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Full text of "Geschichte der altchristilichen Litteratur in den ersten drei Jahrhunderten"

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6 01.2 



lititatj at t)|e Bibinit^ Scljool. 



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THEOl-OGICAI. KDUOATION. 



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Grundriss 



der 



Theologischen Wissenschaften 



b ear b eitet 

von 

Achelis in Marburg, Banmgrarten in Kiel, Benzinger in Neuenstadt, 
Gomill in Konigsberg, Ficker in Strassburg, Orafe in Bonn, Oiithe in 
Leipzig, Harnack in Berlin, Heinrici in Leipzig, Herrmaim in Marburg, 
0. Holtzmann in Giessen, Jtillcher in Marburg, Kaftan in Berlin, 
Kriiger in Giessen, Loofs in Halle, Mlrbt in Marburg, K* Mfiller in 
Breslau, Pietschmann in Gottingen, Beischle in Giessen, Stade in Giessen, 

TrSltsch in Heidelberg u. A. 



Zweite Eeihe 



Dritter Band 



Geschiclite der altchristliclieii Litteratnr 




Freiburg i. B. nnd Leipzig 1895. 

Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr 

(Paul Siebeok). 



1, 



o 

Geschichte 

der 



altchristlichen Litteratiir 



in den ersten drei Jahrhnnderten 



von 



D. Gostav !^rfiger 

p. Professor der Theologie in Giessen. 



Erste nnd zweite Anflage. 




Freiburg i. B. nnd Leipzig 1895. 

Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr 

(Paul Siebeck). 






1 



Das BecM der Vd)ersetztmg in fremde Sprachen hehdlt sich die 

Verlagsbuchhandlung vor. 



Druck von G.A.Wagner in Freiburg i.B. 



Der 



Ho oh^vurdigen 



Theologischen Faknltat 

in Marburg 



als Zeichen aufrichtigen Dankes 



gewidmet. 



VII 



Vorwort. 



Die Darstellung der „ Geschichte der altchristlichen Litteratur 
in den ersten drei Jahrhunderten", welche die folgenden Blatter 
enthalten, erhebt nicht den Anspruch neue Bahnen zu erschliessen. 
Wenn ich mich dazu uberhaupt berufen fuhlte, so ware der Zeit- 
punkt fur den Versuch jetzt moglichst ungeschickt gewahlt, da wir 
von Adolf Harnack in Fortsetzung seiner im vorigen Jahre ver- 
offentlichten Uebersicht iiber die Ueberlieferung und den Bestand 
der altchristlichen Litteratur eine Geschichte dieser Litteratur 
zu erwarten haben, die durch die Fiille ihrer Anregungen und 
Beobachtungen unserer und der nachsten Generation genug zu 
denken und zu schaffen geben wird. Ihr vorzugreifen ware ein 
vergebliches Dnternehmen, zumal fur den, der sich bewusst ist, 
von Harnack als sein dankbarer Schiiler die Fingerzeige auch 
fiir diese Arbeit erhalten zu haben. Zwar hoffe ich meine Selb- 
standigkeit nicht nur durch die Form gewahrt zu haben; vielfach 
aber, und fast immer da, wo es sich um Fragmentenlitteratur han- 
delte, konnte ich nichts Besseres thun als Harnacks grosses 
Werk verarbeiten und umformen. Wie viel ich daneben den Ar- 
beiten anderer Forscher verdanke, brauche ich nur anzudeuten. 
Ich nenne nur Einen, Theodor Zahn, dessen Name den Leser 
durch dieses ganze Buch begleiten wird. 

Mein Buch will eine auf selbstandiger Nachpriifung beruhende 
Zusammenfassung von bereits Bekanntem sein. Es schien mir 
wichtig und lohnend, das massenhafte Material, das fiir eine Ge- 
schichte der altchristlichen Litteratur in den letzten Jahrzehnten 
durch den hingebenden Fleiss fast zahlloser Arbeiter herbei- 
geschaflft und aufgehauft worden ist, einigermassen gesichtet auch 
denen zuganglich zu machen, deren eigentUches Arbeitsfeld ein 
anderes ist und die sich doch nach einem solchen Hulfsmittel zur 



Vin Vorwort 

Orientierung schon lange umsehen. Der nachste Zweck aber des 
Buches, ein Leitfaden zu sein, den man der Vorlesung zu Grunde 
legen und Studenten in die Hand geben kann, verlangte vor Allem, 
dass die Individualitat des Verfassers zurlicktrat. In der An- 
weisung fur einheitliche Herstellung der Grundrisse dieser Samm- 
lung war als Forderung angegeben: moglichst gedrungene und 
knappe; dabei lesbare und glatte, dem praktischen Bediirfuis des 
Lernens, nicht des Auswendiglernens entsprechende Darstellung 
in durchsichtiger Einteilung und ohne Polemik. Ich halte diese 
Forderung fur unbedingt richtig und meine nur noch hinzufiigen 
zu sollen, dass mir eine der vornehmsten Eigenschaften eines guten 
Grundrisses die zu sein scheint, dass er der Vorlesung nichts vor- 
weg nimmt. Darum, und weil doch Jeder die Dinge anders an- 
sieht, habe ich die „allgemeinen" Bemerkungen auf das Notigste 
beschrankt, alles Individualisieren, auch in den Charakteristiken; 
unterlassen und ieden Paraffraphen so eingerichtet, dass er in der 
Vorlesung durch die Erlauterung Leben gewinnek kann, sofern 
es sich nicht etwa nur um Titel und Fragmente handelt. So wird 
man sich haufig mit Andeutungen begniigen miissen; wo die Aus- 
fiihrung Seiten in Anspruch genommen hatte. Immer noch besser 
als das Gegenteil, das in historisch-theologischen Untersuchungen 
und Darstellungen fast zur Kegel zu werden scheint. Am Schlusse 
des Vorworts zur vierten Auflage seiner Dogmatik schrieb Hase: 
^Darf ich theologischen Schriftstellern etwas Heidnisches wiin- 
schen, so wars ein wenig Lakonismus." Dieser Wunsch ist leider 
nur in sehr bescheidenem Masse in ErfuUung gegangen. Ich hoffe 
nichts Ueberfliissiges gesagt zu haben ; dass ich nichts Notwendi- 
ges vergessen hatte, wage ich nicht zu behaupten. 

Vergleicht man meine Arbeit mit den neueren Handbiichern 
der Patrologie, katholischen und protestantischen, so werden, von 
Einzelheiten abgesehen, Unterschiede in der Auflfassung des Tho- 
mas, in der Anlage und Begrenzung der Darstellung zum Vor- 
schein kommen, die Mancher als Fortschritt anzusehen geneigt 
sein wird. Da in dem Buche selbst fiir solche Auseinandersetzungen 
kein Baum war, so mochte ich an dieser Stelle auf die Vorganger 
hinweisen, deren Anregungen ich gefolgt bin. 

Im Jahre 1865 veroflfentlichte Friedrich Nitzsch, damals 
Lizentiat und Privatdozent der Theologie in BerUn, in den Jahr- 
buchem fiir deutsche Theologie (X 37 — 63) einen ^Geschichtliches 
und Methodologisches zur Patristik" uberschriebenen Aufsatz. 



Vorwort. IX 



Nachdem er das Recht einer selbstandigen Behandlung der kirch- 
lichen Litteraturgeschichte des patristischen Zeitalters dargethan 
hat, bemerkt Nitzsch, dass was uater dem Namen Patrologie 
bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts dargeboten worden sei, 
einer zwiefachen Umgestaltung bedurfe : „Einmal muss der litte- 
rarische Gesichtspunkt dergestalt der herrschende werden, dass 
es fur die Bedeutung einer altkirchlichen Schrift fernerhin nicht 
massgebend ist, wer sie verfasst hat, ob sie wirklich von einem 
sog. Kirchenvater herriihrt oder nicht; sodann muss mit demBe- 
griflf der Geschichte Ernst gemacht werden, d. h. es muss an die 
Stelle jener mechanischen, ledighch nach chronologischen und 
biographischen Gesichtspunkten vollzogenen Aneinanderreihung 
eine organischeBetrachtungsweise treten, also das erreicht werden, 
was auf dem Gebiet der Nationallitteratur iangst erreicht ist." 

Unabhangig von Nitzsch hat 1882 Franz Overbeck in seinem 
Aufsatz „Ueber die Anfange der patristischen Litteratur" in Sy- 
bels historischer Zeitschrift (XLVIII, 417 — 472) einige wichtige 
methodologische Fragen erortert. In seinen „Vorbemerkungen 
uber den Stand der Frage in der traditionellen Patristik" heisst 
es: „Noch nie hat es diese DiszipUn als Litteraturgeschichte — 
und nur als solche wird sie hier behandelt — zu etwas Anderem 
gebracht, aJs zu einer etwas mehr oder weniger voUstandigen und 
brauchbaren Aufzahlung der litterarischen Produkte, welche man 
unter dem Namen der Kirchenvater begreift". Overbeck ist der 
Meinung, dass die Geschichte der altchristlichenLitteraturso lange 
ihrer Aufgabe nicht gerecht werde, bis sie einen historischen Zu- 
sammenhang zur Darstellung bringe: „Ihre Geschichte hat jede 
Litteratur in ihren Formen, eine Formengeschichte wird also jede 
wirkliche Litteraturgeschichte sein". Man babe nie gefragt, was 
diese Litteratur der Kirchenvater eigentUch sei und wie sie ent- 
standen sei; vor AUem miisse man den Ort ermitteln, an welchem 
die patristische Litteratur entspringe und in welchem zuerst ihre 
Geschichte einzusetzen habe. Im Verlauf seiner Untersuchungen 
stellt Overbeck fest, dass man eine „christlicheUrlitteratur",d.h. 
imWesentHchendie Schriften des Neuen Testaments, der sogenann- 
ten apostoUschen Vater und die Werke des Hegesipp und des Pa- 
pias, streng zu scheiden habe von der „kirchlichen Litteratur", als 
welche nicht auf diesem Stamm gewachsen sei, sondem ihm gegen- 
iiber etwas Neues bedeute. Diese Urlitteratur sei ausschliesslich 
auf dem Boden und den eigenen inneren Interessen der christ- 



Vorwort. 



lichen Gemeinde noch vor ihrer Vennischung mit der sie um- 
gebenden Welt erwachsen, wahrend es als ein spezifisches Cha- 
rakteristikum der eigentlich so zu nennenden patristischen Litte- 
ratur zu gelten babe, dass sie im Anschluss an die Yorhandene 
Weltlitteratur und ihre Formen sich gebildet habe und zu einer 
„griechisch-romischen Litteratur christlichen Bekenntnisses und 
christlichenlnteresses" gewordensei. Die Anfange solcher Litte- 
ratur sieht OvERBECK in der apologetischen Litteratur des 2. Jahr- 
hunderts — die Grnostiker werden absichtlich ausser Betracht ge- 
lassen — , die sich an Nichtchristen wendet, und in dem Werk 
des tenaus, das, an rechtglaubige Christen gerichtet, die von 
der apologetischen Litteratur noch nicht beantwortete wichtige 
Prage entscheidet, ob es zu einer kirchlichen Litteratur in den 
Formen der profanen und im Verkehr mit der Aussenwelt oder 
auch im Verkehr der Christen unter einander kommen soil. 
Aber erst mit dem Hauptwerk des Klemens von Alexandrien sieht 
man die christliche Litteratur profaner Form dahin gelangt, dass 
sie ihr Dasein nicht auf die wechselnden Beziehungen der Kirche 
zur Aussenwelt des Nichtchristlichen oder Haretischen, sondem 
auf die eigenen inneren und bleibenden Bediirfnisse der Kirche 
selbst griindet. Mit Klemens kann darum die alteste Periode der 
Geschichte der altkirchUchen Litteratur, die Geschichte ihrer 
Entstehung, geschlossen werden. 

Ich glaubte, diese Gedanken mit einiger Ausfiihrlichkeit 
wiedergeben zu soUen, weil die seit Nitzsch (und Overbeck) er- 
schienenen Patrologieen ihnen keinerlei Raum gewahrt haben. 
Von Alzog (in den spateren Auflagen) und Nirschl war das 
am Ende nicht zu verlangen, und ebensowenig wird man es 
JuNGMANN verargen , dass er bei seiner Bearbeitung von Fess- 
LERs Institutionen so einschneidende Neuerungen nicht beriick- 
sichtigt hat. Dagegen muss es bedenklich erscheinen , dass 
ZoCKLER in seiner 1890 erschienenen ^Geschichte der theologi- 
schen Litteratur" weder auf NiTZscnens noch auf Overbecks 
Ausfiihrungen irgend welche Riicksicht genommen hat. Um so 
freudigere Anerkennung verdient es, dass Professor AEhrhard in 
Strassburg seinen Bericht iiber die altchristliche Litteratur und 
ihre Erforschung seit 1880 (Strassburg 1894) mit einem Riick- 
blick schUesst, in welchem, sichtlich ohne Kenntnis von NiTZSCHens 
Aufsatz, die Forderungen einer Erweiterung des Gesichtspunktes 
vornehmlich durch Heranziehung der nichttheologischen , aber 



Vorwort. XI 

auch der ausserkirchlichen Litteratur, einer historisch und litte- 
rarisch gerechtfertigteren Gruppierung, einer Beriicksichtigung 
der kirchlichen Topographie erhoben werden. Hoffentlich wird 
das Lehrbuch der Patrologie von Professor OBardenhewer in 
Mtinchen, dessen Erscheinen bevorsteht (Literar. Handw. 1894, 
Sp. 277), diesen Forderungen gerecht werden. 

Meine Darstellung will den von Nitzsch und Overbeck 
aufgestellten Gesichtspunkten grundsatzlich folgen. Es ist mir 
vor allem darum zu thun gewesen, den litterarischen Gesichts- 
punkt durchaus in den Vordergrund treten zu lassen: iiber die 
theologische und kirchliche Bedeutung der Schriftsteller hat 
eine Litteraturgeschichte keinen Aufschluss zu geben. Auch 
mit NiTzscHens zweiter Forderung habe ich Ernst zu machen 
gesucht, wenngleich es mir nicht gelungen ist, in Anordnung 
und Gruppirung die „organische Betrachtungsweise" so hervor- 
treten zu lassen, wie ich selbst es gewunscht hatte. Zur Ent- 
schuldigung mag dienen, dass ich einem Grundrisse, bei dem 
die Uebersichtlichkeit die Hauptsache bleibt, die Willkiirlich- 
keiten eines ersten Versuches aufzubiirden nicht wagen mochte. 
Ueber Einiges bin ich selbst im Unklaren: so ware z. B. der 
StoflF, der im dritten bis funften Abschnitt der dritten Abteilung 
untergebracht worden ist, vielleicht richtiger unter den ersten 
und zweiten Abschnitt verteilt worden; der nicht ganz gerecht- 
fertigte Ausdruck „patristisch" in der Ueberschrift dieser beiden 
Abschnitte ware vermieden, der Gesichtspunkt der Trennung 
nach Zeitaltern, der ihnen zu Grunde liegt, eingehalten worden; 
andrerseits hielt ich fiir zweckmassiger, das, was iiber Kjrchen- 
ordnungen, Legenden und Martyrien zu sagen war, im Zusam- 
menhang zu behandeln. Overbeck vermochte ich nicht in jeder 
Beziehung zu folgen: ich glaube, bis er selbst es widerlegt, dass 
seine geistvollen Gesichtspunkte sich zwar fur einen glanzenden 
Essay, nicht aber fiir die Darstellung in einem Lehrbuch eig- 
nen, das dem gesamten Stoff gerecht werden muss. Die von 
ihm geforderte Heranziehung der neutestamentlichen Schriften 
scheint mir unumganglich : es ist willkiiriich, von einer Betrach- 
tung der urchristlichen Litteratur eine Gruppe von Schriften 
auszuschliessen, die ihr Dasein als solche nicht litterarischen, 
sondem kirchlichen Griinden verdankt. Natiirlich ware es un- 
billig, die Andeutungen, die ich mit Riicksicht auf die Ein* 
leitung in das Neue Testament auf noch nicht einmal einem 



XII Vorwort. 

halben Bogen zusammengestellt habe, einer Kritik zu unter- 
werfen. Die jiidische und die gleichzeitige profane litteratur in 
ihren Beziehungen zur christlichen habe ich absichtlich bei Seite 
gelassen (doch s. § 3 3 und 32 1). Im „ Anhang" sind jeweils die- 
jenigen Schriftsteller behandelt, deren Unterbringung in dem be- 
treffenden Kapitel nach meiner Ansicht gerechtfertigt ist, ohne 
dass dariiber unter den Urteilsfahigen Einstimmigkeit herrscht. 
Die Beschrankung der Darstellung auf die ersten drei Jahr- 
hunderte hat aussere Giiinde, ist aber bei dem jetzigen Stand 
der Wissenschaft vielleicht zweckmassig: so lange nicht auch fiir 
die spateren Jahrhunderte die Ueberliefenmg so durchforscht 
und bearbeitet worden ist wie fiir die ersten Jahrhunderte, wird 
man hier nicht weiter kommen; zur Charakteristik der Schriften 
und Schriftsteller aber bieten die katholischenPatrologieen gerade 
fiir diesen Zeitraum, aus naheliegenden Griinden, weit Besseres 
als fiir die friihere Zeit. Ueber die Abgrenzung lasst sich streiten: 
ich meinte zwar Reticius und Laktanz, nicht aber Eusebius der 
ersten Periode zuweisen zu sollen. 

Litteratur habe ich mehr vermerkt als bei dieser Grund- 
risssammlung bisher die Regel war. Ich bin nicht in der gliick- 
lichen Lage, auf Darstellungen meiner DiszipUn verweisen zu 
konnen, die Litteraturangaben zur Genuge enthalten. Von dem, 
was ich angefuhrt habe, ist fiir ein griindUches Studium nichts 
entbehrlich^ nur die neuesten Erscheinungen habe ich auch dann 
genannt, wenn ihr Wert zweifelhaft ist. DogmengeschichtUche 
Abhandlungen sind nur beriicksichtigt, wenn sie selbstandig er- 
arbeitetes litterargeschichtliches Material enthalten. 

Die Zeittafel soil das allmahhche Anwachsen der litterari- 
schen Produktion in den einzelnen Provinzen des Reiches an- 
schaulich machen. Vor der Lektiire bitte ich die Nachtrage und 
Berichtigungen einzusehen: in Folge einer noch wahrend des 
Druckes vorgenommenenVeranderung der Paragraphirung haben 
sich einige Versehen in den Verweisen eingeschlichen. 

Herrn Lie. Dr. Preuschen, Pfarrverwalter in Eberstadt bei 
Lich, habe ich ausser fiir manchen Wink fiir die Bereitwillig- 
keit zu danken, mit der er mir das Material far die §§ 30 und 
]01 1 3 (Apokryphe Apostelgeschichten) gesichtet hat. 

Giessen, im Oktober 1894. 

G. Krtiger. 



xin 



Inhaltsverzeichnis. 



Seite 

Vorwort VII 

Abkiirzungen XX 

Einleitung. 

§ 1. Die Aufgabe 1 

§ 2. Ueberlieferung, Bearbeitungen, Hiilfsmittel 1 

l.Ueberlieferung: Eusebius. Photius. XpYjoet^/Ispd. Sacra 
Parallela. Katenen. 2. Hieronymus u. A. 3. Katholische 
und protestaDtische Bearbeitungen des 17. und 18. Jahr- 
himderts. 5. Neilere Werke. 6. Gescbichte der griechi- 
schen und romischen Litteratur. 7. Sammelwerke. 8. Hiilfs- 
mittel. 9. SammluDgen von Werken der Kirchenschrift- 
steller. 10. Uebersetzungen. 

Erste Abteilang. 

Die uroliristliolie Liitteratur. 

§ 3. Allgemeines 8 

1. Ueberlieferung. Das Neue Testament. 2. Die Formen. 

3. Urchristliche und jiidische Litteratur. 

Erstes Kapitel. 
Die Briefe. 

§ 4. Die paulinischen und die pseudopaulinischen Briefe . . 10 

1. Die in das Neue Testament aufgenommenen Briefe. 

2. Brief an die Alexandriner und an die Laodicener. Brief- 
wechsel zwischen Paulus und den Korinthern. Briefwechsel 
zwischen Seneka und Paulus. 

§ 5. Die katholischen Briefe 12 

§ 6. Der Bamabasbrief 12 

l.Ueberlieferung. 2.Zeugni8se. S.Verfasser. Abfassungs- 
zeit und -ort. 4. Inhalt. Charakter. Einheitlichkeit. 

§ 7. Der erste Klemensbrief 14 

1. Ueberlieferung. 2. Zeugnisse. 8. Abfassungsverhaltnisse. 

4. Inhalt und Charakteristik. 

§ 8, Der Polykarpbrief 17 

1. Ueberlieferung. 2. Bezeugung. Einheitlichkeit. 3. In- 
halt. 4. Polykarp zugeschriebene Fragmente. 

§ 9. Die Ignatiusbriefe 18 

1. Ueberlieferung. 2. Zeugnisse. 3. Inhalt. Personlichkeit 
desVerfassers. 4. Bedenken gegen die Echtheit. 5.Wider- 
legung der Bedenken. 



XIV Inhaltsverzeichnis. 



Zweites Kapitel. 
Die Apokalypsen. 

Seite 

§ 10. Die Apokalypse des Johannes 22 

§ 11. Die Apokalypse des Petrus 23 

1. Zeugnisse. 2. Die Handschrift von Akhmim. 3. Ab- 

fassungsverhaltnisse. 
§ 12. Der Hirte des Hermas 24 

1. Ueberlieferung. 2. Zeagnisse. 3. Zweck, Form, Charakter 

der Darstellung. 4. Inhalt. 5. Abfassungszeit und Einheit- 

lichkeit. 

Drittes Kapitel, 

Die Geschichtsbiicher. 

I. Die Evangelien. 

§ 13. DieAnfange. Papias 29 

1. Die Logia. 2. Papias. 3. Papyrus Kainer. 

§ 14. Die synoptischen Evangelien 30 

§ 15. Das Johannesevangelium 31 

§ 16. Die Auslaufer 32 

l.DasHebraerevangelium. 2. Das Petrusevangelium. 3. Das 
Aegypterevangelium. 4. Die Evangelien des Andreas, Bar- 
nabas, Bartholomaus, Matthias, Philippus. Die Traditiones 
Matthiae. 5. Das Thorn asevangelium. 6. Das Protevange- 
lium Jakobi. 7. Acta Pilati. 

II. Die Apostelgeschichte. 
§ 17 36 

Viertes Kapitel. 

Lehrschriften. 

§ 18. Das romische Symbol 37 

§ 19. Die Predigt des Petrus ' . . . . 38 

1. Das Kerygma Petri und die Didaskalia Petri. 2. Cha- 
rakter der „ Predigt". 3. Abfassungsverhaltnisse. Paulli 
Praedicatio. 

§ 20. Der sogenannte zweite Klemensbrief 39 

1. Ueberlieferung und Zeugnisse. 2. Inhalt und Abfassungs- 
verhaltnisse. % 

§ 21. Die Apostellehre 40 

1. Ueberlieferung. Inhalt. 2. Zeugnisse. 3.Zusammensetzung. 
Abfassung. 

Zweite Abteilung. 

Die gnostisolie Litteratur. 
§ 22. Allgemeines 43 

Erstes Kapitel. 
Die theologische Litteratur. 

§ 23. Basilides und Isidor 44 

1. Basilides. 2. Isidor. 3. Incantationes. 
§ 24. Valentin und seine Schule 45 

1. Valentin. 2. Ptolemaus. Herakleon. 3. Die Excerpta 

Theodoti. 



Inhaltsverzeichnis. XV 



Seite 
§ 25. Bardesanes 47 

1. Leben und Personlichkeit. 2. Schriften. 

§ 26. Die Karpokratianer 48 

§ 27. Marcion und Apelles 48 

1. Marcions Leben. 2. Das Evangelium und der Apostel. 

3. Die Antithesen. 4. Apelles. 5. Psalmen. Liber propositi 

finis. 
§ 28. Ophitische (^^ostische") Schriften 51 

1. Ophitische Schriften. 2. Schriften der Severianer, Sethi- 

aner, Archontiker: a) Pistis-Sophia b) Papyrus Brucianus. 
§ 29. Julius Kassianus 54 

Z w e i t e 8 K a p i t e 1. 
Die Romanlitteratur. 

§ 30. Die Apostelgeschichten 54 

1. Allgemeines. 2.Petru8akten. 3. Johannesakten. 4. Thomas- 
akten. 5. Andreasakten. 

Anhang. . 

§ 31. Symmachus 59 

Dritte Abteilung. 

JDie kiroliliclie Litteratur. 

Erster Abschnitt. 

Die patristische Litteratnr im Zeitalter der Apologetik und der 

E&mpfe urn die Gnosis. 

§ 32. Allgemeines 60 

1. Die apologetische Litteratur. 2. Die antijudische Litte- 
ratnr. 3. Die antiharetische Litteratur. 4. Die Hirtenbriefe. 

ErstesKapitel. . . 
Die apologetische Litteratur. 

§ 33. Quadratus 62 

§ 34. Aristides 62 

1. Ueberlieferung der Apologie. 2. Inhalt und Art, 3. Der 
Brief und die Predigt. 

§ 35. Aristo von Bella 64 

I 36. Justin 65 

1. Leben und schriftstellerischer Charakter. 2. Ueberliefe- 
, rung. Echte Schriften: a) das Syntagma b) die Apolo- 
gieen c) der Dialog mit Trypho. 3. Schriften, die echt sein 
konnen: a) de resurrectione b) Cohortatio c) Oratio 
d) Bruchstucke e) die Apologie des Photius. 4. Unechtes : 
a) De monarchia b) Confutatio dogmatum Aristotelis 
c) und d) Quaestiones Christianorum ad gentiles und Quae- 
stiones et Responsiones ad Orthodoxos e) Brief an Zen as 
und Serenus f) Expositio rectae fidei. 5. Aoifo? iztpl wpo- 
voia^. llepl TOO TtavTo?. Erklarung der Apokalypse. 6. Hin- 
weis auf den Diognetbjief. ' 

§ 37. Tatian 72 

1. Leben. 2. Oratio. Schriftstellerische Art. S.Verlorene 
Schriften. 4. Das Diatessaron. 



XVI Inhaltsverzeichnis. 



Seite 

§ 38. Miltiades 75 

§ 39. ApoUinaris 76 

§ 40. Melito 76 

1. Leben und Personlichkeit. 2. Schriflstellerischer Cha- 
rakter. Ueberlieferung. 3. Die von Easebius genannten 
Schriften. 4. £l( xh na^o^. 5. Bruchstiioke in Katenen. 
6. Die syrischen Bruchstiicke. 7, Die syrische Apologie. 
8. Spateres. 

§ 41. Athenagoras 81 

1. Leben. 2. a) Supplicatio und b) De resmrectione. Cha- 
rakteristik. 

§ 42. Theophilus 82 

1. Abfassunffsverhaltnisse der Biicher ad Autolycum. Theo- 
philus von Antiochien. 2. Inhalt von ad Antolycum. 3.Ver- 
lorene Schriften. Der Evangelienkommentar. 

Anhang. 

§ 43. Der Brief an Diognet 84 

§ 44. Hermias 85 

§ 46. Minucius Felix 86 

I. Ueberlieferung und Inhalt des Oktavius. 2. Yerhaltnis 
zu anderen Schriften. 3. Abfassungszeit. 4. De fato. 

Zweites Kapitel. 
Die antiharetische Litteratur. 

§ 46. Agrippa Kastor 88 

§ 47. Rhodon 89 

§ 48. Musanus 89 

I 49, Philippus von Gortyna 89 

§ 50. Modestus 89 

§ 51. Hegesipp 90 

1 . Leben. 2. Die Hypomnemata. 
§ 52. Irenaus 90 

1. Leben. 2. Charakteristik. Adversus haereses. 3. Ver- 

lorene Schriften. Bruchstiicke. 4. Die Ffaffischen Frag- 

mente. 
§ 53. Montanisten und Antimontanisten 94 

1. Montanistische Schrifbstellerei. 2. Antimontanistische 

Schriften. 

Drittes Kapitel. 

Bischofliche und Synodalschreiben. 

§ 54. Die romischen Bischofe 95 

Soter. Eleutherus. Viktor. 

§ 55. Dionysius von Korinth 96 

§ 56. Serapion von Antiochien 97 

§ 57. Schreiben im Osterstreit 97 

Zweiter Abschnitt. 

Die patristische Litteratnr im Zeitalter der Entstehimg einer 

theologischen Wissenschaft. 

§ 68. Allgemeines 98 

1. Christliche Wissenschafb. 2. Die Katechetenschule zu 
Alexandrien. 3. Die wissenschaftlichen Bestrebungen im 
iibrigen Orient. 4. Das Abendland. 



Inhaltsverzeiohnie. XVII 



Erstes Kapitel. 
Die Orientalen. 

I. Die Alexandriner. Seite 

§ 59. Pantanus 100 

§ 60. Klemens 100 

l.Leben. 2. Charakteristik. 3. DasHauptwerk: a)Protrep- 

tikus b) Paedagog c) Stromata. 4. Quia dives. 5. Bruch- 

stiicke. 6. Titel. 7. Unsicheres. 
§ 61. Origenes 107 

1. Quellen. 2. Leben. 3. Charakteristik. 4. Ueberlieferung. 

5. Die textkritischen Arbeiten 6. Die exegetischen Schrif- 

ten : a) die Scholien b) die Homilieen c) die Kommentare. 

7. Die apologetischen 8. die dogmatischen und 9. die er- 

baulichen Schriften. 10. Briefe. 11. Unsicheres. 

§ 62. Trypho 126 

§ 63. Dionysius 126 

1. Leben. 2. Charakteristik. Ueberlieferung. 8. Abhand- 

langen. 4. Briefe und Gutachten. 5. Unsicheres und Ge- 

ialschtes. 

§ 64. Anatolius 133 

§ 65. Theognost • 133 

§ 66. Pieraus 134 

§ 67. Phileas. Hesychius. Pachomius. Theodorus ..... 134 

§ 68. Petrus 135 

§ 69. Alexander 136 

§ 70. Hierakas 137 

Anhang. 

§ 71. Judas 138 

§ 72. Heraklit. Maximus. Kandidus. Apiou. Sextus. Arabianus 138 

§ 73. Ammonius 138 

§ 74. Theonas 139 

II. Die Kleinasiaten. 

§ 75. Gregorius Thaumaturgus 139 

1. Quellen. 2. Leben. 3. Echte Schriften: a) Dankrede 
b) ^Evt^eot^ ^ttaxeo)^ c) 'EntatoX*/] xavovix'f] d) MeTot^paat^ 
e) An Theopomp f) An Aelian. 4. Wahrscheinlich oder 
sicher unechte Schriften: a) Die xaxa [xepo^ iriatt^ b) An 
Philagrius c) Ucpl f^tiyirii; d) \^.voL^s\i.axi<zl^.Q[ e) Homilieen. 
4. Bruchstiicke. 6. Unsicheres. 

§ 76. Methodius 145 

1. Leben. 2. Ueberlieferung. Charakteristik. 3. Echte Schrif- 
ten: a) SofXTCootov b) IIspl ahz^iooiioo c) De vita d) Ilepl 
ivaotdoso)? e) De cibis f) De lepra g) De sanguisuga. 
4. Fragmente. 5.Verlorenes. 6. Unechtes. 

§ 77. Pirmilian 150 

III. Die Syro-Palastinenser. 

§ 78. Paul von Samosata 150 

§ 79. Lucian 151 

§ 80. Anonymus : Dialogus de recta fide 152 

§ 81. Alexander von Jerusalem 153 

§ 82. Julius Afrikanus 153 

1. Leben. 2. Charakteristik. 3. Schriften: a) Chronik 
b) KeoTO'l c) Brief uber die Geschichte von der Susanna 
d) Brief an Aristide?. 4. Unsicheres. 

Kriiger, Litteraturgeschichte. l. u. 2. Aufl. * 



XVIII Inhaltsverzeichnis. 



Seite 

8 83. PamphUus 157 

§ 84. Beryll von Bostra in Arabien 168 

Zweites Kapitel. 
Die Occidentalen. 

I. Die Afrikaner. 

§ 85. TertuUian 158 

l.Leben. 2. Charakteristik. 3. Ueberlieferung. 4.Depallio. 
5. Die apolof^etischen Schriften. 6. Adversus Jndaeos. 7. Die 
antiharetischen Schriften. 8. De anima. 9. Die Schriften 
iiber Fragen der Moral und Eirchenzncht. 10. Yerlorenes. 
11. Unechtes. 

§ 86. Cyprian 174 

1. Leben. 2. Charakteristik. Ueberlieferung. 3. Abhand- 
longen. 4. Briefe. 5. Schriften zweifelhafter Echtheit: 
a) De spectaculis b) De bono pudicitiae c) De laude 
martyrii. 6. Unechtes. 

§ 87. Arnobius 190 

1. Ueberlieferung undlnhalt der BiLcher Adversus nationes. 

2. Charakteristik des Schrifbstellers. Quellen. Zeugnisse. 

§ 88. Laktanz 192 

1. Leben. 2. Charakteristik. Ueberlieferung. 3. Schriften 
aus der heidmschen Zeit. 4. Schriften aus der christlichen 
Zeit. 5. Verlorenes, 6. De mortibus persecutorum. 7 Ge- 
dichte. 

Anhang. 

§ 89. Kommodian 199 

1. Leben. 2. Charakteristik. 3. a) Instructiones b) Carmen 
apologeticum. 

II. Die Homer. 

§ 90. Cajus 201 

§ 91. Hippolyt . . . , 201 

1. Leben. 2. Ueberiieferung. Charakteristik. 3. Die exege- 
tischen Schriften. 4. Predigten. 5. Polemische 6. Dog- 
matische 7. Chronographische und 8. Kirchenrechtliche 
Schriften. 9. Gedichte (?). 10. Unechtes. 

§ 92. Novatian 216 

1. Leben. 2. Charakteristik. 3. a) De trinitate b) De cibis 
iudaicis. 4. Verlorenes. 5. Wahrscheinlich von N. her- 
riihrende Schriften; a) Briefe b) De spectaculis und De 
bono pudicitiae. 

III. Die iibrigen Abendlander. 

§ 93. Viktorin von Pettau 218 

1. Schriften. 2. Adversus omnes haereses. 
§ 94. Reticius von Autun 219 

Drittes Kapitel. 
Bischbfliche und Synodalschreiben. 

§ 95. Die romischen Bischofe 219 

Zephyrin. Kallist. Fontian. Kornelius. Stephan. Dionysius. 
Felix. 



Inhaltsverzeichuis. XIX 



Seite 

§ 96. Synodalschreiben 221 

l.Verlorenes. 2. Erhaltene Synodalakten. 

Diitter Abschnitt. 

Die kirclienreclitliche Litteratnr. 

§ 97. Symbole und Glaubensregeln . 222 

§ 98. Kirchenordnungen 223 

1. Die Didaskalia. 2. Die Aposioliche Kirchenordnung. 

3. Duae viae vel iudicium sec. Fetrum. 4. Die agyptisohe 
Kirchenordnung. 

Anhang. 
§ 99. Die pseudoklementinischen Briefe De virginitate . . . 226 

Vierter Abschnitt. 

Die Legenden. 

§ 100. AUgemeines 227 

I 101. Die Abgarsage 228 

§ 102. Die Petrus- und die Paulusakten 229 

1. Paulusakten. 2. Petrusakten. 3. Theklaakten. 
§ 103. Die pseudoklementinischen Kekognitionen und Homilien . 232 

1. Ueberlieferung. 2. Inhalt. 3. Abfassungsverhaltnisse. 

4. Zeugnisse. 

Fiinfter Abschnitt. 

Die Martyrien. 

§ 104. AUgemeines 236 

§ 105. Von Antoninus Pius bis Septimius Severus 237 

1. Polykarp. 2. Karpus. 3. Justin. 4. Lugdunum und 
Vienna. 5. Die Scilitaner. 6. Apollonius. 7. Jrerpetua und 
Felicitas. 
§ 106. Von Decius bis Licinius 241 

I. Verzeichnis der behandelten oder als Quellen angefiihrten Autoren 

und ohne Automamen uberlieferten Schriften 246 

II. Verzeichnis der als Zeugen aufget'uhrten Autoren und Schriften . 260 

Nachtrage ^ 253 

Berichtigungen 254 

Zeittafel 255 



XX 



Verseichms der Abkiiraangen. 



ALG = Archiv fur lateinische Lexikographie und Grammatik, herausgeg. 

von EWOLFFLIN. 

AS = Analecta Sacra. §2 9b. 

ASGW = AbhandluDgen der kon. sachsisclieii Gesellschaft der Wissen- 

schaften. 
BG = Fabeicius-Haeles, Bibliotheca graeca. § 2 ab. Wenn der Band 

nicht angegeben ist, ist Band VII gemeint. 
BKV = Bibliothek der Kirchenvater. § 2 10. 
BPL = ScHOBNEMANN, Bibliotheca. Band I 2 sb. 
BS = Richardson, Bibliographical Synopsis. § 2 a c. 

CSE = Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum. § 29a. 
DOB = Dictionary of Christian Biography. § 2 7a. Band 1 1877, 11 1880, 

III 1882, IV 1887. 
DLZ = Deutsche Litteraturzeitung, begrundet von MRoediger, herans- 

gegeben von PHinneberg. 
FGK = Zahn, Forschungen zur Geschichte des Eanons u. s. w. § 2 7b. 

Band 1 1881, II 1883, III 1884, IV 1891, V 1893. 
GGA = Gottingische Gelehrte Anzeigen. 
GNK = Zahn, Geschichte des neutestamentlichen Kanons. § 2 7 b. Band 

II 1888, I 2 1889, II 1 1890, II 2 1892. 
HJG = Historisches Jahrbuch der Gbrresgesellschaffc, red. v. HGrauert, 

LPastor und GSchnurer. 
HZ = Historische Zeitschrift, herausgeg. von HvSybel und FrMeinegke. 
JclPh = Jahrbiicher fiir classische Philologie (Neue Jahrbiicher fur Philo- 

logie und Padagogik), herausgegeben von AFleckeisen und 

RRichter. 
JdTh = Jahrbiicher furdeutscheTheologie,herausgeg.vonKTHALiEBNER, 

JADORNER u. A. 

JprTh = Jahrbiicher fiir protestantische Theologie, herausgeg. von Hase, 

Lipsius, Pfleiderer, Schrader. 
Kath = Der Katholik, Zeitschrift fiir katholische Wissenschaft und kirch- 

liches Leben, herausgeg. von JMRaich. 



Verzeichnis def AbkiirzungeD. XXI 

' ' ' " ' ^    —   I  ^ ^ .. ^ —   ■i—^^^—^i^M^^^^i^i^— ^^a^ ■^—--■_  ■■■-■■,  MM   I  

KLex = Wetzer and Weltes Kirchenlexikon. § 2 7b. Band I 1882, 

II 1883, III 1884, IV 1886, V 1888, VI 1889, VH 1891, VTEI 
1893. 

L^B = Litterarisches Centralblatt, begrUndet v. FrZarncke, herausgeg* 

y. EZarncke. 

LG- = Harnack, Litteraturgeschichte. § 2 sb. 

NC = Nova CoUectio. § 2 9b. 

NJdTh = Neue Jahrbiicher fur deutsche Theologie, herausgeg. von 

LLbmme. 

NKZ = Neue kirchliche Zeitschrifl, herausgeg. v. GHolzhauser. 

NPB = Nova Patrum Bibliotheca. § 2 9b. 

PG = MiGNE, Patrologia graeca. Vgl. § 29a. Band I 1886, II—V 
1857, VI 1884, Vn 1882, VIH— XI 1857, XII— XIV 1862, 
XV XVI 1 1862, XVI 8 8 1863, XVII XVUI 1867. 

PKZ = Protestantische Kirchenzeitung, herausgeg. von (HKrause, 
PWSoHMiDT und) JWebsky. 

PL = MiGNE, Patrologia Latina. § 29a. Band I U 1866, in IV 1865, 

V— VII 1844. 

RE = Realenzyklopadie fur Theologie und Eirche. § 2 7a. 2. Aufl. 
Band I 1877, II III 1878, IV V 1879, VI VH 1880, VIU 
IX 1881, X 1882, XI Xn 1883, XHI XIV 1884, XV XVI 
1886, XVII 1886, XVIII 1888. 

RhM = Rheinisches Museum, herausgeg. v. ORibbeck und FBuecheler. 

RQuH = Revue des Questions historiques. 

RS = Reliquiae Sacrae. §2 9b. 

SAW = Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften zu Wien. 

SBBA = Sitzungsberichte der kon. preussischen Akademie der Wissen- 
schaften zu Berlin. 

SQu = Sammlung kirchen- und dogmengeschichtlicher Quellenschriften, 
herausgeg. von GKrUger, Freiburg 1891 if. 

SpR = Spicilegium Romanum. § 2 9b. 

SpS = Spicilegium Solesmense. § 2 9 b. 

StEr = Theologische Studien und Eritiken, herausgeg. v. (ERiehm), 
.IKOsTLiN und EKautzsch. 

TSt = Texts and Studies. § 27b. 

TU = Texte und Untersuchungen. §2 7b. 

Th J = Theologische Jahrbiicher, herausgeg. v. FChrBaur und EZeller 

ThLB = Theologisches Litteraturblatt, herausgeg. v. ChrELuthardt. 

ThLZ = Theologische Litteraturzeitung, herausgeg. v. AHarnagk und 

ESCHtJRER. 

ThQu = Theologische Quartalschrift, herausgeg. v. vKober, vFunk u. A. 
ThSt = Theologische Studien, herausgeg. v. PEDaubanton u. A. 
ThT = Theologisch Tijdschrift, herausgeg. von PWBvanBell u. A. 
VJ = HiERONYMUS, De viris illustribus. § 2 s. 

WclPh = WochenschriftfiirclassischePhilologie, herausgeg.v. GAndresen, 

HDraheim und FHarder. 
ZhTh = Zeitschrifl fiir die historische Theologie, herausgeg. v. (ChrFIll- 
GE^', ChrWNiedner und) EFAEahnis. 



XXII Verzeichnis der Abkiirzungen. 

ZKGr = Zeitschrift fur Eircheogeschicbte, herausgeg. v. ThBrieger und 

BBess. 
ZkTh = Zeitschrift fur katholische Theologie. Innsbruck. 
ZkWL =: Zeitschrift fur kirchliche Wissensehafb und kirchlicbes Lebeh, 

herausgeg. v. ChrELuthardt. 
ZwTh = Zeitschrift f uf wissenschaftliche Theologie, herausgeg.v. AHilgen- 

FELD. 

1st bei Anfiihrung der Namen Epiphanius, Eusebius und Irekaeus* 
keine Schrift genannt, so ist stets das Panarion, die Kirchengescbichte und 
das Werk adv. haereses gemeint. Irenaus ist nach den Kapiteln der Stieie^en- 
schen Ausgabe, Klemens nach Dindorf zitiert. 



Einleitung. 



§ 1. Die Aufgabe. 

Litteratur: H JPestalozzi, Gnindlmien der Geschichte der kirch- 
lichen Litteratur der ersten sects Jahrhunderte, Gotting. 1811. GCFLucke 
in GGA 1841, Stuck 186/187, 1849—1862 (Rezension v. Moehlers Patro- 
logie). FNiTZSCH, Geschichtliches und Methodologisches zur Patristik in 
JdTh X, 1865, 37—63. FzOverbeck, Ueber die Anfange der patristischen 
Litteratur in HZ XL VIII (XII), 1882, 417—472. AEhrhabd, Die altchrist- 
liche Litteratur u. s. w. (§ 2, 8 c), 220—230. 

Die Geschichte der altchristlichen Litteratur lehrt die schrift- 
stellerischen Erzeugnisse des christhchen Geistes auf dem Boden 
der alten Welt unter rein Utterarischen Gesichtspunkten, ohne 
Riicksicht auf ihre kirchliche oder theologische Bedeutung, einzeln 
und im Zusammenhang ihrer Formen, kennen und wiirdigen. Sie 
unterscheidet sich somit von der Patrologie, die mit dem der 
Dogmatik entnommenen Begriff des ^Kirchenvaters" arbeitet und 
nach Auswahl und Behandlung des Stoffes sich als eine Disziplin 
der katholischen Theologie darstellt. 

§ 2. Ueberlieferung, Bearbeitungen, Hulfsmittel. 

1. Die altchristliche Litteratur der ersten drei Jahrhunderte 
ist, weil die Anschauungen der spateren Zeit bald uber die der 
Anfangszeiten hinauswuchsen, nur zu geringem Bruchteil direkt 
erhalten geblieben : allein die Werke einzelner dauernd hoch- 
geschatzter Vater hat die Folgezeit pietatvoU behandelt. Um so 
dankbarer miissen wir denen sein, die durch reichliche Anfiih- 
rungen Fragmente der alteren Litteratur uns erhalten haben. 
Die Bedeutung der 'ExxXyjotaoTiXT] toTOpta des Bischofs 
Busebius von Casarea (f 340) fur die Geschichte der altchrist- 
lichen Litteratur beruht, neben ihren biographischen Angaben, vor- 

Eruger, Litteraturgeschichte. l. u. 2. Aufl. -^ 



Einleitung. [§ 2. 



nehmlich hierin. Bewusst den gleichen Zweck, seine Leser mit 
der ihm zuganglichen Litteratur bekannt zu machen, verfolgt 
Photius, Patriarch von Konstantinopel (-[■ urn 981), in seiner 
'A7UOYpa(p7] xal ot)vapi^[JL7]at<; twv avsYVft)a|isvft)V T^[JLtv 
PtpXicDv xtX. (Bibliotheca). Ohne diesen Zweck haben Andere 
in stillschweigenden oder ausdriicklichen Citaten auf die Aelteren 
zuriickgegriffen, und wider ihren Willen haben die Haresimachen 
— schon Irenaus, Klemens, Tertullian, Hippolyt, spater Epi- 
phanius u. A. — ketzerisches Gut vor dem Vergessenwerden 
bewahrt (§ 22). In den innerkirchlichen Streitigkeiten sind seit 
dem 4. und 5. Jahrhundert dicta probantia (XpijasK;) aus den 
alteren Vatern polemisch verwertet worden. Zu paranetisch- 
didaktischen Zwecken wurden neben Bibelstellen zum Teil um- 
fangreiche Vaterzitate in den vielleicht noch aus dem 6., spate- 
stens aus dem 7. Jahrh. stammenden 'I spa des Leontius und 
Johannes zusammengestellt, die in den dem Johannnes 
von Damaskus (-[■ 754) zugeschriebenen sog. Sacra Paral- 
lela und verwandten handschriftlichen Rezensionen (Rupefucal- 
dinus) vorliegen. Endlich sind in exegetischem Interesse seit 
dem 6. Jahrh. (Procop von Gaza) Ausfiihrungen alterer Vater 
als solche aneinandergereiht worden (K a ten en). 

Harnack, LG XXI— LXI 835— 842. Eusebius: ACM*^ Giffert, The 
Church History of Eusebius, translated with prolegomena and notes, in A 
select library etc. (s. u. Nr. 10b). II. Ser. Vol. I. New York 1890. Photius: 
FABRicros, BG- Vni 466—492. Ketzer: siehe die Litteratur vor § 22. 
Parallelen: FLooFS, Studien iiber die dem Johannes Damascenus zu- 
geschriebenen Parallelen. Halle 1892. Vgl. weiter: PWendland, Neuent- 
deckte Fragmente Philos. Berl. 1891. LCohn, Zur indirekten Ueberliefe- 
rung Philos u. d. alteren KVv., in JprTh XVIII, 1892, 475—492. 

2. Die Bearbeitungen beginnen mit des Hieronymus 
(•j- 421) De viris inlustribus liber aus dem Jahre 392, 
vom Verfasser selbst auch De scriptoribus ecclesiasticis ge- 
nannt (vgl. Ep. 112 s): kurze, mit Petrus beginnende und mit 
dem verhaltnissmassig ausfiihrUch behandelten Verfasser ab- 
schliessende, oberflachlich zusammengeschriebene und lose an- 
einandergereihte Nachrichten iiber ausgewahlte kirchUche (und 
einige haretische) Schriftsteller in 136 Abschnitten. Haupt- 
queUe ist Eusebius; was dariiber hinaus vom Verfasser gebracht 
wird, bedarf in jedem einzelnen Fall genauester Prufung. Die 
angeblich von Sophronius (vgl. Hieron. 134) herriihrende 
griechische Uebersetzung , deren Zeit ungewiss ist, hat an- 



§ 2.] Bearbeitungen und Hiilfsmittel. 3 

scheinend dem Photius vorgelegeD. Fortsetzuugen der Ar- 
beiten des Hieronymus lieferten der Presbyter Gennadius in 
Massilia (um 480), Isidorus, Bischof von Sevilla (f 636) 
und Ildefonsus, Bischof von Toledo (f 667). Auch fiir Jo- 
hannes Tritemius, Abt von Sponheim (Uber de scrip toribus 
ecclesiasticis 1492), der 970 Schriftsteller, darunter viele mittel- 
alterliche beriicksichtigt, ist Hieronymus massgebendes Vorbild 
gewesen. 

Ausgabe: JAFabricius, Bibliotheca ecclesiastica, Hamb. 1718. 
Sonderausgabe von Hieronymus und Gennadius : GuilHerdingius, Lips. 1879. 
— Litteratur: St.v.Sychowski, Hieronymus als Litterarhistoriker, in 
den Kirchengeschichtl. Studien von AKnopfler, HSchrOrs und MSdralek, 
2. B., Miinster, 1894. CABernoulli, Hieronymi presbyteri liber de 
Viris inlustribus. Freib. 1895. 

3. Unter den katholischen und protestantischen 
Bearbeitungen des 17. und 18. Jahrhunderts sind hervor- 
zuheben: 

a) APossEViNUS, Apparatus sacer ad scriptores V. et N. T. etc. 2 T. 

Venet. 1603—1606. Colon. Agripp. 1608. 
E<Bellarminus, De scriptoribus ecclesiasticis liber. Rom. 1613 u. o. 
LEDupiN, Nouvelle bibliotheque des auteurs ecclesiastiques etc. 

47 T. u. 6. Par. 1686—1711. Auch lateinisch. Vgl. die Angaben 

bei Richardson 120/121. 
SLeNain de Tillemont, Memoires pour servir k I'histoire ecclesia- 

stique des six premiers siecles. 16 T. Par. 1693 — 1712 u. 6. 
D-NLeNourry, Apparatus ad bibliothecam maximam patrum vete- 

rum et scriptorum ecclesiasticorum Lugduni editam etc. 2 T. 

Par. 1694—1697. 1703—1715. 
RCeillier, Histoire generate des auteurs sacres et ecclesiastiques. 

23 T. Par. 1729— 1763. Neue Ausgabe. 14 T. und 2 T. Index. Par. 

1858—1865 (69). 
GLumper, Historia theologica critica de vita, scriptis atque doc- 

trina ss. patrum etc. 13 T. August. Vindel. 1783—1799. TJnvoU- 

endet. 

b) WCave, Historia litteraria scriptorum ecclesiasticorum. 2 T. Lond. 

1688/1698. Beste Ausgabe. Oxon. 1740/1743. Deutsch mit Re- 
gister. Brem. 1701. 

JAFabricius, Bibliotheca sive notitia scriptorum veterum grae- 
corum etc. 12 T. Index. Hamb. 1705 sqq. 3. Ausg. 1716(18) 
bis 1728. 14 T. 4. Ausg. von ThChrHarles, Hamb. 1790—1809. 
12 T. Index. Unvollendet. 

COuDiN, Oommentarius de scriptoribus ecclesiae antiquis. 3 T. 
Lips. 1722. 

JGWalch, Bibliotheca patristica. Jen. 1770. Vermehrte und ver- 
besserte Ausgabe von JTLDanz. Jen. 1834. Auch 1839. 

1* 



Einleitung. [§ 2. 



CTGScHOENEMANN, Bibliotheca Historioo-Litteraria Patrum Lati- 
norum etc. 2 T. Lips. 1792/1794. 

5. Von neueren Werken sind zu nennen: 

a) JAMoEHLEB, Patrologie oder christliche Litterargeschicbte, herausgeg^. 

von FXKaithmayb. 1. B. Regensb. 1840. 
JFessler, Institutiones patrologicae. 2 T. Oenip. 1850/1851. Neu 

herausgegeben von BJungmann. T. I, 11 1. Oenip. 1890/92. 
JAlzog, Gnindriss der Patrologie oder der alteren christlichen 

Litterargeschichte. Freib. 1866. 4. Aufl. 1888. 
JNiRSCHL, Lehrbuch der Patrologie und Patristik. 3 B. Mainz 1881 

bis 1885. 

b) JDoNALDSON, A critical history of christian literature and doctrine 

from the death of the apostles to the Nicene council. 3 B. Lond. 
1864—1866. 1. B. in 2. Aufl. 1874. Nur bis zu den Apologeten 
einschliesslich. 

OZocKLER, Geschichte der theologischen Litteratur (Handbuch der 
theologischen "Wissenschaften. 1. Supplem.). Gotha 1890. 

ChThCruttwell, a literary history of early Christianity. 2 B. Lond. 
1893. 

AHarnack, Geschichte der altchristlichen Litteratur bis Eusebius. 
Erster Teil : Die Ueberlieferung und der Bestand, bearbeitet unter 
Mitwirkung von Lie. E. Preuschen. Leipz. 1893. Von Preuschen 
sind die folgenden Artikel: Apokryphe Apostelgeschichten, 
Pseudoclementinen, Irenaus, Clemens von Alexandrien, Origenes, 
Gregorius Thaumaturgus, Alexander von Alexandrien, Metho- 
dius, Adamantius, Julius Africanus, PamphHus, Eusebius, Nova- 
tian, Tertullian, Victorinus, Lactantius, Sixtusspruche, Concilien, 
Martyrien,Heidnisches (auf dasChristentumbezugliches), dieUeber- 
sicht iiber die Oatenen und das Initien- und Handschriftenregister 

6. Beriicksichtigung findet die altchristliche Litteratur in 
den Darstellungen von 

JFCBahr, Geschichte der romischen Litteratur. Bd. 4: Die christ- 

lich-romische Litteratur. I. Die christlichen Dichter und Geschichts- 

schreiber. 2. Aufl. Karlsr. 1873. 
AEbert, Allgemeine Geschichte der Litteratur des Mittelalters im 

Abendlande. 1. B. Leipz. 1874. 2. Aufl. 1889. 
WSTeuffel, Geschichte der romischen Litteratur. 2 B. Tub. 1870. 

5. Aufl. von LSchwabe. 1890. 
WChrist, Geschichte der griechischen Litteratur bis auf die Zeit 

Justinians (Handb. der klass. Altertumswiss. VII). Nordlingen 

1889. 2. Aufl. 1890. 
MManitius, Geschichte der christlich-lateinischenPoesie. Stuttg. 1891. 

7.WertvolleBeitrage zur altchristKchenLitteraturgeschichte 
enthalten folgende Sammelwerke: 

a) Realenzyklopadie fiir protestantische Theologie und Kirche von 
JJHERZOGf u. GLPiTTf, fortgefiihrt von AHauck. 2, Aufl. 18 B. 
Leipz. 1877—1888. 



§ 2.] BearbeituQgen und Hiilfsmittel. 5 

A Dictionary of christian biography, literature, sects and doctrines 

daring the first eight centories edit, by WSmith and HWack. 

4B. London 1877— 1887. 
Kirchenlexikon oder Enzyklopadie der katholischen Theologie und 

ihrer Hilfswissenschaften , herausgegeben von HJWetzbr und 

BWbltb. 2. Aufl. von JHBRGENROETHKRt und FrzKaulen. Freib. 

1882 £F. Der 9. Band ist im Erscheinen begriffen. 
b) ThZahn, Forschungen zur Greschichte des neutestamentlichen Kanons 

und der altkirchlichen Litteratur. Erlang. u. Leipz. 1881 fiP. Bis- 

her 5 B. 
OvGebhardt und AHarnack, Texte und Untersuchungen zur Ge- 

schichte der altchristlichen Litteratur. Leipz. 1882 ff. Bisher 12 B. 
JARoBiNSON, Texts and Studies, contributions to biblical and patristic 

literature. Cambr. 1891 ff. Bisher 2 B. 

8. Von Hiilfsmitteln zum Studium sind zu erwahnen: 

a) W Wattbnbach, Anleitung zur lateinischen Palaographie. Leipz. 186o« 

4. Aufl. 1886. 
Ders., Anleitung z. griech. Pal. Leipz. 1867. 2. Aufl. 1877. 
"VGardthausen, GriechischePal. Leipz. 1879. 2. Aufl. inVorbereitung. 
ThBirt, Das antike Buchwesen in seinem Verhaltnis zur Litteratur, 

Berl. 1882. 

b) TnlTTiGros, De bibliothecis et catenis patrum. Lips. 1704. 
JGDowLiNQ, Notitia scriptorum ss. patrum aliorumque vet. eccl. monu- 

mentorum, quae in coUectionibus anecdotor. post a. MDCC in 
lucem editis continentur. Oxf. 1839. 

c) ECRiCHAROSON, Bibliographical Synopsis (The Ante-Nicene Fathers. 

Suppl.). Buffalo 1887. 
PWendland, Litteraturbericht im Archiv f. Gesch. d. Philos., in Ge- 

meinschaft mit HDiels, WDilthbt, BErdmann u. EZbller hrsg. 

V. L. Stein, Berl., seit 1887. 
CSiTTL, Litteraturbericht im Jahresber, ii. d. Fortschritte d. klass. 

Altertumswiss., begriindet von CBursian, hrsg. v. L. v. Miiller^ 

Berlin, seit 1888. 
AEhrhard, Die altchristliche Litteratur u. ihre Erforschung seit 1880. 

I. (1880—1884) in Strassb. Theolog. Stud. I 4. 5, Strassb. 1894. 

Wird fortgesetzt. 

d) EASoPHOOLBS, A Greek lexicon of the Roman and Byzantine periods 

from B. C. 146 to A. D. 1100. New-York (Leipzig) 1888. 
GB Winer, Grammatik des neutestamentlichen Sprachidioms. 8. Aufl. 

von PWScHMiEDEL. 1. Teil : Einleitung und Formenlehre. Gott. 

1894. 
FWAMuLLACH, Grammatik der griechischen Vulgarsprache in histo- 

rischer Entwicklung. Berl. 1856. 
GKoFPMANB, Geschichte des Kirchenlateins. 1. B.: Entstehung und 

Entwicklung des Kirchenlateins bis Augustinus — Hieronymus. 

Berl. 1879. 

e) AHarnace, Lehrbuch der Dogmengeschichte, 1. B., Freib. 1886. 3. Aufl. 

Freib.-Leipz. 1894. 



6 Einleitung. [§ 2. 

9. Polgendes sind die vornehmsten Sammlungen von 
Werken der Kirchenschriftsteller: 

a) Sacra bibliotheca ss. patrum etc. ed. Mde laBigne. 8 T. Par. 1575. 

Sehr vermehrt (15 T.) und als Magna bibliotheca veterum patrum 

bezeichnet in der Ausgabe von ASchott u. A. Colon. 1618—1622. 
Maxima bibliotheca veterum patrum et antiquorum scriptorum eccl. 

27 T. Lugd. 1677. Meist als von PhDespont (Dupont) heraus- 

gegeben bezeichnet, in Wirklichkeit bearbeitet von John und 

James Arvison. 
Bibliotheca veterum patrum antiquorumque scriptorum eccl. ed AGal- 

LANDius. 14 T. und App. Venet. 1765—1781. 2. Aufl. 1788. 
Cursus patrologiae completus edid. J-PMignb. 

I.Patrologia latina. 221 T. Par. 1844—1855. Wird uber das Jahr 
1216 hinaus fortgesetzt von Horoy. 

II. Patrologia graeca. 161 T. in 166 V. Par. 1857—1866. 
Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum edit cons, et imp. acad. 

litt. caes. Vindobonensis. Bis 1894 29 T. Vindob. (Prag. Lips.) 

1867 sqq. 
Sanctorum patrum opuscula selecta, ad usum praesertim studiosorum 

theologiae edid. et commentariis auxit HHurter S. J. Oenip. 

18688qq. 1. Ser. 48 T. 2. Ser. Bisher 5 T. 

b) JLDacherius, Spicilegium s. collectio veter. aliquot scriptorum etc. 

13 T. Par. 1645—1677. Neue Ausgabe von LF Jdb laBarre. 3 T. 

Par. 1723. 
JBCotelerius, Ecclesiae graecae monumenta etc. 3 T. Par. 1677 bis 

1686. Der 4. Band, Par. 1692, ist eine Titelauflage der Analecta 

graeca. Par. 1688. 
JEGrabe, Spicilegium ss. patrum ut et haereticorum saec. I. II. HE. 

2 T. Oxon. 1698/99. 2. Aufl. 1700. 
LZacagnius, Collectanea monumentorum veter. eccl. gr. ac lat. 1 T. 

Rom. 1698. 
JSAssEMANi, Bibliotheca orientalis Clementino — Vaticana. 3 T. Rom. 

1719—1728. 
AMaius, Scriptorum veterum nova collectio. 10 T. Rom. 1825 — 1838. 
Ders , Spicilegium Romanum. 10 T. Rom. 1839 — 1844. 
Ders., Nova patrum bibliotheca. 9 T. Rom. 1852—1888. Der 9. Band 

herausgeg. v. JCozza-Luzi. 
JRouTH, Reliquiae sacrae. 4 B. Oxon. 1814—1818. 2. Aufl. 5 B. 1846 

bis 1848. 
JBPiTRA, Spicilegium Solesmense. 4 T. Par. 1852 — 1858. 
Ders., Analecta sacra Spic. Sol. parata. 4 T. Par. 1876—1884. 

Der 4. Band herausgeg. v. PMarttnus. Dazu zwei Bande Analecta 

sacra et classica. Par. 1888/1891. Der letzte Band herausgeg. 

V. ABattandier. 
Anecdota Maredsolana. Bisher 2 B. Mareds. 1893/1894. 

c) JBoLLANDUS, GHenschenius u. A., Acta Sanctorum quotquot toto orbe 

colunturetc. 54 T. Antv. 1643— 1794 (?). 42 T. Venet. 1734 sqq. 
"Wiederaufgenommen 1838. Neue Ausgabe von GJCamadet, 61 T. 



§ 2.] Bearbeitangen und Hulfsmittel. 7 

u. Suppl. Par., Rom. 1863 — 1883. Dazu Analecta Bollandiana 
edd. CdeSmedt, JdeBackkr, al. Bisher 13 T. Brux. 1881 ff. In- 
haltsverzeichDis zur alien Ausgabe bei APotthast, Bibliotheca 
historica medii aevi, Berlin 1862, 575 — 942. 
ThRuinart, Acta primorum martyrum sincera et selecta. Par. 1689. 
Neue Ausgabe Ratisb. 1859. 

10. Die besten Uebersetzungen enthalten folgende 
Sammelwerke : 

a) Bibliothek der Kirchenvater. Auswahl der vorziiglichsten patristi- 

schen Werke in deutscher Uebersetzung, uon FXReithmayr u. 
Thalhofer. 412 Hefte. Kempten 1869—1888. 

b) The Ante — Nicene Christian Library by ARoberts and JDonaldson. 

24 B. Edinb. 1867 — 1872. Amerikanischer Neudnick von ACCCoxe. 
8 B. Buffalo 1884—1886. Fortgesetzt in A select library of Nicene 
and Post-Niceue Fathers of the Christian Church by PhSchaff f 
and HWace (in Yerbindung mit Anderen). New- York seit 1886, 



8 



Erste Abteiliing. 
Die urcliristliclie Litteratur. 

A.u8gaben: Das NT. von SPTregklles, CTischendorf, BFWest- 
COTT und FJAHoET, OvGebhardt. Ausserkanonisches bei AHilgenfeld, 
Novum Testamentum extra canonem receptum. Fasc. lY *, Lips. 1884. Die 
sogenannten apostolischen Vater : SS. patrum qui temp, apost. flor. etc. opp. 
etc. edd. JBCoTELERros 2 T. (Par. 1672). Antv. (Amst.) 1698. AHilgen- 
feld in Nov. Test. e. c. r. Fasc. I— III, Lips. (1866) 1876—1881 (Clem. 
Bam. Herm.). Patnmi apostolicorum opp. edd. OdeGebhardt, AFTarnack, 
ThZahn, 3 Fasc. (Fasc. I*), Lips. 1876—78. Edit. min. Lips. 1877. Neu- 
gedruckt 1894. Opera patrum apostolicorum ed. FXFunk, 2 Vol., Tubing. 
1881. Der erste Band erschien 1887 in einemNeudruck, vermehrt um die 
Doctr. apost. JBLightfoot, The Apostolic Fathers. 2 Parts. (S. Clement 
of Rome, S. Ignatius, S. Polycarp). Lond. 1885/1890. Edit. min. (aller Vater), 
Lond. 1890. — Uebersetzung: Das NT. von CWeizsacker. 6. u. 7. Aufl. 
Freib. u. Leipz. 1894. Die apostolischen Vater von JChrMayer in BKV 
1869/80. — Litteratur: Die Einleitungen ins N.T., vornehmlich von 
HJHoltzmann', Freib. 1892 und A Julicher, Freib. u. Leipz. 1894. EReuss, 
Die Geschichte der heiligen Schriften NT. ®, Braunschw. 1887. AHilgen- 
feld, Die apostolischen Vater, Hall. 1853. JDonaldson (§ 2 sb). CSkwor- 
zow, Patrologische Untersuchungen, Leipz. 1875. 

§ 3. Allgemeines. 

1. Bei ihrem Zusammenschluss zur katholischen Kirche hat 
die Christenheit eine Anzahl von Schriften, zu denen als vom 
Geiste des Herrn und seiner Apostel durchweht sie mit Ehrfurcht 
und heiliger Scheu hinaufblickte, zu einem Neuen Testament 
vereinigt. In Erganzung des alten Bibelbuchs, darin Gottes Geist 
sich seinem Bundesvolk geoffenbart hatte und das als heilige 
Schrift man von den Vatem ubemahm, soUte diese neue Samm- 
lung ein Denkmal der Offenbarung Gottes an sein neues Volk 
werden und die schonsten Reliquien einer Zeit hochster religioser 
Innigkeit alien kiinftigen christlichen Generationen als heiUgen 



§ 3.] Allgemeines. 



Schatz iibermitteln. Fiir die Ktterargeschichtliche Betrachtung 
ist diese Kanonisierung insofern ein grosses Hindernis geworden, 
als sie die zum Neuen Testament vereinigten Schriften isoliert und 
ihre Verwandtschaft mit den iibrigen schriftstellerischen Erzeug- 
nissen des Urchristentums zu verschleiem geeignet ist. Sie ist 
auch fiir die UeberKeferung der urchristlichen Litteratur von ein- 
schneidender Bedeutung geworden: denn wahrend das Neue 
Testament unendlich oft abgeschrieben worden ist und die Heilig- 
haltung des Buchstabens die Reinhaltung des Textes wenigstens 
seit der Kanonisierung verbiirgt, ist die handschriftliche Bezeu- 
gung des nichtkanonischen Teils der Urlitteratur sehr gering: 
sehr Vieles ist nur in Bruchstucken erhalten geblieben, Anderes 
der Ungunst der Zeiten ganz zum Opfer gefallen. 

2. Jesus Christus hat nichts Schriftliches hinterlassen, und 
seine Apostel und Prediger sind nicht Schriftsteller im eigent- 
lichen Sinne des Wortes gewesen. Sie wussten nichts davon, dass 
die Briefe, in denen sie den Glaubigen von Christo predigten, 
in denen sie sie zu niichternem und gesittetem Wandel ermahnten 
und ihnen ihre Liebe und Fiirsorge bewiesen, in den Herzen und 
auf den Lippen ungezahlter Millionen weiterleben, noch viel weni- 
ger aber, dass diese Gelegenheitsschreiben der Gegenstand immer 
emeuter frommer und kritischer Bemiihungen von Gelehrten und 
Ungelehrten werden wiirden. Indessen hat der neue religiose 
Geist auch wirkUche litterarische Denkmaler hervorgebracht. Die 
lange festgehaltene Hoffnung auf die baldige Wiederkehr des 
Herrn liess auch auf christlichem Boden die bei den Juden unter 
ahnlichen Verhaltnissen entstandene Litteraturgattung der Apo- 
kalypsen lebendig werden. Dem Wunsche^.che Erinnerung an 
die Worte und Thaten, an Leben, Tod und Auferstehung des 
Herrn fiir die Gemeinden der Unsicherheit miindlicher Ueber- 
Keferung zu entziehen und dem anderen, die Frohbotschaft vom 
Christus als den Mittelpunkt christUchen Glaubens zu erweisen, 
verdanken dieEvangelien ihre Entstehung, und ein ahnliches 
Interesse fiir die erste Generation der Verkiindiger des Evange- 
hums und ihr Werk liegt der sog. Apostelgeschichte zu 
Grunde. EndUch haben die praktischen Bediirfnisse der Gemein- 
den lehrhafte, homiletischC; kirchenregimentliche Auf- 
zeichnungen veranlasst. Wer in solcher Weise schriftstellerisch 
thatig gewesen ist, daruber sind in sehr vielen Fallen nur Ver- 
mutungen moglich: die Personlichkeit des Verfassers tritt zu- 



10 Urchristliche Litteratur. Briefe. [§ 4. 

ruck gegeniiber dem, was er zu sagen hat. Redet doch aus ihm 
der Geist Gottes und Christi. 

3. Wahrend die griechisch-romische Litteratur und ihre 
Formen dem Gesichtskreis der urchristKchen Schriftsteller fern 
liegen, hat die erbauliche Litteratur des Judentums wegen 
ihrer Verwandtschaft mit den urchristlichen Ideen und weil deren 
Trager judischen Kreisen entstammten, auf Inhalt und Form der 
urchristlichen Litteratur weitreichenden Einfluss gewonnen, und 
die Sprache, obwohl in den uns erhaltenen Stiicken fast durch- 
weg original griechisch, tragt vielfach hebraisierendes Geprage. 
Jiidische Schriften sind von Christen bearbeitet worden, und in 
der christUchen Urlitteratur finden sich Stucke (Apokalypse Jo- 
hannis, Didache), in denen ein jiidischer Grundstock wahrschein- 
lich oder nachweislich ist. Vgl. Beilage I. 

Erstes Eapitel. 
Die Briefe. 

§ 4. Die paulinischen und die pseudopanlinischen Briefe. 

1. In das Neue Testament sind vierzehn angeblich von Pau- 
lus verfasste Schreiben aufgenommen worden. Sie haben nicht 
alle dgn gleichen Anspruch darauf, als echte Stucke seiner Hinter- 
lassenschaft betrachtet zu werden, Zwar kann nur eine Kritik, 
die ihr Vergniigen darin findet, das Bischen Licht, das uns bei 
Erforschung urchristlicher Probleme iiberhaupt vergonnt ist, 
durch unsolide Phantastereien voUig zu verbauen, alle oder fast 
all diese Briefe als Falschungen verwerfen und damit den grossen 
Apostel selbst aus der Geschichte verweisen, dessen PersonUch- 
keit kleinen Geistern unbegreiflich ist. Aber gegen die Echtheit 
des ersten Briefes an die Thessalonicher (verfasst 54/55), des 
Briefes an die Galater (55/57), der beiden Briefe an die Korin- 
ther (56/58 und 58/60), des Briefes an die Romer (59/60 [61]), 
der Briefe an die Philipper (62/64) und an Philemon (etwa gleich- 
zeitig) sind durchschlagende oder auch niir bestechende Beden- 
ken niemals geltend gemacht worden, die Zweifel am Brief an 
die Kolosser (63/64) lassen sich heben, und die Unechtheit des 
zweiten Briefes an die Thessalonicher (bei Annahme der Echtheit 
nicht lange nach dem ersten geschrieben), sowie des Briefes an 
die Epheser (63/64) ist zwar mit gewichtigen Griinden behauptet, 



§ 4.] Die paulinischen und die pseudopaulinischen Briefe. 1 1 

aber nicht streng erwiesen worden. Dagegen ist dem Brief an 
die Hebraer schon die Tradition nicht giinstig: er war im Abend- 
lande noch um die Mitte des 4. Jahrhunderts als paulinisch und als 
Bestandteil der neutestamentlichen Sammlung nicht allgemein 
anerkannt, und der Inhalt erweist den Verfasser als einen pau- 
linisierenden Christen von alexandrinischer Bildung (Julicher 
107), der nach 70 und wahrscheinlich unter Domitian (81 bis 96) 
geschrieben hat. Die sog. Pastoralbriefe (zwei Briefe an Timo- 
theus, einer an Titus) sind dem Marcion, als er seinen Kanon pau- 
linischer Briefe zusammenstellte, nicht bekannt gewesen; die in 
ihnen vorausgesetzte Situation lasst sich aus dem uns bekannten 
Leben des Apostels nicht erklaren, Sprache und Gedankenwelt 
machen die Abfassung durch ihn voUends unmoglich, und das 
Verhaltnis zur Gnosis scheint die Briefe aus dem 1. Jahrhundert 
hinauszuweisen. Ihrem Verfasser mogen echte Briefe oder 
Brieffragmente an die beiden Adressaten zu Gebote gestanden 
haben. 

2. Mehrere Briefe des Apostels sind verloren gegangen 
(I Kor 5 9 II Kor 2 sf. u. 6. Kol 4i6 Phil 3 i. Vgl. Polyc. ad 
Phil. 3); man hat sie durch Falschungen zu ersetzen versucht. 
Der Muratorische Fragmentist (V. 63 — 65) weiss von einem Lao- 
dicener- und einem Alexandrinerbrief, die er beide als marcioni- 
tische Produkte bezeichnet. Von einem Briefe an die Alexan- 
driner ist sonst nichts sicheres bekannt (anders Zahn); dagegen 
findet sich ein angeblicher Brief an die Lao dicener schon im Cod. 
Fuldens. Victor. Cap. saec. VI (vgl. auch Speculum Augustini ed. 
Weihrich in CSE XII 516) und in vielen anderen lateinischen 
Bibelhandschriften; ob sich auf eben diesen Brief der Fragmen- 
tist und andere altere Zeugnisse (Harnack, LG 34 f.) beziehen, 
bleibt ungewiss. EinapokrypherBriefwechselzwischenPaulus 
und den Korinthern stand noch zur Zeit Ephraems (um 350) in 
der syrischen Bibel (vgl. auch die Citate bei Aphraates flom. VI 
ed. Bert 105 u. XXIII 389 f.) und ist, hier ausgemerzt, in die 
armenische Bibel ubergegangen, in der er sich noch im 14. Jahrh. 
befunden zu haben scheint. Der Briefwechsel ist armenisch 1) in 
vielen Bibeln und 2) in der Uebersetzung von Ephraems Com- 
mentar zu den pauUnischen Briefen ; lateinisch 1) in der Bibel- 
handschrift der Ambrosiana E. 53 inf., anscheinend saec. X 
(Berger) und 2) in anderer Uebersetzung in der Laoner Bibel- 
handschrift Cod. 45 (Bratke) erhalten. Die Spitze der Fal- 



12 Urcbristliche Litteratur. Briefe. [§§ 5, 6. 

schung scheint gegen die Bardesaniten gerichtet zu sein; ob die 
Ursprache syrisch oder griechisch war, ist vorlaufig nicht zu 
entscheiden. Der Briefwechsel zwischen Seneka und Paulus 
(Hieron. 12) ist schwerlich vor dem 4. Jahrhundert entstanden. 

WFRiNCK, Das Sendschr. d. Kor. an P. u. s. w., Heidelb. 1823. PVetter 
in ThQu LXXII, 1890, 610—639. ThZahn, GNK II 2, 565—621. SBerger, 
La correspondance apocryphe de S.Paul et des Corinthiena, Par. 1891. Dazn 
AHaenack in ThLZ XVII, 1892, 2—9 und Ders., LG 33—39. 763—65. 
EBratke in ThLZ a. a. 0. 585 — 588. CCallewaert, Une lettre perdue de 
S. Paul et le „De aleatoribus", Louv. 1893. 

§ 5. Die katholischen Briefe. 

Die sieben katholischen, d. h. fur die Allgemeinheit be- 
stimmten Briefe im Neuen Testament stammen wahrscheinUch 
sammtlich nicht von den Verfassem, denen sie in den Ueber- 
schriften beigelegt werden. Beziighch des zweiten und dritten 
Johannesbriefs, des Judasbriefes, vornehmlich aber des zweiten 
Petrus- und des Jakobusbriefes ist diese Annahme schon durch 
die Thatsache nahe gelegt, dass sie alle als Stiicke der heiligen 
Litteratur erst seit dem 3. Jahrhundert langsam anerkannt werden ; 
positive Grunde, Manner der apostohschen Generation als die 
Verfasser anzusehen, sind nicht vorhanden, und das jungste dieser 
Schreiben, der zweite Petrusbrief, ist vielleicht erst um die Mitte 
des 2. Jahrhunderts entstanden. Mit dem ersten Petrus- und dem 
ersten Johannesbrief steht es in der TJeberlieferung giinstiger: 
aber abgesehen vom ersten Wort berechtigt nichts zu der An- 
nahme, dass jener von Petrus stammt, der auf seine alten Tage 
bei Paulus in die Schule gegangen sein miisste, wenn auch die 
Abfassung im 1. Jahrhundert sehr wohl moglich bleibt; der 
Johannesbrief aber steht und tallt mit dem Evangelium. 

§ 6. Der Bamabasbrie£ 

Ausgaben: Ueber die zu Oxford 1642 gedruckte und 1644 ver- 
brannto Ausgabe von JUsserius vgl. JHBackhouse, The editio princeps of 
the epistle of B. etc. , Oxf. 1883. HMenardus , Par. 1645. JGMuller, 
Leipz. 1869. AHilgenfeld (§ 3) 11*, 1877 (Erste Ausgabe des voUstandigen 
Briefes nach den CoUationen von Bryennios). WCunningham, Lond. 1877. 
OdeGebhardt u. AHarnack (§3) I 2», 1878. FXFunk (§ 3) I*, 1887. — 
Uebersetzung: JChrMayer (§ 3). — Litteratur: Die Prolegomena 
und Kommentare der Ausgaben. JHefele, Das Sendschreiben des Apostels 
B.,Tub. 1840. KHWeizsacker, Zur Kritik des B» aus demKodex Sinaiticus, 
Tub. 1863. RALiPSius in Schenkels Bibellexikon I, 1869, 363—373. 
WlMiLLiGAN in DCB I, 260—265. FXFunk, Der Cod. Vatic, graec. 859 u. s. 
Descendenten, in ThQu LXII, 1880, 629—637. DVOlter in JprTh XTV, 



§ 6.] Der Barnabasbrief. 13 

1888, 106—144. JWeiss, Berl. 1888. — Fabricius, BG IV 827/28. Richa^rd- 
soN, BS 16—19. Harnack, LG 58—62. 

1. Der Bapvdpa iTutoToXT] iiberschriebene Brief ist grie- 
chisch und lateinisch in folgenden Handschriften iiberKefert: 

1) griechisch: a) im Cod. Sinaiticus («), vielleicht saec. IV, im 
Anhang des Neuen Testamentes nach der Offenbarung Johannis 
und vor dem Hirten des Hermas; b) in dem von Bryennios 
1875 aufgefundenen Cod. CPanus ann. 1056, jetzt in der Patri- 
archalbibliothek zu Jerusalem befindlich, zwischen der Synopsis 
V. et N. T. Chrysostomi und den Klemensbriefen; c) zusammen 
mit dem Polykarpbrief in acht (neun) aus einem Archetypus 
geflossenen Handschriften, in denen alien .die ersten Kapitel des 
Briefes bis Kapitel 5 7 (. . tov Xa6v 'c6v xatv6v IrotjiaCwv) fehlen; 

2) lateinisch: in einer vor 700 angefertigten Uebersetzung (Cod. 
Biblioth. Imper. Petropol. Qu. v. J. 39 saec. X), nur die ersten 
17 Kapitel umfassend. 

2. Klemens von Alexandrien, der den Brief in den Hypo- 
typosen kommentiert hat (Eus. VI 14 i), gedenkt seiner in den 
Stromateis als eines Werkes des Apostels Barnabas (II 6 si vgl. 
n 20 lie) und einer freilich dem Alten Testament und den Evan- 
gelien nicht gleichzustellenden (vgl. Strom. II 15 e?) hi. Schrift. 
Origenes bezeichnet ihn als kmaxoXri xadoXtXT] (c. Cels. I 63). 
Spater ist der Brief, an dessen apostolischem Ursprung schon 
Eusebius (vgl. Ill 25 4 VI 13 e) zu zweifeln scheint, wenig gelesen 
worden. Er wird — von den Handschriften abgesehen — nur 
noch in dem „Verzeichnis der 60 kanonischen Biicher" (vgl. 
Zahn, ©NK II, 1, 292), in der Stichometrie des Nicephorus und 
vielleicht im Catalogus Claromontanus (vgl. Zahn a. a. 0. 169 bis 
171), in der abendlandischen Kirche — abgesehen von der Ueber- 
setzung — iiberhaupt nicht erwahnt. 

3. Gegen die in der Ueberlieferung konstant gewordene An- 
nahme, dass Barnabas, der Gefahrte des Paulus, der Verfasser 
des Schreibens sei, spricht vornehmlich die Unkenntnis des judi- 
schen Ceremonienwesens, die bei einem palastinensischen Juden 
(Leviten) unverstandlich erscheint, aber auch der ausgesprochene 
Antijudaismus des Schreibers. Bestimmte Vermutungen uber 
den Verfasser lassen sich indessen so wenig aufstellen, wie sich die 
Abfassungszeit anders als durch die Zerstorung von Jerusalem 
einerseits (vgl. 4 u und 16) und durch die Zeit des Clemens 
andrerseits (doch vgl. § 21 s) begrenzen lasst: denn weder 



14 Urchristliche Litteratur. Briefe. [§ 7. 

sind die zehn Konige (4 4—6) mit Sicherheit zu deuten noch der 
Bau des Tempels (16 3—4) anders als auf den Bau des geistigen 
Tempels in den Herzen der Glaubigen zu beziehen (trotz Weiz- 
SACKER u. A.). Indessen enthalt der Brief nichts, was ihn aus 
dem ersten Jahrhundert hinausweisen wiirde, und der Annahme, 
dass er unter Nerva (oder Vespasian) geschrieben wurde, steht 
Zwingendes nicht entgegen. Fiir Alexandrien als Abfassungsort 
lassen sich Griinde geltend machen. 

4. Das Schreiben ist nicht an eine einzelne Gemeinde, son- 
dem an die ganze Christenheit gerichtet mit der Bestimmung, 
vor judaistischen Einfliisterungen und vor Abweichungen von den 
Geboten der christlichen Sittlichkeit zu warnen. Dem ersten 
Zwecke dienen die Auseinandersetzungen iiber die rechte Gnosis, 
der zufolge das Judentum als eine Verirrung erscheint, an die 
das Christentum nicht anknupfen kann, sondem die es zu ver- 
werfen hat; der letztere wird erreicht durch eine andere Art 
von Erkenntnis und Belehrung (18 1), d. h. durch Mitteilung 
einer Reihe lose geordneter moralischer Vorschriften, die die 
letzten Kapitel des Briefes (von 18 ab) fuUen (vgl. 4 10). Jene 
Gnosis erbaut sich auf einer ungewohnlich geschmacklosen und 
platten Typologie, der die alttestamentlichen Einrichtungen zum 
Opfer fallen und die von der Beschranktheit und Ungebildetheit 
des Verfassers ein ebenso beredtes Zeugnis ablegt, wie die stu- 
pide Art, mit der die Vorschriften des Buches von den zwei 
"Wegen (vgl. § 21 3) den Lesern vorgesetzt werden, und die un- 
gelenke Sprache. Ausser paulinischen Briefen hat der Verfasser 
evangelische Berichte, moglicherweise das Matthausevangelium 
gelesen (doch vgl. Weiss 94 — 119). An der Einheitlichkeit des 
Briefes zu zweifeln Uegt kein Grund vor: die von Volter ver- 
suchte Zerstiickelung hat keinen Schein von Berechtigung, und 
die WEiss'sche Hypothese einer einmaligen durchgangigen Be- 
arbeitung scheitert an dem Fehlen der von ihm behaupteten 
Verschiedenartigkeit der Tendenzen. 

§ 7. Der erste Elemensbrief. 

Ausgaben: 1) Des griechischen Textes : P Junius, Oxon. 1633. 
<l>Bpoevvto?, KoivoTavT. 1875 (Erste Ausgabe des vollstandigen Briefes). 
OdeGtebhardt und AHarnack (§ 3) I 1^ 1876. AHilgenfeld (§ 3), I*, 
1876. FXFuNK (§ 3) I^, 1887. JBLightfoot (§ 3), Part I. 2 V. Lond. 1890 
(hier eine Autotypie des Cod. CPanus). 2) Der lateinischen Ueber- 
setzung: GMorin in Anecdota Maredsolana. Vol. XL Maredsous 1894. Dazu 



§ 7.] Der erste Klemensbrief. 15 

AHarnack in ThLZ XIX, 1894, 159—162. Dbrs. in SB BA 1894, 261—273 
und 601—621. JHaussleiter in ThLB XV, 1894, 169—174. ThZahn in 
ThLBXV, 1894. EWoelfflin in ALG IX, 1894, 81—100. — Uebe^- 
8 e t z a n g : JChrMayer (§3). — L i 1 1 e r a t u r : Die Prolegomena und 
Kommentare der Ausgaben, besonders von Lightfoot. RALiPsros, De Clem. 
Rom. epistola ad Corinthios priore disquisitio, Lips. 1854. GSALMONinDCB I, 
554 — 559. Hasenclever, Christliche Proselyten der hoheren Stande im 
1. Jh., in JprTh Vin, 1882, 66—78. 230—271. WWrede, Untersuchungen 
zum ersten Klemensbriefe, Gott. 1891. — Fabricius, BG IY 828—830. Ri- 
chardson, BS 1 — 5. Harnack, LG 39 — 47. 

1. Der sogenannte erste Brief des Klemens an die Korinther, 
KXTf][jLevto<; Trpoc KoptvO-tooc; a, ist in dreifacher Ueberlieferung 
erhalten: 1) griechisch: a. im Cod. Alexandrinus saec. V im 
Anhang des Neuen Testamentes. Es fehlt Kap. 57 6 (TrXTjadTj- 
aov . . .) bis 64 1 (. . tTrov 6 7ravTsd7ru7]<;); b. in dem von Bryennios 
1875 aufgefundenen Cod. Konstantinop. ann. 1056, jetzt in der 
Patriarchatsbibliothek zu Jerusalem befindlich ; 2) lateinisch : in 
einer nach Harnack aus Rom, nach Haussleiter aus Afrika 
stammenden, vermutlich noch im 2. Jahrhundert (Zahn: 5. Jahr- 
hundert) entstandenen Uebersetzung in dem von Morin aufgefun- 
denen Cod.Florinens. saec. XI; 3) syrisch: in einer noch nicht ver- 
offentlichten Uebersetzung in Cod. Cantabr. Add. MSS. 1700 ann. 
1170, als Teil des Neuen Testamentes nach den kathoKschen 
und vor den paulinischen Briefen (vgl. dazu Lightfoot, I 129 
bis 146). 

2. Der Brief ist von Polykarp stillschweigend (vgl. Harnacks 
Ausgabe XXIV — XXVII) benutzt worden. Erstmalig erwahnt 
wird er von Hegesipp (Eus. Ill 16 IV 22 i), der jedoch so wenig 
wie Dionysius von Korinth (Eus. IV 23 9 sq.) und Irenaus (adv. 
haer. Ill 3 3 vgl. Eus. V 6 2 sq.) Klemens als Verfasser nennt. 
Dies geschieht bei Klemens von Alexandrien (Strom. IV 17 105), 
der den Brief oft (vgl. Harnack, LG 41 f.) stillschweigend 
und ausdriicklich benutzt und ihn unter seine heiligen Schriften 
gerechnet hat, und bei Origenes (Princ. II 3 e Select, in Ezech. 
Vni 3, in Joann. VI 36). Eusebius schatzt den Brief hoch, ohne 
ihn in Beziehung zu den Schriften N.T. zu setzen (III 16 37 4 38 
vgl. in 3 25). Vgl. weiter Hieronymus 16 u. a. St. Phot. Cod. 113. 
Die Zeugnisse bei Lightfoot 148 — 200 Harnack, LG 40 — 47. 

3. Als Absenderin des Schreibens bekennt sich in der Za- 
schrift die romischd Gemeinde. Der Name Klemens kommt im 
Briefe nicht vor, aber gegen die Ansicht, dass der in der Tra- 



16 Urchristliche Litteratur. Briefe. [§ 7. 

dition der romisch-kathoKschen Bjrche als dritter oder vierter 
Bischof Roms bezeichnete Klemens im Auftrag der Gemeinde 
das Schreiben verfasste, lasst sich Stichhaltiges nicht geltend 
machen. Die Identifikation dieses Klemens mit dem Konsul Fla- 
vius Klemens, dein sein Vetter, der Kaiser Domitian^ wegen 
schimpflicher Thatenlosigkeit den Prozess machte, liegt nahe 
(Hasenclever): doch spricht dagegen, dass die im Brief ent- 
wickelte genaue Kenntnis und eindringende Verwertung des 
Alten Testaments nicht sowohl auf einen geborenen Heiden, noch 
dazu in hoher Stellung, als vielmehr auf einen hellenistischen 
Juden, vielleicht einen Ereigelassenen des Konsuls, schliessen 
lasst (so LiGHTFOOT, anders Lipsius, Harnack, Hilgenfeld 
u. V. A.); auch hatte die Ueberlieferung die Thatsache, dass be- 
reits so friih ein hoher romischer Beamter eine Stellung inner- 
halb der christlichen Gemeinde einnahm, sich kaum entgehen 
lassen. Fiir die Abfassungszeit fallt ins Gewicht, dass ausser der 
neronischen (Kap. 5 e) noch eine zweite Verfolgung in jiingster 
Vergangenheit (Kap. 7 i vgl. 1 1) vorausgesetzt wird, was auf die 
letzten Jahre des 1. oder die ersten des 2. .Tahrhunderts hinweist. 
4. Der Brief, dessen Authentic und Integritat nur selten und 
mit schwachen Grunden (vgl. Harnack Ausg. XLXX sq.) an- 
gefochten wurde, ist ein durch Streitigkeiten innerhalb der korin- 
thischen Gemeinde veranlasstes Mahnschreiben. Die romische 
Gemeinde setzt, indem sic nicht ohne Selbstgefuhl ihre Autori- 
tat in die Wagschale legt, ihrer Sch wester auseinander, dass 
das unchristHche Gebahren einiger jungeren Elemente in der Ge- 
meinde gegen die Aelteren und Vorgesetzten den guten Ruf der 
korinthischen Christen schadigen miisse (vgl. 1 — 3 37 44 6 45 3 
46 5 9 47 6 54 1 57 1). Variationen dieses Themas, Ermahnungen 
zur Zucht und Ordnung, Warnungen vor Neid und Eifersucht, 
unter Heranziehung zahlreicher Beispiele aus alter und neuer 
Zeit, bilden den Inhalt des trotz der schlichten und gesunden 
Sprache (vgl. Photius) durch seine Lauge ermiidenden Schreibens. 
Mit ziemlich abruptem Uebergang wird Kap. 59 3— 61 3 das ro- 
mische Gemeindegebet mitgeteilt. Citate aus dem Alten Testa- 
ment nehmen fast den vierten Theil des Ganzen ein; paulini- 
sche Briefe und der Hebraerbrief, anscheinend auch der erste 
Petrus und der Jakobusbrief, sowie andere nicht mehr zu be- 
stimmende Schriften (vgl. 17 e 23 ssq. 26 2 27 5.46 2 50 4) werden 
benutzt. 



§ 8.] Der Polykarpbrief. 1 7 

5. Falschlich beigelegt oder wissentlich untergeschoben sind 
dem Klemens 1) der sog. zweite Klemensbrief (§ 20); 2) die zwei 
Briefe an Jakobus (§ 101); 3) die beiden Briefe de virginitate 
(§ 101); 4) kirchenrechtliche Aufsatze (Siaza'^cu 8ta KX7]jjLevT0<; 
[§ 98], apostolische Konstitutionen). 

§ 8. Der Polykarpbrief. 

Ausgaben: JFaber, Par. 1498 (nur lateinisch). PHallok, HI. 
eccl. orient, scriptorum . . . vitae et documenta, I, Duaci 1633, 525 — 532. 
JUssERius, Oxon. 1644, dazu JHBacebouse (§ 6). ThZahn (§ 3) U, 1876. 
FXFuNK (§ 3) U, 1881. JBLiGHTFOOT (§ 3), Part II, London 1885. AHilgen- 
PELD in ZwTh XXIX, 1886, 180—206. — Uebersetzung: JChrMayer 
(§ 3). — Litteratur: Die Prolegomena und Kommentare der Ausgaben, 
vornehmlich Lightfoot I 417 — 459. 530—704. 987 — 998. Ausserdem 
ARiTSCHL, DieEntstehungder altkatholischenKircbe*,Bonn 1857, 584 — 600. 
GVoLKMAR, Epistulam Polycarpi Smymaei genuinam rec. GV., Ziirich 1885. 
Dazu AHarnack in ThLZ XI, 1886, 53—65. GSalmon in DCB IV, 423 
bis 431. ThZahn, Zut Biographie des Polykarpus und Irenaus in FGK 
IV, 249—279. JMCoTTERiLL, The Epistle of Polykarp to the Philippians 
and the Homilies of Antiochus Palaestinensis, in The Joum. of Philol. XIX, 
1891, 241 — 285. Vgl. die zu § 9 angegebene Litteratur. — Fabricius, BG 
47—62. KicHARDSON, BS 7—10. Harnack, LG 69—74. 

1. Unter dem Namen desBischofs von Smyrna P oly karp , der, 
ein Schiller des (Presbyters) Johannes und Zeitgenosse desPapias 
(Iren. adv. haer. V 33 4 vgl. Papias bei Eus. Ill 39 4), SBjahrig 
(Martyr. Polyc. 9) oder alter (Zahn) am 23. Februar 155 (Light- 
foot I 629—70211 987—998) gestorben ist, ist ein Brief an 
die Philipper erhalten, und zwar 1) griechisch, teilweise, zu- 
sammen mit dem Barnasbrief in acht (neun), aus einem Archety- 
pus geflossenen Handschriften, in denen alien die letzten Kapitel 
von Kap. 9 2 (8C lijixac oizb . . .) an fehlen; 2) griechisch, in zwei 
von Eus. Ill 36 13—15 mitgeteilten Bruchstiicken, die Kap. 9 ganz 
und Kap. 13 ohne den letzten Satz enthalten ; 3) lateinisch in einer 
mit den unechten, bezw. interpolirtenlgnatiusbriefen verbundenen^ 
ziemlich freien und nicht fehlerlos erhaltenen Uebersetzung. Ver- 
suche einer Riickiibersetzung der nicht erhaltenen Kapitel bei Zahn 
und Lightfoot. 

2. Irenaus bezeugt im Briefe an Florinus (bei Eus. V 208), 
dass Polykarp mehrere Briefe an Gemeinden und an Einzelne ge- 
schrieben habe, und gedenkt (adv. haer. Ill 3 4) eines an die Phi- 
lipper gerichteten in einer Weise, die es geboten erscheinen lasst, 
seine Worte auf den noch heute erhaltenen Brief zu beziehen. In- 
dessen hangt die Entscheidung uber Echtheit oder Unechtheit 

Kriiger, Litteraturgeschichte. 1. u. 2. Aufl. o 



18 Urchristliche Litteratur. Briefe. [§ 9- 

dieses Briefes, sowie die Bestimmung der Abfassungszeit von der 
Entscheidung der gleichen Fragenbei den Ignatiusbriefen ab, mit 
denen ihn deutliche Hinweise (vgl. Kap. 9 und 13 und den Ein- 
gang) eng verbinden. Diese Beziehungen durch Unterscheidung 
eines echten Kernes und einer Ueberarbeitung zu losen (Ritschl, 
VoLKMAR, Hilgenfeld), ist aus inneren Grunden (durchgangige 
Benutzung des Klemensbriefes, Gleichheit des Stiles) unzulassig, 
trotz der Scbwierigkeiten, die bei Annahme der Einheitlichkeit 
besteben bleiben (vgl. besonders Hilgenfeld). Eine Identifizie- 
rung des Verfassers mit dem Verfasser der Ignatiusbriefe ist un- 
moglich. Nach Hieronymus 17 war der Brief noch zu seiner Zeit 
in Kleinasien im gottesdienstlichen Gebrauch. Moglicher Weise 
hat noch Antiochus von Saba (saec. VII) im Pandectes Stiicke 
daraus zitiert. 

3. Der Brief ist veranlasst durch ein Schreiben der Gemeinde 
zu Philippi an Polykarp. Der Bitte der Philipper, sie im Glauben 
und Wandeln zu starken, entspricht der Bischof unter Hinweis 
auf die Grundlagen des Glaubens und auf die jedem Christen, ins- 
besondere aber denen, die eines Amtes zu walten haben, obliegen- 
den Pflichten, indem er gleichzeitig einen Fall von Veruntreu- 
ung, dessen die Philipper gedacht batten, zu strenger und doch 
milder Behandlung empfiehlt. Das Schreiben ist liberreich an 
Citaten und Reminiscenzen aus der evangelischen Litteratur, 
den Paulusbriefen, einschliessUch der Pastoralbriefe, dem ersten 
Johannes- und vornehmUch dem ersten Petrusbrief, anscheinend 
auch der Apostelgeschichte ; daneben ist der erste Klemensbrief 
stark benutzt. 

4. Die fiinf von Feuardentius entdeckten und in den 
Noten seiner Ausgabe des Irenaus (1639) zu III 3 4 verofifent- 
lichten, dem Polykarp zugeschriebenen Fragmente, Ant worten 
auf bibUsche Fragen, werden von Zahn, nach Ausscheidung eines 
Satzes, fiir echt gehalten (GNK I 2, 782), von Lightfoot 
(II 1003) und Harnack (LG 73) verworfen, von Letzterem als 
im Anfang des 3. Jahrhunderts moglich bezeichnet. Ueber das 
Martyrium Polycarpi s. § 98. 

§ 9. Die Ignatiusbriefe. 

Ausgaben; JFaber, Par. 1498 (12 L * ohne Maria an Ignatius). 
SChamperids, Colon. 1536 (13 L*). VPaceus, Dilling. 1557 (13 G*). 
CGesnerus, Tigur. 1559 (13 G» L*). JUsserius, Oxon. 1644 (Erste Aus- 
gabe von L^). JVossius, Amstelod. 1646 (Erste Ausgabe von G\ ohne 



§ 9.] Die Ignatiusbriefe. 19 

den Romerbrief). ThRuinart, Par. 1689 (Erste Ausgabe des Romerbriefs). 
Constantinop. 1783 (E. A. der armenischen Uebersetzimg; wiederabgedruckt 
von GPeteemann, Lips. 1849). WCureton, The antient syriac version of 
the epistles of St. Ignatius etc., Lond. 1845 und Corpus Ignatianum, Lond. 
1849 (E. A. der drei syr. Briefe). Migne, PG V 643—960. ThZahn (§ 3), II, 
1876. FXI'UNK (§ 3), II, 1881. PdbLagardb (aua AbhdU. der Gott. Ges. d. 
Wiss. XXIX), Gott. 1882 (L ^). JBLighfoot (§ 3), Part II, Lond. 1885. — 
XJebersetzung: JChrMayer (§3). — Litteratur: JUssher, Dissertatio 
de Ignatio et Polycarpo, 1644 (Works ed.ELRiNGTON VII 87 — 295). JDallaeus, 
De scriptis, quae sub Dion. Areop. et Ign. Ant. nominibus circumferuntur, 
libr. II. Geney, 1666. JPearson, Vindiciae Ignatianae, Cantabr. 1672. Oxf. 
1852 (PG 37—472). RRothe, Die Anfange der christlichen Kirche u. s. w. I, 
Wittenb. 1837, 713—784. WCureton, Vindiciae Ignatianae, Lond. 1846. 
CCTvBuNSEN, Ign. v. Ant. u. seine Zeit, Hamb. 1847. FChrBaur, Die ign. 
Briefe u. ihr neuester Kritiker, Tub. 1848. HDenzinger, Ueber die Aechtheit 
des Textes des Ign., Wurzb. 1849 (lateinisch in PG 601—624). ARitschl (§ 8), 
1. Aufl., Bonn 1850, 577—589. GUHLHORNin ZhThXXI, 1851,3—65. 247—341 
(vgl. auch RE VI, 688—694). RALiPSius, ebend. XXVI, 1856, 3—160 und 
in AbhdU. f. d. Kunde d. Morgenlandes I, 5, 1859. AMerx, Meletemata 
Ignatiana. Hal. 1861. ThZahn, Ign. v. Ant., Gotha 1873. ERenan, Les 
evangiles. Par. 1877, XV— XXXV (vgl. auch Journ. d. savants 1874, 38). 
AHarnagk, Die Zeit des Ign. v. Ant. u. s. w., Leipz. 1878. Dazu Hort bei 
LiGHTFOOT 461 — 466 (vgl. den ganzen Abschnitt bei L). RTSmith in DOB 
in, 209—222. FXFuNK, Die Echtheit der ign. Briefe u. s. w.. Tub. 1883. 
Ders. in KLex VI 581—590. DVolter, Die ign. Briefe u. s. w., Tub. 1892. 
Ausserdem die Prolegomena und Noten der Ausgaben, vomehmlich von 
LiGHTFOOT. Zu vergleichen ist die Litteratur iiber den Ursprung des Epis- 
copats und der katholischen Kirche , vornehmlich JR^ville , Etudes sur 
les origines de I'episcopat, Par. 1891, sowie die Litteratur Uber die aposto- 
lischen Konstitutionen und ihre Quellenscbriften, vomehmlich FXFunk in 
ThQu LXII, 1880, 355—384, und Die apost. Konst., Rottenb. 1891, 281—355. 
AHarnack in TU II, 1, 2, 1884 (Ausgabe der Didache), 241—268 und StKr 
LXVT, 1893, 460—484.— Eabricius, BG32— 44. Richardson, BGIO— 15. 
Harnack, LG 75—86. 

1. Unter dem Namen des Ignatius Theophorus (vgl. dazu 

LiGHTFOOT 1 22 — 28), der von der Tradition als zweiter (dritter) 

Bischof von Antiochien bezeichnet wird (Orig. Horn, in 

Luc. VI 1 Euseb. Ill 22 Chron. ann. Abr. 2085) und angeblich 

unter Trajan zu Rom Martyrer geworden ist (Eus. 1. c. ann. 

Abr. 2123 vgl. Iren. V 28 4), ist eiue Anzahl von Briefen 

erhalten: 1) in einer kiirzeren Form, sieben Briefe an die 

Epheser, Magnesier, Trallesier, Romer, Philadelphier , Smyr- 

naer und an Polykarp umfassend : a) griechisch (Gt ^) , und 

zwar sechs im Cod. Medic. Laur. Plut. LVII 7, wahrscheinlich 

8c. XI, der Romerbrief in Cod. Paris. 1451 sc. XX (inner- 

halb des Martyriums [Colbert.]); b) lateinisch (L ^) in einer von 

2* 



20 Urchristliche Litteratur. Briefe. [§ 9. 

Robert Grosseteste ca. 1250 gefertigten Uebersetzung (Cod. 
Montacutian. [verloren] und Cod. Caiensis 395 ann. 1440 zu 
Cambridge), c) armenisch in einer aus dem Syrischen stammen- 
den Uebersetzung friihestens des 5. Jahrhunderts (so Petermann, 
nach LiGHTFOOT spater); 2) in einer gegen G ^ und L ^ verkiirzten, 
die drei Briefe an die Epheser, Romer und an Polykarp umfas- 
senden Form, syrisch; 3) in einer interpolirten und um eine An- 
zahl von Briefen vermehrten Form: a) griechisch {G ^), 13 Briefe 
der Maria von Ejissobola, des Ignatius an die Maria, an die 
Trail., Magn., Tarser, Philipper, Philad., Smyrn., Polyc, An- 
tiochener. Hero, Ephes., Rom., in 10 (11) Handschriften, b) la- 
teinisch (L ^), namlich die genannten ohne den Brief der Maria 
von Kassobola, eine Laus Heronis, zwei Briefe an den Apostel 
Johannes, einer an die Maria und ein Brief der Maria an Igna- 
tius, in 13 Handschriften. Der Brief der Maria Kass. ist nur im 
Cod. Caiensis L ^ erhalten. Dass flir eine Untersuchung und Be- 
urteilung der litterarischen Hinterlassenschaft des Ignatius nur 
G* (und L^) herangezogen werden diirfen, darf als allgemein an- 
erkannt gelten. Beziiglich G ^ (und L ^) hat bereits Ussher er- 
wiesen, dass zwischen dieser Rezension und den apostolischen 
Konstitutionen eine Verwandtschaft besteht, die nur aus der An- 
nahme eines gemeinsamen Bearbeiters erklart werden kann, und 
nur daruber schwanken die Ansichten, ob der zu Anfang des 
funften Jahrhunderts schreibende Bearbeiter ein Semiarianer 
(Zahn, Harnack) oder ein Apollinarist (Funk) oder ein Mittel- 
partejler (Lightfoot) gewesen ist. Bezuglich der verkiirzten 
Fassung in S ist die von Bunsen, Ritschl und Lipsius ver- 
fochtene These der Urspriinglichkeit bereits von Denzinger und 
Uhlhorn bestritten, von Zahn und Lightfoot endgtiltig wider- 
legt worden. Dass der Romerbrief gesondert uberhefert ist, hangt 
moglicherweise damit zusammen, dass er in der ersten, in Klein- 
asien veranstalteten Sammlung (Ep. Polyc. ad Philipp. 132) nicht 
enthalten war. 

2. Dass Ignatius mehrere Briefe geschrieben, bezeugt Poly- 
karp, indem er gleichzeitig die in seinem Besitz befindlichen den 
Philippern ubersendet (Ep. Kap. 13 2). Irenaus (V28 4) fuhrt 
einen Satz aus Rom 4i an, ohne den Verfasser zu nennen; bei 
Klemens von Alexandrien (vgl. Paed. IlSes [Eph 17 i], Exc. 
Theod. 74 [Eph 19 2], Paed. I Bss [Trail. 8i]) ist Kenntnis des 
Ignatius vorauszusetzen, und Origenes zitiert RmSs (Orat. 20) 



§ 9.] Die Ignatiusbriefe. 21 

7 2 (In cant. cant, prolog.) nnd Eph 19 i (Horn. VI in Luc), an 
den beiden letzten Stellen den Martyrerbischof Ignatius als Ver- 
fasser nennend. Eusebius schreibt Eph 19 i (Quaest. ad Steph. I) 
Rom 5 Smyrn 3 i 2 und Rom 4 1 (III 36 7—12 vgl. V 8 9 und 
III 38 1 5) aus, und Athanasius zitiert und erlautert Eph. 7 2 (de 
syn. Arim. et Seleuc. 47). Hieronymus (vgl. Vir, 111. 16 u. a. St.) 
hat die Briefe nicht gelesen. In der Zeit der monophysitischen 
Streitigkeiten sind Ignatiuszitate vieUach fruktifiziert worden. 
Zeugnisse (zum Teil zweifelhafter Art) bei Zahn (Ausgabe) 326 
bis 373 und Lightfoot, I 127—221. 

3. Die sieben Briefe der kiirzeren Rezension woUen von Igna- 
tius auf seiner Reise nach Rom, die er begleitet und bewacht von 
Soldaten unternimmt, von Smyrna bezw. von Troas und Neapolis 
aus geschrieben sein. Der Dank fur die liebevoUe Aufnahme in 
den betreflfenden Stadten ist die Veranlassung, Ermahnungen vor 
schismatischen Bestrebungen und vor Doketismus und Judais- 
mus der Hauptzweck der Schreiben : der Romerbrief soil die An- 
kunft des Bischofs vorbereiten und spricht seine heisse Sehnsucht 
nach dem Martyrium aus. Vorausgesetzt ist in diesen Briefen, 
dass liberall ein Bischof an der Spitze der Einzelgemeinde steht 
(doch 6iehe den Romerbrief), und auf die Aufrechterhaltung die- 
ser Ordnung wird das hochste Gewicht gelegt. Die Briefe sind 
mit iiberschwanglichem, fast theatralisch anmutendem Pathos 
in originellem, aber gekunsteltem Stil geschrieben und lassen auf 
eine tiefreligiose, theologisch eigenartige, leidenschaftlich erreg- 
bare und iiberspannte Personlichkeit als Verfasser schliessen. 
Bei zahlreichen Anklangen sind Schriftzitate selten. 

4. Die gegen die Echtheit der Briefe erhobenen Bedenken 
lassen sich in drei Punkten zusammenfassen: 1) die in den Briefen 
vorausgesetzte Situation, die Planmassigkeit ihrer Abfassung und 
ihre ganze schriftstellerische Art lassen sie als das Produkt eines 
Falschers erscheinen^ 2) die in den Briefen vorausgesetzte Ver- 
fassung und 3) die in ihnen bekampften Haresieen sind zur Zeit 
Trajans, in welche das Martyrium des Ignatius von der Tra- 
dition gesetzt wird, undenkbar. Als Zweck der Falschung wird 
die Absicht angegeben, den Wert des monarchischen Episkopats 
den kleinasiatischen Gemeinden anzupreisen, als Terminus ad 
quem die Zeit des Irenaus, d. h. die Epoche, in welcher der katho- 
hsche Episkopatbegriff als uberall verwirklicht gelten kann. Der 
Brief Polykarps an die Philipper erscheint unter solchen Um- 



22 Urchristliche Litteratur. Apokalypsen. § 10. 

standen als ein Begleitschreiben zur ErleichteruBg der Einfiihrung 
der Falsifikate. 

