefler 392. 

Thutmefu, Bürgermeifter v. Theben 447. 

Thut-rech-nofer, Rath 609. 613 f. 

Zi, Baumeifter 51. 89. 

Tiglath, ſ. Tafelath. 

Tigre, s. Takaru. 


Tigris, Fl. 271. 


Timaios, K. 212. 

Timaos, ſ. Timaios. 

Timios, ſ. Timaios. 

Timſach, Name 532. 

Tini, St. 41. 42. 59. 164. 
Tir, Verwandte Petbaal's 239. 
Tirhaqa, K. v. Aſſur 676. 
Tlas, K. 57. 

Zmai al Amdid, ſ. Mendes. 
Tnephachthos, |. Tafnachth. 
Tnephachthus, ſ. Technactis. 
To Chont, L. u. V. 257. 263 f. 708. 715. 
Tombos, 3. 261. 

Tomis, St. 138. 

Tom .. rep, ®. 348. 
Toſch⸗qe, D. 731. 

Tofer- ja], 8. 57 


Tofertafis, K. 57. 
[Tofer) tota, 8. 57. 
Toforthros, K. 57. 64. 
Tota, 8. 56. 58 fi. 


Touho, |. Taahn. 
Tritonis, See 188. 
Troja, ſ. Ta⸗roau. 

Tua, V. 347. 

—— (Tui), Königin 469. 
Tuaub. St. 453. 

Tub, f. Tubi. 

Tubi, St. 332. 

Tubidi, St. 555. 

Tuh, s. Du. 

Tuhir, Tit. 451. 49. 
Tuirſcha, |. Tuliſcha. 
Tulbentha, St. 454. 
Tuliſcha, V. 567. 570. 575 ff. 601 |. 


Zum oder Atum, ©. 122. 123. 140. 142. 
191 ff. 477 ff. 481 ff. 500. 513. 519. 
534. 568. 590 f. 642. 674. 682. 699f. 


Tu-(mer?), 2. u. 8. 349. 

Zum, &., f. Hormachu. 

— ‚Cheper, ©. (f. Hormadu) 123. 
siristts, Hausfrau 748. 

Tuneh, |. Gebei Tuneh. 





Tunep, St. u.%. 307. 324. 341. 344. 


353. 497. 514. 523. 
Tunipa, s. Tunep, 453. 
Tupu, Verwandter Aahmes' 229. 
Tura, f. Taroau. 
Turiſcha, ſ. Tuliſcha. 
Turkomanen, V. 491. 
Turſcha, ſ. Tuliſcha. 
Turſes, L. 602. 
Tur-su, Negerland u. V. 402. 
Zuru, Verwandier Petbaal's 239. 
Tutamen'anch, ſ. Tut⸗anch⸗amon. 
Tut⸗'anch⸗amon, K. 275. 433 ff. 
Tutcherura, 8. 179. 
Tu⸗teſcher, Berg 74. 421 ff. 
Tuthian, St. 331. 
Tut⸗hor, Gau 140. 
Tybarener, V. 596. 


Tybi, Monat 46. 329. 378. 431. 518. 


531. 538. 608. 744. 
Typhon, |. Set 29. 
Tyreis, 8. 57. 


Tyros, St. (Zor) 269. 339. 466. 555 f. 


954, 604. 


Uaa, 8. u. V. 348, 


816 


Uneneanı, Beiname Amenbotep's IV 419 $. 


More Ihema, IM Thutmes III, 328. 
Uaga, eh 607 

Uab, ale 561. 

Uah⸗ab⸗ra, 8. 734. 743. 748, 
— Xab, 8. 175. 

—— Ran-uer, Baumeifter 754. 
Ua-hath-lu-ka, St. 662. 
Habsfara-Belsen-rasnef, 8. 729. 
Uah⸗mer, Baumeifter 51. 


Uak, St. 111. 
eft 146. 165. 
Wan, t. 335. 339. 


Uaphris, |. Uahabra. 

Uaro-kith, St. 662. 

Uasro-ma, Rath 612. 

Uaſchaſch J V. 578. 592. 398. 

Ua. ‚St. 307. 

Uau, Tii. 71 

Yauat, 8. 96. 102. 117. 118. 138. 266. 
311. 319. 321. 323. 326. 346. 627 ff. 

Uäzetäm, 2. u. 8. 349. 

Übeh, ®. 347. 

Uden, j. Kenes-th u. Uden-t. 

Uden-t, 8. u. ®. 348. 

Uenepbes 1, 8. 56. 61. 

—— II, 8. 56. 

Wit, St. 195. 

U. .Iu, St. 604. 

Una, Belbhert K. Pepi's 91 ff. 99. 101. 
02. 


— munu, ein Sar 721. 
Unat, St. 453. 

Unas, 8. 69. 92. 

Unger, beutjiher Selehrter 35, 
Uniuga, St. 

Unnofer, ©. si 485 ff. 
Unu, J. u. Küftenland 465. 
Motcheperra Kames, 8. 230. 237. 
Uotmes, Königsfohn 256. 
Upal, Gefilde 378. 380. 

Upek, ſ. Upak. 

Up⸗ta, —* für Grenzort 374. 
Ur, Tit. 53. 207. 223. 
Uräus-Schlan € 237. 591. 
Uranus, Griech. ©. 31. 
Urduru, Enkel NRoferlara’s 87. 
Urbamane, 8. 723 ff. 

Ur-ki, Negerland u. B. 402. 
Ur-maa Rofirurra, Königin 527. 
Urt, Pyramide 76 

Urth, 8. 347. 

Urunsarti, 3. 731. 733. 


817 


Us, St., ſ. Theben. 

Ulaphaibos, K 57. 

Ufarfon I, &. 659. 667. 683, 

—— II, 8. 668 f. 674. 

—— Öberpriefter 670. 

—— Gatrap 681. 686. 700 ff. 
Uſchem, |. Sochem. 

Ulem- Metall 327, 

Ufer, Geb. 556. 

Uſer⸗cha⸗ ra, Beiname Setnacht's 587. 
Ufersöheperurra, Beiname Mineptah's III 


Iferihereh, K., ſ. Uſerka. 

Uſerka, 8., ſ. Uilaf. 

Ufer-maasra, St. 560. 
Ufer-ma»ra, Beiname Ramfes’ III 591. 

— Beiname verfchiedener Könige 622. 
636. 668 f. 671 f 

—— nachtu, ein eher 621. 

—— :Scheper, Rath 621. 

Ufiri, ufeiteti, ſ. Seti I. 

Uſtaf, 8. 69. 56. 

Us⸗ſati, Banmeifter u. Landpfleger 392. 

Us⸗ſchopeſch, gmame Amon’s 753. 

Ufurtajen I, &. 114. 120 ff. 131 ff. 141. 
168. 634. 

—— II 8. 114. 128. 138, 147 f. 

— III, &. 114. 128. 137 f. 150 ff. 
163. 181. 375. 

Baumeifter 171. 

Utent, f. Uthen-t. 

Uthau, V. 3416. 

Uthen-t, f. Utent u. Uden-t, ®. n. 8. 
346. 355. 

Uti, Nordveſte 459. 560. 

Utnas, 8. 57. 

Utu-leth-t, j. Ze(P; -lethet. 

Uu⸗n⸗r'a⸗nofer, St. 696. 702. 

Uza-chunsu, Baumeifter 754. 

Uzahor, Sohn Pfametif's 81. 

—— ein Aegypter 708. 

—— senspistt, Beamter 738. 748—751f. 

U-(zed?:-au, £. u. 8. 349. 





Bafjalli, italien. Archäolog 422, 
Vedan, !. u. V., ſ. Uden-t. 
Vulkanus, |. Batab. 


Wadi Alaki, Feletbal 530—536. 

— Araba 2 

— 5a. &t. 131. 151.375. 402.457. 

—— Magharah, Felemat Pal 76. 87f. 
90. 94. 102. 132. 162. 2 

—— Sebua, Felsthal 543. 


Bruaſch, Beicdichte Aegyptens. 