5. Dem ersten Argument lasst sich durch den Hinweis dar- 
auf begegnen, dass die Situation keine anderen Dnwahrschein- 
lichkeiten bietet als sie in der beglaubigten Geschichte oft genug 
entgegentreten, dass die angebliche Planmassigkeit der Abfassung 
sich eben aus der Situation erklart, dass die schriftstellerische 
Art bei einem Falscher um nichts verstandlicher ist als bei dem 
von der Tradition behaupteten Verfassei; und dass andererseits 
zahllose konkrete Ziige den Gedanken an eine Falschung fast 
unvoUziehhar erscheinen lassen. Dem zweiten und dritten Argu- 
ment lasst sich die Beweiskraft nicht ohne weiteres absprechen. 
Indessen ist zu erwagen, 1) dass unsere Kenntnis der Entwick- 
lung sowohl der Verfassung wie der Lehre viel zu unsicher ist, als 
dass unausweichliche Schlusse daraus gezogen werden konnten, 
und dass darum das Urteil iiber die Entwicklung richtiger von 
der Urkunde hergeleitet wird als umgekehrt*, 2) dass die Briefe 
unzweifelhaft Archaistisches enthalten, das schon um 150 kaum 
denkbar ist^ und 3) dass die Zweifel die Richtigkeit der Deber- 
lieferung iiber die Zeit des Ignatius und insbesondere seines 
Martyrertodes voraussetzen, wogegen sich gewichtige Einwande 
erheben lassen. Die Martyria Ignatii konnen auf historischen 
Wert keinen Anspruch erheben, und der Wert der Angaben des 
Eusebius ist deshalb zweifelhaft, weil das von ihm benutzte Ver- 
zeichnis der antiochenischen Bischofe deutliche Spuren einer 
schematisirenden Chronologic aufzeigt, die es zum mindesten 
nicht unmoglich erscheinen lassen, fiir das Martyrium des Ignatius 
ein spateres Datum anzusetzen (Harnack, doch s. Hort). Diese 
Annahrae wurde die spatere Ansetzung auch des Polykarpbriefes 
zur natUrUchen Folge haben. 

Zweites Eapitel. 
Die Apokalypsen. 

g 10. Die Apokalypse des Johannes. 

Mehr als irgend ein anderes Buch der'neutestamentlichen 
Sammlung zeigt die Offenbarung Johannis judische Art. Die Ge- 
dankenwelt der judischen Apokalyptik ist in dem Verfasser leben- 
dig, und seltsam kontrastieren die durch das Ganze verstreuten 
Perlen christlichen Geistes und christUchen Gemiites mit jenen 



§ 11.] Die Apokalypse des Petrus. 23 

Gesichten vol! ausschweifender, hasserfullter, racheschnaubender 
Phantasie, die den Grundstock des Buches bilden. Die Ratsel, 
welche diese Apokalypse der litteraturgeschichtlichen Betrach- 
tung aufgiebt, scheinen fast so schwer zu losen wie die Ratsel 
ihres Inhalts es waren, so lange man in glaubigem Vertrauen darin 
die Geschichte der Zukunft geweissagt fand. Ein Werk aus einem 
Guss, niedergeschrieben wie der Geist es eingab, ist das Biich 
nicht : der Verfasser hat fremdes Material ungeschiekt und nicht 
ohne deutKche Selbstwiderspriiche verarbeitet; dass sich darunter 
auch jiidisches Gut befand, scheint nicht geleugnet werden zu 
konnen. Nichts in dem Buche deutet auf den Apostel als Ver- 
fasser, und die an sich nicht verachtliche Tradition kann auf Ver- 
wechslung von Apostel und Presbyter beruhen. So scheint man 
sich bescheiden zu mussen, dass ein Christ Namens Johannes 
gegen Ende des 1. Jahrhunderts, noch unter der Regierung 
Domitians, in Kleinasien diese Apokalypse geschaflfen hat. 

§ 11. Die Apokalypse des Petras. 

Ausgaben: AHilgenfeld (§ 3) IV^ 1884, 71 — 74. UBouriant in 
Memoires publies par les membres de la mission arcbeologique frang. au 
Caire. IX 1, Par. 1892. Vgl. die HeliogravUre der Handscbrift in Tom. IX 
3, 1893. AHarnack in SBB A, 1892, XLV. XL VI. 949—955. Ders. in TU IX, 
2, 1893 ^ lARosmsoN u. MRJames, Lond. 1892. ALods, Par. (1892). 93. 
FXFuNK in TbQu LXXV, 1893, 278—288 (263—265). OvaEBHARDT, Leipz. 
1893 (Licbtdruck der H.). — Litteratur: Ausser den Einleitungen und 
Erlauterungen in den genannten Ausgaben vgl. ThZahn in GNK II 2, 810 
bis 820 (vor AuffinduDg d. Handscbrift). EBratke in TbLB XIV, 1893, 
99 — 102. 113 — 116. Ders., Handschriftliche Ueberlieferung und Bruchstiicke 
der arabiscb-athiopischen PA in ZwTb XXXVI 1, 1893, 454—493. ADiete- 
RiCH, Nekyia, Leipz. 1893. — Harnack, LG 29—33. 

1. Eine ^Anond'kxi^K; Jl^tpoo hat in einigen kirchlichen 
Kreisen eine Zeit lang als heiUge Schrift gegolten (vgl. Eragm. 
Murator. 71 — 73). Klemens von Alexandrien hat sie in den 
Hypotyposen kommentiert (Eus. VI 14 i) und in den Eklogen 
(41. 48. 49) vier (nach Zahn drei) Stiicke daraus angefiihrt. Ein 
Citat hei Methodius (Sympos. II 6. p. 16 Jahn) darf gleichfalls 
fiir diese Apokalypse in Anspruch genommen werden. Der von 
Makarius Magnes (um 400) bekampfte Philosoph hat mit dem 
Buche operiert, und Makarius selbst hat sich nicht ohne Achtung 
dariiber ausgesprochen(Apokrit. IV 6. 7.16 S. 164. 185Blondel). 
Wahrend Eusebius (III 25 4) es entschieden verwirft, ist es in 
Palastina noch im 5. Jahrh. gelesen worden (Sozom. H. E. VII 19). 



24 Urcliristliche Litteratur. Apokalypsen. [§ 12. 

Im Catalogus Claromontanus (morgenlandisch. 3. oder 4. Jahrh.) 
steht es am Schluss derdemNeuen Testament affiliiertenSchriften, 
und die Stichometrie des Nicephorus (vielleicht palastinensisch 
um 500) setzt es mit der johanneischen Apokalypse unter die 
Antilegomena. Den Umfang berechnen diese Verzeichnisse auf 
270 bezw. 300 Stichen. 

2. Der in einem Grabe zu Akhmim (friiher Panopolis) in 
Oberagypten gefundene, von Bouriant (1892) erstmalig veroffent- 
lichte Pergamentkodex aus dem 8. oder 9. Jahrhundert enthalt auf 
sieben Blattern ein grosses Bruchstiick (nach Harnack 131 Sti- 
chen) einer Apokalypse, in welcher man mit Bestimmtheit die alte 
Petrusapokalypse erkennen darf. Fiir die Zugehorigkeit des 
Stiickes zum Petrusevangelium lassen sich jedenfalls (trotz Diete- 
RiCH)Beweise nicht beibringen; beide Schrif ten haben wahrschein- 
lich nichts mit einander zu thun. Das Bruchstiick setzt mitten in 
einer Rede des Herrn ein, der den Jiingern auf ihren Wunsch ihre 
gerechten Briider zeigt, die vor ihnen aus der Welt geschieden 
sind, dann anscheinend allein dem als Berichterstatter eingefiihrten 
Petrus Himmel und Holle, den Aufenthaltsort der Seligen und 
der Verdammten, deren mit raffinierter Grausamkeit erdachte 
Strafen anschaulich vorgefiihrt werden. Eine Schilderung der 
Endzeit enthalt das Fragment nicht. 

3. Mit der johanneischen Apokalypse hat die petrinische 
nichts gemein : die phantastischen Vorstellungen, die den Verfasser 
erfiillen, sind griechisch-orphischen Ursprungs (Dieterich) und 
haben ihre Vorbilder und Seitenstiicke an den jiidischen (christ- 
hchen) Sibyllinen. Sehr auffallend sind die zahlreichen Beriih- 
rungen mit dem zweiten Petrusbrief. Wie dieser wird auch die 
Apokalypse aus Aegypten stammen undum dieselbe Zeit (ca. 150) 
geschrieben sein, wenn nicht sogar beide Schriften den gleichen 
Verfasser haben soUten. Dass Origenes die Apokalypse kannte 
(Bratke 114), bleibt moglich. Sie wird in der spateren apoka- 
lyptischen Litteratur vielfach benutzt sein, und bei der Paulus- 
apokalypse wie bei den Acta Thomae (vgl. p. 39 — 41 Bonnet) 
lasst sich solche Benutzung sicher erweisen. Die im 8. Jahrh. 
redigierte arabisch-athiopische Petrusapokalypse steht anscheinend 
zu der griechischen in keiner direkten Beziehung (Bratke). 

g 12. Der Hirte des Hennas. 

Ausgaben: 1) des griecliischen Textes ; R Anger (undGuiLDmooRF), 
Lips. 1856. AFCTiscHENDORF, Lips. 1856. ARMDressel, Lips. 1857. 1863. 



§ 12.] Der Hirte des Hennas. 25 

AHiLGENFELD (§ 3) III*, 1881. OdeGebhardt and AHarnack (§ 3) III, 1877. 
Dazu vgl. ThZahn in GGA 1878, 33—64. FXFunk (§ 3) I, 1887*. AHilgen- 
FELD, Lips. 1887; 2) der Vulgata: JFaber, in Libr. trium viror. etc., Par. 
1513. AHiLGENFELD, Lips. 1873. OdeGebhardt 1. c; 3) der Palatina: in den 
DRESSBL'scheu Ausgaben; 4) der athiopischen Uebersetzung: Ad'Abbadie, 
Lips. 1860 (Abhdll. der deutsch.-morgenl. Ges. II 1). — Uebersetzung: 
JChrMayer in BKV, 1869. — Litteratur: Die Prolegomena und Commen- 
tare der Ausgaben. ThZahn, DerHirt desH., Gotha 1868. Dazu EALipsius 
in ZwTh XH, 1869, 249—311 (dagegenZAHN in JdThXV, 1870, 192—206). 
GHeyne, Quo tempore HP. scriptus sit., Kegiom. 1872. HMThBehm, Ueber 
den Verfasser der Schrift, welche den Titel „Hirt** fuhrt, Rost. 1876. 
JNirschl, Der Hirt des H., Passau 1879. GSalmon in DCB 11 912—921. 
M(du)G(olombier), Le pasteur d'H., Par. 1880. FXFunk in KLex V, 1839 
bis 1844. ALiNK, Die Einbeit des PH, Marb. 1888. PBaumgIrtner, Die 
Einheit des Hermas-Buches , Freib. i/B. 1889. — PABRicros, BG 18—21. 
Richardsohn, BS 30 — ^33. Harnack, LG 49 — 58. 

1. Unter dem Titel Hotfnjv ist ein umfangreiches Werk in 
folgender Ueberlieferung erhalten: 1) Griechisch und zwar a) zwei 
Bruchstiicke (Sim. II 7 — 10 und IV 2 — 5) auf einem Fajjumer, 
jetzt Berliner Papyrus (Mus. Berol. P. 5513), vielleicht ca. 400; 
b) der Abschnitt Vis. I 1 1 — Mand. IV 3 e (. . I^co oot X^ycd) im 
Cod. Sinait. H, vielleicht saec. IV, im Anhang des Neuen Te- 
stamentes nach Apoc. Job. und Barnabas; c) das ganze Buch, 
mit Ausnahme des Schlusses von Sim. IX 30 s (el Ss . . .) an, 
im Cod. Athous-LipsieDsis saec. XIV vel XV ineunt., von dem 
drei Blatter (Mand. XII 4 4— Sim. VIH 4 s Sim. IX 15 i— 30 s) 
durch SiMONiDES nach Leipzig verkauft wurden, sechs Blatter 
(Vis. I 1 1— Mand. XII 4 e Sim. VIII 4 s— IX 14 s) sich noch 
auf dem Athos befinden. Von diesen sechs Blattern existieren 
zwei von Simonides gefertigte, in Leipzig befindliche Abschrif- 
ten, von denen die eine unzuverlassig, die andere verfalscht ist. 
Auch der von Simonides und Draeseke (vgl. Hilgenfelds Aus- 
gabe von 1887) veroffentlichte Schluss muss als eine Falschung 
wenigstens so lange betrachtet werden als nicht nachgewiesen ist, 
dass Simonides bei seinem Besuch auf dem Athos das Schluss- 
blatt des Kodex uberhaupt noch vorgefunden hat ; d) in zahl- 
reichen Citaten vornehmlich bei Klemens von Alexandrien, Pseudo- 
Athanasius (Praecepta ad Antiochum) und im Pandektes des 
Antiochus von Saba. 2) Lateinisch in zwei von einander nicht 
unabhangigen, noch der Zeit des kirchlichen Altertums an- 
gehorigen Uebersetzungen, und zwar a) der sog. Vulgata, viel- 
leicht saec. II, die in sehr vielen Handschriften erhalten ist und 
b) der sog. Palatina (Cod. Palatin. 150 saec. XIV), die nach 



26 Urchristliche Litteratur. Apokalypsen. [§ 19. 

Harnack nicht vor dem Ende des 4. Jahrhundertsabgefasst, nach 
Haussleiter alter ist als die Vulgata. 3) Aethiopisch in einer 
alten „vielleicht schon zur Zeit der altesten athiopischen Bibel- 
iibersetzung angefertigten*^ (Harnack) Debersetzung. 

UWiLCKEN, Tafeln zur alteren griechischen Palaographie , Leipz. u. 
Berl. 1891, Nr. 3. HDiels und AHarnack, Ueber einen Berliner Papyrus 
des PH in SB BA, 1891, 427 — 431. AEhrhard, Hermasfragmente auf Papy- 
rus, im Centralbl. f. Bibliotheksw. 1892, 223—226 (ThQu LXXIV, 1892, 
294—303). ALykurqos, EnthuUungen iiber den Simonides-Dindorfschen 
Uranios, Leipz. 1856. CTischendorf, DeHermagraecoLipsiensiinDRESSELS 
Ausgabe. KSimonides, 'Op^o56|a)v 'EXX*f]V(jDV -B-soXoYixal fpa^a'^ teaaaps^, 
Lond. 1859, 203—210. JDraeseke in ZwTh XXX, 1887, 172—184. Dazu 
AHiLGENFELD in ZwThXXX, 1887, 185—186. 256. 334—342. 384. 497-501 ; 
XXXVI 11, 1893, 438—440. AHarnack in ThLZ Xn, 1887, 147—151 und 
FXFuNK in ThQu LXX, 1888, 61—71. SpPLambros, A collation of the Athos 
Codex of the Shepherd of H., transl. a. edit, by JARobinson, Lond. 1888. 
Dazu AHarnack in ThLZ XIII, 1888, 303—305 und AHilgenfeld in ZwTh 
XXXII, 1889, 94—107. Vgl. auch SpPLambros in Byzant. Zeitschr. IT, 1893, 
610 — 611 und die dort beigegebenen Reproduktionen von Fol. 1 v und 3r des 
Athos-Codex. GuilDindorf, Athanasii Alex. Praecepta ad Antiochum rec. 
GD., Lips. 1857. JHatjssleiter, Textkritische Bemerkungen zur palatinischen 
Uebersetzung des Hirten in ZwTh XXVI, 1883, 345—356. Ders., De ver- 
sionibus PH. latinis, I, Erlang. 1884. Anders RALiPSius in ThLZ. X, 1885, 
281 — 284. ADiLLMANN, Bemerkungen zu dem athiopischen H., in Zeitschr. 
d. deutsch. morgenl. Gesellsch. XV, 1861, 111—125 (vgl. Harnacks Aus- 
gabe XXVII— XXIX). 

2. Der ^Hirte" hat in der abendlandischen und in der ale- 
xandrinischen Kirche in hohem Ansehen gestanden und ist viel 
gelesen worden. Irenaus (IV 20 2 vgl. Eus. V 8 7), Tertullian in 
seiner vormontanistischen Periode (orat. 16; vgl. das abweichende 
UrtheildesMontanisten pudic. 10. 20), Pseudo-Cyprian adv. aleat., 
Bllemens und Origenes, in deren Schriften sich zahlreiche Citate 
und Anspielungen finden (Harnack, LG 53 — 55) sahen in dem 
Buche eine heilige Schrift (vgl. Cod. K); die starken Anklange im 
Martyrium der Perpetua und Felicitas scheinen gleiche Schatzung 
vorauszusetzen. Eusebius hat es freilich unter die widersprochenen 
und seiner Ansicht nach auszuscheidenden Schriften eingereiht 
(in 25), ihm aber die Brauchbarkeit im Katechumenenunterricht 
nicht bestreiten woUen (III 3 e), und Athanasius (vgl. vornehmUch 
Ep. Fest. 39 ann. 365) tritt fiir diese Verwendung ein, indem er 
das Buch mit den alttestamentlichen Apokryphen zusammenstellt. 
Diese Eigenschaft hat den „Hirten" den Lateinem dauernd 
empfohlen (vgl. das muratorische Fragment [v. 73 — 80], Hierony- 
mus 10 u. a. St., Rufin, Cassianus [CoUat. VIII 7, XIII 12]) 



§ 12.] Der Hirte des Hennas. 27 

und ihm, trotz der Verdammung durch Gelasius^ einen Platz 
in den Bibeln unter den alttestamentlichen Schriffcen verschafft; 
von mittelalterlichen Schriftstellern, in Martyrologien und in 
kirchenrechtlichen Sammlungen wird er benutzt und zitiert. Auch 
in der morgenlandischen Kirche ist er weiter gelesen worden, und 
sein Ansehen speziell in der atbiopischen Kirche wird durch die 
Uebersetzung bezeugt. 

3, Der Zweck des Buches , das seinen Namen von dem 
Schutzengel des Verfassers hat (vgl. Vis. V u. o.), ist energischer 
Aufruf an die ganze Ohristenheit (Vis. II 4 s) zur schleunigen 
Umkehr von dem laxen und sundhaften Leben, in das sie ver- 
sunken ist. Der Form nach ist es unter die Apokaiypsen einzu- 
reihen: der Verfasser schreibt auf Grund gottlicher Offenbarung, 
zu Folge besonderen Auftrags als ein vom gottlichen Geist in- 
spirirter Prophet. Aber Zweck und Art der Darstellung unter- 
scheiden seine Arbeit deutlich von der Johannes- oder Petrus- 
apokalypse oder gar von den apokalyptischen Produkten, deren 
Verfasser zur Beglaubiguug ihrer Mitteilungen auf einen be- 
riihmten Namen der Vorzeit zuriickgegriflFen haben. In diesem 
Sinn ist das Buch keine litterarische Fiktion, wie immer es mit 
der phantasievollen Einkleidung beschaffen sein mag. Her mas 
(Herma, Hermes. Vgl Vis. I 1 4 u. o.), moglicher Weise aus 
Arkadien gebiirtig (vgl. Sim. IX 1 und Robinson [nach Harris] 
30 — 36), und in jungen Jahren als Sklaven nach Rom ver- 
kauft, dort freigelassen und mit Familie ansassig (vgl. den Ein- 
gang), Bruder des Bischofs Pius (vgl. Catalog. Liberian. ann. 354 
und Fragm. Murator. V 76 sq.), schreibt ohne sonderUcheBildung 
(Vis II 4 i) naiv und kindlich, breit und umstandlich, aber 
volkstiimUch und anschaulich, in einer Sprache, die, wenn nicht 
auf jiidische Abstammung, so doch auf jiidische Erziehung oder 
vertrauten Umgang mit den jiidischen Elementen der Gemeinde 
hinweist. Was er von christlichen (oder jiidischen) Schriften ge- 
lesen hat, lasst sich nicht sicher ermitteln: Kenntnis der synopti- 
schen Tradition, der Apokalyptik, einiger Briefe (Eph, I Pt, 
Jak [?]), der Urdidache (vgl. § 21 s), des Kerygma Petri (§ 19) 
kann ihm durch gottesdienstliche Lektiire und Unterricht zu- 
gekommen sein. 

4. Das umfangreiche Buch zerfallt in drei Telle: 5 Ge- 
sichte (opaoeic, visiones), 12 Gebote (ivtoXai, mandata), und 
10 Gleichnisse (izapa^okT.i, similitudines). Nach einer reizvoUen, 



28 Urchristliche Litteratur. Apokalypsen. [§ 12. 

an personliche Verhaltnisse und Erfahrungen ankniipfenden Ein- 
leitung berichtet der Verfasser von einigen Gesichten, in welchen 
die Kirche als betagte, sich aber zusehends verjungende Frau ihm 
im Bilde die Notwendigkeit schleuniger Basse vorfiihrt, da der 
Bau der Kirche bald vollendet sein wird und die Drangsal der 
letzten Zeit vor der Thiire steht. Die funfte Vision macht den 
Uebergang zum zweiten Teil mit der Erscheinung des „Hirten", 
der von nun ab seinem Schutzbefohlenen zur Seite ist, ihm die 
Ermahnungen erteilt und die Gleichnisse vorfiihrt und erklart. 
In den Geboten werden die That- und Gedankensunden behandelt, 
deren der reehte Christ sich enthalten soil. Eingescharft wird der 
Glaube an den einen Gott (Mand. 1), die Einfalt (2), Wahrhaftig- 
keit (3), Keuschheit (4), Langmut und Geduld (5), die XJnter- 
scheidung der Geister (6), die Gottesfurcht (7), die Enthaltsam- 
keit (8), die Gebetszuversicht(9) und das frohliche Gottvertrauen 
(10), die Unterscheidung wahrer und falscher Prophetie (11), die 
Flucht vor der Begierde (12). Die Gleichnisse des dritten Teils, 
in der Form vielfach an die Gesichte erinnernd, haben unter 
mannigfachen Bildem folgende Themata zum Gegenstand: 1) der 
Christ als Fremdling in dieser Welt; 2) das Verhaltnis des 
Reichen und des Armen (Weinstock und Ulme); 3) und 4) die 
gegenwartige und die kunftige Weltzeit (die Baume im Winter 
und Sommer); 5) der Wert der guten Werke (der KnechtGottes 
und seine Verdienste); 6) der Wert der zweiten Busse (die ver- 
irrtenSchafe)-, 7) der Wert der Strafe (Strafengel); 8) die Christen- 
heit und ihr sittlicher Zustand (der Weidenbaum und die Zweige) ; 
9) der Bau der Kirche (Thurm); 10) Schlussermahnung. Das 
Buch ist reich an konki'eten Ziigen und eine Fundgrube fiir die 
Kenntnis von Leben und Sitten der romischen Gemeinde um die 
Wende des 1. zum 2. Jahrhundert. 

5. Die Abfassungszeit des „Hirten" lasst sich nicht mit 
Sicherheit bestimmen. Der auf Hippolyt zuriickgehenden Notiz 
im Catalogus Liberianus von 354 (vgl. auch Fragm. Murator. 
V. 73—77), dass Hermas unter dem Episkopat seines Bruders Pius 
(139/141—154/156) das Buch geschrieben habe, steht die That- 
sache gegenuber, dass im ^Hirten" die bischofliche Verfassung 
fiir die romische Gemeinde noch nicht vorausgesetzt ist und dass 
auf die entwickelten Formen des Gnostizismus keine Rucksicht 
genommen wird. Die vielfachen Andeutungen iiber Bedrangung 
und Verfolgung der Gemeinde (vgl. die Stellen in Harnacks 



§ 13.] Die Anfange. Papias. 29 

Ausg. LXXVn N. 9) sind auf die domitianische Zeit minde- 
stens ebenso leicht wie auf die trajanische zu beziehen. Die Art 
der Erwahnung des Klemens (Vis. 11 4 s) lasst die Beziehung auf 
den Schreiber des Korintherbriefes zum Mindesten nicht als un- 
moglich erscheinen. Andrerseits verbieten die Angaben liber die 
schon vergangene Generation (vgl. Sim. IX 15 4 16 6 Vis. Ill 5 1) 
und die Verderbtheit der geschilderten Zustande ein Zuriickgehen 
auf die Zeit vor Domitian und die Annahme der Identitat des 
Verfassers mit dem Rm 16 14 erwahnten Hermas, vgl. Origenes 
(Comm. Rom. X 31). Kann somit das Buch ± 100 entstanden 
sein, so darf doch Jiicht ausser Acht gelassen werden, dass es 
schwerlich in einem Zuge geschrieben wurde. Wenn auch die 
Hypothese zweier (Champagny, Les Antonins I, Par. 1875*, 144) 
Oder dreier (Hilgenfeld, Edit. 1881, XX — XXIX) Verfasser 
schon durch die Einheitlichkeit des Sprachcharakters hinfallig 
wird, BO machen doch bestimmte Andeutungen es wahrscheinUch, 
dass die einzelnen Teile des Buches, vielleicht als Flugblatter, 
uach und nach ausgegeben und dann redigiert worden sind, und 
gewisse Widerspriiche losen sich nur unter dieser Annahme. 
Sonderausgaben der Mandate haben existiert (vgl. Athanasius 
Ep. fest. 11. Larsow 117). 

Drittes EapiteL 
Die Geschichtsbflcher. 

I. Die Evangelien. 

§ 13. Die Anfange. Papias. 

1. Ueber die uns verlorenen Anfange der evangelischen 
Litteratur lasst sich mit einiger "Wahrscheinlichkeit nur behaup- 
ten, dass es schon in der Urgemeinde und vor der Zerstorung 
Jerusalems eine aramaisch geschriebene Evangelienschrift gab, 
als deren Verfasser in der Ueberlieferung (vgl. Papias bei Eus. 
ni 39 16 [s. auch V 10 3]) der Apostel Matthaus genannt wird. 
Wenn die Ueberlieferung diese Schrift als Ad^ta too xoptoo 
(XoYta xoptaxd) bezeichnet, so nennt sie mit Recht ihren wesent- 
lichen Bestandtheil, ohne die geschichtliche Umrahmung ganz- 
lich auszuschUessen. 

2. Die Schrift des Matthaus in griechischer Uebersetzung 
und anscheinend unser Markusevangelium haben dem Papias, 
Bischof von Bierapolis in Phrygien, vorgelegeD, als er vermutlich 



30 Urchristliche Litteratur. Geschichtsbiicher. [§ 14. 

in den ersten Jahrzehnten des 2. Jahrhunderts den Versuch unter- 

nahm, in einem Aoyiwv xoptaxwv ISTj^Tjosax; aoYTP^I^f^otra 

(ptpXia) TcsvTs betitelten und einem Unbekannten gewidmeten 

Werk auf Grund der Aussagen von Mannem der ersten und zwei- 

ten nachapostolischen Generation die bereits schriftlich fixierte 

Ueberlieferung nach Moglichkeit zu erganzen und, wo es notig 

schien, zu verbessern (vgl. Eus. Ill 39). Sein Unternehmen 

lasst sich nicht mehr deutlich vorstellig machen, da die wenigen 

erhaltenen Bruchstiicke samt den Bemerkungen , die Eusebius 

liber einige gemacht hat, den Sachverhalt eher verdunkeln als 

erhellen. Vor AUem ist nicht sicher zu erkennen, in welchem 

Verhaltniss die blosse Wiedergabe des Ueberlieferten und die Er- 

lauterungen gestanden haben, die Papias hinzugefugt zu haben 

scheint. Welche StofFe ihm bereits als echter Ueberlieferung 

entnommen zugetragen wurden, beweist am Besten das von Ire- 

naus (V 33 3 4) auf bewahrte Bruchstiick. 

Die Fragmente (Iren. Euseb. Apolinarius [vonLaodicea?] Philippus 
Sidetes. Spatere) u. Zeugnisse gesammeltbeiPHALLOix (§8). Routh, RS 
1 3—44. OvGebhardt (§ 3) 1 2«, 1878, 87—104. FXFdnk (§ 3) n, 1881, 276 
bis 300. Dazu: Pitra, AS II, 157—159. CdeBoor in TU V 2, 1888, 170. Vgl. 
176ff. — Litteratur: ThZahn in StKr XXXIX, 1886, 649—696. Dees., 
GNK I 2, 849—903. 11 2, 790—797. WWeiffenbach, Das Papiasfragment 
bei Eus. Ill, 39 8 4, Giess. 1874. CLLeimbach, Das Papiasfragment u. s. w., 
Gotha 1875. (AuchREXI, 194—206.) HHoltzmann in ZwTh XXIH, 1880, 
64—77. RALiPsros in JprTli XI, 1885, 174—176. AHilgenfeld in ZwTh 
XXIX, 1886, 257—291 (unter Berufung auf frubere Arbeiten). GSalmon in 
DCB IV, 185—190. — Richardson, BS 19—21. Harnack, LG 65—69. 

3. Eine Vorstufe der synoptischen Evangeliengruppe konnte 
man in dem kleinen Bruchstiick eines Papyrus der Sammlung 
Erzherzog Rainer aus dem 3. Jahrhundert erkennen, welches die 
Perikope Mc 14 26—30 und Mtth 26 30—34 in gedrangter Kurze ent- 
halt. Doch ist die Moglichkeit nicht ausgeschlossen, dass das Stiick 
nur einen Auszug aus einem unserer Evangelien darstellt oder einer 
Evangelienharmonie angehorte, vielleicht sogar aus einer Homilie 
stammt, und weitgehende Schliisse daraus zu ziehen verbietet sich 
von selbst. 

GBiCKELL in ZkTh IX, 1885, 498—604. AHarnack in ThLZ X, 1885, 
277—281. Ders. in TU V, 4, 1889, 481—497. KWessely in ZkTh XI, 
1887, 507—515. ThZAHN in GNK n 2, 780—790. 

§ 14. Die synoptischen Evangelien. 

Von den zahlreichen wahrend des 2. Jahrhunderts im Umlaut' 
befindlichen Evangelien hat die Kirche die vier auf Matthaus, 



§ 15.] Das Johannesevangelium. 31 

Markus, Lukas und Johannes zuriickgefuhrten als diejenigen be- 
zeichnet, welche ihr die Ueberlieferung von Jesu Leben und 
Lehre am treuesten aufbewahrt zu haben schienen. Von ihnen 
stehen die drei ersten, seit etwa 100 Jahren synoptische Evan- 
gelien genannt, im Verhaltnis enger Verwandtschaft, das klar- 
zulegen und auf seine Wurzeln zuruckzufuhren, die gelehrte Ar- 
beit unausgesetzt beschaftigt ist. Nach der wahrscheinlichsten 
Ansicht ist unter ihnen das MarkusevangeUum das alteste, nach 
der Ueberlieferung (vgl. Papias bei Eus. HI 39 15) vom Apostel- 
schiiler Markus auf Grund der Vortrage des Petrus zusammen- 
gestellt. Das Matthausevangelium reprasentirt in seinen Haupt- 
bestandteilen eineZusammenarbeitung der evangelischenUrschrift 
'(§ 13 1) und des Markus, wahrend der Verfasser des Lukasevan- 
geliums nach eigener Angabe bereits iiber zahlreiche Bearbei- 
tungen des evangelischen StofFes verfugte. In dem, was die beiden 
letztgenannten Evangelien iiber Markus, abgesehen von dessen 
unechtem Schluss, hinaus an erzahlenden Stoffen bringen (Kind- 
heitsgeschichten, Leben nach der Auferstehung) zeigen sich bereits 
deutlich legendarische Niederschlage. AUe drei Evangelien sind 
nach der Zerstorung von Jerusalem abgefasst und haben ihre 
jetzige Textgestalt schwerlich vor der zweiten Halfte des 2. Jahr- 
hunderts erhalten. 

g 15. Das Johannesevangeliiim. 

Das Johannesevangehum nimmt neben den drei synoptischen 
Evangelien eine ganz eigentiimhche Stellung ein. Der Streit um 
dieses Kleinod der biblischen Litteratur ist heute noch so lebhaft 
wie vor Jahrzehnten, und keine Aussicht auf baldige Beilegung 
scheint sich aufzuthun. Wahrend eine Zeit lang im wissenschaft- 
lichen Lager die Echtheit des Evangeliums fast allgemein auf- 
gegeben schien, mehren sich jetzt die Verteidiger, und ihre Argu- 
mente verfehlen des Eindrucks nicht. Aber das grossartige Ge- 
dicht des genialen Geistes, der wie Paulus seinen eigenen Christus 
sich geschaffen hat, kann nicht fur das Werk des einfachen 
Mannes gelten, vor dessen Augen und in dessen Herzen sich 
die wirkliche Geschichte Jesu von Nazareth abgespielt hat. Der 
Verfasser schaltet frei mit dem uberlieferten StofFe, den er in der 
Absicht umbildet, das irdische Leben des Logos zu schildern, der, 
seit Ewigkeit beim Vater, Fleisch geworden, das gottliche Licht, 
die gottliche Wahrheit und das gottliche Leben denen, die ihn auf- 



32 Urchristliche Litteratur. Geschichtsbiicher. f§ 16. 

nehmen, in voUkommenerWeise offenbart hat. Er verrat Kenntnis 
des synoptischen (sogar des lukanischen) Erzahlungstypus, und 
seine Darstellung hat die aufstrebende Gnosis zur Voraussetzung. 
Doch mag er Quellen gekannt haben, die hinter die unsrigen zu- 
riickreichen, und an sich ist nicht undenkbar, dass er mit dem 
Apostel Johannes in irgend welcher Beziehung gestanden habe 
(johanneischer Kreis), wenn auch die Ueberlieferung von einem 
Aufenthalt des Apostels in Kleinasien (Ephesus) angreifbar ist. 
Der Verfasser ist ein in den Anschauungen der alexandrinischen 
Religionsphilosophie herangebildeter Jude. Als Ort der Abfassung 
ist Kleinasien (Ephesus), aber auch Syrien (Antiochien?) denkbar. 
Die verhaltnismassig spate Benutzung desEvangeliums in der kirch- 
lichen Litteratur darf zur Bestimmung der Abfassungszeit nur 
mit Vorsicht herangezogen werden, da die Hoheit der Gedanken 
nicht leicht Gemeingut werden konnte. Immerhin wird man die 
Abfassung im 1. Jahrhundert fur unwahrscheinlich halten diirfen. 

§16. Die AaslMnfer. 

Bei den folgenden Evangelien kann man zweifeln, ob sie 
zur urchristlichen Litteratur gerechnet werden diirfen ; doch mag 
ihre formelle Verwandtschaft mit dem synoptischen Typus und 
bewusste Anlehnung an die urchristhche Tradition ihre Auf- 
fiihrung in diesem Zusammenhange rechtfertigen. Die eigentlich 
legendenhaften Darstellungen der Vorgeschichte , Kindheits- 
geschichte und Leidensgeschichte Jesu gehoren zum grossten 
Teil einer weit spateren Zeit an, indessen reichen ihre Quellen 
bis in die Zeit der Urlitteratur zuriick. 

1. Das E&aY7^Xtov %a^' (xonza) ^Eppaiooc wird von Hege- 
sipp (Eus. IV 22 8), Clemens Alex. (Strom. II 9 45), Origenes 
(Hom. in Jerem. XV 4. Comm. Joann. II 6. Comm. ad Matth. 
XIX 16 sqq.), Eusebius (III 25 5 27 4-, ^eoydvsia p. 234 Lee ; Mai, 
NPB IV 155) und haufig von Hieronymus (Handmann 45 — 65) 
aus eigener Kenntnis zitiert , wahrend Irenaus (I 26 2 , vgl. 
ni 11 7), Epiphanius (Haer. XXIX 9 vgl. XXX 3 4) und 
Theodoret (Haer. Fab. I 1) es nur vom Horensagen kennen. 
Die hauptsachlich durch Hieronymus erhaltenen Bruchstiicke 
zeigen, dass dieses Evangelium eine fur die judenchristlichen Ge- 
meindenPalastinas zurechtgeschnittene und aus miindlicher Ueber- 
lieferung bereicherte, aramaisch geschriebene Bearbeitung des 
^Urevangeliums'* (§ 13 1) war. Nur Missverstandnis, schon des 



§ 16.] Die Auslaufer. 33 

Irenaus, hat in diesem, von seinen Lesern anscheinend in Anleh- 
nung an die Vorlage als xaia MaTS-atov bezeichneten Evangelium 
das Original des griechischen Matthaus sehen konnen. Vielmehr 
erweist der Vergleich die schriftstellerische Selbstandigkeit der 
erhaltenen Bruchstiicke des Hebraerevangeliums gegeniiber den 
synoptischen Berichten. Neben sekundaren Stoffen scheinen in 
den Bruchstiicken Bestandteile der Vorlage erhalten geblieben zu 
sein, welche der Redaktion der synoptischen Evangelien zum 
Opfer gefallen sind. — Vom Hebraerevangelium ist ein anderes 
Evangelium zu unterscheiden, das nach Epiphanius (Haer. XXX) 
bei den ^Ebioniten*^ im Gebrauch war und von ihm als xaS-' 
'Eppaiooc (xaia MatO-atov) bezeichnet wird. Die von Epiphanius 
angefuhrten Bruchstiicke lassen auf original griechische Abfassung 
schliessen und kennzeichnen das Evangelium nach Form und In- 
halt als ein Erzeugnis des gnostischen Ebionitismus, welches den 
kanonischen Matthaus und Lukas voraussetzt. — Ein von Origenes 
(Horn. I in Luc), Ambrosius (Prooem. Comm. in Luc), Hierony- 
mus (Prooem. Comm. in Matth.) und Theophylact (Prooem. 
Comm. in Luc.) erwahntes Evangelium duodecim aposto- 
lorum wird von Hieronymus (adv. Pelag. II init.) mit dem 
Hebraerevangelium identifiziert. — Dass der Judenchrist Cerinth 
eine eigene Bearbeitung des Evangeliums geliefert habe, behaup- 
tet Epiphanius (Haer. LI 7) ; sie mit dem Hebraerevangelium in 
Verbindung zu bringen, liegt keine Veranlassung vor. 

EBNiCHOLSON, The Gospel according to the Hebrews, Lond. 1879 
AHn^GENFELD (§ 3) IV », 1884. RHandmann in TU V, 3, 1888. Dazu AHil- 
GENFELD in ZwTh XXXII, 1889, 280—302. AResch, Agrapha in TU V 4 
1889, 322—342. ThZahn, GNK II 2, 642—742. 

2. Der Pergamentkodex von Akhmim (§ 11) enthalt auf neun 
Blattern ein grosses Bruchstiick eines Evangeliums, in welchem 
man mit Bestimmtheit (trotz Volter) das E»iaYY^Xtov xaia 
II^Tpov erkennen darf, das der Bischof Serapion von Anti- 
ochien (vgl. § 9) bei einer Visitationsreise in Rhosus (Rhossus) 
vorfand und dessen Lektiire er nach sorgfaltiger Priifung wegen 
doketischer Irrungen untersagte (Eus. VI 12). Das Fragment 
erzahlt die Leidensgeschichte von der Verurteilung an und die 
Auferstehungsgeschichte bis zur Flucht der Jiinger nach Galilaa 
und der Erscheinung Jesu vor Petrus, der als Berichterstatter 
eingefuhrt ist, Andreas und Levi (so) am See Genezareth. Die 
Leidensgeschichte ist einfach und schlicht, mit sichtbarem Streben 

Kriiger, Litter aturgeschichte. 1. u. 2. Aufl. a 



34 Urchristliche Litteratur. Geschichtsbiicher. [§ 16. 

nach Anschaulichkeit erzahlt, die Auferstehungsgeschichte mit 
ADklangen an doketische Theorien durchsetzt, stark legenda- 
risch gefarbt, und weit iiber das hinausgehend, was in der kano- 
nischen Tradition dem Leser zugemutet wird. Ueber Charakter 
und Wert des Evangeliums, insbesondere iiber sein Verhaltnis 
zur kanonischen Evangelienlitteratur, ist Einstimmigkeit bisher 
nicht erzielt. Wahrend Harnack unter Anerkennung der Tbat- 
sache, dass das Evangelium die kanonischen Bearbeitungen, ein- 
schliesslich des Johannesevangeliums, voraussetzt (ThLZ 17), 
es mit diesem nach seiner Eigenart und Komposition auf die 
gleiche Stufe rlickt, wollen Andere (Robinson, Harris, Zahn, 
vSchubert) es nicht als eine den kanonischen Evangelien ana- 
loge Produktion betrachtet wissen, sondem verweisen es unter 
die vulgar-gnostische apokryphe Schriftstellerei. Vornehmlich die 
nahen Beziehungen zur Pilatuslitteratur (vSchubert 170 — 195) 
fallen fur die letztere Annahme ins Gewicht. Das Evangelium 
kann um 140 oder 150 zu Antiochien in einemKreise entstanden 
sein, der „mit der orientalischen Schule Valentins entweder 
identisch oder doch innig verwandt war" (Zahn 75). Sehr an- 
sprechend ist die Annahme einer apologetischen (antijiidischen, 
philoromischen) Tendenz des Evangeliums und seiner litterari- 
schen Verwandten (vSchubert). Dass bereits Justin es benutzt 
habe, ist (trotz Harnack) wenig glaubhaft. 

Ausgaben und Litteratur § 11. Ausserdem: ThZahn, Das PE 
Erlang. u. Leipz. 1893. JKunze, Das PE, Leipz. 1893. HvSoden in Zeitschr. 
f. Theol. u. K. Ill, 1893, 52—92. HvSchubert, Berl. 1893 (mit synoptischer 
Tabelle). Dazu AHarnack in ThLZ XVIII, 1894, 9—18. AHilgenfeld in 
ZwTh XXXVI n, 1893, 220—267. DVOlter, Petrusevangelium oder Aegyp- 
terevangelium? Tiib. 1893. ASabatier, L'Evangile de St. Pierre, Par. 1893. 

3. Das E6aYY^Xtov xax' AIyotctioix;, von welchem Bruch- 

stiicke bei Klemens (Strom. Ill 645 9 63 64 66 13 92 [15 9?] Exc. 

Theod. 67), Hippolyt (Philos. V?) undEpiphanius(Haer. LXII 2) 

erhalten sind und das von Origenes (Horn. I in Luc), Hierony- 

mus (Comm. Matth. praef., vgl. in Lc 1 1) und Theophylact (Comm. 

Luc. prooem.) erwahnt wird, scheint enkratitisch-asketischen 

(Vegetarianismus) und philosophisch-spekulativen (Seelenwande- 

rung, Trinitat) Tendenzen gedient zu haben. Entstanden ist es in 

in Aegypten. Dass Julius Kassianus (§ 29) es gebrauchte, scheint 

Klemens vorauszusetzen (anders Zahn). Naassener (Hippolyt) 

und Sabellianer (Epiphanius) benutzten es. Seine Verwertung 

im sog. 2. Klemensbrief ist zweifelhaft (doch s. II Clem 12). 



§ 16.J Die Auslaufer. 35 

MScHNECKENBUROER, Ueber das Ev. d. Aeg., Bern 1834. AHilgek- 
FELD (§ 3), IV 2, 1884, 42—48. ARbsch in ZkWL IX, 1888, 232—241. Dees., 
Agrapha in TU V4, 1889, 316—319 (202. 203). ThZahn, GNK TL 2, 628 bis 
642. — Harnack, LG 12—14. 

4. Was unter den Evangelien des Andreas (Innoc. I Ep. 
6 13 Augustin. ctr. advers. leg. et proph. I 20, Decret. Gelas.), 
Barnabas (Deer. Gel.), Bartholomaus (Hieron.Comm.Matth. 
prooem.; Deer. Gel.; Beda, Comm. Luc. init.) Matthias (Orig. 
Horn, n in Luc ; Eus. Ill 25 e; Hieron. 1. c; Deer. Gel.; Beda 
1. c.) und Philippus (Epiph. XXVI 13) zu verstehen ist, lasst 
sich nicht sagen. Die Erwahnung des Andreasevangeliums bei 
Innocenz und Augustin beruht wohl auf einer Verwechslung 
mit den Andreasakten (§ 29 s). Das Matthiasevangelium kann 
mit den napaSdosigMa-cdtoo identisch sein, welche nach Cle- 
mens (Strom VII 17 los [vgl. Hippol. Philos. VII 20] II 9 46 III 
4 26 IV 6 36 VII 13 82) bei den Basilidianern in Ansehen standen, 
da Basilides und Isidor sie vom Matthias selbst als Geheim- 
lehre empfangen haben soUten. 

Zu den Traditiones Matthiae vgl. AHiloenfsld (§ 3) IV', 1884, 49 sq. 
ThZahn, GNK II 2, 751—761. Zum Philippus-Evangelium Zahn 761—768. 
— Harnack, LG 4f. 14 f. 17f. 

5. In zwei griechischen, einer lateinischen und einer syrischen 
Rezension ist ein EoaYY^Xtov xata ©cofjiav (ta TuatStxa too 
xoptoo, Kindheit unseres Herrn Jesu) erhalten, dessen jetziger 
Text eine verkiirzte Bearbeitung der ursprunglichen Erzahlung 
darstellen muss (Stichom. Niceph.), deren Origenes (Hom. I in 
Luc.) und Eusebius (III 25 e) gedenken und die nach Hippolyt 
(Philos. V 7) bei den Naassenern gelesen wurde. Auch was nach 
Irenaus (I 20 1) die Markosier von dem Jesusknaben erzahlten, 
kann aus dieser Quelle stammen. In der Pistis-Sophia (§ 28) 
scheint dasEvangehum gleichfalls benutzt zu sein (p. 69 sq. Schw.- 
Pet.). Der Jesusknabe (5. — 8. [12.] Jahr) tritt darin als Wunder- 
thater und Zauberer auf. Der Verfasser giebt vor Israelit zu 
sein, was durch Sprache und Inhalt ausgeschlossen ist. Die Ent- 
stehung in gnostischen Kreisen ist zwar nicht streng erweisUch, 
aber besonders durch den Leserkreis nahe gelegt. Dass Justin 
(Dial. 88) das Buch gelesen hat, ist nicht unmoghch. 

Ausgaben: JCThilo, Cod. apocr. Nov. Test. I, Lps. 1832, LXXTTT 
bisXCI 275—315. CTischendorf, Evangelia apocrypha*. Lips. 1876, XXXVI 
bis XLYIII, 140 — 180. WWright, Contributions to the apocryphal literature 
of the NT., Lond. 1865. — Uebersetzung: KFBorberg, Die apokryphi- 



36 Urchristliche Litteratur. Geschichtsbiicher. [§ 17. 

schen Ew. u. Apostelgeschichten, Stuttg. 1841, 57 — 84. Vgl. ausserdem 
ThZahn, GNK II 2, 768—773. — Richardson, BS 98. Harnack, LG 15—17. 

6. Das sogenannte Protevangelium Jacobi, ^H lotopta 
'laxwpo!) Tcspl tYjg Ysvv7jos(j><; Mapiac;, ist im Original ganz in 
zahlreichen Handschriften (Harnack, LG 1 9) und in seinem letzten 
Teil in einer syrischen Uebersetzung erhalten. Der jetzige Text 
stellt eine spatere Bearbeitung dar, und es ist moglich, dass die 
Beriihrungen bei Justin (Apol. I 33 Dial. 78 100) und Klemens 
(Strom. Vn 16 93) und das Citat aus dem BipXoc laxwpoo bei 
Origenes (Comm. Matth. X 17 ed. Lo. Ill 45) einen alteren Text 
voraussetzen. Von spateren Vatern ist das Buch sehr oft be- 
nutzt worden (vgl. die Citate aus der Litteratur des 4. — 11. Jahrh. 
bei Thilo und Tischendorf). Die einfach gehaltene Erzahlung 
erstreckt sich von der Geburt der Maria bis zum bethlehemiti- 
schen Kindermord. Soweit sie sich im Rahmen der kanonischen 
Geschichte halt, erscheint sie als eine weitlaufig umschreibende 
Verarbeitung des von Matthaus und Lukas Gebotenen, wahrend 
fiir den Roman von der Anna und Maria schriftliche Quellen 
schwerlich benutzt sind. Verfasser wird ein geborener Jude sein, 
der in den ersten Jahrzehnten des 2. Jahrhunderts in Aegypten 
oder Seinasien (Zahn) geschrieben haben mag. 

Ausgaben: ThBibliander, Basil. 1552 (lateinisch). MNeander, Basil. 
1564. . JCThilo 1. c. XLV— LXXIII 159—273. WWright 1. c. CTischen- 
DORF 1. c. XI — XXIV 1 — 50. — Uebersetzung: KFBorberg a. a. 0. 1 — 56. 
Vgl. LConrady, Das Protev. Jac. in neuer Beleuchtuog, in StKr LXII, 1889^ 
728—784. Zahn774— 780. — Richardson, BS 96 f. Harnack, LG 19— 21. 

7. Schon Justin (Apol. I 35 48) beruft sich auf angebliche 
offizielle Akten iiber den Prozess Jesu (TalTuinovTioontXaToa 
Ysvd[j.£va a XT a). Dass ihm etwas Aehnliches vorgelegen hat^ 
wie die T7ro[j.v7][JLaTa zob xopiot) i^(xd)v 'iTjaoo XptaToo Tcpa^- 
d'ivzoL ItuI novTiOD HtXaToi), die schwerlich vor dem 4. Jahr- 
hundert entstandene legendarisch ausgeschmuckte Darstellung 
der Leidengeschichte mit eingeflochtenen Reden der Hauptbetei- 
ligten, ist sehr wohl moglich. Vgl. das Petrusevangelium. 

II. Die Apostelgeschichte. 

§17. 

Die in die neutestamentliche Sammlung aufgenommene 
Apostelgeschichte ist in direkter Fortsetzung des Lukasevange- 
liums von demselben Verfasser nach den gleichen Gesichtspunkten 
geschrieben worden: der Erzahlung von Leben und VP'erk de& 



§ 18.] Das sogenannte romische Symbol. 37 

Herrn folgt die Darstellung der Thaten seiner Apostel^ in denen 
sein heiliger Geist weiterlebt. Die wahre Geschichte der apo- 
stoKschen Zeit, insbesondere die sie beherrschenden Gegensatze, 
existieren fiir den Verfasser nicht mehr. Getreulich hat er, wie 
in seinem ersten Buch, die Quellen benutzt, deren er habhaft 
werden konnte : aber fur die Urgeschichte trug ihm die Ueber- 
lieferung schon iiberwiegend Legenden zu, und was in der ersten 
Halfte des Buches etwa Glaubwiirdiges berichtet ist, muss erst 
miihsam herausgeschalt werden. Dafiir liegt grossen Teilen der 
zweiten Halfte eine Quelle ersten Ranges, die sog. Wirquelle, zu 
Grunde, ein Bericht iiber die paulinischen Reisen, der von einem 
Begleiter des Apostels, vermutlieh Lukas, gefubrt wurde. Der 
allgemeine Charakter des Buches, dessenSpuren in der kirchlichen 
Litteratur vor Irenaus zudem sehr unsicher sind, macht seine 
Abfassung noch im 1. Jahrhundert unwahrscheinUch ; wo es ge- 
schrieben wurde, lasst sich nicht erraten. 

Viertes Eapitel. 
Lehrschriften. 

§ 18. Das sogenannte romische Symbol. 

Litteratur: CPCaspari, Ungedruckte . . . Quellen z. Gesch. d. Tauf- 
symbols u. d. Glaubensregel III, Christiania 1875. AHahn (GLHahn), Biblio- 
thek d. Symbole u. Glaubensregeln der alten Kirche, Breslau 1877' (Texte). 
AHarnack (§3) I 2«, 1878, 115—142 (Zeugnisse aus dem2.Jh.). Dkrs., 
Das apostolische Glaubensbekenntnis, Berlin (1892) 1894**. WBornemann, 
Das Taufsymbol Justins d. M. in ZKG III, 1879, 1—27. ThZahn, Das apost. 
Symbolum, Erlang. u. Leipz. 1893. Dazu AJulichkr in Christ. Welt VII, 
1893, 246—252, 268—274 und AHarnack in Zeitschr. f. Theol. u. K. IV, 
1894, 130 — 166. SBaeumer, Das apost. Gl. Mainz, 1893. ClBlume, Das ap. 
Gl. Freib., 1893. FKattenbusch, Das apost. Symbol I, Leipz. 1894. Dazu 
FLooFS in GGA 1894, 665—680. — Harnack, LG 115 f. 

Zur Zeit Justins des Martyrers, d. h. spiitestens um 150, 
besass die romische Gemeinde ein formulirtes, griechisch ver- 
fasstes Taufbekenntnis, die Urform des sog. apostolischen Symbo- 
lums. Wann und wo es entstanden ist, lasst sich mit Sicherheit 
nicht ausmachen : die Versuche, eine Vorgeschichte des Symbols 
an der Hand der urchristlichen Dokumente zu konstruieren, sind 
vorlaufig missgliickt, wodurch die Entstehung schon um 100 
freilich nicht ausgeschlossen wird ; vielleicht ist Rom der Ent- 
stehungsort, doch kann die Formel auch aus dem Osten im- 
portirt worden sein. Ihr Wortlaut lasst sich fast mit Sicherheit 



38 Urcbristlicbe Litteratur. Lehrscbriften. [§ 19. 

wiederhersteUen: 1) griechisch aus den Pormeln a) im Briefe 
Marcell8 von Ancyra an Julius von Rom (337/338? 341?) bei 
Epiphan. LXXII 2 und b) im 8og. Psalterium Aethelstani (Cod. 
Biblioth. Cotton. Mus. Britt. [Galba A XVIII] saec. VIH vel. 
IX) ; 2) lateinisch aus den Formeln a) in Cod. Laud. 35 Bibl. 
Bodlei. saec. VII, b) in Cod. Mus. Britt. 2 A XX saec. VIII 
und c) in Rufins von Aquileja (-j* 410) Expositio Symb. Apost. 
Die Legende, dass dieses Symbol von den Aposteln bald nach 
dem ersten Pfingstfest gemeinschaftlich abgefasst sei, war viel- 
leicht schon im 3. Jahrhundert in Rom bekannt, wenn sie auch 
erst bei Rufin in Zusammenhang mit einer irrigen Erklarung des 
Symbols gebracht ist. Auf das romische Symbol lassen die Tauf- 
bekenntnisse der anderen abendlandischen Kirchen sich zuriick- 
fiihren. 

§ 19. Die Predict des Petms. 

Litteratur: AHilgenfeld (§ 3) IV » 1884, 51—65. Ders. in ZwTh 
XXXVI n, 1893, 518—541. JRHarris in TSt 1 1 (The Apology of Aris- 
tides), 1891, 86—99. ThZahn, GNK n 2, 820—832. EvDoBSCHtJrz in TU XI 
1, 1893. — Harnack, LG 25—28. 29. 

1. Aus dem schon vom Valentinianer Herakleon (vgl. Orig. 
.in Joann. XIII 17) und mutmasslich vom Antimontanisten Apol- 
lonius (vgl. Eus. V 18 u) benutzten Hdtpoo K7jpDY[ta hat Kle- 
mens von Alexandrien eine Anzahl grosserer und kleinerer Bruch- 
stucke aufbewahrt (vgl. Strom. I 29 182 11 15 es VI 5 39—43 VI 6 48 
VI 7 58 VI 15 128 Eclog. 58). Wahrend er mit Hochachtung von 
der Schrift spricht, zweifelt Origenes (1. c.) an der Echtheit, ohne 
ein bestimmtes Urteil abzugeben, und Eusebius (III 3 2) hat sie 
als apokryph verworfen. Mit dieser „Predigt" ist sehr wahrschein- 
lich die n^Tpoo AtSaoxaXta (Petri Doctrina) identisch, aus 
der bei Origenes (de princ. praef. 8), bei Gregor von Nazianz 
(Orat. 14 [al. 16] Ep. 16 [al. 20]) und in den SS. Parallela (Joann. 
Dam. 0pp. ed. LeQuien II 336 A und 475) einige Satze erhalten 
sind. Vgl. auch Orig. Hom. in Lev. 10 und vielleicht Oecumenius 
Comm. ad Jacob. 5 le (0pp. II 478). 

2. Aus diesen Fragmenten ergiebt sich, dass die Schrift 
eine dem Petrus in den Mund gelegte, an Heiden gerichtete 
Missionspredigt war. Darf man die Pragmente im Licht der 
Apologie des Aristides (§ 34 2) lesen, so war vielleicht eine Er- 
orterung uber den rechten Gottesbegriff an die Spitze gestellt ; 
es folgten Auseinandersetzungen uber und mit dem Glauben der 



§ 20.] Der sogenaimte zweite Klemeoflbrief. 39 

Hellenen und der Judeii; und eine preisende Darstellung der 
christlichen Sittenlehre kann den Beschluss gemacht habeD. Diese 
Anlage wiirde die Schrift als Yorlauferin der apologetischen 
Litteratar erweisen. Die Vermutung, dass darin eine Fortsetzung 
(Hilgenfeld) Oder ein Analogon (vDobscitQtz) zur Apostel- 
geschichte vorliege, hat keinen Boden. 

3. Da in der ^Predigt'' sehr wahrscheinlich die Apologie 
des Aristides benutzt ist, so wird sie noch im ersten Viertel des 
2. Jahrhunderts abgefasst sein. Ware die Verwandtschaft mit dem 
^Hirten*^ mit Sicherheit auf Benutzung der ^Predigt" zuriick- 
zufiihren, so musste sie noch im 1. Jahrhundert entstanden sein^ 
wogegen Durchschlagendes nicht geltend gemacht werden kann. 
Als Ort der Abfassung konnen Aegypten und Griechenland (Hil- 
genfeld) in Frage kommen. Die mutmasslichen Beziehungen 
der „Predigt" zu den XYjpoYfjLaTa Ildtpoo der pseudoklementinischen 
Litteratur lassen keine sichere Erklarung zu. Auf Grund von 
Clem. Alex. Strom. VI 5 42 sq., Pseudo-Cyprian, de rebaptism. 17 
(Paulli Praedicatio) und Lact. DJ. IV 21 2 meint Hilgen- 
feld behaupten zu durfen, dass die „Predigt" urspriingUch n^tpot) 
xal IlaoXoo xiijpoYfJLa geheissen habe. 

§ 20. Der sogenannte zweite fflemensbrief. 

Ausgaben, Uebersetzung und Litteratur vor§ 7. DazuHAGE- 
MANN in TbQu XLIII, 1861, 509—531. AHarnack in ZKG I, 1877, 264 bis 
283, 329 — 364. Ders., Ueber den Ursprung des Lectoramtes u. s. w. in TU 
II 5, 1886, 82—84. — Harnack, LG 47—49. 

1. Die handschriftliche Ueberlieferung des sog. zweite n 
Klemensbriefes ist die gleiche wie die des ersten (§ 7 No. 1): 
doch enthalt Cod. Alex, nur die Kap. 1 — 12 5 (tooto . . .). Erst- 
malig erwahnt und als Brief bezeichnet wird die Schrift von 
Eusebius (11138 4), der sie vermutlich nicht gelesen hat und 
dem Hieronymus (V. J. 15) nachschreibt. Als zweiter Brief des 
Klemens an die Korinther wird sie, abgesehen vom Index des 
Cod. A, erstmalig erwahnt in den pseudojustinischen Respons. 
ad Orthod. 74. 

2. Nach Auffindung des voUstandigen Textes ist kein Zweifel 
moglich, dass man es hier nicht mit einem Briefe, sondern mit 
einer Homilie zu thun hat (vgl. 15 2 17 8 19 1), die vielleicht 
vom Gemeindelektor (Harnack) verlesen worden ist (19 1). Der 
Prediger ermahnt zur Erfiillung der Gebote Christi, indem er 
zeigt, „dass darin das wahre, der Grosse der Erlosung ent- 



40 Urchristliche Litteratur. Lehrschriften. [§ 21. 

sprechende Bekenntnis zu Jesus bestehe, dass darin der Gegen- 
satz gegen die Welt ausgedriickt werde und dass dafur der Lohn 
der Auferstehung und des kiinftigen Lebens festgesetzt sei" 
(RiTSCHL, Altkath. K.^ 286 f.). Ueber die Personlichkeit des Ver- 
fassers sind keine Vermutungen zu machen; dass es der romische 
Klemens nicht sein konne, wusste schon Photius (Cod. 113). A Is 
Ort der Abiassung sind Korinth (Lightfoot) oder Rom (Har- 
nack) bezeichnet worden. Die Theologie des Verfassers und die 
Moglichkeit der Benutzung des Aegypterevangeliums (§ 16 s) 
scheinen die Abfassung nach der Mitte des 2. Jahrhunderts aus- 
zuschliessen. 

§ 21. Die Apostellehre. 

Ausgaben: ^Bpoevvio?, KwvotavT. 1883. AHilgenpeld (§ 3) IV*, 

1884. AHarnack in TU II 1. 2, 1884 (griech. u. deutsch; anastatischer 
Druck von 1893). AWunsche, Leipz. 1884 (gr. u. d.). PSabatier, Par. 1885. 
PhSchaff, New-York (1885) 1889 ». FXPunk (§ 3), Tub. 1887 (gr. u. lat.). 
JRHarris, Baltim. 1 887 (mit Facsimile der ganzen Handschrift). — Littera- 
tur: Die Prolegomena und Kommentare der Ausgaben. Sorgfilltigste Littera- 
turzusammenstellung bei Schaff (vgl. auch SBaumer im Litterar. Handw. 
XXVII, 1888,393-398.425— 430). ThZahn, FGK III 278— 319. Ders.,Ju- 
stinus und die L. d. zw. A. in ZKG VIII, 1885, 66—84. AKrawutzcky in 
ThQuLXVI, 1884, 547—606. DERS.inKLexIH, 1869—1872. LMassebieau, 
L'enseignement des d. apotres. Par. 1884. AHilgenfeld in ZwTh XXVIII, 

1885, 73—102. HHoLTZMANN, Die Did. u. ihre Nebenformen, in JprTh XI, 
1885, 154-166. CFrArnold in Zeitschr. f. Kirchenr. 1885, 407-454. JRHarris, 
The Teaching of the Apostles and the Sibylline books, Cambr. 1885. EBratke, 
Die Einheitlichkeit der D., in JprTh XII, 1886, 302—312. ChTaylor, The 
Teaching etc. with illustrations from the Talmud, Cambr. 1886. BB Warfield, 
Texts, sources and contents of „the two ways" in Biblioth. sacra, 1886, 100 
bis 160. ACMcGriFFERT, The D. viewed in its relations to other writings, in 
The Andover Rexiew V, 1886, 430 — 442. AHarnack, Die A. und die judi- 
schen beiden Wege, Leipz. 1886 (mit Texten, vgl. RE XVII, 656—675). 
Ders. in ThLZ XI, 1886, 271—273. 344-347, XII, 1887, 32—34; FXTunk, 
Zur alten latein. Uebers. der D. ap. in ThQu LXVIII, 1886, 650—55. Ders., 
Zur A. u. apostol. Kirchenordnung in ThQu LXIX, 1887, 276—306. 355 bis 
374. GWohlenberg, Die L. der zw. A. in ihrem Verb. z. neutestamentlichen 
Schrifttum, Erlang. 1888. PBatiffol, Le Syntagma Doctrinae, dit de Saint 
Athanase, in Studia Patristica II, Paris 1890, 117 — 160. HAmoneit, Die A. 
in ihr. Verb, zu verwandten Schrr. in Unterss. z. alt. Kirchengesch. Progr., 
Wehlau 1892. — Richardson, BS 83—86. Harnack, LG 86—92. 

1. Die AiSaj^Y] twv SwSsxa aTuootoXcDv (AtSajrij xoptoo Sta 

Twv ScbSexa aTuooToXcDV rote e-O-veatv), erhalten in Cod. Hierosol. 

(Constantinop.) ann. 1056 (§ 6 i) erst seit 1883 durch den Druck 

bekannt und seitdem Gegenstand einer fast uniibersehbaren 

Litteratur, ist eine Art Leitfaden christlicher Sitte und christ- 



§21.] Die Apostellehre. 41 

Kchen Gemeindelebens, bestimmt zur Verwertung bei dem der 
Taufe vorangehenden Unterricht. Ein erster Teil (1 — 6) bringt 
unter dem Bilde der zwei Wege des Lebens und des Todes 'die 
Moralvorschriften, mit welchen die Katechumenen vor der Taufe 
bekannt zu machen sind, wahrend der zweite (oder die beiden 
letzten Teile), an die Getauften gerichtet, von den Kultusakten 
(7 — 10 Taufe, Fasten, Eucharistie) und von den „Aemtem" in 
der Gemeinde, d. h. von Propheten, Aposteln, Lehrern, Bischofen 
und Diakonen (11— 15) handelt und mit einer Ermahnung unter 
Hinweis auf die Wiederkunft des Herrn (16) abschliesst. 

2. Eusebius zahlt (III 25) in der letzten Gruppe der Schrif- 
ten die sog. StSa/al zm aTcoardXcov auf, und im Verzeichnis des 
Athanasius (Ep. fest. 39) steht die sog. didayyi t<ov aTcoo-cdXcDV 
nach Judith und Tobit vor dem Hirten des Hermas. Im Ver- 
zeichnis der 60 kanonischen Biicher (Zahn, GNK II 292) wer- 
den TcspioSoi xal SiSa/al twv axoordXcov unter den Apokryphen 
zwischen derPetrusapokalypse und demBarnabasbrief aufgefuhrt, 
und die Stichometrie des Nicephorus nennt die StSa^c^ twv (Jtuo- 
oToXoDV (200 Stichen) nach dem Thomasevangelium und vor den 
Klemensbriefen. Aus dem Abendlande ist nur ein unzweideutiges 
Zeugnis in der pseudocyprianischen Schrift de aleatoribus (Kap. 4) 
bekannt (doctrinae apostolorum). Rufin hat in seiner Wieder- 
gabe des athanasischen Kanonsverzeichnisses (Expos, in symb. 
apost. 36 — 38) an die Stelle der StSaj^Tj eine Schrift Duae viae 
vel indicium secundum Petrum gesetzt (§ 96). Nach Auffindung 
des Textes ergab sich, dass der von Klemens als aus einer hei- 
Hgen Schrift angefuhrte Satz (Strom. 1 20 loo) sich Did. 3 6 wieder- 
findet, dass ausser Klemens (vgl. noch Protr. 10 109 Paed. II 10 89 
III 12 89 Quis div. 29) auch Origenes (Hom. VI in Jud. ed. Lo. XI 
258 und vgl. Princ. Ill 2?), Dionysius (SSPar. LeQuien 674) 
und vieUeicht Gregor von Nyssa (Ep. 2 PG XL VI 1012) die 
Didache gekannt haben und dass sie in der pseudoathanasischen 
Schrift TTspl icap^maQ (PGXXVIII 251—282) stark benutzt ist. 

3. Die Frage nach Zeit und Ort der Abfassung der Apostel- 
lehre sowie nach ihrem Verhaltnis zu anderen Schriffcen kann 
nur beantwortet werden, wenn die Vorfrage nach ihrer Zusam- 
mensetzung gelost ist. Die in der Handschrift uberlieferte Form 
der Schrift darf als eine Bearbeitung alterer Vorlagen angesehen 
werden. Sie ist wahrscheinUch zuriickzufiihren auf einen jiidi- 
schen Proselytenkatechismus, der die ersten fiinf und Teile des 



42 Urchristliche Litteratur. Lehrschriften. [§ 21. 

sechsten Kapitek (in der Form der beiden Wege), vermutlich 
aber auch grossere Abschnitte der folgenden Kapitel enthalten 
hat (6 und 8: Speisegebote undLehre; allgemeine kultische Gre- 
brauche; 11 — 13: die Lehrer; 14 — 15: die sabbatliche Feier; 
16: die sonstigen gottesdienstlichen Yersammlungen und ihre 
EIrone, die fiereitschaft zum messianischen Beich). Dieser Leit- 
faden wurde, wahrscheinlich in Aegypten, christlich bearbeitet 
(Urdidache), und aus dieser Bearbeitung ist die handschriftlich 
uberlieferte Form (Didache), wahrscheinlich in Syrien (vgl. Kap. 
9. 10) erwachsen, die noch vor dem Jahre 150 entstanden sein 
wird. Die altere Form (verschiedene Rezensionen?) wird dem 
Fragment einer lateinischen Uebersetzung in Cod. Mellic. Qu. 52 
saec. XII (vGebhardt bei Harnack 275 — 286 und vgl. Funk), 
dem Citat in de aleatoribus, der Bearbeitung in der apostoli- 
schen Kirchenordnung (§ 98), der Bearbeitung in dem pseudo- 
athanasischen S&vtaYjia StSaaxoXta? (PG XXVIII 835 — 846) und 
der mit dieser nahe verwandten in der pseudoathanasischen Fides 
Nicaena (PG XXVni 1637—1644) zu Grunde liegen. Sie kann 
auch in den letzten Kapiteln (17 — 20) des Barnabasbriefes be- 
nutzt sein, wenn diese nicht auf die Urquelle zuriickgehen, und 
Hermas (§ 12) wie Aristides (§ 34) werden die Schrift in dieser 
oder einer ahnlichen Gestalt gelesen haben. Dagegen ist die 
Bearbeitung im siebenten Buch der apostolischen Konstitutionen 
(§ 96) auf Grund eines mit dem handschriftlichen fast identischen 
Textes hergestellt werden. 



43 



Zweite Abteilung. 
Die gnostische Litteratur. 

Litteratur: RALiPsius, Zur Quellenkritik des Epiphanios, Wien 
1865. Ders., Die Quellen der altesten Ketzergeschichte, Leipz. 1875. AHar- 
NACK, Zur Quellenkritik des Gnosticismus, Leipz. 1873. Ders., in ZhTh XLI V, 
1874, 143 — 226. AHelgenfbld, Die Ketzergeschiclite des Urchriatentuma, 
Leipz. 1884. Ders., Judentum und Judenchriatentum, Leipz. 1886. JKunzk, 
De hiatoriae gnoaticiami fontibua novae quaeationea criiicae, Leipz. 1894. 
Dazu AHarnack in ThLZ XIX, 1894, 340 f. 

§ 22. AUgemeines. 

Die gnostische Litteratur kennen wir, von wenigen Aus- 
nahmen abgesehen, nur aus den Bruchstiicken, welche die katho- 
lischen Theologen und Kirchenmanner zum Zweck der Bestrei- 
tung und Widerlegung in ihre Schriften aufgenommen haben. 
Gewahren diese Reste nur einen diirftigen Einblick in Wesen 
und Gehalt der gnostischen Litteratur, so reiclien sie doch bin, 
den Eindruck hervorzurufen, dass es sich dabei um eine bedeu- 
tende und mannigfaltige Schriftstellerei gehandelt hat. Zwar 
haben nicht alle gnostischen Sektenhaupter geschriftstellert: 
weder von Kleobius und Dositheus, noch von Simon, Menan- 
der, Satomil, Cerinth u. A. wird glaubwiirdig berichtet, dass 
sie litterarische Arbeiten hinterlassen haben (doch s. Orig. in 
Job XIII 27; Constt. apost. VI 16; Pabricius, BG 176 sq.; 
Harnack, LG 152—57); andere, wie Hermogenes (LG 200) 
sind als Schriftsteller nicht greifbar. Aber die gnostischen 
Koryphaen, vornehmhch Basilides, Valentin und ihre Schiller, 
haben form ell und inhaltlich manches von dem vorweggenom- 
men, was in der patristischen Litteratur eine RoUe gespielt 
hat, und die eigentiimliche Gattung erbauUcher Bomane scheint 
gerade in gnostischen Kreisen zuerst gepflegt worden zu sein. 



44 Gnostische Litteratur. Theologisches. [§ 23. 

Erstes Eapitel. 
Die theologische Litteratur, 

§ 23. Basilides nnd Isidor. 

Fragmente bei JEGbabe (§ 2 9b) IE, 1699, 35—43. AHilgen- 
FELD (§ 22) 1884, 207—218. Vgl. FAHort in DOB 11 268—281. — Fabri- 
cius, BG 177 sq. Harnack, LG 157—161. 

1. Basilides, ein Schiller des Glaukias, angeblichen Dol- 
metschers des Petrus (Clem. Strom. VII 17 lo?) hat zur Zeit 
Hadrians (Clem. 1. c. Eus. Chron. ad ann. 133) in Alexandrien 
(Iren. I 24 i, danach Euseb. IV 7 s) gelehrt. Dass er mit Sator- 
nil Schiller Menanders in Antiochien gewesen sei, ist eine nicht 
mehr kontrolierbare Behauptung des Epiphanius (XXIII 1). Die 
Acta Archelai (saec. IV) wollen wissen, dass er unter den Per- 
sern gepredigt hat (Kap. 55). Origenes (Hom. I in Luc V ed. 
Lo. V 86 cf. 87) sagt ihm vielleicht mit Unrecht nach, dass er 
ein eigenes EoaYY^^^ov xata BaatXtSyjv geschrieben habe. 
Sicher ist, dass er 24 pt^Xia ilber das Evangelium (Agrippa Kastor 
bei Eus. IV 7 7) verfasste, nach Klemens von Alexandrien (IV 12 ss) 
'E47]Y7]Ttxd betitelt. Aus dem 13. und 23. Bach sind uns durch 
Klemens und die Acta Archelai Bruchstiicke erhalten, die das 
Bild, welches dieKetzerbestreiter vonBasiUdes entwerfen, wesent- 
lich zu erhellen geeignet sind. Vgl. auch den Satz bei Orig. 
Comm. in ep. ad Rom V (ed. Lo. VI 336). 

2. Isidor, der Sohn des Basilides, hat folgende drei Schrif- 
ten verfasst, von denen einige Bruchstiicke durch Klemens von 
Alexandrien erhalten sind: a)nspl7rpooyoo5(;(|;oxfj(; (Strom. II 
20 113). Gemeint ist die niedere Seele im Menschen mit ihren 
Anhangseln (vgl. § 60, Nr. 6d, 2), deren die Vemunftseele 
Herr werden soil; b) 'EjTjYYjttxa too npotp-qzov) Ilap/wp 
(VI 6 53) in mindestens zwei Biichern, in denen u. A. der Nach- 
weis des orientalischen Ursprungs der griechischen Weisheit ver- 
sucht wurde; c) 'HS-txa (III 1 1— s). Das umfangreiche Bruch- 
stiick knupft an an die Auslegung eines mit Matth 19 10 f. ver- 
wandten Herrnwortes und beweist, dass die Ethik des Verfassers 
strong geartet war. Nach Epiphanius (XXXII 3) hat Isidor 
napatvsTtxA geschrieben, die, unter Voraussetzung der Rich- 
tigkeit der Angabe, mit den 'H-d-txa identisch sein konnen. 

3. Irenaus (I 24 3) erwahnt Incantationes der Basili- 



§ 24.] Valentin und seine Schule. 45 

dianer. Ueber die bei den BasiKdianem in hohem Ansehen ste- 
henden KapaSdosK; Mat^tot) vgl. § 16 4. 

§ 24. Valentin nnd seine Schnle. 

Litteratur: GHeinrici, Die valentinianische Gnosis und die heilige 
Schrift, Berl. 1871. — Fabkicius, LG ITSsq. Harnack, LG 174—184. 

1. Valentin, nach einer Angabe beiKlemens (Strom. VII 
17 loe) Horer des Theodas, eines Scbiilers (YvwpifJio^) des Paulus, 
ist irgendwo an der Nordkiiste Aegyptens geboren, in Alexan- 
drien hellenisch gebildet (Epipb. XXXI 2) und moglicherweise 
von Basilides beeinflusst worden. Nach Irenaus (HI 43 vgl. Euseb. 
Chron. ad ann. 138 und 144) kam erunterHyginus (ca. 136 — 140) 
nach Rom, bluhte dort unter Pius (ca. 140 — 155) und blieb bis 
zur Zeit Anicets (154/5—166/7). TertuUian (adv. Valent. 4), der 
Geist und Beredsamkeit des Mannes riihrnt, will wissen, dass 
Uebergehung bei Besetzung eines (des romischen) Bischof- 
stuhles seinen Bruch mit der Kirche veranlasst habe. Ort und 
Zeit des Todes sind unbekannt; die Nachricht, dass er von Rom 
nach Cypem ging, um dort erst aus der Kirche auszutreten 
(Epiph. XXXI 7), mit Vorsicht aufzunehmen. Aus Brief en 
Valentins (iTutOToXiij zi<; wspl xm TrpooapnjfjLdlTcav [scil. r^c i^^X*^]^] ^P^^ 
AYa^ordSa) hat Klemens (II 8 se 20 lu III 7 59) Fragmente an- 
thropologischen, psychologischen, christologischen Inhalts auf- 
bewahrt; ebenso Bruchstiicke aus Homilieen (IV 139i VI 6 52), 
welche bei deutlicher Verwandtschaft mit paulinischen und johan- 
neischen Gedanken die beredte Kraft des Verfassers ahnen lassen. 
Vielleicht entstammt einer Homihe auch das Bruchsttick bei 
Hippolyt (Philos. VI 42). P salmen Valentins bezeugt TertuUian 
(Carn. Chr. 17 20); ein Bruchstiick bei Hippolyt (VI 37). Eine 
Schrift Soyta (GtRABE II 49 nach TertuU. adv. Val. 1) hat 
nicht existiert. Von ein em eignen EvangeliumVeritatis der 
Valentinianer weiss Irenaus (III 11 9; vgl. Pseudo-TertuU. 12), 
ohne es auf Valentin zuriickzufiihren. 

Fragmente bei AHilgenfkld (§ 22), 1884, 292—307. Vgl. AHilgen- 
FELD in ZwTh XXIII, 1880, 280—300. DazuXXVI, 1883, 356 f. RALiPSius 
in DOB IV, 1076—1099 (deutsch in JprTh Xin, 1887, 585—658). 

2. Die zahlreichen Schtiler Valentins teilten sich nach 
Hippolyt (Philos. VI 35) in einen italienischen und einen orien- 
talischen Zweig (kocXtcDTtXT] und avaToXtXTj StoaoxaXCa). In der 
itali s chen Schule haben Ptolemaus und Herakleon sich schrift- 



46 Gnostische Litteratur. Theologisches. [§ 24. 

stellerisch betatigt. Ptolemaus, von dessen Lebensumstanden 
nichts bekannt ist, hat an eine hochgebildete Prau, Namens 
Flora, einen Brief geschrieben, der ihre Bedenkeniiber das 
mosaische Gesetz beschwichtigen sollte, vermoge einer Unter- 
scheidung zwischen ewigen und verganglichen Bestandteilen. 
Irenaus (1 1 — 8 4 vgl. besonders 8 s) scheint noch andere Schriften 
(oTuopTjixaTa) des Ptolemaus (Erklarung des Prologs znm Johan- 
nesevangelium) gekannt zu haben (Zahn). Herakleon, den 
Klemens (IV 9 71) als den hervorragendsten unter den Valentini- 
anem bezeichnet, kann noch direkter Schuler Valentins gewesen 
sein (Orig. in Joann. 11 8 ed. Lo. 1117), trotzdem TertuUian ihn in 
den Bahnen des Ptolemaus wandeln lasst (adv. Val. 4). Die An- 
gabe bei Pradestinatus (Kap. 16), dass H. Sicilier war, beruht 
wohl auf einer Verwechslung mit Heraklius. Herakleon hat 
"rTrofJLVKjfJLaTa (Orig. in Joann. VI 8 ed. Lo. IV 117) hinter- 
lassen, in denen Stellen des Matthaus- (?) und Lukasevan- 
geliums (zwei Bruchstiicke bei Clem. Eclogae proph. § 25 ed. 
Potter 995 und Strom. IV 9 78), vomehmlich aber das Jo- 
hannesevangehum kommentiert waren. Origenes hat in seinen 
Kommentar zum Johannes umfangreiche Bruchstiicke der Aus- 
fiihrungen Herakleons aufgenommen, die eine zwar rein dogma- 
tische, aber tiefe und vielfach dem Geist des Evangeliums kon- 
geniale Auslegungsweise verraten. Der italischen Schule gehorte 
auch Florinus an, der „ein abscheuliches Buch" (vgl. Fragm. 
Syr. XXVni in der HARVEY'schen Ausgabe des Irenaus II 457) 
geschrieben hat. 

Ptolemaei Ep. ad Floram in Stierens Ausgabe des Irenaus I 923 
bis 936 und bei AHilgenfeld in ZwTh XXIV, 1881, 214—230. Vgl. ThZahn, 
GNKII2, 956—961. — Herakleon: Fragmente bei AHilgenfeld (§ 22), 
1884, 472—505 und AEBrooke in TSt I, 4, 1891 (mit Einleitung und aus- 
fuhrlicher Besprechung). Vgl. RALiPSius, Die Zeit des Markion und des 
Herakleon in ZwTh X, 1867, 75—183. 

3. Aus der orientahschen Schule stammen die 'Ex tiov 0eo- 
SoTOo xaltYjc ivaToXtx-^c^a^ODIJ^svTjC StSaoxaXtag xata 
TOD<; OtiaXsvttvoo ^(povotx; iTctTOfjiat, die Klemens von 
Alexandrien zum Zweck der Widerlegung, vielleicht als Vor- 
arbeit fur den achten Stromateus (§ 60 2 c), angelegt hatte. Ein 
Theodot wird als Schuler Valentins nirgends genannt. Vielleicht 
enthielt die Schrift Lehren, welche die Valentinianer auf Theo- 
das (oben Nr. 1) zuriickfiihrten. Die Excerpte stellen eine altere 
(vielleicht nur konservativere ?) Form der Lehre dar. vArnim will in 



§ 25.] Bardesanes. 47 

den 'Ex twv wpo^pyjtwv JxXoYat (§ 60 s c) ebenfalls eine Excerpten- 
sammlung aus gnostischen Schriften sehen. 

Die Excerpta in Pottees Aasgabe des Klemens 966 — 989 (Dindoep 
m, 424 — 455). Dazu einige Verbesserungen bei AEBrooks a. a. 0. 105 f. 
DieEclogae bei Pottbr 989—1004 (in 456—478). Vgl. ThZahn, FGK 
in 117 f. 122—130. PRuBBN, Clem. Al. Excerpta ex Theodoto, Lips. 1892. 
J. AB Arntm (§ 60 8 c). 

§ 25. Bardesanes. 

AHahn, Lips. 1819. WCureton, Spicilegium Syriacum, Lond. 1855 
(Bach der Gesetze und Lander). AMerx, Hall. 1863. AHiloenfeld, Leipz. 
1864. Dazu RALiPSius in PKZ XIV, 1865, 689—696. FJAHort in DCB IE 
250—260. — FABRicros, BG 172—175. Richardson, BS 108. Harnack, LG 
184—191. 

1. Nach Hippolyt (Philos. VI 35) gehorte zur orientalischen 
Schule Bardesanes (Bar-Daisan), geboren am 11. Jul! 154 zu 
Edessa am Daisan (Cbron. Edess. ed. JSAssemani [§ 2 9b] 1 389. 
Barhebraeus, Cbron. Eccl. edd. IBAbbeloos undLAMY, 1872, 49), 
am Hofe in weltmanniscber Bildung erzogen (vgl. Julius African. 
Cest. 29 ed. Tbevenot [§ 82 2b] 276 sq.) zuerst Priester der syri- 
scben Gottin, dann Christ (Barbebr.). Der Abgar von Edessa 
(wabrscheinlicb Bar Manu 202 — 217) trat auf B.s Veranlassung 
zum Christ entum iiber. 217, als Karakalla Edessa eroberte, fiioh 
Bardesanes nach Armenien, predigte dort obne Erfolge (Mos. 
Chor. Hist. Arm. II 63 ed. Whiston, 1736, 185 sq.), kehrte wabr- 
scheinlicb nach Edessa zunick (218 ?) und ist im Alter von 68 
Jabren (Barbebr.) gestorben. Die vielen widersprucbsvoUen Nach- 
richten iiber die Art seines Christentums macben Beeinflussung 
durcb den Yalentinianismus wabrscheinlicb, lassen ibn aber als 
einen selbstandigen, eigne Babnen verfolgenden Tbeologen er- 
scbeinen (s. aucb Hieron. 33). 

2. Von Schriften des Bardesanes sind nur geringeEeste erhal- 
ten geblieben. Eusebius (IV 30) und Theodoret (Haer.fab. 1 22) er- 
wahnen antimarcionitische Scbriften in dialogiscber Form, 
die ins Griecbiscbe ubersetzt waren (vgl. aucb Hieron. Ep. 704 
ed. Vall. I 428), Eusebius (1. c.) und Epiphanius (Haer. LVI 1) 
eine Apologiean den Antoninus (Elagabal?) aus Anlassder Ver- 
folgung. Eine armenische Konigsgeschichte (Valarses 
und Kosru bis 216) aus seiner Feder benutzte Moses von Cborene 
(saec. V. Vn. Vin?) als Quelle seiner Darstellung. Epbraem der 
Syrer kennt ein Bucb von 150 Psalmen (Hymnen), durcb 
das Bardesanes die Herzen des Volkes zu gewinnen suchte. Er 



48 Gnostiache Litteratur. Theologi aches. [§§ 26, 27. 

hat in seinen eignen antiharetischen Hymnen (0pp. ed. Bene- 
DETTi II 437 — 560 vgl. besonders Nr. 51 — 60) bardesanisches 
Gut verwertet, indem er Ketzerisches durch Orthodoxes ersetzte. 
Durch diese Hymnen ist Bardesanes (und sein Sohn Harmo- 
nius s. HoRT 252) der Schopfer der syrischen Kirchengesange 
geworden. Nicht von Bardesanes, sondern aus seiner Schule 
(saec. Ill) stammt das Buch der Gesetze der Lander 
syrisch (ob Original?) erhalten in Cod. Mus. Britt. Add. 14658, 
in den PseudoklementinischenRekognitionen 1X19 benutzt, und 
identisch mit dem von Eusebius (IV 30 vgl. das Bruchstiick in 
Praepar. evang. VI 101 — 48), Epiphanius und Theodoret (1. c.) 
erwahnten Dialog Hspl slfjLapfjL^vTjc Bardesanes ist darin in 
der dritten Person eingefiihrt. Die vom Fihristen (FLtJGEL, 
Mani 85) dem 'Ibn Deisan (Bardesanes) zugeschriebenen Schrif- 
ten: Das Licht und die Finsternis; das geistige 
Wesen der Wahrheit-, das Bewegliche und Feste 
u. A. scheinen parsischen und manichaischen Einfluss vorauszu- 
setzen, gehoren also wohl einer spaterenZeit an. Vgl. auch § 30 4. 

§ 26. Die Earpokratianeri 

Schriften der Karpokratianer kannte Irenaus (I 25 s). E p i- 
ph an e s, der Sohn des Karpokrates, der um oder vor 150 gelebt 
hat und 17 Jahre alt gestorben ist, hat eine Schrift IlBpl 
8t%atoa6v7]<; verfasst, aus der Klemens (Strom. Ill 2 5—9) um- 
fangreiche Mitteilung macht. Epiphanes ist darin fiir Guter- und 
Weibergemeinschaft eingetreten. Ueber die Moglichkeit, dass 
auf ihn Ziige des zu Same verehrten Mondgottes (^s6(; iTct^pavijc) 
iibertragen seien, s. GVolkmar in der Monatsschrift des wiss. 
Vereins in Zurich, 1858, 276f. Dagegen AHilgenfeld in ZwTh 
V, 1862, 426. 

§ 27. Marcion und Apelles. 

Litteratur: RALiPSius, Die Zeit des Markion und des Herakleon 
in ZwTh X, 1867, 75 -183. Vgl. Quellen u. s. w., Beilage II 225—258. 
AHilgenfeld, Cerdon und Marcion in ZwTh XXIV, 1881, 1—37. Vgl. 
Ketzergeschichte u. s. w. 316—341. GSalmon in DCB III, 816—824. 
Meyboom, Marcion en de Marcionieten, 1888. Dazu ThZahn, GNK II 
2, 418). HUsENER, Religionsgeschichtliche Untersuchungen I, Bonn 1889, 
103—108. GKruqer in JprTh XVI, 1890, 592f. — Fabricius, BG 179 sq. 
Harnack, LG 191—200. 

1. M ar cion, der Stifter der marcionitischen Religionsgesell- 
schaft, ein Pontiker (Just. Apol. I 26 58 Iren. 127 2. Sinope 



§ 27.] Marcion und Apelles. 49 

als Geburtsort nennen Philastr. XLV u. Epiph. XLII 1 [nach 
Hippolyt, Syntagma]), wohlhabender Rheder (Rhodon bei Euseb. 
V 13 3. Tertull. adv. Marc. I 18 m 6) gait dem Justin, als 
er seine Apologie schrieb (138? ca. 150?) und schon vorher 
(Syntagma) als der gefahrlichste Haretiker. Nach Irenaus (1. c. 
und III 4 3) ist er wohl nocb 140 nach Rom gekommen, 
Schiiler (?) des Syrers Cerdo geworden und hat (Tertull. I. c. 
I 2 22 IV 17) in Folge dieses Umgangs mit der romischen 
Gemeinde gebrochen. Irenaus lasst ihn seine voile Wirksam- 
keit erst unter Anicet, also nach 154, entfalten, was schlecht mit 
der Angabe des Klemens von Alexandrien (Strom. VII 17 107) 
stimmt, dass er im Verhaltnis zu Basilides und Valentin TtpsopoTYjc; 
gewesen sei. Die Angaben bei Hippolyt und den auf ihn zuriickge- 
henden SchriftsteIlern(Sohn eines Bischofs, leichtsinniges Jugend- 
leben, Exkommunikation durch den Vater u. s. w.) sind mit Vor- 
sicht aufzunehmen ; die Erzahlung von der Disputation mit den romi- 
schen Presbytem uber Bibelstellen kann auf Wahrheit beruhen. 
2. IMarcion hat einen erfolgreichen Versuch zu dogmatischer 
Verkehrung derUeberlieferungunternommen, indem erdasLukas- 
Evangelium und die zehnihmfiir echt geltendenpaulinischen Briefe 
im Sinn seiner antijudischen Auffassung^ des Christentums be- 
arbeitete (Iren. I 27 2 III 12 12). Das EoaYY^Xtov ohne Nennung 
des Verfassers: tod xopioo? too ^(ptoTot)?) lasst sich aus den um- 
fangreichen Widerlegungsversuchen Tertullians (adv. Marc, libii 
V, besonders 1. IV) und Epiphanius' (Haer. XLII), sowie aus 
dem Dialogus de recta fide (§ 80 2) und einigen anderen Nach- 
richten (Zahn, GNK I 608 ff.) wiederherstellen. Marcion begann 
uDter Weglassung aller Kindheitsgeschichten mit einer Ver- 
schmelzung von Luc 3 1 und 4 31 und entfemte oder anderte im 
Fortgang der Erzahlung als durch die Ueberheferung gefalscht 
AUes, was mit seinen Ideen im Widerspruch stand, insbesondere 
aber was auf die Verbindung von Judentum und Christentum 
hinwies. Gegeniiber den deutlichsten Anzeichen vom Gegenteil 
lasst sich die (nach Semler und Eichhorn) von den Tubingern 
(zeitweise auch von Ritschl) aufgestellte Behauptung, das Lucas- 
EvangeKum sei diekanonischeVerarbeitungdesEvangeKums Mar- 
cions, nicht aufrechterhalten, wenn auch vielleicht Marcion im 
Vergleich zum heutigen Lukastext ofters die originale Fassung 
bietet (s. Reuss, Usener). Das Evangelium hat in den marcioniti- 
schen Gemeinden kanonisches Ansehen besessen. Auch das 'A tco - 

Kr tiger, Litteratnrgescliiclite. 1. a. 2. Aufl. 4 



50 Gnostische Litteratur. Theologisches. [§ 27. 

oroXt)c6v (sc. Pij3Xtov), die andere Halfte des marcionischeuNeuen 
Testaments, kann der Hauptsache nach wiederhergestellt werden. 
Es enthielt 10 paulinische Briefe in der Reihenfolge: Gal, I und 
n Kor, Em, I und II Thess, Laodic.-Eph, Kol, Phil, Philem, 
(Epiphanius : Philem, Phil); Hebr und die Pastoralbriefe blieben 
als nichtpaulinisch ausgeschlossen. 

Rekonstruktionsversuche : AHahn, Das Evangelium M.s, Konigsb. 
1823. Ders. bei JCThilo, Cod. apocr. Nov. Test. I, Lips. 1832, 401—486. 
AHiLGENFELD, Kritische Untersuchungen ii. d. Evangelien Justins u. 8. w., 
Halle 1850, 391—475. Ders. in ZhTh XXV, 1855, 426—484 (Apostolicum). 
Vgl. auch ThJ XII, 1853, 192—244. GVolkmar, Das Evang. M.s, Ztir. 
1852. WCvanManen in ThT 1887, 382—404 (Galaterbrief). ThZahn, GNK, 
II 2, 409 — 529 (Evangelium und Apostolicum). Vgl. waiter ASchwegleb 
in ThJ II, 1843, 575—590. Ders., Das nacbapostol. Zeitalter I, Leipz. 1846, 
260 — 284. ARiTSCHL, Das Ev. M.s u. das kanon. Ev. d. Lucas, 1846. (Anders 
ThJX, 1851, 528—533). ERedss (§ 3), 1887 «, 281. ThZahn, Die Dialoge 
des jjAdamantius** mit d. Gnostikern in ZKG IX, 1888, 193—239. Ders., 
GNK I 2, 585—718. HUsener (a. a. 0.) 80—91. 

3. Zur Rechtfertigung seines Unternehmens schrieb Mar- 
cion die ^Avzi^'Bobk; (Antitheses Tert. IV 1; der Titel avn- 
nciipai%'i'3Bi<; bei Hippol. Philos. VII 30 ist ungenau), eine Art Dog- 
matik (dos fidei Tert. 1. c), die ihren Titel von der daiin ge- 
iibten Gegeniiberstellung einander widersprechender Satze des 
Alten und Neuen Testaments hatte (opus ex contrarietatum op- 
positionibus Antitheses cognominatum et ad separationem legis 
et evangelii coactum 1. c). Das Werk, das selbstandig neben 
dem marcionischen Kanon stand und einheithchen Charakter hatte 
(gegen Hahn), sollte aus der diversitas instrumentorum die diver- 
sitas deorum erweisen, wobei vielleicht die Disposition von der diver- 
sitas ingeniorum, legum et virtutumhergenommen wurde(Tert. 1. c. 
119 n 29 IV 1 6). Jene antithetischen Satze (vgl. z. B. IV 28) 
mogen als Hauptargumente verwandt und durch Herbeiziehung 
von Belegstellen erlautert und erhartet worden sein. An den 
Nachweis der diversitas deorum scheint sich die Darlegung der 
wahren Oflfenbarung Gottes und ihrer Verfalschung durch die 
judaistisch gefarbte Tradition und endlich die Begriindung der 
Echtheit des marcionischen Evangeliums angeschlossen zu haben. 
Piir die Kenntnis des Werkes ist man auf Tertullian, dessen 
Streitschrift gegen Marcion (besonders 4. und 5. Buch) voll ist von 
Beziehungen auf die Antithesen, und auf die Dialoge de recta fide 
angewiesen, ohne dass flekonstruktion moglich ware (gegen Hahn). 
Dass andere Schriftsteller die Antithesen gekannt haben, ist 



§ 28.] Marcion und Apelles. 5 1 

nicht erweislich. Marcions Werk gait zu Tertullians Zeit in der 
Sekte als symbolisches Buch (I 19 IV 4), muss aber rasch diese 
kanonische Bedeutung verloren haben. Die Existenz eines ge- 
sonderten Kommentars zum Evangelium aus Marcions 
Feder lasst sich aus Ephraem Syrus (Evangelii concordantis ex- 
positio) nicht erschliessen (gegen Harnack in ZKGr IV, 1881, 
500). TertuUian weiss von einem Brief e (quaedam epistula) Mar- 
cions (de came Chr. 2), einer Art Programmschrift mit ausfiihr- 
licher Kechtfertigung seines Austritts aus der Kirche. 

AHahn, Antitheses Marcionis Gnost. Regiom. 1823. ThZahn, in ZKGr 
a. a. O. 

4. Apelles, ein hervorragender Schiiler Marcions, den als 
Greis der Apologet Rhodon wegen seiner haretischen Ansichten 
interpellierte (Euseb. V 13. Vgl. unten § 47) hat SoXXoyto- 
jioi geschrieben, deren 38. Tomus von Ambrosius (de parad. 

V 28) zitiert wird. Aus den Bruchstucken bei Origenes (Horn, 
in Gen. II 2 ed. Lo. VIII 134sq.) und Ambrosius (de parad. V 28 

VI 30—32 VII 36 Vni 38 40 41) ergiebt sich, dass die Be- 

hauptung Pseudo-Tertullians (Haer. 19), Apelles habe in seinem 

Werke Mosis Ansichten iiber gottliche Dinge als falsch erweisen 

wollen (vgl. auch Rhodon I.e.), zutriflft. In seinen <E>avepa)ost^ (Tert. 

Praescr. haer. 30), von denen nichts erhalten ist, hat Apelles die 

Offenbarungen der Philumene, einer Prophetin der Sekte, aufge- 

zeichnet. Ob das Evan geliumdes Apelles (Hieron. Comm. in Matth. 

prooem. nach Origenes) mit dem Marcions identisch waroder eine 

weitere Verarbeitung darstellte, lasst sich nicht entscheiden. 

AHarnack, De Apellis gnosi monarchica, Lips. 1874. Debs., Sieben 
neue Bruchstucke der Syllogismen des A. in TU VI 3, 1890, 109—120. 

5. Von marcionischen (marcionitischen) Psalm en weiss der 
muratorische Fragmentist (v. 82 — 84) und der Anonymus Arab. 
(Praef. ad. Cone. Nic. Mansi II 1057), der Letztere auch von 
einem Liber propositi finis. Einem dogmatischen Werk 
der Marcioniten entnahm der Armenier Esnik im 4. Jahrhundert 
interessante Nachrichten. 

AHabnack in ZwTh XIX, 1876, 80—120 pass. 

§ 28. Ophitische (^^gnostische^O Schriften. 

1. In der grossen Gruppe der Ophiten und „Gnostiker" 
im engeren Sinne waren zahlreiche Schriften inUmlauf, von denen 
fast durchweg nur Titel erhalten sind. Irenaus (I 29 — 31), Hip- 



52 Gnostische Litteratur. Theologisches. [§ 28. 

polyt und Epiphanius (vv. 11.) benuteten fiir ihre Darstellung 
der ^Gnostiker'', Ophiten, Kainiten, Sethianer, Severianer, Naas- 
sener, Peraten, Doketen, des Gnostikers Justin und des Monoe- 
mus eine Anzahl nicht naher beschriebener Quellenschriften. 
Genannt werden weiter einEvangelium des Judas als des 
einzigen Jiingers, der Jesum verstanden babe, bei den Kainiten 
(Iren. I 31 1); ein Evangelium der Eva bei den „Gnostikem", 
vielleicht auch den Peraten (Epiph. XXVI 2 3 6; in § 2 ein 
Bruchstiick, das Apokalypsencharakter hat; vgl. auch Hippol. 
Philos. V 16); Evangelien des Thomas, Philippus und 
anderer Apostel (§ 16 4 5) bei den „Gnostikern" (Epiph. 1. c. 
Hipp.). Als von den „Gnostikern" geschrieben oder benutzt 
fiihrt Epiphanius (1. c. 8 12) „viele Biicher" an, darunter: 'Epw- 
zriasiQ Maptac (isYaXat und [iixpai, erstere schmutzigen und 
echter Ueberlieferung ganz fremden Inhalts ; F^vva (Nachkom- 
menschaft?) Maptag (darin ein cyuischer Bericht iiber den Tod 
des Zacharias); ^AiconaXb^sK; zob 'A8a[JL sic toy 'IaX8a- 
paa)'8'(auch bei Anderen inGebrauch); sic 8vo[JLa too Stj-^- 
(s. unten). Ein 'AvapaxtTcov IlaoXoo war bei Kainiten und 
„Gnostikern" in Umlauf (Epiph. XXXVm 2). Die Sethianer 
batten nach Epiphanius (XXXIX 5) sieben Biicher unter dem 
Namen des Seth, andere 'AXXoysvslc betitelt, eine Apoka- 
lypse Abrahams, Biicher unter dem Namen des Moses; 
nach Hippolyt (Philos. V 22) eine Ilapaypaotc 27] d*. Die Ar- 
chontiker (Epiph. XL) benutzten ein grosses uud ein kleines 
Buch „So[jLy()DVLa", das Buch 'AXXoysvsic (vgl. oben), ein 
'AvapaTiTcov 'Hoaioo u. A. Aus Hymnen der Naassener 
teilt Hippolyt (Philos. V 6) ein Bruchstiick mit, auch einen 
Psalm (V 10)5 sie benutzten die 'ATcdyaoic jisYaXTj (V 9). 

Zu der obigen Zusammenstellang, die ohne Riicksicht auf VoUstandig- 
keit gemacht ist, vgl. Harnack, LG 162—171. 662f. 

2. Von den litterarischen Produkten der Severianer, Sethi- 
aner, Archontiker, die im Gegensatz zu den lasciven Nikolaiten^ 
Kainiten u. A. Lehre und Leben auf streng sittlicher Basis auf- 
zubauen suchten, sind einige, die einzigen ganz erhaltenen gno- 
stischen, Schriften in koptischer Uebersetzung auf uns gekommen. 

a) Die sog. nioTic-Sotpta (Cod. Askew. Mus. Britt. saec. 
V/VI. Titel nicht urspriinglich) in vier Biichern ist kein einheit- 
liches Werk: das vierte Buch hebt sich von den anderen deut- 
lich ab und scheint alter als diese zu sein ; die drei ersten Biicher 



§ 28.] Ophitische (^gnostische") Schriften. 53 

sind anscheinend identisch mit den 'EpooTiijosK; Maptag \Li%pai (s. 
Nr. 1) Oder doch eine Rezension derselben (Eenan, Harnack). 
Ihrer Form nach enthalten alle Biicher Unterredungen (Pragen 
und Antworten) zwiscben dem auferstandenen Jesus und seinen 
Jiingern, vornehmlich aber der Maria Magdalena. Aller Nach- 
druck ist dabei auf die Beantwortung der praktischen Fragen 
^Dach den Bedingungen und Hindernissen, den Graden und 
Stufen der Seligkeit" (Kostlin) gelegt*, das systematisch-theolo- 
gische Interesse tritt zuriick. Im Mittelpunkt steht die Idee des 
Abfalls vom und der Riickkehr zum Unendlichen. Buch 1 und 2 
enthalten die Schicksale der Soyla, die vorbildlich sind fiir das, 
was an der Menschheit sich verwirklichen soil (Buch 3 und 4). 
Wie das Werk vorUegt, stammt es sehr wahrscheinlich aus der 
zweiten Halfte des 3. Jahrhunderts. Unter den Quellen (vgl. be- 
sonders die starke Benutzung der alt- und neutestamentUchen 
Litteratur) werden zwei grosse Biicher Jeii genannt. Eingestreut 
sind Psalmen, teils vom Verfasser selbst gedichtet, teils, wie die 
fiinf Oden Salomes (Munter. Vgl. Harnack 35 — 49. Hier 
revidierte lateinische Uebersetzung), ubemommen; 

Ausgabe: MGSohwartzb uhcUHPetermann, Goth. 1851. 53 (kop- 
tisch und lateinisch). Litteratur: FMI^nteb, Odae gnosticae Salomoni 
tributae, 1812. KRKOstlin, Das gnostische System der PS in ThJ XIII, 
1854, 1—104. 137—196. ERenan, Marc-Aurele, Par. 1882, 120 N. 3. 
RALiPsius in DCB IV 405—415. AHarnack in TU VII 2, 1891. 

b) Vielleicht aus dem Grabe eines ^Gnostikers'' stammen 
die im Papyrus Brucianus (Oxford. Saec. V/VI) ohne Angabe 
eines Titels enthaltenen Schriften. Nach Schmidt handelt es sich 
um zwei, in der Handschrift zusammengewiirfelte, von einander 
aber zu unterscheidende, urspriingUch griechisch geschriebene 
und ins Koptische iibersetzte Werke. Das erste, dessen Schluss 
fehlt, identifiziert Schmidt mit den beiden Biichern Jeii (s. o.) 
als das Buch vomgrossen Aoyoc xata (loo'CK^piov, lasst esalso 
spatestens um die Mitte des 3. Jahrhunderts entstanden sein. Das 
zweite, ohne Anfang und Schluss, wird von Schmidt noch ins 
2. Jahrhundert(zwischenl70 und200)gewiesen. Die beiden Biicher 
Jeu (und die Pistis-Sophia) Wiirden nach Schmidt Produkte der 
Severianer darstellen, das zweite, dem Titel nach unbekannt blei- 
bende Werk den Sethianern-Archontikern angehoren; zwischen 
dem in diesem Werk entwickelten System und dem von Plotin 
(Ennead. II 9; vgl. Porphyr. Vit. Plot. 16 ol Tcepl ASeXyiov xai 
'AxoXivov) bekampften besteht eine bemerkenswerte Yerwandt- 



54 Gnostische Litteratur. Bomane. [§§ 29, 30. 

schaft. Nach Preuschen ist weder der N'achweis der Einheitlich- 
keit des ersten Werkes noch der seiner Identitat mit der in 
Pistis-Sophia zitierten Quelle geniigend erbracht, „ Jeu I" viel- 
mehr jiinger als P.-S.; das nahe Verwandtschaftsverhaltnis 
zwischen „ Jeii II" und P.-S. IV (Lehre von den Mysterien) harre 
noch der Aufklarung, die Zeitbestimmung fiir das zweite Werk 
miisse vorlaufig zweifelhaft bleiben. Fest steht, dass das zweite 
Werk, durchaus systematischen Inhalts, einen altertiimlicheren 
Eindruck macht als das erste und als Pistis-Sophia. Das erste, 
in der Form von Mitteilungen Jesu an seine Jiinger und Junge- 
rinnen (s. o.), enthalt nachst spekulativ-systematischen Ausfiih- 
rungen praktische Anweisungen, Aufschltisse iiber Weihen und 
Mysterien, und Hymnen. 

CScHMiDT, Gnostische Schriften in koptischer Sprache aus dem Cod, 
Bruc. in TU VIH 1. 2, 1892. Dazu EPreuschen in ThLZ XIX, 1894, 183 
bis 187 (s. dagegen Schmidt, Col. 284). — Harnack, LG 171—174. 661—663, 

§ 29. Julias Eassianus. 

GSalmon in DCB I 412 sq. ThZahn, GNK H 2, 632—636. 750. — 
Fabricius, BG 182. Harnack, LG 201—204. 

Julius Kassianus, nach seiner Ausscheidung aus der 
orientalischen Schule Valentins Stifter einer besonderen doketi- 
schen (und enkratitischen) Sekte (Clem. Strom. Ill 1 3 pi 92), viel- 
leicht um 1 70 (Zahn) oder friiher (Harnack), hat ein Werk 11 s p I 
lYXpateiag yj Tuspl sovoD/tac geschriebeU; das Klemens (L c.) 
zum Gegenstand seiner Polemik gemacht hat und aus dem er drei 
Bruchstiicke enkratitischen Inhalts mitteilt. Ausserdem weiss Kle- 
mens (I 21 101 vgl. Euseb. Praep. evang. X 12 1), dass im ersten 
Buche einer Schrif t "ESTjYTjTDcdc das Alter des Moses berechnet war. 

Zweites Kapitel. 
Die Komanlitteratnr. 

§ 30. Apostelgeschichten. 

Ausgaben: JAFabricius, Codex apocryphus NT II (Acta aposto- 
lorum apocrypha), Hamb. 1703. CTischendorf, Acta apost. apocr., Lips. 
1861. MBoNNET, Supplementum Cod. apocr. I (Acta Thomae), Lips. 1883. 
Acta app. apocrypha edd. RALiPsros et MBonnet I, Lips. 1891 (im Fol- 
genden = AA). — Litteratur: JCThilo, Acta S. Thomae apostoli, Lips. 
1823, I — CXXVI. AvGuTscHMiD, Die Konigsnamen in den apokryphen 
Apostelgeschichten, inRhMXIX, 1864, 161—183 382—401 (Kleine Schrif- 
ten II, 1890, 332 — 394). RALiPsros, Die apokryphen Apostelgeschichten 
u. Apostellegenden I. II, 1. 2 u. Erganzungsheft. Braunschw. 1883 — 1890 



§ 30.] Die Apostelromane. 55 

(im Folgenden AG Egh). HLiktz in ZwTh XXXVII, 1894, 34—57. — 
KiCHARDSON, BS 100 103. Preuschen, LG 116—128. 131—134. 

1. Nach Eusebius (III 25 e) waren bei den Haretikem Akten 
des Andreas, Johannes und anderer Apostel im Umlauf, die von 
den kirchlichen Schriftstellern keiner Erwahnung gewiirdigt war- 
den. Solche Akten befanden sich im Gebrauch der Bardesaniten 
(Ephraem Syrus bei Zahn, GNK II 2, 598 f.), der Ebioniten 
(Epiph. XXX 16), Enkratiten (XLVH 1), ApostoUker (LXI 1) 
und Origenianer (LXIII 2). Spater tauchen sie bei den Mani- 
cbaern auf (Philastr. 88. Augustin. de act. cum Fausto Man. II 6; 
ctr. advers. leg. et proph. I 20 39; ctr. F. M. XXII 79; ctr. 
Adamant. 17 2 u. o.), und Faustus selbst scheint sich auf Akten 
des Petrus, Andreas, Thomas und Johannes zu berufen (bei 
August, ctr. F. M. XXX 4). Noch Photius (Cod. 114) besass 
eine Sammlung solcher Akten (Petrus, Johannes, Andreas, Tho- 
mas, Paulus), die nach seiner Annahme von Leucius Charinus, 
d. h. wohl dem von Epiphanius (LI 6) und Pacian (Ep. 1 2) ge- 
nannten Apostelschiiler (LiPSius, AG I 44 — 117, Zahn, Acta 
Joannis LX— CLXXII, GNK H 856—61), herruhrte. Inno- 
cenz I (Ep. 6 is) und Leo I (Ep. 15 15) haben sie wegen ihres 
haretischen Charakters (vgl. dazu Photius 1. c.) verworfen, und das 
Dekret des Gelasius (VI 3— 5[6] 17[18]) hat diese Verurteilung 
fiir die (Andreas-), Thomas-, Petrus- und PhiUppus- Akten und 
fur die Leuciusschriften liberhaupt offiziell gemacht. Die Sticho- 
metrie des Nicephorus zahlt unter den Apokryphen des Neuen 
Testaments die Akten des Petrus, Johannes und Thomas auf. 
In der urspriingUchen Gestalt sind diese gnostischen Akten, ab- 
gesehen von Fragmenten, verloren gegangen; erhalten sind nur 
mehr oder minder durchgreifende kathoUsche Bearbeitungen. 