Weihrauch⸗Land, ſ. Maiu. 
Wyſe, engl. Tberſt 71. 82. 


Xerxes I, K. 734. 
—— Il, K. 734. 
Zois, St. 173 f. 395. 650. 656. 708. 
Zoites, Gau 682. 


Zabsan-nuti, f. „Oebennytus. 

Zad-poth-el, St. 661. 

BZafsem-faf, Beiname Merenra’a 105. 

Zaftha, St. 333. 

Zagerel, St. 453. 

Zagu-Holz 306. 314 f. 326. 343 f. 

Zagylis, St. 578. 

Baba, 8. 195. 255f. 294. 309. 313. 315 
ff. 322. 334. 341 ff. 354. 459 f. 496, 
502. 599. 608. 

Zahi, |. Zaha. 

Za-hib, Baumeifter 75 

Zaiath⸗ dirra, St. u. L. bi. 524, 

Zaina, 8. 524. 

Zakal, St. 453. 
a:fa- ii mau, Vater Thut's 580. 
alar, Zallari, V. 578f. 592. 599-602, 
aftari, |. Zakar. 
akfarıı, ſ. Zalar. 

Za-kui, Negerland u. B. 402. 

Zal, Zalu, |. Zar, Bor. 

Zalema, St. 661. 

Zalmonah, ſ. Zalema. 


Sam 

amar, |. Semyra. 

. vd. Libu 597, 
Zamauka, St. 454. 
—5 ſ. Semyra. 
an-hibu, Baumeiſter 754. 
Zani, Burgoogt 580. 
Zanruisu, St. 153. 

Za' nu, |. Tanis. 
Za⸗patha, ſ. Zidiputha. 
Zape-ge-ga, St. 662. 
aphat, ſ. Zifthe. 
Saphniatpa’ anech, Tit. 248. 
en Bote 580. 


— 


ar, Name für Tanis. 

aranda, St. 451. 524. 
Zar'au⸗na, St. 556. 
Zarduna, 8. 580, 
Sant |. Zarau-na. 

areptha, ‘. Sarepta. 
Zarnas, St. 455. 
Zarruisu, |. Zanruisu. 
Zarthan, ſ. Salthà. 


52 





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Zufäbe und Berbefferungen 


zur 


—Geſchichte Acgypten’s 


unter den Pharaonen. 


Nach den Denkmälern 


bearbeitet von 


Dr. Heinrich Brugfd Bey. 





Leipzig, 
J. C. Hinrichs'ſche Buchhandlung. 
| 1878. 


810 


Sargon, |. Uſarkon. 

Sarie, Tit. 249. 

Sarlu⸗dari, ein Sar 721 726. 

Sarna, St. 332. 

Saron, ſ. Sarna. 

Earpina, St. u. 8. 451. 524. 

Sarfu, L. u. St. 451. 

Satamon, Tochter Amenhotep's III 419. 

Satati, Bermanbte des Aahmes 229. 

Sathechbeg, St. 153. 

Sati, B. 118. 264. 

— Göttin 151. 

Saturnus, G., ſ. Seb. 

Saut, St. 184 

Scenae Mandrorum, St. 191. 

Beteranorum, St. 191. 

Scha-ament, ſ. Sochet⸗Ra 

Schaanu, Gewäſſer 190. 

Scha'at, Gegend mit Bergen 375. 

Schabat, 8. 727. 731. 732. 

Schabatal, K. 727. 731. 

Schabt, |. Schabat. 

Schabatuan, f. Schabatun. 

Scabatun, Fl. u. St. 269. 332. 496. 
499. 503. 

Schabi, St. 604. 

Schai-ap, V. 593. 

Schainarkai, St. 454. 

Schairdana, ſ. Schardana. 

Schakaliſcha, V. 568 ff. 575 ff. 598. 

Scalana, Ort u. Kanal 196. 205. 568. 

Echalama, St. 515. 

Scha-li-n-laa, St. 662. 

Schallith, Tit. 252. 

Schamaan, St. 33?. 

Scha-ma-Ba’al, Vater Duiu's 580. 

Scha⸗ma⸗ſcha⸗na, St. 515. 

Schardana, B. 494. 502. 568 ff. 575. 
518 f. 589. 592. 595. 602. 

Schardina, ſ. Scharbana. 

Schardonen, |. Schardana. 

Schar , ha-tau, St. 662. 

Scharmutha 559. 

Schäs [Schäsi', V. 347. 

Schafa, |. Schafu. 

ESchafchang I, König v. Aſſur 641. 650 
—670. 677 ff. 755. 

—— II, 8. 669. 

—— III, 8. 671 ff. 

— IV, &. 671. 729. 

—— überpriefter 667. 

—— ein Sar 721. 

Schafu, B. 118. 202 ff. 208. 209. 214 ff. 
219. 236. 269. 276. 321. 342. 392. 





455 ff. 466 496. 555 ff. 561. 593. 
602. 
ES chat, ſ. Schet. 
—— |. ). 
— ⸗ſotem, Schreiber 614. 
Schaua, Geb. 555. 
Schauirantha, St. 453. 
Schau-ke, St. 661. 
Schaue, Schauas, ſ. Schafu. 
Schamab, | Schaua. 
Schäzetom, V. 346. 
Sche, Name für den Möris 160. 
Sceat, ®. 131. 
Schebbet, ®. 349. 
Schebileth, St. 632. 
Schech-⸗el⸗Belled 78. 169. 
Schech Said, St. 96. 
Scheddad, Eigenname 217. 
Sched⸗Nofer⸗tum, Priefter 672. 
Schema, |. Tatlara. 
Schemaan, St 331. 
Schemesch- Äthuma, St. (Schems-) 
32. 
Schemik, 2. 131. 
Schenai-aa, St. 662. 
Schenama, St. 332. 
Schen-man, St. 661. 
Scen-ur, 8. 45. 
Schepe⸗en⸗apet, Königin 729. 
Schepeskara, K. 69. 
Schepſeskaf, K. 69. 64. 65. 
—— anch, Seher 85. 86. 
Scherohan, St. 232. 236. 255. 269. 
295. 
Scheruhan, St., ſ. Scherohan. 
Schet, Scheti, St. 126. 161. 
Schetat, Feſt 142. 146. 
Schetaui, St. 438. 
Sche-ua-di, St. 661 
Scheur, Name des Möris 160. 
Schihan, f. Äschuschchen. 
Schiſchag, |. Echafchang. 
ou, f. Schu. 
Schu, ©. (Agathodämon) 29. 31. 695. 
Schunem, ſ. Schen-mau. 
Schenama. 
Schur, ſ. Anbu 119. 195. 
—— Schanzmauer 586. 
Schusaron, St. 455. 
Schu⸗ſchi⸗in⸗qu, ſ. Schaſchanq, Sar. 
Schwarzland, ſ. Kemi. 
Schthopolis, St. 515. 
Sch, ©. (Saturmus) 29. 31. 379. 396. 
470. 482. 516. 590. 634. 699. 


811 


Scha, St. 111. 

Sebchet, Thor an Tempeln 360. 

Schet, ©., ſ. Ra 58. 159. 161. 162. 
164. 166. 176. 377. 

Schelhotep I, |. Ra Chutaui, 8. 177. 

—— II, di Ra⸗Sochemchutaui, K. 177. 
180 - 183. 

— ITV, fi Ra⸗Sochem (ſuttaui), 8. 
178. 152. 183 u Stammtafel. 

—— V, Chanoferra, 8. 178. 182. 183. 
u. Stammtafel. 

—— VI, f. Chaandra, 8. 178. 179. 
182. 183 u. Stammtafel. 

—— VII, Chabotepra, 8. 
183 u. Stammitafel. 

Sebeknecht, Bater eines Chempriefters 
119. 

—— Edler 156. 

Sebek⸗nofru⸗ra, Königin 114. 159. 164. 

.. 472. 176. 

Sebeltut, Edler 245. 

Sebennytus, St. 703. 734. 760 f. 

Echercheres, |. Scherfestaf. 

Sebichos, |. Schabatat. 

Secha⸗en⸗ra, Beiname Ranıjee’ XI. 

Schem, ſ. Sochem. 

Sechem⸗cheperra, Beiname Uſarkon's I 
und anberer Könige. 

Sechet, ©., |. Socket. 

Schoperenra, K. 179. 

Schun, St., ſ. Xoĩs 254. 

Sed, ®. 346. 

Schein.ga, St. 731. 

Sehat, Tit. 52. 

Sehather, Beamter 136. 

Scehel, Et. u. 3. 561. 588. 

Se⸗her⸗ab⸗ra Bet-fisbaft, 8. 676. 

Schibra, K. 17%. 

Echotepabra I, 8. 177 

—— 1], 8. 177 

—— Thronname Amenemhat's I 117. 
1 


178. 182. 


40. 
—— Edler 163. 164. 
Seh- tom, B. 349. 
Seir, Berggegenb 203. 204. 
Seititen, ſ. Sa’ir. 
Semempfes, 8. 57. 61. 
Semer uat, Tit. 52. 
Scmiten, ®. 187 ff. 
Semne, |. Semneb. 
Sımne, St. 137. 151. 154. 157. 161. 
162. 266. 259. 375. 392. 400, 
Semenofer, Baumeifter 50. 
Semnut, Baumeifter 279. 


Semyra, St. (Zamira; 309. 325. 334. 

341. 

Senaar, Name für Infellanpfchaft 733. 

Seneb, Landpfleger 134. 

Senebef, Prieſter 672. 

Senen⸗Tanen, Beiname K. Chabbaſch's 
759. 

Sennacherib, König v. Aſſyrien 725. 

Senoferka, K. 106. 

Senoferu, K. 50. 57. 
369. 594. 

Senta, 8. 57. 58. 60. 

Senti, ®., |. Sati. 

Sep, Sau 19. 

— ſ. Seb. 

Sepheth, ſ. Zafthä. 

Sephres, |. Sahura. 

Sephuris, K. 57. 

Septimius Severus, Römiſcher Kaiſer 

10. 

Ser, K., ſ. Stammtafel. 

Ser'amat, Zit. 656. 

Serapeum, Name fir Tobtentempel 31. 
45. 61. 89. 90. 192. 562. 590. 672. 
675. 740. 

Serchepru⸗ra, 
439. 443. 

Serdab, Raum im Innern der Gräber 78. 

Seres, Verſchnitien⸗ 157 f. 

Serinik, V. 345. 

Seri-nik, Negerland u. V., ſ. Serinik 

40 


65 ff. 68. 162. 


Beiname K. Horemhib's 


Serkara, Beiname Amenhotep's J 260. 
262. 275 

Ser⸗ptah, Tempelſchreiber 584. 

Ses, ſ. Ramſes II 478. 

Seſamum, Product 548. 

Seſchem⸗Barke 378. 

Seſebi, V. 472. 

Seſochris, K. 57. 63. 64. 

Seſonchis, ſ. Schaſchanq. 

Seſonchoſis, ſ. Ufnrtafen I 114. 

Scjoftris, f. Ufurtafen II 114. 

—— äyyptifcher König nach griechischer 
Sage, |. Ramſes II 641. 478. 514. 
529. 542. 551. 555. 60. 963. 566. 

Seſteſu, | Ramfes II 478. 

Seſtura, |. Ramfes II 478. 

Set, ©. (Typhon) 29. 32. 56. 159. 199. 
211. 220. 222. 223. 254. 2859. 395. 
442. 532. 590, 

— Tit. 52. 

— aa pe huti, K. der Hykſos 222. 

—— 'Apehuti, Beiname Könige Nub 546. 


= 17 — m — — — —— on [gu ”- — vn ——gergs 


812 


Setat, Königin 50. 

Setau-’an, Landpfleger 529. 
Seef....ra, K. 177. 

Setehebu, ®. 346. 

Sees, 8. 57. 

Setefu, ſJ. Rome II 478. 

Setha, ®. 317. 

Setbenes, ſ. Senta 

Serr di chepeſchej Beiname Ramſes' VIII 


Serben, ſ. Seti I. 

Sethoſis, |. Ramſes II 478. 

Gethroites, Gau 192. 194. 211. 213. 
217. 220. 248. 549. 


Sethroitifche Nilmündung 404. 

Seti 1, &., Beiname Mincptah's I 37. 
38. 135. 203. 208. 433. 438. 450. 
457—480. 519 f. 530—542. 581. 

—— H, Mineptah III, 8. 546. 585 fi. 

—— ein Chitafürft 517. 

—— Landpfleger 597 f. 

— ⸗em⸗pi⸗amon, Felbmeffer 612. 

——sem-pisthut, Feldmeſſer 612. 

Setnacht, 8. 586—590. 

Cettuva, |. Darius J. 

Si-amon, |. Hirbor 643. 

Siaut, St., |. Saut. 

—— $t., |. &ycopolis 722. 

Sibaft, Beiname Uſarkon's II u. anderer 
Könige. 


Sibon, f. Zidun 

Si⸗iſe, Beiname Tpatelath's 1I. 

Sikuler, V. 578 

Silitig, ſ. Salatis. 

Silſilis, St. 268. 405 f. 418. 424. 445. 
547. 561 f. 594. 624. 664 f. 755. 


Simeon, Stamm der Juden 255. 

Simyra, |. Zemyra. 

Sin, G. 71 

Sina, St. Sn. 

Sinai, Halbinjel u. Berg 66. 76. 88. 
131. 132. 148. 162. 166. 276. 352. 
386. 418. 


Sinear, St. 273. 341. 344. 465 f. 515. 
Sineh, Sineha 119. 120. 132. 
Singara, ſ. Sinear. 

Sipar, Königsſohn 258. 

Siptah, Gegentänig Setnacht's 597. 588. 
Sira Nena, 8. 2 

Eirbonig, See 19 "195. 199. 

Sirius, i. Sothis. 

Siſires, K. 69. 

Sit⸗amen, Beiname Mimut's. 


Sit-Nofertum, Hausfrau 754. 

Si- uer-nenen-hib, Baumeifter 754. 

Si⸗ya⸗a⸗tu, St., ſ. Siant. 

Skemiophris, |. Schel-nofru:ra 114. 

Smam⸗ eu, ber Lowe Ramfes’ II 528. 
179 


Smenlara, 8. 177. 

Smondtara Mermeiha, 8. 177. 181. 

Snat, |. Sant. 

Snoferuenofer, Priefter 90. 

Soccho, f. Suko. 

Sodem, St. 60. 100. 681. 703. 

— (Sehen, Chefem), das Aller⸗ 
peitigft in den Tempeln 359. 368. 
‘ 


— Chafaura, St. 181. 

Sochemkara, 8. 177. 

Sodhem...ra, 8. 119. 

Sodet, Scmahlin Batah’s, Göttin 45. 
395. 407. 614. 647. 703. 711. 762 f, 

Sochet⸗ra, Gebiet 45. 

Socho, ſ. Schauke. 

Sogdianus, K. 734, 

Solari, ©. (Patah Sokari) 58. 59. 85. 
161. 562. 608. 671 f. 694 f. 

Sıl, f. Ra. 

Soleb, St 402. 415. 433. 

Soli, \. Sali. 

Somali, 2. 110. 

Sommefu, Berwandter des Aahmes 229. 

Son, Landpfleger 289. 

Sonem, ſJ. Elephantine. 

Songi, St. 731. 

Sop-teb:bib-fet, Feil 98. 

Sopt-Hor, ©. 162. 

Soris, K. 69. 

Sos, . Schaſu. 

Solepren amon, Beiname Uſarkon's Il 
und anderer Könige. 

Sotep⸗en⸗ptah, Beiname 676. 

Sotepenra, Tochter Amenhotep's II 421. 

—— Beiname verjhiedener Könige 419. 
587. 630. 636 f. 

Sothis, Stem (Sirius) 39. 40. 146. 
201. 376. 607. 

— |. gie, Göttin. 

Speos Artemidos, Höhle 474. 

Sphinr 77. 78 ff. 80. 220. 221. 394 fi. 