2.Gnostische IlpaSsic IIsTpoD (vgl. Lipsius, AG 11 1 85 bis 
390, Egh. 34—56; Zahn, GNK II 832—855, Preuschen 131 bis 
134) werden zuerst von Eusebius (III 3 2) ausdriicklich genannt. 
Sie wurden nicht nur bei den Manichaem (Faustus s. 0.), sondern 
auch in kirchlichen Kreisen gelesen (vgl. Kommodian, Carm. 
apol. 626 — 630. Pseudo-Hegesipp, de bello Jud. Ill 2. Ambro- 
siaster zu Rom. 16 11. Jsid. Pelus, Ep. II 99. Phot. Cod. 114). 
Nach Stichom. Niceph. betrug ihr Umfang 2750 Stichen. Im 
Original ist von diesen Akten nur das den Schluss bildende Map- 
TopLov IIsTpoo erhalten (Cod. Patm. 48 saec. IX, Cod. Ath. Vatop. 
79 saec. X/XI. Abgedruckt bei Lipsius, AA 78-102 [JpTh X, 



56 Gnostische Litteratur. Romane. [§ 30. 

1886, 86 — 106. 175]); das ausserdem lateinisch in zwei Rezensio- 
nen vorliegt, namlich a) in den Actus Petri cum Simone (s. u.) 
und b) erweitert in der Epistola Lini episcopi de passione Petri 
et Pauli (Handschrr. Preuschen 133, abgedruckt bei LiPSius, 
AA 1 — 22.) Ein grosseres Bruchstiick unter dem Titel Actus Petri 
cum Simone findet sich im Cod. Vercell. CVII saec. VII (AA 
45 — 103). Die Akten erzahlen den Kampf des Apostels mit 
Simon und sein glorreiches Martyrium: der wahre Magier tritt 
dem falschen gegenuber, der nach misslungener Himmelfahrt 
klaglich verendet. Die Abfassungszeit ist unsicher : vielleicht geht 
was Klemens (Strom. VII 11 es) berichtet auf diese Akten zuriick, 
und fiir ein hohes Alter spricht der reichliche Gebrauch von apo- 
kryphen Stellen, deren Ursprung sich nur zum Teil noch nach- 
weisen lasst. Wie viel in den beilaufigen ErWahnungen einzelner 
Ziige aus dem Leben des Petrus (Lipsius, AG 11 1 1—69) auf 
Rechnung der Akten zu setzen sein mag, lasst sich nicht ent- 
scheiden : doch scheinen die Acta Nerei et Achillei (ed. Achelis 
1 1 4— 16 29) daraus zu schopfen (AGII 1, 200—206, Achelis 57 f.). 
3. npajet<; 'Iwavvoo (abgedruckt bei CTischendorf [s. o. 
vorNr. 1] und ThZAHN, Acta Joannis, Erlang. 1880, dazuMBoN- 
NET in Rev. Grit. 1880,449—454. Vgl.ZAHN,GNKn856— 865, 
Lipsius, AG I 348—542 Egh 25—28, Preuschen 124—127) 
werden als haretisches Produkt zuerst von Eusebius (III 25 e), 
sodann von Epiphanius (XL VII 1) als im Gebrauch der Enkra- 
titen befindUch genannt^ sie wurden von Manichaern und Pris- 
cillianisten (Philastr. 88; August, ctr. adv. leg. et proph. I 20 89; 
Turibius von Astorga Ep. ad Jdac. et Cepon. 5 [Leon. M. 0pp. 
ed. Ball. I 713 sq.]) benutzt; noch in den Bilderstreitigkeiten 
des 8. Jahrh. spielten sie eine Rolle (Cone. Nic. 11 787 bei 
Mansi, Cone. Coll. XIII 168—172. Photius Cod. 114 ed. Bekk. 
91 4. 5). Als Verfasser wird von Innocenz I (Ep. 6 13) und Turi- 
bius (1. c.) Leucius bezeichnet. Der Dmfang betrug nach Stichom. 
Niceph. 2500 Stichen. Erhalten sind: 1) die drei einer Rede des 
Johannes (Beschaffenheit des Leibes Jesu, Abschied Jesu von 
den Jiingern, Hymnus, Christophanie, Bild des Johannes) ent- 
nommenen Stiicke, die auf dem zweiten nicanischen Konzil ver- 
lesen wurden (Mansi 1. c; Frg. I — III bei Zahn 218 — 224); 
2) einige weitere bereits katholisch iiberarbeitete Fragmente, in 
denen der Abschied von Laodicea, das Wanzenwunder, die Ge- 
schichte von Kallimachus und Drusiana (IV bei Zahn 225 1 bis 



§ 30.] Apostelgeschichten. 57 

234 26), die Geschichte der beiden Jiinglinge Attikus und Euge- 
nius (VerderbUchkeit des Reichtums), die Bekehrung des Ober- 
priesters der Artemis und des Prokonsuls (V Zahn 234 — 237, 
vgl. Fabricius II 667 — 581) und die [isTaoTaatc (Abschied und 
Tod) TOO aYtoo AitooTdXoo xal eoaYfeXtoroo 'Iwavvoo (VI Zahn 238 
bis 52) erzahlt wird. LiPSius (AG I 469—485 nach Cod. Paris. 
1468 und Cod. Vatic. 664, vgl. Zahn 188 12— 190 22) hat noch 
einige Wundergeschichten, die Erzahlung von der Absicht des 
Zebedaus, den Johannes zu verheiraten und die andere von der 
Gefangennahme des Apostels, seinem Verhor vor Domitian und 
seiner Verbannung nach Patmos hinzu gef iigt. Auf die gnostischen 
Akten geht wahrscheinlich der Bericht des Theodor von Studium 
(Orat. Vn in Joann. Ev. Mai, NPB V 4, 72—77) zuriick. Die Ab- 
fassungszeit im 2. Jahrhundert (Zahn um 160) scheint durch das 
altertiimliche Geprage der Akten gewahrleistet und ware ausser 
Zweifel gestellt, wenn die Erwahnung des Oelmartyriums und der 
Ehelosigkeit bei TertuUian (Praescr. 36 Monog. 17) mit Be- 
stimmtheit auf Leucius zuriLckgefiihrt werden konnte (vgl. auch 
Pragm. Murat. 9 — 16). In den Adumbrationes in Epp. Cath. 
(§ 60 5 c) ist auf die gnostischen Akten Bezug genommen (Zahn, 
FGK III 87. 97). Katholische Bearbeitungen sind erhalten 
a) griechisch in dem sog. Prochorus (Zahn 1 — 192), b) lateinisch 
im sog. Abdias (Fabricius II 531 — 590) und in Pseudo-Mellitus 
(Melito § 38 8 b) de passione Joannis (Fabricius III 604 — 623). 
4. npaJsK©(0[jLa (abgedruckt bei JCThilo u. MBonnet 
[s. 0. vor Nr. 1]. Vgl.LiPsius, AGI 225—347, Preuschen 123 f.) 
waren nach Epiphanius bei Enkratiten (XLVII 1) und Aposto- 
likem (LXI 1), nach Augustin (ctr. Faust. M. XXII 79 u. 0.) 
und Turibius (1. c. s. Nr. 3) bei Manichaern und Priscillianisten 
in Gebrauch (vgl. Photius 1. c). Stich. Niceph. berechnet den 
Umfang auf 1300 (1700) Stichen. Wichtige Stiicke des gnosti- 
schen Originals sind in der kathoHschen Bearbeitung (Cod. Par. 
graec. 1610) unversehrt erhalten geblieben. Die Akten, die von 
Anfang bis zu Ende eine Predigt auf Enthaltung von allem Ge- 
schlechtsgenuss sind, erzahlen die Reise des Apostels nach Indien, 
den Aufenthalt in der Stadt Andrapolis und was bei dem Hoch- 
zeitsfest der Konigstochter geschah (1 1 — 16), den Bau des himm- 
lischen Palastes und die Bekehrung des indischen Konigs Gunda- 
phorus (II 17 — 29), die Erweckung und Bekehrung des woUusti- 
gen, von einem Drachen getodteten Jiinglings (III 30 — 38), vom 



58 Gnostische Litteratur. Romane. [§ 30. 

redenden Eselsfiillen (IV), die Befreiung eines von einem unziich- 
tigen Damon verfolgten Weibes (V 39 — 47), verschiedene Hei- 
lungen und Bekehrungen (VI 48 — 58 VII VIII), die Gefangen- 
nahme und wunderbare Befreiung des Apostels (IX), fortgesetzte 
Bekehrungen, endlich auch der Gremahlin des Konigs Mazdai (X 
XI), wofur der Apostel abermals gefangen gesetzt wird, um aber- 
mals wunderbar befreit zu werden, bis er endlich, nachdem er mit 
den Bekehrten das Abendmahl genommen hat (XII), auf Befehl 
des Konigs von Lanzen durchbohrt wird (Mapiopiov). Manche der 
vorkommenden Namen lassen sich als geschichtlich nachweisen 
(vgl. LiPSius, AG I 278 — 281). Gundaphorus ist der indisch- 
parthische Konig Gondaphares, der nach vGutschmid von 7 — 29 
n. Ohr., nach vSallet und Dillmann am Ende des 1. Jahrh. 
n. Chr. (f ca. 80) regierte. Dem Verfasser mogen also gute 
Traditionen zu Gebote gestanden haben. Bei der Schilderung 
der Holle (VI 62 — 64) liat vielleicht die Petrusapokalypse (21 bis 
34 ed. Har.) als Vorlage gedient. Die Akten werden spatestens 
in der ersten Halfte des 3. Jahrhunderts entstanden sein. An- 
scheinend spater hinzugefiigt sind die vielleicht von Bardesanes 
verfassten (Noldeke, Macke, Lipsius, AG I 209 f. 309—311 
318 — 321) Hymnen, namlich a) der nur syrisch erhaltene 
(Wright. Deutsch bei Macke und Lipsius, AG I 292 — 296) 
schone Hymnus auf die Schicksale der Seele, und b) ein zweiter 
Hymnus und zwei Weihegebete, die, urspriinglich vohl ebenfalls 
syrisch, jetzt unverfalscht nur in griechischer Uebersetzung (syrisch 
stark uberarbeitet) erhalten sind (Bonnet I 6 sq. II 27 V 44). 
Dass auch die Akten urspriingHch syrisch abgefasst waren, hat 
Macke behauptet, Lipsius (AG I 345 f.) bestritten. 

AvGuTSCHMiD a. a. 0. FvSallet, Die Nachfolger Alex. d. G. in Bak- 
trien u. Indien, 1879, 157 — 166. ADillmann in Monatsber. d. Berl. Akad. 
1879, 421. WWright, Apocryphal Acts II, Lond. 1871, 238—245. ThNol- 
DEKE in Zeitschr d. deutsch. morgl. Ges. XXV, 1871, 678. CIVIaoke inThQu 
LVI, 1874, 1—70. 

5. IIpAJsic'AvSpsoo (vgl. Lipsius, AG I 543— 622 Egh 
28 — 31, Preuschen 127 f.) wurden gelesen bei Enkratiten(Epiph, 
XLVII 1), Apostolikern (LXI 1), Origenianern (LXUI 2), 
Manichaern (Philastr. 88, Agapius bei Photius 179, Timotheus, 
de acced. ad s. eccl. bei Fabricius, Cod. Apocr. I 139) und Pris- 
cillianisten (Turibius 1. c. s. Nr. 3). Von den urspriinglichen 
Akten sind nur kleine Fragmente (Keferate) erhalten, die Ge- 
schichte der Maximilla, der Gattin des Egetes (Evodius[?], de 



§ 31.] Symmachus. 59 

fide ctr. Manich. 38 [August. 0pp. VIII App. 31]) und das Ge- 
bet des Andreas am Kreuze um Nichtbefreiung betreffend (Ps.- 
Augustin., de vera et falsa poenit. 32, 0pp. VI App. 716). Als 
Verfasser nennt Innocenz I (Ep. 6 is) den Nexocharides und 
LeonidaSy wobei er von richtiger Deberlieferung geleitet sein kann 
(Zahn, GNK II 858 N. 1. vGutschmid bei Lipsius, AG II 
2, 430 vermutet Xenocharides). Die Abfassungszeit lasst sich 
nicht genauer bestimmen als sie durch die erste Erwahnung bei 
Eusebius (III 26 e) gegeben ist. Aus den verlorenen gnostischen 
Akten haben die katholischen Bearbeitungen geschopft, die in 
mehrere Einzelakten mit besonderer Ueberlieferungsgeschichte 
zerfallen: a) die Akten des Andreas und Id^atthaus in der 
Stadt der IVfenschenfresser ( JCThilo, Acta ss. app. Andr. et IVEat- 
thiae et commentatio de eorundem origine, Hal. 1846; CTischen- 
DORF 1. c. XLII — LIX 132 — 66). Die unvermittelt abbrechende 
Erzahlung wird fortgesetzt in b) den Akten des Petrus und 
Andreas (CTischendorf, Apocalypses apocryphae Lips. 1856, 
App. 161—167 nach Cod. Bodl. Barocc. 180; athiopisch [Thad- 
daus St. Andreas] bei IVIalan, The conflicts of the holy apostles 
221—229; auch slavisch vgl. NBonwetsch in ZKG V, 1882, 
506 — 509), die in nicht liickenlosem und wiederum unvermittelt 
abbrechendem Text von den Thaten der beiden Apostel in der 
Stadt der Barbaren berichten. Endlich erzahlt c) Ps.-Abdias in 
den Virtutes Andreae (Pabricius II 457 — 516) die Reise 
des Apostels von Pontus nach Griechenland , seine Thaten und 
seine Kreuzigung. Ueber spatere Bearbeitungen des IVIartyriums 
s. Lipsius, AG I 563—67. 

Anhang. 

§ 31. Symmachus. 

Harnack, LG 112—114. 

Der Ebionit Symmachus, noch unter Septimius Severus 
am Leben, hat ausser seiner Uebersetzung des Alten Testamentes 
T7ro[iv7]|iaTa verfasst, die eine Polemik gegen das Matthaus- 
evangelium enthalten haben (Euseb. VI 17) und die noch Pal- 
ladius (Hist. Lausiaca 147 saec. V) gelesen haben kann. Schriften 
des Symmachus in syrischer Uebersetzung kannte Ebed Jesu 
(saec. XIV), der auch einen Titel: De distinctione praecep- 
torum nennt (Assemani [§ 2 9b] III, 1728, 17). 



60 



Dritte Abteilung. 
Die kircliliclie Litteratur, 

Erster Abschnitt. 

Die patristisclie Litteratur im Zeitalter der Apologetik 

und der Kampfe mit der Gnosis. 

§ 32. Allgemeines. 

Litteratur: ERohde , Der griechische Roman , Leipz. 1876. 
3. Cap. : Die griechische Sophistik. EHatch, Griechentum und Christentum. 
Deutsch von EPeeuschen, Freib. i/B. 1892. 4. Vorl.: Griechische u. christ- 
liche Beredsamkeit. AHarnack, Die antijiidische Litteratur in der alten 
Kirche in TU I 3, 1883, 56—74. — Vgl. die vor § 22 angegebene Litteratur. 

1. Im 2. Jahrhundert hat das Bestreben, der Staatsgewalt und 
der gebildeten Gesellschaft Wahrheit und Herrlichkeit der christ- 
lichen Religion darzuthun, zur Ausbildung einer apologeti- 
schen Litteratur gefiihrt, deren Trager im Christentum, seinem 
Glauben, Hoffen und Lieben, das fanden, was sie in der Zeit- 
philosophie und Zeittheologie vergebens gesucht batten. Ihre 
litterarische Bildung ist die der griechischen Sophisten, deren 
Kunst gerade damals ihre zweite Blute erlebt. Wie bei diesen 
ist auch bei den christlichen Sophisten schwer zu unterscheiden, 
wo das Rhetorentum aufhort und die Philosophie beginnt, und 
auch von ihren Produkten gilt, dass sie weniger fiir die ruhige 
Lekttire als fiirs Horen geschaffen sind. In ihrer Auffassung 
gottlicher Dinge treffen sie mit den Fuhrern der damaligen Po- 
pularphilosophie nahe zusammen und haben davon zum Teil 
(Justin) ein deutliches Bewusstsein; aber auch wo sie im gewoU- 
ten Gregensatz zur hellenischen Bildung verharren (Tatian), tra- 
gen ihre Schriften den Stempel ihres Ursprungs. Die Polemik 
ist oft oberflachlich, richtet sich gegen Aeusserlichkeiten und 
rennt offene Thiiren ein. Als die Hauptwaffe des apologetischen 



§ 32.] AUgemeines- 61 

Arsenals erscheint seit Justin der derjiidischenApologetiknach- 
gebildete und schon in dieser durch mannigfache Falschungen 
gestiitzte (s. Beilage I) Beweis, dass Judentum und Christen- 
tum die heidnischen Religionen an Alter und eben darum auch 
an Vortrefflichkeit uberragen. Dieser Beweis und der andere, 
dass was im alten Bunde geweissagt war im neuen zur ErfuUung 
gelangt ist, haben hochste Wertschatzung des Alten Testaments 
zur Polge, wahrend die Berufung auf evangelische und apostolische 
Schriften vor der Hand zuriicktritt. 

2. Eine blosse Erganzung der an die heidnische Adresse 
gerichteten Litteratur bilden die Streitschriften gegen das Juden- 
tum, die, soweit bekannt, die Form des Dialogs haben (§ 34, 
35 2 c). Es handelt sich dabei weniger um emsthafte Polemik, 
zu der kaum Veranlassung vorlag, als um den Christen undHeiden 
(vgl. oben) interessierenden Nachweis, dass durch den neuen Bund 
der alte hinfUllig geworden sei, und es ist wenig mehr als ein Uttera- 
rischer Kunstgriff, dass der Jude redend eingefiihrt wird, um seine 
Religion, in meist sehr unzulanglicher Weise, zu verteidigen. 

3. Die wirklichen oder vermeintlichen Abweichungen vom 
christlichen Glauben, welche in der gnostischen und der monta- 
nistischen Bewegung laut wurden, haben die antiharetischen 
Schriften erzeugt. Sie vomehmlich sind die litterarischen Zeug- 
nisse der sich unter bewusster Ausscheidung alles Fremdartigen 
herausbildenden kathoUschen Kirche geworden, die doch vom 
Gegner viel gelemt hat und sich vor allem ihm gegeniiber zu einer 
wissenschaftlich-theologischen Behandlung der christlichen Heils- 
wahrheiten gezwungen sah. 

4. Wie ein Nachklang der apostoUschen und nachapostoli- 
schen BriefKtteratur und zugleich vorbedeutend fiir die Zukunft 
erscheinen die Schreiben, die aus der hirtenamtlichen Thatig- 
keit der Bischofe hervorgegangen sind, sei es, dass es sich dabei 
um allgemeine oder besondere Ermahnungen, sei es dass es sich 
um Schlichtung von Streitsachen, die die inneren Verhaltnisse 
von Kirche und Kirchen angehen, handelt. 

Erstes Eapitel. 
Die apologetische Litteratur. 

Ausgaben: PrMaranus, Par. 1742. Migne, PG V VI. Corpus Apolo- 
getarum Christianorum Saec. 11. ed. JCThEques deOtto Vol. I — V*, Jen. 



62 Kirchliche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Apologeten. [§§ 33, 34. 

1876 — 81 ; VI — IX, 1851 — 72. Eine neue Gresammtausgabe erscheint in den 
TU. Vgl. §§ 34 36 41. — L i 1 1 e r a t u r : JDonaldson (§ 2 6 b), Bd. III. 
HDembowski, Die Quellen der christlichen Apologetik, Leipz. 1878. 
I. Die Apologie Tatians. AHabnack, Die Ueberlieferung der griecbischen 
Apologeten des 2. Jb. u. s. w. in TU 1 1. 2, 1882. Dazu AHilgenfeld in 
ZwTh XXVI, 1883, 1—45. OvGebhardt, Ziar bandschr. Ueberl. d. griech. 
App. (Aretbascodex) in TU I 3, 1883. 

§33. Qaadratas. 

Fragmente: Otto IX, 333 — 341. — Litteratur; AHjlbnack 
a. a. 0. 100—109. ThZahn in NKZ VI, 1891, 281—287. DtJRR, Die Reisen 
des Kaisers Hadrian, Wien 1881, 42 f. 69 f. — Fabricius, BG 154 sq. Richard- 
son, BS 109. Harnack, LG 95 f. 

Der Apostelschiiler Quadratus hat nach Eusebius (Chron. 
ad ann. Abr. 2140; Hieronymus 2142) sehr wahrscheinlich zu 
Athen (125/126) dem Kaiser Hadrian eine Schutzschrift fur das 
Ohristentum libergeben, die Eusebius selbst noch eingesehen hat 
(IV 3 i). Der Inhalt des von ihm (3 2) mitgeteilten Bruchstiicks 
(vgl. dazu das Papiasfragment bei deBoor in TU V 2, 1889, 
170) lasst es moglich erscheinen, dass der Apostelschiiler mit dem 
urchristlichen Propheten gleichen Namens (Eus. Ill 37 1, vgl. 
V 17 3) identisch war. Dagegen ist die Identifizierung mit dem 
gleichnamigen Bischof von Athen (vgl. Dionys. Corinth, bei Eus. 
IV 233; flieron. 19 und Ep. 70 4) durch den Zusammenhang 
der Stelle ausgeschlossen. Nach Photius (Cod. 162 Bekk. 106) 
hat sich noch der Bischof Eusebius von Thessalonich (um 600) 
dem aphtartodoketischen Monch Andreas gegeniiber auf Qua- 
dratus berufen. 

§ 34. Aristides. 

Ausgaben: 1) des armenischen Textes : S. Aristides . . . 
sermones duo edd. Mechitaristae, Venet. 1878. PMartin in AS IV 
6—11. 282—287. Deutsch von FvHimpel in ThQu LXII, 1880, 110—122. 
Darnach abgedruckt bei RSeeberg s. u. 1894, 62 — 67; 2) des griecbi- 
schen und syrischen Textes : JKHarris und JABobinson in TSt I, 
1, 1891 (dazuAHARNACK inThLZ XVI, 1891, 301—309 325—329. ThZahn in 
ThLBXni, 1892, 1—6. OvGebhardt in DLZXTH, 1892, 938—941). RRaabb 
inTU IX, 1, 1892 (Uebersetzung von Syr.). JSchonfelder in ThQu LXXIV, 

1892, 531—557 (Ueb. v. S.). RSeeberg in FGK V 159—414. (Wieder- 
herstellung des urspriinglichen Textes nach Syr. u. den griech. u. arm. 
Fragm.). EHennecke in TU IV, 3, 1893 (Rekonstruktionsversuch). RSee- 
berg, Der Apologet. A., Erlang. 1894 (Apol. Epist. Horn.). — Litteratur: 
Die Prolegg. und Kommentare der Ausgaben. PVetter in ThQu LXIV, 
1882, AHarnack in RE XVII 675—681. AHilgenfeld in ZwTh XXXVI, I, 

1893, 103—105; II, 1893, 539 f. EEgli, ebend. I 99—103 (Abfassungszeit). 



§ 34.] Aristides. 63 

ENestle ebend. I 368—370. ThZahn FGK V 415—437 (Epist. Horn.). 
LLemme in NJDTh II, 1893, 303—340. EHennecke in ZwTh XXXVI 11, 
1893, 42 — 126 (urspriingliche Textgestalt). FLauchert in Rev. intern, de 
theol. n, 1894, 278—299. GKRtJGER in ZwTh XXXVII, 1894, 206—223 
(Aristides und Diognet). PPape in TU XII, 2, 1894 (Predigt und Brieffrag- 
ment). — FABRicros, BGt 166. Harnack, LOr 96 — 99. 

1. Die zur Zeit des Eusebius (vgl. IV 3 s) viel verbreitete 
Apologie des atheniensischen Philosopher! Aristides ist in 
ihrer urspriinglichenGestalt verloren gegangen. Zu ihrerWieder- 
herstellung stehen folgende Mittelzu Gebote: 1) eine griechische 
Bearbeitung in der Legende von Barlaam und Joasaph (ed. 
BoissONADE, Par. 1832, 239—250); 2) eine syrische Uebersetzung 
in Cod. Sinait. Syr. XVI; 3) ein die beiden ersten Kapitel um- 
fassendes Bruchstiick einer armenischen Uebersetzung, in zwei 
Handschriften (Cod. Venet. ann. 981 und Cod. Edschmiaz. saec. 
XI). Das Verhaltnis der Texte ist noch nicht ganz aufgeklart, 
doch darf als wahrscheinlich gelten, dass in Gr. der Text des 
Originals zum Zweck der Verwertung fiir die Legende vielfach 
zurechtgestutzt und insbesondere verkiirzt worden ist, wahrend 
Syr. als eine im AUgemeinen treue, aber stark paraphrasierende 
Uebersetzung, Arm. als mit Syr. nahe verwandt, aber direkt aus 
einem griechisehen Text geschlossen erscheint. Die nicht auf 
eigener Einsicht in die Schrift (vgl. IV 3 s) beruhende Behaup- 
tung des Eusebius, dass die Apologie sehr wabrscheinUch zu 
Athen (125/126) dem Kaiser Hadrian iibergeben worden sei 
(Chron. ad ann. Abr. 2140, Hieron. 2142), wiirde durch die zweite 
Deberschrift beim Syrer widerlegt sein, wenn diese unzweifelhaft 
Antonius Pius als den Empfanger bezeichnete. BGeronymus (VJ 
20 vgl. Ep. 70 4) kann als selbstandiger Zeuge nicht betrachtet 
werden. 

2. Die Apologie ist einfach und klar disponiert. DerDarlegung 
des wahren Gottesbegriflfs (Kap. 1) folgt die Untersuchuug, wer 
unter den Menschen der Wahrheit und wer dem Irrtum hinsicht- 
lich Gottes folgt (Kap. 2ff.). Zum Behuf dieser Untersuchung 
werden die Menschen in vier (zwei) Klassen: Barbaren und Hel- 
lenen, Juden und Christen eingeteilt und dem Kaiser nach Ur- 
sprung (Kap. 2) und Art vorgestellt. Die Irrtiimer der Barbaren 
schildern die Kapp. 3 — 7, die der Hellenen 8 — 13. Kap. 12 ent- 
halt einen Exkurs uber die Aegypter. Kap. 14 erortert Vorzuge 
und Fehler der Juden, in Kapp. 15 — 17 wird christlichem Glau- 
ben und christlichen Sitten ein warmempfundenes Loblied ge- 



64 Kirchliche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Apologeten. [§ 35. 

sungen. Die Polemik gegen das Heidentum ist eintonig, weit- 
schweifig und oberflachlich. Der jiidischen Religion wird der 
OffenbainiDgscharakter abgesprochen, der Alters- und "Weis- 
sagungsbeweis noch nicbt in Anspruch genommen. Das alte Te- 
stament wird nur in seinen Apokryphen (Tobit), die evangelische 
Ueberlieferung kaum beriicksichtigt, dagegen Paulus und vielleicht 
das 4. Evangelium (vgl. II 6 Seeb.). Das Kerygma Petri und die 
Didache, letztere nicht in ihrer jetzigen Gestalt, scheint Aristides 
gekannt zu haben. Die Apologie ist anscheinend wenig gelesen 
worden. Anklange bei spateren Apologeten (Seeberg 232 A.) 
beweisen nichts fiir Benutzung (doch s. § 36 3 c 40? 85 iia); 
dem Celsus wird die Schrift vorgelegen haben. Bei der grossen 
Verwandtschaft zwischen der Apologie und dem Brief an Diognet 
ist Identitat der Verfasser denkbar (§ 43). 

3. In der armenischen Ueberlieferung werden noch zwei 
Schriftstiicke auf Aristides zuriickgefuhrt: ein Brief an alle Phi- 
losophen (Epistola Aristidae philosophi ad omnes philosophos) 
und eine Ho mi lie zum Eufe des Raubers und zur Antwort des 
Gekreuzigten (Lc 23 42f.). Von dem Brief ist nur ein unbedeu- 
tendes Fragment erhalten. Gegen Zahn und Seeberg hat Pape 
den antinestorianischen Charakter der Homilie (und des Brief- 
fragments) erwiesen (vgl. schonHARNACK in TU 11. 2, 1882, 114). 

§ 35. Aristo von PeUa. 

Litteratur: JEGrabe (§2 9b)n«, 1700, 127—33. Kouth, RS I 
93—109. Otto IX, 1872, 349—363. AHarnack, Die Altercatio Simon. 
Jud. et Theoph. Christ, in TU I 3, 1883 (vgl. I 1. 2, 1882, 115—130). 
AM^GiFFERT, A Dialogue between a Christian and a Jew, New- York 1889, 
33 f. EScHtRER, Geschichte d. jiidischen Volkes u. s. w. I*, 1890, 51 — 53. 
PCoRSSEN, Die Alterc. Sim. Jud. et Theoph. Christ., Berl. 1890. ThZahn, 
Ueber die „ Alt ere. legia inter Sim. Jud. et Theoph. Christ." des Euagrius 
und deren altere Grundlage, in FGK IV, 308—329. — FABRicros, BG 156 
bis 158. Richardson, BS 109 f. Harnack, LG 92—96. 

Gegen die Yorv^iirfe des Celsus nimmt Origenes (c. Cels. IV 
51 sq. ed. Lo. XIX 81 sq.) ein kleines Buch in Schutz, 'laoovoc 
xal IlaTciaxoo avtiXoYia TTspl Xpioroo betitelt, in dem ein 
Christ mit einem Juden auf Grund der jiidischen heiligen Schrif- 
ten disputirt und den Beweis erbracht hat, dass die von Christus. 
handelnden Prophezeiungen auf Jesus zutreflfen. Von diesem 
Buch bench tet Celsus, der Verfasser des mit den Schriften Cyprians 
erhaltenen Briefes de iudaica incredulitate (§ 86 ee), dass es mit 



§ 35.] Justin. 65 

der Bekehrung des Gegners, der hier als alexandrinischer Jude 
charakterisirt wird, durch den Judenchristen geendigt habe. Aus 
einer der beiden Stellen, die Hieronymus aus der ihm bekannten 
altercatio Jasonis et Papisci anfuhrt (Quaest. hebr. in lib. Genes. 
ed. Lagarde 3; vgl. auch Comm. in Gal 3 is 0pp. Vall. VII 
436), ergiebt sich, dass der Verfasser des Dialogs Aquilas Bibel- 
iibersetzung benutzte. Somit hat die Notiz bei Maximus Kon- 
fessor (Schol. ad theol. myst. Dionys. Areop. Kap. I ed. Corder. 
17), dass Aristo von Pella den Dialog verfasst habe (vgl. 
auch Chron. pasch. ad ann. ed. Dind. 477), nichts Anstossiges, 
da Eusebius (IV 6 s) von einer Schrift des Aristo weiss, in welcher 
derBarkochbakrieg erwahnt war. DagegenistdieBehauptung des 
Klemens von Alexandrien, Lukas habe das Buch verfasst (vgl. 
Maximus 1. c), nur eine oberflachliche Konjektur. Die Zeit der 
Abfassung des Dialogs ist demnach zwischen 135 und 170 fest- 
gelegt. Dass er in Justins Dialog mit Trypho benutzt ist (Zahn), 
wird dadurch nicht unmoglich gemacht; Benutzung durch Ter- 
tuUian (Prax.und Jud. 1 — 8), Pseudo-Tertullian (Jud. 9 — 13) und 
Cyprian (Testimonia) ist wahrscheinUch. Die Hoffnung, dass in 
der ±430 verfassten Altercatio Simonis Judaei et Theophili 
Christiani des Euagrius (ed. Har. a. a. O. 1883, 15 — 49) die 
'AvTiXoYta im Wesentlichen erhalten geblieben sei, hat sich nur 
in bescheidenem Masse erfiillt. 

§ 36. Justin. 

Ausgaben: (Yor § 33). RStephanus, Par. 1551. COtto I — V^, 
1876—81. — Ubersetzung: Sammtl. Werke der KVv. Kempten, 1830, 
I n 1 — 138 (Apoll. Dial. Orat. Cohort.). — Litteratur: CSemtsch, J. d. 
M., 2Tle., Bresl. 1840/42. COtto inErsch und Grubers Enzyklopadie 2 Sect. 
30. Tl., 1853, 39—76. BAube, Saint Justin, Par. 1861. MvEngelhardt, 
Das Christentum J.'s d. M., Eriang. 1878. Ders. in RE VII 318—321. 
AHarnack (vor § 33) 130—195. HSHolland in DCB III 560—587. — 
Fabricius, BG 62—75. Richardson, BS 21—26. Harnack, LG 99—114. 

1. Justin, derPhilosoph undMartyrer (Tertull. Valentin. 5), 
wurde urn 100 zu Flavia Neapolis, dem alten Sichem, jetzigem 
Nab(u)lus im palastinischen Syrien (Samarien), von heidnischen 
Eltern (Dial. 28 Otto 94 is) geboren. Vielleicht in Ephesus unter 
Hadrian (Eus. IV 8 e) Christ geworden (vgl. den Bericht in Dial. 
2—8 Apol. II 12), mag er sich dort im Verkehr mit Juden und 
Judengenossen Kenntnis der rabbinischen Theologie verschafiFt 
haben (Zahn). Unter Antoninus Pius hat er zu Rom als Lehrer 
und Apologet des Christentums in eignem Horsaal nicht unan- 

Er tiger, Litteraturgeschichte. 1. u. 2. Aufl. 5 



66 Kirchliche Litteratur dea 2. Jahrhunderts. Apologeten. [§ 36. 

gefochten (Cyniker Krescenz) gewirkt. Die noch erhaltenen, an- 
scheinend treuen Martyrerakten (§ 98) setzen seinen Tod in die 
Prafektur des Rustikus, d. h. zwischen 163 und 167. Justin ist 
der Erste und Vomehmste in der Reihe derer, die eine Vermitt- 
lung zwischen Christentum und ausserchristlicher Bildung an- 
gestrebt haben. Als Schriftsteller erscheint er liebenswiirdig und 
weitherzig, doch schreibt er breit und nicht selten langweilig. 

ThZahn in ThLZ I, 1876, 443—446 (hier die Litteratur zur Bestim- 
mung des Todesjahres). Ders. in ZKG VIII, 1886, 37 — 66 (ephesinischer 
Aufenthalt). 

2. Ueber Justins litterarischer Hinterlassenschaft hat ein 
eigentiimlicher Unstern gewaltet : wahrend seine echten Schriften 
zum grosseren Teil friihzeitig verloren gingen, hat sein berlihinter 
Name eine Anzahl von Schriften decken miissen, die ihm aus 
ausseren und inneren Griinden nicht angehoren konnen. Als echte 
Schriften sind in der Reihenfolge ihrer Beglaubigung durch den 
Autor selbst oder durch andere Zeugnisse folgende zu betrachten: 

a) Das S6vTa7[ia xata iraowv twv 7e7sv7][isv(j)V alps- 
ascov, vom Verfasser selbst Apol. I 26 zitiert, ist nicht mehr vor- 
handen. Vom Inhalt ist nur bekannt, dass Simon Magus, Me- 
nander, Marcion (vielleicht auch die Valentinianer, Basilidianer 
und Satornilianer) darin bekampft wurden. Dass die Abhandlung 
von spateren Ketzerbestreitern (Hegesipp, Irenaus, TertuUian, 
Hippolyt) benutzt wurde, ist mindestens unsicher. Eusebius 
(IV 11 io) hat sie nicht mehr gesehen; 

Litteratur vor § 22. 

b) Die (1.) 'ATToXoyia orsp XptOTtavwv irpoc 'Avtod- 
vivov t6v EoosPt] und die (2.) "ATuoXoYia oTu^p XptoTtavwv 
?rp6<; T7]V T(0[iai(ov ooyxXyjtov sind nur in einer Handschrift 
(Cod. Par. 450 ann. 1364) erhalten (abgesehen von einem Frag- 
ment der 1. Apol. im Cod. Ottob. Gr. 274 saec. XV), und zwar 
steht hier die zweite Apologie vor der ersten. Die Liicke in 
Apol. II, Kap. 2 wird durch ein Citat bei Eusebius (IV 17 2—13) 
gedeckt. Die Zuverlassigkeit des Textes unterliegt erheblichen 
Bedenken. Die Echtheit ist zweifellos (vgl. Just. Dial. 120 
Otto 432 13—15). Fiir die Annahme, dass die Apologieen ur- 
spriinglich nur eine gewesen, die von Eusebius zitierte zweite also 
verloren gegangen sei (Harnack), ist kein geniigender Grund 
vorhanden. Ebensowenig muss man die zweite Apologie nur als 
einen Anhang zur ersten betrachten (Zahn). Sichere Handhaben 



§ 36.] Justin. 67 

zur Bestimmung der Abfassungszeit der ersten Apologie sind 
nicht vorhanden: der gewohnlichen Annahme, dass sie um 150 
(Veil 153 — 155) verfasst sei, steht u. A. die Zuschrift entgegen, 
welche die Abfassungszeit im Jahre 138(139?) vorauszusetzen 
scbeint. Von der zweiten Apologie behauptet Eusebius (IV 18 2), 
dass sie Mark Aurel iiberreicht worden sei, wahrend nach dem 
Selbstzeugnis der Schrift (Kap. 2 Otto 202 4 5) Antoninus Pius noch 
gelebt haben muss. — In der ersten Apologie geht Justin von 
dem Gedanken aus, dass die Christen mit Unrecht ihres Namens 
wegen zur Verantwortung gezogen werden, und verteidigt in einem 
ersten Teil ( — Kap. 13) seine Glaubensbruder gegen den Vor- 
wurf der Gottlosigkeit und Staatsfeindschaft. Sodann fiihrt er 
den positiven Nachweis fur die Wahrheit seiner Religion aus 
den Wirkungen des neuen Glaubens, insbesondere aus der Vor- 
trefflichkeit seiner Sittenlehre, und schliesst daran eine Gegen- 
iiberstellung christlicher und heidnischer Lebren, wobei diese mit 
naiver Zuversicht als ein Werk der Damonen hingestellt werden. 
Als das Riickgrat des Wabrheitsbeweises erscheint der ausfiihr- 
liche Nachweis, dass die Verheissungen der Propheten des alten 
Bundes, die alter sind als die heidnischen Dichter und Philo- 
fiophen, sich im Christentum erfiillt haben (Kap. 13 — 60). Ein 
dritter Teil zeigt an den gottesdienstUcheu Gebrauchen, dass die 
Christen sich in Wahrheit Gott geweiht haben (Kap. 61 — 67). 
Das Ganze bescbliesst ein Appell an die Fiirsten unter Hinweis 
auf das von Hadrian zu Gunsten der Christen erlassene Edikt 
(Kap. 68). In der zweiten Apologie nimmt Justin von einem 
jiingst in Rom geschehenen Christenprozess Veranlassung nach- 
zuweisen, dass eben aus den Verfolgungen die Schuldlosigkeit der 
Christen sich ergebe. — Ausser neutestamentlichen scbeint Ju- 
stin urchristliche Schriften kaum benutzt zu haben (Didache?). Die 
spateren Apologeten haben seine Schrift vielfach zu Rate gezogen 5 
nach Eusebius scbeint sie wenig gelesen worden zu sein; selbst- 
«tandige Kenntnis taucht nur noch in den Sacra Parallela auf 
{Otto II 596 sq.); 

Aus gab en ausser den Gesammtausgaben der Apologeten und Justins: 
OGTJTBERLET,Lips. 1883 ^. GKRCGERinSQu I, Freib. 1891. — Ueb ersetzung : 
PAKiCHABD in BKV 1871. HVeil, Strassb. 1894 (mit Einleitung und Com- 
mentar). — Litteratur: Zum Text: LPaul inJclPhCXLIII,1891, 455 bis 
464. BGeundl, De interpoll. ex S. Just. Apol. II expungendis, Aug.Vindel. 
1891. Zur Frage nach dem Verhaltnis der beiden Apologieen zu einander 
oind zur Abfassungszeit vgl. FChrBoll in ZhTh XII, 1842, 3—47. GVolkmar 

5* 



68 Kirchliche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Apologeten. [§ 36. 

in ThJ XIV, 1855, 227—282. 412-467. ThZahn in ThLZ a. a. 0. HUskner 
(§ 27) 101 f. 106—108. GKrCoer in JprTh XVI, 1890, 579—593. Debs, in 
ThLZ XVII, 1892, 297—300. JACramer in ThSt LXTV, 1891, 317—357, 
401—436. HVeil a. a. 0. XXH— XXXII. Verhaltnis zur Didache: ThZahn 
in ZKG Vin, 1886, 66—84. 

c) Der np6<; Tpo^wva 'looSatov StaXoYog (Dialogus 
cum Tryphone), erhalten in Cod. Par. 450, ist aus ausseren 
und inneren Griinden (Benutzung durch Irenaus. Ausdeutung 
der Bibelstellen wie in der Apologia fur echt zu halten. Der 
Text ist nicht unversehrt: abgesehen vom Eingang des Werkes 
samt der "Widmung an M. Pompejus [vgl. Kap. 141 fin.] ist in 
Kap. 74 ein grosseres Stiick verloren gegangen (Bruchstiicke in 
den SS Parallela?). Das Werk hat urspriinglich zwei Biicher 
umfasst (Sacr. Parall. Cod. Reg. Par. 923 fol. 73). Ueber die Ab- 
fassungszeit lasst sich mit Sicherheit nur ausmachen, dass es nach 
der ersten Apologie geschrieben ist (Kap. 120 Otto 432i3 8q.). 
In dem nicht ohne Anschaulichkeit und kiinstlerische Anmut 
komponierten Gesprach sind Reminiscenzen an den ephesinischen 
Aufenthalt des Verfassers deutUch verarbeitet^ fur die Figur des 
Tryphon hat wohl der Rabbi Tarphon den Namen hergeben 
miissen (Zahn, ZKG VIII, 1886, 37—66). Im Eingang erzahlt 
Justin seine Bekehrung (Kap. 2 — 8). Die eigentliche Disputation 
verlauft in zwei Teilen, deren erster eine Besprechung und Be- 
urteilung des jiidischen Gesetzes enthalt (Kap. 8 — 48), wahrend 
von Kap. 49 ab die Einwendungen, die sich auf die gottKche Ver- 
ehrung Christi durch seine Glaubigen beziehen, mit grossem 
Apparat aus den Weissagungen der Propheten widerlegt werden. 
Der Dialog ist von Irenaus und Tertullian oft benutzt, sonst aber 
anscheinend noch weniger gelesen worden als die Apologieen; 

d) Verloren oder unter den erhaltenen Schriften nicht mit 
Sicherheit nachweisbar sind folgende, von Eusebius (IV 18 s sq.) 
aufgefiihrte Schriften : l)S6vTa7[ia 7rp6<; Mapxtcova, von Ire- 
naus (IV 6 2 V 262) benutzt; 2) A6yo<; xpoc ""EXXTivac (vgl. 
Tatian Orat. ad Gr. Kap. 18 Schwartz 20 15—17): weitlaufige 
Untersuchung der meisten zwischen christlichen und hellenischen 
Philosophen strittigen Themata, und Darstellung der Natur der 
Damonen*, 3)''EXsyxo<^ 7cp6<;*^EXXY]va<;; 4)nspl dso5 (lovap- 
Xtag (vgl. Nr. 4 a): der Beweis dafiir wurde aus den biblischen 
und hellenischen Schriften erbracht; 5)?''aXT7]c; 6) IIspl ([^o)^^<; 
(Harnack, LG 1 10 p). Die Moglichkeit, dass schon Eusebius eine 
verfalschte Ueberlieferung betreflfs der genannten Schriften hatte^ 



§ 36.] Justin. 69 

ist nicht ausgeschlossen; andererseits bekennt er selbst^ dass unter 
Justins Namen mebr Schriften umlaufen als er gelesen hat. 

3. Fiir die Echtheit folgender, dem Justin in spaterer Ueber- 
lieferung zugeschriebener Werke lassen sich Grunde geltend 
machen: 

a) Ilepl avaoTdoewg (de resurrectione), bruchstiickweise im 
Cod. Rupef. der Sacr. Parall. saec. XII (vgl. Cod. Coisl. 276, fol. 
1 — 78 und Cod. Hieros. fol. 80 sq.) erhalten. Schon Prokop von 
Gaza ca. 500 zitiert aus einer gleichnamigen Schrift Justins, und 
Ton Irenaus^ Tertullian und Methodius ist es wenigstens glaubhaft 
zu machen, dass ihnen eine Schrift Justins Tcepl avaoTaosox; vor- 
gelegen hat. Dass der Stil der erhaltenen Bruchstiicke die Ab- 
fassung durch Justin unmoglich mache, lasst sich nicht erweisen. 
Inhalt: Widerlegung der gegnerischen Einwurfe und positiver 
Nachweis der Wirklichkeit der Auferstehung , vornehmlich auf 
Grund der Auferstehung Christi und seiner Wiederkunft ; 

ThZahn in ZKG VIII, 1886, 20—37. WBousset, Die Evangelienzitate 
bei J. d. M. Gottingen 1891, 123—127. 

b) Aoyoc irapatveitxic 7rp6<; '^EXX7]va(; (Cohortatio ad 
gentiles), erhalten in Cod. Par. 461 a. 914 u. a. Hschr., bereits 
von Stephanus Gobarus (Photius Cod. 232 Bekker 290) saec. VI 
und in den Sacr. Parall. saec. VII als justinisch zitiert. Die 
Frage nach der Echtheit wiirde sich leichter losen lassen, wenn 
sich erweisen Uesse, dass bereits Julius Afrikanus die Schrift be- 
nutzte (so vGutschmid, umgekehrt Schurer, Neumann, Drae- 
seke). Ihre Abfassung im 2. Jahrhundert ware dann fur gesichert 
zu haJten. Sie unterscheidet sich in Stil und Wortschatz wie 
auch nach dem dogmatischen Gehalt von den anerkannt echten 
Schriften Justins nicht unerheblich. Immerhin ist die Moglichkeit 
der Identitat mit einer der von Euseb genannten Schriften nicht 
ausgeschlossen. Der Verfasser kennt Aegypten und Italien (Kap. 
19 und 37). Draesekes Versuch, ApoJlinaris von Laodicea als 
den Verfasser zu erweisen, ist so wenig iiberzeugend wie der 
Volters, in ApoUinarisvon Hierapolis (§39) den Autor zu sehen. 
Den wesentlichen Inhalt bildet der Nachweis, dass die Dichter 
und Philosophen der Hellenen die Wahrheit nicht gekannt haben 
und dass, was etwa Gutes bei ihnen sich findet, von den Propheten 
stamme. Die Annahme liegt nahe, dass das Erscheinen der 
Cohortatio durch den um die Mitte des 2. Jahrh. entstandenen 
pseudoplutarchischen Auszug aus den Placita des Aetius (Diels) 



70 Kirchliche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Apologeten. [§ 36. 

veranlasst wurde, der als ein bequemer Leitfaden sehr verbreitet 
sein mocbte und gegen den die Abhandlung offenbar polemisiert 
(vgl. auch § 44) ; 

CAsHTON, Justini Philosophi et Martyris Apologiae pro Chri- 
stianis, 1768, p. 293. AvGutschmid in JclPh LXXXI, 1860, 703— 70B 
(Kleine Schriften H, 1890, 196—203). ESchCrer in ZKG II, 1878, 319 bis 
331. DVfiLTBRinZwThXXVI, 1883, 180— 215. CJNktjmann in ThLZ VHI, 
1883, 582—585. JDraeseke in ZKG Vn, 1885, 257—302. Ders., ApoUi- 
narios von Laodicea in TU VII, 1892, 83—99. Dazu AJtJLiCHER in GGA, 
1893, 82—84. — HDiels, Doxographi graeci, Berol. 1879, 17 vgl. 66. 

c) np6<; '^EXXrjVa<; (Oratio ad Graecos), griecbisch durcb 
den 1870 verbrannten Cod. Argent. Gr. 9. saec. XIII/XIV, in 
erweiterter syriscber Bearbeitung durcb Cod. Nitr. Mus. Britt. 987 
add. 14658 saec. VI/VII liberUefert, bier aber nicbt dem Justin, 
sondem einem als vomebmen Griecben bezeicbneten Ambrosius 
zugescbrieben. Der kleine, energiscbe Aufsatz kann mit einer 
der von Eusebius genannten Scbriften nicbt identiscb sein und 
durfte kaum von Justin berriibren, braucbt aber deshalb nicbt 
nacb dem 2. Jabrbundert gescbrieben sein. In naber Beziebung 
(gemeinsame Quellen?) scheint er zu Tatians Oratio zu steben. 
Aucb zur Apologie des Aristides finden sich nicbt unveracbtlicbe 
Parallelen ; 

EBBiRKS in DCB II 162—167 (Ambrosius, Verfasser von rep. ''E. und Brief 
anDiognet). JDraeseke in JprTh 1885, XI, 1885, 144—153 (Verf. ApoUonius). 

d) Undeutlicb, bezw. getriibt oder verderbt ist die Ueber- 
lieferung in Beziebung auf einige Brucbstiicke angeblicb justi- 
nischer Scbriften, die entweder einer Apologie (SS. Parall. 
Otto frg. X, vielleicht Gregor von Nyssa geborig; S. P. Otto 
frg.XIII) Oder einer Schrift7rp6<;"EXX7]va<; (S.P. Otto frg. XIV. 
Cod. Par. 450 bis. Otto IV 214—223) oder xaia 'EXXtjvwv 
(Leont. Byz. adv. Eutycbian. et Nestor. 1. 11. Cod. Bodl. A. 33. 
Otto V) zugescbrieben werden oder endlich unbekannter 
Provenienz sind (S. P. Otto frg. VI und VII; Antonius, Me- 
lissa I 19. II 6 43. Otto frg. XV— XVIII)^ 

e) Nicbt zu entscbeiden ist endbcb, was unter der 'ATuoXoYia 
OTC^p XptOTiavwv xal xata ^EXXtjvcdv xal %aza 'looSaicov zu 
versteben ist, die Photius Cod. 125 mit zwei anderen Scbriften 
(4 b — d) als justinisch und von den uns bekannten Apologieen zu 
unterscheiden anfiibrt. Unsicber bleibt iiberbaupt, ob Pbotius 
von den ecbten AVerken Justins, die er nacb Eusebius aufzablt, 
selbstandige Kenntnis besessen bat. 



§ 36.] Justin. 7 1 

4. Sicher unecht sind folgende Schriften: 

a) Die unter Justins Namen in Cod. Par. 450 ann. 1364 (Cod. 
Argentor. 9. saec. XIII v. XIV s. o. 3 c) erhaltene Schrift Ilepi 
dsoo |iovap)^ia(; (de monarchia) entspricht der von Eusebius 
(oben 2 d) gegebenen Beschreibung nicht, sofern sie den Beweis 
nur aus einer Anzahl meist gefalschter Ausspriiche griechischer 
Dichter fiihrt, ohne die Bibel zu beriicksichtigen. Auch der Stil 
hebt sich von dem justinischen merklich ab. Der terminus ad 
quern der Abfassungszeit ist durch die Entstehung des Archetypus 
von Cod. Par. 450 bezeichnet, der geraume Zeit vor 1364 ge- 
schrieben sein muss (Harnack) ; 

b) Die 'AvaTpoTUT] 8o7(i.aToi)v tlvcov 'AptoToteXixcov (Con- 
futatio dogmatum Aristotelis) erhalten im Cod. Par. 460 a. 1364 
und vielleicht identisch mit der von Photius 1. c. aufgefiihrten 
Schrift ahnlichen Titels, ist ein rein philosophisches Werk, das 
an einen Presbyter Paulus gerichtet und wohl nicht vor dem 
6. Jahrh, verfasst worden ist ; 

c) und d) Die 'EpcoTiiJosK; )^ptOTtavtxal npbc; todc '^'EX- 
Xifjvac (Quaestiones Christianorum ad gentiles) und die 'Epco- 
ttjosk; IXXTjvtxal npb<; zob<; XptOTtavotx; ^spl too aooDfiaTOO 
xal ^spl TOO dsoo xal Tuspl t-^c avaotaoeax; twv vsxpwv (Quaestiones 
gentilium ad Christianos), erhalten im Cod. Par. 450, sind an- 
scheinend von demselben Autor keinenfalls vor 400 verfasst. Die 
'ATUOTCptoetc 7rp6c totx; 6p^o86$oo<; Tcspl tivwv avaYxaicov CTjiTjiia- 
TCDV (Quaestiones et responsiones ad orthodoxos) sind ein gelehrtes 
Repertorium uber theologisch und kirchlich bedeutende Fragen. 
Irenaus, Origenes u. a. werden zitiert. Das Buch setzt die Wirk- 
samkeit der antiochenischen Schule voraus, stammt aber noch aus 
dem 5. Jahrhundert (Quaest. 71). Vgl. WGass in ZhTh XU, 
1842, 4, 35 — 154. Mit einer der unter c und d genannten Schrif- 
ten kann das von Photius aufgefiihrte Werk: 'A^roptwy xa-rd zfi<; 
Eooepstag %e(paiXaL(o8st<; iTrtXooetg identisch oder ver- 
wandt sein; 

e) Der Brief an Zenas und Serenus, in Cod. Par. 451, 
450 und vielen anderen Handschriften (auch in syrischer Be- 
arbeitung) dem Justin zugeschrieben, ist nach seiner Provenienz 
unbestimmbar und die Behauptung, dass ein im 7. Jahrhundert als 
Vorsteher des Anastasiusklosters bei Jerusalem lebender Justin 
der Verfasser sei, unkontrolierbar. Der Brief enthalt Vorschriften 
liber christliche Lebensfiihrung nach asketischem Ideal, und sein 



72 Kirchliche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Apologeten. [§ 37. 

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Verfasser besass eine anscheinend auf eigener Lektiire beruhende 
Kenntnis der griechischen Tragodie und Komodie. Vgl. PWend- 
LAND, Quaestiones Musonianae, Berol. 1886, 45 — 48 •, 

f) Wahrend die bisher genannten Schriften dem Justin nur 
beigelegt sind, ohne urspriinglich von ihm herriihren zu wollen, ist 
die'^'Ex^soLc ^spt if^c 6pdo84$oD TrtoTscDCY] Tcepi tptaSoc (Ex- 
positio rectae fidei), in 23 griechischen Handschriften (S. Parall., 
Cod. Par. 451; der Titel wird verschieden angegeben) und in syri- 
scher Bearbeitung erhalten, eine Falschung. Die Schrift ist in 
zwei Rezensionen iiberliefert, von denen die klirzere als die ori- 
ginale erscheint (anders Harnack). Bereits Leontius von Byzanz 
(saec. VI) zitiert die langere Rezension als justinisch, deren Ab- 
fassungszeit, weil Nestorianer und Eutychianer bekampft werden, 
dadurch auf ca. 500 festgelegt wird. Von der kiirzeren Form hat 
Draeseke nachweisen wollen, dass sie die Schrift des Apollinaris 
von Laodicea Ttepl tpidcSog darstelle, doch unterliegt seine Hypo- 
these starken Bedenken. 

JDeaeseke in ZwTh XXVI, 1883, 481—497; ZKG VI, 1884, 1—45 
und 503—549. Ders., ApolL v. Laod. in TU VII, 1892, 158 bis 182. Dazu 
AJtJLiCHER in GGA 1893, 85 86. 

5. Von dem durch Maximus Konfessor (Div. deff. II 154 
CoMBEF.) Justin zugeschriebenen IIpoc EOypaatov oofptaTTjv 
TTspl Tupovoiac xal ttiotswc Xdyoc ist sonst nichts bekannt. 
Eine Schrift IIspl tod TuavToc (§9l5a) ist nach Photius (Cod. 4:8) 
von Einigen als justinisch bezeichnet worden Dass Justin die 
Apokalypse interpretiert habe, behauptet Hieronymus (VJ 9) 
wohl ledighch auf Grund von Eus. IV 18 s und V 8. 

6. Ueber den Brief an Diognet s. § 43. 

§37. Tatian. 

Litteratur: HADaniel, Tat. d. Apol. Halle 1837. WMoeller in 
KE XV 212—214. JMFuller in DCB IV 782—804. — Pabricius, BG 87 
bis 95. Richardson, BS 33—35. Harnack, LG- 485—496. 

1. Tatian, geboren ini Lande der Assyrer (Orat. 42), also 
ostlich vom Tigris, nach Klemens (Strom. Ill 12 si) und Epi- 
phanius (XL VI 1) syrischer Nationalitat, aber hellenisch gebildet 
(Orat. 1. c), hatte sich als Rhetor einen Namen gemacht (Orat. 1 
ScHW, 2 9), als er in Rom mit dem Griechentum zerfiel und 
Christ wurde (vor 152. Euseb. Chron.). Schiiler Justins hat er bis 
zu dessenTode (spatestens 167) als Glied der romischenGemeinde 
gelebt und gelehrt, wahrscheinlich 172 (Euseb. Chron.) mit der 



§ 37.] Tatian. 73 

Kirche gebrochen, sich den Enkratiten angeschlossen und gno- 
stische Lehrmeinungen verfochten (Iren. 1 28 1). Er hat Kom ver- 
lassen und sich in den Orient begeben. Ort und Zeit seines 
Todes sind unbekannt. Im Abendland ist der Apologet iiber dem 
Ketzer vergessen worden (vgl. Iren. Ill 28 s): doch haben Ter- 
tullian (Jeiun. 15 und vgl. den Apologeticus) und Hieronymus 
(Praef. Comm. Tit.VALL. VII 1, 686; Comm. in Amos 2 12 Vall. 
VI247U.O.) selbstandige Kunde. Klemens hat seinen Lehrer (vgl. 
Strom. 1 1 11) hochgehalten, seine Oratio vielfach ausgeschrieben, 
gegen haretische Schriften polemisiert. Julius Afrikanus benutzte 
seine chronologischen Ausfuhrungen (§ 82) und noch Eusebius 
(vv. 11.) hat ihn gelesen, Epiphanius (XL VI) wenigstens von ihm 
gehort. In der syrischen Kirche ist er durch seine EvangeUen- 
harmonie in Ansehen gebUeben. 

2. Tatian hat nach Eusebius (IV 29 7) sehr viele Schriften 
hinterlassen. Seine schriftstellerische Eigenart kann heute nur 
nach seinem apologetischen Werk beurteilt werden. Der AdYO<; 
TTpoc '^EXXiQvac (Oratio ad Graecos), urspriinglich im Cod. 
Par. 461 a. 914 vorhanden, jetzt aber nur durch von diesem 
abhangige Handschriften erhalten, gehort der grosskirchlichen 
Periode Tatians an, ist also zwischen ca. 162 bis ca. 172 mog- 
licherweise vor dem Tode Justins in Rom (anders Harnack) ge- 
schrieben. Die Schrift enthalt eine scharfe, bittere, vielfach un- 
gerechte und einseitige, aber interessante Kritik der hellenischen 
ReKgion, Ethik, Philosophie und Kunst ; in ihren positiven Teilen 
ist sie durch originelle theologische und psychologische Ansichten 
ausgezeichnet; die chronologischen Ausfuhrungen, auf die der 
Altersbeweis fur das Christentum gestiitzt, zeugen von redlichem 
Bemiihen um die Sache. Indessen der Schein grosser Belesen- 
heit, der durch die Anfiihrung so vieler Quellen erweckt wird, 
verschwindet vor der Erwagung, dass Tatian nur das Wenigste 
selbst eingesehen, das Meiste durch Vermittlung von Kompen- 
dien erhalten hat, in deren Benutzung er unkritisch verfahren 
ist. NeutestamentUche Schriften ( Joh Rm Kor Kol Eph) kHngen 
gelegentlich an; Justins Werke sind benutzt (anders Dembowski). 
Tatian schreibt hart, sprunghaft und schwerverstandUch; aber 
aus allem was er sagt, spricht die bedeutende PersonHch- 
keit. 

Ausgaben (vgl. die Angaben vor § 33): JFrisius-Gtesnee, Tigur., 
1546. WWORTH, Oxon. 1700. COtto VI, 1851. ESchwartz in TU IV 1, 



74 Kirchliche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Apologeten. [§ 37. 

1888. — Uebersetzung: VGrOnb in BKV 1872. AHarnack, G-iess. 1884. 
— Litteratur: AvGutschmid (§ 368b. Justus von Tiberias als Quelle 
der chronologischen Notizen). Bluemner in Archaolog. Zeitg. XXVIII, 1871, 
86 — 89 (kunsthistorische Nachrichten). HDembowski (vor § 32). AHarnack 
(vor § 33) 1882, 196—232. AKat.kmann in RhM XLII, 1887, 489—524 
(Nachrichten iiber Kunstwerke). MKremmer, De catalogis heurematum, 
Lips. 1890. 

3. Nur dem Titel nach bekannt sind folgende Schriften 
Tatians : 

a) lisp I CtpcDV, zitiert Orat. 15 (Schw. 16 is), vgl. Kalk- 
MANN 516; b) rip6<; zoix; a7ro(pY)va(i.^vooc ta irepl deo6, zitiert 
(anscheinend noch in der Entstehung begriflfen) Orat. 40 (Schw. 
41 18 sq.); c) IIpopXrjfidTwy ptpXtov, von Tatians Schiiler Rho- 
don zitiert (Euseb. V 13 s), worin der Verfasser den heiligen 
Schriften Widerspriiche nachzuweisen suchte (vgl. das Unterneh- 
men des Apelles); d) IIspl tod xata t6v owf^pa xataptto- 
[JLOD, zitiert von Clemens (Strom III 12 si), der dem Buch eine 
auf die Auslegung von IKor 7 5 bezugliche Stelle entnimmt. Dass 
man Tatian Metaphrasen zu paulinischen Briefen zugeschrieben 
hat, erwahnt Eusebius (IV 29 e), und einer Schrift, in der er 
iiber die Natur der Damonen gehandelt hat und die mit dem 
Buche TTspl C4><«>v schwerlich identisch war, gedenkt er selbst (Orat. 
16 Schw. 17 n). 

4. Wahrscheinlich in seiner letzten Lebensperiode hat Tatian 
den Versuch gemacht, die verschiedenen evangelischen Berichte 
zu einem kurzgefassten und einheitlichen zu verschmelzen, um 
Wiederholungen und Widerspriiche zu vermeiden. Er verfuhr 
dabei mit dem Text frei, liess beide Genealogieen Jesu weg und 
stellte die Perikopen in einer seinen Zwecken entsprechenden 
Ordnung zusammen; das Ganze erofl&ieten die ersten Verse des 
4. Evangeliums. Dieses syrisch (griechisch?) geschriebene „Evan- 
gelium der Gemischten", EiaYY^Xiov StatsaoapcDV (Euseb. 
IV 29 e) hat in der syrischen Kirche zwei Jahrhunderte lang als 
das einzige Evangelienbuch gegolten und ist als solches in den 
Homilien des Aphraates (zw. 336 und 346) und in der Doctrina 
Addai (um 360? vielleicht schon 3. Jahrhnndert ?) benutzt wor- 
den. Erst seit der zweiten Halfte des 4. Jahrh. wurden erfolgreiche 
Anstrengungen gemacht, es durch das j,Evangelium der Getrenn- 
ten" zu verdrangen. Die Spuren dieses Streites sind erkennbar 
in dem Kommentar (theologische Scholien), den Ephram der 
Syrer (+ 378) zum Diatessaron geschrieben hat (vgl. auch Diony- 



§37.] Miltiades. 75 

sius Bar-Salibi Assem. [§2 9b] I 57 II 159). Theodore! von 
Cyrus musste (um 450) Hunderte von Exemplaren des Werk^s in 
seinen Gemeinden in Beschlag nehmen (Haer. fab. 1 20), und noch 
im 14. Jahrhundert wird es ehrenvoll erwahnt (Ebed-Jesu, 
Praefat. Nomocan.). Zur Rekonstruktion bietet der in den Kom- 
mentar Ephrams verflochtene syrische Text einen guten, frei- 
lich nicht ausreichenden Anhalt. Doch ist eine arabische Ueber- 
setzung (saec. XII) nach einem syrischen Exemplar (saec. IX) 
erhalten, die mit Ephrams Textordnung wesentlich iibereinstim- 
mend dem Original naher zu stehen scheint als die nachhiero- 
nymianische Evangelienharmonie, welche der Bischof Viktor von 
Kapua zwischen 541 und 647 dem Codex Fuldensis der Yulgata 
einverleiben Kess. 

Ausgaben: EEankb, Codex Fuldensis, Marb. 1868. JAugheb und 
GMoBSiNGEB, Evangelii concordantis expositio facta a S. Ephraemo, Yenet. 
1876. Hiemach die Rekonstruktion bei ThZahn, FGK I 112—219. 
ACiASKA, Tatiani evangeliorum harmoniae, arabice, B,om. 1888. — Littera- 
tur: AHarnack in ZKGIV, 1881, 471-505. ThZahn, FGK 1, 1881 (dazu 
FrzOverbeck in ThLZ Vn 1882, 102—109) ; H, 1883, 286—299; GNK II, 
2, 530—536 und in NKZ IX, 1894, 85- 120. JPPMaktin in RQuH XLIV, 
1888, 5—50. 

§38. Miltiades. 

Litteratur: COtto (vor § 33) IX, 1872, 364—373 (bier altere Litt.). 
AHarnack (vor § 33), 1882, 278—282. RSeeberg in FGK V, 237—240. — 
Fabrictus, BG 165 sq. Habnack, LG 255f. 

Miltiades, wahrscheinlich Kleinasiate, Rhetor (Tert. Va- 
lent. 5), schrieb unter Antoninus Pius und Mark Aurel. Ter- 
tullian (1. c.) nennt ihn als antignostischen Schriftsteller zwi- 
schen Justin und Irenaus, der Verfasser des „kleinen Labyrinths" 
(Eus, V 28 4) als Orthodoxen zwischen Justin und Tatian. Von 
seinen Werken ist nichts erhalten, Folgende sind dem Titel oder 
dem Gegenstand nach bekannt : 

a) Eine antimontanistische Schrift (§ 53 2 c) Hspt 
TOD {JL7] 8stv TcpotpTJTYjv Iv IxoTaost X^Ystv, zitiort vou dem 
antimontanistischen Anonymus bei Eus. V 17 1 ; 

b) Eine antignostische (antivalentiniamsche) Schrift (Ter- 
tuU. 1. c); 

c) Zwei Bucher IIpoc^'EXXYjvac; 

d) Zwei Bucher Tlpb<; 'looSaiooc; 

e) Eine an die weltlichen Machthaber gerichtete Apologie 
fur das Christentum f Tir^p ztji; xata XptoTiavooc ©tXcao- 
ytag). Diese Apologie kann noch dem Antoninus Pius ein- 



76 Kirchliche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Apologeten. [§§ 39, 40. 

gereicht worden sein. Ueber die MogHchkeit der Identifizierung 
mit der pseudo-melitonischen Apologie (Seebeeg) s. § 40, Nr. 7. 
Die unter c — e erwahnten Schriften hat Euseb. (V 17 4) in Han- 
den gehabt. 

§ 39. ApoUinaris. 

Litteratur: Route, ES I 167—174. OOtto (vor § 33) IX, 1872, 
479—495. AHabnack (vor § 33), 232—239. — Fabbioius, BG 160—162. 
EiCHARDSON, BS 113. Harnack, LG 243—246. 

ApoUinaris, Bischof von Hierapolis, schrieb unter Mark 
Aurel, nicht lange Zeit nach Stiftung der phrygischen (monta- 
nistischen) Sekte (Eus. IV 27). Als von ihm herriihrend werden 
folgende Schriften genannt: 

a) Ein oder mehrere antimontanistische Traktate, dem 
Bischof Serapion von Antiochien (Eus. V 19 2) und Eusebius 
(IV 27 V 16 1) bekannt (§ 53 2 c); 

b) ^0 7rp6<; 'Avtcoyivov Xdyoc onkp TuLoTeoDc (Titel nach 
Nicephor. Kail. Hist. eccl. X 14, vgl. Eus. IV 27), nach Euseb. 
Chron. im Jahre 170 (Ohron. pasch. 169) iiberreicht; 

c) Ilpic "'EXXY]va<; ooYYpa[i.[i.aTa tc^vts (Eus. 1. c, Phot. 
14). Nicephorus (1. c.) bemerkt, dass die Schrift dialogisch ab- 
gefasst sei; 

d) Ilepl aXTjdstag in mehreren Buchem, von denen dem 
Eusebius (1. c.) zwei bekannt waren (vgl. Phot. 1. c.) ; 

e) IXspl sooepsiac, nur von Phot. 1. c.) bezeugt; 

f) IIspl TOO Trao/a, nur im Chron. pasch. (ed. Dind. 13 sq.) 
erwahnt, wo zwei kleine Bruchstiicke mitgeteilt werden, an deren 
Echtheit zu zweifeln kein Grund vorliegt. 

§40. Helito. 

Fragmente: Routh, RS I 111—153. Pitra, SpS I II III. 
COtto IX, 1872, 374. 478. 497—512. Pitra, AS U HI (vgl. unten). 
Dazu FLooFS in ThLZ IX, 1884, 407f. — Litteratur: PHallok 
(§ 8) II, Duaci 1636, 817—839. CChrWoog, De Mel. Diss.II, Lips. 1744. 
51. FPn>ER in StKr XI, 1838, 54—154. AHarnack (vor § 33), 240—278. 
CThomas, M. v. S., Osnabr. 1893. Dazu GKruger in ThLZ XVIII, 1893, 568 
bis 671. — Fabricius, BG 149 — 151. Richardson, BS 110 f. Harnack, LG 
246—255. 

1. Melito, Bischof (Eus. IV IBs 26 1) von Sardes, viel- 

leicht bereits als Antoninus Pius sein Schutzedikt erliess (158) 

schriftstellerisch thatig (IV 13 s), bliihte, als Soter Bischof von 

Eom wurde (166/167 Eus. IV 21, vgl. auch IV 26 1) und starb vor 

194/195 (Polykrates bei Eus. V 24 5). Dass er eine Eeise nach 



§ 40.] MeHto. 77 

PaJastina UDtemommen hat, berichtet er selbst (Eus. IV 26 14). 
Er hat im kirchlichen Leben Eleinasiens eine grosse Rolle ge- 
spielt und in die kirchlichen Streitigkeiten mehrfach eingegriffen 
(Passahstreit; gegen Marcioniten und Montanisten ygl. unten); 
als ein Mann von prophetischer Begabung (Polykrates 1. c. Ter- 
tullian bei Hieron. VJ 24) und streng asketischem Lebenswandel 
(Polycr.). 

2. Melito ist ein fruchtbarer und vielseitiger Schriftsteller 
gewesen. Die lange Liste des Eusebius (IV 26 2) erschopft nach 
dessen eigener Aussage die Zahl seiner Biicher und Aufsatze 
nicht, und die erhaltenen Titel dieser Werke gestatten den 
Schluss auf eine Thatigkeit, die nicht nur auf apologetisch- 
polemischeni; sonderu auch auf theologisch-didaktischem Gebiet 
sich bewegte. Sein Name blieb beriihmt, seine Schriften wurden 
spateren Jahrhunderten fremd. Tertullian hat sie stark benutzt 
(Habnack), die Alexandriner (Klemens, Origenes, Alexander) 
die eine oder andere gelesen. Kenntnis melitonischer Schrift- 
stellerei verraten (ausser Euseb) Anastasius Sinaita, der Kom- 
pilator des Chronicon paschale (Dindorf 482 sq.) und die Ka- 
tenen; auch in der syrischen Kirche ist sie nicht ganz ver- 
schwunden. 

3. Eusebius hat folgende Schriften Melitos aufgezahlt, die bis 
auf geringe Bruchstiicke verloren gegangen sind. Die Titel sind teil- 
weise unsicher iiberliefert. Zu der Annahme^ dass Eusebius sie in 
einer bestimmten Reihenfolge auffiihre, ist kein Grund vorhanden. 

a) Ilepl TOD TzAcs-^a S60 (X^YOt), dem Clem. Alex, bekannt, 
der aus Anlass dieser Schrift selbst eine Abhandlung iiber das 
Passah verfasste (Eus. IV 26 4 vgl. VI 13 9). Bei Eusebius ein 
Bruchstiick, aus welchem hervorgeht, dass die Biicher unter den 
Prokonsulat des Servilius Paulus (B.ufin : Sergius Paulus), also 
wahrscheinlich vor 168 zu setzen sind. Vgl. GVoigt, Eine ver- 
schoUene Urkunde des antimontan. Streites, Leipz. 1891, 84 — 88. 
ThZahn, FGK V, 1893, 26 und die bei Beiden besprochene 
Litteratur ; 

b) IIspl 7:oXtTeia<; xal Trpo'^YjTcov (Hieron.: de vita pro- 
phetarum, so auch Otto 376, N. 5), wohl antimontanistisch; 

c) Hspl lxxXY]<7Ca<;; 

d) Ilepi xoptax'^<;; 

e) IIspl ^6osoD<; avdpw^too (Rufin, Syr., einige Eusebhand- 
schriften: irtoteax;); 



78 Kirchliche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Apologeten. [§ 40. 

f) IIspl TrXaosox;; 

g) und h)IIspl o;taxofJ<; Trtotsax; alodrjTYjpioDy (Hieron.: 
de Bensibus^ de fide. Kufin: de oboedientia fidei; de sensibus). 
Jedenfalls verderbt, doch wohl zu trennen: He pi oiraxo7j<;7ria- 
Tscog und Ilepi alodTjtTjpiwv; 

i) IIspl ^o)(7]<; xal c3a>{JLaT0<; (tj vodc zu tilgen). Zum Titel 
vgl. unten Nr. 65 

k) IIspl XoDTpoo. Ein interessantes Bruchstiick ist erhalten 
(AS II 3 — 5), in welchem Analogieen zur Taufe aus dem gewerk- 
lichen und dem Naturleben herangezogen werden und die Taufe 
Christi mit dem Eintauchen von Sonne, Mond und Sternen in 
den Ozean verglichen wird. Dass der Traktat gegen Marcioniten 
gerichtet war, ist wahrscheinlich (Thomas); 

1) IIspl aXrjdsiac", 

m) IIspl XTiosax; xal ysv^oswc Xptotoo; 

n) AoYoc aoToo irspl ;rpoy7]Tsta(; (Hieron. Syr.: de pro- 
phetia sua. Rufin : de prophetia eius). Die Beziehung des aotoo 
bleibt unsicher, die Moglichkeit, es zu \6^oq zu ziehen, nicht 
ausgeschlossen (Otto, Harnack); 

0) IIspl ^tXo^sviac; 

p) 'H xXsig. Das in acht Handschriften erhaltene „Glossar 
zu biblischen Begriffen und Worten, zusammengestellt aus latei- 
nischen Vatern" (Harnack), mit verschiedenen Titeln meist 
anonym iiberliefert, wird von Pitra als Clavis scrip turae un- 
richtig dem Melito zugeschrieben. Vgl. SpS III 1 — 308. AS II 
6—154. 585—623. Dagegen hat ORottmanner (Bull. crit. 1885, 
47 — 61) die Abhangigkeit des Werkes von Augustin dargethan; 

q) und r) Ta irspl too Stap^Xoo xal ttjc airoxaX6(|>so)(; 
'1 0) aw 00 (Hieron. : de diabolo; de apocalypsi Johannis. Rufin: 
de diabolo; de revelatione Johannis). Vielleicht: IIspl too 
StapoXoo und IIspl ttJc a7roxaX6(|>soD(; 'I. Der ersteren 
Schrift konnte das von Origenes (ad Ps. 3 inscr. ed. Lo. XI 411) 
erhaltene Bruchstiick angehoren, in welchem Absalom als Typus 
des Teufels (Antichrists) bezeichnet wird ; 

s) IIspl IvowjJLdtTOi) dsoo (Orig.: icspl to5 lvo(o[iaTOV sivat 
dsdv). Vielleicht (?) gehort hierher das durch Theodoret aus 
Origenes Select, in Genes, (ed. Lo. VIII 49 sq.) erhaltene Bruch- 
stiick, welches Beweise fiir die Korperlichkeit Gottes beizubringen 
sucht. Die Schrift ist vielleicht noch dem Gennadius (de eccl. 
dogm. 4 ed. Oehler in Corp. Haerseol. I, Berol. 1856. 337) be- 
kannt gewesen; 



§ 40.] MeUto. 79 

t) UpbQ 'AvTODvtvov (PtpXiSiov, vgl. IV Ids: icp»6<; aotoxpa- 
Topa Oo-^pov oTTsp TOO xad' i/^dL<; 86Y[iaToc aTToXoYia), nach Eus. Chron. 
ad ann. 2186 = 170 (Chron. pasch. 169) dem Mark Aurel iiber- 
reicht, gegen welche Zeitbestimmung triftige Einwendungen sich 
nicht erheben lassen. Die erhaltenen Bruch8tucke(Eu8. IV26 6— ii. 
Chron. pasch. ad ann. 164/165 ed. Dind. 483) zeigen, dass Melito 
versucht hat, durch den Hinweis auf den Segen, den das Christen- 
tum dem romischen Reich gebracht habe und fortdauemd bringe, 
den Kaiser glinstig zu stinunen unter Berufung auf das Beispiel 
seiner Vorfahren, von denen nur Nero und Domitian sich als 
Feinde der neuen Rehgion gezeigt haben. Dass die Apologie 
von Justin abhangig gewesen sei, wird im Chron. pasch. be- 
hauptet ; 

u) 'ExXoifai in sechs Biichem, Ausziige aus den Schriften 
des Alten Testaments, zusammengestellt auf Wunsch des Onesi- 
mus. Die erhaltene Zueignung berichtet iiber die Veranlassung 
des Buches und giebt ein Verzeichnis der Schriften A. T,, das 
Melito auf Grund von ihm selbst in Palastina eingezogener Er- 
kiindigungen zusammengestellt hat. 

4. Aus einer Schrift EIq t6 ttA^oc zitiert Anastasius 
Sinaita (Hodegos c. 12 PG LXXXIX 197) einige Worte, die 
dem Melito abzusprechen kein Grund vorliegt (vgl. unten Nr. 6). 
Derselbe Anastasius (c. 13. 229) bringt ein Bruchstiick aus dem 
dritten Buch einer Schrift Ilepl aapxcbasox; Xptotoo, die gegen 
Marcion gerichtet war. Die aus den im Bruchstiick enthaltenen 
theologischen Anschauungen entnommen en Einwendungen gegen 
die Echtheit sind nicht stichhaltig. Doch vgl. AHilgenfeld in 
Allg. Lit.-Ztg. 1847 I 668. 

5. Von den in einigen Katenenhandschriften unter den Er- 
klarungen zur Genesis als melitonisch erhaltenen vier Bruch- 
stiicken (SpS II, LXIII sq.. Otto 416—418) gehort eines mog- 
Ucherweise dem Eusebius von Emesa (Scholion zu Gen 22 is 
vgl. Piper 65 — 68), wahrend die anderen recht wohl einer (wel- 
cher?) Schrift Melitos angehoren konnen. 

6. In syrischer Sprache sind vier Bruchstiicke erhalten, aus 
deren sehr verwickelter UeberKeferungsgeschichte sich vielleicht 
ergiebt, dass sie alle einer Schrift Mehtos IIspl ^o^^tJc xal oct)- 
[jLatoc xal sU to Trdfl-og (vgl. oben Nr. 3 i und Nr. 4) angehoren, 
die von Hippolyt (de paschate) benutzt und von Alexander von 
Alexandrien zu einer Predigt verarbeitet worden ist. 



80 Kirchliche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Apologeten. [§ 41. 

Mai, NPB H, 1854, 529. 540 SpR IH, 1840, 699—705. WCureton, 
Spicilegium syriacum, Lond. 1855, 52 — 54. SpS 1 3 — 5. 11, IX u.LVIsq. etc. 
in 417. PdeLagardb, Anal. Syr., Lips, et Lond. 1858, 189. Otto 419 bis 
423. AS IV 197. 323 sq. 432. Dazu GKruger in ZwTh XXXI, 1888, 434 bis 
448 und die dort angegebene und besprochene Litteratur. Ygl. § 69 a. 

7. Die im Cod. Nitr. Misc. Mus. Britt. nunc 14658 saec. VI 
V. Vn syrisch erhaltene und durch die Ueberschrift dem Melito 
zugewiesene Apologie kann nicht mit der Apologie dieses 
Schriftstellers identifiziert werden, da die durch Eusebius (und 
das Chron. pasch.) beglaubigten Stticke sich darin nicht finden 
(Jacobi), aber auch nicht mit der melitonischen Schrift Tcspt 
aXyj^siac, wozu gar kein Grund voriiegt (gegen Ewald). Ge- 
richtet ist die Schrift (vgl. den Schluss) an einen Antoninus, unter 
dem sehr wohl Antoninus Pius, aber auch Karakalla oder Ela- 
gabal verstanden werden kann. Die MogUchkeit, dass der syrische 
Schreiber fehlerhaft Melito fur Miltiades eingesetzt hat (See- 
berg vgl. § 38) ist nicht ausgeschlossen (doch vgl. die genaue 
Kenntnis syrischer Verhaltnisse), so wenig wie die andere, dass 
es sich bei der in gutem Syrisch verfassten Schrift gar nicht um 
eine XJebersetzung handelt (Noldeke). Die Apologie zeigt deut- 
licheVerwandtschaft mit der des Aristides (ob auch mit Justin?): 
dem reinen Gottesbegriff wird der Gotzendienst derer gegeniiber- 
ge§tellt, die die Elemente verehren oder viele Gotter anbeten 
(Wahrheit und Irrtum im Gegensatz). 

Ausgaben: Syrisch und englisch: WCureton, Spicil. Syr., 1855, 41 
bis 51 (22—31). Syrisch und lateinisch: Otto 423— 432. 497—512. Deutsche 
Welte in ThQu XL VI, 1862, 392—410. VGrone in BKV 1873. — Litte- 
ratur: JLJacobi in Deutsch. Zeitschr, f. chr.Wiss. u. chr. Leb. YH, 1856, 
105—108. GHAEwALD in GGA 1866 Nr. 658. ThNoldeke in JprTh Xm, 
1878, 345 f. RSeeberg in FGK V 237—240. 

8. a) Das von Pitra(ASIV16. 292) aus einem armenischen 
Kodex herausgegebene Bruchstuck einer Epistola Melitonis 
ad Eutrepium hat mit dem Bischof von Sardes nichts zu thun; 
b) Unter dem als Verfasser der Schrift De passione S. Joan- 
nis evangelistae (saec. IV?) genannten Mellitus birgt sich 
wahrscheinlich MeKto; c) Als Verfasser einer Eezension des 
Buches De transitu b. Mariae (virginis) nennt sich im Pro- 
log Melito, servus Christi, episcopus ecclesiae Sardensis. Der 
Prolog ist in nachaugustinischer Zeit entstanden; d) AJs Ver- 
fasser einer ca. 1300 von einem Anonymus angefertigten Catena 
in apocalypsin wird in einer Handschrift Mehto (Milotho, Mi- 
lito) bezeichnet. Nach Harnack, LG 252 — 54. Dort die Litteratur* 



§ 41.] Atbenagoras. 31 

§ 41. Athenagoras. 

Ausgaben (vgl. die Angaben vor § 33): PNANNros, Par. u. Lovan. 
1541 (Resurr.). CGe8NBr, Tigur., 1567 (Supplic). Otto VII, 1857. 
EScHWARTZ in TU IV, 2, 1891. Dazu EPbeuschbn in ThLZ XVII, 1892, 
543 — 546. - Uebersetzung: ABieringer in BKV 1875. — Littera- 
tur: COtto in ZbTbXXVI, 1856, 637—644. Markel, De Ath. Ubro apolo- 
getico qui lip. tc. Xp. inscr., Konigsb. 1857. FOrster, Ueber die Glaub- 
wiirdigkeit der von A. iiberlieferten kunstgeschichtl. Notizen in dem Gymn. 
Progr. liber d. altesten Herabilder. Bresl. 1868, 29 ff. HDiels (§ 36 ab) 
90. GLoeschb in JprTh VHI, 1882, 168—178. AHarnack (vor § 33), 175 
bis 189. ThZahn, FGK III 60. — Fabricius , BG 95—101. Richardson, 
BS 36—38. Harnack, LG 526—58. 

1. Athenagoras, der erst in spater handschriftlicher Ueber- 
lieferung (Korrektor des Cod. Par. 451 im XI. saec.) als Athener 
bezeichnet wird, hat unter Mark Aurel geschrieben. Er ist viel- 
leicht identisch mit dem Athenagoras, dem der Alexandriner 
Boethus (Phot. Cod. 154. 155) nach 180 sein Buch :cspl twv Tuapa 
nXdcTcovt aitopoD[i§voDV gewidmet hat (Zahn). Was der Excerp- 
tor des Philippus von Side (vgl. Dodwell, Dissert, in Tren. 1689, 
App. 488 sq.) von ihm zu berichten weiss, ist grosstenteils wert- 
los; auch die Nachricht, dass Athenagoras erster Vorsteher oder 
Lehrer an der alexandrinischen Katechetenschule gewesen sei, 
kann beanstandet werden. 

2. Erhalten sind (durch Cod. 451 a. 914 und zahlreiche von 
ihm abhangige Handschriften) zwei Werke des Athenagoras: 
a) Ilpsopeia itspl Xpiortavwv (SuppUcatio, legatio pro Chri- 
stianis), gerichtet an die Kaiser M. Aurel und L. Kommodus,. 
also nach 176 und vor 180, wahrscheinlich 177 geschrieben. 
Die Adresse ist nicht unversehrt erhalten, der Name des Ver- 
fassers war dem Schreiber des Cod. Par. 451 unbekannt. Nach 
einer Einleitung, in der er den Widerspruch zwischen der Be- 
handlung der Christen und der iibrigens von den Regenten ge- 
iibten Gerechtigkeit aufdeckt (Kap. 1 — 3), verteidigt der Apolo- 
get seine Glaubensgenossen gegen die Vorwurfe des Atheismus 
(Kap. 4 — 30) und der Unsittlichkeit : thyesteische Mahlzeiten 
und odipodeische Beilager (Kap. 31 — 36). Erneuerter Appell 
an die Kaiser bildet den Schluss; b) lisp I avaoTdoeox; (des 
resurrectione), von Athenagoras selbst (SuppUc. Cap. 36 fin. ed. 
Otto; 37 init. ed. ScHW.) bezeugt, enthalt nach einer Einleitung 
(Kap. 1) die Widerlegung der gegnerischen Einwendungen gegen 
die Auferstehung des Fleisches (Kap. 2 — 10) und die philosophi- 
sche Begriindung aus der Erschaffungsursache (Kap. 12. 13), der 

Erilger, Litteraturgeschichte. l. u. 2. Aufl. 5 



82 Kirchliche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Apologeten. [§ 42. 

Natur (Kap. 14 — 17) und der Bestimmung des Menschen (Kap. 
18 — 26). An der Identitat des Verfassers beider Schriften zu 
zweifeln liegt kein Ginind vor. Aus Beiden redet der christliche 
Platoniker, der trotz der Betonung des Ofifenbarungscharakters 
des Christentums noch mehr als Justin mit philosophischem 
Apparat arbeitet. Athenagoras ist ein geschmackvoller Bchrift- 
steller: von Justin und von Tatian hebt er sich durch die klare 
und einfache Art seiner Disposition ab, von Letzterem insbeson- 
dere dadurch, dass er die Polemik gegeniiber der positiven Be- 
weisfiilirung in den Hintergrund treten lasst und den Vorwurf 
mangelnden Verstandnisses gegnerischer Anschauungen nicht 
auf sich zieht; so enthalt der erste Teil seiner Apologie eine 
stellenweise glanzende Darlegung des christlichen Gottesglaubens 
in philosophischem Gewande, und der letzte Teil hat das Streben 
der Christen nach einer Moral gegenuber lappischen Verleum- 
dungen treflflich dargethan. Von der justinischen (?) Schrift uber 
die Auferstehung unterscheidet sich die des Athenagoras vor- 
nehmhch durch die Nichtberiicksichtigung der Auferstehung 
Ohristi als Beweisgrundes. In den Klassikem zeigt sich A. be- 
wandert; die Kunstgeschichte misshandelt er wie Tatian (FoR- 
ster). Alt- und neutestamentliche Schriften klingen ofter an; 
Justins Apologie ist benutzt (ob auch Aristides ?), eine Benutzung 
der Oratio Tatians nicht zu erweisen. Athenagoras ist vielleicht 
wegen seiner rein philosophischenHaltung wenig gelesen worden: 
dass ihn Minucius Felix kannte (Ebert, Bieringer, Loesche, 
Harnack), ist nicht unmoglich, aber nicht erweislich; Metho- 
dius von Olympus zitiert eine Stelle der Supplicatio unter Nen- 
nung des Verfasser (ed. Bonwetsch I 129f., vgl. Epiph. LXIV 
20 sq. Phot. Cod. 234, Bekk. 293). Umgekehrt kann Mannern 
wie den Alexandrinern die massive Lehre von der Auferstehung 
anstossig gewesen sein. 

§42. Theophilus. 

Ausgaben:(8. vor § 33). JFrisius-Gesner, Tigur., 1546. COtto VIII, 
1861. — Uebersetzung: JLEiTLinBKV 1872. — Litteratur: LPaul in 
JclPh CXIII, 1876, 114—116 (Text). AHarnack, Die Zeit d. Ignatius v. 
Ant. Leipz. 1878, 42—44. Ders. (vor § 33), 282—298. ZKG XI, 1889, 
1—21. CErbbs in JprTh V, 1879, 464—485. 618—653 XIV, 1888, 611 bis 
632.— Fabricius,BG 101—106. Eichardson, BS35f. Harnack, LG 496—602. 

1. Die 3 Biicher ©soytXoo 7zpb<; AotdXoxov, erhalten in 
Cod. Marcian. 496 s. XI und in andern , von dieser abhangigen 



§42.] . Theophilus. 83 

Handschriften , sind vielleicht dem Tertullian (vgl. Otto 360), 
Minucius Felix (ed. Dombart XII N. 1, 133) und Julius Afri- 
kanus (Gelzer I 22 23), wahrscheinlich Novatian (vgl. ad Au- 
tol. I 1 Otto 10 ssqq. mit de trinit. 2), sicher Lactanz (Div.instit. 
I 23), Eusebius (IV 21 1 vgl. Hieron. 26) und den SS. Parall. 
(Le Quien I 787 vgL 785) bekannt gewesen. Ueber den Autor 
herrscht Verwirrung (z. B. Gennadius Vir. ill. 34). Nur Eusebius 
nennt als solchen den Theophilus, der nach Chron. ad ann. Abr. 
2185 und 2193 von 169—177 (sechster) Bischof von Antiochien 
gewesen sein soil. 1st Eusebius beziiglich der Autorschaft im 
Recht (dagegen Erbes, doch ohne zureichenden Grund), so ist 
die Angabe der Chronik irrig: denn im 3. Buch ist desTodes 
Marc Aurels (f 180) gedacht (Otto III 27). Der Verfasser 
der Biicher ad Autolycum ist Orientale, nicht weit vom Euphrat 
und Tigris geboren (II 24), hellenisch gebildet, aber im Besitz 
hebraischer Kenntnisse (II 12 24; III 19) und erst im Mannes- 
alter vom Heidentum zum Christentum iibergetreten (1 14). Dass 
er noch unter Kommodus schrieb, scheint daraus hervorzugehen, 
dass in der chronologischen Uebersicht des 3. Buches der Tod 
dieses Kaisers nicht mehr erwahnt wird. 

2. Die drei Biicher sind gegeneinander relativ selbstandig : 
das erste die Aufzeichnung eines dem (sonst unbekannten) Auto- 
lycus gehaltenen Vortrags iiber den christlichen Gottes- und Auf- 
erstehungsglauben ; das zweite eine auf Wunsch des A. gefertigte 
Erweiterung und Erganzung des Vortrags, vornehmlich durch 
einen Ueberblick iiber „die Erschafifuog der Welt und alle iibrigen 
Dinge" (Otto 78 i), wie sie von denPropheten geweissagt sind; 
das dritte ein Schreiben, in welchem der Altersbeweis fiir das 
Christentum und seine heiligen Schriften gefiihrt wird (vielleicht 
auch separat im Umlauf; vgl. Laktanz 1. c). Eigene Gedanken 
mangeln dem sich in derBeweisfiihrungalterenVorbildern (Justin) 
anschliessenden Verfasser durchaus ; Sprache und Darstellung er- 
heben sich kaum irgendwo iiber das Niveau des Pedantischen. Die 
Art der Benutzung neutestamentlicher Schriften (vgl. die Oitate 
aus Johannes II 22 und Paulus III 14) beweist die vorgeschrit- 
tene Kanonsbildung. 

3. Verloren sind folgende Schriften: 

a) ein Werk, dessen erstes Buch Hep I latoptcbv iiber- 
schrieben war, vom Verfasser selbst (vv. 11.) zitiert. Vielleicht 
stammen aus diesem Buch die Citate des Johannes Malalas (ed. 

6* 



84 Kirchliche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Apologeteo. [§ 43. 

DiND. 29 4 u. 6.) aus einem Chronographen Theophilus (Zahn, 
FGKne); 

b) ein SoYTpafi-tia icpbt; ttjv afpsotv "EpjiOYSvooc (Eus.IV 
24 1); vielleicht von TertuUian und Hippolyt benutzt (Harnack); 

c) ein A6yo<; xata Mapxiot)vo(; (Eus. 1. c), vielleicht 
dem Irenaas (Harnack), Tertullian und Adamantius (Zahn in 
ZKG IX, 1888, 235 GNK H 420) bekannt; 

d) KanrjXTjTtxa ptpXia (Eus. 1. c); 

e) ein Kommentar zu den Proverbien, dessen Ekistenz 
nur durch Hieronymus (V J 26) beglaubigt ist ; 

f) Hieronymus (VJ 25 Ep. 121 e Vall. I 866. Praef. Comm. 
ad Matth.) weiss von einem Kommentar des Theophilus zum 
Evangelium. Dass der erstmalig von De La Eigne heraus- 
gegebene, von Harnack in einer Briisseler Handschrift saec. VII 
und von Pitra in zwei weiteren Handschriften nachgewiesene, 
dem Theophilus zugeschriebene Evangelienkommentar mit dem 
von Hieronymus erwahnten im Grossen und Ganzen identisch sei 
und bereits dem Kommodian vorgelegen habe, behaupten Zahn 
und Hauck (gegen Letzteren s. Bornemann) ; dass er dem Theophi- 
lus von Antiochien angehore, wollte Zahn bewiesen haben, wah- 
rend Harnack ihm gegeniiber die These verfocht, dass der Kom- 
mentar ein um 500 (Bornemann: zwischen 450 und 700) im 
Abendland entstandenes Konglomerat aus Werken alterer latei- 
nischerVater sei. Wie das Werk vorliegt, ist es nicht einheitUch. 

Aus'gaben: De la Bigne, (§ 2 e a) V, 1575, 169—196. COtto (vor 
§ 33) 278—324. ThZahn, FGK H, 1883, 29—85. Vgl. AHarnack in TU 1 4, 
1884, 164. JBPiTRA, AS II 624—634. — Litteratur: ThZahn, FGK 11, 
1883, in, 1884, 198—277 ZkWL V, 1884, 626—628. AHarnack in TU 1 4, 
1883, 97—175 ThLZ XI, 1886, 404. 405. AHauck in ZkWL V, 1884, 561 
bis 568. WSanday in Studia Biblica etc. I, Oxf. 1885, 89—101. WBornemann 
in ZKG X, 1889, 169—252. 

§ 43. Der Brief an Diognet. 

Ausgaben (s. vor § 33 u. 36): HStephands, Par. 1592. COtto 
m, 158—211. OvGebhardt in Patr. apost. 0pp. I, 2«, Lips. 1878, 154 bis 
164. FXPuNK in 0pp. Patr. apost. I, Tub. 1881, 310—33. — Uebersetz: 
ungen: JCMayer in BKV 1869. HKihn (s. u) 155—168. — Litteratur: 
s. vor § 36. Dazu COtto, De ep. ad D., Jen. 1852. FrzOverbeck, Ueber d. 
pseudo-justin. Brief an D. (Basel, Univ.-Prog. 1872) in Studien z. Gesch. d. 
alt. Kirche I, Chemnitz 1875, 1—92. Dazu ThZahn in GGA, 1873, 106 bis 
116. AHiLGENFELD in ZwTh XVI, 1873, 270—286. RALffsnis in LCB 
1873, 1249—51. ThKeim in PKZ 1873, 285—289. 309—314). AHarnack 
in ProlL zu vGebhardt's Ausg. 1878. EBBirks in DCB II, 162—167. 
KJNeumann in ZKG IV, 1881, 284—287. HDoulobt in RQuH XXVin^ 



§ 44.] Hermias. 85 

1880, 601—612. JDeakseke in JprTh VII, 1881, 213—283. 414—484 (Apel- 
les als Verfasser). Dazu FOverbkck in ThLZ VII, 1882, 28—33. HKihn, 
Der Ursprung des Briefs an D., Freib. 1882. Dazu AHarnack in ThLZ 
VIH, 1883, 100—102. JARoBiNSON in TSt I, 1, 1891, 95—97. KSeeberg in 
FGK y 240—243. GKrGger in ZwTh XXXVII, 1894, 206—223. — Fabri- 
cius, BQ 65 sq. Richardson, BS 3 — 5. Harnack, LG 757 f. 

1. Der 1870 verbrannte Cod. Argentor. 9 saec. XIII/XIV 
enthielt eine Schrift (Brief) Tlpb(; AtdYVTjTov, die demselben 
Autor wie die in der Handschrift voraufgehende Abhandlung 
Ilpog '^EXX7)va(;, d. h. dem Justin (vgl. § 36 sc) zugeschrieben war. 
Der Versuch, das Zeugnis der Handschrift zu verteidigen 
(Otto), darf als misslangen gelten, ebensowenig aber ist es 
gelungen, den Brief als ein Erzeugnis des 3. Jahrhunderts (Zahn, 
Harnack, Seeberg) oder der nachkonstantinischen Zeit (Over- 
beck) oder als eine humanistische Stiliibung (Donaldson) ver- 
standlich zu machen. Sehr wahrscheinlich gehort der Brief ins 
2. Jahrhundert, und innere Griinde lassen die Abfassung noch vor 
dem Barkochbakrieg (bis 135) als moglich erscheinen. Die auf- 
fallende Verwandtschaft zwischen der Apologie des Aristides und 
dem Brief hat zur Annahme der Identitat der Verfasser gefiihrt 
(Doulcet, Kihn, KfitJGER). Unter dieser Voraussetzung darf 
man in dem Adressaten den Lehrer Mark Aurels erkennen. Der 
Verfasser will einige bestimmt formulirte Fragen Diognets nach 
Art und Wesen christlicher Gottesverehrung und christlicher 
Nachstenliebe beantworten und seinen Zweifel beseitigen, warum 
das Christentum erst jetzt in die Welt gekommen ist. Einer ober- 
flachlichen Belehrung uber den hellenischen Gotzendienst (Kap. 2) 
und die missbrauchUche Art, wie die Juden den einen Gott ver- 
ehren (Kap. 3 und 4) folgt eine zu Herzen gehende Schilderung 
christlichen Glaubens und christlicher Sitte, die von Eeminiszen- 
sen an paulinische und johanneische Gedanken ganz durchzogen 
ist. Die Kapp. 11 und 12 gehoren nicht zum Briefe, sondern 
werden von einem Spateren angehangt sein. 

§ 44. Hermias. 

Ausgaben (s. vor § 33): JOporinus, Basil. 1553, 402—406. 
WFMenzel, Lugd. Bat. 1840. COtto IX, 1872, 1— 31; vgl. XI— LI. 
HDiELS (§36, 3b), 649—656; vgl. 259— 263. — Uebersetzung: JLeitl 
in BKV 1873. — Fabricius, BG 114—116 (119). Harnack, LG 782f. 

In 13 zum Teil wertJosen Handschriften (Cod. Patmens. 
202 op' saec. X. Cod. Monac. 512 saec. XV al.) ist eine ^Epjieioo 
ytXoooyoD 8taaop[JL6<: twv I'So) ytXoodywv iiberschriebene 



86 KircWiche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Apologeten. [§ 45. 

kurze Abhandlungerhalten, in welcherdie einander widersprechen- 
den Behauptungen der Philosophen liber die menschliche Seele, 
iiber Gott und die Welt, besonders aber iiber die Grundprin- 
zipien der Dinge mit billigem, aber amiisantem Witz durch- 
gehechelt werden. Ueber die Abfassungszeit lasst sich, da die 
Schrift im christlichen Altertum nie genannt worden ist, Sicheres 
nicht aussagen. Aber der Abfassung im 2. Jahrhundert wider- 
spricht weder die handschriftliche Ueberlieferung (vgl. Cod. Ottob. 
112 [und 191]) noch die wenigstens an einer Stelle (vgl. § 2 
mit Cob. 7) hochst wabrscheinliche Benutzung der Cohortatio ad 
Gentiles (s. o. § 36 ab; zu Herm. § 11 vgl. mit Cob. 31 siehe 
Ps.-Plutarch , Placita 17 4 Diels 299), noch endlich der all- 
gemeine Charakter des Scbriftchens, dessen banale Polemik bei 
einem christlich-sophistischen Produkt nicht anstossig zu sein 
braucht. Die Moglichkeit, dass die Abfassung durch das Er- 
scheinen oder die Verbreitung der auch hier, freilich in anderer 
Form als in der Cohortatio, bekampften pseudoplutarchischen 
Placita veranlasst war, muss offea bleiben, und keinenfalls wird 
sie in einem spateren Jahrhundert, auch nicht im 5. oder 6. (so 
Menzel, Diels, Harnack), verstandlicher. 

§ 45. Hinucins Felix. 

Ausgaben: FSabaeusBrixiantjs, Rom 1543 (als 8. Buch des Amo- 
bius). FBalduinus, Heidelb. 1560 (erste Sonderausgabe). Migne, PL III 
239—376. CHalmius in CSE II, Vindob. 1867. Dazu HUsener in JclPh 
XCIX, 1869, 393—416. JJCornelissen, Lugd. Bat. 1882. AemBaehrens, 
Lips. 1886. — Uebersetzungen: ABieringer in BKV 1871. BDombart, 
Erlang. 1881* (unter Abdruck des Halmischen Textes). — Litteratur: 
AEbert, Tertullians Verhaltnis zu M. P. in ASG W V, 1870 (1868) 319 bis 
386. Ders., AUg. Geschichte u. s. w. (§ 2 e), 1889, 25—32. WHartel in 
Zeitschr. f. d. osterr. Gymn. XX, 1869, 348 — 68. EBehr, Der Octavius des 
M. F. in 8. Verhaltnisse zu Ciceros Biichern de natura deorum, Gera 1870. 
ThKeim, Celsus wahres Wort, Zurich 1873, 151 — 168. HDessau, im Hermes 
XV, 1880, 471—474. PdeFelice, Blois 1880. Dazu KJNEtiMANN in ThLZ VI, 
1881,421—424. VSchultze in JprTh VII, 1881, 485-406. Dazu (W)M6l- 
ler, ebend. 757—759. GSalmon in DCB III, 920—924. GLoesche (§ 41). 
PSchwenke in JprTh IX, 1883, 263—294. Reck in ThQu LXVIII, 1886, 
64—114. LMassebieau in Rev. de I'hist. des rel. XV, 1887, 316—346. 
FWiLHELM in Bresl. Philol. Abhdll., Bresl. (Vratisl.) 1887. Dazu AHarnack 
in ThLZ XI, 1887, 422/23. KJNeumann, Der rom. Staat u. d. allg. Kirche I, 
Leipz. 1889, 241 — 245. BSeiller, De sermone Minuciano, August. Vindel. 
1893. JVahlen, Quaestiones Minucianae, Jnd. Lect. Berol. 1894 (text- 
kritisch). — Schoenemann, BPL 58 — 77. Richardson, BS 47 — 50. Harnack, 
LG 647. 

1. In Cod. Par. 1661 saec. IX und seiner Abschrift Cod. 



§ 45.] Minutius Felix. 87 

Dijon. 6861 vielleicht saec. XVI ist eine lateinisch geschrie- 
bene Auseinandersetzung iiber Wert oder Unwert des Christen- 
tums in Form eines zu Ostia gehaltenen Qesprachs zwischen dem 
Heiden Caecilius und dem Christen Oktavius erhalten, wobei der 
Rechtsanwalt Minucius Felix aus Rom, fiber den weitere 
Nachrichten fehlen, die RoUe des Schiedsrichters iibernommen 
hat. Der die Situation anschaulich schildernden Einleitung 
(Kap. 1 — 4) folgt der Angriff des Caecilius (5 — 13), der vom 
Standpunkt des Akademikers die theoretischen Grundlagen des 
Christentums und vom Standpunkt des konservativen Politikers 
und MoraUsten die praktische Religiositat und Lebensfiihrung 
der Christen verwirft. Nach einigen Zwischenreden (14. 15) 
antwortet Oktavius (16 — 38), indem er dem Gegner Punkt fur 
Punkt nachgeht, theoretisch einen christianisierten Stoizismus 
verfechtend und die Vorwiirfe mit Warme zuriickweisend. Zum 
Schluss erklart sich Cacilius fiir besiegt. Der Dialog, nach dem 
Sieger Oktavius genannt, ist vortreflflich disponiert, der Ge- 
dankengang iiberall durchsichtig, die Ausfuhrung geschmackvoll, 
das Ganze ein vortreftliches Specimen fur die Art, wie sich der 
gebildete Romer mit der neuen ReUgion auseinanderzusetzen 
wusste. 

2. Die Schrift ist in unverkennbarer (doch s. Wilhelm) An- 
lehnung an Ciceros Dialog De natura deorum komponiert, womit 
die Fahigkeit des Verfassers selbstandig zu denken und zu schrei- 
ben (s. besonders den letzten Teil) nicht geleugnet werden soil. 
Auch andere Schriften Ciceros und andere romische Klassiker 
kennt der Verfasser aus eigner Lektiire ; Griechen (Plato) diirfte 
er nicht selbst gelesen haben. Die Anklange an neutestament- 
liche Schriften beschranken sich auf geflugelte Worte. Kennt- 
niss der Apologie Justins (vgl. bes. Kap. 29 e— 8 mit Just. Apol. 
1 55) darf vorausgesetzt werden, wahrend die Verwandtschaft mit 
den Arbeiten des Aristides, Athenagoras, Theophilus teils in AU- 
gemeinheiten besteht, teils ohne die Annahme eines Abhangigkeits- 
verhaltnisses erklart werden kann. Dass die Polemik des Caeci- 
lius sich an die des Celsus anschliesse (so Keim), lasst sich nicht 
beweisen ; dagegen durften rhetorische Auslassungen des M. Kor- 
nelius Fronto aus Cirta (f ca. 170 vgl. Kap. 9 is 31 2) Ver- 
wertung gefunden haben. 

3. Die Abfassungszeit ist streitig. Selbst der Terminus da 
quem ist nicht festgelegt, so lange Zweifel an der Echtheit der 



88 Kirchliche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Antiharetiker. [§ 46. 

dem Cyprian zugeschriebenen Abhandlung Quodidola dii nonsunt 
(vgl. § 86 4 n), in welcher der Oktavius ausgeschrieben ist, mog- 
lich sind. Laktanz (Div. Jnst. V 1 22 2s, vgl. auch I 11 55) setzt 
den Minucius vor Tertullian, Hieronymus (VJ 58 vgl. 53, s. 
auch Ep. 70 5) dreht das Verhaltnis um. Das litterarische Vier- 
wandtschaftsverhaltnis zwischen dem Oktavius und dem Apolo- 
geticus Tertullians wird verschieden gedeutet: indessen scheint 
nichts fiir Abhangigkeit des Minucius (trotz Massebieau), wenig 
fur Annahme einer gemeinsamen Quelle (trotz Wilhelm) und 
sehr viel fiir Abhangigkeit Tertullians (so Ebekt, Schwenke, 
Reck) zu sprechen. Die Art der heidnischen Vorwiirfe, die Situa- 
tion der Christen gegeniiber Staat und Gesellschaft (vgl. z. B. 
28 3) ist im 2. Jahrhundert sehr wohl, unter den syrischen Kaisern 
gar nicht und unter Philippus Arabs (Neumann) kaum verstand- 
lich zu machen; und die Art der Erwahnung Frontos, sowie des 
Siegs liber die Farther von 162/63 (Kap. 7 4) als eines Ereig- 
nisses der jungsten Vergangenheit (Lesart der Handschrift), lasst 
die Annahme, dass der Dialog noch unter Mark Aurel verfasst 
wurde, fast gesichert erscheinen. Die zu Cirta gefundene, auf 
210 datierte, von einem M. Caecilius Natalis verfasste Inschrift 
(vgl. Corp. Inscrr. Lat. VIII 6996) kann von dem Sohn des 
Teilnehmers am Dialog herriihren, dessen vollstandiger Name 
unbekannt ist (doch vgl. die Konjektur von Baehrens zu 1 s). 

4. Hieronymus (VJ 58 vgl. Ep. 70 5) kannte eine angeb- 
lich von Minucius Felix verfasste Schrift De fa to vel Contra 
mathematicos, an deren Echtheit er zweifelte. Sie ist vermut- 
lich auf Grund der Ankiindigung im Octavius (36 2), dass der 
Verfasser an anderem Orte ausfuhrUcher iiber das Fatum zu 
handeln gedenke, untergeschoben worden. 

Zweites Eapitel. 
Die antiharetisehe Litteratur. 

Vgl. die vor §§ 22 aufgefiOirte Litteratur und die §§ 36, 2a. d 1, 38b 
und 40, 2 k notierten Schriften. 

§ 46. Ag^ppa Easter. 

HouTH, RS I 85—90. — Fabricius, BG ISSsq. Habnack, Ld 114 f. 

Von Agrippa Kastor hat Eusebius (IV 7 esq.) einen 
"'EXsYXO^s xataBaoiXeiSoo gelesen und ein Bruchstuck daraus 
mitgeteilt. Vgl. Hieron. 21 und Theod. Haer. fab. 14. — 



§§ 47 — 50.] Rhodon. Musanus. Philippus von G-ortyna. Modestus. 89 

§47. Hhodon. 

Route, RS I 437—446. HGVoigt (§ 40 s a), 224—233. — Pabricius, 
BG164. Harnack, LG 599. 

Der KJeinasiate Rhodon (Eus. V 13) ist in Rom Tatians 
Schiller gewesen. Eusebias nennt drei Schriften, von denen er 
die beiden ersten gelesen hat: 

a) Ein gegen Marcion, seine Schule und Apelles 
geiichtetes, dem Kallistion gewidmetes Werk. Die beiden inter- 
essanten Bruchstucke, die Euseb mitteilt, behandeln die Spal- 
tungen unter den Marcioniten und eine Disputation zwischen 
Rhodon und Apelles, die fiir den Gegensatz zwischen apologeti- 
scher und gnostischer Theologie sehr charakteristisch ist; 

b) T7r6(JLVTr][JLa qI<; t-Jjv i^cLri\iBpo'^] 

c) Eine gegen Tatians Problemata gerichtete Schrift. 
Dass Rhodon der antimontanistische Anonymus von Eus. 

V 16 sei, behauptet Hieronymus (VJ 37 vgl. 39) ohne Grund. 
Fiir die Abfassung der von Epiphanius (XLVIII 2—13) benutz- 
ten antimontanistischen Quelle durch Rhodon versucht Voigt 
Griinde geltend zu machen. 

§ 48. Hnsanus. 

ThZahn, FGK I 287. GNK 11 2, 438. — Fabrioius, BG 164 sq. Har- 
nack, LG 760. 

Nach Eusebius (IV 28) hat Musanus^ ein Zeitgenosse (und 
Landsmann?) von Apollinaris, Melito, Modestus und Irenaus 
(IV 21 ; anders Chron. ad ann. Abr. 2220 Sever. XI), ein Werk 
gegen die Enkratiten geschrieben, das Niemand ausser Euseb 
gesehen zu haben scheint. Vgl. Hieron. 31 und Theodor. Haer. 
fab. I 21. 

§ 49. Philippus von Gortyna. 

Pabricius, BG 168. Harnack, LG 237. 