—* Antar, Felſengrablammer 181. 

Storax, Weihrauch 343. 

Strabo 123. 134. 159. 756. 

Su, St. u. B. 347. 

Suan, St. (Syene), Aſſuan 53. 74. 57. 
95. 118. 131. 138. 152. 166. 220. 





813 


276. 362. 375. 399. 421 f. 424. 472. 
546. 584. 677. 

Suanar, Schreiber 622. 

Su-an-ga, Negerland u. V. 402. 

Suanero, Tempelfchreiber 594. 

Sudos, Krokodil 161. 

Sudan, 2. 263. 401. 436. 447. 

Südland, ſ. Kari. 

Suez, Landenge u. St. 8. 12. 97. 204. 
206. 583. 593. 755. 

Suf, Sufi, ſ. Paſufi. 

Suhen. St. 330. 

Suka, St. 453. 

Sukaua, St. 453. 

Suki-beki, St. 454. 

Suko, Gegend u. St. 191. 202. 204. 
332. 581. 585. 

Sukot, ſ. Sulo. 

Supet, ſ. Supt, ©. 

Suphis, K. 57. 


Supt, ö. 67. 259. 418. 

Sur, St. 454. 

Sutech, I. Set, G. 199. 220. 223. 225, 
450. 451. 494. 499. 503—511. 519 
— 526. 546. 

Sutecdymes, ein Bote 550. 

Suten⸗rech, Tit. 748. 

Sutenra, K. 183. 

Suten-red), Name der Kinter von Kö⸗ 
nigstindern 24. 

Sutlara, 8. 178. 

.ura, 8. 178. 

Sydon, St. 269. 

Syene, St., |. Suan. 

v. Sacy, Ueberſetzer Abbulla- 
tif's 48 

Syme, |. Samai. 

Syrer, ®. 432. 516. 

Syrien, &. 13. 97. 218. 219. 232. 270. 
340. 342 f. 450. 491. 513. 585. 


Ta, Landpfleger 562. 

Taa, Samilienname der Ra-felenen 228 ff. 
Taa I, 

— ir 238. 230. 

— IIL, 8. 228. 236. 245. 247. 
Ta-a, 8. 317 

Taahu, Gau 570. 

Ta-'ain-ta, St. 702. 

Ta-al-ta, Negerland u. B. 401. 
Taanach, |. Ta’anak. 

Ta’anak’'a', St. 296. 298. 332. 661. 


Ta-an-kau, St., f. Taanach. 

Ta'a⸗pa⸗mau, St. 459. 

Tarapır'a, &t. 702. 

Tarari, Mutter des Peftot-baft 674. 

Ta⸗ba⸗n⸗arti, 3. 731. 

Tachis, St. u. 2. 339. 36%. 391. 556 

Tachnemſet, Verwandte Aahmes’ 229. 

Tachnum notem, St. 460. 

Ta Chont, f. To Chont. 

Tachus, |. Zi«ho. 

Tabal, f. Tadar. 

Tadar, Ehethiter 452. 

Tafnachth, Kleinlönig 680—656. 689. 
694. 704. 707. 721. 726 - 729. 

Zafrer, 2. 596, 

Taharaqa, Aethiopenkönig 


Ta⸗hir, Gemahlin Bek's 422 f. 

Tai⸗nacht⸗tha, Anführer 615. 

Taineia, | Teneia. 

Taini, ſ. Thinis. 

Taiujai, St. 683. 

Talam, L. 96. 

Takaru, St. u. V. 345. 

Talelath I, 8. 667 |. 

—— II, &. 669 f. 

Tateloth, Sehn, Schaſchanq's I 659. 

Talem, St. 

Tamahu, V. — 288. 

Ta Mazor, Gau 189. 

Tamera, 8. 15. 223. 283. 285. 573, 
599 f. 

Tasmeri, L, ſ. Tamera 223. 

Tamker, ®. 345. 

Tanafi, Verwandte Petbaal’8 239. 

Tanen, ©. 81. 568. 591. 

Taniros, St. 454. 

Tanis, St. 94. 132. 168. 175. 181. 
152. 189. 200. 201. 203. 206. 208. 
209. 217. 218. 220. 240. 242. 254, 
294. 340. 359. 490. 519. 526. 545 
—554. 550585. 643—650. 676. 
703. 720. 723. 751. 

Tanites, Gau 458. 580. 

Tanitifcher Nilarm 189. 

Tasnuter, 2. 110. 351. 

Fapna-adı- sti, |. Tafnachth. 

Tapun, St. 333. 

Zaracos, |. Taharaga. 

Taralus, ſ. Tabaraga. 

Taraua, Negerland 602. 

Tari, Grenzwache 400. 

Tariza, St 458. 

Tarkus, |. Taharaga. 


715 - 731. 


822 


„Dede waren aus hellleuchtendem Geftein von Troja. Der Dfiris 
„des Weſtens war voller Freude ob der Denkmäler (meines Herrn.) 
„Ich felbit war voller Freude und meine Seele entzücdt ob meiner 
„Leiſtung.“ 

S. 138 Lin. 11 hinzuzufügen: „Auf einem Gedächtnißſtein in 
ber ägyptiſchen Sammlung zu Bulaq erſcheint der Name der Königin 
wieder in folgender Stammtafel: 


Ameni_ Frau: Hunt) Königin Nofert _ (Amenemba I) 
| — 
Fuau Prinzeß: H'a⸗t⸗ſchepſet 
Töchter: Söhne: 


Nezes⸗'anch, H'atſchepſet, Nebant Nub-⸗em⸗ua (Zerſtörte Namen). 


©. 162 Lin. 17 lies 44 ftatt 42. 

©. 163 Lin. 3 hinzuzufügen: „Die höchfte Zeitangabe, vom 
Jahre 44, enthält die Denkinfchrift eines gewiſſen Sebek-hir-hib, 
Sohnes der Hont, welche fid) in Sarbut-el-chadem befindet.*) 
Der Genannte erzählt, wie er für den König neue Minen geöffnet 
und bei diefem Anlaß der Schußgöttin des Ortes, der „Hathor, der 
Herrin von Mafkat“ reiche Opfer geweiht habe. Im Jahre 42 
(Inſchrift von Wadi Maghara) hatte ein anderer Beamte, Namens 
Sebekhotep, Aehnliches geleiftet.“ 

©. 164 Lin. 11 von unten hinter „gewonnen hatte.” hinzuzu⸗ 
fügen: Die mit Sebek zufammengejegten Eigennamen werden gegen 
bag Ende des zwölften Königshaufes immer häufiger und bereiten 


Wafjer aus dem Nil Binein, mie in die andere, bei der es durch einen ge 
mauerten Kanal hineinfließt und eine Inſel bildet, auf welcher Cheops 
begraben jein fol.” (©. H. Stein, die Geſchichten des Herodot, Oldenburg 
1875 ©. 171 ®b. I) 

*) ©. Champollion Notic. descript. II ©. 691. 


8 


ung auf die vielen Sebekhotep genannten Könige bes breizehnten 
Haufes vor. 

©. 176 Lin. 5 von unten: lies „breizehnten” ftatt „zwölften“. 

Zur Gefchlechtstafel zu S. 180: 

Der Name der Königstochter, Frau des Ai, ift zu lefen: Chonsu- 
chu-nes an Stelle von Chonsu. 

S. 182 Lin. 1 hinter „genau fo” einzufchalten: „mit feinen 
priefterlihen Amtsnamen.“ 

©. 197 Lin. 9 von unten hinter „fand. anzufügen: 

„Bor allen merkwürdig ijt der Name ’Akber*) d. i. das ebräifche 
"337 „Maus”. So hieß unter andern der Bater eines Königs von 
Edom (1 Mof. 36, 38)." 

S. 197 Lin. 7 von unten: lies „zunächſt“ ftatt nur“. 

©. 205 Lin. 15 bis Ende Lin. 24, ftatt deſſen wörtlich den 
Tert von ©. 568 Lin. 5 von unten bis ©. 569 Kin. 8 herzufeßen, 
und mit den Worten zu ſchließen: um jenen zu antworten”. | 

S. 208 Lin. 1 zu dem Namen „Char oder Chal” folgende 
Note unten anzufügen: 

„Der Name der Char, welcher fih auch in ben aſſyriſchen 
Keilinichriften zur Bezeichnung eines Volkes und Landes wieber- 
findet, hängt ohne Zweifel zulammen mit der ſemitiſchen Wurzel 
achur, achor, welche ſoviel bedeutet als „Nüdijeite, Hinterjeite, 
hinten, rückwärts“, und demnächſt auch die Weſtſeite einer Gegend, 
im Gegenjaß zu gädäm oder der VBorderfeite, Ojtjeite. Be- 
kanntlich richteten die ſemitiſchen Völker das Geſicht nach Dften, 
dem Sonnenaufgang zu, und nannten dem entiprechend den Dften 


*) Lieblein, Eigennamen Nr. 952. An der bezüglichen Stelle heißt die 
Perſon: „ver Thorhüter "Akber genannt R’ameses.“ 


824 


„Die VBorderjeite, die Weftgegend die Hinterfeite, dagegen den 
-Süden die rehte Seite (jamin) und den Norden bie Finke 
Seite (schemol, schamal). Im Gegenjat dazu fahen die alten 
Aegypter die meitlihe Seite an als die rechte (unim), bie öft- 
liche als die linfe (semah, woher das herodotiſche Asmach „Die 
zur Linken des Königs Stehenden‘). Sie wandten fi demzufolge 
mit dem Gefihte nah dem Süden, nah oben (hir) oder nad 
vorn (chont) hin, wie fie zu jagen pflegten, jo daß ihnen die 
Nordgegend im Rüden, lag, woher ihre Bezeichnung als der un- 
teren (chir) oder hinteren (pehu) Gegend. Die Benennung 
Char in dem Sinne von Hinterland fonnte mit Rüdjiht auf 
das Gefagte nur von jolhen Völkern ausgegangen fein, welche im 
Dften vom Lande Char d. h. an den Ufern des Euphrat ihre feften 
Siße hatten. Babel und fein jagenhafter Thurm erjcheinen fomit 
in deutlich erfennbarer Weife als der große Markftein der Rich— 
tungsbeftimmung der Völkerſitze des höchften Alterthumes. 
©. 222 Tin. 3 lieg „Ra-aa-genen*)“ ftatt „Ra-aa-ab-taui“. 
©. 223 Lin. 4 von unten lieg „einer“ ftatt „Teiner“. 
©. 253 Lin. 8 von unten lies: „Sturz und Vertreibung” ftatt 
„Sturz Vertreibung und“. 
S. 256 Yin. 6 von unten lieg: „So finden fich auf” ftatt „So 
auf". 





*) „Nach wienerholten forgfältigen Prüfungen der Namen Königs Apopi, 
wie ich fie in Abdrüden des Dentmaled von San (Tanis) und des Opferfteines 
von Bulaq befite, bat fi mir faft bis zur Gemißheit die Leſung genen an 
Stelle von ab-taui in dem Namen bes erften Schildes Ra-aa-genen (oder gen) 
ergeben. Diefe Thatſache ift ungemein merkwürdig, da unter den unmittelbaren 
Vorgängern (einheimifchen Stammes) des Königd Aahmes (XVII. 1) der pritte 
Taa (f. unten S. 223) denfelben Namen Ao- oder Aa-gen (Aa-genen) führte, nur 
mit dem Unterfchiede, daß diefe Benennung dem Familiennamen Taa beigefügt 
ift, während fie bei dem Namen des Apopi fi im erjten Schilde befindet.‘ 








828 


S. 279 Lin. 7 von unten und ©. 280 Lin. 10 lies Senmut 
itatt Semnut. 

©. 291 Lin. 7 und Lin. 1 von unten lies „1 Tag” ftatt „A Tage“. 

©. 305 Lin. 6 von unten lies: „das Gewicht Silbers in Stüden 
geichlagener Gefäße" ftatt „wiegend eine filberne Kanne mit Dengen“. 

©. 318 Lin. 4.von unten ließ: „Ohrringe, Spangen, Marmor, 
Augenfchminte” ftatt „... Sodel, Ded, Abhati, Augenſchminke“. 

©. 328 Lin. 1 von unten lies: „ven Lömwenantheil der damit 
verbundenen Schenkungen und Opfergaben erhielt”. 

©. 329, Anmerkung Lin. 5 lieg: „Feier des Amon „vom füd- 
lihen Theben“, welche am 15. Paophi begann und 11(+=?) 
Tage lang begangen wurde.“ 

©. 338 Lin. 8 hinter Kenemti einzufhalten: (die Bewohner 
der großen Daſe) 

S. 367 Lin. 8 lied 24 ftatt 34. 

©. 377 Kin. 1—13 ftatt „Ihr treten als wichtige Unter- 
ftügung” an bis zu den Worten „zu führen“, tft zu lejen: 

„Ihr treten als wichtige Unterftügung die bereit$ oben ange- 
„führten Angaben, wonach im Jahre 23 der Regierung bes Königs 
„det 21. Pachons auf einen Neumond und im Jahre 24 der 30. 
„Mechir, ebenfall8 auf einen Neumond und zugleich auf den zehn- 
„ten Tag eines anderen Monate fiel, beftätigend zur Seite. Der- 
„artige Doppelzählungen, wie fie die Denkmäler nicht felten er- 
„rennen lafjen, weiſen auf die Belanntihaft und Anwendung 
„eines Mondjahres, ſo wie andererjeit3 eines feiten Jahres Hin, 
„das neben dem altherfönmlichen Wandeljahre beftand und bis- 
„weilen zur genaueren Beitimmung einer wichtig ericheinenden Zeit- 





826 


„angabe zu Rathe gezogen wurde. Auf ber beigejdhloffenen Tafel 
habe ich e8 verfucht, dem Leſer die verichiedenen aus der Zeit Thut- 
mes' III herrührenden Daten überfihtlih vor Augen zu führen (ſ. 
die angeſchloſſene Tafel). 

©. 386 Lin. 14 einzufügen nah „anweiſen.“: 

„Daß Thutmes II in der That auch die Sonnenftadt d. 5. 
On-Heliopolis mit Spitfäulen jchmüdte, beweiſen bie beiden be- 
fannten Nadeln der Kleopatra zu Alerandrien, deren ältefte In⸗ 
ſchriften als ihren Urheber den genannten König gebührend rühmen. 
Die umgeftürzte Nadel, diejelbe, welche gegenwärtig ihre Ueber- 
fieblung nach England vollendet hat, trägt unter anderem in 
einem der vier Mittelftreifen folgende Inſchrift: „König Thutmes III 
„hat ausführen laſſen dieſes Denkmal zur Erinnerung an feinen 
„Vater den Gott Hormadhu (d. i. Helios), Er hat ihm aufitellen 
„laflen zwei große Spikfäulen mit einer Spite aus Glanzkupfer”. 
Auf den übrigen Seiten werben ausdrüdlic die Namen der Stabt 
On und des Phönirtempel3 (Ha-bennu) darin erwähnt *).“ 

©. 409 Lin. 12 von unten, zu lefen: „Thi und feiner Mutter 
Mut-em-ua”. | 

©. 429 Lin. 7 fl. von unten lieg: „und jchlug den Weg ein, 
„welcher in Chu⸗aten endet, von dem erſten Zeitpunkte an, als fie 
„aufgefunden hatte der König u. ſ. w. 

©. 447 nad Kin. 13 anzujchließen was folgt: 

„Wie Horemhib feine Anhänger zu belohnen mußte, davon 
giebt Zeugniß die Darftellung und Inſchrift in dem Grabe jei- 
nes treuen Dieners, des Priefters Noferhotep, auf der thebanifchen 


*) Vergl. Burton’s Excerpta hierogl. Taff. 41 und 42. 