Der Bischof Philippus von Gortyna auf Kreta schrieb 
zur Zeit Mark Aurels (oder Kommodus?) eine Schrift gegen 
Marcion, von der nur Euseb (IV 25; vgl. 21 und 23 5) selb- 
standige Kunde besessen zu haben scheint. Hieron. 30. 

§ 50. Modestus. 

Fabricius, BG 165. Harnack, LG 759. 

Nach Euseb (IV 25; vgl. 21) hat ein gewisser Modestus, 
Zeitgenosse des Philippus und Irenaus, eine Schrift gegen Mar- 
cion geschrieben. Hieron. 32. 



90 Kirchliche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Antiharetiker. [§§51, 62, 

§ 51. Hegesipp. 

RouTH, RS 1 205—284. AHilgenpeld in ZwTh XIX, 1876, 177—229. 
ThZahn in ZKG II, 1878, 288—291 undThLB XIV, 1893, 495-497. CWee- 
SACKER in RE y 695—700. CdeBoor in TU V 2, 1889, 165—184. PhMeyer 
in ZKG XI, 1889, 155 — 158. FrzOvbrbeck, Ueber die Anfange der Kirchen- 
geschichtsschreibung, Bas. 1892, 6—13. 17—22. EBratke in ThLB XV, 1894, 
65-67. - Faricius, BG 158 -160. Rich -lrdson, BS 1 1 If. Harnack, LG483-485. 

1. Hegesipp; Orientale, wahrscheinlich Jude, jedenfalls 
des Syrischen und des Hebraischen machtig, hat auf einer Reise 
ins Abendland in Korinth und in Rom, zur Zeit des Bischofs 
Anicet 154 (156)— 166 (167), Aufenthalt genommen (Eus. IV 22). 
Nach eigener Aussage (vgl. Eus. 1. c. § 3) lebte er noch zur Zeit 
des romischen Bischofs Eleutherus (174 [175] —189). Die Be- 
hauptung des Ohronicon paschale (ed. Dind. 490), dass er unter 
Kommodus (180 — 192) gestorben sei, ist vielleicht nur Kom- 
bination aus den Angaben des Eusebius. 

2. Hegesipp hat ein Werk geschrieben, das wahrscheinlich 
T7co[iVT](xaTa betitelt war (Eus. IV 22 i vgl. II 23 4) und aus 
fiinf Biichern bestand, aus denen Eusebius (II 23 III 11 16 20 
32 IV 8 22) einige umfangreiche Bruchstiicke mitgeteilt hat. Die 
Vermutung, dass dies Werk eine Art Kirchengeschichte gewesen 
sei; ist so wenig haltbar (vgl. Weizsacker, Overbeck) wie die 
andere, dass Hegesipp eine Statistik seiner Zeit oder eine Beise- 
beschreibung habe Uefern woUen. Vielmehr lassen es die Bruch- 
stiicke als gewiss erscheinen, dass Hegesipp gegenuber der Gnosis 
„die irrtumsfreie Ueberlieferung der apostolischen Predigt in ein- 
fachster Form" (Eus. IV 8 2) hat darlegen woUen. Dem Zwecke 
dieses Nachweises sollten auch die historischen Abschnitte dienen, 
die dem Werke eingefiigt waren. Zu der Annahme, dass Hege- 
sipp einer judenchristUchen Sekte angehort oder ihr nahegestanden 
habe, geben die Bruchstiicke keinen Anlass; vielmehr verweisen 
sie ihn als den Vorlaufer des Irenaus. Fiir sein Werk ist Euse- 
bius (Hieron. 22) fast der einzige Zeuge. Neben ihm kommen nur 
Philippus Sidetes (vgl. deBoor 169) und Stephanus Gobarus 
(vgl. Photius Cod. 232 Bekk. 288) in Betracht, die indessen das 
ganze Werk nicht mehr gesehen zu haben brauchen. Ueber die 
Moghchkeit des Vorhandenseins des ganzen Hegesipp im 16. Jahrh. 
vgl. Zahn, Meyer und Bratke. 

§ 52. Irenaus. 

Ausgaben: DErasmus, Basil. 1526 u. 6. (lateinisch). NGtALLASIUS, 
Genev. 1570 (auch die griechischen Fragmente). FFEUARDENrros, Par. 1576 



§ 52.] Irenaus. 9 1 

u. 6. JEGrRABE, Oxon. 1702. RMassuet, Par. 1712. 34. AStieren, 2 T. Lips, 
1848—63. MiONE, PG VIT 433—1322. W WHabvey, 2 V. Cambr. 1857. Vgl. 
Monumentasyriacaed. GMoesinger II, 8sq. des syr., 10 sq. deslatein. Textes. 
PiTRA, AS n 188—217. — Uebersetzung: HHayd, 2 B., in BKV, 1872/73. 
— Littera tur: AStieren in Ersch undGrubers AUgem. Enzyklop. u. s. w., 
2. Sect., 23. Teil, Leipzig 1844, 357 — 86. HZiegler, Iren. der Bisch. v. L., 
Berl. 1871. RALtpsius in HZ XXVIH, 1872, 241—295 und DCB. II, 252 
bis 279. CLeimbach in ZluthThK XXXIV, 1873, 614—629. OvGebhardt in 
ZhTh XLV, 1875, 368—70. ThZahn in ZKG II, 1878, 288—291 ; RE VII 
129—240; FGK IV 249—283; ThLB XIV, 1893, 495—97. FLoOFS, Ire- 
naushandscbriften, Leipz. 1888. PhMeyer in ZKG XI, 1889, 155—168. — 
Fabricius, BG 75—87. Richardson, BS 26—29. Preuschbn, LG 263—288. 

1. Irenaus ist in Kleinasien schwerlich vor 120 und sicher 
nicht nach 130 (Zaun 125, Leimbach 126, vGebhardt 126 — 130, 
LiPSius 130) geboren worden. Nach eigener Angabe ist er Schiiler 
Polycarps {f 155) und anderer Presbyter gewesen, ^welche den 
Johannes, den Jiinger des Herrn, gesehen haben" (II 22 s Stieren ; 
vgl. auch V 6 1 30 1 33 3 36 2). Dass er 155 sich in Rom befand, 
wird glaubwiirdig berichtet (Anhang des Martyr. Polyc. im Cod. 
Mosqu.). Zur Zeit der Christenverfolgung in Lugdunum und 
Vienna (177) war er Presbyter in Lugdunum. Im Auftrag der 
Konfessoren reiste er in der montanistischen Angelegenheit zum 
Bischof Eleuthenis nach Rom. Nach der Rtickkehr ward er Bi- 
schof als Nachfolger des in der Verf olgung gestorbenen Pothinus. 
AIs solcher hat er aus Anlass der Streitigkeiten um den Oster- 
termin an Bischof Viktor von Rom, also nach 189, geschrie- 
ben. Die Zeit seines Todes ist unbekannt, sein Martyrium erst 
Behauptung des 5. Jahrh. (Hieron. Comm. in Isa. 64. ann. 410, 
noch nicht VJ 35 ann. 392; Ps.- Justin, Quaest. et Resp. 115 
Otto 188; Gregor. Turon. Hist. Fr. I 29 [27]). 

2. Mit schulmassigem Betrieb heidnischer oder christlicher 
Philosophic hat Irenaus sich nie abgegeben, und zum Schrift- 
steller fiihlt er sich nicht geboren (I praef.), wenn es ihm auch 
an Veranlassung die Feder zu. ergreifen in seiner Stellung als 
Bischof nicht gefehlt hat; Gewandtheit im Ausdruck spricht er 
sich selber ab (1. c). Als sein Hauptwerk erscheint die Schrift 
gegen die Haretiker unter dem Titel: "EXsy/oc %al avarpoTTT] 
T-^C fI)st)8(ov6(xot) Yva)asa)(; (II praef. IV praef. 1 und 12 4 
V praef. Vgl. Euseb. h. e. V 7 1. Der abgekiirzte Titel irpoc 
alpsosK; bei CyriD. Hieros. Catech. 16 e; adversus haereses bei 
Hieron. V J 35). Vom Original sind zahlreiche und umfangreiche 
Bruchstiicke bei Hippolyt, Eusebius, Epiphanius u. A. erhalten. 



92 Kirchliche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Antiharetiker. [§ 52. 

TJeber die Moglichkeit, dass noch im 16. Jahrhundert das Original 
existierte, s.Zahn. Ganz existiert dasWerk nurin einer lateinischen 
Uebersetzung (19 Handschriften von sehr verschiedenem Wert, 
s. LooFs); die vielleicht Tertullian schon gekannt hat und deren 
sklavische Treue bis zu einem gewissen Grad den Verlust des 
Originals verschmerzen lasst. Ob die erhaltenen syrischen Bruch- 
stiicke (Harvey II 431 — 453) auf eine voUstandige Uebersetzung 
schliessen lassen, bleibt ungewiss. Das Werk ist in Gallien, als 
Eleutherus Bischof von Rom war (III 3 3), also zwischen 174 
(176) — 189, wahrscheinlich erst nach 180 entstanden. Nach der 
urspriinglichen Absicht wollte der Verfasser vor einem nicht ge- 
nannten Freunde in zwei Buchem die ketzerischen (insbesondere 
valentinianischen) Irrtumer entlarven (eXsY^oc) und sie widerlegen 
(avatpoTDij). Bei Abschluss des zweiten Buches (II 35 4) erschien 
eine noch aasfiihrhche Widerlegung aus den heiligen Schriften 
wunschenswert, der zunachst ein drittes Buch (Lehre der Evan- 
geUsten und Apostel), dann ein viertes (Reden Jesu) und endlich 
ein fiinftes gewidmet wurde, das ausser den Reden Jesu noch eine 
Klarlegung der wahren Lehre des Paulus gegeniiber haretischer 
Verfalschung bringen soUte, in der That aber ganz andere Ge- 
dankengange (Auferstehung des Fleisches, chiliastische Hoff- 
nungen) einschlagt. Demzufolge mangelt dem Ganzen der be- 
friedigende Abschluss. Fiir seine Darstellung der valentiniani- 
schen Irrlehren kann sich Irenaus auf personUche Bekanntschaft 
mit Schiilern Valentins und auf Kenntnis gegnerischer Schriften 
berufen; altere Ketzerbestreitungen (Justins beide Schriften, 
auch Hegesipp) sind ihm bekannt gewesen (IV praef. vgl. IV 6 2). 
Sein positives Beweismaterial entnimmt er in erster Linie den 
heiUgen Schriften, wobei dem Alten Testament ein Neues gleich- 
wertig an die Seite tritt. Dazu gesellt sich die Berufung auf die 
unverfalschte apostoUsche Ueberlieferung, die allein das richtige 
Schriftverstandniss verbiirgt (bes. Ill 2 und 3), Er selbst ver- 
dankt kleinasiatischen „Presbytem" (vgl. Nr. 1) vielfach direkto 
Mitteilung apostoUscher Lehre. Das Werk des Papias kannte er 
(V 33 3 sq.) ; Ignatius' Brief an die Romer hat er gelesen (V 28 4), 
auch Polykarps Brief an die Philipper (III 3 4) und Justins Syn- 
tagma gegen Marcion (IV 6 2 V 26 2), sowie die erste Apologie 
(II 30 5 [Apol. I 22] II 32 1 [15] III 2 s [12] IH 4 [60] IV 37 e 
[43] V 3 2 [19]). Sein Werk ist im Abendland und Morgenland 
viel benutzt worden (vgl. Pkeuschen 266 ff.) und die klassische 



§ 52.] Irenaus. 93 

Ketzerbestreitung geblieben. TertuUian hat das erste Buch in 
seiner Schrift gegen die Valentinianer ausgeschrieben (vgl. 0pp. 
Tertull. ed. JSSemler V, 1773, 300—351 [Oehler III 658 
bis 681]). 

3. Die iibrigen Schriffcen des Irenaus sind verloren ge- 
gangen. Dem Titel nach oder aus Bruchstiicken sind folgende 
bekannt: 

a) riepl [iovap)fta<; t^ Trspl too [jlt] elvat t6v dsbv Tronrj- 
TYjv xaxd)v littatoXTj, gerichtet an den valentinianischen Irr- 
lehren zuneigenden romischen Presbyter Florinus (Euseb. V 
20 i; Harnack, LG 593 f.). Ein wegen seiner geschichtlichen An- 
gaben wichtiges Bruchstuck hat Easebius (1. c. 4 — 8) auf bewahrt 
(armenisch AS II 200 sq.). Ueber die Moglichkeit, dass Phila- 
ster 79 (vgl. Augustin. adv. haer. 66) Kenntnis dieser Schrift ge- 
habt babe, s. ThZahn, FGK IV 306 ; 

b) IIspl oYSoaSoc o7ro66ao[JLa, wider denselben Flori- 
nus nach seinem Bruch mit der Kirche. Bruchstuck (Schluss) 
bei Euseb. V 20 2. Vielleicht auch Fragm. graec. VIII (Harvey 
II 479); 

c) Hspl o)^ia[JLaTOc iTctOToXif], an den Romer Blastus 
(Euseb. V 20 1 vgl. 15; Harnack, LG 594f.) in der Passahfrage. 
Blastus war Quartadecimaner (Pseudo-TertuU. 22) ; 

d) IIpoc; BtXTCDpa littatoXTj (Maxim. Conf. ; de quaestione 
paschae epistola Hieron. 35; 6 Tuepl too icdcr/aL \6'^o<; Pseudo- 
Just. Quaest. etc. Otto 188 [?]), an den romischen Bischof Vik- 
tor (189 — 198/9) gerichtet, um diesen vor extremen Schritten 
in der Osterstreitigkeit zu wamen. Ein weiteres Bruchstuck bei 
Maximus Konfessor (sermo VII de eleemos., Combef. II 554. 
Fragm. graec. IV Harvey, vgl. auch AS 11 197 N. 3) und das 
syrische Fragment XXVIII Har. (vgl. AS IV 27. 300). Anders 
Preuschen, LG 693 f., vgl. ThZahn, FGK IV 283—308; 

e) Ein weiteres Sends chreib en in der Passahfrage muss 
Irenaus an einen Alexandriner (Bischof?) gerichtet haben, 
vgl. Fr. syr. XXVII Har. ; 

f) und g) Eine apologetische Schrift IIpo^^'EXXTjvac Xd^oc 
icspl lirtaT75(i7]<: und eine Darlegung der Glaubensregel Xdyoc 
TTpoc; Mapxtav6v si<; litCSstStv tod aitootoXtxoo %ripb^\iaLzo<; 
kannte Eus. (V 26) ; 

h) Ein BtpXtov StaX^Jsoov Stayopwv erwahnt Eus. V 26 
vgl. Hieron. 35. Dass es Predigten gewesen sind, scheinen die 



94 Kirchliche Litteratur des 2. Jahrhunderts. Antiharetiker. [§ 53. 

Brucbstiicke in den SS Parall. (Fr. gr. XI Hak.) und in einer 
Katene (XLI Hae.) zu beweisen; 

i) Von den durch Maximus Konfessor (Comb, n 72) bezeug- 
ten AoYOi 7:pb<; ATjinjiptov Siaxovov BtaivTjc; Tuspl TutaTsox; sind 
einige Brucbstiicke erbalten (Fr. gr. Vlat. VI Har. AS 11 202); 

k) Nacb der Ueberscbrift des Fr. syr. XXVI Har. bat Ire- 
naus einen Kommentar zum Hoben Lied in mebreren Teilen 
verfasst', 

1) Wobl nur versebentUcb ist dem J. eine Scbrift Hspl 
T7]c aYia? tpLa8o(; zugescbrieben worden (SS. Parall. Cod. 
Coisl. 276 f. 138 a); 

m) Eine besondere Scbrift gegenMarcion bat Irenaus 
scbreiben wollen (I 27 4 III 12 12 Stieren). Ob er seinen Plan 
ausgefUbrt bat, ist nicbt bekannt. (Vgl. Eus. IV 25 und Tbeo- 
doret. H. f. I 25. Aucb oben unter g.) 

4. Die Herkunft der vier von Pfaff, als von Irenaus stam- 
mend, berausgegebenen Fragmente (XXXV — XXXVIII 
Har.) ist unsicber. Wiibrend das Dritte irenaiscb sein konnte 
(Zakn), ist das bei dem zweiten dadurcb ausgescblossen, dass der 
Hebraerbrief als pauliniscb zitiert ist (vgl. dagegen Irenaus bei 
Stepb. Gobar., [Pbot. Cod. 232 Bekk. 291]). Dass alle Frag- 
mente ins 2. Jabrb. geboren, ist nicbt unmoglicb. 

ChMPfaff im Giornale de Letterati d'ltalia XVI, 1714, 228—245 und 
im Syntagma dissert, theol., 1720, 573 sq. AStieren, 0pp. Iren. II, 381 bis 
528. ThZahn, FGK in, 1884, 280 f. ; IV, 1891, 285, 4. — Harnack, LG 760f. 

§ 53. Montanisten und Antimontanisten. 

RouTH, RS I 465—485; 11 183—217. GNBonwetsch, Die Geschichte 
d. Montanismus, Erlang. 1881, 197—200. ThZahn, Die Chronologie des M. 
in FGK V 1-57 passim. — Fabricius, BG 164. 180 sq. Harnack, LG238— 243. 

1. Was man von montanistiscber Scbriftstellerei weiss, 
bescbrankt sicb auf Folgendes. Im Dekret des Gelasius (VI 43) 
werden Opuscula Montani, Priscillae et Maximillae 
verworfen; darunter sind mogUcber Weise Orakelspriicbezu 
versteben, wie sie vereinzelt bei verscbiedenen Scbriftstellern 
(TertuUian, Eusebius, Epipbanius, Didymus, vgl. Bonv^etsch und 
LG 238 f.) erbalten sind. Vielleicbt bat eine Sammlung solcber 
Spriicbe der Montanist Asterius Urbanus (Antimontanist 
bei Eus. V 16 17) veranstaltet. Der Montanist Tbemison 
(Antimont. 1. c.) scbrieb nacb Apostelart einen katboliscben Brief 
(Apollonius bei Eus. V 18 s). Die antimontanistiscbe Scbrift des 



§ 54.] Die romiscbeu Bischofe. 95 

Miltiades rief eine Gegenschrift hervor (Antimont. Eus. V 17 i). 
Vgl. auch Hieron. Ep. 41 (133 a). 

2. Auch liber antimontanistiche Schriften ist nichtviel 
bekannt: 

a) Aus dem Werke eines 13 bis 14 Jahre nach dem Tod 
der Maximilla (197?) schreibenden Mannes (Anonymus Euse- 
bianus), dessen Personlichkeit nicht festzustellen ist (Hierony- 
mus 39, vgl. 37^ rat auf Rhodon, Rufin [ad loc. Eus.] auf Apol- 
linaris von Hierapolis), hat Eusebius (V 16 17) neun, zum Teil 
umfangreiche Fragmente aufbewahrt; 

b) Aus dem Werk de!> 40 Jahre nach dem Auftreten des 
J^ontanus (197?) schreibenden ApoUonius teilt Eusebius (V 18) 
sechs Fragmente und einige Notizen mit. Gegen diesen ApoUo- 
nius hat nach Hieron. 40 Tertullian das 7. Buch seiner Schrift 
Ilepl fexoTaoecdc (§ 84 8 c) gerichtet ; 

c) Ueber die antimontanistischen Schriften des Miltiades 
und des Apollinaris s. §§ 38a. 39a; 

d) Nach einer nicht kontrolierbaren Notiz bei Pradestin. 26 
soil Bischof Soter von Rom (§ 54) gegen die IVIoutanisten ge- 
schrieben und Tertulhan ihn wie den ApoUonius bekampft haben; 

e) Im antimontanistischen und antignostischen Interesse 
schrieben auch die von Epiphanius sog. Alog^r, aus deren 
Schriften im Panarion (Haer. 11) Mitteilungen gemacht werden ; 

f) Eine antimontanistische Schrift benutzt Epiphanius 
(XLVin 2 — 13)* Von den verschiedenen Hypothesen iiber den 
Verfasser (Bonwetsch: Hippolyt, Hilgenfeld: ApoUonius, 
LiPSius : Anonymus des Eus.) ist die von Voigt, der die Schrift 
fiir Rhodon (§ 47) in Anspruch nimmt, die begriindetste. Viel- 
leicht ist auch Haer. XLIX 1 eine alte Quelle benutzt; 

g) Didymus (Trinit. Ill 41 vgl. II 15 HI 18 19 23 38) 
benutzt eine alte^ den patripassianischen Monarchianismus be- 
kampfende Schrift, die Voigt auf Hippolyt (^spi xapto(jiaTa)v) 
Harnack auf Klemens (xepl Trpo^pTjTstag) zuriickfuhren mochte. 

Drittes EapiteL 
BischOfliche und Synodalschreiben. 

§ 54. Die romischen BischSfe. 

CPCasfari (§ 18), 31—35. AHarnack (§ 86 ec) in TU V, 1, 1888. 
PdeLagabde, Septuagintastudien in Abhdll. d. kon. Ges. d.Wiss. z. Gott. 
XXXVII, 1891,-85. — Fabbicius, BG 162. Habnack, LG 589 f. 591 f. 695 f. 



96 Kirchliclie Litteratur des 2. Jahrh. Bischofliche Schreiben. [§ 55. 

Von den romischen Bischofen der ersten Jahrhunderte hat 
nur Viktor als Schriftsteller sich versucht. Soter (166/167 — 174 
bis 175 vgl. § 53 2d) wird das Schreiben der romischen Gemeinde 
an die korinthische verfasst haben , dessen Dionjsius (bei Eus. 
IV 23 ii) gedenkt, Eleutherus (175—189) die Friedensbriefe 
fur montanistische Gemeinden, die TertuUian (Prax. 1) erwahnt. 
Von Viktor (189 — 99), einem Afrikaner, bemerkt Hieronymus 
(VJ 53), dass er neben ApoUonius (§ 98) und vor TertuUian 
der erste lateinische Schriftsteller der Christenheit gewesen sei. 
Eusebius weiss von einem Schreiben der romischen (Gemeinde im 
Passahstreit, das Viktors Art gezeigt babe (V 23 s [2]). Es han- 
delt sich dabei um ein Rundschreiben, mit dem das Schreiben 
Victors, dessen Polykrates (V 24 s) gedenkt, identisch gewesen 
sein wird (anders Caspari), und ein Rundschreiben war auch der 
Brief, durch welchen Viktor die asiatischen Kirchen aus der Ge- 
meinschaft ausschloss. Noch zu des Hieronymus Zeit sollen 
mediocria de religione volumina von Viktors Hand vorhanden ge- 
wesen sein (Chron. ad ann. 2209 Abr. Pert. 1 = 193 5 vgl. auch 
VJ 34). Harnack will in ihm den Verfasser des pseudocypria- 
nischen Traktats de aleatoribus sehen (§ 86 6 c), Lagarde halt 
fur mogUcb, dass das Bruchstiick einer lateinischen Apologie 
im Codex Fuldensis des Apologeticus Tertullians (§ 85 6 a) von 
ihm herriihrt. 

§ 55. Dionysius YOn Eorinth. 

RouTH, RS 1 177— 201. — Fabricius, BG 162sq. Richardson, BS 112 
Harnack, LG 235 f. 

Der Zeitgenosse Soters von Rom, Bischof Dionysius von 
Korinth, hat eine Anzahl von Briefen an verschiedene Gemein- 
den geschrieben, die friihzeitig, vielleicht von ihm selbst gesam- 
melt, noch von Eusebius gelesen wurden, der dariiber (IV 23) ein- 
gehenden Bericht erstattet hat. Es sind die folgenden: 1) an die 
Lacedamonier (1. c. § 2); 2) an die Athener (2); 3) an die 
Nikomedier (4); 4) an die Gemeinde von Gortyna und die 
anderen Gemeinden auf Kreta (5); 5) an die Gemeinde von 
Amastris und die iibrigen pontischen Gemeinden (6); 6) an die 
Knossier (7, 8); 7) an die Romer (9 — 12). Ausserhalb der 
Sammlung scheint der Brief an Chrysophora (13) gestanden 
zu haben. Aus dem Romerbrief, einem Dankschreiben, teilt 
Euseb vier kleine Bruchstiicke mit. Vgl. Euseb. Chron. Sync. 



§§ 56, 57.] Serapion von Antiochien. Schreiben im Osterstreit. 97 

665 13. Hieron. ad ann. Abr. 2187 Commod. XI und VJ 27. 
Ep 70 4. Die pontischen Bischofe (?) Bakchylides und Elpi- 
stus (LG 236), sowie der Bischof Piny t us von Knossus (BG 
164. LG 237) haben auf die an ihre Gemeinden gerichteten 
Schreiben geantwortet (Eus. 1. c. §§ 6 7). 

§ 56. Serapion YOn Antiochien. 

KouTH, KS I 449—462. AHarnack, Die Zeit des Ignatius (§ 9) 46 f. 
— Fabricius, BG 166 sq. Richardson, BS 114. Harnack, LG 503 f. 

Von dem Bischof Serapion von Antiochien (vielleicht 
[189] 192—209. Euseb. Chron. ad ann. Abr. 2206; Commod. 
XI vgl. V 22 VI 11 4) kannte Eusebius folgende Schriften 
(VI 12): 

a) Einen Brief an den zum Judentum abgefallenen Dom- 
ninus; 

b) einen Brief an die kirchlichen Manner Pontius und 
Karikus, den IVIontanismus betreffend, vgl. V 19; 

c) andere Briefe an Verschiedene; 

d) einen AoYOc irspl tod Xs70(ievoo xara Jlerpov soaY- 
YsXioo, an die Gemeinde inBhos(s)us zur Warnung vor dem do- 
ketischen Inhalt dieses Evangeliums gerichtet. Daraus ein Bruch- 
stiick VI 12 3—6 (vgl. oben § 16 2). 

Unabhangig von Eusebius scheint die Notiz bei Sokrates 
(H. E. in 7) zu sein, dass Serapion in einer Schrift Christum als 
l'{i([^o5(ov bezeichnet habe, 

§ 57. Schreiben im Osterstreit. 

Der Streit um das Passah hat Bischofe und Gemeinden zum 
Briefverkehr veranlasst. Erwahnt werden folgende Schreiben: 

a) der Bischofe Theophilus vonCasarea undNarcissus 
von Jerusalem an der Spitze der palastinensischen Bi- 
schofe (Eus. V 23 8 [2]. LG 503); 

b) Viktors von Rom, vgl. § 54; 

c) des Bischofs Palmas von Amastris, an der Spitze der 
pontischen Bischofe (Eus. 1. c. BG 169. LG 237); 

d) der gallischen Gemeinden unter Fiihrung deslrenaus 
(Eus. 1. c. vgl. § 52 ad); 

e) der osroenischen Bischofe (1. c. 4 [3]. LG 503); 

f) des Bischofs Bakchyllus von Korinth (1. c. BG 168f. 
LG 261); 

Eriiger, LitteraturgescMchte. l. u. 2. Aufl. 7 



98 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrh. Bischofliche Schreiben. [§ 58. 

g) des Bischofs Polykrates von Ephesus, daraus zwei 
Bruchstiicke an Victor von Rom (V 24 2-~7 8. RS 11 11—36. 
BG 169 sq. LG 260); 

h) Protestschreiben verschiedener Bischofe gegen die 
Exkommunikation der Asiaten durch Viktor (V 24 lo. LGr 260). 

Zweiter Abschnitt. 

Die patristisclie Litteratur im Zeitalter der Entstelmiig 

einer theologischen Wissenscliaft. 

§ 58. AUgemeines. 

HEFGrUERiKE, De schola quae Alexandriae floruit catechetica com- 
mentatio. I, Hal. Sax. 1824 (der zweite Teil enthalt die theologischen Aus- 
fuhrungen). CPWHasselbach, De schola qu. Al. fl. cat. I, Stettin 1826 
(gegen Gubrike). ERRedepenning (§ 61) I, 57—83. EVacherot, Histoire 
critique de I'ecole d'Alexandrie, 2 B., Lyon 1846. 51. ChBigg, The Christian 
platonists of Alexandria, Oxf. 1886 pass. AHarnaok (§ 2 se) 501 — 506, 
^ 591 — 596. AEhrhard, Die griechische Patriarchalbibliothek von Jerusalem, 
in Rom. Quartalschr. IV, 1891, 217—265. 329—331. 383 f. 

1. Die Absicht auf wissenschaftliche Bearbeitung der christ- 
lichen Glaubensquellen und Glaubenslehren mit den Mitteln and 
in den Formen weltlicher AVissenschaft zum Zweck der Ver- 
tiefung christlicher Erkenntnis, hat vielleicht schon den kirch- 
lichen Schriftstellern des 2. Jahrhunderts nicht feme gelegen, 
tritt aber in ihren litterarischen Arbeiten, aucb bei Irenaus, 
noch in den Hintergrund. Bei den Gnostikern allein ist sie rege 
gewesen, und die Methode der Gnostiker ist seit dem Ausgang 
des 2. Jahrhunderts in den Dienst der Kirche gestellt worden. 

2. Das Interesse an solcher wissenschaftlichen Arbeit tritt 
vornehmlich in der patristischen Litteratur des Orients hervor. 
Seine Pflegstatte war in erster Linie die Katechetenschule zu 
Alexandrien (Eus. V 10 1 4 VI 3 3 6 1), die weder fiir den Kate- 
chumenenunterricht bestimmt noch ein theologisches Seminar ge- 
wesen ist, sondern alien Gemeindegliedern offen stand, deren 
Horizont weit und deren Erkenntnistrieb rege genug war, urn 
wissenschaftlicher Vertiefung zu bedurfen oder sie ertragen zu 
konnen, aber auch Heiden nicht verschlossen blieb, sofern ihnen 
an einer Auseinandersetzung mit christlichen Gedanken gelegen 
war. Die Entstehung der Anstalt wie ihre altere Geschichte Uegt 
im Dunkel, doch steht nichts im Wege sie als infolge gnostischer 



§ 58,] AUgemeines. 99 

Gefahren entstanden oder verkirchlicht vorzustellen. Um das 
Jahr 180 war sie ein langst vorhandenes kirchliches Institut (Eus. 
V 10 i). Dass der Apologet Athenagoras an ihrer Spitze ge- 
standen habe, ist mehr als zweifelhaft (§41 1), sicher gilt es von 
Pantaenus (§ 59), ihren eigentlichen Ruf aber verdankt die Schule 
der in der christlichen Litteraturgeschichte Epoche machenden 
Wirksamkeit des Klemens (§ 60) und des Origenes (§ 61), die, 
beide gut kirchlich, doch durch ihre ganze Art hinausstreben 
iiber die christlicher Gnosis durch die Glaubensregel gesetzten 
Schranken. Ihre Tradition ist in der Katechetenschule fort- 
gepflanzt worden. 

3. Die wissenschaftlichen Bestrebungen bUeben auf Alexan- 
drien und seine Schule nicht besChrankt. In dem christlichen 
Edessa hatte vielleicht schon Bardesanes (§ 25) eine Schule ge- 
stiftet, die im 3. Jahrhundert in Bliite stand und in dem Presbyter 
Makarius (LG 533) einen beruhmten Lehrer besass. DerBischof 
Alexander von Jerusalem (§ 81) legte den Grund zu einer theo- 
logischen Bibliothek (Eus. VI 20 i); er und sein KoUege Theok- 
tist von Casarea waren der Wissenschaft freundlich gesinnt. 
Eine namhafte Rivalin erwuchs der alexandrinischen Katecheten- 
schule in der von Origenes gegriindeten Schule . zu Casarea in 
Palastina (§61 2), deren von Pamphilus (§ 83) angelegte Biblio- 
thek Jahrhunderte lang grossen Ruf genoss (LG 543 — 45). Der 
Einfluss des grossen Alexandriners aber ward herrschend in der 
theologischen Litteratur des Orients, die iiberall von ihm ab- 
hangig ist, wo der schriftstellerische Vorwurf es gestattet. Auch 
wer, wie Methodius (§ 76) sich zu den Resultaten im Gegensatz 
weiss, macht wenigstens formelle Anleihen, und die einsame 
Selbststandigkeit des Julius Afrikanus (§ 82) bestatigt als Aus- 
nahme nur die Regel. 

4. In der patristischen Litteratur des Abendlandes iiber- 
nimmt seit dem 3. Jahrhundert das lateinische Element zunehmend 
die Fiihrung, und zwei Jahrhunderte spater ist Kenntnis des grie- 
chischen schon dasZeichen einer nicht gewohnUchen Bildung (Coe- 
lestl pap. Ep. Vni 9). Das wissenschaftliche Interesse tritt bei 
den abendlandischen Schriftstellern des 3. Jahrhunderts fast 
durchweg hinter dem apologetisch-polemischen und kirchlichen 
^uriick, und nur die Schriftstellerei des griechisch schreibenden 
Hippolyt (§ 91) kann mit der der Alexandriner oder des Julius 
Afrikanus verglichen wer den. 



100 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§§ 59, 60, 

m " I iipi^i^— ^i^^^  11    ...^  -■■ ^  ■■■■■■- ^ — I 11 I     I   I   _^ M 

Erstes Eapitel. 
Die Orientalen. 

I. Die Alexandriner. 
§ 59. Pantaenus. 

KouTH, KS I 375—383. Migne, PG V 1327—1332. ThZahn, FGK in 
156 — 174. — Fabbicius, BG 167 sq. Richardson, BS 115 f. Haknack, LG 
291—296. 

Der Sicilier (Clem. Strom. I lii) Pantaenus, nach Euse- 
bius (V 10 i) schon beim Regierungsantritt des Kommodus (180) 
als Vorsteher der Katechetenschule in Alexandrien thatig und 
um 200 oder kurz vorher gestorben, soil die Schatze der gott- 
lichen Lehren ausser durch seinen Vortrag auch durch Schriften 
erlautert baben (Eus. V 10 4). Diese scbwerlich richtige Bemer- 
kung wird von Hieronymus (VJ 36) und Spateren (Anastasius 
Sinaita, Maximus Confessor) anscheinend ohne Grund dabin er- 
weitert, dass Pantanus exegetische Arbeiten zu den heiligen 
Schriften geliefert babe. 

§ 60. Elemens. 

Au sg ab en : PVictorius, Florent. 1555. FSylburg, Heidelb. 1592 u. o. 
JPoTTER, 2 T., Oxon. 1715. RSKlotz, 4 T., Lps. 1831—1834. Migne, PG 
Vm IX. "WDiNDORF, 4 T., Oxon. 1869. Dazu PdeLagarde in GGA 1870, 
XXI, 801—824 (Symmicta I, Gottingen 1877, 10—24). Kritische Ausgabe 
von EHiLLER (f ) und K JNeumann ist angekiindigt (ThLZ 1885, 535). Vgl. ziiin 
Text CGCoBET, AtopO-coxtxa slq Tot KXY][JLevTO(; to5 'AXe5av8pe(i>{; Id: AoYto? 
^Epfj.Yj<; I, Lugd. Bat., 1866, 166—197; I 2, 1867, 201—287. 425—534. 
ANauck, Kritische Bemerkungen in Bull, de Tacad. imper. de St. Peters- 
bourgXII, 1868, 526—528; XVH, 1872, 267—270; XXH, 1877, 700. UdeWi- 
LAMOWiTZ-MoELLENDORFF, Commentariolus grammaticus II, Ind. Schol. Gry- 
phisw. 1880, 6 — 16. OStahlin, Observationes criticaein 01. Al., Erlang. 1890. — 
Uebersetzung: LHopfenmuller und JWimmer in BKV 1875 (Quis dives, 
Protrepticus. Paedagogus). — Litteratur: HJReinkens, De Olem. presb. 
Alex., Vratisl. 1851. BFWestcott in DOB I 559—667. ThZahn, Supple- 
mentum Olementinum, FGK III 1—176. 319—321 (vgl. ZkWL VI, 1885, 
24—39). Dazu RALiPsius in LOB 1885, Nr. 8 und KJNeumann in ThLZ 
X, 1885, 533—535. Fabricius, BG 119—149. Richardson, BS 38—42, 
Preuschen, LG 296—327. 

1. Titus Flavins Klemens (Eus. VI 13 1) wurde wahr- 

scheinlich von heidnischen Eltern (Paed. I 1 1, vgl. 11 8 62) viel- 

leicbt in Athen (Epiph. XXXII 6 und vgl. die aus seinem „atti- 

schen" Griechisch entnommenen Argumente bei Dindorf und 

Cobet) um das Jahr 150 geboren. Christ geworden, hat er auf 



§ 60.] Klemens von Alexandrien. 101 

Reisen in Griechenland, Unteritalien und im Orient Verkehr und 
Unterricht bedeutender Lehrer genossen und endlich in Alexan- 
drian bei Pantanus (§ 59) Ruhe gefunden (Strom. I 1 u). Viel- 
leicht seit 190 war er neben Pantanus Lehrer an der Katecheten- 
schule, nach dessen Tode ihr Vorsteher, zugleich Pre8b3rter der 
alexandrinischen Kirche (Paed. I 6 37). Die Cfaristenverfolgung 
vertrieb ihn (202 oder 203) aus Alexandrien, wohin er nicht zu- 
riickkehrte. Vor 211 war er bei Bischof Alexander (§ 81) in 
Cilicien oder Kappadocien. Derselbe Alexander gedenkt um 215 
oder 216 in einem Briefe an Origenes (Eus. VI 14 9) des Klemens 
als eines Verstorbenen. 

2. Das Urteil liber den Schriftsteller Klemens darf nicht ein- 
seitig nach der freilich richtigen Erkenntnis bemessen werden, 
dass auch er unter die „zusammenraffenden und zusammen- 
stiickenden Mosaikschriftsteller gehort, denen ein selbstandig ver- 
arbeitendes Eindringen in die von ihnen vernutzten Autoren 
nicht eigen ist" (Bernays 312). AUerdings schopft Klemens seine 
Kenntnis der zahlreichen, von ihm zitierten Autoren nicht aus 
erster Hand, sondern aus Anthologieen, bei deren Benutzung 
er kritiklos und leichtglaubig verfahrt (jiidische Falschungen s. 
Beilage I), und wenn er wirklich in grosseren Abschnitten des 
Padagogen und der Stromateis Musonius, den Lehrer Epiktets, 
ausgeschrieben hat (Wendland), so ist das Vertrauen auf die 
Selbstandigkeit auch anderer praktischer und didaktischer, nicht 
bios apologetischer und polemischer Ausfiihrungen des grossen 
Werkes bedenklich erschiittert. Dennoch aber zeigt sich Kle- 
mens oft genug als einen Schriftsteller von hohem Gedanken- 
flug und hinreissender Beredtsamkeit, die sich gelegentlich (vgl. 
Eingang und Schluss des Protr., vomehmlich aber das siebente 
Buch der Strom.) zu dichterischer Hohe erhebt, von warmster 
Hingebung an eine ideal erfasste und mit innerem Verstandnis 
durchgefiihrte Aufgabe zeugt und zu der es jedenfalls in der 
christlichen Litteratur der ersten Jahrhunderte keine gleichwer- 
tige Parallele giebt. Trotz seiner angeblichen Abneigung gegen 
die Sophistik (z. B. Strom. I 10 47sq.) schreibt Klemens gem 
schwungvoU und rhethorisch, seinem Stil wird verhaltnissmassige 
Reinheit nachgeriihmt (Dindorf XXVII), und die Lektiire Platos 
ist iiberall deutlich bemerkbar. In der christUchen Urlitteratur 
ist er wohl bewandert (vgl. die Liste bei Bigg [§ 58] 46) und 
zeigt in der Beurteilung auch haretischer Erzeugnisse ein frei- 



102 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§ 60, 

miitiges Urteil. Tatian, Melito, Irenaus hat er gelesen. Von 
Spateren ist sein grosses Werk oft riihmend erwahnt (vgl. be- 
sonders Photius 109 — 111), gelegentlich auch ohneNennung des 
Autors (Hippolyt im Chronicon, Arnobius, Theodoret von Cyrus. 
Ob und Trie weit von Tertullian ?) ausgeschrieben worden. 

VRosE, Aristoteles pseudepigraphus, Lips. 1863 passim. JBernays, 
Zu Aristoteles und Clemens in Symbola Philologorura Bonn, in hon. 
FBRrrsoHELH coll. I, Lips. 1864, 301—312. Debs, in SBBA, 1876, 607. 
(Strom. II 21 is?— 140.) CMerk, CI. A. in seiner Abhangigkeit von der 
griechischen Philosophie, Leipz. 1879. HDiels [§ 36 sb] 129— 132. 244 sq. 
EMaass, De biographis graecis quaestiones selectae (Favorinus als Quell© 
von Strom. 1 14 59—66) in Philolog. Unterss., hrsg. v. AKiessling und 
Uv'WiLAMOWiTZ-MoELLENDOBJ' III, Berl. 1880 pass. (vgl. aucb das Urteil von 
"WiLAMOWiTZ, Euripides Herakles I, Berl. 1889, 171). FOverbeck (§ 1) 454 
bis 472. PWendland, Quaestiones Musonianae, Berol. 1886. EHiller, Zur 
Quellenkritik des CI. A. in Hermes XXI, 1886, 126—133. AScheck, De 
fontibus CI. A. Aug. Vindel. 1889. MKremmer [§ 37 2] (Strom. I 74—80). 
AemWendling, De Peplo Aristotelico Quaestiones selectae, Argentor. 1891 
(pass.). — ENoeldechen, Tertullians Verhaltnis zu CI. von A. in JprTh XII, 
1886, 279—301. (Anders PWendland 1. c. 48—64. Vgl. auch PdeLagabde 
[§ 54]). Chronica minora ed. CFbick I, Lips. 1893, V— XXV (§ 91 7 b). ARoeh- 
RiCHT, De CI. A. Amobii in irridendo gentilium cultu deorum auctore, 
Hamb. 1893. CRoos, De Theodoreto CI. et Eusebii compilatore. Hal. Sax. 
1883. Vgl. auch ASchlatteb (§ 71) zu Strom. I 21 109—147). Die Zeug- 
nisse bei Dindobf und Pbeuschen. 

3. Das Hauptwerk des Klemens sind drei, zwar nicht durch 
einen gemeinsamen Titel, aber durch den einheitlichen Grund- 
gedanken einer stufenweisen Einfiihrung in das Christentum 
(Paed. init., vgl. Strom. VI 7 1) verbundene Schriften : 

a) Der IIpoTpsTtTixig icpbz "'EXXYjvac (zum Titel vgl. 
Paed. I 1 1—8 Strom. VII 4 22, Potter ad Protr. 1), erhalten 
in Cod. Par. 451 ann. 914, vielleicbt noch vor 189 (Zahn, vgl. 
Ens. V 28 4), vielleicbt erst wahrend der Lehrthatigkeit des Ver- 
fassers gescbrieben (195 — 200 [?] Demetreskos), gehort nacb 
Form und Inbalt zu den apologetiscben Produkten, denen er 
jedoch durch die Komposition wie durch den Schwung der Rede 
vielfach iiberlegen ist. Nacb einer hochst wirkungsvoUen Ein- 
leitung (1 1—10) wird die Thorbeit und Verwerflichkeit der beid- 
niscb-religiosen Lebren und Gebrauche samt der Unsicberbeit 
ibrer pbilosophiscben und poetiscben Erkenntnisse gezeigt (2 11 
bis 7 76), auf die Propheten als die Urzeugen der Wabrbeit ver- 
wiesen und Gottes Giite und Barmherzigkeit aus der Schrift 
dargetban (8 77—9 ss), der Einwand widerlegt, dass die von den 



§ 60.] Klemens von Alexandrien. 103 

Vatem iiberlieferte Sitte zu verwerfen ein Unrecht sei (10 89—110) 

und die gottliche Offenbarung im Logos an ihren einzebieii Er* 

scheinungen gepriesen; den Schluss bildet die Schilderung der 

gottesfiirchtigen Christen (11 111 — 12 128); 

OHabtlich, De exhortationum a Graecis Romanisque scriptorum liisto- 
ria et indole in Leipz. Stud. z. class. Philol. Leipz. 1889, 332 sq. AAf]}i-r)Tp£- 
0x0?, KXTjfJLevTO? 'AXeJavSpeoj? 6 izpozp. irp. ^EXX, Xo^., Booxoopsoxtdiv, 1890. 

b) Der HatSaYCDYdg in drei Biichern, erhalten in Cod. 
Par. 451 (doch erst von I 96 i65 init. ab), Cod. Mutin. HE. D. 7 
saec. XI, Cod. Medic. Laur. pint. V. c. 24 saec. XI u. A., nach 
dem HpoTpsTcrixdc (1 1 1) und vor den Stpcoixaierg (Strom. VI 1 1) 
verfasst, soil denen, die unter die Zahl der (christlich reifen) 
Manner aufgenommen werden, eine zur Aufnahme der gnostischen 
Erkenntnis fahige Seele bereiten (Strom. 1. c). Nach einer Cha- 
rakteristik des Logos als Padagogen (I 1 1— 3 d) und der Gottes- 
kinder als des Gegenstandes der Erziehung (4 10—6 52) wird die 
Erziehungsmethode entwickelt (7 ss— 61) und der Zweifel der Gno- 
stiker (Marcioniten) an der Einheit des gottlichen Prinzips und 
darum der Moglichkeit einer einheitlichen Erziehung mit dem 
Hinweis auf die Notwendigkeit sowohl der ziirnenden und strafen- 
den Gerechtigkeit wie der Giite fur eine gesunde Erziehung wider- 
legt (8 62—13 los). Im zweiten und dritten Buch wird ein Bild 
von der richtigen Beschaffenheit christlichen Lebens und seiner 
einzelnen Formen entworfen (Essen und Trinken, Wohnung, 
Vergniigungen, Schlaf und Erholung, Verkehr der Geschlechter, 
Putz und Schmuck u. A.). Hervorzuheben ist die geistvoUe Ein- 
leitung in das dritte Buch iiber den Begriff der wahren Schonheit 
und die Schilderung des christlichen Lebensideals in den Schluss- 
kapiteln. Von den in mehreren Handschriften dem Padagogen an- 
gehangten Hymnen stammt die zweite (El<; t6v 7caiSa^(A'{6v) 
sicher nicht von Klemens, sondern erscheint als der Erguss eines 
von dem Werk begeisterten Spateren; die erste C^Tjivo^ tod 
aYioo ocoT'^po^ XptOTOo, — too aytoo KXif](i,svTO(;) muss nicht 
unecht sein, ist aber durch die nicht von Klemens herriihrende 
Einleitung verdachtig; 

c) Die KaTa t-^v iXY]^*^ <ptXoooytav 7va>0Ttxd)v 07t0(iVY)- 
(idcTCDV (6%T(b) £Tpa)[iaTsi<; (vgl. I 29 182 III 18 no IV 1 1; auch 
Euseb. VI 13 1 und Phot. Ill), erhalten in Cod. Medic. Laur. 
plut. V c. 3 saec. XI (Anfang fehlt), sollen die in den beiden 
ersten Schriften enthaltenen propadeutischen Gesichtspunkte 



104 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhmiderts. Orientalen. [§ 60. 

durch den Xo^oq 8t8ao%aXi%d<; (Paed. I 1 2) erganzen und kronen 
(VI 1 1). Dieser Plan ist nicht strange eingehalten worden, viel- 
mehr fellt Klemens oft genug in exoterische und apologetische 
Gedankengange zuriick, vomehmlich in den Auseinandersetzungen 
liber Ehe und Martyrium im dritten und vierten Buch. Dem 
Ganzen mangelt die Uebersichtlichkeit, was durch den ofteren 
Hinweis auf den Titel (z. B. IV 2 4 VI 1 2 VII 18 111) nicht aus- 
reichend entschuldigt wird, und der Verfasser ist am Schlusse des 
siebenten Buches nicht viel weiter als zu Beginn des Ganzen. 
Seinen Ausgangspunkt nimmt Klemens von der Bedeutung der 
Philosophic fur den christlichen Wissenschaftsbetrieb (1 2 19 — 13 ss), 
und der Nachweis, dass der wahre Gnostiker, dessen Wesen in 
Buch VI und VII geschildert wird, auch der wahrhaftig Gottes- 
fiirchtige sei, wird an anderer Stelle (VI 1 1) als Hauptzweck der 
Darstellung bezeichnet, die sich somit zu einer Schutzschrift fiir 
die wissenschaftliche Arbeit der Katechetenschule gestaltet. Nach- 
driicklich wird die Ueberlegenheit der Offenbarung iiber die Philo- 
sophic hervorgehoben (Buch II), und die Grundsatze des 00(130- 
XiTcov sISoc (VI 2 4) in der Darlegung religioser Wahrheiten aus- 
gefiihrt (Buch V). Einen breiten Raum nehmen die Auseinander- 
setzungen iiber die Anleihen (xXoxi^ VI 2 4 u. o.) ein, welche die 
griechischen Dichter und Philosophen bei der jiidischenund darum 
auch bei der christlichen Weisheit gemacht haben (115 66 — 18 90 
25 165 166 V 14 89—141 VI 2 4—4 88 und pass.). In welcher Weise 
Klemens den am Schlusse des siebenten Buches angekiindigten 
Plan einer Fortsetzung ausgefiihrt hat, ist nicht ganz sicher zu 
bestimmen. Dass es einen achten Stromateus gegeben hat, be- 
zeugen Eusebius (VI 13 1), die Sacra Parallela (Cod. Rupef.) und 
Photius 111. Im Cod. Laur. ist ein Bruchstuck aus einem Auf- 
satz iiber Pragen der Logik als achter Stromateus erhalten. Zahn 
meint von diesem wie von den beiden in der Handschrift folgen- 
den Stiicken, den 'Ex twv ©eoSdroo xal Tij? avaToXtx'^<; 
%aXot)(i^V7j(; 8 tSaoxaX iac xara tqix; OoaXsv-civoo 
^(pdvoog l7rtT0(JLai und den 'Ex twv irpo^pTjtwv IxXoyat 
(§ 243), dass sie in der That dem achten Stromateus ange- 
horten, aus welchem wiederum ein Unbekannter sie exzerpierte. 
vArnim tritt dafiir ein, dass alle drei Stticke nur Vorarbeiten 
des Klemens vielleicht, aber nicht wahrscheinlich fiir den nie 
vollendeten achten Stromateus darstellen in Gestalt von Excerp- 
ten aus heidnisch-philosophischen (skeptischen, stoischen) und 



§ 60.] Klemens von Alexandrien. 10*5 

gnostischen (valentinianischen) Schriften, fast ohne eigene Zu- 
thaten. 

Zur Bedeutung des Titels vgl. Aulas Gellius, Noctes Atticae Praef. 6 — 8 
ed. MHebtz 1, 1883, 3. JabAbnim, De octavo dementis Stromateorum libro. 
Ind. Schol., Rostock 1894. Die Citate aus den Stromateis bei spateren 
Schriftstellern gesammelt bei Zahn 21 — 30 und Preuschen 313 — 315. 

4. In dem Schriftchen Ti<; 6 ocoC^ixsvoc TrXooaioc (Cod. 
Vatic. 623. Fur Kap. 42 vgl. Eus. Ill 23 und jiingere Hand- 
schriften) illustriert Klemens seine Aufifassung des Reichtums 
(Paed. Ill 6 34—46) durch eine Auslegung von Mc 10 n — 3i, fiir 
die nicht der Wortverstand, sondern der verborgene Sinn (vgl. 
Kap. 5 init. und 20 init.) massgebend ist: nicht der Reich turn an 
sich, sondern seine richtige oder verkehrte Verwendung entscheidet 
die Frage. Den Schluss (Kap. 42) bildet die Erzahlung vom 
Apostel Johannes und dem getauften, verlorenen und wieder ge- 
wonnenen Jiingling, In Kapp. 11 — 19 ist Hennas Sim. II still- 
schweigend benutzt. Die Abfassungszeit ist nicht zu bestimmen 
(trotz Zahn 37f.-, s. unten zu Nr. 7 a). 

Aus gab en: MGhislerius, Commentarii in Jeremiam III, Lugd. 1623, 
262 — 282 (unter dem Namen des Origenes, doch vgl. die Vorrede). FCombe- 
Fisius, Auctarium patrum novissimum I, Par. 1672, 163 — 194. JFell, Oxon., 
1683. CSbqaar, Traj. Rhen. 1816. KKOster in SQu VI, 1893. 

5. Yon folgenden Schriften sind BruchstUcke erhalten: 

a) Uepl zob TcAoy^cL, gegen Quartadecimaner gerichtet und 
veranlasst durch die gleichnamige Schrift Melitos (Eus. IV 26 4; 
vgl. auch VI 13 3 9). Pragmente im Chron. pasch. (Dind. I 14), 
bei Leontius und Johannes lib. II rer. sacrar. (Mai, NC VII 94. 
98 sq.) und bei Nicephorus, Antirrhet. ad. Constant. Copronym. 
in 26 (Mai, NPB V 1 91). Vgl. auch JBPitra, Jur. eccl. Grae- 
cor. hist, monum. I 299. Zahn 32 — 36. Hier alle Fragmente; 

b) Kavwv iTCTcXYjoiaaTtTcig y] Kpb(; Toog looSaiCoviac, 
gewidmet dem Bischof Alexander von Jerusalem (Eus. VI 13 3. 
Hieron. 38). Ein Fragment im Anhang von Nicephorus, An- 
tirrhet. adv. Constant. Copron. III. Vgl. D.-N. Le Nouery 
(§ 2 3 a), I 1334. PiTRA, SpS I 351 und LXXI. JAPabkicius, 
0pp. Hippolyti (§ 91) 11 73. Zahn 35—37; 

c) Die TTtoTOjrcoasK; (zum Titel vgl. BG V 529. Zahn 130) 
in acht Biichern (Eus. VI 13 2), beschrieben von Photius 109, 
scheinen ein kurzgefasster Kommentar zur ganzen Bibel, ein- 
schliesslich einiger nicht kanonisch gewordener Stiicke der Ur- 
litteratur (Barnabas, Apokalypse des Petrus) gewesen zu sein, 



106 Xirchliche Litteratur des 3. Jahrhnnderts. Orientalen. [§ 60. 

in den dogmatische oder historische Erorterungen eingeflochten 
gewesen sein mogen. Von diesem Werke sind zahlreiche Frag- 
mente bei Eusebius (I 12 i sq. II 1 3—5 9 2sq. 15. VI 14 2—4), 
Oekumenius (Commentarii in acta apostolorum, in omnes Pauli 
epistolas, in epistolas catholicas omnes ed. FMorellus, Par. 1631. 
Potter 1014 sq.), bei Photius (1. c.) und Anderen iiberliefert. Die 
nur in lateinischer Uebersetzung erhaltenen Adumbrationes 
Clementis Alexandrini in epistolas canonicas (Cod. 
Laudun. 96 so. IX. Berol. Phill. 1665 sc. Xni) sind nach Zahn 
ein Teil der Hypotyposen. Dass diese selbst das achte Buch der 
Stromateis gebildet haben und demnach das von Zahn diesem 
Buche zugesprochene BruchstUck (Nr. 3 c) in die Hypotyposen 
gehore, behauptete Bunsen (ahnlich Westcott 563). 

Die Adumbrationes abgedruckt bei Zahn 64 — 103. Dazu die KoUation 
von Cod. Berol. bei Pbeuschbn 306 f. CCJBunsen, Analecta Ante-Nicaena 
I, 1854, 157—340. 

6. Von folgenden Schriften sind nur die Titel bekannt: 

a) AtaX^Seic xepl vrjOTstai; xal xspl xaraXaXtac, von 
JEus. yi 13 3 erwahnt, vielleicht Arbeiten in der Art von Quis 
dives. Zahn 44; 

b) npotpeTCTixic etc 67co(xovyjv y] Tcpbg toix; vscdotI ps- 
PaTTTtaii^votx;, von Eus. 1. c. erwahnt, mag zur Gattung der 
AtaXeSstc gehort haben. Zahn 44; 

c)nspl irpovoiag, von Eusebius nicht erwahnt. Die Frag- 
mente bei Maximus Confessor (Combef. II 144 [146] 152 [176]) 
und die Angabe bei Anastasius Sin. Quaest. 96 (PG LXXXTX 
741) lassen darauf schliessen, dass die ausmindestens zwei Buchem 
bestehende Schrift philosophische Definitionen enthalten hat. Die 
Autorschaft des Klemens ist nicht liber jeden Zweifel erhaben. 
Zahn 39—44. Preuschen 302 f. 

7. a) Ob Klemens eine Abhandlung Hspl ap/wv xal ^eo- 
Xoytac geschrieben oder nur beabsichtigt hat, lasst sich aus 
Strom. IV 1 1 und Quis div. 26 fin. (Potter 950) nicht mit Sicher- 
heit entnehmen. Vgl. gegen Zahn 38 f. vArnim (Nr. 3 c) 13 sq.; 

b) Nicht sicher zu bestimmen ist, ob Klemens eine Schrift 
Hspl lYTcparsta^ und (oder) einen Ad^oc '^cl\li%6<; verfasst hat 
(so die Meisten nach Paed. II 6 52 10 94 III 8 4i), oder ob er an 
den zitierten Stellen ledigUch in ungeschickter Weise den Titel 
einer (oder mehrerer) Abhandlungen des Musonius nachschreibt 
(Wendland 36 sq.); 



§ 61.] Origenes. 107 

c) Nach Palladius, Histor. Lausiaca 139 (PG XXXIV 1236) 
hat Klemens [1. c. Nr. 2] ein ooYYpajijia sic zbv TcpoynjTTjv 'Ai^ox; 
verfasst ; 

d) Folgende Schriften hat Klemens schreiben wollen, ohne 
dass iiber die Ausfiihrung der Absicht etwas bekannt ist: 

1) IIspl 7cpoyTr]Teta<; soUte nach Strom. I 24i58 IV 1 2 IV 
13 91 93 V 13 88 die Inspiration der Biicher Alten und Neuen Testa- 
ments gegen gnostische Angriflfe sicherstellen und das Wesen der 
ProphetiegegendieMontanistendarlegen(PREUSCHEN 308). Vgl. 
Zahn 46 f.; 2) He pi tfox^^. Vgl. Strom. II 20 113 III 3 13 
V 13 88. Die von Grabe (Potter 1020) dieser Schrift zugewiesenen 
beiden Bruchstiicke sind unecht; 3) Uspl avaotdaeo)^. Vgl. 
I 6 47 II 10 104; 4) Etc f?]v r^veotv. Vgl. Euseb. VI 13 8 (Strom. 
ni 14 95 VI 18 168). Zahn 46. Preuschen 309. 

§ 61. Origenes. 

Au 8 gab en: JMeblinus (und Guil Paroy), 4 T., Parliis. 1612 u. 6. 
DErasmus, Basil. 1536 u. 6. Danach JJGrynaeus, 2 T., Basil. 1671. GGene- 
BRARDUS, 2 T., Par. 1574 u. o. Erste Gesamtausgabe von C. und CVde laRub, 
4 T., Par. 1733 — 69 (ohne die Hexaplafragmente und ohne die Philokalia). 
Wieder abgedruckt von FOfiERTHtJR, 16 T., Viceb. 1785. CHELommatzsch, 
25 T., Berol. 1831—1848 (hier auch die PhUokalia). Migne, PG XI— XVIH 
(hier vermehrt um die Stiicke in Gallandi [§ 9 a] XIV App., die meisten 
Stucke in Mai, NPB VII, 1 854 und ein Fragment aus Cramer) . Zu den Katenen- 
fragmenten vgl. JACramer, Catenae in N.T., 8 T., Oxon. 1838 — 44. — Litte- 
ratur: PDHdetius, Origeniana, sen de vita, doctrina et scrip tis Origenis 
Ubri III. In: Origenis in s. Scripturas Commentaria I, Rothomagi 1668, 
1—278. Abgedruckt bei De laRue IV, 2, 79—338; Lommatzsch XXII bis 
XXIV. 262; PG XVII 633—1284. ERRedepenning, Origenes, 2 B., Bonn 
1841. 46. WMoELLER in RE XI, 1877, 92—109. BFWestcott in DCB IV 
96—142. — Fabricius, BG 201 — 449. Richardson, BS 50—56. Preuschen, 
LG 332 — 405. — Im Folgenden Lo. = Lommatzsch. 

1, Origenes ist nach Paulus der erste christliche Schrift- 
steller, iiber dessen Leben und Wirken eingehende Nachrichten 
vorliegen. Zwar ist die Sammlung von Briefen des Origenes, die 
Euseb veranstaltet hatte (VI 863) verloren gegangen, und von der 
"AxoXoYta ftpiY^vooc in sechs Biichern, die der Presbyter Pamphi- 
lus von Casarea unter Beistand seines Freundes Eusebius ver- 
fasste, nur das erste Buch in Rufins lateinischer Uebersetzung 
erhalten geblieben (§ 83); aber Eusebius hat den grossten Teil 
des sechsten Buches seiner Kirchengeschichte dem Andenken des 
grossen Theologen gewidmet, dessen Schicksale ihm von der 
Wiege an bemerkenswert erscheinen (VI 2 2). Ein besonders 



108 Kirchliche Litteratur des 3. Jabrhunderts. Orientalen. [§ 61. 

wertvoUes Dokument uber Lehrmethode und Lehrerfolge des ver- 
ehrten Meisters ist die Dankrede des Gregorius Thaumaturgus 
(vgl. § 75 3 a). Hieronymus (VJ 54 62 etc.) und besonders Pho- 
tius (Cod. 118) zeigen selbstandige Kenntnis jener Apologie. 

2. Origenes Adamantius (Eus. VI 14 lo. Epiph. 
LXIV 1. Vgl. ABOECKH, Corp. Inscr. Gr. 9373. Willkurliche 
Deutungen bei Hieron. Ep. 33 3 und Photius 118) wurde 185 
Oder 186 (Eus. VI 2 12 36 i gegen VII 1) zu Alexandrien (doch 
vgl. Epiph. 1. c.) von christlichen Eltern geboren. Der Vater Leo- 
nides (VI 1) erteilte dem friihreifen Knaben den ersten Unter- 
richt in der Religion und in den enzyklischen Wissenschaften 
(VI 2 7); noch in jungen Jahren ist er Schiiler des Klemens in 
der Katechetenschule (VI 6) gewesen. Der Tod des Vaters in 
der Verfolgung von 202 (203) stellte den noch nicht Siebzehn- 
jahrigen, den nur die List der Mutter vor dem gleichen, selbst- 
gewoUten Schicksal bewahrte (VI 2 s), vor die Notwendigkeit, sich 
und eine zahlreiche Familie durch Stundengeben zu ernahren. 
Bald aber (203) wurde er vom Bischof Demetrius (189—232. BG 
298. LG 330—332) als Nachfolger des Klemens an die Spitze 
der Katechetenschule gerufen. Etwa dreizehn Jahre hat er in 
dieser Stellung eine nur durch gelegentliche Reisen nach Rom 
und Arabien unterbrochene tiefgreifende Wirksamkeit geiibt. da- 
neben schriftstellerische Arbeiten in Angriff genommen und sein 
eigenes Wissen lernbegierig erweitert (hebraisch vgl. Hier. VJ 
54 und Ep. 39 1, auch Orig. Princ. I 3 4 IV 22. Fragm. graec. 7, 
philosophischeStudien bei Ammonius demSacktrager[?]). Jugend- 
licher Enthusiasmus und buchstabliches Verstandnis der Schrift- 
worte verleiteten ihn zu ubertriebener Askese bis zur Verirrung 
in der Selbstentmannung (VI 8 2). Das Blutbad unter Karakalla 
215 (216) zwang ihn zur Flucht nach Palastina, wo er alte Be- 
ziehungen zu Bischof Alexander von Jerusalem wieder aufnahm 
und neue mit Theoktist von Caesarea kniipfte. Dass er, noch 
Laie, in Caesarea predigte, wurde fiir Demetrius die Veranlassung, 
ihn nach Alexandrien zuriickzurufen. Anderthalb Jahi'zehnte 
wirkte er in angestrengter Tatigkeit als Lehrer und Schriftsteller, 
unterstiitzt und angespornt von seinem Freunde Ambrosius 
(BG 288 sq. RS III 3—9. DOB I 90 f. LG 328—30). Die zu- 
nehmende Beriihmtheit des Gelehrten machte die Eifersucht des 
Bischofs immer arger. Eine mit Erlaubniss des Demetrius 
(VJ 54) untemommene Reise nach Achaja (231) fiihrte uber 



§ 61.] Origenes. 109 

Palastina, wo die vereinigten Bischofe (Eus. VI 23 4) ihn zum Pres- 
byter weihten. Demetrius liess ihm durch eine Synode von Bi- 
schofen und Presby tern wegen unrechtmassiger Weihe undhetero- 
doxer Neigungen den Aufenthalt in Alexandrien verweisen und 
diese Sentenz auf einer zweiten, nur bischoflichen Versammlung 
zur Amtsentsetzung verscharfen (231 oder 232). Origenes wandte 
sich nachCae8area(232), urn hier eine der alexandrinischen gleich- 
geartete Schule ins Leben zu rufen, die bald der Mittelpunkt 
christlich-wissenschaftlicber Studien wurde (Gregorius Thauma- 
turgus). Neben den Vorlesungen und der litterarischen Tatig- 
keit setzte er die popularen Schriftauslegungen im offentlichen 
Grottesdienst mit grosstem Eifer fort. Dass er sich der Verfolgung 
unter Maximinus Thrax durch die Flucht entzogen habe, ist eine 
nur auf die NachrichtdesPalladius (Hist. Laus. 147. PG XXXIV, 
1250) sich sttitzende Vermutung. Der Aufenthalt in Caesarea ist 
wohl nur durch Reisen in Palastina, nach Sidon, Athen, Arabien 
(Kappadocien?) unterbrochen worden. Unter Decius hat er im 
Gefangnis zu Tyrus vielfache Martern erlitten und ist bald darauf 
(wohl 254) in Tyrus gestorben, wo sein Andenken noch im spaten 
Mittelalter lebendig war. 

Zu Ammonius und Origenes LKruger in ZhTh XIII, 1843, 46 — 62, 
der es fiir sicher, und EZellbr, Die Philosophic der Grriechen III, 2', 459 
bis 463, der es fiir mindestens sehr unwahrscheinlich halt, dass 0. den A. ge- 
hort habe. Zur Darstellung der Vorgange von 231 ff. vgl. ACM^Giffert 
(§ 2 1), 394r— 397. 

3. Die schriftstellerische Fruchtbarkeit des Origenes bleibt 
auch dann fast beispiellos, wenn des Epiphanius Schatzung von 
6000 Buchem (LXIV 63) nur eine Uebertreibung sein sollte 
(vgl. dagegen Hieron. adv. Rufin. II 22). Er hat nach Hierony- 
mus (1. c. IV) immer noch mehr geschrieben als andere Leute 
zu lesen pflegen. Aber diese Produktivitat wird erklarlich, wenn 
man bedenkt, dass viele seiner Arbeiten Erzeugnisse des Augen- 
blicks waren, die me die spateren HomiUen von Anderen nach- 
geschrieben oder von ihm selbst diktiert wurden (vgl. die zayp^poL'foi 
bei Eus. VI 23 2), und dass er selbst da breit ist, wo er wegen 
seiner Breite sich entschuldigen zu mussen glaubt (Fragm. ex 
Comm. Job. V. Philoc. cp. 5). Er ist weder ein glanzender noch 
ein guter Schriftsteller gewesen, wohl aber ein geistvoller Ge- 
lehrter, der liberall da zu wirken vermag, wo seine Personlichkeit 
liber die gelehrten Quisquilien siegreich sich erhebt. An Origina- 
litat der Gedankenbildung ist ihm unter den spateren Vatem 



110 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§61. 

keiner gleich gekommen, und, wenn auch widerwillig, hat die 
Kirche das Genie des grossten Theologen vor Augustin stets 
anerkennen miissen. 

4. Das Verzeichnis von Schriften des Origenes, welches 

Euseb aufgestellt und seiner Biographie des Pamphilus einverleibt 

hatte (VI 32 3), ist verloren gegangen, und das (aus ihm ge- 

schopfte?) durch Zufall erhaltene des Hieronymus bietet dafiir 

nm* einen unvollstandigenund nicht durchaus zuverlassigen Ersatz. 

DieBestimmung des gelasianischen Dekretes uber die Schriften des 

Origenes sowie seine Verdammung durch Justinian (543) und das 

funfte allgemeine Konzil (553) haben dazu beigetragen, seine lit- 

terarische Hinterlassenschaft zu dezimieren. Jetzt ist 

nur der kleinste Teil seiner Werke erhalten, und nicht die Halfte 

davon im Original, sondern in lateinischen Uebersetzungen, von 

denen die Rufins von Aquileja vielfach nur eine Paraphrase oder 

eine Exzerpt (Perorat. in Origen. Comm. in Ep. ad Rom. Lo. 

VII 458 sq.) sind, nicht frei von willkiirlichen Aenderungen dog- 

matisch verdachtiger Stellen (Prol. in libr. Trspl apym Lo. XXI 12). 

Wahrend die Uebersetzungen in zahlreichen Handschriften auf 

uns gekommen sind, ist die handschriftliche UeberUeferung der 

im Original erhaltenen "Werke — mit Ausnahme der Biicher gegen 

Celsus — sehr sparhch. Die Phil ok alia Gregors von Nyssa 

und Basilius von Casarea (ca. 382) ist eine mit Geschmack und 

Umsicht veranstaltete, den StoflF in 27 Kapiteln nach systemati- 

schen Gesichtspunkten gruppierende Blutenlese aus Werken des 

Origenes, wichtig als textkritisches Hulfsmittel und passend zur 

Einfuhrung in das Studium des Schriftstellers. 

Das Verz. des Hieronymus (im FolgendenVH) bei RRedepeniong 
in ZhTh XXI, 1851, 66 (76)— 79 und Pitra, SpS 111 313—317. Hieraach 
abgedruckt von EPreuschen, LGr 334 f. Aufzahlung der Handschriften, 
soweit sie bekannt sind, ebenda 390—403. Die Katenenhandschriften 404 f. 
Vgl. auch 835 — 842. — Ausgaben der Philocalia: JTarinus 1618sq. 
(1624). GtUIlSpencerus, Cantabr. 1658 (1677). JAKobinson, Cambridge 1893. 

5. Epochemachend ist Origenes als Schriftsteller auf dem 
Gebiet der bibUschen Textkritik und der Schrifterklarung. Zwar 
sind seine Bemuhungen um Herstellung eines von Fliichtigkeiten, 
subjektiven Konjekturen und absichtlichen Entstellungen gereinig- 
tenBibeltextes (Comm. in Matth. XV 14 Lo. Ill 357) nicht 
von eigentlich kritischem Interesse eingegeben, und in der Wahl 
der Lesarten zeigt er Befangenheit und Gleichgiiltigkeit (z. B. 
Conun. Joh. I 40 Lo. I 79) *, aber sein neutestamentliches Hand- 



§61»] Origenes. 111 

exemplar und die davon genommenen Abschriften besassen auto- 
ritativen Ruf (Exemplaria Adamantii bei BKeron. Comm. ad Gal. 
3i; ad Mtt 24 3«. Vgl. Cod. Coisl. 202 Subset.), und als Text- 
zeuge behalt er seine Bedeutung. Die von ihm zwecks Herstel- 
lung eines gesicherten Septuagintatextes veranstaltete Ausgabe 
des alien Testaments heisst H e x a p 1 a (ta l^aTcXa soil. Ypd|i|iata), 
weil in sechs Parallelkolumnen 1) der Grundtext in hebraischen 
Lettern, 2) in griechischer Transskription, 3) Aquila, 4) Sym- 
machus, 4) LXX, 6) Theodotion aufgezeichnet waren, wozu fur 
einzelne Bucher in einer siebenten Kolumne bisher unbekannte, 
von Origenes entdeckte Uebersetzungen, bei den Psalmen noch 
zwei weitere Kolumnen mit einer sechsten und siebenten Ueber- 
setzung kamen (vgl. Eus. VI 16. Hieron. Comm. Tit. 3 9. Dn- 
genau Epiph. de mens, et ponderib. 7). Die Bedeutung auch 
dieses riesigen TJnternehmens wird durch die aberglaubische Ver- 
ehrung der LXX, aber auch durch dienicht ausreichenden hebrai- 
schen Kenntnisse des Urhebers eingeschrankt. In Alexandrien 
begonnen und nach 28 Jahren in Tyrus zu Ende gefuhrt (Epiph. 
mens. pond. 18, doch s. Field XL VIII sq.) wurde die Arbeit 
wegen ihres ungeheuren Umfangs nicht vervielfaltigt und ist zu 
Grunde gegangen; nur die hexaplarische LXX, ofter abgeschrie- 
ben, hat sich, freilich nicht unversehrt, in Bruchstiicken und in 
der syrischenUebersetzungdesBischofsPaulus von Telia (6 17/6 18) 
erhalten. Von den vier Hauptiiber^etzungen hat Origenes selbst 
eine Separatausgabe alsTetrapla veranstaltet(Eus. VI 16 4. Epiph. 
mens. pond. 19), die gleichfalls verloren gegangen ist. 

Zu den textkritischen Arbeiten am N.T. vgl. die Prolegomena von 
CRGrREGORY ZU TiscHENDORFs Ausgabe und die ProlL von "Westcott und 
HoET. — Beste Ausgabe der Reste der Hexapla von FITield, 2 Bde., Oxf. 
1875. Vgl. ACbruni, Monum. sacr. et prof. VII, Mediol. 1874. PdeLagard^, 
Veteris Testamenti ab Origene recensiti fragmenta apud Syros servata, Grottg. 
1880. — CHTaylor in DCB III 14—23. FBleek, Einleitung in das A.T., 
6. Aofl. V. JWellhatjsen, Berlin 1893, § 264. 

6. Origenes ist der erste bedeutende Exeget der Kirche. 

Wenigstens ist die Arbeit der Vorganger, deren er gelegentlich 

selbst gedenkt (Horn, in Gen V 5 XV 7 ; in Exod XIII 3 ; in Lev 

Vni 6-, in Num IX 5 XXVI 4; in Jos XVI 1 5; in Jud VIII 4; 

in Jerem. XI 3 XIV 5; in Lc XXXIV. Comm. in Mt X 22 

XIV.2 XV 1 XVII 17 28; in Matth'. Comm. Ser. 31 69 75 126; 

in Rm IV 10 Lo.VI 304, VI 7 Lo. VII 40), mit Ausnahme der 

Thatigkeit des IQemens nicht mehr greif bar, undHerakleon, dessen 



112 Kirohliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§ ^l* 

Auslegung des Johannesevangeliums Origenes vielfach nicht 
ohne Ungerechtigkeit und iibel angebrachte Scharfe bekampft 
(in Job n 8 u. o.), gehort der valentiniaiiiscbeii Schule an. Ori- 
genes ist aber auch, nicht gerade zum Vorteil der Sache, der ein- 
flussreichste aller altkirchlichen Exegeten geworden, der Wetz- 
stein fiir die Spateren (Gregor. Nyss. bei Suid. s. v. Origenes), 
und bis in den Humanismus hinein (Erasmus) lassen seine Spuren 
sich verfolgen. 

JAErnesti, De Origene interpretationiB libromm SS. Grammaticae 
auctore [Lips. 1756] in: Opuscula philologica et critica, Lugd. Batav. 1776, 
288 — 323. Siehe dagegen JGRosenmuller, Historia interpretationis libror. 
sacror. m, Lips. 1807, bes. 151—156. 161. 

TJnter den exegetischen Arbeiten sind drei Gruppen zu 
unterscheiden (Hieron. Prolog, interpret. Origenis horn, in Ezech. 
Lo. XIV 4sq.): Scholien, HomiKen, Kommentare. 

a) S/dXta, Excerpta, wohl identisch mit den S7](ie«oa6ts 
(Hieron. Prooem. in prim. libr. Comm. in Isai.) oder kaum von 
ihnen zu unterscheiden, sind kurze exegetische Bemerkungen zu 
schwierigen Stellen (commaticus sermo, Hieron. Praef. Comm. in 
Gal.). Was davon heute zumal in Katenen erhalten ist (LG 
403 — 405), bedarf noch der kritischen Sichtung. VH nennt Ex- 
cerpta zu Exod. Levit. Isai. Pss. EccL; 

b) 'OjitXtai, HomiKae (zum Ausdruck Redepenning n 241) 
sind an Getaufte und Dngetaufte gerichtete (in Ezech. VI 5. Lo. 
XIV 86), gottesdienstliche Vortrage, deren Themata meist von 
den Lektionen an die Hand gegeben, zuweilen auf besonderen 
Wunsch von Gemeindegliedem (Num XV 1. Lo. X 168) oder 
eines Vorgesetzten (I Sam II. Lo. XI 317. Ez XTTI 1. Lo. 
XIV 160) gewahlt wurden. Nicht alle sind schriftstellerische 
Produkte im eigentlichen Sinn (wie Hohelied, Lukas), viele nach 
extemporirtem Vortrag von Anderennachgeschrieben (Pentateuch. 
Jeremias. Vgl. Eus. VI 36 i. Rufin. Perorat. in Orig. Comm. 
in Ep. ad Rm Lo. VII 458 sq. Nicht als rhetorische Kunst- 
werke (RmIX 2. Lo. VII 292), sondern als zu erbaulicher Be- 
lehrung der ganzen Gemeinde bestimmt (Lev I 1. Lo. IX 1 73 sq.) 
will der Autor sie betrachtet wissen : eben darum will er die gott- 
lichen Mysterien nicht wissenschaftlich und nicht erschopfend bie- 
handeln (Lev IX 4 u. 10. Lo. IX 222 u. 364. Rm X 11. Lo. 
VII 408) in dem Bewusstsein, dass heihge und erhabene Wahr- 
heiten nicht Jedermann entschleiert werden diirfen. Die Homilien 



§61.] Origenea. 113 

ermangeln jeder eigentlichen Disposition und ihre Einheit liegt 
nur im jeweils behandelten Text (vgl. c. Gels. HI 52). Typo- 
logie und Allegorese herrschen vor (Hohelied; vgl. auch Josua), 
die Lehre vom dreifachen Schriftsinn wird vielfach verwertet (vgl. 
besonders in Gen II. Lo. VIII 130 — 147), historisches Ver- 
standnis fehlt (vgl. bes. Jeremias). Der Stil ist ^einfach, ohne 
alien Schmuck, nicht ohne Breite, doch nirgends niichtern oder 
matt" (Redepenning). Die Homilien sind in der griechischen 
und lateinischen Kirche oft nachgebildet worden. Ala die ersten 
wirklichen Beispiele einer geordneten christlichen Kultuspredigt 
bleiben sie auch litterargeschichtlich von Bedeutung. Erhalten 
sind folgende (vgl.WESTCOTT a. a. O.): 

1. Grenesis, gehalten nach 244. Zwei gr. Fragm. aus Horn. 11 Lo.VIII 
100—104. 17 in Ruims (= E) Uebersetzung Lo. VIH 105—298. — Inhalt : 
I. Kap. 1. Schopfung. II. 6 is— le. Bau der Arche. III. 17 1— w. Beschnei- 
dung Abrahams. IV. 18 1— si. Die drei Manner bei Abraham. V. 19. Lot 
und seine Tochter. VI. 20. Abimelech. VII. 21. Isaaks Geburt. Aus- 
treibung Ismaels. VIII. 22i— 14. Opferung Isaaks. IX. 22 is— 17. Emeute 
Verheissung an Abraham. X. 24. Rebekka am Brunnen. XL 25 1—11. Abra- 
ham und Ketui*a. Isaak am Brunnen des Lebendigen. XII. 25 ai- 86 26 12. 
Geburt Esaus und Jakobs. XIII. 26 14— m. Isaaks Brunnen. XIV. 26 23--80. 
Isaak und Abimelech. XV. 46 ssf. Ruckkehr der Sohne Jakobs aus Aegyp- 
teui XVI. 47 2of. Joseph und Pharao. XVII. 49. Segen Jakobs (Schluss 
verloren). — Ausserdem nennt VH Localium [moralium] homiliarum 11 
(vgl. Rufin, Apol. II 20). 

2. Exodus, gehalten nach 244. Zwei gr. Frr. aus Hom. VIII bei Rub 
n 158. 13 in R Lo. IX 1—162. — Inhalt: I. Kap. 1 1-10. Wachstum der 
Kinder Israels. Der neue Konig. II. 1 15—22. Die Hebammen. III. 4 10—6. 
Sendung Moses. IV. 7 — 10. Die sieben Plagen. V. 12 37-14. Auszug aus 
Aegypten. VI. 15 1—22. Lobgesang Moses. VII. 15 2s— 16 12. DasWasser zu 
Mara und das Manna. VIII. 20 1— e. Die beiden ersten Gebote. IX. 25. Die 
Stiftshiitte. X. 21 22—25. Die Fehlgeburt. XL 17 18. Raphidim, Amalek, 
Jethro. XII. 34 3sff. Die Decke auf dem Antlitz Moses. XIII. 35. Gabon 
fur die Stiftshiitte. 

3. Leviticus, gehalten nach 244. Ein gr. Fr. aus Hom. II Lo. IX, 
171 (?). Zwei aus Hom. VIII (AMai, Class. Auct. X, 600). 16 in R Lo. IX 
172 — 446. Inhalt; I. Kap. 1 1— 9. Brandopfer. 11. 4 8 27f. Gesetz von 
Siiridopfem. III. 5iiF. Sundopfer. IV. 6 1—23 [5 20— 6 23]. Schuldopfer, Brand- 
opfer, Speisopfer. V. 6 24—784 [7 1—34]. Siindopfer und Heilsopfer. VI. 735— 
813. Weihe Aarons und seiner Sohne. VII. lOs- 11. Bestimmungen fiir 
die Priester. Reine und unreine Tiere. VIII. 12 2—13 14. Der Aussatz und 
seine Reinigung. 2 griechische Fragmente. IX. 16 1—17. Der grosse Siihn- 
tag. X. 16. Das Fasten am Siihntag und der Bock. X. 20 7 vgl. 26. Heilig- 
keitsvorschriften. XII. 21 10. Der Hohepriester. XHI. 24 1—9. Leuchter. 
Schaubrode u. A. XIV. 24 10—14. Gotteslasterung. XV. 25. Sabbat und 
Jubeljahre. XVI. 26 3— is. Der Segen. 

K r ii g e r , Litteraturgeschichte. 1. u. 2. Aofl. g 



114 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§ 61. 

4. Numeri, gehalten nach 244. Ein gr. Fr. aus Horn. XIII Lo. X, 
156 N. 2. 28 in R Lo. X 9—370. — Inhalt: I. Kap. 1 i-s. Erste Zahlung. 
n. 2 if. Lagerordnung. III. 3 ii— is. Musterung der Leviten. IV. 3 39. Zahl 
der Leviten. V. 4i8f. 47. Geschafte der Leviten. VI. 11 24£F. 12 iff. Die 
70 Aeltesten. Das athiopischeWeib Moses. VII. 12 6— 10. Mirjams Aussatz. 
VIILUsff. Die Kundschafter. Murren des Volkes. IX. 16 17. Rotte Ko- 
rah. Aarons Stab. X. 18 iff. Pflichte und Rechte der Priester. XI. 18. 
Zehnten. XH. 21 le— 24. Das Brunnenlied. XIII. 21 84 ff. 22. Niederiage 
Sihons und Ogs. Bileams Eselin. XIV. 22. Bileam. XV. 23 1—10. Bileams 
erste Weissagung. XVI. 23 11—24. Die zweite Weissagung. XVII. 23 27—24 9. 
Dritte Weissagung. XVIII. 24 10—19. Vierte Weissagung. XIX. 24 20—24. 
Fiinfte Weissagung. XX. 25. Baalsdienst der Israeliten. XXI. 26. Zweite 
Zahlung. XXII.27iff. DieTochter Zelophads. EinsetzungJosuas. XXin.28. 
Verschiedene Feste. XXIV. 30. Opfer. XXV. 31. Rache an den Midia- 
nitem. XXVI. 31 48 ff. 32. Zahl der Kinder Israel. XXVII. 33. Lagerstatten 
der Israeliten. XXVIII. 34. Grenzen des gelobten Landes. 

5. Deuteronomium, gehalten vor Lukas (Horn, in Luc. VIII), also 
vielleicht vor 235. [VH 13]. Nichts erhalten. 

6. Jo sua, gehalten nach 244, spater als Jeremias (Horn. XIII 3) und 
wahrend einer schweren Verfolgung (IX 10), also wohl nicht vor 251. Ein 
gr. Pr. aus Horn. XX in Philoc. 12 Lo. XI 167—169. 26 in R Lo. XI 
6 — 214. — Inhalt: I. Einleitung. II. Kap. 1 1— 14. Josuas Beauftragung. 
III. 1 16 ff. 2. Die Vorbereitung. IV. 3. Ueberschreitung des Jordans. 
V. 4 — 5 9. Erneuerung des Bundes. VI. 5 s- is. Passah im Gilgal. VII. 6. 
Eroberung Jerichos. VIII. 7 — 8 29. Niederiage vor Ai. Eroberung der 
Stadt. IX. 8 30. Altar am Berge Ebal. X. 9. List der Gibeoniten. XI. 10. 
Schlacht bei Gibeon. XII. 10. Geistige Erklarung der Kriege Josuas. 
XIII. 10 28ff. Erobening Libnas und anderer Stadte. XIV. 11 iff. Jabin. 
XVI. 13 iff. Josuas Alter. Befehl zurVerloosung. XVII. 13 u. Die Leviten 
ohne Erbe. XVIII. 14 6ff. Bitte Kalebs. XIX. 15 1. Die Grenzen Judas. 
XX. 15 18—20. Kalebs Tochter. XXL 15 es. Die unbesiegten Jebusiter. 
XXII. 16 10. Ephraim und die Kanaaniter. XXIII. 18 s. Verloosung. 
XXIV. 19 47ff. (LXX). Die Amoriter. Josuas Erbbesitz. XXV. 21 2—7. Die 
Stadte der Leviten, XXVI. 21 42 (LXX). Die steinernen Messer und der 
Altar der transjordanischen Stamme. 

7. Richter,. gehalten und von 0. selbst aufgezeichnet vor dem Com. 
zum Hohenliede (Prol. ad Cant. Cantic. Lo. XIV 317), vielleicht a. 235. 
9 in R Lo. XI, 217 — 284. — Inhalt: I. Kap. 2 7. Israel dient dem Herrn. 
II. 2 8—14. Josuas Tod. III. 3 9— le. Othniel. Ehud. IV. 3 31 4 1—3. Samgar. 
Jabin. Sisera. V. 4 4ff. Debora, Barak. Joel. VI. 5. Das Deboralied. 
VIL6iff. Die Midianiter. VIH. 6s3ff. Gideon. IX. 7. Gideons Sieg. 

8. Samuel und Konige, gehalten nach 244. [VH 4 in Regnor. I; 
Cassiod., Inst. div. litt. 12: 1 in Regn. II]. Eine Homilie uber I Sam 1 2 
(Elkana, Peninna, Hanna, Samuel) in lateinischer Uebersetzung unbekannter 
Provenienz Lo. XI 289 — 316. Im Original eine Homilie iiber I Sam 28 
Treep TYj? h^'^aozpiiiod'oo (flexe von Endor) Lo. XI, 317 — 332. Die Homilie 
wurde verschiedentlich heftig angegriffen, besonders von Eustathius von 
Antiochien. 

9. Hiob [VH 22." Vgl. in Ezech. VI 4 u. Eustath. de engastrim. 21, 



§61.] Origenes. 115 

Jahn 59]. Bruchstuck einer Homilie in der (verlorenen) Uebersetzung des 
Hilarius von Poitiers (Hieron. vir. ill. 100) bei Augustin. c. Julian. II 27 
Lo. XI3338q. 

10. PsalmeD, gehalten zwischen 241—247 (Horn. I in Ps XXXVI 2; 
II in Ps XXXVn, 1). [VH mindestens 113 fiber 60 Pss]. In Katenen zahl- 
reiche Fragmente. 9 in R uber Ps 36 (5) 37 (2) 38 (2) Lo. XII 152—306. 

11. Spriiche[VH7]. Nichts erhalten. 

12. Prediger [VH 8J. Xichts erhalten. Doch vgl. Gallandi, 

13. Hohelied, gehalten vor 244. 2 in der Uebersetzung des Hierony- 
inus (= H). Lo. XIV 235—278. Im Mittelalter sehr viel gelesen und daher 
in zahlreichen Handschriften erhalten. 

14. Jesaias, Entstehungszeit unsicher, 235? nach 244? [VH 32. 
Hieron. Praef. in Comm. ad Isai. in adv. Ruf. 1 13 kennt noch 25]. 9 in H 
(von trinitarischen Ketzereien gesaubert. Vgl. Rufin. adv. Hieron. II) Lo. 
Xni 235—301. — Inhalt: L Xap. 61-7. Die Vision. IL 7 lo-ie. Der 
Lohn der Jungfrau. III. 4 1. Die sieben Weiber. IV. 6 1—7. Die Vision. 
V. 41 2 6 1—7. VI. 6 8—10. Die Berufung. VII. 8 is— ao. Der Prophet und 
seine Kinder. VIII. 10 10— is. IX. 6 8—7 11 (Fragment). 

15. Jeremias, gehalten nach244) in einer Zeit derRuhe (Horn. IV 3) 
[VH wohl unrichtig 24. Cassiod., Inst. div. litt. 1 3: 46. Vgl. Philoc. 10]. 19 im 
Original (Cod. ScorialeDS. Q., als von Cyrill stammend bezeichnet. Cod. Vatic. 
623), von denen 12 (I. n. IV. VIII— XIV. X VI. XVH) auch in H (confuso 
ordine. Praef. in Horn, in Jer. et Ezech.) erhalten sind. Zwei weitere 
Homilien (XX. XXI) in H Lo. XV 109—388. 389-417. Fragment der 
39. Homilie in Philoc. 10 Lo. 418—420. Vgl auch die Excerpta Lo. 421 
bis 480. — Inhalt: I. Kap. 1 1— 10. Die Berufung. 11. 2 2if. Der wilde 
Weinstoick. III. 2 ai. Gottes Giite. IV. 3 e— 10. Gefahren des Abfalls- 

V. 3 22—48. Bussruf. VI. 5 a— 6. Unverstand. VH. 5 isf. Ziichtigung. 
Vin. 10 12—14. Gottes Werk an den Menschen. IX. 11 1—10. Gottes Wort 
an sein Volk. X. 11 is- 12 9. Abfall der Juden. XI. 12 11— 13 11. Verwerfung 
der Juden. XII. 13 12— 17. Gerechtes Gericht. XIII. 16 6— 7. Strafe der 
Unbussfertigen. XIV. 15 10—19. Das Loos des verworfenen Propheten. 
XV. 15 10—12 17 5. Kein Verlass auf Menschen. XVI, 16 le— 17 1. Seelen- 
fischer. Siinde Judas. XVII. 17 11— le. Das Gleichnis vom Rebhuhn (un- 
vollstandig). XVIII. 18 1— la 20 1— e. Der Topfer. Bestrafung der Unbuss- 
iertigen. Paschur. XIX. 20 7—12. Anfechtung und Gottvertrauen. XX. (lat.). 
60 23—29. Der Hammer, der die Erde schlug. XXI. (lat.). 51 6—9. Flucht 
von Babylon. XXH. (Philoc.) 44 22. 

16. Ezechiel, gehalten nach 244. [VH falschHch 12] 14 in H Lo. 
XIV 4 — 178. — Inhalt: I. Kap. 1 1— la. Die erste Vision. 11. 13 2—9. Gegen 
die falschen Propheten. Ill 13 17— 14 s. Schwere des prophetischen Berufs. 
IV. 14 18 f. Errettung einzelner Frommer. V. 14 15 2. Die Gerichte Gottes. 

VI. 16 2— 16. Jerusalems Untreue. VII. 16 le— 29. Falsche Lehre. VIII. 16 ao— 33. 
Folgen falscher Lehre. IX. 16 45—52. Hoffart. X. 16 52—60. Die Frucht der 
Zuchtigung. XL 172 8. Das Gleichniss vom Adler. XII. 17 12—24. Gericht 
und Verheissung. XIII. 28 12 f. Vom Konig von Tyrus. XIV. 44 2. Das 
verschlossene Thor. 

17. Lukas, gehalten vor Comm. Joh. XXXII (vgl. Kap. 2. Lo. II 
378). 39 in H (wahrscheinlich stark verkiirzt) Lo. V 85—236. Ueber die 

8* 



116 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Oriental en. [§ 61. 

Moglichkeit, dass mehr vorhanden waren, s. Huet, 1. c. Ill, 2, 2. 7. Lo. XXTV 
138 sq. — Inhalt: I. Kap. 1 1— s. Die vier Evangelien. 11. 1 e. Zacharias' 
und Elisabeths Frommigkeit. III. 1 ii. Die Erscheinung des Engels. 
IV. 1 18—17 *. Die Verheissung an Zacharias. V. 1 22. Zacharias stumm. 
VI. 124—82*. Maria und der Engel. VII. 1 89— 45. Maria und Elisabeth. 
VIII. 1 46—51 *. Maria Lobgesang. IX. 1 66—64. Geburt des Taufers. X. 1 67—76. 
Zacharia Lobgesang. XI. 1 so— 2 2. Johannis Wachstum. XII. 2 a— 10. Der 
Engel und die Hirten. XI EI. 2 is- le. Lobgesang der Engel. XTV. 2 21—24. 
Beschneidung und Reinigung. XV. 2 26— 29. Simeon. XVI. 2 83f. Simeons 
Weissagung. XVII. 2s8— 36. Hanna. XVIII. 240—49. Jesus im Tempel. 
XIX. 2 40—46. Jesus im Tempel. XX. 2 49— 61. Jesu Gehorsam. XXI. 3 x— 4. 
Des Taufers Berufung. XXII. 36— s. DerBussruf. XXIII. 39— 12. DieZoUner. 
XXTV. 3 16. Wasser- und Feueriiaufe. XXV. 3 le. Das Volk halt den Taufer 
fur den Messias. XXVL 3 17. Die Sichtung. XXVII. 3 is. Das Werk des 
Taufers. XXVIIL 3 28ff. Geschlechtsregister (vgl. Matth.). XXIX. 4i-4. 
Die erste Versuchung. XXX. 4 5—8. Zweite Versuchung. XXXI. 4 9—12. 
Dritte Versuchung. XXXII. 4 14—20 und XXXIII. 4 28—27. Jesus in Naza- 
reth. XXXIV. 10 25—37. Der Samariter. XXXV. 12 ssf. Friede mit deinem 
Widersacher. XXXVI. 17 33—21 (umgekehrte Keihenfolge). Das Reich Got- 
tes ist inwendig in euch. XXXVII. 19 29flf. Das Eselsfiillen. XXXVIII. 
1941—46. Die Tempelreinigung. XXXIX. 20 27ff. 20 ff. DieFragen derHohen- 
priester und Schriftgelehrten. 

18. Apostelgeschichte, Entstehungszeit unsicher, [VH 27 (17)]. 
Ein griechisches Fragment der 4. Homilie (Kap. 1 le) in Philoc. 7 Lo. V 
245 sq. 

19. Korinther [VH 11 zu II Kor]. Anscheinend nichts erhalten, 
doch vgl. Cramer. Anscheinend vor Horn. Luc. XVII Lo. V 151 und nach 
C. Celsum (vgl. VIII 24. Lo. XX 142), also nach 248. Westcott 118 a. 
Preuschen 374. 

20. Galater[Vfl7]. Nichts erhalten. 

21. Thessalonicher [VH 2]. Nichts erhalten. 

22. Titus [VH 1]. Nichts erhalten. 

23. Hebraer [VH 18]. Zwei Bruchstucke bei Eus. H. E. VI 25 
11 sq. 13 sq. 

Ausgaben: Origenis Homiliae, 1475 ohne Angabe des Herausgebers 
und Veriagsortes. Die Homilien zum Pentateuch, Josua, Richter, Venet. 
1503 1512. Die Homilien zum Hohenliede, Jesaia, Jeremia, Ezechiei, Mat- 
thaus (16), Lukas (6), Johannes (2), Venet. 1513. Die 7 nicbt von H. iiber- 
setzten Homilien zu Jeremia von MGhislertos (griech. [Cod. Vatic] u. 
latein.) in Comm. in Jerem. Ill, Lugd. 1623. Die 19 Homilien (unter dem 
Namen Cyrills) von BCorderius (griech. [Cod. Scorial.] u. lat.), Antv. 1648. 
Erste Ausgabe der Homilie (>Klp 'C7](; IyT^'^'^P-H-^^®^ "^^^ LAllatitts, Lugd. 
1629, 328—344. Neueste von AJahn in TU II 4, 1886. Hier auch die 
Gegenschinft des Eustathius. — Uebersetzungen: Homiliensammlung 
aus den ersten sechs Jahrh. der christlichen Kirche von LPklt und HRhein- 
WALD, I 1, Berlin 1829 (in Jerem. 15 16, in Luc. 2 und Stiicke aus in Luc. 9 
und 39). JCWAuGUSTi, Predigten auf alle Sonn- und Festtage aus den 
Schriften der K Vv. ausgewahlt I, Leipzig 1838, II, 1840. Auserlesene Reden 
der KVv. Neue Aufl. I 2, Coblenz 1833, II 1, Cobl. 1846. HHoltzmann in 



§61.] Origenes. 117 

BuNSENs Bibelwerk VI, 1870, Bibelurkunden II 805—816. Die Predigt der 
Kirche, hrsgeg. von GtLeonhardi, XXII. Bd. hrsgeg. von FJ Wintbb, Leipzig 
1893 (in Gren 2 und 5, in Lev 2, in Cant. Cantio. 1, in Jerem 15 16, aus in 
Jerem 39, in Luc 2 7 und s). — Litteratur: Vgl. die Handbiicher zur Ge- 
schichte der Predigt. Rbdepenning II 212 — 261. Westcott 104—118. 

c) T(5 jioi (ThBirt [§ 2 sa] 27f.) sind eingehende Kommen- 
tare, die im Gegensatz zu der mehr popularen Auslegung der Ho- 
milien dem Kundigen und nach tieferer Erkenntnis Begehrenden 
den Inhalt der heiligen Schriften verstandlich machen sollen. Die 
darin vorgetragene Exegese ist jedoch grundsatzlich von der in 
den Homilien geiibten nicht verschieden: peinlich sorgfaltig in 
der Ermittlung des Wortsinns, ist sie gleichgiiltig gegeniiber den 
grosseren Zusammenhangen und steht ganz im Dienst einer von 
dogmatischen Voraussetzungen , insbesondere vom Glauben an 
die Inspiration auch des Buchstabens, getragenen AuflFassung. 
Folgendes ist erhalten: 

1. Genesis. Die ersten 8 BUcher sind noch in Alexandrien ge- 
schrieben (Eus. VI 24 2), der Rest in Oasarea. [Nach Eus. 1. c. 12 Bb. Nach 
Hier. Ep. 33 und 36 9 13. VH 14]. Zwei Bruchstiicke (lat.) aus der Vorrede bei 
Pamphilus, Apologia Praef. Lo. XXIV 296 sq. Vgl. VIH 1--3. Bruchstuck 
aus Tom. I bei Euseb. Caesar, adv. Marcell. Ancyr. I 4. Lo.VIII 4. Vgl. 
Pamphilus 1. 0. 3. Lo. XXIV 328. Bruchstiicke aus Tom. Ill: a) in der 
Philocalia 23 und ein kiirzeres Stiick bei Euseb. Praep. evang. VI 11- 
b) Philoc. 14; c) Eus. H. E. Ill 1 i-s. Ob wortliches Oitat? Vgl. auch Euseb. 
Praep. evang. VII 20 und Socr. H. E. Vn 7 (zu Tom. IX). Lo. VIH 5—48. 
Nach Orig. 0. Cels.VI 49 (vgl. Hieron Ep. 36 9, 0pp. I 165 Vall.) reichte 
der Kommentar bis Kap. 5 1. Zum Inhalt vgl. c. Cels.VI 49 — 51. Dass Am- 
brosius in de paradiso den Kommentar benutzte, hat Harnack (TU VI 3, 
1890, 119f.) wahrscheinlich gemacht. 

2. Exodus. Vor dem Kommentar zum Hoheuliede (vgl. Prol. ad CC 
Lo. XIV 314) also vor 240. [Philocal. 27 Rob. 262: S-rjixeiwasis. VH Ex- 
cerpta]. Es ist demnach nicht sicher, ob die fiinf in Philoc. 1. c. erhaltenen 
Fragmente einem Kommentar oder Scholien angehoren. 

3. Leviticus, Entstehung unsicher. [VH Excerpta]. Nichts erhalten. 

4. Psalmen [VH 1) Excerpta in Pss. a I ad XV. Gemeint ist wohl der 
Kommentar zu den 25 ersten Pss., dessen Eus. H. E.VI 24 s als noch in 
Alexandrien geschrieben gedenkt. 2) 46 (so nach Redepenndtg, 45 Pitra) 
Biicher Excerpta zu 36 (35) Psalmen bis Ps 103. 3) Excerpta in totum psal- 
terium, vielleicht identisch mit dem Enchiridion, welches der Auctor Bre- 
viarii in Psalt. (ap. Hieron. VII, App. Vall.) erwahnt]. Erhalten sind zahl- 
loae Fragmente, deren Zugehorigkeit zu einem Kommentar sich nur in 
seltenen Fallen (vgl. die Fragmente bei Lo. XI 351—379. 384—391. 440 bis 
453; XII 10 sq. 47. 73. 350 sq.) feststellen laast. Entstehungszeit von 2 und 3 
unsicher. 

5. Spriiche [VH 3]. Bruchstiicke (Katenen. Pamph. 1. c. 10) bei Lo. 
XIII 217—234 (XXIV 410—412). Vgl. auch Mai, NPB 1—66, 



118 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§61. 

6. Hohelied. Die ersten 5 Biicher in Athen (c. 240), die zweiten bald 
darauf in Casarea (Eus. VI 32 a). [VH 10 und 2, quos insuper scripsit in 
adolescentia. Ygl. weiter Eus. 1. c. Hieron. Prol. expos. CO. sec. Orig. Lo. 
XIV 235. Ep. 37 s]. Aus dem Jugendwerk ein Fragment in Philoc. 7 Lo. 
XIV 233 sq. Aus dem grossen Kommentar zwei Fragmente (Katene. Philoc. 
27). Auszuge bei Prokop von Graza Lo. XV 91 — 108. Ausserdem die latei- 
nische Bearbeitung Rufins in 4 Biichern Lo. XIV 287—437 XV 1—90. 
Hieronymus (Prol. etc.) halt diesen Kommentar fiir die beste Arbeit des O. 

7. Klagelieder. In Alexandrien geschrieben (Eus. VI 24 2). [VH 5. 
Nach Eas. 1. c. urspriinglich mehr. Vgl. auch Maxim. Conf. 0pp. ed. Corder. 
II 315 D, der ein 10. Buch gekannt zu haben scheint]. Ausziige in Katenen 
Lo. XIII 167—216. Vgl. BMoNTFAtJCON, Bibliotheca Coisliniana 42. 

8. Jesaias, geschrieben ca. 235 (Eus. VI 32 1). [VH 36. Schon Eus. 
1. c. kannte nur noch 30]. Erhalten ein paar (lat.) Fragmente bei Pamph. 
1. c. 5U 7 Lo. Xin 235—238 (XXIV 370 sq. 385—387). 

9. Ezechiel, geschrieben nach 235 und in Athen c. 240 zu Ende ge- 
fiihrt (Eus. VI 32 isq.). [Eus. VI 1. c. 25. VH 24 (Pitra. Eedepenning 29)]. 
Fragment aus dem 20. Buch (Kap. 34 17—19) in Philoc. 11 Lo. XIV 2sq. 

10. Kleine Propheten nach 244. [Nach Eus. VI 36 s Hieron. VJ 
Kap. 75 u. VH 26 Bb. : in Hos 2, Joel 2, Amos 6, Jonas 1, Micha 2, Nahum 2, 
Habakuk 3, Zephanja 2, Haggai 1, Sacharja 2, Maleachi 2]. Fragment aus 
Hosea (Kap. 12) in Philoc. 8 Lo. Xm 302—30^. 

11. Matthaus nach 244, unter Philipp Arabs (Eus. VI 26 2) und 
nach Comm. Rom. (vgl. XVII 32). [Eus. 1. c. und VH 25]. Erhalten Buch 
X— XVII (Kap. 13 36-2238) Lo. HI 7— IV 172. Griech. Fragm. aus Buch I 
und II bei Eus.VT 25 4 8qq. und in Philoc. 6 Lo. Ill 1 — 6; lateinische aus 
Buch I und VII bei Pamph. 1. c. 5 u. 10. Lo. XXIV 372 405 sqq. (V 307 
bis 310). Ausserdem eine lateinische Bearbeitung in 145 Abschnitten (Matth. 
Kap. 16 13-27 68) Lo. IV 173— V 84 (von Kap. 22 S4 an). Vgl. Cramer. Ein 
Prolog bei MOrusius, Univ.-Progr., Grotting. 1735. Danach Redepenning 
II 465 f. Lo. XX, VI— VIIL 

12. Marcus. In Cod. Paris. 939 wird ein Kommentar zum Marcus 
^Ischlich dem Origenes zugeschrieben. 

13. Lucas. [Nach Hieron. Prol. in Horn. Orig. in Luc. und Rufin. adv. 
Hier. II 19 5 Bb., nach VH 15]. Vgl. Cramer. Ein Prolog bei Crusius 1. c. 
Redep. II 466—469. Lo. XX, VIII— XII. 

14. Johannes. Die ersten 5 Biicher sind in Alexandrien geschrieben 
(vgl. VI 1), wahrscheinlich vor 228; nach der Verfolgung Maximins, also 238, 
hat 0. noch an dem Werk gearbeitet (Eus. VI 28). [VH 32, Eas. VI 24 1 
kannte noch 22. Hieron. Prol. in Horn. Orig. in Luc. nennt 39, welche 
Zahl dann richtig sein konnte, wenn Origenes den Kommentar weiter als bis 
Kap. 13 83 gefiihrt hatte]. Buch I. Kap. 1 la. II. 1 ib— 7 a. VT. 1 19— 29. 
X. 2 12—26. XIII. 4 13—44. XIX. (teilweise). 8 19—24. XX. 8 37—52. XXVIII. 
11 39-67. XXXn. 13 2-83. Lo. 1 1—160 173—375 IL Vgl. fiber die [7] 
Handschriften AEBrooke (§ 24 2) 1 — 30. Archetypus ist Cod. Monac. gr. 191 
saec. XIII. Fragmente aus Buch IV und V (Schreibart der Apostel, Entschuldi- 
gung wegen zu grosser Ausfubrlichkeit) in Philoc. 4. 5 und beiEuseb.VI 
257-10 Lo. 1161—172. Lat. bei Pamph. l.c. 5 Lo. XXIV 356 sq.(V 305 sq.). 
Vgl. auch Eustath., de Engastrimytho 21 (Jahn 60). Das angeblich aus dem 



§61.] Origenes. 119 

2. Buch stammende Citat bei Pamph. 5 Lo. XXIV 361 sq. (V 303 sq.) findet 
sich im griechischeu Texte nicht., Zum Texte des 2. Baches s. JLJacobi, 
HaUe 1878. Ein Prolog bei Cbusius 1. c. Redep. II 469—472. Lo. XX p. XII 
bis XYI. 

15. E, 6 m e r , geschrieben nach 244 und vor Matthaus [VH 15]. Z wei Frag- 
mente aus Buch I und IX in Philoc. 9 und 25 Lo. V 247 — 260. Ein Satz aus 
III 8 (Lo.VI 211) bei Basilius, de spir. s. 73. Vgl. auch Crameb. Ausser- 
dem eine freie lateinische Bearbeitung in 10 Buchern von Bufin, dem bereits 
ein verderbter Text vorgelegen hat. (Vgl. Hieron, adv. Ruf. I 11 20 II 
16 18. Praedestin. I 22 43. Rufin. de adulteratione librorum Origenis Lo. 
XXV 382, — 400). Dieser Bearbeitung ist nicht der von Origenes benutzte 
Text derEpistel zuGrunde gelegt, sondem ein Italatext (vgl. Westcott 116 
bis 117»). 

Die folgenden Kommentare sind in den letzten Jahren des Or. ent- 
standen. 

16. Galater [VH 15. Hieron. Prooem. Comm. in ep. ad Gal. VII 369 
Vall. 5]. Drei latein. Fragmente aus Buch I bei Pamphilus 1. c. 5 Lo. XXIV 
362—370 (V 261—270). 

17. Epheser [VH 3. Von Hieronymus selbst iibersetzt s. adv. Rufin. 
1 16 21 vgl. Ill 10]. Latein. Fragment aus Buch III bei Hieron. adv. Ruf. 
I 28. Vgl. auch Cramer. In seinem eigenen Kommentar zum Epheserbrief 
hat Hieronymus (s. die Vorrede) Origenes ausgeschrieben. Vgl. ThZahn, 
GNK II 2, 427 N. 2. 

18. Kolosser [VH 2]. Latein. Fragment aus Buch III (so!) bei Pam- 
phil. 1. c. 5 Lo. XXIV 372 sq. (V 273 sq.). 

19. Philipper [VH 1]. Nichts erhalten. 

20. Thessalonicher [VH 3. Vielleicht nur zum 1. Brief]. Lat, 
Fragm. aus Buch III (I Thess 4 w— 17) bei Hieron. Ep. ad Min. et Alex. 119 9, 
0pp. I 809—814 Vall. Lo. V 275—282. Vgl. Orig. c. Gels. 11 65. 

21. Titus [VH 1]. Fiinf lat. Fr. bei Pamph. 1. c. 1 u. 9 Lo. XXIV 313 
bis 319. 398sq. (V 283—292). 

22. Philemon [VH 1]. Lat.Fr. bei Pamph. l.c. 6 Lo. XXIV 376 sqq. 
(V 292—296). 

23. Hebraer fehlt inVH. Doch finden sich vier Fragmente einesKom- 
mentars bei Pamph. 3 und 5 Lo. XXIV 328 357 sqq. (V 297—300). 

23. Ob Origenes die katholischen Briefe und die Apokalypse 
(vgl. Comm. Ser. in Matth. 49) interpretirt hat, ist unsicher. 

Ausgaben: Der Kommentar zum Romerbrief in latein. Ueber- 
setzung (falschlich als von Hieronymus bezeichnet)Venet. 1506 u. 1512. Der 
Kommentar zum Joh.-Ev. in latein. Uebersetzung von AFERRARiuSjVenet. 
1551 und von JPerionius ca. 1554. Erste Ausgabe der erhaltenen Origin al - 
texte (ohne Katenenfragmente) von PDHuetius, Origenis in sacras Scrip- 
turas Commentaria quaecunque graece reperiri potuerunt, 2 T. Rothomagi 
1668 (Par. 1679, Col. 1685). — Gute Inhaltsangabe der Kommentare zu 
Matthaus, Johannes, Romerbrief unter Hervorhebung besonders bemerkens- 
werter Stellen bei Westcott. Ueber das Verhaltnis Prokops von Gaza zu 
0. und iiber das des 0. zu Philos Quaestiones s. PWendland, Neuentdeckte 
Fragmente Philos, Berl. 1891, 109—126. 