827 


Zodtenftätte. Wann und wie dies geſchah darüber jagen ung bie 
eingefchriebenen Worte Folgendes: 

„sm Sabre 3 unter der Regierung des Königs von Aegypten 
„Horembhib zeigte fich feine Heiligkeit, dem Sonnengotte Ra ver- 
„gleichbar, in feinem eigenen Grabe in der Abficht eine Opfergabe 
„an Broten feinem Bater Amon zu reihen. Bei jeinem Aus» 
„tritt aus dem Goldfaale durchzogen Freudenrufe die ganze Gegend 
„und der Jubel ftieg himmelwärts. Da ward herbeigerufen ber 
„heilige Vater Amon’3 Noferhotep, um zu empfangen tauſendfachen 
„töniglihen Gnadenlohn an allerlei Geſchenken beftehend aus Sil- 
„ber und Gold, Gemwändern, feinen Delen, Broten und Getränfen, 
„Fleiſch und Zufpeifen. Nach dem Befehle meines (I. feines) Herrn 
„Amon wurden mir (l. ihm) die Belohnungen in allerhöchiter Ge- 
„genwart zuertheilt durch den Oberfänger Hotep-ab des Amon. 

„Noferhotep er fpricht alfo: Ein Reicher giebt Anerkennung 
„durch Geſchenke. Alfo ift der Gott, der König der Götter, welder 
„den anerkennt, der ihn anerfennt, und den belohnt, der für ihn 
„wirkt, und den beſchützt, der ihm dienet*). 

©. 466 Lin. 10 hinzuzufügen nad) Galiläa? „oder Hali im 
Stamme Aſcher?“ 

©. 473 Lin. 4 hinzuzufügen: 

„Seine Fünftleriihe Bedeutung wird erhöht durch die reiche 
Zahl wichtiger Darftellungen und Infchriften, welche der Mehrzahl 
nad mythologifcher Natur, auch in aftronomijcher Beziehung einen 


*) Die bezügliche Inſchrift habe ich zum erften Male veröffentlicht in meinem 
Recneil de Monum. égypt. tom. I pl. 37. Die von Herrn BPierret in den 
Melanges d’archeologie egypt. et assyr. tom. II p .196 vorgefchlagene Weber» 
tragung derſelben Inſchrift Scheint mir an mehreren Stellen einer Berichtigung 
zu bedürfen. 


828 


ganz befonderen Werth in fich bergen, wie vor allen die fo lehr- 
reihen Dedenbilder im fogenannten Goldjaale Einzig in ihrer 
Art ift der mythologiihe Inhalt eines längeren Tertes, welcher 
fih in einer Seitenfammer deſſelben Grabes befindet, und, wie 
Herr Naville jüngft nachgemwieien*), die Schilderung des Unter- 
ganges des verderbten Menjchengefchledhtes nach ägyptiſchen Bor- 
ftellungen zu ihrem Gegenftande hat.“ 

©. 511 Tin. 2 von unten lies: „und ewiglich” ftatt „wundiglich“. 

©. 525 Lin. 5 von unten lies: „jo werde feine” ftatt „eine“. 

©. 525 Lin. 3 von unten, anzufügen nad: „jeine Kinder“, 
„noch feine Leute.“ 

©. 546. Nach Zeile 13 Hinzuzufügen: 

„Aus einzelnen Inſchriften, welche die Spitläulen auf der 
Zrümmerftätte von Tanis bededen (nicht weniger als ein Dußend), 
lernen wir mande geſchichtlich oder mythologiſch wichtige Nachricht 
gelegentlich fennen. Eine derjelben bezeichnet den König als: 

„Krieger (mohar) der Göttin Antha (Anaitis), 

„Stier des Gottes Sutech (Baal).“ 
Eine andere nennt ihn: „den Stier im Lande Ruten“ (sie), wieder 
eine andere rühmt von ihm, daß er angerichtet habe ein großes 
Blutbad unter den „Schasu”-Nrabern. Pfeiler-Injchriften jagen 
aus: „er hat Feſte bereitet den Tempeln des Gottes Sutech”, er 
babe Kusch befiegt und das Volk der Schasu in die Gefangen- 
Ihaft abgeführt“, „da, wo er eine Straße öffnete, habe er fie in 
Belig genommen”. Die Kenntniß diefer und ähnlicher Angaben, 
die Licht auf die Gejchichte des Königs und auf die Bedeutung 


*) Bergl. Transact. of the Biblic. Archaeology 1V, 1875, ©. 1 ll. 


829 





von Tanis werfen, ſchuldet die Wiffenichaft den Forſchungen 
E. de Rouge’3.”) 

©. 559 Lin. 4 lies „von feinftem Stoff" ftatt „zum guten 
Dienft.” 

©. 565 Lin. 6 von unten. Hinter „mußte“ ein **) und dazu 
bie unten ftehende Anmerkung. 

©. 583 Lin. 4 lies „jeßhafte” anftatt „abhängige“. 

©. 587 Lin. 4 von unten lies: „des erften” ftatt „des eriten“. 

©. 595 Lin. 5 von unten zu „Bauten“ ein ») und dazu bie 
unten ftehende Anmerkung. 


*) Vergl. Melanges d’archeol. 6gypt. tom. II, &. 288 fl. 


**) Das umfangreiche, obwohl fehr zerftörte Grab dieſes Mannes (auf der 
Weftfeite von Theben) hat Champollion mit kurzen Worten befchrieben in den 
Notices descript. I ©. 538. An der zmeiten Thür deffelben las der franzöft: 
{he Hierogrammat die folgende Anfchrift: „Der Erbherr und Borftand der 
Propheten des Amon:ra, des Herrn von Theben, des erjten Propheten des 
Amon: Bekenchonsu, des Seeligen.“ 


***), Aus einer hieratiihen Felfeninfchrift in den Steinbrücden von Silsilis 
welche im Jahre 5, Monat Pachons, der Regierung Ramſes' III abgefaßt ward, 
erhellt auf da3 deutlichſte, daß zu der genannten Zeit der König feinem Hof: 
beamten, dem Schatmeifter Seti-em-hib des neu zu gründenden Tempelbaued 
ben Auftrag gegeben hatte, an der genannten Dertlichfeit Steine für den Bau 
brechen zu laffen. Hier die Heberfegung der fraglihen Denkſchrift: 

„Sm Sahre 5, im Monat Pachons, unter der Regierung des Königd und 
„Landesherrn Ufer:ma:ra Miamun, des Sohnes des Ra und Herrn der Kronen 
„Ramjes Hag:An, des Freundes aller Götter, des Lebensſpenders emig und 
„immerbar, erging der Befehl Seiner Föniglihen Majeftät an den Schagmeifter 
„Seti-em-hib bei dem Tempel langjähriger Dauer des Königs Ufer:ma:ra Mi: 
„amun in der Stadt Amon's (Tiospolis), ausführen zu lafjen die Denkmäler: 
„Werke an dem Tempel langjähriger Dauer Königs Ufer:ma:ra Miamun in der 
„Stadt des Amon auf der weltlichen Seite von Us (Theben). 

[Berzeichniß] der Leute, welche unter feinem Befehle ftanden: Männer 2000 

Steinhauer, Männer 200 
die Bemannung von 40 Breiticiffen von 100 Ellen (?) Länge und von 
4 Paar Secher⸗-Schiffeeee.. 42800 
macht zuſammen ohne Unterſchied Köpfe 3000.“ 


830 


©. 598 Lin. 8 ließ „Karchemisch” ftatt „Karschemisch“. 

©. 606 Tin. 8 bis Lin. 15 durch folgenden Tert zu erjeßen: 

„Ein Ramefjeum in der Tempelftadt des Sutech in der Stabt 
Pi-R’amses Miamun (Raemſes der Bibel). 

Der wißbegierige Lefer wird in meinem geographischen Wörter- 
buche jämmtlihe Bauten und Tempelanlagen verzeichnet finden, 
welche Ramſes II ſowohl in Oberägypten als in Unterägypten 
zu Ehren der Götter des Landes aufführen ließ. Der inzwilchen 
veröffentlichte große Papyrus Harris (ſ. oben Einleitung S. X) ge- 
ftattet nunmehr diefe fühlbare Lücke vollftändig auszufüllen.“ 

©. 625 Lin. 8 von unten, hinter Meritum, einzufchalten „ein 
Sohn der Königin Mut-nofer-ari,” 

©. 639 Lin. 13 lieg „nach einem“ ftatt „in einem“. 

&.642. Den Schluß der Seite durch folgende Anmerf. zu erweitern. 

„Nach einer ſchriftlichen Mittheilung meines verehrten Freundes 
Mariette-Bey ift im vergangenen Jahre (1876) in Abydus an dem 
Schune-el-zebib genannten Plate ein Denfftein Ramſes' XIII 
mit der Zeitangabe vom Jahre 27, Monat Mefori, Tag 8 des 
Königs aufgefunden worden. 

Desgleichen befindet ſich nad den von Herrn Pleyte veröffent- 
lichten Papyrusrollen de8 Turiner Muſeums in der genannten 
Sammlung ein möglicherweife eigenhändiges Handichreiben des 
genannten Königs vor, mit der Zeitbeitimmung: Jahr 17, Monat 
Choiahk, Tag 25. Den Inhalt des Schriftftüdes, nach Auslaſſung 
der amtlichen Einleitung, wird man am Beften aus nachſtehender 
Uebertragung verftehen fönnen: 

„Ein königlicher Befehl ergeht an den Königsjohn von Kuſch, 
„den föniglichen Schreiber ber Krieger, ben Vorfteher der Getreide- 





831 


„bäufer, den Herzog Painehas der Fremdvölker Pharao's, Des 
„Inhaltes: Ueberbracht wird dir werden des Königs Befehl, be- 
„treffend die Mittheilung, daß abgereift ift Jani, der Major domus 
„und Rath (ab) Pharao's. Veranlaßt ift fein Abgang durch Auf- 
„träge Pharao’s, feines Herrn. Er ift abgereift, um fie auszuführen 
„in dem Mittagslande. Kommt dieſes Sendſchreiben Pharao’g, 
„deines Herrn, zu bir, fo handle in befter Eintracht mit Jenem, 
„denn er ſoll ausführen die Aufträge Pharao's, jeines Herrn, 
„derentwegen er abgereift ift von bier. 

„Du mögeft Schauen auf die Tragbahre der großen Göttin, du 
„mögeft fie darauf heben und verladen lafjen auf das Schiff. Du 
„mögeft fie in feiner Gegenwart dahin bringen laſſen, wo die Bild- 
„ſäule zu ftehen bejtimmt iſt. 

„Du mögeft herbeibringen laſſen die Edeljteine (folgt eine Reihe 
„unbelannter Steinforten)eben dahin, wo ſich bie Bildfäule befindet, um 
„fie ben Händen der Künftler zu überliefern. Laß feine Verzögerung 
„eintreten in der Ausführung diefes Auftrages, jonft würde ich dich 
„stürzen. Schau! ich wende mid) bei diefer Botjchaft an deinen ge- 
„rechten Sinn. Alſo ift die Botfchaft, die dir fund gethan wird.‘ 

Der legte Theil des Briefes ift klar und beutlih, da er von 
ber Vorausſetzung ausgeht, daß der Statthalter von Aethiopien 
möglicherweife ein fäumiger Beamter fein fönnte. 

Berzeihniß von Werthen und Preifen um das Jahr 1000 
vor Chr. Geburt. 

Vorbemerkung. 

1 Ten (Pfund) = 90,959 Gramm. 
1 Ket (Loth) = 9,0959 Gramm. 
1 Ten = 10 Ket. 


832 


Werthbefimmungen des altägyptifchen ungemünzten Silber- 
und Kupfergeldes. 





mn nn nn — mn — — — 
-- - 
— — — — — — - - 


| | 
Altägppt. Gewicht. | Gewicht in Gramm. Silber. | Kupfer. 





1), Ket 3,0319 : 531) ⸗ | 2), 
nos 4,5479 : 80 1 
20 ⸗ | 6,0638 1 62); Ä ⸗ 1 I/a 
1. 9,0959 1 60 s 2 
2: | 18,1918 3 20 . 4 
3 ⸗ 27,2877 4 —W 6 
A: 36,3836 6 40 8 
5 45,4795 8 10 
6 54,5754 9 60 : 12 
1: 63,6713 11 20 14 
8 =: 72,1672 12 80 : 1 16 
9 =: 81,8631 14 40 : 118 
1 Ten 90,959 6 | =: 20 
2 181,918 32 |: ⸗ 40 
3 272,877 Fe | 60 
4 363,836 4 | 80 
5: 454,795 s0 | 1 — 
6 636,713 6 | : 1 20 
7: 727,672 12 ' : l 40 
Ss: 818,631 18 ı 1 60 


Mit Hülfe dieſer Tabelle wird es dem Leſer leicht werden, ſich eine richtige 
Vorſtellung von den nachſtehenden Preisbeſtimmungen zu machen. Ich bemerke 
noch, daß das Silber-Ket dem Didrachmon oder Stater, und das Kupfer-Kot 
dem Chalkus (— !/; Obolos) der Alten entfpridt. Die Kopten pflegten daher 
das griechiſche Didrachmon durch Kiti oder Kite zu übertragen. 


Berhältniß des Silbers zum Kupfer wie 1 zu 8. 
1 Sclave foftete 3 Ten 1 Ket Silber. 
1 Rind Loftete 1 Ket Silber = 8 Ten fupfer). 
1 Ziege koſtete 2 Ten Kupfer. 
1 Paar Vögel (Gänfe?) 1, Ten Kupfer. 


833 


500 Fiſche einer bejonderen Art, 1 Ket Silber (= 8 Ten fupfer). 
800 Fiſche einer anderen Art, 1 Ket Silber. 
100 Fiſche einer dritten Art, 1 Ket Silber. 
1 Tena oberägyptiihes Getreide, 5 bis 7 Ten Kupfer. 
1 Hotep Weizen, 2 Ten Kupfer. 
1 Hotep Spelt, 2 Ten Kupfer. 
5 Hin $onig, 4 Ten Kupfer, alſo 1 Hin = 8 Ket fupfer. 
366 Hin Honig, 3%, Ten Silber, alfo 1 Hin cca. Y,, Ket Silber. 
11 Hin Del, 17 Ten Kupfer. 
50 Morgen (set) Aderland, 5 Ten Silber. 
1 Gartenland, 2 Ten Silber. 
1 Mefler, 3 Ten Kupfer. 
1 Barbiermeiler, 1 Ten Kupfer. 
1 Metallgefäß in Gewicht von 20 Ten koſtete 40 Ten Kupfer. 
1 desgleichen " „6 „38 „ „ 
1 desgleichen n „1. n 3 „ 
1 Schurz aus feinem Zeuge, 3 Ten Kupfer. 
Der Monatslohn eines gewöhnlichen Arbeiters betrug 5 Ten 
Kupfer. 
Borftehende Angaben beruhen auf Auszügen von Snfchriften, 
welche über die Sicherheit der Auslegung feine Zweifel übrig laflen. 
S. 641 auf der großen Geichlechtstafel ijt König Pinotem II 
(XXI. Dynaftie, 5. König) al® Sohn Men-cheper-r’a’8 anzumerfen. 
Ebendafelbft den Namen der Prinzeß Hont-taui als Tochter 
ber Ise-em-cheb einzutragen. 
©. 654 Lin. 17 zu lejen: [„für den täglichen Honigbedarf”]. 
S. 661 Lin. 2 von unten lie: 'Aa-le-na. 