120 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§61, 

7 a) Von den apologetischen Schriften des Origenes sind 
nur dieacht Biicher KataK^Xaoti erhalten geblieben. Lo. XVIII 
bis XX 226. Archetypus aller bekannten Handschiiften ist der 
Cod. Vatic. 386 saec. XIII, der einen ziemlich urspriinglichen 
und luckenlosen Text bietet, Grossere Stticke sind auch durch 
die Philocalia auf bewahrt worden. Die Schrift, verfasst unter der 
Regierung des Philippus Arabs, also nach 244 (Eus. VI 36 2) 
und sehr wabrscheinlich 248, ist veranlasst durch die Bitte des 
Ambrosius (s. 0. Nr. 2), die von dem heidnischen Philosophen 
Celsus im 'AXyj^c Ao^oc; (zwischen 177 — 180) erhobenen An- 
schuldigungen und Einwande gegen das Ohristentum zu wider- 
legen (s. den Prolog). Die Apologie folgt den Auseinander- 
setzungen des Gegners Satz fur Satz und zerfallt somit nach 
einer Einleitung, in der die Hauptpunkte kurz angefiihrt und be- 
sprochen werden (I 1 — 27) in vier Teile: 1) Widerlegung der 
Einwande vom Standpunkt des Judentums (I 28 — II 79)-, 2) der 
Einwendungen des Celsus selbst gegen die Grundlagen der christ- 
lichen Lehre (III — V) und 3) gegen dieEinzellehren (VI— VII 61); 
4) der Verteidigung der heidnischen Staatsreligion durch Celsus 
(VII 62 — VIII 71). Von den apologetischen Flugschriften des 
2. Jahrhunderts unterscheidet sich dieses Werk deutlich dadurch, 
dass es nicht auf die Bediirfnisse des Augenblicks berechnet ist, 
sondern eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einem 
bewahrten Gegner darstellt, unternommen mit alien Mitteln der 
Kritik, Historic und Philosophic, voUer Voraussetzungen undVor- 
urteile, aber auf dem Standpunkt altkirchlichen Christentums die 
voUkommenste apologetische Leistung(vgl. Euseb. adv. Hierocl. 1) ; 
Ausgaben; Eine lateinische Uebersetzung* von ChristPersona, Kom 
1481. DHoESCHELius, Aug. Vind. 1605. GtUilSpejicerus, Cantabr. 1658. 
WSelwyn, Cambr. 1876. (Nur die vier ersten Biicher.) Vgl. dazu POver- 
BECK inThLZ 1876, 477. — Uebersetzungen: JLMosheim, Hamb. 1745. 
JROhm, 2 B., in BKV1876. 77. — Litteratur: PKoetschau, DieTextuber- 
lieferung der Biicher des Origenes gegen Celsus in TU VI 1, 1889. Dazu 
JARoBiNSON, On the text of Origen against Celsus, in Journ. of Philol. 
XVIII, 1890, 288—296. FWallis, MSS. of 0. against Celsus, in Class. Rev. 
1889, 392 — 398. PKoetschau, Die Gliederung des AXt]^^ Xo^oq des Celsus 
in JprTh XVHI, 1892, 604—632. KJNeumann (§ 45) 265—273. Die 
Litteratur iiber Celsus, vornehmlich ThKeim, Celsus' wahres Wort, Ziirich 
J 873. BAuB^. La polemique pa'ienne a la fin du deuxieme si^cle. Par. 1878. 
EPelagaud, lltude sur Celse, Lyon 1878. 

Verloren sind folgende Bericbte vonDisputationen mit Hare- 
tikern : 



§61.] Origenes. 121 

b) ZyjTTQastc; (xal SiaXs$et(;) Tupic BiQpoXXov (von Bostra). 
Vgl. Euseb. VI 33 s. Hieron. 60; 

c) Disputatio cum haeretico quodam. Vgl. Ori- 
genes Ep. ad quosdam caros suos Alexandriam bei Rufin., de ad- 
ulteratione librr. Or. Lo. XXV 389. Die Disputation hat an- 
scheinend in Athen stattgefunden ; 

d)Dialogus adv. Candidum Valentinianum. Vgl. 
VH und Hieron. adv. Ruf . II 9 ; 

e) AiaXoYOc itpb<; tov 'A[a?] Yva)(iova Baooov. Vgl. 
Jul. Afric. Ep. ad Orig. de Susanna. Orig. Ep. ad Afric. 2; 

f) Ketzerbestreitende Schriften ohne nahere Be- 
zeichnung des Inhalts werden von Pamph., Apol. pro Orig. Praef. 
und 1., Epiph. Haer. LXIV 5 (vgl. auch LXVI 21), Theodoret. 
Haer. Fab. I 2 4 19 21 25 H 2 7 III 1 u. Nicephor. H. E. X 10 
erwahnt. Ueber die Philosophumena siehe § 91, iiber den Dia- 
logus de recta fide § 80. 

8. Die dogmatischen Schriften des Origenes haben am 
meisten unter den Vorurteilen beschrankter theologischer Geg- 
ner leiden miissen: einige sind untergegangen, keine ist unver- 
sehrt gebUeben. 

a) Ilept apx<«>v, de principiis, das dogmatische Hauptwerk 
des Origenes, ist nur in verstummelter Form zur Kenntnis der 
Nachwelt gekommen. Lo. XXI. Vom Original sind eine Anzahl 
Fragmente in der Philokalia (Kap. 1 und 21), bei Marcellus von 
Ancyra (Eus. adv. Marc. Ancyr. 14) und in Justinians Epistola ad 
Mennam Patr. CP. a. 543 (in Mansi, CoU. Cone. IX 523—534) 
erhaiten •, das ganze Werk in einer lateinischen Uebersetzung Ru- 
fins von Aquileja vom Jahre 397, die nach eigenem Gestandnis 
des Urhebers (vgl. den Prolog) vielfach nur eine willkui-liche Be- 
arbeitung darstellt. Leider ist die Uebersetzung, welche Hiero- 
nymus der rufinischen entgegenstellte (vgl. Epp. 83 —86) und von 
der er behauptet, sie sei wortgetreu gewesen (Ep. 84 12), bis auf 
eine grossere Anzahl von Bruchstiicken in der Epistola (124) ad 
Avitum verloren gegangen. Das Werk, in Alexandrien und wahr- 
scheinlich nicht lange vor 230 verfasst (Eus. VI 24 3), handelt von 
den Grundlehren der Glaubenswissenschaft (Schnitzer XXIsqq.), 
die in der Vorrede nach der Glaubensregel kurz zusammengestellt 
sind 5 und wenn auch die Ausfiihrung wenigstens in den drei ersten 
Buchern von philosophisch-theologischen Gesichtspunkten (I. Leh- 
ren iiber das vorweltUche Sein-, II. uber die Welt in ihrem gegen- 



122 Kirchliche Litteratur des 3. JahrhundertB. Orientalen. [§ 61. 

wartigen Zustande; III. iiber die Freiheit des Willens) beherrscht 

ist, so zeigt doch der Inhalt jedes einzelnen und besonders des 

vierten Buchs (IV. Schriftauslegung), dass der Plan innegehalten 

ist. Diese erste systematische Zusammenfassung christlicher Leh- 

ren ist zugleich die einzige Dogmatik von selbstandiger Bedeutung 

auf dem Boden der alten Kirche geblieben •, 

Ausgaben: ERRedepenning, Lips. 1836. Ein deutscher Wieder- 
herstellungsversuch von KFSchnitzer, Stuttg. 1835. 

b)STp(0[xater(;[NachEus.VI243undVH10Bb.]. Erhalten 
sind ein griech. Fragment (Cramer, Catenae in Act. apost. 10 
zu 1 12) und drei lateinische bei Hieron. adv. Ruf. 1 18; Comm. 
in Daniel. 9 u (0pp. V 691) und Comm. in ep. ad Gal. Ill zu 
Gal. 5 13 (VII 494 sqq. Lo. XVII 69 sq. 75—78). Vgl. Orig. 
Comm. in Job. XIII 45 u. s. das Referat iiber die Ausfuhrungen 
des Origenes im 10. Buch (Susanna und Bel) bei Hieron. Comm. in 
Dan. 13 1 (V 730—736). Lo. 70—75. Auch Comm. in Jerem. 
IV zu Jer. 22 u ff. (IV 994); Comm. in Dan. 4 6 (V 646); Ep. 
84 s; adv. Ruf. II 1. Nach Hieron. Ep. 70 4 hat Origenes in diesem 
Werke, in Nachahmung des Klemens, die TJebereinstimmung der 
christlichen mit den philosophischen Lebren aufzuzeigen versucht. 
Vielleicht sind die von Eus. VI 18 3 erwahnten Auszlige aus 
philosophischen Schriften mit den noch in Alexandria 
geschriebenen Stromateis in Beziehung zu setzen. Ueber einen 
von einem Presbyter Beatus verfertigten Auszug aus dem Werk, 
der in der Bibliothek des Eskurials sich befinden soil, vgl. Rede- 
penning I S. XIU und II S. IV; 

c)IIepl avaotaasooc [Nach Eus. VI 242 und VH 2 Bb. 
Hieron. bei Rufin. adv. Hieron. II 47 nennt zwei Biicher und zwei 
Dialoge. Danach Hieron. c. Job. Hieros. 25 vier Bb.] Erhalten zwei 
griechische Fragmente bei Methodius ap. Photium 234 (Bekker 
300 sq.) und bei Epiph. LXIV 12—16 (nach dem Excerpt des 
Methodius), vier lateinische bei Pamph. Apol. 7 Lo. XVH 55 
bis 58 (XXIV 379—385). Vgl. auch das Excerpt bei Hieron. 
c. Job. Hieros. 25. 26 (H 431—434 Lo. XVII 60—64). Das 
"Werk ist vor Tuspl apx<ov (vgl. II 10 Red. 223. Lo. XXI 229) 
und vor dem Kommentar zu den Klageliedem (Eus. VI 24 2), 
also vor 230 in Alexandrien geschrieben worden. Methodius von 
Olympus sab sich durch den Inhalt zu einer Gegenschrift ver- 
anlasst, in der viel origenisches Gut erhalten ist ; 

d) Eines Libellus de libero arbitrio gedenkt Origenes 



§ 61.] OrigeneB. 123 

selbst (Oomin. in Ep. ad Rom VII 16. Lo. VII 167), doch ist 
anzunehmen, dass er dabei nur den ersten Abschnitt des dritten 
Buches von irspl ip^wv im Auge hat ; 

e) Welche Bewandtnis es mit der Schrif t Hepl^ooscov hat, aus 
der ein Fragment bei Viktor von Kapua, Scholia veterum patrura 
(PiTRA, SpS 268) erhalten ist. lasst sich nicht mehr ausmachen; 

f) Ein besonderes So^Ypafiiidttov iiber die Siinde wider 
denheil. Geist darf man vielleicht aus Athan. Ep. 4 ad Serap. 
11 p. 709 MoNTF. herauslesen. 

9. Besser ist es den Schriften erbaulichen Inhalts er- 
gangen, deren Themata zu theologischen Ketzereien kaum Ver- 
anlassung boten, dafiir aber die beredte Kraft einer christlichen 
Personlichkeit zu voller Entfaltung kommen liessen. 

a) El<; [xapTDptov 7rpoTps7rtix6(; X6^o<;, Exhortatio ad mar- 
tyrium, erhalten in Cod. Venet. 45 saec. XIV (ohne Deberschrift), 
Cod. Paris. Suppl. Grec. 616 a. 1339 und Cod. Bas. A. Ill 9 saec. 
XVI (danach gedruckt). Fragm. in Cod. Reg. Par. Gr. 945 saec. 
XIV. Lo. XX 227 (237)— 316. Die Abbandlung ist bestimmt, 
die Freunde Ambrosius und Protoktetus, Presbyter in Casarea^ 
zur Standhaftigkeit in der zu erwartenden Verfolgung (durch 
Maximin, also 235, vgl. Neumann [§ 45] 228 N". 3) zu ermahnen : 
sie ist ein begeisterter Hymnus auf das Martyrium, dessen Qualen 
ein iiberschwenglicher Lohn ablosen und das selbst, als die Be- 
kenntnistaufe, zum Losemittel wird fiir eigene und vielleicht auch 
fremde Siinden; 

Ausgabe: JRWetstenius , Basil. 1674. Neue Ausgabe von 
PKoETSCHAU in Vorbereitung. — Uebersetzung: JKohlhofbe in 
BKV 1874. 

b) Ilepl eo/^C, de oratione, erhalten in Cod. Cantabr. Coll. 
S. Trinit. und Cod. Reg. Paris, [ol. Colbert. 3607], hier nur der 
Schluss an Ambrosius und die Schwester Tatiana gerichtet, ver- 
fasst vor dem Kommentar zum Exodus (vgl. Kap. 3 Lo. 97), 
vielleicht schon 235, moghcherweise erheblich friiher. Lo. XVEE 
79 (82) — 297. In zwei Teilen wird vom Gebet im AUgemeinen 
(Kap. 3 — 17) und vom Hermgebet im Besonderen (18—30) ge- 
handelt. Der Schluss (31 — 32) kehrt noch einmal zu den Er- 
orterungen des ersten Teiles, sie erganzend, zuriick. Trotzdem 
exegetische Griindlichkeit und philosophische Griibelei die Schrift 
unnotig belasten, ist sie voll von wahrhaft erbaulichen Gedanken 
in originaJer Fassung und durchweht vom Geiste echter Frommig- 



124 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. OrientaleD. [§ 61. 

keit, die Perle unter alien Werken des Alexandriners. Die in 

den Ausgaben beigegebenen Scholien eines Unbekannten stehen 

zu dem Traktat des Origenes in keiner Beziehung. 

Ausgaben: Oxon. 1686. JRWetstbnius, Basil. 1694. GuilReading, 
Lond. 1728. — Uebersetzung: JKohlhofer in BKV 1874. 

10. Von den zahlreichen Brief en des Origenes, deren Eus. 
VI 36 3 (vgl. auch 28 s. f. 39 6 s. f., siehe oben Nr. 1) und das 
VH gedenken, sind nur zwei vollstandig erhalten geblieben: 

a)'E7ctotoXY] ^p6(; 'Ayptxavov, in zahlreichen Hand- 
schriften erhalten (Lo. XVII 20—48), ist veranlasst durch die kri- 
tischen Bedenken, welche Julius Afrikanus (s. § 82 3 a) dem in Niko - 
medien weilenden Origenes iiber die Geschichte von der Susanna 
(Daniel 13 LXX) brieflich vorgetragen hatte. Die umstandliche 
Antwort auf das knappe Schreiben ist kein riihmliches Zeug- 
nis der kritischen Scharfe des Drhebers. Verfasst in Nikomedien 
(Kap. 15) auf der Hinreise nach Athen, also wohl ca. 240; 

Ausgaben: DHoeschelius, Ang. Vind. 1602 (nur der Anfang). 
JRWestenius, Basil. 1674. 

h) n.pb<; rpTjYoptov knioxoXii, erhalten in der Philocalia 

13 Lo. XVII 49—52 XXV 66—69), vielleicht bald nach 238 

(anders Draeseke) in der Absicht verfasst, Gregorius Thau- 

maturgus (§ 76), den friiheren Schiiler, in vaterlicher Liebe 

von der Beschaftigung mit den weltlichen Wissenschaften ab- 

zulenken und auf die Arbeit fur das Christentum hinzuweisen ; 

Ausgaben: Vgl. die Ausgaben der Philocalia (Nr. 4). PKoetschau 
in SQu IX, 1894, 40—44. Vgl. JDraeseke in JprTh. VII, 1881, 102 
bis 126 (Abdruck des Briefes 108—112). 

c) Bruchstiicke sind von folgenden Briefen erhalten: 
l)np6(; Tiva Tcepl 'AjiPpooioo aus Athen geschrieben. Vgl. 
Suidas s. v. Origenes (Bernh. II 1, 1279). Hieron. Ep. 43 i. 
Lo. XVII 5. 

2) npdg Ttvag (is|i(]^a|isvot)(; aotcp 8ta ttjv irspl Ixsiva (soil, za 
'EXXyjvcov (la^Yjjiata) o^tooStjv. Vgl. Eus. VI 12 — 14. Lo. 
XVII 6. 

3) Ad quosdam caros suos Alexandriam Epistola. 
Vgl. Hieron. adv. Rufin. II 18 Lo. XVII 6sqq. Rufin de 
adulterat. libror. Orig. Lo. XVII 8 sqq. XXV 388—392. 
Der Brief enthielt nach Hieronymus eine Abrechnung mit 
dem Bischof Demetrius wegen der Exkommunikation und 
Klagen dariiber, dass man seine Schriften verfalsche. Vgl. 
auch das Fragment aus Cod. Vindob. lat. 4512 saec. XV 



§ 61.] Origenes. 125 

fol. 286 287 in Tabulae Codd. mss. Vindob. HI 294. Denis, 

Codd. Theol. Lat. Yindob. I 2 Cod. CCCCXLH. 
4)np6<; 4>cbTtov %al 'AvSp^av Tcpsoporspotx; sviotoXtj. 

Vgl. Gallandi XIV App. S. 10. 
5)Epistola ad Gobarum, de undecima. Vgl. Victor 

Capuanus, Scholia ex vett. patr. Pitra, SpS I 267. 
6)Epistola ad Firmilianum de his qui fugiant quaesti- 

onem. Vgl. Vict. Cap. 1. c. SpS 1 268. 

d) Ausserdem werden noch folgende Briefe erwahnt : an 
Kaiser Philippus Arabs (Euseb. VI 36 s), an dessen Ge- 
mahlin Severa (1. c), an Fabian von Rom (1. c. vgl. Hieron. 
Ep. 84 lo), an verschiedene Bischofe (1. c), an Beryll von 
Bostra (Hieron. 60) und an Trypho (1. c. 57 oder Tryphos an 
Origenes?). ZuVorstehendem vgl. Preuschen, LG 387 — 389. 

11. Ueber folgende Schriften ist die Deberlieferung unsicher 
oder undeutlich: 

a)De pascha. Nach Viktor Capuan. 1. c. und Anatolius 
Alexandrinus, de ratione paschali (vgl. VH: de pace) hat Ori- 
genes eine Schrift unter diesem Titel geschrieben, in der Mate- 
rialien zur Berechnung des Ostertermins gegeben waren. Die 
beiden, von den genannten Schriftstellern mitgeteilten Fragmente 
(SpS 1 268. BKrusch, Studien zur mittelalterlichen Chronologic, 
Leipzig 1880, 317) brauchen nicht unecht zu sein; 

b) De nominibus hebraicis. Nach Hieronymus Praef. 
ad libr. interpret, hebraicor. nominum (0pp. Ill 1 sqq. Vall. 
PdeLagarde, Onomastica sacra, 1887, p. 1, 2. Aufl. p. 26) 
ein etymologisches Verzeichnis alttestamentlicher Namen, das O. 
fiir ein Werk Philos hielt und „durch Hinzufiigung der im N.T. 
vorkommenden hebraischen oder zu einer Herleitung aus den 
Hebraischen geeignet scheinenden Namen vervollstandigte" 
(Zahn). Was Hieronymus als seine eigene Arbeit giebt, ist 
wahrscheinlich nur eine Zustutzung des origenischen Materials 
mit unbedeutenden Zusatzen. Vielleicht ist mit dieser Arbeit 
des Origenes die von Ps.-Justin, Quaestt. ad Orthod. 86 (Otto, 
in® 112) erwahnte Schrift tiber die hebraischen Masse und 
6 e w i ch t e identisch. Vgl. ThZahn, GNK II 2, 948—953 ; 

c) Der Tractatus de Phe litera (Hieron. Ep. 43 i, vgl. 
Eufin. adv. Hieron. H 18) ist vielleicht nur ein Teil der Erklarung 
des 118. (119.) Psalmes ; 

d) In VH werden noch die Titel folgender Abhandlungen 



126 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§§ 62, 63. 

genannt: De proverbiorum quibusdam quaestionibus; 
De pace (pascha?); Exhortatoria (epistola?) ad Pioniam-, 
De ieiunio; De monogamis et trigamis homm. II; In 
Tarso homm. 11. Ygl. Preuschen, LG 387. 

§62. Trypho. 

Fabricius, BG 289 sq. Harnack, LG 405. 

Von Trypho, einem Schiiler des Origenes, sagt Hiero- 
nymus (VJ 57), dass er sehr bewandert in den heiligen Schriften 
gewesen sei. Den Beweis dafiir sollen seine Abhandlungen ge- 
liefert haben, besonders dasBuchDe vacca rufa (Num. 19. 
Hieronymus img Deuteron.) und das andere De dichotome- 
matib us (zu Gen. 15 9 ff.). Davon ist nichts erhalten geblieben. 

§ 63. Dionysius. 

Ausgaben: SdeMagistris, Rom. 1796. Routh, RS III 221—259 IV 
393—454. MiGNB, PG X, 1233—1344. 1575—1602. — Litteratur: (Frz) 
DiTTRicH, Dion. d. Gr. von Al., Freiburg i. Br. 1867. ThForster in 
ZhTh XLI, 1871, 42—77. — Fabricius, BG 278—283. Richardson, BS 
66—68. Harnack, LG 409—427. 

1. Dionysius, der grosse Bischof von Alexandrien (Eus. VH 
praef.) und Lehrer der katholischcn Kirche (Athan. Sent. Die - 
iiys. 6) ist wohl noch im 2. Jahrhundert (vgl. Euseb.VII 272) von 
ieidnischen Eltern geboren worden. Schon im Besitz weltlicher 
Ehrenstellen gab er die Aussicht auf eine glanzende Lauf bahn 
fiir den christlichen Glauben bin (VII 11 is). Er ward ein eifriger 
Schuler des Origenes, dem er bis iiber den Tod in treuer Dank- 
barkeit ergeben blieb (vgl. Nr. 4f. 6), ohne darum auf die Worte 
des Meisters schworen zu woUen (vgl. Nr. 2 b). Als Nachfolger 
des Heraklas steht er seit 232 an der Spitze der Katecheten- 
schule (VI 29 5) und hat diese Stellung anscheinend (Guerike 
71 — 74) auch dann nicht aufgegeben, als er 247/248 selbst auf 
den Bischofsstuhl berufen wurde (VI 48). In der Ueberzeugung, 
durch sein Leben derGemeinde mehr niitzen zu konnen als durch 
seinen Tod (VI 40 3), entzog er sich der decianischen Verfolgung 
250/251 durch die Flucht, wurde aber unter Valerian (seit 257) 
zunachst nach Libyen und spater nach der Mareotis verbannt, 
ohne dass seine Verbindung mit der Gemeinde unterbrochen 
worden ware (VII 11). Wahrscheinlich anfangs 262 erlaubteihm 
das Toleranzedikt Galliens die Riickkehr (VII 13 21 1), aber Not 
und Gefahr fiir sich und die Gemeinde (VII 21 22) haben ihm auch 
die letzten Lebensjahre zu arbeitsreicher Uebungs- und Priifungs- 



§ 63.] Dionysius. 127 

zeit (VII 22 e) gemacht. An der gegen von Paul von Samosata 
versammelten antiochenischen Synode (264/265) teilzunehmen, 
verhinderten ihn Alter und Schwache (VII 27 2); er starb bald 
darauf 265 (Vn 28 3). 

2. Die Schriften des Dionysius sind der treue Spiegel eines 
klugen und besonnenen, jedem Extrem abholden Charakters. Es 
sind fast ausnahmslos (s. Nr. 3 a und b) Gelegenheitsschriften, 
meist in Briefform, hervorgegangen nicht aus der Musse gelehr- 
ter Arbeit, sondern aus praktischem Anlass, gerichtet gegen reli- 
giose Schwarmer (Nepos), kirchliche Heissspome (Germanus, 
Novatian), Gegner in theologischen (Dionys von Rom) und kirch- 
lichen Fragen (Ketzertaufe). Erhalten sind von diesen Schriften 
nur Bruchstucke. Euseb hat, was ihm zur Charakteristik einer 
vielbewegten Zeit willkommen war, mit dankenswerter Ausfiihr- 
lichkeit, in das 6. und 7. Buch seiner Kirchengeschichte auf- 
genommen. 

3. a) Als Denkmal der gelehrten Studien des Dionysius diir- 
fen in erster Linie die sieben grossen Bruchstucke aus der Schrift 
Hspl y6oe(o<;bei Eus. Praep. Evang.XIV23 — 27 (vgl. auch die 
kleinen Fragmente in Sacr. Parall. Rupefucald. f. 56 [0pp. Joh. 
Damasc. LeQuienII 762], aus dem Cod. Vatic. 1663 [Magistris 
67. Mai, NC VH 98 107 108] und Cod. Coisl. 276f. 148 [Pitra, 
AS n p. XXXVII]) gelten. Die in Briefform gekleidete Abhand- 
lung stammt wohl aus der vorbischoflichen Zeit des Verfassers 
(RocH 18 f.) und war vielleicht dazu bestimmt seinem Sohne 
(Eus. vn 262 vgl. VI 40 3sq., anders Dittrich 4f.), dem als 
Empfanger bezeichneten Timotheus, als Wegweiser zu dienen. 
Sie ist „die alteste zusammenhangende Widerlegung der Atomi- 
stik von der christlichen Weltanschauung aus** (Roch 68). Das 
erhaltene Bruchstiick hat im Besonderen die Bekampfung der 
Theorie Demokrits und Epikurs zum Gegenstande. Anlage und 
Ausfuhrung legen Zeugnis ab sowohl fiir die Studien, die der 
Verfasser gemacht hat, wiefiir seine schriftstellerischeBegabung; 

GRocH, Die Schrift des alexandrinischen Bischofs D. des Gr. iiber 
die Natur. Leipzig 1882. Hier S. 28 — 41 eine Uebersetzung der bei Euseb 
erhaltenen Bruchstucke. 

b) Nach eigener Aussage (vgl. Eus. VII 26 s) hat Dionysius 
eine Auslegung zum Anfang des Predigers geschrieben, die 
noch Prokop von Gaza im 5. Jahrhundert gekannt und fiir seine 
Katene zum Prediger verwertet hat. Fiir die Abfassungszeit dieser 



128 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§ 63. 

Schrift giebt es keine Anhaltspunkte, doch mag sie gleichfalls der 
vorbischoflichen Zeit angehoren. Nach Prokop (Comment, in Gen. 
Ill 76) hat Dionys in diesem Kommentar der allegorischen Aus- 
legung der Fellkleider and anderer Dinge im Paradies wider- 
sprochen, wahrend er nach einem in Cod. Vatic. 2022 (Pitra, AS III 
597) erhaltenen Fragment unsicherer Pro venienz diese Auslegung 
selber iibt. Keinenfalls darf aus Prokops Angabe und der ver- 
einzelten Notiz bei Anastasius Sinaita (Quaest. 23 ed. Gretser 
266), dass Dionys xata 'QptY^ooc geschrieben habe, geschlossen 
werden, Dionys sei nur ein bedingter Verehrer des Origenes und 
deshalb auch ein bedingter Gegner gewesen (anders Harnack, 
LG 422f., vgl. 418f.). Vgl. auch Pitra, SpS I p. XVI 17—19; 

c) Die beiden Bticher Hspl iica^^QXiui^ waren gegen die 
chiliastischen Traumereien gerichtet, die der Bischof Nepos von 
Arsinoe in einem ""EXb^^qq aXXTjYoptorwv zu Papier gebracht 
hatte (Fabrioius, BG 290 sq. Harnack, LG 427 f.), gerichtet. 
Unter Anwendung der spiritualistischen Erklarungsweise legte 
Dionys im ersten Buch seine eigene Meinung uber die Verheissung 
dar, um sodann im zweiten Buch auf Art und Herkunft der johan- 
neischen Apokalypse einzugehen, auf die die Gegner sich haupt- 
sachlich beriefen (Eus. VII 24 3). Aus dem zweiten Buch hat Eu- 
sebius (VII 24 25, vgl. Ill 28 3—5) fiinf grossere Bruchstiicke auf- 
bewahrt. Die darin enthaltenen kritischen Bemerkungen, ins- 
besondere uber die Verschiedenheiten zwischen Evangelium und 
Apokalypse, sind in ihrer Klarheit und Knappheit noch heutigen 
Tags nicht ohne Wert. Vgl. auch die unbedeutenden Fragmente 
aus Cod. Vatic. 1553 (Mai, NC VII 99 108). Abfassungszeit un- 
sicher (Dittrich zwischen 253 — 257); 

d) "^EXsY/oc xal oltcoXo^Iol (jcp6<; SapdXXtov, vgl. Eus. Praep. 
Evang. Vn 18 13) war die aus vier Biichern bestehende Ver- 
teidigungsschrift betitelt, in welcher Dionys sich gegenuber seinem 
gleichnamigen romischen Kollegen von dem Verdacht heterodoxer 
Lehrweise zu reinigen wusste (Basilius Caes. Ep. 9). Der Umstand, 
dass sich dennoch die Arianer auf ihn beriefen, hat den Athanasius 
veranlasst, zur Rechtfertigung seinesVorgangers die Schrift De sen- 
tentia Dionysii zu schreiben, in die er an verschiedenen Stellen Aus- 
ziige aus der Abhandlung des Dionysius eingeflochten hat (vgl. auch 
die Charakteristik in Kap. 14 und de decret. Nic. 25, de syn. 44). 
Weitere Bruchstiicke finden sich beiEuseb. 1. c. 19 und Basilius, de 
spir. sanct. 29 72. Vgl. Mai, NC VII 96. Geschrieben 260/261. 



§63.] Dionysius. 129 

4. Zahlreiche Briefe und Gutachten legen Zeugnis ab 
von dem regen Interesse, das der Bischof den kirchlichen Fragen 
entgegenbrachte, von dem Geschick, mit dem er sie zu behandeln 
wusste, von der Lebendigkeit und Anschaulichkeit seiner Dar- 
steUungsweise und nicht zuletzt von dem Ansehen, dessen erweit 
iiber Alexandrien und Aegypten hinaus sich erfreute. Von fol- 
genden haben wir, hauptsachlich durch Eusebius, Kunde: 

a) Eine Gruppe von Briefen beschaftigt sich mit der Frage 
nach der Behandlung der Lap si (vgl. Eus. VI 46 i): sie sind 
zum Teil xspl {xsTavotac iiberschrieben (1. 2. 5. 6.), und es ist 
anzunehmen^ dass sie alle aus der gleichen Zeit (251/252) stam- 
men und etwa den gleichen Inhalt gehabt haben werden: 

1) An die Briider in Aegypten. Eus. I.e. Nichtserhalten; 

2) An Konon, Bischof von Hermopolis. Eus. 1. c, § 2. 
Ein Bruchstuck bei Pitra, SpS I 15 sq., vgl. 17. XIV sq.; 

3) An die Gemeinde in Alexandrien. Eus. 1. c. Als iici- 
otoXt] iTTtoTpsTCTtX'^ bezeichuet; 

4) An die Briider in Laodicea, deren Bischof Thely- 
midres war. Eus. 1. c; 

5) An die Briider in Armenien, deren Bischof Meroza- 
nes war; 

6) An die Romer. Eus. 1. c. § 5. Von 3 — 6 ist nichts erhalten. 

b) Speziell dem novatianischen Schisma gelten die 
folgenden Schreiben: 

l)AnNovatian in Rom, hochst wahrscheinlich als Ant- 
wort auf dessen Anzeige seiner Stuhlbesteigung (251), mit 
der Bitte die Kirche vor einem Schisma zu bewahren. Viel- 
leicht ganz erhalten bei Eus. VI 45; 

2) An die romischen Konfessoren, die sich zu Novatian 
hielten. Eus. VI 46 6. Nicht erhalten; 

3) An Fabius (Fabian), Bischof von Antiochien, wahr- 
scheinlich 252 mit der Absicht geschrieben, den KoUegen 
von seiner Parteinahme fiir Novatian abzubringen. Die bei 
Eus. VI 41 42 44 aufbewahrten Fragmente erzahlen von 
Leiden und Abfall, Kampf und Sieg der alexandrinischen 
Christen zur Zeit der decischen Verfolgung; 

4) An Kornelius, Bischof von Rom, als Antwort auf dessen 
Brief iiber Novatian. Eus.VI46ssq. Geschrieben nach dem 
Tode Fabians von Antiochien , also wohl 253. Ausser dem 
Satz iiber Alexander von Jerusalem (1. c. § 4) ist nichts erhalten ; 

Kruger, Litteraturgeschichte. i. u. 2. Aufl. 9 



130 Kirchliche Jjitteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§ 63. 

5) An die Rome r irepl etpi5v7]<:. Eus. YI 46 5; 

6) An die Romer ^toToX*^ SiaxoviXY] Sta l:c7roX&TOt). Die Be- 
deutung des Beiworts ist unsicher (Rufin: de ministeriis ; 
Valesius: de officio diaconi; Gieseler: ein Schreiben im 
Dienst der Kirche). Eus. VI 46 5. Lightfoot (Clement 
[§ 3] n 372) vermutet, dass der Inhalt dieses Schreibens 
mit den im Lib. pontif. erwahnten Massregeln Fabians von 
Rom zusammenhing; 

7) 8) An die romischen Konfessoren (s. Nr. 3) nach 
ihrer Riickkehr zur Kirche. Eus. 1. c. Yon Nr. 5 — 8 ist 
nichts erhalten. Yielieicht hat in einem dieser Briefe das 
Fragment Cod. Vatic. 2022 (oben 3 b) gestanden. 

c) Die Frage nach der Gultigkeit der Ketzertaufe 
wird in folgenden Briefen erortert (254. 257): 

1) An Stephan, Bischof von Rom. Eus.YII 2 4 5 1 2. Das 
an der letzten Stelle mitgeteilte Bruchstuck scheint die 
Frage selbst nicht zu beruhren ; 

2) An S i X t u s , Bischof von Rom. Drei Bruchstiicke bei Eus. 
YII5 4_6 6; 

3) An Philemon, Presbyter zu Rom. Drei Bruchstiicke bei 
Eus. YII 7 1—5 ; 

4) An Dionysius, Presbyter zu Rom. Bruchstuck bei Eus. 
YII8, vgl. 7 6; 

5) An S i X t u s , Bischof von Rom. Bruchstuck bei Eus. VII 
9 1—5; 

6) An S i X t u s und die romischeGemeinde. Eus. YII 
9 6. Die alexandrinische Gemeinde ist als Mitsenderin ge- 
nannt ; 

7) 8) Zwei kurze Schreiben an Philemon und D i o n y s , die 
Eus. YII 5 6 erwahnt, aber in seiner Aufizahlung der die 
Ketzertaufe betreffenden Schreiben nicht mitrechnet, haben 
doch wohl dem gleichen Gegenstand gegolten. 

d) In der sabellianischen Frage schrieb Dionys 

1) An A m m n , Bischof von Berenice. Eus. YII 26 1; 

2) 3) An Telesphorus und anEuphranor. Eus. 1. c. ; 

4) An A m m n und E u p r u s. Eus. 1. c. Es ist nicht auszu- 
machen, ob diese Briefe zu den von Eus. YII 6 erwahnten 
gehoren. Jedenfalls sind sie vor der Apologie an Dionys und 
zwar 267 geschrieben (vgl. Eus. 1. c.) und gaben nach Atha- 
nasius (Sent. Dion. 10 13, vgl. Syn. 43) den Anlass zu den 



§63.] Dionysius. 131 

Verdachtigungen gegen den Verfasser. Vgl. auch Athan. 
Sent. Dion. 4 is. 

e) "EoptaoTtxat, Osterbriefe. 

l)An Domitius und Didymus. Yon Eus. VII 20 irrig 
auf die Zeit der valerianischen Verfolgung bezogen. Ge- 
schrieben vor Ostem 251 aus dem Versteck in Libyen. Die 
erhaltenen Bruchstiicke (Eus. VII 11 20— 2324 sq.) schildeni 
die Gefangennehmung, Befreiung und Flucht des Bischofs. 
Nach Eus. VII 20 hat Dionys in diesem Schreiben einen 
Osterkanon von acht Jahren aufgestellt und bestimmt, dass 
das Fest nicht vor derFriihlings-Tag- und Nachtgleiche ge- 
feiertwerdendurfe; 

2)AnFlavius,Eus. Vn20; 

3) An die Presbyter in Alexandrien 1. c; 

4) An verscbiedene, nicht genannte Personen. DieseBriefe 
fallen nach Euseb in die Jahre 258 — 261; 

5) An dieAlexandriner zur Zeit des Biirgerkriegs und nach 
der Ruckkehr aus dem Exil, also vor Ostem 262. Vgl. 
Eus. VII 21 1; 

6) An den agyptischen Bischof Hierax, unbekannten Sitzes, 
wahrend des Biirgerkriegs, aber spater als 5. Vgl. Eus. 1. c. 
§ 2. Das grosse Fragment 1. c. § 2 — 10 beschreibt die Zu- 
stande in Alexandrien; 

7) AnHermammon unddieBriider in Aegypten, gegen 
Ende des neunten Jahres der Regierung Galliens, also wohl 
vor Ostern 262. Eus. VII 23 4. Fragmente bei Eus. VH 1 
(iiber Gallus) 10 2—4 ssq. 7 — 9 (fiber Valerian und Gallien) 
23 1—3 4 (fiber Gallien) ; 

8) An die Br fid er (in Aegypten?) zur Zeit der Pest, an- 
scheinend vor Ostern 263. Zwei Fragmente bei Eus. VII 
22 2 — 6 7—10; 

9) An die Brfider in Aegypten, nach der Pest. Eus. VII 
22 11. Dies wohl der eigentliche Festbrief des Jahres; 

10) Ueber einige Fragmente unsicherer Provenienz s.PGX 1342, 
PiTRA, AS II XXXVII und Harnack, LG 419. 

f) Ausserdem wird noch von folgenden Schreiben berichtet: 
l.An (den in Tyrus eingekerkerten) Origenes Tcepl jxap- 

Toptoo (250/251). Eus. VI 46 2. Diesem Brief sind viel- 
leicht die beiden Bruchstficke aus einer Katene des Nicetas 
von Serra zum Lukasevangelium (Cod. Vatic. 1611 PG X 

9* 



132 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§ 63. 

1597 — 1602) zuzuweisen, deren erstem im Kodex die Rand- 
bemerkung xpoc 'QptY^Tj beigefiigt ist. Sie handein von 
Gethsemane (Harnack 421; anders Dittrich 40, der die 
Fragmente einem Kommentar zum Matthaus oder gar zu 
den vier Evangelien entnommen wissen will) ; 

2) Briefe anBasilides, Bischof der Gemeinden in der Pen- 
tapolis. Eus. VII 22 s. Einer dieser Briefe, dessen Ab- 
fassuDgszeit unsicher ist, giebt Auskunft auf Fragen des 
Basilides bezuglich der Osterfeier und vomehmlich des Be- 
ginnes der osterlichen Fasten mit eingehender Erorterung 
der evangelischen Berichte uber den Zeitpunkt der Auf- 
erstehung. Der Brief ist in die Sammlungen der kanonischen 
Briefe eingereiht und darum oft gedruckt worden, zuerst 
von Fronto Ducaeus 1620 (1622), am besten bei Eouth, 
RS in 224 — 232 und APdeLagarde, Reliquiae iur. eccL 
ant., Lips. 1866, 65 — 59 ; 

3) An Bischof Germanus, unbekannten Sitzes, geschrieben 
in der Yerbannung wahrend der valerianischen Verfolgung, 
als Rechtfertigung gegen die Anklage auf Feigheit. Der 
Brief war wohl fiir weitere Kreise bestimmt. Fragmente 
bei Eus. VI 40 Vn 11; 

4)Nach Antiochien, inSachenPauls vonSamosata264. 

Eus. vn 22 2. Obwohl der Brief dem Synodalschreiben der 

zu Antiochien versammelten Bischofe an alle katholischen 

Bischofe beigelegt war (VII 30 s), ist er nicht erhalten und 

das bei Mansi, Concc. Coll. I, 1039—1047 abgedruckte 

Schreiben des Dionys an Paul nicht echt; 
6) An Aphrodisius. Fiinf Bruchstiicke in Cod. Vat. 1663 

(Mai, NC VII 96 98 99 102 107); 
6) AnTheoteknus, Bischof von Casarea, geschrieben nach 

dem Tode des Origenes, als Lobrede. Erwahnt von Steph. 

Gobarus bei Photius 232 (Bekker 291). 

g) Welche Bewandtnis es mit den in Briefiform abgefassten 
Schriften IIspl oappdtTOo (Eus. VII 22 u), Ilepl Yt>[i'Vaotot) (Eus. 
1. c, ein Fragment in Cod. Vatic. 1653 Mai, NC VII 98), Ilepl 
7retpao[i(by (VII 26 2) und IIspl 7^(1(0 v (ein Fragment in Cod. 
Vat. 1553 Mai, NC VII 102) hatte, ist nicht mehr zu ermitteln. 

h)Ueber Unsicher es und Gefalschtes, besonders uber 
die Beziehung zur areopagitischen Litteratur s. Harnack, 
LG 419 (Nr. 5) 420 (10) 424—427 (12—14). 



§§ 64, 65.] Anatolius. Theognost. 133 

- - - ,  ^ , 

§ 64. Anatolius. 

Pabricius, BG ni 461—464 VII 299 sq. Harnaok, LG 436 f. 

Anatolius, ein geborener Alexandriner, verliess die Stadt 
nach der Belagerung von Bruchium (262), in der er sich aus- 
gezeichnet hatte, war eine Zeit lang Koadjutor des Bischofs 
Theoteknus von Casarea, seit 268 (269) Bischof von Laodicea 
(Eus. VII 32 6—12). Nach Eusebius (1. c. § 6) war er ein in Philo- 
sophie und Naturwissenscbaften wohlbewanderter Gelehrter, seine 
wenigen Werke ausgezeichnet durcb den darin entfalteten Reicb- 
tum von Kenntnissen (§ 13). Eusebius nennt folgende: 

a) Ilepl TOO ndcsy^a, Hieraus ist ein groseres Fragment 
bei Eus.Vn 32 14—19 erhalten. Ausserdem existiert lateiniscb 
ein Liber Anatoli de ratione pascbali, in welchem sicb 
das von Euseb zitierte Stiick wieder findet. Krusch halt das 
Buch fiir unecht und setzt es ins 6. Jahrhundert, Zahn tritt 
fiir die Echtheit ein, gegen die zwingende Gninde sich nicht 
geltend machen lassen ; 

Der Liber Anatoli gedruckt von ABucheb, De doctrina temporum 
commentarius etc., 1634, 439—449. Miqnb, PG X 207—222. BrKrusch 
(§ 61 11 a) 311—327. Vgl. ThZahn, PGK III 177—196. 

b) 'ApiO'fJLTjTixal eloaYioYat in 10 Biicbern. Eus.VII 
32 20. Einige Bruchstucke in den Theologumena Arithmeticae, 
Paris 1543, 9 16 24 34 56 64. 

§ 65. Theognost. 

Route, RS III 407-^22. Migne, PG X 235—242. Pabricius, BG 
298 sq. Richardson, BS 70. Harnack, LG 437—39. 

Theognost, Vorsteher der alexandrinischen Katecheten- 
schule (vgl. den Titel htfi^rizriQ bei Photius 106), vielleicht Nach- 
folger des Dionysius und wahrscheinlich Vorganger des Pierius 
(anders Philippus Sidetes bei Dodwell, Dissertat. in Irenaeum, 
1689, App. 488), hat ein Werk unter dem Titel Ttto to ttcoosic 
geschrieben, in dessen sieben Biichern nach Photius 1. c. die Loci 
der Dogmatik in nachstehender Reihenfolge abgehandelt waren: 
1) Gott Yater, 2) Sohn, 3) Heiliger Geist, 4) Engel und Da- 
monen, 5) und 6) Menschwerdung des Heilands, 7) Gottes Welt- 
regiment (Tcspl dsoo SYjjjLtoopYCac). Photius giebt ein Referat iiber 
den Inhalt. Athanasius (Ep. 4 ad Scrap, c. 11 Deer. Syn. Nic. 25) 
und Gregor von Nyssa (c. Eunom. Ill Orat. 3) zitieren ein paar 
Satze, jener in der ausgesprochenen Absicht, den origenistischen 
Theologen gegen den Yorwurf subordinatianischer Gedanken zu 



134 Kirohliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§§66,67. 

verteidigen. In der erstgenannten Stelle bei Athanasius eine Ab- 
handlung iiber die Siinde wider den h. Geist zu finden (so Hak- 
NACK 437), Kegt kein Grund vor. Theognost wird von Euseb 
(und Hieronymus) nicht erwahnt. 

§ 66. Pierins. 

RouTH, RS in 425-435. Migne, PO X 231—246. CdbBoor in TU V 
2, 1888, 169ff. vgl. 179ff. — Fabricius, BG 301. Richardson, BS 70f. Har- 
NACK, LG 439—41. 

Pierius war nach Euseb (VII 32 26 cf. 30) ein als Asket 
und Gelehrter ausgezeichneter Presbyter zu Alexandrien unter 
dem Episkopat des Theonas (282 — 300), nach Philippus Sidetes 
war er als Vorganger Theognosts Vorsteher der Katecheten- 
schule (vgl. Photius 118); nach Hieronymus (VJ 76) hat er 
nach der diokletianischen Verfolgung in Rom gelebt. Dass er 
mit seinem Bruder Isidor in der Verfolgung Martyrer geworden 
sei, wird in einem Gedicht des alexandrinischen AdvokatenTheo- 
dor (s. Philipp. Sidet. bei de Boor 170) behauptet. Daran kann 
richtig sein, dass er fur sein Bekenntniss hat leiden miissen (vgl. 
Photius 119). Ueber seine Schriften ist folgendes bekannt: 

a) Nach Photius 1. c. hat Pierius ein Buch geschrieben, das 
12 AoYot umfasste (Hieronymus 1. c: diversi tractatus; Phil. Sid. : 
07cpt)8dt0(jLaTa). Darunter befanden sich mindestens zwei Adyot sl<; 
zb nday^a (Phil. Sid. ein kleines Fragment bei de Boor 170); ein 
(Adyoc) sic TYjv ap/Yjv tod 'Qotj^ (Phil. Sid. vgl. Hieronymus, 
Praef. in Comm. ad Os. Wahrscheinhch gehort hierhin der von 
Hieron. Ep. 49 s zitierte Satz uber 1 Kor 1 7); ein (Aoyoc) Tcepl 
T-^C -B-eoToxoo (Phil. Sid.) und ein weiterer el<; zb xaraAooxav 
(Phot. 1. c). Ausserdem zitiert Philippus aus einer ungenannten 
Schrift des Pierius ein paar Satzchen (de Boor 16 9), die sich 
auf Mc 6 17 (Mtth 14 s) beziehen. Diese Arbeiten haben dem 
Verfasser den Beinamen des „jungen Origenes" eingetragen (Hie- 
ron. 76); 

b) Philippus Sidetes hat einen Btoc tod a^iov> nafi^lXoo 
von Pierius gelesen. Gemeint ist der Freund des Eusebius, der 
nach Photius (118) Pierius' SchiQer gewesen ist. 

§ 67. Phileas. Hesychius. Pachomius. Theodorus. 

RouTH, RS IV 85—111. Migne, PG X 1559—1567. — Fabricius, 
BG 305sq. Richardson, BS 71. Harnack, LG 441 — 443. 

Phileas, Bischof von Thmuis in Aegypten, Martyrer unter 
Diokletian, schrieb einen Brief an seine Gemeinde uber 



§68.] Petrns. 135 

die Leiden der Martyrer in Alexandrian, aus dem Eusebius (VITE 
16 2— lo) ein langeres Stuck zitiert hat. Vgl. Eus. VIII 9 7 13 7. 
Hieron. YJ 78. Ein sich auf das meletianische Schisma beziehen- 
der Brief der vier Bischofe Hesychius, Pachomius, Theo- 
dorus, Phileas, geschrieben im Gefangnis, existiert in la- 
teinischer Uebersetzung. Mit diesem Hesychius kann derVer- 
fasser einer Textrezension der LXX und der EvangeUen 
(des Neuen Testamentes?) identisch sein, die in Aegypten zu 
Ansehen gelangte (Hieron. Praef. in Libr. Paralipom. Adv. Ruf. 
n 27. In Isai. 58 11 vgl. Deer. Gelas. VI 13). 

§ 68. Petrns. 

Fragmente: Routh,RSIV 21—82. Migne, PG XVIII 467—522. — 
PABMcros, Ba IX 3168q. Richakdson, BS 74. Habnack, LGr 443— 449. 

Petrus, Bischof von Alexandrien von 300 bis Anfang 312 

(Eus. VII 32 31 VIII 13 7 IX 6 2; Hieron. Chron. ad ann. 2320 

Abr. 19 Diocl.), nach Eusebius das Muster eines Bischofs in 

tugendhaftem Lebenswandel und Belesenheit in der h. Schrift, 

Martyrer, nachdem er im Jahre 306 der Verfolgung sich ent- 

zogen und dadurch einen Teil der Gemeinde gegen sich auf- 

gebracht hatte (meletianisches Schisma). Seine Schriften sind 

bis auf Bruchstucke verloren gegangen : 

a) Ilepl (JLSTavoia<;, verfassst zu Anfang des Jahres 306 
(vgl. den Eingang). Erhalten sind 14 Kanones, in denen die Be- 
dingungen dargelegt sind, unter denen den Abgefallenen die 
Wiederaufnahme in die Kirchengemeinschaft oflfen stehen soil. 
Das Schriftstiick ist ein beredtes Zeugnis fur die weise Massi- 
gung seines Verfassers. Das in einigen Handschriften als 15. Ka- 
non iiberlieferte Stiick gehort einer Schrift 

b) El<; TO irio/a oder Tcspl tod Tcdta/a an, die einem Tri- 
centius gewidmet war. Mai, NC I 2 p. 222; 

c) Ilepl O-sdTYjTOc. Drei griechische Bruchstucke in den 
Akten der ephesinischen Synode von 431 ; vier syrische bei Pitra., 
ASIVl87sq. 425sq.; 

d) Ilepl avaoTdtoeoxj. Acht syrische Fragmente, von denen 
das erste mit einem der griechischen Fragmente von c) identisch 
ist, bei PiTRA, AS IV 189—193 426—429; 

e) Ilepl T*^*; ocoT-^po*; t^jjlcov iTTtSTjfJitac. Ein Fragment bei 
Leont. Byzant. Lib. I ctr. Nestorian. et Eutychian. Vgl. c. Mono- 
physitas bei Mai, NC VII 134 und Epist. Justiniani c. Monoph. 
bei Mai, NC VII 307; 



136 Kirchliclie Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§ 69. 

f) Ilepl ^t)X'^<: in mindestens zwei Biichem, erwahnt von 
Prokop von Gaza (Comm. in Gen III 76). Zwei Fragmente bei 
Leont. c. Monoph. (Mai, NC VII 85), mit der Ueberschrift: Ix. 

TOD TCpWTOO XOYOO TCSpl TOO [ITjSs TCpODTrAp/SlV TYjV ^o^-^v {iTjSs a[iapTTI]- 

oaoav TOOTo sk ocojia pXTj-B-^vat, stammen wohl aus dieser Schrift. 
Vgl. auch Epist. Justinian, ad Mennam (Mansi, Concc. Coll. IX 
503 sq.) und Pitra., AS IH 599. Deber ein syrisches Fragment 
s. Harnack, LG 447. 

Die aus c — f erhaltenen Bruchstiicke lassen erkennen, dass 
Petrus den von ihm behandelten Fragen mit Selbstandigkeit nabe- 
getreten ist. Von den Theologumenen des Origenes ist er, beson- 
ders in d und f, in charakteristischer Weise abgewichen (gegen die 
Praexistenz der Seelen, den vorzeitlichen Sundenfall, andere Auf- 
fassung der Auferstehung), aber seine Ausdrucksweise zeigt deut- 
licb genug, dass er, wie Dionys, von der origenischen Theologie 
durchaus beeinflusst war ; 

g) Ein Brief des Petrus an die Alexandriner, geschrieben 
wahrend der Verfolgung 306 auf die Nachricht von den Machi- 
nationen des Meletius und um vor ibnen zu wamen, ist in lateini- 
scber Uebersetzung erhalten. Vgl. Sc Maffei, Osservazioni Let- 
terari III, Veron. 1738, 17 (Routh, RS 51); 

h) Ueber Unsicheres und Gefalschtes s. Harnack, LG 447 
bis 449. 

§ 69* Alexander. 

MiGNE, PG XVIIl 523—608. GKrIjger, Melito von Sardes oder 
Alexander von Alexandrien? in ZwTh XXXT, 1888, 434—448. Fabricius, 
BG IX 257— 259. Richardson, BS 74 f. Prbuschen, LG 449-451. 

Von Alexander, Bischof von Alexandrien von 313 — 326, 
verwickelt in die Anfange des arianiscben Streits, ist ausser einer 
Predigt nur ein Teil der Korrespondenz auf uns gekommen: 

a) A(5yo<; Ttepl ^^X"^^ '^^^ ocb(JLaTO<; xal el? to iraO-oc, in 
syrischer Uebersetzung (Cod. Vatic. Syr. 386) erhalten (Mai, NPB 
II 529—540). Ein arabisches Fragment bei Mai, SpR HI 699). 
Die Predigt zerfallt in zwei Teile, deren erster langere Bemer- 
kungen tiber das Verhaltnis von Seele und Leib enthalt, die 
ebenso gut.in einem psychologischen Traktat sich finden konnen, 
wahrend der zweite nachzuweisen sucht, weshalb es notwendig 
war, dass der Herr litt, und welche Wirkungen sein Tod fur die 
Menschheit hatte. Die kompUzierte Ueberlieferung (Kruger 
434 — 437) macht es wahrscheinlich, dass Alexander fiir diese 



§ 70.] Hierakas. 137 

Predigt eine Schrift Melitos als Vorlage benutzt hat (vgl. oben 
§41 6); 

b) Die bei Pitra, AS IV 199 sq. 433 sq. veroffentUchten 
syrischen Homilieenfragmente IV VI VII VIII sind moglicher 
Weise unecht; 

c) Von den angeblich (Epiph. LXIX 4) iiber 70 Brief en, 
die Alexander in der arianischen Angelegenheit geschrieben hat, 
ist Folgendes erhalten : 

l.Ein Eundschreiben an alle katholischen Bischofe. 
Socr. HE I 6 vgl. Gelas. Cyzic. Histor. cone. Nic. 11 3 
(Mansi, Concc. CoU. n 793—802); 

2. Ein Brief an Alexander, Bischof von Konstantinopel, bei 
Theodor. HE I 4. Ein syrisches Fragment in AS IV 200 
434 Nr. IX. Der Brief wird gleichfalls ein Rundschreiben 
gewesen sein ; 

3. Kad'atpeotc 'Apeioo (Cod. Par. 474 al.), Depositio Arii, 
gerichtet an die Presbyter and Diakonen von Alexandrien 
und der Mareotis; 

4. Bmchstucke eines Briefes anAeglon bei Maximus Kon- 
fessor (0pp. H 152 155 Corder.); 

5. Erwahnt werden noch Briefe an: Philogonius, Bischof 
von Antiochien (Theodor. 13)-, Eustathius, Bischof von 
Beroea (1. c); Kaiser Konstantin (Epiph. LXIX 9); an 
Silvester, Bischof von Rom (Liberius, Ep. 4 4); an Arius 
(Socr. I 26). 

§70. Hierakas. 

Harnack, LG 467 f. 

Nach Epiphanius (LXVII 1) lebte Hierakas in Leonto- 
polis und war ein Mann von grosser Gelehrsamkeit, erfahren in 
der Medizin und anderen Wissenschaften, gleich bewandert in 
griechischer wie koptischer Litteratur, endlich hervorragend in 
der Exegese der h. Schriften. Zeugnis fiir seine Bedeutung auf 
letzterem Gebiet soUen seine Kommentare in griechischer 
und koptischer Sprache abgelegt haben (vgl. Epiph. LXVII 3 
LV 6). Erhalten sind einige Bruchstiicke aus seinen Schriften (?) 
gegen die Ehe bei Epiph. LXVII 1. 2. Ob er eine eigene 
Schrift Tiber denh. Geist geschrieben hat (so Harnack), lasst 
sich aus Epiph. LXVH 3 nicht entscheiden. Epiphanius erwahnt 
noch eine Abhandlung iiber das Sechstagewerk und 
Psalm en (I.e.), 



138 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§§71 — 73. 

Anhang. 

§ 71. Judas. 

AScHLATTER, Der Ghronograpli aus dem zelmten Jahre Antonms in 
TU Xn 1, 1894. — FABRioros, BG 176. Habnack, LG 327 vgl. 765f. 

Nach Eusebius VI 7 (vgl. Hieron. 52) hat ein nicht weiter 
bekannter Judas in einer Schrift Elc ta<; icapd. t^ Aavi'JjX 
ipSofJLTJxovca ip8o(JLdt8a<; aufGrund der Danielischen Prophe- 
zeiungen chronologische Berechnungen angestellt, die bis zum 
10. Jahre des Severus (202) reichten, und die Parusie des Herm 
ftir die nachste Zukunft geweissagt. Schlatter nimmt ein Ver- 
sehen Eusebs an und identifiziert den Judas mit dem von E^lemens 
(Strom. 121 u?) erwahnten und fiir seine Berechnungen benutzten 
Chronographen aus dem 10. Jahre des Antoninus (Pius), den er 
auch bei Theophilus ad Autolycum (III 24 — 28), TertuUian 
(Jud. 8), Origenes (vv. 11.) und Epiphanius (XXIX 4) meint nach- 
weisen zu konnen. Aber Eusebs Judas schrieb in einer Zeit der 
Verfolgung. 

§ 78. Heraklit. Haximus. Eandidus. Apion. Sextus. 

Arabianus. 

Fabricius, BG 172 175 sq. Harnack, LG 758 f. 786. 

Eusebius V 27 (Hieron. 46 — 51) berichtet, dass ihm eine grosse 
Anzahl von Schriften toils mit Autorennamen, teils anonym vor- 
gelegen haben. Wahrend er diese tibergeht, fuhrt er von jenen 
sechs an, die er geneigt ist, an das Ende der Regierung des Kom- 
modus oder in die Anfange des Severus zu setzen. Es sind die 
Schriften des Heraklitus Elc zby aTrdoroXov, Maximus Hepl 
T-^C SXtjc (Praep. Evang. YTE 21 5), Kandidus und Apion Ei<; 
TTiv iSaTfJjiepov, Sextus IIspl avaoTdcaectx; und Arabianus 
mit nicht naher bezeichnetem Thema. Zu Maximus vgl. § 76 ab. 

§ 73. Ammonius. 

OvGebhardt in RE II 404. ThZahn, FGK I 31—34. — Harnack, 
LG 406 f. 

Eusebius VI 19 sq. schreibt einem christlichen Schriftsteller 
Ammonius, den er, und nach ihm die Spateren (Hieron. 55), mit 
dem Philosophen Ammonius Sakkas verwechselt, eine Abhand- 
lung Hepl zri<; Mcodg^ox; xal 'Irjooo oofiycoviac und andere 
Schriften zu. Er wird identisch sein mit dem von Eusebius als 
Alexandriner bezeichneten Ammonius, der eine Synopse der vier 



§§ 74, 75.] Theonas. Gregorius Thamnaturgus. 139 

Evangelien (zb Sta TsooApcov s&aYYsXtov) unter Zugrundelegung 
des Matthaus veranstaltet hat (Euseb. Ep. ad Carpianum. Falsch- 
Kch oder missverstandlich Hieron. 55 : evangeKci canones). 

§ 74. Theonas. 

Ausgaben: JLDacherius (§2 9b) XIT, 1675, 545 sqq., Ill', 1723, 
297 sqq. Routh, RS III 439-449. Migne, PG X 1569— 1574. — Littera- 
tur: JHavbt, Les decouvertes de Jerome Vignier in Bibl. de Tifecole dee 
Chartes XL VI, 1885, 205—271. PBatipfol, L'fipitre de Theonas k Lucien, 
Par. 1886 (BuU. Grit. VII, 1886, 155—160). Dazu AHarnaok in ThLZ XI, 
1886, 319—326. — Fabrioius, BG 306. Richardson, BS 71. Harnack, 
LG 790. 

In lateinischer Uebersetzung ist der Brief eines Bischofs 
Theonas an den Christen Lucian, kaiseriichen Kammerherrn, 
erhalten, in welchem dem Adressaten gate Ratschlage erteilt 
werden, wie er und die iibrigen Christen am Hofe ihr Verhalten 
einrichten sollen, um den Kaiser fiir das Christentum gunstig zu 
stimmen. Die Situation entspricht der von Euseb (HE VIII 1) 
geschilderten, und nur Theonas von Alexandrien(282 — 300) 
kann als Verfasser gedacht werden. Unter Voraussetzung seiner 
Echtheit ist dieses Schreiben ein hochst wertvoUes Dokument fur 
die Kennzeichnung der Lage kurz vor der diokletianischen Ver- 
folgung. Batiffol ist dieser Voraussetzung mit der Behauptung 
entgegengetreten, dass der Brief von dem Oratorianer Hierony- 
Mus Vignier (f 1661) gefalscht worden sei. Die inneren Grunde 
fur diese Verdachtigung lassen sich teils (z. B. Fehler in den Titu- 
laturen) zuruckweisen, teils (Latinitat, Bibelcitate) erledigen sie 
sich bei der Annahme, dass man es nicht mit einer alten (so 
d'Achery), sondern mit der Uebersetzung eines humanistischen 
Grelehrten zu thun hat. Der Mangel jeder Ueberheferung ist nicht 
beispiellos (vgl. Diognet). Sehr gravierend ist die Behauptung 
Havets, dass Vignier auch andere (9) Aktenstiicke des Spicile- 
giums gefalscht habe; doch ist noch nicht untersucht, ob sie iiber 
alien Zweifel erhaben ist. 

II. Die Kleinasiaten. 
§ 75. Gregorius Thaumaturgus. 

Ausgaben: PrZinus, Venet. 1574. Rom. 1594 (Vgl. BG VH 259). 
GerVossius, Mogunt. 1604 (erste griechische). Paris 1622 (1621 BG VII 
260). Gallandi (§ 2 9 a) III 385—469. Vgl. XIV App. 119. Migne, PG 
X 963—1206. — Uebersetzung: JMargrap in BKV 1875 (Lobrede, 
Glaubenserklarung, Sendschreiben). — Litteratur: LAllatitjs, Diatriba 



140 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§ 75. 

de Theodoris in PG X 1205—1232. JLBoyb, Dissertatio histor. de 
S. Grreg. Thaum. episc. Neocaesariensi, Jen. 1709. HRReynolds in DOB 
n 730—737. VRyssbl, Greg. Thaum., Leipzig 1880 (JprTh VII, 1881, 
565—573). DazuFOvERBECK inThLZ VI, 1881, 283—86. PKoetschau, Ein- 
leitung zu der Nr. 2 a zitierten Ausgabe, 1894. — Fabricius, BG VII 249 — 260. 
Richardson, BS 65 f. Preuschen, LG 428 — 36. 

1. Zu den Nachrichten, die Gregorius Thaumaturgus in seiner 
Dankrede an Origenes (vgl. unten) uber sein Leben und seinen 
Entwicklungsgang gegeben hat, kommen einige wenige Notizen 
bei Eusebius (VI 30 VII 14 28 1 30 2) Basilius von Caesarea (Spir. 
Sanct. 29 74 Ep. 28isq. 204 2 207 4 210 s 5) und Hieronymus 
(VJ 65 Comm. in Eccles. 4 Ep. 70 4). Die spateren Schriftsteller 
(Peeuschen 434 436) schopfen ihr W^issen uber den Bischof 
von Neocasarea fast ganz aus dem Blo<; xal l^xwiitov p-q^ sk 
Tov aytov FpTjYdptov tiv 0ao[JLaTODpY6v Gregors von Nyssa, einem 
Panegyrikus, dessen Wert als Quelle sehr gering ist (abgedruckt 
bei Vossius 234—427. Gallandi 439—461). 

2. Theodorus, spater Gregorius genannt (vgl. die An- 
rede im Brief des Origenes und Eus. VI 30), dem die bewundemde 
Nachwelt den Namen des Wunderthaters (Thaumaturgus, so 
zuerst in dem nicht von Gregor von Nyssa stammenden Titel des 
Bio?) beilegte, wurde ±213 aus angesehener Familie in Neo- 
casarea (Pontus) geboren. Heidnisch erzogen, aber seit seinem 
14. Jahre mit dem Christentum bekannt, studierte er Rechts- 
wissenschaften, lernte aber auf dem Wege nach Berytus, wo er 
seine Studien im romischen Recht zu vollenden gedachte, zu 
Casarea in Palastina den Origenes kennen (233), wurde durch ihn 
fiir philosophische und theologische Studien begeistert und blieb 
funf Jahre (Eus. VI 30) in der Schule des Meisters, dem er beim 
Weggang (238) in seiner Lobrede ein schones Denkmal seiner 
Dankbarkeit gesetzt hat. 3Iit der Absicht in die juristische Praxis 
einzutreten, kehrte er in die Vaterstadt zuriick, wurde dort ± 240 
zum Bischof gewahlt und ist mit seinem Bruder Athenodorus 
(Eus. VI 30 VEI 14) Stifter der pontischen Landeskirche ge- 
worden. Vielleicht drei Jahrzehnte hat er an ihrer Spitze ge- 
standen, und seine Wirksamkeit mag um so tiefgreifender ge- 
wesen sein, je weniger er sich in die Wirren der Kirchenpolitik 
verloren hat. Wahrend der decianischen Verfolgung 250/251 floh 
er mit einem Teil seiner Gemeinde ins Gebirge. Beim Einfall 
der Goten und Boranen in Pontus 253/254 hat er sich als treuer 
Hirte bewahrt (vgl. die Epistola canonica). Nachdem er an der 



§ 75.] Gregorius Thaumaturgus. 141 

ersten Synode gegen Paul von Samosata zu Antiochien 264/265 
Teil genommen hatte (Bus. VII 30 2), ist er ± 270 vor der zweiten 
Synode gestorben. Sein Andenken blieb der kJitholischen Barche 
heilig. 

ZuT Chronologie des Aufenthalts im Caesarea vgl. JDbaeseke in 
JprTh Vn, 1881, 103—107 und dagegen PKoetschau (Nr. 2 a). 

3.Zum Schriftstellernhatder vielbeschaftigte, vompraktischen 
Leben ganz in Anspruch genommene Kirchenmann kaum Zeit ge- 
funden, und nur weniges sicher Echte ist von ihm iiberliefert. 
Andrerseits hat der beriihmte Name des rechtglaubigen Wunder- 
thaters haretischen Produkten als schiitzende Flagge dienen 
miissen, Seine bekannteste Schrift ist der 

a) Etc 'flptY^V7]v Tcpoa^covTjttxdc [xal TuavTjYoptxic X(5yo<;; 
vgl. Hieron. 65: TuavTjYoptxov soj^apiotia^] , von Gregor selbst 
(KoETSCHAU p. 7 18 9 16) als X(5yo(; j^aptotT^ptoc bezeichnet, er- 
halten (nur in Verbindung mit Origenes c. Celsum) in Cod. Vatic, 
gr. 386 und fiinf anderen Handschriften. Die beim Weggang von 
Casarea (s. 0.) gehaltene Rede ist kein gewohnlicher Panegyrikus, 
sondern ^ine allerdings von einem begeisterten Schiller her- 
riihrende, aber gerechte und bis ins Einzelne gehende Wiirdigung 
der Lehrweise des Alexandriners. In der Einleitung (§§ 1 — 30) 
entschuldigt sich der Verfasser, dass er trotz geringer Uebung 
durch die Dankbarkeit gegen sein en Lehrer sich habe zum Eeden 
verleiten lassen. Es folgt eine Danksagung gegen Gott durch 
Christus, an seinen Schutzengel und an Origenes (31 — 92) und 
sodann eine genaue Schilderung der Dnterrichtsmethode des Ori- 
genes (93 — 183). Die Trennung von seinem Meister entlockt ihm 
Klagen, denen er Trostgninde entgegensetzt (184 — 202). Zum 
Schluss bittet er um Segen und Fiirbitte (203 — 207). Abgesehen 
von ihrer Bedeutung als Quelle fiir die Wirksamkeit des Ori- 
genes (s. § 61 1) ist die Rede auch an sich selbst eine beachtens- 
werte Leistung trotz des nicht selten schwerfSlligen Stils, die 
Rhetorik nur wenig gekiinstelt, die Sprache gut und fliessend; 

Ausgaben: DHoKscHELros, Aug. Vindel. 1605 als Anfang zurAus- 
gabe der Biicher gegen Celsus. JABengel, Stutg. 1722. CVde laRue, 0pp. 
Grig. IV, Paris 1769, App. 55—78. CHELommatzsch, 0pp. Grig. XXV^ 
Berol. 1848, 339—381. PKoetschau in SQu IX, 1894. 

b) ''Ex^sot? TTtatsax;, eine in zahlreichen Handschriften 
(Preuschen 429) griechisch, syrisch und lateinisch erhaltene 
kurze Glaubensformel, deren Echtheit, trotzdem sie erst durch 



142 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§ 75. 

Gregor von Nyssa in der Vita des Thaumaturgen bezeugt wird, 
nicht bezweifelt zu werden braucht. Da die Formel dem Verfasser 
in einem Gesicht offenbart sein soil, so heisst sie auch 'Auoxa- 
Xo([)t<; rpTjYopioo; 

CPOaspari, Alte und neue Quellen zur Gesch. d. Taufsymbols und der 
Glaubensregel, Ohristiania 1879, 1—64. FKattbnbusch (§ 18), 338—342. 
Der syrische Text auch in PLagarde, Analecta syriaca (Nr. e) und bei 
PiTBA, AS IV 81 vgl. 345 sq. 

c)'E7ria'coXYi xavovtXT], Sendschreiben an die pontischen 

Bischofe, verfasst nach dem Einfall der Goten und Boraden (Bo- 

ranen) in Pontus und Bithynien, wahrscheinlich 254, erhalten in 

zahkeichen Handschriften von Konzilskanones (Preuschen 429 f.). 

Der Brief enthalt Vorschriften liber die Behandlung derjenigen, 

welche sich wahrend des Einbruches der BarbarenUebertretungen 

christKcher Zucht und Sitte batten zu Schulden kommen lassen, 

sei es unter Zwang als Gefangene, sei es, indem sie geraeinsame 

Sache mit den Pliinderern machten. Das Schreiben ist eine wich- 

tige TJrkunde fur die durcb jene Schreckenstage auch unter den 

Christen hervorgerufenen schlimmen Zustande, zugleich ein Zeug- 

nis fiir die verstandige Milde Gregors; 

Route, RS III 256—264 265—283. JDraeseke in JprTh VEE, 1881, 
724—756 (Abdruck des Briefes 730—736). 

d) Eine Ms'ca(ppaatc etc t6v 'ExxXTjataaTYjv 2oXo|X(ovtoc 
wird zwar in den Handschriften (Preuschen 430) Gregor von 
Nazianz beigelegt, kann aber recht wohl nach dem Zeugnis des 
Hieronymus (65 Comra. in Eccles. 4) und Rufins (HE VII 25) 
von Gregor dem Wunderthater stammen, zumal die Sprache an 
dieDankrede ankhngt. Eshandelt sich nur um eine umschreibende 
Wiedergabe des Inhalts der Vorlage ; 

e) Die Schrift An Theopompus iiber die Leidens- 
unfahigkeit und Leidensfahigkeit Gottes, syrisch 
erhalten in Cod. Mus. Britt. Syr. Addit. 12156, ist „eine Art 
platonischen Gesprachs liber die Frage, ob die physische Apathie 
Gottes auch seine moraUsche Apathie in Hinsicht auf das Schick- 
sal des menschlichen Geschlechts notwendig zur Folge habe" 
(Overbeck). Gegen die Echtheit lassen sich gegriindete Zweifel 
nicht geltend machen. Ueber die Personlichkeit des Theopompus 
ist Nichts bekannt, die von Draseke versuchte Identifizierung 
des in der Schrift genannten Isokrates mit dem Gnostiker 
Sokrates (Anonymus, de recta fide [§ 80] ed. Lo. XVI 264) 



§ 75.] GregoriuB Thaumatur^s. 143 

eine nicht unwahrscheinliche Vermutung. Abfassungszeit nach 
240 (gegen Eyssel) ; 

PLagardb, Analecta Syriaca, Lips, et Londin. 1858, 46 — 64(syrisch). 
Ryssel 71—99 (deutsch), 118—124 137 f. 150—157. Dazu Draesekb in 
JprTh IX, 1883, 634 — 640 (Gesamm. patrist. Unterss., Altona u. Leipzig 
1889, 162—168). Pitba, AS IV 103— 120 (syrisch) 363—376 (lateinisch). 

f) Die AiAXsSk; Tupic AlXtavdv ist verloren gegangen. 
Nach Basilius (Ep. 210 s) woUte Gregor den Adressaten vom 
Heidentum zum Christentum fiihren: der unter solchen Um- 
standen begreifliche Mangel an Prazision in der Benutzung dog- 
matischer Ausdrucke und Formeln erlaube es nicht^ Gregor als 
Patron sabellianischer Irrlehre anzurufen. 

4. Folgende Schriften sind wahrscheinlich oder sicher 
unecht und zum Teil absichtlich untergeschoben: 

a) 'H xata (x^poc Tctottc, griechisch und syrisch erhalten, 

eine trinitarisch-christologische Bekenntnissschrift , welche „die 

arianischen, semiarianischen, pneumatomachischen Streitigkeiten, 

sowie auch das apoUinaristische Yorstadium der christologischen 

Kampfe vorausgesetzf* (Oaspari 69). Die Schrift ist von dem 

jungeren ApoUinaris von Laodicea ca. 375 (Draeseke) oder 390 

(Caspari) mit der Absicht verfasst, seine Auffassung uber die 

Trinitatund diePleischwerdungChristidarzulegen. ApolUnaristen 

haben sie, zwischen 410 — 426, dem Thaumaturgen beigelegt ; 

Griechisch zuerst bei Mai, NO VII 170 — 176. PAdeLagarde, 
Titi Bostreni c. Manich. libri IV syr., Berol. 1859, App. 103—113. JDbae- 
SEKE, ApoUinarios v. Laod. in TU VII, 1892, 869—380. Syrisch in 
Anal. Syr. (s. 3e) 31—42. Syrisch und lateinisch bei Pitba, AS IV 82—94 
346—356. VgLCPCASPARi (2 b) 65—146. 

b) An Philagrius iiber die Wesensgleichheit, syrisch 
erhalten. Das griechische Original dieser trinitarischen Schrift 
findet sich in Ep. 243 (fruher Orat. 45) Gregors von Nazianz und 
ist dort npoc EodcYP^ov (JL6va)(ov irspl ^sdtTjToc iiber- 
schrieben ; 

Syrisch in Anal. Syr. (s. 3e) 43 — 46. Syrisch und lateinisch Pitba, 
AS IV 100—103 360—363. Deutsch bei Eyssel 65—70. Vgl. 100—118. 
135 f. 147—150. Vgl. JDbaeseke in JprTh Vn, 1881, 379—384; VTEI, 
1882, 343—384 553—568 (Gesamm. patrist. Unterss. [3 e] 103—162). 

c) A^YO? %syaXatc»)S7)c ^epl ^05^^? Trpo^ Tattavov, dem 
Gregor in Cod. Patm. 202 (op') und anderen Handschriften 
(Pabricius, BG 257^) zugeschrieben, eine Abhandlung iiber das 
Wesen der Seele, deren Verfasser fiir seine Beweise auf das Schrift- 
zeugnis verzichtet; 



144 Kircbliche Litteratur des 3. Jahrhanderts. Orientalen. [§ 75. 

Ausgabe: Didacus Hurtaous, Venet. (nach Rtsssl 35). Ein syri- 
sches Bruchstiick bei Lagabde, An. Syr. (3 e) 31. 

d)'Avafl'7)(JLa'cto(iot tj Trspl TctaTecocxefaXaia tp', 12Glau- 
bens- und Bannspriiche, betreflfend die Menschwerdung Christi, 
gegen nestorianische; eutychianische, apollinaristische Lehrsatze 
gerichtetj 

Zuerst lateinisch von Turrianus in APosseyinus, Apparatus criticus 
und danach griechiscb und lateinisch in HGanisius, Antiquae lectiones Hi, 
Ingolst. 1603, 1. Syrische Bruchstiicke in Lagardb, An. Syr. (3e) 6523—66 is 
66 87-67 8. PiTRA, AS IV 95—100 357—360. 

e) Eine Anzahl Homilieen, nanJich: 

1 — 3) El<; Tov 66aYYsXia|x6v t-^c OTrepaY^a? (icavcL^ia^) deo- 
T(5%oo Tcap^dvoo T-^c Maptac und 

4)Elc ta a^ta -fteoyaveta, dem Gregor zugeschrieben in 
einem Cod. Bibl. Cryptoferr. Die dritte Rede wird in sehr 
vielen Handschriften als Werk des Johannes Chrysostomus 
bezeichnet. Nr. 1 syrisch und armenisch bei Pitra, AS IV 
122—127 (377— 381) und 145—150 (396—400); Nr. 2 sy- 
rischAS 150—156 (400—404); Nr. 4 syrisch AS 127—133 
(381 — 386), dem Chrysostomus zugeschrieben. Die 1. 2. und 
4. Rede mochte Draeseke dem Apollinaris von Laodicea 
beilegen. 

JDraeseke in JprTh X, 1884, 657—704. 

5) A6yo<; tic; tod^ &^ioo<; icavcac (Sermo in omnes sanctos), 
in der von Mingarelli benutzten Handschrift dem Gregor zu- 
geschrieben , durch sein Thema und durch die Abhangig- 
keit von Reden des Chrysostomus in eine spatere Zeit ver- 
wiesen. Vgl. PKoetschau (2 a). 

Ausgabe: JAMingarelli, Bonon. 1 770. 

6) In Nativitatem Christi, armenisch bei Pitra, AS 

134—144 (386—395). 
7) Delncarnatione Domini, armenisch AS 144sq.(395sq.). 
8)Laus sanctae Dei parae, armenisch AS 156 — 159 (404 

bis 406). 
9)Panegyricus sermo in sanctam Dei Genetricem et 

semper virginem Mariam, armenisch AS 159 — 162 

(406 sq.). 
10) Sermo panegyricus in honorem sancti Stephani 

armenisch AS 162—169 (408—412). 



§ 76.] Methodius. 146 

4. Endlich finden sich griechisch (in Katenen), syrisch und 
armenisch zahlreiche Pragmente teils echter, teils unechter 
Schriften. Gesammelt in Anal. Syr. (s. 2 e) vv. 11. Pitea, AS IV 
93 sq. (356) 120—122 (376 sq.) 133 (386). Pitra, SpE HI 
696—699. Vgl. Ryssel 43—69 431 f. 

5. Ueber eine in Cod. Vatic. 1802 erhaltene (Expositio) in 
proverbia Salomonis vgl. PBatiffol in Melanges d'Archeo- 
logie et d'Histoire IX, 1889, 46 sq. 

§ 76, Methodius. 

Ausgaben: Franc Combefisius, Sanctorum patrum Amphilochii Icon., 
Methodii Patarensis, Andreae Oret. opp. omn., Par. 1644 (Anfang von de 
autexusio, Fragments von de resurr., Photianische Fragmente, unechte 
Reden), und Auctuarium noviss., I, Par. 1672. Gallandi (§ 2 9 a) III 663 
bis 832. MiGNE, PG XVIII 1—408. AJahn, Hal. Sax. 1865. NBonwetsch, 
Methodius von Olympus I, Erl. u. Leipz. 1891. — Uebersetzung: (der 
Photianischen Auszuge) ChrFRossleb, Bibl. d. KVv. II, Leipz. 1776, 
296 — 327. — Litteratur: LAllatius, Diatriba de Methodiorum scriptis, 
Rom. 1656. Wieder abgedruckt in Opp. Hippolyti ed. JAFabricius II, 
Hamb. 1718. AJahn, S. Methodius platonizans. 2. Teil der Ausgabe der 
Werke. Hal. Sax. 1865. GSalmon in DOB III 909—911. APankau, Metho- 
dius, Bischof von Olympos in Kath. LXVII, 1887, 2, 1—28 113—142 
225 — 250. Auch separat Mainz 1888. NBonwetsch a. a. 0. — Fabricius, 
BG VII 260—272. Richardson, BS 75 f. Pretjschen, LG 468—478. 

1. Vom Leben des Methodius ist nichts weiter bekannt 
als dass er Bischof von Olympus in Lycien war und gegen 
Ende der diocletianischen Verfolgung um 311 Martyrer geworden 
ist (vgl. Hieron. 83. Socr. HE VI 13). Die Nachricht, dass er 
nach dem olympischen Bistum auch noch das von Tyrus (Cyprus?) 
inne hatte, ist nur durch BGeronymus (1. c.) beglaubigt, die Er- 
wahnung von Patara bei Spateren (z. B. Leontius Byz. de sectis 
m 1) beruht auf Missverstandnis, und die Bezeichnung des Me- 
thodius als Bischof von Philippi (Phihpus) in der Ueberschrift 
von de lepra auf einem Schreibfehler. Eusebius hat von dem 
Gegner des Origenes keine Notiz genommen. Vgl. ThZahn in 
ZKG VIII, 1886, 15—20. 

2. Methodius hat in der vordersten Eeihe derjenigen ge- 
standen, die im 4. Jahrhundert die Theologie des Origenes be- 
kampften, und ist darum je nach der Stellung des Beurteilers zu 
dem Alexandriner hart getadelt oder mit Lob iiberschiittet wor- 
den (vgl. z. B.^ocr. HE VI 13 und Allatius, 1. c. 83 Pabr.). Die 
archaistische Art seiner Schriften hat es verschuldet, dass sie 
in der nachnicanischen Zeit allmahHch in Vergessenheit gerieten, 

Kriiger, Litteraturgeschichte. l. a. 2. Aufl. 20 



146 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§ 76. 

wahrend der Name des Verfassers beriihmt und vielgenannt bUeb 
(Zeugnisse bei Preuschen 473—477). Nur das Symposion ist im 
Original ganz, von einigen anderen Abhandlungen sind grossere 
oder kleinere Bruchstiicke erhalten geblieben; doch erganzt die 
altslavische Debersetzung eines Corpus Methodianum (ygl. Pitra, 
AS m 612 — 617 BoNWETSCH ProU.) das im Original Erhaltene 
trotz der verkiirzten Wiedergabe vortrefflich und ermoglicht ein 
deutliches Bild von der Schriftstellerei des Mannes. Fast alle 
diese Schriften haben, offenbar in Nachahmung Platos, die Form 
des Gesprachs und sind mehr oder weniger breit und weit- 
schweifig, aber nicht ohne Kunst und Phantasie geschrieben. 

3. Im Original ganz oder teilweise erhalten sind folgende 
Schriften: 

. a) Das 2o|X7rdatov twv S^xa icap^dvoov t] Tuspl aYvstac, 
griechisch in mehreren Handschriften (vgl. Preuschen 469 f.), 
ist ein Gegenstiick zum Gastmahl Platos, das darin reichlich 
benutzt ist. Die Jungfrau Gregorium erzahlt dem. Eubulius 
(Eubulium d. i. Methodius vgl. Epiph. LXIV 63) von einem Fest 
in den Garten der Arete, bei welchem zehn Jungfrauen sich in 
Lobpreisungen der Keuschheit ergehen als des vorziiglichsten 
Mittels zur Befreiung von der Siinde und der Hinfiihrung zur Er- 
losung in Christ o. Zum Schluss singt die Siegerin Thekla einen 
Hymnus in 24 Strophen auf Ohristus, den Brautigam, und die 
Kirch e, seine Braut; 

Ausgaben: LAllatius, Rom. 1656. PPossinds, Par. 1657. Zum 
Hymnus vgl. WMeyer in Abhdl. d. bair. Akad. d. Wiss. XVU, 1885, 
309—323. 

b) riepl TOD aoTsSoocjioo (Syr.: Von Gott, von der Ma- 
terie und voni freien Willen) ist syrisch ganz (Bonw. 1 — 62), 
griechisch nurin Bruchstucken erhalten, namlich: 1) Kap. 1 1— 75 
(Bonw.) in Cod. Laurent, plut. IX 23 saec. X al.; 2) 5 i— 12 s 
in Euseb. Praep. evang. VII 22; 3) 3 i— 9 e 10 2—12 s 15 1—5 
16 1—7 im Dialogus de recta fide (§ 80 2); 4) 3 9—8 1 11— 13 5 in 
Sacr. Parall. Cod. Coisl. 276 und bei Photius Cod. 236 (Bekker 
304b— 307b), 17 1 2 bei Photius 1. c. (307b— 308a), 18 8 und 
22 3—11 (Schluss) in Cod. Coisl. 276; 5) 16 2—17 4 und 18 8 bei 
Leont. u. Johann. Rer. sacrar. Lib. II tit. 3 (Mai, NC VII 92 sq.). 
Dass der Verfasser des Dialogus die methodianiscbe Schrift aus- 
geschrieben hat, ist zweifellos. Man darf aber auch fast mit Be- 
stimmtheit behaupten, dass Eusebius im Irrtum ist, wenn er das 



§76.] • Methodius. 147 

I .■■ m ill —II —  I -ii   I..I. II I ■»»■ -■■■-■■■ »—._»i   II. I   -■■- ■■>.,,  ^ — ■—■ II ^ 

von ihm beigebrachte Stuck aus der Schrift uepl f^coXr)? eines 
Maxim us entnommen haben will, den er (HE V 27) ans Ende 
des 2. Jahrhunderts setzt. Abgesehen hiervon ist die Ueberliefe- 
rung der Abfassung auch dieser Stiicke durch Methodius durch- 
aus giinstig, und ein Vergleich mit den ubrigen Schriften, sowie 
die auch hier nachweisbare Verwandtschaft mit Plato (Jahn 122 
bis 124), lasst sie als fast zweifellos erscheinen (anders Salmon). 
In dem Gesprach sucht der nicht benannte Orthodoxe gegen die 
Einwande des Valentinianers Valens und seines Genossen den Ge- 
danken durchzufiihren, dass Nichts, also auch nicht eine ewige 
(bose) Materie, neben Gott eignen Bestand habe, und dass der 
Mensch allein von alien Wesen dem Gebote Gottes in Freiheit 
des Willens dienen kann ; 

Ausgaben: JMeursius in Varia divina, Lugd. Bat. 1619, 91 — 110 
{0pp. edit. Florent. VIII, 1746, 726—738 [nur Kap. 1 1-7 s]). — Littera- 
tur: GSalmon in DOB III 884 sq. (Maximus). ThZahn in ZKG IX, 1888, 
221 — 229. (Die Quellen des Adamantius.) 

c) Die kleine Abhandlung Ueber das Leben und die 
verniinftige Handlung (de vita), nur syrisch erhalten (Bonw. 
61 — 69), steht nach Thema und Ausftihrungim engen Zusammen- 
hang mit dem Traktat uber die Willensfreiheit, doch lassen sich 
Grtinde fiir die ursprungliche Zusammengehorigkeit beider 
Schriften anscheinend nicht geltend machen ; 

d) IIspl avaoTaaeoD^ (Dem [zu?] Aglaophon uber die 
Auferstehung), syrisch in drei Buchern, unter starker Ver- 
ktirzung von Buch II und III, erhalten (vgl. ausser Bonw. 70 bis 
283 PiTRA, AS IV201— 205.434— 438). De cib. 1 lasst vermuten, 
dass Methodius selbst die Abhandlung nicht dem urspriinglichen 
Plan gemass zu Ende fiihrte. Griechisch existiren: 1) Buch 
I 20—11 8 10 bei Epiphanius (LXIV 12—62); 2) Von I 34 (30) 
ab eine Anzahl Bruchstucke bei Photius Cod. 234 (Bekker 
293sq.); 3) II 24 3-25 lo in Cod. Vatic. 1611 und Cod. Palat. 
20 (vgl. Mai, NC IX 680 sq.); 4) Einzelne Stiicke im Dialogus de 
recta fide, im Brief Kaiser Justinians an Mennas, bei Prokop 
von Gaza, in Sacr. Parall. Cod. Coisl. 276 und 294, Cod. Rupef. 
(1450 PhilL), bei Leont. et Job. Rer. sacr. 11 (vgl. Mai, NC VII 92. 
102) in Cod. Vatic, graec. 1236 (Joh. Damasc. Sacr. Parall. vgl. 
auch die Melissa des Antonius), bei Andreas Cretens. Comm. in 
Apok., und im Cod. Mosqu. graec. 385. Vgl. liber diese Stiicke 
Bonw. XXV— XXIX. Den Inhalt der Schrift bildet der Bericht 

10* 



148 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§ 76. 

liber ein Gesprach, das Eubulius (Methodius), Memian (und 
Auxentius) zu Patara im Hause des Theophilus und vor ihm 
als Eichter mit dem Arzte Aglaophon und mit Proklus aus Milet 
liber die Frage nacb der Auferstehung gefiihrt liaben. Aglao- 
phon und Proklus vertreten dabei die Ansicht des Origenes vom 
Leibe als dem Kerker der Seele und leugnen demgemass die 
Auferstehung des Fleisches, wobei sie vielfach mit der Physio- 
logie entnommenen Beweisgrunden operiren. So gestaltet sich 
das Ganze zu einer kraftigen und klugen Streitschrift gegen die 
Theologie des Origenes, aus dessen Schriften (^rspl avaoTdosax;) 
grosse Stu<3ke verwertet sind (vgl. § 61 sc). Wahrscheinlich ist 
darin die verloren gegangene Abhandlung Justins iiber die Auf- 
erstehung (vgl. n 18 8—11 Bo. 231 flf.), sicher die SuppUcatio des 
Athenagoras (vgl. I 36 6—37 2 Bo. 129 12— 130 9) benutzt; 

ThZahn in ZKG YIII, 1886, 1—15 (Justinus bei Methodius). 

e) Ueber die Unterscheidung der Speisen, und 
uber die junge Kuh, welche im Leviticus [Numeri] er- 
wahnt wird, mit deren Asche die Sunder besprengt 
werden (de cibis). Nur syrisch erhalten (Bo. 290 — 307). Unter 
Heranziehung sehr zahlreicher Schriftstellen wird an die Adresse 
der Kilonia Nachweis gefiihrt, dass die Besprengungen, welche 
durch den Leib Christi vollzogen werden, nicht bloss die Leiber, 
sondern auch die Seelen reinigen, mehr denn das Blut der jungen 
Kuh (Num 19 2 3) und die iibrigeu Reinigungen des Gesetzes: 
die wahre junge Kuh ist das Fleisch Christi (11 4), die Speise- 
gesetze nur Schatten der kiinftigen Giiter (8 1). Die ersten fiinf 
Kapitel verbreiten sich, in Erinnerung an selbsterfahrene An- 
fechtungen (Kap. 1) uber das Leiden des Gerechten. Zum Thema 
vgl. §62; 

f) Hspi XdTupac (Vom Aussatz an [zu] Sistelius), syrisch 
ganz aber verkiirzt (Bo. 308 — 329) erhalten, vom Original eine 
Anzahl von Bruchstiicken im Cod. Coisl. 294 (vgl. BoNW. XXXI 
sq.), verbreitet sich in Form eines Dialogs zwischen Eusebius und 
SisteUus iiber den geistigen Sinn der Vorschriften Lev 1 3 1— e 47 49 ; 

g) Von dem Igel, welcher in den Sprichwortern ist, 
und von ^Die Himmel verkunden die Ehre Gottes*^ 
(De sanguisuga). Nur syrisch erhalten (Bo. 330—339). Aus- 
legung von Prov 30 15 ff. (24 50 ff.) und Ps 19 2 6 ohne inneren Zu- 
sammenhang der Stellen, gerichtet an Eustachius. 

4. Fragmente sind erhalten von: 



§76.] Methodius. 149 

a) Ilepl Twv YsvTjTwv, bei Photius Cod. 235 Bekk. 301 
bis 304 (Bo. 340—344). Eine in Dialogform gefasste Wider- 
legung der origenistischen Lehre von der Ewigkeit der Welt, 
Der darin bekampfte Origenist fiihrte den (allegorischen ?) Namen 
Centaurus (Bo. 343 i) ; 

b) Kata nop(poptoo, von Hieronymus mehrfach ei*wahnt 
(VJ 83 Ep 48 18 70 s Comm. in Dan. praef. und Kap. 13) und als 
sehr umfangreich bezeichnet (Ep 70 s). Fragmente in Cod. Monac. 
498 saec. X (Cod. Dresdens. A. 1, 2) und Cod. Rupef. (Bo. 345 bis 
348). Pbilostorgius (HE Vni 13) urteilt von dieser Schrift, dass 
sie hinter der des Apollinaris iiber den gleichen Gegenstand zu- 
riickstehen miisse. Im ersten Fragment (Bo. 346 i7ff.)ist Justin, 
Apol. I 55 benutzt; 

c)nepi(JLap'c6ptt)v. Zwei kleine Fragmente bei Theodoret, 
Dial. I (opp.IV55sq. Schulze) und im Cod.Coisl. 276 (Bo. 349); 

d) Aus einem Kommentar zu Hiob finden sich in einer 
Anzahl von Handschriften Fragmente. Pitra, AS III 603 — 610 
(Bo. 349—354). 

5. Verloren sind folgende Schriften : 

a) Eine Schrift liber den Leib, erwahnt de sanguis. 10 4 
(Bo. 339 40); 

b) De Pythonissa, von Hieron. 83 erwahnt und als gegen 
Origenes gerichtet (Hexe zu Endor? vgl. Eustathius' von Antio- 
chien Gegenschrift u. § 61 eb), bezeichnet; 

c) Kommentare zur Genesis und zum Hohenliede, 
erwahnt von Hieronymus 1. c. Vgl. Pitra, AS III 617 und Preu- 
SCHEN, LG478; 

d) Ein Dialog Xenon, erwahnt von Socr. E. VI 13, kann 
mit TTspl Td)V YsvTjTwv schwerlich identisch sein (so Westcott), 
da nach des Sokrates Aussage darin des Origenes mit Bewunde- 
rung gedacht war. 

6. Unecht ist Folgendes: 

a. Die Rede Elc t6v 2o[JLe(bva xal elg tyjv "^Avvtjv, -eg 
i^[iipcf f^c iiravTTjoeoDC, xal sl^ t-^jv ayiav ^boz6%ov kann 
schon deshalb nicht von Methodius herriihren, weil das Fest der 
Hypapante um 300 noch nicht gefeiert wurde und weil die 
Schrift „durchgangig iiber eine Theologie mit der fest aus- 
gepragten Terminologie der spatern griechischen Kirche verfugf* 
(Bo. XXXVII) ; 

Ausgabe: PPTiletanus, Par. 1598. 



150 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§§ 77, 78. 

b) Die Rede Elc ta pata (In ramos palmarum) tragt 
gleichfalls deutlich den Stempel spaterer Zeit; 

c) Die armenisch erhaltenen Fragmente eines Sermo in 
Ascensionem Domini nostri Jesu Christi (AS IV 
207—209 [439—441]) sind unecht. 

§ 11. Firmilian. 

Firmilian, schon 232 Bischof vonOasarea in Kappa- 
docien (Eus. VI 26 27, vgl. VII 14) und als solcher neben 
Dionysius von Alexandrien der angesehenste orientalische Bischof 
seiner Zeit (VII 5 1 28 i 30 s sqq.), ist als Schriftsteller nur durch 
den Brief bekannt, den er an Cyprian von Karthago in der 
Angelegenheit der Ketzertaufe sandte. Der Brief, eine Antwort 
auf ein verloren gegangenes Schreiben Cyprians, dessen einzelne 
Argumente er behandelt, ist in lateinischer, wohl nicht von Cyprian 
herriihrender Uebersetzung erhalten, die nach Ritschl in der 
Absicht, „dem orientalischen Bundesgenossen die Gedanken 
Cyprians zu leihen", interpoliert ist, wahrend Ernst die Echtheit 
des ganzen Briefes behauptet. Von Ao^oi Firmilians redet Ba- 
sflius von Casarea (Spir. Sanct. 29 74) und nach Moses von Cho- 
rene (Hist. Armen. (saec. V? VII VIII?) hat er ein Buch De 
ecclesiae persecutionibus geschrieben. 

Der Brief an Cyprian unter den Werken Cyprians als Epist. LXXV 
(ed. Hartel n, 1868, 810—827). Vgl. ORitschl, Cyprian (§ 86) 126—134. 
JErnst in ZkTh XVni, 1894, 209—259. 

III. Die Syro-Palftstinenser. 
§ 78. Paul von Samosata. 

Mai, NC VII 68 sq. 299. Route, R8 III 287—367. AHarnack in RE 
X 193 f. — Fabricius, BG 307 sq. Harnack, LG 520—525. 

Paul aus Samosata, Ducenarius im palmy renischen Reich 
und von ca. 260 — 268 Bischof von Antiochien, hat seine theo- 
logischen und christologischen Meinungen in ^r7ro(JLV75[JLa'ca 
(Eus. VII 30 11) darzustellen und zu verteidigen gesucht, aus 
denen Leontius (adv. Nestor, et Eutych. Ill) einige Stiicke auf- 
bewahrt hat. Ausserdem finden sich in der dem Anastasius Pres- 
byter zugeschriebenenSammlungDoctrinae patrum de verbi incar- 
natione fiinf Fragmente aus AdYot7rp6?2aptvov, deren Echtheit 
innere Griinde nicht entgegen zu stehen scheinen. EndUch sind 
eine Anzahl von Bruchstiicken aus der Disputation erhalten, 
welche auf der (dritten) antiochenischen Synode von 268 zwischen 



§79.] Lucian. 151 

Paul und Malchion, dem Vorsteher der Rhetorenschule zu 
Antiochien, statt hatte (Eus. VII 29 2 Hieron. 71). Sie stam- 
men aus dem Stenogramm (Eus. 1. c.) der Synodalakten und finden 
sich bei Justinian, ctr. Monophys. (Mai, NC VII 299), in der 
Contestatio ad clerum CPanum (Act. Syn. Eph. Mansi VI 1109), 
bei Leontius (1. c.) und bei Petrus Diaconus, De incamat. et 
grat. Dom. Chr. ad Fulgent. Ill 78 (lateinisch). RS 300—302. 
' Vgl. auch die Stiicke bei Pitra, AS IV 183 sq. 423 sq. (syrisch 

und lateinisch). 

§ 79. Lucian. 

( RoDTH, RS IV 3 — 10. 11 — 17. CPCaspari, Ungedruckte u. s. w. Quellen 

zur Gesch. d. Taufsymbols u. d. GHaubensregel, I, Christiania 1866, Vorr. 
AHabnack in RE YII, 767 — 772. PdeLagabdb, Librorum V. T. canoni- 
conim pars prior graece, Gotting. 1883. JWellhausbn (§ 6l6) § 255. 
FKattenbusch (§ 18) 252—273 392—395. — FABBicros, BG V 361 sq. VII 
303—305. Harnack, LG 526— 531. 

Lucian, gebiirtig aus Samosata (? Suidas s. v.), Pres- 
byter in Antiochien, trat wahrscheinlich nach der Absetzung 
Pauls (268 ?) aus der grosskirchlichen Gemeinschaft aus, blieb aber 
der einflussreiche Fiihrer einer grossen theologischen Schule. 
Am 7. Januar 312 ist er zu Nikomedien Martyrer geworden 
(Eus. Vin 13 2 IX 6 8, vgl. den nikomedischen Kalender), und 
sein Martyrium hat seine Unkirchlichkeit in den Augen der Nach- 
. welt ydeder gut gemacht. Hieron. 77 (vgl. ad. Damas. Praef. in 
Ew., ad Chromat. Praef. in Paralip. [adv. Ruf.II 27], Ep. 106 2) 
riihmt seine eifrigenBemuhungen um den Text der heiligen Schrif- 
ten, und die von ihm hergestellteRezension der Septuaginta 
war in den Kirchen von Antiochien bis Konstantinopel als die 
massgebendeanerkannt. Hieronymusberichtetferner, dass Lucian 
Libelli de fide und einigeBriefe verfasst babe. Von den 
ersteren ist nichts erhalten, wenn nicht die Forme 1 in Cons tt. 
apost. VII 41 auf Lucian zuriickgehen sollte (so Katten- 
busch). Ein Satz eines aus Nikomedien an dieAntiochener 
gerichteten Brief es findet sich im Chronicon paschale (ed.DiND. 
1616). Rufin hat in seiner Uebersetzung der Kirchengeschichte des 
Eusebius IX 6 (zu Eus. IX 9) eine den eusebianischen Martyrer- 
akten entnommene Verteidigungsrede Lucians vor dem Richter 
mitgeteilt, die sehr wohl echt sein kann. In der pseudoorigenisti- 
schen arianischen ExpositiolibriJobi eines Anonymus (ca. 
400) findet sich eine Auslegung zu Hiob 2 9sq. als lucianisch. 



152 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§ 80. 

§ 80. Anonymns: 

Dialogus de recta in deum fide. 

Ausgaben: 1) des griechisches Textes JRWbtstein, Basil. 1674. 
DelaRub (§ 61) 1, 1733, 803—872 vgl. praef. XII und p. 800. Lommatzsch 
(§ 61)XVI, 1844, 246— 418; 2) der Uebersetzung Rufins CPOaspari, Kirchen- 
historische Anekdota, I, Christiania 1883, 1 — 129; vgl. Vorw. UT — V. — 
Litteratur: FJAHoet in DCB I 39—41. ThZahn in ZKGIX, 1888, 
193—239 und GNK II 2, 409—426. 

l.DieAidXe6i<;'ASa(JLav'ctoo, tod xariipiYdvoDCTusplT^C 
sic ^sov 6pd"ri<; TrtaTsoyc in fiinf Biichern ist griechisch erhalten 
in sieben Handschriften, die von einem Archetypus stammen, latei- 
nisch in der Uebersetzung Eufins. Diese Uebersetzung ist eine 
treue Wiedergabe des ihr als Vorlage dienenden Originals, wah- 
rend der griechische Text eine ^weitreichende und gegen den 
SchlusszuimmerdurchgreifendereBearbeitung" (Zahn 207) dar- 
stellt, die zwischen 330 und 337 vorgenommen sein muss. Als 
Verfasser haben schon Basilius und Gregor (Philokalia 24), auch 
Rufin, den Origenes angesehen, indem sie von dem Interlokutor 
Adamantius auf den Autor schlossen. Das ist aus inneren Griin- 
den unmoglich, auch ist im Dialog nirgends angedeutet, dass 
der Verfasser sich fiir Origenes hat ausgeben woUen ; andrerseits 
hindert auch die Benutzung des Methodius (vgl. Nr. 2) nicht 
anzunehmen, dass er wirkUch den grossen Alexandriner zum 
Trager seiner Gedanken machen woUte. Anhaltepunkte fiir die 
Personlichkeit des Verfassers giebt es nicht. Die Schrift wird 
vor dem Mailander Edikt 313 und muss nach ca. 300 (Metho- 
dius) verfasst sein. Abfassungsort vielleicht Antiochien oder 
seine Umgebung. 

2. Den Inhalt des Gesprachs bildet eine Disputation zwi- 
schen dem Orthodoxen Adamantius und den Marcioniten Me - 
gethius und Markus, demBardesanitenMarinus, denValen- 
tinianern Droserius und Valens, bei welcher der am Schluss 
bekehrte Heide Eutropius als Schiedsrichter fungiert. In den 
ersten beiden Biichern verteidigen Megethius und Markus ihre 
Theorie von den drei bezw. zwei Prinzipien auf Grund des Gegen- 
satzes zwischen Gesetz und Evangelium, den sie mit Stellen aus 
ihrem Testament zu beweisen suchen. Vom dritten bis funften 
Buch verficht Marinus gegen die katholischen Doctrinen von der 
Erschaffung des Teufels durch Gott, der Geburt Christi aus der 
Jungfrau und der Auferstehung des Fleisches seine ent gegen- 



§§ 81, 82.] Alexander von Jerusalem. Julius Afrikanus. 153 

gesetzten Thesen. "Die im vierten Buche eingesprengte Disputa- 
tion mit den Valentinianern liber den Ursprung des Bosen ist 
eine zwar vom Autor beabsichtigte, aber aus dem Rahmen des 
Ganzen herausfallende Abschweifung , in der des Methodius 
Schriften iiber die Willensfreiheit und iiber die Auferstehung 
(§ 76 3 b d) ausgeschrieben ist. Im ersten Dialog ist eine anti- 
marcionitische Schrift benutzt, die schon dem Jrenaus und Ter- 
tullian bekannt gewesen zu sein scheint und in der man viel- 
leicht die Schrift des Theophilus von Antiochien gegen Marcion 
wiederfinden kann (Zahn 229 — 236). Der Dialog ist kein Kunst- 
werk, doch ist er durch relative Knappheit ausgezeichnet. 

§ 81. Alexander von Jerusalem. 

RouTH, RS n 161—179. MiGNE, PQ X 203—206. — JFabricius, BG 
287. Richardson, BS 69 f. Harnack, LG 605—507. 

Alexander, mit Origenes Schiiler des Pantanus und 
Klemens (Eus. VI 14 s), Bischof unbekannten Sitzes in Kappa- 
docien (VI 11 isq.) wurde alsKoadjutor des Narcissus nach Jeru- 
salem berufen (Eus. Ohron. ad ann. Abr. 2231 Carac. IV Hieron. 
2228 II) und stand jedenfalls 216 allein an der Spitze der Ge- 
meinde (§ 61 2). In der decischen Verfolgung (Hieron. 2268 I 
vgl. Sync. 6846) ist er Martyrer geworden. In der Bibliothek 
von Jerusalem, deren Grunder er war (§ 58 s), befand sich eine 
Sammlung seiner Briefe, aus der Eusebius Folgendes.mitteilt: 
1) Anfang und Schluss eines aus dem Gefangnis in Kappa- 
docien (vgl Eus. Chron. 2219, Sever. X Hieron. 2220 Xlf) an 
die Aatiochener gerichteten Gliickwunschschreibens beim 
Amtsantritt des Bischofs Asklepiades (XI 11 5 sq.); 2) ein Bruch- 
stiick eines noch zu Lebzeiten des Narcissus an die Antinoiten 
in Aegypten geschriebenen Briefes (VI 11 3); 3) Bruchstiick aus 
einem Briefe an Origenes (VI 14 8); 4) Bruchstiick aus einem 
Briefe Alexanders und Theoktists von Oasarea anDemetrius von 
Alexandrien iiber die Laienpredigt (VI 19 17 sq.). Vgl. Hieron. 62. 

§ 82. Julias Afrikanus. 

Ausgaben: Gallandi (§ 2 9a) 11337— 376. Route, RS II 219— 509. 
MiGNE, PG X 51— 108 XI 41—48.— Litteratur: GSalmon in DCB 
I 53—57. AHarnack in RE VII 296—298. HGelzer, Sextus Julias Afri- 
kanus und die byzantinische Chronographie. 2. B. Leipz. 1880. 85. HKihn 
in KLex VI 2005—2009. — FABRicros, BG IV 240—246. Richardson, BS 
68 f. Preusohen, LG 507— 513. 



1 54 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhuuderts. Orientalen. [§ 82. 

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1. Sextus Julius Af rikanus (zum Namen vgl. Euseb. 
Chron. anu. Abr. 2237. Suidas s. v. 'A(pptxavdc), nach Suidas aus 
Libyen geburtig, anscheinend Offizier (Gelzer), siedelte sich 
wahrscheinlich nach der Riickkehr von der Expedition des Sep- 
timius Severus gegen die Osrhoener 195 (vgl. Syncell. Chron. 
669 20 ed. Bonn.) zu Emmaus (Nikopolis, nicht identisch mit dem 
Emmaus des Lukas) in Palastina an, fiir dessen Umgestaltung 
zu einem Municipium er sich als Gesandter bei Alexander 
Severus (so Syncell. 676 6— is, nach Euseb. 1. c. Elagabal) Ver- 
dienste erwarb. In angesehener Stellung, aber nicht als Bischoi 
(trotz Dionysius Bar-SaHbi und Ebed-Jesu)^ vielleicht nicht ein- 
mal als Presbyter, hat er dort bis nach 240 (vgl. Nr. 3 c) gelebt. 
Er hat viele und grosse Reisen in Palastina und Syrien, nach 
Alexandrien (ca. 211 — 215 vgl. Eus. VI 31 2) und Kleinasien 
unternommen und stand in nahen Beziehungen zu dem edesseni- 
schen Fiirstenhaus, zu Abgar VIII Bar Manu und seinem Sohne. 

2. Julius Afrikanus erscheint, soweit die Reste seiner Schrift- 
stellerei ein Urteil zulassen, als ein Mann von niichternem Ver- 
stand, selbstandigem Wissen und nicht unbedeutender Darstel- 
lungsgabe. Die Absurditaten der Kestoi heben sich freilich kaum 
von dem Unsinn ab, den andere Schriftsteller auf diesem Gebiete, 
zu Tage gefordert haben. Aber die exegetischen Arbeiten sind, 
verglichen mit den gelehrten Elaboraten des Origenes, Muster- 
stucke besonnener Wissenschaftlichkeit, und die Chronographie, 
die zur Grundlage aller kirchlichen und weltlichen Geschichts- 
schreibung bis ins Mittelalter geworden ist, wird trotz ihrer 
Mangel immer als eines der hervorragendsten Erzeugnisse alt- 
christUcher Schriftstellerei betrachtet werden miissen. 