824 


„nie VBorderjeite, die Weftgegend die Hinterfeite, dagegen ben 
-Süden die rechte Seite (jamin) und den Norden bie kinke 
Seite (schemol, schamal). Im Gegenfaß dazu fahen die alten 
Hegypter die weſtliche Seite an als die rechte (unim), bie öft- 
liche alö die linfe (semah, woher das herodotiihe Asmach „die 
zur Linten des Königs Stehenden‘). Sie wandten fich demzufolge 
mit dem Gefichte nah dem Süden, nad) oben (hir) oder nad) 
vorn (chont) hin, wie fie zu fagen pflegten, jo daß ihnen die 
Nordgegend im Rüden, lag, woher ihre Bezeichnung als der un- 
teren (chir) oder hinteren (pehu) Gegend. Die Benennung 
Char in dem Sinne von Hinterland konnte mit Rüdjiht auf 
das Geſagte nur von ſolchen Völkern ausgegangen fein, melde im 
Dften vom Lande Char d. h. an den Ufern des Euphrat ihre feiten 
Site hatten. Babel und fein jagenhafter Thurm ericheinen jomit 
in beutlich erfennbarer Weiſe als der große Markftein der Rich— 
tungsbeſtimmung ber Völferfige des höchften Alterthumes. 

©. 222 Tin. 3 lieg „Ra-aa-genen*)“ ftatt „Ra-aa-ab-taui“. 

©. 223 Lin. 4 von unten lies „einer“ ftatt „Feiner“. 

S. 253 Lin. 8 von unten lies: „Sturz und Vertreibung” ftatt 
„Sturz Vertreibung und“. 

©. 256 Lin. 6 von unten lies: „So finden ſich auf” ftatt „So 
auf”. 


*) „Nach wiederholten forgfältigen Prüfungen der Namen Königs Apopi, 
wie ich fie in Abdriüden des Denfmales von Sarı (Tanis) und des Opferſteines 
von Bulaq befite, bat ſich mir faft bis zur Gewißheit die Lefung genen an 
Stelle von ab-taui in dem Namen des erften Schilde Ra-aa-genen (oder gen) 
ergeben. Diefe Thatfache ift ungemein merkwürdig, da unter den unmittelbaren 
Vorgängern (einheimifchen Stammes) des Königs Aahmes (XVIII. 1) der britte 
Taa (f. unten S. 223) denfelben Namen Ao- oder Aa-gen (Aa-genen) führte, nur 
mit dem Unterfchiede, daß diefe Benennung dem Familiennamen Taa beigefügt 
ift, während fie bei dem Namen des Apopi fi im erften Schilde befindet.” 


828 


S. 279 Lin. 7 von unten und S. 280 Lin. 10 lies Senmut 
ſtatt Semnut. 

©. 291 Lin. 7 und Tin. 1 von unten lies „1 Tag” ftatt „A Tage". 

©. 305 Lin. 6 von unten lieg: „das Gewicht Silbers in Stüden 
geichlagener Gefäße” ftatt „wiegend eine filberne Kanne mit Dengen“. 

©. 318 Lin. 4.von unten lieg: „Ohrringe, Spangen, Marmor, 
Augenſchminke“ ftatt „... Sodel, Ded, Abhati, Augenſchminke“. 

©. 328 Yin. 1 von unten lies: „den Römwenantheil der damit 
verbundenen Schenkungen und Opfergaben erhielt”. 

S. 329, Anmerkung Fin. 5 lieg: „eier des Amon „vom füd- 
lihen Theben“, welche am 15. Paophi begann und 11(+=?) 
Tage lang begangen wurde.” 

S. 338 Lin. 8 hinter Kenemti einzuschalten: idie Bewohner 
der großen Dafe) 

S. 367 Lin. 8 lies 24 ftatt 34. 

©. 377 Kin. 1—13 ftatt „Ihr treten als wichtige Unter- 
ftügung” an bis zu den Worten „zu führen“, tft zu lefen: 

„Ihr treten als wichtige Unterftüßung bie bereitS oben ange- 
„führten Angaben, wonach im Jahre 23 der Regierung des Königs 
„ber 21. Pachons auf einen Neumond und im Jahre 24 der 30. 
„Mechir, ebenfall® auf einen Neumond und zugleich auf den zehn- 
„ten Tag eines anderen Monates fiel, beftätigend zur Seite. Der- 
„artige Doppelzählungen, wie fie die Denkmäler nicht ſelten er- 
„tennen laffen, weiſen auf die Befanntihaft und Anwendung 
„eines Mondjahres, ſo mie andererjeit3 eines feften jahres Hin, 
„das neben dem altherfömmlichen Wandeljahre beitand und bis- 
„weilen zur genaueren Beſtimmung einer wichtig erjcheinenden Zeit- 


Zarthon, |. Zarduna. 
Za-sar, 8. 754. 
Bat, Kebafrau 128. 
—— Zath, B. 346. 


Za-Thehennu, 2. u. V. 349. 


Zaua⸗zas, Chethiter 452. 
Zaumen, ®. 346. 
Sur ſ. Bor, Tyros. 
Zaut⸗mar, 8. v. Fibu 597. 
zeumit-el-meitin, D. 98. 
azasas, |. Zezes. 
Zazker, St. 454. 
Zeba, Name für Heer 552. 
(Zed?;-häu, 2. u. B. 349, 
Zehtom, V. 346. 
zen, f. Pazetku. 
e'?j-lethet, B. 346. 
Zetharseth, St. 453. 
Zetharsetha, St. 454. 
Zes, [Zesan], ®. 347. 
Zezes, B. 347. 


818 


Ziamumaufsand, Satrap 661.686. 7U2, 
—e—— Prinzeſſin 660. 
Zi⸗chi⸗ au, Fürſt 681. 703. 
Zidiputha, St. 340. 557. 
Ziduna, St. (Sidon) 556. 
Ziftha, St. 297. 
FR 8. 735. 761. 

i⸗hor⸗auf⸗ anch, Prinz 660. 
Zi'⸗nu, f. Peluſium. 
Ziras, St. 453. 
Zithagael, St. 466. 
Zizal, St. 153. 

iji...., St. 603. 

can, f. Tanis. 

or, Name für Feſtung 16. 
—— |. Tyros. 
— Later Nechtamon's 550. 
Zotef, Schlange 45. 
Zyger, |. Zatar. 

ygritai, ſ. Zalar. 


Drud von Breitkopf u. Härtel in Leipzig. 


Zuſütze und Berbefferungen 


zur 


Geſchichte Acaypten’s 


unter den Pharaonen. 


Nach den Denkmälern 


bearbeitet von 


Dr. Heinrich Brugſch Wen. 





Leipzig, 
3. €. Hinrichs'ſche Buhhandlung. 
1878. 


Zuſätze und Berbejlerungen. 


Seite X Lin. 13 „PANRSCHNS (Parrasch-nes, Pallasch 

nes, Pallasch-nisu“) ftatt „Pallascharnas.“ 
S. XU in. 3 „1 Tage” ftatt „14 Tagen”. 

©. 1 Lin. 3 von unten „zwanzig” ftatt „zwölf“. 

©. 14 Lin. 3 von unten hinter „arabifche Wüſte“ einzufchalten: 
„CAin der Denkmäler, Aean bei Plinius, Bezeichnung bes fpäter 
Heroonpolites genannten Gauftüdes)" 

©. 15 Lin. 16 binter „heiligen Auges“, hinzuzufügen: „das 
Zand des ſechſten Mondtages (Schalttages?).” 

©. 17 Kin. 8 von unten hinter „Krönung“ einzuhalten: „(ver- 
ihieden von dem Tage der Uebernahme der Herrihaft zu Lebzeiten 
oder nach dem Tode feines Vaters oder Vorgängers) “ 

S. 18 Lin. 9 von unten hinter „aufgeführt, einzufchalten: 
entiprehend den heutigen Provinzen Gharbieh und Scharkieh mit 
gleicher Bedeutung. 

©. 19 Lin. 2 hinter „bezeichnete.” einzuſchalten: „Die daneben 
beftehende Eintheilung in 36 Bezirke beruht, nach der Leberlieferung 
eines Papyrus, auf einer eigenthümlichen Anſchauung, welde bie 
irdishe Nomen-Eintheilung mit den 36 Defanhäufern des (aftrono- 
mijchen) Himmels in Verbindung feßte. Auch in dem bimmlifchen 
Aegypten war der erſte Gau, in diefem Falle das Haus des erften 


Dekanes, der Göttin des Sothis (Sirius)-Öterneg geweiht, J 
Brugſch, Geſchichte Aegyptens. 











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