3. Von Afrikanus sind, in chronologischer Ordnung, folgende 
Schriften bekannt : 

a) Die XpovoYpacpiat (Eus. VI 21 2; iiber andere, nicht 
authentische Titel bei Spateren s. Gelzer 26), in fiinf Biichern 
(Eus. 1. c. und Chronicon I ed. Schoene 97 98), 221 vollendet. 
Die bei Eus. Praep. und Dem. evang., bei Syncellus u. A. er- 
haltenen Fragmente und die Benutzung in den byzantinischen 
Chronographieen ermoglichen eine ausreichende Vorstellung von 
Charakter und Einrichtung dieser ersten christlichen Welt- 
chronik. Der Verfasser woUte eine umfassende und grundliche 
Zusammenstellung der Daten der heiligen und der profanen Ge- 
schichte liefern, wobei er, die unbedingte Zuverlassigkeit der 



§ 82.] Julius Afirikanus. 155 

biblischen Angaben voraussetzend, den schon von Tatian, Theo- 
philus und Klemens verfolgten apologetischen Zweck, das hohere 
Alter der jiidischen Geschichte auf chronologischen Wege zu 
erweisen, zwar im Ange behielt, aber ihn bis dahin erweiterte, 
dass die ;,Darstellung und die genaue Fixirung aller chrono- 
logischen Einzelposten Selbstzweck'^ wurde (Gelzer 23). Der 
Stoff scheint in den fiinf Buchern folgendennassen verteilt ge- 
wesen zu sein (G. 29): 1) Von der Weltschopf ung bis zur Welt- 
zerteilung (Jahr 1—2661); 2) bis zu Moses (2662—3707)-, 3) bis 
Olymp. I 1 (3708—4727)-, 4) bis zum Sturz des Perserreichs 
(4728—5172); 5) bis zum 4. Jahre Elagabals (5173—5723 [n. 
Chr, 221]). Vom dritten Buche ab war die Darstellung syn- 
chronistisch^ in paralleler Zusammenstellung der biblischen mit 
den profanen Begebenheiten. Als Quellen dienten neben den 
christlichen Apologeten chronographische Handbiicher, vomehm- 
lich wohl die Chronographie des Justus von Tiberias (vGut- 
schmid). Einen Kanon, d. h. eine tabellarisch angelegte Ueber- 
sicht der Ereignisse neben der Chronographie, scheint das Werk 
noch nicht enthalten zu haben. Dem Afrikanus verdankt Euse- 
bius fiir seine chronographischen Arbeiten sehr viel : aber sein 
Chronicon hat in der Uebersetzung des Hieronymus fiir das 
Abendland den Vorganger verdrangt, wahrend die byzantmische 
Geschichtsschreibung direkt von seinem Einfluss abhangig bleibt; 

Mit der Zusammenstellung der Fragmente der Chr. ist Gelzer be- 
schaftigt. Vgl. vorlaufig RS 238— 309. AvGutschmids. §36 3b. ESchwartz, 
Die Konigslisten des Eratosthenes u. Kastor mit Exkursen iiber die Inter- 
polationen bei Africanus und Eusebios^ in Abhdll. d. kon. Ges. d. Wiss. 
zu Gott. XI 2, 1894. 

b) Die KsoTol t) 7rapa8o£a (zum ersten Titel [Stickerei] 
vgl. STpa)[JLaTel(; und die Bemerkung zu § 60 sc, zum zweiten 
Geoponika lip. 7), in 14 (Phot. 34) oder wahrscheinlicher 24 
(Suidas 1. c), keinenfalls 9 (Syncellus; vgl. unten zu 3) Buchern, 
waren eine dem Kaiser Alexander Severus gewidmete Real- 
enzyklopadie iiber naturwissenschaftliche (agrarische) und medi- 
zinische, aber auch militarische und andere Fragen voll un- 
sinnigen, zum Teil unsittlichen Aberglaubens. Erhalten sind: 
1) ein in die Sammlung der Taktiker einverleibter Auszug an- 
scheinend aus dem 6. und 7. Buch, iiber taktische Verhaltnisse 
((3TpaT7]Y'yjTt%dt) in 45 Kapiteln in einer vom Bearbeiter stam- 
menden chaotischen Anordnung, und vermehrt um 32 Abschnitte 
fremder Herkunft; 2) 39, wohl nur indirekt entlehnte, Stiicke 



156 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Orientalen. [§ 82. 

in den Fstoxovixa, d. h. der von Konstantin Porphyrogenneta 
(Gemoll 278) veranstalteten Sammlung auf den Landbau sich 
beziehender Stoffe, die ausserdem noch in manchem Abschnitt 
nicht als solches bezeichnetes afrikanisches Eigentum enthalt; 
3) ein kleines Bruchstiick aus dem 13. Buch im Cod. Laur. 
LXXIV 23 saec. XIV und Cod. Barocc. 224 saec. XV, Purgir- 
mittel betreflfend (Muller); 4) ohne Nennung des Autors ver- 
arbeitete Stiicke in der den Geoponika analogen Sammlung der 
^iTTTTtaTpLxa^ 5) das in drei Pariser Handschriften enthaltene 
Stiick Dspl o'ca'6'[t(ov (Lagarde); 6) ein von M. Psellus (saec. 
XIII) auf bewahrtes Excerpt meist aphrodisischer Geheimmittel. 
Die Autorschaft des Julius Afrikanus ist durch das Zeugnis 
des Eusebius (IV 31 1) und durch innere Griinde (vgl. vornehm- 
lich Geopon. VII 14) geniigend beglaubigt; 

Veterum Mathematicorum opera ed. MThevenot, Par. 1693, 274 — 316 
mit den Noten von JBoiviN, 339 — 360. — rewTcovixd edid. JNNiclas, Lips. 
1781. WGrEMOLL, Untersuchungen ii. d. Quellen, d.Verfasser u. d. Abfassungs- 
zeit der G. in den Berliner Studien fiir klass. Philol. u. Arcbaol. von 
FAscHERSON I, 1883. — KMiJLLER, Zu Julius Afr. in JprTh VII, 1881, 759 f . 
— ; Ta>v tTCTCtaTpivtttiv pipXta hoo ed. SGrRYNAEUs, Basil. 1537, 268. — Pde Lagarde, 
Symmicta I, 1877, 167 — 173. — PLambecius, Comment, de Aug. Bibl. Caes. 
Vindob. VII, 222 sqq. — JKlein, Zu den Ksaioi des JA. in KhM XXV, 
1870, 447 f. 

c) Die Hspl zfiQ holzol SwaAvvav Loiopiac iTcioroXY] Tcpoc 
'JipiY^VYjv (Euseb. 1. c. Hieron. 63), handschriftlich mit der Ant- 
wort des Origenes iiberliefert (vgl. § 61 loa), ist durch die von 
Origenes bei einem Religionsgesprach behauptete Echtheit jener 
Geschichte veranlasst. Die von Afrikanus geiibte, durchaus zu- 
treffende Kritik und ihre knappe Fassung wird durch die wort- 
reiche und gedankenarme Antwort des Alexandriners hell be- 
leuchtet ; 

d) Der Brief an (einen unbekannten) Aristides, frag- 

mentarisch bei Eus. I 7 2—15, in der Epitome der Eusebianischen 

Quaestiones de differentia evangg. und in Katenen erhalten, soil 

auf Grund von Mitteilungen von Verwandten Jesu die Abweich- 

ungen zwischen den Genealogieen bei Matthaus und Lukas ver- 

mittelst Rekurses auf die Leviratsehe auflosen. Die Nuchtern- 

heit und Wahrheitsliebe des Exegeten tritt auch hier trotz des 

verfehlten Resultates, das den Spateren freilich gelegen kam, 

deutlich hervor. 

FSpitta, Der Brief des J. A. an Aristides, Halle 1877 (Versuch einer 
Rekonstruktion). 



§ 83.] Pamphilus. 157 

4. Dass Afrikanus Kommentare zu den Evangelien 
(Dionysius Bar-Salibi) oder zu andereu Schriften des Neuen 
Testamentes (vgl. Ebed-Jesu) verfasst habe, ist durch kein 
zuverlassiges Zeugnis beglaubigt. Afrikanus ist weder der Ueber- 
setzer der unter dem Namen des Abdias gehenden Apostel- 
legendeU; noch der Verfasser der Acta Symphorosae trotz 
handschriftlicher Bezeugung. Harnack halt fur moglich, dass 
er Tertullians Apologeticus iibersetzte (§ 85 n). 

§83. Pamphilus. 

KouTH, KS in 487—499 500—513 IV 339—392. Migne, PG X 
1529—1558 XVII 521—616 (in den 0pp. Origenis. vgl. auch Lomm. XXIV 
268—412). — LAZacagnius (§ 2 9 b) 428—441. JAFabeicius, 0pp. Hippo- 
lyti (§ 91), n, 1718, 205—217. BMontfaucon, BibHoth. CoisHniana, Par. 
1715, 78—82. — Fabricius, BGr 301—303. Richardson, BS 72. Peeusohen, 
LG 543—650. 

Eine Biographie des Pamphilus in drei Biichern aus der 
Peder des Eusebius (VI 32 3 VII 32 25 VIII 13 e, Mart. 
Palaest. 11 s) ist verloren gegangen. In Phonicien (Berytus? 
Sim. Metaphr.) geboren, aus angesehener Pamilie, studierte 
Pamphilus bei Pierius in Alexandrien Theologie (Photius 
Cod. 118 vgl. 119), ward Presbyter in Casarea, Martyrer 
in der maximinischen Verfolgung 309 (Hieron. 75). Des 
Pamphilus Hauptverdienst ist vielleicht die Griindung, jeden- 
falls die Organisierung der Bibliothek zu Casarea (§ 58 s), 
die er durch zahlreiche Handschriften , u. A. von ihm selbst 
abgeschriebene Werke des Origenes, bereichert hat. Im Ge- 
fangnis 307 — 309 hat er, unterstiitzt von seinem Schiiler und 
Freunde Eusebius, eine 'AxoXoYia bizhp 'QpiY^vooc (^p^c 
zobQ kv \LEz6Lk\oiQ Sia Xptordv taXatTrtopooii^voo?) geschrieben, zu 
deren fiinf Biichern Eusebius nach dem Tod des Martyrers ein 
sechstes hinzugefiigt hat: es soUten* darin die gegen die Theologie 
des Origenes erhobenenVorwiirfe unter Heranziehung von Stellen 
aus seinen eigenen Schriften widerlegt werden; ausserdem ent- 
hielt die Arbeit reiche Materialien zur Biographie des Alexan- 
driners. Erhalten ist nur das erste Buch in der nicht zuverlassigen 
Uebersetzung Rufins und ein kurzer Ueberblick uber das Ganze 
bei Photius (Cod. 118 vgl. 117). Die Behauptung des Hierony- 
mus, Eusebius sei der eigenthche Autor des Werkes (c. Rufin. 
vv. 11., vgl. Ep. 84 ii), widerspricht sowol der Angabe des letztereii 
(VI 33 4) und des Photius, als auch des Hieronymus eigenei* 



158 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§§84,85. 

fruherer Bemerkung (Hieron. 75). Von Brief en an Freunde 
berichtet Hieronymus (c. Rufin. 19 II 23) unter Berufung auf 
Eusebius. Wohl auf einer Verwechslung mit der Apologie beruht 
die Angabe des Gennadius (Hieron. 17), Eufin babe eine Schrift 
des Pamphilus Adv. Mathematicos iibersetzt. Die ^'Ex^satc 
xe^aXalcDV Tcbvnpdfstov^ eine karze Lihaltsangabe der Apostel- 
geschichte in 40 Abschnitten, zuerst ohne Verfassernamen vor dena 
Kommentar des Oekumenius zur AG, dann von Zacagni und 
Fabricius als Werk des Euthalius von Sulka gedruckt, wird von 
MoNTFAUCON (nach Cod. Coisl. 202) fiir Pamphilus in Anspruch 
genommen (vgl. Gallandi [§ 2 9a] IV, p. III). 

§ 84. Beryll von Bostra in Arabian. 

Fabricius, BGr 290. Harnack, LG 514. 

Der Bischof Beryll von Bostra in Arabien, dessen monar- 
chianische Heterodoxieen Origenes in einer Disputation wider- 
legte (vgl. Eus. VI 33 1—3) schrieb Briefe und Ab hand- 
lung en, die nach Euseb. (VI 20 1 sq.) in der Bibliothek zu 
Jerusalem aufbewahrt wurden. Vgl. Hieron. VJ 60 Chron. ad. 
ann. Abr. 2244 Alex. Sever. VI. 

Zweites KapiteL 
Die Occidentalen. 

I. Die Afrikaner. 
§85. Tertnllian. 

Ausgaben: BKhenantjs, Basil. 1521, 1528, 1536 (Schoenemann, BPIi 
17), 1539. Dazuvgl.AH0RAWiTzinSAWLXXI,1872,662— 674. MMesnar- 
Tius (JGangneius), Par. 1545. SGelenius, Basil. 1550. JPamelius, Antv. 1579 
u. 6. Frc Junius, Praneckerae, 1597. NRigaltius, Lutet. Paris. (1628 [9?]) 
1634 u. 6. JSSemler, 6 T., Hal. et Magdeb. 1769—1776. Migne , PL I 
II. FroOehlbr, 3 T., Lips. 1853. 54. 51. Edit. min. Lips. 1854. Dazu 
EKlussmann in ZwTh III, 1860, 82—100 363—393 und Oehlers Antwort 
ebd. IV, 1861, 204—211. ARbifferscheid et GWissowA, Pars I, in CSE 
Vol. XX, Vindob. 1890. Dazu WvHartel, Patristische Studien. 4 Hefte. 
Aus SAW. Wien 1890. — Uebersetzung: KAHKellnbr, 2. B., Koln 
1882. Ausgewahlte Schriften in BKV 1869. 72. — Litteratur: Eine Samm- 
lung wertvoUer alterer Disserfcationen von JPamelius, PAllix, NleNourrt, 
JLMosheim, GCentnerus, JANoesselt, JSSemler, JKate abgedruckt bei 
Oehler III. JAWNeander, Antignostikus. Geist des TertuUian und Ein- 
leitung in dessen Schriften, Berl. 1825. 2. Aufl. 1849. CHesselberg, T.s 
Lebre. 1. Teil. Leben und Schriften. Dorpat 1848. HGrotemeyer, Ueber 
T.s Leben und Schriften. Kempen 1863. 65. AHauck, T.s Leben und 



§ 85.] Tertullian. 159 

Schriflen, Erlang. 1877. JMFuller in DCB IV 818—864. AHarnack in 
Encyclopaedia Brittanica XXIII, 1888, 196—198. AEbert (§ 2 e) 32—56. 
ENoELDEGHEN, Tcrtullian, Gotha 1890 (Die sehr zahlreichen, in verschiedenen 
Zeitschriften verstreuten Aufsatze des Autors zu T.s Leben und Schriften 
sind in diesem und in dem zu Nr. 3 zitierten Buche verarbeitet). — Schoene- 
MANN, BPL 2—58. Richardson, BS 42—47. Prbusohkn, LG 669—687. 

1. Quintus Septimius Florens Tertullianus (vgl. Bapt. 20 
Virg. vel. 17 [Exh. cast. 13] Lactant. Div. instit. V 1 23), als 
Sohn eines Centurio proconsularis schwerlich lange vor 160 in 
Karthago geboren (Optatus, Schism. Donatist. I 9, Hieron. 53), 
wahrscheinlich Sachwalter (ob identisch mit dem Rechtsgelehrten 
gleichen Namens?) und vielleicht in Rom (vgl. Eus. II 2), trat 
vor 197 zum Christentum iiber; ward Presbyter der karthaginien- 
sischen Gemeinde und brach zwischen 202 und 207 (vgl. Marc. 
I 15) mit der katbolischen Eirchengemeinscbaft , um sich der 
Sekte der Montanisten zuzuwenden, als deren Mitglied er nach 220 
gestorben sein muss. 

Ueber das Verhaltnis T.s. zu dem Juristen gleichen Namens (Ver- 
fasser von De castrensi peculio [Dig. XXIX 1, lex 23 33 XLIX 174] und 
Quaestiones [Dig. I 3 87, XL VIII 2 as] siehe PKr&ger, Gesch. u. Litt. d. 
Quellen d. rom. Rechts, Leipz. 1888, 203 99 (OLbnel, Palingenesia II 341). 

2. Der Radikalismus, dem jeder Schritt nach vorwarts einen 
Bruch mit der Vergangenheit bedeutet, kennzeichnet Tertullian 
auch als Schriftsteller. Im Sesitz einer umfassenden Bildung 
und hervorragender Kenntnisse auf dem Gebiet der Geschichte, 
der Philosophic und der Jurisprudenz ist er nach seinem Ueber- 
tritt zum Christentum zum Verachter aller asthetischen Kultur 
geworden und hat insbesondere seinem Hass gegen die welt- 
liche Wissenschaft als der Thorheit vor Gott oft genug ener- 
gischen Ausdruck verliehen: dennoch ist er der originellste, in- 
dividuellste und, neben Klemens von Alexandrien, bedeutendste 
Schriftsteller der vomicanischen Periode geworden. Der origi- 
nellste : denn die Unbefangenheit, mit der er fremdes Gedanken- 
gut in Anspruch nimmt, wird nur durch die Selbstandigkeit 
iibertrofifen, mit der er es seiner Art die Dinge zu betrachten 
dienstbar macht. Der individuellste: denn kaum ein anderer 
christlicher Schriftsteller hat so unverwischbar seinen Arbeiten 
den Stempel des eigenen Ichs aufzudriicken verstanden. Er ist 
der geistreiche Urheber einer spater oft trivialen christlichen 
Traktatlitteratur geworden; und wie die christlich-lateinische 
Theologie in ihm den genialen Prager so mancher heute noch 



160 Karchliche Litteratur des 3. Jahrliunderts. Occidentalen. [§ 85. 

nicht abgegriflfenen Mlinze verehrt, so steht er in der christlich- 
lateinischen Litteraturgeschichte als der Erste da, der, unter 
Absage an die klassische Bildung, in neuen Formen einen „8pe- 
zifisch christlichen Stil" (Ebert 33) geschafifen hat. Ein Rhetor 
ersten Ranges, dessen riicksichtslose Verachtung aller Kompro- 
misse ihn nicht als Anwalt wirklichen Lebens erscheinen lasst, 
dessen mehr als gewaJtsame Logik nicht selten aller gesunden 
Vemunft Hohn spricht, dessen despotische Dialektik immer 
blendet, oft genug aber ruhiger Beobachtung nicht Stich halt. 
Ein Meister der Sprache, bei dem ungestiimes Temperament 
und Drang nach Kiirze und Knappheit, sinnliche Phantasie und 
Reichtum an plastischen Gedanken, beissender Witz und saty- 
rische Laune, souverane Verachtung des Alltaglichen und nie 
versiegende Lust an sprachUcheu Neubildungen eine Schreib- 
weise erzeugt haben, deren athemloses Pathos hinreissend wirken, 
ebenso leicht aber verwirren kann durch die Last der Ueber- 
treibungen und ermiiden durch dieFiillederBizarrerieen. Cyprian 
erkannte in ihm seinen Meister (Hieron. 53), aber schon Lac- 
tanz (D J V 1 23) klagt, dass seine Formlosigkeit und Dunkelheit 
der verdienten Anerkennung Abbruch thue. Hieronymus wusste, 
was er sagte, als er seiner Freundin empfahl, das Bachlein sei- 
ner Rede nicht mit dem Strome TertulUans zu vergleichen (Ep. 
64 23 ad Fabiolam). An Vincentius' von Lerinum beriihmtem 
Urteil ist zwar die eine Halfte wahr: quot paene verba, tot 
sententiae; nicht aber die andere: quot sensus, tot victoriae. 
Noch Isidor von Sevilla hat den Afrikaner reichhch ausgeschrie- 
ben (Origines vv. 11.), im Mittelalter ist er kaum gelesen wor- 
den, und erst die Renaissance (vgl. Epist. Politiani [Preuschen, 
LG 668]) hat auch ihn von den Toten erweckt. 

JGVEngelhardt, Ueber T.s schriftstellerischen Charakter in ZhTh 
XXn, 1852, 316—319. JosSohmidt, De latinitate Tertulliani. Erlang. 1870. 
PLangen, De usu praepositionum Tertullianeo. I — III. Monast. 1868 — 1870. 
HRoNSCH, Das neue Testament T.s. Leipz. 1871. GRBauschild, Die Grund- 
satze und Mittel der Sprachbildung bei T. Leipz. 1876 und 1881. — Die 
Beziehungen TertuUians zu alteren Autoren sind noch nicht geniigend unter- 
sucht, doch vgl. AHarnack in TUI 1.2, 1882, 220—222 (Tatian) 249—251 
(Melito). ENOELDECHEN in JprTh XII, 1886, 279—301 (Klemens) und 
dagegen PWendland, Quaestiones Musonianae, 1886, 49 — 53. Vgl. auch 
PdeLagarde (§ 54) 74. ErdmSchwarz in JclPh XVI Suppl., 1888, 405 bis 
437 und FWilhelm (§ 45) [Varro]. Die auf das Verhaltnis zu Minucius 
Felix sich beziehende Litteratur s. §45. J Jung, Zu T.s auswartigen Be- 
ziehungen in Wiener Studien XIII, 1891, 231—244. — MKlussmann, Ex- 



§ 85.] TertuUian. 161 

cerpta Tertullianea in Isidori Hispalensis Etymologiis. Hamb. 1892. Die 
Zeugnisse bei Prkuschen 679 — 687, vgl. 668. 

3. Mit der Ueberlieferung der Schriften Tertullians ist 
es, den in zahlreichen Handschriften erhaltenen Apologeticus aus- 
genommen (Cod. Par. 1623 saec. X, 1656 s. XII, 1689 s. XIIu. 
A. s. Preuschen 676f.), schlecht bestellt. Ausser drei alteren 
Handschriften (Cod. Agobardinus, Paris. 1622 saec. IX , Cod. 
Montepessulan. 54 saec. XI, Cod. Seletstadiens. 88 saec. XI) 
sind eine Anzahl aus dem 15. Jahrhundert vorhanden, die aber 
auf einen Archetypus zuriickzugehen scheinen. Die Schriften 
ad nationes, scorpiace, de testimonio animae, de spectaculis, de 
idololatria, de anima und de oratione sind nur im Cod. Ago- 
bard. erhalten, wahrend man fiir den Text von de baptismo, de 
pudicitia und de ieiunio lediglich auf die Ausgaben von Mes- 
NART (Gangneius) bczw. GELENms uud Pamelius angewiesen 
ist. Endlich ist eine grossere Anzahl von Schriften verloren 
gegangen (vgl. Nr. 9). Der haufig verderbte, in ad nationes nur 
mit Lucken erhaltene Text im Verein mit der eigentumlichen 
Dunkelheit tertullianischer Ausdrucksweise bietet gelehrten Kon- 
jekturen ein weites, vielfach bebautes Feld. Die Chronologie 
der einzelnen Schriften unterliegt bedeutenden Schwierigkeiten, 
da sich unzweideutige Anhaltspunkte nur selten finden, so dass 
man in den meisten Fallen nur mit dem Kanon einer vormon- 
tanistischen (bis 202/203 bezw. 207/208) und einer montanisti- 
schen Periode des Schriftstellers arbeiten kann, ohne jedoch 
damit einen unbedingt sicheren Massstab in Handen zu haben. 

Zur Textkritik vgl. ausser den bereits zitierten Arbeiten folgende: 
MHaupt, Opuscula III, 2, 1870 vv. 11. PdeLagabde, Symmicta I, Getting. 
1877, 99 ff. II, 1880, 2ff. Mitteilungen IV 4ff. MKlussmann, Cararum 
Tertullianearum particulae tres, Goth. 1887 (Cod. Agobard. Ad nationes) 
JvAN dbrVliet, Studia Ecclesiastica. TertuUianus I. Lugd. Bat. 1891. 
Ders. in Mnemosyne XX, 1892, 273—285 (Pudic. Paenit). EKlussmann 
in WklPb 1893, 145—149 182—186. AemKroymann, Quaestiones Tertullianeae 
criticae. Oenip. 1894. — Zur Chronologie: GUmiHORN, Fundamenta 
Chronologiae Tertullianeae, Getting. 1852. HKbllnkr in ThQu LII, 1870, 
647—566 Lin, 1871, 585—609. Kath LIX, 1879, 2, 561—589. Ders., 
Chronologiae Tertullianeae supplementa. Progr. Bonn 1890. GNBonwetsch, 
Die Schriften T.s nach der Zeit ihrer Abfassung, Bonn 1878. AHarnack 
in ZKG n, 1878, 572 — ^583. ENoeldechen, Die Abfassungszeit der Schriften 
T.s in TU V 2, 1888. KJNeumann (§ 45) pass. JSchmidt in RhM. XL VI, 
1891, 77—98 (Cor. Scap. Fug. Scorp.). 

4. Bei Besprechung der einzelnen Schriften Tertullians darf 
man De pallio, 208 oder 209 (vgl. K^p. 2 Oe. 1925) ver- 

£ r ii g e r , Jiitteratarseschichte . 1 . u. 2. Aufl. 1 1 



162 Kircbliche Litteratur des 3. Jahrhimderts. Occidentalen. [§ 85. 

fasst, den Vortritt geben, weil dieser kleine Traktat, eine per- 
sonliche Angelegenheit des Autors betrefifend, sich in die Facher 
seiner iibrigen Schriftstellerei nicht einreihen lasst. Den Inhalt 
bildet die Verteidigung gegen die AngriflFe, welche dem zum Mon- 
tanismus Uebergetretenen die Ablegung der Toga zu Gunsten 
des Palliums von Seiten seiner Mitbiirger eingetragen hatte. Die 
Schrift, „ein Probestiick seines Genies, zu zeigen, wie er iiber 
das Bedeutungsloseste viel sagen konne" (Moehler 734), giebt 
TertuUian Gelegenheit, seiner sarkastischen Laune freien Lauf 
zu lassen und zeigt ihn als Stilisten von seiner interessantesten, 
freilich auch dunkelsten Seite. 

Ausgaben: FecJunius, Lugd. Bat. 1595. ERioherius, Par. 1600. 
THMARCiLiirs, Par. 1614. CISalmasius, Lut. Par. 1622. Lugd. 1656. Nach 
JLde laCerdA; Lugd. 1626. — Litteratur: GBoissier in Rev. des deux 
mondes XCIV, 1889, juillet, 60—78. 

5. Unter den apologetischen Abhandlungen Tertullians 
ragt als die vomehmste und wahrscheinlich alteste hervor: 

a) Der Apologeticus oder das Apologeticum (zum 
Titel vgl. Oe. I 111), eine im Herbst 197 zu Karthago (vgl. 
Kap. 9, Oe. 145) geschriebene, an die praesides (antistites) der 
Provinzen (Kap. 1, Oe 111; 2, 117 120 u. o.) gerichtete Schutz- 
schrift fiir das Christentum, die nach der Absicht des Verfassers 
anStelle der verbotenen oflfentlichen Verteidigungsrede treten soil 
(1 Oe 113) und durchaus advokatorischen Charakter tragt. Die 
Einleitung (1 — 6) versucht nachzuweisen, dass das Verfahren gegen 
die Christen, wie es auf Dnkenntnis des Christentums beruht, alien 
RechtsgrundsatzenHohn spricht und dass, wenn die Staatsgesetze 
ein solches Verfahren zu rechtfertigen scheinen, sie selbst ab- 
geschafft werden miissen. Die eigentliche Apologie zerfallt in 
zwei Hauptteile. Nach biindiger Abfertigung der Verleumdungen 
christlicher Sittlichkeit (7 — 9) wird zuerst der Vorwurf auf Atheis- 
mus (10 — 27), sodann der auf Majestatsbeleidigung und Staats- 
feindschaft lautende (28 — 45) zuriickgewiesen. Dabei tritt der 
positive Zweck, die Darlegung des christlichen Glaubens und 
der Nachweis, dass der Christ ein niitzliches Glied der mensch- 
lichen Gesellschaft ist, deutlich hervor. Der Schluss (46 — 50) 
preist die absolute Erhabenheit des Christentums als der Offen- 
barungsreligion gegeniiber jeder menschlichen Philosophic. Eine 
wahrscheinlich zu Anfang des 3. Jahrhunderts (ob von Julius 
Afrikanus?) gefertigte griechische Uebersetzung war noch dem 



§ 85.] TertuUian. 163 

Eusebius (11 2 5 sq. 25 4 III 20 9 33 3 sq. V 5 e sq.) bekannt, 
scheint aber fruhzeitig untergegangen zu sein. Ueber das Ver- 
haltnis des Apologeticus zum Octavius des Minucius Felix vgl. 
§ 45. Es ist nicht ausgeschlossen, dass uns eine zweite Bear- 
beitung des Apologeticus vorliegt (vgl. in Kap. 19 die eigen- 
tiimliche Ueberlieferung des Cod. Fuld.) ; 

Unter den Ausgaben sind zu nennen die yonBBbnalius (Drucker), ohne 
Ort und Jahr (Venet. 1483). USoinzinzelbr, Mediol. 1493. BLocatbllus, 
Venet. 1494. BEgnatius, Venet. 1515. SHAVERKAMPros, Lugd. Bat. 1718. 
FrcOehler, Lips. 1849. Kayser, Paderb. 1865. FL^ionard, Namur 1881. 
TH Bindley, Lond. 1889. Vgl. AHarnack, Die griechische Uebersetzung des 
Apologeticus T.s in TU VIII 4, 1892. Pdk Laoardb (§ 54), 75—85. 

b) Die beiden Biicher Ad nationes (Hier. Ep. 706: 
contra gentes) sind eine woU noch vor dem Apologeticus be- 
gonnene (I lOR.-W. 74 12), schwerlich aber als Ganzes fruher ver- 
offentlichte, leidenschaftliche und von grosser Bitterkeit erfiillte 
Streitschrift an die Adresse des heidnischen Volkes. Das erste 
Buch enthalt eine Zuriickweisung der Anklagen gegen Sittlich- 
keit und Gottesverehrung der Christen; die sich als eine freilich 
nach anderen Gesichtspunkten entworfene und in Einzelheiten, 
Stil und Ausdrucksweise vielfach abweichende Parallelrezension 
zu den ersten 16 (ohne 10 und 11) und den letzten Kapiteln 
des Apologeticus darstellt. Den Inhalt des zweiten bildet eine 
Kritik des heidnischen Gotterglaubens (vgl. Apol. 10 und 11), 
welcher die Libri rerum divinarum des M. Terentius Varro als 
Hauptquelle zu Grunde liegen (vgl. Augustin. Civ. dei VII 1). 
Ueber den Text s. Nr. 3 ; 

Ausgaben: JGothofredus, Aureliopoli 1625. Eine Ausgabe Genev, 
1624 (vgl. ScHOENBMANN, BPL 37) existiert nicht (vgl. WvHartel a. a. 0. 
2. Heft, S. 3). FrcOehler (mit dem Apol.), Lips. 1849. 

c) Das kleine Schriftchen De testimonio animae ist 
die geist- und gehaltvoUe, poetisch schone Ausfuhrung eines im 
Apol. 17 nur angedeuteten Gedankens: die schlichte, noch nicht 
durch geistige Bildung iiberfeinerte Menschenseele selbst wird 
als Zeugin fiir das Christentum vorgeladen, und ihr Zeugnis als 
das der Natur ist die Stimme Gottes; 

d) Das kurze Sendschreiben Ad Scapulam, gerichtet an 
den Prokonsul der Provinz Afrika einige Zeit nach dem 14. Aug. 
212 (Schmidt), will den Statthalter, der eine lebhafte Verfolgung 
der Christen in Szene gesetzt hat, vor dem Gottesgericht warnen, 
welches alle Christenverfolger bisher getroffen hat und unfehl- 

11* 



164 Kirchliche Litteratur des d. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 85. 

bar auch ihn treflfen wird. Im zweiten Kapitel wird der Apolo- 
geticus ausgeschrieben. 

Ausgabe: THBindlky (mit Praescr. Mart.), Oxford 1894. 

6. Eine Disputation zwischen einem Christen und einem judi- 
schen Proselyten gab TertuUian Veranlassung, sich polemisch 
gegen die Anspruche des auserwahlten Volkes zu wenden. Die 
Schrift Adversus Judaeos ist in ihrem zweiten Teil (Kap. 
9 — 13) nur die ungeschickte Compilation eines Unbekannten aus 
dem was in adv. Marcion. Ill 13 18 20 23 uber die Person 
Christi auf Grund alttestamentlicher Weissagungen ausgefuhrt 
wurde, im ersten (Kap. 1 — 8) dagegen ein durch Hieronymus 
(Comm. Dan. 9 0pp. V 691) und durch seine Eigenart beglau- 
bigtes Erzeugnis Tertullians aus seiner vormontanistischen Pe- 
riode, und vielleicht sehr friih (Noeldechen 195) anzusetzen. 
Der Verfasser weist nach, dass die Heiden zu Gottes Gnade 
zugelassen sind, deren Israel durch eigene Schuld verlustig ging; 
der alte Bund, das alte Gesetz, die alte Beschneidung haben 
einem neuen Platz gemacht, dessen Verkiindiger der Messias 
der Christen ist. Wahrscheinlich ist fiir diese Arbeit Aristo von 
Pellas Dialog zwischen Jason und Papiskus benutzt worden, wenn 
er nicht iiberhaupt die Veranlassung zur Abfassung gab. Vgl. § 35. 

JSSemler, 0pp. Tert. V 262 — 299. JAWNeander, Antignosticus im 
App. AHarnack (§ 35). PCorssen (§ 35). Zu den chronologischen An- 
gaben des 8. Kap. ASchlatter (§ 71), 15 — 19. Granz neuerdings hat ENoel- 
DECHEN (Tert.8 gegen die Juden auf Einheit, Echtheit, Entstehung gepriift^ 
in TU Xn, 2, 1894) einen Versuch zur Rettung auch des zweiten Teils unter- 
nommen. 

7. Unter den antiharetischen Schriften ist die alteste 
a) De praescriptione (praescriptionibus) haeretico- 

rum (adv. haereticos). Der im Titel gebrauchte Ausdruck des 
romischen Rechtes, der genau genommen einen auf Verjahrung 
oder Ersitzung begriindeten Einwand des Beklagten bedeutet, 
wird von TertuUian in dem allgemeinen Sinn der Einrede, auf 
Grund deren der Klager vor der Verhandlung abgewiesen wird^ 
verwendet (Kap. 21 22 35 45 vgl. Marc. I 1 Oe. 11 49 Her- 
mog. 1 Prax. 2 u. a.). Den Inhalt der Schrift, die der vor- 
montanistischen Periode des Autors angehort und um 200 ent- 
standen sein wird, bildet eine klassische Erorterung des katho- 
lischen Autoritats- und Traditionsbegriffes. Dem Hauptteil (B[ap, 
15 — 40), welcher die Einrede(n) erortert, mit der (denen) man 
die Haretiker a Umine abzuweisen hat, geht eine Einleitung iiber 



§ So.] TertulHan. 165 

Begriff und Merkmale der Haresie im Allgemeinen voran (8 — 14), 

und einige Deduktionen aus dem Mangel an Sittlichkeit sowie an 

kirchlichem und religiosem Eifer bei den Haretikern machen den 

Beschluss (41 — 44) ; 

Ausgaben: JQudjtinijs, Par. 1561. ChrLupus, Bruxell. 1675 (mit 
ausfuhrlichem Kommentar). EP&busohen in SQu HI 1892. THBindlbt (mit 
Mart. Scap.), Oxf. 1894. 

b) Lange Jahre hindurch hat sich TertuUian mit einer ein- 
gehenden Widerlegung des grossten Gegners altkatholischen 
Christentums getragen, deren endgultige Redaktion die fiinf 
Biicher Adversus Marcionem bezeichnen. Die erste Bear- 
beitung, anscheinend in einem Buch (vgl. 11 1), hatte der Autor 
eelbst als iibereilt durch eine zweite voUstandigere ersetzt, die 
ihm von einem Mitbruder gestohlen wurde (1 1). Das erste Buch 
der dritten Ausgabe ist im 15. Jahr des Septimus Severus, d. h. 
207 auf 208, geschrieben (1 15), die vier anderen von ihm durch 
Zwischenraume getrennt, die jedoch schwerlich iiber viele Jahre 
sich erstrecken werden (vgl. Hauck 338 f. anders Noeldechen). 
Gegen Marcions Zwei-Gotterlehre fiihrt Tertullian im ersten 
Buche aus, dass ein guter Gott, der nicht zugleich Schopfergott 
ist, nicht existiere, im zweiten, dass eben der Schopfergott 
der wahre Gott sei; das dritte Buch hat den Nachweis der 
Identitat des auf Erden erschienenen Christus und des im Alten 
Testament geweissagten zur Aufgabe; dieser Widerlegung der 
marcionischen Theologie und Christologie folgt imvierten und 
fun f ten Buch eine tJntersuchung von Marcions Neuem Testa- 
ment, sowie eine kritische Auseinandersetzung mit seinen Anti- 
thesen ; 

c) Die Schrift Adversus Hermogenem, die nicht lange 
nach de praescriptione abgefasst sein wird (vgl. Kap. 1 init.), 
richtet sich gegen die von dem karthaginiensischen Maler und 
Philosophen behauptete Ewigkeit der Materie. Tertullian ent- 
wickelt in einem ersten Abschnitt die philosophischen und reli- 
giosen Griinde, welche gegen diese Behauptung sprechen (1 — 18), 
zeigt sodann die mangelhafte Beweiskraft der vom Gegner aus der 
Schrift beigebrachten Argumente auf (19 — 34), um ihn endlich 
mit wenig Witz und viel Behagen ad absurdum zu fiihren (35 
bis 45). Moglicher Weise ist in dieser Schrift die Streitschrift 
desTheophilus von Antiochien benutzt (§ 42 s b). Vgl. 
Harnack, LG 200 (Hermogenes) ; 



166 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrliunderts. Occidentalen. [§ 85. 

d) Die Schrift Ad versus Valentinianos, welche nach adv^ 
Hermogenem (Kap. 16 Oe. II 404) verfasst ist und der montanisti- 
schen Periode des Autors angehort (vgl. den Proculus noster in 
Kap. 5), ist eine unerquickliche Vergroberung des von Irenaus 
adv. haer. gegebenen Berichtes, die nirgends von dem Bestreben 
zeugt, sicli in die gegnerischen Gedankengange zu vertiefen; 

e) Die Scorpiace (adv. gnosticos scorpiacum) will ein Gegen- 
mittel gegen die Stiche der Skorpionen der Kirche, d. h. der 
Gnostiker sein, die durch ihr Gift die Christen insbesondere von 
der Standhaftigkeit in der Verfolgung abzubringen suchen. Ter- 
tnllian beweist, dass solche Standhaftigkeit Christenpflicht ist, 
von Gott geboten. Die in der Schrift vorausgesetzte Situation 
kann der Verfolgungszeit unter Skapula entsprechen und die Ab- 
fassung in das Jahr 213 fallen, womit zusammenstimmen wiirde, 
dass in Kap. 5 adv. Marc. II vorausgesetzt zu sein scheint ; 

f) Gegen den Doketismus Marcions, Apelles und der Valen- 
tinianer, denen ihre geringe Schatzung des Stofflichen gegeniiber 
dem Geistigen die Annahme einer wahrhaffcen Fleischwerdung 
des himmlischen Christus unmoglich machte, ist die wahrschein- 
lich nicht lange nach de anima (Nr. 8) geschriebene Abhand- 
lung De carne Chris ti gerichtet. Der Widerlegung der Hare- 
tiker (2 bis 16) folgt der positive Beweis fiir TertuUians mate- 
rialistische Gedankenreihe (17 — 24) aus der Schrift. Im engen 
Anschluss an diese Schrift entstand 

g) De resurrectione carnis (vgl. Cam. Chr. 1 25 und Res. 
Carn. 2 Oe. II 469; de anima wird Kap. 2 Oe 470 und 17, 488 
erwahnt, 42, 521 und 45, 524 gestreift). Das von den Apologeten 
ofter erorterte Thema (vgl. Justin, Tatian, Athenagoras, Theo- 
philus, Irenaus) hat TertuUian mit grosser Energie und riick- 
sichtsloser Konsequenz angegriflfen. Der Darstellung der Schrift- 
lehre (18 — 62), die in der Einleitung als allein massgebend hin- 
gestellt ist, geht der Beweis aus der Vernunffc (3 — 17) voran. 
Den Beschluss macht eine Schilderung der Beschaffenheit des 
Auferstehungsleibes und seiner Identitat mit dem irdischen, die 
sich auf Paulus zu stutzen versucht. MoglicherWeise hat Justins 
Schrift uber die Auferstehung dem Autor Material an die Hand 
gegeben (§ 36 s a) ; 

h)AdversusPraxean ist die letzte der antiharetischen 
Abhandlungen aus TertuUians Feder. Sicher langere Zeit nach 
seinem Bruch mit der Kirche geschrieben (Kap. 2), bekampft 



§85.] TertuUian. 167 

sie eine Phase des patripassianischen MonarchianismuS; die wahr- 
scheinlich erst unter Kallist, d. h. nach 217, hervorgetreten ist. 
Dem haretischem Irrtum gegeniiber entwickelt der Verfasser seine 
Lehre von einer okonomischen Trinitat. 

Ausgabe: EWelohman, Cantabr. 1731. — Litteratur: RAXiiP- 
sius in JdTh XIII, 1878, 701 bis 724. Ueber die Moglichkeit, dass in 
Prax. der Dialogus des Jason und Papiskus benutzt ist, s. PCorssen (§ 35), 
31—44. 

8. Das Bediirfnis einer griindlichen Auseinandersetzung mit 
der rationalen Psychologie fiihrte Tertullian zur Abfassung einer 
seiner hervorragendsten Abhandlungen, die durch Sachkenntnis 
und durch vomehme Behandlungsweise ausgezeichnet, freilich 
auch wegen mancher absurden oder beschrankten Behauptung 
bemerkenswert ist. De anima, nach Kap. 21 (R.-W. 335 3) spater 
als adv. Marc. II und jedenfalls (vgl. Kap. 9, 3 10 27) in der monta- 
nistischen Periode geschrieben, ist nicht nur gegen die ideaUsti- 
schen und materiaUstischen Philosophen, sowie die von den 
Ersteren beeinflussten Gnostiker gerichtet, sondern vornehmUch 
auch gegen Mediziner und Naturwissenschaftler, die ofter er- 
wahnt werden und bei deren Bestreitung ein vierbandiges Werk 
des gelehrten Methodikers Soranus, eines alteren Zeitgenossen 
Galens (Kap. 6, B..-W. 306 24 23), als Quelle gedient haben mag. 
Der Stoff wird in vier Abschnitten behandelt : 1) von der Be- 
schaffenheit der Seele und ihren Kraften (Kap. 4 — 22), 2) von 
Ursprung und Entstehung der Seele (23 — 35), 3) von der Ent- 
wicklung der Seele, insbesondere ihrem Verhaltnis zum Bosen 
(36—49), 4) vom Schicksal der Seele nach dem Tode (50—58). 

9. In besonderem Masse hat Tertullian als Schriftsteller sein 
Interesse denFragen der christlichen Moral undKirchen- 
zucht zugewendet. Eine grosse Zahl von Abhandlungen aus 
alien Perioden seines Lebens legen Zeugnis daftir und fiir den 
Eigorismus ab, mit dem er diese Fragen stets beantwortet hat. 
In seiner kirchenamtlichen Eigenschaft (vgl. auch Bonwetsch 
28 unten), also wohl als Presbyter, hat er die ersten geschrieben; 
"wiitender Hass gegen die angebliche Laxheit der kathoUschen 
Kirche in Fragen der Disziplin hat dem Montanisten die letzten 
in die Feder diktiert. Genaue Datierung der Abfassung ist fast 
iiberall unmoglich; 

a) Eine erste Gruppe bilden die vier Schriften D e b a p - 
tismo, De poenitentia, De oratione, De patientia, 



168 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 85. 

von denen die drei ersten, an Katechumenen gerichteten (vgl. 
Bapt. 1 init. Paen. 6 init. Orat. dem Thema nach) sicher in 
den Anfang der schriftstellerischen Thatigkeit Tertullians ge- 
horen, wahrend die vierte nicht sehr viel spater entstanden sein 
wird (vgl. Pat. 12 mit Paen.; anders Noeldechen, der Pat. erst 
in 204 setzt). Der erste Traktat erortert die Taufe als die not- 
wendige Voraussetzung des Heilsempfanges aus Anlass von 
Zweifeln, die in der Gemeinde durch die Umtriebe eines Mit- 
gliedes der haretischen Partei der Quintilla (Bapt. 1 nach rich- 
tiger Lesart) entstanden waren-, dieletztenE[apitel(17 — 20) soUen 
die Regeln bei Erteilung und Empfang der Taufe in Erinnerung 
bringen (vgl. Kap. 17 init.). Die Schrift von der Busse zer- 
f allt in zwei Teile, deren erster nach einer Darlegung des Wesens 
der E-eue von der der Taufe vorangehenden Busse des Sunders 
(1 — 6) handelt, wahrend der zweite Moglichkeit und Art der 
Exomologese, der poenitentia secunda, also der Busse nach der 
Taufe erortert (7 — 12). Die Schrift vt)m Gebet enthalt kurz- 
gefasste Bemerkungen zum Vaterunser als dem breviarium totius 
evangelii (1 fin. 2 — 8) und langere Unterweisungen iiber Zeit 
und Ort, Art und Weise des Gebetes, die mit einer schwung- 
voUen Ausfiihrung uber die Wirkungen des Gebetes abschliessen 
(9 — 29). Besonders charakteristisch fur den Autor, den es trostet, 
uber das zu reden was ihm nicht gegeben ward (1), ist die 
geist voile Abhandlung von der Geduld, mit ihrer geschickten 
Personifizierung der christlichen Tugend, deren keusches, reines 
Bild als der Pflegetochter Gottes zum Schlusse mit der so- 
genannten Geduld der Heiden kontrastiert wird (15 16) ; 

Ausgaben: Poenit. von EPreusohen in SQu II 1891 (mit Pudic). 
Orat. von GPanoirolus u. LAMuratorius in Mur. Anecd. 11^ Patav. 
1713, 1—56. Patient. Orius, Matrit. 1644. — Litteratur: EPreu- 
sohen, T.s Schriffcen de paen. u. de pud. mit KUcks. auf d. Bussdisz. unters. 
Giessen 1890. 

b) Wahrend diese Schriffcen ruhig und verhaltnismassig vor- 
nehm gehalten sind, wird in den Traktaten De spectaculis, 
De idololatria, De cultu feminarum I und II eine scharfe 
Tonart angeschlagen. Sie stammen aus einer Zeit heftiger Er- 
regung der Gemiiter und konfessioneller E-eibungen, wenn auch 
blutige Verfolgung der Christen durch die Heiden nicht gerade 
statt hat, und mogen vor dem Apologeticus (196/197) geschrieben 
sein: Spectac. vor Idol. (s.Kap. 13) und Cult. I (s. 8). Die Schrift 
von den Schauspielen sucht die Behauptung zu erharten, 



§ 85.] TertulUan. 169 

dass der Besuch der Schauspiele mit wahrer Religion und wirk- 
lichem G-eborsam gegen den wahren Gott unvereinbar ist (I); 
die Griinde, die Heiden und Christen fiir den Besuch geltend 
machen, werden mit dem Hinweis darauf erledigt, dass alle 
Schauspiele mit der Gotzendienerei zusammenhangen (2 — 13), 
und aus dem Charakter der Spiele gefolgert, dass er mit christ- 
licher Heihgkeit in direktem Widerspruch stehe (15 — 30); im 
Schlusskapitel giebt die Schilderung des jiingsten Gerichtes dem 
Autor Veranlassung, seinem Hass gegen die Kunst in der un- 
christlichsten Weise Luft zu machen. Die Schrift liber den 
Gotzendienst tibertragt das von den Schauspielen Gesagte 
auf das ganze Gebiet der schonen Kiinste und des offentlichen 
Lebens : die Klippen und Buchten, die Untiefen und Engen der 
Gotzendienerei (24) sind so zahlreich, dass selbst ein guter 
Christ sein Schiflfchen nur mit grosster Vorsicht hindurch- 
bringen kann. Die beiden Biicher vom Frauenputz sind gegen 
einander selbstandig : das erste, in den Handschriften ausser Cod. 
Agobard. De habitu mulierum iiberschrieben, charakterisiert 
den weiblichen Putz als damonische Erfindung und will an 
Schmuck und Putz nachweisen, dass sie zu Ambition und Pro- 
stitution fuhren; doch bricht der Autor ab, bevor er hiermit 
zu Ende gelangt ist. Das zweite Buch, weicher und milder, aber 
nicht nachgiebiger als das erste, nimmt zwar vereinzelte Ge- 
danken, nicht aber den Plan des ersten wieder auf und wamt 
vor Gefallsucht und Modethorheit in einer Weise, die genaue 
Kenntnis weiblicher Toilettenkiinste verrat ; 

Ausgabe: Spectac. EKlussmann, Rudolphopol. 1877. — L i 1 1 e- 
ratur: ENoeldechen, Die Quellen T.s in seinem Buch yon den Schau- 
spielen in Philol. Suppl. VI, 2, 1894, 727—766. 

c) Das kleine Ermahnungsschreiben Ad martyres (marty- 
ras), kurz vor oder nach dem Apologeticus 197 verfasst (vgl. den 
Schluss), trostet di^ in der Verfolgung Eingekerkerten mit dem 
Gedanken, dass der Eintritt in den Kerker fur sie nur den Aus- 
tritt aus einem weit schhmmeren bedeute und ermahnt sie, fur 
Gott und die Wahrheit geduldig das zu leiden, was ein Gladiator 
schon um eitlen Euhmes willen auf sich nimmt; 

Ausgabe: THBikdley (mit Praescr. Scap.), Oxford 1894. 

d) DieVerwandtschaft desThemas berechtigt dieZusammen- 
stellung der drei Schriften Ad uxorem, De exhortatione 
castitatis, De monogamia zu einer Gruppe, wenn auch die 



170 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 85. 

erste noch vor dem Bruch mit der Kirche (zwischen 203 — 207) 
geschrieben ist, die letzte dagegen^ der die zweite um einige Zeit 
voraufgegangen sein muss, erst an das Ende der schriftstelleri- 
schen Thatigkeit TertuUians zu setzen ist. In den Biichem an 
seine Frau setzt der Verfasser auseinander^ dass und warum er 
Wiederverheii-atung einer Witwe, wenn auch nicht fiir schlecht- 
hin verboten, doch fiir tadelnswert und mit dem Gebote Gottes 
und der Idee der Ehe in Widerspruch stehend halt (Buch 1). 
Unzulassig ist auf alle Falle die Wiederverheiratung mit einem 
Heiden (Buch 2). Daraus, dass er den jungfraulichen Stand 
hoher stellt als den ehelichen, macht Tertullian schon hier (I 3) 
kein Hehl, fiihlt sich aber dadurch nicht gehindert, am Schlusse 
(II 9) das Gliick einer reinen Ehe mit warmen Worten zu preisen. 
Die Aufforderung zur Keuschheit richtet sich an einen ver- 
witweten Mitbruder und setzt die zweite Ehe, als ein Erzeugnis 
sinnhcher Begierde, der Hurerei gleich, nicht ohne etwas ahn- 
liches auch fiir die erste anzudeuten (Kap. 9). Die gleichen Ge- 
sichtspunkte werden auch in der Abhandlung von der Ein ehe 
wieder hervorgekehrt, aber verscharft und vermehrt um eine 
Polemik des Pneumatikers gegen die Psychiker, die einen Wieder- 
verheirateten sogar zum Bischofsamt zulassen wollen (Kap. 12) ; 

e) Wie ein Nachklang der unter b) behandelten Schriften 
erscheint der Traktat De corona militis, aus Anlass der Wei- 
gerung eines christlichen Soldaten sich der Sitte gemass zu be- 
kranzen, im August oder September 211 zu einer Zeit, als die 
Verfolgung drohte (Schmidt 81 — 84), abgefasst. Die heikle 
Frage nach des Berechtigung dieser Handlungsweise beantwortet 
Tertullian auf das Entschiedenste mit Ja und steigert seine Be- 
jahung zu der Forderung, dass der Christ vom Soldatenstande 
uberhaupt sich fernzuhalten habe (Kap. 11); 

f) Die Verfolgung unter Skapula veranlasste die gegen Ende 
des Jahres 212 geschriebene Abhandlung De fuga in perse- 
cut ion e. Die Pflicht des Christen, vornehmlich aber der Geist- 
lichen, sich der Verfolgung unter keinen Umstanden zu entziehen, 
wird riicksichtslos eingescharft ; 

g) Die Frage nach der Verschleierung der Jungfrauen war 
von TertuUian schon Orat. 21 22 erortert und bejahend ent- 
schieden worden. Als Montanist hat er das Thema in De vir- 
ginibus velandis von Neuem und nicht ohne grosse Umstand- 
lichkeit aufgegriffen. Entgegen seiner oft geausserten Ansicht 



§85.] TertulHan. 171 

(vgl. Praescr. u. A.) will er die praescriptio novitatis, welche von 
den Gegnem ihm vorgehalten vdrd, nicht gelten lassen, sondern 
verteidigt die von ihm behauptete Sitte mit dem Hinweis auf ihre 
innereWahrheit, der die Gewohnheit nicht entgegentreten konne 
(Kap. 2). Der Paraklet, die heilige Schrift, die Disziplin werden 
als Instanzen angerufen ; 

h) Die letzten schriftstellerischen Erzeugnisse Tertullians, 
De ieiunio adversus psychicos und De pudicitia, sind von 
bitterem, fast krankhaftem Hass gegen die Weltkirche erfiillt; 
der in Pudic. durch die heftigen Ausfalle gegen die romische 
Kirche noch eine besondere Farbung erhalt. Der asketische 
G-eist, der in der zweiten Ehe nur die Geilheit wittert, weiss den 
Katholiken nur Pressgier nachzusagen, wenn sie im Fasten 
Mass halten (init.), und die Polemik wird gegen das Ende bin 
unanstandig. Sympathischer beriihrt trotz aller Masslosigkeiten 
die Schrift von der Keuschheit, das interessante Seitenstiick 
zur Schrift von der Busse, mit ihrer energischen Verwerfung der 
Zulassigkeit einer zweiten Busse fiir schwere Siinden. Die Spitze 
der Polemik wendet sich gegen das ^Edikt des PontifexMaximus", 
d. h. wohl des Bischofs Kallist von Rom (217 — 222), durch wel- 
ches die Siinden des Ehebruchs und der Hurerei denen, die Busse 
gethan, vergeben werden sollten: die jungfrauliche Braut Christi 
miisse dadurch Schaden leiden (Kap. 1); nicht die Gemeinde, 
Gott hat zu vergeben (3). Die Ausfiihrung des Schriftbeweises 
nimmt den Hauptteil der Abhandlung (6 — 20) in Anspruch; da- 
bei muss das Alte Testament dem Neuen weichen. Nur die Blut- 
taufe im Martyrium erkennt der Autor als siindentilgend an, nicht 
aber das Recht der Bekenner, Siinden zu vergeben. 

A u s g a b e von Pudic. EPrbuschen in SQ II, 1891 (mit Paenit.) — 
Litteratur: EPreuschen (Nr. a). ERolfps (§ 95). 

10. Polgende Schriften sind verier en gegangen: 
a) Alles, was griechisch geschrieben war, namlich: die 
Bearbeitungen von De spectaculis (vgl. Cor. 6 Oe. I 430) und 
De virginibus velandis (vgl. Virg. 1, 883)', die Abhandlung De 
baptismo haereticorum (vgl. Bapt. 15 R.-W. 214 1—7); das 
sehr wahrscheinlich griechisch geschriebene grosse Werk He pi 
IxaTdGscog (deecstasi) in sechs Biichern, denen ein siebentes 
Adversus ApoUonium sich anschloss (Hieron. 24 40 63; 
vgl. auch Praedestin. 26 86), das nach des Hieronymus Angabe 
im montanistischen Interesse gegen die Kirche gerichtet war und 



172 Kirchliclie Litteratur des 3. Jahrhunderls. Occidentalen. [§ 85. 

dessen Spuren sich anscheinend in der Epiph. XLVHI 2 — 13 
verarbeiteten antimontanistischen Streitschrift verfolgen lassen 
(§ 53); 

CPOaspari, Om Tert. graeske Skrifter in Forthandlinger i Vedensk. 
Selsk. i Christiania, 1875, bl. 403 v. ThZahn in GNK 1 1, 49. AHaknack in 
TU Vm 4 (Nr. 5 a), 7. HGVoigt (§ 40 sa), besonders S. 35—47 108—111. 

b) De spe fidelium, urspriinglich im Cod. Agobard. er- 
halten_, handelte nach Marc. Ill 24 (Oe. II 155sq.) von den 
christlichen Zukunftshoffhungen im Gegensatz zu den jiidischen, 
die allegorisch zu deuten sind. Vgl. Hieron.VJ 18, Comm. Ezech. 
XI zu 36 iff. (0pp. V 422) und Comm. Isai. XVIII praef. (IV 
767/768); 

c) De paradise, ursprunglich im Cod. Agobard._, enthielt 
nach Anim. 55 (R.-W. 389 4sq.) die Bemerkung, dass alle Seelen 
(ausgenommen die der Martyrer) in der Unterwelt den Tag des 
Herm zu erwarten haben ; 

d) Adversus Apelleiacos (Apelliacos). Dass TertuUian 
eine Schrift unter diesem oder einem ahnlichen Titel geschrieben 
babe, bezeugt er selbst (Carn. Chr. 8 Oe. II 442); Harnack (S. 47) 
halt es fiir sehr wahrscheinlich, dass sie in den Philosophumena 
benutzt wurde; 

AHabnack, De Ap. gnos. mon. (§ 274) passim. 

e) De censu animae (adversus Hermogenem), erwlihnt 
Anim. 1 (R.-W. 298) und vgl. 3 (303j7sqq.), 11 (315 22sq.), 21 
(335 8), 22 (335 usqq.), 24 (337 issq. 339 is), war gegen den Satz 
des H. gerichtet, dass die Seele aus der Materie stamme. Nach 
Harnack (LG 200) hat noch Philastrius (Haer. LIV) diese 
Schrift gelesen; 

f) De fato, erwahnt Anim. 20 (R.-W, 333 usqq.) als fest 
beabsichtigt. Ein Citat bei Fulgentius Planciades (Expositio 
sermon, antiqu. ad Chalcid, hinter Nonus Marcellus ed. Mercer. 
652); 

g)De Aaron vestibus, erwahnt von Hieronymus Ep. 
65 23 als im Verzeichnis tertuUianischer Schriften aufgefiihrt, ihm 
aber nicht zu Gesicht gekommen; 

h) Hieronymus (Ep. 22 22 vgl. adv. Jovinian. I 13) behaup- 
tet, dass Tertulhan als Jiingling sich mit der Frage De nup- 
tiarum angustiis (ad amicum philosophum) beschaftigt habe. 
Wenn das an sich nicht undenkbar ist (vgl. Pamelius bei 
Oe. hi 7), so ist es doch sehr unwahrscheinUch^ da Teii;ullian 



§85.] Tertuman. 173 

schwerKch unterlassen haben wiirde, in einer der spateren Schrif- 
ten, die den gleichen Gegenstand beriihren, darauf anzuspielen; 

i) Im Index des Codex Agobardinus werden noch folgende 
Schriften erwahnt, die in der Handschrift urspriinglich enthalten 
gewesen sein miissen : De came et anima, De animae sum- 
missione und De superstitione saeculi. Indessen ist 
nicht ausgeschlossen (vgl. den Index beiMKLUSSMANN [oben Nr. 3] 
12 sq.), dass die beiden letzten Schriften mit de testimonio animae 
und de idololatria identisch sind, wahrend der Titel der ersten 
auf die gleichnamige Abhandlung Melitos (§ 40 si) zuriickweist; 

k) Ueber die Moglichkeit der Redaktion der PassioPerpe- 
tuae et Felicitatis durch TertuUian b. § 105 7. 

11. Nicht von TertuUian stammen folgende, ihm ge- 
legenthch zugewiesene Schriften und Gedichte: 

a) Cod. Vatic. 3862 saec. X enthalt hinter dem Chronicon 
Bedas u. A. ein Bruchstuck einer apologetischen Schrift De 
execrandis gentium diis, welches Juarez, obwohl ihm die 
Verschiedenheit des Stils auffiel, fiir zweifellos tertulUanisch hielt. 
Die Provenienz des Stiickes ist aber vollig unsicher, die Ver- 
wandtschaft zwischen Oe. II 768 8 bis zum Schluss und Aristi- 
des IX 7 (Seeb.) auflFallend ; 

A u 8 g a b e : JMSuabesius, Rom. 1630. — Litteratur: Oehler 
n, 766—768. AREnPFERSCHEiD in SAW LXIII, 1869, 740. 

b) In Cod. Seletstadtiens. 88 sc. XI und jiingeren Hand- 
schriften tertuUianischer Werke findet sich als Anhang zu de 
praescriptione haereticorum ein Traktat Adversus omnes 
haereses (Oe. II 761 — 765. Vgl. auch Corp. Haereseolog. ed. 
Oehler I, 1856, 269 — 279), in welchem die Ketzer von Dosi- 
theus bis auf Praxeas Revue passieren. Die Abhandlung ist 
sicher nicht von TertuUian, sondem von einem Spateren, der 
vielleicht Hippolyts Syntagma umgearbeitet hat. Ueber die 
Wahrscheinlichkeit, dass Viktorin von Pettau der Yerfasser ist, 
s. §93 2; 

c) Ueber die Novatian gehorigen Werke De trinitate und 
Decibisiudaicis vgl. § 92 3 ab; 

d) Die in sehr schlechtem Latein und ohne einen Schein von 
Poesie hexametrisch gedichteten fiinf Biicher AdversusMar- 
cionem, handschriftlich nicht mehr erhalten, stammen sehr 
wahrscheinlich erst aus dem 4. Jahrhundert (Hilgenfeld 3. Jh.), 
aus Afrika (Oxe) oder Rom (Huckstadt, Harnack) ; 



174 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§86. 

Ausgaben: GFabricius , 1562. Oehlbe II 781—798. — Litte- 
ratur: EHucKSTiDT, Ueber das pseudotertullianische Gedicht adversus 
Marcionem. Leipz. 1875. DazuAHiLGENFELDinZwThXIX, 1876, 154— 159 
und AHarnack in TKLZ I, 1876, 265 f. A0x6, Prolegomena de carmine 
adversas Marcionitas. Leipz. 1888. Dazu AHarnack in ThLZ XTTT, 1888, 
520 f. 

e) In verschiedenen Handschriften (Peiper XVIIIsq.) wer- 

den Tertullian zwei Gedichte, DeSodoma und De Jona, poe- 

tische Bearbeitungen von Gen 19 und vom Buche Jona (letztere 

nur Bruchstiick, Muller 330 f.) zugeschrieben, die nach Peiper 

(XXVII sq.) einem im 6. Jahrhundert lebenden Autor angehoren, 

nach Ebert aus dem 4. Jahrhundert stammen. Vgl. auch § 86 7c; 
Ausgaben: GuiLMoRELLros , 0pp. Cypr. (§ 86) 1661 (Sodom). 
FrJuretus, Bibl. Patr. VIII (Jonas). ChrDaumer, Lips. 1681. Oehler II 
769—773. GuiLHARTELinOpp.Cypr. (§86)111, 1871, 289— 301. RPeiper 
in CSE XXII (Cypriani Galli Poetae Heptateuchos etc.) Vindob. 1891, 212 
bis 226. — Litteratur: LMullbr in RhM NF. XXII, 1867, 329—344 
XXVII, 1872, 486—488. AEbbrt (§ 26) 122—124. MManitius (§ 26) 51—54 

f) Das Gedicht De genesi^ gleichfalls Tertullian (oder 
Cyprian) zugeschrieben, gehort nach Peiper als Anfang eines 
Heptateuchos betitelten grosseren Werks einem im 6. Jahr- 
hundert in Gallien lebenden Cyprian, nach Ebert ins 4. Jahr- 
hundert ; 

Ausgaben: GuiLMoRELLros 1561 . Oehler II 774 — 776. GuilHartel 
1. c. 283—288. RPeiper 1. c. 1—7. Vgl. AEbert 119. 

g) Unsicherer Provenienz ist das von GFabricius 1. c. als 
tertuUianisch herausgegebene Gedicht De iudicio domini. 
Oehler II 776—781. 

§ 86. Cyprian. 

Ausgaben: J Andreas, Rom. 1471. Wieder abgedruckt Venet. 
1471, 1483. — Memmingae 1477. — Daventriae 1477. — Par. 1500. — Par. 
1512. — DBrasmus, Basil. 1520, 1530. Colon. 1544 (HGravius). LLatinius 
(PManutids), Rom. 1563. GuiLMoRELLros, Par. 1564. JPamelius, Antv. 
1568 u. 6. NRiGALTros, Lutet. Par. 1648. JFell, Oxon. 1682 u. o. StBalu- 
zros u. PrMaranps, Par. 1726. Migne, PL IV 193—1312. GuilHartel in 
CSE III, Pars I— lEC. Vindob. 1868. 71. Dazu PdeLagarde in GGA, 1871, 
14,521—543 (Symmicta I, 1877, 65—78). — Uebersetzung: UUhl, 
JosNiGLUTSCH, AEgger in BKV, 2 B., 1869. 79. — Litteratur: JPear- 
SON, Annales Cyprianici, Oxon. 1682. FWRettberg, Thasc. Caec. Cyprianus. 
Gott. 1831. EWBenson in DCB I 739—755. BFechtrup, Der h. Cyprian. I, 
C.s Leben. Miinster 1878. ORitschl, Cyprian v. K., Gott. 1885. — Schoene- 
MANN, BPL 77—134. Richardson, BS 59—63. Harnack, LG 688—723. 

1. Fiir die Lebensschicksale Cyprians nach seinem TJebertritt 
zum Christentum dient aJs fast unmittelbare Quelle neben seinen 



§ 86.] Cyprian. 176 

Schriften die Vita Oaecilii Cypriani, die einein Diakon Pontius 
zugeschrieben wird (vgl. Hieron. 68) und an deren Abfassung 
bald nach dem Tode des Bischofs nicht gezweifelt zu werden 
braucht. Thascius Caecilius Cyprianus (vgl. Ep. LXVI 
inscr., Ep. 4 Hart. 729 i5 und Benson 739), aus wohlhaben- 
der und angesehener Familie um 200, vielleicht in Karthago, 
geboren, Lehrer der Rhetorik in Karthago (vgl. Lactant. DJ V 
1 24, Hieron. Comm. Jon. 3), wurde durch einen Presbyter Caci- 
lius (Cacilianus) fur das Christentum gewonnen (Pont. 4, vgl. 
Hieron. 67), avancierte rasch (248 auf 249) zum Bischof und 
hat aJs solcher in lebhaft erregter Zeit ein Jahrzehnt hindurch 
der karthagischen Gemeinde vorgestanden, in Pragen der Kirchen- 
zucht und des Kirchenrechts vielfach verwickelt (Busspraxis, 
Ketzertaufe). Der Verfolgung unter Decius ist er durch Flucht 
entgangen, der Verfolgung unter Valerian am 14. September 268 
(Act. procons. Hart. CXIV 1 sq.) zum Opfer gefallen (Prudent. 
Peristeph. 13). 

2. Cyprians gesammte Schriftstellerei ist auf seine bischof- 
liche Thatigkeit zuriickzufiihren: fast alle seine Abhandlungen 
und manche Briefe tragen den Charakter des Hirtenbriefs, und 
ihre Form verrat gelegentlich, dass sie als B/Cden gedacht sind. 
In all diesen Schriften weht ein massvoUer, kluger, milder Geist. 
Cyprian hat nichts von dem, was die Lekture TertuUians so 
interessant und pikant macht, aber er hat dafiir Vorziige, die 
dieser nicht besitzt, vor Allem die Gabe einer einfachen, ruhigen, 
klaren und verhaltnismassig formvollendeten Darstellung, der es 
darum nicht an Warme und Ueberzeugungskraft mangelt. Die 
machtige Anziehungskraft, die seines Meisters Schriften fur ihn 
besassen (Hieron. 63), spiegelt sich in der Unbefangenheit wie- 
der, mit der er das Gelesene in seinen Abhandlungen repro- 
duziert, aber er ist darum kein blosser Abschreiber, sondern 
zeigt auch da, wo die Abhangigkeit am grossten ist, noch eine 
unverkennbare Eigenart. Seine Schriften sind friihzeitig gesam- 
melt und viel gelesen worden. Eine Sammlung von Traktaten, 
anscheinend in chronologischer Ordnung (Goetz 41 f. Harnack, 
LG 695 f.) setzt schon die Vita Pontii voraus, ein Schriftenver- 
zeichnis, welches auf ein Exemplar vom Jahre 369 zuriickgeht, 
enthalt nach den Schriften Alten und Neuen Testaments 12 cypri- 
anische Traktate und 34 Briefe von und an ihn (Mommsen), und 
noch heute sind uns die Abhandlungen und Briefe, meist getrennt, 



176 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 86. 

in sehr zahlreicben Handschriften erhalten, deren alteste bis ins 
6. Jahrhundert zuriickgeKen (vgl. Hartel Praef. und BUbnack, 
LGr 697 — 701). Schon Kommodian hat Cyprian, ohne ihn zu 
nennen, vielfach benutzt (Dombart), und Lactanz ihn gefeiert als 
den echten Herold der Weisheit und Wahrheit (DJ Y 1 24). Aus- 
geschrieben hat ihn der Plagiator Lucifer von Kalaris (Hartel, 
Harnack, Goetz). In der Bibliothek zu Casarea wurden Briefe 
Cyprians auf bewahri; (Eus.VI 43 3). Wahrend Euseb sich schlecht 
unterrichtet zeigt (LGr 702), sind zahlreiche Zeugnisse iiber Per- 
son und Schriften Cyprians bei Hieronymus und Augustin nach- 
weisbar (LG- 704 — 713). Fruhzeitig ist er in die Legende des 
Magiers Cyprian von Antiochien verwoben worden. 

KGoETZ, Geschichte der cyprianischen Litteratur bis zu der Zeit der 
ersten erhaltenen Handschriften. Basel 1891. — ThMommsen, Zur lateini- 
schen Stichometrie in Hermes XXI, 1886, 142—156 XXV, 1890, 636 ff. 
WSanday und CHTurner, The Cheltenham List of the Canonical Books of 
the Old and New Testament and of the "Writings of Cyprian, in Studia Bi- 
blica et Ecclesiastica III, Oxf. 1891, 217—325. Vgl. auch Zahn, GNK II 
1, 388 f. — ThZahn, Cyprian von Antiochien und die deutsche Faustsage. 
Erlang. 1882. Bes. S. 84 ff. 

S.ViT'ieTertullian, und vielfach in seinen Spuren, hatCypriaa 
inseinen Abhandlungenapologetische, dogmatische, praktisch- 
kirchKche Themata zum Vorwurf genommen. Unbezweifelt echt 
sind, in der durch die Yita Pontii (Kap. 7) angedeuteten Reihen- 
folge, die folgenden: 

a) Ad Donatum (de gratia dei). Die Schrift, deren Adres- 
sat nicht weiter bekannt ist, kann vor der decianischen Verfol- 
gung und muss (vgl. Einleitung und Schluss) in einer Zeit der 
Ruhe und desFriedens geschrieben worden sein: das neue Leben 
nach der Wiedergeburt soil mit seinen versittlichenden Wirkungen 
in reines und belles Licht gesetzt werden gegeniiber der Nacht des 
Heidentums und seiner morahschenY ersunkenheit, die derYerfasser 
aus Erfahrung kennt. Die Einkleidung ist poetisch und gefallig^ | 
der Stil erregte durch manche Floskel, die an den Rhetor erin- 

nern mochte, das Missfallen Augustins (vgl. Doctr. Christ. lY 16); i 

A u s g a b e : JGKbabingeb , Tub. 1859 (mit Orat., Mortal., Demetr., 
Oper. et Eleem., Bon. pat., Zel. et liv.). i 

b) De habitu virginum (vgl. Hieron. Ep. 22 22 130 19 , 
August. Doctr. christ. lY 21 47), anscheinend noch vor der Yer- 
folgung geschrieben, enthalt, in Gedanken und Worten vielfach 

an Tertullians Ausftihrungen ankUngend, Mahnungen an das weib- 



§86.] Cyprian. 177 

liche G-eschlecht, vomehmlich aber (vgl. Kap. 3) an die der 
Keaschheit geweihten Jungfrauen, sich alias iippigen und welt- 
lichen Lebens zu enthalten, damit es ihnen nicht ergehe wie den 
Tochtem Sions (Jes 3 le 24), und damit sie dereinst fiir die Glau- 
bigen Fursprecher im Himmel werden konnen (vgl. den Schluss); 

Au s g a b e : JGKrabinger, vgl. d. Vgl. JHaussleitee, Die Kompo- 
sition des Hirtenbriefes „ad virgines" in Comment. Woelfflin. Leipz. 1891, 
382—386. 

c) De lap sis (vgl. Ep. 64 3 Hart. 623i8sq. Pacian. Ep. 3. 
August. Ep. 98 3 de fid. et op. 19 35 de bapt. IV 9 12 Fulgent, 
ad Trasimund. II 17), geschrieben 251 nach der decischen Yer- 
folgung und nach der Ruckkehr Cyprians in seine Gemeinde 
(vgl. den Eingang), behandelt in kraftvoUer, energischer Sprache, 
auf welche die sittliche Entrustung des Yerfassers fordernd ein- 
wirkt, die durch die Zustande in Karthago brennend gewordene 
Frage nach der Wiederaufnahme der Gefallenen in die kirchliche 
Gemeinschaft, die Cyprian von reuigem Bekenntnis und kraftigen 
Bussiibungen abhangig gemacht wissen will; 

A u s g a b e : JGKrabinger, vgl. d. 

d) De catholicae ecclesiae unitate (vgl. Epist. 543 

Hart. 623 19—22. Fulgent. Remiss, peccat. I 21 [de simplicitate 

praelatorum]), veranlasst 251 durch die Schismen in Karthago, 

vornehmlich aber das novatianische Schisma zu Rom, ist dadurch 

die bekannteste Schrift Cyprians geworden, dass inihr das Dogma 

von der alleinseligmachenden Kirche (vgl. vomehmlich Kap. 6 

Hart. 214 23 sq.) noch ohne Yerquickung mit papalistischen Ge- 

danken (vgl. Hart. Ill p. XLIIIsq. und die textkritischen An- 

merkungen I 212 sq. iiber die Interpolationen in Kap. 4) ent- 

wickelt wird; 

Ausgaben: JStephanus, Lond. 1632. GCalixtus, Helmst. 1657. 
JGKRABmGER, Tub. 1853 (mit Laps, und Hab. virg.). 

e)De dominica oratione (vgl. Hilarius, Comm. Matth. 
5 1. August, c. Julian. II 3 6 c. duas epp. Pelag. lY 9 25 ] 27 u. 0.), 
vielleicht 252 geschrieben, enthalt eine eingehende Erklarung des 
Yaterunsers (7 — 27), der einige allgemeine Bemerkungen vor- 
angeschickt sind und Anweisungen uber die Gebetsstimmung, die 
Yerbindung des Gebetes mit guten Werken und iiber die Gebets- 
zeiten folgen. Der Gedankengang ist der gleiche wie in Tertul- 
lians Schrift, doch die Behandlung im Allgemeinen selbstandig ; 
A u s g a b e : Brixiae 1483. — S. 1. 1528. — JGKrabinger, vgl. a. 
Kriiger, Litteraturgeschichte. l. u. 2. Aufl. 22 



178 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§86. 

f) Ad Demetrianum (vgl. Lact. DJ. Y 4 s, Hieron. Ep. 
70 3) verteidigt in schwungvoUer Eede die Christen gegen die 
landlaufigen heidnischen Verleumdungen, vornehmlich aber gegen 
den Yorwurf, dass an den schweren Zeiten, an Hungersnot und 
Pestilenz der Atheismus der Christen schuld sei, einen Yorwurf, 
den der Adressat selbst verbreitet haben muss : Cyprian giebt 
ihn zuriick und fugt die Beobachtung hinzu, dass diese alte Welt 
in sich zusammenbrechen miisse, das Elend der Zeiten aber der 
Yorbote gottlicher Strafgerichte sei, welche nahe bevorstehen. 
Die in der Schrift vorausgesetzten Zustande lassen ihre Ab- 
fassung im Jahre 253 als moglich erscheinen; 

A u s g a b e : JGKrabingbr, vgl. a. 

g) De mortalitate (vgl. Augustin. c. duas epp. Pelag. IV 
8 22 10 27 ctr. Julian. II 8 25 Praed. sanct. 14 26 Epist. 217 22), 
unter ahnlichen Yerhaltnissen (253 oder 254) geschrieben, bildet 
ein treffliches Seitenstiick zu der Schrift an Demetrian. Cyprian 
tritt der Kleinglaubigkeit einiger Gemeindeglieder, die es nicht 
verstehen konnen, dass auch die Grlaubigen von der Pest nicht 
verschont bleiben, mit sieghafter Zuversicht, mit der Aufforde- 
rung zur glaubigen Unterwerfung unter Gott und seine Natur- 
gesetze, mit dem Hinweis auf das nahe bevorstehende Ende und 
die Yerheissung einer besseren Welt entgegen; 

Ausgaben: JGKrabingee, vgl. a. JTamiettius, August. Taur. 1887. 

h) De opere et eleemosynis (vgl. Hieron. Ep. 665. 
Augustin. c. duas epp. Pelag. lY 8 21 10 27 ctr. Julian. II 8 25) ist 
wahrscheinlich um dieselbe Zeit mit der Absicht verfasst, wohl- 
habende GemeindegKeder zur Unterstiitzung ihrer unter der Not 
der Zeit leidenden Glaubensgenossen aufzufordern. Die schonen 
Ermahnungen gipfeln in der drastischen Einfiihrung Satans und 
der ironischen Schilderung seiner vergangUchen Wohlthaten 
(Kap. 22) ; 

A u s g a b e : JGKrabinger, vgl. a. 

i) De bono patientiae (vgl. Epist. 73 26 Hart. 798 27 
bis 799 2. Augustin. c. duas epp. Pel. lY 8 22), geschrieben zur 
Zeit des dritten Konzils in Sachen der Ketzertaufe, vielleicht kurz 
vorher, d. h. im Sommer 256, mit der Absicht die eigene fried- 
liche Gesinnung zu erweisen und die durch den Streit erregten 
Gemuter zu beruhigen, ohne iibrigens der brennenden Frage Er- 
wahnung zu thun. Bei aller Abhangigkeit kann diese Schrift 
nicht als ein „an das Plagiat streifender Abklatsch" an TertuUians 



§86.] . Cyprian. 179 

Pudicitia bezeichnet werden (Ebert 58), vielmehr ist in der Form 
yne in einigen eigentumlichen Gedankenreihen Cyprians Art deut- 
lich zur Greltung gekommen; 

Au 8 g a b e : JStkphanus, Oxon. 1633. JGKrabingbr, vgl. a. 

k) De zelo et livore (vgl. Hieron. Oomm. G-al. Ill 5. Augu- 
stin. Bapt. IV 8 ii), vielleicht derselben Zeitlage entsprungen, 
schildert Neid und Eifersucht, die vom Teufel stammenden Gift- 
pflanzen, mit ibren verderblicben Folgen und mahnt zu ihrer 
Unterdriickung im Gedanken an das himmlische Reich ; 

Au 8 g a b e : JGKbabingbr, vgl. a. 

1) Ad Fortunatum de exhortatione martyrii (vgl. Hieron. 
Ep. 48 19). In der kleinen Abhandlung, die der Verfasser nur als 
einen Entwurf angesehen wissen will (Praef. 3 Hart. 318 iisqq.), 
sind auf den Wunsch Fortunats die Bibelstellen zusammen- 
gestellt, welcbe nach der von Cyprian selbst gegebenen Dispo- 
sition den Christen vor dem Gotzendienst (1 — 5) und den Dingen 
dieser Welt (6. 7) warnen, zum Ausharren ermahnen (8 — 10) und 
auf den ewigen Lohn vertrosten (11. 12). Da kein Grund vor- 
liegt, gerade bei dieser Schrift von der chronologiscben Ordnung 
der Vita Pontii abzuweichen, so wird unter der in Fort, voraus- 
gesetzten Verfolgungszeit die valerianische zu verstehen, die 
Schrift also in das Jahr 257 zu setzen sein. 

Zu diesen Schriften gesellen sich zwei in der Sammlung des 
Pontius anscheinend nicht vorhandene, von denen die erste erst- 
malig im Verzeichnis von 359, die zweite erstmalig von Hiero- 
nymus (Epist. 70 s) erwahnt wird. 

m) Ad Quirinum testimoniorum (adversus Judaeos)Ubriin 
(vgl. Hieron. Dialog, adv. Pelag. I 32. Augustin. c. duas epp. 
Pel. IV 8 21 9 25 u. A.). Die Abhandlung soil den Wunsch des 
Quirinus, des geistUchen Sohnes Cyprians (vgl. vielleicht Epist. 
LXXVII 3 Hart. 835 19) erfullend an der Hand von Stellen 
der heiligen Schrift die gottliche Heilslehre darstellen, mit der 
besonderen Einteilung, dass das erste Buch die Verdrangung 
des Judentums und seiner Institutionen durch das Christentum 
behandeln, das zweite den Beweis fiir Christi Messiastum er- 
bringen soil (vgl. die Praefatio Hart. 35 sq.). Das dritte Buch, 
das spater hinzugefligt sein wird (Praef. Hart. 101), enthalt 
die aus der Schrift zu entnehmenden Grundlagen der christHchen 
Ethik; 

12* 



180 Kircliliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 86. 

BDoMBART, Ueber die Bedeutung Commodians far die Textkritik der 
Testim. Cypr. in ZwTh XXII, 1879, 374—389. JHaussleiteb, Die Echt- 
heit des 3. Buches der Testim. in Comm. WoelfiPl., Lips. 1891, 379—382. 

n) Der Traktat Quod idola dii non sunt (de idolorum 
vanitate) wird in der Vita nicht erwahnt, fehlt im Verzeichnis 
von 359, und das Zeugnis der Handschriften spricht eher gegen 
als fiir die Echtheit (Goetz 129; doch vgl. ausser Hieronymus 
1. c. August, de unic. bapt. c. Petil. 4 e und de bapt. VI 44 s?). 
SoUte er unecht sein, so ware nicht viel daran verloren, da die 
ersten 9 Kapitel eine Kompilation aus des Minucius Felix Okta- 
vius (vgl. MP 20 — 27 18 32) darstellen, die letzten Kapitel aus 
TertuHians Apologetikus (Kap . 2 1 — 23) zusammengeschrieben sind. 

A u s g a b e : mit Minucius Felix Lutet. Paris. 1643 (nach Rigal- 
Tius). S. unter Nachtrage. 

4. Die Briefe Cyprians sind nicht nur wegen ihres reichen 
und mannigfaltigen Inhalts eine sehr bedeutende Quelle fiir die 
Geschichte des kirchlichen Lebens und des kirchlichen Rechts, 
sondem, da sie nicht selten fast die Form von Abhandlungen 
liber den in Rede stehenden Gegenstand tragen, zum grossen Teil 
ein wichtiges Denkmal der Schriftstellerei ihres Verfassers. Von 
den 81 in die jetzige Sammlung aufgenommenen Briefen sind 66 
von Cyprian geschrieben, 15 an ihn gerichtet. Die Chronologie 
dieser Schreiben macht, wenigstens so weit es sich um die Be- 
stimmung des Jahres der Abfassung handelt, in weitaus den 
meisten Fallen keine Schwierigkeit; nahere Bestimmungen sind 
meist gewagt, und darum auch die Reihenfolge nicht absolut 
sicher zu stellen. Gegen die PEARSON'schen Ansatze, die der 
folgenden Uebersicht zu Grunde liegen (vgl. auch Hartel Vol. 11), 
sind von Fechtrup und besonders von Ritschl (= R) zum Teil 
beachtenswerte Einwande erhoben worden. 

a) Den ersten vier Briefen mangelt die Beziehung auf bestimmte Zeit- 
verhaltnisse ; sie konnen vor die decische Verfolgung fallen : 

I (R 11). Cy. Presbyteris et diaconibus et plebi Furnis 
consistentibus sal. Betrifft die einer alteren afrikanischen Synodalbestim- 
mung zuwiderlaufende testamentarische Bestellung eines Priesters zur Vor- 
mundschaft. 

n (E, LXIV). Cy. Eucratio s. Ablehnender Bescheid auf die An- 
frage eines Bischofs, ob ein Christ gewordener Schauspieler Unterricht in 
seiner Kunst erteilen dlirfe. Von E. in die Zeit nach Aufstellung des neuen 
Kirchenbegriffs verwiesen (ca. 254), von Wolfflin und Weyman (s. zu Nr. 5 a) 
mit der Schrift De spectaculis in Beziehung gesetzt. 

Ill (R LXVI). Cy. Rogatiano s. Bescheid auf die Anfrage eines 
Bischofs, wie er gegen einen aufsassigen Diakon verfahren soUe. Von R in 



§86.] Cyprian. 181 

die Zeit nach Beilegung des Streites mit den Schismatikem (ca. 254) ver- 
wiesen. 

IV (R LXY). Cy., Caecilius, Victor, Sedatus, Tertullus 
cum presbyteris qui praesentes aderant Pomponio fratri s. 
Synodalschreiben auf die Anfrage eines Bischofs, welche Behandlung Jung- 
frauen, die Unzucht getrieben, zu Teil werden solle. Das Schreiben diirfte 
in die Nachbarschaft von de habitu virginum (Nr. 3 b) gehoren. R c. 254. 

b) Eine grosse Anzahl von Briefen gehort in die Zeit der decischen 
Verfolgung und Cyprians Abwesenheit von Karthago (250 — 251): 

V (R IV). Cy. presbyteris et diaconibus fratribus ca- 
rissimis s. Mahnung zur Besonnenheit und Aufrechterbaltung von Zucht 
und Ordnung. 250. 

VI (R V). Cy. Sergio et Rogatiano et ceteris confes- 
soribus in deo perpetuam s. Ermunterung der Bekenner zu stand- 
haftem Ausharren 250. 

VII (R in). Cy. presbyteris et diaconibus fratribus 
carissimis s. Motivirung seiner Abwesenheit, Bitte um Sorge fur die 
Armen. 250. 

Vin (R VI). [Zuschrift nicht erhalten. Brief des romischen 
K 1 e r u s an den karthaginiensischen. 250]. 

IX (R VII). Cy. presbyteris et diaconis Romae con- 
sistentibus fratribus s. Gliickwunsch zum ruhmvollen Tode des 
Bischofs Fabianus. 250. 

X (R XII). Cy. martyribus et confessoribus Jesu 
Christi domini nostri in Deo patre perpetuam s. Preist 
die Martyrer und Bekenner, ermahnt zu standhaftem Ausharren. 250. 

XI (R XI). Cy. presbyteris et diaconibus fratribus s 
Die Verfolgung eine gottliche Strafe fiir Ungehorsam und Zuchtlosigkeit, 
gegen die das Gebet als bestes Mittel empfohlen wird. 250. 

XII (R X). Cy. presbyteris et diaconibus fratribus s. 
Ermahnung zur Sorge fur die Bekenner und zu fleissiger Erweisung der 
den Martyrern gebuhrenden Ehrenbezeugungen. 250. 

Xin (R VTII). Cy. Rogatiano pre^bytero et ceteris 
confessoribus fratribus s. Mahnung an die Bekenner, Demut 
und gute Sitte zu iiben, uiid Riige bereits begangener Pehltritte. 250. 

XIV (R IX). Cy. presbyteris et diaconis fratribus s. 
Ruge der Unsittlichkeit einiger Kleriker und Mahnung an die ubrigen, sich 
wahrend seiner z. Z. noch notwendigen Abwesenheit der Armen und der 
Bekenner anzunehraen. 250, 

XV (R XV). Cy. martyribus et confessoribus carissi- 
mis fratribus s. Erste Erorterung der Frage nach der Behandlung 
der Lapsi; Zuriickweisung der Anspriiche der Bekenner; Forderung einer 
streng zu handhabenden Bussdisziplin. 250. 

XVI (R XVI). Cy. presbyteris et diaconis fratribus s. 
Verbot, die Lapsi lediglich auf die Fiirbitte der Bekenner hin in die Ge- 
meinschafb aufzunehmen. 250. 

XVn (R XVII). Cy. fratribus in plebe consistentibus s. 

Anwendung der inXVundXVIgegebenenErmahnungenauf dieLaien. 250. 

XVIII (R XVIII). Cy. presbyteris et diaconibus fratri- 



182 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 86. 

bus 8. Yorschriften betreffend die in casu mortis befindlichen Gefal- 
lenen. 250. 

XIX (R XIX). Cy. presbyteris et diaconibus fratribus s. 
Erneuerung der in XVIII gegebenen Vorscliriften in Folge einer An- 
frage. 250. 

XT (R XX). Cy. presbyteris et diaconibus Romae 
consistentibus fratribus s. Rechtfertigung seiner Flucbt und 
Bericht iiber das Verfabren in Sachen der Lapsi. 250. 

XXI (R Xni). [Celerinus Luciano. Der romische Konfessor 
ersucht den karthaginiensiscben , fur zwei Lapsae Priedensbriefe auszu- 
stellen. 250]. 

XXTT (R XIV). pjucianus Celerino domino si dignus 
puero vocari collega in Christo s. Antwort auf XXI. 250]. 

XXTTT (R XXTTI). [Universi confessores Cypriano 
papati s. Ankiindigung, dass sie alien Gefallenen Friedensbriefe aus- 
gestellt baben und Cyprians Zustimmung erwarten. 250], 

XXIV (R XXI), [Cypriano et com presbyteris Car- 
thagine consistentibus Caldonius s. ErklaruDg eines Biscbofs 
zu der Frage der Lapsi. 250]. 

XXV (R XXII). Cy. Caldonio fratri s. Zustimmende Ant- 
wort auf XXIV. 250. 

XXVI (R XXrV). Cy. presbyteris et diaconibus fratri- 
bus 8. Antwort auf XXIII unter Hinweis auf die Notwendigkeit einer 
Verzogenmg der Entscheidung. 250. 

XXVII (R XXV). Cy. presbyteris et diaconibus Romae 
consistentibus fratribus s. Fortsetzung des in XX gegebenen Be- 
ricbtes in Antwort auf ein vom romiscben Klerus eingelaufenes Schreiben 
(s. Kap. 4). 250. 

XXYin(R XXVI). Cy. Moysi et Maximo presbyteris et 
ceteris confessoribus dilectissimis fratribus s. Lob der 
genannten und anderer Bekenner (vgl. XXVTI 4) wegen ibrer Standbaftig- 
keit und ibres Festbaltens an der Zucbt. 250. 

XXTX (R XXVII). Cy. presbyteris et diaconibus fratri- 
bus s. Anzeige der Ordination eines Lectors und eines Subdiacons. 250. 

XXX (R XXVIII). [Cypriano papae jpresbyteri et diaconi 
Romae consistentes s. Antwort auf XXVTE und Zusicherung fort- 
gesetzter Beobachtung der in der romiscben Gemeinde niemals lax geband- 
habten Bussdisciplin. 250]. Vgl. § 92 s. 

XXXI (R XXTX). [Cypriano papaeMoyses et^aximus pres- 
byteri et Nicostratus et Rufinus et ceteri qui cum eis con- 
fessores s. Antwort auf XXVIII. 250]. 

XXXII (R XXX). Cy. presbyteris et diaconibus fratri- 
bus s. Uebersendung der Briefe XXVII, XXX, XXXI mit der Bitte um 
Weiterverbreitung. 250. 

XXXIII (R XXXI). Adversus lapsos. Zuscbrift nicbt erbalten, 
von Cyprian an die Lapsi als Antwort auf einen unpassenden Bittbrief ge- 
ricbtet, in der Absicbt sie zurecbtzuweisen und sie zu Geduld und Demut 
zu ermabnen. 250. 

XXXTV (R XXXII). Cy. presbyteris et diaconibus s. Ge- 



§86.] Cyprian. 183 

nebmigung der Ausschliessung eines Presbyters und eines Diakons aus der 
Gemeinschaft. 260. 

XXXV (K XXXIII). Cy. presbyteris et diaconibus Romae 
consistentibus fratribus s. Begleitscbreiben zur Uebersendung des 
Brief 68 XXXTTT und des darin vorausgesetzten Scbreibens der Lap si, sowie 
des in dieser Angelegenheit an den Klerus von Karthago gerichteten Scbrei- 
bens. 250. 

XXXVI (R XXXIV). [Cypriano papati presbyteri et dia- 
cones Romae consistentes b. Antwort auf XXXV. 260]. Vgl. § 926. 

XXXVII (R XXXV). Cy. Moysi et Maximo presbyteris et 
ceteris confessoribus fratribus 8. Preis ihrer Standhaftigkeit. 260. 

XXXVni (R XXXVI). Cy. presbyteris et diaconibus item 
plebi universae s. Ankiindigung der Ordination des Bekenners Aure- 
lius zum Lektoren. 250. 

XXXIX (R XXXVII). Cy. presbyteris et diaconis et 
plebi universae fratribus s. Ankundigung der Ordination des Be- 
kenners Celerinus zum Lektoren. 260. 

XL (R XXXVIII). Cy. presbyteris et diaconibus et plebi 
universae carissimis ac desideratissimis fratribus s. Ankiindi- 
gung der Ordination des Bekenners Numidicus zum Presbyter. 260. 

XLI (R XXXIX). Cy. Caldonio etHerculano collegis item 
Rogatiano et Numidico compresbyteris s. Erste Erwahnung des 
Scbismas des Felicissimus und Ausstossung des Schismatikers und seiner 
Anbanger aus der Kircbengemeinscbaft. 25 L 

XLII (R XL). [Caldonius cum Herculano et Victore col- 
legis item Rogatiano cum Numidico presbyteris. Anzeige, dass 
Cyprians Befehle vollzogen seien. 261]. 

XLin (R XLI). Cy. plebi universae s. "Wamung vor Feli- 
cissimus unter Hinweis darauf, dass dessen Umtriebe den Bischof verbindem, 
vor dem Osterfeste nacb Kartbago zuriickzukommen. 251. 

c) Eine weitere Gruppe bilden die Briefe, in denen das novatianiscbe 
Scbisma im Vordergrunde stebt (261 — 254): 

XLIV (R XLIII). Cy. Cornelio fratri s. Anerkennung der 
"Wabl des Komelius, Verwerfung Novatians. 261. 

XLV (R XLII). Cy. Cornelio fratri s. Entscbuldigung wegen 
verzogerter Anerkennung des Komelius. Wabrscbeinlicb vor XLIV ge- 
scbrieben. 251. 

XL VI (R XLV). Cy. Maximo et Nicostrato et ceteris con- 
fessoribus s, Ermabnung zur Umkehr an die zu Novatian Abgefal- 
lenen. 261. 

XL VII (R XL VI). Cy. Corneliofratri s. Begleitscbreiben zur 
Uebersendung von XL VI. 251. 

XLVin (R XLIV). Cy. Cornelio fratri s, Rechtfertigung auf 
die Bescbwerde des Komelius, dass Cyprian die Gemeinde von Hadrume- 
tum veranlasst batte, nicbt an Komelius, sondem an den romiscben Klerus 
zu schreiben. 251. 

XLIX (R XLVm). [Cornelius Cypriano fratri s. Berichtiiber 
die Vorgange in Rom: Ausscbluss der zu Novatian Abgefallenen undWieder- 
aufnahme der reuigen Bekenner. 251]. Vgl. § 96. 



184 Kirchliche Litteratur des 3, Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 86. 

L (R XLYII). [Cornelius Cypriano fratri s. Notiz iiber meli- 
rere nach Karthago abgereiste Anhanger Novatians. 251] Vgl. § 95. 

LI (R L). Cy. Oornelio fratri s. Antwort auf XLIX. 251. 

Ln (R LI). Oy. Oornelio fratri s. Antwort auf L. 251. 

LUC (R XLIX). [Cypriano fratri Maximus Urbanus Sido- 
nius Macarius s. Anzeige ihres Riicktritts zurKirche (vgl. XLIX). 261]. 

LIV (R LII). Cy. Maximo presbytero item Urbano et 
Sidonio et Macario fratribus s. Antwort auf LIU. 251. 

LV (R LIII). Cy. Antoniano fratri s. Um&ngliches Schreiben 
an den numidischen Bischof Antonian, der nach anfanglicher Anerkennung 
des Kornelius dem Novatian zuneigte: Recblfertigung seines Verfahrens in 
Sachen der Lapsi (Kap. 1 — 7), Rechtfertigung des Kornelius (8 — 23), TVar- 
nung vor Novatian (24 — 30). Vor der Synode von 252 geschrieben. 

d) In den Jahren 252 — 254 hat Cyprian mannigfache Fragen in einer 
Anzahl von Briefen behandelt : 

LVI (R LVII). Cy. Fortunato Ahymno Optato Privatiano 
Donatulo et Felici fratribus s. Antwort auf eine Frage in Sachen 
der Lapsi. Wahrscheinlich vor Ostem 253 (oder 252) geschrieben. 

LVn(R LVIII). Cy. Liberalis Caldonius (folgen 39 Namen) 
Cornelio fratri s. Synodalschreiben mit Mitteilung des Beschlusses, 
angesichts der zu erwartenden neuen Verfolgung alle wahrhaft bussfertigen 
Lapsi in die Gemeinschaft aufzunehmen. 253 oder 252. 

LVIII (R LIX). Cy. plebi Thibari consistenti s. Begriissungs- 
schreiben mit motivirter Ablehnung einer Einladung. Hinweis auf die be- 
vorstehende Verfolgung. 253 oder 252. 

LIX (R LV). Cy. Cornelio fratri s. Ausfiihrliche Zuriickweisung 
der Verdachtigungen des nach Rom gereisten Felicissimus, die auf Kornelius 
Eindruck gemacht hatten. 252. 

LX (R LX). Cy. Cornelio fratri s. Begliickwiinschung zur Ver- 
bannung. 253 oder 252. 

LXI (R LXII). Cy. cum collegis Lucio fratri s. Begliick- 
wiinschung zur Riickkehr aus der Verbannung. 253. 

LXII (R LXI). Cy. Januario, Maximo, Proculo, Victori, 
Modiano, Nemesiano, Nampulo et Honorato fratribus s. Be- 
gleitschreiben zur Uebersendung einer ansehnlichen Unterstiitzungssumme 
an die durch Raubereinfalle geschadigten Gemeinden der genannten numi- 
dischen Bischofe. 253. 

LXin (R I). Cy. Caecilio fratri s. (de sacramento calicis 
[dominici]). Sendschreiben aus Anlass der in einzelnen Gemeinden auf- 
gekommenen missbrauchlichen Verwendung von "Wasser statt "Wein beim 
Abendmahl. Zeitgeschichtliche Anspielungen fehlen. VonR wegenKap. 13 
Hart. 711 is— 22 und wegen der Art, wie von den Pflichten des Bischofs 
geredet wird, in die Zeit vor der decianischen Verfolgung verwiesen (?). 

LXIV (R LIV). Cy. et ceteri collegae qui in concilio ad- 
fuerunt numero LXVI Fido fratri s. Synodalschreiben betreffend 
die verfriihte Wiederaufnahms eines gefallenen Presbyters und die Frage der 
Kindertaufe. 252 oder 253. Vgl. § 96. 

LXV (R LVI). Cy. Epicteto fratri et plebi Assuras con- 
sistenti s. Aufforderung zur Absage an den Bischof von Assuras, der in 



§ 86.] Cyprian. 185 

der Verfolgung geopfert hatte, und "Warnung vor unbussfertigen Abgefal- 
lenen. 253. 

LXVI (R LXIIl). Cy. qui et Thascius Florentio cui et 
Puppiano fratri s. Antwort auf die Verleumdungen anscheinend eines 
Laien. 254. 

e) Aus der Zeit des Streitea mit Stephan von B,om (Ketzertaufstreit) 
stammen die folgenden Schreiben : 

LXVII (R LXXII). Cy. Caecilius Primus (folgen 34 Namen) 
Felici presbytero et plebibus consistentibus ad Legionem et 
Asturicae item Aelio diacono et plebi Emeritae consistenti- 
bus fratribus in domino s. Synodalschreiben in Sachen der Absetzung 
der Bischofe Basilides und Martialis und ihrer Wiedereinsetzung durch 
Stephan von Rom, die Cyprian fur unberechtigt erklart. Von R (S. 225) 
dem Fruhjahrskonzil von 256 zugewiesen. Vgl. § 96. 

LXVin (R LXVn). Cy. Stephano fratri s. Ermabnung, sich 
fiir Neubesetzung des durch den Uebertritt des Bischofs Marcian zum No- 
vatianismus erledigten Stuhles von Aries zu verwenden. 254 und anschei- 
nend vor LXVII. 

LXIX (R LXVIII). Cy. Magno filio s. Erstes Schreiben in 
Sachen der Ketzertaufe: Vemeinung der Gultigkeit, dagegen Bejahung der 
Giiltigkeit der Taufe von KJinikern. 254. 

LXX (R LXIX). Cy. Liberalis Caldonius (folgen 28 Namen) 
Januario (folgen 17 Namen) fratribus s. Synodalschreiben iiber die 
Frage der Ketzertaufe. 255. Vgl. § 96. 

LXXI (R LXX). Cy. Quinto fratri s. Begleitschreiben zur 
Uebersendung von LXX unter Widerlegung einiger Einwendungen gegen 
C.8 AuffasBung der Ketzertaufe. 255. 

LXXII (R LXXin). Cy. et ceteri Stephano fratri s. An- 
zeige des Beschlusses der Ketzertaufe unter Uebersendung von Abschriften 
der Briefe LXX und LXXI. Von R dem Septemberkonzil 256 zugewiesen. 
Vgl. § 96. 

LXXin (R LXXI). Cy. Jubaiano fratri s. Ausfiihrlichstes 
Schreiben iiber die Ketzertaufe unter Widerlegung eines C. von J. zuge- 
sandten Briefer (ob von Stephanus? R 116) und mit scharfen Ausfallen gegen 
den romischen Bischof. 256. 

LXXIV (R LXXIV). Cy. Pompeio fratri s. Behandlung des 
gleichen Gegenstandes mit noch scharferer Polemik. 256. 

LXXV (R LXXV). [Firmilianus Cypriano fratri in do- 
mino 8.] Vgl. § 77. 

f) Die letzten Briefe gehoren in die Zeit der valerianischen Verfolgung 
(257—258) : 

LXXVI (R LXXVI). Cyprianus Nemesiano (folgen 10 Namen) 
coepiscopis, item compresbyteris et diaconibus et ceteris 
fratribus in metallo constitutis martyribus Dei patris omni- 
potentis et Jesu Christi domini nostri et Dei conservatoris 
nostri aeternam s. Zuspruch und Beruhigung iiber die Unmoglichkeit, 
jetzt das gottliche Opfer zu feiern. 257. 

LXXXII (R LXXVII). [Cypriano fratri Nemesianus Dativus 
Felix et Victor in domino aeternam s. Antwort auf LXXVI. 257.] 



186 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 86. 

LXXVin (R LXXVin). [Cyprlano fratri et collegae Lucius 
et qui cum eo sunt fratres omnes in deo s. Antwort auf LXXVI. 
257]. 

LXXIX (R LXXIX). [Cypriano carissimo et dilectissimo 
Felix Jader Polianus una cum presbyteris et omnibus nobis- 
cum commorantibus apud metallum Siguensem aeternam in 
Deo 8. Antwort auf LXXVI. 257]. 

LXXX (R LXXX). Cy. Successo fratri s. Benachrichtigung 
iiber das zweite Edikt Valerians und iiber den Tod des Bischofs Sixtus von 
Rom (t 6. August 258). 

LXXXI (R LXXXI). Oy. presbyteris et diaconis et plebi 
universaes. Auf der Flucht vor den Haschern des Prokonsuls geschrieben. 
Zum Schluss der Segenswunsch fiir die Gemeinde. 

AHarnack, Die Briefe des romischen Klerus aus der Zeit der Sedis- 
vacanz im J. 260, in Theolog. Abbandll. Carl von Weizsacker gewidmet, 
Freibg. 1892, 1—36. 

5. Die folgenden drei Abhandlungen werden unter den un- 
echten Schriften Cyprians aufgefiihrt, ohne dass die Unmoglich- 
keit der Echtheit bisher erwiesen worden ware : 

a) De spectaculis, eine Aufforderung, den heidnischen 
Schauspielen zu entsagen und den Blick auf die herrlichen Schau- 
spiele zu lenken, die dem Christen in der Zukunft bevorstehen. 
Die Schrift ist anscheinend nur in drei Handschriften erhalten, 
deren al teste (Cod. Par. 1658) aus dem 14. Jahrhundert stammt, aber 
eine bedeutend altere Quelle voraussetzt. Das Verzeichnis von 359 
kennt sie nicht, und kein alter Schriftsteller bezeugt sie. Griinde 
gegen ihre Abfassung um dieMitte des 3. Jahrhunderts, anscheinend 
durch einen von seiner Gemeinde getrennten Bischof, lassen sich 
jedoch nicht geltend machen, Verwandtschaft mit echten Schriften 
Cyprians und Benutzung von TertuUians gleichnamiger Schrift 
kann nicht geleugnet werden. Wolfflin entscheidet sich daher 
fiir die Abfassung durch Cyprian (s. dagegen Haussleiter), 
wahrend Weyman hauptsachUch auf Grund bedeutender stilisti- 
scher Verwandtschaft fur Novatian als Autor eintritt. Demmler 
hat diese Andeutungen durch genaue Vergleichung des Sprach- 
gebrauchs weiter zu fuhren unternommen ; 

EWQlfflin im Archiv f. lat. Lexikogr. u. Gramm. VIII, 1893, 1 — 22. 
CWevman in HJG Xin, 1892, 737—748. XIV, 1893, 330 f. JHausslkiter 
in ThLBl XIII, 1 892, 431—436. ADemmler in ThQu LXXVI, 1894, 223—271. 
Auch separat Tiib. 1894. DazuCWEYMAN in'WklPhl894. S. unter Nachtrage. 

b) Von der genannten Schrift ist der Traktat De bono 
pudicitiae nicht zu trennen, demur in drei Handschriften (dar- 
unter Cod. Par. 1656 saec. XIV) Uberliefert ist und dem die alte 



86.] Cyprian. 187 

Bezeugung fehlt. Die Abhangigkeit von Tertullian ist so auf- 
fallig, dass von hier aus der von Matzinger versuchte Nachweis 
der Abfassung durch Cyprian, der durch stilistische Beriihrungen 
unterstiitzt wird, sehr ins Gewicht fallt (anders Haussleiter). 
Indessen hat Weymann fur Novatian als Verfasser auch dieses 
Traktates aus gleichen Griinden plaidirt. Jedenfalls ist der Ver- 
fasser Bischof (Kap. 1 Hart. 7sq.) und wahrend er schreibt von 
seiner Gemeinde getrennt. 

SMatzinger, Des hi. Th. C. C. Traktat: De bono pudicitiae. Niimb. 
1892. CWeyman. JHaussleiter. ADemmler a. a. 0. S. unter Nacbtrage. 

c) Im Gegensatz zu diesen beiden Abhandlungenscheint einer 
dritten, De laude martyrii, einer Predigt uber Wesen, Bedeu- 
tung und Wert des Martyriums (Kap. 4 Hart. 28 le), die Aner- 
kennung ihrer Abfassung durch Cyprian schon auf Grund ihrer 
trefflichen Bezeugung sicherzusein: Lucifer benutzt sie ausgiebig, 
im Verzeichnis von 369 wird sie erwahnt; Angus tin kennt sie (c. 
Gaudent. I 30 34) und in alien Handschriften ist sie iiberliefert. 
Liesse sich erweisen (so Goetz 39 und Harnack, LG 718), dass 
sie schon in der Sammlung der Vita Ponitii stand, so diirfte 
Cyprian als Autor gesichert gelten. Das aber wird bestritten 
(Matzinger 2 u. 9) und die Prage muss bis zu genauerer Unter- 
suchung suspendiert bleiben. 

6. Sicher unecht sind die folgenden, Cyprian beigelegten 
Schriften: 

a) Der Traktat Ad Novatianum, richtiger die an die 
Briider gerichtete Abhandhing (Predigt?) iiber Novatian, nur in 
einer Handschrift erhalten (Cod. Vossian. lat. 40 saec. X; die 
Edit. princ.Deventr. 1477 beruhte auf einer anderen Handschrift), 
muss unmittelbar nach der valerianischen Verfolgung (vgl. Kap. 6 
Hart. 56 20 Kap. 6 Hart 57 27 sq.) und kann eben deshalb nicht 
von Beticius, Bischof von Autun (Anfangs 4. Jahrh.) abgefasst 
sein (anders Harnack, LG 718. 762). Der Schluss ist verloren; 

b)Die AbhandlungDe rebaptismate, handschriftlich nicht 
mehr vorhanden, polemisirt vom Standpunkt der romischen Obser- 
vanz gegen Cyprian und andere bischofliche Vertreter der Ketzer- 
taufe (vgl. z. B. Kap. 1 Hart. 70 lesqq. 27sqq.), setzt schon eine 
Litteratur uber den Gegenstand voraus (Hart. 70 3sqq.), muss 
aber noch in das 3. Jahrhundert gehoren. Der Verfasser ist Bi- 
schof. Ueber die Bemerkung Labbes, dass in drei vaticanischen 
Handschriften der Traktat dem Genu. V J 27 erwahnten Monche 



188 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 86. 

Ursinus beigelegt werde, s. Harnack, LG 718f. In Kap. 17 

(FT ART. 90 2o) ist Paulli Praedicatio (vgl. § 19) zitiert; 

Ausgaben: NRigaltius in Obss. ad S. Cypriani epistolas, Par. 1648. 
RouTH, RS V 283—328. 

c) Unter dem Titel De aleatoribus (adv. aleatores) ist iu 
mehreren Handschriften (Cod. Monac. 208 saec. IX. Trecens. 
581 saec. VIII/IX. Reginens. 118 saec. X. Par. 13047 und 
jiingeren) eine in ungelenker, aber kraftiger und hoheitvoller 
Sprache verfasste, von heiligem, sittlichem Ernst getragene 
Predigt gegen das "Wiirfelspiel als eine Erfindung des Teufels and 
darum Gotzendienst erhalten. Verfasser ist ein von dem Be- 
wusstsein seiner Aufgabe und StellungtiefdurchdrungenerBischof. 
An Cyprian zu denken (Langen) machen die stilistischen Ver- 
schiedenheiten unmoglich. Harnack ist auf Grund des Verhalt- 
nisses der Schrift zum Kanon Alten und Neuen Testamentes, be- 
sonders aber zum Hirten des Hermas (und der Apostellehre), so wie 
ihrer Stellung zur Bussdisziplin fur vorcyprianische Abfassung, 
auf Grund vornehmlich des ersten Kapitels fiir einen romischen 
Bischof (so schon Pamelius u. A.) und zwar (vgl. Hieron. 34) 
fiir Viktor (189 — 199) als Autor eingetreten. Dagegen haben 
Andere (Wolfflin, Miodonski; vgl. vornehmlich Etude etc. 
61 — 101) die offenbare Verwandtschaft mit Cyprian nur unter 
Voraussetzung einer haufigen Lektiire, eines vollstandigen Sich- 
hineinlebens in die Schriften des karthagischen Bischofs sich ver- 
standlich machen konnen, ohne die Beziehung auf einen romischen 
Bischof leugnen zu woUen (Miodonski: Melchiades). Die Hypo- 
these Harnacks diirfte indess vollstandig nur durch eine Beweis- 
fiihrung zu widerlegen sein, die von dem nicht-romischen, afrikani- 

schen Ursprung des Schriftchens ausgeht ; 

Ausgaben: Vgl. die Texte bei AHarnack 11 — 30. AMiodonski 
57 — 111 (hier deutsche Uebersetzung). AHilqbnfeld 12 — 26. Etude etc. 
15 — 22. — Litteratur: AHarnack, Der pseudocyprianisclie Traktat de 
aleatoribus in TU V 1, 1888 (Liste der zahlreichen B,ezensionen in Etude 
etc. 12 f.). EWoLFFLiN in ALG V, 1888, 487—499. Dagegen AHarnack in 
ThLZ XIV, 1889, 1—5. JHaussleiter in ThLBl IX, 1889, 41flf. 49 ff. 
Nachweis der Abhangigkeit vom 3. Bucb der Testimonien Cyprians ; Hypo- 
these, dass Celerinus das Schriftchen als eine KoUektiverklarung des romi- 
schen Klerus redigirt babe). ACM^Giffert in The Presbyt. Review, 1889, 
January (Kallist als Verfasser). JLangen in HZ LXI, 1889, 479fP. (Rezension 
von Harnack. Vgl. auch Deutsch. Merk. XX, Nr. 5). FXFunk in HJG X, 
1889, 1 — 22. AMiodonski, Anonymus adv. aleatores und die Briefe an Cyprian, 
Lucian, Celerinus und an den karthaginiensischen Klerus (Cypr. Epist. 8. 
21 — 24). Erl.-Leipz. 1889 (Vorwort von EWOlpflin). AHilgenfeld, Libel- 



§ 86.] Cyprian. I39 

lum de aleatoribus. Freiburg i/B. 1890 (Verfasser ein Novatianer der Zeit 
Constantins.) Etude critique sur I'opuscule De aleatoribus par les mem- 
bres du seminaire d'histoire ecclesiastique etabli a Tuniversite catholique 
de LouvAiN. L. 1891. JHaussleitbb, Beriihrungen zwischen der Schrift 
Cyprians „ad virgines" und dem Anon3mfius „adv. aleat." in Comm. Woelffl. 
Lips. 1891, 386—389. AMiodonski, Kritik der altesten lateinischen Predigt: 
„adv. aleat." ebenda 371 — 376. CCallewaert (§ 4 a). 

d) De pascha computus, noch in einer Handschrift er- 
halten, geschrieben im funften Jahre Grordians vor Ostern 243 
(vgl. Kap. 22), enthalt, analog der von Hippolyt verfassten aTud- 
Sstjic; xpovoDV TO'j TTdto/a (§ 91 7 a) Osterberechnungen, mit dem 
Exodus einsetzend. Der Verfasser nennt Hippolyt nicht, arbeitet 
aber auf der gleichen Basis; doch machen bedeutende Ab- 
weichungen im Einzelnen direkt hippolytischen Einfluss unwahr- 
scheinlich. Die Schriftzitate scheinen auf Afrika zuweisen; Har- 
NACK dagegen halt Identitat mit Novatians Schrift de pascha f iir 
moglich; 

GSalmon, Chronicon Cyprianicum in DCB I 608 f. 

e) Ganz verschiedenen Ursprungs sind drei antijiidische 
Schriften, welche Cyprian beigelegt worden sind. Die Abhand- 
lungDe duobus montibus(demonteSinaetSionadv. Judaeos), 
welche unter Verwendung von allerlei allegorischem Krimskrams 
den Beweis zu fiihren sucht, dass Sinai und Zion der Typus des 
alten und neuen Bundes sind, enthalt altertiimliche Ziige. Sie ist 
in den drei ersten der zu c) genannten Handschriften erhalten. 
Harnack (LG 719) halt eine Uebersetzung aus dem Griechischen 
fiir moglich. Dagegen stammt der Brief Ad Vigilium episco- 
pum de iudaica incredulitate (Cod. Reginens. 118 al.) sehr 
wahrscheinlich erst aus dem 5. Jahrhundert, da er an den Bischof 
Vigilius von Tapsus gerichtet sein wird als das Begleitschreiberi zu 
der Uebersetzung, die ein gewisser Celsus (Kap. 10 Hart. 132 le) 
von dem Dialog des Jason und Papiskus angefertigt hatte (s. § 35 
und die dort angegebene Litteratur). Die dritte Schrift, Ad- 
versus Judaeos, wird bereits im Verzeichnis von 359 erwahnt 
(alteste Handschriften wie bei c), kann viel alter sein und wird von 
Harnack als eine Uebersetzung aus dem Griechischen mit Hip- 
polyt in Verbindung gebracht (LG 719 vgl. § 91 5 b), wahrend 
Draeseke sie dem Hippolyt abspricht ; 

JDraeseke, Zu Hippolytos' Demonstratio adversus Judaeos, in JprTh 
XII, 1886, 456-461. 

f)Nachkonstantinisch sind folgende auf ihre Provenienz 
noch nicht naher untersuchten Schriften, die hier nur dem Titel 



190 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Oocidentalen. [§ 87. 

nach angefuhrt werden sollen: 1) Oratio I. undOr. 11. 2)De duo- 

decim abusivis saeculi. 3) De singularitate clericorum; 

g) Als eine blosse Falschung erscheint der Traktat De du- 

plici martyrio, den Lezius fiir ein Machwerk des Erasmus halt; 

S. unter Nachtrage. 

h) Die Gedichte: 1) Genesis. 2) Sodoma. 3) De Jona. 
4) Ad senatorem ex Christiana religione ad idolorum 
servitutem conversum. 5) De pascha (de cruce). 6) Ad 
iPlaviumPelicem deresurrectionemortuorum haben 
mit dem karthagischen Bischof nichts zu thun. Ueber 1 — 3, die 
auch Tertullian beigelegt werden, s. § 85 ii e f ; 

i) Die erst 1751 verofFentUchte Exhortatio de paeniten- 
tia, von Hartel in seine Ausgabe nicht aufgenommen, ist eine 
gegen die Novatianer gerichtete Zusammenstellung von Bibel- 
zitaten nach Art der Schrift ad Fortunatura , die , wie sich aus 
einer Vergleichung des Bibeltextes mit Stellen bei Hilarius und 
Lucifer schUessen lasst, an das Ende des 4. Jahrhunderts gehort; 

Ausgaben: Trombellius in Anecdota Canon. Begular. S. Salva- 
tons evulg. torn. II, 1, Bononiae 1751, 1 — 32. CWundeeee, Bruchstucke 
einer afrikanischen Bibeliibersetzung in der pseudocyprianischen Schrift Exh. 
de paen. Erlgn. 1889 (Text auf S. 11—29). 

k) Ueber andere Falschungen unter Cyprians Namen 
s. Harnack, LG 722 f. 

§ 87. Arnobins. 

Ausgaben: Faustus Sabaeus Brixianus, Rom. 1543 (2). SGele- 
Nius, Basil. 1546. DErasmos (SGrELENius), Basil. 1560. Balduinus, Lngd. 
Bat. 1569 (erstmalig ohne Minucius Felix). DHeraldus, Par. 1605. ClSal- 
MASius (AThysids), Lugd. Bat. 1651. JCOrelli, 3 T., Lips. 1816. 17. Migne, 
PL IV 349—1372. FrcOehler in Bibl. patr. eccl. edid. EGGbrsdorp XII, 
Lips. 1846. AReiffbrschbid in CSE IV, Vindob. 1875. — Uebersetzung: 
FAvBesnard, Landshut 1842 (mit umfangreichem Kommentar). — Litte- 
ratur: PKMeyer, De ratione et argumento A'pologetici Arnobii, Haihiae 
1815. EKlussmann im Philologus XXVI, 1867, 362—366. JJessen, Ueber 
Lucrez und Verhaltnis zu Catull und Spateren, Kiel 1872, S. 18. FrcWassen- 
berg, Quaestiones Amob. criticae. Monast. 1877 (textkritisch). HCGMoule 
in DCB I 167. GKettner, Cornelius Labeo. Naumb. 1877. AReiffer- 
SCHEID, Analecta critica et grammatica. Ind. Schol. Vratisl. 1877/1878. Ders., 
Coniectanea. JSchVrat. 1879/1880. S. 8—10. WKahl in Philol. Suppl. V, 
1889, 717 — 807 (unterscheidet zwei C. Labeo). JMulleneisen, De C. Lab. 
fragmentis, studiis, adsectatoribus. Marb. Chatt. 1889. S. 34—40. ARdn- 
RIGHT (§ 60 2). Ders., Die Seelenlehre des A. Hamb. 1893. — Schoenemann, 
BPL 147—172. Richardson, BS 76 f. Harnack, LG 735 f. 



§ 87.] Araobius. 191 

l.Arnobius (iiber den Namen s. Eeifferscheid, 1879/80, 
9), unter Diocletian Lehrer der Khetorik zu Sikka im prokonsu- 
larischen Afrika, hat nach seinem Uebertritt zupi Christentum 
und um sich als Christ zu bewahren (vgl. Hieron. 79 und Ohron. 
ann. Abr. 2343), sieben Bucher Adversus nation es (so 
die Handschrift, Hieron. 79: adversus gentes) geschrieben, die im 
Cod. Paris 1661 saec. (Cod. Dij. 6851, vielleicht saec. XVI, ist 
davon nur eine Abschrift) erhalten sind. Der den Zeitgenossen 
gelaufige Vorwurf (s. schon § 86 a f ) , dass das Christentum an 
allem Elend der "Welt Schuld sei, giebt den Ankniipfungspunkt 
zu einer Apologie des Christentums (Buch I und II) mit dem 
Nachweis der Berechtigung des Glaubens an den ewigen, un- 
erzeugten, den „ersten" Gott und an Christus, der selbst Gott 
ist in menschlicher Gestalt, den Lehrer und Wohltater der 
Menschheit, den Wundermann, der den Gotterdienst stiirzte, der 
menschlichem Vorwitz die gebiihrenden Schranken wies. Die Er- 
wahnung der Philosophen giebt Gelegenheit zu einem langeren 
Excurs liber Entstehung, Beschaffenheit und Bestimmung der 
Seele (11 14 — 62), der in der Oekonomie des Werkes gar nicht 
begriindet offenbar einem Bediirfnis des Autors gerade iiber diese 
Fragen sich zu aussern entsprungen ist. Buch HI — VII enthalten 
eine heftige Polemik gegen das Heidentum, so zwar dass in Buch 
III — V die polytheistische Gotterlehre nach Seiten ihrer "Wider- 
sinnigkeit und Unsitthchkeit, in Buch VI und VII der heidnische 
Tempel- und Opferdienst bekampft wird. Die verwirrte Darstel- 
lung der Schlusskapitel ist vielleicht dadurch zu erklaren, dass der 
Verfasser unter dem Druck ausserer Veranlassung (s. o.) mit 
einigen hingeworfenen Bemerkungen rasch abbrach (Reiffer- 
SCHEID Ausg. XIV ; anders Kettner 34 — 40). Die Abfassungs- 
zeit ist nicht sicher zu bestimmen, doch ist wegen IV 36 die Zeit 
nach 303 der um 296 (vgl. II 71) vorzuziehen. 

2. Der Schriftsteller Arnobius ist nur um Weniges besser 
als sein durch Hieronymus (Ep. 58 lo) begriindeter Ruf (anders 
Orelli): er ist weder ein klarer Kopf noch fiihrt er eine ge- 
wandte Feder, sondern er schreibt hastig, tumultuos und wenig 
geistvoU. Immerhin wird man seinem deklamatorischen Pathos 
eine gewisse Sympathie nicht versagen und kann neben langath- 
migen Tiraden manche ansprechende Stelle finden. "Wo der Rhe- 
tor sich als Philosoph gerirt (vgl. vornehmlich das 2. Buch), ver- 
rat er doch nicht allzu tiefe Studien: Lukrezens Lehrgedicht 



192 Kirchliche Litteratur des 3. Jabrhunderts. Occidentalen. [§ 87. 

ist formell und sachlich von grossem Einfluss auf ihn gewesen, 
und fiir seinen Widerspruch gegen die platonische (neuplatonische) 
Philosophie hat er sich hier Material geholt; doch hat er Plato 
s^lbst gelesen. Worte der heiligen Schrift klingen ganz selten 
(vgl. Oehler XIV — XVni) an, und die Gedanken stehen an 
wichtigen Punkten mit ihr in "Widerspruch (vgl. besonders 11 36). 
Als Quelle fiir seine Angaben aus der griechischen Mythologie 
hat Arnobius den Protreptikus des Klemens von Alexandrieu 
benutzt, wahrend er fiir die romische Mythologie die Schriften des 
Kornelius Labeo ausbeutete, eines wahrscheinlich erst nach 250 
lebenden, neben den antiquarischen auch fiir religiose und theolo- 
gische Fragen interessierten Gelehrten, gegen dessen und seiner Ge- 
sinnungsgenossen neuplatonisierende Restaurationsbestrebungen 
die Polemik ofter sich zu richten scheint. Von Spateren zeigt nur 
Hieronymus bestimmte Kenntnis des Werkes (vgl. noch Ep. 60 lo 
und 70 5); Gelasius hat es unter die Apokryphen gestellt. Was 
Tritemius (Script, eccl. [§ 22] 53) iiber Hieronymus hinaus bringt, 
ist einschliesslich der Angabe uber eine Schrift De rhetorica in- 
stitutione unkontrolierbar. 

§ 88. Laktanz. 

Ausgaben: Sublaci 1465 (ConrSweynhem und ArnPannartz). 
Homae 1468 (dieselben Drucker). JAndreas, Rom. 1470. Venet. 1471 
(Ad deAmberga). Venet. 1472 (Vindelinus deSpira). Venet. 1493 (VincBe- 
NOLius). JParrhasius, Venet. 1509. JBEqnatius, Venet. 1515. HFasite- 
Lros, Venet. 1535. Colon 1544 (PQuentel). JLBuenemann, Lips. 1739 (2 T. 
Hal. Sax. 1764. Bipont. 1786). OFFritzschb in Bibl. patr. eccl. ed. EGGbrs- 
dorp X XI 2. T. Lips. 1842. 44. Migne, PL VI/VII. SBrandt et GLaub- 
MANN in CSE XIX XXVII, Vindob. 1890. 1893 (noch nicht vollendet). — 
Litteratur: Aeltere Arbeiten von LeNourry (Appar. 11) StBaluzius 
(Par. 1679) PBauldri (Utr. 1692) in PL. PBertold, Prolegomena zu Lac- 
tantius, Metten 1861. AEbert in RE VIII 364 ff. ESFPoulkes in DOB III 
613—617. OBardenhewer in KLex VII 1310 — 1316. AMancini, Quaestio- 
nes Lactantianae in Studi storici II, 1893, 444 — 464. Dagegen SBrandt, 
Adnotatiunculae L., ebd. Ill, 1894, 65—70. — Schoenemann, BPL 177—264. 
Richardson, BS 77—81. Preuschen, LG 736—744. 

1. L. Caelius (nicht Caecilius) Firmianus Lactantius, 
als Heide (DJ lis) etwa 260 in Afrika (nicht im Picenischen) 
geboren, Khetor, Schuler des Arnobius, vonDiokletian wohl schon 
bald nach 290 als Professor der Rhetorik nach Nikomedien be- 
rufen, ist sehr wahrscheinUch erst dort zum Christentum uber- 
getreten, musste nach Beginn der Verfolgung — Hieronymus be- 
hauptet, wegen Mangels an Zuhorern — seinLehramt niederlegen, 



§ 88.] Laktanz. 193 

war gegen 305 sicher noch in Nikomedien (vgl. hauptsachlich 

DJ V 11 16), siedelte anscheinend schon 307 (doch s. Nr. 6 a) nach 

Gallien (Trier) uber, wo er, nach des Hieronymus unmassgeblicher 

Meinung, erst als Greis, Erzieher des Casars Krispus wurde. Um 

340 ist er gestorben. Vgl. Hieron. 80. Chron. ad ann. Abr. 2333. 
S. Brandt, Ueber das Leben des L. (aus SAW CXX). Wien 1890. 

2. Dnter alien altchristliclienSchriftstellernlateinischerZunge 
ist Laktanz ausgezeichnet durch die Eleganz und Vohrnehmheit 
seiner Schreibweise , die ihm den Beinamen eines christlichen 
Cicero (Pico da Mirandula) eingetragen hat; er ist geschmack- 
voll, feinfiihlig, gewandt, aber auch unselbstandig wie der romische 
Kedner, dabei von einer liebenswurdigen Bescheidenheit und uber 
die Grenzen seines Konnens nicht im Unklaren (Opif. s. fin.). 
Mit Ausnahme von Hieronymus und Augustin ist kein altkirch- 
licher Autor ihm an Kenntnis derKlassiker iiberlegen gewesen, 
und manche Stelle aus verlorenen Schriften hat er aufbewahrt. 
Mit der heiligen Schrift scheint er weniger vertraut gewesen zu 
sein : die zahlreichen Citate, vomehmlich im vierten Buch der D J, 
sind aus Cyprians Testimonien entnommen. Von christlichen 
Autoren kennt und benutzt er Theophilus von Antiochien, Minu- 
cius Felix, Tertullian und Cyprian. Beriihrungen mit dem Werke 
seines Lehrers Arnobius, von dem ihn iibrigens seine gegensatz- 
liche Haltung zu Lukrez unterscheidet, sind unsicher. Laktanzens 
Schriften sind von jeher viel gelesen und schon von Lucifer von 
Kalaris ausgepliindert worden; Hieronymus zitiert ihn haufig. 
Noch heute giebt es etwa 220 Handschriften, unter denen Cod. 
Bononiens. 701 und Cod. Sangallens. rescript. 213, beide saec. 
VI — Vn, die altesten sind, und die ersten Jahrhunderte der 
Buchdruckerkunst haben in Ausgaben gewetteifert. 

Die Prolegomena und Indices der Ausgabe von Brandt und Laub- 
MANN. HRoKNSCH, Beitrage zur patristischen Textgestalt und Latinitat. II. 
Aus Lactantius, in ZhTh XLI, 1871, 531—629. SBbandt, Der St. Galler 
Palimpsest der Divinae Institutiones des L. (aus SAW OVIIl), Wien 1885. 
Ders., Lactantius und Lucretius, in Jahrbb. f. Philol. CXLIII, 1891, 225 bis 
259. Ders., De L. apud Prudentium vestigiis. (Festschr.) Heidelb. 1894. 

3. Hieronymus (VJ 80) weiss von drei Werken des Lak- 
tanz, die er noch als Heide geschrieben haben wird und die nicht 
erhalten sind : 

a) Das Symposium, eine Jugendschrift, noch in Afrika 
verfasst, worin in der bei Griechen und Romern beUebten Manier 
„gelehrte, etwa grammatische Fragen, vielleicht auch nur eine 

Eriiger, Litteraturgeschichte. 1. u. 2. Aufl. ^3 



194 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 88. 

einzige, behandelt waren" (Brandt 130). Die Eatselsammlung 
des Symphosius hat damit (gegen Heumann) nichts zu thun; 

b) Das Hodoeporicum, eine in Hexametem verfasste 
Beschreibung der Keise von Afrika nach Nikomedien; 

c) Der Grammaticus, „au8 den grammatischen und 
rhetorischen Fachstudien moglicherweise noch in Afrika, andem- 
falls in Nikomedien hervorgegangen'^ (Brandt 124). 

Vgl. hierzu und zum Folgenden: SBeandt, Ueber die Entstehimgs- 
verhaltnisse der Prosaschriften des L. und des Buches De mortibus per- 
secutorum (aus SAW CXXV), Wien 1891 ; und die ProU. zum 2. Band 
XXXVIII sq. und IjXXXII. — L. Caelii Firmiani Lactantii Symposium, 
sive Centum epigrammata tristicha aenigmatica [zum ersten Mai heraus- 
gegeben von Pithou, 1500] . . . GhrAugHeumannus, Hanov. 1722. 

4. Die erste Frucht der schriftstellerischen Thatigkeit des 
Laktanz nach seinem Uebertritt zum Christentum ist 

a) die nach Beginn der Verfolgiing (vgl. 1 1 7 20 i) und vor 
den Institutionen (DJ 11 10 15), also wohl 304 verfasste kleine 
Abhandlung Deopificiodei (vel formatione hominis, Hieron.). 
Den Hauptgegenstand dieses Schriftchens, das, an einen friiheren 
Zuhorer Demetrianus gerichtet, diesen ermahnen soil, uber den 
ihm reichlich zubemessenen zeitlichen Giitern die hoheren nicht 
zu vergessen, bildet der Erweis der gottlichen Vorsehung aus 
der Zweckmassigkeit und Schonheit des menschhchen Korpers 
(5 — 13); angeschlossen sind einige psychologische Erorterungen 
(16 — 19), vorangeschickt ein Hinweis auf die Bedeutung der 
menschUchen Vernunft (2 — 4). Nur ein paar gelegenthche Be- 
merkungen deuten daraufhin, dass der Yerfasser Christ ist; in 
der Beweisfuhrung werden christliche Gedanken nicht verwertet. 
Die behauptete Selbstandigkeit in der Fortfiihrung des von 
Cicero nicht ausreichend behandelten Problems (s. Kap. 1) steht 
insofern auf schwachen Fussen, als Laktanz nachweislich sein 
philosophisches Material von Anderen, vor Allem aus einer nicht 
mehr erhaltenen hermetischen Schrift bezogen hat. Ueber die 
Herkunft des Zusatzes in Kap. 19 vgl. b gegen Schluss; 

SBrandt, Ueber die Quellen von L.s Schrift De opificio Dei, in den 
Wiener Studien XIII, 1891, 255—292. 

b) Laktanzens Hauptwerk sind die Divinae Institutio- 
nes (nicht Institutiones divinae), eine durch heidnische Pam- 
qhlete veranlasste (V 2 — 4) Apologie der christlichen Religion, 
welche sich nicht auf die Verteidigung beschranken will, son- 
dern, analog den Institutionen des romischen Rechtes (I 1 12), 



§ 88.] Laktanz. 195 

— .... 

zu positiver Einfuhrung in die Substanz der christlichen Lehre 
dienen soil (V 4 s). Begonnen in Nikomedien, wohl 304, ist diese 
Schrift in Gallien (V 2 2 11 15), vielleicht schon 307 oder 308, 
jedenfalls vor 311, zu Ende gefiihrt worden. Im ersten Buch 
(de falsa religione) wird der polytheistische Volksglaube bestritten 
und der Monotheismus behauptet, indem dabei die Existenz einer 
gottlichen Vorsehungalsbewiesenvorausgesetzt wird. Im zweiten 
(de origine erroris) werden als Quell und Ursacb der Verfiihrung 
der Menschen die Damonen und ihr Oberster, der Teufel, nach- 
gewiesen, unter Verwendung sehr unkirchlicher mythologischer 
SpeKulationen. Das dritte Buch (de falsa sapientia) bestreitet 
der heidnischen Philosophie, dass sie die Weisheit enthalt oder 
zur Weisheit fuhren kann: die wahre Weisheit besteht in der 
Erkenntnis und in der Verehrung Gottes. Diesen Gedanken- 
gang setzt das vierte Buch (de vera sapientia et religione) nach 
seiner positiven Seite fort, sofern es zeigt, wie die richtige 
Gotteserkenntnis durch Ohristus, den Logos Gottes and Lehrer 
der Menschheit, erworben wird, dem, wie das fiinfte Buch (de 
iustitia) ausfiihrt, die Menschheit die Zuruckfiihrung zur Ge- 
rechtigkeit, der seit dem goldenen Zeitalter Saturns von dieser 
Erde verschwundenen, verdankt. In der Uebung dieser Gerech- 
tigkeit, so fahrt der Verfasser im sechsten Buch (de vero cultu) 
fort, besteht die wahre Verehrung Gottes: sie verpflichtet zur 
Ehrfurcht gegen Gott (religio) und zur Liebe zu den Mitmen- 
schen (humanitas), deren Pflichten nur die christliche, nicht aber 
die philosophische Ethik richtig zu bestimmen weiss. Die Krone 
des Baues bildet das siebente Buch (de vita beata), in welchem 
der gottliche Lohn fur die menschliche Tugendiibung, die ewige 
Seligkeit, in lebhaften, die alten chiliastischen HoflEhungen ins 
Gedachtnis rufenden Farben kraftig ausgemalt wird. Gewiss 
zeigt die Untersuchung dieses Werkes, dass Laktanz darin mehr 
als es den Anschein hat mit fremdem Kalbe gepfliigt hat und 
gegeniiber der stattlichen Reihe grundlich ausgenutzter heid- 
nischer und christlicher Autoren bleibt nicht allzuviel von eigener 
Gedankenbildung iibrig: formell betrachtet, sind seine Institu- 
tionen die voUendetste aller altchristlichen Apologieen. Der Text 
ist, wahrscheinlich noch im 4. Jahrhundert, durch einen christ- 
lichen Panegyriker um einige, die bei Laktanz vorhandenen An- 
satze weiter fuhrende, duahstische Zusatze (II 8 nach § 7, nach 
Vn 5; vgl. auch Opif. dei 19 nach § 8) und um zwei langere 

13* 



196 Kirchliche Litteratur des 3. Jabrhunderts. Occidentalen. [§88. 

, _ .  — _ - . _ _ _- ^.. 

lobpreisende Anreden an Konstantin den Grrossen (I 1 12 und 

VII 26 10; vgl. auch die mehrfach eingeschobene kurze Apostro- 

phierung des Kaisers) vermehrt worden; 

JGThMullkrus, Quaestiones Lactantianae. Grotting. 1875. PMeyer, 
Quaestion. Lactantianarum particula prima. Jiilich 1878, 1—4. SBRAin)T, 
Ueber die dualistischen Zusatze and die Kaiseranreden bei Lactantius L IX 
(aus SAW CXVIII CXIX), Wien 1889. 

c) Die Epitome divinarum institutionum, voU- 
standig nur im Cod. Taurin. Reg. Tabul. lb. VI 28 saec. VII 
erhalten und aus diesem erst 1711 bekannt geworden (Maffei, 
Pfaff), ist kein mechanischer Auszug aus dem grosseren Werk, 
sondem eine, auf Wunsch des ^Bruders Pentadius" verfasste 
und diesem gewidmete, verkiirzte Neubearbeitung in einem Buch, 
die sich freilich an das Hauptwerk eng anscbliesst, aber auch 
manche Zusatze, Aenderungen und Dmstellungen enthalt. An 
der Ecbtheit zu zweifeln, liegt kein stichhal tiger Grund vor 
(s. Brandt, Entstehungsverhaltnisse u. s. w. 2 — 10); 

Ausgaben: ChrMPfaff, Paris. 1712. JDAVisros, Cantabr. 1718. — 
Uebersetzung: PH Jansen in BKV 1875. Zum Schluss werden die 
sibyllinischen Biicher fiir die These ins Feld gefiihrt. 

d) Die Abhandlung De ira dei (vgl. Hieron. Comm. 
Ephes. II 4), einem gewissen Donatus zugeeignet, fiihrt die in 
den Institutionen (11 17 6) angektindigte Absicht aus, der philo- 
sophischen Behauptung von der Apathie Gottes gegeniiber die 
Notwendigkeit des gottlichen Zornes zu erweisen, ohne den eine 
Strafgerechtigkeit undenkbar sei. Abfassungszeit unsicher; auf 
die DJ v^ird Kap. 2 5 6 und 11 2 verwiesen. 

Uebersetzung: RStorf in BKV 1875. 

5. Folgende Schriften, die Laktanz als Christ und sehr wahr- 
scheinlich nach den Institutionen verfasst hat, sind, wohl wegen 
ihres uberwiegend weltlichen Inhalts, verloren gegangen: 

a) Ad Asclepiadem (vgl. DJ VII 4 n) libri duo (Hieron. 
80). Thema unbekannt ; 

b) Ad Probum epistularum libri quattuor (Hieron. 
1. c), von Teuffel-Schwabe (§ 2 e) in die vorchristliche Zeit 
gesetzt, behandelten metrische und geographische, anscheinend 
auch philosophische und theologische Fragen (vgl. Damasus Epist. 
ad Hieron., Hier. Ep. 35 1). Bruchstiicke bei Hieron. Comm. Gal. 
n praef. (0pp. VH 425) und dem Grammatiker Rufin (Gramm. 
lat. ed. PuTSCHE VI 564 7—565 2). Vgl. 0pp. ed. Brandt 155 sq., 
158 (Victorinus), 163 und Entstehungsverhaltnisse u. s. w. 125f.; 



§ 88.] Laktanz. 197 

c) Ad Severum epistularum libri duo (Hieron. 80 
und 111), in Gallien verfasst; 

d) Ad Demetrianum (vgl. Opif. 1 1 D J 11 10 is) epi- 
stularum libri duo (Hieron. 80). Nach Hieron. Comm. Gal. 
n 4 (Vn 450) und Epist. 84 ? hat Laktanz in diesen Briefen 
sich in dogmatisch anstossiger Weise iiber den h. Geist verbreitet; 

e) In Cod. F. 60 Sup. der Ambrosiana saec. VITE/IX findet 

sich ein durch eine Randbemerkung dem Laktanz zugeschriebe- 

nes und De motibus animae iiberschriebenes Bruchstiick, 

dessen Inhalt (Lehre von den Affekten) mit echten Aeusserungen 

des Autors (vgl. DJ VI 14—17 und Jra 15—20) nicht im Wider- 

spruch steht und das somit sehr wohl aus einer der verlorenen 

Schriften stammen kann. 

LAMuTATORius, Antiqu. Ital. in, 1740, 849. SBrandt, Ueber das in 
dem patristischen Excerptenkodex F. 60 Sup. der A. enthaltene Fragment 
des L. de m. a., Gymn., Progr., Heidelb. 1891. Entstehungsverhaltnisse 
u. 8. w. 127. 

6. Das Buch De mortibus persecutorum, nur in 
einer Handschrift (Cod. Par. lat. 2627) erhalten und hier einem 
L. Cacilius zugeschrieben, ist eine Brandschrift unangenehmster 
Art, voll von Eanatismus, Uebertreibungen und hasslicher Detail- 
malerei ekelerregender Vorgange: nach einer kurzen Besprechung 
der friiheren Verfolgungen der Christen und des Ausganges ihrer 
Verfolger wendet sich der Verfasser seiner Gegenwart, der dio- 
kletianischen Zeit zu, uber deren Greuel er als Augenzeuge, 
nicht als Historiker, sondern als Pamphletist berichtet. Die 
Schrift ist, wahrscheinUch 314 auf 315, in Nikomedien verfasst 
worden. Die Autorschaft Laktanzens hat neuerdings Brandt 
(gegen Ebert) mit starken Griinden angefochten; sie wiirde aus- 
geschlossen sein, wenn sich iiber alien Zweifel erheben liesse, 
dass Laktanz bereits 307/308 in Gallien war. Erst dann wur- 
den auch die von Brandt beigebrachten Argumente aus Gram- 
matik und StiUstik, sowie aus der Verschiedenheit der Gesin- 
nung, die zwischen den zweifellos echten Schriften Laktanzens 
und den Mortes obwaltet, unangreifbar sein. Piir die Echtheit 
spricht vornehmlich, dass bereits Hieronymus (VJ 80) ein Buch 
des Laktanz de persecutione gekannt hat, und die sich daraus 
ergebende Schwierigkeit, dass schon bald nach des Autors Tode 
ihm ein von einem guten Kenner seiner Schriften anonym heraus- 
gegebenes Schriftchen beigelegt sein soil. 



198 Kirchlicbe Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentaleii. [§ 88. 

Ausgaben: StBaluzius, Miscellanea II, Par. 1679, 1 — 46 345 bis 
363. Auch separat. MFrDubner, Par. 1863. — Uebersetzung: PH Jan- 
sen in BKV 1875. AEbert, Ueber den Verfasser des Buches de mortibus 
persecutorum in ASGW V, 1870, 115—138. PMeyer 1. c. (Nr. 4 b) 4—8. 
SBrandt, Entstebungsverhaltnisse u. s. w. 22 — 123 und JclPh LXLVH, 
1893, 121—138 203—223. (J)Belser in ThQu LXXIV, 1892, 246—293 
439—464. 

7. Mehrere Gedichte werden Laktanz zugeschrieben: 
a) De ave Phoenice (Cod. Par. 13048 saec. VIII/IX 
al.). In 85 Distichen wird die Sage vom Phoenix in der spa- 
teren Form erzahlt, wonach der Vogel sich selbst verbrennt, una. 
aus der Asche (Wurm, Puppe) wieder aufzustehen. Eine Ein- 
leitung schildert den Aufenthalt des Vogels als Priesters des 
Grottes im Hain des Phoebus. Das Gredicht ist als laktanzisch 
durch die Ueberlieferung gut beglaubigt (Gregor von Tours, De 
cursibus ecclesiasticis), dennoch ist uber die Echtheit ein bisher 
nicht geschlichteter Streit. Aeltere Gelehrte woUten der an- 
tiken Grundanschauung wegen das Gedicht dem Laktanz ab- 
sprechen, wahrend Neuere (Riese, Dechent, Manitius, Loebe) 
gerade christhche Anklange fiir die Echtheit in Anspruch 
nehmen und Brandt zwar die Verfasserschaft Laktanzens ver- 
ficht, das Gedicht aber in die heidnische Periode des Autors 
setzt. Letztere Annahme wiirde ausgeschlossen sein, wenn in 
dem Gedicht der erste Klemensbrief (Kap. 25) benutzt ware 
(Harnack) ; 

AKiESE in RhM XXXI, 1876, 446—452. HDechent in RhM XXXV, 
1880, 39—55. AEbert (§ 2 e) 97—101. MMANiTros (§ 2 c) 44—49. 
BLoebe, In scriptorem carminis de Phoenice . . . observationes in JprTh 
XVIII, 1892, 34—65 (reiche Litteraturangaben). SBrandt in RhM XL VII, 
1892, 390—403. AHarnack, Neue Studien u. s. w. (§ 7) 8 f. 

b)De passione domini, handschriftUch nicht erhalten, 
ein in Hexametern verfasstes, nach Brandt zwischen 1495 — 1500 
entstandenes, humanistisches Produkt, in welchem Christus selbst 
sein Leben, Leiden und Sterben erzahlt und unter Hinweis auf 
den ewigen Lohn zu seiner Nachfolge auffordert; 

SBrandt, Ueber das L. zugeschriebene Gedicht de p. d. in Comm. 
Woelfflin., Leipz. 1891, 77—84. 0pp. Lact. U p. XXU- XXXin. Hier ein 
genauer Bericht iiber die altesten Ausgaben. Der erste Herausgeber wohl 
der Verfasser. MManitius a. a. 0. 49 f. 

c)Deressurectione (domini), in zahlreichen jiingeren 
Handschriften dem Laktanz zugeschrieben, ist ein Werk des 
Venantius Fortunatus (Saec. VI). 



§ 89.] Kommodian. 199 

0pp. Lact. n p. XXXm— XXXVIII. Neueste Ausgabe des Ge- 
dichtes, das von Brandt nicht aufgenommen worden ist, in 0pp. Venantii 
Fortunati ed. FLeo, Berol. 1881 (Monum. Germ. hist. Auct. antiquiss. I V 1). 



Anhang. 

§ 89. Kommodian. 

Ausgaben: ELudwig, 2 Fasc, Lips. 1877. 78. BDombart in CSE 
XY, Vindob. 1887. — Litteratur: BDombart (§ 85 s m). FrHanssen, 
De arte metrica C. in Dissert, philol. V, Argentor. 1881. WMeyer (§ 76 s a) 
288—307. GBoissiER, Par. 1886. AEbert (§ 2 e) 88—95. MMANiTros (§ 85 ii e) 
28—42. — Harnack, LG 731. 

1. Die einzige Quelle unseres Wissens von Kommodian sind 
seine Dichtungen. Auch Gennadius (Vir. 111. 15) hat nicht mehr 
gewusst, dessen Charakteristik des Dichters, neben dem Ver- 
dammungsurteil des Gelasius, das einzige alte Zeugnis ist. Com- 
modianus, als Heide geboren und erzogen, vor seinem Ueber- 
tritt zum Christentum vielleicht jiidischer Proselyt, scheint um 
die Mitte des 3. Jahrhunderts als Bischof (vgl. die Subscriptio 
im Kodex der Instrr.) gewirkt zu haben. Dass er zu Gaza im 
palastinensischen Syrien gelebt habe, wird aus der Deberschrift 
der letzten Instruktion wohl mit Unrecht erschlossen. 

2. Kommodian ist der erste christlich-lateinische Dichter, 
nicht gerade von Gottes Gnaden : aber gegeniiber der Thatsache, 
dass er in barbarischem Latein und holprigen Hexametern dich- 
tete, ist zu erwagen, dass er der Volkssprache sich bediente um 
popular zu wirken, und dass seinen Dichtungsformen (Akrosticha, 
Strophen, Reim, Zeilenbau) so lange die Originalitat nicht ab- 
gesprochen werden darf, als Vorbilder dafiir nicht nachgewiesen 
werden konnen (Meyer 306 f., doch vgl. S. 369—379). Die 
schlechte Ueberlieferung des Textes beider Gedichte erschwert 
das Verstandnis, wenn auch deutlich ist, dass wenigstens bei 
dem absurdenUnternehmenhexametrische Akrostichen zu dichten 
(Instruktionen) dieKlarheit der Gedanken unter der geschraubten 
Unnatur der Foim leiden musste. Spuren der Lekture klassischer 
Autoren, besonders Virgils, treten in beiden Werken hervor 
(DoMBART III — VII) ; die Bibelzitate sind den Testimonien Cy- 
prians entnommen (Dombart), Hermas (Harnack in ThLZ IV, 
1879, 52f.), Minucius, TertuUian und Cyprian benutzt. 



200 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 89. 

3a) Die Instructiones per litteras versuum primas, in 
Cod. (Cheltenham.) Berol. 1825 saec. IX und zwei von ihm ab- 
hangigen (Rose) Handschriften erhalten, 80 in rhythmischen 
Hexametern verfasste Akrosticha verschiedener Lange, zerfallen 
in zwei, anscheinend in der Handschrift nicht richtig abgegrenzte 
(Ebert) Bucher, deren erstes zuerst die heidnischen (Jotter 
durchhechelt, dann den Aberglauben, die Genusssucht und Welt- 
lust der Heiden bekampft, sich gegen Juden und Judengenossen 
wendet, um mit einem Ausblick auf den Antichrist und die End- 
zeit abzuschliessen. Das zweite Buch enthalt Ermahnungen und 
Riigen fiir Christen jeden Alters und jeden Ranges. Ihre Form 
mochte die Gedichte zum Auswendiglernen empfehlen. Da in 
beiden Buchern alle drei Bucher der Testimonien Cyprians be- 
nutzt sind (Dombart), so kann das Werk erst in den fiinfziger 
Jahren des 3. Jahrhunderts entstanden sein ; 

Ausgaben: NRigaltius, Tulli Leuc. 1649 (nach einer Abschrift von 
JSirmond). Migne, PL V. 

b) Das Carmen apologeticum (adversus Judaeos et 
gentes), erhalten in Cod. Cheltenham. 12261 saec. VIII, 1060 
gegen Schluss in der Handschrift verstummelte Verse, behandelt 
in sechs Abschnitten folgende Themata (Ronsch 169 f. :) 1) Ein- 
leitung liber des Dichters Vergangenheit, Tendenz und Mahnung 
(1 — 88); 2) Lehre vom Grott, vom Menschen, vom Erloser 89 
bis 276; 3)Bedeutung des Sohnes-und Vaternamens (277 — 578); 
4) Hindernisse, die dem Evangelium das Eindringen in die Welt 
verwehren (579 — 616); 5) Vermahnung der Juden, "Warnung 
der Heiden sowohl vor dem Eintritt ins Judenthum als auch 
vor demBeharren im Gotzendienste (617 — 790); 6) Schilderung 
der letzten Dinge (791 — 1060), vom Dichter in Anlehnung an 
die Apokalypse, die sibyllinischen Bucher, das vierte Buch Esra 
und jiidische Sagen mit besonderer Vorliebe behandelt. Die Ab- 
fassungszeit des Gedichtes scheint durch den Hinweis auf die 
bevorstehende (decianische) Verfolgung und den Uebergang der 
Gothen uber die Donau (Vers sossqq.) auf das Jahr 249 fest- 
gelegt zu sein, wofiir auch der Umstand spricht, dass nur die 
beiden ersten Bucher der Testimonien benutzt sind. 

Ausgaben: JBPitra in SpS I, 1862, XVI— XXV 21—49 537 bis 
543. HRoENSCH in ZhTh XLII, 1872, 163—302 (mit Erlauterungen). AEbkrt 
in ASGW V, 1870, 387—420. CLkimbach, Ueber C.s Carm. apol. adv. gentes 
et Judaeos. Schmalkald. 1871. 



§§ 90, 91.] Cajus. Hippolyt. 201 

II. Die Homer. 
§90. Gajns. 

Route, RS II 125—158. GSalmon in DCB I 384—386. AHarnack 
in RE III 63 f. JGwynn, Hippolytus and his ^Heads against Caius" in Her- 
mathenaVI, 1888, 397 — 418. AHarnack, Die Q-wynn'schen Cajus- und Hippo- 
lytusfragmente in TU VI 3, 1890, 121—128. ThZahn, Hippolytus gegen 
Cajus in GNK II 2, 973—991 (vgl. 1 24 N. 3). — Fabricius, BG 284—286. 
Harnack, LG 601—603. 

Eusebius (VI 20 i s vgl. II 25 6 III 28iBq. 31 4) hat in 
der Bibliothek zu Jerusalem (vgl. § 683) die in Dialogform zu 
Kom unter Zephyrin abgefasste Schrift eines kirchlichen und 
sehr gebildeten Mannes, Namens Caius, gegen den Montanisten 
Proklus gelesen und ein paar Satze daraus mitgeteilt. Die da- 
nach nahe liegende Vermutung, dass Cajus die johanneische 
ApokaJypse als ein Werk des Cerinth bekampft habe, ist durch 
die fiinf kurzen Bruchstiicke, welche sich in den kiirzlich auf- 
gefundenen Excerpten aus Hippolyts Gegenschrift gegen Cajus 
finden, bestatigt worden. Aus Eus. VII 25 1—3 darf man ent- 
nehmen, dass Dionysius von Alexandrien den Dialog gekannt hat. 
Was Photius (Cod. 48 Bekk. 11 40— 12 17) aus Scholien iiber 
Cajus mitteilt, ist falsch oder unzuverlassig. Vgl. § 91 5 a g h und i. 

§91. Hippolyt. 

Ausgaben: JAFabricius, 2 T., Hamb. 1716. 1718. Gallandius 
(§ 2 9 a) II 409—630. Migne, PG X 261 (583) —962. PAdeLagarde, Lips. 
Lond. 1858. Vgl. Analecta Syriaca (§ 75 s e) 79 — 91. Eine neue Ausgabe 
von HAcHELis und NBonw:btsch ist in Vorbereitung. — Litteratur: 
Die altere Litteratur ist durch dieAuffindung der Philosophumena grossten- 
teils veraltet. KWHaenell, Commentatio historico-critica de episcopo . . . 
Gotting. 1838. EJKimmel, De H. vita et scriptis I, Jen. 1839. ChrCJBun- 
SEN, H. und seine Zeit. 2 B. Leipz. 1852. 1853. JDOllinger, H. und Kallistus, 
Regensb. 1853. CPCaspari (§ 18) IH, Christiania 1875, 377—409. JJacobi 
in RE VI 139—149. GSalmon in DCB III 85—105. JBLightfoot, H. of 
Portus, in S. Clement of Rome (§ 7) H 317—447. KJNeumann (§ 45) 257 
bis 264. GFioKBR, Studien zur Hippolytfrage, Leipz. 1893. — FABRicros, 
BG 183—197. Richardson, BS 55—58. Harnack, LG 605—646. 

1. Das iiber dem Leben Hippolyts schwebende Dunkel 
ist durch die Auffindung der Philosophumena bis zu einem 
gewissen Grade erhellt worden. Mit den eigenen Angaben Hip- 
polyts in dieser Schrift lassen sich die von der Tradition an die 
Hand gegebenen Daten folgendermassen vereinigen: Hippo- 
lyt, vielleicht zu Rom von griechisch redenden Eltem geboren, 
theologisch ein Schuler des Irenaus (Phot. 121), war ein durch 



202 Kirchliclie Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 91. 

seine Gelehrsamkeit ausgezeichneter Presbyter der romischen 
Gemeinde unter Zephyrin (199 — 217). Fragen der Theologie 
und Kirchenzucht haben ihn vermutlich schon zu diesem Bischof, 
jedenfalls zu seinem Nachfolger Kallist in scharfen Gegensatz 
gebracht, demzufolge Hippolyt eine Zeit lang als Bischof an 
der Spitze einer separierten Gemeinde stand. 235 ist er mit dem 
romischen Bischof Pontian nach Sardinien deportiert worden 
(Catalogus Liberianus a. 354), und sehr wahrscheinlich dort ge- 
storben (anders Erbes). Die romische Kirche feiert das Anden- 
ken des am 13. August (236/237) in der Tiburtina Beigesetzten 
(vgl. Depositio martyrum. Catal. Liber, und Martyrol. Rom. ad 
h. diem) als eines Heiligen, was entweder eine Aussohnung vor 
dem Tode voraussetzt (Inscript. Damas. Harnack, LG 612) 
oder aber damit zusammenhangt, dass sein Name der Anlass 
wurde, unter dem Deckmantel des Festes eines christlichen Mar- 
tyrers das heidnische Fest des Virbius, des nach Aricia versetzten 
Theseussohnes, weiterzufeiern (vgl. Prudentius, Peristephanon XI: 
de passione s. Hippolyti). Bei der anerkannten Bedeutung Hip- 
polyts bleibt es auflfallend, dass schon Eusebius von seiner Per- 
son nichts weiter wusste, als dass er Bischof unbekannten Sitzes 
war (VI 20 2 vgl. Hieron. 61), und dass so gut wie jede Kennt- 
nis des romischen Schismas verloren ging (doch vgl. Ficker 
109 — 115). Immerhin sind zahlreiche Zeugnisse fiir den romi- 
schen Episkopat vorhanden (ApoUinaris von Laodicea, griechi- 
Bche Handschriften), und die Behauptung, Hippolyt sei Bischof 
von Portus gewesen (so noch Lightfoot), taucht erst im 7. Jahr- 
hundert (Chron. pasch; doch vgl. Gelzer [§ 82] 11 1 N. 1) auf. 
Mit Hippolyt ist ein Namensvetter, Hippolyt von Theben, dessen 
Zeit ganz unsicher ist (vgl. Fabricius VII 198— -200. Ficker 1 f.), 
oft verwechselt worden. 

Die Liste der Zeugnisse bei Lightfoot 318 — 365 und Harnack, LG- 
605 — 613. CErbes, Die Lebenszeit des Hippolytus u. s. w. in JprTh XIV, 
1888, 611 — 646. GWkyman, Seneca und Prudentius in Comment. Woelfflin., 
Leipz. 1891, 281—287. 

2. Das vornehmste Zeugnis der Schriftstellerei Hippolyts 
ist das Verzeichnis seiner Schriften auf der ihm vielleicht un- 
mittelbar nach seinem Tode (Ficker) zu Rom errichteten, im 
Jahr 1551 wieder aufgefundenen Statue (= V). Dass dieses Ver- 
zeichnis nicht voUstandig ist, zeigen die davon unabhangigen 
Listen bei Eusebius VI 22 (= E) und Hieronymus 61 (= H). 



§91.] Hippolyt. 203 

Nach diesen Angaben zu urteilen, ist Hippolyts Schriftstellerei 
sehr umfangreich und, da sie sich liber das exegetische, homi- 
letische, apologetisch-polemische, didaktische, chronographische 
und Idrchenrechtliche Gebiet erstreckte, sehr vielseitig gewesen. 
Leider sind seine Arbeiten so triimmerhaft iiberliefert, dass sich 
ganz bestimmte Riickschliisse auf seine geistige und schriftstelle- 
rische Bedeutung daraus kaum ziehen lassen. Sein polemisches 
Hauptwerk (Nr. 5 g) ist unselbstandig; die Schwachen seiner 
chronographischen Arbeiten liegen auf der Hand (vgl. Gelzers 
vielleicht zu hartes Urteil [§ 82] II 23), aber nicht umsonst ist 
sein Cyldus auf seinem Denkmal eingegraben ; als Exeget ist er 
eigeneBahnen gewandelt und trotz aller typologischenGeschmack- 
losigkeit zeichnet ihn eine relative Niichternheit aus. Photius 
(Cod. 121. 202) wird, wenn er seinem Stil Klarheit und Deutlich- 
keit nachruhmt; ohne ihn attisch nennen zu wollen, das Richtige 
treffen. In der romischen Gemeinde des 3. Jahrhunderts, in der 
wissenschaftHche Studien nicht gepflegt wurden, wird er mit Recht 
angestaunt worden sein, und er ist der erste und einzige Abend- 
lander dieser Zeit, dessen vielseitige Gelehrsamkeit an die der 
Alexandriner erinnert, 

Ausgaben von V bei JFioker, Die altchristlichen Bildwerke im 
cbristlichen Museum des Laterans, Leipz. 1890, 166—176 (hier [174 f.] 
genaue Angaben iiber altere Ausgaben und Litteratur) und bei Harnack, 
LGr 605 — 610. NBoNWETSCH, Die christliche vornicanische Litteratur in 
altslavischen Handschriften in LGr 893 — 897. 

3. Von den exegetischen Schriften Hippolyts sind mit 
einer Ausnahme (Nr. p.) nur Fragmente erhalten oder Titel be- 
kannt geblieben: 

a) Elc TY]v iSa7]|i.ep'ov ([V: xooftoYOvia ?] EH). Dieser 
Schrift gehort wahrscheinlich ein in den Sacra Parallela auf- 
bewahrtes Fragment iiber den Ort des Paradieses an (Lag. § 20). 
Benutzt wurde der Kommentar von Ambrosius (vgl. Hieron. Ep. 
84 7 und 48 19); 

b) Elg ta [iSToc TY]v ISaTJt^epov (E), wahrscheinUch iden- 
tisch mit 

c)El(;TTjvrdvsaLV (H. Leontius), Ein langeres Bruchstiick 
bei Hieron. Ep. 36 19 handelt von Isaak, Rebekka,. Esau und 
Jakob als Typen Gottvaters, des h. Geistes, der Juden und des 
Teufels, der Kirche oder Christi, Benutzt von Leont. et Johann. 
Ber. sacr. II Lag. § 19 (zu Gen 2 7). Zu den zahlreichen Ka- 



204 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentaleii. [§ 91. 

tenenfragmenten s. die Bemerkungen vodHAchelis bei Harnack, 
LG 628—633; 

d) In Exodum (H). Die Existenz dieses Kommentars ist 
nicht iiber Zweifel erhaben. Vgl. LG 633 Nr. 25 ; 

e) Elc Tocc soXoYtac to5 BaXad{t. Ein Fragment bei 
Leont. c. Nest, et Eutych. (Lag. 51) iiber Christus als den Gott- 
menschen; 

f) Eic T7]v iYYttO'cptjiO'd'Ov (V H: de Saul et Pytho- 
nissa. Nicephorus, Hist. Eccl: IIspl SaooX xai HodoDvoc). In einem 
von SdIiiMagistris (Act. mart. Ostiens. 1795, 19) als hippo- 
lytisch herausgegebenen Fragment (Migne, PG X 605 — 608) 
wird eine von Origenes (§ 6l6b8) abweichende Deutung der 
Erscheinung (ein Damon als Samuel) gegeben ; 

g) Elc TOv'EXxavdv xal sic t yj v ""A vv 7] v. Vier Bruch- 
stiicke, moglicherweise aus einer Homilie, bei Theodoret. Dial. c. 
Haret. I und II. (Lag. 53 54); 

h) Etc Tot)c t[>aX{i.o6(; (VH, doch erwahnt Hieron. Ep. 
1 1 2 20 unter den Psalmenerklarern Hippolyt nicht. Nicephor. HE : 
Tcspl tI>aX{i.(bv). Theodoret (1. c. Lag. 126 — 129) zitiert Stucke aus 
einer Erklarung des 2., 23., 24. und sehr wahrscheinlich des 119. 
Psalms, die aber sehr wohl aus HomiKen stammen konnen. Das 
grosse Fragment aus Cod. Casanat, O I 10 (Lag. 126), welches 
von TJeberschrift, Verfasser, Einteilung und Reihenfolge der Psal- 
men handelt, ist nicht oder grosstenteils nicht von Hippolyt 
(OvERBECK [Nr. 6 a] 6 sq.), schon wegen der "Widerspruche mit 
einem syrisch erhaltenen Fragment (Lag. Anal. Syr. 83 — 87. 
PiTRA, AS IV 51—54 320—323). Vgl. auch Migne, PG X 
721—726 und Pitra, AS III 528; 

i) nspl7rapoL{i.t(ov(H Nicephor.). Zu den zahlreichen Ka- 
tenenfragmenten vgl. HAchelis in LG 634 — 637; 

k) De Ecclesiaste (H). Nichts erhalten, da ein von 
Magistris Hippolyt zugewiesenes Fragment (Lag. 135) gleich 
der Responsio auf Quaest. XLIII des Anastasius Sinaita ist ; 

1) Elg zb (| o{i. a (E H: In canticum canticorum. Nicephor.: 
sk TO (|o(JLa T(ov (^oftdtTCDv). Ein Fragment bei Anastas. Sin. Quaest. 
41 (Lag. 145). Ein von Moesinger (Monum. Syr. II 9 — 32) 
ganz, von Martin (Pitra, AS IV 36-40 306—310) teilweise 
veroffenthchter syrischer Kommentar stammt in dieser Gestalt 
nicht von Hippolyt. Vgl. LG 638 Nr. 32; 

m) In Esaiam (H). Ein Citat (sk t^v ipx'^iv to5 ^Hoaioo. 



§ 91.] Hippolyt. 205 

Homilie ?) bei Theodor. Dial. 11 (Lag. 55), zwei in Cod. Coisl. 
193 (Lag. 56, vgl. Addenda p. 216)-, 

n) In Je re mi am. Die Existenz eines solchen Kommen- 
tars (AssEMANi, Bibl. orient. I 607) ist zweifeUiaft. Vgl. LG 639 
Nr. 34, FiCKER 98 •, 

o) Etc [i^pTj TOO 'IsCexiT^X (E). Vgl. Assemani 1. c. Das 
von Martin (Pitra, AS IV 41 — 47 311—317. Vgl. auch Lag. 
Anal. 90 sq.) veroffentlichte grosse Bruchstiick ist unsicherer 
Provenienz. LG 639, 35 ; 

p) Elc Tov AavtTjX (ApolL Laod. H Nic). Dieser Kom- 
mentar ist in zwei griechischen (Cod. Chalc. und Cod. Vatopadi 
260) und einer slavischen (Cod. Monast. Tschudow.) Handschrift 
vielleicht ganz, jedenfalls zum grossten Teil erhalten, doch ist nur 
das 4. Buch bisher veroffentlicht worden. Ausserdem sehr zahl- 
reiche griechische, lateinische, syrische, armenische und slavische 
Pragmente (Lag. 57 — 124; doch vgl. Bardenhewer 36 — 66, 
Harnack, LG640f.Nr.5— 12u.FiCKERl07f.). DieZeugnisse bei 
Bardenhewer 9 — 35. Der Kommentar zerfallt in vier Bticher, in 
denen die Geschichte der Susanna (I), derGesang der drei Man- 
ner (II), Daniel Kap. 1 — 6 (III) und 7—12 (IV) behandelt werden. 
Die Auslegung der erstgenannten Historic ist ein Musterstiick der 
Typologie. Die Deutung der vierten Monarchie Daniels (vgl. vor- 
nehmlicli zu Kap. 7) ist von kraftigem Hass gegen das Romer- 
reich getragen. Die chronologischen Auseinandersetzungen sollen 
den Beweis stiitzen, dass der Antichrist jetzt, in oder nach den 
Schrecken der severianischen Verfolgung, noch nicht zu erwarten 
sei. Der Kommentar ist nach dem Buch De antichristo, auf das 
sich der Verfasser bezieht (Bratke 6 27), und vor der Weltchro- 
nik, sehr wahrscheinlich um 202 oder wenig spater geschrieben 
worden (anders Salmon). Ueber die im Kommentar enthaltene 
genaue Datierung der Geburt Christi (Bratke 19 1—7) hat sich 
eine Kontroverse erhoben, die zu Ungunsten der Echtheit aus- 
zugehen scheint; 

OBardenhkwer, Des hi. Hipp, von Rom Commentar zum Buche 
D. Freiburg 1877. BTsiap^idh*ri<;, ITepl xob 6TC0[jLvrjp.aT0^ zoo ^Ytoo ^Itctco- 
Kozoo eitioxoTTOD 'Pa>|iY|? si? Tov irpocp'TjT'rjv AavtYjX CEy.7cXir]aiaoTix7] 'AXYjO-sia 
1886, Mai — Oct., 10 — 21). Ders., Too ^y. ^I. Ik. y- fxapx. itepl ^pdcasox; too 
itpo'fYjToo Aavt-^X l6^o<; h' (ibid. 21—24 49—64, 1886, Mai— Okt. 225—247 
273—287). Dazu JBLightfoot a. a. 0. 11 391—394. AHarnack in ThLZ 
XVI, 1891, 33 — 38. JHKennedy, Part of the commentary of S. Hippolytus 
on Daniel, Dublin 1888. EBratke, Das neu entdeckte vierte Buch des 



206 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 91, 

Daniel-Kommentars von H., Bonn 1891. PhMeyer, Eine nene Handschrift 
zum Danielkommentar des Hippolytos inThLZ XVI, 1891, 443 f. GtSalmon, 
The commentary of H. on Daniel in Hermathena XVIII, 1892, 161—190. 
EBratke, Die Lebenszeit Chr. im D. — 0. des H. in ZwTh XXXV, 1892, 
120 — 176. AHiLGENFELD, Die Zeiten der Geburt, des Lebens und des Lei- 
dens Jesu nach H., ebenda 257 — 281. Ders., Die Lebenszeit Jesu bei H., 
eb. XXXVn, 1893, 106—117. (rX)FuNK, Der Danielkommentar H.s in 
ThQu LXXV, 1893, 115—123. Siehe auch die Litteratur zu Nr. 6 a. 

q) In Zachariam (H Vgl. auch Comm. Zachar. praef. 
0pp. VI 777/778). Nichts erhalten; 

r) In Matthaeum (Hieron. Comm. Matth. praef, 0pp. 
VII 7/8). Von diesem Kommentar sind anscheinend einige Bruch- 
stticke erhalten. Vielleicht (Homilie?) gehort dahin das von 
Theodoret als hn tod Xoyoo to5 sic tyjv t(ov xaXavTCDV Siavo- 
{JL7]V zitierte Bruchstiick (Lag. 141); 

Harnack, LG 641 Nr. 38. JGwynn, Hipp, on St. Matthew XXIV 
15 — 22 (Extract from an unpublished Commentary of Dionysius Barsalibi 
[Rich 7185, fol. 5v^ line 10]) in Hermathena XV, 1889, 137—150. 

s) Ob Hippolyt einen Kommentar zu Lukas geschrieben hat, 
ist zweifelhaft. Zwei Fragmente zu Luc 2 7 und 22 bei Lag. 139 
140. Die drei Stiickchen, die Theodoret aus einem Xoyoc sic 
Tooc 860 XigaTac entnommen hat (Lag. 142), gehoren wohl in 
eine Homilie ; 

t) De Apocalypsi (H Syncellus. Jacob vonEdessa). Von 
der Apologie fiir die Apokalypse und der Schrift gegen Cajus ist 
wohl mit Sicherheit ein Commentar zur Apokalypse zu unter- 
scheiden, den Kurfiirst Ott-Heinrich von der Pfalz noch in einer 
Handschrift besessen zu haben scheint. Die zuletzt von Lagarde 
(Anal. syr. app. 24—28) veroffentlichten Bruchstiicke aus einem 
arabisch erhaltenen Kommentar unter dem Jfamen Hippolyts 
sind beziiglich ihrer Echtheit noch nicht ausreichend untersucht. 
Das von Bonwetsch aus einer altslavischen Uebersetzung ver- 
offentlichte Stiick (Apok 20 1—3) halt Bratke fiir unecht. 

CPCaspari, Hippolytea in Theol. Tidsschr. f. d. evang.-luth. Kirke 
i Norge III. Kaekke, Bd. 3, H. 4, 1891, 567—572. Dazu OvGebhardt in 
DLZ Xni, 1892, 651 f. NBonwetsch, Zu Hippolyts Datierung der Geburt 
Christi, in ThLB XIII, 1892, 257 f. EBratke, Das angebliche Fragment 
aus H.s Kommentar zur Off. Joh.j ebenda 503 — 506 519 — 522. JEriedrich, 
Ueber die Schrift auf der Statue H.s von Rom: oirsp tov xaxa IcoavTjv 
e[oaYY]s)^too xat aTcoxaXo^^eox; in Rev. Intern, de Theol. (Internat. Theol. 
Zeitschr.) 11, 1894, 123—128. 

4. Ueber Hippolyts Leistungen als Prediger (Phot. 121) 



§91.] Hippolyt. 207 

wiirde man sicherer urteilen konnen, wenn die sehr schwungvolle 
und kraftige Rede Etc ta ayta -O-socpavsta (Lag. 2) unbestritten 
echt ware. Die von ihm in Gegenwart des Origenes gehaltene 
npooo{JLiXia de laude domini salvatoris (Niceph.: Trspl l^rai- 
voDV TOO xoptoi) T^ftwv 'Iy)oo5 XpioTo5) ist verloren. WahrscheinKch 
stammen unter den in Nr. 3 aufgefiihrten Bruchstiicken manche 
aus Homilien (vgl. unter g h m r s): denn „die exegetischen und 
homiletischen Schriften Hippolyts waren ohne Zweifel zum Teil 
nicht scharf von einander zu trennen" (Caspari 382 h. 194). Die 
zweite der von E (vgl. H) erwahnten Schriften IIspl too 7cda)^a 
(s. Nr. 7 a und b) ist, wenn anders ihr das Bruchstuck Ix ttjc sic 
TO TzoLGya I^YjY'^asax; (Cone. Lateran. ann. 649, Lag. 143) und 
zwei syrische Bruchstucke (Hippolyti sermonis de pascha AS 
rV 55 sq. 323 sq. [Lag., Anal. Syr. 88 sq.]) zuzuweisen sind, eine 
Homilie gewesen ; die syrischen Bruchstucke scheinen Kenntnis 
Melitos zu verraten (§ 40 e). Achelis will in den in Can. BHpp. 
30 erhaltenen Homilienfragmenten SttLcke aus Homilien Hippo- 
lyts liber Mtth 4 und 25 wiedererkennen. 

Uebersetzung der Rede el(; xa &y ^^^^' von FJWinter in Predigt 
der Kirche XXII, Leipz. 1893, 13 — 19. — HAchelis, Zwei Fragmente hip- 
polytischer Predigten in : Die altesten Quellen u. s. w. (s. Nr. 8) Anhang 11. 

5. Polemische Werke hat BQppolyt an die Adresse der 
Heiden, Juden und Haretiker gerichtet: 

a) In den Philosophumena (X 32 ed. Dunck. et Schneidew. 
536 19) zitiert Hippolyt als seine Schrift eine Abhandlung IIspl 
TTjc TOO TcavTic oooLag, die identisch sein muss mit der in V 
erwahnten Ilpbc '^EXX'/jvac xal 7:pb<; IIXdTCDva ri xal Tcspl too iravToc, 
und aus der ein grosseres Bruchstiick (Lag. 6, vgl. auch 17 und 
PiTRA, ASH 269 sq.) mit der Aufschrift'IoDaTjTcoo 1% too (icpoc'^'EXXT)- 
vac) XoYoo TOO S7rL7eYpa(i.[j,svoo xaTa IIXaTCDVOc (HXdTCDva) Trspl vffi too 
^avTog aiTiac erhalten ist. Unter dieser Aufschrift hat schon Pho- 
tius (Cod. 48) die Schrift gelesen und sie, da er die Philosophu- 
mena fiir ein Werk des Cajus hielt, diesem zugeschrieben. Nach 
seiner Angabe hat Hippolyt darin in zwei kurzen Biichem den 
Nachweis gefuhrt, dass Plato mit sich selbst im Widerspruch 
stehe, die falschen Aussagen des Platonikers Alcinous iiber die 
Seele, die Materie und die Auferstehung widerlegt unter posi- 
tiver Darlegung der eigenen Meinung und endlich das Alter des 
jiidischen Volkes gegeniiber den Hellenen erwiesen. Das erhal- 
tene Fragment, in dem einige fremde Bestandteile sich finden 



208 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 91. 

(OvERBECK [Nr. 6 a] 4sq.), handelt im Anschluss an eine Be- 
sprechung des Ortes der Damonen vom Hades, von den Freuden 
der Gerechten und den Leiden der Sunder. An einer Stelle 
(Lag. 71 1) findet sich ein Hinweis auf friihere Schriften liber 
Christus als Richter. Hieronymus (Ep. 70 4) scheint die Schrift 
gelesen zu haben ; 

b) Von der 'AtcoSsixtlxt] Tcpoc 'looSottooc, die in der 
ersten Zeile von V gemeint sein kann, sonst aber von Niemandem 
erwahnt wird, ist ein grosseres Bruchsttick (Lag. 5) erhalten, in 
welchem aus Schriftstellen bewiesen wird, dass „die Juden sich 
mit Unrecht riihmen, Jesum von Nazareth zum Tode verdammt 
und ihm Essig und Galle zu trinken gegeben zu haben, indem 
ihnen dies furchtbare Drohungen und schreckliche Leiden zu- 
gezogen habe" (Caspari 395). Mit Unrecht hat Magistris (Act. 
Mart. Ost.) diesem Stucke die pseudocyprianische Abhandlung 
adv. Judaeos als Fortsetzung angehangt. Vgl. dariiber § 86 e e. 
Textkritisches bei Ficker 105; 

c) Photius (Cod. 121) hat ein SovtaYfta 7tp6<; a^rdaac tac 
alphas k; gelesen, dass zwar nicht inV, wohl aber von E, H und 
Nicephorus, sowie im Chron. pasch. (p. 12 sq. Dind. ; hier ein 
Citat. Lag, 12) u. A. erwahnt wird, und auf das Hippolyt selbst 
(Philos. prooem. ed. D. et Sch. 3 i9sqq.) zurtickweist. Nach Pho- 
tius, der moglicher Weise nur einen Auszug kannte (LiPSius), war 
es eine kleine Abhandlung, zusammengestellt nach den Vortragen 
des Irenaus, klar und einfach, aber nicht gerade attisch geschrie- 
ben, und umfasste 32 Haresieen von Dositheus bis Noet. Das 
Gerippe der verloren gegangenen Schrift lasst sich aus den das 
gleiche Thema behandelnden Ausschreibern Pseudo-TertuUian, 
Philastrius, Epiphanius wieder herstellen (Lipsius). Verfasst ward 

sie wahrscheinhch um 200 ; 

Vgl. § 22 und die dort angegebene Litteratur. 

d) Die im Cod. Vatic. 1431 saec. XIII u. A. uberiieferte und 
^0\ii\icL ^ItttcoXotoo slg TTjv ai'peotv Notjtoo tivoc iiber- 
schriebene Schrift (Lag. 3) ist keine Homihe, sondern der Schluss 
eines ketzerbestreitenden Werkes, wobei unsicher bleibt, ob dar- 
unter ein sonst nicht erwahntes grosseres Werk gegen alle Mon- 
archianer (Volkmar, Harnack) oder das Syntagma zu verstehen 
ist (Pabricius, Lipsius), welche letztere Annahme dann die wahr- 
scheinlichere sein wtirde, wenn sich bewahren hesse, dass Photius 
eben nur einen Auszug aus dem Syntagma gelesen hat. Dass Epi- 



§ 91.] Hippolyt. 209 

phanius (Haer. LVII) die ersten acht Kapitel stillschweigend aus- 
geschrieben habe (Lrpsius Voigt), bezweifelt KjlTTENbusch und 
halt fiir wahrscheinlich , dass Hippolyt in der ^Homilie*^ sein 
eigenes Syntagma benutzt habe und Epiphanius eben nur von 
diesem abhangig sei. Vgl. noch Gelasius, Testim. de duab. natur. 
in Christo (Max. Bibl. patr. [§ 2 9a] VIII 704); 

Vgl die vor § 22 angegebene Litteratur. Dazu HGVoigt (§ 40 s a S. 135 
bis 138). PBatiffol, L'abbaye de Rossano, Par. 1891. Ficker 100 — 105. 
106 f. FKattenbusch (§ 18) 354—358. 

e) Eine Schrift TLpbc; Mapxtoova nennen EH Syncellus* 
und Nicephorus. Eb ist nichts dariiber bekannt, und darum zu 
der verlockenden Identifizierung mit Nr. 6 c kein Grund vorhanden ; 

f) Die Schrift Ka-ca (lavcov (Philos. VI 39 ed. D. u. ScH. 
298 47) scheint Schwindeleien behandelt zu haben von der Art, 
wie sie der von Irenaus (adv. haer. I) und Hippolyt (1. c.) charak- 
terisierte Markus verubte ; 

g) Im Jahre 1842 wurden von Minoides Mynas in einer 
Athoshandschrift saec. XIV die Biicher IV — X eines Kata 
7caa<bv alpeascDV 1X575(0? (AapoptvS-oc JuaodivatpsosoDV?) entdeckt, 
dessen erstes Buch unter dem Sondertitel ^tXooo(po6[ieva in 
mehreren Handschriften langst bekannt, aber falschlich dem 
Origenes zugeschrieben und unter dessen Werken gedruckt war. 
Inner e Griinde, vornehmlich die Riickbeziehungen auf das Syn- 
tagma, die Schrift Tcspl r^c tod Ttavtoc ooaiac (vgl. oben) und die 
Chronik (X 39), die unverkennbare Verwandtschaft mit anerkannt 
echten Schriften (Noet. Antichrist) und die Unmoglichkeit, die 
Autorschaft eines Anderen auch nur wahrscheinlich zu machen, 
lassen es als gesichert erscheinen, dass Hippolyt der Verfasser 
dieses Werkes ist, das freilich weder in V noch bei E oder H 
erwahnt wird. Theodoret und Photius (Cod. 48) haben es (oder 
nur das 10. Buch?) unter dem Titel AapopivS-oc (vgl. X 5) ge- 
kannt und irrtiimlich fiir ein Werk des Cajus gehalten. Nach 
der im Proomium ausgesprochenen Absicht will der Verfasser 
die Haresieen mit Hulfe des Nachweises widerlegen, dass sie ihre 
ganze Weisheit aus der heidnischen Philosophie bezogen haben. 
Zu diesem Zwecke fiihrt er in Buch I die Meinungen die griechi- 
schen Philosophen vor, indem er durftige Excerpte (vgl. Diels 
145 — 154) als Quelle benutzt und sehr geringe Sachkenntnis ver- 
rat. Ueber den Inhalt von Buch II und IH lasst sich nichts aus- 
machen (Mysterien? Babylonisches? Chaldaisches?), da in der 

Kr tiger, Litter aturgeschichte. 1. u. 2. Aufl. J4 



210 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidental en. [§ 91. 

Rekapitulation des 10. Buches gerade diese fehlenden Biicher 
(und das vierte) ubergangen sind (doch s. X 6 init.). Buch IV, 
dessen Anfang fehlt, handelt von der Astrologie und ihren angeb- 
lichen Kiinsten (Benutzung von Sextus Empirikus) und erst in 
Buch V beginnt die Darstellung der haretischen Theorieen, die 
bis zum Schluss von Buch IX fortgesetzt wird. Buch X enthalt 
in den ersten 29 Kapiteln eine Rekapitulation desVorangegangenen, 
sodann nach einer Liicke in der Handschrift einen chronologischen 
Abriss (30 31) und das Glaubensbekenntnis Hippolyts (32 — 34). 
Eine Untersuchung der Quellen fiir die Darstellung der gnosti- 
schen Systeme (Salmon, Stahelin) hat ergeben, dass diejenigen 
Abschnitte, in denen Hippolyt den (Justin), Irenaus und Tertullian 
ausschreibt, und einige kurze Notizen, die er selbstandig und mit 
eigener Kenntnis der Dinge verfasst hat, unverdachtig sind, da- 
gegen eine grosse Gruppe von Berichten auf Nachrichten beruht, 
die Hippolyt von einem Falscher ubernommen haben muss. Von 
besonderem Interesse (vgl. Nr. 1) sind die Abschnitte im 9. Buch, 
welche von den Zwistigkeiten innerhalb der romischen Gemeinde 
handeln. Die Abfassungszeit fallt, wenn wirklich X 30 auf die 
Chronik angespielt wird (anders Salmon), in die letzten Lebens- 
jahre des Verfassers ; 

Editio princeps der Philosophumena von JacGronovius in Thesau- 
rus graec. antiqu. X, 1701, 257 — 291. Vgl. die Ausgaben des Origenes von 
De laRue I 872—909 und Lommatzsch XXV 279—338. GRoeper, Emen- 
dationsversuche zu Hippolyts Philosophumena in Philologus VU, 1852, 511 
bis 553 606—637 767. Neueste Ausgabe von HDiels (§ 36 s b) 551—576 ; 
vgl. 144 — 156. — Editio princeps des ganzen Werkes von EMiller, 
Oxon.1851. LDuncker et FGScHNEroEWiN, Gotting. 1859. POruice, Par. 1860. 
— Litteratur: Vgl. GVolkmar, Hippolytus und die romischen Zeitgenos- 
sen, Zurich 1855. PdeSmedt, De auctore Philosophoumenon in Dissertt. sell., 
Ghent 1876. GSalmon, The Cross-E-eferences in the Philosophumena in 
Hermathena XI, 1885, 389—402. Dazu AHarnack in ThLZ X, 1885, 506 f. 
ThZahn in GNK I 1, 24 N. 2. Vgl. auch II 2, 987. HStaehelin, Die gno- 
stischen Quellen H.s in seiner Hauptschrift gegen die Haretiker in TU VI, 
3, 1890. 

h) Eusebius teilt (V 28) langere Stiicke aus einem Sxoo- 
8aa{i.a [tsta zfi<; 'ApTSficDVoc alpsoeox; mit, welches von 
Theodoret (Haer. fab. 115) als 6 o\Li%pb<; XapopLv^oc be- 
zeichnet und dem Origenes zugeschrieben wird. Photius (Cod. 48) 
will wissen, dass ein Aoyoc xara ttjc 'ApTSjwovoc alpsaewc von 
Cajus verfasst sei. Sehr wahrscheinUch ist auch diese Schrift dem 
Hippolyt beizulegen; 



§9L] Hippolyt. 211 

i) Zu den polemischen Schriften sind auch die beiden Ab- 
handlungen zu rechnen, in denen Hippolyt fiir die Echtheit des 
Evangeliums und der Oflfenbarung Johannis eingetreten ist, nam- 
lich 1) die Schrift Ttcsp too xata Icodv/jv soaYY^Xioo xal 
a7coxaX{)(J>sa)c (V und Ebed-Jesu), die wahrscheinlich gegen 
die Aloger gerichtet war und Yon Epiphanius (Haer. LI) aus- 
geschrieben wurde; und 2)dieKs(pdtXata xata Fatoo (Ebed- 
Jesu) zur Verteidigung der Apokalypse, aus denen einige Bruch- 
stiicke des Dionysius Bar-Salibi sich im Kommentar zur Apoka- 
lypse erhalten haben, 

Vgl. den Artikel Cajus und die dort angegebene Litteratur. 

6. Von den dogmatischen Schriften Hippolyts ist nur eine 
ToUstandig erhalten geblieben: 

a) Hspl 5(piOTo6 xal avTi^^ptatoo (so Phot. Cod. 202. H: de 
antichristo. Niceph.: ^rspl ttJ^ jcapoooiag to5 avTL)(pioTOo. Cod.: Tuspl 
TOO ocDTTjpoc tIjiawv 'Iyjood XptoToo xal TTspl TOO avTi)^pbToo, erhaltou 
in einem noch nicht veroffentlichten Cod. Hieros. saec. X (Ache- 
Lis), in zwei jungen griechischen und in zwei altbulgarischen 
Handschriften, ei'wahnt von Hippolyt in seinem Danielkommentar 
(Bratke 627 11 20). Weitere Zeugnisse beiOvERBECK 12 — 42 (vgl. 
auch Harnack, LG 620). Lag. 1. DerVerfasser will einem gewis- 
sen Theophilus die Geheimnisse der Endzeit unter dem Siegel der 
Yerschwiegenheit gegeniiber Unglaubigen aus den prophetischen 
Schriften entschleiern (1 — 4). Mit einer Charakteristik des Anti- 
christes, der in AUem das Zerrbild Christi ist, beginnt er (5 — 14), 
fuhrt sodann die prophetischen Zeugnisse an (16—26) und weist 
iiach, dass, wie Daniels Prophezeiungen iiber die ersten drei 
Reiche eingetroffen sind, auch die uber das vierte, das B;Omer- 
reich, sich erfiillen miissen (27 — 35), das Abbild des alten Babel 
(36 — 41). Daran schliesst sich eine Schilderung der dem Welt- 
ende vorangehenden Ereignisse, besonders des Auftretens und 
der Herrschaft des Antichrists nach der Weise des Augustus 
(49), verbunden mit Verfolgungen der Glaubigen, bis endUch 
Christus alien Schrecknissen ein Ende machen und die Frommen 
zur Herrlichkeit geleiten wird (42—67). Das Buch, in welchem 
der Einfluss des Irenaus sichtbar ist (vgl. die Auslegung von Apk 
13 is), ist wahrscheinlich zurZeit der severischen Yerfolgung um 
202 geschrieben worden; 

Editio princeps MGudius, Paris. 1661. FrCombefisius in Auctar. 
biblioth. graec. patr. noviss. I, Par. 1672, 26 — 50. — Uebersetzung: 

14* 



212 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 91, 

VGkone inBKV 1873. — Litteratur: FrzCOvbrbeck, Quaestionum Hip- 
polytearum specimen, Jenae 1864. Newostrujbw, Ber Traktat des h. Hippo- 
lyt iiber den Antichrist in einer altslavischen UebersetzungnaclieinerHand- 
schrift des 12. Jahrh., Mosk. 1868 (russ.). Dazu AHarnack in ZhTh XLV, 
1875, 38 — 61. EBratke, Ein arabisches Bruchstiick aus H.s Schrift iiber 
den A. in ZwTh XXXVI, 1893, 282—290. 

b) Aus einem Aoyoc ^spt ayaoraoswc xal ayS-apaiac 
(H: de resurrectione) bringt Anastasius Sinaita (Hodeg. 23) ein 
Citat iiber den englischen Zustand der Menschen nach der Auf- 
erstehung (Kap. 9). Theodoret teilt (Eranist. Dial. 11 und III, 
0pp. IV 131. 232sq.) zwei Fragmente iiber den gleichen Gegen- 
stand aus einer 'EttwcoXy] icpoc BaotXiSa ttva mit (Lag. 10). In 
vier syrischen Handschriften finden sich einige anscheinend der- 
selben Schrift angehorige BruchstUcke (Pitra, AS IV 61 — 64 
330 sq. [Lag. Anal. Syr. 87 sq.]), die als zu einem Sermo de resur- 
rectione ad Mammaeam imperatricem gehorig bezeichnet werden. 
Sehr wahrscheinlich ist bier der Name der Adressatin nur durch 
Konjektur erschlossen und die Schrift identisch mit der in V als 
IIpoTpsTCTixoc Tcpog SspYjpsivav (wohl Julia Aquiha Severa) 
aufgefiihrten. Ist die Notiz in V nicht spaterer Zusatz zur Ur- 
schrift, so wiirde (Achelis in LG 606) Hippolyt ausserdem noch 
Ilepl -d-eoo xal aapxoc avaaTaoecog geschrieben haben; 

c) Von einem A6^o<; xspl -d-soXoYiag weiss man nur aus 
einem Citat in den Akten der Lateransynode Yon 649 (Lag. 8), 
und eifte in V (spaterer Zusatz?) genannte Schrift Ilepl taYa- 
-d-oo xal ;c6^ev zb x a x 6 v kann antimarcionitischen Inhalts und 
mit der Abhandlung IXpigMapxtcDva (5e) identisch gewesen 
sein. Eine Schrift nsplolxovo[jLLac erwahnt Ebed- Jesu (Asse- 
MANi [§ 2 9 b] ni 15). 

7. Folgendes sind die chronographischen Arbeiten 
Hippolyts : 

a) Die 'ATuoSstSic )(p6va)v too ^da^^a xal td (xa^d, 
xatd; xard Td)ivT{07rtvaxL (V) ist sehr wahrscheinlich identisch 
mit der ersten der von E (vgl. H und Syncellus) erwahnten 
Schriften Tcspl too 7rdo)^a, die nach Eusebius chronologische 
Notizen und einen auf das erste Jahr des Alexander Severus 
gestellten 16jahrigen Osterkanon enthalten hat. Es ist darum 
anzunehmen, dass die auf der Statue eingetragene Berechnung 
des Osterfestes nach 16jahrigem Cyklus fur die Zeit von 222 — 233 
dieser Schrift (vielleicht als zweites Buch?) angehort. Aus dem 
ersten Buch einer Schrift Tcspl too dYioo TcdoyaL ist das im Chron. 



§91.] Hippolyt. 213 

pasch. (I 12 sq. ed. Dind.) aufbewahrte Fragment entnommen, 
das von Art und Zeit des von Christus gefeierten Passabmahles 
handelt. Vgl. noch die Epikrisis im Chronikon des Elias von 
Nisibis (11. Jahrhundert) bei Lag. Anal. Syr. 89 sq. Pitra, AS 
rV 56 sq., 324 sq. Salmon hat wahrscheinlich gemacht, 4ass der 
'Kanon 224 ausgegeben wurde. Ygl. die analoge pseudo-cypriani- 
sche Schrift de pascha computus (§ 86 6 d) ; 

b) Ueber die zweite der von E erwahnten Schriften Tcspl 
to5 7cdt(3)^a s. Nr. 4; 

c) Das auf der Statue als Xpovtxwv (pipXoc?) verzeichnete 
Werk ist bis auf die Reste, die sich aus spateren byzantinischen 
Chroniken herausschalen lassen (Mommsen 86 sq. Vgl. Pitra, AS 
II 274 — 282 ; eine Liste bei vGutschmid, 378 [242]) im Original 
verloren gegangen. Doch lasst es sich bis zu einem gewissen 
Grade aus lateinischen Uebersetzungen, bezw. Bearbeitungen 
wiederherstellen, und zwar 1) aus dem Liber generationis 
(mundi), der in zwei Gestalten uberliefert ist, namlich a) ge- 
sondert in einer Anzahl von Handschriften (Mommsen 78 — 81, 
Frick CCX — CCXV), b) im 15. Abschnitt des Chronographen 
von 354, der auf ein Chronicon von 334 zuriickgeht (Hand- 
schriften bei Mommsen 17 — 33) und 2) aus den Angaben im 
sog.Barbarus Scaligeri (Chronicon Alexandrinum; 
vgl. ausser Mommsen und Frick Eusebi Chron. Libr. duo ed. 
ASchoene I, 1875, App. 175 — 207). Diesen Bearbeitungen 
miissen schon zwei Rezensionen des Originals zu Grunde liegen, 
von denen wahrscheinlich die langere (Chron. Alex.) die ur- 
spriinglichere war (Mommsen). Hippolyts Chronik schloss mit 
dem letzten Jahre des Alexander Severus ab und war vielleicht 
sein letztes Werk (vgl. auch Nr. 5 g). Dass Hippolyts Chroni- 
kon die Vorlage des Liber generationis bilde, hat Frick mit 
unzulanglichen Grunden bestritten, dagegen erwiesen, dass Hip- 
polyt vonKlemens (Strom I 21 io9— ise) abhangig ist (VI — XXV). 
GuTSCHMiD, Mommsen (86) und Frick (XXXV — XL) behaup- 
ten, dass Hippolyt bereits die Chronographie des Afrikanus be- 
nutzt habe, was Salmon (DCB I 507) nicht ohne Grunde be- 
zweifelt. Die in Hippolyts Chronik enthaltene Bischofsliste lasst 
sich aus dem Chronographen von 364 (13. Abschnitt) ent- 
nehmen. 

Vgl. die Ausgaben des Liber generationis und des Barb. Sc. von 
ThMommsen in Chronica minora saec. IV, V, VI, VII (Monum. Germ. Auct. 



214 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 91. 

antiq. IX) I, Berol. 1892, 78 — 140 und CFrick in Chronica minora I, Lips. 
1893, 1 — 111 (184 — 264). Erste Ausgabe von Canisius in Lect. antiqu. II, 
1601, 154 sqq. — Litteratur: AvGtUTSCHMID, Zur Kritik des 8iafJLeptop.65 
vfi<; Y7]? in KhM XIH, 1858, 377—408 (Kleine Schriften V, 1894, 240—273). 
Dees., Untersuchungen iiber den A. t. f u. s. w. in Kl. Schrr. 585 — 717 pass. 
GSalmon in DOB I 506 — 508 (Chronicon Oanisianum). Ders. in Hermathena 
X, 1891, 161 ff. (?). HGelzer (§ 82) II 1—23. 

8. Endlich ist der kirchenrechtlichen Arbeiten Hippolyts 
(vgl. Hieron. Ep. 71 e) zu gedenken: 

a) In der das achte Buch der apostolischen Konstitutionen 
(Kap. 1 und 2) eroflfnenden AiSaoxaXia twv aYiwv aTcoatdXcov Tcspl 
^japtoftaTcov (Handschriften bei Harnack, LG 643) darf man mit 
grosser Wahrscheinlichkeit die mehr oder weniger stark iiber- 
arbeitete Schrif t Hippolyts erkennen, deren Titel inVIIepl^^apto- 
lidtcDV aTroaToXixi?) TcapdcSoatc lautet. Die darin enthaltene 
Erorterung iiber die Bedeutung der Gnadengaben gipfelt in der 
Behauptung, dass der Besitz eines Charisma noch keinen Frommen 
mache und dass daher ein imwissender oder sittenloser Bischof 
eben darum kein wahrer Bischof sei. Nach Achelis hatHippolyt 
diese Abhandlung noch als Mitglied der grossen Gemeinde mit 
der Spitze gegen Zephyrin, also vor 217, geschrieben; 

Vgl. die Ausgaben der apost. Konstit. (Lagarde 230 — 236). HAchelis 
(s. Nr. b), Anhang I, 269—280. 

b) In das achte Buch der apostolischen Konstitutionen 
(Kap. 4flf.) ist ein Aiatd^sic zm aoTwv oLYKf^"^ aTcoatdXcov irspl /stpo- 
TOVLwv Std ItctuoXdtoo iiberschriebener Abschnitt (Handschriften 
LG 643) iibergegangen, der gleichfalls die Bearbeitung einer 
alteren Schrift darstellt. Achelis nimmt mit guten Griinden 
als Quelle die (38) arabisch, freilich in starker Ueberarbeitung, 
erhaltenen Canones Hippolyti an, die er wohl mit Unrecht, 
auch in V als aTroatoXiXT) ^apASootc (s. Nr. a) wiederfinden will 
und die, bevor ihr Inhalt in die Konstitutionen uberging, schon 
in der sog. agyptischen Kirchenordnung (98 4) verarbeitet sein 
soUen; Funk sieht dagegen in den Kanones ein spates, erst auf 
Grund der Konstitutionen entstandenes Machwerk. Hat Achelis 
Recht, so darf man mit ihm die Kanones als das Dokument be- 
trachten, welches im Streit mit Kallist den Bestand der Gegen- 
kirche konsolidieren sollte. Sie handeln (Disposition bei Achelis 
140—142) nach einer Einleitung (Can. I) von den Ordinationen 
der Kleriker (II — IX), von Vorschriften iiber Katechumenen, 
JFrauen und die Taufe (X— XIX), vom Fasten (XX. 



§91] Hippolyt. 216 

von Oblationen und Agape (XXXII — XXXVI), von Passah- 
fasten (XXII), Krankenheilung (XXIV), vom Abendmahlsgottes- 
dienst (XXXVII. XXVIH. XXX) und tagUchen Morgengottes- 
dienst (XXX), endlich vonObservanzen des taglichen Lebens 
(XXV— XXVn. XXIX. XXni. XXXVin). Ueber die 
Predigtfragmente in Cann. XXX s. Nr. 4. 

Ausgaben: DBdeHanebbbg, Canones S. Hippolyti arabice e codi- 
cibus romanis cum versione latina, annot. et prolL, Monach. 1870. Lateinisch 
bei HAcHELis in der durch HYielhabeb verbesserten Uebersetzung Hane- 
BBRGS 38^137. — Uebersetzung: VGeone in BKV 1874, — Litteratur: 
HAcHELis, Die altesten Quellen des orientalischen Kirchenrechts. Erstes 
Buch: Die Canones Hippolyti in TU VI 4, 1891. Ders. in ZKG XV, 
1894, 1 — 43. FXFuNK, Die apostolischen Konstitutionen, Rottenb. 1891, 
264—280. Ders. in ThQu LXXV, 1893, 594—666. Auch separat. Tub. 
1893. AHarnack (Rezension von Funk 1891) in StKr LXVI, 1893, 
403—420. 

9. Dichtungen Hippolyts wtirden bezeugt sein, wenn 
sich mit der Notiz in V 'Q[t]8al [s]l<; Tudoag Tag TpM^pAc (Har- 
NACK q)8al Staxooiat. ^aoag tag YP*?^^) irgend etwas anfangen 
liesse. 

10. Wahrscheinlich oder sicher unecht sind folgende, Hip- 
polyt beigelegte Schriften: 

a) Die acht von Anastasius Apokrisiarius aufbewahrten 
Bruchstiicke des Kara Bi^pcovog %al "^HXtxog Tuepl deoXoYiag 
xal oapxwoeox: (vgl. 6 b c) xata OTOi^fsiov Xo^oq (Lag. 4), in 
denen vielleicht Reste der Theologischen Grundlinien des Areo- 
pagitenvorliegen; 

Vgl. JDraeseke, Beron und Pseudo-Hippolytos in ZwTh XXIX, 1886, 
291 — 318. Ders., Gesammelte patristische Untersuchungen, Altona u. Leipzig 
1889, 56—77. 

b) Die A 17] 7 7] a t<: uber den Versuch der Schandung einer 
christlichen Jungfrau in Korinth und ihre Errettung durch einen 
tapferen Jiingling (Lag, 144), die Palladius (Hist. Laus. 148) als 
von einem fvwptiioc twv aTuooToXoDv, Namens Hippolyt, stammend 
gelesen hat und die an die Legenden der diokletianischen Zeit 
erinnert ; 

c) Der Adyoc IIspl zfi^ oDVTeXstac to5 xdajioo xal Tuepl 
TOO (ivTt^fptoTOO xal etg t'Jjv SsoT^pav Tcapooolav tod xoptoo 
T^{id)v 'Iyjooo XpiOTOo (Lag. 14), ein umfangreiches, in vielen 
Handschriften und in Uebersetzungen verbreitetes, ^fruhestens 
dem 9. Jahrh. angehorendes" Stuck, erstmaiig von JPicus, Par. 
1556, herausgegeben. Vgl. Newostrujew (Nr. 6 a); 



216 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 92. 

d) Die vier (fiinl) F ragmen te dogmatischen Inhalts, ar- 
menisch uberliefert und Pitra, AS IV 70 sq. (336 sq.) gedruckt; 

e) In den einem Hippolyt zugeschriebenen Bruchstiicken 
aus einer anonymen arabischen Katene iiber den Penta- 
teuch, die friihestens aus dem 10. Jahrhundert stammt, konnte 
hippolytisches Gut verarbeitet sein ; 

OBaedenhewee (Nr. 3 p) 30 — 40. PdeLagarde, Materialien zur Kritik 
und Geschichte des Pentateuchs, 2. Heffc, Leipz. 1867. Hier der Kommentar 
iiber die Genesis, Migne, PG X 701—712. 

f) Ueber den bei Lag. 145 abgedruckten Satz psycholo- 

gischen Inhalts und das Stiick Tcspl twv ip' aTuoardXcov, ttoo exa- 

OTo<; aoTwv exTjpoJev %al ttod sTeXsiwdTj (Migne, PG X 951 — 954) 

lasst sich nichts Sicheres sagen. 

Vgl. Constt. apost. ed. PdeLagrade 282 — 284 und NBonwetsch in LG 
896 f. 

§92. Novatian. 

Ausgaben: MMesnartus (JGangneius), Par. 1545 unter TertuUians 
Werken. EWelchmanus, Oxon. 1724. J Jackson, Lond. 1728. Migne, 
PL in 911—1000. — Litteratur: AHarnack in RE XI 662—667. 
GTStokes in DCB IV 58—60. — Schoenemann, BPL 135—143. Richard- 
son, BS 63 f. Preuschen, LG 652—656. 

1. Ueber Leben und Wirken Novatiaus sind fast nur gegne- 
rische, die Thatsachen einseitig wiedergebende oder entstellende 
Zeugnisse vorhanden (vgl. Cypr. Epp. 44 45 49 52 — 55 59 60 
68 69 73, Ep. Comelii ap. Euseb. VI 43, Ep. Dionys. Alex. 
1. c. VI 45, Ps. — Cyprianus ad Novatianum). Novatia,nus 
(so Cyprian und die lateinische Ueberlieferung. Eusebius VI 43 : 
NoooaTOc ; Spatere Naoato^), unbekannter Herkunft (Afrikaner ? 
nicht Phrygier trotz Philost. HE VIII 15), in schwerer Kiank- 
heit getauft und vom romischen Bischof angebUch gegen den 
Widerspruch des gesamten Klerus und vieler Lai en zum Pres- 
byter geweiht, wurde im Marz 251 als Gegenbischof des Kor- 
nehus aufgestellt und ist an der Spitze einer rigoristischen Partei 
der Urheber des grossen Schismas geworden, in das zeitweise 
die ganze Kirche verwickelt war und dessen Spuren im Orient 
sich bis ins Mittelalter verfolgen lassen. Die Angabe, dass er 
unter Valerian Martyrer geworden sei, beruht nur auf dem Zeug- 
nis des Sokrates (HE IV 28). 

2. Von den zahlreichen Abhandlungen und Briefen Nova- 
tians (vgl. die Aufzahlung bei Hieron. 70, dazu Ep. 10 s und 
36 i) ist nur Weniges, darunter das Hauptwerk, in (jetzt ver- 



§ 92.] Novatian. 217 

lorenen) TertuUian-Handschriften iiberliefert worden. Das Er- 
haltene bestatigt die Behauptung des Hieronymus (c. Rufin 11 
19), dass Novatian eine eigenartige Schreibweise besessen babe, 
und das Drteil seines Gegners Cyprian (Ep. 65 24), der ihm philo- 
sophiscbe Bildung und Rednertalent zuspricbt (vgL aucb die ge- 
hassigen Bemerkungen des Komelius I. c). Eine umfassende und 
griindliche Untersuchung der Schriftstellerei Novatians fehlt noch. 

3. Erbalten sind : 

a) Die Schrift De trinitate (de regula fidei), scbon friih- 
zeitig Tertullian oder Cyprian zugeschrieben (vgl. die Kontro- 
verse zwischen Bufin [de adult, librr. Orig. Lo. XXV 395] 
und Hieronymus [c. Buf, II 19]), darf nach dem Zeugnis des 
Hieronymus (VJ 70) mit Sicberheit fur Novatian in Anspruch 
genommen werden. Das Werk, jedenfalls vor dem Scbisma ver- 
fasst, handelt zuerst von Gott und seinen Eigenscbaften (1 — 8), 
sodann von Cbristus als dem wahrbaften Gottmenscben unter 
Zuruckweisung der tbeologiscben Tbeorieen des Sabellius (9 — 28) 
und scbliesst nacb kurzer Erorterung der Lebre vom beiligen 
Geist (29) mit einer Verteidigung der Trinitatslebre gegeniiber 
monarcbianiscben Einwendungen (30 31). Der Verfasser ist tbeo- 
logisch von Irenaus und Tertullian beeiniflusst (Hieron. 1. c: Im- 
TO[iY]v operis Tertulliani faciens), sein Bucb formell und inbaltlicb 
eine bedeutende Leistung, die einzige Darstellung der Trinitats- 
lebre in der abendlandiscben Kircbe vor Augustin; 

A u 8 g a b e : "Whiston in Sermons and essays. 1709. — U e b e r - 
setzung: ChrFrRossleb in Bibl. d. KVv. Ill, Leipz. 1777, 278—307 
(Auszug). 

b) Die kleine Abbandlung in Briefform De cibis iudaicis 
(Novatianus plebi in evangelio stanti salutem) ist in der Ver- 
folgungszeit (Kap. 1), also wobl 250, gescbrieben und setzt das 
Scbisma nicbt voraus. Vorbergegangen sind zwei, ebenfalls von 
Hieronymus erwabnte, Scbreiben De circumcisione und De 
sabbatbo. .Demnacb waren diese judiscben Fragen damals 
brennend. Novatian bebandelt die Frage nacb dem Dnterscbied 
der Speisen, indem er nacbweist, dass die gottlicben Verbote 
den Juden galten, fiir den Cbristen aber nur das eine Verbot 
bestebt, kein Gotzenopferfleicb zu essen; 

4. Ueber die Umstande, unter denen die ubrigen von Hie- 
ronymus erwabnten Scbriften: De pascba, De sacerdote, De 
ordinatione, De instantia (Trepl Td>v lvec3Ta)T(i)v), De Attalo 



218 Kirchliche Litteratur des 3. Jahrhunderts. Occidentalen. [§ 93. 

(multaque alia) verfasst warden, ist nichts bekannt. Habnack 
vermutet Identitat der erstgenannten Arbeit mit der pseudo- 
cyprianischen Schrifb de pascha computus. Vgl. § 86 e d. 

5a) In die cyprianische Brief sammlung sind zwei Schreiben 
aufgenommen, von denen das erste (Ep. XXX) sicher (vgl. Ep* 
LV 5), das zweite (Ep. XX X VI) sehr wahrscheinlich von Nova- 
tian als Korrespondentem der romischen Gemeinde wahrend der 
Sedisvakanz nach dem Martyrertode Fabians verfasst worden ist. 
Vgl. AHarnack (§ 86 4 am Schluss); 

b) Dass die pseudocyprianischen Schriften De spectaculis 
und De bono pudicitiae von Novatian hernihren, haben Wey- 
MAN undDEMMLER (§ 86 6 a b) zu erweisen gesucht. S. Nachtrage. 

III. Die "ubrigen Abendlander. 
§ 93. Viktorin von Pettau. 

Ausgaben: TheophylactiEnarrationes in PauK epp. ed. JLonicerus, 
Par. 1543 (Apoc). Mde laBigne (§ 2 aa) VI 713—730 [Edit. Colon. 1618 
in 136—142] (Apoc). ARiviNUS, Goth. 1652 (Apokryphe Schriften). Max. 
Bibl. Patr. (§29a) ni, 1677, Cave (§2 4 b) I, 1688, 102—104. Gallandi 
(§ 2 9 a), IV 49—64. Migne, PL V 281—344. Routh, RS HI 453—473 
(fabr.). — Litteratur: JLaunoius, De Victorino episcopo et martyre 
dissertatio. Par. 1653. 2. ed. 1664. JHaussleiter, Die Kommentare des 
Victorinus, Tichonius und Hieronymus zur Apokalypse in ZkWL VII, 1886, 
239—257. HA Wilson in DCB IV 1128 sq. — Schoenemann, BPL 144—147. 
Preuschen, LG 731—735. 

1. Victorinus, Bischof von Petavio (Pettau in Steiermark), 
ist in der diokletianischen Verfolgung Martyrer geworden (vgl. 
Hieron. Vir. ill. 74, Martyr. Roman, zum 2. Nov.). Die Notiz bei 
Kassiodor (Jnstt. div. litt. 5 und 7), dass er in friiheren Jahren 
Rhetor gewesen sei, beruht wohl auf Verwechslung mit Victorinus 
Afer (saec. IV). Hieronymus (1. c.) nennt Kommentare zur 
Genesis (vgl. Ep. 36 is) zum Exodus, Levitikus, zu Je- 
saias, Ezechiel, Habakuk, zum Prediger (vgl. Comm. 
Ezech. ad 4 13 0pp. V425) und Hohenliede, (zu Matthaus, 
vgl. Comm. Matth. praef. und Cassiod. 1. c. 7), endlich zur Apo- 
kalypse. Darin hat Viktorin den Origenes ausgeschrieben 
(ffieron. Ep. 84? 61 2), und Hieronymus weiss an diesen Ar- 
beiten, deren Latein den geborenen Grriechen verriet, mehr die 
gute Absicht als die Ausfuhrung zu loben (VJ 1. c. vgl. Ep. 58 10 
70 6", c. Ruf. I 2). Erhalten ist nur ein von Cave aus einem Cod. 
Lambeth, herausgegebenes Bruchstiick De fabrica mundi; 



§§ 94, 95.] Reticius von Autin. Die romischen Bischofe. 219 

das echt sein kann und dann dem Genesiskommentar zugewiesen 
werden muss, und ein Kommentar zur Apokalypse in 
einer kiirzeren (Lonicerus, De laBigne) und einer langeren 
(Gallandi, Migne) Rezension, aus denen nach Abzug der von 
Hieronymus aus Tichonius hinein gearbeiteten Stiicke sich viel- 
leicht das urspriingliche Werk wiederherstellen lasst. Doch vgL 
FKattenbusch (§ 18) 213 f., der mit der Moglichkeit rechnet, 
dass bereits Tichonius den Kommentar umgemodelt hat. 

2. An letzter Stelle nennt Hieronymus unter den Werken 
Viktorins (1. c.) eine Abhandlung Adversus omnes hae- 
reses, die in dem pseudotertuUianischen Anhang zu de prae- 
scriptione haereticorum erhalten sein kann, da Viktorin nach 
Hieronymus (Ep. 36 le) den Hippolyt ausschrieb, dessen Syntagma 
in jenem Traktat benutzt sein wird (Harnack vgl. § 85 ii b). 
Zwischen den echten Bestandteilen des Kommentars zur Apoka- 
lypse und dem pseudotertuUianischen Gedicht adv. Marcionem 
besteht eine auflfallige Verwandtschaft (Haussleiter 254 flf.; 
doch vgl. § 85 u d). Was sonst unter Viktorins Namen gedruckt 
steht (RiviNTJs), gehort ihm nicht an. 

§ 94. Beticius von Autnn. 

Habnack, LG 751 f. 

Reticius, Bischof von Autun, der im Auftrag Kaiser 
Konstantins an der zu Rom 313 abgehaltenen antidonatistischen 
Synode teilnahm, hat einen Kommentar zum Hohenlied 
verfasst, in welchem nach des Hieronymus Angaben (Ep. 37 i 
vgl. 5 2 und VJ 82) eine hochst wunderliche Exegese getrieben 
war. Aus einer Schrift gegen Novatian (Hieron. 82) hat 
Augustin einen Satz autbewahrt (ctr. JuUan. Pelag. I 3 7 und 
Op. imp. ctr. Jul. I 55). Ueber Harnacks Hypothese, dass die 
pseudocyprianische Schrift Ad Novatianum von Reticius stamme, 
s. § 86 6 a. 

Drittes EapiteL 
BischOfliche nnd Synodalsclireibeii. 

Vgl. §§ 63 4 68 g 69 c 74 75 a c 77 81 84 864. 

§ 95. Die rSmischen BischSfe. 

1. Ueber eine schriftstellerische Thatigkeit Zephyrins 
(c. 199 — 217) ist Glaubwiirdiges nicht bekannt. Optatus von 
Mileve (Schism. Donat. 1 9) will wissen, dass er gegen die Ketzer 



220 Kirchl. Litteratur des 3. Jahrh. Bischofl. u. Synodalschreiben. [§ 95. 

geschrieben habe. Vgl. Hippol. Philos. IX 21. — Harnack, 
LG 597. 

2. Kallist (217 — 222) hat in einem Erlasse, dem vielleicht 
eine ausfiihrliche Motivierung beigefiigt war (Rolffs), die Fleisch- 
siinden fur vergebbar und die bischofliche Schliisselgewalt fiir 
unbestreitbar erklart. Materialien zur Wiederherstellung dieses 
vielleicht griechisch verfassten Erlasses giebt Tertullians Schrift 
De pudicitia, in welcher Kallist angegriffen wird. Vgl. § 85 9 h. 

JBdeRossi im Bull. Archeol. Christ. 1866, 26. AJBjlKnack in ZKG II, 
1878, 582; RE VIIE 420 X 562. EPrbuschkn (§ 869 a) 48 f. ERolffs, 
Das Indulgenz-Edikt d. rom. BisckK. in TU XI 3, 1893 (Rekonstrnktion). — 
Harnack, LG 603—605. 

3. Pontian (230 — 235) scheint ein Schreibenin Sachen der 
Verdammung des Origenes erlassen zu haben. Vgl. Hieron. Ep. 
33 4 (84 10 Eus. VI 36 s). — Harnack, LG 648. 

4. Von Kornelius (251—253) erwahnt Eusebius (VI 43) 
drei (Hieron. 69 unrichtig vier) griechisch verfasste Briefe an 
Fabius von Antiochien, die er in der Bibliothek zu Casarea ge- 
lesen hat. Aus dem dritten, in der novatianischen Angelegen- 
heit geschrieben en, teilt Eusebius sieben zum Teil umfangreiche 
Bruchstiicke mit (§ 5 — 20). Ausserdem hat Kornelius minde- 
stens sieben Briefe an Cyprian geschrieben, von denen zwei er- 
halten sind (Cypr. Epp. XLIX und L), wahrend die Existenz von 
fiinf weiteren aus Cypr. Ep. XLVi XLVIHi L LIXi 2 er- 
schlossen werden kann. — 

FABRicros,BG191— 293. RouTH,RSnil3— 89. Harnack, LG 650— 652. 

5. Stephanus (254 — 257) hat an die syrischen und arabi- 
schen Gemeinden (Dion. Alex, bei Eus. VH 5 2), sowie im Ketzer- 
taufstreit an die orientaHschen Bischofe (Dion. Eus. VII 5 4) und 
an Cyprian (Ep. LXXIV 1 ; hier ein Satz) geschrieben. — Har- 
nack, LG 656—658. 

6. Aus einer Schrift des Dionysius (259 — 268) gegen die 
Sabellianer hat Athanasius (Deer. Syn. Nic. 26, vgl. Sentent. 
Dionys. 13) ein langeres Bruchstiick aufbewahrt, in welchem die 
Frage nach dem Ursprung des Sohnes vom Vater diskutiert wird. 
Ausserdem schrieb D. an seinen alexandrinischen Namensvetter 
in gleicher Angelegenheit (Athan. Sent. Dion. 13) und richtete 
einen Trostbrief an die Gemeinde in Caesarea Cappadociae 
(Basil. Ep. 70). — 

FABRicros, LG 293 f. Route, RS III 371—403. Harnack, LG 659. 



§ 96.] Synodalakten. 221 

7. Auf der Synode zu Ephesus 449 wurde ein Bruchstiick 
(Grlaubensbekenntnis) aus einem von ApoUinaristen gefalschten 
Briefe des Felix (269—274) verlesen. Vgl. CPCaspari (§ 75 sb) 
111—123. — Harnack, LG 659 f. 

§96. Synodalakten. 

1. Von den auf die Verhandlungen der zahlreichen Synoden 
des dritten Jahrhunderts beziiglichen Dokumenten sind nur spar- 
liche Reste auf uns gekonmxen. Verloren sind: die Akten der 
von Bischof Demetrius behufs Verurteilung des Origenes zu 
Alexandrien 231 oder 232 abgehaltenen Synoden (§ 61 2); 
die Akten der unter Betheiligung des Origenes (§ 61 7 b) in 
Sachen Berylls (§ 84) abgehaltenen Synode zu Bostra (ca. 244), 
die noch Euseb. (VI 33 3 vgl. Hieron. 60 und Socr. H. E. 
m 7) eingesehen hat (Harnack, LG 514f.); die Akten einer 
etwa gleichzeitig tagenden arabischen Synode in Sachen der 
Thnetopaschiten, an der Origenes gleichfalls teilnahm (Eus. VI 37 
August. Haer. LXXXIII. LG 515); die Akten der in der nova- 
tianischen Angelegenheit»zuRom 251 (Eus. VI 43 2. Vgl. Cypr. 
Ep. LV 6) und 252 (Cypr. Ep. LII) und zu Karthago 251 
(Cypr. LV6LIX13) sowie verschiedener afrikanischer, im 
Ketzertaufstreit abgehaltener Synoden; endlich die Akten der 
beiden ersten gegen Paul von Samosata gerichteten Synoden. 

2. Erhalten sind: 

a) Ein die Bussfrage betreffendes Schreiben von 42 unter 
dem Vorsitz Cyprians versammelten afrikanischen Bischofen an 
Kornelius von Rom, aus dem Jahre 253. Cypr. Ep. LVIL Vgl. 
§864; 

b) Ein die Kindertaufe behandelndes von Cyprian und 56 Bi- 
schofen verfasstes Schreiben an Fidus, aus dem Jahre 253 (252 ?)• 
Cypr. Ep. LXIIII. Vgl. § 86 4; 

c) Ein nach Legio und Emerita in Spanien von Cyprian und 
36 Bischofen gerichtetes , die Wiedereinsetzung der Bischofe 
Basilides und Martialis betreffendes Schreiben aus dem Jahre 
266. Cypr. Ep. LXVn. Vgl. §864; 

d) Zwei Schreiben, von dem ersten und dritten (zweiten) 
der zu Karthago in Sachen des Ketzertaufstreits versammelten 
Synoden erlassen aus den Jahren 255/256. Cypr. Ep. LXX. 
LXXIL Vgl. §864; 

e) Das ProtokoU der dritten karthaginiensischen Synode in 



222 Xirchl. Litteratur des 3. Jahrh. Kirchenreclitlicbe Litteratur. [§ 97. 

Sachen des Taufstreits vom Jahre 256 unter dem Titel Sententiae 
episcoporum num. LXXXVII de haereticis baptizandis. Cypr. 
0pp. ed. Hart. I 433—461. Harnack, LG 728 f.; 

Zu den karthaginiensischen Synoden s. Route, RS III 93 — 217. 

f) Ein Schreiben derBischofe Hymen aus (von Jerusalem), 
Theophilus, Theoteknus(vonCa8area),Maximus, Proklus 
und Bolarius an Paul von Samosata, vor 268, worin sie ihm 
ihren angeblich von den Apostebi stammenden Glauben aus- 
einandersetzen. Zu den Namen vgl. Eus. VII 30 2. Eine Hand- 
schrift ist nicht bekannt. Routh, RS 289—299. LG 525f.; 

g) Eine Anzahl von Bruchstiicken aus dem Schreiben, in 
welchem die zu Antiochien (wahrscheinlich 268) versammelten 
Bischofe den Dionysius von Rom und Maximus von Alexan- 
drien von der an Paul voUzogenen Exkonmiunikation in Kennt- 
niss setzen. Das Schreiben ist nach Hieron. 71 von Malchion, 
dem Gegner Pauls (§ 78), verfasst. Die Bruchstiicke teils bei 
Eus. VII 30, teils bei Leontius, adv. Nestor, et Eutych. III. 
RouTH, RS 303—313. Harnack, LG 520 f.; 

h) Ueber die Bruchstiicke aus der Disputation zwischen Paul 
von Samosata und dem Presbyter Malchion nach dem Steno- 
gramm der antiochenischen Synodalakten von 268 vgl. § 78. 

Dritter Abschnitt. 

Die kirclieiireclitliclie Litteratur des zweiten und dritten 

Jahrhunderts. 

g 97. Symbol e and Olanbensregeln. 

Litteratur s. § 18. AHarnack, Dogmengeschichte * (§ 2 s e) 320 
bis 337. CPCaspari, Hat die alexandriDische Kirche zur Zeit des Clemens 
ein Taufbekenntnis besessen, oder nicht? in ZkWL VII, 1886, 352—375. 
— Haenack, LG 235 262 291 551 667. 

Das afrikanische Taufsymhol, welches vomehmlich aus Ter- 
tullians Schriften (Harnack, Patr. apost. 118—123) hergestellt 
werden kann, ist auf das romische zuriickzufiihren (vgl. Tertull. 
Praescr. 36). Dagegen kann das bei Irenaus (Harnack, PA 123 
bis 127) nachweisbare Bekenntnis kleinasiatisches Erbgut sein. 
Dass es in Alexandrien schon zur Zeit des Klemens (vgl. Strom. 
VII 15 90) ein festformuHertes Taufbekenntnis gegeben habe, wird 
man eher (mit Caspari) bejahen als (mit Harnack) verneinen 
durfen. Uebrigens aber ist die Frage, in welchem Umfang die 



§ 98.] Eirchenordnungen. 223 

orientalischen Landeskirchen im 3. Jahrhundert feste Tauf- 
bekenntnisse besessen haben, bei dem jetzigen Stande der Unter- 
suchung so wenig spruchreif wie die andere, ob die im einzelnen 
Falle (vgl. das casareensische Tauf symbol bei Hahn § 116) nach- 
weisbare Verwandtschaft mit dem romischen Symbol auf Ab- 
hangigkeit der orientalischen Symboltypen schliessen lasst oder 
fiir die Herkunft des romischen Symbols aus dem Orient (Klein- 
asien) ins Feld gefuhrt werden kann. Keine Verwandtschaft mit 
dem romischen zeigt das Symbol des Gregorius Thaumaturgus 
(Hahn § 114. Vgl. oben § 76 sb). S, auch § 79 uber das Symbol 
Lucians des Martyrers. 

§ 98. Eirchenordnnngen. 

Harnack, La 28 451—466 515—518. 

Das grosse Rechtsbuch der griechischen (morgenlandischen) 
Kirche, die apostolischen Konstitutionen, und die Sammlungen der 
kirchenrechtlichen Ordnungen der Kopten, Aethiopen und Araber 
sind aJs solche erst vom vierten Jahrhundert ab zusammengestellt 
worden. Die gelehrte Arbeit ist bemuht, die darin benutzten, in 
das 2. und 3, Jahrhundert zuriiekreichenden, Quellen zuermitteln. 
Soweit sie dabei von Erfolg begleitet ist, mussen ihre Resultate 
schon hier beriicksichtigt werden. 

1. Mit der Ueberschrift: Didaskalia, d. i. kathoUsche Lehre 
der zwolf Apostel und heiligen Schiiler unseres Erlosers ist in 
syrischer Sprache (Cod. Sangerm. Syr. 38) eine Kirchenordnung 
erhalten, die, wie aUgemein anerkannt wird, der in den ersten 
sechs Biichern der apostolischen Konstitutionen vorliegenden 
Bearbeitung derselben Themata zu Grunde liegt. Sie handelt 
nach Ermahnungen an die Christen im Allgemeinen (Kap. 1 — 3) 
von den Erfordernissen fiir und den Pflichten und Rechten des 
Bischofs (4 — 9), den Streitsachen der Christen (10. 11), dengottes- 
dienstlichen Versammlungen (12. 13), von Witwen, Diakonen, 
Diakonissen, Waisen (14 — 18), von den Martyrem und der Wir- 
kung des Martyriums (19. 20), von Fasten (21), Kinderzucht 
(22), Haresieen (23) und schhesst mit einer Rekapitulation der 
Grundsatze der Apostel bei Ausschreibung der Didaskalia (24. 25) 
und Warnungen vor jiidischem Wesen (26). Diese DidaskaUa ist 
in Syrien oder in Palastina entstanden. Deber die Abfassungszeit 
schwanken die Ansichten. Funk, der in der syrischen Didaskalia 
die getreue Wiedergabe des griechischen Originaltextes sieht. 



224 Kirchl. Litteratur des 3. Jahrh. Earchenrechtliche Litteratur. [§ 98. 

halt fur „annahemd sicher, dass die Schrift vor der Mitte des 
3. Jahrhunderts entstand", und fiir ^ziemlich wahrscheinlich, 
dass sie noch dem ersten Viertel des Jahrhunderts angehort". 
Harnack, der „in dem vom Syrer ubersetzten Exemplar eine 
leichte Bearbeitung der urspriiDglichen Didaskalia erkennen" zu 
miissen glaubt (vgl. die antinovatianischen [?] Abschnitte in Kap. 
6 und 7), schreibt „diese der ersten Halfte des 3. Jahrhunderts, 
jenes der zweiten" zu, wahrend KI^ttenbusch die Frage aufwirft, 
ob nicht die Didaskalia von Lucian (§ 79) fiir seine Gemeinde 
kreiert worden sein mochte. Der Verfasser kannte die Didache 
(in welcher Form ?), die Ignatiusbriefe (vgl. Zahns Ausgabe 336 sq.), 
das vierte Buch der sibylUnischen Orakel (Funk 74); nachFuNK 
hat er auch Justin und Hegesipp (?) gelesen. Ueber die arabische 
und athiopische Didaskalia, die spateren Ursprungs sind, ist hier 
noch nicht zu handeln (Funk 207—242). 

Ausgaben: (PdeLagarde), 1854 (eyrisch). Dkrs. (PBotticher) in 
CCJBuNSKN, Analecta Ante-Nicaena II, Lond. 1854 (Ruckiibersetzung ins 
Griechische unter Heranziehung des Textes der Konstitutionen). Genaue 
Inhaltsangabe (nach Mitteilungen Socms) bei Funk (§ 91 s b) 28 — 40. 
AHarnack (§ 91 8 b) 404 f. FKattenbusch (§ 18) 394. 

2. Unter den kirchenrechthchen Schriften, welche bei den 
Sud- und Nordagyptern, den Aethiopen und den agyptischen 
Arabem seit den Zeiten der alten Kirche in Ansehen stehen, 
nehmen die erste Stelle die Kavovec IxTtXirjataoTixol twv 
(XYtoDV aTuoGToXcov (Cod. Vindob. : cd SiaxaYal ai Sia KX7][isvT0<; 
%al xavdvec IxxX. t, a. a., Edit, aethiop,: Canones patrum apo- 
stolorum sanctorum quos constituerunt ad ordinandam ecclesiam 
sanctam, welche Ueberschrift sich hier auch auf die sog. agyptische 
KO [Nr. 4] bezieht), d. i. die Apostolische Kirchenordnung 
(Bickell), ein. Die 30 (so Lagarde nach Edit, theb.) Kanones 
enthaltenmoralische(4— 14)und kirchenrechtliche ([1 — 3] 15 — 30) 
Vorschriften. Sie sind iiberliefert a) griechisch in Cod. Vindob. 
hist, graec. 45-, b) koptisch und zwar in einer siidagyptischen 
(sahidischen, thebanischen) und einer nordagyptischen (memphi- 
tischen), von der thebanischen abhangigen Ausgabe; c) athiopisch 
in einer gleichfalls von der thebanischen abhangigen (doch vgl. 
Funk 247) Ausgabe; d) arabisch, noch unveroffentlicht. Die 
Sittenregeln sind gesondert iiberliefert a) griechisch in Cod. Mosqu. 
gr. CXXV saec. X (Can. 4 — 14) und Cod. Ottob. gr. 408 saec. 
XIV (4 — 13 dazu ein in den ubrigen Rezensionen nicht ent- 
haltenes Stiick aus der Didache) und b) syrisch in Cod. Sangerm. 



§ 98.] Kirchenordnungeii. 225 

syr. 38 (3 — 14), sie stellen sich in dieser Form nachweislich 

(Harnack) nicht als Vorlage, sondem als Bruchstiicke der 

langeren Rezensionen dar. Nach Harnacks Untersuchungen ist 

diese Earchenordnung eine um 300 in Aegypten gefertigte sehr 

ungeschickte Kompilation aus alteren Schriften: fur die Sitten- 

regeln sind die Didache (Urdidache, vgl. § 21 a) und der Barna- 

basbrief, fur die kirchenrechtlichen Vorschriften zwei Aufsatze 

aus dem 2, Jahrhundert verwendet, die Harnack als xaxdtoTaoK: 

zob xXTjpoo (16 — 21) und xaTaoxaatc 'C'^<: ixxXifjoia<: (22 — 28) be- 

zeichnet. In diesen Stiicken sind die Pastoralbriefe stark benutzt. 

Ausgaben: HLudolf, Comment, in hist. Aethiop. Francof. 1681, 
314 sqq. (athiop. u. lat.). Dazu vgLWFBLL, Ganones apostolor. aethiopice, 
Lips. 1881. JWBiCKELL, Geschichte des Kirchenrechts I, Giessen 1843, 107 
bis 132 (griech.). HTattam, The apostolic Constitutions or Canons of the 
Apostles in Coptic with an english transl., Lond. 1848 (meraphit.). APdeLa- 
GABDB, Reliquiae iuris eccles. antiquissimae, Lips. 1856 (griech. nach Cod. 
Yindob. und mit griech. Ruckiibersetzung von Syr. 38; vgl. die Notizen uber 
die theban. Ausg. in Cod. Muss. Britt. 440 auf p. IX — XX). Debs., Aegyptiaca, 
Gottg. 1883 (theban. nach Cod. Mus. Britt. Orient. 1320 ann. 1006). JBPitra, 
Juris ecclesiastic! graecoram historia et monumenta I, Rom. 1864, 75 — 88 
(Cod. Vindob. u. Cod. Ottob.). AHilgenfeld in Nov. Test. etc. (§ 3) IV, 
1866, 93—106; 1884 * 110—121. OdeGebhardt in Patr. apost. (§ 3) I 2^, 
1878, XXVIU— XXXI (Cod. Mosqu.). AHarnack in TU II 1. 2, 1884, 
225—237 (griechisch) und TU 11 6, 1886, 7—31 (Kan. 16—28 griech. u. 
deutsch). — Litteratur; Die Pro 11. und Komm. der Ausgaben. Besonders 
JWBiCKELL a. a. 0. 87 — 97. 178 ff. passim, (hier die Angaben uber die altere 
Litteratur [Vansleb. Ludolf]) und AHarnack a. a. 0. II 1. 2, 193 — 241 
(die AiBa/"^ u. d. sog. Apost. KO.), II 5 (die Quellen d. sog. Apost. KO). 
AKrawutzoky, Ueber das altkirchliche Unterrichtsbuch: „Die zwei Wege 
Oder die Entscheidung d. Petrus" in ThQu LXIV, 1882, 359—445. FXFunk 
(§ 91 8b)243ff. 

3. Welche Bewandtnis es mit den Duae Viae vel Judi- 
cium secundum Petrum (Petri) hat, die Rufin in seiner la- 
teini^chen Wiedergabe der Kanonsbestimmungen des Athanasius 
(Epist. fest. 39) an die Stelle der AtSa/Tj xaXoojidvYj xwv aTuooToXcov 
gesetzt hat (Expos, in symb. apost. 38; vgl. Hieron. 1), ist nicht 
mit Sicherheit zu ermittehi. Die Didache kann nicht gemeint 
sein, da Rufin sie an anderer Stelle (transl. Eus. HE. Ill 25) 
richtig als Doctrina quae dicitur apostolorum bezeichnet (vgl. das 
vGEBHARDTsche Fragment). Wahrscheinlich (anders Harnack) 
handelt es sich um die Apostolische Kirchenordnung, und der 
zweite Titel findet durch den Drteilsspruch Petri in Can. 30 
geniigende Erklarung. 

Kruger, Litteraturgeschichte. l. u. 2. Aufl. 15 



^26 Kirchenrechtliche Litteratur. [§ 99. 

4. Die sogenannte AegyptischeKirchenordnung, d. h. 
die 32 Kanones, welche in dem agyptischen Rechtsbuch auf die 
ApostoIischeKirchenordnung folgen, bildet nach Achelis (§ 9l8 b) 
die Mittelstufe zwischen den Kanones Hippolyts und dem achten 
Buch der Apostolischen Konstitutionen, und ist nach ihm spate- 
stens in der ersten Halfte des 4. Jahrhunderts entstanden. Anders 
Funk (§91 sb), der in dieser Kirchenordnung einen Auszug aus 
den Konstitutionen sieht. 



Anhang. 

§ 99. Die psendoklementinischen Briefe De virginitate. 

Ausgaben: JJWetstenius, Lugd. Bat. 1752. Migne, PG I 379 bis 
452 (nach ClVillecourt, Par. 1853). JThBeelen, Lovan. 1856. PXFunk 
in 0pp. Patr. Apost. (§ 3) II 1 — ^27 (lateinisch). — Uebersetzung: 
PZingerle, Wien 1827. — Litteratur: Die Prolegg. und Komm. der 
Ausgaben. BFWestcott, A general survey of the history of the canon of 
the N.T., Cambr. and Lond. 1881^, 186 f. JMCotterill, Modern Criticism 
and Clements Epistles to virgins, Lond. 1884. Dazu AHarnack in ThLZ 
IX, 1884, 265—268. JBLightfoot, S. Clement of Rome (§ 3) I 407—414. 
AHarnack, Die ps.-clem. Briefe d. v. und die Entstehung des Monchtums 
in SBBA, 1891, 359—385. — Richardson, BS 91f. Harnack, LG 518f. 

Epiphanius (XXX 16) und Hieronymus (adv. Jovin. I 12; 
vgl. Cotterill) wissen von Briefen des Klemens von Rom, in 
denen die Jungfraulichkeit gepriesen wurde. Gemeint sind die 
beiden Briefe De virginitate, die in einer Handschrift des 
syrischen Neuen Testamentes (Cod. CoUeg. Remonstr. Amstelod. 
184 ann. 1470) erhalten sind. Diese Briefe sind von einem As- 
keten an Asketen mannlichen und weiblichen Geschlechts ge- 
schrieben mit dem Zwecke, die hohen Vorziige des ehelosen 
Lebens in das hellste Licht zu stellen und Mittel und Wege zur 
Vermeidung der damit verbundenen Gefahren anzugeben. Noch 
Antiochus von Saba (um 620) hat aus dem griechischen Original 
grosse Stucke in seinen Pandektes aufgenommen (Cotterill 
115 — 126). Ein Bruchstiick (I 5 fin. — 6 init.) findet sich syrisch 
in Cod. Mus. Britt. Addit. 12156, aus den ^Zeugnissen der Vater" 
des Timotheus von Alexandrien (457) ubersetzt. Wie ihre Stel- 
lung im Bibelkodex beweist, haben die Briefe in Syrien in hoch- 
stem Ansehen gestanden (vgl. Epiph.: iTrtotoXai lYXDTcXtai und die 
Zeugnisse bei Bar-Hebraus, Bar-Salibi u. A.), und in Syrien (oder 
Palastina) sind sie geschrieben worden. Die Abfassungszeit ist 



§ 100.] Allgemeines. 227 

kontrovers : von K^lemens als dem Verfasser kann im Ernste nicht 
die Rede sein (gegen Beelen); andererseits tragen die Briefe 
Merkmale hohen Alters, die die Abfassuiig im 2. (Westcott) 
Oder 3. (Harnack) Jahrhundert nicht unmoglich erscheinen 
lassen ; das in ihnen geschilderte Asketentum ist freilich ebenso 
gut im Anfang des 4. Jahrhunderts wie im 3, denkbar. Dem 
argumentum e silentio Eusebii lasst sich mit dem Hinweis auf 
die Moglichkeit entgegentreten, dass erst nach Euseb die Briefe 
durch einen Falscher zu Werken des Klemens gestempelt worden 
seien, der dann auch, in Nachahmung der Korintherbriefe und 
mit der Absicht sie zu verdrangen, aus urspriinglich einem Schrei- 
ben zwei gemacht haben wiirde (so Haunack). Cotterills Ein- 
fall, die Briefe mochten erst auf Grund der Stellen bei Epipha- 
nius und Hieronymus gefalscht sein, verdient keine ernsthafte 
Beachtung. 

Vierter Abschnitt. 

Die Legenden. 

§ 100. Allgemeines. 

Die ganze Schlichtheit und Reinheit der kanonischen Be- 
richte iiber Leben und Thaten Jesu und seiner Apostel wird erst 
dem deutlich, der sie mit dem legendarischen Schlinggewachs 
vergleicht, welches in spateren Jahrhunderten an dem urspriing- 
lichen Stamm sich emporgerankt hat. Die Fabeln freilich, mit 
denen die Glaubigen, besonders der orientaUschen Kirchen, das 
Leben Jesu ausgestattet haben und deren Wurzeln friiher auf- 
gezeigt wurden (§ 16 5 e), dtirften im 2. und 3. Jahrhundert feste, 
fiir una erkennbare litterarische Form noch nicht gewonnen haben: 
die Abgarsage (§ 101) bildet eine harmlose Ausnahme. Dafur 
hat sich die kirchliche Phantasie des Lebens der Apostel in weit- 
gehender Weise bemachtigt. Wiefern die Gnostiker diese Roman- 
litteratur ins Leben gerufen zu haben scheinen, wurde bereits 
6r6rtert (§§ 22 u. 30). Die Grenzen, an denen Gnostisches und 
Kirchliches in einander jfliessen, sind gerade auf diesem Gebiete 
sehr undeutlich: in den katholischen Bearbeitungen der Thomas-, 
Johannes- und Andreasakten (s. § 30) ist viel gnostisches Lese- 
gut erhalten geblieben, und umgekehrt weisen die kathoUschen 
Petrus- und Paulusakten (§ 102) manche Zuge auf, die an die 
Gnosis erinnern. Was AUes man in der Kirche gelesen hat, da- 

15* 



228 Legenden. [§ 101. 

von sind die pseudoklementinischen Schriften (§ 103), deren Ent- 
stehungsverhaltnisse noch dunkel sind sind, das beste Beispiel. 

§ 101. Die Abgarsage. 

Ausgaben der Doctrina Addai: 1) syrisch(u. englisch): WCureton, 
Ancient eyriac documents relative to the earliest establishment of Chri- 
stianity in Edessa, Lond. 1864 (unvollst.). GPhttj.tps, The doctrine of Addai, 
the Apostle, Lond. 1876; 2) armenisch (u. franzosisch) : JREmin, Leroubna 
d'Edesse. Histoire d*Abgar' in Langlois' Collection des historiens anc. et 
mod. de TArmenie I, Par. 1867. Alishan, Laboubnia, Lettre d'Abgar, 
Venezia 1868. Dazu s. Dashian in Wien. Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. 
IV, H. 1—3; 3) griechisch: CTischendorf (§ 30), 261—265. Vgl. Lipsros 
(s. u.) 3 — 6. — Litteratur: RALrpsius, Die edessenische Abgarsage, 
Braunschw. 1880. ThZahn, Ueber die Lehre des Addai, FGK I 350—382. 
KCAMatthes, D. edess. A. auf ihre Fortbildung unters., Leipz. 1882. 
LJTiXERONT, Les origines de I'eglise d'Edesse et ]a legende d'Abgar, Par. 
1888. RDuvAL, Histoire pol. rel. et litt. d'Edesse, Par. 1892. — Richard- 
son, BS 105 f. Harnack, LG 633—540. 

Aus dem edessenischen Staatsarchiv hat Eusebius (1 13) Mit- 
teilungen iiber eine syrische Schrift entnommen, in welcher die 
Geschichte von der wunderbaren Heilung Ab gars V (Ukkama, 
d. i. des Schwarzen, von 13 — 50 n. Chr.) erzahlt war: der Abgar 
bittet Jesu, den Wunderarzt, brieflich um seine personUche Hiilfe ^ 
dieser lehnt, ebenfalls brieflich, die Bitte ab, verspricht aber nach 
seiner Himmelfahrt einen seiner Jiinger zu senden, und wirkHch 
kommt, von Thomas (Judas) auf himmlisches Geheiss gesendet, 
Thaddaus nach Edessa, heilt den kranken Fiirsten und stellt Be- 
kehrung des Volks zum Christentum in Aussicht. Den Briefwechsel 
und die Geschichte des Thaddaus hat Eusebius in wortgetreuer 
Uebersetzung (1 13 s) wiedergegeben. Ob das, was er II 1 e sq. iiber 
die Christianisirung Edessas aus alten Urkunden (8) zu erzahlen 
weiss, aus derselben Quelle stammt, ist nicht sicher, aber doch 
sehr wahrscheinlich. Die Legende wird nicht lange nach dem 
geschichthchenEinzugdesChristentums in Edessa, also nioht lange 
nach 200 (§ 25 1) entstanden sein; iiber die Zeit der schriftlichen 
Fixirung lasst sich Bestimmtes nicht ausmachen. Eine vermehrte 
Auflage liegt in der sog. Doctrina Addai (Acta Thaddaei, 
Acta Edessena) vor, worin die Erzahlung von dem wunderwirken- 
den Bilde Christi mit der dem Eusebius bekannten Form der Le- 
gende verbunden ist. Da diese Geschichte ca. 385 in Edessa noch 
unbekannt war (vgl. Peregrinatio ad loca sancta ed. Gamukrini 
edit. mai. 65 — 68 min. 34 — 37), so wird die Doctrina vor ± 400 



§ 102.] Die Petrus- und die Paulusakten. 229 

nicht entstanden sein, was auch innere Griinde wahrscheinlich 
machen (anders Zahn). Sie ist von den Syrem zu den Armeniern 
gekommen (Moses von Ohorene) und auch in griechischer Be- 
arbeitung erhalten. Im Dekret des Gelasius (VI 54) wird der 
Brief Jesu an Abgar als apokryph verworfen. 

§ 102. Die Petrus- und die Paulusakten. 

Litteratur und Sigla § 30. — Preuschen, LG 128—131 134—137. 

1. IlpdSeiC IlaoXoo (vgl. LiPSius, AG 11 284— 366 Egh 
47—54 AA 23—44 104—117 vgl. 118—177 178—222 223 bis 
234; Zahn, GNK II 2, 865—891) werden zuerst von Origenes 
(Comm. Job. XX 12 Lo. H 222; Princ. 12 3 Lo. XXI 46) 
zitiert und sind vielleicht schon dem Klemens (Strom. VII 11 es 
VI 5 42 sq. [?]) bekannt gewesen. Auch Laktanz scheint, was er 
von der Predigt des Petrus und Paulus in Rom berichtet (D J IV 
21 2) diesen Akten entnommen zu haben. Eusebius (HI 3 6 25 4) 
nennt sie, und Nicephorus Kail. (HE II 25) verdankt ihnen die 
Erzahlung vom Aufenthalt des Paulus in Ephesus, die auch Hip- 
polyt im Danielkommentar aus ihnen zitiert (Preuschen 129 nach 
Bonwetsch). Im Catalogus Claromontanus und in der Sticho- 
metrie des Nicephorus wird die Stichenzahl auf 3560 bzw. 3600 
angegeben (vgl. auch das Verzeichnis der 60 kanonischen Biicher). 
Die Akten sind als Ganzes verloren. Erhalten sind Bearbeitungen 
des Martyriums des Paulus und zwar: a) eine kurzere: 1) grie- 
chisch in Cod. Patm. 46 saec. IX und Cod. Ath. Vatop. 79 saec. 
X/XI (davon abhangig die slavische, athiopische und koptische 
[unvoUstandig] Uebersetzung; LiPSius LIVsq. Preuschen 130) 
und 2) lateinisch, unvoUstandig in Cod.Monac.4554 saec, VIII/IX 
22020 saec. XII 19642 saec. XV-, b) eine erweiterte (Zahn 872 
bis 876 gegen Lipsius, AG II 1, 155—162), der sog. Linustext 
(AA 23 — 44). Inhalt: Paulus, der einen kaiserlichen Mundschenk 
vom Tode erweckt hat, legt vor Nero Zeugnis ab von dem Konig, 
den er erwartet und der alle weltlichen Konige iiberwinden wird. 
Nero lasst darauf bin viele Christen ergreifen (Kap. 1 — 3). Dem 
Prafekten Longus und dem Centurio Cestus, denen er iibergeben 
wird, giebt Paulus genauere Auskunft iiber jenen Konig (4) und 
wird sodann enthauptet (5). Durch seine Erscheinung vor dem 
Kaiser bewirkt er, dass die Christen losgelassen werden (6). Lon- 
gus und Cestus erhalten von Lukas und Titus das Siegel (7). Die 



230 Legenden. [§ 102. 

Schrift kann zwischen ca. 150 — 180 in Alexandrien, Palastina 
oder Antiochien entstanden sein (Zahn). 

2. Katholische Petrusakten (vgl. LiPSius, AGr II 1, 284 
bis 366 Egh 47—54 A A 118—234) wird Hieronymus im Auge 
haben, wenn er (adv. Jovin. I 26) berichtet, dass in den icepioSot 
Petri von dessen Prau und Tochter die Rede sei; eine andere 
Bemerkung (Comm. ad Gal 1 is) scheint sich auf eine, von den 
jetzt erhaltenen verschiedene, Form der Klementinen zu beziehen. 
LiPSius (331—333) findet die katholischen Akten, die sich von 
den gnostischen durch das eintrachtige Zusammenwirken der bei- 
den grossen Apostel charakteristisch unterscheiden, benutzt bei 
Cyrill. Hieros. Cat. VI, Sulpic. Sev. HE II 28 und Asterius Amas. 
Horn, in app. princ. Petr. et Paul. (Combefis., Auctar. noviss. I, 
Par. 1648, 168). Die erhaltenen Reste (sog. Marcellustexte) han- 
deln vom Maptopiov twv aYtwv aTrooteiXcDV HeTpoo %al HaoXoo. Sie 
liegen in zwei (drei) Eezensionen vor: a) griechisch in Cod. Mar- 
cian. cl. YII 37 saec. XII, lateinisch in zahlreichen Handschriften 
(AA LXXV-LXXXni), beide Male ohne den Reisebericht 
des Paulus (Kap. 1 — 21)-, b) griechisch (lateinisch [altitalienisch] 
und slavisch) in zahlreichen Handschriften (A A LXII— LXVII) 
mit dem Reisebericht und in Kleinigkeiten an einer Reihe von 
Stellen von a) abweichend. Das Martyrium erzahlt zuerst die 
Reise des Paulus von der Insel Gaudomelete nach Rom, die Er- 
mordung seines Begleiters Dioskur und die Strafe, die Puteoli 
wegen dieser Unthat trifft, ein Gesicht des Paulus in Forum Appii 
und die Anmeldung seiner Ankunft bei Petrus (Kap. 1 — 21). So- 
dann werden die Konflikte mit den Juden und die Wirkung der 
apostolischen Predigt auf die heidnischen Priester geschildert 
(22 — 31). Nun tritt Simon Magus auf und in seiner Gegenwart 
verhort der von ihm gewonnene Kaiser die Apostel iiber ihre 
Predigt (32 — 43). Simon sucht vergeblich seine Macht durch 
Gedankenlesen zu erweisen (44 — 48). Das Yerhor wird fort- 
gesetzt, und Sin) on erbietet sich vor dem schon ungeduldig wer- 
denden Kaiser wiederholt, zum Himmel aufzufliegen (46 — 71). 
Als er Tags darauf den Versuch wagt, stiirzt ihn das Gebet des 
Petrus herunter (72 — 77). Trotz dieser Wunderthat miissen die 
Apostel sterben : Paulus wird enthauptet, Petrus mit dem Kopf 
nach unten gekreuzigt, nachdem er zuvor den Brudern von seiner 
Begegnung mit dem Herrn erzahlt hat (78 — 83). Auf dem Va- 
tikan wird er bestattet, der Kaiser aber flieht vor dem aufgeregten 



§ 102.] Die Petrus- und die Paulusakten. 231 

Volk (84 — 86). Den Schluss bildet die Beisetzung der Reliquien 
(87, 88). Nach LiPSius liegt diesen Bearbeitungen eine im 2. Jahr- 
hundert entstandene Schrift mit der apologetischen Tendenz einer 
Versohnung des petrinischen Juden- und des paulinischen Heiden- 
christentums zu Grunde ; indessen wird man sich die Entstehung 
wobl harmloser denken diirfen. 

3. Die Akten des Paulus und der Thekla (Maptoptov 
rgc a^lac . . . O^xXtjc. Ilpalstc HaoXoo xal O^xXt]?. BKeron. : 
nepicSot Pauli et Theclae) sind erhalten a) griechisch in einer 
Anzahl von Handschriften (AA XCIX sq.); b) lateinisch in ver- 
schiedenen Debersetzungen ; c) slavisch (noch unveroflfentlicht) ; 
d) syrisch (saec. V); e) arabisch (Assemani [§ 2 9 b] III 286); 
f) armenisch. Sie enthalten in frei erfundener, jedoch Spuren 
eines geschichtlichen Hintergrundes (vGutschmid, Ramsay) zei- 
gender Erzahlung die Geschichte eines jungen Madchens aus an- 
gesehener Familie in Ikonium, das, hingerissen von der Predigt 
des Apostels, das elterliche Haus und den Verlobten im Stiche 
lasst, mancherlei Marter und Verfolgung erduldet und endlich, 
nach wunderbarer Errettung aus dem Rachen der Tiere, in Pauli 
Auftrag zunachst in Ikonium, spater in Seleucia mit Erfolg das 
Christentum verkiindigt. Der Verfasser, nach Tertullian (Bapt. 
17) ein kleinasiatischer Presbyter, der wegen seiner Kiihnheit des 
Amtes entsetzt wurde, hat mit der Erzahlung den Zweck verbun- 
den, seine Auffassung vom Christentum als einer in dem Glauben 
an den einen Gott und seinen Sohn Jesus Christus gegriindeteu 
Predigt von der Enthaltsamkeit und ihrem Lohn, der Aufersteh- 
ung, durch Paulus vortragen zu lassen und an dem Beispiel der 
Thekla wirksam zu machen. Anhaltepunkte haben ihm neben 
der Apostelgeschichte vornehmlich die Pastoralbriefe gegeben, 
und es scheint, dass er dem in diesen Briefen gezeichneten Paulus- 
bild seine Auffassung entgegensetzen woUte. Da die Akten nicht 
mehr in ihrer urspriinglichen, sondem in einer von gewissen, aber 
nicht von alien kirchlich bedenklichen Auswiichsen (vgl. Hieron. 7) 
befreiten, verkiirzten, wenn auch nicht einschneidend veranderten 
Gestalt vorliegen, so ist die Entscheidung, welchen Kreisen der 
Verfasser angehorte, nicht leicht; ihn als einen asketisch gerich- 
teten Gnostiker zu betrachten (Lipsius), hindert schon die Ver- 
wandtschaft seiner christlichen Anschauungen mit sonst (s. den 
2. Klemensbrief) aus der Kirche des 2. Jahrhunderts bekannten. 
Die Zeit der Abfassung ist durch die Benutzung der Pastoral- 



232 Legenden. [§ 103. 

briefe einerseits, Tertullian andererseits begrenzt und wird wohl 

zwischen 160 — 190 (Zahn vor 160) zu suchen sein. Ueber Hin- 

weise auf die Legende bei den Vatern, vgl. Lipsius 427 f. Dazu 

noch Peregrin, ad loc. sanct. (ed. GtAMURRINI edit. mai. 74 min. 43). 

Die in einigen Handschriften angehangte Erzahlung von den Thia- 

ten der Thekla in einer Hohle zu Seleucia in Isaurien und wie sie 

vor ihren Verfolgern in den Berg entriickt wird, hat mit der ur- 

spriinglichen Legende nichts zu thun. 

Ausgaben: BMombritius, Sanctuarium (vor § 104) II 303 — 306 
(latein.). JEGrabe (§ 2 9 b) I 87(95)— 128 (griech., lat.). Bibl. Casin, JIL 
Florileg. 271—276 (lat.). CTischendorf (§ 30), 40—63. WWright (§ 30 4) 
n 116—145 (engl. Uebers. von eyr.). RALipsids, AA 235—272. FCCony- 
BEARE (§ 105 6), 49(61) — 88 (engl. Uebers. von Arm.). — Litteratur: 
Die Prolegomena der Ausgaben. ARitschl (§ 8) 292 — 294 ^. AvGutschmtd 
(§ 30). CScHLAU, Die Acten des P. u. d. Thecla u. d. altere Thecla-Legende, 
Leipz. 1877. Dazu ThZahn in GGA, 1877, 1292—1308. JGwynn in DCB 
IV 882—896. RALiPSius (§ 30) AG II 1, 424—467 Egh 61 f. 104. 
GWoHLENBERG, Die Bedeutung der Th.-A. fur d. neutest. Forschung in 
ZkWL IX, 1888, 343—362. ThZahn, GNK H 2, 892—910. WMRamsay, 
The Church in the Roman Empire before a. d. 170, Lond. 1894, 3. edit., 
375—428. 

§ 103. Die psendoklementischen Bekognitionen nnd Homilieen. 

Ausgaben 1) der Homilieen: JBCotelerius (vor § 3). ASchwegler, 
Stuttg. 1847. ARMDressel, Getting. 1853. Migne, PG 1 19—468 (Dressel). 
PdeLagarde, Clementina, Leipz. 1865 (die Einleitung vp^ieder abgedruckt 
in Mitteilungen T, Gott. 1884, 26 — 54); 2) der Rekognitionen : JSichardtjs, 
Basil., 1526, 1536. JBCotelerius, 1. c. EOGersdorf in Bibl. Patr. Eccl. 
Lat. I, Lips. 1838. Migne, PG I, 1201—1454; 3) der Epitome: ATurnebus, 
Par. 1555. ARMDressel, Lips. 1859. Die syrische Uebersetzung von Rec. 
I — ^III Hom. X — XII (nicht vollstandig) XIII XIV hrsg. v. PdeLagarde, 
Lips. 1861. Mit,einer kritischen Ausgabe der Rekognitionen istECRiCHARDSON 
beschaftigt (LG229f.). — Litteratur : JLMoshemius, De turbata per recen- 
tiores Platonicos ecclesia comm. § XXXIV — ^XL im Anhang seiner Uebers. 
von RCddworthi Systema intellectuale, Jen. 1733. FCBaur, Die christliche 
Gnosis, Tub. 1835. ASchliemann, Die Clementinen nebst d. verw. Schriften, 
Hamb. 1844. ASchwegler (§ 27 2) I 364—406 481—490. AHilgenfeld, 
Die clem. Rec. u. Hom., Jena 1848. GUhlhorn, Die H. und R. des CI. R., 
Gott. 1854. Dazu AHilgenfeld in ThJ XIII, 1854, 483—535. JLehmann, 
Die clem. Schriften m. bes. Riicks. auf ihr lit. Verb., Gotha 1869. Dazu 
ThZahn in GGA, 1869, 905—917 und RALiPSius in PKZ XIX, 1869, 
477—482. RALiPsiTJS, Die Quellen d. rom. Petrus sage, Kiel 1872. AHaus- 
RATH, Neutest. Zeitgesch. IV *, Heidelb. 1877, 133—153. GSalmon in DCB I 
567—578. GUhlhorn in RE III 277— 286. ERenan, Marc-Aurele, Par. 1882, 
74—101. AHarnack (§ 2 se) 293—3003. ChBigg, The Clementine Homilies 
in Stud. Bibl. et Eccles. II, Oxf. 1890, 157—193. JLangen, Die Klemens- 
romane, Gotha 1890. — Richardson, BS 92 — ^95. Preuschen, LG 212 — 231. 



§ 103.] Die pseudoklementinischen Rekognitionen und Homilieen. 233 

1. Unter pseudoklementinischen Schriften im engeren Sinn 
sind folgende Werke zu verstehen: a) KXtjiisvtoc to5 IIsTpoo 
^7ri87][itwv X7]poY(iat(dv IxttoiiKJ, 20 ^0(itXtat (AtdXoYOi 
JEus. in 38 5), griechisch erhalten in Cod. Par. gr. 930 saec. XII 
und Cod. Ottobon. 443 saec. XIV; teilweise auch in syrischer 
XJebersetzung (Cod. Mus. Brit. Syr. Add. 12150 ann. 411). Vor- 
aufgeschickt sind eine 'ETrtatoXT) H^tpoo Tcpoc 'laTCcopoy, 
eine Atajiaptopta Tcspl td>v too PtpXtoo Xafipavdvicov 
(Gebrauchsanweisung) und eine 'Etui otoXt) KXt^JJ^svcoc ^rpoc 
'Idxoopov; b) 'AvaYVwostc ('AvaYvcoptaiiot, Recogni- 
tion es) in 10 Buchern, im Original verioren, erhalten in den 
zahlreichen (Preuschen, LG 229 f.) Handschriften der lateini- 
schen XJebersetzung Rufins (Lagarde, Clem. 1866, Einleitung 27), 
Buch I — III auch in syrischer Uebersetzung (vgl. oben) ; c) Die 

^ETCtTOfJL'K] (KXT^Il'SVtOC 1x10X^7100 TwjXIfJC TCSpl TWV JCpdcSCDV, iTTtSTj- 

{itwv Ts %al %7]pi)Y[xdTa)v IldTpoo l;rtT0[jL7j) in doppelter Gestalt. 

2. In den Homilieen berichtet Klemens, den Petrus kurz 
vor seinem Tode zum Bischof von Rom eingesetzt hat, im Auf- 
trag seines sterbenden Meisters (vgl. den zweiten Brief), dem Ober- 
bischof der Kjrche Jakobus seine Schicksale: nachdem er in 
den Philosophenschulen vergebUch die Wahrheit gesucht, hat ihn 
die Nachricht, dass in Judaa der Sohn Gottes erschienen sei, ge- 
trieben, an Ort und Stelle sich von der Richtigkeit des wunder- 
baren Geruchtes zu uberzeugen (I 1 — 7). In Alexandrien triflft 
er den Barnabas, und dieser fiihrt ihn in Caesarea bei Petrus ein, 
der Klemens sofort fiir seine Lehre gewinnt und ihn veranlasst, 
Zeuge seiner Disputation mit dem Magier Simon zu werden (I 8 
bis 22). Die Zeit bis zum Beginn der Redeschlacht verwendet 
Petrus, seinen Schiiler noch naher in seine Lehren einzuweihen 
(II — III 29). In der dreitagigen Disputation, von der nur der 
erste Tag (Gesprach iiber die Aussagen der Schrift von Gott) 
mitgeteilt wird, besiegt Petrus den Simon, der fliichtig und von 
Petrus und Klemens verfolgt wird (III 30 — 73). Sie setzen ihm 
lange nach, ohne ihn einzuholen : in Sidon, Berytus, Biblus, Tri- 
polis ist er uberall schon gewesen (VII — XII 2). EndUch er- 
reichen sie ihn in Laodicea, und hier wird der Magier in einer 
vier Tage wahrenden Debatte (uber die Erkenntnis Gottes durch 
Visionen, iiber die Lehre vom hochsten Gott und vom Bosen) 
griindlich geschlagen (XVI — XIX). Eine Kriegslist des Besieg- 
ten weiss Petri Gesbhickhchkeit ihm zum Schaden zu wenden : 



234 Legenden. [§ 103. 

er verliert seinen Anhang auch in Antiochien, und Petrus, der 
auf seiner Reise iiberall Gemeinden gestiftet und geordnet hat, 
reist nun nach Antiochien ab, oflfenbar um hier in gleichem Sinn 
zu arbeiten (XX). Diese Haupthandlung wird durch zahlreiche 
Episoden unterbrochen: eine Disputation zwischen EQemens und 
dem alexandrinischen Grammatiker Appion (IV 6 — 27 VI). einen 
langeren Bericht des Klemens iiber seine friiheren Lebensschick- 
sale (V), die Wiederauffindung seiner Mutter (XII), seiner Brii- 
der (XIII), endlich auch seines Vaters (XIV), die Bekehrung der 
Mutter zum Christentum u. s. w. Den grossten Raum nehmen 
die theologischen Lehren desPetrus ein, die in der Form 
eines Romans den Lesem zu unterbreiten die Hauptabsicht der 
Darstellung zu sein scheint. Die Lehre, in der das Christentum 
nur als eine verbesserte Auflage der mosaischen Religion erscheint, 
ist die eines gnostischen Judenchristentums (Elkesaitismus). 
Der dem Ganzen voraufgeschickte Brief des Petrus an den 
Jakobus beschwort diesen, das ihm ubersandte Buch vor Unberu- 
fenen geheim zu halten, welcher Aufforderung Jakobus nachkommt, 
indem er sie seinen Presbytern mitteilt. Die Rekognitionen 
behandeln den gleichen Stoflf mit starken Abweichungen, beson- 
ders in den lehrhaften Abschnitten, teils zusetzend, teils ab- 
streichend. Am Schluss wird die Griindung der antiochenischen 
Gemeinde und die Taufe des Vaters durch Petrus berichtet. 
Ihren Namen fiihrt die Schrift von den „Wiedererkennungen" im 
7. Buch. Die Epitome ist nur ein diirftiger Auszug aus den 
Homilieen, bereichert durch fremde Bestandteile : Auszuge aus 
dem Briefe des Klemens an Jakobus , dem Martyrium des Kle- 
mens nach dem Metaphrasten und aus einer dem Ephraim, Bi- 
schof von Cherson, beigelegten Schrift Tcspl tod d'aLb\Lazo(; tod ysyo- 
v6to(: etc TcaiSa bizb tod aytoD IspojxapTDpoc KXyjjxsvtoc. 

3. Das durch das oflfenbar e Verwandtschaftsverhaltnis der 
Homilieen und Rekognitionen aufgegebene Utterargeschichtliche 
Ratsel ist nicht dadurch zu losen, dass man die eine Rezension 
von der anderen abhangig sein lasst (Hilgenfeld [1848] H von R ; 
Uhlhorn [1854] R von H). Vielmehr kennzeichnen sich beide 
Schriften als Bearbeitungen (einer oder) mehrerer Vorlagen, deren 
Grundschrift K7]poY[jLa(Ta) IIsTpoD geheissen haben mag. In- 
dessen ist (Uhlhorn [1878] ; vgl. Hilgenfeld, Lehmann, Lipsius) 
die Frage nach den Quellen und nach der Einheitlichkeit des Be- 
standes der beiden Rezensionen noch nicht gelost und wird erst 



§ 103.] Die pseudoklementinischen Rekognitionen und Homilieen. 235 

auf Grund genauer Textvergleichungen, besonders einer Unter- 
suchung der biblischen und ausserbiblischen Citate, gefordert 
\verden konnen (vgl. besonders Lagarde, 1865, Einleitung). Eben 
darum barren aber auch die Pragen nach Ursprung und Zweck 
der pseudoklementinischen Litteratur, nach Zeit und Ort ihrer 
Abfassung noch der endgiiltigenLosung. Baur (vgl. auch Schweg- 
LER) betrachtete sie unter Voraussetzung der Einheitlichkeit als 
Dokument des in der romischen Urgemeinde herrschenden Ju- 
daismus. LiPSius (vgl. auch AHausrath, Neutestamentl. Zeit- 
geschichte IV S 1877, 133—163) nahm als alteste Grundlage 
die lange vor der Mitte des 2. Jahrhunderts entstandenen, schroff 
antipaulinischen Acta Petri an, aus denen ein Bruchstiick, die 
Kerygmen des Petrus, urn 140 — 145 in antignostischem Sinn be- 
arbeitet wurde. Aus ihnen sind die 'AvaYV(op'.'3(iol KXy][isvtoc her- 
vorgegangen, die wieder zweimal in den Homilieen (antimarcioni- 
tisch) und den Rekognitionen (katholisierendes Jndenchristentum), 
noch im 2. Jahrhundert selbstandig bearbeitet wurden. Hilgen- 
FELD ist bei seiner Ansicht geblieben (vgl. Nov. Test. etc. [§ 3] 
IV ^ 51 sq.), dass die auf ein Uizpoo ^-qpo-j^a durch Vermittlung 
der IlepioSot Uizpov> zuriickzufiihrenden Rekognitionen und Ho- 
milieen „eine sehr ergiebige und reichhaltige Pundgrube fiir die 
Geschichte und Entwicklung des romischen Judenchristentums" 
(1854, S. 535) sind. Diesen und anderen Auffassungen gegen- 
uber vertritt Harnack die Ansicht, dass die Rekognitionen und 
Homilieen in ihrer jetzigen (xestalt nicht dem 2. Jahrhundert, son- 
dern friihestens der ersten Halfte des 3. angehoren (vgl. schon 
Lagarde [1865] und Zahn [GGA 1876, 1436]); dass sie nicht 
von haretischen Christen, sondern hochst wahrscheinlich von ka- 
tholischen (Kanon, Verfassung, theologische Haltung u. s. w.) ab- 
gefasst sind, nicht mit dem Zweck ein theologisches System zu 
geben, sondern zunachst erbaulich zu unterhalten, daneben auch 
haretische Erscheinungen zu bekampfen; dass endlich schon die 
Verfasser der R und H ihre urspriinglich judenchristUchen Quellen 
wahrscheinlich nur in katholischer Verarbeitung gekannt haben. 
Bigg endlich halt die Homilieen fiir die ebionitische Bearbeitung 
einer alteren katholischen Vorlage. Die pseudoklementinischen 
Schriften stammen urspriinglich aus Ostsyrien (Uhlhorn). Wo 
und von wem sie bearbeitet sind, ist nicht festzustellen, doch 
lassen sich fur Rom Griinde geltend machen (Harnack). 

4. Der alteste Zeuge pseudoklementinischer Schriften ist 



236 Martyrien. [§ 103. 

Origenes, der im Comm. Matth. Ser. 77 (Lo. IV 401) einige 
an Rec. VII 38 Horn. XIII 13 anklingende Satze zitiert hat. 
Eusebius (III 38 5) kannte eine weitschweifige Schrift, die IIsTpot) 
xal 'Ax;rta)voc 81^X0701 enthielt und die zu den Klementinen in 
naher Beziehung gestanden haben muss. In dem bardesaniti- 
schen Dialog De fato (§ 25 2) ist Rec. IX 19 — 27 ausgeschrieben 
(vgl. Eus. Praep. evang. VI 10 11— se), wenn nicht der Dialog die 
Vorlage bildet. Basilius und Gregor haben in die Philokaha (Kap. 
23 Rob. 210—212) ein Stiick aus dem 14. (jetzt 10.) Buch der 
Rekognitionen eingefiigt. Epiphanius (XXX 15) spricht von 
TcsptdSotc %aXoi)(x^vatc talc 8ta KXtjijlsvcoc Ypaystaatc, die bei den 
Ebioniten in Gebrauch waren. Paulin von Nola (Ep. XL VI 2 
Hart. 387) scheint die Klementinen trotz ungeniigender griechi- 
scherSprachkenntnisse zu iibersetzen versucht zu haben. Rufin ist 
in seiner Uebersetzung (s. 0. Nr. 1) von ahnUchen Vorurteilen 
befangen gewesen wie bei der Uebertragung der Prinzipien des 
Origenes (§ 61 4 u. 8 a) : die Ketzereien des Buches vermochte er 
mit der anerkannten Rechtglaubigkeit des romischen Klemens 
nicht zu reimen und hielt sie darum fiir Interpolationen (Ruf. 
Adult, libror. Orig. [Lo. XXV 386]. Vgl. Peror. in Orig. Comm. 
Rom. [Lo. VII 460] und die Praefatio seiner Uebersetzung der 
Rec. ad Gaudentium episcopum). Dass Hieronymus, der VJ 15 
Euseb ausschreibt, Rufins Arbeit nicht gekannt haben soUte, wird 
man ungern annehmen woUen (vgl. adv. Jovin. I 26. Comm. ad 
Gal lis; doch s. § 101 2). Weitere Zeugnisse bei Preuschen 
224—229. 

Funfter Abschnitt. 

Die Martyrien. 

Ausgaben: BMombritius, Sanctuarium s.Vitae sanctorum. 2 T. S. 
1. e. a. (nach Neumann S. 275 4 vor 1480). LSurius, De probatis sanctorum 
vitis, Colon. 1570 — 1575. Acta Sanctorum etc. edd. JBollandus all. (§ 20c; 
s. den Nachtrag). ThRuinart, Acta etc. (§ 2 9c). Die Depositio martyrum 
bei ThMommsen (§ 91 7 b) 71 sq. Das Kalendarium antiquissimum ecclesiae 
Carthaginiensis bei JMabillon, Veter. analect. Ill, Par. 1682, 398 — 401 
vgl. 402 — 422. Das syrische M. bei WWright in Journal of sacred lite- 
rature and biblical record VIII, Lond. 1866, 45—56 (syr.) 423—432 (engl.) ; 
deutsch bei EEgli, Altchristliche Studien, Ziirich 1887, 5—29. Das Martyr. 
Hieron., herausgegeben von JBdeRossi (f ) und LDuchesne in Acta Sanc- 
torum vor dem 2, Teil des 2. Nov.-Bandes, Brux. 1894. — Litteratur: 
SLeNaindeTillemont, Memoires etc. (§ 2 8 a), Bd. 4 u. 5. LDuchesne, Les 
sources du martyrologe flieronymien in Melanges d'Archeol. et d'Hist.V, 
1885, 120—160. Dazu AHarnack in ThLZ XTEI, 1888, 350—352. K JNed- 



§§ 104, 105.] Allgemeines. Von Antoninus Pius bis Septimius Severus. 23 7 

MANN [§ 46] pass, und 274 — 331. Vgl. die Analecta Bollandiana (§ 29c) 
und die darin veroffentlichten Kataloge der Codices hagiographici von 
Briissel, Ghent, Paris, Mailand, Chartres, Le Mans u. a. — Preuschen, 
LG 807 — 834. — Die Ziffern bei Boll. (= Acta Sanct. ed. Boll, etc.) 
sind bis zum 5. Oktoberband die der Originalausgabe. Rum. (= Ruinart) 
ist nach der handlichen Ausgabe von 1859 zitiert. 

% 104. Allgemeines. 

Die bewundemde Teilnahme, mit welcher die ganze Kirche 
an den Thaten und Schicksalen ihrer grossen Apostel sich erbaute, 
liat ihr Seitenstuck an dem Interesse, welches einzelne Gemeinden 
oder Gruppen von Gemeinden dem rubmlichen Ende der Helden 
entgegenbrachten, die als Opfer der Staatsgewalt oder des Pobels 
fiir ihren Glauben standhaft in den Tod gegangen waren. Schon 
friihzeitig (]\iart. Polyc. 18) feierte man die Gedenktage solcher 
IMartyrer, und allmahlich entstanden ]\IartyTerkalender, wie sie 
noch heute vorliegen in der romischen Depositio martyrum beim 
Chronographen v. J. 354, in dem alten karthagischen Kalender 
aus dem Anfang des 6. Jahrhunderts, im syrischen Martyrologium 
(Handschrift v. J. 412) und im ]\iartyrologium Hieronymianum 
aus der Zeit Sixtus' III. von Rom (432 — 440), das, selbst aus 
mehreren Vorlagen zusammengearbeitet (Duchesne Harnack), 
die Quelle der spateren Martyrologien geworden ist. An solchen 
Gedenktagen wurde die Geschichte des Martyrers verlesen, sei 
es dass man sich vom ProtokoU des Prozesses eine Abschrift zu 
verschaflfen gewusst hatte, der sich vielleicht eine erbauliche Um- 
rahmung geben liess, sei es dass Augenzeugen des Martyriums 
eine, wenn auch den christlichen Standpunkt nicht verleugnende, 
doch die Thatsachen nach bestem Wissen wiedergebende Dar- 
stellung verfasst batten. Leider sind von der grossen Mehrzahl 
der dem Namen nach bekannten Martyrer die echten Akten, so- 
weit es solche gab, durch spatere Legenden verdrangt worden 
(Symeon Metaphrastes). Auch die SovaYWYT] twv ap)^at(ov [lap- 
TopicDv Eusebs von Casarea, in der AUes zusammengetragen war, 
was der gelehrte Historiker hatte in Erfahrung bringen konnen 
(vgl. HE IV 16 47. V Prooem. 2 4 s 21 5), ist verloren gegangen, 
und nur seine Schrift iiber die palastinensischen Martyrer der 
diokletianischen Verfolgung ist erhalten geblieben. 

§ 105. Yon Antoninns Fins bis Septimins Sevems. 

1. Passio Polycarpi. Eusebius hat in seine Kirchengeschichte 
(IV 15), wortlich und im Referat den grossten Teil eines Briefes 



238 Martyrien. [§ 105. 

aufgenommen, den die Gemeinde von Smyrna an die Gemeinde 
zu Philomelium (Phrygian) und alle iibrigen Gemeinden der hei- 
ligen katholischen Kirche (so die Handschriften des Martyriums ; 
Euseb: an die Gemeinden in Pontus) iiber den Martyrertod ihres 
Bischofs Polykarp (unter dem Prokonsulat des L. Statins Qua- 
dratus am 23. Februar 155, s. § 8 i) und seiner Genossen ge- 
schrieben hat. Der Brief ist griechisch voUstandig in fiinf Hand- 
schriften (Codd. Mosq. 159, Hieros. S. Sep. 1 all.) erhalten. 
Ausserdem existiert eine Passio Polycarpi in zahlreichen lateini- 
schen Handschriften, denen teils die Rufinische Uebersetzung des 
Berichtes Eusebs, teils die davon unabhangige, sorglose Ueber- 
tragung eines von der erhaltenen Rezension abweichenden grie- 
chischen Originals, teils beide Uebersetzungen zu Grunde liegen 
(Harnack 77 — 90). Der Bericht Eusebs ist auch in koptischer 
Uebersetzung erhalten. Die Frische und Unmittelbarkeit des 
Schreibens spricht fiir sich selbst, und weder Form noch Inhalt 
geben gegrundete Veranlassung zur Annahme derUnechtheit oder 
von Interpolationen. Was in den Handschriften dem Martyrium 
als Datierung, Empfehlung, Ueberlieferung angehangt ist (Kap. 
20 — 22), ist spatere Zuthat. 

Vgl. die zu § 3 (8) zitierten Ausgaben von Zahn (XLVIII— LV 182 
bis 168)'und Lightfoot (I 588—702, n 935—998 1005—1014). AHarnack, 
Die Zeit des Ignatius (§ 9). EAmelineau, Les Actes copies du martyre 
do St, Polycarpe in Proceedings of the Soc. of biblical Archaeology X, 
1888, 391—417. Dazu AHaenack in ThLZ XIV, 1889, 30f. — Boll. 
26/1. Jan. II 691— 707. Ruin. 74—99. 

2. Passio Carpi, Papyh et Agathonicae. Die Akten des 
Karpus, Papylus (ausThyatira)und der Agathonike, deren 
zu Pergamum erfolgten Martyrertod Euseb IV 15 48 nach dem 
des Polykarp (und Pionius s.§ 106) verzeichnet, sind in Cod. Par. 
graec. 1468 erhalten. Eine Datierung fehlt, doch darf man die 
Urkunde mit hochster Wahrscheinlichkeit in die Zeit Mark Aurels 
setzen. Gewisse Zuge, die Lokalitat, nicht zuletzt der in dem Ge- 
baliren der Agathonike hervortretende, vom Bearbeiter gebilligte 
Fanatismus raachen den Schluss moglich, dass die Martyrer, wenn 
sie nicht Montanisten waren, doch dieser radikalen Bewegung 
nicht feme standen. Eine langere, in zahlreichen Handschriften 
vorhandene, vom Metaphrasten herriihrende Rezension setzt das 
Martyrium unrichtig in die Zeit des Decius. 

AuBp^aben: BAub6 in Rev. Archeol., 1881, 348 sqq. Ders., L'Eglise 
et VkiB.i dans la seconde moitie du III* siecle, Par. 1885, 499 — 506. 



§ 105.] Yon Antoninus Pins bis Septimius Severus. 239 

AHarn^ck in TU m 3 4, 1888, 433—466. Ygl. ThZahn, FGK I 279. 
JBLiGHTFOOT (s. o.) I 625 f. — Boll. 13/R\ Apr. II 120—125; 968—973. 

3. Acta S. Justini philos. et soc. eius. Unter der Prafektur 
des Junius fiustikus, d. h. zwischen 163 und 167, sind zu fiom 
der christlichePhilosopb Justin (§ 36)unddieChristenCharito, 
CharituS; Euelpistus, Hierax, Paon und Liberian Mar- 
tyrer geworden. Der einfache und schlichte Bericht (Hss.: Cod. 
Vatic. 655 Cod. Cryptens.) giebt augenscheinlicb die Prozessakten 
getreu wieder. Euscbius scheint ibn nicbt gekannt zu baben. 

Ausgaben: COtto in Corp. etc. {vor § 33) III», 1879, 266—278 
(vgl. XLVI— L). — Boll. 13/IV. April 11 104—119. Bum. 101—107. 

4. Epistola Ecclesiarum Viennensis et Lugdunensis. Im Jahre 
177 (Eus. HE V Prooem; doch s. die Angabe im Chronicon binter 
ann. Abr. 2183) sind die Gemeinden zu Lugdunum und Vienna 
in Gallien in scbwere Bedrangnis geraten. Sie baben von ihren 
Drangsalen einen Bericbt an die Gemeinden in Kleinasien und 
Phrygien erstattet, den Euseb (V 1 — 3) zum grossten Teil auf- 
genommen hat. Das Schreiben entbalt eine sehr lebendige und 
anschauliche Schilderung der Verfolgung. 

Boll. 2/ VI. Juni 1 160—168. Rum. 107—117. 

5. Acta proconsularia martyrum Scilitanorum. Am 17. Juli 
180 wurden in Karthago die Christen Speratus, Nartzallis, 
Cittinus, Donata, SekundaundHestia aus Scili durch den 
Prokonsul P. Vigellius Saturninus zum Tode durch das Schwert 
verurteilt und hingerichtet (sciUtanische Martyrer). Die durch 
Knappheit der Fassung bervorragenden Akten sind lateinisch und 
griechisch iiberliefert: die lateinische Fassung in Cod. Mus. Britt. 
11880 saec. IX (vgl. das Bruchstiick in Cod. Augiens.) scheint dem 
Original am nachsten zu stehen ; daneben kommt die griechische 
in Cod. Par. gr. 1470 ann. 890 und mehrere lateinische Rezen- 
sionen (z. B. Cod. Carnot. 190, Bruxell. saec. XII) in Betracht. 

Ausgaben und Litteratur: JMabillon (vor § 104) IV 153 (Cod. 
Augiens.). CBAHONins, Annales eccl. ad ann. 202 (nach verlor. Hdschr.). 
HUsENER, Acta mart. Scilit. gr. edita, Jnd. Schol., Bonn. 1881. BAube, 
Les Chretiens dans I'empire Romain etc., Par. 1881, 503 — 509 (Cod. Par. 
suppl. lat. 2179 [Silos]). Analecta Bollandiana (§ 2 9c) VIII, 1889, 5—8 
(Cod. Carnot.). Ueber Cod. Bruxell. vgl, Catalogus etc. (vor § 104) I 1, 
50 133. JARoBiNSON (s. Nr. 7) in TSt I 2, 1891, 106—121 (Cod. Mus. 
Britt., Cod. Par. 1470, Baron., Cod. Par. 2179). Bei BAuBfi, Jfetude sur un 
nouveau texte des martyrs Scillitains, Par. 1881, sind S. 22 — 39 die bis 
dahin bekannten Texte abgedruckt. — Uebersetzung; Neumann 72 — 74. 
— Boll. 17/VII. Juli IV 204—216. Rum. 129—134 (Cod. Colbert.). 



240 Martyrien. [§ 105. 

6. Eusebius berichtet (V 21), dass ein gebildeter, in der 
Philosophie bewanderter Mann, Namens Apollonius, zur Zeit 
des Kommodus wegen seines Christentums hingerichtet worden 
sei, nachdem er vor dem Senat und vor dem Richter Perennis 
(Praefectus praetorio bis 185) seinen Glauben beredt verteidigt 
hatte. Die Akten hatte Eusebius seiner Sammlung (§ 104) ein- 
verleibt. Durch das armenisch erhaltene „Martyrium des heiligen 
ApoUonius, des Asketen" werden seine Angaben bestatigt und 
die Behauptungen des Hieronymus (VJ 42), dass ApoUonius 
Senator gewesen und voin Senat verurteilt worden sei, sowie dass 
er eine ansehnliche Yerteidigungsschrift verfasst babe, als Aus- 
schmiickungen des eusebischen Bericbtes erwiesen: selbst dass 
ApoUonius romischer Burger gewesen, ist fraglich. "Welche RoUe 
der Senat bei dem Prozess gespielt hat, geht freilich aus den 
Akten, deren Anfang verloren gegangen ist, nicht mit genugen- 
der Deutlichkeit hervor. Die Verteidigungsrede des ApoUonius 
ist wegen ihrer Beziehungen zur apologetischen Litteratur von 
Interesse. Dass TertuUian sie kannte, als er seinen Apologeticus 
schrieb, ist mogUch. 

Ausgaben und Litteratur: FCC(onybeabe) in The Guardian 1893, 
18. Juni (englische Uebersetzung nach dem Armenischen in der von den 
Mechitharisten [Venedig 1874] veroffentlichten Sammlung von Martyrien 
[1-138 — 143]). Ders., The Apology and Acts of ApoUonius and other monu- 
ments of early Christianity, Lond. 1894, 29—48. AHarnack in SBBA, 
1893, 721 — 746 (deutsche IJebersetzung von Burchardi). RSeeberg in 
NKZ IV, 1893, 836—872. EGHardy, Christianity and the Roman govern- 
ment, Lond. 1894, 200—208. ThMommsen in SBBA, 1894, 497—503. 

7. Passio SS. Perpetuae et FeUcitatis. Am 7. IMarz 203 
(202) erUtten unter dem Statthalter Hilarianus fiinf Katechumenen, 
Vibia Perpetua aus guter Familie, Felicitas und Revo- 
katus , beide Sklaven, Saturus und Saturninus, den IVIartyrer- 
tod, wahrscheinlich zu Karthago (nicht zu Thuburbo). Ein Augen- 
zeuge hat von diesem ]VIartyrium mit dramatischer Kraft eine 
hochst lebendige und ergreifende Schilderung gegeben, in die er 
Visionen der Perpetua und des Saturus nach den eigenen Auf- 
zeichnungen der Martyrer verflochten hat. Die Hypothese, dass 
der Verfasser, offenbar Montanist, kein geringerer als Tertul- 
lian (vgl. de anima 55) sei, ist mit guten Grunden verfochten 
worden (Robinson). Auf die Visionen ist die Offenbarung Johan- 
nis, wahrscheinlich der Hirt des Hermas, keinenfalls die Petrusapo- 
kalypse von Einfluss gewesen. Die Erzahlung ist in zwei Fassungen 



§ 106.] Von Decius bis Licinius. 241 

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erhalten. Die altere liegt griechisch (Cod. Hieros. S. Sep. 1 saec. 
X) und lateinisch (Codd. Compendiens. pPar. lat. 17626] saec. X; 
Casin. saec. XI [Salisb.]; Ambrosian. C. 210 infr. saec. XI [noch 
unveroffentlicht]) vor; das eigentiimliche Verhaltnis dieser beiden 
Texte erklart sich vielleicht durch die Annahme einer Veroflfent- 
lichung in beiden Sprachen (Tertullian!). Die jungere (kiirzere) 
Fassung, in zahlreichen Handschriften lateinisch iiberliefert, ver- 
legt das Martyrium falschlich unterValerian und Gallien. Augustin 
besass Kenntnisse der Akten (vgl. die Stellen bei Neumann 300). 

Ausgaben und Litteratur: LHoLSTENros, Rom 1633 (Cod. Casin.). 
£AuBf:, Les Chretiens u. s. w. (Nr. 5), 509 — 526 (kiirzere Fassung). Cata- 
logus etc. (vor § 104) 1 1, 158—161 (k. F.). JRHarris a. SKGifford, The 
Acts of the Martyrdom of Perp. a. Fel., Lond. 1890 (Hieros.). Dazu 
AHarnack in ThLZ XV, 1890, 403—406; OvGbbhardt in DLZ XII, 1891, 
121 — 123; LDucHESNE in Compt. rend, de TAcad. de I'lnscr. et belles- 
lettres XIX, 1891, 39—54 und LMassebieau in Rev. de Thist. d. rel. XXIV, 
1891, 97 — 101. JARoBmsoN, The Passion of S. Perp., newly edited from 
the Mss. in TSt I 2, 1891. Dazu AHarnack in ThLZ XVII, 1892, 68 
bis 71; ThZahn in ThLB XIII, 1892, 41—45; Anal. Bolland. XI, 1892, 
100 — 102 369 — 373 (Un nouveau manuscript des Actes des Saintes Feli- 
cite et Perpetue: Cod. Ambros.). — Uebersetzung: GKrOger in Christl. 
Welt m, 1890, 785—790 (verkurzt). — Boll. 7/III. Mart. I 630—638. 
Ruin. 134—167 (Compend. Salisb.). 

§ 106. Yon Decins bis Licinins. 

Im Folgenden sind, nach RumART Tillemont DCB und PREUscHENy 
die Namen derjenigen Martyrer aufgefiihrt, von denen anscheinend echte 
Akten oder Akten mit eohter Grundlage erhalten sind. Bei den meisten 
fehlt die genaue Untersuchung. Handschriften u. s. w. bei Preuschen. 

1. Passio Pionii. Nach dem Martyrium Polykarps und vor 
dem des Karpus und Genossen gedenkt Euseb (IV 15 46 4?) des 
Marcioniten Metrodorus und des Pionius, die beide zu Smyrna 
den Martyrertod erlitten haben. Wahrend Euseb an die Zeit 
Mark Aurels denkt, setzen die lateinischen Akten (2 Codd. Col- 
bert, all.) das Martyrium des Pionius und seiner Schwester(?) 
Sabina, des Asklepiades, der Montanistin Macedonia, des 
Lemnus und des (marcionitischen) Presbyters Metrodorus 
unter den zweiten Konsulat des Decius (und Vettius Gratus) d. h. 
in das Jahr 250 (12. Marz). Vielleicht werden die noch nicht 
veroffentlichten griechischen Akten (Cod. Venet. Marc. 359 saec. 
XII) erweisen, dass Eusebius, der die Akten seiner Sammlung 
(§ 104) einverleibt hatte, auch in diesem Fall (s. o. Karpus) Recht 
behalt, so dass die lateinischen Akten nur eine Bearbeitung des 
echten Textes sein wiirden (Zahn). 

Kr tiger, Litter aturgeschiclite. l. a. 2. Aufl. 26 



242 Martyrien. [§ 106. 

Litteratur: ThZahn, Patr. apost. (§ 3 [8]) D. L 164 165. JBLight- 
FOOT, Apost. Fath. (§ 3 [8]) I 622—626 695—702. Eine Ausgabe der 
griechischen Akten hat OvGebhardt angekiindigt. — Boll. l/II. Febr. I 
37—46. Ruin. 185—198. 

2. Acta disputationis S. Achatii episc. et mart. Achatius 
(Akacius), Bischof von Antiochien (Phrygien), Martyrer (Kon- 
fessor) unter Decius. Wird mit Bischof Akacius von Melitene in 
Armenia Secunda verwechselt. 

Boll. 31/111. Mart. Ill 903—905. Rum. 199—202. 

3. Acta S. Maximi mart. Maximus, Martyrer in Kleinasien 
(Ephesus ?) unter Decius. Prokonsulat des Optimus. 

Boll. 30/IV. Apr. Ill 732 sq. Ruin. 202—204. 

4. Acta S. Luciani et Marciani. Lucianus, Marcianus, 

Florius, Martyrer zu Nikomedien unter Decius am 26. Okt. Vgl. 

Prudent. Peristeph. 11. 

Boll. 26/X. Oct. XI 804r-819. Ruin. 210—214. 

5. Acta S. Cypriani. Unter Valerian (Prokonsul Galerius 
Maximus) erlitt am 14. Sept. 258 der Bischof Cyprian von 
Karthago, nachdem er ein Jahr lang gefangen gesessen hatte, den 
Martyrertod. Erhalten sind in einer Anzahl von Handschriften 
die Acta proconsularia, und einBericht in der vomDiakonen Pon- 
tius verfassten Lebensbeschreibung (§ 86 i). 

Boll. 14/IX Sept. IV 191—348 (Vita 325—332 Acta 332—335). Ruin. 
243—264. Hartel (0pp. Cypr.) Ill p. CX— CXIV (Act. proc). 

6. Acta SS. Fructuosi, Eulogii et Augurii martyrum. Aelte- 
ste spanische Akten. Fruktuosus, Bischof von TaiTagona, und 
zwei seiner Diakonen, Eulogius und Augurius, Martyrer unter 
Valerian und Gallien (Prokonsul Aemilianus und Bassus) am 
21. Jan. (Augustin) 259. Augustin (Sermo 273) kannte die Akten. 
Vgl. auch Prudent. Peristeph. 6. 

Boll. 21/1. Jan. 11 339—341. Ruin. 264—267. 

7. Passio SS. Jacobi, Mariani etc. Jakobus, Diakon, und 
Marianus, Lektor, Martyrer unter Valerian. 

Boll, 30/IV. Apr. Ill 745—749. Ruin. 267—274. 

8. Passio SS. Montani, Lucii et aUor. mart, africanor. Mon- 
tanus und Lucius, Martyrer zu Karthago, bald nach Cyprian, 
ca. 259. 

Boll. 24/11. Febr. Ill 454—459. Ruin. 274—282. 

9. Martyrium S. Nicephori. Nicephorus, Martyrer unter 
Valerian und Gallien ca. 260. Ort unbekannt. 

Boll. 9/11. Febr. II 283—288. Addit. 894 sq. Ruin. 282—288. 

10. Acta SS. MM. Claudii, Asterii et aliorum. Klaudius, 



§ 106.] Von Decius bis Licinius. 243 

Asterius, Neon, Briider, Martyrer zu Aegea in Cilicien unter 
dem Prases Lysias, wahrscheinlich 303 (nicht 285). 
Boll. 23/Vin. Aug. IV 567—572. Rum. 308—311. 

11. Passio Genesii mimi. Genesius, Scliauspieler in Rom, 
Martyrer 303 (285). 

Boll. 25/Vni. Aug. V 119—123. Ruin. 311—313. 

12. Passio Rogatiani et Donatiani. Rogatian und Dona- 
tian, aus guter Familie, Briider, Martyrer zu Nantes unter Dio- 
kletian und Maximian. 

Boll. 24/V. Mai V 279—281. Rum. 321—324. 

13. Acta Maximiliani. Maximilian, Martyrer zu Thebeste 

in Numidien, unter Diokletian am 12. Marz 295 (Konsulat des 

Tuskus und Anulinus). 
Rum. 339—342. 

14. Acta Marcelli. Marcellus, Centurio, Martyrer zu 

Tingis (Tanger) in Mauretanien, am 30. Oktober (298). 
Boll. 30/X. Okt. XIII 274—284. Rum. 342—344. 

15. Passio Cassiani. Kassianus, Gerichtsschreiber, Mar- 
tyrer zu Tingis. Die Akten bilden einen Anhang zu denen des 
Marcellus. 

Rum. 344 sq. 

16. Passio S. Procopii. Prokop, Lektor und Exorcist, ge- 
biirtig aus Jerusalem, wohnhaft in Skythopolis, Martyrer am 
7. Juli 303 in Casarea Pal. Vgl. Eus. Mart. Pal. 1 1. 

Boll. 8/VIL Juli II 551— 576. Rum. 380 sq. 

17. Acta S. Pelicis. Felix, Bischof von Tubzoca (Thibaris 
in Numidien?), Martyrer zu Karthago unter dem Prokonsulat des 
Anulinus am 30. August 303. 

Boll. 14/1. Jan. II 233. Rum. 388—391. StBaluzius, Miscellanea II 
Par. 1679, 77—81. 

18. Passio S. Savini. Savinus, Martyrer zu Rom unter 
Maximian. 

Baluzius, 1. c, 47 — 55. 

19. Acta SS. Saturnini, Dativi, et aliorum plurimorum marty- 
rum in Africa. Saturninus, Presbyter, Dativus, Senator, und 
viele andere Manner und Prauen aus Abitina, Martyrer zu Kar- 
thago unter dem Prokonsulat des Anulinus, am 11. Pebruar 304. 
Die Akten wurden bei der Disputation von 411 von den Dona- 
tisten vorgebracht und von den Katboliken anerkannt (Augustin. 
Brevic. coUat. Ill 32). 

Boll. 11/11. Febr. II 513-^519. Rum. 413—422. BALUzros 56—76. 

20. Acta SS. Agapes, Chioniae, Irenes etc. Agape, 

16* 



244 Martyrien. [§ 106. 

Chionia und Irene aus Thessalonich^ Martyr erinnen am 1. (so 
Ruin.) 304. 

Boll. 3/IV. April I 245—250. Rum. 422—427. 

21. Acta SS. Didymi et Theodorae. Didymus und Theo- 
dora, Martyrer zu Alexandrien (303?). Vgl. Ambrosius Virg. 

114. 

Boll. 28/lV. April IH 572—575. Rum. 427—432. 

22. Passio S. Irenaei, Episc. Sirm. Irenaus, Bischof von 

Sirmium in Pannonien, Martyrer unter Diokletian und Maximian 

am 25. Marz (6. April) (304). 

Boll. 25/III. Mart. IH 555—557. Rum. 432—434. 

23. Passio S. PoUionis et aliorum martyrum. Pollio, Lek- 
tor zu Cibalis in Pannonien, Martyrer, etwa gleichzeitig mit Irenaus, 
am 28. (27.) April (304). 

Boll. 28/IV. April III 565—567. Rum. 434—436. 

24. Acta S. Eupli diac. et mart. — Euplius, Diakon, Mar- 
tyrer zu Katania in Sicilien, unter Diokletian und Maximian (304). 

Rum. 436—439. 

25. Passio S. Philippi episc. Philippus, Bischof von 
Heraklea, Martyrer zu Adrianopel (304). 

Boll. 22/X. Oct. IX 537—553. (Palm6). Rum. 439—448. 

26. Acta SS. Tarachi, Probi et Andronici. Tarachus aus 
Klaudiopolis in Isaurien, romischer Burger, friiher Soldat, Pro- 
bus aus Side (Perge) in Pamphylien, Philosoph, Audronikus 
aus Ephesus von vomehmer Familie, Martyrer in Tarsus, unter 
Diokletian und Maximian (304). 

Boll. 11/X. Oct. V 560—584. Rum. 448—476. 

27. Acta S. Crispinae mart. Kri spina aus Thagara, nach 
Augustin (in Ps. CXX n. 13 CXXXVII n. 3 14 17. Vgl. Serm. 
286 354) aus vomehmer und reicher Familie, Martyrerinzu The- 
beste unter dem Prokonsul Anulinus am 5. Dez. (304). 

Rum. 476—479. 

28. Passio S. Sereni mart. Serenus, ein Grieche, Gartner, 
Martyrer zu Sirmium in Pannonien unter Maximian (307?). 

Boll. 23/n. Febr. HI 364—366. Rum. 516—518. 

29. Acta SS. Phileae et Philoromi. Phileas (Bischof von 
Thmuis vgl. § 67) und Philoromus, Dnteroffizier, Martyrer zu 

Alexandria unter dem Prafekten Kulcianus (306). 
Boll. 4/11. Febr. I 459—464. Rum. 518—521. 

30. Passio S. Quirini episc. et mart. Quirinus, Bischof 
von Siscia in Pannonia superior, Martyrer unter Diokletian 



§ 106.] Von Decius bis Licinius. 246 

und Maximian. Vgl. Eus. Chron. ad ann. 310. Prudent. Peri- 
steph. 7. 

Boll. 4/VI. Juni I 380—384. Ruin. 521—525. 

31. Passio S. Petri Balsami. Petrus Balsamus aus 

Eleutheropolis, Martyrer zu Aulana in Samarien unter Galerius 

(311), Wahrscheinlich identisch mit dem von Eusebius (Mart. 

Pal. 10 2) erwahnten Petrus Apselamus, einem Asketen. 
Boll. 3/1. Jan. I 128 sq. Ruin. 525—527. 

32, Passio S. Quirionis, Candidi, Domni etc. (Quadraginta 
martyres). Zu Sebaste in Armenien soUen unter Licinius (ca. 320) 
vierzig Christen (die sogenannten ^vierzig Ritter") Martyrer 
geworden sein (vgl. Basilius M. Orat. XIX). Ruinart hatte ibre 
Akten als unecht beiSeite gelassen, die Bollandisten lateinische 
Uebersetzungen (nicht das griechische Original) aufgenommen. 
BONWETSCH tritt fiir die Moglichkeit der Echtheit ein und ver- 
offentlicht griechisch(Cod.Vienn. theol. X)undalt8lawisch(Codd. 
der Bibl. der Troitzko-Sergiewschen Laura bei Moskau Nr. 180 
[1859] und 755 [1628] saec. XV) ein Testament der Martyrer, 
worin sie fiber ibre Gebeine verfiigen, und das Bonwetsch unter 
Zustimmung Haussleiters fur echt erklart. 

Ausgaben des Testaments: PLambbgius, Commentarii de bibliotbeca 
Caesarea Vindobonensi IV, Vienn. 1671 (griech.) 2. Edit, (von APKolIiARIUs) 
IV, Vienn. 1778, 226 sqq. (gr. u. lat.). NBonwetsch in NKZ III, 1892, 705 
(713—721)— 726. Vgl. JHaussleiter ebenda 978—988. —Boll. lO/III.Mart. 
n 12—29. 



246 



I. 

Yerzeiclmis der behandelten oder als Qnellen angefahrten 
Antoren und obne Antomamen iiberlieferteii Schriften. 



Abdias 57 59 157. 
Abgarsage 227 228* 
Abrahamapokalypse 52. 
Achatius, Acta 242. 
Acta Symphorosae 157. 
(Adamantius) Dialogas 

de recta fide 152. 
Adelphius 53. 
Aej!fypterevangelium 34 

40. 
Aetius 69 86. 
Agape, Chionia, Irene, 

Acta 243. 
Agrippa Kastor 88. 
Alexander von Alexan- 

drien 136. 

— von Jerusalem 99 101 
108 129 153* 

^AX\o^e\fsl<; 52. 

Aloger 95. 

Ambrosius (Freund des 

Origenes) 108 120 

123. 

— (Oratio ad Graecos) 
70. 

Ammonius 138. 
'Avapotxixov 'Hoatoo 52. 

— IlauXou 52. 
Anastasius Sinaita 204. 
Anatolius 133. 
Andreasakten 35 58 

227. 
Andreasevangelium 35. 
Andreas- und Matthaus- 

acten 59. 
Andreas- und Petrus- 

acten 59. 



Auonymus Eusebianus 

95. 
Antiharetische Scbiiften 

61. 
Antimontanisten 94. 
Apelles 48 51 89 166. 
Apion 138. 
'ATCOxaXo^J^ec? too 'ASap. 

52. 
Apokalypsen 9. 
Apokryphen des Alten 

Testaments 64. 
Apollinaris von Hiera- 

polis 69 76 89 95. 

— von Laodicea 69 72 
144 149. 

Apollonius 95 96. 
ApoUonius, Acta 240. 
'ATCO'vpaot? liB^aXt] 52. 
Apostelgeschichte 9 18 

Apostelgeschichten, 

gnostische 54. 
Apostellehre 10 40 67 

188 224 225. 
Aquilinus 53. 
Arabianus 138. 
Aristides 62 70 80 82 

85 87 173. 
Aristo von Pella 64 164. 
Araobius 190 193. 
Asterius Urbanus 94. 

- Acta 243. 
Athanasius 225. 
Athenagoras 81 87 99 

148 166. 
AufzeichnuDgen , lehr- 



hafte , homiletische, 
kirchenregimentl. 9. 
Augustin 78. 

Bardesanes 47 58 99. 
Bamabasbrief 12 17 25 

105 225. 
Barnabasevangelium 35. 
Bartholomausevange- 

lium 35, 
Basilides 43 44 49. 
Basilidianer 45. 

— lucantationes 44. 
Beryll 158. 
Bischofe, romische 95 

219. 
Bischofliche Scbreiben 

61. 
Boethus 81. 
Bolarius 222. 
Briefe, apostoliscbe 9. 

— katholische 12. 

— pseudoklementinische 
an Jakobus 17 233. 

de virginitate 17 

226. 

Biicher Jeu 53. 

Cajus 201 207 210. 
Celerinus 182. 
Celsus 87 120. 

— (Pseudo-Cyprian) de 
iudaica incredulitate 
189. 

Cerdo 49. 
Cerinth 33 43. 
Cicero 87 194. 



Verzeichnis der uberlieferten Schriften. 



247 



Cohortatio ad Gentiles 

69 86 
Cyprian 150 174 193 

199 200 217 220 221. 

— Acta 242. 

Depositio martyrum 237. 
Dialogus de recta in 

deum fide 142 152. 
Didache 10 40 67 188 

224 225. 
Didaskalia 223. 
Didymu8 und Theodora 

Acta 244. 
Diognet, Brief an 64 72 

84 139. 
Dionysius von Alexan- 

drien 126 136 150. 

— von Korinth 96. 

— von Rom 127 220. 

— Areopagita 215. 
Dositheus 43. 

Duae Viae vel Judicium 
secundum Petrum 225. 

Ebionaerevangelium 33. 
Eleutherus 96. 
Epbeserbrief 10 27. 
Ephraim von Cherson 

234. 
Epiphanes 48. 
Erasmus 190. 
'Eptorr]asi5 Mapca(; 52 

53, 
Euplius, Acta 244. 
Eusebius von Emesa 79. 
Euth alius vonSulka 158. 
Evaevangelium 52. 
Evangelien 9. 

— kanonische 30 34. 

— synoptische 30. 
Evangelium duodecim 

apostolorum 33. 
Excerpta Theodoti 46 
104. 

Felix von Eom 221. 

— Acta 243. 
Firmilianus 150 185. 
Flora 46. 
Florinus 46. 
Fragmente,Pfaffische 94. 
Fronto, M.Kornelius 87. 
Fruktuosus , Eulogius, 

Augurius, Acta 242. 



ftenesius, Passio 243. 
Fevva Mapia^ 52. 
Gnostiker 98 227. 
Gregor von Nazianz 142. 

143. 
Gregor von Nyssa 70. 
Gregorius Thaumaturgus 

109 124 139. 

Harraonius 48. 
Hebraerbrief 1116 50. 
Hebraerevangelium 32. 
Hegesipp 90 92 224. 
Herakleon 46 111. 
Heraklit 138. 
Heraklius 46. 
Her mas, Hirte 24 39 

105 188 199 240. 
Hermes (Trismegistus) 

194. 
Hermias 85, 
Hermogenes 43 165. 
Hesychius 134. 
Hierakas 137. 
Hippolyt 95 99 173 189 

201 219. 

— von Theben 202. 
Homilieen und Rekog- 

nitioDcn, pseudokle- 

mentinische 228 230 

232. 
Hymenaus 222. 
Hymnen, des Klemens 

von Alexandrien 103. 

— in den Thomasakten 
58. 

— naassenische 52. 

Jakobusbrief 12 16 27. 
Jakobus, Marianus u.s.w. 

Passio 242. 
Ignatius, Brief an die 

Romer 92. 
Ignatiusbriefe 18 224. 
Ignatius, Martyria 22. 
Incantationes, der Basi- 

lidianer 44. 
Johannesakten 56 227. 
Johannesapokalypse 10 

22 24 25 27 240. 
Johannesbriefe 12. 
Johannes, erster Brief 

18. 
Johannes Chrysostomus 

144. 



Johannesevangelium 31 
34 46 64 73 74 83. 

Irenaus 71 75 89 90 
102 166 208 209 210 
211 217. 

— von Sirmium, Passio 
244 

Isidor 44. 
Judasbrief 12. 
Judas, Chronoffraph 138. 
Judasevangelium 52. 
Judentum , Litteratur 
des 10. 

— Streitschriften gegen 
das 61. 

Judicium secundum Pe- 
trum (Duae viae) 225. 

Julius Afrikanus 99 124 
153 162 213. 

— Kassianus 54. 
Justin 60 65 73 75 79 

80 82 83 85 87 92 
148 149 166 210 224. 

— Acta 239. 

— (Anastasiuskloster) 
71. 

Justus von Tiberias 165. 

Kalendarium ecclesiae 
Karthaginiensis 237. 

Kallist 171 220. 

Kandidus 138. 

Kanones Hippolyti 214 
226. 

Karpokrates 48. 

Karpokratianer 48. 

Karpus 241. 

— Papylus und Agatho- 
nike, Passio 238. 

Kassianus, Passio 243. 
KaxaaTaaK; zy](; IxxXyj- 
aiaq 225. 

— TOO xXi'ipoD 225. 
KYjpoYjJ.a'ua risipoo 39 

235. 
Kirchenordnung, agyp- 
tische 226. 

— apostolische 224 225. 
Klaudius, Asterius und 

Neon, Acta 242. 

Klemens von Alexan- 
drien 95 99 100 108 
111 122 153 155 192 
213 222. 

Klemensbriefe 41. 



248 



Verzeichnis der iiberlieferten Schriften. 



Klemensbriefi erster 14 
18 198. 

— sogenannter zweiter 
17 B9 231. 

Klemens, Martyrium 

234. 
Kleobius 43. 
Kommodian 199. 
Konstitutionen, aposto- 

li8che 17 20 214 226. 
Komelius Labeo 192. 

— von Rom 183 184 
220. 

Krispina, Acta 244. 

Laktanz 192. 
Leucias Charinus 55 56 
57. 

Ao^lOL TOO xopioo 29. 

Lucian 151 224. 
Lucianus, Marcianus und 

Florius, Acta 242. 
Luordunum und Vienna, 

Epistola 239. 
Lukas 37. 
Lukasevangelium 31 33 

36 46 49. 
Lukrez 191 193. 

Makarius, Presbyter in 

Edessa 99. 
Malchion 151 222. 
Marcellus, Acta 243. 
Marcion 48 165 166 
Markusevangelium 81. 
Martyrologium Hierony- 

mianum 237. 

— syrisches 237. 
Matthausevangelium 14 

31 33 36 46 139. 
Matthaus, Logia 29. 
Mattbau8-(undAndreas-) 

akten 59. 
Matthiae Traditiones 35 

45. 
Matthiasevangelium 35. 
Maximilian, Acta 243. 
Maximus 138 147. 
-— Acta 242. 

— Bischof 222. 
Melchiades 188. 
Melito 76 89 102 105 

137. 
Mellitus (Melito) 80. 
Menander 43. 



Methodius 99 145 152. 
Miltiades 75 80 95. 
Minucius Felix 86 163 

180 193 199. 
Modestus 89. 
Montanisten 94. 
Montanus, Lucius u. s. w. 

Passio 242. 
Mosesbucher 52. 
Musanus 89. 
Musonius, Stoiker 101 

106. 

Neon, Acta 243. 
Nepos 127 128. 
Nicephorus, Martyrium 

242. 
Novatian 127 173 186 

187 189 216. 

Ophitische Schriften 51. 
Opuscula Montani, Pris- 
cillae etMaximillae 94. 
Orakel, 8ibyllini8che224 
Origenes 71 99 107 136 

140 141 146 148 149 
152 153 154 156 157 
158 204 207 209 210 
218 221. 

Osterstreit, Schreibenim 
97. 

Pachomius 134. 
Pamphilus 99 107 157. 
Pantaenus 99 100 101 

153. 
Papias 29 62 92. 
Papyrus Brucianus 53. 

— Rainer 30. 
Ilapdcppascc; S-fj^. 52. 
Pastoralbriefe 11 18 50 

225 231 
Paul von Samosata 127 

141 150. 

PauUi Praedicatio 39.. 
Paulusakten 227 229. 
Paulus, Brief an die 

Alexandriner 11. 
an die Laodicener 

11. 

— Briefe 10 !14 16 18 
49 64 73 83. 

Paulus, Briefwechsel mit 

den Korinthem 11. 
mit Seneka 12. 



Paulus, Martyrium 229. 
Paulus- und Theklaakten 

231. 
Perpetua und Felicitas 

Passio 173 240. 
Petrusakten, gnostische 

55. 

— katholische 227 230. 

— und Andreasakten 59. 
Petrusapokalypse 23 27 

58 105 240. 

— arabisch-athiopische 
24. 

Petrusbriefe 12. 

— erster Brief 12 16 
18 27. 

— zweiter Brief 12 24. 
Petrusevangelium 24 33. 
Petrus, Kerygma (Doc- 

trina, Predigt) 27 38. 
Petrus, Martyrium 55, 

— und Paulus, Mar- 
tyrium 230. 

— Balsamus, Passio 245. 

— Bischof von Alexan- 
drien 135. 

Phileas 134. 

— und Philoromus, Acta 
244. 

Philippusevangelium 35 

52. 
Philippus]v. Gortyna 89. 

— Passio 244. 
Philo 125. 
Philumene 51. 
Pierius 134 157. 
Pilatusakten 34 36. 
Pionius, Passio 238 241. 
Pistis-Sophia 52. 
Placita, pseudo-plutar- 

chische (Aetius) 69 86. 
Plato 87 101 192. 
Pollio, Passio 244. 
Polykarp, Brief 13 17 

21 92. 

— Fragmente 18. 

— Passio 237 241. 
Polykrates 98. 
Pontian 220. 
Praedestinatus 95. 
Prochorus 57. 
Proklus, Bischof 222. 
Prokop, Passio 243 
Pseudo-Cyprian ad No- 

vatianum 187 219. 



Verzeiohnis der iiberlieferten Schriften. 



249 



Pseudo-Cyprian adv. Ju- 
daeos 189 208. 

— (Celsus) de iudaica 
incredulitate 189, 

— de aleatoribus 96 188. 

— de pascha computus 
189 213 218. 

— de rebaptismate 187. 

— de spectaculis und de 
bono pudicitiae 186 
218. 

Pseudo-Hipp olyt (Dio- 
nysius Areopagita) 
adv. Beronem 215. 

Pseudo-Klemens, Briefe 
de virginitate 226. 

Pseudo-Mellitus 57 

Pseudo-TertuUian, adv. 
haereses 173 219. 

— adv. Judaeos 164 

— adv. Marcionem 173 
219. 

Psalm, naassenischer 52. 
Psalmen, gnostische 53. 

— marcionitische 51. 
Ptolemaus 46. 

Quadratus, Apologet 62 

— Bischof von Athen 62. 
— urchristlicherProphet 

62. 
Quirinus, Passio 244. 
Quirio Candidus Domnus 

u. s. w. (vierzig Ritter), 

Passio 245. 

Bekognitionen und Ho- 
milieen , pseudo - kle- 
mentinische 228 230 
232. 

Reticius 187. 

Rhodon 89. 

Rogatian und Donatian, 
Passio 243. 

Romane, erbauliche 43 

Rustikus 66. 



Salomo, Oden 53. 
Satornil 43. 
Satuminus, Dativus u. s. 

w. Acta 243, 
Savinus, Passio 243. 
Schreiben , bischofliche 

61 219. 

— im Osterstreit 97. 
Schrift, heilige 192 
Scilitanische Martyrer 

239. 
Seneka, Briefwechsel mit 

Paulus 12. 
Sententiae episcoporum 

222. 
Serapion von Antiochien 

97 
Serenus, Passio 244. 
Sethbiiclier 52. 
Sextus 138. 

— Empirikus 210. 
Simon 43. 

Sophisten, christliche 60. 
Soranus 167. 

Soter 95 96. 
Stephanus 220. 
Symbol , afrikanisches 
222. 

— alexandrinisches 222. 

— von Casarea 223. 

— des Gregorius Thau- 
maturgus 141 223. 

— bei Cenaus 222. 

— Lucians 151 223. 

— romisches 37 222. 
Symmachus 59. 
Symphosius 194. 
ljO{i(pu>via 52. 
Synode, afrikanische 221. 

— arabische 221. 

— zu Alexandrien 221. 

— zu Bostra 221. 

— zu Rom 221. 
Synoden zu Antiochien 

150 221 222. 

Tarachus, Probus und 
Androuikus, Acta 244. 



Tatian 60 70 72 75 82 
89 102 156 166. 

Tertullian95 96 157158 
177 178 180 190 193 
199 210 217 220 240 
241. 

Testament, Altes 16. 

— Neues 8 87. 
Thekla, Akten 231. 
Themison 94. 
Theodorus 134. 
Theodot 46. 
Theognost 133. 
Theoktist von Casarea 

99 153. 
Theonas 139. 
Theophilus 155 166. 

— ad Autolycum (von 
Antiochien) 82 87 153 
193. 

— Bischof 222. 
Theoteknus 222. 
Thomasakten 57 227. 
Thomasevangelium 35 

41 52. 
Tichonius 219. 
Trypho 126. 

Urdidache 27 42 225. 
Urlitteratur, christUche 

101. 
Ursinus 188. 

Valentin 43 45 49. 
Yalentinianer 45 166. 
Varro, M. Terentius 163. 
Venantius Fortunatus 
198. 

Vienna und Lugdunum, 

Epistola 239. 
Viktor von Rom 96 188. 
Viktorinus Afer 218. 
Viktorin von Pettau 173 

218. 
Virtutes Andreae 59. 

Zephyrin 219. 



250 



n. 

Yerzeichnis der als Zeugen aufgefUhrten Antoren 

und Schriften, 



Acta Archelai 44. 

— Nerei et Achillei 56. 
Agapius 68. 
Alexander von Alexan- 

drien 77 79. 
Altercatio Simonis et 

Theophili 65. 
Ambrosiaster 55. 
Ambrosius 33 51 117 

203 244. 
Anastasius Apokrisiarius 

215. 

— Presbyter 150. 

— Sinaita 77 79 100 
106 204 212. 

Anatolius 125. 
Andreas von Kreta 147. 
Antimontanist (Anony- 

mus Eusebianus) 94. 
Antiochus von Saba 18 

25 226. 
Antonius (Melissa) 70 

147. 
Aphraates 11 74. 
Apollinaris vonLaodicea 

202 205. 
Apollonius, Antimonta- 
nist 38. 
Apostoliker 55 57 58. 
Archontiker 52. 
Aristides 38 42. 
Amobius 102. 
Asterius von Amasea 

230. 
Athanasius 21 26 29 41 

123 126 128 130 131 

133 134 220. 



Auctor Breviarii in Psalt. 
117. 

Augustin 35 55 — 57 59 
93 115 163 176—180 
187 219 241—243. 

Barbaras Scaligeri 213. 

Bardesanes de fato 236. 

Bardesaniten 55. 

Bar-Hebraus 47 226. 

Barlaamund Joasaph 63. 

Barnabasbrief 42. 

Basilides 35. 

Basilidianer 35. 

Basilius von Caesarea 
110 119 128 140 143 
150 152 220 236 245. 

Beatus 122. 

Beda 35. 

Catalogus Claromonta- 
nus 13 24 229. 

— Liberianus 28. 
Celsus(Pseudo-Cyprian), 

de iudaica increduli- 

tate 64. 
XpYjosK; 2. 
Chronicon Alexandri- 

num 213. 

— Edessenum 47. 

— paschale 65 76 77 79 
90 105 151 208. 

Coelestin I. 99. 
Cyprian 88 160 216 217 
220. 

— von Antioehien 176. 
Cyrill von Jerusalem 91 

230. 



Damasus 196. 
Dialogus de recta fide 

49 50 84 146 147. 
Didymus 94 95. 
Diognet, Brief an (64). 
Dionysius von Alexan- 

drien 41 201 220. 

— Bar-Salibi 154 167 
206 211 226. 

— von Korinth 16. 
Doctrina Addai 74 228. 
Doketen 52. 

Ebed Jesu 59 75 154 
157 211 212. 

Ebioniten 33 55. 

Eli as von Nisibis 213. 

Enkratiten 55—58. 

Ephram der Syrer 11 47 
51 74 75. 

Epiphanius 2 32—35 44 
47 48 49 52 55—57 
72 73 89 91 94 95 100 
109 111 121 137 138 
147 172 208 209 211 
226 227 236. 

Erasmus 112. 

Esnik 51. 

Eusebius von Caesarea 
1 13 15 19 21 23 26 
32 35 38 41 47 48 55 
66 59 62 63 65—70 
72—77 79 80 83 84 
88 90 91 93—112 116 
bis 118 120—122 124 
125 127—135 138 bis 
140 145 146 150 151 



Verzeiohnis der als Zeugen aufgefuhrten Autoren and Scbriften. 251 



. 153 154 156—158 176 
201 202 204 205 207 
bis 210 212 216 220 
})i8 222 227—229 236 
237 238 240 241 243 
245. 

— von Thessalonich 62. 
Eustathius von Anti- 

ochien 114 118 149. 

Faustus 55. 

Fihrist 48. 

Fragmentjmuratorisches 

11 23 26 51. 
Fulgentius Planciades 

172. 

— von Ruspe 177. 

Gelasius, Dekret 27 35 
55 94 110 192 209 
229. 

— von Cyzikus 137. 
Gennadius 3 78 83 158 

187 199. 
FeioTCovixa 156. 
Gnostiker 52. 
Gregor von Nazianz 38. 

— vonNyssa41 110 112 
133 142 152 236. 

— von Tours 91 198. 
GregoriusThaumaturgus 

108. 
Gregor von Tours 91 
198. 

Hegesipp 15 32 66. 

Herakleon 38. 

Hennas, Hirte 39 42. 

Hieronymus 2 15 18 21 
26 32— 35 47 51 62 
63 65 72 73 77 78 83 
84 88 90 91 93 95 bis 
97 100 108 109—119 
121 122 124—126 134 
135 138 139 142 145 
149 151 153 156—160 
164 171 172 175 176 
178 179 191—193 196 
197 202- 206 208 209 
211 212 216—222 225 
bis 227 230 231 236 
240. 

Hilarius von Poitiers 115 
177 190. 

Hippolyt 2 28 34 35 45 



47 49 52 66 79 91 102 
229. 

Jakob von Edessa 206. 
^l£pa2 105 146 147203. 
Jldefonsus von Toledo 3. 
Innocenz I. 35 55 56 59. 
Johannes von Damaskus 
2 38 127 147. 

— Malalas 83. 

— Tritemius 3 192. 
^iTCTctrxxptxa 156. 
Irenaus 2 15 17 19 20 

26 32 33 35 37 45 46 

48 49 51 66 68 69 73 
84. 

Isidor 35. 

— von Pelusium 55. 

— von Sevilla 3 160. 
Julius Afrikanus 47 69 

73 83 121. 
Justin 35—37 48 49 65. 

— Gnostiker 52. 
Justinian 110 121 135 

136 147 151. 

Eassianus, Johannes 26. 

— Julius 34. 
Kassiodor 114 115 218. 
Katenen 77 79 112 115 

117—119 122 127 131 

145 204. 
Kirchenordnuiig,aposto- 

lische 42. 
Klemens von Alexan- 

drien 2 13 15 20 23 

25 26 32 34—36 38 

39 41 44 45 46 48 49 

54 66 57 65 72—74 

77 138 229. 
Klemens, zweiter Brief 

34. 
Koramodian 55 176. 
Konstantinus Porphyro- 

genneta 156. 
Konstitutionen, apostoli- 

sche 20 42 214 223 

226. 
Kornelius von Rom 216 

217. 

Laktanz 39 83 88 159 
160 175 176 178 229. 
Leo I. 55 56. 
Leontius von Byzanz .70 



72 135 136 145 150 

151 204 222. 
Leontius und Johannes, 

'lepd 2 105 146 147 

203. 
Liber generationis 213. 
Liberius von Rom 137. 
Lucifer von Kalaris 176 

187 190 193. 

Makarius Magnes 23. 
Manichaer 55 — 58. 
Marcellus von Ancyra 38 

121. 
Markosier 35. 
Maximus Konfessor 65 

72 93 94 100 106 118 

137. 
Methodius 23 69 82 122. 
Minucius Felix 82 83 

163 (?). 
Mono emus 52. 
Moses von Ohorene 47 

150 229. 

Naassener 34 35 52. 
Nicanisches Konzil, zwei- 

tes 56. 
Nicephorus (Antirrheti- 

cus) 105. 

— Kallisti Hist. Eccl. 76 
121 204 205 208 209 
211 229. 

— Stichometrie 13 24 
41 55—57 229. 

Nicetas von Serra 131. 
Nikolaiten 52. 
Novatian 83. 

Oekumenius 38 106 158. 
Optatus von Mileve 159 

219. 
Origenes 13 15 19 20 

24 26 29 32—36 38 

41 44 46 51 64 77 78 

138 229 236. 
Origenianer 55 58. 

Pacian 177. 

Palladiu8 59 107109 215. 
Pamphilus von Caesarea 
107 117—119121122. 
Papias 17. 

Paul von Samosata 151. 
Paulin von Nola 236. 



252 Verzeichnis der als Zeugen aufgefUhrten Autoren und Schriften. 



Peraten 52. 

Peregrinatio ad loca 
sancta 228 232. 

Perpetua und Felicitas, 
Passio 26. 

Petrus Diakonus 151. 

Philastrius 49 55 58 93 
172 208. 

Philippus Sidetes (Ex- 
cerptor)8190133134. 

PhilokaliallO 114—121 
124 152 236. 

Philostorgius 149 216. 

Photius 2 15 40 55 56 
58 62 69—72 76 81 
90 94 102—106 108 
122 132—134 146 147 
149 157 201 203 206 
207—211. 

Pistis-Soptda 35. 

Plotin 53. 

Politian 160. 

Polykarp 11 15 20 91. 

Polykrates von Ephesus 
76 96. 

Pontius (Vita Cypriani) 
175 179 180 187 242. 

Porphyrius 53. 

PraedestinatuB 95 119. 

Priscillianisten 56 — 58. 

Prokop von Gaza 2 69 
118 127 128 136 147. 

Prudentius 175 202 242. 

Psellus, Michael 156. 

Pseudo-Anathasius, Fi- 
des Nicaena 42. 

— Depl TCapd-evta^ 41. 
Praec. ad. Antioch. 25. 

— S6vtaYp.a S'.BaoxaXla? 
42. 



Pseudo-Cyprian ad No- 
vatianum 216. . 

— de aleatoribus 26 42. 

— (Celsus) de iudaica 
incredulitate 64. 

— de rebaptismate 39. 
Pseudo - Hegesipp , de 

bello iudaico 55. 
Pseudo- Justin , Quaest. 
et Resp. ad Orthod. 39 

91 125. 
Pseudo-Origenes, Expo- 

sitio libri Job 151. 
Pseudo-Tertullian adv. 

haereses 45 51 208. 

— adv. Judaeos 65. 

Rekognitionen, pseudo- 
klementinische 48. 

Ehodon 51 74. 

Rufin von Aquileja 26 
38 41 77 78 95 107 
112—115 118 119 121 
124 125 130 151 152 
157 158 225 233 236 
238. 

— Grammatiker 196. 

Sabellianer 34. 

Sacra Parallela 2 38 67 

bis 70 72 83 94 104 

127 146 147 203. 
Serapion 33 76. 
Sethianer 52 53. 
Severianer 52 53. 
Sokrates Hist. Eccl. 97 

137 145 149 216 221. 
Sophronius 2. 
Stephanus Gobarus 69 

90 94 132. 



Suidas 124 151 154 155. 
Sulpicius Severus 230. 
Symeon Metaphrastes 

234 237 
Syncellus 154 155 206 

209 212. 

Tatian 68. 

TertuUian 2 26 45 46 
49—51 57 65 66 68 
69 73 75 77 83 84 88 
93 94 96 102 138 222 
231 232. 

Theodor , alexandrini- 
scher Advokat 134. 

— von Studium 57. 

Theodoret von Cyrus 32 
47 48 75 78 89 94 
102 121 137 149 204 
bis 206 209 210 212. 

Theophilus ad Autoly- 
cum (von Antiochien) 
138. 

Theophylact 33 34. 

Thomasakten 24. 

Tichonius 219. 

Timotheus von Alexan- 
drien 58 226. 

Turibius von Astorga 
56—58. 

Verzeichniss der 60 ka- 

nonischen Biicher 13 

41. 
Vincenz von Lerinum 

160. 
Victorinus, de metris et 

de hexametro 196. 
Viktor von Kapua 11 75 

123 125. 



253 



Nachtrfige. 



S. 4, Z. 29. Dazu AHarnack in TU XII 1, 1894 (Nachtrage und Berich- 
tigungen). 

S. 5, Z. 1 V. u. Hierzu ist das § 45 u. 6. zitierte "Werk von KJNeumann 
zu erwahnen. 

S. 6, Z. 3 V. u. Die bibliographische Notiz iiber die Acta Sanctorum muss 
folgendermassen laaten: 

JBoLLANDUS, GHsNSCHRNius, Acta Sanctorum quotquot toto orbe 
coluntur etc. 56 (67) T. Antv. Brux. et Tongerloae 1643—1794 (Nach- 
druck in 42 T. [bis zum 14. Sept. einschliesslich] Venet. 1734, 1735). 
Nach Unterbrechung 1796 wurde die Arbeit 1837 wieder aufgenom- 
men und ist 1894 bis zum 63. Bande (Nov. II 1) gediehen. 

S. 21, Z. 14 V. u. EvdGoltz hat in einer Arbeit iiber „Tgnatius von An- 
tiochien als Christen und Theologen" in TU XII 3, 1894 genaue 
Untersuchungen iiber das litterarische Verwandtschaftsverhaltnis 
zwischen den ignatianischen Briefen und andem Stiicken der ur- 
christlichen Litteratur angestellt mit dem Resultat, dass zwar Be- 
kanntschaft des Ign. mit den paulinischen Hauptbriefen und hochst 
wahrscheinlich mit dem paulinischen (?) Epheserbrief , nicht aber 
mit dem Hebraerbrief, den Pastorsdbriefen, den Petrusbriefen, dem 
Jakobusbrief und mit dem vierten Evangelium, trotz aller geistigen 
Verwandtschaft, anzunehmen ist. 

S. 40, Z. 6 V. u. PSavi, La „dottrina degli Apostoli", Roma 1893 (aus 
Studi e documenti di storia e diritto XIII, 1892). Dazu FXFunk 
in ThQu LXXVI, 1894, 703f. 

S. 41, Z. 20. Spuren der Didache bei Optatus von Mileve hat Funk nach- 
gewiesen in ThQu LXXVI, 1894, 601—604. 

S. 54, Z. 16. CScHMiDT hat in ZwTh XXXVII, 1894, 555—585 eine aus- 
fiihrliche Widerlegung der Aufstellungen Prkuschens versucht. 

S. 63, Z. 6 (P)Vetter weist in ThQu LXXVI, 1894, 529—539 nach 
GrKalemkiar auf Bekanntschaft des Armeniers Esnik mit der Apo- 
logie des Aristides hin. 

S. 66, Z. 1. Vgl. Tatian. Orat. 19 Eus. IV 16 i Phot. 125. 

S. 75, Z. 21. RHarris, The Diatessaron of Tatian, Lond. 1890. Dazu 
AHarnack in ThLZ XVI, 1891, 355 f. 

S. 78, Z 8. Dasselbe Bruchstiick, das Pitra in Cod. Vatic, graec. 2022 
fand, hat JMMercati (ThQu LXXVI, 1894, 597—600) in Cod. 
Ambros. I 9 Sup. ann. 1142 nachgewiesen. 

S. 94, Z. 25. Funk tritt in ThQu LXXVI, 1894, 702 f. fiir Abfassung des 
zweiten Fragmentes nach 400 ein (s. schon Ausgabe der Didache 
XIV). 



254 Nachtrage. — Berichtigungen. 

S. 112) Z. 9 V. u. PKoETSCHAU (Festschrift des Jenaer Gymnasiums zur 
350jahrigen Jubelfeier des Eisenacher Gymnasiums am 18. Okt. 1894, 
61—58) hat das von ihm (TU VI 1, 1889, 133) und Robinson 
(Philokalia LII) beanstandete langere Bruchsttick in der Philok. 
XV 19 (Rob. 84 19—86 3) als dem Origenes sicher zugehorig erwiesen 
und wahrscheinlich gemacht, dass das Fragment den zweiten Teil 
der Ausfuhrung in c. Cels. VI 77 bildet, wo es sich allerdings jetzt 
nicht findet. 

S. 117, Z. 5. In TU XII 3, 1894 hat EKlostermann (Griechische Ex- 
cerpte aus Homilien des Origenes) den Nachweis geliefert, dass 
Prokop von Gaza in den hvXo-^ai (vgl. S. 2, Z. 20) die ersten vier 
und die letzten elf Josua-Homilien des Origenes ausgeschrieben hat. 

S. 159, Z. 20. Was PKruger gegen die Identifizierung TertuUians und 
des Juristen gleichen Nam ens einwendet, hat wenig Gewicht. 

S. 169, Z. 10 V. u. Nach JRHarris und SKGifford (The acts u. s. w. 
[i$ 105 7] 31) war Ad martyres fiir Perpetua und Genossen gestimmt. 

S. 180, Z. 14. JHaussleiter in ThLB XV, 1894, 482—486 halt Quod 
idol a dii non sunt fiir romischen Ursprungs und nach aller Wahr- 
scheinlichkeit ein Werk Novatians. 

S. 186, Z. 4 v. u. und 187, Z. 10 v. o. CWeyman in WklPh 1894, 1027 
bis 1032. JHaussleiter in ThLB XV, 1894, 481 f. 

S. 190, Z. 5. FrLezius, Der Verfasser des pseudocyprianischen Traktates 
de duplici martyrio. Erscheint in den NJdTh 1895. 



Berichtigungen. 



S 7 Z 2 1 1882 

s! lb, Z. 14, S. 61, Z. 3 u. S. 101, Z. 21. Streiche: Vgl. Beilage I. 

Z. 3. ThLB XV, 1894, 195- 200. 

Z 3 1. § 103. 

Z. 4 1. § 99. 

Z. 13 1. n vor 987—998. 

Z. 23 1. ob der zu Anfang des funften oder in der zweiten Halfte 

des vierten Jahrhunderts. 

Z. 13 I. § 30 6. 

Z. 7 1. die Predigt — in der Apologie. 

Z. 25 1. § 98 3. 

Z. 2 V. u. 1. § 96. 

Z. 11 1. Vi 10 1-48. 

Z. 24 1. § 40 8 b. 

Z. 13 V. u. 1. 1861 (1875). 

Z. 2 1. § 105 4. 

Z. 13 V. u. vor § 43 1. Anhang. 

Z. 8 1. § 105 6. 



S. 15 
S. 17 
S. 17 
S.17 

S. 20 

S. 35 
S. 39 
S.41 
S. 42 
S.48 
S. 57 
S. 65 
S. 66 
S. 84 
S. 96 



S, 197, Z. 14 1. Muratorius. 



vor 
ca. 54 

nacl] 



ca. 75 

gegen E 
1. j£ 

um 

um .' 

nach 
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um 105- 
um ca. 

ersteJal 
des2. 

125, 

um 



MAS 6'»01 



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^.aJ-. 13